Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft: Teil 5 Bis auf die Erklärung des Schwabenkriegs [Neue verm. Aufl., Reprint 2021] 9783112438329, 9783112438312


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Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft: Teil 5 Bis auf die Erklärung des Schwabenkriegs [Neue verm. Aufl., Reprint 2021]
 9783112438329, 9783112438312

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D e r Geschichten

Schweizerischer Ei-genoffcnschast Fünfter

Theil:

Bis auf die Erklärung des Schwabenkriegs.

Durch

Johann von Müller.

Sag' an, Helvetien, Du Heldenvaterland.' Wie ist deul alres Volk dem iel?igen verwandt? Haller.

Neue vermehrte Auflage.

Leipzig, 1826. Weidmännische

G.

Buchhandlung.

keimst.

Vorrede. jUrt der Kühne und sein AuSgang, der selige Bruder Claus,

der

Bürgermeister Waldmann,

Kraftfülle der alten

jene

Schweiz, wurden beschrieben

wahrend der Stürme, worin bas Reich Friedrich» de» Großen vor unseren Augen untergieng.

Der

Verfasser wollte in diesem Theil die Geschichten der Schweiz bis auf die Unternehmungen Ulrich Zwing-

li's, im folgenden die Erschütterung und Umbildung bis auf den Tod Johann Calvins, endlich die Zetten

stiller Verwaltung und steigenden Wohlstandes in

dem siebenten, letzten,

Theil darstellen

worauf,

nach vollendeter vaterländischen Arbeit, er die Ansich­

ten, welche lebenslängliches Forschen und mannig­ faltige Erfahrung ihm über die allgemeine Welthisto­ rie gegeben, vortragen wollte. terbrochen worden.

Dieser Plan ist un­

Das Glück, ihn auszuführen,

war wohl zu groß; oder der Verfasser sollte die neue

Weltordnung vorerst besser erkennen; der Mensch,

vom Schicksal gerufer, hat seine Beruföpsticht. Er, dein geliebten L bensp'an so einstweil entrissen, be-

schloß den Freunder dieses Werks, b:e bisher wa­ ren, oder einst seyn werden, dieses Bruchstück jetzt

noch vorzulegen.

iv

Vorrede.

Sollte Unverstand oder Neid irgend einrBetrachtung oder Anführung mißdeuten, so wisse jeder, daß, wenn der Geist sich zu der Würbe der Geschichtschrei­ bung erhebt, augenblickliche ober persönliche Bezie­ hungen vor ihm verschwinden. Tageblätter mögen Anspielungen häufen; in die Tafeln der Geschichte gehört bleibende Wahrheit. Uebrigens hat jede Zeit und Nation ihren eige­ nen Kampf. Jene großen Naturen, wie sie aus dem Mittelalter hervorcraren, hob Uebermuth; wie denn der Bürgermeister Waldmann, eben wie der Herzog Karl, durch Uebermuth fiel. Als ein europäisches Gemeinwesen befestiget schien, ließ man sich in Gleich­ gültigkeit wiegen, im Schlummer wurde Vaterland und Gott von Vielen vergessen; bis der Donner­ schlag, welchen wir gehört, alle Welt geweckt. Plötz, lich ansprechender Schrecken offenbart was in jedem ist. Dieser beugt sich, fiieht, giebt auf; jener in der Vergangenheit unerfahren, von der Gegenwart betäubt, lebt blindlings der Zukunft entgegen; an­ dere, zurückgerufen auf ihre Altvordern und sich, hal­ ten sich mit Klugheit, nicht ohne Muth, gefaßt, sich selbst hewußt, und gleich, wieder große Feld­ herr sein Heer, wie ein freyes Volk seine Bürger wünscht. Solchen übergebe ich diese Historie.

Jnhaltsanzeige.

Erstes Capitel. Der Burgunder Krieg, vomSIZnner »L?6 bis am 6. Jänner •477; S. 1. 1)

De- Herzog- Marsch, 1. Anstalten der Schweizer, 4. Mordnacht iu Jverdun, s. Ankunft Karls, s. Er er» vbert Granson, 12. Marsch wider ihn, 19. Schlacht bey Granson, rr. Beute, 33. (die Diamant« 37.x DaS

Benrhmen Ludwige de- Lüsten, 40. 2) Neue Rüstung, 42- Der Herzog zu taufen««, «s. Schwei» zerische Krieg-ordnung, 47. Karls Marsch n>ach Murten,

«1-

Die Schweizer, »2

Buben berg, ei. Schlacht bey

Murten, «3. Rückzug, 7».

3) Don dir Herzogin Jolanta, 82, 94. Landtag |u Galin«, «4. Tag zu Freyburg, 87, Gesandtschaft nach Frankreich, »3. Vom Carnpodasso, ee. Karl von Nancy, 102. Die Eidgenossen wider ihn, 107. Schlacht bey Nancy, in. Le- Herzogs Lod, ir«.

Zweytes Capitel. Folgen deS Burgunder Kriegs bis auf den Bruder ClauS, 1477 — i48. Thurgau, rrr. Ertbiichof der Crayua, r-4. r) Verhältnisse mit dem Ausland: mit Rom und Venedig, 192. (Religion, ros). Der Bündner Krieg wider Mai­ land, *97. Zug nach Rovrredo, roo- Wallis wider Mai­ land, 307. Die Schweiler wider Salulio, 310. Franlösifche Geschäfte, 313. . Don der Stadt Der», 341 (S. Vincenren Münster, 35;).

Der Bürgermeister Waidmann, 353. Seine Gesetze, 369. Uebelthat an Frischhanns Theilig, 37«. Wir er verhaßt gemacht wurde, rrv. Die Seedauern, 332. Auf­ lauf wider ihn, 339. Der Bürgermeister gefangen, 394. Sein Tod, 398. Schreckensregierung, 39s bis 410. Der, gleich mit den Bauern 402. Waldmanns Vermögen, 40». Äie Unordnung wieder gestillt, 411.

Inhalt.

VIII

Viertes Capitel. Fortsetzung bkS auf die Erklärung des Echwabenkriegs; 148g — 1499. S. 4>5. i) Fürst Ulrich, Adr v. S- Gallen: Tau de« neuen roschachiV scheu Klosters, 415. Kirchweih« tu Urnäschen, 41a. Die Appenzeller zerstören das neue Kloster, 417. Aufbruch der

Schirmorte, 4ri.

Fehde der Eidgenossen gegen Appenzell

und S. Gallen, 423. Hauptmann Jselin, 424. Alt kandammann Zydlcr, 42». Fried« mit den Appenzellern, 426. Belagerung von G. Gallen, ,2«. (Bürgermeister

Farnbühler, 42-. Dessen Rettung, 427.) Vergleich zwischen den Schweizern und G. Gallen, »2«. Bestättigung desselben auf dem Tag zu Einsidlen, 42s.

Auflauf« des Rofchachifchen Klosterbruchs, 4,0. Nachfolger, Abt Gotthard, 431.

Ende des Ulrich«

Die Ordnung wieder

hergestellt, 432 f-

t) Anna von Bretagne». Maximilian, 435.

Theilnahme

der Schweiz an den Italiänischen Kriegen Frankreichs, 437.

Friede zu Senlis, 439.

Maximilian, 440.

Des Kaiser« Tod; dessen Sohn,

Der Geschichten

Schweizerischer

Eidgenossenschaft

Fünftes

Erstes

Buch.

Capitel.

Der Burgunderkrieg.

(Dom sttn Jan- n?6. bis slen Ian. 1477.] n den ersten Tagen deS tausend vierhundert sechs Marsch Karls und siebenzigsten Jahres musterte Karl, Herzog von Bur-drS Kühoen. gund, bey Nancy, welche Stadt er mit ganz Lothringen erobert hatte, ein auSgewähltes, wohlgerüstetes') und bis zu Pracht und Ueberfluß versehenes Heer von dreis« sigtausend Mann 1 2). Er beschloß, dasselbe durch die obe­ ren Lande und über den Berg Jura zu führen, jenseit dessen er Verstärkungen zu erwarten hatte. Alsdann wür­ de ihm leicht seyn, sowohl den Grafen von Romont, alS eigene Beleidigungen an der Schweiz zu rachen, und je#

1) Avec «inguliere curiosite (Sorgfalt)! GvllUt. 2) Darin stimmen die besten Geschichtbücher beyder Nationen überein; die, welche sechszig und bis achtligtausend Maun rechnen, begreifen die unten vorkommenden Hülfstruppen und die Hochburgunder dabey. V. Theil. A

V. Buch. Erstes Capitel.

9

ner starken und hohen Lagen und kriegerischen Völker sich zu bemeistern. Diese würden ihm nicht nur über jene strafbaren Städte, welche den Vogt Hagenbach geködler, sondern über die Menge Oberteutscher und Italiänischer Staaten, ja seinen größten Feind, König Ludwig den Eilftcn, entschiedenes Uebergewichl geben. Dieser Cif» danke war der Größe seiner Entwürfe so gemäß, baß er

die leichtere Unternehmung wider die abgefqllenen Pfand, schäften verschmähet'), Simon von Cleron und andere vermittelnde Rathe der Furchtsamkeit beschuldigte 4) mib König Ludwigs Warnung vor den Schweizern r) dem Neid über sein Glück zuschrieb. In der That ist imge« ob der König an der

wiß,

Slandhafligkeit oder

dem

Glück der Schweizer gezweifelt, oder ob er, sicher hier, über, den Herzog nur bewegen wollte, seine ganze Macht auf

Einmal zu wagen. Karl, voll Zorn und Muth, durch den Widerspruch in seiner Meinung fe­

wurde

ster H>).

Auf brach er am vierzehnten Jänner; zu Besannen war er im achten Marsch«). Da war jene ungemein zahlreiche schöne Artillerie, durch die er lang die nieder-

3) jii der That wurde mit der Schweiz alles erobert. Gollii r glaubt, er habe auch nicht wollen dem Kaiser Anlaß geben, Tcutschland in Bewegung zu bringen. 4) „Sw seyn verzagte Leut, die seinen Ehren «»geneigt;" Schrei, den Bern an Zürich, r Jenner 1476. 6) .;De laisser ces pauvrcs gcns de Suisse en paix, avcc qui il n'y avoit riet» ä gagner

Paradin Cltron. de Botirg.

Zu seinen eigenen Leuten sagte der König: Mei» Vetter weiß nicht, mit was für Leuten er ihm zu thun schaffet, und wclche Ruthe er sich auf den Rücken bindet; Fugger. Wahr­ scheinlich rietb er ihm ab, weil er wußte, daß er um so gewis, ser es thun würde, so wie er dem Campobasso das größte Vertrauen schenkte, nachdem der König ihm dessen Derröthe, rey entdeckt. gb) Ruminans Corde illud diepiuni, Quos ego! spöttisch 5( V brecht von Bonste11en. L) TiUIlvd, hist, de la comle de Bourg. T. 111, May, hist.

Geschichte der Schweiz.

5

ländischen € tobte in Gehorsam gehalten, durch welche Lüttich fiel und Lothringen erobert wurde; voran, zum Schrecken, zwey ungeheure Kanonen?). Er brachte den größten Theil seines Hofes, die altberühmte Pracht sei« neü Dakers, von ihm selbst königlich vermehrt, die ganze Dienerschaft im höchsten Glanz; die Menge der Kauf­ leute und lustigen Dirnen zog mit dem Heer»), wie wenn es auf einen Dacchischen Freudenzug, nicht wider die Helden von Sempach und Laupen auf ernste Waffen« thaten gierige. Dieses hatte Karl so befohlen, weil er aus dem reichen Italien großen Zusammenfluß der Für« sten und Krieger, und nach Bestrafung der Schweizer einen wchl nicht gefährlichen Zug in die südlichen Länder erwartete. Schon zu Besaneon $>) war Prinz Friedrich von Tarento, Sohn des Neapolitanischen Königs Ferdi­ nand, an der Spitze von funfzchntausend Mann, seines Alters im vier und zwanzigsten Jahr, tapfer und klug, bereit hervorzuleuchken, aus daß er seiner Erbtochter wür« dig erscheine. Es ist von vielen ausgezeichnet worden 1 °), wie die Eidgenossenschaft, erstaunt und erschrocken, durch zwei Gesandtschaften um Friede und einen (wenn er wol­ le, ausschließlichen) Bund gebeten habe; wobey gesagt worden, cs sey mehr Gold an den Spornen und Ecbis« mii. de Suisses, in.; am Ilten; so wäre er in eilf, zwölf Märschen erst angekommen. Aber May nennt nie die Quellen. 7) Sie hießen Damviller und Selcnqui'n; Caimn, Lorr. 8) Grande bände de valets, marchands et filles de joyeux amour; muhitude qui bruyoit de loin ; NeUschat. Chro­

nik, für das Domcapitel von einem Augenzeugen, Hugo de Pierre, beschrieben (Haller'S Bibl. IV, soo). v) Vor Karin war Friedrich da; Toulongevn de la Bastie war ihm zur Gesellschaft verordnet; Gollut. 10) Die Quelle scheint Philipp de ComineS. Actenmäßig ist uns nichts vorgekommen. Sollte jene oben (Th. 1V. srr) erwähnte Gesandschast hicher gezogen worden seyn? ComineS schreibt manchmal vom Hörensagen, au- dem Gedächtniß. A 2

4

V. Buch.

Erstes Capitel.

fett der Burgundischen Pferde, als im ganzen Schweizer« land. Freylich war an solchen Zierden der Herzog rei« cher als an baarem Geld. Wie er denn durch die Größe des Aufwandes gencilhiget wurde, eine beträchtliche Sum, me, welche durch bußfertige Andacht seit vielen Jahren auf den oft versprochenen Kreuzzug wider die Türken oder

Mamluken zu Auxonne niedergelegt war, nicht ohne Aer« gerniß, in seine Kriegscasse zu ziehen 1 *). Die Stimmung der Schweizer verrieth keine Furcht.

Anstalten drr Als der Burgundische Marsch durch bas Gerüchtver« Schwerzer. kündigt wurde, vernahm zugleich Markgraf Rudolf, aus dem Hause Baden, Herr zu Neufchatel, daß er durch den starken Paß bey dem Thurm Bayards, durch fein Land, gehen werde. Sofort entbot er von Susenberg und Röteln fünfhundert seiner Badischen Unterthanen. Er selbst begab sich nach Bern, wo er in äußerster Be« wegung des Gemüthes die Noth um seine Burgundischen Lehen, die Noth um Philipp, Herrn von Badenweiler, seinen Sohn, welcher bey dem Herzog war, feine Treu an der Stadt, mit welcher er in Burgrecht stand, dem großen Rath mit gänzlicher Hingebung vortrug. Er kannte die Eidgenossen, und glaubte nicht an das Glück ihres Feindes- Nach kurzem Rathschlag beschlossen die von Bern, die Burg und Stadt Neufchatel durch einen ihrer besten Hauptleute mit zweihundert Mann von ihrem Lande, eben so vielen Soloturnern und hundert Mark­ gräflichen in Besatzung zu halten, ihr Volk vom Bieler­ see in den bedrohten Paß am Bayardenthurm zu legen, die Landenge zwischen dem Neufchateller und Bielersee mit vierhundert Markgräflichen zu verwahren. Dem Vater verhießen sie alte Treu, und gaben zu, daß der

li) Dieses meldet nebst anderen Gollut, und es war Eine der Thaten, deren Schuld nachmals der Unstern des Herzogs bey­ gemessen wurde-

Geschichte der Schweiz.

5

Sohn bei dem Herzog bleibe "r. Hierauf schrieben sie Marquarden von Stein, Ritter, welcher mit Schweizern Mümpelgard besetzt hielt, mannhaft zu widerstehen und ihrer Hülfe gewiß zu seyn''); der Stadt Basel, ihn zu unterstützen'4); den Straßburgern und dem rrzherzog« lichen Feldherrn Oswald Grafen von Thierstein, beson« ders mit Reisigen auf jeden Fall bereit zu seyn. „Wir „hoffen," schrieben sie freudig, „den Sachen ein kurzes „Ende zu machen '1)." Schon waren kleine Haufen der feindlichen Retterey durch den Lescleespaß oder einen der unzähligen Pfade des Viehs in die Wadt gekommen, hatten Aubonne, des Grafen von Greyerz, überrascht, und Berner Fußboten am Genfersee ausgeraubk; man wußte auch, baß bey Chambery achttausend Mann von Savoyen die Annäherung der Burgunder erwarteten, um zu ihnen zu stoßen. Da ließen die Berner durch Zü­ rich an alle Eidgenossen eine Warnung,6), und nach wenigen Tagen die Mahnung ' i) ergehen. Zu derselben Zeit schrieben sie den Reichsstädten in Teutschland: „Ein­ gedenk zu seyn der gemeinsamen teutschen Sprache, des „Reichs, dessen auch sie sich nicht entäußern'«), der „Ehre des KaiserthumS, daß dieser unruhige Mann'?), 12) Schreiben deren von Bern an die Ihrigen im Feld, Mitkw. vor Perri Stuhlfcyer, ms; bey Stettler 239; verglichen mit der Neufchateller Chronik. Der Bernische Staatsmann, welcher entschied, war der Altschulte heiß Petermann von Wabern. Guillimann, chron. Austr. Mac., stimmt überein. 13) Stettler, r»i. 14) Schreiben Bern an Basel, auf S. Blas».

is) Da« sieht einer demüthigen Gesandtschaft an Karl nicht gleich; »nd die Worte sind aus der Urkundei«) Bern an Zürich auf Lichtmesse. 17) Bern allen Eidgenossen, Smst- vor Valentin. nächsten Freytag richt Bern aus. is) Dem wir rugeleitet sind-

i») Dem die Begierde sein Her; nicht ruhen laßt.

Am

V. Buch. Erstes Capitel.

6

„wenn er die Schweiz überwinde, sich jueignen werde, „und angeerbter alter Freundschaft. Sie möchten Reisige, „Schützen, Pulver und Büchsen senden, und wir wol« „len Teutschland seiner entladen Jo)." Jverdun-

Die Vorposten Joigne und Orbe waren von den Eidgenossen auS unjeikiger Sparsamkeit oder trotzender Sicherheit verlassen"): Jverdun und Eranson hielten sie besetzt. Jverdun hatte dem Trafen von Romont biS in die äußerste Gefahr Treu bewiesen, und war von den Siegern so schonend behandelt worden 31), daß diese glauben durften, die Einwohner würden ruhiq den Ans« gang beö Kriegs abwarten. Aber den Mannern von Jverdun schien durch die anrückenbe Uebcrmacht letzterer schon entschieden. Also, nach einem Verdienst um die wiederkehrende Herrschaft begierig, ließen sie durch Dar« süßer, deren Kloster an der Stadtmauer lag3 s), mit dem Grafen von Romont die Stunde und Manier der Ueberlieferung ihrer Stadt verabreden. Hiezu wählte man die Nacht eines Tages, wo Albin von Cillinen, Lucerner, deS Bischofs von Grenoble Bruder, nach ab­ gegebenem Commando heimjog34). Bey diesem Anlasse verehrten die Bürger ihm Wein, damit man an ihren guten Willen glaube, auch auf daß die Kriegsmanner mit ihm trinken. Diese schliefen, alö wie nicht in Fein, des Lander); ihr waren siebenzig. Die Millernachlstun« de schlug. Durch zwey Häuser an der Mauer wurde Romont") mir andertbalbrausend Mann über den zugefrornen Fluß in die Stadt gelassen; vertheilte sich; plötz. lief), Rumor, Harsthörner, Trompeten, hohes Geschrei: 20) 21) 22) 23) 24)

Montags vor Valentin. Siehe N. i;. Lauffer vi, 4; Elterli« iss. Th. IV, 757. Wurstisen 478. Vom I2ten auf den I3tcn Jänner.

2») Um so unverantwortlicher, da einer sie gewarnt; Ncufcha, teller Chrou. 26) Nach dem Schreiben Berns an Lucern, Solvtur»

Geschichte der Schweiz.

7

„Burgund! hier Burgund! unser die Stadt *?).// Und alle Jverduner auf/ jeder über die Einquartierten; fünf in einem Gasthof-8) ermordet. Sonst rannten die Schweizer/ meist kaum bekleidet, mit ihren Spiessen in die Gasse/ stellten sich unter Hannsen Schürpf, einem Lucernischen Rathsherrn / behaupteten sich, verwundeten, erschlugen 9), bahnten sich endlich den Weg zum Schloß, wo der zweite Hauptmann, Hanns Müller von Bern 3°), wider so viele Feinde und die ganze Stadt mühsam die Fallbrücke behauptete. Es fehlten sechs Mann, als er die Pforte zuwarf. Diese zu retten, wurde die Fallbrücke noch einmal herabgelassen. Nur ein Schwert und ein Pfeil blieb ernem der Manner^), der wandte sich, schoß den verfolgenden durch den Kopf, zog fern Schwert,

und Straßburg, So. nach Hilarj, war der Freyherr von Lasarra der Unternehmung Hauptmann- Vielleicht führte er sie unter dem Grafen. 27) Dasselbe Schreiben und die Neufch. Chr., deren clairons unsere Harsthörner sind, vnie gagnie sehnen sie. 28) Beym weißen Kreuz- Bern an Straßburg, Mittw. n. Dine-: bey Stettler. Aus diesem Schreiben haben wir das meiste. 29) Bey 30: Schreiben N. 26. Dey vier Stunden, bis ge­ gen Morgen, stritten sie in den Gasten. Schilling spricht von nur zwey Stunden, aber am irren Jänner konnte man die dritte Stunde nach Mitternacht nicht Wohl schon dem Mor­ gen anrechncn. SO) May lH, 465.

3i) „Einem großen starken Mann mit einem großen Schwert, „welcher überall Weg gemacht," sagt Bullinger. Wir wissen, daß er ein Vucerner gewesen; und haben auf oberwahnten Schürpf gedacht, welchem der gelehrte Eysar 3Verbund Behauptung besonders juschrcwr (in der Deschr. des vier Waldsiettcnsecs). Hafner halt ihn für den Geschichtschreiber Pclermann Etterlin, der die Sache von Iverdun S- 201 mit bescheidener Einfalt erzählt, necr seines Antheils bey anderm (S. 199), nicht diesem Anlässe erwähnt.

8

V Buch- Erste- Capitel

schlug ihn todt und nahm den Pfeil; zum zweyten Mal that er so, bis er noch vom Schloßthor den Pfeil zum dritten Mal, nicht vergeblich, fliegen ließ. Der Graf von Rornont forderte auf; er drohete Tob- Sie bezeug» len, alles ruhig zu erwarten; zerbrachen die Ofen und warfen von den Zinnen Steine. Denn eS eilten alle Bürger mit Weibern und Kindern, den Schloßgraben mit Stroh zu füllen, dessen Brand hierauf das Holzwerk fasse. Unversehens die Eingeschlossenen heraus; der Graf wurde verwundet; der Pöbel floh, der Feind erstaunte. Jene, da sie die Umgebung frey gemacht, leerten alle benachbarten Keller und Speisekammern 32); sie rannten an die, Kirche, wo die Feinde wider sie Rath hielten, und entführten die Feldschlangenbüchse. Jetzt sandten sie nach Bern: „sie getrauen, sich zu halten 33).z/ Als der Bote unkerwegenS den Zufall ruchtbar machte, eilte der Dernische Hauptmann in Peterlingen, mit achtzig Mann sie zu verstärken 3 4). Sie wurden vor ihrer Ankunft be­ merkt, und für eine Dortruppe der Eidgenossen gehalten. Da beluden alle Jverduner ihre Weiber und Kinder und sich mit dem Besten, so sie hatten, und nahmen mit Ro­ mont eilende Flucht; schon rauchten die Vorstädte, aus dem Schloß in Flammen gesetzt3r). Grans»».

In der Nacht wurde das Mordgeschrey bis in Granson gehört. Drandolf von Stein, Hauptmann der Be» satzung, begab sich, als in ungewißen Dingen, mit sei­ nen zwey Dienern von der Burg in die Stadt, Anstalten zu ordnen Da brachen aus Stallen Verrathet her­ vor, ein Theil der Bürger fiel ihnen zu 3S).36 Oer Herr 32) Aus Tellern und Kannen machten sie Büchsenklvße; Schilling. 33) Sic beschlossen, int Nothfall sich von den Leichnamen zwei erschlagener Schwerer zu nähren; Schilling. 34) Nrufchatellcr Chronik3s) Schreiben N 26. 36) Die Bürger waren „der Derrätherey nicht einhellig;" Bullinger.

Geschichte der Schweiz.

9

von Stein gefangen, wurde vor die Burg gebracht. Aber die Besatzung bejeugke, zu wissen, daß er lieber sterben, alS mit öffentlichem Schaden sein Leben erkaufen möchte. Also wurde er nebst seinen Dienern hart behandelt, nach Burgund geführt? 7). Albin von Sillinen eilte nach Jverdun zurück; der Schultheiß von Wabern besetzte den. Ort mit zweyhundert Bernern und greybur« gern? drey, den Eidgenossen vertrauende, Manner waren allein in der Stabt?«). Als der Feind alle Dörfer, täglich starker, besetzte, wurde das Schloß von der Be­ satzung angezündek; sie schlug sich nach Transon durch. Der Herzog von Burgund verließ Desan?on am Karlsechsten Hornung; da er zu Chakeauneuf bei Willasons Ankunft, lag, erkundete Herr Ludewig von Chateaugüyon den Paß über die Derrieres von Joux. Diesem wurde der Bayar« denthurm durch Heinrich Matter, des Raths von Bern, abgeschlagen. Er drohete, die Besatzung hängen zu las« sen, aber sie erwiederte, weder ihn noch den Herzog zu fürchten?»). So über Riviere, vorbey den Schutt von Joigne, vorbey die Trümmer von Orbe, nach Granson, wo die ersten Feinte waren^v); dieMacht überschwemmte das Romanische Land. Lausanne, welche Stadt mit Bern freundschaftlich zu leben pflegte, wurde durch fünfzehn­ tausend Jtaliäner, welche unter dem Prinzen von Tarent Nicolaus von Campobasso führte, zur Uebergabe gezwun­ gen^'). In die Stadt Genf, welche von den Eidge«

37) Schreiben der Stadt Bern an Markgrafen Ru­ dolf, daß er seine Loslassung bewirke; es war noch Stillstand; sie drohen, Mittw. nach Anton». Schilling; Stettler.

38) Sie sind auch wohl belohnt worden; siehe von ihrem Ver­ dienst N. 25 39) Neufchateller Chronik. 40) Nach den Rechnungen des herioglichen Oberhofmei­ ste rs in den Zusätzen zu Comines. 41) Pontus Heutet rer. Burgundic.; Mutii chron. German. L. 29-

10

V. Buch. Erstes Capitel.

«offen Sicherheit erkauft, kam eines Morgens, mit nur dreyßig Pferden, der Graf von Romont, sie dessen zu strafen; so daß ansehnliche Bürger und Räthe schmählich und grausam hingerichtet wurden 41). In einem großen halben Monde, von dem Ausgang des Thals der Orbe über Baumes, über S. Croix, bis gegen Vauxmarcus, und am Fuße der Höhen bey Granson lag die Burgun­ dische Macht. Sie war über funfjigtausend Mann stark 4 3), in einem Lager, das den Glan; und Ueberfluß einer großen Handelsstadt oder einer Residenz darstell­ te 4*), und von einem in der Mitte liegenden Hügel übersehen wurde. Auf diesem wohnte Karl, in der Pracht eines morgenländischen Potentaten; er im Hochge­ fühl seiner Uebermacht, sein Volk, das, welches Lüttich brach, Frankreich gedemüthigt und Lothringen erobert, voll Zuversicht * $).

Sogleich46) ließ er Sturm laufen, verlor aber zwey, hundert Mann. Da schalt er sein Volk. Im zweyten €turm47) wurde nach dreystündiger Gegenwehr die Stadt gebrochen. Die Besatzung, unter Georg von Stein, acht«

42) Eines Sanctgallers (UIN 1482) Nachrichten vom Burgunderkrieg; in der Hallerischen Sainminug Th. 43) Es ist von sechszig, achtzig, ja hundemausenden gesprochen worden. Wir wissen nicht so viele herauszubringcn- 30000 führte der Herzog, und Guillimann sagt ausdrücklich, sie waren aus den obern Landen gewesen (welche der Krieg zu­ nächst angicng); wie konnte er auch die Niederlande Ludwigs Hinterlist entblößt preis geben! Fuiifzehntausend brachte Prinz

Friedrich. Savoyarden rechnet man vier, fünf, höchstens 8000. Die Mailander sind unter Friedrichs Scharen. Unse­ rer Meinung war auch Schilling und Paradin. Wir be­ greifen auch nicht, wie in der engen Gegend ein zweifach so starkes Heer lagern und sich bewegen könnte. 44) En pompe ct gloirc quasi incrcdiblc; PakgdIN45) Iubilirend; Bullinger. 46) 19. Febr. 47) Am 24sten; einige am issten.

Geschichte der Schwei».

ii

hundert Mann starke«)/ schlug sich/ mit Verlust vieler tapferer Männer/ durch die Feinde auf die Burg. Diese wurde Tag und Nacht beschossen: der Herr von € teilt erkrankte gefährlich; dem ersten Büchsenmeister nahm eine Kugel den Kopf hinweg 4»). Ein Zufall entzündete drey Pulvcrfäßchen $*-), die nicht ohne vieler Leute Schaden aufflogen. Der Proviant nahm ab, so das nur Haber» mus'') übrig blieb.

In denselbigen Tagen kam Nicolaus von Scharnach« thal, Ritter/ Schultheiß von Bern/ mit der Stadt Dan» tter und bey achttausend Mann in die Stadt Murten; mit ihm der vortrefliche Feldhauptmann Hanns von Hallwyl/ wohlbekannt Matthias Corviuen und Georgen Podiebradsky, den heldenmüthigen Königen. Von Frey« bürg führte der Schultheiß Peter von Faucigny fünfhun­ dert Man«/ achthundert Soloturner Conrad Vogt, zwey, hundert Bieler Pctcr von Römerstall ’ ‘b). Dringender nun mahnte Bern die Eidgenössischen Städte und £an« der r -), den Erzherzog, die niedere Vereinigung und 48) Les scigncurs

des Eignes avoient 800 hommes da ns la chelive Cranson; N kusch. Chronik.

49) Wattewyt und May haben ihn für den damaligen Jcug-

meister von Bern Hann- Tillier gehalten: wir sehen aber aus dem Schreiben der Stadt Bern an die im Feld, Mt. vor P. Etuhlfcycr, daß dieser im Heer bey Murten gewesen. 60) Lägclen; Schilling. 51) Eine bis in unsere Jugend bey guten Bürgern, denen Caffce selten war, übliche nahrhafte Speise, welche das Frühstück und manchmal auch das Nachtessen vertrat- Dünvd: de l'oi-gc

bouillic. 6ib) Nach der Angabe i4vr (unten N. so) hatte Bern eigent­ lich 7i3o, Freyburg 8rs, Svloturn 9is, Biel 212 Manu (908S) bey Granson.

52) Mahnung Bern an Lucern, Di. vor Valentin; an die nämliche Stadt ist ein schnell am Valentinstage datirkeS Schreiben bey Stettler. Die Altschultheiße Thüring von Ringoltingen und Petermann von Waber» wurden an die Orte geschickt.

V Buch. Erstes Capitel.

11

Ludwig den (Stiften. Jene baten sie, vor der Uebermacht sich nicht zu entsetzen ' ?), und eingedenk zu seyn, daß das Heil ihrer Brüder, der Berner, an diesem Tag hänge"); den König, zu erwägen, auf waS für Auskunftmittel Verlassenheit sie bringen könnte **)- Die Eidgenossen, alt und neu, waren auf. Um Eins baten jene: nicht mit Belagerungen sich einzulassen, sondern dem Feinde,wo er immer sey, entgegen zu gehen '6). Don Straßburg bis Innsbruck und in den Gotthard bewegte sich das ganze Land; etwas langsam, weil doch der Armuth manches fehlte '7). Die nächsten Reichsstädte gaben Hoffnung f 8). Der König lauerte, wie die Sache sich anlassen werde. Einnahme von Gran» fort.

Aber von der belagerten Burg waren zwei Solda­ ten bey Nacht über den See und bis Murten und Bern gekommen, die gefahrvolle kage der aus fünfhundert Stücken ") ohne Unterlaß beschossenen Burg und einer bald aller Nahrung mangelnden Besatzung auf das leb­ hafteste vorzustellen 6°). Diel Mundvorrath war von 53) Denn „wir uff die vorberührte Zahl (von so,ovo Mann) nicht halten;" in der Mahnung 52. 54) An diesem Zug liegen all unser Sachen; Bern an Bi­ schof iu Sitten- Di. vor P. Stuhlfeycr55 > Das würd Uewcr Maiestät nit viel Kummlichkeit gebähren;

Bern,

dem König,

56) Vern an die

23. Februar.

Jhrigenim Feld bey Murten-

57) Bern an die im Feld, Mt. vor P. Stuhlfeyer: Ihr Derrug kümmert uns säst. 58) Die vom Bodensee gaben Hofnuug zu tausend Handbüchse­ schützen; Schreiben so- D>e entfernteren wandten Kosten und eigne böse Nachbaren vor; Schilling.

59) Paradin- Wenn auch nicht so viele waren, man glaubte es; die Abwechselung machte es glaubenso) Bern an die im Feld, 24. Febr., in der vierten Stun­ de der Nacht: „Gott breite die Arme seiner Milde zu ihnen; Unsere Herzen mögen ihrcntwegen ruhen" (Sic werden thun, was sic können, und wer stirbt tll scincr Pflicht, um den darf

«iemaud bange seyn).

Geschichte der Schweiz.

i5

Bern auf die Wege der anjiehenden Eidgenossen ge­ sandt^'); bey Murten fehlten hinreichende Mühlen «a); daS Heer hatte ausdrücklichen Befehl, vor der Ankunft anderer Eidgenossen daS Vaterland nicht zu wagen6 Also versuchte der Schultheiß, durch vier Schiffe6*) un« ter Heinrich Dittliger einige Erfrischung und stärkende Nachricht in Granson zu bringen; allein zu Wasser wie zu Land umgab den Ort das größte Heer, das je diesen Soden betreten; so daß Dittlinger nur durch Trommeln seinen Willen der Besatzung zu erkennen geben, diese durch einen Tanz auf den Zinnen (Ausfall war unmög« lich) den Gruß zu erwiedern vermochte. Man sah die zerschossenen Wehren, die durchlöcherte Mauer, den ge« fallenen Thurm, den gegenwärtigen Tod; indem der Herzog, unwillig vor dem elenden Schloß zehn Tage ver« loren zu haben, den allerangestrengtesten Sturm gebot.

Man beobachtete von der Burg die Zurüstung des. selben; mit nicht einerley Augen- Hannsen Wyler, wel« cher nach dem Abschied Georgs von Stein in dem Schloß eommandirte, sank der Much^); er sprach von den ganz verschiedenen Zeiten; Schweizerkriege, wie dieselben alten, wiederstreben der gesunden Vernunft; die Macht sey zu groß; man müsse sich fügen, und bessere Zeiten abwarten; Tollkühnheit wäre Selbstmord. Ihm wider« sprach HannS Müller, welcher mit der Besatzung von Jverdun hinüber gekommen. Sie redeten so. Der Her« zog forderte auf: „Wenn sie ihn hier länger aufhalien,

ei) Schreiben 57. Das hieß Lieferung. 62) Brot wurde von Bern geschickt; eb. das- Dis Peterlingen streifte der Feind; Mahnung 52. ei) Schreiben 57. 64) Mit 300 Mann; das eine Schiff, ein rugespitzter Kahn, vor, an, ;u Erkundung der Lage; aber im NeuschaleUschen war der beste Wein, die Mannschaft etwas betrunken, Schillinges) Er war sehr kleinmüthig; Stettler-

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V. Buch. Erstes Capitel.

„so soll ihr Lohn am Galgen seyn * 6).,< Geantwortet wurde nach dem Sinn der Mehrheit: „Nur Ein Mittel „sey, in diese Burg zu kommen: Befehl der Eidgenossen, „ne zu öffnen ?)." Da kam aus dem Lager ein Burg« »indischer Edelmann, Herr von Ronchanl^»), der auch vorhin sich in der Schweiz herumgetricten, redete mit ihnen Teutsch, und, wie sie meinten, herzlich. „Aus „ihrer schönen Antwort, solcher Männer würdig, erkenn: „er den traurigen Irrthum, daß sie glauben, jetzt noch „von den Eidgencssen Befehle erwarten zu können. „Habt ihr jenen Rauch, die Röthe am Himmel, dort „über dem Berg nicht gesehen 6»)? Freyburg ist hin. „Es wurde überrascht; da sind weder Schultheiß und „Rath noch Pfaffheit und Mönche oder Bürger oder „Weiber und Kinder verschont worden, sie liegen alle „bey dem Schutt ihrer verbrannten Hauser. Don da „zog eine Abtheilung auf Bern, zugleich eine Soloturn „zu. Die Berner sind uns halbwegs entgegen gekommen, „ die Weiber und Kinder nämlich, und der Leutpriester „mit den Schlüsseln der Stabt. Aber der Herzog hatte „ihre Zerstörung verschworen. Die Eidgenossen sind aus „einander; Teutschland wartet; auf den Willen des „großen Karls. Also ihr allein, ihr habt wider ihn aus« „gehalten. Das gefällt ihm; er ehrt euch. Nur aufs „äußerste treibt es nicht. Jetzt (eben ist der Augenblick „ — wenn er ergrimmt, so ist kein Mensch fähig, ihn „zurückzubringen), aber er sprach bey Tafel mit Bcwun«

66) Quc si incontincnte tradition ne sc fit, pendus seront ces vilains ; Neufch. Chronik. 67) Que portes ni portclJcs ne seront ouvertes, sant expres vouloir des Messieurs des Allianccs, ibid,

es) Runtschan in unsern teutschen Chroniken, Rondchamp, viel­ leicht richtig, in eurer französischen; ohne Beweis haben einige dre Teutsche Nation und die Edlen von Ramschwag mit der Infamie dieses Elenden beflecken wollen. 69) Sonntags vor Valentin wurden Freyburgische Dörfer ver­ brannt; Schreiben sr-

Geschichte der Schweiz

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„derung von euch; da haben wir alle gebeten; und so „hak er mir erlaubt, euch freyen Abzug anzubieten. Es „ist eine Gnade. Er dachte, sie werde mir von euch ei« „nige Belohnung erwerben; ich bin euer Heiland, euer „Lebensretter." „Wohl," sagte Müller, „wie hat euer „Herzog zu Brie Wort gehalten 7°)?'/ „Da waren „meinte Ronchant, weit andere Umstande, die ihn aufge„bracht hatten. Jetzt — bedenkt, ich bin Edelmann; „wollte ich auf meine Seele euer Blut, auf mein ®e» „schlecht die Schande eines Derrälhers nehmen! Das „einzige — ich muß eilen — bedenkt, was ihr thut." In der Besatzung waren einige durch Dirnen, welche aus der Stadt auf die Burg zu kommen pflegten, etwas Burgundisch geworden ? *)•, diese Weiber waren die Pest ihrer militärischen Tugend. Es wurde den Hauptleuten zugercdet; Wyler fand klug, den Augenblick zu benutzen. „Wie würde der Herzog Karl von Burgund seine fürst« „liche Ehre durch einen Worlbruch beflecken! Unser Freund „Ronchant, ein welterfahrncr Mann, würde sich nicht „mißbrauchen lassen. Wie würde er von uns Geld neh„men, wenn er uns verderben wollte!" Es glückte dem Hauptmann Wyler, daß Müller überstimmt wurde. Also, nachdem sie den Vermittler mit hundert Gul­ den beschenkt, giengen sie getrost von der Burg. So bald sie in das Lager gekommen, wurden sie, zu zehn, zu zwanzig, an Stricke gebunden, und als die überli­ steten Schweizer, mit vielem Spott auf Trotz und Dumm­ heit, dlirchgesührt. „Was sind das für Leute?" frag­ te bey ihrem Anblick der Herzog. Don Ronchant wol­ le er nichts wissen 7 -). Da kamen die von Sta-

70) Tb. IV. 772. 7i Schnöde Dirnen, die dann Tag und Nacht uß und in wur­ den gesandt: Schilling. 7 2) Pur la 8. George, Quelles gens sont ceci ? et quclles nouvelles sont ici ? Ronchant: Monscigneus, c esl la garnison

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V. Buch.

Erstes Capitel.

fiS7?), die ton Jverdun vertriebenen, um Rache, und, nebst Roncham, der Graf Jacob vonRomont, zu zeigen, daß Ein Schrecken alle Thore der Städte und Schlösser öff« nen werde. „Der Krieg ohne Schonung sey der schnellste, „siegreichste." Dieser Grundsatz ist, nach des Feindes Gemüthsart, unnütz oder höchst gefährlich: jenes bey nichtswürdigen, welche alles niederwirft, letzeres bey Männern, die er unüberwindbar macht, selbst bey mittel« mäßigen, die er zu den Entschlüssen der Verzweiflung an« feuert. Der Herzog übergab die Männer dem General« profosen- Die meisten wurden mit Wyler noch denselben Lag, meist ganz entkleidetan Bäume gehangen; Hanns Müller und die übrigen früh deS folgenden Mor« gens an langen Stricken durch den See geschwemmt, biS jeder den Geist aufgab7'). Nachdem das Urtheil ge­ sprochen worden, meinte Ronchant seine Schande durch die Erinnerung eines Processes zu bedecken, den er einst in der Schweiz verloren. Sie, schwiegen; keiner warf dem an« dern das Unglück vor; sie starben mit einer Ruhe7«),

de Gransnn qui s'cst mise ä Votre tnisericorde. VtUfch. Chron. Hieraus der Herrog: Er habe diesen Leuten nichtversprochen; Dünod.

Faisant grand criement contre eux; NtUfch. Chr. Auf den Knien baten sie, die Jvrrduner und andere, um diese» Mord: Sradtschreiber G. Calige von Frey­ burg in Haller- Didl- IV. «or.

73) Estavayc.

74) Daß man einigen nicht einmal die Bruch (Hosen) anlirß;

der S. Gall er «r.

75) Gehangen wurden (nach dem S. Gall er) i6o; die gan;e Iahl rechnet Schilling zu 4so. Andere zahlen der Gehan­ genen so viele und iso dem See überlieferte. ES kommt in solche» Dingen auf die Iahl nicht so viel an, als auf die That; wir halten Schillings Rechnung für die echte.

76) ^lacriler starben sie, animose et fortitcr; Campbell. Sie starben all geduldig und männlich; Bullinger-

Geschichte der Schweiz.

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welche dem Feind schreckbar schien 7 7). Es war der letzte Tag der Ehre Karls 7») und seines Glücks.

Die Regierung von Bern, damals in der Noth, immer am größten, fürchtete den Feind nicht 79)-, sorg« fällig wachte sie, bey ihrem eigenen Volk ruhige Hal­ tung zu behaupten s°D, ihn, den Herzog, bey den Täu« schungen seines Uebermuthes zu fassen 8 ’). Als Philipp, Sohn des Markgrafen, durch ein Gerücht beschuldigt wur« de, bey Ronchans abscheulichem Werk mitgewirkt zu ha« bcn 82 77),78war * * 81 die erste Sorge, den alten Vater, welcher 77) „So fröhlich und männlich, daß menklich (durchgehends) der Fyend Schrecken und Verwunderung darob nahmend;" Stumpf. 78) Sein Obersthofmeister sagt; I1 fit Iris - dure exccution (07/v»’ Arinornni prudens : Blarru. Artibus belli clarus : ey ( r.

Er ließ 1469 den prächtigen Froissart schreiben, welcher in vier großen Folianten zu Breslau liegt. 109) Vir nmnibus numeris absolutus : M e Y k k.

