MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35: Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur [1 ed.] 9783666560828, 9783525560822


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German Pages [535] Year 2023

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MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35: Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur [1 ed.]
 9783666560828, 9783525560822

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45 mm

Karin Finsterbusch ist Professorin für Altes Testament an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (Landau). Norbert Jacoby ist DFG-Projekt-Mitarbeiter im Institut für evangelische Theologie an der Rheinland-Pfälzischen Tech­ nischen Universität (Landau).

Dieser Band bietet eine wort- und strukturgetreue deutsche Neuübersetzung des MTL-Ez 11,25–48,35 unter gleichzeitiger Vorlage der erstmaligen Übersetzung von LXX967-Ez 11,25– 48,35. Beide Textfassungen unterscheiden sich in Bezug auf textliche Details und Struktur signifikant. In der synoptischen Übersetzung sind wesentliche Unterschiede zwischen den Fassungen markiert; die einzelnen Sinnabschnitte sind durch Überschriften und ein System von Anführungszeichen strukturiert. Das Buch ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Erschließung der ezechielischen Texte in Bezug auf Textentstehung und rhetorische Strukturen.

Finsterbusch / Jacoby  MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35

Die Autoren

WMANT 172

Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 172

Karin Finsterbusch / Norbert Jacoby

MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX 967-Ez 11,25–48,35 Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur

ISBN 978-3-525-56082-2

9 783525 560822

9783525560822_Finsterbusch_Umschlag.indd Alle Seiten

25.07.23 13:10

Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament Begründet von Günther Bornkamm und Gerhard von Rad Herausgegeben von David S. du Toit, Martin Leuenberger, Johannes Schnocks und Michael Tilly 172. Band

Karin Finsterbusch / Norbert Jacoby

MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35 Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2023 Vandenhoeck & Ruprecht, Robert-Bosch-Breite 10, D-37079 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V & R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlaggestaltung: SchwabScantechnik, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 2567-9694 ISBN 978-3-666-56082-8

Vorwort Der vorliegende Band „MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35: Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur“ ist zusammen mit dem zeitgleich erscheinenden Band „MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35: Synoptische Leseausgabe des hebräischen und des griechischen Textes“ Ergebnis des von der DFG großzügig geförderten Projekts zum Ezechieltext des Papyrus 967 (2017–2023) mit Dr. Dr. Norbert Jacoby als bewährtem Projektmitarbeiter. Für zahlreiche Hilfen und Hinweise möchte ich mich sehr herzlich bedanken bei Prof. Dr. Armin Lange (Wien), Simone Mitzner (Landau), Peter Starling (Vallendar), Dr. Maria Sokolskaya und Dr. Alexander Müller (beide Winterthur). Mein Mann, Prof. Dr. Dr. Udo Benzenhöfer (Frankfurt a.M.), hat bis zu seinem Tod im März 2021 das Projekt mit konstruktiv kritischem Blick begleitet und uneingeschränkt unterstützt. Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar. Prof. Dr. Johannes Schnocks (Münster) und Prof. Dr. Martin Leuenberger (Tübingen) sei für die Aufnahme beider Bände in die Reihe WMANT gedankt sowie Miriam Lux und PD Dr. Izaak de Hulster vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht für die umsichtige verlegerische Betreuung. Landau, im Juni 2023

Karin Finsterbusch

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

1. Einführung

1

1.1. MT-Ez und Old Greek Ezechiel: ein Überblick

1

1.1.1. Old Greek Ezechiel 1.1.1.1. Charakter 1.1.1.2. Zur Frage des Übersetzerwechsels 1.1.1.3. Hebräische Vorlage 1.1.1.4. Entstehungsort, Entstehungszeit, Zweck der Übersetzung 1.1.2. MT-Ez 1.1.2.1. Die Entstehung des proto-masoretischen Ezechielbuches: die Arbeit von proto-masoretischen (Buch-)Redaktoren und der Anteil von (Kopisten-)Schreibern 1.1.2.2. Die Entstehungszeit des proto-masoretischen Ezechielbuches 1.1.2.3. Standardisierung und Vokalisierung: der MT-Ez

2 2 5 8 9 10 10 13 15

1.2. Zur synoptischen Übersetzung von MTL-Ez und LXX967-Ez

15

1.2.1. Verwendete Textausgaben 1.2.2. Charakter der synoptischen deutschen Übersetzung 1.2.3. Anordnung der Texte in der Synopse 1.2.4. Das Markierungssystem 1.2.4.1. Grau unterlegte Zusätze 1.2.4.2. Kursivierungen 1.2.5. Gliederung und Kommunikationsstruktur 1.2.5.1. Das System der Überschriften vor Sinneinheiten 1.2.5.2. Das System der Anführungszeichen

15 17 19 19 19 20 21 21 23

2. Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur von MTL-Ez 11,25–48,35 und LXX967-Ez 11,25–48,35

25

Anhang 1: Synoptische Übersetzung von MTL-Ez 37 und LXX967-Ez 37

493

Anhang 2: Synoptische Übersetzung von MTL-Ez 1,1–4 und LXXB-Ez 1,1–4

507

Abkürzungsverzeichnis

511

Zeichenerklärung

513

Literaturverzeichnis

515

1. Einführung Ezechiel gehört zu den antiken jüdischen Schriften mit einer besonders komplexen Textgeschichte. Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die von MT-Ez und Old Greek Ezechiel repräsentierten Textfassungen und ihre Entstehungsgeschichten geboten (1.1.), anschließend wird die synoptische deutsche Übersetzung erläutert (1.2.).

1.1. MT-Ez und Old Greek Ezechiel: ein Überblick Das im Alten Israel entstandene Ezechielbuch ist in zwei Textfassungen erhalten: erstens die hebräische masoretische Textfassung (MT-Ez) und zweitens die Textfassung des Old Greek Ezechiel. Zu den ältesten Handschriften, die den MT-Ez vollständig enthalten, zählen u.a. Codex Cairensis (895 n. Chr.), Codex Aleppo (um 930 n. Chr.) und Codex Leningradensis (1008 n. Chr.).1 Die wichtigsten Zeugen des Old Greek Ezechiel sind nach der communis opinio LXX9672 (der Text ist weitgehend vollständig erhalten ab dem Ende von Kapitel 11) und LXXB, wobei LXX967 der bedeutendere Zeuge ist.3 Denn Papyrus 967 stammt vom Ende des zweiten bzw. Anfang des dritten Jh. n. Chr. und ist somit im Unterschied zu dem gut ein Jahrhundert jüngeren Codex Vaticanus noch nicht von der Hexapla des Origenes beeinflusst. Die beiden von MT-Ez und LXX967-Ez repräsentierten Textfassungen unterscheiden sich nicht nur in vielen Details auf der Mikroebene, sie unterscheiden sich auch in Umfang und Aufbau: LXX967-Ez hat mehrere Passagen, die im MT-Ez erscheinen, nicht (z.B. 12,26–28; 32,24b–26; 36,23b–38); zudem stehen die Kapitel 38–39 (GogMagog-Perikope) hinter Kapitel 36, d.h. bezeugt wird in LXX967-Ez die Kapitelfolge 36–38–39–37–40.4 Für die Bestimmung des Verhältnisses der beiden Textfassungen zueinander ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie nicht nur isoliert auf der Wort- oder Satzebene betrachtet werden, sondern dass sie als „variant literary editions“5 wahr1 Zu einer Übersicht über die mittelalterlichen masoretischen Handschriften und über ihre (Faksimile-) Editionen s. Lange, 1.2.2.2.1. Masoretic Manuscripts, S. 117–120. 2 Papyrus 967 bestand aus 59 Blättern (ca. 25x34 cm), die aufeinander gelegt und in der Mitte gefaltet wurden. Dadurch entstand ein „Buch“ mit 118 Blättern bzw. 236 Seiten, s. Kreuzer, Papyrus 967, S. 66. Von diesen 118 Blättern sind die ersten 9 und letzten 9 Blätter verloren. Ursprünglich beinhaltete der Papyrus wahrscheinlich folgende Texte: Blatt 1–61: Ezechiel; Blatt 62–93r: Daniel; Blatt 93v–95: Bel et Draco; Blatt 96–98: Susanna; Blatt 99–118: Esther. 3 Der dritte wichtige Zeuge ist LXX988-Ez (4. Jh. n. Chr.), doch sind hiervon nur zwei Pergamentblätter mit Resten von Ez 33,27–31 und 34,1–5.18–24.26–30) erhalten, s. Lust, 8.3. Ezekiel: Septuagint, S. 581. 4 Diese Kapitelfolge wird auch in einem der ältesten Zeugen der Vetus Latina, dem Codex Wirceburgensis, einem Palimpsest, bezeugt, s. Bogaert, Le témoignage. Der Abschnitt Ez 12,26–28 fehlt auch in einer altkirchenslawischen Übersetzung, s. Bruni, 6–9.2.7.3.3. Slavonic Translations, S. 718. Demnach handelt es sich bei den textlichen Besonderheiten der LXX967-Ez nicht um isolierte Einzeltraditionen. 5 Zur Terminologie s. Ulrich, 1.1.1.3. Textual Evidence, S. 20.

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Einführung

genommen werden. Dass dies in der Forschung bislang kaum geschehen ist,6 mag dadurch zu erklären sein, dass der Ezechieltext des Papyrus 967 nur in Teileditionen zugänglich gewesen ist7 und noch nicht übersetzt worden ist (weder ins Deutsche noch ins Englische). Durch die hier vorgelegte synoptische deutsche Übersetzung von MT-Ez (insofern dieser der Referenztext für Fragen nach der hebräischen Vorlage des Old Greek Ezechiel ist) und Old Greek Ezechiel soll die Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beiden Textfassungen erleichtert werden. Der Schwerpunkt der sich im Folgenden anschließenden Ausführungen liegt auf Fragen der Entwicklung der ezechielischen Texte. Begonnen wird mit der von LXX967-Ez repräsentierten Textfassung des Old Greek Ezechiel (1.1.1.), erst dann wird auf den MT-Ez eingegangen (1.1.2.). Denn, so die hier vertretene These, der Old Greek Ezechiel wurde wahrscheinlich auf der Basis einer nicht-masoretischen Textfassung übersetzt, die grosso modo ein älteres textliches Entwicklungsstadium im Vergleich mit der möglicherweise in der hellenistischen Zeit entstandenen protomasoretischen Textfassung widerspiegelt („proto-masoretisch“ deshalb, da der Begriff „masoretisch“ recht eigentlich erst mit den im Mittelalter tätigen „Masoreten“ verbunden ist, s.u. 1.1.2.3.).

1.1.1. Old Greek Ezechiel 1.1.1.1. Charakter LXX967-Ez als der beste Zeuge des Old Greek Ezechiel zeigt, dass die griechische Übersetzung als literal charakterisiert werden kann.8 Ihre wesentlichen Kennzeichen sind, dass in der Regel die hebräische Wortfolge nachgeahmt und die hebräische Syntax abgebildet wurde. Insofern „klingt“ durch den griechischen Text die hebräische Sprache hindurch; häufiger wurde das Griechische strapaziert bis hin zu agrammatischen Konstruktionen (insbesondere durch die Parataxen9). Hebräische Pronominalsuffixe und Präpositionen wurden in LXX967-Ez in der Regel wiedergegeben, doch der hebräische Artikelgebrauch wurde im Griechischen nicht konsequent abgebildet. Fügungen wurden gelegentlich (im Interesse der Verständ-

6

Eine monographische Studie zu den Textfassungen hat bislang nur Lilly, Books, vorgelegt. Ausführlicher eingegangen ist auf die ezechielischen Textfassungen unter besonderer Berücksichtigung von LXX967-Ez im Rahmen seiner Dissertation Schwagmeier, Untersuchungen; bedeutende Einzelstudien hat Lust verfasst, z.B. Major Divergences; Messianism. 7 Der Ezechieltext des Papyrus 967 wird am Stück zugänglich sein in einer zeitgleich mit dem vorliegenden Band in WMANT publizierten synoptischen Leseausgabe, s. Finsterbusch/Jacoby, Leseausgabe. 8 Siehe Marquis, Word Order, S. 60; Lust, 8.3. Ezekiel: Septuagint, S. 582; Olley, Ezekiel, S. 13f.; Hauspie, Ezekiel, S. 282. 9 Zum Beispiel durch den parataktischen Anschluss eines subjunktionslosen Nebensatzes an einen substantivierten Inf., s.u. 1.1.1.2.

Einführung

3

lichkeit) sinngetreu (und nicht „wörtlich“) übertragen.10 Auch in Bezug auf den Numerus folgte der Übersetzer(kreis11) vielfach nicht der hebräischen Vorlage und gab insbesondere Kollektivnomina im Singular häufig im Plural wieder. Zudem übertrug er Wortarten nicht konsequent, so wurden beispielsweise Substantive gelegentlich mit Adjektiven oder Partizipien übersetzt. In allen genannten Punkten ist, das sei zur besseren Einordnung noch angefügt, die griechische Übersetzung des Prophetenbuches Ezechiel derjenigen des Jeremia vergleichbar. Obwohl buchübergreifend nicht wenige einheitliche Übersetzungen auszumachen sind12 und obwohl im Rahmen von größeren und kleineren Sinneinheiten überwiegend (das sei betont13) begriffskonkordant übersetzt wurde,14 so operierte der Übersetzer(kreis) dennoch nicht „mechanisch“ oder „stereotyp“. Begriffskonkordanz war für ihn kein oberstes Leitprinzip.15 So konnten innerhalb mancher Abschnitte durchaus dieselben hebräischen Begriffe bzw. Wurzeln im Griechischen unterschiedlich übersetzt werden. Zwei Beispiele mögen genügen: In Ez 14,1–13 kommt mehrfach ~ylwlg vor (die Vorlage entsprach diesbezüglich wahrscheinlich dem MT), das der Übersetzer(kreis) variierend mit dianoh,mata „Ansichten“, evpithdeu,mata „Handlungsweisen“ und evnqumh,mata „Absichten/Pläne“ wiedergab. Die griechischen Begriffe sollten offenbar unterschiedliche Aspekte von ~ylwlg beleuchten (siehe hierzu auch unten). Im „Hirtenkapitel“ Ez 34 stand das Verb hlx viermal in der (wahrscheinlich weitgehend dem MT entsprechenden) Vorlage (in V. 4aa und V. 16 im Qal und in V. 4ab und V. 21 im Nif.). Der Übersetzer(kreis) gab die Wurzel in V. 4 mit avsqene,w und mit kakw/j e;cw wieder, wobei kakw/j e;cw i.S.v. „zu leiden haben“ im Griechischen ein häufig verwendetes Synonym für avsqene,w ist. In V. 16 und V. 21 übersetzte er mit 10

Zum Beispiel: In 24,6 wurde hyxtnl hyxtnl „stückweise“ (w.: „zu ihren [Fleisch]stücken, zu ihren [Fleisch]stücken“) mit der im Griechischen geläufigen, nahezu idiomatischen Formulierung kata. me,loj auvth/j „gliedweise“ (w.: „nach ihrem Glied“) wiedergegeben. 11 Im Old Greek Ezechiel finden sich (wie auch im Old Greek Jeremia) bestimmte akzentuierende Wiedergaben gehäuft in bestimmten Kontexten (z.B. ouv mh, in Ez 18 oder dio,ti in Ez 21). Solche „Cluster“, die in Spezialstudien einmal näher untersucht werden müssten, könnten vielleicht als ein Hinweis auf einen (sehr kleinen) Übersetzerkreis gedeutet werden, der zeitgleich arbeitete. Da hier keine Entscheidung zwischen den Alternativen Übersetzer und Übersetzerkreis getroffen werden kann, wurde die offene Formulierung Übersetzer(kreis) gewählt (in der synoptischen Übersetzung abgekürzt mit GRÜ). 12 Zum Beispiel: yrmh tyb / yrm tyb vs. oi=koj parapikrai,nwn / o` oi=koj o` parapikrai,nwn; hnyq vs. qrh,noj. Zur buchübergreifend einheitlichen Übersetzung von Spruchformel, Gottesspruch-Einleitungsformel und Wortereignisformel s.u. 1.1.1.2. 13 Auch Marquis, Equivalents, hob die Konsistenz bei der Wahl lexikalischer Äquivalente in der griech. Ezechielübersetzung hervor. Häufig wird der Varianz (zu) großes Gewicht zugemessen, z.B. Ziegler, Textgestaltung, S. 443 („Es ist offensichtlich, dass der Übersetzer solche Wechsel im Ausdruck liebt“). 14 Zum Beispiel: In der von Ezechiel zitierten Gottesrede in Ez 15 4x hkalm vs. evrgasi,a; in der Rede an Frau Jerusalem in Ez 16 3x hwr[ vs. avschmonou/sa(n); in der Gottesrede in 21,3–5 (= MT-Ez 21,8–10) 3x brx vs. evgceiri,dion (Gottes Handschwert; in Unterschied zu anderen Sinneinheiten, in denen kontextbedingt brx mit r`omfai,a bzw. mit ma,caira übersetzt wird, s. Hubler, Iezekiel, S. 946); in den Reden an Gog in Ez 38f. 5x ~ypga + Suff. vs. peri,/meta, + PersP. 15 Leitprinzip war es z.B. für Aquila, der — im Interesse einer möglichst getreuen Abbildung des Hebräischen im Griechischen — streng begriffskonkordant übersetzte, s. Gentry, Pre-Hexaplaric Translations, S. 225–227.

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evklei,pw, das in der Grundbedeutung „ermangeln“ meint und insofern mit kakw/j e;cw (34,4) synonym ist. Mit unterschiedlichen Begriffen wird hier also quasi dasselbe ausgesagt. Derartige Varianzen gehören zur ezechielischen griechischen Übersetzung „von Anfang an“ dazu (auch hier vergleichbar mit dem Old Greek Jeremia). Im Bereich von Semantik und Grammatik übte der Übersetzer(kreis) in Bezug auf eigenständige Akzentuierung (z.B. im Sinne der Hervorhebung eines spezifischen Aspekts aus dem semantischen oder grammatikalischen Spektrum des hebräischen Wortes in der Vorlage) und Interpretation (z.B. im Sinne einer Übersetzung, die einen Aspekt einspielt, der im semantischen Spektrum des hebräischen Wortes in der Vorlage nicht enthalten ist) überwiegend Zurückhaltung. Dennoch lassen sich einige Fälle nachweisen:16 Als Beispiel für eine akzentuierende Übersetzung sei 43,11 (nach LXX967) angeführt. Das hebr. Ipf. wrmvy wurde mit dem Konj. Aor. fula,xwntai übersetzt. Die Übersetzung eines hebr. Ipf. mit Konj. Aor. in einem Hauptsatz ist ungewöhnlich („erwartbar“ wäre die Übersetzung mit modalem Futur gewesen, so alle anderen griech. Hss). Durch den Konjunktiv hat der Übersetzer(kreis) ein Moment der Skepsis in den Text eingetragen: Die Menschen sollten tun, was sie bislang nicht getan haben, nämlich Gottes Gebote halten. Als interpretierende Übersetzung kann die oben schon erwähnte Wiedergabe von ~ylwlg „Götzen/Götzenbilder“ (so die Bedeutung laut einschlägiger Wörterbücher) mit den Begriffen dianoh,mata „Ansichten“ (14,3.4), evpith,deumata „Handlungsweisen“ (z.B. 14,6; 23,6) und evnqumh,mata „Absichten/Pläne“ (z.B. 14,7; 16,36) bewertet werden. Das Element „Götze“ ist in allen drei griechischen Begriffen nicht enthalten. Sie zeigen aber an, dass der Übersetzer(kreis) das Affiziertsein durch Götzen in einem weiten Sinn als Selbst-Bezogenheit bzw. Eigenmächtigkeit in Denken und Handeln deutete. Stilistisch weist der in Papyrus 967 enthaltene griechische Ezechieltext (unabhängig von Fragen der hebräischen Vorlage) an nicht wenigen Stellen „umgangssprachliche“ Züge auf (Hinweis auf einen mündlichen Anteil bei der Übersetzung?). Dies äußert sich zum Beispiel an häufig vorkommenden Simplizia (statt Komposita) oder daran, dass ein Subjekt im Neutr. Pl. gelegentlich mit pluralischem Prädikat steht (und nicht, wie [im Attischen] üblich, mit singularischem Prädikat). Bereits in LXXB finden sich entsprechend viele stilistische Verbesserungen;17 das Griechisch ist grosso modo deutlich elaborierter. Der Schreiber des Ezechieltextes in Papyrus 967 machte insgesamt gesehen relativ wenige Fehler. Auffallend sind allerdings die vielen Itazismen. Diesbezüglich ist jedoch nicht auszuschließen, dass sie erst im Laufe der griechischen Texttransmission entstanden sind und der Schreiber sie nur übernommen hat. 16 Studien zu akzentuierenden und interpretierenden Übersetzungen im Old Greek Ezechiel gibt es bislang kaum, s. Finsterbusch, Accentuated and Interpretative Renderings. 17 LXXB-Ez ist wahrscheinlich eine frühe Rezension des Old Greek Ezechiel; zum bislang wenig erforschten Verhältnis von LXX967-Ez und LXXB-Ez s. Lilly, Books, S. 95–103; Finsterbusch, Relationship, und Finsterbusch/Jacoby, Relationship. Siehe auch unten Anm. 32.

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Insgesamt lässt sich sagen, dass der griechische ezechielische Übersetzer(kreis) sehr gute Hebräischkenntnisse besessen haben muss. Das ezechielische Hebräisch ist bekanntlich in Bezug auf Semantik und Grammatik ausgesprochen schwer. Zu bedenken ist zudem, dass der Text dem Übersetzer(kreis) unvokalisiert vorlag. Die Entscheidungen, die zu der griechischen Übersetzung im Einzelnen geführt haben, sind (trotz der Unsicherheiten in Bezug auf die hebräische Vorlage) in den allermeisten Fällen nachvollziehbar und als „gute Option“ bewertbar. 1.1.1.2. Zur Frage des Übersetzerwechsels Die Frage, ob am Old Greek Ezechiel verschiedene Übersetzer (bzw. Übersetzer aus verschiedenen Übersetzerkreisen) beteiligt waren, ist in der Sekundärliteratur umstritten; im Folgenden sollen exemplarisch nur drei Positionen angeführt werden:18 Von einem Übersetzerwechsel ging der einflussreiche britische Septuagintaforscher Henry St. John Thackeray in einer 1903 veröffentlichten Studie aus.19 Thackeray beobachtete in Ez 28–39 einige im Vergleich mit den anderen beiden Buchteilen andere Übersetzungsäquivalenzen und ging deshalb davon aus, dass dieser Teil („Ezek. b“) von einem anderen Übersetzer übersetzt wurde als von dem Übersetzer, der für Ez 1–27 („Ezek. a“) und Ez 40–48 („Ezek. g“) verantwortlich zeichnete. Eine zentrale Rolle spielte für Thackeray dabei der Wechsel bei der Wiedergabe des Namens Tyrus (in Ez 26+27 [nach LXXB] transkribiert wiedergegeben mit Zor, ab Ez 28 übersetzt mit Tu,roj). Thackeray war der Ezechieltext des Papyrus 967 noch nicht zugänglich. Edmund Harris Kase, einer der Herausgeber der 1938 veröffentlichten in Princeton liegenden Ezechieltexte des Papyrus 967, äußerte sich kritisch zu Thackerays Theorie eines Übersetzerwechsels, da nicht wenige von Thackerays Beobachtungen durch LXX967Ez relativiert worden seien.20 So finde sich etwa der Name Tu,roj in LXX967-Ez bereits einmal in Kapitel 27. Kase betonte, dass zuerst von den grundlegenden sprachlichen Gemeinsamkeiten zwischen den Teilen „Ezek. a“ und „Ezek. b“ auszugehen sei („Ezek. g“ sei für die Frage nach dem Übersetzerwechsel aufgrund der besonderen Thematik dieser Kapitel und der damit verbundenen wenig signifikanten sprachlichen Berührungspunkte mit den ersten beiden Teilen nicht entscheidend). Erst in zweiter Linie müssten dann auffallende Unterschiede zwischen den beiden Teilen erklärt werden, insbesondere die unterschiedliche Wiedergabe der Fügung profh,teuson kai. evrei/j vs. profh,teuson kai. eivpo,n, der Erkenntnisformel evpignw,sontai dio,ti evgw. ku,rioj vs. gnw,sontai o[ti evgw, eivmi ku,rioj, sowie des Namens Zor vs. Tu,roj. Kase 18

Einen guten Forschungsüberblick bietet Lust, Multiple Translators. Thackeray, Greek Translators of Ezekiel. In Hinblick auf auffallende sprachliche Gemeinsamkeiten zwischen Ez 26–27 und Ez 28–39 rechnete Thackeray mit einem „Übergang“: Der zweite Übersetzer habe vor seiner Übersetzung die Kapitel 26–27 des ersten Übersetzers gelesen und sei entsprechend beeinflusst worden, a.a.O., S. 406. Insbesondere McGregor, Greek Text, stimmte Thackeray in Bezug auf den Übersetzerwechsel zu; McGregor zog allerdings die Grenze zwischen erstem und zweitem Buchteil nicht zwischen Ez 27 und 28, sondern zwischen Ez 25 und 26. 20 Kase, Translator(s), S. 54. 19

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erklärte diese Fälle mit einer sporadischen revisorischen Aktivität in Ez 1–27: Ein Revisor habe hier die genannte Fügung sowie die Erkenntnisformel verändert bzw. den Namen Tu,roj durch Zor ersetzt „in the interest of supplying a more literal rendering of the Hebrew.“21 Johan Lust unterzog in einem 2008 veröffentlichten Beitrag die Thesen von einem Übersetzerwechsel bzw. einer Revision einer Prüfung.22 Dabei untersuchte er genauer die Wiedergabe der Erkenntnisformel und wies darauf hin — die Beobachtungen von Thackeray und Kase präzisierend bzw. korrigierend —, dass in LXX967-Ez diese Formel bis einschließlich Ez 25 zwar gut zehnmal mit dio,ti, aber eben auch (!) knapp zwanzigmal mit o[ti erscheint.23 Das Beispiel zeige, so Lust, dass Varianzen wie die der unterschiedlichen Wiedergabe der Erkenntnisformel nicht notwendig mit einem Übersetzerwechsel (oder einer Revision) erklärt werden müssen, sondern ebenso auf einen Übersetzer hindeuten könnten „changing his mind“24. Lust ging auch auf einige Fälle von signifikant unterschiedlichen Übersetzungen derselben hebräischen Wörter bzw. Wurzeln im Rahmen der Buchteile „Ezek. a“ und „Ezek. b“ ein und zeigte, dass sich derartige Unterschiede nicht zuletzt unter dem Einfluss eines jeweiligen unterschiedlichen Kontexts erklären lassen. Ferner könnten bestimmte stilistische Unterschiede zwischen den Buchteilen (wie etwa die wörtliche Übersetzung von instrumentalem b mit der Präp. evn + Dat. in „Ezek. a“ vs. mit einfachem Dat. in „Ezek. b“) darauf hindeuten, dass der Übersetzer zunächst einen semitisierenden Stil bevorzugte und dann stilistisch mehr der Zielsprache Aufmerksamkeit schenkte. Lust schloss „that perhaps no plurality of translators is needed to explain the minor variations and diversity in LXX-Ezek“25. Auch die Autoren dieser Einleitung stehen den Thesen eines Übersetzerwechsels bzw. einer Revision im Old Greek Ezechiel skeptisch gegenüber. Der entscheidende Punkt ist dabei, dass der Charakter der griechischen Ezechielübersetzung sich nicht verändert, insofern erstens durchgängig in der Regel die hebräische Syntax abgebildet und die hebräische Wortfolge nachgeahmt wurde, zweitens sich das Muster der überwiegend begriffskonkordanten Wiedergabe im Rahmen von größeren und kleineren 21

Kase, Translator(s), S. 73. Lust, Multiple Translators. 23 Die Beispiele lassen sich vermehren. So wird etwa im Rahmen der Rede-Aufträge für Ezechiel das Pf. cons. trmaw nach dem Impt. auch innerhalb von Ez 28–39 einige Male im Griech. mit modalem Futur (und nicht mit Impt.) wiedergegeben, s. hierzu in der synoptischen Übersetzung die Anm. zu LXX967Ez 28,12a (Z. 2). Angeführt sei noch ein Beispiel, das auf Thackerays Liste mit den Beispielen stand, die seiner Meinung nach den Wechsel zwischen den Übersetzern besonders deutlich belegen, Idem, Greek Translators of Ezekiel, S. 401: ![y bzw. rva ![y (+ Inf. cs. oder finitem Verb) wurde in allen drei Buchteilen mit avnqV w-n, jedoch nur in „Ezek. b“ zwischen 29,9 und 36,6 5x mit avnti. tou/ + Inf. wiedergegeben (LXX967-Ez 29,9; 34,8; 35,5; 36,3; 36,6). Die Beobachtung ist korrekt. Thackeray wies jedoch nicht aus, dass im Bereich von 29,9–36,6 sich zweimal auch die Wiedergabe von ![y bzw. rva ![y mit avnqV w-n + finitem Verb findet (31,10; 36,2); zudem wurde in 34,8 ![y einmal mit evpei, + finitem Verb übersetzt. Innerhalb eines bestimmten Bereichs des zweiten Teils „Ezek. b“ besteht also bei der Wiedergabe von ![y bzw. rva ![y eine Varianz. Daraus lässt sich aber bezüglich eines Übersetzerwechsels zwischen den beiden Buchteilen bzw. einer Revision nichts gewinnen. 24 Lust, Multiple Translators, S. 661. 25 Lust, 8.3. Ezekiel: Septuagint, S. 584. Vgl. auch Schwagmeier, Untersuchungen, S. 123f. 22

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Sinneinheiten durchhält (s.o. 1.1.1.1.) und drittens bestimmte „tragende“ Formeln (mit jeweils mehreren Dutzenden von Belegen) und syntaktische Konstruktionen buchübergreifend einheitlich oder überwiegend einheitlich wiedergegeben wurden. Zum dritten Punkt seien im Folgenden noch einige wenige Beispiele angeführt: Durchgängig wurden die Spruchformel hwhy (ynda) ~[n mit le,gei ku,rioj (o` qeo,j), die Gottesspruch-Einleitungsformel26 hwhy (ynda) rma hk mit ta,de le,gei ku,rioj (o` qeo,j) und die Wortereignisformel rmal yla hwhy rbd yhyw mit kai. evge,neto lo,goj kuri,ou pro,j me le,gwn übersetzt. Buchübergreifend wurden die in Ez besonders beliebten mit b + Inf. + Suff. (in Subjektsfunktion) + Obj. konstruierten kausalen bzw. modalen Sätze isomorph mit evn tw/| + Inf. + Subjektsakkusativ + Obj. wiedergegeben, wenn keine syntaktischen Gründe dagegen sprachen (wie z.B. ein vom übergeordneten Satz abweichendes Subjekt27).28 Die in Ez mehrfach verwendete Konstruktion mit ![y + Inf. + parataktisch (mit w) angeschlossenem Nebensatz + !kl (Einleitung der Apodosis) wurde in der Regel isomorph nachgeahmt. Und dies, obwohl ein parataktischer Anschluss eines subjunktionslosen Nebensatzes an eine substantivierte AcI-Konstruktion im Griechischen agrammatisch ist.29 Diese Einheitlichkeit trägt wesentlich dazu bei, dass sich beim Lesen des griechischen Textes nicht das Gefühl von „Brüchen“ einstellt. Daran ändern auch die von Thackeray und Kase ins Feld geführten Varianzen bei (einigen) Formeln, Fügungen und Konstruktionen nichts: Wie bei den variierenden Wiedergaben von hebräischen Begriffen bzw. Wurzeln in bestimmten Sinneinheiten lassen sich diese Varianzen auch so erklären, dass der Übersetzer(kreis) in einem gewissen Rahmen dem Sinnpotential der hebräischen Sprache mit den Mitteln der griechischen Übersetzung Rechnung zu tragen versuchte.30

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Die in der Sekundärliteratur übliche Bezeichnung „Botenformel“ sollte aufgegeben werden, da die Formel hwhy (ynda) rma hk nicht die Funktion hat, den Propheten in der Welt des Buches als „Boten“ zu legitimieren: Die Formel ist, wie aus mehreren Stellen eindeutig hervorgeht (z.B. Ez 12,10; 24,20f.; 34,17), Teil des Ezechiel von Gott vorgegebenen Wortes. Der Sprecher der Formel ist also nicht der Prophet, sondern Gott, der seine Worte mit der Formel einleitet; zur Funktion der Formel s. Finsterbusch, Messenger Formula. 27 In diesen Fällen wurde mit einem durch o[tan eingeleiteten prospektiven Nebensatz übersetzt, s. z.B. in der synoptischen Übersetzung die Anm. zu LXX967-Ez 28,26 (Z. 7) und zu 46,9 (Z. 1). 28 Siehe auch Soisalon-Soininen, Infinitive, S. 188. 29 Siehe z.B. in der synoptischen Übersetzung die Anm. zu LXX967-Ez 18,24 (Z. 3); 33,8 (Z. 3) und 35,5 (Z. 2). 30 Im Ezechielbuch gibt es einen Abschnitt, der sich als Testfall für die Identifizierung der Hand eines Übersetzers eignet, der nicht der Old Greek Ezechiel Übersetzer war bzw. zum Old Greek Ezechiel Übersetzerkreis gehörte, nämlich 36,23b–38. Unter den griech. Hss fehlt der Abschnitt nur in LXX967-Ez. Thackeray, Greek Translators of Ezekiel, S. 407f.; Ders., Septuagint and Jewish Worship, S. 124–129, machte auf die vielen Besonderheiten dieses Abschnitts in Bezug auf Vokabular und Stil aufmerksam und vermutete, dass er aus einer anderen Übersetzung sekundär in den Old Greek Ezechiel eingefügt wurde. Die linguistischen Besonderheiten in diesem Abschnitt sind in der Tat so augenfällig, dass Thackerays alte These von einem anderen Übersetzer bis heute in der Ezechielforschung breite Zustimmung findet, s. McGregor, Greek Text, S. 183–191; Lust, Ezekiel 36–40, S. 521; Schwagmeier, Untersuchungen, S. 120; Tov, Recensional Differences, S. 409f.

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1.1.1.3. Hebräische Vorlage Das grosso modo konsistente Profil des Old Greek Ezechiel zeigt das Hauptinteresse des ezechielischen Übersetzer(kreise)s: Er wollte das ihm vorliegende hebräische Ezechielbuch seiner Adressatenschaft „originalgetreu“ nahebringen. Mit anderen Worten formuliert: Es ist nicht davon auszugehen, dass der Übersetzer(kreis) auf der Mikro- und auf der Makroebene tiefgreifend in die Sinneinheiten des Buches eingriff (und z.B. eigenmächtig Abschnitte kürzte oder Sinneinheiten umstellte). Daraus folgt für das dem Übersetzer(kreis) vorliegende hebräische Ezechielbuch, dass es sich dabei um eine nicht-masoretische Textfassung gehandelt haben muss, die sich in vielen Details, in Bezug auf den Umfang sowie in Bezug auf die Struktur von einer protomasoretischen Textfassung unterschieden hat. Von einer solchen Textfassung haben sich nur wenige Spuren erhalten: Publiziert sind die Fragmente von sieben hebräischen Ezechiel-Handschriften vom Toten Meer, die alle aus der Zeit zwischen der Mitte des 1. Jh. v. Chr. und der frühen Hälfte des 1. Jh. n. Chr. stammen.31 Bei drei Handschriften erlaubt der fragmentarische Zustand keine textliche Klassifizierung (1QEzek; 3QEzek; 4QEzekc), zwei Handschriften können als proto-masoretisch (4QEzeka und MasEzek) und zwei als semi-masoretisch (4QEzekb und 11QEzek) klassifiziert werden. 4QEzekb und 11QEzek bezeugen einzelne Varianten, die der mutmaßlichen hebräischen Vorlage des Old Greek Ezechiel entsprochen haben bzw. als „non-aligned“ charakterisiert werden können. Aussagekräftiger ist das Zeugnis der textkritisch relevanten Ezechiel-Zitate in der jüdischen Literatur der Zeit des Zweiten Tempels:32 Hier weisen sechs Fälle auf die Existenz der nicht-masoretischen hebräischen Vorlage des Old Greek Ezechiel hin, zwei Fälle bezeugen eigenständige textliche Elemente. Der Befund könnte darauf hindeuten, dass bis in das 1. Jh. v. Chr. vor der mutmaßlichen Standardisierung der autoritativen hebräischen Schriften (s.u. 1.1.2.3.) synchron mehrere ezechielische Textfassungen in Gebrauch waren (ebenso wie dies auch bei anderen Schriften der Fall war, wie die entsprechende Handschriften vom Toten Meer mit wünschenswerter Deutlichkeit zeigen33).

31 Eine Übersicht über die ezechielischen Hss vom Toten Meer bietet Lange, 8.2.1. Ezekiel: Ancient Manuscript Evidence. Zu einer Übersicht über die (für die Frage nach der hebräischen Vorlage des Old Greek Ezechiel nicht ergiebige) nicht-biblische Ezechielliteratur in der Zeit des Zweiten Tempels s. Olley, Trajectories 2, S. 54–62. 32 Siehe hierzu Finsterbusch, Quotations. — Für eine sich entwickelnde ezechielische Texttradition spricht auch, dass der in Codex B überlieferte Ezechieltext offensichtlich an einen hebräischen Text angeglichen wurde, der entwicklungsgeschichtlich zwischen der Vorlage des Old Greek Ezechiel und dem MT-Ez stand, so auch Lilly, Books, S. 301f. 33 Zum Beispiel die biblischen Bücher Josua, Jeremia, Sprüche und Daniel, s. Tov, Textual Criticism, S. 365–369. Nicht-biblische jüdische Schriften, von denen in der Antike synchron verschiedene Textfassungen existierten, sind z.B. die „Gemeinderegel“, s. Hempel, Community Rules, und Avot de-Rabbi Natan, s. Becker, Avot.

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1.1.1.4. Entstehungsort, Entstehungszeit, Zweck der Übersetzung Nach der Aussage des Aristeasbriefes schickte unter Ptolemaios II. der Jerusalemer Hohepriester Eleazar Pergamentrollen mit dem Gesetz (gemeint ist wahrscheinlich eine Fassung des Pentateuchs) und 72 Übersetzer nach Alexandria (Arist §32), die dort den Text in 72 Tagen übersetzten (Arist §307). Im Old Greek Ezechiel lassen sich zwar nicht — wie z.B. in LXX967-Dan34 — Spuren nachweisen, die auf alexandrinisches Lokalkolorit hindeuten, jedoch bezeugen einige „verräterische“ Übersetzungen eine ägyptische Perspektive.35 So ist es wahrscheinlicher, dass der Übersetzer(kreis) in Ägypten bzw. Alexandrien wirkte, als dass er in Judäa arbeitete (z.B. in Jerusalem im Umfeld des Tempels).36 In Bezug auf die Entstehungszeit des Old Greek Ezechiel ist das 2. Jh. v. Chr. wahrscheinlich. Dafür spricht zum einen die Nähe (oder Identität?) der Übersetzer(kreise) des Jeremia und des Ezechiel. In Bezug auf Jeremia lässt sich der terminus ante quem bestimmen, insofern Ende des 2. Jh. v. Chr. der Enkel des Ben Sira bei der Übersetzung des Buches seines Großvaters die LXX-Jer benutzte.37 Zum anderen könnte die griechische Übersetzung von LXX967-Ez 21,26 (= MT-Ez 21,31) die Intention gehabt haben, hasmonäische Herrschaftsansprüche zu legitimieren.38 Damit wäre der terminus post quem des Old Greek Ezechiel die Mitte des 2. Jh. v. Chr. In Bezug auf die intendierte Funktion der ezechielischen griechischen Übersetzung lässt sich festhalten, dass sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als „Interlinearübersetzung“ im Sinn einer Verständnishilfe für den zugrundeliegenden hebräischen Text gedacht war (diesfalls hätte die Übersetzung in Bezug auf Isomorphie und Begriffskonkordanz noch mechanischer bzw. stereotyper gestaltet werden müssen). Es ist wahrscheinlich, dass der Old Greek Ezechiel (wie andere ins Griechische übersetzte autoritative Schriften) als „originalgetreues“ Abbild der hebräischen Textfassung dem Gebrauch beim Gottesdienst und beim Studium dienen sollte.

34 In LXX967-Dan 1,20 werden ~ymjrx und ~ypva nicht, wie gewöhnlich, mit evpaoidoi, und ma,goi („Beschwörer und Magier“) wiedergegeben (so etwa Th-Dan 1,20), sondern mit sofistw/n und filolo,gwn („Sophisten und Philologen“). Dadurch scheint ein Bezug zum alexandrinischen Kontext auf, d.h. zu den im Museion tätigen literati, so Wooden, Recontextualization. 35 So wird z.B. in 17,10 ~ydqh xwr mit a;nemon to.n kau,swna („Hitze-Wind“) und nicht „wörtlich“ mit Ostwind übersetzt, da aus ägyptischer Perspektive der Ostwind als segensreicher Wind gilt, s. die Anm. zu LXX967-Ez 17,1 (Z. 3) und vgl. auch Pfeiffer, Elemente, S. 240. 36 Zu den „Milieus der griechischen Bibelübersetzungen“ s. die differenzierten Ausführungen von Rösel, Schreiber, S. 89–92, und vgl. auch Tov, Text-Critical Use, S. 201–206. 37 Vgl. Lange, Book of Jeremiah in the Hebrew and Greek Texts of Ben Sira, S. 160f. 38 Das Gerichtswort nach der griechischen Fassung ist geprägt durch den Gegensatz Absetzen des hohenpriesterlichen Kopfschmucks vs. Aufsetzen der königlichen Krone. Der Kritik könnte entnommen werden, dass beide Ämter vereint sein sollten. Nach Konkel, Ezechielbuch, S. 63, zielt die Übersetzung auf eine Legitimation der geistlichen und weltlichen Führungsansprüche der Hasmonäer.

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1.1.2. MT-Ez 1.1.2.1. Die Entstehung des proto-masoretischen Ezechielbuches: die Arbeit von proto-masoretischen (Buch-)Redaktoren und der Anteil von (Kopisten-)Schreibern MT-Ez und Old Greek Ezechiel (und seine mutmaßliche hebr. Vorlage) unterscheiden sich, wie schon erwähnt, in Bezug auf Textstruktur und Umfang sowie in vielen Details auf der Mikroebene. Für Fragen der Textentwicklung ist eine Analyse der unterschiedlichen Textstruktur der Textfassungen aufschlussreich. Der wesentliche Unterschied in der Textstruktur betrifft die (ausweislich der die Ezechieltexte gliedernden Datierungen, s.u. 1.2.5.1.) zwölfte große Sinneinheit im Buch (Old Greek Ezechiel: 33,21–37,28; MT-Ez: 33,21–39,29). Sie besteht aus sieben Untereinheiten,39 die in den Textfassungen jedoch unterschiedlich angeordnet sind: Old Greek Ezechiel (LXXB[Ez 1–11]/LXX967[Ez 12–48]) bzw. hebräische Vorlage Die ersten elf Einheiten: Ez 1,1–33,20: Ezechiel erzählt: Gottes Gericht für Israel und die Fremdvölker Zwölfte Einheit: Ez 33,21–37,28: Ezechiel erzählt: Gottes Heil für Israel: von der Zerstörung bis zur Restauration I. KLÄRUNGEN BEZÜGLICH DER ZUGEHÖRIGKEIT VERSCHIEDENER GRUPPEN ZUM VOLK 1. Einheit 33,23–33 (Gottes Worte, gerichtet an die im Land Gebliebenen und an die Exilierten um Ezechiel): Vernichtung der im Land Gebliebenen; kritische Bewertung der Exilierten 2. Einheit 34,1–31 (Gottes Worte, gerichtet an die Hirten und an das Kleinvieh): Aburteilung der bisherigen Hirten; Verheißung eines neuen David und Gottes Zuwendung zu den zerstreuten Schafen II. VORBEREITENDE MASSNAHMEN VOR ORT FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG 3. Einheit 35,1–36,15 (Gottes Worte, gerichtet an das Gebirge Seïr und an die Berge Israels): Vernichtung Edoms aufgrund seiner Feindschaft und seiner Annektionsgelüste bezüglich der beiden Reiche Juda und Israel; Restauration des verwüsteten Gebiets Israels angesichts der nahen Rückkehr III. GRÜNDE FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG 4. Einheit 36,16–23 (Gottes Worte, gerichtet u.a. an die Exilierten): Rückführung um des heiligen Namens und der Gottes-Erkenntnis der Völker willen 5. Einheit 38,1–39,29 (Gottes Worte, gerichtet an Gog und an die Tierwelt): Rückführung als Bedingung für das Stattfinden des künftigen Vernichtungskrieges Gottes mit Gog im Land Israel um der GottesErkenntnis der Völker und Israels willen IV. VORBEREITENDE MASSNAHMEN AN DEN EXILIERTEN FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG 6. Einheit 37,1–14 (Erzählung einer Zeichenhandlung mit Gottes Worten, gerichtet u.a. an die Knochen der Exilierten): Wiederbelebung der Exilierten durch Gottes Geist V. IM LAND IN DER ZUKUNFT: EIN VOLK, EIN HIRTE 7. Einheit 37,15–28 (Gottes Worte, gerichtet u.a. an die Exilierten): Restauration der aus dem Exil Zurückgeführten als geeintes Volk im Land; Restauration von Bund, davidischem Königtum und Tempel

Dreizehnte Einheit: Ez 40–48: Ezechiel erzählt von einer Vision: Er erhält eine Tour durch den neuen Tempel verbunden mit Instruktionen, Israel aktualisierte göttliche Weisung weiterzugeben.

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Sechs dieser Untereinheiten sind (in beiden Textfassungen) mit der Wortereignisformel eingeleitet, eine Untereinheit (37,1–14) ist ein narrativer Text. In der nicht-masoretischen Fassung sind die sieben Untereinheiten nach chronologischen Gesichtspunkten linear angeordnet, in der masoretischen Fassung zeigt sich eine konzentrische Anordnung. Zur Struktur der zwölften Einheit in den beiden Textfassungen s. Biberger, Heil, S. 120–132; Finsterbusch, Profil.

