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German Pages 430 Year 1808
Der Geſchicht e n
Schweizeriſcher Eidgenoſſenſchaft Fünften Theils erſte Abtheilung.
Durch
Joh a nn
V on
M Å I 1 e r.
Deus haec fortaſſe benigna Reducet in ſedem vice. HORATIVS.
Leipzig , 1808 . in der Weidmanniſchen Buchhandlung .
BIBLIOTILOA REGIA MONACENSIS
1
e.
V or r e de.
Karl der Kühne und ſein Ausgang, der ſelige Bruber Claus , der Bürgermeiſter Waldmann , jene Kraftfülle der alten Schweiz, wurden beſchrieben während der Stürme, worin das Reich Friedrichs des Großen vor unſeren Augen untergieng. Der Verfaſſer wollte in die ſem Theil die Geſchichten der Schweiz bis auf die Un
IV
Worreo e .
ternehmungen Ulrich Zwingli's , im folgenden die Er
ſchütterung und Umbildung bis auf den Tod Johann Cal vins , endlich die Zeiten ſtiller Verwaltung und ſteigenden Wohlſtandes in dem ſiebenten , legten , Theil darſtellen :
worauf, nach vollendeter vaterländiſchen Arbeit , er die Anſichten , welche lebenslängliches Forſchen und mannig
faleige Erfahrung ihm über die allgemeine Welthiſtorie gegeben , vortragen wollte.
Dieſer Plan iſt unterbro
chen worden. Das Glück, ihn auszuführen , war wohl zu groß ; oder der Verfaſſer ſollte die neue Weltordnung vorerſt beſſer erkennen ; der Menſch , vom Schickſal ge
rufen , hat ſeine Berufspflicht. Er, dem geliebten les **
bensplan fo einſtweil entriſſen , beſchloß , den Freunden dieſes Werks , die bisher waren , oder einſt ſeyn werden,
dieſes Bruchſtück jekt noch vorzulegen. Sollte Unverſtand oder Neid irgend eine Betrach tung oder Anfüşrung mißdeuten , fo wiſle jeder , daß,
}
V or red ei
V
wenn der Geiſt fich, zu der Würde der Geſchichtſchrei bung erhebt , augenblickliche oder perſönliche Beziehun
gen vor ihm verſchwinden . Tageblåtter møgen Unſpie lungen Haufen; in die Tafeln der Geſchichte gegórt blei bende Wahrheit.
Uebrigens hat jede Zeit und Nation ihren eigenen Kampf. Jene großen Naturen , wie ſie aus dem Mit
telalter Hervortraten , hob Uebermuth; wie denn der Bürgermeiſter Waldmann , eben wie der Herzog Karl, durch Uebermuth fiel.
Als ein europäiſches Gemeinwe
ſen befeſtiget ſchien, ließ man ſich in Gleichgültigkeit wiegen , im Schlummer wurde Vaterland und Gott von Vielen vergeſſen ; bis der Donnerſchlag , welchen wir
gehört, alle Welt geweckt.
Plößlich anſprechender
Schrecken offenbart was in jedem iſt. Dieſer beugt ſich , flieht, giebt auf ; jener in der Vergangenheit un erfahren , von der Gegenwart betäubt , lebt blindlings
VI
Worreo e .
der Zukunft entgegen ; andere , zurückgerufen auf ihre Altordern und ſich, balten ſich mit Klugheit, nicht ohne Muth , gefaßt, ſich ſelbſt bewußt , und gleich , wie der große Feldherr fein Heer , wie ein freyes Dole feine Bürger wünſcht. Solchen übergebe ich dieſe Hiſtorie.
1
.
VII
susi
:
nhalts anzeige.
Erſtes Capitel. Der Burgunder Krieg, vom 6. Jänner 1476 bis am 6. Jänner 1477 ; S. 1 . 1) Des Herzogs Marſch, 1. Anſtalten der Schweizer , 4. Mord: nacht zu Fverdun , 6. Unkunft Starls , 9. Er erobert Gran: ſon , 13. Marſch wider ihn , 19. Schlacht bey Granſon, 24. Beute , 34. ( die Diamante 38. ) Das Benehmen Lud: wigs des Eilften , 42 .
2) Neue Rüftung , 44. Der Herzog zu Lauſanne, 47. Schwei: Geriſche Striegesordnung, 49.
Starls marſch nach Murten , 53.
Die Schweizer , 54. Hubenberg, 59. Schlacht bey M urten. 65. Rückzug , 81 .
In y a 1 t.
VIII
3) Von der Herzogin Folanta , 84 , 96. fandtag zu Salins, 86. .
{ag zu Freyburg, 89. Geſandtſchaft nach Frankreich, 95. Vom Campobaſſo , 101 . Start vor Nancy , 104. Die Eidgenoſſen wider ihn , 109. Schlacht bey Nancy , 115. Des Herzogs Cod, 126.
3weytes Capitel . Folgen des Burgunder Kriegs bis auf den Bruder Claus , 1477-1481 ; S. 130. 1) Die unmittelbaren : bey Ludwig dem Eilften , 131 , für Hochs
burgund , 133. Zweyte Gefandtſchaft niach Frankreich , 140. Erbverein init Defterreich 144, und Friede mit Burgund , 146 .
Franzoſen auf der Freygrafſchaft 148, und Schweizer im franzos
fiſchen Dienft, 150. 2) Von dem tollen Leben , 155.
Der Savoyſche Bund , 161 .
und Freyburg wird fren , 162. Verhältniß mit Mailand 167, mit Papſt Sixtus 169 (wie es bey den Schweizern mit der Res ligion war 171 , 199 ). Strieg mit mailand 175, und Schlacht bey Glornico, 179 ; Friede 182. Sprieg der Bündner mit Tirol, 185 ; die zehn Gerichte Oſterreichiſch , 187. Von dem Gottess bausbunde , 190 ( Trivulzio , 191 ). Die Schwciger mit mats thias Corvinus , 192.
3) Schilderung der ganzen Schweiz, 195 (auch ihrer Wifenſchaft
201 ). Von den vier Waldſtetten , 206.
Appenzell , abt und
Stadt St. Gallen , 210 (der Mötteli , 215 ; Stein ain Rhein ,
218). Schafhauſen , 218. Zürich , 219. Baſel, 221. Bern , 223. ueberhaupt , 234.
In ha i t.
1X
Von Peter am Stalden , 240. Der Bruder Claus , 246. Die Stanzer Verkommniß , 254.
4) Partegungen , 235.
Drittes Capitel. Von der Berkommniß zu Stanz bis auf den Ausgang Bürgermeiſter Waldmanns ; 1482 bis 1489 ; S. 259-416. 1) Nádüfte Folgen der Verkommniß , 259.
Das Münsgeſchäfte
362. Der Freudenbeſuch zu urt, 263. Die Sitten , 266. Ris
chard von Hohenburg , 268. Von dem reichen Mitteli , 277 . Das Münſterthal , 278.
Werdenberg , 283.
Sargans erkauft , 281 ; ebenfalls
Churgau , 284.
Erzbiſchof der Crayna ,
286.
2) Verhältniſſe mit dem Ausland : Mit Rom und Benedig, 294 . ( Religion , 298 ). Der Bündner Stries wider Mailand , 299. Zug nach Roveredo , 302. Wallis wider Mailand , 309. Die
Schweizer wider Saluzzo, 312. Franzöſiſche Geſchäfte , 315 (S. Aubin – le Cormier ). Dom Salſer und Reich, 319 ; Erzs berzog Sigmund , 320 ; Sidnig Marimilian , 325 ; der Schwds biſche Bund , 327. 3) Innerer Zuſtand. Schafhauſen , 331, Shurgau , S. Gallen , 332. Bündten , 338. Von der Wadt, 339. Genf, 342 ; Lau: fanne, 344 ; dem Oberland, 346 ; Neufchatel, 347. Barel
wegen Mönchenſtein 349, und wider Heitersheim , 352 ; die unis verfitat , 353. Von der Stadt Hern , 353 ( S. Bincenzen Münſter , 359).
Inų a lt.
X
Seine Gefeße , 371 .
4) Der Bürgermeiſter Waldmann , 365. tebelthat an friſchbanns Eheilig , 378.
Wie er verhaßt ges
macht wurde , 381. Die Seebauern , 384. Auflauf wider ihn, 391. Der Bürgermeiſter gefangen ,, 396. Sein Eod , 400 . Schreckensregierung , 398 bis 412. Vergleich mit den Bauern
404. Waldmanns Vermögen , 410. geſtillt , 413.
Die unordnung wieder
Der Geſchichten
Schweizeriſcher Eidgenoſſenſchaft ů nftes Bu ds.
Erſtes Capitel. Der Burgunderkrieg. ( Vom 6ten Jan. 1476. bis sten 3an . 1477.]
In den erſten Tagen des tauſend vierhundert rechs Marſch Starls des und fiebenzigſten Jahres muſterte Starl , Herzog von Rühnen. *
Burgund , ber Nancy , welche Stadt er mit gang
Lothringen erobert hatte , ein ausgewähltes , wohlge. rüftetes ') und bis zu Pracht und Ueberfluß verſehenes Heer von dreyßigtauſend Mann ? ). Er beſchloß , daſs 1 .
ſelbe durch die oberen lande und über den Berg Jura
zu führen , jenſeit deſſen er Berſtårkungen zu erwarten hatte. Alsdann würde ihm leicht ſeyn , ſowohl den Grafen von Romont, als eigene Beleidigungen an der 1 ) Avec finguliere curioſité ( Sorgfalt) ; Gollut. 2) Darin ſtimmen die beften Geſchichtbidyer beyder Nationen überein ; die , welche fechozig und bis achtzigtauſend manu rechnen , begreifen die unten vorkommenden Külfstruppen und die Hochburgunder daber.
V. Theil.
A.
1
V. Buch. Erftes Capitel.
Schweiß zu råchen , und jener ſtarken und hohen kagen und kriegeriſchen Vélket fich zu bemeiſtern. Dieſe würden ihm nicht nur über jene ſtrafbaren Städte, welche den Vogt Hagenbach getödtet , ſondern über die
Menge oberteutſcher und Italiäniſcher Staaten , ja ireia nen größten Feind , Konig Ludwig den Eilften , ents ſchiedenes Uebergewicht geben .
Dieſer Gedanke war
der Größe ſeiner Entwürfe ro gemäß , daß er die leich . tere Unternehmung wider die abgefallenen Pfandſchaften verſchmåhete ) , Simon von Cleron und andere vers mittelnde Råthe der Furchtſamkeit beſchuldigte 4) und
König Ludwigs Warnung vor den Schweigern ') dem Neid über ſein Glück zurdhrieb.
In der That iſt uns
gewiß , ob der Konig an der Standhaftigkeit oder dem
Glück der Schweizer gezweifelt, oder ob er , ficher hierüber , den Herzog nur bewegen wollte , ſeine ganze Macht auf Einmal zu wagen. Karl , vou Zorn und Muth , wurde durch den Widerſpruch in ſeiner Meis
1
nung feſter sb). Uuf brach er am vierzehnten Jänner ; zu Beſançon
Da war jene ungemein
war er im achten Marſch ).
FR
3) In der Chat wurde mit der Schweiz alles erobert. G019 lut glaubt , er habe auch nicht wollen dem Saiſer Anlaß ges ben , Deutſchland in Bewegung zu bringen.
4 ) . Sie ſeyn verzagte Leut , die ſeinen Ehren ungeneigt ; Schreiben Bern an 3 ürich , 3. Ianner 1476. s ) „ De laiſſer ces pauvres gens de Suiſſe en paix , avec qui 1
il n'y avoit rien à gagner ; " Paradin Chron. de Bourg zu ſeinen eigenen Leuten ſagte der Stönig : Mein Better weiß nicht, init was für Leuten er ihm zu thun ſchaffet , und wels che Ruthe er ſich auf den Rücken bindet ; fugger. Wahrs ſcheinlich rieth er ihm ab , weil er wußte , daß er um roges wiſſer e$ thun würde , ſo wie er dem Campobaſſo, das größte
Bertrauen ſchenkte , nachdem der fånig ihm deſſen Derrátbes ren entdeckt.
5b) Ruminans corde illud Neptuni , Quos ego ! (pdttiſch u lo. brecht von Bonftetten. 6) Dunod , hilt. de la comté de Bourg. T. III. Maj , bilt.
1
Cerchichte der Schweiz..
3
zahlreiche ſchone Artillerie , durch die er lang die niedera ländiſchen Städte in Gehorſam gehalten , durch welche Lüttich fiel und Lothringen erobert wurde ; voran , junt
Schrecker , zwey iingeheure Kanonen ) . Er brachte den größten Theil feines. Sofes, die altberühmte Pracht ſeines Vaters , von ihm ſelbſt königlich vermehrt, die ganze Dienerſchaft im hochſten Glanz ; die Menge der
Kaufleute und luſtigen Dirnen zog mit dem Heer 8), wie wenn es auf einen Bacchiſchen Freudenzus , nicht wider die Helden von Sempach auf ernfte es und e Raupen hlen l Waffenthaten gienge.en Dier hatt Kar fo befo , weil er aus dem reichen Italien großen Zuſammenfluß der Fürſten und Krieger , und nach Beſtrafung der Schweizer einen wohl nicht gefährlichen Zug in die ſüds
lichen Lånder erwartete. Schon zu Beſançon ) war Prinz Friedrich von Tarento ,. Sohn des Neapolitani. fchen Königs. Ferdinand , an der Spiße von funfzehns tauſend Mann , feines Alters im vier und zwanzigſten Jahr , tapfer und flug , bereit hervorzuleuchten, auf .
daß er ſeiner Erbtochter würdig erſcheine. Es ift von vielen aufgezeichnet worden ! ) , wie die Eidgenoſs ſenſchaft, erſtaunt und erſchrocken , durch zwey Ges U 2
mil. des Suiſſes, III. : am uiten ; ſo wdre er in eilf, gwölf Mårſchen erft angekommen .
Aber Man nennt nie die
Quellen .
7) Sie hießen Damviller und Selenquin ; Calmet, Lorr. Grande bande de valets , marchands et filles de joyeux 2
amour; multitude qui bruyoit de loin ; Neufcat. Chros nit , für das Domcapitel von einem Augenzeugen , bugs
de Pierre, beſchrieben (Haller's Bibl. IV, soo).
9 ) Vor Carin war Friedrich da ; Coulongeon de la Baſtie war ihm zur Geſellſchaft verordnet ; Gollut. 10) Die Quelle ſcheint Philipp de Comines. Actenmaßig if uns nicht vorgetommen.
Sollte jene oben (Sh. IV ,
655) erwahnte Geſandtſchaft bieber gezogen worden leon ? Comines ſchreibt manchmal. yom Hörenjagen , aus dem GC Odctnie.
V. Duch . Erſtes Capitel.
4
fandtſchaften um Friede und einen (wenn er wolle, aus. fchließlichen ) Bund gebeten habe ; woben geſagt wors den , es ren mehr Gold an den Spornen und Gebiſſen der Burgundiſchen Pferde, als im ganzen Schweigers land . Freylich war an ſolchen Zierben der Herzog reis cher als an baarem Geld . Wie er denn durch die Große des Aufwandes gensthiget wurde , eine betrechts liche Summe, welche durch bußfertige Andacht feit sie.
len Jahren auf den oft verſprochenen Kreuzzüg wider die Türken oder . Mamlufen zu Auronne niedergelegt war , nicht ohne Aergerniß , in feine Spriegscaffe zu
ziehen " ). Die Stimmung der Schweizer verrieth keine Furcht. Anftalten
Als der Burgundiſche Marrch durch das Gerücht
der Schweisverkündigt wurde , 'vernahm zugleich Markgraf Rudolf,
äck.
aus dem Hauſe Baden , Herr zu Neufchatel, daß er durch den ſtarken Paß bey dem Thurm Bayards, durch fein Land , geben werde.
Sofort entbot er von Su.
Penberg und Kóteln fünfhundert ſeiner Badiſchen Unter. Er ſelbſt begab ſich nach Bern I, wo er in u. Berjier Bewegung des Gemüthes die Noth um ſeine Burgundiſchen kehen , die Noth um Philipp , Serrn von Badenweiler, ſeinen Sohn, welcher bep dem Herzog war, feine Ereu an der Stadt , mit welcher er in thanen.
Burgrecht ſtand, dem großen Rath mit ganzlicher Hin. gebung vortrug.
Er kannte die Eidgenoſſen , und
glaubte nicht an das Glück ihres Feindes. Nach fura zem Rathſchlag berchloffen die von Bern , die Burg'und Stadt Neufchatel durch einen ihrer beſten Hauptleute
mit zweyhundert Mann von ihrem kande, eben ſo vies len Soloturnern und hundert Markgräflichen in Be. 1
11 ) Dieſes meldet nebit anderen Gollut, und es war Eine
i der Thaten , deren Sgulo nachmals der unftern des Berjogs beygemeſſen wurde.
Geſchichte der Schweiz. ?
5 !
faßung zu halten , ihr Bolt vom Bielerfee in den be. brohten Paß am Banarbenthurm ju legen , die Landenge swiſchen dem Neufchateller und Bielerſee mit vierhun. bert Martgråflichen zu verwahren. ' Dem Vater vers hießen fie alte Treu , und gaben zu , daß der Sohn bey dem Herzog bleibe 2 ). Hierauf ſchrieben fie Mar. quarden von Stein , Ritter, welcher mit Schweizern Mümpelgard beregt hielt , " mannhaft zu widerſtehen 3
und ihrer Hülfe gewiß zu renn 13); der Stadt Baſel, ihn zu unterſtüßen 14 ); c.den Straßburgern und dem erzherzoglichen Feldherrn Drwald Grafen von Thiers ktein , beſonders mit Reiſigen auf jeden Fall bereit zu Fenn. Wir hoffen , " fchrieben fie freudig , den „ Sachen ein kurzes Ende zu machen " ). “ , Schon waren kleine Kaufen der feindlichen Reiterey durch den Lefeleespaß oder einen der unzähligen Pfade des Viehs 1
in die Wadt gekommen I, hatten Aubonne , des Grafen
von Grenerz, überraſcht , und Berner Fußboten am
Genferſee ausgeraubt; man wußte auch , daß ben Chams berp achttaufend Mann von Savopen die Annaherung der Burgunder erwarteten , um zu ihnen zu ftoßen .
Da ließen die Berner durch Zürich an alle Eidgenoffen
eine Warnung 9) , und nach wenigen Tagen die Mah. nung 7" ): ergeben . Zu derſelben Zeit fchrieben ſie den 2
??
12 ) Schreiben deren von Bern an die Fhrigen tim geld, Mittw . vor Petri Stuhlfeyer, 1478 ; Ben Stetts .. ler 239 ; verglichen mit der Neufchateller.Ehronit. Der Berniſche Staatsinann , welcher entſchied , roar der uits fchultheiß Petermann von Wabern. Guilliu a nn, chron . Auftr. , Mſc ., ftimmt überein .
13 ) Stettler , 841 . 14) Ocreiben Bern an afel , auf S. Blagi. 15) Das ſieht einer demüthigen Geſandtſchaft an Start nidyt gleich ; und die Worte ſind aus der Itrkunde.
16) Bern an zurid auf lichtmeſſe. 17 ) Bern allen Eidgenoiſen , Sinf. vor Valentin. Am nachten Sreptag zieht Bern aus.
6
V. Such
Erftes capitel .
Reichsſtåbtett in Deutſchland : ,, Eingedenk zu fenn det en gemeinſamen teutſchen Sprache , des Reichs , deffen vauch fie ſich nicht entäußern 18) , der Ehre des Kais Terthums, bas diefer unruhigeMann " ), wenn er die i, Schweiz übertvinde, fich zueignen werde, und angeerbt m, ter alter Freundſchaft.? Sie mschten Reifige, Schüßen , Pulver und Büchren Fenden , , und wir
1, wollen Deutſchland Feiner entladen 30 )." ***
gverbun .
Die Vorpoſten Joigne und Drbewaren von den Eid genoffen aus unzeitiger Sparſamkeit oder trogender Sin cherheit verlaffen ?) : Yverdun und Granſon hielten fie befest... Jverdun hatte dem Grafen von , Romont bis in die außerfte Gefahr Ereu betviefen , und war von
der Siegern ro rchonend behandelt worden 22), daß dieſe glauben durften, die Einwohner würden ruhig den Ausgang des Kriegs abwarten .
Aber den Rånnern
von Iverbun ſchien durch die anrückende Uebermacht legterer fchon entfchieden .
Alft , nach einem Verdienſt
um die wiederkehrende Herrſchaft begierig , ließen fic 1
durch Barfüßer , deren Klofter an der Stadtmauet
lag 23 ) , mit dem Grafen von Romont die Stunde und Manier der Heberlieferung ihrer Stadt werabreden , Hiezu wählte man die Nacht eines Tages , Wo Albin von Sillinen , Lucerner , des Biſchofs von Grenoble
22 Bruder , nach abgegebenem Commando heimosWein, Bey dieſem Anlaſſe verehrten die Bürger ihm
bamit man an ihren guten Willen glaube , auch auf daß die Kriegsmånner mit ihm trinken . Dieſe ſchliefent, 18 ) Dem wir zugeleitet find.
19) Dem die Begierde ſein Herz nicht ruben laßt. 20) Montags, vor Valentin. Siehe N. 15 . 21 ) Lauffer VI, 4 ; Etterlin 199. 43) , 1V , 357. • 23 ) Wurftifen 478 .
34) Bom 12ten auf den uzten Janner.
Gerchichte der Schwetz.
7
als wie nicht in Feindes Land ?'); ihr waren Fiebenzig.
Die Mitternachtſunde fchlug. Durch zwey Häuſer an der Mauer wurde Romont 26) mit anderthalbtaus ſend Mann über den zugefrornen Fluß in die Stadt ges
lafſen ; vertheilte fich ; plöglich , Rumor, Harſthörner,
Trompeten , hohes Geſchren: ,, Burgund! hier Burs gund: unſer die Stadt27). “
Und alle Jverbuner auf,
jeder über die Einquartierten ; fünf in einem Gaſthof 28) ermordet.
Sonſt rannten die Schweizer , meiſt kaum
þekleidet , mit ihren Spießen in die Gaffe , ſtellten fich
unter Hannſen Schürpf, einem Lucerniſchen Rathss
Herrn , behaupteten fich , verwundeten , erſchlugen 29), þahnten ſich endlich den Weg zum Schloß,1 wo 30der zweyte. Hauptmann , Hanns Müller von Bern ' ), wider ſo viele Feinde und die ganze Stadt mühſam die Fallbrücke behauptete. Es fehlten rechs Mann , als er die Pforte zuwarf. Dieſe zu retten , wurde die Nur ein Fallbrücke noch einmal herabgelaſſen.
Schwert und ein Pfeil blieb einem der Månner 3') ; 35) Um ſo unverantwortlicher, da einer ſie gewarnt; neufs cha teller Chron. 36 ) . Nach dem Spreiben Bern '3. an Lucern , GOS
loturn und Straßburg , So. nach Hilari, mar der fremherr von Laſarra der Unternehmung Hauptmann. Biel: leicht führte Tr fic unter dem Grafen.
27) Daſſelbe Schreiben und die Neufch. Chr. , deren clairons unſere Harfthdrner ſind. Ville gagnée ſchrien fie. 28 ) Beộm weißen Krcuj. Bern an Straßburg, Mittw . n. Dinç.; bey Stettler, Aus dieſem Schreiben haben noir das meiſte. 29) Sep 30 ; Schreiben N. 26. Sep vier Stunden , bis gegen Morgen , fritten ſie in den Gaſſen . Schilling
ſpricht von nur zwen Stunden, aber am 13ten Jänner fonn:
te man die dritte Stunde nach Mitternacht nigt wohl icon dem Morgen anrechnen.
30) Man Ill, ,465.
31 ) ,,Einein großen farten Mann mit einen großen Schwert, ,,welcher alberall Weg gemacht ," ſagt bullingcr.
wiſſen , daß er ein Lucerner geweien ; und haben auf obers
V. Duch. Erftes Capitel.
8
ber wandte fich , rohoß den verfolgenden durch den Kopf,
jog fein Schwert, ſchlug ihn todt und nahm ben Pfeil; zum zweyten Mal that er o , bis er noch vom Schloßthor den Pfeil zum dritten Mal ; nicht vergeb. lich , fliegen ließ. Der Graf von Romont forderte auf; er drohete Sob. Sie bezeugten , alles ruhig zu erwarten ; zerbrachen die D fen und warfen von den Zinnen Steine. Denn es eilten alle Bürger mit Weiá
bern und Kindern , den Schloßgraben mit Stroh zu füllen , deffent Brand hierauf das Holzwerk fafie. Uns derſehens die Eingeſchloſſenen heraus ; ' der Grafwürde Berwundet ; der Pøbel floh , der Feind erſtaunte. Jene, da fie die Umgebung fren gemacht , leerten alle benachs
barten Keller und Speiſefammern 32) ; fierannten an die Kirche, wo die Feinde wider fte Rath hielten , und entführi ten die Feldſchlangenbüchſe. Jest fandten ſie nach Bern:
irfie getrauen, fich zu halten
. “ Als der Bote unter
wegens den Zufall ruchtbar machte, eilte der Berniſche Hauptmann in Peterlingen, mit achtzig Mann ſie zu vers ſtårken 34 ). Sie wurden vor ihrer Ankunft bemerkt,, und für eine Vortruppe der Eidgenoſſen gehalten. Da belus den alle Yverduner ihre Weiber und Kinder und ſich mit dem Beſten , ro fie hatten , und nahmen mit Romont
eilende flucht; fchon rauchten die Vorſtådte, aus dem Schloß,in Flammen geſert "s). wohnten chårpf gedacht, welchem der gelehrte Curat Fuerbuns Behauptung beſonders zuſchreibt in der Beſchr.
des vier Waldſtettenſees). afner hält thn für den Ges Schichtſchreiber Petermann Etterlin , der die Sache Fverdun ~. 201 mit beſcheidener Einfalt erzdhlt, aber ſeines Antheils ben anderm (S. 199) , nicht dieſem Anlaſie ers wähnt.
32) Uus Tellern und Sangen machten fie Bacbienfidße ; S ditling.
33 ) Sie berchloſſen , im Nothfall fich von den leichnainen zwer .
erſchlagener Schweizer zu nghren ; Silling. 34) Neufchateller Chronit.
35) Schreiben N. 26.
Serchichte der soteisi
9
In der Nacht wurde das Mörbgeſchren bis in Granfon. Granfon gehört. Brandolf von Stein , Hauptmann der Beratung, begab ſich , als in ungewiffen Dingen, mit feinen zwen Dienern von der Burg in die Stadt, Anſtalten zu ordnen . Da brachen aus Ståtten Ver .
råther hervor , ein Theil der Bürger fiel ihnen zu 99). Der Herr von Stein gefangen , wurde vor die Burg
gebracht. Aber die Beratung bezeugte, zu wiſſen, daß er lieber ſterben , als mit öffentlichem Schaden fein Leben erkaufen möchte.
Alfo wurde er nebred reinen
Dienern , hart behandelt, nach Burgund geführt 57.).
Albin von Sillinen eilte nach Iverdun zurück ; dee Schultheiß von Wabern befegte den Drt mit zwenhun.
dert Bernern und Freyburgern ; dien ; den Eidgenoffen vertrauende , Månner waren allein in der Stadt 38).
Als der Feind alle Dörfer , tåglich ſtärker , befekte, wurde das Schloß von der Beratung angezündet ; fie ſchlug fich nach Granſon durch . Der Herzog von Burgund verließ Beſançon am starts ans lunft.
ſechsten Hornung ; da er zu Chateauneuf bey Wilafons
lag , erkundete Herr Ludewig von Chateauguyon den Paß über die Berrieres von Jouf. Dierem wurde der Bayardenthurm durch Heinrich Matter , des Raths
von Bern , abgeſchlagen. Er drobete, die Beſagung hången zu laſſen , aber fie erwiederte , weder ihn noch
den Serzog zu fürchten " ). So über Riviere , vorben 1
1
36) Die Burger waren , der Derrdtheren nicht einhellig ; Bullinger.
37) Schreiben der Stadt Bern an markgrafen Rudolf , daß er ſeine Loslaſſung bewirke ; e $ ** war noch Stillſtand ; fic broben ; Mittw . nach Antoni. Schilling ; Stettler.
38) Sie ſind auch wohl belohnt worden ; fiche von ihrem Ders dienſt N, 25 .
$ 9) Neufo at etter
bronit .
V , Buch . Erſtes Capitel.
10
5.den Schutt son poigne, vorben die Trümmer von Drbe , nach Granfon , wo die erſten Feinde waren 4 ) ; bie Macht überſchwemmte das Romaniſche land. Lau.
fanne , welche Stadt mit Bern freundſchaftlich zu leben pflegte,3 wurde durch funfzehntauſend Italianer , welche
unter dem Pringen von Tarent Nicolaus von Campos baffo führte , gur Uebergabe gezwungen
).
In die
Stadt: Genfr: welche von den Eidgenoſſen Sicherheit erkauft , kam eines Morgens , mit nur dreyßig Pfers 2
den , der Graf von Romont, fie deffen zu ftrafen ; to daß anfehnliche Bürger und Råthe ( chmåhlichst .
grauſam hingerichtet wurden 42) . In einem großen balben Monder von dem Ausgang des Shals der Drbe
über Baumes , über S. Croix , bis gegen Vaurmar, .
çus , und am Fuße der Sohen bey Granfon lag die Burgundirche Macht. Sie war über funfzigtauſend
Mann ſtarf* ), in einem fager , das den Glanz und Ueberfluß einer großen Handelsſtadt oder einer Reſideng
darſtellte: 44) , und von einem in der Mitte liegenden 40) nach den Rechnungen des Herzoglichen Oberhof 1 meiſters in den Zuidkea ju Comincs. 41 ) Pontus Heutex rer. Burgundic.; Mutii chron. Ger mam L. 29.
lers (um 1482 )" Nachrichten $ 2) Eines Sanetgal dertrieg en m
so Burgun ( tung 35. 6 .
; in der Halleriſch
Samms
43) es iſt von ſechszig achtzig, ja hunderttauſenden Aeſprochen worden . Wir wiſſen nicht ſo viele herauszubringen. 30000 führte der Serzog , und Quilliin ann ſagt ausdrücklich , fie 1
maren ausden) ; pbern Landener geweſen welche der Serieg zua nádyft cagieng wie fonnte auch die Niederlande Ludwigs Hinterlift enthost preis geben ! Funfzchntauſend brachte Pring Siche technet man vier, fünf, hochftens 8000. Die Dailänder ſind unter Friedrich Scharen , unſerer 307 chung war auch Schilling und Baradin . Wic . begreifen aud nicht, wie in der engen Gegend ein zwenfach
: ro farfes keer lagern und ſich bewegen konnte.
44) En pompe et gloire quali incredible; Paradin.
Geſchichte det Schwein
11
Hügel berſehen wurde. Auf dieſem wohnte Karl, in
der Pracht eines morgenländiſchen Potentaten ; er im Hochgefühl ſeiner Uebermachtfein Volf,, bas, welches füttich brach , Frankreich gedemüthigt und kothringen erobert, vol Zuverſicht:4 ). 2
.
1
- Sogleich 45) ließ er Sturm1: laufen , berlor aber swenhundert Mann. Da fchalt er ſein Voff. - Im giventen Sturm 4?) wurde nach drenſtändiger Gegen 47
unter wehr die Stadt gebrochen . Die Beratung 48
Georg von Stein ; achthundere-Mann ſtart 1 ), a ſchlug fich , mit .Verluſt vieler tapferer, Månner , durch die Feinde auf die Burg . Dieſe wurde Tag und Nacht bes ſchoffen : der Herr von Stein erkrankte gefährlich ; Dem erſten Büchſenmeiſter nahm eine Kugel den Kopf por hing
weg 49).
Ein Zufall entzündete dren Pulverfaß,
chen 50) , die nicht ohne vieler Beute Schaden aufflogen.
Der Proviant nahm ab , fodaß nur Habermus übrig blieb .
; ; ܕ: ܙ ܕܙ܂: ( : x}
In benfelbigen Tagen fam Micolaus von Scharnach .
thal, Ritter , Schultheiß von Bern , mit der Stadt ş
9
st
"
45) Jubilirend ; Sullinger . 46) 19. Febr. 47 ) Am 24ften , einige am 28ften .
48) Les ſeigneurs des Ligues avoient 800 hommes dans la chetive Granſon ; Neufch . Chronik .
49) Wattewyl und man haben ihn für den damaligen Zeugmeifter von Bern Hanns Sidier gehalten ; wir ſehen aber aus dem Schreiben der Stadt Bern an die im Seld , Mt. vor p. Stuhlfeder, daß diefer im Seer bep Murs ten geweſen .
SO ) lågelen ; Scillin g.
51 ) Eine bis in unſere Jugend ben guten Bürgern , denen Caffee felten war , übliche nahrbafte Speiſe, welche das
Frühſtück und manchmal auch das Nachteffen vertrat. D4s 200 : de l'orge bouillie.
12
V. Buch . Erftes Capitel.
Banner und bey achttauſend Mann in die Stadt Mürs ten ; mit ihm der vortrefliche Feldhauptmann Hanns
von Hallwyl , wohlbefannt Matthias Corvinen und Géorgen Podiebradfty , Ben heldenmüthigen Krønigen. Von Freyburg führte der Schultheiß Peter von Sau.
cigny fünfhundert Mann , achthundert Soloturner
Conrad Vögt , wenhundert Bieler Peter (bon Römere stby Dringender nun mahnte Bern die eibgenoſe ftal 5b).
fiſchen Städte und Lånder hypoden Erzherzog , die nier dece " Vereinigung und Ludrig den Eilften . Jene 53
baten fie . vor der Uebermacht ſich nicht zu entſegen ." ), und eingebent zu ſeyn , daß das Heil ihrer Brüder , der
Berner , an dieſem Tag hänge? ) ; den König , zu ers wågen , auf was für Auskunftmittel Verlaffenheit fie bringen könnte " ). Die Eidgenoffen , alt und neu , waren auf. Um Eins baten jene: nicht mit Belages rungen ſich einzulaffen , ſondern dem Feinde, wo er immer fer , entgegen zu gehen 5 ). Von Straßburg bis Fey Innsbruck und in den Gotthard bewegte ſich das ganze
Land ; etwas langram , weil doch der Armuth manches
fehlte : 57). Die nächſten Reichsſtådte gaben: " Hofe 1.
SIb) Mach der Angabe 1492 (unten N. 90) hatte Bern eis gentlich 7130 , Freyburg 828 , Soloturn 918 , Biel 212 1
ann ( 9o88 ) bep Stanfon . *
52) mahnung Bern an lucern , Di. vor Valentin; an die admliche Stadt- iſt ein ſchnell am Valentings
tagé dåtictes Schreiben ben tettler. Die Altſchultheiße Thåring von Ringoitingen und Petermann von Wabeen wurs den an die Dete geſchickt.
33) Denn ,, wie uff die vorberührte Zahl (von 60,000 mann) nicht halten ; " in der Mahnung s2 . 34) An diéfémi Zug liegen-all unſer Sachen ; Bern an Bis rch of gu Gitten.
Di. vor p. Stuhlfener.
55) Das würd Uewer Majeſtät nit viel fummlichkeit gebdbren; Bern , dem Spanig , 23. Februar.
56) Sern an die ghrigen im Feld bey murten. su Bern an die im Feld , Mt. vor p. Stuhlfeger : Ihr Berfug fümmert uns faft.
1
eſchichte der Schweiz.
19
nung 58). Der Konig lauerte, wie die Sache Rich an . laffen werde.
Aber von der belagerten Burg waren zwen Solda. Einnahnre Gran ten ben Nacht über den See und bis Murten und Bern von ſon .
gekommen , die gefahrvolle lage der aus fünfhundert Stůcken") ohne Unterlaß beſchoffenen Burg und einer bald aller Nahrung mangelnden Beſaßung auf das leb.
hafteſte vorzuſtellen 6 ). Viel Mundvorrath war von Bern auf die Wege der anziehenden Eidgenoffen ges fandt 61 ); ben Murten fehlten hinreichende Mühlen ) ; das Heer hatte ausdrücklichen Befehl, vor der Ankunft anderer Eidgenoſſen das Vaterland nicht zu wagen ?). Alſo verſuchte der Schultheiß , durch vier Schiffe (4) ſtår unter Heinrich Dittlinger einige Erfriſchung undme zu Waſs tende Nachricht in Granſon zu bringen ; alleinho
ſer wie zu land umgab den Ort das großte Heer , das je dieſen Boden betreten ; ſo daß Dittlinger nur durch Erommeln ſeinen Willen der Beratung zu erkennen ges ben , dieſe durch einen Lanz auf den Zinnen ( Uusfalt $ 8) Die vom Bodenſee gaben Hofnung ja tauſend Bandbüchies ſchußenz Schreiben 56.
Die entfernteren wandten
Soften und eigene böſe Nachbaren vor ; Sdilling.
$ 9) Paradín.
Wenn auch nicht ſo viele waren , man
glaubte es ; die Mbwechſelung machte es glauben ,
60 ) Bern an die im 8e1d , 24. Febr., in der vierten Stunde der Nacht: '» Gott breite die Arme ſeiner Milde" zu thnen ! Unſere Gerzen mogen ihrentwegen ruhen " (Sie werden thun , was ſie können , und wer firbt in ſeiner Pflicht, um den darf niemand bange feno ).
61 ) Schreiben 57. Das hieß Lieferung. 62) Brot wurde von Bern geſchickt; eb. dal. lingen ftreifte der feinb ; Mab nun
Bis Peter:
sa .
63 ) Schreiben 57. 64) Mit 300 Mann ; das eine Schiff, ein zugeſpißter Stann, voran , zu Erkundung der Lage, aber im Neufchateliden war der beſte Wein , die mann @ aft etwas betrunken ; Schilling,
14
V. Buch
Erfie8 ° Capitel.
tvar unmoglich) den Gruß žu erwiedern vermochte: Man ſah die zerſchoffenen Wehren , die durchlécherte Mauer, den gefallenen Thurm , den gegenwärtigen Dod ; indem der Herzog , unwillig vor dem elenden Schloß zehn Tage verloren zu haben , den alleranges ſtrengteſten Sturm gebot.
Man beoħachtete, von der Burg die Zurüſtung
deffelben; mit nicht einerley Augen. Sannſen Wyler, welcher nach dem Abſchied Georgs von Stein in dem Schloß commandirte, ſank der Muth ") ; er ſprach von den ganz verſchiedenen Zeiten ; Schweizerkriege, wie diefelben alten, widerſtreben der gefunden Vernunft ;
die Macht rein zu groß ; man müſſe fich fügen , und Beffere Zeiten abwartén ; Tollfühnheit wåre Selbſtmord. Ihm widerſprach Hanns Müller, welcher mitder Bes ſatung von Iverdun hinüber gekommen. Sie redeten ſo. Der Herzog forderte auf: ,,II Wenn ſie ihn hier låna ger aufhalten , ſo ſou ihr Lohn an Galgen feyn " ) ." Geantwortet wurde nach dem Sinn der Mehrheit :
Nur Ein Mittel ſen , in dieſe Burg zu kommen : Bes ,, fehl der Eidgenoſſen , ſie zu sffnen 7 ). “ . Da tam aus dem lager ein Burgundiſcher Edelmann , Herr
von Ronchant 68) , der auch vorhin ſich in der Schweiz herumgetrieben , redete mit ihnen Deutſch I. und ), wie fie meinten , herzlich . Aus ihrer ſchonen Antwort, in folcher Männer würdig, erkenne er den traurigen Jers 1:
65 ) Er war ſehr kleinmåttig ; Stettter. 66) Que Ä incontinente tradition ne ſe fit , pendus ſeront ces
vilains; Neufch. Chronit. 67) Que portes ni portelles ne ſeront ouvertes , ſans exprès .
vouloir des Mellieurs des Alliances ; ibid.
68) Runtichan in unſern teutſchen Chroniken ; Rondchamp, vielleicht richtig , in einer franzöſiſchen ; ohne Beweis haben einige die Eeutſche Nation und die Edlen von Ramſchwag mit der Infamie dieſes Elenden beflecken wollen.
Gér chichte der Sdyw eig.",
is
,, thum , daß fie glauben , jeßt noch von den Eidge: Habt ihr jenen ,, Rauch , die Rothe am Himmel , dort über dem Berg
,, noffen Befehle erwarten zu können.
i nicht gefeben 9) ? Freyburg iſt hin .
Es wurde über's
raſcht; ba find weder Schultheiß und Rath noch Pfaffheit und Månche oder Bürger oder Weiber und 1, Kinder verſchont worden , fie liegen alle bep dem ,, Schutt ihrer verbrannten Häuſer. Bon da fog eine ,, Abtheilung auf Bern , zugleich eine Soloturn zu. ,, Die Berner ſind uns halbwegs entgegen gekommen , die Weiber und Kinder nämlich, und der Leutprieſter „, mit den Schlüffeln der Stadt. Aber der Serzog hatte ,,ihre Zerſtörung verſchworen .' Die Eidgenoſſen find 5
,, aus einander ; Deutſchland wartet ; auf den Willen
,, des großen Karls. Alſo ihr allein , ihr habt wider ihn ausgehalten . Das gefåut ihm ; er ehrt eudy. or Nur aufs äußerſte treibt es nicht.
Jeßt Ceben iſt
wenn er ergrimmt , ſo iſt kein ,, der Augenblick ,, Menſch fähig , ihn zurückzubringen ) , aber er ſprach
„, bey Tafel mit Bewunderung von euch ; da haben wir alle gebeten ; und ſo hat er mir erlaubt, euch freyen 本
Abzug anzubieten. Es iſt eine Onade. Er dachte, fie werde mir von euch einige Belohnung erwerben ; ich bin euer Heiland, euer Lebensretter.“
., Wohl,!
fagte Müller , , wie hat euer Herzog zu Brie Wort gea halten
) ?"
, Da waren ,
meinte Ronchant,
,, weit andere Umſtånde , die ihn aufgebracht hatten . . Jest bedenkt , ich bin Edelmann ; wollte ich auf ,, meine Seele euer Blut , auf mein Geſchlecht die ,, Schande eines Berråthers nehrgen ! Das einzige erich muß eilen - bedenkt , was ihr thut. " In der
Befagung waren einige durch Dirnen , welche aus der 69) Sonntags vor Valentin wurden Freyburgiſche Dörfer vers brannt ; schreiben 52 . 70) Ib. IV. 772. dies daſelbſt Brig hatt Brieg.
1
V. Duch . Erſtes Capitel.
16
Stadt auf die Burg zu kommen pflegten , ettvas Bur.
gundiſch geworden ? ) ; dieſe Weiber waren die Peſt ihrer militäriſchen Lugend. Es wurde den Haupts leuten zugeredet; Wyler fand flug , den Augenblick zu benutzen . ,, Wie würde der Herzog Karl von Burgund wifeine fürſtliche Ehre durch einen Wortbruch beflecken ! v; Unſer sFreund Ronchant, ein welterfahrner Mann, würde fich nicht mißbrauchen laffen . Wie würde er von uns Geld nehmen , wenn er uns verderben wolls
vite ! " . Es glückte dem Hauptmann Wyler , daß Múlter überſtimmt wurde.
Alfo , nachdem ſie den Vermittler mit hundert Guls den beſchenkt , giengen fie getroft von der Burg. ; So. bald ſie in das Lager gekommen , wurden ſie, zu zehn, zu zwanzig , an Stricke gebunden , und als die über. liſteten Schweizer , mit vielem Spott auf Droß und Dummheit, durchgeführt. Was ſind das für Leute ? " A
fragte bey ihrem Anblick der Herzog.
Pon Ronchant
wollte er nichts wiſſen 72). Da kamen die von Ståfis 73) , die von Sverdun vertriebenen , um Rache, und , nebſt Ronchant , der Graf Jacob von Romont,
zu geigen , daß Ein Schrecken alle Thore der Städte Der Krieg ohne Schos und Schloffer offnen werde. , fiegreichſte. fchnellſte der rey po nung “ Dieſer Grund, e faş ift, nach des Feindes Gemüthsart , unnug oder 21 ) Schnode Dirnen , die dann Eag und Nacht uß und in wurden geſandt; Schilling. 72 ) Par la S. George , Quelles gens ſont ceci? et quelles nou
velles font ici ? Ronchant: Monſeigneur, c'eſt la garniſon "
de Granſon qui s'eſt miſe à Votre miſéricorde. Neufch . Chron . Hierauf der Herzog : Er babe dieſen Leuten nichts verſprochen ; Dů n od.
73 ) Eſtavayé. Faiſant grand criement contre eux ; Neufch. Chr. Auf den Sinien baten fie, die Jverduner und andere, um dieſen Mord ; Stadtfchreiber G. Calige von Freyburg in Haller's Bibl. IV, 402.:
Geschichte der Soweiz.
17
höchſt gefährlich : jenes bey nichtswürdigen , welche alles niederwirft, lekteres ben Månuern , die er un
überwindbar macht, felbft ben mittelmäßigen , die er fu den Entſchlüffen der Berzweiflung anfeuert. Der Herzog übergab die Månner dem Generalproforen. Die meiſten wurden mit Byter noch denfelben Tag , meiſt 74 An Báume gehangen ; Hanns Müllerentkleidet ganz und die übris Morgens früh des an langen Stricken durch den See gefchwemmt, bis
feber den Geift aufgab ) . Nachdem das Urtheil ges ſprochen worden , meinte Ronchant feine Schande durch die Erinnerung eines Proceſſes zu bedecfen , den er einſt in der Schweiz verloren. Sie fahwiegen ; keis ner warf dem andern das Unglück vor ; fie ſtarben mit
einer Rube 70) , welche dem Feind ſchreckbar ſchien 77).
Es war der leßte Lag der Ehre Karls 7) und feines Glücks.
24) Daß man einigen nicht einmal die Bruch (Hoſen) antick; der S. Gäller 42.
75 ) Gefangen wurden ( nach dem S. Galler). 160 ; die gange. Zahl rechnet Schilling zu 450. Andere gdyfen der Ges
hangenen ſo viele und 150 dem See überlieferte. Es kommt in folchen Dingen auf die Zahl nicht ſo viel an , als auf die
That ; wir halten Schilling Rechnung für die echte. 76) Alacriter ſtarben fie, animoſe et fortiter; Campbell. Sie farben ali geduldig und inannlich ; Bullinger .
27) ,, So fráblich und mannlich , daß mentlich durchgehends) der Fyend Schrecken und Verwunderung darob nahmend , “ Stumpf .
78) Sein Oberfihofineiſter ſagt: il fit très = dure exécution .
(Olivier de la Marche . Aber die
Neufchateller
Cbronit , qu'il ayma mieux conqueſtre par abjecte trom 1
perie que ſelon Dieu et la raiſon; und der, Eidgenoſſe Ets terlin : der Herzog von Burgunn fon fürſtlich Er an inen verwirtt ; der Deftreichiſche Guillimann : er batte von dem an weder Glück noch verſtand. : Ein unparteniſcher , lang juvor . Mohammed , ſprac . ,, Wer einern , der ſelbſt unglaubig wdre , bas Bebes verſichert, und tobtet ihn, deru V. Sheil. B
V. Sud. Erftes Capitel.
18
Die Regierung von Bern , damals in der Moth immer am größten , fürchtete den Feind nicht 79) ; forgfältig wachte fie , ben ihrem eigenen Bolt ruhige 1
Haltung zu behaupten 8°) , ihn , den Sjerzog, being den Tåuſchungen ſeines Uebermuthes zu laſſen 83. Als Philipp , Sohn des Markgrafen , durch ein Gerücht beſchuldigtwurde , ben Ronchants abſcheulichem Werk
mitgewirkt zu haben 82) , war die erſte Sorge , der alten Bater , welcher vor der Stadt in dem fombacher Thurm wohnte , durch Bürgerwachen vor dem Wolf zu ſchüßen ; das Benehmen des Jünglings wurde uns terſucht ; Rudolf warf rein Haus und land in die Arnie
von Bern 83); die Regierung ehrte ihn , und wollte die Sachen Philipps nicht zu genau wiſſen 84). 1
1
n werdeich zúrnen am Lage des Gerichtes ; des Paradiſeb Duft ſoll der nicht riechen " ( Poſaune ocs . Sriegs 6. 88).
79) Bern an die im Feld , Do. nach Eftomihi: Dee Burgunder Zahl und Rüftung freut uns wohl ; wir trauen , Gott werd ihren Hochmuth mindern ; rend 'ihr nur in gutec Ordnung , einhelligem Gemüth und Gehorſam .
80) Bern an die im Feld , nach Invocavit: Wir haben den Mord (in Granſon ) noch nicht an den großen Rath ges bracht, um die Sache zu bedecken , und Geſchreis fürzufoms Dienftag nach Invoc.: Wir müſſen diefes Unglück dem allmächtigen Gott befehlen ; wir wollen morgen ihr Bes grdhniß begehen , mit Abſonderung der Frauen , um Ses
men.
Icheeps willen.
81) Boftfcript zu N , 57 : Man ſoll verheelen, daß die Eids genoffen kommen .
32) Simler ſagte vor dem großen Rath , der junge Markgraf habt fie heraus getroffet ( Auf ſeine Verbärgung reyna ſie hers
).
ausgekommen ).
Die zweyte utkunde N. 80.
83 ) Eigentlich damals wurde das Schreiben N. 12 expedirt: åber die Dispoſition war alter ; Matter hatte den Bayars denthurm ſchon einige Wocben inne.
84) Dem Etterlin ſcheint Philipp nicht unſchuldig : Es war die geniein Red - Doch då verantwurtt er ſich gegen denen Do liegens ander Apognoſſen: outd beſchehen
von Bern
Geſchichte der Schweiz.
19
Den Tag nach jener Ermordung 89) rite Herzog Daurmar: 86 Karl mit ſeiner Urcieren - leibgarde 80) und vielen angea cus . ſehenen Männern vor Vaurmarcus , Dieſe Burg auf einem hohen Felfen beherrſchte die von Granfon nach Neufchatel führende Straße. Shr . Herr , Johann , von dem unechten Zweige des alten Stamms Neufchas tel 87) , hatte aus der Grafichaft vierzig Mann. Durch eigene Furcht oder durch den jungen Markgrafen verleitet 68) , kam er herunter und fiel dem Herzog zu Füßen. Er wurde in das Lager heſandt , erwarb Gnade und fam in Dienſte ; die Beſaßung wurde ents laſſen , die Bewahrung der Burg und benachbarten Höhe dem jungen Ritter Georg von Rofimbo ; und eis 4
*
nigen hundert Schüßen vertraut 89).
Boubry und
andere benachbarte Dörfer wurden am folgenden Tag von den Eidgenoſſen beregt. Sofort nach Dittlingers mißlungenem Anſchlag fürMarich der Granfon , war der Schultheiß von Scharnachthal mit Schweizer. dem Lager bey Murten auf Neufchatel gezogen. Dort
fand ihn , den Tag vor dem Unglück, der Bürgermeia fter Heinrich Gólbl von Zürich mit ungefähr zwey oder $ 2
and if doby finthalb ( feither ) bliben (geblieben ); aber er und ander handlettend als Sygend gegen Sygend ge tun ges bruchent. Möglich , daß er ſein Wort gab , und ihm leið
war , daß der Herzog es nicht hielt ; aber er war in deffen Gewalt und glaubte noch ſeinem Glúd ,
85 ) Sie geſchah auf den Aſchenmittwoch , am 29. Februar . 86 ) Archers du corps; Diiv. de la Marche. Dieſe Leibs
wache ift durch ſeinen Schwiegerſohn an Deftreich übergegans gen , wo ſie heißt wie hier im Text.
87) Th. II, 373. Anm. 4501 88) Denn die Beraşung hätte es nicht für nothig gehalten ; Neufch . Chronit.
89 ) Vier bis 500 ; eb. dar. Als die Eidgenoſſen ſich ndhera ten , mag Rofimbo ; mit bundert mann ſich auf die sobe
gezogen haben. Von dieſen ſpricht Comines.
120
V. Buch . Erſte $ Capitel .
dritthalbtauſend Mann von Zürich Baben , Thurgau
und aus den Frenámtern 9 ); ein Held, Sanns Walds mann , war bey diefem . Worauf nach wenigen Stuns den Petermann Rot, Ritter , Bürgermeiſter von Baſel, mit achthondert Mann 9 ?) den vorausgegangenen Büchfen gefolgt , und mit vierhundert Reiſigen und -zwolf Büchſen Straßburg nicht geſäumt ") . -- Abends kamen unter hem berühmten Schultheiß Haßfurter (ſeit mehr als dreyßig Jahren an der Spiße der Kries
ger glänzend) über achtzehnhundert Lucerner 9 ). Un dem Tag , wo Karl die Garniſon morden ließ , famen
über viertauſend von den alten Eidgenoſſen im Ges 90 ) ueber dieſe Zahlen baben wir 1 ) die von $ rdudi mit leis ner gerudhnlichen Genauigfeit aufgenommene , in der unges druckten Fortſeßung ſeiner Chronit , 2) die im 3. 1492 auf der Jahrredinung zu Baden von den Drten ſelb # angegebene Gumme , 3 ) die , viel verſchiedene, aber ohne genaue Ana
gabe der Quellen , bengebrachte in May's hiſt. mil. des Suilles tt. III, 490. Es ſcheint wohl die zweyte (abgedruckt in dein Helvetiſchen Stalender 1798 ) den Vorzug verdienen Bu ſollen
ſie iſt aber entweder unvolftandig abgeſchriebch
oder war es anfangs nicht , weil die Orte nicht einerlev Grundjag in der Angabe folgten. Für Zürich gaben 1 ) und
2 ) 1701 oder 2 Mann ; aber dazu kommen Baden mit 96, Bremgarten und Mellingen 76 ( 2) 77). Churgau baben jene gar nicht; e$ mag mit dem übrigen Volf von Baden
und aus Frenámtern die Unzahl, wo nicht nach May auf 2600 , doch dieſer Zahl nahe bringen . 91 ) Wurftifen , der Baſeler , dem über ſeine Stadt zu
glauben iſt. May.nennt Arnolden von Rotberg und giebt ihm isoo M. Ein Zuſas Elcudi's bey der Rechnung von 1492 .. 1200 ,
92) In der Sonig & bovſchen Chronik G. 376. Unſere Geſchichten erwähnen nur 212: Ir.dbudi 259 ; etwa md. i gen 35 von Colmar, 26 von Gletftabt, si Delſperger, benis zufügen feyn .
Er berichtet auch , daß nicht alle da waren ;
ein Theil (die von Biſchof) mag mit Eptingen geblieben renn .
93 ) : 1862 , nach 1) und 2 )-(oben N. 9o) fiebe Enrat, Walbfcttenſee.
.
Don Haßfurtern
Geſchichte der Schweiz.
21
birg 94) , vorab zahlreich aus alter Liebe Berns die Mannſchaft von Schwng:unter Stal Redings Enkel 9). $
Es folgten unter Ulrich Farnbühler , einem an Geift und Math ausgezeichneten Mann , die von Stadt und
Stift S. Gallen % ) und mit dem Bürgermeiſter Ulrich Srúllerey die Schafhauſer 97); der Landshauptmann Lanner war mit den Appenzellern 98), Syemmann vor Eptingen mit den Reifigen des Erzherzogs im Anzu. ge 9). Die Berſammlung , nicht die Stärke noch der
Plan , wurde durch vertraute Leute dem jungen Mark grafen , durch ihn dem Herzog berichtet ; fie aber vers nahmen mit Ingrimm die Scymach und das Blutbad,
nicht ohne Verlegenheit die unvergleichliche Stellung des Feindes . i Nach der Einnahme von Granfon rathſchlagte man ben dem Herzog , ob die Unterwerfung der Schweige welche die von Deutſchland bereiten wurde durch die Umkehrung von Freyburg und Bern , oder leichter durch die Verheerung des ganzen offenen Landes , oder 94) 1 ) und 2 ) übereinſtimmeno: 4333. 3 ), man weiß nicht warum , nur 3400. 95 ) Dem landamann Rudolf Reding ; 181 Mann. Glaris
fandte unter Fanns Dſchubi (Großvater des Geſchichtſchreis bers) 780 , Uri 483 , Unterwalten 453 Mann .
96) Nach 1 ) 132 und 150 ; 2 ) 131 und 155. Wetter (im neuen Schw . mui.): Sie renn alle goth gekleidet und mit weißen Schweizerfreuzen bezeichnet geweſen.
97) Uus einem alten edlen Hauſe; ſein Neffe mar. in Preußen Deutſcher Herr ; er feloſt, Bürgermeiſter feit 1471 , Råger. Der Stadt Contingent beſtand aus roz Mann ; Walds tird.
98) Walfer , dem von ſeinem Lande zu glauben ik : er fep erſt nach der Schlacht geformen .
99) Daß dieſer in Anfang nicht bey der Schlacht war , viel weniger fie coinmandirt hat , wird von Man III, 488 gut
gezeigt. Daß er erh am folgenden Eag anfam , hat er (wi: der ſo viele) nicht erwieſen . Giche N. 1371 ).
V: Buch . " Erft eis Capitel.
22
etwa edler Bey' offenkundiger Uebermacht verniteift großmüthigen Benehmens zu erhalten feyn möchte.
Der Herzog wollte das erſte , und weil die Straße über Peterlingen aufgefreſſen war , gedachte er , Bern über Neufchatel und " Aarberg anzugreifen 190). So fand
ihn der Bericht von der Nähe des Feindes. 을
Da ließ
er durch das Lager posaunen , jeder habe früh morgens zum Streit wider die Deutſcheit gerüſtet zu feytt. Er ſelbft , vollgerüſtet , beſtieg ein großes graues Streita roß , verſammelte die Befehlshaber , und ermahnte fier gegen dieſes Bauernvoff, obwohl nicht würdig ihres Kriegs , tapfereMånner zu renn '09). “ Da Sertraute: er die Vortrupp. Unton , feinein Bruder", dem großen Baſtard von Burgund , Haldwin dem mindern baſtard ,
und Prinz Wilhelnien von Oranien 102) ; in der Mitte,
ben den Savoyern und Staliånern , auf welche er ſich am meiſten verließ , wollte Kart ſelbſt feyn 593) ; der 1
Jüngling von Clevé , Herzog Johanns gleichnamiger
Sohn 104), und Friedrich von Egmond, Herr zu offels 100) Man fieht aus der Neufdateller Chronit , daß ihin um Lebensmittel - zu thun ,war. Darum hatte er Vaurmarcus bereßt , auf daß der Marſch keine- Schwierigkeit .
finde.
101 ) Marchons à ces vilains ; ce ne ſont pas gens pour nous ; Neufch . Chr.
102) Wir folgen der gewöhnlichen Erzdhlung , die auch Guils limann in der ungedructen Chronif annimmt; Man ordnet anders , aber ohne die Quelle zu nennen, Baldwin
die Nachtrupp , Oranien auf die Miite ; hierin wären wir geneigt , ihm recht zu geben ; leicht mag Wilhelm
wirft er
init Ludwig feinem Bruber erwechſelt worden regn .
uns
ten mehr.
103 ) Nach May mit dem jungen Markgrafen , dem Prinzen von Dranicn ., und Philippen von Crevecoeur , der iba dem Stonige verrieth ,
.
104 ) Guillimann, irrt , ihn Herzog von Jülich zu nennen, welches Herzogthuin erft vierzig Jahre ſpdter an das Cleviſde Haus erheirathet wurde ; şübner Geneal. War, wie
Gerchichte der och ro eigo
23
ſtein 10 ), ſollen die Nachtrupp führen . Vor allen 1
leuchtete Anton hervor , Sohn einer Liebe Herzog Phi.
lipps des Guten in der Blüthe feiner Kraft 10) , und wie an des Körpers Große und Schönheit 10?) , ſo an richtigem Urtheil , Edelmuth und liebe des Guten *08) ganz dem Vater åhnlich), ein vollkommener Mann , in
ſofern Menſchen erlaubt iſt , es zu feyn 109).
Der
Herzog ehrte ihn , ohne Vertrauen , denn Anton pflegte
ſeine Rathſchlåge gemeiniglich zu mißbilligen. Die Eidgenoſſen, kaum ein Drittheil ro Rart als der ITO
Feind 1.) , hatten die Abſicht, vermittelft guten Ge brauchs der Wälder und Hshen , die Uebermacht ihm
unnůß,zu machen " ). Die Burginder ſtüßten fich rechts an den See , links an den Thevenon ( in diefer
Gegend Name des Juragebirges ), deffen Fuß theils durch Sümpfe, theils durch tiefe Graber geſichert .
uit will, ein Herzog von Zürich da , ſo muß Wilhelm es geweſen ſeyn.
105 ) Neffe des unglücklichen Herzogs Urnoló von Geldern ; .ek nachmals erſter Graf von Büren.
106) 1421 ; in ſeinem 24ften Jahr.
107) Avis fimilem atque per omnia patri Condierat virtus. Pierre de Blarra .
Pirmo robuſtoque corpore ; mener, annal ter, Flan dric.
308) Armorum prudens; Blarril. Meyer.
Artibus, 'belli clarus;
Er ließ 1469 den prachtigen Broilart fchreis
( ben , welcher in vier großen Folianten .gu Breslau liegt.
199 ) Vir omnibus numeris abſolutus; mener, Er if 1504 in dem 83ften Jahr ſeines Alters geſtorben. 110) man wird ſich von der Wahrheit nicht weit entfernen , 2. wean ihre Zahl auf 20000 angenommen wird ; wir glaus ben den Feind nicht über 50000 annehmen zu ſollen ; doch ſind viele gute Schriftſteller für 60000.
in das dieſes nidt jept erft ihnen einfiet, ift zu ſehen aus dem Schreiben Sernan Bischof du allis , Dt. . Petri Stublfeyer.
V. Buch
24
Erftes Capitel.
war'; norbwärts gegen den Feind waren die Ufer des Arnou mit vieler und ſchöner Artillerie vortreflich , det Rücken durch die Wagenburg , auch mit vielem Gesi
fchüße, wohl bereßt und verwahrt; Karl hatte die alta: rómiſche lagerkunft eingeführt " ? ). Man mußte ihn herauslocken , oder von der fchwachſten Seite angreifen . Daher wollten einige, den See und ihn umgehen , um
den Rücken anzufalen ; . aidere , zugleich dort und am Arnou din Ungriff wagen , aber die Meinung Riegte,
welche auf feine Gemüthsart berechnet war.
Die Eid ,
.
genoffen Deuloffen einen Verſuch auf Vauxmarčus ;
rein Zorn 'und Stolz werde ihn verblenden , das Werk ſeiner Wiffenſchaft , fein gutes Lager ; zu verlaſſen "i ). Der große Baſtard und alle Hauptleåre warnten , wie .
faſt immer " vergeblidi " ). Schladt
Morgens an dem dritten Mårz war ein kleiner
ben .Gran :: Haufe von Schwyz und aus dem Berner Oberlande, vornehmlich Thur , zuerſt auf 14b); unterwegens durch freudige Serieger verſtärkt " ), kamen fie in der 112 ) Meger a y Abr. de l'hiſt. de Fr. Unſere Beſchreibung ift nach den Chroniken .
113 ) Dieſen Anſchlag lehrt Etterlin.
114) Parabin: Contre l'avis et conſeil de tous fes capi, tạines.
1146) WernerSteinet ( wie imir glauben) Schlachtlieb von Granfon : Bon Schwng'die frummen Aidtgnoffen Die hand den Borzug tan ( find die erſten geweſen ).
ins ) Etterlin : Bon allen Orten vil guter Grellen , als
denn in ſolichen Sachen ons Bölf allenthalben vermiſcht und ein gudt Ofel dem andern nachzucht. In diefen wahrhaft militariſchen Verftandes , Zeiten ohnedab das meifte fren , nach Angabe des
genauen Meffungen . Der S. Galo Ter verſicherte 100 feiner Landsleute haben diefen Ruhm
getheilt. Nach Eoliba ch tiefen auch von Zürich bey 800 Porche (mannhaftes Senecht hinzu ; aberbaupt 7 woblinogent Geſellen , die gut laufen konnten ."
Geſchichte der Schweiz. ?
25
Lucerner Nachtlager ; deren Prieſter eben mit der Meie eilte "%). Auf einer Hohe ber Vaarmarcus " ?) fab fie der von Rofimbof, gab ein Zeichen hinter: fich . Der Herzog war mit Berichtigungeiner Schlachtordnung beſchäftiget. In der Meinung , daß der Feind fich nicht fo weit wagen wurde, hatte er das Erdreich als für einen Marſch eber als für eine Stellung in Augens **
ſchein genommen. Die Vortrupp jog po unbeſorgt."! ) als jene Schmyger, die eben ro wenig dachten , daß 119
der Herzog rchon aufgebrochen " '),
Rofimboz fchien
der einzige Widerſtand ; fie warfen ihn. Sobald fie auf der Hoht wären , erblicten ſie den ganzen Feind. Nicht mehr ſie allein . Sobald man ſie in Gefechtbes
merke, rannte Médet ,Bern , Freyburg gumal: 120) ihnen zu . Ja feftem Schritt , unerſchrocken , ohne Eile 120 b), bewegte fich durch befchnente " ) enge Stras
ßen die Bortrupp , unter Scharnachthal und smallwyl, hielt in der kleinen Ebene under Rance , einer Carthauſe des frommen ulterthums von Granfon ; Felix Schwarga murer von Zürich , Hemmann von Mällinen , feines
Hauſes der erſte Berner , und welcher den Rofimbo;
vertrieb " ), fie zwey waren mit leichtem Fußvolt in den Flanten . In den Weinbergen ; gemäß der Våter .9095 perdi
1
116) Etterlin.
117) Bey Bern Combe des Ruaulx ; ugo de Pierre to .. der Neufch. Chr... 118) Ils marchoient le petit pas par le vaulx des champs , n'ayant aucun doute ; b . daf..
r
1202
119 ) Etterlin ausdrüdlich, baß feiner vom andern gewußt. Eben ſo dex S. Galleri
120 ) Fene zu Murten gefandenies 9000 , mit Freyburg , Sos Loturn und Bier.
1205) Bern an malli $ 123 : in gar guter Schidung, mit begierigem Herzett. 121 ) Odilling. Es hatte auch viel geregnet. 122) 8amtifen nachrichten , ganz Abereinſtimmend init
per Geſchichte, 2, B. per Neufch . Ebronit,
V : Buch .
26
Er fies. Capitel.
Sitte , ftelen ſie auf die Knie , breiteten die Arme aus und riefen zu dem Herrn der Heere; fo daß der Feind,
folcher Andacht unkundig., in grimmiges Gelächter ausa : brach , weil er ieinte , fie ergeben ſich , Barmherzigkeit
flehend. Plöglich erhoben die Burgunder ein überaus gros ßes Gefchren , machten einen Keil"?? b), ſprengten heran und wollten einrennen 123 17 ?) welches aber durch die kans 124 jen verhindertwurde% ); die Eidgenoſſen Scharen dran. gen mit größter Gewalt auf ſie herein ."25) ; Múllinen und Schwarzıurer, die Flanken ſuchend, begegneten der Ues, bermacht, weldedas Heerder Schweizer überflügeln roll
war ein langes te: "26). DieOrdnung der Eidgenoſſen Vieredf ; die Benner in der Mitte hielten die Sanner
empors große Schwerter und Halbarden umgaben fie ; die Lanzen empfiengen den Feind ; aus Zwiſchenråumen feuerten ihre Büchfen 127) is inwiederum Karl, mit der großen Standarte von Burgund und gelegter Lans je:"28 ) , nachdem , fein zu hoch geſtelltes Gerahug 128 ) mit geringem Erfolg ,losgefeuert "29) , bemühete ſich einzubrechen.; indeß bergabwärts der Generalder Cas
vallerie Ludwig Bert sou Chateauguyon , Bruber von i St.
129 by machten einer Spig ruou eitel sdraiſiernt ; Wur? ftiſen .
123) Bern an Wailis , Mt. nach Invoc. , ſchnell: er ( der Feind ) tet inrennen , gruſelich .
224) Der Gantralle uN : 42
1
Edltbach : die Eidges
noſſen raften ſich vom Gebet , ſteckten die Lanzen in die Erde undi þiettenzi...?
..oui il
125) Sølatlied : die Eidgenoſſen fiengen an dringen DE 13.1 Und den Send faft (gewaltig ) überbringen . 26) Si wollten uns hinterryten Do war das Feld zu ſchmal. 127 ) Bern an Wallis 123. L'artillerie tiroit ſans fin; P1Neufch :::Cht.
128) Couchant la lanco en arrêt contre les ennemis; breufs sateller.
1986 ) Die Batterie zwiſchen Conciſe und Corcelles ,
129 ) Behu Mann ſollen gefallen reyn ; Neuf .
!
Geſchichte der Schweiz.
27
Oranien , an der Spiße von ſechstauſend Pferden "296) mit großer unaufhaltbarer Schnelligkeit herunter fiel, um zu den Bannern durchsubrechen 19 ).
Hier war der heftigſte Krieg ."1) , da einerſeits jenec mit äußerſter Anſtrengung ders Wuth ( fie hatten ihm Granſon, Orbe reinem Bruder genommen ) alles vers
fuchte, ſie ihrerſeits die Scharen machtig fortwälzende die ganze Gensdarmerie des rechten Flügels zur růck 1316),; ihn aber endlich in eine Wiefe unfern der
Arnoabrůcke drångten"32).
Da ſpornteer fein großes
Pferd , martialiſch blißte ſein Geſicht, zweymal faßte
feine Hand das landbannervon Schwp3 +32 b), als Hein 123
rich Elsner - von fucern " " ) ihm fein eigenes entriſ , und þanns in der Sruob , ein Berner , ihr erſchlug. Als nun die Krieger grauenvoll den hohen Mann fallen fahen , und unweit von ihm Romonts Dheim Graf
Johann von der Maple - Luxembourg 134) , hier den edlen kalain und Poitiers , Ligny , Mery , Mont S. 135
Sorlin") , Burgunder und Niederlauber vermengt, +
1296) Sd lactlied eine ling. "
fucerners ben . Sui1 .
in
Qii
130) Mit derhangtem Zaum ; Elibad .
131 ) Là , il y eut une epouvantable bataille ; Neufs 131 ) Dunod..
132) Le maret , Name der kleinen Wieſe ; Neufch. 132 b ) Stettler.
133) , Der bod Heini; ” Enrat , Waldfettenſee.
Braun,
weiß und blau war fudwigs Banner , ein goldenes. S. Una dreas Streuz bieng baran ; Etterlin.
134 ) Graf Romont batte ſeit 1460 Maria von Luremburg,
Ordfin zu S. Paul, von Marle, Goiſſons und Converſan, Bizardfin von Ncaur , Srau von Enghien , Peters ochter, welcher dieſes erſchlagenen jüngerer Bruder , bende des vor
Herzog Karl verrathenen (Ch. IV, 773) Connetable’s Sök ne waren .
135) Jacob yon Emery ( Uimerie , mern) war aus der Picars
die ; Bafel an Erfurt , Mittwo. v. Barthol. 1476 (in
V. Bad). Erftes Capitel.
$ 8
undPietro da Lignano, -den Hauptmann Bes Mailândia ſchen Dolfs 135 b), daſſelbe bittere Schickſal traf, und Grafen Ludwig Raulin des weiſen.Baters durch fo viele 13
Kúnſte langgehåufter Reichthum nicht rettete " 36) (die
Blutſchuld des teßten von Granfon fand ihn hier 137) ), in diefem Augenblic zog ein fürchterlicher Schat die Mugen der Scharen auf die Höhen zwiſchen Bonvillers
und Champignn "1370 7b). Ein neues Kriegsvolt bedeckte den Berg ; um die dritte Stunde Nachmittags klårte fich der Himmel , die Gonne Beleuchtete die ſchimmern ben Waffen "37 ). Was iſt das für ein Volf ," rief og der Herz von Burgund zu Brandolfen von Stein , Antong diplomat . Bente .). Anton von Balain , Johann upon Poitiers (von einiges Portier geſchrieben ) , Quintin de i la Baume, Herr von Mont S. Sorlin ; Guiccnon , Savoye. Sollte. lekterer. 31 anyrlan fenn , von dem safer an Erfurt Tchreibt, ' er ren des Konigs von Neas
polis ( oder bes Prinzen von Éarent !) liet hardgeweſen ! 135 b) Ein Piemonteſer , nach dem Brief der Baſelet. Moult vaillant eſcuyer ; Qliv , de la Marche L, 2. 136) Sein Vater Nicolas war durch Philipp des Guten bens nabe ganze Regierung in ſeinen Dienſten , Oberſter Rath, 3. Canfler und Ritter ; als der Herzog 1453 den Streuzzug ges
lobte und er (obſtant ſon ancienneté et foibleſſe ) ne pouvoit bonnement aller au fåint voyage, gelobte er ( à Dieu , et
après aux Dames ) einen feiner Söhne mit 24 .Edelleuten auf den Feldzug zu xüften und, ro lang er währe , ja unters
balten ; de la Marche im erſten Buch.
Er farb zu 'Autun
am 28. Fånner 1461 , Sage feigneur et riche ;. Extr. d'une Dieſer ſein anc, Chronique ben du. Srefnon's Comincs .
Sohn , welcher ben Branſon fiel, war Here zu " Prefilly , *
.
Beaulieu , Beauregard, Pelapuffin, Bernantois und Beffiat ; der andere farb 1483 alo Cardinal .
137) S. oben Sb. II, 636 , Vergleiche das Gerücht bep die .
nod , Raulin habe ſich durch Confiscationen bereichert. 137b ) Neufd . Ebr.
1374) Dicles befatiget, was, Guillimann meldet , Hems mann von Eptingen ſer mit einer Anzahl der Retfigen von Deſterreich in dieſem dugenblick angekommen ; diefe mögen
; etwa lichon seſdimmert baben . ! .:
.6efchichte der Schweiz
29
den er gefangen mitführteri was ir das für ein wildes
Bolf ? find es auch Eidgenoffen ? " . Das erſt , " ſprach der von Stein ,das , gnädiger Herr, find die , wahren alten Schweiger , room hohen Gebirg , die ,, Männer , welche die Defterreicher ſchlugen ; Dort find ,, die Bürgermeiſter von Zürich , von Schafhauſer ; m,dort führt der Eſchubi fein Bolt 18). " Dreymat erſchalte in dieſem Augenblick der Uriftier , od 'ver .
fúndend " ) ; und wunderbar erflang der Unterwaldner fandhorn 40).
Der unerhørte, das Gebirg durch fahrende Hall, der Anblick der treflichen Männer bewirfte Erſtaunen . Der Verzog (prach : ,, was wird aus und werden ; A
or ſchon die wenigen haben 'uns ermüdet !" . Hierauf, den Augenblick fühlend, ritt er durch das Heer, feuerte
an mit Wort und Beyfpiel " ). Aber, als der verei nigte Schweizeriſche Schlachthaufe ſein Geſchug mit vortreflicher Geſchicklichkeit losgebrannt, Mann an Mann kam "41b ), und aus den Sohlmegen und hinter 141 dem Buſchwerk immer neue Scharen emporſtiegen 9, 138) Bullinger. 139 ) Der Uri - Stief ift ein Trompeter, der in das große Sort Adßt , welches von einem Ducrochien feon mag , und in urt Schlachtzeiden war.
140 ) Die Stuh von unterwalben genannt ; Stettler. Do ,, lånet das Sora von Üro , ouch die Harſchhorne von fucery ,, ( iene aus den Schlachten Rolands ! ) und was ein follich ,, Eoſen , daß des Herzogen Såt ein Grufen barob entpfiens ,, gend ; " Etterlin. +
Si quc Dinod.
Da erſchien
magna et horribilis e propinquo ruinae fpecies ; Guillis ma n 9 .
141 ) Combattoit honnêtement , mais plus n'en pouvoit ; der Neufchateller.
1416) Ils ſo prirent à bouter feu dans leurs bâtons , et charge rent G etroit que la bataille tourna en fuite ; Jean de Troyes in der chron. ſcandaleuſe.
1414) Nach Haradin batten die 7
dreiger une grofle em .
V. Buch . Eines Capitel .
30
in derſelben Stunde : Serbreitete fich über die ganze Armee jenes wunderbare Entregen , welches die Alten für Einwirkung des Weltgeiſtes relbſt hielten 142) ; dann erhebt ſich aus den unerforſchlichen Liefen der Seele ein ſchwarger Wahn , alles fen bin , die kalte Angſt vor dem Gefchick , das alle Macht auf einmal
Sunwiderſtehbar. in Abgründe ſtårze ; die Schlacht war Eine verſtellite Bewegung der Reitereya welche die Eidgenosſen : in eine nachtheilige Stellung
verloren .
locken wollte 54ab) , (chien dem Fußvolk Zeichen der Flucht *43). Karl , das erſte Mal unglücklich , ſtellte fich mit Reifigert dem andringenden Schwall der
Flucht 143b) wüthend mit bloßem Schwert vergeblich Wie mußte ihm reyn, da er , ben
entgegen 144).
专
vielleicht kaum tauſend Mann Verluſt 144 b), den Ruhm buſcado d'arquebuſiers , die wir in unfern Berichten nicht Crkennen ; die Gegend machte es :
Es waren Berg und rauhe chal, Der Weg war rauh,. und dazu idmat, Dadurch ſie mußten kommen. Odlad tlied .
Ils virerent furieuſement; les Bourguignons, voyans ces ſuiſ. ſes venir à eux tête baillée , le mirent tous en fuite en met veilleux deſordre .
142) Paniſcher Schrocken .
Sie flobett , ſagt Paradin,
ſemblans. d'être challés par une puiſſance inviſible.
Sehe
natürlich , wenn man von dem Erwarteten ſo ganz das Gegens theil findet. Gebente an Robbach .
1426) Guillimann. Wohl die . Bewegung, wodurch der Herzog ſich an einen Rain ftellen wollte ; Wurffiſen.
143 ) Tanquam ferre nequirent ; Guilliman n .
143 b) Primi ordines in praecops tracti Italos involverunt ; uno prope momento acies confuſa ; eb. derr .
144 ) Der Neufchateller , und alle ; er ſelbſt hicb in die : - Fliehenden .
3
1446) Der S. Galler : mut' 300 , die Fortſegung von Stonigsboven
600 , der Neufchateller :
1000
i Burgunder und ſonſt etwa 6000 ; Sropeo (ierig) 16 bis 18000 ; Guillimann : ben 2000 ; wobey nach Comi:
nes 7 nach anderen bey Guillimaong oder 16 , nace
Cerchichte der Schweiz
31
der Unüberwundenheit verlor', da unaufhaltbar hinter dem Arnou 144c) , unter Granfon , in den Gefilden, am Eingang der Påfle , hier einer in Granfon , dort
andere in Schiffe flohen 1440), hier die Condottieri, dort die Scharen von Burgund , in Auflöſung und Flucht ihn fortriffen 14");' To daß die Sieger , zuerſt in Drdnung 240 ), hierauf in vollem ftrengen Rauf (Rudolf ? Hafner , Fahrentråger von S. Gallen, fiel èentfeest
hin *47 )) das ganze Lager durch , hier über Montagny le Corbe , dort Champvent zu 147b ) , ſo lang den Feind verfolgten , bis kein Krieger mehr ſeinen Came.
raden zu unterſcheiden vermochte:148 ); 'er, in troſtlofem Grimm , warf einen leßten Blick auf die vierhundert
Hůchren , auf den alten Reichthum 1, auf die Pracht
feines Hauſes , ſprengte mit nur fünf Gefährten 148 ) durch den nächſten Jurapaß, acht Stunden weit ; inach Joigne ; vor vierzehn Tagen hatte Chateauguyon, noch hofnungsvol glånzend , in dem verbrannten Schloß ihm einige Zimmer einrichten laffen ; er, nicht vom Feind
ſo viel , als vom brennenden Unmuth verfolgt, wollte de la Marche die obangeführten Hommes d'armes et pluſieurs autres gentils perſonnages. Die Zahl mochte wenig
bedeuten , aber es fielen la pluparc des capitaines, et gens de renom ; Irones. $
144 ) Noch hier , bep der Mühle, wurde ſcharf charmuziert ; Neufch. und Wurſt iſen .
144 ) Ein großes Schiff gieng unter , von Welſchen Herren überladen ; Scilling.
145) Bern an Wallis.
146) Eptingen habe die wenigen Reifigen vor unvorſichtigem Nachſeßen gewarnt , weil ſie hätten können abgeſchnitten werden ; -Wurftiſen .
147) Der S. Galler ; Wetter.. 1476) Neufchateller. 148 ) Der S. Galler.
1486) Neufchateller.
V. Such . Softes Capitel.
kein Halt, bis Nozeroy 149), woder Prinz von Larent $
ihm zuerſt einigen Iroft zuſprach "50). ÀS Müdigkeit und frühe Nacht weitere Verfolo gung der Schweizeriſchen Fußvolk und ihren fechszig Reifigen "59) unmoglich machte , fielen ade aufdie Senie, für den großen , wohlfeilen Sieg,ein lautes Dankgebet auszuſprechen. Das eroberte lager erregte nicht einer: der Empfindung. Die von Bern erblickten Wuthend 7
jene aufgehängte Beratung ; viele erfannten Freunde, Brüder ; fie ließen ihren Zorn horen . - Deffen erſchraf ber Feind, welcher die Burg noch hatte.. Sie hinauf; die Burgundiſchen Herren ergaben ſich zitternd. Man
wollte fie als Gefangene vertheilen. - Plozlich die junge Mannfchaft von Bern und Freyburg mit Ungeſtům herein ; riffen Herren und Knechte fort is?) ; hiengen 149) Es war der alte Sie deren von Ebuloud (Dranien ) in Sochburgund.
150) , Sein Haushofmeifter,uotistes ; in den preuves ben Comines. Uuch der luſtige Rath war" mit scarin gea flohen , und ſagte ihm etwas , worüber er ſich eine bašte Bea handlung hatte zuziehen können , wenn Perſonen , wie er, 1
nicht für unverleßlich gehalten worden ivdren . Der Herzog,
In ſeinen Unterredungen , hatte, Bfters der großen scarthagia nenfers erwähnt, welcher" den Römern die Weltherrſchaft, ja die Erhaltung Iweifelhaft gemacht : Nun , auf der Slucht
fágte le Gloricue (rah hieß der Narr )! Monſeigneur, nous voilà bien annibaliſés ! (Duclos , Louis XI, Livr. 81) .15.1 ) G0 Schillingi . Dle. Reiſigen von Deſterreich waren
alſo nicht daber. Von den Straßburgern meldet. Wurſt is fen , daß , da man die Solacht nicht auf dieſen Sag erwars
tet, ſie der Fütterung wegen anderswo ,geleſiert“ waren Es .
152) Etterlin , Edlibad, der Sanetgallér.
waren auf der Burg , nach festerm , 18 , nach Edli bach 30 , nach Schilling auch mehr Burgunder ; aber Jean von Eropes zahlt aber
500, welche gehangen wurden.
zu verſtehen , daß jene nur die Herren , die mehreren gemei: ne , auf der Burg 'oder in der Schlacht gefangene Serieger waren.
.
33
Geſchichte der Schweiz.
einen Theil an die Bäume 1526) , von welchen ſie die Ih. rigen ehrenvoll herab nahmen : andere führten ſie auf den höchſten Thurm , ſtürzten ſte hinab auf den Fels. Einige Edelknaben fanden für Jugend und Schönheit Erbarmung 's) . Die Berner Hauptleute , Brandolfs von Stein eingedenk 1, verbargen einen vornehmen Edels mann 154) in verſtellten Kleidern unter die Lucerner ;
gegen den wurde Brandolf ausgewechrelt. Sitteres koos bereitete der Zorn der Menge der Befaßung auf Vaurmarcus. Die Burg, immer beobachtet, wurde von
den benachbarten Landleuten fofort genauer umringt 1545). Aber als nach Mitternacht Ermüdung und Wein die Wachten etwas eingeſchlafert 154 ) , ſtahl Roſimboz (bes günſtiger vom Lårm , den er unter den zurückbleibenden
Pferden erregt 1544) und von einem gewonnenen land mann geführt 154 e) ) fich heraus , jog ſtil über den Berg "S4 ) , und durch wenig übliche Pfade nach Socha
burgund 15). Vorher , ehe das Herr in die Nachtlager 1526) Aux mêmes licols ; Trones. Der S. Galler meldet von einem , er habe für ſein Leben ' 1 2000 Schild ( Stronen !) vergeblich geboten ; er ren enthauptet worden. 153 ) Stettler. Andere reden nur von Darin's Sohn ; Wurftilen weiß von 2 .
154) Etterlin : Johann de la Cour
Souft nennen ihn
die Chroniken Darin. Er war von Beſançon . Unerwieſen , daß er Commandant geweſen.
1946) Il y avoit des gens de grand état (die Miniſter ); Neufs chutel; Sibenthal , Wangeni, hielten Daurinarcus während der Schlacht in Reſpect : Nachts erſchienen beym benachbarten
Berneaz (Bernou, die von Boudry , den anderen und aus dem Granfonſchen . 154 ) Le guet ne fut
pas bien aviſé.
154 ) Er ſchnitt ihnen Zaum und Zügel ab , damit fie Idra mend umherlaufen (den beſſern habe er die Heffen zerſchnitten ). 1549) Mit 100 Goldguiden.
1549) Den Berg des Provences, nach Pontarlier zu.
Dieſes
alles aus der Neufchateller Chronik. 155) Schilling und Dlivier de la marche.
Dieſer
lag zu Salins Frant und vernahm das Unglück von ihm. V. Theil.
©
.