Er ist 1501 lN

dem S3|ieti Jahr seines Alters gestorben. 110 (Üiun wird sich von der Wahrheit nicht weit entfernen, wenn ihre Zahl aus 20000 angenommen wird; wir glauben den Feind nicht über 50000 annehmen zu sollen; doch sind viele gute Schriftsteller für goooo. 111) Daß dieses nicht jetzt erst ihnen einfiel, ist zu sehen aus

Geschichte der Schwel;.

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See, linkS an den Thevenon (in dieser Gegend Name des Zuragebirges), dessen Fuß theils durch Sümpfe, theils durch tiefe Graben gesichert war; nordwärts gegen den Feind waren die Ufer des Arnou mit vieler und schö« ner Artillerie vortreflich, der Rücken durch die Wagenburg, auch mit vielem Geschütze, wohl besetzt und verwahrt; Karl hatte die alkrömische Lagerkunst eingeführt1' *). Man mußte ihn herauslocken, oder von der schwächsten Leite angreifen. Daher wollten einige, den See und ihn umgehen, um den Rücken anjufallen; andere, zugleich dort und am Arnou den Angriff wagen; aber die Meinung siegte, welche auf seine Gemüthsart berechnet war. Die Eidgenossen beschlossen einen Versuch auf Dauxmarcus; sein Zorn und Stolz werde ihn verblenden, das Werk seiner Wissenschaft, sein gutes Lager, zu verlassen 11 ?). Der große Bastard und alle Hauptleute warnten, wie fast immer, vergeblich "^)

Morgens an dem dritten Mär; war ein kleiner Haufe Schlacht bey von Schwytz und aus dem Berner Oberlande, vornehm- Granson. lich Thun, zuerst auf114b); unterwegens durch freudige Krieger verstärkt11 * * 5112 ), kamen * 114 sie in der Lucerner Nachtdem Schreibe» Bern an Bischof zu Wallis, Di- v. Pe­ tri Stuhlfeyer112) Mcieray Abr. de fbist. de Fr. Unsere Beschreibung ist nach den Chroniken. in) Diesen Anschlag lehrt Etterli n114) Paradin; Contrc 1‘avis et conseil de tous ses capitaines.

ii4d) Werner Steiner (wie wir glauben) Schlachtlied von Granson: Von Schwytz die frummen Aidtgnosseu Die Hand den Vorzug tan (sind Die ersten gewesen), ns) Etterlin: Von allen Orten vil guter Gsellen, a.'ö denn in svlichen Sachen das Volk allenthalben vermischt und ein guor Gsell dem andern nachzücht. In diesen wahrhaft militä­ rischen Zeiten geschah das meiste frey, nach Angabe des Ver­ standes, ohne die genauen Messungen. Der S- G aller ver­ sichert, loo seiner Landsleute haben diesen Ruhm getheilt.

s-

V. Buch. Erstes Capitel,

lager/ deren Priester eben mit der Messe eilte1 ’6). Auf einer Höhe bey Dauxmarcus 117) sah sie der von Ro« simbvj/ gab ein Zeichen hinter sich. Der Herzog war mit Berichtigung seiner Schlachtordnung beschäftiget. In der Meinung f daß der Feind sich nicht so weit wagen würde / hatte er das Erdreich als für einen Marsch eher als für eine Stellung in Augenschein genommen. Die Vortrupp zog so unbesorgt11 als jene Schwytzer / die eben so wenig dachten/ daß der Herzog schon aufgebrod)en11 * * 9*).120 * * * Rosimboz 121 118 122 schien der einzige Widerstand; sie warfen ihn. Sobald sie auf der Höhe waren/ erblickten sie den ganzen Feind. Nicht mehr sie allein. Sobald man sie in Gefecht bemerkt/ rannte jeder/ Bern/ Frey­ burg zumal '*")/ ihnen zu. In festem Schritt/ uner­ schrocken / ohne Eile 12 °b), bewegte sich durch beschneyte 11') enge Straßen die Vortrupp/ unter Scharnach, thal und Hallwyl/ hielt in der kleinen Ebene unter kance, einer Carthause des frommen Alterthums von Gran­ fon; Felix Schwarzmurer von Zürich/ Hemman von Müllinen, seines Hauses der erste Berner / und welcher den Rosimboz vertrieb,,1)/ sie zwey waren mit leichtem Nach Ed Ubach liefen auch von Zürich bey soo rösche (mann* haste) Knecht hinzu; überhaupt „wohlmögend Gesellen, die

gut laufen konnten." ns) Etterlin. in) Bey der Combe de Ruaulx;

Hugo de

Pierre in der

Neufch. Chr-

118) Ils marchoient le Petit pas par le vaulx des champs, n’ayant aucun doute; e b. das. 119) Etterlin ausdrücklich, daß keiner vom andern gewußt. Eben so der S. Galle r. 120) Jene zu Murten gestandenen sooo, mit Freyburg, Solo*

turn und Biel120b) Bern an Mallis i2i: in gar guter Schickung, mit begierigem Herzen. 121) Schilling- Es hatte auch viel geregnet122) Familiennachrichten, ganz übereinstimmend mit der Geschichte, z. B- der N c nfch. Chronik.,

Geschichte der Schweiz. Fußvolk in den Flanken.

-5

In den Weinbergen, gemäß

der Väter Bitte, fielen sie auf die Knie, breiteten die Arme aus und riefen zu dem Herrn der Heere; so daß

der Feind, solcher Andacht unkundig, in grimmiges Ge­ lächter auöbrach, weil er meinte, sie ergeben sich, Barm­ herzigkeit flehend. Plötzlich erhoben die Burgunder ein überaus großes

Geschrey,

machten

einen

jteil122b),

sprengten heran und wollten einrennen 12 ?), welches aber durch die Lanzen verhindert wurde'2"»); die Eidge­ nossen Scharen drangen mit größter Gewalt auf sie her­ ein 12$); Müllinen und Schwarzmurer, die Flanken su­ chend, begegneten der Uebermacht, welche das Heer der Schweitzer überflügeln sollte 126). Die Ordnung der

Eidgenossen war ein langes Viereck; die Benner in der Mitte hielten die Banner empor; große Schwerdter und

Hallbarden umgaben sie; die Lanzen empfiengen den Feind; aus Zwischenräumen feuerten ihre Büchsen' 2 ?)• Hinwiederum Karl, mit gund und gelegter Lanze stelltes Geschütz 1* 8b) feuert '"), bemüheie

der großen Standarte von Bur­ 128), nachdem sein zu hoch ge­ mit geringem Erfolg losge­ sich einzubrechen; indeß bergab-

122b) Machten einen Spitz von eitel Kürassieren; Wnrstisen. 121) Bern an Walli«, Mt. nach Jnvoe., schnell: er (der Feind) tet jnreniien, grüselich. 124) Der Sanctgaller N. or. Edlibach: die Eidgenossen rasten sich vom Gebet, steckten die Lanzen in die Erde und hielten. ns) Schlachtlied: die Eidgenossen fiengen an dringen Und den Feind fast (gewaltig) überdringen. 126) Si wollten un« hinterryten; Do war das Feld zu schmal. 127) Bern fl 11 Wallis irr. L’artillerie tiroit sans fin;

Ncufch. Chr. 128) Coucliant sa lance cn arret contra scs ennemis; NeN chateller. 128b) Die Batterie zwischen Concise und CorcelleS.

i2i') ?> Mann sollen gefalle» semi; Neufch.

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V. Buch. Erstes Capitel.

wärts der General der Cavallerie Ludwig Herr von Cha« teauguyon, Bruder von Oranien, an der Spitze von sechstausend Pferden 119b), mit großer unaufhaltbarer Schnelligkeit herunter fiel, um zu den Bannern durch« jubrechen 13°). Hier war der heftigste Kriegs-), da einerseits je­ ner mit äußerster Anstrengung der Wuth (sie hatten ihm Granson, Orbe seinem Bruder genommen) alles versuch­ te, sie ihrerseits die Scharen mächtig fortwalzend, die ganze Gensdarmcrie des rechten Flügels zurück'3 >b), ihn aber endlich in eine Wiese unfern der Arnoubrücke drängten * ’*). Da spornte er sein großes Pferd, mar. tialisch blitzte sein Gesicht, zweimal faßte seine Hand das Landbanner von Schwytz ' 3*b), als Heinrich Elsner von Lucern 13 ?) ihm sein eigenes entriß, und Hanns in der Gruob, ein Berner, ihn erschlug. Als nun die Krieger grauenvoll den hohen Mann fallen sahen, und unweit von ihm Romonts Oheim Graf Johann von der Marie« Luxembourg ' 3»), hier den edlen Lalain und Poitiers, Ligny, Mery, Mont S. Sorlin'"), Burgunder und

i29b) Schlachtlied eines LucernerS bey Schilling.

13q) Mit verhängtem Zaum; Edlibach. 131) Lä, il y eut une epouvantable bataillc; NeUfch.

131b) Dünod132) Le marct, Name der kleinen Wiese; Neufch.

132b) Stettler. 133) „Der bvs HcinjCysat, Waldstettensee. Braun, weiß und blau war Ludwigs Banner, ein goldenes S. Andreas Kreuz hieng daran; Etterlin. 134) Graf Romont hatte seit i46o Maria von Luxemburg, Gräfin zu S. Paul, von Marie, Soissvns und Conversan, Vizgräfin von Meaux, Frau von Enghien, Peters Tochter, welcher dieses erschlagenen jüngerer Bruder, beyde des von Herzog Karl verrathenen (Th. iv, 773) Connetable's Sohne waren. 135) Jacob von Emery (Aimerie, Mery) war aus der Picardie; Basel an Erfurt, Mittw. v. Barthol- 1476 (in Antons

Geschichte der Schweiz-

27

Niederländer vermengt, und Pietro da Lignano, den Hauptmann des Mailändischen Volks 13*b), dasselbe bit­ tere Schicksal traf, und Grafen Ludwig Raulin des wei­ sen Vaters durch so viele Künste langgehäufter Reichthum nicht rettete 13*) (die Blutschuld des letzten von Granson fand ihn hier'37)), in diesem Augenblick zog ein fürch­ terlicher Schall die Augen der Scharen auf die Höhen zwischen Donvillers und Champigny 1 ??»). Ein neues

Kriegsvolk bedeckte den Berg; um die dritte Stunde Nachmittags klärte sich der Himmel, die Sonne beleuch­ tete die schimmernden Waffen 13 7c). „WaS ist das für

diplomat- Beytr.). Anton von Lalain, Johann von Poitiers (von einigen Portier geschrieben), Quintin de la Baume, Herr von Mont S. Sorlin; Guichenon, Savoye. Sollte letzterer Ischanyrlan seyn, von dem Basel an Erfurt schreibt, er sey des Königs von Neapolis (oder des Prinzen von Tarent!) Liebhard gewesen! 135b) Ein Piemonteser, nach dem Brief der Baseler- Moult vaillant cscuyer; Oliv, de la Marche L. 2. 136) Sein Vater Nicolas war durch Philipp des Guten bey­ nahe gange Regierung in seinen Diensten, -Oberster Rath, Canzler und Ritter; als der Herzog 1453 den Kreuzzug gelobte UNd er (obstant son anciennete et foiblcsse) ne pouvoit bonnement aller au saint voyage, gelobte er (ä Dieu, et apres aux Dames) einen seiner Söhne mit 24 Edelleuten auf

den Feldzug zu rüsten und, so lange er wahre, zu unterhalten: de ia Marche im ersten Buch. Er starb zu Autun am 28. Jän­ ner 1461 , Sage Seigneur et riebe ; Extr. d'une ane. Cbrenique bey du Fresnoy's Comines. Dieser sein Sohn, welcher bey Granson fiel, war Herr zu Presilly, Beaulieu, Beauregard, Pelapüssin, Vernantois und Beffiat; der andere starb 1483 als Cardinal. 137) S. oben Th. n, 636. Vergleiche das Gerücht bey Dünod, Raulin habe sich durch Confiscationen bereichert. 137b) Neufch. C h r. 1370) Dieses bestätiget, was Guillimann meldet, Hemmann von Eptingen sey mit einer Anzahl der Reisigen von Oester­ reich in diesem Augenblick angekommen; diese mögen etwa schön geschimmert haben.

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V. Buch. Erstes Capitel.

ein Volk," rief der Herzog von Burgund zu Trandolfen von Ereilt, den er gefangen mitführte, „was ist das „für ein wildes Volk? sind es auch Eidgenossen?" Das „erst," sprach der von Ereilt, „das, gnädiger Herr, sind „die wahren eiten Schweizer, vom hohen Gebirg, die „Männer, welche die Oesterreicher schlugen; dort sind „die Bürgermeister von Zürich, von Schashausen; dort „führt der Tschudi sein Volk"«)." Dreymal erschallte in diesem Augenblick der Uristier, Tod verkündend'"); und wunderbar erklang der Unterwaldner Landhorn '4°).

Der unerhörte, das Gebirg durchfahrende H?ill, der Anblick der treflichen Manner bewirkte Erstaunen. Der Herzog sprach: „was wird aus uns werden; „schon die „wenigen haben uns ermüdet!" Hierauf, den Augenblick fühlend, ritt er durch das Heer, feuerte an mit Wort und Beyspiel '4'). Aber, als der vereinigte Schweize­ rische Schlachthaufe sein Geschütz mit vortreflicher Ge­ schicklichkeit loügebrannk, Mann an Mann kam'4-b>, und aus den Hohlwegen und hinter dem Buschwerk im« wer neue Scharen emporfliegen'4 ’c), in derselben Stunde verbreitete sich über die ganze Armee jenes wun-

ns) Bullinger. iss) Der Uri - Stier ist ein Trompeter, der in das große Horn stößt, welches von einem Auerochsen seyn mag, und in Uri Schlachtzeichen war. 140> Die Kuh von Unterwaiden genannt; Stettler. „Do „lüyct das Horn von Ury, ouch die Harschhorne von kuccrn „(jene aus den Schlachten Rolande!) und was ein föllich To„feil, daß des Herzogen kür ein Grusen darob entpfirngend;" E11 e r l i n. S. auch D ü n o d. Da erschien magna et horribilis e propinquo ruinac species; GuilliINann.

141) Combattoit lionnetcmcnt, mais plus n’cn pouvoit; der Neuschateller. 141b) Ils sc prirent ä boiitcr feu dans Ieurs bätons, et Char­ ge re nt si ctroit que la bataillc tourna en suite ; Iean de Troyes ttl der ciiron. scandaleuse.

14le) Nach ParadIn hatten die Schweizer «ne grosse aNtt. 143b) Primi ordines in praeccps tracti Italos involverunt; tino prope moincnto acies confusa : e b dirs. 144) Der Neufchateller, und alle; er selbst hieb in die Fliee hcnden. 144b) Der S. ©aller: nur 300, die Forschung vonKLnigSe Hoven: 600, der Meufdjateller: 1000 Burgunder und sonst etwa 6000; Troyes (irrig) ie bis isooo; Guill>e mann: bey 2000; wvbcy nach C 0 mineS -, nach anderen bey Guillimann s oder 16, nach de la Marche die ob* angeführten Hommes d arincs et plusieurs untres gcntils per-

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V. Buch- Erstes Capitel.

verlor/ da unaufhaltbar hinter den Arnvu '44e), unter Eranson, in den Gefilden/ am Eingang der Pässe, hier einer inGranfon, dort andere in Schiffe flohen 144d), hier die Condottieri, dort die Scharen von Burgund/ in Auflö. sung und Flucht ihn foririssen ' 4 k); so baß die Lieger/ zuerst in Ordnung 14 Mines von den 3 balais, les trois freres, umgeben war Er spricht noch von der Hatte und von der Balle

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V. Buch-

Erstes Capitel.

dem vorerwähnten 30’), doch in der neuern Zeit auf achtzehnmal hunderttausend französische Livres geschatzt'04), wurde von den Eidgenossen auf einem Tag zu Lucern, Diebolden Glaser um fünftausend Gulden überlassen'° r). Diesen trug das Schicksal in die damals reichsten Hande der Könige von Portugal; bey Untergang ihrer Dynastie, durch Niclaus von Harley, Herrn zu Sancy ""), in die Krone der Könige von Frankreich. Benhmen Nachdem die Eidgenossen die Wahlstatt von Granson, Ludwtsxi. jhxxx Sitte gemäß, drey Tage behauptet, brachen alle

Banner siegfreudig auf, in ihre Städte und Lander; die ganze Schweiz war ein großes Feldlager. Ludwig der Eilfte hatte sich, gleich bey Anfang des Kriegs, unter dem Dorwand einer Andacht und vieler wichtigen Ge­ schäfte 3O6b), nach kion begeben, um dem Schauplatz naher zu seyn, und nach den Umstanden schneller zu wir­ ken. Der erste Eindruck von Karls Erscheinung oder ir­ gend ein möglicher Nachtheil konnte der Burgundischen

jähr 1547. Mariette berichtet, er sey nicht mehr in Ma­ drid , und glaubt, man habe ihn fcrners geschnitten. Er ist in der kaiserlichen Schatzkammer;u Wie», und mag bey den vielen Familienverbindungen beyder Habsburgischen Zweige da­ hin gekommen seyn. 203) Sintemal er in Frankreich nicht den ersten Rang behaup­ tete; du Fresnoy über Comines. 204) Du clo s bist, de Louis XI; t. 11, 1. Vlll. 205) Aus dem Abschied Lucern 1492 ; in dem 34sten Bande der Hallerifchen Sammlung. Nach Wattewyl, dessen Wort nie gering tu achten ist, wäre dieser Diamant eben jener erste, und Glaser der Mann, durch welchen der Schultheiß ihn für May gekauft hätte; das will sich aber in die Sage» und selbst in die Iahrjahlen der Hist, milit. nicht fügen. 206) Der ihn von Anton, Prior zu Crato, des Königs Don Manoel unechtem Enkel, erkaufte. 206b) Er wolle ;u der Lieben Frau von Puy wallfahrten; hier­ auf soll jU Lion eine Assemblee du Clcrge seyn; Don Calmct

hist, de Lorr.

Geschichte der Schweiz.



Parley die Oberhand geben; die Schweizer, über des Königs Betragen mißmüthig, ließen Friede mit Karl und einen Bund wider Ludwig fürchten1 °7). Also ließ Lud« wig durch Philippen von Comines, seinen vertrauten Mi­ nister, viele Kundschaften als Bettler, Pilgrime, Hand­ werksgesellen, in die Teutschen Städte und Lander sen­ den; er wartete in großer Unruhe. Die Botschaft von Granson entschädigt ihn; er konnte sie sich nicht oft genug wiederholen lassen. Was ihn kränkte, war, daß nicht mehr Burgunder geblieben iO7b). Seine Freude, die ge­ heim war, wurde durch ganz Lion in Siegsliedern kund. Da kam von Karin der Herr von Contay: „wie der „Herzog auf des Königs Freundschaft rechne, bedaure, daß ,,er zu Auxerre ihn nicht habe sehen können, und über« „all zu seinem Willen seyn werdet Er wurde mit Aus­ zeichnung empfangen, und die schönsten Worte gesucht, ihn zu beruhigen. Dem König schien der Tag von Granson gut, nur nicht hinreichend. Die stärksten Zusagen und reiche Geschenke wurden an die Sieger verwendet.

Schon anders ernpfieng er die Mailändische Gesandt­ schaft. Galeazzo, durch seine Gemahlin des Königs Schwa­ ger 208), seit wenigen Wochen in Bund mit Karl, der in Italien die mächtigsten Verbindungen hatte, ließ durch einen helmlichen Boten dem König hunderttausend Duca« ten bieten, wenn er (woran er wirklich nie gedacht) mit Karl jetzt nicht Friede halte,0’j. Als Comines hierüber

207) Ditcs au Roi, ließen sie ihm sagen, que, s’il ne sc dcclare, nous nous appointerons et nous declarerons contre lui;

Comines. Nun war seine große Sorge, daß nicht Karl diese Stimmung erfahre. 207b) I-t ne lui deplaisoient que du petit nombre de gens qui avoient etc perdus : C 0 MiNe s.

208) Bona von Savoyen, Schwester der Königin. 209) Sforza fürchtete die unbegranne Herrschsucht, wenn Karl die Schweiz bezwingen sollte, und daß die Schweizer ohne den König den Krieg wohl nicht auehalren möchten.

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V. Buch. Erstes Capitel.

Bericht erstattet/ ließ der König den Mailänder rufen/ und sprach zu ihm: ,/das Geld mag euer Herr behalwn; „ich habe jährlich dreymal so viel, und nicht Geld ist was „über Krieg und Friede meinen Willen bestimmt: wenn „dem Herzog ernstlich leid ist, baß er sich belhören ließ, „so mag unser Bund hergestellt werdend« Der Bote ließ nicht ab; Nachmittags wurde der Bund neu proclamirt. Um dieselbe Zeit kam der König durch aufgefangene Briefe in die Kenntniß des heimlichen Vertrags, wodurch Diene von Anjou, Graf der Provence ,der sich König Eiciliens nannte, dem Herzog von Burgund Provence überließ; Philipp von Savoyen, Graf des Landes Bresse, nahm Hug'en von Chateauguyon die zwan-igkausend Thaler, woraus er für Karin in Piemont werden sollte. Da ließ der König dem alten Diene sagen: er möchte nach Lion kommen, oder, ob man ihn holen soll? Er kam, Rene der Gute, derWissenschaften und Künste, der Damen und seines Volkes Freund, wurde nach seinem Geschmack vortreflich bewir« thel 21 °), brachte einiges zur Entschuldigung vor, und ergab sich, wie eö nicht zu andern war, in die Hand Lud­ wigs. Nicht so redlich gab die Herzogin von Savoyen ihrem Bruder, dem König, heimlich eine Aenderung ihres Willens zu erkennen; er, ungetauscht, äußerte aufs freund­ lichste den Wunsch, die Fürstin selbst zu sehen. Große

Teutsche Städte erklärten sich wider Karl. So schnell sank Hoheit, Ehrfurcht, Vertrauen, daß man nicht anders eilte, sich von ihm zu trennen, als wenn ein großer Ab­ laß dadurch zu verdienen wäre2''). Er, in tiefem schwarzen Schmerz, nicht nicdergeschkagcm^"^"'gen, aber wüthend, strengte alles an, den Krieg zu erneu«

210) Le festova avec les Dames, et lc fit traiter en tonte« Chores bdon sa nalure, le plus prcs qu il pül, et furcnt bons a mis : C 0 M ltt c ö. 211) Et seinbluit qu il y cüt tr< s -grand pardon ä lui mal

taire. £ b e 11 ders., der hicbcy Diünivcrg und Frankfurt nennt, und aus dem wir diese Vorgänge an dem Fränkischen Hofe genommen haben-

Geschichte der Schweiz.

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ern. Der sechste Mann wurde aufgeboten; von allen Un­ terthanen der sechste Pfennig eingefordert"»), und, wo die Kirchenglocke tauglich schien, oder wo in einem Hause mehr als Ein eherner Kessel oder anderes entbehrliches Erz war, Ablieferung in die Ltückgießerey befohlen»1 ’). Er murrten die Völker"-^); selbst Hoflcuten schien Ei­ gensinn, was ihm Festigkeit»''): allein der Muth, nicht aufzugeben, machte gleichwohl, daß er noch nicht fiel,- daß weder Frankreich noch der Kai'cr sich getraute, Krieg wider ihn zu erklären; daß die Herzcgin von Savoyen Seide, Leinwand und köstliche Kleider für ihn zusammen­ raste, und Galeazzo neuen Werbungen, wie sonst, den Durchpaß gab, auch Geld und Waffen ihm nicht versag, te11 6). De.n Unglück trotzen, ist groß; aber unwcise, die Maßregeln durchsetzen zu wollen, wodurch das Un­ glück fam.

Nach der Schlacht wurde Eranson» ’?) und der nach Neufchatel führende Paß»' 8), nicht aber Karls Heer­ straße, durch die Clausen von Ioigne und LescloS, besetzt; alS ob man den Herzog feriiers dahin leiten wollte, oder weil die gebrochenen Burgen wieder haltbar jw machen 212) Les cbrensques (scandeleuses: jedoch sehe genau und authentisch > de Ltuis de Velds, bey Godcsroys Comines. Pa» radin, cln-on. de Bourg. 213) Schilling, DuIlIIIgcr. Von den Glocken, May. 214) Die Niederländer antivcrtctcn dem Can lar Hugonek: „wpnn ,,!u thun sey, den Herzog in ihr Land zurück-ubringen, so wa­ ren sie zu allein bereit; für fernere Kriege «. im Oberland ) ge­ ben sie nichts." 215) Niclaus von Campobasso, der ihn verrieth (und Vorwand suchte), klagt über seine aUverderblichen fulles obstinations; N. 212. 216) Schilling. 217) WattewyI: mit 1000 Mann (unter j. F. von Müllinen) beseht. Irrig Wurstise»^ mau habe cs verbrannt. 218) Ueber die Dcrricrco; isoo unter Heinrich Matter Zu Neufcharel soo unter Hltkiinger. May.

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V. Buch. Erstes Capitel.

nicht so schnell möglich war. Auf die Freygrafschast tour« de, als zu kille Jahrmarkt toar11»), und bey der Land« wehre zu Granges 2 ' 9b), aus derselben auf Sundgau, wahrend einem Hochjeilschmause tu Battenrieb *10D, im« nur mit Vortheil der Schweizer gestreift. Die Hülfe der Teutschen Städte wurde durch ein kaiserliches Verbot gelahmt22'). Seit Karl gedehmüthigt scheinen mochte, suchte Friedrich, so wie der Papst2 22), entwe« der den Krieg beyzulegen, oder die Maßregeln der Eidge» nossen zu verzögern22?). Sie fürchteten die Uebermachk Frankreichs und den Schweizerischen Trotz. Aber alle Burgundischen und Niederländischen Besatzungen und ihre Artillerie in Bewegung, Karl mit mehr als anderthalb­ hundert Stücken und mehr als sechszigtausend 2 2-^ Mann umgeben, voll wüthender Streitbegier, Romonk voraus und schon wieder Herr seiner Wadt, Savoyen, Italien, für die Herstellung des Herzogs thätig, hinderte Bern, sich einschläfern zu lassen.

$19) Durch Basel,

Mümpelgard und die Leute

2oo „gute Leute" wurden gefangen, um Lvsegeld frey. Edlibach.

von Clerwal.

doch wohl gehalten und

$isb) Wo 2oo Burgunder lagen; die Besatzung von Ericourt schlug sie. Eb- Vers-

$2o) Die Schwester eben am Tisch, waren bald auf, und von 4o Feinden entkamen io. Cb. ders. 221) Münster, Kosmographie B- r,C«P. 117.

222) Durch den Cardinal Legaten von Pisa, Tn'uli, einen fuc# dieser; Don Calinel, und Remy discours des choscs advenues en Lorraine. Man vereinigte sich endlich, dem Legat einen Tag ;u geben, der aber über die militärischen Bewegun­ gen fid) zerschlug; Tschudi.

223) Schreiben deren von Bern, wie der Doctor Gerwin Heßler (welcher Cölmsche Domherr auch vor einem Jahr für

den Kaiser mit Karl unterhandelt) und Hcimmann von Rcchbcrg sie haben irre führen wollen; bey Stettler 251.

224) Die meisten sprechen von 100,000; wir folgen der geringern Zahl aus allen Gründen.

Geschichte der Schweiz.

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Sie erließen an alle Bürger und Ausbürger ein Auf« gebot/ wie in den Tagen vor Laupen*2r), t6o in einem Hause neben dem Vater ein erwachsener Sohn, oder wo zwey Brüder sey«/ soll der eine auf seyn zu Behauptung der Stadt Murten / Vorburg von Bern; und an alle Unterthanen/ auf bestimmte Zeit mit Waffen, Geschütz und Verrath auf einen Monat in Bern zu erscheinen, Da wurde auch der Altschultheiß Hadrian von Bubenberg, Ritter/ wc'cher als Burgundischgesinnt auf seinen kand« sitz nach Spiez entfernt war’26), von seiner Zunft für das Daretland aufgemahnt. Als der Held in die Stadt kam/ erkannte jeder in ihm den Feldherrn. Also schwur die Gemeinde, Murten unter ihm zu behaupten, Schul« theiß und Rath, ihm nichts nöthiges fehlen zu lassen2 * 7). Anderthalbtausend Mann von Bern zogen aus; Freyburg sandte Wilhelmen von Affry mit achtzig Mann- Sie, diese Stadt, selbst wurde von tausend Eidgenossen besetzt, welche Hanns Waldmann von Zürich, den sie wegen der Dorlreflichkeit seiner militärischen Tugend alle als ober« sten Hauptmann ehrten, in der genauesten Kriegssucht hielt. Waldmann, sinnlichem Vergnügen sonst nicht feind, stärkte das Volk auf den entscheidenden Tag durch Reli« gion128) und ernste Ordnung 22»); durch Streifzüge hielt er dasselbe in unaufhörlicher Bewegung. Die Rei« sigen von Oesterreich unter Epiingen, die gutwilligen Straßburger, welchen der Neid des Glücks am Tag von

Eranson Ruhm versagt, wichen nicht von den Schweizern; letztere Stadt sandte srcywillig ihre Büchsen 2 3°).

225) Tl). 11, 174 nach der neuen Ausgabe, und ist jenes nach diesem m bessern 226) In Folge der Dinge, Th. iv, S. ess f. erzählt227) Bullinger228) Eben dcrs, wie viel man gebetet. 229) Sie taten kein Unzucht weder Frvwcn noch Mannen; Schilling. 230) Jenes Bullinger, dieses Schilling-

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V. Buch.

Erstes Capitel.

Kil zu LauDa kam der Herzog Karl mit erneuerter Macht und faK. Hofnung auS den unverwahrten Paffen über Orbe durch

die Wadt nach Lausanne; hieher strömte alles Volk, das von Gent bis Napoii auf war, seinen Krieg zu tfoun2 3 Sieben Wochen lag er daselbst2'--). Mehr durch diese Freunde, als vor und nach durch Schweizer, wurde die umliegende Landschaft, unter den grausamsten Mißhand­ lungen aller Stande, Alter und Geschlechter, ausgeraubt, so daß, wer nicht in die Alpen entwich, die einzige Wahl zwischen dem Bettelstab und Hungertod hatte 2 3 3) In den Osterseyertagen, welche er herrlich be« gieng 2 34), erschienen vom Augstal her viertausend Lom­ barden , welche sich in den Venctianischen Staaten für seinen Dienst gesammelt hatten 2 34b); in den Passendes Bernhardsbcrges fanden sie die Manner von Wallis, welche sie bis zum Spital verfolgten, viele Hauptleute und Edle, überhaupt bey andcrrhalbtausend Mann erschlugen, und viele Gefangene machten; wer im unwegsamen Ge-

231) Am 9. Marz brach er auf, nur sieben Tage blieb er zu Nozeroy. Die Chronik -V 212 und C0mi 11 es (jene hier offenbar aus Berichien eines Haushofmeisters oder sonst nahen Zeugen) stiiiiinen bainir überein. M a y ivill es nicht glauben, weil der Herzog in so kurzer Zeit sich nicht wieder hatte ver­ stärken können. Gut: auch kamen die Verstärkungen erst nach Lausanne, und Menschen, wissen wir, hatte er nicht viele ein­ gebüßt. Er kam nach Lausanne in fünf Tagen. 232) Eigentlich bey dem Nonnenkloster Villars -vaur (viilamm valiium): des Osfieials von Lausanne Bericht vom 22. Ott. 1476. 233) Eben derselbe nach öffentlich aufgenoninlenem Verhör234) Am 6. April kam ein kaiserlicher Botschafter: mir diesem, de» amtirenden P.alaten, dem Legat, Friedrich von Tarent und vielen anderen Großen aß er an dem Osterfest, und waren vier Schusseln mehr als sonst (4 plats - 135: Graf Zeatalant (welchen ich noch nicht erkenne) habe dieselben geführt, und anfangs eine kleine Walliser Besahung zwischen Bagnes und Entreniviils überrascht, aber diese nach : Tagen sich gerochen.

Geschichte der Schweiz.

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birg Rettung suchte, fand in Eisschründen oder durch Hunger den Tod 13 s). Die Oberhand war bey den £anM« kundigen * r r b). Unter Anton von Orly, Gubernator zu Nizza, zogen von Savoyen viertausend Mann auf die feindliche Gränze; diese wurden von den Freyburger» theils versprengt, theils »ledergemacht2 ’6). In Romonk selbst vermochte eine starke Besatzung die Abbrennung der Dor« stadte nicht zu hindern1 ’ ?). Kaum hakte sich Karl we. nige Stunden von Lausanne entfernt, so zog Niclaus zur Kinde», in Obensibenthal Bernischer Landvogt, mit sei­ nen tapfern Leuten und den Mannern von Eanen auf die Städte Devay und bey dem Thurm du Peyl, welche den Savoyern und Italiänern Dorschub geleistet; welches mit dem Verlust ihres Eigenthums, dem Tod aller was. senfähigen Mannschaft und einer gänzlichen Zerstörung belohnt wurde'3 8). Ohne Furcht, so lang Einigkeit und Ordnung nicht Kricgsordo» fehlte, beschäftigte std) der zu Lucern versammelte Tag »am-

235) Edlibach; der S. Galier (jeder Walliser habe is Fl. erbeutet): ©imUr, Valesia 143; Stumpf 622 f. mit gu­ ten Anmerkungen. 235b) Wir übergehen, wie auf den Palmsonntag fünfzig von ©anen zwischen Alijo (Aigle?) und DiUeiicuve vor 2000 Fcniden, die sie überrascht, nicht geflohen, sondern 24 Kürassiers, auch den ©ohn von Torreue, rrschlagcn, die übrigen versprengt; wie die Freyburger Attalans verbrannt (Basel an Erfurt N. 135), wie sie Chakellard gebrochen; und wie die von Taffers, da sic Gran Gotis (Grangecteo) zerflört, Romonts Kü­ rassiere versprengt. 236) Alt, mit Guichenon und -peutcr einstimmig. 237) Schilling238) Mit $00 Mann kam er, fand 500, deren nur acht ver­ mochten, sich zu retten; Alte, Weiber, Kinder, Priester wur­ den, knegsrechtniaKig, verschont; die Landichafl um 5000 Pf. gebrandschatzt. Jeder seiner (eure habe, auscr Zehrung, sechs Pf. gewonnen (daß also die Bcure oder ein Theil der Brand­ schatzung wohl in die ©tadteasse kiel); Schilling.

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V. Buch. Erstes Capitel.

der allen Eidgenossen und niedern Vereinigung nur mit Anordnung der jedemzukommenden Rüstung' '») und mit Bändigung wilden Muthes. Jedem Hauptmann wurden Rathe '4°)/ jedem Tanner vier Mann zugeordnek, es, wenn der Bannerherr sinkt, empor zu halten; hundert vor, eben so viele hinter dasselbe, zu seinem Schirm. Das Raubgesindel, genannt Freywillige'4'), wird nicht mehr geduldet. Jeder zieht aus mit Harnisch und Mas­ sen, die er, so lang er im Feld ist, weder T-gs noch Nachts, je ablegt'4'). Unordentliche Wagstücke'4'), Zweykampf'44), Spiel, wovon Zank entsteht, und böse Schwüre sind wie Entfernung ’4*) oder das rohe Geschrey im Anfang'4^) verboten. Der Mann rückt in seiner Ordnung an; ein Wort an Gott! alsdann die Augen aus, und der Arm unermüdlich'-»^), auf daß möglichst viele Feinde fallen; man will keine Ge, fangene'48,. Wer die Flucht nehmen will, den tödte

239) Don diesem Tag, Mt. nachOculi, n. Marz, ist der Ab, schied bey Wurstisen. Von Erzherzog Sigmund werden tausend Schützen mit Handrohren begehrt. Sonst war bey Granson bemerkt worden, daß der Feind mehr die Spieße «IS Büchsen gefürchtet (N. 249b). Vermuthlich weil die Eidgc, «offen mit jenen besser umzugehen wußten! 240) Welche mit ihm bey dem Feldhauptmann den Kriegsrath bildeten; „Räth und Hundert." 241) Es soll keine „Freyhait" me unter dem Heer gelitten werden. 242) Er geh zu Kirchen, Rath oder Straß, soll er sin Harnisch nit ablegen. 243) Auflauf oder Aufbruch. 244) Bey Leib (Todesstrafe) soll niemand kein Todgefecht rächen, so lang man zu Feld läge. 245) Daß einer ohne Urlaub aus dem Feld ziehe. 246) Niemand soll kein Gefchrcy machen. 247) Er soll die Augen auf und die Hand hart zu thun, wacker und männlich einhaucn. 248) Am Streit niemand gefangen zu nehmen, sondern, so weit möglich, umzubrillgen.

Geschichte der Schwekz.

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der nächste. Wer auf der Flucht ergriffen wird, stirbt als meineidig. Niemand beleidige das hülflose Alter oder Geschlecht, oder vergesse, in Kirchen und an Priestern Golt, des Kriegs Schiedrichter, zu ehren. Eine Mühle soll nie zerstört werden. Keinen Ort verbrenne die Dor« trupp, die Nachtrupp mag noch Speise da finden. Kein Proviant werde aus dem Felde gefahren, kein Stück Beute berührt; es hält auf, macht Mißmuth, gebiert Streik, lahmt den Sieg und bringt Unglück; die AuS« theilung soll obrigkeitlich mit Billigkeit geschehendes). Als der Herzog von Burgund sowohl aus Nieder. Karl an das land als Italien genügsame Verstärkung erhalten 24s^), Heer, um selbst gegen Frankreich den höhern Ton wieder anzu« stimmen'^"), ließ er das ganze Heer auf einer flachen Höhe ob Lausanne zusammentreten. Er übersah dasselbe von einer erhabenen Bühne; er, nicht mehr jener, wie zu Lüttich oder Trier; Verwirrung in seinem Blick; Bläs­ se entfärbte seine Wangen 2?ob); seine Stimme schien 249) Die Beuteordnung ist ein Hauptartikcl dieser KriegSordor naiij; man war mißmüthig über das Benehmen bey Granson. 249b) Don Gent kamen ihm sooo Mann, jetzt auch die tuxcmr burger, eooo sandle Ludwig von Bourbon, Bischof iu Lürtlch, 4ooo aus Bologna der Bcntivoglio; Der» an Straßburg, ßrt. nach Rrminisc. Schilling spricht auch von Römern; der Papst war sehr für ihn. iso) Der König meinte, Rom von der Theilnahme an KarlGeschäften abiuschrcckcn, ließ den Legaten (Julius 11, nach diesem), der besonders an Karl» hielt, arretircn und bedrohete Avignon. Sofort ließ der Herrog von Lausanne aus ihm sagen: wenn er den Legaten nicht augenblicklich losgebe und sich gan; ruhig halte, so sey der neunjährige Stillstand gebror chcn. Ohne Antwort abzuwarten, ließ er von Macon auDewegungen machen, und schien selbst in Lion den König i'u? chcn iu wolle«: der eilends nachgab. Aus der Instruction Maximilians und Marien, Hcrzogenbufch 12. Juny i48i; im Fresnoyschcn Coimnes IV, 55. 25ol>) Nit Wohl gesarbcr; Missifenbuch Bern, ben Stettler; wo auch verkommt, eS habe sich 111 fernem ob V. Theil. Ä>

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V. Buch. Erste- Capitel.

Ausbruch der beklommenen Brust, nicht ruhiger Zuver. sicht; sein Inneres war von Zorn, Haß, Verachtung, Scham, wie zerfleischt; er haßte, verschmähte nun den Rath seiner redlichen Burgunder, sand Gefallen an Wei« scher Großsprecherey, suchte Wahrsager über die Zukunft und scheute sich davor; in der That außer sich, seit Granson, für immer ' r i). „Wahr!" rief er endlich, „das „Glück verließ uns jenen Einen Tag .... Doch, tapfere „Manner! Ihr, vor denen Frankreich bebt, ihr, durch „die mein Schwager sicher König von England ist, durch „welche Lüttich fiel, vor deren Anblick Lothringen ver­ schwand, nicht wahr, ihr wollt ihn rächen, euern Herrn, „an dem Bauerntrotz? Was habe ich der Schweiß gethan? „Wer hat Hagenbach ermordet, meinen Amtmann? Ha„ben sie mir den Krieg nicht aufgezwungen? mit Feuer „und Schwert ihn in meine ruhigen Lande gebracht? wel. „che Gräuel, welche Herausforderung unversucht gelassen? „Soll die Würde Burgunds, das Andenken meines Da. „ters, unsere Ehre vor den Völkern, durch dieses rohe „Volk in Koth getreten werden? Bey S. Georgen, sie „soll es nicht. Auf, zur Rache; für euch wie mich! Nicht „will ich mir etwas erobern. Auf Ehre geht mein gan. „zer Sinn. Das Land sollen meine Freunde haben; in „den Häusern der Berner und Freyburger sollen meine „Krieger wohnen^«); euer ist, was sie zusammenge. „raubt, die meineidigen, friedbrüchigen, schändlichen Der.

Lausanne in der Nacht ein teuflisches Gepolter hören lassen; hierüber habe er sich in die Stadt begeben. Letzteres that er am 29. April; ersteres mag veranstaltet worden seyn, ihm die Einsamkeit zu verleiben, worin er sich selbst und anderen im# mcr unerträglicher wurde. II etoit terrible ä «es gcns, et se

tenoit solitaire; ParadiN. 25t) Nach Comines. Paradinr La tristesse etcignoit en lui les csprits de vie. 252) Es wird allgemein behauptet, er habe die Stadt Bern dem Grafen von Rvmont, Freyburg der Herzogin von Sa# voycn, viele Häuser und Herrschaften der Edlen seinen Haupt#

Geschichte der Schweiz.

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„räther. Wohl auf; wir marschiren. Bey S- Georgen, „Wir rächen und1 f ?)." Sie alle laut: hoch lebe Burgund! Herrlicher als je schien das Heer"^); doch die innere Siegszuverstcht war nicht mehr im Dolk"-b). Durch Kornfelder gieng der Marsch**’) über Mo«Marsch nach rens"6), Dioley1J 7), dem Neufchatellersee zu; langsam, Murcen. der Herzog hoffte, die Feinde zu locken, wo Land und Leute für ihn waren: doch die Ungeduld riß ihn bald sott1 $8). Er beschloß, über Murten auf Bern und Frey« bürg zu ziehen. Den Grafen von Romont sandte er mit neuntausend Mann in die zwischen den Seen liegende Landschaft, sowohl um Erkundigung"»), als Weiler seiner Operation von dort aus mehrfach nützlich seyn, dem Feind in die Seite oder den Rücken fallen, auch Murten durch doppelten Angriff geschwächt werden konnte. Die Hauptmacht folgte und kam nach Cugy"°), Peter« lingen, Wivlisburg, den ganzen Raum füllend, wo Aven« tittim war. Hadrian von Bubenberg, mit sechshundert Mann, stieß auf die Vorposten und machte einen Gesänge«

leuteii versprochen (Stettler u- a.); doch that er das wohl nicht in dieser Rede vor dem Heer. $53) AuS der Neufchateller Chronik. 254) Eben diese, Farraee plus brave et grande quc dcvant. Die „seidenen Scharmereyen" waren auch wieder da; M issi, fenbuch, oben254b) Sie tVAKH tnoios gaillards, moins affectionnes; Paradin Bourg.

255) Der Legat und Gesandte Kurfürst Friedrichs von der Pfalz und Herzogs Galeazzo Sforza waren bey ihm; Ex$t. d'una ane. ebron. bey C 0 M i tt. H.

256) Nicht am See, wie oben gedachte Chronik sagt; sondern jm Jo rat. 257) Extrait N. 255. Am Tage lag er bey Morens. 258) Or ces chiens ont perdu courage ; mr scmblc quc devons les aller trouver. NeUschat. 259) Quand serez lä , nous serez pari de Vos nnuvclles.

