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German Pages [416] Year 2010
Karl JaroŠ • Ulrich Victor
Die synoptische traDition
Karl JaroŠ • Ulrich Victor
Die synoptische traDition Die literarischen BeziehUngen Der Drei ersten eVangelien UnD ihre QUellen
2010 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Franz und Eva Rutzen-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Relief aus dem Simeonskloster, 6. Jh., Syrien. Photo: K. Jaroš
© 2010 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: MVR-Druck GmbH, Brühl Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20549-2
MEMORIAE AMICI CARSTEN PETER THIEDE
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INHALT VORWORT.................................................................................................................................................... 13 1. EINFÜHRUNG................................................................................................................................... 15 1.1 Allgemeines. ............................................................................................................................................. 15 1.2 Die Anwendung der stemmatischen Methode auf die synoptische Überlieferung . ............................................................................................................... 18
2. ÜBERSICHT ZUM SYNOPTISCHEN TEXTMATERIAL UNTER EINSCHLUSS DER JOHANNES – PARALLELEN .............................. 23 3. STEMMATISCHE UNTERSUCHUNG DER SYNOPTISCHEN DREIFACHÜBERLIEFERUNG.................................................... 31 3.1 Kategorie I: Markus und Matthäus haben unter schiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden . ............................................................................ 31 3.1.1 Das Auftreten Johannes des Täufers.................................................................................................... 31 3.1.2 Weitere Heilungen ................................................................................................................................. 34 3.1.3 Predigt in Nazareth . .............................................................................................................................. 36 3.1.4 Die Berufung der ersten Jünger............................................................................................................ 40 3.1.5 Die Berufung des Apostels Matthäus................................................................................................... 42 3.1.6 Die Fastenfrage ....................................................................................................................................... 46 3.1.7 Berufung der Zwölf ............................................................................................................................... 48 3.1.8 Jesu wahre Verwandte ........................................................................................................................... 51 3.1.9 Deutung der Bildrede vom viererlei Acker......................................................................................... 53 3.1.10 Jesus im Urteil des Herodes und des Volkes . .................................................................................... 56 3.1.11 Der Tod Johannes des Täufers . ............................................................................................................ 59 3.1.12 Speisung der Fünftausend..................................................................................................................... 63 3.1.13 Erste Leidensankündigung . ................................................................................................................. 68 3.1.14 Jesu Verklärung....................................................................................................................................... 69 3.1.15 Zweite Leidensankündigung................................................................................................................ 73 3.1.16 Warnung vor Ärgernis . ......................................................................................................................... 75 3.1.17 Dritte Leidensankündigung.................................................................................................................. 77 3.1.18 Die Zebedäen, von der Rangordnung unter den Jüngern ............................................................... 79 3.1.19 Die Steuerfrage........................................................................................................................................ 82 3.1.20 Die Frage der Sadduzäer über die Auferstehung............................................................................... 88 3.1.21 Gericht über Judäa.................................................................................................................................. 95 3.1.22 Warnung vor falschen Propheten......................................................................................................... 97 3.1.23 Das Kommen des Menschensohnes .................................................................................................... 98 3.1.24 Mahnungen zur Wachsamkeit............................................................................................................ 100 3.1.25 Salbung in Bethanien............................................................................................................................ 101 3.1.26 Der Verrat des Judas............................................................................................................................. 106 3.1.27 Das Abendmahl .................................................................................................................................... 108 3.1.28 Gang zum Ölberg, Ankündigung der Verleugnung Jesu durch Petrus ....................................... 117
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Inhalt
3.1.29 Gethsemane . ......................................................................................................................................... 120 3.1.30 Jesu Gefangennahme ........................................................................................................................... 124 3.1.31 Jesus vor dem Hohen Rat..................................................................................................................... 128 3.1.32 Das Verleugnen Jesu durch Petrus...................................................................................................... 134 3.1.33 Jesus vor Pilatus.................................................................................................................................... 138 3.1.34 Der Weg nach Golgatha . ..................................................................................................................... 146 3.1.35 Die Kreuzigung Jesu............................................................................................................................. 148 3.1.36 Zeugen unter dem Kreuz .................................................................................................................... 155 3.1.37 Die Grablegung Jesu............................................................................................................................. 156
3.2 Kategorie II: Markus und Lukas haben unter schiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden . ................................................................... 161 3.2.1 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus ................................................................................. 161 3.2.2 Heilung des Aussätzigen .................................................................................................................... 162 3.2.3 Die Heilung des Gelähmten................................................................................................................ 164 3.2.4 Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand................................................................................ 167 3.2.5 Heilungen am See ................................................................................................................................ 171 3.2.6 Die Bildrede vom Senfkorn.................................................................................................................. 173 3.2.7 Stillung des Sturms............................................................................................................................... 175 3.2.8 Heilungen der Besessenen von Gadara ............................................................................................ 177 3.2.9 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau ............................................................................ 181 3.2.10 Die Aussendung der Zwölf ................................................................................................................ 186 3.2.11 Wenn mir einer nachfolgen will . ....................................................................................................... 195 3.2.12 Rangstreit der Jünger . ......................................................................................................................... 198 3.2.13 Der reiche Jüngling .............................................................................................................................. 199 3.2.14 Blindenheilung (Bartimäus) ............................................................................................................... 202 3.2.15 Die Bildrede von den Winzern ........................................................................................................... 205 3.2.16 Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte ....................................................................................... 209 3.2.17 Ankündigung von Verfolgungen . ..................................................................................................... 215 3.2.18 Vorbereitungen für das Paschamahl ................................................................................................. 216
3.3 Kategorie III: Matthäus und Lukas haben unter schiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden .............................................................. 219 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5
Ankündigung des Messias durch den Täufer . ................................................................................ 219 Das Abraufen der Ähren am Sabbat . ................................................................................................ 221 Jesus und Beelzebul ............................................................................................................................. 223 Heilung eines besessenen Knaben . ................................................................................................... 226 Von der Gefahr des Reichtums . ......................................................................................................... 229
3.4 Kategorie IV: Markus, Matthäus und Lukas haben sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen ..................................................................................... 233 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5
Jesus und die Kinder ........................................................................................................................... 233 Die Frage der Vollmacht Jesu ............................................................................................................. 235 Davids Sohn? ........................................................................................................................................ 239 Wann wird dies alles geschehen? ...................................................................................................... 240 Wann wird der Herr endgültig offenbar werden? .......................................................................... 242
Inhalt
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3.5: Kategorie IV*: Markus, Matthäus und Lukas haben verschiedene Quellen ............. 243 3.5.1 Die Taufe Jesu durch Johannes . ......................................................................................................... 243 3.5.2 Die Versuchung Jesu ............................................................................................................................ 244 3.5.3 Beginn der Predigt Jesu in Galiläa ..................................................................................................... 248 3.5.4 Wanderungen in Galiläa ..................................................................................................................... 250 3.5.5 Das Petrusbekenntnis .......................................................................................................................... 252 3.5.6 Der Einzug in Jerusalem ..................................................................................................................... 255 3.5.7 Jesus in Jerusalem . ............................................................................................................................... 261 3.5.8 Das oberste Gebot ................................................................................................................................ 263 3.5.9 Prophezeiungen der Tempelzerstörung ........................................................................................... 266 3.5.10 Der Tod Jesu wird beschlossen . ......................................................................................................... 267 3.5.11 Das leere Grab; Erscheinungen Jesu vor den Frauen; die Jünger glauben den Frauen nicht ................................................................................................ 269
EXKURS: Der Schriftsteller Markus und die kleinen Übereinstimmungen (minor agreements) ............................................................................................................ 273
4. ZUSAMMENFASSENDE ERLÄUTERUNGEN ZUR DREIFACH ÜBERLIEFERUNG UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER ZWEI FACHÜBERLIEFERUNG ......................................................................................................... 275 4.1 Die Kindheitsgeschichte Johannes des Täufers und Jesu ................................................... 275 4.2 Vorbereitung des öffentlichen Wirkens Jesu ............................................................................ 277 4.2.1 Perikopen der Dreifachüberlieferung .................................................................................................. 277 4.2.2 Die Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes .................................................................................. 277 4.2.2.1 Die Genealogie Jesu ..................................................................................................................................... 277 4.2.2.2 Allgemeine Predigt des Täufers .................................................................................................................... 277
4.3 Das öffentliche Wirken Jesu in Galiläa ....................................................................................... 279 4.3.1 Perikopen der Dreifachüberlieferung .................................................................................................. 279 4.3.2 Die untersuchte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes............................................................. 280 4.3.2.1 Matthäus – Lukas . ................................................................................................................................... 280
4.3.2.1.1 Die Seligpreisungen ................................................................................................................ 280 4.3.2.1.2 Von der Erfüllung des Gesetzes . .............................................................................................. 283 4.3.2.1.3 Vom Töten . ............................................................................................................................ 284 4.3.2.1.4 Von der Feindesliebe ............................................................................................................... 285 4.3.2.1.5 Das Vaterunser ....................................................................................................................... 287 4.3.2.1.6 Vom Schätzesammeln . ............................................................................................................ 289 4.3.2.1.7 Spruch vom Auge ................................................................................................................... 290 4.3.2.1.8 Vom Dienst zweier Herrn ........................................................................................................ 291 4.3.2.1.9 Vom Sorgen ............................................................................................................................ 291 4.3.2.1.10 Von der Erhörung des Gebetes ................................................................................................. 293 4.3.2.1.11 Die Goldene Regel .................................................................................................................. 294 4.3.2.1.12 Die beiden Wege ..................................................................................................................... 295 4.3.2.1.13 Warnung vor Pseudopropheten ............................................................................................... 295 4.3.2.1.14 Warnung vor Selbsttäuschung ................................................................................................. 297 4.3.2.1.15 Vom Haus auf dem Felsen ....................................................................................................... 297
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Inhalt 4.3.2.1.16 Der Hauptmann von Kapharnaum . ......................................................................................... 298 4.3.2.1.17 Forderungen der Nachfolge ..................................................................................................... 300 4.3.2.1.18 Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer . ........................................................... 301
4.3.2.1.19 Gerichtsdrohung über galiläische Städte . ................................................................................. 304 4.3.2.1.20 Lobpreis des Vaters ................................................................................................................. 305
4.3.2.1.21 Die Rückkehr des unreinen Geistes .......................................................................................... 305
4.3.2.1.22 Die Bildrede vom Sauerteig ..................................................................................................... 306
4.3.2.2 Markus – Matthäus .................................................................................................................................. 306 4.3.2.2.1 Über die Bedeutung der Bildreden ........................................................................................... 306 4.3.2.2.2 Jesus geht auf dem See ............................................................................................................ 306
4.3.2.2.3 Jesus im Gebiet von Gennesareth ............................................................................................. 308
4.3.2.3 Markus – Lukas: Die Rückkehr der Jünger ................................................................................................. 309
4.4 Wanderungen Jesu außerhalb Galiläas und der Weg nach Jerusalem .......................... 311 4.4.1 Perikopen der Dreifachüberlieferung .................................................................................................. 311 4.4.2 Die behandelte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes............................................................... 312 4.4.2.1 Matthäus – Lukas . ................................................................................................................................... 312
4.4.2.1.1 Die Zeichen der Zeit .................................................................................................................. 312 4.4.2.1.2 Die Bildrede vom verirrten Schaf . .............................................................................................. 312 4.4.2.1.3 Brüderliche Zurechtweisung ...................................................................................................... 314
4.4.2.1.4 Vom Vergeben ........................................................................................................................... 315
4.4.2.2 Markus – Matthäus .................................................................................................................................. 315 4.4.2.2.1 Die Syrophönikierin .................................................................................................................. 315
4.4.2.2.2 Die Heilung eines Taubstummen und anderer Kranker . .............................................................. 318 4.4.2.2.3 Speisung der Viertausend .......................................................................................................... 319
4.5 Das Wirken Jesu in Jersualem ........................................................................................................ 323 4.5.1 Perikopen der Dreifachüberlieferung .................................................................................................. 323 4.5.2 Die behandelte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes . ............................................................ 324 4.5.2.1 Matthäus – Lukas . ................................................................................................................................... 324 4.5.2.1.1 Bildreden vom großen Festmahl ................................................................................................. 324
4.5.2.1.2 Weheruf über Jerusalem . ........................................................................................................... 325
4.5.2.1.3 Bildrede von der Sintflut und Mahnungen zur Wachsamkeit . ...................................................... 326 4.5.2.1.4 Bildrede vom getreuen und ungetreuen Knecht . ......................................................................... 328
4.5.2.1.5 Die Bildrede vom anvertrauten Geld .......................................................................................... 329
4.5.2.2 Markus – Lukas: Das Opfer der Witwe ................................................................................................... 332
4.6 Leiden und Auferstehung Jesu: Perikopen der Dreifachüberlieferung ....................... 335 4.7 Nachgewiesene Quellen der Synoptiker ................................................................................... 337 4.8 Überprüfung nachgewiesener Quellen mit Hilfe mathematisch– statistischer Textanalysen . ............................................................................................................... 345 4.8.1 Zwei Beispiele der Zweifachüberlieferung: c*MatthQ, c*LukQ und cMatthQ, cLukQ ............... 346
4.8.1.1 Anzahl der Elemente ........................................................................................................................................... 346 4.8.1.2 Verknüpfung der Elemente ................................................................................................................................ 346
Inhalt
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4.8.2 Zwei Beispiele der Dreifachüberlieferung: 1MkQ, 1MatthQ, 1LukQ und 2MkQ, 2MatthQ, 2 LukQ .................................................................................................................................... 354 4.8.2.1 Anzahl der Elemente ........................................................................................................................................... 354 4.8.2.2 Verknüpfung der Elemente ................................................................................................................................ 354
4.8.3 Auswertung und Interpretation ........................................................................................................... 362
4.9 Außerneutestamentliche Texte als Beispiele für die Unmöglichkeit von exakten Quellenrekonstruktionen . ..................................................................................... 365 4.9.1 Die Sintflut kommt über die Erde: Gen 7,10–24 ................................................................................. 365 4.9.2 Die Nathansverheißung: 2 Sam 7,12–16; 1 Chr 17,11–14; 4QFlor I,10–3 ......................................... 367 4.9.3 Gott bringt Abraham seine Frau Sara bzw. Isaak seine Frau Rebekka zurück: Gen 12,9–20; 20,1–17; 26,1–11 ................................................................................................................ 370 4.9.4 Ein Beispiel aus dem Alten Ägypten ................................................................................................... 376 4.9.5 Plutarch, Moral 235 C; 235 D; Cicero, Cato Maior 18 ........................................................................ 377 4.9.6 Sueton Vesp. 5,6; Cassius Dio 66,1; JosBell III 392–402 ..................................................................... 378
5. DIE QUELLEN DER SYNOPTIKER NACH FRÜHKIRCHLICHEN ZEUGNISSEN UND LUKAS 1,1 – 4 IN BEZIEHUNG ZU DEN ERGEBNISSEN DER STEMMATISCHEN UNTERSUCHUNGEN ........... 381 5.1 Das Markus–Evangelium ................................................................................................................. 381 5.2 Das Matthäus–Evangelium ............................................................................................................. 383 5.3 Das Lukas–Evangelium .................................................................................................................... 384 5.4 Beziehungen zu den Ergebnissen der stemmatischen Untersuchungen ..................... 386
6. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN . ........................................................................ 401 APPENDIX 1: Lexikalische Ergänzungen zum Wortgebrauch des Neuen Testaments . ............................................................................................. 403 APPENDIX 2: Kurze Erläuterung der mathematisch–statistischen Methode nach W. Fucks und J. Lauter ................................................................................... 405 APPENDIX 3: Rudolf Bultmanns »Geschichte der synoptischen Tradition«................... 407 BIBLIOGRAPHIE ....................................................................................................................................... 411
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VORWORT Seit rund 170 Jahren vertritt eine beachtliche Zahl der Neutestamentler die Zwei–Quellen–Hypothese und sieht in ihr ein geeignetes Instrument, das synoptische Problem zu lösen. Das ist in diesem langen Zeitraum bis heute nicht gelungen. So drängt sich die Frage auf, ob diese Hypothese überhaupt dazu geeignet ist. Die Geschichte der Zwei–Quellen–Hypothese beginnt mit einem folgenreichen Mißverständnis. Karl Lachmann war beim Vergleich der synoptischen Evangelien zu der Ansicht gelangt, daß die Unterschiede in der Anordnung des synoptischen Stoffes – und nur in der Anordnung des Stoffes! – am besten zu erklären seien, wenn man annehme, daß die Anordnung dieses Stoffes bei Markus in der ursprünglichen Form vorliege. Er glaubte, die Änderungen dieser Anordnung bei Matthäus und Lukas als absichtliche Eingriffe dieser beiden anderen synoptischen Autoren in die aus dem Markusevangelium bekannte Anordnung erklären zu können. Gleichzeitig wies er aber mit Nachdruck darauf hin, daß das Markusevangelium den Verfassern des Matthäus– und Lukasevangeliums offensichtlich nicht vorgelegen habe. Dieser eindeutige, klare Hinweis Lachmanns wurde nicht zur Kenntnis genommen, und seine Annahme der Ursprünglichkeit der Anordnung des synoptischen Stoffes bei Markus verglichen mit der Anordnung bei Matthäus und Lukas wurde zu der Annahme, daß einerseits der Stoff selbst, verglichen mit den beiden anderen Evangelien, bei Markus in der ursprünglichen Form vorliege, andererseits das Markusevangelium von Matthäus und Lukas als Vorlage verwendet worden sei. Somit war Lachmanns Meinung in ihr Gegenteil verkehrt, und als Vertreter dieser Meinung, die nie die seine war, wurde er fast ohne Ausnahme in der neutestamentlichen Wissenschaft zitiert. Wir konnten Lachmanns Meinung, daß Markus nicht die Vorlage der beiden anderen Evangelien war, als eine Tatsache erweisen. Das Hauptstück der Zwei–Quellen–Hypothese führte also bereits von Anfang an in ein Labyrinth, aus dem es, wie die Geschichte der letzten 170 Jahre neutestamentlicher Forschung zeigt, keinen Ausweg gibt, »quia parvus error in principio magnus est in fine.« Ein erster Ansatz zur Lösung des synoptischen Problems bestand daher darin, dieses Labyrinth gar nicht zu betreten. Wir untersuchten die Synoptiker ohne vorgefaßte Meinungen über die literarischen Beziehungen zueinander mit einer bisher nicht verwendeten Methode, die in der Klassischen Philologie zur Untersuchung der Beziehungen verschiedener Handschriften gleicher Texte entwickelt wurde und ebenfalls mit dem Namen K. Lachmann verbunden ist: mit der Lachmannschen oder stemmatischen Methode, die sich für den literarischen Sonderfall der synoptischen Überlieferung besonders gut eignet. Durch die vorliegende Untersuchung ist die Zwei–Quellen–Hypothese in allen ihren Teilen widerlegt: Weder ist das Markusevangelium die Vorlage der beiden anderen Synoptiker, auch nicht in der Form eines Proto– oder Deuteromarkus, noch gibt es eine Quelle Q. Die synoptischen Evangelien erwiesen sich als voneinander unabhängige Zeugnisse der Ereignisse, von denen sie berichten, und haben eine Vielzahl von Quellen. Damit rückt ein bisher unbekanntes Faktum ins Licht. Drei voneinander unabhängige Evangelien berichten, ohne sich an irgendeinem wesentlichen Punkt zu widersprechen, von den gleichen Ereignissen. Aus dieser Freiheit von Widersprüchen ist nur zu schließen, daß schon ihre Quellen von Widersprüchen frei waren, und diese Freiheit von Widersprüchen schon in ihren Quellen kann nicht das Ergebnis irgendeiner Sprachregelung sein. Dazu wiederum sind die Synoptiker zu unterschiedlich. Sie weisen genau jenes Maß an Unterschieden auf, das ein Historiker in seinen Quellen erwarten muß. Unsere Untersuchung konnte nur darum zu den jetzt vorliegenden Ergebnissen führen, weil die Quellen der Verfasser der Evangelien, die wir mit Sicherheit erschließen können, in höchstem Maße übereinstimmten. Vierzig bis sechzig Jahre nach den Ereignissen wäre eine so genaue Übereinstimmung der Quellen nicht mehr vorstellbar. 1835: 570–590. Thomas von Aquin, De ente et essentia, Vorwort. »Je länger die Kette der aneinandergereihten, an sich ‚wahrscheinlicheren‘ Hypothesen wird, desto mehr wächst der Grad ihrer Unwahrscheinlichkeit. Unsere Disziplin ist – mehr als wir wahrhaben wollen – eine ‚Vermutungswissenschaft‘.« (M. Hengel 1999b: 222). Vgl. auch die begründete Ablehnung der Zwei–Quellen–Hypothese durch M. Hengel 2008: 274ff.
Die Stimmen derer, die nach den Spuren der Augenzeugen in den Evangelien suchen, waren vor wenigen Jahrzehnten gar nicht zu hören und werden, wie uns scheint, immer zahlreicher und lauter (vgl. R. Riesner 2007: 337–352).
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Vorwort
Daraus ist zu schließen, daß zum Beispiel Lukas, wenn er im Jahre 85 geschrieben hätte, nicht darauf hätte verzichten können, neben seinen mündlichen Quellen, die um diese späte Zeit schon sehr spärlich geflossen wären, ein zum Beispiel im Jahre 70 geschriebenes Evangelium des Markus zu benutzen oder eines des Matthäus, das nach 80 entstanden wäre. Eben eine solche gegenseitige literarische Abhängigkeit der synoptischen Evangelien ist aber nach unseren Untersuchungen ganz und gar ausgeschlossen. Die Synoptiker sind voneinander unabhängige Wiedergaben ihrer jeweiligen, mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich mündlichen frühen Quellen. Es stellt sich damit die Frage der Datierung der Evangelien neu bzw. sie ist schon zugunsten der frühkirchlichen Zeugnisse entschieden. Die synoptischen Evangelien sind zwischen 40 und 62 entstanden, und es gibt keinerlei Grund mehr, gegen alle Regeln der Geschichtswissenschaft auf einer Entstehung der Texte nach 70 zu beharren. Es gab schon bisher einen völlig hinreichenden Grund, irgendeine Form– oder Redaktionsgeschichte der Evangelien auszuschließen: Es sind in der handschriftlichen Überlieferung der Evangelien keinerlei Varianten zu sehen, die eine solche Entstehungsgeschichte spiegeln könnten. Es kommt nach unseren Untersuchungen ein weiterer Grund hinzu: Diese frühe Entstehung läßt keinen Raum mehr für irgendeine Form– oder Redaktionsgeschichte. Unseren Untersuchungen lag der an etwa 130 Stellen von uns geänderte Text des Nestle/Aland zugrunde. Wir beschränkten uns auf diese Textänderungen, weil sie ausführlich begründet sind. Wir wollen aber keinen Zweifel daran lassen, daß wir auch mit diesen Änderungen noch sehr weit von einem zufriedenstellenden Text der Evangelien entfernt sind. Wie weit, läßt sich auf folgende Weise veranschaulichen. Nach einer textkritischen Untersuchung des Judas–Briefes, die nach den Regeln vorgenommen wurde, die in der Klassischen Philologie gelten, kam der Verfasser auf 21 Änderungen gegenüber dem Text des Nestle/ Aland. Wenn man diese Zahl der Änderungen in den nur 25 Versen des Judasbriefes auf den Text des gesamten Neuen Testamentes hochrechnet, kommt man auf vier– bis fünftausend Änderungen gegenüber dem jetzigen »Standardtext«. Die Konstituierung dieses dringend erwünschten Textes wird eine Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sein. Wir geben diesem so von uns geänderten »Standardtext« eine Interlinearübersetzung bei, obwohl wir uns der Mängel einer solchen Übersetzung schmerzlich bewußt sind! Wir glauben aber aus guten Gründen, daß sie dringend notwendig ist. Dieses Buch ist einem früh verstorbenen Freund gewidmet, der, einer von sehr wenigen, darauf bestand, daß Hypothesen so lange Hypothesen bleiben, wie sie nicht bewiesen sind, und daß Hypothesen nicht dadurch, daß sie sehr lange im Schwange sind, in wundersamer Metamorphose zu Tatsachen werden. Er hatte schon tatkräftig begonnen, den exegetischen Hypothesenwald zu lichten. AVE PIA ANIMA! Für die materielle Unterstützung der Durchführung und Drucklegung dieser Studie gebührt der Franz und Eva Rutzen–Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, Essen, besonderer Dank. Ferner danken wir Frau Dr. Brigitte Jaroš für das Lesen der Korrekturen. Wien und Berlin im November 2009
Karl Jaroš und Ulrich Victor
»Es ist freilich bezeichnend, daß die nicht minder apologetisch ausgerichteten älteren jüdischen Darstellungen des Christentums wie die von Graetz, Perles, Elbogen, dem frühen Leo Baeck u.a. die verfehlten extremen Spätdatierungen der neutestamentlichen Schriften in der Baurschule gerne übernahmen, sich mit den alten Tübingern auf die notorische hostorische Unzuverlässigkeit und die heidnische Beeinflussung der neutestamentlichen Schriften beriefen und ihnen einen ernstzunehmenden historischen Quellenwert weitgehend absprachen. Es war das Verdienst von Lightfoot, Zahn, Harnack und Schlatter, hier die historischen Orientierungsmarken wieder auf verläßliche Weise neu gesetzt zu haben, und von ihnen hat ein deutsch–amerikanischer Vertreter der Reform wie Kaufmann Kohler und ein israelischer Historiker wie Joseph Klausner gelernt, in dieser Frage wesentlich vorsichtiger zu sein. Denn diese rigorose destruktive Skepsis raubt den jüdischen wie erst recht den christlichen Historikern wertvolle Hinweise für die jeweils eigene Geschichte ... Leider ist es – seit der Baur–Schule – bei vielen Neutestamentlern üblich geworden, mit einer gewissen Lust am Untergang radikale ‚Quellenvernichtung‘ zu betreiben. Die eigene Phantasie kann, nachdem man tabula rasa gemacht hat, umso besser ins Kraut schießen. Christliche und jüdische Gelehrte sollten sich gemeinsam bemühen, um der historischen Realität und um der immer noch beiden Teilen zugehörenden Geschichte willen dieser destruktiven Tendenz zu wehren.« (M. Hengel 1999a: 204). Siehe die Untersuchungen von Ulrich Victor im Literaturverzeichnis. C. Landon 1996: 143; 145–147.
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1. Einführung 1.1 Allgemeines Neben ihrem jeweiligen Sondergut, der Einzelüberlieferung, haben wir es bei den Synoptikern mit einer zweifachen und einer dreifachen Textüberlieferung zu tun. Über Texte einer Zweifachüberlieferung lassen sich folgende Beobachtungen machen: • sie haben außer dem Thema nichts gemein, • sie sind verschieden bis überaus verschieden, • sie sind ähnlich bis fast gleich, • sie sind gleich. In der Textüberlieferung der Synoptiker kommen nur die drei ersten Kategorien vor. Die von uns untersuchten Perikopen fallen alle unter die zweite und dritte Kategorie und erhalten folgende Kennzeichnungen: Markus und Matthäus hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen. A A* Markus und Matthäus hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen. Markus und Lukas hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen (nicht nachgewiesen). B B* Markus und Lukas hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen. C Matthäus und Lukas hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen. C* Matthäus und Lukas hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen. Ähnliches gilt für die Dreifachüberlieferung: • drei Texte haben nur das Thema gemeinsam, • drei Texte sind verschieden bis überaus verschieden • drei Texte sind einander ähnlich bis fast gleich • drei Texte sind gleich • ein Text ist einem zweiten ähnlich bis fast gleich. Beide unterscheiden sind aber wesentlich von dem weiteren Text usw. Die von uns untersuchten Perikopen – und das ist fast das gesamte Textmaterial – erhalten folgende KennzeichMarkus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des nungen:I Lukas wesentlich unterscheiden. II Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden. III Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden. IV Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen. IV* Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene bis überaus verschiedene Quellen. Unter dem Nomen »Quelle« verstehen wir folgendes: Primärquelle ist das Christusereignis. Davon abhängig sind folgende Sekundärquellen: • Das Wissen der Augen– und Ohrenzeugen um das Christusereignis. Augen– und Ohrenzeugen sind nicht nur die Zwölf und weitere Jünger und Jüngerinnen Jesu, sondern auch die wechselnden, zahlreichen Zuseher und Zuhörer, von denen sich einige nach Jesu Auferstehung der jüdisch–jesuanischen und dann der christlichen Bewegung angeschlossen haben werden. Matthäus kann als Augen– und Ohrenzeuge gelten, wenn der Evangelist mit dem ehemaligen Zöllner und späteren Apostel Levi–Matthäus gleichgesetzt wird; Markus kann als zeitweiliger und bedingter Augen– und Ohrenzeuge gelten, wenn man in ihm den Johannes Markus der Apostelgeschichte und der Briefliteratur sieht (vgl. unter Kapitel V). • Den Verfassern des Matthäus–, Markus– und Lukasevangeliums standen Augen– und Ohrenzeugen zur Verfügung – unabhängig davon, ob man nun in Matthäus den Apostel und Augenzeugen sieht, ob man Markus mit dem Johannes Markus der Apostelgeschichte identifiziert, ob man in Lukas den Arzt und Paulusbegleiter Lukas sieht und unabhängig davon, ob man ihre Schriften noch vor 70 n. Chr. ansetzt oder
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Einführung: Allgemeines bis in die Achtzigerjahre bei Matthäus und Lukas hinaufgeht. Für hellenistische und jüdisch–hellenistische Schriftsteller war es ohnehin erstrangig, Augen– und Ohrenzeugen zu befragen, wenn sie über zeitgenössische Ereignisse berichteten. Sie haben sich aber primär auf ihr eigenes Wissen und ihre eigene Urteilskraft verlassen, wenn sie selber Zeugen der Ereignisse waren, wie z.B. Josephus Flavius (JosBell I 15–18) schreibt, da noch dazu seine Berichterstattung durch andere Augenzeugen des Jüdischen Krieges bestätigt werden kann (JosBell I 30). Ferner sind schriftliche Aufzeichnungen vorhanden gewesen (Luk 1,1–4), die wir allerdings nicht kennen, zumal bislang kein solcher Fund zum Vorschein kam. Solche schriftlichen Versuche, von denen Lukas spricht, hatten aber offenbar für die damaligen Autoren, die ein Evangelium zu schreiben beabsichtigten, keine große Bedeutung, da es ihnen vorrangig war, selber allem genau nachzugehen (Luk 1,3).
Wir verwenden also das Nomen »Quelle« im Sinne von Sekundärquelle/ Sekundärquellen, und zwar in diesem dreifachen Sinn: • Persönliche Augen– und Ohrenzeugenschaft, • Verarbeitung der Augen– Ohrenzeugenschaft anderer • und der partiellen und möglichen Berücksichtigung schon vorhandener schriftlicher Aufzeichnungen. Da uns heute Augen– und Ohrenzeugen nicht mehr zur Verfügung stehen und auch einst vorhandene schriftliche Aufzeichnungen nicht mehr greifbar sind, ist es müßig darüber zu spekulieren oder sie aus den Synoptikern als literarische Größen zu rekonstruieren. Das Nicht–mehr–vorhanden–Sein dieser Sekundärquellen zwingt zur nötigen Bescheidenheit hinsichtlich penibler Textrekonstruktionen und sollte daher als fruchtloses Unterfangen hintanbleiben (vgl. Kapitel 4.8). Wir können zwar thematisch und motivgeschichtlich hinter die Synoptiker blicken, nicht jedoch ihre Quelle/ Quellen ad verbum rekonstruieren. Wir vermeiden es, vom Markus–Evangelisten u.s.w. zu sprechen und verwenden die traditionellen Namen Markus, Matthäus und Lukas, da diesen nach wie vor der Vorzug gebührt. Bei den Überlegungen zur Vorgeschichte der in den Synoptikern versammelten Tradition sollte man sich nicht in Hypothesen verlieren, sondern bei den Fakten bleiben. Ein Faktum ist, daß die Textvarianten der synoptischen Evangelien sich, abgesehen von den wenigen dogmatischen Varianten, die leicht erkennbar sind, in ihrer Art in keiner Weise von den Varianten unterscheiden, die sich in den übrigen Texten der antiken Literatur finden.10 Anders gesagt: die Textvarianten der außerneutestamentVgl. K. Jaroš 2008 passim. Das gilt ebenso auch für das Alte Testament ab dem Zeitpunkt, da die einzelnen Bücher nach einem oft Jahrhunderte dauernden Entstehungsprozeß abgeschlossen waren. Auf das Gesamte gesehen ist dies spätestens seit dem jüdischen Reformprozeß von Jamnia (ca. 70–100 n. Chr.) der Fall. Einzelne Gruppen von Büchern wie der Pentateuch, und Bücher wie z.B. Jesaja hatten natürlich schon lange davor ihren Abschluß gefunden. Ab einem solchen Zeitpunkt lassen die Textvarianten in den erhaltenen hebräischen Handschriften keinen Schluß auf eine Redaktionsgeschichte zu. Anders gesagt: Ein Buch, das als abgeschlossen galt, wird mit der größtmöglichen Genauigkeit durch Kopisten vervielfältigt. Die Annahme, daß bei den Synoptikern mehrere Redaktionsstufen vorauszusetzen seien, basiert auf Annahmen, daß sie ähnlich wie Bücher des Alten Testaments entstanden wären – also lange literarische Vorstufen bis zur Endfassung hätten. Nähmen wir einmal an, Mk sei um 70 oder kurz danach geschrieben. So verblieben also 40 Jahre zwischen dem Tod Jesu und Mk. Daß es in diesen vierzig Jahren Vorstufen von Mk gegeben hätte, ist – wie oben ausgeführt – durch die Textgeschichte widerlegt. Die Redaktionsgeschichte, ein »Kind« der Formgeschichte, ist daher als methodischer Schritt auszuscheiden. Die formgeschichtliche Methode wurde von H. Gunkel (1862–1932) für das Alte Testament modifiziert. M. Dibelius (1883–1947) und R. Bultmann (1884–1976) waren Schüler Gunkels und übernahmen diese Methode für die Erforschung der Evangelien. Hier zeigt sich bereits eine erste Problematik; denn ein Buch wie z.B. die Genesis, das Material verschiedener Kulturstufen über einen Jahrhunderte langen Zeitraum enthält mit unterschiedlichen Sammlungen von Erzählungen der Ahnen des späteren Israel, ist nicht mit Mk zu vergleichen, das zeitgenössisches Material verarbeitet, das vor Augenzeugen bestehen mußte. Markus konnte daher kein Sammler und Überlieferer von anonymen Gemeindeüberlieferungen sein – so die völlig unbegründete Annahme der Formgeschichte –, weil er nicht ein Buch über die Erzväter schrieb und über Jahrhunderte hinweg entstandene Erzählungen der Sippen und Stämme Israels verschriftete, sondern weil er Zeitgenössisches schrieb – ähnlich wie Josephus seine »Autobiographie« oder den »Jüdischen Krieg« – und so unter der Kritik der Zeitzeugen stand. Natürlich ist es möglich, die Erzählungen der Evangelien nach Formen zu klassifizieren in Wundergeschichten, Apophtegmen etc., aber von ihrem schriftlichen Endstadium in den Evangelien zu schließen, daß die Form bereits in der mündlichen Phase vorhanden war, ist zu optimistisch. Diese hypothetische Annahme wurde daher in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Frage gestellt und öfters modifiziert. Für das mündlich überlieferte Material nimmt die Formgeschichte einen »Sitz im Leben« der
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Einführung: Allgemeines
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lichen Literatur der Antike, bei der keinerlei Redaktionsgeschichte angenommen werden kann, unterscheiden sich in keiner Weise von Textvarianten des Neuen Testamentes, bei dem, wie selbstverständlich, eine solche Redaktionsgeschichte behauptet wird. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß es eine solche Redaktionsgeschichte nie gab. Noch anders gesagt, die Nicht–Existenz einer Redaktionsgeschichte der Evangelien ist keine Hypothese, sondern ein sehr hartes Faktum, das dadurch erwiesen ist, daß unter Tausenden von Textvarianten der Evangelien keine Varianten zu finden sind, die den Schluß auf redaktionelle Vorstufen der Evangelien erlauben. Wer mit der Überlieferungsgeschichte antiker Texte vertraut ist, weiß, daß redaktionelle Vorstufen in einer umfangreichen handschriftlichen Überlieferung untilgbare Spuren hinterlassen. Solche Spuren gibt es in den Evangelien nicht. Die Vertreter sowohl der Redaktionsgeschichte als auch der Formgeschichte – in ihrem Fall gilt das gleiche – gingen also von falschen Prämissen aus, die nun einmal nur zu falschen Schlüssen führen konnten und können. Von einem etwas anderen Blickpunkt kommt man zu dem gleichen Ergebnis: Hätte es eine solche Redaktionsgeschichte der Evangelien gegeben, müßten sich innerhalb der Überlieferung der einzelnen Evangelien Textvarianten von solchem Gewicht und solcher Qualität finden, wie es sie – als textliche Unterschiede – zwischen den einzelnen synoptischen Evangelien gibt, da die synoptischen Evangelien ja nichts anderes sind als verschiedene Fassungen desselben Stoffes. Sie stehen also zueinander in demselben Verhältnis, wie die hypothetischen redaktionellen Vorstufen zu den vorhandenen synoptischen Texten stehen müßten. Noch anders gesagt: Ein Urmarkus, eine Quelle Q, QLukas, QMatthäus, Sondergut Matthäus, Sondergut Lukas und was dergleichen mehr ist – »Uns ist von alledem so dumm, als ging uns ein Mühlstein im Kopf herum!« – wären redaktionelle Vorstufen, in heutiger Sprache erste Auflagen der Synoptiker bzw. von Teilen der Synoptiker, die ihre unverwischbaren Spuren innerhalb der Überlieferung der einzelnen Synoptiker hinterlassen hätten, weil keiner der Schreiber und auch nur die wenigsten ihrer Auftraggeber in der Lage gewesen wären, frühere von späteren Fassungen derselben Texte zu unterscheiden. Es wäre also unmöglich gewesen, solche verschiedenen Fassungen der Texte und ihrer Teile ohne Spuren aus der Überlieferung auszuscheiden. Der Schluß ist unumgänglich, daß die Redaktionsgeschichte der synoptischen Evangelien eine Schreibtischerfindung ist oder, um eine der Sache nähere Bezeichnung zu wählen, ein Phantasma.11
Gemeinden an. Hier soll das Material in Wechselwirkung zwischen Überlieferungsträger und Adressaten geformt worden sein. Doch schon J. Jeremias 21952: 16 hatte erkannt, daß dieser »Sitz im Leben« in erster Linie im Wirken Jesu zu suchen sei. Eine Diskontinuität zwischen dem historischen Jesus und seinem Jüngerkreis und dem nachösterlichen Jüngerkreis gibt es nicht (vgl. G. Theißen 1973: 245–271). So sich die »Formgeschichte« auf die Erforschung der Formen und literarischen Gattungen konzentriert, ist sie eine wichtige Methode exegetischer Arbeit. Ihre Rückschlüsse auf die mündliche Überlieferung sind problematisch, ihre Annahme einer »Gemeindebildung« der Jesusüberlieferung ebenso ein Phantasma wie die Annahme einer Redaktionsgeschichte, da bei dem Postulat der Gemeindebildung die Evangelien einen völlig anderen literarischen Charakter hätten. Sie widerspricht sowohl der Individualität des Stils der einzelnen Evangelisten, als auch der Textgeschichte (vgl. K. Jaroš 2008: 30f). 11 Zu diesen Fragen s. U. Victor 1998: 499–514.
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1.2 Die Anwendung der stemmatischen Methode auf die synoptische Überlieferung Vor der Einführung in die stemmatische Methode sei kurz auf die Zwei–Quellen–Hypothese hingewiesen, da sie im deutschsprachigen Raum dominierend ist.12 Als Urheber des Hauptstücks der Zwei–Quellen–Hypothese, jener Hypothese also, wonach Markus die Vorlage der beiden andern Synoptiker war, wird immer wieder Karl Lachmann genannt.13 Hier kann nur ein Mißverständnis vorliegen, wie das folgende Zitat aus einem Aufsatz Lachmanns veranschaulicht: »Si haec omnia ita se habent, ut dixi, si et Matthaeo et Lucae cum ordine evangelii secundum Marcum per omnia tam exacte convenit ut illi vel minimas traiectiones suo quodam censendi sint fecisse consilio, si in hoc summo consensu tamen illos Marci exemplum quod imitarentur propositum non habuisse manifestum est, quid superest nisi ut illum quem omnes velut sibi praescriptum sequuntur ordinem, prius quam ipsi scriberent, auctoritate ac traditione quadam evangelica constitutum et confirmatum fuisse dicamus?«14 Es geht Lachmann nur um einen Vergleichspunkt, die Folge der Erzählungen in den drei synoptischen Evangelien. Er sagt nicht mehr, als daß diese übereinstimmende Erzählfolge auf eine gemeinsame Quelle aller drei schließen lasse. Er sagt ausdrücklich, daß es offensichtlich ist, daß Markus nicht die literarische Vorlage der beiden anderen war. Dies war Lachmann, dem Archegeten der stemmatischen Methode, so offensichtlich, daß er diese Frage nicht einmal für erörternswert hielt. Angesichts der Schlüsse, die seine Nachfolger aus seiner Beobachtung der gleichen Erzählfolge zogen, muß man dieses Schweigen für ein Unglück halten. Man wird Christian Hermann Weisse, der 1838 die später so genannte Zwei–Quellen–Hypothese begründete, nur dann als einen Nachfolger Lachmanns ansehen, wenn man die Geschichte der Wissenschaft als eine Geschichte von Mißverständnissen betrachtet:15 Das Markusevangelium habe den Verfassern der beiden anderen Evangelien vorgelegen, die beide außerdem unabhängig voneinander eine Spruchsammlung benutzt hätten.16 Die Übereinstimmungen von Matthäus und Lukas gegen Markus, also die entscheidenden Einwände gegen die Annahme, daß Markus die Vorlage war, werden nur oberflächlich gestreift. Auch Christian Gottlob Wilke ist im selben Jahr in der Behandlung dieser entscheidenden Frage nicht überzeugender: Sie werden als Korrekturen späterer Kopisten erklärt17 oder als Zufälle.18 Nicht viel weniger oberflächlich geht noch 1985, also 150 Jahre 12 Einen Überblick zu den verschiedenen Hypothesen bieten z.B.: X. Léon–Dufour 21965: 246–268. W. Kümmel 171973: 19–24. D. Guthrie 41990: 138–208. I. Broer 2006: 42–45. W. Schmithals NBL III 759–762. U. Schnelle 4RGG VII 1978–1984. K. Jaroš 2008: 39–40. 13 Wir nennen nur wenige Beispiele: U. von Wilamowitz–Moellendorff 1927: 59: »… war ein Meisterstück der vergleichenden Analyse, daß er die Priorität des Markusevangeliums vor den beiden andern Synoptikern erkannte; daß sie es benutzt haben, ergab sich als notwendige Folgerung.« Wilamowitz läßt den Leser im Unklaren, wer die notwendige Folgerung zog. Viele weitere nennt B. C. Butler 1951: 63f. G. Bornkamm (RGG3 II: 754) schreibt: »Die bis heute in der Forschung zumeist vertretene Lösung des synoptischen Quellenproblems bahnte sich mit dem von C. Lachmann 1835 (…) überzeugend geführten Nachweis an, daß Markus das älteste Evangelium ist.« In der 4. Aufl. desselben Werkes (RGG4 VII: 1979) schreibt U. Schnelle: »Umfassend und methodisch gesichert wies der Philologe Karl Lachmann (1793–1851) nach, Mk bilde die Grundlage für Mt und Lk«. 14 C. Lachmann 1835: 582. Übersetzung: »Wenn all dies sich so verhält, wie ich sagte, wenn sowohl Matthäus als auch Lukas mit der Erzählfolge des Markusevangeliums in jeder Hinsicht so genau übereinstimmen, daß auch noch von den allerkleinsten Umstellungen angenommen werden kann, daß jeder der beiden sie in jeweils eigener besonderer Absicht vornahm, wenn bei dieser äußersten Übereinstimmung dennoch offensichtlich ist, daß sie kein Exemplar des Markusevangeliums zum Nachahmen vorliegen hatten, bleibt als einzige Erklärungsmöglichkeit, daß die Erzählfolge, der sie sich sozusagen gehorsam anschließen, von einer unbekannten maßgebenden Tradition des Evangeliums verbindlich festgelegt gewesen war, schon bevor sie selbst schrieben.« Dieser Aufsatz wurde im 2. Band seiner Ausgabe Novum Testamentum Graece et Latine (1850) nachgedruckt. 15 W. Schmithals 1985: 73: »Der Vorschlag Lachmanns hat sich zwar nicht durchgesetzt, leitete aber unmittelbar zur Lösung des synoptischen Problems in Gestalt der Zwei–Quellen–Theorie über.« 16 Ch. H. Weiße I 1838: Einleitung des ersten Bandes. 17 Ch. G. Wilke 1838: 463–466; 471–674. 18 Ch. G. Wilke 1838: 674–676.
Einführung: Stemmatische Methode
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später, W. Schmithals mit diesen Einwänden um.19 Schon der Name, den diese Einwände später bekamen – minor agreements –, ist ein folgenreicher Euphemismus. Ein die Sache treffender Terminus wäre »Gegenargumente« gegen die Zwei–Quellenhypothese.20 Seit Heinrich Julius Holtzmann, der als Lösung des Problems einen Ur–Markus einführt, gilt die Zwei–Quellen–Hypothese als ein gesichertes Wissen der neutestamentlichen Wissenschaft.21 Aus einer Hypothese mit sehr unsicherer Grundlage wäre also auf wundersame Weise eine Tatsache geworden, obwohl sich an der unsicheren Grundlage nichts geändert hatte.22 Zu einer solchen Einschätzung der Zwei–Quellen–Hypothese als »gesichertes Wissen« kann man allerdings nur kommen, wenn man die Anhänger dieser Theorie zählt, nicht aber nach ihrem intellektuellen Gewicht beurteilt. Th. von Zahn war zum Beispiel nie ein Anhänger dieser Theorie, sondern hielt »ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen unserem Mt und unserem Mk« für »wahrscheinlich«,23 eine Einschätzung, die nach unseren Ergebnissen der Wirklichkeit sehr viel näher ist als die Zwei–Quellen–Hypothese. Die vielen Stimmen, die sich immer wieder gegen die Richtigkeit der Zwei–Quellen–Hypothese erhoben, wurden nicht zur Kenntnis genommen. Man hatte sich mit der Zwei–Quellen–Hypothese bequem eingerichtet.24 In der Tat gibt es in der neutestamentlichen Wissenschaft bis heute kaum Vertreter der Unabhängigkeit der Synoptiker. Eine markante Ausnahme ist X. Léon–Dufour: »Literarische Beziehungen haben nicht unbedingt immer zwischen den Evangelien, sondern schon innerhalb der mehr oder minder systematisch geprägten präsynoptischen Dokumentation stattgefunden. ... Diese Hypothese bietet den Vorteil, anpassungsfähig und zugleich fest zu sein. Im Grunde überträgt sie nur die Beziehungen, die man heute mehr und mehr zwischen Mt und Lk in der W. Schmithals, 1985: 211: Statt sorgfältiger Analysen bekommt man z.B. zu lesen: »und die Summe solcher zufälligen Übereinstimmungen bleibt durchaus im Rahmen der statistischen Wahrscheinlichkeit.« Das ist umso befremdlicher, als er sich des Problems bewußt ist: »Die eigentliche Schwäche der Zwei–Quellen–Theorie (…) besteht indessen in den Übereinstimmungen des MtEv und des LukEv gegen das MkEv im Stoff des MkEv« (188). Noch oberflächlicher hatte sich wenige Jahre vorher (RGG3 II: 755) G. Bornkamm geäußert: »Auch die Zweiquellentheorie läßt im einzelnen zahlreiche Fragen offen …« Das ist alles! In der 4. Aufl. desselben Werks ist das Problembewußtsein größer. U. Schnelle RGG4 VII 1982: »Verteilt über den gesamten verarbeiteten Markusstoff weisen Mt und Lk ca. 700 kleinere wörtliche Übereinstimmungen – minor agreements – gegen Mk auf. Ihre Anzahl und ihre Verteilung über den gesamten Evangeliumsstoff machen es sehr unwahrscheinlich, daß Mt und Lk so oft gleichzeitig und gleichartig den Mk–Text bearbeiteten. Es ist deshalb anzunehmen, daß Mt und Lk eine andere Fassung vorlag, die entweder vor (Urmarkus) oder nach (Deuteromarkus; DtMk) dem kanonischen Evangelium anzusetzen ist.« 20 Erschöpfende Auskünfte über die »minor agreements« gibt F. Neirynck 1974. Dort wird auch ausführlich über »The Study of the Minor Agreements« in der bisherigen Forschung berichtet (11–48). 21 W. Schmithals 1985: 191: »Das Verdienst, die Zwei–Quellen–Theorie zu weitester Anerkennung geführt zu haben, kommt vor allem Holtzmann zu …« H. J. Holtzmann 1863, und in weiteren Schriften. 22 H. J. Holtzmann 1890: 15: »Zweierlei Resultate haben sich herausgestellt. Zunächst dies, daß, wenn es überhaupt eine gemeinsame Quelle gibt, dieselbe nur vorgestellt werden kann als sich entweder mit unserem 2. Evangelium deckend oder demselben doch ungleich näher stehend, als den beiden anderen. Dieses Haupterträgnis der kritischen Arbeit ist (…) erst seit 60 Jahren gewonnen, in dieser Zeit aber zu einem so soliden Bestande erhoben worden, daß wenigstens in solcher Allgemeinheit die ‚Mc–Hypothese’ keine Hypothese mehr zu nennen ist.« Es wird nicht einmal der Versuch gemacht, die Argumente, die zu diesem Ergebnis führten, dem neugierigen Leser mitzuteilen. Insgesamt ist die Verbindung des Konditionalsatzes am Anfang mit dem »soliden Bestande« am Ende zumindest überraschend. 23 Th. von Zahn II 1899: 323. 24 Wir verweisen hier auf B. C. Butler 1951, dort besonders Kap. V, und auf N. H. Palmer 1966/1967: 368–378. Von beiden wird aufgezeigt, von welchen historischen und logischen Fehlern die Zwei–Quellen–Hypothese ausgeht. Palmer übersetzt auch die wichtigsten Teile des oben genannten Aufsatzes von Lachmann, wie sich als notwendig erwiesen hatte, weil man Lachmann Meinungen unterstellte, die er nie geäußert hatte. Palmer und Butler sind die einzigen, von denen sich mit Sicherheit sagen läßt, daß sie Lachmanns Aufsatz tatsächlich gelesen haben. Einige Komik liegt deshalb darin, daß Palmer Butler zu unterstellen scheint, er habe Lachmanns Aufsatz nicht gelesen, weil er den Fehlschluß Späterer »dubbed (over–hastily) ‚the Lachmann fallacy.’« Das tut Butler zwar tatsächlich, aber wohl nur um der Kürze willen, denn er weiß es besser: »Lachmann took it for granted that neither St Matthew nor Luke is dependent on Mark and held all the three Synoptic Gospels depend on a common written or oral source. On this assumption his argument (that the Marcan order of events is a faithful reproduction of the source’s order) holds good. It is Lachmann’s followers who have inadvertently committed themselves to a fallacy. Lachmann prefaces his inference with the vital proviso (discarded by his modern followers): Si eos [sc. St Matthew and St Luke] exemplar Marci propositum quod imitarentur non habuisse manifestum est.« (B. C. Butler 1951: 63, Anm. 1). 19
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Einführung: Stemmatische Methode
traditio duplex feststellt, auf das gesamte Überlieferungsgut. Der Einwand, die gleiche Anordnung des Stoffes in den synoptischen Evangelien verlange unbedingt eine stärkere literarische Abhängigkeit, verliert an Gewicht, wenn man sich die Festigkeit der präsynoptischen Überlieferung vergegenwärtigt.«25 X. Léon–Dufour neigt aber trotz seiner Feststellung »Wenn man darauf verzichtet, die synoptische Tradition aus der Existenz einer oder zweier Quellen herzuleiten, braucht man deshalb noch nicht zur Traditions– oder Benützungshypothese zurückzukehren. Es bleibt ein mittlerer Weg. ... Hinter den Synoptikern steht eine Vielzahl von Zeugen und Zeugnissen.«26 dazu, daß solche schriftlich fixierten Zeugnisse des präsynoptischen Materials den Evangelisten als Quellen dienten, wie z.B. seine Berufung auf E. Jacquier, W. L. Knox u.a. zeigt. Ohne die Existenz solch schriftlichen Materials zu leugnen (vgl. dazu unter Kapitel V), sind wir jedoch der begründeten Meinung, daß schon verschriftetes Material keinen prägenden Einfluß auf die Synoptiker ausgeübt hat und selbst die mögliche Kenntnis Lukas’ des Markusevangeliums nicht dazu führte, daß Lukas es als unmittelbare Quelle verwendet hat (vgl. oben). Auch James D. G. Dunn27 kommt in einigen Bereichen zu einer ähnlichen Auffassung. Er stellt zwar nicht in Frage, daß Markus die Vorlage des Matthäus und Lukas war, hält aber trotzdem – und das sollte hier vermerkt werden! – in einer Reihe von Fällen (Stillung des Sturms, Syrophönikierin, Rangstreit der Jünger, Scherflein der Witwe u.a.) die Annahme der literarischen Abhängigkeit der beiden anderen Synoptiker von Markus für eine ungeeignete Erklärung des literarischen Verhältnisses. Er nimmt statt dessen an, daß die drei Synoptiker in diesen Fällen, unabhängig voneinander, auf ihrer eigenen Kenntnis mündlicher Wiedergaben derselben Geschichten fußen. Warum war es Lachmann so selbstverständlich, daß Matthäus und Lukas nicht Markus zur Vorlage hatten? Leider sind wir auf Vermutungen angewiesen. Lachmann hatte sich bei der Untersuchung von Handschriften desselben Textes, zum Beispiel des Lukrez und Properz, in genauestem Vergleichen von textlichen Unterschieden geübt und war deshalb auf die neue Aufgabe, den Vergleich von weitgehend gleichen literarischen Darstellungen derselben Ereignisse, also den Vergleich der drei Synoptiker, bestens vorbereitet. Er konnte also die Lachmannsche Methode der Untersuchung der Abhängigkeiten von Handschriften, die sogenannte stemmatische Methode, auf die Untersuchung der Abhängigkeiten literarischer Texte übertragen. Was Lachmann offensichtlich war, konnten seine Nachfolger nicht nur nicht sehen, sondern sie überlasen allesamt28 sogar seine eindeutige Aussage, daß Matthäus und Lukas von Markus unabhängig seien. In dem vorliegenden Buch haben wir den Versuch gemacht, die stemmatische Methode auf die Untersuchung der Synoptiker anzuwenden, wie es unserer Vermutung nach Lachmann in seinem Kopf schon getan hatte, bedauerlicherweise, ohne die Ergebnisse anders als in dem oben zitierten kurzen Satz mitzuteilen. Lachmanns Feststellung, daß die Synoptiker unabhängig voneinander auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen, war jedoch nicht unsere Ausgangshypothese. Wir hatten am Beginn unserer Arbeit nicht ausgeschlossen, daß Markus wenigstens in einigen Fällen die Quelle der beiden anderen Synoptiker sein könnte. Wir gingen völlig voraussetzungslos an die Untersuchung, die zu unserem Erstaunen Lachmanns Feststellung in diesem einen Satz ganz und gar bestätigte. Die stemmatische Methode ist heute so eng mit dem Namen Karl Lachmann verknüpft, daß sie auch die Lachmannsche Methode genannt wird. Lachmann war nicht der erste, der sich dieses Verfahrens bediente, aber er wendete dieses Verfahren bei seiner Edition des Lukrez (Berlin 1850) in so eindrucksvoller Weise an, daß diese Ausgabe als die Geburtsurkunde der Methode gilt. Für unsere Zwecke genügt ein Blick in diese Ausgabe, um seine Methode zu erläutern. Es lagen ihm zwei Handschriften des 9. Jahrhunderts vor, die in Leiden aufbewahrten Mss. Vossianus Lat. F. 30 und Vossianus Lat. Q. 94. Beim Vergleich der beiden Handschriften stellte er fest, daß sie einerseits durch Übereinstimmungen gekennzeichnet waren, die nach aller Wahrscheinlichkeit nicht zweimal unabhängig von einander zufällig entstanden sein konnten, z.B. durch Lücken oder Umstellungen von Versen, andererseits durch Unterschiede, z.B. ebenfalls durch Lücken und Umstellungen von Versen. Die Unterschiede erlaubten ihm den Schluß, daß keine der beiden Handschriften die Vorlage der anderen war, die Übereinstimmungen erlaubten den weiteren Schluß, daß beide auf 25 26 27 28
X. Léon–Dufour 21965: 267–268. Ebd. 264. 2000: 287-326. Wir haben kein Gegenbeispiel finden können.
Einführung: Stemmatische Methode
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eine gemeinsame Vorlage zurückgingen. Diese Methode wurde also entwickelt bei der Untersuchung und für die Untersuchung von verschiedenen Handschriften desselben Textes. Deren Schreiber machen beim Kopieren Fehler oder ändern, in selteneren Fällen, den Text. Die Ermittlung dieser Fehler und sonstigen Textunterschiede erlaubt, die verwandtschaftlichen Beziehungen der Handschriften untereinander festzustellen. Wir beschlossen nun, dieses Verfahren der Untersuchung verschiedener Handschriften desselben Textes auf die Untersuchung verschiedener literarischer Darstellungen desselben Ereignisses zu übertragen. Die grundlegende Voraussetzung dafür, daß diese Übertragung möglich ist, liegt in der Tatsache, daß die Verfasser der synoptischen Evangelien den Stoff, der ihnen vorlag, nicht frei gestalteten, sondern bemüht waren, das ihnen Vorliegende in großer Genauigkeit zu berichten, ähnlich wie die Schreiber von Handschriften bemüht waren, die ihnen vorliegenden Texte möglichst fehlerfrei zu kopieren. Wenn also die Übertragung dieses Verfahrens von der Untersuchung von Handschriften auf die Untersuchung der synoptischen Texte gelingt, d.h. wenn dieses Verfahren in dem neuen Bereich überzeugende Ergebnisse zu Tage fördert, ist mit diesen Ergebnissen zugleich ein Beweis der historischen Zuverlässigkeit dieses Überlieferungsabschnitts der evangelischen Geschichte erbracht. Bei der Untersuchung von Handschriften ist man davon abhängig, daß z.B. ein Schreiber unfreiwillig Fehler macht, durch die man die eine Kopie von einer anderen unterscheiden kann; man spricht dann von Trennfehlern. Wenn diese Trennfehler in anderen Handschriften wiederkehren, verbinden sie diese Handschriften miteinander gegen andere, in denen diese Fehler nicht vorhanden sind. Man spricht dann von Bindefehlern. Bei der Übertragung der stemmatischen Methode auf die Untersuchung der synoptischen Evangelien ging es nicht um die Suche nach Trenn– und Bindefehlern, da die Verfasser in aller Regel verständliche, fehlerfreie Texte verfassen. Es ging statt dessen um stilistische, semantische und grammatikalische Unterschiede und Übereinstimmungen, um ein Mehr oder Weniger an Text, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Schilderung des Ablaufs der berichteten Ereignisse, um Umstellungen der Phasen im Ablauf eines Ereignisses der drei Synoptiker, also um eine große Fülle von Merkmalen der Texte und um eine größere Zahl von Merkmalen, als sie mechanisch kopierende Schreiber je verursachen könnten. Man könnte nun vermuten, daß Unterschiede dieser Art weniger eindeutig sind als z.B. ein Fehler, den ein Schreiber beim Kopieren begeht. Das ist im Einzelfall richtig. In der Praxis waren wir jedoch bei der Untersuchung der Texte der Synoptiker im Vorteil. Bei der Untersuchung von Handschriften kann es vorkommen, daß man (lange) vergeblich nach einem Fehler eines Kopisten sucht, beim Vergleich der synoptischen Texte fanden sich nahezu ausnahmslos Unterschiede in mehr oder weniger großer Zahl, die eindeutige Urteile erlaubten. Diese Unterschiede und Übereinstimmungen bezeichnen wir, da es bei der Untersuchung des literarischen Verhältnisses der Synoptiker nicht mehr um Fehler geht, als Trennindizien und Bindeindizien.29 Ein großer Glücksfall bei der vorliegenden Untersuchung war, daß wir es bei den Synoptikern in der Mehrzahl der Fälle mit einer dreifachen Überlieferung zu tun hatten, in der sich je zwei der Texte beim Vergleich mit dem dritten als offensichtlich sehr eng verwandt erwiesen. Wenn wir z.B. in der Perikope von der »Tochter des Jairus und der blutflüssigen Frau« (vgl. 3.2.930) nur die Texte des Matthäus und Markus hätten, von denen der eine (Matth 9,20) die Krankheit der Frau mit ai˚morroouvsa (»blutflüssig«) bezeichnet, der andere (Mk 5,25) mit ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß (»im Fluß des Blutes seiend«), sähen wir den Unterschied als unbedeutend an. Da wir aber auch den Text des Lukas besitzen, der wörtlich mit Markus gegen Matthäus übereinstimmt (Matthäus: ai˚morroouvsa, Markus und Lukas: ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß) müssen wir diesen Fall als ein Indiz der Verbindung zwischen den Quellen des Markus und des Lukas ansehen. Dieses Indiz allein wäre nicht beweiskräftig, aber es gibt bei dieser Perikope vier weitere Bindeindizien dieser Qualität in den Texten des Markus und Lukas gegen Matthäus, die zusammen ein so großes Gewicht haben, daß keine vernünftigen Zweifel mehr möglich sind. Der Glücksfall der dreifachen Überlieferung liegt also darin, daß ein dritter Text sehr oft den Schluß erlaubt, daß zwei der drei Texte enger zusammengehören. Insgesamt bedienen wir uns bei unseren Untersuchungen immer wieder der Tatsache, daß viele Argumente, die als einzelne nur geringes Gewicht haben, zusammen großes und ausschlaggebendes Gewicht haben, wir bedienen uns also eines kumulativen Arguments. Das gerade angeführte Beispiel (Matthäus: ai˚morroouvsa, Markus und Lukas: ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß) zeigt, daß man im Fall der Synoptiker nicht einmal völlig auf den Vorteil verzichten muß, den derjenige hat, der die Wir glauben, daß diese Termini bei der vorliegenden Untersuchung eine sinnvolle Änderung der von P. Maass 1960 geprägten Termini Trennfehler und Bindefehler sind. 30 K. Aland 151996: Nr. 138. 29
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Einführung: Stemmatische Methode
Leistung von Kopisten beim Kopieren von Handschriften untersucht, nämlich die wörtliche Übereinstimmung und deren Fehlen. Über weite Strecken der Texte stimmen die Synoptiker, ähnlich wie Kopien desselben Textes in der stemmatischen Untersuchung, Wort für Wort überein. Die Abweichungen haben dann ein besonderes Gewicht, ähnlich den Fehlern in einer handschriftlichen Überlieferung.
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2. Übersicht zum synoptischen Textmaterial unter EinschluSS einiger Johannes – Parallelen KURZTITEL
MARKUS 1,1
001 Einleitung/ Vorwort
MATTHÄUS 1,1
LUKAS 1,1–4
JOHANNES 1,1–18
Nr. und Kat.* –
1. Kindheitsgeschichte Johannes des Täufers und Jesu Matth 1,1–2,23; Luk 1,1–2,52
001 Verheißung der Geburt des Täufers 002 Verheißung der Geburt Jesu 003 Besuch Marias bei Elisabeth 004 Geburt Johannes des Täufers 005 Genealogie Jesu; vgl. 2. 007 006 Geburt Jesu 007 Verkündigung an die Hirten 008 Beschneidung und Darstellung Jesu im Heiligtum 009 Huldigung der Magier 010 Flucht nach Ägypten und Rückkehr 011 Jesus als Zwölfjähriger im Heiligtum
– – – – – – –
– – – – 1,2–17 1,18–25 –
1,5–25 1,26–38 1,39–56 1,57–80
– – – – – – –
– – – – 4.2.2.1; C* – –
–
–
2,21–40
–
–
– –
2,1–12 2,13–23
– –
– –
– –
–
–
2,41–52
–
–
2,1–7 2,8–20
3,23–38
2. Vorbereitung des öffentlichen Wirkens Jesu Mk 1,2–13; Matth 3,1–4,11; Luk 3,1–4,13
001 Das Auftreten des Täufers 002 Allgemeine Predigt des Täufers 003 Standespredigt des Täufers 004 Ankündigung des Messias durch den Täufer 005 Gefangennahme des Täufers 006 Die Taufe Jesu durch Johannes 007 Genealogie Jesu; vgl. 1. 005 008 Die Versuchung Jesu
1,2–6 – –
3,1–6 3,7–10 –
3,1–6 3,7–9 3,10–14
1,6.23 – –
3.1.3; I 4.2.2.2; C –
1,7–8
3,11–12
3,15–18
1,25–28
3.3.1; III
3,19–20 3,21–22 3,23–38 4,1–13
– – – –
3.1.10; I 3.5.1; IV* 4.2.2.1; C* 3.5.2; IV*
1,9–11 – 1,12–13
6,17–29
3,13–17 4,1–11
14,3–12 1,2–17
3. Das öffentliche Wirken Jesu in Galiläa Mk 1,14–7,23; Matth 4,12–15,20; Luk 4,14–9,17
001 Beginn der Predigt Jesu in Galiläa 002 Predigt in Nazareth; vgl. 116 003 Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen; vgl. 023 und 052
1,14–15
13,53–58
4,14–15 4,16–30
4,1–3.43 4,44; 6,42
3.5.3; IV* 3.1.3; I
1,21–28
7,28–29
4,31–37
–
–
1,29–31
8,14–15
4,38–39
–
3.2.1; II
1,32–34; 3,11–12 1,35–39
8,16–17 4,23.24–25; 9,35 8,1–4 9,1–8
4,40–41 4,42–44 5,1–11 5,12–16 5,17–26
– – 1,35–51 – –
3.1.2; I 3.5.4; IV* 3.1.4; I 3.2.2; II 3.2.3; II
004 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus; vgl. 024 und 058 005 Weitere Heilungen; vgl. 025 und 059 006 Wanderungen in Galiläa; vgl. 026 007 Berufung der ersten Jünger 008 Heilung des Aussätzigen; vgl. 053 009 Heilung des Gelähmten; vgl. 063
1,16–20
6,1–6a
1,40–45 2,1–12
4,12–17
4,18–22
010 Die Berufung des Apostels Matthäus; vgl. 064
2,13–17
9,9–13
5,27–32
–
3.1.5; I
011 Die Fastenfrage; vgl. 065
2,18–22
9,14–17
012 Das Abraufen der Ähren am Sabbat; vgl. 081
5,33–39
–
3.1.6; I
2,23–28
12,1–8; 9,13
6,1–5
–
3.3.2; III
Synoptische Übersicht
24 013 Heilung des Mannes mit einer verdorrten Hand; 082 014 Berufung der Zwölf; vgl. 070 und 084 015 Heilungen am See; vgl. 083 016 Die Seligpreisungen; vgl. 027 017 Weherufe 018 Von der Feindesliebe; vgl. 035 019 Vom Richten vgl. 044 020 Warnung vor Pseudopropheten; vgl. 049 und 088
– – –
12,9–14
3,13–19; 6,7 3,7–12
10,1–4 4,24–25; 12,15–21 5,1–12
–
–
024 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus; vgl. 004 und 058
7,15–20; 10,24–25 12,33–35; 15,14
_
3.2.4; II
– – – – – –
3.1.7; I 3.2.5; II 4.3.2.1.1; C* – 4.3.2.1.4; C* –
6,39–42.43–45
13,16; 15,20
4.3.2.1.13; C*
6,46; 6,47–49
13,26–27
– –
4.3.2.1.14; C* 4.3.2.1.15; C
13,15–16; 14,5
6,12–16 6,17–19; 6,20–23 6,24–26 6,27–36 6,37–38
4,41–42
7,21–24 7,24–27
1,21–28
7,28–29
4,31–37
–
–
1,29–31
8,14–15
4,38–39
–
3.2.1; II
8,16–17
4,40–41 4,42–44
– – –
3.1.2; I 3.5.4; IV* 4.3.2.1.1; C*
–
–
–
4.3.2.1.2; C*
1,32–34; 1,35–39 –
3,11–12
4,21; 9,50
–
4,23. 24–25; 9,35 5,1–12 5,13–16
6,20–23 8,16; 11,33;14,34–35
5,17–20
16,16–17
030 Vom Töten; vgl. 4. 043 031 Vom Ehebruch; vgl. 4. 033 032 Von der Ehescheidung 033 Vom Schwören 034 Von der Wiedervergeltung 035 Von der Feindesliebe; vgl. 018 036 Vom Almosen 037 Vom Beten 038 Das Vaterunser; vgl. 4.027 039 Vom Fasten 040 Vom Schätze Sammeln; vgl. 4.039 041 Spruch vom Auge; vgl. 4.035 042 Vom Dienst zweier Herrn; vgl. 4.060 043 Vom Sorgen; vgl. 4.040 044 Vom Richten; vgl. 019 045 Keine Entweihung des Heiligen
–
046 Von der Erhörung des Gebetes; vgl. 4.029
–
7,7–11
047 Die Goldene Regel 048 Die beiden Wege; vgl. 4. 048
– –
049 Warnung vor Pseudopropheten; vgl. 020 und 088
–
7,12 7,13–14 7,15–20; 10,24–25
050 Warnung vor Selbsttäuschung; vgl. 021
–
7,21–23
051 Vom Haus auf dem Felsen; vgl. 022 052 Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen; vgl. 003 und 023 053 Heilung des Aussätzigen; vgl. 008 054 Der Hauptmann von Kapharnaum 055 Auferweckung in Nain
–
7,24–27
056 Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer; vgl. 077
6,6–11;
–
028 Salz der Erde, Licht der Welt 029 Von der Erfüllung des Gesetzes; vgl. 4. 062
5,43–48 7,1–5
4,24
_
021 Warnung vor Selbsttäuschung; vgl. 049 022 Vom Haus auf dem Felsen; vgl. 051 023 Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen; vgl. 003 und 052
025 Weitere Heilungen; vgl. 005 und 059 026 Wanderungen in Galiläa; vgl. 006 027 Die Seligpreisungen; vgl. 016
3,1–6
9,43–48 10,11–12
– – – – –
11,25
– – – – –
4,24
–
18,8–9 19,9
– – – – –
–
12,33–35; 15,14
1,21–28
1,40–45 – –
057 Der Sünderin wird vergeben; vgl. 6. 002
5,21–26 5,27–30; 5,31–32; 5,33–37 5,38–42 5,43–48 6,1–4 6,5–6 6,7–15 6,16–18 6,19–21 6,22–23 6,24 6,25–34 7,1–5 7,6
7,28–29 8,1–4 8,5–13 –
7,1–10 7,11–17
1,2
11,2–19
7,18–35;
14,3–9
26,6–13
7,36–50
– – – – –
4.3.2.1.3; C* – – – – 4.3.2.1.4; C* – – 4.3.2.1.5; C* – 4.3.2.1.6; C* 4.3.2.1.7; C 4.3.2.1.8; C 4.3.2.1.9; C* – –
11,9–13
–
4.3.2.1.10; C
13,23–24
6,31
– –
4.3.2.1.11; C 4.3.2.1.12; C*
3,9–10 6,43–44
–
4.3.2.1.13; C*
6,46 13,26–27
–
4.3.2.1.14; C*
6,47–49
–
4.3.2.1.15; C
4,31–37
–
–
5,12–16
– 4,46–53 –
3.2.2; II 4.3.2.1.16; C* –
–
4.3.2.1.18; C
–
3.1.23; I
12,57–59 16,18 6,29–30 6,27–36
11,1–4 12,33–34 11,34–36 16,13 12,22–32 6,37–38
16,16
– – – – – – – –
058 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus vgl. 004 und 024
1,29–31
8,14–15
4,38–39
–
3.2.1; II
059 Weitere Heilungen; vgl. 005 und 025
1,32–34; 3,11–12
8,16–17
4,40–41
–
3.1.2; I
8,18–22
9,57–60
–
4.3.1.1.17; C*
060 Forderungen der Nachfolge; vgl. 4.020
–
Synoptische Übersicht
25
061 Stillung des Sturms; vgl. 097 u. 113 062 Heilungen der Besessenen von Gadara; vgl. 098 und 114
4,35–41
8,23–27;
8,22–25
–
3.2.7; II
5,1–20
8,28–34
8,26–39
–
3.2.8; II
8,18
063 Die Heilung des Gelähmten; vgl. 009
2,1–12
9,1–8
5,17–26
–
3.2.3; II
064 Die Berufung des Apostels Matthäus; vgl. 010
2,13–17
9,9–13
5,27–32
–
3.1.5; I
065 Die Fastenfrage; vgl. 011
2,18–22
9,14–17
5,33–39
–
3.1.6; I
9,18–26
8,40–56
–
3.2.9; II
18,35–43
–
3.2.14; II
066 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau; vgl. 099 und 115
5,21–43 10,46–52
067 Blindenheilung; vgl. 4. 086
3,22–27
068 Jesus und Beelzebul; vgl. 086 und 4.030 069 Spruch von der Ernte 070 Berufung der Zwölf; vgl. 014 und 084 071 Die Aussendung der Zwölf; vgl. 117
6,34 3,13–19; 6,7 6,6b–13; 3,14–19
072 Ankündigung von Verfolgungen; vgl. 5.019
13,9–13
073 Mahnung zu furchtlosem Bekenntnis 074 Jesus, Ursache von Entzweiungen; vgl. 4.042 075 Wenn mir einer nachfolgen will; vgl. 4.009
9,27–31; 20,29–34 9,32–34;
7,16a.18; 12,22–30
6,43; 9,50; 11,14–23
24,9–14
8,40; 12,11–12 21,12–19
9,35–38; 4,23 10,1–4 10,1–16 10,17–25;
4,22; 8,38
10,26–33
13,12
10,34–36
8,34–9,1
10,37–39
10,40–11,1; 11,2–19 11,20–24;
076 Schluß der Aussendungsrede; 077 Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer; vgl. 056 078 Gerichtsdrohung gegen galiläische Städte; vgl. 4.021
–
079 Lobpreis des Vaters; vgl. 4.023
–
11,25–27
080 Heilandsruf
–
11,28–30
2,23–28
12,1–8;
3,1–6
12,9–14
083 Heilungen am See; vgl. 015 084 Berufung der Zwölf; vgl. 014 und 070 085 Verhalten der Verwandten Jesu
3,7–12 3,13–19; 6,7 3,20–21; 2,2; 6,31
12,15–21 4,24–25
086 Jesus und Beelzebul; vgl. 068 und 4.030
3,22–27
– 12,22–30;
087 Die Sünde wider den Heiligen Geist
3,28–30
12,31–32;
088 Selbstprüfung; vgl. 020 und 049 089 Zeichen des Jona; vgl. 4.034
–
090 Die Rückkehr des unreinen Geistes; vgl. 4.031
–
081 Das Abraufen der Ähren am Sabbat; vgl. 012 082 Heilung des Mannes mit einer verdorrten Hand; vgl. 013
1,2
– 3.1.6: I 3.2.10; II
13,16; 15,20
3.2.17; II
8,17; 9,26
–
–
12,49–53
–
–
12,25
3.2.10; II
–
– 4.3.2.1.18; C
9,23–27 9,45
18,5
7,18–35; 16,16
4.3.2.1.19; C
10,12–15 10,21–22
–
3,35; 7,29; 10,14–15; 17,2 –
4.3.2.1.20; C –
6,1–5
–
3.3.2; III
6,6–11; 13,15–16; 14,5
_
3.2.4; II
6,17–19; 4,41–42 6,12–16
– – –
3.2.5; II 3.1.7; I –
11,14–23; 6,43; 9,50
_
3.3.3; III
12,10;
–
–
12,33–37; 7,15–20 12,38–42
6,43–45 11,29–32
– –
4.3.2.1.13; C* –
12,43–45
11,24–26
–
4.3.2.1.21; C
–
–
–
–
–
–
9,13
10,1–4
7,16a.18; 9,32–34
–
17,16–20
12,11–12
– – –
10,2 6,12–16 9,1–6
16,24–28
3.3.3; III
1,39; 15,40–41
4,23; 9,35 27,55–56
4,1–9
13,1–9
093 Zweck der Bildreden; vgl. 101
4,10–12
13,10–17; 4,25
094 Deutung der Bildrede vom viererlei Acker; vgl. 102
4,13–20
13,18–23
8,11–15
–
3.1.9; I
6,22–23
8,16–18; 8,19–21 8,22–25
– 15,14 –
– 3.1.8; I 3.2.6; II
091 Die dienenden Frauen 092 Bildrede vom Sämann; vgl. 100
095 Bildrede von der Lampe; vgl. 104 096 Jesu wahre Verwandte 097 Stillung des Sturms; vgl. 061 u. 113
3,31–35
098 Heilungen der Besessenen von Gadara; vgl. 062 und 114 099 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau; vgl. 066 und 115
4,35–41
12,46–50
8,23–27; 8,18
8,4–8; 8,9–10;
5,1–3
8,18b; 10,23–24
5,1–20
8,28–34
8,26–39
–
3.2.8; II
5,21–43
9,18–26
8,40–56
–
3.2.9; II
–
–
–
–
–
3.1.9; I
101 Zweck der Bildreden; vgl. 093
4,10–12
13,1–9 13,10–17;
102 Deutung der Bildrede vom viererlei Acker; vgl. 094
4,13–20
13,18–23
100 Bildrede vom Sämann; vgl. 092
4,1–9
4,21–25
8,1–3
8,4–8; 5,1–3 4,25
8,9–10; 8,18b; 10,23–24 8,11–15
Synoptische Übersicht
26 103 Bildrede vom Unkraut 104 Bildrede von der Lampe; vgl. 095 105 Bildrede von der selbst wachsenden Saat 106 Bildrede vom Senfkorn; vgl. 4. 046 107 Bildrede vom Sauerteig; vgl. 4.047 108 Über die Bedeutung der Bildreden 109 Deutung der Bildrede vom Unkraut
– 4,21–25
13,24–30
4,26–29
–
110 Bildrede vom Schatz und von der Perle
4,30–32 – 4,33–34 –
13,31–32 13,33 13,34–35 13,36–43
– –
–
13,44–46
– – 4,35–41
13,47–50 13,51–52
111 Bildrede vom Netz 112 Schluß der Bildreden 113 Stillung des Sturms; vgl. 061 u. 097 114 Heilungen der Besessenen von Gadara; vgl. 062 und 098 115 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau; vgl. 066 und 099
6,22–23
–
– –
– –
–
–
– – – –
3.2.6; II 4.3.2.1.22; C 4.3.2.2.1; A* –
–
–
–
– –
8,22–25
– – –
– – 3.2.7; II
8,16–18; 11,34–36;
–
8,23–27; 8,18
13,18–19 13,20–21
5,1–20
8,28–34
8,26–39
–
3.2.8; II
5,21–43
9,18–26
8,40–56
–
3.2.9; II
4,16–30
4,44; 6,42 –
3.1.3; I 3.2.10; II
–
3.1.10; I
– –
3.1.11; I 4.3.2.3; B*
9,10b–17
6,1–15
3.1.12; I
– –
6,15–21 – –
4.3.2.2.2; A* 4.3.2.2.3; A –
6,1–6a 6,6b–13; 3,14–19
13,53–58
6,14–16
14,1–2
9,7–9
14,3–12 – 14,13–21;
9,10a
121 Speisung der Fünftausend
6,17–29 6,30–31 6,32–44;
122 Jesus geht auf dem See 123 Jesus im Gebiet von Gennesareth 124 Rein und unrein
6,45–52 6,53–56 7,1–23
116 Predigt in Nazareth; vgl. 002 117 Die Aussendung der Zwölf; vgl. 071 118 Jesus zum Urteil des Herodes und des Volkes 119 Der Tod des Täufers 120 Die Rückkehr der Jünger
8,1–10
10,1–16
9,36; 15,32–39
14,22–33 14,34–36 15,1–20
9,1–6
3,19–20
6,39
4. Wanderungen Jesu außerhalb Galiläas und der Weg nach Jerusalem Mk 7,24–10,52; Matth 15,21–20,34; Luk 9,18–19,27
001 Die Syrophönikierin 002 Die Heilung eines Taubstummen und anderer Kranker 003 Speisung der Viertausend 004 Zeichenforderung der Pharisäer vgl. 3.089 und 043 005 Der Sauerteig der Pharisäer und des Herodes 006 Heilung eines Blinden bei Bethsaida 007 Das Petrusbekenntnis 008 Erste Leidensankündigung
7,24–30
15,21–28
–
–
4.4.2.2.1; A*
7,31–37
15,29–31
–
–
4.4.2.2.2; A*
8,1–10 8,11–13;
15,32–39
–
–
4.4.2.2.3; A*
6,30
–
11,16. 29–30; 12,54–56
8,14–21
16,5–12
010 Jesu Verklärung 011 Jüngerfrage wegen Elias 012 Heilung eines besessenen Knaben 013 Zweite Leidensankündigung
9,2–10 9,11–13 9,14–29; 9,30–32
17,1–9 17,10–13 17,14–21; 17,22–23
014 Rangstreit der Jünger; vgl. 017
9,33–37;
015 Tempelsteuer 016 Der fremde Exorzist; vgl. 018
– 9,38–41
018 Der fremde Exorzist; vgl. 016 019 Feindliche Samariter 020 Forderungen der Nachfolge vgl. 3.060 021 Aussendung der Zwölf, der 72 und Gerichtsdrohung gegen galiläische Städte; vgl. 3. 071 und 3.078
7,31–37
– 9,18–21 9,22 9,23–27;
– 6,67–71 –
– 3.5.5; IV* 3.1.13; I
–
3.2.11; II
9,28–36; 17,37 – 9,37–43a; 17,6 9,43b–45 9,46–48;
– – – –
3.1.14; I
–
3.2.12; II
17,24–27
–
18,1–5;
9,46–48; 10,16 14,11; 18,14.17 22,26 9,49–50; 11,33
– –
– –
–
3.2.12; II
–
– –
9,57–62
–
4.3.1.1.17; C*
10,1–11.12– 15.16; 9,1–6
–
3.2.9; II 4.3.2.1.19; C
21,21
18,1–5 10,40; 20,26–27 23,12
10,15.43–44
10,42; 12,30
9,33–37 10,15.43–44
–
18,18
10,33–38–39
11,2–23
9,38–41
–
–
10,40; 20,26–27; 23,12 10,42; 12,30 8,18–22
6,6b–13; 3,14–19
–
12,1
8,34–9,1
017 Rangstreit der Jünger; vgl. 014
11,16.29; 12,54–56
16,1.2–3.4 – 16,13–20; 16,21–23 16,24–28;
009 Wenn mir einer nachfolgen will; vgl. 3.075
8,22–26; 8,27–30 8,31–33
12,38–40
10,1–16 11,20–24
12,9; 14,27; 17,33
10,16; 14,11; 18,14.17; 22,26 9,49–50; 11,33
9,51–56
3.3.4; III 3.1.15; I
Synoptische Übersicht 022 Rückkehr der Jünger 023 Lobpreis des Vaters; vgl. 3.079 und Seligpreisung der Jünger 024 Das oberste Gebot; vgl. 5. 012 025 Bildrede vom barmh. Samariter 026 Martha und Maria 027 Das Vaterunser; vgl. 3.038 028 Der zudringliche Freund 029 Von der Erhörung des Gebetes; vgl. 3.046
27 –
–
– 12,28–34
– –
11,25
–
032 Seligpreisung der Mutter Jesu 033 Warnung vor Ärgernis; vgl. 3. 031; und 064
7,7–11 12,22–30 7,16a.18; 9,32–34
–
12,43–45
–
–
9,42–50;
18,6–9.
036 Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte; vgl. 5. 014 037 Warnung vor der Heuchelei der Pharisäer 038 Mahnung zu furchtlosem Bekenntnis
– –
042 Jesus, Ursache von Entzweiungen; vgl. 3. 074 043 Die Zeichen der Zeit; vgl. 3. 030, 3. 089 und 004
–
044 Ruf zur Umkehr 045 Heilung einer verkrümmten Frau 046 Die Bildrede vom Senfkorn; vgl. 3. 106 047 Bildrede vom Sauerteig; vgl. 3. 107 048 Die beiden Wege; vgl. 3. 048 049 Herodes, der Fuchs 050 Weheruf über Jerusalem; vgl. 5. 015 051 Heilung eines Wassersüchtigen 052 Über die Wahl der Plätze 053 Über die Wahl der Gäste
– –
054 Bildreden vom großen Festmahl; auf alles verzichten; vgl. 5. 009
_
– – – – – – –
10–[11];
4,21–25
12,38–42 16,1.2a.4; 5,16 6,22–23
12,37b–40; 9,35; 10,43–44
23,1–36; 20,26–27
4,22 8,15
10,26–27 16,6
3,28–29 8,38; 13,11
10,19–20.28–33 12,31
8,11–12; 4,21
035 Spruch vom Auge; vgl. 3.041
041 Mahnungen zur Wachsamkeit; vgl. 5. 025
6,7–15
–
3,22–27
034 Zeichen des Jona; vgl. 3.089
039 Vom Schätze Sammeln; vgl. 3. 040 040 Vom Sorgen; vgl. 3. 043
22,34–40
– –
–
030 Jesus und Beelzebul; vgl. 3.068 und 3. 086 031 Die Rückkehr des unreinen Geistes; vgl. 3.090
11,25–27 13,16–17
11,14–23;
6,43; 9,50
–
4.3.2.1.10; C
_
3.3.3; III
11,24–26
4.3.2.1.21; C
11,27–28
–
17,1–2; 14,34–35
11,29–33 11,34–36; 11,37–54;
8,16 20,45– 47; 9,48; 13,34–35; 14,11; 18,14; 22,26
12,1–3;
8,15
12,4–12;
21,14–15.18
–
3.1.16; I
–
– 4.3.2.1.7; C*
–
3.2.16; II
–
–
–
–
–
–
13,1–9 13,10–17; 14,5 13,18–19 13,20–21 13,22–24.25–30 13,31–33 13,34–35 14,1–6 14,7–11; 18,14 14,12–14
– – – – – – – –
4.4.2.1.1; C 4.3.2.1.3; C* – – 3.2.6; II 4.3.2.1.22; C 4.3.2.1.12; C* – 4.5.2.1.2; C – – –
22,1–14
14,15–24.25–27
–
4.5.2.2.1; C*
18,6–9
14,28–33 14,34–35; 17,1–2
– –
– 3.1.16; I
15,1–7
–
4.4.2.1.2; C*
10,34–36 5,25–26; 16,2–3 12,11–12 13,31–32 13,13 7,13–14 23,37–39 12,11 19,4; 23,12
10,12a.13; 21,24–36
4.3.2.1.6; C* 4.3.2.1.9; C*
12,54–56.57–59
055 Auf den Besitz verzichten 056 Warnung vor Ärgernis; vgl. 033 u. 064
–
057 Bildrede vom verirrten Schaf; vgl. 074
–
058 Bildrede von der verlorenen Drachme
–
–
15,8–10
–
–
–
15,11–32
–
16,1–13
4.3.2.1.8; C
059 Bildrede vom verlorenen Sohn 060 Bildrede vom ungerechten Verwalter; vgl. 3.042 061 Gegen die Geldgier der Pharisäer 062 Vom Gesetz und von der Ehescheidung; vgl. 3. 029 063 Der reiche Prasser und der arme Lazarus
18,12–14
–
6,24
–
– 10,11–12
– –
5,18.32 11,12–13; 10,9
– 9,42–50
064 Warnung vor Ärgernis; vgl. 033 u. 056 065 Brüderliche Zurechtweisung und vom Vergeben; vgl. 075 und 077
9,42–50
–
11,9–13
– –
3.5.8; IV* – – 4.3.2.1.5; C* –
12,49–53
10,38; 13,12
–
20,40
4.3.2.1.20; C
3.1.24; I
24,42–44 24,45–51; 25,14
–
10,25–28; 10,29–37 10,38–42 11,1–4 11,5–8
–
–
13,33–37
4,30–32
10,21–22.23–24
– 3,35; 7,29; 10,14–15; 17,2
12,13–21 12,22–32.33 12,34–36.37–48
6,19–21 6,19–21.25–34
–
10,17–20
16,14–15
–
–
16,16–17.18
–
4.3.2.1.2; C*
16,19–31 18,6–9 18,6–7.15–18 21–22
–
17,1–2;
–
3.1.16; I
17,3.4
–
4.4.2.1.3; C*
Synoptische Übersicht
28 066 Die Kraft des Glaubens 067 Dienen in Demut 068 Die zehn Leprosen 069 Das Kommen des Gottesreiches
11,22–23
– – –
– – –
8,31.35; 13,15–16.21–23
070 Der Tag des Menschensohnes; vgl. 5. 020 071 Der ungerechte Richter und die unbequeme Witwe
–
072 Der Pharisäer und der Zöllner 073 Ehescheidung und Ehelosigkeit; vgl. 062 und 079 074 Bildrede vom verirrten Schaf vgl. 057
17,20; 21,21
10,39; 16,21.25 24,17–18.26–28. 37–41
–
– – –
17,22–37;
23,12
–
18,9–14;
19,1–12; 5,32
9,51, 16,18
–
–
15,1–7
–
4.4.2.1.2; C*
17,3
– – – – – –
4.4.2.1.3; C* – 4.4.2.1.4; C* – – 3.4.1; IV
–
3.2.13; II
–
3.3.5; III
– – – _ –
– 3.1.17; I 3.1.18; I 3.2.14; II –
–
4.5.2.1.5; C*
12,12–19 – 2,13–17 –
3.5.6; IV* – 3.5.7; IV* –
17,6
–
–
7,29–30
– – –
3.4.2; IV – 3.2.15; II
14,15–24
–
4.5.2.2.1; C*
–
3.1.19; I
18,12–14
075 Brüderliche Zurechtweisung; vgl. 065 076 Gemeinsames Beten 077 Vom Vergeben; vgl. 065 078 Der unbarmherzige Schuldner 079 Ehescheidung und Ehelosigkeit; vgl. 073 080 Jesus segnet die Kinder
– – – –
18,15–18 18,19–20; 18,21–22; 18,23–35 19,1–12; 19,13–15
081 Der reiche Jüngling
10,17–22
19,16–22
082 Von der Gefahr des Reichtums
10,23–31
19,23–30
083 Die Arbeiter im Weinberg 084 Dritte Leidensankündigung
– 10,32–34 10,35–45; 10,46–52 –
20,1–16 20,17–19 20,20–28; 23,11 20,29–34; 9,27–31 –
18,35–43 19,1–10
13,12; 25,14–30
19,11–27;
085 Der Ehrgeiz der Zebedäussöhne 086 Blindenheilung (Bartimäus); vgl. 3. 067 087 Zachäus 088 Die Bildrede vom anvertrauten Geld; vgl. 5. 028
10,13–16;
10,1–12 18,3
9,35
4,25
5,32
–
17,4
–
–
14,11
–
7,7–8 6,12
– – – – 3.1.21; I
9,22–34
18,1–8
– 10,1–12
17,5–6 17,7–10 17,11–19 17,20–21
9,51, 16,18
18,15–17 18,18–23;
10,25–28
18,24–30;
13,30; 22,28–30
– 18,31–34
22,24–27; 9,48; 12,50
8,18
5. Das Wirken Jesu in Jerusalem
Mk 11,1–13,37; Matth 21,1–25,46; Luk 19–21,38 001 Einzug in Jerusalem 002 Klage über Jerusalem 003 Jesus in Jerusalem 004 Jesus lehrt im Tempel 005 Verfluchung des Feigenbaumes; Glaube und Gebet 006 Frage nach der Vollmacht Jesu 007 Bildrede von den ungleichen Söhnen 008 Bildrede von den Winzern 009 Bildreden vom großen Festmahl; vgl. 4.054 010 Die Steuerfrage 011 Frage der Sadduzäer über die Auferstehung
11,1–10 – 11,11.15–19; –
21,1–9 – 21,10–17 –
11,12–14.20–26
21,18–19.20–22;
11,27–33 – 12,1–12;
21,23–27 21,28–32 21,33–46
–
22,1–14
12,13–17; 12,18–27;
22,15–22
20,20–26
22,23–33; 22,46
20,27–40
11,18b; 12,32.34
20,1–8 20,9–19
12,28–34 12,35–37a;
014 Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte; vgl. 4. 036
12,37b–40; 9,35;
23,1–36; 20,26–27
015 Weheruf über Jerusalem; vgl. 4. 050 016 Das Opfer der Witwe 017 Prophezeiung der Tempelzerstörung 018 Wann wird dies alles geschehen
– 12,41–44 13,1–2 13,3–8
019 Ankündigung von Verfolgungen; vgl. 3. 072
13,9–13
23,37–39; – 24,1–2 24,3–8 24,9–14;
21,1–4 21,5–6 21,7–11 21,12–19;
020 Gericht über Judäa
13,14–20
24,15–22
21,20–24
10,43–44
10,17–22.30
13,34f
3.1.20; I
012 Das oberste Gebot; vgl. 4. 024 013 Davids Sohn?
12,34
22,34–40 22,41–46
19,28–40 19,41–44; 19,45–46 19,47–48
–
3.5.8; IV* 3.4.3; IV
9,48; 11,37–54; 13,34–35; 14,11; 18,14; 22,26
_
3.2.16; II
13,34–35
_ – – –
4.5.2.1.2; C 4.5.2.2; B* 3.5.9; IV* 3.4.4; IV
–
3.2.17; II
–
3.1.21; I
10,25–28; 20,40 20,40
20,41–44; 20,45–47;
12,7.11f
Synoptische Übersicht
29
021 Warnung vor falschen Propheten 022 Das Kommen des Menschensohnes
13,21–23 13,24–27
24,23–28 24,29–31
21,25–28
– –
3.1.22; I 3.1.23; I
023 Wann wird der Herr endgültig offenbar werden?
13,28–32
24,32–36
21,29–33
–
3.4.5; IV
024 Bildrede von der Sintflut und Mahnungen zur Wachsamkeit; vgl. 4. 070
–
24,37–44
–
4.5.2.1.3; C*
025 Mahnungen zur Wachsamkeit; vgl. 4.041
13,33–37;
24,42–44;
12,37–46; 10,12a.13
–
3.1.24; I
026 Bildrede vom treuen und ungetreuen Knecht; vgl. 025 und 4.041
–
24,45–51
12,37–46
–
4.5.2.1.4; C*
–
25,1–13
–
25,14–30;
–
25,31–46
–
–
–
21,37–38
027 Bildrede von den Jungfrauen 028 Bildrede vom anvertrauten Geld; vgl. 4. 088 029 Das Weltgericht 030 Schlußbemerkung über Jesu öffentliches Auftreten
17,23–24.37b
17,26–36; 12,39–40
24,45–51; 25,14
21,34–36;
–
– 19,11–27; 8,18
13,12
–
4.5.2.1.5; C*
–
– –
6. Leiden und Auferstehung Jesu
Mk 14,1–16,20; Matth 26,1–28,20; Luk 22,1–24,53 14,1–2 14,3–9 14,10–11 14,12–16 14,17–25;
26,1–5 26,6–13 26,14–16 26,17–19 26,20–29;
22,1–2
14,26–31
26,30–35
22,31–34;
007 Rückblick und Ausblick 008 Gethsemane 009 Jesu Gefangennahme 010 Jesus vor dem Hohen Rat 011 Verleugnung Jesu durch Petrus
– 14,32–42 14,43–52 14,53–65 14,66–72
– 26,36–46 26,47–56 26,57–68 26,69–75
22,35–38 22,39–46 22,47–53 22,54–55.63–71 22,56–62
012 Jesus vor Pilatus
15,1–20a
27,1–31a
23,1–25
013 Der Weg nach Golgatha 014 Kreuzigung Jesu 015 Zeugen unter dem Kreuz 016 Grablegung Jesu 017 Die Grabeswächter 018 Das leere Grab/ Erscheinung Jesu vor den Frauen/ Die Jünger glauben den Frauen nicht 019 Der Betrug des Hohenpriesters 020 Die Emmausjünger 021 Jesus erscheint den Jüngern 022 Der Sendungsbefehl 023 Jesu letzte Worte 024 Himmelfahrt 025 Der kanonische Markusschluß
15,20b–21 15,22–39 15,40–41 15,42–47 –
27,31b–32 27,33–54 27,55–56 27,57–61 27,62–66
16,1–8 – – – – – – 16,9–20
001 Der Tod Jesu wird beschlossen 002 Salbung in Bethanien; vgl. 3. 057 003 Verrat des Judas 004 Vorbereitung für das Paschamahl 005 Das Abendmahl 006 Gang zum Ölberg; Ankündigung der Verleugnung Jesu durch Petrus
3.5.10; IV* 3.1.25; I 3.1.26; I 3.2.18; II 3.1.27; I
23,26–32 23,33–48 23,49 23,50–56 –
– 12,1–8 – – 13,21–30 18,1a; 16,32; 13,36–38 – 18,1b 18,2–11 18,12–24 18,25–27 18,28–40; 19,2– 3.16 19,16b–17a 19,17b–24 19,25.28–30 19,38–42 –
28,1–10
24,1–11
20,1–18
3.5.11; IV*
28,11–15 – – 28,16–20 – –
– 24,12–35 24,36–43 – 24,44–49 24,50–53
– – 20,19–23 – – –
– – – – – – –
22,3–6 22,7–13 22,14–38;
7,36–50
22,39
Legende: Hellgrau: Der fortlaufende markinische Text (Ziffern linksbündig). Mittelgrau: Der fortlaufende matthäische Text (Ziffern linksbündig). Dunkelgrau: Der fortlaufende lukanische Text (Ziffern linksbündig). Ziffern rechtsbündig: Ähnliches oder vergleichbares Textmaterial (Auswahl). – Absenz von Textmaterial. Nr. u. Kat.* Untersuchte Perikope der Zwei– und Dreifachüberlieferung mit Kapitelnummer und Ergebnis (Kategorie). Kursiver Titel: Mehrfachnennung mit Verweis.
3.1.28; I – 3.1.29; I 3.1.30; I 3.1.31; I 3.1.32; I 3.1.33; I 3.1.34; I 3.1.35; I 3.1.36; I 3.1.37; I –
Synoptische Übersicht
30
Angesichts einer solch synoptischen Liste kommen bereits die ersten Zweifel an der Schlüssigkeit der Zwei– Quellen–Hypothese auf. Als unmittelbare und direkte Vorlage hätten Matthäus und Lukas den markinischen Text Bericht für Bericht, oft Satz für Satz zerlegen und bisweilen mit Texten aus ihrer zweiten Quelle Q ergänzen müssen; ein doch sehr mühsames Unterfangen damals, als es noch keine Computer gab. Matthäus und Lukas wären so keine wirklichen Schriftsteller, sondern zu Kompilatoren von fremden Texten degradiert, was ihrem je eigenen Sprachstil völlig widerspricht.31 Matthäus hätte z.B. mindestens sieben Texte aus unterschiedlichem Kontext des Markus verwenden müssen, um sein 10. Kapitel zu schreiben. Lukas hätte z.B. für sein 11. Kapitel mindestens sechs markinische Texte aus unterschiedlichem Kontext hernehmen und obendrein mit seiner zweiten Quelle Q anreichern müssen. Unbeantwortet bleibt auch, woher Matthäus sein Eigengut hatte wie z.B. 2,1–12.13–23; 13,24–30; 18,19–20.23–35; 28,16–20 oder woher Lukas z.B. 1,5–80; 2,41–52; 7,11–17; 9,51–56; 11,27–28; 12,13–21; 13,1–9; 14,28–33; 15,11–32; 16,1–13; 16,19–32; 17,7–10.11–19.20–21; 18,1–8; 19,41–44; 24,12–30.36–43.44–49.50–53 genommen hat? Waren diese Texte etwa ein Anhang zu Q oder stammen sie aus einer anderen Quelle? Weitere Fragen finden keine hinreichende Beantwortung wie z.B.: • • • • • •
Warum stellt Matthäus den Bericht vom »Ährenabraufen am Sabbat« (12,1–8) in einen anderen Kontext als Markus (2,23–28)? Warum verschweigt uns Matthäus »die Heilung des Blinden von Bethsaida« (Mk 8,22–29) oder »das Opfer der Witwe« (Mk 12,41–44) oder »die Bildrede von der selbst wachsenden Saat« (Mk 4,26–29)? Warum gibt Lukas nur einen kurzen Hinweis auf »die Gefangennahme des Täufers« (3,19–20) an einer wenig passenden Stelle, wo er doch von Markus (6,17–29) einen ausführlichen Bericht an anderer Stelle über »die Gefangennahme und Hinrichtung des Täufers« zur Verfügung gehabt hatte? Warum schiebt Lukas »die Predigt in Nazareth« (4,16–30) in einen anderen Kontext, wenn er aus Markus (6,1–6) um einen entsprechenden Ablauf gewußt hatte? Warum weiß Lukas nichts von einer »Salbung in Bethanien« und bringt eine ähnliche Erzählung (7,36–50) viel früher, wenn er aus Markus (14,3–9) sogar wußte, wie programmatisch Jesus diese Salbung auf sein Begräbnis hin deutet? Warum verschweigt uns Lukas den Bericht über »die Syrophönikierin« (Mk 7,4–30), der noch dazu hervorragend zu seiner Sicht von Juden und Heiden gepaßt hätte?
Selbst diese wenigen formalen Beobachtungen zeigen schon deutlich, daß eine Hypothese, die den Markustext als Quelle im Sinne einer direkten Vorlage von Matthäus und Lukas versteht und die mit einer zweiten Quelle Q – wenn auch in verschiedenen Rezensionen – auszukommen meint, auf sehr schwachen Füßen steht. Die Meinung, daß Matthäus und Lukas einen Urmarkus oder dergleichen verwendeten, ist unhaltbar, da die Textgeschichte zeigt, daß es die Evangelien nur in der bis heute bekannten Form gegeben hat und gibt.
31
Vgl. M. Reiser 2001: passim K. Jaroš 2008: passim.
31
3. Stemmatische Untersuchungen der synoptischen Dreifachüberlieferung In diesem Kapitel, das gleichsam das Herzstück dieses Buches ist, behandeln wir sechsundsiebzig Einheiten (228 Perikopen) der synoptischen Dreifachüberlieferung, also fast ihr gesamtes Textmaterial. Das Ergebnis kann daher für die gesamte Dreifachüberlieferung als repräsentativ gelten.
3.1 Kategorie I Markus und Matthäus haben unterschiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden 3.1.1 Das Auftreten Johannes des Täufers Mk 1,2–6; Matth 3,1–6; Luk 3,1–6 32
Matth 3,1
∆En de« tai√ß hJme÷raiß e˙kei÷naiß
Luk 3,1
∆En e¶tei de« pentekaideka¿twˆ thvß
In jenen Tagen Im fünfzehnten Jahr des
hJgemoni÷aß Tiberi÷ou Kai÷saroß,
hJgemoneu/ontoß Ponti÷ou Pila¿tou
Prinzipats von Kaiser Tiberius,
als Pontius Pilatus als Statthalter regierte
thvß ∆Ioudai÷aß,
kai« tetraarcouvntoß thvß Galilai÷aß
über Judäa,
und Tetrarch von Galiläa *Herodes* *war*
ÔHrwˆ¿dou,
Fili÷ppou de« touv aÓdelfouv aujtouv
*Herodes* *war*,
Philippus aber, sein Bruder,
tetraarcouvntoß thvß ∆Itourai÷aß
Tetrarch über Ituräa war
kai« Tracwni÷tidoß cw¿raß,
und über (das) trachonitische Land,
kai« Lusani÷ou thvß ∆Abilhnhvß tetraund Lysanias über Abilene Tet-
arcouvntoß,
2
unter (dem) Hohenpriester Annas und Kaiaphas,
rarch war,
e˙pi« aÓrciere÷wß ›Anna kai« Kaiœa¿fa,
e˙ge÷neto rJhvma qeouv e˙pi« ∆Iwa¿nnhn to\n
Zacari÷ou ui˚o\n
Sohn (des) Zacharias,
erging (das) Wort Gottes an Johannes, den
paragi÷netai ∆Iwa¿nnhß oJ baptisth\ß
tritt Johannes der Täufer auf,
verkündend in der Öde Judä-
aß
[th\n] peri÷cwron touv ∆Iorda¿nou
as
Umland des Jordans,
und sagend: Denkt um! Genaht hat sich
verkündend eine Taufe (des) Umdenkens
khru/sswn e˙n thØv e˙rh/mwˆ thvß ∆Ioudai÷- e˙n thØv e˙rh/mwˆ. 3 kai« h™lqen ei˙ß pa◊san
2
[kai«] le÷gwn: metanoei√te: h¡ggiken
32
K. Aland 151996: Nr. 13.
in der Öde. Und er kam in (das) ganze
khru/sswn ba¿ptisma metanoi÷aß
ei˙ß a‡fesin a˚martiw◊n,
zur Vergebung (der) Sünden,
32
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
ga»r hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n. 3 ou∞-
nämlich das Königreich der Himmel. Die-
ser nämlich ist
toß ga¿r e˙stin
Mk 1,2
Kaqw»ß ge÷graptai e˙n twˆ◊ ∆HsaiŒaˆ oJ rJhqei«ß dia» ∆HsaiŒou touv profh/tou 4 w˚ß ge÷graptai e˙n bi÷blwˆ lo/gwn
Gleichwie geschrieben steht bei Isaias,
der Gesagte durch Isaias, den Propheten,
le÷gontoß:
∆HsaiŒou touv profh/tou:
dem Propheten:
(den) sagenden:
des Propheten Isaias:
twˆ◊ profh/thØ:
i˙dou\ aÓposte÷llw to\n a‡ggelo/n mou
wie geschrieben steht im Buch (der) Sprüche
Siehe, ich sende meinen Boten
pro\ prosw¿pou sou, vor deinem Angesicht,
o§ß kataskeua¿sei th\n oJdo/n sou: der deinen Weg herrichten wird; 3
fwnh\ bow◊ntoß e˙n thØv e˙rh/mwˆ:
Stimme eines Rufenden in der Öde:
e˚toima¿sate th\n oJdo\n kuri÷ou,
fwnh\ bow◊ntoß e˙n thØv e˙rh/mwˆ:
fwnh\ bow◊ntoß e˙n thØv e˙rh/mwˆ:
Stimme eines Rufenden in der Öde:
Stimme eines Rufenden in der Öde:
e˚toima¿sate th\n oJdo\n kuri÷ou,
e˚toima¿sate th\n oJdo\n kuri÷ou,
Bereitet den Weg (des) Herrn, Bereitet den Weg (des) Herrn, Bereitet den Weg (des) Herrn,
eujqei÷aß poiei√te ta»ß tri÷bouß aujtouv,
eujqei÷aß poiei√te ta»ß tri÷bouß aujtouv. eujqei÷aß poiei√te ta»ß tri÷bouß aujtouv:
macht seine Pfade gerade!
macht seine Pfade gerade!
macht seine Pfade gerade!
5
Jede Schlucht soll aufgefüllt werden
pa◊sa fa¿ragx plhrwqh/setai
kai« pa◊n o¡roß kai« bouno\ß tapeinwund jeder Berg und Hügel soll niedrig
qh/setai,
gemacht werden!
kai« e¶stai ta» skolia» ei˙ß eujqei÷an Und das Krumme soll werden zu Geradem
kai« ai˚ tracei√ai ei˙ß oJdou\ß lei÷aß: und die rauhen zu ebenen Wegen!
6
Und sehen soll alles Fleisch das Heil
kai« o¡yetai pa◊sa sa»rx to\ swth/rion
touv qeouv.
Gottes! 4
e˙ge÷neto
Es war
∆Iwa¿nnhß oJ bapti÷zwn e˙n thØv e˙rh/mwˆ Johannes, der Taufende in der Öde,
khru/sswn 33 ba¿ptisma metanoi÷aß verkündend eine Taufe (des) Umdenkens
ei˙ß a‡fesin a˚martiw◊n.
zur Vergebung (der) Sünden.
4
aujto\ß de« oJ ∆Iwa¿nnhß ei•cen to\ e¶ndu-
Er aber, Johannes, hatte das Ge-
ma aujtouv aÓpo\ tricw◊n kamh/lou kai«
wand, seines, aus Haaren (des) Kamels und
einen ledernen Gürtel um die Hüfte,
seine; seine Nahrung aber war Heuschrecken
und wilder Honig.
zw¿nhn dermati÷nhn peri« th\n ojsfu\n
aujtouv, hJ de« trofh\ h™n aujtouv aÓkri÷deß
5
kai« me÷li a‡grion.
kai« e˙xeporeu/eto pro\ß aujto\n pa◊sa
5
To/te e˙xeporeu/eto pro\ß aujto\n ÔIero-
Und es ging zu ihm hinaus das ganze Damals ging zu ihm hinaus Jeru-
hJ ∆Ioudai÷a cw¿ra kai« oi˚ ÔIerosolumi√-
so/luma kai« pa◊sa hJ ∆Ioudai÷a kai«
judäische Land und die Jerusale-
salem und das ganze Judäa und
mer alle, und ließen sich taufen von i-
das ganze Umland des Jordans
hm im Jordanfluß, beken-
und sie ließen sich taufen im Jordan-
tai pa¿nteß, kai« e˙bapti÷zonto uJp∆ auj- pa◊sa hJ peri÷cwroß touv ∆Iorda¿nou, touv e˙n twˆ◊ ∆Iorda¿nhØ potamwˆ◊ e˙xomolo- kai« e˙bapti÷zonto e˙n twˆ◊ ∆Iorda¿nhØ po33
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I gou/menoi ta»ß a˚marti÷aß aujtw◊n. nend ihre Sünden. 6 kai« h™n oJ ∆Iwa¿nnhß e˙ndedume÷noß
33
tamwˆ◊ uJp∆ aujtouv e˙xomologou/menoi fluß von ihm, bekennend
ta»ß a˚marti÷aß aujtw◊n. ihre Sünden.
Und Johannes war bekleidet mit
tri÷caß kamh/lou kai« zw¿nhn dermati÷Haaren (des) Kamels und mit einem Gürtel, einem leder-
nhn peri« th\n ojsfu\n aujtouv kai« e˙sqnen, um seine Hüfte und es-
i÷wn aÓkri÷daß kai« me÷li a‡grion. send Heuschrecken und wilden Honig.
Die Schilderung des Ereignisses, Johannes der Täufer predigt Umkehr und tauft Menschen im Jordan, wird von den drei Evangelisten teils ähnlich bis gleich, teils überaus unterschiedlich dargestellt. Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 01. Matth 3,1 Mk Luk 3,1–2 ∆En de« tai√ß hJme÷raiß keine Zeitangabe genaueste Zeitangabe e˙kei÷naiß »aber in jenen Tagen ...« 02. Matth 3,1 Mk 1,4 Luk 3,2
paragi÷netai ∆Iwa¿nnhß e˙ge÷neto ∆Iwa¿nnhß oJ baptisth\ß ... oJ bapti÷zwn ... »Johannes der Täufer » es war Johannes, der Taufende ...« tritt auf ...«
e˙ge÷neto rJhvma qeouv e˙pi« ∆Iwa¿nnhn to\n Zacari÷ou ui˚o\n »das Wort Gottes erging an Johannes, den Sohn (des) Zacharias«
03. Matth 3,3 Mk 1,3 Luk 3,4-6 zitiert Jes 40,3 zitiert Mal 3,1 und Jes 40,3 zitiert Jes 40,3-5 04. Matth 3,5 Mk 1,5 Luk 3,3 Johannes »kam in das ganze Die Menschen kommen Die Menschen kommen Umland des Jordans« zu Johannes zu Johannes 05. Matth 3,4 Mk 1,6 Luk nennt die Kleidung nennt die Kleidung – und die Nahrung und die Nahrung des Johannes des Johannes Trennindizien zwischen Matthäus und Markus: 06. Matth 3,2 Mk 1,4 ... le÷gwn: metanoei√te: ... khru/sswn ba¿ptisma h¡ggiken ga»r hJ basilei÷a metanoi÷aß tw◊n oujranw◊n ei˙ß a‡fesin a˚martiw◊n »... sagend. Ändert euren »... verkündend eine Taufe (des) Umdenkens Sinn! Genaht hat sich das Königreich Gottes« zur Vergebung der Sünden« 07. Matth 3,3 Mk 1,2 zitiert Jes 40,3 zitiert Mal 3,1 und Jes 40,3 Die Quelle des Lukas muß sich von den Quellen des Matthäus und Markus völlig unterschieden haben, (01) bis (05). Die Quellen des Matthäus und Markus waren einander ähnlich, nicht gleich (06) bis (07).
34
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Daß Markus ad verbum keine allgemeine Zeitangabe (01) bringt, hängt u.a. mit dem Konzept seines Evangeliums zusammen, das er mit dem programmatischen Wort beginnt: ∆Arch\ touv eujaggeli÷ou ∆Ihsouv Cristouv ui˚ouv touv qeouv 34 »Anfang des Evangeliums Jesu Christi des Sohnes des Gottes«. Das Auftreten des Täufers schließt daran unmittelbar mit den Zitaten aus Mal 3,1 und Jes 40,3 an, was heißt, daß das Christusereignis mit Johannes dem Täufer beginnt, ohne daß eine genaue zeitliche Marke angegeben wird. Sachlich entspricht das der unverbindlichen Aussage von Matthäus: ∆En de« tai√ß hJme÷raiß e˙kei÷naiß ... »In jenen Tagen aber ...«. Es ist auszuschließen, daß Lukas die Texte des Markus und/ oder des Matthäus als Vorlage verwendete (01) bis (05); ebenso auch der umgekehrte Fall. Matthäus kann den Markustext nicht gekannt haben, da er kaum auf das Zitat aus Mal 3,1 (16) verzichtet hätte. Noch unwahrscheinlicher ist, daß Markus der Matthäustext bekannt war und er die Aussage des Matthäus (15) h¡ggiken ga»r hJ basilei÷a ... »genaht hat sich das Königreich ...« übergangen hätte. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden
3.1.2 Weitere Heilungen Mk 1,32–34; Matth 8,16–17; Luk 4,40–41 35 Mk 1,32
∆Oyi÷aß de« genome÷nhß, o¢te e¶dusen 36 Matth 8,16 ∆Oyi÷aß de« genome÷nhß
Als aber Abend geworden war, da unter- Als Abend geworden war, gegangen war die
oJ h¢lioß, e¶feron pro\ß aujto\n pa¿ntaß prosh/negkan aujtwˆ◊ Sonne, trugen sie zu ihm alle
brachten sie hin zu ihm
krank Befindlichen und von Dämonen
viele von Dämonen Besessene.
tou\ß kakw◊ß e¶contaß kai« tou\ß daimo/- daimonizome÷nouß pollou/ß: nizome÷nouß:
33
kai« h™n o¢lh hJ po/liß e˙pi-
Besessenen. Und die ganze Stadt war ver-
Luk 4,40
Du/nontoß de« touv
Während unterging die
hJli÷ou a‚panteß o¢soi ei•con aÓsqenouvnSonne, alle, welche hatten schwach Seien-
taß no/soiß poiki÷laiß h¡gagon aujtou\ß de an mancherlei Krankheiten, brachten sie
pro\ß aujto/n: zu ihm.
sunhgme÷nh pro\ß th\n qu/ran.
oJ de« e˚ni« e˚ka¿stwˆ aujtw◊n ta»ß cei√raß e˙pi-
sammelt an der Tür. Er aber, einem jeden von ihnen die Hände auf34
kai« e˙qera¿peusen pollou\ß kakw◊ß
tiqei«ß e˙qera¿peuen aujtou/ß.