V. Buch. Erſtes Capitel.
34
gieng, berief Niclaus von Scharnachthal, Schultheiß von Bern , als der ålteſte Ritter , die 'Helden des Tar
ges 156) und ertheilte die Ritterwürde dem Sallwyl und Waldmann , den Hauptleuten der Schåren von Zürich,
Baſel, Freyburg , Soloturn, Biel, bem Freyherrn Rou . von Bonſtetten , dem Schwarzmurer , Hemmann von
Müdinen 157) , zum Gedådhtniß dieſer That. Scute von
Granſon .
Schon aber ſeit Anfang der Flucht hatten die vom
Droß und Freywillige "8) hin und wieder in großen Zels ten die Koſtbarkeiten und Caffen der Fürſten und Herren geplündert; alſo daß mancher unerwartet in großen dau. ernden Reichthum fam 15). Da wurden von den Sie gern Beutemeiſter verordnet ; von dem Heer ein Eid ges nommen , alles zu gemeinſamer Bertheilung redlich zu liefern ; an alle Wirthe , in die umliegende Gegend ers
gieng der Befehl 160). Es war, wie Karl ſelber geſchåßt, feines Eigenthums an Werth über eine Million Gulden
in dem Lager 161) ; fechs Fürſten , die Blüthe des Nies derländiſchen und Burgundiſchen Adels , die ganze Ges neralitåt , alle wetteifernd ſehr zu glänzen , mochten eben
ro viel haben , die Magazine; die Artillerie, die dritte Million machen 162), weldes, nach dem Geldwerth unſe. 156) Edlibad ; urftiſen ; Dan. 157 ) Jener oben vorkommende Hemmann iſt Johann, şansli.
158) Das Bubenvoll und die Fryheiten ; der S. Galler. 159) Etterlin , der die Unordnung beſeufzt; e$ fönne bas durch kommen , daß man ſich auf die Beute werfe , ftatt nachs zujagen.
160) Eine itr kunde in der Halleriſchen Sammlung. 161 ) Schilling und Erlibach. Wenn alio Melchior Ruß (Haller's Bibl. V, 70) die Beute aufnur 300,000 Fl.
Rh. Ichått, ſo ſpricht er nur von dem geringen (nach Guils limann , kaum hunderten) Eheil , welcher geſeßlich ausges theilt wurde. (aureos
Bonitetten rechnet 500,000 Gulden
162 ) So viele rechnet safner. Auch an å nfter : 3,000000 Stronen .
Geſchichte der Schweiz.
rer Zeiten zehnmal ſo hoch zu nehmen iſt 163).
35
Nebſt
Korn , Wein , Haber , gefalzenem Fleiſch und Fiſchen , war durch die ſüdlichen Früchte und Specerenen auch für die Luft geſorgt , und in etwa tauſend Buden von .
viermal ro vielen Pråmern und Difnetn aller Ueberfluß zum Kauf ausgeſetzt 16).
Man fand über vierhundert
große Hauptbüchſen , Batterieſtücke , Feldſchlangen ,
achthundert Hakenbüchſen , dreyhundert Tonnen Puls ver 165) , Zugpferde ben zehntauſend : alſobald wurden bundert und achtzig der vortreflichſten etůcke zu Waſſer
und fand nach Nidau und in die Grenzplåşe abgeführt, und kein Heerhaufe zog ab , ohne ein Theil dieſer Zeichen des Siegs 166)! Getheilt wurde die ungezählte Menge der Spieße , Mordårte , und (zum Theil dergifteten ) Pfeile von Engliſcher Fabrik , nebſt Karls zierlich mit 1
€ 2
163 ) man hiſt, milit. III, 509. Diefes Verhältniß des Geld : werthes ift nach der niedrigſten Schabung. 164 ) Schilling ; beſtimmt nennt manfter ( Stoſmogr, B. 2. Cap. 85 ) : 3000 Såde Haber , 2009 Hierwagen ( wveldje Proviant oder Mobilien geführt haben mögen ; von militaris
ſcher Verwendung ift feine Spur) ; 2000 Tonnen Såringe ; treflich viel Stodfiſch und geſalzenes Fleiſch ; Feigen , mans deln , Meertedubel (Johannisbeeren ? Rofinen ? ). 165 ) Schilling: 420 Haupts , Steins , Schlangens , laus ter große Büchſen . Guillimann beſtiminter : 350 Sold: ſchlangen , 60 Stein -und 9 Hauptbüchſen Die geldſchians 2
gen fest Sonigsboven's Fortſeger allein auf 4 : 0 ; eben dieſer unterſcheidet dic Hakenbüchſen. Stücke (die Batteries ftücke heißen bekanntlich Tarraßbůchſen , und waren auf Rås
dern wohl gefaßt ; " S. Galler) werden in der Neufch as teller Chronik 115 gerechnet. . lleber das Pulver iſt man
einig , daß aber ſehr vieles nicht ohne große Gefahr auf der Wahlſtatt verſchüttet und verdorben ward. 166) Schilling. Der S. Galler meldet 1, vorerft haben
die 200 , welche in der Schlacht geweſen , ein Banner mit des Herzogs Wapen , andere fünf große Banner und 22 Rennfahnlein heimgebracht , balo ſep eine ſchone Schlange und eine Farraßbüchle gefolgt.
V. Buch . Erſtes Capitel.
36
Elfenbein eingelegten Sandrohren 167) und mehreren tau, ſend blegernen , mit eiſernen Stacheln verſehenen Kol. ben 168) , Sandbogen ,, Armbrüſte und Sehnen dazu ; zuleßt ſieben und zwanzig Hauptbanner und über rechsts halbhundert Fahnen 69). Wie aber , da ſie hinaufzogen , wo über vierhundert
mit Seide behångte prächtige Zelte 169b) unter ſieben der koſtbarſten (wo die Canzlen , die Hofcapelle geweſen , wo der große Baſtard und die nåchſten um den Herrn ges wohnt) über alle das eigene Hauptquartier Karls fich erhob , welches Zelt nach dem des Oſmaniſchen Sultans für das herrlichſte in Europa galt 170 )! Von außen glänzten Wapenſchilde , mit Gold geziert, mit Perlen
verſeßt; inwendig war es mit Sammt ausgeſchlagen : da ſtand rein goldener Stuhl , von dem er Geſandte ems Da lag , reich und geſchmackvolt, der her: pfieng "?"). " zogliche Hut , leuchtete unter vielen Waffen vom ſchons ſten damaſchtiſchen Stahl fein Prachtſchwert hervor : ſieben große Diamante , ſo viele Rubinen , und nebit Sapphiren und Hyacinthen funfzehn ungemeine Perlen 1
167) Dergleichen ſind nach Bern gekommen ( Gruner's De liciae Bern . 338 ; wir haben ſie noch ſelbſt bewundert). 168 ) Schilling: 4000 , jeder von vier Pfund Blen , groß genug , um einen Doſen zu ſchlagen . Saltmeyer u. a.: .
8000.
169) Schilling : über 600 goldene und feidene Banner und Sahnen , deren Starl und rein Vater oft ſich bedient , um von
der Größe ihrer Macht einen ſchreckenden Begriff zu erregen. 1696) Cum vexillis et cryſtallinis globis dicillime facta ; Bons ft etten .
170) Schilling. Comines : un des plus beaux et des plus riches pavillons du monde.
171 ) Sein Werth auf (damalige) 1 1000.Fl. gerechnet; Edlis bach. Beinrich von Gundelfingen (im alten lains
becius T. II.) ſchdßt ihn , wenn es kein Druckfehler iſt , auf 600,000 Fl. ; von Silber, fchwer vergoldet ſep er skefen.
Geſchichte der Schweig.
31
sierten den Handgriff !?). Nicht weniger zog das gol dene Vließ die Blicke auf ſich . Da fand man in der Capelle den goldenen Roſenkranz Philipps des Guten, Edelſteine ſtatt Kugeln ; von Perlen und Rubinen glåna
zend ein Käſtchen wunderſamer Heiligthümer 173} ; ein eben ſo koſtbares; worin die zwölf Apoſtel im reichgear
beiteten Körper jeder ſeine Reliquie verbarg '74) und in goldgeziertem Kryſtal S. Andreas wunderwirkenden Hier wurde das in rothen Sammt gebundene, mit Gold und Malereyen herrlich gezierte Gebetbuch gefunden 175) . Da hoben ſie von dem Altar die golds ichwere große Monſtranz 176). Sie traten in die Staatscanzley , nahmen das Hauptfigil des Hauſes Burgund , an Gold ein Pfund ſchwer, das filberne vers Arm.
172 ) Dieſer auf 10,000 ; eben derſelbe.
Etterlin :
groß on Maaßen renn die Edelſteine geweſen und kunſtreich ge
faßt , ſo daß man nicht einen Madeltopf hatte dazwiſchen bers , einbringen können.
173) Stacke des wahren Streuges , der Dornkrone , bet Speers, der Geißel , von bein pottfleið und ungendhten Rock, dem Tafeltuch benm erſten Abendinahl und höher hinauf aus Aarons grünendem Stab und von den Tafeln der zehn Gebote ; Schils ling. Nach Bonſtetten wurden dieſe Heiligthümer auf einem Wagen gefunden.
174) Um deutlichſten Etterlin. Wtr übergehen das koſtbare Pacem , den Délbcrg, von Perlmutter ; chilling. 175 ) Füblin in Schweizer Muſeum : Margaretha von Sa: vonen (iene alte , Papſts Felix Eochter , ulrichs von Wirtems berg des Geliebten Gemahlin) habe die Eidgenoſſen darum ges Nicht vergeblich , nach ma 15. Nach Füßlin's Quelle bekam es der Papſt. Oft haben wir das in der Bis
beten.
bliothek zu Wien befindliche betrachtet , ungewiß , ob Zufälle
ienes dahin gebracht , oder ob die Geſtalt der Mutter Gottes, ganz dhnlich der Pauſanntichen , zeige , daß Sarl jenes durch
dieſes gleich nach dein ingläck erſehen taſſen .
Sein Vater ,
er und ſeine Tochter beten kniend . ' Siche Denis in der 3teu Abth. dee iften Bandes des Catalogen ber latein. theolog. Handichr.
176) Bertheilt unter die zehn Orte auf dem Sag ju lucern 1484 ; urtundlich H. $. fußlin im Schweiz. Muſeum .
1
V. Buch . Erftes Capitel .
38
goldete des großen Baſtarden 177), und machten Feuer von den Urbarien der Zinſe und Rechte und von den Eas tajiern 178 ). Alsdann leerten fie im Speiſezelt die von filbernen und goldenen Pokalen , Schüffeln , Dellern , zur Bewunderung von Staifern und Königen hochges
thürmten Stafeleyen 179) ; Römiſche Kunſtglångte neben dem Belgiſchen Fleiß 80). Endlich 'wurden vierhundert Reiſekiften geöffnet, welche die filbernen und goldenen Stoffe, die nie.ſo herrlich geſehene Leinwand und uner :
hårten Ueberfluß von Seide enthielten.
Die Krieger
achteten dieſe wie Landtuch 184) und gaben um wenige Oroſden ſilberne Teller , die ihnen Zinu dåpchten. Die Caſſen und Geldvorråthe wurden mit Húten vers theilt 18 %) , die geſtickten Stoffe der unvergicichlidhen Zelte wie in einem Kramladen ausgemeſſen und gers ſchnitten 189).
1
Die Dias mante ,
Drey Diamante ( dieſer Herzog war der erſte, wel. cher den Edelſtein ſchneiden ließ 184) ) haben durch ihr Schickſal in der Geſchichte, wie in den größten Kronen, 177 ) Etterlin : das große Sigil nach Lucern ; Munfter : Antons , unch Baſel. 178 ) Edlibad .
179) Schillingi von dem Silbergeſchirr ſenn zu Lucern vier Centner vertheilt worden ,
180) El fand ſich eine Taſſe von Einein Stück Dnox , vielleicht iin dritten Jahrhunderte ben ſinfender Sunft durch mittels mdßige Arbeit entweibet, an Große und Schönheit aber nur dußerſt wenigen dhalichen Wundern vergleichbar, Man war damals weit entfernt', von dem Werth einen Begriff zu habeii.
181 ) Schilling: ſie wurde von den armen Striegern , ſo lang ſie hielt, getragen, dann gleichgültig wieder abgelegt. Velles de Zampbeloço bemerkt Bonſtetten . 182 ) Etterlin .
183 ) Siehe das Bedauern Philipps von Comines,
184 ) Mariette tr. des pierres gravécs I, 96 ; ben Sinner voy. de la Suiſle , I, 246 .
Geſchichte der Schweiz.
durch ihren Glanz hervorgeleuchtet.
39
Der erſte , einer
halben Baumnuß gleich geſchågt 188) , und nicht nur
in der Chriſtenheit '86), ſondern ehe der in dem Mogolis ſchen Diadem geſehen ward 187) , in der Welt der größte,
welchen Karl ro hoch, wie eine Provinz hielt 288) , wurs de von ihm felbft, ſelbſt oder wer ihn retten wollte , im Schrecken der Flucht auf der Landſtraße verloren 189). Ein Schweizer fand ihn in dem ståſtchen , worin er mit
einer eben ſo ungemeinen Perle 190) in unverzierter Pracht allein '91) lag. Berächtlich , wie ein Stück Glas, warf ihn der Mann unter einen Wagen ; wandte fich doch und nahm ihn auf; der Pfaff zu Montagny gab ihm einen
Gulden ; dieſem die Berner drey Franken 19 ). wurde nachmals von Bartholomäus May, einem reichen Mann dieſer Stadt , welcher durch Verwandtſchaft and großen Verkehr viele Verbindungen mit Italien hat:
te " 9 ), würdiger geſchårt, ſo daß er dem Schultheiß 185 ) Edltbach. Stettier : elnes Daumen breit. 186 ) Wie Comines ſchåşte , V, 2 .
187) Von Cavernier ; man hiſt. milit. III, 513 . 188) Schakt ihn für ein Land ; Etterlin.
189) Daß er an dem Griff feines Degens hieng (Man) , fft nicht glaublich , da der Schweizer ihn in einem Gehäuſe fand.
Nuch ſchiene zu toll , ein Steinod , ro er einem land gleich hielt, an den Griff des Schwertes zu hängen , das er in die Schlacht nahm ; die Zierden des legtern unterſcheidet Etter: lin ausdrücklich.
190) Nur Eincr ; nach Comines ; der mit Rubinen und viclen Herlen mußte auch dem unkundigen Auge wichtiger ge ſchienen haben.
Stcttler : 2 Perlen .
Andere : 3 , aus
Verwechſelung der folgenden .
191 ) Karl hatte auch bey dem andern fogicich vorkommenden alle Folien weggelaſſen , alauf daß die reine Oroc und Dide überall geſehen werde; " Fugger im Ehrenſpiegel.
192) Andere : 2.Kronen ; Birken. 193) Sein Großvater verpflanzte ſich aus der Lombardcy nach
Bern (Peu). Seine Gemahlin, Marta Squaccini, war eine edle mailänderin (May , ihr Abfömmling , 2. 4. D.). 1
40
V, such .
Erſtes Capitel.
Wilhelmen von Dießbach ein Geſchenk gab 1943 , als durch ſeine Begünſtigung das Kleinod um fünftaufend Sulden ihm überlaffen wurde.
Genueſer kauften es
von ihm ohne beträchtlichen Unterſchied 195); mehr als zweyfach theurer von dieſen der Mailändiſche Regent
Lodovico Moro Sforza 196 ) ; ben Verſplitterung des Mailändiſchen Schages gab Julius zwanzigtauſend Ducaten , auf daß der erſte Edelſtein in der drenfachen
Krone des Hohenprieſters der Chriſtenheit glänze 197). Ein einziger wetteiferte mit ſeiner Pracht, der auch im Lager gefundene Diamant , Halszierde des Herzogs,
zwiſchen den drey Brüdern , großen Rubinen , und vier der herrlichſten morgenländiſchen Perlen leuchtend '98). 19
Dieren , und Karls feſtlichen Hut ( Italiſch geformt, rund und hoch , von gelbem Sammt, mit Perlen über ſtickt, mit einem Kranz von Sardonnchen , Rubinen , Perlen und geſchnittenen Diamanten und einer oberſten Zierde von Edelſteinen in goldener Einfaſſung funs
kelno '99) ) kaufte von den Siegern der an Weisheit , 194) 400 Gulben ; Stettler. 195 ) um 7000 Gulden , 1482 . 196) um 11000 Gulden oder Ducaten .
197 ) Der Herzog verlor alles nebſt ſeiner Frenheit , zwer Jahre vor Erhdhung dieſes Papſtes ; daher nicht flar iſt, von wein Julius den Diamanten gekauft.
Ben may find die Preiſe
höher ; der Genueſer giebt 12'000 $I. Rheiniſch ; der Papſt 30,000 Ducaten . Uber , nach ſeiner Urt , fehlen Beweiſe. 198 ) Dieſer wird von jenem zuerſt hier unterſchieden , weil weder
die Geſtalt und Umgebung noch die Schickſale von beyden ſich vereinigen , und eben ſo wenig die Schweizeriſchen Chroniken und Urkunden als Fugger's Zeugniß verwerflich find. Ich balte Fugger's Diamant für das Kleinod , welches nach Cos mines von den 3 balais , les trois freres , umgeben war.
(pricht noch von der Hatte und von der Balle de Flandre , als dhnlichen Sleinodien. Im übrigen ift. Johann Jacob Fugs ger's Erzdhlung aus der prächtigen Handſchrift ſeines Defters reichiſchen Ehrenſpiegels auf der Bibliothek zu München im
erſten Eheil des Schweizer. Muſeums S. 37 abgedruckt. 199) Deichreibung nach sugger ; die Sugger baben dieſen
Serchichte der Schweiz.
41
!
wie an Geld und Ehren reiche Jacob Fugger 200). Nachdem Sulejman , der große Dimaniſche Padiſhah, nachdem Kaiſer Karl der
Fünfte ihn vergeblich ges
wünſcht 201), wurde der Diamant Anton Fugger'n von dem Engliſchen Konig , Heinrich dem Achten , der gegen eine Laune keine Rechnung anhdrte , abgekauft , und fam
durch Kidnigin Maria , deſſen Erſtgeborne, an Philipp
den Zweyten , Urenkel feines erſten Herrn 402).
Ein
dritter , nicht gleich dem vorerwähnten 203), doch in der neuern Zeit auf achtzehnmal hunderttauſend franzo,
fiſche livres geſchåßt 204 ), wurde von den Eidgenoſſen auf einem Tag zu Lucern , Diebolden Glaſer um fünf taufend Gulden überlaffen 205) .
Dieren
trug das
Schickſal in die damals reichſten Hände der Könige von Portugal ; bey Untergang ihrer Dynaſtie , durch Sut zerſtückt und die meiften Steine Staiſer marimilianen , Starls Schwicgerſohn , verkauft. 200) um 47000 Gulden that er den sfauf. Johann Jacob, der Geſchichtſchreiber , ift Anton's , feines Neffen , Sohn ; er ſelbſt hatte keine Sinder. 201 ) Es will ſcheinen , daß man das ſchöne Stück aus chriſtlis chein Gemcinſinn jenem nicht laſſen wollte ; dieſer , staiſer Sari, hatte bey den Fuggern ſonſt große Schulden ; die Sortege fraßen ſeine Americaniſchen Schage.
202) Seinrich , eridhit Fugger , faufte ihn in ſeinem Codess jahr 1547. Mariette berichtet , er ren nicht mehr in Madrid, und glaubt , man babe ihn ferners geſchnitten . Er
iſt in der kaiſerlichen Schazkammer zu Wien, und mag ben den viclen Familienverbindungen bender Sabsburgiſchen Zweige das bin gekommen ſeyn.
203 ) Sintemal er in Frankreich nicht den erſten Rang behaup tete ; du Frernon über Comines. 204 ) Důclos hiſt. de Louis XI; t. II, 1. VIII.
205) Uus dem Abſchied lucern 1492 ; in dem 34ften Bans de der Halleriſchen Sammlung. Nach Wattew yl, deſſen Wort nic gering zu achten iſt , wäre dieſer Diamant eben iener erfte , und Glaſer der Mann , durch welchen der Schultheiß ihn für may getauft hatte ; das will ſich aber in die Sagen und ſelbſt in die Fahrzahlen der Hiſt. milit. nicht fügen.
1
42
V: Buch. Erftes Capitel.
Niclaus von Harlay , Serrn zu Sancy 200), in die Krone der Könige von Frankreich.
Nachdem die Eidgenoſſen die Wahlſtatt von Granſon,
Benchinen
LudwigsXI.ihrer Sitte gemäß, drey Tage behauptet , brachen alle Banner ficgfreudig auf , in ihre Städte und Lånder ; die ganze Schweif war ein großes Feldlager. Ludwig der Eilfte hatte fich , gleich bey Anfang des Kriegs , unter dem Vorwand einer Andacht und vieler wichtigen Ge:
Fchäfte 206b), nach lion begeben , um dem Schauplatz näher zu reyn , und nach den Umſtånden ſchneller zu wir Der erſte Eindruck von Karls Erſcheinung oder irgend ein möglicher Nachtheil konnte der Burgundiſchen
fen .
Parten die Oberhand geben ; die Schweizer, über des Kønigs Betragen mißmüthig , ließen Friede mit Karl und einen Bund wider Ludwig fürchten 207). Allo ließ Ludwig durch Philippen von Comines , feinen vertrauten Miniſter , viele Kundſchafter als Bettler , Pilgrime, Handwerksgeſellen , in die Teutſchen Stádte und Länder fenden ; er wartete in großer Unruhe.
Die Botſchaft
von Granſon entſchädigte ihn ; er fonnte ſie ſich nicht oft genug wiederholen laffen .
Was ihn frånkte , par ,
daß nicht mehr Burgunder geblieben 207b).
Seine
Freude , die geheim war , wurde durch ganz Lion in Siegsliedern fund .
Da kam von Karln der Herr von
Contay : ,,wie der Herzog auf des Königs Freundſchaft 306) Der thn von Anton , Prior ju Crato , des Sdnigs Don /
Manoel unechtem Enkel , erkaufte.
2066) Er wolle zu der lieben Frau von Puy wallfahrten ; hier : auf ſoll zu lion eine Allemblée du Clergé ſeyn ; Don Calmec hiſt. de Lorr.
207 ) Dites au Roi , lieben ſie ihm ſagen , que , s'il ne ſe de clare , nous nous appointerons et nous declarerons contre lui; Nun wae feine große Sorge ,, daß nicht Sarl
Comin1 es.
dieſe Stimmung erfahre.
2076) Et ne lui deplaiſoient que du petit nombre de gens qui avoient été perdus; Comines.
Geſchichte der Schweiz.
43
rechne, bedaure , daß er zu Auxerre ihn nicht habe rehen fónnen , und überall zu ſeinem Willen ſeyn wers . de. 11 Er wurde mit Auszeichnung empfangen , und die ſchönſten Worte geſucht, ihn zu beruhigen. Dem Konig ſchien der Tag von Granſon gut , nur nicht hins reichend. Die ſtårkſten Zuſagen und reiche Geſchenke 1
wurden an die Sieger verwendet.
Schon anders empfieng er die Mailåndiſche Geſandts Galeazzo , durch ſeine Gemahlin des Königs Schwager 208) , reit wenigen Wochen in Bund mit Karl, der in Jtalien die machtigſten Verbindungen hatte , ließ durch einen heimlichen Boten dem König hunderttauſend Ducaten bieten , wenn er (woran er wirklich nie gedacht)
ſchaft.
mit Karl jetzt nicht friede halte 209).
A18 Comines
hierüber Bericht erſtattet, ließ der König den Mailänder rufen , und ſprach zu ihm : ,, das Geld mag euer Herr
„, behalten ; ich habe jährlich dreymal ſo viel , und nicht Geld iſt was über Krieg und Friede meinen Willen bes
u ftimnt: wenn dem Herzog ernfilich leid iſt, daß er ſich , bethoren ließ , fo mag unſer Bund hergeſtellt werden .“ Der Bote ließ nicht ab ; Nachmittags wurde der Bund
neu proclamirt. Um dieſelbe Zeit fam der König durch
aufgefangene Briefe in die Kenntniß des heimlichen Bers trags , wodurch Réné von Anjou , Graf der Provence, der ſich König Siciliens nannte , dem Herzog von Burs
gund Provence überließ ; Philipp von Savoyen , Graf des Landes Breſſe, nahm Squg’en von Chateauguyon die
zwanzigtauſend Thaler, woraus er für Karln in Piemont werben ſollte.
Da ließ der Konig dem alten Réné
fagen : er möchte nach lion kommen , oder , ob man ihn
holen fol ?
Er fam , René der Gute, der Wiſſenſchafo
208) Bona von Savonen , Schweſter der fidnigin. 209) Sforza fürchtete die unbegrenzte Herrſchlucht, wenn Karl
die Schweiz bezwingen ſollte , und daß die Schweizer ohne den Sönig dem Strieg moti nicht aushalten möchten .
44
V. Buch. Erſtes Capitel.
ten und Künſte , der Damen und ſeines Bolts Freund, wurde nach ſeinem Geſchmack vortreflich bewirthet 2-0),
brachte einiges zur Entſchuldigung vor , und ergab ſich, wie es nicht zu ändern war , in die Hand Ludwigs. Nicht ſo redlich gab die Herzogin von Savoyen ihrem Bruder , dem König , heimlich eine Aenderung ihres Willens zu erkennen ; er , ungetåuſcht , &ußerte aufs freundlichſte den Wunſch , die Fürſtin ſelbſt zu ſehen. Große Deutſche Städte erklärten fich wider Karl.
So
ſchnell ſank Hoheit , Ehrfurcht , Vertrauen , daß man nicht anders eilte , ſich von ihm zu trennen ,I als wenn ein großer Ablaß dadurch zu verdienen wåre 2- ). Neue Růs frungen.
Er , in tiefem fchwarzen Schmerz, nicht niederge fchlagen , aber wüthend , ftrengte alles an , den Krieg zu erneuern. Der rechste Mann wurde aufgeboten ; von allen Unterthanen der rechste Pfennig eingefors dert 2 +2), und , wo die Kirchenglocke tauglich ſchien , oder wo in einem Hauſe mehr als Ein eberner Keffel oder
anderes entbehrliches Erz war , Ablieferung in die Stückgießeren befohlen 213). Es murrten die Vol. Fer 214) ; felbft Hofleuten ſchien Eigenſinn, was ihm 210 ) Le feſtoya avec les Dames, et le fit traiter en toutes choſes ſelon ſa nature ,
le plus près qu'il pût , et furent bons amis;
Comines .
211 ) Et ſembloit qu'il y eût très - grand pardon à lui mal faire. Eben derf., der hicben Nürnberg und ankfurt nennt, und aus dem wir dieſe Borgänge an dem Sranzifiſchen Sofe ges noinmen haben. 212 ) Les chroniques CScandaleuſes ; jedoch fehr genau und authentiſch) de Louis de Valois , ben Godefroy's Cos mines . Paradin , chron . de Bourg. 213 ) Schilling , Bullinger. Von den Glocken , Ma1). 214 ) Die Niederländer antworteten dem Canzlar Hugonet : menn zu thun ren , den Herzog in ilyr land zurückzubringen,
er ſo wären ſie zu allem bereit; für fernerć Siriege (im Ober: ,, land ) geben ſie nichts. "
1
英
Geſchichte der Schweiz.
45
Feſtigkeit 2 5) ;: allein der Muth , nicht aufzugeben , machte gleichwohl, daß er noch nicht fiel; daß weder Frankreich noch der Saiſer ſich getraute, Krieg wider ihn
zu erklären ; daß die Herzogin von Savoyen Seide, Leinwand und köſtliche Kleider für ihn zuſammenrafter und Galeazzo neuen Werbungen , wie ſonſt ,. den Durch
paß gab , auch Geld und Waffen ihm nicht verſagte 216). Dem Unglück troben, iſt groß ; aber unweiſe, die Maßs regeln durchſeßen zu wollen , wodurch das Unglück kam . Nach der Schlacht wurde Granſon 217) und der nach Neufchatel führende Paß 218) , nicht aber Karls Heers firaße, durch die Clauſen von Joigne und Leſclés , des feßt; als ob man den Herzog ferners dahin leiten wollte, oder weil die gebrochenen Burgen wieder haltbar zu mas chen nicht ſo ſchnell möglich war. Auf die Freygrafs
ſchaft wurde , als zu Lille Jahrmarkt war 219), und bey
der Landwehre zu Granges 219 b) , aus derſelben auf Sundgau , während einem Hochzeitſchmauſe zu Dattens ried 22 ), immer mit Vortheil der Schweizer geſtreift. Die Hilfe der Deutſchen Städte wurde durch ein faiſers
liches Berbot gelåhmt 22 ).
Seit Karl gedemüthigt
215) Niclaus von Campobaſſo , der ihn verrieth (und Vorwand ſuchte), tlagt über ſeine alverderblichen folles obſtinations; N. 212 .
216) Schilling.
217 ) Wattew yl: mit 1000 Mann ( unter I. F. von Millis nen) befekt. Jrrig Wurftifen : man habe es verbrannt. 218) Ueber die Verrieres ; 1800 unter Heinrich Matter, Zu Neufchatel 800 unter Dittlinger.
May .
219) Durch Baſel, Mútrpelgard und die Leute von Clerval. 200 ,, gute leute" wurden gefangen , doch wohl gehalten und um laſegeld frey .
Edlib a ch.
219 b) Wo 200 Burgunder lagen ; die Beratung von Ericourt ſchlug fie .
Eb. der .
220 ) Die Schweizer eben am Eiſch , waren bald auf, und von 40 Feinden entfamen 10.
Eb. deri.
) Münſter, Kofinographie B.3,Cap. 117. 221)
es
V. Sud . Erft
46
tel
Capi
. 、
scheinen mochte , ſuchte Friedrich , ſo wie der Papſt 222), entweder den Krieg beyzulegen , oder die Maßregeln der Eidgenoffen zu verzdgern 223). Sie fürchteten die ules .
bermadio Frankreichs und den Schweizeriſchen Trots. Aber alle Burgundiſchen und Niederländiſchen Beratuns gen und ihre Artillerie in Bewegung , Karl mit mehr als
anderthalbhundert Stücken und mehr als rechszigtau. rend 224) Mann umgeben , vol wüthender Streitbegier, Romont voraus und ſchon wieder Herr feiner Wadt,
Savonen , Italien , fúr die Herſtellung des Serzogs thätig , hinderte Bern 1, fich einſchläfern zu laſſen . Sie erließen an alle Birger und Ausbürger ein Aufe gebot , wie in den Tagen vor kaupen 22) , wo in einem Hauſe neben dem Vater ein erwachſener Sohn , oder wo zwen Brüder reyn , ſoll der eine auf fenn zu Behauptung der Stadt Murten , Vorburg von Bern ; und an alle
Unterthanen , auf beſtimmte Zeit mit Waffen , Geſchůt und Vorrath auf einen Monat in Bern zu erſcheinen .
Da wurde auch der Altſchultheiß Sadrian von Buben berg , Ritter , welcher als Burgundiſchgeſinnt auf ſeinen
kandfig nach Spiez entfernt war 22) , von ſeiner Zunft 229) Durch den Cardinal Legaten von Pifa , Friult , einen luccheſer ; Don Calin et, und Remy diſcours des choſes
advenues en Lorraine. Man vereinigte ſich endlich , dem les gat einen Tag zu geben , der aber über die militäriſchen Bes wegungen ſich zerſchlug ; fch ud i. 223 ) Schreiben deren von Bern , wie der Doctor Gers win Heßler (welcher Colniſche Domherr auch vor einem
Jahr für den Staiſer init sari unterhandelt) und Heinzmann von Rechberg fie haben irre führen wollen ; bey Stettler 251 ,
224 ) Die meiſten ſprechen von 100,000 ; wir folgen der gerin : gern Zahl aus allen Grinden.
225 ) Th. II , 174 nach der neuen Ausgabe , und iſt jenes nach dieſem zu beſſern .
226) In Folge der Dinge , Ch. IV , S. 689 f. erzählt.
1
Geſchichte der Schweiz:
47
für das Båterland aufgemahnt. Als der Held in die Stadt fam , erkannte jeder in ihm den Feldherrn. Alſo ſchwur die Gemeinde , Murten unter ihm zu behaupten, Schultheiß und Rath , ihm nichts nothiges fehlen zu
laffen 227). Anderthalbtauſend Mann von Bern zogen aus ; Freyburg fandte Wilhelmen von Affry mit achtzig Mann.
Sie , diere Stadt , ſelbſt wurde von tauſend
Eidgenoſſen bereßt, welche Hanns Waldmann von Zürich , den ſie wegen der Vortreflichkeit ſeiner militäriſchen Dus gend alle als oberſten Hauptmann ehrten , in der ges naueſten Striegszucht hielt.
Waldmann , finnlichem
Vergnügen ſonſt nicht feind , ſtårkte das Volk auf den entſcheidenden Tag durch Religion 228) und ernſte Ord. nung 229); durch Streifzüge hielt er daſſelbe in unaufa hårlicher Bewegung. Die Reiſigen von Deſterreich uns ter Eptingen , die gutwilligen Straßburger , welchen der Neid des Glücks am Tag von , Granſon Ruhm verfagt,
wichen nicht von den Schweizern ; legtere Stadt ſandte
freywillig ihre Büchſen 230 ). Da kam der Herzog Karl mit erneuerter Macht und start zu
Sofnung aus den unverwahrten Påffen über Orbe durch Lauſanne. die Wadt nach Lauſanne; bieber ſtrømte alles Wolf, das von Gent bis Napoli auf war , reinen
Krieg zu thun 231).
Sieben Wochen lag er das
227 ) Bullinger. 228 ) Eben der ſo , wie viel man gebetet.
229) Sie taten fein unzucht weder Frowen noch Mannen ; Schilling.
230) Fenes Bullinger , dieſes Schilling.
231 ) Am 9 März brach er auf, nur ſieben Tage blieb er zu Nozeroy.
Die Chronik N. 212 und Comines ( jene hier
offenbar aus Berichten eines Kaushofmeiſters oder ſonſt naben
Zeugen) ſtimmen damitüberein . Man wil es nicht glauben, weil der Herzog in ſo kurzer Zeit ſich nicht wieder hätte vers ftárten fönnen .
Gut ; auch tamen die Berſtdrkungen erft
nach Lauſanne, und Menſchen , wiſſen wir , hatte er nidyt viele eingebüßt.
Er kam nach Pauſanne in fünf Tagen .
V. Such .
48
felbft 232).
Erftes Capitel .
Mehr durch dieſe Freunde , als 'vor und
nach durch Schweizer , wurde die umliegende Landſchaft,
unter den grauſamſten Mißhandlungen aller Stånde, Alter und Geſchlechter , ausgeraubt , ſo daß , wer nicht in die Alpen entwich , die einzige Wahl zwiſchen dem
Bettelſtab und Hungertod hatte 23).
In den Oſterfeyertagen , welche er herrlich be. gieng 234) , erſchienen vom Augſtal her viertauſend foms barden , welche ſich in den Venetianiſchen Staaten für
feinen Dienft geſammelt hatten 234 b ); in den Påſſen des Bernhardsberges fanden ſie die Männer von Walis, welche ſie bis zum Spital verfolgten , viele Hauptleute und Edle , überhaupt ben anderthalbtauſend Mann ers ſchlugen , und viele Gefangene machten ; wer im unwege ſamen Gebirg Rettung ſuchte , fand in Eisſchrůnden oder durch Sunger den Tod 235 ). Die Oberhand war
bey den landeskundigen 235b). Unter Anton von Drin, 1
232) Eigentlich bep dein Nonnenklofter Bilars vaur ( villarum
vallium;; des Official
von Lauſanne Bericht
vom 22. Oct. 1,476 .
233 ) Eben derſelbe nad öffentlich aufgenommenem Merhör.
234) Uin 6. April kam ein falſerlicher Botſchafter ; mit dieſemu, den aitirenden Prälaten , dem legat , Friedrich von Tarent und vielen anderen Großen aß er an dem Dfterfeſt, und waren
vier Schüſſeln mehr als ſonſt (4 plats de cruë) ; N. 212 .
2346) Barel an Erfurt N. 135 : Graf Zcatalant (welchen ich noch nicht erkenne) habe dieſelben geführt, und anfangs eine fleine Walliſer Beſatzung zwiſchen Bagnes und Entremonts überraicht, aber dieſe nach 2 Tagen ſich gerochen .
235 ) Edlibach ; der S. Galler (ieder Wuliſer habe 18 Fl. erbeutet ); Simler, Valefia 143 ; Stumpf 622 f. mit guten Anmerkungen.
235 b) Wir übergehen , wie auf den Palmſonntag funfzig von Sanen zwiſchen Alijo (Aigle ?) und Billeneuve vor 2000 Feins den , die ſie überraſcht , nicht geflohen ſondern 24 Sůraffiers, .
auch den Sohn von Torrens , crſuylagen , die übrigen vers ſprengt; wie die frcyburger Uttalans verbrannt ( Baſel an Erfurt N. 135) , wie fie Chatellard gebrochen ; und wie
Gefchichte der Schweiz,
49
Gubernator zu Nizza , zogen von Savonen viertauſend Mann auf die feindliche Grånze; dieſe wurden von den Freyburgern theils verſprengt, theils niedergemacht 23 ). In Romont felbft vermochte eine ſtarke Befagung die Abbrennung der Vorſtådte nicht zu hindern 237). · Kaum hatte ſich Karl wenige Stunden von Lauſanne entfernt,
ro zog Niclaus zur Kinden , in Oberfibenthal Berniſcher Landvogt , mit ſeinen tapfern Reuten und den Männern
von Sanen auf die Städte Vevay und bey dem Thurm du Peyl, welche den Savoyern und Staliånern Vorſchub geleiſtet ; welches mit dem Verluſt ihres Eigenthums,
dem Tod aller waffenfähigen Mannſchaft und einer gång. lichen Zerſtörung belohnt wurde 238). Dhne Furcht", ſo lang Einigkeit und Ordnung nicht Scriegøvrdos fehle , beſchäftigte ſich der zu Lucern verſammelte Tag der nang. alten Eidgenoffen und niedern Bereinigung nur mit An.
ordnung der jedem zukommenden Rüfung 239) und mit Båndigung wilden Muthes. Jedem Hauptmann wur. den Råthe 24u) , jedem Banner vier Mann zugeordnet , die von £ affers , da ſte Gran Gotis ( Grangettes ) gerffort, Romonts Skåraſſiere verſprengt.
236) Ált , mit Guichenon und Heuter einſtimmig. 237 ) Schilling.
238) Mit 800 Mann kam er , fand soo , deren nur acht ver: mochten , rich zu retten ; Ulte , Weiber , Stinder , Prieſter wurben , friegsrechtmaßig, verſchont; die landſchaft um sooo
Pf. gebrandſchaßt. Feder feiner leute habe , außer Zehrung,
sechs Pf. 'gewonnen (daß alſo die Beute oder ein Theil der A
Brandſchabung mohl in die Stadtcaſſe fiel); Stilling.
939) Von dieſem Tag , Mt. nad) Oculi, 17 März , iſt der wb schied bey Wurfiſent. Don Erzherzog Sigmund werden
tauſend Schußen mit Handrohren begehrt.
Sonſt war bep
Grunſon bemerkt worden , daß der Feind mehr die Spieße als Büchſen gefürchtet (N. 249b). Bermuthlich weil die Eidges noſſen mit jenen beſſer umzugehen wußten ! 240) Welche mit ihm ber dem Feldhauptmann Den Striegsrath bildeten ; , Rath und Hundert ." V. Sheil. .
V. Buch. Erſtes Capitel es , wenn der Bannerherr ſinkt , empor zu halten ; huns dert vor, eben ſo viele hinter daſſelbe, zu ſeinem Schirm .
Das Raubgefindel, genannt Freywillige 24 ), wird nicht mehr geduldet. Jeder zieht aus mit Harniſch und Waffen , die er, ſo lang er im Feld iſt, weder Tags noch Nachts , je ablegt 242) . Unordentliche Wag
ſtůcke 243) , Zweykampf 244), Spiel , wovon Zant ents ſteht , und böſe Schwüre ſind wie Entfernung 245) oder
das rohe Geſchren im Anfang 246) verboten. Der Mann rückt in ſeiner Drönung an ; ein Wort an Gott ! als, dann die Augen auf , und der Arm unermüdlich 247), auf daß möglichſt viele Feinde fallen ; man will feine
Gefangene 248).
Wer die Flucht nehmen will, den
tödte der nådyſte. Wer auf der Flucht ergriffen wird, ftirbt als meineidig. Niemand beleidige das hülflore Ulter oder Geſchlecht, oder vergeſſe, in Kirchen und an Prieſtern Gott 1, des Kriegs Schiedrichter, zu ehren. Eine Mühle fod nie zerſtert werden.
Reinen Drt vers
brenne die Vortrupp , die Nachtrupp mag noch Speiſe ba finden .
Kein Proviant werde aus dem Felde ges
fahren , kein Stück Beute berührt; es hålt auf , macht Mißmuth , gebiert Streit , lähmt den Sieg und bringt Unglück ; die Austheilung fou obrigkeitlich mit Billige
keit geſchehen 249). 241
Es fol feine , Frybait " meunter dem Seer gelitten werden .
242 ) Er geh zu Sirchen , Rath oder Straß, ſoll er fin Sarniſch nit ablegen.
343) Auflauf oder Aufbrud .
244) Ben Leib ( Todesſtrafe) ſoll niemand kein Lodgefecht rachen , To lang man zu geld lage.
245 ) Daß einer ohne Urlaub aus dem Feld ziehe.
246) Niemand roll kein Geſchrev machen . 247) Er ſoll die Augen auf und die Hand hart zu thun , wader und niannlich einbauen.
248) Am Streit niemand gefangen zu nehmen , ſondern , ſo weit möglid , umzubringen.
249) Die Beuteordnung iſt ein Hauptartifel diefer Sriegsordos nang ; man war mifmüthig über das Benchmen bep Granſon .
Gerchichte der Schweig.
51
U18 der Herzog von Burgund rowohl aus Nieder: Scarl an der
land als Italien genugſame Verſtårkung erhalten 249.); Beer. um ſelbſt gegen Frankreich den höhern Zon wieder anzu. ſtimmen 25) , ließ er das ganze Heer auf einer flachen
Höhe ob Lauſanne zuſammentreten. Er überſah daſſelbe von einer erhabenen Bühne ; er , nicht mehr jener , wie
zu füttich oder Trier ; Verwirrung in ſeinem Blick; Blåffe entfårbte reine Wangen 250 6)b);; ſeine Stimme ſchien Ausbruch der beklommenen Bruſt, nicht ruhiger
Zuverſicht; fein Inneres war von Zorn , Haß , Berach . tung , Scham , wie zerfleiſcht; er haßte , verſchmåhte nun den Rath reiner redtichen Burgunder , fand Gefale
len an Welſcher Großfprecherey , ſuchte Wahrſager über die Zukunft und ſcheute ſich davor ; in der That außer
2496) Bon Gent famen thin 5000 Mann , lett auch die luremburger , 6000 fandte Ludwig von Bourbon , Btſchof zu Lüttich , 4000 auf Bologna der Bentivoglio ; Bern a n .
Straßburg , Srt. nach Reminiſc.
Schilling ſpricht
auch von Römern ; der Papſt war ſehr für ihn. 250 ) Der Sidnig meinte , Rom von der Theilnahme an Scarlo Geſchaften abzuſchrecken , ließ den Legaten (Julius ll , nach dieſem ) , der beſonders an Karln hielt , arretiren und bedrohen .
te Avignon. Sofort ließ der Herzog von Lauſanne aus ihm ſagen : wenn er den Legaten nicht augenblicklich losgebe und fich ganz ruhig halte , lo ſen' der neunjährige Stilſtand gebros chen . Dhne Antwort abzuwarten , ließ er von Macon aus Bewegungen inachen , und ſchien ſelbſt in lion den Sdnig ſuchen zu wollen ; der eilends nachgab. Aus der Inſtruction Marimilian 8 und marien , erzogeabuſch 12 Jung 1481 ; im Freſnonſden Comines IV, 55 .
350b) Nit wol gefurbet ; Miſſifenbuch Bern , ber Stetts Ier ; wo auch vorkommt , es babe rich in ſeinem Quartier ob Lauſanne in der Nacht ein teufliſches Gepolter bören laſſen ;
bierüber habe er ſich in die Stadt begeben. lekteres that er am 29. April ; erſteres mag veranſtaltet worden ſeyn , ihm die Einſamkeit zu verleiden , worin er ſich ſelbſt und anderen
immer unertraglicher wurde. Il étoit terrible * { es geas., at fe Lenoit ſolitaire ; Paradin.
52
V. Buch. Erftes Capitel.
fich , feit Granfon , fiir immer 25t), , Wahr !" rief er endlich , das Glück verließ ung jenen Einen Doch , tapfere Månner ! Ihr, vor denen 1, Tag ... , Frankreich bebt , ihr, durch die mein Schwager ficher ,, König von England iſt , durch welche Lüttich fiel , vor ,, deren Anblick Lothringen verſchwand , nicht wahr , ihr
,,wollt ihn råchen , euern Herrn , an dem Bauerntroß ? ,, Was habe ich der Schweiz gethan ? Wer hat Hagens ,, Bach ermordet , meinen Amtmann ? Haben ſie mir dent ,, Krieg nicht aufgezwungen ? mit Feuer und Schwert ihn in meine ruhigen Bande gebracht ? welche Gräuel, or welche Herausforderung unverſucht gelaſſen ? Sol ,, die Würde Burgunds , das Andenken meines Baters,
,, unſere Ehre vor den Vfifern , durch diefes rohe Volk ,, in Koth getreten werden ? Ben S. Georgen , ſie rolle nes nicht. Uuf, zur Rache; für euch wie mich ! I Nicht will ich mir etwas erobern. I
mein ganzer Sinn.
Uuf Ehre geht
Das Land rollen meine Freunde
ni haben ; in den Häuſern der Berner und Freyburger ; euer iſt, was 252),friedbrüch meine Krieger zus' bt, die wohnen Das ſie zur meineidigen 1,, rollen Tammengerau .
mlichen Verråther. Wohl auf; wir marſchiren . Bey S. „ Georgen , Wir råchen uns 253)." Sie alle laut : hoch lebe Burgund ! Serrlicher als je ſchien das Heer 254) ; doch
die innere Siegszuverſicht war nicht mehr im Volf 254 b). 251 ) Nach Comines. lui les eſprits de vie .
Paradin : La triſtelle eteignoit en
252 ) Es wird allgemein behauptet , er habe dte Stadt Bern
dem Grafen von Romont, Freyburg der Herzogin von Sas voyen , viele Sduſer und Herrſchaften der Edlen ſeinen Haupts
leuten verſprochen (Stettier u. a.) ; doch that er das wohl nicht in dieſer Rede vor dem Seer. 253 ) aus der Neufdy a teller Ehronit.
254 ) Eben diere , l'armée plus brave et grande que dovant. Die ,, ſeidenen Swarnierenen “ waren auch wicder da ; Miro rifenbud , oben . 2546) Sie waren moins gaillards , moins affectionnés ; Paras 1
3
din Bourg .
Gefchichte der Schweig.
53
Durch Kornfelder gieng der Marſch 25%) über mo marſch
nach Brur: rens 250 ) , Bioley 257) , dem Neufchatellerſee zu ; lang- ten. fam , der Herzog hoffte , die Feinde zu locken , wo land
und Leute für ihn waren ; doch die Ungeduld riß ihn bald Er beſchloß , über Murten auf Bern und Freyburg zu ziehen . Den Grafen von Romont fandte fort 258 ).
er mit neuntauſend Mann in die zwiſchen den Seen lie.
gende landſdaft , fowohl um Erkundigung 259), als weil er ſeiner Operation von dort aus mehrfach nützlich
reyn , dem Feind in die Seite oder den Rücken fallen, auch Rurten durch doppelten Angriff geſchwächt werden konnte. Die Hauptmacht folgte und kam nach Cugy 20 200), Peterlingen , Wivlisburg , den ganzen Raum füllend, Hadrian von Bubenberg , mit wo Aventicum war. ſechshundert Mann , ſtieß auf die Vorpoſten und machte
einen Gefangenen , der ihn unterrichtete. Sofort ſchrieb er nach Bern : ,, der Herzog von Burgund , mit aller In Reiner Macht, Miethstruppen aus Italien , Berrås
,, thern auch aus Deutſchland 26 ), ftehe ihm gegen über ; ,, Schultheiß , Rath und Bürger ſollen ſich nicht fürchs os ten , ſich nicht übereilen , follen die Eidgenoſſen ruhig .. erwarten ; er wolle Murten behaupten.
Er berief
die ganze Beſatzung und alle Einwohner von Murten , ſprach zu ihnen mit hohem Ernſt , und verpflichtete ſie
eidlich , alle und jede, waren es auch vornehine und in 255) Der fegat und Geſandte Surfürft Friedrichs von der Pfalz und Herzogs Galeazzo Sforza waren bey ihnı ; Extr. d'une , Anc, chron. bey Comin . II.
256) Nicht am See , wie oben gedachte Chronit fagt ; ſondern im Jorat.
257) Extrait N. 255. Acht Tage lag er bey Morens. 258 ) Or ça ! ces chiens ont perdu courage; me ſemble que devons les aller trouver. Neufdyat.
259) Quand ferez lå , nous ferez part de Vos nouvelles. 260) Eben derſ.
Ohne Zweifel das Cugy unter Staffib.
261 ) Ein Blagrer von Coſtanz, und ſelbft von Eidgenoſſen lans den ; Miſſifen buch .
V. Buch . Erftes Capitel .
54
Krieg oder Frieden bedienſtete Månner , wäre es endlich felbft Er , alſobald umzubringen , wenn einer ein kleins müthiges Wort håren laſſe.. Kriegsgeſellen , wachet! An Murten hångt das Vaterland ; nur Eine Bormauer
hat die Schweiz , unſern Entſchluß ! “ Die Eidges noſſon.
Durch alle Städte und Lånder von Freyburg , Bern, Soloturn , ergieng der Landſturm , und von den Hütten zur Seite des ewigen Eiſes , bis too die Aar in den
Rhein fått, floß Tag und Nacht das Dolf zuſammen Sofort Beregung der ben Laupen und
auf . Bern .
Giúmminen über die Sane führenden Brücken ; abgewors fen wurden fie nicht , ſo wie nicht verſchloffen die Shore von Murten , auf daß die Sicherheit offenbarer nur in
der Wachſamkeit ren .
Schultheiß , Benner und Räthe
waren Tag und Nacht verſammelt; überau Kandſchaf.
ter ; zu oberſt in der Stadt auf einem hohen Thurm eine
mit andern in Verbindung ſtehende Hochwacht 267); ſchnelle Reiter über Baſel nach Straßburg , Boten aus dem großen Rath an alle Eidgenoffen , , ro hoch und or lo theuer die Stadt Bern könne und moge , ben den er heiligbeſchwornen und ewigen Bünden ſie aufzumah. nen mit aller Macht, auf Einen entſcheidenden Tag 26 ), zu Erlangung ſchnellen ruhmvollen ewigen Friedens 264) und nie vergeßlichen Danks 205). Nicht weiter ſchrieben fie ludrig dem Eilften, welchem der Urſprung des Kriegs, der Bund , ihre Gefahr und reine Pflicht vor kurzem 266
lebhaft vorgeſtellt worden 20) ; fie hatten von ihm kein 262 ) Auf dem ſeither mit S. Chriſtophs Bild verzierten Churm ; Gruneris delic. Bern. 414 .
263 ) Auf dem ,, ümer und unſer aller geneſen und Verderben ftat. "
Dben N. 249b).
264) Die mahnungen bat Stilling. Sie wollen kurz „, furg Endſchaft machen .“ 265 ) Als lang , unſer Stadt Grund ftat, wollen wir es um úch und ümer Nachkumen verdienen ; N. 2496). 1
266) Bern dem Sonis , 1 Junn ; ben Stéttter.
Gerchichte der Schweiz.
35
Keer verlangt , aber daß er Savoyen bereke, dem Feind von dort her furchtbar zu reyn ; vergeblich : der König wollte Karin feinen Vorwand geben , daß er von den
Schweigern ablaſie; ben dieſen , hoffte er , fold er ſein Verderben finden .
In den Eidgenoſſen ſelbſt war nicht immer Einerlen Wille : der alte Bund im Hochgebirg war für die Frens heit ; von Staat, von Herrſchaften wußten dieſe Månner nichts ; nichts von einem Welſchen Helvetien, oder daß die Natur den Jura zur Landmark gereßt. Es iſt in ihrer Einfalt eine gewiſſe Scheu ; fie mogen fich nicht
mißbrauchen laſſen. Jetzt, wo die Alpen mit Dich bes reßt waren (beym Zug nach Granſon lagen ſie noch unter Schnee), war nicht jedem kommlich , in den Krieg zu ziehen. Da dachte wohl mancher, ob die Herzogin Jo. lantha ſo unrecht hatte , vor großen Planen der Berner fu warnen.
So wurde erſt unterſucht, ob Murten
weſentlich, ob es in dem Bund begriffen 267)? So hatte Karl Muße bekommen , ſich neu zu růſten 268). Als er in der furchtbaren Große ſeiner Macht neu vor ihnen
ſtand , und Bern , unverzagt 269 ), aber dringend , vom 267) Man ſollte es glauben ; denn in dem Bund waren die von Bern ,, mit al iren Burgern und ſo ihr Leben , Pfand oder
Eigen waren (ürkunde, 6 mdry 1353) ;" ſchon felt 19 Jahren war Murten mit Bern in einer „ nähern Bindnis
(Reu , voce Murten).
Wäre ſie ein Burgrecht geweſen !
In der Chat bezeugt Bern (in der Mahnung , auf Judica,
ben Schilling 315 ) , daß die Murtener über 200 Jahre in lieb und leid mit ihnen geſtanden ; der anfangs auf Jahre beſtimmte Bund zu ewigem Weſen gedichen , und von Bern
in den Bund mit der Schweiz mitgebracht worden (Ma hs nung , ſchnell am 4. hohen Donnerſtag, eb. baſ. 318).
268) Bern an Baſel , Mittw . v. Pfingsten ; ,,wir unſerm ,, begierlichen Willen gefolgt worden , ſo wären wir der Mühe nun entladen . "
269 ) Bern an Straßburg , Frt. 1. Ditern ; ſehr getroft über die mannhafte Beſaßung in Murten , die ſehr treflichen
Y
l V. Buch . Erſtes Capite .
56
Sag , zu taupen , der Sreu , der Freundſchaft , zu ihnen redete, war die ganze Eidgenoffenſchaft unverzüglich auf ;
vorerſt Wilhelm Tells Bolt , die Männer von Uri , jos gen unter Hannſen im Hof mit ihrem Landbanner durch
die nächſten Thåler den Bernern zu -79) ; durch die Hab. faren und über den Brünig , Unterwalden 27'); die allzeit růſtigen Entlibucher , voraus ihrem ganzen Canton 272) ; da fam von Grenerz Ludwig , der Graf des obern Sirs tenlandes ; willig folgten die Sanenleute ,
weit über
den Thurm Treym hinaus , für ihren Herrn und für
Bern 272,6); es féromte von den Ufern und Bergen des Thunerſees und von den hinteren einſamen Sofen krafta volle Mannſchaft mit der Stadt Banner von Chun zu. ſammen ; die Reiſigen von Aargau , doppelt freudig, weil der Krieg auch für Deſterreich war ; wetteifernd,
die Hargauer Ståste 27') ز;اunter Foſter, einem beſonders tapfern Mann 274), die Bieler , gewohnt von Alters ber , den Bernern zur Seite zu ſtreiten 275 ) ; aus den
Balſtaller Clauſen eilte mit zweytauſend Bafelern und Unfalten , die Begierde ſich ,e gap bato auf den Seino zu rüh. oken . "
770) Wurftifen , daß ſie die erſten geweſen. 271 ) Sie und Entlibuce ſind ( nach itri) die erſten genveren. 272) Daher auch Gtettler derſelben beſonders erwähnt. 2726) Er ſelbſt wurde zu Aubonne , Orow und Paleſieur von dem Grafen von Romont und Wilhelmen du Vergy , Ritter , angegriffen ; Revers als die Sanenleute ihm auf eigene
stoſten zu ziehen ; Grenerz , 8 Mars 1476 ; der Churm .
Treym war die gerdhnliche Landmark.
273 ) Erkldrung Bern an darau , Dergleichen ihr vers bundene Reiſige ferners nach ihren Stöcken (Militárcintheis
lung der Aarauer Bürgerſchaft) beſchreiben zu mögen ; Verena 1476.
274) Sonſt hatten die Bieler keine 18 Banner gewonnen ; Lehmann's Bisthum Baſel.
275 ) So erklärte ſich in dieſen Tagen Şanns von Hallmyl , als Softer ihn ben Sterzers fragte , wo die Bieler ſeyn ſollen ? Bern und Viel ſind iinmer Eins . “ Biel in ſeiner Uranlage .
Geſchichte der Schweig.
57
hundert Reiſigen der Ritter Peter Rot 27 ); es führte Graf Ludwig von Dettingen die zu Roß und Fuß und
an Zeug ſchöne Hülfe der Straßburger 277); es folgten die Elfaffer Stådte und von Vordersſterreich das drens
fache Aufgebot 278) ; vereinigt mit den Rotwylern , S.
Gallern 278 b) , dem fand Appenzell 378 c), kam , die Stadt Schafhauſen . Die theilnehmendſten Blicke zog Herzog Réné auf fich , den Karl aus Lothringen vertrieb . Fünf und
zwanzig Jahre alt, ſchón , anſtandsvoll, tapfer , gütig, weiſe , ſehr den Deutſchen und ſie ihm zugethan 279). Als er in ſeinem Unglück verlaſſen und arm zum König 276) 20urftiſen .
277) Außer den in Freyburg liegenden fandte Straſburg 300 Pferde, 400 Büchſenſchüßen , 12 Streitbüchren ; W.) Dettins gen war über die Reiſigen , Wilhelm Herter aber alle ; Hers mann von Eptingen führte die Hülfe der Biſchofe von Baſel und Straßburg ; Man .
278 ) Der Erzherzog ließ durd Graf Diwalden von Thierſtein verfündigen , daß , wer ,vorhin 10 gab , nun 60 Mann zu
1
1
geben habe ; Guillimann hilt. Aulir,
Uus Elſaß werden
ſonſt Colmar , Sletſtatt und staiſersberg beſonders genannt. Da war auch die Rhátiſche Mannſchaft , von welcher auf
Davos ein Verzeichniß liegt ; Campbell. Gundels fingen N , 171 ; 800 Helme , 2000 M. zu Fuß babe Sigs mund geſchickt,
2786) Ulrich Barnbühler mit 200 M .; Wetter .
Aber er
kam leider zwen Stunden n a d der Schlacht; şaltmcpere 278C) Der Appenzeller waren 600 ; Walſer. 379) De ftature moyenne et quarrée , néaumoins mince ; le nez un peu relevé au milieu ; yeux aigus ; chevelure noire, pendante ſur les oreilles ; parole breve et nette ; le ſens judi.
cieux ; peu curieux en ſes habits ; jamais oilif. N. Remy diſc. des choſes. avenuës en Lorraine , ſous le duc Réné ; Pont : a : Mouſſon 1605 . Der auch meldet , er habe dem
H. Auguſtinus nachgeſagt, un prince non lettré, eſt un âne couronné ; und in ſeinen Studien habe er ſich nicht an die .
9
Ueberlegungen , ſondern an die Quellen gebalten .
Ingenua
princeps bonus indole ; Blarrorivo L. 2. !
V. Such . Erftes Capitel.
58
nach lion gezogen , hatten junge Deutſche Kaufleute die
Lothringiſche Uniform 380) fich heimlich machen laſſen , um ihn am Thor als eine wahre Ehrenwache zu erfreuen : ſeither hatte ſeine ſterbende Großmutter ihm ſeidene Kleis
der und Geld gegeben 28 ') ; eine Zeitlang harrete er ben feiner Mutter auf die Winke und Wirkung der Zuſagen
Ludwigs 282) , bis die Herannäherung eines großen Lages ben Murten weit und breit alle Gemüther auf regte.
Da entriß fich René der klagenden Mutter ;
unter Bedeckung einiger hundert Franzófifcher Soldaten, die doch mit den Burgundern durchaus freundlich lebten,
ſtahl er ſich durch.
Seufzend warf eine alte Frau an
der Lothringiſchen Grånze ihm unter der Meffe ihr Spars
geld in den Schoß 253). Durchgehends wurde die ents ſtellte Würde verehrt.
1
Nachdem die Straßburger ihn
eine Woche bewirthet , fandten die Eidgenoſſen ihm eine Bedeckung 284). Vrele Lothringer , die das Haus , die ihn und das Land liebten , zogen mit ihm über Zürich
nach Murten 285). 280) Weiß , roth und grau . Dazu nahmen fie' Federbuſche und jeder eine Halbarde ; Don Calmet , Lorr.
281 ) Daria von Harcourt , Wittwe Antons , Grafen von Baudemont.
282) Jolantha von Anjou , Erſtgeborne tonigo Réné , Wittwe Ferri von Vaudemont des Zwenten. Sie lebte zu Joinville. Daß er gegen den stånig Mißtrauen libopfte, merkt man auch aus ſeiner Schreiben an die Eidgenoffen um einen Dag , II wegen Sachen , die ſich nicht laſſen der Feder vers
trauen “ (Straßburg , Mittiv. v. Auffahrt). 283 ) Des alten Walthers Frau ſtieß ihn an und ſteckte ihm in Gold 400 Franken fu : Monſeigneur, pour ayder à notro delivrance! “ Rem 1 und Calmet. man ehrte - an ihm, daß Er den gefehdet , vor welchein der König jegt noch zittere ; Rcmi 9).
284 ) Hundert Mann zu Pferd und Fuß ; Calmet.
285 ) 300 Pferde ; Graf Simon Becker von Bitſch , aus dem atten 310cybrúcidon Sauſe, ein thatiger Mann , begleitete
ihn (W. ) ; auch ſchlorien Thierſtein und Dettingen fich an ( Guillima 11 11 ).
Geſchichte der Schweiz.
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Die Stadt Murten , nach einer Feuersbrunſt beffer Belagerung
gebauet 280) , war mit Mauern , Thürmen,“ einem dop, Murten . 1
pelten Graben und jeßt mit Schanzen und Bollwerkery befeſtiget. Einerſeits iſt gegen Frenburg , laupen, Bern , ein von der Sane durchſchnittenes , maldichtes
Hügelland ; anderſeits ein See von nicht unbetrachts licher Liefe , defſen vormals weit großere Ausdehnung unwegſame, hin und wieder bodenlore Moräfte zurück. ließ 287). Gegen ivlisburg 8ffnet ſich ein fruchtbares Die Halbinſel, Korngefild in eine genugſame Breite. den Weinberg Miſtelach und ſeinen fruchtbaren wohlbes völkerten Fuß gegen den Neufchatellerſee, hielt Graf Romont in Beſit ; der Inſelgau 288), das Supers land 389) , iſt von einem vorzüglichen Stamm treuer und fraftvoller Bandleute bewohnt. Es gelüftete dem Grafen 290) , die weiland Draniſchen Güter in dieſer
Gegend 291 ) einzunehmen ; die von Cudrefin zeigten durch den Sumpf und über die Broye den Weg , ſo daß der , Fürſt unerwartet und wohlgerüſtet 29a) am frühen Morgen zu Ins an dem Weinberg war.
Auf das erſte
Zeichen der Wache erſchienen die Landleute beyderley Ges rchlechtes mit ſelbſtgemachter Fahne und allerley Wafs 286) Regelmäßiger ; man ſieht es noch ; der Brand war 1416 (leu).
287 ) Nun iſt der See nicht mehr ſo tief , der Sumpf trockener. .
288) Vielleicht nicht ſowohl von der Inſel im Bielerſee, als von reiner Lage zwiſchen den Seen , und aar , zil , Brone , Bis
bernbach ſo genannt ; leştere iſt von der Sane nicht weit ents fernt ; Sümpfe mochten die lage vormals noch infulariſcher machen .
289) Hobarii, die auf zerſtreuten Sofen thre über den Moraft gewonnenen Huben bauten . 290) So ſagte er Sonntag Mittags zu Staffis : Seroit ce bon
de s'evertuer à faire quelqu'entrepriſe ? Neufch . Chr.
291 ) Qui ſouloyent être à notre biau Oncle d'Orange. 292) Pie Pferde batte er zurückgelaſfen ; die bommes d'armes la lance au poing.
V. Buch . Erſtes Capitel.
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Fen 293) ro muthvoll, und Neuſtatt, Craſſier , die Måns ner von den fanderen , waren ſo bereitwilig auf , und
die Zilbrücke wurde von einem einzigen Neufchateller,
Baillodz, mit ſolchem Heldenmuth behauptet » 94), daß, nachdem der Graf etwas Vieh erbeutet , er zurück eilte und ſelbſt jenſeit der Moråſte feinen Standpunkt zu bes haupten vermochte 299). Da er fich zu ſchwach fand, für ſich etwas gegen die Volksmenge zu unternehmen , vereinigte er ſich mit der Hauptarmee. An demſelben Tag ordnete ſich der Herzog in dem
Wald ob fols 290 ), erſchienen mit mehr als vierhun dert 297) Zelten auf den Höhen gegen Morgen der Stadt Murten , auf der nördlichen Seite ben dem Moutils lier 298) , Graf Romonts Zwölftauſende, und an dem
See der große Baſtard mit dreyßigtauſend Mann. Die Stadt wurde (außer an Einem Ort , gegen den See) umringt ; kaum unterhielt Nachts ein kleiner Kahn Ver. Nach abgeſchlagener bindung mit den Eidgenoſſen. Vufforderung wurden drohende und verführeriſche Zettel 293) Broches de fer , fourches et tels baſtons qu'ils pouvoyent avoir.
294) Er war Vater des Verfaſſers einer von uns benußten Neufchateller Chronik. Zum Andenken bekam er eine goldene Siette , mit einer Medaille , welche ein Stachdichwein mit der
Innſchrift vorſtellte: Vires agminis unus habet. Haller , Schweiz. Můngcabinet, Ch. I, 11 .
295 ) Bergeblich verſuchte er e$ ſur le bled du Peregrand zwis fchen der Brone unb Cuorefin .
196) Wird auch Faoug geſchrieben ; ausgeſprochen : Romaniſch Foui Deutſch , Pfauen . Der Wald über dieſem Ort und Gurwolf, Rom. Courgevaur. 297 ) Der S. Galler : 400. Bern an den Birch of
ju Sitten , Mt. n. Trinit.: ob soo Zelten und Hütten . 298) Ein flicherdorf; einige ſchrciben Montelier ; welches wir in dieſer Entfernung nicht berichtigen fönnen.
Dieſer Ort,
einen Büchſenſchuß von der Stadt , lag vor ſeiner Fronte ; vom See bis an die Waldhiben , wo er ſich dem Heer an robloß.
Gerchichte der Schweiz.
61
in die Stadt geſchoſſen 299) ; hierauf durch Romont Sturm angelegt.
Es fiel durch die Burgunder ein
großes Stück Mauer 300); mit Siegsgeſchrey 30 ) lies fert fie an.
Aber die lebendige Wehr feſter und geſchick
ter Männer erſchien. Der die große Büchſe bediente, wurde aus der Stadt erſchoſſen ; durch den Tod von ſie. benhunderten der Muth gebrochen , und nach der achts
ſtündigen Arbeit das Eingeſtürzte Nachts hergeſtellt 302). In Ausfällen waren die Belagerten glücklich 303). Von den Freyburgern wurde Anton d’Orly mit dem Reſt ſeis
ner Savoyer vernichtet 304). Durch geſchickte Drdnung
+
verabredeter Zeichen wurde von der Neuſtatt, von Erlach
und den landeren Verſtårkung in die Stadt gebracht 30 %) auf daß bey der unaufhörlichen Anſtrengung dem unübers
windlichen Muth nicht endlich Leibeskraft fehle. Die Bur. 06) ), gunder, vol Ungeduld (der Herzog ſchmåhete bitter 306 verſchonten auf dem Lande weder Alter noch Geſchlecht.
Ebendiefeben zogen eilends an die Brücken , welche ber 299) Schilling: ,, Ihr Buren von Bern ( immer der Adels tols) gebet die Stadt uff; alle Sämmer möchten nit Gelds genug schlagen ,. daß ir damit erlöst wurdend.
Mir kommen
bald harin und wollend ůch uffhenken. Ihr Buren von Bern, ſollend bychten , denn ir mügend fein Entſchüttung han , und wir wollend ich all ertdden ." Die verführeriſchen Antrage ſcheinen mündlich gemacht worden zu reon .
300) Ale Thürme und die Mauer von der Stirche bls. an das Thor am See ; Neufch. Cbronie.
501 ) Ville gagnée ! 302) Dieſen Sturm , der früh Morgens anfieng (eb. Daſ.), halten wir für den am Di. nach S. Veit , Beſſen der S. Galler auch erwähnt. 303 ) Zwer bep Stettler. 304 ) Dunod. 305 ) Falloit paſſer par Mouſtier et Vuilly ; de la droit á Tor. nefloz.
Das Zeichen war feuer im Saal des Rathhauſes.
Neufch . Chr.
306) ,, Weſſen ſoll ich mich im Großen zu euch verſehen , da ihe ,, ein ſo faules Stadtlein mir nit gewinnen fönnt ? " Bul . linger.
1
62
v. Buch. Erſtes Capitet.
Gúmminen und Baupen über die Sane führen , um den Entraß abzuſchneiden 306b). Es war nur eine kleine
Schar, kein Banuer , kein Hülfsvolt an den Orten : aber der Landmann , im Pflichtgefühl unerſchrocken, aber der Pfaff zu Neuenek 1, an der Spiße ſeiner Gemeinde
zum Heldentod bereit , vertrieben den Feind 306 °). Stundenlang wurde zu Bern geſtürmt, und der Stadt Banner brach auf , über rechstauſend ſtart , an die
Brücken 306d) ; der Schultheiß blieb noch Deſto heftiger bonnerte , hørbar den Bernern , das Burgundiſche Belagerungsgeſchůt ; ohne Wirkung. Es hielt Hadrian von Bubenberg eine ſolche Ordnung , daß jedem Zufall beſtimmte Månner halfen ; kein Getümmel in der Stadt ; niemand redete von der Mauer , niemand, ſchien erſtaunt, an dem Tag , als Karl und Romont das gewaltige Heer mit Feldgeſchrey. und abwechſelnder
Spriegsmuſik die kleine Stadt sorbenführten. Sadrian, überwältiget , wäre mit ſeiner Mannſchaft gefallen , wie das Seer an der Birs : Karl ſcheute den Eindruck des wüchenden Kampfs. Den Sturm erneuerte er. Es war als wenn ganz Murten mit ſeinen verfallenen durchs lócherten Mauern von der übermächtigen Zahl niederges ſtürzt werden ſollte ! Mit einem übermenſchlichen Ges ſchren und Geraſſel der Waffen und unaufhörlichem Knau des Geſchüßes wurde der Sturm gegen die fiebente Stunde Abends begonnen , und fand die Beragung in ihrem ruhigen Ernſt. Als die feitern angelegt , als die >
306b) Bern an die Eidgenoffen ſchaßt ſie zu 8000 ,
die Chroniken 6000. Bern fügt die Bemerkung ben :
So
,, ſind ſie denn nun in unſeren alten erblichen Landen . “
306C) Das iſt, ben Man , der Angriff auf S. Gines , welches Wort nur die Hauſer ben der Brücke der Senſe (Singine) bezeichnet; nie war ein S. Gines.
306 d) Stettler u . a. nur ss00 ; In den Bucheriſchen Manuſcripten zu Bern werden 6305 genau angegeben. Halls wyl befehligte die Schar.
Geſchichte der Schweiz.
63
Graben gefügt, und von dem Zeug alle Bollwerke ers ſchüttert wurden , ſo daß wohl dem und dieſem der Wus. gang gweifelhaft werden mochte , war allenthalben Bus
benberg ; Bubenberg , der vielverſuchte Ritter , der Schultheiß , der Feldhauptmann , in feinem Munde Das terland , Heldenmuth , und jedem gab er reine Seele ; ſo daß mit Untergang von tauſend Feinden (viele wurden im Graben von Fußeiſen gefaßt; viele , die ihre Todten
wegbrachten , dieſen beygefelt, auch dieſer dreyſtündige Sturm ruhmvoll abgeſchlagen wurde , und Karl in die
åußerſte Berzweiflung gerieth. In Burgund ward Hadrian Ritter , als Jüngling dem Herzog einſt wohls bekannt, auch zu Bern Burgundiſchgeſinnt; aber der Privatmann mußue dem Bürger weichen. ,, So lang eine Über in uns lebt, “ ſchrieb er nach Bern , da er zehn Tage und Nächte mit ſeinen zweytau. renden gegen ſechszigtauſend gehalten , ſo lang in uns ,, eine Ader lebt , giebt keiner nach . "
Die Berner aber
fandten auf alle Straßen der heraneilenden Eidgenoſſen die allerbeweglichſten Bitten um die Beſchleunigung 307). Sie kamen , wie wir oben gemeldet.
Auch der größte
Theit der Beſaßungen von Freyburg und Welſchneuens burg begab ſich zum Neer. Endlich wurde Zürich mit banger Ungeduld erwartet. Einen Boten um den andern fandte feiner Stadt Hanns
Waldmann , ihres und des übrigen Volfs zu Freyburg 307) Eichudi: den fürſichtigen , frommen , wnſen Hauptlüten , Bennern und Rathen von Lucern (mut. mut. anderen) , ſo jez zu unſer Stadt Bern zichen , gar ſunders herzlichen Früns den und getrüwen Eidgnoſſen ſamt und ſunders : wir bitten
üwer herzliche trůw, ſo hoch das uß Srdften brüderlichen Ges můts gan mag ., ohne allen Uffenthalt ze vlen. Allerliebſten frůnd und Brüder , wdr folrich Rot nit an der Sach , wir wolltend ůch nit ſo ſchwerlich erſuchen ; aber es ift an bem End ; jobt uns je Milen , u. ſ. f.
64
V. Buch . Erſtes Capitel .
Hauptmann. Er ſchilderte, wie weit ſchon die Schanzo gráber an den Bollwerfen gekommen , wie unter der Erde
die Schwerter zuſammengetroffen 1096) , wie viele Thůrs me niedergeworfen , wie übel alles zerſchoffen , wie brens nend die Begierde , der Berner zur Schlacht, wie unauf haltbar nach einem Unglück das allgemeine Verderben, wie unehrbar wäre , die letzten zu feyn. , Dreymal ro
1, ſtark, als ihr ben Granſon ihn Fahet, iſt nun der Feind ! ,, aber er iſt unſer ; unſerm Schwert mag er nicht ents 3 ,, rinnen ; mit Gott , große Ehre wartet auf uns 38).“ Frůh am achtzehnten Junn machten ſie ſich auf, unter Hannfen Landenberg von der Breitenlandenberg drentaus rend Mann von Zürich ; die Thurgauer , die Sarganſer mit ihnen , die Aargauer aus Baden , Bremgarten , 1
Mellingen , den frepåmtern , zweytauſend führte Here Ulrich von Hohenſar. Schlechte Wege , unter beſtändie gem Regen , zogen ſie, zwolf Meilen in dritthalb Ta, gen ; ſo daß nicht weit von Bern in dem Krauchthal
mehr als einer 309) vor Müdigkeit hinfiel.
Ganz Bern
Man erwartete ſtundlich , aus genblicklich , die Schlacht. Alſo daß Waldmann die
war ir. Gottesdienſten .
Ankunft ſofort in das Lager melden ließ , Bern aber reis ner Mannſchaft auch kein Ausruhen laſſen wollte. Doch
Waldmann wußte , was gute phyſiſche Beſchaffenheit über den Muth vermag. Nachdem ſie ſich durch Nah. 307 b) Edlibach
308 ) Waldmann , åncr aller williger Aiptmann , an on gnädig lieb Herren von Zürich , uff Montag nach u. 5. Fronlochnamstag in der 7ten Stund nad Mittag , in dem 76. Jar ; bep den Eſchudiſchen Handſchriften . Das Schreiben verdiente wohl gan; hier zu ftchen. ,, Onddig Herren , fårdernd
,, Uch , daß wir nit die hinterften ingend ; hend ( habt) fein , Zwyfel , die låt find all unſer eigen , wir wend (wollen ) ſyy „, mit der Gotts Hůlf all ertóden .
Der ewig Gott und ryn
,, würdigi Mutter und al himmliſch Heer, geb.Glück zu üwerm ,, Ubzug. "
309) Viet Bolf ; Bullinger . Snilling : 600 mann , die aber bald ſich wieder ermannt.
65
Gerchichte der Schweiz 3
rung und ein paar Stunden Schlaf erfriſcht, ließ er, Nachts um zehn Uhr , aufblaſen .
Die Stadt war gans
erleuchtet ; vor allen Häuſern auf Diſchen mitzuneh,
mende Speiſen ; die allerinnigſten Bitten , Umarmungen, Wünſche; laut erhob ſich Kriegsgeſang 309 6).
Es war
eine ſehr finſtere Nacht bey beftigem Regen. Der Morgen des zwen und zwanzigſten Brachmo. Schlacht ben Murs nats dämmerte ; das Gewsle rohien fich zu verziehen ; te n zu Gúmminen hielten fte Frühmette. Nachdem ſie ſich durch einen guten Trunk gelabet und Waldmann fein Volt geſtellt, als nun die Banner zuſammenzogen, liefen
viele herben , ſeine vortrefliche Ordonanz zu bewun. 31
dern 510). Da erwachte in allen vier und dreyfigtau.
Penden (Zahl der Schweizer 311) ) die Begierde der Schlacht mit folchem Ungeftúm , daß das Morgenbrot von den meiſten verfchmåht wurde. Die Hauptleuterb) befchloffen , den Grafen von Romont durch nur ein Theil
des Seers und durch die landleute vom Inſelgau ?!? ) in Unthätigkeit zu halten , mit aller Macht aber auf den 3096) Aus Stettlers großerm Werf; man.
310) Da haben viele geſagt : ,, es iſt Martens wol werth eſin. " Bullinger .
311) Albrecht von Bonfetten und Nicolas Remo Ichaken wohl 40 , Baillods 50 , ver S.Galler 60000
Eidgenoſſen. Wir ſind,mit Schilling, Stettler, von dem Bericht nicht viel abgegangen , welchen Prinz Friedrich von
Carent, in Beyſeyn Comines , bem finig erſtattete : 11000 Piken , 10000 Hallharden , 10000 Schüßen , 4000 Reiſige
(Comines V) ; und wüßten eine größere Zahl als 34000 nicht zuſammenzubringen .
3116) Großen Untheil an der Ordnung batte Hanns Eſchudi, welcher das Landbanner von Glaris trug , des Geſchichtſchreis bers Großvater ; Erumpi , Glarner Chr . 311 ) Neufd. Chr.: ſie hüteten die Brona In Varberg 1
lag Peter Wyttenbach init 400 Mann von Soloturn und Biel ; Mann . V. Ebell.
E
66
V. Buch. Erſtes Capitel.
Herzog loszugehen . Die Drönung machten fie in dem Murtener Bannwald ; ein Sügel deckte ſie noch . Die Borhut übernahm Hanns von Hallwnl, Ritter , aus uralteni Aargauer Adel , Bürger von Bern , in blühen dem kraftvollen Ulter , Kenner der Menſchen und Waf fen , in den Kriegen der Podiebrade , der großen Hus nyade gebildet ; er , mit bloßem Schwert voran ; neben
ihm von Freyburg Fegeli und Wippingen 31 d); um ihn die Waldſtåtte, jene alten 311C) , Oberland und Entlis bach ; auf den Flügeln Reifige , in zwey Treffen unter Diwald ; unter Herzog Réné 312), Armbruſiſchůßen, lange Spieße 312b) , Büchſen 3'3). Es folgte unter 3111) Die Neufchat. Chr. nennt Hannſen Fegelt und Ru: dolfen von Wippingen.
Berniuthlich wie neben Bubenberg
Affrr und neben Waldmann Herter Hand ; eine gefährliche
Cheilung des Eominando, wenn Berſtand und Freundichaft .
Eiferſucht und Eigenfinn batten fönnen aufkommen laſſen .
3110) Das ganze Fußvolk der Vorhut führte Landainmanu Raşi von Schwng ; Cofat Beſchr. des 4 Waldſtettenſees. wont wohlte weislich die zur Schlacht herzeifrigften .
Halls
312) Daber , weil er in der Vorhut und im Streit einer der
erften war , geglaubt worden , man habe das Obercommando des ganzen Secrs ihm übertragen . Die Geſchichtſchreiber haben dieſe alte Zeit nach unſeren Sitten beurtheilt : überall wurde der oberffe Feldherr geſucht: viele ( relbſt Peter von
Biarru , Zeitgenolie) nannten den edlen , aber unerfahrnen , 25 idhrigen Herzog ; andere (mit Widerſpruch der Geſchichte) Wilhelm'en Herter ( Etterlin , Zeitgenoffe , und Wattes w 1) !) ; Guillimann und Kåberlin den Grafen von Chierſicin .
In Wahrheit commandirte der Gemeinſinn , To
daß jeder nach der gemeinſamen liebereinkunft mit befter Kraft handelte.
Der Lothringiſchen Reiterey geben andere eine,
unſers Erachtens , unſchickliche Stelle zwiſchen dem Gewalts baufen und der Nachbut.
Siehe unten.
312b) 4000 couleuvriniers, 3000 piquiers, 3000 alabardiers ; Calmet.
313 ) Flügel nennt Sullinger feften . Im übrigen vergebe der militariſche leſer die unvollkommenc Darſtellung ; wir ſind
nicht scwohnt , aus neueren Begriffen die Einfalt der Urkuns den kunſtmdßiger zu modein .
Geſchichte der Schweiz.
67
Hanns Waldmann der Gewalthaufe mit allen Zeichen und Bannern ſowohl der Eidgenoſſen als niedern Bereis nigung , in deren Rückſicht Wilhelm Herter , Haupte mann der Straßburger, das Commando mit ihm theil.
te 913b) ; taufend lange Spieße , Mordärte und Halla barden waren um die Banner , den Mittelpunkt 3-4). Caſpar aber von Hertenſtein , einer der vornehmſten zu Lucern ,/ den die grauen Haare gebietender , nicht ſchwa. cher machten , befehligte die Nachhut. Tauſend Mann recognoſcirten ; fie ſtießen auf die Vorpoſten. Der Herzog von Burgund , ' unausſprechlich erfreut ( geſtern wollte er den Feind ſuchen 315 "'S) ), gab das Zeie n , in Schlachtordnung zu treten . In tiefe Såulen geordnet 376) ſtellte er das Fußvolk reines Gewalthaufens der feindlichen Vorhut auf einem Ackerfeld entgegen ; auf den Flügeln Reiterey) 377) ; das Geſchüß, vor der Fronte , war bedeckt von einem Grünhaag , der nur
für vier Pferde Zugang ließ und einen Graben vor fich hatte 118). Der ganze Himmel wurde von ſchweren 3136) Albrecht von Bonfetten rest ihn mit Oſwald'en von Chierſtein über das erſte Treffen der Reiteren, deren ziens tes Herzog Réné geführt habe. E $ ift viel Widerſpruch in Beichreibung dieſer Sdlachtordnung; vollends at malt alles weit genauer als die Quellen.
Wir halten uns an die
urkundlichen Hauptſachen und innere Wahrſepeinlichkeit , gründe. 1
314) und auf den Flügeln von jeder 3126) genannten Waffe, auch noch 2000 ; Calmet. 315 ) Duclo $ Hift. de Louis XI, Livr. si
Ein Plagregen
hatte es verhindert.
316) Edlibad : er machtfin Ordnung und Spig. Ef ſcheint, er deutet hier auf den Vorſprung , welcher, nach Hanns Viol's lied (ein Lucerner , und gegenwartig ) zundchſt bep dem Ges fchůß , aus 600 Deutſchen beſtanden . 317 ) Sie ideint, etwas rückwärts geſtanden zu haben.
318 ) Worůbcr alle einig ſind , und was alle baben , darüber te nicht noth , Bemelſe zu geben .
V. Buch . Erftes Capitel.
68
1
) Ben bent Wolfen dunkel , es regnete nun fark 319). Eidgenoſſen wurde der ungeſtüme Muth von den Haupt: .leuten , bis die Zeit gekommen ren , verſchiedentlich auf
gehalten 520).
Zuerſt , noch im Wald , wurde dem
Herzog von Lothringen , den vornehmſten Hauptleuten , und, ohne Rüdeficht auf die Geburt 321), ſehr vielen 322)
würdigen Kriegern 323) von den Grafen von Thierſteint und Dettingen und Wilhelm'en Serter die Ritterſchaft ges geben ; die Umftånde nothigten hieben viel zu überſehen. Da ſie auf das Feld kamen , erblicktert die Schweizeria rchen Hunde , deren treue Wachſamkeit in damaligen Kriegen ſehr núßlich ſchien , die , welche der Feind hielt;
jene , viel ſtärker und wilder , überwältigten dieſe , wel. che mit großem Geheul zu ihren Herren flobens beyber Feitigen Kriegern ein nachdenkliches Spiel 324). |
319 ) Als wenn es nie aufhören wollte; Etterlin , er war zugegen .
320) Eben deri.: wie ungeduldig die Mannſchaft über das Ritterſchlagen wurde. Ellibachi man wollt nit langer beiten (warten ). 321 ) um debwillen , glaubt man , haben viele der hier erhaltenen Würde ſich nie wollen bedienen. In der That nahm allein Junker Caſpar von Hertenftein die Ritterſchaft wirklich an
(Etterlin ).