Eben ders. Ohne Zweifel das Cugy unter Stuffiy. D 2

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V. Buch. Erstes Capitel.

«en, der ihn unterrichtete. Sofort schrieb er nach Bern: „der Herzog von Burgund, mit aller seiner Macht/ MiethS« //truppe» aus Italien/ Verrathern auch aus Teutsch« „laut161)/ stehe ihm gegen über; Schultheiß/ Rath und „Bürger sollen sich nicht fürchten / sich nicht übereilen/ „sollen die Eidgenossen ruhig erwarten; er wolle Murten „behaupten." Er berief die ganze Besatzung und alle Ein« wohner von Murten, sprach zu ihnen mit hohem Ernst, und verpflichtete sie eidlich/ alle und jede/ wären es auch Vornehme und in Krieg oder Frieden bedienstete Männer, wäre es endlich selbst Er, alsobald umzubringen, wenn einer ein kleinmüthigeS Wort hören lasse. „Kriegsgesel« len, wachet! An Murten hängt das Vaterland; nur Eine Vormauer hat die Schweiz, unsern Entschluß!"

Di« Eidge, Durch alle Städte und Länder von Freyburg, Bern, iieffrn. Soloturn, ergieng der Landsturm, und von den Hütten zur Seite des ewigen Eises, bis wo die Aar in den Rhein fällt, floß Tag und Nacht das Volk zusammen aus Bern. Sofort Besetzung der bey kaupen und Gümminen über die Sane führenden Brücken; abgeworfen wurden sie nicht, so wie nicht verschlossen die Thore von Murten, auf daß die Sicherheit offenbarer nur in der Wachsamkeit sey. Schultheiß, Denner und Räthe waren Tag und Nacht versammelt; überall Kundschafter; zu oberst in der Stadt auf einem hohen Thurm eine mit andern in Verbindung stehende Hochwacht *64); schnelle Reiter über Basel nach Straßburg, Boten aus dem großen Rath an alle Eidge« «offen, „so hoch und so theuer die Stadt Bern könne und möge, bey den heiligbeschwornen und ewigen Bünden sie aufzumahnen mit aller Macht, auf Einen entscheidenden Tag16 3), zu Erlangung schnellen ruhmvollen ewigen Frie«

sei) Ein Blaarer von Costanz, und selbst von Eidgenossen Lan­ den; Missifenbuch. 26r) Auf dem seither mit S- Christophs Bild verzierten Thurm; Gruner« deiic. Bern. 414.

263) Auf dem „üwer und unser aller genesen und Verderben stat." (-Oben ä. 249b),

Geschichte der Schweiz.

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fctntP64) und nie vergeßlichen DanksNicht wei­ ter schrieben sie Ludwig dem Eilften/ welchem der Ursprung des Kriegs, der Bund, ihre Gefahr und seine Pflicht vor kurzem lebhaft vorgestellt worden1 ££); sie hatten von ihm kein Heer verlangt/ aber daß er Savoyen besetze/ dem Feind von dort her furchtbar zu seyn; vergeblich: der König wollte Karl» keinen Vorwand geben / daß er von den Schweizern ablasse; bey diesen/ hoffte er, soll er sein Verderben finden. In den Eidgenossen selbst war nicht immer Einerley Wille: der alte Bund im Hochgebirg war für die Freyheit; von Staat/ von Herrschaften wußten diese Männer nichts; nichts von einem Welschen Helvetien / oder daß die Natur den Jura zur Landmark gefetzt. Es ist in ihrer Einfalt eine gewisse Scheu; sie mögen sich nicht mißbrau­ chen lassen. Jetzt/ wo die Alpen mit Vieh besetzt waren (beym Zug nach Granson lagen sie noch unter Schnee)/ war nicht jedem kommlisch/ in den Krieg zu ziehen. Da dachte wohl mancher/ ob die Herzogin Jolantha so unrecht hatte / vor großen Planen der Berner zu warnen. So wurde erst untersucht, ob Murten wesentlich/ ob cd in dem Bund begriffen 2 6 ?) ? So hatte Karl Muße bekommen/ 264) Die Mahnungen hat Schilling. Endschaft machen."

Sie wollen „kurz

265) Als lang unser Stadt Grund stat, wollen wir eö um üch und üwer Nachkumen verdienen; N. 249b).

266) Bern dem König, 1 Juny; bey Stettler267) Man sollte es glauben; denn in dem Bund waren die von Bern „mit all iren Burgern und so ihr Lehen, Pfand oder Eigen waren (Urkunde, 6 Marz 1353);" schon seit iv Jah­ ren war Murten mit Bern in einer „nähern Bündniß" (Leu, voce Murten). Wäre sie ein Burgrecht gewesen! I» der That bezeugt Bern (in der Mahnung, auf Indira, bey Schilling 315), daß die Murtener über 200 Jahre in Lieb und Leid mit ihnen gestanden; der anfangs auf Jahre bestimmte Bund zu ewigem Wesen gediehen, und von Bern in den Bund mit der Schwei« mitgcbracht worden (Mahnung, schnell am H. hohe» Donnerstag, cb. das. 31s),

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V. Buch. Erste- Capitel.

sich neu zu rüsten "8). Als er in der furchtbaren Größe seiner Macht neu vor ihnen stand/ und Bern, unter« zagtaber dringend, vom Tag zu kaupen, der Treu, der Freundschaft, zu ihnen, redete, war die ganze Eidge« nvffenschaft unverzüglich auf; vorerst Wilhelm TellS Volk, die Männer von Uri, zogen unter Hannsen im Hof mit ihrem Landbanner durch die nächsten Thäler den Bernern $u 27°); durch die Habkeren und über den Brünig, Un« terwalden2?'); die allezeit rüstigen Entlibucher, voraus ih« rem ganze Ganton’7’); da kam von Greyerz Ludwig, der Graf des obern Hirtenlandes; willig folgten die Canen« leuke, weit über den Thurm Treym hinaus, für ihren Herrn und für Sern 27 2b); es strömte von den Ufern und Bergen des Thunersees und von den hinteren einsa­ men Höfen kraftvolle Mannschaft mit der Stadt Banner von Thun zusammen; die Reisigen von Aargau, doppelt freudig, weil der Krieg auch sür Oesterreich war; wett­ eifernd, die Aargauer Städte2 7 3); unter Foster, einem

268) Bern an Basel, Mittw. v. Pfingsten; „wär unserm be, „zierlichen Willen gefolgt worden, so wären wir der Mühe

„nun entladen."

369) Bern an Straßburg, Frt. n. Ostern; sehr getrost über die mannhafte Besatzung in Murten, die sehr treflichen An­ stalten, die Begierde fich „gar bald auf den Feind tu rüh-

„ren." 270) Wurstisen, daß sie die ersten gewesen. 271) Sie und Entlibuch sind (nach Uri) die ersten gewesen.

272) Daher auch Stettler derselben besonders erwähnt.

272b) Er selbst wurde tu Anbonne, Oron und Palesieux von dem Grafen von Romvnt und Wilhelmen du Mrgy, Ritter, angegriffen; Revers als die Sanenleute ihm auf eigene Kosten tu tichen; Greyerz, s Märr 147a; der Thurm Treym war die gewöhnliche Landmark. 273) Erklärung Bern an Aarau, dergleichen ihr verbunde­ ne Reisige ferncrs »ach ihren Stöcken (Militareintheilung der Aarauer Bürgerschaft) beschreiben zu mögen; Verena 147s.

Geschichte der Schweiz.

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besonders tapfern Mann'?4), die Bieler, gewohnt von Alters her, den Bernern jur Seite zu Preisen2?*); auS den Dalsialler Clausen eilte mit jweytausend Baselern und hundert Reisigen der Ritter Peter Ptot1 ?6;; es führte Graf Ludwig von Oetringen die zu Roß und Fuß und an Zeug schöne Hülfe der Straßburger2 7 ?); eS folgten die Elsäs­ ser Städte und von Dorderösterreich das dreyfache Aufge6of2?8); vereinigt mit den Rorwylern, S. Eallern2 7 8q), dem Land Appenzell 2? «c) kam die Stadt Schafhausen. Die theilnehmendsten Blicke zog Herzog P?ene auf sich, den Karl aus Lothringen vertrieb. Fünf und zwan­ zig Jahre alt, schön, ansiandsvoll, tapfer, gütig, weise, sehr den Teutschen und sie ihm zugethan 27 *). Als er

274) Sonst hätten die Bieler leine is Banner gewonnen; Leh­ man n's Bisrhum Basel. 275) So erklärte sich in diesen Tagen Hanns von Hallwyl, als Foster ihn bey Kerzers fragte, wo die Bieler seyn sollen? „Bern und Biel sind immer Eins." Biel in seiner Ur­ anlage. 276) Wurstisen. 277) Anker den in Freyburg liegenden sandte Straßburg 300 Pferde, 400 Düchsenschützen, 12 Streitbüchsen; (Wd Oettingen war über dre Reisigen, Wilhelm Hcrter über alle; Her­ mann von Ertingen führte die Hülfe der Bischöfe von Basel und Straßburg; May. 278) Der Erzherzog ließ durch Graf Oswalden von Thierstein verkündigen, daß, wer vorhin 20 gab, nun r>o Mann zu ge­ ben habe; Guillimaun hist. Austr. Aus Elsaß werden sonst Colmar, Sletstatt und Kakscrsderg bconders genannt. Da war auch die Mansche Mannschaft, von welcher auf Davos ein Verzeichn iß liegt; Campbell. Gundel­ fingen N. 171: 800 Helme, 2000 M. zu Fuß habe Sig­ mund geschickt. 2781») Ulrich Varnbül-ier mit 200 M ; Wetter. Aber er kam leider zwei Stunden nach der Schlacht; Halrmcyer. 278c) Der Appenzeller waren 600: Walser. 279) De staturc moyennr et quarr ec , nraurnsiin> mime: le ncz un peu re le ve au milicu : ycux aigus; chcvdurc noire. peil-

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V. Buch- Erstes Capitel.

in seinem Unglück verlassen und arm jum König nach Lion gezogen, hatten junge Teutsche Kaufleute die Loth­ ringische Uniform ’8°) sich heimlich machen lassen, um ihn am Thor als eine wahre Ehrenwache zu erfreuen: seither Harle seine sterbende Großmutter ihm seidene Klei­ der und Geld gegeben^ 8 >); eine Zeitlang harrete er bey seiner Mutter auf die Winke und Wirkung der Zusagen Ludwigs'8-), bjg bie Herannaherung eines großen Tages bey Murten weit und breit alle Gemüther aufregte. Da entriß sich Rene der klagenden Mutter; unter Dedeckung einiger hundert Französischer Soldaten, die doch

mit den Burgundern durchaus freundlich lebten, stahl er sich durch. Seufzend warf eine alte Frau an der Lo­ thringischen Gränze ihm unter der Messe ihr Spargeld in den Echooß'8i). Durchgehends wurde die entstellte

dants sur lea orcilks; parole breve ct nette ; le seng judi cieux; peu curicux en ees liabits : jamais oisif. N. Remy disc. des dieses avenues en Lorraine, sous le duc Rene; Pont-

a-Mousson 1605. Der auch meldet, er habe dem H. Augustinus nachgesagt , un prince non letlre , esl un Ane couronne ; und in seinen Studien habe er sich nicht an die Uebersctzungen, sondern an die Quellen gehalten. Ingenua princeps bonus indole; Blarrorivo L. 2.

2so) Weiss, roth und grau. Dazu nahmen sie Federbüsche und jeder eine Hallbarde: Don Calmet, Lorr. 281) Maria von Harcourt, Wittwe Antons, Grafen von Daudemonr. 282) Iolantha von Anjou, Erstgeborne Königs R^ne, Wittwe Ferri von Vaudcmont des Zweyten. Sie lebte zu Joinville. Daß er gegen den König Mißtrauen schöpfte, merkt man auch aus seinem Schreiben an die Eidgenossen um einen Tag, „wegen Sachen, die sich nicht lassen der Feder ver­ trauen" (Strassburg, Mittw- v. Auffahrt). 283) Des alten Wallhers Frau stieß ihn.an und steckte ihm nt Gold 400 Franken zu: „Monseigneur, pour eyder ä noirc dclivrancr Remy uni) Calmet. Man ehrte an ihm, daß Er den gefchdct, vor welchem der König jetzt noch zittere z R e m y.

Geschichte bei Schweiz

5?

Würde verehrt. Nachdem die Straßburger ihn eine Woche bewirihet, sandten die Eidgenossen ihm eine Bedeckung' 84j. Diele Lothringer, die das Haus, die ihn und das Land liebten, zogen mit ihm über Zürich nach Murten'«r). Oie Etadt Murten, nach einer Feuersbrunst besser Belagerung gebauet'8^), war mit Mauern. Thürmen, einem doppel. Murten-

ten Graben und jetzt mit Schanzen und Bollwerken be« festiget. Einerseits ist gegen Freyburg, Laupen, Bern, ein von der Cane durchschnittenes, walbichtes Hügelland; anderseits ein See von nicht unbeträchtlicher Tiefe, dessen vormals weit größere Ausdehnung unwegsame, hin und wieder bodenlose Moraste zurücklicß'8 7). Gegen Wiv« lisburg öffnet sich ein fruchtbares Korngefild in eine ge» nugsame Breite. Die Halbinsel, den Weinberg Mistelach und seinen fruchtbaren wchlbevöikerten Fuß gegen den Neufchatellersee, hielt Graf Romonk in Besitz; der Insel­ gau'88), das Huperland' 8»), ist von einem vorzüg. lichen Stumm treuer und kraftvoller kandleu.e bewohnt. Es gelistete dem Grafen ”o), die weiland iranischen

284) Hundert Mann tu Pferd und Fuß; Calmet28j) 3oo PferdeGraf Simon Wecker von Bitsch, aus dem alten Zweybrückschcn Hause, ein thätiger Mann, begleitete ihn (W.); auch schlossen Lhiersteiii und Oetlingen sich an (Gu i ll i m a li n). 28c) Regelmäßiger; man sicht es noch; der Brand war i4ia (Leu). 2Si) Nun ist der See nicht mehr so tief, der Sumps trockener. 288) Vielleicht nicht sowohl von der Insel im Bielersee, als von seiner Lage zwischen den Seen, und Aar, Zil, Broye, Bi­ dernbach so genannt: letztere »st von der Sane nicht weit entsernt, Sümpft mochten die Lage vormals noch insularischer machen289) Hobarü, die auf zerstreute» Hosen ihre Über den Morast geivoilneiien Huben bauten2vo) So sagte er Sonntag Mittags zu StasnS: Seroit se bon de s'cverlucr ä faire quclqu' enlreprise ? Neusch. Ehr.

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V. Buch. Erste- Capitel.

Gäter in dieser Gegend’9 ’) einzunehmen; die von Cudrefin zeigten durch den Sumpf und äber die Dreye den Weg, so daß der Fürst unerwartet und wohlgerästek2 ’*) am frühen Morgen zu Ins an dem Weinberg war. Auf daö erste Zeichen der Wache erschienen die Landleute bey­ derley Geschlechtes mit selbstgemachter Fahne und allerley Waffen 19 so muthvoll, und Neustatt, Crassier, die Manner von den Länderen, waren so bereitwillig auf, und die Zilbrücke wurde von einem einzigen Neufchatcller, Taillodz, mit solchem Helbenmuth behauptet'94), tag, nachdem der Graf etwas Dich erbeutet, er zurück eilte und selbst jenseit der Moräste keinen Standpunkt zu be­ haupten vermochte'9r)- Da er sich zu schwach fand, für sich etwas gegen die Volksmenge zu unternehmen, vereinigte er sich mit der Hauptarmee. An demselben Tag ordnete sich der Herzog in dem Wald ob 8ol$196), erschienen mit mehr als vierhun. dert'9?) Zelten auf den Höhen gegen Morgen der Stadt Murten, auf der nördlichen Seite bey dem Moutil-

291) Qui souloycnt etre ä notre biau Onclc d'Orange.

292) Die Pferde hatte er zurückgelaffen; die hommes d'armcs la lance au poing. 293) Brochcs de 5er, fourclics ct tels bastons qu'ils pouvoycnl avoir.

294) Er war Vater des Verfassers einer von uns benutzten Neufchatcller Chronik. Zum Andenken bekam er eine goldene Kerre, mit einer Medaille, welche ein Stachelschwein mit der Inschrift vorstellte: Vires agminis unus habet. Haller, Schweiz. Münzcabinet, Th. I, 11.

295) Vergeblich versuchte er es sur le bled du Pcregrand zwi­ schen der Broye und Cudrefin 296) Wird auch Faoug geschrieben; ausgesprochen: Romanisch Fou; Teutsch, Pfauen. Der Wald über diesem Ort und Gurwolf, Rom. Courgevaux. 297) Der S. Galler: 400. Bern an den Bischof zu Sitten, Mt. n. Trinit-: ob soo Zelten und Hütten.

Tesch ich te der Tchw eiz.

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Iier’9 8), Traf Romonts Zwölftausende, und an dem See der große Bastard mit dreyßigkausend Mann. Oie Sradt wurde (außer an Einem Ort, gegen den See) umringt; kaum unterhielt Nachts ein kleiner Kahn Verbindung mit den Eidgenossen. Nach abgeschlagener Aufforderung wur« den drohende und verführerische Zettel in die Stadt ge« schossen -hierauf durch Romont Sturm angelegt. Es fiel durch die Burgunder ein großes Stück Mauer ’°°); mit Siegsgeschrey i«-) liefen sie an. Aber die lebendige Wehr fester und geschickter Manner erschien. Der die große Büchse bediente, wurde aus der Stadt erschossen; durch den Tod von siebenhunderten der Muth gebrochen, und nach der achtstündigen Arbeit das Eingestürzte Nachts hergestcllt ’ °3). In Ausfällen waren die Belagerten glücklich Don den Freyburger» wurde Anton d'Orly mit dem Rest seiner Savoyer vernichtet 3°4). Durch ge­ schickte Ordnung verabredeter Ze chen wurde von der Neu« statt, von Erlach und den kanderen Verstärkung in die 298) Ein Fischerdorf; einige schreiben Montelier; welches Wik in dieser Entsernuilg nicht berichtigen können. Dieser Ort, einen Büchsenschuß von der Stadt/ lag vor seiner Fronte; vom See bis an die Waldhöhen, wo er sich dem Heer an»

schloß. ass) Schilling: „Ihr Duren von Bern (immer der Adel, stolz) gebet die Stadt uff; alle Hämmer möchten nit Gelds genug schlagen, daß ir damit erlöst wurdend- Mir kommen bald har>n und wollend üch uffhenkcn. Ihr Buren von Vern, sollend bychtcn, denn ir mügrnd kein Eiitschüttung Han, und wir wollend üch all ertödren." Die verführerischen Anträge scheine» mündlich gemacht worden zu sey».

zoo) Alle Thürme und die Mauer von der Kirche dis an das Thor am See; Neufch. Chronik.

301) Ville gagnee! rar) Diesen Sturm, der früh Morgens anfieng (eb- das.), halten wir für den am Di. nach S. Veit, dessen der S. Galler auch erwähnt.

303) Zwey bey Stettler. 304) Düuod.

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V. Buch. Erstes Capitel.

Stadt gebracht ’°’j, auf daß bey der unaufhörlichen Anstrengung dem unüberwindlichen Much nicht endlich Leibeskraft fehle. Die Burgunder/ voll Ungeduld (derHerzog schmähe, te bitter ’°ö))/ verschonten auf dem Lande weder Alter noch Geschlecht- Ebendieselben zogen eilends an die Brücken, welche bey Eümminen und kaupen über die Sane führen, um den Entsatz abzuschneiden 3°«b> Es war nur eine kleine Schar, kein Banner, kein Hülfövolk an den Or­ ten : aber der Landmann, im Pflichtgefühl unerschrocken, aber der Pfaff zu Neuenek, an der Spitze seiner Gemeinde zum Heldentod bereit, vertrieben den geinb )O6c). Stundenlang wurde zu Bern gestürmt, und der Stadt Banner brach auf, über sechstausend stark, an die Brü­ cken 5°6d); der Schultheiß blieb noch.

Desto heftiger donnerte, hörbar den Bernern, bas Burgundische Belagerungsgeschütz; ohne Wirkung. Es hielt Hadrian von Bubenderg eine solche Ordnung, daß jedem Zufall bestimmte Manner halfen; kein Getümmel in der Stadt; niemand redete von der Mauer, niemand schien erstaunt, an dem Tag, als Karl und Romont das gewaltige Heer mit Feldgeschrey und abwechselnder Kriegs« musik die kleine Stadt vorbeyführten. Hadrian, über, waltiget, wäre mit. seiner Mannschaft gefallen, wie das

305) Falloil passer par Mtistier et Vuilly : de lä droit a Tor­ rn tioz. Das Zeichen war Feuer rm Saal des Rathhauses. Ncufch Chr 306 ,,Wessen soll ich mich im Großen zu euch versehen, da ihr „em so faules Stadtlem mir nit gewinnen könnt?" Aul, Unger. 3061*) Dern an die Eidgenossen schätzt fit zu sooo, die Chroniken sooo. Bern fügt die Bemerkung bey: „So sind „sie denn nun in unseren alten erblichen Landen." 306c) Das ist, bey May, der Angriff auf S Gincs, welches Wort nur die Hauser bey der Brücke der Sense ( steine) be­ zeichnet; ine war em H. Gines. 306d) etcttlcr li. a nur ss"-«; in den Buchenschcn Manuscriptcn zu Bern werden 6305 genau angegeben. Haliwnl befehligte die Schar.

Geschichte der Schweiz.

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Heer an der Dirs: Karl schenke den Eindruck des wüthenden Kampfs. Den Sturm erneuerte er Es war als wenn ganz Murten mit seinen verfallenen durchlöcherten Mauern von der übermächtigen Zahl niedcrgestürtzt werden sollte! Mik einem übermenschlichen Geschrey und Gerassel der Waffen und unaufhörlichem Knall des Ge. schützeS wurde der Sturm gegen die siebente Stunde Abends begonnen, und fand die Besatzung in ihrem ruhi« gen Ernst. Als die Leitern angelegt, als die Graben ge­ füllt, und von dem Zeug alle Bollwerke erschüttert wur­ den, so das wohl dem und diesem der Ausgang zweifel­ haft werden mochte, war allenthalben Dubenberg; Tu­ benberg, der vielversuchte Ritter, der Schultheiß, der Felbhauptmann, in seinem Munde Vaterland, Helden­ muth, und jedem gab er seine Seele; so daß mit Un­ tergang von tausend Feinden (viele wurden int Graben von Fußeisen gefaßt; viele, die ihre Todten wegbrachten, diesen beygesellt) auch dieser dreystündige Sturm ruhm­ voll abgeschlagen wurde, und Karl in die äußerste Verzweif­ lung gerielh. In Burgund ward Hadrian Ritter, als Jüng­ ling dem Herzog einst wohlbekannt, auch zu Bern Durgundischgesinnt; aber der Privatmann mußte dem Bürger weichen.

„So lang eine Ader in uns kbf," schrieb er nach Bern, da er zehn Tage und Nachte mit seinen zweytausenden gegen sechszigiausend gehalten, „so lang in uns eine „Ader lebt, giebt keiner nach." Die Berner aber sandlen auf alle Straßen der heraneilciiden Eidgenossen die al­ lerbeweglichsten Bitten um die Beschleunigung *°7). Sie ro7) Tschudi: den fürsichtigen, fromme», wysen Hauptlüten, Vennern und Räthen von Lucem (mut. mut. anderen), so Ki iu unser Stadt Bern ziehen, gar sunders herzlichen grün# den und getrüwen Eidgenossen samt und sunders: wir bitten üwer herzliche trüw, so hoch das uß Kräften brüderlichen Ge­ müts gan mag, ohne allen Usscnthail zc ylrn. Allerliebsten gründ und Brüder, wär Mich Rot nit an der Sach, wir wollttnd üch iiit so schwerlich ersuchen; aber cs ist an dem End; sydt uns ze Willen, u. s. f.

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V. Buch. Erstes Capitel.

kamen, wie wir oben gemeldet. Auch der größte Theil der Besatzungen von Freyburg und Welschneuenburg de« gab sich zum Heer. Endlich wurde Zürich mit banger Ungeduld erwar« tet. Einen Boten um den andern sandte seiner Stadt Hanns Waldmann, ihres und des übrigen Volts zu Frey« bürg Hauptmann. Er schilderte, wie weit schon die Schanz« graber an den Bollwerken gekommen, wie unter der Erde die Schwerter zusammengetroffen 3°7b), wie viele Thür« me niedergeworfen, wie übel alles zerschossen, wie bren­ nend die Begierde der Berner zur Schlacht, wie unauf« haltbar nach einem Unglück das allgemeine Verderben, wie unehrbar wäre, die letzten zu seyn. „Dreymal so

„stark, als ihr bey Granson ihn sahet, ist nun der Feind: „aber er ist unser; unserm Schwert mag er nicht ent# „rinnen; mit Gott, große Ehre wartet auf uns 3c8). " Früh am achtzehnten Juny machten sie sich auf, unter Hannsen Landenberg von der Breitenlandenberg dreytau« send Mann von Zürich; die Thurgauer, die Carganser

mit ihnen, die Aargauer aus Baben, Bremgarten, Mellingen, den Freyämtern, zweykausend führte Herr Ulrich von Hohensax. Schlechte Wege, unter beständi« gern Regen, zogen sie, zwölf Meilen in dritthalb Ta­ gen; so daß nicht weit von Bern in dem Krauchthal mehr als einer 3°9) vor Müdigkeit hinfiel. Ganz Bern

307b) Edlibach.

308) Waldmann, üwer aller williger Höptmann, an syn gnädig lieb Herren von Zürich, uff Montag nach U. H. Fron#

lychnametag 11t der 7 teil Stund nach Mittag, in dem ns Iar; bey den Tschudischen Handschriften. Das Schreiben verdiente wohl ganz hier zu stehen. „Gnädig Herren, fürdernd üch, daß „wir i»t die Hintersten sygend; hcnd thabt) kein Iwyfel, die „tüt sind all unser eigen, wir wend (wollen) sy mit der Gotts „Hüls all ertvden. Der ewig Gott und syn würdigt Mutter „und all himmlisch Heer, geb Glück zu üwerm Ußzug."

30s) Diel Volk; Bullinger. aber bald sich wieder ermannt.

Schilling: sooMann,

die

Geschichte der Schweiz.

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war in Gottesdiensten- Man erwartete stündlich, au« gonblicklich, die Schlacht. Also daß Waldmann die Ankunft sofort in das kager melden ließ, Vern aber sei. ner Mannschaft auch kein Ausruhcn lassen wollte. Doch Waldmann wußte, was gute physische Beschaffenheit über den Muth vermag. Nachdem sie sich durch Nah. r»ng und ein paar Stunden Schlaf erfrischt, ließ er. Nachts um zehn Uhr, aufblasen. Die Stadt war ganz erleuchtet; vor allen Häusern auf Tischen mitzunehmende Speisen; die allerinnigsten Dirken, Umarmungen, Wün. schc; laut erhob sich Kriegsgesang 30 9b), Es war eine sehr finstere Nacht bey heftigem RegenDer Morgen des zwey und zwanzigsten Drachmonats Schlacht bey dämmerte; das Gewölk schien sich zu verziehen; zu lUrun’ Eümminen hielten sie Frühmette. Nachdem sie sich durch einen guten Trunk gelabet und Waldmann fein Volk gestellt, als nun die Tanner zusammenzogen, liefen viele herbey, seine vortrefliche Ordonanz zu bewun. bertt3 ,o). Da erwachte in allen vier und dreißigtau. senden (Zahl der Schweizer 31')) die Begierde der Schlacht mit solchem Ungestüm, daß das Morgenbrot von den meisten verschmäht wurde. Die Hauptleute 3' ’b) beschlossen, den Grafen von Romonk durch nur ein Theil

309b) Aus Stettlers größcrm Werk; May.

310) Da haben viele gesagt: „es istWarrens woll werth gsyn." Bullinger. 311) Albrecht von Bonstetten und Nicolas Remy schätzen wohl 40, Baill0dz so, der S. ©aller K0000 Eide genossen. Wir sind, mit Schilling, Stettler, von dem Bericht nicht viel abgegaugen, welchen Prinz Friedrich von Tarent, in Beyseyn Comincs, dem König erstattete: 11-00 Piken, 10000 Hallbarden, 10000 Schützen, ->000 Reisige (Co, mincs V); und wüßten eine größere Zahl als 34000 nicht zusaniinenzubringen. 31 il>) Großen Antheil an der Ordnung hatte Hanns Tichndi, welcher das Landbanner von Glaris trug, des Geschichtschrelbcis Großvater; Trümpi, Glarner Chr.

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V. Duch. Erstes Capitel-

des Heers und durch die Landleute vom Inselgau ’^c) in Unthatigkeit;u halten, mir aller Macht aber auf den Herzog loszugehen. Die Ordnung machten sie in dem Murtener Bannwald: ein Hügel deckte sie noch. Die Dorhut übernahm Hanns von Hallwyl, Ritter, aus ur­ altem Aargauer Adel, Bürger von Bern, in blühendem kraftvollen Alter, Kenner der Menschen und Waffen, in den Kriegen der Podiebrade, der großen Hunyade gebil­ det; er, mit bloßem Schwert voran; neben ihm von Freyburg Fegeli und Wippingen ' 6); um ihn die Waldstatte, jene alten Oberland und Enrlibuch; auf den Flügeln Reisige, in zwey Treffen unter Os­ wald; unter Herzog Diene 5,2j, Armbrusischützen,

3iic) Neufch. Chr.: sie hüteten die Broye. In Aarberg lag Peter Wyttcnbach mit 400 Mann von Soloturn und Diel; May. 3iid) Die Neufchat. Chr. nennt Hannsen Fegeli und Ru­ dolfen von Wippingen. Vermuthlich wre neben Bubenberg Affry und neben Waldmann Herter stand; eine gefährliche Theilung des Commando, wenn Verstand und Freundschaft Eifersucht und (Eigensinn hatten können aufkommen lassen. 3iic) Das ganze Fussvolk der Vorhut führte Landammann Rätzi von Schwyz; Cysat Beschr. des 4 Waldstettensees. Hallwyl wählte weislich die zur Schlacht herzeifrigsten. 312) Daher, weil er in der Vorhut und im Streit einer der ersten war, geglaubt worden, man habe das Oberkommando des ganzen Heers ihm übertragen. Die Geschichtschretber ha­ ben diese alte Zeit nach unseren Sitten beurtheilt: überall wurde der oberste Feldherr gesucht: viele (selbst Peter von Blarru, Zeitgenosse) nannten den edlen, aber unerfahrnen, 25jährigen Herzog; andere (mit Widerspruch der Geschichte) Wilhelm'en Herter (Etterlin, Zeitgenosse, und Watte, wyl); Guillirnann und H aber! in den Grafen von Thier­ stein. In Wahrheit commandirte der Gemeinsinn, so daß je­ der nach der gemeinsamen Uebereinkunft mit bester Kraft han­ delte. Der Lothringischen Reiterey geben andere eine, unsers Erachtens, unschickliche Stelle zwischen dem Gewalthaufcn und der Nachhut. Siehe unten.

Geschichte der Schweiz. lange Spieße 3 "d), Jüchsen ''

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Es folgte unter

Hanns Waldmann ter Gowalthaufe mit allen Zeichen und Dannern sowohl der Eidgenossen als niedern Verei« nigling, in deren Rücksicht Wilhelm Herker, Hauptmann der Straßburger, das Commando mit ihm theilte 31 3h)} tausend lange Spieße, Mortäxte und Hallbarden waren um die Danner, den 5J?;ttelpunft 314). Caspar aber von Hertenssein, einer der vornehmsten zu kucern, den die grauen Haare gebietender, nicht schwächer machten, be­ fehligte die Nachhut. Tausend Mann recognoscirteu; sie stießen auf die Vorposten.

Der Herzog von Burgund, unaussprechlich erfreut (gestern wollte er den Feind suchen " >)), gab daö Zeichen, in Schlachtordnung zu treten. In liefe Säulen geordnet116) stellte er das Fußvolk seines Gewalthaufens der feindlichen Vorhut auf einem Ackerfeld entgegen; auf den Flügeln Reitcrey 3' 7) • das Geschütz, vor der

312b) 4000 coulcuvriniers , 3000 piquiers, 3000 alabardicrs ;

Calmet. 313) Flügel nennt Bullinger Fekten. Im übrigen vergebe der militärische Leier die unvollkommene Darstellung: wir sind nicht gewohnt, aus neueren Begriffen die Einfalt der Urkun­ den kunstmayiger tu modeln, 313b) Albrecht von Donstetten setzt ihn mit Dswald'en von Thrcrstein über das erste Treffen der Reiterey, deren zwey­ tes Herzog 9h*tie geführt habe. Es ist viel Widerspruch in Beschreibung dieser Schlachtordnung; vollends May malt al­ les wert genauer als die Quellen. Wir halten uns an die ur­ kundlichen Hauptsachen und innere Wahrscheinlichkeitsgründe. 314) Und auf den Flügeln von reder 312b) genannten Waffe, auch noch 2000; Calmet. 315) Duclos Hist, de Louis XI, Livr. 8. Ein Platzregen hatte es verhindert. 316) Edlibach: er macht sin Ordnung und Sp iz. Es scheint, er deutet htcr auf den Vorsprung, welcher, nach Hanns Viol's Lied (ein Lueerncr, und gegenwärtig) zunächst bey dem Ge­ schütz, aus 6oo Teutschen bestanden. 317) Sie scheint, etwas rückwärts gestanden zu haben. V. Theil. E

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V. Buch. Erstes Capitel.

Fronte, war bedeckt vor einem Grünhaag, der nur für vier Pferde Zugang ließ und einen Graben vor fich hatte *318).319 Der 320 321 ganze 322Himmel 323 wurde von schweren Wolken dunkel, es regnete nun stark-'s). Dey den Eidgenossen wurde der ungestüme Muth von den Haupt­ leuten, bis die Zeit gekommen sey, verschiedentlich auf» gehalten 3 4°). Zuerst, noch im Wald, wurde dem Her­ zog von Lothringen, den vornehmsten Hauptleuten, und, ohne Rücksicht auf die Geburt3"), sehr vielen 32a) würdigen Kriegern 34 3) von den Grafen von Thierstein und Oeitingen und Wilhelm'en Herker die Ritterschaft gegeben; die Umstände nöthigten hiebey viel zu übersehen Da sie auf das Feld kamen, erblickten die Echweizerischen Hunde, deren treue Wachsamkeit m damaligen Kriegen sehr nützlich schien, die, welche der Feind hieltr ns) Worüber alle einig sind, und tvaS alle haben, darüber ist

»ichk noth. Beweise zu geben. 319) Als wenn es nie aushvren wollte; Etterlin, er war tue

gegen. 320) Eben ders.: wie ungeduldig die Mannschaft über daS Ritterschlagen wurde. Edlibach: man wollt' nit länger bei­ ten (warten). 321) Um deßwillen, glaubt man, haben viele der hier erhaltenen Würde sich nie wollen bedienen. 2» der That nahm allein Junker Caspar von Hertenstein die Ritterschaft wirklich an (Etterlin). Muß man in der That glauben, daß der Stolz auf alte Pergamente über den Stolt der Erinnerung rrneö

solchen Tages giengl 322) Schilling 300. Nur von Thierstcin iso; Wattelvyl. Waldmann, Roüst und andere sollen die Ehre nach der Schlacht aus Herter'S Hand empfangen haben.

323) Von Bern Johann Friedrich von Müllinen, den wir bey Gransvn sahen; von Lucern auch >ener Haßfurter, der sich selbst wie den Fcmd überwand (Th. IV, ai9.), und obschon Aus, läuder (ein Schlesier; Balthasars Merkwürd. Luc. Th.ll), seit dreyßig Jahren thatcnreich und in Lucern Herr des hoch, stcn Haufcs war > B a I r h a fa r'e Erklär, des Martiiüschen Grund, riffcs); Albin von SiUmen, und wer wollte alle nennen.

Geschichte der Schweiz.

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jene, viel stärker und wilder, überwältigten diese, wel­ che mit großem Geheul ;u ihren Herren flohen; beyder« festige« Kriegern ein nachdenkliches Spiel5*4).

Bey Anblick der Burgunder befahl Hallwyl Halt; sein Heer umgab ihn; er, mit Frohsinn ernst, redete und sprach zu ihnen: „Biderbe Männer, Eidgenossen, „DundSgenossen! Hier sind sie vor euch, die Mörder „eurer Brüder zu Granson, zu Brie, die über euer Va„terland, eure Weiber und Kinder zu Lausanne das „LooS geworfen. Ihr habt begehrt, euch zu rächen; „hier stehen sie, vor euch. Diele sind ihr 3 2 4b). $5e» „denkt, Eidgenossen, wie viele Feinde unsere Väter „heute, an diesem nämlichen Tag, vor hundert und „sieben und dreyßig Jahren in der Schlacht bey Laupen „danieder gelegt. Derselbe Gott lebt noch, und noch in „euch derselbe Muth. Streite jeder, als wäre das „ganze Glück des Tageö, des gemeinen Wesens der „Eidgenossen und aller seiner Geliebten in seiner Hand „allein. Brüder, auf daß der unsern Vätern half, heute „auch mit unS sey, sammelt euch; betet!" Sie fielen nieder, breiteten die Arme aus 32’> Indem sie beteten, drang die Sonne durch die Wolken in ihrer vollen Pracht vor! Schnell der Feldherr auf, schwenkte hoch sein Schwert und rief: „Biderbe Männer! Gott will „uns leuchten; auf! Gedenket eurer Weiber und Kinder. „Teutsche Jünglinge, wollt ihr den Welschen eure Ge­

rri) Tschudi (ungedr) und die meisten.

324b) Daß die Zahl fast gleich oder die Schweizer übermächtig

waren, kann alsdann gesagt werden, wenn man des Herzogs felbstgeführtes Herr, wo der Streit entschieden wurde, ohne

Anton und ohne Rvmont zählt. Don rrstcrm mochte der Prinz von Tarent sagen, daß es nicht über 23000 eigentliche Streiter stark war.

32s) Mit gebogenem Knie und weitgespannten Armen; may, sterlicher Spruch von Herzog Karel von Burgundj (auf der Vibl. zu Wien). Einer sprach vor; Amen riefen alle. E 2

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V. Buch- Erstes Capitel.

liebten preis geben s5«)?// Nun vorwärts, aber nichts überließ der Feldherr wildem Feuer. Indem er voran rückte, sprengte Wilhelm Herker, Hauptmann der Vereinigung/ an der Eidgenossen SwlachtHaufen^?), mit dem Vorschlag/ gegen übermächtigen Angriff der viel jahlreichern Reiterey das Heer durch eine Wagenburg oder einen Verhau zu sichern. Ver­ muthlich wurde von der Leibwache auf den Höhen be­ fürchtet/ daß sie den Eidgenossen zu der Zeit in die linke Seite falle, wo das Geschütz hinter dem Grünhaag ihre Fronte in Unordnung bringe. Stillschweigen; man sah verbissenen Mißmuth. Endlich redete Felix Keller, Waid­ manns Freund, ein Züricher: „wollen die Bundsgenos„sen, uns zur Seite, redlich streiten, so wögen sie kom. „men: wir schreiten fort, anjugreifen, wie unsere Alt,/vordern; künstlich Ding ist nicht unsere Art." Sofort „fuhr er dahin, und gebot, aufzumarschiren.

Die Burgunder, welche stundenlang 8) jm Regen gewartet, schlossen aus der Haltung des Feindes, der­ selbe habe sie aus ihrer guten Stellung locken wollen. Da mehrere Pulverwagen und die Bogen der Schützen durch die Nasse sehr gelitten, wollten sie gegen Mittag in das Lager zurück, indeß vermittelst einer plötzlichen Wendung die Schweizerische Vortrupp die Lücke des Grünhaags bedrohete. In zwei Treffen rückten sie an, links Hallwyl, der Gewalthaufe rechts, Herkenstein hinter ihnen, bereit auf alles. Also begann das Dur«

326) Dicke vortrefflichen Reden haben wir nach Tschudis und Bullingers Berichten ohne Zusatz geliefert.

327) Oder Vorhut. In beiden waren Züricher; bei dieser die in Freyburg waren. Die Sache ist bey Bullinger und den meisten. Dünod nennt Hcrtcr'n Hartmann Fustcr; durch Verstos. 32$ Sechs Stunden: Gollut. Bis um die Mittagsstunde. 329) Die waldichte Gegend hatte sie bedeckt; aus Dünod und der Natur;u elitiiehnicn.

Geschichte der Schweiz. gundische Geschütz zu spielen ;i°):

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so daß vielen Eld«

genossen die großen Kugeln den Kopf wegschossen, viele Reisige von Lothringen aus dem Sattel geworfen dem Herzog Kone selbst sein keibpferd erschossener»), über dritihalbhundert Mann, bey hundert und dreyßig des Gewalthaufens r r e) niedergelegt, und besonders die Lothringer von den Burgundischen Reisigen in äußerste Noth gebracht wurden '**)• Doch fuhren die meisten Schüsse zu hoch, in die Baume, hinweg über den Feind 3 ’ t), welcher ihre Wirkung mit unaufhaltbar star­ kem Schritt bald unterlief 3 ;«>. Indeß an diesem Ort für Karl nicht ohne Hoffnung und mit gekämmter An­ strengung gestritten wurde, umzog den Grünhaag eine von Hallwyl heimlich beorderte Trupp, fiel von oben her mit großem Geschrey dem Feind in die Seite und erschoß den leitenden Büchsenmeister, worauf Schrecken und Unordnung das Geschütz in die Hande der Schweizer gebracht. Alle Eidgenossen entflammt sprangen in den Graben 3 r 7), rissen, traten den Grünhaag nieder; die Entlibucher, die Oberländer trugen mit ihren gewaltigen Armen die Schweizerischen Büchsen hinüber, wandten die Burgundischen, und nöthigten den Feind, seine Stel-

Acht (Dulliugcr), bey andern 30 mit Herzog Rene; am 1. Aug i-rs- Auf so laug die niedere Vereins«

S"

V. Tuch. Erstes Capitel.

Bischofbafelsche so beunruhiget von Streifparteyen, daß ein Versuch von dort her nicht unwahrscheinlich seyn mochte417).

AIS der Admiral Savoyen angelegentlich zum Frie« den empfahl, stellten besonders die Berner vor, durch wie viele Gesandtschaften sie die Herzogin vor dem Durchpaß der Italiener gewarnt; wie nach vielen schö­ nen Worten und unhaltbaren Entschuldigungen 418) sie denselben das Land geöffnet47«); aber auch Durkarden Stör, den der Papst und Bern unterstützte, habe sie vertragswidrig an Besitznahme des Hochsttfts Lausanne gehindert4^); in Wahrheit sey dieser Hof ein Hauptursacher des Kriegs; er müsse gestraft werden; für die Beleidigung wolle man die Genugthuung sich vorbehal. ten: für die Kriegskosten sich mit der Wadt, Genf und Chablais begnügen4?'). Johann Ludwig und alle Be­ vollmächtigten Savoyens baten, die Fehler der Mutter gung währet. Cs wird, wie in guter Freundschaft, vieles un­ bestimmt gelassen: „einen billigen" Sold giebt er; braucht die Krieger nicht an Orten, wo „der Eidgenossen Ehre" (ihr früher gegebenes Wort) es nicht zuläßt- Etterltn erwähnt des Bundes, 211. 427) Wurstisen. Man fürchtete für Druntrut, S- Ursitz,

Goldenfels.