Und er heilte viele krank
legend, heilte sie.
sich Befindliche mit mancherlei Krankheiten,
Ausfuhren aber auch Dämonen von vie-
41
e¶contaß poiki÷laiß no/soiß kai« daimo/- und Dämo-
e˙xh/rceto de« kai« daimo/nia aÓpo\ pol-
nia polla» e˙xe÷balen
kai« e˙xe÷balen ta» pneu/mata lo/gwˆ
nen viele trieb er aus.
Und er trieb die Geister mit einem Wort aus,
kai« pa¿ntaß tou\ß kakw◊ß e¶contaß
su\ ei• oJ ui˚o\ß touv qeouv. kai« e˙pitimw◊n
und alle die krank Befindlichen
Du bist der Sohn Gottes. Und (sie) anfahrend,
heilte er,
e˙qera¿peusen,
kai« oujk h¡fien lalei√n ta» daimo/nia, Doch nicht ließ er reden die Dämonen,
17
auf daß erfüllt wurde das Gesagte durch Isa-
ias, den Propheten, (den) sagenden:
o¢pwß plhrwqhØv to\ rJhqe«n dia» ∆Hs-
aiŒou touv profh/tou le÷gontoß:
aujto\ß ta»ß aÓsqenei÷aß hJmw◊n e¶laben
Er nahm unsere Schwachheiten (auf sich),
kai« ta»ß no/souß e˙ba¿stasen.
und die Krankheiten trug er.
34 35 36
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. K. Aland 151996: Nr. 38. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
oujk ei¶a aujta» lalei√n, o¢ti hØ¡deisan to\n cristo\n aujto\n ei•nai.
len, schreiend und sagend,
ließ er sie nicht reden, weil sie wußten,
o¢ti hØ¡deisan aujto/n. weil sie ihn kannten.
lw◊n kr[aug]a¿zonta kai« le÷gonta o¢ti
daß er der Messias ist.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
35
Matthäus und Markus weisen folgende Bindeindizien gegen Lukas auf: 01. Matth 8,16 Mk 1,32 Luk 4,40 ∆Oyi÷aß de« genome÷nhß ∆Oyi÷aß de« genome÷nhß, o¢te e¶du- Du/nontoß de« touv hJli÷ou sen oJ h¢lioß »als es Abend wurde« »als es Abend wurde (und) als »als die Sonne unterging« die Sonne unterging« 02. prosh/negkan »sie trugen hin zu«
e¶feron »sie trugen«
03. daimonizome÷nouß »Besessene«
daimonizome÷nouß – »Besessene«
h¡gagon »sie führten«
04. Matth 8,16 Mk 1,34 Luk 4,41 e˙xe÷balen ta» pneu/mata daimo/nia polla» e˙xe÷balen e˙xh/rceto de« kai« daimo/nia aÓpo\ pollw◊n »er trieb viele böse Geister aus« »und böse Geister fuhren aus »er trieb die Geister aus« vielen aus« 05. Matth 8,16 Mk 1,32 Luk 4,40 pa¿ntaß tou\ß kakw◊ß e¶contaß pa¿ntaß tou\ß kakw◊ß e¶contaß aÓsqenouvn taß no/soiß poiki÷laiß »alle, die ein Leiden hatten« »alle, die ein Leiden hatten« »Kranke mit vielerlei Krankheiten« Mk 1,34 pollou\ß kakw◊ß e¶contaß poiki÷laiß no/soiß »viele, die an vielerlei Krankheiten litten« Matthäus hat ein Mehr an Text, das ihn von Markus und Lukas trennt: 06. Matth 8,16 e˙xe÷balen ta» pneu/mata lo/gwˆ »er trieb die Geister aus durch ein Wort« 07. Matth 8,17 Markus hat ein Mehr an Text, das ihn von Matthäus und Lukas trennt: 08. Mark 1,33 Lukas hat ein Mehr an Text gegenüber Markus und Matthäus: 09. Luk 4,40 e˚ni« e˚ka¿stwˆ aujtw◊n ta»ß cei√raß e˙pitiqei«ß »jedem einzelnen von ihnen die Hände auflegend« 10. Luk 4,41 krauga¿zonta kai« le÷gonta o¢ti su\ ei• oJ ui˚o\ß touv qeouv. »die schrieen und sagten: Du bist der Sohn Gottes!« 11. e˙pitimw◊n »bedrohend« 12. to\n cristo\n aujto\n ei•nai »daß er der Christus war« Die Bindeindizien (01) bis (05) belegen, daß die Quellen des Matthäus und Markus einander ähnlich waren. Die Trennindizien (06) bis (08) wie auch die Unterschiede des Wortlauts in den parallelen Stücken schließen sowohl aus, daß sie dieselbe Quelle hatten, als auch, daß Matthäus und Markus voneinander abhängig sind; ebenso schließen sie die Abhängigkeit des Lukas von Markus oder Matthäus aus.
36
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Die Trennindizien (9) bis (12) des Lukas zeigen, wie so oft, daß der Historiker Lukas zusätzliche Kenntnisse gewonnen hatte, welche die Berichte der beiden anderen Synoptiker vervollständigen. Es gibt keinerlei Anlaß anzunehmen, daß diese Stücke der Phantasie des Schriftstellers Lukas zu verdanken sind. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.3 Predigt in Nazareth Mk 6,1–6a; Matth 13,53–58; Luk 4,16–30 37
Matth 13,53
Mk 6,1
Kai« e˙x-
Kai« e˙ge÷neto o¢te e˙te÷lesen oJ
Und (dies) geschah: Als beendet hatte
∆Ihsouvß ta»ß parabola»ß tau/taß, me-
Und weg-
Jesus diese Bildreden, be-
thvren e˙kei√qen. 54kai« e˙lqw»n ei˙ß th\n
Luk 4,16
ging er von dort und kommt in die
gab er sich weg von dort. Und gekommen in
Und er kam nach
die
Vaterstadt, seine. Und es folgen
Vaterstadt, seine, Nazareth, wo er erzogen worden war, und hinein
hvlqen e˙kei√qen kai« e¶rcetai ei˙ß th\n
patri÷da aujtouv, kai« aÓkolouqouvsin
patri÷da aujtouv
Kai« h™lqen ei˙ß
Nazara¿, ou∞ h™n teqramme÷noß, kai« ei˙s-
aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv.
hvlqen kata» to\ ei˙wqo\ß aujtwˆ◊ e˙n thØv hJme÷-
ihm seine Jünger.
ging er nach seiner Gewohnheit an dem T-
Und als Sabbat geworden war, unternahm er es,
dida¿skein e˙n thØv sunagwghØv,
ag des Sabbats in die Synago-
e˙di÷dasken aujtou\ß e˙n thØv sunagwghvØ gh\n kai« aÓne÷sth aÓnagnw◊nai.
in der Synagoge zu lehren;
lehrte er sie in der Synagoge,
ge. Und er stand auf um vorzulesen. Und hin-
ihrer,
2
kai« genome÷nou sabba¿tou h¡rxato
aujtw◊n,
raˆ tw◊n sabba¿twn ei˙ß th\n sunagw17
kai« e˙p-
edo/qh aujtwˆ◊ bibli÷on touv profh/tou gereicht wurde ihm das Buch des Propheten
∆HsaiŒou kai« aÓnaptu/xaß to\ bibli÷on
Isaias; und aufgerollt habend das Buch,
eu∞ren to\n to/pon ou∞ h™n gegramme÷non: fand er die Stelle, wo geschrieben war:
18
pneuvma kuri÷ou e˙p∆ e˙me«
Der Geist (des) Herrn (ist) auf mir,
ou∞ eiºneken e¶crise÷n me
deswegen, weil er mich gesalbt hat,
eujaggeli÷sasqai ptwcoi√ß,
ein Evangelium (den) Armen zu verkünden.
aÓpe÷stalke÷n me,
Er hat mich gesandt,
khru/xai ai˙cmalw¿toiß a‡fesin zu verkünden Gefangenen Freilassung
kai« tufloi√ß aÓna¿bleyin, und Blinden Sehvermögen,
aÓpostei√lai teqrausme÷nouß e˙n aÓfe÷sei, auszuschicken Zerbrochene in Freiheit,
19
zu verkünden ein angenehmes Jahr (des) Herrn.
20
khru/xai e˙niauto\n kuri÷ou dekto/n. kai« ptu/xaß to\ bibli÷on aÓpodou\ß twˆ◊
Und zusammengerollt habend das Buch, es
weggegeben habend dem
uJphre÷thØ e˙ka¿qisen: kai« pa¿ntwn oi˚ ojf-
Diener, setzte er sich. Und aller Au-
qalmoi« e˙n thØv sunagwghØv h™san aÓteni÷gen in der Synagoge waren gespannt hin21
zonteß aujtwˆ◊.
sehend auf ihn. Er aber sagte nachdrücklich zu
37
K. Aland 151996: Nr. 33 und Nr. 139.
h¡rxato de« le÷gein pro\ß
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
37
aujtou\ß o¢ti sh/meron peplh/rwtai hJ
ihnen: Heute ist erfüllt
grafh\ au¢th e˙n toi√ß wÓsi«n uJmw◊n.
diese Schrift in euren Ohren.
kai«
22
und
Und
polloi«
Kai«
pa¿nteß e˙martu/roun aujtwˆ◊ kai« e˙qau/-
viele
aÓkou/onteß e˙xeplh/ssonto
w‚ste e˙kplh/ssesqai aujtou\ß
Hörende gerieten außer sich,
so daß sie außer sich gerieten
alle pflichteten ihm bei und staun-
mazon e˙pi« toi√ß lo/goiß thvß ca¿ritoß ten über die Worte der Gnade,
toi√ß e˙kporeuome÷noiß e˙k touv sto/madie ausgehenden von dem Mu-
le÷gonteß:
kai« le÷gein:
toß aujtouv kai« e¶legon:
sagend:
und sagten:
nd, seinem, und sagten:
Woher (ist) diesem dieses, und was ist das für eine Weisheit,
Woher (ist) diesem diese Weisheit
hJ doqei√sa tou/twˆ, kai« ai˚ duna¿meiß
kai« ai˚ duna¿meiß;
die diesem verliehene, und die Machttaten,
und die Machttaten?
po/qen tou/twˆ tauvta, kai« ti÷ß hJ sofi÷a po/qen tou/twˆ hJ sofi÷a au¢th
toiauvtai dia» tw◊n ceirw◊n aujtouv gino/die so durch seine Hände geschehe-
menai; 3 oujc ou∞to/ß e˙stin oJ te÷ktwn, oJ
55
oujc ou∞to/ß e˙stin oJ touv te÷ktonoß
oujci« ui˚o/ß e˙stin ∆Iwsh\f ou∞toß;
nen? Ist dieser nicht der Bauhandwerker, der Ist dieser nicht der des Bauhandwerkers Ist dieser nicht der Sohn Josephs?
ui˚o\ß thvß Mari÷aß kai« aÓdelfo\ß ∆Iakw¿- ui˚o/ß; oujc hJ mh/thr aujtouv le÷getai Sohn der Maria und Bruder (des) Jako-
bou kai« ∆Iwshvtoß kai« ∆Iou/da kai« Si÷-
Sohn? Heißt nicht seine Mutter
Maria»m kai« oi˚ aÓdelfoi« aujtouv ∆Ia¿-
bus und Joses und Judas und Si- Maria und seine Brüder Ja-
mwnoß; kai« oujk ei˙si«n ai˚ aÓdelfai« auj- kwboß kai« ∆Iwsh\f kai« Si÷mwn kai« mons? Und sind nicht die Schwestern, sei-
kobus und Josef und Simon und
ne, hier bei uns?
Judas? Und seine Schwestern,
sind sie nicht alle bei uns?
Woher also diesem dies alles?
Und sie ärgerten sich über ihn.
Und sie ärgerten sich über ihn.
touv w—de pro\ß hJma◊ß;
∆Iou/daß;
56
kai« ai˚ aÓdelfai« aujtouv
oujci« pa◊sai pro\ß hJma◊ß ei˙sin; po/qen ou™n tou/twˆ tauvta pa¿nta;
kai« e˙skandali÷zonto e˙n aujtwˆ◊.
kai« e˙skandali÷zonto e˙n aujtwˆ◊.
23
kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: pa¿ntwß
Er aber sagte zu ihnen: Gewiß
e˙rei√te÷ moi th\n parabolh\n tau/thn:
werdet ihr mir dieses Bildwort sagen:
i˙atre÷, qera¿peuson seauto/n: o¢sa
Arzt, heile dich selbst! Sovieles
hjkou/samen geno/mena ei˙ß th\n Kafar-
wir geschehen hörten in Kaphar-
naou\m poi÷hson kai« w—de e˙n thØv pa-
naum, tue auch hier in der Va-
4
kai« e¶legen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß o¢ti oujk
57
tri÷di sou. oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: oujk
terstadt, deiner! 24
ei•pen de÷: aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti oujdei«ß
Und Jesus sagte zu ihnen: Nicht
Jesus aber sagte zu ihnen: Nicht Er sagte aber: Amen, ich sage euch: Kein
ist ein Prophet ungeehrt, außer in der
ist ein Prophet ungeehrt, außer in der Prophet ist gut aufgenommen in der Vaterstadt,
patri÷di aujtouv kai« e˙n toi√ß suggeneuv- patri÷di kai« e˙n thØv oi˙ki÷aˆ aujtouv.
aujtouv.
Vaterstadt, seiner, und bei den Verwan-
Vaterstadt und in seinem Haus.
seiner.
e¶stin profh/thß a‡timoß ei˙ mh\ e˙n thØv
sin aujtouv kai« e˙n thØv oi˙ki÷aˆ aujtouv.
e¶stin profh/thß a‡timoß ei˙ mh\ e˙n thØv profh/thß dekto/ß e˙stin e˙n thØv patri÷di
dten, seinen, und in seinem Haus.
25
e˙p∆ aÓlhqei÷aß de« le÷gw uJmi√n, pollai«
Gemäß (der) Wahrheit sage ich euch: Viele
chvrai h™san e˙n tai√ß hJme÷raiß ∆Hli÷ou e˙n
Witwen waren in den Tagen Elias’ in
38
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
twˆ◊ ∆Israh/l, o¢te e˙klei÷sqh oJ oujrano\ß
Israel, als der Himmel verschlossen war
e˙pi« e¶th tri÷a kai« mhvnaß eºx, w˚ß e˙ge÷neto
über drei Jahre und sechs Monate, als geworden war
26
limo\ß me÷gaß e˙pi« pa◊san th\n ghvn,
eine große Hungersnot über das ganze Land. Und
kai«
pro\ß oujdemi÷an aujtw◊n e˙pe÷mfqh ∆Hli÷aß
zu keiner von ihnen wurde Elias geschickt,
ei˙ mh\ ei˙ß Sa¿repta thvß Sidwni÷aß pro\ß
außer nach Sarepta im sidonischen (Land) zu 27
gunai√ka ch/ran
einer Frau, einer Witwe. Und viele Leprose wa-
kai« polloi« leproi« h™-
san e˙n twˆ◊ ∆Israh\l e˙pi« ∆Elisai÷ou touv
ren in Israel zur Zeit Elisäus’, des
profh/tou, kai« oujdei«ß aujtw◊n e˙kaqari÷-
Propheten, und keiner von ihnen wurde ge-
5
kai« oujk e˙du/nato e˙kei√ poihvsai oujde-
58
sqh ei˙ mh\ Naima»n oJ Su/roß.
kai« oujk e˙poi÷hsen e˙kei√
Und nicht konnte er dort tun irgend-
Und nicht tat er dort
eine Machttat, außer daß *er*, wenigen Kran-
viele Machttaten
mi÷an du/namin, ei˙ mh\ ojli÷goiß aÓrrw¿- stoiß e˙piqei«ß ta»ß cei√raß e˙qera¿peu-
reinigt, außer Naiman, der Syrer.
duna¿meiß polla»ß
ken die Hände aufgelegt habend, heil-
sen. 6 kai« e˙qau/mazen
te *er*. Und er wunderte sich
dia» th\n aÓpisti÷an aujtw◊n.
dia» th\n aÓpisti÷an aujtw◊n.
wegen ihres Unglaubens.
wegen ihres Unglaubens.
28
Und erfüllt wurden alle mit Zorn in
kai« e˙plh/sqhsan pa¿nteß qumouv e˙n
thØv sunagwghØv aÓkou/onteß tauvta
der Synagoge, hörend dies. Und
29
kai«
aÓnasta¿nteß e˙xe÷balon aujto\n e¶xw thvß aufgestanden, warfen sie ihn aus der
po/lewß kai« h¡gagon aujto\n eºwß ojfru/oß Stadt und führten ihn bis zu (dem) Abhang
touv o¡rouß e˙f∆ ou∞ hJ po/liß wˆÓkodo/mhto des Berges, auf dem die Stadt erbaut war,
aujtw◊n w‚ste katakrhmni÷sai aujto/n:
ihre, um ihn hinabzustürzen.
30
aujto\ß de« dielqw»n dia» me÷sou aujtw◊n
Er aber, hindurchgegangen durch ihre Mitte,
e˙poreu/eto.
ging fort.
Es ist offensichtlich – ein Blick in die Synopse genügt –, daß Lukas’ Quellen von den Quellen des Markus und Matthäus völlig verschieden sind. Lukas berichtet ausschließlich von Jesu Predigt und deren Inhalt und, ganz am Schluß, von ihrer Wirkung. Markus und Matthäus berichten, bei großer wörtlicher Übereinstimmung, nur, daß Jesus predigte, nicht über den Inhalt, aber sehr anschaulich und eingehend darüber, wie sich die Einwohner von Nazareth an dem Rückkehrer Jesus, der über sie hinausgewachsen ist, stoßen und sich über ihn erregen. Diesen Stücken bei Markus und Matthäus entspricht bei Lukas nur ein karger Satz: »Ist dieser denn nicht der Sohn des Joseph?« Trennindizien zwischen Matthäus und Markus: 01. Mk 6,1-2 Matth 13,54 kai« aÓkolouqouvsin aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv. kai« genome÷nou sabba¿tou ...
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
39
»und es folgten ihm seine Jünger, und als es Sabbat war …« 02. Mk 6,2-3 Matth 13,53-56 polloi/ au˙tou/ß viele sie 03.
po/qen tou/twˆ tauvta, kai« ti÷ß hJ sofi÷a hJ doqei√sa tou/twˆ, kai« ai˚ duna¿meiß toiauvtai dia» tw◊n ceirw◊n aujtouv gino/menai »Woher hat er das, und was ist das für eine Weisheit, die diesem verliehen ist? Und solche Wunder, die durch seine Hände geschehen!«
po/qen tou/twˆ hJ sofi÷a au¢th kai« ai˚ duna¿meiß
»Woher hat dieser diese Weisheit und die (Wunder)-Kräfte?«
04. oujc ou∞to/ß e˙stin oJ te÷ktwn, oJ ui˚o\ß thvß Mari÷aß kai« aÓdelfo\ß ∆Iakw¿bou kai« ∆Iwshvtoß kai« ∆Iou/da kai« Si÷mwnoß; kai« oujk ei˙si«n ai˚ aÓdelfai« aujtouv w—de pro\ß hJma◊ß; »Ist dieser nicht der Bauhandwerker, der Sohn der Maria und Bruder des Jakob, Joseph, Judas und Simon, und sind nicht seine Schwestern hier bei uns?«
oujc ou∞to/ß e˙stin oJ touv te÷ktonoß ui˚o/ß; oujc hJ mh/thr aujtouv le÷getai Maria»m kai« oi˚ aÓdelfoi« aujtouv ∆Ia¿kwboß kai« ∆Iwsh\f kai« Si÷mwn kai« ∆Iou/daß; kai« ai˚ aÓdelfai« aujtouv oujci« pa◊sai pro\ß hJma◊ß ei˙sin;
05. -
po/qen ou™n tou/twˆ tauvta pa¿nta »woher also hat dieser dies alles?«
»Ist dieser nicht der Sohn des Bauhandwerkers? Heißt seine Mutter nicht Maria und seine Brüder Jakob, Joseph, Simon und Judas? Und sind nicht alle seine Schwestern bei uns?«
06. Mk 6,4 Matth 13,57 e˙n toi√ß suggeneuvsin »unter seinen Verwandten« 07. Mk 6,5-6 Matth 13,58 kai« oujk e˙du/nato e˙kei√ poihvsai oujdemi÷an kai« oujk e˙poi÷hsen e˙kei√ duna¿meiß polla»ß du/namin, ei˙ mh\ ojli÷goiß aÓrrw¿stoiß e˙piqei«ß ta»ß cei√raß e˙qera¿peusen. kai« e˙qau/mazen dia» th\n aÓpisti÷an aujtw◊n. dia» th\n aÓpisti÷an aujtw◊n »Und er konnte dort kein Wunder vollbrin- »Und er tat dort nicht viele Wunder gen, außer daß er einigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte, und er wun derte sich wegen ihres Unglaubens.« wegen ihres Unglaubens.« Wie ist dieser Befund zu bewerten? In (01) (03) (06) und (07) hat Markus ein Mehr an Text. Wenn man auch im einzelnen Fall einen absichtlichen Verzicht auf diesen Text durch Matthäus nicht ausschließen kann, wird man die Gesamtheit dieser Stellen als einen Beweis werten, daß Markus nicht die Vorlage des Matthäus gewesen ist. Einige weitere Unterschiede zwischen beiden Texten bestätigen diese Schlußfolgerung. Was könnte der Grund des Verzichtes auf »viele« (02) durch Matthäus sein? In (07) könnten wir zwar den Unterschied zwischen Markus »Und er konnte dort kein Wunder vollbringen …« und Matthäus »Und er tat dort nicht viele Wunder …« als eine Änderung ansehen, die Matthäus aus dogmatischen Gründen vorgenommen hätte. So ließe sich aber nicht der Verzicht auf Markus’ Satz »… außer daß er einigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte …« durch Matthäus erklären. Dieser Satz hätte auf das beste in Matthäus’ Text gepaßt. Auf der anderen Seite ist der längere Text des Matthäus in (05) sehr richtig an seinem Platz. Er faßt die Überlegungen und die Empörung von Jesu Landsleuten sehr gut zusammen. Das »also« ist höchst treffend. Ebenso ist die Betonung, daß »alle« Schwestern bei ihnen wohnen, das Indiz eines eigenständigen Berichtes.
40
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.4 Die Berufung der ersten Jünger Mk 1,16–20; Matth 4,18–22; Luk 5,1–1138
Luk 5,1
kei√sqai aujtwˆ◊ kai« aÓkou/ein to\n lo/gon
∆Ege÷neto de« e˙n twˆ◊ to\n o¡clon e˙pi-
Es geschah aber, während die Volksmenge be
drängte ihn und hörte das Wort
touv qeouv kai« aujto\ß h™n e˚stw»ß para»
th\n li÷mnhn Gennhsare«t 2 kai« ei•den du/o
Gottes; und er selbst war stehend am
See Gennesareth und er sah zwei
ploi√a e˚stw◊ta para» th\n li÷mnhn: oi˚ de«
Boote stehend beim See. Aber die
a˚liei√ß aÓp∆ aujtw◊n aÓpoba¿nteß e¶plunon
ta» di÷ktua. 3 e˙mba»ß de« ei˙ß e≠n tw◊n ploi÷-
Fischer, von ihnen ausgestiegen, wuschen
die Netze. Eingestiegen aber in eines der Boo-
wn, o§ h™n Si÷mwnoß, hjrw¿thsen aujto\n te, das Simon war, bat er ihn,
aÓpo\ thvß ghvß e˙panagagei√n ojli÷gon: kaqi÷vom Land ein wenig hinauszufahren. Sich ge-
saß de« e˙k touv ploi÷ou e˙di÷dasken tou\ß setzt habend, lehrte er vom Boot die
o¡clouß. 4 ÔWß de« e˙pau/sato lalw◊n, ei•-
Volksmenge. Als er aber zu reden aufgehört hatte, sag-
pen pro\ß to\n Si÷mwna: e˙pana¿gage ei˙ß te er zu Simon: Fahre hinaus in
to\ ba¿qoß kai« cala¿sate ta» di÷ktua die Tiefe und laßt hinunter die Netze,
uJmw◊n ei˙ß a‡gran. 5 kai« aÓpokriqei«ß eure, zum Fang! Und daraufhin
Si÷mwn ei•pen: e˙pista¿ta, di∆ o¢lhß nukto\ß sagte Simon: Meister, die ganze Nacht hindurch
kopia¿santeß oujde«n e˙la¿bomen: e˙pi« de«
uns abgemüht habend, nichts haben wir gefangen.
Aber auf
twˆ◊ rJh/mati÷ sou cala¿sw ta» di÷ktua. dein Wort hin werde ich die Netze hinablassen.
6
Und dies getan habend, schlossen sie ein
kai« touvto poih/santeß sune÷kleisan
plhvqoß i˙cqu/wn polu/, dierrh/sseto de«
eine große Menge von Fischen; zu zerreißen aber
drohten
ta» di÷ktua aujtw◊n. 7kai« kate÷neusan
toi√ß meto/coiß e˙n twˆ◊ e˚te÷rwˆ ploi÷wˆ touv
ihre Netze. Und sie winkten
den Teilhabern in dem anderen Boot, um
e˙lqo/ntaß sullabe÷sqai aujtoi√ß: kai« gekommen, mit ihnen mitzufangen. Und
h™lqon kai« e¶plhsan aÓmfo/tera ta» sie kamen und füllten beide
ploi√a w‚ste buqi÷zesqai aujta¿. 8 i˙dw»n
Boote, so daß sie zu sinken drohten. (Dies) gesehen 38
K. Aland 151996: Nr. 34 und Nr. 41.
habend,
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
41
de« Si÷mwn Pe÷troß prose÷pesen toi√ß
go/nasin ∆Ihsouv le÷gwn: e¶xelqe aÓp∆ e˙mouv,
aber, Simon Petrus fiel nieder zu den
Knien Jesu, sagend: Gehe weg von mir,
o¢ti aÓnh\r a˚martwlo/ß ei˙mi, ku/rie. 9 qa¿m-
denn ein sündiger Mann bin ich, Herr! Schre-
boß ga»r perie÷scen aujto\n kai« pa¿ntaß
cken nämlich hatte ihn erfaßt und alle,
tou\ß su\n aujtwˆ◊ e˙pi« thØv a‡graˆ tw◊n
die mit ihm, wegen des Fangs der
i˙cqu/wn w—n sune÷labon, 10 oJmoi÷wß de« kai«
Fische, die sie gefangen hatten. Gleichermaßen aber auch
∆Ia¿kwbon kai« ∆Iwa¿nnhn ui˚ou\ß Zebe-
Jakobus und Johannes, die Söhne (des) Zebe-
dai÷ou, oi≠ h™san koinwnoi« twˆ◊ Si÷mwni.
däus, die dem Simon Teilhaber waren.
kai« ei•pen pro\ß to\n Si÷mwna oJ ∆Ihsouvß:
Und Jesus sagte zu Simon:
mh\ fobouv: aÓpo\ touv nuvn aÓnqrw¿pouß
Fürchte dich nicht! Von nun an Menschen
e¶shØ zwgrw◊n.
Mk 1,16
Kai« para¿gwn para» th\n qa¿las-
Matth 4,18
Peripatw◊n de« para» th\n qa¿-
Und entlang gehend am S-
Umhergehend aber am S-
ee Galiläas, sah er
ee Galiläas, sah er zwei
san thvß Galilai÷aß ei•den Si÷mwna kai«
lassan thvß Galilai÷aß ei•den du/o aÓdelfou/ß, Si÷mwna to\n lego/menon
Simon und Brüder, Simon, genannt
Pe÷tron kai«
Petrus und
∆Andre÷an
∆Andre÷an to\n
Andreas, Andreas,
to\n aÓdelfo\n aujtouv touv Si÷mwnoß 39
aÓdelfo\n aujtouv, ba¿llontaß aÓmfi÷-
seinen, des Simon Bruder,
seinen Bruder, werfend ein Wurf-
auswerfend in dem See (die Netze).
netz in den See.
Sie waren nämlich Fischer.
Sie waren nämlich Fischer.
Und Jesus sagte zu ihnen: Kommt
Und er sagt zu ihnen: Kommt
mir nach! Und ich werde machen, daß ihr wer-
mir nach! Und ich werde euch machen
det Fischer von Menschen. Und sofort
zu Fischern von Menschen. Sie aber, sofort
die Netze zurückgelassen habend, folgten sie
zurückgelassen habend die Netze, folgten
ihm.
ihm.
Und ein wenig weitergegangen, sah er Ja-
Und weiter gegangen von dort, sah er andere
kobus,
zwei Brüder, Jakobus,
den (Sohn) des Zebedäus, und Johannes
den (Sohn) des Zebedäus, und Johannes
dessen Bruder, auch ihrerseits
dessen Bruder
im Boot flickend die
im Boot mit Zebedäus,
aÓmfiba¿llontaß e˙n thØv qala¿sshØ: h™san ga»r a˚liei√ß. 17
kai« ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: deuvte
blhstron ei˙ß th\n qa¿lassan: h™san ga»r a˚liei√ß. 19
kai« le÷gei aujtoi√ß: deuvte
ojpi÷sw mou, kai« poih/sw uJma◊ß gene÷s- ojpi÷sw mou, kai« poih/sw uJma◊ß qai a˚liei√ß aÓnqrw¿pwn.
18
kai« eujqu\ß
aÓfe÷nteß ta» di÷ktua hjkolou/qhsan aujtwˆ◊. 19
Kai« proba»ß ojli÷gon ei•den ∆Ia¿-
kwbon
to\n touv Zebedai÷ou kai« ∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n aujtouv kai« aujtou\ß e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ katarti÷zontaß ta» 39
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
a˚liei√ß aÓnqrw¿pwn.
20
oi˚ de« eujqe÷wß
aÓfe÷nteß ta» di÷ktua hjkolou/qhsan aujtwˆ◊. 21
kai« proba»ß e˙kei√qen ei•den a‡llouß
du/o aÓdelfou/ß, ∆Ia¿kwbon
to\n touv Zebedai÷ou kai« ∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n aujtouv,
e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ meta» Zebedai÷ou touv
wirst du fangend sein.
42
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
di÷ktua,
patro\ß aujtw◊n katarti÷zontaß ta»
Netze.
ihrem Vater, flickend
20
di÷ktua aujtw◊n,
ihre Netze.
kai« eujqu\ß e˙ka¿lesen aujtou/ß.
kai« e˙ka¿lesen aujtou/ß.
Sofort rief er sie ebenfalls. Er rief sie ebenfalls.
11
kai« katagago/nteß ta» ploi√a e˙pi« th\n
Und die Boote gezogen habend an das
kai« aÓfe÷nteß to\n pate÷ra aujtw◊n Ze-
22
Und verlassen habend ihren Vater Ze-
Sie, sofort verlassen habend das Boot Land, alles verlassend habend,
bedäus in dem Boot mit den Tag-
und ihren Vater,
hjkolou/qhsan aujtwˆ◊.
hjkolou/qhsan aujtwˆ◊.
löhnern, gingen sie weg ihm nach.
folgten ihm.
folgten sie ihm.
bedai√on e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ meta» tw◊n mis- qwtw◊n aÓphvlqon ojpi÷sw aujtouv.
oi˚ de« eujqe÷wß aÓfe÷nteß to\ ploi√on
ghvn aÓfe÷nteß pa¿nta
kai« to\n pate÷ra aujtw◊n
Während Matthäus und Markus die Berufung der ersten vier Jünger gleich an die Rückkehr nach Galiläa anschießen, schaltet Lukas die Auseinandersetzung in der Synagoge von Nazareth, die Heilung der Schwiegermutter des Petrus und anderes dazwischen (Luk 4,16–44). Lukas’ Bericht unterscheidet sich aber auch völlig von dem des Matthäus und des Markus. Gemeinsam ist allen drei Evangelisten nur das Thema: Berufung der ersten vier Jünger; Lukas berichtet es völlig anders als Matthäus und Markus. Es ist daher zwingend zu folgern, daß seine Quelle eine völlig andere war als die des Matthäus und Markus und daß ihm diese Texte nicht bekannt waren. Die Texte des Markus und Matthäus sind nur auf den ersten Blick gleich. Aus dem Text des Matthäus erfahren wir nicht, wie Simon und Andreas fischten, ob sie das Netz vom Boot oder vom Land aus warfen. Beide Verfahren waren üblich. Erst Markus macht durch den Kunstgriff der Rückblende kai« aujtou\ß ... (»auch ihrerseits ...«) deutlich, daß schon das erste Brüderpaar sich im Boot befand. Markus ist also genauer als Matthäus, und das ist er auch im folgenden: Nur von ihm erfahren wir, daß sich außer dem Vater Tagelöhner im Boot befanden. Man wird das in diesem mehr als wortkargen Bericht nicht als eine unwichtige Einzelheit bezeichnen können; es dürfte heißen, daß sie eine recht bequeme wirtschaftliche Lage im Unternehmen ihres Vaters zugunsten von etwas völlig Ungewissem aufgeben, wenn sie diesem Ruf Jesu Folge leisten. Angesichts der Einzigartigkeit des Geschehens ist Matthäus‘ Text zudem als ungeschickt zu bezeichnen, wenn es bei ihm heißt, daß die Jünger – in dieser Reihenfolge – »das Boot und ihren Vater verließen«. Bei Markus heißt es, sehr wirkungsvoll: kai« aÓfe÷nteß to\n pate÷ra aujtw◊n Zebedai√on e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ meta» tw◊n misqwtw◊n aÓphvlqon ojpi÷sw aujtouv (»Sie ließen ihren Vater mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und gingen weg ihm nach.«) Es ist auszuschließen, daß der Text des Markus Matthäus vorlag. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten sehr ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.5 Die Berufung des Apostels Matthäus Mk 2,13–17; Matth 9,9–13; Luk 5,27–32 40 Mk 2,13
Luk 5,27
Kai« e˙xhvlqen pa¿lin para»
Und er ging wieder hinaus an
Kai« meta» tauvta e˙xhvlqen kai«
Und danach ging er hinaus und
th\n qa¿lassan: kai« pa◊ß oJ o¡cloß den See und die ganze Volksmenge
h¡rceto pro\ß aujto/n, kai« kam zu ihm, und
e˙di÷dasken aujtou/ß. er lehrte sie. 14
Matth 9,9
Und vorbeigehend
Und vorbeigehend
sah er Levi, den (Sohn) des Alphäus,
von dort sah Jesus einen Menschen
kaqh/menon e˙pi« to\ telw¿nion,
kaqh/menon e˙pi« to\ telw¿nion,
sitzend an der Zollstätte.
sitzend an der Zollstätte,
sitzend an der Zollstätte.
Kai« para¿gwn
ei•den Leui«n to\n touv ÔAlfai÷ou kaqh/menon e˙pi« to\ telw¿nion, 40
K. Aland 151996: Nr. 44 und Nr. 93.
Kai« para¿gwn
oJ ∆Ihsouvß e˙kei√qen ei•den a‡nqrwpon
e˙qea¿sato telw¿nhn ojno/mati Leui«n sah einen Zöllner mit Namen Levi
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Maqqai√on lego/menon,
kai« le÷gei aujtwˆ◊: aÓkolou/qei moi.
Matthäus genannt.
Und er sagt zu ihm: Folge mir!
Und er sagt zu ihm: Folge mir!
kai« le÷gei aujtwˆ◊: aÓkolou/qei moi.
43
kai« ei•pen aujtwˆ◊: aÓkolou/qei moi. Und er sagte zu ihm: Folge mir!
28
Und alles verlassen habend,
kai« aÓnasta»ß hjkolou/qhsen aujtwˆ◊.
kai« aÓnasta»ß hjkolou/qhsen aujtwˆ◊.
aÓnasta»ß hjkolou/qei aujtwˆ◊.
Und aufgestanden, folgte er ihm.
Und aufgestanden, folgte er ihm.
kai« katalipw»n pa¿nta
aufgestanden, folgte er ihm.
29
Und Levi veranstaltete ein großes Mahl
aujtwˆ◊
für ihn
15
10
Und es geschieht, daß er zu Tisch liegt
Und es geschah, als er zu Tisch lag
Kai« gi÷netai katakei√sqai aujto\n
Kai« e˙poi÷hsen doch\n mega¿lhn Leui«ß
Kai« e˙ge÷neto aujtouv aÓnakeime÷nou
e˙n thØv oi˙ki÷aˆ aujtouv, kai« polloi«
e˙n thØv oi˙ki÷aˆ, kai« i˙dou\ polloi«
in seinem Haus; und viele
in dem Haus; und siehe, viele
in seinem Haus. Und es war eine zahlreiche Schar
telw◊nai kai« a˚martwloi«
telw◊nai kai« a˚martwloi« e˙lqo/nteß
telwnw◊n kai«
Zöllner und Sünder
Zöllner und Sünder, gekommen,
e˙n thØv oi˙ki÷aˆ aujtouv, kai« h™n o¡cloß polu\ß
von Zöllnern und
a‡llwn oi≠ h™san met∆ aujtw◊n
anderen, die mit ihm waren
sunane÷keinto twˆ◊ ∆Ihsouv kai« toi√ß
sunane÷keinto twˆ◊ ∆Ihsouv kai« toi√ß
katakei÷menoi.
lagen zu Tisch mit Jesus und den
lagen zu Tisch mit Jesus und den
zu Tisch liegend.
maqhtaiç aujtouv:
maqhtaiç aujtouv.
Jüngern, seinen;
Jüngern, seinen.
h™san ga»r polloi« denn sie waren zahlreich
kai« hjkolou/qoun aujtwˆ◊. und waren ihm gefolgt.41 16
kai« oi˚ grammatei√ß tw◊n
Und die Schriftgelehrten der
11
kai«
30
kai«
Und (dies)
Und
Farisai÷wn i˙do/nteß o¢ti e˙sqi÷ei meta»
i˙do/nteß oi˚ Farisai√oi
e˙go/gguzon oi˚ Farisai√oi kai«
Pharisäer gesehen habend, daß er ißt mit
gesehen habend die Pharisäer,
die Pharisäer murrten und
oi˚ grammatei√ß aujtw◊n
ihre Schriftgelehrten,
tw◊n a˚martwlw◊n kai« telwnw◊n den Sündern und Zöllnern,
e¶legon toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
e¶legon toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
sagten zu seinen Jüngern:
sagten zu seinen Jüngern:
zu seinen Jüngern sagend:
o¢ti meta» tw◊n telwnw◊n kai«
dia» ti÷ meta» tw◊n telwnw◊n kai«
dia» ti÷ meta» tw◊n telwnw◊n kai«
Daß mit den Zöllnern und
Warum mit den Zöllnern und
Warum mit den Zöllnern und
a˚martwlw◊n e˙sqi÷ei;
a˚martwlw◊n e˙sqi÷ei
a˚martwlw◊n e˙sqi÷ete kai« pi÷nete;
Sündern er ißt?
Sündern ißt
Sündern eßt und trinkt ihr?
oJ dida¿skaloß uJmw◊n;
euer Meister?
17
pro\ß tou\ß maqhta»ß aujtouv le÷gonteß:
kai« aÓkou/saß oJ ∆Ihsouvß le÷gei
12
31
kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß
Und Jesus darauf
oJ de« aÓkou/saß ei•pen:
ei•pen pro\ß aujtou/ß:
Und (dies) gehört habend, sagt Jesus Er aber, (dies) gehört habend, sagte:
sagte zu ihnen:
aujtoi√ß [o¢ti] ouj crei÷an e¶cousin oi˚
ouj crei÷an e¶cousin oi˚
ouj crei÷an e¶cousin oi˚
zu ihnen: Nicht brauchen die Nicht brauchen die Nicht brauchen die
i˙scu/onteß i˙atrouv aÓll∆ oi˚ kakw◊ß
i˙scu/onteß i˙atrouv aÓll∆ oi˚ kakw◊ß
uJgiai÷nonteß i˙atrouv aÓlla» oi˚ kakw◊ß
Gesunden einen Arzt, sondern die krank Gesunden einen Arzt, sondern die krank Gesunden einen Arzt, sondern die krank
e¶conteß:
e¶conteß.
Seienden.
Seienden.
e¶conteß: Seienden.
Erklärungen mit ga/r sind im Griechischen in der Regel Rückblenden. Da das Griechische keinen relativen Tempusgebrauch kennt, müssen wir im Deutschen das Imperfekt durch ein Plusquamperfekt wiedergeben, um die Vorzeitigkeit auszudrücken (vgl. U. Victor 2004: 48 Anm. 24). 41
44
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
13
e¶leoß qe÷lw kai« ouj qusi÷an:
poreuqe÷nteß de« ma¿qete ti÷ e˙stin:
Gegangen aber, lernt, was heißt:
Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!
oujk h™lqon kale÷sai
ouj ga»r h™lqon kale÷sai
32
oujk h™lqon 42 kale÷sai
Nicht bin ich gekommen, zu rufen Denn nicht bin ich gekommen, zu rufen Nicht bin ich gekommen, zu rufen
dikai÷ouß aÓlla» a˚martwlou/ß^
dikai÷ouß aÓlla» a˚martwlou/ß
dikai÷ouß aÓlla» a˚martwlou\ß
Gerechte, sondern Sünder Gerechte, sondern Sünder Gerechte, sondern Sünder
ei˙ß meta¿noian.
ei˙ß meta¿noian. 43
ei˙ß meta¿noian.
zum Umdenken.
zum Umdenken.
zum Umdenken.
Folgende Bindeindizien zwischen Matthäus und Markus sind zugleich Trennindizien gegenüber Lukas: 01. Matth 9,9 Mk 2,13 Luk Kai« para¿gwn ... ei•den ... Kai« para¿gwn ei•den ... – »Und vorübergehend ... sah er ...« »Und vorübergehend sah er ...« 02. Matth 9,10 Mk 2,15 Luk Kai« e˙ge÷neto aujtouv aÓna- Kai« gi÷netai katakei√sqai – aujto\n keime÷nou »Und es geschah, als er zu »Und es geschieht, daß er zu Tisch lag« Tisch liegt« 03. Matth 9,10 Mk 2,15 Luk 5,29 kai« i˙dou\ polloi« telw◊nai kai« polloi« telw◊nai kai« kai« h™n o¡cloß polu\ß kai« a˚martwloi« e˙lqo/nteß a˚martwloi« telwnw◊n kai« sunane÷keinto twˆ◊ ∆Ihsouv sunane÷keinto twˆ◊ ∆Ihsouv a‡llwn oi≠ h™san met∆ aujtw◊n kai« toi√ß maqhtai√ß aujtouv kai« toi√ß maqhtai√ß aujtouv katakei÷menoi »und siehe, viele Zöllner »und viele Zöllner und »und es war eine zahlreiche Schar und Sünder, gekommen, Sünder von Zöllnern und lagen zu Tisch mit Jesus lagen zu Tisch mit Jesus anderen, die mit ihm zu Tische und seinen Jüngern« und seinen Jüngern« liegend waren« 04. Matth 9,11 Mk 2,16 Luk 5,30 kai« e˙go/gguzon oi˚ Farisai√oi kai« i˙do/nteß oi˚ Farisai√oi kai« oi˚ grammatei√ß tw◊n Farisai÷wn i˙do/nteß kai« oi˚ grammatei√ß aujtw◊n »und gesehen habend »und die Schriftgelehrten der »Und die Pharisäer murrten die Pharisäer« Pharisäer gesehen habend« und ihre Schriftgelehrten« 05. Matth 9,11 Mk 2,16 Luk 5,30 e¶legon toi√ß maqhtai√ß aujtouv e¶legon toi√ß maqhtai√ß aujtouv pro\ß tou\ß maqhta»ß aujtouv le÷gonteß »sie sagten zu seinen Jüngern« »sie sagten zu seinen Jüngern« »zu seinen Jüngern sagend« 06. Matth 9,11 Mk 2,16 Luk 5,30 meta» tw◊n telwnw◊n kai« meta» tw◊n telwnw◊n kai« meta» tw◊n telwnw◊n kai« a˚martwlw◊n e˙sqi÷ei a˚martwlw◊n e˙sqi÷ei a˚martwlw◊n e˙sqi÷ete kai« pi÷nete oJ dida¿skaloß uJmw◊n »mit Zöllnern und »mit Zöllnern und »mit Zöllnern und Sündern ißt euer Meister« Sündern ißt er« Sündern eßt und trinkt ihr« 07. Matth 9,12 Mk 2,17 Luk 5,31 oJ de« aÓkou/saß ei•pen kai« aÓkou/saß oJ ∆Ihsouvß le÷gei kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß aujtoi√ß ei•pen pro\ß aujtou/ß »er aber, (dies) gehört »und dies gehört habend, »und darauf sagte habend, sagte« sagt Jesus zu ihnen« Jesus zu ihnen« 42 43
Vgl. U. Victor 2007a: Anm. 24. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
45
Trennindizien des Matthäus: 08. 9,9: Maqqai√on lego/menon, »Matthäus genannt«. 09. 9,13: poreuqe÷nteß de« ma¿qete ti÷ e˙stin: e¶leoß qe÷lw kai« ouj qusi÷an, »Gegangen aber lernt, was heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer«. Trennindizien des Markus: 10. 2,13: Kai« e˙xhvlqen pa¿lin para» th\n qa¿lassan: kai« pa◊ß oJ o¡cloß h¡rceto pro\ß aujto/n, kai« e˙di÷dasken aujtou/ß. »Und er ging wieder hinaus an den See und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie.« 11. 2,14: Leui«n to\n touv ÔAlfai÷ou, »(den) Levi, den (Sohn) des Alphäus«. 12. 2,15: h™san ga»r polloi« kai« hjkolou/qoun aujtw, »denn sie waren zahlreich und waren ihm gefolgt«. Trennindizien des Lukas: 13. 5,27: Leui«n, »(den) Levi«. 14. 5,28: kai« katalipw»n pa¿nta, »und alles verlassen habend«. 15. 5,29: Kai« e˙poi÷hsen doch\n mega¿lhn Leui«ß aujtwˆ◊, »und Levi veranstaltete für ihn ein großes Mahl«. 16. 5,31: kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ..., »und darauf Jesus ...«. Die Übereinstimmungen zwischen Matthäus und Markus gegen Lukas sind so zahlreich (01) – (07), daß angenommen werden muß, daß Lukas andere Quellen als Markus und Matthäus benutzte. Gegen eine Benutzung des matthäischen Textes durch Lukas spricht ferner: a) Matth 9,9 wird nur der Name »Matthäus« mitgeteilt (08), während Luk 5,27.29 den Namen »Levi« verwendet (13), wie auch Mk 2,14, bereichert um den Vatersnamen »Alphäus« (11). Ein Schriftsteller wie Lukas hätte bei Kenntnis des matthäischen Textes kaum darauf verzichtet, die beiden Namen in seiner Version zu verbinden. b) Ferner verwendet Lukas nicht den Satz des Matthäus (9,13) mit dem Zitat aus Hos 6,6. Es erscheint unwahrscheinlich, daß Lukas in Kenntnis des matthäischen Textes dieses Zitat übergangen hätte, zumal er schon 5,28 (»und alles verlassen habend«) den Gedanken verdeutlichend aufnimmt, daß Levi in dem Augenblick seines Rufes durch Jesus mit seinem bisherigen Leben gebrochen hatte. Die innere Umkehr ist daher primär wichtig. Die vorgeschriebenen kultischen Opfer für den Jerusalemer Tempel sind zwar notwendig, aber sekundär.44 Daher soll der Leser lernen, was es heißt »Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.« (Hos 6,6). Seinen Gedankengang durch dieses Zitat aus dem Propheten Hosea zu untermauern, hätte Lukas in diesem Fall wohl kaum hintan gelassen. Es ist daher auszuschließen, daß Lukas den matthäischen Text als Quelle verwendete. Gegen eine Benutzung des markinischen Textes durch Lukas spricht ferner: a) die andere Einleitung der Perikope durch Mk 2,13 (10) b) Mk 2,17 (o¢ti) zu Luk 5,30 (dia» ti÷), was allerdings auch stilistisch bedingt sein kann, c) und das Festmahl, wie es nicht nur bei Luk 5,29 (15), sondern indirekt auch bei Mk 2,15 erkennbar ist. Daß Matthäus die Markusperikope als Quelle benutzte, ist auszuschließen. Die Frage der Pharisäer schwächt Matthäus (9,11) gegenüber Markus (2,16) mit dia» ti÷ (»warum«) ab und die Trennindizien (08) – (12) schließen eine quellenmäßige Abhängigkeit aus. Genaueres läßt sich noch dazu sagen: Wenn man das Erzählgerüst anschaut, ergibt sich folgendes: Jesus beruft an der Zollstätte einen Menschen, Jesus und seine Jünger essen mit ihm und anderen Zöllnern, Pharisäer fragen, sich daran stoßend, Jesu Jünger, Jesus antwortet pointiert den Pharisäern. Wie soll nun ein Autor dieses Gerüst verarbeiten? Markus verwendet eine Quelle und gibt sie in seinem eigenen Stil wieder. Matthäus benutzt eine Quelle und gibt sie ebenfalls in seinem Stil wieder. Für beide sind der ganze Ablauf des Geschehens und die leicht einprägsamen Jesusworte »Folge mir! Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.« vorgegeben. Matthäus konnte diese Berufung im Grunde gar nicht viel anders erzählen als Markus, weil sie nach einem bestimmten Schema Das Gesetz Lev 5,20-26 schreibt vor, daß ein Betrüger – und Zöllner galten als solche (vgl. Str-B I: 377-380) –, dem Geschädigten alles mit 20% Zinsen zu erstatten hat. Doch erst wenn er einen fehlerlosen Widder dem Priester zum Schuldopfer gebracht hat, wird ihm seine sündige Tat vergeben. 44
46
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
abgelaufen war, das er von seiner Quelle oder als Augenzeuge kannte, das aber auch Markus von seiner Quelle kannte. Matthäus 9,10 vermeidet es jedoch in aller Bescheidenheit, auch nur anklingen zu lassen, daß es sich um großes Festmahl handelt, wie es nicht nur bei Luk 5,29, sondern indirekt auch bei Mk 2,15 erkennbar ist. Es ist höchst plausibel, daß der Gastgeber seine eigene Rolle bescheiden im Ungewissen läßt. Matthäus ergänzt das letzte Jesuswort um ein Zitat aus Hos 6,6: »Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer«. Wenn der Apostel Matthäus nicht Verfasser des Evangeliums wäre, sondern irgendein Unbekannter, der Markus als Vorlage verwendete, wäre es völlig unverständlich, daß er nicht die genaue Bezeichnung des Markus (2,13) »Levi, den Sohn des Alphäus« übernommen hätte. Folglich ist das ein wichtiges Argument, daß Markus nicht die Vorlage für einen unbekannten Autor des Evangeliums gewesen sein kann. Nur ein Augenzeuge und selbst Betroffener wie der Apostel konnte seinen anderen Namen Matthäus verwenden. Warum Matthäus sich hier Matthäus nennt, läßt sich nicht beantworten.45 Über das literarische Verhältnis dieser drei Texte läßt sich zusammenfassend folgendes sagen: • Markus und Matthäus hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas unterscheiden.
3.1.6 Die Fastenfrage Mk 2,18–22; Matth 9,14–17; Luk 8,33–39 46 Mk 2,18
Kai« h™san oi˚ maqhtai« ∆Iwa¿nnou
Und es waren die Jünger (des) Johannes
kai« oi˚ Farisai√oi nhsteu/onteß. und die Pharisäer fastend.
kai« e¶rcontai kai« le÷gousin aujtwˆ◊: dia»
Matth 9,14
To/te prose÷rcontai aujtwˆ◊ oi˚
Und (Leute) kommen und sagen zu ihm: Da kommen zu ihm die Wes-
Luk 5,33
Oi˚ de« ei•pan pro\ß aujto/n: oi˚
Sie aber sagten zu ihm: Die
ti÷ oi˚ maqhtai« ∆Iwa¿nnou kai« oi˚ maqh- maqhtai« ∆Iwa¿nnou le÷gonteß: dia» ti÷
maqhtai« ∆Iwa¿nnou
halb die Jünger (des) Johannes und die Jün-
Jünger (des) Johannes, sagend: Weswegen
Jünger (des) Johannes
ger der Pharisäer fasten,
fasten wir und die Pharisäer
viel,
tai« tw◊n Farisai÷wn nhsteu/ousin,
hJmei√ß kai« oi˚ Farisai√oi nhsteu/omen nhsteu/ousin pukna» [polla¿],
fasten häufig
kai« deh/seiß poiouvntai oJmoi÷wß kai« oi˚ und Gebete verrichten sie, ebenso auch die
tw◊n Farisai÷wn, oi˚ de« soi« e˙sqi÷ousin
oi˚ de« soi« maqhtai« ouj nhsteu/ousin;
oi˚ de« maqhtai÷ sou ouj nhsteu/ousin;
der Pharisäer, aber die Deinen essen
deine Jünger aber nicht fasten?
deine Jünger aber nicht fasten?
und trinken. Jesus aber sagte zu
Und Jesus sagte zu ihnen: Etwa
Und Jesus sagte zu ihnen: Etwa
können die Söhne des Brautgemachs,
können die Söhne des Brautgemachs Brautgemachs, während der Bräutigam bei ihnen
penqei√n
e˙stin poihvsai nhsteuvsai;
trauern,
ist, fasten lassen?
während der Bräutigam bei ihnen ist,
solange bei ihnen ist
fasten? (Für) wielange Zeit sie haben
der Bräutigam?
19
kai« ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: mh\
du/nantai oi˚ ui˚oi« touv numfw◊noß
e˙n wˆ— oJ numfi÷oß met∆ aujtw◊n e˙stin nhsteu/ein; o¢son cro/non e¶cousin to\n numfi÷on met∆ aujtw◊n ouj du/nantai den Bräutigam bei sich, können sie nicht
nhsteu/ein.
kai« ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: mh\
du/nantai oi˚ ui˚oi« touv numfw◊noß
e˙f∆ o¢son met∆ aujtw◊n e˙stin
34
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen pro\ß
aujtou/ß: mh\ du/nasqe tou\ß ui˚ou\ß touv ihnen: Könnt ihr etwa die Söhne des
numfw◊noß e˙n wˆ— oJ numfi÷oß met∆ aujtw◊n
oJ numfi÷oß;
e˙leu/sontai de« hJme÷rai
35
fasten. Kommen werden aber Tage,
Kommen werden aber Tage,
Kommen werden aber Tage, und zwar wann
wo der Bräutigam von ihnen genommen ist;
wo der Bräutigam von ihnen genommen ist,
kai« to/te nhsteu/sousin.
nhsteu/sousin e˙n e˙kei÷naiß tai√ß
und dann werden sie fasten, an jenem
und dann werden sie fasten.
werden sie fasten an jenen
20
e˙leu/sontai de« hJme÷rai
15
kai« pi÷nousin.
o¢tan aÓparqhØv aÓp∆ aujtw◊n oJ numfi÷oß, kai« to/te nhsteu/sousin e˙n e˙kei÷nhØ 45 46
e˙leu/sontai de« hJme÷rai, kai« o¢tan
o¢tan aÓparqhØv aÓp∆ aujtw◊n oJ numfi÷oß, aÓparqhØv aÓp∆ aujtw◊n oJ numfi÷oß, to/te von ihnen genommen ist der Bräutigam, dann
Das »Argument«, daß zwei semitische Namen bei einer Person nicht möglich seien, ist hinfällig (vgl. K. Jaroš 2008: 65). K. Aland 151996: Nr. 45 und Nr. 94.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I thØv hJme÷raˆ.
47 hJme÷raiß.
Tag. Tagen.
¡Elegen de« kai« parabolh\n pro\ß
aujtou\ß
Er sagte aber auch eine Bildrede zu
21
Oujdei«ß e˙pi÷blhma rJa¿kouß aÓgna¿fou
16
ihnen:
oujdei«ß de« e˙piba¿llei e˙pi÷blhma rJa¿- o¢ti oujdei«ß e˙pi÷blhma aÓpo\ i˚mati÷ou kai-
Niemand einen Flicken ungewalkten Tuchs Niemand aber setzt einen Flicken un- Niemand einen Flicken von einem Gewand, neu-
e˙pira¿ptei e˙pi« i˚ma¿tion palaio/n: ei˙ de« kouß aÓgna¿fou e˙pi« i˚mati÷wˆ palaiwˆ◊: nouv sci÷saß e˙piba¿llei e˙pi« i˚ma¿tion näht auf ein altes Gewand, sonst
gewalkten Tuchs auf ein altes Gewand;
em, abgerissen habend, setzte (ihn) auf ein Kleid,
reißt das Flickstück von ihm ab, das
denn es reißt ab sein Flickstück von
altes, sonst sowohl das neue
neue vom alten, und schlimmer (der) Riß
dem Gewand, und schlimmer (der) Riß
mh/, ai¶rei to\ plh/rwma aÓp∆ aujtouv to\
ai¶rei ga»r to\ plh/rwma aujtouv aÓpo\ palaio/n: ei˙ de« mh/ ge, kai« to\ kaino\n
kaino\n touv palaiouv kai« cei√ron sci÷s- touv i˚mati÷ou kai« cei√ron sci÷sma
sci÷sei kai« twˆ◊ palaiwˆ◊ ouj sumfwnh/sei wird zerreißen, als auch zu dem alten wird nicht passen
ma gi÷netai.
gi÷netai.
wird.
wird.
Und niemand füllt jungen Wein in
Und keiner füllt jungen Wein in
alte Häute, sonst wird zerreißen der
alte Häute, sonst
rJh/gnuntai oi˚ aÓskoi« kai« oJ oi•noß
oJ ne÷oß tou\ß aÓskou\ß kai« aujto\ß
Wein die Häute und der Wein
zerreißen die Häute und der Wein
der junge, die Häute, und er
22
kai« oujdei«ß ba¿llei oi•non ne÷on ei˙ß
aÓskou\ß palaiou/ß: ei˙ de« mh/, rJh/xei oJ oi•noß tou\ß aÓskou\ß kai« oJ oi•noß aÓpo/llutai kai« oi˚ aÓskoi÷:
17
oujde« ba¿llousin oi•non ne÷on ei˙ß
aÓskou\ß palaiou/ß: ei˙ de« mh/ ge,
to\ e˙pi÷blhma to\ aÓpo\ touv kainouv. der Flicken von dem neuen. Und
niemand füllt jungen Wein in Häute,
palaiou/ß: ei˙ de« mh/ ge, rJh/xei oJ oi•noß alte, sonst wird zerreißen der Wein,
e˙kcei√tai kai« oi˚ aÓskoi« aÓpo/lluntai: e˙kcuqh/setai kai« oi˚ aÓskoi« aÓpolouvntai:
verdirbt und die Häute;
wird verschüttet und die Häute werden
wird verschüttet werden, und die Häute
verderben;
aÓlla» ba¿llousin oi•non
werden verderben;
38
sondern Wein,
sondern man füllt Wein,
ne÷on ei˙ß aÓskou\ß kainou/ß,
sondern neuen Wein in neue Häute
blhte÷on.
jungen, (füllt man) in neue Häute.
jungen, in neue Häute,
muß man füllen.
und beide bleiben erhalten.
ne÷on ei˙ß aÓskou\ß kainou/ß.
kai«
oujdei«ß ba¿llei oi•non ne÷on ei˙ß aÓskou\ß
aÓlla» oi•non
37
kai« aÓmfo/teroi sunthrouvntai.
aÓlla» oi•non ne÷on ei˙ß aÓskou\ß kainou\ß
39
Und niemand, getrunken habend alten, will jungen;
[kai«] oujdei«ß piw»n palaio\n qe÷lei ne÷on:
le÷gei ga¿r: oJ palaio\ß crhsto/ß e˙stin.
denn er sagt: Der alte ist vorzüglich.
Matthäus und Markus haben u.a. folgende Bindeindizien gegen Lukas: 01. Matth 9,14 Mk 2,18 Luk 5,33 oi˚ de« soi« maqhtai« ouj oi˚ de« soi« maqhtai« ouj oi˚ de« soi« e˙sqi÷ousin kai« nhsteu/ousin nhsteu/ousin pi÷nousin »deine Jünger fasten nicht« »deine Jünger fasten nicht« »die Deinen essen und trinken« 02. Matth 9,15 Mk 2,19 Luk 5,34 kai« ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: kai« ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen pro\ß aujtou/ß: mh\ du/nantai oi˚ ui˚oi« touv mh\ du/nantai oi˚ ui˚oi« touv mh\ du/nasqe tou\ß ui˚ou\ß touv numfw◊noß numfw◊noß numfw◊noß »und Jesus sagte ihnen: Kön- »und Jesus sagte ihnen: Kön- »Jesus sagte zu ihnen: Könnt ihr etwa nen etwa die Söhne des nen etwa die Söhne des die Söhne des Brautgemachs…« Brautgemachs…« Brautgemachs…« 03. Matth 9,16 Mk 2,21 Luk 5,36 e˙pi÷blhma rJa¿kouß aÓgna¿fou e˙pi÷blhma rJa¿kouß aÓgna¿fou e˙pi÷blhma aÓpo\ i˚mati÷ou kainouv »ein Stück ungewalkten »ein Stück ungewalkten »ein Stück von einem neuen Kleid« Tuches« Tuches« 04. Matth 9,16 Mk 2,21 Luk 5,36 ai¶rei ga»r to\ plh/rwma aujtouv ai¶rei to\ plh/rwma aÓp∆ aujtouv kai« to\ kaino\n sci÷sei kai« twˆ◊ pa aÓpo\ touv i˚mati÷ou kai« to\ kaino\n touv palaiouv kai« laiwˆ◊ ouj sumfwnh/sei to\ e˙pi÷blhma
48
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I cei√ron sci÷sma gi÷netai »denn das Flickstück reißt von dem Kleid ab und es entsteht ein schlimmerer Riß«
cei√ron sci÷sma gi÷netai »denn das neue Flickstück reißt von dem alten ab und es entsteht ein schlim- merer Riß«
to\ aÓpo\ touv kainouv »und es wird das neue zerreißen, und zu dem alten wird das Stück von dem neuen nicht passen«
In welchem Verhältnis stehen Matthäus und Markus zueinander? Matthäus’ Text ist um die literarisch hochwirksame Antwort auf die rhetorische Frage (Mk 2,19) kürzer: »Nein, solange sie den Bräutigam noch bei sich haben, können sie nicht fasten.« Anders als bei Matthäus, bei dem die Jünger des Johannes sich selbst mit ihrer Frage an Jesus wenden (9,14): »Warum fasten wir…?«, sind es bei Markus (2,18) Dritte, die Jesus die Frage stellen. Es kommt eine bemerkenswerte Veränderung im Text des Matthäus hinzu: In 9,15 ist das »fasten« (9,14) durch »trauern« ersetzt. Matthäus ist kein Autor, der Wiederholungen scheut. Diese Variation wird sich schon in seiner Quelle gefunden haben. Alle drei Unterschiede schließen sowohl aus, daß Matthäus auf Markus zurückgeht, wie auch das Umgekehrte. Die Frage der literarischen Beziehungen dieser drei Texte ist folgendermaßen zu beantworten: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.7 Berufung der Zwölf Mk 3,13–19; Matth 10,1–4; Luk 6,12–16 47
Luk 6,12
∆Ege÷neto de« e˙n tai√ß hJme÷raiß
Es geschah aber in den Tagen, Mk 3,13
Kai« aÓnabai÷nei ei˙ß
tau/taiß e˙xelqei√n aujto\n ei˙ß
Und er steigt hinauf auf
diesen, daß er hinausging auf
to\ o¡roß
to\ o¡roß proseu/xasqai, kai« h™n dia-
den Berg
den Berg um zu beten. Und er war hindurch
nuktereu/wn e˙n thØv proseuchØv touv qeouv. die Nacht zubringend im Gebet vor Gott.
kai«
Matth 10,1
und
Und
proskalesa¿menoß
prosefw¿nhsen tou\ß maqhta»ß aujtouv,
ruft zu sich, die er selbst wollte.
zu sich gerufen habend
rief er seine Jünger herzu;
tou\ß dw¿deka maqhta»ß aujtouv
kai« e˙klexa¿menoß aÓp∆ aujtw◊n dw¿deka,
seine zwölf Jünger,
und ausgewählt habend aus ihnen zwölf,
proskalei√tai ou§ß h¡qelen aujto/ß, kai« aÓphvlqon pro\ß aujto/n. Und sie kamen zu ihm. 14
kai« e˙poi÷hsen dw¿deka
Und er bestimmte zwölf,
Kai«
[ou§ß kai« aÓposto/louß wÓno/masen] die er auch Apostel nannte,
iºna w°sin met∆ aujtouv kai« iºna aÓpoauf daß sie mit ihm seien und damit aus-
ste÷llhØ aujtou\ß khru/ssein
15
kai«
gab er ihnen Vollmacht über (die) Gei-
zu haben die Vollmacht, zu heilen die Krank-
ster, (die) unreinen, so daß sie austreiben
heiten und Dämonen auszutreiben.
sie (konnten) und heilen jede Krankheit
und jedes Gebrechen.
souß kai« 49 e˙kba¿llein ta» daimo/nia:
16
[kai« e˙poi÷hsen tou\ß dw¿deka,]
kai« o¢te e˙ge÷neto hJme÷ra,
Und als Tag geworden war,
ou§ß kai« aÓposto/louß wÓno/masen: 48 die er auch Apostel nannte:
e¶dwken aujtoi√ß e˙xousi÷an pneuma¿-
sende er sie, zu verkünden und
e¶cein e˙xousi÷an qerapeu/ein ta«ß no/-
13
twn aÓkaqa¿rtwn w‚ste e˙kba¿llein aujta» kai« qerapeu/ein pa◊san no/son kai« pa◊san malaki÷an.
Tw◊n de« dw¿deka aÓposto/lwn
Und er bestimmte die Zwölf, Der zwölf Apostel 47
K. Aland 151996: Nr. 49.
Der Text von V 13 ist seltsames Griechisch, das kaum ursprünglich so geschrieben worden ist. Möglicherweise könnte der Text so gelautet haben: »Als es Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich und, nachdem er aus ihnen zwölf ausgewählt hatte, nannte er sie Apostel.» 49 Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. 48
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I prw◊ton Si/mona
ta» ojno/mata¿ e˙stin tauvta:
zuerst Simon Namen sind diese:
kai« e˙pe÷qhken o¡noma twˆ◊ Si÷mwni
2
und legte bei dem Simon (den) Namen
Zuerst Simon, genannt
Pe÷tron,50
49
prw◊toß Si÷mwn oJ lego/menoß
Pe÷troß
14
Si÷mwna o§n kai« wÓno/masen
Simon, den er auch nannte
Pe÷tron,
Petrus, Petrus, Petrus,
kai« ∆Andre÷aß oJ aÓdelfo\ß aujtouv,
kai« ∆Andre÷an to\n aÓdelfo\n aujtouv,
und Andreas, sein Bruder,
und Andreas, seinen Bruder,
17
kai« ∆Ia¿kwbon to\n touv Zebedai÷ou
kai« ∆Ia¿kwboß oJ touv Zebedai÷ou
kai« ∆Ia¿kwbon
und Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus,
und Jakobus, der (Sohn) des Zebedäus,
kai« ∆Iwa¿nnhß oJ aÓdelfo\ß aujtouv,
kai« ∆Iwa¿nnhn
und Johannes, den Bruder des
und Johannes, sein Bruder,
und Johannes
kai« ∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n touv ∆Iakw¿bou kai« e˙pe÷qhken aujtoi√ß
und Jakobus
Jakobus. Und er legte ihnen bei
ojno/ma[ta] boanhrge÷ß, o¢ e˙stin (die) Namen Boanerges, was ist:
ui˚oi« bronthvß:
Söhne (des) Donners. 18
Kai« ∆Andre÷an
Und Andreas
kai« Fi÷lippon
3
Fi÷lippoß
und Philippus Philippus
kai« Barqolomai√on
kai« Barqolomai√oß,
und Bartholomäus
und Bartholomäus,
kai« Maqqai√on
Qwma◊ß kai« Maqqai√oß oJ telw¿nhß,
und Matthäus Thomas und Matthäus, der Zöllner,
kai« Qwma◊n und Thomas
kai« Fi÷lippon und Philippus
kai« Barqolomai√on und Bartholomäus
15
kai« Maqqai√on kai« Qwma◊n
und Matthäus und Thomas,
kai« ∆Ia¿kwbon to\n touv ÔAlfai÷ou
Ia¿kwboß oJ touv ÔAlfai÷ou
kai« ∆Ia¿kwbon ÔAlfai÷ou
und Jakobus, den (Sohn) des Alphäus
Jakobus, der (Sohn) des Alphäus,
und Jakobus, (den Sohn des) Alphäus,
und Thaddäus
und Thaddäus.
und Simon, den Kanaanäer,
Simon, der Kanaanäer,
kai« Qaddai√on
kai« Si÷mwna to\n Kananai√on
kai« Qaddai√oß, 4
Si÷mwn oJ Kananai√oß
kai« Si÷mwna to\n kalou/menon zhlwth\n und Simon, den Zelot genannten,
16
und Judas (den Sohn des) Jakobus,
19
kai« ∆Iou/dan ∆Iskariw¿q,
kai« ∆Iou/daß oJ ∆Iskariw¿thß
kai« ∆Iou/dan ∆Iakw¿bou
kai« ∆Iou/dan ∆Iskariw¿q,
und Judas Iskarioth,
und Judas, der Iskariothe,
oJ kai« paradou\ß aujto/n.
o§ß e˙ge÷neto prodo/thß.
der ihn überliefert hat.
der ihn überliefert Habende.
der (der) Überlieferer wurde.
o§ß kai« pare÷dwken aujto/n.
und Judas Iskarioth,
Die drei Berichte geben das Ereignis, daß Jesus Jünger zu sich ruft und sie zu Aposteln bestimmt, unterschiedlich wieder. Darauf gleich eingangs hinzuweisen, bietet sich an, da man von einem so wichtigen Ereignis für die Jesus-Bewegung erwartete, daß davon einheitlicher berichtet würde. Diese Beobachtung zeigt bereits, daß den drei Evangelisten hier nicht ein und dieselbe Quelle zur Verfügung stand, sondern mehrere unterschiedliche. Bei einer einzigen Quelle wäre ihr Bericht trotz stilistischer Unterschiede einheitlicher ausgefallen. Matthäus beginnt mit seinem Bericht die Aussendungsrede (10,1–42), während er bei Markus nur Teil des Berichtes über Jesu Wirken in Galiläa ist (1,14-7,23), ähnlich wie bei Lukas (4,14–9,50), der noch dazu die Aussendung der Zwölf (9,1–6) nicht wie Matthäus und Markus mit der Auswahl der Zwölf verbindet. Somit verstärkt auch der unterschiedliche Kontext der Berichte den Eindruck, daß eine einzige Quelle höchst unwahrscheinlich ist und daß die Annahme, die Autoren hätten ihre Texte gegenseitig als Quellen benutzt, fragwürdig ist. Die Beobachtungen im Detail erhärten dies. Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas: 01. Mk 3,13-15 Matth 10,1 Luk ... aÓposte÷llhØ aujtou\ß e¶dwken aujtoi√ß e˙xousi÷an ... 50
Vgl. U, Victor 2006: Zur Stelle.
50
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I khru/ssein kai« e¶cein e˙xousi÷an ... »... er sie sende zu ver- künden und zu haben Vollmacht ...«
»gab ihnen Vollmacht ...«
02. Mk 3,18 Matth 10,3 Luk Qaddai√on Qaddai√on »Thaddäus« »Thaddäus« 03. Mk 3,18 Matth 10,4 Luk 6,15 Si÷mwna to\n Kananai√on Si÷mwn oJ Kananai√oß Si÷mwna to\n kalou/menon zhlwth\n »Simon, den Kanaanäer« »Simon, der Kanaanäer« »Simon, genannt Zelot« 04. Mk 3,19 Matth 10,4 Luk 6,16 ... o§ß kai« pare÷dwken aujto/n ... oJ kai« paradou\ß aujto/n ... o§ß e˙ge÷neto prodo/thß »... der ihn überliefert hat« »der ihn überliefert Habende« »... der Überlieferer wurde« Trennindizien des Markus gegen Matthäus: 05. Mk 3,14 Matth Luk iºna w°sin met∆ aujtouv - »auf daß sie mit ihm seien« 06. Mk 3,16-17 Matth 10,2 Luk 6,14 Pe÷tron kai« ∆Andre÷an Pe÷tron kai« ∆Ia¿kwbon Pe÷troß kai« ∆Andre÷aß »Petrus und Jakobus« »Petrus und Andreas« »Petrus und Andreas« 07. Mk 3,17 Matth Luk ... kai« e˙pe÷qhken aujtoi√ß - ojno/ma[ta] boanhrge÷ß, o¢ e˙stin ui˚oi« bronthvß »... und er legte ihnen (die) Namen Boanerges bei, was ist: Söhne (des) Donners« 08. Mk 3,18 Matth 10,2 Luk 6,14 ∆Ia¿kwbon ... ∆Iwa¿nnhn ∆Ia¿kwboß ... ∆Iwa¿nnhß kai« ∆Ia¿kwbon kai« ∆Iwa¿nnhn ... Fi÷lippoß kai« Fi÷lippon ... ∆Andre÷an ... »Jakobus ... Johannes »Jakobus ... Johannes »und Jakobus und Johannes ... Philippus und Philippus« ... Andreas« Trennindizien des Matthäus gegen Markus: 09. Matth Mk 3,13 Luk 6,12 keine topographische Angabe Kai« aÓnabai÷nei ei˙ß to\ o¡roß ... e˙xelqei√n aujto\n ei˙ß to\ o¡roß »und er steigt auf den Berg »... daß er auf den Berg hinausging« hinauf« 10. Matth 10,3 Mk 3,18 Luk 6,15 Qwma◊ß kai« Maqqai√oß kai« Maqqai√on kai« Qwma◊n kai« Maqqai√on kai« Qwma◊n oJ telw¿nhß »und Matthäus und Thomas« »Thomas und Matthäus, »und Matthäus und Thomas« der Zöllner« 11. Matth 10,3 Mk 3,18 Luk 6,15 kai« Maqqai√oß oJ telw¿nhß, kai« Qwma◊n kai« Qwma◊n Ia¿kwboß oJ touv ÔAlfai÷ou kai« ∆Ia¿kwbon to\n touv ÔAlfai÷ou kai« ∆Ia¿kwbon ÔAlfai÷ou
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
51
»und Matthäus, der Zöllner, »und Thomas und Jakobus, der (Sohn) des Alphäus« Jakobus, den (Sohn) desAlphäus«
»und Thomas und Jakobus, (der Sohn des) Alphäus«
Lukas scheidet auf Grund folgender Besonderheiten als Vorlage für Markus und Matthäus aus: 12. Luk 6,12 Mk Matth ∆Ege÷neto de« e˙n tai√ß - hJme÷raiß tau/taiß »es geschah aber in diesen Tagen« 13. Luk 6,12-13 Mk Matth ... proseu/xasqai, kai« h™n dia- - nuktereu/wn e˙n thØv proseuchØv touv qeouv. kai« o¢te e˙ge÷neto hJme÷ra ... »... um zu beten. Und er war die Nacht hindurch zubringend im Gebet vor Gott. Und als Tag geworden war ...« Die Trennindizien (05) bis (13) sprechen eindeutig dafür, daß den Evangelisten ihre Texte untereinander nicht als Vorlage gedient haben können, sondern daß sie jeweils andere Quellen benutzt haben. Die Übereinstimmung des Matthäus mit Lukas (05) bis (08) zeigt, daß Matthäus hier nicht willkürlich seine Vorlage gestaltete, also auch nicht seine vermeintliche Vorlage Markus änderte, sondern tradiertes Gut weitergab. Dasselbe ist von Markus anzunehmen. Genausowenig wie in (05) bis (08) Selbständigkeiten des Matthäus vorliegen, sollte man bei (09) bis (11) Selbständigkeiten annehmen, sondern eine andere Quelle. Die Bindeindizien (01) bis (04) zeigen, daß die Quellen des Matthäus und Markus einander nahe waren. Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.8 Jesu wahre Verwandte Mk 3,31–35; Matth 12,46–50; Luk 8,19–21 51 Mk 3,31
Matth 12,46
Und es kommt
Während er noch redete zu den Herbei aber kam
Kai« e¶rcetai
⁄Eti aujtouv lalouvntoß toi√ß
Luk 8,19
Parege÷neto de«
hJ mh/thr aujtouv kai«
o¡cloiß i˙dou\ hJ mh/thr kai«
pro\ß aujto\n hJ mh/thr kai«
seine Mutter und
Volksmassen, siehe, die Mutter und
zu ihm die Mutter und
oi˚ aÓdelfoi« aujtouv kai« e¶xw sth/konteß oi˚ aÓdelfoi« aujtouv ei˚sth/keisan e¶xw
oi˚ aÓdelfoi« aujtouv kai« oujk hjdu/nanto
seine Brüder, und draußen stehend,
seine Brüder standen draußen,
seine Brüder, und nicht konnten sie
aÓpe÷steilan pro\ß aujto\n kalouvnteß
zhtouvnteß aujtwˆ◊ lalhvsai.
suntucei√n aujtwˆ◊ dia» to\n o¡clon.
schickten sie zu ihm, rufend
suchend, mit ihm zu reden.
wegen der Menge mit ihm zusammenkommen.
aujto/n.
32
kai« e˙ka¿qhto peri« aujto\n o¡c-
ihn. Und es saß um ihn eine Volks-
loß, kai« le÷gousin aujtwˆ◊: i˙dou\ hJ mh/thr
47
ei•pen de÷ tiß aujtwˆ◊: i˙dou\ hJ mh/thr
20
aÓphgge÷lh de« aujtwˆ◊: hJ mh/thr
menge, und man sagt zu ihm: Siehe, die Mutter, Einer sagte zu ihm: Siehe, die Mutter, Es wurde ihm aber gemeldet: Die Mutter,
sou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ sou kai« ai˚
sou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ sou e¶xw e˚sth/- sou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ sou e˚sth/kasin
deine, und deine Brüder und die
deine, und deine Brüder, draußen ste-
51
K. Aland 151996: Nr. 121 und Nr. 135.
deine, und deine Brüder stehen
52
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
aÓdelfai÷ sou52 e¶xw zhtouvsi÷n se. 33kai« kasin zhtouvnte÷ß soi lalhvsai. 53
e¶xw i˙dei√n qe÷lonte÷ß se.
Schwestern, deinen, suchen dich draußen. Und
draußen, sehen wollend dich.
aÓpokriqei«ß aujtoi√ß le÷gei: ti÷ß e˙stin hJ
hen, suchend mit dir zu reden. 48
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen twˆ◊ le÷gonti
21
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen pro\ß aujtou/ß:
darauf sagt er ihnen: Wer ist die Er aber sagte darauf zu dem Sagenden Er aber sagte darauf zu ihnen:
mh/thr mou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ [mou]; 34kai« aujtwˆ◊: ti÷ß e˙stin hJ mh/thr mou kai« Mutter, meine, und meine Brüder? Und
ihm: Wer ist meine Mutter und
ringsum angesehen habend die um ihn
welche sind meine Brüder? Und
ausgestreckt habend seine Hand zu den
peribleya¿menoß tou\ß peri« aujto\n
ti÷neß ei˙si«n oi˚ aÓdelfoi÷ mou; 49kai« e˙ktei÷naß th\n cei√ra aujtouv e˙pi« tou\ß
ku/klwˆ kaqhme÷nouß le÷gei: i¶de hJ mh/thr maqhta»ß aujtouv ei•pen: i˙dou\ hJ mh/thr im Kreis Sitzenden, sagt er: Siehe, die Mutter,
Jüngern, seinen, sagte er: Siehe, die Mutter,
meine, und meine Brüder! Denn wer
meine, und meine Brüder! Denn wer immer
den Willen Gottes tut, der
tut den Willen des Vaters, Meine Mutter und meine Brüder diese
meines, in den Himmeln, der mein
mou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ mou.
35
o§ß [ga»r] a·n mou kai« oi˚ aÓdelfoi÷ mou.
poih/shØ to\ qe÷lhma touv qeouv, ou∞toß
aÓdelfo/ß mou kai« aÓdelfh\ kai« mh/thr
50
o¢stiß ga»r
a·n poih/shØ to\ qe÷lhma touv patro/ß mou touv e˙n oujranoi√ß aujto/ß mou
aÓdelfo\ß kai« aÓdelfh\ kai« mh/thr
mein Bruder und Schwester und Mutter Bruder und Schwester und Mutter
e˙sti÷n.
e˙sti÷n.
ist.
ist.
mh/thr mou kai« aÓdelfoi÷ mou ou∞toi÷ ei˙sin oi˚ to\n lo/gon touv qeouv aÓkou/onsind: die das Wort Gottes Hören-
teß kai« poiouvnteß. den und Tuenden.
Die Gemeinsamkeiten des Matthäus und Markus gegen Lukas sind so offensichtlich, daß sie hier nicht aufgeführt werden müssen; ein Blick in die Synopse genügt. In welchem Verhältnis stehen Matthäus und Markus zueinander? Bei Markus werden die Szene und das Gespräch anders dargestellt als bei Matthäus. Am Anfang der Perikope in Mk 3,32 heißt es, daß eine Menge im Kreis um ihn herum saß (e˙ka¿qhto peri« aujto\n o¡cloß); eben dies wird in 3,34 noch einmal bestätigt: »Er blickte (im Kreis) herum auf diejenigen, die im Kreis um ihn herum saßen« (peribleya¿menoß tou\ß peri« aujto\n ku/klwˆ kaqhme÷nouß). Dieser zweimal genannte Kreis von Menschen ist das Publikum von 3,34b.35. Dagegen ist das Publikum bei Matthäus 12,49 auf die Jünger eingeschränkt, ohne daß diese Einschränkung angekündigt oder vorbereitet würde. Jesu Frage »Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?« ist bei Matthäus in ungeschickter Weise nur an den einen gerichtet, der ihm von der Anwesenheit seiner Verwandten Mitteilung gemacht hatte, während Jesu Antwort auf diese selbstgestellte Frage an einen anderen Kreis, nämlich die Jünger allein, gerichtet ist. Bei Markus hingegen sind diejenigen, die ihm die Mitteilung machen, dieselben, denen er sowohl die Frage stellt als auch die Antwort gibt. Man wird zu dem Urteil kommen müssen, daß die Darstellung des Markus am ehesten der Lebenswirklichkeit entspricht; und es ist diese Lebenswirklichkeit, die von Lukas ebenso, wenn auch sehr viel knapper, geschildert wird. Wer annimmt, daß Matthäus hier, wie auch in anderen Perikopen, die anschauliche, klare Schilderung des Markus zu seiner Fassung umgestaltete, muß Matthäus zu einem literarischen Stümper erklären. Auch die Wiederholung von Matth 12,46 mit fast denselben Worten wie in 12,47 ist eine Ungeschicklichkeit verglichen mit Markus’ Erzählweise. Wenn wir Markus als Quelle des Matthäus annähmen, hätte Matthäus außerdem einen sehr selbständigen Eingriff vorgenommen, indem er aus dem »Willen Gottes« (Mk 3,35) den »Willen meines Vaters in den Himmeln« (Matth 12,50) gemacht hätte. Der Möglichkeit, daß Markus’ Schilderung die Bearbeitung von Matthäus’ Text ist, liegt zu fern, als daß sie erwogen werden müßte. Die Frage des literarischen Verhältnisses dieser drei Berichte läßt sich folgendermaßen beantworten: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
52 53
Zu kai« ai˚ aÓdelfai÷ sou vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
53
3.1.9 Deutung der Bildrede vom viererlei Acker Mk 4,13–20; Matth 13,18–23; Luk 8,11–15 54 Mk 4,13
Kai« le÷gei aujtoi√ß: oujk oi¶date
Matth 13,18
ÔUmei√ß ou™n aÓkou/sate
Luk 8,11
⁄Estin de« au¢th
Und er sagt zu ihnen: Nicht versteht ihr Ihr nun hört Es bedeutet diese
th\n parabolh\n tau/thn, kai« pw◊ß
th\n parabolh\n
diese Bildrede? Und wie
die Bildrede Bildrede:
pa¿saß ta»ß parabola»ß gnw¿sesqe; alle (anderen) Bildreden werdet ihr verstehen? 14
oJ spei÷rwn to\n lo/gon spei÷rei.
Der Säende sät das Wort. 15
hJ parabolh/:
touv spei÷rantoß.
oJ spo/roß e˙sti«n oJ lo/goß touv qeouv.
des gesät Habenden! Der Same ist das Wort Gottes. 12
ou∞toi de÷ ei˙sin oi˚ para» th\n oJdo/n:
oi˚ de« para» th\n oJdo/n ei˙sin oi˚ aÓkou/-
Diese aber sind die entlang des Weges: Die aber entlang des Weges sind die gehört
o¢pou spei÷retai oJ lo/goß kai« o¢tan
19
Wo gesät wird das Wort; und wenn
Sooft ein jeder hört das Wort Habenden;
sie hören, sofort
vom Königreich und nicht versteht,
kommt der Satan
kommt der Böse Dann kommt der Teufel
und nimmt weg das Wort, das ge-
und reißt das *in seinem Herzen* Gesäte aus
säte in sie.
*in seinem Herzen*. Herzen, ihrem, damit nicht, gläubig geworden,
aÓkou/swsin, eujqu\ß
panto\ß aÓkou/ontoß to\n lo/gon
santeß,
thvß basilei÷aß kai« mh\ sunie÷ntoß
e¶rcetai oJ satana◊ß
e¶rcetai oJ ponhro\ß
kai« ai¶rei to\n lo/gon to\n e˙spar- me÷non ei˙ß aujtou/ß.
ei•ta e¶rcetai oJ dia¿boloß
kai« a˚rpa¿zei to\ e˙sparme÷non e˙n thØv kardi÷aˆ aujtouv,
ou∞to/ß e˙stin oJ para» th\n oJdo\n
Dieser ist der entlang des Weges
kai« ai¶rei to\n lo/gon aÓpo\ thvß und nimmt weg das Wort aus dem
kardi÷aß aujtw◊n, iºna mh\ pisteu/santeß swqw◊sin.
sie gerettet werden.
sparei֧.
Gesäte. 16
kai« ou∞toi÷ ei˙sin
Und diese sind
oi˚ e˙pi« ta» petrw¿dh speiro/menoi, oi≠
20
oJ de« e˙pi« ta» petrw¿dh sparei÷ß,
13
oi˚ de« e˙pi« thvß pe÷traß
die auf das Felsige gesät Werdenden, die, Der auf das Felsige Gesäte, Die auf den Fels (sind die),
o¢tan aÓkou/swsin to\n lo/gon eujqu\ß
ou∞to/ß e˙stin oJ to\n lo/gon aÓkou/wn
wenn sie das Wort hören, sofort
ist dieser, der das Wort Hörende
kai« eujqu\ß meta» cara◊ß lamba¿nwn
meta» cara◊ß de÷contai to\n lo/gon,
mit Freude es aufnehmen;
und sofort mit Freude Aufnehmende
mit Freude das Wort aufnehmen.
doch nicht haben sie die Wurzel in sich,
es; nicht hat er aber eine Wurzel in sich, Doch diese eine Wurzel nicht haben, die
sondern zeitgeistig sind sie; dann, gewor-
sondern zeitgeistig ist er. Bei gewordener
meta» cara◊ß lamba¿nousin aujto/n, 17
kai« oujk e¶cousin rJi÷zan e˙n e˚autoi√ß
aujto/n,
21
oi≠ o¢tan aÓkou/swsin
welche, wenn sie gehört haben,
oujk e¶cei de« rJi÷zan e˙n e˚autwˆ◊ kai« ou∞toi rJi÷zan oujk e¶cousin, oi≠
aÓlla» pro/skairoi÷ ei˙sin, ei•ta genome÷- aÓlla» pro/skairo/ß e˙stin, genome÷nhß pro\ß kairo\n pisteu/ousin kai« e˙n kairwˆ◊ nhß qli÷yewß h£ diwgmouv dia» to\n lo/-
de« qli÷yewß h£ diwgmouv dia» to\n lo/-
den Bedrängnis oder Verfolgung wegen des Wor- Bedrängnis oder Verfolgung wegen des Wor-
gon eujqu\ß skandali÷zontai.
18
kai« a‡l- gon eujqu\ß skandali÷zetai.
tes, sofort nehmen sie Anstoß. Und an-
tes, sofort nimmt er Anstoß. Der
dere sind die in die Dornen gesät
in die Dornen Gesäte,
Werdenden; diese sind die das Wort gehört
dieser ist, der das Wort Hörende;
Habenden, aber die Sorgen der Welt
doch die Sorge der Welt
und der Trug des Reichtums und die in Hin-
und der Trug des Reichtums
22
oJ de«
loi ei˙si«n oi˚ ei˙ß ta»ß aÓka¿nqaß speiro/- ei˙ß ta»ß aÓka¿nqaß sparei÷ß, menoi: ou∞toi÷ ei˙sin oi˚ to\n lo/gon aÓkou/- ou∞to/ß e˙stin oJ to\n lo/gon aÓkou/wn, santeß,
19
kai« ai˚ me÷rimnai touv ai˙w◊noß kai« hJ me÷rimna touv ai˙w◊noß
kai« hJ aÓpa¿th touv plou/tou kai« ai˚ pe- kai« hJ aÓpa¿th touv plou/tou
glauben für eine gewisse Zeit, aber in (der) Zeit
peirasmouv
(der) Versuchung
aÓfi÷stantai.
14
to\ de« ei˙ß
abfallen. Das in
ta»ß aÓka¿nqaß peso/n, die Dornen Gefallene,
ou∞toi÷ ei˙sin oi˚ aÓkou/santeß, kai« uJpo\ diese sind die gehört Habenden; doch unter
merimnw◊n Sorgen
kai« plou/tou kai« hJdonw◊n touv bi÷ou und Reichtum und Vergnügungen des Lebens
ri« ta» loipa» e˙piqumi÷ai ei˙sporeuo/menai
poreuo/menoi
sicht auf die Übrigen sich einstellenden Gelüste
gehend,
ersticken das Wort, und fruchtlos erstickt das Wort und fruchtlos
werden sie erstickt und nicht bringen sie Frucht zur Reife.
sumpni÷gousin to\n lo/gon kai« a‡karpoß sumpni÷gei to\n lo/gon kai« a‡karpoß sumpni÷gontai kai« ouj telesforouvsin. gi÷netai.
20
kai« e˙kei√noi÷ ei˙sin oi˚ e˙pi« th\n gi÷netai.
wird es. Und jene sind die auf die
ghvn th\n kalh\n spare÷nteß, oiºtineß
23
oJ de« e˙pi« th\n kalh\n
K. Aland 151996: Nr. 124.
to\ de« e˙n thØv kalhØv ghØv, ou∞toi÷ ei˙sin
wird es. Der aber auf die gute Das auf der guten Erde, diese sind,
ghvn sparei÷ß, ou∞to/ß e˙stin
gute Erde Gesäten, die Erde Gesäte, dieser ist, 54
15
oiºtineß e˙n kardi÷aˆ kalhØv kai« aÓgaqhØv welche mit einem feinen und guten Herzen
54
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
aÓkou/ousin to\n lo/gon kai« parade÷c-
oJ to\n lo/gon aÓkou/wn kai« suniei÷ß,
hören das Wort und (es) auf-
der das Wort Hörende und Verstehende,
o§ß dh\ karpoforei√ kai« poiei√ o§ me«n
kai« karpoforouvsin
nehmen und Frucht bringen, eines dreißig-
der auch Frucht trägt und hervorbringt, der eine
und Frucht bringen
(fach) und eines sechzig(fach) und eines hundert-
hundert(fach), der andere sechzig(fach), der andere dreißig-
ontai kai« karpoforouvsin e≠n tria¿- konta kai« e≠n e˚xh/konta kai« e≠n e˚ka-
aÓkou/santeß to\n lo/gon kate÷cousin das Wort gehört habend, (daran) festhalten
e˚kato/n, o§ de« e˚xh/konta, o§ de« tria¿-
to/n.
konta.
(fach).
(fach)
e˙n uJpomonhØv.
in Beharrlichkeit.
Die engen Beziehungen und wörtlichen Übereinstimmungen des Markus und Matthäus gegen Lukas sind so offensichtlich, daß sie nicht eigens angeführt werden müssen. Der Blick in die Synopse genügt. Der Text des Markus und der des Matthäus sind u.a. durch die folgenden Trennindizien voneinander geschieden: 01. Mk 4,15 Matth 13,19 oJ lo/goß to\n lo/gon thvß basilei÷aß »das Wort« »das Wort vom Königreich« 02. Mk Matth 13,19 - kai« mh\ sunie÷ntoß »und nicht versteht« 03. Mk 4,15 Matth 13,19 oJ satana◊ß oJ ponhro\ß »der Satan« »der Böse« 04. Mk 4,15 Matth 13,19 kai« ai¶rei to\n lo/gon to\n kai« a˚rpa¿zei to\ e˙sparme÷non e˙sparme÷non ei˙ß aujtou/ß e˙n thØv kardi÷aˆ aujtouv, »und nimmt das Wort »und reißt das aus, das weg, das in sie gesät ist« in seinem Herzen gesät ist« 05. Mk 4,19 Matth 13,22 kai« ai˚ peri« ta» loipa» e˙pi- qumi÷ai ei˙sporeuo/menai und die sonstigen Gelüste, die in sie eindringen 06. Mk 4,20 Matth 13,23 kai« parade÷contai kai« suniei÷ß »und sie nehmen auf« »und versteht« Die Texte des Markus und Lukas sind u.a. durch die folgenden Trennindizien voneinander geschieden: 07. Mk 4,15 Luk 8,12 oJ satana◊ß oJ dia¿boloß »der Satan« »der Teufel« 08. Mk 4,15 Luk 8,12 ei˙ß aujtou/ß (vgl. 13,19) aÓpo\ thvß kardi÷aß aujtw◊n »in sie« »aus ihrem Herzen weg« 09. Mk 4,15 Luk 8,12 - iºna mh\ pisteu/santeß swqw◊sin »damit sie nicht, zum Glauben gelangend, gerettet werden«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
55
10. Mk 4,19 Luk 8,14 ai˚ me÷rimnai touv ai˙w◊noß uJpo\ merimnw◊n »von Sorgen« »die Sorgen der Welt« 11. Mk 4,19 Luk 8,14 hJ aÓpa¿th touv plou/tou plou/tou »der Trug des Reichtums« »(von) Reichtum« 12. Mk 4,19 Luk 8,14 ai˚ peri« ta» loipa» e˙piqumi÷ai hJdonw◊n touv bi÷ou »die Gelüste in Hinsicht »(von) Vergnügungen des Lebens« auf das Übrige« 13. Mk 4,20 Luk 8,15 - e˙n kardi÷aˆ kalhØv kai« aÓgaqhØv »in einem feinen und guten Herzen« 14. Mk 4,20 Luk 8,15 e≠n tria¿konta kai« e≠n e˚xh/konta kai« e≠n e˚kato/n »eines dreißigfältig, eines sechzigfältig, eines hundertfältig« 15. Mk 4,20 Luk 8,15 - e˙n uJpomonhØv. »mit Beharrlichkeit« Die Zahl und Qualität der Trennindizien (01) bis (06) schließt die Annahme gegenseitiger Abhängigkeit des Markus und des Matthäus aus. Die genauere Sicht bestätigt den ersten Eindruck: Der Vergleich von (02) und (06) bei Matthäus zeigt, daß das Verb su/neimi »verstehen« zweimal zusammen mit a˙kou/w »hören« paarweise in stilistisch wohl überlegter Weise gebraucht wird; es läßt auf eine ganz anders gestaltete Quelle schließen, als es Markus’ Text oder dessen Quelle ist. In (03) ist oJ ponhro/ß »der Böse« als Bezeichnung des Teufels bei Matthäus einzigartig,55 während sich »Satan« bei ihm viermal findet. Man wird also annehmen müssen, daß sich dies seltene Wort schon in seiner Quelle fand und er nicht den Text des Markus änderte. Der Text von (05) war schon ein Stück der Quelle des Markus, wie der Vergleich mit Lukas 8,14 zeigt. Den (a) »Sorgen der Welt«, (b) »dem Betrug des Reichtums« und (c) »den sonstigen Gelüsten, die in sie eindringen« bei Markus entsprechen bei Lukas (a) »die Sorgen«, (b) »der Reichtum« und (c) »die Freuden des Lebens«, während sich bei Matthäus nur die ersten beiden Glieder dieser Reihe finden. Des weiteren stehen in Matthäus’ Text die Menschen, auf die sich das Gleichnis bezieht, im Singular, in Markus’ Text im Plural. Schließlich ist die Reihenfolge in Matth 13,23 und Mk 4,20 umgekehrt: hundert, sechzig, dreißig gegen dreißig, sechzig, hundert. Die Zahl und Qualität der Trennindizien (07) bis (15) schließt die Annahme der Abhängigkeit des Lukas von Markus aus. Im einzelnen: In (07) ist nicht ersichtlich, warum Lukas, wenn Markus seine Quelle gewesen wäre, aus dem »Satan« einen »Teufel« gemacht haben sollte; Lukas gebraucht beide Bezeichnungen gleich oft. In (08) legt Matthäus’(!) Text die Vermutung nahe, daß Lukas einen ähnlichen Text in seiner Vorlage vorgefunden hatte. Der Zusatz in Lukas’ Text (09) ist bei der Frage nach den literarischen Beziehungen insofern von Bedeutung, als man, bei der Annahme der Abhängigkeit des Lukas von Markus, erklären müßte, warum Lukas hier und (13) und (15) Erweiterungen vornimmt, aber an anderen Stellen auf sehr anschauliche und farbige Stücke des Textes verzichtet (10, 11, 12, 14), die er bei dieser Annahme gekannt haben müßte. Des weiteren ist zu fragen, warum Lukas in 8,14 und 15 im Gegensatz zu Markus – und im Gegensatz zu seinem eigenen Text in 8,13 – die Saat mit dem Neutrum Singular benennt (to\ de«), dann aber wie Markus im Mask. 55
Matth 5,37 und 6,13 sind zweifelhaft; es könnte sich auch um ein Neutrum handeln (siehe W. Bauer s.v.).
56
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Plural fortfährt (poreuo/menoi/ sumpni÷gontai/ telesforouvsin etc.). Die Erklärung ist einfach und bestätigt, daß Lukas nicht dem Text des Markus folgt, sondern seinem eigenen Text des Gleichnisses (Luk 8,5-8), wo durchgängig das Neutrum steht. Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.10 Jesus im Urteil des Herodes und des Volkes Mk 6,14–16; Matth 14,1–2; Luk 9,7–9 56 Mk 6,14
Kai« h¡kousen oJ basileu\ß ÔHrwˆ¿-
Matth 14,1
∆En e˙kei÷nwˆ twˆ◊ kairwˆ◊ h¡kousen
Luk 9,7
⁄Hkousen de« ÔHrwˆ¿dhß oJ tetra-
Und es hörte der König Hero- In jener Zeit hörte Es hörte aber Herodes, der Te-
dhß, fanero\n ga»r e˙ge÷neto to\ o¡noma ÔHrwˆ¿dhß oJ tetraa¿rchß th\n aÓkoh\n des – denn bekannt war geworden der Name, Herodes, der Tetrarch, die Kunde
aujtouv, kai« e¶legen
∆Ihsouv, 2 kai« ei•pen toi√ß paisi«n auj-
a¿rchß ta» gino/mena pa¿nta kai« dihpo/trarch all das Geschehene und war in Ver-
rei dia» to\ le÷gesqai uJpo/ tinwn
seiner – und sagte:
von Jesus. Und er sagte zu den Gefolgsleuten,
legenheit deswegen, weil gesagt wurde
sei-
von einigen,
o¢ti ∆Iwa¿nnhß oJ bapti÷zwn Johannes, der Taufende,
touv: ou∞to/ß e˙stin ∆Iwa¿nnhß oJ bapti- o¢ti ∆Iwa¿nnhß nen: Dieser ist Johannes, der Täu-
daß Johannes
e˙gh/gertai e˙k nekrw◊n kai« dia» touvto
sth/ß: aujto\ß hjge÷rqh aÓpo\ tw◊n nek-
hjge÷rqh e˙k nekrw◊n,
ist von den Toten erweckt worden, und so
fer. Er ist auferweckt worden von den To-
von den Toten auferweckt worden sei;
sind in ihm die Wunderkräfte wirksam.
ten; und deswegen die Wunderkräfte wir-
von einigen aber, daß Elias erschienen sei,
e˙nergouvsin ai˚ duna¿meiß e˙n aujtwˆ◊. 15
a‡lloi de« e¶legon o¢ti ∆Hli÷aß e˙sti÷n:
Andere aber sagten: Elias ist er;
rw◊n kai« dia» touvto ai˚ duna¿meiß e˙n-
a‡llwn de« o¢ti profh/thß tiß tw◊n
ken in ihm.
von anderen aber, daß ein Prophet der
andere aber sagten: Ein Prophet (ist er) wie einer 16
uJpo/ tinwn de« o¢ti ∆Hli÷aß e˙fa¿nh,
ergouvsin e˙n aujtwˆ◊.
a‡lloi de« e¶legon o¢ti profh/thß w˚ß ei–ß tw◊n profhtw◊n.
8
aÓkou/saß de« oJ ÔHrwˆ¿-
der Propheten. (Dies) aber gehört habend, Hero-
dhß e¶legen: o§n e˙gw» aÓpekefa¿lisa
aÓrcai÷wn aÓne÷sth.
alten (Propheten) auferstanden sei.
9
ei•pen de« ÔHrwˆ¿dhß: ∆Iwa¿nnhn e˙gw» aÓp-
des sagte: Den ich habe enthaupten lassen, Herodes aber sagte: Johannes habe ich ent-
∆Iwa¿nnhn, ou∞toß hjge÷rqh. Johannes, dieser ist auferweckt worden.
ekefa¿lisa: ti÷ß de÷ e˙stin ou∞toß peri« haupten lassen. Wer aber ist dieser, über
ou∞ aÓkou/w toiauvta; kai« e˙zh/tei i˙dei√n den ich solches höre? Und er suchte zu sehen
aujto/n.
ihn.
Gemeinsam ist diesen drei kurzen Perikopen nur, daß Herodes vom machtvollen Wirken Jesu hört, darauf und auf die Volksmeinung über Jesus reagiert. Wie er auf Jesu Wirken und auf die Volksmeinung über Jesus reagiert wird höchst unterschiedlich berichtet. Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: 01. Mk 6,14 Matth 14,1 oJ basileu\ß ÔHrwˆ¿dhß ÔHrwˆ¿dhß oJ tetraa¿rchß »der König Herodes« »Herodes, der Tetrarch« 02. Mk 6,14 Matth 14,2 kai« e¶legen kai« ei•pen toi√ß paisi«n aujtouv »und er sagte« »und er sagte zu seinen Gefolgsleuten« 03. Mk 6,15 Matth gibt zwei Volksmeinungen – über Jesus wieder 56
K. Aland 151996: Nr. 143.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 04. Mk 6,16 Matth Herodes beharrt trotz der – beiden Volksmeinungen auf seiner Vorstellung: o§n e˙gw» aÓpekefa¿lisa ∆Iwa¿nnhn, ou∞toß hjge÷rqh »den ich enthaupten lassen habe, Johannes, dieser ist auferweckt worden« Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 05. Mk Luk 9,7 kai« dihpo/rei dia» to\ – le÷gesqai uJpo/ tinwn o¢ti ∆Iwa¿nnhß hjge÷rqh e˙k nekrw◊n »und er war in Verlegen heit deswegen, weil ge sagt wurde, daß Johannes von den Toten auferstan den sei« 06. Mk 6,15 Luk 9,8 o¢ti ∆Hli÷aß e˙sti÷n o¢ti ∆Hli÷aß e˙fa¿nh »daß er Elias ist« »daß Elias erschienen sei« 07. Mk 6,15 Luk 9,8 o¢ti profh/thß w˚ß ei–ß o¢ti profh/thß tiß tw◊n tw◊n profhtw◊n aÓrcai÷wn aÓne÷sth »ein Prophet (ist er) wie »daß ein Prophet der einer der Propheten« alten (Propheten) auferstanden sei« 08. Mk 6,16 Luk 9,9 o§n e˙gw» aÓpekefa¿lisa ∆Iwa¿nnhn e˙gw» aÓpekefa¿lisa: ∆Iwa¿nnhn, ou∞toß hjge÷rqh ti÷ß de÷ e˙stin ou∞toß peri« ou∞ aÓkou/w toiauvta »den ich enthaupten lassen »Johannes habe ich enthaupten lassen. habe, Johannes, dieser ist auferweckt worden« Wer aber ist dieser, über den ich solches höre?« 09. Mk Luk 9,9 kai« e˙zh/tei i˙dei√n aujto/n – »und er suchte ihn zu sehen« Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 10. Matth 14,2 Luk 9,7 kai« ei•pen toi√ß paisi«n kai« dihpo/rei dia» to\ aujtouv: ou∞to/ß e˙stin ∆Iwa¿n- le÷gesqai uJpo/ tinwn o¢ti ∆Iwa¿nnhß hjge÷rqh nhß oJ baptisth/ß aujto\ß hjge÷rqh aÓpo\ tw◊n nekrw◊n e˙k nekrw◊n kai« dia» touvto ai˚ duna¿meiß e˙nergouvsin e˙n aujtwˆ◊.
57
58
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
»und er sagte zu seinen »und er war in Verlegen Gefolgsleuten: Dieser ist heit deswegen, weil gesagt wurde von einigen, Johannes der Taufende. Er ist auferweckt worden von daß Johannes von den Toten auferweckt worden sei« den Toten; und deswegen wirken die Wunderkräfte in ihm« 11. Matth Luk 9,8 uJpo/ tinwn de« o¢ti ∆Hli÷aß e˙fa¿nh a‡llwn de« o¢ti profh/thß tiß tw◊n aÓrcai÷wn aÓne÷sth »von einigen aber, daß Elias erschienen sei, von anderen, daß ein Prophet der alten (Propheten) auferweckt worden sei» 12. Matth Luk 9,9 ei•pen de« ÔHrwˆ¿dhß: ∆Iwa¿nnhn e˙gw» aÓpekefa¿lisa: ti÷ß de÷ e˙stin ou∞toß peri« ou∞ aÓkou/w toiauvta; kai« e˙zh/tei i˙dei√n aujto/n »Herodes aber sagte: Johannes habe ich enthaupten lassen. Wer aber ist dieser, über den ich solches höre? Und er suchte ihn zu sehen« Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas: 13. Mk 6,14 Matth 14,2 Luk 9,7 kai« e¶legen kai« ei•pen dia» to\ le÷gesqai uJpo/ tinwn »... und er sagte« »... und er sagte« »... deswegen, weil von einigen gesagt wurde« 14 Mk 6,14 Matth 14,2 Luk 9,7–8 o¢ti ∆Iwa¿nnhß oJ bapti÷zwn ou∞to/ß e˙stin ∆Iwa¿nnhß oJ bapti- o¢ti ∆Iwa¿nnhß hjge÷rqh e˙k nekrw◊n, e˙gh/gertai e˙k nekrw◊n kai« sth/ß: aujto\ß hjge÷rqh aÓpo\ tw◊n ... o¢ti profh/thß tiß tw◊n aÓrcai÷wn dia» touvto e˙nergouvsin ai˚ nek rw◊n kai« dia» touvto ai˚ aÓne÷sth duna¿meiß e˙n aujtwˆ◊ duna¿meiß e˙n ergouvsin e˙n aujtwˆ◊ »Johannes, der Taufende, »dieser ist Johannes, der Täufer. »daß Johannes von den Toten aufer ist von den Toten erweckt Er ist auferweckt worden von weckt worden sei ... daß ein Prophet worden, und so sind in ihm den Toten; und deswegen wirken der alten (Propheten) auferstanden sei« die Wunderkräfte wirksam« die Wunderkräfte in ihm« Die einzig mögliche Erklärung für den hier aufgezeigten Sachverhalt ist, daß die Synoptiker ihre Texte gegenseitig nicht als Quelle benutzten, sondern drei verschiedene Quellen verwendeten (01) bis (12). Die Quellen des Markus und des Matthäus waren einander nahe (13) bis (14). Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
59
3.1.11 Der Tod Johannes des Täufers Mk 6,17–29; Matth 14,3–12; Luk 3,19–20 57 Mk 6,17
Aujto\ß ga»r oJ ÔHrwˆ¿dhß aÓpostei÷-
Matth 14,3
ÔO ga»r ÔHrwˆ¿dhß to/te 58 krath/- Luk 3,19 ÔO de« ÔHrwˆ¿dhß oJ tetraa¿rchß,
Denn er, Herodes, ausge- Denn Herodes, dann ergrif- Aber Herodes, der Tetrarch,
laß e˙kra¿thsen to\n ∆Iwa¿nnhn kai«
saß to\n ∆Iwa¿nnhn e¶dhsen [aujto\n]
sandt habend (Soldaten), hatte ergriffen Johannes und
fen habend Johannes, hatte ihn gebunden
e¶dhsen aujto\n e˙n fulakhØv dia» ÔHr-
kai« e˙n fulakhØv aÓpe÷qeto dia»
hatte ihn im Gefängnis gebunden wegen Her-
und ins Gefängnis geworfen wegen
wˆdia¿da th\n gunai√ka Fili÷ppou touv
ÔHrwˆdia¿da th\n gunai√ka
odias, der Frau Philipps, Herodias, (der) Frau
aÓdelfouv aujtouv, o¢ti aujth\n e˙ga¿mhsen: Fili÷ppou touv aÓdelfouv aujtouv: seines Bruders, weil er sie geheiratet hatte.
seines Bruders Philipp.
e˙legco/menoß uJp∆ aujtouv peri« ÔHrwˆdia/zurecht gewiesen werdend von ihm wegen Herod-
doß thvß gunaiko\ß touv aÓdelfouv aujtouv ias, der Frau seines Bruders,
kai« peri« pa¿ntwn w—n e˙poi÷hsen ponhrw◊n und wegen aller bösen (Taten), die getan hatte
oJ ÔHrwˆ¿dhß,
20
prose÷qhken kai« touvto e˙pi«
Herodes, fügte hinzu auch dieses zu
pa◊sin [kai«] kate÷kleisen to\n ∆Iwa¿nnhn
allen und schloß ein Johannes
18
e¶legen ga»r oJ ∆Iwa¿nnhß twˆ◊ ÔHrwˆ¿dhØ
4
e˙n fulakhØv. e¶legen ga»r oJ ∆Iwa¿nnhß aujtwˆ◊:
Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Denn Johannes hatte zu ihm gesagt:
o¢ti oujk e¶xesti÷n soi e¶cein th\n gunai√- oujk e¶xesti÷n soi e¶cein aujth/n. Es ist dir nicht erlaubt, zu haben die Fr- Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.
ka touv aÓdelfouv sou.
19
hJ de« ÔHrwˆdi-
au deines Bruders. Und Herodi-
a»ß e˙nei√cen aujtwˆ◊ kai« h¡qelen aujto\n
5
as stellte ihm nach und wollte ihn
Und wollend ihn
aÓpoktei√nai, kai« oujk hjdu/nato:
20
oJ
kai« qe÷lwn aujto\n
aÓpoktei√nai
töten. Doch nicht konnte sie es;
töten,
denn Herodes fürchtete Johannes,
fürchtete er sich vor dem Volk, weil
kennend ihn als einen gerechten Mann und hei-
sie ihn für einen Propheten hielten.
ga»r ÔHrwˆ¿dhß e˙fobei√to to\n ∆Iwa¿nnhn, e˙fobh/qh to\n o¡clon, o¢ti ei˙dw»ß aujto\n a‡ndra di÷kaion kai« a‚gi- w˚ß profh/thn aujto\n ei•con. on, kai« suneth/rei aujto/n, kai« aÓkou/ligen, und behütete ihn, und ge-
saß aujtouv polla» e˙poi/ei ,59 kai« hört habend ihn, handelte er vielfach richtig, und
hJde÷wß aujtouv h¡kouen.
21
Kai« genome÷nhß
gerne hörte er ihn. Und es war gekommen
hJme÷raß eujkai÷rou o¢te ÔHrwˆ¿dhß toi√ß
6
Genesi÷oiß de« genome÷noiß touv ÔHrwˆ¿-
ein günstiger Tag, als Herodes zu dem Als das Geburtsfest gekommen war des Hero-
genesi÷oiß aujtouv dei√pnon e˙poi÷hsen toi√ß
Geburtsfest, seinem, ein Gastmahl bereitete für die
megista◊sin aujtouv kai« toi√ß cilia¿rcoiß Großen, seinen, und die Chiliarchen
kai« toi√ß prw¿toiß thvß Galilai÷aß, und für die Vornehmsten Galiläas. 22
kai« ei˙selqou/shß th◊ß qugatro«ß aujthvß dou wÓrch/sato hJ quga¿thr thvß ÔHrwˆ-
Und als ihre, *der Herodias* Tochter hineinkam
des, tanzte die Tochter der Hero-
*der Herodias*, und tanzte und ge-
dias in der Mitte und sie gefiel dem
th◊ß ÔHrwˆdia¿doß kai« ojrchsame÷nhß a˙re- dia¿doß e˙n twˆ◊ me÷swˆ kai h¡resen twˆ◊ sa/shß twˆ◊ ÔHrwˆ¿dhØ 60 kai« toi√ß sunanakei- ÔHrwˆ¿dhØ, fiel dem Herodes und den mit ihm zu Tisch Liegen- Herodes, 57
K. Aland 151996: Nr. 144.
58
Zu to/te vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
59
Zu e˙poi/ei kalwvß vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: 5086.
60
im Gefängnis.
60
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
me÷noiß ei•pen oJ basileu\ß twˆ◊ korasi÷wˆ: den, sagte der König zu dem Mädchen:
ai¶thso/n me o§ e˙a»n qe÷lhØß, kai« dw¿sw Bitte mich, was du willst, und ich werde (es) geben
soi:
23
kai« w‡mosen aujthØv polla»61 o¢ ti
7
o¢qen meq∆ o¢rkou w˚˚molo/ghsen aujthØv
dir. Und er schwur ihr nachdrücklich: Worum
weshalb er mit einem Eid versprach, ihr
auch immer du mich bittest, ich werde (es) dir geben bis zur Häl-
zu geben, was immer sie erbitte.
fte meines Königreiches. Und hinaus-
Sie aber, angestiftet von der Mutter,
gegangen, sagte sie zu ihrer Mutter: Was soll ich
ihrer:
e˙a¿n me ai˙th/shØß dw¿sw soi eºwß hJmi÷-
souß thvß basilei÷aß mou.
24
kai« e˙xel-
douvnai o§ e˙a»n ai˙th/shtai. 8
hJ de« probibasqei√sa uJpo\ thvß mhtro\ß
qouvsa ei•pen thØv mhtri« aujthvß: ti÷ ai˙th/- aujthvß: swmai; hJ de« ei•pen: th\n kefalh\n ∆Iwa¿nerbitten? Sie aber sagte: Das Haupt Johan-
nou touv bapti÷zontoß.