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MT-Ez (Codex Leningradensis) Die ersten elf Einheiten: Ez 1,1–33,20: Ezechiel erzählt: Gottes Gericht für Israel und die Fremdvölker Zwölfte Einheit: Ez 33,21–39,29: Ezechiel erzählt: Gottes Heil für Israel: im Zentrum die Neuschöpfung der Person durch Gott I. IM LAND IN DER ZUKUNFT: VERNICHTUNG DER IM LAND GEBLIEBENEN 1. Einheit 33,23–33 (Gottes Worte, gerichtet an die im Land Geliebenen und an die Exilierten um Ezechiel): Vernichtung der im Land Gebliebenen; kritische Bewertung der Exilierten II. IM LAND IN DER VERGANGENHEIT/GEGENWART: SCHLECHTE HIRTEN 2. Einheit 34,1–31 (Gottes Worte, gerichtet an die Hirten und an Gottes Kleinvieh): Aburteilung der bisherigen Hirten; Verheißung eines neuen David und Gottes Zuwendung zu den zerstreuten Schafen III. VORBEREITENDE MASSNAHMEN VOR ORT FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG 3. Einheit 35,1–36,15 (Gottes Worte, gerichtet an das Gebirge Seïr und an die Berge Israels): Vernichtung Edoms aufgrund seiner Feindschaft und seiner Annektionsgelüste bezüglich der beiden Reiche Juda und Israel; Restauration des verwüsteten Gebiets Israels angesichts der nahen Rückkehr IV. GRÜNDE FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG UND FÜR DAS GELINGEN DES LEBENS DER ZURÜCKGEFÜHRTEN IM LAND 4. Einheit 36,16–38 (Gottes Worte, gerichtet u.a. an die Exilierten): Rückführung um des heiligen Namens und der Gottes-Erkenntnis der Völker willen; im Land dauerhaft gelingendes Leben der Zurückgeführten aufgrund der Neukonstituierung des Zentrums der Person durch die Gabe eines neuen Herzens und die Implementierung von Gottes Geist V. VORBEREITENDE MASSNAHMEN AN DEN EXILIERTEN FÜR DIE RÜCKFÜHRUNG 5. Einheit 37,1–14 (Erzählung einer Zeichenhandlung mit Gottes Worten, gerichtet u.a. an die Knochen der Exilierten): Wiederbelebung der Exilierten durch Gottes Geist VI. IM LAND IN DER ZUKUNFT: EIN VOLK, EIN HIRTE 6. Einheit 37,15–28 (Gottes Worte, gerichtet u.a. an die Exilierten): Restauration der aus dem Exil Zurückgeführten als geeintes Volk im Land; Restauration von Bund, davidischem Königtum und Tempel VII. IM LAND IN DER ZUKUNFT: VERNICHTUNG DES GOG, GEISTBEGABUNG DER ZURÜCKGEFÜHRTEN 7. Einheit 38,1–39,29 (Gottes Worte, gerichtet an Gog und an die Tierwelt): Rückführung als Bedingung für das Stattfinden des künftigen Vernichtungskrieges Gottes mit Gog im Land Israel um der GottesErkenntnis der Völker und Israels willen; Leben der Zurückgeführten im Land als Geistbegabte

Dreizehnte Einheit: Ez 40–48: Ezechiel erzählt von einer Vision: Er erhält eine Tour durch den neuen Tempel verbunden mit Instruktionen, Israel aktualisierte göttliche Weisung weiterzugeben.

Der in der Mitte der nicht-masoretischen Fassung der zwölften Sinneinheit stehende III. Block zeigt, wo der inhaltliche Schwerpunkt der Einheit liegt: Der in der Welt des Buches sprechende Gott macht deutlich, warum er an seinem Volk heilvoll handeln und es zurück ins Land führen will trotz der bisherigen Geschichte des Volkes, die (buchübergreifend) als Sündengeschichte konstruiert ist.40 Auch im Zentrum der masoretischen Fassung der zwölften Sinneinheit (Block IV) steht das Anliegen, Gründe für die heilvolle Rückführung des Volkes ins Land anzugeben. Darüber hinausgehend wird im großen „Textplus“ MT-Ez 36,23b–38 auch noch die Frage der Nachhaltigkeit von Gottes heilvollem Handelns geklärt: Die Menschen werden in Zukunft im Land nur deshalb nach Gottes Geboten leben, weil Gott das Zentrums der Person neu konstituiert (Austausch des alten Herzens durch ein neues) und seinen Geist gibt. Das Thema Gabe des Geistes wird am Ende der zwölften Sinneinheit noch einmal eingespielt (MT-Ez 39,29) und das Thema Schuld des 40

Texte in Ezechiel (beide Fassungen), in denen Menschen zugestanden wird, aus eigener Kraft Gottes Gebote zu halten, sind die Ausnahme: Ez 14,6; 18,30–32; 33,10f., s. hierzu Lyons, Initiative.

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Volkes in der Vergangenheit in mehreren kleineren „Textplussen“ unterstrichen (z.B. MT-Ez 36,18; 37,23; 39,26). Weil nicht erklärbar ist, wieso eine (Buch)-Redaktion alle diese „Textplusse“ getilgt haben sollte und damit das Motiv der Sündengeschichte des Volkes geschwächt und die Aussagen über künftiges Heil reduziert haben sollte, ist der Befund am wahrscheinlichsten so zu erklären, dass es proto-masoretische (Buch-)Redaktoren waren, die den inhaltlichen Schwerpunkt der älteren Fassung der Sinneinheit verstärkt haben und dabei nicht zuletzt auch tiefgreifend in Umfang und Struktur der Einheit eingegriffen haben. Es waren vermutlich auch proto-masoretische (Buch-)Redaktoren, die buchübergreifend systematisch zentrale Themen bearbeitet und das ältere ezechielische Buchprofil dadurch verändert haben.41 Nicht entschieden werden kann in diesem Rahmen, ob hierfür im Wesentlichen eine proto-masoretische Haupt-Redaktion verantwortlich war, oder ob hierbei verschiedene proto-masoretische (Buch-)Redaktoren sukzessive am Werk waren. Ferner können keinesfalls alle textlichen Eingriffe „automatisch“ proto-masoretischen (Buch-)Redaktoren zugeschrieben werden: Von größeren redaktionellen Eingriffen sind zu unterscheiden kleinere textliche Eingriffe auf der Mikroebene, die sich vor allem durch Punktualität auszeichnen, d.h. deren Bedeutung in aller Regel nicht über die Satz- oder Abschnittsgrenze hinausgeht. Die biblischen Handschriften vom Toten Meer zeigen, dass (Kopisten-)Schreiber (im Anschluss an eine Formulierung von Emanuel Tov42) über viele Generationen hinweg Texte punktuell bis hin zur ihrer Standardisierung (s.u. 1.1.2.3.) verändern konnten bzw. verändert haben. Ist die Analyse korrekt, dass es proto-masoretische (Buch-)Redaktoren waren, die das Profil des Ezechielbuches tiefgreifend veränderten, so folgt daraus lediglich, dass der MT-Ez grosso modo als die vergleichsweise jüngere Textfassung anzusehen ist.43 Im Hinblick auf die erwähnten Aktivitäten der (Kopisten-)Schreiber enthält der MT-Ez auf der Mikroebene mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ältere und jüngere textliche Elemente. Unseres Erachtens ist es in Bezug auf nicht wenige kleinere textliche Unterschiede in den Sinneinheiten zwischen der nicht-masoretischen und der masoretischen Fassungen methodisch nicht möglich, sie chronologisch miteinander in Beziehung zu setzen bzw. den „ältesten erreichbaren Text“ zu erheben.44

41 Als Beispiel sei die Veränderung der Bundeskonzeption durch mutmaßlich proto-masoretische (Buch-) Redaktoren genannt, s. hierzu ausführlich Finsterbusch, Concepts of Covenant, und s. auch unten S. 14 (1.1.2.2.). 42 Tov, Textual Criticism, S. 324. 43 So z.B. auch Tooman, 8.1. Ezekiel: Textual History of Ezekiel, S. 567; Schwagmeier, Untersuchungen, S. 313–317; Rösel, Sieg, S. 405; Konkel, Ezechiel-Septuaginta. Anders Fabry, Ezechiel in Qumran, S. 19, 37, der die proto-masoretische Textfassung für älter als die hebr. Vorlage von LXX967-Ez hielt und diese Vorlage als einen „zwischenzeitlich hasmonäisch verunstalteten Kurztext“ charakterisierte. 44 Zu dieser Problematik s. Finsterbusch, Traditional Textual Criticism Reconsidered.

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1.1.2.2. Die Entstehungszeit des proto-masoretischen Ezechielbuches Der terminus post quem der Entstehung der proto-masoretischen Textfassung ist unbestreitbar 571 v. Chr.: Die späteste enthaltene Datierung im Buch in MT-Ez 29,17 entspricht in etwa April 571 v. Chr. In Bezug auf den terminus ante quem gibt es in der Forschung keine Einigkeit. Hier können exemplarisch nur einige Positionen vorgestellt werden: Die späteste Entstehungszeit, nämlich das 1. Jh. n. Chr.,45 vertritt Johan Lust: In seiner Analyse der Kapitelsequenz 36-38-39-37 (LXX967-Ez) brachte Lust die in Ez 37,1–14 erwähnten Knochen mit gefallenen Israeliten im Krieg mit Gog im Land Israel (Ez 38f.) in Verbindung und vermutete, dass Apokalyptiker in diesen Szenen ihre Erwartungen bezüglich einer endzeitlichen Schlacht und der Auferstehung erfüllt sahen.46 Daraufhin habe eine nicht-apokalyptische Gruppe reagiert und Ez 37 vor die Gog-Perikope Ez 38f. gestellt. Dadurch erscheine die Vision von der Wiederbelebung der Knochen als Teil der Restauration des exilierten Israels und nicht als Text über die Auferstehung im Zusammenhang mit einer endzeitlichen Schlacht. Gegen Lust ist einzuwenden, dass Ez 37,12–14 in beiden (!) Fassungen eindeutig besagt, dass die Restauration der Exilierten die Bedingung für deren Rückführung ins Land Israel ist, d.h. die Knochen befinden sich außerhalb des Landes und können keinesfalls mit gefallenen Israeliten im Krieg gegen Gog im Land Israel in Verbindung gebracht werden. Mehrfach wird eine Entstehung des proto-masoretischen Ezechielbuches in der frühen hasmonäischen Zeit (ca. 165–50 v. Chr.) vermutet: Nach Ashley S. Crane ist die ältere Kapitelfolge (36–38–39–37) geändert worden, um die Vision von der Wiederbelebung der Knochen (37,1–14) sowie die Verheißung des künftigen David (Ez 37,15–28) vor dem Krieg mit Gog (Ez 38f.) erscheinen zu lassen. Dies sei Teil des Versuchs der pro-hasmonäischen Redaktoren gewesen „to unite all Israel for both spiritual renewal, and to militarily rise against their enemies, even as to call to arms.”47 Die Frage nach der „Chrono-Logik“ in Bezug auf David spielt auch in der Argumentation von Michael Konkel eine entscheidende Rolle: Konkel verstand die griechische Übersetzung des nicht-masoretischen Ezechielbuches als „hasmonäische und antizadokidische Propaganda“. MT-Ez sei die Antwort der Zadokiden auf diese Propaganda: Durch die Umstellung der Kapitel werde der Überblendung der Heilsverheißungen mit dem Höhepunkt der hasmonäischen Herrschaft ein Riegel vorgeschoben, insofern im MT-Ez die Errichtung des verheißenen davidischen Herrschers (Ez 37,15–28) vor dem Krieg mit Gog erfolge (36–37–38–39); die Vision eines neuen Tempels und einer neuen Kultordnung (Ez 40–48) bleibe das kritische Korrektiv der Kultpraxis in Jerusalem (unter den Hasmonäern).48 45

Lust, Oldest Greek Manuscript, S. 532: „It is not ruled out that a confrontation between Pharisees and Christians influenced this reorganisation of the book of Ezekiel.“ 46 Lust, Oldest Greek Manuscript, S. 531f. 47 Crane, Restoration, S. 254. 48 Konkel, Ezechielbuch, S. 72, 74f.

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Gegen die Auffassungen von Crane und Konkel spricht, dass in der erzählten Welt der nicht-masoretischen Fassung des Ezechielbuches keinesfalls nahegelegt wird, dass mit der Einsetzung des künftigen David erst nach dem Krieg mit Gog zu rechnen ist: Dieser Krieg wird laut 38,11–13 zu einem Zeitpunkt stattfinden, da Israel wieder im Land lebt. Doch wie sollte man sich das Leben des zurückgeführten Israels im Land anders vorstellen, als von Anfang an als Volk geeint und unter einem davidischen Herrscher? Die Annahme einer sukzessiven Erfüllung der Verheißungen in 37,15–28 nach beiden Fassungen zerdehnt künstlich, was an Restaurationsmaßnahmen hier in einem Atemzug genannt wird. Im Fokus der ezechielischen proto-masoretischen (Buch-)Redaktoren stand nicht die „Chrono-Logik“, denn die vielen Aussagen über Ort und Zeit und vor allem die Reihenfolge der erzählten Ereignisse wurden nicht substantiell verändert.49 In Bezug auf die Bestimmung des Fokus dieser Redaktoren ist ein „verräterischer“ Text das Plus MT-Ez 36,23b–38: In diesem Text wird durch das Motiv der faktischen Neuschöpfung des Personenzentrums der Pessimismus der nicht-masoretischen Fassung, was die Fähigkeit der Menschen, Gottes Gebote zu halten, anbelangt, erheblich verstärkt. Ein derartiges pessimistisches Menschenbild passt aber eher nicht (mehr) in die spätere hellenistische bzw. hasmonäische Zeit, in der ja gerade betont wird, dass die Menschen nach der (mittlerweile von allen jüdischen Gruppierungen als autoritativ anerkannten) Tora leben können und sollen. Eine „verräterische“ Textbearbeitung findet sich im Rahmen der Neuakzentuierung der Bundeskonzeption, insofern in Ez 20,5f. das Bundesmotiv eingetragen wurde: Nach MT-Ez 20,5f. wurde „am Tag“ der Erwählung des Volkes in Ägypten auch der in der alten Zeit einzige (!) Bund zwischen Gott und Volk geschlossen (ein Bund mit den Erzvätern wird in Ez nicht erwähnt bzw. nicht vorausgesetzt).50 Als Ziel dieses Bundesschlusses wird angegeben, dass Gott sein Volk aus Ägypten in das verheißene Land führen will. Nolens volens liest sich dies als kritische Aussage gegenüber der Ägyptischen Diaspora. Eine solche kritische Aussage könnte in eine Zeit passen, in der die jüdischen Gemeinden in Ägypten, vor allem in Alexandrien, relativ schnell wuchsen, also in das 3. Jh. v. Chr. unter ptolemäischer Herrschaft. Eine Entstehung der proto-masoretischen Textfassung in der frühen hellenistischen Zeit scheint also nicht ausgeschlossen — letzte Sicherheit ist hier aber wohl nicht zu gewinnen.

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Siehe auch Tooman, 8.2.2. Ezekiel: Masoretic Texts, S. 573. Tooman selbst vertritt in Bezug auf Ez 38f. die redaktionsgeschichtliche These, dass diese beiden Kapitel in einem späten Stadium in die Textfassungen an unterschiedlichen Stellen eingefügt wurden, Idem, Gog of Magog, S. 77–83. 50 Siehe Finsterbusch, Concepts of Covenant, S. 132–136.

Einführung

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1.1.2.3. Standardisierung und Vokalisierung: der MT-Ez Die textliche Standardisierung der biblischen Schriften erfolgte wahrscheinlich zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem späten 1. Jh. n. Chr. (unter „Standardisierung“ wird hier [im Hinblick auf die textliche Evidenz der biblischen Handschriften vom Toten Meer und auf Erzählungen in der rabbinischen Literatur] ein Prozess verstanden, der je nach Schrift einerseits die Bestimmung einer bestimmten Handschrift unter mehreren Handschriften zum Standardtext und andererseits die Erstellung eines Standardtextes unter Abwägung der Varianz in verschiedenen Handschriften beinhaltet hat).51 Mit der textlichen Standardisierung fiel zeitlich in etwa zusammen die Kanonisierung, d.h. die Akzeptanz bestimmter Schriften als normativ von allen jüdischen Gruppen („Hebräische Bibel“). Der standardisierte Konsonantentext der Hebräischen Bibel wird in der Sekundärliteratur häufig — eigentlich anachronistisch — als „masoretischer Text“ (MT) bezeichnet. Anachronistisch deshalb, da Masoreten die Mitglieder von im Mittelalter tätigen Schreiberfamilien genannt werden. Die Masoreten vokalisierten (sicherlich unter Heranziehung alter Lesetraditionen) und akzentuierten die Konsonantentexte und versahen sie mit zahlreichen Anmerkungen. Im Rahmen der vorliegenden Einführung und in der synoptischen Übersetzung kann „MT-Ez“ den unvokalisierten wie den vokalisierten Konsonantentext des masoretischen Ezechielbuches bezeichnen. Die Bedeutung ist durch den jeweiligen Kontext erschließbar.

1.2. Zur synoptischen Übersetzung von MTL-Ez und LXX967-Ez 1.2.1. Verwendete Textausgaben Der MT-Ez wurde in diesem Buch übersetzt nach dem Codex Leningradensis, der laut Kolophon von Jakob Ben Samuel in Kairo im Jahr 1008 n. Chr. geschrieben wurde. Auch wenn einige Codices, die den Ezechieltext enthalten, älter sind als der Codex Leningradensis (wie z.B. der Codex Cairensis, 895 n. Chr., und der Codex Aleppo, um 930 n. Chr.),52 so ist er doch „die älteste datierte Handschrift der voll-

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In Bezug auf die textliche Standardisierung (gelegentlich auch genannt Stabilisierung) werden in der Sekundärliteratur verschiedene Modelle vertreten, s. hierzu Lange, Textual Standardization; Lange/ Finsterbusch, Masoretic Text and Its Value for Textual Criticism of the Hebrew Bible. Tov, Textual Criticism, S. 374–378, lehnt die Hypothese von der Standardisierung ab. 52 Auf der Mikroebene gibt es zwischen den Repräsentanten des masoretischen Textes zahlreiche, zumeist allerdings nicht sinnverändernde Abweichungen (vor allem im Bereich der Morphologie). Zu den ezechielischen Varianten der mittelalterlichen masoretischen Handschriften und Editionen s. die Ausgabe von Kennicott, Vetus Testamentum Hebraicum. Vol. 2, S. 173–247, und die Variantenliste von De Rossi, Variae Lectiones. Vol. 3, S. 126–170.

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Einführung

ständigen hebräischen Bibel“53 und leicht zugänglich in den Ausgaben der Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS) und der Biblia Hebraica Quinta (BHQ). Nur in Fällen von offensichtlichen (Schreib-)Fehlern auf der Konsonantenebene der Ezechieltexte oder auf der Ebene der tiberischen Vokalisation (Ben Ascher-System54) wurde gegen MTL-Ez und seine Ketib-Lesarten entschieden; die Abweichungen sind in Anmerkungen ausgewiesen. Alle Qere-Lesarten sind in Anmerkungen verzeichnet.55 Verzeichnet sind auch die (wenigen) wichtigen Fälle, in denen die (fragmentarisch erhaltenen) Ezechiel-Handschriften vom Toten Meer von MTL-Ez abweichen. Der Old Greek Ezechiel wurde übersetzt nach dem ältesten und zugleich besten Zeugen, nämlich dem Ezechieltext des vom Ende des zweiten bzw. Anfang des dritten Jh. n. Chr. stammenden Papyrus 967. Der Ezechieltext dieses Papyrus ist ab Ez 11,25 weitgehend vollständig erhalten; die entsprechenden Papyrusblätter wurden im Zeitraum von 1937–1972 in vier Teilpublikationen veröffentlicht: a) Blatt 10–17 (jeweils die obere Hälfte): Diese acht halben Blätter aus der Chester Beatty Sammlung wurden 1937 vom Direktor des Britischen Museums Frederic G. Kenyon in London veröffentlicht.56 b) Blatt 20 (obere Hälfte), 22 (untere Hälfte), 23–28.30–32.34–37.40–45 (vollständig): Diese in der John H. Scheide Sammlung enthaltenen Blätter wurden 1938 von Allan Chester Johnson („senior editor“), Henry Snyder Gehman (verantwortlich für die Kapitel „Observationes Criticae“ und „Relation to Hebrew, Syro-Hexaplar, and Greek Texts“) und Edmund Harris Kase (beteiligt an der Arbeit der Transkription und verantwortlich für die Kapitel „Relation to the Old Latin Version“, „The nomen sacrum in Ezekiel“ und „The Translator[s] of Ezekiel“) in Princeton publiziert.57 c) Blatt 33.38–39.46–52 (vollständig): Diese zehn Blätter wurden 1971 von Manuel Fernández-Galiano in Madrid veröffentlicht.58 d) Blatt 10–17.20 (jeweils die untere Hälfte), 22 (obere Hälfte), 18–19.21.29.53–61 (vollständig): Diese sich im Kölner Institut für Altertumswissenschaften befindenden Blätter wurden 1972 von P. Leopold

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BHS, Prolegomena, S. III. Im 9./10. Jh. n. Chr. arbeiteten in Tiberias zwei führende Masoreten, Aaron Ben Mosche Ben Ascher (gewöhnlich nur: Ben Ascher) und Mosche Ben David Ben Naphtali (gewöhnlich nur: Ben Naphtali). Die Unterschiede in Bezug auf die von ihnen bearbeiteten Bibeltexte wurden u.a. in dem berühmten mittelalterlichen Sefer Ha-Chillufim („Buch der Unterschiede“) von Mishael Ben Uzziel gesammelt. Das Buch ist im Original verloren gegangen und wurde (aufgrund verschiedener Abschriften) rekonstruiert von Lipschütz, Treatise. Demnach bestand in Bezug auf Ezechiel auf der Ebene der Konsonanten kein Unterschied, vgl. Lipschütz, Treatise, S. 16, Anm. 2, aber auf der Ebene der Vokalisation und Akzente bestanden 45 Unterschiede, s. die Liste in Lipschütz, Treatise, S. dl bis wl. — Das Ben Ascher-System setzte sich schließlich durch (auch der Codex Leningradensis wurde laut Kolophon auf der Grundlage mehrerer Codices geschrieben, die aus der Ben Ascher-Schule stammten, s. Lipschütz, Treatise, S. 5): Alle gedruckten Ausgaben der Hebräischen Bibel stehen dem Ben Ascher-System nahe. 55 Die Qere-Lesarten in den Büchern der Hebräischen Bibel müssen differenziert beurteilt werden: Einige dieser Lesarten werden auch in den Handschriften vom Toten Meer bezeugt (es handelt sich also um alte Varianten); bei einem Teil handelt es sich lediglich um Lesarten, die mit Schreibfehlern im masoretischen Text zusammenhängen. Für Ezechiel lässt sich sagen, dass wahrscheinlich einige Qere-Lesarten in der hebräischen Vorlage des Old Greek Ezechiel gestanden haben. Zum Thema Qere-Lesarten s. Tov, Variations; Idem, Textual Criticism, S. 53–58. 56 Kenyon, The Chester Beatty Biblical Papyri Descriptions. 57 Johnson/Gehman/Kase, The John H. Scheide Biblical Papyri. Ezekiel. 58 Fernández-Galiano, Nuevas Páginas del Códice 967 del A.T. Griego. 54

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Günther Jahn ediert,59 wobei Jahn zu den Blatthälften, die diejenigen der Chester Beatty und der Scheide Sammlung ergänzten, die schon edierten Texte mit wiedergab. Mittlerweile wurden von den einschlägigen Bibliotheken bzw. Instituten in Köln, Madrid und Dublin die jeweiligen Blätter des Papyrus 967 mit den Ezechieltexten digitalisiert und ins Internet gestellt. In der Ausgabe der in der John H. Scheide Sammlung enthaltenen Blätter befinden sich am Ende Faksimiles dieser Blätter.

Textlücken (d.h. nicht erhaltene griechische Textteile) wurden in der deutschen Übersetzung zu Beginn und am Ende mit drei Punkten … angezeigt (dies betrifft insbesondere die Kapitel 12–16). Nicht ausgewiesen wurden die Fälle, in denen rekonstruierter griechischer Text (zumeist ein bis drei Worte oder einzelne Buchstaben) übersetzt wurde (in der Leseausgabe wurde der rekonstruierte Text in eckige Klammern [] gesetzt; dort wurden in Anmerkungen auch die seltenen Fälle von Schreibfehlern im Papyrus vermerkt). Die wichtigsten Fälle,60 in denen alle anderen griechischen61 Handschriften vom Text der „Leithandschrift“ LXX967-Ez abweichen, wurden in Anmerkungen verzeichnet.62

1.2.2. Charakter der synoptischen deutschen Übersetzung In der deutschen Übersetzung wurden die Wortfolge und die Satzstruktur der übersetzten hebräischen und griechischen Texte so genau wie möglich abgebildet bzw. in Fällen, in denen dies aus Gründen der Verständlichkeit nicht möglich war, bei parallel gebauten Sätzen in beiden Textfassungen zumindest die einzelnen Satzglieder in der deutschen Übersetzung korrespondierend gehalten. Auf diese Weise sind, da der griechische Übersetzer(kreis) in der Regel die Wortfolge und die Satzstruktur des ihm vorliegenden hebräischen Textes genau nachahmte (s.o. 1.1.1.1.), diesbezügliche Unterschiede zwischen den beiden Textfassungen gut erkennbar. Abgebildet wurden im Deutschen (wenn irgend möglich) auch die Wortarten, ebenso wurde die hebräische und griechische Terminologie im Rahmen einer Sinneinheit soweit wie möglich begriffskonkordant wiedergegeben. Die Vers- und Kapitelzählung folgte im Fall der hebräischen Texte der BHS, im Fall der griechischen Texte haben wir uns an der Göttinger Ezechiel-Ausgabe orientiert.

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Jahn, Text. Beispielsweise wurden nicht-sinnverändernde kleinere Unterschiede bei der Graphie nicht ausgewiesen, auch in der Regel nicht die (zahllosen) Unterschiede im Artikelgebrauch. 61 Textkritische Spezialstudien müssten auch andere Primärübersetzungen (z.B. Peschitta und Vulgata) sowie sekundäre Übersetzungen (z.B. Vetus Latina) und das Zeugnis der Kirchenväter mit einbeziehen. 62 Angeführt wurde in diesen Fällen der Text nach LXX967-Ez sowie zum Vergleich in der Regel lediglich (um den Rahmen nicht zu sprengen) eine Variante, und zwar die des zweiten bedeutenden Zeugen des Old Greek Ezechiel, LXXB. Die gesamte Varianz kann gut erschlossen werden mit Hilfe des Apparats der Göttinger Ezechiel-Ausgabe (in Bezug auf die Ezechieltexte des Papyrus 967, die Ziegler bei der ersten Auflage 1952 noch nicht vorlagen, fertigte Detlef Fraenkel sehr sorgfältig in der zweiten Auflage von 1977 einen entsprechenden Nachtrag an). 60

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Die Schreibung der hebräischen Orts- und Personennamen richtete sich nach dem „Ökumenischen Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien“. Um die deutschen Texte nicht unnötig zu verkomplizieren, wurde diese Schreibung weitgehend auch bei der Wiedergabe der Namen aus dem Griechischen beibehalten, d.h. die phonetischen Unterschiede, die sich durch die Übertragung der Namen ins Griechische notwendig ergaben, wurden nicht berücksichtigt. Nur der Gottesname (hebr.: hwhy, griech.: ku,rioj) wurde unterschiedlich mit JHWH bzw. mit Kyrios wiedergegeben. Der Apparat der synoptischen Übersetzung enthält zahlreiche Anmerkungen: Es handelt sich hierbei um philologische Kommentare, um Angaben zur wahrscheinlichen hebräischen Vorlage des griechischen Übersetzer(kreise)s im Fall von Abweichungen vom masoretischen Text auf Konsonantenebene, um Angaben zum wahrscheinlichen Verständnis eines Wortes durch den griechischen Übersetzer(kreis), das nicht dem Verständnis der Masoreten entsprach, oder zur Auffassung der Syntax durch den griechischen Übersetzer(kreis), die von der der Masoreten abwich. Gelegentlich finden sich Hinweise auf alternative Übersetzungen (insbesondere auf die Übersetzungen der jüdischen Gelehrten Martin Buber/Franz Rosenzweig und Naftali Herz Tur-Sinai sowie auf die Elberfelder Übersetzung). Einzelheiten: * Nach Möglichkeit wurde Eigenarten des Hebräischen und Griechischen in der deutschen Übersetzung Rechnung getragen: Das im Griechischen auffallende doppelt gesetzte Personalpronomen, das das im Hebräischen gesetzte Personalpronomen verbunden mit einem Partizip in Prädikatsfunktion abbildet, wurde in der deutschen Übersetzung ebenfalls doppelt gesetzt. dio,ti wurde mit „denn in der Tat“ übersetzt (im Unterschied zum einfachen o[ti: „denn“). Die starke (doppelte) Verneinung ouv mh, wurde mit „keinesfalls“ wiedergegeben (im Unterschied zu den einfachen Verneinungen ouv oder mh,: „nicht“ o.ä.). Die Partikel o]n tro,pon, die stärker als griechische Alternativen wie z.B. w`j, w[sper „wie“ ist, wurde mit „ebenwie“ bzw. „eben auf die Weise“ übersetzt. * In bestimmten Fällen wurde in der deutschen Übersetzung in Bezug auf ein Wort oder eine Wendung eine im Vergleich zu der gewählten Übersetzung „wörtlichere“ Alternative angegeben, die in runde Klammern () gesetzt und mit w.: eingeführt wurde. Der Grund für diese zusätzliche Angabe lag meist darin, dass zwischen den Textfassungen ein Unterschied besteht, der ohne diese Angabe (in der Regel nur bei einer Textfassung) nicht nachvollziehbar wäre. * Hebr. Pf./hebr. Ipf. cons. wurden in der Regel im Deutschen mit Vergangenheit übersetzt (dtsch. Pf. oder Ipf.); hebr. Ipf./hebr. Pf. cons. wurden in der Regel mit Futur wiedergegeben (es sei denn, dass z.B. auf der Zeitstufe der Vergangenheit mit dem hebr. Ipf. der Aspekt der Dauer oder der Wiederholung ausgedrückt werden sollte). Wenn ein hebräisches Partizip das Prädikat eines Satzes bildet, wurde es im Deutschen in der Regel mit Präsens und einem in runde Klammern () gesetzten Adverb zum Ausdruck des Aspekts (z.B. „gerade“, oder im Falle eines sog. Futurum instans: „nunmehr“) wiedergegeben. Dieses Verständnis des hebräischen Verbalsystems in Ezechiel hatte summa summarum auch der griechische Übersetzer(kreis). * Verbalaspekte im Griechischen (insbesondere bei griech. Ipf. und bei — vom Übersetzer[kreis] des Ez relativ häufig verwendeten — griech. Pf.) wurden im Deutschen in der Regel durch ein in runde Klammern () gesetztes Adverb zum Ausdruck gebracht (z.B. „wiederholt“ beim griech. Ipf. oder „jetzt“ beim griech. Pf. [Betonung eines Zustandes, der aber nicht unbedingt dauerhaft gültig ist]).

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1.2.3. Anordnung der Texte in der Synopse Auf den linken Seiten der Synopse (die Seiten mit den geraden Zahlen) findet sich die deutsche Übersetzung des Old Greek Ezechiel nach dem Papyrus 967, auf den gegenüberliegenden rechten Seiten die des MT-Ez nach dem Codex Leningradensis. Auf den Doppelseiten ist der übersetzte Text synoptisch korrespondierend in relativ kurzen Zeilen organisiert. Durch die überschaubare Textmenge lassen sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Textfassungen gut erkennen. Ein Sonderfall ist Ez 37, insofern dieses Textstück in den beiden Textfassungen an unterschiedlichen Stellen steht (LXX967-Ez: 36–38–39–37–40; MT-Ez: 36–37–38– 39–40). Um die Struktur beider Buchfassungen zu erhalten, wurde Ez 37 an der jeweiligen Stelle seines Vorkommens geboten ohne korrespondierenden Text auf der gegenüberliegenden Seite der Synopse. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieses Textstücks in den beiden Textfassungen sichtbar zu machen, wurde eine synoptische Übersetzung als Anhang („Anhang 1“) beigegeben.

1.2.4. Das Markierungssystem Zentrale Unterschiede zwischen den Textfassungen sind in der synoptischen Übersetzung durch ein Markierungssystem angezeigt (graue Unterlegung von Zusätzen; Kursivierungen). Es sei im Folgenden kurz erläutert. 1.2.4.1. Grau unterlegte Zusätze Im MT-Ez finden sich häufig und im Old Greek Ezechiel vergleichsweise selten textliche Zusätze, die in der jeweiligen anderen Fassung nicht bezeugt sind. Diese Zusätze lassen sich im Wesentlichen wie folgt erklären: a) Proto-masoretische (Buch-)Redaktoren und/oder hebräische (Kopisten-)Schreiber fügten Abschnitte bzw. Worte zu dem ihnen vorliegenden Text hinzu. b) Der griechische Übersetzer(kreis) fügte Worte zu dem ihm vorliegenden Text hinzu. c) Die genannten Personen(gruppen) kürzten den ihnen vorliegenden Text.

In der synoptischen Übersetzung wurden substantielle63 Zusätze grau unterlegt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle handelt es sich um kleinere Zusätze im Umfang von einem Wort bis zu vier Worten. Als Beispiel soll 13,4 dienen: 63

Dazu wurden u.a. nicht gerechnet: * stilbedingte Zusätze wie etwa Wiederholungen von Verneinungen; * (gelegentliche) Zusätze des Verbs im griech. Text bei der Wiedergabe von hebr. Nominalsätzen; * Zusätze, die aus Gründen der hebr. oder griech. Sprachlogik gesetzt werden mussten und deshalb keine Entsprechung in der anderen Sprache haben konnten wie etwa bestimmte Fälle von Präpositionen.

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MTL-Ez 13,4 Wyh loaer"fyI ^ya,ybin> tAbr"x\B' ~yli['vuK. Wie Füchse in Verwüstungen sind gewesen deine Propheten, Israel. LXX967-Ez 13,4 w`j avlw,pekej evn tai/j evrh,moij oi` profh/tai, sou Israhl Wie Füchse in den Wüsten (sind gewesen) deine Propheten, Israel.

Der Fall lässt sich textkritisch wie folgt beurteilen: Es ist unwahrscheinlich, dass der griechische ezechielische Übersetzer(kreis) einen hebräischen Verbalsatz als Nominalsatz übersetzte (hebräische Nominalsätze wurden in der Regel entweder nachgeahmt oder als Verbalsätze wiedergegeben). Insofern war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein proto-masoretischer (Kopist-)Schreiber, der die ältere Textfassung veränderte und in den Nominalsatz das finite Verb wyh einfügte. 1.2.4.2. Kursivierungen Sehr häufig sind Fälle, bei denen sich kleinere Texteinheiten (im Umfang von einem Wort bis zu vier Worten) in MT-Ez und Old Greek Ezechiel zwar formal entsprechen, aber inhaltlich mehr oder weniger etwas anderes besagen. Diese Unterschiede haben im Wesentlichen folgende Ursachen: a) Der griechische Übersetzer(kreis) hatte in Bezug auf den Konsonantentext eine hebräische Vorlage, die nicht dem MT entsprach (dies ist sicherlich die häufigste Ursache für die besagten Unterschiede). b) Der griechische Übersetzer(kreis) deutete ein (dem masoretischen Konsonantentext entsprechendes) hebräisches Wort in seiner Vorlage in Bezug auf die Semantik anders, als es der wahrscheinlichen Intention des Autors und/oder der Auffassung der Masoreten entsprach. c) Der griechische Übersetzer(kreis) deutete ein (dem masoretischen Konsonantentext entsprechendes) hebräisches Wort in seiner Vorlage in Bezug auf die Grammatik anders, als es der wahrscheinlichen Intention des Autors und/oder der Auffassung der Masoreten entsprach. d) Der griechische Übersetzer(kreis) deutete eine (dem masoretischen Konsonantentext entsprechende) Wortfolge anders, als es der wahrscheinlichen Intention des Autors und/oder der Auffassung der Masoreten entsprach. e) Der griechische Übersetzer(kreis) akzentuierte oder interpretierte im Bereich von Semantik und Grammatik den (den masoretischen Konsonantentext und der Auffassung der Masoreten entsprechenden) hebräischen Text auf eigenständige Weise (explizierend, exponierend, „theologisierend“).

In der synoptischen Übersetzung wurden substantielle64 Unterschiede kursiviert, und zwar in der Regel65 auf beiden Seiten. Als Beispiel sei ein Auszug aus 13,14 angeführt: 64

Nicht kursiviert wurden in der Regel folgende Unterschiede: * Unterschiede bezüglich des Numerus bei Nomina, da oft bedingt durch die griechische Sprachkonvention; * Unterschiede bezüglich Präpositionen und Verbalrektionen, da ebenfalls oft bedingt durch die griechische Sprachkonvention; * Unterschiede bezüglich der Zeitstufen, wenn die Differenz eine Zeitstufe betraf (z.B. Vergangenheit – Gegenwart); * Unterschiede in Bezug auf die Wortstellung. 65 Die Kursivierung erfolgte dann einseitig, wenn der Unterschied im Deutschen nur auf einer Seite zum Ausdruck kommen konnte, z.B. wenn bei einer Differenz in Bezug auf die Person das Personalpronomen nur auf der einen Seite erscheint, da es auf der anderen Seite in der Verbform implizit enthalten ist.

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Einführung MTL-Ez 13,14 (Auszug) ryQih; ta, yTis.r:h'w> lpeT' ~T,x.j; rv,a] Und ich werde niederreißen die Wand, die ihr angestrichen habt mit Tünche. LXX967-Ez 13,14 (Auszug) kai. kataska,yw to.n toi/con o]n hvlei,yate pesei/tai Und ich werde niederreißen die Wand, die ihr angestrichen habt, sie wird fallen.

In diesem Fall stand in der hebräischen Vorlage des griechischen Übersetzer(kreise)s mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Ende des zitierten Textes dem MTL-Ez entsprechend lpt. Der Übersetzer(kreis) las lpt als Qal Ipf. 3. Pers. Sg. fem. von lpn, Subjekt ist die Wand. Die Masoreten hingegen vokalisierten lpt als Nomen. Beide Lesarten machen im Rahmen der zitierten Gottesrede Sinn.

1.2.5. Gliederung und Kommunikationsstruktur 1.2.5.1. Das System der Überschriften vor Sinneinheiten Um die strukturellen Unterschiede zwischen den Textfassungen sichtbar zu machen, wurde in die synoptische Übersetzung ein System von Überschriften eingefügt. Vor Beginn einer Haupt-Sinneinheit findet sich auf beiden Textseiten eine Überschrift, gesetzt in eckige Klammern [] und geschrieben in fett gedruckten KAPITÄLCHEN. Als Beispiel sei die Überschrift vor der vierten Haupt-Sinneinheit MT-Ez 24,1–25,17 angeführt: [EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ZEHNTEN DER EXILIERUNG (MT-EZ 24,1–25,17)]

TAG

IM ZEHNTEN

MONAT

IM NEUNTEN

JAHR

NACH

Der Beginn einer Haupt-Sinneinheit wird dadurch angezeigt, dass Ezechiel in der Welt des Buches die von ihm auszurichtenden Worte Gottes bzw. die ihm widerfahrenen Geschehnisse datiert (Bezugspunkt ist die Exilierung Jojachins66). Dadurch ergeben sich dreizehn Haupt-Sinneinheiten:

66 Siehe auch Mayfield, Literary Structure, S. 77–124; Poser, Ezechielbuch, S. 283f. Die Ausnahme ist Ez 1,1: Die Angabe Ezechiels in der Welt des Buches („im dreißigsten Jahr“) wird vom Bucherzähler in Ez 1,2 (in beiden Textfassungen) „umgerechnet“: Es handelt sich um das fünfte Jahr nach der Exilierung Jojachins. Das von Ezechiel erwähnte „dreißigste Jahr“ bezieht sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf das Lebensalter des aus priesterlichem Geschlecht stammenden Propheten (s. hierzu MT-Ez 1,3/LXXB-Ez 1,2): Mit dreißig Jahren beginnen die Leviten ihren aktiven Dienst im Tempel, s. Odell, Scroll, S. 238–241; Sweeney, Ezekiel: Zadokide Priest, S. 130.

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Old Greek Ezechiel (LXXB[Ez 1–11]/LXX967[Ez 12–48]) bzw. hebräische Vorlage 1,1 Und es geschah im dreißigsten Jahr, im vierten Monat, am fünften (Tag) des Monats 8,1 Und es geschah im sechsten Jahr, im sechsten Monat, am fünften (Tag) des Monats 20,1 Und es geschah im siebten Jahr, im fünften Monat, am zehnten (Tag) des Monats 24,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir im neunten Jahr, im zehnten Monat, am zehnten (Tag) des Monats 26,1 Und es geschah im zehnten Jahr, am ersten (Tag) des (ersten?) Monats 29,1 Im zehnten Jahr, im zwölften Monat, am ersten (Tag) des Monats geschah das Wort Kyrios´ zu mir 29,17 Und es geschah im siebenundzwanzigsten Jahr, am ersten (Tag) des ersten Monats 30,20 Und es geschah im zehnten Jahr, im ersten Monat, am siebten (Tag) des Monats 31,1 Und es geschah im zehnten Jahr, im dritten Monat, am ersten (Tag) des Monats 32,1 Und es geschah im zwölften Jahr, im zehnten Monat, am ersten (Tag) des Monats 32,17 Und es geschah im zehnten Jahr, im ersten Monat, am fünfzehnten (Tag) des Monats 33,21 Und es geschah im zehnten Jahr, im zehnten Monat, am fünften (Tag) des Monats 40,1 Und es geschah im fünfundzwanzigsten Jahr der Gefangenschaft, im ersten Monat, am zehnten (Tag) des Monats MT-Ez (Codex Leningradensis) 1,1 Und es geschah im dreißigsten Jahr, im vierten (Monat), am fünften (Tag) des Monats 8,1 Und es geschah im sechsten Jahr, im sechsten (Monat), am fünften (Tag) des Monats 20,1 Und es geschah im siebten Jahr, im fünften (Monat), am zehnten (Tag) des Monats 24,1 Und das Wort JHWHs geschah zu mir im neunten Jahr, im zehnten Monat, am zehnten (Tag) des Monats 26,1 Und es geschah im elften Jahr, am ersten (Tag) des (ersten?) Monats 29,1 Im zehnten Jahr, im zehnten (Monat), am zwölften (Tag) des Monats geschah das Wort JHWHs zu mir 29,17 Und es geschah im siebenundzwanzigsten Jahr, im ersten (Monat), am ersten (Tag) des Monats 30,20 Und es geschah im elften Jahr, im ersten (Monat), am siebten (Tag) des Monats 31,1 Und es geschah im elften Jahr, im dritten (Monat), am ersten (Tag) des Monats 32,1 Und es geschah im zwölften Jahr, im zwölften Monat, am ersten (Tag) des Monats 32,17 Und es geschah im zwölften Jahr, am fünfzehnten (Tag) des Monats 33,21 Und es geschah im zwölften Jahr, im zehnten (Monat), am fünften (Tag) des Monats 40,1 Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Exilierung, im Anfang des Jahres, am zehnten (Tag) des Monats

Vor den jeweiligen Untereinheiten in den Haupt-Sinneinheiten findet sich auf beiden Textseiten eine Überschrift, gesetzt in eckige Klammern [] und geschrieben in nicht fett gedruckten KAPITÄLCHEN. Als Beispiel soll die Angabe vor MT-Ez 24,1–14 dienen: [EZECHIEL

ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 24,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ MIT EINEM REDEAUFTRAG (24,3a) UND WORTEN FÜR DAS HAUS DER AUFLEHNUNG (24,3b–14)]

24,2–14)

Der Beginn einer Untereinheit wird in der Regel dadurch angezeigt, dass Ezechiel in der Welt des Buches vom Ergehen der Anrede Gottes erzählt (Wortereignisformel) und anschließend die Worte Gottes zitiert. Neben diesen Untereinheiten, in denen die

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zitierten Worte Gottes dominieren, gibt es auch einige narrativ geprägte Untereinheiten, in denen der Prophet von einem bestimmten Ereignis berichtet (z.B. von einer Zeichenhandlung). 1.2.5.2. Das System der Anführungszeichen Um die Kommunikationsstruktur der ezechielischen Texte anzuzeigen, wurden die deutschen Übersetzungen mit einem System von Anführungszeichen versehen: „…“ ‚…‘

′…′ «…»

Zitatebene I Zitatebene II Zitatebene III Zitatebene IV Zitatebene V

Als Beispiel seien die ersten Verse der deutschen Übersetzung von MT-Ez 17 zitiert: 17,1 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 2 „Menschen-Sohn, lass raten ein Rätsel/lehre einen Lehr(inhalt) und spreche einen Gleichnis(spruch) zum Haus Israel 3a und sprich/du sollst sprechen: 3b ‚So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘ 9a Deshalb, sprich: 9b ‚Dies spricht Kyrios, der Gott357: ‘“

353

Vgl. auch MT/LXX967-Ez 19,5. GRÜ las wahrscheinlich tgwr[b (MTL: twgr[m; einige wenige Hss haben tgwr[m, s. BHS), s. auch V. 10. Nach der von der LXX967 repräsentierten Textfassung ist das Anliegen des Weinstocks, mit Hilfe des zweiten Gänsegeiers in seinem Beet vor Ort mehr Wasser zu bekommen und dadurch groß zu werden („wuchern“ zu können, s. V. 8, 10). Damit droht die Gefahr der „Verfaulung“ der Wurzeln in Folge von Überwässerung, s. V. 9. 355 In der rabb. Lit. ist ltv Hif. in der Bedeutung „ausbreiten“ belegt, s. Jastrow, Dictionary, s.v. 356 Bei der Junktur eivmi. eivj (hebr. Vorlage in der Regel hyh + l) führt der Richtungsaspekt in der Präposition eivj zu der Konnotation „werden zu“ (eivmi, bedeutet eigentlich „sein“). Selten wird hyh + l in der Vorlage mit gi,nomai + eivj wiedergegeben, s. aber oben V. 6. 357 Besonderheit: LXX967: ku,rioj o` qeo,j (LXXB: ku,rioj; LXXQ: adwnai ku,rioj). 358 GRÜ las wahrscheinlich hytwqny yvrv awlh (MT: qtny hyvrv ta awlh), s. auch V. 4 (Z. 1). 359 GRÜ las wahrscheinlich sswqy yrphw (MT: sswqy hyrp taw). — Zu sswqy: In der Mischna ist ssq in der Bedeutung „sauer werden“ belegt, s. Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 313. 360 GRÜ las wahrscheinlich hkvml, Inf. cs. von $vm mit Suff. 3. Pers. Sg. fem. (MT: htwa twafml; zur aramäischen Inf.-Bildung s. GesK §45e). 361 Partikel mh,, Variante zur ersten Frage in V. 9 (Partikel eiv). Wahrscheinlich steht diese Varianz (in der vorliegenden dtsch. Übersetzung nicht abgebildet) in Zusammenhang mit dem Vorkommen des h interrogativum in V. 10. 362 Aus ägyptischer Perspektive gilt der Ostwind als segensreicher Wind, dies erklärt hier wahrscheinlich die nicht „wörtliche“ Übersetzung von ~ydqh xwr (MT), vgl. Pfeiffer, Elemente, S. 240. Vgl. auch MT/LXX967-Ez 19,12; 27,26 („Süd-Wind“!); MT/LXX-Jer 18,17. 354

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

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17,7 Und es wurde (noch) ein großer Gänsegeier, ein großer an Flügeln und ein reicher an Gefieder. Und siehe! Dieser Weinstock drehte seine Wurzeln hin zu ihm, und seine363 Zweige sandte er aus zu ihm, um ihn (i.e. den Weinstock) zu tränken mehr als die Beete/weg von364 den Beeten seiner Pflanzung. 8 Auf gutes Feld hin, an reichlichem Wasser (ist) (jetzt) umgepflanzt365 er, zu bilden Gezweig und zu tragen Frucht, zu werden (nach eigenem Willen366) zu einem Weinstock von Mächtigkeit.>‘ 9a Sprich: 9b ‚So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“

363

Gegen MTL wytwyldw: wahrscheinlich Schreibfehler. Das Suff. kann sich im Kontext sinnvoll nur auf den Weinstock beziehen (der im Satz, wie z.B. an den Verbformen erkennbar ist, fem. konstruiert ist), zu lesen ist also hytwyldw, so auch eine Hs, s. BHS. 364 !m kann hier sowohl komparativ verstanden werden, s. König, Lehrgebäude III, §308b (im Register wird der Vers diesem Paragraphen nachträglich zugeordnet), und Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St., als auch lokal, so Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 372, und Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 312. Entscheidend ist jedenfalls, dass nach der masoretischen Fassung von 17,7f. der Weinstock unzufrieden mit seinem vom ersten Gänsegeier zugewiesenen Ort ist; sein Anliegen ist es, mit Hilfe des zweiten Gänsegeiers durch eine Ortsveränderung mehr Wasser zu bekommen und dadurch mächtig zu werden. 365 V. 8 beschreibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Zustand des Weinstocks, nachdem er sich an den zweiten Gänsegeier gewandt hatte: Bedeutungsvoll ist die Verwendung des Verbs ltv (statt [jn, s. Ehrlich, Randglossen 5, S. 62f.). Die interpretierende Wiedergabe von ltv i.S.v. „umpflanzen/neu einpflanzen“ (die Wurzel deckt vor allem „einpflanzen“ ab, s. Gesenius, Handwörterbuch, ltv) lässt sich vor allem im Hinblick auf MT-Ez 19,13 rechtfertigen. Siehe auch unten V. 10. 366 Nach dem Willen des ersten Gänsegeiers sollte der Weinstock eben nicht „mächtig“ werden, sondern „kontrolliert“ wachsen, s. V. 6 (und vgl. auch die Deutung des Gleichnisses in V. 14). 367 MTL: Frage ohne h interrogativum (s. Ehrlich, Randglossen 5, S. 63); einige Hss haben xlcth (Anpassung an 17,10.15), s. BHS. 368 So z.B. Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 382.