1
1
muß man in der That, glauben , daß der .
Stolz auf alte Pergamente über den Stolz der Erinnerung eines ſolchen Cages gieng ! 322 ) Schilling 300. Nur von Chierftcin 150 ; Wattes
wol. Waldmann , Rouf und andere follen die Ehre nach der Schlacht aus Herter's Hand empfangen haben. I
323 ) Don Bern Johann Friedrich von Müdinen , den wir bet Granſon ſaben ; von Pucern auch jener saßfurter , der ſich
felbſt pie den Feind überwand (Th. IV, 419) , und obſchon Auslander (ein Schleſicr ; Balthaſar's Merkwürd. Luc. Ch. II), feit drepßig Jahren thatenreich und in lucern Sere des höchſten Hauſes mar (Balthaſar's Erklar, des partis niſchen Gruudriſſes ) ; Albin von Silliuen , und wer wollte alle nennen .
324 ) Trchudi (ungedr. ) und die meiſten.
1
Gefchichte der Schweiz.
69
Ben Anblick der Burgunder befahl Hallwyl Halt ;' Pein Heer umgab ihn; er , mit Frohſinn ernſt , redete
und ſprach zu ihnen ; ,, Biderbe Männer, Eidgenoſſen, ,, Bundsgenoffen ! Hier find fie vor euch , die Mörder in eurer Brüder zu Granſon , zu Brie , die über euer Das ,, terland, eure Weiber und Kinder ju lauſanne Das loos geworfen . Ihr habt begehrt, euch zu råchen : in hier ſtehen fie , vor euch , Biele find ihr 3346). Bes my denkt , Eidgenoſſen , wie viele Feinde unſere Våter heute, an dieſem nåmlichen Tag , vor hundert und
o ſieben und dreyßig Jahren in der Schlacht bey Laupen ,, danieder gelegt.
Derſelbe Gott lebt noch , und noch
i, in euch derſelbe Muth.
Streite jeder", als wäre das
,, ganze Glück des Tages , des gemeinen Werens der ,, Eidgenoſſen und aller ſeiner Geliebten in feiner Hand
,, allein . Brüder, auf daß der unſern Våtern half, ,, heute auch mit uns ſen , fammelt euch ; betet ! "
fielen nieder , breiteten die Arme aus 525).
Sie
Indem fie
beteten , orang die Sonne durch die Wolfen in ihrer vollen Pracht vor ! Schnell der Feldherr auf, ſchwenk te hoch rein Schwert und rief : ,, Biderbe Männer ! ,, Gott will und leuchten ; auf! Gedenket eurer Weis . ,, ber und Kinder. Teutſche Jünglinge , wollt ihr den ,, Welſchen eure Geliebten preis geben 320, ?." Nunvor .
wärts , aber nichts überließ der Feld Herr wildem Feuer. 324 b) Daß die Zahl faſt gleich aber die Sdwelzer übermächtig waren , fann alsdann geſagt werden , wenn man des Herzogs
ſelbſtgeführtes Heer , wo der Streit entſchieden wurde , ohne Anton, und ohne Romont sdhlt. Von erferm möchte der Prinz von Carent ſagen , daß es nicht über 23000 eigentliche Streiter ftark war.
325 ) Mit sebogenem Sinie und weitgeſpannten Armen ; maqs fçrlicher Spruch von Herzog starel von Burs gundi (auf der Bible su Wien ). Einer (prach vor; Amen riefon alle.
326) Diere vortreflichen Reben haben wir nach erchudi's und Bullinger's Berichten ohne Zuſas geliefert.
V. Such . Erfte $ Capitel.
Indem er 'voran rúdte , ſprengte Wilhelm Kerter, Hauptmann der Vereinigung , an der Eidgenoſſen
Schlachthaufen 927) , mit dem Vorſchlag , gegen übers inachtigen Angriff der viel zahlreichern Reiteren das Beer durch eine Wagenburg oder einen Berhau zu
fichern . Bermuthlich wurde von der Leibwache auf den Höhen befürchtet , daß fie den Eidgenoſſen zu der Zeit in die linke Seite falle , wo das Geſchüß hinter dem Grün. haag ihre Fronte in Unordnung bringe. Stillſchweigen ; man fah verbiffenen Mißmuth. Endlich redete Felix Keller , Walomanns Freund , ein Züricher : ,,wollen die
,, Bundsgenoſſen , uns zur Seite , redlich ſtreiten , ro ,,mogen fie kommen : wir ſchreiten fort , anzugreifen , , wie unſere Altvordern ; künſtlich Ding iſt nicht unſere or Art. “ Sofort fuhr er dahin , und gebot , aufzu. marſchiren .
Die Burgunder, welche ſtundenlang 328) im Regen gewartet, ſchloſſen aus der Haltung des Feindes, der. felbe habe ſie aus ihrer guten Stellung locken wollen.
Da mehrere Pulverwagen und die Bogen der Schügen durch die Nåre ſehr gelitten , wollten ſie gegen Mittag in das Lager zurück , indeß vermittelſt einer plötzlichen !
Wendung 329 ) die Schweizeriſche Vortrupp die Lücke des Grünhaags bedrohete. In zwey Treffen rückten fie an , links Halwnl , der Gewalthaufe rechts , Her. tenſtein hinter ihnen , bereit aufalles . Alſo begann das
Burgundiſche Geſchüß zu ſpielen 330) ; ſo daß vielen 327) Oder Vorhut. In benden waren Züricher ; ben dieſer die in Freyburg waren . meiſten .
Die Sache iſt bey Bullinger und den
Dinod nennt Herter's Hartmann Fuſter ; durch
Verſtok.
328) Sechs Stunden ; Vollut.
Bis um die Mittagsfunde.
329 ) Dic waldichte Gegend hatte ſie bedeckt ; aus Dunod und der Natur zu entnehmen .
$ 30) Ucht (Bullinger), bets anderen 30 ( Viol) , auch 40 Schlangenbüchſen werden zumal gecannt.
Geſchichte der Schweiz.
71
Eidgenoſſen die großen Kugeln den scopf wegſchoffen, viele Reifige von Lothringen aus dem Sattel gewor.
fen 53 ), dem Herzog Réné ſelbſt ſein Leibpferd erſchoſ ren 32) , über dritthalbhundert Mann, ben hundert und
dreyßig des Gewalthaufens 3}}) niedergelegt , und bes .
6
ſonders die Lothringer von den Surgundiſchen Reifigen
in äußerſte Noth gebracht wurden 334 ).. Doch fuhren
die meiſten Schüſſe zu hoch , in die Bäume, hinweg über den Feind 335 ), welcher ihre Wirkung mit unaufhaltbar ſtarkem Schritt bald unterlief 336 ). Indeß an dieſem Drt für Karl nicht ohne Hofnung und mit geſammter Anſtrengung geſtritten wurde , umzog den Grünhaag eine von Hallwyl heimlich beorderte Trupp , fiel von oben her mit großem Geſchrey dem Feind in die Seite und erſchoß den leitenden Súdifenmeiſter, ivorauf Schrecken und Unordnung das Geſchüß in die Hände der
Schweizer gebracht. Aue Eidgenoffen entflammt ſpran gen in den Graben " 37), riffen , traten den Grünhaag nieder ; die Entlibucher , die Oberländer trugen mit ihren gewaltigen Armen die Schweizeriſchen Büdifen hin über , wandten die Burgundifchen , und nothigten den
Feind , reine Stellung aufzugeben 338) . Herrn.
Er zu ſeinem
Denn unangetaſtet ftand von Cour , levon bis
331 ) Etterlin hat es geſehen. 332 ) Rem 1); und daß er hierauf lang zu Fuiße geftritten . 333 ) Neufchateller Chronit, die hier am beſtimmteſten ſpricht ; en l'aſſaut des pols et des canonse 334 ) Das iſt die Moth , woraus Hallwyl den Herzog errettet. 335 ) Daß ucfte iuit großem Geräuſch auf die Eidgenoſſen fielen ; Bullinger .
336) Denn man gog izmermiche gar ſtreng vor fich , ohne Stilſtan noch Hinterſehen ; Etterlin. 337) Da gcreten ( altteutſch : durchſtachen ) die geinde ihnen la oder 12 nieder ; Edlibach.
338) Das Banner von Thun hat ſich dermaßen ausgezeichnet, daß der (duparze Stern des Wapens in einen goldenen ver wandelt zu werden verdient ; Rubin über die Thuner Hand: feſte.
3
V. * uch . Erftes Capitel .
13
zum Bec -le - Greng der Burgundiſche Schlachthaufe 939 ) unter dem Prinzen von Dranien und Philipp von Cres
decoeur , links am See der große Baſtard mit Adolphen von Raveſtein , rechts Karl , perſönlich vor der fronte, der Neapolitaniſche Prinz und ein Herzog von Somerſet bey ihm , die Beibwache , die tapfere Schar der Englån. der , die beſte Reiteren ; hinter Murten Romont , nun maskirt, wenn er aber Luft bekäme , ein gefährlicher Feind. Zu nichts wurde dem Herzog Zeit gelaſſen ; indem Hallwyl und nun mit Macht auch bertenftein die Höhen von Cour - gevaux reinigten , Lothringen rache.
vou 349) , und Greyerz, Thierſtein mit dem Fußvole 1
34
wetteifernd 4 ) , Waldmann aber mit dem Gewalthau. fen das Hauptheer zu feiner Faſſung kommen ließen , und Bubenberg fich nicht ſcheute , des Baſtard Antons fom. barden unter den Bäumen am See durch einen Ausfall in Verwirrung zu bringen 342) , Es hatte der Serzog
von Burgund in feinem wohlgeordneten großen Heer viele diefes Kriegs åußerſt unwidige Unterthanen , viele
Befoldete Ausländer , welche den furchtbaren Kampf
fcheuten 343) , zwiſchen benden Haß und Mißtrauen, eine überhaupt unglückliche Stimmung , und wenige Befehlshaber , welche nicht er beleidiget oder Konig
Ludwig oder Unglaube an Fein Glück in ihrer Treu er 339) man hatte nicht mehr gedacht, heute zu ſchlagen , ſo daß in den fernſten Theilen des Lagers mancher von der Flucht oder dem Tod ergriffen ward , phne zu wiſſen , was vorgieng ; Etterlin.
340) Portant grande haine et vindication au duc Charles et s'efjouillant d'en être temoin ; Neufchat. Cbr.
341 ) Ben ſie niederfachen , den hieb das Fußvolt in Stücken ; Eben daſſelbe , wenn ſie verwundet wurden, brachte ſie aus der Schlacht fort ; Bullinger.
Etterlin.
342 ) Es iſt hieran fein Zweifel ; Galiot von Genouillac , deſſen Rathſchlage der Herzog verſchmdht, hielt die 600 init ſeinen 200 lanzen eine Zeitiang auf ; Duclos.
343 ) Dlivier de la marche, Augenzeuge. Biarrit, Zeitgenoſe : Plurimus illi miles , ſed vi certare coactns. 1
11
Geſchichte der Schweiz.
73
ſchüttert hatte. Der Feind war einig für die Stadt Bern , und jeder für ſich 344 ), tecker , wenn er gelit: ten 345) , und , als zum Lod entſchloſſen , ganz. heiter und feſt 346). Entfchieden wurde, nicht weit von Karl ( der es Fehen konnte) durch ein åußerſt lebhaftes Gefecht,1 worin die Garde und vorzüglich die Engländer mit überaus großer Tapferkeit ftritten . Sie wurden durch den Vors theil des Ortes und die überlegene Wuth und Menge 347) .
zurückgeworfen , brachten in die Reiteren Verwirrung, in die Seele des Herrn das Entfeßen vor reinem Ges
ſchick , Flucht in das Seer 348). Und , noch Einmal fich ernannend , warf Somerſet die Grafen von Thiers ſtein und Grenerz , als zugleich Karl ihm auftrug , den
Rückzug des Fußvolts zu decken , und eine feindliche Kugel ihm den Tod brachte 349). Anderthalbtauſend 344) Blarry : Helvetios , propria rem pro tellure gerentes. Ei iam pro patria fortes, obltantia frangunt Caitra, viros .
ueberhaupt , in ordentlichen Zeiten , wo nicht ein großes Genie großen Seelen das Gleichgewicht hält, Optimus hic pro re , cui nomen publica , miles
Quisquis fuit , pro ſe et pugnans arisque focisque. 45) Eſt genti Helveticae mos, plus audere recepta Vulnera poſt , fulique ſolo poft damoa cruoris, So maht , nur nicht ſo harmoniſch , wie Duris ut ilex tonſa bipennibus.
346 ) Hinc faeti ad letum , et nudi in proelia currunt. Geminant animos mulgentque cruorem Non alio quam fi pererent convivia vultu. 347 ) Ihnen fehlte unterſtügung ; Gollut.
348 ) Do fieng man an , gråſelich zu fliehen ; Edith a ch . 349 ) Wir wiſſen , daß der lekte Herzog von Somerſet aus dem
ffônigshauſe von Lancaſter , Edmund , nach der Schlacht bey Denisbury) am 6 Mar 1471 enthauptet worden, und an dema ſelben Eag auf der Flucht auch Johann , fein Bruder , ges
fallen ; daß der Herzogstitel damals erloſchen und erſt 1498 erneuert worden ; daß auch Sarl Somerſet , natarlicher Sohn
von Heinrich , Edmunds Bruder , nicht bcn Murten fiel , rons derm 1526 ju Windſor ſtarb. Um zu beſtiminen , wer der
!
V. Buch . Erſtes Capitel .
74
Edle lagen erſchlagen ; Philippen von Grimberghi den reis chen vortreflichen Jüngling, hatte Karl fallen geſehen 35°). Als die Noth nahe fam, ſo daß Jacob von der Maes das ihm vertraute Banner oder rein Leben aufgeben mußte, wand er das Banner um ſeinen Arm und Leib und nahm
den Tod 35 ).
Um dieſe Zeit erſchien auf den Höhen im
Rücken des Heers ein ſtarkes Corps Hertenſteins 357b). Indem rank das Banner des großen Baſtaros ; es hatte ein Mann von Hasli daſſelbe gewonnen 35). Da fiel dem Herzog Karl fein Muth , es verdroß ihm der ' Schlacht und des Lebens , er wandte fich , breytauſend edle Scld war , welcher hier umgekommen , wünſchten wir ges nauer zu wiſſen , was mit Thomas , Heinrichs und Edniunds Bruder , geſchehen . Von dieſem leſen wir bloß , daß er jung
und unverheirathet geſtorben.
Sollte er ſich in Burgundiſche
Dienfte begeben haben , da er in England nicht eben ſicher Dieſes hängt mit einer andern Frage zuſammen , ob ivar ?
nämlich dieſe Engländer ben Murten ein von Start ſelbſt coms ponirtes , oder von fiinia Edward IV ihm gelichenes Corps geweſen ? In letterin Fall fönnte unſere Muthiafung nicht
Statt finden , und wäre zu unterſuchen , ob dieſer König etwa nach 1471 die Somerſetiſche Würde jemanden anvertraut, welcher , da er früh und unbeerbt umgekommen , der Aufmerk: famkeit Engliſcher Geſchichtſchreiber entgangen ſeyn möchte. Imhof hiſt. geneal. M. Brit. c. 11. Tab. XV . Bolton,
!
•
the extinct peerage of England ( London 1769 ) p. 260 fqq. 350) Seiner gedenkt Meyer ann, rer. Flandr. und Calmet. Wir übergehen den finderloren erſtgebornen des Connctable
von S. Paul , weil wir glauben , ' er fer ſchon bey Granſon gefallen . Zwer Cleviſche Pringen werden genannt , welche wir in den Geſchlechtregiftern bibber nicht gefunden . Der damas
lige Herzog hatte 63 natürliche Kinder ; nannte man reine Söhne Pringen ? So konnten leicht hier einige fallen , die in Geſchlechtregiftern fehlen. Montaigu , Maily , Bours. nonville , ſind bey Duclos genannt. 351 ) Pontus Heuterus.
3510) Weiterhin nitt Greperz den Weg nach lauſanne ab ; Ducios .
352 ) leonhard Moſcr.
Er ſchenkte es nach Zürich und bekam
dafür das Bürgerrecht ; feu .
1
Geſchichte der Schweig
75
Pferde mit ihm 353) ; ' er floh. Jenſeit der Wahlſtatt zerſtreuten ſich jene ; daß der Fürft, außer fich , ohne zu: ſprechen , mit kaum drenßig Mann 354) , Tag ung Nacht, am liebſten des Nachts , reitend an den Genfers ree fam 355). Auf dem Schlachtfeld aber bey Murten walteten
über dem verlaſſenen Heer alle Arten des Todes.
21e
Eidgenoſfiſchen Banner und Fahnen ergoſſen ſich ſtroms weiſe auf dem zwen Stunden langen Weg nach Wivlis.
burg 35) , und über dem Geſchrey : ,, Brie ! Granfon ! " wurde feinem Bittenden 357) das Leben geſchenkt. In der allgemeinen Verzweiflung beſchloſſen mehrere taus den fend 358) Kůraffiers 359) und fombarden 360) mdurch a weit hinein beſchilften See an Murten vorben zu dem Grafen Romont zu kommen. Dichte an einander 30) 353) So Ⓡeuter.
Ben guter Zeit , meint Bullinger, habe er die Flucht genommen. Der Unglückliche war ſeinec
ſelbſt nicht mehr mächtig. 354 ) Wo nicht gar mit nur eilf Reitern , wie Carmet meldet. 355 ; Es verdient Anführung , wie höflich der Haushofmeiſter in reinem Tagebud dicſes ſagt: Le 22 juin par fortune de guerre il fut mis en deroute ; tellement , qu'il convînt à ſes gens de
guerre , de ſe retirer , et à lui, de les ſuivre ; ce qu'il fit , en petite compagnie ; et vint au gîte á Morges , et toutes les proviſions de tous les officiers furent perduos.
(Im exır.
d'une anc, chron, beym Lengletſchen Comines t. II.)
356) Ja bis Peterlingen ; Etterlin und der S. Galler.
357 ) Alſo daß Sprichwort wurde ; ,, rauher als ben Murten .“ Biol ſagt , der Bund bat fein Berdrießen , als gegen dem Welſchen Blut. Aber andere ragen , überhaupt rey keiner von udel geſchont worden ; und eine Freyburger Chronit, daß auch nach der Schlacht einige daſelbſt crtränkt worden. Es war ein recht herzlicher saß , aus dem Schimpf bey Grans fon und Brie.
358) Einige 10 , andere 6 , auch 3000, 359) Von Raveftein's Corps. 360) Dieſe die meiſten.
361 ) Etterlin : 88 fab , als ob vil oven ( ichwarz Bogel,
V. Buch . Erftes Capitel .
76
ftanden die manner im Waſſer , als durch die Schwere
der Pferde und prächtigen Nüftung 362) der moraſtige Grund einsmals fank ; andere , durch Nachen und
Schufe der Stadt weiter hinausgetrieben , wurden plstzs lich von Tiefen verſchlungen ; ro daß von viel tauſenden ein einziger Kůraffier wunderbar fein Leben gerettet 363). Sie würden jenſeit Murten den Grafen von Romont nicht gefunden haben. Sobald über die Einnahme des
Grünhaages die erſte Freude erfchod 364), trug der Graf an dem Ausgang feinen Zweifel. Indeß er auf, packen ließ , befahl er , zwey , drenmal gegen die Stadt loszubrennen , um ſie mit ſich ſelbſt zu beſchäftigen .
Hierauf ſuchte er , fein Heer über die Broye nach Ståfis zu retten .
Ben Auflsſung des Hauptheers und Lagers lief alles Hofgeſinde , die Faufleute, die Weiber 36) in die zu Zoten in den Geen ir Wohnung hand) chrvuminend. Bullinger : rómlich Welt , ocß einer denken möcht, man könnt uff den Stopfen san wie uff einer Bühne. Andere vers gleichen ſie mit Enten , und erdhlen , wie man ſie gepiriet. Jene Vergleichung Etterling wäre nicht ſo paſſend ohne die 3talidniſchen ſchwarzen Haare. 362 ) Softbare Rüftungen , meldet Wattempt , fen zu ſeiner Zeit noch gefunden worden. Sehr viele mögen tief vers ſchlammt liegen , 1
363) Der gute Hafner will wiffen , er habe ich S. irſen vers lobet ; auch ren zu Soloturn ſein Harniſch.
Von einem gros
Ben Herrn (einige ſagen es fálichlich dem erjuge nach ) wird crzählt , nachdem auch er ſich gerettet , habe er einen Pagen erſtochen , welcher ſich dem Pferde an den Schweif gehängt, und ihn dadurch in Gefabr gebracht. Hievon wiſſen wir nichts authentiſches .
364) Nach der Chronique fcandaleufe (beym Comines ) hatte der Berzog von fotbringen ſchon zwiſchen 10 und ui ihr ihn vertrieben . Dieſes widerſtreitet unſerer genauen Geſchichte.
365 ) En place des précioſités de Granſon habe man dießmal, meldet der Neufchateller , 2000 joyeuſes donzelles ge:
Gefchichte der Schweiz.
77
angitooller Beſtürzung durch einander ; ſo daß viele im dicken Laub der Bäume 36) , andere in Backofen der benachbarten Dörfer , nur die Nacht zu gewinnen , an . bere durch die entblößten Brüſte Erbarmen geſucht; fie haben es gefunden 367). His über Wivlisburg hins aus 368) mochten der Erſchlagenen funfzehntauſend lies
gen 3093 ; Das ganze Seer war verſprengt.
Dhne An
funden . Das ſind die , welche unſere Chroniken ,, die thdrich : ten Wnber “ nennen ; andere waren mit ihren Männern da, oder trieben Stramwerk ; Bullinger.
Hier kann man auch
die Zwerge und Mißgeburten bemerken , welche dem in Gram verſenkten Herrn zu einiger Unterhaltung aus fremden fanden jugebracht waren ; Schilling. 366) Bev Faoug ; Etterlin.
367 ) Sy les laiſſerent ils courir, ſagt der Neufchatellet, und geſchab ihn tein Unzucht, verſichert Bullinger ; man ließ fie fürbaß paſſiren .
368) Bis dahin ,, ein grdulich Spectakel ; alles überleit mit toda ten Störpern ; " e b. derſ.
369) Jeder mußte begraben , was auf ſeinem Feld fag , und dem Schultheißen von Bern angeben , wie viele er fand. Golches meldet der S. Galler, irrt ſich aber , ivenn er die Zahl auf 28000 ſchatt ; ich ſebe aus einem Schreiben von Bern an eine (ungenannte) Gemeinde , welche mit ihrer
Hülfe ausblieb , daß ( Dienſtag n. Joh. Bapt.) die Zahl von den Bernern auf 10000 angenommen wurde. bendieſelben in demn Schreiben an Wallis (Mittw. v . Ulrici) melden , daß der Feind ſeinen Berluſt 15000 recine ( vermuthlich die
im See umgekommenen daber ).
Indeß weiß man durch die
Ausſage der bérauts et pourſuivans, daß 22700 herausges
bracht worden (Chron. fcandal., die genau ift). Nach dieſen möglichſt authentiſchen Angaben laſſen ſich die Berichte beurs
theilen.
Daß der Burgundiſche Geſandte am Franzöſiichen
Hof nur von 8000 wiſſen wollte, war eine diplomatiſche Lüge, und Comines , der fie erdhit , rechnet felölt 18000 ; der
Sånger Viol ftimmt mit ihm überein.
Bullinger , Eds 1
libach und andere ſprechen von wohl 30000. Ulles dieſes ſcheint vereinbarlich ; 15000 mogen geblieben ſeyn ; wer weiß
genau , ob der See 3, 5 oder 10000 gefreſſen ? Alsdann Romont's Heer , von welchein er nicht viele gerettet. Nicht ju gedenken der wohl noch großern Zahl deren , die nie wieder zuſammengekommen. I
78
V. Budh. Erftes Capitel.
führung , und als würden ſie verfolgt, Hohen ſie, wie Jeder konnte, durch die übelmißhandelte Wadt ; die Bur .
gunder , durch die Påffe, ſtahlen fich heim, ihre Furcht mit ihnen ; die Lombarden , welchen Wallis den Bern.
hardsberg verſchloß, flohen in die Stadt Senf ; da fie ſchreckenvol S. Gervais herunter an die Rhonebrücken rannten , wurden in einem Auflauf des Bolts diere abs
geworfen , jene als Unglückbringende Menſchen ers ſchlagen 370).
Zu Wiølisburg erwogen die Schweizer , daß der Graf von Romont , deffen Flucht ſie nicht wußten, ihnen in den Rücken fallen oder doch die koſtbarſte Beute entführen könnte ; ließen ab'von dem geſchlagenen Feind. Alſo wurde Romont ereilt , alles Geſchüß und fein gans ger Troß erbeutet , auch dieſe Schar aufgelöſt; er mit
ſehr wenigen entkam durch die Hülfe der Nacht 37'). Auf der Wahlſtatt vor Murten fielen die Sieger zum Danfgebet nieder. Hierauf ließen ſie alle militäriſchen Inſtrumente den Freudenſchal geben. Eilenbs Boten
mit fiegverkündigenden Zweigen 372) auf Bern , Frey. burg , in alle Städte und fånder, und bald verfündigte allgemeines Freudengelåut , bis hoch in die Alpen , den ruhmvollen Sieg. Von der Grenze bis Lion hatte König Ludwig unters
legte Pferde (um große Neuigkeiten ſchneller zu wiffen, hatte zuerſt Er Poſten verordnet) ; als der Herr von Bous
chage und Philipp von Comines , ſeine vertrauten Cåm. 370) Michel Roſet chron. 371 ) So Schilling, Etterlin. Mit nur 12 habe er fide gerettet ( chron. Scandal.). Doch das mag Berwechſelung reon. Von Stafis entfam er über Joigne; Dunod. 372 ) Zum Denkmal pflanzten die Freyburger auf dem großen
Plaß eine finde ; einen Sindenzweig trug der Siegsbote. Ebel , Schweizërrciſen .
Geſchichte der Schweiz.
79
merer, ihm dieſen Ausgang meldeten , gab er einen jeden zweyhundert Mark Silber 373).
Die Sieger bemachtigten ſich der Beute ; nicht gleich Beute.
jener Granſonſdien 374 ) ; jedoch war Ueberfluß an Pro . viant 375); eine zahlreiche, wenn auch nicht gleiche 370), Artillerie (der Herzog von Lothringen erfannte , Teine Kas nonen) ; lchone, zum Theil ſeltene Waffen 377); auf dem Hügel im Hauptquartier , aus beffen Mitte Karls künſtlich gezimmertes Haus 378) über das ganze Lager fich prachtig erhob , die Kriegscaffe , die Capelle 579), köftliche Geråthſchaften und Kleider , auch ſeine eigenen , Goldſtoffe , verbråmt und gefüttert mit Zobeln und Hers 384 melin 35 ). Es wurden über anderthalbtauſend wohls verſehene Gezelte und die reichgerüſteten Todten geplüne
dert 38'). Bey dem freudigen , fiegſtolzen Seer war die 373) Comin e $ im fünften Buch. Il avoit ordonné poftes ; aber hier verdoppelte er die Vorſicht. 374 ) Ein sfinderſpiel und Bettelwerk dagegen ; Etterlin.
375) Schilling. Daß alſo Dånod mit Unrecht geglaubt, es habe daran gefehlt.
376) Weil nicht nur aus oberen ' und niederen landen und * Pothringen , ſondern auch von alten Schlöſſern viele wenig brauchbare Stücke zuſammengebracht waren. Bericht Bern bey Stettler , 253 . Nach Nem wurden 63 erbeutet ; wohl nur die brauchbaren rechnet er.
377 ) Des engins non connus par deça, piques , couleuvrines, beaux accoutremenset armures ; chacun en ramalla ſon ſaoul ; Neufchateller.
378) Mit numerirten Balken und Bretern , ſo daß es auscinans der gelegt werden mochte. Das ift noch vielfdltig ben den Oberländern.
379) Der vergoldete Feldaltar kam nach Bern , wo Store ( Alpenreiſe 1781 ) ihn auf der Bibliothek geſehen. 380 ) Die Berner kauften ſie zuſammen und fifteten fie an Sties
chen ; Shilling. 381 Auch ſpottet Beit Weber im Schlachtlied bep Sdile ling : Bettler ſchalt der Herzog die Schweizer ; doch nicht
demüthis sehen ſie ; ,, ihr Bettelftab ſind Spieß und Glen .“
V. Buch . Erſtes Capitel .
80
Beuteordnung ſchwer in Vollzug zu bringen. Fröhlich empfieng Réné von den Eidgenoffen das Haus , die Ges råthe ſeines Feindes. Ein ſchøngemaltes Bild von Karl wurde in das Rathhaus von Murten gebracht 382). Die Hauptleute ließen einige Caſſen zu ordnungsmäßiger Theilung nach kucern führen . Sonſt wurde von jedem , fo viel er fonnte , auf Wagen geladen. Nach alter Art (ob jemand wåre , der den Sieg beſtreiten wollte) blies >
ben fie drey Tage auf dieſem Feld.
In große Gruben
warfen die Murtener das ertodete Heer ; es wurde mit ungelöſchtem Kalch , hierauf mit Erde bedeckt. Spås
ter , nachdem die Menſchen verweſen , hat man für die Knochen ein Beinhaus errichtet 383) ; ob diefes Denkmal
des fühnen Karls 184), diefe Erinnerung der Schlacht, Fürften etwa måßigen ., und Bundesgenoſſen in gleicher Treu erhalten möchte 385)! 1
382) Stilling. 383 ) Im I. 1480. Dieſes Denkmal der Straft eines vereinig, ten frenen Volks 1, verehrungsmürdig , wie die von Marathon, von Salamis , von Platåen , wurde bey dein Einfalt der Res volutionsarmee , ain 2ten März 1798 (am Tage der Murtes
mer Sdlacht , fchrieb man dem Directoire, und die Schlacht war am 22ften Juny ) zerſtört. Aber Bubenberg und Halls wyl , aber die Männer des Tages bep Murten haben bey den verewigten Helden ihren ſichern Sig.
384) D. 0. M. Caroli, inclyti et fortiſlimi Burgundiae ducis, exercitus , Moratum oblidens , ab Helvetiis caelus , hoc ſui
monumentum reliquit. So war die Inſchrift am Beinhauſe ; ohne Muthwil , ohne Erog ; der wahre Seld ehet den Feind ; er ſcheut die Nemeſis. /
385) Steh' ftil , Selvetier , hier liegt das fühne Heer , Vor welchem Lüttich fiel, und Frankreichó Thron erbebte. Nicht unſerer Ahnen Zahl , nicht fünſtliches Gewehr,
Die Eintracht ſchlug den Feind , die ihren Arm belebte. Lernt , Brüder 1, eure Straft: fic ift in eurer Treu.
Uch , würde ſie noch jest ben jedem leſer neu . .
Dieſe Verſe Haller's waren auch an dem Beinhauſe.
Wdre
die Lehre beobachtet werden , es fünde noch ; vielleicht eines барсу.
81
Geſchichte der Schweiz.
Um zweyten Tag nach der Schlacht ſchrieben die von Rücfjus.
Bern an die Shrigen im Feld 386) , entzůckungsvoll über den errungenen ewigen Ruhm 387).
Nun ,
ſchloffen
fie , ,, fehlt unſerm Glück nichts als Friede , ein feſter Friede. Nur Krieg bringt Friede , Schrecken der ,, Waffen befeſtiget ihn. Sebe Gott ung, Weisheit und .Kraft. Treue Brüder , auf ! Erinnert euch der blu. 1 tigen Anſchlåge des Savoyſchen Hauſes , der manniga falten Untreu von Genf. mo
Wenn werdet, ihr wieder
uro zahlreich beyſammen ſeyn ?"
Der Kriegsgemeinde
ſchien nur unbequem und überflüſſig , das erſchöpfte kand mit einem ſo ſtarken Heer zu überziehen. Um drits ten Tag zog die halbe Mannſchaft eines jeden Banners, voran die Nachhut mit Caſpar von Hertenſtein , hierauf >
Halwnl , dann von Zürich Waldmann , und viele andes re , mit eroberten Bannern und Fahnen , vielen Wagen
vod Beute und genommener Urtillerie, von dem Schlachtfelde heim . Sie fanden in der grünen Ebene
bey Búmpliz den Jüngling von Scharnachthal, des Schultheißen Sohn , an der Spitze der ganzen Jugend von Bern 388), freudig bezeugend , wie ſie die Rettung ihrer Våter und dieſen brüderlichen Sinn tief in ihre Herzen ſchreiben , und auf die Nachwelt bringen wollen . Die Stadt Bern, feftlich geſchmückt, bewirthete ſie zwep Tage , begleitete ſie weit , und nie brannte wärmer die
Zuverſicht und liebe der fieghaften Krieget.
Dem Hers
jog René wurden von den Eidgenoſſen Büchſen ges' 386) Gedruckt bep Stettler 261: ſtreng , fürſichtig, meis, I
lieb Herren , die Hauptſeut , getreuen Mitrdth und Bürger ! 387) Daß wir nit wiſſen , was uns von Gott löblichers hått werden mögen. Die ritterliche Ehre ſcheint ihr Gefühl beſons ders zu erregen. Es war in dieſer Stadt von Anfang immere fort ein eigener hoher Sinn.
388 ) Stalder , fragm. über Entlibuch, t . Il. Ueber Brics Bullinger. V. Cheil.
S
A
V. Buch.
82
Ertes Capitel.
ſchenkt 189), von allen Orten gefelte kriegsluftige Mann: ſchaft fich demſelben gu , et eilte , fein fand einzuneh.
men 390). Das Andenken dieſer Dinge ward båufig durch Uenderung der Banner verewigt39 ). Die Wadt.
zwolftauſend Mann zogen von dem Schlachtfelde in die Wadt, auf die Herrſchaften ihres Feindes Romont,
und weil Savoyen eiðbrüchig den Herzog unterſtüßt und wider die Schweiz Paß gegeben.
Augeincine Flucht
über den Eemaniſchen See , in und über den Surar o
daß das Ulter und Geſchlecht, ſo ſte ſchontén , die Geiſte lichkeit und wenige Vorſteher allein jammervoll ihnen entgegenzogen . Es wurde ' niemand umgebracht, viel
geplündert. Als die Banner' gu Moudon lagen , wurde ploßlich durch die Flamme der hohen Burg lucens 392) die Nacht erleuchtet; wodurch Bewogen , die Kriegsråthe zum Schuß unfer Liebert Frauen Stiftes zu Lauſanne
Boten - geſandt. Greyerz war zuvorgekommen , fein Raub in langen Zügen auf den Wegen feines Ger
birgs 393). Hier famen zu den Eidgenoffen die Gefandt fchaften von Genf, Savonen , Frankreich , um einen Friedenscongreß. Auch hörten fie , welchen Ausgang 389) Nicht , wie man geſagt, auf dem Golachtfelde die gange Artillerie ; berubichied Bern , anfangs Jult), ift ganz
deutlich : einige Büchſen begebrte er mit freundlichen Worten .
Die übrigen murden auf cinem Tag zu Frenburg
getheilt.
390) Partemque abduxit ab illis. Ab omni urbe aliquot. Plar. rorivo . Er kam bis Epinal ; dieſer Drt ergab ſich bei ſeinem
Unblick ; man hatte ihn todt geſagt ; -Wurffiſen . 391 ) Wir fahen cd von Ehun ; das von Baſel machte Herzog René auf dem Schlachtfelde geviert ; Wurfiſen. 392 ) Deutſch , Popſigen ; biſchoflich lauſannlich. 393 ) Stumpf S. 542 , bb :
Die Eidgenoffen haben icbod
ſelbſt auch ihre Leute nicht von den Kirchen abhalten können ; Schilling.
Geschichte der Schweiz.
83
die unweiſe Politik über die Serzogin Jolanta gee bracht 394). Der Herzog von Burgund war in Einem Ritt von Von dem
Murten auf Morges , am folgenden Tag nach dem Sas Herzog. voyſchen Städtchen Ger , nicht weit von Genf, gekom. men ; hier blieb er vier Tage 395). Romont fand ihn Hier. Der Prinz von Tarent kam nicht wieder. Dieren hatte Starl, wie viele andere , lang mit Sofnungen auf feine Erbtochter unterhalten ; Friedrich war ein ſchöner und geiſtreicher Jüngling, von ſeinem Koniglichen Vater prachtig ausgeſtattet. Schon vor dem Krieg bemerkte er , daß Karl durch gleiche Hofnungen Savoyen zu ge. winnen wußte ; 8á nahm er von König Ludwig einen
Paß . Doch hielt ihn der Krieg ; er ſtritt bey Granfon, vielleicht ben Murten ; den Tag vor dieſem Unglück er's hielt er von ſeinem Vater Befehl, fich zu verabſchie. den 39) . Ueberhaupt mußte Karl eine allgemeine Abs nahme feines Anſehens beinerken 397) . Er war in einem abwechſelnden Zuſtande von Wuth und. Ubweſenheit: oft ſaß er lang Tchweigend , in ganz vernachlåßigter Ge. ftalt 398) , ohne Speiſe, ohne Hunger ; dann ſprang er auf , knirſchend , fich raufend , fürchterlich den Seini
gen , vertraulich nur mit Campobaſſo, welcher ihn vers f 2 1
394) Von dieſem Zuge Schilling, Edlibach , Etterlin. 395 ) Bis 27. Jung blieb er , auf der Herzogin ffoften ; Rechs nung des Haushofmeiſter $ im Extr, d'une chron. ber Comines.
396 ) Comines ; Paradin (pour les dillimulations dont le Duc uloit à ſon egard).
2
397 ) Paradin etwas unboflich , après cette grande baſtonna Aber Dlivier de la Marche findet: ſelbſt , daß après telles rompures le Duc ne pût avoir que pecite obeyſlance. 398 ) ließ ſich auch nicht barbieren ; bts Angelo Catto , auf den , de.
als Italidner , er viel traute, ihn hievon abgebracht ; foniis nes .
84
V. Buch. Erftes Capitel .
rieth ; es iſt aufgezeichnet worden , daß er alle Unterhal. tung mit reblichen Dienern , ſo wie die Erhebung zu Gott verſchmåbet 398b). Wechſelweiſe brauchten ſeine Aerzte ſtillende und ſtårkende Mittel 399). In dieſem Zuſtand mag er gehört haben , wie die
Jolanta von Sas vonen.
Herzogin Jolanta nach jenem erſten Unglückstag den Cammerherrn Montagny an den König abgeordnet. Da ſtellte ſich ihm dar , wie viel ibre Briefe , ihre Schmeichelworte , die Savoyſchen Händel úberhaupt, beygetragen , dieſen Krieg , die Schande, den Ruin, ihm zazuziehen ; redete davon mit Unwille , int Bitters keit , zu Romont , ju dem Bifchof zu Genf, ihren Schwagern . Jener , ein Staatsmann , dieſer ein uns überlegter finnlicher Jüngling 4o) , aus Furcht, oder weil ſie ihr Haus wirklich noch an Burgund fefthalten wollten , gaben ihm den Rath , ſie zu prüfen , und nd .
thigenfalls nebſt ihrem Hauſe aufzuheben 400b).
Sie
tam täglich von Genf nach Geç , um ihn aufzuheitern. Dießmal gab er zu erkennen , daß er nachſtens abreiſen wolle , um ſeine Sachen wieder zu ordnen ; fie werde ihren Freund doch wohl nach Burgund begleiten ; das
ungeſchliffene Schweizervolt ren keine Nachbarſchaft für eine zarte Fürſtin und unmůndige Prinzen. Die Here zogin erwiederte , daß , was die Freundin herzlich 7 wünſchte, für die Landesregentin wohl nicht rathram 398 b ) Eben derselbe ausdrücklich. 399) Lui firent uſer en ſon manger force conſerves de roſes pour le rafraichir ; on lui bailla ventoules à l'endroit du coeur pour
lui en retirer le ſang; alors on lui ordonna du vin bien fort et ſans eau ; eben derſ. aus Comines , welcher bemerkt, er babe vordem nicht Wein , ſondern tiſane getrunken.
400) Homme leger et fort volontaire ; eb. Derf., nach Com is nes , dem er meiſtens folgt: und wir ſahen ihn im vierten
Shell S. 689 (doch auch 308). 400 b) Paradin , chron. de Savoys; die vorigen Citate find aus ſeiner Burgunder Chronit.
1
Geſchichte der Schweiz.
85
ware ; Genf durch den Strom und gute Mauern bedeckt, die Treue der Savoyarden , die geſte Montmelian , fiches re genugſam vor den Schweizern 40 ). Da gab er heims
lich Befehle.
Nach dieſein wußte er , ſie möglichſt lang
aufzuhalten. Das Land iſt hügelicht, hat viele Häuſer und Dörfer , auch das Korn ſtand hoch . Um die zwey. te Stunde der Nacht ſprengte Olivier de la Marche, der Burgundiſche Oberſthofmeiſter , die Heimziehenden an 402 ). Indeß Claude Ramonis , Marſchau von Sa. 1
vonen , der Qauptmann Caillant und viele andere vers
geblich widerſtanden , ritt Olivier mit der Herzogin das 402b ) ; andere brachten Prinz Karln ,1 ihren zwenten Sohn , ihre Jungfrauen , ihre Dienerſchaft; aber Gotts
fried Rivarol, Erzieher des jungen Herzogs , verbarg Philiberten in dem Getreide ; Ludwig von Villette lief mit Jacob kudwig , dem jüngſten Prinzen , davon. Das himmelhohe Geſchren erregte die Stadt Genf; man fiel heraus. Die Herzogin , in vergeblichem Jam
mer , wurde über Mijoux , durch viele rauhe Jurathåler endlich nach Rouvre , einem nahe bey Dijon : liegendent Schloffen gebracht , wo ihr nichts als die Freyheit fehlte. Der Herzog von Burgund , als der Oberſthofmeiſter wieder zu ihm kam 403), gerieth in den allerfürchterlidh ſten Zorn , und wollte ihn umbringen , weil Philibert entkommen war 404) .
Jndeß die Landſtånde Savoyens zuſammen eiften , das Haus und fand König Ludwigen zu empfehlent, 401 ) Guichenon. 402) Er ſelbſt : Moi etant & Geneve il me manda ſur ma tête que je prifle Madame de Savoye.
cr ; Duclos. 402b) Il la prit en croupe 403durch ) Malcommande, Oberft der Lambarden , beſorgte ben Zug Burgund ; Roict. /
404) Le Duc fit très - mauvaiſe chere à toute la compagnie , et >
principalement à moi , et fus en danger de ma vie ; de la
marde felbe.
1
V. Buch . Erſtes Capitel.
86
dieſer den jungen Philibert und ſeinen Bruder nebft Chambery, der Hauptſtadt, und Montmelian, dem Schlür. fel des fandes , in reine Gewalt bekam , und Jolantens langgeſammelter Schaß in die verſchwenderiſden Hände
des Biſchofs von Genf gerieth 405) , regte der Herzog von Burgund ſeinen unmuthigen Zug nach Salins fort 40). Der Herzog
Noch vor ſeiner Ankunft ließ er durch den großen
ju. Salins. Baſtard allen guten Städten von Burgund feinen Unfall, der jedoch nicht viele namhafte Männer gekoſtet habe,
zu wiſſen thun , und einen Landtag anſagen 407).
Die
geiſtlichen und weltlichen Herren und Gemeinden Burs gundiens begaben ſich nach Salins , wo in der Haupts kirche der Landtag durch eine zweyſtündige Rede von der Herzog felbft eroffnet wurde 438). Ausführlich ſtellte er vor , ivas er wohl ſich ſelbſt gemeiniglich vorſagte, wie gerecht und nothig dieſer Bertheidigungskrieg ren ; wie Hagenbad) und Romont die Schweizer wie ſeine Sjerrſchſucht alle Fürſten aufgereißt, ſagte er nicht; wohl ſprach er vom Nachgeben als von der abſcheulichs ften Schåndlichkeit , von fernerm Krieg wie von Ehre und Pflicht; als wenn ein unweifer Strieg ehrenthalben fortgeſetzt werden mußte , bis der ganze Staat verloren
ift. In der Hoheit feines ungebrochenen Sinns , als Karl der Kühne, trug er vor : ,, daß das Glück ſich bes 405 ) Quichenon. 406 ) Am 27ften bis Mijour ; 28 , über S. Claude nach More
ran ; 29, Poligno ; 1. Jul. , Arbois ; am 2ten nach Salins, wo er Idngere Zeit blieb ; Hausbofmeiſter.
407 ) Comple de Jean de Vurry (in den Mém. p. 8. à l'hiſt. de Fr. et de Bourg. , Paris 1729) : Johann von meiſilles
(ecuyer, panetier) ſoll belehren de la routure de l'armée de Mgr. le Duc , et qu'en icelle n'avoit gueres eu grande porte de
gens
de nom .
408 ) Von dieſem Landtag cradhlen alle Partenen : Edlibach ,
Bullinger, Campel , Dliv. de la marche, Dånod.
87
Geſchichte der Schweis.
or swingen låßt ;, wie die alten Rómer nach dem Unglück ben Canná die Glorie von Zama durch Standhaftigkeit erſtritten: auch ſein königlicher Stamm , rein herrs ,, licher Staat , ſie , die alten Burgunder , welche Rom or nicht gefürchtet, und freywillig den Franken beigetre. ir ten 1, und ſeine reichen , tapferen , gutwilligen Belgen, or feyn durch zwen mißlungene Cage nicht überwunden. In ihnı , dem Schrecken Frankreichs , füttichs Zerſtös
1. rer , dem Båndiger der Volksaufruhren , in ihm ſen ,, die Geſinnung, wodurch ſein Urgroßvater auch der 1. Kühne, fein Großvater der Unerſchrockene zu heißen v verdient, und die ruhmvolle Standhaftigkeit ſeines Vas
,, ters Philipp.
A
Er wolle an den Deutſchen ſich und fic
vi råchen ; fie , ſeine Burgunder , ſollten das große Volk rain den obern fanden , und nach ihaen eine Monarchie II genannt werden .
Hiezu begehre er die Stellung von
, vierzigtauſend Mann 4 ) , die Abgabe des vierten # Theils von dem Vermogen eines jeden . " Die Stån de bezeugten ihre Bewunderung ſeiner fürſtlichen Mann haftigkeit, und verſprachen , den Vortrag in Ueberles gung zu ziehen 40). Der Zweck , durch Begeiſterung
fie auf einmal hinzureißen , war verfehlt.
Solche Wirs
fungen der Beredtſamkeit find, relbſt im Norden 4"),
möglich, aber bey freyen Wölfern , oder wenn ein gros fer , das Glück meifiernder Mann , die Nation mit reis nem Geiſte zu beleben gewußt 412). utro , nichts Gutes ahnend , unmuthsvoll, erſchien der Herr in der morgenden Berſammlung : 1. Aus einem 409) In ſeiner Verzweiflung trachtete er nur nach großer Zahl ; /
zu den lieberbleibſeln dieſe 40000 , aus anderen Provinzen alle Waffenfdhigen : aber der Werth ſeiner Armee war hin. 410 ) So Wurfiien , der Form gemaß. 411 ) Nord iſt uns hier , was diſfcit der Siette des Europdiſchen "
Hochgebirgs liegt.
So nahmen es die Alten .
* 412) Wie Friedrich , den nach Seunersdorf nieisand verließ.
V. Buch . Erſtes Capitel.
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y,beffern land , von einem edlern Volk , rey er hinaufges ' ,, kommen , fie von dem Spott und von dem Sroß der
) 1
Schweizer zu retten. Wenn ſie das nicht fühlen wols w.len , po werde er ſeinen Siß in die Niederlande verles
„ gen .
Sie mogen alsdann dem Feind geben , was fie
w; ibrem Herrn verſagen , und um das , wofür Ruhm ir zu haben wäre, Schande kaufen. “ Nach vielen Vors :
würfen von Feigheit und Untreu gebot er zu reden . Der Sprecher antwortete : ,, Sein großes Gemüth in wi dem Feuer reines Muthes überſehe die Lage der Sachen ;
alles mochten ſie für ihn thun ; aber - die Blüthe
,, des Adels , die junge Mannſchaft rey zahlreich ausges me zogen , und nicht wieder gekommen .
Die Rüſtung,
,, die erſtellung habe dermaßen das Mark des Landes vigefreſſen , daß Landbau , innerer Aufwand , Geldvers si kehr , allenthalben aufgehört , und ſie nicht verbergen
vi kønnen , daß Hungertod Menſchen hinraffe.
Auch fie
11 gedenken feines glorwürdigen Vaters , deſſen erſter Ges ,, danke Sorge für fein Bolk geweſen .
Das Haus Burs
,, gund ſey groß genug , nicht nach fremden Landen zu
,, trachten , und ohne Erniedrigung ihre Bitte um Friede in žu gewähren. Die Eidgenoſſenſchaft rey nicht lånders ,, ſüchtig. Für die Landwehre würden ſie den Reſt ihrer ,, Kraft, nur wenige leider , etwa drentauſend Mann, aufbieten.“ Er hörte das , ergrimmend ; ſchwieg.
Hierauf ſchrieb er den Präſidenten und Råthen vom Niederland 4'3) : ,, Er , der Herzog , befinde fich wohl, g und rey růſtig zum Streit. Gegen die Deutſchen reny s, ihm etwas mißlungen ; hauptſächlich durch die Herz *! ). Ueberhaupt finde er ,, loſigkeit ſeiner Picarden 4 413) Au prófident al gens du conſeil à Luxembourg (So ohne Zweifel auch anderen) ; in den Mém. N. 407. Der Brief iſt von Salins .
414 ) Pluſieurs Picards , comme faux et déloyaux , ſe ſont rom traits en nos pays de par dela.
Gerch ich te der Schweiz.
89
,, ben Niederland wenig Theilnahme , Liebe und Ehrges ,, fühl, viele argliſtige Mißgunft. Es haben die oberen 1, Burgundiſchen Lande auf das großmüthigſte ihre
„ Selbſtbewachung übernommen , damit er jenfeit der „ Gränzen den Krieg , deſto kraftvoller führe 41s).
Sie,
n die Niederlander , begierig zu thun , was ſie wollen ,
,, mißgónnen ihm , über ſeine Feinde zu fiegen 416). ,, Feßt, ben ſeiner Ungnade und ſtrengſter Strafe, wolle ,, und befehle er , daß alle Ordonanzen auf fenn , alle ,, lehen , Áfterlehen und waffenfähige Mannſchaft, ohne einer auf den andern zu warten , aufbrechen und ,, ihm vollzählig zuziehen , um ſein Herzogthum Lothrin. 1 gen zu behaupten . " Auch fandte er Briefe- und Geld an die Lombardiſchen Hauptleute und Fürſten. Ein Fürft , im Ausharren groß , aber ausſchweifend in den Entwürfen , daher verderblich dem Land und ſich ſelbſt. In denſelbigen Tagen faß zu Frenburg in Uechtland, Lag zu volle drey Wochen , die herrlichſte Tagfaßung der Eidges Freyburg. noſſen : viele Helden der Murtenſchlacht als Häupter der Orte “ +7) ; die niedere Vereinigung ; Råthe des Erzs
Herzogs 478) ; der Serzog René mit ſeinen Freunden von Leiningen und Bitſch ; Geſandte der Surfürſten von Mainz , Trier , Pfalz; die Biſchofe von Baſel, 415 ) Afin que puiſlions tant mieux tenir les champs.
Wir
faben , was es hiemit für eine Bewandtnis hatte.
416) Vous ne querrez, fi non , que nous nous défailions de nos gens (der ausländiſchen Truppen ), afin que ne puillions regiſter à nos ennemis .
417)) Heinrich Gólbli, Bürgermeiſter von Zürich ;; Hadrian yon
Bubenberg , Wabern , Scharnachthal, Wilhelm von Dießbach , Caſpar von Hertenftein , Habfurter , Albin von Sillinen , Hanns im Hof , der Ammann Dietrich in der Fals den , Peter von Faucigny , Rudolf von Wippingen u. a.
418) Deren erſter Marquard von Schellenberg. Aber auch Wils belm Berter war ben dieſer Geſandtſchaft.
V. Buch. Erfte8 Capitel.
90
Straßburg, Senf , Wallis , Grenoble 4'9); der Graf zu Grenerj ; die Großen Savoyens 420) , und , hervor, leuchtend *
513 ) '1480 : Rudolf von Puternau , Ritter , verkauft der Stadt balb Grünenberg und Langenftein um 3000 fl.; Ansheim, Die andere Salfte Rudolf von Grünenberg ſelbſt ; Stetta ler , 281 .
1
234
V. Buch. Zweytes Capitel.
geehrten Stifts 514) weitläuftige Güter als Staſtvog. te 5's ) und Herren die son Bern erſchienen , wo Schloß und Stadt Aarberg aus der Arche des Brandes durch
Berns hůlfreiche Hand erſtand 516) , wo in Murten die Gerichte geſchirmt wurden wie vorhin die Stadt 57), endlich wo zu Neufchatel und in dem Valengin der Mark . graf und Graf Claudius 518) durch Bern der Herrſchaft,
ihr Volk der Freyheit ficher war , allenthalben der vers ehrte Name von Schultheiß und Rath , Dronung und
Gedeihen , långer als noch dreyhundert Jahre. ucberhaupt.
Das waren die acht Orte gemeiner Eidgenoffen des großen ewigen Bundes in Hochteutſchland ; vier und funfzig tauſend fünfhundert ſtreitbare Månner 519), ohne ihre Zugewandten ; ein ſtämmiges sz) , Teutſches Volt sar) , mit ſchönen Weibern und fren erzogenen Inas ben 52 %); ein Volk , welches reine eigenen Felder baus $ 14) 1480 Benedict Står als Nuncius an Prop it Seifter : Tragalter ; und freye Wahl des Beichtvaters.
515) Urkunde Sirtus IV , daß Bern den Propft reßen mas (ben F. R. Suter , Hallers Bibl. IV, 352 ). 1479 negocirt Stor zu Rom für Bern um der Prieſter , Chorherren und Caplane Pfrundlehen ; uns belm. urtunde 1484 :
das Stift unterwirft fich. 516) Schilling 1477. sin) Scultbeiß , Rath und Bürger mit Commiffarien
yon Frenburg, 4. Febr. 1479 : vicht vor , ſondern acht Tage nach zu Murten geſprochenem Urtheil dürfe appelirt werden. 518 ) 1478. Graf Elqudius von Aarberg , Serr zu Balengin 1
und Beauffremont, wird für Palengin Bürger zu Bern ; Stettler 277 ,
519) Go viele zahlt Albrecht von Bonſtetten ; ſeine Quelle iſt uns nid )t bekannt ; aber er war ein vornehmer, fleißiger Mann, welcher überal viele große Berbindungen batte und zu Einſidlen wie in einem Centralpunkt lebte. 520) Beſonders Landleute corpulenti, grollillimi; Bonfiets ten. Dben Th. IV, 225 .
$ 21 ) Auch in der Kleidung , veſtibus ſubcioctoreis; e b. derſ. $ 22 ) Paesi delicate vivunt,
1
Gerchichte der Schweizo
235
te $2) , fromm war 524), Feigheit bis in das dritte Glied ftrafte 52s), und auf die Ehre des Landes hielt 520) . Die Zier gekämmter Haare kam auf 527); der Ueberfluß an Mannskraft wurde nicht genau geſpart 528) , aber die Landammanne waren verſtändige Månner 529) , es war
Geiſt in den Alten 53).
Sie waren beſcheidene Leute,
und wunderten ſich , daß Könige fie ſuchten 53).
In den lånbern , von welchen Freyheit und Bund Partenung urſprünglich ausgieng, deren Einwohner auch nie hins ter Stadtmauern gelebt , waren der ſtreitbaren Männer
nicht viel über vierzehn , in dren oder vier Stådten ben vierzigtauſende 532).
Gene verſchloß das Gebirg vor
fremder. Gefahr und aller Ausſicht eigener Ausbreitung ; die Städte waren der Sefahr mehr ausgereßt, und noch füüte der Bund nicht bis an die natürlichen Grången das Helvetiſche land. Um ſo leichter wurde durch fremde .
Lift Eiferſucht hervorgebracht. In auswärtigen Sachen ſchien ländliche Einfalt ſtådtiſcher Bildung und Sprache 523) Wenig arbeiten die Weiber im Feld. 524 ) Gute Chriſten , ſelbſt im Strieg. Alles Bonfetten. 525 ) Wenn einer in der Schlacht geflohen. 526 ) Sicherheit der Straßen und ſie ehrten die Reifenben .
527 ) Criſpis cripibus , aurifriliatisque ( Haarlocken ? ) contra 51
iplorum priſcum morem .
528) Die Jünglinge ſehr der Wolluſt ergeben.
Bonketten
mochte allerley aus der Beichte wiffen .
529) Intelligentes.
530) Multum de fale babent. 531 ) Einer ſagte zu Felix Faber Hiſt. Suev. L. I : Certiffi ma plaga mundi et confuſio ordinis eſt , ut quaerant principes auxilium pauperum rufticorum . Prudentes eorum ( fügt saa ber bey) bene intelligunt incongruitatem illam ,
532 ) 20000 giebt Bonfetten Bern, Zürich 10000 , 9000 lucern. Da er Zug zu 2500 rechnet , glauben wir nicht ſehr zu irren , wenn wir für die Stadt zwep , für das Amt unges
fähr drev Sünftheile zähleo.
236
V. Buch . 3weytes Capitel.
kenntniß nachzuſtehen. 533) ; in Kriegen (die nicht immer und am wenigſten für ſie nøthig waren) die verhältniß. mäßige Menge der frenen Landleute durch dieviel gróa ßere ſtådtiſcher Bürger und Unterthanen übervortheilt, Wie , wenn ſie , überſtimmt auf den Lagen , der Erobea rungsfucht gar dienſtbar würden ! Dem vorzukommen ,
ſchien durchaus nothig , die Stadt kucern der andern Partey zu entreißen , und ferners keine Städte in den ewigen Bund aufzunehmen , Zu Bu derfelbigen Zeit bes müheten ſich die von Bern um die Aufnahme der Stadte
Freyburg und Soloturn , und giengen , wenn ſie vers fagt würde , mit Bürgerrechtsverbindungen um , welche gegen die älteſten Eidgenoſſen einem Städtebund Uebers gewicht gåben. Dieſes glaubten ſie der Selbfterhaltung
fchuldig , damit ſie nicht in ploßlichen ſchweren Kriegen von dem Willen launichter oder beſtochener Volksführer abhången. Ade Bündniſſe erfordern Gleichheit, nicht eben der Große , aber des Zwecke ; ihr Grund iſt redlis ches Vertrauen auf gemeinſamen Willen .
Als Glaube
an das Herz durch vorherrſchende Selbſtſucht noch nicht getilgt war , beſtand der alte Schweizerbund ; in der Stunde dieſer Verſuchung bedurfte er eines Mannes
gleich jenen im Rütli. Wenige Monate nach der Schlacht ben Nancy bald nach den Gewaltthåtigkeiten des tollen Lebens traten die Bürgermeiſter ,2 Schultheißen , Råthe und 538 meinden " ) von Zürich , Bern und lucern unter ſich
und 534) Gem und
mit Freyburg und Soloturn in ein Bürgerrecht, welches nicht den ewigen Bünden , aber allen fünftigen Derbin. 533) Die Herren von Bern , meldet Serr von Bonftet , ten , haben gut franzöſiſch geſprocen .
534 ) Welche zu dein bier folgenden der nächſte Anlaß waren. $ 35 ) Welder Ausdruck in dieſen Seiten wohl ſo zu nehmen, das die Bürgerſchaften zunftweiſe oder in einer Gemeinde verfams
melt, beſchworen , was ihre gewöhnlichen Reprdſentanten bes ſchloffen batten .
1
Geſchichte der Schweiz.
237
dungen vorgehen , und gemeinſchaftlichen Schuß zum
Zweck haben ſollte 595b). Dieſes hielten die Männer von Uri , Schronz und Unterwalden für einen Troß der Uebermacht , ritten in die Städte , und ſtellten es als
Beſchimpfung und Auflöſung der Eidgenoſſenſchaft vor . Beſonders erinnerten ſie die Lucerner , daß nach dem ewigen Bund ihre Stadt keine Verbindung eingehen dúrs
fe, welche nicht von ihnen bewilliget rey 536 ).
Die
Zuger und Glarner bemühten ſich , Vermittler zu ſeyn. )
Den Städten war nicht fchwer , zu zeigen , daß der
Bund ſolche Bürgerrechte buchſtäblich zulaffe 537) ; müh. Pamer dürfte geweſen ſeyn , ihre Uebereinſtimmung mit feinem Geiſte zu zeigen. Doch neu war das Andenfent der Verdienſte von Soloturn und Frenburg im Krieg,
des Tags , wo jener Stadt alle Eidgenoſſen Vereinigung verſprochen 538) , des Dags , wo deren Beſdhleunigung verabſchiedet worden 539 ) , und man gab zu bedenken, daß , -zwiſchen der Schweiz und fremder Herrſchaft geles gen , diefe Stådte keine Wahl als die haben , Bormau. ern oder die gefährlichſten Feinde zu feyn. Die Orte,
jumal Unterwalden, wo man Soloturn abhold war 540), wiederholten ben Zürich und Bern die Vorſtellungen ;. die Stadt Lucern bedrohten ſie mit unweigerlicher Ab.
mahnung. Jene fuhren in die Lånder , traten vor die 535 b) urkunde Frt. v. Urbani 1477 ; Edlibach.
Nach
dieſem wurde auch die Stadt Coſtanz beygezogen.
536) Bundbrief 1332 : daß auch niemiand unter uns rich mit ſunderlichen Eiden noch mit ſunderlichen Gelübden gegen
niemands weder uß noch inne verbinden ſoll, ohne der Eids gnoffen gemeinlich Willen und Wiffen.
537 ) Ganz ausdrücklich ; nur wird er allezeit vorbehalten . 538 ) abfchied Zúrich , nach Maurit. 1476.
539) Abſchied nach Antoni 1477 : damit ſie nit verachtet und uffgetaget ſcheinen .
540) Abſchied kucern nach Ocult 1476 : die Unterwaldner wollten das Soloturner Banner nicht leiden , weil es dem ihren dbnlich fer ; die Eidgenoffen vermitteln die im Strieg zu fürchtende unruhe.
V. Budh. 3weptes.Capitel.
238
Gemeinden , und erlåuterten die Bürgerrechte nach ihrer Abficht, Natur und berkömmlichen Uebung sa').
Alein,
fie ſelbſt blieben feſt, aber die Lånder wollten Freyburg und Soloturn kein näheres Verhältniß zugeſtehen , als daß vor bald neunzig Jahren in der Schweizeriſchen Kriegsordnung , welche der Sempacherbrief genannt .
wird , auch dieſe Städte wie die andern Drte genannt worden ſeyn 54 %). Der Groll wurde bitterer ; man ahnte große Ents
zweyung 543) , mannigfaltigen Abfall; wie denn Peter am Stalden , ein reicher angeſehener Mann , zu Eldholz matt Wirth und Weibel , Sohn und Enkel von Mån
nern , die in Dienſten der Stadt geſtorben , in dem Bur. gundiſchen Krieg der Entliðucher Hauptmann $ 44), mit anderen für ſein Land Genugthuung begehrt , wegen der Zulage , daß Entlibuch von den Lucernern abfallen
wolle sas).)
Die Länder mahnten fie zu Recht , nach
Bekenried , unfern dem Rütli , nach den Bünden 546). Da erhob ſich über die Form (auf welcher, wo das Herz 541 ) Abrchied lucern nach S. Ambroſ. 1478 ; ferners, Frt. 1. Geo.
542) Abſchied Mittw. nach uir. Uebrigens iſt in dem Sems pacher Brief nur Soloturn ; Th. II, 520. 543) Schilling ; Serr von Balthaſar in den Fragmens ten .
544) Cyrat in Hallers Bibl. IV , 362 ; wo aber , wie in den meiſten Büdern , diefes alles in einem böchſt widrigen Ges fichtspunkt vorgeſtellt ift.
Peter war ein redlicher ,
burch
wohlgemeinte Zuverſichtlich fcit verblendeter Mann ; die Obrigs keit fonnte nicht anders handeln , er war aber nicht der Vers breder , für welchen die neuern ihn auszugeben pflegen . 545 ) , Rath $ b uch fucern , Frt. n. Nicol. 1478 : Peter Erub , der Um Stalden u. a. zwen begehren Necht auf Hanns
von Stuben und einen Fleiſcherknecht, welche geſagt, Entlis .
buch wollte abfallen. Spruch : die zwer folen ſchwören , daß ſie es gelogen , die Stoften erlegen und fernerer Strafe gewdrs tig repn .
546) 1478 Smft. n . Allerheil. Mahnung .
Gefchichte der Schweiz.
239
fehlt , alles beruhet) ein bedenklicher Streit. In den alten Zeiten , wo Ein Bund Eine Seele in drey Landern war , pflegte in Verhandlungen mit fremden Städten
das drenfache Gemeinweſen wie Eines zu erſcheinen 547)
Die dren wollten auch nun Einerlep : aber da dren lån der find , meinten ſie mit funfzehn Stimmen die fünf Lucerniſchen zu übermannen 548). Diere Manier , die ben Rechtstag überflüſſig , und Lucern für immer dienſte
bar machte, war gegen die Vernunft, welche zwer Pars tenen , wenn ſie Vergleich ſuchen , gleiche Såße und einen unparteniſchen Richter vorſchreibt.
In denſelben
Sagen erhoben die Urner den Mailändiſchen Krieg , wel. ' chen die Städte weniger gehindert und fråftiger unters ſtůßt, um ihren eidgendſfiſchen Sinn darzuthun 549). Sofort nach den Italiảniſchen Handeln wurde das Recht bot wiederholt und angenommen 55) , aber die Städte wollten kucern in der Form durchaus nicht übervorthei. len laſſen . Zum Zeichen , daß der Groll einen tiefern Grund hatte, half nichts, daß man über die Rechtsform 990b). Die Erbitterung ſtieg for fich zuleßt vereinigte 550 daß einerſeits Bern mit Freyburg das Bürgerrecht in , den allernachdrücklichſten Worten auf ewig feßte, ohne
den Vorbehalt , welcher in Urkunden Schweizeriſcher Stånde immer ſeyn ſollte 5 ) ; anderſeits die Lucerner 547) CH. 1, 513 , N. 33 ; der Benſpiele ſind mebrere. 548) Raths buch fucern , n. der alten Faftnacht 1481 . 549 ) Welches Edlbach von Zürich ausdrüdlich anmerkt. 550) Rathsbuch Mittw. n. S. Mart. 1479 ; lucern den s Drten , Cathar. 1480 ; Tag der 4 Waldfette zu Lucern, Dec. 1481 , 550b) Berkommnis der 4 Waldftette, Mittw . v. Pals mar. 1481. Das iſt eine erſte, von der ſpätern am Ende des Sabrs wohl zu unterſcheidende Berkommniß zu Stang.
551 ) urkunde 30. Apr. 1480 : gar bråderliche Liebe , Creu , Neigung und herzliche Freundſchaft ; ben der Pån ewigen Flucht, den wir von Gott begehren , auf die Widerwärtigen geladen zu werden ; wir wollen ewiglich verſchloſſen bleiben, ſo lang die Gründ und Mauern unſerer Stadt ihren Stand
240
V. Buch. 3 wentes Capitel.
nothig fanden , die Seefeite ihrer Stadt gegen Ueberrar ſchung zu befeſtigen 552). Sie vernahmen , daß ober wähnter Peter am Stalden durch Unterwaldner gewon. nen worden ., den Umſturz ihrer Stadtmauern und Gem Fege zu befördern. Bon Peter am Stals den .
Zu Unterwalden hoch ob dem Wald am fungerenſee lebte der Landammann Heinrich Bürgler , ein dem Volt beliebter Mann. Defters zog er mit Kuenegger , ſeinem Schwager , durch die Berge in das Land Entlibuch , wo er zu Eſcholzmatt bey dem Am Stalden , feinem Beta
ter 552b), Einkehr nahm.
Der wohlbemittelte , frohe,
muthige Mann , an deffen Mund und Redlichkeit ſein Volk hieng , zumal die zum Sieg angeführten Krieger, gefiel dem Landammann. Er lobte ihn rehr, ſprach viel von dem Glück eines ganz freyen kandes , und was ein
Mann wie er dort ſeyn könnte , beſeufzte , daß die Lucer ner Herren ſo unſchweizeriſch regn ; ,, doch , noch renn ,, Månner , die helfen möchten , auch wohl fønnten ; ,, zum Erempel Hadrian von Bubenberg der Sohn , ein
,, fühner Jüngling, der eben voin 4. Grab zurücfoms ,, me 553); dieſer rey advermogend im Oberland , und ,, nicht eben zufrieden mit dem Zuſtand der Dinge. So ,, konnte er , Peter , Entlibuch bewegen. Da er Ihr 11 Sauptmann geweſen , warum nicht als landammann haben ; kein Unfall, Uuffaß , Untreu , fol das je idſchen ; wir ſchworen e$ mit aufgehabenen Konben und gelehrten Worten , kein bos Fund oder was inenſchlicher Sinn oder Geſchwindigs feit mocht erdenken , ſoll uns davon bringen. Den Papft, das Rcich und nie mano anders behalten wir vor. (Jn den
ewigen Bunden waren altere Verbindungen vorbehalten ; dies fes Bürgerrecht wurde als Erneuerung deſſen betrachtet , wels
ches ſchon 1236 , mehr als hundert Jahre vor jenen , zwis ſchen Bern und Freyburg errichtet worden .) 552 ) Schießſcharten in Thürmen und Mauern, ein Squesatter.
552b) Balthaſar Fragm. VI. 553) Gegen Ende 1480 ; unsbeim.
1
Gefchichte der Schweis:
m auftreten $53b) ?
241
Was braucht ihr einen landvogt?
,,Macht's dem Frankhauſen 55 ) wie unſere Altvordern ,, dem Landenberg.
Ganz Schweizerland wird Euch bes
,, wundern , die Nachkommen werden von Euch fingen . “ Peter , ganz eingenommen , verſprach , darüber zu dens ken , und hatte von dem an keine ruhige Stunde , ſo daß , wer ihn kannte , etwas wahrnehmen , und aus
zweydeutigen Reden , Abends beym Wein , halb errathen mochte. Nach einiger Zeit kam auch der Landammann abera
mals mit ſeinem Schwager nach Eſcholzmatt. Er haber ſagte nun Peter , alles erwogen ; ſchen , rühmlich rep die Sache , würdig , daß einer ſein Leben daran wage ; .
es roll an ihm nicht fehlen ; doch , wenn er den Schult .
heiß von Hertenſtein , den alten Haßfurter , den erfahre nen Albin von Sidinen , Friſchhans Sheilig , viele raſche Jünglinge , die Stärke der Stadt , ihren Anhang im band , wenn er bedenke , wie ſchnell Zürich und Bernt
da rennt werden , ſo wanke feine Hoffnung. "Ich in felbſt," ſagte der Landammann , , habe auch nachgea ,, dacht; wie könnte ich Euer vergeſſen ! Und Landesa geſchäfte gaben Anlaß dazu : es iſt auf das đußerſte is gekommen ; die Lucerner wollen das Recht ausweichen ; in das heißt , fie wollen keine Schweizer mehr rennt . un Álfo , erlaubt iſt gegen ſie alles .
Nur , um Krieg
,, vorzubeugen , der auch redliche nicht ſchont , iſt ein
in einziges Mittel : ein augenblicklicher und unfehlbarer ,, Streich. Der , " ſagte er ( mit geſpannteſter Uufa merkſamkeit lauſchte Peter ) , in der iſt gefunden ; freue ,, dich ; hore.
Auf S. Leobegar ; du weißt es , an der
1 Kirchweihe, ben dem großen Aufzug 555), ſtromt von 5536 ) Es iſt nicht klar , ob man Entſſbuch abſondern , oder die ganze Stadt und Landſchaft Lucern demokratiſiren wollte. 554 ) Sicudi nennt ihn frunthofer.
555) Zum Andenken der Mordnacht 1333 ( Ch. II, 92). V , Ehell.
2
1
247
V. Buch . Zweytes Capitel .
,, der ganzen Landſchaft und aus der Nachbarſchaft ein ungeheures Volk zuſammen ; vom Schultheiß bis zum Nachtwächter iſt alles den ganzen Tag in Schmaus und Spiel; wir werden auch dabey Reyn , und mit vielen Entlibuchern und Unterwaldnern.
Die wahren
aber kommen bey Nacht in aller ' Stitle aus der Uls ,, penacherbucht hervor , entweder gerade hin , oder vom
, Winkel zu land. Ploßlich, kårm ; Schultheiß, Rath .. und Hundert wandern in jene Welt ; es werden die ni Shore ausgehoben , die Thürme, der Umlauf, anges no fundet , alle Mauern gedffnet , Lucern ein ſchönes
Dorf, die ganze Landſchaft fren wie Schwyg ; dann ,, wird auch Entlibuch ein Stand , und wer da regieren Ueber dieſens ,, wird , Better , den kennen wir. “ Schwung ihrer Einbildung vergaßen fie rowohl die Uns terwaldenſche Redlichkeit , als die Berehrung , welche das Lucerniſche Volk zu den Helden trug, die es weiblich regierten. Peter am Stalden ben anruckender Zeit ließ im Taumel der heimlichen Hoffnung Ausdrücke fallen , durch die er ſeine Leute und Gåſte gewohnen wollte , von ihm höher zu denken .
Sievon kam das Gerücht in die Stadt, ohne Beftim , mung der Umſtände noch der Ausdehnung des Uebels. Gleichgültigkeit war unmöglich , Uebereilung ſchien ges fåhrlich . Da befahl die Regierung dem Vogt Franks hauſen , nach Lucern zu kommen , und Petern am Stals
den , da ſie bende im Krieg Befehlshaber geweſen 555 ssb), geſellſchaftsweiſe mitzunehmen. Sofort nach ſeiner Ankunft wurde Peter in den Waſſerthurm gebracht ; che er ſich befinnen mochte , erſchien der Stadt Schultheiß mit den Größten vom Rath , Månnern , denen er in
Kriegen gehorcht 555c), begehrte Erläuterung ſeiner Re. 555b) Der lucerniſche Silling nennt ihn Benner, Erchus dt Fahnrich.
Er trug wohl im Burgunderfrieg eine Fahne.
355 ) Peter von difon , Heinrich Feer , werden genannt.
Geſchichte der Schweiz
243 $
den und las ihm die Kundſchaften vor. Peter , hschft betroffen , war einige Zeit , ohne ein Wort vorbringen zu können. Endlich riß er Bruſttuch und hemde auf, zeigte die Narben ſeiner Wunden 556) , fiel nieder und bat um Aufſchub und Gnade.
Diere ließ der Schult .
heiß hoffen ; jenen erlaube die Sache nicht 556b). Hiers mit wurden Drohungen und rihrende.Vorſtellungen vers bunden.
Der alte Biederfinn , den Verblendung und
Eitelkeit 556 ) ſeit einiger Zeit ftumm gemacht, wachte auf.
Peter bekannte.
Es wurden Sicherheitsmaßres
geln genommen. Das Gerücht lief durch die Schweiz. Unterwalden ſo nid dem Wald liegt , ließ durch eine Ges fandtſchaft , unter den treueſten Berſicherungen , darum bitten , daß durch die Schmach dieſer Ausſagen der una
terwaldenfche Name nicht überhaupt befleckt werde 556d). Um hårteſten wurde von dem Landammann Bürgler und von Kúenegger auf den Mann , in einen Leichtſinnigen, einen Lügner , " geſchoften , Recht auf ihn begehrt , und Geleit , es auszuführen.
Geleit an das Recht wurde
ſogleich verſprochen ; ob es auch von dem Recht (wenn fie vielleicht überwieſen würden) gelten ſoll, darüber ers flårten ſich die Lucerner nicht eben deutlich . Da ſchien zu Oberwalden unziemlich , den getoefenen Vorſteher
eines eidgenöſſiſchen Standes 557) neben einen ſo verruch . ten Schmåßer zu ſtellen.
Es kam nach Lucern eine Ges
ſandtſchaft, welche dem Gefangenen auf das' ernſtlichſte 556 ) Er bett menge große Wund ; Sichudi.
556b) Er woll gern das beſt reden , aber er muñe antworten .
'5564) Er was ein hochtragen Mann. 556d) Altlanbanimann Paul Ennentach ( oder Entacher ) und Heinrich Winkelried. urkunde fucern Mt. ' v. Mart. 1478 ( diefes Datum , in der Herren Berger und Bů e fins ger Geſch. v. Unterwalden 11, 127 , ift wohl ein Druckfehler : .
alle andere Nachrichten feßen dieſe Geſchichte in 1481 ). $57) Er war 1476 fandammann geweſen ; Bélger und Bisiinger.
244
V. Such. 3wentes Capitel.
Juredete. Er wiederholte die Ausſage, ſo zuverſichtlich , daß er fich hoch vermaß , Bürgler'n und Rüenegger'n , wenn ſie je kommen ſollten , bis zur Verftummung zu
überweiſen. Dieſes haben jene nie verſucht.
Nachdem
die Lucerner über vier Monate es abgewartet , und nun die Begnadigung den Verdacht eines Verſtändniffes ers
regt haben würde , beſchloffen ſie, den Gefangenen den Gefeßen gemäß zu richten. Dieſe verurtheilten landese verråther zum Rad : aber in der legten Noth ehrte die Obrigkeit reine Wunden , und erbarmte ſich ſeiner Uns mündigen. Er wurde , gegen das Gefeß , zur Enthaups tung verurtheilt und mit der Sacramenten vers
forgt 557b). An der Pforte der Ewigkeit wurde er noch Einmal über die Wahrheit ſeiner Ausſage befragt , bes
theuerte ſie vor allem Volk 558) , danfte , und ſtarb. Das Anbenken dieſer Sachen wurde durch jährliche Wies derholung der am Feſt S. Leobegars getroffenen Anfalo 1
ten auf die Nachwelt gebracht 559). Wenige Tage vor ſeinem Tod hielten alle Eidgenoſo fen , in Beyrenn deren von S. Gallen und Appenzell, Soloturn und Freyburg, in dem Unterwaldenſchen Haupt flecken Stanz einen großen Tag über die Theilung der
Beute , die Aufnahme der beyden Ståbte, das Bürgers 5596) Der Scharfrichter von Coſtanz wollte es kaum zugeben ; es war in ſeinem Eid , nach den Gelegen zu richten ; Lucera mußte das Recht erſt aus der Stadt Freyheiten beweiſen . 558 ) Es ift wirklich faſt zu viel , daß auch nun einige glaubten , ,, der Eufel und die Soffart hätten ihn verføbet, die un
,, fchuld anzulägen . " Ilcudi. 559) Rath und Hundert , Bürger , Schüßen , Harniſche, alle Hochgewehre, ber 800 mann pflegten ſich ben Fackelſchein am Sauſe des regierenden Schultheißen zu verfainmen ; pater
nur eine Zahl gebarniſchte Männer ( Balthafur aus einer alten Handſchrift. Alles dieſes , auch der Aufzug N.
555) hat 1713 aufgehört; wie die Erinnerungen alter Zeit in dem achtzehnten Jahrhundert überhaupt immer mehr getilgt
worben ſin . Auch darum hat es lo elend geendiget.
!
Gerchichte der Schweis:
245
recht und die Form Rechtens , deren die vier Waloftette
fich unter einander zu begnügen haben 559b ). Die dren fånder unter lauten Drohungen beſtanden auf ihrer Meia nung ; die Stadt ' Lucern , von ihrer ganzen Landa ſchaft 560) und von den Städten 5 ) ſchnellen feſten Beys ſtands verſichert , wollte nicht nachgeben . So heftig
ergiengen die Erklårungen , ro troßig die Reden 567.b ), und fo entbrannte der Zorn , daß die Freyburger- und Soloturner ihrer ſelbſt vergeffen wollten , auf daß nur
nicht alle Eidgenoſſenſchaft untergebe 56). So bis auf die dritte Sitzung; es wurde kein Mittel erfunden ; ohne Abſchied , mit flammenden Geſichtern , trennten ſich die
Månner bey einbrechender Nacht ; ein Gefchrey gieng durch den Flecken : ,, Was Deſterreich und Burgund nicht m gelungen , der leßte Tag der Schweiz Tey erfchienen . " Dieſes hörte mit Entfeßen auch der Pfarrer Heinrich im
Grund 562b) , ein .frommer und ein aufrichtiger Mann ; da gedachte er ſeines Freundes, Bruder Claus'en, eines weifen Manns , der vor Gott wandle und mit dem Gott
fen , ſtand auf, nahm ſeinen Stab und eilte hinauf in die Wildniß .
5596) Nus Herrn von Balthaſar's Fragmenten und aus der Halleriſchen Sammlung haben wir. N. 550b) den Abichied von Mitw . u. Palm . bicrůber angeführt: baben die
IV Orte nicht alle es angenommen ? Jeßt wurde jeder Ges genſtand der Zerwürfniß in Berathung gezogen.
560) Welche auf S. Léodegar , bey Anlaß der Beforgniffe toegen Stalden , mit rührender Bereitwilligkeit alles für ſie angebo ten ; Diebold, Schilling , der fucerner. 561) Rathsbuch lucern a. der alten Faſtnacht 1481 : Zürich , Bern , Freyburg und Soloturn verſprechen aufé frá tigſte allen Beyftand.
561b). Die Stadt wollt bebunken , die Länder ſon vaſt grob und unvernünftig Låt ; Bullinger.
562) Sie hatten acht Rathsboten alda.
Por andern wird
Hanns vom Staal ausgezeichnet , welcher zu Soloturn (46 Fahre ; 1453-99) Stadtſchreiber war ; safner.
5626) Uuch senmann wird ſein Name geſchrieben ; er war von fucoxn .
V. Buch. 3 wentes Capitel .
246 Der Brus
Der Bruder Claus , aus einem guten (vielleicht in
der Claus. alten Zeiten Ennetbürgiſchen ) Geſchlechte komenbrug. ger 563), ſelbſt aber genannt von der Flüe 564) , ben Sareln in Obwalden , wo er mit ſeinen Aleltern und Kine
dera ſein Gut wirthete 565) , hatte in den erſten funfzig Jahren ſeines Lebens alle gemeinen Pflichten wohl ers fügt 56) . Seine Jugend war arbeitfam und untadela haft; in ſeinem Eheſtand hatte er gehn Kinder gee
jeugt 5666); bey Raga; und in dem Thurgauer Krieg Tapferkeit mit Menſchlichkeit verbunden 567) , als Lande rath eine eigene Geſchicklichkeit bewiefert , vorkommende Angelegenheiten zu gutem Ende zu führen . Es lag aber in dieſem Mann ein außerordentlich inniges Ges
fühl für die erſte Duelle , das Weſen von Allem , das Ewige , durch kein Buch (er konnte nicht leſen ) und, 563 ) Leoponti , de Ponte Leonino ; Peter Hugo. Aus livinen ? oder nach der Sage einer alten Auszeichnung in Rom ?
364) Flub ., Flübe, de Rupe. Es waren zwey Hduſer auf dem Flüeli , in deren einem ſein Vater , und wohl ſein Bruder Peter , in dein andern er ſelbft wohnte. 565 ) Heinrich zeugte thn mit Semima Roberta ; ſie gebar ihn auf S. Benedicten Cag , den 21. Ndez 1417. S. Benedict mag daher ein früher Gegenſtand ſeines Nachſinnens geworden fenn. Es ift nicht wahr , daß ſein Vater landammann ges weſen .
366) Beſorgung des Bichs war die freundliche Arbeit ſeiner Fus gend.
Sie giebt zur Betrachtung Muße und Stoff.
$ 66b) 5 Söhne , s Cochter ; von jenen erwarben zwey die Würde der landammannſchaft , einen ließ er zu Baſel und Paris ſudiren ; er wurde Pfarrer zu Sarein . Wenn die les bensbeſchreiber mit Verwunderung melden , daß feines feiner
Stinder ohne eine körperliche Schwache ( Leibeopreſten ) gewcſen , ro waren dieſe doch nicht von ſolcher Art , ſie viel zu hindern. Sie hinterließen zahlreiche Nachkominen . ueberhaupt, meldet I. Sonrad Füßs Iin ( Erdbeſchr. I, 364) , habe er die Strieger ermahnt , ucbers wundene , Gefangene, Skirchen , Witwen und Waiſen und
s67) £6. 1V, 519 .
das arme land zu ſchonen . gemåß.
Das war auch den Geſeßen
Gerchichte der Schweiz.
247
ſo viel man weiß , durch keinen Umgang entzündet, ſons dern hervorgegangen aus dem inwohnenden Gott ; nicht finſter (es gab wenig abzubüßen in ro ſchuldlofem Leben ) und weit entfernt von verachtendem Stolz ( reine Relis
gion war in Gehorſam und Liebe). Da er keinen höhern Genuß kannte als die Betrachtung , entfremdete er ſich von jeher den ſtorenden Eindrücken finnlicher Dinge To , daß - unbegreifliche Enthaltung ihm zur Gewohnheit
wurde 568).
Er wollte nicht landammann reyn; der
Lauf altåglicher Dinge verdiente keine ſolche Aufopfes tung. Nachdem er dem Vaterland und ſeinem Hauſe ein halbes Jahrhundert gelebt, bewilligte rein Weib, daß er ſich entzog "69) ; erſt weit in die Ferne des äußers ften Jura , wo er ſeine Befriedigung nicht fand 570);
hierauf in ſeine einſame Alp -57') ; endlich für immer in eine von Jugend auf ihn reizende Wildniß , an dem Ranft über einem tiefen Tobel, welches der herabſtürs zende Melchfluß mit ſeinem Rauſchen belebt 571 b ).