25
kai« ei˙sel-
nes des Taufenden. Und hinein-
qouvsa eujqu\ß meta» spoudhvß pro\ß to\n gegangen sofort mit Eile zu dem
basile÷a hØjth/sato le÷gousa: qe÷lw iºna do/ß moi, fhsi÷n, w—de e˙pi« pi÷naki th\n König, bat sie, sagend: Ich will, daß Gib mir, sagt sie, hier auf einem Teller das
e˙xauthvß dwˆ◊ß moi e˙pi« pi÷naki th\n ke-
kefalh\n ∆Iwa¿nnou touv baptistouv.
du mir sofort gibst auf einem Teller das Hau- Haupt Johannes’ des Täufers!
falh\n ∆Iwa¿nnou touv baptistouv.
26
kai«
pt Johannes’ des Täufers. Und
peri÷lupoß geno/menoß oJ basileu\ß dia» 9 kai« luphqei«ß oJ basileu\ß dia» tou\ß tief betrübt geworden, der König wegen
Und betrübt, der König wegen der
tou\ß o¢rkouß kai« tou\ß aÓnakeime÷nouß o¢rkouß kai« tou\ß sunanakeime÷nouß der Eidesworte und der zu Tisch Liegenden Eidesworte und der zu Tisch Liegenden,
oujk hjqe÷lhsen aÓqethvsai aujth/n: 27kai« e˙ke÷leusen doqhvnai, wollte sie nicht abweisen. Und
befahl, daß gegeben werde.
sofort sendend der König (den) Scharf-
Und geschickt habend,
eujqu\ß aÓpostei÷laß oJ basileu\ß spe- koula¿tora e˙pe÷taxen e˙ne÷gkai th\n ke-
10
kai« pe÷myaß
richter, befahl, zu bringen das Hau-
falh\n aujtouv. kai« aÓpelqw»n aÓpekefa¿- aÓpekefa¿lisen pt, seines. Und hingegangen, enthaup-
ließ er enthaupten
tete er ihn im Gefängnis. Und brach-
den Johannes im Gefängnis. Und
te sein Haupt auf einem Teller
sein Haupt wurde gebracht auf einem Teller
und gab ihn dem Mädchen. Und
und wurde dem Mädchen gegeben. Und
das Mädchen gab ihn der Mutter,
es brachte (das Haupt) der Mutter,
seiner. Und (dies) gehört habend die Jünger,
seiner. Und hingegangen, die Jün-
seine, kamen und holten den Leichnam, sei-
ger, seine, holten den Leichnam
nen, und legten ihn in ein Grab.
und bestatteten ihn.
Und gekommen, berichteten sie Jesus.
lisen aujto\n e˙n thØv fulakhØv
28
kai« h¡neg- [to\n] ∆Iwa¿nnhn e˙n thØv fulakhØv.
ken th\n kefalh\n aujtouv e˙pi« pi÷naki kai« e¶dwken aujth\n twˆ◊ korasi÷wˆ, kai«
11
kai«
hjne÷cqh hJ kefalh\ aujtouv e˙pi« pi÷naki kai« e˙do/qh twˆ◊ korasi÷wˆ, kai«
to\ kora¿sion e¶dwken aujth\n thØv mhtri« h¡negken thØv mhtri« aujthvß.
29
kai« aÓkou/santeß oi˚ maqhtai« aujthvß.
12
kai« proselqo/nteß oi˚ maqh-
aujtouv h™lqon kai« h™ran to\ ptw◊ma auj- tai« aujtouv h™ran to\ ptw◊ma touv kai« e¶qhkan aujto\ e˙n mnhmei÷wˆ.
kai« e¶qayan aujto\[n]
kai« e˙lqo/nteß aÓph/ggeilan twˆ◊ ∆Ihsouv.
Eigentlich ist dieser Bericht nur von Markus und Matthäus überliefert. Lukas (3,19–20) schreibt lediglich, daß der Täufer wegen seiner Kritik an verschiedenen Handlungen des Tetrarchen von diesem eingekerkert wurde. Lukas weiß aber, daß Herodes den Täufer enthauptet ließ (9,9). In der Quelle des Lukas war dieser Bericht daher 61
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
61
vermutlich nicht enthalten, da es unwahrscheinlich ist, daß ihn Lukas übergangen hätte. Lukas dürfte daher auch die Texte des Markus und Matthäus nicht gekannt haben. Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle für Matthäus aus: 01. Mk 6,19 Matth 14,5 hJ de« ÔHrwˆdia»ß e˙nei√cen aujtwˆ◊ kai« qe÷lwn aujto\n aÓpoktei√nai kai« h¡qelen aujto\n aÓpoktei√nai, kai« oujk hjdu/nato (Herodes) »und wollend ihn töten« »Herodias stellte ihm nach und wollte ihn töten. Doch konnte sie es nicht« 02. Mk 6,20 Matth 14,5 ei˙dw»ß aujto\n a‡ndra di÷kaion o¢ti w˚ß profh/thn aujto\n kai« a‚gion ei•con »kennend ihn als einen ge- »weil sie (das Volk) ihn für rechten und heiligen Mann« einen Propheten hielten« 03. Mk 6,20-21 Matth kai« suneth/rei aujto/n, kai« aÓkou/saß aujtouv polla» e˙poi/ei kalwvß, kai« hJde÷wß aujtouv h¡kouen »und er (Herodes) behütete ihn und, gehört habend (ihn), handelte er vielfach richtig. Und er hörte ihn gern« 04. Mk 6,21 Matth ... dei√pnon e˙poi÷hsen toi√ß megista◊sin aujtouv kai« toi√ß cilia¿rcoiß kai« toi√ß prw¿toiß thvß Galilai÷aß »... bereitete er ein Gastmahl für seine Großen und für die Chiliarchen und für die Vor nehmsten Galiläas« 05. Mk 6,22 Matth 14,6 ... a˙resa/shß twˆ◊ ÔHrwˆ¿dhØ kai« kai« h¡resen twˆ◊ ÔHrwˆ¿dhØ toi√ß sunanakeime÷noiß ... »und sie gefiel dem Herodes« »... gefiel sie dem Herodes und den mit ihm zu Tisch Liegenden ...« 06. Mk 6,22 Matth ... ei•pen oJ basileu\ß twˆ◊ korasi÷wˆ: ai¶thso/n me o§ e˙a»n qe÷lhØß, kai« dw¿sw soi »...sagte der König zu dem Mädchen: Bitte mich, was du willst, und ich werde (es) dir geben« 07. Mk 6,23 Matth 14,7 kai« w‡mosen aujthØv polla» o¢qen meq∆ o¢rkou w˚˚molo/ghsen
62
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I o¢ ti e˙a¿n me ai˙th/shØß dw¿sw soi eºwß hJmi÷souß thvß basilei÷aß mou »und er schwur ihr nachdrück- lich: Worum auch immer du mich bittest, ich werde (es) dir geben bis zur Hälfte meines Königreiches«
aujthØv douvnai o§ e˙a»n ai˙th/shtai
»weshalb er mit einem Eid versprach, ihr zu geben, was sie erbitte«
08. Mk 6,24-25 Matth 14,8 kai« e˙xelqouvsa ei•pen thØv hJ de« probibasqei√sa uJpo\ thvß mhtri« aujthvß: ti÷ ai˙th/swmai; mhtro\ß aujthvß: hJ de« ei•pen: th\n kefalh\n ∆Iwa¿n nou touv bapti÷zontoß. kai« ei˙selqouvsa eujqu\ß meta» spoudhvß pro\ß to\n basile÷a hØjth/sato le÷gousa: qe÷lw iºna e˙xauthvß dwˆ◊ß moi e˙pi« pi÷naki do/ß moi, fhsi÷n, w—de e˙pi« pi÷naki th\n ke falh\n ∆Iwa¿nnou touv th\n kefalh\n ∆Iwa¿nnou touv baptistouv baptistouv »Und gegangen, sagte sie zu Sie aber, angestiftet von ihrer Mutter: ihrer Mutter: Was soll ich er- bitten? Sie aber sagte: Das Haupt Johannes’ des Täufers. Und sofort hineinge gangen mit Eile zum König, bat sie, sagend: Ich will, daß Gib mir, sagt sie, hier auf einem Teller du mir sofort auf einem Teller das Haupt Johannes’ des das Haupt Johannes’ des Täufers gibst« Täufers« 09. Mk 6,26 Matth oujk hjqe÷lhsen aÓqethvsai aujth/n »er wollte sie nicht abweisen« 10. Mk 6,27 Matth 14,10 kai« eujqu\ß aÓpostei÷laß oJ kai« pe÷myaß basileu\ß spekoula¿tora e˙pe÷taxen e˙ne÷gkai th\n ke falh\n aujtouv. »und sofort sendend der »und geschickt habend« König (den) Scharfrichter, befahl, sein Haupt zu bringen 11. Mk 6,29 Matth 14,12 kai« aÓkou/santeß oi˚ maqhtai« kai« proselqo/nteß oi˚ maqhtai« aujtouv h™lqon ... aujtouv ... »und (dies) gehört habend »und hingegangen, seine seine Jünger, kamen ...« Jünger ...« 12. Mk Matth 14,12 – kai« e˙lqo/nteß aÓph/ggeilan twˆ◊ ∆Ihsouv.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
63
»Und gekommen, berichteten sie Jesus«
Matthäus berichtet nicht nur viel kürzer als Markus, sondern über weite Strecken völlig anders: Nach Matthäus will Herodes Johannes töten, nicht Herodias (01), das Volk, nicht Herodes, hält Johannes für einen Propheten (02), und Herodes schwört bei Matthäus nicht, bis zur Hälfte seines Königreichs zu geben (07). Insgesamt wäre es ein literarisches Armutszeugnis, wenn Matthäus in Kenntnis des markinischen Berichtes sowohl auf das Gespräch zwischen Herodes und der Tochter (06) als auch auf das Gespräch zwischen Tochter und Mutter verzichtet (08) und des weiteren einfach das Verbrechen an Johannes berichtet hätte, statt das kleine Drama wiederzugeben, in dem Herodes zwischen seiner Verehrung und Scheu vor Johannes und seiner Verpflichtung gegenüber der Herodias steht. Andererseits macht (12) in keiner Weise den Eindruck, eine Erfindung des Matthäus zu sein. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.12 Speisung der Fünftausend Mk 6,32–44; Matth 14,13–21; Luk 9,10b–17 62
Matth 14,13
∆Akou/saß de« oJ ∆Ihsouvß aÓn-
Luk 9,10b
Kai« paralabw»n aujtou\ß uJp-
(Dies) gehört habend, zog sich Jesus
Und sie zu sich genommen habend, zog
Und sie fuhren weg in dem Boot an
zurück von dort in einem Boot an
er sich zurück für sich allein in eine Stadt, ge-
einen einsamen Ort für sich allein. Und es sahen
einen einsamen Ort für sich allein.
und bemerkten sie wegfahrend
Und (dies) gehört habend
viele. Und zu Fuß von allen den
die Volksmenge, folgte ihm zu Fuß Doch, die Volksmenge (dies) bemerkt habend, folg-
Mk 6,32
Kai« aÓphvlqon e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ ei˙ß
e¶rhmon to/pon kat∆ i˙di÷an.
33
ecw¿rhsen e˙kei√qen e˙n ploi÷wˆ ei˙ß
kai« ei•don e¶rhmon to/pon kat∆ i˙di÷an:
aujtou\ß uJpa¿gontaß kai« e˙pe÷gnwsan polloi« kai« pezhØv aÓpo\ pasw◊n tw◊n
kai« aÓkou/santeß
oi˚ o¡cloi hjkolou/qhsan aujtwˆ◊ pezhØv
ecw¿rhsen kat∆ i˙di÷an ei˙ß po/lin kalou-
me÷nhn Bhqsaiœda¿. nannt Bethsaida.
11
oi˚ de« o¡cloi gno/nteß hjkolou/qhsan
po/lewn sune÷dramon e˙kei√ kai« pro-
aÓpo\ tw◊n po/lewn.
te
Städten liefen sie zusammen dorthin und ka-
aus den Städten.
ihm.
hvlqon aujtou/ß.
aujtwˆ◊:
men zuvor ihnen. 34
Kai« e˙xelqw»n ei•den polu\n o¡clon kai« 14 Kai« e˙xelqw»n ei•den polu\n o¡clon
Und ausgestiegen, sah er eine zahlreiche Menge, Und ausgestiegen, sah er eine zahlreiche und Menge
e˙splagcni÷sqh e˙p∆ aujtou/ß, o¢ti h™san kai« e˙splagcni÷sqh e˙p∆ aujtoi√ß
kai« aÓpodexa¿menoß aujtou\ß
er empfand Erbarmen mit ihnen, da sie waren
Und willkommen geheißen habend sie,
w˚ß pro/bata mh\ e¶conta poime÷na, kai«
und er empfand Erbarmen mit ihnen
wie Schafe, nicht habende einen Hirten. Und
h¡rxato dida¿skein aujtou\ß polla¿. er unternahm es, sie vieles zu lehren.
e˙la¿lei aujtoi√ß peri« thvß basilei÷aß touv
35
kai« e˙qera¿peusen tou\ß aÓrrw¿-
Kai« h¡dh w‚raß pollhvß genome÷nhß
sprach er zu ihnen über das Königreich
qeouv, kai« tou\ß crei÷an e¶contaß qera-
und heilte die Kran- Gottes und die Bedarf Habenden an einer Hei-
stouß aujtw◊n.
15
∆Oyi÷aß de« genome÷- pei÷aß i˙a◊to.
12
ÔH de« hJme÷ra h¡rxato
Und als schon späte Stunde geworden war,
ken unter ihnen. Als Abend gewor-
lung heilte er. Aber der Tag begann
gekommen zu ihm seine Jünger,
den war, kamen die Jünger zu ihm,
sich zu neigen; hinzugekommen aber, die Zwölf
sagten: Einsam ist der Ort und
sagend: Einsam ist der Ort und
sagten zu ihm:
die Stunde (ist) schon vorgerückt. Entlasse sie,
die Stunde ist schon verstrichen. Entlasse Entlasse die Volksmenge,
proselqo/nteß aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv nhß proshvlqon aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai«
kli÷nein: proselqo/nteß de« oi˚ dw¿deka
e¶legon o¢ti e¶rhmo/ß e˙stin oJ to/poß kai« le÷gonteß: e¶rhmo/ß e˙stin oJ to/poß kai« ei•pan aujtwˆ◊: h¡dh w‚ra pollh/: 62
36
aÓpo/luson aujtou/ß, hJ w‚ra h¡dh parhvlqen: aÓpo/luson
K. Aland 151996: Nr. 146.
aÓpo/luson to\n o¡clon,
64
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
iºna aÓpelqo/nteß ei˙ß tou\ß ku/klwˆ aÓg-
tou\ß o¡clouß, iºna aÓpelqo/nteß ei˙ß
iºna poreuqe÷nteß ei˙ß
damit, hingegangen in die im Umkreis
die Volksmenge, damit, weggegangen in
damit, gegangen in
(liegenden) Ge-
rou\ß kai« kw¿maß aÓgora¿swsin e˚autoi√ß ta»ß kw¿maß aÓgora¿swsin e˚autoi√ß
ta»ß ku/klwˆ kw¿maß kai« aÓgrou\ß katalu/-
höfte und Ortschaften, sie sich kaufen,
die im Umkreis (liegenden) Ortschaften und
die Dörfer, sie sich kaufen sollen
Gehöfte, sie ein-
ti÷ fa¿gwsin.
brw¿mata.
was sie essen sollen!
Speisen!
kehren und Speisen finden, da
37
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen aujtoi√ß:
16
swsin kai« eu¢rwsin e˙pisitismo/n, o¢ti w—de e˙n e˙rh/mwˆ to/pwˆ e˙sme÷n.
oJ de« [∆Ihsouvß] ei•pen aujtoi√ß:
wir hier an einem einsamen Ort sind! 13
ei•pen de« pro\ß aujtou/ß:
Er aber sagte ihnen darauf:
Jesus sagte zu ihnen: Er sagte zu ihnen:
Sie brauchen nicht weggehen.
ouj crei÷an e¶cousin aÓpelqei√n,
do/te aujtoi√ß uJmei√ß fagei√n. kai« le÷gou- do/te aujtoi√ß uJmei√ß fagei√n.
do/te aujtoi√ß uJmei√ß fagei√n.
Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sa- Gebt ihr ihnen zu essen! Gebt ihr ihnen zu essen!
sin aujtwˆ◊: aÓpelqo/nteß aÓgora¿swmen gen zu ihm: Hingegangen, sollen wir kaufen
dhnari÷wn diakosi÷wn a‡rtouß kai« dw¿um zweihundert Denare Brote, und sollen wir ge-
somen aujtoi√ß fagei√n;
38
oJ de« le÷gei
ben ihnen zu essen? Er sagt
aujtoi√ß: po/souß a‡rtouß e¶cete; uJpa¿zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht,
gete i¶dete. kai« gno/nteß le÷gousin:
17
seht nach! Und sich kundig gemacht
Sie sagen zu ihm: Nichts haben wir
Sie aber sagten: Nicht sind uns
pe÷nte,
w—de ei˙ mh\ pe÷nte a‡rtouß
plei√on h£ a‡rtoi pe÷nte
fünf,
hier außer fünf Brote
und zwei Fische.
und zwei Fische.
habend, sagen sie:
kai« du/o i˙cqu/aß.
oi˚ de« le÷gousin aujtwˆ◊: oujk e¶comen oi˚ de« ei•pan: oujk ei˙si«n hJmi√n
kai« du/o i˙cqu/aß.
mehr als fünf Brote
kai« i˙cqu/eß du/o, und zwei Fische,
ei˙ mh/ti poreuqe÷nteß hJmei√ß aÓgora¿swmen falls wir nicht etwa, hingegangen, kaufen
ei˙ß pa¿nta to\n lao\n touvton brw¿mata.
für dieses ganze Volk Speisen. 14
h™san ga»r w˚sei« a‡ndreß pentakisci÷-
Es waren nämlich ungefähr Männer, fünf-
18
lioi.
oJ de« ei•pen: fe÷rete÷ moi w—de
tausend.
ei•pen de« pro\ß tou\ß maqhta»ß aujtouv:
Er sagte: Bringt mir hierher Er sagte zu seinen Jüngern: 39
kai« e˙pe÷taxen aujtoi√ß aÓnakli√nai
aujtou/ß.
19
kai« keleu/saß tou\ß o¡c-
katakli÷nate aujtou\ß klisi÷aß [w˚sei«]
Und er befahl ihnen, sich lagern zu lassen
sie! Und befohlen habend der Volks- Laßt sie lagern zu Gruppen ungefähr
pa¿ntaß sumpo/sia sumpo/sia e˙pi« twˆ◊ louß aÓnakliqhvnai e˙pi« touv
aÓna» penth/konta.
alle, Eßgruppen (für) Eßgruppen auf dem
menge, sich zu lagern auf dem
zu je fünfzig. Und sie taten
clwrwˆ◊ co/rtwˆ.
40
kai« aÓne÷pesan pra-
co/rtou,
grünen Gras. Und sie lagerten sich, Ab- Gras,
siai« prasiai« kata» e˚kato\n kai« kata» teilungen (für) Abteilungen, zu hundert und zu
penth/konta.
41
kai« labw»n tou\ß pe÷nte labw»n tou\ß pe÷nte
fünfzig. Und genommen habend die fünf
15
kai« e˙poi÷hsan
ou¢twß kai« kate÷klinan a‚pantaß. so und ließen alle lagern.
16
labw»n de« tou\ß pe÷nte
genommen habend die fünf Genommen habend die fünf
a‡rtouß kai« tou\ß du/o i˙cqu/aß aÓnable÷- a‡rtouß kai« tou\ß du/o i˙cqu/aß, aÓna- a‡rtouß kai« tou\ß du/o i˙cqu/aß aÓnaBrote und die zwei Fische, hinaufge- Brote und die zwei Fische, aufge- Brote und die zwei Fische, auf-
yaß ei˙ß to\n oujrano\n eujlo/ghsen kai« ble÷yaß ei˙ß to\n oujrano\n eujlo/ghsen ble÷yaß ei˙ß to\n oujrano\n eujlo/ghsen sehen habend in den Himmel, sprach er den
blickt habend in den Himmel, sprach er den
geblickt habend in den Himmel, sprach er den
Segen und
Segen
Segen
brach die Brote und gab (sie)
und, gebrochen habend, gab er
toi√ß maqhtai√ß [aujtouv] iºna paratiqw◊- toi√ß maqhtai√ß tou\ß a‡rtouß, oi˚ de«
toiç maqhtaiç
seinen Jüngern, damit sie vorleg-
den Jüngern die Brote, die *aber*
den Jüngern,
kate÷klasen tou\ß a‡rtouß kai« e˙di÷dou kai« kla¿saß e¶dwken
aujtou\ß kai« kate÷klasen kai« e˙di÷dou über sie und brach (sie) und gab (sie)
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
65
sin aujtoi√ß, kai« tou\ß du/o i˙cqu/aß e˙me÷- maqhtai« toi√ß o¡cloiß.
paraqei√nai twˆ◊ o¡clwˆ.
ten (sie) ihnen; und die zwei Fische teil-
Jünger *aber* der Volksmenge.
vorzulegen der Volksmenge.
te er unter allen. Und alle aßen
Und alle aßen
Und sie aßen
und wurden gesättigt.
und wurden gesättigt.
risen pa◊sin.
42
kai« e¶fagon pa¿nteß
kai« e˙corta¿sqhsan, 43
20
kai« e¶fagon pa¿nteß
kai« e˙corta¿sqhsan,
kai« h™ran
kai« h™ran to\ perisseuvon tw◊n
Und sie hoben auf
kla¿smata dw¿deka kofi÷nwn plhrw/-
Und sie hoben auf das Übrigseiende der
klasma¿twn dw¿deka kofi÷nouß plh/-
Brocken, zwölf Körbe ge- Brocken zwölf Körbe vo-
mata kai« aÓpo\ tw◊n i˙cqu/wn.
44
kai«
füllt, und (auch) von den Fischen. Und
reiß.
21
oi˚ de« e˙sqi÷onteß
h™san a‡ndreß w˚sei«
die gegessen Habenden die Brote waren
waren Männer ungefähr
fünftausend Männer.
fünftausend
ohne Frauen und Kinder.
kai« e¶fagon
kai« e˙corta¿sqhsan pa¿nteß, und wurden alle gesättigt.
kai« h¡rqh to\ perisseuvsan aujtoi√ß Und aufgehoben wurde das ihnen Übriggebliebene
klasma¿twn ko/finoi dw¿deka. an Brocken, zwölf Körbe.
ll. Die Essenden
h™san oi˚ fago/nteß tou\ß a‡rtouß 63 pentakisci÷lioi a‡ndreß.
17
pentakisci÷lioi
cwri«ß gunaikw◊n kai« paidi÷wn.
Markus und Matthäus haben u.a. die folgenden Bindeindizien gegen Lukas: 01. Mk 6,32 Matth 14,13 Luk 9,10b e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ ei˙ß e¶rhmon e˙n ploi÷wˆ ei˙ß e¶rhmon to/pon ei˙ß po/lin kaloume÷nhn Bhqsaiœda¿ to/pon »in dem Boot an einen »in einem Boot an einen »in eine Stadt, genannt Bethsaida« einsamen Ort« einsamen Ort« 02. Mk 6,33 Matth 14,13 Luk aÓpo\ pasw◊n tw◊n po/lewn aÓpo\ tw◊n po/lewn – »aus allen den Städten« »aus den Städten« 03. Mk 6,34 Matth 14,14 Luk Kai« e˙xelqw»n ei•den polu\n Kai« e˙xelqw»n ei•den polu\n – o¡clon kai« e˙splagcni÷sqh o¡clon kai« e˙splagcni÷sqh e˙p∆ aujtou/ß e˙p∆ aujtoi√ß »und ausgestiegen, sah er und ausgestiegen, sah er eine zahlreiche Menge, und eine zahlreiche Menge, und er empfand Mitleid mit ihnen« er empfand Mitleid mit ihnen« 04. Mk 6,36 Matth 14,15b Luk 9,12b iºna aÓpelqo/nteß ei˙ß tou\ß iºna aÓpelqo/nteß ei˙ß ta»ß kw¿maß iºna poreuqe÷nteß ei˙ß ta»ß ku/klwˆ ku/klwˆ aÓg rou\ß kai« kw¿maß aÓgora¿swsin e˚autoi√ß kw¿maß kai« aÓgrou\ß katalu/swsin aÓgora¿swsin e˚autoi√ß »damit, hingegangen in die »damit, hingegangen in die damit, gegangen in die im Umkreis im Umkreis (liegenden) Gehöfte Dörfer, sie sich kaufen« (liegenden) Ortschaften und Gehöfte, und Ortschaften, sie sich kaufen« sie einkehren« 05. Mk 6,39 Matth 14,18 Luk – e˙pi« twˆ◊ clwrwˆ◊ co/rtwˆ e˙pi« twˆ◊ co/rtwˆ »auf dem grünen Gras« »auf dem Gras« 06. Mk 6,42 Matth 14,20 Luk 9,17 kai« e¶fagon pa¿nteß kai« kai« e¶fagon pa¿nteß kai« kai« e¶fagon kai« e˙corta¿sqhsan e˙corta¿sqhsan e˙corta¿sqhsan pa¿nteß »und alle aßen und »und alle aßen und »und sie aßen und wurden alle gesättigt« wurden gesättigt« wurden gesättigt« 63
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
66
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Markus und Matthäus sind u. a. durch die folgenden Trennindizien voneinander geschieden: 07. Mk 6,33 Matth 14,13 kai« ei•don aujtou\ß uJpa¿gontaß kai« aÓkou/santeß oi˚ o¡cloi kai« e˙pe÷gnwsan polloi« kai« hjkolou/qhsan aujtwˆ◊ pezhØv pezhØv aÓpo\ pasw◊n tw◊n po/lewn aÓpo\ tw◊n po/lewn sune÷dramon e˙kei√ kai« pro hvlqon aujtou/ß »und sie hatten gesehen, wie »und die Menge hatte davon ge sie abfuhren, und viele hatten hört und folgte ihm zu Fuß aus ihre Absicht bemerkt und wa- den Städten« ren zu Fuß aus allen Städten dort zusammengekommen und schon vor ihnen da« 08. Mk 6,34 Matth o¢ti h™san w˚ß pro/bata mh\ e¶conta poime÷na, kai« h¡rxato dida¿skein aujtou\ß polla¿ »denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und er unternahm es, sie vieles zu lehren« 09. Mk 6,34 Matth 14,14 - kai« e˙qera¿peusen tou\ß aÓrrw¿stouß aujtw◊n »und er heilte die Kranken unter ihnen« 10. Mk 6,36 Matth 14,15 ei˙ß tou\ß ku/klwˆ aÓgrou\ß ei˙ß ta»ß kw¿maß kai« kw¿maß »in die umliegenden Gehöfte »in die Ortschaften« und Ortschaften« 11. Mk 6,37 Matth 14,16 - ouj crei÷an e¶cousin aÓpelqei√n »sie brauchen nicht wegzugehen« 12. Mk 6,37 Matth 14,16-17 kai« le÷gousin aujtwˆ◊: oi˚ de« le÷gousin aujtwˆ◊: aÓpelqo/nteß aÓgora¿swmen dhnari÷wn diakosi÷wn a‡rtouß kai« dw¿somen aujtoi√ß fagei√n; oJ de« le÷gei aujtoi√ß: po/souß a‡rtouß e¶cete; uJpa¿gete i¶dete. kai« gno/nteß le÷gousin »und sie sagten zu ihm: Sollen »die sagten ihm« wir weggehen und für zwei hundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben? Er sagte ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht, seht nach! Und sie brachten es in Erfahrung und sagten ihm«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
67
13. Mk 6,39-40 Matth 14,18-19 kai« e˙pe÷taxen aujtoi√ß aÓnakli√- oJ de« ei•pen: fe÷rete÷ moi w—de nai pa¿ntaß sumpo/sia sum- aujtou/ß. kai« keleu/saß tou\ß po/sia e˙pi« twˆ◊ clwrwˆ◊ co/rtwˆ. o¡clouß aÓnakliqhvnai e˙pi« touv kai« aÓne÷pesan prasiai« pra- co/rtou siai« kata» e˚kato\n kai« kata» penth/konta »da wies er sie an, sich alle in »er sagte ihnen: Bringt sie mir einzelnen Tischgemeinschaf- hierher! Dann ließ er die Menge ten auf dem grünen Rasen zu auf dem Rasen lagern« lagern, und sie ließen sich in Gruppen zu hundert und fünfzig nieder« 14. Mk 6,43 Matth 14,20 kai« h™ran kla¿smata dw¿deka kai« h™ran to\ perisseuvon tw◊n kofi÷nwn plhrw/mata kai« aÓpo\ klasma¿twn dw¿deka kofi÷nouß tw◊n i˙cqu/wn plh/reiß »dann hob man an Brocken »und dann hob man die Brocken (noch) zwölf Körbe voll auf« auf, die übrig geblieben waren, zwölf Körbe voll« 15. Mk 6,44 Matth 14,21 pentakisci÷lioi a‡ndreß a‡ndreß w˚sei« pentakisci÷lioi cwri«ß gunaikw◊n kai« paidi÷wn »fünftausend Männer« »ungefähr fünftausend Männer, Frauen und Kinder nicht gezählt« Die Bindeindizien (01) bis (06) sind hinreichend, die Annahme ähnlicher Quellen des Markus und des Matthäus zu begründen. Die Trennindizien (07) bis (15) beweisen, daß Markus und Matthäus nicht voneinander abhängig sind, sondern auf unterschiedliche Quellen, die einander ähnlich sind, zurückgehen. Im einzelnen ist zu sagen, daß Matthäus ein armseliger Schriftsteller wäre, wenn er auf so farbige Stücke der markinischen Schilderung wie (07), (08), (12), (13) verzichtet hätte, wären sie ihm vorgelegen. Man müßte dann außerdem annehmen, daß er sich in (01) und (07) besonders bemüht hätte, vom Wortlaut des Markus abzuweichen. Durch die Parallele Luk 9,11 ist (09) als Teil der Tradition erwiesen, also keine Zutat des Matthäus. Durch die Parallele Luk 9,13 ist das Gespräch über den möglichen Einkauf der Brote (12) ebenfalls als Teil der Tradition erwiesen, also keine literarische Selbständigkeit des Markus. Auch der unterschiedliche Wortlaut von (14) kann keine Selbständigkeit des Matthäus gegenüber seiner hypothetischen Vorlage Markus sein, sondern er fand ihn schon, wie der Wortlaut Luk 9,17 zeigt, in seiner Quelle vor. Da, wo die Dreifachüberlieferung eine Kontrolle erlaubt, ist also bei den Unterschieden zwischen Markus und Matthäus auf unterschiedliche Quellen zu schließen, nicht auf literarische Eigenmächtigkeit der Autoren. Zusätzlich zu den Bindeindizien der Texte des Markus und des Matthäus, (01) bis (06), die eindeutige und ausreichende Trennindizien des Lukas gegen die beiden andern Texte sind, kann man darauf hinweisen, daß Lukas weder aus Markus noch aus dessen Quelle geschöpft haben kann, weil ihm der Text Mk 6,34 (08) fehlt; auch müßte er den Bericht über Jesu Krankenheilungen (Luk 9,11), der sich nicht bei Markus, wohl aber bei Matthäus (09) findet, einer anderen Quelle entnommen haben. Insgesamt gilt wie im Fall des Matthäus auch im Fall des Lukas, daß man ihm nicht unterstellen sollte, daß er den lebensvollen Bericht des Markus in seinen eigenen, literarisch viel blasseren umgeschrieben haben könnte. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
68
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.13 Erste Leidensankündigung Mk 8,31–33; Matth 16,21–23; Luk 9,22 64 Mk 8,31
Kai« h¡rxato dida¿skein aujtou\ß
Matth 16,21
∆Apo\ to/te h¡rxato oJ ∆Ihsouvß
Und er ging daran, sie zu lehren,
Von da an ging Jesus daran,
deiknu/ein toi√ß maqhtai√ß aujtouv o¢ti
Luk 9,22
seinen Jüngern zu zeigen, daß
Sagend, daß es nötig sei, daß der Sohn des
daß es nötig sei, daß der Sohn des Menschen
es nötig sei, daß er nach Jerusalem hingehe Menschen
vieles leide und verworfen werde
und vieles leide
von den Ältesten und
von den Ältesten und
o¢ti dei√ to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou
dei√ aujto\n ei˙ß ÔIeroso/luma aÓpelqei√n aÓnqrw¿pou
polla» paqei√n kai« aÓpodokimasqhvnai kai« polla» paqei√n uJpo\ tw◊n presbute÷rwn kai«
ei˙pw»n o¢ti dei√ to\n ui˚o\n touv
aÓpo\ tw◊n presbute÷rwn kai«
tw◊n aÓrciere÷wn kai« tw◊n grammate÷wn aÓrciere÷wn kai« grammate÷wn kai«
polla» paqei√n kai« aÓpodokimasqhvnai vieles leide und verworfen werde
aÓpo\ tw◊n presbute÷rwn kai« von den Ältesten und
aÓrciere÷wn kai« grammate÷wn kai«
den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und
kai« aÓpoktanqhvnai kai« meta» trei√ß
aÓpoktanqhvnai kai« thØv tri÷thØ
und getötet werde und nach drei
getötet werde und am dritten
hJme÷raß aÓnasthvnai:
hJme÷raˆ e˙gerqhvnai.
aÓpoktanqhvnai kai« thØv tri÷thØ getötet werde und am dritten
hJme÷raˆ e˙gerqhvnai.
Tagen auferstehe. Tag auferweckt werde. Tag auferweckt werde. 32
kai« parrhsi÷aˆ to\n lo/gon e˙la¿lei.
Und mit Offenheit redete er das Wort.
kai« proslabo/menoß oJ Pe÷troß aujto\n
22
Und Petrus ihn beiseite genommen habend,
Und beiseite genommen habend ihn Pe-
ging so weit ihm zuzusetzen.
trus, ging so weit ihm zuzusetzen, sagend:
h¡rxato e˙pitima◊n aujtwˆ◊.
kai« proslabo/menoß aujto\n oJ Pe÷-
troß h¡rxato e˙pitima◊n aujtwˆ◊ le÷gwn: iºlew¿ß soi, ku/rie: ouj mh\ e¶stai soi
Gnädig (sei dir Gott), Herr! Keinesfalls soll dir sein
touvto.
dies!
33
oJ de« e˙pistrafei«ß kai« i˙dw»n tou\ß ma-
23
oJ de« strafei«ß
Er aber sich umgewandt und gesehen habend Er aber, sich umgewandt habend, die Jün-
qhta»ß aujtouv e˙peti÷mhsen Pe÷trwˆ kai« ei•pen twˆ◊ Pe÷trwˆ: ger, seine, wies Petrus ab und
le÷gei: u¢page ojpi÷sw mou, satana◊,
sagte zu Petrus:
u¢page ojpi÷sw mou, satana◊:
sagt: Gehe fort hinter mich, Satan, Geht fort hinter mich, Satan,
ska¿ndalon ei• e˙mouv,
mein Fallstrick bist du,
weil du nicht sinnst das Gottes, sondern das
weil du nicht denkst das Gottes, sondern das
der Menschen!
der Menschen!
o¢ti ouj fronei√ß ta» touv qeouv aÓlla» ta» o¢ti ouj fronei√ß ta» touv qeouv aÓlla» ta» tw◊n aÓnqrw¿pwn.
tw◊n aÓnqrw¿pwn.
Die Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas sind offensichtlich; sie müssen nicht aufgeführt werden.
Markus und Matthäus sind durch folgende Trennindizien voneinander geschieden: 01. Mk 8,31 Matth 16,21 dida¿skein aujtou\ß deiknu/ein toi√ß maqhtai√ß aujtouv »seinen Jüngern zu zeigen« »sie zu lehren« 02. Mk 8,31 Matth 16,21 to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou aujto\n »den Sohn des Menschen« »ihn« 03. Mk Matth 16,21 - ei˙ß ÔIeroso/luma aÓpelqei√n »nach Jerusalem gehen« 64
K. Aland 151996: Nr. 159.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
69
04. Mk 8,31 Matth kai« aÓpodokimasqhvnai »und verworfen werden« 05. Mk 8,31 Matth 16,21 kai« meta» trei√ß hJme÷raß kai« thØv tri÷thØ hJme÷raˆ aÓnasthvnai e˙gerqhvnai »am dritten Tage auferweckt werden« »nach drei Tagen auferstehen« 06. Mk 8,32 Matth kai« parrhsi÷aˆ to\n lo/gon e˙la¿lei »und er sprach das ganz offen aus« 07. Mk Matth 16,22 - iºlew¿ß soi, ku/rie: ouj mh\ e¶stai soi touvto »(Gott sei) dir gnädig, Herr! Keinesfalls soll dir das geschehen!« 08. Mk 8,33 Matth 16,23 oJ de« e˙pistrafei«ß kai« i˙dw»n oJ de« strafei«ß tou\ß maqhta»ß aujtouv ei•pen twˆ◊ Pe÷trw e˙peti÷mhsen Pe÷trwˆ kai« le÷gei »er wandte sich um und sah »und er wandte sich und sagte seine Jünger an, wies Petrus zu Petrus« ab und sagt« 09. Mk Matth 16,23 - ska¿ndalon ei• e˙mouv, »mein Fallstrick bist du« Die bloße Menge der Unterschiede in diesem kurzen Stück macht die Annahme einer gegenseitigen Abhängigkeit beider Texte unwahrscheinlich, um das Wenigste zu sagen. Es kommt hinzu, daß in (02) und (04) Markus und Lukas gegen Matthäus übereinstimmen, so daß wir annehmen können, daß sie den Text einer gemeinsamen Tradition getreulich wiedergeben. Aus derselben Tradition kann die Gemeinsamkeit von Matthäus und Lukas gegen Markus in (05) rühren. In beiden Fällen ist nicht an Zufall zu denken. Bei der Annahme, daß Markus die Vorlage des Matthäus war, wäre der Verzicht auf Jesu Selbstbezeichnung als »Sohn des Menschen« (02) besonders schwer verständlich. Andererseits spricht in (07) und (09) alles für die Authentizität und gegen eine Erfindung der farbigen Sätze durch Matthäus. Ein Verzicht des Lukas auf Mk 8,32–33 / Matth 16, 22–23 wäre nicht erklärlich, wenn das Stück in seiner Quelle gestanden hätte. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.14 Jesu Verklärung Mk 9,2–10; Matth 17,1–9; Luk 9,28–36 65
Luk 9,28
∆Ege÷neto de« meta» tou\ß lo/gouß
Es geschah aber nach den Reden, Mk 9,2
Kai« meta» hJme÷raß e≠x para-
Und nach sechs Tagen 65
K. Aland 151996: Nr. 161.
Matth 17,1
Kai« meq∆ hJme÷raß e≠x para-
Und nach sechs Tagen
tou/touß w˚sei« hJme÷rai ojktw» [kai«] diesen, etwa acht Tage. Und
70
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
lamba¿nei oJ ∆Ihsouvß to\n Pe÷tron kai«
lamba¿nei oJ ∆Ihsouvß to\n Pe÷tron kai« paralabw»n Pe÷tron kai« ∆Iwa¿nnhn
nimmt Jesus Petrus und
nimmt Jesus Petrus und
Jakobus und Johannes und
Jakobus und Johannes, den Bruder,
aujtouv kai« aÓnafe÷rei aujtou\ß ei˙ß
ei˙ß to\
führt sie hinauf auf einen hohen Berg
seinen, und führt sie hinauf auf
auf den
für sich allein. Und er wurde verwandelt
einen hohen Berg für sich alleine. Und Berg, um zu beten. Und es wurde, während
emorfw¿qh e¶mprosqen aujtw◊n, kai«
proseu/cesqai aujto\n to\ ei•doß touv
vor ihnen. Und die Kleider,
er wurde vor ihnen verwandelt, und (es)
er betete, das Aussehen des
seine, wurden *überaus* glänzend weiß
strahlte sein Antlitz wie die Antlitzes, seines, ein anderes und die
*überaus*, wie (sie) ein Walker auf der Erde nicht
Sonne, und seine Kleider wurden
du/natai ou¢twß leuka◊nai. 4 kai« w‡fqh leuka» w˚˚ß to\ fw◊ß. 3 kai« i˙dou\ w‡fqh
30
kann so weiß färben. Und es erschien
weiß wie das Licht. Und siehe, (es) erschien
Und siehe, zwei Männer sprachen
ihnen Elias mit Moses, und sie waren
ihnen Moses und Elias,
sprechend mit Jesus.
sprechend mit ihm. Elias. Die, erschienen in Herrlichkeit, redeten
to\n ∆Ia¿kwbon kai« to\n ∆Iwa¿nnhn kai« aÓnafe÷rei aujtou\ß ei˙ß o¡roß uJyhlo\n
kat∆ i˙di÷an mo/nouß. kai« metemorfw¿qh o¡roß uJyhlo\n kat∆ i˙di÷an. 2 kai« met- e¶mprosqen aujtw◊n, 3 kai« ta» i˚ma¿tia aujtouv e˙ge÷neto sti÷lbonta leuka» li÷an, oi–a gnafeu\ß e˙pi« thvß ghvß ouj
und Jakobus, stieg er
o¡roß proseu/xasqai.29 kai« e˙ge÷neto e˙n twˆ◊
e¶lamyen to\ pro/swpon aujtouv w˚ß oJ prosw¿pou aujtouv eºteron kai« oJ h¢lioß, ta» de« i˚ma¿tia aujtouv e˙ge÷neto i˚matismo\ß aujtouv leuko\ß e˙xastra¿ptwn.
aujtoi√ß ∆Hli÷aß su\n Mwu¨sei√ kai« h™san aujtoi√ß Mwu¨shvß kai« ∆Hli÷aß sullalouvnteß twˆ◊ ∆Ihsouv.
zu sich genommen habend Petrus und Johannes
∆Ia¿kwbon kai« ∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n kai« ∆Ia¿kwbon aÓne÷bh
sullalouvnteß met∆ aujtouv.
Kleidung, seine, weiß strahlend.
kai« i˙dou\ a‡ndreß du/o sunela¿loun
aujtwˆ◊, oiºtineß h™san Mwu¨shvß kai« mit ihm, welche waren Moses und
∆Hli÷aß,
31
oi≠ ojfqe÷nteß e˙n do/xhØ e¶legon
th\n e¶xodon aujtouv, h§n h¡mellen plhrouvn
über seinen Weggang, den er erfüllen sollte 32
e˙n ∆Ierousalh/m.
in Jerusalem. Aber Petrus und die
su\n aujtwˆ◊ h™san bebarhme÷noi u¢pnwˆ:
mit ihm waren beschwert von Schlaf;
diagrhgorh/santeß de« ei•don th\n do/xan
aufgewacht aber, sahen sie die Herrlichkeit,
aujtouv kai« tou\ß du/o a‡ndraß tou\ß
seine, und die beiden Männer, die
sunestw◊taß aujtwˆ◊.
5
kai« aÓpokriqei«ß oJ Pe÷troß le÷gei twˆ◊
4
33
kai« e˙ge÷neto e˙n
mit ihm zusammen stehenden. Und es geschah:
oJ de« Pe÷troß kai« oi˚
twˆ◊ diacwri÷zesqai aujtou\ß aÓp∆ aujtou aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•pen twˆ◊
Und daraufhin sagt Petrus zu Daraufhin sagte Petrus zu
∆Ihsouv: rJabbi÷, kalo/n e˙stin hJma◊ß w—de ∆Ihsouv: ku/rie, kalo/n e˙stin hJma◊ß
Während sie sich trennten von ihm,
ei•pen oJ Pe÷troß pro\ß to\n ∆Ihsouvn:
sagte Petrus zu Jesus:
e˙pista¿ta, kalo/n e˙stin hJma◊ß w—de ei•nai,
Jesus: Rabbi, gut ist es, (daß) wir hier
Jesus: Herr, gut ist es, (daß) wir Meister, gut ist es, (daß) wir hier sind.
sind. Und wir wollen drei Hütten bauen,
hier sind. Wenn du willst, werde ich hier bauen Und wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich
dir eine und Mose eine und Elias
drei Hütten: dir eine und Mose
mi÷an kai« ∆Hli÷aˆ mi÷an.
mh\ ei˙dw»ß o§ le÷gei.
eine; denn er hatte nicht gewußt, was er sagen sollte;
eine und Elias eine.
nicht wissend, was er sagt.
foboi ga»r e˙ge÷nonto. 7kai« e˙ge÷neto
5
34
von Furcht ganz benommen waren sie nämlich. Und es kam
Während er noch redete, siehe, eine Wolke,
Während er aber dies sagte, kam
nefe÷lh e˙piskia¿zousa aujtoi√ß, 7 kai«
fwteinh\ e˙peski÷asen aujtou/ß, kai«
nefe÷lh kai« e˙peski÷azen aujtou/ß:
eine Wolke, sie überschattend, und
eine lichte, überschattete sie. Und
eine Wolke und überschattete sie;
ei•nai, kai« poih/swmen trei√ß skhna¿ß, w—de ei•nai: ei˙ qe÷leiß, poih/sw w—de
kai« poih/swmen skhna»ß trei√ß, mi÷an soi«
soi« mi÷an kai« Mwu¨sei√ mi÷an kai« ∆Hli÷aˆ trei√ß skhna¿ß, soi« mi÷an kai« Mwu¨sei√ kai« mi÷an Mwu¨sei√ kai« mi÷an ∆Hli÷aˆ, mi÷an. 6 ouj ga»r hØ¡dei ti÷ aÓpokriqhØv, e¶k-
e˙ge÷neto fwnh\ e˙k thvß nefe÷lhß:
e¶ti aujtouv lalouvntoß i˙dou\ nefe÷lh
und eine für Moses und eine für Elias;
tauvta de« aujtouv le÷gontoß e˙ge÷neto
i˙dou\ fwnh\ e˙k thvß nefe÷lhß le÷gousa: e˙fobh/qhsan de« e˙n twˆ◊ ei˙selqei√n aujtou\ß
(es) geschah eine Stimme aus der Wolke. siehe, eine Stimme aus der Wolke, sagende:
sie fürchteten sich aber, da sie hineingekommen waren
in die Wolke. Und eine Stimme geschah
ei˙ß th\n nefe÷lhn.
35
kai« fwnh\ e˙ge÷neto
e˙k thvß nefe÷lhß le÷gousa:
aus der Wolke, eine sagende:
ou∞to/ß e˙stin oJ ui˚o/ß mou oJ aÓgaphto/ß, ou∞to/ß e˙stin oJ ui˚o/ß mou oJ aÓgaphto/ß, ou∞to/ß e˙stin oJ ui˚o/ß mou oJ e˙klelegme÷noß, Dieser ist mein geliebter Sohn; Dieser ist mein geliebter Sohn, Dieser ist mein auserwählter Sohn,
aÓkou/ete aujtouv.
e˙n wˆ— eujdo/khsa: aÓkou/ete aujtouv.
aujtouv aÓkou/ete.
hört auf ihn!
an dem ich Wohlgefallen gefunden habe,
auf ihn hört!
hört auf ihn!
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
6
Und (dies) gehört habend, die Jünger fie-
len nieder auf ihr Angesicht und
fürchteten sich sehr. Und hinzu
71
kai« aÓkou/santeß oi˚ maqhtai« e¶pe-
san e˙pi« pro/swpon aujtw◊n kai«
e˙fobh/qhsan sfo/dra. 7 kai« proß-
hvlqen oJ ∆Ihsouvß kai« a˚ya¿menoß
trat Jesus, und angefaßt habend
sie, sagte er: Steht auf und nicht
aujtw◊n ei•pen: e˙ge÷rqhte kai« mh\
8
fobei√sqe.
fürchtet euch!
kai« e˙xa¿pina peribleya¿menoi oujke÷ti 8 e˙pa¿ranteß de« tou\ß ojfqalmou\ß
36
kai« e˙n twˆ◊ gene÷sqai th\n fwnh\n euJre÷qh
Und plötzlich sich umgeblickt habend, nicht mehr Aufgehoben aber die Augen,
Und nachdem die Stimme geschehen war, war
gefunden
oujde÷na ei•don aÓlla» to\n ∆Ihsouvn
aujtw◊n oujde÷na ei•don ei˙ mh\ aujto\n
jemanden sahen sie außer Jesus
ihre, sahen sie keinen, außer
allein mit ihnen.
Jesus alleine.
mo/non meq∆ e˚autw◊n.
∆Ihsouvn mo/non.
∆Ihsouvß mo/noß. kai« aujtoi« e˙si÷ghsan kai« Jesus allein. Und sie schwiegen und
oujdeni« aÓph/ggeilan e˙n e˙kei÷naiß tai√ß keinem verkündeten sie in jenen, den
hJme÷raiß oujde«n w—n e˚w¿rakan.
Tagen, etwas (von dem), wovon sie Augenzeugen 9
Kai« katabaino/ntwn aujtw◊n e˙k touv
9
Kai« katabaino/ntwn aujtw◊n e˙k
Und während sie hinabstiegen von dem
Und während sie hinabstiegen von
Berg, befahl er ihnen, daß niemandem,
dem Berg, gebot ihnen
was sie gesehen hatten, sie erzählten, bis der
Jesus, sagend: Niemandem berichtet das
waren.
o¡rouß diestei÷lato aujtoi√ß iºna mhdeni« touv o¡rouß e˙netei÷lato aujtoi√ß oJ a± ei•don dihgh/swntai, ei˙ mh\ o¢tan oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙k nekrw◊n
∆Ihsouvß le÷gwn: mhdeni« ei¶phte to\ o¢rama eºwß ou∞ oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿-
Sohn des Menschen von (den) Toten Gesicht, bis der Sohn des Men-
aÓnasthØv.
10
kai« to\n lo/gon e˙kra¿thsan pou e˙k nekrw◊n e˙gerqhØv.
auferstanden sei. Und das Wort hielten sie fest,
pro\ß e˚autou\ß suzhtouvnteß ti÷ e˙stin
schen von (den) Toten auferstanden ist!
untereinander sich besprechend, was *das* *sei*
to\ e˙k nekrw◊n aÓnasthvnai.
*das* von (den) Toten Auferstehen *sei*.
Matthäus und Markus haben die folgenden Bindeindizien gegen Lukas: 01. Matth 17,1f Mk 9,2 Luk 9,28 1 Kai« meq∆ hJme÷raß e≠x para- Kai« meta» hJme÷raß e≠x para- ∆Ege÷neto de« meta» tou\ß lamba¿nei oJ ∆Ihsouvß to\n lamba¿nei oJ ∆Ihsouvß to\n lo/gouß tou/touß w˚˚sei« Pe÷tron kai« ∆Ia¿kwbon kai« Pe÷tron kai« to\n ∆Ia¿kwbon hJme÷rai ojktw» kai« para ∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n kai« to\n ∆Iwa¿nnhn labw»n Pe÷tron kai« ∆Iwa¿nnhn aujtouv kai« aÓnafe÷rei aujtou\ß kai« aÓnafe÷rei aujtou\ß kai« ∆Ia¿kwbon aÓne÷bh ei˙ß to\ ei˙ß o¡roß uJyhlo\n kat∆ i˙di÷an. ei˙ß o¡roß uJyhlo\n kat∆ i˙di÷an o¡roß proseu/xasqai 2 kai« metemorfw¿qh e¶mprosqen mo/nouß. kai« metemorfw¿qh aujtw◊n e¶mprosqen aujtw◊n »Und nach sechs Tagen nimmt »Und nach sechs Tagen nimmt »Es geschah aber nach diesen Jesus Petrus und Jakobus und Jesus Petrus und Jakobus und Reden, etwa acht Tage; und zu Johannes, seinen Bruder, und Johannes und führt sie für sich sich genommen habend Petrus führt sie für sich allein auf allein auf einen hohen Berg. Und und Johannes und Jakobus, stieg einen hohen Berg hinauf. er wurde vor ihnen verwandelt« er auf den Berg, um zu beten« Und er wurde vor ihnen ver wandelt« 02. Matth 17,2 Mk 9,3 Luk 9,29 ta» i˚ma¿tia ta» i˚ma¿tia o˚ i˚matismo¿ß »die Kleider« »die Kleider« »die Kleidung«
72 03.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I Matth 17,3 kai« i˙dou\ w‡fqh aujtoi√ß Mwu¨shvß kai« ∆Hli÷aß sulla- louvnteß met∆ aujtouv. »Und siehe, es erschien ihnen Moses und Elias, wie sie ge- meinsam mit ihm sprachen.«
Mk 9,4 kai« w‡fqh aujtoi√ß ∆Hli÷aß su\n Mwu¨sei√ kai« h™san sullalouvnteß twˆ◊ ∆Ihsouv. »Und es erschien ihnen Elias mit Moses, und sie sprachen gemeinsam mit Jesus«
Luk 9,30 kai« i˙dou\ a‡ndreß du/o sunela¿loun aujtwˆ◊, oiºtineß h™san Mwu¨shvß kai« ∆Hli÷aß, »Und siehe, zwei Männer sprachen mit ihm, welche Moses und Elias waren«
04. Matth –
Mk –
Luk 9, 31-33a oi≠ ojfqe÷nteß ... aÓp∆ aujtou »die, erschienen ... von ihm«
05.
Mk 9,5 kai« aÓpokriqei«ß oJ Pe÷troß le÷gei twˆ◊ ∆Ihsouv »und darauf sagt Petrus zu Jesus«
Luk 9,33b ei•pen oJ Pe÷troß pro\ß to\n ∆Ihsouvn
Mk 9,7 oJ aÓgaphto/ß »der Geliebte«
Luk 9,35 oJ e˙klelegme÷noß »der Auserwählte«
Matth 17,4 aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•pen twˆ◊ ∆Ihsouv »darauf sagte Petrus zu Jesus«
06. Matth 17,5 oJ aÓgaphto/ß »der Geliebte«
07. Matth Mk – –
»Petrus sagte zu Jesus«
Luk 9,36b … kai« aujtoi« e˙si÷ghsan kai« oujdeni« aÓph/ggeilan e˙n e˙kei÷naiß tai√ß hJme÷raiß oujde«n w—n e˚w¿rakan »…und sie schwiegen und teilten in jenen Tagen niemandem etwas von den Ereignissen mit, deren Augenzeuge sie waren.«
Die wörtlichen Übereinstimmungen gegen Lukas sind offensichtlich; außerdem sechs Tage gegen acht bei Lukas und eine andere Reihenfolge der Jünger: Petrus, Jakobus, Johannes gegen Petrus, Johannes, Jakobus bei Lukas. Markus und Lukas haben die folgenden Übereinstimmung gegen Matthäus: 08. Matth Mk 9,6 Luk 9,33 – ouj ga»r hØ¡dei ti÷ aÓpokriqhØv mh\ ei˙dw»ß o§ le÷gei »... denn er hatte nicht gewußt, »... er wußte nicht, was er sagte.« was er sagen sollte.« Matthäus hat ein Mehr an Text gegen Markus und Lukas: 09. Matth 17,2b kai« e¶lamyen to\ pro/swpon aujtouv w˚ß oJ h¢lioß ... »und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne…« 10. Matth 17,6-7 kai« aÓkou/santeß oi˚ maqhtai« e¶pesan e˙pi« pro/swpon aujtw◊n kai« e˙fobh/qhsan sfo/dra kai« proßhvlqen oJ ∆Ihsouvß kai« a˚ya¿menoß aujtw◊n ei•pen: e˙ge÷rqhte kai« mh\ fobei√sqe »und als die Jünger es hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und gerieten in große Furcht, doch Jesus trat zu ihnen, faßte sie an und sagte: Steht auf und habt keine Furcht mehr!« Die Übereinstimmungen, die unter (01) bis (07) zusammengestellt sind, lassen keinen anderen Schluß zu als den, daß Matthäus und Markus auf eine gemeinsame, im Wortlaut sehr eng verwandte Quelle zurückgehen. Markus kann diese Quelle des Matthäus nicht gewesen sein, weil er an einer auffallenden Stelle gegenüber Matthäus (und Lukas) ein Mehr an Text aufweist: Mk 9,3 kai« ta» i˚ma¿tia aujtouv e˙ge÷neto sti÷lbonta leuka» li÷an, oi–a gnafeu\ß e˙pi« thvß ghvß ouj du/natai ou¢twß leuka◊nai »und seine Kleider wurden glänzend, sehr weiß, wie sie kein Walker auf Erden so weiß machen kann.« Es handelt sich bei diesem Text nicht um ein Versatzstück, das einem beliebigen frühen Interpolator zuzuschreiben wäre; es atmet im Gegenteil den lebendigen Stil des Markus. Einer der interessantesten Textunterschiede innerhalb der synoptischen Tradition ist (08). Matthäus berichtet
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
73
wie die beiden anderen Synoptiker von Petrus’ Vorschlag, drei Hütten zu bauen. Seine Quelle enthielt offenbar nicht den Kommentar zu diesem als närrisch zu bezeichnenden Vorschlag des Petrus. Die Quelle dieses Kommentars, der erst die Einzigartigkeit der Szene ins volle Licht rückt, kann nach Lage der Dinge nur Petrus selbst gewesen sein. ga/r »denn« ist die typische Einleitung von Erklärungen im Griechischen. Von Markus wird sie sehr häufig bei Rückblenden verwendet. Hier wäre also zu übersetzen: »Denn er hatte nicht gewußt, was er dazu sagen sollte/ wie er sich dazu verhalten sollte; sie waren nämlich in große Furcht gestürzt.« Wenn der erste Teil dieses Kommentars von Matthäus nicht berichtet wird – der zweite Teil findet sich auch bei ihm (17,6-7) –, unterstreicht das seine Eigenständigkeit. Lukas, der Historiker, hatte seinerseits von diesem Kommentar erfahren und berichtet ihn in seiner besonderen Form: Er war so erschrocken, daß »er nicht mehr wußte, was er sagte.« Diese Einzelheit hier, ebenso wie (09) und (10), ist also eine Bestätigung der Tatsache, daß Matthäus eine unabhängige Quelle ist. Bis auf weiteres scheint uns außer dem Schluß auf die gemeinsame (oder zwei verwandte) Quelle(n) des Matthäus und des Markus keine sichere Aussage über die literarischen Beziehungen zwischen den drei Texten möglich.
3.1.15 Zweite Leidensankündigung Mk 9,30–32; Matth 17,22–23; Luk 9,43b–45 66 Mk 9,30
KaÓkei√qen e˙xelqo/nteß pareporeu/-
Matth 17,22
Sustrefome÷nwn de« aujtw◊n e˙n
Und von dort weggegangen, zo- Als sie zusammengekommen waren in
onto dia» thvß Galilai÷aß, kai« oujk h¡qe- thØv Galilai÷aˆ gen sie durch Galiläa; und nicht wol- Galiläa,
len iºna tiß gnoi√:
te er, daß es einer erfahre;
Luk 9,43b
Während alle voller verwunderter Fragen waren
denn er lehrte seine Jünger
über alles, was er tat,
31
e˙di÷dasken ga»r tou\ß maqhta»ß aujtouv
Pa¿ntwn de« qaumazo/ntwn
e˙pi« pa◊sin oi–ß e˙poi÷ei
kai« e¶legen aujtoi√ß
ei•pen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß:
ei•pen pro\ß tou\ß maqhta»ß aujtouv:
und sagte zu ihnen:
sagte Jesus zu ihnen:
sagte er zu seinen Jüngern:
44
qe÷sqe uJmei√ß ei˙ß ta» w°ta uJmw◊n tou\ß
Nehmt ihr in eure Ohren die
lo/gouß tou/touß:
o¢ti oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
me÷llei oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
Worte, diese!
oJ ga»r ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou me÷llei
Der Sohn des Menschen Der Sohn des Menschen Denn der Sohn des Menschen ist im Begriff,
paradi÷dotai ei˙ß cei√raß aÓnqrw¿pwn,
paradi÷dosqai ei˙ß cei√raß aÓnqrw¿pwn, paradi÷dosqai ei˙ß cei√raß aÓnqrw¿pwn.
wird in (die) Hände von Menschen überliefert,
wird überliefert werden in (die) Hände überliefert zu werden in (die) Hände von von Menschen. Menschen.
und sie werden ihn töten.
Und sie werden ihn töten.
kai« aÓpoktenouvsin aujto/n,
23
kai« aÓpoktenouvsin aujto/n,
kai« aÓpoktanqei«ß meta» trei√ß hJme÷raß kai« thØv tri÷thØ hJme÷raˆ Und getötet, nach drei Tagen Doch am dritten Tag
aÓnasth/setai.
e˙gerqh/setai. kai« e˙luph/qhsan
wird er auferstehen.
wird er auferweckt werden. Und sie wurden betrübt
sehr.
32
sfo/dra.
oi˚ de« hjgno/oun to\ rJhvma,
Sie aber verstanden nicht den Ausspruch;
45
oi˚ de« hjgno/oun to\ rJhvma
Sie aber verstanden nicht das Wort,
touvto kai« h™n parakekalumme÷non aÓp∆ dieses; und es war verhüllt vor
aujtw◊n iºna mh\ ai¶sqwntai aujto/,
ihnen, so daß sie es nicht begriffen.
und sie scheuten sich, ihn zu fragen.
Und sie scheuten sich, ihn zu fragen
kai« e˙fobouvnto aujto\n e˙perwthvsai. 66
K. Aland 151996: Nr. 164.
kai« e˙fobouvnto e˙rwthvsai aujto\n
74
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
peri« touv rJh/matoß tou/tou.
über dieses Wort.
Markus und Matthäus sind durch die folgenden Trennindizien voneinander geschieden: 01. Mk 9,30 Matth 17,22 kai« oujk h¡qelen iºna tiß gnoi√ »und er wollte nicht, daß jemand es erfuhr« 02. Mk 9,31 Matth 17,23 - kai« e˙luph/qhsan sfo/dra »und sie wurden tief betrübt« 03. Mk 9,32 Matth 17,23 oi˚ de« hjgno/oun to\ rJhvma, kai« e˙fobouvnto aujto\n e˙perwthvsai »und sie verstanden den Ausspruch nicht und scheu ten sich, ihn zu befragen« Lukas ist durch folgende Trennindizien von Markus und Matthäus getrennt: 04. Luk 9,43b Mk Matth Pa¿ntwn de« qaumazo/ntwn - e˙pi« pa◊sin oi–ß e˙poi÷ei »alle waren voller verwunder ter Fragen über alles, was er tat« 05. Luk 9,44 qe÷sqe uJmei√ß ei˙ß ta» w°ta uJmw◊n tou\ß lo/gouß tou/touß »nehmt ihr die folgenden Worte in eure Ohren auf«
-
-
06. Luk Mk 9,31 Matth 17,23 - kai« aÓpoktenouvsin aujto/n, kai« aÓpoktenouvsin aujto/n, kai« aÓpoktanqei«ß meta» trei√ß kai« thØv tri÷thØ hJme÷raˆ hJme÷raß aÓnasth/setai e˙gerqh/setai »und sie werden ihn töten »und sie werden ihn töten und drei Tage nachdem er und am dritten Tage wird er getötet wurde, wird er auf- auferweckt werden« erstehen« 07. Luk 9,45 kai« h™n parakekalumme÷non aÓp∆ aujtw◊n iºna mh\ ai¶sqwntai aujto/, »und es war vor ihnen verhüllt, damit sie es nicht begriffen«
-
-
(01) bis (03) sind hinreichend, die Abhängigkeit des Matthäus von Markus und das Umgekehrte auszuschließen. Es ist weder erkennbar, warum Matthäus auf (01) hätte verzichten sollen, wenn Markus seine Quelle gewesen wäre, noch warum Markus (01) hinzugesetzt haben sollte, wenn Matthäus seine Quelle gewesen wäre. (02) und (03) stehen in Gegensatz zueinander. Bei Matthäus begreifen die Jünger, was Jesus ihnen sagt, und dies Verstehen ruft ihre Betrübnis hervor. Bei Markus (und Lukas) verstehen sie nicht und können darum nicht in Betrübnis
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
75
geraten. Es kommen die deutlichen Unterschiede im Wortlaut der parallelen Stücke hinzu, die bei der Annahme der Abhängigkeit voneinander erklärungsbedürftig wären. (04) bis (07) machen in keiner Weise den Eindruck, daß sie sich der Selbständigkeit des Autors Lukas verdanken. Insbesondere wird man nicht annehmen wollen, daß Lukas ein Wort Jesu (05) erfunden hätte. Warum hätte er auf (06) verzichten sollen, wenn es in seiner Quelle gestanden hätte? Auch die umständliche Ausdrucksweise in (07), die alle Anzeichen einer früheren Prägung hat (vgl. Ez 22,26), geht kaum auf den Autor Lukas zurück. Andererseits sind (04) bis (06) Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.16 Warnung vor Ärgernis Mk 9,42–50; Matth 18,6–9; Luk 17,1–2 67
Luk 17,1
aujtouv: aÓne÷ndekto/n e˙stin touv ta» ska¿n-
Ei•pen de« pro\ß tou\ß maqhta»ß
Er sagte zu den Jüngern, Mk 9,42
Kai« o§ß a·n
Matth 18,6
≠Oß d∆ a·n
Wer aber immer Wer aber immer
skandali÷shØ eºna tw◊n mikrw◊n tou/twn skandali÷shØ eºna tw◊n mikrw◊n tou/-
seinen: Unmöglich ist, daß die Ärger-
dala mh\ e˙lqei√n, plh\n oujai« di∆ ou∞ e¶rcetai: nisse nicht kommen. Doch wehe (dem), durch den sie kommen.
Ärgernis gibt einem einzigen dieser Kleinen
Ärgernis gibt einem einzigen der Kleinen, die-
an mich Glaubenden, gut
ser, an mich Glaubenden, förder-
ist es für ihn eher, wenn herumgelegt ist
lich ist es für ihn, daß umgehängt ist ein Es ist nützlicher für ihn, wenn ein Mühlstein um-
tw◊n pisteuo/ntwn [ei˙ß e˙me÷], kalo/n e˙stin aujtwˆ◊ ma◊llon ei˙ peri÷keitai
twn tw◊n pisteuo/ntwn ei˙ß e˙me÷, sum- fe÷rei aujtwˆ◊ iºna kremasqhØv mu/loß
Mühl-
2
lusitelei√ aujtwˆ◊ ei˙ li÷qoß muliko\ß peri÷-
mu/loß ojniko\ß 68 peri« to\n tra¿chlon
ojniko\ß peri« to\n tra¿chlon aujtouv
ein Mühlstein um den Hals,
stein um seinen Hals
seinen, und er geworfen ist
und er versenkt ist in der Tiefe
thvß qala¿sshß. 7 Oujai« twˆ◊ ko/smwˆ
ei˙ß th\n qa¿lassan h£ iºna skandali÷shØ
in das Meer.
des Meeres. Wehe der Welt
in das Meer, als daß er Ärgernis gibt einem einzigen von diesen Kleinen.
aujtouv kai« be÷blhtai ei˙ß th\n qa¿lassan.
kai« katapontisqhØv e˙n twˆ◊ pela¿gei
gehängt ist um seinen Hals und
e¶rriptai
er geworfen ist
aÓpo\ tw◊n skanda¿lwn: aÓna¿gkh ga»r tw◊n mikrw◊n tou/twn eºna.
von Seiten der Ärgernisse! Notwendigkeit
(besteht) ja,
daß Ärgernisse kommen, doch wehe dem
keitai peri« to\n tra¿chlon aujtouv kai«
e˙lqei√n ta» ska¿ndala, plh\n oujai« twˆ◊
aÓnqrw¿pwˆ di∆ ou∞ to\ ska¿ndalon e¶rce-
Menschen, durch den das Ärgernis ko43
Kai« e˙a»n skandali÷zhØ se hJ cei÷r sou, tai. 8 Ei˙ de« hJ cei÷r sou h£ oJ pou/ß sou
Und wenn Ärgernis gibt dir deine Hand,
mmt! Wenn deine Hand oder dein Fuß
haue sie ab! Gut ist es (eher), daß du
dir Ärgernis gibt, haue ab ihn und
als Krüppel eingehst in das Leben , als daß du,
wirf ihn von dir! Gut ist es für dich (eher), daß
die
du ein-
zwei Hände habend, abgehst in die
gehst als Krüppel oder als Lahmer,
Hölle, in das Feuer, das unauslöschliche.
als zwei Hände oder zwei Füße habend,
aÓpo/koyon aujth/n: kalo/n e˙sti÷n se
skandali÷zei se, e¶kkoyon aujto\n kai«
kullo\n ei˙selqei√n ei˙ß th\n zwh\n h£ ta»ß ba¿le aÓpo\ souv: kalo/n soi÷ e˙stin ei˙s-
du/o cei√raß e¶conta aÓpelqei√n ei˙ß th\n elqei√n ei˙ß th\n zwh\n kullo\n h£ cwlo\n ge÷ennan, ei˙ß to\ puvr to\ a‡sbeston. 67
h£ du/o cei√raß h£ du/o po/daß e¶conta
K. Aland 151996: Nr. 168.
mu/loß ojniko/ß heißt wörtlich »Eselsmühlstein«. Es handelt sich um einen Mühlstein, dessen Mahlwerk mit einem Esel betrieben wurde. o¶noß »Esel« wurde aber auch der obere, sich drehende Mühlstein genannt.
68
76
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
blhqhvnai ei˙ß to\ puvr to\ ai˙w¿nion.
geworfen zu werden in das ewige Feuer.
45
kai« e˙a»n oJ pou/ß sou skandali÷zhØ se,
Und wenn dir Ärgernis gibt dein Fuß,
aÓpo/koyon aujto/n: kalo/n e˙sti÷n se ei˙shaue ihn ab! Gut ist es (eher), daß du hinein-
elqei√n ei˙ß th\n zwh\n cwlo\n h£ tou\ß du/o gehst in das Leben als Lahmer, als daß du, zwei
po/daß e¶conta blhqhvnai ei˙ß th\n ge÷enFüße habend, geworfen wirst in die Höl-
nan.
47
kai« e˙a»n oJ ojfqalmo/ß sou skan-
9
kai« ei˙ oJ ojfqalmo/ß sou skandali÷-
le. Und wenn dein Auge Ärger-
Und wenn dein Auge Ärgernis
nis dir gibt, reiß es aus! Gut *ist* es (eher), daß du
gibt dir, reiß es heraus und wirf es von
*ist* als Einäugiger hineingehst in das
dir! Gut ist es (eher) für dich, als Einäugiger
Königreich Gottes , als daß du, zwei Augen
in das Leben hineinzugehen als, zwei Au-
habend, in die Hölle geworfen wirst,
gen habend, geworfen zu werden in die
dali÷zhØ se, e¶kbale aujto/n: kalo/n se÷ zei se, e¶xele aujto\n kai« ba¿le aÓpo\ e˙stin mono/fqalmon ei˙selqei√n ei˙ß th\n souv: kalo/n soi÷ e˙stin mono/fqalmon basilei÷an touv qeouv h£ du/o ojfqalmou\ß ei˙ß th\n zwh\n ei˙selqei√n h£ du/o ojfe¶conta blhqhvnai ei˙ß th\n ge÷ennan,
qalmou\ß e¶conta blhqhvnai ei˙ß th\n ge÷ennan touv puro/ß.
Hölle des Feuers! 48
o¢pou oJ skw¿lhx aujtw◊n ouj teleutaˆ◊
wo ihr Wurm nicht endet
kai« to\ puvr ouj sbe÷nnutai. und das Feuer nicht verlischt. 49
Pa◊ß ga»r puri« a˚lisqh/setai,
Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden;
kai« pavsa qusi/a a˚li« a˚lisqh/setai.69 und alle Opfer werden mit Salz gesalzen werden. 50
kalo\n to\ a‚laß: e˙a»n de« to\ a‚laß
vgl. 5,13
vgl. 14,34–35
Gut (ist) das Salz. Wenn aber das Salz
a‡nalon ge÷nhtai, e˙n ti÷ni aujto\ aÓrtu/salzlos wird, womit werdet ihr es wür-
sete; e¶cete e˙n e˚autoi√ß a‚la kai« zen? Habt Salz in euch und
ei˙rhneu/ete e˙n aÓllh/loiß. haltet Frieden untereinander!
Es ist offensichtlich, daß Markus und Matthäus einerseits, Lukas andererseits auf unterschiedliche Quellen zurückgehen. Ein Blick in die Synopse genügt, diesen Sachverhalt zu erkennen. Die folgenden Trennindizien in den Texten des Matthäus und Markus lassen auf zwei ähnliche, aber verschiedene Quellen schließen: 01. Matth 18,6 Mk 9,42 sumfe÷rei aujtwˆ◊ iºna kre- kalo/n e˙stin aujtwˆ◊ ma◊llon masqhØv mu/loß ojniko\ß peri« ei˙ peri÷keitai mu/loß ojniko\ß to\n tra¿chlon aujtouv kai« peri« to\n tra¿chlon aujtouv katapontisqhØv e˙n twˆ◊ pela¿- kai« be÷blhtai ei˙ß th\n qa¿lassan gei thvß qala¿sshß »es nützt ihm, daß ein Mühl- »gut ist es für ihn eher, wenn ein stein um seinen Hals gehängt Mühlstein um seinen Hals liegt und er in der Tiefe des Meeres und er in das Meer geworfen ist« versenkt wird« 02. Matth 18,7 Mk Oujai« twˆ◊ ko/smwˆ aÓpo\ tw◊n 69
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
77
skanda¿lwn: aÓna¿gkh ga»r e˙lqei√n ta» ska¿ndala, plh\n oujai« twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ di∆ ou∞ to\ ska¿ndalon e¶rcetai »Wehe der Welt von Seiten der Ärgernisse. Denn es kann nicht anders sein, als daß die Ärgernisse kommen, aber wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt!«
03. Matth 18,8 Mk 9,44 blhqhvnai ei˙ß to\ puvr to\ aÓpelqei√n ei˙ß th\n ge÷ennan, ai˙w¿nion ei˙ß to\ puvr to\ a‡sbeston »in das ewige Feuer geworfen »abgehen in die Hölle, in das werden« nie verlöschende Feuer« 04. Matth 18,9 Mk 9,47 ei˙ß th\n zwh\n ei˙selqei√n ei˙selqei√n ei˙ß th\n basilei÷an touv qeouv »in das Leben eingehen« »eingehen in das Reich Gottes« 05. Matth 18,9 Mk 9,47-48 ei˙ß th\n ge÷ennan touv puro/ß ei˙ß th\n ge÷ennan, o¢pou oJ skw¿lhx aujtw◊n ouj teleutaˆ◊ kai« to\ puvr ouj sbe÷nnutai »in die Hölle des Feuers« »in die Hölle, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt« In (01) (03) (04) (05) stimmen beide Texte in der Sache genau überein; der sehr unterschiedliche Wortlaut wäre bei gleicher Quelle nicht zu erklären. Was hätte Matthäus in (01) z.B. veranlaßt haben können, in seinem, verglichen mit Markus, eher prosaischen Text das einfache »in das Meer« durch die hochpoetische, äußerst seltene Ausdrucksweise »Tiefe des Meeres« (Apoll. Rhod. 2,608) zu ersetzen, die zu dem gebräuchlichen kataponti/zw »im Meer versenken« so gar nicht paßt? Warum hätte Matthäus in (05) auf ein Jesaja-Zitat verzichtet? Matthäus kann seinen Text (02) nicht aus Markus genommen haben. Andererseits macht dieser Text keineswegs den Eindruck eines beliebigen Versatzstückes und ist in seine Umgebung eingebunden. Mutatis mutandis gelten diese Argumente auch gegen die Abhängigkeit des Markus von Matthäus. Ein letztes Argument gegen die wechselseitige Abhängigkeit von Matthäus und Markus ist die Tatsache, daß bei Mk 9,43-46 zuerst die Hände und im Anschluß daran die Füße erwähnt werden, bei Matthäus dagegen beide zusammen (18,8). Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.17 Dritte Leidensankündigung Mk 10,32–34; Matth 20,17–19; Luk 18,31–34 70 Mk 10,32
€Hsan de« e˙n thØv oJdwˆ◊ aÓnabai÷non-
Matth 20,17
Kai« aÓnabai÷nwn oJ ∆Ihsouvß ei˙ß
Sie waren auf dem Weg hinaufgeh-
Und hinaufgehend Jesus nach
end nach Jerusalem. Und es war vorangehend
Jerusalem,
teß ei˙ß ÔIeroso/luma, kai« h™n proa¿gwn ÔIeroso/luma 70
K. Aland 151996: Nr. 262.
78
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
aujtou\ß oJ ∆Ihsouvß, kai« e˙qambouvnto, ihnen Jesus. Und sie wunderten sich.
oi˚ de« aÓkolouqouvnteß e˙fobouvnto. kai« Die Nachfolgenden aber fürchteten sich. Und
paralabw»n pa¿lin tou\ß dw¿deka
pare÷laben tou\ß dw¿deka [maqhta»ß]
Luk 18,31
wieder zu sich genommen habend die Zwölf,
nahm zu sich die Zwölf (Jünger)
kat∆ i˙di÷an kai« e˙n thØv oJdwˆ◊ ei•pen
Zu sich genommen habend aber die Zwölf,
ei•pen pro\ß aujtou/ß:
sagte er eindringlich das Werdende
für sich und sagte auf dem Weg
sagte er zu ihnen:
ihm zustoßen: Siehe, wir gehen
zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf
Siehe, wir gehen hinauf
hinauf nach Jerusalem,
nach Jerusalem,
h¡rxato aujtoi√ß le÷gein ta» me÷llonta aujtwˆ◊ sumbai÷nein
33
o¢ti i˙dou\ aÓnabai÷- aujtoi√ß:
nomen ei˙ß ÔIeroso/luma,
18
i˙dou\ aÓnabai÷nomen
ei˙ß ÔIeroso/luma,
Paralabw»n de« tou\ß dw¿deka
i˙dou\ aÓnabai÷nomen
ei˙ß ∆Ierousalh/m, kai« telesqh/setai nach Jerusalem. Und vollendet wird werden
pa¿nta ta» gegramme÷na dia» tw◊n alles Geschriebene durch die
profhtw◊n
Propheten
kai« oJ ui˚o\ß
kai« oJ ui˚o\ß
twˆ◊ ui˚wˆ◊
und der Sohn
und der Sohn
über den Sohn
des Menschen wird überliefert werden den
des Menschen wird überliefert werden den
des Menschen.
touv aÓnqrw¿pou paradoqh/setai toi√ß
touv aÓnqrw¿pou paradoqh/setai toi√ß touv aÓnqrw¿pou:
aÓrciereuvsin kai« toi√ß grammateuvsin, aÓrciereuvsin kai« grammateuvsin, Hohenpriestern und den Schriftgelehrten. Hohenpriestern und Schriftgelehrten,
kai« katakrinouvsin aujto\n qana¿twˆ
kai« katakrinouvsin aujto\n qana¿twˆ
Und sie werden ihn zum Tod verurteilen
und sie werden ihn zum Tod verurteilen
und werden ihn überliefern den
und sie werden ihn überliefern den Denn er wird überliefert werden den
kai« paradw¿sousin aujto\n toi√ß e¶qnesin
19
kai« paradw¿sousin aujto\n toi√ß
e¶qnesin ei˙ß to\ e˙mpai√xai
32
paradoqh/setai ga»r toi√ß
e¶qnesin
Heiden. Heiden zum Verspotten Heiden, 34
kai« e˙mpai÷xousin aujtwˆ◊ kai« e˙mptu/-
Und sie werden ihn verspotten und an-
sousin aujtwˆ◊ kai« mastigw¿sousin
kai« und
mastigw◊sai
spucken ihn und werden geißeln Geißeln
aujto\n kai« aÓpoktenouvsin, kai« meta»
kai« staurw◊sai, kai«
ihn und töten. Aber nach
und Kreuzigen. Aber
trei√ß hJme÷raß aÓnasth/setai.
thØv tri÷thØ hJme÷raˆ e˙gerqh/setai.
drei Tagen wird er auferstehen.
am dritten Tag wird er auferweckt werden.
kai« e˙mpaicqh/setai kai« uJbrisqh/seund er wird verspottet werden, und er wird miß-
tai kai« e˙mptusqh/setai
33
gw¿santeß aÓpoktenouvsin aujto/n, kai« geißelt habend, werden sie ihn töten. Aber
thØv hJme÷raˆ thØv tri÷thØ aÓnasth/setai. am dritten Tag wird er auferstehen.
34
Und sie verstanden nichts davon,
kai« masti-
handelt werden, und er wird angespuckt werden, und ge-
kai« aujtoi« oujde«n tou/twn sunhvkan
kai« h™n to\ rJhvma touvto kekrumme÷non und es war dieser Ausspruch verborgen
aÓp∆ aujtw◊n kai« oujk e˙gi÷nwskon ta» vor ihnen. Und nicht begriffen sie das
lego/mena.
Gesagte.
Die Texte des Matthäus und Markus weisen die folgenden Bindeindizien gegen Lukas auf: 01. Matth 20,17 Mk 10,32 Luk Kai« aÓnabai÷nwn oJ ∆Ihsouvß €Hsan de« e˙n thØv oJdwˆ◊ aÓna- bai÷nonteß ei˙ß ÔIeroso/luma, ei˙ß ÔIeroso/luma »und Jesus ging hinauf nach »sie waren auf dem Wege hinauf Jerusalem« nach Jerusalem« 02. Matth 20,18 Mk 10,34 Luk paradoqh/setai toi√ß paradoqh/setai toi√ß aÓrciereuvsin kai« gramma- aÓrciereuvsin kai« toi√ß gramma teuvsin, kai« katakrinouvsin teuvsin, kai« katakrinouvsin aujto\n qana¿twˆ aujto\n qana¿twˆ »er wird den Hohenpriestern »er wird den Hohenpriestern und und Schriftgelehrten über- den Schriftgelehrten überliefert
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
liefert werden und sie werden ihn zum Tode verurteilen«
79
werden und sie werden ihn zum Tode verurteilen«
03. Matth Mk Luk 18,34 - - kai« aujtoi« oujde«n tou/twn sunhvkan kai« h™n to\ rJhvma touvto kekrumme÷non aÓp∆ aujtw◊n kai« oujk e˙gi÷nwskon ta» lego/mena» und sie verstanden nichts da von, sondern dieser Ausspruch war vor ihnen verhüllt, und sie begriffen das Gesagte nicht« Der Text des Markus weist folgende Trennindizien gegen Matthäus auf: 04. Mk 10,32 Matth kai« h™n proa¿gwn aujtou\ß oJ ∆Ihsouvß, kai« e˙qambouvnto, oi˚ de« aÓkolouqouvnteß e˙fobouvnto »Jesus ging ihnen voran, und sie wunderten sich, und die jenigen, die ihm folgten, fürchteten sich« 05. Mk 10,32 Matth 20,17 h¡rxato aujtoi√ß le÷gein ta» e˙n thØv oJdwˆ◊ ei•pen aujtoi√ß me÷llonta aujtwˆ◊ sumbai÷nein »er unternahm es, ihnen von »auf dem Weg sagte er ihnen« den Ereignissen zu sprechen, die ihm bevorstanden« 06. Mk 10,34 Matth 20,19 aÓpoktenouvsin staurw◊sai »sie werden töten« »kreuzigen« Die Indizien (01) bis (03) sind eindeutig. Im Fall von (04) könnte vermutet werden, daß Matthäus, wenn Markus seine Vorlage gewesen wäre, absichtlich auf einen schwer bis gar nicht verständlichen Text verzichtet hätte. Diese Erklärung gilt im Fall von (05) und (06) nicht. Der Text des Markus (05) hat seine inhaltliche Entsprechung bei Lukas (telesqh/setai - touv aÓnqrw¿pou), so daß es einen guten Grund für die Vermutung gibt, daß Markus seinen Text schon in seiner Quelle vorfand, also nicht den Text des Matthäus zur Vorlage hatte und aus Eigenem ergänzte. In (06) hat Markus dasselbe Verbum wie Lukas, so daß auch in diesem Fall anzunehmen ist, daß es sich schon in seiner Quelle fand. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.18 Die Zebedäen, von der Rangordnung unter den Jüngern Mk 10,35–45; Matth 20,20–28; Luk 22,24–27 71 Mk 10,35
Kai« prosporeu/ontai aujtwˆ◊
Matth 20,20
To/te proshvlqen aujtwˆ◊
Und es kommen zu ihm Dann trat zu ihm
∆Ia¿kwboß kai« ∆Iwa¿nnhß oi˚ ui˚oi«
hJ mh/thr tw◊n ui˚w◊n
Jakobus und Johannes, die Söhne
die Mutter der Söhne
71
K. Aland 151996: Nr. 263.
80
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Zebedai÷ou
Zebedai÷ou meta» tw◊n ui˚w◊n aujthvß
(des) Zebedäus,
(des) Zebedäus mit ihren Söhnen,
sagend zu ihm: Meister, wir wollen,
sich niederwerfend
daß, worum wir dich bitten, du *uns* tust
und bittend etwas von ihm.
le÷gonteß aujtwˆ◊: dida¿skale, qe÷lomen proskunouvsa iºna o§ e˙a»n ai˙th/swme÷n se poih/shØß hJmi√n.
36
oJ de« ei•pen aujtoi√ß: ti÷ qe÷lete÷
kai« ai˙touvsa¿ ti aÓp∆ aujtouv. 21
oJ de« ei•pen aujthØv: ti÷ qe÷leiß;
*uns*. Er aber sagte zu ihnen: Was, wollt ihr Er aber sagte zu ihr: Was willst du?
[me] poih/sw uJmi√n;
37
oi˚ de« ei•pan aujtwˆ◊: le÷gei aujtwˆ◊:
von mir, soll ich euch tun? Sie aber sagten zu ihm:
Sie sagt zu ihm:
do\ß hJmi√n iºna
ei˙pe« iºna kaqi÷swsin ou∞toi
Gib uns, daß
Sage, daß sich setzen sollen diese
meine zwei Söhne,
einer zu deiner Rechten und einer zu (deiner) Lin-
einer zu deiner Rechten und einer zu
ken wir sitzen mögen in deiner Herrlichkeit!
deiner Linken in deinem Königreich.
oi˚ du/o ui˚oi÷ mou
ei–ß sou e˙k dexiw◊n kai« ei–ß e˙x aÓriste- ei–ß e˙k dexiw◊n sou kai« ei–ß e˙x
rw◊n kaqi÷swmen e˙n thØv do/xhØ sou.
38
oJ
de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: oujk oi¶date
eujwnu/mwn sou e˙n thØv basilei÷aˆ sou. 22
aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen: oujk
Jesus sagte zu ihnen: Ihr wißt nicht, Daraufhin sagte Jesus: Nicht
ti÷ ai˙tei√sqe. du/nasqe piei√n to\ poth/r- oi¶date ti÷ ai˙tei√sqe. du/nasqe piei√n was ihr erbittet. Könnt ihr trinken den Ke-
wißt ihr, was ihr bittet. Könnt ihr trinken
lch, den ich trinke oder mit der Taufe, mit der ich
den Kelch, den ich trinken werde?
ion o§ e˙gw» pi÷nw h£ to\ ba¿ptisma o§ e˙gw» to\ poth/rion o§ e˙gw» me÷llw pi÷nein;
bapti÷zomai baptisqhvnai;
39
oi˚ de« ei•-
le÷gousin
getauft werde, getauft werden? Sie sag-
Sie sagen
ten zu ihm: Wir können. Jesus
zu ihm: Wir können. Er sagt
sagte zu ihnen: Den Kelch, den ich trinke,
zu ihnen: Zwar meinen Kelch
werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich ge-
werdet ihr trinken,
pan aujtwˆ◊: duna¿meqa. oJ de« ∆Ihsouvß
aujtwˆ◊: duna¿meqa.
23
le÷gei
ei•pen aujtoi√ß: to\ poth/rion o§ e˙gw» pi÷nw aujtoi√ß: to\ me«n poth/rio/n mou pi÷esqe kai« to\ ba¿ptisma o§ e˙gw» bapti÷- pi÷esqe,
zomai baptisqh/sesqe,
40
to\ de« kaqi÷-
to\ de« kaqi÷-
tauft werde, werdet ihr getauft werden. Aber das Si-
aber das Si-
sai e˙k dexiw◊n mou h£ e˙x eujwnu/mwn
sai e˙k dexiw◊n mou kai« e˙x eujwnu/mwn
tzen zu meiner Rechten oder zu (meiner)
tzen zu meiner Rechten und zu (meiner) Linken
Linken
oujk e¶stin e˙mo\n douvnai, aÓll∆ oi–ß hJtoi÷- oujk e¶stin e˙mo\n [touvto] douvnai, aÓll∆ nicht ist meine (Sache) zu geben, außer für die, denen es be-
ist nicht meine (Sache), dies zu geben, außer
mastai.
oi–ß hJtoi÷mastai uJpo\ touv patro/ß mou.
reitet ist.
für die, denen es bereitet ist von meinem Vater.
41
Kai« aÓkou/santeß oi˚ de÷ka h¡rxanto
24
Kai« aÓkou/santeß oi˚ de÷ka
Luk 22,24
∆Ege÷neto de« kai« filoneiki÷a e˙n
Und (dies) gehört habend die Zehn, wurden sie sehr Und (dies) gehört habend, die Zehn Es entstand auch ein Streit unter
aÓganaktei√n peri« ∆Iakw¿bou kai« ∆Iwa¿n- hjgana¿kthsan peri« tw◊n du/o aÓdel-
aujtoi√ß, to\ ti÷ß aujtw◊n dokei√ ei•nai
unwillig über Jakobus und Johan-
wurden unwillig über die zwei Brü-
ihnen, das: Wer von ihnen *ist*
nes. Und zu sich gerufen habend sie,
der. Jesus, zu sich gerufen
der Größere *ist*. Er sagte zu ihnen: Die Könige
sagt Jesus zu ihnen: Ihr wißt, daß die
habend sie, sagte: Ihr wißt, daß die
nou.
42
kai« proskalesa¿menoß aujtou\ß fw◊n.
25
oJ de« ∆Ihsouvß proskalesa¿me- mei÷zwn.
oJ ∆Ihsouvß le÷gei aujtoi√ß: oi¶date o¢ti oi˚ noß aujtou\ß ei•pen: oi¶date o¢ti oi˚ dokouvnteß a‡rcein tw◊n e˙qnw◊n katak- a‡rconteß tw◊n e˙qnw◊n katakurieu/-
25
oJ de« ei•pen aujtoi√ß: oi˚ basilei√ß
tw◊n e˙qnw◊n kurieu/ousin aujtw◊n kai« oi˚ der Völker herrschen über sie und die
e˙xousia¿zonteß aujtw◊n eujerge÷tai
Herrschenden72 über die Völker, gewalttätig Herrscher der Völker gewalttätig Machthabenden über sie werden Wohltäter
urieu/ousin aujtw◊n kai« oi˚ mega¿loi
ousin aujtw◊n kai« oi˚ mega¿loi
kalouvntai.
herrschen über sie und die Großen,
herrschen über sie und die Großen
genannt.
72
Zur Übersetzung oi˚ dokouvnteß a‡rcein vgl. G. Kittel ThWNT II 236.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
81 26
aujtw◊n katexousia¿zousin aujtw◊n.
katexousia¿zousin aujtw◊n.
ihre, die Macht mißbrauchen gegen sie.
ihre Macht mißbrauchen gegen sie. Ihr aber,
So ist es aber nicht unter euch; sondern
So soll es aber nicht unter euch sein, sondern
nicht so. Sondern der Größere unter euch se-
wer immer unter euch groß sein will,
wer unter euch groß sein will,
i wie der Jüngere und der Führende
soll euer Diener sein, und wer immer
soll euer Diener sein und wer
unter euch Erster sein will, soll sein
unter euch Erster sein will, sei
aller Knecht.
euer Knecht,
43
oujc ou¢twß de÷ e˙stin e˙n uJmi√n, aÓll∆
o§ß a·n qe÷lhØ me÷gaß gene÷sqai e˙n uJmi√n e¶stai uJmw◊n dia¿konoß,
44
kai« o§ß a·n
qe÷lhØ e˙n uJmi√n ei•nai prw◊toß e¶stai pa¿ntwn douvloß:
26
oujc ou¢twß e¶stai e˙n uJmi√n, aÓll∆
uJmei√ß de«
oujc ou¢twß, aÓll∆ oJ mei÷zwn e˙n uJmi√n gine÷-
o§ß e˙a»n qe÷lhØ e˙n uJmi√n me÷gaß gene÷sqai sqw w˚ß oJ new¿teroß kai« oJ hJgou/menoß e¶stai uJmw◊n dia¿konoß,
27
kai« o§ß a·n w˚ß oJ diakonw◊n.
qe÷lhØ e˙n uJmi√n ei•nai prw◊toß e¶stai
wie der Dienende!
uJmw◊n douvloß:
27
Wer denn ist größer, der zu Tisch Liegende oder
ti÷ß ga»r mei÷zwn, oJ aÓnakei÷menoß h£ oJ
der
diakonw◊n; oujci« oJ aÓnakei÷menoß;
Bedienende? Nicht der zu Tisch Liegende? 45
kai« ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oujk
28
w‚sper oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oujk e˙gw» de« e˙n me÷swˆ uJmw◊n ei˙mi
Denn auch der Sohn des Menschen nicht
gleichwie der Sohn des Menschen nicht Ich bin in eurer Mitte
ist gekommen, sich dienen zu lassen, sondern
gekommen ist, sich dienen zu lassen,
zu die-
sondern zu die-
sai kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv
w˚ß oJ diakonw◊n.
nen und zu geben sein Leben
nen und sein Leben zu geben
wie der Dienende.
als Lösegeld für Viele.
als Lösegeld für Viele.
h™lqen diakonhqhvnai aÓlla» diakonhv-
sai kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv lu/tron aÓnti« pollw◊n.
h™lqen diakonhqhvnai aÓlla» diakonhv-
lu/tron aÓnti« pollw◊n.
Die Texte des Markus und des Matthäus stimmen in höchstem Maße wörtlich überein. Daß sie dennoch auf unterschiedliche Quellen zurückgehen, ergibt sich aus den folgenden Trennindizien: 01. Matth 20,20-21 Mk 10,35 Die Mutter der Söhne des Jakobus und Johannes, die Zebedäus bittet für diese bei- beiden Söhne des Zebedäus, den Söhne, Jesus möge ihnen erbitten sich selbst Ehrenplätze Ehrenplätze an seiner Seite an Jesu Seite. geben. 02. Matth 20,21 e˙n thØv basilei÷aˆ sou »in deinem Reich«
-
03. Mk 10,38 – to\ ba¿ptisma o§ e˙gw» bapti÷zomai baptisqhvnai »mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde« 04. Mk 10,39 – to\ ba¿ptisma o§ e˙gw» bapti÷zomai baptisqhvnai »mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde« Der Text des Lukas stammt aus einem völlig anderen Kontext (Abendmahl). Ausgangspunkt der Darlegungen des Markus und Matthäus ist der Ärger aller anderen Jünger über den Versuch der beiden, sich einen besonderen Platz zu sichern. Bei Lukas dagegen ist der Ausgangspunkt sehr allgemein mit »Streitsucht« benannt. Die folgenden Darlegungen stimmen bei Matthäus und Markus nahezu wörtlich überein, bei Lukas treten die wörtlichen Übereinstimmungen gegenüber den inhaltlichen stark zurück.
82
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Folgende Bindeindizien des Matthäus73 und Markus gegen Lukas sind besonders zu vermerken: 05. Matth 20,28 Mk 10,45 Luk 22,27 ti÷ß ga»r mei÷zwn, oJ aÓnakei÷me w‚sper oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿- kai« ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿- pou oujk h™lqen diakonhqhv- pou oujk h™lqen diakonhqhv- noß h£ oJ diakonw◊n; oujci« oJ nai aÓlla» diakonhvsai nai aÓlla» diakonhvsai aÓnakei÷menoß; e˙gw» de« e˙n me÷swˆ uJmw◊n ei˙mi w˚ß oJ diakonw◊n »wie der Sohn des Menschen »denn der Sohn des Menschen »denn wer ist größer, der zu Tisch nicht kam, um sich dienen kam nicht, sich dienen zu Liegende oder der Diener? Doch zu lassen, sondern zu dienen« lassen, sondern zu dienen« der zu Tisch Liegende! Und ich bin in eurer Mitte als der Diener« 06.
kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv lu/tron aÓnti« pollw◊n »und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele«
kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv lu/tron aÓnti« pollw◊n »und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele«
Der Sachverhalt ist eindeutig: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.19 Die Steuerfrage Mk 12,13–17; Matth 22,15–22; Luk 20,20–26 74
Matth 22,15
To/te poreuqe÷nteß oi˚ Fari-
Dann hingegangen, die Phari-
sai√oi sumbou/lion e¶labon o¢pwß
säer faßten einen Beschluß, daß
sie ihn im Wort mit einer Schlinge fingen.
aujto\n pagideu/swsin e˙n lo/gwˆ.
Mk 12,13
Kai« aÓposte÷llousin pro\ß aujto/n
16
kai« aÓposte÷llousin aujtwˆ◊ tou\ß
Luk 20,20
Kai« parathrh/santeß aÓpe÷stei-
Und sie senden zu ihm
Und sie senden zu ihm die Und genau beobachtet habend, schick-
einige der Pharisäer und der Hero-
Schüler, ihre, mit den Hero-
dianer, damit sie ihn im Wort fingen.
dianern,
tinaß tw◊n Farisai÷wn kai« tw◊n ÔHrwˆ- maqhta»ß aujtw◊n meta» tw◊n ÔHrwˆ- dianw◊n iºna aujto\n aÓgreu/swsin lo/gwˆ. dianw◊n
lan e˙gkaqe÷touß uJpokrinome÷nouß e˚auten sie Spitzel, heuchelnde, daß s-
tou\ß dikai÷ouß ei•nai, iºna e˙pila¿bwntai ie gerecht seien, damit sie fassen könnten
aujtouv lo/gou, w‚ste paradouvnai aujto\n
ihn wegen eines Wortes, so daß sie übergeben könnten ihn
der Hoheit und der Macht des Statthalters.
Und
Und
14
kai«
e˙lqo/nteß le÷gousin aujtwˆ◊: dida¿skale, le÷gonteß: dida¿skale, gekommen, sagen sie zu ihm: Meister,
sagend: Meister,
thØv aÓrchØv kai« thØv e˙xousi÷aˆ touv hJgemo/noß. 21
kai«
e˙phrw¿thsan aujto\n le÷gonteß: dida¿ssie fragten ihn, sagend: Mei-
kale, ster,
oi¶damen o¢ti aÓlhqh\ß
oi¶damen o¢ti aÓlhqh\ß
oi¶damen o¢ti ojrqw◊ß le÷geiß
wir wissen, daß wahrhaftig
wir wissen, daß wahrhaftig
wir wissen, daß richtig du sprichst
Die Tatsache, daß Matthäus in 20,24 von dem Unmut der Jünger »über die beiden Brüder« schreibt, obwohl ihre Mutter die Forderung gestellt hatte, sollte nicht zu folgender Schlußfolgerung führen: »Matthew’s phrase peri« tw◊n du/o aÓdelfw◊n reveals his dependence on Mark since previously he attributes the request to their mother.« (Taylor ad locum). Wer so argumentiert, unterstellt dem Autor Matthäus Schwachsinn, weil er sich nicht einmal an das erinnere, was er wenige Verse vorher gesagt hatte. Des weiteren ist ihm entgangen, daß schon Jesus sofort die beiden Brüder anspricht und nicht ihre Mutter. Es handelt sich hier um eine höchst anmutige Einzelheit, die Matthäus nicht erfand, sondern die der Lebenswirklichkeit entspringt. Die beiden Brüder hatten aus Scham die Mutter vorgeschickt, wie sowohl Jesus als auch dem Autor bewußt war. – Wenn man von falschen Prämissen ausgeht, kann man keine richtigen Schlüsse ziehen. 73
74
K. Aland 151996: Nr. 280.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
83
ei•
ei• kai« th\n oJdo\n touv qeouv e˙n aÓlh-
du bist
du bist und den Weg Gottes in Wahr-
und dir nicht liegt
heit lehrst und dir nicht liegt
kai« ouj me÷lei soi
qei÷aˆ dida¿skeiß kai« ouj me÷lei soi
kai« dida¿skeiß und lehrst
peri« oujdeno/ß: ouj ga»r ble÷peiß ei˙ß pro/- peri« oujdeno/ß: ouj ga»r ble÷peiß ei˙ß
kai« ouj lamba¿neiß pro/swpon, aÓll∆ e˙p∆
an jemandem; denn du siehst nicht auf (die) Per- an jemandem; denn du siehst nicht auf
und nicht berücksichtigst (die) Person, sondern gemäß
son eines Menschen, sondern gemäß (der) Wahr- (die) Person (des) Menschen. heit
(der) Wahrheit
th\n oJdo\n touv qeouv dida¿skeiß: e¶xestin
17
lehrst du den Weg Gottes. Ist es erlaubt,
Sage uns also, was dich dünkt! Ist es erlaubt,
douvnai khvnson Kai÷sari h£ ou¡; dw◊men douvnai khvnson Kai÷sari h£ ou¡;^
den Weg Gottes lehrst. Ist es erlaubt
hJma◊ß Kai÷sari fo/ron douvnai h£ ou¡;
(dem) Kaiser Steuer zu geben oder nicht? Sollen wir geben
(dem) Kaiser Steuer zu geben oder nicht?
uns, (dem) Kaiser Steuer zu geben oder nicht?
18
23
swpon aÓnqrw¿pwn, aÓll∆ e˙p∆ aÓlhqei÷aß pro/swpon aÓnqrw¿pwn,
h£ mh\ dw◊men;
15
oJ de« ei˙dw»ß aujtw◊n th\n
aÓlhqei÷aß
ei˙pe« ou™n hJmi√n ti÷ soi dokei√: e¶xestin th\n oJdo\n touv qeouv dida¿skeiß:
gnou\ß de« oJ ∆Ihsouvß th\n
22
e¶xestin
katanoh/saß de« aujtw◊n th\n
oder sollen wir nicht geben? Er aber, kennend Erkannt habend Jesus die Bemerkt habend aber ihre ihre
uJpo/krisin ei•pen aujtoi√ß: ti÷ me peira¿- ponhri÷an aujtw◊n ei•pen: ti÷ me peira¿- panourgi÷an ei•pen pro\ß aujtou/ß: Heuchelei, sagte zu ihnen: Was mich ver- Bosheit, ihre, sagte: Was mich ver- Arglist, sagte er zu ihnen: 19
zete; fe÷rete÷ moi dhna¿rion iºna i¶dw.
zete, uJpokritai÷;
sucht ihr? Bringt mir einen Denar, damit ich sehe!
sucht ihr, Heuchler? Zeigt mir die
e˙pidei÷xate÷ moi to\
24
dei÷xate÷ moi dhna¿rion:
Zeigt mir einen Denar!
no/misma touv kh/nsou. oi˚ de« prosh/-
Münze der Steuer. Sie brach16
oi˚ de« h¡negkan.
negkan aujtwˆ◊ dhna¿rion.
Sie brachten (einen).
ten ihm einen Denar.
Und er sagt zu ihnen:
Und er sagt zu ihnen:
Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift?
Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift?
Sie sagten zu ihm: (Des) Kaisers.
Sie sagen zu ihm: (Des) Kaisers.
kai« le÷gei aujtoi√ß:
20
kai« le÷gei aujtoi√ß:
ti÷noß hJ ei˙kw»n au¢th kai« hJ e˙pigrafh/; ti÷noß hJ ei˙kw»n au¢th kai« hJ e˙pigrafh/; ti÷noß e¶cei ei˙ko/na kai« e˙pigrafh/n; oi˚ de« ei•pan aujtwˆ◊: Kai÷saroß. 17
21
le÷gousin aujtwˆ◊: Kai÷saroß.
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: ta» Kai÷- to/te le÷gei aujtoi√ß: aÓpo/dote ou™n ta»
Wessen Bild hat er und Aufschrift?
oi˚ de« ei•pan: Kai÷saroß. Sie sagten: (Des) Kaisers.
25
oJ de« ei•pen pro\ß aujtou/ß: toi÷nun
Jesus sagte zu ihnen: Das (des) Kai- Da sagt er zu ihnen: Gebt also das Er sagte zu ihnen: Daher
saroß aÓpo/dote Kai÷sari kai« ta» touv Kai÷saroß Kai÷sari kai« ta» touv qeouv aÓpo/dote ta« Kai÷saroß Kai÷sari kai« sers gebt (dem) Kaiser und das des
(des) Kaisers (dem) Kaiser und das des Gottes
twˆ◊ qewˆ◊.
ta» touv qeouv twˆ◊ qewˆ◊.
Gottes dem Gott!
dem Gott!
das des Gottes dem Gott! Und nicht konn-
qeouv twˆ◊ qewˆ◊.
kai« e˙xeqau/mazon e˙p∆ aujtwˆ◊.
22
kai« aÓkou/santeß e˙qau/masan
Und sie wunderten sich über ihn.
Und (dies) gehört habend, wunderten sie
sich
gebt das (des) Kaisers (dem) Kaiser und 26
kai« oujk i¶scu-
san e˙pilabe÷sqai aujtouv rJh/matoß ten sie ihn fassen wegen eines Wortes
e˙nanti÷on touv laouv kai« qauma¿santeß vor dem Volk; und in Verwunderung geraten
e˙pi« thØv aÓpokri÷sei aujtouv e˙si÷ghsan.
über seine Antwort, schwiegen sie.
kai« aÓfe÷nteß aujto\n aÓphvlqan.
und ihn (in Ruhe) lassend, gingen sie weg.
Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas: 01. Mk 12,13 Matth 22,15 Luk 20,20 aÓgreu/swsin pagideu/swsin e˙pila¿bwntai »sie fingen« »sie mit einer Schlinge fingen« »sie ergriffen« 02. Mk 12,14 Matth 22,16 Luk 20,21 o¢ti aÓlhqh\ß ei• o¢ti aÓlhqh\ß ei• o¢ti ojrqw◊ß le÷geiß »daß du wahrhaftig bist« »daß du wahrhaftig bist« »daß du richtig sprichst« 03. Mk 12,14 Matth 22,16 Luk kai« ouj me÷lei soi kai« ouj me÷lei soi – peri« oujdeno/ß peri« oujdeno/ß
84
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I »und dir nicht liegt an jemandem«
»und dir nicht liegt an jemandem«
04. Mk 12,14 Matth 22,16 Luk 20,21 ouj ga»r ble÷peiß ouj ga»r ble÷peiß kai« ouj lamba¿neiß ei˙ß pro/swpon aÓnqrw¿pwn ei˙ß pro/swpon aÓnqrw¿pwn pro/swpon »denn du siehst nicht »denn du siehst nicht »und du berücksichtigst nicht auf die Person von Menschen« auf die Person von Menschen« (die) Person« 05. Mk 12,14 Matth 22,17 Luk 20,22 khvnson khvnson fo/ron »Steuer« »Steuer« »Steuer« 06 Mk 12,15 Matth 22,18 Luk ti÷ me peira¿zete ti÷ me peira¿zete – »Was versucht ihr mich?« »Was versucht ihr mich?« 07. Mk 12,16 Matth 22,19 Luk oi˚ de« h¡negkan oi˚ de« prosh/negkan _ »sie brachten« »sie brachten« 08. Mk 12,16 Matth 22,20 Luk 20,24 ti÷noß hJ ei˙kw»n au¢th ti÷noß hJ ei˙kw»n au¢th ti÷noß e¶cei ei˙ko/na »wessen ist dieses Bild« »Wessen Bild hat er« »wessen ist dieses Bild« Ein Indiz der Selbständigkeit des Matthäus gegen Markus und Lukas, da Matthäus den Text früher bringt: 09. Mk 12,14 Matth 22,16 Luk 20,21 aÓll∆ e˙p∆ aÓlhqei÷aß th\n o¢ti aÓlhqh\ß ei• kai« th\n aÓll∆ e˙p∆ aÓlhqei÷aß th\n oJdo\n touv qeouv dida¿skeiß oJdo\n touv qeouv e˙n aÓlh- oJdo\n touv qeouv dida¿skeiß qei÷aˆ dida¿skeiß »sondern gemäß (der) »daß du wahrhaftig bist »sondern gemäß (der) Wahrheit lehrst du den und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst du den Weg Gottes« Wahrheit lehrst« Weg Gottes« Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: 10. Mk Matth 22,15 To/te poreuqe÷nteß oi˚ Farisai√oi – sumbou/lion e¶labon ... »dann hingegangen, faßten die Pharisäer einen Beschluß ...« 11. Mk Matth 22,16 – Die Pharisäer schicken ihre Schüler 12. Mk Matth 22,17 – ei˙pe« ou™n hJmi√n ti÷ soi dokei√: »Sage uns, was dich dünkt!« 13. Mk 12,14 Matth dw◊men h£ mh\ dw◊men – »sollen wir geben oder sollen wir nicht geben?« 14. Mk 12,15 Matth 22,18 oJ de« ei˙dw»ß aujtw◊n th\n gnou\ß de« oJ ∆Ihsouvß th\n uJpo/krisin ponhri÷an aujtw◊n
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
»er aber, kennend ihre Heuchelei«
»erkannt habend aber Jesus ihre Bosheit«
15. Mk 12,15 Matth 22,19 fe÷rete÷ moi dhna¿rion e˙pidei÷xate÷ moi to\ iºna i¶dw no/misma touv kh/nsou »zeigt mir die Münze »bringt mir einen Denar, damit ich sehe!« der Steuer!« 16. Mk 12,17 Matth 22,22 kai« e˙xeqau/mazon e˙p∆ aujtwˆ◊ kai« aÓkou/santeß e˙qau/masan kai« aÓfe÷nteß aujto\n aÓphvlqan »und sie wunderten sich »und (dies), gehört habend, über ihn« wunderten sie sich; und ihn (in Ruhe) lassend, gingen sie weg« Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 17. Matth 22,15 Luk To/te poreuqe÷nteß oi˚ – Farisai√oi sumbou/lion e¶labon ... e˙n lo/gwˆ »dann hingegangen, faßten die Pharisäer einen Beschluß ... im Wort« 18. Matth 22,16 Luk 20,20 kai« aÓposte÷llousin aujtwˆ◊ Kai« parathrh/santeß aÓpe÷stei tou\ß maqhta»ß aujtw◊n meta» lan e˙gkaqe÷touß uJpokrinome÷nouß tw◊n ÔHrwˆdianw◊n e˚autou\ß dikai÷ouß ei•nai, iºna e˙pila¿bwntai aujtouv lo/gou, w‚ste paradouvnai aujto\n thØv aÓrchØv kai« thØv e˙xousi÷aˆ touv hJgemo/noß »und sie senden zu ihm ihre Und genau beobachtet habend, Schüler mit den Herodianern« sandten sie Spitzel, heuchelnde, daß sie gerecht seien, damit sie ihn fassen könnten, so daß sie ihn der Hoheit und der Macht des Statthalters übergeben könnten« 19. Matth 22,16 Luk 20,21 le÷gonteß: dida¿skale ... e˙phrw¿thsan aujto\n le÷gonteß: dida¿skale ... »sie fragten ihn, sagend: Meister ...« »sagend: Meister ...« 20. Matth 22,16 Luk 20,21 oi¶damen o¢ti aÓlhqh\ß ei• ... oi¶damen o¢ti ojrqw◊ß le÷geiß ... »wir wissen, daß du »wir wissen, daß du richtig wahrhaftig bist ...« sprichst« 21. Matth 22,16 Luk 20,21 ouj ga»r ble÷peiß ei˙ß kai« ouj lamba¿neiß pro/swpon, pro/swpon aÓnqrw¿pwn aÓll∆ e˙p∆ aÓlhqei÷aß ... »und du berücksichtigst nicht »denn du siehst nicht auf (die) Person (des) (die) Person, sondern (der) Menschen« Wahrheit gemäß...«
85
86
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
21. Matth 22,18 Luk 20,23 gnou\ß de« oJ ∆Ihsouvß th\n katanoh/saß de« aujtw◊n th\n ponhri÷an aujtw◊n panourgi÷an »erkannt habend aber Jesus »bemerkt habend aber ihre Arglist« ihre Bosheit« 23. Matth 22,19 Luk 20,24 e˙pidei÷xate÷ moi to\ dei÷xate÷ moi dhna¿rion no/misma touv kh/nsou »zeigt mir die Münze »zeigt mir einen Denar« der Steuer!« 24. Matth 22,19 Luk oi˚ de« prosh/negkan – aujtwˆ◊ dhna¿rion »sie brachten ihm einen Denar« 25. Matth 22,20 Luk 20,24 ti÷noß ... ti÷noß e¶cei ... »wessen (ist) ...« »wessen hat ...« 26. Matth 22,22 Luk 20,26 kai« aÓkou/santeß e˙qau/ma- kai« oujk i¶scusan e˙pilabe÷sqai aujtouv rJh/matoß e˙nanti÷on touv san kai« aÓfe÷nteß aujto\n aÓphvlqan laouv ... e˙si÷ghsan »und (dies) gehört habend, »und nicht konnten sie ihn fassen wunderten sie sich und vor dem Volk wegen eines Wortes ihn (in Ruhe) lassend, ... schwiegen sie« gingen sie weg« Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 27. Mk 12,13 Luk 20,20 Kai« aÓposte÷llousin pro\ß Kai« parathrh/santeß aÓpe÷stei aujto/n tinaß tw◊n Farisai÷wn lan e˙gkaqe÷touß uJpokrinome÷nouß kai« tw◊n ÔHrwˆdianw◊n iºna e˚autou\ß dikai÷ouß ei•nai, iºna aujto\n aÓgreu/swsin lo/gwˆ. e˙pila¿bwntai aujtouv lo/gou, w‚ste paradouvnai aujto\n thØv aÓrchØv kai« thØv e˙xousi÷aˆ touv hJgemo/noß »und sie schickten zu ihm Und genau beobachtet habend, einige der Pharisäer und der sandten sie Spitzel, heuchelnde, Herodianer, damit sie ihn daß sie fromm seien, damit sie mit einem Wort finden« ihn fassen könnten, so daß sie ihn der Obrigkeit und der Macht des Statthalters übergeben könnten« 28. Mk 12,14 Luk 22,21 e˙lqo/nteß le÷gousin aujtwˆ◊: e˙phrw¿thsan aujto\n le÷gonteß: dida¿skale, dida¿skale, »und gekommen, sagen »sie fragten ihn, sagend: sie zu ihm: Meister« Meister« 29. Mk 12,14 Luk 20,21 oi¶damen o¢ti aÓlhqh\ß ei• ... oi¶damen o¢ti ojrqw◊ß le÷geiß ... »wir wissen, daß du »wir wissen, daß du richtig sprichst« wahrhaftig bist ...«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
87
30. Mk 12,14 Luk 20,21 ouj ga»r ble÷peiß ei˙ß kai« ouj lamba¿neiß pro/swpon, pro/swpon aÓnqrw¿pwn aÓll∆ e˙p∆ aÓlhqei÷aß ... »und du berücksichtigst nicht »denn du siehst nicht auf (die) Person (des) (die) Person, sondern (der) Menschen« Wahrheit gemäß ...« 31. Mk 12,14 Luk dw◊men h£ mh\ dw◊men – »sollen wir geben oder sollen wir nicht geben?« 32. Mk 12,15 Luk 20,23 oJ de« ei˙dw»ß aujtw◊n th\n katanoh/saß de« aujtw◊n th\n uJpo/krisin panourgi÷an »bemerkt habend aber »er aber, kennend ihre Heuchelei« ihre Arglist« 33. Mk 12,15 Luk 20,24 fe÷rete÷ moi dhna¿rion dei÷xate÷ moi dhna¿rion iºna i¶dw »zeigt mir einen Denar« »bringt mir einen Denar, damit ich sehe!« 34. Mk 12,16 Luk oi˚ de« h¡negkan – »sie brachten (einen)« 35. Mk 12,16 Luk 20,24 ti÷noß ... ti÷noß e¶cei ... »wessen (ist) ...« »wessen hat ...« 36. Mk 12,17 Luk 20,26 kai« e˙xeqau/mazon e˙p∆ aujtw◊Ø kai« oujk i¶scusan e˙pilabe÷sqai aujtouv rJh/matoß e˙nanti÷on touv laouv ... e˙si÷ghsan »und sie wunderten sich »und nicht konnten sie ihn fassen über ihn« vor dem Volk wegen eines Wortes ... schwiegen sie« Die Auflistung der Trennindizien zeigt deutlich, daß Markus nicht die Quelle des Matthäus gewesen sein kann. Markus berichtet nicht über eine Beschlußfassung der Pharisäer (10), sondern nur, daß die Pharisäer ihre Schüler schicken (11), und formuliert in diesem Kontext kürzer als Matthäus (12). Die Punkte (10) bis (12) lassen sich – vom Markustext her gesehen – nicht erklären; Lukas75 scheidet dafür ebenso aus, (17) und (18). Ferner wäre es eigenartig, wenn Matthäus das trefflichere Wort »Heuchelei« in »Bosheit« (14) geändert hätte. Markus kann auch nicht die Quelle des Lukas gewesen sein, da sich der lukanische Text (27) bis (36) noch weit stärker von ihm abhebt als der matthäische. Die Punkte (31) und (32) sind besonders aufschlußreich, da sie einerBei M. Wolter 2008: 651 ist zu lesen: »Alles spricht dafür, daß Lukas die Geschichte aus Mk 12,13-17 kannte«. Zu diesem Urteil könnte man – einmal abgesehen von allem anderen, das wir hier vortragen – nicht kommen, wenn man nur sorgfältig alle sogenannten Minor Agreements zur Kenntnis nähme. Wolter führt aber zwei sehr gewichtige Minor Agreements gar nicht an: Weder bei Matthäus noch bei Lukas finden sich die beiden Texte Mk 12,14 dw◊men h£ mh\ dw◊men (»sollen wir geben oder sollen wir nicht geben«) und Mk 12,15 iºna i¶dw (»damit ich sehe«)! Wann verabredeten sich Matthäus und Lukas, auf diese beiden Texte zu verzichten? Bevor sie Markus zu bearbeiten begannen oder während sie ihn bearbeiteten? Hatten sie eine oder mehrere solcher Redaktionskonferenzen? Mit welcher Absicht? Wollten sie vielleicht gar den Scharfsinn der Theologen des 19., 20. und sogar des 21. Jhs. auf die Probe stellen? 75
88
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
seits völlig ausschließen, daß Matthäus und Lukas den Markustext als Vorlage benutzt haben, da sie nicht beide zufällig gleichermaßen auf die beiden Zusätze des Markus verzichtet haben können, andererseits die bearbeitende Hand des Markus an der gemeinsamen Tradition zeigen. Die Liste der Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas verstärkt die soeben gemachten Beobachtungen (01) bis (08): Es gibt sechs wörtliche Übereinstimmungen des Markus und Matthäus (02), (03), (04), (05), (06), (08) gegen Lukas, eine bedingt wörtliche Übereinstimmung gegen Lukas (07) und keine wörtliche Übereinstimmung des Markus und Matthäus mit Lukas. Die folgenden Schlüsse aus (01) bis (08) und (09) bestätigen das bisherige Ergebnis: Lukas kann nicht die Vorlage von Markus und Matthäus gewesen sein. (02) bis (08) bei Lukas könnte man als stilistische Änderungen des bei Markus und Matthäus vorliegenden Textes oder ihrer Quelle verstehen, der umgekehrte Vorgang ist ausgeschlossen. (03) und (07) wären als absichtliche Verkürzungen von Markus' und Matthäus' Text vorstellbar; nicht vorstellbar ist, daß beide Autoren diese Leerstellen bei Lukas mit (fast) gleichem Wortlaut gefüllt hätten. Matthäus hatte eine Quelle, die sich von (den Quellen des) Markus und Lukas unterschied. (01) steht bei Matthäus in der Einleitung, also an anderer Stelle in der Perikope, und die Übereinstimmung zwischen Markus und Lukas in der Sache und der Stellung zeigt, daß Matthäus von einer Tradition abweicht, die bei ihnen gewahrt ist. Man sollte den Unterschied nicht als redaktionellen Eingriff ansehen, weil Matthäus sich auch in (09) deutlich unterscheidet. Der entsprechende Text ist nur etwas früher zu finden (Matth 22,16). Es ist ein interessantes Indiz der Selbständigkeit des Matthäus gegenüber Markus, wie der Lukastext zusätzlich zeigt. Die Stellung bei Markus und Lukas dürfte auf die gemeinsame Tradition zurückgehen. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.20 Die Frage der Sadduzäer über die Auferstehung Mk 12,18–27; Matth 22,23–33; Luk 20,27–4076 Mk 12,18
Kai« e¶rcontai
Matth 22,23
∆En e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ proshvl- Luk 20,27 Proselqo/nteß de÷ tineß tw◊n
Und es kommen An jenem Tag tra- Hinzugetreten aber einige der
Saddoukai√oi pro\ß aujto/n, oiºtineß le÷- qon aujtwˆ◊ Saddoukai√oi oi˚ 77 le÷gon-
Saddoukai÷wn oi˚ [aÓnti]le÷gonteß aÓna¿-
gousin aÓna¿stasin mh\ ei•nai, kai« e˙p-
stasin mh\ ei•nai, e˙phrw¿thsan
Sadduzäer zu ihm, welche sa-
ten zu ihm Sadduzäer, die sagen-
gen, daß eine Auferstehung nicht sei, und frag-
den, daß eine Auferstehung nicht sei, und frag-
hrw¿twn aujto\n le÷gonteß: ten ihn, sagend: 19
dida¿skale,
teß mh\ ei•nai aÓna¿stasin, kai« e˙p- hrw¿thsan aujto\n
24
le÷gonteß:
ten ihn, sagend:
Sadduzäer, die Bestreitenden, daß eine Auferstehung sei, fragten
aujto\n
28
le÷gonteß:
ihn, sagend:
dida¿skale,
dida¿skale,
Meister, Meister, Meister,
Mwu¨shvß e¶grayen hJmi√n o¢ti e˙a¿n tinoß Mwu¨shvß ei•pen: e˙a¿n tiß,
Mwu¨shvß e¶grayen hJmi√n, e˙a¿n tinoß
Moses hat geschrieben uns: Wenn jemandes Moses hat gesagt: Wenn einer Moses hat uns geschrieben: Wenn jemandes
aÓdelfo\ß aÓpoqa¿nhØ kai« katali÷phØ gu- aÓpoqa¿nhØ
aÓdelfo\ß aÓpoqa¿nhØ e¶cwn gu-
Bruder stirbt und zurückläßt eine Fr-
stirbt, Bruder stirbt, habend eine Fr-
au und nicht ein Kind hinterläßt, soll nehmen
nicht habend Kinder, soll heiraten
sein Bruder die Frau und soll er-
sein Bruder die Frau,
seine, und soll erstehen lassen Nachkommen- schaft dem
nai√ka kai« mh\ aÓfhØv te÷knon, iºna la¿bhØ mh« e¶cwn te÷kna e˙pigambreu/sei
nai√ka, kai« ou∞toß a‡teknoß hØ™, iºna la¿bhØ au, und dieser kinderlos ist, soll nehmen
oJ aÓdelfo\ß aujtouv th\n gunai√ka kai« e˙x- oJ aÓdelfo\ß aujtouv th\n gunai√ka
oJ aÓdelfo\ß aujtouv th\n gunai√ka kai« e˙x-
anasth/shØ spe÷rma twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv. aujtouv kai« aÓnasth/sei spe÷rma twˆ◊
anasth/shØ spe÷rma twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv.
stehen lassen Nachkommenschaft seinem Bruder.
stehen lassen Nachkommenschaft seinem Bruder.
aÓdelfwˆ◊ aujtouv.