42s) Diese Leute ziehen ja nicht wider Bern; es sey (damals) noch kein erklärter Krieg. Dieses alles Hal Schilling. 429) Der Bastard von Burgund holte sie von Rom und Ve­ nedig. 430) Th. iv. ess. Wie der Papst sich nun für den Stör er­ klärt, wissen wir nicht, aber cs muß wahr seyn, da es nicht widersprochen wird; vermuthlich in Folge des durch Philipp Herrn von Bresse, der Herrogin Schwager, vermittelten Bei­ trags, dem entgegen sie, wie Burgund, ferncrs dessen Geg­ ner begünstigte.

431) Statt ChablaiS werden in der Urkunde etlich Land­ schaft unbestimmt erwähnt; man weiß aber, daß ersteres von ihren BundSgenvssen, deu Wallisern, wirklich meist

erobert war.

Geschichte der Schweiz

9*

und des Oheims (Romont) dem eilfjahrigen Hekjog/ dem unschuldigen Laude und hartgestraften Volk nicht entgelten zu lassen. Da wurde viel der alten Freund­ schaft aus Graf Peters Zeit und von den ersten Anfän­ gen Berns, viel der ofterneuerten Bünde, und nützlichen Beysammenhaltens, auch der künftig vorstehenden Zei­ ten gedacht. Nicht nur sprach der Admiral; auch (um die obern Lande möglichst zu befrieden) sehr eifrig Herzog Rene, und im Namen Oestreichs, aber mit persönlicher Kraft, Wilhelm Herker, viele alte Freunde, edle Theilnehmer; damals war Gefühl für das Unglück eines alt­ berühmten Hauses. Und Bern, für kanderwerb nicht unempfindlich, hielt Ehre und Freundschaft 'gleichwohl noch höher. Sie überließen die Vermittlung dem Fran­ zösischen Botschafter, Herzogen Renö, dem Grafen von Greyerz (gemeiniglich groß am Savoyschen Hofe) und Wilhelmen Herker, dem edlen Stiftet4 3 a). „Die Stadt Genf stellt Bürgen, in drey Zielern „die vorjährige Brandschatzung, jene vier und zwanzig­ tausend Gulden, zu entrichten. Das Romanische „Land, genannt Wadt, wird, wie Graf Romont es „innegehabt (mit Ausnahme Murtens und einiger andern , für Bern und Freyburg wichtigen Gegenden432 433)), „Herzogen Philibert von Savoyen von den Eidgenossen ,zurückgegeben, alfobald nachdem er an Kriegskosten „fünfzigtausend Gulden bezahlt haben wird. Nie soll „Graf Jacob von Romont, nie ein anderer als der „oberste Regent von Savoyen, die Wadt beherrschen. „Es ist Friede, Handel und Wandel, der Gang des „RcchtS, hergestellt, und wechselweise nie einem Feind

432 > Welchem schon zuvor sür die Savoyer Stillstand und Geleit gegeben ward; Urkunde. grr) Grancourt, Cudrefin und anderes; Schilling. Dieses andere war, die Herrschaft Erlach am Dieiersee, die Berg­ lande Ormonds, Aelen und Bex, hinab bis an den Genfersee.

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V. Buch. Erstes Capitel.

„Paß zu gebend")." Jene unscheinbarliche Abtretung brachte die Berner in mehrfache und unmittelbare Ver­ bindung mit den größten westhelvekischen Seen; sofort, nach ihrer Art, bemächtigten sie sich der Herzen des Volks 4”).

Die Verbindung mit den geistlichen Kurfürsten wür­ be, der Entfernung wegen, abgelehnt; die Ueberlegung der Pfälzischen einem andern Tag vorbehalten 4Erz­ herzogen Sigmund, welcher Graf Eberharden, Truchsessen von Waldburg, die Grafschaft Sonnenberg nicht sofort bezahlen konnte, versprachen sie Fürwörter?). Frey­ burg, welche Stadt mit fast voller Freyheit immer doch 43i) Schilling, und einstimmig alle. Au« der Urkunde N. 432. ist der diplomatische Styl iu entnehmen: „Don Wege» „der Spän, Irrung und Mißhell, so da sind zwischen den „hochgedvrnen und gar mächtigen Fürsten, minen Herren dem „Herzog von Saffoy, dem Hus Saffoy und dem durchluchri„gen hochwürdrgcn in Gott Vater und Herrn, minem Herrn

„dem Bischof zu Jenff, der Stadt und dem Land vom Jenff „eines Theils, und den Herren der Bündle und Vereinigung „der Berner und anderer Städten andern Theils" u. s. w. 435) Schultheiß und Rath: den Ormondern Bestäti­ gung der Freyheiten, Befreyung von todter Hand. Sie seyn (wird hier gesagt) alte Unterthanen der Stadt. (In Wahr­ heit findet sich schon vor hso ein Spruch des Schultheißen Hofmeister über den Ormondischen Berg Asarin. Bestätiget

im; Vcrtragbuch der Landschaft Sanrn tssi. Msc.) Sie wolle sie verfechten. 20 Nov. 147«. (1479 war Junker Ioh-lin von Roverea Mitherr des Thais und von S. Try« phon.) Dem Adr v 0 n S. M a u r i c e für all sein Eigenthum, Schirmbricf: 31. Oct 436) Aber der berühmte Friedrich starb im December. 437) Don dem Grafen siehe Th. IV, 531. Ein Theil seiner Forderung mochte von derselben Geschichte Herkommen. Doch ist wahr, daß Sigmund in einem Streit über die herrschaft­ lichen Rechte Sonnenberg um den Kaufschilling, für den es Eberhard von Werdenberg hatte, an sich gezogen. Mißbräuch­ lich, als Eigenthum gräflicher Häuser, wird es wohl Graf­ schaft genannt; >etzt ei» Gericht int Bluden;ischeii.

Geschichte der Schweiz.

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unter Savoyen war 4r8), möge sich in ihren Geschäf. ren an die Schweizerischen Ekädte halten; die känder waren ungeneigt, mehr Städte in ewigen Bund aufzunehmen 4^»). Alsdann bald machten sie sich auf, mit Hadrian von Gesandtschaft Bubenberg, alle Fcldhauptleute des Tages bey Murt hat­ te 44°b). Ihre gerade biedere Treuherzigkeit gefiel dem klugen König. Diel fragte er um die Siege, fieng immer wieder an von der Be»te, von der schmählichen Flucht, ließ vielmal sich erklären, wie Hadrian mit so wenigen das kleine Murten gegen alle Macht von Burgund behauptet. Auf dieses wurden sie von dem Admi­ ral ler kannte das Vaterland), von dem Hause Bour­ bon44') (nicht ahnend, was ihre Enkel ihm seyn würden), von dem ganzen Hof, nach des Königs Beyspiel empfangen. Hier fanden sie den Genfer Bischof, die Savoysche Herzogin.

43s) Die Herrschaft war der Stadt 25550 Rh Gulden schuldig; es war in dem Savoyschcn Frieden, daß diese Schuld neu verbrieft würde. 439) Alles dieses aus dem Abschied, welcher bey den Tschudl scheu Handschriften liegt. 440I Ungeachtet Wilhelm von Dießbach als Mitgesandter ge­ nannt wird (Stertler), ist dock kein Awcifcl an Bullin­ gers Bericht, daß auch Hallwyl dabey gewesen. 44ol>) Bullinger: er habe sic gehalten, als wäre icder ein Fürst. 441) Vermuthlich Herzog Peter, der des Königs rechtmäßige Tochter hatte.

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Iolanta-

V. Buch. Erstes Capitel.

In jener Noth, als Gefangene KarlS, den sie uner­ bittlich fonb 442), halte sie beschlossen - den König, ihren nie gdiebien Bruder, um Rettung zu bitten, und sandle, da sie nicht schreiben durfte, einen • Secretär mit dem Ring, den er ihr weiland beym Abschiede geschenkt; der Secrekar wurde als ein Spion, der den Ring gestohlen, verhaflcl. Cie sandle hierauf den treuen Rivarol; das Land Savoyen bat auch für sie44 3). Da erklärte Lud. wig, „die Schwester nie zu verlassen; wenn sie mit ihm „seyn wolle, so soll sie gerettet werden." Sie (sie kannten sich) versprach; nicht unbedingt; „er soll nur „auch versprechen, sie wieder in ihr Land und in ihre „Gewalt kommen zu lassen" Es mißfiel ihm nicht. Also sandle er Douchage, seinen Vertrauten, mit Karin von Ambosse Chaumont, dem Gouverneur von Cham, pagne, und dreyhundert Lanzen, sie aus Burgund ab» zuholen. Sie wurde von den Franzosen als des Königs Schwester, von ihm am Eingänge des Palastes mit einem scherzhaften Verweise444) empfangen. Beyde wußten, was fle an einander hatten 444b); sie blieb nicht allzu lange; versöhnt waren sie für immer. Den Gesandten der Eidgenossen redete sie sehr zu Gemüthe, alles Geschehene für die vorige Freundschaft vergessen zu wollen. In dem Auftrag der Gesandtschaft war ohne.

442) Sie sah ihn wieder tu Rochefort; er aß mit mir am 14. Juch. Tagebuch des Haushofmeisters. 443) Alles dieses bey Guichenon. 444 ) „Madame la Bourguignotinc , soyez la tres • bien venue.“ Sie; „je suis bonne Franahr, irrss Th zu 48 Fläminger Groschen als rtat Selbst Philippen von Cominks 476) Hentcr und Meyer (rer, Flandric.). 476h) ParadIli. 477) £ C la Marehe: qu'il iloit bien mal Content pour cerlaii.s deniers qu il diboit que le Duc lui devoit. Aüeloö; nach der Schlacht den Granson habe Karl seine aLompagnie aus die Halste hcrabgescin. Nicht, glauben wir, an Menschen­ zahl: nie becisctrc der Herzog sich mehr, um viele zusammeii zu bringen: wohl mag aber der Sold um etwas geringer qeseyt worden seyn. 478) (br»n. Randal.

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V. Tuch.

Erste- Capitel-

Höfen, schilderte er den Herzog von Burgund als einen Unsinnigen, der durch Eitelkeit4 7Härte und Eigen« sinn 4 8°) sein Verderben bereite. Da er den König zu­ rückhaltend fand, welches er seinem Seitz zuschrieb, ver« suchie er eine Unterhandlung mit Herzog Rene, Spröß­ ling von Anjou durch feine Mutter.

Indeß kam er wieder zu Karl, unbefangen, heiter, in sein volles Vertrauen, besonder- nach dem Unglück bey Murten, wo er brauchbarer, ihm ganz ergebener Manner, mehr als je bedurfte. Ihn sandte er zu Ret. Hing Lothringens; ihn, als Nancy verloren war, brauch­ te er vorzüglich bey der zweyten Belagerung. Durch seine Schuld (um sich bey Renv Verdienst zu machen) war di-sc Stadl übergegangen: da er den Entsatz be­ schleunigen sollte, schrieb er in die Niederlande: mau soll sich nicht übereilen; sein, des Kriegsmanns Urtheil, soll ihnen mehr gelten, als das Ungestüm des Canzlars-^8'); ben Winter durch siehe er gut für Nancy. Also kamen nur wenige 4 8 *). Mit wenigen freylich lag vor der Stadt, sie schonend, Knie 4 8 3). Aber nach« dem der tapfere Cohen, Hauptmann der Engländer ge« fallen484), fam in seine Leute Mißmuth, und, sinke«

479) Ostentaiions; die ihm Zugleich Zeit verlieren machen. N,oc len bey Comines. 480) Folie* obstinations; Cbron. sc an dal.

Hugonct, welcher an dem Landtag ZU Brüssel des Herzogs Commlssur gewesen. 482) Graf Engelbrecht von Nassau, und mit den Lehen von Flandern Graf Croy von Chimay; Oliv, de la Marche; Paradrn. 481)

483) 9ue*,l’,rS Pru

gens et de pcuple ; C 0 MiNes.

Die,

welche ihm sei» Land einnehmen halfen, waren heimgezogen; die Belagerung dauerte 12 Wochen ( Edlibach ). 484) Einige nennen ihn Cölpin: Gollut, wo auch er der Un­ treue beschuldigt wird. Hrevon weiß Comines nichts. Sein Tod war zufällig; er spazierte aus dem Wall, da traf ihn eme Slücltugcl. Fugger. Ucbugens meldet Peter von Blar-

Geschichte ber Schweiz.

io$

mal vor dem Commandanten, persönlicher Tapferkeit ungeachtet (er war zu gütig), nicht gehörige Furcht w«t48$), gieng die Stadt über, wie wir gesagt, indem Karl herbeyeilte48^). Er kam; nicht wie sie Mst ihn wegziehen sahen, in prachtvoller Rüstung, ein hochge« sinnter, schöner Held; mit gesenktem Blick, verfallenen Zügen, wie verblichen, sahen sie ihn48;«). Daß er die Derrätherey nicht vernahm, geschah, weil sein Eigensinn jede Eröffnung nicht allein vergeblich, sondern gefahrvoll machte 48 ra). Da beschloß Campobasso, sein Werk zu vollenden. Dem Herzog Rene ließ er sagen : um den Sold seiner vierhundert Lanzen, um zwanzigtausend Thaler und eine Grafschaft wolle er die neue Belagerung seiner Haupt« siadt vereiteln, und seinen unversöhnlichen Feind ihm oder dem Tod überliefern. Zu dieser Unterhandlung brauchte Rene seinen Hausmarschall4 8 5)/ Cifron de la Dachiere, einen Provenzalen, den Campvbasso kennen mochte. Man sagt, er habe ihm die Grafschaft Baude«

ru, die Engländer haben gesagt, sie hatten sich nicht verdingt, Hungers zu sterben.

4«5) Comines. Er war alt; ein Mann von Einsicht, aber Mäßigung, ei» guter allgemein beliebter Mann, ad communis et unus (Blarru); dabey Renö's Vetter. Treue hat er Sarin bis in seinen Tod bewiesen. 4«5b) Am s. Set. nach Calmet. Am stcn kam dem Herzog von Burgund nach Lothringen (Rechnung des Haushof­ meisters); freylich erst am r2ste» legte er sich vor die Stadt.

485c) Nec vcnit ul quondam comlus, nec pulcher in armis, Nec bene compositus pltimis falcravc; sed vultu deformis, Et acrcs vi tollens oculos, nil gestu nobile praefert. Blarrorivo.

485d) Ganz ungewarut blieb er nicht; mais — ne. voulut 1* croirc; der treue de la Marche.

486) Maitre d'hötcl, D 0 N Calmet; oeconomus . Hausmarschall, Fugger; praefectus aulac ; Blorr.

Hettttp.

io4

V. Buch. Erstes Capitel.

tnont versprechen lassen 4 »7). In so gerechtem Krieg und für sein treues Volk schien das erlaubt- Wahrend der Belagerung suchte Cifron eine ermunternde Nach­ richt aus der Schwei; in die belagerte Stadt zu brin­ gen; ein Fieber hatte ihn geschwächt; indem er sich be­ mühet«, über einen Laufgraben zu kommen, wurde er gefangen. Campobaffo und andere stellten vor, daß mehrere gegen ihn auSgewechselt werden dürften. Der Herzog sprach, Er soll hängen, das ist Kriegsrecht. Graf Engelbrecht von Nassau, Croy Graf zu Chimay, der große Bastard, wer immer eine Rede wagen durfte, bat; vergeblich. Als Campobasso verstellte, daß der Mann seine Pflicht gethan, und sein Tod nicht unge. rochen bleiben dürfte, machte der Herzog mit seinem blechernen Handschuh eine Bewegung in sein Gesicht, welche der alte Krieger um so weniger zu achten schien, je mehr es ihn erbitterte *8 8). In diesem Augenblick fiel er in die größte Gefahr. Cifron, von Liebe des Le­ bens bewogen, begehrte, dem Herzog eine Entdeckung zu machen. Durch solche Ausflüchte, meinte Karl, wolle er sein Leben fristen. „Was er will, soll er dir „sagen," sprach er zu Campobasso, „und hängen." „Hangen soll man ihn," rief Campobasso, als Cifron sich nicht mit ihm einlassen wollte. Und der Gefangene sprach: „was ich dem Herzog sagen wollte, ist mehr „werth, als ein Herzoglhum." Einige liefen, es zu melden; das Vorzimmer war von Campobasso bewacht. Also wurde Cifron im Angesichte der Stadt, von deren Zinnen für das Leben des beliebten Mannes alles ongeboten wurde, an einem Baume aufgeknöpft- „Auch „Herzog Karl," rief er noch, „wird bald hin seyn; „wer weiß das besser als der, dem er traut 8’,)."

48?) iu 48$) 489)

Gollu t. Wenn das ist, so gedachte er gewiß nicht, es je hatten Dem Verräth» seine Getreuesten! C a l in et. CoIN ! » ts.

Geschichte der Schweif

io5

Gerochen wurde er durch die Hinrichtung hundert und

zwanzig Burgundischer Gefangenen, deren der erste vor den Augen des vergeblich ergrimmenden Karls am Höch« sten Orte der Stadt aufgehangen erschien*90). Man kann den Rachschluß des Schicksals beklagen, aber, seit Karl die Wuth seiner Leidenschaften für Charakter hielt, war ihm nicht mehr zu helfen 4,'). Der Herzog von Lothringen beschloß, anstatt sich Ren« in der einzuschließen, persönlich Hülfe zu suchen. Also besetzte Schweiz, er Nancy vorzüglich mit Lombarden, die ihm aus dem feindlichen Heer zuliefen, Franzosen, welche heimlich der König ermunterte 4»Teutschen Freywilligen aus der Vereinigung 49:), und einer Anzahl verwegener Man­ ner aus dem Daudemont, denen er, wie den Stadtbür­ gern, gänzlich vertraute 4»4). Im Lande blieben Streifparleyen, welche den Feinden die Zufuhr abschnitten und ihre Quartiere unaufhörlich beunruhigten. Die Stadt versprach, zwey Monate zu halten. Er mit nur zwölf Pferden über das tiefbeschneyke Gebirg in außer­ ordentlicher Kölke zu den Eidgenossen: die niedere Ver­ einigung bezeugte, bey dem besten Willen komme alles darauf an, diese zu haben4»'). Da nahm er alles Sil. der seiner Großmutter von Dalidemont, ließ ein Theil schmelzen, verpfändete anderes; auch der König ließ

490) Mit folgender Aufschrift: „Hier endige ich meine Tage, „von wegen der Uninenschlichkcil Herzogen Karls von Burgund „an dem seligen guten Cifron und seinen Gesellen, die als treue Diener ihres Herrn gefangen worden; DücloS491) Traurig sagte Rübcmpre bey der Uebergabe von Nancy:

Je vois bien qnc la guerrc ne linira que par la mort de mim maitre. E b. d a s. 492) Alt Hist, desr Helv. V, 75. 493» HannS von Rhcinach an der Spitze; Münster. 494) Petit Jean von Daudemont, Peter Cotkcrcl, Menal 6t Guerrc, Fortune, Picard-de hntausend Mann stark *1 8). Die Wit­ terung außerordentlich kalt; an kebensmitteln Mangel; doch wurde das Heer vertragsmäßig '1nach Möglich, „in der heiligen Woche in Frowenhusern und hinter dem Spil „gelegen, und in mengen Tagen in kein Kirchen gekommen;" Schilling. Dieselben Krieger waren überhaupt nicht so ordentlich, wie jetzt wir; aber, was wir verloren, das haben sie erworben. 515) Calmet. Wenn Düclos nur von ir Gulden spricht, so hat er sich verschrieben; dafür harre es keiner zwey gräflichen Geißel bedurft. 516) Etlicher Unschicken halb, sagt Wurstise». Diese bestan­ den dann, daß er iu Ensisheim, Freyburg und Neuenburg viele Neuerungen gemacht und viel Geld unrechtmäßig eilige, nonlnicn: Knebel (bey Schöpflin Als. illustr. 11, 599) aus einem Bericht Herrmanns von Eptingen. 517) Thierri le Drapier, de Mirecourt, Picard, de, fer hatte sich nicht gewagt. Calmet. 618) Ungefähr; immer mehrere liefen ;u und nach; daher end, lich 20000 wurden; Bericht Herzogs Ren« selbst, im Recueil des pieces beym C 0 MiIIe s. 519) Abschied Ensisheim, 3. Dec (gleich nach dem Tag iu Lucern): wie viel Mehl und Brot jede Gegend liefern soll;

HO

V. Buch. Erstes Capitel.

keit verpflegt; Muthwille von ihm an den Juden »«♦ übt So über Ensisheim, Colmar, Schletstatt, Ortenburg vorbey, das Wylerthal hinauf, über die Wasgauer Firsten, da sah Rene sein Land; der Himmel war ungemein fetter ’ 2Ot>); bald hinab an die Meurkhe. Die Lothringer haben ihre Fürsten immer geliebt; wie freute sich, wer zu S- Diej den Schweis des Pferdes des wiederkommenden Herrn berührte r2 °°). Das Heer nach Lüneville r -In diesem Nachtlager erreichte sie Haßfurter mit seinen Freunden. Die Krieger traten zusammen; der Held redete. Diele Erinnerung an Murten; wie sie den Herzog dort streiten gesehen; von der Menschen Pflicht, von Freundschaft, vom Sieg über den zweymal geschlagenen Feind- So daß der fürst, liche Jünglingin der innigsten Bewegung seines Ge­ müthes, aufsprang, die Waffengefahrten umarmte; sich selbst, sein Land, sein Volk, mit entzündenden Worten dem Heer empfahl ’22). Nachdem die Posten ausgestellt, und Hunger und Durst, nicht in Unmaße, gestillt wor> den, legten sich die Krieger zu Ruhe. Der Anzug eines schon an Zahl überlegenen Heers der Sieger von Granson und Murten wurde dem Bur­ gundischen möglichst verborgen 12 3). Sehr gering war wie die Da'ckereyzu besorgen, wie das Heer tu führen, wie es nut der Beule tu halten sey. Bey Tschudis Handschriften520) Sic nahmen ihneii, was sie hatte»; Edltbach, Wnw sti sen. 520b) Blarru. ES war der letzte Tag deS Hielten Jahrs. 5 200 Blarru ausdrücklich. 521) Jenes nennen die Chroniken S. Didolt, dieses Lienstatt. 622) Der ehrliche Etterlin .ohne Zweifel zugegen): es hab de» Herzog hoch bchcrzct, daß er sich neigt demutcnklich, und ficng zu danken solicher Maaß, wer das sah, der ward einzündet. 523) „Die Eidgenossen," meinte Karl, „lieben die warine» „Stuben; im Winter führen sie keinen Krieg; Luiuxcngcsiiidel

Geschichte der Schw ei;.

na

dieses rund schlecht, finster, wie daS Gemüth Karls, leidend von Krankheiten, in Mangel f’H), ohne Geld noch Much, von Campobasso verrathen, treu an fich. Der Zustand wurde dem Herzog vorgestellt; er in seinem Grimm: „Und sollte ich allein hervortreten - mit dem „Jungen von Lothringen mache ich nie Friede; ihr aber, „ihr seyd lauter Daudemonts 53*).z/ In jener fürchter­ lichen Weihnachtökälte erfroren einige hundert Mann und Pferde 6). t>a brach die Geduld, so daß man ihm fluchte * 2 7)einige verließen ihn r r?b). Der Porlugie-

„habe Rene; ein Ritter möchte er scheinen, und sey ein furcht­ sames FüchSchen." Blarru. 624) Olivier d e la Marche: Je prends sur ma conscicnce, que lc Duc n avoit pas 2000 combattans. Graf ChjNlaY bey DüeloS: kaum 3000 streitbare Manner- Andere: gar

nur 1200. Hyperbeln, wie schon Dünod fühlte. Vermuth­ lich sprechen diese von guten OfstcierS und Soldaten. Aber nach solcher Berechnung müßten alle Heere anders gezahlt wer­ den. Fugger besteht, ma Stumpf und anderen, auf bey­ nahe 40000. Edlibach hat isooo Reisige, zoooo Mann zu Fuß. Wir hielten 10000 für eine wahrscheinliche Zahl; P 0 nruS Heuter ist ma uns. 624b) Ohne andern Proviant als von Prinz Georg von Baden, Bischof zu Metz; Münster.

525) Düel 0 s.

5 26) Drey bis 400 Mann in dem Heer und auf den Warten, denen man Hande und Füße abnehmen mußte; Königsho­ vens Forrietzer, 384. 627) Ern Ritter, seiner obersten Hauptleute einer: „Unserm „Herrn, dem Herzog ist wohl ma Kriegen; er wäre gern in „Nancy; ich wollt, er wär vorn in der großen Büchs, so wolle „teil wir ihn in die Stadt schießen, daß ihm würd des Krieg­ genüg, und wir nid bedürsrend zu crfrüren." Eben ders. 527b) Am vierten Jänner Herr Johann von Montfort ma 120 Mann, und Herr Angelo (Bericht von der Nancyschlacht im Recueil des picecs bey C0 mitteS >, der wohl nicht Catto, nachmals Erzbischof zu Vienne, sondern irgeno ein Hauptmann gewesen: in diesen Tagen war Angelo Eano schon bey dem König; er hatte nach dem Tag bey Murten

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V. Buch. Erstes Capitel.

fische König Alfonso kam $ur Vermittlung irt bas La« ger ?"); Karl war einziger Sohn der Schwester sei« nes Vaters; der vorstehende Untergang des Hauses Bur­ gund war niemand gleichgültig »2«). Karl erwiederte : „Ob er übernehmen wolle, Pont-ä-Mouffon wider die Lothringer zu behaupten?'°)?" Da überzeugte sich Al­ fonso, daß sein Aufenthalt unnütz Ware. Die anziehenden Scharen, durch Nachtruhe gestärkt, setzten sich in Marsch nach dem blühenden Wallfahrts« orter i •) ©. Niclaus zu Darengeville ? ’5). Gesehen wur­ den sie von den Reitknechten, welche mit den Pferden hin­ ter dem Heer auf Dörfern lagen? Die wenigen Bur« gunder, welche Karl, nichts erwartend, auf dem wichli. gen Posten hatte, flohen oder verbargen sich. Doch die meisten fielen durch das Schwert, oder wurden in die Meurlhe gesprengt, oder von dem Kirchlhurm in die un« ten aufgepflanzten Spieße geworfen, oder, weil der Herzog jene zu Granson bewiesene Grausamkeit an sehr tapfern Teutschen unlängst erneuert Halle? an Bäu« ehrenhaften Abschied genommen (laut selbigem

Recueil ) Diele, erjählt warnend Etterlin, haben an Honig sich krank gegessen. 537) Les gueux; welches unsere Chroniken lu buchstäblich Bett* Ur übersetzen. 636) Non homines in pollicc metior et ulna (damals Ilvch Nicht!)» hulus at in prctio est animi vigor ; BlarrU. 639) Fata inero atquc voragine quaerunt, Nunc manus ad caliccs sc oecupat iitraque latas; ebtN dcrs. Man denkt an die großen Glaser, die ein halbes Maß fassen, und wir noch bey Zunstsrcudcn gesehen. 63«i>) Denn einige (die Verrathet vermuthlich) stellten vor, qu il seroit rcpute cohart (cuuard); 'l’urst&itl.

53o) 450000 Thaler nach CoINIIIcs, der auch der Meinung ist, es wäre noch $« Helsen gewesen. H v. Theil.

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V. Buch. Erste- Capitel.

„zog Ren,- das Nöthigste im Krieg"'), das Geld, „hernehmen wolle, um die Eidgenossen viele Monate zu „unterhalten, oder wiederkommrn zu lassen! Er, der „großmachlige Karl, habe keinen Fußbreit Land, habe „nichts verloren, daß er durch seinen Geist und Muth „nicht wieder gewinnen könne." Da sprach der Herzog: „Mein Daker und ich haben die Loihringer geschla,,gen"'b), soll ich mich zurückziehen vor dem Jungen? „Diese Nacht wird Nancy gestürmt, morgen schlagen wir „uns." Sie, traurig, hinweg; ihn übernahm wechsel­ weise Grimm und eine grauenvolle Ahnung "*). Das Krachen des Geschützes, die Anordnung der Schlacht, übertüuble, zerstreute ihn. Bestürmt wurde Nancy mit angestrengtester Kraft, beschossen aus dem letzten Dorraih von Steinen und Pul­ ver. Rene hörte die Schüsse, bemerkte Nolhzeichen. Also gegen die Mitternacht berief er die Hauptleute; sie versprachen den Entsatz auf Morgen";). Beängstigt von der Furcht, jetzt noch möchte Nancy fallen, erwartete er unruhig den spät anbrechenden Tag. Da wurde an vielen Orten zugleich Messe gelesen. Als Frühstück sie ge. stärkt'"), marschirten sie auf Neuville. Ueber dem Lande lag Nebel.

641) Sola dat omnipotent ct sancta pecunia robur Principibus , meinte auch Karl ; Blarru.

541b) Er erinnert an die Schlacht bey Bullegneville vom 2. July 1431, worin der alte Rene, dieses Herzogs Großvater, damals auch sehr jung, von Philipp gefangen wurde. Eben derselbe. 542) Relictus tristibus, heu, sali curis; ct igncs cjcctans oculis. 543) Etterlin. Es ist sonderbar, daß wir nach Abwägung der Zeugnisse nicht bestimmt entscheiden können, ob der Lag der Schlacht am ;tcn oder aten Jänner gewesen. Daß Reue so nahe sey, wußten die Nancczcr nicht; er selbst. Mit Feuer gaben sie Nolhzeichen von S. Niclausen Thurm; Calmer. 544) Tonte l'armee avant dejeune ; er selbst.

Geschichte

der Schwelt.

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Dem Herzog von Burgund wurde sein vortrefliches Schlacht bey rabenschwarzes Pferd'4') früh vorgeführt. AIS er auf, saß, fiel von seinem Helm dessen Zier, ein goldener Lö­ we, ihm auf den Sattel. Mil verbissenem Unmulh seufzte er, „das ist von Gott ’ + 6)," gab einem seiner Diener versiegelte Befehle, was zu thun sey nach seinem Tod'43), sprengte vorwärts. Ein veranstalteter'48), oder benuz« ter, tiefer Wassergraben bedeckte die Fronte, Hecken die linke, die Meurlhe die rechte Sette des Heers- Er/ der große Bastard Anton, und Bastard Baldwin, in der Mitte, führten die lange, tiefe Säule des Fußvolks'4» ; recht-, nach dem Fluß, die Italische Reikerey, Jacob Gail« lot" °), der einsichtsvolle, treue, und Campodasso; linkS die übrige, der Oberlandvogt von Flandern, Josse von Lalain, ein tapferer Ritter" die Straße nach Nancy war von einer kleinen Höhe mit dreyßig Schlangenbüch« sen bestrichen ''3). Plötzlich wurde der rechte Flügel entblößt; Cola Campobasso mit achlhunderk Lanzen '1') riß die rvlhe 6)5) Lc moreau: Calmet; auch SUne gedenkt sein 646) Latein sagte er das: Hoc est signum Dci; Calmet. Tr lieft cs nicht wieder aufsetzen, und wurde in dem letzten Augen» blick auch darum nicht erkannt. 647) Fugger eis) Dieses meldet Edlibach. Der Bericht in der cbron. icaniai'uie spricht von einem natürlichen Bach bey der maiadreric Magonnc. Wir Mochten dieses vorjichen. Da der Her» zog den Feind nicht erwartete, wofür sollte er diese Arbeit gemacht haben? 649) F.n UN scul Bataillon (Schlachthaufe), a«scz long; Gollut650) Oder, Galevtto. Wir folgen dem Gebrauch. Er stand längs einer Wiese an einer Furth. 651) Le souverain de Flandrc (für bailli souv.), auch Grandjtige, genannt. Er, längs den Wiesen, jusqu ä Saulrupt. Calmeteiz > Sur UN pctit terirc. Eb. ders. Vie! mehr Büchsen wur« den genommen, die aber letzt gegen die Stadt stehen blieben. 663) So Comiues, mit der Bemerkung, es wäre ihm sehr H r

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V. Tuch- Erstes Capitel.

Scherpe und das Andreaskreuz von sich, gieng über, kam zu Ren«: „Jene entehrende Heftigkeit Karls»' 4) „erlaube ihm nicht, langer bey demselben zu bleiben; „Anjou von Jugend auf, kehrte er zu alten Freunden „zurück, um die er das Schloß Commercy, hier in Lo­ thringen, einst wohl verdient; nur dessen Bestätigung „wünsche er"!), bereit an diesem wichtigen Tag b;e „größten Proben seines Eifers zu geben." Rene, noch zu S. Niclaus, besprach sich mit den Eidgenossen. Sie erwiederten alsobald : „An der Seite eines Verratherischen „Welschen zu streiten, sey weder der Art ihrer Düker „noch der Ehre ihrer Waffen gemäße Als Campobasso dieses vernahm, besetzte er eilends die Brücke bey Bou. xicreS-aux Dames, einen höchstwichtigen Posten, anker Verewigung der Meurthe und Mosel, wo die Flucht, welche er vorsah, wo Karl wohl selbst sich hinwerfen würde, um nach Luxemburg zu kommen »r,t>). Zwanzig Leute, zu jedem Verbrechen entschlossen und fähig, halte er in dem Burgundischen Heer gelassen, alles zu sehen, und möglichst viel Böses zu thun. leid gewesen, daß er nichts ärgeres thun konnte. Wenn an, dcrr ($. B- Dünod ) von nur no, oder, wie Paradin, iso hoinnics d armcs sprechen, so bedenke man, daß deren ei­ ner s oder 6 Mann zur Bedienung hatte. Schilling erwähnt auch zwey Söhne des Mannes. Wenn die von Calmer ge, brauchte Lothringer Chronik nur 30 Pferde erwähnt, so ist es ein Versehen. Wie hätte er nachmals bey Vouxieres mit so wenigen etwas machen können. 554) Die Maulschelle. 555) Jene Lothringer Chronik- Es war zwischen ihnen keine eigentltche Uebereinkunst, und er mochte den Herzog, seiner >ctzt nicht mehr bcdürstig, über seinen Schritt eben nicht entzückt finden. 555i>4 Er hatte die fauch erfüllte) Absicht, sich alsdann reicher Plirqlindlschcii Herren zu bemächtigen, um Lösegeld von ihnen zu ziehen; Campbell. Verabredet war die Position, und auch darum wichtig, weil durch das Thal von Metz der Feind aus Luxemburg noch verstärkt werden koniite. Paradin.

Geschichte bet Schweiz.

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Auf dem Marsch nach Neuville begegnete dem Heer «in Thurgauer von Frauenfeld, Georg Schreiben, und ein Mann von Art in Echwytz, genannt Schindler. Beyde, vormals des Landes verwiesen, hakten in ihrem Verdruß Burgundische Dienste genommen. Jetzt, wenn die -Obrigkeit vergeben wollte, versprachen sie die Maß. regeln des Herzogs und auch die Manier zu zeigen, wie sie zu vereiteln waren. Die Haupileute, nicht weniger besorgt um das Blut braver Männer als für das Glück des TageS, verschmähten dieses nicht; man kannte die Manner; sie erboien sich, Führer zu stpn . 29) In eben diesem Abschied. io) Co Mines: daß er die Sachen jetzt nicht genommen ) Hugo von Chaleauguyon, Wilhelm von Dcrgy, Clrude Touloiigevn, Ludwig von Dienne, Wilhelm de la Barme, Vauldrcy, Andelot 3D Gollut: er ließ den von Craon Statthalter bleiben. Der Stolz diese» Manne- entfernte.

Geschichte der Schweiz.

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//fcr wäre, dem alten Freund/ ihm/ zu den Rechten fei# //ncr Krone zu helfen? Sechstausend Mann begehre er „dazu, um sehr guten Sold. Jene hunderttausend „Gulden, welche die Freygrafschaft nie Ausbringen „würde, bezahle er, sofort, gern; und noch viel mehr. „Oer bekannte Wohlthäter und mächtige Schirmer sey „doch wohl ein besserer Nachbar, als der Eidam und „die Tochter Karls von Burgund." Co bekam die Französische Partey starke, oder doch sehr scheinbare Gründe, die andere wurde nachdenklich gemacht; Frank­ reich überwog. Hierauf ließ der König zu Eutern vor# stellen: „Sein Krönungseid verpflichte ihn, die Rechte „der Krone zu behaupten; zwischen Frankreich und der „Schweiz dürfe keine Zwischenmachk seyn Welche un# „absehbare Kriege die Burgundische Freyheit veranlas# „sen würde! Da wäre einer für die Prinzessin, einer für „den Kaiser, für den Maximilian einer, und ein ande# „rer hatte Sigmund lieber, oder gar den König von „England, und einige träumen Freyheit. Der König „würde den Eidgenossen ihre Subsidien auf Hochbur# „giind anweisen '21>;. Mit ihnen halte er sein Leben# „lang, und werde alsdann erst ruhig sterben, wenn er „den Dauphin in eben diesen Verhältnissen wisse 3 3>"

Auf demselben Tag trug Marquard von Schellen# berg, Marschall Herzog Sigmunds, das dringende An. liegen des Kaisers vor, den Prinzen Maximilian zu Hochburgund behülfiich zu seyn. „Er selbst (Sigmund), ,wenn die Eidgenossen ihm da;u helfen, werde so „viel Geld wie der Kaiser oder König herschießen; die

3i) Es würd' ein Riegel stoßen, daß wir uns nicht mehr hülftich seyn möchten. s:b) Namentlich auf Salins; wichtig für die westliche Schweiz, wegen Salzbedarfs. 33) Abschied Luccriii 13. April 1477. Diese Abschiede lie# gen bey den L sch üblichen Schriften.

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V. Buch- Zweytes Capitel

„Stadt Venedig, der Herzog von Mailand bieten ihm „um sein Tündniß Geld; er, der vielfachen Untreu bey „Höfen müde, wünsche in allem sich an die Eidgenossen „zu halten. Er werde ein guter Nachbar seyn, auf „daß auch nach ihm fein Land an den Schweizern gute „Nachbaren habe Die Eidgenossen waren unwillig auf den Kaiser, welcher in dem ganzen Krieg mit ihrer Gefahr, welche er auf keine Weise erleichtert s'l immer nur sich gesucht. An Eigmund wollten sie die Dereinigung halten; zu schwer schien, gegen Frankreich für ihn größeres durchzusetzen; wenig haltbar auch die Dur« gundischen Hoffnungen; das Begehren des Königs, sei­ nem Bunde gemäß"). Es war nicht zuzugeben, daß auf drey Seiten der Schwei; Ocsierreich sey, hingegen möglich, Vormauern und andere Vortheile von Frank­ reich zu erhalten ")• Also wurden dem König sechstau­ send Mann bewilliget ’?b). Hierin meinten viele, daß die Tagherren ihre Vollmacht überschritten hatten. Die Burgundischen Gesandten, welche hülfloses un­ verschuldetes Elend, welche die Sache eines Volkes, die der Freyheit, mit bestem Willen und Beweisen des Mu­ thes") vorstellten, fanden bey dem Kriegsmann das meiste Gehör; so daß mit Ueberkrekung der Verbote, über

34) Eben daselbst. Doniic daß syn Land und Lüt nach fr* nein Tod in gutem Fryden mit uns blyben.

3«) 3m Gegentheil sahen wir ihn die Reichsstädte abmahnen, und nur von Sigmund kam Oestcrreichische Hülfe. 36) Th. IV, 693. 37) Daß der Handelsweg durch die Schwei; auf die Genfer Messen begünstiget, und Schlösser, wie Iugcy — Joigne? — nicht eigentlich ;u der Grafschaft gehörig, den Eidgenossen überlassen werden. Abschied tueern, 8. Marc. 1477. 37b) Abschied eben daselbst, 21. Apr. preuves bey S 0 1111II16.

Urkunde

in den

36) Sieg der Hochburgunder an der Brücke Magny über Craons Vortrupp; iuvor schon hatten Dole, Verdun, Beaune, ihre Besatzungen vertrieben; Gollut, Dünod.

Geschichte der Schweiz.

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fünftausend Mann (ungestraft, weil so viele) mit ihnen zogen "b). Diese krieglustige, nicht sehr ordnungsfähige Mannschaft hat in und vor Gy, einem Ort in der Hochbur. gundischen Bergvogtey, mit großem Verlust, nicht ohne Ruhm wider die Franzosen gestritten ’ ’); Berner haben mit großer Aufopferung Dole gerettet'»b); in Eidgenossen war die Kraft Oraniens aber viele Zurückkommen­ de fielen zu Bern und anderswo durch das SÄwert der Gesetze, deren die Widerpart sich bediente 4°). Der Sinn dieser Jugend war in größtem Widerspruch, nicht nur mit den Absichten der oder jener Partey, sondern mit der wahren Rechtlichkeit der Regierung; Hadrian von Bubenberg war ein durchaus biederer, Doktor Thüring Frickhard, der sehr angesehene Stadtschreiber, ein reli­ giöser , ordnungsliebender Mann, alter ArtAlö die innigen Fürworte für die Freygrafschaft kei­ nen Frieden bewirkten 4') und kein Gesetz die Reiselau« fef4’) abhalten mochte4?), hielten die Schweizer einen großen Tag zu Zürich. Die Burgundische Botschaft, viel erinnernd an unschuldige alte Freundschaft unter Philipp dem Guten, stellte die Ehre ihrer Sache t>or43 b), 38 b) Compagnons de gutrre qui alloicnt ä Icur avanturc; (£ Q? IN jNeS.

39) In diesen kleinen Gefechten fielen bey 3000 Schweizer; Schilling. Zehnmal mehr als m dem Burgundischen Krieg (Cdlibach), welcher nach gesetzlicher Ordnung geführt war. 39b) Wider Craon; Fugger, Stettler, Düclos. 39c) Conrines; und von des Königs Erbitterung wider diesen Prinzen, den er hatte mögen aufhängen oder verbrennen las­ sen. Aber er behauptete sich. 40) Fast alle enthauptet, Bullinger; Schilling spricht so­ gar vom Rad. 41) Verlängerung des Stillstandes und Verwendung bey dem König; Abschied Lucern 11. Iuny. 42) Name derjenigen, welche ohne Erlaubniß oder gegen Verbot fremde Dienste nahmen. 43) Abschied N. 41 und der in der Püngs-woche. 43 b) Pro libertate tuenda ct

lide servanda; Bericht v 0 tt

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V. Buch. Zweytes Capirel.

und burcb welche Zumulhungen des Unwürdigsten * i c) und Unmöglichen 4 ’ d) die Französische Partey die Eidgenossen in ihrem Sinn für Billigkeit irre mache 4? e). Die Franzosen setzten das zu kucern erschlichene Wort und höhere Geldgebote entgegen. Die Tagherren, zwischen der Ehre des Wortes, und Gefühl für die Unglücklichen, unvermögend letzteres zu unterdrücken 43f), fanden Aus, kunft in einem Versuch den Krieg zu vermitteln 4» g). Es wurden drey Helden der Murtenschlacht, Wald­ mann, Dubenberg und von Uri Landammann Imhof nach Frankreich, zwey, der Dürgermeistcr Göldli und kandammann Dietrich an - der - Halden in die Nieder­ lande verordnet 44 * * *).* 41 * 43 Gesadt» In Hochburgund wurden jene als die empfangen, schas nach Frarreich. auf welchen die Hoffnung des Landes ruhte4'); mit sehr hochmüthigen Gekehrten von dem Französischen ComMandanten Herr von (£raon 4$ b), der sich durchaus zu

dieser Gesandtschaft, welchen der gelehrte Witternder, gische Geschichtforscher, Herr Diaconus Cleß zu Schorndorf mir gütigst mitgckhcilt hat. 43c) Die Freygrafschaft steuerbar zu machen. 41 d) Gleich ;etzt ohne Aufschub zu bezahlen, was versprochen ward, als das Land noch beysammen und mit dem Herzog» thun» war. 43c) Zu erwägen, was sie, und daß die Schweiz gar nichts, erlitte», daß es auch nicht ein Landkrieg, sondern die Wirkung persönlicher Beleidigungen war. 431) So daß Düclos, jedoch unrichtig, sich vorstellt, es sey mit Maria ein wirklicher Bund gemacht worden; das wußte Gollut besser und kann es sich kaum erklären. 43 g' Indeß unterblieb die Stellung der eooo Mann. 44) Schilling. Auf Kosten der Burgundischen Regierung oder Stände, N. 45. 4$) Wir folgen dein von Waldmann, Bubenberg und Imhof am 24. Aug. erlassenen Saninilbericht; den Da:unr des Ortes finden wir nicht: er düisre von Gray seyn4» b) Georg von la Treniouille, Herr von Craon und Ionvelle.