Er wurde unter einem fårchenbaum von Jägern ento deckt 571 ); worauf die Unterwaldner , deren ſo viele feiner Tugend und ſeines Verſtandes genoffen , ihm eine 568) Er habe, meldet sugo , von Fugend auf wöchentlich viers mal gefaſtet. Wir folgen ſowohl dieſem Werk , das ein Lus cerniſcher Jeſuite im 3. 1636 zu Freyburg ſchrieb , und wir
nach dem Ubdruck in den Actis Sanctorum der Bollandiſten (Mart. T. III, 398 — 439) vor uns haben ,. als der ſorgfäls tigen Lebensbeſchreibung , welche 3. A. Weißenbach , ein Zurzachiſcher Chorherr, 1787 herausgegeben ; uirich witts -
wyler (Dillingen 1571 ) und andere Nachrichten fino ldufig benußt worden.
569) Im Sept. 1467. Sie hieß Dorothea Wybling. Auch ſein Vater lebte noch. 570) Er kam bis in ein Dorf unweit Lieſtal oder lichſtal im Baſelidben .
571 ) Im Seluſter.
5716 ) Von Sareln eine kleine Stunde. 5710) Bullinger.
1
3wentes Capitel.. ,
V. Such .
248
Selle , ſo unſcheinbar und klein er wollte , und bald eine
Es iſt noch bey ſeinem Leben
Capelle , gebauet 57 ).
von ſeis
unterſucht 53), weit und breit erzählt 57) ,
nen Zeitgenoſſen der Nachwelt überliefert 575) und ſelbſt nach der Glaubensinderung als erwieſen geglaubt wor den 576) , daß der Brüder Claus in dieſer Einſamkeit bis in das zwanzigſte Jahr ohne andere Speiſe gelebt , als 1
572 ) 6 Schuh hoch ( io lang war er ), 2 lang , it breit ; eben deri.
573 ) Erftlich einen Monat lang durch obrigkeitliche Beobache tung , hierauf durch den Coſtanziſchen Weihbiſchof; wie Bul. linger ( eifriger Mitftifter der reformirten Sirche ) erzahlt.
Endlich durch Burkard von Hornet , leibarzt Erzherzog Sigs munds ; Trittenheim.
574 ) Siehe beſonders Sie merkwürdigen Stellen des gelehrten Ubts von Sponheim , Trittenheim Annal. II , 504 ; et .
par Zeitgenoſſe und ſpricht mit voller Ueberzeugung.
575 ) Ben Weißenbach 172 das Stirchenbuch von Sarein 1485 ( zwer Jahre vor ſeinem Tod ).
Noch früher
(swiſchen 1477 und 81 ) hatte Albrecht von Bonftets ten an Stönig Ludwig XT von ihın geſchrieben . Ein Jahr nach ſeinem Tode aberreicht Meiſter Heinrich Gundelfinger , Thorberr zu Beronmünſter ,1 dem Rath von lucern ſeine loba
ſchrift, auf Pergament zierlich geſchricben ( 13. Aug. 1488 ;
der Lucerniſche Schilling ; Balthaſar Muſeum Lucern .; Şaller Bibl. III, 551 ; wir haben einzele Stellen benußt). Hicrauf Peter Nu magen. Im J. 150. ſchrieb aus Auftrag Unterwaldens der Berniſche Chorherr Meiſter Heinrich Wölflein
(Lupulus) ſein Leben an den Biſchof zu Sitten Matthdus Schoner.
Smart Bovillus von Paris 1508 in Wolf's Die erſte gedruckte Legende ift von dem Lucerniſchen Gerichtsſchreiber Johann Salat 1536 . Wir übergeben die Menge der ſpäteren , welche zum Theil bes
lectt, memorabil. T. II, 19 .
.
rühmte manner , wie Eyſat , oder nach langein Aufenthalt
in Unterwalben geſchrieben haben.
Siehe Metben bach .
576 ) Bullinger : endlich iſt kommen , daß er keine leibliche Speiſe mehr braucht.
Stumpf und Flacius', theils ges
lehrte , theils nichts weniger als den Wundern der katholiſchen Skirche günſtige Schriftſteller , 3. 3. Hottinger , ein oft bitterer Controverfiſt , hat es in der Selvet. Stirchengcích . sh. II , 483 gevau unterſucht und nicht Idugnen tönnen.
Gerchichte der Schweiz.
249
die er Einmal monatlich in dem Sacramente des Altars genoſſen . Zu beſtimmt reden die Ausſagen , zu groß war das Erſtaunen , um die Enthaltung nur von gekoch . ten Speiſen , oder nur von Fleiſch , zu verſtehen ; er .
ſprach davon als von einer Eigenſchaft , nicht wie von
einem Verdienſt 77). Daß menſchlicher Natur auch das möglich ſey, ſcheint aus Beyſpielen zu erhellen 578) : es kann durch die Beſchaffenheit ſeines Kørpers , die Ruhe ſeines Geiftes , die viele Vorübung , den Abgang
der meiſten Urſachen des Verzehrens 578 b ), einigermaßen erklärt werden. Solchermaßen lebte der Bruder in ftes ter Betrachtung der höchſten Vollkommenheit , in Uebers legung und Uebung der Mittel , unſere Beſchränktheit und Vergånglichkeit über ſich ſelbſt zu erheben. Keines , weges machte er ſeine Art andern zum Gerek ; das glaubte er , daß ein Menſch geboren werden könne , ro zu ſeyn wie Er. Um die Vorſtellungen ſeines Gemü thes 579 ) , um ſeine Blicke in eine uns umgebende uns 577) Er ſprach wenig davon ; es ſey kein Wunderwerk, fondern eine natürliche Sache. Fortunius' licetus de his qui diu vivunt ſine alimento , Padova 1612 ., im dritten Buch . Er hielt auch für weit mehr , daß er ſeine Frau verlaſſen , als daß er Speiſe melden fdnne ; Bullinger. 578) Albrecht von aller in der großen Phoſiologie $h. VI, 171
175. Außer licetus (in obigem Wert und in
diſpp. nemeſeticis wider Stephan Rodriguez de Caſtro 1631 ) auch Wier (opera. Amft. 1660 in 4 ) ; Floris Jacob Boltelen biſt. apoſitiae feptennis. Lelben , 1977. 8 .
578 b) Der unmerklichen Ausdůnſung (in jener luft, ben ſeinem Feðrper ohne Fleiſch ) ; voy. de Suiſſe par Reboulet et le Brune.
579) Man kennt eine allegoriſche Vorſtellung , welche er nach einem Gefichte malen ließ , und nicht allein Bovillus (bey Wolf, wo fie aud abgebildet ift) , ſondern auch Doctor
Luther nach ſeiner Art auf den Papſt gedeutet hat ( Walchs Ausgabe . Werke Ch. XIV, 248 ff.). Wir haben in der Kaiſerl. Bibliothek zu Wien eine ganz andere Abbildung und Auslegung angetroffen ; ſie ift ohne Titel , fteht aber mit Recht unter den alten Drucken . Der Anfang lautet : n Da ich was
250
V. Buch .
3we.ptes Capitel.
fichtbare Welt (in die wir einſt vom Lebenstraum erwar chen ) , um die Kraft ſeiner Worte ganz zu begreifen ,
müßten wir ihm gleich ſeyn (was niemand ſich ſelbſt geben kann) .
Vom Abend bis Mittag blieb er in ſeiner Celle ; ein Stein war ſein Polſter ,, er ſchlief auf ein paar Bres
tern 579b) ; er beſuchte bisweilen die umliegenden Kirs chen : ſo wenig überhob er fich , daß er die einfältigen Prieſter nid )t verſchmåhte; ,, der Brunn des Lebens,
gehe er durch Blen oder Gold , führe immer die heil.. ,, reichen Waſſer ; " über gelehrtere Fragen von der Schrift pflegte er , an Im Grund und andere wohlun. $
terwieſene Prieſter zu weiſen 579C): denn in ſeiner Seele lebte rein Gott, und bedurfte keine Auslegung, wozu
Bücher nöthig ſind.
Nachmittags pflegte er durch die
Wildniß zu gehen , und beſuchte oft ſeinen Freund, einen Deutſchen Edelmann , welchen die Liebe zu ihm hies
her gebracht 58°) ; in einem Felfen wohnte er, in gleichem ,, in meiner Ellendung und beſucht die fett der Gnaden und
,, des -Ublaß ( Einſidlen !), da kam ich und fand ein Menſchen ne des Namen was Bruder Claus , der halfet mich in ſyn Ars men . Der Menſchenkopf in der Mitte ift Gott ; die rechs Speichen ſind ſeine Eigenſchaften , oder die Drepeinigkeit, uns ſere l. Frau , die Hoftie , unſer Leben ; den Speichen Iduft die Andeutung eben ſo vieler guten Werte parallel. Wir balten dieſe Deutung der Einfalt und Beſcheidenheit Bruder Clauſen viel gemdßer. Ben der bald erfolgten Kirchentrennung hat jebe Parter thn auf ihrer Seite baben wollen . Die Reform NI
der Micbrdude hat er gewünſcht; eine Trennung hatte er nie gewollt. Fenes Geſicht ift von dem berühmten Sedlinger auf einer Medaille vorgeſtellt worden ; Haller's Münzcab. $h. I, 76 .
579b) bo ſtrenger Zot bett er ein Gulter ; Bullinger. 79 ) Ueberhaupt nihil unquam fecit ad oſtentationem ; lim plex , apertus , fincerus animus ; ulrich Myz de reb. Ger man . XXIX .
580) Bruser Ulrich ; der Geſchlechtsname war ſein Geheimniß ; er var nach einigen von München , andere leiten , in von
Geſchichte der Schweiz: Beben , doch mit Speiſe 587).
251
Im iibrigen fam an
den Ranft, wer in Unterwalden , wer in der Schweiz
Rath oder Aufrichtung bedurfte 581 b ), oder aus fernen Landen die gnadenreiche Mutter in den Einſidlen verehrte,
Biſchof Otto von Coſtanz, Erzherzog Sigmunds 582), Kaiſer Friedrichs Verordnete , viele graue Tagherren, 1
Selden und Häupter ; der Ernſt ſeiner Geſtalt, die uns ſtörbare Heiterkeit und Freundlichkeit ſeines Sinnes ,
und jene båndige Ausſprüche in allezeit kurzen , krafts vollen Worten 583) , zogen alle Gemüther an den immer nachdenkenden hellrehenden Mann , Brüder Claus. Spåt in der Nacht erſchien an der Celle fein Freund, der Pfarrer von Stanz ; vierthalb Stunden war er geo laufen . Die Tagfatzung , welche Ihr ſelbſt angeras
,, then $83 b ) , nimmt einen åußerſt unglücklichen Aus. Memuingen her. Er ſoll zuvor Pferdhandel getrieben haben. Uuf dem Möslein wohnte er von 1473 bis er 1491 ſtarb. Bullinger ;
Eyrat ( 4 Waldſtettenſee ) ; Rader in Die junge Cucilia , aus
Bavaria S.; Weißenbach 268 .
dem benachbarten Flecken Sterns , zu der Zeit , wovon wir ſprechen , 18 Jahre alt , hatte ihr Cellchen unweit von ihnen, ftrebte nach gleichem Leben , und blieb nach Bruder Clauſen .
I
.
Cod noch 78 Jahre daſelbft ; Cyfat.
581 ) Bruder Claus wollte es ; er war von aller Affectation ento fernt.
581b) undbeim berichtet bey 1480 , daß er auch über den Franzdfiſchen Bund befragt worden , und auf einige Punkte zu beharren gerathen .
582 ) Ohne Zweifel auf Betrieb Eleonora von Scotland , ſeiner Gemahlin.
' 583 ) Berner Chromit ben Bullinger : er war von wes nigen Worten , entbot jedem ſeine Ehr , und erinahnte zum Frieden . Beſonders , die Eidgenoſſen , zur Handarbeit , und 1
,, ihrer Bordern Einfalt , Gaſtfrene und Mannbeit." 583 b) Dieſes bezeugt Etterlin. Er ſoll ſich hiezu der Zuger und Glarner bedient haben. Dhne Zweifel hatte er ſich vors genommen, in dußerſter Noth einzuſchreiten . Von Zug wiſſen 1
wir durch das Fahrzeit buch , daß ,, der fromm ehrbar
,, Mann , Bruder Claus uß dem Sårneft ( verſchrieben , ftatt
1
V. Buch.
252
3wentes Capitel.
1.gang; “ den er nun erzählte, fehentlich bittend , im allerlegten Augenblick des untergebenden Vaterlandes,
was er ben Gott und Menſchen vermoge , alles aufzu . bieten. Und der Greis erhob ſich in ſeiner nie getrübten, gütigen Würde : „ Sage Ihnen , der Bruder Claus ,, habe dem Tag auch etwas vorzubringen. u Eilends
der Pfarrer zurück , und kam in den Hauptflecken , als die Lagherren abreiſen wollten.
Sie blieben .
Hierauf nach wenigen Stunden kam der Bruder
Claus 584) : ein ungemein hochgewachſener 584 b) , wohls geſtalter , vom Alter nicht gebrochener Mann , aber nur
Knochen wurden von der caſtanienbraunen Haut bedeckt; Rein langes , glattes , ſchwarzgraues Saar , , fein in zwey Spigen måfig herabhängender dünner Bart, feines Blicks außerordentliche Klarheit , Ausdruck von Liebe und Ernſt in allem ; rein einfacher , braungrauer
Roc 584c), fein Stab 584 d) ; mit unbedecktem Haupt und barfuß , wie immer.
Als der Mann , frohlich in
der Kraft ſeines Gottes, in die Verſammlung trat, und, nach ſeiner Art , mit langſamen Worten und männli .
cher Stimme ſie grüßte , ſtanden alle Lagherren von ihren Stühlen auf und neigten ſich. Er aber ſprach : ,, Ranft ? ) gabt an Gott und S. Diwalden ein Gulden an Gold “ in dieſem Jahr. So that auch bald nach dieſen Sdnnslt (der einmann von der Flüe) , fein Sohn. $ 84 ) Gegen ſo viele Beweiſe iſt eine leere Einrede , aus des lus
cerner Sdilling $ alljukurzer Erzählung den Schluß zu ziehen , cr habe ſeine Meinung nur ſagen laſſen.
$ 84b) In ſeiner 6 Schuh hoben Celle fonnte er faum aufrecht fehen ; Bullinger.
584 ) utenberger son fucern gab ihm einſt einen neuen ; der
alte hångt in Lucern , der neue zu Saxeln. Scheuch j er itin. Alp. III. Bis auf die Fußknochel reichte er ; Bullins gcr.
584 ) Diefer tft in Srenburg bey den Herren von Eechtermann, deren einer den Bruder Claus beſungen ; galler Bibl.. III , 559 .
Geſchichte der Schweig.
253
Liebe Herren , treue Eidgenoſſen , hier komme ich alter In ſchwacher Mann, von meinem beſten Vater und Freund
aus der Eindde gerufen 5849) , zu Euch zu reden vom ,, Vaterland .
Kunſt und Wiſſenſchaft habe ich nicht : ich bin ein ungelehrter Mann ; was ich habe , das gebe ,, ich Euch ; von dem Gott , welcher Eure Våter gerettet ,, in Landesndthen , und Sieg auch Euch gegeben hat an , Dagen der Schlacht, von dem habe , von dem gebe ,, ichs Euch . Eidgenoffen , warum habt ihr Kriege ges ,, führt? Weil es anders nicht hat ſeyn können . Wor ,, durch die Siege ?
Durch die Kraft vereinter Arme.
„ Jeßt wollt ihr Euch trennen um der Beute willen 585) ? 1 Ein ſolches, o Eidgenoſſen , laßt nicht von Euch ges fagt werden in den umliegenden Landen .
In guten
,, Treuen rathe ich , dringendft bitte ich , Ihr von ,, Städten , daß Ihr Bürgerrechte løſet, welche Einem
,, alten Eidgenoſſen ſchmerzlich find $85 b ), Ihr von den , låndern, daß Ihr bedenkt wie Soloturn und Frenburg , neben Euch geftritten haben , und ſie in den Bund ,, nehmt. Ade Eidgenoſſen , in Mißverſtändniß , das unter Brüdern wohl kommen mag , bleibt , gemaß der
Billigkeit , ben der alten Art gleicher Sabe von jeder „ Parten . In Kriegen werde Erobertes nach den Orten , „ Erbeutetes nach den Leuten vertheilt. Ferners erweis ,, tert nicht zu ſehr den Euch umſchließenden Zaun : meis
,, det fremde Håndel : feyd friedrame Nachbaren ; und ,,wer Euch unterdrücken wollte, der finde Månner : fern i, von Euch , daß einer um das Waterland Geld nehme ; ,, vor Partenung hútet Euch , ſie würde Euch zerſtören. „, liebet Euch unter einander , o Eidgenoſſen , und der in Almachtige walte über Euch, gütig wie bisher 58s8$ c) !“ 584e) Er nannte den Pfarrer ſeinen geiſtlichen Vater. 585 ) Er wußte , daß der Eigennuß eine Haupturſache wider Freyburg und Soloturn war : Drte wurden beſſer bedacht als Zugewandte.
585 b) Der Bürgerrechtsbrief N. 535b ) wurde nun zerriffen . 588 ) Dic Rede hauptſächlich nad Erdudi, Mitroles,
254
V. Buch. Zweytes Capitel.
Und (To ſpricht die Chronit 586) ) ,, Gott gab Gnad er zu den Worten des heiligen Einſidlers , daß in Einer ,, Stunde alles verglichen tvard . "
Ulfo (beginnen die
Tagherren den Abſchied 58%) ) , des erſten ; weiß jeder ,, Bot heimzubringen die Treu , Müh und Arbeit , ſo ,, der fromme Mann , Bruder Claus , in dieſen Dingen ir gethan hat , ihm deß treulich zu danken . “ Aber aus dem Hauptflecken Stanz hinauf in den Gotthard , hin.
unter bis Zürich und bis nach Rhåtien und in den Jura allgemeines Freudengelåuté, wie nach der Schlacht ben Murten ; mit Recht, es hatten die Eidgenoſſen ſich ſelbſt überwunden.
Auf denſelben Sonnabend nach S. Thomas , den zwey und zwanzigſten December des vierzehnhundert ein
und achtzigſten Jahres, tamen Freyburg und Soloturn in den ewigen Bund Schweizeriſcher Eidgenoſſenſchaft. Auf denſelbigen Tag bekam durch Verkommniß eines neuen Grundgereges die ganze Eidgenoſſenſchaft eine neue
Feſtigkeit 586). Alſo wurden die Bundeskreiſe in das Grenerzer Hochgebirg , an den Jorat , den Welſchneuens burger und Murtener See , an die Biſchofbafelſche
Grånze und in den Hauenſtein erweitert $89), Bertheir Peter Kugo und dem britten Stück der Fragmente des Serrn von Balthafar. In dem Weſentlichen ftimmen alle Quellen zuſammen .
586) Erchudi in der ungebr. Fortfeßung. 587) Abidico Stans bep Beren von Balthafar a. a. D.
588 ) Wir haben ein Eremplar der Berkommnis vom Sonns tag : ohne Zweifel vermochte die Canzlei nicht auf Einen kag alle zu fertigen ; aber der Sonnabend war der Tag der Sands lung.
589 ) Dron , Moudon , Staffis, Grancourt , Gúmminen , I
Grenchen , Münſter in Granfelben , Shierſtein , Gilgenberg , Pfeffingen , Schönthal , Falkenſtein , beyde Bechburg , die Sienburg , in der Herrſchaft Giogen S. forenzen Brunn ,
die Erzbach bis in die Ware werden genanat.
Gefchichte der Schweiz.
255
digung , Rechtsgang 589b) , Handel und Wandel feſtge. Teßt, und ſollen die neuen Eidgenoffen ohne das Mehrs theil der alten keine weitern Berbindungen treffen 590). Das iſt aber gemeiner Eidgenoffen Verkommniß , zu
Stanz mit Bruder Clauſen verabredet 591) : Beſtätigung der ewigen Bünde und jener alten Geſetze des Pfaffen und Sempacher Briefs 592) mit Fefiſegung fünfjähriger Erneuerung ; Friede in der ganzen Schweiz und Behaups tung offentlicher Ordnung und obrigkeitlichen Anfehens gegen Aufwiegelungen und Rottirungen 593); die oben vorgeſchlagene Theilung des Eroberten und Erbeuteten . Spåteren Zeiten iſt nicht zu verzeihen , daß die fünfs jährige Erneuerung son Ort zu Ort , oder mit großerer
Feyer an Einem Ort, unterlaſſen wurde. Hiedurch hat man der Nation ihr wahres Heiligthum aus den Sins nen und Herzen &ntrúckt. Alſo wurde das Alte weber eingeprägt noch vervollkommnet. Aufgelöſt wurde der Geiſt der Verfaffung eines freyen , tapfern , redlichen Volfs in die falten Formlichkeiten einer fcheuen (wenn auch ſonſt guten) Rathsherrenregierung 594). 589b) Dingftette: Williſau , Zofingen . 590) Bürger dürfen ſie ferners aufnehmen .
591 ) N. 587.
Darum erzdhten viele , die Orte haben ihn
zum Schiedrichter genommen. 592) Tb. II, 285, 520 .
„ Daß fürbashin niemands feinerler ſonderbarer gefährlis 593) ,, cher Gemeinden , Sammlungen oder Antrage vornehmen ,, noch thun roll ohne Willen oder Erlaubniß ſeiner Herren und Obern. Ob jemanden unter uns die Seinigen widerivärtig, er feyn wollten oder ungehorſam würden , dieſelben ſollen wir mit einander in guten Preuen förderlich ihren Herren helfen wiederum gehorſam machen , nach laut und Kraft unſerer ,, geſchwornen Bundbriefe. ' Siehe die Stanger Ders kommniß in feu's Uusgabe von Simler , S. 156.
594) Der erſte Vorwand war, weil die Reformnirten die Heilis gen neben Gott im Eide zu dulden ſichy weigerten.
Stonnte
aber nicht jedes Ort nach reinem Gewiſſen ſchwören , wie beffen Bern und Freyburg Eins wurden ?
V. Buch. 3 wentes Capitel.
356
Den Dagherren von Stanz wird mit Unrecht vorges worfen , daß durch gemeinſame Gewährleiſtung der eins geführten Ordnung und Verbot ungewdhnlicher Bewes gungen dem Volf die Mittel benommen worden , gegen mißbrauchte Gewalt fich zu ſchüßen .. In der That war
in denſelben Zeiten zunächſt auf die Båndigung des Fries geriſchen Ungeſtůms zu ſehen , wie nachmals auf Mittel
gegen Erſchlaffung, welche den Mißbrauchen die Chůr offnet.
Jedoch haben alle Zeiten in verſchiedenen For.
men Verführer des Volfs geſehen , deren landverderb .
liches Beginnen zu vereiteln die erſte Sorge einer våters lichen Obrigkeit fenn muß : hingegen die mißbräuche find nie ſo weit gediehen 1, daß der fortgehende beneidenswers
the Flor des Landes dadurch gehindert worden wäre. Das gemeine Wohl erfordert Drdnung : wenn dieſe in
die allergrößte Unordnung ausartet , alsdann wird keine Clauſel der Auflöſung oder Selbſthülfe wehren.
Der Bruder Claus iſt , nach vollbrachtem Werf, wieder in reine Wildniß gegangen. Die Eidgenoſſen bes ſchenkten ihn zu Auszierung ſeiner Capelle 595). Er fuhr fort , die Summe der Weisheit und aller Tugend , Ges horſam und Liebe , zu lehren (für ſich der höchſten leis tung folgen , für die Welt wohlthấtig wirken , iſt das
Geheimniß des Glücks und der Kern der Moral 595) ). 595) Solotuen wie andere Orte ( iagt $ afner) mit 20 Golds gulden ; Freyburg mit so Ducaten , die er nicht annahm (aus einem alten Rathsbuch ; im 3ten th. der Balleriſchen tirs kundenſammlung in Quart ). So wird er von allen mebe
oder weniger beſchenkt worden ſeyn , ſo daß er im folgenden Jahr die Pfründe ben ſeiner Capelle ſtiften und ſeinen Sohne
Hanns , welcher bis dahin derſelben Meßbiener war, idhrliche acht Pfund hievon urkunden mochte urkunden Smſt. y. S. Galli 1481 ; ben Weißenbach). 596) Schreiben den , Chrwürdigen frommen moſen Schults heiß und Rath von Bern ; uff S. Barbara Tag 1482 (noch ju Soloturn , welche Stadt es von den Bernern erbeten , in
Geſchto te der Schweiz. 257 Am erſten Frühlingstag des vierzehnhundert Fieben und achtzigſten Jahrs, an demſelben, wo er vor fiebzig Jahr ren geboren ward 597) , nachdem Feine Nerven acht Tage lang an ſchmerzlichen Krämpfen 997 b) gelitten , ſtarb der Bruder in ſeiner Celle am Ranft , in Gegenwart reiner
Freunde Ulrich und Im Grund , der ſeiner Art nachftrem
benden Cåcilia 598), feines Weiben und ſeiner Kinder 598 b), und wurde von ganz Unterwalden mit größter Ehrfurcht
und Liebe auf dem Kirchhofe zu Sareln beſtattet 598 ) ; der Cangler vorfindlich): uff das fond ( rout) ir lugen (fehen), daß ir gehorſam ſogind ( repd ) und einander lieb habend ; Fried iſt allerwegen in Gott; Sott itt der Fried ; durum ſond ic lugen ,1 daß ir uff fried ſtellind.
Und was Glük ſich uff Erden
meret, deb - fond ir dankbar fon und der Gerechtigkeit bofon
(binſtehen ). Im Glauben rond wir nit zwyfelhaft ſon : ich fornb es uech , ob der bos Geift jemand darum anfecht , daß er ritterlich widerſtande. "
Schreiben an Stadt Cor
Hanz, die ſich ſeinem Gebet empfohlen, und er empfiehlt Vers gleich ihrer damaligen Streitigkeiten . Sittwo. W. S. Blaſt 1482 ; bep deltager und zeiger , eſch. UM. , II, 141 . Sein Gebet : „ D HErr Gott , nimm mich mir ; gleb mich ganz zu eigen dir : o HErr Gott , gleb alles mir , was
fördert zu dir : o nein Gott uud HErr , almm alles von mir, was mich wendet von dir !
597) Sein Gedichtniß wird von den Bollandiften auf dert 22ften März geregt ; gleichwohl ift ronf Uebereinſtimmung,
daß er air 2 iften ftarb. Daß einige frrig ſeinen Tod auf 1502 geregt , kommt daber , weil ſie ſein Einſidlerleben von 1481.datirt , wo er in die Geſchichte kaar.
5976) Groß Weh , beſonders in finem Gebein ; Bernex Chronit bep Bullinger.
598 ) Ohen N. 580 , damals 24 Jahre alt.
5986) Das ſieht man , daß er bisweilen zu fhnen ſchickte (3. 6 . um cin gutes Nachteſſen für Bruder Ulrich ) i auch aus einer
urkunde N. 595 , daß er nicht unmenſcblich ſeines Ge. Schlechtes vergaß : hingegen ſcheint Bullinger im Frrtbum , wenn er meint , er habe ſie etwa beſucht. , 598 ) alle Werfftatte geſchloſſen ., auch der Gottesdienft einges
felt. Er liegt in einem ſchönen Marmor vor dem Hochaltar der Kirche zu Sarein . Noch feht ſein Haus und ſeine Celle ; V. Cheil.
1
958
V. Buch . Zweytes Capitel. 1
betrauert ben atlen Eidgenoſſen ; auch von fremben Für.
ſten ſein Andenken geehrt 599).
Bruder Claus von der
Flüe war, wenn je einer, ein heiliger Marn , Unters walden aber nicht reich und Rom nicht edel genug , ihn 600
unter die canonifirten zu bringen " ) ; doch ſein Ultar ift ewig in Gemüthern, die ihn faſſen. man hat auch aus dem frühern Leben ſeine zwer.Degen , men Löffel von Buchsbaum , ſeinen filbernen Becher ; Weißens e
bach .
599 ) Um Innsbruder Hofe durch 100 Šeelmeſſen; fucern fifa tete auf ſein Grab ein ewiges licht. 600) Clau $ n $ ing (ben Baller Bibl. III, 561 ) : e$ feble nur an genugſam reichen Gutthatern.
Selts ſprach ihn
Clemens IX, 8. marz 1669 ; Clemens X , 1671 ; Bullen bep Weißenbach.
1
$
Geſchirhte der Schweig.
259
Drittes Capitel . Von der Verkommniß zu Stanz bis auf den Ausgang Waldmanns.
[ 1482
.
1489 ]
Die nächſten Jahre ſind in mancherlen Geſchäften und einzelen Fehden , in Zubereitung wichtiger Begebenhei. ten, doch ohne allgemeinen Krieg, fršhlich und rühmlich genug verfloffen , bis der Großte der Eidgenoffen in plot . lichem Auflauf ein Opfer des Neides fiel.
Wir erzåbs
len das Udgemeine , und wie die Schweiz gegen auswårs
tige Mächte, wie ſie in geringern Håndeln , wie jeder .
ben Hauſe erſchien , die Keime von Unruhen , von Stries gen , des Helden und Bürgermeiſters traurigen Fal.
uls Neið und Eigennuß von der Ueberraſchung er: Allgemeine wachten , wodurch der Bruder Claus ploßlich fie beſiegt, Sachen . wollte die Stanzer Berkommniß vielen mißfalen) : in den Låndern aus Eiferſucht auf die Stadte ; aber auch
den Frenburgern und Soloturnern, weil ſie nicht in als lem der alten Schweiz gleich gereßt wurden ). Eben
dieſelben waren unter fich über den Borrrang uneins ). R 2
1 ) Sauptſächlich den drey atteſten Orten , Zug und Glaris ; Anshelmi 1482 .
Sie war weder den Leidenſchaften der
Jugend, noch dein Ehrgeiz der Udupter bequem .
2) unter andern ſollten ſie den alten Orten die Bünde ſchwór ren , daß lektere ſie ihnen halten , als bekannt vora u 8. ſeßen. Sobon damals wurde vorgeſchlagen , alle Bündniſſe 1
in Eine Urkunde zu faſſen ; aber man hat in dem Schweizes
riſchen Gemeinweſen nie gern etwas neu machen wollen . 3) Beſonders weil Sulotuen algeit frem , die andere Stadt unter Herren geweſen .
360
V..Buch Drittes Capitci.
Hinwiederum , då die Verkommniß beſchworen werden follte, meinten die Waldſtette, daß zufolge derfelben auch die Eroberungen der Berner und Frenburger in dem Burs
gundiſchen Krieg “) allen Orten gemein reyn müßten 4b). Uue dieſe Dinge wurden durch den Fleiß vieler Tage das hin verglichen , daß in allen Sachen der ganzen Eidges noſſenſchaft bende Stådte wie andere fißen und fiimmen, die alten acht Orte ihre beſondern Berhåltniffe ferner unter fich haben ") ; daß der Båringiſche Stifter , der faſt ſo alte Bund mit Bern , die Menge des Adels , ein
gewiffer fremder Glanz, die Frage des Rangs für Frey . burg entſcheide; und, nachdem jene Eroberungen ſechs Jahre älter als die Verkommniß , auch von Alters her mit Bern und Frenburg in beſondern Verhältniſſen wa. ren , die übrigen Orte zwanzigtauſend Gulden für ihren
Anſpruch nehmen follen ). Um diefelbige Zeit wurden 4) Murten , Granſon , Drbe, Echallens, Montagnp , Flens, delen , die Ormonde , Iverdun und Erlach. 4 b ) Abſchied lucern , Judica 1483 . Hierauf mußte Sos loturn ſich um den Ertrag erkundigen ( bfdieo lucern , ulrict).
5) Alsdann ſtehen jene aus ; Abſchied kucern , Ulrici 1483 ; uns belm .
6 ) Richtung zwiſchen den Eidgenofien (7. Orten und Soloturn ), Bern und Freyburg durch Heinrich Goldli, Ritter , Abtbürgermeiſter Zürich ; Beroninůnſter , 4. mai 1484. Alles wird umfändlich erzählt ; das Recht war auf Seite der Freyburger. Doch zerficlen die Schiebrichter ; alles wurde Gildii alb Dbmann übertragen , von dieſem ein Bers gleich eingeleitet. Es follte die Summe zu vier Procent vers zinſet werden . Aber Bern legte auf ſein land ' einen ziemlich
Tchweren Tall ( taille) , von jedein Hauſe ein Pf. pfen . (In der Stadt 6000 , auf dem Lande 28000 Pf.) , und erlegte die Gelder ſchon im folgenden Jahr.
Wir haben dic Duits
tungen von Zürich und anderen Orten , deren jedes 1485 von den Bernern 2500 Pf. Heller bekam .
Die N. 4 zuerft
genannten vier Gegenden blieben den zwen Städten gemein , Montenach , 3Uingen (urkunde Bern , Erinit. 1484 )
Jverdun • Srepburgiſch . blieb den Bernern.
mat nicine Savopid , das übrige
261
Geſchichte der Schweiz.
die beiligen Geråthe und Reliquien aus der Beute von Granſon ju lucern in gelin gleiche Theile geſondert und nach einem Kochamt bon einem unſchuldigen Kind an
die Orte vertheilt). Mit feyervollen Umgången wur. ben ſie empfangen ). Schwert und Edelgeſteine ju Erleichterung des Sheilens verkauft d ) . Alsdann vers fammelten fich in der Stabt Bern zahlreiche Botſchaften der Schweizeriſchen Städte und Länder. ( des ftillen Ger .
fau's glückliche Frenheit ?) unvergeffen ); funfzig wohls gekleidete Hausváter aus jedem ber vier Landgerichte unter ihren Freyweibeln , und von Aargau bis Hasli Die Ausſchüſſe der fanofchaft, Rudolf von Erlach , Rit
ter , Schultheiß, Rath und Bürger , empfiengen die Eidgenoſſen ; die ewigen Bůnde wurden erneuert 8 ).
Das erneuerte Gefühl trug viel ben , die gefährliche Unruhe wegen der Münze zu ftillen . Heberhaupt war der Schweizerbund eine Sicherheitsmaßregel, und für die Freyheit wurde nie das Leben geſpart. Sonſt blieb je. ber Ort bey ſeinem Herfommen , fo daß in der Einen
65) Abschied lucern auf Judica 1483.
Die monftrang
wurde gerſtüdt.
6 ) Bell dozumal Cheure und Sob allenthalben rncheneten . 6 ) Das goldene Pater Nofter , bas Pacem mit 9 Perlen und 12 Edelſteinen , 2 fünf Mart fchwere Edfelchen , 8 große Perlen , 3 balais , eben ſo viele Sapphire in goldenen Schachs telchen blieben zu fucern ; die Edfelchen wurden den Bielernt zu Sheil und von dieſen an die Berner verkauft ; um 200 $ 1. faufte Zürich den Degen ; u. L. f. in den Einfideln , ,auf dte unausgeleste Berwendung deren von Schwig , bekam den
goldenen Geflel. Der Diamant war noch nicht verkauft . Helvet. salen er 1798. 7) Bisher war der Stirchenſas nod in Banden der Eblen von Bittifon , von denen Barbara von Roth ihn ererbt ; fie gab ihn Junfer hannfen aus Freundfcbaft zurüd , und er verkaufte ihn dem Flecken 148 3 . Curat , IV Waldfettenfee. Das die Gerſauer eingeladen wurden , meldet H. S. $ å blin im .
Schweiz. Muſeum .
8) Go. n. utrict 1487 ; unsbeim
1
262
V. Buch . Drittes Capitel.
Sache Gemeinfinn , übrigens die größte Berſchiedenheit und, Kriege ausgenommen , jeder Er ſelbſt war. Die Kaiſer hatten von Alters her viele Orte berechtiget, für beſtimmte , jégt vergeſſene Spreiſe Münze zu ſchlagen ). Als Unterhandlungen , Waffen und aufkommender Fleiß die Schweiz fremden Geld öffneten ., dieſes beſchroten , auch das Innere etwas leichter wurde , war Verwirrung unvermeidlich .
Vergeblich riethen weife Månner eine
gemeineidgenoſfirche Münzſtåtte. Man hat in der Schweiz nie verſtanden , irgend ein Privatrecht, irgend etwas bem Vaterlande aufzuopfern, als in Schlachten das Les ben..
Als die Waldſtette mit Glaris und Zug , nicht
nur ben fich, ſondern auch in gemeinen Herrſchaften , die
Zurichſchen Fünfhellerſtücke um ein Fünftheil herabfeße ten , und , nicht ohne Muthwide , das nahe Baden den
nehreren Orten folgte , brach Zürich den Sandel und Wandel mit Baden und ſchreckte den Ort ro , daß er ſich kriegeriſch verſorgte und alle Eidgenoffen um Hilfe batº). Die Zürcher zeigten den Geſandten der Orte, welche fråftig , doch zärtlich " ) , baten ., daß eine feines , wegs verwerfliche 12) , bald vergriffene " ), eigene Münze
ohne Ehrverlegung "4) fich nicht herabfeßen lafſe. Jes doch das leitende Haupt , Hanns Waldmann , Ritter , 9) Zürich wenigſtens vor 972 , Bern 1218 , lucern , 1418, Uri um 1424 , eben ſo Schmong , Baſel vor 1139 , Freyburg 1422 , Soloturn 1381 , Schafhauſen vor 1080 ; G. E.
von Haller's Schmeit. Můnzcabinet, Bern 1780 f. 10) . Edlibacy 1483. Die Märkte , die Badenfahrten wurden geſperrt.. Dur die Badener wurden Scharwachten und Suthen geſeßt , Büchien gelegt. War den düptern für ſich bang , oder meinten ſie, rich wichtig zu machen ?
11) Sie wollen immer zeigen , daß iht Herz zu Zürich ſtehe. “' .
17 ) Ste haben für 2 Pf. 46 geſchlagen , mit ſo viel Silber ,
,, daß man kaum den Schlagſchaş finde. “ 13 ) inter 10 Fl. betonime man kaum noch für Ein Drt (nun ' den Viertheil eines Guldens). 14) Es würde icheinen , ſie haben biderbe Leute mit ihrer Munje
1
bisher verführt.
1
Gefchichte der Schweiz.
263
Bürgermeiſter , ' ein Mann der das Angemeine Begrifa wußte die Gährung zu hinterhalten , bis, nachdem die Fünfer ziemlich verſchwunden , für alle Drte der oftli . chen Schweiz cine zehnjährige Convention zu Stande tam "S). Da begab fich, von den Orten empfohlen, der
Schultheiß von Baden mit eilf Abgeordneten vor den großen Rath von Zürich , um Vergebung ihres vorlaus
ten Werens 1) Waldmann rebete ihnen zu, und endigte freundlich . Etwas beſſeres Geld als das Deſterreichiſche
blieb der oftlichen Schweiz "') , die weſtliche prägte auf gleichen Fuß wie die Burgunder, mitwelchen ihr Verfeher war 18). Eines guten Mittels Bediente fich Waldmann , dem Freudenber
Eigennuß und Ehrgeiz ihr trauriges Spiel zu verderben. fuchco Als er in der Gåhrung über das Münzweſen mit ſeinem Freunde, Zunftmeiſter Hanns Bieger, eineGeſandtſchaft: in die Waldſtette verrichtete, nahm er Theit an den Faſt nachtfreuden der Unterwaldner und Urner, und vermochte
fice, in gleicher Abſicht aufs nächſie Jahr nach Zürich zu Sie famen , Dagherren zu dem Geſchäft, aber mit ihnen zwenhundert muntere Stingtinge. Da vers. kommen .
rammelte der Bürgermeiſter zu der Stadtjugend von der ganzen Landſchaft anſehnliche Tchone Ausſchüſſe.
In
dieſen zwen.Tagen wurde der Aufwand von ſiebenhundert Pfund nicht angeſehen , das brüderliche Maht in Ueber. 15) Borerſt blieb die alte ; Bullinger. Urkunde der neuen Convention , Lucern , Mittw . v. Pauli Hek. 1487 .
Siehe in Waſer's Buch vom Geld S. 102 ff. wie nun jebe Sorte galt..
16) , Haben wir dwer vornahm Wolbalt erzürnt , daß Ir uns i, bas verziehen wetting , durch Gott , als wir üd fuffentlid 1 bittend. " 17) Waſer 90, 97 . Die Maré Silber zu 8 31. 25 Sch .;
Berhältniß zu unſerm heutigen (1778) Suß : 2,69 : 1, Eben derl. 83 .
18) Nicht einförmig : Frenburger Gelb mar immer um fünf Pros cente unter dem Berniſcen ; aller II, 124 .
264
V. Buch. Drittes Capitel.
fluß und jede berzfeſſelnde Freude genoffen . Hierauf in Herbſt, wenn im Land Uri die Kirchweihe iſt , beſchloß
Zürich einen Beſuch der Eidgenoſſen im Sebirg. Sie machten ſich auf , der in Krieg und Frieden vielerfahrne Bürgermeiſter Heinrich Rouf , viele der Råthe , des großen Münſters Propft Sanns von Cham "8b), viele .
Chorherren, die fchónften Jünglinge von Zürich , buns dert und dreyßig Mann zu Fuß , achtzig zu Pferd ; jos gen über den Albis ; bas Alpenland enthüdte ſich nun ; fie froh , über Blitenſtorff, ihres Waldmanns Seimath ,
durch den ſchönen Baarerboden , in die Stadt Zug , von wo ſie, gut bewirthet , ehrenhaft begleitet , ein Theil über die Kufnacher Landenge , ein Theil durch das gafts
frene Schwn , an den Waldſtettenſee kamen. Hier, in wohlgegierten Schiffen , barreten die Månner von Ulri, und nothigten auch zwey Schwyzeriſche Landråthe, mit ihnen zu ziehen. Unter freudigem Zujauchzen dem Rütli borben , vorbey dem Felſen Ted's , landeten fie bald in Uri. Da fie ausgeſtiegen , die Herren vom Vorort auf den urſprünglichen Boden des Bundes und der Frenheit, wurden fie von Landammann 189 und R & then in einer großen Wiefe vor dem Hauptflecken mit folgenden Wors ten bewilkommt : i.Ehrfame weiße liebe Herren , treue
,, Eidgenoſſen , von meinen Herren von Uri iſt mir befohs Alen , Euch zu bezeugen , daß die Ehre dieſes Beſuchs mauch der Nachkommenſchaft unvergeßlich renn folu ; und opnun , ihr Herren von Zürich , båtte einer auf unſer
meinen Slage oder Groll , fagt es ; wir ermächtigen uns ubes Friedens.
Seyd Ihr es nicht, ben welchen , vor
pallen , wir gern Rath ſuchen ? Ja , Ihr reyd unſere u Sofnung und Stüge.
Alles was im Land Uri ift, uns ,
wunſere Häuſer und Süter , alles übergeben wir jeßt 186) Deſſen Großvater im Zdricherkrieg ein vielwirkender Stadta ſchreiber , und einer der Bdte , geweſen .
18C)
Hanns Frieß 1, etwa einem Sohn des frohen Mannes,
den die Bote fiengen ; b. IV , 214.
1
Gefchichte der Schweiz.
265
„ Eurer Getoalt ; es iſt alles Euer; zu Brüdern Verb The angekommen "'). 9 “ Was nun bes Gotthards Alpen und Walb an Vich und ſchönem Gewild ernähren 20 ), was Griechenlands, und Italiens Sonne an guten Weinen ausgefocht 2 ) und in großen Städten zum Reiz des Gaumens gerüſtet worden 22), alles wurde drey Tage lang in großter freube genoffen . Dann umarmten fich
die Männer, und wurden die Züricher zurück nach Bruns men begleitet.
Von da zogen ſie die Wieſen hinauf, bis wo der Landammann Rudolf , Stel Reding's Enfel, der groß. påterlichen Kraft wahrhafter Erbe, am Eingange des Hauptfleckens , an der Spiße von dreyhundert Mann ſie Erſtaunt faben ſie die herrliche hochgewachs
erwartete.
fene Jugend und wurden mit Freudengeſchrey gegrüßt, bis der Landweibel Stillſchweigen befahl, und nun im
Namen der Landleute Reding die Züricher mit brüders licher Freude bewillkommte , und in bereitete Wohnungen
führte. , Indem fie die koſtbare Mahlzeit genofjen ) und viele ſchon auf waren zu Tanz oder Spiel, eilten
zwey Rathsboten von Uri herbey , die zweyhunbert Gul. 19) ,, und mit viel mehr foftlichen fubtilen Worten empfieng fle ,, des lands Ummann ; demnach beſchied er jedermann , we
jeglicher zur Herberg- follt fyn . " aus der Obrontt bep 6 . 8. Hottinger , Spec. Tigur. 180. , S. aud Seren von Balthaſar im zten Fragment.
20) Gemſe , Steinbdd , Sirgenthier , ødren , wilde Surcie ne ; Editbach , welchem wir vornehmlich folgen .
21 ) Malfenſiger ( Malvaſier ) , Claret , Epitraz , rother und weißer Baltelliner u. a. Welſche Weine; Elfafier war der ges ringfte. Eb.dal..
32) Confeet und Zudererbs, womit man die Eiſch aberſchüttelt ; ſo toftlich , daß davon nur nút zu ſagen ift ; eb. dar. Stein Wirth nahm Zeche ; niemand wagte , etwas zu taufen , aus I
Furcht die Krdmer nehmen keinen Preis. 13) Bu denen von dros war der Imbis gar föftlich zugerid tet ; eb. der .
V. Buch. Drittes . Capitel.
266
den wiederbringend , welche beym Abſchied als ein Ger ſchenk für die Weiber und Geſellen heimlich hinterlaffen
worden .' Bergeblich wollten diere die Züricher zur Zus růcknahme bewegen. Da baten die von Schwyt,auf das herzlichſte um noch einen Tag. Aber der Bürgers meiſter Rouft und die Räthe von Zürich antworteten , daß ihre Stadt ohne alle Obrigkeit ftehe, nauf Sonns
mabend iſt Rath und Gericht, es darf nicht ſeyn , daß yunſere Landleute vergeblich in die Stadt kommen 24). ! Weiter baten die von Schwyt , daß fie die Nacht noch Indem fam eine Menge wegen Reislaufen und anderer Dinge in Buße verfåtter Randleute ; allen wurde die Strafe geſchenkt als die Gäſte für ſie baten ;
blieben.
und nicht weniger baten die Schwyker die los , welche
zu Zürich in ähnlicher Verlegenheit waren 25).. Früh bey Tages Anbruch machten fie fich aufi Zürich und Schwyz, zu Roß und zu Fuß , und famen an die land. marken ben Art.
Hierauf wurde Abend und Nacht den
Bugern geſchenkt. Früh am Freytag brach der Bürgera meiſter auf.
Bald erblickten fie vom Albis ihre wohls
bevolkerten Ufer 26). Einzug in Zürich.
Abends , mit Freudenſchal , der Die Bundeserneuerung , die Münze
convention find vom nachftfolgenden Jahr. Sittenges icge.
Erhaltung der vaterländiſchen Sitten , worin bey würdiger Häuslichkeit ein ſchöner froher Sinn herrſchte, war die angelegenſte Sorge vieler Schweizeriſchen Tage. Da war vornehmlich zu bekämpfen was der unerlaubte ausländiſche Dienſt mitbrachte,2 ausſchweifender Müs figgang , ſoldatifcher debermuth , übermäßiges Zechen , Verführung der Jugend und Knechte. Es beſchloffen 14) Nicht als wdre gar niemand , nur nicht die für wichtige Sachen hinreichende Zabl , in Zürich geblieben. 25 ) Es verſeit an dem Eag den andern niemand nåt ; bep sots tinger 182 .
26 ) Wo von zehn Stirchſpielen jedes damals 200 freitbare Mano aer Heate ; Edlibach 1483 .
Gerchichte der Schweiz.
267
die Eidgenoffen zu Beronmünſter, nach dem Vorgang der Berner , alle mehr als vierzehnjährige Knaben Gebor.
ſam ſchworen zu laſſen , Reislaufer als Dodſchlager, Aufwiegler, und (weil ſie ſchnell einhauen) Mórder, wo immer fie betreten werden , hinzurichten , bey den Fürs ften ihre Anſprüche nie zu unterſtüßen , und heimathlore
Leute zu verbannen ; die kurzen Kleider und langen Des gen ſollten abgethan terden 27). Mehreren gefiel das
Benſpiel der Lucerner , für die Uebertreter in jedem Amt ein Schelmenbuch zu halten und von Zeit zu Zeit vor' den Gemeinden leſen zu laſſen 28) .
Aber der Namen Ueber die
wurden zu viele , die Geſete übermannet.
offentliche Sicherheit faßen Tagherren zu Baden mit S. Georgenſchilds Hauptmann und Verordneten des Segauer Adels : Wer an unwegfamen Orten oder zu
mungewohnlichen Zeiten wandle oder von Wirthen als ,,verdachtig angezeigt werde , ſollte aufgegriffen I, wer fo geſtraft werden wie er , und ihm Aufenthalt gebe , ro
vůber gefährliche Leute überall Gericht reon-9)." Eis nem verhaßtern Uebel als ſelbſt ſoldatiſche Unſittlichkeit, dem Wucher , wurde durch Standhaftigkeit begegnet : Es hatten die Juden , welche allgemein und lebenslång
lich nur Geldgeſchäfte trieben , ben ihrer Gewandtheit eine ſo drůckende Oberhand im Thurgau erhalten , daß fie von den Orten ohne Unmenſchlichkeit, ſondern mit
Schonung, aber für alle Zeit aus der ganzen Schweiz ?") entfernt wurden "'). In unruhvollen Zeiten ben ſteis 27 ) Ubichied Münſter ber Unshelm , 14. Janner.1484. 28 ) Verordnung im März 1485 ; eb. da . 29) Abſchied Baden , 1485 ; eb. daſ. 30) 3wey Badiſche Dörfer , fengnau und Endingen , ausges nommen.
31 ) Abrchied Baden nach Invoc. 1483 ; urkunde , wie ſie die armen Leute zu Steckboren von Haus und Hofe und ihren kleinen Sindern verdrängt ; Zürich an den landvogt, 1487 :" die Sache nach verlaufenem Geleit auszuführen ;
1491 : wie ſie noch um 2 oder 3 Jahre bitten. ' Ilirich's Judengeſch. 244, 257, 272 .
1
V. Budh. Driites Capitel .
абg
gendem Aufwand brachte Wucher gange Städte an ben
Rand ihres Untergangs ), In dieren Jahren wurden einzelne Drte durch einen Podomitiſchen Ritter , durch den reichen Mstteli uno eine unruhige Saftnacht in Berlegenheit gebracht. Bitter von
Richard Pulier von Hohenburg , Ritter , aus ei.
Hohenburg, nem guten Wasgauiſchen Adel 32b), einziger Sohn Wye richs , der in einem langen Thätigen Leben ſein Haus ans
fehnlich emporgebracht *) , tar in ſeiner Jugend durch den Pfälziſchen Kurfürſten Friedrich von der Kleeburg vertrieben worden , weil er das Land beunruhigte 34). #
Eben derfelbe batte einen verkehrten Wollufttrieb , wels cher in dieſen Ländern nicht üblich war. Was in åhns lichem Unglück anderen Mitleid erwarb , oder den Feh. ler einigermaßen bedeckte , ein großes Leben , gute Cha.
1
ten fehlten ihm 55); und anfatt feine Krankheit in ein 32) Ubichied Lucern , 18. mars 1483 : pahlhauſen , welches wöchentlich 25 Fl. bezahlen mußte , kam in folche Perlegenheiten , daß von Verlaſſung der Stadt geſprochen wurde .
Anshelm , der anzeigt , wie , da einmal geholfen
1
ward , fie durch Vorſicht emporgekommen .
396) Urſprünglich den gledenftein , dann den Wurmſern , ben Sikingen verwandt ; Richard , von dem wir ſprechen , war durch ſeine Schwefter Oheit des berühmten Franz von Sis 1
tingen .
33) Wir finden ihn 1412 , da er die Stleeburg bekommt ; 1420, da er halb Gamsheim ,
1423 , da er Rheinau erwirbt,
1427 , ipegen mußig , 1432, ivegen Griekheim im loch , 1436 zu Wepersheim , 1444 fu firbenheim , 1450 in Ers werbung von Hofen und Båren ; 1455 mochte er geftorben
renn , wenigſtens erſcheint 1459 (eine Sitwe.
Schopflin,
All. illuſtr. T. II, 187, 160, 154, 148, 145, 161, 264, Saiſerliche Belehnungen erhielt er von Albrecht und 253 . Sriedrich ( cb. dar. 438 ) ; cine Sigmundiſche mag verlos ren reyn .
34) Sdspflin 187. Der Kurfürſ hat 1471 ihm auch Firs denheim abgedrungen , 264 .
3s) Nicht als waren Bandlungen nicht gut oder böſe an fice ;
1 .
Gefchichte der Schweiz.
269
Kloſter zu vergraben , oder Lånder zu ſuchen, wo ſie tēni niger auffalle, übte er Troß und Gewalt.
Nachdem er
fich mit dem Blut eines Unſchuldigen befleckt, weil dieſer ihn zufällig über ſeiner Sünde angetroffeni, gerieth er in die Gefangenſchaft Biſchof Ruprechts von Straßa 2
burg aus Pfälziſchem Haufe , der von Jugend auf ein Feind ſeines Geſchlechts war 3 b). Diefer lief die
Schmach aller Feiner Thorbeiten auf dffentlicher landa ſtraße auf das umſtåndlichfte gerichtlich unterfuchen 3), und nachdem Richard alles auf das deutlichfte bekannt ,
vergab er ihm ) , weil er in ein Kloſter zu treten ver ſprach ; in der Chat übergab er dem Biſchof zwey Dóra
fer 38 ). Uber anſtatt Mench zu werden , glaubte der und am bedauerlichften eben die manner , deren Fugend und
Große durch ſo ein Uebel vor der Welt entweihet worden. Doch ift ein unterſchied zwiſchen Cafar und Nero , Eitus und Heliogabal , zwiſchen Trajan und dem legten der Balois.
Auf
daß der reine Fångling dieſes Piehe wie die Schlange ain Weg, der verwundete aber nicht , bingegeben der Schmad , an erhas bener Eugend verzweifte. Stebe serder,, Sbeen zur Philoſ.. der Geich . B. XIII, Cap. 4 .
35b ) Siebe bey Schopflin , welche Sinterlift und ungeres tigfelt er vor ſchon 32 Jahren gegen Wyrich, seibt ; 4. a . I
D. 148 . ort 36) In ſtrata publica montis de caſtro ek (das zerft lag ) marchiae Maurusmünſter ; Urkunde 7. Fund 1476. Es war das Landgericht von der Mark oder dem Gau , in deſe
fen alte Ausbehnung Gobenburg mohl mit gehdete ( dopf 1
Iin 212 ): ein Achttheil der Mark war des Biſchofs-Pfand.
37 ) Eolibach meldet, eo fen von Richard eine Erklärung feber ner Unſchuld untergeſchoben worden ; doch mochte es eine ans
dere Bemandtniß haben : e$ mochte dergleichen ihm gegeben reyn : ohne eine ſolche konnte Bock ihm nicht wohl ſeine Loch , ter geben , und wenn das Inſtrument 1476 ( rein Bergidot
heißt es nicht auf ſolche Art vernichtetward , wie konnte man irgendwo an ſeinen Sitten zweifeln ? wie jenen Mord , bezweia - feln , da er bekennt, feinem Schreiber Eraſmus befohlen zu baben , daß er den Menſchen ertranke ?
38) Hindisheim und lipsbeim ; odpflin 146. Sein alter Feind sturfürft Friedrich bemachtigte ſich auch einiger Soldſſer ;
1
270
V. Buch .
Drittes Capitel.
Ritter" durch eine Heirath entiveder ſich an die Ordnung zu gewöhnen , oder das Gegentheil zu bedecken , und
i
nabm , zum Aerger von vielen, eine ſehr reiche Erbtochter ;
Konrad Bock , Ritter , Freund feines Baters , deſſen Güter mit den reinigen verflochten waren , gab fie ihm. Sie überzeugte fich in Kurzem , daß zur Bekehrung wo nicht der Wide , doch die Kraft fehle ; hierauf entzog ſie fich und ihr Vermogen ; die Macht ihres zahlreichen
Geſchlechts 39) und offentliche Ungunft erlaubte ihm Richt , nach Straßburg zu fommen .
1
Der Ritter batte
fich voc Papſt Siftus nicht fehr zu fcheuen * ) , und (was viel vermag) er hatte am Kaiſerlichen Hofe die Form Rechtens * ) und genaue Entrichtung der Spore teln für ſich , alſo daß Papſt und Kaiſer den Straßburs gern Befehl gaben , Frau und Gut ihm auszuliefern. Da den Befehlen die Vollziehung fehlte, fuchte er (ver geblich wegen einer Privatſache) den Schuß der Stadt Bern 42) , mit Erfolg den von Zürich.
1
Er wußte das Dolf durch ehrbares Kirchengehen, die Vornehmen durch den Aufwand feines Hauſes und
ſeiner Tafel zu gewinnen . Es iſt ſchwer zu glauben, daß der Weltkenntniß Waldmanns die Wahrheit ents
gangen , aber er mochte den Reichthum für Zürich ge winnen , und machte Freundſchaft mit Richarben .
Da
ſtarb des leßtern Schwiegervater " ). Hierauf trat er vor den Rath : „11 Feinde in Straßburg balten über vers
1
1
Edlibach.
Wem etwas beguem lag , den ergriff der Eifer
wider das Laſter ; von ihm ſelbſt begnügte man ſich , daß er ſchwur , nicht rdchen zu wollen ; N. 36.
1
39) Foecundiflima ftirps ; Schopflin 70r. 40) Siebe im vorigen Cap. N. 183 . 41 ) Alles vorige war durch die urkunde N. 37 getilgt ; er mag fich vorgeſehen haben , daß nichts ſpäteres erweislich war. 42 ) Er hatte einen Proceß mit Georg Frenburger (Edlibad ), einem daſelbſt ſehr angeſehenen Mann (Reu ).
43) 3d finde ihn gulegt im J. 1480 ; Scopflin 220 . 1
Berchichte der Schweiz:
271
,, leumderiſchen Zulagen ihm fein Weib und Erbtheil zu. růck; er wünſche vor dem Straßburgiſchen Ammeiſter mund Rath ihnen zu antworten ; : Zürich bitte er , ihm ,,Geleit an das Recht auszuwirken ; wenn er überwieſen werde , ſo ergebe er fich , den Tod zu leiden . Die Straßburger verfagten Recht und Geleit ; fie benaha men fich ſo , daß man glauben mußte, fie wåren ihrer Sache nicht gewiß , oder ſie fürchten Gegenvorwürfe. So U ſehr rcheuten ſie ſeine Zunge, oder Frechheit , oder R Bift, ſein deußerliches oder fein Geld , daß als Heins rich Goldli , Ritter , Bürgermeiſter von Zürich ** ), ih, nen auf die Biſchöfe und Stådte Coſtanz und Baſel 產
1
.
das Recht bot
er kaum angehört , wohl aber bey Eid
genoſſen und Reichsſtånden geklagt wurde , daß Zürich dem Mann beyſtehe. So weit kam es , daß die Züricher die Schmad , verſagten Rechts mit Gewalt råchen wou .
Sie ließen zu, daß Elſaſſer Edelleute , welche nach Einſideln ritten , zu Zürich im Gaſthofe von dem Rita
ten.
量
ter, aufgefangen ,
und eher nicht entlaſſen wurden ,
bis ſie ſchwuren , keine Straßburger zu feyn 44 b). Da durch Vermittlung der Eidgenoſſen dem Ritter achttau . fend Gulden Schadloshaltung geboten wurden 45) , war
er, ben dem Bewußtſenn ſeiner Leidenſchaft und kage , ro übermüthig es auszuſchlagen , wenn die Straßburger ihm nicht eine Ehrenerklärung thún. Von dieſer mußs
ten ſie Misbrauch fürchten 45b).
Er aber , ſtatt die
Sache ſchnell zu endigen , da er bey to großem Uuffea, hen immer Entdeckung beſorgen mußte , erfühnte fich durchaus auf die Ehrenerklärung zu beſtehen. 44) Gefandter mit dem Zunftmcifter Sanns Dachrelhofer ; Eds libach . 44 b) Dieſes beleidigte die von Schwyz , des stloſters Saftvogte,
der Wallfahrt Beſchirmer.
Der eine dieſer Pilgrime wurde
innebehalten , weil er ein Straßburger war. 45) Edlibach .
45 b ) Weil ſodann feine Urſache blieb , tbm den Befik von allem ill verſagen .
272
V. Sud . Drittes Capitel.
Die Erbitterung der Stadte nabm juz bis Zürich Straßburg fehdete , vom Rathbauſe der Stadt Banner ausſtieß, ein Aufgebot in die Landſchaft , und an alle Die Straßburger Eidgenoſſen eine Mahnung erließ. fandten eilends an die Berner. Bern verkündigte der ganzen Schweiz einen Tag nach Zürich 4 ). . Als der Bürgermeiſter den Eidgenoffen die Berſammlung des großen Rathes melden ließ , traten, ſie herein und er Sffnete ihnen den Mund, * ?). Die in Krieg und Frieden erprobte Freundſchaft von Straßburg , des Ritters dod nicht ganz lautere Gadhe, die zum Aufbruch unbequeme
Erntezeit, ihr Eifer für die Ehre Zürichs, alles wurde vorgeſtellt , um Vermittlung zu empfehlen. : Die von
Zürich klagten über den Straßburgiſchen Stolz 48) , den muffe man brechen ; .morgen ziehen ſie zu Feld , und ers warten die Eibgenoffen.
Da legten alle Sagherren auf
den Tiſch Mahnungen , in bas Recht ben den Einfis 48
deln *8b). Die Züricher , in der Ueberzeugung , zu dies fem Krieg und auf die Hülfe der Schweiz eben fo viel Recht zu haben als Uri wider Mailand , beſchloffen zute gleich Rechtsgang und Krieg 49 ). Denfelbigen Tag am
Abend erhielten die Eidgenoſſen eine zweyte Berſamam . 46) Zugleid verantaßte Bern , daß die Rabnung von teinem Drt eingeln beantwortet würde ; Uns helm. 47) Dieſer , wob! nur noch im päpſtlichen Confiftorium abliche, Ausdruck iſt von Edlib'ach.
48) Der , wie Edlibach meldet, jedermann auffiel; ſie ehrten I
auch die gang unſchuldigen Züricher Geſandten nicht; in allem war viele Privatleidendaft.
48 b ) Ueber die Frage , ob man der Stabt Zürich in dieſer Sache Zuzug,ſchuldig fep ?
49) Nach dem ervigen Bund konnte die Schweiz fich der Hülfe nicht entdußern : alles berubete auf dem Urteil der bülfbes . dürftigen Stadt. Wenn to jener Schbezeit über jede Mabs nung erſt hätte Nechtsgang ſeyn ſollen , wozu der Bund ? Wie Blauben auch , daß die meiſten oder alle Drtë endlich ausgejos gen waren , aber daß ſie nicht viel ausgerichtet hätten : Strata
burg hatte wenig land , und ſie nicht viele Belagerungskunf .
1
Geſchichte der Schweiz.
273
lung des großen Rathes , und , mit ungemeiner Mühe; die Zuſage, noch Éjnen Bermittlungsverſuch abzuwar. In atte Drte ritten der Straßburgſche Stadts
ten.
meiſter von ſagenet, der Ummeiſter Schott, aus den erſten Burgunderkriegen beliebt, und andere , man ſagt nicht ohne Geld , vielleicht um blinde Kriegesmuth bie und ba zu hinterhalten. Großer Dag zu Baden 5').
Wenn man von Welſchneuenburg den alten Markgrafen , mit weifen Råthen , wenn man Gefandte von Lothringen und Bordersſterreich 5 ), von den Biſchöfen zu Straße burg ?) und Baſel " ) , den Städten Schletſtatt und
Colmar, wenn man die Schultheißen von Wabern, Hers tenſtein und Wippingen und andere vierzehn Schweizes riſche Eagherren , die Bürgermeiſter von S. Gallen und
von Schafhauſen 54) und Verordnete von Baſel zu Kagenek , Waldmann und fünf andere Straßburger und
Zúricher Geſandten sab) verſammelt fah , mochte zu er. meſſen renn , welchen Werth dieſe ein und zwanzig Her. ten , Stådte und Länder auf alte Freundſchaft und ruhi. gen Verkehr reben 54 %). Hohenburg , mit ſeinem unſes ligen Bewußtſenn und mit ſeinem Geiz nach unverdien. $0) Auf den 21. July nach Edltbach , uns beim 1. Aug. 1482 .
31 ) Oſwald von Chierftein wär nun wieder Landvogt von Breios
gau und Deſterreichiſch Elſaß ; der Erzherzog hatte ſich vor drey Fabren mit ihm ausgeföhnt ;
copfitn All. ill. II,
205 ..
$ 2) Auch Pfalziſchen Hauſeß, doch nidt mehr jener , von dem wir oben gehört.
53 ) Biſchof Caſpar je Rhyne ſandfe ſeinen Bruder oder Neffen Friedrich gleiches Namens, Ritter , feines Hofs Metfter; und 1
jenen ofterwdhnten Herrmann von Eptingen. 54 ) Ulrich Erůücren , den wir in den Striegen fahen .
546) Bürgermeiſter Roúft , Setelmeiſter Dachfelhofer, waren unter ihnen .
346) Abrchied lucern vor dieſem Tag : ,, eine fo ' ehrlide Stadt wie Straßburg um eines fremden verlambdeten Manns -, wilen nit uffzugeben . "
V. Cheil.
274
V. Bud.
Drittes Capitel.
Cem Gut erſchien auch , dreiſt genug daß er manchem unſchuldig ſchien ; doch misfiel , daß er ſolche Richter verſchmåbte und nur immer von dem Kaiſerlichen Sof gerichtet werden wollte "s) , to daß zwar die Städte einander um etwas genähert wurden ; die Hauptſache abeë blieb unausgemacht.
Von dem an erſchien Richard als
ein Mann, der ſeine Sicherheit in Umtrieben und in Deria
wirrung ſuche;
viele Erzählungen von feiner Leidens
ſchaft erregten Zweifel, Aufmerkſamkeit; man wünſchte Feiner Sache los zu werden ; Walomann entzog ſich . Nur er ahnte keine Gefahr. Seine Gänge , feine Blicke, die koſtbare Livrer des Thonen Jünglings, der ihm diente 5sb) , wurde beobach tet; verſchiedenes angezeigt 5) , ' bis , nach ſo vielert Spüren , in Erwägung der Unrube , welche der Stadt durch ihn erwachſen war, die Obriſtmeiſter $ ) , nau ges haltenem Rath, ihn ſamtſeinem Diener unverſehens 57 )
gefangen nahmen und folterten 58). Sofort als Anton den Ritter und fich verloren fah, bekannte er aufs uus ftåndlichſte, fo daß ,
als Richard ftandhaft läugnete,
uebft anderm ein doppelter Mord und Urkundenverfåt ſchung durch das offene Vorhalten des Dieners ihm eru
wieſen wurde 59).
Zu derſelbigen Zeit war ein aberma.
55 ) Verließ er ſich auf Gelb , oder Ueberetlung an weitentfern tem Hoflager ? 55b) Anton Schårer hieß diefer Jüngling ; er ſchlug die Laute ; in Silber und Seide , mit goldverbrämtem Hemdefragen red
er gegangen . Sohenburg ſelbft pflegte einen Rock von grünce Seide zu tragen. Er hatte noch ſonſt einen Senecht und hielt fich dren Pferde. Edlibach , Unsbelm. 56) Von einem Surſeer Senaben ; Edlibach . 57) Waldmann und zwer andere, welcbe in außerordentlichen
Sdllen eine Art von Staatsinquiſition führten. 57b) Auf dem Weg nach der Kirche. 58 ) Am 19. Sept. Editbad . Am 24ften wurde Sobenburg zum fod gebracht.
59 ) Nach Edlibach bekannte auch Richarb , nach Butline
Serchichte der Schweiz.
275
liger Tag zu Zürich , gegenwärtig die Geſandten der Straßburger, die vermittelnden Eidgenoſſen.
Morgens
,' nach der Gefangennehmung ermåchtigten ſich diere der Straßburger “) , den Zúrichern für ihre Koſten achte tauſend Gulden anzubieten “ob) . Um feinen Preis wür. de Zürich einen unterdrückten Bürger verlaſſen haben, aber die Umſtånde des Ritters ließen rein Ende vorſehen . Als der Dbriftmeiſter Waldmann fein Bekenntniß vorlas, erſtaunten , erſchraken die Råthe ; in demſelben Augen.
blicke that er die Umfrage wegen des Antrags der Eid
genoffen ; dieſer wurde alſobald angenommen . Hierauf borte ein Ausſchuß des großen Rathes die Gefangenen :
Anton blieb auf dem Bekenntniß ; Richard wollte von irgend einer Todesſchuld nichts wiſſen : Mein Geld," ſprach er , wiſt mein Verbrechen 60 ).“ Wenn er nach den altrémiſchen Gefeßen gerichtet worden wäre , der Reichthum hatte ihn gerettet 6). Aber es hatte der Reichsvogt jene Verfügung zur Berfømmlichen Richte ſchnur, wodurch man die Sitten des fallenden Reichs
weiland emporzuhalten gemeint 62). Richard und ſein get durchaus nicht. Er mag auf der Folter wie 1476 ber kannt , und , wie damals , das Erzwungene ſogleich widerrus fen baben. Uebrigens ift nicht deutlich , ob er einen oder zwen Leute umbringen laſſen , um nicht verrathen zu werden. 60) Ausdruck der eidgenöſſiſchen Rechte. Sie verſprachen , in die Seele der Stri ; dieſe mögen es gern thun oder nicht ; " Edli bach .
600) Weil ſie Zürich mit Verachtung behandelt und Bürgermeis Her Goldli's Reden verdreht , hiedurch aber das Aufgcbot vers anlaßten , welches die Stadt in Kopen verfekt; Editbach. 60 c) Hierauf blieb er ; in dein Sinn , daß reine unglückliche Neigung nicht ſo wäre befraft worden , wenn eigennůßige Pos Litit fich nicht in die Sache geiniſcht batte ; Maldmann , meint .
er , båtte ihn gewarnt und fortgeſchaft. I
61 ) Ingenuum ftupraſti ; ſolve decem millia. Quinctilian . L. IV , 2 .
In dieſer legten Zeit hatte Sobenburg ſehr viele
Schulden .
62) Palentinian, Theodoſius und Ürcadius verurtheilten zur
076
V. Such.
Drittes Capitel.
Diener wurden zum Feuer verurtheilt.
Mitleid hatte er
nicht verdient , und ſuchte es nicht © ).
Als ein Herold
ihm die Ritterſchaft abgekündiget , als er unter dem Zu. lauf mohl von Zehntauſenden vor die Stadt geführt wurde , bat er die Straßburger um Vergebung man.
cherley Verdruffes 6b ) , gedachte mit wenigen ſeines Weibs , ſchwieg hierauf unerſchütterlich bey den geiſtli. chen Ermahnungen 4) , und nachdem er endlich über. baupt bekannt , mauch ein fehlender Menſch gemeren zu Der grauſame Dob wurde
veſeyn 646 ), " endigte er.
durch einen angebundenen Pulverſack erleichtert º). Ules brigens wurde betriefen , daß der Bruder Claus vor über .
vilten Bürgeraufnahmen wohl gewarnt hatte * ). Fenceſtrafe ( 1. 6 Cod . Theodof. de adult.); denn es war wohl nie ein Ort in der Welt, noch ie eine Zeit, wo hierin die offent
Ilche Sitte fcbamloſer als damals war ( Chroro ftomus
agos matega nisov ; opp. Monif. t. I, 75). Áber wie zweck: widrig übertriebene Gefeße zu feon pflegen , hat Montesquteu gezeigt , und auch damals die Erfahrung bewieſen .
63 ) ,, Weil da er in ihm ſelbit wußte , daß er ein ſolcher Bdres ,, wicht war , er nicht minder den tödtlichen Strieg wolt baben ,, angericht; " Bullinger. 63b) Bullinger Idugnet dieſes ; Editbad war gegenwdrtig , I
aber wie oft verſteht einer unrecht !
64) Deo , woblberedten fefemneifters Sauteler , " von den aus guftinern ; ed. derr. 646) Nte erndonte er feiner unglagllchen Leidenſchaft als einer beſondern Sünde. Waldmann und andere berief er vor den Richterſtuhl Gottes. 6 ) Menſchlicher als im Nord , wo zu Riga und Reval von Sanſeatiſchen Staufleuten um eben dieſe Zeit etliche Ruſſen zu
Sode geſotten wurden (Hr. Hofrath Sartorius in ſeiner treflichen Gefch. des Banſeat. Bundes , th. 11 ) : eben dieſe
Sünde wurde auch ihnen vorgehalten , doch war das Verſieden in Del eigentliche Strafe ibres andern Berbrechens,
der
Falſchmångereo ; Stirchner's Geſch . von Frankfurt , $h. I, 505 .
66) Die gemeinen Bürger ſagten , ob man denn eben zu 3 . alle ,, verflognen " Reiter ausnehmen müſſe ? Bullinger.
“
Gerchichte der Schweiz.
377
Sacob Måtteli von Rappenſtein , deffen Reichthum Von deus und Verwandtfchaft oben erwähnt wurde , hatte ſich reichen Móttelt. peinlicher Mittel bedient , um ſeiner natürlichen Schwes. fter das Geſtändniß einer entwendeten Geldſumme abzu . nothigen "). Da peinliche Gerichtsbarkeit allerdings ihm nicht gebührte , wurde er ben zufälligem Aufent. balt in findau von faiferlicher Majeſtåt wegen in Vere haft genommen.
Soldes klagte den Unterwaldnern , bey denen Mótteli in Landrecht war , der Sohn ſeiner
echten Schweſter , Ulrich Freyherr von Sax. Aber die Lindauer weigerten ſich , ihn an ein Schweizeriſches Ges richt auszuliefern ; hierin bekräftigte ſie ein Spruch des
Rathes von Coſtanz. Die Fehde hob ſich ſo bitter, daß auch Geſandte von Kindau zu Unterwalden in Bande fas men , und nicht ohne große Mühe die Nube der Grårt. jen und eines Handelsweges erhalten wurde. Als hier. auf der Kaiſer den glücklichen Waffen des Kønigs Mate thias in die vorderen lande entwich , unb. nach Coſtang
fam , beſchloß der von Sag , durch deſſelben Gefangens
nehmung ſeinen Dheim zu befreyen. Hierzu wählte er einen ſchonen Abend , welchen Friedrich auf der Inſel Reichenau zugebracht hatte. Da half dem Reichsober- . haupt ein Zufall , wodurch der Kaiſer fich bey den uns
fcheinbarſten des Gefolges befand; gefangen wurde ſein Schagmeiſter. Bald Faß zu Coſtanz ein eidgenöffiſcher Dag , und vermittelte,1 Mótteli gegen jenen auszuwechs Funfzehntauſend Gulden hinterlegte er mit dem reln. Berſprechen , in beſtimmter Frift den Lindauern oder dem Kaiſer vor Erzherzog Sigmund oder deffen Städten zu -
Rechte zu ſtehen " 9). Dem Neffen wurde fein Anſchlag vergeben ). Måtteli zog auf ſein Schloß Pfyn , und 70
67 ) Im vortgen Capitel ber N. 409 f. 68 ) Er ſelbſt habe ſie geddumett.
69) urkunde 1486 , in der Halleriſchen Sammlung ; 10000 hatte er zuvor angeboten .
70) Durch offne Rajeftdtsbriefe.
V. Such .
*278
Drittes Capitel,
Kaifer Friedrich ließ ſich nicht ungern gefallen , daß das hinterlegte Geld ihm blieb ?'); Das Müns Acetbal
Die Propften Münſter in Granfelden
von deren
1
Stiftung und Freyheit wir früher berichtet haben "), war an dem Kauptort einer ſchönen zahlreichen Bevól. Ferung, die im Lauf der Jahrhunderte unter ihrem Schuß das große und das kleine , das ob , das unter dem Fel. fen liegende Ehal glücklich hatte aufblühen ſehen. Der Bifchof zu Baſel war in geiſtlichen und weltlichen Dins
gen Oberherr und Fürft.
Ordentlich wählten die Chors
herren den Propſt; Rom fand aber ofters Vorwand, ihn relbſt zu ernennen ; er wurde um ro unabhångiger von dem Bifchof. Uis Doctor Sanns Dorflinger, aus einem wohlverdienten Aargauer Geſchlecht 73 ) , welcher auch vom Papſt gewählt war , im Alter die Würde auf.
gab , nahm Hanns Pfyffer von Surſee , der vom Papſt Anwartſchaft hatte , Bürgermeiſter Waldmanns Bers 1
wandter , Befiß von dem Amt,
Vor der Einregung
wurde der Biſchof gewarnt , weil Hanns Menec, Pfars rer zu Büren , durch den påpſtlichen Eommiffarius Keifts ler , von Innocentius dem Achten die Ernennung er: Halten 74) und den Schuß der Berner zu erwarten habe.
Der Biſchof hielt ſich an die Vorſchrift ſeiner Pflicht "s). 21 ) Bon 1482 bis 86 bauerte dieſes Geſchäft : orchiede
Zürich , Apr. 1482 ; Saden , 3 Stånige 1483 ; jener Copians siſche 86. Insbelm 1485. Ilchudi Mſc. 72 ) Th. I, 147 und 259.
73 ) Eigentlich liegt Dörflingen im Hegau und mbt Banns ju Alenheiligen in Schafhauſen ( 1353 ) mag daher geweſen ſeyn ;
es war ein gutes reiches Geſchlecht; Råger, Scither dießen fie ſich zu Beronmünſter nieder , mo sanns , des Propften Better , zu dem Wert der Buchdruckeren viel beogetragen
(Holzha 16 zu Leu ) , und, bis auf dieſen Tas , andere den Ruhm der Liebe der Wiſſenſchaften erhalten,
74) Berſah fich die Curie , oder wurde eine Anwartſchaft vom vorigen Papſt als erloſchen betrachtet ?
9 ) 3hm war von der oberfen geiflichen Behdrbe wohl nichts intimirt. 1 1
Gerchichte der Schweiz.
279
Peter Kriſtler überreichte dem Rath von Bern die Buller
nach der der Pfarrer Mener zn Anrufung des weltlichen Arms bevollmåchtiget war.
Da ließen die Berner zu ., daß er auf der nächſten Faſtnacht hundert rechs und zwanzig růſtige Jünglinge
von Búren ), ſeine Pfarrkinder, von gutem Wein bes. feuert, zu fich nahm , nach Münſter zog., Volk und Capıtel zur Huldigung nothigte. Dieſes hórte auf Delſperg des Biſchofs Meyer, wafnete den Salzgau, übers fiel die fichern und nahm von Hannſen Meyer den Eid ,
fich dem biſchöflichen Ausſpruch zu überlaſſen. Dieſes vernahm die Stadt Bern , regte ihre Ehre auf die Sas che , mahnte Goloturn zu treuem Aufſehen ; Biel , den Biſchof, wenn er fåme, nicht einzulaffen ; und den
ganzen Inſelgau nach Münſter zu ziehen. wig Dittlinger führte die Leute.
Benner ubs
Der Bürgermeiſter
Waldmann , Pfyffers Vetter, und die Stadt Lucern, wo er Bürger 76war , bewogen die Eidgenoffen , ſolches zu
mißbilligen 70 b ). Zur Stunde hoben die von Bern zwey. benachbarte Landgerichte, das ganze land von Bipp und Burgdorf bis Erlach (Soloturner liefen zu ) 7) und
nahmen die Propſter, das ganze Thal, auch den Teffena berg am Bielerſee in Befiß , und brandſchazten den Bis
fchof um dritthalbtauſend Gulden , weil er ihre Ehre gefrånkt habe. „ Wie es doch fomme," fragte Walds manns Freund , Stadtſchreiber Ammann , welchen die Eidgenoſſin an den Rath von Bern geſandt, ertuie es
„ komme, daß eine durch Weisheit und Ordnung ſonſt bor andern berühmte Stadt , in einer ro Bielen Eidge. 76 ) Die Zahl nach einem Bericht in der Halleriſchen Samm:
lung. Im übrigen folgen wir incift Anvelmen , welcher pie Geſchichte bey 1486 beſchreibt. 76b) Hr. v. Babthaſar Merkivůro. lucern HI , aus der Stadt Dentbuch .
77) Hus Abſchieden 3. 3. Hottinger Helvet. Sircheng. 1486 .
280
V. Buch. Drittes Capitel.
whoffen unbeliebigen Sache, alle Maßigung , und was 77 mju Stan; beſchloſſen worden ?? b), auf einmal vergeffe ?
Zugleich begehrte er , nicht ohne Drohung , daß Bern
feine Schritte zurücknehme und Erfaß leifte. Bern gab zur Antwort ; In allen Bünden ren der Papſt vorbe. „ halten ; die Ehre der Stadt erfordere, dießmal beſon .
,,ders 78), daß ſie die Ihrigen ſchuße. “ Als der Biſchof
und auch Waldmann dieſen Widen rah , hielt jener für bas Nothwendigſte , den Fortgang der Waffen zu hems men , und bewirkte durch den Dompronit, Hartmann von Halwnl , Bruder des Helden , den Vertrag zu Rens 1
neborf "9) , wodurch die Berner , mit Heybehaltung des Münſterthals , dem Krieg entfagten . Durch Stolz hatte Biſchof Caſpar das Uebel gereizt ; es zu máßigen, war kein anderes Mitteli als daß er felbft nach Bern zog . Der Dompropft und Herrmann von Eptingen , den Schweizern aus dem Burgunderkrieg werth , begleiteten ihn. Dadurch erwarb er die Rück . gabe aller Hoheit ; fo aber, daß (weil die Stadt auf Mån.
ner mehr hielt als auf kinder ) die Münſterthaler zu Bern ewiges Bürgerrecht haben , den Schirm der Stadt genießen, das gemeine Weren in allen Kriegen verfechten ,
und nur , wenn mit einem Biſchof zu Baſel Fehde wäre, von feiner Partep repa dürfen 89), Die Sache der 17b) Die allem tumultuariſchen Weſen widerſtreitende Ders kommniß. 78) Die Bifchofliden , folg vielleicht auf Waldmann , feinen ungebührlich geſprochen zu haben .
79) Correndelin , tin Münſterthal. Smft. n. Valentin , 1486, 80) Das Bürgerrccht mit Munfterthal iſt vom 14. Mai deffelben Jahrs ; abgedruckt im neuen Schweiz. Muſeum Th. II , 213.
Der Vertrag mit dem Biſchof iſt voin
Go, n. Cathar. (im Nov. ) ; eb. daſ. 207. Das Dorf Reiben Ben Büren blieb dein Biſchof ; doch ſoll da tein srevbof mehr feon , wo Uebelthäter vor den Bernern ſicher waren.
Dann kommt noch vieles von dem Nidauerſee, daß Biel deus felben ohne Unterſchleif nur für ſich mit benuße ; von der Weis
ermice GGerchichte
der Schweig..
381
Propſte wurde dem Papſt überlaſſen , die Einkünfte von den Eidgenoſſen verwaltet. Mit einem kleinen Genuß begnügte ſich Pfyffer , Mener mit einer guten Predigere ſtelle 81) Das Berniſche Bürgerrecht ſicherte dem Bis fchof die alte Herrſchaft, aber dem Thal reine Fren. beiten und Ruhe ; ſo daß es unter Schweizeriſchem Schus dem Reich der Deutſchen zugethan 8 %), die Reichspfliche
ten ſeinem Herrn zum vierzehnten Theil tragen half, bis auf die neueſte Zerſtörung. Der Grafen von Montfort Serrſchaft Sargans, der Vom Sarı
alten Schweiz in Lieb und Leid keið viel bekannt , fiel durch sanſerland.. 1
Georg's weitläuftige Streitfachen und üble Wirthſchaft unter die Botmäßigkeit fieben benachbarter Drte 83), Hier in lieblichen Ehålern und fruchtbaren Gefilden , zwi.
ſchen dem Scalaberg 83b ) und einem über fette Alpen zu ewigem Eis emporſteigenden Gebirg 83 ), wohnt ein gu. de bey Nidau, deren erſte Blume von den Nidauern zu maben , das übrige gemeinſam ift ; von den Måttlen (Wieſenpidechen ),
wer ſte dzen (abweiden) möge. Bern die boben Gerichte.
Auf dein Eefſenberg erhielt
Siebe aber verſchiedenes das meiſt
urkundliche Buch Biel in ſeiner uranlage 1795. 8. 81 ) Er wurde Leutprieſter zu Burgdorf. So blieb es zwölf
Jahre und Hartmann von Sallmol verjah die Propſter ( Bals thafar Mertw. Luc. III).
Endlich wurde 1498 auf Münfter
Sanns Burkard gewdhit (feu ; dieſer Artikel ift übrigens fehr oberfldchlich ) und Biſchof Caſpar von den Eidgenoffen gebeten ,
Meyer's (auf die Propſter gemachten ) Sculoen nachzuſehen . Bottinger a. a. D. aus Abfd ieden. 82 ) man appelirte nach Weßlar. Siehe Herrn von Wattes my ! Hift. de la Conf. Hely .
83) 3m 3. 1483.