25
h™san de« par∆ hJmi√n
Bruder, seinem. Es waren bei uns 20
e˚pta» aÓdelfoi« h™san: kai« oJ prw◊toß e˚pta» aÓdelfoi÷: kai« oJ prw◊toß gh/maß
Sieben Brüder waren. Und der erste 76
K. Aland 151996: Nr. 281.
77
Vgl. U. Victor 2008: Zur Stelle.
sein Bruder die Frau und soll er-
29
e˚pta» ou™n aÓdelfoi« h™san: kai« oJ prw◊-
sieben Brüder. Und der erste, geheiratet habend, Sieben Brüder waren nun. Und der Er-
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
89
e¶laben gunai√ka kai« aÓpoqnhØ/skwn oujk e˙teleu/thsen, kai« mh\ e¶cwn spe÷rma toß labw»n gunai√ka aÓpe÷qanen a‡teknoß: nahm eine Frau und sterbend, nicht
starb; und nicht habend Nachkommenschaft,
hinterließ er Nachkommenschaft.
hinterließ er seine Frau dem
aÓfhvken spe÷rma: 21
kai« oJ deu/teroß
aÓfhvken th\n gunai√ka aujtouv twˆ◊
aÓdelfwˆ◊ aujtouv: 26 oJmoi÷wß kai« oJ deu/teroß
Und der zweite Bruder, seinem. Gleichermaßen der zweite
e¶laben aujth\n kai« aÓpe÷qanen mh\ katanahm sie und starb, nicht zurück-
ste, eine Frau genommen habend, starb kinderlos.
30
kai« oJ deu/teroß
Und der zweite
lipw»n spe÷rma: kai« oJ tri÷toß w˚sau/twß: kai« oJ tri÷toß
31
gelassen habend Nachkommenschaft. Und der dritte ebenso.
und der dritte
und der dritte nahm sie;
eºwß tw◊n e˚pta¿.
w˚sau/twß de« kai« oi˚ e˚pta» ouj
bis zu den sieben.
ebenso aber auch die sieben nicht
22
kai« oi˚ e˚pta» oujk aÓfhvkan spe÷rma.
Und die sieben hinterließen nicht Nach- kommenschaft.
kai« oJ tri÷toß e¶laben aujth/n,
kate÷lipon te÷kna kai« aÓpe÷qanon. hinterließen Kinder und starben.
e¶scaton pa¿ntwn
27
Zuletzt von allen
Zuletzt von allen
aÓpe÷qanen hJ gunh/.
kai« hJ gunh\ aÓpe÷qanen.
starb auch die Frau.
starb die Frau.
starb auch die Frau.
kai« hJ gunh\ aÓpe÷qanen. 23
e˙n thØv aÓnasta¿sei o¢tan a˙nastw◊sin78
28
u¢steron de« pa¿ntwn
32
u¢steron
Zuletzt
e˙n thØv aÓnasta¿sei ou™n
33
hJ gunh\ ou™n e˙n thØv aÓnasta¿sei
Bei der Auferstehung, wenn sie auferstehen, Bei der Auferstehung nun, Nun, die Frau bei der Auferstehung,
ti÷noß aujtw◊n e¶stai gunh/; oi˚ ga»r e˚pta» ti÷noß tw◊n e˚pta» e¶stai gunh/; pa¿nteß ti÷noß aujtw◊n gi÷netai gunh/; oi˚ ga»r e˚pta» wessen von ihnen wird (die) Frau sein? Denn die Sieben
wessen der sieben wird sein (die) Frau? Alle
haben sie als Frau gehabt. Es sagte zu ihnen
nämlich hatten sie gehabt. Darauf
haben sie zur Frau gehabt. Und es sagte
Jesus: Irrt ihr nicht deswegen, nicht
sagte Jesus zu ihnen: Ihr irrt,
Jesus zu ihnen:
kennend die Schriften und nicht die Macht
nicht kennend die Schriften und nicht die Ma-
Gottes?
cht Gottes.
e¶scon aujth\n gunai√ka.
24
e¶fh aujtoi√ß ga»r e¶scon aujth/n:
29
wessen von ihnen wird sie Frau? Denn sieben
aÓpokriqei«ß de« e¶scon aujth\n gunai√ka.
34
kai« ei•pen
oJ ∆Ihsouvß: ouj dia» touvto plana◊sqe mh\ oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: plana◊sqe aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: ei˙do/teß ta»ß grafa»ß mhde« th\n du/namin mh\ ei˙do/teß ta»ß grafa»ß mhde« th\n du/touv qeouv;
namin touv qeouv:
oi˚ ui˚oi« touv ai˙w◊noß tou/tou gamouvsin
Die Söhne dieser Welt heiraten 35
oi˚ de« kataxiwqe÷n-
kai« gami÷skontai,
und lassen sich heiraten. Aber die für würdig
teß touv ai˙w◊noß e˙kei÷nou tucei√n kai« thvß
Geachteten, jene Welt zu erlangen und die 25
o¢tan ga»r e˙k nekrw◊n aÓnastw◊sin
30
e˙n ga»r thØv aÓnasta¿sei
aÓnasta¿sewß thvß e˙k nekrw◊n ou¡te ga-
Wenn sie nämlich von den Toten auferstehen, Denn bei der Auferstehung Auferstehung von (den) Toten, weder heira-
ou¡te gamouvsin ou¡te gami÷zontai, aÓll∆ ou¡te gamouvsin ou¡te gami÷zontai,
mouvsin ou¡te gami÷zontai:
weder heiraten sie, noch lassen sie sich heiraten, sondern
ten, noch lassen sie sich heiraten.
weder heiraten sie, noch lassen sie sich heiraten,
36
ei˙si«n w˚ß a‡ggeloi e˙n toi√ß oujranoi√ß.
aÓll∆ w˚ß a‡ggeloi e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊
sind wie die Engel in den Himmeln.
sondern wie die Engel im Himmel Denn auch nicht mehr sterben können sie;
ei˙sin.
oujde« ga»r aÓpoqanei√n e¶ti du/nantai,
i˙sa¿ggeloi ga¿r ei˙sin kai« ui˚oi÷ ei˙sin qeouv
sind sie.
engelgleich nämlich sind sie und Söhne Gottes sind sie,
der Auferstehung Söhne seiend.
26
peri« de« tw◊n nekrw◊n o¢ti e˙gei÷rontai
31
peri« de« thvß aÓnasta¿sewß tw◊n nek-
thvß aÓnasta¿sewß ui˚oi« o¡nteß. 37
o¢ti de« e˙gei÷rontai oi˚ nekroi÷, kai«
Doch hinsichtlich der Toten, daß sie auferweckt Aber über die Auferstehung der To- Daß aber die Toten auferweckt werden, auch werden,
oujk aÓne÷gnwte e˙n thØv bi÷blwˆ Mwu¨se÷wß rw◊n oujk aÓne÷gnwte to\ rJhqe«n uJmi√n
Mwu¨shvß e˙mh/nusen e˙pi« thvß ba¿tou,
habt ihr nicht gelesen im Buch Moses’,
ten habt ihr nicht gelesen das euch Gesagte Moses machte kund beim Dornbusch,
wie beim Dornbusch Gott zu ihm gesagt hatte,
von Gott,
le÷gontoß:
w˚ß le÷gei
sagend:
(dem) sagenden:
wie er nennt
e˙pi« touv ba¿tou pw◊ß ei•pen aujtwˆ◊ oJ qeo\ß uJpo\ touv qeouv le÷gwn: 78
Vgl. U. Victor 2006: 5107.
90 e˙gw» oJ qeo\ß ∆Abraa»m kai« [oJ]
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 32
e˙gw¿ ei˙mi oJ qeo\ß ∆Abraa»m kai« oJ
Ich (bin) der Gott Abrahams und der Ich bin der Gott Abrahams und der
qeo\ß ∆Isaa»k kai« [oJ] qeo\ß ∆Iakw¿b;
qeo\ß ∆Isaa»k kai« oJ qeo\ß ∆Iakw¿b;
Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Gott Isaaks und der Gott Jakobs? 27
oujk e¶stin qeo\ß nekrw◊n aÓlla»
oujk e¶stin [oJ] qeo\ß nekrw◊n aÓlla»
ku/rion to\n qeo\n ∆Abraa»m kai« (den) Herrn den Gott Abrahams und
qeo\n ∆Isaa»k kai« qeo\n ∆Iakw¿b. (den) Gott Isaaks und (den) Gott Jakobs. 38
qeo\ß de« oujk e¶stin nekrw◊n aÓlla»
Nicht ist er ein Gott (der) Toten, sondern Nicht ist er der Gott (der) Toten, sondern Gott ist nicht (ein Gott der) Toten, sondern
zw¿ntwn: polu\ plana◊sqe.
zw¿ntwn.
zw¿ntwn, pa¿nteß ga»r aujtwˆ◊ zw◊sin.
(der) Lebenden. Ihr irrt gewaltig.
(der) Lebenden.
(der) Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.
Und (dies) gehört habend, die Leute gerieten Daraufhin einige der Schrift-
sonto e˙pi« thØv didachØv aujtouv.
te÷wn ei•pan: dida¿skale, kalw◊ß ei•paß.
außer sich über seine Lehre.
gelehrten sagten: Meister, du hast gut gesprochen.
33
kai« aÓkou/santeß oi˚ o¡cloi e˙xeplh/s-
39
40
∆Apokriqe÷nteß de÷ tineß tw◊n gramma-
oujke÷ti ga»r e˙to/lmwn e˙perwta◊n
Denn nicht mehr wagten sie zu fragen
aujto\n oujde÷n.
ihn etwas
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: 01. Mk Matth 22,23 ∆En e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ – »an jenem Tag« 02. Mk 12,19 Matth 22,24 Mwu¨shvß e¶grayen hJmi√n o¢ti Mwu¨shvß ei•pen: e˙a¿n tiß aÓpoqa¿nhØ e˙a¿n tinoß aÓdelfo\ß aÓpoqa¿nhØ mh\ e¶cwn te÷kna, e˙pigambreu/sei kai« katali÷phØ gunai√ka kai« oJ aÓdelfo\ß aujtouv th\n gunai√ka mh\ aÓfhØv te÷knon, iºna la¿bhØ oJ aujtouv kai« aÓnasth/sei spe÷rma aÓdelfo\ß aujtouv th\n gunai√ka twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv. kai« e˙xanasth/shØ spe÷rma twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv. »Moses hat uns geschrieben: »Moses hat gesagt: Wenn einer wenn jemandes Bruder stirbt stirbt, nicht habend Kinder, soll und zurückläßt eine Frau und heiraten sein Bruder seine Frau nicht hinterläßt ein Kind, soll nehmen sein Bruder die Frau und soll erstehen lassen Nach- und soll erstehen lassen Nach kommenschaft seinem Bruder« kommenschaft seinem Bruder« 03. Mk Matth 22,25 – aÓfhvken th\n gunai√ka aujtouv twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv. »hinterließ er seine Frau seinem Bruder« 04. Mk 12,21 Matth 22,26 kai« oJ deu/teroß e¶laben aujth\n oJmoi÷wß kai« oJ deu/teroß kai« aÓpe÷qanen mh\ katalipw»n spe÷rma »gleichermaßen auch »und der zweite nahm sie und starb, nicht zurückge- der zweite« lassen habend Nachkommen schaft« 05. Mk 12,21 Matth 22,26 kai« oJ tri÷toß w˚sau/twß kai« oJ tri÷toß »und der dritte ebenso« »und der dritte« 06. Mk 12,22 Matth 22,26 kai« oi˚ e˚pta» oujk aÓfhvkan eºwß tw◊n e˚pta¿ spe÷rma
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
»und die sieben hinter- ließen keine Nachkommenschaft«
»bis zu den sieben«
07. Mk 12,26 Matth 22,31 ... e˙n thØv bi÷blwˆ Mwu¨se÷wß e˙pi« ... to\ rJhqe«n uJmi√n uJpo\ touv touv ba¿tou pw◊ß ei•pen aujtwˆ◊ qeouv le÷gontoß oJ qeo\ß le÷gwn »... im Buch Moses’, wie beim »... das euch von Gott, dem sagenden, Gesagte« Dornbusch Gott zu ihm gesagt hat« 08. Mk 12,27 Matth polu\ plana◊sqe »ihr irrt gewaltig« 09. Mk Matth 22,33 – kai« aÓkou/santeß oi˚ o¡cloi e˙xeplh/ssonto e˙pi« thØv didachØv aujtouv. »und (dies) gehört habend, die Leute gerieten außer sich über seine Lehre« Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 10. Mk 12,19 Luk 20,28 ... kai« katali÷phØ gunai√ka ... e¶cwn gunai√ka, kai« ou∞ kai« mh\ aÓfhØv te÷knon ... toß a‡teknoß hØ™ ... »... und zurückläßt eine Frau »... habend eine Frau, und und nicht ein Kind hinter- er kinderlos ist ...« läßt ...« 11. Mk 12,20 Luk 20,29 oujk aÓfhvken spe÷rma a‡teknoß »nicht hinterließ er »kinderlos« Nachkommenschaft« 12. Mk 12,21 Luk 20,30 kai« oJ deu/teroß e¶laben kai« oJ deu/teroß aujth\n kai« aÓpe÷qanen mh\ katalipw»n spe÷rma »und der zweite nahm sie »und der zweite« und starb, nicht zurückge- lassen habend Nachkommen schaft« 13. Mk 12,21 Luk 20,31 kai« oJ tri÷toß w˚sau/twß kai« oJ tri÷toß e¶laben aujth\n »und der dritte ebenso« »und der dritte nahm sie« 14. Mk Luk 20,31 – ... kai« aÓpe÷qanon »... und starben« 15. Mk Luk 20,34-35 – oi˚ ui˚oi« touv ai˙w◊noß tou/tou gamouvsin kai« gami÷skontai,
91
92
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I oi˚ de« kataxiwqe÷nteß touv ai˙w◊noß e˙kei÷nou tucei√n kai« thvß aÓnasta¿sewß thvß e˙k nekrw◊n »Die Söhne dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Aber die für würdig Geachteten, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von (den) Toten ...«
16. Mk 12,25 Luk 20,36 ei˙si«n w˚ß a‡ggeloi e˙n toi√ß oujde« ga»r aÓpoqanei√n e¶ti oujranoi√ß du/nantai, i˙sa¿ggeloi ga¿r ei˙sin kai« ui˚oi÷ ei˙sin qeouv thvß aÓnasta¿sewß ui˚oi« o¡nteß »sie sind wie Engel in den »denn auch nicht mehr sterben Himmeln« können sie; engelgleich nämlich sind sie und Söhne Gottes sind sie, der Auferstehung Söhne seiend« 17. Mk 12,26 Luk 20,37 ... e˙n thØv bi÷blwˆ Mwu¨se÷wß e˙pi« ... Mwu¨shvß e˙mh/nusen e˙pi« touv ba¿tou pw◊ß ei•pen aujtwˆ◊ thvß ba¿tou, w˚ß le÷gei ... oJ qeo\ß le÷gwn »... im Buch Moses’, wie beim »... Moses machte kund beim Dornbusch Gott zu ihm gesagt Dornbusch, wie er nennt...« hat« 18. Mk Luk 20,38 – pa¿nteß ga»r aujtwˆ◊ zw◊sin »denn für ihn sind alle lebendig« 19. Mk 12,27 Luk polu\ plana◊sqe – »ihr irrt gewaltig« 20. Mk Luk 20,39-40 – ∆Apokriqe÷nteß de÷ tineß tw◊n grammate÷wn ei•pan: dida¿skale, kalw◊ß ei•paß. oujke÷ti ga»r e˙to/lmwn e˙perwta◊n aujto\n oujde÷n »Darauf sagten einige der Schriftgelehrten: Meister, Du hast gut gesprochen. Denn nicht mehr wagten sie, ihn etwas zu fragen« Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 21. Matth 22,23 Luk ∆En e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ – »an jenem Tag«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 22. Matth 22,24 Luk 20,28 Mwu¨shvß ei•pen: e˙a¿n tiß Mwu¨shvß e¶grayen hJmi√n, e˙a¿n aÓpoqa¿nhØ mh\ e¶cwn te÷kna, tinoß aÓdelfo\ß aÓpoqa¿nhØ e¶cwn e˙pigambreu/sei oJ aÓdelfo\ß gunai√ka, kai« ou∞toß a‡teknoß aujtouv th\n gunai√ka aujtouv hØ™, iºna la¿bhØ oJ aÓdelfo\ß aujtouv kai« aÓnasth/sei spe÷rma twˆ◊ th\n gunai√ka kai« e˙x anasth/shØ aÓdelfwˆ◊ aujtouv spe÷rma twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv. »Moses hat gesagt: Wenn einer »Moses hat uns geschrieben: Wenn stirbt, nicht habend Kinder, soll jemandes Bruder stirbt, habend heiraten sein Bruder seine Frau eine Frau, und dieser kinderlos ist, und soll erstehen lassen Nach- soll nehmen sein Bruder die Frau kommenschaft seinem Bruder« und seinem Bruder Nachkommen schaft erstehen lassen« 23. Matth 22,25 Luk 20,29 kai« oJ prw◊toß gh/maß e˙teleu/- kai« oJ prw◊toß labw»n gunai√ka thsen, kai« mh\ e¶cwn spe÷rma aÓpe÷qanen a‡teknoß aÓfhvken th\n gunai√ka aujtouv twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ aujtouv »und der erste, geheiratet »und der erste, eine Frau ge habend, starb; und nicht nommen habend, verstarb habend Nachkommenschaft, kinderlos« hinterließ er seine Frau seinem Bruder« 24. Matth 22,26 Luk 20,30 oJmoi÷wß kai« oJ deu/teroß kai« oJ deu/teroß »gleichermaßen auch der »und der zweite« zweite« 25. Matth 22,26 Luk 20,31 kai« oJ tri÷toß kai« oJ tri÷toß e¶laben aujth/n »und der dritte« »und der dritte nahm sie« 26. Matth 22,26 Luk 20,31 eºwß tw◊n e˚pta¿. w˚sau/twß de« kai« oi˚ e˚pta» ouj kate÷lipon te÷kna kai« aÓpe÷qanon »bis zu den sieben« »ebenso aber auch nicht die sieben hinterließen Kinder; und starben« 27. Matth 22,29 Luk plana◊sqe mh\ ei˙do/teß ta»ß – grafa»ß mhde« th\n du/namin touv qeouv: »ihr irrt, nicht kennend die Schriften, noch die Kraft Gottes« 28. Matth Luk 20,34-35 - oi˚ ui˚oi« touv ai˙w◊noß tou/tou gamouvsin kai« gami÷skontai, oi˚ de« kataxiwqe÷nteß touv ai˙w◊noß e˙kei÷nou tucei√n kai« thvß aÓnasta¿sewß thvß e˙k nekrw◊n
93
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Stemmatische Untersuchung: Kategorie I »Die Söhne dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Aber die für würdig Geachteten, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von (den) Toten ...«
29. Matth 22,30 Luk 20,36 aÓll∆ w˚ß a‡ggeloi e˙n oujde« ga»r aÓpoqanei√n e¶ti twˆ◊ oujranwˆ◊ ei˙sin du/nantai, i˙sa¿ggeloi ga¿r ei˙sin kai« ui˚oi÷ ei˙sin qeouv thvß aÓnasta¿sewß ui˚oi« o¡nteß »sondern sind wie die »denn auch nicht mehr sterben Engel im Himmel« können sie; engelgleich nämlich sind sie und Söhne Gottes sind sie, der Auferstehung Söhne seiend« 30. Matth 22,31 Luk 20,37 ... to\ rJhqe«n uJmi√n uJpo\ touv ... Mwu¨shvß e˙mh/nusen e˙pi« qeouv le÷gontoß thvß ba¿tou, w˚ß le÷gei ... »... das euch von Gott, »... Moses machte kund beim dem sagenden, Gesagte« Dornbusch, wie er nennt...« 31. Matth Luk 20,38 – pa¿nteß ga»r aujtwˆ◊ zw◊sin »denn für ihn sind alle lebendig« 32. Matth 22,33 Luk 20,39-40 kai« aÓkou/santeß oi˚ o¡cloi ∆Apokriqe÷nteß de÷ tineß tw◊n e˙xeplh/ssonto e˙pi« thØv grammate÷wn ei•pan: dida¿skale, didachØv aujtouv. kalw◊ß ei•paß. oujke÷ti ga»r e˙to/lmwn e˙perwta◊n aujto\n oujde÷n »und (dies) gehört habend, die »Darauf sagten einige der Leute gerieten außer sich über Schriftgelehrten: Meister, seine Lehre« Du hast gut gesprochen. Denn nicht mehr wagten sie, ihn etwas zu fragen« Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 33. Matth 22,25 Mk 12,20 Luk 20,29 kai« mh\ e¶cwn spe÷rma oujk aÓfhvken spe÷rma a‡teknoß aÓfhvken ... »und nicht habend Nach- »nicht hinterließ er »kinderlos« Nachkommenschaft« kommenschaft, hinterließ er ...« 34. Matth 22,29 Mk 12,24 Luk plana◊sqe mh\ ei˙do/teß ta»ß ouj dia» touvto plana◊sqe mh\ – grafa»ß mhde« th\n du/namin ei˙do/teß ta»ß grafa»ß mhde« th\n touv qeouv du/namin touv qeouv »ihr irrt, nicht kennend die »irrt ihr nicht deswegen, nicht Schriften und nicht die Macht kennend die Schrift und nicht Gottes« die Macht Gottes?«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
95
35. Matth Mk Luk 20,36 – – oujde« ga»r aÓpoqanei√n e¶ti du/nantai »denn auch nicht mehr sterben können sie« 36 Matth 22,30 Mk 12,25 Luk 20,36 aÓll∆ w˚ß a‡ggeloi e˙n twˆ◊ aÓll∆ ei˙si«n w˚ß a‡ggeloi e˙n i˙sa¿ggeloi 79 ga¿r ei˙sin kai« ui˚oi÷ oujranwˆ◊ ei˙sin toi√ß oujranoi√ß ei˙sin qeouv thvß aÓnasta¿sewß ui˚oi« o¡nteß »sondern wie die Engel »sondern sind wie die »engelgleich nämlich sind sie und Söhne Gottes sind sie, der Aufer im Himmel sind sie« Engel in den Himmeln« stehung Söhne seiend« Die Trennindizien zwischen Markus und Matthäus (01) bis (09) sind so überzeugend, daß es ausgeschlossen werden kann, daß sie ihre Texte gegenseitig als Quellen benutzt haben könnten. Die Schriftstelle, auf die sich die Sadduzäer berufen (Dtn 25,5) wird sinngemäß, aber von Markus und Matthäus jeweils anders, auch im Umfang, wiedergegeben (02). Daß die weiteren Brüder die Frau nacheinander heiraten, erzählt Markus viel ausführlicher als Matthäus (04) bis (06) und die Einleitung zum Zitat von Ex 3,15 wird höchst unterschiedlich formuliert (07). Markus hält ausdrücklich fest, daß sich die Sadduzäer irren (08) und beendet mit dieser Feststellung seinen Bericht, während Matthäus davon spricht, daß die Leute außer sich sind (09). Markus kann auch nicht die Quelle des Lukas gewesen sein (10) bis (20). In der sinngemäßen Wiedergabe von Dtn 25,5 unterscheidet sich Lukas noch stärker von Markus als Matthäus (10), (11). Auch das aufeinanderfolgende Heiraten der Brüder wird von Lukas dürftiger erzählt als von Markus (12), (13). Die Antwort Jesu ist anders (15); (16) und Lukas zitiert Ex 3,15 so, daß der Eindruck entsteht, daß Moses Gott als den Gott Abrahams ... bezeichnet und es sich nicht um eine Gotteswort handle (17). Auch Lukas kennt nicht Jesu Wort, daß sich die Sadduzäer gewaltig irren, sondern schließt seinen Bericht mit einer Zustimmung der Schriftgelehrten zu Jesu Argumentation. Auch Matthäus kann nicht die Quelle des Lukas gewesen sein (21) bis (32). Die Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas (33) bis (36) zeigen, daß die Quellen des Matthäus und Markus einander näher sind als zu der Quelle des Lukas. Es bleibt nur die Schlußfolgerung, • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.21 Gericht über Judäa Mk 13,14–20; Matth 24,15–22; Luk 21,20–24 80 Mk 13,14
›Otan de« i¶dhte
Wenn ihr aber seht
Matth 24,15
›Otan ou™n i¶dhte
Wenn ihr also seht
Luk 21,20
›Otan de« i¶dhte kukloume÷nhn
Wenn ihr aber umringt seht
uJpo\ stratope÷dwn ∆Ierousalh/m, to/te
von Heerlagern Jerusalem, dann
to\ bde÷lugma
to\ bde÷lugma
den Greuel
den Greuel
thvß e˙rhmw¿sewß
hJ e˙rh/mwsiß aujthvß.
der Verwüstung
der Verwüstung,
ihre Verwüstung.
den gesagten durch Daniel, den Propheten,
stehend, wo er nicht sein darf – der Lesen-
stehend am heiligen Ort – der Lesen-
de begreife! –, dann die in Judäa
de begreife! –, dann die in Judäa Dann die in Judäa
thvß e˙rhmw¿sewß
e˚sthko/ta o¢pou ouj dei√, oJ aÓnaginw¿s- kwn noei÷tw, to/te oi˚ e˙n thØv ∆Ioudai÷aˆ
to\ rJhqe«n dia» Danih\l touv profh/tou
gnw◊te o¢ti h¡ggiken
erkennt, daß nahe gekommen ist
e˚sto\ß e˙n to/pwˆ a˚gi÷wˆ, oJ aÓnaginw¿skwn noei÷tw,
16
to/te oi˚ e˙n thØv ∆Ioudai÷aˆ
21
to/te oi˚ e˙n thØv ∆Ioudai÷aˆ
i˙sa¿ggeloß ist im Neuen Testament ein Hapax Legomenon und insgesamt ein äußerst seltenes Wort. Es ist wahrscheinlicher, daß es Lukas schon in seiner Quelle vorfand, als daß er hier ein gewöhnliches Wort seiner Quelle durch ein so preziöses Wort ersetzte. 79
80
K. Aland 151996: Nr. 290.
96
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
feuge÷twsan ei˙ß ta» o¡rh,
feuge÷twsan ei˙ß ta» o¡rh,
sollen in die Berge fliehen.
sollen in die Berge fliehen.
feuge÷twsan ei˙ß ta» o¡rh sollen in die Berge fliehen
kai« oi˚ e˙n me÷swˆ aujthvß e˙kcwrei÷twsan
kai« oi˚ e˙n tai√ß cw¿raiß mh\ ei˙serce÷sqw-
san ei˙ß aujth/n,
au∞tai÷ ei˙sin touv plhsqhvnai pa¿nta
ta» gegramme÷na.
und die in ihrer Mitte sollen ausziehen,
und die in den Landgebieten nicht sollen hinein-
22
o¢ti hJme÷rai e˙kdikh/sewß
gehen in sie; denn Tage der Bestrafung
sind diese, damit erfüllt wird alles
Geschriebene. 15
oJ e˙pi« touv dw¿matoß mh\ kata-
17
oJ e˙pi« touv dw¿matoß mh\ kataba¿tw
Aber der auf dem Dach, nicht stei- Der auf dem Dach, steige nicht herab,
ba¿tw ei˙ß th«n oi˙ki/an mhde« ei˙selqa¿tw a°rai ta» e˙k thvß oi˙ki÷aß aujtouv, ge herab in das Haus und betrete es nicht,
a°rai÷ ti e˙k thvß oi˙ki÷aß aujtouv,81
das aus seinem Haus zu holen!
um etwas aus seinem Haus zu holen. 16
kai« oJ ei˙ß to\n aÓgro\n mh\ e˙pistreya¿tw 18 kai« oJ e˙n twˆ◊ aÓgrwˆ◊ mh\ e˙pistreya¿tw
Und der auf dem Acker, nicht wende sich um
Und der auf dem Acker, nicht wende er sich um
zu den (Dingen) hinten, zu holen sein Gewand!
nach hinten, zu holen sein Gewand!
Wehe aber den im Mutterleib Habenden
Wehe aber den im Mutterleib Habenden
Wehe den im Mutterleib Habenden und
und den Stillenden in jenen
und den Stillenden in jenen
den Stillenden in jenen
ei˙ß ta» ojpi÷sw a°rai to\ i˚ma¿tion aujtouv. ojpi÷sw a°rai to\ i˚ma¿tion aujtouv. 17
oujai« de« tai√ß e˙n gastri« e˙cou/saiß
kai« tai√ß qhlazou/saiß e˙n e˙kei÷naiß tai√ß hJme÷raiß.
18
proseu/cesqe de« iºna
19
oujai« de« tai√ß e˙n gastri« e˙cou/saiß
23
oujai« tai√ß e˙n gastri« e˙cou/saiß kai«
kai« tai√ß qhlazou/saiß e˙n e˙kei÷naiß tai√ß qhlazou/saiß e˙n e˙kei÷naiß tai√ß
tai√ß hJme÷raiß.
20
proseu/cesqe de« iºna hJme÷raiß:
Tagen! Betet aber, daß Tagen! Betet aber, daß Tagen!
mh\ ge÷nhtai ceimw◊noß:
19
e¶sontai ga»r mh\ ge÷nhtai hJ fugh\ uJmw◊n ceimw◊noß
es nicht im Winter geschehe! Denn sein werden
eure Flucht nicht im Winter geschehe
jene Tage Drangsal, wie sie *so* nicht ge-
und nicht am Sabbat. Denn es wird dann sein Es wird nämlich große Not sein
worden ist *so* seit Anfang (der) Schöpfung, die
große Drangsal, wie (sie) nicht geschehen ist seit
ai˚ hJme÷rai e˙kei√nai qli√yiß oiºa ouj ge÷-
mhde« sabba¿twˆ.
21
e¶stai ga»r to/te
e¶stai ga»r aÓna¿gkh mega¿lh
gonen toiau/th aÓp∆ aÓrchvß kti÷sewß h§n qli√yiß mega¿lh oiºa ouj ge÷gonen aÓp∆ e¶ktisen oJ qeo\ß eºwß touv nuvn kai« ouj mh\ aÓrchvß ko/smou eºwß touv nuvn oujd∆ ouj Gott geschaffen hat, bis jetzt und nicht Anfang (der) Welt bis jetzt und
ge÷nhtai.
mh\ ge÷nhtai.
werden wird.
nicht geschehen wird.
e˙pi« thvß ghvß kai« ojrgh\ twˆ◊ lawˆ◊ tou/twˆ,
24
kai« ai˙cmalwtisqh/sontai ei˙ß ta» e¶qnh
auf der Erde und Zorngericht diesem Volk,
kai« pesouvntai sto/mati macai÷rhß
und sie werden fallen durch (die) Schneide (des) Schwertes,
und sie werden gefangen abgeführt werden zu den Völkern,
pa¿nta, kai« ∆Ierousalh\m e¶stai patou-
allen, und Jerusalem wird sein zer-
me÷nh uJpo\ e˙qnw◊n, a‡cri ou∞ plhrwqw◊-
treten werdend von (den) Völkern, bis er-
20
kai« ei˙ mh\ e˙kolo/bwsen ku/rioß ta»ß
22
sin kairoi« e˙qnw◊n. kai« ei˙ mh\ e˙kolobw¿qhsan ai˚ hJme÷rai
Und wenn nicht (der) Herr verkürzt hätte die
Und wenn nicht verkürzt würden die Tage,
Tage, würde kein Mensch gerettet werden.
jene, würde kein Mensch gerettet werden.
hJme÷raß, oujk a·n e˙sw¿qh pa◊sa sa¿rx: aÓlla» dia» tou\ß e˙klektou\ß ou§ß e˙x-
e˙kei√nai, oujk a·n e˙sw¿qh pa◊sa sa¿rx: dia» de« tou\ß e˙klektou\ß kolobwqh/son-
Aber wegen der Auserwählten, die er aus- Doch ob der Auserwählten werden ver-
ele÷xato e˙kolo/bwsen ta»ß hJme÷raß.
tai ai˚ hJme÷rai e˙kei√nai.
erwählt hat, hat er die Tage verkürzt.
kürzt werden jene Tage.
81
Zu V 15 vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
füllt sind (die) Zeiten (der) Völker.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
97
Die inhaltlichen und auf weiten Strecken wörtlichen Übereinstimmungen des Matthäus und Markus (die Berufung auf den Propheten Daniel in Matth 24,15 ist die einzige Ausnahme – eine Texterweiterung um sechs Wörter: to\ rJhqe«n dia» Danih\l touv profh/tou »den gesagten [Greuel] durch den Propheten Daniel«) zwingen zur Annahme einer fast identischen Quelle beider Evangelisten. Der Markustext kann nicht die Quelle des Matthäus gewesen sein, da Matth 24,17 gegenüber Mk 13,15 die Verkürzung eines Jesuswortes wäre. Umgekehrt hat Matth (24,20) mhde« sabba¿twˆ »und nicht am Sabbat« in einem Jesuswort (Mk 13,18) ein Mehr an Text. Matth 24,21 ist gegenüber Mk 13,19 wieder die Verkürzung eines Jesuswortes. Solche Verkürzung bzw. Hinzufügungen wären bei Jesusworten, die Matthäus bei Markus vorgefunden hätte, sehr ungewöhnlich und sind daher kaum zu folgern. Die Quelle des Lukas muß sich von der des Matthäus und Markus wesentlich unterschieden haben (Luk 21,20 bringt keine Anspielung an eine mögliche [»wenn ...«] Schändung des Heiligtums, sondern eine Voraussage Jesu über eine Belagerung Jerusalems. Luk 21,21–22.23b–24 haben bei Matthäus und Markus keine Entsprechung). Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten überaus ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.22 Warnung vor falschen Propheten Mk 13,21–23; Matth 24,23–28; Luk 17,23–24.37b 82 Mk 13,21
Kai« to/te e˙a¿n tiß uJmi√n ei¶phØ: i¶de
Matth 24,23
To/te e˙a¿n tiß uJmi√n ei¶phØ: i˙dou\
Luk 17,23
kai« e˙rouvsin uJmi√n: i˙dou\ e˙kei√, [h¡:]
Und wenn dann einer zu euch sagt: Siehe,
Wenn dann einer zu euch sagt: Siehe
Und sie werden zu euch sagen: Siehe, dort! Oder:
hier (ist) der Messias, siehe, dort! Glaubt nicht!
hier (ist) der Messias, oder: Hier! Nicht glaubt! Siehe, hier! Geht nicht hin und folgt nicht!
w—de oJ cristo/ß, i¶de e˙kei√, mh\ pisteu/ete: w—de oJ cristo/ß, h¡: w—de, mh\ pisteu/shte: i˙dou\ w—de: mh\ aÓpe÷lqhte mhde« diw¿xhte. 22
e˙gerqh/sontai ga»r yeudo/cristoi kai«
24
e˙gerqh/sontai ga»r yeudo/cristoi
Denn Pseudomessiasse werden aufstehen und Denn aufstehen werden Pseudomessiasse
yeudoprofhvtai kai« dw¿sousin shmei√a kai« yeudoprofhvtai kai« dw¿souPseudopropheten; und sie werden Zeichen geben
und Pseudopropheten; und geben
kai« te¿rata pro«ß to«« a˙poplana◊n, ei˙
sin shmei√a mega¿la kai« te÷rata w‚ste
und Wunder zu dem Verführen, wenn
werden sie große Zeichen und Wunder, so daß
möglich, die Auserwählten.
sie verführen, wenn möglich, auch die Aus-
erwählten.
dunato/n, tou\ß e˙klektou/ß.
23
uJmei√ß de« ble÷pete: proei÷rhka uJmi√n
Ihr aber seht zu! Ich habe vorhergesagt euch
pa¿nta. alles.
planhvsai, ei˙ dunato/n, kai« tou\ß e˙klektou/ß. 25
i˙dou\ proei÷rhka uJmi√n.
Siehe, ich habe (es) euch vorhergesagt.
26
Wenn sie also zu euch sagen: Siehe, in der
e˙a»n ou™n ei¶pwsin uJmi√n: i˙dou\ e˙n thØv
e˙rh/mwˆ e˙sti÷n, mh\ e˙xe÷lqhte: i˙dou\ e˙n
Einöde ist er, geht nicht hinaus! Siehe, in
toi√ß tamei÷oiß, mh\ pisteu/shte:
den Kammern, glaubt (es) nicht! 27
w‚sper ga»r hJ aÓstraph\ e˙xe÷rcetai
24
w‚sper ga»r hJ aÓstraph\ aÓstra¿ptousa
Denn wie der Blitz hervorkommt Denn wie der Blitz aufblitzend
aÓpo\ aÓnatolw◊n kai« fai÷netai eºwß
von Osten und leuchtet bis
e˙k thvß uJpo\ to\n oujrano\n ei˙ß th\n uJp∆ von der (einen Seite) unter dem Himmel zu der (anderen) unter
dusmw◊n, ou¢twß e¶stai hJ parousi÷a
Westen, so wird sein die Parusie
touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou:
touv aÓnqrw¿pou e˙n thØv hJme÷raˆ aujtouv.83
des Sohnes des Menschen.
des Menschen an seinem Tag.
82
K. Aland 151996: Nr. 291.
83
Zu V 24 vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
oujrano\n la¿mpei, ou¢twß e¶stai oJ ui˚o\ß (dem) Himmel leuchtet, so wird sein der Sohn
98
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
28
Wo immer ein Leichnam ist, dort Er aber sagte zu ihnen: Wo der Leichnam (ist),
sunacqh/sontai oi˚ aÓetoi÷.
e˙kei√ kai« oi˚ aÓetoi« e˙pisunacqh/sontai.
sammeln sich die Aasgeier.
dort auch werden sich die Aasgeier versammeln.
o¢pou e˙a»n hØ™ to\ ptw◊ma, e˙kei√
37b
oJ de« ei•pen aujtoi√ß: o¢pou to\ sw◊ma,
Der lukanische Vergleichstext 17,23–24.37b stammt aus einem anderen Kontext. Lukas verwendet diesen Text in seinem Bericht über das Kommen des Gottesreiches (17,20–37), den er in Jesu Reise nach Jerusalem integriert. Wir stehen vor dem schon öfter beobachteten Phänomen, daß fast gleichlautende Jesusworte von der Überlieferung in unterschiedlichen Zusammenhängen positioniert werden konnten. Daß Lukas in diesem Fall den Matthäustext als Vorlage gehabt haben könnte, ist auszuschließen, denn seine Positionierung dieses Textes wäre eine klare Entscheidung gegen Matthäus gewesen. Viel näher liegt die Annahme, daß Lukas’ Quelle diesen Abschnitt bereits in einem anderen Kontext aufwies. Matth 24,23–25 und Mk 13,21–23 sind fast wortgleich. Matth 24,26–28 hat bei Markus keine Parallele. Matthäus und Markus werden daher zwei unterschiedliche Quellen verwendet haben. Eher unwahrscheinlich ist die Annahme, daß Matthäus den Markustext kannte und auf Grund einer weiteren Quelle ergänzte. Der umgekehrte Fall, daß Markus den Matthäustext kannte, ist auszuschließen, da er auf ein sehr anschauliches Bild zur Verdeutlichung (Matth 24,27) verzichtet hätte. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.23 Das Kommen des Menschensohnes Mk 13,24–27; Matth 24,29–31; Luk 21,25–28 84 Mk 13,24
∆Alla» e˙n e˙kei÷naiß tai√ß hJme÷raiß
Matth 24,29
Eujqe÷wß de« meta» th\n qli√yin
Aber in jenen Tagen
Sofort aber nach der Drangsal
meta» th\n qli√yin e˙kei÷nhn oJ h¢lioß sko- tw◊n hJmerw◊n e˙kei÷nwn oJ h¢lioß skotis-
Luk 21,25
nach jener Drangsal die Sonne wird fin-
jener Tage die Sonne wird fin-
qh/setai, kai« hJ selh/nh ouj dw¿sei
Und an (der) Sonne werden Zeichen sein,
kai« selh/nhØ
ster werden, und der Mond nicht wird geben
ster werden, und der Mond wird nicht geben
und am Mond
seinen Schein, und die Sterne
seinen Schein, und die Sterne
und an (den) Sternen,
werden vom Himmel fallend sein,
werden vom Himmel fallen.
tisqh/setai, kai« hJ selh/nh ouj dw¿sei to\ fe÷ggoß aujthvß,
25
kai« oi˚ aÓste÷reß
e¶sontai e˙k touv oujranouv pi÷ptonteß,
to\ fe÷ggoß aujthvß, kai« oi˚ aÓste÷reß
pesouvntai aÓpo\ touv oujranouv,
Kai« e¶sontai shmei√a e˙n hJli÷wˆ
kai« a‡stroiß,
kai« e˙pi« thvß ghvß sunoch\ e˙qnw◊n e˙n und auf der Erde Angst (der) Völker in
aÓpori÷aˆ h¡couß qala¿sshß kai« sa¿lou,
Ratlosigkeit vor (dem) Tosen (des) Meeres und vor (dem) Wogen. 26
aÓpoyuco/ntwn aÓnqrw¿pwn aÓpo\ fo/bou
Die Menschen werden vergehen vor Furcht
kai« prosdoki÷aß tw◊n e˙percome÷nwn thØv
und Erwartung dessen, was kommen wird über die
oi˙koume÷nhØ,
bewohnte Erde;
kai« ai˚ duna¿meiß ai˚ e˙n toi√ß oujranoi√ß kai« ai˚ duna¿meiß tw◊n oujranw◊n
ai˚ ga»r duna¿meiß tw◊n oujranw◊n
und die Kräfte in den Himmeln
Und die Kräfte der Himmel
denn die Kräfte des Himmels
werden erschüttert werden.
werden erschüttert werden. Und dann wird er- werden erschüttert werden.
saleuqh/sontai.
26
kai« to/te fanh/se- saleuqh/sontai.
tai to\ shmei√on touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou e˙n oujranwˆ◊,
kai« to/te
Und dann 84
30
scheinen das Zeichen des Sohnes des Menschen
saleuqh/sontai.
K. Aland 151996: Nr. 292.
am Himmel.
kai« to/te ko/yontai pa◊sai ai˚ fulai« Und dann werden sich (an die Brust) schlagen die Stämme
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
99
o¡yontai to\n ui˚o\n touv
thvß ghvß kai« o¡yontai to\n ui˚o\n touv
27
werden sie sehen den Sohn des
der Erde und werden sehen den Sohn des
Und dann werden sie sehen den Sohn des
aÓnqrw¿pou e˙rco/menon e˙n nefe÷laiß
kai« to/te o¡yontai to\n ui˚o\n touv
aÓnqrw¿pou e˙rco/menon e˙pi« tw◊n nefe- aÓnqrw¿pou e˙rco/menon e˙n nefe÷lhØ
Menschen kommend in (den) Wolken Menschen kommend auf den Wol- Menschen kommend in einer Wolke
lw◊n touv oujranouv
ken des Himmels
meta» duna¿mewß kai« do/xhß pollhvß:
meta» duna¿mewß kai« do/xhß pollhvß.
mit großer Macht und Herrlichkeit.
mit Macht und großer Herrlichkeit.
mit Macht und großer Herrlichkeit.
Und dann wird er die Engel aussenden
Und er wird aussenden die Engel,
seine, mit einer großen Posaune,
meta» duna¿mewß pollhvß kai« do/xhß. 27
kai« to/te aÓpostelei√ tou\ß aÓgge÷louß
kai« e˙pisuna¿xei tou\ß e˙klektou\ß und wird versammeln die Auserwählten,
31
kai« aÓpostelei√ tou\ß aÓgge÷louß
aujtouv meta» sa¿lpiggoß mega¿lhß, kai« e˙pisuna¿xousin tou\ß e˙klektou\ß und sie werden versammeln die Auserwählten,
[aujtouv] e˙k tw◊n tessa¿rwn aÓne÷mwn
aujtouv e˙k tw◊n tessa¿rwn aÓne÷mwn
seine, aus den vier Winden
seine, aus den vier Winden
aÓp∆ a‡krou ghvß eºwß a‡krou oujranouv. vom Ende (der) Erde bis zum Ende (des) Himmels.
aÓp∆ a‡krwn oujranw◊n
von (den) Enden (der) Himmel
eºwß [tw◊n] a‡krwn aujtw◊n.
bis zu ihren Enden.
28
Wenn dies aber zu geschehen beginnt,
aÓrcome÷nwn de« tou/twn gi÷nesqai
aÓnaku/yate kai« e˙pa¿rate ta»ß richtet euch auf und erhebt die
kefala»ß uJmw◊n, dio/ti e˙ggi÷zei
Häupter, eure, denn es naht
hJ aÓpolu/trwsiß uJmw◊n.
eure Erlösung.
Die Berichte des Matthäus und Markus sind auf weiten Strecken wortgleich. Matth 24,30: kai« to/te fanh/setai to\ shmei√on touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou e˙n oujranwˆ◊, kai« to/te ko/yontai pa◊sai ai˚ fulai« thvß ghvß ... »Und dann wird erscheinen das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel. Und werden sich (an die Brust) schlagen die Stämme der Erde ...« ist die einzige größere Erweiterung gegenüber Markus. Zwei weitere Trennindizien zwischen Markus und Matthäus sind Matth 24,31: meta» sa¿lpiggoß mega¿lhß (»mit großer Posaune«) und, noch gewichtiger, der Unterschied zwischen Mk 13,27: aÓp∆ a‡krou ghvß eºwß a‡krou oujranouv (vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels«), ein Merismus, der in der LXX in dieser Kombination nicht vorkommt, und Matth 24,31: aÓp∆ a‡krwn oujranw◊n eºwß [tw◊n] a‡krwn aujtw◊n (»von den Enden der Himmel bis zu ihren Enden«), eine Formulierung des Matthäus, die sonst weder in der LXX noch im NT vorkommt. Wenn Markus die Vorlage des Matthäus wäre, hätte Matthäus den geläufigen (und anschaulichen) Wortlaut bei Markus durch eine völlig einzigartige Wendung ersetzt. Man kann daher ausschließen, daß Matthäus den Markustext kannte. Was hätte ihn zu den beiden Zusätzen und der weniger anschaulichen und beispiellosen Formulierung veranlassen können? Luk 21,25–26 ist einerseits kürzer formuliert als die Paralleltexte bei Matthäus und Markus, enthält aber andererseits eine gewichtige Erweiterung: kai« e˙pi« thvß ghvß sunoch\ e˙qnw◊n e˙n aÓpori÷aˆ h¡couß qala¿sshß kai« sa¿lou, aÓpoyuco/ntwn aÓnqrw¿pwn aÓpo\ fo/bou kai« prosdoki÷aß tw◊n e˙percome÷nwn thØv oi˙koume÷nhØ, ... »... und auf der Erde Angst (der) Völker in Ratlosigkeit vor (dem) Brausen (des) Meeres und vor (dem) Wogen. Die Menschen werden vergehen vor Furcht und Erwartung dessen, was über die bewohnte Erde kommen wird«. Luk 21,25 ist gegenüber Matthäus und Markus eine Reduzierung auf die Grundaussage. Luk 21,28 ist wieder eine Erweiterung gegenüber Matthäus und Markus. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten nur bedingt ähnliche, eher unterschiedliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
100
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.24 Mahnungen zur Wachsamkeit Mk 13,33–37; Matth 24,42–44; Luk 21,34–36 85 Mk 13,33
Luk 21,34
Ble÷pete,
Seht zu,
Prose÷cete de« e˚autoi√ß mh/pote
Seht euch aber vor, daß nicht etwa
barhqw◊sin uJmw◊n ai˚ kardi÷ai e˙n
belastet werden eure Herzen durch
kraipa¿lhØ kai« me÷qhØ kai« meri÷mnaiß
Rausch und Trunkenheit und Sorgen
biwtikaiç
um den Lebensunterhalt
aÓgrupnei√te kai« proseu¿cesqe:86 oujk
Matth 24,42
seid wachsam und betet. Nicht
Wacht also, weil nicht
nämlich wißt ihr, wann die Zeit ist.
ihr wißt, an welchem Tag euer Herr
e¶rcetai.
e˙kei÷nh
kommt.
jener, wie ein Fallstrick! Denn kommen wird er
oi¶date ga»r po/te oJ kairo/ß e˙stin.
Grhgorei√te ou™n, o¢ti oujk
oi¶date poi÷aˆ hJme÷raˆ oJ ku/rioß uJmw◊n kai« e˙pisthØv e˙f∆ uJma◊ß ai˙fni÷dioß hJ hJme÷ra
43
w˚ß pagi÷ß: e˙peiseleu/setai ga»r
über alle Sitzenden auf
35
e˙pi« pa¿ntaß tou\ß kaqhme÷nouß e˙pi«
und unversehens euch überfalle der Tag,
pro/swpon pa¿shß thvß ghvß. ∆Ekei√no de« ginw¿skete o¢ti ei˙ hØ¡die
dem Antlitz der ganzen Erde.
Das aber erkennt, daß, wenn wüßte
34
ÔWß a‡nqrwpoß aÓpo/dhmoß aÓfei«ß th\n
Wie ein auf Reisen abwesender Mensch, verlassen habend das
oi˙ki÷an aujtouv kai« dou\ß toi√ß dou/loiß Haus, seines, und gegeben habend den Knechten,
aujtouv th\n e˙xousi÷an e˚ka¿stwˆ to\ e¶rgon seinen, die Vollmacht, jedem das Werk,
aujtouv kai« twˆ◊ qurwrwˆ◊ e˙netei÷lato iºna seines, und dem Pförtner befahl er, daß
grhgorhØv.
er wachen solle. 35
grhgorei√te ou™n: oujk oi¶date ga»r po/te oJ oi˙kodespo/thß poi÷aˆ fulakhØv oJ
Wacht also! Denn ihr wißt nicht, wann
der Hausherr, zu welcher Nachtwache der
oJ ku/rioß thvß oi˙ki÷aß e¶rcetai, h£ ojye« h£ kle÷pthß e¶rcetai, e˙grhgo/rhsen a·n der Herr des Hauses kommt, ob abends oder Dieb kommt, er wachen würde
mesonu/ktion h£ aÓlektorofwni÷aß h£
kai« oujk a·n ei¶asen diorucqhvnai
um Mitternacht oder beim Hahnenschrei oder
und nicht zulassen würde, daß durchgegraben wird
morgens, daß nicht, gekommen plötzlich, er euch findet
sein Haus. Deswegen auch
schlafend. Was ich euch aber sage, allen
ihr seid bereit, weil in einer *Stunde*, in der
prwiŒ,
36
mh\ e˙lqw»n e˙xai÷fnhß eu¢rhØ uJma◊ß th\n oi˙ki÷an aujtouv.
kaqeu/dontaß.
37
44
dia» touvto kai«
o§ de« uJmi√n le÷gw pa◊sin uJmei√ß gi÷nesqe eºtoimoi, o¢ti hØ∞ ouj
le÷gw, grhgorei√te.
dokei√te w‚raˆ oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
sage ich: Wacht! ihr es nicht meint *Stunde* der Sohn des Menschen
e¶rcetai.
kommt!
36
Wachet aber zu aller Zeit,
aÓgrupnei√te de« e˙n panti« kairwˆ◊
deo/menoi iºna katiscu/shte e˙kfugei√n
betend, damit ihr stark seid, zu entfliehen
85
K. Aland 151996: Nr. 294; vgl. Nr. 295.
86
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
101
tauvta pa¿nta ta» me÷llonta gi÷nesqai
allen diesen geschehen werdenden (Dingen)
kai« staqhvnai e¶mprosqen
und zu bestehen vor
touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou.
dem Sohn des Menschen!
Der gemeinsame Nenner dieser drei Texte ist das Thema der Wachsamkeit. Matthäus und Markus führen es ähnlich, Lukas völlig unterschiedlich aus. Die Erweiterung bei Markus (14,34) gegenüber Matthäus zeigt klar, daß ihre Quellen nicht gleich waren und Matthäus kaum den Markustext gekannt haben wird. Lukas hat mit den Texten des Matthäus und Markus nur die Thematik der Wachsamkeit gemein, sonst nichts. Seine Quelle war daher eine völlig andere als die des Matthäus und Markus. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.25 Salbung in Bethanien Mk 14,3–9; Matth 26,6–13; Luk 7,36–50 87
Luk 7,36
sai÷wn iºna fa¿ghØ met∆ aujtouv, kai «ei˙s-
∆Hrw¿ta de÷ tiß aujto\n tw◊n Fari-
Es bat ihn aber einer der Phari Mk 14,3
Kai« o¡ntoß aujtouv
Matth 26,6
Touv de« ∆Ihsouv genome÷nou
säer, daß er bei ihm esse. Und hinein
elqw»n
Und seiend er
Jesus aber war
e˙n Bhqani÷aˆ e˙n thØv oi˙ki÷aˆ Si÷mwnoß touv e˙n Bhqani÷aˆ e˙n oi˙ki÷aˆ Si÷mwnoß touv
ei˙ß to\n oi•kon touv
in Bethanien, im Haus Simons des
in Bethanien im Haus Simons des
in das Haus des
leprouv,
leprouv,
Leprosen, Leprosen.
katakeime÷nou aujtouv
gegangen
Farisai÷ou katekli÷qh.
war er zu Tisch liegend. Pharisäers, legte er sich zu Tisch.
h™lqen gunh\
7
proshvlqen aujtwˆ◊ gunh\
Es kam eine Frau, Eine Frau trat zu ihm,
37
kai« i˙dou\ gunh\ h¢tiß h™n e˙n thØv po/lei
Und siehe, eine Frau, welche war in der Stadt
a˚martwlo/ß, kai« e˙pignouvsa o¢ti kata¿eine Sünderin, und erfahren habend, daß er zu
keitai e˙n thØv oi˙ki÷aˆ touv Farisai÷ou,
Tisch liegt im Haus des Pharisäers,
e¶cousa
e¶cousa
habend
habend
aÓla¿bastron mu/rou na¿rdou pistikhvß aÓla¿bastron mu/rou baruti÷mou
aÓla¿bastron mu/rou
ein Alabastergefäß Salböls von Narde, echter,
ein Alabastergefäß wertvollen Salböls,
ein Alabastergefäß Salböls
polutelouvß, suntri÷yasa th\n aÓla¿-
komi÷sasa
gebracht habend
sehr kostbarer. Zerbrochen habend das Ala-
bastron kate÷ceen aujtouv thvß kefalhvß. kai« kate÷ceen e˙pi« thvß kefalhvß bastergefäß, goß sie aus über sein Haupt.
und goß es über das Haupt,
seines, als er zu Tisch lag.
aujtouv aÓnakeime÷nou.
38
und sich gestellt habend hinten zu den Füßen,
kai« sta◊sa ojpi÷sw para» tou\ß po/daß
aujtouv klai÷ousa toi√ß da¿krusin h¡rxato seinen, weinend, mit den Tränen unterfing sie sich,
bre÷cein tou\ß po/daß aujtouv 38kai« tai√ß seine Füße zu benetzen. Und mit den
qrixi«n thvß kefalhvß aujthvß e˙xe÷masen
Haaren ihres Kopfes trocknete sie ab 87
K. Aland 151996: Nr. 306; Nr. 114; Nr. 267.
102
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
kai« katefi÷lei tou\ß po/daß aujtouv kai«
und küßte seine Füße und
h¡leifen twˆ◊ mu/rwˆ.
salbte (sie) mit dem Salböl.
39
(Dies) aber gesehen habend der Pharisäer, der geladen habende
i˙dw»n de« oJ Farisai√oß oJ kale÷saß
aujto\n ei•pen e˙n e˚autwˆ◊ le÷gwn: ou∞toß ei˙
ihn, sagte bei sich, sagend: Dieser, wenn
h™n profh/thß, e˙gi÷nwsken a·n ti÷ß kai« po-
er ein Prophet wäre, durchschaute er, wer und was
taph\ hJ gunh\ h¢tiß a‚ptetai aujtouv, o¢ti
für eine die Frau ist, welche ihn berührt hat, daß 40
a˚martwlo/ß e˙stin.
sie eine Sünderin ist. Und dagegen
kai« aÓpokriqei«ß oJ
∆Ihsouvß ei•pen pro\ß aujto/n: Si÷mwn, e¶cw
sagte Jesus zu ihm: Simon, ich habe
soi÷ ti ei˙pei√n. oJ de÷: dida¿skale, ei˙pe÷,
dir etwas zu sagen. Er aber: Meister, sprich! 41
fhsi÷n.
sagt. Zwei Schuldner waren einem Geld-
du/o creofeile÷tai h™san dani-
sthØv tini: oJ ei–ß w‡feilen dhna¿ria penta-
verleiher, einem gewissen. Der eine schuldete Denare fünf-
ko/sia, o˚ de« e¢teroß penth/konta.
hundert, der andere aber fünfzig.
42
mh\ e˙co/ntwn aujtw◊n aÓpodouvnai aÓmfo-
Da sie nicht zurückzahlen konnten, bei-
te÷roiß e˙cari÷sato.
den schenkte er (es).
ti÷ß ou™n aujtw◊n plei√on aÓga-
Wer nun von ihnen wird mehr lie43
ph/sei aujto/n;
ben ihn? Simon entgegenete:
aÓpokriqei«ß Si÷mwn ei•pen:
uJpolamba¿nw o¢ti wˆ— to\ plei√on e˙cari÷sa-
Ich vermute, daß der, dem das Mehr er geschenkt
to. oJ de« ei•pen aujtwˆ◊: ojrqw◊ß e¶krinaß.
hat. Er aber sagte zu ihm: Richtig hast du geurteilt.
44
Und sich zu der Frau gewendet habend, zu
Si÷mwni e¶fh: ble÷peiß tau/thn th\n gu-
Simon sagte er: Siehst du diese Fr-
4
h™san de÷ tineß aÓganaktouvnteß kai«
8
nai√ka; i˙do/nteß de« oi˚ maqhtai« hjgana¿kth-
Es waren aber einige unwillig und Gesehen habend aber (das), die Jünger wurden
le/gonteß pro\ß e˚autou/ß:88
san le÷gonteß:
sagend zu sich selbst::
unwillig, sagend:
Wozu diese Vergeudung des Salböls ist ge-
Wozu diese Vergeudung?
ei˙ß ti÷ hJ aÓpw¿leia au¢th touv mu/rou ge÷- ei˙ß ti÷ hJ aÓpw¿leia au¢th; gonen; 5 hjdu/nato ga»r touvto to\ mu/ron 9 e˙du/nato ga»r
schehen? Denn es hätte doch können dieses Denn es hätte können Salböl
praqhvnai e˙pa¿nw dhnari÷wn triakosi÷- touvto praqhvnai verkauft werden um mehr als Denare, drei-
dieses verkauft werden
hundert, und den Armen gegeben werden. Und
um viel und Armen gegeben werden.
wn kai« doqhvnai toi√ß ptwcoi√ß: kai« e˙nebrimw◊nto aujthØv. anfuhren sie sie. 88
Zu V 4 vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
kai« strafei«ß pro\ß th\n gunai√ka twˆ◊
pollouv kai« doqhvnai ptwcoi√ß.
au?
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 6
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen: a‡fete aujth/n: ti÷
10
103
gnou\ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: ti÷
Jesus aber sagte: Laßt sie! Was
(Dies) aber gemerkt habend, sagte Jesus zu ihnen: Was
bereitet ihr ihr Mühen. Ein gutes Werk
bereitet ihr der Frau Mühen? Ein Werk
hat sie an mir getan. Denn allzeit die
ja, ein gutes, hat sie an mir getan. Alle-
Armen habt ihr bei euch und wenn
zeit nämlich habt ihr die Armen bei
ihr wollt, könnt ihr ihnen gut tun,
euch,
mich aber habt ihr nicht allezeit. Was sie hatte,
mich aber habt ihr nicht allezeit.
aujthØv ko/pouß pare÷cete; kalo\n e¶rgon ko/pouß pare÷cete thØv gunaiki÷; e¶rgon hjrga¿sato e˙n e˙moi÷. 7 pa¿ntote ga»r tou\ß ga»r kalo\n hjrga¿sato ei˙ß e˙me÷:
11
pa¿n-
ptwcou\ß e¶cete meq∆ e˚autw◊n kai« o¢tan tote ga»r tou\ß ptwcou\ß e¶cete meq∆ qe÷lhte du/nasqe aujtoi√ß eu™ poihvsai, e˚autw◊n, e˙me« de« ouj pa¿ntote e¶cete. 8 o§ e¶scen e˙poi÷hsen:
e˙me« de« ouj pa¿ntote e¶cete:
hat sie getan.
ei˙shvlqo/n sou ei˙ß th\n oi˙ki÷an, u¢dwr moi
Hineingegangen bin ich in dein Haus, Wasser mir
e˙pi« po/daß oujk e¶dwkaß: au¢th de« toi√ß
für die Füße nicht hast du gegeben. Sie aber mit den
da¿krusin e¶brexe÷n mou tou\ß po/daß kai«
Tränen hat meine Füße benetzt und
45
tai√ß qrixi«n aujthvß e˙xe÷maxen.
mit ihren Haaren getrocknet. Einen Kuß
fi÷lhma¿
moi oujk e¶dwkaß: au¢th de« aÓf∆ h∞ß ei˙shvl-
hast du mir nicht gegeben. Sie aber, seit welcher (Stunde) ich herein ge-
qon ouj die÷lipen katafilouvsa¿ mou
kommen bin, nicht hat aufgehört, zu küssen mir 46
tou\ß po/daß.
die Füße. Mit Öl mein Haupt
e˙lai÷wˆ th\n kefalh/n mou
oujk h¡leiyaß: au¢th de« mu/rwˆ h¡leiyen
hast du nicht gesalbt. Diese aber hat mit Salböl gesalbt
proe÷laben muri÷sai
12
tou\ß po/daß mou. balouvsa ga»r au¢th to\ mu/ron touv-
meine Füße.
Sie hat vorweggenommen, zu salben Denn gegossen habend diese das Salböl, die-
to\ sw◊ma¿ mou
to e˙pi« touv sw¿mato/ß mou
meinen Leib
ses, über meinen Leib,
für das Begräbnis.
um mich zu bestatten, hat sie es getan.
ei˙ß to\n e˙ntafiasmo/n. 9
aÓmh\n de« le÷gw uJmi√n, o¢pou e˙a»n khruc-
pro\ß to\ e˙ntafia¿sai me e˙poi÷hsen. 13
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, o¢pou e˙a»n khrucqhØv
Amen, ich sage euch aber: Wo immer ver- Amen, ich sage euch: Wo verkündet wird
qhØv to\ eujagge÷lion ei˙ß o¢lon to\n ko/smon, to\ eujagge÷lion touvto e˙n o¢lwˆ twˆ◊ kündet wird das Evangelium in der ganzen Welt,
dieses Evangelium auf der ganzen
auch, was diese getan hat, wird erzählt werden
Welt, wird auch erzählt werden, was getan hat
zur Erinnerung an sie.
diese, zur Erinnerung an sie.
kai« o§ e˙poi÷hsen au¢th lalhqh/setai ei˙ß mnhmo/sunon aujthvß.
ko/smwˆ, lalhqh/setai kai« o§ e˙poi÷hsen au¢th ei˙ß mnhmo/sunon aujthvß.
47
ou∞ ca¿rin le÷gw soi, aÓfe÷wntai ai˚
Deswegen sage ich dir: Vergeben sind die
a˚marti÷ai aujthvß ai˚ pollai÷, o¢ti hjga¿phSünden, ihre, die vielen, weil sie geliebt
sen polu/: wˆ— de« ojli÷gon aÓfi÷etai, ojli÷gon hat viel. Wem aber wenig vergeben wird, wenig 48
aÓgapaˆ◊.
liebt er. Er sagte aber zu ihr: Vergeben sind dir
ei•pen de« aujthØv: aÓfe÷wntai÷ sou 49
ai˚ a˚marti÷ai.
die Sünden. Und es begannen die zu Tisch Liegen-
kai« h¡rxanto oi˚ sunana-
kei÷menoi le÷gein e˙n e˚autoi√ß: ti÷ß ou∞to/ß den zu sagen bei sich: Wer *ist* dieser
e˙stin o§ß kai« a˚marti÷aß aÓfi÷hsin;
*ist*, der auch Sünden vergibt?
104
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 50
ei•pen de« pro\ß th\n gunai√ka: hJ pi÷stiß
Er sagte aber zu der Frau: Der Glaube,
sou se÷swke÷n se: poreu/ou ei˙ß ei˙rh/nhn.
deiner, hat dich gerettet. Gehe in Frieden!
Matthäus und Markus haben gegenüber Lukas folgende Bindeindizien: 01. Matth 26,6 Mk 14,3 Luk 7,36 Jesus ist in Bethanien im Jesus wird von Simon (vgl. 7,40.44) Jesus ist in Bethanien im Haus Simons des Leprosen Haus Simons des Leprosen eingeladen. Eine Ortsan zu Gast. zu Gast. gabe fehlt. Der Kontext der lukanischen Er zählung ist das Wirken Jesu in Galiläa, während Matthäus und Markus das Geschehen im cis jordanischen Bethanien lokalisieren und unmittelbar vor dem Verrat des Judas einordnen. 02. Matth 26,7 Mk 14,3 Luk 7,37-38 Eine Frau kommt. Eine Frau kommt. Eine in der Stadt bekannte Sünderin stellt sich zu Jesu Füße. Sie gießt Salböl aus einem Sie benetzt mit ihren Tränen Jesu Sie gießt Salböl aus einem Alabastergefäß auf Jesu Alabastergefäß auf Jesu Füße, trocknet sie mit ihren Haaren, Haupt. Haupt. küßt Jesu Füße und salbt sie mit dem Salböl aus dem Alabastergefäß. 03. Matth 26,8–13 Mk 14,4–9 Luk Jünger sind wegen der Einige sind wegen der – Handlung der Frau Handlung der Frau ungehalten und sprechen ungehalten und sprechen von Verschwendung. von Verschwendung. Jesus nimmt die Frau in Jesus nimmt die Frau in Schutz und deutet die Schutz und deutet die Handlung der Frau Handlung der Frau auf seinen Tod hin. auf seinen Tod hin. 04. Matth Mk Luk 7,39–50 - - Alles, was Lukas weiter berichtet, hat mit den Texten von Matthäus und Markus nichts mehr zu tun. Matthäus und Markus weisen u.a. folgende Trennindizien auf: 05. Matth 26,7 Mk 14,3 ... aÓla¿bastron mu/rou ... aÓla¿bastron mu/rou na¿rdou baruti÷mou ... pistikhvß polutelouvß ... »... ein Alabastergefäß von Narde, »... ein Alabastergefäß wertvollen Salböls ...« echter, sehr kostbarer ...« 06. Matth Mk 14,3 – ... suntri÷yasa th\n aÓla¿bastron ... »... zerbrochen habend das Alabastergefäß ...«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
105
07. Matth 26,8 Mk 14,4 i˙do/nteß de« oi˚ maqhtai« h™san de÷ tineß aÓganaktouvnteß kai« le/gonteß pro\ß e˚autou/ß »es waren aber einige unwillig »gesehen habend aber die Jünger« und sprachen zu sich selbst« 08. Matth 26,9 Mk 14,5 pollouv e˙pa¿nw dhnari÷wn triakosi÷wn »um viel« »um mehr als dreihundert Denare« 09. Matth Mk 14,5 – kai« e˙nebrimw◊nto aujthØv »sie fuhren sie an« 10. Matth Mk 14,6 – kai« o¢tan qe÷lhte du/nasqe aujtoi√ß eu™ poihvsai »und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen gut tun« 11. Matth Mk 14,8 – o§ e¶scen e˙poi÷hsen »was sie konnte, hat sie getan« 12. Matth 26,12 Mk 14,8 balouvsa ga»r au¢th to\ proe÷laben muri÷sai mu/ron touvto e˙pi« touv to\ sw◊ma¿ mou sw¿mato/ß mou pro\ß to\ ei˙ß to\n e˙ntafiasmo/n e˙ntafia¿sai me e˙poi÷hsen »Denn gegossen habend »Sie hat vorweggenommen, sie dieses Salböl über zu salben meinen Leib meinen Leib, um mich zu für das Begräbnis« bestatten, hat sie es getan« 1. Der Bericht des Lukas unterscheidet sich ganz und gar von den Berichten des Matthäus und Markus (01) bis (04), so daß die Annahme, seine Quelle sei in diesem Bereich von denen des Matthäus und des Markus völlig unabhängig, zwingend notwendig ist. Daß Lukas’ Quelle von einer völlig anderen Einladung Jesu spricht, ist daher naheliegend. Da wir jedoch nicht wissen, wie viele Einladungen Jesus in das Haus eines Pharisäers oder eines Simon bekommen hatte, ist jede Spekulation müßig. Eindeutig ist nur, daß die Quelle des Lukas bezüglich dieser Begebenheit nichts mit den Quellen des Matthäus und Markus zu tun hat. Damit ist auch die Frage, ob Lukas die Texte des Matthäus oder Markus als Quellen benutzte, hinfällig. 2. Die Berichte des Matthäus und Markus unterscheiden sich voneinander in so vielen Einzelheiten (05) bis (12), daß die Annahme von zwei verschiedenen, wenn auch nahe verwandten Quellen zwingend ist. Matthäus hat den Markustext nicht gekannt; denn er hätte sonst auf eine ganze Reihe von Details verzichtet, die dem Bericht eine größere Genauigkeit und mehr Leben geben (05), (06), (08) ,(09), (10). Daß er in Kenntnis dieser Details auf sie verzichtet hätte, ist auszuschließen. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
106
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.26 Der Verrat des Judas Mk 14,10–11; Matth 26,14–16; Luk 22,3–6 89
Luk 22,3
Ei˙shvlqen de« satana◊ß
Aber der Satan fuhr hinein
Matth 26,14
To/te poreuqei«ß ei–ß
Darauf, gegangen einer Mk 14,10
Kai« ∆Iou/daß ∆Iskariw»q oJ ei–ß tw◊n tw◊n dw¿deka, oJ lego/menoß ∆Iou/daß
Und Judas Iskarioth, einer der
der Zwölf, genannt Judas
dw¿deka aÓphvlqen pro\ß tou\ß aÓrcierei√ß ∆Iskariw¿thß, pro\ß tou\ß aÓrcierei√ß Zwölf, ging weg zu den Hohenpriestern, Iskariot, zu den Hohenpriestern.
ei˙ß ∆Iou/dan to\n kalou/menon ∆Iskariw¿in Judas, genannt Iskari-
thn, o¡nta e˙k touv aÓriqmouv tw◊n dw¿deka: ot, seiend aus der Zahl der Zwölf.
4
Und weggegangen, besprach er mit den
kai« aÓpelqw»n sunela¿lhsen toi√ß
aÓrciereuvsin kai« strathgoi√ß to\
Hohenpriestern und Hauptleuten das: 15
ei•pen: ti÷ qe÷lete÷ moi douvnai,
Er sagte: Was wollt ihr mir geben,
iºna aujto\n paradoi√ aujtoi√ß.
kaÓgw» uJmi√n paradw¿sw aujto/n;
pw◊ß aujtoi√ß paradwˆ◊ aujto/n.
damit er ihn ihnen überliefere.
und ich werde ihn euch überliefern?
Wie er ihn ihnen überliefere.
Sie aber, (dies) gehört habend, freuten sich und
Sie aber legten ihm hin dreißig
Und sie freuten sich und sicherten zu,
versprachen, ihm Silbergeld zu geben.
Silberlinge.
ihm Silbergeld zu geben
11
oi˚ de« aÓkou/santeß e˙ca¿rhsan kai«
oi˚ de« e¶sthsan aujtwˆ◊ tria¿konta
e˙phggei÷lanto aujtwˆ◊ aÓrgu/rion douvnai. aÓrgu/ria. kai« e˙zh/tei pw◊ß aujto\n eujkai÷rwß
16
kai« aÓpo\ to/te e˙zh/tei eujkairi÷an
Und er suchte, wie *er* ihn zu günstiger Und von da an suchte er eine günstige Zeit Gelegenheit,
paradoi√.
iºna aujto\n paradwˆ◊.
*er* überliefere.
daß er ihn überliefere.
5
kai« e˙ca¿rhsan kai« sune÷qento
aujtwˆ◊ aÓrgu/rion douvnai.
6
kai« e˙xwmolo/ghsen, kai« e˙zh/tei eujkai-
Und er sagte zu und suchte eine günstige Gelegen-
ri÷an touv paradouvnai aujto\n a‡ter heit, ihn *ihnen* zu überliefern ohne
o¡clou aujtoi√ß.
Volksmenge *ihnen*.
Matthäus und Markus haben gegenüber Lukas folgende Bindeindizien: 01. Matth 26,14 Mk 14,10 Luk 22,3–4 Kai« ∆Iou/daß ∆Iskariw»q oJ To/te poreuqei«ß ei–ß tw◊n dw¿deka, Ei˙shvlqen de« satana◊ß ei˙ß ∆Iou/dan ei–ß tw◊n dw¿deka aÓphvlqen oJ lego/menoß ∆Iou/daß ∆Iskariw¿thß, to\n kalou/menon ∆Iskariw¿thn, pro\ß tou\ß aÓrcierei√ß pro\ß tou\ß aÓrcierei√ß o¡nta e˙k touv aÓriqmouv tw◊n dw¿deka: kai« aÓpelqw»n sunela¿lhsen toi√ß aÓrciereuvsin kai« strathgoi√ß to\ »und Judas Iskarioth »darauf, gegangen einer der »aber der Satan fuhr hinein in Judas, einer der Zwölf ging Zwölf, genannt Judas Iskariot, genannt Iskariot, seiend aus der Zahl zu den Hohenpriesten« zu den Hohenpriestern ... « der Zwölf. Und hineingegangen, besprach er mit den Hohenpriestern und Hauptleuten dies ...« 02. Matth 26,15 Mk 14,10 Luk 22,4 ... ti÷ qe÷lete÷ moi douvnai, ... iºna aujto\n paradoi√ aujtoi√ß ... pw◊ß aujtoi√ß paradwˆ◊ aujto/n kaÓgw» uJmi√n paradw¿sw aujto/n; »... was wollt ihr mir geben, »... damit er ihn ihnen über- »... wie er ihn ihnen überliefere« 90 liefere« und ich werde ihn euch über- liefern?« 03. Matth 26,16 Mk 14,11 Luk 22,6 kai« e˙xwmolo/ghsen, kai« e˙zh/tei kai« aÓpo\ to/te e˙zh/tei kai« e˙zh/tei pw◊ß aujto\n eujkairi÷an iºna aujto\n eujkai÷rwß paradoi√. eujkairi÷an touv paradouvnai paradwˆ◊ aujto\n a‡ter o¡clou aujtoi√ß 89 90
K. Aland 151996: Nr. 307. Final zu verstehen, wie bei Markus.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
»und von da an suchte er eine günstige Gelegenheit, daß er ihn überliefere«
»und er suchte, wie er ihn zu günstiger Zeit überliefere«
107 »und er sagte zu und suchte eine günstige Gelegenheit, ihn ihnen zu überliefern ohne Volksmenge«
Matthäus und Markus weisen folgende Trennindizien auf: 04. Matth 26,14 Mk 14,10 To/te Kai« »darauf« »und« 05.
Matth 26,16 ... e˙zh/tei eujkairi÷an ... »... suchte er eine günstige Gelegenheit ...«
Mk 14,10 ... e˙zh/tei pw◊ß aujto\n eujkai÷rwß ... »... suchte er, wie (er) ihn zur günstigen Zeit ...«
06. Matth 26,15 ti÷ qe÷lete÷ moi douvnai »was wollt ihr mir geben?« 07. Matth 26,15 –
Mk -
08. Matth 26,15 tria¿konta aÓrgu/ria »dreißig Silberlinge«
Mk 14,10 aÓrgu/rion »Geld«
Mk oi˚ de« aÓkou/santeß e˙ca¿rhsan »sie aber, dies gehört habend, freuten sich«
Übereinstimmung des Markus und Lukas gegen Matthäus: 09. Matth Mk 14,11 – ... e˙ca¿rhsan ... »... sie freuten sich... «
Luk 22,5 kai« e˙ca¿rhsan ... »und sie freuten sich ...«
Es ist auszuschließen, daß Lukas, wenn Markus’ Text seine Vorlage gewesen wäre, eujkai÷rwß (3) in ein im Griechischen völlig ungewöhnliches e˙zh/tei eujkairi÷an umgewandelt hätte.87 Eine Bestätigung liegt darin, daß eben diese völlig ungewöhnliche Formulierung sich auch bei Matthäus findet. Da nun nicht anzunehmen ist, daß Matthäus und Lukas unabhängig voneinander diese Formulierung erfanden, da weiter auszuschließen ist, daß Lukas aus Matthäus schöpfte, muß sich diese Formulierung schon in der gemeinsamen Tradition der Synoptiker gefunden haben, von der Markus zugunsten eines geläufigeren eujkai÷rwß abwich. Gegen die Annahme, daß Markus die Vorlage des Lukas gewesen sein könnte, spricht eine weitere Überlegung. Lukas hat für das markinische e˙phggei÷lanto »sie versprachen« (14,11) sune÷qento »sie sicherten / sagten zu« (22,5). Da Lukas Apg 7,5 ebenfalls in gleicher Bedeutung dieselbe Form im Singular e˙phggei÷lato verwendet, ist kein Grund ersichtlich, warum er in einem sonst nahezu Wort für Wort gleichen Satz ein anderes Verbum gewählt hätte, als er bei Markus gefunden hatte. Auf die gemeinsame Tradition der Synoptiker muß die Übereinstimung e˙ca¿rhsan »sie freuten sich« (09) zurückgehen. Das Wort fehlt bei Matthäus wohl, weil er hier seine Quelle stark veränderte (s.u.). Von besonderem Interesse im Text des Matthäus ist das vom Text des Markus und Lukas stark abweichende (26,15) oi˚ de« e¶sthsan aujtwˆ◊ tria¿konta aÓrgu/ria, das entweder zu übersetzen ist mit »die wogen ihm dreißig Silberstücke ab« oder »die vereinbarten mit ihm eine Bezahlung von dreißig Silberstücken«; in beiden Fällen könnte auf Sacharja 11,12 angespielt sein, wo, außer der gleichen Geldsumme, im Text der LXX ebenfalls e¶sthsan steht. Die Frage, ob Matthäus hier absichtlich eine Vorlage änderte, die dem Text Mk 14,11b und Luk 22,5 gleich oder ähnlich war, oder ob schon seine Quelle diesen Text enthielt, läßt sich nicht beantworten. Sicher ist dies aber ein gewichtiges Trennindiz des Matthäus. Die gesamte griechische Literatur kennt die Verbindung e˙zh/tei plus eujkairi÷an nicht. Die einzigen Belege sind Matth 26,26 und Luk 22,6. Erst im 4. Jh. n. Chr. gibt es in der Tradition des Neuen Testaments elf Belege.
87
108
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.27 Das Abendmahl Mk 14,17–25; Matth 26,20–29; Luk 22,14–38 92 Mk 14,17
Kai« ojyi÷aß genome÷nhß e¶rcetai
Matth 26,20
∆Oyi÷aß de« genome÷nhß
Luk 22,14
Kai« o¢te e˙ge÷neto hJ w‚ra, aÓne÷pe-
Und als Abend geworden war, kommt er Als aber Abend geworden war,
meta» tw◊n dw¿deka.
aÓne÷keito meta» tw◊n dw¿deka.
Und als die Stunde gekommen war, legte er sich
mit den Zwölf.
lag er mit den Zwölf zu Tisch.
zu Tisch und die Apostel mit ihm.
sen kai« oi˚ aÓpo/stoloi su\n aujtwˆ◊. 15
kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: e˙piqumi÷aˆ
Und er sagte zu ihnen: Mit Sehnsucht
e˙pequ/mhsa touvto to\ pa¿sca fagei√n
habe ich mich gesehnt, dieses Pascha zu essen
meq∆ uJmw◊n pro\ touv me paqei√n: 16 le÷gw
mit euch, bevor ich leide. Ich sage
ga»r uJmi√n o¢ti ouj mh\ fa¿gw aujto\ eºwß
euch nämlich: Nicht mehr werde ich es essen, bis
o¢tou plhrwqhØv e˙n thØv basilei÷aˆ touv
es erfüllt wird im Königreich
qeouv.
17
kai« dexa¿menoß poth/rion
Gottes. Und genommen habend einen Kelch,
eujcaristh/saß ei•pen: la¿bete touvto
das Dankgebet gesprochen habend, sagte er: Nehmt diesen
kai« diameri÷sate ei˙ß e˚autou/ß:
und teilt ihn unter euch. Ich sage
18
le÷gw
ga»r uJmi√n, [o¢ti] ouj mh\ pi÷w aÓpo\ touv nuvn
euch nämlich: Nicht mehr werde ich trinken von nun an
aÓpo\ touv genh/matoß thvß aÓmpe÷lou eºwß
von dem Gewächs des Weinstocks, bis
ou∞ hJ basilei÷a touv qeouv e¶lqhØ.
das Königreich Gottes kommt.
18
kai« aÓnakeime÷nwn
Und während zu Tisch lagen
aujtw◊n kai« e˙sqio/ntwn oJ ∆Ihsouvß ei•pen:
21
sie und aßen, sagte Jesus:
Und während sie aßen, sagte er:
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ei–ß e˙x uJmw◊n
kai« e˙sqio/ntwn aujtw◊n ei•pen:
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ei–ß e˙x uJmw◊n
Amen, ich sage euch: Einer von euch Amen, ich sage euch: Einer von euch
paradw¿sei me oJ e˙sqi÷wn met∆ e˙mouv.
paradw¿sei me.
wird mich überliefern, der Essende mit mir.
wird mich überliefern.
Sie wurden zutiefst betrübt und höchst aufge- regt sagten sie zu ihm,
Und überaus betrübt seiend, höchst aufgeregt
ei–ß kata» ei–ß: mh/ti e˙gw¿;
le÷gein ei–ß eºkastoß aujtwvn: mh/ti e˙gw¿
einer nach dem anderen: (Bin) ich (es) etwa?
sagten sie, ein jeder von ihnen: Etwa ich
bin es, Herr?
19
h¡rxanto lupei√sqai kai« le÷gein aujtwˆ◊
20
oJ de« ei•pen aujtoi√ß: ei–ß tw◊n dw¿deka,
22
kai« lupou/menoi sfo/dra h¡rxanto
ei˙mi, ku/rie; 93 23
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen: oJ e˙mba¿yaß
Er aber sagte zu ihnen: Einer der Zwölf, Er aber sagte darauf: Der eingetaucht Habende
oJ e˙mbapto/menoß met∆ e˙mouv ei˙ß to\ tru/- met∆ e˙mouv th\n cei√ra e˙n twˆ◊ trubli÷wˆ der Eintauchende mit mir in die Schüs-
mit mir die Hand in die Schüssel,
sel. Zwar der Sohn des Menschen
dieser wird mich überliefern. Zwar der Sohn
hingeht, wie über ihn geschrieben ist,
des Menschen geht dahin, wie ge-
blion.
21
o¢ti oJ me«n ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou ou∞to/ß me paradw¿sei.
24
oJ me«n ui˚o\ß
uJpa¿gei kaqw»ß ge÷graptai peri« aujtouv, touv aÓnqrw¿pou uJpa¿gei kaqw»ß ge÷92
K. Aland 151996: Nr. 308 (Ende); Nr. 310; Nr. 311; Nr. 312; Nr. 313.
93
Vgl. zu V 22: U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
109
oujai« de« twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ e˙kei÷nwˆ di∆ ou∞ oJ graptai peri« aujtouv, oujai« de« twˆ◊ aÓnwehe aber jenem Menschen, durch den der
schrieben ist über ihn, wehe aber dem Men-
Sohn des Menschen überliefert wird. Bes-
schen, jenem, durch den der Sohn des Men-
ser (wäre) für ihn, wenn nicht gezeugt wäre,
schen überliefert wird. Besser wäre es für i-
ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou paradi÷dotai: ka- qrw¿pwˆ e˙kei÷nwˆ di∆ ou∞ oJ ui˚o\ß touv aÓnlo\n aujtwˆ◊ ei˙ oujk e˙gennh/qh oJ a‡nqrw- der Men-
qrw¿pou paradi÷dotai: kalo\n h™n auj-
poß e˙kei√noß.
twˆ◊ ei˙ oujk e˙gennh/qh oJ a‡nqrwpoß
sch, jener.
hn, wenn nicht gezeugt wäre der Mensch,
jener.
e˙kei√noß. 25
aÓpokriqei«ß de« ∆Iou/daß oJ paradidou\ß
Daraufhin Judas, der Ausliefernde
aujto\n ei•pen: mh/ti e˙gw¿ ei˙mi, rJabbi÷;
ihn, sagte: Bin es etwa ich, Rabbi?
le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei•paß.
Es sagt zu ihm: Du hast (es) gesagt. 22
Kai« e˙sqio/ntwn aujtw◊n labw»n a‡rton 26 ∆Esqio/ntwn de« aujtw◊n labw»n oJ
19
kai« labw»n a‡rton eujcaristh/saß
Und während sie aßen, genommen habend Brot, Während sie aber aßen, genommen habend
Und genommen habend Brot, das Dankgebet gesprochen habend,
das Lobgebet gesprochen habend, brach er und gab ih-
Jesus Brot und das Lobgebet gesprochen habend,
brach er und gab ihnen, sagend:
nen und sagte:
brach er, und gegeben habend den Jüngern,
sagte er:
eujlogh/saß e¶klasen kai« e˙di/dou 94 auj- ∆Ihsouvß a‡rton kai« eujlogh/saß
toi√ß kai« ei•pen:
la¿bete, touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou.
e¶klasen kai« e¶dwken aujtoi√ß le÷gwn:
e¶klasen kai« dou\ß toi√ß maqhtai√ß ei•pen:
la¿bete fa¿gete, touvto/ e˙stin to\
touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou to\ uJpe«r
Nehmt! Dies ist mein Leib. Nehmt, eßt! Dies ist der Dies ist mein Leib, der für
sw◊ma¿ mou.
Leib, meiner.
uJmw◊n dido/menon:
euch hingegeben werdende.
touvto poiei√te ei˙ß th\n e˙mh\n aÓna¿mnhsin.
Tut dies zu meinem Gedächtnis! 23
kai« labw»n poth/rion eujcaristh/saß
27
kai« labw»n poth/rion kai« eujcari-
20
kai« to\ poth/rion w˚sau/twß meta» to\
Und den Kelch genommen habend, das Dank- gebet gesprochen habend,
Und den Kelch genommen habend und Auch den Kelch ebenso nach dem das Dankgebet
gab er ihnen. Und sie tranken aus ihm
gesprochen habend, gab er ihnen, sagend: Essen, sagend:
e¶dwken aujtoi√ß, kai« e¶pion e˙x aujtouv pa¿nteß.
24
kai« ei•pen aujtoi√ß:
sth/saß e¶dwken aujtoi√ß le÷gwn:
deipnhvsai, le÷gwn:
pi÷ete e˙x aujtouv pa¿nteß,
alle. Und er sagte zu ihnen: Trinkt aus ihm alle!
touvto/ e˙stin to\ ai–ma¿ mou thvß diaqh/-
28
touvto ga¿r e˙stin to\ ai–ma¿ mou thvß touvto to\ poth/rion hJ kainh\ diaqh/kh
Dies ist mein Blut des Bun- Denn dies ist mein Blut des Dieser Kelch (ist) der Neue Bund
khß to\ e˙kcunno/menon uJpe«r pollw◊n.
diaqh/khß to\ peri« pollw◊n e˙kcunno/- e˙n twˆ◊ aiºmati÷ mou to\ uJpe«r uJmw◊n
des, das vergossen werdende für viele. Bundes, das für viele vergossen
in meinem Blut, das für euch
menon ei˙ß a‡fesin a˚martiw◊n.
e˙kcunno/menon.
werdende zur Vergebung (der) Sünden.
vergossen werdende.
21
Plh\n i˙dou\ hJ cei«r touv paradido/ntoß
Doch siehe, die Hand des Überliefernden
22
me met∆ e˙mouv e˙pi« thvß trape÷zhß.
mich (ist) mit mir auf dem Tisch. Denn der
o¢ti oJ
ui˚o\ß me«n touv aÓnqrw¿pou kata» to\ w˚risSohn zwar des Menschen gemäß dem Bestimm-
me÷non poreu/etai, plh\n oujai« twˆ◊ aÓnqrw¿ten geht dahin, doch wehe dem Men-
pwˆ e˙kei÷nwˆ di∆ ou∞ paradi÷dotai.
schen, jenem, durch den er überliefert wird.
Und sie disputierten aufgeregt mit-
94
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
23
kai« aujtoi« h¡rxanto suzhtei√n pro\ß
110
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
e˚autou\ß to\ ti÷ß a‡ra ei¶h e˙x aujtw◊n
einander das: Wer wohl sei von ihnen
oJ touvto me÷llwn pra¿ssein.
der dies tun Werdende.
24
∆Ege÷neto de« kai« filoneiki÷a e˙n aujtoi√ß,
Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen,
25
to\ ti÷ß aujtw◊n dokei√ ei•nai mei÷zwn.
(über) das: Wer von ihnen scheine (der) Größere zu sein. Er aber
oJ de«
ei•pen aujtoi√ß: oi˚ basilei√ß tw◊n e˙qnw◊n
sagte zu ihnen: Die Könige der Völker
kurieu/ousin aujtw◊n kai« oi˚ e˙xousia¿zon-
herrschen über sie, und die Macht Haben-
teß aujtw◊n eujerge÷tai kalouvntai.
den über sie werden Wohltäter genannt.
26
uJmei√ß de« oujc ou¢twß, aÓll∆ oJ mei÷zwn
Bei euch aber nicht so, sondern der Größere
e˙n uJmi√n gine÷sqw w˚ß oJ new¿teroß kai«
unter euch sei wie der Jüngere und
27
oJ hJgou/menoß w˚ß oJ diakonw◊n.
der Führende wie der Dienende. Denn wer
ti÷ß ga»r
mei÷zwn, oJ aÓnakei÷menoß h£ oJ diakonw◊n;
(ist) größer, der zu Tisch Liegende oder der Bedienende?
oujci« oJ aÓnakei÷menoß; e˙gw» de« e˙n me÷swˆ
Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber in (der) Mitte,
uJmw◊n ei˙mi w˚ß oJ diakonw◊n.
eurer, bin wie der Dienende.
28
ÔUmei√ß de÷ e˙ste oi˚ diamemenhko/teß
Ihr aber seid die ausgeharrt Habenden
met∆ e˙mouv e˙n toi√ß peirasmoi√ß mou:
mit mir in meinen Versuchungen.
29
Und ich bestimme für euch, wie bestimmt hat
kaÓgw» diati÷qemai uJmi√n kaqw»ß die÷qeto/ 30
moi oJ path/r mou basilei÷an,
für mich mein Vater, ein Königreich, daß es-
iºna e¶sqh-
te kai« pi÷nhte e˙pi« thvß trape÷zhß mou e˙n
sen und trinken ihr sollt an meinem Tisch in
thØv basilei÷aˆ mou, kai« kaqh/sesqe e˙pi«
meinem Königreich und sitzen sollt auf
qro/nwn ta»ß dw¿deka fula»ß kri÷nonteß
Thronen, richtend die zwölf Stämme
touv ∆Israh/l.
Israels.
31
Simon, Simon, siehe der Satan hat be-
Si÷mwn Si÷mwn, i˙dou\ oJ satana◊ß e˙xhØth/-
sato uJma◊ß touv sinia¿sai w˚ß to\n si√ton:
gehrt, euch zu sieben wie den Weizen.
32
e˙gw» de« e˙deh/qhn peri« souv iºna mh\ e˙kli÷-
Ich aber habe für dich gebetet, daß nicht auf-
Mk 14,29
oJ de« Pe÷troß e¶fh aujtwˆ◊: ei˙ kai«
Petrus aber sagt zu ihm: Wenn auch
phØ hJ pi÷stiß sou: kai« su/ pote e˙pistre÷-
Matth 26,33
aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•-
Darauf Petrus sag-
höre dein Glaube. Und du, dich dann gewendet
yaß sth/rison tou\ß aÓdelfou/ß sou.
33
oJ
habend, stärke deine Brüder. Er
pa¿nteß skandalisqh/sontai, aÓll∆
pen aujtwˆ◊: ei˙ pa¿nteß skandalisqh/- de« ei•pen aujtwˆ◊: ku/rie, meta» souv eºtoimo/ß
alle Anstoß nehmen werden, doch
te zu ihm: Wenn alle Anstoß
sontai e˙n soi÷, e˙gw» oujde÷pote
ei˙mi kai« ei˙ß fulakh\n kai« ei˙ß qa¿naton
ich nicht.
nehmen werden an dir, ich niemals
bin ich auch, ins Gefängnis und in (den) Tod
werde Anstoß nehmen.
oujk e˙gw¿.
30
kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n le÷-
Und Jesus sagt zu ihm: Amen, ich sa-
skandalisqh/somai. 34
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n le÷gw
Jesus sagte zu ihm: Amen ich sage
aber sagte zu ihm: Herr, mit dir bereit
poreu/esqai. zu gehen.
34
oJ de« ei•pen: le÷gw soi, Pe÷tre,
Er aber sagte: Ich sage dir, Petrus,
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
111
gw soi o¢ti su\ sh/meron tau/thØ thØv nuk- soi o¢ti e˙n tau/thØ thØv nukti« pri«n
ouj fwnh/sei sh/meron aÓle÷ktwr
ge dir: Du heute in dieser Na-
dir: In dieser Nacht, bevor
Kein Hahn wird heute krähen,
cht, eher als zweimal ein Hahn kräht, dreimal
ein Hahn kräht, dreimal
bis du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen.
wirst du mich verleugnen.
wirst du mich verleugnen.
ti« pri«n h£ di«ß aÓle÷ktora fwnhvsai tri÷ß me aÓparnh/shØ.
aÓle÷ktora fwnhvsai tri«ß aÓparnh/shØ me.
eºwß tri÷ß me aÓparnh/shØ ei˙de÷nai.
35
Und er sagte zu ihnen: Als ich ausgesandt habe
Kai« ei•pen aujtoi√ß: o¢te aÓpe÷steila
uJma◊ß a‡ter ballanti÷ou kai« ph/raß kai«
euch ohne Geldbeutel und Reisesack und
uJpodhma¿twn, mh/ tinoß uJsterh/sate;
Sandalen, habt ihr etwa an etwas Mangel gehabt? 36
oi˚ de« ei•pan: oujqeno/ß.
Sie sagten: An nichts. Er sagte zu ihnen:
ei•pen de« aujtoi√ß:
aÓlla» nuvn oJ e¶cwn balla¿ntion aÓra¿tw,
Aber jetzt der Habende einen Geldbeutel, nehme
(ihn).
oJmoi÷wß kai« ph/ran, kai« oJ mh\ e¶cwn
Gleichermaßen auch einen Reisesack. Und der
nicht Habende
pwlhsa¿tw to\ i˚ma¿tion aujtouv kai«
verkaufe seinen Mantel und
37
aÓgorasa¿tw ma¿cairan.
kaufe ein Schwert! Denn ich sage euch:
le÷gw ga»r uJmi√n
o¢ti touvto to\ gegramme÷non dei√ te les-
Dieses Geschriebene muß voll-
qhvnai e˙n e˙moi÷, to/: kai« meta» aÓno/mwn
endet werden an mir, das: Und unter Gesetzlose
e˙logi÷sqh: kai« ga»r to\ peri« e˙mouv te÷loß
ist er gerechnet worden. Denn das über mich
Vollendung
e¶cei.
hat.
38
Sie aber sagten: Herr, siehe, hier (sind) Schwerter,
25
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti oujke÷ti ouj mh\
29
oi˚ de« ei•pan: ku/rie, i˙dou\ ma¿cairai w—de
du/o. oJ de« ei•pen aujtoi√ß: i˚kano/n e˙stin. le÷gw de« uJmi√n, ouj mh\ pi÷w aÓp∆ a‡rti
zwei! Er aber sagte zu ihnen: Genug ist es.
Amen, ich sage euch, nicht mehr Ich sage euch aber: Ich werde von jetzt an
nicht (mehr) trinken
werde ich trinken von dem Gewächs des
von diesem, dem Gewächs des Wein-
pi÷w e˙k touv genh/matoß thvß aÓmpe÷lou Weinstocks,
e˙k tou/tou touv genh/matoß thvß aÓmpe÷-
eºwß thvß hJme÷raß e˙kei÷nhß o¢tan aujto\
lou eºwß thvß hJme÷raß e˙kei÷nhß o¢tan
bis zu jenem Tag, da *ich* es
stocks bis zu jenem Tag, wo
*ich* trinke neu
ich es trinken werde mit euch neu
im Königreich Gottes.
im Königreich meines Vaters.
pi÷nw kaino\n
e˙n thØv basilei÷aˆ touv qeouv.
aujto\ pi÷nw meq∆ uJmw◊n kaino\n e˙n thØv basilei÷aˆ touv patro/ß mou.
Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 01. Matth 26,30 Mk 14,17-18 Luk 22,14 ∆Oyi÷aß de« genome÷nhß Kai« ojyi÷aß genome÷nhß e¶rcetai Kai« o¢te e˙ge÷neto hJ w‚ra, aÓne÷pe aÓne÷keito meta» tw◊n dw¿deka meta» tw◊n dw¿deka. kai« aÓnakei- sen kai« oi˚ aÓpo/stoloi su\n aujtwˆ◊ me÷nwn aujtw◊n ... »Und als es Abend geworden «Und als es Abend geworden war, »Und als die Stunde gekommen war, war, lag er mit den Zwölfen kommt er mit den Zwölf. Und legte er sich zu Tisch und die Apostel zu Tisch« während sie aßen ...« mit ihm«
112
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
02. Matth Mk Luk 22,15-18 – – berichten von der Sehnsucht Jesu, dieses Mahl mit den Aposteln zu feiern. Während Matth 26,29 und Mk 14,25 um das Wort Jesu den Wein betreffend wissen, den er auf Erden nicht mehr trinken wird, nennt Lukas allgemein das Pascha mahl und den »ersten Becher« des Mahles.95 Danach zitiert er das Wort zum Wein, den Jesus auf Erden nicht mehr trinken wird. 03. Matth 26,21–25 Mk 14,18–21 Luk 22,21–23 Entlarvung des Judas Entlarvung des Judas Judas wird nicht entlarvt 04. Matth 26,26 Mk 14,22 Luk 22,19 touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou to\ uJpe«r uJmw◊n dido/menon: touvto poiei√te ei˙ß th\n e˙mh\n aÓna¿mnhsin »Dies ist mein Leib« »Dies ist mein Leib« »Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben werdende. Tut dies zu meinem Gedächtnis!« 05. Matth 26,28 Mk 14,24 Luk 22,20 touvto ga¿r e˙stin to\ ai–ma¿ touvto/ e˙stin to\ ai–ma¿ mou touvto to\ poth/rion hJ kainh\ diaqh/kh mou thvß diaqh/khß to\ peri« thvß diaqh/khß to\ e˙kcunno/me- e˙n twˆ◊ aiºmati÷ mou to\ uJpe«r uJmw◊n pollw◊n e˙kcunno/menon non uJpe«r pollw◊n e˙kcunno/menon ei˙ß a‡fesin a˚martiw◊n »denn dies ist mein Blut »dies ist mein Blut des »dieser Kelch (ist) der Neue Bund Bundes, das für viele ver- in meinem Blut, das für euch ver des Bundes, das für viele vergossen werdende zur gossen werdende« gossen werdende« Vergebung der Sünden« 06. Matth Mk Luk 22,24–30 – – Rangstreit der Jünger und Antworten Jesu Matthäus bringt 20,24-28 Markus bringt 10,41-45 und 19,28 einen ähnlichen einen ähnlichen Text Text in einem anderen in einem anderen Zusammenhang: Zusammenhang: Matth 20,24
Kai« aÓkou/santeß oi˚ de÷ka hjga-
Und (dies) gehört habend, die Zehn wurden un-
na¿kthsan peri« tw◊n du/o aÓdelfw◊n.
Mk 10,41
Kai« aÓkou/santeß oi˚ de÷ka
24
∆Ege÷neto de« kai« filoneiki÷a e˙n aujtoi√ß,
Und (dies) gehört habend, die Zehn Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen,
h¡rxanto aÓganaktei√n peri« ∆Iakw¿bou to\ ti÷ß aujtw◊n dokei√ ei•nai mei÷zwn.
willig über die zwei Brüder. wurden ernsthaft unwillig über Jakobus (über) das: Wer von ihnen scheine (der) Größere zu sein. kai« ∆Iwa¿nnou. und Johannes. 25 42 25 oJ de« ∆Ihsouvß proskalesa¿menoß kai« proskalesa¿menoß oJ de« ei•pen aujtoi√ß: Aber Jesus, zu sich gerufen habend Und zu sich gerufen habend Er aber sagte zu ihnen:
aujtou\ß ei•pen:
aujtou\ß oJ ∆Ihsouvß le÷gei aujtoi√ß:
sie, sagte er:
sie, sagt Jesus zu ihnen:
Nach bPesachim 103a heißt dieser Spruch: »Gepriesen seist du, JHWH, unser Gott, König der Welt, der die Frucht des Weinstocks geschaffen hat.« 95
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I oi¶date o¢ti oi˚ a‡rconteß
oi¶date o¢ti oi˚ dokouvnteß a‡rcein
113 oi˚ basilei√ß tw◊n e˙qnw◊n
Ihr wißt, daß die Herrscher Ihr wißt, daß die Herrscher Die Könige der Völker tw◊n e˙qnw◊n katakurieu/ousin aujtw◊n tw◊n e˙qnw◊n katakurieu/ousin aujtw◊n kurieu/ousin aujtw◊n kai« oi˚ e˙xousia¿zonder Völker über sie herrschen der Völker gewalttätig herrschen über sie herrschen über sie, und die Macht Haben-
teß aujtw◊n eujerge÷tai kalouvntai.
kai« oi˚ mega¿loi katexousia¿zousin kai« oi˚ mega¿loi aujtw◊n katexousia¿und die Großen ihre Macht mißbrauchen und ihre Großen ihre Macht mißbrau- gegen
den über sie werden Wohltäter genannt.
aujtw◊n.
zousin aujtw◊n.
sie.
chen gegen sie.
Bei euch soll es nicht so sein,
So aber ist es nicht bei euch; Bei euch aber nicht so, sondern der Größere
sondern wer immer bei euch groß will
sondern wer groß will werden
werden, soll euer Diener sein.
bei euch, soll euer Diener sein,
26
oujc ou¢twß e¶stai e˙n uJmi√n,
aÓll∆ o§ß e˙a»n qe÷lhØ e˙n uJmi√n me÷gaß gene÷sqai e¶stai uJmw◊n dia¿konoß, 27
kai« o§ß a·n qe÷lhØ e˙n uJmi√n ei•nai
43
oujc ou¢twß de÷ e˙stin e˙n uJmi√n,
aÓll∆ o§ß a·n qe÷lhØ me÷gaß gene÷sqai e˙n uJmi√n e¶stai uJmw◊n dia¿konoß 44
kai« o§ß a·n qe÷lhØ e˙n uJmi√n ei•nai und wer bei euch sein will
26
uJmei√ß de« oujc ou¢twß, aÓll∆ oJ mei÷zwn
e˙n uJmi√n gine÷sqw w˚ß oJ new¿teroß kai« unter euch sei wie der Jüngere und
oJ hJgou/menoß w˚ß oJ diakonw◊n. 27ti÷ß ga»r der Führende wie der Dienende. Denn wer
mei÷zwn, oJ aÓnakei÷menoß h£ oJ diakonw◊n;
Und wer unter euch (der) Erste sein will, (ist) größer, der zu Tisch Liegende oder der Bedienende? prw◊toß e¶stai uJmw◊n douvloß: prw◊toß e¶stai pa¿ntwn douvloß: oujci« oJ aÓnakei÷menoß; e˙gw» de« e˙n me÷swˆ soll euer Knecht sein. (der) Erste, sei aller Knecht. Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber in (der) Mitte,
28
w‚sper oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oujk
45
kai« ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oujk
uJmw◊n ei˙mi w˚ß oJ diakonw◊n. eurer, bin wie der Dienende.
Gleichwie der Sohn des Menschen nicht Denn der Sohn des Menschen ist nicht ge-
h™lqen diakonhqhvnai aÓlla» diakonhv-
h™lqen diakonhqhvnai aÓlla» diakonhv-
gekommen ist, sich dienen zu lassen, sondern zu die-
kommen, sich dienen zu lassen, sondern zu die-
nen und sein Leben zu geben
nen und sein Leben zu geben
als Lösegeld für viele.
als Lösegeld für viele.
sai kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv lu/tron aÓnti« pollw◊n. Matth 19,28
sai kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv
lu/tron aÓnti« pollw◊n.
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß:
28
ÔUmei√ß de÷ e˙ste oi˚ diamemenhko/teß
Jesus aber sagte zu ihnen: Ihr aber seid die ausgeharrt Habenden
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti uJmei√ß oi˚ aÓkolou- Amen, ich sage euch: Ihr, die nach-
met∆ e˙mouv e˙n toi√ß peirasmoi√ß mou: mit mir in meinen Versuchungen.
qh/sante÷ß moi e˙n thØv paliggenesi÷aˆ,
29
gefolgt Seienden mir, bei der Welterneuerung,
Und ich bestimme für euch, wie bestimmt hat
kaÓgw» diati÷qemai uJmi√n kaqw»ß die÷qeto/
moi oJ path/r mou basilei÷an, 30iºna e¶sqh-
für mich mein Vater, ein Königreich, daß es-
o¢tan kaqi÷shØ oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou wenn sich der Sohn des Menschen gesetzt hat
e˙pi« qro/nou do/xhß aujtouv, kaqh/sesqe auf (den) Thron seiner Herrlichkeit, werdet sitzen
kai« uJmei√ß e˙pi« dw¿deka qro/nouß kri÷non-
te kai« pi÷nhte e˙pi« thvß trape÷zhß mou e˙n sen und trinken ihr sollt an meinem Tisch in
thØv basilei÷aˆ mou, kai« kaqh/sesqe e˙pi« meinem Königreich und sitzen sollt auf
qro/nwn ta»ß dw¿deka fula»ß kri÷nonteß
auch ihr auf zwölf Thronen, rich- Thronen, richtend die zwölf Stämme
teß ta»ß dw¿deka fula»ß touv ∆Israh/l.
touv ∆Israh/l.
tend die zwölf Stämme Israels. Israels.
Weitere Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 06.1 Matth 20,24–28; 19,28 Mk 10,41–45 Luk 22,24–30 Der Kontext dieses Textes Der Kontext dieses Textes Der Kontext dieses Textes ist ist nicht das Abendmahl, ist nicht das Abendmahl, das Abendmahl. sondern eine Bitte der sondern eine Bitte der Zebedäussöhne. Zebedäussöhne 06.2 Matth 20,24 Mk 10,41 Luk 22,24–25 Die Bitte der Zebedäussöhne Die Bitte der Zebedäussöhne Ein Streit der Jünger ist Anlaß,
114
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I ist Anlaß, daß Jesus eine ent- sprechende Belehrung gibt.
ist Anlaß, daß Jesus eine ent- daß Jesus eine entsprechende sprechende Belehrung gibt. Belehrung gibt.