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Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 17,11) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 17,12–24) MIT ZWEI REDEAUFTRÄGEN (17,12a, WIEDERHOLT IN 17,12c; 17,19a) UND WORTEN FÜR DAS ERBITTERNDE/SICH AUFLEHNENDE HAUS (17,12b.d–18; 17,19b–24)] 17,11 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 12a „Menschen-Sohn, sprich nun zum Haus, dem erbitternden/sich auflehnenden: 12b ‚Wisst ihr nicht369, was dies (i.e. der Sinn des erzählten Gleichnisses) war?‘ 12c Sprich: 12d ‚Wenn kommt370 der König von Babel (i.e. Nebukadnezzar) nach Jerusalem, dann (w.: und) wird371 er (weg)nehmen ihren (i.e. Frau Jerusalems) König (i.e. Jojachin) und ihre Oberen und wird sie bringen zu ihm nach Babel 13 und wird nehmen (einen) von dem Samen des Königtums (i.e. Zidkija) und wird bünden ihm gegenüber372 einen Bund und wird ihn bringen unter373 (w.: in) einen Eidfluch und wird die Anführenden des Landes (weg)nehmen, 14 zu werden zu einem schwachen Königreich, sich überhaupt374 nicht zu erheben, zu bewahren seinen (i.e. Nebukadnezzars) Bund … 15 … seine (i.e. Zidkijas) Boten nach Ägypten, zu geben ihm Rosse und viel Volk. Könnte er Erfolg haben375? Oder376 wird sich retten, wer Entgegengesetztes377 tut? Und einer, der übertritt (den) Bund, wird sich retten?378

369

ouvc ist hier (wie auch in 17,10, Z. 3) Fragepartikel in Erwartung einer pos. Antwort (s. BR §266,2b). GRÜ las wahrscheinlich abb (MT: ab hnh). o[tan e;lqh| leitet die Protasis ein. 371 MT: xqyw. GRÜ las dies (und die folgenden Verbformen in der Apodosis) als Ipf. mit waw cop. (die Masoreten vokalisierten als Ipf. cons.). 372 GRÜ las wahrscheinlich wtwa (MT: wta). Siehe die Anm. zu MT-Ez 16,8 (Z. 7). 373 Trotz des Dativs antwortet evn avra/|, da es präpositionales Objekt des mit eivj präfigierten Verbs eivsa,xei ist, auf eine wohin-Frage. 374 Zu kaqo,lou s. die Anm. zu LXX967-Ez 13,3 (Z. 4). 375 Besonderheit: LXX967: kateuqunqei (LXXB: kateuqunei/; in V. 9 und V. 10 haben beide, LXX967 und LXXB, kateuqunei/). kateuqunqei kann als (dubitativer) Konj. Aor. Pass. kateuqunqh/| (mit itazistischer Graphie und unterdrücktem i subscriptum, wie häufig in P967; vgl. BDR §22, Anm. 1) oder als Ind. Aor. kathuqu,nqh (ohne Augment im Langdiphtong, s. BDR §67,1c) gelesen werden. Letzteres ist hier nicht kontextgemäß. Der dubitative Konj. zeigt an, dass GRÜ das hebr. Ipf. xlcy (MT) modal aufgefasst hat. 376 Besonderheit: LXX967: h' diaswqh,setai (LXXB: eiv diaswqh,setai). Die beiden Fragen (dem MT entsprechend h] … h]) sind in LXX967 (eiv … h;) nicht (wie in LXXB: eiv … eiv) als zwei grammatisch unabhängige Fragen, sondern disjunktiv aufgefasst. 377 Vgl. auch MT/LXX967-Ez 18,18. 378 Besonderheit: LXX967: mh. swqh,setai (LXXB: eiv diaswqh,setai; LXXA: eiv swqh,setai). 370

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

89

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 17,11) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 17,12–24) MIT EINEM REDEAUFTRAG (17,12a, WIEDERHOLT IN 17,12c) UND WORTEN FÜR DAS HAUS DER AUFLEHNUNG (17,12b.d–24)] 17,11 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 12a „Sprich nun zum Haus der Auflehnung: 12b ‚Wisst ihr nicht (w.: habt ihr nicht erkannt), was dies (i.e. der Sinn des erzählten Gleichnisses) (war)?‘ 12c Sprich: 12d ‚Siehe! Gekommen ist der König von Babel (i.e. Nebukadnezzar) nach Jerusalem, und er hat (weg)genommen ihren (i.e. Frau Jerusalems) König (i.e. Jojachin) und ihre Oberen, und er hat sie gebracht zu ihm nach Babel. 13 Und er hat genommen (einen) von dem Samen des Königtums (i.e. Zidkija), und er hat geschlossen (w.: geschnitten) mit ihm einen Bund, und er hat ihn gebracht unter (w.: in) einen Eidfluch379, und er hat die Mächtigen des Landes (weg)genommen, 14 zu sein ein niedriges Königreich, sich nicht zu erheben, zu bewahren seinen (i.e. Nebukadnezzars) Bund, dass es (i.e. das Königtum) bestehe. 15 Und er (i.e. Zidkija) war widerspenstig gegen ihn, zu schicken seine (i.e. Zidkijas) Boten nach Ägypten, zu geben ihm Rosse und viel Volk.380 Wird er Erfolg haben? Wird sich retten, wer dies tut? Und er wird brechen381 (den) Bund, und er wird sich retten?

379

Wird der mit einem Eid besiegelte Bund nicht gehalten, treten Fluchsanktionen in Kraft, s. Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 314. 380 Vgl. das entsprechende Verbot im dtn Königsgesetz (Dtn 17,16). 381 Zu jlmnw … rphw in 17,15ba: Wahrscheinlich 2x Pf. cons. im Anschluss an Ipf. (vgl. GesK §112p), so auch die Übersetzung von Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 308; Block, Ezekiel 1–24, S. 534. Anders ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.: rphw ist als Pf. mit waw cop. verstanden (wohl aus inhaltlichen Gründen: Zidkija hat nach 17,15a den Bund bereits gebrochen [Ipf. cons. drmyw]), jlmnw als Pf. cons.

90

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

17,16 (So wahr) ich lebe, ich – spricht Kyrios, der Gott382 –, wenn nicht an d(ies)em Ort (i.e. Babel) der383 König (i.e. Nebukadnezzar), der zum König gemacht hat ihn (i.e. Zidkija), der (i.e. Zidkija) verachtet hat meinen384 Eidfluch und der übertreten hat meinen Bund, mit ihm (i.e. Zidkija) inmitten von Babel stirbt, (geschehe mir …)! 17 Und nicht mit großer Streitmacht und nicht mit zahlreicher Menge wird machen ihm gegenüber (i.e. Nebukadnezzar385) der Pharao Krieg, beim Errichten von Palisaden und beim Bau von Schleudermaschinen (der Babylonier gegen Jerusalem), auszureißen Seelen. 18 Und er (i.e. Zidkija) hat verachtet den Eidschwur, und386 (dies, um dabei) zu übertreten den Bund. Und siehe! Er387 hat (bleibend) gegeben seine Hand, aber all dies hat er ihm (i.e. Nebukadnezzar) getan. Wird er sich retten?388‘ 19a Deshalb, sprich389: 19b ‚Dies spricht Kyrios, der Gott390:

22 So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“ 406

Ketib: wxrbm (defektiv geschriebenes w- kann nach Golinets, Considerations, S. 52f., Sg. und Pl. bezeichnen); Qere: wyxrbm. Das pluralische Prädikat verlangt den Pl. des Nomens. — ta führt das Subjekt ein, s. GesK §117m; Rooker, Biblical Hebrew, S. 89. Mehrere Hss haben wyrxbm „seine Auserlesenen“ (s. BHS), dann lassen sich 17,20b–21aa wie folgt lesen: wlpy brxb wypga lkb wyrxbm lk taw … wta ytjpvnw („und ich werde ins Gericht gehen mit ihm … und mit allen seinen Auserlesenen unter allen seinen Truppen. Sie werden durch das Schwert fallen.“). 407 Pf. cons. nach hwhy (ynda) rma hk-Formel, s. die Anm. zu MT-Ez 13,13b. 408 Gemeint ist wahrscheinlich die Restitution der davidischen Monarchie (s. MT/LXX967-Ez 34,23–25; 37,24). Dies wird allerdings, wie das Bild zeigt, nicht über die Linie Zidkijas (sondern Jojachins) geschehen: JHWH nimmt nicht vom Weinstock, sondern von der Zeder, s. auch Saur, Zeder, S. 315. 409 Nach der masoretischen Akzentsetzung (Zaqef qaton über @nk) ist @nk lk Apposition zu rwpc lk, vgl. ELB. 17,23b könnte auch i.S. eines Parallelismus membrorum gelesen werden (Trennung nach rwpc lk). 410 Zu ytyf[w: Es ist wahrscheinlich als Pf. cons. nach Pf. der Zusicherung zu verstehen, vgl. GesK §106m/§112s. Nach anderer Auffassung (entsprechend den Regeln des jüngeren, vom Aramäischen beeinflussten Hebr.) kann ytyf[w jedoch auch als Pf. mit waw cop. gelesen werden, so z.B. Tur-Sinai, Schrift, z.St. („ich habe geredet und vollführt“). Zur Fügung s. noch MT-Ez 22,14; 36,36; 37,14.

94

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 18,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 18,2–19,14) MIT WORTEN FÜR IHN/FÜR DIE JUDÄER IM LAND ISRAEL (18,2–32) SOWIE MIT EINEM KLAGE-AUFTRAG (19,1–2a) UND KLAGE-WORTEN FÜR DEN FÜRSTEN ISRAELS (19,2b–14b)] 18,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE FÜR IHN/FÜR DIE JUDÄER IM LAND ISRAEL]

2 „Menschen-Sohn, was für einer411 (ist) euch (denn) dieser Gleichnis(spruch) in Israel412 im (w.: auf dem) Land, (folgendermaßen) sprechend413: ‚Die Eltern haben gegessen eine unreife Weintraube, und die Zähne der Kinder sind stumpf414 geworden!‘? 3 (So wahr) ich lebe, ich – spricht Kyrios –, wenn geschieht noch (einmal) dieser Gleichnis(spruch) als (tatsächlich) gesprochener415 in Israel, (geschehe mir …)! 4 Denn alle Seelen (d.h. Menschen/Personen), mein416 sind sie, ebenwie die Seele des Vaters, so auch die Seele des Sohnes. Alle Seelen, mein sind sie, die Seele, die sündigt, sie, sie (allein) wird sterben.

411

LXX967 (und andere Hss): ti,j; LXXB (und andere Hss): ti,. Zur Fragepartikel ti,j: Da sich im Griech. (wie im Lat.) ein pronominales Subjekt in Genus und Numerus gewöhnlich nach dem Subjekt richtet (BR §257,4), ist ti,j entsprechend dem Subjekt h` parabolh. au[th fem. Zur Fragepartikel ti,: Neutr.; Frage nach dem Sachverhalt (nicht nach der Qualität), w.: „was (ist) euch dieser Gleichnis(spruch)“ i.S.v. „was bedeutet euch dieser Gleichnis(spruch)“. — GRÜ las wahrscheinlich hzh lvmh ~kl hm, dabei ist lvmh Subjekt (MT: hzh lvmh ta ~ylvm ~ta ~kl hm, hier ist lvmh Objekt). Vgl. auch MT/LXXB-Ez 12,22 (der Text von LXX967-Ez ist hier nicht erhalten). 412 Besonderheit: LXX967: evn tw/| Israhl evpi. th/j gh/j (LXXB: evn toi/j ui`oi/j Israhl; LXXA: evpi. th/j gh/j evn toi/j ui`oi/j Israhl). 413 Der Nominativ le,gontej bezieht sich inhaltlich auf den Dativ u`mi/n; eigentlich hätte auch das Ptz. im Dativ stehen müssen, also le,gousi(n). Das zeigt, dass le,gontej „halb“ adverbiale Zitationsformel ist, die noch im Numerus kongruiert (le,gontej vs. le,gwn), jedoch nicht mehr im Kasus. 414 Das selten belegte gomfia,zw (statt gomfi-izw: wiederholtes i wird dissimiliert) ist eine mit -izw suffigierte Verbalableitung zu o` gomfi,oj „Backenzahn/Schlüsselbart“ (BR §303,1c). Das Etymon scheint die (relativ) breite Oberfläche der Gegenstände zu bezeichnen. Das Verb meint also wohl „zu einer breiten Oberfläche machen/werden“ und entspricht von daher hhq „stumpf machen/werden“. 415 Besonderheit: LXX967: h` parabolh. au[th legome,nh (LXXB: legome,nh h` parabolh. au[th, Wortfolge dem MT entsprechend). GRÜ las wahrscheinlich lvm (MT) als Ptz. pass. lvum (die Masoreten vokalisierten als Inf. cs.). 416 GRÜ übersetzte yl (MT) hier nicht „wörtlich“ mit evmoi,, sondern (wie im Griech. beim PN üblich, s. BR §176a) mit dem adjektivischen Possessivum evmai, (zu evmo,j, evmh,, evmo,n). Siehe noch LXX967Ez 35,10b (Z. 1).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

95

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 18,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 18,2–19,14) MIT WORTEN FÜR DIE JUDÄER AUF DEM ERDBODEN ISRAELS417 (18,2–32) SOWIE MIT EINEM KLAGE-AUFTRAG (19,1–2a) UND KLAGE-WORTEN FÜR DIE FÜRSTEN ISRAELS (19,2b–14a)] 18,1 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE FÜR DIE JUDÄER AUF DEM ERDBODEN ISRAELS] 2 „Was (habt) ihr,418 dass ihr (derzeit) sprecht419 diesen Gleichnis(spruch) auf420 dem Erdboden Israels, folgendermaßen: ‚Eltern werden421 essen eine unreife Weintraube, und die Zähne der Kinder werden stumpf werden!‘? 3 (So wahr) ich lebendig (bin) – Spruch des Herrn422 JHWH –, wenn geschieht euch noch (einmal) das Sprechen dieses Gleichnis(spruchs)423 in Israel, (geschehe mir …)! 4 Siehe! Alle Seelen (d.h. Menschen/Personen), mir (sind) sie, wie die Seele des Vaters, so auch die Seele des Sohnes, mir (sind) sie, die Seele, die sündigt, sie, sie (allein) wird sterben.424

417

Die Worte Gottes enthalten (in beiden Fassungen) keinen Redeauftrag für Ezechiel. ~kl hm ist nach der masoretischen Akzentsetzung eine eigene syntaktische Einheit (Rebia‘ über ~kl). 419 Im MT Wortspiel: lvmh ta ~ylvm. Vgl. die Anm. zu MT-Ez 39,2 (Z. 2). 420 Zu l[: Im Hinblick auf die vergleichbaren Stellen MT-Ez 12,22 und 33,24 sind die Sprecher des zitierten Gleichnisspruchs wahrscheinlich die Judäer „auf dem Erdboden Israels“, also die im Land Juda verbliebenen Menschen, so z.B. Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 327; Rom-Shiloni, Inclusivity, S. 141; Wöhrle, Spruch, S. 336f. Anders Tur-Sinai, Schrift, z.St., wonach die Sprecher die Exilierten sind, die sich „über den Erdboden Israels“, also über die Situation für die im Land Juda verbliebenen Menschen äußern. 421 MT: wlkay. Der Spruch ist u.a. auch im MT-Jer 31,29 überliefert. Dort steht das Verb im Pf. (wlka), wodurch die zeitliche Abfolge der genannten Ereignisse (haben gegessen – werden stumpf werden) betont wird. 422 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. 423 lvmh lvm ist hier aufgefasst als cs.-Verbindung in Subjektsfunktion. Gewöhnlich wird übersetzt i.S.v. „wenn es euch noch (einmal) (möglich) ist, zu sprechen diesen Gleichnis(spruch)“, vgl. z.B. ELB; TurSinai, Schrift, z.St.; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. Doch dann wäre lvmh ta lvm zu erwarten gewesen, vgl. 18,2 (Z. 2). 424 Vgl. auch unten 18,20. 418

96

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,5 Der Mensch aber, der gerecht sein wird, insofern er tut425 Gerechtigkeit – 6 auf den Bergen wird er nicht essen und wird seine Augen keinesfalls erheben zu den Absichten/Plänen426 des Hauses Israel und wird die Frau des427 Nächsten keinesfalls verunreinigen und wird sich der Frau, die ist in der Entfernung (d.h. bei der Menstruation), nicht nähern 7 und wird keinesfalls jemanden unterdrücken, wird das Pfand428 eines Schuldenden429 zurückgeben und wird (mit) Raub nicht berauben, wird sein Brot dem Hungernden geben und wird den Nackten bekleiden, 8 wird sein Silber430 nicht geben um Zins431 und wird Aufschlag nicht nehmen und wird von Ungerechtigkeit zurückhalten seine Hand und wird Recht, gerechtes, tun zwischen Mann und zwischen Fremdling432, 9 ist433 (insgesamt434) in meinen Satzungen gegangen, hat (insgesamt) meine Rechtsvorschriften bewahrt, sie435 zu tun –, gerecht (ist436) dieser, mit Leben437 wird er (unbedingt) leben – spricht Kyrios. 425 Besonderheit: LXX967: artikelloses Ptz. poiw/n, d.h. prädikatives Ptz., das das Prädikat des Relativsatzes in V. 5 (e;stai) präzisiert (LXXB: o` poiw/n, attributives Ptz., das o` a;nqrwpoj charakterisiert). GRÜ las wahrscheinlich hf[ und verstand dies als Ptz. Sg. mask. (MT: hf[w, vokalisiert als Pf. [cons.]). 426 Vgl. MT/LXX967-Ez 16,36. 427 Besonderheit: LXX967 hat nicht auvtou/ (so LXXB, dem MT entsprechend). 428 Besonderheit: LXX967: Schreibweise evnescurasmo,n (LXXB: übliche Schreibweise evnecurasmo,n, so auch in LXX967-Ez 18,12.16). evnescurasmo,n erklärt sich hier vermutlich durch eine umgangssprachlich bedingte Verschreibung: Das Grundwort e;cw „halten“ (> to. evn-e,cupon „Pfand“, das etwas „[in der Hand] Gehaltenes“ meint) weist ursprünglich ein s auf, das sich in zahlreichen Formen (bes. im Aor. e;-sc-on) und Ableitungen (z.B. to. sch/ma „Haltung“) erhalten hat. 429 GRÜ las wahrscheinlich bx tlbx (einfacher als die in der Sekundärliteratur häufig vorgeschlagene Lösung byxh lbx, s. BHS) und verstand bx als Ptz. Sg. mask. von bwx (MT: bwx wtlbx). 430 GRÜ las wahrscheinlich !ty wl $vnb wpsk (MT: !ty al $vnb). In der Vorlage erklärt sich wpsk als Zusatz eines Schreibers/Redaktors, um die Verbindung zu Lev 25,36–37 zu verstärken, vgl. hierzu Mackie, Expanding Ezekiel, S. 193; Nihan, Ezekiel and the Holiness Legislation, S. 1024. 431 Besonderheit: LXX967: ouv dw,sei evpi. to,kw| (LXXB: evpi. to,kw| ouv dw,sei, Wortfolge dem MT entsprechend). 432 Besonderheit: LXX967: proshlu,to[u] (LXXB: tou/ plhsi,on auvtou/ „seinem Nächsten“). 433 GRÜ las wahrscheinlich $lh ytwqxb (MT: $lhy ytwqxb). 434 Am Ende des Katalogs 2x resultatives griech. Pf., s. auch Olley, Ezekiel, S. 349. 435 GRÜ las wahrscheinlich ~ta (MT: tma). Buchstabenvertauschung ~/t. 436 Besonderheit: LXX967 hat nicht evstin (so LXXB), dem Nominalsatz im MT entsprechend. 437 Wiedergabe des hebr. Inf. abs. in der Fig. et. mit Nomen im Dat. (und nicht mit Ptz.), s. auch 18,13.17 (zum Vergleich: in der LXX-Jer ist dies nur gelegentlich der Fall, s. Walser, Jeremiah, S. 217f.).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

97

18,5 Und ein Mensch, wenn er gerecht ist und tut Recht und Gerechtigkeit – 6 (wenn) auf den Bergen er nicht gegessen hat und seine Augen nicht erhoben hat zu den Götzen des Hauses Israel und die Frau seines Nächsten nicht verunreinigt hat und sich der Frau, (die ist in der) Entfernung (d.h. bei der Menstruation), nicht nähert 7 und nicht jemanden unterdrückt, sein Pfand für eine Schuld zurückgibt,438 (mit) Raub nicht beraubt, sein Brot dem Hungrigen gibt und den Nackten bedeckt mit Kleidung, 8 um Zins nicht gibt und Aufschlag nicht nimmt, von Unredlichem zurückhält seine Hand, Recht von Treue/Zuverlässigkeit tut zwischen jedermann und jedermann, 9 in meinen Satzungen geht439 und meine Rechtsvorschriften bewahrt hat, Treue/Zuverlässigkeit zu tun –, (wenn) (also) gerecht er (ist), (dann) wird er leben, (unbedingt) leben – Spruch des Herrn440 JHWH.

438

Vgl. die entsprechenden Gesetze in Dtn 24,10–13. Besonders auffällig ist, dass sich im Kontext des dortigen Armenrechts der Satz findet, dass die Väter nicht für die Söhne und die Söhne nicht für die Väter sterben sollen (Dtn 24,16), s. Finsterbusch, Deuteronomium, S. 142. 439 Zu $lhy: früher Beleg des Pi. von $lh (in Ez nur an dieser Stelle), s. Rooker, Biblical Hebrew, S. 155. 440 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS.

98

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,10 Und wenn er zeugt einen Sohn, eine Pest, der vergießt Blut(ströme441) und der tut (Dinge, die zum) Sünden(zustand führen)442 – 11 im Weg seines Vaters, des gerechten, ist er nicht gegangen sondern hat auch auf den Bergen gegessen und hat die Frau seines Nächsten verunreinigt 12 und hat den Elenden und den Armen unterdrückt443 und hat (mit) Raub444 beraubt und hat Pfand nicht zurückgegeben und hat zu den Götzen gesetzt seine Augen, hat Ungesetzlichkeit getan, 13 hat mit Zins gegeben und hat Aufschlag genommen –, (dann) wird er (i.e. der Sohn) mit Leben445 (unbedingt) nicht leben!446 Alle diese Ungesetzlichkeiten hat er getan, mit Sterben (w.: mit Tod447) wird er (unbedingt) sterben. Sein Blut wird auf ihm (allein) sein.

441

Vgl. auch MT/LXX967-Ez 22,4. GRÜ las wahrscheinlich twajx hf[w und verstand hf[ als Ptz. Sg. mask. (MT: dxam xa hf'['w)> . — Zu a`marth,mata: Verbalabstrakta mit dem Suffix -ma sind von den Verbalabstrakta auf -a und -i,a (18,14: a`marti,aj) nicht scharf abgegrenzt. Letztere bezeichnen als Nomina actionis eher die Handlung, erstere als Nomina rei actae eher das Ergebnis einer Handlung (s. BR §302,2–3). Im Fall des Sohnes wird in 18,10 demnach eher die (erst spät erkennbare) Konsequenz, im Fall des ungerechten Vaters in 18,14 hingegen eher der Verlauf der sündhaften Handlung fokussiert. 443 Das Verb katadunasteu,w steht üblicherweise mit Genitiv (s. BR §185,2). Der Akkusativ folgt hier wahrscheinlich isomorph dem Hebr. (vgl. auch 18,7.16; 22,7.29). Durch den Akkusativ wird zudem die vollständige Belangung des Objekts (nicht, wie beim Genitiv, die partitive, s. BR §177,2) akzentuiert (in der vorliegenden dtsch. Übersetzung nicht abgebildet). 444 GRÜ las wahrscheinlich hlzg (MTL: twlzg; zwei Hss haben hlzg, s. BHS). 445 GRÜ las wahrscheinlich die Fig. et. (Inf. abs. mit finitem Verb) hyxy al hyx (MT: hyxy al yxw). 446 Besonderheit: LXX967: zwh/| ouv zh,setai (LXXB: ou-toj zwh/| ouv zh,setai; der dem MT nicht entsprechende Zusatz ou-toj erleichtert das Verständnis des Satzes). 447 Zu qana,tw| qanatwqh,setai (MT: tmwy twm): Der Inf. abs. in dieser Fig. et. wird von GRÜ i.d.R. mit einem Nomen im Dat. wiedergegeben (vgl. z.B. 33,8.14.27). 442

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

99

18,10 Und wird er zeugen448 einen Sohn, einen gewalttätigen, der vergießt Blut, und wird er (i.e. der Sohn) tun – ach449 –, (etwas) von einem von diesen (Dingen), 11 aber er (i.e. der Vater), er hat alle diese (Dinge) nicht getan – wenn er auch auf den Bergen gegessen hat und die Frau seines Nächsten verunreinigt hat, 12 den Elenden und den Armen unterdrückt hat, (mit) Räubereien beraubt hat, Pfand (wiederholt450) nicht zurückgegeben hat und zu den Götzen erhoben hat seine Augen, Gräueltat getan hat, 13 um Zins gegeben hat und Aufschlag genommen hat –, dann (w.: und)451 wird er (i.e. der Sohn) leben!? Nicht wird er leben! Alle diese Gräueltaten hat er getan, sterben, (unbedingt) sterben (w.: getötet werden) wird er. Sein Blut wird auf ihm (allein) sein.452

448

Zu dylwhw: Pf. cons. (nach Ipf.). Die parataktische Satzkonstruktion hat im Kontext (18,5) wahrscheinlich eine konditionale Konnotation (waw apodoseos in 18,13, s. die folgende Anm. und vgl. Joüon/ Muraoka, Grammar, §167b), vgl. auch ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. 449 Zu xa: Ausdruck von Trauer oder Verzweiflung, vgl. auch MT-Ez 6,11 und 21,20 und s. Ganzel, Ezekiel’s Nonverbal Responses (die Stelle 18,10 ist in der instruktiven Studie übersehen). 450 MT: byvy. Das Ipf. fällt in der Parenthese aus dem Rahmen. Möglicherweise repräsentiert es hier den Aspekt der Wiederholung, vielleicht liegt auch ein Fehler vor (verschriebenes byvh, s. BHS). 451 yxw (Pf. cons.) ist Apodosis zu dylwhw, vgl. König, Lehrgebäude III, §367a (S. 519). 452 Gemeint ist (im Hinblick auf entsprechende Aussagen in Lev) wahrscheinlich, dass sein Blut nicht denen anhaften wird, die an ihm die Todesstrafe vollziehen, s. Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 394. Vgl. noch MT/LXX967-Ez 33,4.5.

100

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,14 Und wenn er zeugt453 einen Sohn, und (wenn) er (i.e. der Sohn) sieht die Sünden, alle,454 des455 Vaters, die er getan hat, und (wenn) er sich fürchtet456 und nicht tut gemäß diesen (i.e. den folgenden Dingen) – 15 auf den Bergen hat er nicht gegessen (und ist dadurch jetzt nicht befleckt457) und hat seine Augen nicht gesetzt zu den Absichten/Plänen des Hauses Israel und458 hat die Frau seines Nächsten nicht verunreinigt 16 und hat nicht jemanden unterdrückt und hat Pfand nicht angeschrieben (w.: eingeritzt459) und hat (mit) Raub nicht beraubt, hat sein Brot dem Hungernden gegeben (so dass er jetzt satt ist460) und hat den Nackten bekleidet 17 und hat von Ungerechtigkeit zurückgehalten seine Hand, hat Zins und Aufschlag nicht genommen, hat Gerechtigkeit461 getan und ist in meinen Satzungen gegangen –, dann (w.: und) wird er nicht sterben durch die Ungerechtigkeiten seines Vaters, mit Leben wird er (unbedingt) leben. 18 Sein Vater aber, wenn er mit Bedrückung bedrückt (hat462) und (mit) Raub beraubt463 (hat), (dann) Entgegengesetztes hat er getan inmitten meines Volkes, und er wird464 sterben durch seine (eigene) Ungerechtigkeit. 453

GRÜ las wahrscheinlich dylwhw, und zwar als Pf. cons. wie zu Beginn von 18,10 (MT: dylwh hnhw). Die folgenden Verben in der hebr. Vorlage müssten dann Pf. cons. oder Ipf. gewesen sein („verräterisch“ ist das letzte Ipf. in 18,14 in der Fassung des MT). 454 Besonderheit: LXX967: ta.j a`marti,aj pa,saj tou/ patro,j, die Vorlage kann bezügl. der Wortfolge nur dem MT entsprochen haben (LXXB: pa,saj ta.j a`marti,aj tou/ patro.j auvtou/; bezügl. der Wortfolge Anpassung an den MT durch Korrektur des Hyperbatons). 455 Besonderheit: LXX967 hat nicht auvtou/ (so LXXB, dem MT entsprechend). 456 GRÜ las wohl aryw, Pf. cons. von ary (MTL: haryw, Ipf. cons. von har; viele Hss haben aryw, s. BHS). 457 Durch das Pf. be,brwken wird der (sündlose) Zustand akzentuiert. 458 GRÜ las wahrscheinlich taw (MTL: ta; viele Hss haben taw, s. BHS). 459 Besonderheit: LXX967: hvneca,rasen (LXXB: evnecu,rasen von evnecura,zw „pfänden“, die Fig. et. im MT nachbildend; auffallend ist, dass der Indikativ Aorist unaugmentiert ist). Der ansonsten nicht belegte Aorist hvneca,rasen ist vermutlich von avna-cara,ssw abzuleiten (< cara,ssw „ritzen“, häufig i.S.v. „schreiben“, s. LSJ, s.v.). Zwar sind Doppelaugmente mehrfach belegt, nicht jedoch ein (für Dentalstämme typischer) Aorist evca,rasa zu (dem Gutturalstamm) cara,ssw (Aorist evca,raxa). Hier kann nur eine (volkssprachliche) Analogie nach dem Muster von Verba dentalia auf ss/tt angenommen werden. 460 Durch das Pf. de,dwken wird der Zustand (Sein ohne Hunger) akzentuiert. 461 GRÜ las wahrscheinlich jpvm (MT: yjpvm). 462 GRÜ las wahrscheinlich (dem MT entsprechend) die Pf. qv[ und lzg: qli,yh| und a`rpa,sh| können als effektive Aor. aufgefasst werden. Zu yk mit Pf. in der Protasis s. GesK §159z,aa. 463 Besonderheit: LXX967: a[rpagma a`rpa,sh| (LXXB: a`rpa,sh| a[rpagma; dieselbe Lesart von lzg lzg wie die Masoreten). Vgl. zur Wortfolge auch 18,7.12.16. 464 GRÜ las wahrscheinlich tmw (MT: tm hnhw); zu Pf. cons. nach Pf. s. die Anm. zu MT-Ez 17,24 (Z. 6).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

101

18,14 Und siehe! Hat er gezeugt465 einen Sohn, und hat er (i.e. der Sohn) gesehen alle Sünden seines Vaters, die er getan hat, und hat er gesehen und wird nicht tun gemäß ihnen (i.e. den Sünden) – 15 auf den Bergen hat er nicht gegessen und hat seine Augen nicht erhoben zu den Götzen des Hauses Israel, hat die Frau seines Nächsten nicht verunreinigt 16 und hat nicht jemanden unterdrückt, hat Pfand nicht gepfändet und hat (mit) Raub nicht beraubt, hat sein Brot dem Hungrigen gegeben und hat den Nackten bedeckt mit Kleidung, 17 hat vom Elenden zurückgehalten seine Hand, hat Zins und Aufschlag nicht genommen, hat meine Rechtsvorschriften getan, ist in meinen Satzungen gegangen –, (dann) wird er, er nicht sterben durch die Verfehlung seines Vaters, leben wird er, (unbedingt) leben. 18 Sein Vater, weil er bedrückt hat (mit) Bedrückung, beraubt hat (mit) Raub (den) Bruder und was nicht gut (war) getan hat inmitten seiner Volksleute, und siehe! Er ist gestorben durch seine (eigene) Verfehlung.

465

Die parataktische Satzkonstruktion dylwh hnhw hat im Kontext (vgl. 18,5.10) wahrscheinlich eine konditionale Konnotation, s. auch Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 391, 397; Block, Ezekiel 1–24, S. 577.

102

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,19 Und ihr werdet sprechen: ‚Was (ist es), dass nicht (auf sich) genommen hat der Sohn die Ungerechtigkeit des Vaters466?‘ Da der Sohn Gerechtigkeit getan hat und Erbarmen467, alle meine Weisungen geschützt/bewahrt468 hat und sie getan hat, mit Leben wird er (unbedingt) leben. 20 Die Seele, die sündigt, sie, sie (allein) wird sterben. Der Sohn wird nicht (auf sich) nehmen die Ungerechtigkeit des Vaters, und ein Vater wird nicht (auf sich) nehmen die Ungerechtigkeiten469 seines Sohnes, Gerechtigkeit eines Gerechten wird auf ihn470 kommen (w.: sein), und Ungesetzlichkeit eines Ungesetzlichen wird auf ihn kommen (w.: sein). 21 Und der Ungesetzliche, wenn er umkehrt von allen seinen Ungesetzlichkeiten, die er getan hat, und bewahrt alle meine Gebote und tut Gerechtigkeit und Erbarmen, (dann) wird er mit Leben (unbedingt) leben und471 wird keinesfalls sterben. 22 Alle seine Abfall(taten) werden keinesfalls erinnert werden. Durch seine Gerechtigkeit, die er getan hat, wird er leben. 23 Werde ich mit Willen (unbedingt) wollen472 den Tod des Ungesetzlichen – spricht Kyrios –, ebenso wie473 (ich will,) dass (er) umkehrt von dem Weg, dem bösen, und dass er lebt474? 466

Die Wortfolge in LXX967 entspricht dem MT: o` ui`o.[j t]h.n avdiki,an tou/ patro,j. Andere Hss (z.B. LXXB) haben th.n avdiki,an o` ui`o.j tou/ patro,j; hier entstand durch die Umstellung von Subjekt und Objekt die Junktur o` ui`o.j tou/ patro,j im pointierten Sinn von „die Ungerechtigkeit, wo er doch der Sohn des Vaters ist“. 467 Besonderheit: LXX967 hat: dikaiosu,nhn evpo[i,hs]en kai. e;leon (LXXB hat: dikaiosu,nhn kai. e;leoj pepoi,hken; in Bezug auf die Wortfolge dem MT entsprechend; das ältere e;leon [zu o` e;leoj, o-Dekl.] ist hier an die spätestens seit dem 2. Jh. v. Chr. verbreitete Variante der 3. Dekl. [to. e;leoj, s. LSJ, s.v.] angepasst; statt Aor. ist Pf. gesetzt, das Verhalten des Sohnes resümierend). 468 GRÜ verwendete im griech. Ez nur hier sunthre,w, wahrscheinlich akzentuierende Übersetzung von rmv (MT) zur lobenden Hervorhebung des Gerechten. sunthre,w ist wohl schon mit einem verfestigten Habitus konnotiert (zum späteren lat. Terminus „synderesis“ für ein apriorisches, habituell verfestigtes Urprinzip eines jeden menschlichen Gewissens s. z.B. den Art. „Gewissen“ in HWPh 3 [1974], Sp. 582f.). Zum Vergleich s. 18,21: Wiedergabe von rmv (MT) mit fula,ssomai, der Frevler muss den Habitus gleichsam mühsam erwerben. 469 Besonderheit: LXX967: Pl. ta.j avdiki,aj (LXXB: Sg. th.n avdiki,an, dem MT entsprechend). 470 evpV auvto,n beantwortet die wohin-Frage. 471 GRÜ las wahrscheinlich alw (MTL: al; viele Hss haben alw, s. BHS). 472 Zu qele,sei qele,sw: volkstümliche Graphie (LXXB: qelh,sei qelh,sw). 473 GRÜ las wahrscheinlich wbwvk (MT: wbwvb), s. auch die folgende Anm. 474 Besonderheit: LXX967: w`j to. avpostre,yai evk th/j o`dou/ th/j ponhra/j kai. zh/n auvto,n, im AcI steht auvto,n nur einmal am Ende des Satzes hinter dem zweiten Inf. zh/n, doch auvto,n fungiert als Subjekt beider Inf. (LXXB: auvto,n nicht nur nach zh/n, sondern auch hinter dem ersten Inf. avpostre,yai).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

103

18,19 Und ihr werdet sprechen: ‚Warum hat nicht (mit)getragen der Sohn an der Verfehlung des Vaters?‘ Aber der Sohn hat Recht und Gerechtigkeit getan, hat alle meine Satzungen bewahrt und hat sie getan, leben, (unbedingt) leben wird er. 20 Die Seele, die sündigt, sie, sie (allein) wird sterben.475 Ein Sohn wird nicht (mit)tragen an der Verfehlung des Vaters, und ein Vater wird nicht (mit)tragen an der Verfehlung des Sohnes, die Gerechtigkeit des Gerechten wird auf ihm sein, und Frevelhaftigkeit eines476 Frevlers wird auf ihm sein. 21 Und der Frevler, wenn er umkehrt von allen seinen Sünden477, die er getan hat, und bewahrt alle meine Satzungen und tut Recht und Gerechtigkeit, (dann) wird er leben, (unbedingt) leben, er wird nicht sterben. 22 Alle Freveltaten, die er getan hat, werden nicht erinnert werden für ihn. Durch seine Gerechtigkeit, die er getan hat, wird er leben. 23 Werde ich Gefallen haben, (unbedingt) Gefallen haben (am478) Tod eines Frevlers – Spruch des Herrn JHWH? (Werde ich Gefallen haben) nicht an seinem Umkehren von seinen Wegen und (dass) er lebt?

475

Vgl. oben 18,4. Ketib: [vr; Qere: [vrh (so viele Hss, s. BHS). Qere ist wahrscheinlich lectio facilior (nach den Regeln des Parallelismus membrorum müsste das Nomen [vr hier ebenso wie das Nomen qydc determiniert sein). GRÜ las entsprechend Ketib (allerdings sind im griech. Text beide Nomina nicht determiniert). 477 Ketib: wtajx (defektiv geschriebenes w- kann nach Golinets, Considerations, S. 52f., Sg. und Pl. bezeichnen); Qere: wytajx (so mehrere Hss, s. BHS). Die parallelen Formulierungen ytwqx lk/wtajx lk sprechen dafür, wtajx als Pl. zu lesen. 478 #px Qal kann ein Akkusativobjekt regieren, so MTL: twm. Einige Hss haben twmb (wahrscheinlich lectio facilior), s. BHS. Siehe auch MT-Ez 18,32 und 33,11. 476

104

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,24 Wenn (w.: bei dem dass) aber umkehrt ein Gerechter von der Gerechtigkeit und479 tut Ungerechtigkeit gemäß aller Ungerechtigkeiten, die getan hat der Ungesetzliche, wenn (tatsächlich) er tut, (dann) werden alle seine Gerechtigkeitstaten, die er getan hat, keinesfalls erinnert werden. Durch seinen Abfall, mit dem er abgefallen ist, und durch seine Sünden, mit denen er gesündigt hat, durch sie (i.e. Abfall und Sünden480) wird er sterben. 25 Und ihr habt481 gesprochen: ‚Nicht recht ist/sein wird482 der Weg Kyrios´!‘ –483 – Ist/wird sein recht nicht (vielmehr) euer Weg484? 26 Wenn (w.: bei dem dass) umkehrt ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit und tut Abfall und stirbt durch ihn (i.e. den Abfall), (dann) wird er durch den Abfall, durch den er abgefallen485 ist, durch ihn sterben.

479

Der parataktische Anschluss eines subjunktionslosen Nebensatzes an einen Inf. (evn tw/| avpostre,yai di,kaion … kai. poih,sh|) ist im Griech. agrammatisch und bildet isomorph eine im Hebr. geläufige Konstruktion nach (in LXXB hier Korrektur zum Inf. kai. poih/sai, keine Korrektur jedoch in 18,26.27 bei derselben Konstruktion). Siehe auch die Anm. zu LXX967-Ez 33,8 (Z. 3). 480 Wie Adjektive kongruieren Pronomina im Griech. (wie im Lat., s. RHH §110,3) im Fall mehrerer Referenzen häufig mit dem nächststehenden Substantiv: Aus dem fem. evn auvtai/j ist also nicht zu schließen, dass nur evn a`marti,aij, nicht aber auch evn tw/| paraptw,mati als Todesgrund angesehen wird. 481 MT: ~trmaw. GRÜ las dies als Pf. mit waw cop., wohl im Interesse einer akzentuierenden Übersetzung i.S.v. „auch nach erneuter Belehrung gehe ich davon aus, dass ihr (zumindest punktuell) bei eurer Meinung geblieben seid“. Siehe auch die Anm. zu LXX967-Ez 18,29 (Z. 1). 482 kat-eu-qu,n-w bildet als verbum liquidum ein futurum contractum: kateuqunw/. Im Unterschied zu katorqoi/ in 18,29 kann demnach kateuqunei auch als Fut. kateuqunei/ gelesen werden. In der Parallelstelle LXX967-33,17.20 wird das Nomen euvqei/a verwendet (hebr. Vorlage wahrscheinlich in allen Fällen dem MT entsprechend !kty). 483 Besonderheit: LXX967 Kurztext: Ein Teil von 18,25 ist nicht bezeugt. 484 GRÜ las wahrscheinlich ~kkrd (MT: ~kykrd), s. die Anm. zu MT-Ez 18,29 (letzte Zeile). 485 Besonderheit: LXX967: pare,pesen (LXXB: evpoi,hsen, dem MT entsprechend).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

105

18,24 Und wenn umkehrt ein Gerechter (w.: beim Umkehren eines Gerechten) von seiner Gerechtigkeit und tut486 Verfehlung gemäß aller Gräueltaten, die getan hat der Frevler, wird er tun und wird leben? Alle seine Gerechtigkeitstaten487, die er getan hat, werden nicht erinnert werden. Durch den Treuebruch, mit dem er treulos gehandelt hat, und durch seine Sünde, mit der er gesündigt hat, durch sie (i.e. Treuebruch und Sünde) wird er sterben. 25 Und ihr werdet488 sprechen: ‚Nicht recht sein wird der Weg des Herrn489!‘ Hört nun, Haus Israel! Mein Weg wird nicht recht sein? Werden recht sein nicht (vielmehr) eure Wege? 26 Wenn umkehrt ein Gerechter (w.: beim Umkehren eines Gerechten) von seiner Gerechtigkeit und tut Verfehlung und stirbt wegen490 ihnen (i.e. den Verfehlungs-Taten), (dann) wird er durch seine Verfehlung, die er getan hat, sterben.

486

Zu hf[w … bwvb: Pf. cons. nach präsentisch-futurisch gemeintem Inf. cs., s. König, Lehrgebäude III, §367u. Ebenso auch in 18,26. 487 Ketib: wtqdc (defektiv geschriebenes w- kann nach Golinets, Considerations, S. 52f., Sg. und Pl. bezeichnen); Qere: wytqdc (so viele Hss, s. BHS). Das pluralische Prädikat verlangt den Pl. des Substantivs. Vgl. auch MT-Ez 33,13. 488 ~trmaw ist hier (wie auch schon in 18,19) mit der Mehrheit der Übersetzungen und Kommentare als Pf. cons. aufgefasst (auch wrmaw in 18,29). 489 MTL: ynda $rd; viele Hss haben (hier und in 18,29) hwhy $rd, s. BHS. Im Rahmen des Spruchs, der dem Kollektiv in den Mund gelegt ist, kann ynda keinesfalls die Bedeutung „mein Herr“ haben. Möglicherweise ist ynda als sekundäre Ersatzlesart für (hier anstößiges) hwhy in den Text gekommen, s. Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 395. Siehe auch MT-Ez 33,17.20. 490 Auffallendes ~hyl[. Vgl. MT-Ez 33,18: ~hb; 33,19: ~hyl[.