Geschichte der Schweiz.

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keiner Einstellung der Feindseligkeiten verstehen wollte. Das Einzige that er nach der Einnahme von Oiselet, daß er auf ihre Fürbitte die Vertheidiger, Burgundische Landleuke, nicht aufhangen, sondern enthaupten und ins Feuer werfen ließ 4$ c). Gleichwie seinem Stolz überhaupt kein Mittel recht war, als Gewaltthätigkeit, so meinte er durch grausame Behandlung das Land unter sein Joch, und durch Grobheiten und Groß prechereyen die Schweizer von Theilnahme abzuschreckcn; ein kühner, habsüchtiger, fetter Mann, der nichts Einnehmendes halte 4 t d). Die Gesandten verglichen seinen absprechen­ den Ton mit den guten Worten Josts von Eillinen, Bi­ schoss zu Grenoble, welcher bey ihnen für den König das meiste erhielt4«). Sie erwähnten der Teutschen Mach­ te, und Hanns Waldmann konnte einer Drohung sich Nicht enthalten 4 7). gum ersten Mol, seit Karl nicht mehr lebte, fühlten sie den höhnischen Trotz, dem in der ersten Unbändigkeit selbst Völkerrecht nichts war 4 8). Da entbrannte ihr Gemüth von Zorn und Haß 49). 45c) Aus Rache that er so, weil, da er bey Vesoul geschlagen worden, die Landicute keinem Franzosen das Leben geschenkt. Fugger. 45 ). Da nahmen die von Bern von all ihrem Volk, so wie einer über vier« zehn Jahre alt war, einen Eid, an unerlaubten Bewaff« nnngen keinen Theil zu nehmen, gegen Eidgenossen, Aus« länder und Einheimische böse Worte zu meiden, und sich fest verbunden zu halten für der Stadt Bern Einigkeit, Staat und Wesen 13°).

Aus der ganzen Schweiz und von den Elsässer Stäb« ten versammelte sich zu Freyburg ein vermittelnder Tag'3')- Der Bischof Johann Ludwig, das Domca« pitcl, die Syndiks, Rathe und Gemeinde von Gens'

12sb) Bullinger, der Muth sey etwas gesunken. 129) jn einem Schreiben «11 Zürich, Lucern, Solo» turn heißen sic „die frummen Lüt" und verspricht Bern il># neu „alle Treu, Zucht und brüderliche Lieb" zu erweisen. Frrmm, wie virtus, war in den kriegerischen Zeiten gan; et­ wa- anders als in theologischen Jahrhunderten. 129b) In jenem Schreiben bejeugt Bern Besorgniß, wie der Kvrig das nehmen werde. ho) Lidesformel, dem Schreiben bevlicgcnd. 13t) Abschied Freyburg, s. Mär; i-r7. 132) Iesandte der Stadt: Vonisa, Fabri, Aymo von Casiellan, Llaadc von Solona, Jacob Bugcttk.

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V. Buch. Zweyte- Capitel.

legten in die Waldstette acht Bürgen der festgesetzten Zahlungszieler 132b) Das tolle Leben gieng nicht aus« einander/ bis/ bey ermangelnder Pünktlichkeit/ ihnen die Kleinodien der Herzogin zum Unterpfand gegeben wurden'^«). Hierauf begnügte sich jeder mit zwey Gulden/ die die Genfer gaben/ und mit vier Fässern Wein auf die Abschiedsfreude. Wohl sprach man von dem zweydeukigen Alten zu Welschneuenburg, und von dem jungen Markgrafen / welcher dem Burgunder ge­ dient/ und schien billig/ ihnen den guten Wein auszu« trinken. Erschrocken eilte Rudolf nach Bern; die Stadt erklärte sich für ihren Mitbürger, und gab ihm tausend Mann. Da zogen die Jünglinge in bester Haltung heim; sie verschmähten, was Bern an Speise und Ge» kranke bot. Dem Hause Savoyen wurden die verspro. chenen Gelder auf Berns und Freyburgs Bürgschaft von den Straßburgern vorgeschossen ' im übrigen olle Gemeindeversammlungen/ Tage, Aufbrüche und Rache an verleumdeten Personen ohne die gesetzmäßige Obriz« feit sehr ernstlich verboten 13 3). mb) sooo Gulden vor Ostern; das Fest fiel auf den 6. April. Sechsjehn junge Krieger führten die Bürgen in die Waldsterte. 4ooo Guften Brandschatzung für Lausanne wurden tugleich be, zahlt; Schilling. 132c) Sie sandten selbst nach Genf; in der Noth mußte Jolanta mit ihrem Schmuck Helsen, mit einer goldenen Krone, einem goldenen Kreuz, Halsbändern. Alles wurde nach Uri gebrachtEs war der Hof um die Kostbarkeiten ängstlich, und sandte darum nach Luccrn, sie nicht vor Ablauf der Ziele zu verkau­ fen; Schilling.

i32d) Nach Anshelm (sollen wir es glauben?) wurde von den soooo FI. für die Wadt eine Hälfte erlassen. Gewiß hat Bern im Namen Genf und Lausanne derselben Brandschatzung darlehnsweise ergänzt, und hiedurch den Lärm gestillt; Urkun­ de der neun Orte für Bern, Palmar. 1478. 133) Abschied Lucern, vor Mitfasten: „Wenn die Räth, so „doch bisher nicht übel regiert" (sie konnten das mit gutem „Bewußtseyn sagen) „etwas zu des Landes Nutzen verordnen, „soll es nicht so in Winkelzusammenkünstrn ohne Vernunft

Geschichte der Schweiz.

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Bald nach diesem erwarb Savoyen Bund, Freyburg MtSavoyenaber die Unabhängigkeit. Auch in diesen Anfangszeiten der neuern Skaatenbildung pflegten die Fürsten ihre Unternehmungen feiten nach ihres Kräften zu berechnen. Es war kein Creditsystem. Dey Handelsstädten wurden Darlehne gesucht; diese geschahen auf die Verschreibung mehr oder weniger freyer Städte. In solche Verlegen« heilen kam Savoyen durch den Krieg, jene Brandschat­ zung, jene sünfjigtausend Gulden, wofür die Wadt verpfändet war. Um so eifriger betrieb Jolanta die Einlösung des Landes, weil auf demselben ein großer Theil ihres Wiuhums ruhete 1 "). Eben dieselbe er­ kannte eine feste Vereinigung mit den Eidgenossen für die Grundfeste einer herstellenden Regierung 1 ’4b). Die Wiedereinsetzung fand keine Schwierigkeiten, weil die Berner die Wadt ohne die Eidgenossen nicht wohl be­ haupten konnten, diese aber nicht geneigt waren, Werk­ zeuge ihrer Vergrößerung zu werden ' "O. Aber die „geändert werden." Eben daselbst. Frt. n. Lötare: W» söllich tümbdcn fallen (von Bestechungen), das soll man vor den Eidgenossen «fern (klagend anbringen) und nie sömlich Uffrur mache». 134) loooo Schildkronen; Abschied Annecy (Nessi schreiben sie es) auf Geo. Am 23. April wurde hier der Friede verabredet134b) Auf eben demselben Tag. 134c) Boren der Eidgenossen hatten die Gelder, Do. vor Pfaft fcnfasinacht, abgcholt. Nun Abschied Lucern 25. May: der acdt Orte, Freyburg, Soloturn und nun auch Biel, mit Savoyen. Hier wurde die Friedensurkunde angenonu men, hier die Wadt, „dre uns wol bett füllen und mügen „blyben, uß Fründschaft und um die 50000 Gulden „wieder" „fallen gelassen, und soll zu ewigen Zytcn by Savoyen syn." In künftigen Ansprachen der Eidgenossen soll der Bifchofzu Lausanne, Savoyens, der von Basel, der Eidgenossen Schredrrchter, Neuen, bürg am See (Neufchatel!) der Ausglelchnngsort seyn- Als Zeuge unterschrieb nebst Bischof Johann Ludwig auch der Graf Janus. Die Theilnahme Biels war zu Annecy ausgemacht

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V. Buch. Zweytes Capitel.

Hauptfrage betraf die Stadt Freyburg, ob fle eine Vor­ mauer der Schwei; oder (wie unter Oesterreich) ein Waffenplatz wider Bern zu seyn habe'"ck). Dieses und was mit Wallis zu berichtigen war, machte einen vier­ monatlichen Verzug ' "c). Aber die Herzogin Jolanta, weniger durch Jahre'",) als durch mancherley Gram und unruhige Blicke auf ihre unmündigen Kinder ge­ beugt, nahm ab, und wünschte den Trost, für Philibert noch dieses Geschäft auszuführen. Freyburg An dem drey und zwanzigsten August in dem vierfwzehnhundert sieben und siebenzigsten Jahr, in dem fünf

und zwanzigsten seitdem die Stadt Freyburg von dem Hause Oesterreich unter Savoyen getreten 1"), erschie­ nen daselbst vollmächtige Commissarien der Herzogin, Regentin Savoyens ' 3fi). Nachdem unter Vermittlung

worden. Sie hatte auch Handel, und in alten und neuen Kriegen „treu, herzhaft und auf ihre Kosten" gedient.

134at, Fran« von BillenS ru Maconens, Johann von Falerant (offenbar, die Repräsentanten ).

iss) Deputirte von Jverdun, Morges, Castlaney Romont, Cofsonay, Peterlingen (Patriciniaco), Aubonne, Nirn, StäfiS, budrcfill, Moudon, proborum hominum von S. Croix. Auch andere ungenannte Edle und Bürger. iss) Datirt vom 18. Märr 1480 ru Chambery; um Freyheiten de quibus irrefragabiliter usi sunt. Der Landvvgt hieß Jos Hann von Montchabot. Der Drt in Moudon war nicht ein öffentliches Gebäude, sondern da» HauS Franzen de la Rava (Hievon wissen wir die wohl sehr rusälligen Ursachen nicht). S. die Urkunde im Vl. Theil der Hallerischen Samm­ lung in 4. und wesentlich benutzt in des Herrn von Mul­ lin en recherches sur les etats du pays de Vaud. 160) Iolanta ließ Aelen in den Händen Berns, bis auf den Frieden mit Wallis. Nach diesem wollten die von Aelen durch­ aus nicht wieder Savoysch werden. Das Einkommen war un­ beträchtlich. 2500 Gulden wurden als Auskauf geboten; In, struetion für Altschultheiß P. von Wabern, welcher usi darum nach Savoyen gieng. Spruch zwischen Savoyen, Wallis und Bern hsz; angef. von Anshelm. lei) Daher auf den unschuldigsten Schein einer Bewegung in der Wadt, in den Landgerichten von Bern sofort wider den Wille» der Dbern eine Bewaffnung entstand, welche sie kaum stillen mochten. Ans Helm urr.

Geschichte der Schwetz.

165

Zu eben der Zeit als unersättliche Herrschsucht Mailend. Aarln von Burgund im Feld vor Nancy den Tod ge­ bracht, wurde wegen unmäßiger Wollust und Grausam­ keit Galeazzo Sforja, Herjvg von Mailand, mitten in seiner Hauptstadt in einer Kirche umgebrachl'ÖÄ). Als hey auflebender Kenntniß der großen Schriftsteller des Alterthums viele bey Bewunderung der einfachen Ma­ jestät ihres Vortrags stehen blieben, wurden höhere Ge­ müther von der Liebe jener Verfassung entzündet, welche die Griechen und Römer zu solcher Kraft und so herr­ licher Entwicklung erhoben,67). Das ist der Sieg und Adel des menschlichen .Geistes: die welkerschütternde Macht der gewaltigen Tyrannen, ihre Schrecken, ihr Joch, ist, mit den Foltern in ihrer Brust und mit den Seufzern der Nationen, vorüber: noch lebt und wirkt (oft mehr als anfangs), und so lang die Welt steht, wird leben und wirken, was große Seelen, ohne andere Macht als die Sympathie der Guten, zu Emporhalhing, Führung und Begeisterung der Gemüther in un­ sterbliche Werke niedergelegt. Noch schmeichelt der Na­ tursinn Herodots, und findet der Tenophontische Honig zum Herzen den Weg, noch lehrt Polyb, Demosthen's Donner ist nicht verhallt, Marcus Tullius proscribirk den AntoniuS noch ' ü 8), Es giebt unempfängliche Zei­ ten, aber was ewig ist, erlebt immer seine Zeit. Un­ kluge Anwendung bringt Unglück; aber das Bewußt-

les) Auf drey Könige 1477 nach Edlibach (auf den Tag nach

der Nancyschlacht); aber »ach Macchiavelli (Storie Fiorent. VH.) lauf den Stcphaiiötag 1476. Jener meldet etwa nur den Tag, wo es tu Zürich bekannt wurde. 467) Vornehmlich da die meisten Italiänischen Staaten von Uiufr' patoren hart und habsüchtig regiert wurden; mit guten Monar­ chien verträgt sich der Geist des Alterthums: wo wird classische l'itttratur mehr als unter den Britten getrieben; aber ihre Kö­ nige sind sicher, seit auch sic es sind. 468) So nahm es Dell eins 11, 66 (wo er noch redet).

Römisch

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V. Buch-

Zweytes

Capitel.

seyn halt schadlos. DaS fühlten Giovan Andrea kam. pognano, Carlo Visconti, Eirolamo Olgiaki, reiche und vornehme Jünglinge ouö Mailand; so hakte chr freundlicher Lehrer sie unterrichtet. AIS Galeazzo bey­ den lekkern die Weiber geschändet, und nach seiner Ma­ nier dessen sich rühmte, auch dem ersten über eine lebhaf­ te Vorstellung wegen gebrochenen Wortes schmählich gc» droht "^), bedachten sie, mit welchem Erfolg Harmodius seinen Geliebten, Aristogiron, gerochen. Der. schwörung 17°). An dem bestimmten Tag begaben sie sich mit vielen Bedienten und Freunden, welche nichkS wußten, in S. Stephans Kirche, hörten die Messe und riefen zu der Stadt Patron S. Ambrosius um Glück zu der Befreyung. Es kam Galeazzo, ungeharnischt, vom Schicksal getrieben '7 1). Lampognano näherte sich, gab ihm eine Vorstellung in die Hand, seinen Dolch in den Unterleib, zugleich die übrigen mit wiederholten Wunden den Tod. Diese That wurde an den Urhebern theils augenblicklich, theils durch schmerzliche Todesarten ge­ rochen'77); den Mailändern half sie so wenig als die

iss) Es betraf die Pröpsten Miramondo, die mit Galea;;o's Ge­ nehinhaltung der Papst einem Verwandten des Giovan Andrea gegeben; Macchiavelli; welchen Edlibach ergänzt (sein Barer Gerold wurde in Mailändcrsachcn gebraucht; sein Be­ richt ist gut): Es habe der Herzog sich folgendermaßen erkläre: „Halte ich Macht, es zu verbrechen, so kann ich das Wort „auch wieder zurücknehmen, dich aber — aufkiinpseii lassen." Da ;ey Lampognano betrübt vom Castell gegangen. lio) Macchiavelli spricht nur von ihnen; Edlibach von fünfen. Was er sagt von Blut aus ihren Adern, da sie gc, trunken, paßt kaum auf gebildete Manner- doch, wessen ist der Mensch nicht fähig! in) Die wunderbaren Zufälle, daß er eben, und unbewaffnet, wider seinen Willen, hieher kommen mußte, und die unge­ wohnte Gemüthsbewegung, womit er kurz zuvor seine Kinder umarmt, erjählt Macchiavelli. in) Gegriffen wurde Olgiato, dessen letzte Worte waren: Mors acerba, fama perpetua, stabil vetus memoria facti; Macchiavelli.

Ermordung Cäsars den Römern. Ein Volk, das viel schwatzk und nichts thut, welchem alles jum Schauspiel, nichts zur kehre dient, ist auch des Todes der Edlen nicht werth. Bona von Savoyen, die Herzogin Witwe '7 3) und ihr achtjähriger Sohn Giovan Galeazzo wurden in der Herrschaft befestiget; vornehmlich durch die ausnehmende Klugheit Checco Simonetta, des vor­ nehmsten Ministers ' 7 4). Auf die Nachricht von dem Tode Karls von Burgund, welchem zu gefallen der Er­ mordete gegen die Sctwei; feindselige Dinge vorgenom­ men, bevollmächtigte Checco den l'i-r Francesco Visconti, durch etwas Geld in der Eidgenossenschaft guten Willen herzustellen ' 7 k). Also wurde die Capitulation erläutert, erneuert, und von mehr Orken auch angenommen 17 6). Bald nach diesem wurde Krieg zwischen ihnen und Mai­ land, durch den Papst

Sixtus der Vierte, aus dem Genuesischen Dorfe Von dem Cella, stieg durch die ausserordentlichen Gaben seines Papst-

Geistes und seine Gelehrsamkeit von der niedrigsten Stufe 17 7) empor zu dem Thron, welcher der Welt Ge-

173) Tochter Herzog Ludwigs, der Jolanta Schwägerin. 174) Don Caccur« in dem diffcitigen Calabricn, Bruder des Geschichtschreibers Johann Simonetta, beyde den Sforza seit cincin halben Jahrhundert nur unverbrüchlicher Treu ergeben; Murarori Script. r und der Propst zu Zostiocn Pcter Kistler, Sohn des berühmten Schult­ heißen. Ucbrigens kam das Jubeljahr seit 1475 vier 0475, 8, so, 8D, wo nicht (nach Schilling) siebenmal, nach Bern; es wurde auch Zürich gegeben- Wir haben alles in Ern Ge­ mälde gezogeni9o> Da nur fünfzig waren, hatten zu viele Menschen den Weg machen müssen, ohne zur Beichte gelangen zu können; Hottinger Helvet Kirchengesch. 11; beym Jahr 1476. 190 Ho ttinger bey 147s. Weislich that hierin der Papst, welcher weder die öffentliche Meinung beleidigen, noch die Gnadenpforte ohne Roth verschließen wollte. Wie viel anders in der Schwerz als zu Rom, wenn Sünden, wie N 182 f. an dem oder diesem Orte zur Sprache kamen. ist)

Geschichte der Schweiz.

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welche der gelehrte Leutpriester nach der Schweize« rischen Denkungsart auölegke. Da wurden alle im Bur. gunderkrieg, auf dem Reislaufen, im tollen Leben und sonst belastete Seelen um so geschwinder beruhiget, als, der Menge wegen, verkündiget wurde, nur die gröbsten Sünden, und ohne viele Umschweife, zu beichten; eine Wechselbank stand, um die der Schwere einer jeden an. gemessene Geldsorte sogleich in den Kasten werfen zu kön. nen 19$); über die allerschwersten saßen in einer Capelle die gelehrtesten Pönitenziare. Auch für Geister, die kurz nach Sünden aus der Feldschlacht in die Ewigkeit gien. gen, oder die über Genuß und Geschäften das Loos der Sterblichen traf, war dießmal Ruhe zu kaufen 194). So viele Erleichterung machte die Jünglinge wie neu belebt; bald nach diesem wurde zu Bern ein Hurenhaus errichtet '9k), als halte die Regierung erkannt, daß manches auszurotten unmöglich, wohl aber unter die Aufsicht der bürgerlichen und moralischen Gesetze zu dringen ist: allein, dergleichen Gedanken, wenn auch der Papst sie hatte, ließ der Leutpriester nicht aufkom« men 196), weil der Mensch zu unaufhörlichem Kampf gegen die Sinnenirtebe angewiesen ist's?). Ein Ban«

192) Meister Hanns von Stein. Man hatte ihn von dem Markgrafen zu Baden; Meister Heinrich Hahn, von der Skadt Strasburg; Hottinger 193) Gruner. 194) Campbell: es sey aber doch ausgefallen. 195) „Wem zu lieb, steht dahin," sagt der fromme Dechant 'Gruner, mit einem Seilenblick auf die Fremden. Wir glauben, daß bey Anblick der schwer zu zähmenden kriegerischen Jugend, Caton's kehre hat befolgt werden wellen: Huc , iuvenis , aequum est descendcre , non alicnas Permolerc nxorcs. Horat. 196) Er predigte so viel, daß ugi das Hurcnhaus in ein Schul­ haus verwandelt werden mußte; Gruner. So bcschämre im alten Rom Dio C h r y so fr 0 m u s die leicht mißbrauchte Nach­ giebigkeit oral. 7.

i9t) Worüber viele denken werde», wie die Prinzessin Luise

17,

V. Buch. Zweytes Capitel.

ner sandte der Papst/ um seine Eidgenossen zu ehren, von rother Seide, weil sie für die Freyheit der Kirche ihr Blut nickt schonen würden, in demselben den Fürsten der Apostel/ sie segnend, auch EiMs Name, seine Liebe auSjUjeichnen Zuletzt, nachdem der Legat selbst in Hern Bürger­ recht angenommen, eröffnete er in einer geheimen Sitzung, einem eidgenössischen Tag 1 »s): daß zu Mailand viele Edle und vornehme Bürger, längst müde der Sforzaschen Tyrannen, jetzt wo deS Hauses Haupt ein Kind sey, mit Hülfe Markgraf Wilhelms von Montferat und anderer Großen eine freye Commun im Reichsverband herzustellen gesinnt wären; vermittelst päpstlicher Begünstigung, fünftehalb Millionen baaren Geldes in den Kammern von Pavia und Mailand, vornehmlich aber (wenn für ein festes beträchtliches Jahrgeld von Mailand und Rom sie sich dazu bewegen lassen 2O°)) durch die Hülfe der Eidgenossen sey die Sache von un» zweifelbarem Erfolg; Italien wäre in äußerster Gefahr: Checco Simonetta wollte den Staat von Mailand in die Hände des Königs zu Napoli, des ränkevollen, unruhi«

N- uz. Der vollkommnere Mensch todte wohl der, welcher diese Periode seiner Organisation benutzt, ohne daß Gemcingeilt und Sorge für die Nachwelt aufhvre, die Seele seines Wesens ju seyn. iss) Die Bulle hat Bullinger; sie ist aber auch gedruckt im lv. Theil von Holtinger's lateinischer Kirchenhistorie S. Zis. Nach Ans Helm (hierin ist aber etwas Dunkelheit) sollte erst 1478 Propst Heinrich Müller von Schönenwörd das Ban­ ner bringen, und hätte es unterwegens verloren. Es mochte ihn, wohl nicht nachgeschickt worden seyn: Sixtus hatte die Gewohnheit, allerley, das Schein hatte, zu versprechen, ver­ gaß aber die Erfüllung. Die Eidgenossen scheinen es geahnt zu haben (bey Ans Helm.) les) Zu ku ccrn am 1, Nov. i4?s; AnShclm. 9oo) Schon von ihm, dem Papst, jährlich 10000 Dueaten; » 000 Gulden denen, die jetzt entfallen.

Geschichte der Schweiz»

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g-n, des Freundes der Türken überliefern ’0’): durch den vorgeschlagenen Plan könnte die Freyheit in Italien daS Uebergewicht bekommen. Dieser so scheinbare Dor» schlag hatte nicht nur die Cforzasche Macht und List, sondern die Medicis und Venetianer wider sich, welche von Frankreich begünstiget wurden; dem Papste selbst war weniger um sreye Communen als um die Nipoli zu thun; dabey war er bejahrt, und niemand mochte wissen, wer und von welcher DenkungSart sein Nachfol­ ger seyn würde. Die Eidgenossen bezeugten die treueste Anhänglichkeit, aber in der Schweiz pflegen die Dorste» her in großen Dingen ohne das Volk nichts zu beschlie­ ßen *2O1);202 diesem * 204 lassen 205sich geheime Anschläge von sol­ cher Wichtigkeit nicht mittheilen. Die Römischen Geschäfts» männer, welche dieseö vorgesehen, wandten sich vorhin mit bestem Glück an die Männer von Uri, flößten gegen die Mailändische Regierung Unwille und Verachtung ein, erbitterten, ermunterten, und machten, daß mit dem Papst ein Bund entworfen 20J), mit Mailand über einen Casianienwald von allen Eidgenossen Krieg erho­ ben wurde. Die Leventiner behaupteten das Eigenthum eines Mailänder Waldes, worin Mailändische Unterthanen Bauholz ge. Krieg, fällt lo*)- Ihre Klagen erfrischten das verdrüßliche Andenken des Verlustes von Bellinzona 10Als der Schnee dem Vieh die Alpen schloß, ließen junge Urner sich nicht abhalten, auf den Schaden der Mailander

aoi) Der junge Herzog war der Enkelin König- Don Ferranvo verlobt. 202) Unter anderm Vorwand begünstigten sie den Aufbruch der Urner. 202) Da-wäre der Entwurf 9. Ott. 1478, welchen Hott in, ger in der Helv. Kg. iv, Zusätze S- 107 anführt. 204) Dieser Wald lag in den Dorfmarken von Iragna und Lodrino; wie au- dem Frieden erhellet. 205) Tb. 111. 188.

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V. Buch. AweykeS Capitel.

über den Gotthard zu laufen. Ihre Thaten zu recht, fertigen, erließ bas Land Uri die Fehde, erhob das Dan. ner, brach auf und mahnte alle Eidgenossen. Vergeb, lich derselben Vermittlung 1 °6), vergeblich der beste Wille 3°7) und die Vorsicht der Mailander 108). £>« dachte die Stabt Bern an die Tage von kaupen und Murten, und wollte ewige Eidgenossen den Folgen eincS Irrthums nicht preis geben; den Zürichern, Lucernern, fast allen, mißfiel das Beginnen 2O9 * * * ); *210 * *so*211 207 viel208 aber hatte Uri um das Vaterland verdient, und so groß war die Treu, daß man lieber mit ihnen fehlen, als Fremden Vortheil über sie lassen wollte. Also sandte Bern zu gleicher Zeit Dermittlungscommissarien 31 °) und unter der Stadt Banner dreytausend Mann mit Hadrian von Bubenberg, dem Schultheiß, dem Helden 31 '); es zo­ gen von Soloturn und Freyburg sechsthalbhundert Mitbürger; nicht weniger bereitwillig und mächtig unter Hanns Waldmann die Züricher; von allen Orten ein wohlversehenes Heer über den Gotthard im Wintermonat.

2os) Tage tu Chur; Edlibach. Abschied Lucern, ("Hil­ mar.; den Urnern durch gemelneidgenossische Gesandte vorstcllen tu lass», wie „unkommlich eS uns allen jetz ist, Winkers halb; daß sie von Niemand angegriffen sind, es nicht auf ihre Eide erkannt, und nicht (vorläufig, vor dem Aufbruch) uns gemahnt; man soll sie durchaus nach Hause mahnen;" Hr. v. Balthasar, cidg. Recht, S. irs. 207) Die Mailander boten einen Untergang (Localvisitation) und Ersatz, wenn ihre Leute Unrecht haben; eb. ders. 208) Schreiben Bona und ihres Sohns an Uri; Mailand iS Mai ms: daß auf den Ausgleichungstag die Levcntiner nicht in Menge und bewaffnet erschciiien; Schmid, Gcsch. von Uri; H- ns. 200) AnshelNi ausdrücklich. 210) Junker Rudolf von Erlach; Archer, Altvenner: Soloturn gab den Altschultheißen Cuenzmann Vogt, Freyburg den Altschultheißcu Pctcrinann Pavillard, Schilling. 211) Mit ihm der Altschultheiß Wilhelm von Dreßbach, die Den, ner Huber und Baumgarten; r b. d e r s.

Te schichte der Schweiz.

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Als Checco dieses hörte, erkannte er die Römischen Künste; von der Schweiz hatte er solche Zusammenstim. mung nicht erwartet. Oft hak kühle Staatskunst an Völkern sich verrechnet, weil sie die Macht ter Gefühle nicht kannte. Alö die Regentin und ihr Sohn, auf alte Teutsche Art, gar kräftig befehdet würben 212),* 214 ant« wertete Herr Checco2' , wie der Zorn es eingab, den Städten: „Wir hätten, Greßmächtige! von Euch „mehr Vernunft erwartet, als von dem Alpenvolk des« „sen Unsinn und Grobheit uns alljubekannt ist. Bey „Euch, wir sehen es, ist zwischen Städten und kändern „kein Unterschied. WaS ist Euch oder Euren Kaufleu­ ten geschehen, unser armes Volk, ein Jahr nach „theuer erneuertem Frieden 2 ’4), mit einem solchen Heer „zu überziehen? Gei; ist es, blinder Geiz und Heiß, „hunger nach fremden Gut. Er soll nicht gefättiget „werden. Wir haben Gott und Recht: wir haben „auch Soldaten, und können sie ersetzen. Uri hat „Eidgenossen; auch wir 2 1 $). Wir empfangen Eure „Fehde. Dieses bringt Euch Euer Bote, welchem wir „nicht, wie unserm Tabellierer die von Uri, Zerstörer „alles RechtS und aller Ehrbarkeit, den Arm entzwey „geschlagen haben " Hierauf sandte er den Grafen Do. relli mit achtzehntausend Mann auf die Landmarken der Schweizer.

212) Fehde Schwyz Do. n- Othmar. (Nov. med.) 447g; au l'etl> und Gut sie zu schädigen, mit Raub, Brand, Tod''chlag, Slädt und Schloß brechen. Tag und Nacht, zu Wasser und zu Land möglichst. 2i3> Wir haben lateinisch und Teutsch die Antworten an Zürich und Lueern, 27. Nov. 147$. Die übrigen mochten gleichlautend sey». Abt S i I b c r e i sen von Mettingen hat die Uedcrsetzungen in seiner Chronik-

214) Anspielung auf N. 175.

21s) Nur solche nicht; Florenz und Venedig zu Mailand waren nicht wie gegen Uri Zürich und Bern.

iyS

V.Buch. Zweytes Capitel.

Zehntausend Eidgenossen, voran (sofort mit den Urnern) Zürich, zogen auf die Mailander. Die Züri­ cher und Urner hatten zu Wasen mit Muthwille gezecht, vielleicht bey Geschinen getrunken, rannten die Schölli« nen hinauf, durch den Schauplatz zerrissener Natur, zwischen deren Riesenformen die Menschengestalt ach wie klein ist. Als wenn des BergeS Geist über den Mangel an Ehrfurcht zürnte, ihr Getümmel, die Luft erschütternd, riß von unbekannten Höhen eine Schneelawe loS; sie begrub sechszig Mann, im Augenblick, rettungs­ los at6). Die übrigen, gezähmt, rückten über den Gotthard gegen das Mailändische vor. Bey Jragna fiengen sie an zu brandschatzen^'^). In Bellen; erwar­ teten die Vermittlungsboten hoffnungsvoll von Mailand einen letzten Bescheid, als plötzlich an der Muesa der Landammann Andreas von Beroldingen mit dem Land­ banner von Uri erschien; die spähenden Lombardischen Reisigen wurden zurückgeworfen, und (so gewaltig drückte das Fußvolk nach) die erste Ringmauer an dem­ selben Abend erstürmt und in die zweyte eine Dresche ge­ brochen. Die Jraliäner hielten die Ueberraschung für verabredet, so daß die Vermittler kaum gerettet werden konnten. Draußen wurden sie zornig empfangen; alS die sich mit dem Feind eingelassen. Ohne Zweifel war, nicht schwer hineinzukommen, und weiter zu gehen. Es ist aber Bellinzona für den Cpeditionshandel zwi­ schen Süd und Nord eine wichtige Niederlage, deren Plünderung vielen Häusern in der Schwei; Nachtheil bringen mußte: daher der Sturm desselben Tages un­ tweckmäßig angeführt, auch später die Anschläge veret-

eis) Andere berichten, daß dieser Zufall auf dem Rückmarsch ge­ schah; der angegebene Tag (rs- Dee.) paßt aber nicht zu den Begebenheiten; wir folgen Edlibach'en. in) Zeugniß des Heers für die Gemeinde Uranye, Do. am achten Tag nach Martini 1473 (Schmid S. 14« )J daß sie von dem an wie Schweijerisch zu achten sey.

Geschichte der Sch w eiz.

177

feit worben. Die Schweizer giengen über den Cenere; fie bedrohten Lugano. Aber ungewöhnlich starreie die Natur, und gewaltiger fiel in den Gebirgen der Schnee, daß in dem grauen Dunkel den Caumrossen alle Pfade ungangbar wurden. Also, ehe Zufuhr und Rückzug völlig abgeschnitlen wurden, beschloß der Kriegsrath einen Aufschub deS Kriegs; LeventinenS Eingang wurde besetzt 1' 8). Als Graf Borelli vernahm, wie nur die Landwehre Schlacht von Leventina, hundert Urner, und von Zürich, Lucern bey Tier, und Schwy; kaum zusammen so viele, überhaupt keinen,f0’ sechshundert Mann das feste Dorf Giornico besetzt hiel. len, schien ihm sehr möglich, mit Uebermacht und eini­ ger List in den Besitz eines Postens zu kommen, welcher alles künftige Dorrücken gegen den Mailändischen Staat aufhaltcn würde. Nachdem er einen kleinen Haufen die Berge, welche Ltvinen von Derzasca trennen 11 9), mit dem Befehl umziehen lasten, an bestimmtem Tag ober­ halb Giornico zu erscheinen, zog er selbst mit ungefähr fünfzehntausend Mann die damals schönen 11O) Ufer des Ticino hinauf, und fiel ein bey dem Kloster zu Po« leggio Dey dem Anblick deöWapenö von Uri "')war 218) Schilling und umständlicher Tdlibachriv) Oder durch Brugiasea vom Palenicrthal her. Gdlibach sagt eigentlich, durch das Thal von Oergend habe Borelli sie abschneiden und in die Mitte bringen wollen; dieses Oer, gend schreibt Stumpf Ocrienr (Airolo). Kaum dürsten die Mailänder so weit hinaufgekommcii seyn- Wir ncbmen et überhaupt für nordwärts; von welcher Seite sie rogen, ist nicht gesagt; auch in der fernern Geschichte finden wir nichts von diesem Haufen, den die Wege mögen verspätet haben. 220) Wir werden später reizen, wie sie iso sich verändert. 321) Di vl's Lied; Am Klösterli sie sah'n Den Büffelskopf gar grüselich; Do stellten sie sich ungchür Und bitten ihn hinab. M V. Theil.

178

V. Tuch. Zweyte- Capitel.

der Soldat von Plünderung und Verwüstung der Gegend

nicht abzuhalten a 21). Dieses vernahm Heinrich Tro­ ger, vom alten Hause Sillinen, Landeshauptmann von Uri, oberster Befehlshaber zu Givrnico. Es liegt aber dieser Ort in dem sehr enqcn Thal aus beyden Ufern des Ticino; Trümmer von Burgen und mächtige Thürme zeigen, was er den ersten Leponticrn und Langobarden gewesen; Bollwerke hatte er auch damals; nordwärts die grausen Schrecknisse wilder Natur; südwärts wer­ den Himmel und Erdreich schon Italiänisch 21 *). So­ bald man den Anzug der Feinde vernommen, riekh der Richter Stanga, Hauptmann der Liviner, den schnell herabschießenden Ticino auf die Landstraße und Wiesen zu leiten, die Mannschaft aber mit Fußeisen zu ver­ sehen 2 2 4). Früh auf der Unschuldigen Kindlein Tag 2 2f) rück­ ten die Lombarden das Land hinauf. Wie ward ihnen, da sie über die kaum geschaffene Eisdecke mußten, die Reisigen mit größter Noth, auch mühselig das Fußvolk auf die Spieße gestützt! Ihnen sah der Feind oben von den Bollwerken zu; bis da er die meisten in der größten Verlegenheit erblickte, plötzlich Frischhanns Theilig, ein herrlicher Jüngling, Hauptmann der Lucerner, an der Spitze der Büchienschützen, die meisten ihm nach, durch die Fußeisen sicher, den Stalden herab, in den

311) „Die berenden Daum thäten'- abhauen;" Diol. Immer das Merkmal barbarischer Verwüstung, die Vernichtung fruchtbringender Bäume. 313) Teutsch nennt man den Ort JrniS. Siehe über den gan, len Schauplatz den iten Th. von H. R. Schinr verdienst­ vollen Beykr. ;ur Kenmniv der Schwei;.

314) Schmid; welcher hier handschriftliche Nachrichten ge­ braucht, sowohl von der Levenlinischen Landschaft, als aus den Sammlungen der Herren Camoiri.

12s) Ich weiß nicht, wie Edlidach sagen kann, lehn Tage nach Allerheiligen.

Geschichte der Schwelt-

»79

Feind fiel, dessen Muth hier durch die NatUx gebrochen tvar 116). Der Jtalianer sah sich genöthigt, um nur fest aufzutteken, eilends eine Stunde weit, bis Bodio, zurückzuziehen. Hier mit großem wiederhallendem Ge« schrey Angriff der frischen auf die ermüdeten, wo keine Uebermacht fich ausbreiten mochte, und Reisige, Fuß­ volk und Geschütz einander im Wege waren. Da schon viele hingesallene Edle gefangen, die Kanonen genom­ men und umgewandt worden, und ohne alle Hofnung der Tod wüthete, nahm der Lombarde die Flucht. Als der Schrecken sie ergriff, scheute Heinrich Troger auch die freyere Gegend nicht. Also er, Theilig, Etanga, mit unaussprechlicher Freudigkeit, jagten (die sechshun­ dert jene sunfzehntausende) durch die Riviera hinaus. An der Muesa hielten die Sieger. Ueber anderthalb­ tausend Welsche 117) rötheten den Schnee mit ihrem Blut; auch das Wasser fraß viele; so geschlagen wur­ den sie, daß es kaum natürlich schien Prächtige Pferde, viele Maulthicre, eine große Anzahl vortres« licheö Geschütz wurde nach Giornico gebracht 12 9). 326) Merke dir, Leser, den Frischhanns; du wirst ihn einst da­ für leiden (aber auch gerochen) sehen. Die Thar meldet Ed« libach, nennt aber (er, Stiefsohn Waldmanns!) ihn nicht. Facto giobo (sagt ein Jtalianer von dieser That), excelso aniino Mediolanenses adorli in fugam vertuns; Dr. JslCofc Filippo von Bergam o, Suppl. chronicur. , Fol. 311.

(Vcuedlg 1513). 227) Nach Dem Urner Ja br.eitbuch waren über 1600 ge­ fallen. 228) Der ehrliche Schilling meint, „ihrer unnatürlichen Sünde wegen" haben sie Das leiden müssen; Denn eigentlich harten Die Schwerer „nir fast viel Rechtens gehabt." Ganr ehrlich Die Derga masche: Faucissimi (er meint nur so) paucissimo ntgolio oetingentos trucidarunt; nemo virtutia Italicae nieinor : magna prosecto nedum iactura, 6ed ignominia nostrorum haec cladea.

229) Viol: acht kostbar« Feldschlangen, viele schwere Haken­ büchsen, dreyhunbrrk gute Handbüchsen, über soo Armbrüste. M 2

18«

V. Tuch. Zweyte- Capitel.

Solchen Ausgang- freute sich Stanga, hielt da- Blut seiner Wunde nicht länger auf, und sank an der Thür seines Hauses 2’°). Wie bei Murten und bey Nancy machte Hanns Diel das Lied von dem Sieg, den sein Arm erfechten half. Diese Thal gab dem Namen Schwelzerische Waffen durch ganz Italien furchtbares Gewicht; Papst Sixtus hatte ihn zuerst erkannt. Don dem an suchte die Mailandische Regierung durch König Ludwig

Friede. Zriedr.

Die Eidgenossen verwarfen Stillstand 2 ’'); Friede wollten die meisten Regierungen (doch ohne Sehnsucht2 ’2) ) sich gefallen lassen. Giornico, durch den Steg mit Ge­ schütz versorgt2^), verstärkten sie mit Mannschaft ohne Kosten der Urner; übertriebene Forderungen an Mai­ land unterstützten sie nicht 2 54D; Entschädigungen, so» fern die Ehre es wollte; vornehmlich die Bestimmung fe­ ster Grundsätze über den Handelsverkehr: wenn Schwei­ zerische Erzeugnisse 23*b) verzollt werden mußten, schien unmöglich, gegen die Einfuhr der südlichen Waa­ ren eine billige Bilanz zu behaupten. Aber Handelstrac. taten werden am meisten verletzt, wo Mangel an Mäßi­ gung sie am nöthigsten macht; man muß die Billigkeit erzwingen können, wie sie.

330) Nach dem Jahrzeitbuch von Uri starb den Martin Sraldcr von Schwyz.

auch an Wun-

231) Tag Lucern im Anfang Kebr. 1479. 232) Eben daselbst auf Matthiä; die wenigsten Tagherren w schienen mit Vollmacht. 233) Kanonen blieben allda bis auf unsere Zeit; jedoch nicht, wie Leu (zu Simler i4r) meinte, von dieser Schlacht; sie hatten Franjvsischmailandlsche und Venctiaiiische Wapcn.

234) Die Urner forderten wohl iooooo Gulden, entweder für die Eroberungen außer Livinen, oder weil der Papst Ansprüche, d.e er auf goooo Gulden schätzte (Anshel m) , den Eidgenos­ sen überließ.

234 ’0 Spezifieirt bey Edlib ach: Butter, Ziger, Käse, Pferde, Leite, Leber-

Geschichte der Schweiz.

i8i

Dor dem Frieden gieng Peter von Trunnenstein, Propst zu Lucern, zu Befestigung des päpstlichen Bun« des, nach Rom Nichts erwünschteres für den Papst, als die Ergebenheit eines Volks, dessen bloßer Name ein Schild für sein Ansehen war. Hinwiederum ihrer Biederkeit war nach dem Dakerlande nichts heiliger, als Kirche und Reich. Ware Redlichkeit und Festigkeit bey den höchsten Gewalten gewesen, sie hätten in dieser Mitte Europens eine allezeit .rüstige Miliz gefunden. Damals übergab Sixtus, als etwas großes, den Schwei« zern seine Ansprüche an Mailand; über Subsidien 3 3 6), Vorschüsse 3 37), Sold a’8), wurde Uebereinkunft ge« troffen; der Bund kam zu Stande 33»). Sie waren ihm die Ersten der Christen; er gedachte des veralterten Ruhms, welchen ihre Väter durch Gerechtigkeit erwor« den 34°). Ihnen schien weitaussehend, was er in Italien und gegen den großen Mohammed vorhabe; hie« für sorgten sie 14'). Wunderbar schien, was von sei« nes Hofs und seinen Sitten ruchbar wurde, aber die Göttlichkeit der Kirche von den Menschlichkeiten des Dor« stchers nicht abhängig. Die Subsidien der Eidgenossen wurden aus dem Geld bezahlt, wofür sie Ablaß der Sünden erkauft 343). $35) SirtuS an d ie Eidgenossen: Rom, ?>. Jänner in». Er habe Urkunden gebracht, wodurch alle Orte gegen die Feinde der Kirche sieh bereitwillig zeigen. i$6) Tausend Ducatcn, so oft er sie mahne und so viele Jahre sie ihm dienen. $37) Eine Zahlung avanti ehe i soldati marclüno, per 1« preparative ehe avranno ä fare.

j3s) Dem Fußknecht s, dem Leiter 10 Goldgulden Rheimsch. iss) Bulle io. October 14-9. 140) Semper eiiim maiures vestri, utt ex bisloriis consut, iubtitiac cuhores tuevunt,

241) Es war int Bund, nicht zur Scc zu bienen (womit es eben auch wohl nicht Ernst tvar). 242) Namentlich 1900 Pf. im j. nso, welche an S. Pete); es blühete freudi-

Erasm. 1479. Jollfrey „mit ihrem eigenen Gut, wo sich deß „wahre Urkund von Amman oder Sratkhaiter sinder" Er fügt bey: wie bisher. Harre er es denen von Mersch zu gefalle« gerhan, oder erst feit dem Kauf so angefangen? rr, Wolchard, Sigmund, Ulrich; seine Brüder, wo nicht •Reffen.