06.3 Matth 20,25 Mk 10,42 Luk 22,25 oJ de« ∆Ihsouvß proskalesa¿me- kai« proskalesa¿menoß ei•pen aujtoi√ß noß aujtou\ß ei•pen aujtou\ß oJ ∆Ihsouvß le÷gei aujtoi√ß »aber Jesus, zu sich gerufen »und zu sich gerufen habend »er sagte zu ihnen« habend sie, sagte« sie, sagt Jesus zu ihnen« 06.4 Matth 20,25 Mk 10,42 Luk 22,25 oi¶date o¢ti oi˚ a‡rconteß tw◊n oi¶date o¢ti oi˚ dokouvnteß a‡rcein oi˚ basilei√ß tw◊n e˙qnw◊n kurieu/ou e˙qnw◊n katakurieu/ousin tw◊n e˙qnw◊n katakurieu/ousin sin aujtw◊n kai« oi˚ e˙xousia¿zonteß aujtw◊n kai« oi˚ mega¿loi aujtw◊n kai« oi˚ mega¿loi aujtw◊n aujtw◊n eujerge÷tai kalouvntai. katexousia¿zousin katexousia¿zousin aujtw◊n. »ihr wißt, daß die Herrscher »ihr wißt, daß die Herrscher »die Könige der Völker herrschen der Völker über sie herrschen über die Völker gewalttätig über als Herren über sie und die Macht und die Großen ihre Macht sie herrschen und die Großen ihre habenden über sie werden Wohl mißbrauchen« Macht gegen sie mißbrauchen« täter genannt« 06.5 Matth 20,26–27 Mk 10,43–44 Luk 22,26–27 aÓll∆ oJ mei÷zwn e˙n uJmi√n gine÷sqw aÓll∆ o§ß e˙a»n qe÷lhØ e˙n uJmi√n aÓll∆ o§ß a·n qe÷lhØ me÷gaß ge- me÷gaß gene÷sqai e¶stai uJmw◊n ne÷sqai e˙n uJmi√n e¶stai uJmw◊n w˚ß oJ new¿teroß kai« oJ hJgou/menoß dia¿konoß, kai« o§ß a·n qe÷lhØ e˙n dia¿konoß, kai« o§ß a·n qe÷lhØ e˙n w˚ß oJ diakonw◊n. ti÷ß ga»r mei÷zwn, oJ uJmi√n ei•nai prw◊toß e¶stai uJmi√n ei•nai prw◊toß e¶stai aÓnakei÷menoß h£ oJ diakonw◊n; oujci« oJ uJmw◊n douvloß pa¿ntwn douvloß aÓnakei÷menoß; »sondern wer bei euch groß »sondern wer bei euch groß »sondern der Größere bei euch sei werden will, soll euer Diener werden will, soll euer Diener wie der Jüngere und der Führende sein. Und wer bei euch (der) sein. Und wer bei euch (der) wie der Dienende. Denn wer ist Erste sein will, soll euer Erste sein will, soll euer größer, der zu Tisch Liegende oder Knecht sein« Knecht sein« der Bedienende? Nicht der zu Tisch Liegende?« 06.6 Matth 20,28 Mk 10,45 Luk 22,27 w‚sper oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙gw» de« e˙n me÷swˆ uJmw◊n ei˙mi oujk h™lqen diakonhqhvnai aÓl- oujk h™lqen diakonhqhvnai aÓl- w˚ß oJ diakonw◊n la» diakonhvsai kai« douvnai la» diakonhvsai kai« douvnai th\n yuch\n aujtouv lu/tron th\n yuch\n aujtouv lu/tron aÓnti« pollw◊n aÓnti« pollw◊n »gleichwie der Sohn des »denn der Sohn des »Ich aber bin in eurer Mitte wie Menschen nicht gekommen der Dienende« Menschen ist nicht gekom- ist, sich dienen zu lassen, men, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen und sein sondern zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld Leben zu geben als Lösegeld für viele« für viele« Trennindizien des Matthäus und Markus; Trennindizien des Matthäus und Lukas 06.7 Matth 19,28 Mk Luk 22,28 o¢ti uJmei√ß oi˚ aÓkolouqh/- - ÔUmei√ß de÷ e˙ste oi˚ diamemenhko/teß sante÷ß moi met∆ e˙mouv e˙n toi√ß peirasmoi√ß mou »Ihr, die ihr mir nach- »Ihr aber seid die ausgeharrt gefolgt Seienden« Habenden bei mir in meinen Versuchungen« 06.8 Matth 19,28 Mk Luk e˙n thØv paliggenesi÷aˆ - »bei der Welterneuerung«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
115
06.9 Matth 19,28 Mk Luk 22,29–30 o¢tan kaqi÷shØ oJ ui˚o\ß touv - kaÓgw» diati÷qemai uJmi√n kaqw»ß aÓnqrw¿pou e˙pi« qro/nou do/xhß die÷qeto/ moi oJ path/r mou basi aujtouv, kaqh/sesqe kai« uJmei√ß lei÷an, iºna e¶sqhte kai« pi÷nhte e˙pi« e˙pi« dw¿deka qro/nouß kri÷non- thvß trape÷zhß mou e˙n thØv basilei÷aˆ teß ta»ß dw¿deka fula»ß touv mou, kai« kaqh/sesqe e˙pi« qro/nwn ∆Israh/l ta»ß dw¿deka fula»ß kri÷nonteß touv Israh/l »wenn sich der Sohn des »Und ich bestimme für euch, wie Menschen auf den Thron für mich ein Königreich mein Vater seiner Herrlichkeit gesetzt bestimmt hat, daß ihr an meinem hat, werdet auch ihr auf Tisch in meinem Königreich essen zwölf Thronen sitzen, und trinken sollt und sitzen sollt richtend die zwölf Stämme auf Thronen, richtend die zwölf Israels« Stämme Israels« Fortsetzung der Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 07. Matth Mk Luk 22,31–32 – – berichtet über Simon und Petrus und die Vorhersage seines Verrates, Matthäus und Markus berichten davon später, beim Gang zum Ölberg. 08. Matth Mk Luk 22,35-38 – – Keine Entsprechung bei Matth u. Mk Trennindizien zwischen Matthäus und Markus: 09. Matth 26,20 Mk 14,17–18 ... aÓne÷keito meta» tw◊n dw¿deka ... e¶rcetai meta» tw◊n dw¿deka. kai« aÓnakeime÷nwn aujtw◊n ... »... lag er mit den Zwölf zu Tisch« »... kommt er mit den Zwölf. Und während sie zu Tisch lagen, ...« 10. Matth 26,22 Mk 14,19 kai« lupou/menoi sfo/dra h¡rxanto lupei√sqai kai« le÷gein h¡rxanto le÷gein ei–ß eºkastoß aujtwˆ◊ ei–ß kata» ei–ß: aujtw◊n: mh/ti e˙gw¿ ei˙mi, ku/rie; mh/ti e˙gw¿; »und überaus betrübt seiend, »Sie waren äußerst betrübt begannen sie zu sagen, ein und sagten zu ihm einer nach dem anderen: jeder Einzelne von ihnen: Bin es etwa ich, Herr?« (Bin es) etwa ich?« 11. Matth 26,25 Mk aÓpokriqei«ß de« ∆Iou/daß oJ pa- radidou\ß aujto\n ei•pen: mh/ti e˙gw¿ ei˙mi, rJabbi÷; le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei•paß. »nachdrücklich aber Judas, der ihn Überliefernde, sagte: Bin ich es etwa, Rabbi? Er sagt zu ihm: Du hast (es) gesagt« 12. Matth 26,26 Mk 14,22 la¿bete fa¿gete, la¿bete,
116
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou touvto/ e˙stin to\ sw◊ma¿ mou »nehmt, eßt: »nehmt: Das ist mein Leib« Das ist mein Leib« 13. Matth 26,27–28 Mk 14,23–24 ... e¶dwken aujtoi√ß le÷gwn: ... e¶dwken aujtoi√ß, kai« e¶pion pi÷ete e˙x aujtouv pa¿nteß, e˙x aujtouv pa¿nteß. kai« ei•pen aujtoi√ß: touvto ga¿r e˙stin to\ ai–ma¿ touvto/ e˙stin to\ ai–ma¿ mou thvß mou thvß diaqh/khß to\ peri« diaqh/khß to\ e˙kcunno/menon pollw◊n e˙kcunno/menon ei˙ß uJpe«r pollw◊n a‡fesin a˚martiw◊n »... gab er ihnen, sagend: »... gab er ihnen, und sie tranken Trinkt alle daraus: alle aus ihm. Und er sagte zu ihnen: Denn dies ist mein Blut Dies ist mein Blut des des Bundes, das für viele Bundes, das vergossen werdende vergossen werdende zur für viele.« Vergebung (der) Sünden.« 14. Matth 26,29 Mk 14,25 le÷gw de« uJmi√n, ... aÓmh\n le÷gw uJmi√n ... e˙n thØv basilei÷aˆ touv patro/ß e˙n thØv basilei÷aˆ touv qeouv. mou. »ich sage euch aber ... »Amen, ich sage euch ... im Reich meines Vaters« im Reich Gottes« 1. Die Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas sind so zahlreich und auffällig (01) bis (8), daß sich seine Quelle von den Quellen des Matthäus und Markus wesentlich unterschieden haben muß. Das trifft ebenso auf (06.1) bis (06.6) zu. Perikopen über Rangstreitigkeiten der Jünger bzw. der Zebedäussöhne dürften daher in verschiedenen Quellen, unterschiedlich platziert, vorhanden gewesen sein. Wenn der Lukastext eine solche Perikope beim Abendmahlsgeschehen aufweist, so wird dies ein Indiz dafür sein, daß seine Quelle diese Perikope bereits enthalten hat, ferner auch dafür, daß Lukas der Bericht des Matthäus und Markus nicht bekannt war, da eine solch massive Änderung des Abendmahlsberichtes durch den um Genauigkeit und historische Redlichkeit bemühten Lukas schwerlich angelastet werden kann. 2. Die Trennindizien des Matthäus und Markus (09) bis (10); (12) bis (14) sind bis auf (11) von keinem sehr großen Gewicht. Ihre Quellen waren nicht identisch, einander jedoch ähnlich. Daß Markus die Judasfrage (11) nicht anführt, läßt den Schluß zu, daß seine Quelle sie nicht gekannt hat, und macht es unwahrscheinlich, daß Markus den Matthäustext gekannt hat. Die matthäische und die markinische Perikope über die Bitte der Zebedäussöhne (06) sind einander ebenfalls so ähnlich (06.1) bis (06.6), daß eine fast gleichlautende Quelle erschlossen werden kann. Das Jesuswort Matth 19,28 ist ein Trennindiz des Matthäus und Markus (06.7) bis (06.9), zugleich ein Trennindiz zu Luk 22,29–30, wo zwar eine ähnliche Thematik zur Sprache kommt, jedoch im Detail zu Matth 19,28 viele Unterschiede vorhanden sind. Ferner ist auch der völlig andere Kontext nicht zu unterschätzen. Woher Lukas diesen Stoff nahm, wissen wir nicht. Es läßt sich nur sagen, daß für Matth 19,28 und Luk 22,29–30 die Quellen äußerst unterschiedlich waren. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
117
3.1.28 Gang zum Ölberg, Ankündigung des Verleugnens Jesu durch Petrus Mk 14,26–31; Matth 26,30–35; Luk 22,31–34 96 Mk 14,26
Kai« uJmnh/santeß e˙xhvlqon ei˙ß to\ Matth 26,30 Kai« uJmnh/santeß e˙xhvlqon ei˙ß Vgl. 22,39
Und den Lobgesang gesungen habend, gingen
Und den Lobgesang gesungen habend, gingen
sie hinaus zum
sie hinaus zu
o¡roß tw◊n e˙laiw◊n.
27
kai« le÷gei aujtoi√ß to\ o¡roß tw◊n e˙laiw◊n.
31
To/te le÷gei
Berg der Ölbäume. Und es sagt zu ihnen
dem Berg der Ölbäume. Da sagt
Jesus: Alle werdet ihr Anstoß
Jesus zu ihnen: Ihr alle
nehmen, weil geschrieben steht:
werdet an mir Anstoß nehmen in der
oJ ∆Ihsouvß o¢ti pa¿nteß skandalisqh/- sesqe, o¢ti ge÷graptai:
aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: pa¿nteß uJmei√ß skandalisqh/sesqe e˙n e˙moi« e˙n thØv nukti« tau/thØ, ge÷graptai ga¿r:
Nacht, dieser; denn geschrieben steht:
pata¿xw to\n poime÷na, kai« ta» pro/-
pata¿xw to\n poime÷na, kai«
Ich werde den Hirten erschlagen und die Scha- Ich werde den Hirten erschlagen und
bata diaskorpisqh/sontai.
diaskorpisqh/sontai
fe werden zerstreut werden.
zerstreut werden werden
die Schafe der Herde.
28
aÓlla» meta» to\ e˙gerqhvnai÷ me proa¿xw
ta» pro/bata thvß poi÷mnhß. 32
meta» de« to\ e˙gerqhvnai÷ me proa¿xw
Aber nachdem ich auferweckt worden bin, Nachdem ich aber auferweckt worden bin, werde ich vorausgehen
werde ich vorausgehen
euch nach Galiläa.
euch nach Galiläa.
uJma◊ß ei˙ß th\n Galilai÷an.
uJma◊ß ei˙ß th\n Galilai÷an.
Luk 22,31
Simon, Simon, siehe, der Satan
Si÷mwn Si÷mwn, i˙dou\ oJ satana◊ß
e˙xhØth/sato uJma◊ß touv sinia¿sai w˚ß to\n
hat begehrt, euch zu sieben wie den 32
si√ton:
Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß
e˙gw» de« e˙deh/qhn peri« souv iºna
mh\ e˙kli÷phØ hJ pi÷stiß sou: kai« su/ pote
nicht aufhöre dein Glaube. Und du, dann
e˙pistre÷yaß sth/rison tou\ß aÓdelfou/ß
dich gewendet habend, stärke die Brüder,
29
oJ de« Pe÷troß e¶fh aujtwˆ◊: ei˙ kai« pa¿n-
33
sou.
deine!
aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•pen auj- 33 oJ de« ei•pen aujtwˆ◊: ku/rie, meta» souv
Petrus aber sagte zu ihm: Wenn auch al- Daraufhin sagte aber Petrus zu i- Er aber sagte zu ihm: Herr, mit dir
teß skandalisqh/sontai, aÓll∆ oujk
twˆ◊: ei˙ pa¿nteß skandalisqh/sontai eºtoimo/ß ei˙mi kai« ei˙ß fulakh\n kai« ei˙ß
le Anstoß nehmen werden, doch nicht
hm: Wenn alle Anstoß nehmen werden
ich.
an dir, ich niemals werde Anstoß Tod zu gehen.
nehmen.
e˙gw¿.
30
kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n
bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in (den)
e˙n soi÷, e˙gw» oujde÷pote skandalisqh/- qa¿naton poreu/esqai. somai. 34
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n le÷gw
34
oJ de« ei•pen: le÷gw soi, Pe÷tre,
Und Jesus sagt zu ihm: Amen,
Jesus sagte zu ihm: Amen, ich sage Er aber sagte: Ich sage dir, Petrus,
ich sage dir: du heute in dieser
dir: In dieser Nacht, bevor ein Ha-
Kein Hahn wird heute krähen, bis dreimal *mich*
Nacht, eher als zweimal ein Hahn kräht,
hn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
du geleugnet hast *mich* zu kennen.
le÷gw soi o¢ti su\ sh/meron tau/thØ thØv
soi o¢ti e˙n tau/thØ thØv nukti« pri«n aÓl- ouj sh/meron aÓle÷ktwr eºwß tri÷ß me
nukti« pri«n h£ di«ß aÓle÷ktora fwnhvsai e÷ktora fwnhvsai tri«ß aÓparnh/shØ me. aÓparnh/shØ ei˙de÷nai. tri÷ß me aÓparnh/shØ.
wirst du mich dreimal verleugnen. 31
oJ de« e˙kperissw◊ß e˙la¿lei: e˙a»n de÷hØ
35
le÷gei aujtwˆ◊ oJ Pe÷troß: ka·n de÷hØ me
Er aber nachdrücklichst sagte: Wenn es nötig Petrus sagt zu ihm: Und wenn es nötig sein sein sollte,
sollte,
daß ich mit dir sterbe, nicht werde ich dich ver-
daß ich mit dir sterbe, nicht werde ich dich ver-
me sunapoqanei√n soi, ouj mh/ se aÓp- 96
K. Aland 151996: Nr. 315.
su\n soi« aÓpoqanei√n, ouj mh/ se aÓpar-
118
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
arnh/somai. w˚sau/twß de« kai« pa¿nteß nh/somai. oJmoi÷wß kai« pa¿nteß oi˚ maqhleugnen. Ebenso aber auch alle
leugnen. Gleicherweise auch alle die Jün-
sagten.
ger sagten.
e¶legon.
tai« ei•pan.
Matthäus und Markus haben folgende Bindeindizien gegen Lukas: 01. Die Voraussage der Verleugnung des Petrus wird von Lukas im Unterschied zu Matthäus und Markus schon vor dem Gang zum Ölberg berichtet (22,31–34). 02. Den Gang zum Ölberg erwähnt Lukas (22,39) im Unterschied zu Matthäus und Markus nur kurz als Bestandteil seines Ölberg-Berichtes: Kai« e˙xelqw»n e˙poreu/qh kata» to\ e¶qoß ei˙ß to\ o¡roß tw◊n e˙laiw◊n, hjkolou/qhsan de« aujtwˆ◊ kai« oi˚ maqhtai÷ (»Und hinausgegangen, ging er nach seiner Gewohnheit an den Berg der Ölbäume. Seine Jünger aber folgten ihm«).
03. Matth Mk Luk 22,31–32 – – Si÷mwn Si÷mwn, i˙dou\ oJ satana◊ß ... sth/rison tou\ß aÓdelfou/ß sou »Simon, Simon, siehe der Satan ... stärke deine Brüder.« 04. Matth 26,33.35 Mk 14,29.31 Luk 22,33 oJ de« Pe÷troß e¶fh aujtwˆ◊: ei˙ kai« oJ de« ei•pen aujtwˆ◊: ku/rie, meta» souv 33aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•pen aujtwˆ◊: ei˙ pa¿nteß pa¿nteß skandalisqh/sontai, eºtoimo/ß ei˙mi kai« ei˙ß fulakh\n kai« skandalisqh/sontai e˙n soi÷, aÓll∆ oujk e˙gw¿. ei˙ß qa¿naton poreu/esqai. e˙gw» oujde÷pote skandalisqh/ somai. 35 le÷gei aujtwˆ◊ oJ Pe÷troß: ka·n oJ de« e˙kperissw◊ß e˙la¿lei: e˙a»n de÷hØ me su\n soi« aÓpoqanei√n, de÷hØ me sunapoqanei√n soi, ouj ouj mh/ se aÓparnh/somai. mh/ se aÓparnh/somai. »daraufhin sagte aber »Petrus aber sagte zu ihm: Wenn »Er aber sagte zu ihm: Ich bin bereit, Petrus zu ihm: Wenn alle auch alle Anstoß nehmen wer- mit dir auch ins Gefängnis und in an dir Anstoß nehmen, ich den, doch nicht ich.« den Tod zu gehen.» werde niemals Anstoß nehmen.« »Petrus sagt zu ihm: Und »Er aber sagte nachdrücklichst: wenn es nötig sein sollte, Wenn es nötig sein sollte, daß daß ich mit dir sterbe, ich ich mit dir sterbe, ich werde werde dich nicht verleug- dich nicht verleugnen.« nen« 05. Matth 26,34 Mk 14,30 Luk 22,34 e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n oJ de« ei•pen: le÷gw soi, Pe÷tre, ouj le÷gw soi o¢ti e˙n tau/thØ thØv le÷gw soi o¢ti su\ sh/meron tau/thØ sh/meron aÓle÷ktwr eºwß tri÷ß me nukti« pri«n aÓle÷ktora fwnhv- thØv nukti« pri«n h£ di«ß aÓle÷ktora aÓparnh/shØ ei˙de÷nai. sai tri«ß aÓparnh/shØ me. fwnhvsai tri÷ß me aÓparnh/shØ. »Jesus sagte zu ihm: Amen, »Und Jesus sagt zu ihm: Amen, »Er aber sagte: Ich sage dir, Petrus, ich sage dir, in dieser Nacht, ich sage dir, heute in dieser Nacht, Kein Hahn wird heute krähen, bis bevor ein Hahn kräht, wirst eher als ein Hahn zweimal kräht, du dreimal geleugnet hast mich zu du mich dreimal verleugnen.« wirst du mich dreimal verleugnen.« kennen.« 06. Matth 26,35 Mk 14,31 Luk oJmoi÷wß kai« pa¿nteß oi˚ w˚sau/twß de« kai« pa¿nteß maqhtai« ei•pan. e¶legon. »Gleicherweise auch alle »Ebenso aber auch alle sagten.« sagten.«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
119
Folgende Trennindizien zwischen Matthäus und Markus sind auffällig: 07. Matth 26,31 Mk 14,27 ... skandalisqh/sesqe e˙n ... skandalisqh/sesqe ... e˙moi« e˙n thØv nukti« tau/thØ ... »... ihr werdet Anstoß nehmen »... ihr werdet Anstoß nehmen ...« an mir in dieser Nacht ...« 08. Matth 26,31 Mk 14,27 pata¿xw to\n poime÷na, kai« pata¿xw to\n poime÷na, kai« ta» diaskorpisqh/sontai pro/bata diaskorpisqh/sontai ta» pro/bata thvß poi÷mnhß »Ich werde den Hirten erschlagen, »Ich werde den Hirten er- schlagen, und die Schafe der und die Schafe werden zerstreut Herde werden zerstreut werden« werden« 09. Matth 26,33 Mk 14,29 oJ de« Pe÷troß e¶fh aujtwˆ◊: ei˙ kai« 33aÓpokriqei«ß de« oJ Pe÷troß ei•pen aujtwˆ◊: ei˙ pa¿nteß pa¿nteß skandalisqh/sontai, skandalisqh/sontai e˙n soi÷, aÓll∆ oujk e˙gw¿. e˙gw» oujde÷pote skandalisqh/ somai. »daraufhin sagte aber »Petrus aber sagte zu ihm: Wenn Petrus zu ihm: Wenn alle auch alle Anstoß nehmen wer- an dir Anstoß nehmen, ich den, doch nicht ich.« werde niemals Anstoß nehmen.« 10. Matth 26,34 Mk 14,30 e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓmh\n le÷gw soi o¢ti e˙n tau/thØ thØv le÷gw soi o¢ti su\ sh/meron tau/thØ nukti« pri«n aÓle÷ktora fwnhv- thØv nukti« pri«n h£ di«ß aÓle÷ktora sai tri«ß aÓparnh/shØ me. fwnhvsai tri÷ß me aÓparnh/shØ. »Jesus sagte zu ihm: Amen, »Und Jesus sagt zu ihm: Amen, ich sage dir, in dieser Nacht, ich sage dir, heute in dieser Nacht, bevor ein Hahn kräht, wirst eher als ein Hahn zweimal kräht, du mich dreimal verleugnen.« wirst du mich dreimal verleugnen.« • Lukas unterscheidet sich grundlegend von Matthäus und Markus: Während Lukas die Voraussage der Verleugnung durch Petrus vor dem Gang zum Ölberg berichtet (01) und den Gang zum Ölberg nur kurz als Teil seines Ölberg-Berichtes erwähnt (02), berichten Matthäus und Markus von dieser Voraussage beim Gang zum Ölberg und widmen dem Ganzen nicht nur eine kurze Notiz. Die weiteren Unterschiede (03) bis (06) sind so auffällig, daß zu schließen ist, daß die Quelle des Lukas sich von denen des Matthäus und Markus völlig unterschieden haben muß. • Daß Lukas die Texte des Matthäus und Markus kannte, ist auszuschließen. • Die Gemeinsamkeiten des Matthäus und Markus unter Berücksichtigung einiger zwar auffälliger, aber relativ geringfügiger Unterschiede (07) bis (10) [(07) und (09) ließen sich auch als redaktionelle Veränderungen des Matthäus erklären] führen zwingend zu dem Schluß, daß ihre Quellen von der des Lukas deutlich verschieden sind. • Eine Benützung des Markustextes durch Matthäus ist angesichts der Ungenauigkeit von Matth 26,34 (10) als eher unwahrscheinlich zu werten. Lukas 22,34 (vgl. 05) ist hier ähnlich ungenau wie Matthäus. Bei beiden fehlt die Angabe über die Zahl der Hahnenschreie. Markus hat in diesem Punkt eine genauere Quelle. Es ist unschwer zu erraten, wer diese Quelle des Markus war. • Eine Benützung des Matthäustextes durch Markus ist unwahrscheinlich (07), (08).
120
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.29 Gethsemane Mk 14,32–42; Matth 26,36–46; Luk 22,39–46 97 Mk 14,32
Kai« e¶rcontai
Matth 25,36
To/te e¶rcetai
Und sie kommen Darauf kommt
Luk 22,39
Kai« e˙xelqw»n e˙poreu/qh kata»
Und hinausgegangen, ging er nach
met∆ aujtw◊n oJ ∆Ihsouvß
Jesus mit ihnen
zu einem Ort, dessen
zu einem Ort, Es folgten ihm aber die Jünger.
Name Gethsemane (ist);
genannt Gethsemane;
ei˙ß cwri÷on ou∞ to\ o¡noma Geqshmani«
ei˙ß cwri÷on
to\ e¶qoß ei˙ß to\ o¡roß tw◊n e˙laiw◊n, der Gewohnheit zu dem Berg der Ölbäume;
hjkolou/qhsan de« aujtwˆ◊ kai« oi˚ maqhtai÷.
lego/menon Geqshmani«
40
geno/menoß de« e˙pi« touv to/pou
Gekommen aber an den Ort,
kai« le÷gei toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
kai« le÷gei toi√ß maqhtai√ß:
ei•pen aujtoi√ß:
und er sagt zu seinen Jüngern:
und er sagt zu den Jüngern:
sagte er zu ihnen:
Setzt euch hier, während
Setzt euch da, während, weggegangen
ich bete!
dorthin, ich bete! Betet, um nicht
Und er nimmt Petrus und
Und zu sich genommen habend Petrus und
Jakobus und Johannes
die zwei Söhne (des) Zebedäus,
mit sich und ein heftiger Schrecken
fiel er in heftige Betrübnis
und große Angst ergriff ihn.
und in große Angst.
kaqi÷sate w—de eºwß proseu/xwmai. 33
kai« paralamba¿nei to\n Pe÷tron kai«
[to\n] ∆Ia¿kwbon kai« [to\n] ∆Iwa¿nnhn
kaqi÷sate aujtouv eºwß [ou∞] aÓpelqw»n e˙kei√ proseu/xwmai. 37
proseu/cesqe mh\
kai« paralabw»n to\n Pe÷tron kai« ei˙selqei√n ei˙ß peirasmo/n.
tou\ß du/o ui˚ou\ß Zebedai÷ou
in Versuchung zu kommen!
met∆ aujtouv kai« h¡rxato e˙kqambei√sqai h¡rxato lupei√sqai kai« aÓdhmonei√n 34
kai« le÷gei aujtoi√ß:
kai« aÓdhmonei√n. 38
to/te le÷gei aujtoi√ß:
Und er sagt zu ihnen: Dann sagt er ihnen:
peri÷lupo/ß e˙stin hJ yuch/ mou eºwß qa- peri÷lupo/ß e˙stin hJ yuch/ mou eºwß qaTiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum T-
na¿tou: mei÷nate w—de kai« grhgorei√te.
na¿tou: mei÷nate w—de kai« grhgorei√te
Tod; bleibt hier und wacht!
od; bleibt hier und wacht
mit mir!
35
kai« proelqw»n mikro\n e¶pipten e˙pi«
met∆ e˙mouv. 39
kai« proelqw»n mikro\n e¶pesen e˙pi«
kai« aujto\ß aÓpespa¿sqh aÓp∆ aujtw◊n
41
Und ein wenig vorgegangen, fiel er auf
Und ein wenig vorgegangen, fiel er auf
pro/swpon aujtouv
w˚sei« li÷qou bolh\n kai« qei«ß
sein Angesicht,
ungefähr eines Steines Wurf, und gebeugt habend
die Erde und betete, daß, wenn mög-
betend
die Knie, betete er,
thvß ghvß kai« proshu/ceto iºna ei˙ duna- proseuco/menoß to/n e˙stin pare÷lqhØ aÓp∆ aujtouv hJ w‚ra, lich es ist, an ihm die Stunde vorübergehe. 36
kai« e¶legen: abba oJ path/r, pa¿nta kai« le÷gwn: pa¿ter mou, ei˙ dunato/n
Und er sagte: Abba, Vater, alles (ist)
und sagend: Mein Vater, wenn es möglich
dir möglich;
ist,
nimm weg den Kelch,
gehe vorüber an mir der Kelch,
dunata¿ soi:
pare÷negke to\ poth/rion
e˙stin,
parelqa¿tw aÓp∆ e˙mouv to\ poth/rion
touvto aÓp∆ e˙mouv: aÓll∆ ouj ti÷ e˙gw» qe÷lw touvto: plh\n oujc w˚ß e˙gw» qe÷lw diesen, von mir! Aber nicht, was ich will,
dieser! Doch nicht wie ich will,
Und er trennte sich von ihnen
ta» go/nata proshu/ceto
le÷gwn: pa¿ter, ei˙ bou/lei
42
sagend: Vater, wenn du willst,
pare÷negke nimm weg
touvto to\ poth/rion aÓp∆ e˙mouv: plh\n von mir diesen Kelch! Doch
aÓlla» ti÷ su/.
aÓll∆ w˚ß su/.
mh\ to\ qe÷lhma¿ mou aÓlla» to\ so\n
sondern was du (willst, geschehe).
sondern wie du (willst).
nicht mein Wille, sondern der deine
97
K. Aland 151996: Nr. 330.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
121
gine÷sqw.
geschehe!
44
Und gekommen in Agonie
kai« geno/menoß e˙n aÓgwni÷aˆ
e˙ktene÷steron proshu/ceto:
kai« e˙ge÷neto oJ i˚drw»ß aujtouv w˚sei«
qro/mboi aiºmatoß katabai÷nonteß
e˙pi« th\n ghvn.98
(noch) angespannter betete er.
Und sein Schweiß wurde wie
Tropfen Blutes, herabfallende
auf die Erde.
w‡fqh de« aujtwˆ◊ a‡ggeloß aÓp∆ oujranouv
43
Ein Engel aber vom Himmel erschien ihm,
e˙niscu/wn aujto/n.
37
kai« e¶rcetai
40
ihn stärkend. 45
kai« e¶rcetai pro\ß tou\ß maqhta»ß
kai« aÓnasta»ß aÓpo\ thvß proseuchvß
Und aufgestanden von dem Gebet,
e˙lqw»n pro\ß tou\ß maqhta»ß eu∞ren
Und er kommt
Und er kommt zu den Jüngern
gekommen zu den Jüngern, fand er
und findet sie schlafend.
und findet sie schlafend.
sie schlafend vor Betrübnis.
Und er sagt zu Petrus: Simon, schläfst
Und er sagt zu Petrus:
Und er sagte zu ihnen: Was schlaft ihr?
du? Hattest du nicht Kraft, eine Stunde zu
So hattet ihr nicht die Kraft, eine Stunde zu
wachen?
wachen mit mir?
Wacht und betet, damit
Wacht und betet, damit Aufgestanden betet, damit nicht
mh\ ei˙se÷lqhte ei˙ß peirasmo/n:
ei˙se÷lqhte ei˙ß peirasmo/n.
ihr nicht in Versuchung kommt!
ihr nicht in Versuchung kommt!
ihr in Versuchung kommt!
kai« euJri÷skei aujtou\ß kaqeu/dontaß, kai« le÷gei twˆ◊ Pe÷trwˆ: Si÷mwn, kaqeu/- deiß; oujk i¶scusaß mi÷an w‚ran grh- gorhvsai; 38
grhgorei√te kai« proseu/cesqe, iºna
mh\ e¶lqhte ei˙ß peirasmo/n: to\ me«n pneuvma pro/qumon hJ de« sa»rx
kai« euJri÷skei aujtou\ß kaqeu/dontaß, koimwme÷nouß aujtou\ß aÓpo\ thvß lu/phß, kai« le÷gei twˆ◊ Pe÷trwˆ: ou¢twß oujk i˙scu/sate mi÷an w‚ran grh-
kai« ei•pen aujtoi√ß: ti÷ kaqeu/dete;
46
gorhvsai met∆ e˙mouv; 41
grhgorei√te kai« proseu/cesqe, iºna aÓnasta¿nteß proseu/cesqe, iºna mh\
to\ me«n pneuvma pro/qumon hJ de« sa»rx
Der Geist (ist) zwar willig, das Fleisch aber Der Geist (ist) zwar willig, das Fleisch aber
aÓsqenh/ß.
39
kai« pa¿lin aÓpelqw»n pros- aÓsqenh/ß.
42
pa¿lin e˙k deute÷rou aÓp-
(ist) schwach. Und wieder weggegangen, bet-
(ist) schwach. Wieder, zum zweiten Mal weg-
ete er, dasselbe Wort sagend.
gegangen, betete er, sagend:
hu/xato to\n aujto\n lo/gon ei˙pw¿n.
elqw»n proshu/xato le÷gwn:
pa¿ter mou, ei˙ ouj du/natai touvto par-
Mein Vater, wenn dieser (Kelch) nicht kann vor-
elqei√n e˙a»n mh\ aujto\ pi÷w, genhqh/tw
übergehen, ohne daß ich ihn trinke, geschehe
dein Wille!
40
to\ qe÷lhma¿ sou.
kai« pa¿lin e˙lqw»n eu∞ren aujtou\ß
43
kai« e˙lqw»n pa¿lin eu∞ren aujtou\ß
Und wieder gekommen, fand er sie
Und gekommen, wieder fand er sie
schlafend; denn es waren ihre
schlafend; denn es waren ihre
kaqeu/dontaß, h™san ga»r aujtw◊n oi˚
kaqeu/dontaß, h™san ga»r aujtw◊n oi˚
ojfqalmoi« katabaruno/menoi, kai« oujk ojfqalmoi« bebarhme÷noi. Augen schwer werdend, und nicht Augen schwer geworden.
hØ¡deisan ti÷ aÓpokriqw◊sin aujtwˆ◊.
wußten sie, was sie ihm antworten sollten.
44
kai« aÓfei«ß aujtou\ß pa¿lin aÓpelqw»n
Und verlassen habend sie, wieder weggegangen,
betete er zum dritten Mal, dasselbe
Wort wieder sagend.
98
proshu/xato e˙k tri÷tou to\n aujto\n lo/gon ei˙pw»n pa¿lin.
Die Verse 43–44 in der Folge 44–43 sind integrierender Bestandteil des Textes (vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle).
122 41
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
kai« e¶rcetai to\ tri÷ton kai« le÷gei
45
to/te e¶rcetai pro\ß tou\ß maqhta»ß kai«
Und er kommt das dritte Mal und sagt Dann kommt er zu den Jüngern und
aujtoi√ß: kaqeu/dete to\ loipo\n kai«
le÷gei aujtoi√ß: kaqeu/dete [to\] loipo\n
zu ihnen: Schlaft weiter und
sagt zu ihnen: Schlaft weiter
ruht! Es ist genug. Gekommen ist die Stunde;
und ruht! Siehe, nahe gekommen ist die
siehe, ausgeliefert wird der Sohn des Men-
Stunde und der Sohn des Menschen
schen in die Hände der Sünder.
wird in die Hände (der) Sünder überliefert.
Steht auf, gehen wir! Siehe, der Über-
Steht auf, gehen wir! Siehe, nahe gekommen ist
liefernde mich ist nahe gekommen.
der mich Überliefernde.
aÓnapau/esqe: aÓpe÷cei: h™lqen hJ w‚ra,
kai« aÓnapau/esqe: i˙dou\ h¡ggiken hJ
i˙dou\ paradi÷dotai oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿- w‚ra kai« oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
pou ei˙ß ta»ß cei√raß tw◊n a˚˚martwlw◊n. paradi÷dotai ei˙ß cei√raß a˚martwlw◊n. 42
e˙gei÷resqe a‡gwmen: i˙dou\ oJ para-
didou/ß me h¡ggiken.
46
e˙gei÷resqe a‡gwmen: i˙dou\ h¡ggiken
oJ paradidou/ß me.
Die Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas sind so offensichtlich, daß sie hier nicht genannt werden müssen. Matthäus und Markus sind durch die folgenden Trennindizien gekennzeichnet: 01. Matth 26,36 Mk 14,32 to¿te kai¿ »und« »da« 02.
e¶rcetai met∆ aujtw◊n oJ ∆Ihsouvß »Jesus geht mit ihnen«
e¶rcontai »sie gehen«
03.
ei˙ß cwri÷on lego/menon Geqshmani« »zu einem Ort, der Gethsemane heißt«
ei˙ß cwri÷on ou∞ to\ o¡noma Geqshmani« »zu einem Ort, dessen Name Gethsemane war«
04.
aujtouv »da«
w—de »hier«
– 05. e˙kei√ »dort« 06. Matth 26,37 Mk 14,33 tou\ß du/o ui˚ou\ß Zebedai÷ou [to\n] ∆Ia¿kwbon kai« [to\n] ∆Iwa¿nnhn »Jakobus und Johannes« »die zwei Söhne des Zebedäus« 07.
–
08.
lupeisqai »traurig sein«
met∆ aujtouv »mit sich« ekqameisqai »in Schrecken sein«
09. Matth 26,38 Mk 14,34 to¿te kai¿ »da« »und« 10. Matth 26,39 Mk 14,35 e¶pesen e˙pi« pro/swpon aujtouv e¶pipten e˙pi« thvß ghvß »er fiel auf sein Angesicht« »er fiel auf die Erde« 11. – Mk 14,35 iºna ei˙ dunato/n e˙stin pare÷lqhØ aÓp∆ aujtouv hJ w‚ra »daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehen möge« 12. Matth 26,39 Mk 14,36 pa¿ter mou, ei˙ dunato/n e˙stin abba oJ path/r, pa¿nta dunata¿ soi »mein Vater, wenn es möglich ist …« »Abba, Vater, alles ist dir möglich«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 13.
parelqa¿tw »es soll vorübergehen«
123 pare÷negke »nimm jetzt weg«
14. Mk 14,37 Si÷mwn, kaqeu¿deiß »Simon, schläfst du« 15. Matth 26,40 Mk 14,37 i˙scu/sate i¶scusaß »konntest du« »konntet ihr« 16. Matth 26,42 Mk 14,39 pa¿lin e˙k deute÷rou kai« pa¿lin »und wiederum« »wiederum zum zweiten Mal« 17.
le÷gwn »mit den Worten«
to\n aujto\n lo/gon ei˙pw¿n »mit denselben Worten«
18.
pa¿ter mou, ei˙ ouj du/natai touvto par- elqei√n e˙a»n mh\ aujto\ pi÷w, genhqh/tw to\ qe÷lhma¿ sou »mein Vater, wenn dies nicht an mir vorübergehen kann, ohne daß ich es trinke, soll dein Wille geschehen!«
–
19. Matth 26,43 Mk 14,40 bebarhme÷noi katabaruno/menoi »schwer geworden« »schwer werdend« 20. Mk 14,40 – kai« oujk hØ¡deisan ti÷ aÓpokriqw◊sin aujtwˆ◊ »und sie wussten nicht, was sie ihm ant worten sollten« 21. Matth 26,44 – kai« aÓfei«ß aujtou\ß pa¿lin aÓpelqw»n proshu/xato e˙k tri÷tou to\n aujto\n lo/gon ei˙pw»n pa¿lin »da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum dritten Mal, wieder mit denselben Worten« 22. Matth 46,45 Mk 14,41 to¿te kai¿ »und« »da« 23.
e¶rcetai pro\ß tou\ß maqhta»ß »er kam zu seinen Jüngern«
e¶rcetai to\ tri÷ton »er kam zum dritten Mal«
Die Fülle der Unterschiede zwischen beiden Texten spricht für sich. Die Evangelien spiegeln allenthalben das Bemühen ihrer Verfasser, so genau wie möglich zu berichten. Bei allen Unterschieden hat der Leser nicht den Eindruck, daß die Verfasser frei fabulieren. Noch die kleinsten Unterschiede zeichnen sich durch ihre große Nähe zur Sache aus. Sie machen kaum jemals den Eindruck des Beliebigen. So ist auch hier aus der Fülle der Unterschiede, die an keiner Stelle die Willkür eines frei schaltenden Redaktors verraten, nur der Schluß zu ziehen, daß Matthäus und Markus eine jeweils andere Quelle hatten. Wir wollen hier nur auf zwei Punkte näher eingehen: 1. Das Mehr an Text (18), das Matthäus 26,42 hat, bringt erstaunliche Züge in das Bild der Ereignisse in Gethsemane. Es ist keine Wiederholung von 26,39. Aus dem »Wenn es möglich ist …« wurde ein »Wenn es nicht möglich
124
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
ist…«, und der Beter richtet nicht mehr den Wunsch an den Vater »…dieser Kelch soll an mir vorübergehen …«, sondern der Imperativ in 26,42 gilt der Verwirklichung des Willens Gottes, d.h. Jesus hat sich bei Matthäus im Laufe des Geschehens in den Willen Gottes geschickt. Bei Markus dagegen wird ausdrücklich von einer Wiederholung desselben Gebets gesprochen. Dafür daß dieser Text des Matthäus nicht aus Markus genommen ist, spricht außer seinem inhaltlichen Gewicht die sprachliche Fassung von außergewöhnlicher Ungeschicklichkeit. Wir verdeutlichen sie durch die folgende Paraphrase: Wenn dies nicht vermieden werden kann, außer ich trinke es, soll dein Wille geschehen. »Dies« ist zweifellos mit »es« identisch, so daß man auch paraphrasieren könnte: Wenn ich diesen Kelch nicht vermeiden kann, außer ich trinke ihn, soll… Der Verfasser wollte offensichtlich nicht das, was ihm als Worte Jesu überliefert wurde, aus Eigenem verändern, sondern überlieferte uns als pietätvoller Berichterstatter einen sehr sperrigen Text in seiner ihm überlieferten Form. 2. Die folgenden Bemerkungen betreffen nur scheinbar Quisquilien. (a) In (01), (09) und (22) findet sich dreimal an der Stelle von to¿te bei Matthäus ein kai¿ bei Markus. Wenn Markus die Vorlage wäre, hätte Matthäus bei seiner hypothetischen Adaptierung des Textes ein bemerkenswertes Maß an Pedanterie gezeigt. (b) Mk 14,35 steht im Text e¶pipten, ein Imperfekt, während sich bei Matthäus der Aorist e¶pesen findet. Dieser Aorist wird gewöhnlich für eine Verbesserung des Textes des Markus durch Matthäus gehalten. Diese Meinung beruht auf der Unkenntnis des griechischen Tempusgebrauchs. Es sind hier beide Formen möglich, aber das Imperfekt ist die elegantere.99 Es ist also umgekehrt: Matthäus hätte, wenn Markus seine Vorlage wäre, die elegantere Form zugunsten einer weniger eleganten geändert. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.30 Jesu Gefangennahme Mk 14,43–52; Matth 26,47–56; Luk 22,47–53 100 Mk 14,43
Kai« eujqu\ß e¶ti aujtouv lalouvntoß
Matth 26,47
Kai« e¶ti aujtouv lalouvntoß
Luk 22,47
⁄Eti aujtouv lalouvntoß
Und sofort, während er noch redete,
Und während er noch redete,
Während er noch redete,
kommt Judas hinzu, einer der Zwölf,
kai« met∆ aujtouv o¡cloß meta» macairw◊n kai« met∆ aujtouv o¡cloß polu\ß meta»
siehe, kam Judas, einer der Zwölf,
ei–ß tw◊n dw¿deka proh/rceto aujtou\ß
und mit ihm eine Schar mit Schwertern
und mit ihm eine zahlreiche Schar mit
einer der Zwölf, ging vor ihnen
und Knüppeln von *her* den Hohenpriestern
Schwertern und Knüppeln von den Hohen-
und den Schriftgelehrten und den Älte-
priestern und Ältesten des Volkes.
paragi÷netai ∆Iou/daß ei–ß tw◊n dw¿deka i˙dou\ ∆Iou/daß ei–ß tw◊n dw¿deka h™lqen i˙dou\ o¡cloß, kai« oJ lego/menoß ∆Iou/daß
kai« xu/lwn para» tw◊n aÓrciere÷wn kai« tw◊n grammate÷wn kai« tw◊n pres- bute÷rwn. sten *her*. 44
dedw¿kei de« oJ paradidou\ß auj-
macairw◊n kai« xu/lwn aÓpo\ tw◊n aÓrci-
siehe, eine Schar, und der Judas genannt Werdende,
ere÷wn kai« presbute÷rwn touv laouv.
48
oJ de« paradidou\ß aujto\n e¶dwken auj-
Gegeben hatte aber der Überliefernde i- Aber der Überliefernde ihn hatte gegeben ih-
to\n su/sshmon aujtoi√ß le÷gwn: o§n a·n
toi√ß shmei√on le÷gwn: o§n a·n
hn ein Erkennungszeichen ihnen: Den
nen ein Zeichen, sagend: Den
filh/sw aujto/ß e˙stin, krath/sate au˙- filh/sw aujto/ß e˙stin, krath/sate aujich küssen werde, der ist es; ergreift i-
to\n kai« aÓpa¿gete aÓsfalw◊ß.
45
ich küssen werde, der ist es; ergreift i-
kai« e˙l- to/n.
49
kai« eujqe÷wß prosel-
hn und führt ihn sicher ab! Und ge-
hn! Und sogleich gegan-
kommen, sofort zu ihm gegangen, sagt er:
gen zu Jesus, sagte er: Sei gegrüßt,
qw»n eujqu\ß proselqw»n aujtwˆ◊ le÷gei: rJabbi÷, kai« katefi÷lhsen aujto/n:
qw»n twˆ◊ ∆Ihsouv ei•pen: cai√re, rJabbi÷, kai« katefi÷lhsen aujto/n.
kai« h¡ggisen und näherte sich
twˆ◊ ∆Ihsouv filhvsai aujto/n.
Rabbi, und küßte ihn. Rabbi! Und er küßte ihn.
Jesus, um ihn zu küssen.
Aber Jesus sagte zu ihm: Freund,
Jesus aber sagte zu ihm: Judas, mit einem Ku-
50
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊: e˚tai√re,
48
∆Ihsouvß de« ei•pen aujtwˆ◊: ∆Iou/da, filh/-
e˙f∆ o§ pa¿rei.
mati to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou para-
wozu bist du hier?
ß den Sohn des Menschen über-
99 100
Siehe U. Victor 2004: bes. 27–47. K. Aland 151996: Nr. 331.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
125
di÷dwß;
lieferst du?
to/te proselqo/nteß
Dann hinzugekommen, 46
oi˚ de« e˙pe÷balon ta»ß cei√raß aujtwˆ◊ kai« e˙pe÷balon ta»ß cei√raß e˙pi« to\n
Sie aber legten die Hände an ihn und
legten sie die Hände an
ergriffen ihn.
Jesus und ergriffen ihn.
e˙kra¿thsan aujto/n.
∆Ihsouvn kai« e˙kra¿thsan aujto/n. 49
i˙do/nteß de« oi˚ peri« aujto\n to\ e˙so/me-
Gesehend aber die um ihn das, was ge-
non ei•pan: ku/rie, ei˙ pata¿xomen e˙n
schehen werde, sagten: Herr, sollen wir dreinschlagen mit
47
ei–ß de÷ [tiß] tw◊n paresthko/twn
51
macai÷rhØ; Kai« i˙dou\ ei–ß tw◊n meta» ∆Ihsouv e˙k-
Einer aber der Dabeistehenden
Und siehe, einer der mit Jesus, aus-
gezogen habend
gestreckt habend die Hand, zog
das Schwert, schlug
sein Schwert und, schlagend
den Knecht des Hohenpriesters und hieb
den Knecht des Hohenpriesters, hieb er ab
spasa¿menoß
th\n ma¿cairan e¶paisen
tei÷naß th\n cei√ra aÓpe÷spasen
einem Schwert?
50
kai« e˙pa¿taxen ei–ß tiß e˙x aujtw◊n
Und es schlug einer von ihnen
th\n ma¿cairan aujtouv kai« pata¿xaß
to\n douvlon touv aÓrciere÷wß kai« aÓfei√- to\n douvlon touv aÓrciere÷wß aÓfei√len touv aÓrciere÷wß to\n douvlon kai« aÓfei√len len aujtouv to\ wÓta¿rion. ihm sein Ohr ab.
aujtouv to\ wÓti÷on.
sein Ohr.
52
to/te le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: aÓpo/-
des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ab
to\ ou™ß aujtouv to\ dexio/n. sein rechtes Ohr.
51
aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen:
Da sagt Jesus zu ihm: Ste- Darauf sagte aber Jesus:
streyon th\n ma¿caira¿n sou ei˙ß
cke zurück dein Schwert an Laßt! Bis zu diesem!
seinen Platz; denn alle, die ge-
e˙a◊te eºwß tou/tou:
to\n to/pon aujthvß: pa¿nteß ga»r oi˚ la-
bo/nteß ma¿cairan e˙n macai÷rhØ aÓponommen Habenden ein Schwert, durch ein
Schwert werden sie um-
kommen. Oder meinst du, daß ich nicht kann
bitten meinen Vater, und
er wird mir zur Seite stellen sogleich mehr als
zwölf
louvntai.
53
h£ dokei√ß o¢ti ouj du/namai
parakale÷sai to\n pate÷ra mou, kai«
parasth/sei moi a‡rti plei÷w dw¿deka
legiw◊naß aÓgge÷lwn;
54
pw◊ß ou™n plh-
Legionen Engel? Wie denn sollten er-
rwqw◊sin ai˚ grafai« o¢ti ou¢twß dei√
füllt werden die Schriften, daß es muß so
geschehen?
gene÷sqai;
kai« a˚ya¿menoß touv wÓti÷ou i˙a¿sato Und berührt habend das Ohr, heilte er
aujto/n.
55
ihn.
∆En e˙kei÷nhØ thØv w‚raˆ
In jener Stunde 48
Kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß
Und Jesus daraufhin
ei•pen oJ ∆Ihsouvß toi√ß o¡cloiß:
52
sagte Jesus zu dem Haufen:
Jesus aber sagte zu den *gegen ihn* Heran-
ei•pen aujtoi√ß: zu ihnen sagte:
Ei•pen de« ∆Ihsouvß pro\ß tou\ß para-
genome÷nouß e˙p∆ aujto\n aÓrcierei√ß kai« kommenden *gegen ihn* Hohenpriestern und
strathgou\ß touv i˚erouv kai« presbu-
und Hauptleuten des Heiligtums und Älte-
126
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
te÷rouß:
w˚ß e˙pi« lhØsth\n e˙xh/lqate meta«
w˚ß e˙pi« lhØsth\n e˙xh/lqate meta»
sten:
w˚ß e˙pi« lhØsth\n e˙xh/lqate meta»
Wie gegen einen Räuber seid ihr ausge-
Wie gegen einen Räuber seid ihr ausge-
Wie gegen einen Räuber seid ihr ausge-
zogen mit
zogen mit
zogen
Schwertern und Knüppeln, fest-
Schwertern und Knüppeln, fest-
macairw◊n kai« xu/lwn sulla- bei√n me;
49
macairw◊n kai« xu/lwn sulla-
kaq∆ hJme÷ran h¡mhn pro\ß
bei√n me; kaq∆ hJme÷ran e˙n
zunehmen mich? Täglich war ich bei
macairw◊n kai« xu/lwn; mit Schwertern und Knüppeln.
53
kaq∆ hJme÷ran o¡ntoß mou meq∆ uJmw◊n e˙n
zunehmen mich. Täglich im Täglich war ich bei euch in
uJma◊ß e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ dida¿skwn
twˆ◊ i˚erwˆ◊ e˙kaqezo/mhn dida¿skwn
euch im Heiligtum lehrend, Heiligtum saß ich lehrend,
twˆ◊ i˚erwˆ◊ oujk e˙xetei÷nate ta»ß cei√raß dem Heiligtum. Nicht habt ihr ausgestreckt die
Hände
kai« oujk e˙krathsate÷ me:
kai« oujk e˙krath/sate÷ me.
und ihr habt mich nicht ergriffen.
und ihr habt mich nicht ergriffen.
56
touvto
e˙p∆ e˙me÷, aÓll∆ au¢th e˙sti«n uJmw◊n hJ w‚ra gegen mich; aber dies ist eure Stunde
kai« hJ e˙xousi÷a touv sko/touß. und die Macht der Finsternis.
Dies
aÓll∆ iºna plhrwqw◊sin ai˚ gra-
de« o¢lon ge÷gonen iºna plhrwqw◊sin ai˚
Aber (so ist es geschehen), damit erfüllt wer-
jedoch alles ist geschehen, damit erfüllt wurden
den die Schrif-
die
ten.
Schriften der Propheten.
Und verlassen habend ihn, flohen alle.
Da die Jünger alle, verlassend
ihn, flohen.
fai÷. 50
grafai« tw◊n profhtw◊n.
Kai« aÓfe÷nteß aujto\n e¶fugon pa¿nteß. To/te oi˚ maqhtai« pa¿nteß aÓfe÷nteß
51
aujto\n e¶fugon.
kai« neani÷skoß tiß sunhko-
Doch ein gewisser junger Mann folg-
lou/qei aujtwˆ◊ peribeblhme÷noß sindo/na te ihm, bekleidet mit einem Tuch aus Leinen
e˙pi« gumnouv, kai« kratouvsin aujto/n:
52
oJ
auf dem bloßen (Leib). Und sie ergreifen ihn. Er
de« katalipw»n th\n sindo/na gumno\ß
aber zurückgelassen habend das Tuch aus Leinen, *nackt*
e¶fugen.
floh *nackt*.
Ein Blick in die Synopse zeigt, daß der lukanische Text weit kürzer ist als der des Matthäus, aber auch des Markus. Bei näherem Hinsehen zeigen sich wesentliche Bindeindizien des Markus und Matthäus gegen Lukas: 01. Matth 26,47-49 Mk 14,43-45 Luk 22,47 beschreibt den mit beschreibt den mit – Judas kommenden Haufen Judas kommenden Haufen und erinnert, daß Judas als und erinnert, daß Judas als Erkennungszeichen den Kuß Erkennungszeichen den Kuß vereinbart hat. vereinbart hat. 02. Matth 26,50 Mk 14,46 Luk Die Schergen legen Hand die Schergen legen Hand – an Jesus an Jesus 03. Matth Mk Luk 22,49 i˙do/nteß de« oi˚ peri« aujto\n to\ – – e˙so/menon ei•pan: ku/rie, ei˙ pata¿xo men e˙n macai÷rhØ; »Gesehen habend aber die um ihn das, was geschehen werde, sagten:
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
127 Herr, sollen wir mit einem Schwert dreinschlagen?«
04. Matth 26,51 Mk 14,47 Luk 22,50 dem Knecht des Hohen- dem Knecht des Hohen- dem Knecht des Hohenpriesters wird das rechte Ohr abgeschlagen priesters wird ein Ohr priesters wird ein Ohr abgeschlagen abgeschlagen 05. Matth Mk Luk 22,51 – – Jesus heilt das Ohr des Knechtes 06. Matth Mk Luk 22,53 – – ... aÓll∆ au¢th e˙sti«n uJmw◊n hJ w‚ra kai« hJ e˙xousi÷a touv sko/touß »... aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis« 07. Matth 26,56 Mk 14,49 Luk Berufung auf die Schrift Berufung auf die Schrift – 08. Matth 26,56 Mk 14,56 Luk Die Jünger fliehen Die Jünger fliehen – Trennindizien des Matthäus und Markus: 09. Matth 26,50 Mk oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊: – e˚tai√re, e˙f∆ o§ pa¿rei »Jesus aber sagte zu ihm: Freund, (erledige), wozu du hier bist« 10. Matth 26,52-54 Mk to/te le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: – aÓpo/streyon th\n ma¿caira¿n sou ei˙ß to\n to/pon aujthvß: pa¿nteß ga»r oi˚ labo/nteß ma¿cairan e˙n macai÷rhØ aÓpo louvntai. 53h£ dokei√ß o¢ti ouj du/namai parakale÷sai to\n pate÷ra mou, kai« parasth/ sei moi a‡rti plei÷w dw¿deka legiw◊naß aÓgge÷lwn; 54pw◊ß ou™n plhrwqw◊sin ai˚ grafai« o¢ti ou¢twß dei√ gene÷sqai; »Da sagt Jesus zu ihm: Stecke zurück dein Schwert an seinen Platz; denn allen die genommen haben ein Schwert, werden durch ein Schwert umkommen. Oder meinst du, daß ich meinen Vater nicht bitten kann, und er wird mir sogleich zur Seite stellen mehr als zwölf Legionen Engel? Wie denn sollten erfüllt werden die Schriften, daß es so geschehen muß?«
128
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
11. Matth Mk 14,51 – Ein junger Mann, der Jesus folgt, kann sich der Ver haftung entziehen und flüchtet nackt. Lukas unterscheidet sich wesentlich von Matthäus und Markus (01) bis (08). Der Sachverhalt ist so eindeutig, daß zu schließen ist, die Quelle des Lukas hat sich von den Quellen des Matthäus und Markus grundlegend unterschieden. Es kann kein Zweifel bestehen, daß ein Schriftsteller wie Lukas nicht auf so viele Details und auch auf Herrenworte verzichtet hätte, wären sie in seiner Quelle vorhanden gewesen. Das von ihm allein zitierte Herrenwort 22,47, das sich von dem des Matthäus (26,50) völlig unterscheidet, macht es auch unmöglich, daß Lukas den Text des Matthäus kannte. Das gilt ebenso für den Markustext; denn die Szene mit dem jungen Mann, der nackt flieht (11), hätte sich ein guter Erzähler wohl kaum entgehen lassen. Matthäus berichtet zweimal ausführlicher als Markus (09) bis (10). Es ist kaum zu erwägen, daß er den Markustext aus einer anderen Quelle einfach nur aufgefüllt und dabei die Szene mit dem jungen Mann, der nackt flieht (11), gestrichen hätte. Stilistisch unterscheiden sich noch dazu Matthäus und Markus in den Passagen, wo sie Gleiches berichten, so sehr, daß die Annahme einer einfachen Ergänzung des Markustextes durch Matthäus unhaltbar ist. Die Quellen des Matthäus und Markus sind einander nahe und unterscheiden sich erheblich von der Quelle des Lukas, wie (01), (02), (03), (04) und (05) bis (08) zeigen. Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.31 Jesus vor dem Hohen Rat Mk 14,53–65; Matth 26,57–68; Luk 22,54–55.63–71101 Mk 14,53
Kai« aÓph/gagon to\n ∆Ihsouvn pro\ß Matth 26,57Oi˚ de« krath/santeß to\n
Luk 22,54
Sullabo/nteß de« aujto\n
Und sie führten Jesus ab zu Aber die ergriffen Habenden Gefangen genommen aber habend ihn,
to\n aÓrciere÷a, kai« sune÷rcontai pa¿n- ∆Ihsouvn aÓph/gagon pro\ß Kaiœa¿fan
h¡gagon kai« ei˙sh/gagon ei˙ß th\n oi˙ki÷an
dem Hohenpriester, und es kamen zusammen
führten und brachten sie (ihn) in das Haus
al-
Jesus, führten ihn weg zu Kaiaphas,
teß oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ presbu/teroi
to\n aÓrciere÷a, o¢pou oi˚ grammatei√ß touv aÓrciere÷wß:
le Hohenpriester und Ältesten
dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten
und Schriftgelehrten.
und die Ältesten sich versammelt hatten.
kai« oi˚ grammatei√ß. 54
kai« oJ Pe÷troß
kai« oi˚ presbu/teroi sunh/cqhsan. 58
oJ de« Pe÷troß hjkolou/qei aujtwˆ◊
des Hohenpriesters.
oJ de« Pe÷troß hjkolou/qei
Und Petrus Petrus aber folgte ihm Petrus aber folgte
aÓpo\ makro/qen hjkolou/qhsen aujtwˆ◊
aÓpo\ makro/qen
folgte ihm von weitem
von weitem
makro/qen. von weitem.
55
periaya¿ntwn de« puvr e˙n me÷swˆ thvß
Als sie aber ein Feuer angezündet hatten in der Mitte der
eºwß e¶sw ei˙ß th\n aujlh\n touv aÓrciere÷- eºwß thvß aujlhvß touv aÓrciere÷wß
aujlhvß
bis hinein in die Aula des Hohen-
bis zur Aula des Hohenpriesters. Aula
kai« ei˙selqw»n e¶sw e˙ka¿qhto meta»
kai« sugkaqisa¿ntwn e˙ka¿qhto oJ Pe÷troß
priesters. Und er war zusammensitzend mit den
Und nach innen hineingegangen, setzte er
und sich zusammen hingesetzt hatten, setzte
sich zu
sich Petrus
Dienern und sich wärmend bei
den Dienern, um den Ausgang (des Ver-
mitten unter sie.
fahrens) zu sehen.
wß kai« h™n sugkaqh/menoß meta» tw◊n
uJphretw◊n kai« qermaino/menoß pro\ß
to\ fwק. dem Feuer.
tw◊n uJphretw◊n i˙dei√n to\ te÷loß.
101
K. Aland 151996: Nr. 332.
me÷soß aujtw◊n.
Verse 56-62 (Verleugnung durch Petrus) siehe eigenen Abschnitt.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
129
63
Und die ihn gefangen haltenden Männer
Kai« oi˚ a‡ndreß oi˚ sune÷conteß aujto\n 64
e˙ne÷paizon aujtwˆ◊ de÷ronteß,
verspotteten ihn, (ihn) schindend. Und ver-
kai« peri-
kalu/yanteß aujto\n e˙phrw¿twn le÷gon-
hüllt habend ihn, fragten sie, sa-
teß: profh/teuson, ti÷ß e˙stin oJ pai÷saß
gend: Prophezeie, wer ist der geschlagen Habende 65
se;
dich? Und anderes vieles lästernd
kai« eºtera polla» blasfhmouvnteß 66
e¶legon ei˙ß aujto/n.
sagten sie zu ihm. Und als geworden war
Kai« w˚ß e˙ge÷neto
hJme÷ra,
Tag, 55
Oi˚ de« aÓrcierei√ß kai« o¢lon to\ sune÷dri-
59
Oi˚ de« aÓrcierei√ß kai« to\ sune÷drion sunh/cqh to\ presbute÷rion touv laouv,
Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Aber die Hohenpriester und der Hohe Rat,
versammelte sich das Presbyterium des Volkes,
on e˙zh/toun kata» touv ∆Ihsouv marturi÷- o¢lon e˙zh/toun yeudomarturi÷an ka- aÓrcierei√ß te kai« grammatei√ß, kai« Rat suchten gegen Jesus ein Zeug-
der ganze, suchten ein falsches Zeugnis ge- Hohepriester sowohl auch Schriftgelehrte, und
nis, um ihn zu töten. Und nicht
gen Jesus, damit sie ihn töten kön-
fanden sie (eines). Denn viele machten falsche
nten. Und nicht fanden sie, obwohl viele
Zeugenaussagen gegen ihn, doch *nicht* gleich
falsche Zeugen hinzugekommen waren.
an ei˙ß to\ qanatw◊sai aujto/n, kai« oujc ta» touv ∆Ihsouv o¢pwß aujto\n qanatw¿- aÓph/gagon aujto\n ei˙ß to\ sune÷drion hu¢riskon:
56
polloi« ga»r e˙yeudomartu/- swsin, 60kai« oujc eu∞ron pollw◊n
roun kat∆ aujtouv, kai« i¶sai ai˚ martu- proselqo/ntwn yeudomartu/rwn. die Zeugen-
ri÷ai oujk h™san.
57
kai÷ tineß aÓnasta¿n-
aussagen *nicht* waren. Und einige, aufgestan-
teß e˙yeudomartu/roun kat∆ aujtouv le÷-
führten ihn weg in den Hohen Rat,
aujtw◊n ihren,
u¢steron de« proselqo/nteß 61du/o ei•Zuletzt aber hinzugekommen, zwei sag-
pan:
den, machten falsche Zeugenaussagen gegen ihn, sa- ten:
gonteß
58
o¢ti hJmei√ß hjkou/samen aujtouv ou∞toß e¶fh: du/namai kataluvsai to\n
gend: Wir haben ihn gehört, Dieser hat gesagt: Ich kann niederreißen den
le÷gontoß o¢ti e˙gw» katalu/sw to\n na- nao\n touv qeouv kai« dia» sagend: Ich werde niederreißen den Tem- Tempel Gottes und binnen
o\n touvton to\n ceiropoi÷hton kai« dia» pel, diesen von Händen gemachten, und binnen
triw◊n hJmerw◊n a‡llon aÓceiropoi÷hton triw◊n hJmerw◊n dreier Tage einen anderen, nicht von Händen gemachten,
oi˙kodomh/sw.
59
dreier Tage
kai« oujde« ou¢twß i¶sh h™n oi˙kodomhvsai.
bauen. Und auch so war nicht gleich
aufbauen.
ihr Zeugnis. Und aufgestanden der
Und aufgestanden, der
hJ marturi÷a aujtw◊n.
60
kai« aÓnasta»ß oJ
62
kai« aÓnasta»ß oJ
aÓrciereu\ß ei˙ß me÷son e˙phrw¿thsen to\n aÓrciereu\ß ei•pen aujtwˆ◊: Hohepriester in (die) Mitte, fragte Hohepriester sagte zu ihm:
∆Ihsouvn le÷gwn: oujk aÓpokri÷nhØ oujde«n oujde«n aÓpokri÷nhØ
Jesus, sagend: Antwortest du nichts, Antwortest du nichts,
ti÷ ou∞toi÷ sou katamarturouvsin;
61
oJ
ti÷ ou∞toi÷ sou katamarturouvsin; 63oJ
was diese gegen dich bezeugen? Er
was diese gegen dich zeugen? Er,
aber schwieg und antwortete nicht et-
Jesus, aber schwieg.
de÷n. pa¿lin oJ aÓrciereu\ß e˙phrw¿ta au˙- kai« oJ aÓrciereu\ß ei•pen aujtwˆ◊: e˙xorki÷-
67
was. Wieder fragte *ihn* der Hohepriester *i-
Und der Hohepriester sagte zu ihm: Ich be-
to\n kai« le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei• oJ cristo\ß zw se kata» touv qeouv touv zw◊ntoß
sagend:
ei˙ su\ ei• oJ cristo/ß, ei˙po\n hJmi√n.
hn* und sagt zu ihm: Bist du der Messias,
schwöre dich bei Gott dem Lebendigen,
Wenn du der Messias bist, sage es uns!
der Sohn des Hochgelobten?
daß du uns sagst, ob du der Messias bist, der
Sohn des Gottes.
de« e˙siw¿pa kai« oujk aÓpekri÷nato ouj-
oJ ui˚o\ß touv eujloghtouv;
62
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen:
Jesus aber sagte:
de« ∆Ihsouvß e˙siw¿pa.
iºna hJmi√n ei¶phØß ei˙ su\ ei• oJ cristo\ß oJ
ui˚o\ß touv qeouv.
le÷gonteß:
130 su« ei°paß o¡ti e˙gw¿ ei˙mi,
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 64
le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: su\ ei•paß.
ei•pen de« aujtoi√ß: e˙a»n uJmi√n ei¶pw, ouj mh\
Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin,102 Jesus sagte zu ihm: Du hast das gesagt. Er sagte zu ihnen: Wenn ich (es) euch sage, nicht 68
e˙a»n de« e˙rwth/sw, ouj mh\
pisteu/shte:
werdet ihr (mir) glauben. Wenn ich aber frage,
nicht
aÓpokriqhvte.
kai« o¡yesqe to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou
werdet ihr antworten.
plh\n 103 le÷gw uJmi√n: aÓp∆ a‡rti o¡yesqe
Und ihr werdet den Sohn des Menschen sehen Doch ich sage euch: Von jetzt ab werdet ihr
69
aÓpo\ touv nuvn de« e¶stai oJ ui˚o\ß touv
Von nun an wird sein der Sohn des
sehen
e˙k dexiw◊n kaqh/menon thvß duna¿mewß
to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou kaqh/menon aÓnqrw¿pou kaqh/menoß e˙k dexiw◊n thvß
zur Rechten sitzend der Kraft
den Sohn des Menschen sitzend Menschen sitzend zur Rechten der
kai« e˙rco/menon meta» tw◊n nefelw◊n
e˙k dexiw◊n thvß duna¿mewß kai« e˙rco/-
duna¿mewß touv qeouv.
und kommend mit den Wolken
zur Rechten der Kraft und kom-
Kraft Gottes.
touv oujranouv.
menon e˙pi« tw◊n nefelw◊n touv oujra-
des Himmels.
mend auf den Wolken des Him-
mels.
nouv.
70
ei•pan de« pa¿nteß: su\ ou™n ei• oJ ui˚o\ß
Alle aber sagten: Bist du also der Sohn
touv qeouv; oJ de« pro\ß aujtou\ß e¶fh: uJmei√ß
Gottes? Er aber sagte zu ihnen: Ihr
le÷gete o¢ti e˙gw¿ ei˙mi.
63
oJ de« aÓrciereu\ß diarrh/xaß tou\ß ci-
65
sagt, daß ich (es) bin, (nicht ich).
to/te oJ aÓrciereu\ß die÷rrhxen ta»
Aber der Hohepriester, zerrissen habend die Klei- Da zerriß der Hohepriester die
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Nach textkritischen Gesichtspunkten ist diese Leseart am wahrscheinlichsten. Die griechische Formulierung läßt keine andere Übersetzung zu als: »Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin.« Das steht allerdings in einem »Widerspruch« zum Rest von Mk 14,62, in dem Jesus mit Zitaten aus Dan 7,13 und Ps 110,1 seinen messianischen Anspruch bekräftigt. Der Messias gilt aber als »Sohn Davids« und dadurch eo ipso als »Sohn Gottes« (vgl. K. Jaroš 2000: 150ff). Vermutlich hatte aber bereits die Quelle des Markus die zu den Zitaten aus dem Alten Testament »widersprüchliche« Fassung. Es scheint einerseits doch höchst unwahrscheinlich, daß Markus hier seine Quelle massiv abgeschwächt haben sollte, andererseits könnte aber Markus folgende Intention gehabt haben: Er will so vorbeugen, daß Jesus ein politisches Verständnis von »Sohn Gottes« unterstellt werden kann. Es ist deutlich, daß Mitglieder der obersten jüdischen Religionsbehörde, die Jesus an den römischen Präfekten Pontius Pilatus auslieferten, den messianischen Anspruch Jesu in einen politischen konvertierten (»König der Juden«), um bei Pilatus wegen eines »crimen laesae majestatis« Jesu Verurteilung zum Kreuzestod durchzusetzen. Die Quelle des Markus oder vielleicht erst er selbst dürften daher diesen Jesus untergeschobenen Anspruch bereits mit dieser Formulierung im Keim erstickt haben, ohne jedoch den religiösen messianischen Machtanspruch Jesu aufzugeben (Zitate aus Dan 7, 13 und Ps 110,1). Der historische Jesus könnte natürlich die hebräisch gestellte Frage des Hohenpriesters Joseph ben Kaiaphas: »Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?« mit einem eindeutigen »Ich bin (es)« beantwortet und mit Dan 7,13 und Ps 110,1 religiös begründet haben. Ein solcher Anspruch – das war dem Hohenpriester bewußt – bedeutete aber das Ende des religiös-politischen Systems, das er vertrat. Aus seiner Sicht mußte er Jesus entweder vernichten oder seinen eigenen Machtanspruch aufgeben. Für das Letztere hat er sich nicht entschieden, wie wir wissen. Die christlichen Missionare im Imperium Romanum standen vor dem Problem, daß der historische Jesus vor der höchsten religiös-politischen Autorität des Judentums einen Machtanspruch erhob, der als rein politischer ausgelegt werden konnte. So wäre es verständlich, daß schon die Quelle des Markus dieses Mißverständnis, das bei weniger Informierten entstehen konnte, durch »Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin.« ausgeräumt hat, ohne den religiösen Machtanspruch Jesu deswegen aufzugeben. Andererseits könnte aber bereits der historische Jesus den politischen Taktierer Kaiaphas durchschaut und daher ganz gezielt mit »Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin« geantwortet haben. Damit hätte Jesus von vornherein Kaiaphas klipp und klar bedeutet, daß er keinen messianisch–politischen Führungsanspruch, sondern einen religiöseschatologischen Anspruch erhebt und aus den Heiligen Schriften begründet. Falls dies so gewesen sein sollte, hätte der Hohepriester vor Pilatus Jesus keinen politischen Machtanspruch unterschieben dürfen. Daß er es trotzdem getan hat, von Pilatus aber durchschaut wurde, dem Jesus ebenso antwortet (Mk 15,3: »Du sagst [das, nicht ich]) zeigt, daß dem Hohenpriester alle Mittel recht waren, um Jesus aus dem Weg zu räumen. 102
Das als Konjunktion gebrauchte Adverb plh/n ist hier am ehesten so zu verstehen, daß ein vorangegangener Gedanke abgebrochen und zu etwas Neuem überleitet wird (vgl. F. Passow II 1 51852 und 1993: 953-955; H. G. Liddell/ R. Scott 1973: 1419; W. Bauer 61988: 1345–1346). Man müßte also interpretierend übersetzen: Welchen Titel auch immer ihr mir in eurer Beschränktheit zulegt, das Entscheidende ist das, was ich jetzt sage. 103
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
131
tw◊naß aujtouv le÷gei:
i˚ma¿tia aujtouv le÷gwn: e˙blasfh/mh-
71
der, seine, sagt:
Kleider, seine, sagend: Er hat (Gott) gelä-
Sie aber sagten:
ti÷ e¶ti crei÷an e¶comen martu/rwn;
sen: ti÷ e¶ti crei÷an e¶comen martu/rwn; ti÷ e¶ti e¶comen marturi÷aß crei÷an; aujtoi«
Was haben wir noch Bedarf an Zeugen?
stert. Was noch haben wir Bedarf an Zeugen?
64
oi˚ de« ei•pan:
Was haben wir noch Bedarf an einem Zeugnis? Selbst
hjkou/sate thvß blasfhmi÷aß: ti÷ uJmi√n i¶de nuvn hjkou/sate th\n blasfhmi÷an: ga»r hjkou/samen aÓpo\ touv sto/matoß
Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was *euch*
Siehe, nun habt ihr die Lästerung gehört.
fai÷netai; oi˚ de« pa¿nteß kate÷krinan
66
scheint *euch*? Aber alle urteilten,
Was scheint euch? Sie aber darauf
aujto\n e¶nocon ei•nai qana¿tou.
ei•pan: e¶nocoß qana¿tou e˙sti÷n.
(daß) er (des) Todes schuldig ist. 65
Kai« h¡rxanto/ tineß e˙mptu/ein aujtwˆ◊
ja haben wir gehört aus dem Mund,
ti÷ uJmi√n dokei√; oi˚ de« aÓpokriqe÷nteß aujtouv. seinem.
sagten: Er ist des Todes schuldig.
67
To/te e˙ne÷ptusan ei˙ß to\ pro/swpon
Und einige gingen daran, ihn anzuspucken Darauf spuckten sie auf das Antlitz,
kai« perikalu/ptein aujtouv to\ pro/-
aujtouv kai« e˙kola¿fisan aujto/n, oi˚ de«
und zu verhüllen sein Ant-
seines, und schlugen ihn, andere aber
swpon kai« kolafi÷zein aujto\n kai«
e˙ra¿pisan
litz und ihn mit Fäusten zu schlagen und
ohrfeigten (ihn),
le÷gein aujtwˆ◊: profh/teuson, criste÷,
68
zu ihm zu sagen: Prophezeie uns, Messias,
sagend: Prophezeie uns, Messias,
le÷gonteß: profh/teuson hJmi√n, criste÷,
ti÷ß e˙stin oJ pai÷saß se;104
ti÷ß e˙stin oJ pai÷saß se;
wer der dich geschlagen Habende ist?
wer der dich geschlagen Habende ist?
kai« oi˚ uJphre÷tai rJapi÷smasin aujto\n Und die Diener *gaben* ihm Schläge.
e¶labon. *gaben*.
Matthäus und Markus haben u.a. folgende Bindeindizien gegen Lukas: 01. Matth 26,57 Mk 14,53 Luk 22,54 ... pro\ß Kaiœa¿fan to\n aÓrc- ... pro\ß to\n aÓrciere÷a ... ei˙ß th\n oi˙ki÷an touv aÓrciere÷wß iere÷a »... zu Kaiaphas, dem Hohen- »... zum Hohenpriester« »... in das Haus des Hohenpriesters« priester« 02. Matth 26,57 Mk 14,53 Luk ... o¢pou oi˚ grammatei√ß kai« ... kai« sune÷rcontai pa¿nteß oi˚ – oi˚ presbu/teroi sunh/cqhsan aÓrcierei√ß kai« oi˚ presbu/teroi kai« oi˚ grammatei√ß »... wo die Schriftgelehrten und »... und zusammengekommen die Ältesten sich versammelt alle Hohenpriester und Ältesten hatten.« und Schriftgelehrten.« 03. Matth 26,58 Mk 14,54 Luk 22,55 ... eºwß thvß aujlhvß touv aÓrci- ... eºwß e¶sw ei˙ß th\n aujlh\n touv periaya¿ntwn de« puvr e˙n me÷swˆ ere÷wß kai« ei˙selqw»n e¶sw aÓrciere÷wß kai« h™n sugkaqh/me- thvß aujlhvß kai« sugkaqisa¿ntwn e˙ka¿qhto meta» tw◊n uJphretw◊n noß meta» tw◊n uJphretw◊n kai« e˙ka¿qhto oJ Pe÷troß me÷soß aujtw◊n i˙dei√n to\ te÷loß qermaino/menoß pro\ß to\ fw◊ß »... bis zur Aula des Hohen- »... bis hinein in die Aula des »Als sie aber ein Feuer angezündet hatten in der Mitte der Aula und sich priesters. Und nach innen Hohenpriesters. Und er war hineingegangen, setzte er zusammensitzend mit den zusammen hingesetzt hatten, setzte sich zu den Dienern, um den Dienern und sich wärmend sich Petrus mitten unter sie.« Ausgang zu sehen.« beim Feuer« 04. Matth 26,69-75 Mk 14,66-72 Luk 22,56-62 bringt die Verleugung des bringt die Verleugnung des bringt die Verleugnung des Petrus nach dem Verhör Petrus nach dem Verhör Petrus vor dem Verhör 104
Vgl. ebd. zur Stelle.
132
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
05. Matth 26,67-68 Mk 14,65 Luk 22,63-65 bringt die Quälerei Jesu bringt die Quälerei Jesu bringt die Quälerei Jesu vor dem Verhör. Jesus wird ver nach dem Verhör. Jesus nach dem Verhör. Jesus spottet und geschlagen, aber wird u.a. bespuckt wird u.a. bespuckt nicht bespuckt 06. Matth 26,59 Mk 14,55 Luk 22,66 Die Hohenpriester und der Die Hohenpriester und der Bei Tagesanbruch versammeln sich gesamte Hohe Rat suchen gesamte Hohe Rat suchen das Presbyterium, Hohepriester ein falsches Zeugnis ein falsches Zeugnis und Schriftgelehrte und führen gegen Jesus, um ihn töten gegen Jesus, um ihn töten Jesus in den Hohen Rat. zu können. zu können. Das Ereignis zuvor fand also im Das anschließende Verhör Das anschließende Verhör Haus des Hohenpriester statt. Das findet in der Aula des findet in der Aula des anschließende Verhör Jesu findet Hohenpriesters, also nicht Hohenpriesters, also nicht aber an einem anderen Ort, am Amtssitz des Hohen am Amtssitz des Hohen dem Amtssitz des Hohen Rates, Rates, statt. Rates, statt. statt. 07. Matth 26,60-63 Mk 14,56-61 Luk falsche Zeugenaussagen falsche Zeugenaussagen – gegen Jesus gegen Jesus 08. Matth 26,63 Mk 14,61 Luk 22,67.70 le÷gonteß: kai« oJ aÓrciereu\ß ei•pen aujtwˆ◊: pa¿lin oJ aÓrciereu\ß e˙phrw¿ta e˙xorki÷zw se kata» touv qeouv au˙to\n kai« le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei• ei˙ su\ ei• oJ cristo/ß, ei˙po\n hJmi√n. touv zw◊ntoß iºna hJmi√n ei¶phØß ei˙ oJ cristo\ß oJ ui˚o\ß touv eujloghtouv; su\ ei• oJ cristo\ß oJ ui˚o\ß touv qeouv. »Und der Hohepriester sagte »Wieder fragte ihn der Hohe- Sie sagen: zu ihm: Ich beschwöre dich priester und sagt zu ihm: Bist du »Wenn du der Messias bist, sage der Messias, der Sohn des Hoch- es uns!« bei Gott dem Lebendigen, daß du uns sagst, ob du der gelobten.« Messias bist, der Sohn Gottes.« ... ei•pan de« pa¿nteß: su\ ou™n ei• oJ ui˚o\ß touv qeouv »... alle aber sagten: Bist du also der Sohn Gottes?« 09. Matth Mk Luk 22,67-68 – – e˙a»n uJmi√n ei¶pw, ouj mh\ pisteu/shte: e˙a»n de« e˙rwth/sw, ouj mh aÓpokriqhvte. »Wenn ich es euch sage, werdet ihr nicht glauben. Wenn ich aber frage, werdet ihr nicht antworten.« 10. Matth 26,64 Mk 14,62 Luk 22,69 plh\n le÷gw uJmi√n: aÓp∆ a‡rti kai« o¡yesqe to\n ui˚o\n touv aÓpo\ touv nuvn de« e¶stai oJ ui˚o\ß touv o¡yesqe to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou e˙k dexiw◊n kaqh/me- aÓnqrw¿pou kaqh/menoß e˙k dexiw◊n aÓnqrw¿pou kaqh/menon non thvß duna¿mewß kai« e˙rco/me- thvß duna¿mewß touv qeouv. e˙k dexiw◊n thvß duna¿mewß non meta» tw◊n nefelw◊n touv oujranouv kai« e˙rco/menon e˙pi« tw◊n nefelw◊n touv oujranouv »von nun an wird der Sohn des »doch ich sage euch: Von »und ihr werdet den Sohn des nun an werdet ihr den Menschen sitzend sehen zur Menschen sitzend zur Rechten Sohn des Menschen sitzend Rechten der Kraft und kommend der Kraft Gottes sein.«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
sehen zur Rechten der Kraft und kommend auf den Wolken des Himmels.«
mit den Wolken des Himmels.«
11. Matth 26,64 Mk 14,62 Luk 22,70 le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen: oJ de« pro\ß aujtou\ß e¶fh: uJmei√ß le÷gete o¢ti e˙gw¿ ei˙mi su\ ei•paß su« ei°paß o¡ti e˙gw¿ ei˙mi »Jesus sagt zu ihnen: »Jesus aber sagte: »Er aber sagte zu ihnen: Ihr sagt, daß ich (es) bin (nicht ich).« Du hast (das) gesagt (nicht ich).« Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin.« 12. Matth 26,65 Mk 14,63 Luk 22,71 Der Hohepriester zer- Der Hohepriester zer- Der Hohepriester zerreißt reißt seine Kleider reißt seine Kleider seine Kleider nicht. und wirft Jesus Gottes- und wirft Jesus Gottes lästerung vor. lästerung vor. Kein weiteres Zeugnis Kein weiteres Zeugnis Alle Anwesenden stellen fest, ist noch notwendig. ist noch notwendig. daß kein weiteres Zeugnis mehr notwendig ist. Trennindizien zwischen Matthäus und Markus: 13. Matth 26,57 Mk 14,53 nennt den Namen des nennt den Namen nicht. Hohenpriesters: Kaiaphas 14. Matth 26,58 Mk 14,54 ... kai« qermaino/menoß pro\ß ... i˙dei√n to\ te÷loß to\ fw◊ß »... um den Ausgang »... und sich wärmend am Feuer« (des Verfahrens) zu sehen« 15. Matth 26,61 Mk 14,57-58 Zwei Zeugen: »Dieser Einige: »Wir haben ihn hat gesagt ... « sagen hören ...« Matthäus bringt die Markus ist ausführlicher. Anschuldigung knapp formuliert 16. Matth 26,63 Mk 14,61 kai« oJ aÓrciereu\ß ei•pen aujtwˆ◊: pa¿lin oJ aÓrciereu\ß e˙phrw¿ta e˙xorki÷zw se kata» touv qeouv au˙to\n kai« le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei• touv zw◊ntoß iºna hJmi√n ei¶phØß ei˙ oJ cristo\ß oJ ui˚o\ß touv eujloghtouv; su\ ei• oJ cristo\ß oJ ui˚o\ß touv qeouv. »Und der Hohepriester sagte »Wieder fragte ihn der Hohe- zu ihm: Ich beschwöre dich priester und sagt zu ihm: Bist du bei Gott dem Lebendigen, der Messias, der Sohn des Hoch- daß du uns sagst, ob du der gelobten.« Messias bist, der Sohn Gottes.« 17. Matth 26,64 Mk 14,62 kai« o¡yesqe to\n ui˚o\n touv plh\n le÷gw uJmi√n: aÓp∆ a‡rti o¡yesqe to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou e˙k dexiw◊n kaqh/me- aÓnqrw¿pou kaqh/menon non thvß duna¿mewß kai« e˙rco/me- e˙k dexiw◊n thvß duna¿mewß non meta» tw◊n nefelw◊n touv
133
134
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I kai« e˙rco/menon e˙pi« tw◊n nefelw◊n touv oujranouv »doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzend sehen zur Rechten der Kraft und kommend auf den Wolken des Himmels.«
oujranouv »und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzend sehen zur Rechten der Kraft und kommend mit den Wolken des Himmels.«
18. Matth 26,64 Mk 14,62 le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen: su« ei°paß o¡ti e˙gw¿ ei˙mi su\ ei•paß »Jesus sagt zu ihnen: »Jesus aber sagte: Du hast (das) gesagt (nicht ich).« Du hast (das) gesagt (nicht ich), daß ich es bin.« 19. Matth 26,67-68 Mk 14,65 Jesu Antlitz wird Jesu Antlitz wird nicht verhüllt. verhüllt. Die Jesu erniedrigenden Es beteiligen sich Handlungen werden auch die Diener. offensichtlich von Mit gliedern des Hohen Rates durchgeführt. Die Quelle des Lukas muß sich von der des Matthäus und Markus grundlegend unterschieden haben. Zwölf gewichtige Unterschiede (01) bis (12) machen dies überdeutlich. Die Quellen des Matthäus und Markus waren einander nahe, jedoch nicht gleich: (13) bis (19). Die Untersuchung der Perikopen von der »Verleugnung durch Petrus« (3.1.31), die bei allen drei Synoptikern integrierender Bestandteil des Verhörberichtes vor dem Hohen Rat ist, wenn auch an unterschiedlicher Stelle platziert, – bei Lukas bereits vor dem Verhör, bei Matthäus und Markus nach den Verhör – kommt zu dem gleichen Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.32 Die Verleugnung Jesu durch Petrus Mk 14,66–72; Matth 26,69–75; Luk 22,56–62 105 Mk 14,66
Kai« o¡ntoß touv Pe÷trou ka¿tw e˙n
Matth 26,69
ÔO de« Pe÷troß e˙ka¿qhto e¶xw
Während nun *war* Petrus unten in Aber Petrus saß draußen
thØv aujlhØv
e˙n thØv aujlhØv:
dem Hof *war*
in dem Hof;
kommt eine der Mägde
Und es trat zu ihm eine Magd,
e¶rcetai mi÷a tw◊n paidiskw◊n touv aÓrciere÷wß
67
kai« proshvlqen aujtwˆ◊ mi÷a paidi÷skh
kai« i˙douvsa to\n
des Hohenpriesters; und gesehen habend
Luk 22,56
i˙douvsa de« aujto\n paidi÷skh tiß
Und gesehen habend ihn eine Magd
Pe÷tron qermaino/menon e˙mble÷yasa
kaqh/menon pro\ß to\ fw◊ß kai« aÓteni÷sasa
Petrus sich wärmend, genauer angeblickt habend
aujtwˆ◊ le÷gei: kai« su\ meta» touv Naza-
sitzend beim Feuer und genau hingesehen habend
le÷gousa: kai« su\ h™sqa meta» ∆Ihsouv aujtwˆ◊ ei•pen: kai« ou∞toß su\n aujtwˆ◊ h™n.
ihn, sagt sie: Auch du *warst* mit *Jesus*, dem Naza-
sagend: Auch du warst mit Jesus,
auf ihn, sagte sie: Auch dieser war mit ihm.
rener *warst* *Jesus*. Er aber leug-
dem Galiläer. Er aber leugnete Er aber leugnete, sagend: Ich kenne *nicht*
rhnouv h™sqa touv ∆Ihsouv.
105
68
oJ de« hjrnh/- touv Galilai÷ou.
K. Aland 151996: Nr. 333.
70
oJ de« hjrnh/sato
57
oJ de« hjrnh/sato le÷gwn: oujk oi•da
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
135
sato le÷gwn: ou¡te oi•da ou¡te e˙pi÷sta- e¶mprosqen pa¿ntwn le÷gwn: nete, sagend: Weder weiß ich noch ver-
vor allen, sagend:
mai su\ ti÷ le÷geiß. kai« e˙xhvlqen e¶xw ei˙ß oujk oi•da ti÷ le÷geiß.
71
e˙xelqo/nta de«
stehe ich, was du sagst. Und er ging hinaus in Ich weiß nicht, was du sagst. Hinausgegan-
aujto/n, gu/nai. ihn *nicht*, Frau.
58
kai« meta» bracu\ eºteroß i˙dw»n aujto\n
Und nach kurzem, ein anderer ihn gesehen habend,
gen aber
ei˙ß to\n pulw◊na ei•den aujto\n a‡llh
e¶fh:
die Vorhalle; und ein Hahn kräh-
in die Torhalle, sah ihn eine andere
sagt:
te. Und die Magd, gesehen habend ihn,
und sagt zu denen dort:
to\ proau/lion [kai« aÓle÷ktwr e˙fw¿nh- sen].
69
kai« hJ paidi÷skh i˙douvsa aujto\n kai« le÷gei toi√ß e˙kei√:
h¡rxato pa¿lin le÷gein toi√ß parestw◊- sagte mit Nachdruck wieder zu den Dabei-
sin o¢ti ou∞toß e˙x aujtw◊n e˙stin.
70
oJ de«
ou∞toß h™n meta» ∆Ihsouv touv Nazw-
kai« su\ e˙x aujtw◊n ei•. oJ de« Pe÷troß
stehenden, daß dieser von ihnen ist. Er aber Dieser war mit Jesus, dem Nazo- Auch du bist von ihnen: Petrus aber
pa¿lin hjrnei√to.
rai÷ou. 72 kai« pa¿lin hjrnh/sato meta» e¶fh: a‡nqrwpe, oujk ei˙mi÷.
leugnete wiederum.
räer. Und wieder leugnete er mit
einem Schwur: Ich kenne den Menschen nicht.
kai« meta» mikro\n
o¢rkou o¢ti oujk oi•da to\n a‡nqrwpon. 73
meta» mikro\n
Und nach kurzer Zeit Nach kurzer Zeit
sagt: Mensch, nicht bin ich (es).
59
kai« diasta¿shß w˚sei« w‚raß mia◊ß
Und nach Ablauf etwa einer Stunde
pa¿lin oi˚ parestw◊teß e¶legon twˆ◊
de« proselqo/nteß oi˚ e˚stw◊teß ei•pon a‡lloß tiß diiœscuri÷zeto le÷gwn:
sagten die Dabeistehenden wieder zu
aber hinzugetreten, die Dastehenden sagten
Petrus: Wahrhaftig, du bist von ihnen. Auch
zu Petrus: Wahrhaftig auch du *bist* von
aujtw◊n ei•, kai« ga»r Galilai√oß ei•
h™n, kai« ga»r Galilai√o/ß e˙stin.
ein Galiläer bist du nämlich und deine Rede
von ihnen *bist*; denn du bist auch ein
war. Und ein Galiläer ist er.
Pe÷trwˆ: aÓlhqw◊ß e˙x aujtw◊n ei•, kai« ga»r Galilai√oß ei• kai« hJ lalia¿ sou
twˆ◊ Pe÷trwˆ: aÓlhqw◊ß kai« su\ e˙x
bekräftigte ein anderer, sagend:
e˙p∆ aÓlhqei÷aß kai« ou∞toß met∆ aujtouv Wahrhaftig, dieser auch mit ihm
Galiläer,
o˚moia¿zei.106
kai« hJ lalia¿ sou o˚moia¿zei.107
ist gleich (deren Rede).
und deine Rede ist gleich (deren Rede).
Er brachte sich dazu, sich zu verfluchen
Da brachte er sich dazu, sich zu verfluchen
und zu schwören: Ich kenne nicht
und zu schwören. Ich kenne nicht Mensch, ich weiß nicht, was du sagst.
diesen Menschen, von dem ihr redet.
den Menschen.
71
oJ de« h¡rxato aÓnaqemati÷zein
kai« ojmnu/nai o¢ti oujk oi•da
to\n a‡nqrwpon touvton o§n le÷gete. 72
kai« eujqu\ß e˙k deute÷rou aÓle÷ktwr
74
to/te h¡rxato kataqemati÷zein
kai« ojmnu/ein o¢ti oujk oi•da
60
ei•pen de« oJ Pe÷troß:
Petrus aber sagte:
a‡nqrwpe, oujk oi•da o§ le÷geiß.
to\n a‡nqrwpon.
kai« eujqe÷wß aÓle÷ktwr
kai« paracrhvma e¶ti lalouvntoß
Und sofort zum zweiten Mal ein Hahn
Und sofort ein Hahn
e˙fw¿nhsen.
aujtou◊ e˙fw¿nhsen aÓle÷ktwr.
krähte.
krähte.
*er*, krähte ein Hahn.
e˙fw¿nhsen.
Und sogleich, während *er* noch sprach
61
kai« strafei«ß oJ ku/rioß e˙ne÷bleyen
Und sich umgewandt habend der Herr, sah er an
twˆ◊ Pe÷trwˆ,
Petrus.
kai« aÓnemnh/sqh oJ Pe÷troß
75
Da erinnerte sich Petrus
Und Petrus erinnerte sich
an das Wort, wie Jesus zum ihm gesagt hatte:
an das Wort Jesu, das er gesprochen hatte:
kai« e˙mnh/sqh oJ Pe÷troß
to\ rJhvma w˚ß ei•pen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß o¢ti touv rJh/matoß ∆Ihsouv ei˙rhko/toß o¢ti pri«n aÓle÷ktora fwnhvsai di«ß tri÷ß me pri«n aÓle÷ktora fwnhvsai tri«ß Bevor ein Hahn zweimal kräht, dreimal mich Bevor ein Hahn kräht, dreimal
kai« uJpemnh/sqh oJ Pe÷troß
Und Petrus erinnerte sich
touv rJh/matoß touv kuri÷ou w˚ß ei•pen an das Wort des Herrn, wie er gesagt hatte
aujtwˆ◊ o¢ti pri«n aÓle÷ktora fwnhvsai zu ihm: Bevor ein Hahn kräht
aÓparnh/shØ:
aÓparnh/shØ me:
sh/meron aÓparnh/shØ me tri÷ß.
wirst du verleugnen.
wirst du mich verleugnen.
heute, wirst du mich dreimal verleugnen.
Und er begann zu weinen.
Und hinausgegangen nach draußen, weinte er Und hinausgegangen nach draußen, weinte er
bitterlich.
kai« e˙pibalw»n e¶klaien.
kai« e˙xelqw»n e¶xw e¶klausen pikrw◊ß.
62
kai« e˙xelqw»n e¶xw e¶klausen pikrw◊ß.
bitterlich.
Matthäus und Markus haben u. a. die folgenden Bindeindizien gegen Lukas:
01. Matth 26,69 Mk 14,66 Luk ÔO de« Pe÷troß e˙ka¿qhto e¶xw Kai« o¡ntoß touv Pe÷trou ka¿tw – 106 107
Zu kai« ga»r Galilai√oß ei• kai« hJ lalia¿ sou o˚moia¿zei vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. ebd.
136 e˙n thØv aujlhØv »Petrus saß draußen im Hof«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I e˙n thØv aujlhØv »Während Petrus nun unten im Hof saß«
02. Matth 26,69 Mk 14,66 Luk 22,56 mi÷a paidi÷skh mi÷a tw◊n paidiskw◊n paidi÷skh tiß »eine Magd« »eine der Mägde« »eine Magd« 03. Matth 26,69 Mk 14,67 Luk 22,56 kai« su\ h™sqa meta» ∆Ihsouv kai« su\ meta» touv Nazarhnouv kai« ou∞toß su\n aujtwˆ◊ h™n touv Galilai÷ou h™sqa touv ∆Ihsouv »Auch dieser hier war mit ihm »Auch du warst mit Jesus »Auch du warst mit dem Naza- dem Galiläer zusammen« rener, dem Jesus, zusammen« zusammen« 04. Matth 26,70 Mk 14,68 Luk 22,57 oujk oi•da ti÷ le÷geiß ou¡te oi•da ou¡te e˙pi÷stamai oujk oi•da aujto/n, gu/nai su\ ti÷ le÷geiß »Ich kenne ihn nicht, Frau« »Ich weiß nicht, »Ich weiß nicht und verstehe wovon du sprichst« nicht, wovon du sprichst« 05. Matth 26,71 Mk 14,68 Luk e˙xelqo/nta de« ei˙ß to\n pulw◊na e˙xhvlqen e¶xw ei˙ß to\ proau/lion – »Er ging in die Vorhalle hinaus« »Als er dann in die Torhalle hinausgegangen war« 06. Matth 26,71 Mk 14,69 Luk kai« le÷gei toi√ß e˙kei√ h¡rxato pa¿lin le÷gein toi√ß – parestw◊sin »und sie sagte denen die, »sie sagte den Dabeistehenden dort waren« wieder, mit Nachdruck« 07. Matth 26,71 Mk 14,69 Luk 22,58 ou∞toß h™n meta» ∆Ihsouv touv ou∞toß e˙x aujtw◊n e˙stin kai« su\ e˙x aujtw◊n ei• Nazwrai÷ou »Auch du bist einer von ihnen« »Dieser war mit Jesus dem »Dieser ist einer von ihnen« Nazoräer zusammen« 08. Matth 26,72 Mk 14,70 Luk 22,58 kai« pa¿lin hjrnh/sato oJ de« pa¿lin hjrnei√to oJ de« Pe÷troß e¶fh »und er leugnete wieder« »der leugnete wieder« »Petrus sagte« 09. Matth 26,73 Mk 14,70 Luk 22,59 meta» mikro\n de« proselqo/nteß kai« meta» mikro\n pa¿lin oi˚ par- kai« diasta¿shß w˚sei« w‚raß mia◊ß oi˚ e˚stw◊teß ei•pon twˆ◊ Pe÷trwˆ: estw◊teß e¶legon twˆ◊ Pe÷trwˆ: a‡lloß tiß diiœscuri÷zeto le÷gwn: aÓlhqw◊ß kai« su\ e˙x aujtw◊n ei• aÓlhqw◊ß e˙x aujtw◊n ei• e˙p∆ aÓlhqei÷aß kai« ou∞toß met∆ aujtouv h™n »Und nach einer kleinen Weile »Nach Verlauf etwa einer »Nach einer kleinen Weile traten die Leute, die dort sagten die Dabeistehenden Stunde versicherte ein standen, hinzu und sagten wieder zu Petrus: anderer: zu Petrus: Wahrhaftig, du Wahrhaftig, du bist Wahrhaftig, dieser ist auch bist auch einer von ihnen« einer von ihnen« mit ihm zusammengewesen« 10. Matth 26,74 Mk 14,71 Luk 22,60 to/te h¡rxato kataqemati÷zein« oJ de« h¡rxato aÓnaqemati÷zein ei•pen de« oJ Pe÷troß: kai« ojmnu/ein o¢ti oujk oi•da kai« ojmnu/nai o¢ti oujk oi•da a‡nqrwpe, oujk oi•da o§ le÷geiß to¿n a‡nqrwpon to\n a‡nqrwpon touvton o§n le÷gete
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
»Da brachte er sich dazu, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Mann nicht«
137
»Da brachte er sich dazu, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Mann nicht, von dem ihr redet«
»Petrus sagte: Mensch, ich weiß nicht, wovon du sprichst«
Die wörtlichen Übereinstimmungen sind so deutlich, daß keine andere Erklärung möglich ist als die, daß Matthäus und Markus auf eine ähnliche Quelle zurückgehen, die jedoch eine andere war als die des Lukas. Es kommt noch weiteres hinzu: In (03) spricht die Magd nach Matthäus und Markus Petrus selbst an, nach Lukas wendet sie sich an die Dabeistehenden; in (07) ist es umgekehrt. Markus kann nicht Matthäus’ Quelle gewesen sein. Es wäre in einem solchen Fall nicht zu erklären, warum Matthäus einen der anschaulichsten Sätze der Evangelien, Mk 14,67, nicht in seinen Text aufnahm: »und als sie Petrus sah, wie er sich (am Feuer) wärmte, faßte sie ihn genauer ins Auge und sagte dann: Auch du…« Der Sachverhalt ist in äußerster Knappheit auf das genaueste beschrieben: Es ist Nacht; die Magd erkennt Petrus nur, weil er am Feuer sitzt, ist sich aber bei der Dunkelheit nicht sicher und sieht sich ihn näher an. Treffender kann man das asyndetische Partizip nicht verwenden, als es Markus hier tut! Des weiteren wäre erklärungsbedürftig, warum Matthäus darauf verzichtet zu erwähnen, daß es sich bei der Magd um eine aus dem Gesinde des Hohenpriesters handelt (Mk 14,66). Der wichtigste Punkt ist ein Unterschied im Ablauf des Geschehens: Bei Matthäus gibt es zwei Mägde (26,69.71), bei Markus tritt zweimal dieselbe Magd auf (Das hat bei Matthäus den weiteren Unterschied zur Folge, daß die erste Magd von Jesus dem Galiläer spricht, die zweite von Jesus dem Nazaräer). Daß diese Unterschiede gegenüber dem Bericht des Markus nicht auf den Autor Matthäus zurückgehen, zeigt ein Blick auf die beiden anderen Quellen: Bei Lukas kommt nach der Magd ebenfalls eine weitere, aber männliche Person ins Spiel. Bei Johannes ist diese zweite Person als Knecht des Hohenpriesters und Verwandter des Malchus identifiziert, während anstelle der ersten Magd eine namenlose Gruppe steht. Matthäus’ Bericht enthält außer den genannten Einzelheiten zwei weitere, die sich nicht bei Markus finden. In 26,72 leugnet Petrus nicht nur, sondern wiederholt mit einem Schwur: »Ich kenne den Mann nicht!« In 26,70 leugnet er, anders als bei Markus, e¶mprosqen pa¿ntwn „vor aller Ohren“. Die Frage des literarischen Verhältnisses dieser drei Berichte läßt sich folgendermaßen beantworten: • Markus und Matthäus hatten ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden. An diesem Stemma ist nur die Zahl der Überlieferungsträger als hypothetisch anzusehen. Die gestrichelte Linie weist darauf hin, daß Zwischenstufen möglich sind. y1 kann mit y identisch sein (Bericht des Petrus), wobei y2 eine Variante zu y1 sein kann, da es logisch ist, daß Petrus seine Erlebnisse nicht nur einmal erzählt haben wird.
'
EREIGNIS
Bericht x
| | | | | $ Luk
(
Bericht y
'(
y1
| | | $
y2
| | | $
Mk Matth
138
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.33 Jesus vor Pilatus Mk 15,1–20a; Matth 27,1–31a; Luk 23,1–25 108 Mk 15,1
Kai« eujqu\ß prwi∑ sumbou/lion
Matth 27,1
PrwiŒaß de« genome÷nhß sumbou/-
Und sofort frühmorgens einen Beschluß Als aber Morgen geworden war, einen Be-
poih/santeß oi˚ aÓrcierei√ß meta» tw◊n
lion e¶labon pa¿nteß oi˚ aÓrcierei√ß kai«
gefaßt habend, die Hohenpriester mit den
schluß faßten alle die Hohenpriester und
Ältesten und Schriftgelehrten, und
die Ältesten des Volkes gegen
der ganze Hohe Rat, gebunden habend
Jesus, daß sie ihn töteten. Und
Jesus, führten (ihn) ab und
ihn gebunden habend, führten sie ihn weg und Und aufgestanden die ganze Menge
lieferten (ihn) Pilatus aus.
lieferten (ihn) Pilatus aus, dem Statthalter.
presbute÷rwn kai« grammate÷wn kai« o¢lon to\ sune÷drion, dh/santeß to\n ∆Ihsouvn aÓph/negkan kai« pare÷dwkan Pila¿twˆ.
oi˚ presbu/teroi touv laouv kata» touv ∆Ihsouv w‚ste qanatw◊sai aujto/n: 2 kai« dh/santeß aujto\n aÓph/gagon kai« pare÷dwkan Pila¿twˆ twˆ◊ hJgemo/ni.
Luk 23,1
Kai« aÓnasta»n a‚pan to\ plhvqoß
aujtw◊n h¡gagon aujto\n e˙pi« to\n Pila◊ton. von ihnen, führten sie ihn zu Pilatus.
2
Sie begannen aber, ihn anzuklagen, sa-
teß: touvton eu¢ramen diastre÷fonta to\
gend: Diesen haben wir befunden aufwiegelnd das
e¶qnoß hJmw◊n kai« kwlu/onta fo/rouß
Volk, unseres, und hindernd, Steuern
Kai÷sari dido/nai kai« le÷gonta e˚auto\n
dem Kaiser zu geben, und sagend, daß er
3
cristo\n basile÷a ei•nai. To/te i˙dw»n ∆Iou/daß oJ paradidou\ß
Da gesehend habend, Judas, der überliefernde
au˙to\n o¢ti katekri÷qh, metamelhqei«ß
ihn, daß er verurteilt worden war, bereut habend,
brachte er zurück die dreißig Silberlinge
den Hohenpriestern und Ältesten,
e¶streyen ta» tria¿konta aÓrgu/ria
toi√ß aÓrciereuvsin kai« presbute÷roiß 4
le÷gwn: h¢marton paradou\ß ai–ma
sagend: Ich habe gesündigt, überliefert habend Blut,
aÓqwˆ◊on. oi˚ de« ei•pan: ti÷ pro\ß hJma◊ß;
unschuldiges. Sie aber sagten: Was betrifft das uns?
Sieh du zu! Und geworfen habend die Silberlinge in
den Tempel, ging er weg. Und hingegangen,
erhängte er sich. Die Hohenpriester aber ge-
nommen habend die Silberlinge, sagten: Nicht ist es erlaubt,
sie in den Tempelschatz zu legen; denn
su\ o¡yhØ. 5 kai« rJi÷yaß ta» aÓrgu/ria ei˙ß
to\n nao\n aÓnecw¿rhsen, kai« aÓpelqw»n aÓph/gxato. 6 Oi˚ de« aÓrcierei√ß labo/n-
teß ta» aÓrgu/ria ei•pan: oujk e¶xestin
balei√n aujta» ei˙ß to\n korbana◊n, e˙pei« timh\ aiºmato/ß e˙stin. 7 sumbou/lion de«
Geld für Blut ist es. Einen Beschluß aber
labo/nteß hjgo/rasan e˙x aujtw◊n to\n
gefaßt habend, kauften sie davon den
aÓgro\n touv kerame÷wß ei˙ß tafh\n toi√ß
Acker des Töpfers zum Begräbnisplatz für die
xe÷noiß. 8 dio\ e˙klh/qh oJ aÓgro\ß e˙kei√noß
Fremden. Deswegen wird jener Acker genannt: 108
K. Aland 151996: Nr. 334-342.
⁄Hrxanto de« kathgorei√n aujtouv le÷gon-
(der) König Messias sei.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
139
aÓgro\ß aiºmatoß eºwß thvß sh/meron.
Acker (des) Blutes bis heute. 9
to/te e˙plhrw¿qh to\ rJhqe«n dia» ∆Iere-
Da wurde das Wort erfüllt, durch Jere-
mi÷ou touv profh/tou le÷gontoß: kai«
mias, den sagenden Propheten: Und
sie nahmen die dreißig Silberlinge, den
e¶labon ta» tria¿konta aÓrgu/ria, th\n
timh\n touv tetimhme÷nou o§n e˙timh/san-
Preis des geschätzten (Ackers), den sie abge10
to aÓpo\ ui˚w◊n ∆Israh/l,
schätzt hatten von (den) Söhnen Israels. Und sie gaben
sie für den Acker des Töpfers,
wie mir der Herr aufgetragen hatte.
Jesus aber wurde geführt vor
kai« e¶dwkan
aujta» ei˙ß to\n aÓgro\n touv kerame÷wß,
kaqa» sune÷taxe÷n moi ku/rioß.
11
ÔO de« ∆Ihsouvß e˙sta¿qh e¶mprosqen
touv hJgemo/noß:
2
den Statthalter;
Kai« e˙phrw¿thsen aujto\n oJ Pila◊toß: kai« e˙phrw¿thsen aujto\n oJ hJgemw»n
3
oJ de« Pila◊toß hjrw¿thsen aujto\n le÷gwn:
Und Pilatus fragte ihn:
und der Statthalter fragte ihn, Pilatus aber fragte ihn, sagend:
Bist du der König der Juden. Er aber
sagend: Bist du der König der Ju- Bist du der König der Juden? Er aber
sagt darauf zu ihm: Du sagst (das).
den? Jesus aber sagte: Du sagst (das).
Und die Hohenpriester klagen ihn an
Und während er verklagt wurde
vielfach. Er aber antwortete nichts.
von den Hohenpriestern und Älte-
sten, antwortete er nichts.
su\ ei• oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn; oJ de« le÷gwn: su\ ei• oJ basileu\ß tw◊n ∆Iou- aÓpokriqei«ß aujtwˆ◊ le÷gei: su\ le÷geiß. 3
kai« kathgo/roun aujtouv oi˚ aÓrcierei√ß
su\ ei• oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn; oJ de«
dai÷wn; oJ de« ∆Ihsouvß e¶fh: su\ le÷geiß. aÓpokriqei«ß aujtwˆ◊ e¶fh: su\ le÷geiß. 12
kai« e˙n twˆ◊ kathgorei√sqai aujto\n
sagte ihm darauf: Du sagst (das).
polla¿. au˙to«ß de« ou˙de«n a˙pekri/nato.109 uJpo\ tw◊n aÓrciere÷wn kai« presbute÷
4
oJ de« Pila◊toß pa¿lin e˙phrw¿ta aujto\n
rwn oujde«n aÓpekri÷nato. 13
to/te le÷gei aujtwˆ◊ oJ Pila◊toß: oujk
Pilatus aber fragte ihn wieder, Da sagt Pilatus zu ihm: Nicht
le÷gwn: oujk aÓpokri÷nhØ oujde÷n; i¶de po/sa aÓkou/eiß po/sa sou katamarturouv- sagend: Antwortest du nichts? Siehe, wieviel
hörst du, was alles gegen dich sie aussa-
sie dich anklagen. Jesus aber nicht
gen? Und er antwortete ihm nicht auf
mehr antwortete, so daß sich wunderte
kein einziges Wort, so daß sich wunderte der
Pilatus.
Statthalter sehr.
sou kathgorouvsin. 5 oJ de« ∆Ihsouvß oujk- sin;
14
kai« oujk aÓpekri÷qh aujtwˆ◊ pro\ß
e÷ti oujde«n aÓpekri÷qh, w‚ste qauma¿zein oujde« e≠n rJhvma, w‚ste qauma¿zein to\n to\n Pila◊ton.
hJgemo/na li÷an.
4
oJ de« Pila◊toß ei•pen pro\ß tou\ß aÓrci-
Pilatus aber sagte zu den Hohen-
erei√ß kai« tou\ß o¡clouß: oujde«n euJri÷skw priestern und zu der Volksmenge: Ich finde keine
ai¶tion e˙n twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ tou/twˆ. 5oi˚ de« Schuld an diesem Menschen. Sie aber
e˙pi÷scuon le÷gonteß o¢ti aÓnasei÷ei to\n drängten weiter, sagend: Er wiegelt das
lao\n dida¿skwn kaq∆ o¢lhß thvß∆Ioudai÷-, Volk auf, lehrend über ganz Jud-
aß kai« aÓrxa¿menoß aÓpo\ thvß Galilai÷aß äa und begonnen habend von Galiläa
eºwß w—de. bis hierher.
6
Pila◊toß de« aÓkou/saß e˙phrw¿thsen ei˙
Pilatus aber, (dies) gehört habend, fragte, ob 109
Zu V 3 vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
140
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
oJ a‡nqrwpoß Galilai√o/ß e˙stin, 7kai« e˙pi-
gnou\ß o¢ti e˙k thvß e˙xousi÷aß ÔHrwˆ¿dou
der Mensch Galiläer ist. Und er-
fahren habend, daß aus dem Herrschaftsbereich
Herodes’
e˙sti«n aÓne÷pemyen aujto\n pro\ß ÔHrwˆ¿dhn,
o¡nta kai« aujto\n e˙n ÔIerosolu/moiß e˙n
tau/taiß tai√ß hJme÷raiß. 8ÔO de« ÔHrwˆ¿dhß
i˙dw»n to\n ∆Ihsouvn e˙ca¿rh li÷an, h™n ga»r
e˙x i˚kanw◊n cro/nwn qe÷lwn i˙dei√n aujto\n
er ist, schickte er ihn zu Herodes,
(den) auch selbst in Jerusalem Seienden in diesen Tagen. Herodes aber,
Jesus erblickend, freute sich sehr. Denn er war seit langen Zeiten ihn sehen wollend
dia» to\ aÓkou/ein peri« aujtouv kai« h¡lpize÷n wegen des Hörens über ihn. Und er hoffte,
ti shmei√on i˙dei√n uJp∆ aujtouv gino/menon. ein von ihm getan werdendes Zeichen zu sehen.
9
e˙phrw¿ta de« aujto\n e˙n lo/goiß i˚kanoi√ß,
Er fragte ihn mit vielen Worten;
aujto\ß de« oujde«n aÓpekri÷nato aujtwˆ◊.