106

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

18,27 Und wenn (w.: bei dem dass) umkehrt ein Ungesetzlicher von seiner Ungesetzlichkeit, die er getan hat, und tut491 Recht und Gerechtigkeit, (dann) hat492 dieser, er seine Seele bewahrt 28 und hat sich abgekehrt493 von allen seinen Freveltaten, die er getan hat. Mit Leben wird er (unbedingt) leben und494 wird keinesfalls sterben. 29 Und (die Menschen vom) Haus Israel sprechen495: ‚Nicht (gut) gerichtet ist496 der Weg Kyrios´!‘ Mein Weg ist nicht (gut) gerichtet, Haus Israel? Ist nicht (vielmehr) euer Weg nicht (gut) gerichtet? 30 Jedermann nach seinen Wegen (so) werde ich euch richten, Haus Israel – spricht Kyrios. Kehrt euch ab497 und kehrt um von allen euren Freveltaten, und sie (i.e. die Freveltaten) werden euch nicht werden zur Strafe für Ungerechtigkeit! 31 Werft weg von euch498 alle eure Freveltaten, mit denen ihr gefrevelt habt gegen mich499, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Und wozu sterbt500 ihr, Haus Israel? 32 Denn in der Tat ich will nicht den Tod des Sterbenden.“ –501 – 491 Aor. Konj. poih,sh| wie in V. 24 und V. 26. Auszugehen ist von Identität in Bezug auf die Zeitstufen: GRÜ las wahrscheinlich in V. 24 und V. 26 hf[w (MT) als Pf. cons. und in V. 27 f[yw, das er als Ipf. mit waw cop. verstand (die Masoreten vokalisierten als Ipf. cons.). 492 GRÜ las wahrscheinlich hyx, und zwar als Pi. Pf. (MT: hyxy Pi. Ipf.), und anschließendes bwvyw, das er als Ipf. cons. verstand. — hyx (Pi./Hif.) wird in der Septuaginta erstaunlich uneinheitlich übersetzt. 493 LXX967 und einige wenige griech. Hss haben evpistre,fw (LXXB: avpostre,fw; Korrektur des Präfixes im Sinn des für Ez 18 zentalen Begriffs avpostre,fw). Vgl. auch die Anm. zu LXX967-Ez 18,30 (Z. 3). 494 GRÜ las wahrscheinlich alw (MTL: al; einige Hss haben alw, s. BHS). Ebenso 18,21. 495 Das Präs. le,gousin bildet wahrscheinlich kein Ptz. (~yrma ~hw) in der Vorlage ab (sonst hätte GRÜ das PersP. wiedergegeben), sondern ist akzentuierende Übersetzung von wrmaw (MT) im Interesse einer Bezugnahme auf die in der Welt des Buches angeredete gegenwärtige Generation: Dies ist ihre gegenwärtige (widerspenstige) Haltung (die Gott durch Paränese zu verändern versucht). Siehe auch 18,31 (Z. 4). 496 katorqo,w (18,25: kateuqu,nw), zu der Varianz s. Olley, Ezekiel, S. 353. 497 evpistre,fw entspricht als Terminus der griech. Philosophie für eine ganzheitliche Lebensumkehr (s. LSJ, s.v.) eher dem intensiven Hif. (s. GesK §53d) von bwv als dem Qal. 498 Besonderheit: LXX967: avfV au`tw/n (LXXB deutlichere Graphie: avpo. e`autw/n). Stark akzentuierendes Reflexivum (GRÜ hätte die Doppelpräposition ~kyl[m [MT] auch unauffällig mit avfV u`mw/n übersetzen können). Das Reflexivum der 3. Pers. deckt auch die 2. (und 1. Pers.) ab. 499 GRÜ las wahrscheinlich yb (MTL: ~b; zwei Hss haben yb, s. BHS). 500 Wahrscheinlich Übersetzung von wtmt (dem MT entsprechend) mit griech. Präsens, s. die Anm. zu LXX967-Ez 18,29 (Z. 1) und s. LXX967-Ez 33,11b (letzte Zeile). 501 Besonderheit: LXX967 hat keine Spruch-Formel (so LXXB, dem MT entsprechend). Der letzte Satz (nach dem MT) fehlt auch in LXXB.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

107

18,27 Und wenn umkehrt ein Frevler (w.: beim Umkehren eines Frevlers) von seiner Frevelhaftigkeit, die er getan hat, und hat getan Recht und Gerechtigkeit, (dann) wird er, er seine Seele am Leben erhalten. 28 Und hat er gesehen502 und ist umgekehrt503 von allen seinen Freveltaten, die er getan hat, (dann) wird er leben, (unbedingt) leben, er wird nicht sterben. 29 Und (die Menschen vom) Haus Israel werden sprechen: ‚Nicht recht sein wird der Weg des Herrn!‘ Meine Wege werden nicht recht sein, Haus Israel? Werden nicht (vielmehr) eure Wege nicht recht sein504? 30 Deshalb, jedermann nach seinen Wegen (so) werde ich euch richten, Haus Israel – Spruch des Herrn JHWH. Kehrt um und kehrt euch ab von allen euren Freveltaten, und es (i.e. das Tun der Freveltaten) wird euch nicht werden zum Strauchel(stein)505 für Verfehlung! 31 Werft weg von euch alle eure Freveltaten, von denen gilt: ihr habt gefrevelt mit ihnen, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Und wozu wollt ihr sterben, Haus Israel? 32 Denn ich werde nicht Gefallen haben am Tod des Sterbenden – Spruch des Herrn JHWH. Und (also) kehrt euch ab und lebt!“

502

Die parataktische Satzkonstruktion hat im Kontext wahrscheinlich eine konditionale Konnotation, vgl. ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. 503 Ohne Bedeutungsunterschied: Ketib: bwvyw; Qere: bvyw. 504 MTL: !kty; viele Hss haben den Pl. wnkty (Kongruenz Subjekt/Prädikat); einige wenige Hss haben den Sg. ~kkrd, s. BHS. Der Befund deutet darauf hin, dass der Pl. ~kykrd wahrscheinlich sekundär ist. 505 Zur Terminologie s. auch MT/LXX967-Ez 14,3.4.7; 44,12.

108

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ZITIERT GOTTES KLAGE-AUFTRAG UND KLAGE-WORTE FÜR DEN FÜRSTEN ISRAELS] 19,1 „Und du, nimm auf ein Leichenklagelied über den Fürsten Israels, 2a und du sollst sprechen, 2b nämlich506: ‚Deine Mutter hat als Junglöwin – inmitten von Löwen zahlreich gemacht ihre Jungen. 3 Und es ist weggesprungen einer von ihren Jungen, ein Löwe ist er geworden, und er hat gelernt, zu erbeuten Beute(stücke), Menschen hat er gefressen. 4 Und gehört haben gegen ihn507 Nationen, bei ihrem Vernichtungszug (gegen ihn508) ist er ergriffen worden, und sie haben ihn gebracht mit einem Maulkorb zum Land Ägypten. 5 Und sie (i.e. die Mutter) hat gesehen, dass er (bleibend) vertrieben ist (weg) von ihr509, (dass) zugrunde gegangen ist ihre Grundlage510. Und sie hat genommen einen anderen von ihren Jungen, als (führenden) Löwen hat sie ihn eingesetzt. 6 Und er ist umhergegangen inmitten von Löwen, –511 und er hat gelernt, zu erbeuten Beute(stücke), Menschen hat er gefressen. 7 Und er hat geweidet512 in seiner (eigenmächtigen) Kühnheit, und ihre (i.e. der Menschen) Städte hat er wüstengleich gemacht, und er hat zum Verschwinden gebracht das Land und seine Fülle wegen des Schalls seines Gebrülls. 8 Und sie haben gegeben gegen ihn Nationen von den Feinden513 von ringsum, und sie haben ausgebreitet über ihn ihre Netze, bei ihrem Vernichtungszug (gegen ihn) ist er ergriffen worden.

506

Besonderheit: LXX967: o[ti (LXXB: ti,, dem MT entsprechend). Dem o[ti recitativum entsprach hier wahrscheinlich kein rmal (bei der Anrede Gottes an Ezechiel mit Impt. + trmaw folgt stets unmittelbar [ohne Zitationsformel] die direkte Rede). Möglicherweise Fehler im Zuge der griech. Texttransmission. 507 Zu katV auvtou/: Gemeint ist wohl, dass die Nationen über den Löwen Klagen gehört haben, vgl. LXXD, Anm. 508 Vgl. Olley, Ezekiel, S. 356. 509 GRÜ las wahrscheinlich xdn + hl (MT: hlxwn). 510 u`po,stasij ist wahrscheinlich Übersetzung von hwqt (dem MT entsprechend; vgl. MT/LXX-Rut 1,12). Gemeint ist die materielle Versorgung der Mutter im Alter. 511 Besonderheit: LXX967 hat nicht le,wn evge,neto (so LXXB, dem MT entsprechend). 512 GRÜ las wahrscheinlich [ryw (MT: [dyw). Buchstabenverwechslung d/r. 513 Besonderheit: LXX967: evcqrw/n (LXXB: evk cwrw/n). Bei evcqrw/n handelt es sich vermutlich um einen im Zuge der griech. Texttransmission entstandenen Fehler (evk cwrw/n => evcqrw/n). Die Wortfolge entspricht in beiden Fällen nicht dem MT.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

109

[EZECHIEL ZITIERT GOTTES KLAGE-AUFTRAG UND KLAGE-WORTE FÜR DIE FÜRSTEN ISRAELS] 19,1 „Und du, erhebe ein Leichenklagelied um die Fürsten Israels 2a und sprich/und du sollst sprechen: 2b ‚Was514 (ist gewesen) deine Mutter für eine Löwin! Unter Löwen hat sie sich gelagert, inmitten von Junglöwen hat sie zahlreich gemacht ihre Jungen. 3 Und sie hat großgezogen/erhöht einen von ihren Jungen, ein Junglöwe ist er geworden, und er hat gelernt, zu erbeuten Beute, Menschen hat er gefressen. 4 Und gehört haben über ihn Nationen, in ihrer Fanggrube (zur Vernichtung) ist er ergriffen worden, und sie haben ihn gebracht an den Haken zum Land Ägypten.515 5 Und sie (i.e. die Mutter) hat gesehen, dass allmählich516 zugrunde gegangen ist ihre Hoffnung. Und sie hat genommen (noch) einen von ihren Jungen,517 als (führenden) Junglöwen hat sie ihn eingesetzt. 6 Und er ist umhergegangen inmitten von Löwen, ein Junglöwe ist er geworden, und er hat gelernt, zu erbeuten Beute, Menschen hat er gefressen. 7 Und er hat erkannt seine518 (d.h. die von ihm zu Witwen gemachten) Witwen, und ihre (i.e. der Menschen) Städte hat er wüstengleich gemacht, und verödet/erstarrt ist das Land und seine Fülle519 wegen des Schalls seines Gebrülls. 8 Und sie haben gegeben gegen ihn Nationen ringsum aus den Provinzen, und sie haben ausgebreitet über ihn ihr Netz, in ihrer Fanggrube (zur Vernichtung) ist er ergriffen worden.

514

Steht das Interrogativ-Pronomen hm vor einem Substantiv, kann es die Bedeutung „was für ein“ annehmen, s. Gesenius, Handwörterbuch, hm Id. 515 Gemeint ist wahrscheinlich der Davidide Joahas. Nach 2Kön 23,30–34 wurde er nach dreimonatiger Regierungszeit von Pharao Necho abgesetzt und nach Ägypten gebracht (ca. 609/8 v. Chr.), wo er starb, s. auch Saur, Zeder, S. 306. 516 hlxwn ist wahrscheinlich als Formverb (hdba hlxwn) zu verstehen, s. König, Lehrgebäude III, §361p; zu den Formverben vgl. auch Jenni, Lehrbuch, §23.3.3. 517 In Bezug auf die Identität des zweiten Junglöwen gibt es keine Einigkeit unter den Kommentatoren (Jojachin? Zidkija?). 518 In MT-Ez 19,7a finden sich zwei Nomina mit Suff.: wytwnmla (V. 7aa) und ~hyr[w (V. 7ab). Das Suff. mask. Sg. (wytwnmla) bezieht sich im Unterschied zu dem Suff. mask. Pl. (~hyr[w) wahrscheinlich nicht auf das (kollektiv zu verstehende) vorausgehende ~da, sondern auf den Junglöwen. 519 Siehe auch die Parallele in MT-Ez 12,19.

110

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

19,9 Und er520 hat sich gestellt mit einem Maulkorb und in einen Käfig, er ist gekommen zum König von Babel. Und er (i.e. der König von Babel) hat521 ihn gebracht in einen Wacheort, damit nicht gehört wird seine Stimme über die Berge Israels hin. 10 Deine Mutter (ist gewesen) wie ein Weinstock, wie eine Blüte am Granatapfelbaum522, am Wasser gepflanzt. (Die523) Frucht von ihm und der (junge) Zweig von ihm sind geworden vom vielen Wasser. 11 Und geworden ist ihm ein Reis für einen (Volks-)Stamm524 von Anführenden. Und er (i.e. der Weinstock525) ist hochgeworden in seinem Wuchs, inmitten von (Weinstock)stümpfen526, und er hat527 gesehen seinen Wuchs durch die Menge seiner Zweige. 12 Und er ist zerbrochen528 worden in Zornesglut, zu Boden ist er geworfen worden, und der Hitze529-Wind hat ausgetrocknet seine auserlesenen (Früchte), sie (i.e. die Früchte) sind bestraft530 worden. Und vertrocknet ist das Reis seiner Stärke, Feuer hat es beseitigt/verzehrt.

520

Der Sg. e;qeto kann nur auf den Löwen bezogen werden, entsprechend ist auton reflexiv als au`to,n (= e`auto,n) zu verstehen. — GRÜ las wahrscheinlich whntyw (dem Konsonantentext des MT entsprechend) als 3. Pers. Sg. mit Suff. (die Masoreten vokalisierten als 3. Pers. Pl. mit Suff.). 521 GRÜ las wahrscheinlich whabyw (MT: whaby, vokalisiert als 3. Pers. Pl.). 522 GRÜ las wahrscheinlich !wmrb (MTL: $mdb; zwei Hss haben $mrk „dein Weinberg“, s. BHS). 523 Besonderheit: LXX967 hat nicht den Artikel o` (so LXXB: o` karpo.j auvth/j). Die Vorlage kann nur (dem Konsonantentext des MT entsprechend) hpn[w hyrp gewesen sein, wobei GRÜ beide Worte als Nomina mit Suff. 3. Pers. Sg. fem. las (die Masoreten vokalisierten hyrp als Ptz. Sg. fem. und hpn[ als Adj. Sg. fem.). Damit ist trotz des fehlenden Artikels karpo.j auvth/j als determiniert zu verstehen (auch inhaltlich lässt sich karpo,j nicht sinnvoll als PN lesen „eine Frucht von ihm ist auch der [junge] Zweig von ihm geworden“). 524 GRÜ las wahrscheinlich ~ylvm jbv (MT: ~ylvm yjbv). GRÜ verstand jbv nicht als Metapher (er hätte mit skh/ptron „Stab/Zepter“ o.ä. übersetzen können), sondern als Appellativum. Mit fulh, ist hier der Königsstamm Juda gemeint, vgl. Gen 49,9–11 und s. auch Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 424. 525 Da sich in 19,12 die Possessivpronomina auf den Weinstock beziehen (z.B. eindeutig bei „das Reis seiner Stärke“), ist dies auch für die Possessivpronomina in 19,11b anzunehmen, d.h. Subjekt von u`yw,qh und von ei=den ist a;mpeloj (und nicht das Subjekt von 19,11a r`a,bdoj „Reis“), s. auch LXXD. 526 MT: tbo[. GRÜ las dies wohl als Pl. von hb[ „Dickheit“ (s. DCH, s.v.). 527 MT: aryw. GRÜ las dies als Qal Ipf. cons. (die Masoreten vokalisierten als Nif. Ipf. cons.). 528 GRÜ las wahrscheinlich #ttw (MT: vttw). Vertauschung von s-Lauten. 529 Zu dieser Übersetzung von ~ydqh xwr (MT) s. die Anm. zu LXX967-Ez 17,10 (Z. 3). 530 GRÜ las wahrscheinlich wdqpth (MT: wqrpth).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

111

19,9 Und sie haben ihn gegeben in den Käfig an die Haken, und sie haben ihn gebracht zum König von Babel. Sie werden ihn (daraufhin) gebracht haben in die Festungen, damit nicht mehr gehört wird seine Stimme über die Berge Israels hin. 10 Deine Mutter (ist gewesen) wie der Weinstock in deinem Blut, am Wasser gepflanzt. Fruchtbringend und reichverzweigt ist er geworden vom vielen Wasser. 11 Und geworden sind ihm Reiser von Stärke, (geeignet) zu Stäben von Herrschenden. Und hochgeworden ist sein531 Wuchs, empor zwischen (Weinstock)laubwerk532, und er ist gesehen worden durch seine Höhe, durch die Menge seiner Zweige. 12 Und er ist ausgerissen worden533 in Zornesglut, zu Boden ist er geworfen worden, und der Ost-Wind hat ausgetrocknet seine Frucht. Sie (i.e. die Zweige) sind abgerissen worden und sind vertrocknet. Das Reis seiner Stärke, Feuer hat es gefressen.

531

Das Genus von !pg ist nicht festgelegt (erkennbar an den entsprechenden fem. und mask. Suffixen im Vers, z.B. hl vs. wtmwq). 532 Die Bedeutung von tbo[ ist unsicher, s. Gesenius, Handwörterbuch, tbo['. Mittelhebräisch hat das Wort die Bedeutung „dicht belaubt“. Es ist davon auszugehen, dass tbo[ sich auf das Laubwerk der umgebenden Weinstöcke im Weinberg bezieht, gegen ELB („das dichte Laub der Bäume“); Tur-Sinai, Schrift („Laubbäume“). Inhaltlich nicht plausibel ist die Deutung von Greenberg und Zimmerli, die tbo[ als Pl. von b[ „Wolken“ lesen. Vgl. auch MT-Ez 31,3.10.14. 533 Zu vttw: seltener Fall von passivem Qal, s. Reymond, Passive Qal, S. 1115.

112

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

19,13 Und jetzt haben sie (i.e. die Leute) ihn (neu) eingepflanzt534 in die Wüste, in ein Land, ein wasserloses. 14 Und ausgegangen ist Feuer vom Reis seiner auserlesenen (Früchte), und es hat ihn gefressen535. Und nicht (mehr) ist gewesen an ihm ein Reis von Stärke. Ein (Volks-)Stamm536 hinsichtlich (des) Gleichnis(spruchs)537, (bestehend aus538) einem Leichenklagelied, ist er539 (i.e. der Weinstock). Und er (i.e. der Weinstock) wird540 werden zu einem (bekannten) Leichenklagelied.‘“

534

GRÜ las wahrscheinlich hwltv (MT: hlwtv). Buchstabenvertauschung w/l. GRÜ las wahrscheinlich hlkaw, und zwar als Qal Pf. 3. Pers. Sg. mask. mit Suff. 3. Pers. Sg. fem. (MT: hlka, vokalisiert als Qal 3. Pers. Sg. fem.; Subj. ist vae). Das fem. Suff. bezieht sich auf !pg. 536 fulh, ist PN. 537 GRÜ las wahrscheinlich lvml (MT: lwvml). 538 Zu eivj parabolh.n qrh,nou: qrh,nou ist Gen. qual. zu parabolh,n (vgl. GesK §128p und BDR §165,1). 539 GRÜ las das PersP. ayh in der (wahrscheinlich dem MT entsprechenden) Vorlage als Kopula; er konnte es in der den Spruch abschließenden Zusammenfassung zwanglos auf !pg (und nicht auf das mask. jbv) beziehen (nach der masoretischen Akzentsetzung [Atnach unter lwvml] ist es bezogen auf hnyq), s. auch LXXD. 540 MT: yhtw. GRÜ las dies als Ipf. mit waw cop. (die Masoreten vokalisierten als Ipf. cons.). 535

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

113

19,13 Und jetzt (ist) er (neu541) eingepflanzt in die Wüste, in ein Land von Dürre und Durst. 14a Und ausgegangen ist Feuer vom Reis seiner Äste, seinen Fruchtbestand hat es gefressen. Und nicht (mehr) ist gewesen an ihm ein Reis von Stärke, ein Stab zum Herrschen.‘ 14b Ein Leichenklagelied (ist) es (i.e. der vorausgehende Text), und es (i.e. das Leichenklagelied) ist geworden zu einem (bekannten) Leichenklagelied.“542

541

Zu dieser Bedeutung von ltv s. die Anm. zu MT-Ez 17,8 (Z. 1). In der Vulgata ist treffend übersetzt: et nunc transplantata est in desertum. 542 19,14b ist nach der Fassung des MT eine Art Kolophon, vgl. auch MT/LXX967-Ez 32,16.

114

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ZEHNTEN TAG IM FÜNFTEN MONAT IM SIEBTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (LXX967-EZ 20,1–23,49)] [EZECHIEL ERZÄHLT VOM KOMMEN EINIGER DER ÄLTESTEN ISRAELS ZU IHM UND VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 20,1–2), UND ER ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 20,3–44) MIT MEHREREN REDEAUFTRÄGEN (20,3a; 20,4b– 5a; 20,27a; 20,30a; 20,33a) UND WORTEN FÜR DIE ÄLTESTEN ISRAELS (20,3b; 20,5b–26; 20,27b–29; 20,30b–32; 20,33b–44)] 20,1 Und es geschah im siebten Jahr, im fünften Monat, am zehnten (Tag) des Monats, (da) kamen543 Männer von den Ältesten des Hauses Israel, zu befragen Kyrios. Und sie setzen sich nieder vor mir. 2 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 3a „Menschen-Sohn, rede zu den Ältesten des Hauses Israel, und du sollst sprechen zu ihnen: 3b ‚Dies spricht Kyrios: ‘

543

Besonderheit: LXX967: h;lqosan (LXXB: h=lqon); zur Bedeutung der Formen s. die Anm. zu LXX967-Ez 14,1 (Z. 1). 544 Auffallende Einleitung einer direkten Satzfrage (in der Vorlage stand wahrscheinlich dem MT entsprechend die Interrogativpartikel h) durch eiv (i.d.R. Einleitung einer indirekten Frage, BR §272, s. auch BDR §440,3). Siehe auch 20,4a. 545 Zur Terminologie s. noch MT/LXX967-Ez 14,3 und 20,31.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

115

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ZEHNTEN TAG IM FÜNFTEN MONAT IM SIEBTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (MT-EZ 20,1–23,49)] [EZECHIEL ERZÄHLT VOM KOMMEN EINIGER DER ÄLTESTEN ISRAELS ZU IHM UND VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 20,1–2), UND ER ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 20,3–44) MIT MEHREREN REDEAUFTRÄGEN (20,3a; 20,4b–5a; 20,27a; 20,30a) UND WORTEN FÜR DIE ÄLTESTEN ISRAELS (20,3b; 20,5b–26; 20,27b–29; 20,30b–44)] 20,1 Und es geschah im siebten Jahr, im fünften (Monat), am zehnten (Tag) des Monats,546 (da547) kamen Männer von den Ältesten Israels, zu befragen JHWH.548 Und sie setzten sich nieder vor mir. 2 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 3a „Menschen-Sohn, rede gegenüber549 den Ältesten Israels und sprich/du sollst sprechen zu ihnen: 3b ‚So hat gesprochen der Herr550 JHWH: ‘

546

Dritte (eine Sinneinheit eröffnende) Datierung des in der Welt des Buches erzählenden Propheten. Das Datum entspricht etwa August 591 v. Chr., s. Greenberg, Ezekiel 1–20, S. 363. 547 Unverbundenes hebr. Pf. im Anschluss an das einen Umstand einführende yhyw (GesK §111f), s. auch MT-Ez 26,1; 29,17; 31,1; 32,1.17; 33,21. 548 Zu einer solchen Befragung durch die Ältesten Israels s. auch MT-Ez 14,1f. 549 rbd + suff. Objektsakk., s. die Anm. zu MT-Ez 14,4a. 550 ynda fehlt in zwei Hss, s. BHS.

116

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

20,4a Willst du sie richten nach dem (Straf)recht551, Menschen-Sohn? 4b Die Ungesetzlichkeiten ihrer Väter/Eltern bezeuge552 ihnen, 5a und du sollst sprechen zu ihnen: 5b ‚Dies spricht Kyrios: ‘“

772 773

Zu ~yr[b: Das Verb kann hier r[b 1 oder r[b 3 (s. Gesenius, Handwörterbuch, s.v.) zugeordnet werden. Mask. hyht. Vgl. 21,35 (Z. 1).

154

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 22,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 22,2–16) MIT EINEM REDEAUFTRAG (22,3a) UND WORTEN FÜR JERUSALEM (22,3b–16)] 22,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 2 „Menschen-Sohn, willst du nicht richten, willst du nicht richten die Stadt der Blut(taten)? Dann (w.: und) zeige ihr alle ihre Ungesetzlichkeiten! 3a Und du sollst sprechen: 3b ‚Dies spricht Kyrios774: + ~a (MT) mit eiv … eiv wieder, s. auch MT/LXX967-Ez 15,3. 810 Besonderheit: LXX967: Fut. poih,sw (LXXB: Präs. poiw/, wahrscheinlich Anpassung an das Ptz. hf[ [MT] nach der Tempus-„Regel“ hebr. ptz. Nominalsatz = griech. Präs.). Das PersP. in LXX967 macht wahrscheinlich, dass GRÜ in der Vorlage (dem MT entsprechend) hf[ yna las; das Fut. wurde wohl gewählt im Anschluss an die vorausgehenden Fut.-Formen in der Sinneinheit. 811 GRÜ las wahrscheinlich $T'ai (MT: $t'Aa), s. die Anm. zu LXX967-Ez 16,59 (Z. 2). 812 Besonderheit: LXX967 hat nicht se (so LXXB, dem MT entsprechend). 813 Zur Bedeutung der griech. Übersetzung mit Dat. (und nicht mit Akk.) s. die Anm. zu LXX967Ez 12,15. 814 Besonderheit: LXX967: kardi,a (LXXB: avkaqarsi,a, dem MT entsprechend). 815 GRÜ las wahrscheinlich ytlxnw, und zwar als Qal von lxn (MTL: tlxnw; eine Hs hat ytlxnw; beides vokalisiert als Nif. von llx, s. BHS). 816 GRÜ las wahrscheinlich ~ywgh (MTL: ~ywg; viele Hss haben ~ywgh, s. BHS).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

159

22,12 Bestechung haben sie genommen in dir, mit der Folge (sogar) zu vergießen Blut. Zins und Aufschlag hast du genommen, und du hast (mit unrechtem Gewinn) übervorteilt deinen Nächsten mit Bedrückung, und mich hast du vergessen – Spruch des Herrn817 JHWH. 13 Und siehe! Ich habe geschlagen/schlage (hiermit818) meine Hand wegen deines (unrechten) Gewinns, den du gemacht hast, und über deine Blut(tat), die gewesen ist (w.: sind819) in deiner Mitte. 14 Wird standhalten (d.h. Bestand haben820) dein Herz? Oder werden stark bleiben deine Hände an den (Gerichts-)Tagen, an denen ich (nunmehr) tue dir gegenüber821? Ich, JHWH, ich habe geredet, und ich werde822 (es) tun. 15 Und ich werde dich verstreuen unter die Nationen, und ich werde dich zerstreuen/worfeln in die Länder, und ich werde (vollkommen) beseitigen deine Unreinheit von dir. 16 Und du wirst entweiht werden durch dich vor den Augen von Nationen. Und du wirst erkennen, dass ich JHWH (bin).>‘“

817

ynda fehlt in einigen wenigen Hss, s. BHS. Das Pf. ytykh kann hier auch performativ verstanden werden, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 456. 819 MTL: wyh; zwei Hss haben hyh (s. BHS), sekundäre Anpassung an den Sg. des Subjekts. Wahrscheinlich Schreibfehler im Zuge der hebr. Texttransmission (das Subjekt stand wahrscheinlich ursprünglich im Pl., s. den griech. Text). 820 Vgl. MT-Ez 21,12/LXX967-Ez 21,7: Angesichts von Gottes Strafe kann das Herz zerbrechen/zerschmelzen, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 456f. 821 Zu hf[ + suff. Objektsakk. s. die Anm. zu MT-Ez 16,59 (Z. 2). 822 Zur Zeitstufe s. die Anm. zu MT-Ez 17,24. 818

160

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 22,17) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 22,18–22) MIT EINEM REDEAUFTRAG (22,19a) UND WORTEN FÜR DAS HAUS ISRAEL (22,19b–22)] 22,17 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 18 „Menschen-Sohn, siehe! Geworden sind mir (jetzt) (die Menschen vom) Haus Israel vermischt823, alle824. Mit Bronze und mit Eisen und mit Zinn und mit Blei inmitten von Silber ist es825 (i.e. das Haus Israel) vermischt. 19a Deshalb sprich: 19b ‚Dies spricht Kyrios: lässt auf intransitive/passive Bedeutung schließen. 837 Zu ytxnhw. Von den Masoreten vokalisiert als Hif. Pf. cons. von xwn B „werfen“ (s. Gesenius, Handwörterbuch, xwn). Vom Konsonantenbestand her kann ytxnhw hier auch als Hif. Pf. cons. von xwn A „stillen/ (los)lassen“ verstanden werden „und ich werde stillen/(los)lassen (meine Zornesglut)“, vgl. MTEz 16,42; 21,22; 24,13.

162

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

22,22 Ebenwie geschmolzen wird838 Silber839 inmitten eines Schmelzofens, so werdet ihr geschmolzen werden inmitten von ihm (i.e. dem Zorn). Und ihr werdet erkennen, dass in der Tat ich, Kyrios, ich ausgegossen habe meine Zornesglut über euch.>‘“

838 GRÜ las wahrscheinlich $tnhk, also einen mit der Präp. k verbundenen Nif. Inf. cs. (MT: $wthk, vokalisiert als eine mit der Präp. k verbundene Nominalform). 839 Besonderheit: LXX967: a;rguroj (LXXB: avrgu,rion).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

22,22 Wie das Schmelzen von Silber inmitten eines Schmelzofens, so werdet ihr geschmolzen werden inmitten von ihm (i.e. dem Feuer/Grimm). Und ihr werdet erkennen, dass ich, JHWH, ich ausgegossen habe meine Zornesglut über euch.‘“

163

164

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 22,23) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 22,24–31) MIT EINEM REDEAUFTRAG (22,24a) UND WORTEN FÜR DAS LAND (22,24b–31)] 22,23 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 24a „Menschen-Sohn, sprich zu ihm: 24b ‚Du, du bist das Land, das nicht beregnete (d.h. das nicht beregnet wird840), und841 nicht ist geworden der Regen über dich am Tag des Zorns, 25 dessen Anführende842 inmitten von dir843 (gewesen sind) wie Löwen, brüllend844 (w.: rülpsend), erbeutend Beute(stücke), Seelen fressend durch Herrschermacht845 und Schätze (weg)nehmend. Und846 deine Witwen sind vermehrt worden847 inmitten von dir. 26 Und seine Priester haben verworfen mein Gesetz, und sie haben (immer wieder) entweiht meine heiligen (Dinge), zwischen heilig und ungeweiht haben sie (immer wieder) nicht unterschieden, und zwischen unrein848 und rein haben sie (immer wieder) nicht unterschieden, und vor meinen Sabbaten haben sie sich849 (immer wieder) verhüllt ihre Augen, und ich bin (immer wieder) entweiht worden in ihrer Mitte.

840

GRÜ las wahrscheinlich hrjm (MT: hrhjm). — brecome,nh bezeichnet als Ptz. Präs. einen Vorgang (und keinen Zustand „beregnet ist“). 841 GRÜ las wahrscheinlich alw (MTL: al; einige Hss haben alw, s. BHS). 842 GRÜ las wahrscheinlich hyayfn rva (MT: hyaybn rvq). 843 auvth/j nach evn me,sw| greift das Relativum h-j auf: Dabei bezieht sich h-j auf das nahestehende evpi. se, in 22,24 (Ende) und mittelbar auch auf das (inhaltlich identische) gh/ in 22,24 (Anfang). Entsprechend meint evn me,sw| auvth/j (analog zum Reflexivum der 3. Pers., das auch eine 1. oder 2. Pers. bezeichnet, BR §154, Anm. 1) „inmitten von dir“. evn me,sw| sou (22,25, letzte Zeile) schließt an das Du-Konzept an. 844 Die vier artikellosen griech. Ptz. sind wahrscheinlich als prädikative Ergänzungen aufzufassen (dem Löwen-Sein untergeordnete Nebensatzprädikate i.S.v. „die Anführer sind wie Löwen, wobei sie [i.e. die Anführer] brüllen …“). 845 Besonderheit: LXX967: dunastei,a| (LXXB: evn dunastei,a|). GRÜ las wahrscheinlich qzxob (MT: !sxo). 846 GRÜ las wahrscheinlich taw (MTL: ta; einige Hss haben taw, s. BHS). 847 GRÜ las wahrscheinlich wbr (MT: wbrh). 848 GRÜ las wahrscheinlich amj (MTL: amjh; einige wenige Hss haben amj, s. BHS; in der Parallelstelle 44,23 ist der Artikel auch in MTL nicht bezeugt). 849 Besonderheit: LXX967: Ipf. Med. parekalu,ptonto, wohl das Hif. (wmyl[h, MT) widerspiegelnd (LXXB: Ipf. Akt. pareka,lupton; wahrscheinlich Korrektur des Med. zum Akt., da durch das Medium das Engagement des Subjekts – hier zusätzlich zum Aspekt der Wiederholung – unnötig stark betont ist).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

165

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 22,23) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 22,24–31) MIT EINEM REDEAUFTRAG (22,24a) UND WORTEN FÜR DAS LAND (22,24b–31)] 22,23 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 24a „Menschen-Sohn, sprich zu ihm: 24b ‚Du (bist) ein Land, (von dem gilt:) nicht (kultisch) gereinigt (ist) es, nicht (ist geworden) sein Regen850 am Tag des Zorns! 25 Die (konspirative) Vereinigung seiner Propheten inmitten von ihm (ist gewesen) wie ein Löwe, ein brüllender, ein erbeutender Beute. Seele(n) haben sie gefressen, Vorrat und Schatz werden sie (weg)nehmen, seine (i.e. des Landes) Witwen haben sie vermehrt inmitten von ihm. 26 Seine Priester haben gewalttätig behandelt/verworfen meine Tora851, und sie haben entweiht meine heiligen (Dinge852), zwischen heilig und ungeweiht haben sie nicht unterschieden, und zwischen dem Unreinen und (allem) Reinen haben sie (den Unterschied) nicht erkennen lassen (d.h. bekannt gemacht),853 und vor meinen Sabbaten haben sie verhüllt ihre Augen, und ich bin entweiht worden in ihrer Mitte.

850

Zu hmvg: Die Masoreten vokalisierten es als Nomen mit Suff. 3. Pers. Sg. fem. Verstanden werden kann das Wort vom Konsonantenbestand her auch als Pu. Pf. 3. Pers. Sg. fem. „(nicht) ist es beregnet worden“, s. Gesenius, Handwörterbuch, ~vg. 851 Zur Terminologie (smx + hrwt) s. noch Zef 3,4. 852 Vgl. 22,8. 853 Dies soll im künftigen Heiligtum nicht mehr passieren, s. MT-Ez 44,23. Vgl. zudem noch Lev 10,10f.

166

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

22,27 Seine (i.e. des Landes) Oberen (sind gewesen) wie Wölfe, erbeutend Beute(stücke), zu vergießen Blut, – damit mit (unrechtem) Gewinn sie gewinnen.854 28 Und seine Propheten, (insofern sie sind) sie (i.e. die Oberen) anstreichend/salbend, werden fallen855, die Schauenden Trügerisches, (die) Wahrsagenden Lügnerisches856, (die) Sprechenden: , und er857 hat (jetzt) nicht geredet, 29 (die) das Volk des Landes Ausdrückenden mit Ungerechtigkeit und (die) Erbeutenden Beute(stücke) unter858 Elenden und (die) einen (jeden) Armen Unterdrückenden und (die) gegen den Fremdling sich nicht Verhaltenden859 nach dem/mit Recht. 30 Und ich habe (immer wieder) gesucht unter (w.: aus) ihnen (i.e. den Propheten) einen Mann, der sich verhält auf richtige Weise860 und der steht vor meinem Angesicht vollkommen in der (Gerichts-)Zeit861 des Landes, es nicht endgültig zu vernichten, und ich habe (ihn) nicht gefunden. 31 Und ich habe ausgegossen über es meine Zornesglut im Feuer meines Zorns, den Garaus zu machen862, ihre (Ab)wege (habe ich gegeben863) auf ihre Köpfe – spricht Kyrios.‘“

854

MT: [cb [cb. Unvokalisiert sind Substantiv und Verb nicht unterscheidbar. GRÜ las wahrscheinlich das erste Wort als Substantiv und das zweite Wort als Inf. cs. (die Masoreten vokalisierten das erste Wort als Inf. cs. und das zweite Wort als Substantiv). 855 GRÜ las wahrscheinlich wlpy (MT: lpt). Vgl. auch MT/LXX967-Ez 13,14. 856 Bei der Wiedergabe der (wahrscheinlich dem MT entsprechenden) Vorlage wählte GRÜ Äquivalenzen wie in MT-Ez 21,34/LXX967-Ez 21,29 (awv hzx = o`ra,w ma,taia; bzk ~sq = manteu,omai yeudh/); anders aber in Kapitel 13 (vgl. 13,6: awv hzx = ble,pw yeudh/; bzk ~sq = manteu,omai ma,taia). 857 Besonderheit: LXX967 hat nicht ku,rioj (so LXXB, dem MT entsprechend). 858 Zum Gen. obj. ptwcw/n (bezogen auf das vorausgehende a`rpa,gmata): GRÜ las die Sätze in der hebr. Vorlage wahrscheinlich i.S. eines Parallelismus membrorum (qv[ wqv[ #rah ~[//yn[ lzg wlzgw; demnach entspricht #rah ~[ hier yn[). Sekundäre Korrektur zum Akk. Sg. ptwco,n (in vielen Hss), verbunden mit folgendem pe,nhta (im Sinn des MT). 859 GRÜ las wahrscheinlich wf[ (MT: wqv[). Vgl. MT/LXX967-Ez 22,7. 860 GRÜ las wahrscheinlich rvy hf[ (MT: rdg rdg). Auch in 22,29 gab GRÜ hf[ in der mutmaßlichen Vorlage mit medialem avnastre,fomai „sich verhalten“ wieder. 861 GRÜ las wahrscheinlich t[b (MT: d[b). Siehe auch oben 22,4. 862 GRÜ las wahrscheinlich twlk (MT: ~ytylk). 863 Besonderheit: LXX967 hat nicht de,dwka (so LXXB, dem MT entsprechend). Wahrscheinlich Fehler im Zuge der griech. Texttransmission (feste Wendung: di,dwmi + o`do,j + eivj kefalh,n, dem Hebr. entsprechend: !tn + $rd + varb, vgl. z.B. MT/LXXB-Ez 9,10; 11,21 und MT/LXX967-Ez 16,43).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

167

22,27 Seine (i.e. des Landes) Oberen in seinem Inneren (sind gewesen) wie Wölfe, erbeutend Beute, zu vergießen Blut, zugrunde zu richten Seelen, damit sie (w.: um zu) gewinnen (mit) (unrechtem) Gewinn. 28 Und seine Propheten haben für sie (i.e. die Oberen) angestrichen mit Tünche, (insofern sie sind) schauend Trügerisches und wahrsagend ihnen Lügnerisches, sprechend: , und JHWH hat nicht geredet. 29 Das Volk des Landes haben sie864 bedrückt (mit) Bedrückung, und sie haben865 beraubt (mit) Raub, und (den) Elenden und Armen haben sie unterdrückt, und den Fremdling haben sie bedrückt, nicht nach dem Recht/mit Nicht-Recht. 30 Und ich habe gesucht unter (w.: aus) ihnen (i.e. den Propheten) einen Mann, der mauert eine Mauer und der sich stellt in die Bresche866 vor mein Angesicht für das Land, es nicht zu vernichten, und ich habe (ihn) nicht gefunden. 31 Und ich habe ausgegossen über sie meine Zornesglut, im Feuer meines Grimms habe ich ihnen den Garaus gemacht, ihren (Ab)weg habe ich gegeben auf ihren Kopf – Spruch des Herrn JHWH.‘“

864

Das Subjekt von wqv[ und den weiteren Verben in 22,29f. ist wahrscheinlich ~yaybn, denn 22,30 lässt sich am besten mit Bezug auf die Propheten verstehen (Motiv der Fürbitte vor Gott, Motiv des Mauerns einer Mauer, s. MT-Ez 13,5), vgl. Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. Zumeist wird als Subjekt von wqv[ jedoch #rah ~[ „Volk des Landes“ bestimmt, s. ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 463; Block, Ezekiel 1–24, S. 727. 865 Es liegt hier wahrscheinlich kein Pf. cons., sondern ein zweites, koordiniertes Pf. mit waw cop. vor (auch in MT-Ez 18,18 sind beide Handlungen [bedrücken/berauben] koordiniert). Siehe hierzu GesK §112pp (möglicherweise aram. Einfluss). 866 Vgl. Ps 106,32: Mose tritt als Fürbitter Israels „in die Bresche“.

168

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 23,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 23,2–35) MIT WORTEN FÜR IHN ÜBER OHOLA UND OHOLIBA (23,2–18) SOWIE MIT WORTEN FÜR OHOLIBA (23,19–35)] 23,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE ÜBER OHOLA UND OHOLIBA] 2 „Menschen-Sohn, zwei Frauen waren (einst), Töchter einer einzigen Mutter (waren sie). 3 Und sie haben gehurt in Ägypten in ihrer Jugendzeit. Dort sind gefallen ihre Brüste, dort sind sie entjungfert worden867. 4 Und ihre Namen waren: Ohola, die ältere, und Oholiba, ihre Schwester. Und sie sind mein geworden, und sie haben geboren Söhne und Töchter. Und ihre Namen: Samaria (war) Ohola868, und Jerusalem (war) Oholiba. 5 Und gehurt hat Ohola von mir weg, und sie hat sich herangemacht an ihre Liebhaber, an die Assyrer, die ihr Nahestehenden869, 6 purpurblau Gekleidete, Anführende und Befehlshaber. Auserlesene870 junge Männer (sind sie gewesen) alle, Reiter871, Reitende auf Pferden. 7 Und sie hat gerichtet (w.: gegeben) ihre Hurerei auf sie, auserlesene Söhne der Assyrer (sind sie gewesen) alle. Und im Hinblick auf alle, an die sie sich herangemacht hat, durch alle ihre (i.e. Oholas) Handlungsweisen872 hat sie sich (immer wieder) unrein gemacht.

867

Mit diaparqeneu,w gab GRÜ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hier und in 23,8 die Fügung hf[ + ~ylwtb ydd in der (dem MT entsprechenden) Vorlage wieder, denn das Element „Jungfrau“ ist nur in ~ylwtb enthalten. 868 Zu det. h` Oola/h` Ooliba: Der Artikel steht im Griech. bei im Text vorher genannten Nomina propria (BR §148,1). 869 GRÜ las wahrscheinlich hybwrq (MT: ~ybwrq); vgl. auch 23,12. 870 Die Vorlage war wahrscheinlich (dem MT entsprechend) dmx (auch in 23,12.23, vgl. ferner Jer 3,19; 25,34 [Zählung nach dem MT]). Die cs.-Verbindung wurde (hier wie auch in 23,12.23) nicht nachgeahmt (dmx yrwxb vs. neani,skoi evpi,lektoi). Interessant ist dabei, dass GRÜ in Ez 23 dmx nicht „wörtlicher“ mit evpiqumhto,j übersetzte (zu „entschuldigend“ für Ohola/Oholiba?). 871 Die antike griech. Leserschaft wird mit i`ppeu,j einen bestimmten Stand assoziiert haben (vergleichbar den wohlhabenden „equites Romani“). 872 Besonderheit: LXX967: evpithdeu,masin (LXXB: evnqumh,masin „Absichten/Pläne“). Zu dieser innergriech. Varianz s. auch die Anm. zu LXX967-Ez 24,14a (Z. 6, erste Anm.) und vgl. zur griech. Übersetzung noch die Anm. zu LXX967-Ez 14,6b (Z. 2).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

169

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 23,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 23,2–35) MIT WORTEN FÜR IHN ÜBER OHOLA UND OHOLIBA (23,2–20) SOWIE MIT WORTEN FÜR OHOLIBA (23,21–35873)] 23,1 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE ÜBER OHOLA UND OHOLIBA] 2 „Menschen-Sohn, zwei Frauen (waren) (einst), Töchter einer einzigen Mutter waren sie. 3 Und sie haben gehurt in Ägypten, in ihrer Jugendzeit haben sie gehurt. Dort sind gedrückt worden ihre Brüste, und dort haben sie (i.e. die Leute) (intensiv) gepresst die Busen874 (?) ihrer Jungfrauschaft. 4 Und ihre Namen: Ohola, die ältere, und Oholiba, ihre Schwester. Und sie sind mein geworden, und sie haben geboren Söhne und Töchter. Und ihre Namen: Samaria (war) Ohola, und Jerusalem (war) Oholiba.875 5 Und gehurt hat Ohola mir unterstehend, und sie hat verlangt nach ihren Liebhabern, nach Assur (d.h. nach den Assyrern), Kriegerische/(Königs-)Nahe876, 6 purpurblau Gekleidete, Statthalter und Gouverneure. Begehrenswerte junge Männer (sind sie gewesen) alle877, Reiter, Reitende auf Pferden. 7 Und sie hat gerichtet (w.: gegeben) ihre Hurereien auf sie, die Auslese der Söhne Assurs allesamt. Und durch alle, nach denen sie verlangt hat, durch alle ihre (i.e. der Assyrer) Götzen hat sie sich unrein gemacht.

873

An Gottes Worte für Ezechiel über Oholiba („sie“) schließen sich unvermittelt (ohne Redeauftrag für den Propheten) Worte für Oholiba („du“) an (MT: ab 23,21; LXX967: ab 23,19). 874 Zu !hylwtb ydd wf[: Die Masoreten vokalisierten wf[ als Pi. und ydd als Pl. cs. von dD:. Die Bedeutung „Busen“, so Gesenius, Handwörterbuch, dD:, macht allerdings weder in MT-Ez 23,3 noch in 23,8.21 rechten Sinn. — Der Satz lässt sich auch noch anders verstehen: Wird wf[ in 23,3 als Qal (so vokalisiert in 23,21, s. die Anm. z.St.) und ydd als defektiv geschriebener Pl. cs. von dwd „Liebhaber“ gelesen und als Subjekt von wf[ aufgefasst, so ergibt sich folgende Aussage: „und dort haben (es) getan die Liebhaber ihrer Jungfrauschaft“. 875 Auch in Jer 3,6–10 redet der in der Welt des Buches sprechende Gott von Israel/Juda als von seinen beiden Ehefrauen. 876 Zur Apposition ~ybwrq: Die Nominalform kann übersetzt werden mit Bezug auf br"q. „Kampf“, s. König, Handwörterbuch, bArq" II, oder mit Bezug auf bArq" „nahe“, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 475 (Leibwächter des Königs). — Auch in 23,12 steht ~ybwrq ohne Artikel. 877 Zu ~lk: Subjekt im Nominalsatz („alle [sind] …“), nicht det. dmx yrwxb ist PN.

170

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,8 Und ihre Hurerei aus Ägypten hat sie nicht gelassen, denn mit ihr haben sie (i.e. die Leute) (immer wieder) geschlafen in ihrer Jugendzeit. Und sie, sie haben sie entjungfert, und sie haben ausgegossen ihre Hurerei über sie. 9 Deshalb habe ich sie gegeben in die Hände ihrer Liebhaber, in die Hände der Söhne der Assyrer, an die sie sich (immer wieder) herangemacht hat. 10 Sie, sie haben aufgedeckt ihre Unschicklichkeit, (ihre878) Söhne und ihre Töchter haben sie genommen, und sie (selbst) haben sie fürwahr879 mit dem Schwert getötet. Und sie ist geworden ein Gerede für Frauen, und Strafgerichte haben sie gehalten (w.: getan) an ihr im Hinblick auf die Töchter880. 11 Und gesehen hat (dies) ihre Schwester Oholiba, und sie hat verdorben ihr Heranmachen mehr als sie, und sie (hat verschlimmert) die Hurerei mehr als die Hurerei ihrer Schwester. 12 An die Söhne der Assyrer hat sie sich herangemacht, Anführende und Befehlshaber, ihr Nahe881, prächtig (w.: schöngesäumt882) Gekleidete, Reiter, Reitende auf Pferden. Und883 auserlesene junge Männer (sind sie gewesen) alle. 13 Und ich habe gesehen, dass sie sich (jetzt) unrein gemacht hat. Ein einziger Weg (ist gewesen) den beiden (w.: der beiden).