Bermuthlich ift es von Etibach ein Bers
ſehen , wenn er nebſt Bern , auch Uri von der Cheilnahme ausſchließt. War nicht ein Urner fchon 1494 zu Sargans Vogt ? feu.
836) Scalaberg (wie die Namen hier halbrhatiſch find) ohs ne Zweifel von der Staig , welche vor Alters in ſeine Felſen schauen war.
83c) Die Waſſer des Calfeiferthals quellen aus dein Sardonas gletſcher ; der Kunkel rendet die Eaming durch Bettis ; DR $
282
V. Budh. Drittes Capitel.
ter , zum Theil vortreflicher Stamm altrhåtiſcher Måna ner , vom Rhein bis an den Walenſee. Gener ſol in unbekannten Tagen der Vorwelt, oder als der alte Dcear die Wohnuugen unſeres Weltalters noch deckte, feinen
Strom durch dieſe Lånder gehabt haben 83d ). Dem rey wie ihm wolle, (wer mag die Straßen der erſten Gewåffer: in den Abgründen werdender Welten erforſchen !) die Eidgenoſſen hatten in dem Krieg des vierzehnhundert und
rechszigſten Jahrs 84) die Deſterreichiſchen Güter in dieſem kande erobert S') ; das Volk lebte in großen .Freyheiten : Graf Georg , ohne Kinder , nach eitler Mühe in Kriegs .
pienſt und vor Gerichten , ein Freund von Ruhe und Ge uuß , genehmigte, daß die Schweizer das übrige faufs ten 86). Er felbft verſuchte noch Einmal das Glück in den Geſchäften des Erzherzogs. Verbunden mit 28. walden von Thierſtein und Gaudenz von Metſch , trachtete er Sirol von Deſterreich an Baiern zu bringen.
Da
warf der Kaiſer die Acht auf fie 86 by Georg mit Victor Büchlin , feinem Kammierdiener und Roc ), flob auf den Grauhorn die Sarn , woher des Landes Name bald Sarns
gans oder Sangano , bald Sargans iſt , und ohne Zweifel bep Plinius. Saruneten genannt werden. Siehe Guler's Rhátien , Herrn von Drell recht gute Beſchreibung ( Zürich und Leipzig 1791. 8.) , Hrn . D. Ebel's chweizerreiſen .
83 d , Nicht bloß die Idee neuer Beobachter (Ebel) ; ſchon in Chroniken des XVII . Jabrhundertes iſt Spur , ſogar daß eins mal befürchtet worden , der Strom möchte ſein altes Bett wies der ſuchen .
84 ). Beſchrieben Th. IV , 5.13. 85) Uri , Schwyz und Glaris haben die Wafenſtadt, Freudens berg und Nodberg cingenommen ; Zúrich , fucern , Zug und Unterrvalden ſind nach dem Frieden durch dCA Bertrag 17 .
Fcbr. 1462 in die mitherrſchaft gefommen ; leu.
861 um nur 13000 Fl.; ſo daß er wohl nicht über 650 Fl. reis nen Ertrag davon getabt ; ſtehe N. 98.
Von ſeinem Schwas
ger und Vormund, Sannſon Truchfeß Grafen von Sonnens berg , erkauften ſie es ; unshelm 1482 .
866) Authentiſch dargethan in dem reichhaltigen Archiv für Südteutſchland. ( Fr. u. Lp3. 1807) S. 288.
Gefchichte der Schweig.
283
Drtenſtein , feine Burg in dem Rhåtifchen Domleſchg . Da lebte er , unbekümmert , fich relbſt , meiſt vom Preiſe veräußerter Güter ; bis Victor ; über den Ausgang der Unordnung bekümmert , feinen Herrn bewog , den Brůx
dern der Gråfin 87) gegen etwas Unterſtüßung 88) die Unveräußerlichkeit von Ortenſtein zuzuſichern. Er lebte achtzehn Jahre auf der herrlichen Burg ; noch iſt reine Schlafftede in der Mauer des gewaltigen Dhurms 89). Die Truchreffe, feine Schwäger , feine Erben , hielten
auch der Witwe ihr Wort " ) und ehrten Victors Treue und Berſtand
).
In dem zweyten Jahr nach dem Berkauf der Herrs Werbens fchaft Sargans , die hierauf gemeinſchaftlich verwaltet berg, wurde , überließ der Stadt Lucern Graf Johann Petep pon Sag zu Maror 92) ym ein und zwanzigtauſend Gul. pen die fruchtbare angenehme Serrſchaft Werdenberg, pie er von einer Montfortiſchen Erbgråfin erwarb 9 ). 87) Eruchseffen von Waldburg , Herren zu Sonnenberg,
Wir
raben Barbara im vorigen Cap. N. 277 .
88) Wenn das Einkommen ihm nicht hinreiche. 89) Srn. febmann's Graubündten Ch. I, 257 f. , eine ſchöne Beſchreibung, wie er zu geben pflegt. 90) Er farb 1501 ; Barbara wurde , laute ſatis, unterhalten.
91 ) Vir induſtrius et frugi. Wir folgen Campbell’n in der hift. Rhaet. Er fügt ben , ſie baben Victor’n zwanzig Jahre
als Verwalter da gelaſſen ; als Ludwig , des Geſchichtſchreibers Eſcudi Bruder , Ortenſtein 1521 ertauft, ſep Vietor zu Reichenau Solleinnehmer geworden ; die Gemeinden fauften fich 1527 frey ; die Burg wurde 1528 Jacob Travers'en von
Zuş verkauft ( Lehmann urkundlich). Campbell , wels cher kura darnach lebte ' und welchem die Craverfiſde Familiens
geſdyichte nicht unbekannt ſeyn konnte, fügt ben , daß er Apols lonia, des ( reichen ) Bictors Cochter, genommen. man ſieht
1529 , wo Victor als Podeſtá des Valtellins durch einen Zus fal umgekommen , Jacob Cravers das Amt ausdienen (Pofta
compendio 337) 1, verglichen feu XVIII , 426, 92 ) Im vor. Cap. N, 282 .
93 ) Sen es , daß die Adelheid (feu XIX, 303 ) Graf Wilhelms
V. Duch. Drittes Capitel.
284
Er wußte nicht zu regieren 9 ,) und verſchwendete fin ganzes Vermogen ” ). Der alte Adel , wie feitdem viel großere Herren , kam um Glanz und Macht, als weiche Gemeinheit über angeſtammten Hochfinn die Oberhand erhielt.
So wurde durch Geld nicht weniger als durch Waf. 96
fen die nordöſtliche Gegend von der Charðisbrücke 9) bis hinab nach Stein Schweizeriſch, obwohl nicht ſelbſts ſtåndig. Mehrere Orte beherrſchten ſie; aber ( indeß die Fürſtenmacht anderwårts drückender wurde) ohne Aenderung der alten Freyheiten und Rechte 97) , ohne
Erhöhung der Auflagen 98), und in dem unerhört lans gen Frieden , welchen der Schweizeriſche Name gewährte, Shurgau .
Zweyerlen geſchah , um Thurgau algemach von fremder Einmiſchung zu reinigen. Das Landgericht über Blut und fonft ſchwere Schuld wurde nach alter Art von
#
zweymal zwölf Gefchwornen im Namen der Stadt Co. ftanz verwaltet. In Zeiten der Ungnade Friedrichs von Deſterreich hatte fie das große Recht pfandweiſe von Erbtochter , oder nach Campbell die von ihm beſchwangers te und nach Wilhelms Cod gebeirathete Schwiegermutter ges weſen !
94 ) Wie er denn mit den Werbenbergern ſofort Händel bekam , 95 ) 1482 verkauft er Maior , 1485 Werdenberg So vertaufs te Cafpar rein Bruder die beſte Pfründe im fugnež um eine Laute.
So hat in alteren Zeiten ein Grafa des Namens +
Werdenberg , alles , was er beſaß, um ein leibgeding für ſich und ſeine Diener den ulmern verfauft ; saber's Hift. fuev . L. II.
96) Der fudoftlichen Grange von Sargans , bernabe dem Auss flufie der Languart gegen über ; Guler. 97 ) Beftdtigung der Sarganſer Offnung u. a. Rechs te 1483 : der Fahrmarkt rolli bleiben , weil man ſolche in
Stadten haben will,
Pirners bekomme der Vogt von den
Walenfadern auf den Alpen das Fogelmal ; ' u. l. f. 98) Um 21000 Fl. wurde Werdenberg verkauft ; 1000 Sl. ers trug es , ohne die Falle. Alſo s Procent. Eloudi.
Gefchichte der Schweiz.
285
Kaiſer Sigmund erworben 99). Die Fieben Drte , wel . che im Thurgau die volle Herrſchaft wollten , beſchloffen die Löſung " ). Da vermochte Coſtanz durch den Bi.
ſchof und Bern , daß gegen Ueberlaſſung drener Bier . theile des Ertrags , Ehre und Einfluß der Stadt nodi 101
blieb **). Vierben wurde aus Vorſorge die Erhöhung ber Strafen verboten 10 %).
Der Bifchof zu Coſtanz Otto von Sonnenberg *}) wurde nach der Staatsflugheit behandelt ,
welche die
Geſchäfte an ſich und nicht leidenſchaftlich nach Perſonen
entſcheidet. Der Gegner, über welchen er das Bisthum errungen , hatte dem Berniſchen Schultheißen Wilhelm von Dießbach ſeine Nichte gegeben * ); auch beleidigte der Biſchof die Berner durch die Uebung des Rechts det 10
erſten Bitte in dem Stifte Zofingen *05); endlich meinte er , reine Thurgauer von den Schweizeriſchen ſo zu ſondern , daß in KriegsnóthenICG fie dem offentlichen Lands geſchren nicht folgen müßten " ). Hierin wollten die Schweizer ſo. wenig nachgeben , IO daß fie darum ſeinen Antrag einer Bundeserneuerung 7) villig unbeantwor. tet ließen *08). Als er nachgab , wurde diere , ohne 10
99) Tb. TV III , 95. 100) Mit 3100 Gulben , welche zu S. Gallen hinterlegt wurs den.
101 ) Vergleich Baden 12. fdnner und auf Sebaft. 1483, Ansheim und Sichudi.
102 ) Man ſoll die Nußung nit überſchagen. 103 ) Der Truchfefie von N. 87 Oheim ; fudwig von Freyberg, ſein Gegner ; im vor. Cap. N. 319.
104 ) Mus Otto'ns Schreiben an die Orte 1483 . 105) Sie nennen dieſes , Ubneinung einiger Begabungen vom $. Stuhl.“ Haben wir nicht oben gezeigt , daß Bern die Colatur der Zofinger Pfeûnden erhalten ? 106 ) Der üusbrud fandgercrep bezeichnet bad militariſche Aufgebot.
107) In Beziehung des 1469 von Biſchof Serrmann Breiten , landenberg auf ſeine lebenszeit geſchloſſenen Bundes.
108 ) Abschied Baden 1483 n. 3nvocavit.
V. Such . Drittes Capitel.
286
Berns Widerſpruchi genehmiget 109).
Eben derſelbe ,
da er einerſeits von dem Römiſchen Hof bedruckt wurde,
und anderſeits die Prieſter mit neuen Steuern ſelber drückte, und Sachen der Zinſe und Zehnten vor den geiſts lichen Hof zog , fand gegen den Papſt entſchloſſenen Schuß , und eben ſo viele Standhaftigkeit gegen die von ihm ſelbſt gemachten Eingriffe Tu). !
Vom etjs
Dem Papſt ſelbſt, jenem Sixtus , wiederfuhr die
biſchof der Kränkung , in der Stadt Baſel; gleichſam vor der gans Ctayna . 1
gen Kirche, durch einen vornehmen Cardinal , eben der
und noch anderer Dinge offentlich angeflagt zu werden, um welche in eben demſelben Jahr der von Hohenburg zu Zürich verbrannt wurde "). Andreas , ein Slavos nier , Predigerordens , Erzbiſchof der Crayna genannt, Cardinal vom Titel 6. Sixti " ), war ein wohlmeinen . der , offener, nicht ungelehrter, aber von aller Senntniß der Menſchen und ihres Spiels mit Worten und Sitten weit entfernter Mann , doch zu Rom Geſandter des Kais ſers. Er hatte nach Büchern und ſeiner ehrlichen Meia
nung von dem Statthalter des Sohnes Gottes, der die Schlüſſel des Himmelreichs habe, und Vorſteher des
großten je geweſenen moraliſchen : Dereins wåre , fich 109) Bund Biſchofs Ótto mit den acht Orten , 9. Apr. 1483 .
Stettler bezeugt , Bern allein habe kein
Antheil genommen ; in dem Lünigſchen Abdruck (Spicil. eccl . T. II, 169) wird Bern ausdrücklich mit genannt. 110) Dieſe Berhandlungen fiehe nach den Abſchieden 1484 bey 3. 3. Hottinger Helv. Sircheng. II, 506 f. 111 ) Hauptquelle der folgenden Geſchichte ſind Peter Ruma,
gen's von Trier , Notar's (eben ben dieſem Erzbiſchof), Schreibers nachnaals benın großen Münſter in Zürich (wo er IŚ14 ft .), gelta archiepiſcopi Craynenſis: zuerſt von Wurs firen in der Bareler Chronik , hierauf latein von dem altern
Hottinger H. E. t. IV, 347 èrcerpirt. 112) Es ſcheint, daß er als ſolcher vom Kaiſer empfohlen und vom Papſt ernannt worden, daß aber noch etwas an der Form gefehlt. G. des jüngern Sottinger's Helv. Kircheng. Ib. II, 498.
Geſchichte der Schweiz.
287
ein Bild gemacht, von dem er auch nicht Einen Zug ers
1
kannte. Der of des heiligen Vaters dåuchte ihm weit unheiliger , als der von Wien , welchem er den leiden .
ſchaftloſen alten Kaiſer mit haushålteriſcher Ordnung und nordiſcher Šittlichkeit in gutem Anſtand vorſtehen gereben Er mag in ſeinen Berichten viel darüber ges ſeufzt haben , und fein Eifer von Hofe aus gelobt wors
Den renn. Er wagte hierauf, dem Papſt perſönlich und ſelbſt vor Cardinalen über die ſchamloſe Uebung der
gråulichſten Sünden Vorſtellungen zu machen. Sixtus; anfangs etwas betroffen , faßte ſich als ein weltfluger
Fürſt, lobte den chriſtlichen Eifer , bedauerte die Unveri beſſerlichkeit der Welt , hielt aber den unbequemen Mann in möglichſter Entfernung.
Die Unbeſcheidenheit gieng
aber ſo weit , daß er fich endlich deſſelben verſichert mußte "' ). Der Kaiſer merkte ſelbſt, daß er einen beffern Faſtenprediger als Geſchäftsmann zu Rom haben
und berief ihn zurück. Da nahm Andreas den ſonders barſten Entſchluß: Dhne der Zurückberufung viel zu erwåhnen , eilte er von Rom nach Bafel. Zu Bern ers klärte er , daß in der allergrößten und nothwendigſtett Sache, eine Kirchenreform betreffend, er in die Stadt fich begebé , wohin die leßte allgemeine Kirchenverſammlung ausgeſchrieben war ; mit dem Kaiſerlichen Hof ſtehe er
in genauer Verbindung; feine Stimme rey Ausdruck des wårmſten Gefühls vieler großen Prälaten. Die Berner, von den Mißbråuchen des Kirchenregimentes wohl über feugt , ließen ſich bewegen , ihn nach Baſel zu empfeh len " ); Die Wärme ſeines Herzens gab ihm Bereds ſamkeit , und , wer die Zuverſicht nicht begriff, welche +
113 ) Dieſer Gefdngniß wurde er auf des Saiſers fürwort ent: laſſen ; Satſerl. Miffif án Baſel , Wien 20. Oct. 1482. , Er war nicht ein ordentlicher , mit allen ſeither ein gefübrten Rechten begabter , ſondern zu beſtimmten Geſchäften verordneter Geſandte , wohl gar obne Sitel.
114) A nshelm 1982. Rumagen : Bernepſes in fui amo . rem traxit.
388
V. Buch. Drittes Capitel.
ſo einem Mann ſein Glaube giebt, regte voraus , daß er måchtige Mittel kenne " S) Er fam nad Bafel.
Dafelbft ließ er anſchlagen , win, welche dußerfte ,, Gefahr feßeriſche Meinungen , ſodomitiſche und andere ,, kafter, gleichſam auf Petri Stuhl getrieben, die allges „ meine Kirche gebrad )t. Ein Mittel ren zu Coſtanz ges mfunden worden , periodiſche Kirchenverfainmlungen . ,, Dieſe habe der Hof zu vereiteln gewußt. Er, im Nas men Gottes , ohne Rücficht, ohne Furcht, rey nach » Baſel gekommen , wo die Kirche zum legten Mal gefeßo ,,,måßig verſammelt war. Er erneuere dieſes Concilium ,,und mahne die Chriſtenheit auf. Der Papſt habe fiche usu verantworten ; fonft rey ihm nicht ferners zu ger ,horchen ; Widerſtand werde feine Abfeßung zur Folge baben 16)." Nach dieſem erhob er ſeine Appellation : HD Franz von Savona , durch Simonie auf den Stuhl „ S. Peters erhdhet , welchen du entehrft ! Wie oft, wenn mrich dir deinen Wucherhandel mit Pfründen und geiftlis ochen Gaben , deine Bereicherungsſucht für die båuri . mchen Bettern " 7) , deine Duldung und Vorliebe det
ofrechen Bifewichter , der Spaßmacher und Jäger , ,, Srunkenbolde , Nonnenſchånder , Blutſchånder , der 117 ſchongekrauſelten Jünglinge 17b ) und Sodomiten " 99 voorhielt , haſt mich hdhniſch verlacht ,1 fie bereichert ! ,,Nachahmer deiner Wolluſt regieren die Kirche. Schåße,
ngegen Lürken und Huſſiten beſtimmt, haft verfchwens 115) Numagen :
facundia fublimatus , nibil ponderavit,
conſilium nec quaelivit néc cepit. 116) Dieſes in des Münſters Chor , 13. July 1482. 117) Cupis ditare ruſticos, attinentoc tibi. Quis pontificum magis exaeſtuavit in ditando filio fuo ?
1176) Crines calamiſtrantes, longos nutrientes. (Kountos, wie die der ulten.) 1170) Diere Duldung modite N. 183 des vorigen Capiters glaubwürdig mashen.
Gerchichte der Schweig.
28 )
ndet. Chriſti Religion wird einem heidniſchen Gotter 'indienſt åhnlich " 18 ). Die Zeit iſt gekommen , fie zu be. wfrenen , dich zu richten . Du wirfſt kraftloſen Bann ; ,, ich appellire an den Herrn und an die Kirche ."
Alles
dieſes ſprach Andreas in einem Privathauſe "9) zu Kleinbafel , mit brennender Seele , vou Vertrauen auf
den Eindruck, ohne Sicherheit irgend einer Unterſtüßung ; ſeine Schriften fandte er allen Fürſten. Hierüber ließ Heinrich Kramer , Predigerordens wie er ſelbſt , für Oberteutſchland Glaubensinquifitor , vors låufig anſchlagen , daß er ſich nicht genug verwundern fønne, den Herſtellter der Stadt Rom120), den Stifter ſo vieler Kirchen , den Ernährer - man wolle nicht faa gen , der rømiſchen Armen !21), aber der gefallenen stos C
23
nigsgeſchlechter " 22) und vertriebenen Prälaten 1 ), mit Geld und Volt *24) thatigen Vorfechter der Chriſten Sixtus , nur Gott verantwortlich , von einem wahnſins nigen Slamonier ſo behandelt zu ſehen . „ Daß ein 118) Girtus liebte das Alterthum ; cine, auf Cultus beſchranks te Religion mißfiel ihm nidt.
ug) In der großen Stube des Hauſes zum fidnig in Beyfenn eines Straßburgers , eines Trieriſchen Clericus , eines Schneis ders , Schuſters und Barbiers ; Numagen. 120) Er beſtätiget alles, im vor. Cap. N, 180 erwähnte. Bon ihm wurde des Situs Bogen , der Beſta rundes tempelchen ,
gereiniget ; von ihm , 1474 ; die Conſtitution Etli de cunctos rum zu Berſchönerung der Stadt ; Herr Sarlo sea in der treflichen Schrift dei diritti del principato Culli antichi edifizj, 1
Rom 1806 .
121 ) Unbekannte Saudaritie in jedem Rione bekommen ulmoſen . 122) Er unterhalte die Cupriſche, er mit inonatlich so fl. die Boſniſche sidnigin (die Witwe des Ehomaſſevich ?).
123) Dieſe bekommen von der Cammer monatlich jeder 8 bis 1s. Goldqulben.
124) 12000 Ducaten den Rhodiern ; viel den ungarn ; Chells nahme an drey Expeditionen ; zwer Schiffe mit Waffen und Munition den Rhodiera.
V, Ehell.
290
V. Buch. Drittes Capitel.
,,Mann ," erwiederte Andreas , derſelben kafter ſchul. ndig wie der Papſt ras), und Vorſteher eines Drdens „voll gleicher Verbrecher und Heuchler +20) , einen Éar.
„ dinal, welcher unter ſobielen endlich den Mund öffne "27), i,mit Erſtaunen vernehme, fen natürlich aber um nichts isweniger falſch , daß der Papſt ein Vater der Kirche (wer ift. Pater ſeiner Mutter "28) !) oốer ein an ſich ebler ,,Mann reys, das römiſche Bauweſen habe zum Dor . ,,wand neuer Auflagen gedient, im Sürfenkrieg Datertib
„brauchbare Waffen und Erlaubniß wider Florenz bes „kommen ...."
Schwer fiel nun von Rom der Bann auf ihn , und wer ihm Qufenthalt gebe ; der Papſt forderte feine Aus. lieferung. Baſel begehrte vom Kaiſer Verhaltungsbe. fehle; Bern entfchuldigte ſich dem Papſt "a9). Bor dem Kaiſer , welchem Concilienſammlung eher gebüh .
re "30 ) , wurde Andreas aufgefordert, Rechenſchaft feio Die Rettung des nes Unternehmens zu geben '?'). " 132 ,,Glaubens ,“ erwiederte er 1%), mkönne einem Cardinal „ nicht gleichgültig repn ; was er ſchon vor Jahren fich ,,vorgeſeßt, was viele vornebme ehrwürdige Männer 125) Simili criminum qualitate deturpatus. 126 ) Adducto ſupercilio, grandia verba trutinantes, inter mu. lierculas de S. Litteris philoſophantur, a feminis diſcentes
quod viros doceant.
. 127) Cardinalium nullus le murum opponere voluit pro 128 ) und der Dch
Chrifto .
folge der Strippe, nicht die Seippe dem
Doſen .
129) Man habe ihn als einen Cardinal geehrt; Ansheim. 130 ) Ad nos plurimum reſpicere nofcitur.
Wenn Berberbnis
in Saupt und Gliedern die Stirdenverſammlung nothwendig mache, ro fomme ſie doch wohl dem weltlichen Haupte der Chriſtenheit zu. 131 ) Qua auctoritate, cuius ope et confilio. Es war an einem
Privatmann ſo toll, daß jedermann eine mächtige Eriebfeber im Hintergrund glaubte.
132 ) Schreiben auf S. laur. 1482 : Magnificeutilline Fri. derice , tertius huius nominis ecclefiae adỹocagus !
Gerchichte der Schweiz.
291
mund große Gefandtſchaften gebilliget , unternehme er ,
pund veranlaſe, was auszuführen des Kaiſers Pflicht wifeys; das' in deſſelben Dienſt oft gewagte Leben ren ihm vin Gottes Sache nicht zu theuer ; . der Kaiſer mochte ufeine hohen Jahre bedenken und den Richterſtuhl Chris meſti. Von dieſem allem fcheute fich der Bifchof zu Ba. ſel, Kenntniß zu nehmen ; die Univerſitåt rab die Bes wegung mit Begierde ; der Hof zu Innsbruk ohne Miß billigung ; Lorenzo von Medicis, der Großmachtige, und der italiſche Bund verordneten Geſandte "?). Sirtus nicht weniger ſchickte in kurzem acht Geſandte *34), und indeß er felbft Baſel durch Wohlthaten zu feſſela
ſchien " 35), warf Angelo von Seffa , einer ſeiner Boten , das Interdict auf die Stadt ; es wurde nur von den
Barfüßern beobachtet "35b). Zulegt nach Unfunft Anton's Sratia . Dei , eines 136
Doctors vom Barfüßerorden "30), den der Papſt über Wien dahin geſandt , verſammelten ſich Bürgermeiſter
und Kath in Benreyn des berühmten Biſchofs Joft von Silinen , des alten Markgrafen von Welſchneuenburg, !
des Saboyſchen Grafen Philipp , Oswald's von Shier. 133 ) Baccio Ugolino; Roſcoe, Hfe of Lor., called the Magnifi. cent; t. II. Einen zweyten , Erzprieffer Bartolomeo von Piacenza , nennt u rit iren.
134) Den Propſ von Erfurt, Kug'en von Landenberg (nach. mals Bifchof zu Cofanz) ; den Propft von Feldbach , Petern yon Stettenheim ; als es ernſter ward, Anton Gratia · Dei, Anton von Rocbe den Propft zu Aigues.tortes , den legaten Blichof Angelo von Seſſa ; zuleßt auch Silinen ; den Minoriten Emes rich Semel ; am allerlegten den Comthur Servicio Defint. 135 ) Befatigung ibrer Pfandfd aften (Lieftal, Wals
lenburg , Homberg ) , 1482.
Brutner , 1003 .
1356) Dafür wurde ihnen der Bettel verboten , und ſie kamen In Gefahr , vor Hunger zu fterben ; uns beim
136) Bon welchem der Pap # ſelb # General gereſen ; Wodreas war Predigerorbens.
292
V. Buch. Drittes Capitel .
ftein "37), Burgundiſcher Geſandten 198) und vieler geiſt lichen und weltlichen Herren , Doctoren und Ritter 9). Anton erhob ſich und redete : Rach ziemlicher Entſchuls digung des durch Dienſteifer übereilten Interdicts bes zeugte er die allgemeine Verwunderung über eine Bür, ngerſchaft von angeſtammtein Bieberſinn ), welche dem
1. Verleutider '4 ) des gelehrteſten, größten, verdienftvolls miften Papſts , eines in Religion érgrauten Herrn, Aufents
,,halt und einigen Schirm gebe; doch Trug der Heuches „ ley fønne auch die beſten tåuſchen." Undreas wurde hereingerufen und mit Anſtand begegnet. Über ein Kais Ferliches Miffif erklärte nun die hochſte Mißbidigung der unſinnigen Schritte , durch welche Tchon zu Rom er mit Mißbrauch ſeiner Würde fich die größten Unannehms lichkeiten zugezogen ; zu Baſel ren der Schwärmer Mas
jeſtetsverbrecher geworden ; wie unflug er bey gemeis nen Leuten unbekannte laſter zur Sprache gebracht;
auzuwohl verdiene er die Einſperrung;
Baſel, jeder
Stand des Reichs , werde von Kaiſerlicher Majeſtat Hierum gemahnt. ,, Bende," ſagte jeßt freundlich An ton zu Andreas , bende find wir Drdensmanner , eine mander aus Gefandtſchaften bekannt ; erfenire daß Neid
„ Verleumdung erzeuget ; ich werde dein Fürbitter reyn." Er aber blieb auf ſeinen Worten , bat um dren Tage zu 137) Welcher alb des Bisthums Pfalzgraf da war . Caſpar ze Rhyne , deſſen unthätigkeit in dieſer Sache merkwaróig iſt, lag eben in größtem Streite mit der Stadt: ſie hatte einen andern ,
als den er vorſchlug , zum Oberftzunftmeiſter gewdhlt ; hiefür unternahm er (ohne Wirkung) die Einlöſung aller von dem Histhum an ſie verpfändeten Rechte und Güter , und meinte, vorerſt 100000 fl. für die lange Nußung abzuziehen ( er fam , .
unter ſolchen imſtånden , wohl nicht in die Stadt); Ands i helm . 138 ) Zn
arimilians Namen ; Claude Coulongeon de la Batie,
Wilhelm von Rochefort , der Rechte D. und Ritter. 139) Dieſe Handlung am 18. Dec. 1482 .
140) Optime ab aptiquo famati cives et populus egregius, 141 ) Plenus furia , lubricus, fallax , ftolidus, infolens.
Geſchichte der Schweiz.
293
Darſtettung der Beweiſe und unterwarf es dem Kaiſery
König Ludwig und der Univerſitåt Paris ; er ſprach mit der äußerſten Bewegung. Zu dieſen Beitläuftigkeiten wolte Anton es nicht kommen laſſen : „ Ihr habt aus feinem Munde vernommen , daß er in ſeinem Ungehors Soll Ein Erzbiſchof fam und Wahnſinn beharret.
ubie ganze Kirche verſammeln können ? Bürgermeiſter „und Rath wiffen von dem Kaiſer was ihnen gebührt. Nach drey Çagen , da er weder entwich noch widerriefm wurde Andreas gefangen. Er wurde von Sixtus nicht
weiter verfolgt 14%), und iſt ein Vierteljahr nach deſſels ben Tod in feinem Thurm aufgehängt gefunden wors
den 142 b).
Erdrückte ihn die faſt eines gang teeren les
bens., wie man ſagte 143) ? oder , wie auch geglaubt worden , die Scheu oder der Haß feiner felbſtgemachten
Feinde "44) ? In den Tagen, da er gefangen war, wurde Martin Luther geboren . Die Schweizeriſche Freyheit und Ordnung war von Alters her gegen die Habſucht und Herrſchgier der Roc miſchen Curie im Kampf. Sie beſtanden darauf, daß
weltliche Sachen der Geiſtlichkeit 4 ) ,: und geiſtliche Peru 142 ) Der Kaiſer wollte ihn nicht ausliefern. laſſen . Er mochte wiſſen , daß er unklus , nicht böſe, war. 142b) Am 13. Aug, 1484 farb der Papſt , um die Mitte Nos
veuiberg Andreas (Stumpf: dieſer am 23. Jan. 1485 ). 143 ) Er wurde als ein Selbſtmorder von dem Scharfrichter in ein Faß geſtoßen und auf den Rhein gelegt; Wurftifen. 144 ) Der Lucerner Schilling. Der Papft , ſagte man , habe
ihn den Strick bezahlt.
wurftilen , Hottinger der
jüngere. 145) 1490 in Schuldſachen des Prieſters von Wolen , 1494 in Sachen Frevels ; 1503 werden zwen Prieſter über Todſchlag vor dem Landgerichte Shurgau vernommen ; 1504 wird von
eben demſelben einer als Dieb aufgehangen.
Dieſe sind bis
N. 148 folog. Angaben ſind in Herrn von Baltaſar
verdienſtvoller Scbrift do iuribus Helvetior, circa Sacra , Zürich .
1768 , urtundlich beyſammen .
V. Buch . Drittés Capitel
994
fonen , die durch Verbrechen es zu fenn aufhörten "40), voni weltlichen Arm gerichtet würden , und fie hielten auf
die Gefeße, worüber der Bifchof reichen Pfaffen "47) und überhaupt etwa zu nachſichtig war 148). Den ſonders barſten Reinungen waren fie glaubig ergeben . A18 aber dem landammann von Appenzell zu Rom um Seld erlaubt wurde, feine Mitgevatterin zu heirathen , era wachte jeneč gerade Sinn feines Volks ; die Landsgea meinde feste feft:
Was dem Randammann um Geld
recht geworden , moge in Zutunft jeder Appenzeller thun 149). Papſt und Benedig ,
Des Bundes genoß Papft Sixtus noch in ſeiner leß . ten politiſchen Verlegenheit, als er die Benetianer in
dem Krieg mit Herzog Herkules von Ferrara "s ) felbr nicht vermittelft eines Bannfluchs " ) zu einem nach theiligen Frieden zwingen fonnte. Die reiche Stadt, welche in der Schweiz auch Sandelsverhältniſſe hatte " ), fand viele Gunft ben der friegluſtigen Jugend. Bie
da plößlich René von Lothringen, der Schweizer Freund 146) 1489 wird der Papſt gebeten , die Biſchofe zur Degradas tion und Auslicferung zu bevollmdchtigen. 147) 1492 , da ihni ein Prieker übergeben wurde , der in Ros benburg's Fall war: wenn er die , ro Geld haben , begånftige, ſo werden die Eidgenoſſen tonſurirte Riffetbater felbftbeſtrafen .
148 ) Go wird 1491 der Biſitator des zu Wettingen eingeriffes nen läderlichen febens , Abt von Salmansmol , felper Pricht erinnert.
149 ) 1489 ; Walfer.
150) Ueber die Salzwerke von Comacchio , 191 ) Der Bann iſt vom 23. mai 1483 ; bem abt von 8 .
Galen am sten , dem Erzherzog Marimilian am 13. July mitgetbeilt : Doge und Regierung aller Gervalt und Ehren
entiert und ihre Unterthanen der Eide entſprochen , aller fans del verboten. Eine auf Weisheit und macht begründete Res gicrung wurde dadurch nicht erſchüttert.
352 ) Es ſcheint , wie vor ulters , durch Rhatten und Gafter ein Waarenzug über Zürich gegangen zu feyn ; S, Galler, 6chwpier , mochten bep bem Subrwcfen gewinnen ,
Gerchichte der Schweiz.
295
feit Murten und Nancy, aufbrad ), ihren Strieg zu fühs sen ! Froh begleitete ihn , auf dem ſchnellen Durchzug, die Bürgerſchaft von S. Gallen " )) . Da ließ der Papfe feine Vorſtellungen durch den Mann thun , welcher vor
andern die Schweiz wohl kennen mußte , Abt Ulrich von S. Gallen.
Dieſer, als die Venetianiſche Gefandts
fchaft, mit vielem Geld , bey den Eidgenoſſen Vermitte \ung oder Beyſtand ſuchte , wußte ihr vierzehn Tage in S. Gallen verlieren zu machen ; er verweigerte das Ger
Jeit , und es war unentbehrlich , da fie in der Stadt ſelbſt vor dem Ungeſtüm fordernder Menſchen kaum ficher war "S4). Hierauf begab er ſich auf den Tag zu Baden , mit folgendem Vortrag : Påpftliche Heiligkeit nbaben das Vertrauen , es werde gemeiner Eibgenoffen
ſchaft nicht unbekannt ſeyn , mit welcher Frechheit und ,,lift Venedig nach der Oberherrſchaft Italiens trachte ; in Doge Johann Mocenigo , desjenigen Bruber, unter vedem Cypern ungerecht erobert worden , mochte ſeine orgrauen Haare " ) mit ähnlichem Lorbeer ſchmüden. 1,Was leicht fen, wenn man, wie der Papſt, nichts fennt ,,als gerade Redlichkeit; Benedig habe ihn betrogen. In. deß zu Ceſena conferirt wurde , haben ſie ihre Plåße ,,verſorgt, eifrigſt ſelbſt ben Türken geworben , alsdann ,,unmögliche Dinge gefordert, und als der Papft nicht ,,bermocht an dem h, Stuhl zum Perråther zu werden , ,,dieſes zum Kriegstitel genommen. Jtalien, Rom. Rey ein Gefahr ; auch die Alpen werden endlich nicht richir . „men ; mit dem Erbfeinde des chriſtlichen Glaubens rey ,,Benedig in Bund. Er , der Abt , und Hug von fans ,,denberg, des h. Vaters geheimder Rath, bitte, mahne, ,,beſchwöre, bey Bund und Chriſtenpflicht, ale hinge 153) Saitmener 204 f.; auf Palmtag abends 1483 ; er mit hundert Pferben .
154) Es iſt nicht geſagt , ob Solb oder Fahrlobn oder Waarens lieferungen ſie begründet. 155) Er war 75 alt,
V. Huch . Drittes Capitel.
296
laufenen Knechte (man werde fie abſolviren ) Heimzu . 'm,berufen ; daß Lothringen alte Freundſchaft unziemlich mmißbrauche , nicht zuzugeben , und ween erneuerte Un . ,,terhandlung ihren Fortgang nicht haben ſollte , denu „ h . Vater zuzuziehen "56).“ . Um eben dieſe Zeit wurde im Gaſter , auf dem Weg nach Zürich oder Badiit, von Schwyz und Glaris der Nobile Giuſtiniani und fein Gefährte Gabriel Moroſini gefangen genommen . Dieſes mißbidigten die Eidgenoſſen , und weigerten ſich , zu ahnden , was nun Benedig den Schwyzern ähnliches that"57) . '' Ade Senechte, die für fich oder unter dem Here zog Rene' den Feinden des Papſtes zugezogen , wurden ſtreng und mit Erfolg heimgemahnt. 158). Ehe Sixtus deſſen froh ward , hørte er , daß Herkules um das Po. i
leſine von Rovigo Friede gekauft "59) ; er hørte e8 es , -ent ferte ſich 160), und ſtarb 167). innoceng VIII.
Innocentius der Achte , des Namens Cibo , ein an 16
fich guter Mann "52 ), an Gelehrſamkeit und Kraft uns ter Sixtus , ſehr bemüht um die Bereicherung ſeiner vier 156) Wir stehen zuſammen , was in vier Schreiben des
P a p ſi es an den Abt und einem an die Eidgenoſſen , 1484 ( alle in der Hallerifden Sammlung ) serſtreut enthals .
ten ift.
157) Auch zide und Geleit erhöhte Benedig wider die zwer låns der , welche vergeblich eine gemeineidgenöſſiſche Geſandtſchaft begebrten ; aus den Quellen §. $. Füßlin im neuen Schweiz. Muſeum 3. Wie konnten ſie.ragen , die Gefandts fchaft würde jedem Ort kaum einen Gulden toften ? Sollte ſie etwa nur an die noch irgendwo in der Schweiz licgenbe abges ordnet røerden .
158) Stettler 283 . Peter Kaiſer von Bern war unter Lothringen þauptmann ; Anshelm. 159 ) Am 7. Aug. 1484. Er ſelbſt war in dem Frieden , aber man hatte ihn nicht gefragt.
160) Obftupuit, doluit valde , obmutuit; Fnfeffura. 161 ) Am 13. Aug.
162) Infeffura , der nicht ſchmeißelt : Vir bonus in ſe , iuſtitiam femper propofitam habuit.
1
Gerichichte der Schweiz.
297
len Kinder 162b), machte mit Benedig Friede '63). In der Schweiz beſtrebte er ſich die Erneuerung des Bundes
zu erhalten 54 "64) ; die Behauptung ſeines Anſehens : in Italien erforderte es ; auch wußte Frankreich nicht beſſer fich des Papſtes zu verſichern, als durch die Zuſage, viera tauſend Schweizer in ſeine Dienſte zu bringen 16 ). Dies
fes Anlaſſes bediente fich Bürgermeiſter Waldmann, für Zürich ein Concordat auszumitteln , durd, welches die Gerichtsbarkeit über geiſtliche Perſonen "66) , die Obero vormundſchaft über das Kirchengut 167) und in påpft.
lichen Monaten Bergebung der Pfründe 168) der Stadt geſichert wurde. Die Grundfåge dieſer Acte wurden behauptet ; fie ſelbſt iſt nicht vollzogen worden. Deim Land Uri, welches der Erzbiſchof zu Mailand wegen livi. 162 ) Eben derfelbe : er habe von mehreren Weibern ſieben (Hottinger nach Marullus , Kircheng. II, 509 : jedyss zehn Sinder gehabt.
163) Verſöhnte die ſkirche auch mit Florenz und Mailand ; Ansheim
164) Durch jenen Erzprieſter N. 133 , den Coftanziſchen Doms Dechant Bleg ( Unshelm's Better ) und den Abt von S. Gallen ; A nobelm
1485 .
165 ) inferrura 1486 ; doch zweifelt er , ob das Schreiben authenticy.
166) Mit Geldſtrafen ſie zu belegen ( denn gar viele , Tag und Dacht, ſich inuthwilliger balten als die faten, und fich träften ,
daß wir ſie nid)t zu ftrafen haben ) ; brey Cage. gefangen zu halten , und dann dem Biſchof auszuliefern ; über die, lo dice Platte überwachen laſſen , weltliche Sileider nehmen und teine Formata mitführen , wie aber faien zu richten . 167 ) Auf ihre Verlaſſenſchaft zu ſehen , bis Erben oder Schulds
ner ſich melden ; Kriegskoſten ihnen wie dem ganzen fand aufs zulegen ; iber die Verwaltung threr Einfünfte Rednung zu nehmen ; ſie anzuhalten , ihre Pfråndhduſer nicht verfallen zu laſſen .
168 ) Papft Sixtus gab dieſes ; Würden und Pfründe zu Em ,
brach in allen Monaten. Steine Vereinigung mehrerer Pfråns de in den Münſtern der Stadt.
Stein Curtiſan bindere uns.
Dieſe Artitel hat aus der Urkunde Hottinger a. to D.; ſie ſind ganz in Palomanns Geift,
V. Budh. Drittes Tapitel ..
398
nen im Banne hielt , mußte der Regat verſprechen , ab .
folution zu erwirken 169). Die rückſtändigen Subſidien
ließ man fallen 170) ; der Bund wurde erneuert , und 1
Mailand abgehalten , wenn etwa der Moro fich mit Na. poli gegen Rom håtte verbinden wollen. Eben dieſer Papſt ſandte auch an die Eidgenoſſen
jioen Commiſſarien zu Ausrottung der im Gebirg jer. ſtreuten kleinen Gemeinden , welche in altchriftlicher Ein. falt ,1 auch einige im bóbern Sinn , ' die rómiſchen Kirs chengefeße verſchmåhten 7 ). Er lud auch;die Schweiz nach Rom zu dem großen Rathſchlag wider die Türken,
als Dlhem "72) , des Padiſcha's Bruder , welcher in reine Hände gefallen , zu Berwirrung des Osmaniſchen Reichs ein vorzügliches Werkzeug ſchien. Bald nach
dieſem vertrug fich der Papſt mit Bajeſfid, um jährlich vierzigtaufend Ducaten Defhm in Rom unthätig zu
baiten "? ).
Bornehmlich verbroß die Eidgenoſſen ſeine
Antwort an ihre Geſandtſchaft über die Unordnungen der
Geiſtlichkeit 74) ;
Sie rollen ſich wohl húten , ihre
169) and helm 1486 ; Abſchied 3 årich n, licõtmi, 1487.
170) Die jedem Ort gebaprenden 1000 Ducaten ; Undheim C. 0.
171) Bulle Innocentit an Alberto Capitanei uns Biagio da Bena , 26. Apr. 1487 (im Abdruck ifrig 77) ; ben feger hift. des egliſes Vaudoiſes , Leyde 1669 ; Sh. II, &.
Das
Bisthum Sitten wird genannt. Wohl deswegen die Empfehs Įung an die Eidgenoſfen . Dieefmürdig ift Capitanei's Auf rag über die
S. 21. , Sie ſcheinen gute alte Chriſten ,
ohne Hermiſchung patareniſcher Begriffe, geweſen zu ſenn.
172) Den wir zizim fibreiben .
Sein Vater , der vielmiffende
große Mobammed , mochte den Mothos vom alten Dihemibid tennen .
173) Iſchuot; und wer nicht!
174) Peter von Bertenſtein und Ruland Goldli (ſelbft ,, Curtis fane and unteuiche Domberrn , “ ſeufzt undbeim ) im Nas men der Eidgenoſſen durch die. lucerner abgcordnet. Der Huftrag war der N. 146 bemerkte.
Gelchichte der Schweiz.
299
„ Bande an die Gefalbten des Herrn zu legen 95). Da wollten viele ihm den Bund auffagen 17 ). Uebrigens find von Schweizeriſcher Seite in Einers
Jahr vier Kriege in Jtalien geführt worden. Innocentius der Achte , in Mißhelligkeiten mit dem Die Bånds ner wider. Napolitaniſchen König Don Ferrando dem Alten,Mailand
fürchtete von Lodovico Moro , Regenten des Mailàndia ſchen Staats , daß dieſer dem König , ſeinem Bundes.
freund "77), beyftehen dürfte. Dieſes zu hindern , ere regte er ihm Ortlieben von Brandis , Biſchof zu Cur.
Puſclav und Bormio, bohe, geſunde , fruchtbare Thås ler und wichtige Påffe , mitten in den Rhåtiſchen Alpen, waren ,1 wie wir gezeigt haben 178), vor Alters unter dem Erzbiſchof und Herrn Johann Biſconti dem Hocha ſtift Cur und der Verbindung Rhåtiens entriffen wors
den. Es war aber , Puſclav zumal , von Herzen Rhå. tiſch '79).
Lodovico , ein Ferſt von Verſchlagenheit,
welcher das gerade Wefen der Bündner gering, ſchåşte, hielt nicht für gut , gewiſſe Zollfreyheiten ihnen ferners
zu laſſen 18"); dem Thal Bergel wurden ſie aus per .
fönlichen Rückſichten erncuert '84 Um ſo leichter vero, 175) „ Da tamen die geiflichen Buben und entlaufenen Monde
(die Geſalbten des HErrn ) an die Pfeûnde ; " #nobeim 1489.
176) ubroico fucern , Geo. 1491. 177) Seit 1482. ueber dem hatte der eigentliche Berzog von Mailand eine Entelin des Königs. 178) Th. II, 337 ; nach Spreder, Pall., S. 87. Daß eta was Ahnliches 1450 ficb zugetragen , ift aus einem Drudfels
ler in demſelben Wert S. 266 in uiele andere gekommen, und CH. IV, 366 auch von uns angenommen worden ; für 1350 entſcheidet Campbell,
179) Seit 1408 hielt es ſich wieder großentheils an den Blo ſchof ; fcu , Pordlevo.
180 ) Zene Ib. IV, 367.
181) 1484 : Campbell
300
V. Buch . Drittes Capitel.
mochte der Biſchof die Gemeinden , durch Ulrich Maps fol, einen Engadeiner von Sus , zu Ardez Vogt , von Cifermundo , Mailändiſchem Befehlshaber zu Hormio,
diefes Chal , ſamt Puſclav zurückzufordern.
Eifers
mundo weigerte fich ; ,,ob ihr Strieg oder Friede wolt, priſt mir gleichgültiger, als der Wein in dem vor mir ftes henden Glas . “ Der Rbåtier erwiederte : ,,Bald wery pidet ihr fehr wünſchen , um viele Fåſſer dieſes Weins „Friede zu kaufen . “ Der Ciſermundo gab ein Zeichen, udes Bole richnell auf den Plaß ,
,,Meinft nicht,
ſprach er zu Maſſol , daß ich mich roul halten können ,,bis der Herzog mich entregt?" Im übrigen war los
dovico in dem ben Saluzso geführten Krieg, deſſen unten gedacht wird.
Als die Rhátier" dieres vernahmen , ſofort am drit. ten Tag zogen die Männer von Engadein Luwinerthal hinauf, mit ſolchem Schrecken vor ihnen her , daß in ganz Bormio nur fieben alte Weiber blieben ; alle übrige
Menſchen mit allem Vieh und ihren beſten Sachen ſuchs ten Rettung im Gebirg i ro daß Cifermundo verlaſſen floh 1816). Alſobald wurde Puſclav auch eingenoms men ; da gorfen ſie den Wein durch die Keller. - Weiter gieng der Sturm ; aus den wilden Thålern vom Settmer und Oberhalb- Stein ergofren ſich die Fahnen, wachrend wie die Maira von der hohen Quelle, mit den Engadeis nern und Bergelleſern dem Strom nach auf Chiavenna ;
anderſeits vom Splügen der graue Bund.
Bey Mades
Pen '84) wurde einer erſchlagen ; mit ſeinem Haupt auf der Pife gab ein Jacobsthaler fårm durch das land. Graf Anton Balbiani 183), Landolino mit dem Fußvolf, 18b) Nicole Zenoni von Bormio verwirfte mohl bieben die Lehen Sondal und Lucre , die lodovico ſofort einem Mailinder gab ; Guler. 182 ) Carveſede aus Antonin ; bep Campbell , dem wir hier fang folgen .
183 ) Glebe Th. IV, 366 , mie ſein Vater Chiavenna erworben . .
. : Berchichte der Sdweizi
301
zogen die Påffe hinauf, mit erſchrockenen Leuten . Da die Scharen' der Graubündner mit rauhem wilden Ge.
ſchrey fich das Land herunterwätzten ,' entfiel ihnen das Herz '84)3 der Udel meinte , die Rabioſa zu behaupten ; bis Andrea Peſtalozzi, Rato , Volpi , Stampa , gefalo len ; worauf die Reifigen in boller Uuflöſung ſo ſchrecken . voll gefioben , daß Eliud kimaga ( chon am Comerfee
noch durch den Eindruck ſtarb.: Hierauf nach wenigen Sagen brannte Chiavenna , und wurde von demſelben Schickſal Plurs bedrohet. Da rief ein Oberhalb . Stei ner , Bertoldo Fontana : ' ,, Soll ich den Drt brennen 3
$
)
rehen , wo ich ſo viel Gutes genoß , als mein Bruder ) ,Enrichetto daſelbft von ſeinen Wunden beilte !" . Der
Sommer kam , der Winter vergieng , die: Rhátiſchen Scharen hielten die Lånder beſetzt. Früb im ſieben und achtzigſten Jahr zogen die Bündner von Bormio her über Sirano bis wo mitten im Valtellin Sondrio blúbet, bera
wüſtend. Von Leno bewegte ſich nach dem Comerfee die Mailändiſche Macht unter Lodovico Moro und Renato Srivulzio , Friede bietend , mehr als drohend. Es hats ten aufgefangene Briefe bey dem Herzog Gianni Galeazzo
gegen ſeinen Dheim den Regenten gegründetes Miße trauen erregt 18 ); kodovico fand flug , Puſclav mit vierzehntauſend Gulden feiner Selbfterhaltung aufzu. opfern . Er befeſtigte ſich in der Gewalt , Chiavenna,
Dirano mit Mauern, den Puſclaverpaß bey Piatta - mala mit einer gewaltigen Schußwehr 186) ; die Männer aber
von Puſclav wurden freye Bündner. Eben diere Bündner und viele Eidgenoſſen leiſteten Strieg ben
Herzog Sigmunden wider Benedig einen großen Dienſt. Roveredo. 184) Vertemata (von Plurs ; ben Campbell) : wie Rehe und Haſen vor Löwen renn ſie geflohen . 185 ) Briefe von Roberto da S. Severino , welche bewieſen , daß
der Regent ihm nach dem leben felle; Campbell. 186 ) Ouler ; porta ,
302
V. Such
Drittes Capitel.
Aufden Welſchén Confinien, mo dem Gardaſee die Sarca zueilt , um einſt als Mincio herauszutreten , liegen die
Stammgüter der Grafen von Arco , bis an die Feld: mark von Riva.
Die Benetianer hatten Riva weiland
über die von Scala , Herren des Veronefifchen, erobert.
Es waren Familiengwiſte 1866) und Gränsſtreitigkei. ten *87) , leidenſchafticher als den Herren lieb war , zwi. ſchen den Lanbleuten , und Riva von den Grafen von
Lodron fehr unterſtüşt ; legtere hatten ältere. Feindſchaft mit dem Hauſe Caftelbarco , welchem Erzherzog Sig. mund beyſtand 188) . Ugoſtin Barbarigo , ein ungemein
ſchoner Greis , ein Mann von großem Sinn und.beredt, aber ftolz und hart , war Doge von Venedig "89) ; Erg.
berzog Sigmund faſt eben ro alt 1896), finnlichen Ger lüften dienend , aber in der Nothwendigkeit fein freyges
finntes Volk zu schüßen 19 ).
Gintemal die Rivaner
Leute der Grafen Andreas und Ulrich von Urco gepfån .
det , befahl er , auf der Meffe zu Boßen hundert und dreyßig Venetianiſche Kaufleute gefangen 19) , ein von 186 ) Andreas und Ulric von Arco batten ihren Bruder Ca. millo vertrieben , welcher hierauf zu Riva ein Weib nahm ;
"Marino Sanuto , duchi di Venezia , Ausg. Muratos ri , S. 1241 .
187) Sie betrafen das Waſſer zwiſchen der Mündung der Sarca und Monte Breonio (Camburint , Benacus ; Mantua
1
1756) , welches Erldentiniſch war , ju fand bep Torbole Sus ter von Arco.
1
188) Georgien und Matteo ; der Caſtelbarco von Greſta mar Venetiantic ; Baroni, valle Lagarina 1776. ueberhaupt tlagt Sigmund an dem Reichstag , Benedig unterfuge den Ungehorſam des Hauſes fodron.
189) So ſchildert ihn Jac. Philipp von Bergamo Suppl. ſupplem . chronicor. p. vir , 320, b. (Gravi praeſentia , ſed terribili aſpectu .)
1896). Er 60 , der Doge 67 Jahre. 190 ) Wenn es nicht Vorwand war , und ſeine Ratbe den Stricg nicht erregten , um bep deſſen Anlaß viel Geld in thre Bande .
zu bringen.
191) , Wider das Bilferredot, " bemerken tbm nachmals die
Geſchichte der Schweiz.
303
ben Venetianern angeſprochenes Silberbergwerk 192) in Beſchlag zu nehmen und den Handel zu ſperren .
Jes
nen Gaudenzi Vogt von Metſch , welchen wir in den Bündneriſchen zehn Gerichten geſehen , fandte er , als
Landeshauptmann von Tirol , mit Macht *926) por den Drt Roveredo 19). Derſelbe liegt blühend an dem leno, der bald ſich dem Etſchfluſſe vereinigt. Unterſtügt wur .
den die Tiroler durch Zufuhr von Ulrich von frundfpergi Biſchofen zu Trident , einem Haupturheber dieſer Din. ge 194) , mit Geld und Dolf von Herzog Albrechten zu
München, der bey Sigmund um fein Land und um des Kaiſers Tochter buhlte , und von dem Römiſchen Konig Stande. Urkunde ta dem hochftlehrreichen ). Orði får Sådteutſchland (S. u. f. 1807) S. 1'51 . 192 ) So Piero Giuftiniani, fo Bembo , 10 & ambus
rini , der es genauer wiſſen konnte ; avagiero, (auch Sabellicu . Enn . X, L. VII, 1001 ) incinen , es waren
Eiſenbergwerke ( Storia Venez,, Murat. XXII, 1194). 1926 Šanuto 8000 ; Navagiero , 7000 zu Fuß , soo Pferde.
193) Wir folgen dem Erzherzoglichen Bericht an den Steicstas zu Nürnberg (Müller's R. C. Theater VI, 131 ) ; Stonrad Menger, Domherrn von Briren , der im nachfolgenden Jahr einen wahrhaften , und nur zu viel mit clafftfchen Stellen prangenden Bericht an den Erzherzog erſtattete ( Sreber , Scriptt. R. G., Struv ., II , 445 ) ; melft nach dieſem Belt
Arempeď , aus Bapern , in Pez Scriptt. rer. Auſtr. T. I. Gabellicus, Hiſtoriographen von Venedig.
Andrea
Navagicro , der 1498 ſchrieb ; der Bergama de 1503 ; Marino Sanuto um 15 20 ; endlich dem Cardinal Piero
Bembo ; hierauf dem ehrwürdigen Canglar Matthias Burglechner, deſſen Erzahlung fich großentheils auf Mens ger gründet. Baroni hat auch urkunden. Unshelm , Fugger und andere wurden jeder an reiner Stelle ges
braucht. Nach leßterm war der Vogt von Metih in Marimi. lians Niederlandtſchem Krieg und fandte er thu und Georgen yon Sargans ( wenn nicht vielmehr Sonnenberg , Kannen Bater) dem Vetter zu Hülfe. 194) Baroni 129 : er habe Riva und ſeine alten Rechten im
tagarinerthal wieder zu gewinnen verhofft.
304
V. Budh . Drittes Capitel
Marimilian , der in Tiroliſchen Sachen albereit Ueber. gewicht ſuchte 195). Es iſt kaum zu jweifeln , daß Gaudenz durch Gels denmuth unverzüglich in den Beſiß von Roveredo ges kommen ware ; Niccolo Priuli, der überraſchte Podeſta', hatte einen einzigen treuen landeskundigen Mann, durch ben er ſich mit Munition und Volk vermittelſt unbes
kannter Bergpfade verſorgen fonnte 19). Indeß nach vierzig Tagen, durch die unerhörte Hülfe der erſten Bom.
ben 1965) , die Stadt, und mit großerer Mühe die Rocca bezwungen ward , sogen von Zürich und Bern , von Thurgau und Graubündten viele hundert freudige Stries
ger in Sigmunds Fehde 197) ; da gedachten die Stådte der niedern Vereinigung des Burgundiſchen Kriegs 19B) ; viele Lanzknechte wurden geworben . Dieſe ſind es, wels che nicht einem Herrn oder Volf, ſondern dem Krieg , wo
er Sold bringe , ihr Leben gewidmet:199). Uber die Ves netianer , unter dem Edlen Mann Girolamo Marcello, als Proveditor , unter militåriſcher Führung des Cames
riniſchen Julius 200) , lagen machtig in Serravalle. 195 ) Auch Herzog Albrecht von Sachſen , deſſen ſechszehnjdhrige
Tochter der szidhrige Sigmund geheirathet , fcheint einige Hülfe geſandt zu haben ; N. 189. Zu Benedig felte than fich alles viel größer vor : Conſpiraverunt, omnes fere Ger. maniae principes , und cum ingenii barbarornm exercitu , meint Piero Giuftiniani, waren ſie gekommen . man ſtellte ſich vor , ſie wollen zu Padova die Gewalt dee Carraru herftellen ; Marino Sanuto S. 1 241 . 196) Tomaſo Del Murer di Brentonico ; aus Neten Baront 1966) Bembo im erſten Buch. 197 ) and helm . 1487 (Stettler iſt hier gang unrichtig ) ; Sabellicus und Giuſtiniani: Rheci et Suiteples.
198 ) Die Effaſſer unter Junfer Friedrich Cappeler ( Schopfiin All. ill. II, 640) hielten ſich zu den Breisgauern unter
... Dietrich von Blumenet und mit anderen Schwäbiſchen Sirics gern.
199 ) Die Rotten wurden langen genennt.
200 ) Roo und Navagiero : Julius Cdjar Berani Camers
Gefchichte der Schweige
305
Bald wurden ihre Waffen durch einen der vortreflichſten Italiäniſchen Feldherren 20 ) , Roberto von S. Seves rino, verſtårkt. Diefer , da er durch Stolz und Hårte
ben Papſt und faſt alle Italiäniſchen Fürſten beleidie get 20 %) , und von den Mailändiſchen Herzogen 1, der
Verwandtſchaft ungeachtet **), nichts hoffen durfte, war mit auserleſenen Kriegern in Benetianiſche Dienſte getreten. Italieniſche Waffen gegen Deutſche zu meſſen war die unermeßliche Begierde Antonio Maria , reines Sobns , an Schönheit, Große , Kriegesgeift vor allen andern eines herrlichen Jünglings. Dieſer , fogleich nach der Ankunft , konnte ſich nicht enthalten , hervorzus
treten, und irgend einen Deutſchen Ritter auf Zwenkampf zu laden. Dieſen fand ihm ein eben ſolcher Jüngling, Sanns Graf zu Sonnenberg , aus den Waldburgifchen Truchreflen. Un Gewandtheit und Kraft war keiner dem andern überlegen , bis da der Belſche den Deutſchen uns ter fich gebracht, leşterer jenen durch Berwundung des
bintern Schenkels beſiegte 20) . Nach dieſem erhielten die Venetianer einen Abſagebrief der angekommenen Eide genoffen, welche ihre Ehre verwahrten 205). An Zahl, Bewaffnung , allem Nothwendigen , hatten die Stali&ner
den Porzug 20) ; das Deutſche Heer , deffen Scharen tiu (andere , Camers).
Er hatte in Romagna ein Benetias
niſches Seer commandirt ; Sanuto. 201 ) Uns helm gut : einer der berühmteſten . Ital. Serie 9.83 fürften. Auch bekam er 60000 Ducaten ; Navagiero.
202) Der von Bergamo, 321 , . 203 ) Seine Mutter war Schweſter des großen Franceſco Sforza. 204) Schon erzahlt von Bembo ; ſehr gut auch von Burgs lech ner.
205 ) Hauptmann und sahneide, aus dem Feld , an die von Zürich ; abgedruckt im Schweizeriſchen Muſeum .
206) Sigmund hatte nie über 12000 ( Wenger) , endlich
kaum sooo Mann (N. 205) .
Sabellicus vergrößert
auf 20000,
V. Cheil.
น
306
V. Buch . Drittes Capitel.
einander zum Theil bitterlich haften 207), verminderte fich tåglich , aus Mißmuth , weil im Land eine ſtarke .
Partey den Krieg für unnüş hielt 208), und mit Pro, piant ſehr unvollkommen unterſtüşte.
kam es zum
Kampf , ſo mußte Herrn Roberts geſchwinde Lift 209) jes 210 ner Schweizeriſchen Gebirgskunde ?), Ulrichs von Sat
unaufhaltbarem Muth * ), jenem Feuer , das Friedrich Cappeler durch die Erinnerungen der Burgunder Sch lacha 212 ten entflammte , und dem Wetteifer der,Scharen * ) mit Berluſt und Gefahr weichen 413).
Der Sieg iſt aber beffen , der aushålt. Gaudenz von Metſch wurde durch gånglichen Mangel an Sold und Nahrung in die Nothwendigkeit gebracht, Kova redo anzuzünden , Selfan , Trident, nothdürftig zu bes Feßen und fein Heer zurückzuführen 2.4). ' Sofort bes ſchloß der Sanſeverino , nicht nur das Berlorne wieder
zu gewinnen , ſondern über Trident in des Feindes land 207) Beſonders die kanzknechte die Eidgenoſſen , welche taglio unehrlich Ked boren mußten , und erwarten ., daß man fic erftech , wo das mit Glimpf ein Anfang nehmen möcht ; " eb. dar. Gaudenz , Schweizern recht.'
Blumenet , Sonnenberg , gaben den
208) N. 191 a. a. D.
209) Er wollte überraſchen und wurde überraſcht. 810) Der von Caſtelwart eilt durch Stein und Schrofen , da ein große Enge iſt ; 205 .
211) Er kam vor manniglich mit einem langen Spieß laufen , ftellt ſich voran ; deßglnch Herr Melcher von Landenberg ; 205 .
212 ) Die Stedt am Rhyn , 800 von dem Wald , auch die Panzknechte , eilen den Schweizern nach „lo troftlich , daß ſic .
ein Gefallen empfiengen . 213) Das erachte ich die That bey Ravazzone auf den 23. ( oder
24.) Junn geweſen zu ſeyn. Sier hat Antonio Maria ſeinem Vater das Leben gerettet und tft ſelbft gefangen worden ; Giuftiniani.
214) Auch ließ der Landtag zu meran, aus überberechneter Spars ſamkeit, neue Zuzüger aus Surwalchen und vom Rhein, die Sigs mund aufgebracht, wieder umfebren ; Wenger und a remped .
Gefchichte der Schweiz.
307
vorzubringen ; ſtarfte ſich durch landſturm ; brach auf. Zuerſt famen die Tienerer , Vicentiniſches Landvolf, ohne vielen Widerſtand in das ausgebrannte Roveres
do 25). Sierauf wurde Momi gebrochen , und Petra beregt, welche Burg ob dem Flecken Galliano einen wich . tigen Paß an der Etſch beherrſchte. Dafelbſt ſchlug er eine Schiffbrücke. Bald brachte das erſchrocene Volk den Tridentinern vergroßerte Nachricht von der naljen Gefahr. Es hatte Friedrich Cappeler tapfere Männer , Caſparn von Morsberg , den Schmaſmann von Rap .
poltſtein, aber nicht über ſiebenhundert 216); man ſcháßte
dië Italiåder auf zwölftauſend 216 6 ).
Eben fam aus
den Giudicarien Micheletto ???) mit drevhundert muth.
volien Männern zu Cappeler.
Dieſer mit etwas lands
milig 218 ) wurde vorausgefandt; Cappeler folgte ; die Bürgerſchaft waffnete. Um die Mittagsſtunde eines ungemein heißen Tages 279),1 nachdem die Diroler an der Etſch , und mit großem Verluſt Michaletto geworfen worden22 , begegnete Roberto den Elſaſſern und Breis.
gauern 120). Cappeler hielt. Bald verkündigten Staub. wolken den Anzug der Bürger , welche der Feind für ein
Heer hielt. Indem nun Cappeler muthig einbraci, fuhr in die Venetianiſchen Linien Schrecken , der Vortrupp U 2
215) Denkmal auf dem Plaß zu Diene ; angef. ben Baront. 916) Burglech ner liefert ein Berzeichniß der Hauptleute und Ritter von einer hölzernen Safel in S. Peters ( Teuts
ſcher ) Pfarrkirche zu Trident.
Jene oberwähnten find aus
der Chronik von Enſisheim Ben Guillima nn.
216b) Ingentiſlima cataphractorum manus ; Bebelius de laudib . Suevorum.
217) Michalet ; er mag unter dem Ritter von Firmian geſtritten baben ; Urem ped .
318 ) Unter Georg von Pietraplana , einem Tridentiniſchen Lands edelmann von großem Ruf !
219) 10. Aug. 1487. Ganutò am 13ten. 220) Es iſt uns nicht gewiß , doch 'wegen unshelm $ Meldung nicht unwahrſcheinlich , daß hier auch noch Schweizer waren . I
典
308
V. Buch. Drittes Capitel .
fiel gurúd auf den Gewalthaufen , wo Sanſeverino mit lauter Stimme und ausbrudvoller Gebehrde den gefals Yenen Muth zu erneuern trachtete. Vergeblid); da det Deutſche dieſen Zuſtand bemerkte , und nun mit aller
Kraft auf ſie drückte; ſo daß die der Schiffbrücke zu. ſtürzende Menge den Feldherrn fortriß, und nur im Flic. hen Rettung ſuchte.. Da ſank Roberto, ſchwer gerúftet und alt, mit ſeinem Streitroß in den bodenloſen Sumpf. In dem Augenblick riffen die Seile 272 ) ; die Brücke mit allem Volk , und wer blindlings in den Strom ,geſtürzt, alles die Etſch hinunter , von ſchroffen Felſen håufig jerriſſen, bis wo ben Berona die aufgebauften leichname an dem Baum hielten 222). Der Troß, das lager, wurde dem Feind 223). Co endigte mit wohl ſechstaufend Mann 224) , der berühmte Roberto , ohne Hülfe reines
Antonio ( er war gefangen 284b) )); fecus andere Sohne 221) nach Bembo auf Befehl ( von Andrea Burgo , oder Guidone Rosfi !) , damit ſie fechten müsſen. Weniger glaubwürdig andere , Cappeler babe vorher fie loder genjasot. 922 ) A remped .
223 ) 9200 Wagen und Pferde. 224) Go Anselm ; der Bergamafde über 5000 ; Urem pe c wohl. 7000. Im Iridentiner Statut :
b" ey 10000 (Baroni). Infeffura : 15000. Får jeden Gefangenen gab der Erzherzog dren Gulden ; Guillima na. 224 b) Nad jenem Zweykampf losgelaffen , wurde er ber Ras vazzone wieder gefangen , und Infeffura berichtet , es ſeo ihm die Hand abgehauen und er ſelbſt aufgehangen worden , weil er geſchworen hatte , nicht mehr wider die Deutſchen zu dienen. Dieſes iſt nicht wahr ; ſo wenig , als daß er , nac Wenger, ber Ravanzone gefallen. Jnfeffura ift
nig genau , daß er Roveredo mit Feltre verwechſelt.
Navas
siero meldet ausdrücklich , daß der edle Antonio img Anfang der Friedensbandlungen ohne Entgeld losgelaſſen wor .
den ; und Bembo , daß er in Benetianiſche Dienſte getreten . Es wird obne Zweifel auch nicht wahr ſeyn , daß die Deutſchen .
einen vornehmen Venetianer geſchunden , ſeine Haut herums getragen und ihn baben laufen laſſen . Ganuto und nies mand weiß hievon ; e $ mar Römiſches Stadtgeſchmode .
Berchichte der Schweiz
309
erwarteten vergeblich den Vater **5); ihn begruß , nach der Würde feines Namens , der fiegende Feind 226). Hierauf wurde der Krieg vom See und von der Sarca bis Ampezzo und Cadore noch in den dritten Monat von den Milizen fortgeret; weiter haben die Eidgenoſſen kein Theil genommen ; da er dem Erzherzog über eine halbe Million Gulden und wohl noch mehr dem Feind gekoſtet,
vermittelten Papſt und Kaiſer die Herſtellung des vorigen Zuſtandes -27).
Zu der nåmlichen Zeit als Eidgenoffen dem Erzher- Wallis male jog ben Roveredo Fiegen halfen , wurde von anderen Dr. Land. der Maia
ten wider Mailand unglücklich geſtritten. Walther auf der Fluh , Bifchof zu Sitten , Graf zu Walis, in Krieg und Frieden ein fluger und ein feſter Mann, war in dem
Fünf und zwanzigſten Jahr feiner Würde geſtorben. Sein leftes Wert war die Erneuerung der Urkunden über die Savoyrchen Anſprüche auf das Land Walis': tie nám .
lich der große Amadeus 128.) weilano, im Vertrauen auf einen Bertrag ſeines Dheims alle Regalien in Wallis zu üben vermeint -29) , aber der damalige Biſchof und die
Landleute dergleichen Minderung des Reichslehens ſtanda
haft verweigert 429 6), und endlich entſchieden worden, 225 ) Einer ift Cardinal geworden ; Caſpar genannt il Fracaſſo . und die übrigen vier nennt der Bergamaſche.
226) Im Dom zu Trident. Aufſchrift in ſchwarzem marmor : Italiae victor , Severina ſtirpe Robertus, Sigrundum Auftralem fenfit in arma ducem u. f. 7. Doch, kemerkt Bebel , waren dabey die Venetianiſchen Bans ner und Wapen umgekehrt und gebrochen zu ſehen .
227 ) Den Frieden båt Sanuto S. 124. U 228 ) Welcher von 1285 bis 1323 regiert , Peters und Phis lipps Neffe.
229) Biſchof Banderich habe dieſelben Grafen Aymo (oder Amas deus) 1233 aufgetragen .
2296) Amadeus der Große machte ſeinen Anſpruch an Biſchof
Bonifacius (1290 - 1310) , dem Peter von Thurn , ſonſt feln feind , bierin bepland ; man pflegte den Saiſern drep
V. Buch .
310
Drittes Capitel .
daß der kalte Bach bey Villeneuve die Savoyfche, die Habe des Bernhardsberges die Biſchöfliche Grånze renn ſodul 23). Nach Walthers Tod wurde Joſt von Silli. men , bisher Pfleger des Bisthums Grenoble , zu Hes ronmünſter Propſt, König Ludwigs vertrauter Miniſter in Eidgendfiſchen Sachen , zu dieſem Bisthum erhoben,
dem feine Lage Wichtigkeit gab 230 b ). Er fieng an , durch die beſte Anordnung der Verfaſſung des untern Wallis und Feftfeßung eines jährlichen Einkommens für das obere 2?) , durch die Herſtellung feines Doms, vie. ſer wichtigen Burgen und Brücken 232), die Stiftung
neuer Kirchen 239), die Emporbringung der Båder zu trbene Espfe und einen weißen Maulefel mit vier ſilbernen Hufeiſen zur Lehnsertcnntlichfeit zu geben:
330) Die erſte urkunde iſt im Extrait de titres concernant la Valais, Mſc. Hohendorf, N. 82 , in der Deſterreichiſchkaiſers fichen Hofbibliothek , und gegeben im Schloß der Majoria, wo Bifchof Walther gewöhnlich wohnte ; dieſe baben wir bis jest
vorgelegt. Alsdann folgt der Sp'r u ch in Minne , auf pem Baumgarten zu S. Maurice. Den thaten für Savoyen der Biſchof zu lauſanne, Ludwig Freyherr von der Wadt, die edlen Ritter Eval von Lofta und Wilhelm de Ponneto , die edlen Herren Rud. von Muntmaggon ( Matenberg) , von
Chriftones , von Monthen ; für Biſchof und Land der Sacrifta von Peut , Peter im Thurn (procurator dioeceſanor. Sedunea : fium , Rud. von ulono (Odon) , Tbeodulus von Surro (Sis ders) u. ff.; wohl 1290 ! 7300) Walther ſtarb im July 1482 ; in demſelben Jahr wurde .
Joſt poſtulirt.
231 ) urkunde auf der Majoria in confilio generali patriota : rum , 28. Febr, 1483 : jedem Çent idhrlich 200 Gulden zu ,
12 Groſchen , deren jeder in Wallis 9 Pfennige gilt ; aber auch bezahlen die landleute an ſtructuris et munitionib. colla frinar . (von Feldſchlangen ) Seu pulverum Man rol unters wallis nicht außerordentlich tollen .
Der Biſchof fou die Amts Schulden , welche
leute aus dem obern Wallis nehmen .
Frepburg auf Gundis und Sallion hat, übernimmt der Biſchof. 232 ) Zu S. Maurice , du Martinac ; Simler Vallelia. 133) S. Barbara zu leut , wo er auch ſon Stumpf XI, 9.
ſchon gebauet ;
Gefchichte der Schweiz.
311
Feuf und der Silbergruben in dem Banienthal 334), Kochachtung und Vertrauen zu erwerben. Bald nach dieſem ſchirmte er mit bewundertem Nachdruck Walliſer
Pferdehåndler in einem Streit wider den Grafen von Arong am langen See ; dieſer fand in Mailand Schus .
Es kam vor die Eidgenoſſen . Der Bürgermeiſter Wald ., mann war entſcheidend für den Herzog Regenten Lodos vico Moro ; mit gleicher Wärme für den Bifchof die Stadt Lucern , wo er Bürger war und Albin fein Bru.
der in höchftem Anſehen blühte . Zu Zürich bemerkten die Walliſer eine folche Stimmung, daß fie den Tag
ohne Abſchied verließen . Da kein Theil nachgeben wollte , blieb das Geſchäft vier Jahre unentſchieden . ſehens berchloß der Biſchof ,
Unvera
durch die Landleute von
Wallis , viele kriegluſtige Jugend aus dem Schweizer .
gebirg -35) , und eine Verſtårkung von fucern die vers geblich geforderte Genugthuung an dem Grafen von .
Arona mit Gewalt zu ſuchen .
Früh im ſieben und achtzigſten Jahr, als kaum der Cimplon gangbar wurde ,
jog das Heer hinüber und
a3 fiet in Antigoria und Deghiegga 136 ); die armen The
ler wurden geplündert, verwüſtet. Dieſes vernahm der Herzog Regent, und gab heimlichen Befehl, den Feind moglichft aufzuhalten . Da machten die Efchenthaler
Friedensvorſchläge; die Schweizer forderten mehr ; jene verſprachen , dieſes dem Shalrath beliebt zu machen ; er werde es an die Gemeinden bringen 237). Die Krieger 234) Su Entremonts. 235 ) Unter Anführung zweper Boten von Schwng und unters walben , welche der Tag zu ihin geſandt , um ihn von der Bes waffnung abzuhalten . 236 ) Maleriide Retſe durch dieſe unbekannten
bdler in sten
Theil der neuen Schriften sart Pictor's von Bons Atetten .
237 ) Simler, Vallefia 155 ; Elzevir .
V. Buch . Drittes Capitel,
312
Ichweiften durch die Dörfer umher 239 b) ; bis Johann Jacob Trivulzio mit Renat ſeinem Bruder 218) und an .
beren ausgezeichneten Hauptleuten , zweytauſend Mann zu Fuß , zwolfhundert Pferdenliſ239) er , in der malengen Ges y
gend bey
Erin
)
die Wal
auf ein
von dre
Seiten angriff. Ergeben hat fich feiner ; achthundert 'find gefallen 24') ; den übrigen wurde der Abzug bewilli. get 242) ; die zerſtreuten Haufen ſind durch die Berge entkommen. Die Italianer mißbrauchten ihr Glück auf
das muthwilligſte 243) , welches Moro relbſt mißbilligte,
Die
als den Frieden erſchwerend. Von dein an fank Biſchof Joſt, weil die Walliſer und Lucerner die Schmach der Waffen bitterlich fühlten , und in Frankreich ein anderer König war, der ihn nicht hielt. Durch Konig Matthias von Ungarn wurde zwiſchen der Schweiz und Mailand, ohne Rache, ohne Genugthuung , Friede vermittelt. Die øſtliche Schweiz war in Sigismunds Krieg ; fube
Schweizer, vor Saluss rich wurde gegen Mailand von den Rhátiern glücklich , 30 .
2376) Sie follen ſich in der Kirche zu Dovedro ſehr ungeziemend aufgeführt baben .
238) Siehe bev Giovio ( hiſtor, I, p. 29. Ausg. Baſel 1578)
wie Jacob ſich rühmt , Helvetios à fe iufta acie (Das war zu viel) ſuperatos.
b. 239) Der Bergamaſche 321 , . 240) Campbell hiſt. Rhaet.
241) Eben dieſer ; iener von Bergamo , aber 1000, Man zdhlt soo Waliſer , 300 Lucerner. Wenn Etterlin bloß so zahlt , ſo ſpricht er wohl von der Stadt; von der Landſchaft waren die übrigen . Die Schlacht gerdab am 28. April 1487 .
242) Zu erſehen aus nachmaliger Slage , ef hatten die Feinde
auch nach der Berſicherung einige umgebracht. 343) Daß fie fidpfe auf Piten zu Domo d'Oſſola herumtrugen , iſt wenig ; fie fteckten Finger auf die Küte ; ſie fügten Kleider
init Stroh und ſpotteten ihrer mit Gebehrden unnennbarer luft ; jie nahmen anderen das Sett aus dem Bauch als um es in Malland zu verkaufen ; daſelbſt verbrannten ſie vor dem Caſtell ein Welb mit einem Schweigerbegen. Das ift alles gu Zdrich ain Sriebenstag vorgekommen . Unbelm 1487.
Berchichte der Schweig.
313
von Wallis nicht fo geſtritten ; Bern , die weſtliche Schweiz, half wider Saluzzo . Seit Herzog kudwigs und des feligen Amadeus unglücklicher Schwäche, unter Jolanthens Vormundſchaft, Philiberts und Karls Min
derjährigkeit , war der Savoyfche Hof ein Spielplaß des Parteygeiſtes . Jeßt unterdrückte dieſer den Mars ſchall von Raconis. Er floh zu Markgraf kudwig von Saluzzo, aus dem Geblüte der erſten Fürſten von Monts ferrat 244). Ludwigs Gemahlin war der Herzogin Schwes fter 245) ; er aber gegen Savoyen , ſeinen Lebensherrn 246) ,
ftůşte fich auf genaue Verbindungen am Franzöſiſchen Hofe. Billig zúrnte Herzog Karl , rüſtete , warb in der Schweiz , mahnte den großen Grafen im Oberland 1, Lud: wig von Grenerz , und fandte reinen Hofmeiſter , Peter
von Permes , Herrn zu Brandis , um öffentliche Hülfe deren von Bern und Freyburg. Nachdem die Berner vergeblich durch das Parlement pon Grenoble , mit nicht befferm Glück ben dem König, zu vermitteln getrachtet, fandten fie. Kilian Summerau, Rathsherrn , mit dreyhundert Auserleſenen 24 %), Freys burg den Schultheißen Dietrich von Endliſperg , mit
zwenhundert Mann , die Perſon des Herzogs zu ſchir, 244) Delfen Mannsſtamm 1395'qusfarb ; pun berrſchten in Montferrat Paldologen . Ueberhaupt wenn Salliches Geles und Untheilbarkeit gegolten hatte, konnte das Haus groß mera den . Jest beſtand es ziemlich mach in zwen Linien, deren auch die andere , Die Carbés , den Raconis begünſtigte. Ludwig
folgte ſeinem gleichnamigen Vater 1475, Guichenon.
345) Eschter des unglüdlichen Markgrafen Wilhelm von Monts ferrat, welcher 1483 in Mailandiſcher Gefangenſchaft geftors ben war.
246) Das Oberlebnrecht aber Saluggo war ftreitig ; einzele lehen
batte er wohl , und wir horen von Anshelm , daß er fie nicht mutben wollte.
347 ) Welche ,, ote Ehre nie verlebt; " Ansbeti .
Guides
non ſpricht von 2000 , wohl mit Einrechnung der ſpäter gea tommenen .
314
V. Buch. Drittes Capitel.
men 248); vermittelnde Geſandte zogen mit 249),
Kuni
Lofiner von Soloturn , welcher mit drenbundert Frey. willigen aus Maximilians Kriegen das Land hinaufzog,
wurde zu Genf in Suvonſchen Dienſt geworben 250). Zwolfhundert Pberländer führte der Graf zu Grenerz und fein Bruder Anton Herr zu Dron 25 ). Der Krieg wurde in Winterszeit geführt 252). Fünf kager , um Ealuzzo . Den253Piemonteſern fehlte Entſchloffenheit oder
gute Ordnung 33); die Berner und Freyburger hielten um den Herzog vertheidigungsweiſe ; toßner und die Grenerzer ſtritten , ſtürmten mit einem Seldenmuth, welcher unaufhaltbaren Wetteifer der übrigen Eidgenoſe ren erregte 254). Alſo , da ein aus Dauphiné herbera růckender Entrag durch ſein linglůck die Gefahr der Theilnahme Frankreichs vermehrte , fandten die Berner den Venner Niclaus zur Kinden mit Verſtärkung; So,
loturn , Baſel, Wallis eilten in Waffen 255).
Sie über
den großen Bernhardsberg , Augſtthal herunter ; Mart.
graf Ludwig wurde frank ; da ergab ſich die Stadt 255b), fiel Carmagnola , die ganze Martgrafſchaft bis auf 248) Wider Frankreichs Schußverwandten mochte ſie nicht ans griffsweiſe Strieg führen .
249) Bern Georg von Stein , Freyburg Peter Pavillard. 250) Hanns Scuțler , deſſen Vater zu Bern ein wohlverdienter .
Venner war , trug die Fahne ; es iſt ihm , wegen der Gelegen niet vergeben worden ; es war ein Frencorp$ ; Ansbelm. 251 ) Caftellas in der Greperger Chronit. 252 ) Am 8. Jänner 1487 der Aufbruch. I
253 ) Dad lager beren von Turin und Carignan wurde am 21. Febr von einem Theil der Beſaßung, die in weißen Hemden herausfiel , verbrannt ; nicht beſſer gteng es den Mondoveſern , un & helm.
254 ) Die vom Genferſee follen hier den Muth verloren haben ; deffen wurden die Hauptleute beſchuldiget und ipdren beonabe erſtochen worden.
255 ) Hafner rechnct ihren Zuzug auf 1000 many ; dieſe Babl giebt unsbeim der Berniſchen Berftdrkung. 255 ) Am 7. April.
Serchichte der Edy weig: Revel wurde erobert 256).
315
Hierauf die Eidgenoſſen
Beimgemahnt und ehrenvoll entlaſſen 357), von den Ges fandten des kodovico Moro und von den Schultheißen
der Berner und Frenburger 258) an der Brücke von Beau. voiſin zwiſchen Frankreich und Savoyen Vermittlung verſucht. Aber dieſe Ausſohnung zögerte, bis der jun . ge Herzog , ein ſehr edler Fürſt, an Krankheit oder Aerger oder Gift plóßlich ſtarb , fein Hof und Staat in großere Unruhen verwickelt wurde 259).
Mit Frankreich beſtand Freundſchaft : unter Ludwig Franzöſiſche immer gleich : er wollte Alleinherrſcher fenn , und kannte Geſchofte. der Eidgenoffen treuen Muth. Zuleßt halfen fie ihm, Aire in Artois gewinnen 200 ). In der Abnahme feiner Reibeskraft ehrten ſie ihn durch Geſandte, als er , nach damaligen Begriffen , zu S. Claude am Jura erhór.
licher für ſeine Herſtellung zu beten vermeinte 261) , Freundlich ſah er ſie , zum leşten Mal. Auch bey den Eidgenoſſen , wenn gleich die Gelber nicht richtig floffen , und guten Leuten das Unweſen des Reislaufens mißfiel,
ſahen Berſtåndige lieber , daß die wilde Jugend in Frankreich als im Baterland ausraße 26). Als Ludwigs gedankenvoller Geiſt ungern die ſterb: liche Hülle verlaſſen , erfolgte, wie meiſt geſchieht, eine 756 ) Revel, auf der Serzogin Bitte, threr Schweſter gelaffen ; Guidenon .
257 ) Yusgenouimen , daß der Herzog loßner'n in fdlichlichem 1
Verdacht batte , einige ſeiner feute beni Seind überlaſſen zu
haben ; 10200 Say. Gulden gab der Herzog den 1700 Mann der Verſtärkung (N. 249, 255 ). 258 ) Dießbach , Erlach , Faucignp. 259) 1489 In der Minderidbrigkeit Karls 11 gab die Sers
jogin Mutter Saluzjo zurück und begnadigte den Raconis. 260) Am 20. July 1482 ; Molinet im Recueil des pièces bcy Comines ; la chron. de Jean de Troyes. Sechos tauſend Mann.
261 ) Bern im Namen der fünf Städte , 1482 ; Anselm , 262 ) Eben derisi be kurz vorber,
V. Buch . Drittes Capitel.
316
Veränderung der Grundråte. der empor.