10
er aber antwortete ihm nichts.
ei˚sth/keisan de« oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚
Die Hohenpriester aber standen und
grammatei√ß eujto/nwß kathgorouvnteß die Schriftgelehrten angespannt, anklagend
aujtouv. 11e˙xouqenh/saß de« aujto\n [kai«] ihn. Verächtlich aber behandelt habend ihn auch
oJ ÔHrwˆ¿dhß su\n toi√ß strateu/masin
Herodes mit den Soldaten,
aujtou◊ kai« e˙mpai÷xaß peribalw»n e˙sqhv-
seinen, und verspottet habend, umgeworfen
habend ein prächti-
ta lampra»n aÓne÷pemyen aujto\n twˆ◊ ges Kleid, schickte ihn zurück zu
Pila¿twˆ. 12e˙ge÷nonto de« fi÷loi o¢ te ÔHrwˆ¿-
dhß kai« oJ Pila◊toß e˙n aujthØv thØv hJme÷ra
met∆ aÓllh/lwn: prou¨phvrcon ga»r e˙n
Pilatus. Freundlich wurden aber Hero
des und Pilatus an diesem Tag
miteinander; denn vorher waren sie in
e¶cqraˆ o¡nteß pro\ß aujtou/ß.
13
Feindschaft seiend untereinander.
Pila◊toß de« sugkalesa¿menoß tou\ß
Pilatus aber, zusammengerufen habend die
aÓrcierei√ß kai« tou\ß a‡rcontaß kai« to\n
Hohenpriester und die Oberen und das
lao\n 14ei•pen pro\ß aujtou/ß: proshne÷gVolk, sagte zu ihnen: Ihr habt ge-
kate÷ moi to\n a‡nqrwpon touvton w˚ß bracht zu mir diesen Menschen als
aÓpostre÷fonta to\n lao/n, kai« i˙dou\ e˙gw» einen das Volk Aufwiegelnden. Und siehe, ich
e˙nw¿pion uJmw◊n aÓnakri÷naß oujqe«n eu∞ron
vor euch untersucht habend, fand keine
e˙n twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ tou/twˆ ai¶tion w—n Schuld an diesem Menschen, hinsichtlich
kathgorei√te kat∆ aujtouv. 15aÓll∆ oujde«
ihr Anklage gegen ihn erhebt. Aber auch nicht
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
141
ÔHrwˆ¿dhß, aÓne÷pemyen ga»r aujto\n pro\ß
Herodes, denn er schickte ihn zurück zu
hJma◊ß, kai« i˙dou\ oujde«n a‡xion qana¿tou
e˙sti«n pepragme÷non aujtwˆ◊: 16paideu/saß
uns. Und siehe, nichts Würdiges des Todes
ist von ihm getan. Gegeißelt habend
6
Kata» de« e˚orth\n
15
ou™n aujto\n aÓpolu/sw.
also ihn, werde ich (ihn) freilassen.
17
Kata» de« e˚orth\n
a˙na/gkhn de« ei°cen a˙˙polu/ein au˙toivß
Aber zum Fest Aber am Fest Es war aber notwendig, ihnen freizugeben
e÷luen aujtoi√ß eºna de÷smion o§n pa-
ei˙w¿qei oJ hJgemw»n aÓpolu/ein eºna twˆ◊
kata« e˚orth«n eºna.110
ließ er ihnen frei einen Gefangenen, den sie er-
pflegte der Statthalter freizulassen einen *der*
einen zum Fest.
baten sich. Es war aber der (so)genannte Bar-
Gefangenen *der* Volksmenge, den sie wollten.
rhØtouvnto. 7 h™n de« oJ lego/menoß Bar-
abba◊ß meta» tw◊n stasiastw◊n dede-
o¡clwˆ de÷smion o§n h¡qelon.
16
ei•con de«
to/te de÷smion e˙pi÷shmon lego/menon
abbas mit den Anführern gebun- Damals hatten sie einen berüchtigten Gefan
genen, genannt
den, welche bei dem Aufruhr einen Mord be-
Jesus Barabbas. Als versammelt waren
me÷noß oiºtineß e˙n thØv sta¿sei fo/non pe- [∆Ihsouvn] Barabba◊n.
17
sunhgme÷nwn
poih/keisan. 8 kai« aÓnaba»ß oJ o¡cloß h¡r- ou™n aujtw◊n ei•pen aujtoi√ß oJ Pila◊toß: gangen hatten. Und hinaufgestiegen, die Menge nun sie, sagte Pilatus zu ihnen: mit Nach-
xato ai˙tei√sqai kaqw»ß e˙poi÷ei aujtoi√ß. ti÷na qe÷lete aÓpolu/sw uJmi√n, [∆Ihsouvn druck erbat, wie er ihnen zu tun pflegte. 9
Wen wollt ihr, soll ich euch freilassen: Jesus
oJ de« Pila◊toß aÓpekri÷qh aujtoi√ß le÷gwn: to\n] Barabba◊n h£ ∆Ihsouvn to\n lego/-
Pilatus aber antwortete ihnen, sagend: Barabbas oder Jesus, ge-
qe÷lete aÓpolu/sw uJmi√n to\n basile÷a
menon cristo/n;
Wollt ihr, soll ich euch frei geben den König
nannt Messias?
tw◊n ∆Ioudai÷wn;
10
e˙gi÷nwsken ga»r o¢ti
der Juden? Er erkannte nämlich, daß
dia» fqo/non paradedw¿keisan aujto\n
18
hØ¡dei ga»r o¢ti dia» fqo/non pare÷dw-
aus Neid ihn ausgeliefert hatten Es wußte nämlich, daß sie aus Neid über-
oi˚ aÓrcierei√ß.
kan aujto/n.
die Hohenpriester.
liefert hatten ihn.
Während er auf dem Ri-
chterstuhl saß, schickte zu ihm die Fr-
au, seine, sagend. Nichts (ist) dir und
jenem Gerechten! Denn vieles ge-
litten habe ich heute im Traum seinetwegen.
Kaqhme÷nou de« aujtouv e˙pi« touv bh/-
matoß aÓpe÷steilen pro\ß aujto\n hJ gu-
nh\ aujtouv le÷gousa: mhde«n soi« kai«
twˆ◊ dikai÷wˆ e˙kei÷nwˆ: polla» ga»r e¶pa-
11
19
qon sh/meron kat∆ o¡nar di∆ aujto/n.
oi˚ de« aÓrcierei√ß aÓne÷seisan to\n o¡c-
20
Oi˚ de« aÓrcierei√ß kai« oi˚ presbu/teroi
Doch die Hohenpriester hetzten auf die Volks- Aber die Hohenpriester und die Ältesten
lon iºna ma◊llon to\n Barabba◊n
e¶peisan tou\ß o¡clouß iºna ai˙th/swn-
menge, damit (viel)mehr den Barabbas
überredeten die Volksmassen, daß sie bit-
er ihnen freilasse.
ten sollten um Barabbas, aber Jesus
sollten sie vernichten.
aÓpolu/shØ aujtoi√ß.
12
oJ de« Pila◊toß pa¿lin aÓpokriqei«ß
tai to\n Barabba◊n, to\n de« ∆Ihsouvn aÓpole÷swsin. 21
aÓpokriqei«ß de« oJ hJgemw»n ei•pen auj-
Aber Pilatus, wieder daraufhin Darauf sagte der Statthalter zu ih-
toi√ß: ti÷na qe÷lete aÓpo\ tw◊n du/o
nen: Wen wollt ihr, *soll ich* von den zweien
euch freilassen *soll ich*? Sie aber sagten:
110
aÓpolu/sw uJmi√n; oi˚ de« ei•pan:
Zu V 17 vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
142
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I 18
∆Ane÷kragon de« pamplhqei« le÷gonteß:
Doch allesamt schrien auf, sagend:
ai•re touvton, aÓpo/luson de« hJmi√n
Beseitige diesen, gib uns aber frei
to\n Barabba◊n.
den Barabbas.
e¶legen aujtoi√ß: ti÷ ou™n qe÷lete poih/sw
22
den Barabbas. Dieser war wegen *eines* Aufruhrs,
tina» genome÷nhn e˙n thØv po/lei kai« fo/non *eines*, geschehen in der Stadt, und Mordes,
blhqei«ß e˙n thØv fulakhØv. 20pa¿lin de« oJ
to\n Barabba◊n: 19o¢stiß h™n dia» sta¿sin
le÷gei aujtoi√ß oJ Pila◊toß: ti÷ ou™n
sagte zu ihnen: Was denn wollt ihr, soll ich tun Pilatus sagt zu ihnen: Was nun
ins Gefängnis geworfen. Wieder aber
Pila◊toß prosefw¿nhsen aujtoi√ß qe÷lwn rief ihnen Pilatus zu, wollend
o§n le÷gete to\n basile÷a tw◊n ∆Ioudai÷-
poih/sw ∆Ihsouvn to\n lego/menon
aÓpoluvsai to\n ∆Ihsouvn.
(mit dem), den ihr nennt den König der Ju-
soll ich mit Jesus tun, genannt
freilassen Jesus.
wn;111
cristo/n;
den? Messias? 13
oi˚ de« pa¿lin e¶kraxan: stau/rwson
le÷gousin pa¿nteß: staurwqh/tw.
Sie aber wieder schrien: Kreuzige Alle sagen: Er soll gekreuzigt werden!
aujto/n. ihn! 14
oJ de« Pila◊toß e¶legen aujtoi√ß: ti÷
23
oJ de« e¶fh: ti÷ ga»r
21
oi˚ de« e˙pefw¿noun le÷gonteß: stau/rou
Sie aber riefen entgegen, sagend. Kreuzige,
stau/rou aujto/n. kreuzige ihn! 22
oJ de« tri÷ton ei•pen pro\ß aujtou/ß: ti÷ ga»r
Aber Pilatus sagte zu ihnen: Er aber sagte: Was denn Er aber zum dritten Mal sagte zu ihnen: Was denn
ga»r e˙poi÷hsen kako/n; oi˚ de« peris-
kako\n e˙poi÷hsen; oi˚ de« perissw◊ß
Was denn hat er Böses getan? Sie aber noch
hat er Böses getan? Sie aber noch mehr
e¶krazon le÷gonteß: staurwqh/tw
qana¿tou eu∞ron e˙n aujtwˆ◊: paideu/saß
mehr schrien: Kreuzige ihn!
schrien, sagend: Er soll gekreuzigt werden!
(des) Todes habe ich an ihm gefunden. Gegeißelt
sw◊ß e¶kraxan: stau/rwson aujto/n.
kako\n e˙poi÷hsen ou∞toß; oujde«n ai¶tion hat dieser Böses getan? Keine Schuld
ou™n aujto\n aÓpolu/sw. 23oi˚ de« e˙pe÷keinto
also ihn, werde ich (ihn) freilassen. Sie aber setz-
ten ihm zu
fwnai√ß mega¿laiß ai˙tou/menoi aujto\n
mit lauten Schreien fordernd, (daß) er
staurwqhvnai, kai« kati÷scuon ai˚
gekreuzigt werde. Und stark waren die
24
fwnai« aujtw◊n. ∆Idw»n de« oJ Pila◊toß o¢ti oujde«n wÓfe-
Schreie, ihre.
Gesehend aber Pilatus, daß nichts es nütz-
lei√ aÓlla» ma◊llon qo/ruboß gi÷netai,
te, sondern mehr Unruhe wird,
genommen habend Wasser, wusch sich die
labw»n u¢dwr aÓpeni÷yato ta»ß cei√raß
Hände
aÓpe÷nanti touv o¡clou le÷gwn: aÓqwˆ◊o/ß
vor der Volksmenge, sagend: Unschuldig
bin ich am Blut dieses (Menschen). Ihr
sollt zusehen! Und daraufhin das ganze Vo-
lk sagte: Sein Blut über uns
und auf unsere Kinder!
ei˙mi aÓpo\ touv aiºmatoß tou/tou: uJmei√ß
o¡yesqe.
kai« aÓpokriqei«ß pa◊ß oJ la-
o\ß ei•pen: to\ ai–ma aujtouv e˙f∆ hJma◊ß
15
25
kai« e˙pi« ta» te÷kna hJmw◊n.
ÔO de« Pila◊toß boulo/menoß twˆ◊ o¡clwˆ
Aber Pilatus, wollend der Volksmenge
to\ i˚kano\n poihvsai aÓpe÷lusen aujtoi√ß
26
to/te aÓpe÷lusen aujtoi√ß to\n Bar-
24
Kai« Pila◊toß e˙pe÷krinen gene÷sqai to\
Und Pilatus entschied, daß geschehe die
ai¶thma aujtw◊n:
25
aÓpe÷lusen de« to\n
das Genügende tun, ließ frei ihnen Da ließ er ihnen frei den Bar- Forderung, ihre. Er ließ aber frei den
to\n Barabba◊n, kai« pare÷dwken to\n
abba◊n, to\n de« ∆Ihsouvn fragellw¿-
dia» sta¿sin kai« fo/non beblhme÷non ei˙ß
Barabbas und übergab
abbas, Jesu aber, gegeiß-
wegen Mordes und Aufruhrs Geworfenen ins
111
Zu V 12 vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.Vgl. U. Victor 2007a: Anm. 16.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
143
∆Ihsouvn fragellw¿saß iºna staurwqhØv. saß pare÷dwken iºna staurwqhØv. Jesus, gegeißelt habend, damit er gekreuzigt werde.
16
Oi˚ de« stratiw◊tai aÓph/gagon aujto\n
fulakh\n o§n hØjtouvnto, to\n de« ∆Ihsouvn
elt habend, übergab er, damit er gekreuzigt Gefängnis, den sie begehrten. Jesus aber werde.
27
pare÷dwken twˆ◊ qelh/mati aujtw◊n.
To/te oi˚ stratiw◊tai touv hJgemo/noß
lieferte er ihrem Willen aus.
Die Soldaten aber führten ihn Dann die Soldaten des Statthalters,
e¶sw thvß aujlhvß, o¢ e˙stin praitw¿rion, paralabo/nteß to\n ∆Ihsouvn ei˙ß to\ hinein in die Aula; das ist (das) Prätorium.
Jesus zu sich genommen habend in das
kai« sugkalouvsin o¢lhn th\n spei√ran. praitw¿rion sunh/gagon e˙p∆ aujto\n Und sie rufen die ganze Mannschaft zusammen. Prätorium, versammelten um ihn
o¢lhn th\n spei√ran.
die ganze Mannschaft.
17
kai« e˙ndidu/skousin aujto\n porfu/ran
28
kai« e˙kdu/santeß aujto\n clamu/da
Und sie ziehen ihm einen Purpurmantel an
Und ausgezogen habend ihn, einen Mantel,
und legen um ihn, geflochten habend,
einen roten, legten sie um ihn, und
eine Akanthuskrone.
geflochten habend eine Krone aus Akanthus,
setzten sie auf sein Haupt
und (gaben) einen Stock in seine Rechte.
Und auf die Knie gefallen vor
kai« peritiqe÷asin aujtwˆ◊ ple÷xanteß aÓka¿nqinon ste÷fanon:
29
kai«
ple÷xanteß ste÷fanon e˙x aÓkanqw◊n
e˙pe÷qhkan e˙pi« thvß kefalhvß aujtouv
kai« ka¿lamon e˙n thØv dexiaˆ◊ aujtouv,
18
kokki÷nhn perie÷qhkan aujtwˆ◊,
kai« gonupeth/santeß e¶mprosqen
kai« h¡rxanto aÓspa¿zesqai aujto/n:
aujtouv e˙ne÷paixan aujtwˆ◊ le÷gonteß:
Und sie machten sich daran, ihn zu grüßen:
ihm, verspotteten sie ihn, sagend:
Sei gegrüßt, König der Juden! Und
Sei gegrüßt, König der Juden! Und
sie schlugen seinen Kopf mit einem Rohrstock
gespuckt habend auf ihn, nahmen sie den
und bespuckten ihn; und beugend die
Stock und schlugen auf das Hau-
cai√re, basileuv tw◊n ∆Ioudai÷wn:
19
kai« cai√re, basileuv tw◊n ∆Ioudai÷wn,
30
kai«
e¶tupton aujtouv th\n kefalh\n kala¿mwˆ e˙mptu/santeß ei˙ß aujto\n e¶labon to\n kai« e˙ne÷ptuon aujtwˆ◊ kai« tiqe÷nteß ta» go/nata proseku/noun aujtwˆ◊.
20
kai«
ka¿lamon kai« e¶tupton ei˙ß th\n kefalh\n aujtouv.
31a
kai« o¢te e˙ne÷paixan
Knie, warfen sie sich vor ihm nieder. Und
pt, seines. Und als sie verspottet hatten
als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm aus
ihn, zogen sie ihm aus den Man-
den Purpurmantel und zogen ihm an
tel und zogen ihm an
seine Kleider.
seine Kleider.
o¢te e˙ne÷paixan aujtwˆ◊, e˙xe÷dusan aujto\n aujtwˆ◊, e˙xe÷dusan aujto\n th\n clamu/th\n porfu/ran kai« e˙ne÷dusan aujto\n ta» i˚ma¿tia aujtouv.
da kai« e˙ne÷dusan aujto\n ta» i˚ma¿tia aujtouv
Alle drei Evangelisten setzen das gleiche Grundgerüst des Ereignisses voraus: • Jesus wird von Mitgliedern der höchsten jüdischen Behörde Pilatus zum Zweck der Hinrichtung ausgeliefert. Pilatus vergewissert sich, ob bei Jesus ein des Todes würdiges Verbrechen vorliegt. Da ein solches nicht gegeben ist, versucht Pilatus, Jesus freizulassen. Er läßt Jesus aber geißeln. • Pilatus wendet die Pesach-Amnestie an. • Das von Mitgliedern der jüdischen Religionsbehörde aufgestachelte Volk entscheidet sich jedoch nicht für Jesus, sondern für Barabbas. • Weitere Versuche des Pilatus zugunsten von Jesus scheitern. • Pilatus gibt schließlich dem Druck nach und verurteilt Jesus zum Kreuzestod. Dieses Gerüst wird von den Synoptikern zum Teil sehr ähnlich, zum Teil auf recht unterschiedliche Weise berichtend dargestellt bzw. auch ausführlich ergänzt. Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 01. Während Matthäus (27,1) und Markus (15,1) nur die Auslieferung an Pilatus berichten, schildert Lukas (23,2) die fingierten Gründe für die Auslieferung: Jesus wiegle das Volk auf, er hindere die Steuer an den Kaiser zu zahlen und nähme in Anspruch, der Messias-König zu sein.
144
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
02. Lukas berichtet nur kurz (23,3) von einer ersten Befragung Jesu durch Pilatus. Dabei gewinnt der Präfekt den Eindruck, daß Jesus im Sinn der Anklage unschuldig ist (23,4). Die Vertreter der jüdischen Religionsbehörde wiederholen nun ihre Anklage mit der zusätzlichen Behauptung, daß Jesus das ganze Land von Galiläa bis Judäa aufwiegelt (23,5). Da Galiläa zur Tetrachie des Herodes Antipas gehört, schickt Pilatus Jesus zu Herodes, der in Jerusalem weilt. Herodes verspottet schließlich Jesus, schickt ihn aber ohne Verurteilung zu Pilatus zurück (34,7–16). Matthäus und Markus kennen dieses Zwischenspiel nicht. 03. Während Lukas nur kurz die Osteramnestie erwähnt (23,17) und festhält, daß der Aufständische und Mörder Barabbas und nicht Jesus freikommt (23, 18–19), berichten darüber Matthäus (27,15–21) und Markus (15,6–12) ausführlich. 04. Nur Matthäus (27,27–31a) und Markus (16–20a) berichten von der Dornenkrone und der Verspottung Jesu durch die Soldateska des Pilatus. 05. Matth 27,1 Mk 15,1 Luk 23,1 Jesus wird von den Hohen- Jesus wird von allen Hohen- Die »ganze Menge von ihnen« priestern, den Ältesten, den priestern und Ältesten an liefert Jesus an Pilatus aus. Schriftgelehrten und dem Pilatus ausgeliefert. Hohen Rat an Pilatus ausge liefert. 06. Matth 27,17 Mk 15,8-10 Luk sunhgme÷nwn ou™n aujtw◊n ei•pen kai« aÓnaba»ß oJ o¡cloß h¡rxato – aujtoi√ß oJ Pila◊toß: ti÷na qe÷lete ai˙tei√sqai kaqw»ß e˙poi÷ei aujtoi√ß. aÓpolu/sw uJmi√n, [∆Ihsouvn to\n] oJ de« Pila◊toß aÓpekri÷qh aujtoi√ß Barabba◊n h£ ∆Ihsouvn to\n lego/- le÷gwn: qe÷lete aÓpolu/sw uJmi√n menon cristo/n; to\n basile÷a tw◊n ∆Ioudai÷wn; »als sie nun versammelt waren, »Und hinaufgestiegen, die Menge sagte Pilatus zu ihnen: Wen, begann zu erbitten, wie er ihnen zu tun pflegte. Pilatus aber ant wollt ihr, soll ich euch freilas- wortete ihnen, sagend: Wollt ihr, sen: Jesus Barabbas oder Jesus, genannt Messias?« soll ich euch freilassen den König der Juden?« 07. Matth 27,20 Mk 15,11 Luk Oi˚ de« aÓrcierei√ß kai« oi˚ oi˚ de« aÓrcierei√ß aÓne÷seisan – presbu/teroi e¶peisan tou\ß to\n o¡clon iºna ma◊llon to\n o¡clouß iºna ai˙th/swntai to\n Barabba◊n aÓpolu/shØ aujtoi√ß Barabba◊n, to\n de« ∆Ihsouvn aÓpole÷swsin »Aber die Hohenpriester und Aber die Hohenpriester hetzten die Massen auf, damit er ihnen die Ältesten überredeten die Volksmassen, daß sie um lieber den Barabbas freilasse« Barabbas bitten sollten, aber Jesus sollten sie zu Tode bringen« 08. Matth Mk Luk 23,20–22 – – Da sich Pilatus weigert, einer Hinrichtung Jesu zuzustimmen, wird das Geschrei nach Jesu Kreuzigung immer lauter: kai« kati÷scuon ai˚ fwnai« aujtw◊n »und stark waren ihre Schreie«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
145
09. Matth 27,26 Mk 15,15 Luk 23,24 to/te aÓpe÷lusen aujtoi√ß to\n ÔO de« Pila◊toß boulo/menoß twˆ◊ Kai« Pila◊toß e˙pe÷krinen gene÷sqai Barabba◊n, to\n de« ∆Ihsouvn o¡clwˆ to\ i˚kano\n poihvsai aÓp- to\ ai¶thma aujtw◊n: 25aÓpe÷lusen de« fragellw¿saß pare÷dwken e÷lusen aujtoi√ß to\n Barabba◊n, to\n dia» sta¿sin kai« fo/non iºna staurwqhØv kai« pare÷dwken to\n ∆Ihsouvn beblhme÷non ei˙ß fulakh\n o§n fragellw¿saß iºna staurwqhØv. hØjtouvnto,to\n de« ∆Ihsouvn pare÷dwken twˆ◊ qelh/mati aujtw◊n »Da ließ er ihnen Barabbas »Da aber Pilatus der Volksmenge »Und Pilatus entschied, daß die ihre frei, Jesus aber, gegeißelt das Genügende tun wollte, ließ er Forderung geschehe. Er ließ den wegen habend, übergab er, damit ihnen Barabbas frei und übergab Mordes und Aufruhrs ins Gefängnis er gekreuzigt werde.« Jesus, gegeißelt habend, damit er Geworfenen frei, den sie begehrten. gekreuzigt werde« Jesus aber lieferte er ihrem Willen aus« Trennindizien des Matthäus und Markus, die teils auch solche des Matthäus und Lukas bzw. des Markus und Lukas sind 10. Nur Matthäus berichtet ausführlich vom weiteren Schicksal des Judas (27,3–10). 11. Nur Matthäus weiß davon, daß Pilatus’ Frau ihrem Gatten eine Botschaft schicken läßt, damit er Jesus freilasse (27,19). 12. Nur Matthäus berichtet, daß sich Pilatus coram publico die Hände wäscht und so seine Unschuld am »Blut dieses (Menschen)« demonstriert. Dabei ruft das »ganze Volk»: to\ ai–ma aujtouv e˙f∆ hJma◊ß kai« e˙pi« ta» te÷kna hJmw◊n »sein Blut über uns und auf unsere Kinder« (27,24–25). 13. Matth 27,1 Mk 15,1 Luk 23,1 Jesus wird von den Hohen- Jesus wird von allen Hohen- Die »ganze Menge von ihnen« priestern, den Ältesten, den priestern und Ältesten an (Hoher Rat) liefert Jesus an Pilatus aus Schriftgelehrten und dem Pilatus ausgeliefert. Hohen Rat an Pilatus ausge liefert. 14. Matth 27,16 Mk 15,7 Luk 23,19 Barabbas ist ein »berüchtigter Barabbas ist ein Aufrührer Barabbas ist ein Aufrüher und Mörder. Gefangener.« und Mörder. 15. Matth 27,22 Mk 15,12 Luk 23,20 »Messias« »König der Juden« Pila◊toß prosefw¿nhsen aujtoi√ß qe÷lwn aÓpoluvsai to\n ∆Ihsouvn »Wieder rief ihnen Pilatus zu, da er Jesus freilassen wollte« Die Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas (01) bis (09), die zugleich Trennindizien zu Lukas sind, haben eine solche Qualität, daß es völlig auszuschließen ist, daß Lukas die Texte des Markus und/ oder des Matthäus als literarische Vorlage verwendet haben könnte. Es entzöge sich jeder vernünftigen Erklärung anzunehmen, Lukas habe auf die Dornenkrönung und Verspottung Jesu (04) sowie anderes wie z.B. (01, (02), (03) oder (10), (11), (12) aus schriftstellerischem Interesse oder wegen seines theologischen Konzeptes verzichtet. Der einzig sinnvolle Schluß ist, daß Lukas’ Quellen sich von denen des Markus und Matthäus wesentlich unterschieden haben und ihm weder der Text des Markus noch der Text des Matthäus bekannt war. Die Berichte des Markus und Matthäus sind einander näher als je ihre Berichte zu dem des Lukas, unterscheiden sich jedoch voneinander sowohl durch ein Mehr an Text (10) bis (12) als auch durch einige Details (13) bis (15). Markus kann daher nicht die literarische Vorlage des Matthäus gewesen sein, die dieser einfach ergänzt hätte; denn es ließe sich z.B. nicht hinreichend erklären, warum Matthäus die Bezeichnung des Barabbas als »Aufrührer und Mörder« dramatisch abgeschwächt haben sollte (14). Ebenso kann der Text des Matthäus Markus nicht bekannt gewesen sein, da sein Verzicht auf (10) bis (12) nicht erklärbar wäre. Wir fassen zusammen: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
146
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.34 Der Weg nach Golgatha Mk 15,20b–21; Matth 27,31b–32; Luk 23,26–32 112 Mk 15,20b
Kai« e˙xa¿gousin aujto\n iºna
Matth 27,31b
kai« aÓph/gagon aujto\n ei˙ß to\
Luk 23,26
Kai« w˚ß aÓph/gagon aujto/n,
Und sie führen ihn hinaus, damit
Und sie führten ihn weg zum
Und wie sie ihn abführten,
sie ihn kreuzigen. Und sie zwin-
Kreuzigen. Hinausgehend aber, fanden sie
ergriffen habend
gen einen gewissen Vorbeigehenden, Simon,
einen Menschen, einen Kyrenäer mit Namen Si- einen gewissen Simon, einen Kyrenäer,
staurw¿swsin aujto/n.
21
kai« aÓggareu/-
staurw◊sai.
32
∆Exerco/menoi de« eu∞ron e˙pilabo/menoi
ousin para¿gonta¿ tina Si÷mwna Kurh- a‡nqrwpon Kurhnai√on ojno/mati Si÷mw- Si÷mwna¿ tina Kurhnai√on einen Kyre-
nai√on e˙rco/menon aÓp∆ aÓgrouv, to\n pa-
na,
näer, kommend vom Feld, den Va-
mon.
te÷ra ∆Alexa¿ndrou kai« ÔRou/fou, iºna
touvton hjgga¿reusan iºna a‡rhØ to\n
ter Alexanders und Rufus’, damit Diesen zwangen sie, damit er aufnahm das
a‡rhØ to\n stauro\n aujtouv.
stauro\n aujtouv.
er sein Kreuz aufnahm.
Kreuz, seines.
e˙rco/menon aÓp∆ aÓgrouv kommend vom Feld,
e˙pe÷qhkan aujtwˆ◊ to\n stauro\n fe÷rein legten sie ihm auf, das Kreuz zu tragen
o¡pisqen touv ∆Ihsouv. hinter Jesus.
27
∆Hkolou/qei de« aujtwˆ◊ polu\ plhvqoß
Es folgte ihm aber eine zahlreiche Menge
touv laouv kai« gunaikw◊n ai≠ e˙ko/ptonto
des Volkes und von Frauen, die sich (an die Brust)
schlugen
28
kai« e˙qrh/noun aujto/n.
und ihn beweinten. Sich umgewandt habend aber
strafei«ß de«
pro\ß aujta»ß [oJ] ∆Ihsouvß ei•pen: qugate÷zu ihnen, sagte Jesus: Töch-
reß ∆Ierousalh/m, mh\ klai÷ete e˙p∆ e˙me÷: ter Jerusalems, weint nicht über mich!
plh\n e˙f∆ e˚auta»ß klai÷ete kai« e˙pi« ta»
Doch weint über euch und über die 29
te÷kna uJmw◊n,
Kinder, eure! Denn siehe, Tage kommen,
o¢ti i˙dou\ e¶rcontai hJme÷rai
e˙n ai–ß e˙rouvsin: maka¿riai ai˚ stei√rai an denen man sagen wird: Selig die Unfruchtbaren
kai« ai˚ koili÷ai ai≠ oujk e˙ge÷nnhsan kai«
und die Leiber, die nicht geboren haben, und
mastoi« oi≠ oujk e¶qreyan.
30
to/te a‡rxon-
Brüste, die nicht gestillt haben! Dann werden sie
tai le÷gein toi√ß o¡resin: pe÷sete e˙f∆ inständig zu den Bergen sagen: Fällt auf
hJma◊ß, kai« toi√ß bounoi√ß: kalu/yate uns! Und zu den Hügeln: Bedeckt 31
hJmaק:
uns! Denn wenn an dem grünen Holz dies
o¢ti ei˙ e˙n twˆ◊ uJgrwˆ◊ xu/lwˆ tauvta
poiouvsin, e˙n twˆ◊ xhrwˆ◊ ti÷ ge÷nhtai; man tut, an dem trockenen, was wird geschehen?
32
⁄Hgonto de« kai« eºteroi kakouvrgoi
Es wurden geführt aber auch andere, Übeltäter,
du/o su\n aujtwˆ◊ aÓnaireqhvnai.
zwei, um mit ihm hingerichtet zu werden.
Matthäus und Markus haben gegenüber Lukas ein Mehr an Text: 01. Matth 27,31b Mk 15,20b Luk 23,26 Kai« w˚ß aÓph/gagon aujto/n kai« aÓph/gagon aujto\n ei˙ß to\ Kai« e˙xa¿gousin aujto\n staurw◊sai iºna staurw¿swsin aujto/n »und sie führten ihn weg zum »Und sie führten ihn hinaus, »und wie sie ihn abführten« Kreuzigen« damit sie ihn kreuzigen.« 112
K. Aland 151996: Nr. 343.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
147
02. Matth 27,32 Mk 15,21 Luk 23,26 21 kai« aÓggareu/ousin para¿- e˙pilabo/menoi Si÷mwna¿ tina ∆Exerco/menoi de« eu∞ron a‡nqrwpon Kurhnai√on ojno/ma- gonta¿ tina Si÷mwna Kurhnai√on ... ti Si÷mwna ... Kurhnai√on ... »hinausgehend aber fanden »und sie zwangen einen ge- »ergriffen habend einen gewissen sie einen Menschen, einen wissen Vorbeigehenden, Simon, Simon, einen Kyrenäer« Kyrenäer mit Namen Simon« einen Kyrenäer« Markus hat ein Mehr an Text gegenüber Matthäus und Lukas (nur 04): 03. Matth Mk 15,21 Luk 23,26 – e˙rco/menon aÓp∆ aÓgrouv e˙rco/menon aÓp∆ aÓgrouv »kommend vom Feld« »kommend vom Feld« 04. Matth Mk 15,21 Luk – pate÷ra ∆Alexa¿ndrou kai« – ÔRou/fou »(den) Vater Alexanders und Rufus’« Lukas hat ein Mehr an Text gegenüber Matthäus und Markus: 05. Matth Mk Luk 23,27–32 – – berichtet, daß eine große Volks menge Jesus folgte, darunter klagende Frauen, an die Jesus sein Wort richtet. Abschließend heißt es, daß zwei Verbrecher mit Jesus zur Hinrichtung geführt werden. Matthäus (27,38) und Markus (15,27) erwähnen die beiden Räuber erst später. Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 06. Matth 27,31b Mk 15,20b Luk 23,26 kai« aÓph/gagon aujto\n ei˙ß to\ Kai« e˙xa¿gousin aujto\n Kai« w˚ß aÓph/gagon aujto/n staurw◊sai iºna staurw¿swsin aujto/n »und sie führten ihn weg zum »Und sie führten ihn hinaus, »und wie sie ihn abführten« Kreuzigen« damit sie ihn kreuzigen.« 07. Matth 27,32 Mk 15,21 Luk 23,26 21 ∆Exerco/menoi de« eu∞ron kai« aÓggareu/ousin para¿- e˙pilabo/menoi Si÷mwna¿ tina a‡nqrwpon Kurhnai√on ojno/ma- gonta¿ tina Si÷mwna Kurhnai√on ... ti Si÷mwna ... Kurhnai√on ... touvton hjgga¿reusan ... »hinausgehend aber fanden »und sie zwangen einen ge- »ergriffen habend einen gewissen sie einen Menschen, einen wissen Vorbeigehenden, Simon, Simon, einen Kyrenäer« Kyrenäer mit Namen einen Kyrenäer« Simon ... Diesen zwangen sie« 08. Matth 27,32 Mk 15,21 Luk 23,26 iºna a‡rhØ to\n stauro\n aujtouv iºna a‡rhØ to\n stauro\n aujtouv to\n stauro\n fe÷rein o¡pisqen touv ∆Ihsouv »das Kreuz zu tragen hinter Jesus« »damit er sein Kreuz aufnahm« »damit er sein Kreuz aufnahm«
148
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Daraus ist folgendes zu schließen: 1. Lukas hatte mindestens eine Quelle mehr als Matthäus und Markus (05). Matthäus und Markus scheiden daher als alleinige Quellen für Lukas aus. Der relativ große Umfang des lukanischen Eigengutes (23,27–31) läßt es höchst unwahrscheinlich erscheinen, es könnte aus den Quellen von Matthäus und Markus stammen, da es eigenartig erschiene, wenn Matthäus und Markus in ihren Darstellungen auf diese spektakuläre Szene mit einem Jesuswort verzichtet hätten. Die parallelen Teile (Matth 27,31b–32; Mk 15,20b–21; Luk 23,26) könnten aber auf dieselbe Quelle aller drei zurückgehen. Lukas hätte in diesem Fall ihm nicht notwendig scheinende Informationen gestrichen. Andererseits könnte Lukas die knappere Darstellung auch in seiner anderen Quelle vorgefunden haben und nur e˙rco/menon aÓp∆ aÓgrouv »kommend vom Feld« (03) von Markus oder dessen Quelle aufgegriffen haben, um die Zufälligkeit zu betonen, durch die Simon von Kyrenä in das Geschehen miteinbezogen wurde. Eine sichere Entscheidung ist kaum möglich. 2. Matthäus und Markus gehen auf zwei eng verwandte Quellen zurück (06) bis (08), möglicherweise auch auf nur eine Quelle. Der aus Jerusalem stammende Markus nennt auch die Söhne des Simon von Kyrene, Alexander und Rufus (04). Ein Rufus wird auch Röm 16,13 als Mitglied der römischen Christengemeinde erwähnt. Ob es sich um den einen Sohn des Simon handelt, ist jedoch ungewiß. Aber gerade die Nennung der Söhne durch Markus, der für die römische Gemeinde schreibt, könnte darauf hinweisen, daß sich dieser Rufus in Rom aufgehalten hat. Matthäus dagegen verzichtet darauf, solchen Jerusalemer Lokalkolorit hereinzunehmen, da es für seine Leser offensichtlich keinen konkreten Bezug gab. 3. Wie ein Blick auf die parallelen Stellen zeigt, erfolgte die stilistische Verarbeitung des Quellenmaterials durch alle drei Evangelisten sehr selbständig. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
3.1.35 Die Kreuzigung Jesu Mk 15,22–39; Matth 27,33–54; Luk 23,33–48 113 Mk 15,22
Kai« fe÷rousin aujto\n e˙pi« to\n
Matth 27,33
Kai« e˙lqo/nteß ei˙ß to/pon
Luk 23,33
Kai« o¢te h™lqon e˙pi« to\n to/pon
Und sie bringen ihn an den
Und gekommen an einen Ort,
lego/menon Golgoqa◊, o¢ e˙stin
to\n kalou/menon Krani÷on,
Ort Golgotha, was ist über-
genannt Golgotha, was ist
den Schädel genannten,
setzt werdend: (des) Schädels Ort.
(des) Schädels Ort heißend,
Und sie wollten ihm geben mit Myrrhe ver-
gaben sie ihm Wein zu trinken mit
Golgoqa◊n to/pon, o¢ e˙stin meqermh- neuo/menon Krani÷ou To/poß. 23
kai« e˙di÷doun aujtwˆ◊ e˙smurnisme÷non
setzten
oi•non: o§ß de« oujk e¶laben.
Krani÷ou To/poß lego/menoß, 34
Und als sie an den Ort gekommen waren,
e¶dwkan aujtwˆ◊ piei√n oi•non meta»
colhvß memigme÷non: kai« geusa¿me-
Wein. Er aber nahm (ihn) nicht. Galle gemischt. Und gekost-
noß oujk hjqe÷lhsen piei√n.
et habend, nicht wollte er trinken.
24
Kai« staurouvsin aujto\n kai«
35
Staurw¿santeß de« aujto\n
Und sie kreuzigen ihn und Gekreuzigt habend ihn,
e˙kei√ e˙stau/rwsan aujto\n kreuzigten sie ihn dort
kai« tou\ß kakou/rgouß, o§n me«n e˙k und die Übeltäter, den einen zur
dexiw◊n o§n de« e˙x aÓristerw◊n.
Rechten, den anderen aber zur Linken. 34
{
Jesus aber sagte: Vater, vergib
oJ de« ∆Ihsouvß e¶legen: pa¿ter, a‡feß
aujtoi√ß, ouj ga»r oi¶dasin ti÷ poiouvsin.} ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.
diameri÷zontai ta» i˚ma¿tia aujtouv,
diemeri÷santo ta» i˚ma¿tia aujtouv
sie teilen sich seine Kleider,
teilten sie sich seine Kleider, Teilend aber seine Kleider,
113
K. Aland 151996: Nr. 344; Nr. 345; Nr. 346; Nr. 347.
diamerizo/menoi de« ta» i˚ma¿tia aujtouv
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
149 36
ba¿llonteß klhvron e˙p∆ aujta»
ba¿llonteß klhvron,
werfend das Los über sie,
werfend das Los. Und sitzend
was ein jeder nehmen sollte. Es war aber
bewachten sie ihn dort.
ti÷ß ti÷ a‡rhØ.
25
h™n de« w‚ra tri÷th
kai« kaqh/menoi
e¶balon klh/rouß. warfen sie (das) Los.
e˙th/roun aujto\n e˙kei√.
(die) dritte Stunde.
kai« e˙stau/rwsan aujto/n. Und sie kreuzigten ihn. 26
kai« h™n hJ e˙pigrafh\ thvß ai˙ti÷aß
37
Kai« e˙pe÷qhkan e˙pa¿nw thvß kefa-
Und es war die Aufschrift der Schuld,
Und sie brachten an über dem Kopf,
seiner, darauf geschrieben:
seinem, seine Schuld
geschrieben:
aujtouv e˙pigegramme÷nh:
lhvß aujtouv th\n ai˙ti÷an aujtouv gegramme÷nhn:
oJ basileu\ß
ou∞to/ß e˙stin ∆Ihsouvß oJ basileu\ß
Der König Dieser ist Jesus, der König
tw◊n ∆Ioudai÷wn.
tw◊n ∆Ioudai÷wn.
der Juden.
der Juden.
27
Kai« su\n aujtwˆ◊ staurouvsin du/o
38
To/te staurouvntai su\n aujtwˆ◊ du/o
Und mit ihm kreuzigen sie zwei Dann werden mit ihm gekreuzigt zwei
lhØsta¿ß, eºna e˙k dexiw◊n kai« eºna
lhØstai÷, ei–ß e˙k dexiw◊n kai« ei–ß
Räuber, einen zur Rechten und einen Räuber, einer zur Rechten und einer
e˙x eujwnu/mwn aujtouv.
e˙x eujwnu/mwn.
zu seiner Linken.
zur Linken.
28
Kai« e˙plhrw¿qh h˚ grafh« h˚ le/gousa
Und erfüllt wurde die Schrift, die sagende:
Kai« meta« a˙no/mwn e˙logi/sqh.114
Auch zu den Übeltätern wurde er gerechnet. 29
Kai« oi˚ paraporeuo/menoi e˙blasfh/-
39
Oi˚ de« paraporeuo/menoi e˙blasfh/-
Und die Vorübergehenden läster- Aber die Vorübergehenden läster-
35
Kai« ei˚sth/kei oJ lao\ß qewrw◊n.
Und es stand das Volk zusehend.
moun aujto\n kinouvnteß ta»ß kefala»ß
moun aujto\n kinouvnteß ta»ß kefala»ß e˙xemukth/rizon de« kai« oi˚ a‡rconteß
ten ihn, schüttelnd die Köpfe,
ten ihn, schüttelnd die Köpfe, Auch die Oberen höhnten,
aujtw◊n kai« le÷gonteß: ouja» oJ kata- ihre, und sagend: Ha, du Ab-
40
aujtw◊n kai« le÷gonteß: oJ katalu/wn le÷gonteß: a‡llouß e¶swsen, swsa¿tw
ihre, und sagend: Du Abbrechender
sagend: Andere hat er gerettet, er rette
lu/wn to\n nao\n kai« oi˙kodomw◊n e˙n
to\n nao\n kai« e˙n trisi«n hJme÷raiß
e˚auto/n, ei˙ ou∞to/ß e˙stin oJ cristo\ß
brechender den Tempel und Bauender in
den Tempel und in drei Tagen
sich selbst, wenn er ist der Messias
trisi«n hJme÷raiß,
30
sw◊son seauto\n
oi˙kodomw◊n, sw◊son seauto/n, ei˙ ui˚o\ß touv qeouv oJ e˙klekto/ß.
36
e˙ne÷paixan de«
drei Tagen, rette dich selbst, Aufbauender, rette dich selbst, wenn Sohn Gottes, der Auserwählte! Es verspotteten
kataba»ß aÓpo\ touv staurouv.
31
oJmoi÷wß
ei• touv qeouv, [kai«] kata¿bhqi aÓpo\ touv aujtwˆ◊ kai« oi˚ stratiw◊tai pros-
herabgestiegen vom Kreuz! Gleichermaßen Gottes du bist. Und steige herab vom 41
ihn aber auch die Soldaten, heran-
kai« oi˚ aÓrcierei√ß e˙mpai÷zonteß pro\ß
staurouv.
auch die Hohenpriester, verspottend, zu
Kreuz. Gleichermaßen auch die Hohenpriester, kommend, Essig bringend zu ihm
e˙mpai÷zonteß meta» tw◊n grammate÷wn
37
einander mit den Schriftgelehrten
verspottend mit den Schriftgelehrten
und sagend: Wenn du bist der König
und Ältesten, redeten: Andere
der Juden, rette dich selbst!
aÓllh/louß meta» tw◊n grammate÷wn e¶legon: a‡llouß e¶swsen, e˚auto\n sagten: Andere hat er gerettet, sich selbst
ouj du/natai sw◊sai:
32
oJ cristo\ß oJ
oJmoi÷wß kai« oi˚ aÓrcierei√ß erco/menoi, o¡xoß prosfe÷ronteß aujtwˆ◊
kai« presbute÷rwn e¶legon:
42
a‡llouß tw◊n ∆Ioudai÷wn, sw◊son seauto/n.
e¶swsen, e˚auto\n ouj du/natai sw◊sai:
kann er nicht retten. Der Messias, der
hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten;
König Israels, steige herab nun
König Israels ist er, er steige herab
vom Kreuz, damit wir sehen und
nun vom Kreuz, und wir werden glau-
glauben!
ben an ihn! Er hat vertraut auf
basileu\ß ∆Israh\l kataba¿tw nuvn aÓpo\ touv staurouv, iºna i¶dwmen kai« pisteu/swmen.
basileu\ß ∆Israh/l e˙stin, kataba¿tw nuvn aÓpo\ touv staurouv kai« pisteu/somen e˙p∆ aujto/n.
43
pe÷poiqen e˙pi« to\n
qeo/n, rJusa¿sqw nuvn ei˙ qe÷lei aujto/n:
Gott, er rette ihn jetzt, wenn er ihn will;
ei•pen ga»r o¢ti qeouv ei˙mi ui˚o/ß.
denn er hat gesagt: Sohn Gottes bin ich.
114
Zu V 28 vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
kai« le÷gonteß: ei˙ su\ ei• oJ basileu\ß
150
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
38
Geschrieben war auf ihm115 in Buchstaben,
gegramme/nh e˙p∆ aujtwˆ◊ gra/mmasin
e˚llhnikoivvß r˚˚wmaikoivvß e˚˚braikoivvß:116
griechischen, lateinischen, hebräischen:
oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn ou∞toß.
Der König der Juden (ist) dieser.
kai« oi˚ sunestaurwme÷noi su\n aujtwˆ◊
44
To\ d∆ aujto\ kai« oi˚ lhØstai« oi˚ su-
Und die mit ihm Gekreuzigten Auf gleiche Art auch die Räuber, die mit-
39
wÓnei÷dizon aujto/n.
staurwqe÷nteß su\n aujtwˆ◊ wÓnei÷dizon
schmähten ihn.
gekreuzigten mit ihm, beschimpften Einer aber der gehängten Übeltäter
ihn.
aujto/n.
Ei–ß de« tw◊n kremasqe÷ntwn kakou/rgwn
e˙blasfh/mei aujto\n le÷gwn: oujci« su\ lästerte ihn, sagend: *Bist* du nicht
ei• oJ cristo/ß; sw◊son seauto\n kai«
*bist* der Messias? Rette dich selbst und 40
hJmaק.
uns! Darauf aber der andere, vor-
aÓpokriqei«ß de« oJ eºteroß e˙piti-
mw◊n aujtwˆ◊ e¶fh: oujde« fobhØv su\ to\n qeo/n,
werfend ihm, sagte: Fürchtest du Gott nicht, 41
o¢ti e˙n twˆ◊ aujtwˆ◊ kri÷mati ei•;
da du in demselben Gericht bist? Doch wir
kai« hJmei√ß
me«n dikai÷wß, a‡xia ga»r w—n e˙pra¿xamen
gerechterweise, denn Würdiges dessen, was wir
getan haben,
aÓpolamba¿nomen: ou∞toß de« oujde«n
empfangen wir. Dieser aber nichts 42
a‡topon e¶praxen.
Unrechtes hat getan. Und er sagte: Jesus,
kai« e¶legen: ∆Ihsouv,
mnh/sqhti÷ mou o¢tan e¶lqhØß ei˙ß th\n
gedenke meiner, wenn du kommst in 43
basilei÷an sou.
dein Königreich. Und er sagte zu ihm:
kai« ei•pen aujtwˆ◊:
aÓmh/n soi le÷gw, sh/meron met∆ e˙mouv
Amen, ich sage dir: Heute mit mir
e¶shØ e˙n twˆ◊ paradei÷swˆ.
33 Kai« genome÷nhß w‚raß eºkthß sko/toß 45 ∆Apo\ de« eºkthß w‚raß sko/toß e˙ge÷ne-
wirst du im Paradies sein.
Und als die sechste Stunde geworden war, Aber ab (der) sechsten Stunde Finsternis kam
Und es war schon um die sechste Stunde, und
Finsternis
44
Kai« h™n h¡dh w˚sei« w‚ra eºkth kai«
e˙ge÷neto e˙f∆ o¢lhn th\n ghvn eºwß w‚raß
to e˙pi« pa◊san th\n ghvn eºwß w‚raß
brach herein über das ganze Land bis zur
über das ganze Land bis zur Stunde, Finsternis kam über das ganze Land bis zur
Stunde,
e˙na¿thß.
34
kai« thØv e˙na¿thØ w‚raˆ e˙bo/hsen e˙na¿thß.
46
sko/toß e˙ge÷neto e˙f∆ o¢lhn th\n ghvn eºwß
peri« de« th\n e˙na¿thn w‚ran w‚raß e˙na¿thß
(der) neunten. Und in der neunten Stunde schrie (der) neunten. Aber um die neunte Stunde
45
touv hJli÷ou e˙klipo/ntoß,
neunten Stunde, da sich die Sonne verfinstert hatte.
e˙sci÷sqh de« to\ katape÷tasma touv
Es zerriß aber der Vorhang des
naouv me÷son.
Tempels in der Mitte.
oJ ∆Ihsouvß fwnhØv mega¿lhØ:
aÓnebo/hsen oJ ∆Ihsouvß fwnhØv mega¿lhØ
46
Jesus mit lauter Stimme:
schrie auf Jesus, mit lauter Stimme
Und rufend mit lauter Stimme Jesus
sagend:
le÷gwn:
kai« fwnh/saß fwnhØv mega¿lhØ oJ ∆Ihsouvß
ei•pen: sagte:
pa¿ter, ei˙ß cei√ra¿ß sou parati÷qemai
Vater, in deine Hände befehle ich
Die Übersetzung »über ihm« (was hieße »über seinem Kopf«) ist sprachlich nicht möglich und eine Erfindung nach Maßgabe der anderen Evangelien. e˙p∆ aujtwˆ◊ ist daher am ehesten eine Erinnerung daran, daß dem Delinquenten auf dem Weg zur Hinrichtung die Tafel mit der causa poenae um den Hals gehängt wurde, also auch Jesus beim Gang nach Golgatha, und erst nach der Kreuzigung am Kreuz befestigt wurde. Nach dem griechischen Sprachgebrauch ist es auch möglich, es so zu verstehen, daß es sich um eine Inschrift handelt, die sich (e˙p∆ aujtwˆ)◊ auf ihn bezog. 115
116
Zu V 38 vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
151
to\ pneuvma¿ mou.
elwi elwi lema sabacqani; o¢ e˙stin
hli hli lema sabacqani; touvt∆
meinen Geist.
Eloi, Eloi lema sabachthani? Was ist Eli, Eli lema sabachthani? Dies
meqermhneuo/menon: oJ qeo/ß mou oJ qeo/ß e¶stin: qee÷ mou qee÷ mou, i˚nati÷ me übersetzt werdend: Mein Gott, *mein* Gott
ist: Mein Gott, mein Gott, warum mich
*mein*, warum hast du mich verlassen?
hast du verlassen?
mou, ei˙ß ti÷ e˙gkate÷lipe÷ß me; 35
kai÷ tineß tw◊n paresthko/twn aÓkou/-
e˙gkate÷lipeß; 47
tine«ß de« tw◊n e˙kei√ e˚sthko/twn aÓkou/-
Und einige der Dastehenden, (dies) ver- Einige der dort Stehenden, ver-
santeß e¶legon: i¶de ∆Hli÷an fwnei√.
santeß e¶legon o¢ti ∆Hli÷an fwnei√
nommen habend, sagten: Siehe, er ruft Elias.
nommen habend (dies), sagten: Elias ruft
Gelaufen aber einer und gefüllt habend einen Schw-
dieser. Und sofort gelaufen einer von
amm mit Essig, gelegt habend um einen Stock, gab zu trinken
ihnen und genommen habend einen Schwamm und (ihn) gefüllt habend
ihm, sagend: Laßt, wir wollen sehen, ob ko-
mit Essig und gelegt habend um einen Stock, gab
mmt Elias, ihn herabzunehmen.
zu trinken ihm. Aber die übrigen sagten:
36
dramw»n de÷ tiß [kai«] gemi÷saß spo/g- ou∞toß.
48
kai« eujqe÷wß dramw»n ei–ß e˙x
gon o¡xouß periqei«ß kala¿mwˆ e˙po/tizen aujtw◊n kai« labw»n spo/ggon plh/saß aujto/n le÷gwn: a‡fete i¶dwmen ei˙ e¶rce- tai ∆Hli÷aß kaqelei√n aujto/n.
te o¡xouß kai« periqei«ß kala¿mwˆ e˙po/tizen aujto/n.
49
oi˚ de« loipoi« e¶legon:
a‡feß i¶dwmen ei˙ e¶rcetai ∆Hli÷aß
Laß, wir wollen sehen, ob Elias kommt,
sw¿swn aujto/n.
retten werdend ihn!
37
oJ de« ∆Ihsouvß aÓfei«ß fwnh\n mega¿lhn
50
oJ de« ∆Ihsouvß pa¿lin kra¿xaß fwnhØv
Jesus ausgestoßen habend einen großen Schrei,
Jesus, wieder geschrien habend mit einer Stimme,
hauchte seinen Geist aus. Und der Vorhang
einer lauten, gab den Geist auf. Und Dies aber gesagt habend, hauchte er den Geist aus.
e˙xe÷pneusen.
38
Kai« to\ katape÷tasma mega¿lhØ aÓfhvken to\ pneuvma.
51
Kai«
touvto de« ei˙pw»n e˙xe÷pneusen.
touv naouv e˙sci÷sqh ei˙ß du/o aÓp∆ a‡nwqen i˙dou\ to\ katape÷tasma touv naouv des Tempels zerriß in zwei (Teile) von oben
siehe, der Vorhang des Tempels
eºwß ka¿tw.
e˙sci÷sqh aÓp∆ a‡nwqen eºwß ka¿tw ei˙ß
bis unten.
zerriß von oben nach unten in
zwei (Stücke) und die Erde wurde erschüttert, und die Felsen
spalteten sich. Und die Gräber öffne-
ten sich, und viele Leiber der
entschlafenen Heiligen standen auf.
Und herausgekommen aus den Grabhöhlen,
nach seiner Auferstehung gingen sie hinein
in die Heilige Stadt und erschie-
nen vielen.
e˙sci÷sqhsan,
52
kai« ta» mnhmei√a aÓn-
ewˆ¿cqhsan kai« polla» sw¿mata tw◊n
kekoimhme÷nwn a˚gi÷wn hjge÷rqhsan, 53
kai« e˙xelqo/nteß e˙k tw◊n mnhmei÷wn
meta» th\n e¶gersin aujtouv ei˙shvlqon
ei˙ß th\n a˚gi÷an po/lin kai« e˙nefani÷s-
39
du/o kai« hJ ghv e˙sei÷sqh kai« ai˚ pe÷trai
qhsan polloiç.
∆Idw»n de« oJ kenturi÷wn oJ paresthkw»ß
54
ÔO de« e˚kato/ntarcoß kai« oi˚ met∆
47
∆Idw»n de« oJ e˚katonta¿rchß to\ geno/me-
Dies gesehen habend aber, der Zenturio, der da- Aber der Zenturio und die mit Gesehen habend aber der Zenturio das Geschehbeistehende
e˙x e˙nanti÷aß aujtouv o¢ti ou¢twß e˙xe÷p-
aujtouv throuvnteß to\n ∆Ihsouvn i˙do/n- non e˙do/xazen to\n qeo\n le÷gwn: o¡ntwß
auf (der) gegenüberliegenden (Seite) von ihm, daß er so ausge-
ihm Jesus Bewachenden gesehen hab-
ene, pries Gott, sagend: Wirklich,
neusen ei•pen:
teß to\n seismo\n kai« ta» geno/mena
oJ a‡nqrwpoß ou∞toß di÷kaioß h™n.
haucht hatte seinen Geist, sagte:
end das Erdbeben und das Geschehene,
dieser Mensch war gerecht.
fürchteten sie sich sehr, sagend:
e˙fobh/qhsan sfo/dra, le÷gonteß:
152
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
aÓlhqw◊ß ou∞toß oJ a‡nqrwpoß ui˚o\ß qeouv aÓlhqw◊ß qeouv ui˚o\ß h™n ou∞toß. Wahrhaftig, dieser Mensch *war* ein Gottessohn Wahrhaftig, dieser war ein Gottessohn!
h™n.
*war*.
48
kai« pa¿nteß oi˚ sumparageno/menoi
Und alle zusammengekommenen
o¡cloi e˙pi« th\n qewri÷an tau/thn, Leute zu diesem Schauspiel,
qewrh/santeß ta» geno/mena, tu/pton
gesehen habend das Geschehene, schla-
teß ta» sth/qh uJpe÷strefon. gend die Brüste, kehrten zurück.
Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 01. Matth 27,33 Mk 15,22 Luk 23,33 ... Golgoqa◊, o¢ e˙stin Krani÷ou ... Golgoqa◊n to/pon, o¢ e˙stin to/pon to\n kalou/menon Krani÷on To/poß lego/menoß meqermhneuo/menon Krani÷ou To/poß »... Golgotha, was heißt: (Des) »... Ort Golgotha, was übersetzt »... Ort, der Schädel genannt wird.« heißt: (Des) Schädels Ort« Schädels Ort« 02. Matth 27,34 Mk 15,23 Luk Jesus wird mit Myrrhe ver- Jesus wird mit Galle ver- – setzter Wein gereicht. Er setzter Wein gereicht. Er nimmt ihn nicht. kostet nicht. 03. Matth Mk Luk 23,34 – – Jesus bittet den Vater, seinen Peinigern zu verzeihen. 04. Matth 27,37 Mk 15,26 Luk 23,38 Die Inschrift der Kreuzes- Die Inschrift der Kreuzes- Die Kreuzesinschrift ist tafel lautet: tafel lautet: ou∞to/ß e˙stin ∆Ihsouvß griechisch, lateinisch und hebräisch e˙p∆ oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn aujtwˆ◊ »auf ihm« geschrieben: »der König der Juden« »dieser ist Jesus, oJ basileu\ß tw◊n ∆Ioudai÷wn ou∞toß der König der Juden« »der König der Juden (ist) dieser« 05. Matth 27,38 Mk 15,27 Luk 23,39 Die mit Jesus Gekreuzigten Die mit Jesus Gekreuzigten Die mit Jesus Gekreuzigten werden »Räuber« genannt. werden »Übeltäter« genannt. werden »Räuber« genannt. 06. Matth 27,39 Mk 15,29 Luk 23,35 Die Vorübergehenden lästern. Die Vorübergehenden lästern. Das Volk schaut zu. Sie verhöhnen Jesus mit dem Sie verhöhnen Jesus mit dem Wort, daß er gesagt hat, den Wort, daß er gesagt hat, den Tempel niederzureißen und Tempel niederzureißen und ihn in drei Tagen aufzubauen. ihn in drei Tagen aufzubauen. Jesus soll sich selbst retten und Jesus soll sich selbst retten und vom Kreuz herabsteigen. vom Kreuz herabsteigen. 07. Matth Mk Luk 23,36 – – Die Soldaten verspotten Jesus, indem sie ihm Essig bringen und auffordern, sich als König der Juden selbst zu retten. 08. Matth 27,44 Mk 15,32 Luk 23,39–43 Die beiden mit Jesus Die beiden mit Jesus Nur einer der Übeltäter lästert Jesus. Gekreuzigten schmähen Gekreuzigten beschimpfen Der andere bittet Jesus, seiner zu Jesus. Jesus. gedenken.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
153
09. Matth 27,46–53 Mk 15,34–37 Luk 23,46 Jesus ruft sterbend: Jesus ruft sterbend: Jesus ruft sterbend: hli hli lema sabacqani ... elwi elwi lema sabacqani ... pa¿ter, ei˙ß cei√ra¿ß sou parati÷qemai to\ pneuvma¿ mou »mein Gott, mein Gott, warum »Vater, in deine Hände empfehle ich »mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« hast du mich verlassen?« meinen Geist« Dabeistehende meinen, er Dabeistehende meinen, er ruft den Propheten Elias. ruft den Propheten Elias. Einer nimmt einen mit Essig Einer nimmt einen mit Essig getränkten Schwamm, steckt getränkten Schwamm, steckt ihn auf einen Stock, um Jesus ihn auf einen Stock, um Jesus zu trinken zu geben, wird zu trinken zu geben, wird aber von anderen daran aber von anderen daran gehindert. gehindert.
–
Jesus stirbt mit einem Jesus stirbt mit einem Aufschrei in der neunten Aufschrei um die neunte Stunde. Stunde.
Jesus stirbt nach dem Wort an den Vater in der neunten Stunde (V 44).
10. Matth 27,54 Mk 15,39 Luk 23,47 Nach diesen Ereignissen Nach diesen Ereignissen Nach diesen Ereignissen bekennt bekennt der Zenturio bekennt der Zenturio der Zenturio (e˚katonta¿rchß): (kenturi÷wn) und die ande- (e˚kato/ntarcoß): ren römischen Soldaten: aÓlhqw◊ß ou∞toß oJ a‡nqrwpoß o¡ntwß oJ a‡nqrwpoß ou∞toß aÓlhqw◊ß qeouv ui˚o\ß h™n ou∞toß ui˚o\ß qeouv h™n di÷kaioß h™n »wahrhaftig, dieser war »wahrhaftig, dieser Mensch »wirklich, dieser Mensch war ein Gottessohn« ein Gottessohn« war gerecht« 11. Matth Mk Luk 23,48 – – Die zuschauende Menge kehrt reumütig und betroffen nach Hause zurück. Trennindizien des Matthäus und Markus: 12. Matth 27,34 Mk 15,23 Jesus wird mit Galle ver- Jesus wird mit Myrrhe ver- setzter Wein gereicht. Er setzter Wein gereicht. Er nimmt ihn nicht. kostet nicht. 13. Matth 27,36 Mk 15,25 kai« kaqh/menoi h™n de« w‚ra tri÷th e˙th/roun aujto\n e˙kei√. »und sitzend »es war aber (die) dritte bewachten sie ihn dort« Stunde« 14. Matth Mk 15,28 Luk117 - zitiert Jes 53,12 Kai« meta« a˙no/mwn e˙logi/sqh »auch zu den Übeltätern wurde er gerechnet« 15. Matth 27,51b-53 Mk Erdbeben etc. – 117
Lukas zitiert in einem anderen Kontext (22,37) Jes 53,12.
154
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
Die Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas (01 bis (11), die zugleich Trennindizien zu Lukas sind, zeigen deutlich, daß der Bericht des Lukas auf eine völlig andere Quelle zurückgehen muß als die Berichte des Markus und Matthäus. Lukas bzw. seine Quelle kennt nicht die Sitte, daß vor der Hinrichtung ein mit Myrrhe oder ähnlichen Essenzen versetzter Wein zur Betäubung bzw. Trübung des Bewußtseins verabreicht wurde (02).118 Die Bitte Jesu für seine Peiniger (03) berichtet nur Lukas, wird also nur seine Quelle enthalten haben. Die Inschrift (04) ist e˙p∆ aujtwˆ◊ (»auf ihm«; ein Hinweis, daß Jesus die tabula ansata umgehängt hatte, als er zur Hinrichtungsstätte geführt wurde) in den drei üblichen Landessprachen: Griechisch, Lateinisch, Hebräisch (aramäisch?),119 geht daher über das hinaus, was die Quellen des Matthäus und Markus wissen. Lukas zitiert Jes 53,12 (14) in einem anderen Kontext (22,37). Lukas läßt im Unterschied zu Matthäus und Markus das Volk Jesus nicht verhöhnen, sondern nur zuschauen (06). Er läßt auch die römischen Soldaten Jesus verspotten (07), wovon Matthäus und Markus nichts wissen. Während nach Matthäus und Markus beide mit Jesus Gekreuzigten Jesus lästern, ist es nach Lukas nur einer (08). Dem anderen wird von Jesus der Eingang ins Paradies für heute verheißen. Nach Lukas stirbt Jesus nicht mit der von Verzweiflung zermürbten Frage an Gott und mit einem Aufschrei, sondern nach einem Wort an den Vater (09). Bei Markus fordert derjenige, der den Essig reicht, sich selbst und die anderen auf, in naiver Neugierde zu sehen, ob Elias kommt, bei Matthäus fordern die anderen dazu auf (09). Die Szene kennt Lukas nicht. Während Matthäus und Markus den Zenturio aus dessen religiöser Vorstellungswelt120 sagen lassen, daß dieser Jesus ein Sohn Gottes gewesen ist, schwächt Lukas diese Aussage ab, wenn er den Zenturio zitiert: »Wirklich, dieser Mensch war gerecht« (10). Von einer reumütigen Rückkehr der Zuschauer aus dem Volk in ihre Häuser weiß nur Lukas (11). Es ist daher kein anderer Schluß möglich, als daß die Quelle des Lukas eine von den Quellen des Markus und Matthäus völlig verschiedene gewesen sein muß. Die Quellen von Matthäus und Markus waren ähnlich, aber nicht identisch: Der Jesus zur Betäubung zugedachte Wein ist nach Markus mit Galle, nach Matthäus mit Myrrhe versetzt (12). Nach Mk 15,24 beginnt die Kreuzigung in der dritten Stunde, wobei nach dem Loswurf die Soldaten untereinander Jesu Kleider teilen. Matth (37,35f) nennt keine Zeit und hält nur fest, daß die Soldaten (den gekreuzigten) Jesus nach dem Loswurf bewachen (13). Da Matthäus in seinem Bericht Zeitangaben bringt (27,45f), wäre es eigenartig, wenn er eine solche hier bewußt ausgelassen hätte, wenn sie in seiner Quelle vorhanden gewesen wären. Dies schließt auch aus, daß er Markus direkt benutzt haben konnte. Markus zitiert 15,12 den Propheten Jesaja (53,12), während der alttestamentliche Zitate liebende Matthäus dieses Zitat nicht bringt (14).121 Es ist daher kaum wahrscheinlich, daß es in seiner Quelle vorhanden war. Markus berichtet nach Jesu Hinscheiden von keinem Erdbeben und Öffnen der Gräber etc., während Matth 27,50–53 ausführlich darüber spricht (15). All das schließt es aus, daß Matthäus den Markustext benutzt haben kann oder daß die Quellen des Markus und des Matthäus identisch waren. Umgekehrt läßt (15) nicht zu, daß Markus den Matthäustext verwendet hat. Man müßte dann Markus unterstellen, daß er Einzelheiten übergeht, die in einer eindrucksvollen Weise dem Tod Jesu eine eschatologische Dimension verleihen. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
118
Vgl. K. Jaroš 2000: 335 Anm. 1319.
119
Mit dieser Genauigkeit berichtet sonst nur Johannes (19,19).
120
Vgl. U. Victor 2006: Zu 1,1.
121
Matth 27,34 wird Myrrhe durch Galle ersetzt, um an Ps 69,22 zu erinnern (vgl. 02).
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
155
3.1.36 Zeugen unter dem Kreuz Mk 15,40–41; Matth 27,55–56; Luk 23,49 122 Mk 15,40
€Hsan de« kai« gunai√keß aÓpo\
Matth 27,55
€Hsan de« e˙kei√ gunai√keß pol-
Luk 23,49
Ei˚sth/keisan de« pa¿nteß oi˚
Aber auch Frauen waren von Dort aber waren Frauen, vie- Es standen aber alle
makro/qen qewrouvsai,
lai« aÓpo\ makro/qen qewrouvsai,
weitem zuschauend;
le, von weitem zuschauend,
die Jesus gefolgt waren Frauen, die ihm folgenden
aÓpo\ thvß Galilai÷aß diakonouvsai
aÓpo\ thvß Galilai÷aß oJrw◊sai tauvta.
von Galiläa, dienend
von Galiläa, sehend dieses.
ihm.
unter ihnen auch Maria von Magdala und
Unter ihnen war Maria von Magdala
Maria, die (Mutter) Jakobus’ des Kleinen und
und Maria, die (Mutter des) Jakobus
(des) Joses Mutter, und Salome,
und Josephs Mutter und die Mutter
der Söhne (des) Zebedäus.
aujtwˆ◊:
e˙n ai–ß kai« Mari÷a hJ Magdalhnh\ kai« Mari÷a hJ ∆Iakw¿bou touv mikrouv kai« ∆Iwshvtoß mh/thr kai« Salw¿mh,
41
aiºtineß hjkolou/qhsan twˆ◊ ∆Ihsouv
ai≠ o¢te
56
gnwstoi« aujtwˆ◊ aÓpo\ makro/qen kai« ihm Bekannten von weitem, und
gunai√keß ai˚ sunakolouqouvsai aujtwˆ◊
e˙n ai–ß h™n Mari÷a hJ Magdalhnh\
kai« Mari÷a hJ touv ∆Iakw¿bou
kai« ∆Iwsh\f mh/thr kai« hJ mh/thr tw◊n ui˚w◊n Zebedai÷ou.
welche, als
h™n e˙n thØv Galilai÷aˆ hjkolou/qoun aujtwˆ◊ er in Galiläa war, ihm folgten
kai« dihko/noun aujtwˆ◊, kai« a‡llai pollai« und ihm dienten; und andere viele,
ai˚ sunanaba◊sai aujtwˆ◊ ei˙ß ÔIeroso/luma. die mit ihm hinaufgezogen waren nach Jerusalem.
Alle drei Evangelisten stimmen großteils überein. Lukas nennt zwar 23,49 keine Namen der Frauen wie Matth 27,56 (Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Joses, die Mutter der Zebedäussöhne [= Salome]) und Mk 15,40 (Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, Salome), bringt diese jedoch Luk 24,10 (Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und die übrigen). Markant unterscheidet sich aber Lukas (23,49) von Matthäus und Markus dadurch, daß er die Gruppe beim Kreuz zweiteilt: in Bekannte Jesu und die Frauen. Während Matthäus eine einfache Erzählabfolge einhält, nennt Markus nach seiner kurzen Einleitung: €Hsan de« kai« gunai√keß aÓpo\ makro/qen qewrouvsai »aber auch Frauen waren von weitem zuschauend«, die der von Matthäus fast wörtlich gleicht, die Namen der Frauen und fügt in einem Relativsatz an, ai≠ o¢te h™n e˙n thØv Galilai÷aˆ hjkolou/qoun aujtwˆ◊ kai« dihko/noun aujtwˆ◊ »die, als er in Galiläa war, zu seiner Umgebung gehört und ihm gedient hatten«.123 Markus gibt auch noch die zusätzliche Information: ai˚ sunanaba◊sai aujtwˆ◊ ei˙ß ÔIeroso/luma »die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.« Es läßt sich festhalten: Der Bericht des Lukas geht auf eine andere Quelle zurück als die eng miteinander verwandten Berichte des Matthäus und des Markus. Gegen die Annahme, daß Markus die Vorlage des Matthäus war, spricht insbesondere, daß er dann gerade auf die Angaben des Markus, die eine größere Vertrautheit mit den Personen verraten, verzichtet hätte. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden.
122
K. Aland 151996: Nr. 348.
Der griechische Text verwendet das Imperfekt. Da das Griechische keinen relativen Zeitgebrauch kennt, sollte daher im Deutschen mit dem Plusquamperfekt übersetzt werden.
123
156
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
3.1.37 Die Grablegung Jesu Mk 15,42–47; Matth 27,57–61; Luk 23,50–56 124 Mk 15,42
Kai« h¡dh ojyi÷aß genome÷nhß, e˙pei«
Matth 27,57
∆Oyi÷aß de« genome÷nhß
Und als schon Abend geworden war, denn Als aber Abend geworden war,
h™n paraskeuh\ o¢ e˙stin prosa¿bbaton, es war Rüsttag, der ist (der) Vorsabbat, 43
h™lqen a‡nqrwpoß plou/sioß aÓpo\
gekommen Joseph
kam ein reicher Mann von
e˙lqw»n ∆Iwsh\f
[oJ] aÓpo\ ÔArimaqai÷aß
ÔArimaqai÷aß, tou¡noma ∆Iwsh/f,
von Arimathäa, Arimathäa mit Namen Joseph
eujsch/mwn bouleuth/ß,
Luk 23.50
Kai« i˙dou\ aÓnh\r ojno/mati ∆Iwsh\f
Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph,
bouleuth\ß uJpa¿rcwn [kai«] aÓnh\r
ein angesehener Ratsherr, Ratsherr seiend und ein Mann,
aÓgaqo\ß kai« di÷kaioß 51_ ou∞toß oujk h™n
ein guter und gerechter – dieser war nicht
sugkatateqeime÷noß thØv boulhØv kai«
zugestimmt habend dem Beschluß und
thØv pra¿xei aujtw◊n _ aÓpo\ ÔArimaqai÷aß
ihrer Handlungsweise – von Arimathäa,
po/lewß tw◊n ∆Ioudai÷wn,
eine Stadt der Juden,
o§ß kai« aujto\ß h™n prosdeco/menoß th\n o§ß kai« aujto\ß e˙maqhteu/qh twˆ◊ ∆Ihsouv: o§ß prosede÷ceto th\n basilei÷an der auch selbst erwartend war das
basilei÷an touv qeouv, tolmh/saß ei˙shvl-
der auch selbst ein Jünger Jesu geworden war. der erwartete das Königreich 58
ou∞toß pros-
touv qeouv,
Königreich Gottes, gewagt habend, ging Dieser hinein- Gottes. 52
qen pro\ß to\n Pila◊ton kai« hØjth/sato
elqw»n twˆ◊ Pila¿twˆ hØjth/sato
hinein zu Pilatus und erbat sich
gegangen zu Pilatus, erbat sich Dieser, hingegangen zu Pilatus,
to\ sw◊ma touv ∆Ihsouv.
hØjth/sato to\ sw◊ma touv ∆Ihsouv,
den Leichnam Jesu.
den Leichnam Jesu.
erbat sich den Leichnam Jesu.
to\ sw◊ma touv ∆Ihsouv. 44
oJ de« Pila◊toß e˙qau/mazen
125
ei˙ h¡dh te÷-
ou∞toß proselqw»n twˆ◊ Pila¿twˆ
Pilatus aber wunderte sich, daß er schon ge-
qnhken kai« proskalesa¿menoß to\n storben sei, und zu sich gerufen habend den
kenturi÷wna e˙phrw¿thsen aujto\n ei˙ Zenturio, fragte er ihn, ob
pa¿lai aÓpe÷qanen:
45
kai« gnou\ß aÓpo\
er schon lange gestorben ist. Und erfahren habend von
touv kenturi÷wnoß e˙dwrh/sato to\ ptw◊- to/te oJ Pila◊toß e˙ke÷leusen dem Zenturio, schenkte er den Leich- Da befahl Pilatus,
ma twˆ◊ ∆Iwsh/f.
aÓpodoqhvnai.
nam Joseph.
daß er herausgegeben werde.
Und gekauft habend Leinentuch, herabge- nommen
Und genommen habend Joseph den Leich- nam, wick-
ihn, hüllte er (ihn) in das Leinentuch
elte er ihn in reines Leinentuch
und legte ihn
und legte ihn in die neue
46
kai« aÓgora¿saß sindo/na kaqelw»n
aujto\n e˙nei÷lhsen thØv sindo/ni kai« e¶qhken aujto\n
e˙n mnhmei÷wˆ o§ h™n lelatomhme÷non e˙k
59
kai« labw»n to\ sw◊ma oJ ∆Iwsh\f e˙n-
53
kai« kaqelw»n e˙netu/lixen aujto\ sin-
Und herabgenommen habend, wickelte er ihn in ein Leinen-
etu/lixen aujto\ [e˙n] sindo/ni kaqaraˆ◊ do/ni 60
kai« e¶qhken aujto\ e˙n twˆ◊ kainwˆ◊
tuch
kai« e¶qhken aujto\n e˙n mnh/mati und legte ihn in ein Grab,
aujtouv mnhmei÷wˆ o§ e˙lato/mhsen e˙n thØv laxeutwˆ◊ ou∞ oujk h™n oujdei«ß ou¡pw
in eine Grabhöhle, welche ausgehauen war aus Grabhöhle, seine, die er ausgehauen hatte aus dem
in ein in Felsen gehauenes, wo nicht war einer noch nicht
pe÷traß kai« proseku/lisen li÷qon e˙pi« pe÷traˆ kai« proskuli÷saß li÷qon
kei÷menoß.
einem Felsen. Und er wälzte einen Stein an Felsen. Und hingewälzt habend einen Stein,
gelegen.
th\n qu/ran touv mnhmei÷ou.
me÷gan thØv qu/raˆ touv mnhmei÷ou aÓphvlqen
die Öffnung der Grabhöhle.
einen großen, vor die Öffnung der Grabhöhle, ging er weg.
124 125
K. Aland 151996: Nr. 350. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
47 61 hJ de« Mari÷a hJ Magdalhnh\ kai« €Hn de« e˙kei√ Maria»m hJ Magdalhnh\
157 54
kai« hJme÷ra h™n paraskeuhvß
Und der Tag war (der der) Zurüstung,
kai« sa¿bbaton e˙pe÷fwsken. und der Sabbat strahlte auf. 55
Katakolouqh/sasai de« ai˚ gunai√keß,
Aber Maria von Magdala und Maria von Magdala war aber dort Die nachfolgenden Frauen aber,
Mari÷a hJ ∆Iwshvtoß e˙qew¿roun pouv
kai« hJ a‡llh Mari÷a kaqh/menai aÓp-
Maria, die (Mutter des) Joses sahen, wohin
und die andere Maria, sitzend gegen-
er gelegt worden war.
über dem Grab. Galiläa mit ihm, betrachteten die Grab-
te÷qeitai.
e÷nanti touv ta¿fou.
aiºtineß h™san sunelhluqui√ai e˙k thvß welche mitgekommen waren aus
Galilai÷aß aujtwˆ◊, e˙qea¿santo to\ mnhmei√on kai« w˚ß e˙te÷qh to\ sw◊ma aujtouv, höhle und wie sein Leichnam hineingelegt wurde.
56
Zurückgekehrt aber, bereiteten sie Aro-
uJpostre÷yasai de« hJtoi÷masan aÓrw¿-
mata kai« mu/ra. kai« to\ me«n sa¿bbaton mata und Salben. Doch den Sabbat zwar
hJsu/casan kata» th\n e˙ntolh/n.
ruhten sie dem Gebot entsprechend.
Markus hat u.a. ein Mehr an Text gegen Matthäus und Lukas: 01. Mk 15,42 Matth Luk »es war Rüsttag ...« – gibt eine Zeitangabe später (23,54) 02. Mk 15,44-55 Pilatus wundert sich über den raschen Tod Jesu. Er ruft den Zenturio, um sich den Tod Jesu bestätigen zu lassen.
–
–
Lukas hat u.a. ein Mehr an Text gegen Matthäus und Markus: 03. Luk 23, 51 Matth Mk kennzeichnet Joseph von – – Arimathäa als einen Rats herrn, der dem Beschluß des Hohen Rates gegen Jesus nicht zugestimmt hatte. 04. Luk 23,55 Matth Mk Die Frauen betrachten die formuliert kürzer formuliert kürzer Grabhöhle und sehen, wie der Leichnam hineinge legt wurde. 05. Luk 23,56 Matth Mk Die Frauen bereiten Aromata – – und Salben noch bevor der Sabbat angebrochen ist. Sie halten aber den Sabbat. Markus und Matthäus sind durch folgende Trennindizien geschieden: 06. Mk 15,43 Matth Joseph von Arimathäa – ist Ratsherr 07. Mk 15,46 Matth 27,60 Joseph von Arimathäa Joseph von Arimathäa
158
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I legt Jesu Leichnam in ein Felsengrab
legt Jesu Leichnam in sein eigenes Felsengrab
08. Mk Matth 27,60 – Joseph von Arimathäa verläßt den Ort, nachdem er die Öffnung der Grab kammer mit einem Stein verschlossen hatte. 09. Mk 15,47 Matth 27,61 Maria von Magdala und Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Joses eine andere Maria sind sehen der Grablegung zu anwesend. Sie sitzen dem Grab gegenüber. Markus und Lukas sind durch folgende Trennindizien geschieden: 10. Mk 15,42 Luk Zeitangabe bringt die Zeitangabe später (V 54) 11. Mk 15,43 Luk 23,50-51 Führt Joseph von charakterisiert Joseph von Arimathäa als Ratsherrn Arimathäa genauer: ou∞toß oujk h™n ein, der mit Jesus sympathi- sugkatateqeime÷noß thØv boulhØv kai« siert. thØv pra¿xei aujtw◊n »dieser hatte dem Beschluß und ihrer Handlungs weise nicht zugestimmt.« 12. Mk 15,44-45 Luk Pilatus wundert sich über –
den raschen Tod Jesu. Er ruft den Zenturio, um sich den Tod Jesu bestätigen zu lassen.
13.
Mk 15,46 Luk 23,53 Jesus wird in ein Felsengrab Das Felsengrab ist gelegt, dessen Öffnung mit unbenützt. einem Stein verschlossen Ein Verschlußstein wird wird. nicht genannt.
14. Mk 15,47 Luk 23,55 nennt: nennt Namen erst 24,10: - Maria von Magdala - Maria von Magdala - Maria, die Mutter des - Johanna Joses. - Maria, die Mutter des Jakobus und die übrigen. 14. Mk Luk 23,53 – Frauen bereiten noch am Vorabend des Sabbat Aromata und Salben. Matthäus und Lukas sind durch folgende Trennindizien geschieden: 15. Matth 27,57 Luk 23,50–51 Joseph von Arimathäa charakterisiert Joseph von
Stemmatische Untersuchung: Kategorie I
159
ist ein reicher Mann. Arimathäa genauer: ou∞toß oujk h™n sugkatateqeime÷noß thØv boulhØv kai« thØv pra¿xei aujtw◊n »dieser hatte dem Beschluß und ihrer Handlungs weise nicht zugestimmt.« 16. Matth 27,60 Luk 23,53 Joseph von Arimathäa legt Joseph von Arimathäa legt Jesus in seine eigene, neue Jesus in ein neues Felsengrab. Grabhöhle und wälzt vor Ein Verschlußstein wird nicht den Eingang einen Stein. genannt. 17. Matth 27,61 Luk 23,50 nennt: nennt Namen später - Maria von Magdala (vgl. unter 14) - eine andere Maria. 18. Matth Luk 23,56 – Frauen bereiten noch am Vorabend des Sabbat Aromata und Salben. Die grundsätzliche Abfolge des Ereignisses (Joseph von Arimathäa erbittet von Pilatus den Leichnam Jesu und legt ihn in ein Felsengrab, Frauen aus Galiläa sind Zeugen des Geschehens) wird von Matthäus, Markus und Lukas unterschiedlich, bisweilen sehr unterschiedlich berichtet: Markus hat mehr Text als Matthäus (02) und unterscheidet sich von Matthäus (06) bis (09). Wenn Markus die Vorlage von Matthäus gewesen sein sollte, müßte man erklären können, warum er wichtige Informationen für den Leser wegläßt und einen farbloseren Bericht liefert. Umgekehrt kann Matthäus nicht die Vorlage von Markus gewesen sein, da Markus («ein Felsengrab«) die genaue Mitteilung des Matthäus (8) kaum übergangen hätte, wenn sie ihm zur Verfügung gestanden wäre. Die Quellen des Markus und Matthäus waren trotz Unterschieden (02); (06) bis (09) einander näher als der Quelle des Lukas. Markus bis Lukas (10) bis (14) und Matthäus – Lukas (15) bis (18) unterscheiden sich voneinander viel deutlicher als Markus – Matthäus , so daß sich als Ergebnis festhalten läßt: • •
Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, zum Teil ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Lukas deutlich unterscheiden.
161
3.2 Kategorie II Markus und Lukas haben unterschiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden 3.2.1 Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus Mk 1,29–31; Matth 8,14–15; Luk 4,38–39 126 Mk 1,29
Kai« eujqu\ß e˙k thvß sunagwghvß
Matth 8,14
Kai«
Luk 4,38
∆Anasta»ß de« aÓpo\ thvß sunagwghvß
Und sofort aus der Synagoge
Und
Aufgebrochen aber von der Synagoge,
hinausgegangen, kam er in das Haus
gekommen Jesus in das Haus
kam er hinein in das Haus
Simons und Andreas‘ mit Jakobus
(des) Petrus,
e˙xelqw«n h™lqen127 ei˙ß th\n oi˙ki÷an
e˙lqw»n oJ ∆Ihsouvß ei˙ß th\n oi˙ki÷an
Si÷mwnoß kai« ∆Andre÷ou meta» ∆Iakw¿bou Pe÷trou kai« ∆Iwa¿nnou.
30
hJ de« penqera» Si÷mwnoß ei•den th\n penqera»n aujtouv beblh-
und Johannes. Aber die Schwiegermutter Simons sah er dessen Schwiegermutter hinge-
kate÷keito pure÷ssousa, kai« eujqu\ß
me÷nhn kai« pure÷ssousan:
lag fiebernd darnieder. Und sofort
worfen und fiebernd.
le÷gousin aujtwˆ◊ peri« aujthvß.
31
kai«
machten sie ihm von ihr Mitteilung. Und
proselqw»n h¡geiren aujth\n krath/saß
15
hingekommen, richtete er sie auf, erfaßt habend
Und er berührte ihre Hand,
die Hand. Und es verließ sie der
und es verließ sie der
thvß ceiro/ß: kai« aÓfhvken aujth\n oJ pureto/ß, kai« dihko/nei
Fieberdämon, und sie bewirtete
kai« h¢yato thvß ceiro\ß aujthvß,
kai« aÓfhvken aujth\n oJ
ei˙shvlqen ei˙ß th\n oi˙ki÷an
Si÷mwnoß. Simons.
penqera» de« touv Si÷mwnoß h™n sunAber des Simon Schwiegermutter war er-
ecome÷nh puretwˆ◊ mega¿lwˆ kai« hjrw¿thfaßt von einem hohen Fieber, und sie wandten
san aujto\n peri« aujthvß.
39
kai«
sich ihretwegen an ihn. Und
e˙pista»ß e˙pa¿nw aujthvß e˙peti÷mhsen hinzugetreten beugte er sich über sie, fuhr an
twˆ◊ puretwˆ◊ kai« aÓfhvken aujth/n: den Fieberdämon, und er verließ sie.
pureto/ß, kai« hjge÷rqh kai« dihko/nei
paracrhvma de« aÓnasta◊sa dihko/nei
aujtoiç.
aujtwˆ◊.
Fieberdämon; und sie stand auf und bewirtete
Sofort aber aufgestanden, bewirtete sie
sie.
ihn.
sie.
aujtoiç
Bei Markus und Lukas finden sich die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth Mk 1,29 Luk 4,38 - (sie kommen aus der (sie kommen aus der Synagoge) Synagoge) 02. Matth 8,14 e˙lqw»n oJ ∆Ihsouvß ei˙ß th\n oi˙ki÷an Pe÷trou ... »Jesus kam in das Haus des Petrus…«
Mk 1,29 ... h™lqen ei˙ß th\n oi˙ki÷an Si÷mwnoß »…er kam in das Haus des Simon…«
Luk 4,38 ... ei˙shvlqen ei˙ß th\n oi˙ki÷an Si÷mwnoß »…er kam in das Haus des Simon hinein.«
03. Matth. 8,14 ei•den th\n penqera»n aujtouv ... pure÷ssousan »…und er sah dessen Schwiegermutter ... fiebern…«
Mk 1,30 ... hJ de« penqera» Si÷mwnoß kate÷keito pure÷ssousa ... »…und Simons Schwieger- mutter lag fiebernd dar- nieder…«
Luk 4,38 ... penqera» de« touv Si÷mwnoß h™n sunecome÷nh puretwˆ◊ mega¿lwˆ ... »…und Simons Schwiegermutter war von einem hohen Fieber befallen…«
04. Matth -
Mk 1,30 ... kai« eujqu\ß le÷gousin aujtwˆ◊ peri« aujthvß ... »…und sofort machten sie ihm von ihr Mitteilung…«
Luk 4,38 ... kai« hjrw¿thsan aujto\n peri« aujthvß ... »…und sie wandten sich ihretwegen an ihn…«
05. Matth -
Mk 1,31 kai« proselqw»n h¡geiren aujth\n ...
Luk 4,39 ... kai« e˙pista»ß e˙pa¿nw aujthvß ...
126
K. Aland 151996: Nr. 37 und Nr. 87.
127
Zu e˙xelqw«n h™lqen vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
162
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
»…und er trat heran und »…und er trat zu ihr und richtete sie auf...« beugte sich über sie…«
06. Matth. 8,15 ... kai« dihko/nei aujtwˆ◊ ... »…und sie bewirtete ihn…«
Mk 1,31 ... kai« dihko/nei aujtoi√ß ... »…und sie bewirtete sie…«
Luk 4,39 ... dihko/nei aujtoi√ß ... »sie bewirtete sie…«
Demgegenüber fällt nur eine – weniger deutliche – Übereinstimmung zwischen Matthäus und Markus gegenüber Lukas (Matth 8,15 kai« hºyato th◊ß ceiro«ß au˙th◊ß »und er berührte ihre Hand«/ Mk 1,31 kai« ... h‡geiren au˙th«n krath¿saß th«ß ceiro¿ß »und ... richtete sie auf, erfaßt habend die Hand«) nicht ins Gewicht: Sie ist in der Sache begründet, nicht in einer literarischen Abhängigkeit. Wir kommen zu dem Schluß, daß Matthäus auf eine andere Quelle zurückgeht als Markus und Lukas. Über das literarische Verhältnis des Markus und Lukas läßt sich sagen, daß Markus nicht die Vorlage des Lukas gewesen sein kann. Es ließe sich in einem solchen Fall nicht erklären, warum Lukas darauf verzichtet hätte, Simons Bruder Andreas und Jakobus und Johannes zu nennen (Mk 1,29 kai« ’Andre¿ou meta« ∆Iakw¿bou kai« ∆Iwa¿nnou »und des Andreas mit Jakobus und Johannes«); es wäre außerdem erklärungsbedürftig, warum er das klare proselqw¿¿n »hinzugekommen« (Mk 1,31) zugunsten eines schwer verständlichen e˙pista«ß e˙pa¿nw au˙th◊ß »hinzugetreten beugte er sich über sie« (Luk 4,39) beiseite ließ. Gegen die Annahme, daß Lukas die Vorlage des Markus war, spricht, daß Markus weder Jesu Bedrohung des Fiebers übernimmt (Luk 4,39 e˙peti/mhsen tw◊Ø puretwØ◊ »er fuhr den Fieberdämon an«), obwohl ihm das Verb in diesem Zusammenhang sehr geläufig ist (7 mal), noch die Wendung »sie stand sogleich vom Lager auf«. Das Verhältnis dieser drei synoptischen Berichte ist so zu beschreiben: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.2 Heilung des Aussätzigen Mk 1,40–45; Matth 8,1–4; Luk 5,12–16 128
Matth 8,1
Als er aber hinabgestiegen war von
touv o¡rouß hjkolou/qhsan aujtwˆ◊
Luk 5,12
dem Berg, folgten ihm
Und es geschah, als
viele Leute. Und
er in einer der Städte war; und
Und ein Aussätziger kommt zu ihm,
siehe, ein Aussätziger, hinzugekommen, fiel nieder
siehe, ein Mann, voll von Aussatz, gesehen habend aber
bittend ihn und auf die Knie fallend
vor ihm, sagend: Herr,
und sagend zu ihm: Wenn du willst, kannst
wenn du willst,
du/nasai÷ me kaqari÷sai. 3 kai«
du/nasai÷ me kaqari÷sai.
du mich rein machen. Und in Zorn geratend,
kannst du mich rein machen. Und
kannst du mich rein machen. Und
ausgestreckt habend die Hand, berührte er ihn
ausgestreckt habend die Hand, berührte er ihn,
kai« le÷gei aujtwˆ◊: qe÷lw, kaqari÷sqhti: le÷gwn: qe÷lw, kaqari÷sqhti:
le÷gwn: qe÷lw, kaqari÷sqhti:
und sagt zu ihm: Ich will; werde rein!
sagend, ich will: werde rein!
sagend: Ich will; werde rein!
Und sofort ging von ihm weg der
Und sofort wurde gereinigt sein
Und sofort wich der Aussatz von
Kataba¿ntoß de« aujtouv aÓpo\
o¡cloi polloi÷. 2 kai«
Mk 1,40
ei•nai aujto\n e˙n miaˆ◊ tw◊n po/lewn kai«
Kai« e¶rcetai pro\ß aujto\n lepro\ß i˙dou\ lepro\ß proselqw»n proseku/nei i˙dou\ aÓnh\r plh/rhß le÷praß: i˙dw»n de« to\n
parakalw◊n aujto\n [kai« gonupetw◊n] aujtwˆ◊ le÷gwn: ku/rie, kai« le÷gwn aujtwˆ◊ o¢ti e˙a»n qe÷lhØß du/na- e˙a»n qe÷lhØß sai÷ me kaqari÷sai.
41
kai« o˙rgisqei«ß 129
e˙ktei÷naß th\n cei√ra aujtouv h¢yato
42
Kai« e˙ge÷neto e˙n twˆ◊
kai« eujqu\ß aÓphvlqen aÓp∆ aujtouv hJ
le÷pra, kai« e˙kaqari÷sqh.
43
kai« e˙mbri-
Aussatz, und er wurde rein. Und ange-
mhsa¿menoß aujtwˆ◊ eujqu\ß e˙xe÷balen fahren habend ihn, sofort verjagte er 128 129
K. Aland 151996: Nr. 42 und Nr. 84. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
e˙ktei÷naß th\n cei√ra h¢yato aujtouv
kai« eujqe÷wß e˙kaqari÷sqh aujtouv hJ
∆Ihsouvn, pesw»n e˙pi« pro/swpon e˙deh/qh Jesus, gefallen auf das Angesicht, bat er
aujtouv le÷gwn: ku/rie, e˙a»n qe÷lhØß ihn, sagend: Herr, wenn du willst, 13
kai«
e˙ktei÷naß th\n cei√ra h¢yato aujtouv ausgestreckt habend die Hand, berührte er ihn,
kai« eujqe÷wß hJ le÷pra aÓphvlqen aÓp∆
le÷pra.
aujtouv.
Aussatz.
ihm.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II aujto\n
44
kai« le÷gei aujtwˆ◊: o¢ra mhdeni«
4
kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: o¢ra
163 14
kai« aujto\ß parh/ggeilen aujtwˆ◊ mhdeni«
ihn. Und er sagt zu ihm: Siehe zu, keinem
Und Jesus sagt zu ihm: Siehe zu,
etwas sage, sondern gehe hin, *dich*
keinem sage (es), sondern gehe hin, *dich*
zeige *dich* dem Priester und bringe hin für
touv kaqarismouv sou a± prose÷taxen to\ dw◊ron o§ prose÷taxen
zeige *dich* dem Priester und bringe hin
kaqarismouv sou kaqw»ß prose÷taxen
deine Reinigung, was festgesetzt hat
die Gabe, die festgesetzt hat
deine Reinigung, wie festgesetzt hat
Moses, zum Zeugnis ihnen!
Moses, zum Zeugnis ihnen!
mhde«n ei¶phØß, aÓlla» u¢page seauto\n
mhdeni« ei¶phØß, aÓlla» u¢page seauto\n
dei√xon twˆ◊ i˚erei√ kai« prose÷negke peri« dei√xon twˆ◊ i˚erei√ kai« prose÷negkon
Mwu¨shvß, ei˙ß martu/rion aujtoi√ß. Moses, zum Zeugnis ihnen! Er
45
oJ
Mwu¨shvß, ei˙ß martu/rion aujtoi√ß.
Und er befahl ihm, keinem (davon)
ei˙pei√n, aÓlla» aÓpelqw»n dei√xon seauto\n zu sagen, sondern: Weggegangen, zeige dich
twˆ◊ i˚erei√ kai« prose÷negke peri« touv dem Priester und bringe hin für
Mwu¨shvß, ei˙ß martu/rion aujtoi√ß.
de« e˙xelqw»n h¡rxato khru/ssein polla»
15
aber, hinausgegangen, machte sich eifrig
Die Kunde breitete sich aber mehr aus von
daran zu verkünden
kai« diafhmi÷zein to\n lo/gon, w‚ste mh- und zu verbreiten die Geschichte, so daß nicht
dih/rceto de« ma◊llon oJ lo/goß peri«
aujtouv, kai« sunh/rconto o¡cloi polloi« ihm, und viele Leute kamen zusammen,
ke÷ti aujto\n du/nasqai fanerw◊ß ei˙ß
aÓkou/ein kai« qerapeu/esqai aÓpo\ tw◊n
mehr er offen konnte in
zu hören und geheilt zu werden von
eine Stadt hineingehen, sondern draußen an
ihren Krankheiten. Er aber war
po/lin ei˙selqei√n, aÓll∆ e¶xw e˙p∆ e˙rh/moiß einsamen
to/poiß h™n: kai« h¡rconto pro\ß aujto\n Orten war er. Und sie kamen zu ihm
aÓsqeneiw◊n aujtw◊n:
16
aujto\ß de« h™n
uJpocwrw◊n e˙n tai√ß e˙rh/moiß kai« zurückgezogen lebend in den Einöden und
pa¿ntoqen.
proseuco/menoß.
von überall her.
betend.
Markus und Lukas haben u.a. folgende Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth 8,3 Mk 1,42 kai« eujqe÷wß e˙kaqari÷sqh kai« eujqu\ß aÓphvlqen aÓp∆ aujtouv hJ le÷pra aujtouv hJ le÷pra »und sofort wurde gereinigt »und sofort ging sein sein Aussatz« Aussatz von ihm weg«
Luk 5,13 kai« eujqe÷wß hJ le÷pra aÓphvlqen aÓp∆ aujtouv »und sofort ging sein Aussatz von ihm weg«
02. Matth –
Mk 1,44 peri« touv kaqarismouv sou »für deine Reinigung«
Luk 5,14 peri« touv kaqarismouv sou »für deine Reinigung«
03. Matth –
Mk 1,45 (der Geheilte spricht oft über seine Heilung und verbreitet die Kunde davon)
Luk 5,15 (die Kunde über Jesus verbreitet sich immer mehr)
04. Matth Mk 1,45 – kai« h¡rconto pro\ß aujto\n pa¿ntoqen »und von überall her kamen sie zu ihm«
Luk 5,15 kai« sunh/rconto o¡cloi polloi« aÓkou/ein kai« qerapeu/esqai »und Volksmassen kamen in großen Scharen zusammen, um ihn zu hören und geheilt zu werden«
05. Matth –
Luk 5,16 aujto\ß de« h™n uJpocwrw◊n e˙n tai√ß e˙rh/moiß kai« proseuco/menoß »er zog sich an einsame Orte zurück und betete«
Mk 1,45 aÓll∆ e¶xw e˙p∆ e˙rh/moiß to/poiß h™n »er hielt sich außerhalb an einsamen Orten auf«
Diese Gemeinsamkeiten des Markus und Lukas gegen Matthäus führen zu dem Schluß, daß sie eine andere Quelle hatten als Matthäus. Dieser Schluß wird durch den größeren Zusammenhang bestätigt. Bei beiden,
164
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
Markus (1,29-45) und Lukas (4,38; 5,12,ff.), befindet sich Jesus zuerst im Hause des Petrus, dann heilt er den Aussätzigen, bei Matthäus findet zuerst die Heilung des Aussätzigen statt, danach kommt es zum Aufenthalt im Hause des Petrus (Matth. 8,1-4;14f.). In welchem Verhältnis stehen Markus und Lukas zueinander? Markus kann man schwerlich als die Quelle des Lukas betrachten, wenn man Markus 1,45 mit Lukas 5,15.16 vergleicht, weil Lukas in diesem Fall einen sehr anschaulichen Bericht in einen sehr blassen verwandelt hätte. Markus: »Als er herauskam, machte er sich daran, eifrig davon zu erzählen und die Sache überall zu verbreiten, so daß er (Jesus) nicht mehr offen in eine Stadt hineingehen konnte, sondern sich draußen an einsamen Orten aufhielt.« Lukas: »Aber die Kunde über ihn breitete sich immer weiter aus, und das Volk strömte in großen Scharen zusammen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Er jedoch zog sich in die Einsamkeit zurück und betete dort.« Der umgekehrte Fall, daß Markus Lukas zur Vorlage hatte, ist mit Sicherheit auszuschließen, weil dann unerklärlich wäre, woher Markus zwei in die Augen springende Einzelheiten des Verhaltens Jesu genommen hätte, (1,41) o˙rgisqei/ß »er geriet in Zorn« und (1,43) kai« e˙mbrimhsa¿menoß aujtwˆ◊ eujqu\ß e˙xe÷balen aujto\n »und er fuhr ihn an und jagte ihn sofort weg.« Es ist kaum vorstellbar, daß Markus derart anstößige Züge des Verhaltens Jesu aus Eigenem hinzugefügt hätte. Wir wissen im Gegenteil, daß Markus in größerem Maße als die anderen Synoptiker seinerseits Anstößiges überliefert. Es ist auch nicht erkennbar, warum Markus die gut gesetzte Einleitung der Perikope bei Lukas (5,12) unterdrückt haben sollte. Es ist des weiteren kein Grund zu sehen, warum Lukas den Bericht des Markus (1,45a), daß der Geheilte sich – gegen Jesu Gebot – eifrig (polla/) daran machte, in eigener Person von seiner Heilung zu berichten, durch ein wiederum sehr blasses unpersönliches »Die Kunde breitete sich aus ...« ersetzt haben sollte. Wir kommen zu dem Schluß: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.3 Die Heilung des Gelähmten Mk 2,1–12; Matth 9,1–8; Luk 8,17–26 130
Matth 9,1
Mk 2,1
Kai« e˙mba»ß ei˙ß ploi√on diepe÷-
Und eingestiegen in ein Boot, fuhr er
Kai« ei˙selqw»n pa¿lin ei˙ß Kafar- rasen kai« h™lqen ei˙ß th\n i˙di÷an
Und hineingekommen wieder nach Kaphar-
naou\m di∆ hJmerw◊n hjkou/sqh o¢ti ei˙ß
hinüber und kam in seine
po/lin.
Luk 5,17
Kai« e˙ge÷neto
Und es geschah
e˙n miaˆ◊ tw◊n hJmerw◊n kai« aujto\ß h™n
naum nach (einigen) Tagen, wurde gehört, daß im Stadt.
an einem der Tage: Und er war
Haus er ist. Und es versammelten sich
lehrend; und sitzend waren
oi•ko/n 131 e˙stin. 2 kai« sunh/cqhsan polloi« w‚ste mhke÷ti cwrei√n mhde« ta»
Farisai√oi kai« nomodida¿skaloi oi≠
viele, so daß nicht mehr Platz war, nicht einmal
Pharisäer und Gesetzeslehrer, welche
pro\ß th\n qu/ran, kai« e˙la¿lei aujtoi√ß
h™san e˙lhluqo/teß e˙k pa¿shß kw¿mhß
an der Tür. Und er redete zu ihnen
gekommen waren aus jeder Ortschaft
to\n lo/gon.
thvß Galilai÷aß kai« ∆Ioudai÷aß kai«
das Wort.
Galiläas und Judäas und
∆Ierousalh/m: kai« du/namiß kuri÷ou
(von) Jerusalem. Und die Kraft (des) Herrn
h™n ei˙ß to\ i˙a◊sqai aujto/n.
3
kai« e¶rcontai fe÷ronteß pro\ß aujto\n
2
dida¿skwn, kai« h™san kaqh/menoi
kai« i˙dou\ prose÷feron aujtwˆ◊ para-
Und sie kommen, bringend zu ihm
Und siehe, sie brachten zu ihm einen Ge-
einen Gelähmten, getragen von vie-
lähmten, auf ein Bett gelegten.
paralutiko\n ai˙ro/menon uJpo\ tessa¿rwn. lutiko\n e˙pi« kli÷nhß beblhme÷non.
war dazu (ihm gegeben), daß er heilte.
18
kai« i˙dou\ a‡ndreß fe÷ronteß e˙pi« kli÷nhß
Und siehe, Männer, bringend auf einer Tragbahre
a‡nqrwpon o§ß h™n paralelume÷noß kai« einen Menschen, der gelähmt war. Und
e˙zh/toun aujto\n ei˙senegkei√n kai«
.
sie suchten, ihn hineinzubringen und
130 131
K. Aland 151996: Nr. 43 und Nr. 92. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
qei√nai [aujto\n] e˙nw¿pion aujtouv.
4
165
ihn vor ihm zu legen.
19
kai« mh\ duna¿menoi prosene÷gkai
Und nicht könnend (ihn) bringen
kai« mh\ euJro/nteß poi÷aß ei˙sene÷gkwsin
Und nicht gefunden habend, wie sie *ihn* hineinbringen könnten
aujtwˆ◊ dia» to\n o¡clon aÓpeste÷gasan
aujto\n dia» to\n o¡clon, aÓnaba¿nteß e˙pi«
zu ihm wegen der Volksmenge, deckten sie ab
*ihn* wegen der Volksmenge, hinaufgestiegen auf
th\n ste÷ghn o¢pou h™n, kai« e˙xoru/xan-
to\ dw◊ma dia» tw◊n kera¿mwn kaqhvkan
das Dach, wo er war. Und ausgegra-
das Dach, durch die Ziegel ließen sie *ihn* hinab
teß calw◊si to\n kra¿batton o¢pou oJ
aujto\n su\n twˆ◊ klinidi÷wˆ ei˙ß to\ me÷son
ben habend, lassen sie das Bett herab, wo der
*ihn* mit der Tragbahre in die Mitte
paralutiko\ß kate÷keito. 5 kai« i˙dw»n oJ kai« i˙dw»n oJ
e¶mprosqen touv ∆Ihsouv.
Gelähmte daniederlag. Und gesehen habend
Und gesehen habend
vor Jesus. Und gesehen habend
Jesus ihren Glauben, sagt er zu dem
Jesus ihren Glauben, sagte er zu dem
Gelähmten: Kind, vergeben werden dir
Gelähmten: Habe Mut, Kind, ver-
die Sünden. Es waren aber einige der
geben werden dir die Sünden! Und siehe, eini- Und es schickten sich an zu überlegen die
Schriftgelehrten dort sitzend und über-
ge der Schriftgelehrten sagten bei sich
∆Ihsouvß th\n pi÷stin aujtw◊n le÷gei twˆ◊ paralutikwˆ◊: te÷knon, aÓfi÷entai÷ sou ai˚ a˚marti÷ai. 6 h™san de÷ tineß tw◊n
20
kai« i˙dw»n th\n
∆Ihsouvß th\n pi÷stin aujtw◊n ei•pen twˆ◊ pi÷stin aujtw◊n ei•pen: a‡nqrwpe, paralutikwˆ◊: qa¿rsei, te÷knon, aÓfi÷- entai÷ sou ai˚ a˚marti÷ai. 3 kai« i˙dou/ ti-
ihren Glauben, sagte er: Mensch,
aÓfe÷wntai÷ soi ai˚ a˚marti÷ai sou. vergeben sind dir deine Sünden.
21
kai« h¡rxanto dialogi÷zesqai oi˚
grammate÷wn e˙kei√ kaqh/menoi kai« dia- neß tw◊n grammate÷wn ei•pan e˙n e˚au- grammatei√ß kai« oi˚ Farisai√oi le÷gonteß: logizo/menoi e˙n tai√ß kardi÷aiß aujtw◊n: toi√ß: legend in ihren Herzen: 7
ti÷ ou∞toß ou¢twß lalei√; blasfhmei√:
Was dieser so redet? Er lästert.
selber:
blasfhmi÷aß; ti÷ß du/natai a˚˚marti÷aß
Dieser lästert.
*Lästerungen*? Wer kann Sünden
Wer kann Sünden vergeben, außer
4
kai« eujqu\ß e˙pignou\ß oJ
aÓfei√nai ei˙ mh\ mo/noß oJ qeo/ß; vergeben, außer Gott allein?
ei–ß oJ qeo/ß; 8
Wer ist dieser, der *Lästerungen* redet
ou∞toß blasfhmei√.
ti÷ß du/natai aÓfei√nai a˚˚marti÷aß ei˙ mh\
Gott allein?
Schriftgelehrten und die Pharisäer, sagend:
ti÷ß e˙stin ou∞toß o§ß lalei√
kai« i˙dw»n oJ
22
e˙pignou\ß de« oJ ∆Ihsouvß tou\ß dia-
Und sofort bemerkt habend
Und gesehen habend
∆Ihsouvß ta»ß e˙nqumh/seiß aujtw◊n
logismou\ß aujtw◊n aÓpokriqei«ß ei•pen
Jesus in seinem Geist, daß
Jesus ihre Gedanken
legungen, ihre, sagte er darauf
∆Ihsouvß twˆ◊ pneu/mati aujtouv o¢ti
ou¢twß dialogi÷zontai e˙n e˚autoi√ß sie so bei sich überlegen,
le÷gei aujtoi√ß: ti÷ tauvta dialogi÷zesqe ei•pen: i˚nati÷ e˙nqumei√sqe ponhra»
Bemerkt habend aber Jesus die Über-
pro\ß aujtou/ß: ti÷ dialogi÷zesqe e˙n zu ihnen: Was überlegt ihr in
tai√ß kardi÷aiß uJmw◊n;
sagt er zu ihnen: Was überlegt ihr dies
sagte er: Warum denkt ihr Böses
e˙n tai√ß kardi÷aiß uJmw◊n; 5 ti÷ ga¿r
23
in eurem Herzen? Was ist
in euren Herzen? Denn was
eujkopw¿teron, ei˙pei√n twˆ◊ paralutikwˆ◊: e˙stin eujkopw¿teron, ei˙pei√n:
Was ist leichter, zu sagen:
aÓfe÷wntai÷ soi ai˚ a˚˚marti÷ai sou,
leichter, zu sagen zu dem Gelähmten:
ist leichter, zu sagen:
Vergeben sind dir deine Sünden,
e˙n tai√ß kardi÷aiß uJmw◊n; 9 ti÷ e˙stin
euren Herzen?
ti÷ e˙stin eujkopw¿teron, ei˙pei√n:
aÓfi÷entai÷ sou ai˚ a˚˚marti÷ai, h£ ei˙pei√n: aÓfi÷entai÷ sou ai˚ a˚˚marti÷ai, h£ ei˙pei√n: h£ ei˙pei√n: Vergeben werden dir die Sünden, oder zu sagen: Vergeben werden dir die Sünden, oder zu sagen:
oder zu sagen:
e¶geire kai« a°ron to\n kra¿batto/n sou e¶geire
e¶geire
Stehe auf und nimm dein Bett
Stehe auf
Stehe auf
und gehe umher? Damit ihr aber wißt, daß
und gehe umher? Damit ihr aber wißt, daß
und gehe umher? Damit ihr aber wißt, daß
der Sohn des Menschen die Vollmacht hat,
der Sohn des Menschen die Vollmacht hat,
e˙pi« thvß ghvß aÓfie÷nai a˚˚marti÷aß _
e˙pi« thvß ghvß aÓfie÷nai a˚˚marti÷aß _
Sünden auf der Erde zu vergeben,
Sünden auf der Erde zu vergeben,
Sünden auf der Erde zu vergeben,
sagt er zu dem Gelähmten: Ich sage dir,
da sagt er zu dem Gelähmten: Aufge-
sagte er zu dem Gelähmten: Ich sage dir,
kai« peripa¿tei;
10
iºna de« ei˙dhvte o¢ti
kai« peripa¿tei; 6 iºna de« ei˙dhvte o¢ti
kai« peripa¿tei;
24
iºna de« ei˙dhvte o¢ti
e˙xousi÷an e¶cei oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙xousi÷an e¶cei oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙xousi÷an e¶cei aÓfie÷nai a˚˚marti÷aß e˙pi« thvß ghvß _ le÷gei twˆ◊ paralutikwˆ◊:
11
soi« le÷gw,
to/te le÷gei twˆ◊ paralutikwˆ◊: e˙ger-
der Sohn des Menschen die Vollmacht hat,
ei•pen twˆ◊ paralelume÷nwˆ: soi« le÷gw,
e¶geire a°ron to\n kra¿batto/n sou kai« qei«ß a°ro/n sou th\n kli÷nhn kai«
e¶geire kai« a‡raß to\ klini÷dio/n sou
stehe auf, nimm dein Bett und standen, nimm dein Bett und
stehe auf, und aufgenommen habend deine Tragbahre,
gehe in dein Haus! Und er stand
gehe in dein Haus. Und aufge-
qei«ß aÓphvlqen ei˙ß to\n oi•kon aujtouv.
gehe in dein Haus! Und
paracrhvma aÓnasta»ß e˙nw¿pion aujtw◊n,
auf, und sofort genommen habend das Bett,
standen, ging er hin in sein Haus.
sofort aufgestanden vor ihnen,
u¢page ei˙ß to\n oi•ko/n sou.
12
kai« hjge÷r- u¢page ei˙ß to\n oi•ko/n sou. 7 kai« e˙ger- poreu/ou ei˙ß to\n oi•ko/n sou
qh kai« eujqu\ß a‡raß to\n kra¿batton
25
kai«
166
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
e˙xhvlqen e¶mprosqen pa¿ntwn,
a‡raß e˙f∆ o§ kate÷keito, aÓphvlqen ei˙ß to\n
ging er vor allen hinaus,
aufgenommen habend, worauf er gelegen hatte, ging er weg in das
oi•kon aujtouv doxa¿zwn to\n qeo/n. Haus, seines, Gott verherrlichend.
w‚ste
8
so daß
Gesehen habend aber (dies) die Leute, gerieten Und Außersichsein erfaßte alle und sie in Furcht
kai« e˙do/xasan to\n qeo\n to\n do/nta
e˙do/xazon to\n qeo\n kai« e˙plh/sqhsan
alle außer sich gerieten und verherrlichten
und priesen Gott, den gegeben Habenden
sie verherrlichten Gott und wurden erfüllt
Gott, sagend: So (etwas) nie-
solche Vollmacht den Menschen.
e˙xi÷stasqai pa¿ntaß kai« doxa¿zein to\n qeo\n le÷gontaß o¢ti ou¢twß oujde÷-
i˙do/nteß de« oi˚ o¡cloi e˙fobh/qhsan
26
kai« e¶kstasiß e¶laben a‚pantaß kai«
e˙xousi÷an toiau/thn toi√ß aÓnqrw¿poiß. fo/bou le÷gonteß o¢ti ei¶domen
mit Furcht, sagend: Wir haben gesehen
pote ei¶domen.
para¿doxa sh/meron.
mals haben wir gesehen.
Ungeheuerliches heute.
Die Bindeindizien des Markus und Lukas gegen Matthäus liegen so offen zu Tage, daß sie hier nicht mehr dargelegt werden müssen: Matthäus hatte eine andere Quelle als Markus und Lukas. Wie ist das literarische Verhältnis zwischen Markus und Lukas zu beurteilen? Im Folgenden sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Markus und Lukas einander gegenübergestellt. Der entsprechende Text des Matthäus ist in den Fällen beigegeben, in denen er Aussagen über die beiden anderen erlaubt. Schon die Einleitungen Mk 2,1–2 und Luk 5,17 sind in der Sache und im Wortlaut so unterschiedlich, daß auszuschließen ist, daß einer der beiden Texte die Vorlage des andern war; so wird z.B. die Anwesenheit der Pharisäer und Schriftgelehrten bei Lukas schon in der Einleitung genannt, bei Markus nur die Anwesenheit der Schriftgelehrten und erst 2,6, also an anderer Stelle im Ablauf des Geschehens. Ebenso unterschiedlich ist der Wortlaut der Schilderung des Durchbruchs durch das Dach Mk 2,3–4 und Luk 5,18–19. Die folgenden Unterschiede bestätigen diesen Befund: 01. Matth 9,1 ei˙ß th\n i˙di÷an po/lin »…in seine eigene Stadt…«
Mk 2,1
pa¿lin ei˙ß Kafarnaou\m
»wieder nach Kapernaum…«
Luk –
02. Mk Luk 5,17 – kai« du/namiß kuri÷ou h™n ei˙ß to\ i˙a◊sqai aujto/n »und die Kraft des Herrn bewirkte, daß er Heilungen vollbrachte.« 03. Mk Luk 5,18 – kai« e˙zh/toun aujto\n ei˙senegkei√n kai« qei√nai [aujto\n] e˙nw¿pion aujtouv. »und sie suchten ihn hineinzu bringen und vor ihn hinzustellen.« 04.