878

Im Fall eines Bezugs auf zwei oder mehr Substantive steht im Griech. nur ein Gen.-Attribut (dasselbe gilt für das adjektivische Attribut). Eine Imitation der im Hebr. nicht vermeidbaren Wiederholung würde gezwungen wirken und das Attribut extrem betonen, was hier den Gegensatz zu anderen Söhnen und Töchtern voraussetzen würde. Allerdings vermied GRÜ in anderen Fällen solche gezwungenen Formulierungen um der Isomorphie willen nicht, vgl. z.B. unten 23,47. 879 Besonderheit: LXX967: me.n r`omfai,a| (LXXB: evn r`omfai,a|, dem MT [brxb] entsprechend). Im von LXX967 repräsentierten Text wohl Schreib- oder Hörfehler im Zuge der griech. Texttransmission. 880 GRÜ las wahrscheinlich twnbl hb (MT: hb). Der Zusatz twnbl ist inhaltlich plausibel, denn an der getöteten Ohola selbst kann kein Strafgericht mehr vollzogen werden. 881 GRÜ las wahrscheinlich hybrq (MT: ~ybrq). Bei tou.j evggu.j [auv]th/j hat der Artikel tou,j eher substantivierende (nicht determinierende) Funktion. 882 Wahrscheinlich akzentuierende Übersetzung von lwlkm (MT; lk hier verstanden i.S.v. „vollkommen“) mit euvpa,rufa (eu= „gut/schön“ + papa, „neben“ + u`fai,nw „weben“): Die Kleider der griech. Oberschicht hatten oft einen Websaum (häufig mit Edelmetallen gefertigt). Zur Übersetzung vgl. auch MT/LXX967Ez 38,4 (Z. 4). 883 Besonderheit: LXX967 hat kai, (nicht LXXB, dem MT entsprechend).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

171

23,8 Und ihre Hurereien aus Ägypten hat sie nicht gelassen, denn mit ihr haben sie (i.e. die Leute) geschlafen in ihrer Jugendzeit. Und sie, sie haben (intensiv) gepresst die Busen (?) ihrer Jungfrauschaft884, und sie haben ausgegossen ihre Hurerei über sie. 9 Deshalb habe ich sie gegeben in die Hand ihrer Liebhaber, in die Hand der Söhne Assurs, nach denen sie verlangt hat. 10 Sie, sie haben aufgedeckt ihre Blöße,885 ihre Söhne und ihre Töchter haben sie genommen, und sie (selbst) haben sie mit dem Schwert getötet. Und sie ist geworden ein Name/Gerede für die Frauen, und Strafgerichte haben sie gehalten (w.: getan) an ihr. – 11 Und gesehen hat (dies) ihre Schwester Oholiba, und sie hat verdorben ihr Verlangen mehr als sie, und sie (hat verschlimmert) ihre Hurereien mehr als die Buhlschaften ihrer Schwester. 12 Nach den Söhnen Assurs hat sie verlangt, Statthalter und Gouverneure, Kriegerische/(Königs-)Nahe, prächtig (w.: in Vollkommenheit) Gekleidete, Reiter, Reitende auf Pferden. Begehrenswerte junge Männer (sind sie gewesen) alle. 13 Und ich habe gesehen, dass sie sich unrein gemacht hat. Ein einziger Weg (ist gewesen) den beiden.

884

Bei anderer Vokalisation (s. die Anm. zu MT-Ez 23,3) lässt sich der Satz wie folgt verstehen: „und sie, sie haben (es) intensiv getan, die Liebhaber ihrer Jungfrauschaft“. 885 Zur Terminologie s. auch MT/LXX967-Ez 16,36.

172

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,14 Und sie hat (noch mehr) hinzugefügt zu ihrer Hurerei, und sie hat gesehen Männer, lebensecht886-gezeichnet auf der Wand, die Bilder von Chaldäern, lebensecht-gezeichnet mit Zeichenstift, 15 gegürtet (mit) (Metall)ziseliertem hin über ihre Hüften, am Turban (lebensecht-gezeichnet) Gefärbtes887 auf ihren Köpfen. Ein Anblick, ein dreifacher, von888 allen (Männern) (ist es gewesen), ein Abbild der Söhne der Chaldäer aus889 ihrer Heimat. 16 Und sie hat sich herangemacht an sie hin auf890 den Blick ihrer Augen (d.h. nachdem sie sie gesehen hatte), und sie hat gesandt Boten zu ihnen in das Land der Chaldäer. 17 Und gekommen sind zu ihr die Söhne Babels zum Beischlaf der Einkehrenden891, und sie haben sie verunreinigt durch ihre892 (i.e. der Babylonier) Hurerei. Und sie hat sich unrein gemacht durch sie (i.e. die Babylonier), und (dann) hat sich entfernt ihr Wesen/ihre Seele von ihnen. 18 – Und sie893 (i.e. die Babylonier) haben aufgedeckt ihre Unschicklichkeit. Und (dann) hat sich entfernt mein Wesen/meine Seele von ihr, ebenwie es/sie sich entfernt hat von ihrer Schwester.“

886

Akzentuierende Übersetzung: Präfix zw bei zw-graf-e,w (nur in diesem Satz im griech. Ez). Zu tiara bapta: tiara kann Nom. Sg. (tia,ra) oder Dat. Sg. (tia,ra|) sein, hier ist es inhaltlich besser als Dativ zu verstehen. bapta ist Neutr. Pl. (Akk. oder Nom.), d.h. nicht kongruent mit tia,ra (fem. Sg. wäre bapth,, vgl. BR §249,1). In der Sinneinheit ist bapta am besten als von zwgrafe,w (V. 14) abhängiges Akk.-Objekt zu verstehen (bapta,). 888 GRÜ las wahrscheinlich ~lkm ~yvlv harm (MT: ~lk ~yvlv harm). 889 LXX967 (und andere Hss): th/j (LXXB und andere Hss: gh/j, dem MT entsprechend). Der Befund lässt sich wie folgt deuten: Entweder las GRÜ ~tdlwmm (MT: ~tdlwm #ra) und übersetzte mit th/j patri,doj auvtw/n, oder er las ~tdlwm #ram und übersetzte mit gh/j patri,doj auvtw/n, wobei diese Übersetzung dann im Zuge der griech. Texttransmission verschrieben wurde von gh/j zu th/j. 890 th/| o`ra,sei ist isomorphe Übersetzung von harml (dem MT entsprechend), d.h. der griech. Dativ hat hier keine kausale, sondern eine konsekutive Konnotation. 891 Zu Terminologie und Übersetzung s. auch MT/LXX967-Ez 16,8 (Z. 2). 892 Besonderheit: LXX967: auvtw/n (LXXB: authj, zu lesen als au`th/j, d.h. durch Oholibas/Judas Hurerei), dem MT entsprechend. 893 Besonderheit: LXX967: Pl. avpeka,luyan (LXXB: Sg. avpeka,luyen, dem MT entsprechend). 887

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

173

23,14 Und sie hat (noch mehr) hinzugefügt zu ihren Hurereien, und sie hat gesehen Männer (in) Zeichnung auf der Wand, die Bilder von Chaldäern894, gezeichnet mit Mennige (i.e. roter Farbe), 15 gegürtet (mit) Schurz an ihren Hüften, überhangen (?) (mit) Turbanen auf ihren Köpfen. Ein Anblick von Drittmännern895 (sind sie gewesen) alle, ein Abbild der Söhne Babels, (von denen gilt:) Chaldäa (ist) das Land ihrer Geburt. 16 Und sie hat verlangt896 nach ihnen hin auf den Blick ihrer Augen (d.h. nachdem sie sie gesehen hatte), und sie hat gesandt Boten zu ihnen nach Chaldäa. 17 Und gekommen sind zu ihr die Söhne Babels zum Beischlaf der Liebesgenüsse, und sie haben sie verunreinigt durch ihre (i.e. der Babylonier) Hurerei. Und sie hat sich unrein gemacht durch sie (i.e. die Babylonier), und (dann) hat sich losgerissen ihr Wesen/ihre Seele von ihnen. 18 Und sie (i.e. Oholiba) hat aufgedeckt ihre Hurereien, und sie (i.e. Oholiba) hat aufgedeckt ihre Blöße. Und (dann) hat sich losgerissen mein Wesen/meine Seele von ihr,897 wie mein Wesen/meine Seele sich losgemacht hat von ihrer Schwester.

894

Ohne Bedeutungsunterschied: Ketib: ~yydfk; Qere: ~ydfk. Zu ~yvylv: vylv ist hier wahrscheinlich die Bezeichnung des dritten Mannes auf dem Streitwagen, der im Kampf eine bedeutende Funktion hat, s. Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 531. 896 Ohne Bedeutungsunterschied: Ketib: bg[tw (vgl. 23,5); Qere: hbg[tw (vgl. 23,20). Zum h cohortativum s. GesK §48d. 897 Zum Motiv s. auch MT-Jer 6,8. 895

174

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE FÜR OHOLIBA] 23,19 „Und du hast (noch) vermehrt deine Hurerei898, dich zu erinnern an die Tage deiner Jugendzeit, in denen du gehurt hast im Land Ägypten. 20 Und du hast dich herangemacht an die Chaldäer, deren Fleischteile (gewesen sind) wie (die) von Eseln und deren Schamteile (gewesen sind) (wie) die Schamteile von Pferden. 21 Und du hast (verlangend) heimgesucht die Ungesetzlichkeit deiner Jugendzeit, was du (immer wieder) getan hast in Ägypten, in deiner Herberge899, seit (geworden sind) die Brüste deiner Jugendzeit.

898

GRÜ las wahrscheinlich $twnzt (MT: hytwnzt). GRÜ las wahrscheinlich $ydd ~yrcmb, wobei dwd im Sinn von „Liebeslager“ verstanden wurde (MTL: $ydd ~yrcmm; eine Hs hat ~yrcmb, s. BHS).

899

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

175

23,19 Und sie hat (noch) vermehrt ihre Hurereien, sich zu erinnern an die Tage ihrer Jugendzeit, in denen sie gehurt hat im Land Ägypten. 20 Und sie hat verlangt nach den Buhlen von ihnen (i.e. den Ägyptern), deren Fleisch (gewesen ist) (wie) das Fleisch von Eseln und deren Samenerguss (gewesen ist) (wie) der Samenerguss von Pferden.“ [EZECHIEL ZITIERT GOTTES WORTE FÜR OHOLIBA] 21 „Und du hast (verlangend) heimgesucht die Schandtat deiner Jugendzeit, beim (Sich-)Machen900 (der Leute) von Ägypten (an) deine Busen (?) um willen der Brüste deiner Jugendzeit.

900

Zu twf[b: Die Masoreten vokalisierten als Qal. Wird das Verb wie in 23,3.8 als Pi. gelesen, ergibt sich folgender Sinn: „beim (intensiven) Pressen (der Leute) von Ägypten deiner Busen“.

176

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,22 Deshalb, Oholiba, dies spricht Kyrios: ‚Siehe! Ich, ich erwecke deine Liebhaber gegen dich, von denen901 sich entfernt hat dein Wesen/deine Seele, und ich werde sie bringen über/gegen dich von ringsum, 23 die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekut und Suk und Akud902 und alle Söhne der Assyrer mit ihnen, auserlesene junge Männer, Statthalter und Befehlshaber, alle in Dreierreihen903 und Namhafte, Reitende auf Pferden. 24 Alle werden kommen gegen dich von Norden904, Wagen und Räder mit einer Menge von Völkern, (Lang-)Schilde und (Klein-)Schilde. Und (die Menge) wird aufstellen eine Wache905 gegen dich ringsum. 25 Und ich werde geben vor ihr Angesicht (d.h. ihnen vorlegen) ein Gerichtsurteil, und sie werden dich richten nach ihren Rechtsvorschriften. Und ich werde umsetzen (w.: geben) meinen Eifer bei dir, und sie werden tun an906 dir im Zorn meiner Zornesglut. Deine Nase und deine Ohren werden sie (gewaltsam) entfernen, und deine restlichen (Einwohner) werden durch das Schwert sie fällen907. Deine908 Söhne und (deine) Töchter werden sie nehmen, und deine restlichen (Einwohner) werden sie909 durch das Feuer fressen.

901

GRÜ las wahrscheinlich einfaches rva (MT: rva ta). Zu einer Übersicht über die verschiedenen Schreibweisen der Namen in den griech. Hss s. Olley, Ezekiel, S. 394f. 903 Als Amtsbezeichnung ist trissou,j unverständlich, evtl. bezog GRÜ ~yvlv in der Vorlage (vom Konsonantenbefund dem MT entsprechend) auf die vorher genannten ~yngsw twxp „Statthalter und Befehlshaber“, s. auch NETS, Anm. z.St. 904 GRÜ las wahrscheinlich !pcm (MTL: !ch; einige Hss haben !cx, s. BHS). 905 GRÜ las wahrscheinlich rmvm [bqw (MT: wmyfy [bwqw). Das Verb [bq ist in der rabb. Literatur in der Bedeutung „ernennen/fixieren/errichten“ belegt, s. Jastrow, Dictionary, [b;q" II. 906 Besonderheit: LXX967: soi (LXXB: meta. sou/). GRÜ las wahrscheinlich $T'ai (MT: $t'Aa). 907 GRÜ las wahrscheinlich wlypy (MT: lwpt). 908 Besonderheit: LXX967 hat vor ui`ou,j sou nicht auvtoi, (so LXXB, so dass sich folgender Text ergibt: „… werden durch das Schwert sie, sie fällen. Deine Söhne …“). 909 Besonderheit: LXX967: evn puri. katafa,gontai (LXXB: pu/r katafa,getai „wird das Feuer fressen“; LXXA: evmprh,sousin evn puri, „werden sie verbrennen im Feuer“). 902

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

177

23,22 Deshalb, Oholiba, so hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Siehe ich! (Ich) erwecke (nunmehr) deine Liebhaber gegen dich, diejenigen, von denen sich losgemacht hat dein Wesen/deine Seele, und ich werde sie bringen über/gegen dich von ringsum, 23 die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod und Schoa und Koa, alle Söhne Assurs mit ihnen.910 Begehrenswerte junge Männer, Statthalter und Gouverneure (sind sie) alle, Drittmänner und Berufene/Geladene, Reitende auf Pferden (sind sie) alle.911 24 Und kommen werden gegen dich Waffe912 (?), Wagen und Rad. Und mit einer Versammlung von Völkern werden (Setz-)Schild und (Trag-)Schild und Helm sie einsetzen gegen dich ringsum. Und ich werde geben vor ihr Angesicht (d.h. ihnen vorlegen913) ein Gerichtsurteil, und sie werden dich richten nach ihren Rechtsvorschriften. 25 Und ich werde umsetzen (w.: geben) meinen Eifer bei dir/gegen dich, und sie werden tun dir gegenüber914 in Zornesglut. Deine Nase und deine Ohren werden sie (gewaltsam) entfernen, und dein letzter/restlicher Teil wird durch das Schwert fallen. Sie (i.e. die Völker),915 deine Söhne und deine Töchter werden sie nehmen, und dein letzter/restlicher Teil wird gefressen werden durch das Feuer.

910

Satzende entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter ~twa). Die Nomina in V. 23b wurden als Nominative übersetzt, vgl. 23,6.7.12.15 und s. ELB. Sie lassen sich aber auch als Akk. lesen, s. EÜ. 912 Zu !ch: Hapax legomenon, unklares Wort, s. DCH, s.v. Einige Hss haben !cx „Arm/Gewandbausch“, s. BHS. 913 Zur Bedeutung der Fügung !tn + ynpl s. z.B. Dtn 4,8; 11,26. Gemeint ist wahrscheinlich nicht, dass Gott das gesamte Verfahren gegen Oholiba den Völkern überlässt (so z.B. ELB; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. „das Gericht gebe ich ihnen anheim“). Gott überträgt ihnen nur die Rechtsprechung im Detail (um zum Ausdruck zu bringen, dass für derartige Vergehen in seinem Recht keine Weisungen vorhanden sind?) und die Vollstreckung des Urteils. 914 Zu hf[ + suff. Objektsakk. (hier i.S.v. „[feindlichem] Handeln gegenüber“, auch 23,29) s. die Anm. zu MT-Ez 16,59. 915 Das hmh wirkt in der jetzigen Textfassung deplatziert. Möglicherweise stand im Text einmal wlypy, das dann durch das PersP. hmh sekundär verstärkt worden ist (wobei dann in einem weiteren Schritt $tyrxa „dein letzter/restlicher Teil“ durch einen proto-masoretischen Schreiber/Redaktor 2x zum Subjekt im Satz gemacht worden ist, nämlich in V. 25a und V. 25b), vgl. den Text von LXX967/LXXB z.St. 911

178

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,26 Und sie werden ausziehen916 deine Bekleidung917, und sie werden nehmen die Gegenstände deines Ruhms918. 27 Und ich werde abkehren919 deine Freveltaten von920 dir und deine Hurerei aus dem Land Ägypten. Und du wirst keinesfalls (mehr) erheben deine Augen zu ihnen (i.e. den Ägyptern), und an Ägypten wirst du dich keinesfalls mehr erinnern. 28 Denn in der Tat dies spricht Kyrios: ‘

916

Besonderheit: LXX967 hat nicht se (so LXXB, dem MT entsprechend). Wie in 16,18.39 gab GRÜ wahrscheinlich den Pl. ~ydgb (MT) mit dem koll. Sg. i`matismo,j wieder. 918 Besonderheit: LXX967: „isomorphes“ Übersetzungsgriechisch (MT: $trapt ylk): skeu,h kauch,sew,j sou (LXXB mit Art.: ta. skeu,h th/j kauch,sew,j sou). 919 MT: ytbvhw. GRÜ las dies als Hif. Pf. cons. von bwv (die Masoreten vokalisierten als Hif. Pf. cons. von tbv). Siehe auch MT/LXX967-Ez 16,41; 23,48. 920 Besonderheit: LXX967: avpostre,yw … avpo. sou/ (LXXB: avpostre,yw … evk sou/). Das ursprüngliche avpo. sou/ wurde wahrscheinlich aus stilistischen Gründen zu evk sou/ korrigiert, um eine Wiederholung des Präfixes beim präpositionalen Objekt zu vermeiden. Eine solche stilistische Korrektur der Präpositionen erfolgte in Ez allerdings nicht durchgängig: häufige Varianz zwischen avpo,/evk in den Hss. 921 GRÜ las wahrscheinlich $tdwb[w (MT: $wbz[w). 922 GRÜ las $tmzw als zweites Nomen rectum (nach der masoretischen Akzentsetzung [Zaqef qaton über $ynwnz] ist dies zweites Subjekt von hlgnw). 923 GRÜ las wahrscheinlich htf[ (MTL: hf[; einige wenige Hss haben wf[, s. BHS). 924 Besonderheit: LXX967: h` pornei,a sou evpoi,hsen soi pa,nta tau/ta (LXXB: kai. h` pornei,a sou evpoi,hsen tau/ta, soi „und deine Hurerei hat getan dies dir“; LXXB hat also dem MT entsprechend kein pa,nta und soi steht hinter tau/ta). 925 GRÜ las wahrscheinlich tamjnw (MT: tamjn rva l[). 926 Das Ipf. evmiai,nou bezeichnet hier den begleitenden Umstand (vgl. BR §214). 917

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

179

23,26 Und sie werden dir ausziehen deine Kleider, und sie werden nehmen die Gegenstände deiner Pracht/deines Ruhms.927 27 Und ich werde beseitigen deine Schandtat von dir und deine Hurerei928 aus dem Land Ägypten. Und du wirst nicht (mehr) erheben deine Augen zu ihnen (i.e. den Ägyptern), und an Ägypten wirst du dich nicht mehr erinnern. 28 Denn so hat gesprochen der Herr929 JHWH: ‘

927

Zur Motivik s. auch MT/LXX967-Ez 16,39. Beim ersten der beiden koordinierten Objekte (also $tmz) fehlt die Nota accusativi ta. Wahrscheinlich zur Verdeutlichung, dass ~yrcm #ram $twnz zweites Akk.-Objekt zu ytbvhw ist, wurde ta eingesetzt, denn ohne ta bliebe dies bei der Lektüre des Textes (zunächst) unklar, vgl. König, Lehrgebäude III, §288i. 929 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. 930 Bei anderer Satztrennung können die vorausgehenden beiden Substantive als Subjekte des Inf. abs. hf[ gelesen werden: „Und deine Schandtat und deine Hurereien werden tun dies dir“, so Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. — Zur Fügung s. noch MT-Jer 4,18. 928

180

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,32 Dies spricht Kyrios: ‚Den Becher deiner Schwester wirst du trinken, den tiefen und den weiten. Er wird sein931 Fülle habend/füllend, voll zu machen932 (deine) Trunkenheit. 33 Und mit Auflösung/Ohnmacht wird gefüllt werden933 der Becher von Öde/Vernichtung und Verödung/Verschwinden, der Becher deiner Schwester Samaria. 34 Und du wirst ihn trinken. Und die Feste934 und ihre Neumondtage935 werde ich abkehren, – denn in der Tat ich, ich habe geredet (was jetzt gilt) – spricht Kyrios.‘ 35 Deshalb, (Oholiba,) dies spricht Kyrios: ‚Dafür dass du, du936 mich vergessen hast und mich weggeworfen hast hinter deinen Körper937, so (w.: und) nimm du, du (auf dich) deine Freveltat und deine Hurerei!‘“

931

Besonderheit: LXX967: to. platu. e;stai pleona,zon (LXXB: to. platu. to. pleona,zon „den weiten, den Fülle habenden/füllenden“). 932 Zu e;stai pleona,zon tou/ suntele,sai: GRÜ las wahrscheinlich lykhl hbrm hyht, wobei er hbrm als Ptz. von hbr verstand (MT: lykhl hbrm g[llw qxcl hyht, die Masoreten vokalisierten hbrm als Substantiv). tou/ suntele,sai entspricht wahrscheinlich lykhl (Hif. entweder zu lwk „das volle Maß fassen“ [so die Masoreten] oder zu [sonst nicht belegtem] hlk „das volle Maß haben“). 933 Besonderheit: LXX967: plhsqh,setai (LXXB: plhsqh,sh|, dem MT entsprechend). Bezeugt LXX967 hier den „ursprünglichen“ Übersetzungstext, las GRÜ wahrscheinlich almt zum Subjekt swk (MT: yalmt). 934 GRÜ las wahrscheinlich twd[mw (MT: tycmw). 935 GRÜ las wahrscheinlich hyvdx taw (MT: hyvrx taw). Buchstabenverwechslung d/r. 936 Besonderheit: LXX967 hat su (nicht LXXB, dem MT entsprechend). Bezeugt LXX967 hier den „ursprünglichen“ Übersetzungstext, las GRÜ wahrscheinlich ytwa ta txkv (MT: ytwa txkv, evtl. durch Haplographie ausgefallenes ta). 937 GRÜ las wahrscheinlich $tywg (MT: $wg). Vgl. MT/LXXB-Ez 1,11.23.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

181

23,32 So hat gesprochen der Herr938 JHWH: ‚Den Becher deiner Schwester wirst du trinken, den tiefen und den weiten – er wird sein zum Gelächter und zum Spott –, (der bestimmt ist,) eine (große) Menge voll zu machen. 33 Mit Trunkenheit und mit Kummer wirst du gefüllt werden. Ein Becher von Öde/Starre und Einöde/Starrnis (ist) der Becher deiner Schwester Samaria. 34 Und du wirst ihn trinken und austrinken. Und seine Tonscherben wirst du benagen, und deine Brüste wirst du (damit) zerreißen, denn ich, ich habe geredet – Spruch des Herrn JHWH939.‘ 35 Deshalb, (Oholiba,940) so hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Dafür (dass) du mich vergessen hast und mich weggeworfen hast hinter deinen Rücken, so (w.: und) trage auch du, du deine Schandtat und deine Hurereien!‘“

938

ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. Bedeutungsschwere Doppelung der Formeln: Rede-Formel mit anschließender Spruch-Formel, s. noch MT-Ez 26,5.14; 28,10; 37,14; 39,5. Diese Doppelung findet sich auch einmal im Jeremiabuch (MT-Jer 34,5). — Die Spruch-Formeln sind Teil der an Oholiba gerichteten Gottesrede, der Sprecher der Formeln in der Welt des Buches ist Gott (der über sich in der dritten Person als hwhy und als ynda redet, s. auch Ez 23,35). 940 Die Begründung schließt inhaltlich nicht an den direkt vorausgehenden Abschnitt (23,32–34) an. Von daher ist es wahrscheinlich, dass das !kl (mit anschließender Gottesspruch-Einleitungsformel) mit dem !kl (mit anschließender Gottesspruch-Einleitungsformel) in 23,22 auf einer Ebene liegt. Demnach ist der Spruch eine Art Schlusswort an Oholiba und bezieht sich auf das in 23,11–21 Ausgeführte. 939

182

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 23,36a) UND ZITIERT WEITERE WORTE GOTTES FÜR IHN ÜBER OHOLA UND OHOLIBA ALS GRUNDLAGE FÜR DAS GERICHT AN BEIDEN (LXX967-EZ 23,36b–49)] 23,36a Und er941 sprach zu mir: 36b „Menschen-Sohn, willst du nicht942 richten Ohola943 und Oholiba? Dann (w.: und) sollst du ihnen kundmachen ihre Ungesetzlichkeiten! 37 Denn sie haben (regelmäßig) die Ehe gebrochen, und Blut (ist gewesen) an ihren Händen. In Bezug auf944 ihre Absichten/Pläne haben sie (regelmäßig) die Ehe gebrochen, und ihre Kinder, die sie mir geboren haben, sie haben hindurchgeführt sie945 (i.e. die Kinder) im Feuer946. 38 Und dies haben sie mir getan: Mein Heiligtum haben sie (regelmäßig) verunreinigt, und meine Sabbate haben sie (regelmäßig) entweiht. 39 Und bei ihrem Schlachten ihrer Kinder für ihre Götzen, dann (w.: und) sind sie (regelmäßig) gekommen zu meinem Heiligtum, es zu entweihen. Und (willst du nicht richten? Dann verkünde ihnen ihre Ungesetzlichkeiten!) Denn947 so haben sie (regelmäßig) getan inmitten meines Hauses.

941

Besonderheit: LXX967 hat nicht ku,rioj (so LXXB, dem MT entsprechend). Vgl. auch MT/LXX967-Ez 22,2. 943 Zum Artikel s. die Anm. zu LXX967-Ez 23,4 (Z. 3). 944 GRÜ verstand !hylwlg ta als Akk.-Obj. von wpan (ta. evnqumh,mata auvtw/n evmoicw/nto): Im Griechischen wird der Ehebruch eines Mannes (!) mit moica,w/moiceu,w im Aktiv und mit persönlichem Objekt, der einer Frau mit moica,w/moiceu,w im Medium/Passiv und mit Dat. konstruiert, s. LSJ, s.v. 945 Die Prolepse von ta. te,kna auvtw/n mit anschließendem Rückgriff auf sie durch das (im Genus naturale gegebene) PersP. auvtou,j in LXX967 und anderen Hss (in LXXA jedoch zu formal genuskongruentem auvta,, in LXXQ zu im Griech. syntaktisch unauffälligem Subjektsnominativ auvtoi, korrigiert) geht wahrscheinlich auf !hynb ta mit (um der Akzentuierung willen nicht mit Suffix, sondern mit Pronomen separatum formuliertem) ~twa in der Vorlage (MT: ~hl) zurück. 946 Besonderheit: LXX967: evn puri, (LXXB: diV evmpu,rwn „durch Brandopfer“, unmissverständliche Verdeutlichung des gemeinten Kindopfers). GRÜ las wahrscheinlich vab (MT: hlkal). 947 Das wiederholte o[ti hier sowie in 23,40 setzt wahrscheinlich o[ti in 23,37 fort, s. Olley, Ezekiel, S. 139, 398. Ebenso setzt im MT yk in 23,40 wahrscheinlich das yk in 23,37 fort. 942

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

183

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 23,36a948) UND ZITIERT WEITERE WORTE GOTTES FÜR IHN ÜBER OHOLA UND OHOLIBA ALS GRUNDLAGE FÜR DAS GERICHT AN BEIDEN (MT-EZ 23,36b–49)] 23,36a Und JHWH sprach zu mir:949 36b „Menschen-Sohn, willst du richten Ohola und Oholiba? Dann (w.: und) mache kund ihnen ihre Greueltaten!950 37 Denn sie haben die Ehe gebrochen, und Blut (ist gewesen) an ihren Händen, und mit ihren Götzen haben sie die Ehe gebrochen.951 Und auch ihre Kinder, die sie mir geboren haben, haben sie hindurchgehen lassen für sie (i.e. die Götzen952) zum Fraß953. 38 (Und) noch dies haben sie mir getan: Sie haben verunreinigt mein Heiligtum an jenem Tag, und meine Sabbate haben sie entweiht. 39 Und bei ihrem Schlachten ihrer Kinder für ihre Götzen, dann (w.: und) sind sie gekommen zu meinem Heiligtum an jenem Tag, es zu entweihen. Und siehe! So haben sie getan inmitten meines Hauses.

948

Der Anschluss yla hwhy rmayw zeigt an, dass das folgende Gotteswort sich in der Welt des Buches zeitlich und inhaltlich eng an das vorausgehende Gotteswort an Ezechiel anschließt. 949 Auffallend sind die in dieser Sinneinheit (in beiden Textfassungen) ausgeprägten syntaktischen Inkohärenzen (wie unvollständige Sätze in 23,40–43 und mehrere unvermittelte Personen-, Numerus- und Genus-Wechsel), s. auch Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 490; Olley, Ezekiel, S. 398. 950 Der Verkündungs-Auftrag Ezechiels an das Nordreich („Ohola“) überrascht in der Sinneinheit, denn nach 23,10 ist dieses „geschlachtet“. Beachtenswert ist, dass auch der Prophet Jeremia in einem ähnlichen literarischen Kontext (Gerichtsrede Gottes über seine beiden untreuen Ehefrauen Israel und Juda, Jer 3,6–10) einmal den Auftrag erhält, sich an das ehemalige Nordreich („Israel“) zu wenden, vgl. Jer 3,11f. 951 Satzende entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter wpan). Vgl. 23,45. 952 MTL: ~hl; viele Hss haben !hl („für sich“, i.e. für die beiden Frauen), s. BHS. 953 Unmissverständlicher Ausdruck für das Feueropfer der Kinder. Zum Kindopfer s. auch noch MT/LXX967-Ez 16,21; MT-Ez 20,26.31.

184

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,40 Und (willst du nicht richten? Dann verkünde ihnen ihre Ungesetzlichkeiten!) Denn für die Männer, die kommenden von weither, denen Boten sie (i.e. Ohola und Oholiba) (regelmäßig) gesandt haben, gerade rechtzeitig zu (w.: und zugleich mit) ihrem Kommen954 hast sogleich du dich (regelmäßig) gebadet (für sie) und hast dir (regelmäßig) geschminkt955 deine Augen und hast dich (regelmäßig) geschmückt mit deinem956 Schmuck 41 und hast dich (regelmäßig) gesetzt auf ein Lager, ein (mit Polstern) ausgebreitetes957 – und ein zugerüsteter Tisch (war) vor dir958 und mein Räucherwerk und mein Öl! Und959 sie (i.e. Ohola und Oholiba/die Männer960) haben sich (regelmäßig) gefreut an ihnen (i.e. den Zurüstungen)! 42 Und die Stimme einer (solchen) Eintracht haben sie (regelmäßig) angestimmt961, und (die Stimme) (war auch) zu Männern aus einer Menschen-Menge, Gekommenen962 aus der Wüste. Und sie (i.e. die Männer) haben (regelmäßig) gegeben Reifen um ihre (i.e. Oholas und Oholibas) Arme und eine Krone des Ruhms auf ihre Köpfe. [EZECHIELS AN GOTT GERICHTETER KOMMENTAR] 43 Und ich sprach: „Brechen sie nicht dabei die Ehe963, und hat (nicht dabei) mit Taten einer Hure auch sie, sie gehurt?“964

954

Griech. kai. a[ma tw/| e;rcesqai auvtou,j entspricht hebr. ~awb ~[w (MT: wab hnhw). Besonderheit: LXX967: evsthmi,zou (LXXB: evstibi,zou). stibi,zomai Medium/Passiv meint „sich schminken“ (to. sti,bi = to. sti,mmi oder to. sti/mi „[Augen]schminke“), s. LSJ, s.v. Die v.l. sthmi,zomai ist Hapax legomenon, aber leicht als itazistisch verschriebene, bedeutungsgleiche Ableitung von to. sti/mi mit verbalem iz-Suffix (BR §303,1b) zu identifizieren. 956 Besonderheit: LXX967 hat sou (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 957 MT: hdwbk. GRÜ las das Wort als Qal Ptz. Pass. (die Masoreten vokalisierten als Substantiv). 958 Zu pro. prosw,pou sou: Dies entspricht hebr. $ynpl. LXXB und viele griech. Hss haben pro. prosw,pou auvth/j, dies entspricht hynpl (MTL: hynpl; einige wenige Hss haben $ynpl, s. BHS). 959 GRÜ las wahrscheinlich wxmfw (MT: tmf). — Das in LXX967 überlieferte kai,, das in der Mehrzahl der griech. Hss fehlt, zwingt dazu, den Satz als Fortsetzung der vorausgehenden Parenthese zu verstehen. 960 Nach Olley, Ezekiel, S. 399, sind Ohola/Oholiba Subjekt (bis 23,42). Unter inhaltlichen Gesichtspunkten ist ein Ausschluss der Liebhaber nicht plausibel (gemeinsame Freude an den Zurüstungen). 961 GRÜ las wahrscheinlich wrv !wmh lwqw (MT: wlv !wmh lwqw). Buchstabenverwechslung l/r. 962 GRÜ las wahrscheinlich ~yab (MT: ~yabwm). 963 GRÜ las wahrscheinlich ~ypawn hlab alh (MT: ~ypwan hlbl). 964 Nach Olley, Ezekiel, S. 139, umfasst die Frage Gottes nur den ersten Satz. Der komplexive Aorist im zweiten Satz passt jedoch gut zu einer direkten Rede (BR §211b). 955

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

185

23,40 Und fürwahr (willst du richten? Dann verkünde ihnen ihre Greueltaten!965) Denn sie haben (regelmäßig966) gesandt zu Männern, kommend von weither, denen ein Bote gesandt worden ist. Und siehe! Sie sind gekommen, für die du dich gebadet hast, dir geschminkt hast deine Augen und dich geschmückt hast967 mit Schmuck 41 und dich gesetzt hast auf ein Lager, (auf) eine (Polster-)Schwere968 – und ein zugerüsteter Tisch (war) vor ihm (i.e. dem Lager). Und mein Räucherwerk und mein Öl hast du gestellt auf es (i.e. das Lager)! 42 Und die Stimme einer Menge, einer sorglosen, (war) in ihm (i.e. im Lager), und (die Stimme) (war auch) zu Männern aus einer Menschen-Menge, Mitgebrachten, Zechenden969 aus der Wüste. Und sie (i.e. die Männer) haben gegeben Reifen um ihre (i.e. Oholas und Oholibas) Arme und eine Krone der Pracht/des Ruhms auf ihre Köpfe.970 [EZECHIELS AN GOTT GERICHTETER KOMMENTAR] 43 Und ich sprach: „Für die Verwelkte Ehebrüche? Jetzt971 wird man (wieder) huren972 ihre Hurerei, und sie …!“

965

Zur Ergänzung s. die Anm. zu LXX967-Ez 23,39. Zu hnxlvt: Das Ipf. zeigt hier wahrscheinlich den Aspekt der Wiederholung der Handlung an (und nicht die Zeitstufe der Zukunft, was hier keinen Sinn machen würde). 967 Zu tyd[w und tbvyw (V. 41a): Pf. mit waw cop. nach Pf. 968 Zu hdwbk: Da hjm im Status abs. steht, ist hdwbk appositives Substantiv. Abzuleiten ist es wahrscheinlich von dbk „schwer“, s. Gesenius, Handwörterbuch, hD"WbK.. Gemeint ist vermutlich, dass das Lager reich mit Polstern, Kissen o.ä. ausgestattet war. 969 Ketib: ~yabws (Qal Ptz. Pl. von abs); Qere: ~yabs (Pl. von abs „Zecher“). 970 Der Einzige, von dem (metaphorisch gesprochen) Ohola und Oholiba einen solchen Schmuck annehmen dürften, wäre JHWH, vgl. MT-Ez 16,12. 971 Ohne Bedeutungsunterschied: Ketib: t[ (defektive Schreibweise); Qere: ht[. 972 Ketib: hnzy; Qere: wnzy („sie werden huren“). 966

186

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

23,44 Und sie973 sind (regelmäßig) gekommen zu ihr. Ebenwie sie kommen zu einem Huren-Weib, so sind sie (regelmäßig) gekommen zu Ohola und zu Oholiba, zu tun974 Ungesetzlichkeit. 45 Und gerechte Männer, (eben) sie, sie sollen sie975 (i.e. Ohola und Oholiba) richten nach dem (Straf)recht für eine Ehebrecherin und nach dem (Straf)recht für Blut(vergießen)976, denn Ehebrecherinnen977 sind sie (i.e. Ohola und Oholiba), und Blut (ist) an ihren Händen. 46 Dies978 spricht Kyrios: ‚Führe herauf bei979 ihnen980 (i.e. Ohola und Oholiba) eine Menge und gib gegen sie (i.e. Ohola und Oholiba) Durcheinander und Raub 47 und wirf981 Steine auf sie mit Steinen der982 Mengen und durchbohre sie (immer wieder) mit den983 (Schlacht-984)Schwertern! Deren Söhne und deren Töchter sollen sie töten, und deren Häuser sollen sie mit Feuer verbrennen! 48 Und ich werde abkehren985 die Freveltat aus dem Land, und erziehen lassen sollen sich alle Frauen, und sie sollen keinesfalls tun gemäß ihrer Freveltaten! 49 Und gegeben werden wird eure Freveltat auf euch (i.e. Ohola und Oholiba), und die Sünden für eure Absichten/Pläne werdet ihr (auf euch) nehmen. Und ihr werdet erkennen, dass ich Kyrios (bin).‘“

973

GRÜ las wahrscheinlich wabyw (MTL: awbyw; 4QEza und zwei Hss haben wabyw, s. BHS). GRÜ las wahrscheinlich tf[, und zwar als Inf. cs. (MT: tva). Buchstabenverwechslung a/[. 975 GRÜ las wahrscheinlich !htwa (MTL: ~htwa; einige wenige Hss haben !htwa, s. BHS). 976 GRÜ las wahrscheinlich ~d jpvmw (MTL: ~d twkpv jpvmw; eine Hs hat ~d jpvmw, s. BHS). 977 Besonderheit: LXX967: moicalei/j (LXXB: moicali,dej). Die Form moicalei/j stellt eine (vermutlich volkstümliche) Heteroklisie dar. Der im Standardgriech. dentale Stamm moicali,j, i,doj (BR §44, Typ evlpi,j) wird in LXX967 abweichend nach den i-Stämmen der 3. Deklination (BR §49) flektiert (vgl. auch den Akk. Sg. moicali,n in Hos 3,1). 978 GRÜ las wahrscheinlich kein yk (so MTL; yk fehlt in einer Hs, s. BHS). 979 Besonderheit: LXX967: Dat. evpV auvtai/j (LXXB: Akk. evpV auvta,j, „gegen sie“). Die Präp. l[ (dem MT entsprechend) wurde hier lokal gedeutet (möglicherweise im Hinblick auf das von Ohola und Oholiba repräsentierte Nord- und Südreich). 980 GRÜ las wahrscheinlich !hyl[ (MTL: ~hyl[; viele Hss haben !hyl[, s. BHS). 981 GRÜ las wahrscheinlich ~wgrw (MT: wmgrw). Buchstabenvertauschung w/m. In der Vorlage stand demnach anstelle eines finiten Verbs in 23,46.47a viermal ein Inf. abs. 982 MT: lhq !ba. GRÜ las dies als cs.-Verbindung (nach der masoretischen Akzentsetzung [trennender Akzent Paschta über !ba] steht !ba im Status abs.). 983 Besonderheit: LXX967 hat nicht auvtw/n (so LXXB, dem MT entsprechend). 984 Zum Begriff s. die Anm. zu LXX967-Ez 16,40 (Z. 3). 985 Siehe die Anm. zu LXX967-Ez 23,27 (Z. 1, erste Anm.). 974

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

187

23,44 Und man986 ist gekommen zu ihr, wie man kommt zu einem Huren-Weib.987 So sind sie gekommen zu Ohola und zu Oholiba, Frauen der Schandtat. 45 Und gerechte Männer, 988 (eben) sie, sie sollen sie (i.e. Männer und Frauen) richten989 nach dem (Straf)recht für Frauen, die ehebrechen, und nach dem (Straf)recht für Frauen, die vergießen Blut, denn Frauen, die ehebrechen, (sind) sie (i.e. Ohola und Oholiba), und Blut (ist) an ihren Händen. 46 Denn so hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Heraufzuführen990 (ist) gegen sie (i.e. Männer und Frauen) eine Versammlung und zu (über)geben (sind) sie (i.e. Ohola und Oholiba) an Schrecken und an Raub! 47 Und sie sollen werfen Steine auf sie mit Stein(en), (die besagte) Versammlung, und sie sollen zerhauen sie mit ihren Schwertern! Deren (i.e. der Männer und Frauen991) Söhne und deren Töchter sollen sie töten, und deren (i.e. Oholas und Oholibas) Häuser sollen sie mit Feuer verbrennen! 48 Und ich werde beseitigen die Schandtat aus dem Land, und erziehen lassen sollen sich alle Frauen, und sie sollen nicht tun gemäß eurer Schandtat! 49 Und sie werden geben eure Schandtat auf euch (i.e. Ohola und Oholiba), und die Sünden für eure Götzen werdet ihr tragen. Und ihr (i.e. Männer und Frauen992) werdet erkennen, dass ich der Herr993 JHWH (bin).‘“

986

MTL: awbyw; 4QEza und zwei Hss: wabyw, s. BHS. Nach der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter hnwz) endet der erste Satz im Vers hier, s. ELB; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. Nach anderer Auffassung können k und !k korreliert gelesen werden, vgl. Tur-Sinai, Schrift, z.St. 988 MTL: ~htwa; 4QEza hat ~hta; mehrere Hss haben !hta bzw. !htwa, s. BHS. 989 MTL: wjpvy; 4QEza: wtjpvy. 990 Die beiden Inf. abs. hl[h + !tn stehen ohne Subjekt: Gemeint sein kann der Prophet (so GRÜ), gemeint sein können aber auch die in 23,45 erwähnten gerechten Männer oder von Gott geschickte Feinde („sie“, vgl. die Parallelstelle MT/LXX967-Ez 16,40). 991 MTL: ~hynb/~hytwnb; einige Hss haben !hynb/!hytwnb, s. BHS. 992 MTL: ~t[dyw; einige Hss haben !t[dyw („und ihr [Frauen] werdet erkennen“), s. BHS. 993 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. — Zur Bedeutung des Gebrauchs von ynda im Mund des in der Welt des Buches sprechenden Gottes s. die Anm. zu MT-Ez 13,9 (Z. 6). 987

188

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ZEHNTEN TAG IM ZEHNTEN MONAT IM NEUNTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (LXX967-EZ 24,1– 25,17)] [EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 24,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 24,2–14) MIT EINEM REDEAUFTRAG (24,3a) UND WORTEN FÜR DAS ERBITTERNDE/SICH AUFLEHNENDE HAUS (24,3b–14)] 24,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir im neunten Jahr, im zehnten Monat, am zehnten (Tag) des Monats, folgendermaßen: 2 „Menschen-Sohn, schreibe dir auf dort994 einen (jeden) Tag, von diesem Tag an, von dem an sich gerichtet (w.: gestemmt) hat der König von Babel auf Jerusalem, vom heutigen Tag an! 3a Und spreche zum Haus, dem erbitternden/sich auflehnenden, einen Gleichnis(spruch), und du sollst sprechen zu ihnen: 3b ‚Dies spricht Kyrios, der Gott995: ‘“

1034 Das dia. tou/to liegt wahrscheinlich auf einer Ebene mit dem dia. tou/to in 24,6 und in 24,9 (und ist demnach verkürzte Redeweise für dia. tou/to ta,de le,gei ku,rioj). 1035 Das Subjektspronomen vor der finiten Verbform (im Hebräischen geläufiges Stilmittel, im Griech. untypisch) lässt darauf schließen, dass der griech. Text eine Übersetzung eines hebr. Textes und nicht eine griechische „Ergänzung“ ist. Siehe auch unten die Anm. zu 24,14b (letzte Zeile). 1036 Die Adverbialen kata. ta. ai[mata, sou und kata. ta. evnqumh,mata, sou können auch beide zu einem Verb gezogen werden: „Ich, ich werde dich richten nach deinen Blut(taten) und nach deinen Absichten/Plänen; du wirst (tatsächlich) gerichtet werden“, oder: „Ich, ich werde dich richten; nach deinen Blut(taten) und nach deinen Absichten/Plänen wirst du gerichtet werden“. 1037 Besonderheit: LXX967: kriqh,sei (LXXB: krinw/ se „ich werde dich richten“). 1038 Besonderheit: LXX967 hat die Formel le,gei ku,rioj (nicht LXXB). 1039 Die determinierten Adjektive sind, da pejorativ, wahrscheinlich als vokativische Nominative aufzufassen (BR §161,1). — In LXXB fehlt der Artikel vor avka,qartoj, das dadurch zum Prädikatsnomen eines nominalen Aussagesatzes wird: „unrein (ist) die Berüchtigte und erbittert (mich) häufig“. 1040 Das hier schwer verständliche pollh, erklärt sich wahrscheinlich durch ein hbr in der Vorlage.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

24,14b – – – – – –

195

196

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON DER WEITERGABE DER VORAUSGEHENDEN WORTE GOTTES (LXX967-EZ 24,3b–14) AN DAS VOLK (LXX967-EZ 24,18a.18b), VON DER TRAUER-ZEICHENHANDLUNG IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ZERSTÖRTEN HEILIGTUM (LXX967-EZ 24,15–17.18c.19–24) UND VON GOTTES ANKÜNDIGUNG DER AUFHEBUNG SEINER STUMMHEIT (LXX967-EZ 24,25–27)] 24,15 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 16 „Menschen-Sohn, siehe! Ich, ich nehme weg von dir die Lüste deiner Augen in einer Schlacht1041. Keinesfalls sollst du Totenklage erhalten1042, und keinesfalls sollst du beweint werden (wegen des Verlusts)! – 17 Ein Seufzen1043 über Blut1044 (d.h. Tote), über Hüfte1045 (d.h. Nachkommenschaft), (ein Seufzen) von1046 Trauer wird nicht sein1047.1048 Dein Haar1049 (wird sein) nicht1050 gebunden (w.: geflochten) auf dir, und deine Schuhe (werden sein) an deinen Füßen. Keinesfalls sollst du dich trösten lassen1051 durch ihre (i.e. irgendwelcher Menschen) Lippen1052, und Brot (irgendwelcher) Menschen sollst du keinesfalls essen!“ 18a Und ich redete zum Volk am Morgen, 18b ebenwie er mir befohlen hatte am Abend.1053 18c Und ich tat an (demselben) Morgen, wie mir geboten worden war. 19 Und es sprach zu mir das Volk: „Willst du uns nicht kundmachen, was dies bedeutet, was du, du tust?“ 1041