Die Großen kamen wien
Dieren mochte ficheinen , daß der Konig
ohne Schweizer 'pon ihren Milizen abhängiger reyn würs de. Alſo wurden die Rückftånde langſam , in den
fchlechteſten Sorten und verdrüßlich bezahlt 203) ; Fries de , des Kónigs Minderjährigkeit , wurden Vorwand, Karls VII Berſicherungen guter Perſtåndniß , nicht Ludwigs XI Subſidientractatę zu erneuern ; die offnen Briefe , wodurch Schweizeriſche Unſidelungen begünſti. get worden , beſtetigte man 264).. Die Verhältniffe fchienen vertraulicher zu werden , als Margaretha, Maximilians und Marien Tochter , dem Rónige verlobt, Hochburgund als Brautſchaß mitbrachte. Nachdem die Freygrafſchaft unter anſtåndiger Berwahrung der Frey. heiten und anderen wünfchbaren Bedingniffen dieſe den 1
derung fich gefallen laffen 205) , randte der König zwen vornehme Burgunder 266) auf den Tag zu Lucern , den Eidgenoffen einen Hund vorzulegen , welcher die Befeſti. gung der offentlichen Sicherheit bezweckte. Die Lage berren , wichtige Führer der Drte , unterſchrieben 267) ; von den Arten iſt er mit Lauigkeit empfangen und nie beo 263 ) Bartholomgus mar . Rathsherr von Bern , empfieng ric ro in toon ,I und am Zhor wurde das Geld ihm abgenommen, bis die Eidgenoſſen ernſthaft wurden ; I nshelm 1484 . 864) Leltres patentes, Baugener 10. Nov. 1483 ; unterzeichs
net auch von den généraux conſeillers du Roi ; Vogel, prie vileges.
263 ) Siehe bey Důnod, was die Stände im December 1483 zu Beſançon begehrt , und ber Gollut actenmdßig , daß fie das meiſte erhielten .
766) Meiſter Philipp Boudot , des Herzogthums Canglar , und Jobann d’Andelot : Landvogt am Berg. 267 ) Bürgermeiſter Waldmann , Wilhelm von Dießbad , Bes
termann von Wabern , Caſpar von Hertenſtein , Rudolf Res ding u. 1. f. Des Sdnigs Vorbehalt : Kirche, Reich , Eaſtis lien , Scotland , Navarra , Savoven , lothringen. Star 18 VII Schreiben von Glen 24. Nov. 1483 ; Sundesins Arumene 4. Aug. 1484 .
Geſchichte der Schweiz.
317
Tchworen worden. Es verdroß Hannfen von Sallwyl und andere ausgezeichnete Hauptleute , welche dem vori. gen Kønig auf eigene Koſten Volk zugeführt, von dem neuen Hof in Zahlungen vernachläßiget zu feyn 268). So blieb es , bis auf neue Mißhelligkeiten des Hofs mit Erzherzog Maximilian und Søerzog Franz von Bretagne.
Sofort wurden alle Forderungen bezahlt 269).
Die
Drte blieben ſtill ; die laufenden Soldner fanden in beye den Heeren ſolchen Gelomangel , daß die Könige ihnen zum Geſpotte wurden 270) , und der Ernft des Kriegs von ihnen wich 27 ). Das fönigliche Anſehen , ſo groß unter dem ſelbſtherrſchenden Ludwig , fant durch die Hof parteyen ſo , daß viele , die ſich in Frankreich niederges laffen , daſelbſt nicht mehr bleiben mochten , ein Soldat
von Sempach dem Kdnig drohete 272) , Bug, unter aller Orten ungefähr das kleinſte, fich nicht ſcheute, das Franzöfiſche Burgund wegen der Forderung eines Ham. merſchmieds an die Stadt Auronne mit einem Einfall zu
bedrohen ?79); und Hochburgundiſche Stådte aus Furcht 268) So auch Dietrich von Hallwnl; die Soldner hielten fich an ſie.
Un shelm 1484 .
269) Selbſt der Reitlohn einer Botſchaft von Zürich nach Zug und Glaris zu Stimmung der Gemeinden.
Die Burgundis
ſche Schuld wurde 1486 votlig bezahlt : zehn Orten 1648 Fl. xb ., 1377 Sonnenſchilde, 430 Ducaten , 1198 alte Schila 1
de , 900 lletriſche (Utrechter ? ) SL. unsbelm . 270 ) Marimilian ſen ein depfeltönig ( ? ) , unb Start ein bod richter Zwerg, ber nie Wort halte. Gegen derley Reden ' ftrenge Gelege. Ansbel'm 1486,
271 ) So daß sonrad Gachauf, Ritter , aus dem Thurgau ,
jih vermaß , den lanzknechten bald vor ihnen den Vorzug zu geben ; er ſelbft pflegte unerlaubte Werbungen zu treiben ; eb, daſ.
272 ) Hr. von Balthafar, Merkm . Lucern : ..... Sanns Schifflin fchwort vor Rath und Hundert ,. mit Sorteg oder ſonſt
nichts wider den König vorzunehmen , ohne meiner Herren Erlaubnis ; lucern , Galt 1485 Ber Ansbeim 1489. 273 ) Erchudi 1487. Den
Er hatte
felbſt und als Bürge dieſer Stadt Geld geliehen , und forderte
318
V. Buch. Drittes Capitel.
vor einem kühnen Bieler den Schirm der Stadt Bern kauften 274). Der Waffenruhm in Franzöſiſchen Kriegen wurde in dem entſcheidenden Treffen bey S. Aubin - le - Cormier erneuert : Franz der Zweyte , lekter Herzog des frenges ſinnten Bolts von Bretagne, ſelbſt von dem Franzöſis
fchen Königshauſe 375), und obfchon der Wolluſt ſehr ergeben , doch thátig und liftig in Behauptung ſeiner Gewalt, führte Krieg wider Karl VIII , welchem die
Bretoniſchen Landſtånde beygefallen waren : Maximilian, Romiſcher König , unterſtüßte Franz mit lanzknechten ; man lief auch von Eidgenoffen ihm zu ; der erſte Pring vom Geblüt Ludwig von Orleans war bey ihm : zu ders ſelbigen Zeit hatte Frankreich Anton kamet bey den Schweizern , die ihn vom alten Konig her fannten 276). Es geſchah , daß mit und ohne Erlaubniß achttauſend eidgendſiſche Krieger unter Louis la Tremouide , einem der beften Franzöſiſchen Feldherren , wider Franz bent Zweyten ſtritten 277) : Spåting , ein S. Galler , befam den Herzog von Orleans in feine Gewalt 278); es wur.
ben über eilftauſend lanzknechte erſchlagen 279); des zugleid ausftehende Sölde.
Schwyz unterſtüste ihn .
neue Geſellſchaft vom tollen Leben fam bis Biel.
Eine
Da fügte
man fich 274 ) S. Hippolyte und (wenn der Name nicht verſchrieben ift )
Montreal. Der Mann hieß Benedict Beppet ; er hatte bes teits Franquemont eingenommen ; unsbeim 1488. 275) König Ludwig der Dicke († 1137) war Vater Grafen Ros
bert von Dreur , der durch ſeinen Entel Peter Mauclerc ( 1213-1250 ) Stammberr der Bretoniſchen Herzoge ward. 276) Ansheim. .
277) Dieſe Schlacht wurde am 21. July 1488 (Stumpfirrig 89) geliefert.
278 ) Er kannte ihn nicht (ben' nachymaligen stånig lubrig XII), ſondern Aberließ ihn einem Sranjoſen ; dennoch gab Ludwig
ihm nachmals ein Jahrgeld , weil er den Augenblick ſeiner Gervalt nicht gegen fein Leben mißbraucht; unsheim 1484.
1
279) S t'u in pf xill, 22 .
1
Gefchichte der Schweiz.
319
Herzogs Macht für immer gebrochen , po daß er um friede bitten mußte , und vor Gram ihn wenig übers lebte. So haben zu Vereinigung der beyden leßten gros Ben Leben mit der Franzöfiſchen Krone die Waffen der Eidgenoſſen , da es Burgund galt , alles , hier ſehr viel oder das meifte gethan.
Der Kaiſer fuhr fort , von Zeit zu Zeit Geld und Vom State
Volt wider die Türken zu begehren, ohne Erfolg 28- ), fer. und über die Freundſchaft mit Ungarn fich empfindlich ju zeigen ; dieres in ſo ſtarken Ausbrücken , daß die Bers ner für das Beſte hielten , das kaiſerliche Schreiben un . :
beantwortet ben Seite zu legen. 28 ' ).
Das Verſtändniß
mit Ungarn wurde auf denkbare Fåde unterhalten 282). Ein Zufall wollte , daß der Schultheiß von Bern auch von dem Sultan Haferfid mit Geſchenken geehrt wur be -83). Mit dem Deutſchen Reich war freundlicher Zu. ſammenhang , wie er unter allen Deutſchen renn ſollte. Auch die Eidgenoſſen wurden auf das leßte Turnier ge* laden 284); dieſe alten Ritterſpiele kamen hierauf in Ab. gang , wegen des Aufwandes , und weil ben ſteigender 280) So 1486 und mehrmals ben Unsheim . Ef fehlte auch dem Großſultan ſeines Vaters unternehmende Straft. 281) nobelin 1482 , daß von dem groben Schreiben gar kein Gebrauch gemacht worden , damit es nicht eine Empòrting verurſache.
282. Wir ſahen es oben N. 243 im Dext:
Don 1485 meldet
es uns helm ; der Stónig bat , Jacob Rommelshauſen , einen
Secretár, welcher ihn beſtohlen, in der Schweiz anzuhalten . 283 ) Es iſt eine ſonderbare Geſchichte bep unshelm , wie 1484 und noch einmal im folgenden Jahr , ein Grieche, Nis colà , nach Hern gekommen , um für eine Sultanin Érkündis gungen einzuziehen , worauf der Padiſha ſelber den Schultheiß von Dießbach , den Stadtſchreiber Fritaro und des Münſters
Propft beſchenkt.
Wenn kein Betrug dabep war , ſo bezog es
fich auf die jeßt unerforſchliche Privatgeſchichte einer Perſon it
Serail , aus der Schweiz oder Deutſchland. 284) Zu Regensburg 1488 ; $ usser , 977. ſche Edelleute luden.
Bwer Baneris
320
dy. V. Buch
Drittes Capitel .
Verwirrung der Stånde und Derderbniß der Sitten zu
viele, nicht ohne Beleidigung , auszuſchließen maren, endlich weil das Feuergewehr die alte Rüſtung , die rits 1
terliche Kunſt und Kraft, verdrängte.
Zierben 285),
Beſtåtigungen 280) wurden von den Kaiſern genommen ; anderes hatten ſie nicht mehr zu geben. Erzherzog Sigmund.
Mit Deſterreich blieb die ewige Richtung; die Erbe vereinigung fand ben den Rheiniſchen Waldſtädten An ſtand ; ihre Edlen und Bürger fahen ungern , daß fie im Krieg von Schweigern bereßt und beſchirmt werden roditen 287). Um den Erzherzog mißtrauiſch , die Schweizer unwillig zu machen , wurde bald von dem Grafen von Metſch das Gerücht einer vorgetoefenen Vers giftung Sigmunds und einer Ueberraſchung der Vorarlı bergiſchen Lande verbreitet 388), bald ſtieß ein Ritter von Staufen Reden aus , die Zorn reisten 289). Diefen
befånftigte Sigmund , und verſicherte die Eidgenoſſen feines Vertrauens 290) ; da giengen auch fte ihm entge. gen , und ließen den unangenehmen 'Punct wegen der 285 ) urtunde des Romifchen Sonigo R. , bar unters walden nid dem Wald das Streaz nebſt u. L. f. und Johannes Im Banner fübren inag , 29. Sept. 1487. ger und Zelter th. II, 381 .
Bey
efins
286) Eben deffen Befatigung der Freybeiten von Zürich , Antwerpen 1487 ; Hottinger Spec. Tig. 148 . 287) 1483. Scuoi, Sortfeßung. 288) Unshelm 1483 , der es dem Aerger Gaudenzen voa Metſch zuſchreibt , weil man ihm in einer Sache gegen Mais land nicht half. Burglech ner meldet , es wären 72 Mens fchen vergeblich gefoltert worden.. Nad 1486 wurden zu Feldkirch drey verbrannt , welche Unterwalden mit so Gulden
beſtochen haben ſollte , Lindau , mdrsburg und drep Vorarla bergiſche Stadte zu verbrennen ; Silbereiſen. 989) andhelm 1482 .
290) Durch eine Botſchaft, alb eben ſie an ihn renden wollten . Den Zugern , welche eigentlich Staufen geldfert, gab er 600 .
81. XV.
Un beim
Gerdichte der Schweiz.
32r
Waldſtådte in das fünfte Jahr ausgefest 291). Mit " andern Benachbarten wurde Neutralitåt verabredet 29 ), und wenn ſich Zweytracht ergab , unfchwer entſchieden , weil man wollte 29) .
Daber auch nicht ungern geſehen
wurde , daß der Erzherzog durch Einlöſung wieder in
den Befiß der landvogten zu Schwaben fam 294) , und als die Pfälzer Sohengeroldsef einnahmen 295), ſagte man ihm Hülfe zu.
Er , von Jugend auf ein geiſtreicher, liebenswürdi. ger , nicht fehr arbeitſamer Fürſt, nachdem weber die Scotiſche noch die Sächſiſche Gemahlin ihm Kinder296 ge. geben (deren er außer der Ehe über vierzig erzeugt 903 ),
wurde über die Geſchafte im Alter mißmuthig .
Dieſes ,
die Verſchwendung und Unordnung , wurde von den landſtånden bemerkt , und bey oft tpiederkommender 191 ) urkunde , Innsbruk , 1484 ; Der Eidgenoſſen Never$ . Heyde in der Haller. Samml.
292) Bertrag Sigmun08 mit Ravensburg 1484 ; mit denen von Brandis , Maienfeld und den VIII Gerichten 1485 ; Guillimann chron. Auftr. 993 ) Mit Appenzell 1485 ; Walſer 357 f.
294) 1486 aus der Hand Jobann's Truchfelfen von Sonnenberg um 13200 fl.; Guillimann.
295 ) 3m Beſit der Herrſchaft waren die Grafen Diebold und
Gangwolf , deren wir im vierten Buche gedacht, aber ſie hata ten in der Ortenau viele Deſterreichiſche lehen ; Anshelm 1486 .
Einige ſchreiben Philipp dem Sturfürſten , andere
Pfalzgrafen fudwig die internehmung zu ; wir glauben , jener befahl fie , Ludwig der Schwarze, Stammherr von Zwed, brücken , als friegeriſcher ,1 führte file. Iſt es wunderbares Zuſammentreffen oder Verwechſelung Scopflin's , daß in demſelben Jahr von demſelben Sturfürften Philipp auch in Elſaß Großgeroldsel eingenommen wurde (Alc ill. , T. II, 213 ) !
296 ) Nach den se lagen der Panoftande 1490 ( Archiv f. Südteutſchland, 154 ) mogen fie luftige Jünglinge geweſen ſeyn ,
die aus Ueberpracht ſelbft ,, ſeidene Strümpfe trugen . "
Preps
lich , wird bengefågt , „ gebe jeder , dem Geld fehlt, ſich vor ein ffind 3bro Surftlichen Gnaden aus. " V. Cheil.
&
323
V. Buch. Drittes Capitel.
Geldnoth ihm vorgeſtellt. Friedrich und Maximilian, die Erber , nahmen ben folgendem Aniaß Theil an der Sache. Sigmund hatte ſeit langem das großte Ber. trauen auf øerzog Albrechten von München , der nicht mit Unrecht der Weiſe genannt wird. Er hatte in früs herm Berdruß über die Einmiſchung ſeiner Vettern dems felben große Geofummen auf feine Länder verſchries
ben97) ; ja ihm wider des Vaters Willen die Tochter des Kaiſers gegeben 298). Er nahm ſich vor , durch ihn ſich zu helfen , und gleich als einen Brautſihaß der
Kunigvnde) die Länder 'auf ihn zu bringen : dafür nahin er auf die Vorderöſterreichiſchen von Bayern fünf und "Funfzigtaufend Gulden , und verſchrieb ihm um eine Million die übrigen 299); verſchiedenes auch anderen 300 ). :
Es wurde von Sigmund felbſt dem Raifer berichtet. i
Die Vorderöſterreichiſchen Räthe , ferne Herrſchaft einer
) , wandten fidh an Erzherzog naben vorziehend 300b) Maximilians Dhåtigkeit.
Aber die Sache reifte zur
297) Schott 1479 verſchrieb ihm Sigmund auf ſeinen Tod in zicymalen 160000 fl. (auf die Gruben von Schwag u . a .),
nur daß er ihn (gegen die Vettern ) ben ſețnem fand ſtirme ; Guillimann.
298 ) Kunigonda , welche in. Gefahr vor Sürken und lingarn fich nach Tirol geflüchtet ; felir saber Hift. Suev. 68 ; beos fügend , de bis omnibus poffet confici magaus ſane et mirabi. lis tractatus.
299 ; Die erſten auf Wiederldſung in rechs Jahren (ob es ihn ſelbſt etwa gereue ! ) , nach den 6 Jahren , für immer ; das Ganze auf feinen Dod. 300 ) Albrechten von Baben , darfgraf Chriftoph's zu Babens
Baden (bald , 1488 , verſtorbenem ) Bruder , die Grafſchaft Hohenberg ; (S. Blaſirche) Geſch. von Borderöfterreich II, 175 . Dem Grafen von Fürſtenberg , Prilingen auf dem Wald ; Guillimann , welcher auch ineldet, wie dieſes von dem Saiſer 1490 reſcindirt worden .
3006) Man hat ihre Schilderung in Arwald 6 von biers fein manifeft : ,, von fleinen unterſchelmen ſind ſie ers
,, tbachſen , durch ihr Schmeicheln böher erlupft , und als ein , Solang zu flieben . “
Gefchichte der Schweig. Abrichließung und Dollziehung .
323
Der Kaiſer , welcher
zu Nürnberg Reichstag hielt 301) , ohne Furcht vor Kålte und Eis (gegen Ende des Jahrs) , fuhr hinauf nach Innsbruck. Nicht weit von der Stadt fahen fie fich ; Sigmund , welcher viel genoſſen und ſtark gefühlt; in etwas gebrochenem Alter ; der drey und ſiebenzigjähri. ge Kaiſer , im acht und vierzigſten Jahr ſeiner Gewalt, Sohn einer Mutter , welche Hufeiſen zerbrechen fonn.
te 304), in Glück und Unglück derſelbige, und ohne lleber. windung enthaltſam . Sie ſollen geweint haben 303) ; der Kaiſer hatte Sigmunden erzogen . Da es an die Geſchäfte gieng , ſprach Friedrich als des Erzhauſes Haupt , als Quelle und Bewahrer des Rechts ; Herzog Albrecht von
Sachfen , einer der leitenden Fürſten , Schwiegervater Gigmunds , der dem Kaiſer vorangeritten und nicht als der beſte Bote empfangen worden 3-4), ( reine Tochter begún.
ftigte Deſterreich) unterſtüßte ſeinen Vortrag 308). Alſo wurde alles verungültiget 300), auf Sigmunds Råthe die Ucht geworfen , und Befehle erlaſſen , nichts wider die Hausordnung ohne Friedrich oder Maximilian zu
verfügen 367), Die Vorwürfe blieben nicht unbeantwortet : # 2
( 301 ) Im December 1487 ; Hdberlin R. $. VII, 410. saber : 1488 ; nach einer andern Zåhlung des Fahrs. 302) Cimburge von Maſovien vermochte auch wohl einen gelas
denen Wagen mit Einer Hand fortzubewegen ; Frenb. von Horm aner Deſterr. Plutarch , III. 303) Das meldet Faber : Ambo ſenes ſe complexi cum tantis
lacrymis, ut totus exercitus (das Gefolge) in fletus folveretur. 304) Eher contumeliofe , berichtet Guillimann. 305 ) Da war auch Chriftoph . Albrechts von Bayern Bruder
und feind , und jener Babiſche Albrecht (von dem wir nicht recht wiſſen , ob er Sohenberg jegt er zum Pfand erhielt) ; Guillimann. 306) Was Bayern ſchon vorgeſchoffen , wurde in Jahres Friſt bezahlt.
307 ) Schon am 16. Aug. ( 1487) hat Marimnilian dle Breis. gauiſche Hauptſtadt gewarnt , (S. Blafische Geſch . Defterr A. 4. D.
1
324
V. Buch . Drittes Capitel .
, Ihre erſte Pflicht (meinten die Råthe) ren die Erhal. tung des Herrn , der fie angeſtellt; daß ungeduldige
Erben ſeine Herrſchaft , wo nicht fein Daſeyn , ge. w fährden , habe er bisweilen geglaubt ; ein land , von 1
on einer Erbtochter an die Grafen von Górz , vom Hauſe Górz durch eine Erbtochter an Deſterreich gebracht, ,, båtte ohne Majeſtatsverbrechen dem Gemahl einer I, Defterreichiſchen Prinzeſſin auch wohl zufalen tønnen .“ Aber die landſtånde waren dem Mannsſtamm der Sabs.
burgiſchen Fürſten ergeben ; der Erzherzog durch die Ehrfurcht unterjocht, gab nach . Er verfiel hierauf in den Krieg , welcher bey Roveredo geführt worden und über eine halbe Million koſtete. Da ließ er ſich eine bes fchränkende Randesordnung gefallen 308). Die Råthe
flohen; in die Schweiz Oſwald von Thierſtein 3086) ; in den Prátigau der von Metroh ; Sargans haben wir
auf Ortenſtein geſehen ; der Oberhofmeiſter Ulrich von Gagging,I der Veruntreuung vorher angeklagt , war faor bey Junker Georg Dening , genannt Jünteler, Bruder des Bürgermeiſters von Schafhauſen , auf dem
Klefgauiſchen Schloß Jeſtetten 309). Sier wurde er vor 308 ) Landesordnung im fübteutſchen Orchi S. 152 ; vols fåndiger bey Guillimann.
Wochentlich mag Sigmund
200 (bald 400) Gulden verzehren ; es werden ihm nur zwölf Edelcute gutgehalten ; 22 Rathe vom Land, 2 (in Tirol ciner, einer in den vorderen Landen ! ) vom Kaiſer gefeßt ; alle in Gcíammtpflichten an das Erzbaus. Wenn ein Erzherzog ein Land verdußern will, ſo mag es ſich einem andern vom Spauſe ergeben.
3086) Er machte eine Forderung von 28000 Fl. , und Solos turn ſchüßte den Mitbürger.
309) Der Jüntelerſche Reichthum war um 1410 an den Hanns Dening übergegangen , welcher zu Schafbauſen erſter Zunft. meiſter ben Rebleuten wurde ; Růger. Hanns Ulrich ward .
nach Leu 1485 , nach des Herrn Bürgečmeiſters von Meyens burg wohl richtigerm Verzeichniß 1505 der Stadt Schafhauſen Bürgermeiſter .
Geſchichte der Schweig.
325
ben Landgrafen des Saues 309b) geſucht.
Sie waren
zu Zürich , Junteler bey den Lucernern verburgrechtet; eine Lochter von Hertenſtein war Feine Gemahlin . Er zeigte das Recht von Jeſtetten , keinen auszuliefern , der nicht erwieſener Verbrecher rey; neunzig Lucerner Bewahrten die Burg . Zwiſchen boben und niederen Gerichten war die Sache , und nach den Gebråuchen zu entſcheiden . Da vermittelte Zürich mit allen Orten , daß der Burg das Recht blieb , der Tiroliſche Diener aber auf Rechts
gang zu Schafhauſen verharre 319). Nach dieſem kaufte udwig von Sulz, der Landgraf , die Burg Jeſtets ten 3 ).
Aber zu Innsbruck ſchreckte den Kaiſer die Nach , Mar imi lian. richt von der Gefangennehmung ſeines Sohns , des
Rémiſchen Königs , durch die Bürger von Brughes in Das ungebührliche Schickſal dieſes Flandern 32) . Fürſten von dem beſten Gemüth wurde auch in der Schweiz nicht ohne Theilnahme vernommen . Es iſt aufgezeichnet worden , daß Mang Thomming , aus
Bayerland , Innhaber der Eiſenwerke unter Meuhauſen am Ufer des großen Rheinfaus ,i einen ganz eiſernen . Wagen in der Form und Farbe , die auf Reifen üblid ),
verfertiget , und mit tapfern Männern , in Monche vers mummt , in das Thor der aufrühriſchen Stadt gebracht ; er habe , da hiewider kein Schutzgatter vermodite , bes
? )., Gewiß hat Mang fregende Truppen hereingelaſſen '3 3095) Rudolfen und Auwig von Sulz. 310 ) Andere berichten , ler Ten als Verrdther zu Gunſt Benc: digs gefloben ; weniger wahrſcheinlic !
all) Die Gerichte , nicht die ' Güter , welche Abt Michael von Alenheiligen an fich gebracht, und auf denen 1506 eines Scorg Júntelers Witne ihre Morgengabe ſucht; xửger. In dieſem allemu war unſere Quelle der Spruch der Eids
genorien , Baden 1. Oct. 1487 , mit §. 6. Fublino treflichen Bemerkungen im Schweizeriſchen Muſeum .
3:12 ) Ende Jänner 1488 ; f. von den unſrigen N n shelm . 313 ) Råger. Daß nicht , wie man gemeint, Giedurch der Ste stor
326
V. Buch . Drittes Capitel.
die vom Vater ererbten Eiſenwerke 314) auf ſeinen Sohn
gebracht 315) , und iſt von dem Römiſchen König mit ebo renvollem Dank ausgezeichnet worden 316 ). Ueberhaupt fand Maximilian Mittel , die Eidgenoffen , welche Sigs mund für Bayern verſuchte 977), einzunehmen : den Ors ten , die mit ihm in Erbverein traten , erneuerte er die
Reichsfreyheit 318) ; leitende Månner mußte er durch ein måßiges Geſchenk geneigt zu machen 39) , und bediente
fich dazu des Bürgermeiſters Waldmanns , der durch vertraute Bekanntſchaft vorzüglich viel vermochte , und 1
Feines Aufwandes wegen nicht ungern Unterſtügung em . pfieng :). nig befrent wurde , tff aus den umftandlichen Geſchichten ficher ; es fehlt ein Tagebuch von genugſamer Umſtändlichtelt, um zu zeigen , ob und mann durch dieſes Mittel Befreger in
die Stadt gekommen , oder was anderes, und wo , mit dem Wagen ausgeführt worden.
314) Thomas Thomming befonnt die Elfenſchmiede zum Erbo leben 1470 ; urkundlich ben Ruger, 315) Die abgebrannte Eiſenſchmiede wird 1502 von Wilhelm Shomining , ſeinem Sohn , einem tapfern mann , bersefelt ; urkundlich in Bürgermeiſter Pfiſter's Schriften. 316) Mang wird 1495 von Maximilian zu ſeinem Triumph sca
laden ; Manuſc. hiftor. 151 nach dem Gentilotiſchen Vers zeichniß in der taiſ. Bibl. zu Wien. In der Chat meldet Růger , daß er zum Ritter geſchlagen , ihm ein Jahrgeld und auf der liniverſitat fremburg für fein (långt ausgeſtorbes
1168) Geſchlecht zwen Stipendien verordnet worden .
Er ſtarb
1517. feu voce Thönig. 317 ) Anshelm 1487. Wie auf einem Tag zu Ball im Inns
thal Sigmund auf ſo eine Vereinigung antrug. Øern Miſs fif an Zürich : des Salzhandels ungeachtet ſcheine ſie nicht wohl thunlich . $ 18 ) urkunde Ontwerpen, 6. Nov. 1487, für Zürich, Bern , Zug- und Soloturn. Enger wollte Bern ſie nicht; Miiiif wie oben ; es habe den Eidgenoſien eben nie viel genußt ; der
Spaiſer trachte immer , ſie unter ſich zu bringen.
Man weiß ,
daß damals zu Bern Frankreid; viel verinochte.
319) 4000 Gulden für alle ſeine Anhänger ; dem BM. Walda mann 400 .
320) Proviſion Marimiliaus für BM. Waldmann , wegen , bcp
Geſchichte der Schweiz.
327
Im übrigen , da das Land Schwaben , wovon ein Schwdbi: Cheil Defterreichiſch war , bald von den Schweizern, roer Bung bald von Bayern , auch wohl von Franzöſiſcher Seite bedrohet wurde , und ſeine hundert Stånde weder Ein
Haupt noch Ein Hand hatten ) , wußte weder der Kaiſer , welcher fo eben ſeine Reſidenzen einbüßte a ) 1
noch der Römiſche Konig , den das rebelliſche Niederland
mehr drückte als ſtårkte , ein ficheres Bewahrungsmittel. Viele Adeliche , auch Stådte, hatten , ſeit mehr als hundert Jahren , von Zeit zu Zeit , mancherley meiſt wider einander gerichtete Geſellſchaften 325) ! Zwen derſelben , die Seer vom fiſch , die Schneitholzer vom Falt , unter deren Grafen , Herren , Rittern und Edete
fnechten der größte eidgenöffiſche Ndel war 324), verei. nigten ſich unter das Kónigthum , vorerft , Graf Ula richs von Montfort zu Tettnang ; eigentlich um ben Ritterſpielen die Ordnung und Würde einander behaup ten zu helfen ; mehr zum Scherz als zum Schuti und der Erbverein , auch Sigmunden , geleiſteter Dienſte ; auf H. Creuz Tag, au Serbft, 1487 .
321 ) „, Steinen eigenen Fürften noch niemand hat, der ein gemein Aufſehen darauf hab.
Sati. Ponalmandat, Nürns
berg 4. Oct. 1487 ; in Burgermeiſter's R. Ritterſchaftl. Archiv , Th. I , 70. 322 ) Wien und felbft die Neuſtadt, durch Webereinkunft mit Matthias, 24. Nov. 1487 ;
323 ) Éh. II, 445 und vorhin zu: Couco's , ſpdter in der erſten Appenzeliſchen Zeit . 324 ) Der Geſellſchaft 8.brief, S. Barthol. 1484 , ift ben Burgermeister 63. Wir nennen unſere Beedtente : der alte Markgraf zu Welſchneuenburg , Peter von der Höwen zu obentrůns , der Herr von Rajin $ Graf Joft Niclaus zu Bollern , des sibetg a u's fandgraf Graf Adwig von Sulz, Dſwald von Thierlein ,. Gaudenz von Metſch im Prátis sau , Graf Jobann Peter zu mafor , alle werdenberg , die Brandis , Ulrich von Sar , Andreas Ron von Bons fetten , der Seld allw 11 und feines Namens mehrere, Heminann , Sanns Albrecht und Sricorich von Mallinen,
cine Menge landenberg , Hemmann von Eptingen.
1
V. Buch . Drittes Capitel.
328
ohne Rückſicht auf den Staat.
Aber der große Bund
aler vornehmen Fürſten , Herren und Städte, vou Schwaben , zum Zweck der öffentlichen Sicherheit , iſt
von dem kaiſerlichen Sof ausgegangen " ); rey er die Frucht der Erfahrung Friedrichs , oder ein Anfang jener vielen ſchönen und neuen Gedanken , wodurch Mari. milians Geiſt dem alten Reich aufzuhelfen getraditet.
Es iſt ſehr natürlich , aber feine Behauptung wider Eie gennuß. und Vergrößerungsſucht erfordert viele Kunſt a
und Kraft.
Von Anfang an war der Schwäbiſche das Segentheil von dem Schweizeriſchen Bund : es war diefer von dem Volf entſprungen und Nachts in einer Wieſe aus trauter Freundſchaft aufgeblühet; feine Mittheilung hielten die benachbarten Städte und Lånder für ihr größtes Glüc . Dem Schwäbiſchen Bund gab den erſten Antrieb ein fais
ferliches Ponalmandat ; vermittelft Acht und Aberacht wurde er zuerſt auf acht Jahre 226) erzwungen . ES war der Unterſchied einer Liebe , die ſich des Gemüthes und der Sinne bemeiſtert , und einer vom Vater gebotes nen Ehe.
In allen Schweizeriſchen Städten und fanden war ein frenec bürgerlicher Sinn ; Vertrauen reßt Gleichheit voraus : von Schultheiß, Rath und Bürgern einer Stadt Bern zu Landarmann , Rath und den fandteuten
gemeinlich zu Glaris war nicht ro weit , wie zwiſchen Dinkelſpühl , Gmünd oder Worth und der Herrſchaft 325 ) Einige ſchreiben die Idee den Reichstadten zu ; irgend ein großer Bürgermeifter oder Stadtſchreiber möchte ſie dein Hof mitgetheilt haben : aber , indeß wir die Offentlichen Handlungen ziemlich kennen , iſt von perſönlichem Verdienſt großer Vors Acher faſt nichts Betannt. 326) Auf To lang der Landfriede , Franffurt 17. Mdry 1486 , angenommen war , ndmlich 10 Jahre ; bievon abgerechnet bis auf den Bundestag Eflingen 1488 , bleiben acht,
Geſchichte der Schweiz.
3291
von Deſterreich oder dem Serzog von Wirtemberg. Gern oder ungern , der Abt von S. Gallen , der Graf zu Welſchneuenburg , die Biſchöfe, mußten fich fügen ; dort war oft ein Ritter unbåndig. Die Verfaſſung der
Alpenvolfer iſt aus den Hånden der Natur nach der alten Einfalt Jahrhunderte herunter gekommen , ihr Bund
ward fofort auf ewig , und blieb ., indeß die Welt anders wurde,derſelbige : auf dieBildung der Schwäbiſchen Herre ſchaften und auf ihren Bund haben Kaiſer und Reich und
måchtige Fürften gewirkt; er war auf zehn , auf acht, auf dren , auf zwölf Jahre, und nach den Zeiten vers fchieden .
* Dem ren wie es fich finden wird ; nachdem die Saum. ſeligkeit der Ritter 327) und die Bedenklichkeiten der Stådte 328) durch den Ernſt Friedrichs , uno Marimis lians Fleiß gehoben worden , unter Leitung des faiſers lichen Anwalds , Grafen Hugo von Werdenberg , in dem
achtundachtzigſten Jahr des funfzehnten Jahrhunderts, traten fie zuſammen 329), der Erzherzog im Dirol und Borderöſterreich , der åltere Eberhard Graf zu Wirtem: berg , Friedrich und Sigmund Söhne Albrecht Achill's , Markgrafen zu Franken , die vier Theile von S. Geors
gen Schilds Berein am Socher und Neckar , an der Do. nau, dem großen obern See und im Hegau, Ulm , Augs. burg , Nördlingen , Memmingen ,I Lindau , Kempten 327) Raiſ, ponalmandat an die Craichgauilde Rittera ſchaft , Untorff 12. Sept. 1488 ; Burger m . 74. 328 ) Befehl an Augsburg (ber euren Pflichten und bep Privirung all eurer Privilegien ), Nürnberg 26. Juny 14874 I
fugget , 976 .
329 ) Bunds project, Ellingen , 14. Febr. 1488 ; an dems ſelben Tag , des S. Georgen Schilds Verein ; anders Drds nungen (Kirchengebet für den löblichen Bund des Landes zu
S.) , und Steuerzepoul; der Verein am focher , Do, n. Offern ; am Neckar upd auf dem Wald 14. Febr. , u. f. f. , bep Burgermeiſter. Siehe in Haberlin's Reichshift. VII, 409-416 alles ordentlich aus den Quellen .
c
V. Buch.
330
Drittes Capitel.
nnd alle bedeutende Stådte zu Schwaben, der große Erzcanzlar durch Germanien Berchtold aus den Grafen von Henneberg Kurfürſt zu Mainz 330), und bald die
ritterliche Geſellſchaft zum Lowen " ). Jeder Fürft, jedes Viertheil von Rittern fekte Hauptmann und Rås the ; oberſter Hauptmann dos Adels war jener von Wers denberg ; der Stadte ,1 Wilhelm Befferer , Bürgermeis
fter von Ulm 13) . Cage wurden geſeßt, und Drdnung der Wahlen , des Rathſchlags , und an Mannſchaft,
Geld , Geſchüß , wie viel zu leiſten jedem obliege, für die Behauptung des Frankfurter landfriedens , des Rechts , des Handels und flors .
Eine in Wahrheit
böchſt løbliche Maßregel , welche Selbſtgefühl weckte und Anſehen gab. Sofort wurde dem Bayeriſchen Unternehmungsgeiſt
ein Ziel gefegt ???) , ein Ziel der Kühnheit Schweizeriſcher Eidgenoffen.
Dem reichen Herzog von Landshut bes
gegneten ſie mit Standhaftigkeit; an die Schweizer lies
ßen fie Einladung 334).
Sie wurde freundlich beants
wortet und ehrbarlich abgelehnt 335). Ein von dem Kaiſer geſtifteter Bund , worin Fürſten vorherrſchend waren , und welcher einem faſt erbfeindlichen Adel Hals tung ertheilte , konnte nicht unverdächtig reyn. Dieſes Mißtrauen mochte die Zeit heilen ;
König Maximilian
wünſchte es ; die meiſten Bundesglieder waren wohlmeis 330) Do. nach Mitari 1489 ; Gerrariu $ und Joannis, 331 ) Mittew n. † Erhöhung 1490 ; Burgermeiſter 98.
332 ) Fugger 1004. Burgermeifter 82. Dom Hegau , zundchſt uns , war Banns Jacob von Bodman Hauptmann , Ratbe Ytelhanns, deſſelben Namens , der Landcomthur Wolff von štlingenberg und Balthaſar von Randek.
333 ) udlfreitter II , 208 Idugnet nicht, daß Herzog Georg nachgeben mußte.. Burgeri
Saiſerl. Refcript an ibn 14893
91 .
334) unsbelin 1488 . 335 ) Die Geſchafte laſten Ihnen vor der Sand nicht zu , über dieſen Schritt einen Entſchluß zu faffen .
Geſchichte der Schweiz.
331
nenb : aber in dem Abei und ſeinen Dienern gab das Gefühl neuer Kraft ſchlummerndem Haß nur neue Nah.
rung. Wie nachmals die Uniformirung und Bewaff nung nach des großen Friedrichs Weiſe manchem geiſte loſen Staat ein Siegespfand ſchien , ſo hielten jene den Schweizerbund für ſchon beſiegt, reit fie nur auch ro etwas hatten . Statt von ihm zu lernen , glaubten fie fo ficher , ihn zu übertreffen , daß fie, lang vor dem Verſuch , fich triumphirenden Spott erlaubten. Hier
über ſind ſchon im erſten Jahre Rechtshåndel erwach , ren 336 ).
Die Stadt Schafhauſen war wie ein Mittelort, Schafhaus Wenn der Kaiſer die Reichsſteuer nach übertriebener ren . Schåßung anlegte , fand die etwas verarmte Stadt ben
den Eidgenoffen Fürſprache 337); fie mochte überhaupt nur die unausweichlichen Reichspflichten erkennen 338). Der Adel , felbft Graf Alwig von Sulz , fand in ihrem
Bürgerrecht eine ausgiebige Sicherheit , welche nicht verwickelte 39) . Diere Stadt war ein mit Billigkeit
verwaltetes Sausweſen : um erträgliche Abgaben trugen 336) Rechtfertigung zu Coſtanz wegen der Schmachreden Die trichs von Blumenet ( Wir faben ihn bey Roveredo ); un to helm.
337) Als von tauſend Gulden einer zu Reichsſteuer gegeben were den ſollte , ſchdßte der sof das Vermögen dieſer Stadt auf eine Million , und forderte aufs ernſtlichſte tauſend und neun . zig Gulden ; da denn die Eidgenoſſen dem Staijer vorgefelt,
wie Schafhauſen ,, um ſeinet und um ihrentwillen “ (durch Striege) arm genoorden . Schudt 1487 . 338 ) S. Agneſen slofter weigert fic , an Walpurge fått stås nig Marimitians primas preces zu ehren , 1488. Urkunde in Srn. Bürgermeifter Prifter's Schriften . 939 ) Erbliches Bürgerrect Almig's får Stletgau, Chungen ,
auch Balm , 1488 (im Fahr des Jeſtetterhandels ). Ueber Balm (Sh. IV , 473 ) batte 1484 Ulrich von Stoffeln in der >
Stadt vertragen . Dieſes aus Sen. BIX . priders Schrifs ten , jenes aus einer , wie es icheint, zu Martbalen ska fchriebenen Ehronit.
.
V. Such. " Drittes Capitel
332
Bürger des Kloſters Weinberg 340) und Fiſcherenen "4) ju Pacht ; Grundzinfe waren , wie alles Eigenthum , in Ehren , doch nicht unablösbar 34) ( eine angenehme
Freyheit für den Zinsmann , wobey aber Stiftungen in
die Långe nicht wohl beſtehen könnten 343) ) ; für Schlóf. fer waren die Frohndienſte beſtimmt 344) , aber auch der
Grund : fie rollen in der Noth eine fichere Zuflucht ges währen_ 345).
In dem Thurgau , in der Sanctgautiſchen Bürger. S.Gallen . Ichaft, war Frohſinn , Muth und Gedeihen . Als der Giel auf Glattburg 340) einen Schuldner auf Bürgſchaft
Thurgau ,
nicht losgeben wollte , machte die Gegend fich auf und
brach die Fiebenhundertjáhrige Feſte 247).
Vielfältig wurden durch Offnungen den Dörfern ihre Rechte gee
340) 1475 verleihen Mbt: und Convent Allerheiligen den Büro gern den Herrenberg um des Weins. 341 ) Abt stonrad Tettitbofer's Erbleben der Fiſchenzen im Rhein vom Stirchbergerbach bis an des selofters Schmiede
für Hanns Vogelj , 1486 ; um jährlich io Pfund und 130 Siſche. Genauere Sundſchaft 1434 , daß dieſe Fijdenzen von der Waag im Rhein ber den Mühlen bis an den Plums pen , einen Sels etwas aber der Skirchbergerkirce, geben ( im Regimentsbuc 1476).
342 ) urkunde 1481.(von meinem Bruder empfangen ): ein Pfund Heller mit 20 Pf., ein Gulden mit 20. Fl. , ein Mütt Sternen mit 20 Pf. Heler.
343) Weil der Geldwerth rich andert , hingegen die Einkünfte .
von Caſſen , welche gemeinwichtige Auslagen haben , beſtimmt Hiedurch geſchicht niemand Unrecht : Güter,
ſcon müſſen .
auf denen folche Zinſen laſten , werden um ſo wohlfeiler gekauft.
944 ) udam Cron's ., Serrn von Berblingen , Bertrag
mit der Gemeinde 1483 : wer einen Pflug hat , baut ihin je
zur Winter -und Sommerſaat eine Juchart; wer einen halben Pflug , die Hälfte ; wer keinen , thut 4 körperliche Frohnen . 345 ) Dafür halt Eron das Schloß in Nothen der Gemeine offen . 346) Sonderbar , daß feu unter Giel dieſe Geſchichte 100 I
.
Jahre früher, unter Glattburg ro wie wir, ſeßt. 347) 1485 ; Stumpf V, 22 , Der Giel bieß Werner .
Geſchichte der Schweiz.
333
fichert 348); eben wie der Stadt S. Gallen vom Kaiſer ihre Selbſtſtåndigkeit, und , wodurch ſie vornehmlich ftieg , die Güte 349), der Markt 3) und Gewinn *1) ihrer Fabrikwaaren .
Der mannigfaltige Fortgang
wurde durch Freude geziert und befördert.
In großen
Spielen wetteiferte mit vornehmern Städten Frauen
feld 352); indeß das berühmte S. Galler Schießen mit Armbruſt und Musketen aus der Schweiz , vom Seer bis von Ulm her , dreytauſend freudige Gerellen auf einen Tag dahin zog 353). Bald beſuchten ein paar hun. bert Bürger auf ſeinem Schloffe zu Keßwyl den tapfern Ritter Gåchauf , und dann bewirtheten ſie die achtzig chönen Männer , welche er ihnen zum Ehrengeleit gab 354). Ulrich aber , der udt , ober vielmehr der Fürſt * $45), ließ keinen Anlaß unbenußt ,I wodurch er ſeine Herre fchaft befeſtigen und runden konnte : rey es , daß er den Grimmenſtein und was derſelbe an des Rheins Mún.
bung in den See zu benden Höchft eigen beſaß , vom 348) Offnung des Gerichts zu Musta 1467 , 1477 ; 30 Morfown ! 1469 ; 30 S. Margarethen Hoch 500 A Morſch 1483. In der Haller. Sammt.
349) Wer fálicht in Zeichen und legeln , in Fårben und Wes ben , den mag die Stadt ſelbſt aus der Skirchen Frenheit neba staiſerl. Privil. 1487 . men .
350) Zwer Meilen welt umber kein Zoll noch Markt wider ihre Frenbeiten ; eb.dai.
351 ) Abgabe von Wolle , felntuch und Haaren ; nad Noths durft ; b . dal. 352 ) 1483. Stumpf Vv, 27.
353 ) 1485. Stalder , fragm. Entlibud , 16. I : 208 Armbruſts , 445 Büchlenſchußen ; vom 19. Julp bis 12. Aug. Haltmener 207 f. 354 ) 1483. Haltin. 206. 3546) Bursfeldiſche viſitation 1485 : Invenimus temporalia competenter , ſpiritualia claudicant ; nec calidi nec frigidi. Bep Hottinger Helv. Sircheng, Zuidge 110 .
334
V. Bu dh . Drittes Capitel .
Spital der Stadt 35) , oder die Güter der gefallenen
Glattburg 350), oder von ein paar Domherren das einft verhaßte Schwarzenbach 57) , oder von einer Witwe die Blatten 358) , oder vom Hauſe Bonſtetten die Taufkirche
Zwingli's 3586) , von den Grafen von Ems den ſchönen Rheinthaliſchen Rebſtein 359) an ſich ziehen , oder ſeine Urkunden ſichern 360) , oder die alten Rechte zu Appenzell beſtimmen laſſen 361) und im Rheinthal , das er immer ſuchte, fie wenigſtens einſtweilen gegen als Eingriffe
chirmen mochte 36). 355) Saufbrief um Grimmenfein 1483 : Den Bof Hochit batten wir für S. Margaretben ; die Leibeigenen gaben
idhrlich 10 Pfund , hierauf fodfall und Gelds ; frepe Leben waren auf benden Rheinufern ; zu S. Johannfen Hocht war auch von Forſt mehr als Eine Abgabe.
356) Sie war ſonſt ſchon des Klofters Leben . Urkunde 1484 :
Badſtuben , Pfifterepen , vier Teiche (Wenher) , 6 Gruben, tommen da vor.
357 ) Ch. I, 576 f. Saufbrief Schloß und Herrſchaft Schwarzenbach um 3000 Sl. von den Freyberren , Brüs dern yon Hdwen , 1483 .
358) Saufbrief um Widenfein und ein Teil der Blatten von Gertrud von Hürnligen , Witwe Jac. Mans gold's , 1486. Oben Cap. 2, N. 385.
3586) lofung des lebens beyder ” fr ûnden , der feutprieferen und früh merre zu wildenhaus aus der Hand undreas Roll's von Bonſtetten 1486.
1484
war Zwingli alda geboren . 359) 1473 ; Geſch. des Rheinthals (S. Gallen 1805 ) ; ur. .
kundlich.
360) Vidim u $ und Era ns fumt derſelben vor dem Ofo ficial Sonrad Winterberg zu Coſtanz, 20. Idn. 1484 . 361 ) Papſtliche Befatigung des 1465 übercingekommes nen Laudum , 1486. Dben Th. IV, 398 . 362 ) Spruch S. Galliicher diedric ter zwiſchen Nbt und Appenzell 1486 : er ſoll von dem Gedanken abſtehen , daß er das Rheinthal an ſich idſen wollte ( oben 10, 397) ; fie aber rollen ſeine nicderen Gerichte nicht hören ; alle Sachen
ſollen inner den Marken des Thals gerichtet werden . Wals
rer 358 ; Baitmeperant ; bottinger , Zuidbe 110.
Serchichte der Schweiz.
335
Am allermeiſten beſchäftigte ihn der Gedanke , feinen Siß dem Zwang der Nachbarſchaft einer freyen Stadt zu entrücken , und auf der Höhe über dem blühenden Reichsmarktflecken Roſchach , in einer der ſchönſten Lager
am Bodenſee, das neue Reſidenzkloſter aufzubauen . Zuerſt, und ganz leicht, erwarb er von Papſt Sirtus die Einwilligung , daß Ein S. Gallenſtift in ganz dena felbigen Frenheiten und Rechten an beyden Orten , in
dem neuen Kloſter der Sig der Wahl , renn fou 363). Mit nicht minderer Bereitwilligkeit ertheilte Kaiſer Frie .
drich , als aller Kløfter oberſter Vogt und Schirmherr, ſowohl die Benſtimmung zu dieſem 30*) als das Recht zu jedem andern Bau , wodurch des Abt$ reichsvogtepliche Gewalt an dem Drt befeſtiget 3“ ), Handelſchaft empor
gebracht 366) und für ſeine Zsde ergiebig werden moch te 367) .
Des Kloſters Rechten gab er über die der
Nachdem der Fürſt
Stadt entſchiedenen Vorzug 368).
von der oberſten geiſtlichen und weltlichen Macht heima
lich alles dieſes erwirkt , erließ er folgende Bekannta 363 ) Bulle Sixtus IV , 23. mai 1483 ( in der allee . Sml.). Die Uebte von Salmanswyl und Fiſchingen , der
Biſchof zu Cricarico ( im Neapolitaniſchen ; vermuthlich schat) folen ihn biebep chußen .
364) urkunde ; Coſtanz 17. Aug. 1485.
365) urfunde ; Nürnberg 15. Sept. 1487.
Hochgericht,
Stock und Galgen aufzurichten , die Leute mit peinlicher Murs
ter zu fragen . Certificat Grafen Hugo von Nont tu fort Rothenfels , Eltſab . , 1487 , daß für øen erneuers
ten Blutbann der Abt ihm als faiſ. Coininiſfår geſchworen . 366) Zwente Urkunde Coſtanz 17. Aug. 1485, für Markt, zol , Gredhaus , Waarenniederlage, Cafernen , umgeld , Gewicht, mas , Ehle , Brot, Wein , Sletích , alles mit vies ,
.
Len und großen Sreybeiten und Rechten .
167) Dafür übernehme er den Straßenbau ; unb ley der Sol wie zu Lindau , Coſtanz.
368) urkunde 1487 : wenn er " (der Salſer ) auf der Stadt Anbringen etwas ergehen laſſen , das dem Gotteshauſe nach
theilig (vergl. N. 350 und 366) , lo fep es ungültig.
336
s
V. Sud . Dritte
Capitel .
machung an das Bole ; 369) : „ Wie durch S. Gallen in Arbeit und Fürwort , wie durch vieler großen Webte , wachſame Weisheit , våterliche Regierung und oft ,, glücklidye Waffen aus unwirthbarer Eindde S. Gallen ,, Stift , Stadt und Land,, in ſo herrlichem Florers
,, wachſen , ren aus Erinnerung und Geſchichten jedem i, fund ; wie zu geſchehen pflegt, es habe der Fleiß und ,, Schuß den Wohlſtand , Reichthum den Uebermuth ers on jeugt , aus dem ſeit mehr als hundert Jahren 370) ,, höchſt nachtheilige, eben ro verdrüßliche und immer ,, neue Handel erwachſen ; das Gotteshaus habe aufges
,, hørt, Kloſter zu renn , fintemal es offen wåre den er oft, auflaufsweiſe hereinſtürmenden Bürgern , welche er in den Cellen der Conventualen , in der Kammer des # Fürſten , ihre Feinde geſucht, offen den zu Brunn
, gehenden Mägden , offen manchmal Dirnen , welche m, der Thurmwächter zu jungen Conventherren laſſe.
06
,, in dem Lárm der nahen Erinkſtuben , in dem Sumult
gjunaufhórlicher Waffenſpiele, des. Tanzens , Reitens, , Fahrens , auf dem Brüel , in den Gaſſen , ob in dem Gewühle der Fårber und Weber und ihrer Geſellen und in der Bettler , er wolle nicht ſagen geiſtlide Meditation m, und Uebung , ob felbft Sicherheit vor Feuer , Sodo .
or ſchlag, Dieberey , moglich wäre ?
Maßregeln , Ans
ſtalten , reyn unthunlich erfunden , da des Klosters
meiſte Bedienten Bürgersſohne, und alles verrathen ren. Alſo , im Namen und in den Ehren der s. Muts no ter Gottes und Gallus , des frommen Bekenners, , ihres Dieners , mit Rath und Widen der påpſtlichen or Heiligkeit und remiſchkaiſerlichen Majeſtát, auch der ,, Conventbrüder einſtimmenden Mehrheit , haben Seine ,, Fürftliche Gnaden beſchloſſen , den uralten Siß und 369) Wir ziehen zuſammen , was er ſeit 1487 in drey , vier Proclamationen erlick. $ f chudi; Wetter. 3:70 ) Eigentlich rechnet er den Verfall ſeit Bonftettens Eod , ſeit bt Georg von Wildenſtein .
Gerchichte der Och weis.
337
,,die Kraft der Gottesdienſte und aller Macht an den „ Ort Roſchach in ein daſelbſt aufzuführendes Gottes.
„ baus zu erheben und zu verlegen 370 b). Zu dieſem ,, Zwecke erbitten Sie von Ihren getreuen Städten und „banden ein jährliches Darlehn von anderthalbtauſend
1,Gulden , auf des Kloſters Rheinthaliſche Zehnten und ,, Gülden . “
Dieſes Beginnen beunruhigte die Stadt S. Gallen ; was ein Abt wie dieſer , in ſeinem Geiſt, mit ſeinen Mite tein , in der Entfernung für Anſchläge faſſen , was für ein Abgang ſelbſt an der Nahrung es ſeyn würde, wenn 1
durch die Enthebung der heiligen Gebeine und Entfers
nung des fürftlichen Hofs der Zuſammenfluß der Gläu . bigen , der Unterthanen und Auslånder aufhörte. Da in einer großen Rathsverſammlung der Abt gewiß heim.
liche Anhänger håtte , wurde dem Bürgermeiſter Ulrich Farnbühler die Gewalt gegeben , mit vier andern die Maßregeln zu ergreifen , wodurch der Stadt Nachtheit
vorgebeugt würde. Es war Farnbühler in vielem Hanns fen Waldmann gleich , ein Mann von Kraft und Bers ſtand , in Waffen und Geſchåften erfahren , ſeiner Stadt würdiges und wohlmeinendes Haupt. Bon ihm jene 表
offentliche Luſtbarkeiten , auf daß er die Stadt mit Freun den umgebe 374). In des Abts Rechtshåndeln , wenn er Schiedsrichter wurde , ſo unparteniſch , daß der Abt
Bertrauen auf ihn regte 37)
Hiernächſt war er bes
3706) Hiemit rådte er zuleßt beraus; anfangs war die Rede nur von dem Bau einer Propſtey. 371) Herr Wetter zieht ſchon den Schleſſet 1485 darauf. Dhne Zweifel (auch klagt es der übt) wußte man bereits, was er ben Papſt und Staiſer beimfich warb. 372 N. 362 . So erbat er 1488 , daß zwiſchen ihm und uttffetten S. Gallen ſprachy. In der That ift das Urtheil, die Auseinanderſetung , die Art , wie Ammann , Rath und
Richter zu , wählen , ein Muſter der Billigkeit und Vorſicht. V. Cheil. ១
1
338
V. Bude.
Drittes Capitel .
reitwillig , burch Auslauf allem Anlaß zu Håndeln vor, zukommen 373 ). Zu Korchach erhob fich der Bau 373b) ; das ganze fand war in dußerſter Aufmerkfamkeit 373 (). 5ůnbners
land.
Die Bündneriſche Freyheit wurde immer felbftſtåndis ger, durch den kostauf der Stadt Cur von des Deutſchen
Reichs Vogteg 374), und als das Haus Werdenberg feine Rechte über die einſamen Wohnungen hinter dem Sein .
genberg in der wilden Trchapina " 7 ), Graf Johann Pes ter aber die Rechte ſeiner Båter von Sar über die
Gruob 376) dem Hochſtift Cur verkaufen mußte. Des nen von Schierroh , denen von Caſtels , wo man durch die Prátigauer Clauſe an der Lanquart hinauf den alta
freyen øshen auf Davos zugeht , fiel ſehr ſchwer , unter ben Erzherzog zu treten . Der Bogt Gaudenz von Metica,
in finkendem Glücksſtand auch er , übergab ſie; fie aber weigerten fich , ſtandhaft 377). Innere Geweis .
Glücklich in ruhigem Genuß die Vater der Frenheit und wer in ihrem Schirm ficher wohnte ; wo der Bau
cines ſchonen Rathbauſes 78) oder eine gute Canzley . Siche Wettet. So wurde aud wegen Bernang und Dars bach verglicben .
373 ) Sauf der Bleiche von G. Siden bis zum finſenbühel ut 360 Pfund; urtundlich bey Better. 373 b) 1487 der Grundftein gelegt.
373 ) Die Hauptorte der Landſchaft fielen dem Ubt bep. 374) 1489 ; Sprecher Pallas , L. VUI, p. 223 ; fafline eidgenöſl. Erdbeſchr. Ill. Dieſe Dogter war ſeit 1299 dem Biſchof verpfdndet ( h. 11, 333. Spreder unb feu maden bier einen Anachroniſmus ).
375) 1482. Haller. Samtl. $6. XXXIII, 376 ) 1484.
8ublin a. a . D. 160.
377) 1489 ; půndtneriſcher Banbt. Deduction ; 31 otte Geich der Bündner I, 170. Bis 1500 hielten fie. 378) Zu Lucern 1484 ; Srn . von Balthaſar Gemahlde der Capellenbrüde,
Berchichte der Schweiz.
339
ordnung-379) oder die Herſtellung einer ſchirmenden Fes fte ?80) oder die Beſtimmung eines dunkeln Rechts 36), neben dem Reislaufen der unbåndigen Jugend, die Hauptangelegenheit war .
So die Frenheit. Oberhand ibte im Weſten dieStadt Bern , zu Zürich Hanns Waldmann.
Wenn an dem Turiner Hof die Parteymouth mit all. Die eBadt, gemeiner Vermirrung drohte, fo wurden Geſandte von
Bern und Frenburg berufen , welche auf gute Regies rungsordnung und billiges Recht Friede gründeten 38 ). So wohlthetig war ihre Einmiſchung, daß der Herzog und die Großen bie vornehmſte Sicherheit in ihrem Hund fanden 983). Da wurde unter Karls weiſer Leitung das Romaniſche Land guter Drdnung wieder frob. Der Herzog mit großem Gefolge kam in die Wadt und er.
theilte feyerlich die Lehen 984), mit Nachſicht, wenn in der » 2
$ 79 )
prud Stel Reding's zwiſchen Stadt und Amt
Zug , 1483 , daß der Landſchreiber in der Stadt wohnen ſoll .
380 ) 1488 ſtellen die acht Orte die Burg zu Baden her ; Wers ner Steiner.
381 ) Mellingen 1485 erkundiget lich über das Recht von Wintertur, weil ſie von Deſterreich daffelbe baben ; stunde daft: bepde Rathe richten aus auf Eob ; wer ſich an fremde
Berren wendet , wird vom Rath geſtraft. 382) 1482.
Als durch die Faction Philipp von Breffe Øraf
Ludwig de la Chambre und der Berr von Pons , jener im Bette bey Herzog Philibert, gefangen worden , und sednig Ludwigo Geſinnung mehr als zwendeutig war , auch die Brüder von Gregerz , bender Stadte Mitbürger , mit Lebensgefahr beleis .
diget wurden ; Comine $ , Anshelm. 383 ) Bundgerneuerung 1483 , ut humanitati locus ubi libet pateat , und jeder Theil ſeine Herrſchaft eo nervoſius .
ſuſtentare pollit. Bürgerrecht des de la Cambre mit Bern , 1487 ; er giebt idhrlich den außerordentlich ftarfen udel von so Pfund ; Andbelm .
384) fehn brief des Herrn von Villardin auf Glanna; 1484. Da war Janus Graf zu Genf, ugo von
340
V. Buc . Drittes Capitel.
Verwirrung etwas verfäumt war.385).
Eben berfelbe
beſtåtigte den Stand edler Seſchlech p 984 ) , welche Weisheit und Glück 387) im Lauf der Zeiten gehoben 87 ') , 1
fo daß fie auf herrlichen Burgen 387 ) in großer Gerichtss
Berrlichkeit 388) ihm nur unmittelbar zu Handen was
ren 389). Glaubensſpåhern 390) wurde nicht zugelaſſen , ohne Einwilligung der weltlichen Macht über die Freie heit eines Bürgers zu verfügen 39) Von der Policen
wurde gute Landbewirtbung beſchirmt 39). Über auch Chalons, der Markgraf zu Sek, Boten beyder Stadte , der .
Canglar von ' Savoyen , der Graf zu Greyerz u. ſ. f.; in cas mera ſua parlamenti.
385 ) Cum quittancia excbeytae , wenn aus Abgang der Beherbs 5
muthung ſie dem Herzog zukame.
386 ) lehen brief für Jacob von Singing ' 1486 ( Nomen originis inclytum ) , Erneuerung des von Herzog Pubs mig, Genf 4. März 1441 . 387 ) Johann von Ginging zu Divonne war Amadeus VIII
( Papſts Felix ) Rath. So nun 'madeus des Herzog8 Fearl 387b) Sonk batte der übt von Bonmont mancherlen , auch der Frenbere der Walt großere Rechte zu Gingins ; ufiocías tions acte 1349 .
5879) Fortalitium notabile von jenem Johann N. 387. Sonft wat Haus cum ſcala , pila , gallo et omni tenemento der fechas Edlen von Ginging , die ſich 1349 mit dem Herrn der Wadt verbanden ., und auch des Abts.
388 , Turisdictio amplas obtinet facultates; etiam conſtruendi bouchale, fourchat, pilloria et alia fupplicia infligendi. 389 ) Wie andere bannertragende Ritter der Wadt. Belehnt Die Burg niinmt er vom Serzog ;
wird er traditione daguae.
dieſer hat von jedem Scrð acht Genfer Pfennis , und kann .
ſublidia exigere.
390) Oben N. 171 . 391 ) Der ( Savovſche) la novogt der Walt an den Caftan ju nion , Moudon 2. Aug. 1485 : daß Franciſca
Můnier nicht hätte ſollen , à l'importunée inſtance de l'inqui. ſiteur, gefangen genommen werden ; ohne daß, wie die lands
it ånde ehemals verordnet , ihr Proceß zwepen von der fire ( Aufzuſuchen .
che ., dreyen voin Ruth vorgelegt worden .
zu Nion , ob ſie eine Here oder eine Waldenſerin war ?)
392) Supplit der edlen , Bürger, incoles et habitans
Gerchichte der Schweiz.
341
der Schüßen geſellſchaftliche Freuden , ihr König mit feinen Freybeiten und Rechten , fanden einen Gönner an Karl 393). Ihn ehrte rein Volt mit Waffen und Geld ;
er die Freyheiten 39; b). Jener Graf von Romont , Miturheber des Bur: Graf Ros gunderkriegs , Unführer bey Hericourt , Zeuge ben mont..
· Murten , hofte nach dem Frieden König Ludwigs mit Maria die Wade wieder zu gewinnen 394). Er war in Burgundiſchen Dienſten ein allezeit bedeutender Kriegsmann ; daher der König, nach ſeiner Urt, an Į guten Worten es nicht fehlen ließ 395) ; er wußte, daß weder Bern es geſtatten noch Savoyen erzwingen wür. de :9). Nach dieſem verließ Romont den Witwer Mas riens , den Erzherzog , von dem er das goldene ließ
und Proben großen Vertrauens hatte, für die von Franks reich unterſtüßten Rebellen. Dieſe Schmach und ein ges
fallenes Glúc trug, er als Flüchtling nach Frankreich de Nyon et du reffort 1435 wiber die von Ger , die den Genfern la pelure des pins 'verkaufen , worauf der Bauni fault ; und Holzhandel iſt Nions Nahrung.
393 ) urkunde 1485 : Plufieurs, des gentilshommes , bour
geois, marchands et autres jeunes compagnons pour avoir palle - tems , et challer oyliveté, maratre des vertus . Wer den Papagay herunterſchießt, iſt auf ein Jahr stönig , frem ,
von Steuero , Zillen , Wachten , Beyträgen zu collégos (Gils I
den ? ) , Abteyen ( Zünften ) , charavaris ( Zechgelagen ). Serzog ratificirt alles .
Der
393 b) Revers 1487 für die Steuer der Städte und Caſtlas neren ( 1500 sl.) zu der Fetrath feiner Schwefter 1, und für
den Zuzug nach Saluzzo. Siehe auch Herrn Schultheiß von Můllinen ſur les Etats du Pays de Vaud. 394 ) Das iſt der Friede von Arras ( en la ville de fran chile). 1482. 395 ) Er wolle ihn in der Sache begúnftigen.
396 ) Anshelm : daß, bern durchaus nicht in die Sache eins deben wollte.
V. Buch . Drittes Capitel .
342
und ſtarb 30 %). Die Erbtochter wurde vom Saure San voyen mit dreyßigtaufend Gulden abgefunden 398). Genf. Sener berühmte Fürſt Johann Ludwig , Biſchof zu Genf399), ſtarb, kurz nach dem Untritt Karls 40 ), noch
in blühendem Alter “” ), an der Peſt 40% b). Da for. berte die Bürgerſchaft Franzen von Savoyen , feinen Bruder , der zu Auch Erzbiſchof war ; feit mehr als vierzig Jahren pflegten des Bisthums mit wohlthårigem
Glanz Savoyſche Prinzen 40 ). Das Domcapitel aber 30g nach Juffy und wählte den Domherrn Urbain von Chivron , Herrn von Villette , einen ruhigen, verſtåndis gen , der Eidgenoſſenſchaft angenehmen Mann , auch herzoglichen Rath ***). Auf die Nachricht ſolcher
Zweytracht ernannte Sixtus der Bierte den Biſchof zu Turin Johann von Compons, auf daß er den von ihm begünſtigten Cardinal von der Rovere *93) Lurin geben tonne. Allein für Franz , den das Volf wollte, Teste Derzog Karl ſowohl dem Capitel als dem Papſt ſeinen unerſchütterlichen Wilien entgegen. Der von Chivron
wich und begnügte ſich mit einer nicht ſo reichen , obs wohl anſehnlichern Würde , die auch durch Johann 397) 1486 , in ſeinem 48ften Jahr , auf dem Schloß zu Bam ; Fugger 938 , 944.
198) futſe Franciſca , Gemahlin Graf Heinrichs von Nafſau und Vianden , der , von ihr , keine Kinder hinterließ.
399) Wir erinnerten ſchon ein , daß er ( ats zugleich Erzbiſchof in Tarantaiſe) von Genf fich eigentlich „ , beſtandigen Pfleger " genannt.
400 ) Philibert ſtarb im April , er im July 1482 ; Ansbelm , welcher hiemit gegen Guidenon für die Gallia chriſtiana entſcheidet. 401 ) Etwa in ſeinem vlcezigften Jahr.
4016) Das iſt Michel Rorer's grande mortalité 1482, an der zu Genf beo 7000 Menſchen farben.
4010) Papſt Felir , Peter und Jobann Ludwig ſeine Enkel 402 ) Andhelm , 19. July 1482.
403) Dominit , vom Titel S. Clemens, deſſen Berwandter der Pappt gern regn wollte ; Guidenon.
Serchichte der Schweise
343
Ludwig erlebiget war , dem Erzbisthum zu Sarantai.
Re 403b ). Compons, mit Gewalt vertrieben 404), floh zu dem Papſt, und wurde mit Interdict und großem Bann
auf das herzogliche Miniſterium , die Stadt Genf, das ganze kand Savoyen Os ) und alle Anhänger feines Gegners unterſtüßt406). Mit Recht behauptete Sixtus
die Genfiſche Frenheit 407) ; und werin nicht kanoniſche Dronung , ſo war für ihn doch die hierarchifche.
Aber
durch mancherlen Perſonen und Mittel war ihm beyzu.
fonumen , ſo daß er endlich gern jugab , daß Compons 4-8). Hierauf begehrte Franz von fich befriedigen lief 40 Syndits und Råthen den Eid , und begnügte ſich mit
der Bereitwilligkeit * 09). Von dem Herzog wurde , wie er pflegte, die Freyheit erkannt g) ;
er alſo mit freux
devoller Pracht in Genf empfangen “ r). ' Eswurde (das mals wohl unerhört , in Genf immerdar felten ), zu feia 403b) Schon bey der Acte N. 383. erſcheint er , nocy, ale Electus Gebennenlis , als berzoglicher Commiſſár. .
404) Er entwich racht als Philipp von Breſſe anjog i da wurge die Reſiden ; ohne Widerſtand bereßt.
405 ) Die Genfer Dioceſe, wenn ſie in acht sagen ſich nicht uns terwirft , alle fagde jenſeit (uns , diſeit) des Gebirges , ſechs { age ſpäter. Der $ crzog und fein Haus ( Frang refbf !) ſind ausgenommen.
406) Bulle , Rom , 11. febr. 1483 ; fünig . codex diph Italiae T. IH .
407 ) Die Urkunde aus Arbucius Seit (Ch. I, 371 )
eins
gerůdt.
408) 1485. Er ſollte , nach Chivron , Sarantaiſe bekommen ( und wurde indeß ohne Zweifel ſonſt abgefunden ).
409) Am 3. Sept. 1485 ; hierauf ſchmuren alle Bürger und Ausbürger den Synbits /, dem Biſchof, ihnen und der Dieners
Ichaft gehorſame Sreu ; Mém . de M. de Rockemott,
les
Habitaps ont été admis en C. G. ?
410 ) 12. Oct. fevrier (Peter , fein Stammvater A, war bers zoglicher Secretde ) , T. I, 61 .
411) Får Sackeln , Zuckerwert ( dragées ) allein 2200 Gulden (ohne Zweifel Genfer Gulben , deren einer 12 Sous) ; mlo del Xolet. Spon : für bipokras , Wtoluefier und Cory fest 400 Ebaler .
V. Bud. Dritte $ Capitel.
344
ner Ehre ein Schauſpiel gegeben 4121.
Die Stadtre .
gierung hatte noch viele altfrånfiſche Einfalt; jeder Syn. dit wählte feine Benſitzer 4 }); das Bürgerrecht war oft nicht ein Litel , ſondern ein Lohn wohlverwalteter Würs den 44).
Erſt nun wurden , doch von der Gemeinde,
Rathsherren auf ein Menſchenalter gewählt 4 +S) 11 ) als einer die Künſte der italiäniſchen Ariſtokratien eine
führen wollte , feſtgeſeßt, daß die Rathsſtellen aus . ſchließlich mit Bürgern zu bereken wåren 41C). taufanne.
Benedict von Montferrand, Biſchof zu Lauſanne, Beſold ter Staatsrath und eifriger Diener der Franzöſie
rchen Könige 4r7) , war ein ſtolzer , dem Land ungefális ger Mann.
Die Gewalt ſeiner Gerichtshofe erſtrecte
er über ro viele weltliche Sachen , daß der Herzog auf
Anſüchen der Stånde es verbieten mußte 478). In der Verwaltung machte er ſolche Neuerungen , daß die obere 412) Berfaffer Peter Mantillon , der Schloſſermeifter Jacob Neveu und Johann Piney ; Sennebier , hift, litter. do .
Geneve T. I, 37.
413 ) Sie ſchwuren den Rathseid ; ihre Schlaffe , wenn fie bep dem kleinen Rath , waren ſo gültig als die der Gemeinde. Conſeil general, 2. Febr. 1484 , in des Generalprocur. fin .
Robert Ironchin Lettres populaires. 414) Egregius Cavaria fuit creatus Burgenlis, et fiant litterae teſtimoniales, quomodo fuit Syndicus et de Conliliis civitatis et Scriba multis annis (noch gab er zwey zinnerne Sannen ); 1487. Mém. de la Rochemont,
415 ) Zuerſt 1487 Michel l'Eſpagne ; Apuſſeau lettres de la montagne L. VII.
416) Michel Guillet , von Thonon ; eb. Dal. Et waren wes der Srondin nod Rouſſeau fritiſche Geſchichtforſcher,
aber in denſelben inruben , ehe man ſich in die metaphyſiichen Begriffe verwirrte , wurde von anderen manches gründlich uns 1
terſucht, und dieſen beredten Männern mitgetheilt. 1417) urkunde Staris VIII.1489 , wo die dem sednig Puds wig erroieſenen Dienfte auch angeführt ind.
418) 1480.
Edict Philibert's , Chambero 1480 ; bep
Auch at hiſt. eccleſ. du Pays de Vaud.
1
Gerchichte der Schweig
345
und untere Stadt Lauſanne für die Erhaltung der alten : Rechte zuſammen fchwuren 419 ).
Er aber vermeinte,
durch willkürliche Gefängniß zu ſchrecken 420). Auch das Land wurde von der Parteyung ergriffen ; zu Lutri und
im Thal wurden die Anhänger des Biſchofs geplündert. Da ergriffen Bern und Freyburg , aus Unhånglichkeit für die geiſtliche Macht 42 ) , wohl auch auf ſtårfern
Antrieb der Franzöſiſchen Parten , den Schirm des Bis ſchofs , alſo daß das Land zur Unterwerfung 422) und Herzog Karl , noch minderjährig , zur Genehmhal tung 423) bewogen wurde. Wie gewöhnlich , wenn zwar der Krieg , nicht aber ſeine Urſachen gehoben wors den , das mißvergnügen wallte in wenigen Jahren
dermaßen auf, daß ( unterſtüßt von Johann Major, erblichem Meyer der vier Kirchſpiele derſelben Wadt) die Nånner von Lutri das biſchöfliche Saus überfielen und ſeine in die Kirche fliehenden Diener umbrachten oder verwundeten.
Da kam der Schultheiß Wilhelm von
Dießbach an der Spiße einer großen Commiffion von Freyburg und Bern , welche Johann Major entrente,
die Gemeinde zu viertauſend Savoyfchen Gulden für den Biſchof und ewigen Opfern für die Ermordeten verur.
theilte 424).
So viel brachte Benedict über ſein Volk
durch troßige Art 424b) 419) 1481 . Union de la Cité et de la Ville . 420) #nshel m 1482. Alt führt an , er habe ſie mit Aufs lagen berehwert. Man ſpricht auch darum von der Mordthat eines Domherrn ,I weil er dieſen mann nicht wollte richten laſſen nach der Stadt Kecht. 421 ) Der Schirm des Biſchofs , Bebauptete Bern , fey ihre Pflicht vom Reich ; uns beim.
422 ) Vertrag zu Freyburg , 3. Nov. 1482.
In dieſem
Geſchaft wirkte vornehmlich Brandolf von Stein , welchen wir zu Granfon und Nancy geſehen . 423 ) Im Jänner 1483 ; Stettler. 424) Wir folgen Unsheim , may , 1488.
Andere beftim .
men die Geldbuße auf 3500 ( vielleicht andere) Gulben . 4246) So urtheilt auch unsheim.
V. Buch
346 Oberland.
Drittes Capitel .
Wo bey Unfang des Lemaniſchen Gees die fruchtbaa ren Grunde von Aelen und die benachbarten Gegenden,
Drmond hinauf bis an die Grenerzer Marken , im Dur . gunderkrieg Schweizeriſch geworden 4es) , bemüheten fich die von Bern durch ſchriftliche Drdnung nach Deutſchen 4
Necht, mit des Volts Willen ** ) , die unaufhörlichen Streitbåndel zu ftillen *27). Uebrigens wurde die Ber . theilung der großen fehen begúnftiget 428). Wo der Landmann eigene Rechte hatte , entſtand eine Art Ge. meinſchaft : es wurde zu Rougemont dem Papſt nicht ܀
eher geſchworen , bis er nicht nur jene geſichert, ſondern auch das Beſte der Propften mannigfaltig zu fördern dem Landmann eidlich zugeſagt * 9) . Deffelben kandes Gipfel, der fahle gewaltige Kübli, der aus dem ſchwars zen Wald und ſteil anliegender Alp die würzreiche Weide weniger Schafe in die Nißen der emporragenden Spiße 425 ) Berniſch ; doch daß , wie wir ſaben , gewiſſe Einkünfte Sanen behielt.
426) Es war zufrieden , da der Zweck thm deutltch vorgetragen wurde ; undbeim 1482 : fie batten , nach Welicher Art, viele Pladerepen (plaidoyers).
427 ) 1485 wurden die Sagungen gebeffert , danials die beres ſchaftlichen Grundfåde und eigenen feute verkauft.
428) Gregor und Guignon von Roverea forbern vergeblich die Güter zu Dlon , welche Anton Roverea von ihrem Stamms vater ererbt , und mit welchen der übt von S. Maurice Luds
wigen und Wilbelin Savelli, Sdwiegerſohne Antons , belehnt batte albergavit et infeodavit).
Es gründeten fide die Savelli
auf Landesberfommen von Chablais und Befehle der Stadt Bern.
Daber war Cabanis , der Rechte Doctor , Dombert
gu Sitten. Urfunden ſowohl der Belehnung als des Spruchs.
429 ) Bergleich durch den Grafen von Grenere 1482 (in dem Sanen Schloßurbar) und urkunde a no
dreas von Quibartard is , aus den Berren von Berou, im XLIVſten Theil der Haller. Samml.
Er wil zu Rous
gemont wohnen , in Wetthandel fich nicht mengen , den vers dußerten Zehnten von Roſſinières wieder an die Propften brins gen , und , wenn des Ordens General , der Abt von Clugno, es befiehlt, ſeiner Vorfahren Schulden zahlen . .
Gerdichte der Schweize
347
birgt 430 ), war damals Privateigenthum der Stadt Bern 434). Das Landtaffer , die Sane , führt aus der Graf
fchaft Sreyerz in eine Freyherrfchaft, von Pont, einer Brücke auf dieſen Landmarken des Uechtlandes 43 %), ge. nannt; es liegen die Stammgüter von Affry dafelbft; von dem Savonſchen Haufe Menthon , des erſten Adels Erben , wurde Pont damals den Freyburgern vers
tauft *33). Anderwärts , zu Orbe, zu Granfon , filoß ihre Gewalt mit Bern zuſammen. Sanz. vertrieben 434) bielt Hugo Chateau - guyon für viel Glück , das Berner Bürgerrecht kaufen zu fónnen 435) . Dieres war ihm
leichter als Philipp'en , dem jungen Markgraf, Erben zu Welſchneuenburg.
Dieſer, gebildet an dem alten Burgundifchen Hofe, Neufchatele Karl dem Kühnen bis in den Tod getreu , hatte wider fich , daß er jene Hinrichtung der Befagung von Gran.
fon , wo nicht gerathen , doch geſchehen laſſen 495b). 430 ) Es wird eine Brücke dber die ſchmale Sluft des Übgruns des befeſtiget , und wenn die Ebiere hindbergetrieben , bis auf den Serbit abgenommen .
431 ) Schulben wegen tam bas Rudli von Peter Steiger an Bern ; zwer Roffet, Manner von Rougemont, erkauften es von Bern um 1305 Pfund ; 1486, Vertrag but Gai nen , Deich und Rougemont , Mic. 1683 . 432) Pons in Ogo (Ogoz , Ohtlandia). 433 ) 1484 ; von Anton , deſſen Bruder fein Sheil der Stadt
ſchon früher åberließ. Dieſe Serrſchaft wird auch Favernach , Sarvagalé , genannt !, und til ein ſehr ſchönes fand. Freps burger Chronit; leu über Simler ; fali Erdbeſchr. 434) Die Sigile mit Wapen der vorigen Herrſchaft werden denen von Granfon und Drbe unterſagt ; Anshelm 1438 . 435) 1486; um einen udel idhrlich von 400 Pfund ; er ſolt auch zu den Salzlieferungen zu Saling behälftich renn , und ohne die Stadt fid in feine Fehde einlaſſen ;
unshelm ,
(Die immer ichmankende fage der Hochburgundiſchen Geſchäfte machte es dem alten Herrn ſo wichtig .)
4356) Oben im erfen Cap. , bep N. 82 ff.
348
V. Buch . Dritte's Capitel .
Dieres machte ihn ſo verhaßt , daß er aus Furcht vor dem Volf weder zu Neufchatel, noch in der Schweiz ofs fentlich erſcheinen durfte 436). Sein Vater , der abges lebte Rudolf , in dem Jahr , wo er ſtarb , nach jener That im zehnten , gedrückt hierüber vom Gram , ergriff die Gelegenheit , als er mit jenes Krieges Helden und den benachbarten Städten zu der Faſtnachtfreude gebeten
worden , welche die Männer von Schwy; ben den Bers nern hielten *436 166). Da war die Blüthe des Bolts 4,62 und ſieben Tage froher Bewirthung öffneten die Gemů .
ther dem Vertrauen , der Liebe 436 d). Da gedachte der Fürſt ſeines einzigen Sohns , und legte folche Beweiſe. ſeiner Unſchuld ver , daß die verweigerte Bürgerredits:
erneuerung erfolgte.
Philipp , damals Marſchall von
Burgund 437), ficherte biedurch die Grången 438) und Werfaſſung von Neufchatel 439 ) ; er war oft in diefem fand und hielt ſich zu der Schweiz 440). Was das Bürgerrecht werth Pey , erfuhren feine Nachbaren im Balangin. Als nach dem Tode Herrn 436) Die Weiber drobten
ihn mit Sunfeln todzuſchlagen ;
Ansheim ,
4366 ) Am 15. Fanner 1486.
Da war sanns von Hallwnl,
Hemmann von Müllinen , Caſpar Effinger , Arnold Scgcſſer ,
Rudolf yon Luternau der Retche (des Frommen Sohn , des Komedlen Bruder) , welche alle bey Murten geweſen . Die Stabte Soloturn , Prepburg und Biel. Anobelm ; ( von den luternau's Leu ).
436 ) Jeder Bandvogt aus der Nachbarſchaft brachte fechs der Luſtigften Landleute mit.
436 ) Auch wurde dieſer Freude zugeſchrieben , daß nacinals
in der Münſterthaler Sache (oben bey N. 72) Schmoo die Orte abhielt , Bern mebr zu Leibe zu geben . 437 ) Jn der Urkunde des erneuerten Bürgerrechts 1486 .
438 , Bis zu der Kirche von Derrieres , bis zum Walbe Daub merruz.
439 ) Alle inneren Streitigkeiten bleiben dem Bernikiben Schieds :: richteramt unterworfen .
440) Schopflin Hift Zar. Bad . und wir werden es jetbf noch Jeigen.
Es war feine Freude mehe an demBurgundtſchen Hof.
Geschichte der Schweig.
349
Peters von Beaufremont der Graf Jobann son Aarberg
Balangin die Burg Beaufremont zu erben hatte 44 ), widerregte ſich nebſt vielen Dermandten der fothringiſche
Herzog Rene' , der Eidgenoffen Freund , und Johann war Bürger zu Bern ; da unterließ diere Stadt weder Mühe noch Koſten , bis der Herzog dem Grafen die
Burg oder eine Entſchådigung von funfzehntauſend Gul. den zu überliefern verſprach 442): Die Inſeln in dem Bielerree wurden unter Bernić mond ens ſteinet Tchem Schirm zum Beſten geiſtlicher Stiftungen ges Srieg . Bauet 443), Biel , Erguel , purch Handelsverkehr gehos
ben 44 ) ." Die Soloturner und Hafeler wurden durch einen Edelmann wider einander bewaffnet.
Es erſtreckt
fich zwiſchen der Ergeß und Birs ein Urm des Jura, mit vielen Burghöhen und mannigfaltig verſchlungenen Thålern ; der sſtliche Theil ift. Bareliſch ; auf dem weſt lichen vergrößerte ſich Soloturn 445). Wo der Berg ſich in das Rheinthal verliert, batte Konrad von Powen. berg , vom alten Adel Monch , den Monchenſtein und andere meiſt Deſterreichiſche Rehen. Als er , wie die
meiſten , der Geldnoth . unterlag , verpfåndete er dieſe 441 ) . Von wegen ſeiner Mutter Jobanna. Dieſer Graf war Sohn Wilhelms, den wir 1427. Faben , und Bater des Claus
dius ,
welcher den Mannsſtamm von Aarberg Palangin
beſchloß. 442) Eag zu lauſanne 1484 ; Stettler.
Eag za Solos
turn 1486 ; Un shelm .
443 ) Rudolf von Eclach , Schultheiß, Vogt von S. Vincenzen .
Stift , übergiebt ſie , im Namen der Regierung , 1488 , dem
Silofter S. Johann ; urt. 444) Biſchof Caſpar's von Barel Vertrag mit Biel wegen des Zolls ( u. a. Punkte, auch des auf dem Burgs Rall gebauten Werkhauſes) 1484 ; Bern und Biel Ber. trag wegen der Mdrkte 1486. 445 ) Únkauf von Seewen 1 ) aus der Band Herrn Shomas von
Salkenſtein 1461 ; 2) Éltſabeth von Saltenſtein , die zu Ses 1
Eingen debtiſſin war ; 1485 .
350
V. Buch
Drittes Capitel.
Güter den Bafelern , unb verwaltete fie vogtenlich für
die Stadt 44).
Sie zerftelen ; die Stadt übergab fie
einem andern Vogt.
Auf dieſes nahm er Geld von den
Soloturnern ; der Monchenftein wurde ploßlich mit harten Drohworten aufgefordert ; aber die Beratung
hielt ob ihrer Trea ; dren Lage lag Soloturn vor der Burg *47). Die Bauern waren für Baſel; fte war des Landes Markt, und in derſelben Woche, wo pte nun ges
plündert wurden , pflegten fie jährlich fenerlich und froho lich nach Baſel zu ziehen , um für Schäferenen auf ihrem Jura von dem Spital eine Mahlzeit und einen Zins zu
bekommen ; wie vergnüglich tanzten fie auf den Jafelut der Birs 448)!
uue Eidgenoffen , da fie bieſes herten , bebienten fich der getoshnlichen Vermittlungswege. Nachdem der Zorn durch Verlauf einiger Zeit erkaltet , wurde geſpro . chen , daß den Soloturnern ihr Geld wieder werden , der Lebensherr aber , Erzherzog Sigmund , von der Stadt Baſel den Monchenſtein zu Idren haben fou 49). Dieſes verzog ſich aus begreiflichen Gründen , aber mit Unwillen des benachbarten Soloturner Landmanns, det die Ehre der Stadt darauf reşte, wenn nur nicht Barel auf Monchenſtein walte. So kann die Leidenſchaft vere blenden , daß ſie nicht einfahen , wie ſchädlich dieſe Burg in fremden Händen dem Land werden könne, und wie viel man in Kriegszeiten geben würde, wenn ſie nur irgend Schweizeriſch wäre. Sie , in der Meinung pas 446) 1479.