Mk 2,8 kai« eujqu\ß e˙pignou\ß oJ ∆Ihsouvß twˆ◊ pneu/mati aujtouv ... »und sofort erkannte Jesus in seinem Geiste…«
Luk 5,22 e˙pignou\ß de« oJ ∆Ihsouvß ...
05. Matth 9,4 i˚nati÷ e˙nqumei√sqe ponhra/ ... »Warum denkt ihr Böses…«
Mk 2,8 ti÷ tauvta dialogi÷zesqe ... »Warum denkt ihr diese Dinge…«
Luk 5,22 ti÷ dialogi÷zesqe ... »Was denkt ihr…«
06. Mk –
»und Jesus erkannte…«
Luk 5,25 kai« paracrhvma aÓnasta»ß e˙nw¿pion aujtw◊n ...
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
167
»…und er stand augenblicklich vor ihren Augen auf…«
07. Mk –
Luk 5,25 doxa¿zwn to\n qeo/n »und er pries Gott«
08. Mk –
Luk 5,26 fo/bou le÷gonteß »…voller Furcht sagten sie…«
Die große Zahl der Trennindizien im Text des Lukas schließt aus, daß sie auf die Eigenwilligkeit des Autors Lukas zurückzuführen sind. Im einzelnen ist nicht erkennbar, was ihn hätte veranlassen können, (01) die Ortsangabe zu streichen, wenn sie sich in seiner Quelle gefunden hätte. Dasselbe gilt im Fall (04); es ist kein Grund zu sehen, warum Lukas den Text des Markus hätte kürzen sollen. Auch in (05) ist kein Anlaß zu erkennen, warum Lukas auf das sehr prägnante Objekt »diese Dinge« hätte verzichten sollen. Wie prägnant dieses Objekt ist, zeigt der Text des Matthäus. Der Befund ist so zu beschreiben: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.4 Heilung der Mannes mit der verdorrten Hand Mk 3,1–6; Matth 12,9–14; Luk 6,6–11 132 Mk 3,1
Kai« ei˙shvlqen pa¿lin
Luk 6,6
Matth 12,9
Kai« metaba»ß e˙kei√qen h™lqen
∆Ege÷neto de« e˙n e˚te÷rwˆ sabba¿twˆ
Es geschah aber an einem anderen Sabbat,
ei˙selqei√n aujto\n
Und er ging wieder hinein
Und weiter gegangen von dort, kam er
in die Synagoge.
in ihre Synagoge.
Und dort war ein Mensch, vertrocknet
Und siehe, ein Mensch, eine Hand habend,
xhra¿n. kai« e˙phrw¿thsan aujto\n
aujtouv hJ dexia» h™n xhra¿. 7 parethrouvnto
habend die Hand. Und sie belauerten
eine vertrocknete. Und sie fragten ihn,
seine, die rechte, war vertrocknet. Es belauerten
ihn, ob am Sabbat
sagend, ob es am Sabbat erlaubt ist
er ihn heilen werde, damit
zu heilen, damit
sie ihn anklagen könnten.
sie ihn anklagen könnten.
ei˙ß th\n sunagwgh/n. kai« h™n e˙kei√ a‡nqrwpoß e˙xhramme÷nhn e¶cwn th\n cei√ra. 2 kai« pareth/roun aujto\n ei˙ toi√ß sa¿bbasin qerapeu/sei aujto/n, iºna kathgorh/swsin aujtouv.
ei˙ß th\n sunagwgh\n aujtw◊n: 10
kai« i˙dou\ a‡nqrwpoß cei√ra e¶cwn
ei˙ß th\n sunagwgh\n kai« dida¿skein. in die Synagoge und lehrte;
kai« h™n a‡nqrwpoß e˙kei√ kai« hJ cei«r und es war dort ein Mensch, und die Hand,
le÷gonteß: ei˙ e¶xestin toi√ß sa¿bbasin de« aujto\n oi˚ grammatei√ß kai« oi˚ Fariqerapeuvsai; iºna
kathgorh/swsin aujtouv.
3
daß er hineinging
ihn aber die Schriftgelehrten und die Phari–
sai√oi ei˙ e˙n twˆ◊ sabba¿twˆ qerapeu/ei, säer, ob er am Sabbat heile,
iºna eu¢rwsin kathgorei√n aujtouv. 8 aujto\ß damit sie fänden, ihn anzuklagen. Er
de« hØ¡dei tou\ß dialogismou\ß aujtw◊n, ei•aber kannte ihre Überlegungen; er sag–
kai« le÷gei twˆ◊
pen de« twˆ◊
Und er sagt zu dem
te aber zu dem
aÓnqrw¿pwˆ twˆ◊ th\n xhra»n cei√ra e¶conti:
aÓndri« twˆ◊ xhra»n e¶conti th\n cei√ra:
Menschen, dem habenden die vertrocknete
Mann, dem habenden die vertrocknete Hand:
Hand:
e¶geire ei˙ß to\ me÷son.
e¶geire kai« sthvqi ei˙ß to\ me÷son:
Stehe auf in die Mitte!
Stehe auf und stelle dich in die Mitte!
kai« aÓnasta»ß e¶sth. oJ de« ei•pen aujtoi√ß: ti÷ß e¶stai e˙x uJ-
11
Er aber sagte zu ihnen: Welcher *Mensch*
wird sein unter eu–
ch *Mensch*, der haben wird ein einziges Schaf
132
mw◊n a‡nqrwpoß o§ß eºxei pro/baton e≠n
K. Aland 151996: Nr. 47 und Nr. 112.
Und aufgestanden, stellte er sich hin.
168
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
kai« e˙a»n e˙mpe÷shØ touvto toi√ß sa¿bba-
und, wenn dieses hineinfällt am Sab–
bat in eine Grube, es nicht ergreifen wird
und herausziehen wird? Um wieviel nun unter-
scheidet sich ein Me–
nsch von einem Schaf? Daher ist es erlaubt,
am Sabbat Gutes zu tun.
sin ei˙ß bo/qunon, oujci« krath/sei aujto\
kai« e˙gerei√;
po/swˆ ou™n diafe÷rei a‡n-
qrwpoß proba¿tou. w‚ste e¶xestin
4
12
toi√ß sa¿bbasin kalw◊ß poiei√n.
kai« le÷gei aujtoi√ß:
Und er sagt zu ihnen:
9
ei•pen de« oJ ∆Ihsouvß pro\ß aujtou/ß:
Jesus aber sprach zu ihnen:
e¶xestin toi√ß sa¿bbasin
e˙perwtw◊ uJma◊ß ei˙ e¶xestin twˆ◊ sabba¿twˆ
Ist es am Sabbat erlaubt,
Ich frage euch, ob es am Sabbat erlaubt ist,
Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein Le–
Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein Leben
ben zu retten oder zu töten? Sie aber schwie–
zu retten oder zu vernichten?
aÓgaqo\n poihvsai h£ kakopoihvsai, yu-
aÓgaqopoihvsai h£ kakopoihvsai, yuch\n
ch\n sw◊sai h£ aÓpoktei√nai; oi˚ de« e˙siw¿-
sw◊sai h£ aÓpole÷sai;
pwn. 5 kai« peribleya¿menoß aujtou\ß
10
gen. Und ringsherum sie angeblickt habend
Und ringsum sie alle angeblickt habend,
met∆ ojrghvß, sullupou/menoß e˙pi« thØv mit Zorn, tiefbetrübt über die
kai« peribleya¿menoß pa¿ntaß aujtou\ß
pwrw¿sei thvß kardi÷aß aujtw◊n le÷gei
13
Verhärtung ihres Herzens, sagt er
Da sagt er
sagte er zu ihm:
zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und
zu dem Menschen: Strecke aus deine Ha–
Strecke deine Hand aus! Er aber machte (es)
und die Hand wurde wieder hergestellt.
to/te le÷gei
ei•pen aujtwˆ◊:
twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ: e¶kteinon th\n cei√ra. kai« twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ: e¶kteino/n sou th\n cei√- e¶kteinon th\n cei√ra¿ sou. oJ de« e˙poi÷hsen
e˙xe÷teinen kai« aÓpekatesta¿qh hJ cei«r
ra. kai« e˙xe÷teinen kai« aÓpekatesta¿- kai« aÓpekatesta¿qh hJ cei«r aujtouv.
er streckte (sie) aus; und wiederhergestellt
nd! Und er streckte (sie) aus und wieder her–
wurde die Hand,
gestellt
seine.
wurde sie gesund wie die andere.
Und hinausgegangen, die Pharisäer
Hinausgegangen aber, die Pharisäer
sumbou/lion e¶labon kat∆ aujtouv
kai« diela¿loun pro\ß aÓllh/louß
sofort mit den Herodianern einen Beschluß
einen Beschluß faßten gegen ihm,
und beredeten miteinander,
faßten gegen ihn, daß ihn
daß ihn
was sie Jesus antun könnten.
sie umbrächten.
sie umbrächten.
aujtouv. 6
kai« e˙xelqo/nteß oi˚ Farisai√oi
eujqu\ß meta» tw◊n ÔHrwˆdianw◊n sumbou/-
qh uJgih\ß w˚ß hJ a‡llh. 14
e˙xelqo/nteß de« oi˚ Farisai√oi
lion e˙di÷doun kat∆ aujtouv o¢pwß aujto\n o¢pwß aujto\n aÓpole÷swsin.
aÓpole÷swsin.
Bindeindizien des Markus und Lukas gegen Matthäus: 01. Matth 12,10 Mk 3,1 kai« i˙dou\ a‡nqrwpoß cei√ra kai« h™n e˙kei√ a‡nqrwpoß e¶cwn xhra¿n e˙xhramme÷nhn e¶cwn th\n cei√ra »und siehe, ein Mensch, eine »und dort war ein Mensch, Hand habend, eine ver- vertrocknet habend die Hand« trocknete« 02.
Matth 12,10 kai« e˙phrw¿thsan aujto\n le÷gonteß: ei˙ e¶xestin toi√ß sa¿bbasin qerapeuvsai; iºna kathgorh/swsin aujtouv »und sie fragten ihn, sagend: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen? Damit sie ihn an- klagen könnten«
Mk 3,2 kai« pareth/roun aujto\n ei˙ toi√ß sa¿bbasin qerapeu/sei aujto/n, iºna kathgorh/swsin aujtouv »Und sie belauerten ihn, ob er ihn am Sabbat heilen werde, damit sie ihn anklagen könnten«
11
aujtoi« de« e˙plh/sqhsan aÓnoi÷aß
Sie aber wurden mit Wut erfüllt
ti÷ a·n poih/saien twˆ◊ ∆Ihsouv.
Luk 6,6 kai« h™n a‡nqrwpoß e˙kei√ kai« hJ cei«r aujtouv hJ dexia» h™n xhra¿ »und es war dort ein Mensch, und seine rechte Hand war vertrocknet« Luk 6,7 parethrouvnto de« aujto\n oi˚ grammatei√ß kai« oi˚ Farisai√oi ei˙ e˙n twˆ◊ sabba¿twˆ qerapeu/ei, iºna eu¢rwsin kathgorei√n aujtouv. »Die Schriftgelehrten und Pharisäer belauerten ihn, ob er am Sabbat heile, damit sie fänden, ihn anzuklagen«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
169
03. Matth Mk 3,3 Luk 6,8 – e¶geire ei˙ß to\ me÷son e¶geire kai« sthvqi ei˙ß to\ me÷son: kai« aÓnasta»ß e¶sth »stehe auf in die Mitte!« »stehe auf und stelle dich in die Mitte! Und aufgestanden, stellte er sich hin« 04.
Matth 12,11-12 oJ de« ei•pen aujtoi√ß: .... ... kalw◊ß poiei√n »er aber sagte zu ihnen: ... ... Gutes zu tun«
Mk –
05. Matth Mk 3,4 – kai« le÷gei aujtoi√ß: e¶xestin toi√ß sa¿bbasin aÓgaqo\n poihvsai h£ kakopoihvsai, yuch\n sw◊sai h£ aÓpoktei√nai; oi˚ de« e˙siw¿pwn »und er sagt zu ihnen: Ist es am Sabbat erlaubt, Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen« 06. Matth 12,13 to/te le÷gei twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ: e¶kteino/n sou th\n cei√ra. kai« e˙xe÷teinen kai« aÓpekat- esta¿qh uJgih\ß w˚ß hJ a‡llh »da sagt er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus. Und wieder- hergestellt wurde sie gesund wie die andere«
Luk –
Luk 6,9 ei•pen de« oJ ∆Ihsouvß pro\ß aujtou/ß: e˙perwtw◊ uJma◊ß ei˙ e¶xestin twˆ◊ sabba¿twˆ aÓgaqopoihvsai h£ kakopoihvsai, yuch\n sw◊sai h£ aÓpole÷sai; Jesus aber sagte zu ihnen: Ich frage euch, ob es am Sabbat erlaubt ist, Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein Leben zu retten oder zu vernichten?«
Mk 3,5 Luk 6,10 kai« peribleya¿menoß aujtou\ß kai« peribleya¿menoß pa¿ntaß met∆ ojrghvß, sullupou/menoß e˙pi« aujtou\ß thØv pwrw¿sei thvß kardi÷aß aujtw◊n le÷gei twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ: e¶kteinon th\n ei•pen aujtwˆ◊: e¶kteinon th\n cei√ra¿ cei√ra. kai« e˙xe÷teinen kai« aÓpekat- sou. oJ de« e˙poi÷hsenkai« aÓpekatesta¿qh hJ cei«r aujtouv. esta¿qh hJ cei«r aujtouv. »und ringsherum sie angeblickt habend mit Zorn, tiefbetrübt über die Verhärtung ihres Herzens, sagt er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und wieder- hergestellt wurde seine Hand«
Trennindizien des Mk und Luk: 07. Mk 3,1 kai« h™n e˙kei√ a‡nqrwpoß ¶e˙xhramme÷nhn e¶cwn th\n cei√ra »und dort war ein Mensch, vertrocknet habend die Hand«
Luk 6,6 kai« h™n a‡nqrwpoß e˙kei√ kai« hJ cei«r aujtouv hJ dexia» h™n xhra¿ »und es war dort ein Mensch, und seine rechte Hand war vertrocknet«
08. Mk –
Luk 6,8 aujto\ß de« hØ¡dei tou\ß dialogismou\ß aujtw◊n »er aber kannte ihre Überlegungen«
»und ringsherum sie alle angeblickt habend, sagte er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Er aber machte es. Und seine Hand wurde wiederhergestellt«
170
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
09. Mk 3,4 Luk 6,9 kai« le÷gei aujtoi√ß: e¶xestin toi√ß ei•pen de« oJ ∆Ihsouvß pro\ß aujtou/ß: sa¿bbasin aÓgaqo\n poihvsai h£ e˙perwtw◊ uJma◊ß ei˙ e¶xestin twˆ◊ kakopoihvsai, yuch\n sw◊sai h£ sabba¿twˆ aÓgaqopoihvsai h£ aÓpoktei√nai; oi˚ de« e˙siw¿pwn kakopoihvsai, yuch\n sw◊sai h£ aÓpole÷sai; »und er sagt zu ihnen: Ist es am Jesus aber sagte zu ihnen: Ich frage Sabbat erlaubt, Gutes zu tun euch, ob es am Sabbat erlaubt ist, oder Böses zu tun, ein Leben zu Gutes zu tun oder Böses zu tun, ein retten oder zu töten? Sie aber Leben zu retten oder zu vernichten?« schwiegen« 10. Mk 3,5 kai« peribleya¿menoß aujtou\ß met∆ ojrghvß, sullupou/menoß e˙pi« thØv pwrw¿sei thvß kardi÷aß aujtw◊n le÷gei twˆ◊ aÓnqrw¿pwˆ: e¶kteinon th\n ¶cei√ra. kai« e˙xe÷teinen kai« aÓpekatesta¿qh hJ cei«r aujtouv. »und ringsherum sie angeblickt habend mit Zorn, tiefbetrübt über die Verhärtung ihres Herzens, sagt er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und wieder- hergestellt wurde seine Hand«
Luk 6,10 kai« peribleya¿menoß pa¿ntaß aujtou\ß
11.
Luk 6,11 aujtoi« de« e˙plh/sqhsan aÓnoi÷aß
Mk 12,14 kai« e˙xelqo/nteß oi˚ Farisai√oi eujqu\ß meta» tw◊n ÔHrwˆdianw◊n sumbou/lion e˙di÷doun kat∆ aujtouv o¢pwß aujto\n aÓpole÷swsin »und hinausgegangen, faßten die Pharisäer sofort mit den Herodianern einen Beschluß gegen ihn, daß sie ihn umbrächten«
ei•pen aujtwˆ◊: e¶kteinon th\n cei√ra¿ sou. oJ de« e˙poi÷hsenkai« aÓpekatesta¿qh hJ cei«r aujtouv. »und ringsherum sie alle angeblickt habend, sagte er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Er aber machte es. Und seine Hand wurde wiederhergestellt«
kai« diela¿loun pro\ß aÓllh/louß ti÷ a·n poih/saien twˆ◊ ∆Ihsouv. »sie aber wurden mit Wut erfüllt
und beredeten miteinander, was sie Jesus antun könnten«
Ein Sonderfall dieser Perikopen: Matthäus und Markus gegen Lukas Luk 6,11 12. Matth 3,6 Mk 12,14 e˙xelqo/nteß de« oi˚ Farisai√oi kai« e˙xelqo/nteß oi˚ Farisai√oi aujtoi« de« e˙plh/sqhsan aÓnoi÷aß eujqu\ß meta» tw◊n ÔHrwˆdianw◊n sumbou/lion e¶labon kat∆ sumbou/lion e˙di÷doun kat∆ kai« diela¿loun pro\ß aÓllh/louß aujtouv o¢pwß aujto\n aujtouv o¢pwß aujto\n ti÷ a·n poih/saien twˆ◊ ∆Ihsouv. aÓpole÷swsin aÓpole÷swsin »hinausgegangen aber, »und hinausgegangen, »sie aber wurden mit Wut erfüllt faßten die Pharisäer einen faßten die Pharisäer sofort mit den Herodianern einen Beschluß gegen ihn, daß Beschluß gegen ihn, daß und beredeten miteinander, sie ihn umbrächten« sie ihn umbrächten« was sie Jesus antun könnten«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
171
Der Grundbestand der Berichte kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: Jesus kommt am Sabbat in eine Synagoge, bemerkt einen Menschen mit einer »vertrockneten« Hand und heilt ihm die Hand, begleitet von unterschiedlich negativen Reaktionen der Augenzeugen. Die Synoptiker berichten trotz mancher Wortgleichheit sehr unterschiedlich darüber, wobei der matthäische Bericht gegenüber dem des Markus und dem des Lukas schriftstellerisch schwächer ist, ein erstes, wichtiges Trennindiz des Markus und Lukas gegenüber Matthäus. Der Blick in die Synopse zeigt weiter, daß einige eindeutige Bindeindizien positiver wie negativer Art (01) bis (06) diesen ersten Eindruck verstärken: Nach Matthäus fragen die Gegner Jesus, ob am Sabbat eine Heilung erlaubt sei, während die Gegner nach Markus und Lukas Jesus belauern, ob er am Sabbat heile (02), worauf Jesus den Kranken in Szene setzt (03) und eine Frage an seine Gegner anschließt (05). Das entscheidende Trennindiz zwischen Matthäus und Markus/ Lukas ist, daß Matthäus Jesus aus pharisäischem Lehrgut argumentieren läßt (04), so daß kein pharisäischer Gegner Jesu dagegen sein konnte. Jesus läßt sich dabei aber auf keine spitzfindige medizinische Argumentation ein – Heilungen am Sabbat waren ohne mechanische Hilfsmittel erlaubt, ebenso aber auch bei Lebensgefahr, die hier jedoch nicht vorlag. Die Quelle des Matthäus war daher von den Quellen des Markus und Lukas sehr verschieden. Die Trennindizien zwischen Markus und Lukas (07) bis (11) zeigen ferner, daß beide Berichte ebenfalls auf verschiedene, aber ähnliche Quellen zurückgehen. Das Trennindiz (11) zwischen Markus und Lukas ist besonders interessant, weil Luk hier auffallend von Mk abweicht; es kann keine schriftstellerische Selbständigkeit des Mk vorliegen, weil der Text des Mk mit dem des Matth (12) übereinstimmt. Man steht also vor der Frage, ob Lukas hier frei mit dieser Tradition umgeht, die bei Mk und Matth vorliegt, oder ob er eine weitere Quelle zur Verfügung hatte. Eine gegenseitige literarische Abhängigkeit der drei Berichte ist auszuschließen. Markus kann weder den Bericht des Matthäus (02), (06) und (12) noch des Lukas (01), (06), (08) und (12) gekannt haben; Matthäus weder den des Markus (02), (03), (04), (05), (06) noch Lukas (01) bis (06); Lukas weder den des Markus (05), (06) und (12) noch den des Matthäus (02), (04), (05), (06) und (12). Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.5 Heilungen am See Mk 3,7–12; Matth 4,24-25; Luk 6,17–19 133
Matth 4,24
Kai« aÓphvlqen hJ aÓkoh\ aujtouv
Und die Kunde ging von ihm aus
in das ganze Syrien. Und hin-
brachten sie zu ihm alle die krank
sich Befindlichen, durch verschiedene Krankheiten und Qua-
len bedrängt Werdende und von Dämonen
Besessene und mondsüchtig Seiende und
Gelähmte. Und er heilte
sie. Und es folgten ihm
viele Leute
ei˙ß o¢lhn th\n Suri÷an: kai« pros-
h/negkan aujtwˆ◊ pa¿ntaß tou\ß kakw◊ß
e¶contaß poiki÷laiß no/soiß kai« ba-
sa¿noiß sunecome÷nouß [kai«] daimoni-
zome÷nouß kai« selhniazome÷nouß kai«
paralutikou/ß, kai« e˙qera¿peusen
aujtou/ß.
25
kai« hjkolou/qhsan aujtwˆ◊
o¡cloi polloi«
Mk 3,7
Kai« oJ ∆Ihsouvß meta» tw◊n maqhtw◊n
Und Jesus mit den Jüngern,
Luk 6,17
Kai« kataba»ß met∆ aujtw◊n e¶sth e˙pi«
Und hinabgestiegen mit ihnen, stellte er sich auf
aujtouv aÓnecw¿rhsen pro\ß th\n qa¿lassan,
to/pou pedinouv, kai« o¡cloß polu\ß maqhtw◊n
seinen, zog sich zurück an den See.
einen ebenen Platz. Und eine zahlreiche Schar der Jünger,
133
K. Aland 151996: Nr. 48 und Nr. 113.
172
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
kai« polu\ plhvqoß aÓpo\ thvß Gali-
aÓpo\ thvß Galilai÷aß
aujtouv, kai« plhvqoß polu\ touv laouv
Und eine zahlreiche Menge von Gali-
von Galiläa
seiner, und eine zahlreiche Menge des Volkes
läa folgte; und von
und (der) Dekapolis
∆Ioudai÷aß 8 kai« aÓpo\ ÔIerosolu/mwn kai« kai« ÔIerosolu/mwn kai« ∆Ioudai÷aß
∆Ierousalh\m
Judäa und von Jerusalem und
und Jerusalem und Judäa
Jerusalem
von Idumäa und jenseits des
und von jenseits des Jordans.
lai÷aß [hjkolou/qhsen], kai« aÓpo\ thvß
aÓpo\ thvß ∆Idoumai÷aß kai« pe÷ran touv
kai« Dekapo/lewß
kai« pe÷ran touv ∆Iorda¿nou.
∆Iorda¿nou kai« peri« Tu/ron kai« Sidw◊na Jordans und um Tyrus und Sidon
aÓpo\ pa¿shß thvß ∆Ioudai÷aß kai« von ganz Judäa und
kai« thvß parali÷ou Tu/rou kai« Sidw◊noß, und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon,
plhvqoß polu\ aÓkou/onteß o¢sa
18
eine zahlreiche Menge hörend, was alles
die gekommen waren, ihn zu hören und geheilt zu werden
oi≠ h™lqon aÓkouvsai aujtouv kai« i˙aqhvnai
e˙poi÷ei h™lqon pro\ß aujto/n. 9 kai« ei•pen
aÓpo\ tw◊n no/swn aujtw◊n: kai« oi˚ e˙noclou/-
er tat, kam zu ihm. Und er sagte
von ihren Krankheiten; und die Geplag-
zu seinen Jüngern, daß ein Schifflein
ten von unreinen Geistern
für ihn wegen der Menge bereitstehen solle,
wurden geheilt. Und die ganze Menge
toi√ß maqhtai√ß aujtouv iºna ploia¿rion proskarterhØv aujtwˆ◊ dia» to\n o¡clon iºna mh\ qli÷bwsin aujto/n:
10
pollou\ß
menoi aÓpo\ pneuma¿twn aÓkaqa¿rtwn e˙qerapeu/onto,
19
kai« pa◊ß oJ o¡cloß
e˙zh/toun a‚ptesqai aujtouv, o¢ti du/namiß
damit sie ihn nicht bedrängten. Viele
suchte ihn zu berühren, weil eine Kraft
nämlich heilte er, so daß sie sich hindrängten
von ihm ausging. Und er heilte alle.
ga»r e˙qera¿peusen, w‚ste e˙pipi÷ptein aujtwˆ◊ iºna aujtouv a‚ywntai o¢soi ei•con
par∆ aujtouv e˙xh/rceto kai« i˙a◊to pa¿ntaß.
an ihn, damit ihn berührten die, welche hatten
ma¿stigaß. 11 kai« ta» pneu/mata ta» aÓka¿Leiden. Und die Geister, die un-
qarta, o¢tan aujto\n e˙qew¿roun, prose÷reinen, wenn sie ihn sahen, fielen
pipton aujtwˆ◊ kai« e¶krazon le÷gonteß nieder vor ihm und schrien, sagend:
o¢ti su\ ei• oJ ui˚o\ß touv qeouv.
12
kai« pol-
Du bist der Sohn Gottes. Und viel-
la» e˙peti÷ma aujtoi√ß iºna mh\ aujto\n fa- fach fuhr er sie an, daß sie ihn nicht offen-
nero\n poih/swsin. bar machen sollten.
Bindeindizien zwischen Markus und Lukas gegen Matthäus: 01. Mk Luk Matth 4,24 – – Kai« aÓphvlqen hJ aÓkoh\ aujtouv ... »und die Kunde ging von ihm aus ...« 02.
Mk 3,8b kai« peri« Tu/ron kai« Sidw◊na plhvqoß polu\ ... »und um Tyrus und Sidon eine zahlreiche Menge ...«
03. Mk 3,10 iºna aujtouv a‚ywntai » ... damit ihn berührten ... «
Luk 6,18a kai« thvß parali÷ou Tu/rou kai« Sidw◊noß ... »und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon ...«
Matth –
Luk 6,19 e˙zh/toun a‚ptesqai aujtouv, »... suchten, ihn zu berühren ...«
Matth –
Trennindizien zwischen Markus und Lukas: 04. Mk 3,9 Luk kai« ei•pen toi√ß maqhtai√ß – aujtouv iºna ploia¿rion pros karterhØv aujtwˆ◊ dia» to\n o¡clon iºna mh\ qli÷bwsin aujto/n:
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
173
»und er sagte zu seinen Jüngern, daß ein Schifflein für ihn wegen der Menge bereit stehen solle, damit sie ihn nicht bedrängten«
05. Mk –
Luk 6,19b o¢ti du/namiß par∆ aujtouv e˙xh/rceto »weil eine Kraft von ihm ausging«
06
Mk 3,11-12 kai« ta» pneu/mata ta» aÓka¿- qarta, ... iºna mh\ aujto\n fanero\n poih/swsin »und die unreinen Geister, ... damit sie ihn nicht offenbar machen sollten«
Luk –
Die Bindeindizien des Markus und Lukas gegen Matthäus (01) bis (03) reichen für die Feststellung aus, daß sich die Quelle des Matthäus von den Quellen des Markus und Lukas völlig unterschieden hat. Weder Markus noch Lukas können daher den Text des Matthäus als Vorlage benutzt haben, noch kann Matthäus den Text des Markus oder des Lukas als Vorlage benutzt haben. Die Texte des Markus und Lukas sind trotz unterschiedlich formulierter Sätze in der Sache ähnlich. Markus ist aber gegenüber Lukas der farbigere und ausführlichere (04), (06) Berichterstatter. (04) und (06) schließen daher auch aus, daß Lukas den Markustext als Vorlage verwendete, da sich nicht hinreichend erklären ließe, warum Lukas seine Quelle so gekürzt haben sollte. Andererseits kann Markus nicht den Text des Lukas gekannt haben. Man müßte in einem solchen Fall annehmen, daß er für (04) und (06) eine weitere Quelle verwendete und obendrein eine wichtige Aussage Lukas’ (05) übergangen hätte. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.6 Die Bildrede vom Senfkorn Mk 4,30–32; Matth 13,31–32; Luk 13,18–19 134 Mk 4,30
Matth 13,31
Luk 13,18
Und er sagte, womit sollen wir vergleichen
Eine andere Bildrede leg-
Es sagte nun: Wem ist gleich das
Kai« e¶legen: pw◊ß oJmoiw¿swmen
th\n basilei÷an touv qeouv h£ e˙n ti÷ni
⁄Allhn parabolh\n pare÷qh-
ken aujtoi√ß le÷gwn: oJmoi÷a e˙sti«n hJ
⁄Elegen ou™n: ti÷ni oJmoi÷a e˙sti«n hJ
basilei÷a touv qeouv kai« ti÷ni oJmoiw¿sw
das Königreich Gottes, oder in welcher te er ihnen vor, sagend: Gleich ist das
aujth\n parabolhØv qw◊men; 31w˚ß
basilei÷a tw◊n oujranw◊n
Königreich Gottes und mit wem soll ich vergleichen
Bildrede sollen wir es darstellen? (Es ist) wie
Königreich der Himmel
es? Gleich ist es
mit einem Korn Senfs, das, wenn es gesät wird auf
einem Korn Senfs, das genommen habend ein Mensch,
einem Korn Senfs, das ein Mensch genommen habend,
die Erde,
säte in seinem Acker;
in seinen Garten warf; und
– kleiner seiend als alle die
dieses ist zwar kleiner als alle
aujth/n; 19oJmoi÷a e˙sti«n
ko/kkwˆ sina¿pewß, o§ß o¢tan sparhØv e˙pi« ko/kkwˆ sina¿pewß, o§n labw»n a‡nqrw- ko/kkwˆ sina¿pewß, o§n labw»n a‡nqrwpoß thvß ghvß,
- mikro/teron o£n pa¿ntwn tw◊n sperma¿twn tw◊n e˙pi« thvß ghvß -,
poß e¶speiren e˙n twˆ◊ aÓgrwˆ◊ aujtouv: o§ mikro/teron me÷n e˙stin pa¿ntwn
32
Samen auf der Erde – ; 32
kai« o¢tan sparhØv, aÓnabai÷nei kai« gi÷ne- tw◊n sperma¿twn, o¢tan de« aujxhqhØv
und wenn es gesät ist, geht es auf und wird 134
K. Aland 151996: Nr. 128 und Nr. 209.
Samen, wenn es aber wächst,
e¶balen ei˙ß khvpon e˚autouv, kai«
hu¡xhsen es wuchs
174
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
tai mei√zon pa¿ntwn tw◊n laca¿nwn kai« mei√zon tw◊n laca¿nwn e˙sti«n kai« gi÷ne- kai« e˙ge÷neto größer als alle Gewächse und
ist es größer als die Gartengewächse und wi-
und wurde
macht große Zweige, so daß kön-
rd ein Baum, so daß kommen die Vög-
zu einem Baum, und die Vögel des
nen unter seinem Schatten die Vögel
el des Himmels und nisten
e˙n toi√ß kla¿doiß aujtouv.
e˙n toi√ß kla¿doiß aujtouv.
des Himmels nisten.
in seinen Zweigen.
in seinen Zweigen.
poiei√ kla¿douß mega¿louß, w‚ste du/nas- tai de÷ndron, w‚ste e˙lqei√n ta» petei- ei˙ß de÷ndron, kai« ta» peteina» touv qai uJpo\ th\n skia»n aujtouv ta» peteina» na» touv oujranouv kai« kataskhnouvn oujranouv kateskh/nwsen touv oujranouv kataskhnouvn.
Himmels nisteten
Man steht bei diesem Gleichnis vor der unüberwindlichen Schwierigkeit, daß der Text des Markus in starkem Maß verderbt ist. Um dies zu verdeutlichen, übersetzen wir den Text des Markus in der überlieferten Form und kennzeichnen die vermutlich von der Verderbnis betroffenen Teile durch Kursivdruck: »31…welches, wenn es auf die Erde gesät ist – es ist kleiner als alle anderen Samen auf der Erde – 32und wenn es gesät ist, geht es auf…« Die kursiv gedruckten Stücke sind in ihrer Doppelung, hinter der keine stilistische Absicht liegen kann, unerträglich. Sie scheinen einer der im NT häufigen Versuche zu sein, einen unverständlichen Text mit sanften Eingriffen, möglichst pietätvoll also, verständlich zu machen. Jede der beiden Doppelungen kann nur an je einer Stelle richtig sein. Der Text in Parenthese ist grammatikalisch unkonstruierbar; ein absoluter Akkusativ wäre in der Sprache des NT ohne Beispiel. Die anakoluthische Fortsetzung Vers 32 bestätigt dies. Der unverderbte Text könnte folgendermaßen gelautet haben: »31…welches, wenn jemand es nimmt und auf sein Land sät, kleiner ist als alle Samen auf der Erde, 32wenn es aber gesät ist, geht es auf…« Beim Vergleich der Texte dieser Perikope muß darum von diesem Teil, weil er nicht original sein kann, abgesehen werden. Folgende Unterschiede von Matthäus und Markus gegen Lukas lassen sich feststellen: 01. Matth 13,32 Luk Mk 4,32 mei√zon tw◊n laca¿nwn e˙sti«n gi÷netai mei√zon pa¿ntwn tw◊n – laca¿nwn »es ist größer als die Garten- »es wird größer als alle Garten gewächse« gewächse« 02. Matth 13,32 w‚ste ... kataskhnouvn »so daß … nisten«
Mark 4,32 w‚ste ... kataskhnouvn »so daß … nisten«
Luk 13,19 kateskh/nwsen »sie nisteten«
Folgende Unterschiede von Matthäus und Lukas gegen Markus sind festzustellen: 03. Matth 13,32 Mark 4,32 Luk 13,19 kai« gi÷netai de÷ndron kai« poiei√ kla¿douß mega¿louß kai« e˙ge÷neto ei˙ß de÷ndron »und wurde zu einem Baum« »und es wird ein Baum« »und treibt große Zweige« 04.
Matth 13,32 ta» peteina» ... e˙n toi√ß kla¿doiß aujtouv »die Vögel… in seinen Zwei- gen«
Mark 4,32 uJpo\ th\n skia»n aujtouv ta» peteina¿ »unter seinem Schatten die Vö- gel«
Markus und Lukas haben die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus 05. Matth 13,31 Mark 4,30 ⁄Allhn parabolh\n pare÷qh- Kai« e¶legen: pw◊ß oJmoiw¿swmen ken aujtoi√ß le÷gwn: oJmoi÷a e˙sti«n th\n basilei÷an touv qeouv h£ e˙n hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n ... ti÷ni aujth\n parabolhØv qw◊men »Ein anderes Gleichnis legte er »Und er sagte: Wie sollen wir ein ihnen vor: Das Himmelreich Bild vom Reich Gottes entwerfen ist vergleichbar…« oder in welchem Gleichnis es dar- stellen?«
Luk 13,19 ta» peteina» ... e˙n toi√ß kla¿doiß aujtouv »die Vögel…in seinen Zweigen«
Luk 13,18 ⁄Elegen ou™n: ti÷ni oJmoi÷a e˙sti«n hJ basilei÷a touv qeouv kai« ti÷ni oJmoiw¿sw aujth/n »Dann sagte er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen?«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
175
06. ... hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n ... ... th\n basilei÷an touv qeouv ... ... hJ basilei÷a touv qeouv ... »... das Reich der Himmel…« »…Reich Gottes…« »…Reich Gottes…« Im Beispiel (01) könnte der Verzicht des Lukas auf diesen Text sich aus seinem Verständnis des Wortes la¿canon als Gartenkraut (Luk 11,42) erklären: Gemüse ist kein Baum, in dessen Zweigen Vögel nisten. Seine Variante des Textes in (02) hat geringes Gewicht: Sie wäre als redaktionelle Veränderung verständlich. In (03) könnte der Text des Markus eine Annäherung an die Form des alttestamentlichen Zitats bei Matthäus und Lukas sein, und seine eigene Fassung dieses Zitats (04) aus verschiedenen alttestamentlichen Stellen ist nichts Ungewöhnliches. Möglicherweise ist der Singular aujtouv ein Relikt des ursprünglichen Textes, denn es kann sich ja nur um den Schatten des Baumes, nicht des Senfkorns handeln. Am gewichtigsten erscheinen die Übereinstimmungen von Markus und Lukas gegen Matthäus, (05) und (06), zu denen im Gleichnis vom Sauerteig (Kapitel 4.3.2.1.21135) das Ausschlaggebende gesagt wird. Man muß noch hinzufügen, daß trotz der höchst markanten Zweigliedrigkeit der Frage die Unterschiede bemerkenswert sind. Als Ergebnis wird man mit einem gewissen Zögern am ehesten Markus und Lukas auf eine gemeinsame Quelle zurückführen. Wegen der Unterschiede in (05) sind auch zwei einander ähnliche Quellen nicht von vornherein auszuschließen. Wir fassen zusammen • Markus und Lukas hatten ähnliche, möglicherweise gleichlautende Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus unterscheiden.
3.2.7 Stillung des Sturms Mk 4,35–41; Matth 8,23–27; Luk 8,22–25 136 Mk 4,35
Kai« le÷gei aujtoi√ß e˙n e˙kei÷nhØ thØv
Und er sagt zu ihnen an jenem
hJme÷raˆ ojyi÷aß genome÷nhß: die÷lqwmen Tag, als Abend geworden war: Fahren wir hinüber
ei˙ß to\ pe÷ran.
36
Matth 8,23
kai« aÓfe÷nteß to\n
Kai« e˙mba¿nti aujtwˆ◊ ei˙ß to\
Luk 8,22
∆Ege÷neto de« e˙n miaˆ◊ tw◊n hJmerw◊n
an das jenseitige (Ufer). Und verlassen habend die
Und hineingestiegen mit ihm in das
Es geschah aber an einem der Tage:
o¡clon paralamba¿nousin aujto\n w˚ß
ploi√on hjkolou/qhsan aujtwˆ◊ oi˚
kai« aujto\ß e˙ne÷bh ei˙ß ploi√on kai« oi˚
Volksmassen, nehmen sie ihn mit, wie
Boot, folgten ihm die
er war, in dem Boot; und andere Boote waren
Jünger, seine.
h™n e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ, kai« a‡lla ploi√a h™n maqhtai« aujtouv.
Und er stieg in ein Boot und die
maqhtai« aujtouv kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: Jünger, seine, und er sagte zu ihnen:
met∆ aujtouv.
die÷lqwmen ei˙ß to\ pe÷ran thvß li÷mnhß,
mit ihm.
Fahren wir hinüber an das jenseitige (Ufer) des Sees!
Und sie fuhren ab. Während sie aber segelten,
37
kai« gi÷netai lai√lay
24
kai« aÓnh/cqhsan. kai« i˙dou\ seismo\ß me÷gaß e˙ge÷neto
23
pleo/ntwn de« aujtw◊n
aÓfu/pnwsen. kai« kate÷bh lai√lay
Und es entsteht ein Wirbel-
Und siehe, ein großes Beben entstand
sturm, ein großer, und die Wellen war-
in dem See, so daß das Boot zuge-
kalu/ptesqai uJpo\ tw◊n kuma¿twn,
eplhrouvnto kai« e˙kindu/neuon.
fen sich auf das Boot, so daß schon
deckt wurde von den Wogen.
ganz voll (Wasser) und waren in Gefahr.
das Boot vollschlug. Und er war
Er
mega¿lh aÓne÷mou kai« ta» ku/mata e˙p- e÷ballen ei˙ß to\ ploi√on, w‚ste h¡dh gemi÷zesqai to\ ploi√on.
38
e˙n thØv qala¿sshØ, w‚ste to\ ploi√on
kai« aujto\ß h™n aujto\ß
e˙n thØv pru/mnhØ e˙pi« to\ proskefa¿laion im Heck auf dem Kopfkissen
kaqeu/dwn. kai« e˙gei÷rousin aujto\n kai« de« e˙ka¿qeuden.
25
kai« proselqo/nteß
schlief er ein. Und herab kam ein Wirbel-
aÓne÷mou ei˙ß th\n li÷mnhn kai« sunsturm auf den See, und sie wurden
24
proselqo/nteß de« dih/geiran aujto\n
schlafend. Und sie wecken ihn auf und
aber schlief. Und hingegangen,
Hingegangen aber, weckten sie ihn auf,
sagen zu ihm: Meister, kümmert *dich* nicht
weckten sie ihn, sagend: Herr, ret-
sagend: Meister, Meister,
le÷gousin aujtwˆ◊: dida¿skale, ouj me÷lei h¡geiran aujto\n le÷gonteß: ku/rie, sw◊- le÷gonteß: e˙pista¿ta e˙pista¿ta, 135 136
K. Aland 151996: Nr. 129. K. Aland 151996: Nr. 90 und Nr. 136.
176
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
soi o¢ti aÓpollu/meqa;
39
kai« diegerqei«ß son, aÓpollu/meqa.
26
kai« le÷gei
*dich*, daß wir umkommen? Und aufgestanden, te, wir kommen um. Und er sagt
aÓpollu/meqa. oJ de« diegerqei«ß wir kommen um. Er aber erwacht,
e˙peti÷mhsen twˆ◊ aÓne÷mwˆ kai« ei•pen thØv
aujtoi√ß: ti÷ deiloi÷ e˙ste, ojligo/pistoi; e˙peti÷mhsen twˆ◊ aÓne÷mwˆ kai« twˆ◊ klu/dwni
fuhr er den Wind an und sagte zu dem
zu ihnen: Was seid ihr verzagt, Kleingläubige? fuhr an den Wind und das Gewoge
See: Schweig, verstumme! Und
Dann aufgestanden, fuhr er an die Win-
moiß kai« thØv qala¿sshØ, kai« e˙ge÷neto
e˙ge÷neto
der Wind ließ nach und es entstand eine Stil-
de und den See. Und es entstand
es entstand
le, eine große. Und er sagte zu ihnen: Was
eine große Stille.
Stille. Er aber sagte zu ihnen: Wo
qala¿sshØ: siw¿pa, pefi÷mwso. kai« e˙ko/pasen oJ a‡nemoß kai« e˙ge÷neto ga- lh/nh mega¿lh.
40
kai« ei•pen aujtoi√ß: ti÷
deiloi÷ e˙ste; ou¡pw e¶cete pi÷stin;
41
kai«
to/te e˙gerqei«ß e˙peti÷mhsen toi√ß aÓne÷- touv u¢datoß: kai« e˙pau/santo kai«
galh/nh mega¿lh.
27
des Wassers. Und sie hörten auf und
galh/nh.
25
ei•pen de« aujtoi√ß: pouv
oi˚ de« a‡nqrwpoi e˙qau/masan le÷gon- hJ pi÷stiß uJmw◊n;
seid ihr verzagt? Habt ihr noch nicht Glauben? Und
Die Menschen aber wunderten sich, sag-
e˙fobh/qhsan fo/bon me÷gan kai« e¶legon teß:
fobhqe÷nteß de« e˙qau/masan le÷gonteß
sie gerieten in Furcht, in große Furcht, und sagten
end:
In Furcht geraten aber wunderten sie sich, sagend
zu einander: Wer ist denn dieser,
Woher ist dieser,
daß auch der Wind und der See
daß auch die Winde und der See
pro\ß aÓllh/louß: ti÷ß a‡ra ou∞to/ß e˙stin potapo/ß e˙stin ou∞toß o¢ti kai« oJ a‡nemoß kai« hJ qa¿lassa
o¢ti kai« oi˚ a‡nemoi kai« hJ qa¿lassa
(ist) euer Glaube?
pro\ß aÓllh/louß: ti÷ß a‡ra ou∞to/ß e˙stin zu einander: Wer ist denn dieser,
o¢ti kai« toi√ß aÓne÷moiß e˙pita¿ssei kai« twˆ◊ daß auch den Winden er befiehlt und dem
u¢dati, kai« Wasser und
uJpakou/ei aujtwˆ◊;
aujtwˆ◊ uJpakou/ousin;
uJpakou/ousin aujtwˆ◊;
ihm gehorchen?
ihm gehorchen?
sie ihm gehorchen?
Markus und Lukas haben u. a. die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth 8,24 Mk 4,37 37 kai« gi÷netai lai√lay mega¿lh kai« i˙dou\ seismo\ß me÷gaß e˙ge÷neto e˙n thØv qala¿sshØ aÓne÷mou »Und siehe, ein großes Beben »Da entsteht ein großer entstand auf dem See« Wirbelsturm«
Luk 8,23 kai« kate÷bh lai√lay aÓne÷mou »Da ging ein Wirbelsturm auf den See nieder«
02. Matth Mk 4,39 – kai« e˙ko/pasen oJ a‡nemoß »und der Wind legte sich«
Luk 8,24 kai« e˙pau/santo »und (Wind und Wellenschlag) hörten auf«
03. Matth 8,26 ojligo/pistoi »Kleingläubige«
Mk 4,40 ou¡pw e¶cete pi÷stin »habt ihr noch keinen Glauben?«
Luk 8,25 pouv hJ pi÷stiß uJmw◊n »Wo ist euer Glaube?«
04. Matth –
Mk 4,41 e˙fobh/qhsan fo/bon me÷gan »und sie gerieten in große Furcht«
Luk 8,25 fobhqe÷nteß »und sie gerieten in Furcht«
05. Matth 8,27 potapo/ß e˙stin ou∞toß »woher ist dieser…«
Mk 4,41 ti÷ß a‡ra ou∞to/ß e˙stin »wer ist denn dieser…«
Luk 8,25 ti÷ß a‡ra ou∞to/ß e˙stin »wer ist denn dieser…«
06. Eine weitere wichtige Übereinstimmung gegen Matthäus kommt hinzu. Bei Markus (4,39.40) und Lukas (8,24.25) stillt Jesus zuerst den Sturm und spricht dann mit den Jüngern, bei Matthäus (8,26) ist es umgekehrt. Es finden sich folgende Trennindizien zwischen Markus und Lukas: 07. Markus kann nicht Lukas’ Vorlage gewesen sein, weil Lukas zwei Einzelheiten des Berichtes des Markus nicht übernimmt, (a) Jesus liegt schlafend auf einem Kissen im Heck, (b) die Jünger stellen Jesus die vorwurfsvolle Frage: „Meister, kümmert es dich nicht, daß wir untergehen?“ Der absichtliche Verzicht auf diese Teile der Erzählung wäre das schriftstellerische Armutszeugnis des Lukas. 08. Auf eine andere Vorlage deutet auch das Folgende. Lukas erzählt in chronologischer Reihenfolge – und literarisch weniger wirksam –, daß Jesus schon schlief, bevor der Sturm ausbrach, während Markus (und Matthäus) zuerst von dem Ausbruch des Sturmes berichten, dann, als jeder Hörer sich schon gefragt hat, wie Jesus sich verhielt, von seinem Schlaf. Auch dies kann kaum eine absichtliche Änderung sein.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
177
Die Frage des literarischen Verhältnisses dieser drei Berichte läßt sich nun so beantworten: • Matthäus hatte eine von Markus und Lukas deutlich verschiedene Quelle. • Die Quellen des Markus und Lukas standen einander sehr nahe, waren aber nicht gleich.
3.2.8 Heilungen der Besessenen von Gadara 137 Mk 5,1–20; Matth 8,28–34; Luk 8,26–39 Mk 5,1
Kai« h™lqon ei˙ß to\ pe÷ran thvß qa-
Matth 8,28
Kai« e˙lqo/ntoß aujtouv ei˙ß to\
Luk 8,26
Kai« kate÷pleusan ei˙ß th\n cw¿ran
Und sie kamen an das jenseitige (Ufer) des
Und als er gekommen war an das
pe÷ran ei˙ß th\n cw¿ran tw◊n Gada-
tw◊n Gadarhnw◊n, 138 h¢tiß e˙sti«n aÓntipe÷ra
Sees in das Gebiet der Gada-
jenseitige (Ufer) in das Gebiet der Gada-
der Gadarener, das liegt gegenüber
rener. Und als er ausgestiegen war aus
rener,
uJph/nthsan aujtwˆ◊ du/o daimonizo/-
von Galiläa. Ausgestiegen aber *ihm*
e˙pi« th\n ghvn uJph/nthsen aÓnh/r tiß e˙k
dem Boot, begegnete ihm sofort
begegneten ihm zwei von Dämonen
am Land, begegenete *ihm* ein Mann aus
von den Grabmälern ein Mensch mit einem Geist,
Besessene, aus den Grabmälern Heraus- kommende,
der Stadt, habend Dämonen; und Zeit,
la¿sshß ei˙ß th\n cw¿ran tw◊n Gada- rhnw◊n.139 2 kai« e˙xelqo/ntoß aujtouv e˙k touv ploi÷ou eujqu\ß uJph/nthsen aujtwˆ◊
rhnw◊n
Und sie segelten hinab in das Gebiet
thvß Galilai÷aß.
27
e˙xelqo/nti de« aujtwˆ◊
e˙k tw◊n mnhmei÷wn a‡nqrwpoß e˙n pneu/- menoi e˙k tw◊n mnhmei÷wn e˙xerco/menoi, thvß po/lewß e¶cwn daimo/nia kai« cro/nwˆ mati aÓkaqa¿rtwˆ, 3 o§ß th\n katoi÷khsin
i˚kanwˆ◊ oujk e˙nedu/sato i˚ma¿tion kai«
unreinem, der die Behausung
lange, nicht hatte er angezogen ein Gewand, und
ei•cen e˙n toi√ß mnh/masin, kai« oujde«
e˙n oi˙ki÷aˆ oujk e¶menen aÓll∆ e˙n toi√ß
hatte in den Grabmälern; und nicht einmal
nicht wohnte er in einem Haus, sondern in den
a˚lu/sei oujke÷ti oujdei«ß e˙du/nato aujto\n
mnh/masin.
mit einer Kette konnte ihn einer
Grabmälern.
dhvsai 4 dia» to\ aujto\n polla¿kiß pe÷-
calepoi« li÷an,
binden, deswegen, weil er oft mit Fuß-
sehr gefährliche,
daiß kai« a˚lu/sesin dede÷sqai kai« difesseln und Ketten gebunden worden war, und
espa¿sqai uJp∆ aujtouv ta»ß a˚lu/seiß zerrissen worden waren von ihm die Ketten
kai« ta»ß pe÷daß suntetri√fqai, kai«
und die Fußfesseln zerrieben worden waren, und
oujdei«ß i¶scuen aujto\n dama¿sai: 5 kai« w‚ste mh\ i˙scu/ein tina» parelqei√n dia» niemand war stark, ihn zu bändigen. Und
so daß nicht einer konnte vorbeigehen auf
durch alle (Zeit), nachts und tags, in
jenem Weg.
dia» panto\ß nukto\ß kai« hJme÷raß e˙n toi√ß mnh/masin kai« e˙n toi√ß o¡resin h™n
thvß oJdouv e˙kei÷nhß.
den Grabmälern und auf den Bergen war er
kra¿zwn kai« katako/ptwn e˚auto\n schreiend und sich schlagend
li÷qoiß. 6 kai« i˙dw»n to\n ∆Ihsouvn aÓpo\
29
mit Steinen. Und gesehen habend Jesus von
Und siehe,
kai« i˙dou\
28
i˙dw»n de« to\n ∆Ihsouvn aÓnakra¿xaß
Gesehen habend aber Jesus, aufgeschrien habend,
makro/qen e¶dramen kai« proseku/nh- prose÷pesen aujtwˆ◊ kai« fwnhØv mega¿lhØ weitem, lief er und fiel fiel er vor ihm nieder und mit lauter Stimme sen aujtwˆ◊ 7 kai« kra¿xaß fwnhØv mega¿lhØ e¶kraxan le÷gonteß: ti÷ hJmi√n kai« soi÷, ei•pen: ti/ e˙moi« kai« soi//, ∆Ihsou◊ vor ihm nieder, und schreiend mit lauter Stimme sie schrien, sagend: Was uns und dir,
le÷gei: ti÷ e˙moi« kai« soi÷, ∆Ihsouv ui˚e« touv ui˚e« sagt er: Was mir und dir, Jesus, Sohn des
qeouv touv uJyi÷stou; oJrki÷zw se to\n
Sohn
touv qeouv; h™lqeß w—de pro\ kairouv
Gottes, des Höchsten? Ich beschwöre dich bei dem des Gottes? Bist du gekommen hierher, vor der Zeit
sagte er: Was ist mir und dir, Jesus,
ui˚e«
Sohn
qeouv touv uJyi÷stou; de÷omai÷ sou, mh/ me Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich: Nicht mich
qeo/n, mh/ me basani÷shØß. 8 e¶legen ga»r basani÷sai hJma◊ß;
basani÷shØß.
Gott: Quäle mich nicht! Denn er hatte gesagt
quäle! Denn er hatte befohlen dem
uns zu quälen?
aujtwˆ◊: e¶xelqe to\ pneuvma to\ aÓka¿qar- zu ihm: Fahre aus, du unreiner Geist
29
parh/ggeilen ga»r twˆ◊
pneu/mati twˆ◊ aÓkaqa¿rtwˆ e˙xelqei√n aÓpo\ unreinem Geist, auszufahren aus
ton e˙k touv aÓnqrw¿pou.
touv aÓnqrw¿pou. polloi√ß ga»r cro/noiß
aus dem Menschen!
dem Menschen. Seit langen Zeiten nämlich
137 138 139
K. Aland 151996: Nr. 91 und Nr. 137. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
178
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
9 kai« e˙phrw¿ta
sunhrpa¿kei aujto\n kai« e˙desmeu/eto hatte er ihn gepackt. Und er wurde gefesselt
a˚lu/sesin kai« pe÷daiß fulasso/menoß
mit Ketten und Fußfesseln, verwahrt werdend.
kai« diarrh/sswn ta» desma» hjlau/neto
Doch zerreißend die Fesseln, wurde er getrieben
uJpo\ touv daimoni÷ou ei˙ß ta»ß e˙rh/mouß.
von dem Dämon in die Wüstengegenden. 30
e˙phrw¿thsen de« aujto\n oJ ∆Ihsouvß: ti÷
Und er fragte
Jesus aber fragte ihn: Welcher
ihn: Welcher Name (ist) dir? Und er sagt zu ihm:
Name ist dir? Er aber sagte: Legion, weil
aujto/n: ti÷ o¡noma¿ soi; kai« le÷gei aujtwˆ◊:
soi o¡noma¿ e˙stin; oJ de« ei•pen: legiw¿n, o¢ti
legiw»n o¡noma¿ moi, o¢ti polloi÷ e˙smen.
ei˙shvlqen daimo/nia polla» ei˙ß aujto/n.
Legion (ist) mein Name; denn wir sind viele. 10
hineingefahren waren in ihm viele Dämonen.
31
kai« pareka¿lei aujto\n polla» iºna mh
Und er bat ihn vielmals, daß nicht
aujta» aÓpostei÷lhØ e¶xw thvß cw¿raß. er sie aus der Gegend wegschicke. 11
30
h™n de«
Es war aber
e˙kei√ pro\ß twˆ◊ o¡rei aÓge÷lh coi÷rwn
kai« pareka¿loun aujto\n iºna mh\ e˙pita¿-
Und sie baten ihn, daß nicht befeh-
xhØ aujtoi√ß ei˙ß th\n a‡busson aÓpelqei√n. le er ihnen, in den Abgrund hinunter zu stürzen.
32
h™n de«
Es war aber
makra»n aÓp∆ aujtw◊n aÓge÷lh coi÷rwn
h™n de«
Es war aber
e˙kei√ aÓge÷lh coi÷rwn i˚kanw◊n boskome÷nh
dort an dem Berg eine Herde von Schweinen, ferne von ihnen eine Herde von Schweinen,
dort eine Herde von zahlreichen Schweinen, weidend
eine große, weidend. Und sie baten
vielen, weidend. Die Dämonen aber
auf dem Berg. Und sie baten ihn,
ihn, sagend: Schicke uns
baten ihn, sagend: Wenn aus-
daß er ihnen gestatte, in jene
in die Schweine, damit in sie
treibst du uns, schicke uns in
wir hineinfahren! Und er gestattete es ihnen.
kai« e˙xelqo/nta ta» pneu/mata ta» aÓka¿- aujtoi√ß: uJpa¿gete. oi˚ de« e˙xelqo/nteß
die Herde der Schweine! Und er sagte
33
Und ausgefahren, die Geister, die unrei-
zu ihnen: Geht hin! Sie aber ausgefahren,
Ausgefahren aber die Dämonen aus dem
nen, fuhren in die Schweine hinein. Und
fuhren in die Schweine; und siehe,
Menschen, fuhren sie hinein in die Schweine.
die Herde stürzte sich hinab von dem Abhang
die ganze Herde stürzte sich hinab von dem
Und die Herde stürzte sich hinab von dem
in den See, etwa zweitausend, und
Abhang in den See und um-
mega¿lh boskome÷nh:
12
kai« pareka¿le- pollw◊n boskome÷nh.
san aujto\n le÷gonteß: pe÷myon hJma◊ß ei˙ß tou\ß coi÷rouß, iºna ei˙ß aujtou\ß ei˙se÷lqwmen.
13
31
oi˚ de« dai÷moneß e˙n twˆ◊ o¡rei: kai« pareka¿lesan aujto\n
pareka¿loun aujto\n le÷gonteß: ei˙ e˙k- iºna e˙pitre÷yhØ aujtoi√ß ei˙ß e˙kei÷nouß ba¿lleiß hJma◊ß, aÓpo/steilon hJma◊ß ei˙ß ei˙selqei√n: kai« e˙pe÷treyen aujtoi√ß.
kai« e˙pe÷treyen aujtoi√ß. th\n aÓge÷lhn tw◊n coi÷rwn.
32
kai« ei•pen
hineinzufahren. Und er erlaubte (es) ihnen.
e˙xelqo/nta de« ta» daimo/nia aÓpo\ touv
qarta ei˙shvlqon ei˙ß tou\ß coi÷rouß, kai« aÓphvlqon ei˙ß tou\ß coi÷rouß: kai« i˙dou\ aÓnqrw¿pou ei˙shvlqon ei˙ß tou\ß coi÷rouß, w‚rmhsen hJ aÓge÷lh kata» touv krhmnouv w‚rmhsen pa◊sa hJ aÓge÷lh kata» touv kai« w‚rmhsen hJ aÓge÷lh kata» touv
ei˙ß th\n qa¿lassan, w˚˚ß disci÷lioi, kai« krhmnouv ei˙ß th\n qa¿lassan kai« aÓp- krhmnouv ei˙ß th\n li÷mnhn kai« aÓpepni÷gh. e˙pni÷gonto e˙n thØv qala¿sshØ.
14
Kai« oi˚
e÷qanon e˙n toi√ß u¢dasin.
33
oi˚ de«,
sie ertranken in dem See. Und die kamen sie in den Wasserfluten. Aber die
Abhang in den See und ertrank.
34
∆Ido/nteß de« oi˚ bo/skonteß to\ gegono\ß
Gesehen habend aber die Hütenden das Geschehene,
bo/skonteß aujtou\ß e¶fugon kai« aÓp-
bo/skonteß e¶fugon kai« aÓpelqo/nteß e¶fugon kai« aÓph/ggeilan ei˙ß th\n po/lin
Hütenden, sie flohen und be-
Hütenden flohen, und hingegangen
h/ggeilan ei˙ß th\n po/lin kai« ei˙ß tou\ß ei˙ß th\n po/lin aÓph/ggeilan pa¿nta richteten in die Stadt und in die in die Stadt, verkündeten sie alles,
34
flohen und verkündeten sie in die Stadt
kai« ei˙ß tou\ß aÓgrou/ß.
35
e˙xhvlqon de« i˙dei√n
und in die Dörfer (dieses). Sie kamen aber heraus, zu sehen
aÓgrou/ß: kai« h™lqon i˙dei√n ti÷ e˙stin to\
kai« ta» tw◊n daimonizome÷nwn.
Dörfer. Und sie kamen zu sehen, was *ist* das
und zwar das von den Besessenen. Und
Geschehene *ist*. Und sie kommen zu
siehe, die ganze Stadt ging hinaus zur Be-
a¿nthsin twˆ◊ ∆Ihsouv kai« i˙do/nteß
aÓf∆ ou∞ ta» daimo/nia e˙xhvlqen i˚matis-
Jesus und sehen den von Dämo-
gegnung mit Jesus; und gesehen habend
aus dem die Dämonen ausgefahren waren, be-
gegono\ß
15
kai« e¶rcontai pro\ß to\n
∆Ihsouvn kai« qewrouvsin to\n daimo-
nen Besessenen sitzend und bekleidet
kai« swfronouvnta, to\n e˙schko/ta to\n und vernünftig seiend, den gehabt Habenden den 16
das Geschehene und sie kamen zu Jesus
i˙dou\ pa◊sa hJ po/liß e˙xhvlqen ei˙ß uJp- kai« eu∞ron kaqh/menon to\n a‡nqrwpon
nizo/menon kaqh/menon i˚matisme÷non
legiw◊na, kai« e˙fobh/qhsan.
kai« to\ gegono\ß kai« h™lqon pro\ß to\n ∆Ihsouvn
kai« di-
Legion. Und sie gerieten in Furcht. Und (es) er-
und fanden sitzend den Menschen,
me÷non kai« swfronouvnta para» tou\ß kleidet und vernünftig seiend, zu den
po÷daß touv ∆Ihsouv, kai« e˙fobh/qhsan. Füßen Jesu; und sie gerieten in Furcht.
hgh/santo aujtoi√ß oi˚ i˙do/nteß pw◊ß
36
zählten ihnen die gesehen Habenden, wie
Die gesehen Habenden aber berichteten ihnen,
aÓph/ggeilan de« aujtoi√ß oi˚ i˙do/nteß
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
179
e˙ge÷neto twˆ◊ daimonizome÷nwˆ kai« peri«
pw◊ß e˙sw¿qh oJ daimonisqei÷ß.
geschehen war dem Besessenen, und von
wie der Besessene geheilt worden war.
tw◊n coi÷rwn.
17
kai« h¡rxanto para-
37
kai« hjrw¿thsen aujto\n a‚pan to\ plhvqoß
den Schweinen. Und inständig ba-
kalei√n aujto\n aÓpelqei√n aÓpo\ tw◊n
Und es bat ihn die ganze Menge
aujto\n pareka¿lesan o¢pwß metabhØv thvß pericw¿rou tw◊n Gadarhnw◊n 140 aÓp-
ten sie ihn, wegzugehen aus dem
ihn, baten sie, daß er fortgehe
der Umgebung der Gadarener,
Gebiet, ihrem. Und als einstieg
von ihrem Gebiet.
von ihnen wegzugehen, weil von großer Furcht
oJri÷wn aujtw◊n.
18
Kai« e˙mbai÷nontoß
aÓpo\ tw◊n oJri÷wn aujtw◊n.
aujtouv ei˙ß to\ ploi√on pareka¿lei er in das Boot, bat
elqei√n aÓp∆ aujtw◊n, o¢ti fo/bwˆ mega¿lwˆ
sunei÷conto: aujto\ß de« e˙mba»ß ei˙ß ploi√on sie erfaßt waren. Er aber, eingestiegen in das Boot, 38
aujto\n oJ daimonisqei«ß iºna met∆ aujtouv
uJpe÷streyen.
ihn der besessen Gewesene, daß bei ihm
kehrte zurück. Es bat ihn aber der Mann,
hØ™.
19
kai« oujk aÓfhvken aujto/n, aÓlla»
er sein dürfe. Und nicht erlaubte er (es) ihm, sondern
e˙dei√to de« aujtouv oJ aÓnh\r
aÓf∆ ou∞ e˙xelhlu/qei ta» daimo/nia ei•nai aus dem die Dämonen ausgefahren waren, zu sein
le÷gei aujtwˆ◊: u¢page ei˙ß to\n oi•ko/n sou
su\n aujtwˆ◊: aÓpe÷lusen de« aujto\n le÷gwn:
sagt zu ihm: Gehe in dein Haus
mit ihm. Er schickte ihn aber weg, sagend:
pro\ß tou\ß sou\ß kai« aÓpa¿ggeilon
39
zu den Deinen und verkünde
Kehre in dein Haus zurück und
aujtoi√ß o¢sa oJ ku/rio/ß soi pepoi÷hken ihnen, was alles der Herr für dich getan hat
kai« hjle÷hse÷n se.
20
kai« aÓphvlqen kai«
und (wie) er sich deiner erbarmte. Und er ging weg und
uJpo/strefe ei˙ß to\n oi•ko/n sou kai«
dihgouv o¢sa soi e˙poi÷hsen oJ qeo/ß. kai« erzähle, was Gott alles für dich getan hat! Und
aÓphvlqen kaq∆ o¢lhn th\n po/lin er ging fort, durch die ganze Stadt
h¡rxato khru/ssein e˙n thØv Dekapo/lei
khru/sswn
machte sich daran zu verkündigen in der
verkündend,
Dekapolis,
o¢sa e˙poi÷hsen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß, kai«
o¢sa e˙poi÷hsen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß.
was alles Jesus für ihn getan hatte. Und
was alles Jesus für ihn getan hatte.
pa¿nteß e˙qau/mazon. alle staunten.
Markus und Lukas haben neben vielen anderen die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth Mk 5,2 Luk 8,27 – (Jesus steigt aus dem Schiff) (Jesus steigt aus dem Schiff) 02. Matth 8,28 Zwei Besessene
Mk 5,2 Ein Besessener
Luk 8,27 Ein Besessener
03. Matth Mk 5,3 ... o§ß th\n katoi÷khsin – ei•cen e˙n toi√ß mnh/masin ... »…der seine Wohnung in den Grabmälern hatte…«
Luk 8,27 ... e˙n oi˙ki÷aˆ oujk e¶menen aÓll∆ e˙n toi√ß mnh/masin ... »…der nicht in einem Hause sich aufhielt, sondern in den Grabmälern…«
04. Matth –
Mk 5,6 ... kai« i˙dw»n to\n ∆Ihsouvn ... »…und als er Jesus sah…«
Luk 8,28 ... i˙dw»n to\n ∆Ihsouvn ... »…und als er Jesus sah…«
05. Matth –
Mk 5,6 kai« proseku/nhsen aujtwˆ◊ ... »und er warf sich vor ihm nieder…«
Luk 8,28 ... prose÷pesen aujtwˆ◊ ... » ... er warf sich vor ihm nieder…«
06. Matth –
Mk 5,7 Luk 8,28 ... ui˚e« touv qeouv touv uJyi÷stou ... ... ui˚e« qeouv touv uJyi÷stou ... »…Sohn des Gottes des Höchsten…« »…Sohn Gottes des Höchsten…«
140
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
180
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
07. Matth 8,29 h™lqeß w—de pro\ kairouv basani÷sai hJma◊ß »Bist du hergekom- men, uns vor der Zeit zu quälen?«
Mark 5,7 oJrki÷zw se to\n qeo/n, mh/ me basani÷shØß »Ich beschwöre dich bei Gott, mich nicht zu quälen.«
Luk 8,28 de÷omai÷ sou, mh/ me basani÷shØß »Ich bitte dich, mich nicht zu quälen.«
08. Matth –
Mk 5,8 e¶legen ga»r aujtwˆ◊: e¶xelqe to\ pneuvma to\ aÓka¿qarton e˙k touv aÓnqrw¿pou. »Er hatte ihm nämlich gesagt: Du unreiner Geist, geh aus die- sem Menschen heraus!«
Luk 8,29 parh/ggeilen ga»r twˆ◊ pneu/mati twˆ◊ aÓkaqa¿rtwˆ e˙xelqei√n aÓpo\ touv aÓnqrw¿pou. »Er hatte dem unreinen Geist nämlich befohlen, von dem Menschen wegzugehen.«
09. Matth –
Mk 5,9-10
kai« e˙phrw¿ta aujto/n: ti÷ o¡noma¿ soi; kai« le÷gei aujtwˆ◊: legiw»n o¡noma¿ moi, o¢ti polloi÷ e˙smen. aujta» aÓpostei÷lhØ e¶xw thvß cw¿raß
Luk 8,30-31
e˙phrw¿thsen de« aujto\n oJ ∆Ihsouvß: ti÷ soi o¡noma¿ e˙stin; oJ de« ei•pen: legiw¿n, o¢ti ei˙shvlqen daimo/nia polla» ei˙ß aujto/n. kai« pareka¿loun aujto\n iºna mh\ e˙pita¿xhØ aujtoi√ß ei˙ß th\n a‡busson aÓpelqei√n
»Und er fragte ihn: Wie heißt du? Und er sagte ihm: Ich heiße Legion, weil wir viele sind. Und er bat ihn dringend, daß er sie nicht aus der Gegend wegschicke«
»Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er sagte: Legion, weil viele Dämonen in ihn hineingegangen waren. Und sie baten ihn, daß er ihnen nicht befehle, in den Abgrund zu fahren«
10. Matth 8,32 kai« ei•pen aujtoi√ß: uJpa¿gete. »Und er sagte zu ihnen: Geht hin!«
Mk 5,13 kai« e˙pe÷treyen aujtoi√ß. »Und er gestattete es ihnen.«
Luk 8,32 kai« e˙pe÷treyen aujtoi√ß »Und er gestattete es ihnen.«
11. Matth –
Mk 5, 13 ta« pneu/mata ta» aÓka¿qarta »die unreinen Geister«
Luk 8,33 ta» daimo/nia »die Dämonen«
12. Matth 8,33 ei˙ß th\n po/lin »in die Stadt«
Mk 5,14 ei˙ß th\n po/lin kai« ei˙ß tou\ß aÓgrou/ß: »in die Stadt und in die Dörfer«
Luk 8,34 ei˙ß th\n po/lin kai« ei˙ß tou\ß aÓgrou/ß: »in die Stadt und in die Dörfer«
Lukas übernimmt u.a. die folgenden Besonderheiten des Markus nicht: 5,11 pro\ß twˆ◊ o¡rei 5,13 w˚˚ß disci÷lioi 5,19 kai« hjle÷hse÷n se 5,20 e˙n thØv Dekapo/lei] kaq∆ o¢lhn th\n po/lin pa¿nteß e˙qau/mazon Des weiteren spricht gegen Markus als Vorlage des Lukas: (a) Markus 5,3-5 steht an einer anderen Stelle im Ablauf des Geschehens als bei Lukas (8,29). (b) Die Schilderungen dieser beiden Stücke haben einen jeweils völlig verschiedenen Wortlaut. All diese Punkte sprechen auch umgekehrt gegen die Abhängigkeit des Markus von Lukas. Die Frage des literarischen Verhältnisses zwischen den drei synoptischen Berichten läßt sich nun folgendermaßen beantworten: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
181
3.2.9 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau Mk 5,21–43; Matth 9,18–26; Luk 8,40–56 141
Matth 9,18
Als er dieses sagte
ihnen,
Tauvta aujtouv lalouvntoß
aujtoiç,
Mk 5,21
Kai« diapera¿santoß touv ∆Ihsouv
Und hinübergefahren war Jesus
∆En de« twˆ◊ uJpostre÷fein to\n
Während zurückkehrte
[e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ] pa¿lin ei˙ß to\ pe÷ran
∆Ihsouvn aÓpede÷xato aujto\n oJ o¡cloß:
wieder in dem Boot an das jenseitige (Ufer).
Jesus, hieß ihn die Menge willkommen.
sunh/cqh o¡cloß polu\ß e˙p∆ aujto/n, kai«
h™san ga»r pa¿nteß prosdokw◊nteß
Eine große Menge sammelte sich bei ihm. Und
Alle nämlich waren erwartend
h™n para» th\n qa¿lassan. 22 Kai« e¶rce-
aujto/n. 41 kai«
er war am See. Und es kom-
tai ei–ß tw◊n aÓrcisunagw¿gwn, ojno/mati i˙dou\ a‡rcwn ei–ß e˙lqw»n mt einer der Synagogenvorsteher, mit Namen
siehe, ein Vorsteher, gekommen,
Jairus.
fiel vor ihm nieder,
∆Ia¿iœroß,
Luk 8,40
proseku/nei aujtwˆ◊
ihn. Und
i˙dou\ h™lqen aÓnh\r wˆ— o¡noma siehe, ein Mann kam, dem der Name (war)
∆Ia¿iœroß kai« ou∞toß a‡rcwn thvß Jairus; und dieser ein Vorsteher der
sunagwghק uJphvrcen,
Synagoge war.
kai« i˙dw»n aujto\n pi÷ptei pro\ß Und ihn gesehen, fällt er nieder
tou\ß po/daß aujtouv
23
kai« parakalei√
kai« pesw»n para» tou\ß po/daß [touv] Und gefallen zu den Füßen
∆Ihsouv pareka¿lei aujto\n ei˙selqei√n
zu seinen Füßen und bittet Jesu, bat er ihn, zu kommen
aujto\n polla» le÷gwn le÷gwn
ei˙ß to\n oi•kon aujtouv,
in sein Haus,
ihn vielmals, sagend:
sagend:
o¢ti hJ quga¿thr mou a‡rti e˙teleu/th-
42
Meine Tochter
Meine Tochter ist gerade gestor-
weil ihm eine einziggeborene Tochter war von etwa
ben;
o¢ti to\ quga¿trio/n mou
sen:
o¢ti quga¿thr monogenh\ß h™n aujtwˆ◊ w˚ß
e˙sca¿twß e¶cei,
e˙tw◊n dw¿deka kai« aujth\ aÓpe÷qnhØsken.
liegt in den letzten Zügen;
zwölf Jahren, und die lag im Sterben.
iºna e˙lqw»n e˙piqhØvß
aÓlla» e˙lqw»n e˙pi÷qeß th\n
gekommen, lege auf
aber, gekommen, lege auf die
ihr die Hände, damit sie gesunde und lebe!
Hand, deine, auf sie, und sie wird leben.
Und er ging mit ihm hin. Und es fol-
Und aufgestanden, Jesus folg-
gte ihm eine zahlreiche Schar; und
te ihm und seine Jünger.
ta»ß cei√raß aujthØv iºna swqhØv kai« zh/shØ. cei√ra¿ sou e˙p∆ aujth/n, kai« zh/setai. 24
kai« aÓphvlqen met∆ aujtouv. kai« hjko-
lou/qei aujtwˆ◊ o¡cloß polu\ß kai«
19
kai« e˙gerqei«ß oJ ∆Ihsouvß hjkolou/qh- ∆En de« twˆ◊ uJpa¿gein aujto\n oi˚ o¡cloi
sen aujtwˆ◊ kai« oi˚ maqhtai« aujtouv.
sune÷qlibon aujto/n. sie umdrängten ihn. 25
Kai« gunh\ ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß
20
Kai« i˙dou\ gunh\ ai˚morroouvsa
Während er aber hinging, die Menge
sune÷pnigon aujto/n. bedrängte ihn.
43
Kai« gunh\ ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß
Und eine Frau, seiend im Fluß (des) Blutes
Und siehe, eine Frau im Blutfluß seiend
dw¿deka e¶th
aÓpo\ e˙tw◊n dw¿deka,
zwölf Jahre –
zwölf Jahre,
seit zwölf Jahren,
dw¿deka e¶th 26
kai« polla»
Und vieles
paqouvsa uJpo\ pollw◊n i˙atrw◊n kai« hatte sie erlitten von zahlreichen Ärzten und
Und eine Frau, seiend im Fluß (des) Blutes
h¢tiß i˙atroi√ß prosanalw¿sasa o¢lon
welche, für Ärzte verbraucht habend das ganze
to\n bi÷on 142 oujk i¶scusen aÓp∆ oujdeno\ß Vermögen, nicht hatte können von einem
dapanh/sasa ta» par∆ aujthvß pa¿nta
qerapeuqhvnai,
ausgegeben hatte sie alles das von ihr
geheilt werden.
kai« mhde«n wÓfelhqei√sa aÓlla» ma◊llon
und nicht hatte sie Nutzen, sondern (noch) mehr 141
K. Aland 151996: Nr. 138.
142
Zu: h¢tiß i˙atroi√ß prosanalw¿sasa o¢lon to\n bi÷on vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
182
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
ei˙ß to\ cei√ron e˙lqouvsa,
27
aÓkou/sasa
ist sie in das Schlimmere gekommen –. Gehört
peri« touv ∆Ihsouv, e˙lqouvsa e˙n twˆ◊ o¡clwˆ proselqouvsa
44
von Jesus, gekommen in der Menge,
hinzugekommen,
Hinzugekommen
von hinten berührte sie sein Gewand.
von hinten berührte die Quaste des
o¡pisqen h¢yato touv i˚mati÷ou aujtouv: 28
e¶legen ga»r o¢ti e˙a»n a‚ywmai ka·n
Denn sie sagte: Wenn ich auch nur berühre
tw◊n i˚mati÷wn aujtouv swqh/somai.
29
proselqouvsa
o¡pisqen h¢yato touv kraspe÷dou touv o¡pisqen h¢yato touv kraspe÷dou touv i˚mati÷ou aujtouv:
21
e¶legen ga»r e˙n
Gewandes, seines; denn sie sagte bei
kai« e˚authØv: e˙a»n mo/non a‚ywmai
seine Kleider, werde ich geheilt werden. Und
sich: Wenn ich nur berühre
sofort versiegte die Quelle des Blutes,
sein Gewand, werde ich gesund werden.
von hinten, berührte sie die Quaste des
i˚mati÷ou aujtouv Gewandes, seines.
eujqu\ß e˙xhra¿nqh hJ phgh\ touv aiºmatoß touv i˚mati÷ou aujtouv swqh/somai. aujthvß kai« e¶gnw twˆ◊ sw¿mati o¢ti i¶atai ihres, und sie merkte am Leib, daß sie geheilt ist
aÓpo\ thvß ma¿stigoß.
30
kai« eujqu\ß oJ
kai« paracrhvma
von dem Leiden. Und sofort
Und sofort
∆Ihsouvß e˙pignou\ß e˙n e˚autwˆ◊ th\n e˙x bemerkte Jesus bei sich die von
e¶sth hJ rJu/siß touv aiºmatoß aujthvß
aujtouv du/namin e˙xelqouvsan e˙pistra-
22
oJ de« ∆Ihsouvß strafei«ß
ihm ausgegangene Kraft. Sich umge-
Aber Jesus sich umgewandt
blieb der Fluß ihres Blutes stehen.
fei«ß e˙n twˆ◊ o¡clwˆ e¶legen: ti÷ß mou wandt in der Menge, sagte er: Wer meine h¢yato tw◊n i˚mati÷wn; 31 kai« e¶legon
45
Kleider hat berührt? Und es sagten
mich? Als aber alle verneinten, sagte
zu ihm seine Jünger: Du siehst die
Petrus und die mit ihm:
aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv: ble÷peiß to\n
kai« ei•pen oJ ∆Ihsouvß: ti÷ß oJ a˚ya¿meno/ß
Und Jesus sagte: Wer (ist) der berührt Habende
mou; aÓrnoume÷nwn de« pa¿ntwn ei•pen o˚
Pe÷troß kai« oi˚ met’ au˙tou◊: 143
e˙pista¿ta, oi˚ o¡cloi sune÷cousi÷n
Meister, die Menge umringt
Menge, dich umdrängend, und du sagst: Wer
dich und bedrängt, und du sagst: wer (war es),
o¡clon sunqli÷bonta¿ se kai« le÷geiß: ti÷ß mou h¢yato;
32
kai« perieble÷peto i˙dei√n
hat mich berührt? Und er blickte ringsum, zu
se kai« aÓpoqli÷bousin kai« le÷geiß: ti÷ß
o˚ a˚ya¿meno¿ß mou;144
46
oJ de« ∆Ihsouvß:
der mich berührt hat? Jesus aber
sehen
die dies getan Habende. Aber die Frau,
sagte: Es hat mich einer berührt; denn ich merkte
th\n touvto poih/sasan.
33
hJ de« gunh\
ei•pen: h¢yato/ mou/ tiß, e˙gw» ga»r e¶gnwn
du/namin e˙xelqou◊san 145 aÓp∆ e˙mouv.
eine von mir ausgegangene Kraft.
sich fürchtend und zitternd, wissend, was
Gesehen habend aber die Frau, daß sie nicht
verborgen bleiben konnte,
ihr geschehen war, kam und fiel
kam zitternd, und niedergefallen vor
fobhqei√sa kai« tre÷mousa, ei˙dui√a o§
ge÷gonen aujthØv, h™lqen kai« prose÷pe- sen aujtwˆ◊ kai« ei•pen aujtwˆ◊ pa◊san nieder vor ihm und sagte ihm die ganze
47
i˙douvsa de« hJ gunh\ o¢ti oujk e¶laqen,
tre÷mousa h™lqen kai« prospesouvsa aujtwˆ◊ di∆ h§n ai˙ti÷an h¢yato aujtouv ihm, wegen welcher Ursache sie ihn berührt hatte,
th\n aÓlh/qeian.
aÓph/ggeilen e˙nw¿pion panto\ß touv laouv
Wahrheit.
berichtete sie vor dem ganzen Volk,
Er aber sagte zu ihr:
und gesehen habend sie, sagte: Fasse Mut,
und wie sie sofort geheilt worden war. Er sagte:
Tochter, dein Glaube hat dich gerettet.
Tochter, dein Glaube hat dich gerettet.
kai« e˙sw¿qh hJ gunh\ aÓpo\ thvß w‚raß
se: poreu/ou ei˙ß ei˙rh/nhn.
Geh in Frieden und sei gesund
Und die Frau war gesund seit der Stunde,
dich; gehe in Frieden!
von deinem Leiden!
jener.
34
oJ de« ei•pen aujthØv:
kai« i˙dw»n aujth\n ei•pen: qa¿rsei,
kai« w˚ß i˙a¿qh paracrhvma.
48
oJ de« ei•pen
quga¿thr, hJ pi÷stiß sou se÷swke÷n se: qu/gater: hJ pi÷stiß sou se÷swke÷n se. aujthØv: quga¿thr, hJ pi÷stiß sou se÷swke÷n u¢page ei˙ß ei˙rh/nhn kai« i¶sqi uJgih\ß aÓpo\ thvß ma¿stigo/ß sou. 35
e˙kei÷nhß.
⁄Eti aujtouv
Während er noch 143 144 145
zu ihr: Tochter, dein Glaube hat gerettet
49
⁄Eti aujtouv
Während er noch
Zu: ei•pen o˚ Pe÷troß kai« oi˚ met’ au˙tou◊◊ vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. Zu: oi˚ o¡cloi sune÷cousi÷n se kai« aÓpoqli÷bousin kai« le÷geiß: ti÷ß o˚ a˚ya¿meno¿ß mou vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II lalouvntoß e¶rcontai aÓpo\ touv aÓrci-
183 lalouvntoß e¶rcetai÷ tiß para» touv
redete, kommen sie von dem Synagogen-
redete, kommt einer von dem
sunagw¿gou le÷gonteß o¢ti hJ quga¿thr
aÓrcisunagw¿gou le÷gwn o¢ti te÷qnhken
vorsteher, sagend: Die Tochter,
Synagogenvorstand, sagend: Gestorben ist
sou aÓpe÷qanen: ti÷ e¶ti sku/lleiß to\n
hJ quga¿thr sou: mhke÷ti sku/lle to\n
deine, ist gestorben. Was bemühst du noch den
dida¿skalon;
deine Tochter; nicht mehr bemühe den
36
oJ de« ∆Ihsouvß parakou/- Meister? Aber Jesus nebenbei gehört saß to\n lo/gon lalou/menon le÷gei twˆ◊
dida¿skalon.
50
oJ de« ∆Ihsouvß aÓkou/saß
Meister. Aber Jesus (dies) gehört habend,
aÓpekri÷qh aujtwˆ◊:
habend das geredet werdende Wort, sagt zu dem
antwortete ihm:
aÓrcisunagw¿gwˆ: mh\ fobouv, mo/non
mh\ fobouv, mo/non
Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht, nur
Fürchte dich nicht! Nur
pi÷steue.
pi÷steuson, kai« swqh/setai.
glaube!
glaube, und sie wird gerettet werden. Gekommen
Und nicht ließ er einen
in das Haus, nicht ließ er hineingehen
mit sich mitgehen, außer
jemanden mit ihm außer Petrus und
Petrus und Jakobus und
Johannes und Jakobus und den Vater
37
kai« oujk aÓfhvken oujde÷na
tina su\n aujtwˆ◊ ei˙ mh\ Pe÷tron kai«
to\n Pe÷tron kai« ∆Ia¿kwbon kai«
∆Iwa¿nnhn kai« ∆Ia¿kwbon kai« to\n pate÷ra
∆Iwa¿nnhn to\n aÓdelfo\n ∆Iakw¿bou. 38
kai« e¶rcontai ei˙ß to\n oi•kon touv
23
e˙lqw»n de«
ei˙ß th\n oi˙ki÷an oujk aÓfhvken ei˙selqei√n
met∆ aujtouv sunakolouqhvsai ei˙ mh\
Johannes, den Bruder (des) Jakobus.
51
thvß paido\ß kai« th\n mhte÷ra. Kai« e˙lqw»n oJ ∆Ihsouvß ei˙ß th\n
des Kindes und die Mutter.
Und sie kommen in das Haus des
Und gekommen Jesus in das
Synagogenvorstehers, und er bemerkt Lärm
Haus des Vorstehers und gesehen habend die
aujlhta»ß kai« to\n o¡clon qorubou/me-
52
und Weinende und Wehklagende
Flötenspieler und die Menge, lärmen-
Alle aber weinten und bedauerten
aÓrcisunagw¿gou, kai« qewrei√ qo/rubon oi˙ki÷an touv a‡rcontoß kai« i˙dw»n tou\ß kai« klai÷ontaß kai« aÓlala¿zontaß polla¿,
39
e¶klaion de« pa¿nteß kai« e˙ko/ptonto
kai« ei˙selqw»n le÷gei aujtoi√ß: non 24 e¶legen: aÓnacwrei√te, vielfach. Und hineingegangen, sagt er zu ihnen: de, sagte: Geht weg! ti÷ qorubei√sqe kai« klai÷ete; to\ pai- ouj ga»r aÓp-
aujth/n. oJ de« ei•pen: mh\ klai÷ete,
Was lärmt und weint ihr? Das Ki-
Denn nicht ist ge-
Denn nicht ist sie ge-
nd ist nicht gestorben, sondern schläft.
storben das Mädchen, sondern es schläft.
kai« katege÷lwn aujtouv.
53
Und sie verlachten ihn.
Und sie verlachten ihn.
Und sie verlachten ihn, wissend, daß
di÷on oujk aÓpe÷qanen aÓlla» kaqeu/dei. 40
kai« katege÷lwn aujtouv.
e÷qanen to\ kora¿sion aÓlla» kaqeu/dei. e÷qanen aÓlla» kaqeu/dei.
aujto\ß de«
25
Er aber,
o¢te de«
Als aber
hinaustreibend alle, nimmt den
die Menge hinausgetrieben war,
hineingegangen,
e˙kbalw»n pa¿ntaß paralamba¿nei to\n e˙xeblh/qh oJ o¡cloß
pate÷ra touv paidi÷ou kai« th\n mhte÷ra
sie. Er aber sagte: Weint nicht!
ouj ga»r aÓp-
storben, sondern schläft.
kai« katege÷lwn aujtouv ei˙do/teß o¢ti
aÓpe÷qanen.
sie gestorben war.
54
aujto\ß de«
Er aber,
ei˙selqw»n
Vater des Kindes und die Mutter
kai« tou\ß met∆ aujtouv kai« ei˙sporeu/etai und die mit ihm und geht hinein,
o¢pou h™n to\ paidi÷on.
41
kai« krath/saß e˙kra¿thsen
krath/saß
wo das Kind war. Und ergriffen habend
faßte er
thvß ceiro\ß aujthvß,
thvß ceiro\ß aujthvß e˙fw¿nhsen le÷gwn:
die Hand des Kindes, sagt er zu ihr:
ihre Hand,
ihre Hand, rief, sagend:
thvß ceiro\ß touv paidi÷ou le÷gei aujthØv:
taliqa koum, o¢ e˙stin meqermhneuo/me- Talitha kum, was heißt über-
ergriffen habend
hJ pai√ß, e¶geire. Kind, stehe auf!
non: to\ kora¿sion, soi« le÷gw, e¶geire.
55
setzt werdend: Mädchen, ich sage dir, stehe auf!
Und ihr Geist kehrte zurück, und
Und sogleich stand das Mädchen auf und
sie stand sofort auf. Und er befahl, (daß) ihr
42
kai« eujqu\ß aÓne÷sth to\ kora¿sion kai« kai« hjge÷rqh to\ kora¿sion. und das Mädchen stand auf.
periepa¿tei: h™n ga»r e˙tw◊n dw¿deka. kai« ging umher; es war aber von zwölf Jahren. Und
kai« e˙pe÷streyen to\ pneuvma aujthvß kai«
aÓne÷sth paracrhvma kai« die÷taxen aujthØv
doqhvnai fagei√n.
zu essen gegeben werde.
184
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
e˙xe÷sthsan eujqu\ß146 e˙ksta¿sei mega¿lhØ. sie gerieten sofort außer sich in großem Außersichsein. 43
kai« diestei÷lato aujtoi√ß polla» iºna
56
Und er befahl ihnen vielfach, daß
kai« e˙xe÷sthsan oi˚ gonei√ß aujthvß: oJ de«
Und ihre Eltern gerieten außer sich. Er aber
mhdei«ß gnoi√ touvto, niemand dieses erfahre. kai« ei•pen doqhvnai
parh/ggeilen aujtoi√ß mhdeni« ei˙pei√n befahl ihnen, niemandem zu sagen
Und er sagte, daß gegeben werde
das Geschehene.
to\ gegono/ß.
aujthØv fagei√n. ihr zu essen.
26
kai« e˙xhvlqen hJ fh/mh au¢th
Und diese Kunde ging aus
ei˙ß o¢lhn th\n ghvn e˙kei÷nhn. in jenes ganze Land.
Markus und Lukas haben u.a. die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth 9,26 Mk 5,43 Kein Verbot, von der Toten- Verbot von der Totener- erweckung zu berichten weckung zu berichten
Luk 8,56 Verbot von der Totenerweckung zu berichten
02. Matth –
Mk 5,37; 5,40 Jesus nimmt Petrus, Jakobus, Johannes und die Eltern mit in das Zimmer der Toten
Luk 8,51 Jesus nimmt Petrus, Jakobus, Johannes und die Eltern mit in das Zimmer der Toten
03. Matth 9,23 Der Vater ist ein a¡rcwn und namenlos.
Mk 5,38 Der Vater ist ein a˙rcisun& a¿gwgoß und heißt Jairus
Luk 8,41 Der Vater ist ein a¶rcwn th◊ß sunagwgh◊ß und heißt Jairus
04. Matth 9,20 Die Frau wird als ai˚morroou◊sa bezeichnet
Mk 5,25 ou•sa e˙n r˚u¿sei aiºmatoß
Luk 8,43 ou™sa e˙n rJu/sei aiºmatoß
05. Matth –
Mk 5,41 Luk 8,54 Vor der Erweckung: Vor der Erweckung: to\ kora¿sion, soi« le÷gw, e¶geire hJ pai√ß, e¶geire »Mädchen, ich sage dir, steh auf!« »Kind, steh auf!«
Diese und weitere Gemeinsamkeiten zwischen Markus und Lukas gegen Matthäus lassen keinen anderen Schluß zu, als daß Matthäus eine andere Quelle hatte als Markus und Lukas. Zu demselben Schluß nötigen die Verkürzungen des matthäischen Berichtes gegenüber der Schilderung der Ereignisse bei Markus und Lukas: (a) Mk 5,29–33; Luk 8,44 b–47; (b) Mk 5,26; Luk 8 43 b; (c) Mk 5, 35–37; Luk 8,49–51. Wer unterstellt, dass diese Verkürzungen von Matthäus gewollt sind, erklärt ihn zum literarischen Stümper. Dieser Schluß wird bestätigt durch die Tatsache, daß die Ereignisse bei Matthäus zu den Ereignissen bei Markus und Lukas im Widerspruch stehen: Wir haben einen Bericht, den des Matthäus, in dem das Mädchen schon tot ist, als der Vater sich an Jesus wendet (9,18), wir haben einen anderen Bericht, den des Markus (5,23; 5,35) und Lukas (8,42; 8,49), in dem das Mädchen erst stirbt, als der Vater zu Jesus unterwegs ist. Er hört durch Boten vom Tode seiner Tochter, als er in Jesu Begleitung zu ihr gehen will. Es bleibt die Frage zu beantworten, in welchem Verhältnis die Berichte des Markus und Lukas zueinander stehen. Die Unterschiede zwischen den Berichten des Markus und des Lukas sind geringer als die bisher beobachteten, aber sie weisen eindeutig daraufhin, dass weder Lukas von Markus abhängig ist noch Markus von Lukas: (a) Die Einleitung der Perikopen ist unterschiedlich (Mk 5,21; Luk 8,40), ohne daß sich ein Grund einer absichtlichen Änderung erkennen ließe. 146
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
185
(b) Jesu Auftrag an die Eltern, dem Mädchen zu essen zu geben, steht an verschiedenen Stellen (Mk 5,43; Luk 8,55). (c) Bei Markus sind die Jünger und die Eltern zwei unterschiedliche Gruppen, die zu verschiedenen Zeitpunkten hinzugezogen werden (Mk 5,37; 5,40). Bei Lukas werden sie von Jesus zum selben Zeitpunkt in das Zimmer des Mädchens mitgenommen. Die Frage des literarischen Verhältnisses der drei synoptischen Berichte läßt sich nun auf folgende Weise beantworten:147 • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden. Bei folgendem Stemma ist nur die Zahl der Überlieferungsträger als hypothetisch anzusehen. Die gestrichelte Linie weist daraufhin, daß Zwischenstufen möglich sind. Der Bericht x kann jedoch auch mit Matthäus identisch sein. Ebenso kann auch y1 mit y2 identisch sein (Bericht des Petrus), wobei y2 eine Variante zu y1 sein kann, da es logisch ist, daß Petrus seine Erlebnisse nicht nur einmal erzählt haben wird.
'
EREIGNIS
Bericht x
| | | | | $ Matth
(
Bericht y
'(
y1
y2
Mk
Luk
| | | $
| | | $
Der Verzicht des Markus auf touv kraspe÷dou (Matth 9,20; Luk 8,44) – wenn es sich nicht um einen zufälligen Textverlust wegen Homoioteleuton / Redundanz (vgl. die varia lectio im Text des Lukas) handelt – läßt sich erklären als ein Zugeständnis an seine nicht–jüdische Leserschaft: Wenn das Wort als »Troddel« , »Quaste« verstanden wurde, wie sie der Israelit/ die Israelitin (vgl. StrB IV 1: 277-292) an den vier Ecken seines/ ihres Obergewandes trugen (s. W. Bauer 61988: 910), hätte es einem römischen Publikum erklärt werden müssen. Gegen ein solches Verständnis spricht allerdings, daß Markus das Wort an anderer Stelle (6,56b) in gleichem Zusammenhang verwendet. Eine einfachere Erklärungsmöglichkeit wäre, daß Markus die umständliche Doppelung des Genitivs vermeiden wollte. Wie auch immer – die Anhänger der Zwei-Quellen–Hypothese hätten größere Schwierigkeiten, diese Übereinstimmung von Matthäus und Lukas gegen Markus (positives minor agreement) zu erklären. Das gilt auch für Mk 5,27 e˙n twˆ◊ o¡clwˆ »in der Menge«, das bei Lukas und Matthäus fehlt, in einem Satz, der außer diesen beiden Abweichungen wörtlich mit Markus übereinstimmt. »In der Menge (versteckt)« könnte einer der vielen bunten Tupfer in den Berichten des Markus sein – die wahrscheinlichere Erklärung – oder aber zur Unterstreichung der Heimlichkeit im Verhalten der Frau dienen, da eine römische Leserschaft nicht gewußt hätte, daß eine blutflüssige Frau als kultisch unrein galt. touv kraspe÷dou dürfte ebenso wie der übrige übereinstimmende Teil des Satzes (Mk 5,27b) zum Stoff aller drei Synoptiker gehört haben. 147
186
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
3.2.10 Die Aussendung der Zwölf Mk 6,6b–13; Matth 10,1–16; Luk 9,1–6 148 Mk 6,6b
Kai« perihvgen ta»ß kw¿maß ku/klwˆ
Und er durchwanderte die Dörfer im Umkreis,
dida¿skwn. lehrend. 7
Kai« proskalei√tai tou\ß dw¿deka kai«
Matth 10,1
Kai« proskalesa¿menoß tou\ß
Luk 9,1
Sugkalesa¿menoß de« tou\ß
Und er ruft die Zwölf zu sich und
Und zu sich gerufen habend
Zusammengerufen habend aber die
ging daran, sie zwei für zwei auszusenden
seine zwölf Jünger, gab er ih-
Zwölf, gab er ihnen Gewalt und
und gab ihnen die Vollmacht über die
nen die Vollmacht über die Geister, (die) un-
Vollmacht über alle Dämonen und Krankheiten zu heilen.
h¡rxato aujtou\ß aÓposte÷llein du/o du/o dw¿deka maqhta»ß aujtouv e¶dwken auj- dw¿deka e¶dwken aujtoi√ß du/namin kai« kai« e˙di÷dou aujtoi√ß e˙xousi÷an tw◊n pneuma¿twn tw◊n aÓkaqa¿rtwn,
toi√ß e˙xousi÷an pneuma¿twn aÓkaqa¿r- e˙xousi÷an e˙pi« pa¿nta ta» daimo/nia kai« twn w‚ste e˙kba¿llein aujta» kai« qera- no/souß qerapeu/ein
unreinen Geister.
reinen, so daß sie sie austreiben konnten und
hei-
len konnten jede Krankheit und jedes
Gebrechen.
Aber von den zwölf Aposteln die Na-
men sind diese: Zuerst Simon,
genannt Petrus, und Andreas,
sein Bruder,
und Jakobus, der (Sohn) des Zebedäus, und
Johannes, sein Bruder,
Philippus und Bartholomäus,
Thomas und Matthäus, der Zöllner,
Jakobus, der (Sohn) des Alphäus,
und Thaddäus,
Simon, der Kanaanäer,
und Judas, der Iskariothe, der auch
ihn überliefert Habende.
Diese Zwölf sandte aus
peu/ein pa◊san no/son kai« pa◊san
malaki÷an. 2
mata¿ e˙stin tauvta: prw◊toß Si÷mwn
oJ lego/menoß Pe÷troß kai« ∆Andre÷aß
oJ aÓdelfo\ß aujtouv,
kai« ∆Ia¿kwboß oJ touv Zebedai÷ou 3 kai«
∆Iwa¿nnhß oJ aÓdelfo\ß aujtouv,
Fi÷lippoß kai« Barqolomai√oß,
Qwma◊ß kai« Maqqai√oß oJ telw¿nhß,
∆Ia¿kwboß oJ touv ÔAlfai÷ou
kai« Qaddai√oß, 4
Si÷mwn oJ Kananai√oß
kai« ∆Iou/daß oJ ∆Iskariw¿thß oJ kai«
paradou\ß aujto/n. 5
8
Tw◊n de« dw¿deka aÓposto/lwn ta» ojno/-
kai« parh/ggeilen aujtoi√ß
Tou/touß tou\ß dw¿deka aÓpe÷steilen
oJ ∆Ihsouvß paraggei÷laß aujtoi√ß le÷-
Und er gebot ihnen,
Jesus, ihnen geboten habend, sa-
gend: Auf einen Weg zu Heiden nicht geht hin
und in eine Stadt (der) Samaritaner nicht hin-
geht! Aber geht vielmehr zu
den verlorenen Schafen (des) Hauses
148
gwn: ei˙ß oJdo\n e˙qnw◊n mh\ aÓpe÷lqhte kai« ei˙ß po/lin Samaritw◊n mh\ ei˙se÷lqhte: 6 poreu/esqe de« ma◊llon pro\ß
ta» pro/bata ta» aÓpolwlo/ta oi¶kou
K. Aland 151996: Nr. 142; vgl. Nr. 49 und Nr. 99.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
187
∆Israh/l. 7 poreuo/menoi de« khru/ssete 2 kai« aÓpe÷steilen aujtou\ß khru/ssein
Israel! Hingehend aber, verkündet,
le÷gonteß o¢ti h¡ggiken hJ basilei÷a
th\n basilei÷an touv qeouv kai« i˙a◊sqai
sagend: Nahe gekommen ist das Königreich
das Königreich Gottes und zu heilen
der Himmel. Krank Seiende hei-
die Kranken.
lt, Tote weckt auf, Leprose
reinigt, Dämonen treibt aus!
Geschenksweise habt ihr empfangen, geschenksweise gebt!
nichts
Erwerbt euch nicht Gold noch Sil-
Und er sagte zu ihnen: Nichts nehmt
mitzunehmen auf (den) Weg, außer einen Stab,
ber, noch Kupfergeld hinein in die Gürtel,
auf den Weg, weder Stab noch Reisesack,
weder Brot, noch Reisesack, noch in den Gür-
eure, nicht einen Reisesack auf (den) Weg, noch zwei
noch Brot, noch Silber, noch je
tel Kupfergeld, sondern sich untergebunden habend
Gewänder, noch Sandalen, noch einen St-
zwei Gewänder habt!
sanda¿lia, kai« mh\ e˙ndu/shsqe du/o
don: a‡xioß ga»r oJ e˙rga¿thß thvß trofhvß
Sandalen; und: Nicht zieht an zwei
ab! Denn wert (ist) der Arbeiter der Nahrung,
Gewänder!
seiner.
Und er sagte zu ihnen: Wo hin-
In welche Stadt aber oder (in welches) Dorf hinein-
Und in welches Haus ihr hineingeht, dort
eingeht ihr in ein Haus, dort bleibt, bis
kommt ihr, erkundigt euch, wer darin würdig
bleibt und von dort geht weiter!
ihr von dort weggeht!
ist! Und dort bleibt, bis ihr fort-
geht! Hineingehend aber in das Ha-
us, grüßt es! Und wenn
das Haus würdig ist, komme der Frie-
de, eurer, auf es! Wenn es aber nicht ist
würdig, euer Friede zu euch zurück sich
wende!
Und er sandte sie aus, zu verkünden
tw◊n oujranw◊n. 8 aÓsqenouvntaß qera- [tou\ß aÓsqenei√ß],
peu/ete, nekrou\ß e˙gei÷rete, leprou\ß
kaqari÷zete, daimo/nia e˙kba¿llete:
dwrea»n e˙la¿bete, dwrea»n do/te. 9
iºna mhde«n
Mh\ kth/shsqe cruso\n mhde« a‡r-
3
kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: mhde«n ai¶rete
ai¶rwsin ei˙ß oJdo\n ei˙ mh\ rJa¿bdon mo/non, guron mhde« calko\n ei˙ß ta»ß zw¿naß ei˙ß th\n oJdo/n, mh/te rJa¿bdon mh/te ph/ran mh\ a‡rton, mh\ ph/ran, mh\ ei˙ß th\n zw¿- nhn calko/n, 9 aÓlla» uJpodedeme÷nouß
citw◊naß. 10
kai« e¶legen aujtoi√ß: o¢pou e˙a»n ei˙s-
e÷lqhte ei˙ß oi˙ki÷an, e˙kei√ me÷nete eºwß a·n e˙xe÷lqhte e˙kei√qen.
10
mh\ ph/ran ei˙ß oJdo\n mhde« du/o mh/te a‡rton mh/te aÓrgu/rion mh/te [aÓna»]
citw◊naß mhde« uJpodh/mata mhde« rJa¿b- du/o citw◊naß e¶cein.
aujtouv. 11
ei˙ß h§n d∆ a·n po/lin h£ kw¿mhn ei˙se÷l-
e˙stin: kaÓkei√ mei÷nate eºwß a·n e˙xe÷l12
kai« ei˙ß h§n a·n oi˙ki÷an ei˙se÷lqhte, e˙kei√
ei˙serco/menoi de« ei˙ß th\n oi˙ki÷-
an aÓspa¿sasqe aujth/n:
4
qhte, e˙xeta¿sate ti÷ß e˙n aujthØv a‡xio/ß me÷nete kai« e˙kei√qen e˙xe÷rcesqe.
qhte.
13
kai« e˙a»n
me«n hØ™ hJ oi˙ki÷a aÓxi÷a, e˙lqa¿tw hJ ei˙rh/-
nh uJmw◊n e˙p∆ aujth/n, e˙a»n de« mh\ hØ™
aÓxi÷a, hJ ei˙rh/nh uJmw◊n pro\ß uJma◊ß e˙pi-
11
uJmw◊n,
strafh/tw.
kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß
14
kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß mhde«
5
kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß, e˙x-
Und welcher Ort immer euch nicht aufnimmt
Und wer euch nicht aufnimmt und nicht
Und wie viele euch nicht aufnehmen, heraus-
und sie euch nicht hören, hinausgeh-
auf eure Worte hört, hinaus-
gehend aus jener Stadt,
end von dort, schüttelt ab den Staub, den
gehend aus dem Haus oder der Stadt,
den Staub von euren Füßen
unter euren Füßen, zum Zeug-
jener, schüttelt ab den Staub
nis gegen sie. Und ausgezogen, ver-
eurer Füße!
mhde« aÓkou/swsin uJmw◊n, e˙kporeuo/me- aÓkou/shØ tou\ß lo/gouß uJmw◊n, e˙xerco/- erco/menoi aÓpo\ thvß po/lewß e˙kei÷nhß noi e˙kei√qen e˙ktina¿xate to\n couvn to\n menoi e¶xw thvß oi˙ki÷aß h£ thvß po/lewß to\n koniorto\n aÓpo\ tw◊n podw◊n uJmw◊n uJpoka¿tw tw◊n podw◊n uJmw◊n ei˙ß martu/- e˙kei÷nhß e˙ktina¿xate to\n koniorto\n aÓpotina¿ssete ei˙ß martu/rion e˙p∆ rion aujtoi√ß.
12
Kai« e˙xelqo/nteß e˙kh/ru- tw◊n podw◊n uJmw◊n.
xan iºna metanow◊sin,
13
kai« daimo/nia
kündigten sie, daß sie ihren Sinn ändern sollten. Und Dämonen,
polla» e˙xe÷ballon, kai« h¡leifon e˙lai÷wˆ viele, trieben sie aus und salbten mit Öl
schüttelt ab zum Zeugnis gegen
aujtou/ß. 6 e˙xerco/menoi de« dih/rconto sie! Hinausgehend aber, durchzogen sie
kata» ta»ß kw¿maß eujaggelizo/menoi die Dörfer, das Evangelium verkündend
188
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
pollou\ß aÓrrw¿stouß kai« e˙qera¿peuon. viele Kranke und heilten (sie).
kai« qerapeu/onteß pantacouv.
15
Amen, ich sage euch: Erträglicher
wird es sein Sodom und Gomorra
am Tag (des) Gerichts als jener Stadt.
Siehe, ich sende euch wie Scha-
fe mitten unter Wölfe. Seid also
klug wie die Schlangen und unverdorben
wie die Tauben!
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, aÓnekto/teron
und überall heilend.
e¶stai ghØv Sodo/mwn kai« Gomo/rrwn e˙n hJme÷raˆ kri÷sewß h£ thØv po/lei e˙kei÷nhØ. 16
∆Idou\ e˙gw» aÓposte÷llw uJma◊ß w˚ß pro/-
bata e˙n me÷swˆ lu/kwn: gi÷nesqe ou™n fro/nimoi w˚ß oi˚ o¡feiß kai« aÓke÷raioi w˚ß ai˚ peristerai÷.
Der Aussendungsbericht des Matthäus unterscheidet sich schon allein durch ein Mehr an Text (10,2–6.12–13.15– 16) von den Berichten des Markus und Lukas. Ein weiterer gravierender Unterschied besteht darin, daß Matthäus hier die Namensliste der Zwölf bringt (10,2–4) und ihre Berufung bereits voraussetzt (10,1), während Markus und Lukas die Liste der Zwölf in einem anderen Kontext unterbringen (vgl. Mk 3,13–19; Luk 6,12–16). Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus: Matth 01. Mk 6,6b Kai« perihvgen ta»ß kw¿maß – ku/klwˆ dida¿skwn »Und er durchwanderte die Dörfer im Umkreis, lehrend« 02.
Mk 6,7 Matth h¡rxato aujtou\ß aÓposte÷llein – du/o du/o »unternahm es, sie auszusenden zwei für zwei«
03. Mk 6,7 Matth 10,1 kai« e˙di÷dou aujtoi√ß e˙xousi÷an e¶dwken aujtoi√ß e˙xousi÷an pneuma¿twn aÓkaqa¿rtwn tw◊n pneuma¿twn tw◊n aÓkaqa¿rtwn w‚ste e˙kba¿llein aujta» kai« qerapeu/ein pa◊san no/son kai« pa◊san malaki÷an »und er gab ihnen die Voll- »er gab ihnen die Vollmacht macht über die unreinen über die unreinen Geister, so daß sie sie austreiben Geister« konnten und heilen jede Krankheit und jedes Ge brechen« 04. Mk 6,8 Matth 10,9 iºna mhde«n ai¶rwsin ei˙ß oJdo\n Mh\ kth/shsqe cruso\n mhde« ei˙ mh\ rJa¿bdon mo/non, mh\ a‡rton, a‡rguron mhde« calko\n ei˙ß ta»ß ... mh\ ei˙ß th\n zw¿nhn calko/n zw¿naß uJmw◊n »nichts mitzunehmen auf (den) »Erwerbt euch nicht Gold noch Weg, außer einen Stab, weder Silber noch Kupfergeld in eure Gürtel« Brot ... noch in den Gürtel Kupfergeld«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II 05. Mk 6,10 o¢pou e˙a»n ei˙se÷lqhte ei˙ß oi˙ki÷an, e˙kei√ me÷nete eºwß a·n e˙xe÷lqhte e˙kei√qen »wo ihr in ein Haus hinein- geht, dort bleibt, bis ihr von dort weggeht«
Matth 10,11-13 ei˙ß h§n d∆ a·n po/lin h£ kw¿mhn ei˙se÷lqhte, e˙xeta¿sate ... ... hJ ei˙rh/nh uJmw◊n pro\ß uJma◊ß e˙pistrafh/tw »in welche Stadt aber oder in welches Dorf ihr hineingeht, erkundigt euch ... ... euer Friede sich zu euch zurückwende«
06.
Mk 6,11 kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und welcher Ort euch nicht aufnimmt«
Matth 10,14 kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und wer euch nicht aufnimmt«
07.
Mk 6,12-13 Matth – Kai« e˙xelqo/nteß e˙kh/ruxan iºna metanow◊sin, kai« daimo/nia polla» e˙xe÷ballon, kai« h¡leifon e˙lai÷wˆ pollou\ß aÓrrw¿stouß kai« e˙qera¿peuon »Und ausgezogen, verkündeten sie, daß sie ihren Sinn ändern sollten. Und viele Dämonen trieben sie aus und salbten mit Öl viele Kranke und heilten sie«
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus: 08. Mk 6,6b Luk Kai« perihvgen ta»ß kw¿maß – ku/klwˆ dida¿skwn »Und er durchwanderte die Dörfer im Umkreis, lehrend« Luk 09. Mk 6,7 h¡rxato aujtou\ß aÓposte÷llein – du/o du/o
»begann sie auszusenden zwei für zwei«
10. Mk 6,7 Luk 9,1 kai« e˙di÷dou aujtoi√ß e˙xousi÷an e¶dwken aujtoi√ß du/namin kai« tw◊n pneuma¿twn tw◊n e˙xousi÷an e˙pi« pa¿nta ta» aÓkaqa¿rtwn daimo/nia kai« no/souß qerapeu/ein »und er gab ihnen die Voll- »er gab ihnen Gewalt und Voll macht über die unreinen macht über alle Dämonen und Geister« Krankheiten zu heilen« 11. Mk 6,8 Luk 9,3 iºna mhde«n ai¶rwsin ei˙ß oJdo\n mhde«n ai¶rete ei˙ß th\n oJdo/n, mh/te ei˙ mh\ rJa¿bdon mo/non, mh\ a‡rton, rJa¿bdon ... ... mh\ ei˙ß th\n zw¿nhn calko/n mh/te aÓrgu/rion ...
189
190
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
»nichts mitzunehmen auf (den) Weg, außer einen Stab, weder Brot ... noch in den Gürtel Kupfergeld«
»nichts nehmt auf den Weg mit, weder Stab ... noch Silber ...«
12.
Mk 6,11 kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und welcher Ort euch nicht aufnimmt«
Luk 9,5 kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß »und wie viele euch nicht aufnehmen«
13.
Mk 6,12-13 Kai« e˙xelqo/nteß e˙kh/ruxan iºna metanow◊sin, kai« daimo/- nia polla» e˙xe÷ballon, kai« h¡leifon e˙lai÷wˆ pollou\ß aÓrrw¿stouß kai« e˙qera¿peuon »Und ausgezogen, verkündeten sie, daß sie ihren Sinn ändern sollten. Und viele Dämonen trieben sie aus und salbten mit Öl viele Kranke und heilten sie«
Luk 9,6
e˙xerco/menoi de« dih/rconto kata» ta»ß kw¿maß eujaggelizo/menoi kai« qerapeu/onteß pantacouv
»hinausgehend aber, durchzogen sie die Dörfer, das Evangelium verkündend und überall heilend«
Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Markus aus: 14. Matth 10,1 Mk 6,7 e¶dwken aujtoi√ß e˙xousi÷an kai« e˙di÷dou aujtoi√ß e˙xousi÷an pneuma¿twn aÓkaqa¿rtwn tw◊n pneuma¿twn tw◊n w‚ste e˙kba¿llein aujta» kai« aÓkaqa¿rtwn qerapeu/ein pa◊san no/son kai« pa◊san malaki÷an »er gab ihnen die Vollmacht »und er gab ihnen die Voll- über die unreinen Geister, macht über die unreinen so daß sie sie austreiben Geister« konnten und heilen jede Krankheit und jedes Ge brechen« 15. Matth 10,2-4 Apostelliste
Mk –
16.