GRÜ übersetzte hpgmb (MT) kontextgemäß. Zu den Bedeutungen von hpgm s. DCH, s.v. Die Verbformen koph/|j (starker Aor.) und klausqh/|j (schwacher Aor.) sind Passiv. Das heißt, GRÜ las die Verbformen dpst und hkbt als Nif. (MT: vokalisiert als Qal). Zum Vergleich s. 24,23a (Z. 3). 1043 GRÜ las wahrscheinlich qna, und zwar als Inf. cs. in der Funktion eines Nomen regens (MT: qnah); s. GesK §114aa. 1044 MT: ~d. GRÜ las dies als ~D" „Blut“ (die Masoreten vokalisierten als Impt. Sg. mask. von ~md). 1045 GRÜ las wahrscheinlich den Dual ~yntm (MT: ~ytm). — Zu Belegen für „Hüfte“ in der Bedeutung von Nachkommenschaft s. Gesenius, Handwörterbuch, $ry. 1046 Wie ai[matoj und ovsfu,oj wird auch pe,nqouj von stenagmo,j regiert, allerdings nicht als Gen. obj., sondern als Gen. materiae (s. BR §176b). 1047 GRÜ las wahrscheinlich hyhy al (MT: hf[t al). 1048 Besonderheit: LXX967: stenagmo.j … pe,nqouj ouvk e;stai … (LXXB: vor ouvk e;stai steht zusätzlich e;sei [itazistisch korrigiertes e;sh|] „du wirst/sollst sein“, so dass ouvk e;stai zum folgenden Satz gehört [in welchem im Unterschied zu LXX967 kein ouv mehr steht]; zu den anderen Varianten in den griech. Hss s. die Übersicht bei Lust, Delight, S. 5, Anm. 10). 1049 GRÜ las wahrscheinlich $r[f (MT: $rap). 1050 Besonderheit: LXX967 hat ouv. Siehe hierzu zwei Anm. weiter oben. 1051 GRÜ las wohl hj[t (MT) als Nif. i.S.v. „(tröstend) eingehüllt werden“, s. auch unten 24,22b. 1052 GRÜ las wahrscheinlich ~tpf l[ (MT: ~pf l[), s. auch unten 24,22b. 1053 Die Notiz vom Tod der Frau des Propheten (MT) stand sicherlich nicht in der hebr. Vorlage von GRÜ (denn warum sollte er dies übergehen?). LXXA und LXXQ haben den Zusatz: kai. avpe,qanen h` gunh, mou „und meine Frau starb“. 1042

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

197

[EZECHIEL ERZÄHLT VON DER WEITERGABE DER VORAUSGEHENDEN WORTE GOTTES (MT-EZ 24,3b–14) AN DAS VOLK (MT-EZ 24,18a), VON DER TRAUER– ZEICHENHANDLUNG IM ZUSAMMENHANG MIT DEM TOD SEINER FRAU (MT-EZ 24,15–17.18b.18c.19–24) UND VON GOTTES ANKÜNDIGUNG DER AUFHEBUNG SEINER STUMMHEIT (MT-EZ 24,25–27)] 24,15 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 16 „Menschen-Sohn, siehe ich! (Ich) nehme (nunmehr) weg von dir die Lust deiner Augen durch einen Schlag. Und keinesfalls1054 sollst du Totenklage halten, und keinesfalls sollst du weinen (wegen des Verlusts), und keinesfalls soll kommen deine Träne! 17 Seufze, schweige/erstarre! Für Tote1055 eine Trauerfeier sollst du keinesfalls machen! Deinen Kopfbund binde um auf dir, und deine Schuhe sollst du anlegen an deine Füße! Und keinesfalls sollst du decken (etwas) über den Lippenbart, und Brot (irgendwelcher1056) Menschen sollst du keinesfalls essen!“ 18a Und ich redete zum Volk am Morgen.1057 18b Und meine Frau starb1058 am Abend. 18c Und ich tat am (folgenden) Morgen, wie mir geboten worden war. 19 Und sie sprachen zu mir, das Volk: „Willst du uns nicht kundmachen, was dies uns (bedeutet),1059 dass du (dies) (gerade) tust?“

1054

Starke Verneinung der Ipf. in 24,16b.17 mit al (so z.B. auch die Verneinung im Dekalog). ~ytm kann als freier Akk. zu substantivischem lba verstanden werden, s. ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. Die masoretischen Akzente isolieren ~ytm, d.h. „disjoin … from what precedes and what follows it — a syntactic straddle“, Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 508. 1056 Gemeint ist wahrscheinlich die von Nachbarn und Freunden zubereitete Mahlzeit für den Trauernden am ersten Tag der Trauer nach dem Verlust eines Angehörigen, s. Ehrlich, Randglossen 5, S. 97; Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 509. 1057 Im Kontext ist wahrscheinlich die Weitergabe der in 24,3b–14 enthaltenen Worte Gottes für das Volk gemeint (also am Morgen des zehnten Tags im zehnten Monat im neunten Jahr, s. 24,1). Am Abend (d.h. zu Beginn des elften Tags, da nach jüdischem Verständnis ein neuer Tag am Abend beginnt) starb die Frau Ezechiels, und am Morgen (also am Morgen des elften Tags) folgte der Prophet gehorsam der Anweisung Gottes, eine Zeichenhandlung auszuführen (MT-Ez 24,16f.). 1058 Durch diesen wahrscheinlich von proto-masoretischen Schreibern/Redaktoren eingefügten Zusatz versteht die Leserschaft unter der „Lust der Augen“ in 24,16 die Frau des Propheten (im von LXX967 repräsentierten Text hingegen ist der Tempel von Jerusalem gemeint, s.u. 24,21). 1059 Nahezu identische Frage in MT/LXX967-Ez 37,18. 1055

198

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

24,20 Und ich sprach zu ihnen: „Das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 21 ‚Sprich zum Haus Israel: ‘“

1060

Besonderheit: LXX967: Pf. bebh,lwka (LXXB: Präs. bebhlw/, wahrscheinlich Korrektur entsprechend dem in der Regel präsentisch verstandenen hebr. Ptz.). 1061 Im griech. Text entspricht dem im MT als dritte Apposition konstruierten Substantiv lmxm ein präsentischer Relativsatz (las GRÜ lmxm als Ptz. Pi. [belegt ist die Wurzel nur im Qal]?). 1062 Die Gottes Rede unterbrechende Ich-Rede Ezechiels beschränkt sich im von LXX967-Ez repräsentierten Text auf V. 22a und 24b: V. 22b setzt V. 21 unmittelbar fort („ihr Mund“ bezieht sich auf den Mund der Söhne und Töchter der Exilierten); V. 24a ist ein Wort über Ezechiel, und in V. 24c spricht Gott als Ich. 1063 GRÜ las wahrscheinlich ~tpf l[ (MT: ~pf l[), s. auch oben 24,17 (Z. 6). 1064 Besonderheit: LXX967: Pl. + Dat. evpi. tai/j kefalai/j (LXXB: Sg. + Gen. evpi. th/j kefalh/j; wahrscheinlich Korrektur nach dem griech. Standard, insofern Körperteile u.ä. mehrerer Personen im generischen Sinn in der Regel im Sg. konstruiert werden; evpi, regiert eine Ortsangabe meist im Genitiv, s. BR §197,9a Beispiel). 1065 Die Wortwahl (evnth,kw) passt hier besonders gut im Hinblick auf das Bild vom geschmolzenen Kessel (24,11 th,kw), s. auch LXXD, Anm. z.St. 1066 GRÜ las wahrscheinlich ~tmxnw (MTL: ~tmhnw; einige Hss haben ~tmxnw, s. BHS). Buchstabenverwechslung h/x. 1067 LXX967 und LXXA: evpoi,hsa. LXXB (evpoih,sate) und jüngere LXX-Hss (LXXQ: evpoi,hsen) integrieren den zweiten Kommentar des Propheten in die Gottesrede (dem MT entsprechend).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

199

24,20 Und ich sprach zu ihnen: „Das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 21 ‚Sprich zum Haus Israel: ‘“

1068

Nur an dieser Stelle erzählt Ezechiel seiner Adressatenschaft in der Welt des Buches (also der judäischen Exilsgemeinde in Babylon) vom Ergehen der Gottesrede in Verbindung mit einem Redeauftrag und der hwhy (ynda) rma hk-Formel. Die Stelle zeigt durch die explizite Markierung des Beginns der Gottesrede der Adressatenschaft gegenüber (nämlich nach rmal „folgendermaßen“), dass die Formel Teil der von Gott vorgegebenen und vom Propheten auszurichtenden Rede ist. Sie ist nicht selbstständiges Wort des Propheten bzw. sie hat nicht die Funktion, den Propheten als Boten auszuweisen. Anders formuliert: Die hwhy (ynda) rma hk-Formel ist keine „Botenformel“, wie sie in der Sekundärliteratur gewöhnlich genannt wird, sondern eine „Gottesspruch-Einleitungsformel“. — Zur Bedeutung von ynda s.u. die Anm. zu 24,24c. 1069 Die judäische Exilsgemeinde in Babylon bestand demnach (weitgehend) aus älteren Personen (und nicht nur aus qualifizierten Handwerkern, s. hierzu 2Kön 25,11/Jer 52,15), s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 511. 1070 Zimmerli, Ezechiel 1–24, S. 576f., rechnet zur Rede des Propheten auch noch V. 23b. Doch passt hier die Ankündigung, dass das Volk wegen seiner Verfehlungen zugrunde gehen wird, nicht zu V. 22a („ihr werdet tun, wie ich getan habe“): Ezechiel ist an den Verfehlungen des Volkes nicht beteiligt. 1071 Auch in MT-Jer 25,13/LXX-Jer 25,14a wird in einer Gottesrede, die der Prophet dem Volk ausrichten muss, der Name des Propheten (also Jeremia) genannt. 1072 Vgl. auch MT/LXX967-Ez 12,6 und 24,27. 1073 Gemeint ist das angekündigte Unheil. Zur Terminologie vgl. MT/LXX967-Ez 24,14a und 33,33. 1074 ynda ist nicht bezeugt in zwei Hss, s. BHS. — Zur Bedeutung des Gebrauchs von ynda im Mund des in der Welt des Buches sprechenden Gottes s. die Anm. zu MT-Ez 13,9 (letzte Zeile).

200

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

24,25 „Und du, Menschen-Sohn, wird nicht1075 an dem Tag, an dem (w.: wenn) ich nehme von ihnen ihre Stärke1076, die Erhabenheit1077 ihres Ruhms, die Lüste ihrer Augen und die Erhabenheit (d.h. Sehnsucht) ihrer Seelen, ihre Söhne und ihre Töchter, 26 an jenem Tag kommen ein Entronnener zu dir, um (es) dir zu verkünden in deine Ohren1078? 27 –1079 Geöffnet werden wird dein Mund hin zum Entronnenen, und du wirst reden, und du wirst keinesfalls mehr stumm sein, und du wirst ihnen sein zu einem Wunderzeichen. Und sie werden erkennen, dass ich Kyrios (bin).“

1075

Besonderheit: LXX967: ouvk (LXXB: verstärkendes ouvci,). a=rV ouv bzw. ouv allein leiten wie awlh (MT) eine Frage ein, die eine positive Antwort verlangt, so auch LXXD; in NETS jedoch übersetzt als Frage, die eine negative Antwort verlangt. 1076 GRÜ leitete zw[m von zz[ (und nicht von zw[) ab, s. auch MT/LXX967-Ez 30,15. Die gewöhnliche Bedeutung von zw[m im klassischen Hebräisch ist „Schutzburg“, s. Joosten, Knowledge and Practice, S. 49f. 1077 GRÜ las wahrscheinlich afm (MT: fwfm). 1078 GRÜ las wahrscheinlich $ynzab $[ymvhl (MT: ~ynza tw[mvhl). 1079 Besonderheit: LXX967 hat zu Beginn des Satzes nicht evn evkei,nh| th/| h`me,ra| (so LXXB, dem MT entsprechend).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

201

24,25 „Und du, Menschen-Sohn, wird nicht an dem Tag, an dem ich nehme (w.: meines Nehmens) von ihnen ihre Schutzburg, die Freude ihrer Pracht/ihres Ruhms, die Lust ihrer Augen und die Erhabenheit (d.h. Sehnsucht1080) ihrer Seelen, ihre Söhne und ihre Töchter, 26 an jenem Tag kommen ein1081 Entronnener zu dir zu einer Verkündigung (den) Ohren? 27 An jenem Tag wird geöffnet werden dein Mund mit Bezug auf1082 den Entronnenen, und du wirst reden, und du wirst nicht mehr stumm sein,1083 und du wirst ihnen sein zu einem Wunderzeichen. Und sie werden erkennen, dass ich JHWH (bin).“1084

1080

Zur Bedeutung von afn + vpn i.S.v. „sehnen nach“ s. auch MT/LXX-Jer 22,27. Zu jylph: Eine noch nicht eingeführte Person, die „unter den gegebenen Umständen als vorhanden und in Betracht kommend zu denken ist“, kann im Hebr. determiniert sein, s. GesK §126q. Im Deutschen steht hier meist der unbestimmte Artikel. 1082 Zu jylph ta: Der Akkusativ ist am besten als Akkusativ resp. zu verstehen. Das Targum interpretierte temporal i.S.v. „mit der Ankunft des Entronnenen“, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 512. ELB und TurSinai, Schrift, z.St., übersetzten „vor dem Entronnenen“, doch dies hätte mit jylph ynpl zum Ausdruck gebracht werden können. 1083 Zum Verstummen des Propheten nach Gottes Willen s. MT-Ez 3,26. 1084 Die Worte Gottes in Ez 24,25–27 betreffen (in allen Textfassungen) die Person des Propheten. Diese Worte hat der Prophet wohl nicht in einem Atemzug mit den vorausgehenden Worten Gottes dem Volk verkündet, s. auch Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 514. Von der Erfüllung der Ankündigung Gottes berichtet Ezechiel in der Welt des Buches in 33,21f. 1081

202

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 25,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 25,2–17) MIT EINEM REDEAUFTRAG MIT BEZUG AUF DIE KINDER AMMONS (25,2–3a) UND WORTEN FÜR AMMON (25,3b–7) SOWIE MIT WORTEN ÜBER MOAB (25,8–11), ÜBER EDOM (25,12–14) UND ÜBER DIE PHILISTER (25,15–17)] 25,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES REDEAUFTRAG UND DEN SPRUCH FÜR AMMON] 2 „Menschen-Sohn, richte dein Angesicht gegen die Kinder Ammons und prophezeie gegen sie, 3a und du sollst sprechen zu den Kindern Ammons: 3b ‚Hört das Wort Kyrios´! Dies spricht Kyrios:

1085 Besonderheit: LXX967: 2. Pers. Sg. evpe,caraj (LXXB: 2. Pers. Pl. evpeca,rhte „ihr habt euch gefreut“). — evpe,caraj ist zwar eine korrekt gebildete schwache Aor.-Form, doch die zu erwartende Form lautet, da das Verb ein Semideponens mit einem starken Aor. Pass. ist, evpeca,rhj. Die in LXX967 überlieferte Form hat einen ziemlich vulgären Klang. Schreibfehler? 1086 Keine „isomorphe“ Übersetzung, doch ist mit evpicai,rw das rma + xah (MT) inhaltlich gut getroffen. 1087 Besonderheit: LXX967: Relativum o[ (LXXB: o[ti, dem MT entsprechend). 1088 MT: wbvyw. GRÜ las dies als Qal Pf. cons. (die Masoreten vokalisierten als Pi. Pf. cons.; das Pi. von bvy ist in der Hebr. Bibel nur an dieser Stelle, in der rabb. Literatur jedoch häufiger belegt, s. Jastrow, Dictionary, bv;y"). 1089 Besonderheit: LXX967: u`mw/n (LXXB: auvtw/n „ihren“). 1090 Besonderheit: LXX967: katalu,sousi (LXXB: kai. dw,sousin evn soi,, Ersetzung der ungewöhnlichen transitiven Verwendung von katalu,w durch eine Fügung in enger Anlehnung an den Wortlaut des MT). 1091 Akzentuierendes evkpi,ontai (LXXB und die meisten Hss: pi,ontai), s. auch LXX967-Ez 34,3. 1092 Besonderheit: LXX967: gnw,sesqe (LXXB: evpignw,sesqe). Vgl. auch 25,14 und 25,17.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

203

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 25,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 25,2–17) MIT EINEM REDEAUFTRAG MIT BEZUG AUF DIE KINDER AMMONS (25,2–3a) UND WORTEN FÜR AMMON (25,3b–7) SOWIE1093 MIT WORTEN ÜBER MOAB UND SEÏR (25,8–11), ÜBER EDOM (25,12–14) UND 1094 ÜBER DIE PHILISTER (25,15–17) ] 25,1 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: [EZECHIEL ZITIERT GOTTES REDEAUFTRAG UND DEN SPRUCH FÜR AMMON] 2 „Menschen-Sohn, richte dein Angesicht auf/gegen die Kinder Ammons und prophezeie gegen sie 3a und sprich/du sollst sprechen zu den Kindern Ammons:1095 3b ‚Hört das Wort des Herrn JHWH! So hat gesprochen der Herr JHWH:

1093

Die Sprüche folgen unmittelbar aufeinander (nur der Ammon-Spruch enthält einen Redeauftrag für den Propheten: 25,2–3a). Eine derartige Collage ist in der Welt des Ezechielbuches (alle Fassungen) ungewöhnlich, s. noch Ez 23,1–35; 34,1–31. 1094 Die Anordnung der vier Nachbarvölker Judas erfolgt im Uhrzeigersinn: vom Osten (Nordosten: Ammon, Südosten: Moab) über den Süden (Edom) zum Westen (Philister). 1095 Die Anrede an die Ammoniter im folgenden Spruch (25,3b–7) schwankt in Bezug auf Genus und Numerus erheblich (auch innerhalb der masoretischen und der griechischen Textüberlieferung, vgl. nur die Apparate zum Spruch nach LXX967 und nach dem Leningradensis). Nach MTL: V. 3a/5: 2. Pers. Pl.; V. 3b–4: 2. Pers. Sg. fem. (Ammon als Ländername ist fem., s. König, Lehrgebäude III, §248b, 249b); V. 6–7: 2. Pers. Sg. mask. (Ammon als Person in den Erzelternerzählungen ist mask., s. Gen 19,38). Vergleichbar ist in Bezug auf solche Varianzen der Moab-Spruch in Jer. 1096 Möglicherweise Anspielung auf den von Flavius Josephus, Ant. X 9,7 §181, erwähnten Feldzug Nebukadnezzars ca. 582 v. Chr., bei dem Ammon und Moab (s. unten 25,10) zerschlagen wurden. 1097 Rabba (fem. Form von br, etwa „Großort“, so die Übersetzung von Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.) ist die Hauptstadt der Ammoniter (heute: Amman).

204

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

25,6 Denn in der Tat, dies spricht Kyrios: ‘“ [EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER MOAB] 8 „Dies spricht Kyrios: ‚Dafür dass gesprochen hat Moab: , 9 deshalb, siehe! Ich, ich werde1103 ablösen die Schulterseite Moabs, – und (zwar)1104 (lösen) von seinen1105 Städten, (seinen gelegenen) (am) äußersten (Ende), (nämlich) das ausgewählte Land1106 des Hauses Jeschimot1107 über der Quelle der Stadt, (der) am Meer gelegenen,1108 10 für die Kinder Kedems. Zusätzlich zu den Kindern Ammons (d.h. zu ihrem Land) habe1109 ich es1110 (i.e. das Land) (jetzt) gegeben (den Kindern Kedems) zum Besitz, damit nicht zukommt (w.: nicht wird) Erinnerung1111 den Kindern Ammons. 1098 Schreiberkorrektur in P967: th/| yuch/| sou „in deiner Seele“ (vpnb [MT] entsprechend) wurde durch supralineare Ergänzungen zu evk yuch/j sou „aus deiner Seele“ (s. auch 25,15) korrigiert. 1099 GRÜ las wahrscheinlich ~ywgb (MTL: ~ywgl; einige Hss haben ~ywgb, s. BHS). Vgl. auch MT/LXX967Ez 22,4 (letzte Zeile). 1100 Fig. et. avpolw/ … avpwlei,a| im griech. Text. Wenn die Fig. et. auch in der hebr. Vorlage stand, las GRÜ als Nomen hdyba (MT: $dymva). 1101 GRÜ las wahrscheinlich ~ywgh lkk alh (MT: ~ywgh lkk). 1102 GRÜ las wahrscheinlich hdwhyw larfy tyb (MTL: hdwhy tyb; einige oriental. Hss haben larfy tyb, s. De Rossi, Variae Lectiones 3, Anm. zu Ez 25,8). 1103 Stand ein Ptz. in der hebr. Vorlage, ist die Wiedergabe mit dem Fut. paralu,sw ungewöhnlich (LXXB und die meisten Hss: Präs. paralu,w). 1104 Besonderheit: LXX967 hat kai, (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 1105 Das Poss. bezieht sich nicht allein auf das Adj. (hier avkrwthri,wn), sondern auch auf das zugehörige Subst. (hier po,lewn). 1106 evklekth.n gh/n ist Apposition zu w=mon. Anders LXXD, Apparat. 1107 MT: tmyvyh tyb. GRÜ las nur das zweite Nomen als Eigennamen. 1108 GRÜ las wahrscheinlich hmy tyrq !y[m l[ (MTL Qere: hmytyrqw !w[m l[b). U.a. im Vergleich mit dem MT Worttrennung an anderer Stelle. — Mit dem Meer ist das Tote Meer gemeint. 1109 GRÜ las wahrscheinlich hyttn (MT: Pf. cons. hyttnw). 1110 auvth,n ist bezogen auf gh/n (LXXB und andere Hss: Dat. auvtw/| „ihm“ [i.e. Kedem]; dies spiegelt wyttn). 1111 MT: fem. Passiv rkzt. GRÜ fasste dies als unpersönliches Abstraktum auf (mnei,a ge,nhtai), der Gen. ui`w/n Ammwn ergänzt gi,nomai (im MT regiert rkzt den Akk. !wm[ ynb). Vgl. auch LXX967-Ez 21,32.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

205

25,6 Fürwahr1112, so hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“ [EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER MOAB UND SEÏR] 8 „So hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Für das Sprechen Moabs und Seïrs1117: , 9 deshalb, siehe ich! (Ich) öffne (nunmehr) die Schulterseite Moabs von den Städten (her), von seinen Städten (her), von seinem (äußersten) Ende (her),1118 eine Zierde von Land, (nämlich) Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim1119, 10 für die Kinder des Ostens (hebr.: ~dq), zusätzlich zu den Kindern Ammons (d.h. zu ihrem Land1120). Und ich werde es (i.e. das Land) geben (den Kindern des Ostens) zum Besitz, damit nicht erinnert wird an die Kinder Ammons unter den Nationen.

1112

Das die hwhy rma hk-Formel einleitende yk (im Griech. dio,ti, vgl. LXX967-Ez 25,15 [Eröffnung des Philister-Spruchs]) hat hier keine den vorausgehenden Satz begründende Funktion, s. die Anm. zu MTEz 14,21 (Z. 1). 1113 Die beiden Teile des Ammon-Spruchs 25,3b–5 und 23,6–7 sind im MT parallel aufgebaut (![y … !kl + ynnh …). 1114 In der Regel folgt nach ynnh ein Ptz. (hier jedoch Pf. ytyjn), s. auch Block, Ezekiel 25–48, S. 14, Anm. 34. 1115 Zu $yttnw: Wahrscheinlich Pf. mit waw copulativum (Weiterführung des ersten Pf. ytyjn im Satz), kein Pf. cons., gegen die einschlägigen Kommentare und Übersetzungen. 1116 Gegen Ketib: gbl (wahrscheinlich Schreibfehler); Qere: zbl (so einige Hss, s. BHS). Buchstabenverwechslung g/z. GRÜ las entsprechend Qere. 1117 Seïr bezeichnet das edomitische Bergland südlich des Toten Meers, s. auch noch MT/LXX967Ez 35,3b–15. 1118 Vgl. auch Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.; Tur-Sinai, Schrift, z.St. Anders ELB: „ohne Ausnahme“, s. auch König, Wörterbuch, hc,q'. 1119 Gegen Ketib: hmtyrqw; Qere: hmytyrqw (so auch Ketib einiger oriental. Hss, s. BHS). GRÜ las den Konsonantentext entsprechend Qere. 1120 Vgl. oben 25,4f.

206

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

25,11 Und an Moab werde ich halten ein Strafgericht/tun Rache1121. Und sie werden erkennen, dass ich Kyrios (bin).>‘“ [EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER EDOM] 12 „Dies spricht Kyrios: ‚Dafür dass getan hat Edom bei ihrem Rächen Rache im Haus Juda und (dafür dass) sie nachtragend gewesen sind und sie gerächt haben Rache/Vergeltung1122, 13 deshalb, dies spricht Kyrios: ‘“

1121 Zu evkdi,khsin: hier Wiedergabe von ~yjpv (MT). In den folgenden Sprüchen gegen Edom und die Philister entspricht evkdi,khsij der Wurzel ~qn (MT). — In evkdi,khsij steckt di,kh „Recht“, die Bedeutung „Rache“ ist sekundär (erscheint in Kontexten, in denen das Konzept „Rache“ impliziert ist). 1122 GRÜ las wahrscheinlich ~qn (MT: ~hb). — Nur hier in der Sinneinheit wird di,kh verwendet. 1123 Besonderheit: LXX967: evpV auvth/j (LXXB: evx auvth/j, dem MT entsprechend). 1124 Besonderheit: LXX967: eivj e;rhmon (LXXB: e;rhmon). 1125 GRÜ las wahrscheinlich @drn (MT: hnddw). 1126 Zu poie,w + evn th/| Idoumai,a| (MT: hf[ + ~wdab): Die Präp. evn leitet entweder eine Ortsangabe ein oder formuliert einen Instrumentalis, regiert aber kein Objekt; folglich kann hier evn th/| Idoumai,a| nur als freier Lokativ verstanden werden. GRÜ verstand also hf[ + b hier nicht im Sinn von „handeln an“ (so die einschlägigen neuzeitlichen Übersetzungen, Kommentare und Wörterbücher), denn er hätte problemlos evpi. th.n Idoumai,an übersetzen können. Ein analoger Fall findet sich unten in 25,17 (poie,w + evn auvtoi/j; MT: hf[ + ~b). 1127 Besonderheit: LXX967: gnw,sontai (LXXB: evpignw,sontai).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

207

25,11 Und an Moab werde ich halten (w.: tun) Strafgerichte. Und sie werden erkennen, dass ich JHWH (bin).>‘“ [EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER EDOM] 12 „So hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Für das Tun Edoms beim Rächen Rache bezüglich des Hauses Juda und (dafür dass) sie sich schuldig gemacht, (sehr) schuldig gemacht haben und sie sich gerächt haben1128 an ihnen, 13 deshalb, so hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“

1128

Zu wmqnw (in der BHS wird vorgeschlagen, Ipf. cons. wmqnyw zu lesen, doch diese Lesart ist in den Hss nicht bezeugt): Nach Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 522, dient das Pf. mit waw cop. wmqnw zur Beschreibung der näheren Umstände des Schuldigwerdens (deshalb wurde kein Konsekutivtempus gewählt). 1129 Pf. cons. nach hwhy (ynda) rma hk-Formel, s. hierzu die Anm. zu MT-Ez 13,13b (Z. 2). 1130 So entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Zaqef qaton über !mytm), vgl. auch ELB. Möglich ist aber auch, den Satz wie folgt zu verstehen: „Und ich werde es machen zu einer Verwüstung von Teman und (bis) nach Dedan, sie werden durch das Schwert fallen“, vgl. z.B. Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Buber-Rosenzweig, Schrift, z.St.

208

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER DIE PHILISTER] 25,15 „Denn1131 dies spricht Kyrios: ‚Dafür dass getan haben die Philister – Rache1132, sich freuend1133 aus der Seele, zu vernichten1134 eine weltzeitliche Feindschaft (lang1135), 16 deshalb, dies spricht Kyrios: ‘“

1131

Besonderheit: LXX967: o[@t#i (LXXB: dia. tou/to „deshalb“, wohl sekundäre Änderung des ursprünglichen o[ti). GRÜ las wahrscheinlich yk (emphatisches, kein den vorausgehenden Satz begründendes yk, s. die Anm. zu MT-Ez 14,21, Z. 1). 1132 Besonderheit: LXX967: evkdi,khsin (LXXB: evn evkdikh,sei kai. evxane,sthsan evkdi,khsin „mit Rache, und [dafür dass] sie aufgerichtet haben Rache“; dies entspricht dem MT nicht ganz, insofern durch die Wahl von evxane,sthsan [statt evkdi,khsan] standardgriechischer Prosa entsprechend eine attributlose Fig. et. vermieden wurde [s. BR §170,1]). 1133 Besonderheit: LXX967: cai,rontej (LXXB: evpicai,rontej „[mit Schadenfreude] freuend“, wie auch in LXX967-Ez in 25,3b und 25,6). 1134 GRÜ las wahrscheinlich Inf. cs. tyxvhl (MT: tyxvml). 1135 Besonderheit: LXX967: e;cqran aivw,nion, kein Akk.-Obj., sondern Akk. der zeitlichen Erstreckung (s. BR §173) (Korrektur des missverständlichen Syntagmas in den späteren griech. Hss: LXXB: e[wj e`no,j „[zu vernichten] bis [auf] [k]einen [einzigen]“; LXXA: e[wj aivw/noj „[zu vernichten] bis auf Weltzeit“), dem MT entsprechend. 1136 Zu dieser Wiedergabe von ~b (MT) s. die Anm. zu LXX967-Ez 25,14 (Z. 2). 1137 Besonderheit: LXX967: Sg. evkdi,khsin mega,lhn (LXXB: Pl. evkdikh,seij mega,laj, dem MT entsprechend). 1138 Besonderheit: LXX967: gnw,sontai (LXXB: evpignw,sontai). 1139 Schreiberkorrektur in P967: Das me ist (von zweiter Hand?) durchgestrichen; LXXA hat me, nicht jedoch LXXB.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

[EZECHIEL ZITIERT DEN SPRUCH ÜBER DIE PHILISTER] 25,15 „So hat gesprochen der Herr JHWH: ‚Für das Tun der Philister mit Rache und (dafür dass) sie sich gerächt haben (in) Rache mit Verachtung in der Seele zur Vernichtung eine Weltzeit-Feindschaft (lang), 16 deshalb, so hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“

209

210

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ERSTEN TAG DES (?) MONATS IM ZEHNTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (LXX967-EZ 26,1–28,26)] [EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 26,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE FÜR IHN (LXX967-EZ 26,2–21) MIT EINER ERKLÄRUNG (26,2– 3a.7a.15a) FÜR GOTTES GERICHTS-WORTE FÜR TYRUS (26,3b–6.7b–14.15b–21)] 26,1 Und es geschah im zehnten1140 Jahr, am ersten (Tag) des (ersten?1141) Monats, (da) geschah das Wort Kyrios´ zu mir, folgendermaßen: 2a „Menschen-Sohn, dafür dass gesprochen hat Zor1142 über (Frau) Jerusalem: 2b ‚Wohlan1143! Sie ist zerbrochen worden, sie ist (jetzt) zugrunde gegangen1144, die Nationen haben1145 sich zugewendet zu mir, die Volle1146 (an Menschen/Gütern) ist (jetzt) verwüstet!‘, 3a deshalb, dies spricht Kyrios: 3b ‚Siehe! Ich (bin) gegen dich, Zor! Und ich werde heraufführen gegen dich viele Nationen, wie heraufkommt1147 das Meer mit seinen Wellen. 4 Und sie werden niederreißen deine Mauern, und sie werden niederbrechen deine Türme. Und ich werde worfeln1148 ihren Schutt/ihren Erdenstaub aus ihr, und ich werde sie machen zu einem Glattfelsen. 5 Ein Trockenplatz für (Fischer-)Netze wird sie sein inmitten des Meeres, denn ich, ich habe geredet – spricht Kyrios –, und sie wird sein zum Raub für die Nationen.

1140 Die Angaben zum Jahr sind in den griech. Hss uneinheitlich: deka,tw| „im zehnten“ (z.B. LXX967); e`ndeka,tw| „im elften“ (z.B. LXXB, dem MT entsprechend); dwdeka,tw| „im zwölften“ (z.B. LXXA). 1141 So die Ergänzung von LXXA. 1142 rwc wird in LXX967 in Ez 26 sowie in Ez 27 in der ersten Hälfte des Kapitels transkribiert (Sor), ab 27,32 wird es mit Tu,roj übersetzt. Zur Bedeutung des Befundes für die Frage nach einem Übersetzerwechsel s. in der Einführung unter 1.1.1.2. 1143 Zur Interjektion eu=ge: eu=ge ist hier, xah (MT) entsprechend, pejorativ konnotiert (die Hauptbedeutung von eu= „gut“ ist sekundär entwickelt: eu= ist ein adverbiales Neutrum zu dem bei Homer noch belegten evu,j i.S.v. „[vollendet] seiend“, da evu,j < evs-u,j eine Ableitung der Wurzel evs „sein“ [zu eivmi, < evs-mi] mit einer Adj.-Bildung auf -u,j [intervokalisches s fällt im älteren Griech. aus, s. BR §16,1] darstellt). Vgl. auch MT/LXXB-Ez 6,11 (der Text von LXX967-Ez ist hier nicht erhalten). 1144 GRÜ las wahrscheinlich htlb (MT: twtld); auch in 26,21 (Z. 1) las er wahrscheinlich eine Form des Verbs hlb „verfallen/hinschwinden“, s. die Anm. z.St. 1145 GRÜ las wahrscheinlich wbsn (MT: hbsn). 1146 GRÜ las wahrscheinlich halmh (MT: halma; Targum: halm, s. BHS). 1147 GRÜ las wahrscheinlich twl[k (MT: twl[hk). 1148 GRÜ las wahrscheinlich ytyrzw (MT: ytyxsw).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

211

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ERSTEN TAG DES (?) MONATS IM ELFTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (MT-EZ 26,1–28,26)] [EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 26,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE FÜR IHN1149 (MT-EZ 26,2–21) MIT EINER ERKLÄRUNG (26,2–3a.15a) FÜR GOTTES GERICHTS-WORTE FÜR TYRUS (26,3b–14.15b–21)] 26,1 Und es geschah im elften Jahr, am ersten (Tag) des (ersten?) Monats,1150 (da) geschah das Wort JHWHs zu mir, folgendermaßen: 2a „Menschen-Sohn, dafür dass gesprochen hat Tyrus1151 (hebr.: rwc) über (Frau) Jerusalem: 2b ‚Haha! Sie ist zerbrochen worden, das Tor (w.: die Türflügel) für die Völker1152 hat sich zugewendet zu mir, ich werde gefüllt werden, sie ist verwüstet worden!‘, 3a deshalb, so hat gesprochen der Herr JHWH:1153 3b ‚Siehe! Ich (bin) gegen dich, Tyrus! Und ich werde heraufführen gegen dich viele Nationen, wie (bei meinem) Heraufführen des Meeres mit seinen Wellen.1154 4 Und sie werden vernichten Tyrus´ Mauern, und sie werden niederbrechen ihre Türme. Und ich werde wegfegen ihren Erdenstaub/ihren Schutt aus ihr, und ich werde sie machen zur Glätte eines Felsens. 5 Ein Trockenplatz für (Fischer-)Netze wird sie sein inmitten des Meeres, denn ich, ich habe geredet – Spruch des Herrn JHWH –, und sie wird sein zum Raub für die Nationen. 1149 Die an Ezechiel gerichteten Worte Gottes enthalten keinen Redeauftrag für Tyrus (in beiden Textfassungen); s. auch MT/LXX967-Ez 29,17–21; 30,20–26. 1150 Fünfte (eine Sinneinheit eröffnende) Datierung des in der Welt des Buches erzählenden Propheten. Das elfte Jahr von Jojachins Exil entspricht Frühjahr 587 bis Frühjahr 586 v. Chr., s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 529. — Auch bei der elften Datierung in MT-Ez 32,17 fehlt die Monatsangabe. 1151 Phöniziens Hauptstadt Tyrus (hebr.: rwc „Fels“) lag auf einem Felsen mitten im Meer. Nach Jer 27,3 waren unter Zidkija Abgesandte von Tyrus in Jerusalem, um über einen Abfall von Babel zu verhandeln. Nach Josephus, Ant. X 11,1, §228, wurde Tyrus 13 Jahre lang von Nebukadnezzar belagert. Nach Ez 29,17–21 nahm Nebukadnezzar Tyrus am Ende nicht ein (und er sollte als „Ausgleich“ Ägypten bekommen). — Auffallenderweise findet sich unter den Fremdvölkersprüchen Jeremias kein Spruch gegen Tyrus. Vielleicht ist die Aufnahme des Tyrus-Spruchs in Ez der „babylonischen Perspektive“ im Buch geschuldet (insofern der Prophet sich in der Welt des Buches in Babylon befindet). 1152 Zu ~ym[h twtld: Gemeint ist wahrscheinlich Jerusalem, insofern es ein Haupthandelsplatz der Region war, so auch Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 530. Grammatikalisch kann ~ym[h twtld entweder Apposition oder (als Constructio ad sensum) Subjekt zu hbsn sein. Letzteres ist wahrscheinlicher, da nur gemeint sein kann, dass die Position Jerusalems Tyrus übertragen wurde. 1153 Die hwhy ynda rma hk-Formel ist hier Teil der Anrede Gottes an den Propheten; s. auch 26,15a. 1154 Zumeist wird übersetzt „wie heraufführt das Meer seine Wellen“ (~yh wird als Subjekt zum Inf. cs. twl[hk verstanden), s. z.B. ELB; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.; Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Rooker, Biblical Hebrew, S. 98. Dagegen spricht, dass bei hl[ Hif. das det. Objekt wylg mit l (statt mit ta) konstruiert wurde im Unterschied zum direkt vorausgehenden Satz, in dem bei hl[ Hif. das indet. Objekt ~ywg ohne Präp. steht. Auf diese Schwierigkeit machte auch König, Lehrgebäude III, §289h, aufmerksam.

212

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

26,6 Und ihre Töchter(orte) auf dem Feld1155 werden mit dem Schwert getötet werden. Und sie werden erkennen, dass ich, ich Kyrios bin1156.‘ 7a Deshalb1157, dies spricht Kyrios: 7b ‚Siehe! Ich, ich bringe über Zor Nebukadnezzar, den König von Babel, von Norden – der König der Könige ist er –, mit Pferden und Wagen und Reitern und einer Versammlung sehr vieler1158 Nationen. 8 Dieser, deine Töchter(orte) auf (w.: die1159 auf) dem Feld wird er töten mit dem Schwert, und er wird geben gegen dich ein Belagerungswerk, und er wird (dich) umbauen, und er wird machen um1160 dich ringsum ein Pfahlwerk und eine Umstellung aus Waffen, und seine Lanzen1161 dir gegenüber wird er geben. 9 Deine Mauern und deine Türme wird er niederreißen mit seinen Schwertern. 10 Von der Menge seiner Reiter wird dich bedecken ihre Staubwolke, und vom Lärm seiner Reiter und der Räder ihrer1162 Wagen werden erbeben deine Mauern, wenn1163 er einzieht in deine Tore wie ein Einziehender1164 in eine Stadt aus einem Feld/einer Ebene1165.

1155

MT: hdfb rva; LXX967: ai` evn tw/| pedi,w|: Zur Übersetzung des nominalen rva–Satzes in der (wahrscheinlich dem MT entsprechenden) Vorlage mit Attribut s. die Anm. zu LXX967-Ez 12,14 (Z. 1). 1156 In LXX967 wird in Ez 26–39 (in LXXB: in Ez 28–39) der Nominalsatz in der Erkenntnisformel (in Ez 40–48 kommt die Formel nicht vor) nicht mehr abgebildet, sondern als Verbalsatz wiedergegeben. Dieser Unterschied in der Übersetzung spielt in der Sekundärliteratur bei der Frage nach dem Übersetzerwechsel eine Rolle, s. den entsprechenden Abschnitt (1.1.1.2.) in der Einführung zu diesem Band. 1157 Dieses dia. tou/to liegt auf einer Ebene mit dem dia. tou/to in 26,3a. 1158 GRÜ las wahrscheinlich dwam br ~[ lhqw (MTL: br ~[w lhqw; einige wenige Hss haben br ~[ lhq[b]w, s. BHS). 1159 GRÜ las wahrscheinlich hdfb rva $ytwnb (MT: hdfb $ytwnb), s. die Anm. zu LXX967-Ez 26,6 (Z. 1). 1160 Besonderheit: LXX967: poih,sei peri. se. ku,klw| (LXXB: poih,sei evpi. se. ku,klw|). Wahrscheinlich war peri. se, eine kontextkonforme „freie“ Wiedergabe von $yl[ (MT), in den späteren griech. Hss wurde entsprechend angepasst („wörtlichere“ Übersetzung). 1161 GRÜ las wahrscheinlich wyxmrw (MT: yxmw); vgl. MT/LXX967-Ez 39,9 (Z. 4). 1162 Besonderheit: LXX967: auvtw/n (LXXB: auvtou/). 1163 Statt der üblichen Wiedergabe von b + Inf. + Subj. mit evn + Inf. + Subj. im Akk. (s. z.B. unten 26,15) hier Konstruktion mit Gen. abs. 1164 GRÜ las wahrscheinlich awbk (MT: yawbmk). 1165 MT: h[qbm. GRÜ las dies als Nomen h[qb mit der Präp. !m (die Masoreten vokalisierten als Pu. Ptz. Sg. fem. von [qb).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

213

26,6 Und ihre Töchter(orte), die auf dem Feld (sind), werden mit dem Schwert getötet werden. Und sie werden erkennen, dass ich JHWH (bin). 7a Denn1166 so hat gesprochen der Herr JHWH: 7b ‘

1182 Der Sg. des Verbs könnte hier durch die Genitivverbindung (Nomen rectum im Sg.) erklärt werden, vgl. König, Lehrgebäude III, §349e. 1183 Zu hyht + hnbt: Da die Masoreten das Suff. an $yttnw zu Beginn von 26,14 als 2. Pers. Sg. fem. vokalisierten, sind die beiden Verbformen wahrscheinlich ebenfalls als fem. aufzufassen, d.h. als Ipf. 3. Pers. Sg. fem. (und nicht als Ipf. 2. Pers. Sg. mask.). Der abrupte Wechsel von Genus (und Numerus) in den Fremdvölkersprüchen ist nicht ungewöhnlich, so z.B. im Ammon-Spruch (25,3b–7) und s. hierzu die Anm. zu MT-Ez 25,3a.

216

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

26,15a (Deshalb,) bezüglich Zor:1184 15b ‚Werden nicht vom Lärm deines Falls, beim Stöhnen deiner Verwundeten, beim Getötetwerden mit dem Schwert1185 in deiner Mitte, erbeben die Inseln? 16 Und herabsteigen werden von ihren Thronstühlen alle Fürsten des Meeres, und sie werden ablegen die Kopfbinden1186 von ihren Köpfen, und ihre1187 Bekleidung, die bunte, werden sie ausziehen. Mit (zitterndem) Erschrecken werden sie sich erschrecken,1188 auf den Boden werden sie sich setzen, und sie werden sich fürchten vor ihrem Untergang1189, und sie werden (vor Entsetzen) (todes)starr1190 sein über dich. 17 Und sie werden aufnehmen über dich ein Leichenklagelied und werden sprechen, nämlich1191:

– –

1184

Besonderheit: LXX967: th|/ Sor (LXXB: dio,ti [LXX26: dia. tou/to] ta,de le,gei ku,rioj ku,rioj th|/ Sor). th|/ Sor deutet auf rwcl in der Vorlage hin; wahrscheinlich war rwcl einmal die Einleitung zu einem eigenständigen (Teil-)Spruch gegen Tyrus (in den Fremdvölkersprüchen sind Sprucheinleitungen mehrfach nach dem Muster l + Völkername gestaltet, s. z.B. MT-Jer 46,2: ~yrcml; MT-Jer 48,1: bawml). 1185 GRÜ las wahrscheinlich brx grhb (MT: Fig. et. grh grhb). 1186 GRÜ las wahrscheinlich ~hyl[m (MT: ~hyly[m). 1187 Zu to.n i`matismo.n to.n poiki,lon auvtw/n: Im Griech. kann ein Possessivpronomen nicht von einem attributiven (allenfalls von einem substantivierten) Adj. abhängen. Vgl. LXX967-Ez 16,18 (Z. 1). 1188 Die Fig. et. evksta,sei evksth,sontai deutet darauf hin, dass GRÜ wdrxy twdrx las (MT: wvbly twdrx). 1189 GRÜ las wahrscheinlich ~[grl (MT: ~y[grl) und leitete das Wort von einer Wurzel [gr in der Bedeutung „zerbrechen/untergehen“ ab (so auch Raschis Ableitung, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 536). 1190 Besonderheit: LXX967: stugna,sousin (LXXB: stena,xousin „sie werden stöhnen“), dem MT entsprechend. Zur Übersetzung von ~mv mit stugna,zw s. noch 27,35; 32,10 (~mv wird auch mit avfani,zw übersetzt, z.B. MT/LXX967-Ez 25,3). Diese Übersetzung evoziert die in der pagan-antiken Mythologie regelmäßig beschriebene bleierne Starre dessen, der über den Styxfluss in die Unterwelt muss. 1191 Besonderheit: LXX967: o[ti recitativum (LXXB: soi, dem MT entsprechend). 1192 GRÜ las wahrscheinlich ~ymym tbvn, und zwar tbvn als Nif. Pf. 2. Pers. Sg. fem. von tbv (MT: tbvwn, Nif. Ptz. Sg. fem. von bvy); zur Terminologie vgl. 26,13. 1193 Zu h` dou/sa: GRÜ las wahrscheinlich hntn rva (MT: wntn rva). 1194 Zum Dativ-Objekt toi/j katoikou/sin auvth,n: Gemeint ist wahrscheinlich, dass in der Handelsstadt sichergestellt wurde, dass ihre Ordnung bei allen Einwohnern (auch z.B. bei den temporär logierenden Kaufleuten aus aller Welt) uneingeschränkt galt. 1195 Besonderheit: LXX967: nu/n (LXXB: kai,; LXXA: kai. nu/n), dem MT entsprechend. 1196 GRÜ las wahrscheinlich ~wym (MTL: ~wy; zwei Hss haben ~wyb, s. BHS). Vgl. noch MT/LXX967Ez 27,27 (letzte Zeile); 32,10 (letzte Zeile).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

217

26,15a (Deshalb,1197) so hat gesprochen der Herr JHWH zu Tyrus: 15b ‚Werden nicht vom Lärm deines Falls, beim Stöhnen des Verwundeten, beim Getötetwerden mit Tötung in deiner Mitte, erbeben die Inseln? 16 Und herabsteigen werden von ihren Thronstühlen alle Fürsten des Meeres, und sie werden ablegen ihre Obergewänder, und die Kleider ihres Buntzeugs werden sie ausziehen. (Vielfaches) Zittern/Lumpen1198 werden sie anziehen, auf den Boden werden sie sich setzen, und sie werden erzittern in (w.: für) (allen einzelnen) Augenblicken,1199 und sie werden entsetzensstarr sein über dich. 17 Und sie werden erheben über dich ein Leichenklagelied und werden sprechen zu dir:

1197

Die hwhy ynda rma hk-Formel in MT-Ez 26,15a liegt wahrscheinlich auf einer Ebene mit derjenigen in 26,3a: Die folgende Gerichtsrede steht in Zusammenhang mit der (in 26,2 von Gott zitierten) lästerlichen Rede Tyrus’ (vgl. auch die Fassung von LXX26, zitiert in der Anm. zu LXX967-Ez 26,15a). Wie in 26,3a dient die Formel dem in der Welt des Buches sprechenden Gott dazu, seiner Ezechiel bekannt gegebenen Gerichtsrede besonderen Nachdruck zu verleihen. 1198 Zu twdrx: Zumeist aufgefasst als Intensivplural von hdrx „Zittern, Erschrecken“, vgl. König, Lehrgebäude III, §262a. Vielleicht gab es aber ein hdrx II in der Bedeutung „Lumpen“, in der rabb. Literatur findet sich einmal dwrx in der Bedeutung von „ein aus Fetzen bestehendes Kleidungsstück“, s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 536. 1199 Identischer Satz in MT-Ez 32,10. 1200 Nach der masoretischen Akzentsetzung (Zaqef qaton über tdba) ist ~ymym tbvwn als ein Satzteil zu lesen, vgl. auch Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 536f., gegen Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.: „Weh wie bist du verschwunden, Siedlungsreiche du, von den Meeren“ (Junktur ~ymym tdba über tbvwn hinweg). — Nach dem MT ist Tyrus nicht vom Meer her erobert worden, was den historischen Tatsachen entspricht (Alexander d. Große eroberte Tyrus vom Land her). Korrektur der (nicht erfüllten) Prophezeiung in der nicht-masoretischen Textfassung, dass Tyrus vom Meer her (!) erobert wird? 1201 Zu hllhh: entweder det. Ptz. Pu. ohne Präfix m, so GesK §138k, und König, Lehrgebäude III, §52, oder Pu. Pf. 3. Pers. Sg. fem. mit Relativpartikel h „die Stadt, die gepriesen worden ist“, so Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 537. Letzteres ist im Hinblick auf die direkt folgende Relativpartikel rva weniger wahrscheinlich. 1202 Zu lkl: entweder explikativ aufzufassen, so Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 610; Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 537f., oder als Dativobjekt („allen ihren Einwohnern“). Letzeres ist weniger wahrscheinlich, da in der masoretischen Textfassung der Akzent auf der Stärke der Stadt samt ihrer Einwohnerschaft liegt (26,17: Zusatz hybvyw ayh). 1203 Zu MTL !yyah: aram. Pl. von ya, hier in ein und demselben Satz neben ~yyah, hebr. Pl. von ya. Einige Hss haben (glättend) ~yyah, s. BHS.