2*6) Urkunde, S Geo., 1475 (bey der Deduktion N. 264): Verbindung mir „Bischof, Capitel, Stadt Cur und anderen „vom Gvtteshause, dem Bund im obern Thal, und den Ge„richten."

277 > Mit Barbara von Sonnenberg, seiner (zweiten) Gemahll». Die lauge Urkunde (Mt. v. Barrhol. ir.5) liegt in Ab­ schrift vor uns,78) Die Verbindung schließt et auch nur für seine Herrschaften ob der Lanquart und „hie dieffeit dem Gebirg," Rheinwald ndmlid), Savien, Ortenstein.

279) Kein Krieg ohne des Bundes Willen; und auch der macht

Geschichte der Schweiz.

18g

ger auf. Georg aber hatte in dem ritterlichen Leben sei­ ner Jugend sich dermaßen mit Schulden beladen, daß er die schönen Razünsischen Erbgüter seiner ersten Gemah. lin dem Bischof überlassen2 8°), und wegen der Heimsteuer seiner zweyten Frau eine Vormundschaft sich gefal­ len lassen mußte2 8 ')»

Zu derselbigen Zeit faßte Johann Jacob Trivulzio, Trivulzio. ein vornehmer Mailander, von vielumfassendem Geist, Fähigkeit für alles, und unruhigem Streben, den Ge­ danken, in der Schweiz und Rharien Güter zu kaufen, durch welche er von den Launen des Herzogs unabhän­ gig , durch die Verbindungen aber ihm wichtig würde. Johann Peter, Freyherr von Sax Graf zu Masop, keinen ohne gemeinen Rath. Kein Schirm ungehorsamer Un­ terthanen. An dem Schnizen (dem Steuerwesen) nimmt der Graf kein Theil, er und seine Leute werden bey allgemeiner Landsieuer nie ohne seine Einwilligung nntgeschnizt. In Tagen und Reisen (wenn Tage zu besuchen oder Vertheidigungskriege zu führen sind) gilt was landüblich ist. Die Gotteshaueboten vergleichen reden Streit, oder die Stadt Costanz giebt einen Obmann. Die Unterschriften schildern die damalige Organisa­ tion des Bundes und wer der vornehmste Mann in jedem Ort war: Bischof, Capitel, Stadt Cur; Hanns von Marmels, Vogt auf Aspcrmont, siegelt für die Gerrchte Trimmiö und Zizers; Vogt Joachim von Castelmur zu Fürstenau, für die Leute in Domlcschg, am Heinzenberg, zu Tschapina und Ober­ var Ragetto Fontana, Vogt zu Rycms (Reams), für Avcrsz Ammann Gaudenz Planta von Zug, für Zernez im Engadein unter Punt-alt; Joseph Goldin für Unrerengadein ob und un­ ter Dal Tasna, zu Seuols; Pfleger Joseph Mohr für Remuß; Junker Hermann Kilchmatter, Statthalter zu Fürstenburg, für Münsterrhal und für die an der Etsch (oben N. 262b). 280) Tusis, Heinrenberg, Tschapina, 1475, (an demselben Tag der eben vorgelegten Urkunde) um 3000 Gulden; Sprech er Pallas 207. Anna von Razuns, des letzten Herrn Schwester, war seme erste Frau gewesen. 2Si) Heinrichen von Brandts, seinen Schwager (Sprecher). Die Hetmftcuer haftete auf Ortenstetn.

igo

V. Buch. Zweyte- Capitel.

Herr von Belmont, Enkel des Mitstifters vom grauen Bunde, verkaufte ihm die Herrschaft Masox um zehn­ tausend Gulden "r): es gefiel dem Trivulzio die starke Burg ob Cremeo; doch lobte er sich zu Rogoredo eine schöne Wohnung, die er prächtig machen wollte. ES liegt Masox von Bellinzona's Gränze in mehreren Thalern an die Quellen der Mucsa, den Fuß des Adula, hinauf. Da erdachte der Herzog Regent Lodovico Moro, der den reichen mächtigen Jüngling weder zum Feind noch über­ mächtig haben wollte, viele Hindernisse der Zahlung, biS die Gegend in Krieg verwickelt wurde Trivulzio setzte nicht eher aus, bis er, nebst Masox, auch von Graf Georgen von Werdenberg in den Alpen vieles er­ warb; in allen großen Geschäften dreyßig Jahre lang war er hervorlcuchtend. Im übrigen schützte die Gnade zollfreyer Aus­ fuhr' 8 4) die Kornfelder und Weinhügel Mailands gegen die Begierden des Rhatischen Volks. Hanns von Cchö« negk, ein weiser Abt von Disenkis, trug nicht wenig bey, in und außer dandes dem Recht über Gewalt Oberhand zu verschaffen 38,J.

Ungarn.

Damals waltete weder in der Nachbarschaft eine Parkeyung oder Fehde, die nicht am kräftigsten durch $82) Schreiben Lodovico Moro, is Jänner >48$. Mont­

fort heißt Johann Peter wegen Montfort scheu Erbgrefin.

seiner Heirat!)

mit einer

$81) Der Verkäufer fiel ein; er war Landmaiin von GlariS. 284) Urkunde Bona und Galeazzo, für den Rheinwald, 9. Jan. ms; eben derselben für Brcgcll um 300 Scheffel Waizcn, so Wage« mit Wem, Engadein um ioo Wagen, Schanis ( Sexami 55, Obelhalbstcin und Avers V Avrea) 50J fünf Tage früh-r- Diese Gemeinden sandten Andreas Prevoff und Andreas von Salis, der Wald Jacoben Parli von Medels und Peter de» Rothen von Casanna. Salis, Daltellin IV, 84 , 93. 285)

Vergleich mit

Mailand

1478 ;

Leu,

kvmmnrß mit der Gemeinde Waltenspurg

Disentis.

Ver-

1479, Sprecher.

Geschichte der Schweiz.

'S»

die Eidgenossen entschieden/ noch irgend ein schwereVerhältniß der christlichen Welt, wobey nicht ihre Theil­ nahme vorzüglich gewünscht wurdeDie Osmanische Macht/ welche der erste Sultan Mohammed und sein Sohn, der zweyte Morad/ große Krieger und edle Manner, ruhmvoll erneuert und mit Mäßigung verwal­ tet hatten/ stieg durch den vielumfassenden unermüdeten Geist und Muth Padishah Mohammed des Eroberers zur größten Furchtbarkeit empor 2 86). Ihm widerstand für ganz Westeuropa/ alle seine Freyheit/ alle unsere Wissenschaft, Matthias Hunyad, König der Ungarn/ ein Held wie der Sieger von Belgrad sein Vater/ er, noch viel geistreicher/ einer der vollkommensten Fürsten. Mit ihm die Denetianer im größt, n Glanz ihrer Macht. Wider diese waren die Parkcyungen Italiens; wider ihn/ die Eifersucht Kaiser Friedrichs, die Oesterreichischen Ansprüche an die Krone der Ungarn 2 87). Als der Ruin der gewaltigen Burgunder an dem Bosphorus erschallte/ erstaunte der Padishah, und sagte, daß er mit diesen Männern wohl auch irgendwo sich messen möchte 2 8 8). Mohammed an der Spitze der Janiischaren g gen Hanns von Hallw»)l an der Spitze der Schweizerischen Eidge­ nossen, und Allah Allah gegen das Urihorn, wäre so ein Schauspiel geworden, als wenn unter Alexander die Phalanx g--gcn die Legion unter einem Scipio hätte Zu­ sammentreffen könnenMatthias lud t>ie Eidgenossen auf einen Tag nach Ofen, wo, nach dem Fall von ScanderbegS Hauplfestung, die Cache der Christenheit

386) Anshelm sagt (Man hört so gern, wie über einen gro# ßcn Mann jedes Volk sich ausdrückrc): er halte die Chrtstcn' heit bald in einen Winkel gediückr. 38?) Bekanntlich hatte Albrecht von Oesterreich, Schwiegersohn ' Kaiser Sigmunds, diese Krone auf seinen Seh» Ladislaf ge­ bracht; nach diesem harte das Haupt der zweyten Oeslerreicher : Linie, der Kaiser, auch Ungarn erben mögen, iss) Anöhelm.

iga

V. Tuch. Zweyte- Capitel.

tn(( den Denetianern überlegt werden sollte^-). Letzte, re verließen ibn 39°); mit den Schweizern machte er ei­ nen lebenslänglichen Siinb2 9l), weniger um so weit her eine Armee zu bekommen, als wegen der Werbung292 289 ),290 293 291 294 295 29 und besonders auf daß der Kaiser Bedeuten trage, wäh­ rend einesTürkenkriegSUngarn feindlich zu behandeln29 5). BiS in das Salzburgtsche ließ eidgenössische Mannschaft sich werben 2 9 4). Durch Oesterreich, wo daS Völker­ recht an ihrem Lauser Einmal verletzt wurde29*), war der Weg sicher; solche Genugthuung hatte der König erzwungen2^). An seinem Hof, wo die herrlichste Der. einigung der edelsten Geistesbildung neben der größten Tapferkeit glänzte, waren immer auch Eidgenossen 2 9 7). So .vermochte der Kaiser nicht, diese Freundschaft zu hindern^98). Da er die Schweizer von dem Reichstage 289) 1478. Tschudi, Fortsetzung; die Chronik von Engel, berg. Gesandte der acht Orte: von Zürich Thomas Schaub: von Lucern, Melchior Rüß, der Stadrschreiberssohn, und Hanns Schilling. 290) 1479 : ein billiger Friede, welcher Entschuldigung verdient. Aber die Schmelzer, auf Roms Antrieb, zürnten und wollten ihre Gesandschafr nicht anhören; Ans Helm. 291) 1479 (Wenn andere rhn eilfjahrig nennen, so ist-, weil der König noch so lange gelebt); Urkunde. 292) Freywlllrge. 293) Ausdrücklich in dem Bund294) Nach der Petrnr lschen Salzburger Chronik (Per, Austr.. 11, 427) hat 1481 der Dompropst Ebran aliquos Sue* tcnses geworben. 295) An Jacob Heger, der Stadt Lueern Lauser. Als dieser bey Falkenstein, Oberheimer's Schloß, ankam, fiel ihn dieser an und offnere seine Briese. 296) Der Kaiser mußte Oberheimer'n zu S. Pölreu stellen; hier büßte ihn Hanns Schilling, mit Matthiä Boten, um 9000 Ducaten; N. 289. Es ist ui Schamd 0 cher's Chromk (Oe, felein 1, 317) zu lesen, was für Unfug, nicht ohne Zuthun des Kaisers, mit den Oesterreichischen Zöllen in dieser Gegend getrieben wurde. 297) Anshelm. 298) Matthias an die Orte (magnifico*, nobile*, pru-

Geschichte der Schweiz.

>gZ

zu Nürnberg um eine Gesandtschaft und einen Aufbruch wider die Türken mahnte 2"), wurde jene abgeschlagen: weil in einer w hr als vierzigjährigen Verwaltung er weder die Schweizerischen Reichüfreyheiten je bestäti­ get ;oo), noch andere nöthige Dinge beurkundet3 94

V. Tuch. Zweytes Capitel.

Eberharden Grafen von Wirteniberg 3Oo) Gegen die Heische von Esch, das oben am See liegt; für ihn war Der», für sie die sechs -Orte; Vergleich i48i. Auch von AnShcIm berührt

311) Diesen und Rudolf seincii Bruder ließ der Erzherzog 1479 zu Radolfcelle arrctire», weil sie in dem Streit mit Wirrem, berg NeUenburg den Grafen verriethen, diese Gegend und Radolfcelle sich zueigneten und Klekgau mit Gewalt iiinchielteu; Guilliman», chron. Auslr.

312) Hanuscn von Bereiifels, Ritter.

Geschichte der Schweiz.

ig5

nicht allein den Errherzog" r), sondern selbst Colo« turn ’1 +) ja die Zünfte der Stadt" ’) aufjuregen wußte, diese und andere, schon erwähnte"s), noch vorkom» wende r > 7) oder fremde "«) Vermittlungen, auch die Entscheidung, wer zu Costanzas), zu Lausanne die streitigen Bischofstühle endlich einnehmen soll, waren Wohlthaten, welche, das Ansehen der Eidgenossen be­ wirkte. Sie hakten ihre schlichte kurze Manier, und gaben den Worten Gewicht313) Als gehöre ihm die Herrlichkeit zu Büren; Acten zwischen

Thierstein und Basel uts. 314) Der Streit war über die hohen Gerichte in Siffach und Düren; Steten. So bald er anfieng, übergab der Graf seine Güter und Höfe in Solvkurnische» Schirm; Hafner. Dar­ über zog diese Stadt nach Wallenburg und vernichtete das Ba» selsche Hochgericht; An Shelm. 315) Als hätte der Bürgermeister für sich gehandelt; Acten.

Sein Schreiben ist so grob als listig; die Antwort frey und laut. Im I. uso verglich Markgraf Rudolf zu Neufchatel, daß die Landgrafschast im Süßgau mit allen Rechten und Ge­ richten der Stadt, Oswald und seinem Bruder Wilhelmc'n bas Dorf Düren überlassen wurde. Bruknet S-s»r. 315) Dey Anlaß des Prätigaucs. 317) Zwischen Abt und Stadt S. Gallen; wird unten er;ählt. 31s) Zwischen Hochstift Augsburg und Convent Ottobeuren; den Städten Ulm und Nürnberg und (Sigmunds Landvogt) Mang von Habsbcrg; Stadt Costa,iz und den 7 Orten über Frauen, seid und das Landgericht; Wallis und S Maurice. 91 n Helm uso.

3ty) (Vergebliche) Vermittelung zwischen Ludwig von Frcyberg, den der Papst, und Otto von Sonnenberg, welchen das Capi, tcl gewählt und für den der Kaiser war: zwischen eben diesen, als Freyberg endlich die Abrey zu Weingarten für das Bistdum nehmen wollie; endlich starb er uso. E b. ders. und Tschu, di im Hauprschlüsscl 6. 133. Schreiben des Papsts an die Eidgenossen für Ludwig; sie hatten Otto empfohlen; Rom iS. März U75; bey Marlene colk-ct. ampliss. T. 11, r-xz f. Bern war für Freyberg; f- im folg. Cap. bey >'• 103.

320) Bern entschied endlich gegen Savopen für Benedict von Montferrand.

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ig«

V. Tuch. Zweyte- Capitel. Eben dadurch wurde nach den Kriegen die Sicherheit

Gitte«.

Im Lande behauptet: ein Tag zu Baden setzte fest, wer so viel stiehlt als ein Strick werth ist, soll ohne Gnade hängen ’2 *). Dieses wurde in kurzer Zeit an ändert« Halbrausenden vollzogen 2). Von dem an mochte ein Kind oder ein Weib die kostbarsten Kleinodien offen durch die ganze Schweiz tragen. Die Obrigkeit unterstützte ein altes Ehrgefühl und eine Scheu der Fügungen Gottes. Als Männer von Valengin zu Bern eines Mordes und von ihrem Herrn des Ungehorsams angeklagt wurden, war die Geldbuße ’2 ’) nicht so empfindlich, alü „daß sie „ihr Lebenlang die Bösesten lm Valengin heißen sollen." Ais der Etkiswyler, Hanns Spieß, ein rauher Krieger, von erstorbenem Gewissen, unempfindlich auf der Folter, entkleidet, geschoren, und mit einem Strick um ein Dein über den Leichnam seines ermordeten Weibes schreiten sollte, da erwachte ihr Blut, und in ihm ein Gefühl, so daß er zitternd sich hingab ’24). In der damaligen Religion war man weniger mit Auseinandersetzung der Geheimnisse der Gottheit beschafti« flct, als mit dem großen Geheimniß, wie viel die Glau« benekraft über die Seele vermag. Welche Nahrung er­ hielt sie, alü Walther auf der Flüe, der Walliser Bi­ schof, Leichname der heiligen Krieger fand, welche einst unter Herkulius der Verlaugnung den Tod vorgezo« ge»r2r)! Sehr viele Kirchen erfreute er mit diesem

Religion

an) Bullinger. 322) Zu Zürich habe Meister Peter fünfhunderten von dem Lebe» geholfen; eben ders.

Sie hielten sich in den Gra'njlanden.

323) 5oo Fl. Rhein.; Anshelm mi. erwiesen, der Verdächtigen ju viele-

Der Mörder war nicht

324) Etterli« (der auch von dem Buggerlj, einem Wirth itt Zürich, meldet, er hab« einen abgelaugiieteii Mord bekannt, als das vergeh.,liene Messer Blut zu schwitzen schien); die

That geschah isos. 32t) Th.

1,

73.

Soloturn

Alt

Thun

1474:

in der

Geschichte der Schtvekj.

K»7

Srofl i3 So wenn Ueberbleibsel der LandeSpatrone^7) Bern, Solomrn, Zug, Schwyz, beglückten: HannS von Tokenburg, Ri^i-r-Z), erwarb in Frank­ reich mit unsäglicher Arbeit für das Land Schwyz etwas von S. Martin; der verdienstvolle Meister Eberhard, Pfarrer und Stifter sowohl einer Kirche al6 der ersten Düchersammlung zu Zug'39), t)je Gebeine König Os­ walds aus Norrhumbrien ’5°); $u Bern wurden die Ge­ beine der jehntausend Ritter, deren Tag auch zu Mur­ ten verherrlichet worden, jetzt warmer verehrt **). Es war, wie einst noch weit mehr in dem freyen Rom, eine Mischung der glaubensvollen Feyer mit Schauspiel und Charwoche 1473 haben Arbeiter 31 männliche Körper, flll€ mit beygelegten Köpfen, gefunden; darum legten die Solotur* ner ihr Theil zu den Gebeinen S. Urs, des Kriegseammeraden dieser Manner. 326- Außer Soloturn, Zug (Hottinger Helv. KG. 11, 469), Thun (Bischof Walther an Schultheiß, Rathe, Priester, schafr und Gemeinde daselbst, 1474; bey Rubrn'S Thuner Handfeste )327) HoXiOV%GDV* 328) Caspar Lang Grundriß der christlichen Welt S 793; aus Urkunden. Dieser Tokenburg ist für einen natürlichen Sohn des letzten Friedrichs gehalten worden; Th. Ul, 360. Das Zeugniß für die Reliquien ist von dem Erzbischof ;u Tours, 16. May 1481. 329) Urkunde 1478, bey den Iurlaubischen Schriften. 330) Haller'ö Schweiz. Bibl Ul, 533. Don dem Verhältniß dieses Königs zu der Stadt Zug habe ich tue etwas gefunden. Sollte Meister Hanns Eberhard ihn aus Verehrung seiner Tu« gend gewählt haben? oder, wenn es alter ist, ihr Andenken derselben aus der Zerr jener Altseotifcheu Apostel seyn? Er hatte sich bey den Scoten gebildet. Durch Religion erwärmte er ein kleines Heerzu Bcfreyung des Vaterlandes; regiert hat er über alle Großbrirairnt chcn Könige und Völker so gütig, als wüßte er von keiner andern Tugend, und als er für das Vaterland fiel, gedachte er nicht fern selbst, nur des Volks. Veda Venerabilts im dritten Buch. 331) Wie man sie bekam, Ktjtcn wir Th. vv, 42s.

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V. Tuch. Zweytes Capitel.

tust 331); welches alles dem Widerspruch des Glaubens und gewöhnlicher Begriffe das Auffallende nahm Die Stadt Bern, in Verlegenheit um die Feldfrüchte, die von gewissen Raupen in übergroßer Anzahl zernagt wurden, begehrte Rath von ihrem geistlichen Vorstand, Bischof zu LausanneDem geistlichen Hof schien, wie vor Alters vielen Juden und Helten 3 und vor und nach diesem vielen katholischen Krrchenbehör. den es sey den Menschen erne Deschwörungskraft gegeben, die nur nicht leichtsinnig zu üben wäre. Dieses hatte nichts befremdendes für den gelehrten Stadt­ schreiber Thüring Frikhard, auf dessen Weisheit Bern besonders achtete. Demnach erg eng an die Creatur im Namen des Schöpfers eine feyerliche Aufforderung, sich zu entfernen 3 ?6)- Ueber den Ungehorsam wurde ein 332) So haben die Romer in Pestzeiten die Komödie eingeführt; Livius Vll, 2. Die alten Berner waren ziemlich dieses Gei­ stes, Th- 11 , 203. Gesundheit und Geistesgegenwart erfordern Heiterkeit: wie konnte man spater in bösen Zeiten sie verbieten? 333) Jngeriche. In Urkunden Uengere, Jngerlinge. 334) Va snage hist, des Juifs T. VI. 470 f. 335) Oben Th. IV, 248 ff. Wir fügen bey, was 1804 im Ti­ roler Almanach Freyherr von Hormayer ans Licht gebracht, ein Protokoll des Richters von Glurus und Mals 1519 f. wider dre Lutmause, deren Advoeat am Ende sicheres Ge­ leit für Hunde und Katzen und einen kurzen Aufschub für die schwangeren begehrt; diesen und den gar kleinen Mäuschen werde» vierzehn Tage gestattet. Baron la Hon ran berich­ tet eine Procedur des Bischofs von Quebec (im achtzehnten Jahrh.) gegen Turteltauben 336) Das vom Leutpriester Schmid aus dem Kirchhofe zu Bern ausgesprochene Monitorium stehe in H. H. Hotttingers latein. Ktrcheng. IV, 318: „Du unvernünftige unvollkomme­ ne Creatur, die Inger, deines Geschlechts ist nicht geseyn „in der Arch Noah; im Namen mines gnädigen Herrn und „Bischofs von Lausann, bey Kraft der hochgelobten Dreyfal„tigkeir, durch das Verdienen unseres Behälters Jesu Christi „und bey Gehorsamkeit der h. Kirch, gebeut ich euch, allen

Geschichte der Schweiz.

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Rechtsgang verordnet; um ihre Gegenrede zu führen, der Schatte eines Fürsprechen vieler schlechten Sachen, Perrodet, aus der Hölle aufgeschworen, hierauf das Gewür­ me verbannt 337 * * *)i* * und allem Volk bewiesen, daß zu Rettung seiner Saaten die väterliche Negierung auch nicht Ein Mittel unversucht lasse. Alsdann macht eine alte Cäremonie lücherl'ch, wenn das Volk den Sinn verehr­ ter Vater nach dem Urtheil seiner eigenen Weisheit mei­ stert; wozu in großen Zeiten die glorwürdigen Siege, die gute Regierung und Freudigkeit im Leben es nie kommen ließen.

Die Hauptwissenschaft eines freyen Volks, die Ge- Wissenschaf­ schichte der Vater, war eine Sorge der Obrigkeit: vonten. Tenedicl'cn Tschachtlan, Venner der Stadt Bern, wur­ de ihre Chronik bis zu Anfang der Burgundischen Han„und jeden, in den sechs nächsten Tagen zu weichen von allen „Orten, an denen wachset und entspringet Nahrung für Men, „schen und Vieh." Wo nicht, so citirt er sie auf den sechs, tcn Tag, nach Mittag um Eins, vor seinen gnädigen Herrn von Losann gen Wlvewburg 337) Schultheiß und Rath an den Statthalter der Decha, ney zu Koni;, Do. nach Kreuzerflndung. Aufschub, is May (wegen Zweifel über die Form). Abermalige Citation: „jl)r verflnchre Unsauberkeit der 3”9cr, dle ihr nicht einmal „Thrcre herßen noch genannt sollt werden." Spruch: „Wir „Bcnediet von Montferrand, Dlschof zu Losan, haben gehört, „die Bitt der großmachrigen Herren von Bern gegen die In, „ger, und uns bewahrt nur dem h. Kreu; und aUeln Gott vor „Augen gchept, von dem all recht Urtheil kummend, — dem, „nach so gravkren und beladen wir die schändlich Wurm und „bannen und verfluchen sie im Namen des Vaters, Sohns „und Heiligen Geists, daß sie beschwört werden in die Person „Iohannls Perrodcci, ihres Beschirmers, und von ihnen ganz „nichts blnb denn zu Ruft menschlichen Brauchs." Alles mit viel mehr Worten Die Regierung bestehlt ernstlich, über den Erfolg zu berichten, aber Schilling meldet, mau Habenichts vernommen, „um unserer Sünden willen" (Hottinger aa O. 320 )

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V. Buch. Zweytes Capitel.

del gebracht r; 8), letztere, der Krieg, die Folgen, von dem Gerichtsschreiber Diebold Schilling beschrieben * 5’). Das Tuch wurde von Schultheiß und Rathen gelesen und kam als Denkmal in der Stadt Gewölbe Die übrigen Geschichten, wovon wir handeln, schrieb auf der Obrigkeit Befehl Dalerj Ruod, AnShelm genannt, ein Rothwyler, Schulmeister und Arzt, ein ernster und redlicher, der Altrömischen Hoheit nicht fremder Mann 34*). Für Ausländer schilderte die ganze Schweiz, die Kriege Karls und unser Frauen Stift in den Einsibeln Albrecht von Bonstetten, der Einsideln Dechant, besonders auf Antrieb König Ludwigs, in la. teinischem Rcdeschivulst, nicht wie jene Teutsche in ein. faltvoller Kraft"-); neben ihm von Zürich, anspruch. 338) Dis i47o; Mitverfasser: Heinrich Tilling er, der auchDitt, lingcr geschrieben wird und in den Burgundischen Kriege» von uns erwähnt worden ist. Im übrigen starb der DennerTschachtIan nach 1492. Haller, Schwei;- Dibl- IV, n. 614. Sein Werk haben wir verglichen und gebraucht. 339) Don ii52 bis Uso Er war ein Soloturner, in Berni, scheu Diensten. Wir haben den Theil benutzt, welcher ;u Bern 1743 hcrausgegeben wurde. Zu unterscheiden von dem Lucer, nischcn Priester Diebold Schilling, welcher iios aufhört; Hal, ler, eb. das. n. «8«. 34o, Alte Nachricht, bey Haller a. a. 0- n. sit. Ts findet sich bey Ans he im 1484, daß seine Witwe wegen Verkaufs der Thromk gestraft wurde. Er hatte sie der Stadt überreicht,

aber, wie ;u geschehen pflegt, bey sich behalten; nach seinem $o?c suhr das Weib ;». 341) Bis 1526. Zu Bern lebte er seit wenigstens i4S3. Nicht leicht ist eine Schwei;crische Chronik so würdig, dem T sch us bischen Hauptwerk verglichen zu werden. Er ist ein Mann von alter Tugend; in dem Ausdruck seiner Sprüche ringt er oft mit seinem Teutsch, ihm Römische Kraft und Kür;e ;u geben. 342) MSI. Wir hal.cn die Abschrift seiner Beschreibung und der Einsidler Chronik von Paris, wo diese Werke N. 47$g der Handschristen aus dcr kaiserlichen Bibliothek ausmachen; das Manuscript von dem Burgunder Krieg von Herrn Karl Dicror von Dvnstetlen, und, mit einigen Zusätzen, aus einer

Geschichte der Schweiz.

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los, bestimmt und kurz/ der Docker Tuest '**). Irr guten Rechtskenntnissen war dem Stadlschreiber Frikhard Nicht leicht jemand überlegen; alle Rechtsformalitaten, um nicht von Universitäten zu reden, auch zu Zürich be. sannt ’44). Obwohl das Licht neuerer Zeiten seine Hauptnahrung von der Lampe des Alterthums nahm, und auch Hanns von Wyl, des guten Meister Hemmer­ lins Zögling t4*)/ vornehmlich durch Übersetzungen diente 34 Seine Urvater im irten Jahrhundert hatten das Kloster in seiner ersten Anlage errichtet. Er war 28 Jahre alt, und hat bis 1528 gelebt; Rüger, Chr. Schafhausen.

45ob) Er drohete, die Gefangenen zu verschneiden; Anshelm.

45i) Cru sius (Schwab. Chronik II, 109) meldet, welche um dankbare Mühe Wirtemberg nahm, Gnadeneelle in Ordnung

zu

bringen-

Geschichte der Schweiz.

aai

Spanien, Frankreich, wurde er eine Sache durchgesetzt haben: mit eigensinnigen Klosterfrauen schien der Kampf nicht würdig. Allo daß die Schwestern (eine war schon siebenzig Jahre im Orden) ihr Klingenthal in voller Frey« heit und noch zwölflhalbtausend Gulden zur Entschädi« gung besamen 45 2). Mehr als so viele hundert Klöster als hier Nonnen, wurden vierzig Jahre später, ohne Widerstand, nicht refermirr, sondern aufgehoben; aber die größte, allerseltenste Kunst ist Kenntniß und Benu« tzung der Zeit.

Johann von Venningen, Fürstbischof zu Basel, welcher ohne Dersäumniß des bischöflichen Amtes, durch gute Wirthschaft, wohlgewählie Bündnisse und glück« liebe Waffen in den schwersten Zeiten den Glan; des Für« stenlhumö erneuert und vergrößert, starb, wenige Mo« nale nach dem Frieden4"), in dem zwanzigsten Jahr der Verwaltung. Don dreißig brennenden Fackeln um« geben, wurde er mit großer Feyer von seinem schöne« Bruntrut nach Basel in die Gruft seines Münsters ge« bracht; worauf nach freyer Wohl der Domcustos Caspar ze Rhyne die nicht eben so glückliche Regierung über« nahm4").

Don den Häuptern und Rathen der Berner, welche Bern, seit dem innetlichen Züricher Krieg die großen Sachen vornehmlich geführt, starben die meisten in kurzer Zeit. Zuerst Hanns Fränklin, der acht und neunzigjährige Se« kelmeister, würdig des Römischen Senates, da er durch

452) Die im endlich entschiedene Geschichte ist ausführlich bey W u r st i se ii. 453) Welchen er, nach dem Burgundischen, im Sommer "78, unter Vermittlung seines Erzbischofs, Karl von Neufchatel, mit desselben Vetter, dem Grafen von Blamont, geschlossen. Fram quemont hat er dabey gewonnen. Wurstisen ist. 454) Am 4. Jänner 5478. Eben derselbe.

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V. Tuch. Zweytes Capitel.

Tugend groß war ***). Ihm folgte der Altschukthciß Perer Kistler, d r im Twingherrenstrerk mit Gemein­ sätzen den alten Geist TeruS gefrdrt (Leither wurde im Aargau ein Twinghcrrenstreik ohne Aufsehen ge. schlichtet, well die Regierung nicht stürmisch dasselbe überall, sondern klug und gütlich das Herkömmliche und Nöthige an jedem Ork wollte4*7)). Als durch Blitz der Thurm des Münsters brannte, wurde der Allschnlcheiß Nicolaus von Lcharnachthal im Gedränge des löschens

455) 1478. Herr A. L von Wattewyl giebt 1477 an, aber wir haben eine Urkunde ms, worin er mit dem Altschult­ heiß Petermann von Wabern und sonst noch zwey Freunden beym H. Geist em ewiges Licht stiftet. Perer, sein eol).i, kam in den Rath; seine Tochter helrarhete den Sekelmelster Archer. Frankli, dem schon sein Vater Güter zu Köniz und Mullenberg Hinterlasten, hatte sie m3 durch Ankauf eines Dnttherls von Illischwyl vermehrt; Wattewyl Msc. 456) Er starb wso Sein Sohn war zu Jofingen Propst, und in Römischen Geschäften von größtem Ansehen. 457) Auch dieser Streit betraf 1) die Treslungebrüche, 2) Wild­ bann, 3) Hochflug, 4) Maulvicl), s> 10 P>. in Ehesachen. Geführt wurde er Mit denen von Hallwyl (wegen See-.gen, Mcisterschwend, Egliswyl, Henrschlkon, Oberendfelden, der Graftchaft Farwangen), von Luternau (wegen Liebek und Schöfrlanden) den Truchsessen von Wollhauscn (für Beinwyl), von Rhynach (für Trostburg, Teufenthal, Süß), von Bann­ moos (für Wildek, Dretikon, Amerswyl, Otmasittgen), dem Kloster Königsfelden (für Staufen und Rubiswyl). Zu zeigen, wie alles genau genommen wurde, liefern wir die Auskunft Mit Hallwyl: Trostungöbrüche in Worten, Ehebuße, Fischenzen, Maulvieh, kleine Frevel, der Bastarde und Ausländer Erb (fremd Herkommen Volk, die kernen Herrn haben und nützlich zu erbcn sind- gehören dem Herrn; der Stadt Bern Gebot und Verbot auf und zu Landtagen überall, Trostungöbrüche mit Werken, Meineid, Aenderung der Marken, Lurchwerhblnche, Wildbann und Hochflug, zu Endfeldcn die Ehebuße. Durch den Schultheißen Rudolf von Erlach, W von Dlevbach, Th. von Rtngoltingen, Tschachtlan, Schilling u. s. f.; es war eine große Commissioii. Urkunde Frt. n. Mar- Empf. i48o.

Ge sch ichle der Schweiz.

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gelähmt, unheilbar, bis er starker8^. Bald na^ die­ sem wurde der große Hadrian von Bubenberg bey noch Nlchr hohen Jahren zu seinen Vatern versammelt4^); in ihre Gruft kam er nicht ohne Widerspruch. Man vernimmt nicht ohne Entsetzen, wie unter einer from­ men Regierung, unter deren Andacht etwa nun wohl Parteygelst sich barg, die Schamlosigkeit eines päpst­ lichen Höflings n egen einer ihm wlederfahrnen Geleit drgung 4r di sen Helden von der Seite seiner Altvor­ dern an eine unreine Stelle vor der ®mM4*°; ju brin­ gen gesucht, und daß diesem Menschen Bern gute Worte hat geben müssen Da starb auch der Alt­ schultheiß Thüring von Ringoltingen 46 ’b), Mich rr ;u Landshut 46und hinterließ drey Töchtern 46 den schönen alten Reichthum an Land und Rechten464), der 458) 1477 trug sich dieses zu; er lebte noch eilf Jahre. 458) 1479, wenige Monate nach der unglücklichen Gesandtschaft ui Frankreich.

459b) Nicola Garriliati, welchem aus Lasarra «.Bubenberg hatte eine Tochter dieses Hauses) ich weiß nicht welcher Verdruß be­ gegnet; Ans heim 1451.

460) An dre Engihalde, wo die Aeser von Eseln verscharret wur­ den; eb. ders. 461) Durch Geid wurde der Papst gewonnen; eb. das. Aber der Kerl blieb zu Bern Bürger, Propst zu Rtggwberg, Dom, Herr iu Lausanne; Hottinger Helo. KG. Th. 11, 477. 461b) 1483. 462) Die Niederen Gerichte hatte er ganz, die hohen zur Hälfte nut Bern. Sem Testament -479; s. von seinem Vater Th. IV , 311. 463) Mit Verena von Hunwyl zeugte er Antonie, die Ludwig von Dießbach und mit ihr das auf 7500 Fl. geschätzte Lande, Hut bekam; Barbara, nut Hanns jm Thum zu Schafi-auien; Johanna nut Thürmg von Bannmoos und nach ihm Rudolf Segesser; Clara gieiij ui das Kloster auf der Insel.

464) Von den Höfen Wyler und Ey in dem Kirchspiel Unstorf hatte er 43 Mütte Dinkel, 40 M. und vier große Maste ^)a« der, 35 alte, io junge Hühner, 1005 Eyer; alles was zu dem großen Tannenspeicher in Landshut geliefert wurde;

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V. Tuch.

Zweytes

Capitel,

vor Geldmangel nicht allezeit schützt4**)/ aber die Grund­ feste eines guten Hauses istBern selbst war durch die Anlage und Breite der Gassen, die Zier bedeckter Gange, die Anstalt guter Brunnen, viele große Häuser der edlen Geschlechter mit freundlichen Gärten, daS herrliche Münster, vor ande­ ren Schweizerischen Städten schön *). Die Regierung erfüllte mit Ehrfurcht; es beleidigte kein Stolls?), in allem war etwas großes, biederes, festes46 8); nicht viel Pöbel 4 6 9), in allem Würde, Weisheit, Ordnung. Diele Räthe aber waren, durch Begünstigung der Sachen König Ludwigs47°), dem immer Teutschen Volk Twingeyer, Twinghaber an vielen Orten; Zehnten tu s. f. (Kleinodien und Silbergeschirre; ausstehende Capitalien ) 465) loo Fl Rh entlehnte er von dem Stadtschreiber Nielausen, Thürmg Frikards Vater; auch Geld von Hadr- von Bu­ benberg; etwas von Heinnch Matter; Georgen von Brandolsen von Stern. 466) Albrecht von Bonstetten. 467) Popvlus non superbus, gra sa ulens lingua (Wie seiNt

Vater; Th. I, 248); eben derselbe. 468) T urst: Scnatores constantis propositi; firmi semper tum aequitalis tum necessariorum dcfcnsorcs. 469) Bonstetten: Noll popularis in sc Berna. Es war ein

Meisterstück der alten Regenten, daß die Stadt nicht groß, keine übermächtige Volksmenge würde, welche dte Weisheit stört, ivdu/C fortreißt. 470) Man würde höchst irrig urtheilen, diese der Bestechung zuzuschreibcn: wer wollte ihr auf gemeine Seelen Einfluß ablaugneu? Aber die Häupter füh...n das ungleiche Verhältniß; es ist immer viel, daß sie eine würdige Haltung so lang zu behaup­ ten wußten. Kennte, wollte Oesterreich ihnen wider die Fran­ zösische Macht entscheidend beystehen? Das war kaum von Eid­ genossen sicher zu erwarten. ES würde nicht auf einige Schlach­ ten angekommen seyn, die sie leicht gewinnen sonnte», sondern auf den dauernden Druck einer unzerstörbaren Masse von Macht, welcher in Europa auch damals keine gleich kam. Ihr großer Staatsfehler, Bubcnberg'en wohl erkannt, war der Burgunder­ krieg , welchen aber Karls Charakter fast unvermeidlich gemacht.

Geschichte der Schweiz

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verhaßt geworden: da trat der Schultheiß Wilhelm von Dießbach an der Spitze des ganzen Rathes vor die Bür­ ger, die Regierung zurückzugeben (eine freye Regierung ohne Zutrauen ist wie eine despotische ohne Garden). In diesem Augenblick erwachte das Gefühl der bewähr­ ten Weisheit, und (was ein Volk vornehmlich ehrt) Scheu des Undanks. Es baten die Bürger, und schwu­ ren , ihnen die Last tragen zu helfen, und für sie zu ste­ hen, wie sie für daS Vaterland 471). Die gewöhnli­ che Erneuerung der Regierung wurde, auf des Leutprie­ sters Vorstellung, als ein die Gemüther ganz einnehmen­ des Geschäft, vom Donnerstag der Leidenswoche auf die nächsten frohen Tage nach der Auferstehung verlegt 4 7»). Ueber die Zahl 47 »b), die Geburt47»c), war der öffent­ lichen Weisheit nichts vorgeschrieben. Es soll in diesen Zeiten aufgekommen seyn, daß die ganze Regierung, in allen Formen wie sie war und herrschte, von der Jugend, von einem äußern Stand, nachgebildet wurde; so daß die Uebungen des öffentlichen Sprechens, der Berathungen, der Gunstbcwerbungen, der Gebote und 471) Montag n. Jubilate uso; Urkunde bey An-helm. Auch wenn der König (das Bern freylich nicht Wohl erleiden möchte, was man aber auch dem König nicht luiraue, doch nicht versichern könne) gegen Bern oder andere Eidgenossen etwas Muthwillens vornähme, würden sie als biderve heute thun. Gleichwohl schelte man sie als Verräther, welchen mau der Tage einen über die Bäuch taufen müsse, u. s f. Die Bürger versprachen mit Gut und Blut ihnen iu helfe«. @e# meinden dienen, sey eine schwere käst und selten Dank. 412) uso durch HannS von Stein bewirkt; an angs auf den Montag oder Dienstag, endlich auf Donnerstag nach Ostern. An Shelm; der ungedruckte Stettler. 47ib) Im I. U58 waren im großen Rathe ist, u°o aber 309 und 1485 wieder 330 Mitglieder; A. L. von Wattewyl in seinen fleißigen Sammluiigen. 4720 1480: Urs Werder von Soloturu im Senat; Arns« Helm. V. Theil. V

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V. Buch- Zweytes Capitel.

Vollziehung, nicht alsdann erst erworben wurden, wenn die wahren Geschäfte den ganzen Mann forderten 47 ’). Die Erhaltung der Sittsamkeit bey neuem Reich, thum, Ucbermukh und imcrl>i?rt Gebeuchter, hin. Alpina T. IV. Der Anfang ist nicht genau bekannt; er wird von vielen auf die letzten Jahre des Zeitraums, den wir beschreiben (iso ff.) gesetzt. 474) Oft seyn auf Einer Zunft Schwaben, Bayern, Franken und Schweizer gewesen; Bodmer Gesch. von Zürich475) Man durchgehe das rothe Buch der Berner; wurde nicht alles durch Eidestreu rusammengehalten? 476) Gesetz i48i; bey Anshelm: für jeden Schwur ein Plappart; für jeden Fluch, das Halseisen477) Ein Buch vom Ehestand, 1475 tu Blaubeuren (Hel, vet. Almanach iiso): die Weiber legen ihren iab in den en« gen Nvkhstall des baumwollenen Rocks; war" es ihnen tu Buß gesetzt, sie trügen eS nicht478) Alte Verse in Heinjmann'S kleiner Schweizerchronik LH. I, 378 : Die Töchtern tragen auch itzt das Was etwa Dirnen schändlich was: Wyt ußgefchnitten Schuh, Schüben, Rök Das man die Milchfäck (Brüste) nicht bedek. Groß Hörner machend auf die Kopf Als ob es waren wilde Stier; u- f. f. 47$) Selbst Handwerkcfrauen trugen lange Schleppen (eb. das. 345), kleiden die Erde damit, sammeln die Flöh und bcstau« den die Heiligen GorceS- Wollt' Gott, ihr Antlitz würd' als gerumpfen als ihr Kleider gefallen! Der Lüfel hat fyn Esel­ leu ryten bmttn uff dem Rotschwanz (N. «rr). G e setz

Geschichte -er Schweis.

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Bürgerssvhne durch 6nt6I5ßung 48 * * °) * * *ober * * *ju* * deutlichen Ausdruck verhüllter Theile 48') die Lüsternheit reizten, und ihre netzweise zerschnittenen Kleider 482) mit dem ungeheuren Hur über dem kurzgeschnittenen Haar 48 den Ernst der Mannheit in etwas Flatterhaftes verwan­ delten, so hielten die Obervormünder des Gemeinwesens ihre Einschreitung für nicht undienlich. Eie, die wuß­ ten, wie viel in Schlachten daS Unvorgesehene (das ist die Hand GotteS) vermag, hielten zu sehr auf eine stille Regelmäßigkeit, welche die gottgefällige Fassung sey. Sie verboten das herkömmliche Umläufen der Fleischer in geschafiöloser Fastenzeit 484), die lose Entsündigung der Mädchen, welche man in Bäche tauchte, die Tänze in der Langweile des Fastens, dieselben, und unschuldige Spiele an Kirchweihfesten 48 r) Das frohe Mittelalter hatte aus dem Heidenthum oder von der Natur nach sei­ nem Kraftgcsühi manches auf die Enkel vererbt, waS von Bern: die Schleppen auf dem Rathhause abzuschneiden und armen Leuten das Tuch zu veetheilen. »so) Der Brust und Schultern; Erafmu-, colloquii« (Basel 1683), S. 3'JO. S81) Kurze Westen, enge lederne Beinkleider. Interniern praecidunt supra nates; partes pudendas, turpiter prominentes, lupinis pellibus vestiunt; eben das- Gtsttz l48i : gegen

Kleiber, welche hinten und vorn die Scham nicht bedecken; ein Fl. Rh. die Strafe des ElgenthümerS; doppelt so viel deSchneiders ftine. Abschied Stanr iv. Märr mi. 48 r ) Vestem, quae thoraccm tegit et brachia, totam conscindunt, velut rete facientes. Caligae diversis coloribus variegatae. 483) Capillos tondent; addunt pileum undicunquc sectum cum ingenti fasciculo plumarum. Wkk diese JeittN studirt,

wird bemerken, daß der Mutbwille der unsrigen so erfinderisch nicht gewesen, ihren Thorhetten viel beviufügen; an Seide, Gold, Edelsteinen, waren sie ivdt kostbarer. *8'4) Gesetz 1481. Dessen erwähnt Erlach in der Schlacht bey Laupen*85) Eben dieses Gesetz erklärt Karten-, Würfel-, Kegelspiele, Kegelreis, Avantürenwerfen, Ballspiel und Schießen für Kirchwechbrüche. P 2

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V. Tuch.