Wir zeigten es im vor. Cap. eben gerade aud
N. 446 ,
447 ) 1483 Montage vor Simmelf.; Brutner nad os hann Groß. 448) 3 t t t nét 15 3 .
449) Das iſt die erſte , um Galli 1486 , von allen Orten vers mittelte Richtung , die man mit der zweyten manchmal ver :
wechſelt oder vergeſſen hat. Rouft,. Waldmann , Frithard, Melchior Ruß , Reding , Endliſpeeg balfen fie machen.
Gefchichte der Schweiz.
350
triotiſch zu handeln; da auf einem Kirchweihfeft ihnen und benachbarten Bernern der Wein die Gemüther er:
bißt, machten zwen Fåhnlein , zogen wild wüſtend hin. über , kamen an die Vorburg , und ſuchten vergeblich ,
den Stein zu gewinnen 449 b ). Caſpar Hezel von Lindes nach , Venner der Stadt Bern , war zu felbiger Zeit in
Soloturn zu Stillung eines Mißvergnügens über allzus ſtrenge Behandlung Heinrichs von Graßwyl 450) ; die Weisheit Berns unterhielt$gutes Bernehmen . Sofort wurde der Auflauf geſtillt * %*), jeder theilnehmende Bers
ner von ſeiner Dbrigkeit um fünf Pfund gebüßt , und, nachdem für den Augenblick geſorgt worden , da den
Ehrbaren zu Sol turn das Unweſen felbft leid war , ges
taget *54).
Bern , Freyburg und Biel ſaßen zwiſchen
Baſel und Coloturn ; Schwyz , lucern , Zürich eilten
gutwillig herben. Wenn der Schweizerbund nichts gros ßes und gutes gethan hätte , wie viel Uebel hat er ver mittelt ! Alſo wurde die Strafe der Chat , und Errak des Raubs "s ) der Stadt Soloturn aufgetragen , und alles hergeſtellt, wie es ſonſt vertragen war.
Angenehmer vertrug fich Bafel über Kleinhüningen mit jenem Philipp , dem jungen Markgrafen.
Mitten
4496) 21. Mai 1487 ; unsbelm.
450) Umſtandlich kenne ich ſeine Sache nicht.
1485 ſudite A
man ihm den Schuß der Berner zu entziehen , alb habe er ,
um ſich auszuſöhnen , dem Altrath in Soloturn zu erkennen gegeben , Bern hatte mit Sremburg einen Anſchlag auf das Ges
biet von Soloturn (unshelm 1485). Aber dieſes unges reimte Vorgeben trauten fie ihm entweder nicht zu , oder er
muß es abgebeten haben ; zweo Jahre nach dem nimmt Bern fich ſeiner noch an. 451 ) Boten von Bern , Freyburg und Biel fanden die Kaufen bey Liefall im Feld. 452 ) Fang wollte Soloturn fich nicht in Compromis einlaſſen . Wir haben an $ helm und die Richtung ſelbſt vor uns. 453 ) Da Sleinodien mit erwahnt ſind , ſo muß in der Borburg
oder auf landhäuſern ziemlicher Mohlftand geherrſcht haben.
V. Buch . Drittes Capitel .
352
im Streit ritt er in die Stadt und brachte ge& chtete Männer mit ſich . Für dieſe erbat er den Rath ; er
wurde geehrt und beſchenkt 455) ; alles in Güte ver. glichen 456). Heitersheis
Wie viel anders Rudolf, aus den Grafen von Wer,
mer Zug. denberg, in Deutſchen Landen oberſter Meiſter des Jos hanniter Drdens und Landcomthur zu Heitersheim.
Als
Hanns von Berenfels , Ritter , Sürgermeiſter von Bas Tel, dem Adam von Landsberg reine Tochter' gab , und
mit vielen Herren , Råthen und Frauen in den Breis, gau fuhr , verlegte Rudolf ihm den Heimweg mit vierzig Pferden und ſo vielen zu Fuß. Ueber dem Ausrauben wurde der Altbürgermeiſter Hartung von Unblau , Rite ter , mit anderen gefährlich verwundet.
Sogleich die
von Barel, nach ergangener Mahnung an Soloturn und
Bern , mit der Stadt Banner und Geſchůt in den Breisgau.
Statthalter aber und Råthe der Vorders
øſterreichiſchen Lande 457) , welchen das Johanniterhaus
Heitersheim nicht gleichgültig war 48) , eilten , nahmen es ein , Rudolfen in Eid , ſich den Rechten zu ſtellen . Alsdann ließ Safel das zu , da die Hälfte der Beragung
und Einfünfte bis zur Genugthuung der Stadt über, laſſen wurde 458b). 455 ) 1486 : mit acht Sacken Saber , sehn Kannen Wein ; . : auch wurde er auf einer Trinkſtube bewirthet ; Brukner. 456 ) Vertrag 1488 (zu Gerichte ſißen bey vier Bürgern von
Seleinbaſel eben ſo viele Landleute aus der Herrſchaft Röteln). 1490 : daß Philipp auch in ſeinem Hofe zu Baſel gegen Klas gen über ſeine Unterthanen Recht giebt. Eben ſo iſt von
1503 cin ſehr billiger Vergleich.
Wurſt iſen , Bruts
ner.
457 ) Jener , Ludwig von Maßmünſter , Ritter ; landvogt war der Frenherr Caſpar von Mörsberg.
458 ) Der Beſiger iſt von der Deſterreichiſchen Regierung immer als landfaſſe betrachtet, worden . 458b) Ales 1489 ; und nach Wurftifen.
Gerchichte der Schweiz.
353
Zwen Dinge hoben den Ruhm der Stadt Baſel: Univerſitat Sie war eine fichere Frenſtåtte gelehrter Männer , die Wafel.
das sffentliche Unglück oder ſophiſtiſche Unverträglich. Feit anderwärts vertrieb 459) ; und mit beſonderin Eifer
wurde die Buchdruckeren dafelbſt vervollkommnet*60), jene Kunſt, welche die öffentliche Meinung aufihrem Thron als Königin der Welt ſo befeſtigte, daß Freyheit und Wiffen .
ſchaft von dem an von Tyrannen und Berfinſterungs ſucht bedrohet , nie aber allgemein oder in die Dauer unterdrückt werden können . “ Hanns Amerbach , Hanns Froben und ihre Geſchlechter , welche mit redlichem Eis
fer und großen Aufopferungen die Kunft ausgebil: det 461), haben einen ſchönern Ruhm als viele große Staatsmånger und Eroberer , deren Lift und Glück die
Welt in Verwirrung und einen Theil des menſchlichen Geſchlechts in unnennbaren Jammer gebracht haben. Der Berner Staat wurde mit Würbe unb Dronung, Bern,
nicht ohne Fortſchritte, nicht ohne Freude, regiert. Nes ben ben grauen Helden von Wabern und Heinrich Matter , 459) Undronikus Stontoblakas :lebrt in Kleinbaſel das Griechia ſche; 1479. Denis , Garelliſche Bibl. Ch. II. Jobann (Hannlein ) de Lapide, über dem Nominaliſten und Realiften Streit aus der Sorbonne entflohen , wird 1488 zu Baſel Profeffor , Chorberr und nachmals Carthduſer ; Joh . Her.
Bruder in potulis ad Urftifi epitomep ; Denis A. A. D. Ch. I.
460 ) Daber Sfters in vafelbft gedruckten Büchern , Quam ( ur .
bem) non ſolum aëris clementia et fertilitas agri, verum etiam imprimentium fubtilitas reddit famatillimam .
461 ) Zuerft jener druckte bier mit Roniſcher Schrift; ſehr ſchon und auf ftarkem Papict Froben , welchen Denis den Deuts Ichen Uldus nennt. Sein Sohn Hieronymus und ſein Cochs
termann Claus Biſchof (Nic. Epiſcopius) gaben die Griechis ſchen Vater.
Die Witwe nahm den berühmten Buchdrucker
Johann Herwagen , von dein jené Scripiores der Geſchichte
Deutſchlands.
Froben's Corrector Herbft ( Oporinus) druckte
auch fehr ftdn '' V. Sheil.
3
354
V. Buch
Drittes Capitel.
deffen Weltflugheit wir Sfters bemerkt 461b) , wechfelter im Schultheißenamt Wilhelm von Dießbach , durch
Reichthum , ausnehmende Klugheit , Würde des Lebens und außerordentliche Wohlthåtigkeit 462) einer der anges rehenſten Månner ; und Rudolf von Erlach , durch Herſtellung eines zerrůtteten Vermogens 403) , große Bers 1
wandtſchaften 964 ), Brauchbarkeit, im Krieg und allen wichtigen Eefchäften 46) ein nicht minder ausgezeichnetes Daupt 465.b ). ude in Bern anweſenden Schultheißer und Råthe waren ben ihren Eiden verbunden , täglich früh um fieben, Winters um acht Uhr, über die vorfom ,
menden Geſchäfte, und Freytags über allgemeine Bes dürfniffe 460), fich zu verſammeln 467). In Sachen , wo
allgemeine Ibeilnahme weſentlich ſchien , rey es wegen 4616) Gemeiniglich legt man (feu 3. B.) ſein Schultheißens amt in 1495 ; wir finden ihn 1486 ( N. 480 ) fchon als Altſchuttbeißen. 462 ) Er pflegte viele Jahre ber hundert Sausarme und bedarfs tige Gdåler zu unterhalten ; feu .
463 ) Peter , fein Vater , war 1466 und 69 um Schulben ges richtlich belangt worden : von Rudolf weiß man , daß er den Herzog von Wirtemberg und viele andere zu Schuldnern hatte und in Bumplig einen großen Bau vollführt.
Stammt es
gifter deren von Erlach. 464 ) Er hatte eine Tochter des Srenburgiſchen Schultheißen von
Praroman , und nahm in zweyter Ebe die Witwe Fobann Friedrichs von Müllinen , jene Barbara von Sdarnachthal 1
Brandis. Der Venner Regel von Lindenach war ſein Schwas ger ; eb. daſ.
465) Er , nicht der Schwiegerſohn des Ritters von Båttifon , war der Draniſche und Berniſche Landvogt zu Erlach 1475 . 465 :6) Der von Dießbach , geb. 1442 , Schultheiß 1481 , farb 1517 ; der von Erlach geb. 1449 , Schultheiß in ſeinem drenbigſten Jahr , ſtarb 1507. 466 ) Sagungen , Urtheilen (Appellazen ? ), der Stadt Bauten
u. l. f.; Berordnung 1486 ; unsbeim . 467) Ben swep Plappart Strafe; eine andere eh. bar.
Gerchichte der Schweiz.
355
Heimathlofer Leute 468) oder militäriſcher Muſterung 468b), 468 unſittlicher Kleidung c) oder unerlaubter Kriegs. dienſte , beriefen Råthe und Bürger auch die ganze Gęs
meinde , felbft fremde Beyfaffen und Handwerksgeſellen zu dem allen verbindlichen Eidſchwur. Wo , wie in Creditſachen , beſtimmte Gefeße vor der Hand nicht rath ſam ſchienen , erließen die Berner en Stadt und kano
eine Ermahnung , welche zu jenen warnend vorbereis tete 469) . Wenn Mißmuth , wie er durch den Einfluß
auswärtiger Begebenheiten wohl entſtehen mag , inneres Vertrauen ſchwåchte , wurde zugleich das Volk zu Vors bringung ſeiner Beſchwerden ermahnt 47°) und (als in gemeiner Gefahr) mit den nächſten Städten Schirms bündniſſe geſchloſſen 47.). Sie herrſchten, weil ſie das Volk nie aus den Augen ließen, und über daſſelbe , weil fie mit ihm lebten.
Daher auch Auflagen ohne Murren
bezahlt worden , weil (da der oberſte Stand fich anders. wo denſelben entzieht) Schultheiß und Råthe ſelbſt, und
auch die Edlen und Geiſtlichen 475 b ), ihnen unterworfen waren 472) und nie mehr als der Bedarf gehoben wurs 3 2 468 ) Die (alb in keine Gemeinde gedrig) weber Cell noch Reis refoften jablen. Rath und Bürger 6. Aug. 1486 ; Anshelw .
4686) Gewehr und Harniſch ſchau der Denner in den Landgerich ten ; eb. dal.
4684) Bußenantlis ( Maffen ), Hoſenleiften ; eb. dan. 469) Ermahnung gegen Ueberzinſe , 1483 ; Undheim . Folge war 1485 das Verbot für Sibenthal und Hasli , auf thre Güter keine Zinſen mehr zu ſchlagen. Sausvdterlich !
470) 1489 als zu Zürich Waldmanns Puflaufwar ; eb. derf. 471 ) Schirm bund Bern , Freyburg , Soloturn , Biel ; 8 . mal 1489 ; eb. derl.
4711) 1484 war der Tell auf jeden Herd ein Pfund Pfen. ; auf Silöſter und Edle gemäß ihrem Vermögen. Uns helm. 472) Erft 1488 wurde ihnen das Ungftergeld nachgelaſſen ; cb.
adaſ .
Wie dymer aber die Steuern beſonders auf Bürger
drückten , erhellet aus den mit 1488 anfangenden urtun:
+
356
V. $ uch . Drittes Capitch
de 473) . Uebrigens wurde alles verſucht, um durch uns terirdiſche Schåße 474 ) und in deren Abgang (Salzs quellen fehlten) durch geſchickte Bertråge , zugleich dem Bolt für ſeinen Berbrauch , und der Regierung für öf.
fentliche Ausgaben Erleichterung zu verſchaffen *75). Auch Geldſtrafen wurden zum Vortheil des gemeinen Werens
dem Richter größtentheils entzogen 476 ) ; ſie waren ges nau nach dem Maße des . Vergehens beſtimmt 477) , und ro , daß ohne Abbruch der Geſelle , der Arme geſchont,
aber nicht fred) gemacht wurde 478). So wurden , ben ſteigendem Freyheitsfinn , Herrſchaftsrechte, welche un. anſtåndig zu ſcheinen anfiengen , als Eigenthum geehrt, den wegen der Ausbürger in den landgerichten , welche des Bürgerrechts eben darum gern los reyn wollen .
473 ) Rechnung der Eellherren
(Steucreinnehmer )
Shormann und Meyenberg 1486 : der Stadt Bedürfniß får Schulbenzahlung und Einldſungen war 34678 Pf. s S.
10 Pf. ; die Einnahme 34770 (wobey 6402 von der Stadt ſelbſt).
474) Verlochung einer Grube im Grindelwald nach Bergwerksart 1482. Unsbelm : in demſelben Jahr habe die Stadt imet Schaggedber (?) privilegiet.
475) Eb. Derſ.: 1486 habe die Stadt von einzelnen Staufleus I
ten (mit ſchlechtem Gewinn) das Salzgewerb an ſich genoms
inen ; , wegen unverſtändiger Leute Undant.“ habe man es 1489 den Schaffnern Shormann und Jrener übergeben .
Siehe in Gruner ? s Delic. Bern. 387 wie gut ſich das Volt ben jener Einrichtung ſtand. 476 ) 1483 Verordnung , daß von den Einungbufen , welche vor dem Schultheiß fallen , we belle der Stadt zufoms men ; 1482 , daß wer unrecht appelirt, ſeinen Fl. an des Münſters Bau giebt ; unshelm . 477) 1489 Verordnung : Reislaufer , die noch nicht wirts
lich außer land gekommen , zahlen s Pf.; wenn ſchon außer Land , 10 ; hatten ſie ſchon geſchworen , 20 ; zwermal ges fehlt, 40 , und ſind ehrlos ; auf dregmal ficht das Leben .
Borſeglicher Mord , beſonders wenn Eroſtung vorbergegangen , war nicht mit Geld zu zahlen ; er brachte auf das Rad ; Verordnung 1484 .
478) Er konnte dafür gefangen figen , ſo viele Wochen als er Pfunde zahlen follte,
Gerchichte der Schweig.
357
aber ihre Ablsſung befördert 479) ; biß im ganzen Land kein leibeigener Menſch blieb , als wo diefer oder jener bie alte.Sitte durchaus unbeſchwerlich fand und nicht abkaufen wollte. Heerbung der Uneblichen war ein von Kaiſern gegebenes Recht; fintemal aber dieKinder freyer Liebe in Oberfibenthal durch das Herkommen begünſtiget waren , wurde der Stadt Recht der Landesfitte aufges
opfert, auf daß man die Obrigkeit liebe , welcher Freys heiten mehr waren als Gewinn 489 ). Eben dieſelbe, durch freye Wahl ihres guten Volfs beſtehend, ſchirmte daſſelbe wider den Zunftgeiſt. Als die Fleiſcher unter ſich boher Preiſe eins geworden , legte fie derfelben Hande 479) urkunde 1484 : Schultheiß , Rath und etliche vom großen Rath erlaſſen um 4000 Pf. Leibeigenen im Nidauis Ichen die feibeigenſchaft, weil ſie ihnen Ihddlich fey bey Bers forgung ihrer Kinder. So um 2000 Pf. *im Amte Schenfens .
berg, Item 1485 erlaßt . Bern um 350 Pf. etiichen von Ligers Lagwane ( Frohnen ), Sapaunen u. a . Fiechte. Eod. mindert Bern der ihm gehörigen Hälfte des Dorf6 Twann znen Drittheile der Steuer; daher billig (uns beim dieſes ; won obigem , urfunden) das Dorf und Nidau 200 Fl. bentras Aen , als 1487- Bern von dem Schultheiß& vou Dießbach die andere Hälfte fauft. Schreiben Bern's an den Johans .
niter Comthur zu Buchfee 1486 , daß er Frenfauf geſtatte ; ſie dulden in ihrem land keine eigenen Leute. (Bey Anss .
helm) ; unter anderen Herrſchaften blieben ſię ( heilung der Eigenen yon Grünenberg zwiſchen Lucern , Wile
liſau und Hanns Egli von múlinen 1483). , .Ben den Bera nern , wenn ein frener Mann eine Leibeigene nahm , wurde er
um 20 Pf. gebüßt ; Insbelm 1484 . 480) Scultheiß und Rath apr? Tichachtlan ( Caſtlan ), Venner und Landleute gemeinlich zu Oberſibenthal , 15.
Apr. 1486 : dieſe unehlichen mogen ihr ; Out , ; Eigen oder Lehen , liegend oder fahrend , ihren ehelichen Kindern hinters I
1
laſſen , unehlichen davon : nach ihrem Gefallen Freigaben thun ; fterben fie ohne Seftament noch Stinder , fo faut es an
die nächſten Erben . Bewilligung ift jedoch nöthig, wenn dieſe Auslander find. Bern bekommt als Erkenntlichkeit, nur weng der Mann finderlos ftirbt , je von 20 Pf. eineo .
V. Buch . Drittes Capitel .
358
werk nieder , gab es frey , und büßte ſie hoch 48'); da fie fich den Borſtehern des gemeinen Werens unterwar. Fen , wurde die Strafe erlaffen. Auch gegen der Fiſcher kurzſichtigen Eigennuß erhielt ſie die Geſchlechter der Waſ ferbewohner 482 ). Geſchüßt, aber geordnet , wurden alle Gewerbe, von denen welche für alles die Sorge führ ,
ten 483). In Bereßung der Hemter war noch keine Bes obachtung ordentliche Form geworden , man folgte der
Erforderniß 484). Bon erkauften Schlöffern behielten ſie die hohen Gerichte, welche dem Regenten ziemen, die nies
beren, die Güter wurden oft wieder verkauft ; Privatfleiß baut leştere beffer. So kam die fchöne Wildek unweit Habsburg mit allen Rechten und Bräuchen 485) in die Hand Caſpar Effinger's , welcher dieſe Begünſtigung ben Murten verdient hatte 480) ; man ſuchte rein Haus dem
gemeinen Weren von Bern zu verbinden 487). Froh ges nehmigten ſie dem sjelden von Hallwyl, daß er die Troſts 481 ) urkunde 29. Mat 1482 ; die Fleiſchhalle wird geſchloſs ſen ; jebér um so Pf. gebüßt.
482) Befehl naty Thun , Murten , Erlach , Nidau : die kleinen und lachenden Stiche zu firmen. Ansel in . In demſelben
Fahr, zu Neufchatel, Anordnung einer Fiſcherzunft (wobl auf unſinnen der Berner !) ; $ aller's Bibl. VI, 345. Dhen n. 481 müſſen die Fleiſcher verſprechen , ja nie eine Ordnung
483) Erneuerung der Randiverfsbriefe 1483,
ohne Erlaubniß oder mit anderen eine Verſtändniß zu machen. 484) Verordnung 1487 : Amtleute nicht mehr von 3 zu 3 Jahren , ſondern nach Geſchick und Gefaffen zu endern, abgefekt wurde wer unterließ auf S. Michael reine Rechnung zu thun ; unsbeim
i 484 .
485) Der dritte Pfen. von Vogtergütern mar nicht im Rofrodel, aber im Brauch . • 1493 .
Bert an die Serrichaftsleute
486) 1484 uti ' 1500 fl.; Anghelm.
Stettler : um
1730.
487) Bern an Bruge 1487: fein Haus zum Fremſie zu machen , damit er urfadie habe , noch mehr zu bauen , und
die Stadt , ſo deffen mehr denn nothileftig tft (wir wiſſen warum . Th. IV, 55 ) , in Ehren gelegt werde. au
feinen Altar in der Kirche.
Er batte
Gefchid) te der Schweizer
359
burg erwarb 488). Wie von jeher : der Wohlſtand und Glanz und die Sitten der alten Geſchlechter beruheten auf dem Landeigenthum ; Werner foúbli, der reiche Wechs. ler , unterlag noch der Schuldenlaſt 449) und ſehmåhlich endigte der übelerzogene Sohn 499).
S, Vincenzen Münſter, Berns. Hauptkirche, wurde von dem T.utſchen Drden verwaltet.
Geſtiftet in gleia
chem Jahr der Erbauung Berns , hatte derrelde in der erſten Zeit feines glaubensvollen Heldenmuthes von Friedrich dem Zweyten , dem legten großen Hohenſtaus fen , dieſe Kirche erworben . Eine Gereurchaft, vor vie len andern verehrungswürdig., ro lang der Kampf die Anſtrengung unterhielt ; im Genuß verlor fich der Geiſt ; in gefahrvollen Zeiten verweigerten ſie der Chriſtenheit ihre Urpflicht , wider die Ungläubigen 49') ; die Wiſſenſchaf ten keimten auf, und ſie wurden fo uuwiffend , daß fie die lateiniſchen Formeln des Gottesdienſtes kaum noch
leren konnten 49). Als der Geiſt hin war , ſollte Stolz Den Mangel bedecken, brachte aber Ueberbruß hervor 493).
Wenn man den Ertrag ſo vieler ſchönen Güter nach Schwaben an fremde Caplane, wenn man ihn in fremde
Von Rheinach kaufte er file ( der hatte ſie als Leben der Stadt) ; Aasheim.
488 ) 1486.
489) Er farb 1487 , durch eine Fehde mit ulm ruinirt. Das mals kam , wer ſeine Schulden nicht bezahlt, nicht in geweih. te Erde. Man mußte dieſen verdienten Mann , Gubernator
zu delen , mit Gewalt auf dem Sirchhofe behaupten . Daſſels be geſchah dem berühmten Protonotarius Benedict Stór 148 s , bis die Stadt ein Eheit ſeiner Schulben auf fich nahm . Anshelm .
490) Bern verwies" ihn von Stadt und Land ; in Montferrat 31" - ließ der Martgraf ihn henten.
1491 ) Baczko Gert von Preußen EH. IV , 36. Man eludirt Hülfe gegen die Türken .
492) Ansb etm. Gruntr 189 : farm babe Einer noch die ſieben Zeiten oder ein Seelamt balten können.
493 ) Ihre Pfarrer wollten dem Blichof nicht sehordyen ; dafür wurden ſie gebannt, und Bern mußte fic fdſen .
4
V. Budy. Drittes Capitel .
360
Caffen fließen ſah 494), po erwachte Vaterlandsliebe und Neid . Alles bemerkte Hanns Urmbuſter , ein Berner, Domdechant: zu Sitten , ein der Italiảniſchen Sprache, beſonders , aber des Römiſchen Hofes wohl kundiger Mann (das Latein verſtand er nicht beſſer als jene) 495 ) ;
er brachte den Großen ben , dieſe reichen Pfrunden für
die Ihrigen zu erwerben 455 b) . Als Ungeduld und Bes gierde feine Vorſchläge gereift , wurde er mit dem Stadt: ſchreiber Frithard in Geheim nach Rom geſchickt, und erhielt mit leichter Mühe um drentauſend Gulden vier
Bullen 498).
Dem Deutſchen Orden entzog Innocentius
den dritthalbhundertjährigen Beſit , und verorbnetë eix weltliches, Collegiatſtift mit vier Würden 497) und fünfs mal ſo vielen Chorherrenpfrånden , welche die Regierung vergeben würde. Hannſen Armbruſter ordnete er als n
me
Propſi 498), gab ihm Infel, Ring und Stab, ſchmúdte ihn mit allen , Zierden und Rechten vornehmer Prälas
Bereichert wurde das neue Stift vermittelſt
ten 499).
Einverleibung deren, welche am Eingange des Oberlandes zu Amſoltingen zwiſchen Berg und9 See in froher Eins
ſamkeit, welche wildſchon in Borbergen der Alpen zu 494) . 10000 Fl. in wenigen Jahren. Der Hochmeiſter war ein Trachreß von Wexhauſen ; "dieſer , da er ſonß kein Geld hatte (Bacito 70 ) , mag landsleute mit ſolchen Caplancpen vers 者
I ſorgt haben . ,;?
"
-495 ) Daber fagte ihm einmal der Organtit : die Eeutiden
1 Herren ſind nicht alle vertrieben ; denn wir beide ſind noch da. A ns hetm .
495.b) Wie diefes thnen gefallen mußte , erhellet aus der Sens ... dung Nic. Schmidt nach Rom um Verſorgung eines Sohns
des Venners Kuber.
An $ helm 1483 .
496 ) 3 weih derſelben fiehe bei Grunery:190 , 193. Jun übrigen haben wir die lirfundenbacher des Münſters bes 'nußt, wie Dantel Engel 1678 fie aus den Regiftraturen geſammelt.
497 ) Propft , Dechant , Chorſånger und Cuftos. 498 ) . Um hundert Ducaten ; Ansbelm . 4 499) Parochetúni et capucium der Prdlaten ; baß er auch ſegs
nen , tleine Drden ertheilen mag u. f. fo ,
Geschichte der Schweiz.
361
Rüegisbergi und viel zu fren im Land der ſchønſten Hirten bey den Frauen zu Interlachen 500) , und über den Erůmmern von der Aventia Dempel zu Mönchwyler,
und verſchiedentlich zu Tårſtetten so), Cappelen 502) und im Nidauerſee geblühet.
Nachdem die Regierung es angenommen 503) und mit jenem Lauſanniſchen Biſchof Benedict'en , Volžies ber der Bullen , fich heimlich beredet , wurden die Chors
herren im Stillen ernannt 504). Er , der Biſchof, mit allen Domherren von Lauſanne, kam bierauf nach Bern 50s) ; er fand am obern Thor den Schultheißen von Dießbach mit Råthen und Bürgern , der ganzen Gemeins de, dem Propſt, den Chorherren, allen Drden und Schüs Tern. Sie zogen die Stadt hinab nach S. Vincenzen Münſter , wo die Bullen vorgeleſen und von dem Bie ſchof im Namen des Papſtes, von dem Schultheiß im Namen der Stadt , Armbruſter auf den Altar erhshet, und, als die Deutſchen Herren dem Gebot , nicht ohne
Fluch 5%) , gewichen , die Chorherren infallirt wurden . Eilends der Landcomthur Walther von Klingenberg und
Chriſtoph.Rych Comthur des Hauſes Könity begehrten vor den Rath , proteſtirten und appelirten. Früh am 2
folgenden Morgen wurden in der Mette von den Stadt.
waibeln , den Chorherren und Lauſanner Domherren die J500) Deren waren -ſtatt 40 noch 4 ; die übrigen entlaufen oder verjagt.
501) Im niedern Sibenthal.. 502 ) . Auch dieſe Frauen wurden einſt als zu frey vertrieben ( 1285 ).
503 ) Am 10. Jänner 1485 . 504) Stór wurde Dechant ; als ex nach dren Monaten ftarb, Peter Siſtler. Da war auch des Schultheißen yon Erlach Bruder , Diebold , Aus dem Lauſanniſchen Domcapitel 3 ;
das ganze , aus 9 beſtehende, Amſoltinger Convent. sos ) 3. März 1485.
Beſchrieben ben Ansbelm .
506) ,, Wohlauf in aller Eeufel Namen , " rief der Deutſche Bers Hanns Steinbacher . 1
V. Such
382
Drittes Capitel .
des Ordens aus der Kirche und ihrem Hauſe vertrieben . Solche Gewalt erlaubte man ſich , weil mit Güte nichts
zu richten , die Schuld aber zu wichtig und erwieſen rey , als daß der Orden fein Recht nicht verwirft haben ſollte.
Der Orden klagte bey dem Papſt und Kaiſer , dem Erzo herzoge Sigmund und bey den Eidgenoſſen . Vergeblich , weil gezeigt wurde, er habe ſeine Beſtimmung nicht mehr
erfüllt. Seilig iſt alles Privateigenthum ; die Zuſam , menhaltung menſchlicher Geſellſchaft beruht hierauf. Was diere denjenigen gemeinſchaftlich giebt, welche einem gemeinſchaftlichen Zweck ihr Leben weiben, dauert in der That ſo lang man dieſen Zweck will , und ſie dahin fich
beſtreben ; doch , nad) gemeiner Billigkeit , lebenslång lich.. Die bier verſtoßenen Herren , davon die brauch . barften in das neue Stift kamen, hatten noch die Ⓡäuſer König und Sumiswald , und eine Summe von vier und
dreyßighundert Gulden mochte ihre IInterbringung er . leichtern so) , Uebrigens gaben daffelbe Hergerniß faſt alle Drden, moeil fie durch das Benſpiel Roms frecher oder weil die Menſchen freyer und prüfender wurden. Ben den Bers nern wurden Aebtiſſinnen wegen ausgelaſſener.Sitten
slofter,
verſtoßen 5-8). Sechs ſchlechte Hebte zu Engelberg sos) hatten bey den Unterthanen ſolchen Unwillen erregt, daß 507 ) Spruch 1490 (man hatte zuvor manches verſucht) durch Hartmann von Hallwnl , Dompropften zu Baſel.
508 ) 1482 die Nebtiſſinnen von Eruob und von Gottfatt, die Propfinnen von Buchfee und Wangen.
Anselm ; $ ots
tinger's Latein. Kircheng. Ih. IV, 166. $09) Stumpf 5. VII , 3 : Jobannes stumbar 1421 regieret ůbel , verzehret géob Gut, ftarb endlich im Elend ; Rudolf von Baden ,
1437 , ein kleinmathiger manni ;
Johann
Strnne 1445 , war lúderlich , verthat viel mit Weibern ; Jos. hann am Biel , 1451 , ein Verderber des Siloſters; Beinrich Porter , 1457 , ein unnúßer Roſtduicher ; Ulrich ( Stalder ) 1
.
von Bern , 1478 , war aucb trdg.
Welcher Geiſt mußte in
dem Slofter ſeyn , welches ſechssig Jahre bang po wdhlte !
363
Gefchichte der Schweig.
fie durch Schwaderauer, einen ihrer Vorſteher, dent Abe Ulrich Stalder den Eid auffagten . Da fand er reine Nets tung ben den benachbarten Eidgenoffen , deren Zwiſchens
funft er fonft verſchmåht 509 b ). Es zogen je hundert Mann von drey Drtens ) bey nachtlicher Weile durch die Wilduiß binein , überfielen die Leute, entfepten die Vors
ſteher und ordneten Sehorſam 5 ! ). So in Wettingen unter dem Abt Johannes Müller waren die Eidgenoſſen wechſelweiſe mit Behauptung ſeiner Freyheit gegen die Stadt Baden 512) und weit ſchwereren Maßregeln gegen 513
die Zügelloſigkeit feines Kloſters beſchäftiget 5 ). Das hatten dieſe Prälaten , bey Hintanregung der Kloſters
jucht, auf Gewalt und Einkünfte eiferſüchtig zu renn'; jene waren die beſten , welche der Haushaltung wohl
vorſtanden 514 ) ; auch die Eidgenoſſen hielten daraufses). Der Glaube felbft , mißleitet vom Ablaß für , ohne uns .
terſchied , alle Sünden , auch deč Todten 516), von ungewiffen Wundern 57) , dem Schrecken der Geſpen . 5096) Er hatte bey der Wahl bedungen , daß fie fich in nichts mengen ſollten .
510) Interwalden , lucern , Schwuna , den Schirmorten,
s$t11o)
1487 ; Hottinger's Helv. Skircheng. aus dem Lucernis
fchen Schilling. $ 12) Wekhe ihn als Bürger in Anſpruch nehmen ; aber Bettins gen war nur auf die Burg verburgrechtet. Gottinger a a. D., Th. I), 520 , aus abſchieden 1488 f. 513) Ein bås , Oppig , od leben ; Abfchied Schafbauſen 1485 ; war noch nicht beffer berm ubích. Z drich 1496. .
514 ) Wie der zu Cappel. Breve Innocenš VIII. 1485 ; in sottinger's Spec, Tig. 275 . abdiede důrid 1486 f.; bey Hott. Selv. Stircheng. Der Nachfolger machte es arger.
Sis) So zu Pfdvers 1486.
$ 16 ) 1988 unter Innocentius; die Sürfen waren der Vors wand ( er hinterlteß eine million Ducaten ; Spon beim H. E.), Bottinger in der Latein . Sto , Ch. VII, 41 ties
fert cinen 061afbrief; andere Formeln S. 227, $ 17 ) 1485 ; u. L. 8. ju Oberbüren ( Bauernhof unweit Bären
an der Mare) machte todgeborne Kinder auf fo lang lebendig, bis fic getauft waren. Dieſes , meldet un beim , haben
V. Buch . Drittes. Capitel.
364
fter 518) und mannigfaltiger Zauberen 59) , ließ die Ges fühle in einer dem faſter günſtigen Nohheit szo) ; vor dieſer flohen zarte Gemüther in Eindben und ſtille Cellen , myſtiſcher Betrachtung obliegend. So der treue Pfar. rer Meyer , in Aargau ehrwürdig 52 ), und so in dem
Felfen an der Quelle im Herrgottswald Hanns Wagner, welcher in des Fracmont's Einſamkeiten ſein Leben mit
Beten und Fehren erfüllt $22 ).
Unbeachtet verhaute eis
nes gelehrtern Theologen feltene Stimme sas). Alſo war ſelten von der Canzel etwas ſchoneres zu hören , als die
Schlacht bey Murten , welche die Berner jährlich vor. 1
leren ließen 524 ). vernünftige Leute und der Bifchof felbft nicht glauben wollent,
Die von Schwng beſuchten das Bild als ſie nach Bern zur Faftnacht zogen ; oben N, 436b).
518) 1482 verordnet Bern gegen Geſpenſter und böſe ungewits ter geweihte Palmen , Stergen, Salz , Waffer'; Ansheim.
$ 19) 1482 zu Murten Hepen verbrannt ; ' 1488 verbrennt Gcorg auf der Slub, Landeshauptmann in Walib , zwey Brůdce wegen Hereren ; Proceß darüber zu Rom ; A nshelm.
$ 20 ) 1489 wird Nic. Rotelfink zu Bern einen ganzen Eag in das Halseiſen geſtellt und hierauf zur Buße nach Rom geſchickt, weil er gerühmt , Es habe u. l. 8. ihm zu ſeiner Buhlſchaft : geholfen - und was er unwiederholbares beygefügt! An 69 C
helm.
521 ) Ambroſo Meyer , zu Aarau Kirchberr , und auf Chorberg der lente Starthauſer ; A 116 beim 1482 .
522) 1486 bis 1509. Er war von Riedlingen in Schwaben ; in blühender Jugend verlic.cr die Welt ; lang wußte niemand
ſeinen Ort; er ftarb in hohem Alter, und liegt in der Capelle, so er aus den Almoſen erbaut; Tractdttein , von dieſer Capelle , durch die Serren von Wol , derſelben Pfleger, : München 1629. 523 ) Peter Númagen (N. 111 ) , obwohl der Idee von der
Brotverwandlung zugetban , verwarf andere Auslegungen nicht, und beantwortete den ſtärkſten Einwurf gegen die Vors ausjidt, fo wie Neuere nicht beffer fönnen : Qui praevidit damnandum , praevidit et demeriturum. þottinger H. E. T. VIII.
524 ) 3dbrlich auf XM Ritter Tag , wo die Schlacht gedan ; 1,487 verordnet ; unoo clun .
Gerdichte der Soweiz.
365
1
Hanns Waldmann , Ritter , Bürgermeiſter von Zi.Walds rich , als Feldherr und mehr noch als Staatsmann vor,mann. treflich , groß und glücklich wenn Leidenſchaft ihn über die Billigkeit und fühner Sinn úber feine Zeit und kage nicht getåuſcht hatten , war eines Landmanns Sohn,
von Blifeſtorf, im Lande Zug saab).' Als Kind fah er das Dorf in Arche verſinken durch die Flammen des Bürs gerkriegs , welche der Bürgermeiſter Stůſſi unerwartet
herbeytrug ses ).
Bald nach dieſem hørte er von zwen
Reiner nächſten Verwandten, daß fie an der Birs mit an deren Selben rühmlich gefallen 526). Er , ein ſtarker ,
ſchoner Jüngling , zu feurig für das ſtille Dorf , gieng mit ſeinem Bruder nach Zürich , und gründete rein Uus
kommen zunächſt auf das Sandwerk eines Gerbers $27). Er umfaßte aber alle Seiten , woburch das Leben da. mals wichtig und genußreich werden mochte. In erlaub . ten und unerlaubten Waffen , in Vertretung der Bürger, am Zechtiſd und ber den Weibern war er mit ſeinem einnehmenden Muthe , ſeinen Anſchlågen , ſeiner Wohl redenheit , immer der erſte ; ein lebendiges Gefühl ſeiner Kraft wohnte in dem Jüngling , der wahre Adel ; arm 8
war er unbefangen und frey , ſobald er zu Mittela tam , überaus freygebig. $ 246) Außer der Geſchichte ſeines Stiefſohns , Gerold Edlie bad , der unpartepiſchen undbeim'ó, der von Bullina I
ger wahrbaft erzahlten , benußen wir die urkundliche Zuſams menſtellung in Srn . H. $. fußli ( ineines Alteften gelehrten Freundes) 1780 herausgegebener Geſchichte dieſes Surgers
: meifters. Wo wir von dieſer nicht, in Erweiterung oder Wis derſpruch , abgchen , unterbleibt Erwähnung der darin benuts ten Quellen .
525 ) Ch . III , 668 ; im 3. 1443 . $ 26 ) leu , Art, Waldmann.
527) Es iſt gewiß , daß er rein Bürgerrecht im 3. 1452 uin 4 Sl. gekauft. Nach Bullinger war er ben ſeiner Ankunft in Zürich 8 oder 9 Jahre alt ; er dürfte wohl bald nach dem
Unglück 1443 dabin rich begeben haben : denn in dem Jahr, wo er das Bürgerrecht kaufte, mochte er is oder 16 Jahre baben.
1
V. Budy. Drittes Capitel.
366
Der Anfang feines Glücks mag die Bekanntſchaft
in Edlibachs Hauſe geweſen ſeyn.
Dieſen , Amtmann
der Zürichſchen Einkünfte des Kloſters Einfideln , der
auch Zuger fandleuten verwandt reyn mochte 528) , bes ſucite Waldmann , und gewann die Liebe feiner Frau, welche ein kandmådchen vom Zúrichſee geweſen , und in Sitten eben nicht ſtrenger war als Waldmann 529). Der Amtmann ſtarb, und Waldmann erwarb die Witwe und das Amt ; er wurde Stiefvater des Geſchichtſchreibers Gerold Edlibach * ). Er ſtieg in der Stadt und nabm zu , durch die Ausgelaſſenheit, wodurch er der muthigen Jugend lieb , durch die anerkannte Geſchidlichkeit, wos durch er Feinden furchtbar wurde. Sie haben ihn zwey . mal gethürmt 1, und , ſo lang moglich , bielt Neid und Scheu ihn von Rathsſtellen entfernt. Es war in ihm etwas Vorherrſchendes , das nur die tragen mochten , welche ſeinen Geift fannten , oder durch Sitten mit ihm in Gleichheit famen. Endlid da er Zunftmeiſter war ,
kam die Schweiz in die Burgundiſche Noth , worin e allen Eidgenoſſen bewies , welch ein Mann er fen. Als Kriegsgefellen fannten ſie ihn von Mühlhauſent, Waldshut , Hericourt und aus dem Zug in die Wadt.
Wie da zu Freyburg alle Fahnen vor ihm ſich nieber . fchlugen ; wie er Bern aufhielt, und mit Entfeßen und Bertrauen feine Stadt antrieb ;
wie in der Nacht , wo
alle Hofnung der Berner zu ihm ftand , auf demſelben 528 ) Die Edlibách ſind aus der Zugiſchen Gegend Menzingen.
Daher fannte auch Edlibach beſſer als alle , den edlen Landmann , welcher dem Greifenſee'r Mord widerſprach ; . .
IV, 35 .
529) ,, Freylich hat ſie wer will, aber er thut ſelber mit einer jeden , was ihn gelüftet; "
Ausſage bep Ucit S. 6.
530 ) Wir haben fein Wert , mit feines Sohnes Zuſchen und Fortſegung, benuşt ; ein Zufall vermiſchte die Ercerpte ; alſo zeigen wie hiemit an , das , wo Ludwig von uns genannt wors den , meiften Gerold zu verfcben iſt , welcher im S. 1517 ,
ſeines Lebens im 63ſten ., ſeine Urbelt endigte.
Geſchichte der Schweiz.
367
Marſch in dunklem Unwetter , und am Tag ben Murter deffen Ruhm mit Hallwyl und Hertenftein keiner ſo wie er getheilt !
Von dem an auf allen Lagfaßungen Walds
mann hervorleuchtend. Ihm dankte Herzog René' den Entſchluß der Schweiz , die Nancyrchlacht. Vor allen anderen Ihn ſuchte der liſtige Kønig , und genoß deſſen in der Hochburgundiſchen Sache. Doch war ſeine Art und Neigung mehr Teutſch ; und Deſterreich bes nußte es.
An ihn Jolanta in der Angſt um ihr ſinken des Haus 53'). Nicht weniger Sforza , deſſen Groß vater eben ſo ein Mann geweſen , hielt fich gånzlich an ihn. So , wer die Eidgenoſſen in Waffen bringen oder ihre Kriegswutb ftillen wollte. Tyranniſche Gewalt wie in den Städten der alten Griechen oder in Italieni war in der Schweiz nie móglich .
Nicht ſowohl der
Bünde wegen , als weil man Frenheit und Gleichbeit wahrhaftig durchaus liebte ,
und gemeiniglich in faſt
allen Regierungen ein folches Maß von Verſtand und Berwußtſeyn herrſchte, daß auch dem kleinſten Ort ſeine Würde blieb. So daß die Gewalt , welche einem hohen Geiſt und großer Gemüthskraft gebührt , Sannfen Waldmann ohne Gefahr des gemeinen Weſens geſtattet wurde.
Noch in der Würde eines Obriſtmeiſters , der nåcha ften vor dem Conſulat " ), hatte er alle Gunſt ben dem Volk, dem er angehörte , bey den Zunftmeiſtern , deren er fich zu bemachtigen wußte, ja ben dem Adel , ſeiner Lebensart wegen , und um des Gewichtes willen , ſo er der Stadt gab. Damals wurde , ohne die Eidgenoſs 331) Yolant, primogenita et ſoror ferenillimorum Franciae re >
gum ....benedilecto noſtro , Hanns Waldmann , militi , de
Zurich . Sie macht ihn zum Savonſchen Hofrath, Pignerol 15. Jun. 1478. Rei militaris peritia, induſtria , aſturia, find ihre ganz richtigen Gründe.
$ 32) man tanu den erſten Öbrifmeiſter det alten Princeps Se natus vergleichen .
368
V. Budy .
Drittes Capitel.
fen , dod , mit Willen derſelben ein zehnjähriger Bund mit den Grafen von Wirtemberg abgeſchloffen , der durch beförderte Kornzufuhr der ganzen oftlichen Schweiz wohls 533 thåtig war s » ). Mit jenem Johanniter Hochmeiſter von Werdenberg , nachmals Feind der Bafeler , wurde das Burgrecht erneuert, welches zwiſchen Zúrich und Feinein Hauſe Wädiſchwyl herkdmmlich geweſen 534). Das Wernehmen mit Straßburg wurde hergeſtellt, als Waldmann den Ritter von Hohenburg feinem Unſtern überlicß ; dieſer , auf dem Wege des Todes , hielt es
ihm , Unglück weißagend , als einen Verrath vor . 1
Bald nach dieſem , unzufrieden mit der Große, wel. che ihm reine Perſönlichkeit gab , trachtete Waldmann Bürgermeiſter zu werden . In dieſer Würde ſaßen Heins rich Roúſt und Heinrich Goldli Ritter , don edlen alten Regentengeſchlechtern , in ihren beſten Jahren 53s), bende ſowohl in Geſchäften als im Krieg erfahren , nur nicht ihm zu vergleichende Månner, der erſte gut und anſpruch los , der zwente lebte ganz in ſeinem Amt , in Eaglei. ftungen , Geſandtſchaften , war von feinen Voråltern
reich , und von rechs Söhnen umgeben ; Lazarus , rein Better, des Reichs Vogt und vom Kath, war des Haus res zweyte Stúße. Dieſer Heinrich Goldli wurde ben der Wahl ausgeſtellt, und Waldmann , der Held (aber doch urſprünglich Rothgerber ) , wohl auch nun Ritter und reicher als er , doch nicht von ſeinen Båtern , zum Bürgermeiſter der Stadt Zürich erhoben.
Eben dieſer
als im nächſten Jahr Goldli neugewählt wurde , ließ ihn durchaus nicht wieder aufkommen , und veranſtaltete,
daß er, was ihn beſonders ſchmerzte, von Geſandtſchaf. 533 ) urkunde , Zürich ; am Abend Matthid 1482 . 534 ) Urkunde , am 18. Jung 1482 .
535 ) Aelter berbe als er ; ſchon 1455 und 61 én Hemtern ; doch nicht ſo betrachtlich , daß , wenn er in der Blüthe feiner 1
Straft Bürgermeiſter reyn ſollte , ihr Tod abzuwarten wäre. In der That iſt Roúſt 1509 , Goldli 1514 erit geſtorben .
Gerchichte der Schweiz.
369 1
ten ausgeſchloſſen wurde. Die Gnade, welche der Bildhof zu Coſtanz Roland , einem Sohne , bewieſen , half er vereiteln 536 ). Aelter mochte die Beleidigung renn, wela che er dem Rathsherrn Lazarus an ſeiner Frau zugefügt. Uber er machte, daß Lazarus wegen einer üblen That aus dem Rath verſtoßen wurde 537).
Im Befig der höchſten Ehre , wozu ein Schweizer im Vaterland emporſteigen konnte , faßte Waldmann den Gedanken , feine Stadt nicht nur auswärts groß , ſon . dern zumal im Innern zu dem Vorbild eines vortreflich eingerichteten Gemeinweſens zu machen . Zu dem Ende ſtiftete er eine vertraute Verbindung , nicht mit einer
Parten , ſondern ohne Unterſchied mit den geiſtreichſten , empfänglichſten , redlichſten Männern , treueſten Freun . den und Geſellen , welche er finden konnte. Hanns Meiß , Rathsherr von der Conſtaffel 538), Neffe oder Enkel jenes guten Manns, den im Zürichkrieg Stüſſt der
Bartenwuth opferta;
Dominik Frauenfeld , gleichen
Standes , dren Zunftmeiſter, Rein Stiefſohn , fein ges liebter Gerold und andere drey vom großen Rath , Hel.
fenberg der Leutprieſter, und der Stadtſchreiber Ludwig Ammann , ein dem Doctor Frifhard und anderen großen Schweizeriſchen Staatsmännern zu vergleichender Mann , dieſe zwolf waren , zuſammen mit ihm um achts
zehn Kreuger 539), feine täglichen Difchgenoſſen in dem Geſellſchafthauſe zum Schnecken , wo zunachſt am Rath. hauſe 540) die Bocke ſonſt zuſammengekommen . Dieſe 536) Preces auf Zofingen ; N. 105. 537 ) Er hatte einem Bedienten des Defferreichiſchen Ratges , Herrn von Stadion , fein Pferd und ſeines Herrn Sigil abgen nommen.
Wir wiſfen den Bergang nicht.
538 ) Wir erinnern den ausländiſchen Leſer, daß die adeliche Oes ſellſchaft in Zürich ſo hicß.
539 ) Ste fchoffen zwer (26) Gulben zuſammen für Wein , 540) Der Schnecken iſt nachmals verlegt worden, V. Cheil.
Ua
V. Buch .' Drittes Capitel.
370
Stunden , wo des kleinen Eigennußes , der Pfafferen und Rathscabalen fren geſpottet, und im Gefühl übers legenen Verſtandes und vortreflicher Zwecke die Macht der Bosheit nur zu viel vergeſſen wurde, waren die beſten in Waldmanns Leben , das der ſchånen viele hatte. Durch ihn wurden die meiſten Drte bewogen, in Kos
nig Maximilians Erbvereinigung zu treten 54 ). Hiers durch wurde der zu Bern vorherrſchenden Franzöfiſchen
Parten ein in jenen Zeiten der Eidgenoſſenſchaft wohlges bührendes Gleichgewicht erhalten ; welches nach ihm ver. fåumt worden , weil bey gewohnlichen Menſchen augens blickliche Eindrücke mehr gelten , als ein Grundraß.
Dieren durchzuſeßen verabredete er , daß ihm und jedem nachfolgen en erſten Bürgermeiſter von Zúrich jährlich vierhundert Sulden, zehnmal ſo viel zur Austheilung in andere Drte 1, von Deſterreich bezahlt werden ſollen 542). Eine natürliche Sache, wo in freyen Regierungen eine Menge gemeindenkender Sterblichen durch Bewirthung und kleine Unterſtüßungen zu gewinnen find ; unentbehra
lich , wenn dieſes Mittels der Gegner fich bedient ; lo. benswerth oder verdammlich nach dem beabfichtigten Zweck 542b). Es wurden auch damals viele Verbote
mit großerm Ernſt als Erfolg bekannt gemacht $4 ); ges $ 41 ) Alle bis auf Lucern , Schwyz und Glaris. Frenlich , die legte Authentiſirung fehlte.
542) Zwen urkunden auf des K. Freuzes Tag zu Herbſt So lang er lebte , roll er die Austheilung haben. 1487. Mit lekterer eilte er nicht ; er wollte der Männer verſichert renn.
542b) Et mochte in dieſem Sinu die Tugend Sibnen’s vor dem Franzöſiſchen Geld nicht erråthen .
543 ) Penſionenbrief nach ſeinem Tode. Viele Orte nah, men fein , Zarich mit Beſchrankungen Theil.
,, (Ob einem
etwas werde , der Stadt unſchädlich , und keiner ſich darum verpflicht , davon Schad entfton mdg , daß einer rolichs nehmen mag ; ſintemal es nût deſ minder von anderen angenommen
würd. ) "
Daß nur Bdres bezahlt werde , ließ bey der Biels
Cerchichte der Schweiz.
371
gen Bedürfniß und Leidenſchaft mag das Gefeß der Ents
behrung felten aufkommen ; und weiſe iſt, nichtviel zü verbieten , aber über alles zu wachen.
In Italianiſchen Sachen war der Bürgermeiſter Mais ländiſch. Freundſchaft mit der Lombarder iſt für beyde +
Lånder ausnehmend nůßlich und ohne Gefahr. Darum trug er kein Gefallen an den verwickelnden Bündniſſen des Romiſchen Hofs ; überhaupt ſo wenig als andere åltere und neuere Züricher ein beſonderer Freund der hierarchia fchen Anmaßung . Unter ſeiner Aufſicht war die War. ſerkirche gebauet ; er veranlaßte die Helmziezden der Thürme des großen Münſters 544).. Uber bürgerliche Drdnung follte auch die Geiſtlichkeit beobachten . Als Innocentius zu Befeſtigung ſeines Unſebens durchaus den Hund erneuert wollte , ſo gab Waldmann es nicht
eher zu , bis der Papſt jenen Gehorſam erkannte und bes
ftåtigte 545). Zugleich wurde die Ablösbarkeit vergab. ter Zinſe (wie es ſeyn ſoll, mit Ausnahme des Saupts
gutes jeder Kirche) feſtgeſegt 546). Die Erfüllung des freygebigen Willens der ſterbenden Sünder hieng von Unbewegliches konnte die Geiſtlichkeit den Erben ab. Aa 2
ſeitigfelt politiſcher Gegenſtande ich nicht behaupten : thre Bes
食
urtheilung war von Volksführern zu erwarten , welche, über's zeugt oder bieder , den Mitteln des Gegners dhnliche entgegen zu reßen wünſchen mußten . Ueberhaupt wurde der als Vera Edufer ſeiner Grundſäße betrachtet , welcher , indem er von Einem ausſiließlich Geſchenke nahm, dem ſich hinzugeben ſchten . 544) urkunde Propft Selir Sreo und des Capite18 : wie 1488 ſein Vorfahre, der von Cham , und die Caplane .
1500 und 300 Sl. dazu geſteuert ; fie baben überhaupt
18916 Pf. 15 Sch. gekoſtet.
Die ganze Geiſtlichkeit half.
Der Bürgermeiſter ſelbft gab 200 fl.
Nach wenigen Jahren
wurden fie abgenommen , als wäre das Blep den Shůrmen zu fichwer.
345) Oben bey N. 165 f. 546) Gre $ 1480 : ein Mütt Storn , ein Elmer Wein , mit
25 Pf., ein Fl. Oeld mit 20 oder 23 .
1
V. Buch . Drittes Capitel .
372
auf keine Weiſe erwerben $ 546b). Zu zeigen, wie Sachen und Perſonen unter der Obrigkeit ſtehen , wurde an den Geiſtlichen beſtraft, wenn ſie die jährliche Weintape nicht bielten 547). Karten und Würfel , die viele, nach dem Benſpiel Abt Ulrichs von S. Gallen , leidenſchaftlich liebten , wurden , wie ſpåtes Zechen 548) , unterſagt 549 . Sluch Tchien Mißtrauen in die Ehrwürdigfeit , als dem Predigerorden verboten wurde , die Nonnen im Deten .
bach Beichte zu hören sso ). Solche Unterwerfung des Klerus unter Geſetze der Weltlichkeit hatte die Stimme
des Volks für ſich 55 ), aber fie' entnervte die Hierarchie, von der die Geiſtlichkeit ſonſt allein hofte und fürchtes
te 553b). Der Zweck des Bürgermeiſters war in allem die Ausrottung der Mißbräuche,I die durch Fahrläſſiga feit alter Einfalt oder im Züricher Krieg und anderen Unruhen Herkommen geworden .
In Ertheilung des Bürgerrechtes , der die innern Drte abhold waren , ließ er Zürich ſo wenig beſchräns ken, als Bern es litt 52) . Wie an Bern Oberland and Aargau , fo hielt faſt ganz Thurgau fich an ſeine Stadt. 5466) Geſete 1485 F. 547 ) Strafe: 10 Schil. für den Eimer,
548 ) Nach neun ſoll der Knecht auf der Chorherren Crinkſtube niemand mehr Zeche geben.
549) Berordnung -1480 : bep ein Mark Gilber ; ausges nommen drey Cage der Stirchweihe.
1485 : ,, damit ſich ein
ſchidlich Weſen mehre , unter denen , die zu göttlicher Seims lichkeit Dienft verordnet ſind , und die Wolluſt fergånglicher Welt zurückgelegt haben . “ 550) Sie mußten auch an der Achſel noch eine Sappe tragen . Die Veranlaſſung mochte nicht ehrbar reyn .
551 ) Die alten Mißbrauchermachten gar viel Unwillens bey der biderben Gemeind.“
$ 516 ) Das Fraumünſter wurde zu Abſegung der Uebtiffin Sybille von Helfenſtein durch weltliche Gewalt gezwungen ; 1487 .
552)
nobelm 1482. Auch nach ihm wurde dieſe Beldrans
fung vergeblich zur Sprache gebracht.
Gerdhichte der Schweiz:
373
Vier Gulden hatte das Bürgerrecht ihm ſelbſt gekos ſtet2 553) ; um zehn gewann der Ausländer 553b), wenn der Bürgermeiſter wollte 554) , den Schirm diefes Na. mens , fand als Gewerbsmann zu Zürich Brot , als Krieger feine Stelle in dem ſiegbekrónten Heer ; und mochte die Verbindung , wenn ſie untommlich wurde,
auf eine Zeit oder immer aufgeben 595).
Einige Maße
iſt allerdings erforderlich , aber eine fich nie erneuernde Bürgerſchaft wird gleich einem ſtehenden Waſſer ; das
Großte iſt häufig durch Angenommene worden 556), und Umtrieb iſt des Menſchen Beſtimmung . Sim Rath hielt Waldmann vornehmlich auf die Zunftmeiſter ; nicht nur weil die von der Conſtaffel ihm wegen Goldli feind; auch weit die Zunftmeiſter , Måns ner aus dem Volk , dieſes vorzüglich kannten }, und leita ſam waren : kein Standesvorurtheil machte ſie gegen die Wahrheit blind, beſonders wenn er, wie fein Wunſch war , fie von den Handwerkern unabhängig und von
Beymiſchung oder Uebermehrung des Adels rein halten
konnte 55 %). Daß um ein Amt fich niemand bewerber 553 ) Sonft dein Zürich Ichen fandmann 3, einem Eidgenoffen s. Der junge Blitenſtorfer , nach dem unſeligen Ruin vielleicht als sind nach Zürich gekommen , wurde wie ein Mittelweren behandelt.
553b ) Wenu er der Stadt Strieg that oder in Gewerben ausges zeichnet war , ſo wurde es ihm geſchenkt. 554) Von dem hieng ab , es zu geben oder abzuſchlagen .
555) Jenes , wenn er di B. eine Fehde vorhatte oder auf ein Reislaufen gieng. Wenn er überhaupt austrat , ſo hatte er vorerſt ſeine Schulden zu bezahlen , und ſchwur , nicht wider Zürich zu werben, auch im nachften halben Jahr wider die Stadt nicht Waffen zu führen .
556) Sebenfe außer Waldmann Rudolf Softeiffer , die meiſten Reformatoren , diefelbe ganze fraftvolle alte Schweiz. 557 ) Er meinte , wenn gleich das Handwerk einen andern Meis fter wähle, daß der Zunftmeifter , wenn thm kein Verbrechen erwieſen fen , die Rathsſtelle doch behalten , von dem Rüden 1
V. Buch .
374
Drittes Capitel.
ſondern bey dem Stadtſchreiber nur ſeinen Wunſch an.
zeigen laſſe 558), wurde von vielen auch damals ges wünſcht, aber es iſt ſchwer, daß ein Candidat ſeine beſons dern Gründe nicht vortragen , in ſeiner großen Angeles genheit fich keine Freunde machen dürfe, und alles auf der offentlichen Stimme oder vielmehr dem Einfluß des
Mächtigſten beruhe. In Erſtattung der Grundzinſe , Dogtgarben 559), Frohnen , Shorzólle, bielt Waldmann die Ordnung viel. mehr fürftlich ſtreng ,. als ( wie in alter Freyheit ſonſt üblich ) mit einiger Nachficht: das Mehr des Ertrages iſt aber nicht ſo viel werth , als ein gewiffes Wohlbehas gen , welches die Gemüther gewinnt.
Es wurde aud)
eine beträchtliche Gutſteuer. (von hundert Pfund Seller
fünf, ja zehn Schillinge) nicht bewilligt, ſondern auss geſchrieben und eingetrieben ; zwar nicht mit Decleßung eines buchſtäblichen Rechts , aber der Klugheit. In der Kraft ſeines Willens , in dem Gefühl des Wohlmeis nens ,
vergaß der Bürgermeiſter Waldmann , wie ein
freyes Volk behandelt feyn will. So mit Geldern : der Preis verkaufter Beute ; Brandſchaßungen , Subſi: dien (durch ſein Blut erkauft, meinte der Landmann) wurde unvertheilt geſpart, um ein Zeughaus 560) zu
růſten , und bey oft plößlichen Fehden die erſten Ausla. gen zu beſtreiten ; ohne daß dieſes dem Landmann gehörig erklärt , oder ihm etwas zur Freude gelaſſen wäre. Im Gegentheil wurde eine allerdings nügliche, eine mäßige, (der Conſtaffel) keiner auf eine Zunft ziehen , und ſie nur ſechs Rathsgerren geben ſollten .
558 ) Die Practicierordnung iſt 1489 nach ſeinem Tod ets ſchienen . Unausführbar wie alles übertriebene: Uemterkauf unters
drůden , iſt gut und nicht unmöglich : daß man aber ſich nicht empfehle oder dürfe empfehlen laſſen! 559) Der zehnten , mißbräuchlich der neunten . 560) Deffen Grund in dem 1487 Jahr gelegt worden ; Rabu , .
Bluntfchii.
Geſchichte der Schweiß.
375
aber eine ungewohnte Abgabe von dem Vermogen , den 1, Weingårten , Admenden und Wåldern genom. Gütern 56
men sør) , um für den Aufwand jeder Gemeinde bey Kriegsaufbruch Reiſebüchſen zu haben . In zu kurzer Zeit wurde zu vieles verbeſſert. In alten Zeiten vor den Handelsfortſchritten mußte jedes Land alles , wenn auch mittelmäßig ,, relbſt liefern ; ſpåterhin ſich auf das Beſte beſchränken , aus deffen Ue . berſchuß das Fehlende leicht angeſchafft wird : im Züris chergebiet , wo der Weinbau nur ftellenweiſe und mit
vielem Unterſchied der Jahre glückt 562) , wurde billig darauf geſehen , daß er keine den Feldern und Wieſen ſchädliche Ausdehnung bekomme ; aber die Abgabe von
fremdem Wein mochte nach den Umſtänden zu hoch feyn 563). Waldmanns Ordnungsgeiſt umfaßte die Zu kunft in der Sorge für die Wålder, daß der junge Wuchs geſchont und nicht willkürlich der Forft Ackerland
würde %64). Eben derſelbe widerfeßte ſich der Verwands lung des legtern in Wieſen und Weiden , uno dem Zus ſammenkauf der kleinen Grundſtücke, welche ihren Mann nähren. Auf der udmend ſollte der wahre Bauer be. 561 ) Febcr Hausvater giebt idhrlich i Schill., jede Witwe 6 Pfen . , jeber Cauner (Lohnarbeiter) 2 Schill. ; wer Wein baut
eben ſo viel und im Herbſt 2 Stopf Wein ; wer mit einem gans zen Zug baut , ein Viertel vaſen , ein Viertel Haber ; was auf Almenden , was an Holz und Eicheln nicht verbraucht (und ſonſt zu Erleichterung der Steuer oder Freudegelagen vers
wendet wurde) ; endlich , Bußen , um die ſie ſich etwa ſelbſt anlegen .
562 ) 1484 wurde ein Elmer um ein Ey , ein volles saß um ein leeres gegeben ; bald nach dieſem galt ein Eimer neun Pfund. Bullinger 563 ) Außer dem Ohmgelde auf das Maß i Heller ; wird es auss geſchenkt 2 . E$ war das Ohmgeld für den Eimer Landwein 7
Schill.
564 ) 1486 Verbot , Sårlen ( iunge , cannen ) zu bauen, Rütinen zu machen .
V. Buch . Drittes Capitel.
376
günſtiget werden 565).
Er ſoll nicht Fåger , Fiſcher,
1
Handwerker oder Kaufmann reyn , oder fein Geld im Weinhauſe und ſeine Kraft. in Badſtuben verſchwel. .
gen 56) : feine Sache iſt Hervorbringung , erſte Bereis tung ; die Stadt von je ber der Markt.
Wo alles hin .
kommt , iſt Uebervortheilung am wenigſten zu fürchten , und Arbeitfleiß ben allgemeinem Zuſammenfluß am ges beiblichften . Die Stadt war der Kopf , die landſchaft der Körper , die Geſundheit des Staats , wenn alles
nach reiner Lage zuſammenroirkt.
Auch dazu wollte der
Bürgermeiſter , daß der Bauer auf ſeinem Dorf und un.
vermiſcht bleibe ; er liebte weder die Frenzügigkeit 566b), noch. Berſchwendung der Dorfrechte an Fremde. Manchmal handelte er gleich einem Cameraliſten ,
dem das Wolf um des Fürſten oder Staats willen da iſt ; in der Schweiz meint jeder , für ſich , und nicht nur zur Arbeit , ſondern auch zum Genuß in der Welt zu reyn .
Die Dorfoffuungen , in deren altvåteriſcher Einfalt manchmal ſo viel heimelndes iſt , wurden beſchränft, Untervogte von ihres gleichen nicht mehr gewählt , nur vorgeſchlagen. Aber was that es , daß eine Maulſchel. le zu Regensberg nur fünf Schillinge Foſtete? daß man das Unglück der Strafbaren mannigfaltig zu mildern wußte 567) und ohne Kerker , ohne Scharfrichter dem Ules
bel half!
Es war fiſcaliſcher als våterlich, Kindern
565 ) 1486 5 årgermeifer und Ratt : eb rollen Dorfs meper wachen , daß Müler , Schmiede, Tagwener (Tauner), firchberren und Leutprieſter nicht über 2 stube, i Salb oder Roß , 2 Schweine, s Hühner , einen Hahn , jeder auf die Gemeindwelbe ſchlagen , auf daß der Bauer nicht zu ſchaden komme (fm alten wcißen Siburgerbuch 1534).
566 ) Abſchaffung der leßteren, wie auch der Deltrotten (Selter) ; Beitränkung der Tavernenrechte. 5666 ) Niemand foll von uns ziehen ohne unſer Wiſſen und Wilcm ; 1488 .
567) Durch Rechtsvertr8ſtungen , durd linterſcheidung, ob einer
mit oder ohne Blutruns und Serdfall geſchlagen ward u . l. f.
Gerchichte der Schweiz.
377
eines Miſfetheters auch unbewegliche Güter zu entziehen .
Den Salzhandel fieng er an der Stadt zuzueig nen 567b). Er war ein ftrenger wohlmeinender Bar ter 5679) , aber in den großen Kriegen hatten die Bauern 1
ſich entwdhnt, Kinder zu ſeyn. Der Bürgermeiſter vers nahm nichts von der Stimme des Volfs ; die Verſamms lungen der kandleute waren verboten , weil ben böſer
Stimmung und ohne weiſe Leitung ſie zuweilen lármend werden.
Unverborgen blieb der entſtehende Mißmuth Heins richen und Lazarus Goldli und ihren vornehmen Freun
den 568) , ſo wenig als der Neid oder Verdruß vieler an Eigenliebe , in Privatvortheilen und politiſcher Parten gekränkten Häupter der Orte. Jene , oft verſammelt in einer Capelle des Predigerkloſters , entwarfen zu ſeinem Untergang den ſicherſten Plan : für das patriotiſche mus
thige Durchgreifen ihm die größte Bewunderung zu bea zeugen , auf noch weit mehr Gebrechen und Mißbrauche
ihn aufmerkſam zu machen , alle Warnungen zurückzus halten , und , indeß das Mißvergnügen heimlich zur Er. bitterung und einem wilden Ausbruch gereift werde , ihn ſo weit gehen zu machen ,. bis er weder mit Ehreit zurück noch mit Sicherheit vorwärts oder ſtehen bleiben könne.
In Beziehung der Schweiz fam Waldmann ſeinen Feins den mit einer Handlung zu Hülfe, welche nach alten Begriffen von dem råchenden Schickſal rein Blut fora derte. 1
5676) Verordnungen bey Fußll 79 f. Siehe B ullins ger. Vorhin trieb thn die ganze zum Stambel genannte, eben die Zunft, wo er ſelbft Meiſter ward. 567 ) Daher glaubte er wohl auch , man rey dem Bauer nicht
ro wohl die Wahrheit ſchuldig , als zu ſagen , was ihm nótbig. und nüßlich reg ; Füßli 73 . 568) Bornehmlich Sonrad Schwend und Heinrich Eſcher , Rathsherren und Ritter , Hanns und Gerold die Meyer von Senonau , werden genannt.
1
V. Buch . Drittes Capitel.
378
Friſchhanns Sheilig von Lucern , ein durchaus ge. rader herzhafter Mann I, der ſeine Jugend mit dem fors beer von Giornico geziert 569) , tam nach Zürich als Tuchhåndler mit Waaren. Man wußte , daß er , mit anderen , über die ſchlechte Führung deſſelben Kriegs of fentlich , und ſogleich , aber auch ſeither , ſich mit Bits
terfeit geäußert , und Waldmann der Parteylichkeit für Jeßt , in Zürich , ſagte er nichts 57 ). Dennoch wurde er gefangen gelegt. Dieres vernahm rein Weib , die ihn lieb hatte ; es ers fchrack ganz Lucern : ſofort eine große Gefandtſchaft , um den Friſchhanns loszubitten, und hiefür ſelbſt Walds manns Großmuth in Anſpruch zu nehmen. Er , durch die Gemalt verhårtet , äußerte grauſamen Spott 572). den Feind beſchuldiget hatte 579).
Es war für den Helden von Giornico , für friſchhanns
Theilig , nichts zu erhalten , als daß er bloß enthauptet
würde: 573).
Man erfuhr, daß der Bürgermeiſter alle
Drte und Leute 1, wo der Mann wider ihn geredet , geo
wußt und vorgelegt habe 574) , und glaubte nun wirk.
lich , daß die Züricher Männer , aufdie fie Groll haben, 569) Oben im 2. Cap. Bey N. 226 . 570) Er und Peter Andre$ baben den mallandern Warnun .
gen geſchricben ; N. 574. Es iſt wahrſcheinlich, daß der Zug dem Bürgermeiſter miffiel (uns auch ) ; daß er eben darum früh und ſtaré hinüber 309 , um das Uebel zu mindern ; alſo nicht ſeine gewöhnliche Straft bewiet , Dieſes mag mißdeutet worden ſeyn .
571 ) Sonſt wäre es in dem Protocoll N. 574 . $ 72 ) „ Er müſſe fallen , wenn er auch ſo groß wie ein Sirchs Friſdyhanns war ein ſchöner , ſehr großer thurm wäre. “ Mann .
573 ) „ Nach Gnaden und uß pitt unſer trawen lieben Endgnoſo len von luccrn . “
N. 574 .
574 ) Protocoll der Stadt Zürich , S. Matthias Abend 1487 .
,,Waldmann ., “ habe er geſagt , „rer ein rechter
wiſſentlicher Böswicht, gboder Mörder und Veredter “ u. (. f. Ilnd Waldmann präſidirte, außer der Ordnung , ben ſeinem Gericht ; Fúbli ins , aus der Acte.
Gerchichte der Schweig.
379
in ein Buch ſchreiben S7 ) , um ſie zu tötten , wenn ſie in ihre Stadt kommen. Lucern bezeugte Erſtaunen , einen ,, frenen Bürger ihrer Stadt , welcher in ſeinen Ger orchäften in dem beſten Gewiffen ohne irgend bore Ahs ,, nung auf offenen Jahrmarkt nach Zürich gekommen, ,, um Reden
die vor zehn Jahren anderswo follen ges
or führt worden ſeyn , gefånglich einziehen , foltern und Ob einer Eidgenoſſenſchaft, ob ,,gemeinen Rechten ein ſolches Beträgen anſtåndig ren ?" Sie giengen hinweg. Wenn zu Zürich getaget wurde, kamen ſie nicht. Endlich ſchickten die Züricher eine Ses ſandtſchaft nach Lucern , welche bewies , daß der Herzog
,, hinrichten zu ſehen .
von Mailand niemanden beſtochen habe.
Dieſes moch
ten die Lucerner zugeben 570) ; darauf blieben fie, daß Theilig ungerecht ermordet worden.
Mehrere Jahrer
wenn die Züricher nach Lucern zu Tagen ritten , rief die Witwe laut von den Fenſtern : ,, Wider Gott , Ehre und NI
Recht habt ihr meinen guten Mann jammerlich umge
,,bracht 57). 1
Auch die Nachreden eines geringern
Menſchen 577 b) waren von dem Bürgermeiſtermit Era fáufung beſtraft worden. Einem , der ſich ſelbſt liefer. , te , verzieh er 578 ). Was er wollte , gieng durch ; ſeine Stunde war noch nicht gekommen. Eben damals trug er viele Monate die Deſterreichi. fchen Gelder bey fich , von denen gar viele hofften .
Ues
berhaupt war ſeine Weiſe, Vorſtehern ,. die kraftig und bieder vorangiengen , von ihren Orten aber nicht bezahlt wurden 579 ) , von dem reichen Måtteli und anderen Par. 575) Genannt Schelmenbuch. 576) Sie wiſſen wohl , daß die Melſchen ,, nid me gebind als ſu
müſſend ; " Geſandtſchaftsbericht. 577) Melchior Rug Chronte.
577b) Sanns Kraut ; Fúbli 127 . 578 ) FårBitte an den Rath zu Wintertur für Seins rich Göſchel 1486. 579) Landaminann sannd von der Flüe, Bruder Clauſen Sohn,
380
V. Budo .
Drittes Capitel.
teyen Zahlung zu verſprechen , aber po ſpåt als möglich zu leiſten , damit ſie in ſeiner Sand bleiben 589).
Aus
diefen und anderen Urſachen wurde ihm nicht ohne
Schein die Abſicht beygemeſſen , der Eidgenoſen Herr zu werden ** ). Vor allen groß und ſchon, von Selbſts vertrauen blühend 58%) , reich , im Aeußern prachtig,
an Gaſtgeboten der frohſte Gerellſchafter, ſchonen Frauen ergebener und für ſie unternehmender $83), als einem Bürs germeiſter anſtehen mochte, ebenderſelbe treue Anhängs lichkeit ohne Standesunterſchied mit ſolcher Freundſchaft lohnend , daß er sfters mit dem Stadtknecht Schneevos gel Arm in Arm durch die Gaſſen gieng 583b), ro war Er. Durch die Erwerbung von Stein am Rhein 584) , von batte in Mittelt's Geſchäft ,, kein andern Lidlohn von Unters walden als die 100 81. , welche Waldinann ihm verſprache und
nur halb zahlte. Eine ſo reine Forderung (er war dafür nao Innsbruf geritten) , daß ſelbſt ſein Vater , ja ganz Unterwals Spruch Schultheiß Speinrich den , davon wußte. Schodeler’s von Bremgarten ; Smt. v. Ulr. 1492. 580) Måttéli gab Waldmann 1000 fl u eben ſo viele einem erzherzoglichen Diener , Nuslagen für fein Geſchäft (oben N. 1
67 - 70 zu beftreiten .
Eben auch soo Fl. wurden dem
Landammann Zuben , und ſo viele dem Landammann Heinrich Winkelried : jener Sectroßte es gleich ; dieſer, wie der gute von
der Flue, tam erſt nach Jahren zu derSache : urkunden. 579 und eine Ahnliche für Wintelried , Smſt. n. S. 30h. Bpt. 1491 .
581 ) Ansbelm : ,, nun müſſen ſie zu Zürich tagen . “" zu denken , wie das Bern gefallen mochte.
Es ift
582) Uff ſich ſelbſt vertróft er ſich hochy ; eb. der . ,, Der Bers meſſenheit zwaren zu viel was ; “ Bullinger.
583 ) Ausſage sannren Schlumpf, wie er in Baden durch der Nuficher einen bey einer ſchönen Spróden von Baſel
eingeführt worden . Auch wurde mit Erftaunen geſchen , daß cr nebſt ſeiner Frau ſechs andere Weiber nach Baden auf eine
Geſandtſchaft mit nahm. „Er vergriff fich mit Ehrenwybern und war ein groß Buhler ; “ Bullinger. 3836, Ueberhaupt erhob er die weit unter ihm und ro gang in
ſeiner Gewalt waren , auch ( fügt Meiſter Helnrich Bullins Ber ben) ,, liederlich leut, die ihn jennsleten " ( encenſoient ?). $ 84) 1484 ; im vor. Capitel N. 419.
Gerchichte der Schweiz.
381
Hinge in Wettingens Geldnoth 585), von Birmenſtorf und Urdorf aus der Hand einer Enkelin Rudolf 1
Bruns 586) , und von ſeinen eigenen Gerichten zu Dübel. dorf 587) mehrte er die Herrſchaft von Zürich. Alle Ges richtsherrlichkeit wollte er in die Stadt vereinigen 587b).
.
Würde gab er ihr gegen das Ausland $87 ) , in Innern
die Zier der Reinlichkeit 587 d). Da famen viele ſeiner Feinde , als ehrbare Raths .
herren , den Verfall des búrgerlichen Hausweſens bes klagend , welches , bey Bernachläſſigung aller alten Drdnungen , durch den übertriebenen Kleiderpuß 1, auzit viele Gaſtgelage und mißbräuchliche Berehrungen uns aufhaltbar zu Grund gehe ; vergeblich haben Kaiſer und Reich , vergeblich die weiſen Herren von Bern $88), bald
auch alle Eidgenoſſen zu helfen verſucht; es ſey das Uebel ihnen zu ſtart ; das rechte Maß, die wahren Mittel werden
von ſeiner ganz eigenen Weisheit erwartet. Viele gutmeia nende Untervogterebeten in gleichem Sinn. Es reizte den Bürgermeiſter, auf die Seniſſe der Eitelkeit und des Gaus mens einen Angriff zu wagen.
Aus der alten Welt war
noch , die Tage der Geburt und Heirath, Beförderungen,
das neue Jahr, ja den Austritt vom lében , mit Gaben, 585) In demſ. I. am 10. Sept.: um 1000 Fl. Rh. , mit aller Herrlichkeit , an die Staet verpfdndet ; Edlibad . 586) 1487 ; Rahn. Sie war Cochter des Reichevogts Jacob
Brün und erbte dieſe Dörfer von ihrer Mutter , Schweſter des lucerniſchen Schultheißen Heinrich von sunwol ; Heinrich
von Rümlang war ihr Gemahl. feu. 587 ) Ju deinſ. I. am 14. Sept.: um 832 Fl. Rh. ; mit Ries .
den und Dietlifon. Das Schloß, Dübelſtein , behielt er . $ 876) Füßli 8.3 .
5870) Nur Stadten , welche uns auf Pergament ſchreiben , es auch zu thun ; ihnen keine Höheren Eltel geben , als ſie uns. 587 d ) 8ů bli 69.
588) Wir ſaben die vielen Mandate ; dit felden ordnung 1483 (Ans beim) ift beygufágen .
1
382
V. Buch. Drittes Capitel .
Mahlzeiten , fünſtlicher Bäckeren 589) zu verherrlichen ; Zunftfreundſchaften , Schüßengilden , veranlaßten man , ches ; da waren Stadtknechte, Pfeifer, Stubenknechte,
an die Freude kleiner Gaben gewohnt ; bey den Weiber. jechen 590) , wie gern brüſtete ſich in Seide , Gold und Silber auch die unvermogende ! Alſo wurden jene Freur
den und Gaben entweder verboten 59')oder geſchwächtsa), und die eitlen Weiber nach dem Stand 593) und Dermos
gen ihrer Männer 594) beſchränkt 594b). Wie ſchmerzte nachbarliche Dörfer ,1 ſich nicht mehr gemeinſchaftlich freuen , beym Schießen , beym Kegelſpiel die Jünglinge
nicht mehr beyſammen ſehen zu können 595)!
Ihrer wars
tete eine noch größere Frånkung. 589) Kůch leten in dieſem Sitten mandat.
590) Sie hatten auch ihre Schlegel (Mahlzeiten ) auf dem Rüden , Schnecken , den Stuben .
591 ) Sittenmandat Di. n. Othmari 1488 : feine Küchles ten inu Sindbette ; feine Schlegel mehr auf Rüden und Schnets ken u. . f.
592) Nur Ein Hochzeittag , nur Ein mahl , nur für Geſippte und Mitzünftige ; feine Hochzeitgabe über 1 fl. Nicht über s Sch . Einbindungsgeld. Nur Ehrenwein den zur Taufe konimenden Frauen. Sein Pathengeſchenk am neuen Jahr als
ein Sidſe von 8 Sd. Seine Neujahrsgabe rooch Stubenheize als dem Zunftſtubenknecht i Sch ., ſeiner Frau io viel , feinen
feuten 4 Pfen. Eine Schenke einem Bürgermeiſter, einem
Rathsherrn oder Zunftmeiſter nur bey ſeiner erſten Wahl zu geben (die gemeiniglich nach 6 Monaten oder cinem oder zwer Fahren , wie es in manchen Städten verſchiedentlich eingeführt iſt , erneuert zu werden pflegt). Einem Brdutigam oder wels .
cher zum erſtenmal Water wird , auf ſeiner Zunft eine Freude, aber da hat jeder ſein Erfen .
593 ) Nur die vom Rüden und Schnecken haben goldene und file berne Spangen , und ſeidenes Gewand.
594) Wer 1000 Fl. hat , mag ſeiner Frau einen , 12 Fl. wers then Gürtel und beſcheidentlich etwas Gebrám von Seide geben.
594 b) Den ,, offenen fahrenden Frauen in den Häuſern im Stras und auf dem Graben “ iſt alles erlaubt.
595) Steiner darf zu einer Hochzeit , welche nicht in ſeinem
Gerchichte der Sch weiß.
383
Es hatten etliche einen Hirſch aufgejagt und vers zehrt ; folches wurde in der Stadt verrathen 596). ,, Man
route , " ſprach der Altbürgermeiſter Goldli,
,, den Bauern die großen Hunde todſchlagen . “ " Ja ,1 " fügten ſeine Freunde ben , ,, Wilddiebe machen fie , lau. , fen durch die Weinberge , die @aat.
Man babe bes
,,ſtimmt, wer Tauben halten dürfe 596b) ; ob die Hunde ,, unſchädlicher oder beffer
reyn ? "
Bürgermeiſter
Waldmann aber , welcher wußte , wie der Mann auf
ſeinen treuen Hund hält , verſdob die Umfrage über dies ren Befehl. Die anderen um ro eifriger ; jeden Raths. tag brachte Goldli die Hunde zur Sprache 596 ). Der Bürgermeiſter unwillig : Was hilft ein Befehl, der ,, nicht erfüllt werden kann ? Wer unter euch will im
Land herumziehen , die Hunde zu töten ! “ „ Ich , " rief Hanns Meiß ; ,, ich , “ wiederholte Frauenfeld, reine Diſchgenoſſen , welche die Herzhaftigkeit ihrer Treue bes weiſen wollten.
Da ergieng der Befehl, und brachte
über das ganze Land eine großere Beſtürzung , als wenn aufs neue Jtel Reding oder Karl der Kühne gedroht håtten . Am See wurden der großen Hunde achtzig ers ſchlagen ; ſtumm vor dem innigen Leid ſahen die lands leute zu . Hier , dort , bot einer für das geſellſchaft. 1
liche Thier ſeinen ſchönſten Ochſen , feine beſte Kuh 596d). Einer im Fiſchenthal ſpannte die Armbruſt wider sanns Stirchſpiel ift ; niemand berufe ein Gemeinſchießen , balte las dung oder gebe Abenteuer aus.
596) uns belm. , Dieß Bad, " fagte man daher , ,, hat üch ůch niemand gemacht als der klein Micheli, das Sarrenzüberli. “ Er war von Herrliberg. 596b) Nur geiſtliche und weltliche Herren und Obervögte mogen
in der Stadt s , auf dem Lande 10 paar Lauben halten ; 1488 .
596 c) Selbft Landreute mußten das Niebermegeln begehren . Bullinger.
596d) Bullinger : ſie wollen lieber , man ſchlage den Ochſen im Stall, als den Hund bey deur Hauſe. wolle bey ſeinen Hund ſterben .
Einer ſprace , er
1
384
V. Such. Drittes Capitel.
Meiß. Als zu Affholtern die Thiere auf dem Plaz ju. ſammengebracht waren , erhoben Månner , Beiber und
Sinder wildes mitleidvolles Geſchrey in Erinnerung der fchmeichleriſchen Liebe , der treuen Begleitung.
Ben
Mettmenſtetten auf dem Freyamt ftanden rechsthalbhuns dert landmånner , jeder mit ſeinem Sund am Strick, auf der großen Wieſe, weigerten fich , und boten Recht. 418 Meiß bald nach dieſem durch Zufall ſprachlos wurde,
glaubte jedermann ,. Gott habe den Jammer der unſchuls digen Creatur gerochen . Die Boten des Landes famen in die Stadt , worelbft fie fein Gehor erhielten.
Wald ,
mann gab zu verſtehen , daß nicht Er dieſes gemacht 597). Andere fragten , ,,was geſchieht ohne Ihn ,, deffen ,, Snechte wir find ?