218

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

26,19a Denn dies spricht Kyrios: 19b ‘“

1204 In LXX967 (und einigen anderen Hss) ist evn tw/| avnagagei/n … kai. katakalu,yei als Junktur konstruiert (anders in LXXB und anderen Hss: hypotaktische Konstruktion durch den Konj. katakalu,yh|): Das Futur macht den Satz kai. katakalu,yei … zu einem Hauptsatz und die Junktur insgesamt zu einer Art Parenthese, der „Nachsatz“ beginnt erst in 26,20 (dem MT entsprechend). $wskw in der Vorlage (dem MT entsprechend) lässt beide Lesarten zu. Siehe auch die Anm. zu LXX967-Ez 30,8 (Z. 3, erste Anm.). 1205 GRÜ las wahrscheinlich la (MTL: ta; einige wenige Hss haben la, s. BHS); s. auch MT/LXX967Ez 32,18. 1206 MT: rwb ydrwy, übersetzt mit dem Ptz. von katabai,nw + eivj bo,qron (2x im Satz). GRÜ imitierte die cs. Verbindung nicht, weil ein griech. Ptz. nicht mit Gen.-Attribut konstruiert wird. Siehe auch MT/LXX967-Ez 31,14.16; 32,18.29.30. 1207 MT: twytxt #rab; LXX967 (und einige andere Hss): eivj ba,qoj th/j gh/j (LXXB: eivj ba,qh, Korrektur zum Pl., dem MT entsprechend). GRÜ konnte twytxt #rab nicht isomorph mit einem Genitiv qual. wiedergeben (also eivj gh/n ba,qouj/baqw/n), da der Genitiv qual. im Griech. regelmäßig mit adj. Attribut erscheint (also z.B. eivj gh/n mega,lou ba,qouj/mega,lwn baqw/n). Der Einfügung eines Adj. zog GRÜ hier die Wiedergabe durch einen Genitiv poss. (deshalb mit vertauschten Substantiven) vor; der Sinnunterschied zum hebr. Text ist hier also eine Folge der Vorgaben der griech. Sprache (in der vorliegenden dtsch. Übersetzung wurden die Fügungen nicht markiert, um die Synopse nicht zu überfrachten). — Interessant ist die unterschiedliche Wiedergabe der hebr. Fügung t(w)ytxt #ra in der LXX967-Ez im Rahmen der Fremdvölkersprüche, vgl. MT/LXX967-Ez 31,14.16.18; 32,18.24. 1208 GRÜ las wahrscheinlich ybcytt alw (MT: ybc yttnw). Im Vergleich mit dem MT u.a. Worttrennung an anderer Stelle. 1209 MT: twhlb. GRÜ leitete das Wort wahrscheinlich von hlb „verfallen/hinschwinden“ ab (die Masoreten vokalisierten als Pl. von hhlb, von Hlb [Nebenform zu lhb] „erschrecken“). Siehe auch MT/LXX967Ez 27,36; 28,19. — Zu avpw,leia,n se dw,sw: Die Indetermination macht avpw,leia zum (im Unterschied zum in sich determinierten PersP. se,) prädikativen, d.h. sachlich (gegenüber dem Hauptobjekt se) umfassenden Element: Das se wird als einzelner Typ der Klasse aller (pluralischen) avpw,leiai zugeordnet. 1210 GRÜ las wahrscheinlich ~lw[l dw[ $nyaw (MT: ~lw[l dw[ yacmt alw yvqbtw $nyaw). Dieser Satz hat die besondere Funktion, (Teil-)Sprüche abzuschließen, vgl. noch MT/LXX967-Ez 27,36 und 28,19.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

219

26,19a Denn so hat gesprochen der Herr JHWH: 19b ‘“

1211 $wskw wird im Hinblick auf die masoretische Akzentsetzung (Atnach unter wbvwn, nicht unter ~wht) als Fortsetzung des Nebensatzes (Fortsetzung der Inf.-Konstruktion) verstanden. 1212 MTL: twbrxk; mehrere Hss haben twbrxb „in Verwüstungen“, s. BHS. Buchstabenverwechslung b/k.

220

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 27,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 27,2–36) MIT EINEM KLAGE-AUFTRAG (27,2–3a) UND KLAGE-WORTEN FÜR TYRUS (27,3b–36)] 27,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 2 „Und du, Menschen-Sohn, nimm auf über Zor ein Leichenklagelied, 3a und du sollst sprechen zu1213 Zor, der Wohnenden an dem Zugang1214 zum Meer, dem Handelsplatz1215 der Völker her von vielen Inseln: 3b ‚Dies spricht Kyrios zu1216 Zor: ‘“ 1293

GRÜ las wahrscheinlich wntvhw (MT: w[ymvhw; hier auffallend intrans. Funktion). Die alte Übersetzung avlla,xousin (LXX967 und einige andere Hss) wurde in späteren griech. Hss an den masoretischen Text angepasst (z.B. LXXB/LXXQ: avlala,xousin „sie werden Angstgeschrei erheben“). 1294 Das einfache Futur kra,xontai (LXX967 und einige andere Hss) wurde in späteren griech. Hss zum „üblichen“ Futurum perfectum kekra,xontai (z.B. LXXB) korrigiert. 1295 Zum Neutr. pikro,n (statt des Adv. pikrw/j): präzise Entsprechung des fem. Abstraktums hrm (MT). 1296 Besonderheit: LXX967: qh,sontai (LXXB: evpiqh,sousin; stilistische Korrektur mit Hilfe des in der Prosa beliebten Präfixes unter Beachtung der Diathesenkonvention; ein Medium [evpiqh,sontai] würde ein zu starkes Interesse des Subjekts zum Ausdruck bringen [BR §204,1]). 1297 Besonderheit: LXX967 hat vor strw,sontai nicht kai,, und das Obj. spodo,n steht hinter dem Verb. Asyndese und parallele Wortstellung bilden in LXX967 einen Parallelismus membrorum. 1298 MT: ~hynb. GRÜ las dies als Pl. von !b (in MTL vokalisiert als Sg. von yn mit Präp. b; in einigen Hss vokalisiert als Pl. von !b, s. BHS). 1299 Besonderheit: LXX967: qrhnh,mata Tu,rou (LXXB: qrh,nhma Sor; LXXA: qrh,nhma, soi); an dieser Stelle in der LXX967-Ez Wechsel im Namen (bislang: Sor). 1300 Der folgende Text wird von Olley, Ezekiel, S. 153, und NETS als Klagetext aufgefasst. Doch der Duktus hebt sich von den vorausgehenden Sätzen der Rede zu Tyrus nicht ab, s. auch LXXD. 1301 GRÜ las wahrscheinlich tacm hmk (MT: tacb). — Das indefinite tina, steigert die Ausruffunktion des vorausgehenden Interrogativpronomens (BR §159,2). 1302 Besonderheit: LXX967: kai, (LXXB: kai. avpo,). 1303 MT: trbvn. GRÜ las dies als Nif. Pf. 2. Pers. Sg. fem. (in MTL vokalisiert als Nif. Ptz. Sg. fem.; in einigen wenigen Hss vokalisiert als Nif. Pf. 2. Pers. Sg. fem., s. BHS). 1304 GRÜ las wahrscheinlich w[mdw (MT: wm[r).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

231

27,30 Und sie werden (etwas) hören lassen über dich in ihrer Stimme, und sie werden schreien bitterlich, und sie werden werfen (Erden)staub auf ihre Köpfe, in Asche werden sie sich wälzen.1305 31 Und sie werden sich scheren lassen um dich eine Glatze, und sie werden sich umgürten Säcke, und sie werden weinen um dich in Bitternis der Seele eine bitterliche Wehklage. 32 Und sie werden erheben um dich in ihrem Jammer ein Leichenklagelied, und sie werden klagen über dich: ′Wer (ist) wie Tyrus, wie eine Verstummte inmitten des Meeres?′1306 33 Beim Ausgehen deiner Depositwaren von den Meeren hast du gesättigt viele Völker. Mit der Fülle deiner Güter/Vermögens(werte) und deiner Tauschwaren hast du reich gemacht die Könige der Erde. 34 Jetzt (bist du) eine Zerbrochene weg von den Meeren in den Tiefen des Wassers. Deine Tauschware und deine ganze Versammlung in deiner Mitte sind gefallen. 35 Alle Einwohner der Inseln sind entsetzensstarr geworden über dich, und ihre Könige haben aufgestellt (w.: gehaart) das Haar,1307 verstört geworden sind die Gesichter. 36 Aufkäufer unter den Völkern haben über dich gepfiffen. Schrecknisse bist du geworden, und du (wirst) nicht (mehr) (sein) auf Weltzeit.1308>‘“

1305

Auffallend ist die Verwendung der Tempora in 27,30: Pf. cons. (w[ymvhw) + Ipf. mit waw cop. (wq[zyw) // Ipf. mit waw cop. (wl[yw) + Ipf. (wvlpty). 1306 Die Klage der Seeleute besteht wahrscheinlich nur aus dem einen Satz über Tyrus, dann folgt wieder die Rede des Propheten bzw. Gottes zu Tyrus (vgl. 27,3a), vgl. auch Tur-Sinai, Schrift, z.St.; Ehrlich, Randglossen 5, S. 106. Anders Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 547, und Block, Ezekiel 25–48, S. 83f.; sie bestimmten als Klage 27,32b–36. 1307 Nahezu identischer Satzteil in MT-Ez 32,10. 1308 Zur Funktion von ~lw[ d[ $nyaw: Der Satz beschließt den (Teil-)Spruch gegen Tyrus; vgl. auch noch MT-Ez 28,19 und s. die Anm. zu LXX967-Ez 26,21 (Z. 5).

232

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 28,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 28,2–10) MIT EINEM REDEAUFTRAG (28,2a) UND WORTEN FÜR DEN HERRSCHER VON TYRUS: ERSTER SPRUCH (28,2b–10)] 28,1 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 2a „Menschen-Sohn, sprich zum Fürsten von Tyrus: 2b ‚Dies spricht Kyrios: ‘“

1334 28,6a ist der Nachsatz zum Vordersatz in 28,2b (28,2c–5 sind eine Parenthese), s. König, Lehrgebäude III, §415f; 416d; Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 664. 1335 Der superlativische Sinn entsteht durch ein Adj. als Nomen regens vor einem determinierten Nomen rectum (~ywg ist trotz des fehlenden Artikels determiniert, vgl. z.B. Ps 9,16.20.21) im Gen. part., s. GesK §133g; König, Lehrgebäude III, §309e. Siehe auch MT-Ez 30,11f.; 32,12. 1336 Zu llx ytwmm: Die Pluralform ytwmm (Nomen rectum im Sg.!) fokussiert nach König, Lehrgebäude III, §261c, die verschiedenen Stadien des Vorgangs (sog. Extensitätsplural). Der Sg. llx ist wie in MTJer 51,52 (und bei zahlreichen Personenbezeichnungen, s. GesK §123b) kollektiv zu verstehen. — Der Plural ytwm in 28,10 ist wohl durch den Pl. des Nomen rectum ~ylr[ bedingt, König, a.a.O., §267i. 1337 Zu $yllxm: in MTL vokalisiert als Pi. von llx 1 „entweihen“; demnach wird Tyrus Heiligkeit zugesprochen, vgl. Wong, Prince of Tyre, S. 459f. Es ist allerdings auch möglich, das Verb hier als Pi. oder Pol. von llx 2 „verwunden/erschlagen“ zu lesen (so eine Hs, s. BHS). Siehe auch MT-Ez 28,16.

236

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 28,11) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 28,12–19) MIT EINEM KLAGE-AUFTRAG (28,12a) UND KLAGE-WORTEN FÜR DEN HERRSCHER VON TYRUS: ZWEITER SPRUCH (28,12b–19)] 28,11 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 12a „Menschen-Sohn, nimm auf ein Leichenklagelied über den Fürsten von Tyrus und sprich1338 zu ihm: 12b ‚Dies spricht Kyrios: [;. Zu llx: hier lesbar als Pi. von llx 1 „entweihen“ oder von llx 2 „verwunden/erschlagen“. Siehe auch MT-Ez 28,9 (letzte Zeile). 1369 Zu $dbaw: Im Rahmen der Sinneinheit (nach MT-Ez 28,14 ist der König von Tyrus der Kerub) ist $dbaw wohl nicht als Pi. Pf. 3. Pers. Sg. mit waw cop. (so EÜ; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St.), sondern als Pi. Ipf. cons. 1. Pers. Sg. aufzufassen (verkürztes $dbaaw, s. die Wörterbücher von König und Gesenius), so auch ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St. 1370 Zu hwarl: hwar meint wahrscheinlich einen plene geschriebenen Inf. cs. (statt twar), s. GesK §75n. 1371 ayh fungiert hier als reines Demonstrativum, vgl. GesK §136b. 1372 Zu ~lw[ d[ $nyaw: Der Satz beschließt die beiden Sprüche für den Herrscher von Tyrus. Der Satz schließt auch andere Teilsprüche bezügl. Tyrus ab, s. LXX967-Ez 26,21 und MT/LXX967-Ez 27,36. 1368

240

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 28,20) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 28,21–26) MIT EINEM REDEAUFTRAG (28,21–22a) UND WORTEN FÜR SIDON (28,22b–26)] 28,20 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 21 „Menschen-Sohn, richte dein Angesicht gegen Sidon und prophezeie gegen sie (i.e. die Stadt) 22a und sprich: 22b ‚Dies spricht Kyrios:

1373

Besonderheit: LXX967: doxasqh,somai (LXXB: evndoxasqh,somai). GRÜ las wahrscheinlich (2x im Satz) $b (MTL: [2x] hb; einige wenige Hss haben $b, s. BHS). 1375 Zu kai. a`giasqh,somai: parataktischer Anschluss mit griech. Futur. 1376 Besonderheit: LXX967: ai-ma kai. qa,natoj e;stai evn platei,aij sou (LXXB: ai-ma kai. qa,natoj evn tai/j platei,aij sou; LXXA: ai-ma kai. qa,natoj evn tai/j platei,aij sou e;stai). 1377 Durch das wiederholte PersP. gewinnen evn soi, und ku,klw| sou einen aufzählenden Charakter, so dass sie sich auf das Hauptverb pesou/ntai beziehen. 1378 Durch das im Griech. nicht zwingend pluralische Prädikat ouvk e;sontai wird den beiden sg. Subjekten im Vergleich mit dem sg. Prädikat hyhy al in der (wahrscheinlich dem MT entsprechenden) Vorlage ein „eigenständigerer“ Status verliehen. 1379 GRÜ leitete das Wort in seiner Vorlage wahrscheinlich von der Wurzel rrm „bitter sein“ ab (MT: ryamm, vokalisiert als Ptz. Hif. von ram). 1374

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

241

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 28,20) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 28,21–26) MIT EINEM REDEAUFTRAG (28,21–22a) UND WORTEN FÜR SIDON (28,22b–26)] 28,20 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 21 „Menschen-Sohn, richte dein Angesicht auf/gegen Sidon und prophezeie gegen sie (i.e. die Stadt) 22a und sprich/und du sollst sprechen: 22b ‚So hat gesprochen der Herr JHWH:

1380

ytvdqnw wird als Fortsetzung der Inf.-Konstruktion verstanden, vgl. MT-Ez 12,15 und s. die Anm. dort (letzte Zeile). 1381 ynda fehlt in einigen wenigen Hss, s. BHS. — Zur Bedeutung des Gebrauchs von ynda im Mund des in der Welt des Buches sprechenden Gottes s. die Anm. zu MT-Ez 13,9 (Z. 6).

242

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

28,25 Dies spricht Kyrios: ‘“

1382

GRÜ las wahrscheinlich ytcbqw (MT: ycbqb), und zwar als Pf. cons. im Anschluss an die Pf. cons. im vorausgehenden Abschnitt, s. 28,22b. — Zu Pf. cons. nach der hwhy (ynda) rma hk-Formel s. die Anm. zu MT-Ez 13,13b (Z. 2). 1383 GRÜ las wahrscheinlich ~v (MTL: ~b; viele Hss haben ~v, s. BHS). Vgl. auch MT/LXX967-Ez 20,41 (Z. 4). 1384 Korrektur des Akk. h[n (LXX967, LXXB) in LXXA durch den Gen. h-j: stilistisch elegante Attractio relativi an das genetivische Bezugswort th/j gh/j. 1385 Besonderheit: LXX967: evkei/ (LXXB: evpV auvth/j, dem MT entsprechend). 1386 Die Übersetzung von xjbl (dem MT entsprechend) mit evn evlpi,di (2x im Satz) zeigt das weite Bedeutungsspektrum der Wurzel xjb. Zum Vergleich s. MT/LXX967-Ez 38,8 (letzte Zeile). 1387 GRÜ gab die hebr. Inf.-Konstruktion ytwf[b (dem MT entsprechend) hier wahrscheinlich wegen des Subjektwechsels (gegenüber dem übergeordneten Satz: sie vs. ich) nicht isomorph wieder (isomorphe Wiedergabe z.B. in MT/LXX967-Ez 28,22). 1388 In LXXB findet sich am Ende des Satzes noch der (wahrscheinlich sekundär hinzugefügte) Zusatz kai. o` qeo.j tw/n pate,rwn auvtw/n „und der Gott ihrer Väter“.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

243

28,25 So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“

1389

ytvdqnw wird im Hinblick auf die masoretische Akzentsetzung (Atnach unter ~ywgh, nicht schon unter ~b [Z. 3]; Silluq bei bq[yl, nicht schon bei ~ywgh, vgl. die Satzzeichen in LXXGö) als Fortsetzung der Inf.Konstruktion aufgefasst. Siehe auch ELB; anders Tur-Sinai, Schrift, z.St., und Block, Ezekiel 25–48, S. 126. Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St., und Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 594, fassen die Erkenntnisformel am Ende von 28,26 als Nachsatz auf. 1390 So entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter xjbl).

244

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM ERSTEN TAG DES ZWÖLFTEN MONATS IM ZEHNTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (LXX967-EZ 29,1–16)] [EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 29,1) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 29,2–16) MIT EINEM REDEAUFTRAG (29,2–3a) UND WORTEN FÜR DEN PHARAO (29,3b–16)] 29,1 Im zehnten Jahr, im zwölften1391 Monat, am ersten (Tag) des Monats geschah das Wort Kyrios´ zu mir, folgendermaßen: 2 „Menschen-Sohn, richte dein Angesicht gegen den Pharao, den König von Ägypten, und prophezeie gegen ihn und gegen ganz Ägypten 3a und sprich: 3b ‚Dies spricht Kyrios: ‘ 14a Deshalb, prophezeie, Menschen-Sohn, und sprich/du sollst sprechen zu Gog: 14b ,So hat gesprochen der Herr JHWH:

2019

Mit (eigentlich eine indirekte Satzfrage einleitendem) „ob“ ist hier (2x in 38,13) das (eigentlich eine direkte Satzfrage einleitende) h interrogativum übersetzt zur Verdeutlichung der Unterschiede zwischen den Textfassungen, s. auch 38,14b.17. — Im Hinblick auf die masoretische Fassung von 39,6, wonach die Inseln/Küstenregionen mit Gog verbündet sind, sind die Fragen wahrscheinlich als Ausdruck ihrer Gier zu bewerten, s. Block, Ezekiel 25–48, S. 463. 2020 Zu dieser Übersetzung des h interrogativum s. die Anm. zu MT-Ez 38,13 (Z. 3). 2021 Nach 38,8.12.14 ist zur Zeit der Rede Gottes zu Gog das Volk Israel aus den Völkern gesammelt worden und lebt wieder in Frieden und Sicherheit in seinem Land. Demnach sind die in Ez 33,21–37,38 von dem Propheten wiedergegebenen Heilsorakel für Israel vor Gogs Invasion in Erfüllung gegangen, s. auch Block, Ezekiel 25–48, S. 444, 447. In der erzählten Welt des Buches lebt Ezechiel mit einem Teil des Volkes allerdings noch im babylonischen Exil. 2022 Zu yta: Besonderheit in der Ausdrucksweise, insofern yta in der Erkenntnisformel im MT-Ez nur hier vorkommt, s. Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 928, 935.

344

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

38,17 Dies spricht Kyrios2023:2024 ‘

2023

Besonderheit: LXX967: ku,rioj (LXXB: ku,rioj ku,rioj; LXXA: adwnai ku,rioj o` qeo,j). Besonderheit: LXX967 hat nicht tw/| Gwg (so LXXB), dem MT entsprechend. Vgl. 27,3b. 2025 GRÜ las wahrscheinlich ~ymym (MT: ~ymyb). — Zu pro, i.S.v. „seit“ s. auch LXX-Ps 73,12. 2026 Besonderheit: LXX967: evn ceiri, (LXXB: dia. ceiro,j), „wörtlich“ dyb (MT) entsprechend. 2027 Besonderheit: LXX967: h` h`me,ra evkei,nh evn h-| (LXXB: evn th/| h`me,ra| evkei,nh| evn h`me,ra| h-,| dem MT entsprechend). Bezeugt LXX967 hier den „ursprünglichen“ Übersetzungstext, dann las GRÜ wahrscheinlich wb awhh ~wyh hyhw (MT: ~wyb awhh ~wyb hyhw). 2028 Besonderheit: LXX967 hat kai, (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 2029 Zur Bedeutung von mh,n i.S.v. mh, s. die Anm. zu LXX967-Ez 33,27 (Z. 3). 2030 Besonderheit: LXX967 hat den Satz i[na gnw/sin pa,nta ta. e;qnh evme. evn soi. evnw,pion auvtw/n (nicht LXXB, dem MT entsprechend). Wahrscheinlich verkürztes Zitat von 38,16 in gliedernder Funktion. 2031 GRÜ las wahrscheinlich brx tdrx lk (MT: brx yrh lkl). — Zu pa/n fo,bon: pa/n ist hier als Akk. (zum Nom. Sg. pa/j) zu verstehen (wie später im Ngr. reduzierter Gebrauch der Formen von pa/j, pa/sa, pa/n). 2032 GRÜ konnte bei der Verwendung des Verbs kri,nw die Nuance des Ni. (MT) nicht ausdrücken. 2024

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

345

38,17 So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘

2033

Zu dieser Übersetzung des h interrogativum s. die Anm. zu MT-Ez 38,13 (Z. 3). Zu ytrbd: Gemeint ist wahrscheinlich Gottes Reden in früheren Tagen von dem Tag, an dem Gog gegen Israel zieht, s. MT-Ez 38,17 und 39,8. 2035 Zu twgrdmh: Gemeint sind wahrscheinlich die Steintreppen an den Eingängen tiefer Täler (z.B. erwähnt in mSchebiit III,8a). 2034

346

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

39,1a Und du, Menschen-Sohn, prophezeie gegen Gog und sprich: 1b ,Dies spricht Kyrios:

2784

Zu ~tyvv: einzig bekannter Beleg des Verbs hvv in der antiken jüdischen Literatur, s. DCH, hvv. Möglicherweise Trennfehler, bei anderer Wortabtrennung kann gelesen werden: hpyahm tyvv „ein Sechstel vom Epha“, s. Ehrlich, Randglossen 5, S. 153. 2785 Zu rk: Bezeichnung eines Trockenhohlmaßes sowie eines Flüssigmaßes für Öl (nach MT-Ez 45,14 entspricht das Kor dem Homer), s. Gesenius, Handwörterbuch, rKo. 2786 Vgl. oben 45,11. 2787 Der Zusatz zeigt wahrscheinlich an, dass die Diasporagemeinden zu den Hebe-Abgaben nicht verpflichtet sind. 2788 Zu hyhy: Die Kopula hyhy ist hier nicht mask. oder sing., sondern vor dem folgenden Opfer-Katalog unflektiert, vgl. GesK §145o und q. 2789 MTL: twlw[h; einige Hss haben hlw[h „das Brandopfer“, s. BHS. 2790 tbv kann sowohl den (am Tempel mit Opfern begangenen) Vollmondtag (vor allem in vorexilischen Texten) als auch den wöchentlichen Ruhetag (in exilisch-nachexilischen Texten) bezeichnen, s. hierzu Grund, Entstehung des Sabbats. Im Hinblick auf MT/LXX967-Ez 46,1–3 (Bezeichnung des Sabbats als siebter Tag) ist in 45,17 der wöchentliche Ruhetag gemeint. 2791 Zu hf[: Das Verb bezeichnet hier ebenso wie in 45,22.23.24.25 die Opferdarbringung, s. auch MT/LXX967-Ez 43,25.27. Die Aussagen sind (z.B. im Hinblick auf 46,4) so zu deuten, dass der Fürst der „Schirmherr“ der Opfer ist, dass er aber keine aktive Rolle im Opferkult spielt, vgl. auch Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 1152; Block, Ezekiel 25–48, S. 659.

446

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

45,18 Dies spricht Kyrios2792:

2815

Trotz der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter xsph) gehört gx zum vorausgehenden Satz (Zaqef gadol über gx, d.h. kein Nomen regens), s. Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. Gegen ELB; TurSinai, Schrift, z.St., die die Wortfolge wie folgt verstehen: „ein Fest von sieben [s. den griech. Text] Tagen“. 2816 Die vorliegende Passivkonstruktion findet sich auch in Ex 13,7. 2817 Zu tajx rp: lesbar als doppelter Akk. („einen Jungstier als Sündopfer“, s. ELB; Tur-Sinai, Schrift, z.St.) oder als (gut belegte) cs.-Verbindung, s. Gesenius, Handwörterbuch, rp (z.B. Lev 4,8, 8,2; 16,6). Für Letzteres spricht noch tajx-ry[f in 43,25 (tajx ist hier eindeutig Gen. obj.). 2818 Im Satz stehen folgende Satzglieder parallel: hxnm + Maßangabe (x + l) // !mv + Maßangabe (x + l). Dass es sich bei hxnm und !mv um verschiedene Opferarten handelt (und das Öl nicht Teil des Speiseopfers ist), geht auch aus der Auflistung der Opfer in 45,25 hervor. Zur Bedeutung von !mv i.S.v. „Ölopfer“ s. DCH, !m,v,, m. MT-Ez 45,24b wird wörtlich wiederholt in 46,5.7.11 (jeweils letzte Zeilen). 2819 Zu !yh: Bezeichnung eines Flüssigkeitsmaßes (ca. 1/6 des Bat), s. Gesenius, Handwörterbuch, s.v. 2820 Gemeint ist das Laubhüttenfest, vgl. Lev 23,39–44.

450

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

46,1 Dies spricht Kyrios2821: u. Schwierig ist der m-Auslaut in (itazistisch gegebenem) eim statt ein, möglicherweise fehlte ursprünglich der Artikel tw/| vor folgendem pe,mmati (wie auch vor pe,mma in Z. 1), dann wäre der labiale Nasal m vor dem Labial p eine (in vielen Sprachen belegte) partielle Assimilation (evn + pi,ptw > evmpi,ptw). Der Artikel vor dem Fremdwort in in späteren Hss erleichtert die Kasusbestimmung. 2833 Besonderheit: LXX967: qusi,a (LXX22: h` qusi,a; LXXB: manaa). 2834 Besonderheit: LXX967: ivscu,h| (LXXB: evkpoih/|, „wörtlicher“ dem MT [gyft] entsprechend; s. auch unten LXX967-Ez 46,11 [vorletzte Zeile]). Zur Wortwahl in LXX967 vgl. Lev 27,8.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

453

46,4 Und das Brandopfer, das2835 darbringen soll der Fürst für JHWH,2836 (soll sein) am Tag des Sabbats2837 sechs Lämmer, makellose, und ein Widder, ein makelloser. 5 Und (sein soll) ein Speiseopfer, (und zwar) ein Epha zum Widder und zu den Lämmern als Speiseopfer2838 eine Gabe seiner Hand, und (sein soll) ein Öl(opfer), (und zwar) ein Hin zum Epha.2839 6 Und am Tag des Neumonds (soll das Brandopfer sein) ein Jungstier vom Rind (w.: ein Sohn des Rinds2840), ein2841 makelloser, und sechs Lämmer und ein Widder. Makellos sollen sie sein. 7 Und ein Epha zum Jungstier und ein Epha zum Widder soll er (dar)tun als Speiseopfer und zu den Lämmern, wie (es) vermag (w.: ausreicht) seine Hand, und ein Öl(opfer) (soll er [dar]tun), (und zwar) ein Hin zum Epha.

2835

Das Relativpronomen bedingt im MT einen Nominalsatz (und verbannt syntaktisch den Fürsten in den Nebensatz). 2836 Satztrennung entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter hwhyl). 2837 Eine hilfreiche Übersicht über die Unterschiede bezügl. des Sabbatopfers nach Num 28,9f. und nach Ez 46,4f. findet sich in Block, Ezekiel 25–48, S. 673. 2838 Vgl. auch die Angabe zum Speiseopfer in 46,11. 2839 Zu Speiseopfer und Ölopfer s. auch MT-Ez 45,24 und unten 46,7.14. 2840 Siehe die Anm. zu MT-Ez 43,19 (Z. 4). 2841 Gegen MTL: Pl. ~mymt, wahrscheinlich Schreibfehler (Dittographie); viele Hss haben den Sg. ~ymt, s. BHS (auch GRÜ las wahrscheinlich ~ymt). — Zu den Opfern an den Neumondtagen vgl. die (von Ez teilweise abweichenden) Vorschriften der Tora in Num 28,11–15.

454

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

46,8 Und beim Kommen des Anführenden2842, auf dem Weg des Ailam des Tores soll er hineinkommen, und auf seinem (i.e. des Tores2843) Weg soll er hinausgehen. 9 Und wenn2844 kommt das Volk des Landes vor Kyrios an den Festen, soll (derjenige), der hineinkommt auf dem Weg des Tores nach Norden, um sich niederzuwerfen/anzubeten2845, hinausgehen auf dem Weg des Tores nach Süden und soll ([derjenige,] der hineinkommt auf dem Weg des Tores nach Süden,2846) hinausgehen entsprechend2847 (w.: auch) auf dem Weg des (Tores2848) nach Norden. Er soll nicht zurückkehren durch das Tor, durch das er hineingekommen2849 ist, sondern gegenüber von ihm (i.e. diesem Tor) soll er hinausgehen. 10 Und der Anführende soll in ihrer Mitte, bei ihrem Hineinkommen2850, hinausgehen. 11 Und bei den Festen und bei den Festversammlungen2851 soll auch2852 sein das (Speise)opfer ein Opferfladen zum Jungstier und ein Opferfladen zum Widder, zu den Lämmern aber, wie (es) vermag (w.: ausreicht) seine Hand, und (sein soll) (die vorgesehene Menge) an2853 Öl zum Opferfladen.

2842

Besonderheit: LXX967: h`gou,menon (LXXB: avfhgou,menon). MT: wkrdb. Das Suffix kann sich auf Tor oder Halle beziehen. In 44,3 (vergleichbare Fügung) bezog GRÜ es auf die Halle (ein inhaltlicher Bezug auf das Tor war dort nicht möglich). 2844 GRÜ übersetzte … #rah ~[ awbbw (MT) wahrscheinlich deshalb mit prospektivem Nebensatz und nicht, wie in 46,8, mit substantivierter Inf.-Konstruktion, da der infolge des vom Hauptsatz abweichenden Subjekts erforderliche subst. AcI aufgrund der mehrfachen abhängigen Ergänzungen (Gen.-Attribut zum Subjekt und zwei präp. Ausdrücke) zu sehr vom Standard griech. Syntax abgewichen wäre. 2845 Besonderheit: LXX967: Inf. Aor. proskunh/sai (LXXB: Inf. Präs. proskunei/n; Ersetzung des [den konkreten Einzelfall bezeichnenden] Aor. durch [das regelmäßige Befolgung einfordernde] Präs.). 2846 LXX967 (auch LXX306) ist hier unverständlich; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stand der Satz bgn r[v $rd abh (MT) in der Vorlage. Das Fehlen des Satzes im griech. Text erklärt sich durch Parablepsis (entweder von bgn r[v zu bgn r[v oder von th/j pro.j no,ton zu th/j pro.j no,ton). 2847 Besonderheit: LXX967 hat kai, (nicht LXXB, dem MT entsprechend). Interpretierender Zusatz, da keine Entsprechung im Hebr. möglich. 2848 Besonderheit: LXX967: th/j (LXXB: th/j pu,lhj th/j, dem MT entsprechend). 2849 Besonderheit: LXX967: Aor. eiv[s]h/lqen (LXXB: Pf. eivselh,luqen „hineingekommen ist [und noch im Tempelareal ist]“; durch das Pf. wird der Zusammenhang von Einzug und Auszug unterstrichen). 2850 Der Text in LXX967 (und einigen wenigen Hss) ist im Vergleich mit dem MT kürzer. Evtl. Parablepsis im Zuge der griech. Texttransmission (von auvtou,j zu auvtou,j), nicht der hebr. Texttransmission (MT: zu unterschiedliches Schriftbild der Verben: ~xacb … ~awbb). 2851 Zu panh,gurij: selten in der LXX, wahrscheinlich da panh,gurij auch pagane Volksfeste bezeichnet. Die Übersetzung erklärt sich hier wahrscheinlich im Hinblick auf das sich versammelnde Volk bei den drei Wallfahrtsfesten (vgl. z.B. den Festkalender in Dtn 16). 2852 Besonderheit: LXX967 hat kai, (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 2853 LXX967/LXX534 haben evlai,ou; die anderen Hss haben evlai,ou to. in „und (sein soll) an Öl(opfer) das Hin“, vgl. die Anm. zu LXX967-Ez 45,24 (letzte Zeile, erste Anm.). 2843

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

455

46,8 Und beim Kommen des Fürsten, auf dem Weg der Halle des Tores soll er hineinkommen, und auf ihrem/seinem (i.e. der Halle/des Tores) Weg soll er hinausgehen. 9 Und beim Kommen des Volkes des Landes vor JHWH an den Fest(zeit)en, soll (derjenige), der hineinkommt auf dem Weg des Tores des Nordens,2854 um sich niederzuwerfen/anzubeten, hinausgehen auf dem Weg des Tores des Südens und soll (derjenige,) der hineinkommt auf dem Weg des Tores des Südens, hinausgehen auf dem Weg des Tores nach Norden. Er soll nicht zurückkehren auf dem Weg des Tores, durch das er hineingekommen ist, sondern gegenüber von ihm (i.e. diesem Tor) sollen sie2855 hinausgehen. 10 Und der Fürst soll in ihrer Mitte, bei ihrem Hineinkommen, (auch) hineinkommen. Und bei ihrem Hinausgehen sollen sie2856 (zusammen) hinausgehen. 11 Und bei den Festen und bei den Festzeiten/Festversammlungen2857 soll sein das Speiseopfer ein Epha zum Jungstier und ein Epha zum Widder, und zu den Lämmern die (dem Fürsten mögliche) Gabe seiner Hand,2858 und (sein soll) ein Öl(opfer), (und zwar) ein Hin zum Epha.

2854

Im Vers sind das äußere Nord- bzw. das äußere Südtor des Tempelbezirks gemeint (das äußere Osttor ist dauerhaft verschlossen, s. MT-Ez 44,2b); den inneren Hof darf das Volk ebensowenig wie der Fürst betreten, s. Block, Ezekiel 25–48, S. 674, 677. 2855 Ketib: wacy; Qere: acy „soll er hinausgehen“ (so viele Hss, s. BHS). GRÜ las entsprechend Qere. 2856 MTL: wacy; viele Hss haben acy „soll er hinausgehen“, s. BHS (auch GRÜ las wahrscheinlich acy). — Während in der Fassung von LXX967 der Akzent von 46,10 auf der Abgehobenheit des Fürsten vom Volk liegt, liegt er in der Fassung des MT auf der „Gleichheit“. Block, Ezekiel 25–48, S. 674, kommentiert 46,10 nach dem MT dahingehend, dass der Fürst als Sponsor und Patron des Kults zwar über dem Volk steht, doch die Regelung von 46,10 „is designed to reinforce his (corporate) solidarity with the people, in contrast and as a complement to the priest’s identification with Yahweh.“ 2857 Zu d[wm: Die Bedeutung „Versammlung“ ist im Westsemitischen belegt, s. Gesenius, Handwörterbuch, s.v. 2858 Satztrennung entsprechend der masoretischen Akzentsetzung (Atnach unter wdy).

456

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

46,12 Und wenn der Anführende2859 (dar)tut ein Gelübde(opfer)2860, entweder2861 ein Brandopfer oder ein Heil(sopfer)2862, für Kyrios, (dann) soll man ihm2863 öffnen das Tor, das schauende nach Osten, und er soll (dar)tun sein Brandopfer und (seine2864) (Opfer) des Heils, ebenwie er (sie) (dar)tut am Tag der Sabbate. Und er soll hinausgehen, und man soll schließen die (doppelflügeligen) Türen nach seinem Hinausgehen (w.: nach dem dass er hinausgegangen ist). 13 Und ein Lamm, ein einjähriges, makelloses, soll er2865 (dar)tun als Brandopfer für Kyrios täglich; am Morgen, am Morgen2866 (d.h. Morgen für Morgen) soll er2867 es (i.e. das Lamm) (dar)tun. 14 Und als (Speise)opfer2868 soll er2869 (dar)tun zu ihm am Morgen das2870 Sechstel des Maßes (feines Weizenmehl) und an2871 Öl(opfer) das Drittel des Hin, um (damit) zu durchmischen (das) (feine) Weizenmehl; (er soll es [dar]tun) als (Speise)opfer für Kyrios. Eine Satzung2872 ohne Unterbrechung (w.: ständig) (soll es sein). 15 Ihr sollt (dar)tun2873 das (besagte) Lamm – und das (Speise)opfer2874 und das Öl(opfer) sollt ihr (dar)tun – am Morgen als Brandopfer ohne Unterbrechung (w.: ständig).>

2859

Besonderheit: LXX967: h`gou,menoj (LXXB: avfhgou,menoj). Zu o`mologi,an: GRÜ las wahrscheinlich rdn (MT: hbdn). In LSJ wird unter o`mologi,a i.S.v. „Gelübde“ (Engl.: vow) einzig auf LXX-Jer 51,52 (= MT-Jer 44,52) verwiesen. 2861 Besonderheit: LXX967 hat h; (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 2862 Besonderheit: LXX967: Akk. swth,rion (LXXB: Gen. swthri,ou „[ein Opfer] des Heils“; so häufiger auch in LXX967 überliefert, z.B. 46,2). 2863 Zu autw: lesbar als auvtw/| (vgl. MT) oder als au`tw/| „er soll sich öffnen (lassen)“ (vgl. LXXB: e`autw/|). 2864 Bei mehrfachem Besitz wird im Griech. üblicherweise nur bei einem der den Besitz ausdrückenden Substantive das Possessivum gesetzt (LXXB und einige andere Hss passen isomorph an den hebr. Sprachgebrauch an). 2865 GRÜ las wahrscheinlich hf[y (MTL: hf[t; einige wenige Hss haben hf[y, s. BHS). 2866 Zu prwi> prwi

2875 Eine hilfreiche Übersicht über die Unterschiede bezügl. des Tamidopfers zwischen Num 28,1–8 und Ez 46,13–15 bietet Block, Ezekiel 25–48, S. 676. 2876 Das Nomen rectum ~lw[ muss sich in seiner Bedeutung deutlich von dymt unterscheiden, sonst wäre es nicht von proto-masoretischen Schreibern/Redaktoren eingefügt worden (s. die Anm. zu LXX967Ez 46,14, letzte Zeile). Wahrscheinlich bezeichnet ~lw[ die durative Dimension und dymt die iterative. 2877 Ketib: wf[w, in der vorliegenden dtsch. Übersetzung gelesen als Impt. 2. Pers. Pl. Wf[]w: (wf[w ist aber auch lesbar als Pf. cons. Wf['w> „und sie sollen [dar]tun“, so z.B. im Targum, s. BHS); Qere: wf[y „sie sollen (dar)tun“ (so viele Hss, s. BHS). In der Fassung von MTL (Wechsel du–ihr) bezeichnet nach Block, Ezekiel 25–48, S. 675, 677, im Hinblick auf einen vergleichbaren Wechsel in MT-Ez 45,18–20, „du“ Ezechiel und „ihr“ die Priester.

458

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

46,16 Dies spricht Kyrios2878: ‘“

2878

Besonderheit: LXX967: ku,rioj (LXXB: ku,rioj qeo,j; LXXQ: ku,rioj o` qeo,j; LXXA: adwnai ku,rioj; alle MTL hwhy ynda entsprechend). 2879 Besonderheit: LXX967: evnanti,on ui`w/n (LXXB: e`ni. evk tw/n ui`w/n, dem MT entsprechend; wie isomorph dem MT gefolgt wurde, zeigt sich an dem nach e`ni, im Griech. überflüssigen [und stilistisch fast anstößigen] evk). GRÜ las wahrscheinlich wynb ynpl (MT: wynbm vyal). 2880 Besonderheit: LXX967 hat nicht e;stai (so LXXB, dem MT entsprechend). 2881 Besonderheit: LXX967 hat au[th (nicht LXXB), dem MT entsprechend. 2882 Besonderheit: LXX967: kai. eva.n dh (LXXB: eva.n de. dw/|, vgl. auch 46,16 [Z. 2]). — Zu dh: nicht i.S.v. dh, lesbar, da die Partikel dh, unmittelbar nach dem Satzanfang, also an der zweiten Satzstelle erscheint (BR §253,13). Da nach eva,n zwingend ein Konjunktiv folgt, ist dh am besten als Verbform dh/| (3. Sg. Konj. Aor. Akt.) verstehbar: dh/| könnte nach dem Muster der thematischen Nebenform di,dh| gebildet sein [< di,dw: LSJ, s.v. di,dwmi; mit abweichender Kontraktion: dw-h| > dh/| statt standardsprachlichem dw/|]). 2883 Besonderheit: LXX967: h`goume,nw| (LXXB: avfhgoume,nw|). 2884 Besonderheit: LXX967: auvtou/ (LXXB: auvtoi/j, dem MT entsprechend). 2885 Besonderheit: LXX967: h`gou,menoj (LXXB: avfhgou,menoj). 2886 Zu kataklhronomh,sai: kupitiver Optativ (s. BR 228,2; zum Akzent s. BR §91: Opt. paideu,sai vs. Inf. paideu/sai). Viele Hss haben modales Futur (kataklhronomh,sei).

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

459

46,16 So hat gesprochen der Herr2887 JHWH: ‘“

2887

ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. Gemeint ist wahrscheinlich das Jobeljahr (nach Lev 25), s. Block, Ezekiel 25–48, S. 680. 2889 Zur Form tbvw (statt hbvw) s. GesK §72o. 2890 ~tzxam bezeichnet die Konsequenz der Unterdrückung: Die Menschen müssen ihren Besitz verlassen. 2888

460

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

[EZECHIEL ERZÄHLT VON EINEM WEITEREN TEIL DER FÜHRUNG, DIE ER IM RAHMEN DER VISION DURCH DEN JERUSALEMER TEMPELBEZIRK ERHÄLT (LXX967-EZ 46,19–47,12)] 46,19 Und sie2891 (i.e. der Mann und der Geist) brachten mich auf den Weg an der Schulterseite des Tores, zu dem Kammerraum des Heiligtums für2892 die Priester, der schauend (war) (w.: dem schauenden) nach Norden. Und siehe! Ein Ort (war) dort abgesondert. 20 Und er sprach zu mir: „Dies ist der Ort, wo kochen/garen sollen2893 die Priester die (Opfer) wegen Unkenntnis und die (Opfer) wegen2894 Sünde – aber unter keinen Umständen kochen2895 sollen das Manna2896 –, um nicht(s) (Heiliges) hinauszutragen zum äußeren Hof (und) (somit) zu heiligen das Volk.“

2891

Besonderheit: LXX967: avph,gago,n me (LXXB: eivsh,gage,n me, bezügl. des Numerus dem MT entsprechend). Der Pl. ist im Hinblick auf die Fortsetzung im Sg. auffallend. Im Kontext bezieht sich der Plural wohl auf den Führer Ezechiels und auf den Geist (43,5f.). Eher unwahrscheinlich ist es, avph,gago,n me intransitiv zu lesen „und ich begab mich …“, denn Ezechiel ergriff kaum allein die Initiative zur Erkundung des Geländes. 2892 GRÜ las wahrscheinlich ~ynhkl vdqh tkvl (MT: ~ynhkh la vdqh twkvlh). Gemeint ist vermutlich der Kammerraum für die Priester an der Westseite des inneren Südtores, vgl. LXX967-Ez 40,44–46. Demnach werden bezüglich der Lage der Kochstellen für die Priester im inneren Hof in den beiden Textfassungen unterschiedliche Angaben gemacht. 2893 Der Text in P967 ist nur partiell lesbar. Aufgrund der sachlichen Kongruenz mit dem zweiten Verb im Relativsatz (e`yh,sousin von e[yw „kochen“) ist davon auszugehen, dass auch hier ein modales Futur stand, wahrscheinlich pe,yousin (von pe,ssw „garen/kochen“). Anders die Rekonstruktion von Jahn, Text, S. 106: Präsens [e[]yousin (dieses steht in LXX967-Ez 46,24). 2894 Zur Terminologie s. die Anm. zu LXX967-Ez 40,39 (letzte Zeile). 2895 Besonderheit: LXX967: kai. ouvc e`yh,sousin to. manna to. para,pan (LXXB: kai. evkei/ pe,yousi to. manaa to. para,pan „und wo sie backen sollen das Manna vollständig“, vgl. den MT). Zu to. para,pan in LXX967: bildet mit ouv eine Negationsklammer. 2896 Zu manna (LXX967/LXXA; LXXB u.a.: manaa): paronomastische Übersetzung von hxnm (MT). Der Opferbegriff hxnm (im MT-Ez 15x in der Sinneinheit 40–48) wird in der von LXX967 repräsentierten Fassung bis auf diesen letzten Beleg in 46,20 mit qusi,a übersetzt.