Zweyte- Capitel

den eifrigen Leutpriestern unziemlich schien 48d) und verheerende Seuchen 49-) den Uebermukh mäßigten, zeigten die öffentliche Vorsorge. Aus den Französischen Iahrgeldern wurde für das Volk zu Straßburg Brot gekauft; alle Frachtkosten trug die 484) sich nicht herabsetzen lasse. Je. doch das leitende Haupt, HannS Waldmann, Ritter, s) Zürich tvenigsttnS »er srr. Der«irr», Lucern i4is, Uri um 1424, eben so Schivyj, Basel vor urs, Freyburg 1422, Ss« toturn i3Si, Schafhausen vor ioso; G. E. von Haller'S Schweiz. Münzcabinet, Bern nso f 10) Edlibach u«3. Die Markte, die Dadenfahrren wurden gesperrt. Durch die Badener wurden Ccharwachten und Hu. theil gesetzt, Büchsen gelegt. War den Häuptern für sich bang, oder meinten sie, sich wichtig zu machen? 11) Sie wollen immer zeigen, „daß ihr Herz zu Zürich stehe." 12) Sie haben für zwey Pf. 46 geschlagen, mit so viel Silber, „daß man kaum den Schlagschatz finde." 13) Unter 10 FI. bekomme man kaum noch für Ein Z)rt (nun den Viertheil eines Guldens). 14) Es würde scheinen, sie haben biderbe Leute mit ihrer Münze bisher verführt.

Geschichte der Schweiz.

sGi

Bürgermeister, ein Mann der daS Allgemeine begrjf, wußte die Gährung zu Hinterhalten, bis, nachdem die Fünfer ziemlich verschwunden, für alle Orte der östli. eben Schweiz eine zehnjährige Convention zu S ande kam 1 f) Da begab sich, von den Orten empfohlen, der Schultheiß von Baden mit eilf Abgeordneten vor den großen Rath von Zürich, um Vergebung ihres vorlau. ten Wesenü ’6); Waldmann redete ihnen zu, und endig­ te freundlich. Etwas besseres Geld als das Oesterreichi« sche blieb der östlichen Schweiz * ’), die westliche prägte auf gleichen Fuß wie die Burgunder, mit welchen ihr Verkehr war18). Eines guten Mittels bediente sich Waldmann, dem Freudenbe, Eigennutz und Ehrgeitz ihr trauriges Spiel zu verderben. Als er in der Gährung über das Münzwesen mit seinem Freunde, Zunftmeister Hanns Bieger, eine Gesandtschaft in die Waldstette verrichtete, nahm er Theil an den Fast, nachlfreuden der Unterwaldner und Urner, und vermochte sie, in gleicher Absicht aufs nächste Jahr nach Zürich zu kommen. Sie kamen, Tagherren zu dem Geschäft, aber mit ihnen zweyhundert muntere Jünglinge. Da ver. sammelte der Bürgermeister zu der Etadkjugend von der ganzen Landschaft ansehnliche schöne Ausschüsse. In diesen zwey Tagen wurde der Aufwand von siebenhundert Pfund nicht angesehen, das brüderliche Mahl in Ueber. 15) Vorerst blieb die alte; Bullinger. Urkunde der neuen Convention, Lucern, Mlltiv. v. Pauli Dek. usi. Siehe in WaserS Buch vom Geld S. ior |f. wie nun jede Sorte galt-

16) „Haben wir üwer vornahm Myßhait erzürnt, daß Jr uns „das verziehen wellind, durch Gott, als wir üch styffentlich „bittend."

ii) Maser so, sr. Die Mark Silber zu r FI- 21 Sch.; Ver­ hältniß zu unserm heutigen (177s) Fuß: 2, ss: 1. Eben dcrs 83. n) Nicht einförmig: Freyburger Geld war imm

ecnte unter dem Beriiischen; Haller n. irr.

»m fünf Pro-

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V.Buch.

DrtlteS Capitel

fluß und jede herzfesselnde Freude genossen. Hierauf im Herbst, wenn im Land Uri die Kirchweihe ist, beschloß Zürich einen Besuch der Eidgenossen im Gebirg. Sie wachten sich auf, der in Krieg und Frieden vielcrfahrne Bürgermeister Heinrich Roüst, viele der Rüche, des großen Münsters Propst Hanns von Cham 181>), viele Chorherren, die schönsten Jünglinge von Zürich, hun« dert und dreyßig Mann zu Fuß, achtzig zu Pferd; zo« gen über den Albis, das Alpenland enthüllte sich nun; sie froh, über Blikenstorff, ihres Waldmanns Heimalh, durch den schönen Baarerboben, in die Stadt Zug, von wo sie, gut bewirthet, ehrenhaft begleitet, ein Theil über die Küßnacher Landenge, ein Theil durch das gast« freye Schwyz, an den Walbstetkensee kamen. Hier, in wohlgezierten Schiffen, harreten die Männer von Uri, und nöthigten auch zwey Schwyzerische Landrälhe, mit ihnen zu ziehen. Unter freudigem Zujauchzen dem Rütli vorbey, vorbey dem Felsen Tcll's, landeten sie bald in Uri. Da sie ausgestiegen, die Herren vom Vorort auf den ursprünglichen Boden des Bundes und der Freyheit, wurden sie von Landammann ' 8c) und Rüthen in einer großen Wiese vor dem Hauptflecken mit folgenden Wor« ten bewillkommn „Ehrsame weise liebe Herren, treue „Eidgenossen, von meinen Herren von Uri ist mir befoh« „len, Euch zu bezeugen, daß die Ehre dieses BcsuchS „auch der Nachkommenschaft unvergeßlich seyn soll; und „nun, ihr Herren von Zürich, hätte einer auf unser „einen Klage oder Groll, sagt eö; wir ermächtigen uns „des Friedens. Seyd Ihr es nicht, bey welchen, vor „allen, wir gern Rath suchen? Ja, Ihr seyd unsere „Hofnung und Stütze. Alles was im Land Uri ist, uns, „unsere Häuser und Güter, alles übergeben wir jetzt

18b) Dessen Großvater im Züricherkrieg ein vielwirkender Stadt» schreibrr, und einer der Büke, geweseni8c) „Hann» Frieß, etwa einem Sohn des frohen Mannes, den die Böte firngen; Th. IV, in.

Geschichte bet Schwelg

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//Eurer Gewalt; es ist alles Euer; zu Brüdern seyd Ihr //gekommen *»)." WaS nun des Gotthards Alpen und Wald an Vieh und schönem Gewild ernähren * °), waS Griechenlands und Italiens Lonne an guten Weinen ausgekocht'') und in großen CtäbtkN jum Reiz deS GaumenS gerüstet worden"), alles wurde drey Tage lang in größter Freude genossen. Dann umarmten sich die Männer/ und wurden die Züricher zurück nach Brun« nen begleitet-

Don da zogen sie die Wiesen hinauf/ bis wo der Landammann Rudolf/ Jtel Reding'S Enkel, der groß­ väterlichen Kraft wahrhafter Erbe/ am Eingänge deS Hauplfleckenö/ an der Spitze von dreyhundert Mann sie erwartete. Erstaunt sahen sie die herrliche hochgewach­ sene Jugend und wurden mit Freudengeschrey gegrüßt, btS der Landweibel Stillschweigen befahl, und nun im Namen der Landleute Reding die Zü icker mit brüder­ licher Freude bewillkommte, und in bereitete Wohnungen führte. Indem sie die kostbare Mahlzeit genossen 1 ’) und viele schon auf waren zu Tanz oder Spiel, eilten zwey Rachoboten von Uri herbey, die zweyhundert Gul« „Und mit viel mehr köstlichen subtilen Merten empfieng sie „des Lands Ammann; demnach beschied er iedcrmami, wo ieg» „licher;ur Herberg sollt syn." Aus der Chronik bey H. H. Hvtringer, Spec. Tigur. iso. S- auch Herr» von Bale rhasar im aten Fragment. 20) Gemse, Steinbock, Hirrenthier, Baren, wilde Schweine; Edlibach, welchem wir vornehmlich folge». 20 Malfensiger (Malvasiers, Claret, Jpikra;, rother und weißer Daltelliner u- a. Welsche Weine; Elsässer war der geringste. Eb. das. 22) Confcct und ZuckererbS, womit man die Tisch überschüttelt; so köstlich, daß davon nur nut ;u sagen ist; eb. das. Kein Wirth nahm Zeche; niemand wagte, etwas ;u kaufen, aut Furcht die Krämcr nehmen keinen Preis») By denen von Schwyz war der Imbis gar köstlich zugerich, ret; eb. deri. id)

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V. Buch- Drittes Eapitel.

den wieberbrtngend, welche beym Abschied als ein Ge­ schenk für die Weiber und Gesellen heimlich hinterlassen worden. Vergeblich wollten diese die Züricher zur Zu» rücknahme bewegen. Da baten die von Schwyz auf daS herzlichste um noch Einen Tag. Aber die Bürger« Meiller Roüst und die Rathe von Zürich antworteten, daß ihre Stadt ohne alle Obrigkeit stehe, „auf Sonn­ abend ist Rath und Gericht, eS darf nicht seyn, daß „unsere tatibkure vergeblich in die Stadt kommen Weiter baten die von Schwnz, daß sie die Nacht noch blieben. Indem kam eine Menge wegen ReiSlaufen und anderer Dinge in Buße vertallter kandleute; allen wurde die Strafe geschenkt als die Gaste für sie baten; und nicht weniger baten die Schwytzer die loS, welche zu Zürich in ähnlicher Verlegenheit waren - r). Früh bey TageS Anbruch machten sie sich auf, Zürich und Schwyz, zu Roß und zu Fuß, und kamen an die Land« marken bey Art- Hierauf wurde Abend und Nacht den Zugern gesenkt. Früh am Freytag brach der Bürger« meiller auf. Bald erblickten sie vom Albis ihre wohl« bevölkerten Ufer16). Abends, mit Freudenschall, der Einzug in Zürich. Die Bundeserneuerung, die Münz­ convention sind vom nächstfolgenden Jahr. Erhaltung der vaterländischen Sitten, worin bey würdiger Häuslichkeit ein schöner froher Sinn herrschte, war die angelegenste Sorge vieler Schweizerischen Tage. Da war vornehmlich zu bekämpfen was der unerlaubte ausländische Dienst mitbrachte, ausschweifender Mü. ßiggang, soldatischer Uebermuih, übermäßiges Zechen, Verführung der Jugend und Knechte. Es beschlossen

Sittengesetze.

24) Nicht als Ware gar niemand, nur nicht die für wichtige Sa­ chen hinreichende Zahl, in Zürich geblieben. 25) Es verseil an dem Tag den andern niemand Mit; bey Hot« tinger 182. r«) Wo von iehn Kirchspielen iedes damals aoo streitbare Män, ner stellte» Edlibach ii»r.

Geschichte der Schweis.

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die Eidgenossen zu Beronmünster, nach dem Vorgang der Ferner, alle mehr als vierzehnjährige Knaben Gehör« sam schwören zu lassen, Reislauser als Todschlager, Aufwiegler, und fweil sie schnell einhauen) Mörder, wo immer sie betreten werden, hinzurichten, bey den Für­ sten ihre Ansprüche nie zu unterstützen, und heimathlose Leute zu verbannen; die kurzen Kleider und langen De­ gen sollten abgethan werden 1 ?). Mehreren gefiel das Beyspiel der kucerner, für die Uebertreter in jedem Amt ein Scheimenbuch zu halten und von Zeit zu Zeit vor den Gemeinden lesen zu lassen '8). Aber der Namen wurden zu viele, die Gesetze übermannet. Ueber die öffentliche Sicherheit saßen Tagherren zu Baden mit €5. Gcorgenschilds Hauptmann und Verordneten deS Hegauer Abels: „Wer an unwegsamen Orten oder zu „ungewöhnlichen Zeiten wandle oder von Wirthen als „verdächtig angezeigt werde, sollte ausgegriffen, wer „ihm Aufenthalt gebe, so gestraft werden wie er, und „über gefährliche Leute überall Gericht ftpn ,9).w Ei­ nem verhaßkern Uebel als selbst soldatische Unsittlichkeik, dem Wucher, wurde durch Standhaftigkeit begegnet: Es hatten die Juden, welche allgemein und lebensläng­ lich nur Geldgeschäfte trieben, bey ihrer Gewandtheit eine so drückende Oberhand im Thurgau erhalten, daß sie von den Orten ohne Unmenschlichkeit, sondern mit Schonung, aber für alle Zeit aus der ganzen Schweiz?") entfernt wurden ?In unruhvollen Zeiten bey stei« 27) Abschied Münster bey AnShelm, 14. Jänner 1484. 28) Verordnung int März i4ss; eb. das. 2t>) Abschied Baden, im; eb. das. so) Zwey Badische Dörfer, Lengnau und Endingen, ausgenom­ men. 3i) Abschied Baden nach Jnvoc. 1483 ; Urkunde, wie sie die armen Leute zu Steckboren von Haus und Hofe und ihren kleinen Lindern verdrängt; Zürich an den kandvogt, 1487 : die Sache nach verlaufenem Geleit auszuführen; um: wie sie noch um r oder 3 Jahre bitten. Ulrichs Judengesch. 244, 2«t, 37 2.

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V. Tuch. Dritte- Capitel.

gendem Aufwand brachte Wucher ganze Städte an den Rand ihres Untergangs *•).

In diesen Jahren wurden einzelne Orte durch einen sodomikischen Ritter, durch den reichen Mötteii und eine unruhige Fastnacht in Verlegenheit gebracht. Ri:er von Richard Puller von Hohenburg, Ritter, aus ei. Hotnburg. nem guten WaSgauischen Adel ’3b), einziger Sohn Wy. richS, der in einem langen thätigen Leben sein Haus an. sehnlich emporgebracht r t), war in seiner Jugend durch den Pfälzischen Kurfürsten Friedrich von der Kleeburg vertrieben worden, weil er das Land beunruhigte "). Eben derselbe hatte einen verkehrten Wollustirieb, wel. cher in diesen Ländern nicht üblich war. WaS in ähn. lichem Unglück anderen Mitleid erwarb, oder den Feh. ler einigermaßen bedeckte, ein großes Leben, gute Thaten fehlten ihm "); und anstatt seine Krankheit in ein

32) Abschied Lueern, is. Märt 1483: Mühlhausen, welches wöchentlich is Fl. be-ahlen mußte, kam in solche Verlegenhei­ ten, daß von Derlassung der Stadt gesprochen wurde. Ansbeim, der aiucigt, wie, da einmal geholfen warb, sie durch Vorsicht cmporgekommen32b) Ursprünglich den Fleckenstein, dann den Wurnisern, den Sikingc» verwandt; Richard, von dem wir sprechen, war durch seine Schwester Oheim des berühmten Franz von Sikingen. 33) Wir finde» ihn 1412, da er die Kleeburg bekommt; 1420, da er halb Gamsheim, 1423, da er Rheinau erwirbt, 1427, wegen Mutzig, »432, wegen Grießhrim im Loch, 143s zu Wcycrsheim, 1444 ju Firdenheim, 1450 in Erwerbung von Hosen und Büren; 145s mochte er gestorben seyn, wenigst-nS erscheint 1459 seine Witwe. Schöpflin, Als. illustr. T. 11, 187, 160, 154, 148, 145, 161, 264, 253. Kaiserliche Be, lehnungen erhielt er von Albrecht und Friedrich (eb. das. 438); eine Sigmundische mag verloren seyn. 34) Schöpflin i87. Der Kurfürst hat 1471 ihm auch Firden­ heim abgedrungen, 264. 35) Vlity als wären Handlungen nicht gut oder bös« an sich;

Geschichte der Dchweij.

967

Kloster |u vergraben, oder Lander ;u suchen wo sie we­ niger auffalle, übte er Trotz und Gewalt. Nachdem er sich mit dem Blut eines Unschuldigen befleckt, weil dieser ihn zufällig über seiner Sünde angetroffen, gerieth er in die Gefangenschaft Bischof Ruprechts von Straß­ burg auS Pfälzischem Hause/ der von Jugend auf ein Feind seines Geschlechts »ar 3tb). Dieser ließ die Schmach aller seiner Thorheiten auf öffentlicher Land­ straße auf das umständlichste gerichtlich untersuchen ’6), und nachdem Richard alles auf daö deuklichste bekannt, vergab er ihm 3 7), tcfil er in ein Kloster zu treten ver­ sprach ; in der That übergab er dem Bischof zwey Dörfer 3 8). Aber anstatt Mönch ju werden, glaubte der und am bedauerlichsten eben die Männer, deren Lugend und Größe durch so ein Uebel vor der Welt entweihet worden. Doch ist ei» Unterschied iwischen Cäsar und Nero, Titus und Heliogabal, zwischen Trajan und dem letzten der Valois. Auf daß der reine Jüngling dieses strehe wie die Schlange am Weg, der verwundete aber nicht, hingegeben der Schmach, an erha­ bener Tugend verzweifle. Siehe Herder, Ideen mr Philos. der Gcsch. B. Xlll, Cap. 4. 35b) Siehe bey Schöpflin, welche Hinterlist und Ungerechtig­ keit er vor schon rr Jahren gegen Wyrich geübt; a. a. O. ns. 36) In strara publica montis de Castro Geroldsek ( das zerstört lüg) marchiae Maurusmünster; Urkund« 7. JuNY 1416. ES war das Landgericht von der Mark oder dem Gau, in dessen alle Ausdehnung Hohenburg wohl mit gehörte (Schöpflin 212 : ein Achttheil der Mark war des Bischofs Pfand. 37) Edlibach meldet, es sey von Richard eine Erklärung sei­ ner Unschuld untergeschoben worden! doch mochte eS eine an­ dere Bewandtniß haben: es mochte dergleichen ihm gegeben seyn: ohne eine solche konnte Bock ihm nicht wohl seine Toch­ ter geben, und wenn da» Jnstriiment me (fein Verzicht heißt es) nicht auf solche Art vernichtet ward, wie konnte man irgendwo an seinen Sitte» zweifeln? wie jenen Mord bezwei­ feln, da er bekennt, seinem Schreiber Erasmus befohlen zu haben, daß er den Menschen ertränke? 38) Hindisheim und Lipsheim; Schöpflin ns. Sein alter Feind Kurfürst Friedrich bemächtigte sich auch einiger Schösset;

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V. Tuch. Drittes Capitel.

Ritter durch eine Heirath entweder sich an die Ordnung zu gewöhnen, oder daS Gegentheil zu bebelken, und nahm , zum Aerger von vielen, eine sehr reiche Erbtoch, ter; Konrad Bock, Ritter, Freund seines DarerS, dessen Güter mit den seinigen verflochten waren, gab sie ihm. Sie überzeugte sich in Kurzem, daß zur Bekehrung wo nicht der Wille, doch die Kraft fehle; hierauf entzog sie sich und ihr Vermögen; die Macht ihres zahlreichen Geschlechts '») und öffentliche Ungunst erlaubte ihm nicht, nach Straßburg zu kommen. Der Ritter hatte sich vor Papst SiMs nicht sehr zu scheuen*°), und (was viel vermag) er hatte am Kaiserlichen Hofe die Form Rechtens^') und genaue Entrichtung der Spor» kein für sich, also daß Papst und Kaiser den Straßbur« gern Befehl gaben, Frau und Gut ihm auszuliefern. Da den Befehlen die Vollziehung fehlte, suchte er tver» geblich wegen einer Privatsache) den Schutz der Stadt Lern4»), mit Erfolg bett von Zürich.

Er wußte das Volk durch ehrbares Kirchengehen, die Vornehmen durch den Aufwand seines Hauses und seiner Tafel zu gewinnen. Es ist schwer zu glauben, daß der Weltkenntniß Waldmanns die Wahrheit ent­ gangen, aber er mochte den Reichthum für Zürich ge­ winnen, und machte Freundschaft mit Richarden. Da starb des letzkern Schwiegervater 4 *). Hierauf trat er vor den Rath: „Feinde in Straßburg halten über verEdlibach. Wem etwas bequem lag, den ergriff der Eifer wider das Laster; von ihm selbst begnügte man sich, daß er schwur, nicht rächen;u wollen; N. 36. 39) Foecundissima etirps; SkhöpfliN 701. 40) Siehe im vorigen Cap. N. 183. 41) Alles vorige war durch die Urkunde N. 37 getilgt; er mag sich vorgesehen haben, daß nichts späteres erweislich war. 4r) Er hatte einen Proceß mit Georg Freyburger (Edlibach), einem daselbst sehr angesehenen Mann (Leu). 43) Ich finde thu tuletzt im I. 1410; Schöpflin rro.

Geschichte der Schweiz.

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„leumderischen Zulagen ihm sein Weib und Erbtheil zu, „rück: er wünsche vor dem Straßburgischen Ammeistec „und Rach ihnen zu antworten; Zürich bitte er, ihm „Geleit an das Recht auszuwirken: wenn er fibetrokkn „werde, so ergebe er sich, den Tod zu leiden." Oie Straßburger versagten Recht und Geleit; sie benäh« men sich so, daß man glauben mußte, sie wären ihrer Sache nicht gewiß, oder sie fürchten Gegenvorwürse. So sehr scheuten sie seine Zunge, oder Frechheit, oder Lisi, sein Aeußerliches oder sein Geld, daß als Heinrich Göldli, Ritter, Bürgermeister von Zürich-»4), ihnen auf die Bischöfe und Städte Costanz und Basel das Recht bot, er kaum angehört, wohl aber bey Eidgenossen und Reichsständen geklagt wurde, daß Zürich dem Mann beystehe- So weit kam eü, daß die Züricher die Schmach versagten Rechts mit Gewalt rächen wollten. Sie ließen zu, daß Elsässer Edelleute, welche nach Einsideln ritten, zu Zürich im Gasthofe von dem Ritter ausgefangen, und eher nicht entlassen wurden, bis sie schwuren, keine Straßburger zu seyn 44b). Da durch Vermittlung der Eidgenossen dem Ritter achttausend Gulden Schadlos« Haltung geboten wurden4k), etf bey dem Bewußt­ seyn seiner Leidenschaft und Lage, so übermüthig es aus­ zuschlagen, wenn die Straßburger ihm nicht eine Ehren­ erklärung thun. Don dieser mußten sie Mißbrauch fürch. ten 4 5 b). Er aber, statt die Sache schnell zu endigen, da er bey so großem Aufsehen immer Entdeckung besor­ gen mußte, erkühnte sich durchaus auf die Ehrenerklärung zu bestehen. 44) Gesandter mit dem Zunftmeister HannS Dachselhoser; Edlibach. 44b) Dieses beleidigte die von Schwyt, des Klosters Kastvögte, der Wallfahrt Beschirmer. Der eine dieser Pilgrime wurde innebehalten, wett er ein Straßburger war. 44) Edlibach45b) Weil sodaun keine Ursache blieb, ihm den Besitz von allem ju versagen.

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V. Buch. Drittes Capitel.

Die Erbitterung der Städte nahm zu; biS Zürich Straßburg fehdete, vom Rathhause der Stadt Banner ausstieß/ ein Aufgebot in die Landschaft, und an alle Eidgenossen eine Mahnung erließ. Die Straßburger sandten eilends an die Berner. Bern verkündigte der ganzen Schweiz einen Tag nach Zürich Als der Bürgermeister den Eidgenossen die Versammlung deS großen Rathes meiden ließ, traten sie herein und er öffnete ihnen den Mund47). Die in Krieg und Frieden erprobte Freundschaft von Straßburg, des Ritters doch nicht ganz lautere Sache, die zum Aufbruch unbequeme Erntezeit, ihr Eifer für die Ehre Zürichs, alles wurde vorgestellt, um Vermittlung ju empfehlen. Die von Zürich klagten über den Straßburgischen Stolze«), den müsse man brechen; morgen ziehen sie zu Feld, und er­ warten die Eidgenossen. Da legten alle Tagherren auf den Tisch Mahnungen, in das Recht bey den Einsi, beinah). Die Züricher, in der Ueberzeugung, zu diesem Krieg und auf die Hülfe der Schweiz eben so viel Recht zu haben als Uri wider Mailand, beschlossen zu­ gleich Rechtsgang und Krieg»»). Denselbigen Tag am Abend erhielten die Eidgenossen eine zweyte Versamm«

4s) Zugleich veranlaßte Bern, daß die Mahnung von keinem Orr rinicln beaiirwortet würde; Ans Helm. 47) Dieser, wohl nur noch im päpstlichen Coiisistorium übliche, Auedruck ist von Edlibach 48) Der, wie Edlibach meldet, jedermann aufffel; sie ehrten auch die ganr unschuldigen Züricher Gesandten nicht; in allem war viele Pr«oatlcidei>schaft. 48b) ueber die Frage, ob man der Stadt Zürich in dieser Sache Zuzug schuldig sey? 4») Nach dem ewigen Bund konnte die Schweiz sich der Hülfe nicht entäußern: alles berührte auf dem Urtheil der hülsde, dürftigen Stadt. Wenn in zener Fehdezcit über zrde Mal;, nuiig erst hätte Rechtegaiig seyn sollen, wozu ter Bund? Wir glauben auch, daß die meisten ober alle Orte endlich ausgezo« gen ivären, aber daß sie nicht viel auSgerichtet hätten: Straß, bürg hatte wenig Land, und sie nicht viele Belagerungtkunst.

Geschichte der Schweiz.

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lung deS großen Raches, und, mit ungemeiner Mühe, die Zusage, noch Einen Vermittlungsversuch abzuwar« ten. In alle Orte ritten der Slraßburgsche Stadt« meister von Kagenek, der Ammeister Schott, aus den ersten Burgunderkriegen beliebt, und andere, man sagt nicht ohne Geld, vielleicht um blinde Kriegeswuth hie und da zu hinterhalten. Großer Tag zu Taben J°). Wenn man von Welschneuenburg den alten Markgrafen, mit weisen Räthen, wenn man Gesandte von Lothringen und Dorderösterreich rvon den Bischöfen zu Straß« bürg'») und Basel'?), den Städten Schleistatt und Colmar, wenn man die Schul'heißen von Wabern, Her« kcnstein und Wippingen und andere vierzehn Cchweize« rische Taghcrren, die Bürgermeister von E. Gallen und von Schafhausen") und Verordnete von Basel zu Kagenek, Waldmann und fünf andere Straßburger und Züricher Gesandten "b) versammelt sah, mochte zu er« messen seyn, welchen Werth diese ein und zwanzig Her­ ren, Städte und Länder auf alte Freundschaft und rnhi« gen Verkehr setzen I4c). Hohenburg, mit seinem unse« ligen Bewußtseyn und mit seinem Geitz nach unverdien«

so) Auf den rr. July nach Edlibach, An-Helm 1. Ang. 1482. 51) Oswald von Thierstein war nun wieder kandvogt von Breis, gau und Oesterreichifch Elsaß; der Erzherzog Hane sich vor drey Jahren mit ihm au-gesöhnt; Schöpslin Als. >11. 11, 205. 52) Auch Pfälzischen Hause-, doch nicht mehr jener, von dem wir oben gehört. 53) Bischof Caspar ze Rhyne sandte seinen Bruder oder Neffen Friedrich gleiche- Namen-, Ritter, seine- Hof- Meister; und jenen osterwähnten Herrmann von Eptingen. 54) Ulrich Trüllerey, den wir in den Kriegen sahen. 54b) Bürgermeister Roüst, Sekelmeister Dachselhofer, waren un, ter ihnen. os opp. Monts, t. I, 74). Aber wie zweckwidrig übertriebene Gesetze ru seyn pflegen, hat Montes, quieu gezeigt, und auch damals die Erfahrung bewiesen. ei) „Weil da er in ihm selbst wußte, daß er ein solcher Böse» „wicht war', er nicht minder den tvdtlichen Krieg wollt haben „augerichlBullinger." o;b) Bullinger läuguet dieses; Edlibach war gegenwärtig, «der wie oft versteht einer unrecht! 64) Les „wohlberedte» LesemeisterS Hauteler," von den Augiw stiiirrn; eb ders64b) Nie erwähnte er seiner unglücklichen keidenschäft als einer tesoiidern Sünde. Waldmann und andere berief er vor den Richierstuhl Gottes. es) Menschlicher als im Nord, wo ju Riga und Reval von Han, statischen Kaufleuten um eben diese Zeit etliche Russen ju Tode gesotten wurden (Hr. Hofralh Sartorius in seiner treflichen Gesch. des Hanseat. Bundes, Th. 11): eben diese Sünde wurde auch ihnen vorgehalten, doch war das Derfleden in Ocl eigentliche Strafe ihres andern Verbrechens, der Falfchmünie, rey; Kirchner's Tesch, von Frankfurt, Th. 1, sos. 6ß) Die gemeinen Bürger sagten. Ob man denn eben zu J. alle „verflognen" Nester auSnebmen müsse? Bullinger.

Geschichte der Schweif

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Jacob Mötteli von Rappenstein, dessen Reichthum Don dem und Verwandtschaft oben erwähnt wurde 67), hatte sichNött"li. peinlicher Mittel bedient, um seiner natürlichen Schwesier das Geständniß einer entwendeten Geldsumme abju» nöthigen 68). Da peinliche Gerichtsbarkeit allerdings ihm nicht gebührte, wurde er bey zusälligem Aufent­ halt in Lindau von kaiserlicher Majestät wegen in Ver­ haft genommen. Solches klagte den Unterwaldnern, bey denen Mötteli in Landrecht war, der Sohn feiner echten Schwester, Ulrich Freyherr von Sax. Aber die Lindauer weigerten sich, ihn an ein Schweizerisches Gericht auözuliefern; hierin bekräftigte sie ein Spruch deS Rathes von Costanz. Die Fehde hob sich so bitter, daß auch Gesandte von Lindau zu Unterwalden in Tande ka­ men, und nicht ohne große Mühe die Ruhe der Grän­ zen und eines Handelsweges erhalten wurde. Als hier­ auf der Kaiser den glücklichen Waffen des Königs Mat­ thias in die vorderen Lande entwich, und nach Costanz kam, beschloß der von Sax, durch desselben Gefangennehmung seinen Oheim zu befreyen. Hierzu wählte er einen schönen Abend, welchen Friedrich auf der Insel Reichenau zugebracht hatte. Da half dem Reichsober­ haupt ein Zufall, wodurch der Kaiser sich bey den un­ scheinbarsten des Gefolges befand; gefangen wurde sein Schatzmeister. Bald saß zu Costanz ein eidgenössischer Tag, und vermittelte, Mötteli gegen jenen auözuwechsein. Funfzehnkausend Gulden hinterlegte er mit dem Versprechen, in bestimmter Frist den Lindauern oder dem Kaiser vor Erzherzog Sigmund oder dessen Städten zu Rechte zu stehen 6»). Dem Neffen wurde sein Anschlag vergeben?°) Mötteli zog auf sein Schloß Pfyn, und e?) Im vorige» Capitel bey N. «o, f. es) Er selbst habe sie gedäumelt es) Urkunde 1486, in der Hallerischen Sammlung; loooo hatte er zuvor angeboten. 70) Durch offne Maiestätsbriefe. S 2

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v. Buch. Drittes Capitel.

Kaiser Friedrich ließ sich nicht ungern gefallen, daß daS hinterlegte Geld ihm bliebt'). Das Müm Die Propstey Münster in Granfelden, von deren stttthal. Stiftung und Freyheit wir früher berichtet hoben 7*), war an dem Hauptort einer schönen zahlreichen Bevölkerung/ die im Lauf der Jahrhunderte unter ihrem Schutz das große und das kleine, daS ob, das unter dem Fel­ sen liegende Thal glücklich hatte aufblühen sehen. Der Bischof zu Basel war in geistlichen und weltlichen Din­ gen Oberherr und Fürst Ordentlich wählten die Chor­ herren den Propst; Rom fand aber öfters Vorwand, ihn selbst zu ernennen; er wurde um so unabhängiger von dem Bischof Als Dockor Hanns Dörflinger, auS einem wohlverdienten Aargauer Geschlecht 7 *), welcher auch vom Papst gewählt war, im Alter die Würde auf­ gab, nahm Hanns Pfyffer von Surfee, der vom Papst Anwartschaft batte, Bürgermeister Waldmanns Ver­ wandter , Besitz von dem Amt. Dor der Einsetzung wurde der Bischof gewarnt, weil Hanns Meyer, Pfar, rer zu Büren, durch den päpstlichen Commissarius Kist­ ler, von Jnnocentius dem Achten die Ernennung erhal. ten 7 4) und den Schutz der Berner zu erwarten habe. Oer Bischof hielt sich an die Vorschrift seiner Pflicht 7').

11) Don i»rr bis ss dauerte dieses Geschäft; Abschiede Zü­ rich, Ä»r. 1482; Bade», 3 Könige 1483 ; jener Costantische 86. AnshtlM 1185. Tschudi Msc. 12) Th T, 147 und 259. 73) Eigentlich liegt Dörflingen im Hegau und Abt Hanns tu Allenheiligen in Scbashausen (1353) mag daher gewesen sevn; es war ein gutes reiches Geschlecht: Rüger. Seither ließen fit sich in Beronmünsicr nieder, wo Hanns, des Pröpsten Detter, zu dem Werk der Buchdrnckerey viel bcygetragen (Hol;halb tu teil), und, bis auf diesen Tag, andere den Ruhm der tiete der Wissenschaften erhalten74) Versah sich die Curie, oder wurde eine Anwartichaft vom vorigen Papst als erloschen betrachtet? 75) Ihm war von der obersten geistlichen Behörde wohl nichts intimirt-

Geschichte der S chweiz.

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Peter Kistler überreichte dem Rath von Bern die Dulle, nach der der Pfarrer Meyer ju Anrufung des weltlichen Arms bevollmächtiget war. Da ließen die Berner zu, daß er auf der nächsten Fastnacht hundert sechs und zwanzig rüstige Jünglinge Büren 7) Bund Bischofs Otto mit den acht Orten, s. Apr. ii$3. Stet rler^be;eugt, Bern allein habe kein Antheil ge, nommtn; in dem Lünigfchen Abdruck (Spicil. cccl. T. 11. k>9) wird Bern ausdrücklich mit genanntiio) Diese Verhandlungen siehe nach den Abschieden hsi bey I. I. HOttinger Helvet. Kircheng. ll, soe f. ui) Hauptquelle der folgenden Geschichte sind Peter NuMa­ gen's von Trier, Notars (eben bey diesem Erlbischof), Schrei­ bers nachmals beym großen Münster in Zürich (wo er i$n st.), gesia archiepiscopi Craynenais: zuerst V0N WUkstiieN in der Baseler Chronik, hierauf Latein, von dem ältern H o 11 i» g e r H. E. t. lv, 347 excerpirt. in) ES scheint, daß er als solcher vom Kaiser empfohlen und vom Papst ernani t worden, daß aber noch etwas an der Form gefehlt. S. des iüngern Hottinger S He.v. Kircheng. Th. », ist

Geschichte der Schweiz

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ein Bild gemacht, von dem er auch nicht Einen Zug er­ kannte. Der Hof des heiligen Dakers bauchte ihm weit unheiliger, als der von Wien, welchem er den leidenfchaftlosen alten Kaiser mit haushälterischer Ordnung und nordischer Sittlichkeit in gutem Anstand verstehen gesehen. Er mag in seinen Berichten viel darüber gcseufjt haben, und sein Eifer vom Hofe aus gelobt werden seyn Er wagte hierauf, dem Papst persönlich und selbst vor Cardinälen über die schamlose Uebung der gräulichsten Sünden Vorstellungen zu machen. Sixtus, anfangs etwas betroffen, faßte sich als ein weltklvger Fürst, lobte den christlichen Eifer, bedauerte die Unver» besserlichkeit der Welt, hielt aber den unbequemen Mann in möglichster Entfernung. Die Unbescheidenheit gieng aber so weit, daß er sich endlich desselben versichern mußte 113). Der Kaiser merkte selbst, daß er einen bessern Fastenprediger als Geschäftsmann zu Rom habe, und berief ihn zurück- Da nahm Andreas den sonder­ barsten Entschluß. Ohne der Zurückberufung viel erwähnen, eilte er von Rom nach Basel. Zu Bern er­ klärte er, daß in der allergrößten und nothwendigsten Sache eine Kirchenreform betreffend, er in die Stadl sich begebe, wohin die letzte allgemeine Kirchenversammlung ausgeschrieben war; mit dem Kaiserlichen Hof stehe er in genauer Verbindung; seine Stimme sey Ausdruck deS wärmsten Gefühls vieler großen Prälaten. Die Berner, von den Mißbräuchen des Kirchenregimentes wohl über­ zeugt, ließen sich bewegen, ihn nach Basel zu empfeh­ len 1 14). Die Warme seines Herzens gab ihm Bered­ samkeit, und, wer die Zuversicht nicht begriff, welche Dieser Gefängniß wurde er auf des Kaiser» Fürwort ent­ lassen; Kaiserl. Missif an Basel, Wien, ro. Set. 1482. Er war nicht ein ordentlicher, mit allen seither einge­ führten Rechten begabter, sondern zu bestimmten Geschäften verordneter Gesandter, wohl gar ohne Titel. 11'1) AnShellN 1482. Numagen: Berneneis in «ui amoram traxit.

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V. Buch. Drittes Capitel.

so einem Mann sein Glaube giebt, setzte voraus, Laß er mächtige Mittel kenne 11 *) Er kam nach Basel.

Daselbst ließ er anschlagen, „in welche äußerste „Gefahr ketzerische Meinungen, sodomitisch- und andere „Laster, gleichsam auf Petri Stuhl getrieben, die allge« „meine Kirche gebracht. Ein Mittel sey zu Costa»; ge« „funden worden, periodische Kirchenversammlunaen. „Diese habe der Hof zu vereiteln gewußt. Er, im Na« „men Gottes, ohne Rücksicht, ohne Furcht, sey nach „Basel gekommen, wo die Kirche zum letzten Mal gesetz„mäßig versammelt war. Er erneuere dieses Concilium „und mahne die Christenheit auf. Der Papst habe sich „zu verantworten; sonst sey ihm nicht fernerS zu gehör, „chen; Widerstand werde seine Absetzung zur Folge ha« „den 11 6).,/ Nach diesem erhob et seine Appellation: „O Fran; von Savona, durch Simonie auf den Stuhl „S. Peters erhöhet, welchen du entehrst! Wie oft, „wenn ich dir deinen Wucherhandel mit Pfründen nnd „geistlichen Gaben, deine TcretcherungSsucht für die bäu« „rischen Detkern ''?), deine Duldung und Dorliebe der „frechen Bösewichter, der Spaßmacher und Jager, „Trunkenbolde, Nonnenschänder, Blutschänder, der „schöngckräuselten Jünglinge1' 7b) und Sodomiten'17C) „vorhielt, hast mich höhnisch verlacht, sie bereichert! „Nachahmer deiner Wollust regieren die Kirche. Schätze, „gegen Türken und Hussiten bestimmt, hast verschwen«

115) Num agen:

facundia sublimatus, nihil ponderavit, Con­ silium nee quaesivit nee cepit.

116) Dieses in des Münsters Chor, 13. July nsz. 117) Cupis ditarc, rusticos, attinentes tibi. Quis

pontificum

magia exaeituavit in ditando filio suo ?

117b) Crines calamistrantes, longos nutrientee. (Ko/wat, wie die der Alten) ine) Diese Duldung möchte N. irr des vorigen Capitels glaub, würdig machen.

Geschichte der Schwelt.

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„dek. Christi Religion wird einem heidnischen Götter„dienst ähnlich *118).119Die 120Zeit 121ist* 123 gekommen, 124 sie zu be« „freyen, dich zu richten. Du wirfst kraftlosen Dann; „ich appellire an den Herrn und an die Kirche." Alles dieses sprach Andreas in einem Privaihouse ''») zu Kieinbasel, mit brennender Seele, voll Vertrauen auf den Eindruck, ohne Sicherheit irgend einer Unterstützung; seine Schriften sandte er allen Fürsten.

Hierüber ließ Heinrich Krämer, Predigerordens wie er selbst, für Oberteutschland Glaubensinquisitvr, vor« lausig anschlagen, baß er sich nicht genug verwundern könne, den Hersteller der Stadt Rom 1 ,o), den Stifter so vieler Kirchen, den Ernährer — man wolle nicht sagen, der römischen Armen 111), aber der gefallenen Kö. nigSgeschlechter 133) und vertriebenen Prälaten '3 mit Geld und Volk 134) thätigen Dorfechter der Christen, SiLkus, nur Golt verantwortlich, von einem wahnsin­ nigen Slawonier so behandelt ju sehen. „Daß ein

ns) Sixtus liebte das Alterthum; eine, auf Cultus beschränkte Religio» mißfiel ihm nicht. 119) In der großen Stube des Hanfes rum König in Beyseyn eines Straßburgers, eines Lrierischen Clericus, eines Schnei­ ders, Schusters und Darbiers: Numagen. 120) Er bestätiget alles, im vor. Cap. N. iso erwähnte. Don ihm wurde des TituS Doge», der Vesta rundes Tcmpelchen, Bereiniget« von ihm, 147*, die Constitution Etsi stalöverbrccher geworden; wie unklug er bey gemei­ nen Stuten unbekannte Laster jur Sprache gebracht; aUzuwohl verdiene er die Einsperrung: Basel, jeder Stand des Reichs, werde von Kaiserlicher Majestät hierum gemahnt. „Beyde," sagte jetzt freundlich An­ ton zu Andreas, , beyde sind wir Ordensmänner, ein­ ander auö Gesandtschaften bekannt; erkenne daß Neid „Verleumdung erzeuget; ich werde dein Fürbitter seyn."

Er aber blieb auf seinen Worten, bat um drey Tage zu 137) Welcher al- de- Biethums Psaligraf da war. Caspar ze Rhone, dessen Unthatigkeit in dieser Sache merkwürdig ist, lag eben in größtem Streue mir der Stadt: fit hatte einen andern, als den er vorschlug, ;um Obcrstjunfknieistcr gewählt; hiefür unternahm er (ohne Wirkung) die Einlösung aller von dem Bi-thum an sic verpfändeten Rechte und Güter, und mcu te, vorerst 100000 Fl. für die lange Nutzung abzuueheu (er kam, unter svlchcn Umstanden, wohl nicht in die Stadt); AnShelm. ns) In Maximilians Namen; Claude Toulouse»» de Wilhelm ron Rochefort, der Rechte v. und Ritter-

la Datie,

i3s) Diese Handlung am >8. Dec. U82.

140) Optime ab antiquo famati cive« et popuhis egregins. 141) PlentK siiria, lubricu«, fallax, etolidu«, insoleo*..

Geschichte der Schweiz.