Son dem , durch welchen geſchehen
mitt , daß fein ehrlicher Mann auf ſeiner Hochzeit, feiner ,, mit Nachbarn und Geſellen ſich mehr von Herzen freuen I, kann , von dem iſt auch dieſe Grille . "
Da erfannten
die Landleute , daß die Stadt uneins war.
Herrliberg und Meila , zwen ſchone Dörfer am See, blüheten auch damals ſo viel durch die Weberey, als durch ihres Landes Bau ; die Seebauern, ein friſcher Menſchen
ſtamm , liſtig und fühn, gewohnt mit einander zu ſeyn, hats
ten , vom Zürichkrieg her, nicht jene Verehrung der Stadt und Dörigkeit , wie das Berner Volt für ſeinen Schults heiß und Rath.
Als ein Neilaner Weber , Namens
Rudj 5976) Relftab , ſeinem Sohn eine Schenfe gab, aber nach den Mandaten Benachbarte nicht laden durfte,
beſchloſſen fie , ein Weinfaß auf den Markſtein zu wåljen und auf beyden Seiten auszutrinken. Die Witterung hinderte es , doch funfzehn Jünglinge vereinigten fich , 597) In der Chat unter dein Borſie des Bürgermeiſters Beins rich Rduft.
597 b) Rudi Beißt Rudolf ; wir ſchreiben wie man ſprach , und
baben Dilani, Capponi u. a. Florentiniſche Geſchichtſchreiber +
für uns
Gefchichte der Schweis:
385
in Beſuch der Schenken das Geſetz durchaus nicht zu balten. Es fuhren sier , fünfhundert Mann , auch von
dea Höfen der Schwyzer 598), zu einer Schenke nach Erlenbach 599).
Da ſie wohlgemuth gezecht, wurde
von der unerträglichen Zuchtmeiſteren der Mandate.ges ſprochen. li geſtritten i , trinken ?
„ Die Våter in Schlachten haben zuſammen: , warum follen die Söhne nicht mitfammen Was haben wir gethan , uns nicht mehr
,, brüderlich freuen zu dürfen ?
Über die Herren wollen
mimmer befehlen ..... 9 Ben uns ſteht, ob wir ges Es gilt ein Zuſammenhalten . “ horchen wollen ... Sie ſchlugen Hand in Hand. Sie Tandten hierauf in die Stadt , um Abſtellung der Neuerungen .“ Da beivies Waldmann das Alterthum der nur erneuerten Gefeße;
wie fie den Landmann mehr nicht als den Bürger treffen ; ihren Vortheil für die Häuslichkeit , ihre Mäßigung ; und erinnerte zuleßt an die Worte , wodurch Bürgers meiſter und Rath fich die Macht ſelbſt genommen , etwas dawider anzubringen . Eine in der That nicht weiſe
Clauſel: nie, am wenigſten bey unpopuláren Dingen, fod eine Dörigkeit fich binden , und in die Gefahr reßen , die
Rube des landes oder ihr Anfehen zu verleßen. gieng ſogleich durch das kand.
Am dritten Tag waren
anderthalbtaufend Mann auf der Faſtnacht im Dorfe
Meila 60); Rudj Reuſtab, Weber , Tcheute nicht, an der Spiße zu feyn.
Da fam von Zürich , von ihnen
erbeten , Heinrich Roúft, zweyter Bürgermeiſter , der Dbriſtmeiſter Leonhard Dehen , der Zunftmeiſter Ulrich Widmer , Freunde Waldmanns, und fein feind , Gerold Mener von Knonau , des Reichs Vogt 60 ) . " Sere 598) Daß Schwnzer daber waren , bezeugt unsbeim ; wir können faum uns andere denken . Uebrigens nennt er Katt Erlenbach saßnac ; wir folgen Bullinger. 599) Am 26. Febr. 1489. 600 ) Am erſten mars.
601) uin 2. März. V. Eheil.
B6
386
V. Such
Drittes Capitel .
Rellten fich in Gemeinde; der Altbürgermeiſter redete, von ſeinem Erſtaunen über eine ſolche Berſammlung , von ihrem erflårten Ungehorſam , von den folgen ; das
hin , ſagte er zu Redftab , wären ſie nicht gefommen , wenn du zur Stitlung hätteft wirken wollen und nicht zur Empórung. Ich habe nichts für mich gethan ," ers wiederte der Mann , und an das Volt fich wendend ,
find wir nicht alle wie Einer ? "
i Ja , ja , “ ſchrien
fie, die Hände aufhebend ; er sum Bürgermeiſter : ,,Wahrlich einer für alle , alle mit Leib und Gut für
Einen , wollen wir unſere Freyheiten wieder.
Bedenkt,
ihr Herren , wie ihr nach dem Zürichkrieg in der Bar ,, Perkirche verſprochen , uns nichts neues aufzulegen . “ Der Bürgermeiſter , måßigend , verſprach die Prüfung aller Beſchwerden , wenn ſie ruhige Vorſtellungen machen . Da rief ein Wådiſshroyler , der Bauer von Mugern , Jacob Meyer : n Wir haben es euch durch den Küſnacher , Comthur ſagen laſſen ; wir haben beſcheiden wenige hinein verordnet. Habt ihr die nicht wollen hören , , fo hórt nun die Gemeinden . 40“ In Wahrheit hatte niemand Freyheiten verlegt , aber Partenung und Auf cuhr bedürfen des Heiligſten , um zu tåuſchen. Von dem an erkannte der Bürgermeiſter ben Geift eines Auflaufs ; das Gerücht ergieng in die benachbar . ten länder.
Als die nächſte Gemeinde , Zollifon , auf.
gefordert wurde , ihre Beſchwerden zu äußern , fandte ſie nach Küßnach und Meila , und weigerte ſich , ohne
alle übrige fich mit der Dbrigkeit einzulaſſen .
Mehr und
mehr gåhrte der See ; Erforſchung der Treu des benache barten Landes ( chien nicht unzeitig. Es åußerte ſich untadelhaft , und legte , wie begehrt war , drenhundert Mann in die Stadt. Von dem an erſchienen auf und
an dem See jede Nacht viele Fackeln und Richter, Zus ſammenkünfte und Anſtalten bedeutend . In dem allen
blieb Sanns Waldmann unerſchütterlich.
Nach der
Geſchichte der S.ch toeis.
387
legten Faſtnacht, Vormittag an der Orchenmittewoch ( Bürgermeiſter und Rath Taßen verfammelt) erſchienen alle Seebauern (mit Ausnahme der Månner von Kirch
berg) in Waffen vor der Stadt Zürich 601h) . Sie war verſchloffen und von den Zünften bereßt. In denſelbigen Stunden fam von Wettingen der Abt Müller , der abt
Marr von Rüti , nach und nach von Schafhauſen, Baſel, Rotwnl , Abt und Stadt S. Gallen und endlich
aus der ganzen Schweiz 602) vermittelnde Boten. Vor allen erbat Gubelmann , zu Fußnach Johanniter Come thur 602b) , daß vier "und zwanzig Bauern , zwey von
jeder Gemeinde 603) , vor dem großen Rath gehört wür: den . Sie wiederholten heftig jene Worte von Freyheit und Neuerungen. Der Bürgermeiſter, nach gehaltenem Rath , mit jenem Blick , jener Stimme, die in manchem
Schlachtgetümmel Gehorſam gebot , warf ihnen die Un. verſchåmtheit vor , eine von ihren eigenen Vorgeregten
zum Beſten der Haushaltungen gewünſchte Erneuerung eines alten Gereges für einen Eingriff in die Freyheit auszugeben , fuhr ſie an úber das Rottiren , verſprach über einzele Beſchwerden die gewohnte Gerechtigkeit, und befahl ihnen , heimzuziehen. Sie giengen betroffen hins aus. Aber da die Rottirung durch fünfthalbhundert aus dem Amt Grüningen vermehrt worden , von Greis
fenfee, vom Berg Albis und jenſeits ſchon ben andert. halbhundert herbergelaufen , gefiel ihnen , bey Zollikon abzuwarten , was von der Stadt geſchehen würde. In dieſem lager wurde gezecht , getrunken , gepfiffen , ges
trommelt , es nahm zu , ſelbſt von benen , welche Zürich 56 2
601 b) Am 4. März . 602 ) Von Zug die erſten am 6. mdrs ; alle inner acht Sage.
602b ) So nennt ihn Bullinger ; aber in iirkunden finde ich Werner Martin , und bin zu entfernt, um dieſes zu berichte gen.
War der eine Schaffner, der andere Comthur ?
603) Deren am See damals zehn gerechnet wurden (Erlibao ). Hieju vier Boten von Songf.
y . Buch
388
Drittes Capitel.
bewahren ſollten. Der Bürgermeiſter nahm genaue Sicherheitsmaßregeln . Die fremde Zwiſchenkunft war
nicht auszuweichen ; er dachte , fie zu führen. Das vergrößerte Gerücht einer Erſchütterung des gemeinen Werens von Zürich erregte die Theilnahme des Bis
ſchofs 604), der verburgrechteten Grafen sos) , der nic. dern Vereinigung , des Schwäbiſchen Bundes. Gehdr bekamen die Sandleute von den Eidgenefien
in einer Wieſe am See ben Zodifon ; der Bauer von Mugern redete. Man fam überein , daß funfzig aus ihnen die Klagen vortragen , und alle die Erledigung den
Eidgenoſſen heimſteden rollen. Der Bürgermeiſter , vou obrigkeitlicher Würde , verwarf den Antrag , zwiſchen der Stadt und ihrem erkauften land als gleichen Pars tegen richten zu laffen . Von ſieben Drten lebten fünf demokratiſch , die Boten waren zum Theil ihm ſelbſt abs
geneigt 600); route Jtel Redings Enkel für die Oberges walt von Zürich ſtimmen !
Rein weiteres Recht hatte
ein Schweizeriſches Drt auf die Verfaſſung des andern , als , auf der Obrigkeit Anrufen , Unterhaltung des Frie.
dens, im Nothfall, die Dörigkeit zu ſchüßen 67). Beis ter gieng nicht das Gefeß ; es überließ der Klugheit,
nach den Umſtånden zu rathen 608); das iſt eine verlorne 604) Des Pandes Biſchof ift bekanntlich Coſtanz.
605 ) Montfort , Sulz. Martin Bablizi, aus einein guten Ges ſchlecht von Schafhauſen , ogt im Scletgau (ob im untern für Gulf , oder zu Neukird für den Biſchof ? ) , bot beſonders bes reitwillige Hülfe.
606) Der Søultheiß von lucern , Seiler.
Der landammenn
Reding war Franzdiſch geſinnt. Mit dem von Zuben ſaben wir N. 580 ein Verhältniß , dus nicht angenehm war. 607) Die Bünde waren ziviſchen den hochften Gewalten ; lands
ſchaften waren durch Waffen oder Geld ſpäter unterthan wors den.
608 ) Die Landſchaften waren durch die Zeit und hundert Ders håltniffe wahrbaft integrirende Ebelle geworden ; der alte Buchſtab nicht mehr gang paſſend.
Gerdhichte der Schweiz.
389
Elogenoſſenſchaft, wo das Vertrauen nicht weiter als der Buchſtab geht.
Ran wurde eins , die Stimme des
Volks zu hören , alsdann mit dem Bürgermeiſter und !
einem Nusſchuſſe des Raths die Sache auszugleichen 609). Suri
Die , welche in das Land giengen , Zunftmeiſter
Şanns Binder und Rathsherr Dominik Frauenfeld , gęs meindeten von Dorf zu Dorf.
. Wenn dem ſo ift , "
fprach das Volt , vero reßen wir zu unſeren Herren Leib ,, und Gut , wie unſere Påter , weder minder noch
mehr; daran zweifelt nicht 60).
Eins fügte man
gemeiniglich bey , den Wunſch , daß dem Seevolk nichts verbacht werde. Dieſes indeß war heimgezogen , die
Beſaßung der Stadt wohlbelohnt abgeführt worden 6 ). Ehe ſich die Seebauern zerſtreuten , fuhren ſie in Dórfer, welche nicht mit ihnen geweſen , verderbten die Sabe, vergoffen oder entführten den ein . Hierauf bewies
der Bürgermeiſter alle Bereitwilligkeit, verhaßte Verorde nungen zurückzunehmen.
Wenn die Gewalt nur blieb,
einige Üebung war zu verſchieben. Für jenes war durch die Beſtätigung rowohl der alten Abgaben als des Salzo handels , aber vornehmlich durch den Eið geſorgt, weto chen das kand fchwören ſoll , der Obrigkeit in allen Dingen gehorſam zu renn .“ Die (auch vorhin unverlega ten) Frenheiten und Rechte wurden beſtåtiget ; er , der
Bürgermeiſter , und Obriſtrueiſter Dehen als Bürgen der Erfüllung genannt 611 1). 609) Nicht erſchien der Kath neben den landleuten vor , ſondern er ſaß mit den Eidgenoſſen über der Landleute uns bringen .
619) Eigentlich die Antwort von Höngt , man merkt aber , das die meiſten ſo geweſen . 611 ) Afli aus dem Ranual (Rathsmanuale hat Wald. mann eingeführt) : s och den Chorwachten ; Erlaſſung font verſchuldeter Bußen ; Belohnung dein Sohn Albrecht Mener's , ; der zu Meila einzig1 für die Obrigkeit blieb.
6116) Daß die verhaften Verordnangen damals wirklich abges
V. B u ch. Drittes Capitel.
399
Es tåßt fich kaum zweifeln , daß die Ehre der Stadt und Waldmanns Macht ungeftort håtten bleiben können , wenn er den Sieg ſeiner Klugheit nicht durch unzeitige
Sorge für die Ehre der Stadt verdorben hätte. Als der mit den Eidgenoſſen übereingekommene Bericht im Rath geleſen wurde , 'hielt Waldmann eine heftige Rede
über die Würde der Stadt, und befahl den Stadtſchreis ber die glimpflichen Ausdrücke dahin zu åndern , daß nur vermeinte Klagen vorgebracht worden , die Bauern demüthiglich um Gottes , Unſer Frau und ihrer åter willen um Vergebung ihres Unrechts gebeten ,
und ſo viel Gnade erhalten haben , daß ihre Beſchwers
ben ben der erſten Muße unterſucht werden ſollen 62). So geåndert , ließ er die Urkunde vor den Zünften leſen . Knienb , fügten Schmcichler bey , friend haben die Bauern Verzeihung erbeten. Biele Boten der Eidge. noſſen wollten den verfälſchten Abſchied von dem Stadt. fchreiber nicht annehmen, Waldmann , wie nie zuvor , übermüthig, eilte mit 1
loſen Gefellen 621) auf eine kuſtreiſe nach Baden. Er, noch mehr der Stadtknecht Schneevogel und andere An . þeter der Große , ſagten laut und ſchrieben fogar, daß der Bürgermeiſter die geheimen Triebfedern kenne , alles piſle , zwar dieſe Leute verachte ( vier Züricher gelten kaum einen Schwaben ) , aber alles ernftlich råchen
wolle; wozu er ſich wohl nicht der Eidgenoſſen bedienen werde 614 ). Dieſes hørten und lafen die Góldli , ihre than worden , will uns nicht ſcheinen ; es blieb bep dem vers búrgten Berſprechen , die feute zu befriedigen . 612 ) Ansbelm batte eine ſolche Urkunde. 613 ) ,, und folgt ihm nach ein lychtfertig Gefind ; " Bulline ger.
Syne lychtfertige Dittlergeſellſchaft ; " insbelm.
614 ) Das gab.Unlaß zu der Erdichtung eines unerlaubten Bers ſtändniſſes mit Deſterreich. Machte Hablijl’s Eifer ( N. 60s ) ſo viel prdjumiren ?
In der Ebat glaubte Waldmann fchon
durch jene 300 mann Beratung, von ihm gefabrt, den See machtig zu ſchreden .
cerchich te der Schweis:
991
Anhänger und Freunde ; Re kannten ihn , argwohnten alles , theilten ihre Unruhe der Stadt mit. Alle Ges meinden aber 1, wo der Bericht geteſen", aber von den
funfzig Lagherren $ 19) die Wahrheit erzählt wurde , ents brannten in dem lebhafteſten Zorn .
Waldmann , gea
warnt (als kaum in Baden ficher ), fam mit funfzehn Pferden wieder in die erſchrockene Stadt und fand ein dumpfes Murren , jedermann abwendig , zurückhaltend
auch ſeine Freunde. " Er beſette Thürme und Wehren, ordnete Wachten und verfah die Stadtknechte , die er vermehrte , mit Schlachtſchwerterni zugleich wurden Ausſchürfe zu Unterſuchung der Beſchwerden eingemahnt, Die funfzig Boten der Stegemeinden bezeugten dem
großen Rath ihr Erſtaunen , daß eine Obrigkeit ihr Volt bey aleu Eidgenoſſen låfterlich verlogen hatte, und bes gebrten die Rückforderung und Vernichtung dieſer Uta funden. Mit Entſchloſſenheit fprachen fic. Da es vergeblid ſchien , rohmetterten ſie die Dhúr des Rath .
fääls hinter fich zu , und kiefen aus der Stadt. Allen Eidgenoffen ließen ſie ſagen : in die Stadt habe ſie vera n teumdet; und hatte den Vertrag nicht; 'er ren nicht
» mehr:4. Da fchriebert die von Bern mit gleicher Weisheit an Stadt und Land , warnten die Bauern bey Berluſt eidgenöffiſcher Gnade' vor Auflauf, und verfpras
chen zu helfen ; dem Rath ſtellten ſie dringend vor , durch augenblickliches Nachgeben unwiederbringliches Unheil abzuwenden . Mit dieſen Sriefen , fandten fie Doctor Shůring Frithard , Waldmanns Freund , einen großen Kenner
des Wolfs .
Schnell wurde ein Tag nach
Schwys angeſagt. Dhne Antwort abzuwarten , Gießen 2
die vom See alle Glocken ftiu ſtellen , bis fráb an låtare ein Klang aus ihrer Gegend die ganze Landſchaft auf
mahne , bewaffnet nach Küßnach zu ziehen. - Boten der . **
615) So nannte man die so , welche mit der Commiſſion der
Eidgenoſſen und des Raths conferirt Batten .
V. Buch Drittes Capitel.
392
Stadt wurden weiter nicht gehört; man forberte die
falſchen Abſchiede, Sonntags låtare früh , auf den Sturm deren vom See, brachen aus faft allen Aemtern fechstauſend Bewaffnete auf, wider bic Dbrigkeit , auf den Sammelplatz Kůßnach. *
Unter dieſe wüthende Schar traten Konrad Schwend und Heinrid) Eſcher, beyde Ritter , bende von den Murtnerhelden , Männer , die bekannt waren , das Bas terland , nicht den Bürgermeiſter , zu lieben. Raum daß der Schwend von einem erhöhten Ort , unter uns
aufhörlichem Geſchrey
Berab! Werft ihn herab ! “ ro
viel verſtändlich machen konnte, daß , wenn fie nur ſtille
reon , allen Beſchwerden geholfen werden roll.
Zulegt
lourde bis zu Rückkehr ihrer in die Drte geſandten Boten
Stilſtand erwicft; ausgeſchloffen durchaus Bürgermeis fter Waldmann und Dbriftmeiſter Dehen , als welche die Súrgfdjaft gefälſcht. Wie in großen Unruhen, immer , diefer sag offena
barte voy mehr als Einem Kopf und Herzen was in ihm war: Felix Brennwald, mit Hülfe der Winterturer, be. hauptete die Feſte Kiburg wider das anſtürmende lande,
volt °C) ; von Wädiſchwy! ward Ulrich Schwend mit offenbarer Gewalt vertrieben 16.b); Grüningen yon dem
landvogt wider die Stadt angeführt 6:9), von Kilchberg 197'! ..
616) Zürich 4 * Wintertue, '30. März : man fendet mit s vierzehn Mann den Ritter Schwärímurcr ; die Frauen von
Dog laſſen für die Burg 50.Mått Korn mahlen. Nach, Buls linger lag auf der Burg die ſeit zwölf Jahren gehobene Steger ; merfrürdig ', da der Stadt Einkommen nichts wenis
ger als groß war. Uebrigens iſt Brennwald eines Geldists chreibers Bater.
si
..
616b). In obigem Sdreiben : Vorhof und das vordere.
Schloß waren von den Landleuten eingenommen ; da vermits telte Zug.
617 ) zu unterſuchen , ob er Sanns Widmer , Soba von Wald
Geſchichte der Schweiz..
393
von kleinen Städten und von der Einfalt unanſehnlicher
Dörfer, die dankbare alte Ereu am beſten bewiefen 6-8). Da nahm der Bürgermeiſter den lang vernachläßigten Panzer , das große Schwert, beſſerer Tage Zeugen ; : er giengr, er ſchlief wohlbewacht, aber nicht mehr von der ! Liebe des* Wolfs.
Die oftgeehrte , lang auf ihu ſtolze
Bürgerſchaft bewies (wie pas volt nur immer den Au . genblick fühlt) auch nicht auf wenige Tage Haltung. Nach der Verkommniß von Stanz hatten die Eidgenoſſen Zürich retten müſſen . Die Bürger mit kindiſchem lingeſtům wollten die Bauern (ohne Mittel) vertrieben
reben , oder mit ihnen feyn
..."
pot mit ihne Als die Nadıricht von
dem Landſturm zu Schwy; þekannt wurde , faßen die Boten der Eidgenoſſen , und anderer Stådte und Herren , zu Pferd , um nach Zürich zu eilen . Der Bürgermeiſter aß mit ihnen im Wirthss 5
hauſe zum Schwert 69).
Pldplich Geſchrey , Getům.
mel; auf der Brücke zwiſchen dem Gaſthof und Rath. hauſe wurde der Stadtknecht Schneevogel, der über die Stimmung der Züricher fich mit Unwillen geäußert ivon pier Mann erſtochen. Die Eidgenoſſen hatten die größte Mühe , den 34 Sülfe eilenden Bürgermeiſter zu bals ten 620). Die Mörder warfen ſich in eine Kirche, gien.. gen aber noch denfelben Tag frey herum . Sein treuer Diener , auf deſſen Verſtand , Muth und Herz er bauen fonnte 621), war gefallen : man rieth ihm , fic şu zu ento manns altem Freund , oder der neue Landvogt Werner Stuti gewefen! Wenn jedes, fo bandelte er wohl aus furchtſamer .
Schwache : 618 ) Wintertur , Stein , Egliſau , Salad , das ichon mibbans delte Seilchberg , Woningen , altfetten , Wiebiton , Riedern , die vier Wachten , hielten die Ereu ; Bullinger . 619 ) Damals , Rubli's Hub. ! 620 ) Sie ,handhielten ihn gewaltig , “ nach Ansbelm's maleriſchem Ausdrud .
621 ) Ein , felidyer dapferer mana , " Bull.; Luchtfertiger Mann , " A n 6b.
ein friſcher
394
V. Buch . Drittes Tapitel .
fernen . Er hielt für würdiger , fich zu zeigen.
Diefes
woûte er morgen thun , von Zunft zu Zunft, mit den
gebührlichen Reden . ' Das erfuhren feine Feinde , und fürchteten die Macht feines Mortes , aus Bedrängniß der Seele zu Bürgern geſprochen , die ſie durch lange mühſame Kunſt faum nach und nach von ihm abbringen
mochten . Sie entröarfen ihren Anſchlag. gieng vorüber, 7.1
Die Nacht
Nachdem der Bürgermeiſter einige Zünfte beſucht 62%),
um begegneten ihm Bürger, im Namen der Gemeinde Er redete
Verſammlung des großen Raths bittend.
mit ihnen ; indem erflang die Glocke , welche dieſe Ders
ſammlung zu verfünbigen pflegt. Er ſchnell in das Rathhaus , wo niemand anzugeben wußte , wie das geo
ſchehen . Die Zünfte, als er nicht fami giengen auss einander ; alles , vou Mißmuth und Erwartung , drång . te ſich der untern Brüde (am Rathhaure ) ju ; wo des
Bürgermeiſters Feinde , vorab Lazarus Goldli , durch unbeſtimmte Aeußerungen Spannung und Angſt auf das Hochfte trieben ; bis das Volf, in alleråußerſter Unrube , an allen Mitteln verzweifelte. Da gab Goldli als leicht an , die Regierung zum Frieden mit dem See anzuhal. ten. Dieſes zu übernehmen , wurde ' mit hellem einmús
thigen Ruf er ſelbſt gebeten . Zwey gab man ihn zu 6 *}), Einen wählte er von jeder Zunft , befahl heimlich Bes waffnung und eilte hinauf. - Als dem Bürgermeiſter dies ſer Mann gemeldet wurde , abnte , er-nichts gutes . Geisli begehrte einen Ausſchuß des großen Rathes , der mit einem von der Gemeinde , i wohl beſſer als andere 622 ) Nachdem Bullinger ſeinen Bortrag ben den Zunfo ten riablt , Schreibt er an den Rand : ,, Hieruß verftaht mans
„ , niglich gründlich und wahrlich alen Sandel des Herrn Walds i, inanns und ob er das Schwert verdient. “
623 ) Heinrid, Somid und Kanns Hertli, von denen fonſt nic . mand te achört ; ſolche Menſchen , wie dieſer Goldli , mogen ſich gern mit Schein bedecken.
Gefchichte der Schweiz.
395
Reute , " ' den Frieden unierhandeln könne.
Dhne die
Bewilligung abzuwarten , entfernte er fich ; an der Srep .
pe war ſein Knecht mit Mordaxt und Rüſtung. So rannte lazarus unter die Bürger : ,, daß Gott der armen . Stadt fich erbarme! " rief er wiederholt , überlaut.
Gedungene Anhänger aus mancherley Volk , in manchers ley Waffen , wiederholten das Geſchrey : - , Wie mans or chem iſt Unrecht geſchehen , dem jeßt geholfen werden or fou ? " Schrecken , Wuth , Neugier , in allen Gaſſen der Auflauf, dem Rathhaufe zu. Der Eidgenoffen Bor
ten waren alda , Thüring Frikhard jedoch verdrångt worden 624). Sier erhob ſich am wildeſten der Lumult, , Herunter mit ihnen !
- Wir wollen ſie beraus. deine Hoffart iſt vors Regiment, dein , Waldmann bey. - Dein freundlich Weren hilft jeßt nicht. " Damit wogete die Menge fürchterlich nach den Thüren, welche einzuſtoßen oder aufzuhauen ſie vorhatte ; der ganze Rath würde umgebracht worden ſeyn. Da er: ſchien oben in den Fenſtern mit andern Eidgenoſſen kudo wig Seiler , Schultheiß von Lucern , und machte die
Bitte , die Unterſuchung ihnen zu überlaſſen ; hierauf, den Berhaften das Rathhaus zum Gefängniß zu geben ; endlich , die Schlüffel des Gefängnißthurms Wellenberg den Eidgenoſſen zu vertrauen ; vergeblich , verſtändlich. Statt nun die Aufrührer ben den ewigen Bünden zu mahnen , und einen Bürgermeiſter , welcher an Tagen und in Schlachten ſo oft Bormann geweſen , zu eibges
noffiſchen Rechten zu ſchirmen , fragte der Schultheiß : Wen molt ihr denn ? '' ,, Den Bürgermeiſter Walds i, mann , den Döriſtmeiſter Dehen , den Widmer , den Binder , den Stadtſchreiber , den oberſten Rathsdies o ner 62) , den Thurmwåchter,626)." Er hørte , und 624 ) Ansbelm.
Man muß geſtchen , daß Bern zwar mit
gutem Willen dieſen , ſonſt aber keine impoſanten , ſelbſtſtändia gen manner geſchickt. 625 ) Erhard Ellend.
626 ) Heini Blduſer. Wir verzeichnen dieſe Namen keineswegs
396
V. Buch . Drittes Capitel .
Pou gerufen haben :. ,,Wen mehr ?."
Als die Eidgenoſ
fen in die Rathſtube zurücktraten , war durch Vorwürfe, Mißtrauen , Unmuth und Furcht alles gelåhmt. Sie zum Bürgermeiſter : ,, Herr , Euch wollen fie zuerſt. “
Er , gefaßt , ſtand auf, und ſprach : , Meine Serren , ?
,, meine Arbeit und mein Gemüth für dieſe Stadt fonnt
, ihr bezeugen.
Eidgenoſſen , der ewige Bund iſt auf
n den Bürgermeiſter von Zürich mit Namen geſtellt 027) ; ,, mich habt Ihr bey Murten und vor Nancy , wie oft als
- Freund auf Çagen , geſehen.
Deffen gedenket !"
Siemit ergab er fich ; der Geſandten einer loſete ihm das Schwert von der Seite ; zwiſchen Landammann Reding
und Schultheißen Seiler gieng er unerſchrocken hinaus ; gefangen folgten ſeine Freunde , feine traulichen Eiſchge.
noſſen 628). Durch eine Gaffe von Spießen , zwiſchen låſterndem Póbel, trat er ſchweigend einher , bis ein Schiff die Gefangenen in den Wellenberg trug ; nun gee fahrvoller ,' da Ruhm und Berdienft ihn , den Helden
und Herrn , als da ihn , weiland im Jünglingsalter aus der Beglerøe , Spenntniß der geſchriebenen Geſchichten zu zeigen , ſondern (wie die Namen eines lazarus Góloli und anderer Borerichter) auf daß die Zeitgenoffen Reben , es bleibe weder der Lorbeer fefter Treu , noch die Infamie des Lasters
von der Geſchichte unbeachtet : ſo daß jeder wahlen möge , ob
er den Ruhm angeſtammter Tugend oder die laftende Schmach eines Verbrechers auf ſeine Nachkommen vererben wil.
627 ) Wahr ; fiehe Ch. II , 224. Erkenne jedermiann ; ' was file Menſchen dieſe Boten der Eidgenoſſen gerocren ſeyn müſſen . Hier die Namen aus obigem Grund : von Bern , Antoni Ochön und Urs Werder; von lucern der Seiler und Sefels meiſter Werner von der Meggen ; von Uri Walther in der Gaffen und Heinrich ( oder Hanns ) gmbof. welcher an Murs ten hätte erinnern fonnen ;** von Süwng der Reding .und der
jungere Dietrich an der Halden , von Unterwalden Zuben und am Büel ; von Zug , Ammann Schell und Haßler ; von Glas ris Sachlin und Landichreiber Rietler.
So bieben ſie. Berner ſpielen feine Rolle ; Sciler tritt hervor.
Die
628 ) Auch Heini 586 , Hanns Buger , illrich Riegler, sanns /
Wunderlich , auch der Rathoknecht Barenſteifer.
Geſchichte der Schweiz.
397
Leichtfinn ein paarmal dahin gebracht hatte.
Nachdem
die Eidgenoffen bey Ehre , Pflicht und Freundſchaft mie. derholt verſichert. nichts gewaltthåtiges zuzugeben, und in und um den Thurm Wachtſchiffe und Wachten die Sicherheit gewährleiſtet , verließenfte ihn. Gang Zürich , ohne Ausnahme der Münſter , war in Waffen , verdoppelt nun die Arbeit feiner Feinde , damit nicht ein
ſpåtes Gefühl für das Recht oder den Mann das Werk der Bosheit vereitle.
Alles wurde durch Lügen erleichtert, ohne Kühnheit
(es wurde nichts miderſprochen ) , ohne viel Wiß (die grobſte Lüge inacht das meifte Glück). Ein Verzeichniß von ſechszig Bürgern wurde erwåbnt , welche Wald be
mann zum Lode beſtimmt haben ; glückwünſchend drůdte Lazarus und ſein . Dheim vielen die Sand , weil auch ſie darin geſtanden. Iſt nicht , fagten andere , wirklich im dußern Amt eine Vortrupp der Deſterreicher , welchen er
die Stadt übergeben wollte ?
Wir haben die neuen
Shorfchlüffel gefunden ; man weiß die geheime Loſung ;
man erkennt an den hårmzeichen , den Stadtbüchſen den graufen Verrath ; auch hat man an Häuſern Zeichen entdeckt; er meinte Graf von Kiburg zu werden 629). Die Seebauern , hocherfreut, auf achttaufend. Mann
verſtårkt, erboten wider die Obrigkeit Vereinigung . Zu derſelben Stunde war in der Waſſerfirche durch eine ohne
Haupt verſammelte Gemeinde der ganze Rath reines Amtes entreßt, Lazarus Goldli mit außerordentlicher Gewalt Stadthauptmann , und ein Rath von rechszig hochſt ungebildeten Menſchen ihm bengeordnet worden ; eine aus dem Pöbel, ja Fremden und Baſtarden , mehr
ernannte als gewählte 630), wegen ihrer Dummheit und 629) Glaube , doch niemand , daß folde Sunſtmittel verbraucht ,
ſind.
Was haben wir nicht erlebt !
630) Vier geſellten ſich zu , obne gewdhlt zu ſenn ; und wer in der Stadt mochte die andern , als fabio , erkennen !
398
V. Budh.
Drittes Capitel .
Unbändigkeit unter dem Namen des hornernen Ra. thes befannte Regierung , von welcher Lazarus wußte,
daß ſie ſein blindes Werkzeug ſeyn würde. Man konnte aber weder Gutes noch Bores in Gang oder eine gewiffe
Form bringen , bis der alte Goldli , Konrad Schwend, Heinrich Ercher und (auch ein Ritter aus dem Burgun.
diſchen Krieg) Hartmann von Rorborf erbeten wurden,
benzuwohnen 636). So lang nothigten die Eidgenoſſen den Altbürgermeiſter Heinrich Roúft, bis auch er ſeine
Erfahrung lieh 6* ). Der erſten Sigung wohnte Rel. ftab und Mugern ben. Sie forderten als von einer Stadt , welche, aus Dank für die Befreyung , jeßt nur zu ſchenken hätte. Auch die achttauſend waren mit Brot und Wein bald nicht zufrieden , biß Braten und gekochtes Fleiſch , nebſt Semmelringen , Feigen und Mandeln hinausgeſchickt wurden.
In dem allem wurde
durch offentliche Erzählung von des Bürgermeiſters Mordanſchlågen , von dem faiſerlichen Heer , von den
verborgenen Waffen , die Berwirrung unterhalten , ſein Bermogen aber als das Mittel zu allen Auslagen be. trachtet. Sein Haus wurde bereßt; man fand in dem Nůſtkaſten die treflichſten Gewehre , aber für Einen Mann. Eben ro wenig , ſie wußten es , fonnte die fúge des fremden Heers beſtehen.
Da beſchloffen fie,
ihn durch die Folter zu Bejahung einiger Anklagen zu zwingen.
Sie fuhren in den Weđenberg in der Mitternachts ſtunde der zweyten Nacht ſeiner Perhaftung; Felix Schwend war Hauptmann des Thurms ; Seßſtab , einer 631 ) Da nun der nichts anzufangen wußte , dem vorher nichts recht lag ; Ansbelm.
Höflicher Bullinger : als nun
der hörnin Rath nit am geſchickteſten was , große Handel uốjus führen u. ſ. f.
Hanns und ſein Sohn Gerold Meyer von
Sinonau wurden auch genöthiget.
632) Er nahm ſeinen Sobn Marf mit, welchen wir noch oft ſeben werden .
Gefchichte der Schweiz.
399
vom neuen Rath , offnete ihn. Sie fragten den Bür. germeiſter vierzig Stunden lang , oft an der Folter , wo ein mehr als centnerſchwerer Stein ihm angehengt
war 63 ). Er antwortete mit dem freyen Muthe reines Bewußtfeyns und mit der unwiderſtehlichen Klarheit eines weiſen und biedern Manns , der den Zweck ihrer Sie verſuchten die Grauſamkeit zu vereiteln wußte.
V
Marter bis zur gånzlichen Erſchspfung, zum zweyten Mal, mit gleicher Beſchåmung. Sie hofften , durch den, Aufenthalt in einem ſcheußlichen Mörderloch , und durch die aller ſchwerſten Feſſeln 634) , feine Seele zu bres chen . In der That , er klagte , er bat ; aber nie zeugte er wider ſich ſelbſt. Er unterlag der Schwachheit , auf ein Ehrgefühl der eidgenöſſiſchen Boten , auf ein Anden
zu zählen . ken der Bürger von Zürich น
Da er alle glors
reichen Lage und ſeines Lebens Arbeit vergeln und ſich
den Goldli überliefert fah , entfiel ihm eine Thråne , ins dem er ſeine Ritterzeichen ablegte ; er aß nicht mehr. Vielleicht , in Römiſchen Zeiten , håtte er ſeinen Feinden die Luft entzogen, ihn ſterben zu ſehen , und ſeiner Stadt den Vorwurf, daß ihr großter Bürgermeiſter ro ſterben mußte ; aber es iſt auch etwas , durch unverdientes Reis
den fürFriſchhannſen Blut büßen 634b) , und dann über das Urtheil der Nachwelt ruhig reyn. Am rechsten April des vierzehnhundert neun unb
achtzigſten Jahrs 635) wurde über Hanns Waldmann, 633) Der gute Howard (State of priſons, 1784) hat den 120 Pf. ſchweren Folterſtein noch geſchen . 634 ) Dieſe bat Bullinger noch geren
6346) Merkwürdig , daß dieſe ſchlimmſte That feines Lebens , in all dieſen Händeln , ihm zu keinem Vorwurf gemacht wird. .
Schultheiſ Seiler war ihm ſchon vor ſieben Jahren nicht gut.
Peter nrann Etterlin , auch ein lucerner , ſpricht, ohne Friidihanns zu erwähnen , von Waldmann mit Bitterkeit : hoben Geiſt und Schönheit kann er ihm nid )t abſprechen , vers
weilt aber mehr auf ſeinem Uebermuth .
635) um 25. März war er von Baden beimgekommen ; am 26 ff.
1
V. Duch . - Drittes Capitel.
400
Ritter , ' Bürgermeiſter von Zürich , vor dem die Burs gunder geflohen , deffen Gunſt Ludwig der Eilfte, Defter .
reich , Savonen , Mailand und Lothringen geſucht, von ſeinen erklärten Feinden , in Bepfern einer Schweizeri
fchen Geſandtſchaft, gerichtet. Man fürchtete einiges Erwachen guter Züricher. Es kamen alſo während der Sigung drey athemloſe, ganz von Schweiß durchneşte Boten : „ Was geſtalten eine große Macht von Defters reich in Einverſtändniß mit dem Gefangenen bey Egli Pau (36) über den Rhein gegangen ; die FlammeEgliſau's babe man gefeben , gehört das Geheul der ohne Unter , ſchied Alters und Geſchlechts biß ganz nahe an die Stadt auf Angabe des Gefangenen umgebrachten uns terthanen ; die Deſterreicher woollen ihn retten ; um weni.
ge Stunden ren es zu thun . “ Enthauptung verurtheilt.
Da wurde er eilends zur
Er , für ſich beruhiget , als die große Glode er: klang , und nun das Schiff,. ihn abzuholen , an den Wellenberg ſtieß , empfand nur Eine recht innige Bewes
gung , beym Zurůdklaſſen ſeiner mitgefangenen Freunde. Zweyhundert Mann führten ihn zum Todesurtheil. Dieſes enthielt weder ein wirklich todwürdiges noch ein von ihm anerkanntes Derbrechen , ſondern ein Gemiſch von Anzeigen und Nachreden über viel Großes und Kleis
nes , Geſchehenes und Vorgehabtes , das er als Menſch oder als Regent, für fich oder mit anderen , wider die Stadt oder den Bürgermeiſter Gdldli oder für einen
Freund , geſagt, gethan oder auch zur Ueberlegung auf. geſchrieben haben ſollte 697). Im lekten Hugenblid, wurde mit den Bauern gehandelt; am 29ſten war der Sonntag latare; am 31. Schneevogel ermordet ; Mittemocio
auf den erſten April der Bürgermeiſter gefangen ; Donnerſtag Nachts Anfang der Solter ; Montags , am 6ten , die Ers mordung.
636) Andere feten Elggau , das aber zu weit vom Rhein ift. 637) Es if bep #Bli abgedrudt: e$ fcp auf thn erfunden
Geſchichte der Sch w eig.
401
wo am Ausgang des thåtigſten Lebens der Mann , wels cher alle Tage gewirkt , im Schauder des Uebertrittes
zu unbekannten Erfahrungen , gern alle unſere Jåmmers lichkeiten von fich wirft, hatte der Beichtvater ihm die Zuſage abgedrungen , daß er nicht offentlich reden wolle 638). Als Waldmann obiges verlefen gehört, Fiel ihm dieſes Verſprechen billig fehr ſchwer, : Da rief der Geiſtliche, „I Stillſchweigen föhne jeßt vor Gott ſeine 1. Sünden .. Vor die Stadt 639) , auf daß den Sees,
bauern die Luſt reines Lodes nicht entgehe, vor den Augen des auf der Mauer verſammelten Stadtvolks,
wurde er zum Tode geführt ; Er , nach ſeiner Yrt , ſchon (bekannt bat er nicht) , daß er vor Jahren dem Stonig in Frankreich geichworen (wohl einen Rathseid , nie andere mit
ſo einem Eltel beehrte ) ; daß er Weiber , die ſich nicht ſchans den lleßen , gezwungen haben ſoll, von dem Antrag nichts zu I
fagen ; daß er etwa Urtheile für ermehrt ausgab , die es nicht waren (weder Bepſpiel noch Erweis ); daß , da Mailand ihm verſprochene 4000 Ducaten nicht geben wollen , er die Geſands ten durch Drohungen dazu gezwungen ; daß er mit den Zunfts meiftern eins geworden, den (wegen Verbrechen , die wir nicht
mehr wiſſen ) entwichenen Baſtard Gildli , wenn er wieder komme , binrichten zu laſſen ; daß er projectirt, die Zunfts meiſter lebenslanglich zu machen , von der Conſtaffel ( was nach ſeinem Cod Geres wurde ) nur 6 in den Rath zu nehmen , und nicht zuzugeben , daß ſie auf Zünfte gehen , um ſich dort wahlen zu laſſen ; daß niemand mehr habe dürfen
den Bürgermeiſter Gdidli zu Geſandtſchaften vorſchlagen (auf welchen er wider ihn cabalirte und die Geſchäfte möglichſt vers wirrte ) ; daß er für einen verſtoßenen Zunftmeiſter Gnade ers beten , eines andern Fehler zu bedecken geſucht, und in der Meifter Buch ( ein Memorandumbuch ) vieles ohne genugſame Stimmen geſchrieben. 638 ) ,, Vil fút vermeintend, " ſagt Bullinger , ,,daß, wenn er geſprochen hatte , er nicht umgekommen ware ; als das Volt ihn ſah und hörte , war es ganz wieder für ihn . Das I
wußten die Mörder.
639 ) Auf eine Wiere des Stadtbaumeiſters Sagenower am Ane
fang des Zeltweges. V. Theil.
CC
V , Buch . Drittes Capitel.
402
bekleidet 640), ſchritt getroſt, jedermann grüßend , eine ber.
Die Ritterzeichen wurden ihm abgenommen " ),
aber die wahren ſind in der Hiſtorie. Einmal brach ſein Herz aus : „ Gott , um dieſes Todes willen , welchent ,, ich nicht verdient , vergieb mir , worin ich gefehlt." Hierauf, nach der Sitte, bat er mit lauter Stimme alle
Menſchen um Vergebung und ben Gott Fürbitte. So gewiß fühlte er , daß der Udwiffende ihn gnädig anſebe, daß er auch ſeine Fürbitte dem lautweinenden Bolt 642) berſprach. Da er anſtandsvolt 643) fich zur Enthaup . tung niederließ , warf er auf Zürich noch Einen Blic ,
rief zu Gott noch Einmal für die Stadt.
Nachdem feia
Haupt gefallen , wurde Stillſchweigen befohlen , und verkündiget : ,, Wie man ſichere Nachricht habe , daß ,, kein Deſterreicher über den Rhein gefommen , oder irs ..gend etwas von ihnen zu fürchten ren. “ Man weiß , in weichem Bach jene Eilboten ihre Hemden geneßt , auf daß man glaube , fie kommen aus der Ferne ; dieſe Bus berey iſt ungeſtraft geblieben. lazarus Góldli hat noch zwolf , fein Dheim fünf und zwanzig Jahre in Ehrens åmtern gelebt : es hatte Waldmann feine Kinder noch
måchtige Verwandtſchaft, und auf daß wir nicht in der Sichtbarkeit das Ganze unſeres Lebens ſuchen , ſo ift der Gerichtſtuhl über Liſt und Gewalt in der Dunkel jens reit des Grabes : auf der Welt iſt keiner als die Ge.
ſchichte 644). 640) In alchgraue Seide ( oder Damaft). 641 ) Da er zum Tod gieng, hatte er ſie wieder uingelegt ; jeßt lofte ſie ihm Seinrich Eicher , der altefte Ritter zu Zürich .
642 ) Es erhub ſich ein groß Hüllen und Wohnen unter Wob und Mannen , daß ein ſolchoner herrlicher mann ſterben ſollt ; und die von der Praktik und untreu etwas wußten , denen mard die Sacb deſto ſchwerer. Bullinger. 643 ) Anselm : mit männlicher Geduld.
644) Begraben wurde er nach ſeinem Verlangen bey dein Frauen.
münſter , und lag nachy 157 Jahren noch friſch und unverwes fet im Grabe ; Blunt fchii.
Gerchi dyte der Schweif.
403
Am Ende der Woche reines Lodes wurde der Obriſt. meiſter Dehen und ein Zunftmeiſter Schurter , genannt
Goße , gefoltert und hingerichtet , weil ſie ſeinen Hand. lungen und Anſchlågen beygeſtimmt, in kleinen Sachen etwa von ihm begúnftiget worden , und im Anfang des Aufruhrs ſich unter einander Treu verſprochen 645). Da tourden der Stadt Thore geſchloſſen und die Frenheiten der Kirchen geſperrt, auf daß alle übrigen Zunftmeiſter gegriffen würden.
Sie wurden an der Folter vernoms
men, einer enthauptet 645), zwey eingemauert 647), einer in rein Haus gebannt , viele ſchwer gebüßt, auch ein unſchuldiger Mann durch die Pein der Marter für Arbeit
und Genuß auf ſein Lebenlang unfähig 648).
kang war in des Frauenmünſters Freyheit Wald . manns älteſter Freund , Ulrich Widmer , Zunftmeiſter, deſſen Erfahrung und Vernunft auch Feinden ehrwürdig war 649) ; Trauer und Ungeduld machten ihm die achts
sigjährige Lebenslaſt unertråglich ; er gieng endlich her. vor ; da griffen ſie ihn , folterten ihn ſiebenmal, und
ließen rein graues Haupt durch den Scharfrichter fallen . Cc 2
flt. Die Borwürfe fino 645) Die urtbeile fiebe bev fämmtlich unbedeutend ; the Bermogen war dußerft fchinal ;
ihr Verbrechen war , daß ſie ſich an den größten Mann der Stadt hielten. 646 ) Ubich Rigler.
647) Hanns Boger und Rudolf RnB ; „ daß fie Sonn und Mond nie mehr rehen , und fein Luftloch ren als um Speiſe ,, herein zu reichen . “ 648 ) Der Stadtknecht Martin Bärenſtrifer , der einen Melins ger gefragt haben ſollte, ob er wohl Luſt hatte , den Deſterreis
cern (die nie daran gedacht) ſein Stadtchen zu verrathen. Dafür, daß er gefoltert worden , bis er ,, für fein Mann mehr gut was “ mußte der Verleunider ihm zwanzig harte Gulden geben.
Die ſchåndlichen Richter aber , die verdient hatten ,
ihre Foltern ſelbſt zu erfahren , gaben ihm nichts, 649 ) Der Ritter Sonrad Sawend ſoll noch in der Frenheit ihn beſucht haben.
i
404
V. Such . Drittes Capitel.
Keine Tyrannen iſt unmenſchlicher , als die im Namen des Dolks und gemeinen Wohls. Wenn , wie anderen Uebeln der Natur und Geſellſchaft, ihr auf ewig vorzu .
beugen unm &glich wäre , ſo müßte die bürgerliche Freys heit mit unzähligen Formen umzäunt werden , um ihr 1
bas abſcheuliche Werk doch möglichſt zu erſchweren 650). Viele damals entflohene, gebüßte , ja eingemauerte, haben , als das Partenſpiel ein Ende nahm , der Stadt
noch viele Jahre in den erſten Aemtern gedients). Nach dem Untergang des Bürgermeiſters mußte Zürich durch die Eidgenoſſen ſich zu einem Vertrag mit dem landvolt nöthigen laſſen , wodurch die Hoheit ges
Ichwacht und ein Zunder des Mißvergnügen ausges ſtreut ward , welcher nach drenhundert Jahren zum Uns tergang der ganzen Schweiz bentrug. An dem Eage Feines Todes mußte man ſich gefallen laſſen , daß zwi. ſchen Obrigkeit und Unterthanen als ganz gleichen Par.
teyen “s ) von den Eidgenoſſen ein Unterſuchungsproceſ auf einen ewigen Vertrag eingeleitet wurde 653). 650) Ein zweptes Mittel wäre , die Geſchichte umſtändlich zu lernen ; in derſelben fomnien die Kennzeichen der wüthenden
Verführer vor ; daran find ſie gleich zu erkennen. 651 ) Uusbelm . Wer nicht im Strudel eetddtet worden, tam wieder zu Rath und in alle Ehren. Bullinger führt
den eingemauerten Boger an , der nachmals den leßten Krieg der Schweiz mit Deſterreich ſchließen half ; und ſo vier andere. ,, Hettend nu die übrigen auch noch gelebt !" 652 ) Anlaßbrief 6. Apr.: die Bauern heißen wohl unters börige , doch auch die ,, ehrfamen wyſen ." Beſigelt iſt er für
das Land von dem Freyburgiſchen Schultheißen Dietrich von Endliſperg , einem Soloturniſchen Setelmeiſter Dchienbein ,
Andreas Rol von Bonſtetten (welcher für ſich da war ) , dem Aumann Heinrich Wira von üriton und Richter Ulrich Bors fter von Widiſchuoni. 653 ) Das iſt der berühmte Waldmannische Spruch vom
9. Mai 1489. Wir haben ſowohl den 1 ) , welcher den Ges meinden am See und den Wadtſchwylern , als die 2) den Kis burgern , dem neuen Amte Eachſen und El98 , 3) den Grünins
1
Gefchichte der Schweiz.
405
Unzählige Gegenfånde wurden von den landleuten , überhaupt und insbeſondere , zur Sprache gebracht. Sie wollten nicht ferner in allen Dingen Gehorſam fchworen ; rechtmäßige , herkömmliche waren gemeint ; aber der Ausdruck wurde getilgt 654). An die Ordnung wegen ausländiſcher Dienſte wurden ſie nicht mehr , als 65
die Bürger, gebunden “s).
In allem fuchten ſie, ohne
Mittel der Stadt , mit der ganzen Schweiz Verhältniſſe, und an allem Theil zu haben , was in Kriegen und
Tractaten zu öffentlichem Vortheil fiel 65 ) . Sie bes kamen Theil an dem durch fie Erfochtenen ; was der höchſten Gewalt und Leitung zukommt , blieb der Stadt 657) . Gene weislich verordneten Reiſebüchſen wurden vertheilt . Ueber das Beſteuerungsrecht, wels . ches wohl felten geübt werden würde , wollte die Stadt ſich nicht ganz beſtimmt herauslaſſen : endlich wurde feſts gern , 4) Greifenſeern und Bubifonern , s) dem Frepamte, 6)
denen von Andelfingen , Diſingen und Flach , und 7 ) den Res gensbergern ertheilt worden ſind.
654 ) , 3hr ſollt ichwdren unſeren gnddigen Herren Bürgermeis fter und Rathen und dem großen Rathe der Zweyhundert, der Stadt Zürich , Ereue und Wahrheit zu halten , und ihnen
und ihrem gegenwärtigen Vogt an ihrer Statt gehorſam und rtig ſeyn.im“ Eide : daß ouch üwer feiner in fein Krieg 655gewä ) Sonſtzuivar laufen , ryten noch gan roll ohn unſer gn. Herren Erloben , Wiſſen und Willen .
Jeßt, wenn den Bürgern ,, ein Dienſtges
Lauf" zugelaſſen wird , rey es auch dem Landmann fren (den man fonft bep ſeinem Pflug Laſſen mochte ).
656) Die Bauern wollten nur gemeincidgenöſſiſche Landfteuern geben ; an allen Brandſchaßungen , Beutegeldern und Penſios nen Theil haben ; und fod in der Stadt keiner (ein auswärti: ges ) Fahrgeld nehmen ohne Wiſſen und Widen gemeiner Eids genoſſen , 657) Branófchagungen und Beute werden , nach der Zahl der
im Feld geweſenen Mannſchaft , gleich vertheilt ; Städte,
Schlöffer , land und Leute , Renten , Büchſen , find aus: cließlich der Stadt. Eben dieſelbe bat von Penſionen (Subs ſidicn ) den Fhrigen keine Rechnung zu thun (die Eidgenoſſeu
batten hiebey des Benſpield wegen Intereſſe ).
406
V. Bud .
Drittes Capitel.
gereßt, wenn ſie ſich belegt , moge ſie auch das Land beſteuern 658). In Wahrheit wird eine Obrigkeit , wels che feine ſtehenden oder vollends fremde Waffen hat,
Eingriffe in das Eigenthum nie machen , ehe ihr Volk von der Nothwendigkeit überzeugt ift. Hiemit fiel die
außerordentliche landſteuer 659) ; in kehnrechten wurde auf das Herkommen 50), und , wie in gutwilligen Dbs ſervangen "1), auf die Billigkeit geſehen . Ueber Forſt6 %), 660
561
658) Daß wenn ſie auf ſich ſelbſt in der Stadt eine Steuer legen nach Leib und Gut , fie Gewalt und macht baben , auf alle die Ihren eine Steuer nach Leib und Gut zu legen .
659) Die oben im Text zwiſchen N. 559 und s6o erwudhnte ; zugleich das von Stadt und Land getragene Fronfaften , Ungfter , Plappart und Büchſengelder ( Bermögenſteuern , zum Sheil für Ausrüſtung des Zeughauſes ), und alles von einheis miſchen Weinen gehobene Dhmgeld . Hingegen wurde den Dubeldorfern abgeſchlagen , wegen ihrer Stege über die Glatt
in Zürich follfrei zu ſenn. So auch den Birmenftorfern und Bonſtettern. 660) Welches bald an jedem Ort anders iſt und lange vorhin durch einen Vertrag zu ühwieren geordnet war. Außer dem
Fall (der Abgabe , wenn das Baupt des Hauſes ftirbt) , welcher .
auch hin und wieder , wie für S. Regulen leute im Regenss
bergiſchen , durch idhrlich cin Vierling Wachs , ablösbar war , und außer einigem Zwang bep Heirathen , welcher durch althers kömmlichen Wecbſelverein der Gotteshduſer gemdßiget wurde, waren dieſe Rechte nicht eben laſtig : auch ohne reines Herrn willen mochte der Leibeigene im Siburgiſchen heirathen , wen
er wollte , um zehn Pf.
Wer im Neuamt einen Zug hatte,
that Einen Eagwan ( Frohnfuhre ); ever nicht , ſpannte mit einem andern.
Faſtnachthühner bezahlte der Leibeigene oder
Landzügling ( ohne feftes Heimath) ; mehreren Orten wurden fie nachgelaſicn. Im übrigen mögen Handleben , unrecht ges baut , einem genommen , eben ſo auch aufgegeben werden. 661 ) Wie Vogthühner ſeit vierzig Jahren aufgefommen , um die Vogte williger zu machen ; wie auch der neuaufsichenden landvágte Bausgerdthe und Wein von den Gemeinden ohne Schuldigkeit abgeholt worden. +
662 ) Daß jeder ſich bcholzen , daß er auch Sdrlen und Sages tannen hauen mag , woben auf Schonung mehr gerechnet, als dieſelbe dem Eigennug durch Furcht abgezwungen wird.
Geſchichte der Schweig.
407
Jago 663) , Fiſchen 664), Weide, Acer 564 b), Wein. bau 66 ) , Aufwand 60 ) , Puß und Salzhandel 667), die zum Theil alten 668) oder unter Waldmann våterlich eingeführten Ordnungen , weil das Volk es wollte nachgegeben . Es wurde Freyheit des Marktes erklärt doch fodte Vorkauf nicht reyn ; anderes , als dem vora zubeugen , hatte auch Waldmann nicht im Sinne 669).
Die mancherley Gerichtsherrlichkeiten wurden alle beſtás tiget ; ro , daß an einem Orte der Eid an den Freyherrn Empfohlen wird ſie für die Frobniodider im Allgemeinen , aber namentlich für die , ob Callwyl und uplifdywyl den Albis bea Heidenden Forſte; den von Bülach will 'die Stadt felbft ehren
und jährlich nicht über vier und zwanzig Eichen daraus nebs men (Beſondere urkunde für Bülach , Mittw. nad, Remigi). 663 ) Wilde Schweine , Båren , Füdiſe , Dagle, ja die harms I
tojen Haſen , ſind jedem immer erlaubt : es fol auch ein Ges fellenſchießen vor der Faſtnacht jedem wohl geſtattet renn ; und,
Forft (von Kilchberg bis Horgen) und Silwald, ausgenommen , rollen die Seebauern jagen dürfen .
Als Zeichen der Hoheit
und des Wildbanns werden von den Griningoen die Schweinss
hdupter dem Vogt gebracht, nicht aber die Lagcn und stöpfe von Haren , als die ſchädliche Chiere ſind.
664) Weber Bewerbung des Zürichſees wurde die alte Einung beſtätiget; dhnliche zu machen , wird aller Weidleute Wiſſen Es iſt überhaupt zu merken , daß urs kundliche Rechte mitten in dem Aufruhr geehrt wurden : es .darf.
und Rath erfordert.
nicht jeder Anftoßer in der Eos fiſchen ; es kommt auf Urkuns. den an .
664 b). Es roll auch niemand Güter einſchlagen oder zu Weide bauen , die vorher uß (Almend) und Stroffelweide geweſen . 665 ) Zeber mag Weingarten anlegen und überhaupt ſein Gut
bewirthen , wie er es am beſten zu genießen meint.
666) Das Sittenmandat vom Nov. 1488 , wegen , Hochzeiten , Schenken , Beſuchen von Dorf zu Dorf, ift abgethan ; auch 1
die Badſtuben bleiben .
667 ) Gang fren gegeben.
668 ) Mar nicht das Verbot neuer Weinpflanzungen am See ( chou 84 Jahre alt ? Nicht allzeit lebet eigener Portheil ; manchmal reist , was nicht müblich iſt.
669 ) Ausdrůdlich wird vorgeſehen , daß alles auf die Märkte fornme , nicht vorher an die dritte Sand verkauft werde.
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V. Buch .
Drittes Capitel .
deim an die Stadt vorgieng 670).
Hier wurde den Ges meinben die Wahl , hier der Vorſchlag zu Untervogt. 671
ſtellen gelaſſen 077), und nur vorgeſehen , daß man ſie
nicht oft åndere 672 ); es macht Partenung . In Schul. dengerichtsſachen wurden die Seebauern als eingereſſene
Búrger behandelt 67 ). Gefängniſſtrafen , die , wenn auch aus Wohlmeinung 674), vervielfältiget waren,
wurden auf ſolche beſchränkt, welche veder Ehre und Leben verbrochen .675); die Bußen auf die leichte Sare geldarmer Vorzeit gemindert 670) ; Freyzügigkeit 677), Aufnahme in ein Dorfrecht 678), Wirthshåufer 679), Handwerker auf dem Lande $8) und ſonſt meiſtentheils 684
erlaubt und begünſtiget , was Waldmann genauer zu 670 ) Herdegen von Hinnwyl Herr zu Elgg erhielt, daß die Leute erſt ihm und n a ch m als dein landvogt ſchwören .
Die Jos
hanniter zu Bubikon mogén ſtrafen bis auf neun Pfund. 671 ) Jenes in dem Brief der Seebauern , diefes in dem Siburs giſchen ; vermuthlich nach dem Herfommen ; doch ſcheint 6 , jene wurden beſonders geſchont.
672 ) Die sliburger hätten je zu zwen Jahren andere haben mos gen. Der ſchnelle Uemterwechſel iſt revolutiondr.
673 ) ,,Diemut fi unſer Herren von Zürich ingefeſſen Burger ſind." 674) Arme Leute bußen im Thurin abverdienen zu laſſen . Wir ſahen das oben von Bern.
675 ) Sie mußten jedoch ,, Croſtung " (Bürgſchaft) geben.
676) Friedbruch im Siburgiſchen auf 18 Pf. ; die so Pf. Stels lung ſind aberkennt. Wer zu Tachſen einen , doch nicht bluts rünſtig , ſchlägt: nur ein Pf. s Sch .; welches 1568 mit ihs rem Willen auf 3 Pf. gereßt wurde.
Die Naulichelle zu Re:
gensberg koftet wieder nur 5 Sch ., und die N. 567 berührten ,
Modificationen gelten auch wieder.
Welcher Greifenſeer ſeine
Buße giebt , ohne ſie eintreiben zu laſſen , erhält geſchenkt. 677 ) „ Obwohl Zürich die Thrigen gern ben ſich baben wollt ,“ bleibt dem See fein freper Zug.
678 ) Bonſtetten und die nächſten drey Dörfer mogen Eidgenoſſen in ihren Etter aufnehmen , ohne daß dieſe dadurch Landjugs linge werden .
679) Zu Rümlang mag wiethen , wer dem Vogt s Sch. giebt ; zu Andelfingen mag Wcin , Brot und Futter geben , wer wil .
680) Wo einer fich getraut , ſich zu erndhren.
Geſchichte der Schweiz. ordnen gewünſcht.
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Daß jeder über ſein Eigenthum ver:
füge 683 b) , hatte er nie zu hindern gedacht. Er hatte Beklagten auf Ehre und leben mehr nicht als vier Bens ſtånde geſtattet, auf daß des Richters Freyheit nicht gefährdet werde : jekt erlaubte man jede Zahl ; es find
ihr auf zweyhundert gekommen Os ). Was am nachtheis ligſten werden konnte : ſtatt lårmender , zeitverderbender Gemeinden 682) , waren Zwslfer verordnet , welche in allem für das Dorf zu handeln hätten ; jetzt wurde nach : gegeben , daß zwery, dren mißvergnügte Gemeinden zus ſammentreten , und beträchtliche Ausſchüſſe an die Obrigkeit ſenden dürfen 682 b). Es roul , fügte man
gutmüthig ben, nur nicht wider die Obrigkeit geſprochen oder gehandelt werden 583). In allem war zu ſehen, daß Eile , Furcht und Haß nicht Grundfågé des sfs fentlichen Wohls , ſondern einfache Herſtellung des Alten zum Zweck hatten 683 b). Verſchiedenes über: nahm die Stadt 683c). Was einzele , was Gemeins den für gute Ereu erlitten , wurde nicht von den Thås tern , ſondern aus den Caffen der Gemeinden erſtats 680b) So lang einer ohne Stab , Stange oder Führ zu Ges richt und wieder nach Hauſe geben kann , mag er teftiren ; St iburgerbrief. 081 ) Füßli 271.
682) Klage deren von Wrach (im Neuamt) über lands tage , maps und Serbftgerichte ſo viele Zeit zu verlieren . 682 b) Jede zehn bis zwanzig Mann.
683 ) Der Widerſpruch der Clauſel mit øer Verfügung war deuts lich : aber man wollte die Sache nicht ſowohl endigen , als daraus kommen : es ift in großen Friedensſchlüſſen nicht anders ergangen.
683 b) Daber die Grüninger und ddifchwpler ſchlechtweg auf die alten Berner Sprüche 1440 f. verwieſen werden und ſonft oft geſagt wird , es ſol bey dem Alten bleiben , welches ſelbſt nicht unzweifelhaft war.
683C) 3. B. das Drittheil an Stoffen und fuhren , lo Stafa zum Schloß Grüningen ſon gedient hatte.
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V. Buch . Drittes Capitel.
tet 684) ; fremde Freundſchaft durch die Erwähnung geehrt 685). Im übrigen bekam deč Bauer zu Belohnung ſeiner Ebaten 685b) qus dem Vermogen des Bürgermeiſters, wovon er viele Wochen gezecht, noch neuntauſend Guls den , außer zweyhunderten , um ſich daraus Freude zu
machen 680) ; die Conſtaffel, die Zünfte, je hundert Guls den ; vierthalbhundert , als Denkzeichen , die treugeblies benen Stådte und Dörfer. Mit fünf und zwanzig Gul. den wurde der Bauer von Mugern belohnt. Sobald Waldmanns Feinde die Oberhand gewonnen, als er noch im Wellenberg lag , war ſein Haus und Vermogen zu Beſtreitung der Auslagen für ſeinen Untergang eingezo . gen , rein Schloß Dúbelſtein von dem Landvolt geplün. dert worden. Er hatte durch die Beute der Feldzüge,
die Geſchenke der Mächte $87), feine Heater und gute Drdnung ein kleines Bermogen' bis auf den Werth von 684 ) Acht Männern von Rüſchlikon , dem Prieſtor- zu üfter , den treuen intervågten Hanns Huſer und Rudolf Suter u. 9.
685 ) Wintertur , der Graf von Sulz , der Herr von Sar , Jas cob móttelj zu Bürglen , Stornfeil Herr zu Weinfelden . 685b) , Domit fi auch etwas zu Lohn betten , daß ffi wider ihr Dörigkeit geuffruret. " Bullinger aus dem Munde damas liger Bürger . 1
636) Quittung,, Smſ. V. Joh. Bapt. Bullinger : 12000 Fl. Der Bewaffnete habe i Pf. 19 Sch ., andere 15 Sch. bekommen. In der That belief ſich die Summe mittelſt vieler Ausgaben an einzele auf 12000 Fl. dorf's Rechnung ben sú bli.
Rors
687 ) 1485 Fl. betrugen die Jabrgelder von Frankreich , Defters reich, Savoyen (feit is . Jun. 1478), Bothringen (reit Smt.
v. Palın. 1483 ) und von dem Grafen von Lupfen ; Fußli 244 .
Aber ſie waren zum Cheil ſcit wenigen Jahren und
floſſen unrichtig. Beſſer mogen gefällige Dienſte in Augenblic belohnt worden ſeyn (N. 637 , Mailand).
Das drmliche
Geldchen von lupfen mochte eine nicht politiſche Beziehung . haben : 1482 verbirgt ſich Waldmann für Peter von Höwen Berrn von Trung , Lupfiſchen Tochtermann , gegen Caſpar Effinger , für 1000 Sl. zu s Proecat.
Gerchichte der Schweiz.
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wohl vierzigtaufend Gulden vermehrt , und ebel benutt ;
wie er denn vielfåltig den Ärmen geholfen 687b), ſeiner Stadt und vielen geiſtlichen und weltlichen Herren bes trächtliche Summen auf Zinfe geliehen, die er nicht ſtreng eintrieb , Rein Haus zu großer Bewirthung geordnet 88), fich felbſt mit herrlichem Schmuck 689) , ſeine Tafel mit reichem Silber 690), ſeine Ståde mit vielen fchönen Pfers den geziert. Alles hatte er , wenn feines Bruders
Cohn 690 b) unbeerbt fürbe, den Armenanſtalten von Zúrich teſtamentweiſe vermacht 69%); alles wurde zu Bes zahlung ſeines Todes verſchwendet. Die Stadt, welche er vor aller Eidgenoſſenſchaft und bey Auswärtigen groß , und wahrlich zur Fürſtin ihres kandes gemacht,
begieng nicht für ſich dieſen Ranb ; fie mußte das Uns
glück mit gånzlicher Erſchöpfung der offentlichen Gelder und noch zwanzigtauſend Gulden mehr bezahlen ; zur 6876 ) Bey ſeinem Tode waren noch zwey Sinaben zu bedenken , deren einer bey den Auguſtinern , einer bey einem Schuſter von ihm unterhalten wurde. 688) Da waren 19 aufgerüſtete. Betten mit feidenen Decken ; 80 Betttücher ; 836 Eimer Wein ; 1000 Stück Getreide. Aus dem 3nventarium , Füßli 245 . Magbe batte er
drey ' , zwer Bediente , und Fiſcher und Fåger zu ſeinen Diens fien .
689) Ueber ein Dußend Kleider von Silberſtoffen , Seide, Sammt , mit Pelz verbrdmt oder gefüttert ; wovon der reiche
Mótteli zwey um 150 fl. gekauft. Halsband wog 27 Loth .
Sein ſilbernes vergoldetes
Wohl mag den Feinden durch ſolche
Pracht ihr Werk erleichtert worden ſeyn : doch machte er durch ſeine Freundlichkeit und Schönheit alles unbeleidigend für uns parteyirche. 690 ) 79 Stück Silbergeſchirre ; Pocale find erwdhnt. Wic
mochten wiſſen , wen die vergoldeten Biften vorſtellten ! 6906) Von dem uns weiter nichts bekannt iſt : noch follen zu Blikenſtorf Waldmanne ſeyn .
Daß dieſer Jüngling nichts bes
kam , iſt ſehr begreiflich , wenn man bey Füßli 278 ff. ſieht, wie knauſerig die Regierung mit der Witwe umgieng.
691 ) 1487 ; dem Spital und den Sonderfiechen. an Verwandte und Freunde.
1000 Sl.
V. Buch . Drittes Capitel.
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Lehre , was man durch die Schwäche gewinnt , einen großen Mann ſeinen Feinden preis zu geben.
Sieben Wochen, ro lang der Stadthauptmann kaza. rus Gsibli an der Spiße des außerordentlichen Rathes
die Geſchäfte verwaltete , waren Stadt und land in einem ſchweren unruhigen Saumel.
Da wurde von
den Eidgenoſſen die Gemeinde der Züricher über die Frage 1
in der Waſſerkirche verſammelt : ob dieſe Regierung fer , ners beſtehen roa ? Eine unbearbeitete Menge wird fel, ten eine entſchiedene Meinung äußern 692). Dieſelbe Nacht wurden ſie belehrt. Worauf den folgenden Mors gen die Gemeinde von Conſtaffel und Zünften eine Coms miſſion gerekt , um die vorige Verfaſſung mit Verbeſſes rungen herzuſtellen . Vervollkommnet wurde ſie nach
ſolchen Grundfäßen , welche dem Bürgermeiſter Wald. mann zu Schuld angerechnet wurden ;. ro nåmlich , daß die Rathsherren , ſonſt meiſt von Conſtaffeln , fünftig mehrentheils nach frener Wahl aus den beſten Bürgern
gewählt 693) , und auch in dem großen Rath jenen , den Conftaffeln , fein merkliches Uebergewicht vor den Zünfs ten 694) ferners geſtattet würde. Aber die zunftmeiſter .
liche Gewalt wurde auf Handwerksſachen und Streitig. keiten der Zünfte beſchränkt.
Auf wichtige Vorfälle,
wenn die offentliche Ehre und Wohlfahrt ſchnelle Vorfeh, rungen fordert, wurde die Macht, folche zu treffen, ben. den Bürgermeiſtern und den drey Obriſtmeiſtern aufge. Ueber Mißbrauche, die oft feine Klåger finden ,
tragen .
erhielten die Obriſtmeiſter ein gleichſam cenſoriſches Recht.
Es iſt ſichtbar , daß nach dem Untergange des
692) Die Bürger wurden ſo zmeytrachtig , das nieman wußt, woran man was ; Bullinger. 693 ) unter Brun gaben ſie 13 ; 1h. II, 149 f.; nach Scon
war die Zahl nicht genau beſtimmt, es mögen aber viele gewes ſen ſeyn ; eb. dal. 526 ; ießt nur zwen , oder wenn man den Sommer: und Winterrath juſainmenrechnet, 4. 694 ) Sie geben 18 , jede Zunft 12 .
Geſchichte der Schweiz.
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beneideten Mannes durch rolche Formen Ruhe geſucht wurde , deren Gleichgewicht alle Partenen befriedigen konnte. Darum wurde der Menge der Zunftmeiſter eine leicht mißbrauchbare Dberaufſicht genommen , und wes
ttigen , deſto verantwortlichern , Perſonen gegeben, ohne daß den Conſtaffeln , welche Stellen einbüßten , irgend beneidenswerthe Oberhand ertheilt wurde. Daher auch auf Waldmanns Stuhl fein Gsibli gefest , ſondern Konrad Schwend , Ritter , und neben ihm Felix Brenn ,
wald , ſtandhafte, und weniger parteniſche als vater. landsliebende Månner', zu Bürgermeiſtern erwählt wors den ſind .
Aber die leicht feuerfaffende Fackel des Aufruhrs iſt nicht nach Gutfinden ſchnell und ganz zu Iffchen . Dazu reichte die Mahlzeit nicht bin , welche auf dem Linden .
hofe Bürgern und Landleuten , zu Ehren des neuen Bürs germeiſters , gegeben wurde. Als vereinigte Boten der Eidgenoſſen und Regierung nach Meila fuhren , verweis gerten die Seebauern den Huldigungseid , weil treuen Unterthanen erlittene Plünderung erreßt werden ſollte ;
zu Grüningen wurde er aus Eigenſinn verſchoben 695). Da zeigte ſich , daß im Anfaug dieſer Håndel nicht Kraft und Wiſſenſchaft, ſondern der Wille gefehlt, ihnen vor machen .. Der Landammann ein Ende fuzu machen Unglück dem rief zornia Reding : ,, Gehabt euch ,, wohl. Wir werden von eurer Aufführung Bericht ,, erſtatten . Wenn die Herren von Zürich uns wider euch mahnen , ſo werden wir ihnen zuziehen. Das Hiemit ſprang er von der Bühne, die ,, iviffet! übrigen mit ihm , in die Schiffe , mit allen Zeichen des Unwillens. Zu Grüningen wurde mit falter Feſtigkeit gefragt: ,, 06 fie in der That nicht ſchworen wollen ?" Sie rahen Ernſt , und huldigter. 695 ) , Pog , ich will den Bigen bhan und büt nit ichwören ; morn will ich tun, was ich roll.“
V. Budh.
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Drittes Capitel.
Im Rathe ſelbſt ließ die Wuth der Parteymenſchen fich nicht ſogleich dåmpfen : die Gråuel an dem alten Widmer find jeßt verübt , Altbürgermeiſter Heinrich Roúft iſt für Waldmanns Freundſchaft jeßt noch um
fünfhundert Gulden gebüßt worden. Måßigung wurde nach und nach emporgebracht, Blutburſt endlich durch
eine Blutrache erſättiget.
Fener weiſe Stadtſchreiber
Ammann 1, Waldmanns Tiſchgeſellſchafter , welchem der tollſte Aufruhr nicht vergeben konnte und welchen zu
ſtrafen er ſich ſcheute 696) , kam wieder in ſein Amt , und nad, dem Altbürgermeiſter Roúſt und vielen Zunftmeis ſtern auch Waldmanns treuer Stiefrohn Edlibach , wels cher das ganze Geſchlechtalter derſelben Ráthe und Bür.
ger überlebt hat. Der aber , welcher durch Schneevos gels Mord in dieſem Auflauf das erſte Blut vergoß, Claus Seß , einer von Göldli's Råthen , wurde aus
dem Rettungsorte ſo vieler , aus des Frauenmünſters Freyheit , mit Bewaffneten abgeholt , und mit großem
Beyfal des Volfs 697) Offentlich enthauptet.
Nicht
jener That wegen , ſondern als der unpopulárfte von denen , welche den Auflauf erneuern modten, weil weder Gördli mit ſeinem hörnernen Rath noch die hergeſtellte Obrigkeit ihre unſinnigen Erwartungen befriedigen fonn. Als Duldimann, fein Schwiegervater, frech hievon te . redete , erfuhr er daſſelbe Schickſal. Hierauf wurde, um rolche Reden , Ståmmelj enthauptet. Schrecken ergriff
die , ro durch Schrecken die Stadt erſchüttert, und Ent. .
reken den Pøbel , da er feines Gleichen auf dem Richt,
platz erblickte 698).
Das Schwert wurde hierauf nie.
dergelegt , unbezahlte Bußen erlaſſen , viele Schrif. 696) ,, Er follt weder uff noch abgefert fon . " 697) , Mit vil Gunft, “ ſagt auch Anshelin. 698) „ Da ſprach die Gemeinde , wenn wil das meegen ein ,, End ban ? "
Cerchichte der Schweiz.
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ten 699) , und was Johann von Armbs über dieſe Ges
ſchichten zu früh und wohl zu lebendig aufgezeichnet , verbrannt 700).
Was Begünſtigung eines Aufruhrs nach ſich zieht, machten viele Bewegungen allen Eidgenoſſen fühlbar : es iſt wenig , daß die öffentliche Stimme auf ein Verbot aller aus ändiſchen Privatpenſionen antrug 701) ; die Aufldfung aller Verfaſſungen mit einem unausbleiblichen
Gefolge von Blutvergießen , Schmach und Verwirrung, wurde auf dem Tag zu Brunnen durch vielleicht wohls
meinende Männer von Schwyz 70%) offentlich zur Sprache gebracht: aller Orten ſollte durch außerordentliche Ges meinden unterſucht werden , wie viel von der Beute von
Granſon , von der Brandſchagung der Wadt , von den Hochburgundiſchen Friedensgeldern , von denen für
Murten , Tſcherliz und Orben 703) , in den Händen vers waltender Vorſteher geblieben.
Dieſen Sumult ſtilte
durch folgende Erklärung der Berniſche Benner Niclaus zur Kinden : ,, Verehrend ihre Häupter und Våter , „ völlig zufrieden mit ihrer bisherigen Führung , vermida ,, ge die Stadt Bern durchaus nicht , Grübelenen ihren , Beyfall zu geben , welche der ganzen Eidgenoſſenſchaft weder anſtåndig noch nůßlich reyn . Welcher edle bies 699) Zumal die meifterbucher, wo Waldmann manches zu fünftiger Erinnerung aufgeſchrieben , das nicht jedem Iteb war.
700) Chorhere Breitinger in einem ungedructen Catalogus der Berfaſſer Schweiz. Geſchichten. War Er der Mann, durch welchen Waldmann , Schwend und Eſcher , ordnen ſollten , eine Chronik zu ſchreiben “ ( Füßli 87 ) ? Oder gab dieſes
Anlaß zu Edltbach $ Urbeit , welche über den Auflauf kurz iſt ; ſo doch , daß man ſeinen Sinn merkt !
701 ) Penſionen Brief 1489. 702) Wo damals auch Partepung war , und ſchon früher Lands ammann Dietrich an der Halben der Alte verdrüßliche Handel gehabt uns beim).
703 ) ALB 1484 dieſe Drte an Bern und Freyburg Aberlaffen wurden .
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V. Buch . Drittes Capitel .
videre Mann große Geſchäfte führen mochte, wenn lang ,, nach glorreicher Endigung , vielleicht nach ſeinem Tod, ,, ein Verdacht oder Geſchwåß ihn oder ſeine Erben in die
,, großte Verlegenheit bringen könnte ?
Außerordentliche
,,Gemeinden , welche in ihrer Stadt nicht berkommlich or reyn , habe man , des Mißbrauchs wegen und nach ,, gutem Borbedacht, vor wenigen Jahren zu Stanz abs
,, geſchworen . Ob eine argwshniſche, tyranniſche oder ,, eine fröhliche friebſame Frenheit beffer ſen ? Mit let leß . ,, terer halte es die Stadt Bernt , und lane fich nichts
,, einreden in die von ihren Ultvordern glücklich und in ruhmsoll ererbte Verfaſſung 704) ." 704) Abfdlede und An8 berm. oben Cap. 1,- im Cert nach N. 237.
Den Berner faben wir
min la mm IN
Dentlich
pomlad
end end
tenje
idhje me
Verbeſſerungen und Zuſake.
h nichts
S. 35 , 3. s. Für Dienern , 1. Dirnen.
- 56 , 3. s. für Habfaren , Habberen. - 73 , 3. 6. von unten. Für Denksbury , Sewksburo). 85, 3. 9. Für Ramonis , Raconis. 90 , N, 421. Für Toulonſe , Toulouſe . - 94, N. 435. Zwiſchen Schultheiſſen und Hofmeiſter das Unters ſcheidungszeichen zu tilgen . entlaſſend , entlaſſen. Für 111 , 3.4. -
161, 2. 4. von unten. Zwiſchen Baſel und Schiedrichter: der Eidgenoſſen.
162, 3. 2. von unten . Für Menthoue, Menthone. , 163, N. 142, 2. 1. Für Bundeswciſe , Bundeskreiſe. 191, N. 280, 2. 1 . für Heizenberg , Heinzenberg ; und 3. 3. für Textern , letten. - 192, 3. 4. Für Rogorado , Rogoredo. - 197, N. 315, 3. 5. Zwiſchen Stadt und Diwalb ein itnterſcheis dungszeichen.
253, 3. 16. Für Einem , Euren. - 260, N. 6 , Z. 9. Für Dall, Tåll. .
276, 3. 6. Für wenigen , wenigem.
- 298, 3. 6, Súr Deſhm , Dbem .
S. 333, N. 348. Für Musla, Muola.
346, 3. 10. Får Papſt, Prop ft. -
- 363, N. 516. Für Sponheims , Spanheim 6.
- 396, legte 3. Für Bårenſteifer , Barenftrifer. 397, N. 629. Ziviſchen Glaube und doch das unterſcheidungszeis chen zu tilgen.
zu S. 171 , N. 183. Sixtus mag auf die Bittichrift (welche er et: wa nicht geleſen oder für einen Scherz gehalten) geſchrieben haben : Fiat ut petitur. Das haben Spottvogel und Feinde mißbraucht.
zu S. 402 , N. 644. Bartholomdus Anhorn , ein verchrter Prediger
und auch Geſchichtſchreiber, berichtet in einem uns gedruckten Aufſaß , wie im I. 1627 oder 28 des
Fraumünſters Ståſter, da er ein Grab machen wolls te , die Ruheſtatte des vor 138 Jahren enthauptes ten Bürgermeiſters geðffnct , welcher unverweſen und wie ganz friſch blutrünſtig lag. Es fab ihn der berühmte Antiftes Breitinger , Bürgermeiſter
Holzhalb und Profeſſor Waſer. Sie meinten , er werde nun bald verweſen . Aber Bluntídli niel det , er rey 1646 bey dhnlichem Anlaß eben ſo friſch geſehen worden. Wie mag er wohl jcgt ſeyn ?
in der Weidmanniſchen Buchhandlung in Leipzig find folgende Verlagsbücher herausgekommen.
Beds , C. D. , Unleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt
und Völkergeſchichte für Stuðirende, 4r Theil. gr. 8. 2 Thlr 12 gr.
1807. Auch unter dem Titel:
Beck's , C. D. , Handbuch der mittlern und neuern all gemeinen Welt- und Völkergeſchichte, arBd. gr. 8. 1807. 2 Thlr. 12 gr.
AU
Codex epiſtolaris Rudolfi I. Rom . R. continens epiſto lae ejus CCXXX anecdotas. Ex membranaceo Co. ,
... dice Mlpto bibliothecae Trevirenſis evulgavit, bino ܨܘ
2,6
que auctario 1 ) Fragmenta chartarum res Bohemias illuſtrantium 2) Chártas et Acta electionis Regum Ro .
man. Seculi XIII. XIV. et tabularum elect. Mogant. et Colon. exhibente inſtruxit Fr. Jos, Bodma nn .
Cum tabula aeri inciſa. 8 maj. 1806. Idem liber , charta ſcript. gall.
1 Thlr. 18 gr. 2 Thlr.
Goldſmith's , Oliver , Geſchichte der Römer ; überſekt und
ergånzt von Ludwig I heobul Roſegarten. iter und zter Band. Neue verbeſſerte Uuflage. gr. 8. 1805. 2 Thlr. 12 gr.
Daſſelbe Buch auf franz. Schreibpapier 3 Thlr. 6 gr. fórdens , Karl Heinr. , Lericon deutſcher Dichter und Pro ſaiſten ; enthaltend kurze Biographien der Schriftſteller, nebſt Anzeige der Quellen ; desgleichen eine Charakteriſtik derſelben , beſonders aber Nachrichten von ihren Werken,
deren verſchiedenen Aufgaben und Inhalte der wichtigſten,
ſo wie eine Nachweiſung der vorzüglichſten öffentlichen Be
urtheilungen und andern Literarnotizen. Iter, 2ter und zter 6 Thlr. 20 gr. 9 Thlr. Daſſelbe Buch auf franz. Schreibpapier. Mitfords ,I William , Geſchichte Griechenlands. Eine freye Ueberſekung aus dem Engliſchen durch H. C. 4. Eichſtådt. 6ter Band. gr. 8. 1808. 2 Thlr. 6 gr. Müller's , Johann von , der Geſchichten Schweizeriſcher Eid genoſſenſchaft, iter, ater und zter Theil. Neue , gånzlich umgearbeitete Auflage , mit des Verfaſſers Portrait. gr. 8. 7 Thlr . 1806. auf Druckpapier Derſelben 4ter Theil. gr. 8. 1805. 2 Thlr. 8 gr. Daſſelbe Buch, iter bis 4ter Theil auf Schreibp. 12 Thlr. Daſſelbe Buch, iter bis 4ter Theil auf Velinpap. 18 Shlr. Band , 4 bis M. gr. 8. 1806-1808.
(lektere werden nicht getrennt )
Weltgeſchichte, allgemeine, nach dem Entwurfe W. Guthrie's und Soh. Gray's und anderer ausgearbeitet. 17ten Theils 4ter und sten Bandes ifte Abtheilung. Enthal tend die Fortſetung von Johann von Müller's Ges
ſchichte der Schweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft. gr. 3. 1805. und 1808.
3 Thlr. 16 gr.