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

461

[EZECHIEL ERZÄHLT VON EINEM WEITEREN TEIL DER FÜHRUNG, DIE ER IM RAHMEN DER VISION DURCH DEN JERUSALEMER TEMPELBEZIRK ERHÄLT (MT-EZ 46,19–47,12)] 46,19 Und er (i.e. der Mann) brachte mich durch den Zugang(sweg),2897 der (war) an der Schulterseite des Tores, zu den Kammerräumen, die2898 Heiliges (sind) im Hinblick auf die Priester, die sich wendend (waren) (w.: den sich wendenden) nach Norden. Und siehe! Dort (war) ein Ort an ihrem (äußersten) Rand2899 nach Westen. 20 Und er sprach zu mir: „Dies (ist) der Ort, wo kochen sollen die Priester das Schuldopfer und das Sündopfer, wo sie backen sollen das Speiseopfer, um nicht(s) (Heiliges) hinauszutragen zum äußeren Hof (und) (somit) zu heiligen das Volk.“

2897

Der letzte Standort des Propheten im Tempelbezirk war der Platz vor dem Tempel im inneren Hof, s. MT/LXX967-Ez 44,4. 2898 Zu vdqh twkvlh la: Es handelt sich nicht um eine cs.-Verbindung, da ein Nomen regens keinen Artikel hat. Zumeist wird der Text im Hinblick auf MT-Ez 42,13 geändert in vdqh twkvl, vgl. Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 1180; Block, Ezekiel 25–48, S. 681. Will man nicht konjizieren, so kann das h von vdqh als Relativpronomen verstanden werden (vgl. GesK §138ik). In jedem Fall ist der nördlich vom „abgrenzenden Bauwerk“ (s. 41,12–15a) liegende Priesterkammerkomplex gemeint, wo nach MTEz 42,13 die Priester die ihnen zufallenden Opferteile essen sollen. 2899 Ketib: ~tkryb (Sg. mit Suff. 3. Pers. Pl. mask., s. Cooke, Ezekiel, S. 516); Qere: Dual ~ytkryb.

462

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

46,21 Und er brachte2900 mich hinein in den äußeren Hof, und er führte mich herum zu den vier Teilen des Hofes. Und siehe! Ein Hof (war) an den (seitlichen) Abkantungen2901 des Bodens2902 des Hofes. –2903 22 Entlang an den vier (seitlichen) Abkantungen des Hofes (waren) kleine2904 Höfe an Länge an dreißig2905 Ellen und (in der2906) Breite an dreißig Ellen. Einheitliches Maß (war) den vieren. – 23 Und Kammerräume (waren) ringsum an ihnen, den vieren, und Kochstellen (waren) gemacht unten an den Kammerräumen ringsum. 24 Und er sprach zu mir: „Diese (sind) die Häuser der Kochstellen, wo kochen2907 die Dienenden dem (Tempel)haus(bezirk) die Opfer der Völker2908.“

2900

GRÜ las wahrscheinlich ynabyw (MT: ynaycwyw). Vgl. auch MT/LXX967-Ez 42,1. Zu to. kli,toj: entspricht h` klitu,j (s. LSJ, s.v.), d.h. < kli,nw „neigen/beugen“. kli,toj ist wahrscheinlich die Übersetzung von [cqm (MT; s. auch 46,22). Zur Bedeutung „abhauen“ (> „abkanten“) von [cq 2 s. Gesenius, Handwörterbuch, s.v. 2902 Besonderheit: LXX967: th/j gh/j auvlh/j (LXXB: th/j auvlh/j, dem MT entsprechend). Wahrscheinlich ist gh/j ein sekundärer erklärender Zusatz. 2903 Besonderheit: LXX967 Text: keine Entsprechung zu MT-Ez 46,21bb (LXXB: kata. to. kli,toj auvlh. auvlh, „an [je]der [seitlichen] Abkantung ein Hof [und noch] ein Hof“; dies weist auf rcx rcx [cqmb in der Vorlage [MT: rcxh [cqmb rcx]). 2904 Besonderheit: LXX967: auvlai. ai` meikrai, (LXXB: auvlh. mikra,; LXX22: kai. auvlai. mikrai,). Der Artikel ai` verdeutlicht nur die attributive Funktion des Adjektivs mikrai,. — GRÜ las wahrscheinlich in der Vorlage twnjq twrcx (MT: twrjq twrcx). Buchstabenverwechslung n/r. 2905 Besonderheit: LXX967: tria,konta (LXXB: tessara,konta „vierzig“, dem MT entsprechend). 2906 Da mh,kouj (Gen.; Fehler in Olley, Ezekiel, S. 218: mh/kouj) und eu=roj funktional identisch sind, ist eu=roj wahrscheinlich Akk. resp. (und kein Nominativ, d.h. es handelt sich [dem MT entsprechend] nicht um einen eigenständigen Nominalsatz). 2907 LXX967/LXX449: Präs. e[yousin; die anderen Hss haben (entsprechend dem Ipf. wlvby im MT) modales Futur e`yh,sousin. Siehe auch oben die Anm. zu LXX967-Ez 46,20 (Z. 3). 2908 Besonderheit: LXX967: Pl. tw/n law/n (LXXB: Sg. tou/ laou/, dem MT entsprechend). Möglicherweise interpretierende Übersetzung im Hinblick auf die zum Tempel wallfahrenden Menschen aus der Diaspora (vgl. Acta 2). 2901

Synoptische Übersetzung: MTL-Ez

463

46,21 Und er führte mich hinaus zum äußeren Hof, und er ließ mich hinübergehen zu den vier Ecken des Hofes. Und siehe! Ein Hof (war) in der (einen) Ecke des Hofes, ein Hof (war) in der (anderen) Ecke des Hofes. 22 In den vier Ecken des Hofes (waren) beräucherte2909 Höfe von vierzig (Ellen) (in der) Länge und dreißig (Ellen) (in der) Breite. Einheitliches Maß (war) allen (w.: ihren) vieren, [[insofern sie abgetrennt (in den Winkel gelegt) worden sind]]2910. 23 Und eine Ummauerung (war) ringsum an ihnen, ringsum allen (w.: ihren) vieren, und Kochstellen (waren) gemacht2911 unten an den Ummauerungen ringsum. 24 Und er sprach zu mir: „Diese (sind) das Haus der Kochenden, wo kochen sollen die Dienenden2912 des (Tempel)haus(bezirk)es das Schlachtopfer des Volkes.“

2909

Zu twrjq: nach Gesenius, Handwörterbuch, tArjuq., unklare Bedeutung (angekoppelte [Höfe]?). Angenommen wurde von uns ein Ptz. Pass. Qal zur Wurzel rjq. 2910 Puncta extraordinaria über dem Ptz. Hof. tw[cqhm: Damit zeigten die Masoreten an, dass das Wort zu tilgen ist (Schreibfehler). Vgl. zur Funktion der Punkte Tov, Textual Criticism, S. 43f., 288. 2911 Zu ywf[: Das Ptz. kann sich nur auf twlvbm beziehen. Zu dieser Genus-Numerus-Inkongruenz s. die Anm. zu MT-Ez 40,17 (Z. 2). 2912 Gemeint sind die Leviten, vgl. MT-Ez 44,11; 45,5 und s. Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 1183; Block, Ezekiel 25–48, S. 685. Es geht in 46,24 um die Zubereitung der Opferanteile für die Bevölkerung (nicht um die Zubereitung der Opfer für den Altar, die nach MT-Ez 40,38–43 im inneren Nordtor erfolgen soll).

464

Synoptische Übersetzung: LXX967-Ez

47,1 Und er (i.e. der Mann) brachte mich zu den (doppelflügeligen) Vordertüren des (Tempel)hauses. Und siehe! Wasser floß (in einem fort) heraus unterhalb des Aithrion2913 des (Tempel)hauses nach Osten, denn die Vorderseite des (Tempel)hauses schaute nach Osten. Und das Wasser floß (in einem fort) herab –2914 von Süden auf den Altar zu. 2 Und er führte mich hinaus auf dem Weg des Tores nach Norden, und er führte mich herum auf dem Weg außerhalb zum Tor des Hofes2915, des schauenden nach Osten. Und siehe! Wasser rann (in einem fort) herab von der rechten (d.h. südlichen) Hang(seite) (des äußeren Osttores). 3 Als (war) der Ausgang2916 (des) Mannes gegenüber2917, da (w.: und) (war) ein Maß in seiner Hand. Und er maß tausend (Ellen) mit dem Maß2918, und er durchschritt im Wasser ein Wasser von Vernachlässigung2919. 4 Und er maß tausend (Ellen), und er (durch)schritt erneut2920 im Wasser ein Wasser von Lobpreis2921. Und er maß tausend (Ellen), und er durchschritt ein Wasser bis zur Hüfte. 5 Und er maß tausend (Ellen), und er vermochte2922 nicht, hindurchzuschreiten, denn stolz/hochmütig2923 erhoben hatte sich das Wasser – das Getöse (war) (inzwischen) ein Stromfluss –, durch das sie (i.e. die Leute) nicht hindurchgehen können. 2913 to. ai;qrion könnte die Übersetzung von !tpm (MT) sein, vgl. MT/LXXB-Ez 10,4 (der Text von LXX967-Ez ist hier nicht erhalten). In Ez 40 wird aber auch ~ynp („Vorderseite“) mehrfach mit ai;qrion übersetzt, s. die Anm. zu LXX967-Ez 40,14 (Z. 1, erste Anm.). 2914 Besonderheit: LXX967 hat vor avpo. tou/ no,tou nicht avpo. tou/ kli,touj tou/ dexiou/ (so LXXB; avpo. tou/ kli,touj tou/ dexiou/ entspricht tynmyh @tkm; MT: tynmyh tybh @tkm txtm). Der Gesamtbefund spricht für ein stufenweises Textwachstum. Anders nach LXXGö, Nachtrag zur 1. Auflage, S. 350: Hier wurde ein Ausfall durch Parablepsis im Zuge der griech. Texttransmission angenommen (von avpo, zu avpo,). 2915 GRÜ las wahrscheinlich rcxh r[v (MT: #wxh r[v). 2916 GRÜ las wahrscheinlich tack (MT: tacb). — kaqw,j kann im hellenistischen Griechisch temporal aufgefasst werden, vgl. z.B. 2Makk 1,31; Acta 7,17. 2917 Evtl. ist gemeint: gegenüber dem inneren Nordtor (s. 47,2). Der Ausgang erfolgte wahrscheinlich durch das äußere Nordtor (das äußere Osttor ist verschlossen, s. 44,1f.). 2918 GRÜ las wahrscheinlich hdmb (MT: hmab). 2919 Assonante und inhaltlich treffende Wiedergabe von ~yspa (MT) mit avfe,sewj. 2920 Besonderheit: LXX967: avnh/lqen (LXXB: dih/lqen, so mehrfach im Sinnabschnitt). 2921 Besonderheit: LXX967: u[dwr euvlogi,aj (LXXB: u[dwr e[wj tw/n mhrw/n „Wasser bis zu den Schenkeln“). GRÜ las wahrscheinlich ~ykrb ym (so mehrere Hss, s. BHS) und leitete ~ykrb von $rb „segnen“ ab (MTL: ~ykrb ~ym, ~ykrb vokalisiert als Dual von %r‘“



3112

In dem in 48,30–35 vertretenen System der zwölf Stämme Israels werden (im Unterschied zu dem System in 48,1–29) Josef (für Manasse und Ephraim) und Levi jeweils als ein Stamm gezählt, s. auch Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 1238. 3113 Zu hmv hwhy: Der Name der künftigen Stadt ist nicht Jerusalem; nach Greenberg, Design, S. 202, wird er vermieden, da er zu sehr mit Unrecht und Unreinheit verbunden ist. Die Wahl eines theophoren Namens könnte auf babylonischen Einfluss zurückgehen, so Ganzel, Visionary Temple, S. 50f. — Zu den Besonderheiten der Stadt nach Ez 48 gehört, dass sie (trotz der im neuen Stadt-Namen angezeigten Präsenz Gottes) nicht mehr kultisches Zentrum des Landes ist (der Tempel liegt nicht mehr in ihrer Mitte) und quasi allen Stämmen eignet (sie ist nicht mehr „die Stadt Davids“).

Anhang 1: Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur von MTL-Ez 37 und LXX967-Ez 37

494

Anhang 1: LXX967-Ez 37

[EZECHIEL ERZÄHLT VON DER VISION DER WIEDERBELEBUNG DER TOTEN KNOCHEN (LXX967-EZ 37,1–141)] 37,1 Und2 es kam auf mich3 die Hand Kyrios´, und sie4 führte mich hinaus durch den Geist (des5) Kyrios´, und sie setzte mich ab inmitten der Ebene. Und diese war voll von Knochen6. 2 Und sie führte mich über sie (i.e. die Knochen) hin von ringsum7. Und siehe! Sehr viele (waren) auf dem Angesicht der Ebene, sehr trockene. 3 Und er sprach zu mir: „Menschen-Sohn, werden diese Knochen leben?“ Und ich sprach: „Kyrios, Gott, du, du weißt dies.“ 4 Und er sprach zu mir: „Prophezeie hin zu diesen Knochen, und du sollst sprechen zu ihnen: ,(Ihr) trockenen Knochen hier (w.: diese), hört das Wort Kyrios´! 5 Dies spricht Kyrios, der Gott,8 zu diesen Knochen: ‘“ 1 LXX967-Ez 37,1–14 ist nicht, wie Lust, Messianism, S. 428, meint, die „conclusion to the eschatological battle against Gog in chaps. 38–39. The battle ends with heavy casualties. Gog and all his men are fallen on the battlefield […]. Chap. 37 suggests that Israel also suffered heavy losses. Their bones are dying in the open field (37:2).“ Denn die Toten befinden sich nach 37,12 außerhalb des Landes Israel. 2 GRÜ las wahrscheinlich yhtw (MT: htyh), vgl. MT-Ez 1,3; 3,22. 3 GRÜ verstand hyh + yl[ + hwhy dy (MT, doch s. die vorausgehende Anm.) i.S. einer Richtungsangabe und übersetzte mit evpi, + Akk. (und nicht mit evpi, + Dat.), so auch in 1,3; 3,22 (nach Codex B) und 40,1. 4 Zum Subjekt von evxh,gage,n me: Da kongruent, wird im von LXX967 repräsentierten Text zwanglos vorausgehendes cei.r kuri,ou „Hand Gottes“ als Subjekt verstanden (spätere griech. Hss haben statt des Genitivs kuri,ou den Nominativ ku,rioj). cei.r kuri,ou ist auch Subjekt von „führen“ in V. 2 (metaphorische Beschreibung für Gott, insofern er raumzeitlich wirkt; erst in V. 3 wird mit le,gw eine spezifisch göttliche Tätigkeit bezeichnet). 5 MT: hwhy xwrb. GRÜ las dies als cs.-Verbindung (nach der masoretischen Akzentsetzung [trennender Akzent Paschta über xwrb] ist hwhy als Nominativ und Subjekt zu lesen). 6 Besonderheit: LXX967 hat nicht das Attribut avnqrwpi,nwn (so LXXB), dem MT entsprechend. 7 Besonderheit: LXX967: kuklo,qen (LXXB: kuklo,qen ku,klw|; Anpassung an den MT [bybs bybs], jedoch trotz der Gemination Ergänzung von kuklo,qen [separates Suffix -qen, s. BR §63,3] mit ku,klw|). 8 Besonderheit: LXX967: ku,rioj o` qeo,j (LXXB: ku,rioj; LXXA: ku,rioj ku,rioj). 9 Besonderheit: LXX967: evpa,gw evfV (LXXB: fe,rw eivj; Anpassung an den MT [b]). 10 GRÜ las wahrscheinlich ~yyx xwr (MT: ~tyyxw xwr). 11 GRÜ las wahrscheinlich ~kyl[ yxwr yttnw (MT: xwr ~kb yttnw).

Anhang 1: MTL-Ez 37

495

[EZECHIEL ERZÄHLT VON DER VISION DER WIEDERBELEBUNG DER TOTEN KNOCHEN12 (MT-EZ 37,1–14)] 37,1 Es kam auf mich/es war auf mir die Hand JHWHs, und es führte mich hinaus durch den Geist (der) JHWH, und er setzte mich ab inmitten der Ebene. Und sie (war) voll von Knochen13. 2 Und er führte14 mich über sie (i.e. die Knochen) hin ringsum, ringsum. Und siehe! Sehr viele (waren) auf dem Angesicht der Ebene. Und siehe! Sehr trockene. 3 Und er sprach zu mir: „Menschen-Sohn, werden diese Knochen leben?“ Und ich sprach: „Herr JHWH, du, du (hast [es] schon immer gewusst und) weißt (es).“ 4 Und er sprach zu mir: „Prophezeie hin zu diesen/über diese Knochen und sprich/du sollst sprechen zu ihnen: ,(Ihr) trockenen Knochen, hört das Wort JHWHs! 5 So hat gesprochen der Herr15 JHWH zu diesen Knochen: ‘“

12 In der Welt des Ezechielbuches bezieht sich die Vision auf die Restitution Israels in der raumzeitlichen Welt, die auch die Neuorganisation von Land und Tempel umfasst (s. Ez 40–48). Das Thema ist nicht die endzeitliche Auferstehung der Toten (so aber die frühjüdische und christliche Rezeption der Vision, s. hierzu Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 749–451). — In Pseudo-Ezechiel (s. die Textausgabe in DJD 30), in der Qumranforschung eingeordnet als „rewritten scripture“, finden sich einige interessante Varianten zu bzw. Interpretationen von Ez 37,4.7.9.10, s. hierzu Lilly, Books, S. 113–115. 13 Das Genus von twmc[ schwankt im Abschnitt, s. im Detail Zimmerli, Ezechiel 25–48, S. 886. 14 Zu ynryb[hw: entweder Pf. mit waw cop. oder Pf. cons., das einen iterativen Aspekt (bybs bybs) anzeigen sollte (vgl. GesK §112e, und s. Bartelmus, Verbform, S. 370). Im Sinnabschnitt finden sich hebr. Pf. mit waw cop. in satzeröffnender Position in V. 7, 8, 10 (statt Ipf. cons.). Nach Rooker, Biblical Hebrew, S. 100f., ist dies eine Erscheinung des spätbiblischen Hebräisch. 15 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. 16 MTL: ~ydg; MasEzek hat die plene-Schreibweise ~ydyg (defektiv geschrieben in V. 8), siehe Talmon, MasEzek, S. 67*. 17 MTL: ytl[hw; MasEzek hat die plene-Schreibweise ytyl[hw, s. Talmon, MasEzek, S. 67*.

496

Anhang 1: LXX967-Ez 37

37,7 Und ich prophezeite, wie Kyrios mir geboten hatte18. Und es geschah bei19 meinem Prophezeien, und siehe! Ein Beben! Und es brachte zusammen20 die21 Knochen, jeden (Knochen) zu seiner (ursprünglichen) Verbindung. 8 Und ich sah, und siehe! Über ihnen Sehnen! Und Fleisch(teile) wuchsen (allmählich), und über sie stiegen (w.: stieg) auf (allmählich) Haut(flächen) obendrauf, aber Geist war nicht in ihnen. 9 Und er sprach zu mir: „Prophezeie hin zum Geist, prophezeie, Menschen-Sohn, und sprich zum Geist: ,Dies spricht Kyrios, der Gott22: ‘“ 10 Und ich prophezeite, wie Kyrios26 mir27 geboten hatte. Und in sie kam Geist, und sie wurden lebendig, und sie stellten sich auf ihre Füße, eine Versammlung28, eine sehr große. 18

GRÜ las wahrscheinlich ynwc (MTL: Pu. ytywc; einige wenige Hss haben ynwc, s. BHS), vgl. unten V. 10. GRÜ las wahrscheinlich yabnhb (MTL: yabnhk lwq; viele Hss haben yabnhb lwq; in einer Hs fehlt lwq, s. BHS). — Zur Wahl des effektiven Inf. Aor. profhteu/sai (statt eines ebenfalls möglichen linearen Inf. Präs. profhteu,ein): GRÜ brachte damit zum Ausdruck, dass sich der geweissagte Inhalt eines jeden Satzes, sobald vom Propheten ausgesprochen, verwirklichte (quasi Vollzug einer stufenweisen Linearität, s. BR §208,1). 20 Zum Subjekt von prosh,gagen: Der unmittelbar vorausgehende Nom. Sg. seismo,j lässt sich zwanglos als Subjekt verstehen. Anders LXXD und Olley, Ezekiel, S. 490 (ta. ovsta/), sowie NETS (Gott). — GRÜ las wahrscheinlich brqyw (MTL: wbrqtw; MasEzek: wbrqt). 21 GRÜ las wahrscheinlich twmc[h (MTL: twmc[; zwei Hss haben twmc[h, s. BHS; auch in MasEzek stand wohl der Artikel [nach der Rekonstruktion der Lücke], s. Talmon, MasEzek, S. 58* [in MasEzek stand zudem das Schluss-Mem in mittlerer Position: tw~c[h, s. Talmon, a.a.O., S. 57*]). 22 Besonderheit: LXX967: ku,rioj o` qeo,j (LXXB: ku,rioj; LXXA: ku,rioj ku,rioj). 23 GRÜ las wahrscheinlich $ytwxwr (MT: twxwr). Dabei steht sou exponiert vor pneuma,twn (auch im Codex Vaticanus ursprünglich an dieser Stelle geschrieben [Radierungsspuren], s. Olley, Ezekiel, S. 490). 24 Anzeige des profanen Sinns von pneu/ma an dieser Stelle durch den Verzicht der sonstigen Abkürzung des Wortes als Nomen sacrum (P967 und andere Hss), s. Olley, Ezekiel, S. 488. 25 Besonderheit: LXX967: evpi, (LXXB: eivj). 26 Besonderheit: LXX967 hat ku,rioj (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 27 Besonderheit: LXX967: (anders als in V. 7) Stellung des enklitischen moi vor evnetei,lato (LXXB: hinter dem Verb); die hebr. Vorlage kann nur (dem MT entsprechend) ynwc gewesen sein. Enklitika stehen im Griech. oft an der unbetonten zweiten Stelle im Satz (s. BR §144,2). 28 GRÜ las wahrscheinlich lhq (MT: lyx). 19

Anhang 1: MTL-Ez 37

497

37,7 Und ich prophezeite, wie mir geboten wurde. Und es geschah ein Geräusch nach meinem Prophezeien, und siehe! Ein Beben! Und zusammen rückten29 Knochen, Knochen zu seinem Knochen. 8 Und ich sah, und siehe! Über ihnen Sehnen! Und Fleisch stieg auf, und über sie spannte sich Haut obendrauf, aber Geist (war) nicht in ihnen. 9 Und er sprach zu mir: „Prophezeie hin zum Geist, prophezeie, Menschen-Sohn, und sprich/du sollst sprechen zum Geist: ,So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“ 10 Und ich prophezeite (in Ekstase32), wie er mir geboten hatte. Und in sie kam33 der Geist, und sie wurden lebendig, und sie stellten sich auf ihre Füße, ein Heer, ein sehr, sehr großes.

29

Zu MTL wbrqtw/MasEzek wbrqt: Entweder Schreibfehler an dieser Stelle (hnbrqtw?, wbrqh?) oder Sonderform (vgl. GesK §47k). 30 Determinierter Vokativ (xwrh), s. GesK §126e. 31 Zu wyxyw: Jussiv mit waw cop. nach Impt.; zu weiteren Belegen s. GesK §165a. Viele Hss haben hier (nach den Regeln der Konsekutivtempora des sog. klassischen Hebräisch erwartbares) Pf. cons. (wyxw), s. BHS. 32 Zu ytabnhw: Hitp. mit an das folgende n assimiliertem t (s. BL §54h); einige wenige Hss haben ytabnthw, s. BHS. Zur beschwörenden Konnotation des Hitp. von abn s. Bartelmus, Verbform, S. 381f. 33 MTL: awbtw; MasEzek hat hier die defektive Schreibweise abtw, s. Talmon, MasEzek, S. 67*.

498

Anhang 1: LXX967-Ez 37

37,11 Und Kyrios redete34 zu mir, folgendermaßen: „Menschen-Sohn, diese Knochen sind35 das ganze Haus Israel. Und sie,36 sie sprechen: ,Trocken37 sind geworden unsere38 Knochen, zugrunde gegangen ist unsere Hoffnung, wir stehen (wie Misstöne) nicht im Einklang/sind verloren39!‘ 12 Deshalb, prophezeie und sprich40: ,Dies spricht Kyrios: ‘“

34

Wenn das Verb rma (dem MT entsprechend) in der Vorlage stand, ist die Übersetzung mit lale,w auffallend: GRÜ gab rma gewöhnlich mit le,gw und nicht mit lale,w wieder (in der Regel Übersetzung von rbd). Vgl. auch 37,19a.21a. 35 GRÜ verstand hmh (MT) als unauffällige Kopula. 36 GRÜ las wahrscheinlich hmhw (MTL: hnh; einige wenige Hss haben hnhw, s. BHS). 37 Zu xhra. h`mw/n ge,gonen ta. ovsta/: Entweder Wiedergabe von wvby (MT; allerdings wäre diesfalls wohl die Übersetzung mit einer Form von xhrai,nw näherliegend gewesen) oder Übersetzung von twvby + wyh. Siehe auch die folgende Anm. 38 Besonderheit: LXX967: Stellung von h`mw/n vor dem Verb ge,gonen (LXXB: hinter ta. ovsta/). h`mw/n kann in LXX967 nur als poss. Genitiv zu ovsta/ fungieren (entsprechend wnytwmc[ im MT). Wahrscheinlich ist das Possessivpronomen versehentlich als eine Art Enklitikon an die zweite Satzstelle geraten. 39 Zu diafwne,w: Wie a`rmoni,a (V. 7) spielt diafwne,w u.a. im Bereich der Musik eine Rolle. Das Verb lässt sich (vergleichbar mit Ex 24,11) hier aber auch i.S.v. „verloren gehen“ verstehen, s. LSJ, s.v. Nr. 3, und vgl. NETS. 40 GRÜ las wahrscheinlich trmaw (MTL: ~hyla trmaw; in einer Hs fehlt ~hyla, s. BHS). 41 Das Possessivum u`mw/n steht vor ta. mnh,mata. Die hebr. Vorlage kann nur (dem MT entsprechend) ~kytwrbq gewesen sein. Siehe auch die folgende Anm. 42 Zu mnh,mata: GRÜ las (2x in V. 12) wahrscheinlich das Substantiv in der (dem MT entsprechenden) Vorlage i.S.v. hrwbq (die Masoreten vokalisierten i.S.v. rbq), vgl. MT/LXX967-Ez 32,22–24. 43 Zu evgw, eivmi ku,rioj: GRÜ las hier hwhy yna in der (wahrscheinlich dem MT entsprechenden) Vorlage im Rahmen der in Ez häufiger vorkommenden Formel hwhy yna + Verb (ytrbd) als Nominalsatz; mehrheitlich übersetzte er die Formel anders, s. zum Vergleich z.B. MT/LXX967-Ez 17,21.24; 22,14; 34,24.

Anhang 1: MTL-Ez 37

499

37,11 Und er sprach zu mir: „Menschen-Sohn, diese Knochen, sie (sind) das ganze Haus Israel. Siehe! (Sie) sprechen (zurzeit): ,Vertrocknet sind unsere Knochen!‘, und:44 ‚Zugrunde gegangen ist unsere Hoffnung, wir sind zerschnitten/abgeschnitten worden uns (zum Nachteil45)!‘ 12 Deshalb, prophezeie und sprich/du sollst sprechen zu ihnen: ,So hat gesprochen der Herr JHWH: ‘“

44

Zu MTL hdbaw: Das „und“ wird wahrscheinlich nicht vom „Haus Israel“ gesprochen (kein Pf. cons.), vielmehr werden die Aussprüche durch den in der Welt des Buches zitierenden Gott sekundär durch „und“ verbunden, s. z.B. MT-Ez 35,10. Viele Hss haben das w nicht, s. BHS. 45 Zu wnl: Dativ incommodi, vgl. GesK §119s; König, Lehrgebäude III, §36. 46 Zur Zeitstufe s. die Anm. zu MT-Ez 17,24 (letzte Zeile).

500

Anhang 1: LXX967-Ez 37

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (LXX967-EZ 37,15) UND ZITIERT GOTTES WORTE (LXX967-EZ 37,16–28) MIT EINEM ZEICHENHANDLUNGSAUFTRAG (37,16–17.20) SOWIE MIT ZWEI REDEAUFTRÄGEN (37,18–19a; 37,21a) UND WORTEN FÜR DAS VOLK ZUR DEUTUNG DES GESCHEHENS (37,19b; 37,21b–28)] 37,15 Und das Wort Kyrios´ geschah zu mir, folgendermaßen: 16 „Menschen-Sohn,47 nimm dir einen Stab48 und schreibe auf ihn ,(den Stamm) Juda und die Kinder Israels, die mit ihm (i.e. Juda) verbunden sind‘! Und einen zweiten49 Stab sollst du dir nehmen, und du sollst (be)schreiben ihn: ‚Für Josef den Stab Ephraims und alle Kinder50 Israels, die mit ihm (i.e. Josef) verbunden worden sind‘! 17 Und du sollst sie zusammenrücken zueinander dir zu einem einzigen Stab, um sie zusammenzubinden51, und sie sollen sein (so) in deiner Hand! 18 Und es wird sein, wenn sprechen zu dir die Kinder des52 Volkes: ,Willst du uns nicht kundmachen, was dies dir bedeutet?‘, 19a dann (w.: und) sollst du sprechen53 zu ihnen: 19b ,Dies spricht Kyrios: ‘

47

GRÜ las wahrscheinlich nicht htaw (so MTL; in einer Hs fehlt htaw, s. BHS). Zu r`a,bdoj: wahrscheinlich Übersetzung von #[ (MT) und nicht von hjm. GRÜ wählte den Begriff evtl. wegen der Assoziation mit „Herrscherstab“ (s.u. V. 19 [letzte Zeile] nach dem griech. Text); zudem erinnert r`a,bdoj an Num 17,16–25, wonach Mose 12 Stäbe für die 12 Stämme Israels beschriftet hat, s. Olley, Ezekiel, S. 492. 49 GRÜ las wahrscheinlich rxa (MT: dxa). 50 GRÜ las wahrscheinlich ynb (MTL: tyb; eine Hs hat ynb, s. BHS). 51 GRÜ las wahrscheinlich ~dxal (MT: ~ydxal). Das Verb dxa i.S.v. „verbinden“ ist in der rabb. Literatur belegt, s. Jastrow, Dictionary, dx;a' u. dx;a]. 52 Besonderheit: LXX967 hat nicht sou (so LXXB, dem MT entsprechend). 53 Wenn hier und in V. 21a das Verb rbd (dem MT entsprechend) in der Vorlage stand, ist die Übersetzung mit le,gw auffallend: GRÜ gab rbd gewöhnlich mit lale,w und nicht mit le,gw wieder (in der Regel Übersetzung von rma). Vgl. auch 37,11 (Z. 1). 54 Besonderheit: LXX967: tou.j proskeime,nouj (LXXB: ta.j proskeime,naj; Korrektur der Apposition des mask. Ptz. zum genuskongruenten Attribut). 55 GRÜ las wahrscheinlich hdwhy jbv l[ (MT: hdwhy #[ ta wyl[). 56 Besonderheit: LXX967 hat moi (nicht LXXB, dem MT entsprechend). 57 GRÜ las wahrscheinlich hdwhy dyb (MTL: ydyb; eine Hs hat wdyb, s. BHS). 48

Anhang 1: MTL-Ez 37

501

[EZECHIEL ERZÄHLT VON GOTTES ANREDE (MT-EZ 37,15) UND ZITIERT GOTTES WORTE (MT-EZ 37,16–28) MIT EINEM ZEICHENHANDLUNGSAUFTRAG (37,16–17.20) SOWIE MIT ZWEI REDEAUFTRÄGEN (37,18–19a; 37,21a) UND WORTEN FÜR DAS VOLK ZUR DEUTUNG DES GESCHEHENS (37,19b; 37,21b–28)] 37,15 Und das Wort JHWHs geschah zu mir, folgendermaßen: 16 „Und du, Menschen-Sohn, nimm dir ein einziges Holz(stück)58 und schreibe auf es: ,Für Juda und für die Kinder Israels, seines (i.e. Judas) Verbundenen59‘! Und nimm ein (anderes) einziges Holz(stück) und schreibe auf es: ,Für Josef60 das Holz(stück) Ephraims und des61 ganzen Hauses Israel, seines (i.e. Josefs) Verbundenen62‘! 17 Und rücke sie zusammen eins zum anderen dir zu einem einzigen Holz(stück), und sie sollen sein zum (aus mehrerem zusammengebrachten) Einen in deiner Hand! 18 Und wenn sprechen zu dir die Kinder deines Volkes, folgendermaßen: ,Willst du uns nicht kundmachen, was dies dir (bedeutet)?‘63, 19a (dann) rede zu ihnen: 19b ,So hat gesprochen der Herr64 JHWH: ‘

58

Zur Wortwahl von #[ (im Kontext u.a. Anklang an twmc[) s. Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 758. Ketib: wrbx (defektiv geschriebenes w- kann nach Golinets, Considerations, S. 52f., Sg. und Pl. bezeichnen); Qere: Pl. wyrbx („seine Verbundenen“, so viele Hss, s. BHS; in diesem Sinn auch GRÜ). In der Sinneinheit lässt sich Ketib wrbx (V. 16 [2x], 19) als Sg. verstehen (das Substantiv bezieht sich als Apposition jeweils auf den vorausgehenden Genitiv/das Nomen rectum Israel). 60 Josef ist in Bezug auf den Segen des Erzvaters Jakob Konkurrent von Juda, s. Gen 49. 61 MTL: lkw; eine Hs hat lklw („und für das ganze Haus Israel …“; als lectio facilior wahrscheinlich Ergänzung zu @swyl, vgl. Tur-Sinai, Schrift, z.St.). larfy tyb lkw ist als zweites Nomen rectum zu #[ aufgefasst, so auch ELB und Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. 62 Ketib: wrbx; Qere: wyrbx. 63 Nahezu identische Frage in MT/LXX967-Ez 24,19. 64 ynda fehlt in einer Hs, s. BHS. 65 larfy yjbvw ist als zweites Nomen rectum zu #[ aufgefasst (und nicht als Akk.-Objekt, keine Nota acc.), s. auch Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 755. — Zu den Stämmen: Nach MT/LXX967-Ez 47,13 sollen künftig im Land alle 12 Stämme Israels wohnen. 66 Ketib: wrbx; Qere: wyrbx (so viele Hss, s. BHS). 67 ta hat hier wahrscheinlich deiktische Funktion (s. GesK §117i): Hervorhebung des Suffixes in wyl[. 68 MTL: dxa #[l; mehrere Hss haben dxal; einige wenige Hss haben ~ydxal (vgl. V. 17, Z. 3), s. BHS. 59

502

Anhang 1: LXX967-Ez 37

37,20 Und sein sollen die Stäbe, auf denen du geschrieben hast, in deiner Hand vor ihnen. 21a Und (dann) sollst du sprechen zu ihnen: 21b ,Dies spricht Kyrios: ‘“

90

Jakob wird als alleiniger Verheißungsträger auch genannt in MT/LXX967-Ez 20,5 und 28,25. Zur Terminologie s. auch MT/LXX967-Ez 34,25. 92 Zu ~yttnw: möglicherweise Textfehler. In der vorliegenden dtsch. Übersetzung wurde das Suffix akkusativisch gelesen (ein akkusativisches Verständnis ist auch in späteren griech. Hss bezeugt: kai. dw,sw auvtou,j, s. LXXGö, Apparat, z.St.). Das Suffix lasen dativisch mit der Ergänzung „Bund“ z.B. ELB und Tur-Sinai, Schrift, z.St. Im Kontext von vorausgehendem und folgendem ~twa ist ein solches dativisches Verständnis des Suffixes jedoch nicht plausibel. 93 Zu ~hyl[ ynkvm: Der Sinn der Präp. („über ihnen“) erklärt sich, insofern das künftige Heiligtum Gottes auf einem hohen Berg in der Mitte Israels liegt, s. MT/LXX967-Ez 40,2; 45,1–4; 48,9–12. Nach Greenberg, Ezekiel 21–37, S. 757f., wird der Terminus !kvm hier in neuer Bedeutung verwendet i.S.v. „meine schützende Gegenwart über ihnen“ (nahe am nachbiblischen Begriff Schechina). Zur Komplementarität der Aussagen von MT-Ez 37,26b und 37,27a s. Nihan, Ezekiel and the Holiness Legislation, S. 1032f. 94 Nicht determiniertes vdqm ist hier wahrscheinlich prädikatives Ptz., s. Tur-Sinai, Schrift, z.St. Attributiv übersetzten ELB; Buber/Rosenzweig, Schrift, z.St. 91

Anhang 2: Synoptische Übersetzung und Analyse der Kommunikationsstruktur von MTL-Ez 1,1–4 und LXXB-Ez 1,1–4

508

Anhang 2: LXXB-Ez 1,1–4

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM FÜNFTEN TAG IM VIERTEN MONAT IM FÜNFTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (LXXB-EZ 1,1–7,27), EINMAL UNTERBROCHEN VOM BUCHERZÄHLER (LXXB-EZ 1,2)] Ezechiel 1,1 Und es geschah im dreißigsten Jahr, im1 vierten Monat, am fünften (Tag) des Monats – und ich, ich war inmitten der Gefangenenschaft2 am Fluss Kebar –, da öffnete sich der Himmel, und ich sah Gottes-Gesichte. [BUCHERZÄHLER ZU DER BUCHADRESSATENSCHAFT] 2 Am fünften (Tag) des Monats – dies (war) das fünfte Jahr der Gefangenschaft des Königs Jojachin –, da geschah das Wort Kyrios´ zu Ezechiel, dem Sohn Busis, dem Priester, im Land der Chaldäer am Fluss Kebar. 3 Und es kam auf mich3 die Hand Kyrios´. 4 Und ich sah, und siehe! Ein stürmender Wind kam vom Norden, und eine große Wolke (war) in ihm (i.e. dem Wind), und ein Glanz (war) ringsum von ihm (i.e. dem Wind) und ein flackerndes Feuer. Und in der Mitte von ihm (i.e. dem Feuer) (war es) wie ein Anblick von (hellstrahlendem) Elektron, in der Mitte des Feuers. Und ein Glanz (war) in ihm (i.e. dem Feuer/Wind).

1

Besonderheit: LXXB* hat nicht evn tw/| (sekundär eingefügt in der Hs, s. Olley, Ezekiel, S. 66). Möglicherweise Schreibfehler. 2 Zur Wiedergabe von hlwg/twlwg wird in der LXX-Ez aivcmalwsi,a bevorzugt (in der LXX-Jer hingegen avpoiki,a), s. Lust, Exile and Diaspora, S. 102f. 3 GRÜ las wahrscheinlich hwhy dy yl[ yhtw (MT: hwhy dy ~v wyl[ yhtw). Dabei verstand er die Fügung hyh + l[ + hwhy dy nicht i.S. einer Ortsangabe, sondern einer Richtungsangabe: Er übersetzte mit evpi, + Akk. (nicht mit evpi, + Dat.), s. auch die Anm. zu LXX967-Ez 37,1 (Z. 1, zweite Anm.).

Anhang 2: MTL-Ez 1,1–4

509

[EZECHIEL ERZÄHLT, AUSGEHEND VOM FÜNFTEN TAG IM VIERTEN MONAT IM FÜNFTEN JAHR NACH DER EXILIERUNG (MT-EZ 1,1–7,27), EINMAL UNTERBROCHEN VOM BUCHERZÄHLER (MT-EZ 1,2–3)]

– 1,1 Und es geschah im dreißigsten4 Jahr, im vierten (Monat), am fünften (Tag) des Monats – und ich (war) inmitten der Exulantenschaft am Fluss Kebar –, (da) öffnete sich der Himmel, und ich sah Gottes-Gesichte. [BUCHERZÄHLER5 ZU DER BUCHADRESSATENSCHAFT] 2 Am fünften (Tag) des Monats – dies (war) das fünfte Jahr der Exilierung des Königs Jojachin –, 3 (da) geschah, (wirklich) geschah das Wort JHWHs zu Ezechiel, dem Sohn Busis, dem Priester, im Land der Chaldäer am Fluss Kebar. Und es kam auf ihn/es war auf ihm dort die Hand JHWHs. 4 Und ich sah, und siehe! Ein Sturm-Wind kam vom Norden, eine große Wolke und ein insichgreifendes Feuer, und ein Glanz (war) ihr (i.e. der Wolke) ringsum. Und aus der Mitte von ihm (i.e. dem Feuer) (war es) wie der Anblick von (hellstrahlendem) Elektron6, aus der Mitte des Feuers. –

4

Das dreißigste Jahr bezieht sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf das Lebensalter des aus priesterlichem Geschlecht stammenden Ezechiel (vgl. MT-Ez 1,3): Mit 30 Jahren beginnen die Leviten ihren aktiven Dienst im Tempel (vgl. z.B. Num 4,3.23.30), s. Odell, Scroll, S. 238–241; Sweeney, Ezekiel: Zadokide Priest, S. 130. Alle zwölf folgenden, eine Sinneinheit eröffnenden Datierungen des in der Welt des Buches erzählenden Propheten haben als Bezugspunkt die Exilierung Jojachins. 5 Die in Ez einzige Äußerung des Bucherzählers (in beiden Textfassungen) hat bucheinleitende Funktion, insofern erstens die Angabe des dreißigsten Jahres in 1,1 auf die Zeit nach der Exilierung Jojachins „umgerechnet“ wird (das Datum entspricht etwa Juni/Juli 593 v. Chr.) und zweitens der Name und die Herkunft des Protagonisten genannt werden. 6 Zu lmvx: Gemeint ist wahrscheinlich Bernstein, s. Kingsley, Ezekiel, S. 339f. Zur traditionsgeschichtlichen Abhängigkeit der in Ez 1,4–28 bezeugten Himmelstradition von derjenigen in KAR 307 s. Koch, Gottes himmlische Wohnstatt, S. 156–168.

Abkürzungsverzeichnis abs. Adj. Akk. akt. Anm. Aor. aram. BDR BH BHS BHQ BL BR cons. cop. cs. Dat. DCH det. d.h. DJD DSS dtsch. ELB EÜ fem. Fig. et. Fut. GesK griech. GRÜ hebr. Hg. HG Hif. Hitp. Hof. Hotp. Hs i.d.R. i.e. Impt.

absolutus Adjektiv Akkusativ aktiv Anmerkung Aorist aramäisch Blass, F./Debrunner, A./Rehkopf, F., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch Biblia Hebraica Biblia Hebraica Stuttgartensia Biblia Hebraica Quinta Bauer, H./Leander, P., Historische Grammatik Bornemann, E./Risch, E., Griechische Grammatik consecutiv copulativ constructus Dativ Dictionary of Classical Hebrew determiniert das heißt Discoveries in the Judean Desert Dead Sea Scrolls deutsch Elberfelder Übersetzung (revidierte Fassung) Einheitsübersetzung (nicht revidierte Fassung) feminin Figura etymologica Futur Gesenius, W./Kautzsch, E./Bergsträsser, G., Hebräische Grammatik griechisch griechischer Übersetzer(kreis) hebräisch Herausgeber R. Mayer, Hebräische Grammatik Hif‘il Hitpa‘el Hof‘al Hotpa‘el Handschrift in der Regel id est Imperativ

512 indet. Inf. insges. intrans. Ipf. i.S.v. KBL KJV Konj. LSJ LXX LXXD LXXGö LXX967 mask. mhe. m.H.v. MT MTL NETS Neutr. Nif. Nom. Ns. P pass. Pers. PersP. Pf. Pi. Pl. Plpf. Präp. Präs. Pron. Ptz. Pu. RHH S. s. Sg. Suff. s.v. Term. tech. trans.

Abkürzungsverzeichnis

indeterminiert Infinitiv insgesamt intransitiv Imperfekt im Sinn von Koehler, L./Baumgartner, W., Lexicon in Veteris Testamenti libros King James Version Konjunktiv Liddell, H.G./Scott, R./Jones, H.S., A Greek English Lexicon Septuaginta Septuaginta Deutsch Septuaginta Vetus Testamentum Graecum. Auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis editum Septuaginta nach Papyrus 967 maskulin mittelhebräisch mit Hilfe von Masoretischer Text Masoretischer Text nach Codex Leningradensis A New English Translation of the Septuagint and the Other Greek Translations Traditionally Included Under that Title Neutrum Nif‘al Nominativ Nebensatz Papyrus passiv Person Personalpronomen Perfekt Pi‘el Plural Plusquamperfekt Präposition Präsens Pronomen Partizip Pu‘al Rubenbauer, H./Hofmann, J.B./Heine, R., Lateinische Grammatik Seite siehe Singular Suffix sub voce Terminus technicus transitiv

Abkürzungsverzeichnis, Zeichenerklärung

u.a. V. Vgh. vs. w. Wz. Z. z.St. ZÜR

513

unter anderem Vers Vergangenheit versus wörtlich Wurzel Zeile zur Stelle Züricher Bibelübersetzung (2007)

Zeichenerklärung (…) [KAPITÄLCHEN] [KAPITÄLCHEN] Text [[…]]

Ergänzung ohne Äquivalent im hebr. oder griech. Text Erläuterung zur folgenden (größeren) Sinneinheit1 Erläuterung zum folgenden (kleineren) Textabschnitt Eingerückter Text: eine die (Gottes-)Rede unterbrechende Stimme2 bezeichnet zu tilgende Buchstaben und Worte

Zu den Anführungszeichen:3 „…“ Zitatebene I ‚…‘ Zitatebene II

Zitatebene III ′…′ Zitatebene IV «…» Zitatebene V

1

Siehe 1.2.5.1. Siehe 1.2.5.2., Anm. 68. 3 Siehe 1.2.5.2. 2

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