Lgl

Darstellung der Beweise und unterwarf es dem Kaiser, König Ludwig und der Universität Paris; er sprach mit der äußersten Bewegung- Zu diesen Weitläufiigkeiken wollte Anton es nicht kommen lassen: „Ihr habt auS /seinem Munde vernommen, daß er in seinem Ungehor­ sam und Wahnsinn beharret. Soll Ein Erzbischof „die ganze Kirche versammeln können? Bürgermeister und „Rath wissen von dem Kaiser was ihnen gebührt." Nach drey Tagen, da er weder entwich noch widerrief, wurde Andreas gefangen. Er wurde von Sixtus nicht weiter verfolgt' 4»), und ist ein Vierteljahr nach dessel­ ben Tod in seinem Thurm aufgehängk gefunden toor« ben*41b). Erdrückte ihn die Last eines ganz leeren Le­ bens, wie man sagte l4))? oder, wie auch geglaubt worden, die Scheu oder der Haß seiner selbstgemachten Fein­ de'44)? In den Tagen, da er gefangen war, wurde Martin Luther geboren. Die Schweizerische Freyheit und Ordnung war von Alters her gegen die Habsucht und Herrschgier der Rö­ mischen Curie im Kampf. Sie bestanden darauf, daß weltliche Sachen der Geistlichkeit'""), und geistliche Per141) Der Kaiser wollte ihn nicht ausliefern lassen Er mochte wissen, daß er unklug, nicht böse, war. 142b) Am 13. Aug. 1484 starb der Papst, um die Mitte Novem« berL Andreas (Stumpf: dieser am 23. Jan 1455). 145) Er wurde als ein Selbstmörder von dem Scharfrichter in ein Faß gestoßen und auf den Rhein gelegt; W u rst ifen. 144) Der kucerner Schilling. Der Papst, sagte man, habe ihm den Strick beiahlt. Wurstifen, Hottinger der jün­ gere. 14$) 1490 in Schuldsachen des Priesters von Molen, 1494 in Sa eben Frevels; isoi werden zwey Priester über Todfchlag vor dem Landgerichte Thurgau vernommenr iso» wird von eben demselben einer als Dieb aufgehangen. Diese und bis N. 14s folgg. Angaben sind in Herrn von Balthasar verdienstvoller Schrift de juribus Melveüor. circa Sacra, Zürich 1768, ur­ kundlich beysammen.

'S»

V. Tuch. Drittes Capitel.

fönen, die durch Verbrechen es zu seyn aufhörten *4»), vom weillichen Arm gerichtet würden, und sie hielten auf die Gesetze, worüber der Bischof reichen Pfaffen' *i) und überhaupt etwa zu nachsichtig war'4S) Den sonder« barsten Meinungen waren sie gläubig ergeben. AIs aber dem Landammann von Appenzell zu Rom um Geld er­ laubt wurde, seine Mitgevatterin zu heirakhen, erwachte jener gerade Sinn seines VolkS; die kandögemeinde setzte fest: Was dem kandammann um Geld recht geworden, möge in Zukunft jeder Appenzeller thun '4 9),

Papst und Des Bundes genoß Papst Sixtus noch in seiner letz« Mnkdig. |Ctt politischen Verlegenheit, als er die Denetianer in dem Krieg mit Herzog Herkules von Ferrara '»°) selbst nicht vermittelst eines Bannfluchs'") zu einem nach« theiligen Frieden zwingen konnte. Die reiche Stadt, welche in der Schweiz auch Handelsverhaltnisse hatte' fand viele Gunst bey der krieglustigen Jugend. Wie da plötzlich Renö von Lothringen, der Schweizer Freund

146) 1489 wird der Papst gebeten, die Bischöfe zur Degradation und Auslieferung zu bevollmächrigen i4i) 1492, da ihm ein Priester übergeben wurde, der in Ho, henburg's FaU war: wenn er die, so Geld haben, begünstige, so werden die Eidgenossen tonsurirte Missethäter selbst bestrafen» 148) So wird 1491 der Visitator des zu Wertingen eingerissenen lüderlichen Lebens, Abt von Salmanswpl, seiner Pflicht er» innert. 149) 1489; Walser. i8o) Ueber die Salzwerke von Comaechio. iso Dir Dann ist vom 23. Mai m3; dem Abt von S. Gallen am rten, dem Erzherzog Maximilian am 13. July mitgetheilr-' Dog^ und Regierung aller Gewalt und Ehren entsetzt und ihre Untenhanen der Eide entsprochen, aller Handel verboten. Ei, ne auf Weisheit und Macht begründete Regierung wurde da, durch nicht erschüttert. 152) ES scheint, wie vor Alters, durch Rhcktien und Taster ein Waarenzug über Zürich gegangen zu seyn; S. Galler, Schwv» zer, mochten bey deck Fuhrwesen gewinnen.

Geschichte der Schweiz.

ag3

seit Murten und Nancy, aufbrach, ihren Krieg zu füh­ ren! Froh begleikeke ihn, auf dem schnellen Durchzug, die Bürgerschaft von S. Gallen 155). Da ließ der Papst seine Vorstellungen durch den Mann thun, welcher vor andern die Schwei; wohl kennen mußte, Abt Ulrich von S. Gallen. Dieser, als die Venelianische Gesandt­ schaft, mit vielem Geld, bey den Eidgenossen Vermitt­ lung oder Beystand suchte, wußte ihr vierzehn Tage in S. Gallen verlieren zu machen; er verweigerte das Ge­ leit, und es war unentbehrlich, da sie in der Stadt selbst vor dem Ungestüm forndernder Menschen kaum sicher war'"). Hierauf begab er sich ans den Tag zu Baden, mit folgendem Vortrag: „Päpstliche Heiligkeit „haben das Vertrauen, es werde gemeiner Eidgenossen„schäft nicht unbekannt seyn, mit welcher Frechheit und „List Venedig nach der Oberherrschaft Italiens trachte; „Doge Johann Mocenigo, desjenigen Bruder, unter „dem Cypern ungerecht erobert worden, möchte seine „grauen Haare1 J *) mit ähnlichem Lorbeer schmücken. „Was leicht sey, wenn man, wie der Papst, nichts kennt „als gerade Redlichkeit; Venedig habe ihn betrogen. In« „deß zu Cesena conferirt wurde, haben sie ihre Platze „versorgt, eifrigst selbst bey Türken geworben, alsdann „unmögliche Dinge gefordert, und als der Papst nicht ,,vermocht an dem h. Stuhl zum Derräther zu werden, „dieses zum Knegskitel genommen. Italien, Rom, sey „in Gefahr; auch die Alpen werden endlich nicht schir„men; mit dem Erbfeinde des christlichen Glaubens sey „Venedig in Bund. Er, der Abt, und Hug von kan„denberg, des h. Vaters geheimder Rath, bitte, mahne, „beschwöre, bey Bund und Christenpflicht, alle hinge-

irr) Haltmeyer roi f.; aus Palmtag Abends iis3; er mit hundert Pferden. 154) SS ist nicht gesagt, ob Sold oder Fuhrlvhn oder Waarenlicfcrungen sie begründet.

i»j Cr war is alt.

99*

V. Tuch. Drittes Capitel.

„laufen-n Knechte (man werde sie absolviren) heimzu« „berufen; daß Lothringen alte Freundschaft unziemlich „mißbrauche, nickt zuzugeben, und wenn erneuerte Un« „terbandlung ihren Fortgang nicht haben sollte, dem „h. Daker zuzuziehen' **)." Um eben diese Zeit wurde im Taster, auf dem Weg nach Zürich oder Baben, von Sckwyz und Elaris der Nobile Giustiniani und sein Gefährde Gabriel Morosini gefangen genommen. Dieses mißbilligten die Eidgenossen, und weigerten sich, zu ahnden, was nun Venedig den Schwyzern ähnliches that • f 7). Alle Knechte, die für sich oder unter dem Her« zog Ren« den Feinden des Papstes zugezogen, wurden streng und mit Erfolg heimgemahnt' *8). Ehe Sixtus dessen froh waid, hörte er, daß Herkules um das Po« lesine von Rovigo Friede gekauft' f9); er hörte es, ent­ setzte sich 16°), und starb 16l).

[nwoeeni Jnnocenkius der Achte, des Namens Cibo, ein an ' sich guter Mann'61), an Gelehrsamkeit und Kraft un« ter Sixtus, sehr bemüht um die Bereicherung seiner Vie­

ira) Wir tiehrn lufammen, was in vier Schreiben des Pap­ stes an den Abt und einem an die Eidgenossen, 1484 (alle in der Halterischen Sammlung) zerstreut enthalten ist.

157) Auch Zölle und Geleit erhöhte Venedig wider die zwey Lan­ der, welche vergeblich eine gemcineidgenössische Gesandschaft be­ gehrten, aus den Quellen H. H. Füßlin im neuen Schweiz. Museum 3. Wie konnten sie sagen, die Geiandtschaft würde jedem Ort kaum einen Gulden kosten? Sollte sie etwa nur an die noch irgendwo in der Schweiz liegende abgeordnet werden, ns) Stettler 2S3. Peter Kaiser von Bern war unter Lothrin­ gen Hauptmann; Anshelm. iss) Am 7. Aug. 1494. Er selbst war in dem Frieden, aber man hatte ihn nicht gefragt. ISN) Obstupuit, doluit valde, obmutuit; JnftssUkU. 161) AM 13. A lg. 162) Jnfessura, der licht schmeichelt: Vir bonus in ec, ju•lifiam eemper propoeitam habuit.

Geschichte der Schweiz.

ag5

len Kinder ‘); der Adel meinte, die Rabiosa zu behaupten» bis A-drea Pestalozst, Rako, Dolpi, Stampa, gefal­ len ; worauf die Reisigen in voller Auflösung so schrecken­ voll gestehen, daß Eliud kimaga schon am Comersee noch durch den Eindruck starb. Hierauf nach wenigen Tagen brannte Chiavenna, und wurde von demselben Schicksal Plurs bedrohet. Da rief ein Oberhalb»Stei­ ner, Bcrkoldo Fontana: „Soll ich den Ort brennen „sehen, wo ich so viel Gutes genoß, als mein Bruder „Enrichekw daseibst von seinen Wunden heilte!" Der Sommer kam, der Winter vergieng, die Rhäkischen Scharen hielten die Länder besetzt. Früh im sieben und achtzigsten Jahr zoqen die Bündner von Bormio her über Tirana bis wo mitten im Daltellin Sondrio blühet, ver­ wüstend. Don keno bewegte sich nach dem Comersee die Mailändische Macht unter Lobovico Moro und Renato Trivuizio, Friede bietend, mehr als drohend. Es hat­ ten aufgefangene Briefe bey dem Herzog Gianni Galeazzo gegen seinen Oheim den Regenten gegründetes Miß­ trauen erregt'8 r); Lodovico fand klug, Pusclav mit vierzehntausend Gulden seiner Celbsterhaltung aufzuopfern. Er befestigte sich in der Gewalt, Chiavenna, Tirana mit Mauern, den Pusclaverpaß bey Piatta-mala mlt einer gewaltigen Schutzwehr' «6); die Manner aber von Pus­ clav wurden freye Bündner.

Eben diese Bündner und viele Eidgenossen leisteten Krieg bey Herzog Sigmunden wider Venedig einen großen Dienst. Rovrred».

ist) Dertemata (von PlurS; bey Campbell): wie Rehe und Hase» vor Löwen sey» sie geflohen. iss) Briefe von Roberto da S. Severino, welche bewiese«, hat der Regent ihm nach dem Leben stelle; Campbell. 18«) Guter: Porta.

Soo

V. Buch. Drittes Capitel.

Auf den Welschen Cvnfinien, wo dem Gardasee die Sarca zueilt, um einst als Mincio herauszulreien, liegen die Stammgüter der Grafen von A-co, bis an die Feld» mark von Riva. Die Denelianer hakten Riva weiland über die von Scala, Herren des Veronesischen, erobert. Es waren Familienzwiste 1 * 86 * *b) * * 189 *und * * 190 * Granzstreiligkei» len^8^), leidenschaftlicher als den Herren lieb war, zwi» schen den kandleuten, und Riva von den Grafen von kodron sehr unterstützt; letztere hakten ältere Feindschaft mit dem Hause Castelbarco, welchem Erzherzog Sig» mund beystand'88). Agostin Barbarigo, ein ungemein schöner GreiS, ein Mann von großem Sinn und beredt, aber stolz und hart, war Doge von Venedig '«»); Erz» Herzog Sigmund fast eben so alt1 S9b)z sinnlichen Ge» lüsten dienend, aber in der Nothwendigkeit sein freyge­ sinntes Volk zu schützen's"). Sintemal die Rivaner Leute der Grafen Andreas und Ulrich von Arco gepfän­ det, befahl er, auf der Messe zu Dotzen hundert und dreyßig Denetianische Kaufleute gefangen 191), ein von lssb) Andreas und Ulrich von Arco hatten ihren Bruder Camillo vertrieben, welcher hierauf zu Riva ein Weib nahm; Mari, 110 Sanuto, duchi di Venezia, Ausg. Mukatvri, S. 1211. 587) Sie betrafen das Wasser zwischen der Mündung der Sarca und Monte Brconio cTamburini, Benacus; Man.'ua irr«), welches Tridentinisch war, zu Land bey Tarbole Güter von Arco. iss) Georgen und Matteo; der Castelbarco von Gresta war Denctianisch; Baroni, valle Lagarina iiis. Uederhaupl klagt Sigmund an dem Reichstag, Venedig unterstütze den Ungehor, sam des Hauses kodron. 189) So schildert ihn Iae. Philipp von Bergamo Suppt, supplem. chronicor. p. 320, b. (Gravi pracsentia vir, sed terribili aspectu.) i$9bj Er so, der Poge 61 Jahre. 190) Wenn es nicht Vorwand war, und seine Räthe den Krieg nicht erregte«, und hey dessen Anlaß viel Geld in ihre Hände zu dr.ugen. i»i) „Wider das Völkerrecht," bemerken ihm nachmals die

Geschichte der Schweiz.

Sei

den Denelianern angesprochenes Cilberbergwerk'") in Beschlag zu nehmen und den Handel zu sperren Je­ nen Gaudenz, Vogt von Melsch, welchen wir in den Bündnerischen z-hn Gerichten gesehen, sandte er, als Landeshauptmann von Tirol, mit Macht ,9’b) vor den Ort Roverrdo 1 9 ’). Derselbe liegt blühend an dem keno, der bald sich dem Etschflusse vereinigt. Unterstützt wurden die Tiroler durch Zufuhr von Ulrich von Frundsperg, Bischöfen zu Trident, einem Haupturheber dieser ©in< ße 1 94), mit Geld und Volk von Herzog Albrechien zu München, der bey Sigmund um sein Land und um deS Kaisers Tochter buhlte, und von dem Römischen König

Stände. Urkunde in dem (höchstlehrreichrn) Archiv für Süd/ teutschland (F. u. L. isoi) S. isi. 192) So Piero Giustiniani, so Bembo, so Tamburins, der ti genauer wissen konnt«; Navagiero, (auch Gabeltb eus Enn. x, L. vill, loci) meinen, es waren Eisenberg« werke (Storia Vcnez., Maras. XXIII, 1194). lozb) Sanuto 8000; Navagiero, 7000 tu Fuß, «oo Pferde. 1931 Wir folgen dem Eriherjvglichen Bericht an den Reichstag tu Nürnberg Müllers R. T. Theater VI, iz> ); Konrad Wen­ ger , Homherrn von Driren, der im nächstfolgenden Jahr einen wahrhaften, und nur zu viel mit rla fischen Stellen prangenden Bericht an den Erihertvg erstattete (Freher, Scriptt. R. 0.» Struv-, 11, 44s); meist nach diesem Weil Arempeck, aus Bayern, in Per Scriptt. rer. Austr. T. I. Sabellitus, Historiographen von Venedig. Andrea Navagiero, der 1198 schrieb; der Bergamasche 1503; Marino Sanuto um 1520; endlich dem Cardinal Piero Bembo; hierauf dem ehrwürdigen Canftar Matthias Burglechner, dessen Er» zählung sich großcntheilS auf Wenger gründet. Baroni hat auch Urkunden. Anshelm, Fugger und andere wurden jeder an feiner Stelle gebraucht. Nach letzterm war der Vogt vcn Metsch in Maximilians Niederländischem Krieg und sandte er ihn und Georgen von Sargans (wenn nicht vielmehr Son­ nenberg, Hannfen Vater) dem Detter ru Hülfe, io») Baroni 129: er habe Riva und seine alten Rechten im ragarioetthal wiedfti zu gewinnen «erhofft»

3O2

V. Buch. Drittes Capitel.

Maximilian, der in Tirolischen Sachen allbereit Uebergewicht suchte

ES ist kaum zu zweifeln, daß Gaudenz durch Heldenmulh unverzüglich in den Besitz von Roveredo ge­ kommen wäre; Nicolo Priuli, der überraschte Podesta, hatte einen einzigen treuen landeskundigen Mann, durch den er sich mit Munition und Volk vermittelst unbe­ kannter Bergpsade versorgen konnte's«). Indeß nach vierzig Tagen, durch die unerhörte Hülfe der ersten Bomben's^d), hje Stadt, und mir größerer Mühe die Rocca bezwungen ward, zogen von Zürich und Bern, von Thurgau und Graubündten viele hundert freudige Krie. ger in Sigmunds Fehde '*7); da gedachten die Stabte der niedern Vereinigung des Burgundischen Kriegs'»8); viele Lanzknechte wurden geworben- Diese sind es, wel­ che nicht einem Herrn oder Volk, sondern dem Krieg, wo er Sold bringe, ihr Leben gewidmet's»). Aber die Denetianer, unter dem Edlen Mann Girolamo Marcello, als Proveditor, unter militärischer Führung des Came> klinischen Julius3OQ), lagen mächtig in Serravalle.

195) Auch Her-og Albrecht von Sachsen, dessen sechS;ehnjährige Tochter der rührige Sigmund gcheirather, scheint einige Hül­ fe gesandt i» haben; N. igg. In Venedig stellte man sich al­ les viel gröser vor: Conspiraverunt omncs ferc Germaniac principes,

und cum ingenti

barbarorum exerciln.

nitillt

Piero Giililiniani, wären sie gekommen Ja man stellte sich vor, sie wollen zu Padova die Gewalt der Carrara Herstel­ len; Marino Sanuto S- ir«i.

196) Tomaw del Murer di Brenlonico; aus Acten Baroni196b) Bcmbo im ersten Buch.

197) Anshelm i»87 (Stettler ist hier ganz unrichtig); SabellecuS UNd Giustilliani: Rheti et Suitenses. 198) Die Elsässer unter Junker Friedrich Cappeler lSchöpflin Als. 111. 11, 640) hielten sich zu den Dreisgauern unter Diet­ rich von Blumenek und mit anderen Schwäbischen Kriegern. i»o) Die Rotten wurden tanzen genennt.

2oo) Roo und Navagiero: Julius Cäsar Derani Camer-

Beschichte der Schweiz.

3.5

Bald wurden ihre Waffen durch einen der vvrtreflichsten Italiänischen Feldherren2"'), Roberto von S- Severino, verstärkt. Dieser, da er durch Stolz und Härte den Papst und fast alle Italiänischen Fürsten beletdigtt,O1), und von den Mailändischen Herzogen, der Verwandtschaft ungeachtet'"'), nichts hoffen durfte, war mit auserlesenen Kriegern in Denetianische Dienste getreten. Italiänische Waffen gegen Teutsche zu messen war die unermeßliche Begierde Antonio Maria, seines Sohns, an Schönheit, Größe, Kriegesgeist vor allen andern eines herrlichen Jünglings. Dieser, sogleich nach der Ankunft, konnte sich nicht enthalten, hervorzu­ treten , und irgend einen Teutschen Ritter auf Zweikampf zu laden. Diesen stand lhm ein eben solcher Jüngling, Hanns Graf zu Sonnenberg, aus den Waldburgischen Truchsessen. An Gewandtheit und Kraft war keiner dem andern überlegen, bis da der Welsche den Teutschen un­ ter sich gebracht, letzterer jenen durch Verwundung des Hintern Schenkels besieget2"^). Nach diesem erhielten die Denetianer einen Absagebrief der angekommenen Eid­ genossen, welche ihre Ehre verwahrten'"»). An Zahl, Bewaffnung, allem Nothwendigen, hatten die Jtaliäner den S>otjug2"6); bas Teutsche Heer, dessen Scharen

tiu6 (andere, EanierS). Er hatte in Romagna ein Denetianisches Jpctt fommaiiOtrt; Sanuto. 2oD $1 n6b11in gut: einer der berühmtesten Ital. Krieg-fürsteil- Auch bekam er soooa Ducaten; Navagier». 202) Der von Bergamo, 321, b,

203) Seine Mutter war Schwester de- großen Franeesco Sforza. 201) Schön erzählt von Bembo; sehr gut auch von Burgl e ch 11 e r. 205) Hauptmann und Fähnriche, aus dem Feld, an die von Zürich; abgcdruckr im Schweizerischen Museum. 2oe) Sigmund hatte nie über 12000 Wenger), endlich kaum 1 Fracasso und die übrigen vier nennt der Bergamasche. 226) Im Dom ;u Trident. Aufschrift in schwarrem Marmor: Italiae Victor, Severina Stirpe Robertos, Sigmundum Australcm sensit in arma ducem u. s. f,

Doch bemerkt Bebel, wären dabey die Denetianischen Dan­ ner und Wapen umgekehrt und gebrochen zu sehen. 22?) Den Frieden hat Sanuto S. >2» u- f. 228) Welcher von >285 bis 1323 regiert, Peters und PhilippNeffe. rrv) Bischof Landerich habe dieselben Grafen Aymo (oder Ama­ deus) «Hi aufgerragen. 229b) Amadeus der Große machte seinen Anspruch an Bischof Bonifariu« (1290 — 1310), dem Peter von Thurn, sonst sein Feind, hierin beystand; man pflegte den Kaisern drey U t

506

V. Tuch. Drittes Capitel.

daß der kalte Bach bey Dilleneuve die Savoyfche, die Höhe des Bernhardsberges die Bischöfliche Gränze seyn fod 21°). Nach Walthers Tod wurde Jost von Silli« nen, bisher Pfleger des Bisihums Grenoble , zu Be« ronmünster Propst, König Ludwigs vertrauter Minister in Eidgenössischen Sachen, zu diesem Bischum erhoben, dem seine Lage Wichtigkeit gab 2 "b). Er stetig an, durch die beste Anordnung der Verfassung deö untern Wallis und Festsetzung eines jährlichen Einkommens für das obere2"), durch die Herstellung seines Doms, vie« ler wichtigen Burgen und Brücken2"), die Stiftung neuer Kirchen2"), die Emporbringung der Bäder zu irdene Töpfe und einen weißen

Maulesel mit vier silbernen

Hufeisen zur LehnSerkenntlichkcit tu geben.

230) Die erste Urkunde ist im Extrait de titres concernanl le Valais, ivisc. Hohendorf, N. xr, in der Desterreichischkaiser« lichcn Hosbibliothek, und gegeben im Schloß der Masoria, wo Bischof Walther gewöhnlich wohnte; diese haben wir bis »eyt vorgelegt. Alsdann folgt der Spruch in Minne, auf dem Baumgarten tu S. Maurice. Den thaten für Savoyen der Bischof «u Lausanne, Ludwig Freyherr von der Wadt, die edlen Ritter Eval von Aosta und Wilhelm de Ponncto, die edlen Herren Rud. von Muntmaggon (Makenberg^, von ChristvncS, von Monthcy; für Bischof und Land der Sacrisu von Lenk, Peter im Thur» (procuralor dioecesanor. Sedunensium), Rud. von Uleno GOU011), TheoduluS von Surro (SiderS) u. f. f. wohl 1290! 2rod) Walther starb im July >ssr; in demselben Jahr wurde Jost postulirt231) Urkunde auf der Majoria in consilio generali patriolarum, iS. Febr. '433: jedem Cent jährlich 200 Gulden tu ir Groschen, deren jeder in Wallis s Pfennige gilt; aber auch berahlen die Landleute an stmcturis et munitionib. collufrinar. (von Feldschlangen) reu pulvernm;. Man soll Unterwallis nicht außerordentlich teilen. Der Bischof soll die Amtleute aus dem obern Wallis nehmen. Schulden, welche Freybutg auf Gundis und Sallion hat, übernimmt der Bischof

232) Zu S. Maurice, tu Marlinach; Simler 233) S. Barbara ru Leuk, wo er auch sonst Stumpf XI, ».

Vallesia. schön gebauet;

Geschichte der Schwetj.

zog

Leuk und der Silbergruben in dem Tanienthal *’*) Hochachtung und Vertrauen zu erwerben. Bald nach die« sem schirmte er mit bewundertem Nachdruck Walliser Pferdehändler in einem Streit wider den Grafen von Arona am langen See; dieser fand in Mailand Schutz. ES kam vor die Eidgenossen. Der Bürgermeister Wald« mann war entscheidend für den Herzog Regenten Lodo« vico Moro; mit gleicher Wärme für den Bischof die Stadt Lucern, wo er Bürger war und Albin sein Bru« der in höchstem Ansehen blühte. Zu Zürich bemerkten die Walliser eine solche Stimmung, daß sie den Tag ohne Abschied verließen. Da kein Theil nachgeben wollte, blieb daS Geschäft vier Jahre unentschieden. Unversehens be« schloß der Bischof, durch die kandleute von Wallis, viele krieglustige Jugend aus dem Schweizcrgebirg **’), und eine Verstärkung von kucern die vergeblich geforderte Genugthuung an dem Grafen von Arona mit Gewalt zu suchen.

Früh im sieben und achtzigsten Jahr, als kaum der Gimpion gangbar wurde, zog das Heer hinüber und fiel inAmigoria und Veghiezza a’6); die armen Thä« ler wurden geplündert, verwüstet. Dieses vernahm der Herzog Regent, und gab heimlichen Befehl, den Feind möglichst aufzuhalten. Da machten die Eschenkhaler Friedensvorschläge; die Schweizer forderten mehr; jene versprachen, dieses dem Thalrath beliebt zu machen; er werde es an die Gemeinden bringen *17). Die Krieger

534) Zu EntremontS. 23$) Unter Anführung zweyer Boten von Schwyz und Unter, waldcn, welche der Tag zu ihm gesandt, um ihn von der Be­ waffnung abzuhalten 236) Malerische Reise durch diese unbekannten Thäler im aten Theil der neuen Schriften Karl Victor'» von Donstetten. 23") SiMltr, Valleeia irr; Elzerir.

3io

V.Buch. Drittes Capitel.

schweiften durch die Dörfer umher 4 3 7b) bis Johann Jacob Trivulzio mit Renat seinem Bruder 4 3«) und an« deren ausgezeichneten Hauptleuten, zweytausend Mann zu Fuß, zwölfbundert Pferden 4 3».), in der engen Ge« genb bey Ponttcello* 4") die Walliser auf einmal von drey beiten angriff. Ergeben hat sich keiner; achthundert sind gefallen44'); den übrigen wurde der Abzug beroitli# gct444); die zerstreuten Haufen sind durch die Berge entkommen. Die Jkalianer mißbrauchten ihr Glück auf das much billigste 44 3), welches Moro selbst mißbilligte, als den Frieden erschwerend. Don dem an sank Bischof Jost, weil die Walliser und Lucerner die Schmach der Waffen bitterlich fühlten, und in Frankreich ein anderer König war, der ihn nicht hielt. Durch König Matthias von Ungarn wurde zwischen der Schweiz und Mailand, ohne Rache, ohne Genugthuung, Friede vermittelt.

Die z».

Die östliche Schweiz war in SigiSmunds Krieg; süd« toutte gegen Mailand von den Rhäliern glücklich, -------------237b) Sie sollen sich in der Kirche |u Dovedro sehr ungeziemend aufgeführt haben. 238) Siehe bey Giovio (hist. I, p. rs. AuSg. Basel ist») wie Jacob sich rühmt, Helveüos a se iusta acie (da- war zu viel) supcratos. 239) Der Bergamasche 321, b. 2*0) Campbell hist. Rhaet. 241) Eben dieser; jener von Bergamo, über tooo. Man ;ahlt 600 Walliser, 300 Lucerner. Wenn Etterlin bloß so iäblt, so spricht er wohl von der Stadt; von der Landschaft waren die übrigen. Die Schlacht geschah am 28. April 1487242 > Zu ersehen aus nacdmaliger Klage, es hätten die Feinde auch nach der Versicherung einige umgebracht. 243) Daß sie Köpfe auf Piken zu Domo d'Ossola herumtrugen, ist wenig; sie steckten Finger auf die Hüte; sie füllten Kleider mit Stroh und spotteten ihrer mit Gebehrden unnennbarer Lust; sie nahmen anderen das Fcrt aus dem Bauch als um es in Mailand ;u verkaufen; daselbst verbrannten sie vor dem Ca, stell cm Wcib mit einem Schweirerdegen. Das ist alles tu Zu, rich am Frredenstag vorgekommen- Anöhelm iw.

Geschichte der Schweiz.

5u

von Wallis nicht so gestritten; Bern, die westliche Schweiz, half wider Saluzzo. Seit Herzog Ludwigs und deö se­ ligen Amadeus unglücklicher Schwäche, unter JolanthenS Vormundschaft, Philiberts und Karls Minderjährigkeit, war der Eavoysche Hof ein Spielplatz des Parteygeistes. Jetzt unterdrückte dieser den Marschall von Raconis. Er floh ;u Markgraf Ludwig von Saluzzo, aus dem Geblüt« der ersten Fürsten von Montserrat 344). Lud­ wigs Gemahlin war der Herjogin Schwester ®43); er aber gegen Savoyen, seinen kehensherren *4s), und bediente sich dazu des Bürgermeisters Waldmanns, der durch »er, traute Bekanntschaft vorzüglich viel vermochte, und seines Aufwandes wegen nicht ungern Unterstützung empfieng?"). nig befreyt wurde, ist aus den umständlichen Geschichten sicher; «S fehlt ein Lagebuch von genügsamer Umständlichkeit, um zu zeigen, ob und wann durch dieses Mittel Tesreyer in die Stadt gekommen, oder was anderes, und wo, nut dem Wage» aus, geführt worden. 314) Thomas Thömming bekommt die Eisenschmiede zum Erble» hen i47o; urkundlich bey Rüger. 315) Die abgebrannte Eisenschmiede wird 1502 von Wilhelm Lhömming, seinem Sohn, einem tapfern Mann, hergestelll; urkundlich in Bürgermeister Pfisters Schriften. 316) Mang wird 1495 von Maximilian zu seinem Triumph ge, laden; Minute, biitor. i5i nach dem Gentilorischen Derzcichniß in der kais- Bibl. zu Wien. In der That meldet Rüger, daß er zum Ritter geschlagen, ihm ein Jahrgeld und auf der Universität Freyburg für sein Uängst ausgestorbenes) Geschlecht zwey Stipendien verordnet worden. Erstarb 1517. Leu voce Thönig. 317) Anshelm 1487. Wie auf einem Tag zu Hall im Inn» that Sigmund auf so eine Vereinigung antrug. Bern Mi ft sif an Zürich: des Saljhandels ungeachtet scheine sie nicht wohl thunlich. 318) Urkunde Antwerpen, e. Nov. 1487, für Zürich, Bern, Zug und Soloturn. Enger wollte Bern sie nicht; Missif wie oben; es habe den Eidgenossen eben nie viel genutzt; der Kaiser trachte immer, sie unter sich zu bringen. Man weiß, daß damals zu Bern Frankreich viel vermochte. 319) 4000 Gulden für alle seine Anhänger: dem DM. Wald, mann 400. 320) Provision Maximilians für DM. Waldmann, wegen, bey

Geschichte der Schweiz.

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Im übrigen, da das Land Schwaben, wovon ein Schwäbischer Theil Oesterreichisch war, bald von den Schweizern, ®untl’ bald von Bayern, auch wohl von Französischer Seite bedrohet wurde, und seine hundert Stände weder Ein Haupt noch Ein Band hatten'"), wußte weder der Kaiser, welcher so eben seine Residenzen einbüßte'")' noch der Römische König, den daö rebellische Niederland mehr drückte als stärkte, ein sicheres BewahrungSmittelDiele Adeliche, auch Städte, hatten, seit mehr alS hundert Jahren, von Zeit zu Zeit, mancherley meist wider einander gerichtete Gesellschaften ')! Zwey derselben, die Seer vom Fisch, die Schneitholjer vom Falk, unter deren Grafen, Herren, Rittern und Edel« knechten der größte eidgenössische Adel roat '*4), verei« nigten sich unter das Königthum, vorerst, Graf Ul­ richs von Montfort zu Tettnang; eigentlich um bey Riktcrspielen die Ordnung und Würde einander behaup­ ten zu helfen; mehr zum Scherz alS zum Schutz, und der Erbvcrein, auch Sigmunden, geleisteter Dienste; auf H. Creuj Tag ;u Herbst, 1487. 321) „Keinen eigenen Fürsten noch niemand hat, der ein gemein Aufsehen darauf hab." Kais. Pönalmandat, Nürnberg

4. Oct. 1487 ; in Burg ermeister'S R. Ritterschaft!. Archiv, Th 1, 70. 322) Wien und selbst die Neustadt, durch Uebereinkunft mit Mat­ thias, 24. Nov. 1487. 323) Th. 11, 445 und vorhin zu Coucy'S, später in der ersten Appenzellischen Zeit. 324) Der Gcseilschaftsbrief, S. Darrhol. 1484, ist bey Bürgermeister «r. Wir nennen unsere Bekannte: veralte Markgraf zu Welschneuenburg, Peter von der Höwen ru Ho« hentrüns, der Herr von RazünS Graf Jost Nieiaus ;u

Zollern, deS Klekgau'S Landgraf Graf AUwig von Sul;, Oswald von Thierstein, Gaudenz von Metsch im Prati« flau, Graf Johann Peter zu Masox, alle Werdenberg, die Brandts, Ulrich von Sap, Andreas Roll von Bonstetten, der Held Hallwyl,und seines Namens mehrere Hemman», Hanns Albrecht und Friedrich von Müll in en, eine Menge Landenberg, Hemmann von Eptingen.

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V. Bach. Drittes Capitel.

ohne Rücksicht auf den Staat. Aber der große Bund aller vornehmen Fürsten, Herren und Städte von Schwaben, zum Zweck der öffentlichen Sicherheit, ist von dem kaiserlichen Hof ausgegangen r»r); sey er die Frucht der Erfahrung Friedrichs, oder ein Anfang jener vielen schönen und neuen Gedanken, wodurch Maxi« milians Geist dem alten Reich aufzuhelfen getrachtet. Es ist sehr natürlich, aber seine Behauptung wider Ei« gennutz und Dergrößerungssucht erfordert viele Kunst und Kraft. Don Anfang an war der Schwäbische das Gegentheil von dem Schweizerischen Bund: es war dieser von dem Volk entsprungen und Nachts in einer Wiese aus trauter Freundschaft aufgeblühet; seine Mittheilung hielten die benachbarten Städte und Länder für ihr größtes Glück. Dem Schwäbischen Bund gab den ersten Antrieb ein kai« serliches Pönalmandat; vermittelst Acht und Aberacht wurde er zuerst auf acht Jahre''«) erzwungen. Es war der Unterschied einer Liebe, die sich des Gemüthes und der Sinne bemeistert, und einer vom Vater geböte« neu Ehe. In allen Schweizerischen Städten und Landen war ein freyer bürgerlicher Sinn; Vertrauen setzt Gleichheit voraus: von Echulihciß, Rath und Bürgern einer Stadt Bern zu kandammann, Rath und den kandleuten gemeinlich zu Claris war nicht so weit, wie zwischen Dinkelspühl, Gmünd oder Wörth und ter Herrschaft 3ts) Einige schreiben die Idee den Reichsstädten;u; irgend ein großer Bürgermeister oder Stadtschrciber mochte sie dem Hof niitgctheiit haben: aber, indeß wir die effcntlicbfn Handlungen ziemlich kennen, ist von persönlichem Verdienst großer Vorsteher fast nichts bekannt.

126) Auf so lang der Landfriede, Frankfurt it. Märj ms, angenommen war, nämlich 10 Jahre; hievon abgerechnet bis auf den Bundestag Eßlingen ms, bliebe« a^yr.

Geschichte der Schwelt-

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von Oesterreich oder dem Herzog von Wirtemberg- Sero oder ungern, der Abl von S. Gallen, der Graf ,e Welschneuenburg, die Bischöfe, mußten sich fügen; dort war oft ein Ritter unbändig. Die Verfassung der Alpen« Völker ist aus den Händen der Natur nach der alten Ein­ falt Jahrhunderte herunter gekommen, ihr Bund ward sofort auf ewig, und blieb, indeß die Welt anders wur­ de, derselbiger auf die Bildung der Schwäbischen Herr­ schaften und auf ihren Bund haben Kaiser und Reich und mächtige Fürsten gewirkt; er war auf zehn, auf acht, ans drey, auf zwölf Jahre, und nach den Zeiten ver­ schieden. Dem sey wie es sich finden wird; nachdem die Saum­ seligkeit der Ritter *li) und die Bedenklichkeiten der Städte 3*8) durch den Ernst Friedrichs und Maximi­ lians Fleiß gehoben worden, unter Leitung des kaiser­ lichen Anwalds, Grafen Hugo von Werdenberg, in dem achkundachtzigsten Jahr des fünfzehnten Jahrhunderts, traten sie zusammen 3*s), der Erzherzog im Tirol und Dorderösterrcich, der ältere Eberhard Graf zu Wirtem­ berg, Friedrich und Sigmund Söhne Albrecht Achill'S, Markgrafen zu Franken, die vier Theile von S- Geor­ gen Schilds Verein am Kocher und Neckar, an der Do. nau, dem großen obern See und im Hegau, Ulm, Augs­ burg, Nördlingen, Memmingen, Lindau, Kempten 1271 Kais. Pönalmandat an die Craichgauifche Ritter­ schaft, Antorff ir. Sept, ms; Burgerm. n.

128) Befehl an Augsburg (bey euren Pflichten und beg Privirung all eurer Privilegien), Nürnberg 26. Iuny rnr. Fugger, 976.

329) Bundsproject, Eßlingen, i«. Febr. i48s; an demselben Lag, des S. Georgen Schilds Verein; andere Ordnungen (Kirchengebet für den löblichen Bund des Landes m S.), und Sleurrjeddul; der Verein au Kocher, Do. n. Ostern; am Neckar und auf dem Wald n. gebt., u. f- f., ley Bürger­ meister. Siehe in Ha der lins Rcichshist. Vll, io»—416 «llts ordentlich aus den Ouellen.

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V. Bach. Dritte- Capitel.

und alle bedeutende Städte zu Schwaben, der große Erjcanjlar durch Germanien Berchtold aus den Grafen von Henneberg Kurfürst zu Main, 33°), und bald die ritterliche Gesellschaft zum Löwen 3 31). Jeder Fürst, jedes Dienheil von Rittern fegte Hauptmann und Rä­ the; oberster Hauptmann des Adels war jener von Wer­ denberg; der Städte, Wilhelm Besserer, Bürgermeister von Ulm33’). Tage wurden gesetzt, und Ordnung der Wahlen, des Rathschlags, und an Mannschaft, Geld, Geschütz, wie viel ju leisten jedem obliege, für die Be­ hauptung des Frankfurter Landfriedens, des Rechis, des Handels und Flots. Eine in Wahrheit höchst löbliche Maßregel, welche Selbstgefühl weckte und Ansehen gab.

Sofort wurde dem Bayerischen Unternehmungsgeist ein Ziel gesetzt 3 33), ein Ziel der Kühnheit Schweizeri­ scher Eidgenossen. Dem reichen Herzog von Landshut begegneten sie mit Standhaftigkeit; an die Schweizer lie­ ßen fle Einladung r;4). Sie wurde freundlich beant­ wortet und ehrbarlich abgelehnt 335). Ein von dem Kaiser gestifteter Bund, worin Fürsten vorherrschend waren, und welcher einem fast erbfeindlichen Adel Haltung erhellte, konnte nicht unverdächtig seyn. Dieses Mißtrauen mochte die Zeit heilen; König Maximilian wünschte eS; die meisten Bundesglieder waren wohlmei330) Do. nach Hilarj nsg; SerrariuS und Ioannis.l

331) Mittel», n. f Erhöhung »»so; Bürgermeister 98. 332) Fugger 100». Bürgermeister er. Dom Hegau, tu­ nlichst uns, war Hanns Jacob von Bodman Hauptmann, Rä­ the ArelhannS, desselben Namens, der Landcomkhur Wolff von Klingenberg und Balthasar von Ränder. 333) Adltreitter H, zos läugnet nicht, daß Herrog Georg nachgeben mußte. Kaiser!. Rescript an ihn uso; Bur­ gern». 91.

334) AnShelM 1488.

335) Die Geschäfte lassen ihnen vor der Hand nicht zu, über die, srn Schritt einen Entschluß tu saffen.

Geschichte der Schweij.

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nenb: aber in dem Adel und seinen Dienern gab dos Ge^ fühl neuer Kraft schlummerndem Haß nur neue Nahrung^ Wie nachmals die Uniformirung und Bewaffnung nach des großen Friedrichs Weise manchem geistlosen Staat ein Siegeepfand schien, so hielten jene den Schweizer« bund für schon besiegt, seit sie nur auch so etwas hakten. Statt von ihm ju lernen, glaubten sie so sicher, ihn zu übertreffen, daß sie, lang vor dem Versuch, sich trium« phirenden Spott erlaubten. Hieüber sind schon im ersten Jahre Rechlshändel erwachsen n6). Die Stadt Schafhausen war wie ein Mittelort. Schafhausrn. Wenn der Kaiser die Reichssteuer nach übertriebener Schätzung anlegte, fand die etwas verarmte Stadt bey den Eidgenossen Fürsprache sie mochte überhaupt nur die unausweichlichen ReichSpflichten erkennen ’ ?8j. Der Adel, selbst Graf Allwig von Sulj, fand in ihrem Bürgerrecht eine auSgiebige Sicherheit, welche nicht verwickelte rZs). Diese Stadt war ein mit Billigkeit verwaltetes Hauöwesen: um erträgliche Abgabe» trugen

336) Rechtfertigung ru Costanz wegen der Schmachreden Die, trichs von Btumenek (Wir sahen ihn bey Rvvercdo); AnSHelm. 33i) Als von tausend Gulden einer tu Reichssteuer gegeben wer, den sollte, schckyte der Hof das Vermögen dieser Stadt auf ei­ ne Million, und forderte aufs ernstlichste tausend und neunzig Gulden; da denn die Eidgenossen dem Kaiser vorgestellt, wie Schafhausen „um feinet und um ihretwillen" (durch Kriege) arm geworden. Tschudi hst.

338) S. Agnesen Kloster weigert sich, an Walpurge £uti König Maximilians primas preces ju ehren, »488. Urkunde in Hrn. Bürgermeister P fiste r'S Schriften. 339) Erbliches Bürgerrecht AUwig'S für Klekgau, Thüngen, auch Balm, hss (im Jahr des JcsterterhandelS). Ueber Balm '(Th. iv, 473) halte ns4 Ulrich von Stoffeln ihn der Stadt vertragen. Dieses aus Hrn. BM. Psisters Schriften, ieneS aus einer, wie es scheint, tu Marthalen geschriebenen Chronik.

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Bürger des Klosters Weinberg"") unt, Fischereyen" >) ju Dacht; Grundjinse waren, wie alles Eigenthum, in Ehren, doch nicht unablösbar "*) (eine angenehme Freyheit für den Zinsmann, wobey aber Stiftungen in die Länge nicht wohl bestehen könnten 3* 3) ); für Schlös« ser waren die Frohndienste bestimmt"4), aber auch der Grund: sie sollen in der Noth eine sichere Zuflucht ge­ wahren "f> Lhurgau, In dem Thurgau, in der Sanctgallischen Bürger. ß.Gallen- schäft, war Frohsinn, Muth und Gedeihen. Als der Giel auf Glattburg ’4