Mk –
Matth 10,5-8 Tou/touß tou\ß dw¿deka ... ... dwrea»n do/te »Diese zwölf ... ... geschenkweise gebt«
17. Matth 10,9 Mh\ kth/shsqe cruso\n mhde« a‡rguron mhde« calko\n ei˙ß ta»ß zw¿naß uJmw◊n »Erwerbt euch nicht Gold noch Silber noch Kupfergeld in eure Gürtel«
Mk 6,8 iºna mhde«n ai¶rwsin ei˙ß oJdo\n ei˙ mh\ rJa¿bdon mo/non, mh\ a‡rton, ... mh\ ei˙ß th\n zw¿nhn calko/n »nichts mitzunehmen auf (den) Weg, außer einen Stab, weder Brot ... noch in den Gürtel Kupfergeld«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II 18.
Matth 10,10 a‡xioß ga»r oJ e˙rga¿thß thvß trofhvß aujtouv »denn wert (ist) der Arbeiter seiner Nahrung«
Mk –
19.
Matth 10,11-13 ei˙ß h§n d∆ a·n po/lin h£ kw¿mhn ei˙se÷lqhte, e˙xeta¿sate ... ... hJ ei˙rh/nh uJmw◊n pro\ß uJma◊ß e˙pistrafh/tw »in welche Stadt aber oder in welches Dorf ihr hinein- geht, erkundigt euch ... ... euer Friede sich zu euch zurückwende«
Mk 6,10 o¢pou e˙a»n ei˙se÷lqhte ei˙ß oi˙ki÷an, e˙kei√ me÷nete eºwß a·n e˙xe÷lqhte e˙kei√qen
20.
Matth 10,14 kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und wer euch nicht aufnimmt«
Mk 6,11 kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und welcher Ort euch nicht aufnimmt«
21.
Matth 10,15-16 aÓmh\n le÷gw uJmi√n, aÓnekto/teron ... ... w˚ß ai˚ peristerai÷. »Amen, ich sage euch: Erträglicher ... ... wie die Tauben«
Mk –
»wo ihr in ein Haus hinein- geht, dort bleibt, bis ihr von dort weggeht«
Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus: Luk 22. Matth 10,2-4 Apostelliste – 23.
Matth 10,7-8 poreuo/menoi de« khru/ssete le÷gonteß o¢ti h¡ggiken hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n. aÓsqenouvntaß qerapeu/ete, nekrou\ß e˙gei÷rete, leprou\ß kaqari÷zete, daimo/nia e˙kba¿llete: dwrea»n e˙la¿bete, dwrea»n do/te. »Gehend aber, verkündet, sagend: Nahe gekommen ist das Königreich der Himmel. Krank Seiende heilt, Tote weckt auf, Leprose reinigt, Dämonen treibt aus! Geschenksweise habt ihr empfangen, geschenksweise gebt«
Luk 9,2 kai« aÓpe÷steilen aujtou\ß khru/ssein th\n basilei÷an touv qeouv kai« i˙a◊sqai [tou\ß aÓsqenei√ß]
»und er sandte sie aus zu verkünden das Königreich Gottes und zu heilen die Kranken«
191
192
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
24. Matth 10,9 Luk 9,3 Mh\ kth/shsqe cruso\n mhde« mhde«n ai¶rete ei˙ß th\n oJdo/n, a‡rguron mhde« calko\n ei˙ß ta»ß ... mh/te aÓrgu/rion mh/te ... zw¿naß uJmw◊n »Erwerbt euch nicht Gold noch »nichts nehmt mit auf den Weg, ... weder Silber noch ...« Silber noch Kupfergeld in eure Gürtel« 25.
Matth 10,10 mh\ ph/ran ei˙ß oJdo\n ... mhde« uJpodh/mata mhde« rJa¿bdon: »nicht einen Reisesack auf (den) Weg, ... noch Sandalen, noch einen Stab«
Luk 9,3 mhde«n ai¶rete ei˙ß th\n oJdo/n, ... mh/te a‡rton ...
26.
Matth 10,10 a‡xioß ga»r oJ e˙rga¿thß thvß trofhvß aujtouv. »denn wert (ist) der Arbeiter seiner Nahrung«
Luk –
27.
Matth 10,11-13 ei˙ß h§n d∆ a·n po/lin h£ kw¿mhn ei˙se÷lqhte, e˙xeta¿sate ... ... hJ ei˙rh/nh uJmw◊n pro\ß uJma◊ß e˙pistrafh/tw »in welche Stadt aber oder in welches Dorf ihr hinein- geht, erkundigt euch ... ... euer Friede sich zu euch zurückwende«
Luk 9,4 kai« ei˙ß h§n a·n oi˙ki÷an ei˙se÷lqhte, e˙kei√ me÷nete kai« e˙kei√qen e˙xe÷rcesqe
28.
Matth 10,14 kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und wer euch nicht aufnimmt«
Luk 9,5 kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß »und wie viele euch nicht aufnehmen«
29.
Matth 10,15-16 aÓmh\n le÷gw uJmi√n, aÓnekto/teron ... ... w˚ß ai˚ peristerai÷. »Amen, ich sage euch: Erträglicher ... ... wie die Tauben«
Luk –
»nichts nehmt auf den Weg mit, ... weder Brot ... «
»und in welches Haus ihr hineingeht, dort bleibt und von dort geht weiter«
Lukas scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Markus aus: 30. Luk 9,1-2 Mk 6,7 Sugkalesa¿menoß de« tou\ß Kai« proskalei√tai tou\ß dw¿deka e¶dwken aujtoi√ß dw¿deka kai« h¡rxato aujtou\ß du/namin kai« e˙xousi÷an e˙pi« aÓposte÷llein du/o du/o kai« pa¿nta ta» daimo/nia kai« e˙di÷dou aujtoi√ß e˙xousi÷an tw◊n no/souß qerapeu/ein kai« aÓp- pneuma¿twn tw◊n aÓkaqa¿rtwn e÷steilen aujtou\ß khru/ssein
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
th\n basilei÷an touv qeouv kai« i˙a◊sqai [tou\ß aÓsqenei√ß], »und zusammengerufen habend aber die Zwölf, gab er ihnen Gewalt und Voll- macht über alle Dämonen und Krankheiten zu heilen. Und er sandte sie aus, zu verkünden das Königreich Gottes und zu heilen die Kranken«
»und er ruft die Zwölf zu sich und begann sie zwei für zwei auszusenden und gab ihnen die Vollmacht über die unreinen Geister«
31. Luk 9,3 kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: mhde«n ai¶rete ei˙ß th\n oJdo/n, mh/te rJa¿bdon mh/te ph/ran mh/te a‡rton mh/te aÓrgu/rion mh/te [aÓna»] du/o citw◊naß e¶cein. »und er sagte zu ihnen: Nichts nehmt mit auf den Weg, weder Stab noch Reisesack, noch Brot, noch Silber, noch je zwei Hemden habt!
Mk 6,8-9 kai« parh/ggeilen aujtoi√ß iºna mhde«n ai¶rwsin ei˙ß oJdo\n ei˙ mh\ rJa¿bdon mo/non, mh\ a‡rton, mh\ ph/ran, mh\ ei˙ß th\n zw¿nhn calko/n, aÓlla» uJpodedeme÷nouß sanda¿lia, kai« mh\ e˙ndu/shsqe du/o citw◊naß Und er gebot ihnen: nichts mitzunehmen auf (den) Weg, außer einem Stab nur, weder Brot noch Reisesack, noch im Gürtel Kupfergeld, aber sich untergebunden habend Sandalen, und: Zieht nicht zwei Hemden an!
32.
Luk 9,5 kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß, »und wie viele euch nicht aufnehmen«
Mk 6,11 kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und welcher Ort euch nicht aufnimmt«
33. Luk 9,6 e˙xerco/menoi de« dih/rconto kata» ta»ß kw¿maß eujaggelizo/- menoi kai« qerapeu/onteß pantacouv »hinausgehend aber, durch- zogen sie die Dörfer, das Evangelium verkündend und überall heilend«
Mk 6,12-13 Kai« e˙xelqo/nteß e˙kh/ruxan iºna metanow◊sin, kai« daimo/- nia polla» e˙xe÷ballon, kai« h¡leifon e˙lai÷wˆ pollou\ß aÓrrw¿stouß kai« e˙qera¿peuon »Und ausgezogen, verkündeten sie, daß sie ihren Sinn ändern sollten. Und viele Dämonen trieben sie aus und salbten mit Öl viele Kranke und heilten sie«
Lukas scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle für Matthäus aus: 34. Luk 9,3 Matth 10,9-10 kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: Mh\ kth/shsqe cruso\n mhde« mhde«n ai¶rete ei˙ß th\n oJdo/n, a‡rguron mhde« calko\n ei˙ß mh/te rJa¿bdon mh/te ph/ran ta»ß zw¿naß uJmw◊n, mh\ ph/ran mh/te a‡rton mh/te aÓrgu/rion ei˙ß oJdo\n mhde« du/o citw◊naß
193
194
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
mh/te [aÓna»] du/o citw◊naß e¶cein »und er sagte zu ihnen: Nehmt nicht auf den Weg, weder Staub noch Reisesack, noch Brot noch Silber, noch je zwei Kleider habt!«
mhde« uJpodh/mata mhde« rJa¿bdon: a‡xioß ga»r oJ e˙rga¿thß thvß trofhvß aujtouv »Erwerbt euch nicht Gold noch Silber, noch Kupfergeld hinein in eure Gürtel, nicht einen Reisesack auf (den) Weg, noch zwei Kleider, noch Sandalen, noch einen Stab! Denn wert ist der Arbeiter seiner Nahrung.
35. Luk 9,4 kai« ei˙ß h§n a·n oi˙ki÷an ei˙se÷lqhte, e˙kei√ me÷nete kai« e˙kei√qen e˙xe÷rcesqe... e˙pistrafh/tw »und in welches Haus ihr hineingeht, dort bleibt und von dort geht weiter«
Matth 10,11-13 ei˙ß h§n d∆ a·n po/lin h£ kw¿mhn ei˙se÷lqhte, e˙xeta¿sate ... hJ ei˙rh/nh uJmw◊n pro\ß uJma◊ß
36.
Luk 9,5 kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß »und wie viele euch nicht aufnehmen«
Matth 10,14 kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß »und wer euch nicht aufnimmt«
37.
Luk 9,6 Matth e˙xerco/menoi de« dih/rconto – kata» ta»ß kw¿maß eujaggelizo/menoi kai« qerapeu/onteß pantacouv. »Hinausgehend aber, durchzogen sie die Dörfer, das Evangelium verkündend und überall lehrend«
»in welche Stadt aber oder in welches Dorf ihr hinein- geht, erkundigt euch ... ... euer Friede sich zu euch zurückwende«
Gemeinsamkeiten des Markus und Matthäus gegen Lukas: 38. Mk 6,7 Matth 10,1 Kai« proskalei√tai Kai« proskalesa¿menoß tou\ß dw¿deka tou\ß dw¿deka »und er ruft die Zwölf »und zu sich gerufen habend zu sich« die Zwölf«
Luk 9,1 Sugkalesa¿menoß de« tou\ß dw¿deka »zusammengerufen habend die Zwölf«
39.
Mk 6,7 e˙xousi÷an tw◊n pneuma¿twn tw◊n aÓkaqa¿rtwn »Vollmacht über die unreinen Geister«
Matth 10,1 e˙xousi÷an pneuma¿twn aÓkaqa¿rtwn »Vollmacht über (die) unreinen Geister«
Luk 9,1 e˙xousi÷an e˙pi« pa¿nta ta» daimo/nia »Vollmacht über alle Dämonen«
40.
Mk 6,11 kai« o§ß a·n to/poß mh\ de÷xhtai uJma◊ß mhde« aÓkou/swsin uJmw◊n »und welcher Ort immer euch
Matth 10,14 Luk 9,5 kai« o§ß a·n mh\ de÷xhtai uJma◊ß kai« o¢soi a·n mh\ de÷cwntai uJma◊ß mhde« aÓkou/shØ tou\ß lo/gouß uJmw◊n »und wer euch nicht aufnimmt »und wie viele euch nicht
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
nicht aufnimmt und sie euch nicht hören«
195
und nicht auf eure Worte hört«
aufnehmen«
Die Trennindizien zwischen Markus und Matthäus (01) bis (07), Markus und Lukas (08) bis (14), Matthäus und Markus (15) bis (21), Matthäus und Lukas (22) bis (29), Lukas und Markus (30) bis (33), Lukas und Matthäus (34) bis (37) sind so eindeutig, daß auszuschließen ist, sie hätten ihre Texte gegenseitig als Vorlagen benutzt. Die Gemeinsamkeiten zwischen Markus und Matthäus gegen Lukas (38) bis (40) sehen wir nicht als Bindeindizien an – dazu haben sie zu wenig Gewicht – , sondern halten die Texte des Lukas in diesen Fällen für redaktionelle Änderungen der gemeinsamen Überlieferung aller drei Synoptiker. Insgesamt gesehen sind jedoch die Texte des Markus und des Lukas einander näher als der des Markus und Lukas zu Matthäus’ Text, der viel umfangreicher ist. Matthäus muß daher zu einer möglichen gemeinsamen Quelle eine weitere Quelle benutzt haben. Als Ergebnis gilt daher am ehesten: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche, zum Teil vielleicht gleiche Quellen, • die sich – auf das Gesamte gesehen – von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.11 Wenn mir einer nachfolgen will Mk 8,34–9,1; Matth 16,24–28; Luk 9,23–27 149 Mk 8,34
Kai« proskalesa¿menoß to\n o¡clon
Und zu sich gerufen habend die Volksmenge
su\n toi√ß maqhtai√ß aujtouv ei•pen auj-
Matth 16,24
mit seinen Jüngern, sagte er zu ih-
Darauf sagte Jesus zu den Jün-
toi√ß: ei¶ tiß qe÷lei ojpi÷sw mou aÓkolou- qhtai√ß aujtouv: ei¶ tiß qe÷lei ojpi÷sw
qe÷lei ojpi÷sw mou e¶rcesqai, aÓrnhsa¿s-
nen: Wenn will mir einer nachfol-
gern, seinen: Wenn einer will nach
mir nachgehen will, verleug-
gen, verleugne er sich selbst und neh-
mir gehen, verleugne er sich selbst
ne er sich selbst
me auf sein Kreuz und fol-
und nehme auf sein Kreuz und
und nehme auf sein Kreuz an (jedem)
ge mir! Denn wer will das Le-
folge mir! Denn wer will
Tag und folge mir! Denn wer
ben, seines, retten, wird es verlieren.
sein Leben retten, wird verlieren
sein Leben retten will, wird ver-
Wer aber sein Leben verliert,
es. Und wer verliert das Leben,
lieren es. Wer aber verliert das Le-
meinet- und des Evangeliums wegen, ret-
seines, meinetwegen, wird es finden.
ten wird es. Was denn nützt einem Menschen,
Denn was wird es nützen einem Menschen,
es. Was denn für einen Nutzen hat ein Mensch,
die ganze Welt zu gewinnen und ein-
wenn er die ganze Welt gewinnt,
gewonnen habend die ganze Welt, sich selbst
zubüßen sein Leben? Was denn
sein Leben aber einbüßt? Oder was wird ge-
aber verloren habend und Schaden erlitten habend?
sollte ein Mensch geben als Tauschmittel
ben ein Mensch als Tauschmittel für
To/te oJ ∆Ihsouvß ei•pen toi√ß ma-
Luk 9,23
⁄Elegen de« pro\ß pa¿ntaß: ei¶ tiß
Er sagte aber zu allen: Wenn einer
qei√n, aÓparnhsa¿sqw e˚auto\n kai« aÓra¿- mou e˙lqei√n, aÓparnhsa¿sqw e˚auto\n qw e˚auto\n tw to\n stauro\n aujtouv kai« aÓkolou- qei÷tw moi.
35
kai« aÓra¿tw to\n stauro\n aujtouv kai« kai« aÓra¿tw to\n stauro\n aujtouv kaq∆
o§ß ga»r e˙a»n qe÷lhØ th\n yu- aÓkolouqei÷tw moi.
ch\n aujtouv sw◊sai aÓpole÷sei aujth/n:
25
o§ß ga»r e˙a»n qe÷lhØ hJme÷ran kai« aÓkolouqei÷tw moi.
24
o§ß ga»r
th\n yuch\n aujtouv sw◊sai aÓpole÷sei a·n qe÷lhØ th\n yuch\n aujtouv sw◊sai aÓpo-
o§ß d∆ a·n aÓpole÷sei th\n yuch\n aujtouv aujth/n: o§ß d∆ a·n aÓpole÷shØ th\n yuch\n le÷sei aujth/n: o§ß d∆ a·n aÓpole÷shØ th\n yueºneken e˙mouv kai« touv eujaggeli÷ou sw¿- aujtouv eºneken e˙mouv euJrh/sei aujth/n. ch\n aujtouv eºneken e˙mouv ou∞toß sw¿sei sei aujth/n.
36
ti÷ ga»r wÓfelei√ a‡nqrwpon
kerdhvsai to\n ko/smon o¢lon kai« zh- miwqhvnai th\n yuch\n aujtouv;
37
chvß aujtouv;
38
ti÷ ga»r wÓfelhqh/setai a‡nqrwpoß
sei a‡nqrwpoß aÓnta¿llagma thvß
sein Leben?
me kai« tou\ß e˙mou\ß lo/gouß e˙n thØv gen- meiner und meiner Worte in dem Ge-
ti÷ ga»r wÓfelei√tai a‡nqrwpoß
schlecht, diesem, ehebrecherischen und sündi-
26
o§ß ga»r a·n e˙paiscunqhØv me kai« tou\ß
Denn wer sich meiner schämt und
e˙mou\ß lo/gouß, meiner Worte,
eaˆ◊ tau/thØ thØv moicali÷di kai« a˚martw-
lwˆ◊, kai« oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙pais-
27
gen, auch der Sohn des Menschen wird sich
Denn es wird der Sohn des Menschen
K. Aland 151996: Nr. 160.
25
e˙a»n to\n ko/smon o¢lon kerdh/shØ th\n kerdh/saß to\n ko/smon o¢lon e˚auto\n
o§ß ga»r e˙a»n e˙paiscunqhØv yuchvß aujtouv;
ben, seines? Denn wer sich schämt
149
ben, seines, meinetwillen, dieser wird retten
aujth/n.
ti÷ ga»r de« yuch\n aujtouv zhmiwqhØv; h£ ti÷ dw¿- de« aÓpole÷saß h£ zhmiwqei÷ß;
doi√ a‡nqrwpoß aÓnta¿llagma thvß yu- für das Le-
26
me÷llei ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou touvton oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙paisdessen wird sich auch der Sohn des Menschen schä-
196
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
cunqh/setai aujto/n, o¢tan e¶lqhØ e˙n thØv e¶rcesqai e˙n thØv do/xhØ touv patro\ß seiner schämen, wenn er kommt in die
kommen in der Herrlichkeit des Vaters,
Herrlichkeit seines Vaters mit den
seines, mit seinen Engeln,
do/xhØ touv patro\ß aujtouv meta» tw◊n
aujtouv meta» tw◊n aÓgge÷lwn aujtouv,
cunqh/setai, o¢tan e¶lqhØ e˙n thØv do/xhØ men, wenn er kommt in der Herrlichkeit,
aujtouv kai« touv patro\ß kai« tw◊n a˚gi÷wn seiner, und des Vaters und der heiligen
aÓgge÷lwn tw◊n a˚gi÷wn.
aÓgge÷lwn.
Engeln, den heiligen.
Engel.
kai« to/te aÓpodw¿sei e˚ka¿stwˆ kata»
und dann wird er jedem vergelten nach
seinem Handeln.
9,1
th\n pra◊xin aujtouv.
Kai« e¶legen aujtoi√ß: aÓmh\n le÷gw uJmi√n
28
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ei˙si÷n tineß
27
le÷gw de« uJmi√n aÓlhqw◊ß, ei˙si÷n tineß tw◊n
Und er sagte zu ihnen: Amen, ich sage euch:
Amen, ich sage euch: Es sind einige
tw◊n w—de e˚stw¿twn
aujtouv e˚sthko/twn
Es sind einige hier Stehenden,
der hier Stehenden,
hier Stehenden,
welche nicht den Tod kosten werden,
welche den Tod nicht kosten werden,
die nicht den Tod kosten werden,
bis sie sehen das Königreich
bis sie sehen den Sohn des Men-
bis sie das Reich Gottes sehen.
Gottes, gekommen in Macht.
schen, kommend mit dem Königreich,
seinem.
o¢ti ei˙si÷n tineß w—de tw◊n e˚sthko/twn oiºtineß ouj mh\ geu/swntai qana¿tou eºwß a·n i¶dwsin th\n basilei÷an touv qeouv e˙lhluqui√an e˙n duna¿mei.
Ich sage euch wahrhaftig: Es sind einige der
oiºtineß ouj mh\ geu/swntai qana¿tou oi≠ ouj mh\ geu/swntai qana¿tou eºwß a·n i¶dwsin to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿- eºwß a·n i¶dwsin th\n basilei÷an touv qeouv. pou e˙rco/menon e˙n thØv basilei÷aˆ aujtouv.
Bindeindizien zwischen Markus und Lukas gegen Matthäus: 01. Mk 8,34 Luk 9,23 Matth 16,24 Kai« proskalesa¿menoß to\n ⁄Elegen de« pro\ß pa¿ntaß ei•pen toi√ß maqhtai√ß aujtouv: o¡clon su\n toi√ß maqhtai√ß aujtouv ei•pen aujtoi√ß »und er rief die Menge »er sagte zu allen« »er sagte zu seinen Jüngern« zusammen mit seinen Jüngern herbei und sagte ihnen« 02. Mk 8,35 sw¿sei aujth/n »er wird sie bewahren«
Luk 9,24 sw¿sei aujth/n »er wird sie bewahren«
Matth 16,25 euJrh/sei aujth/n » er wird sie finden«
03.
Mk 8,38 o§ß ga»r e˙a»n e˙paiscunqhØv me kai« tou\ß e˙mou\ß lo/gouß ... »denn wer sich meiner und meiner Worte schämt …«
Luk 9,26 o§ß ga»r e˙a»n e˙paiscunqhØv me kai« tou\ß e˙mou\ß lo/gouß ... »denn wer sich meiner und meiner Worte schämt …«
Matth 16,26 -
04.
Mk 8,38 kai« oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙paiscunqh/setai aujto/n, o¢tan e¶lqhØ e˙n thØv do/xhØ touv patro\ß aujtouv meta» tw◊n aÓgge÷lwn tw◊n a˚gi÷wn »dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen heili- gen Engeln kommt«
Luk 9,26 touvton oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙paiscunqh/setai, o¢tan e¶lqhØ e˙n thØv do/xhØ aujtouv kai« touv patro\ß kai« tw◊n a˚gi÷wn aÓgge÷lwn »... dessen wird sich der Men- schensohn schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit und der seines Vaters und der heiligen Engel kommt«
Matth 16,27 me÷llei ga»r oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e¶rcesqai e˙n thØv do/xhØ touv patro\ß aujtouv meta» tw◊n aÓgge÷lwn aujtouv kai« to/te aÓpodw¿sei e˚ka¿stwˆ kata» th\n pra◊xin aujtouv »denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen, und dann wird er jedem nach seinem Handeln vergelten«
Trennindizien zwischen Markus und Lukas: 05. Mk 8,35 Luk 9,24 eºneken e˙mouv kai« touv eºneken e˙mouv
Matth 16,25 eºneken e˙mouv
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
eujaggeli÷ou »um meinetwillen und um des Evangeliums willen«
06. Mk 8,36 th\n yuch\n aujtouv »seine Seele«
»um meinetwillen«
»um meinetwillen«
Luk 9,25 e˚auto\n »sich selbst«
Matth 16,26 th\n yuch\n aujtouv »seine Seele«
07.
Luk Mk 8,37 ti÷ ga»r doi√ a‡nqrwpoß – aÓnta¿llagma thvß yu- chvß aujtouv »denn was soll ein Mensch als Lösegeld für sein Leben /seine Seele geben«
08.
Mk 8,38 e˙n thØv geneaˆ◊ tau/thØ thØv moicali÷di kai« a˚martwlwˆ◊, »unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht«
09.
Mk 8,38 e˙n thØv do/xhØ touv patro\ß aujtouv meta» tw◊n aÓgge÷lwn tw◊n a˚gi÷wn »in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit den heiligen Engeln«
10. Mk 9,1 w—de »hier« 11.
197
Matth 16,26 h£ ti÷ dw¿sei a‡nqrwpoß aÓnta¿llagma thvß yuchvß aujtouv »oder was wird ein Mensch als Lösegeld für sein Leben/ seine Seele geben«
Luk 9,26 e˙n thØv do/xhØ aujtouv kai« touv patro\ß kai« tw◊n a˚gi÷wn aÓgge÷lwn »in seiner Herrlichkeit und der seines Vaters und der heiligen Engel«
Matth 16,27 e˙n thØv do/xhØ touv patro\ß aujtouv meta» tw◊n aÓgge÷lwn aujtouv
Luk 9,27 aujtouv »hier«
Matth 16,28 w—de »hier«
Mk 9,1 Luk 9,27 eºwß a·n i¶dwsin th\n basi- eºwß a·n i¶dwsin th\n basi- lei÷an touv qeouv e˙lhluqui√an lei÷an touv qeouv e˙n duna¿mei »bis sie sehen, daß das Reich »bis sie das Reich Gottes Gottes mit Macht da ist« sehen«
»in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit seinen Engeln«
Matth 16,28 eºwß a·n i¶dwsin to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou e˙rco/menon e˙n thØv basilei÷aˆ aujtouv »bis sie den Sohn des Menschen in seiner Herrschaft kommen sehen«
Die Indizien (01) bis (04) belegen, daß die Quellen des Markus und Lukas ähnlich sind und sich von der Quelle des Matthäus unterscheiden. In (01) stimmen Markus und Lukas nicht dem Wortlaut nach, aber inhaltlich überein. Im Gegensatz zu Matthäus richtet Jesus bei Markus und Lukas seine Worte nicht nur an die Jünger, sondern auch an die Volksmenge. Die Indizien (05) bis (11) zeigen deutlich, daß Markus und Lukas verschiedene Quellen hatten: Wenn wir hier entweder dieselbe Quelle für beide Berichte oder Markus als Quelle des Lukas annehmen wollten, wäre Lukas höchst willkürlich mit seiner Quelle umgegangen. Es gibt jedoch keine Beispiele solcher Willkür. Wenn man auch in dem einen oder anderen Fall Gründe der Änderung einer solchen Vorlage durch Lukas finden könnte, so gilt das nicht für die Gesamtheit der Unterschiede. Was hätte zum Beispiel Lukas veranlassen können, in (05) auf die Worte »um des Evangeliums willen« zu verzichten? Was hätte ihn zu der Veränderung in (06) veranlassen können? Von besonderem Interesse ist (09), weil Lukas dort in einer im NT einzigartigen Weise von der Herrlichkeit sowohl des Sohnes als auch des Vaters als auch der Engel spricht: nicht nur der Sohn, sondern auch die Engel stehen syntaktisch auf der gleichen Ebene wie der Vater. Es handelt sich also um einen in höchst bedeutungsvoller
198
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
Weise unterschiedlichen Text. Eine willkürliche Änderung seiner Quelle ist auch hier nicht anzunehmen. Zu vermerken ist noch der folgende schwer verständliche Sachverhalt: Im Fall der Trennindizien (06), (07), (09), (10) des Lukas gegenüber Markus stimmen Markus und Matthäus gegen Lukas überein. Der Zufall und eine redigierende Tätigkeit des Lukas sind als Erklärungen auszuschließen. Am plausibelsten ist die Annahme, daß der seine Nachrichten sammelnde Historiker Lukas eine weitere Quelle oder eine an diesen Punkten unterschiedliche Quelle zur Verfügung hatte. Daß Markus die Quelle des Matthäus war, ist durch (01) bis (04), (05), (08), (11) in ihrer Gesamtheit ausgeschlossen. Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.12 Rangstreit der Jünger Mk 9,33–37; Matth 18,1–5; Luk 9,46–48 150 Mk 9,33
Kai« h™lqon ei˙ß Kafarnaou/m. Kai«
Und sie kamen nach Kapharnaum. Und
e˙n thØv oi˙ki÷aˆ geno/menoß e˙phrw¿ta aujin das Haus gekommen, fragte er
tou/ß: ti÷ e˙n thØv oJdwˆ◊ dielogi÷zesqe;
34
oi˚
Matth 18,1
∆En e˙kei÷nhØ thØv w‚raˆ proshvlqon
Luk 9,46
Ei˙shvlqen de« dialogismo\ß e˙n
sie: Was habt ihr auf dem Weg überlegt? Sie
Zu jener Stunde traten heran
aber schwiegen; denn miteinander
die Jünger zu Jesus, sagend: Wer
a‡ra mei÷zwn e˙sti«n e˙n thØv basilei÷aˆ
to\ ti÷ß a·n ei¶h mei÷zwn aujtw◊n.
hatten sie auf dem Weg überlegt, wer
ist wohl (der) Größere in dem Königreich
das: Wer (der) Größere von ihnen sei.
de« e˙siw¿pwn: pro\ß aÓllh/louß ga»r diele÷cqhsan e˙n thØv oJdwˆ◊ ti÷ß mei÷zwn. (der) Größere (sei).
oi˚ maqhtai« twˆ◊ ∆Ihsouv le÷gonteß: ti÷ß aujtoi√ß,
tw◊n oujranw◊n;
der Himmel?
35
kai« kaqi÷saß e˙fw¿nhsen tou\ß dw¿-
Hineinkam aber ein Gedanke in sie,
Und sich gesetzt habend, rief er die Zw-
deka kai« le÷gei aujtoi√ß: ei¶ tiß qe÷lei ölf und sagt zu ihnen: Wenn einer will
prw◊toß ei•nai, e¶stai pa¿ntwn e¶scatoß Erster sein, soll er Letzter aller sein
kai« pa¿ntwn dia¿konoß.
36
kai« labw»n
2
kai« proskalesa¿menoß paidi÷on
47
oJ de« ∆Ihsouvß ei˙dw»ß to\n dialogismo\n
und aller Diener. Und genommen habend
Und zu sich gerufen habend ein Kind,
Aber Jesus, kennend die Überlegung
ein Kind, stellte er es in ihre Mitte,
stellte er es in ihre Mitte und
ihres Herzens, genommen habend
und es umarmt habend, sagte er zu ih-
sagte: Amen, ich sage euch: Wenn nicht um-
fhvte kai« ge÷nhsqe w˚ß ta» paidi÷a, ouj
48
nen:
kehrt ihr und werdet wie die Kinder, nicht
und sagte zu ihnen:
werdet ihr hineinkommen in das Königreich
der Himmel. Wer also *sich* erniedri-
gen wird *sich* wie dieses Kind,
der ist der Größere in dem Königreich
der Himmel
paidi÷on e¶sthsen aujto\ e˙n me÷swˆ aujtw◊n e¶sthsen aujto\ e˙n me÷swˆ aujtw◊n 3 kai« thvß kardi÷aß aujtw◊n, e˙pilabo/menoß kai« e˙nagkalisa¿menoß aujto\ ei•pen auj- ei•pen: aÓmh\n le÷gw uJmi√n, e˙a»n mh\ stra- paidi÷on e¶sthsen aujto\ par∆ e˚autwˆ◊ toi√ß:
mh\ ei˙se÷lqhte ei˙ß th\n basilei÷an
kai« ei•pen aujtoi√ß:
tw◊n oujranw◊n. 4 o¢stiß ou™n tapeinw¿-
sei e˚auto\n w˚ß to\ paidi÷on touvto,
ou∞to/ß e˙stin oJ mei÷zwn e˙n thØv basilei÷aˆ
tw◊n oujranw◊n.
5
Und
37
ein Kind, stellte es neben sich
o§ß a·n e≠n tw◊n toiou/twn paidi÷wn
Wer immer eines der so beschaffenen Kinder 150
K. Aland 151996: Nr. 166.
kai«
o§ß e˙a»n de÷xhtai e≠n paidi÷on toiouvto o§ß e˙a»n de÷xhtai touvto to\ paidi÷on e˙pi«
wer immer ein solches Kind aufnimmt
Wer immer dieses Kind aufnimmt in
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
199
de÷xhtai e˙pi« twˆ◊ ojno/mati÷ mou, e˙me« de÷ce- e˙pi« twˆ◊ ojno/mati÷ mou, e˙me« de÷cetai.
twˆ◊ ojno/mati÷ mou, e˙me« de÷cetai: kai« o§ß
in meinem Namen aufnimmt, mich nim-
meinem Namen, mich nimmt er auf. Und wer
in meinem Namen, mich nimmt er auf.
tai: kai« o§ß a·n e˙me« de÷chtai, oujk e˙me« mt er auf; und wer mich aufnimmt, nicht mich
a·n e˙me« de÷xhtai, de÷cetai to\n aÓpomich aufnimmt, nimmt den *mich* ge-
de÷cetai aÓlla» to\n aÓpostei÷lanta¿ me.
stei÷lanta¿ me: oJ ga»r mikro/teroß e˙n
nimmt er auf, sondern den mich gesandt Habenden.
sandt Habenden *mich* auf; denn der kleiner unter
pa◊sin uJmi√n uJpa¿rcwn ou∞to/ß e˙stin
euch allen Seiende, der ist
me÷gaß.
groß.
Markus und Lukas haben folgende Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Matth Mk 9,33 – ti÷ e˙n thØv oJdwˆ◊ dielogi÷zesqe »Was habt ihr unterwegs überlegt«
Luk 9,46 Ei˙shvlqen de« dialogismo\ß e˙n aujtoi√ß »Es kam unter ihnen der Gedanke auf…« (vgl. 9,47)
02.
Matth 18,1 ti÷ß a‡ra mei÷zwn e˙sti«n e˙n thØ v basilei÷a tw◊n oujranw◊n »Wer ist denn größer im Kö- nigreich der Himmel«
03. Matth –
Mk 9,34 Luk 9,46 ti÷ß mei÷zwn ti÷ß a·n ei¶h mei÷zwn aujtw◊n »Wer ist größer« »…wer von ihnen wohl größer sei« Mk 9,37 Luk 9,48 kai« o§ß a·n e˙me« de÷chtai, oujk kai« o§ß a·n e˙me« de÷xhtai, de÷cetai e˙me« de÷cetai aÓlla» to\n aÓpo- to\n aÓpostei÷lanta¿ me stei÷lanta¿ me »und wer mich aufnimmt, »und wer mich aufnimmt, nimmt nimmt nicht mich auf, son- den auf, der mich gesandt hat« dern den, der mich gesandt hat«
In welchem Verhältnis stehen Markus und Lukas zueinander? Bei Lukas finden sich nicht (a) die Ortsangabe Kapernaum, (b) die für Markus’ Stil so kennzeichnende Rückblende »Was habt ihr überlegt?« »Denn sie hatten…«, (c) die Ansprache an die Zwölf (9,35), (d) e˙nagkalisa¿menoß aujto\ »er schloß es in die Arme«, (d) die rhetorisch wirksame Formulierung Mk 9,37 »…nimmt nicht mich auf…« Andererseits gibt es weitere Übereinstimmungen: Luk 9,47a enthält die Voraussetzung der Rückblende bei Markus, aber an einer anderen Stelle der Erzählung (9,33.34): Jesus hatte ihre Gedanken gelesen; der Inhalt der Ansprache Jesu bei Markus (9,35) findet sich bei Lukas in anderem Wortlaut ebenfalls an anderer Stelle, am Ende der Rede (Luk 9,48b). All das führt zu dem Schluß, daß weder Markus die Vorlage des Lukas war noch Lukas die Vorlage des Markus. Die Frage der literarischen Beziehungen dieser drei Texte ist folgendermaßen zu beantworten: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.13 Der reiche Jüngling Mk 10,17–22; Matth 19,16–22; Luk 18,18–23 151 Mk 10,17
Kai« e˙kporeuome÷nou aujtouv ei˙ß
Als er hinausging auf
Matth 19,16
Kai« i˙dou\ ei–ß proselqw»n
Und siehe, einer gekommen
oJdo\n prosdramw»n ei–ß kai« gonupeth/-
Luk 18,18
(den) Weg, hinzugelaufen einer und auf die Knie gefal-
Und
Kai«
saß aujto\n e˙phrw¿ta aujto/n:
aujtwˆ◊ ei•pen:
e˙phrw¿thse÷n tiß aujto\n a‡rcwn le÷gwn:
len vor ihm, fragte ihn:
zu ihm, sagte:
einer fragte ihn, ein Vorsteher, sagend:
151
K. Aland 151996: Nr. 254.
200
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
dida¿skale aÓgaqe÷, ti÷ poih/sw iºna
dida¿skale, ti÷ aÓgaqo\n poih/sw iºna
Guter Meister, was soll ich tun, damit
Meister, was soll ich Gutes tun, damit
zwh\n ai˙w¿nion klhronomh/sw;
18
oJ de«
scw◊ zwh\n ai˙w¿nion;
17
oJ de«
dida¿skale aÓgaqe÷, ti÷ poih/saß Guter Meister, was getan habend,
zwh\n ai˙w¿nion klhronomh/sw;
ich ewiges Leben erbe?
∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊: ti÷ me le÷geiß aÓga- ei•pen aujtwˆ◊: ti÷ me e˙rwtaˆ◊ß peri« touv
ich ewiges Leben erlange? Er aber
19
Jesus aber sagte: Was nennst du mich g-
sagte zu ihm: Was fragst du mich über das
Jesus aber sagte zu ihm: Was nennst du mich
ut? Niemand (ist) gut, nur einer, Gott.
Gute? Einer ist der Gute.
qo/n; oujdei«ß aÓgaqo\ß ei˙ mh\ ei–ß oJ qeo/ß. aÓgaqouv; ei–ß e˙stin oJ aÓgaqo/ß:
ewiges Leben werde ich erben?
ei•pen de« aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: ti÷ me le÷geiß
aÓgaqo/n; oujdei«ß aÓgaqo\ß ei˙ mh\ ei–ß oJ gut? Niemand (ist) gut, nur einer,
qeo/ß.
Gott.
ei˙ de« qe÷leiß ei˙ß th\n zwh\n ei˙selqei√n,
Wenn du aber in das Leben eingehen willst,
halte
19
th/rhson
ta»ß e˙ntola»ß oi•daß:
ta»ß e˙ntola¿ß.
18
le÷gei aujtwˆ◊: poi÷aß;
20
ta»ß e˙ntola»ß oi•daß:
Du kennst die Gebote:
die Gebote! Er sagt zu ihm: Welche?
Jesus aber sagte:
to\ ouj foneu/seiß, ouj moiceu/seiß,
mh\ moiceu/shØß, mh\ foneu/shØß,
Nicht töte, nicht brich die Ehe,
nicht sollst du töten, nicht sollst du die Ehe brechen,
Nicht brich die Ehe, nicht töte,
nicht stehle, nicht mache falsche Zeugen- aussagen,
nicht sollst du stehlen, nicht sollst du eine falsche Zeugenaussage machen,
nicht stehle, nicht mache falsche Zeugenaussagen,
nicht beraube, ehre den
ehre den
pate÷ra kai« th\n mhte÷ra,
pate÷ra sou kai« th\n mhte÷ra.
Vater, deinen, und die Mutter!
Vater und die Mutter,
Vater, deinen, und die Mutter!
und: du sollst lieben deinen Nächsten wie
dich selbst!
mh\ foneu/shØß, mh\ moiceu/shØß, mh\ kle÷yhØß, mh\ yeudomarturh/shØß, mh\ aÓposterh/shØß, ti÷ma to\n
pate÷ra sou kai« th\n mhte÷ra. 20
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen:
Du kennst die Gebote:
ouj kle÷yeiß, ouj yeudomarturh/seiß, mh\ kle÷yhØß, mh\ yeudomarturh/shØß, 19
ti÷ma to\n
ti÷ma to\n ehre den
kai« aÓgaph/seiß to\n plhsi÷on sou w˚ß
seauto/n.
oJ de« e¶fh aujtwˆ◊: dida¿skale, tauvta
20
le÷gei aujtwˆ◊ oJ neani÷skoß: pa¿nta
21
oJ de« ei•pen: tauvta pa¿nta e˙fu/laxa e˙k
Er aber sagte zu ihm: Meister, dies
Der Jüngling sagte: Alles
pa¿nta e˙fulaxa¿mhn e˙k neo/thto/ß mou. tauvta e˙fu/laxa: ti÷ e¶ti uJsterw◊;
neo/thtoß.
alles habe ich seit meiner Jugend gehalten.
dies habe ich befolgt. Worin noch stehe ich zurück?
Jugend an.
21
oJ de« ∆Ihsouvß e˙mble÷yaß aujtwˆ◊ hjga¿ph-
Aber Jesus, ihn näher angeblickt habend, gewann
Er aber sagte: Dies alles habe ich befolgt seit
22
aÓkou/saß de« oJ ∆Ihsouvß
(Dies) aber gehört habend, Jesus
sen aujto\n kai« ei•pen aujtwˆ◊: eºn se
21
lieb ihn und sagte zu ihm: Eines dir
Jesus sagte zu ihm: Wenn du willst voll-
sagte zu ihm: Noch eins fehlt dir.
fehlt. Gehe! Alles, was du hast, verkaufe
kommen sein, gehe, verkaufe deine
Verkaufe alles, was du hast, und verteile
und gib den Armen! So wirst du haben einen Scha-
Güter und gib den Armen!
unter Armen! So wirst du haben einen Schatz in den
sauro\n e˙n oujranwˆ◊, kai« deuvro aÓko-
kai« eºxeiß qhsauro\n e˙n oujranoi√ß,
oujranoi√ß, kai« deuvro aÓkolou/qei moi.
tz im Himmel, und komme her! Fol-
Und du wirst einen Schatz in (den) Himmeln haben.
Himmeln. Und komm her! Folge mir!
ge mir! Er aber, ärgerlich geworden über das
Und komme her! Folge mir! Gehört habend
de« oJ neani÷skoß to\n lo/gon
Er aber, gehört habend dies,
peri÷lupoß e˙genh/qh:
Wort,
aber der Jüngling das Wort,
wurde sehr betrübt;
ging betrübt weg;
ging er betrübt weg;
h™n ga»r e¶cwn kth/mata polla¿.
h™n ga»r plou/sioß sfo/dra.
denn er war habend viele Besitztümer.
denn er war habend viele Besitztümer.
denn er war sehr reich.
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: ei˙ qe÷leiß te÷- ei•pen aujtwˆ◊: e¶ti eºn soi lei÷pei:
uJsterei√: u¢page, o¢sa e¶ceiß pw¿lhson leioß ei•nai, u¢page pw¿lhso/n sou ta» pa¿nta o¢sa e¶ceiß pw¿lhson kai« dia¿doß kai« do\ß [toi√ß] ptwcoi√ß, kai« eºxeiß qh- uJpa¿rconta kai« do\ß [toi√ß] ptwcoi√ß, ptwcoi√ß, kai« eºxeiß qhsauro\n e˙n [toi√ß]
lou/qei moi.
22
oJ de« stugna¿saß e˙pi« twˆ◊ kai« deuvro aÓkolou/qei moi.
lo/gwˆ
aÓphvlqen lupou/menoß: h™n ga»r e¶cwn kth/mata polla¿.
22
aÓkou/saß
aÓphvlqen lupou/menoß:
Markus und Lukas haben folgende Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Mk 10,17 Luk 18,18 e˙phrw¿ta e˙phrw¿thse÷n »er fragte« »er fragte«
23
oJ de« aÓkou/saß tauvta
Matth 19,16 ei•pen »er sagte«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
201
02. Mk 10,17 iºna ... klhronomh/sw »damit ich erbe«
Luk 18,18 iºna ... klhronomh/sw »damit ich erbe«
Matth 19,16 scw◊ »damit ich bekomme«
03.
Luk 18,19 oujdei«ß aÓgaqo\ß ei˙ mh\ ei–ß oJ qeo/ß
Matth 19,17 ei–ß e˙stin oJ aÓgaqo/ß
»niemand ist gut außer Gott allein«
»einer ist der Gute«
Mk 10,18 oujdei«ß aÓgaqo\ß ei˙ mh\ ei–ß oJ qeo/ß »niemand ist gut außer Gott allein«
Luk 18,20 04. Mk 10,19 ta»ß e˙ntola»ß oi•daß ta»ß e˙ntola»ß oi•daß »du kennst die Gebote« »du kennst die Gebote«
Matth 19,17 ei˙ de« qe÷leiß ei˙ß th\n zwh\n ei˙selqei√n th/rhson ta»ß e˙ntola¿ß »wenn du in das Leben hineingehen willst, beachte die Gebote«
5. Mk 10,19 mh/ + Konj Aorist
Luk 18,20 mh/ + Konj Aorist
Matth 19, 18 ou˙ + Ind. Futur
06. Mk 10,20 oJ de« »der«
Luk 18,21 oJ de« »der«
Matth 19,20 oJ neani÷skoß »der Jüngling«
07. Mk 10,21 Luk 18,22 eºn se uJsterei√ e¶ti eºn soi lei÷pei »eins fehlt dir« »eins fehlt dir noch« 08. Mk 10,22 oJ de« »der«
Matth 19,21 ei˙ qe÷leiß te÷leioß ei•nai »wenn du vollkommen sein willst«
Luk 18,23 Matth 19,22 oJ de« oJ neani÷skoß »der« »der Jüngling«
Markus weist folgende Trennindizien gegen Lukas auf: 09. Mk 10,17 Luk 18,18 prosdramw»n ei–ß kai« – gonupeth/saß »er lief herbei und warf sich auf die Knie« 10. Mk 10,20 dida¿skale »Lehrer«
Luk 18,21 –
11.
Mk 10,21 ∆Ihsouvß e˙mble÷yaß aujtwˆ◊ hjga¿phsen »Jesus sah ihn näher an und mochte ihn sehr«
Luk 18,22 aÓkou/saß de« oJ ∆Ihsouvß
12.
Mk 10,22 stugna¿saß e˙pi« twˆ◊ lo/gwˆ »bei diesem Satz wurde er ärgerlich«
Luk 18,23 aÓkou/saß tauvta »er hörte dies«
»Jesus hörte«
Matthäus hatte eine von (den Quellen des) Markus und Lukas deutlich verschiedene Quelle, wie sich einerseits aus (01) bis (08), andererseits aus weiteren Besonderheiten des Matthäus ergibt. Zum Beispiel hat Matthäus allein das zusätzliche Gebot »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Dazu kommt der ganz andere Text in Matth 19,16f. In beiden Fällen sind keine Selbständigkeiten des Matthäus plausibel.
202
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
Markus und Lukas hatten zwei einander eng verwandte, aber nicht gleiche Quellen, wie einerseits aus (01) bis (08), andererseits aus (09) bis (12) zu schließen ist. Zu (09) ist anzumerken, daß der Jüngling bei Markus (und Matthäus) nicht näher gekennzeichnet wird (»einer«), während er bei Lukas (18,18) ein »Oberster« ist – sicher keine Änderung eines Redaktors Lukas. Ein Verzicht des Lukas auf so wirkungsvolle Stücke des Markustextes wie (11) und (12) wäre weder erklärlich, wenn man annähme, daß Markus die Quelle des Lukas war, noch wenn man annähme, daß sie eine gemeinsame Quelle hatten. Außerdem hat Markus in 19,22 einen ganz anderen Wortlaut als Lukas 18,23, einen Wortlaut, der jedoch schon auf die gemeinsame Tradition aller drei Synoptiker zurückgeht, wie der identische Text bei Matthäus 19,22b zeigt. Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.14 Blindenheilung (Bartimäus) Mk 10,46–52; Matth 20,29–34; Luk 18,35–43 152 Mk 10,46
Kai« e¶rcontai ei˙ß ∆Iericw¿. Kai«
Matth 20,29
Kai«
Luk 18,35
∆Ege÷neto de« e˙n twˆ◊ e˙ggi÷zein aujto\n
Und sie kommen nach Jericho. Und
Und
Es geschah: Während er nahe herankam
als er aus Jericho herausging
als sie aus Jericho herausgingen,
an Jericho,
und seine Jünger und eine Menge,
folgte ihm eine zahlreiche Menge.
zahlreiche, der Sohn (des) Timäus, Bartimäus,
Und siehe,
du/o tufloi« kaqh/menoi para»
tuflo/ß tiß e˙ka¿qhto para» th\n oJdo\n
ein blinder Bettler, saß an
zwei Blinde sitzend an
ein Blinder saß am Weg,
dem Weg. Und gehört habend,
dem Weg, gehört habend,
bettelnd. Gehört habend eine Menge vorüber-
e˙kporeuome÷nou aujtouv aÓpo\ ∆Iericw» kai« tw◊n maqhtw◊n aujtouv kai« o¡clou i˚kanouv oJ ui˚o\ß Timai÷ou Bartimai√oß, tuflo\ß prosai÷thß, e˙ka¿qhto para» th\n oJdo/n.
47
kai« aÓkou/saß
e˙kporeuome÷nwn aujtw◊n aÓpo\ ∆Iericw» ei˙ß ∆Iericw» hjkolou/qhsen aujtwˆ◊ o¡cloß polu/ß. 30
kai« i˙dou\
th\n oJdo\n aÓkou/santeß
e˙paitw◊n.
36
aÓkou/saß de« o¡clou diapo-
reuome÷nou e˙punqa¿neto ti÷ ei¶h touvto. ziehend, fragte er, was dies sei.
37
Sie berichteten ihm,
daß Jesus der Nazarener es ist, inständig
daß Jesus vorübergeht,
e¶kraxan le÷gonteß:
daß Jesus der Nazoräer vorübergehe.
38
schrie er und sagte:
schrien, sagend:
Und er rief, sagend: Jesus, Sohn
Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!
Davids, erbarme dich meiner!
Und es fuhren ihn viele an,
Aber die Menge fuhr sie an,
Und die Vorangehenden fuhren ihn an,
daß er schweigen solle. Er jedoch
daß sie schweigen sollten. Sie jedoch
viel mehr schrie:
schrien lauter,
le÷gonteß: e˙le÷hson hJma◊ß, ku/rie,
ui˚e« Daui÷d, e˙le÷hso/n me.
Sohn Davids, erbarme dich meiner!
sagend: Erbarme dich unser, Herr,
Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Sohn Davids.
o¢ti ∆Ihsouvß oJ Nazarhno/ß e˙stin h¡rxa- o¢ti ∆Ihsouvß para¿gei, to kra¿zein kai« le÷gein:
ui˚e« Daui«d ∆Ihsouv, e˙le÷hso/n me. 48
kai« e˙peti÷mwn aujtwˆ◊ polloi«
iºna siwph/shØ: oJ de«
pollwˆ◊ ma◊llon e¶krazen: ui˚e« Daui÷d, e˙le÷hso/n me.
49
kai« sta»ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen: fwnh/sa-
aÓph/ggeilan de« aujtwˆ◊
o¢ti ∆Ihsouvß oJ Nazwrai√oß pare÷rcetai. kai« e˙bo/hsen le÷gwn: ∆Ihsouv ui˚e«
e˙le÷hson hJma◊ß, [ku/rie,] ui˚o\ß Daui÷d. Daui÷d, e˙le÷hso/n me. 31
oJ de« o¡cloß e˙peti÷mhsen aujtoi√ß
iºna siwph/swsin: oi˚ de« mei√zon e¶kraxan
ui˚o\ß Daui÷d. 32
kai« sta»ß oJ ∆Ihsouvß e˙fw¿nhsen
39
kai« oi˚ proa¿gonteß e˙peti÷mwn aujtwˆ◊
iºna sigh/shØ, aujto\ß de«
daß er schweigen solle. Er aber
pollwˆ◊ ma◊llon e¶krazen: viel mehr schrie:
40
staqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß e˙ke÷leusen
Und stehen geblieben, sagte Jesus. Ru-
Und stehen geblieben, Jesus rief
te aujto/n. kai« fwnouvsin to\n tuflo\n aujtou\ß
aujto\n aÓcqhvnai pro\ß aujto/n.
ft ihn. Und sie rufen den Blinden,
sie
daß er zu ihm geführt werde.
le÷gonteß aujtwˆ◊: qa¿rsei, e¶geire, fwnei√ sagend zu ihm: Sei guten Mutes, stehe auf, er ruft
se.
50
oJ de« aÓpobalw»n to\ i˚ma¿tion auj-
dich! Er aber, abgeworfen habend den Mantel, sei152
K. Aland 151996: Nr. 96 und Nr. 264.
Stehen geblieben, befahl Jesus,
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II touv aÓnaphdh/saß h™lqen pro\ß to\n
e˙ggi÷santoß de« aujtouv e˙phrw¿thsen
nen, aufgesprungen, kam zu
∆Ihsouvn.
51
203
Als er sich genähert hatte, fragte er
kai« aÓpokriqei«ß aujtwˆ◊ oJ
aujto/n:
Jesus. Daraufhin zu ihm
ihn:
∆Ihsouvß ei•pen: ti÷ soi qe÷leiß poih/sw; kai« ei•pen: ti÷ qe÷lete poih/sw uJmi√n;
41
sagte Jesus: Was willst du, soll ich dir tun?
und sagte: Was wollt ihr, soll ich euch tun?
Was willst du, soll ich dir tun? Er sagte:
Der Blinde sagte zu ihm: Rabbuni,
Sie sagen zu ihm: Herr,
iºna aÓnoigw◊sin oi˚ ojfqalmoi« hJmw◊n.
iºna aÓnable÷yw.
daß ich wieder sehen kann.
daß unsere Augen geöffnet werden.
daß ich wieder sehen kann.
Sich erbarmt habend, berührte Jesus
ihre Augen.
oJ de« tuflo\ß ei•pen aujtwˆ◊: rJabbouni÷, iºna aÓnable÷yw. 52
33
34
le÷gousin aujtwˆ◊: ku/rie,
splagcnisqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß h¢yato
ti÷ soi qe÷leiß poih/sw; oJ de« ei•pen:
ku/rie, Herr,
tw◊n ojmma¿twn aujtw◊n,
kai« oJ ∆Ihsouvß
Und Jesus
42
kai« oJ ∆Ihsouvß
Und Jesus
ei•pen aujtwˆ◊:
ei•pen aujtwˆ◊:
sagte zu ihm:
sagte zu ihm:
Gehe hin, dein Glaube hat dich gerettet.
Du sollst wieder sehen! Dein Glaube hat dich gerettet.
u¢page, hJ pi÷stiß sou se÷swke÷n se.
aÓna¿bleyon: hJ pi÷stiß sou se÷swke÷n se.
kai« eujqu\ß aÓne÷bleyen
kai« eujqe÷wß aÓne÷bleyan
43
Und sofort sah er wieder:
Und sofort sahen sie wieder.
Und sofort sah er wieder.
Und er folgte ihm auf dem Weg.
Und sie folgten ihm.
kai« hjkolou/qei aujtwˆ◊ e˙n thØv oJdwˆ◊.
kai« hjkolou/qhsan aujtwˆ◊.
kai« paracrhvma aÓne÷bleyen
kai« hjkolou/qei aujtwˆ◊ Und er folgte ihm,
doxa¿zwn to\n qeo/n. kai« pa◊ß oJ lao\ß Gott verherrlichend. Und das gesamte Volk,
i˙dw»n e¶dwken ai•non twˆ◊ qewˆ◊.
(dies) gesehen habend, gab Lobpreis Gott.
Beide Blindenheilungen bei Matthäus (20,29–34 und 9,27–31) sind durch die folgenden Trennindizien von den Heilungen bei Markus und Lukas unterschieden: 01. In beiden Berichten des Matthäus ist von zwei Blinden die Rede, bei Markus und Lukas von einem. 02. In beiden Berichten des Matthäus nimmt Jesus eine Handlung vor, er berührt die Augen der Blinden, während er bei Markus und Lukas nur mit dem Blinden spricht. 03. Der Wortlaut selbst in den parallelen Stücken ist verschieden: Mk 10,48 Matth 20,31 oi˚ de« mei√zon e¶kraxan oJ de« pollwˆ◊ ma◊llon e¶krazen le÷gonteß »sie schrien noch lauter »der aber schrie viel mehr« und sagten«
Luk 18,39 aujto\ß de« pollwˆ◊ ma◊llon e¶krazen »er aber schrie viel mehr«
Markus und Lukas sind u. a. durch die folgenden Trennindizien voneinander unterschieden: 04. Mk 10,46 Luk 18,35 Kai« e˙kporeuome÷nou aujtouv aÓpo\ ∆Iericw» kai« tw◊n maqhtw◊n aujtouv kai« o¡clou i˚kanouv oJ ui˚o\ß Timai÷ou Bartimai√oß »und als er mit seinen Jüngern und einer großen Volksmenge aus Jericho hinauszog, (saß) der Sohn des Timaios Bartimaios …« 05. Mk 10,47 kai« aÓkou/saß o¢ti ∆Ihsouvß oJ Nazarhno/ß e˙stin ...
Luk 18,36 aÓkou/saß de« o¡clou diaporeuome÷nou e˙punqa¿neto ti÷ ei¶h touvto
204
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
»und als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war …«
aÓph/ggeilan de« aujtwˆ◊ o¢ti ∆Ihsouvß oJ Nazwrai√oß pare÷rcetai ... »und als er nun die Volksmenge hindurchziehen hörte, erkundigte er sich, was das sei. Sie sagten ihm, daß Jesus von Nazareth vorbeigehe …«
06.
Luk 18,40 staqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß e˙ke÷leusen aujto\n aÓcqhvnai pro\ß aujto/n
Mk 10,49–51 kai« sta»ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen: fwnh/sate aujto/n. kai« fwnouvsin to\n tuflo\n le÷gonteß aujtwˆ◊: qa¿rsei, e¶geire, fwnei√ se. oJ de« aÓpobalw»n to\ i˚ma¿tion aujtouv aÓnaphdh/saß h™lqen ∆Ihsouvn. kai« aÓpokriqei«ß aujtwˆ◊ oJ pro\ß to\n ∆Ihsouvß ei•pen »da blieb Jesus stehen und sagte: Ruft ihn! Und sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Nur Mut! Steh auf! Er ruft dich. Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus, und daraufhin sagte Jesus zu ihm …«
07. Mk 10,52 –
»Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er nahe herangekommen war, fragte er ihn …«
Luk 18,43 kai« pa◊ß oJ lao\ß i˙dw»n e¶dwken ai•non twˆ◊ qewˆ◊. »und als es das sah, pries das gesamte Volk Gott«
Die Indizien (01) bis (03) genügen für die Annahme einer von (den Quellen des) Markus und Lukas verschiedenen Quelle des Matthäus. Zugleich sind sie Bindeindizien der Berichte des Markus und Lukas gegen Matthäus. Markus und Lukas unterscheiden sich deutlich an folgenden Punkten: Bei Markus kommt es zu Jesu Begegnung mit dem Blinden, als Jesus Jericho verläßt, bei Lukas, als er sich Jericho nähert. Markus nennt den Blinden mit Namen, bei Lukas ist er namenlos (04). Lukas erzählt farbiger als Markus vom Beginn der Begegnung zwischen Jesus und dem Blinden (05). Bei Markus ist die Fortsetzung sehr viel lebendiger geschildert (06). Das Interesse beider Autoren an solchen Einzelheiten erlaubt den Schluß, daß keiner die Einzelheiten, die der andere schildert, in seiner Quelle vorfand. Das gilt auch für (07), es ist nicht erkennbar, warum Markus auf diesen Schlußsatz hätte verzichtet haben sollen. Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
205
3.2.15 Die Bildrede von den Winzern Mk 12,1–12; Matth 21,33–46; Luk 20,9–19153 Mk 12,1
Kai« h¡rxato aujtoi√ß e˙n parabo-
Matth 21,33
⁄Allhn parabolh\n aÓkou/sa-
Luk 20,9
⁄Hrxato de« pro\ß to\n lao\n le÷gein
Und er unternahm es, in Bild-
Eine andere Bildrede hö-
reden zu reden:
rt: Ein Mensch, ein Hausherr,
o¢stiß e˙fu/teusen aÓmpelw◊na kai«
e˙fu/teusen aÓmpelw◊na
Einen Weinberg ein Mensch
welcher einen Weinberg pflanzte und
pflanzte einen Weinberg
pflanzte und zog einen Zaun herum
einen Zaum um ihn zog und gr-
und grub eine Kelter und bau-
ub in ihm eine Kelter und baute
te einen Turm und verpachtete ihn Wein-
einen Turm und verpachtete ihn Weinbauern
und verpachtete ihn Weinbauern
bauern und ging weg.
und ging weg
und ging lange Zeiten weg.
lai√ß lalei√n:
aÓmpelw◊na a‡nqrwpoß e˙fu/teusen kai« perie÷qhken fragmo\n
te. a‡nqrwpoß h™n oi˙kodespo/thß
fragmo\n aujtwˆ◊ perie÷qhken kai« w‡ru-
Er unternahm es aber, zum Volk zu sagen
th\n parabolh\n tau/thn: a‡nqrwpo/ß [tiß] diese Bildrede: Ein Mensch
kai« w‡ruxen uJpolh/nion kai« wˆÓkodo/mh- xen e˙n aujtwˆ◊ lhno\n kai« wˆÓkodo/mhsen sen pu/rgon kai« e˙xe÷deto aujto\n gewr- pu/rgon kai« e˙xe÷deto aujto\n gewrgoi√ß kai« e˙xe÷deto aujto\n gewrgoi√ß goi√ß kai« aÓpedh/mhsen.
kai« aÓpedh/mhsen.
kai« aÓpedh/mhsen cro/nouß i˚kanou/ß.
34
Als aber herangekommen war die Zeit der Frü- Und zur gegebenen Zeit
2
o¢te de« h¡ggisen oJ kairo\ß tw◊n kar-
10
kai« kairwˆ◊
kai« aÓpe÷steilen pro\ß tou\ß gewrgou\ß pw◊n, aÓpe÷steilen tou\ß dou/louß auj- aÓpe÷steilen pro\ß tou\ß gewrgou\ß
Und er sandte zu den Weinbauern
chte, sandte er die Knechte, sei-
sandte er zu den Weinbauern
twˆ◊ kairwˆ◊ douvlon iºna para» tw◊n gewr- touv pro\ß tou\ß gewrgou\ß labei√n
douvlon iºna aÓpo\ touv karpouv touv
zur rechten Zeit einen Knecht, damit von den
ne, zu den Weinbauern, um in Empfang zu
einen Knecht, damit von der Frucht des
Wein-
nehmen
gw◊n la¿bhØ aÓpo\ tw◊n karpw◊n touv
tou\ß karpou\ß aujtouv.
bauern er in Empfang nehme von den Früchten des seine Früchte.
aÓmpelw◊noß:
aÓmpelw◊noß dw¿sousin aujtwˆ◊: Weinbergs sie ihm gäben.
Weinbergs. 3
kai« labo/nteß aujto\n e¶deiran kai« aÓp- 35 kai« labo/nteß oi˚ gewrgoi« tou\ß dou/- oi˚ de« gewrgoi« e˙xape÷steilan aujto\n
Doch ihn ergriffen habend, prügelten sie (ihn) und schick-
Und ergriffen habend die Weinbauern die Kne- Die Weinbauern aber schickten ihn fort,
e÷steilan keno/n.
louß aujtouv o§n me«n e¶deiran, o§n de«
dei÷ranteß keno/n.
ten ihn leer weg.
chte, seine, den einen prügelten, den anderen
verprügelt habend, leer.
töteten sie, den dritten steinigten sie.
4
kai« pa¿lin aÓpe÷steilen pro\ß aujtou\ß
aÓpe÷kteinan, o§n de« e˙liqobo/lhsan. 36
pa¿lin aÓpe÷steilen a‡llouß dou/louß 11 kai« prose÷qeto eºteron pe÷myai douvlon:
Und wieder sandte er zu ihnen
Wiederum sandte er andere Knechte,
einen anderen Knecht; auch dem zerschlugen
zahlreicher als die ersten. Und sie ta-
san aujtoi√ß w˚sau/twß.
santeß e˙xape÷steilan keno/n. 12kai«
sie den Kopf und beschimpften (ihn).
ten ihnen ebenso.
schimpft habend, schickten (ihn) leer fort.
a‡llon douvlon: kaÓkei√non e˙kefali÷w- san kai« hjti÷masan. 5
plei÷onaß tw◊n prw¿twn, kai« e˙poi÷h-
kai« a‡llon aÓpe÷steilen: kaÓkei√non
Und er sandte noch dazu einen anderen Knecht.
oi˚ de« kaÓkei√non dei÷ranteß kai« aÓtima¿Sie aber, auch ihn verprügelt habend und be-
prose÷qeto tri÷ton pe÷myai: oi˚ de« kai«
Und einen anderen sandte er; den
Und er sandte dazu noch einen dritten; sie aber auch
töteten sie; und viele andere,
diesen verwundet habend, warfen (ihn) hinaus.
aÓpe÷kteinan, kai« pollou\ß a‡llouß,
touvton traumati÷santeß e˙xe÷balon.
ou§ß me«n de÷ronteß, ou§ß de« aÓpokte÷ndie einen prügelnd, die anderen töt-
nonteß. 6 e¶ti eºna ei•cen ui˚o\n aÓgaphto/n:
37
end. Noch einen hatte er, einen geliebten Sohn;
Zuletzt aber sandte er zu ih-
er sandte ihn als letzten zu ih-
nen seinen Sohn, sagend: Sie werden sich
ph/sontai to\n ui˚o/n mou.
aÓgaphto/n: i¶swß touvton e˙ntraph/son-
nen, sagend: Sie werden sich scheuen vor
scheuen vor meinem Sohn.
geliebten. Vielleicht vor ihm werden sie
meinem Sohn. Jene Weinbauern aber zu-
Aber die Weinbauern gesehen habend den Sohn, sag-
sich scheuen. Gesehen habend aber ihn, die Weinbauern
einander sagten: Dieser ist der Er-
ten untereinander: Dieser ist der Er-
überlegten miteinander, sa-
u¢steron de« aÓpe÷steilen pro\ß auj-
13
ei•pen de« oJ ku/rioß touv aÓmpelw◊noß: ti÷
Aber der Herr des Weinbergs sagte: Was
aÓpe÷steilen aujto\n e¶scaton pro\ß auj- tou\ß to\n ui˚o\n aujtouv le÷gwn: e˙ntra- poih/sw; pe÷myw to\n ui˚o/n mou to\n tou\ß le÷gwn o¢ti e˙ntraph/sontai to\n ui˚o/n mou. 7 e˙kei√noi de« oi˚ gewrgoi« pro\ß
38
werde ich tun? Ich schicke meinen Sohn, den
oi˚ de« gewrgoi« i˙do/nteß to\n ui˚o\n ei•- tai.
14
i˙do/nteß de« aujto\n oi˚ gewrgoi«
e˚autou\ß ei•pan o¢ti ou∞to/ß e˙stin oJ klh- pon e˙n e˚autoi√ß: ou∞to/ß e˙stin oJ klh- dielogi÷zonto pro\ß aÓllh/louß le÷gon153
K. Aland 151996: Nr. 278.
206
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
rono/moß: deuvte aÓpoktei÷nwmen aujto/n, rono/moß: deuvte aÓpoktei÷nwmen aujto\n teß: ou∞to/ß e˙stin oJ klhrono/moß: aÓpobe. Auf, wir wollen ihn töten!
be. Auf, wir wollen ihn töten
gend: Dieser ist der Erbe; laßt
Und unser wird das Erbe sein.
und sein Erbe in Besitz nehmen.
uns ihn töten, damit unser wird
kai« hJmw◊n e¶stai hJ klhronomi÷a.
kai« scw◊men th\n klhronomi÷an aujtouv, ktei÷nwmen aujto/n, iºna hJmw◊n ge÷nhtai
8
kai« labo/nteß aÓpe÷kteinan aujto\n kai«
39
hJ klhronomi÷a. das Erbe.
kai« labo/nteß aujto\n e˙xe÷balon e¶xw 15 kai« e˙kbalo/nteß aujto\n
Und ergriffen habend, töteten sie ihn und
e˙xe÷balon aujto\n e¶xw touv aÓmpelw◊noß. touv aÓmpelw◊noß kai« aÓpe÷kteinan.
Und ihn ergriffen habend, warfen sie (ihn) aus Und ihn hinausgeworfen habend
e¶xw touv aÓmpelw◊noß aÓpe÷kteinan.
warfen ihn hinaus aus dem Weinberg.
dem Weinberg und töteten (ihn).
aus dem Weinberg, töteten sie (ihn).
9
40
o¢tan ou™n e¶lqhØ oJ ku/rioß touv aÓmpe-
Wenn nun kommt der Herr des Wein-
lw◊noß, ti÷ poih/sei toi√ß gewrgoi√ß
16
Was nun wird tun der Herr
bergs, was wird er tun mit den Weinbauern,
Was nun wird tun ihnen der Herr
des Weinbergs?
jenen? Sie sagen zu ihm: Als Üble
kakw◊ß aÓpole÷sei aujtou\ß kai« to\n
e˙leu/setai kai« aÓpole÷sei
Er wird kommen und wird umbringen
übel wird er sie umbringen und den
Er wird kommen und umbringen
die Weinbauern und wird geben den
Weinberg wird er verpachten anderen Wein-
goi√ß, oiºtineß aÓpodw¿sousin aujtwˆ◊
aÓmpelw◊na a‡lloiß.
Weinberg anderen.
bauern, welche abliefern werden ihm
Weinberg anderen.
die Früchte zu den Zeiten, ih-
ren.
ti÷ [ou™n] poih/sei oJ ku/rioß
touv aÓmpelw◊noß;
e˙leu/setai kai« aÓpole÷sei tou\ß gewrgou\ß kai« dw¿sei to\n aÓmpelw◊na a‡lloiß.
e˙kei÷noiß;
41
ti÷ ou™n poih/sei aujtoi√ß oJ ku/rioß
le÷gousin aujtwˆ◊: kakou\ß touv aÓmpelw◊noß; des Weinbergs?
aÓmpelw◊na e˙kdw¿setai a‡lloiß gewr- tou\ß gewrgou\ß tou/touß kai« dw¿sei to\n
tou\ß karpou\ß e˙n toi√ß kairoi√ß auj-
diese Weinbauern und er wird geben den
tw◊n.
aÓkou/santeß de« ei•pan: mh\ ge÷noito.
Aber (dies) gehört habend, sagten sie: nicht möge
es geschehen!
10
oujde« th\n grafh\n tau/thn aÓne÷gnwte:
42
Le÷gei aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß: oujde÷pote
17
oJ de« e˙mble÷yaß aujtoi√ß ei•pen:
Habt ihr nicht diese Schrift(stelle) gelesen:
Jesus sagt zu ihnen: *Habt ihr* niemals
aÓne÷gnwte e˙n tai√ß grafai√ß:
ti÷ ou™n e˙stin to\ gegramme÷non touvto:
*habt ihr* gelesen in den Schriften:
Was nun ist dieses Geschriebene:
(Der) Stein, den verworfen haben die Bau-
(Der) Stein, den verworfenen haben die Bau-
(Der) Stein, den verworfen haben die Bau-
enden, der ist geworden zum Haupt
enden, der ist geworden zum Haupt
gwni÷aß:
gwni÷aß;
(der) Ecke.
(der) Ecke.
(der) Ecke?
Durch den Herrn ist er das geworden und er
Durch (den) Herrn ist er das und er
ist ein Wunder in unseren Augen.
ist ein Wunder in unseren Augen.
Deswegen sage ich euch: Genommen
werden wird von euch das Königreich Gottes
und gegeben werden wird (es) einem Volk,
einem hervorbringenden die
Früchte dessen. Und der Gefallene auf
Jeder Gefallene auf jenen Stein
diesen Stein wird zerschellen;
wird zerschellen; auf wen aber er fällt,
auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.
den wird er zermalmen.
Und gehört habend die Hohenpriester und
Pharisäer die Bildreden, sei-
li÷qon o§n aÓpedoki÷masan oi˚ oi˙kodo-
Er aber sie angeblickt habend, sagte:
li÷qon o§n aÓpedoki÷masan oi˚ oi˙kodo- li÷qon o§n aÓpedoki÷masan oi˚ oi˙kodo-
mouvnteß, ou∞toß e˙genh/qh ei˙ß kefalh\n mouvnteß, ou∞toß e˙genh/qh ei˙ß kefalh\n mouvnteß, ou∞toß e˙genh/qh ei˙ß kefalh\n gwni÷aß: 11
para» kuri÷ou e˙ge÷neto au¢th kai« e¶-
para» kuri÷ou e˙ge÷neto au¢th kai« e¶-
enden, der ist geworden zum Haupt
stin qaumasth\ e˙n ojfqalmoi√ß hJmw◊n; stin qaumasth\ e˙n ojfqalmoi√ß hJmw◊n;
43
dia» touvto le÷gw uJmi√n o¢ti aÓrqh/se-
tai aÓf∆ uJmw◊n hJ basilei÷a touv qeouv kai« doqh/setai e¶qnei poiouvnti tou\ß
karpou\ß aujthvß.
44
[kai« oJ pesw»n e˙pi«
18
pa◊ß oJ pesw»n e˙p∆ e˙kei√non to\n li÷qon
to\n li÷qon touvton sunqlasqh/setai: sunqlasqh/setai: e˙f∆ o§n d∆ a·n pe÷shØ, e˙f∆ o§n d∆ a·n pe÷shØ likmh/sei aujto/n.] likmh/sei aujto/n. 45
Kai« aÓkou/santeß oi˚ aÓrcierei√ß kai«
oi˚ Farisai√oi ta»ß parabola»ß auj-
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
touv e¶gnwsan o¢ti peri« aujtw◊n le÷gei:
ne, erkannten sie, daß über sie er redet.
12
Kai« e˙zh/toun aujto\n krathvsai, kai«
Und sie suchten ihn festzunehmen; und
46
kai« zhtouvnteß aujto\n krathvsai
Und suchend, ihn festzunehmen,
207
19
Kai« e˙zh/thsan oi˚ grammatei√ß kai« oi˚
Und es suchten die Schriftgelehrten und die
aÓrcierei√ß e˙pibalei√n e˙p∆ aujto\n ta»ß Hohenpriester anzulegen an ihn die
cei√raß e˙n aujthØv thØv w‚raˆ, kai« Hände in dieser Stunde; doch
e˙fobh/qhsan to\n o¡clon,
e˙fobh/qhsan tou\ß o¡clouß,
sie fürchteten die Volksmenge;
fürchteten sie die Volksmassen,
e˙pei« ei˙ß profh/thn aujto\n ei•con.
e¶gnwsan ga»r
denn sie hatten erkannt,
da sie ihn für einen Propheten hielten.
denn sie hatten erkannt,
e¶gnwsan ga»r
o¢ti pro\ß aujtou\ß th\n parabolh\n
e˙fobh/qhsan to\n lao/n, sie fürchteten das Volk;
o¢ti pro\ß aujtou\ß ei•pen th\n
daß auf sie hin die Bildrede
daß auf sie hin er sagte die
er gesagt hatte. Und ihn verlassen habend,
Bildrede, diese.
ei•pen. kai« aÓfe÷nteß aujto\n aÓphvlqon.
parabolh\n tau/thn.
gingen sie weg.
Markus und Lukas haben u.a. die folgenden Bindeindizien gegen Matthäus: 01. Mk 12,1 Luk 20,9 Kai« h¡rxato aujtoi√ß e˙n para- ¶Hrxato de« pro\ß to\n lao\n bolai√ß lalei√n le÷gein th\n parabolh\n tau/thn »und er unternahm es, zu ih- »er unternahm es, dem Volk nen in Bildreden zu reden« die folgende Bildrede zu sagen«
Matth 21,33 ⁄Allhn parabolh\n aÓkou/sate »hört eine andere Bildrede«
02. Mk 12,2 Luk 20,10 twˆ◊ kairwˆ◊ kairwˆ◊ »zur rechten Zeit« »zur rechten Zeit«
Matth 21,34 o¢te de« h¡ggisen oJ kairo\ß tw◊n karpw◊n »als dann die Zeit der Früchte kam«
03. douvlon »einen Knecht«
douvlon »einen Knecht«
tou\ß dou/louß »die Knechte«
04.
aÓpo\ touv karpouv touv aÓmpelw◊noß »von der Frucht des Wein- bergs«
tou\ß karpou\ß aujtouv
aÓpo\ tw◊n karpw◊n touv aÓmpelw◊noß »von den Früchten des Wein- bergs«
»seine Früchte«
05. Mk 12,3 Luk 20,10 aujto\n e¶deiran kai« e˙xape÷steilan aujto\n aÓpe÷steilan keno/n dei÷ranteß keno/n »sie mißhandelten ihn und »sie mißhandelten ihn und schickten ihn mit leeren schickten ihn mit leeren Händen weg« Händen weg«
Matth 21,35 tou\ß dou/louß aujtouv o§n me«n e¶deiran, o§n de« aÓpe÷kteinan, o§n de« e˙liqobo/lhsan »von seinen Knechten mißhandelten sie den einen, töteten den andern und steinigten den dritten«
06. Mk 12,4 Luk 20,11 a‡llon douvlon eºteron ... douvlon »einen anderen Knecht« »einen anderen Knecht«
Matth 21,36 a‡llouß dou/louß plei÷onaß tw◊n prw¿twn »andere Knechte, zahlreicher als die ersten«
07. kaÓkei√non e˙kefali÷wsan kai« hjti÷masan »auch diesem zerschlugen sie den Kopf und beschimpften ihn«
kai« e˙poi÷hsan aujtoi√ß w˚sau/twß
oi˚ de« kaÓkei√non dei÷ranteß kai« aÓtima¿santeß e˙xape÷steilan keno/n »sie mißhandelten und be- schimpften ihn und schickten ihn mit leeren Händen zurück«
»und sie behandelten sie ebenso«
208
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
08. Mk 12,5 kai« a‡llon aÓpe÷steilen: kaÓkei√non aÓpe÷kteinan »und er schickte einen weite- ren, auch den töteten sie«
Luk 20,12 kai« prose÷qeto tri÷ton pe÷myai: oi˚ de« kai« touvton traumati÷santeß e˙xe÷balon »und er schickte noch dazu einen dritten, sie schlugen auch diesen blutig und warfen ihn hinaus«
–
09. Mk 12,6 eºna ... ui˚o\n aÓgaphto/n »einen geliebten Sohn«
Luk 20,13 to\n ui˚o/n mou to\n aÓgaphto/n »meinen geliebten Sohn«
Matth 21,37 to\n ui˚o/n mou »meinen Sohn«
Luk 12,15.16 10. Mk 12,9 ti÷ [ou™n] poih/sei oJ ku/rioß ti÷ ou™n poih/sei aujtoi√ß oJ ku/rioß touv aÓmpelw◊noß touv aÓmpelw◊noß e˙leu/setai kai« aÓpole÷sei tou\ß e˙leu/setai kai« aÓpole÷sei gewrgou\ß kai« dw¿sei to\n tou\ß gewrgou\ß tou/touß kai« aÓmpelw◊na a‡lloiß dw¿sei to\n aÓmpelw◊na a‡lloiß »was also wird der Herr des »was also wird ihnen der Weinbergs tun?« Herr des Weinbergs tun?« »er wird kommen und die »er wird kommen und diese Bauern umbringen und den Bauern umbringen und den Weinberg anderen geben« Weinberg anderen geben« 11.
Mk 12,12 Luk 20,19 e¶gnwsan ga»r o¢ti pro\ß aujtou\ß e¶gnwsan ga»r o¢ti pro\ß aujtou\ß th\n parabolh\n ei•pen th\n parabolh\n ei•pen »denn sie wußten, daß er die- »denn sie wußten, daß er dieses Gleichnis in Bezug auf ses Gleichnis in Bezug auf sie gesagt hatte« sie gesagt hatte«
Matth 21,40.41 o¢tan ou™n e¶lqhØ oJ ku/rioß touv aÓmpelw◊noß, ti÷ poih/sei toi√ß gewrgoi√ß e˙kei÷noiß kakou\ß kakw◊ß aÓpole÷sei aujtou\ß kai« to\n aÓmpelw◊na e˙kdw¿setai a‡lloiß gewrgoi√ß »wenn der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Bauern tun?« »er wird die Üblen übel umbringen und den Weinberg anderen Bauern verpachten« (vgl. Matth 21,45)
Matthäus und Markus haben folgende Übereinstimmungen gegen Lukas: 12. Matth 21,33 Mk 12,1 kai« fragmo\n aujtwˆ◊ perie÷qh- kai« perie÷qhken fragmo\n « ken kai« w‡ruxen e˙n aujtwˆ◊ kai w‡ruxen uJpolh/nion kai« lhno\n kai« wˆÓkodo/mhsen wˆÓkodo/mhsen pu/rgon pu/rgon »umgab ihn mit einem Zaun, »umgab ihn mit einem Zaun, grub in ihm eine Kelter und grub eine Kelter und baute baute einen Turm« einen Turm« 13.
Matth 21,42 para» kuri÷ou e˙ge÷neto au¢th kai« e¶stin qaumasth\ e˙n ojfqalmoi√ß hJmw◊n »durch den Herrn ist er das geworden, und ein Wunder ist er in unsern Augen«
Mk 12,11 para» kuri÷ou e˙ge÷neto au¢th kai« e¶stin qaumasth\ e˙n ojfqalmoi√ß hJmw◊n »durch den Herrn ist er das geworden, und ein Wunder ist er in unsern Augen«
Das folgende Textstück findet sich weder bei Matthäus noch bei Lukas: 14. Mk 12,5 kai« pollou\ß a‡llouß ou§ß me«n de÷ronteß, ou§ß de« aÓpokte÷nnonteß »und noch viele andere, von denen sie die einen mißhandelten, die andern töteten«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
209
Die Punkte (01) bis (11) erlauben keinen anderen Schluß, als daß Matthäus auf eine andere Quelle zurückgeht als Markus und Lukas. Dagegen sprechen auch (12) und (13) nicht, weil es sich in beiden Fällen um alttestamentliche Zitate handelt. Wenn man Markus als Quelle des Lukas annehmen wollte, wäre es erklärungsbedürftig, warum Lukas eben diese beiden Zitate gekürzt haben sollte, wenn sie sich in seiner Quelle befunden hätten. Daß sie schon zur Quelle des Markus gehört haben dürften, ist deswegen wahrscheinlich, weil auch Matthäus den längeren Text hat. Es kommen andere Unterschiede hinzu: • Warum übernahm Lukas nicht (14)? • Bei Markus finden wir eine Klimax der Übergriffe gegenüber den ausgesandten Knechten: Jeder der ersten drei Boten wird schlimmer behandelt als der jeweils frühere; der dritte wird in Markus’ Erzählung getötet, nicht aber bei Lukas. Sollte Lukas absichtlich auf diese Klimax verzichtet haben? • Bei Markus (12,8) töten sie den Sohn und werfen ihn dann aus dem Weinberg, bei Lukas (20,15) ist es, gegen den plausiblen Ablauf des Geschehens, umgekehrt. • Bei Lukas ist ebenso wie bei Matthäus ein Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern angedeutet (Matth 21,41.42; Luk 20,16b aÓkou/santeß de« ei•pan: mh\ ge÷noito »Als sie das hörten, sagten sie: Auf keinen Fall!«) Ein solches Gespräch findet bei Markus nicht statt. Die Parallele zwischen Matthäus und Lukas spricht dagegen, hier eine redaktionelle Zutat des Lukas anzunehmen. Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.16 Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte Mk 12,37b–40; Matth 23,1–36; Luk 20,45–47 154 Mk 12,37b
Kai« [oJ] polu\ß o¡cloß h¡kouen
Matth 23,1
To/te oJ ∆Ihsouvß e˙la¿lhsen toi√ß 20,45 ∆Akou/ontoß de« panto\ß touv laouv
Und die zahlreiche Volksmenge hörte
Dann sprach Jesus zu der
Während das ganze Volk zuhörte,
ihn gerne. Und in der Lehre,
Volksmenge und zu seinen Jüngern,
sagte er zu seinen Jüngern:
seiner, sagte er:
sagend:
aujtouv hJde÷wß.
38
Kai« e˙n thØv didachØv
aujtouv e¶legen:
o¡cloiß kai« toi√ß maqhtai√ß aujtouv
2
le÷gwn:
ei•pen toi√ß maqhtai√ß [aujtouv]:
ble÷pete aÓpo\ tw◊n grammate÷wn
46
Seht euch vor vor den Schriftgelehrten,
Hütet euch vor den Schriftgelehrten,
e˙pi« thvß Mwu¨se÷wß kaqe÷draß e˙ka¿qi-
Auf des Moses Lehrstuhl haben sich ge-
setzt die Schriftgelehrten und die Pharisäer.
Alles nun, was sie euch sagen,
tut und haltet; aber nach den
Werken, ihren, tut nicht! Sie reden
nämlich und tun nicht. Sie binden zusammen
schwere Lasten und schwer zu tragende,
und legen sie auf die Schultern der
Menschen. Sie selbst aber mit dem Finger,
ihrem, nicht wollen sie bewegen sie.
Alle ihre Werke tun sie
san oi˚ grammatei√ß kai« oi˚ Farisai√oi. 3
pa¿nta ou™n o¢sa e˙a»n ei¶pwsin uJmi√n
poih/sate kai« threi√te, kata» de« ta»
e¶rga aujtw◊n mh\ poiei√te: le÷gousin ga»r kai« ouj poiouvsin. 4 desmeu/ousin Zu Matth 22,4 vgl. Luk 11,46 (anderer Kontext)
de« forti÷a bare÷a [kai« dusba¿stakta]
kai« e˙pitiqe÷asin e˙pi« tou\ß w‡mouß tw◊n
aÓnqrw¿pwn, aujtoi« de« twˆ◊ daktu/lwˆ
aujtw◊n ouj qe÷lousin kinhvsai aujta¿. 5
154
prose÷cete aÓpo\ tw◊n grammate÷wn
K. Aland 151996: Nr. 284.
pa¿nta de« ta» e¶rga aujtw◊n poiouvsin
210
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
pro\ß to\ qeaqhvnai toi√ß aÓnqrw¿poiß:
zu dem sich zur Schau Stellen den Menschen.
Denn sie machen breit die Gebetsriemen,
platu/nousin ga»r ta» fulakth/ria
tw◊n qelo/ntwn e˙n stolai√ß peripatei√n aujtw◊n kai« megalu/nousin ta» kra¿s- tw◊n qelo/ntwn peripatei√n e˙n stolai√ß den Wollenden umhergehen in langen Gewändern ihre, und machen groß die Kleider-
kai« aÓspasmou\ß e˙n tai√ß aÓgorai√ß
39
kai« peda, 6 filouvsin de« th\n prwtokli-
den Wollenden umhergehen in langen Gewändern
kai« filou/ntwn aÓspasmou\ß e˙n tai√ß
und Begrüßungen auf den Marktplätzen und
quasten. Sie lieben den ersten
und Liebenden Begrüßungen auf den
erste Sitze in den Synagogen
Platz bei den Gastmählern und die ersten
tokaqedri÷aß e˙n tai√ß sunagwgai√ß
sunagwgai√ß kai« prwtoklisi÷aß e˙n
und erste Plätze bei den Gastmählern;
Sitze in den Synagogen
Synagogen und erste Plätze bei
und die Begrüßungen auf den Markt-
den Gastmählern, (vgl. Luk 11,32; anderer Kontext)
plätzen und genannt zu werden von den Men-
schen: Rabbi. Ihr aber laßt euch nicht nennen
Rabbi; denn einer ist euer Mei-
ster, ihr alle aber Brüder
seid. Auch nennt nicht Vater
(einen) von euch auf der Erde, denn einer ist
euer Vater, der himmlische. Und nicht
laßt euch Lehrer nennen, weil Lehrer,
eurer, ist einer: Christus. Aber der
Größere von euch, soll euer Diener sein.
Wer sich selbst erhöhen wird, wird er-
prwtokaqedri÷aß e˙n tai√ß sunagwgai√ß si÷an e˙n toi√ß dei÷pnoiß kai« ta»ß prw- aÓgorai√ß kai« prwtokaqedri÷aß e˙n tai√ß kai« prwtoklisi÷aß e˙n toi√ß dei÷pnoiß,
7
kai« tou\ß aÓspasmou\ß e˙n tai√ß aÓgo- toi√ß dei÷pnoiß,
rai√ß kai« kalei√sqai uJpo\ tw◊n aÓnqrw¿pwn rJabbi÷. 8 ÔUmei√ß de« mh\ klhqhvte
rJabbi÷: ei–ß ga¿r e˙stin uJmw◊n oJ dida¿s-
kaloß, pa¿nteß de« uJmei√ß aÓdelfoi÷ e˙ste. 9 kai« pate÷ra mh\ kale÷shte
uJmw◊n e˙pi« thvß ghvß, ei–ß ga¿r e˙stin
uJmw◊n oJ path\r oJ oujra¿nioß.
10
mhde«
klhqhvte kaqhghtai÷, o¢ti kaqhghth\ß
uJmw◊n e˙stin ei–ß oJ Cristo/ß.
11
oJ de«
mei÷zwn uJmw◊n e¶stai uJmw◊n dia¿konoß. 12
o¢stiß de« uJyw¿sei e˚auto\n tapeinw-
qh/setai kai« o¢stiß tapeinw¿sei e˚au-
niedrigt werden und wer erniedrigen wird sich 13
to\n uJywqh/setai.
selbst, wird erhöht werden. Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuch-
ler, weil ihr verschließt das Königreich der
Himmel vor den Menschen.
Ihr nämlich kommt nicht hinein und die nicht
hineinkommen Wollenden, laßt ihr hinein-
Zu Matth 22,13 vgl. Luk 11,53 (anderer Kontext)
tai÷, o¢ti klei÷ete th\n basilei÷an tw◊n
oujranw◊n e¶mprosqen tw◊n aÓnqrw¿pwn:
uJmei√ß ga»r oujk ei˙se÷rcesqe oujde« tou\ß
40
Oujai« de« uJmi√n,
grammatei√ß kai« Farisai√oi uJpokri-
Marktplätzen und erste Sitze in den
ei˙sercome÷nouß aÓfi÷ete ei˙selqei√n.
kommen.
oi˚ katesqi÷onteß ta»ß oi˙ki÷aß tw◊n chr- 14 Ou˙ai« u˚mivn grammateivß kai« Fari-
47
oi≠ katesqi÷ousin ta»ß oi˙ki÷aß tw◊n chr-
die Auffressenden die Häuser der Wit-
Wehe euch, Schriftgelehrte und Phari-
w◊n kai« profa¿sei makra» proseuco/me- saivoi u˚pokritai/, oºti katesqi/ete
w◊n kai« profa¿sei makra» proseu/con-
wen und zum Schein lange Be-
säer, Heuchler, weil ihr freßt
wen und zum Schein lange be-
tende! Diese werden empfangen ein härteres
die Häuser der Witwen und zum Schein
makra« proseuco/menoi: dia« touvto
ten! Diese werden empfangen ein härteres
kri÷ma.
Urteil.
lange Betende seid. Deswegen
Urteil.
noi: ou∞toi lh/myontai perisso/teron kri÷ma.
die auffressen die Häuser der Wit-
ta«ß oi˙ki/aß twvn chrwvn kai« profa/sei tai: ou∞toi lh/myontai perisso/teron
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
211
lh/myesqe perisso/teron kri/ma.155
empfangt ihr ein härteres Urteil.
Wehe euch, Schriftgelehrte und Phari-
säer, Heuchler, ihr zieht umher über das
Meer und das Trockene, zu machen
einen einzigen Proseliten. Und wenn er es geworden ist,
macht ihr ihn zu einem Sohn (der) Hölle, doppelt
mehr als ihr! Wehe euch, Führer,
blinde, die sagenden: Wer schwört bei
dem Tempel, nicht ist es. Wer aber schwört
beim Gold des Tempels, ist verpflichtet.
Toren und Blinde, wer denn größer
15
Oujai« uJmi√n, grammatei√ß kai« Fari-
sai√oi uJpokritai÷, o¢ti peria¿gete th\n qa¿lassan kai« th\n xhra»n poihvsai eºna prosh/luton, kai« o¢tan ge÷nhtai poiei√te aujto\n ui˚o\n gee÷nnhß diplo/teron uJmw◊n.
16
Oujai« uJmi√n, oJdhgoi«
Zu Matth 22,16 vgl. Luk 6,39 (anderer Kontext)
tufloi« oi˚ le÷gonteß: o§ß a·n ojmo/shØ e˙n twˆ◊ nawˆ◊, oujde÷n e˙stin: o§ß d∆ a·n ojmo/shØ e˙n twˆ◊ cruswˆ◊ touv naouv, ojfei÷lei. 17
mwroi« kai« tufloi÷, ti÷ß ga»r mei÷zwn
e˙sti÷n, oJ cruso\ß h£ oJ nao\ß oJ a˚gia¿saß ist, das Gold oder der Tempel, der geheiligt Habende 18
kai÷: o§ß a·n ojmo/shØ e˙n
to\n cruso/n;
das Gold? Und: Wer schwört bei
dem Altar, nicht ist es. Wer aber
schwört bei der Gabe auf
ihm, ist verpflichtet. Blinde, was denn grö-
ßer (ist), die Gabe oder der Altar, der
heiligende die Gabe? Also der Schwörende
beim Altar schwört bei ihm
und bei allen (Gaben) auf ihm.
Und der Schwörende beim Tempel schwört bei
ihm und bei dem ihn Bewohnenden.
Und der Schwörende beim Himmel schwört
beim Thron Gottes und bei dem Sitz-
enden auf ihm. Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuch-
ler, weil ihr verzehntet die Minze
und den Dill und den Kümmel und
habt verlassen das Schwerwiegendere des Gesetzes,
155
twˆ◊ qusiasthri÷wˆ, oujde÷n e˙stin: o§ß d∆ a·n ojmo/shØ e˙n twˆ◊ dw¿rwˆ twˆ◊ e˙pa¿nw aujtouv, ojfei÷lei.
19
tufloi÷, ti÷ ga»r mei√-
zon, to\ dw◊ron h£ to\ qusiasth/rion to\ a˚gia¿zon to\ dw◊ron;
20
oJ ou™n ojmo/saß
e˙n twˆ◊ qusiasthri÷wˆ ojmnu/ei e˙n aujtwˆ◊ kai« e˙n pa◊si toi√ß e˙pa¿nw aujtouv: 21
kai« oJ ojmo/saß e˙n twˆ◊ nawˆ◊ ojmnu/ei e˙n
aujtwˆ◊ kai« e˙n twˆ◊ katoikouvnti aujto/n, 22
kai« oJ ojmo/saß e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊ ojmnu/ei
e˙n twˆ◊ qro/nwˆ touv qeouv kai« e˙n twˆ◊ kaqhme÷nwˆ e˙pa¿nw aujtouv.
23
Oujai« uJmi√n,
Zu Matth 22,23 vgl. Luk 11,42 (anderer Kontext)
grammatei√ß kai« Farisai√oi uJpokritai÷, o¢ti aÓpodekatouvte to\ hJdu/osmon kai« to\ a‡nhqon kai« to\ ku/minon kai« aÓfh/kate ta» baru/tera touv no/mou,
Zu V 14 vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
212
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
th\n kri÷sin kai« to\ e¶leoß kai« th\n pi÷-
das Recht und die Barmherzigkeit und die Tr-
eue. Dies aber wäre nötig zu tun und je-
nes nicht zu lassen. Blinde Führer, die
Durchseihenden die Mücke, aber das Ka-
mel Hinunterschluckenden. Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuch-
ler, weil ihr reinigt das Äußere des
Bechers und der Schüssel, in-
nen aber seid ihr voll von Raub und Un-
mäßigkeit. Blinder Pharisäer, rein-
ige zuerst das Innere des Bechers,
damit auch werde sein Äußeres
rein! Wehe euch, Schriftgelehrte
und Pharisäer, Heuchler, weil ihr gl-
eicht weiß getünchten Gräbern,
welche außen zwar scheinen sch-
ön, innen aber voll sind von Gebeinen
Toter und jeder Unreinheit.
So auch ihr zwar außen schei-
nt den Menschen gerecht, in-
nen aber seid ihr voll von Heuchelei und
Gesetzlosigkeit. Wehe euch, Schriftgelehrte
und Pharisäer, Heuchler, weil ihr ba-
ut die Gräber der Propheten
und schmückt die Grabmäler der Gerech-
ten und sagt: Wenn wir gewesen wären in den
Tagen unserer Väter, nicht
wären wir gewesen ihre Teilhaber an dem Blut
der Propheten. Daher bezeugt ihr
euch selbst, daß ihr Söhne seid der getötet
stin: tauvta [de«] e¶dei poihvsai kaÓkei√na mh\ aÓfie÷nai.
24
oJdhgoi« tufloi÷, oi˚
diu¨li÷zonteß to\n kw¿nwpa, th\n de« ka¿mhlon katapi÷nonteß.
25
Oujai« uJmi√n,
Zu Matth 22,25f vgl. Luk 11,39-41 (anderer Kontext)
grammatei√ß kai« Farisai√oi uJpokritai÷, o¢ti kaqari÷zete to\ e¶xwqen touv pothri÷ou kai« thvß paroyi÷doß, e¶swqen de« ge÷mousin e˙x a˚rpaghvß kai« aÓkrasi÷aß.
26
Farisai√e tufle÷, kaqa¿ri-
son prw◊ton to\ e˙nto\ß touv pothri÷ou, iºna ge÷nhtai kai« to\ e˙kto\ß aujtouv kaqaro/n.
27
Oujai« uJmi√n, grammatei√ß
Zu Matth 22,27 vgl. Luk 11,44 (anderer Kontext)
kai« Farisai√oi uJpokritai÷, o¢ti paromoia¿zete ta¿foiß kekoniame÷noiß, oiºtineß e¶xwqen me«n fai÷nontai w˚rai√oi, e¶swqen de« ge÷mousin ojste÷wn nekrw◊n kai« pa¿shß aÓkaqarsi÷aß. 28
ou¢twß kai« uJmei√ß e¶xwqen me«n fai÷-
nesqe toi√ß aÓnqrw¿poiß di÷kaioi, e¶swqen de÷ e˙ste mestoi« uJpokri÷sewß kai« aÓnomi÷aß.
29
Oujai« uJmi√n, grammatei√ß
kai« Farisai√oi uJpokritai÷, o¢ti oi˙kodomei√te tou\ß ta¿fouß tw◊n profhtw◊n kai« kosmei√te ta» mnhmei√a tw◊n dikai÷wn,
30
kai« le÷gete: ei˙ h¡meqa e˙n tai√ß
hJme÷raiß tw◊n pate÷rwn hJmw◊n, oujk a·n h¡meqa aujtw◊n koinwnoi« e˙n twˆ◊ aiºmati tw◊n profhtw◊n.
31
w‚ste marturei√te
e˚autoi√ß o¢ti ui˚oi÷ e˙ste tw◊n foneu-
Zu Matth 22,29-32 vgl. Luk 11,47f (anderer Kontext)
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
213 32
sa¿ntwn tou\ß profh/taß.
Habenden die Propheten. Und ihr
erfüllt nur das Maß der Väter,
eurer. Schlangen, Brut von Giftschlangen,
wie wollt ihr fliehen vor dem Gericht der
Hölle? Deswegen siehe, ich se-
nde zu euch Propheten und
Weise und Schriftgelehrte. Von ihnen
werdet ihr töten und kreuzigen (einige) und von
ihnen werdet ihr geißeln (einige) in den Syna-
kai« uJmei√ß
plhrw¿sate to\ me÷tron tw◊n pate÷rwn uJmw◊n.
33
o¡feiß, gennh/mata e˙cidnw◊n,
pw◊ß fu/ghte aÓpo\ thvß kri÷sewß thvß gee÷nnhß; 34Dia» touvto i˙dou\ e˙gw» aÓpo-
Zu Matth 22,34-36 vgl. Luk 11,49-51 (anderer Kontext)
ste÷llw pro\ß uJma◊ß profh/taß kai« sofou\ß kai« grammatei√ß: e˙x aujtw◊n aÓpoktenei√te kai« staurw¿sete kai« e˙x aujtw◊n mastigw¿sete e˙n tai√ß suna-
gwgai√ß uJmw◊n kai« diw¿xete aÓpo\ po/lewß gogen, euren, und ihr werdet sie verfolgen von Stadt 35
ei˙ß po/lin:
zu Stadt, damit über euch kommt
alles gerechte Blut, vergossen werdende, auf
der Erde seit dem Blut Abels, des
Gerechten, bis zu dem Blut Zacharias’,
(des) Sohnes Barachias’, den ihr getötet habt zwi-
schen dem Tempel und dem Altar.
Amen, ich sage euch: Kommen wird dies alles
über dieses Geschlecht.
o¢pwß e¶lqhØ e˙f∆ uJma◊ß
pa◊n ai–ma di÷kaion e˙kcunno/menon e˙pi« thvß ghvß aÓpo\ touv aiºmatoß ›Abel touv dikai÷ou eºwß touv aiºmatoß Zacari÷ou ui˚ouv Baraci÷ou, o§n e˙foneu/sate metaxu\ touv naouv kai« touv qusiasthri÷ou. 36
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, h¢xei tauvta pa¿nta
e˙pi« th\n genea»n tau/thn.
01. Matthäus hat gegenüber Markus und Lukas ein so großes Ausmaß von Mehr an Text, daß es völlig auszuschließen ist, daß er Markus hier als Quelle benützt haben könnte. Auch Lukas scheidet als Quelle des Matthäus aus; denn die paar Stellen, die aus Lukas vergleichend zu Matthäus herangezogen werden könnten (Luk 11,46.43.52.39.42.29–41.44.47–48.49–51) stammen alle aus einem anderen Kontext und es wäre seltsam, wenn sie Matthäus aus dem Lukastext herausgesucht und in seine Rede Jesu gegen die Pharisäer eingebaut hätte. 02. Daß Lukas den Text des Matthäus als Quelle benutzte, erforderte einen großen Glauben, da er nur wenige Zeilen hier mit Matthäus gemeinsam hat und andere Jesusworte, die ihm bekannt sind, in einen völlig anderen Kontext stellt. 03. Der Text des Lukas ist dem des Markus nahe. 04. Markus wiederum kann den Text des Matthäus nicht verwendet haben, da es nicht erklärbar wäre, daß er einen solchen Umfang an Jesusworten ausgelassen hätte. Es bleibt zu klären, wie sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede verhalten, die alle drei Autoren aufweisen: 05. Mk 12,37b-38 Matth 23,1-2 Luk 20,45 Kai« [oJ] polu\ß o¡cloß To/te oJ ∆Ihsouvß e˙la¿lhsen ∆Akou/ontoß de« panto\ß touv h¡kouen aujtouv hJde÷wß. toi√ß o¡cloiß kai« toi√ß laouv ei•pen toi√ß maqhtai√ß Kai« e˙n thØv didachØv maqhtai√ß aujtouv le÷gwn [aujtouv] aujtouv e¶legen »und die zahlreiche Volksmenge »dann sprach Jesus zu der »während das ganze Volk zu hörte ihn gerne. Und in Menge und zu seinen hörte, sagte er zu seinen Jüngern« seiner Lehre sagte er« Jüngern, sagend«
214 06.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II Mk 12,38 Matth ble÷pete aÓpo\ tw◊n – grammate÷wn »Seht euch vor vor den Schriftgelehrten«
07. Mk 12,38-39 tw◊n qelo/ntwn e˙n stolai√ß peripatei√n kai« aÓspasmou\ß e˙n tai√ß aÓgorai√ß kai« prwto- kaqedri÷aß e˙n tai√ß suna- kai« prwtoklisi÷aß e˙n toi√ß dei÷pnoiß, gwgai√ß »den Wollenden umhergehen in langen Gewändern und Begrüßungen auf den Markt- plätzen und erste Sitze in den Synagogen und erste Plätze bei den Gastmählern« 08.
Matth 23,5-7 platu/nousin ga»r ta» fulakth/ria aujtw◊n kai« megalu/nousin ta» kra¿s- peda, 6 filouvsin de« th\n prwtoklisi÷an e˙n toi√ß dei÷pnoiß kai« ta»ß prw- tokaqedri÷aß e˙n tai√ß sunagwgai√ß kai« tou\ß aÓspasmou\ß e˙n tai√ß aÓgorai√ß kai« kalei√sqai uJpo\ tw◊n aÓnqrw¿pwn rJabbi÷. »denn sie machen breit ihre Gebetsriemen und machen groß die Kleider- quasten. Sie lieben den ersten Platz bei den Gast- mählern und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Marktplätzen und genannt zu werden von den Menschen: Rabbi«
Luk 20,46 prose÷cete aÓpo\ tw◊n grammate÷wn »Hütet euch vor den Schriftgelehrten« Luk 20,46 tw◊n qelo/ntwn peripatei√n e˙n stolai√ß kai« filou/ntwn aÓspas- mou\ß e˙n tai√ß aÓgorai√ß kai« prwtoprwtokaqedri÷aß e˙n tai√ß sunagw- gai√ß kai« prwtoklisi÷aß e˙n toi√ß dei÷pnoiß
»den Wollenden umhergehen in langen Gewändern und Liebenden Begrüßungen auf den Marktplätzen und erste Sitze in den Synagogen und erste Plätze bei den Gastmählern«
Mk 12,40 Matth 23,14 Luk 20,47 oi˚ katesqi÷onteß ta»ß oi˙ki÷aß ... oºti katesqi/ete ta«ß oi˙ki/aß oi≠ katesqi÷ousin ta»ß oi˙ki÷aß tw◊n chrw◊n kai« profa¿sei twvn chrwvn kai« profa/sei tw◊n chrw◊n kai« profa¿sei makra» proseuco/menoi: ou∞toi makra« proseuco/menoi: dia« makra» proseu/contai: ou∞toi lh/myontai perisso/teron touvto lh/myesqe perisso/teron lh/myontai perisso/teron kri÷ma kri/ma kri÷ma »die Fressenden die Häuser »... weil ihr freßt die Häuser »welche fressen die Häuser der Witwen und zum Schein der Witwen und zum Schein der Witwen und zum Schein lange Betende! Diese lange Betende seid. Deswegen lange beten. Diese werden empfangen ein härteres werdet ihr empfangen ein härteres werden empfangen ein härteres Urteil« Urteil« Urteil«
Markante Unterschiede fallen nur bei (05) und (07) auf: Im Unterschied zu Matthäus und Lukas nennt Markus die Jünger nicht, und die von Matthäus formulierten Vorwürfe (Gebetsriemen, Kleiderquasten, Rabbi) gehen über die von Markus und Lukas hinaus. (06) und (08) sind bei Markus und Lukas fast wortgleich wiedergegeben. (06) fehlt bei Matthäus, und (08) verwendet den gleichen Wortschatz wie Markus und Lukas. Als Fazit kann festgehalten werden, daß für diese wenigen Verse allen drei eine sehr ähnliche Quelle zu Grunde liegt; Markus und Lukas hatten vermutlich eine fast gleichlautende, Matthäus eine leicht von dieser abweichende Quelle. Da jedoch die Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte als ganze Komposition gesehen werden muß, bleibt als Ergebnis: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen (vgl. 06 bis 08), • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
215
3.2.17 Ankündigung von Verfolgungen Mk 13,9–13; Matth 24,9–14; Luk 21,12–19 156
Luk 21,12
balouvsin e˙f∆ uJma◊ß ta»ß cei√raß aujtw◊n
Mk 13,9
Ble÷pete de« uJmei√ß e˚autou/ß: para-
Pro\ de« tou/twn pa¿ntwn e˙pi-
Aber vor allen diesen (Ereignissen) an-
Matth 24,9
legen werden sie an euch ihre Hände
To/te paradw¿sousin uJma◊ß ei˙ß kai« diw¿xousin, paradido/nteß ei˙ß ta»ß
Ihr aber seht euch vor! Über-
dw¿sousin uJma◊ß ei˙ß sune÷dria kai« ei˙ß qli√yin kai« aÓpoktenouvsin uJma◊ß,
Dann werden sie euch übergeben in
sunagwga»ß kai« fulaka¿ß, aÓpagome÷-
geben werden sie euch an Gerichte und in
Drangsal und werden euch töten.
Synagogen und Gefängnisse, als weggeführt
sunagwga»ß darh/sesqe kai« e˙pi« hJge-
und (euch) verfolgen, übergebend (euch) an die
nouß e˙pi« basilei√ß kai« hJgemo/naß
Synagogen werdet ihr geprügelt werden, und vor Statt-
Werdende vor Könige und Statthalter we-
mo/nwn kai« basile÷wn staqh/sesqe
ken touv ojno/mato/ß mou:
haltern und Königen werdet ihr gestellt werden
gen meines Namens.
eºneken e˙mouv ei˙ß martu/rion aujtoi√ß.
13
um meinetwillen zum Zeugnis gegen sie.
Es wird euch zum Zeugnis gereichen.
10
kai« ei˙ß pa¿nta ta» e¶qnh prw◊ton dei√
Und unter allen Völkern muß zuerst
khrucqhvnai to\ eujagge÷lion.
11
aÓpobh/setai uJmi√n ei˙ß martu/rion.
kai«
verkündet werden das Evangelium. Und
o¢tan a‡gwsin uJma◊ß paradido/nteß,
14
wenn sie euch führen, (euch) übergebend,
Nehmt also in eure Herzen auf,
mh\ promerimna◊te ti÷ lalh/shte, aÓll∆
qe÷te ou™n e˙n tai√ß kardi÷aiß uJmw◊n
mh\ promeleta◊n aÓpologhqhvnai:
nicht sorgt vor, was ihr reden sollt, sondern
nicht vorzubereiten, um euch zu verteidigen!
o§ e˙a»n doqhØv uJmi√n e˙n e˙kei÷nhØ thØv w‚raˆ
15
was euch gegeben wird in jener Stunde,
Denn ich werde euch geben Mund und
e˙gw» ga»r dw¿sw uJmi√n sto/ma kai«
touvto lalei√te: ouj ga¿r e˙ste uJmei√ß oi˚
sofi÷an hØ∞ ouj dunh/sontai aÓntisthvnai
das redet! Denn nicht ihr seid die
Weisheit, der nicht widerstehen werden können
lalouvnteß aÓlla» to\ pneuvma to\ a‚gion.
h£ aÓnteipei√n a‚panteß oi˚ aÓntikei÷menoi
Redenden, sondern der Heilige Geist.
oder widersprechen alle sich Widersetzenden
uJmi√n.
12
euch.
16
kai« paradw¿sei aÓdelfo\ß aÓdelfo\n
Und ein Bruder wird übergeben (den) Bruder
paradoqh/sesqe de« kai« uJpo\ gone÷wn
Ihr werdet überliefert werden auch von Eltern
ei˙ß qa¿naton kai« path\r te÷knon, kai«
kai« aÓdelfw◊n kai« suggenw◊n kai« fi÷lwn,
zum Tod, und ein Vater (das) Kind, und
und Brüdern und Verwandten und Freunden,
e˙panasth/sontai te÷kna e˙pi« gonei√ß
kai« qanatw¿sousin e˙x uJmw◊n,
Kinder werden gegen die Eltern aufstehen
und sie werden töten (einige) von euch.
kai« qanatw¿sousin aujtou/ß: und werden sie töten. 13
kai« e¶sesqe misou/menoi uJpo\ pa¿ntwn kai« e¶sesqe misou/menoi uJpo\ pa¿ntwn 17 kai« e¶sesqe misou/menoi uJpo\ pa¿ntwn
Und ihr werdet von allen gehaßt sein
Und ihr werden gehaßt sein von allen
e˙qnw◊n dia» to\ o¡noma¿ mou.
dia» to\ o¡noma¿ mou.
um meines Namens willen
Völkern um meines Namens willen.
um meines Namens willen.
Und dann werden abfallen vie-
le und einander werden sie übergeben
und werden einander hassen. Und
viele Pseudopropheten werden aufste-
hen und viele verführen.
Und weil so überhand nimmt die Gesetz-
losigkeit, wird erkalten die Liebe der Vielen.
dia» to\ o¡noma¿ mou.
kai« to/te skandalisqh/sontai pol-
loi« kai« aÓllh/louß paradw¿sousin
kai« mish/sousin aÓllh/louß:
11
kai«
polloi« yeudoprofhvtai e˙gerqh/son-
tai kai« planh/sousin pollou/ß: 12
156
10
kai« dia» to\ plhqunqhvnai th\n aÓno-
mi÷an yugh/setai hJ aÓga¿ph tw◊n pollw◊n.
K. Aland 151996: Nr. 289.
Und ihr werdet gehaßt sein von allen
216
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
18
Doch ein Haar von eurem Haupt
kai« qri«x e˙k thvß kefalhvß uJmw◊n
oJ de« uJpomei÷naß ei˙ß te÷loß ou∞toß sw-
13
Wer aber ausharrt bis zum Ende, der wird ge-
Aber der ausgeharrt Habende bis zum Ende,
der
swqh/setai.
kth/sasqe ta»ß yuca»ß uJmw◊n.
rettet werden.
wird gerettet werden.
erwerbt euch euer Leben!
Und verkündet werden wird dieses Evan-
gelium der Königsherrschaft in der ganzen
Ökumene zum Zeugnis allen Völ-
kern. Und dann wird das Ende kommen.
qh/setai.
14
oJ de« uJpomei÷naß ei˙ß te÷loß ou∞toß
kai« khrucqh/setai touvto to\ eujag-
ouj mh\ aÓpo/lhtai.
19
e˙n thØv uJpomonhØv uJmw◊n
nicht wird verloren gehen. Durch euer Ausharren
ge÷lion thvß basilei÷aß e˙n o¢lhØ thØv toi√ß
oi˙koume÷nhØ ei˙ß martu/rion pa◊sin e¶q-
nesin, kai« to/te h¢xei to\ te÷loß.
Die inhaltlichen, wenn auch je eigenständig formulierten, und zum Teil wörtlichen Übereinstimmungen zwischen Mk 13,9–13 und Luk 21,12–18 legen nahe, daß beide Autoren ähnliche Quellen hatten, die sich von der des Matthäus wesentlich unterschieden haben (vgl. Matth 24,10–12.14). Markus kann nicht die Vorlage des Matthäus gewesen sein, da Matthäus mit Markus nur einen kleinen Teil von 13,9 und das Ende von Mk 13,13: (»wer aber ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden«) gemeinsam hat. Hätte Matthäus Markus gekannt, bliebe es unerklärlich, warum er nur zwei Sätzchen übernommen hätte. Völlig auszuschließen ist nicht, daß Lukas den Markustext kannte, aber es bleibt unwahrscheinlich; warum hätte er z.B. in einem solchen Fall Lukas (21,17) ad verbum von Mk 13,13 übernommen und sonst gegenüber Markus kürzer und sehr eigenständig formuliert (z.B. 21,14–16.18)? Wir fassen zusammen: • Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
3.2.18 Vorbereitung für das Paschamahl Mk 14,12–16; Matth 26,17–19; Luk 22,7–13 157 Mk 14,12
Kai« thØv prw¿thØ hJme÷raˆ tw◊n aÓzu/-
Matth 26,17
ThØv de« prw¿thØ tw◊n aÓzu/mwn
Und am ersten Tag der ungesäuerten
Aber am ersten (Tag) der ungesäuerten Brote
Brote, wenn sie das Paschalamm zu opfern
traten die Jünger zu Jesus hinzu,
mwn, o¢te to\ pa¿sca e¶quon, le÷gousin proshvlqon oi˚ maqhtai« twˆ◊ ∆Ihsouv pflegten, sagen
aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv: pouv qe÷leiß le÷gonteß: pouv qe÷leiß e˚toima¿swme÷n seine Jünger zu ihm: Wo willst du,
sagend: Wo willst du, sollen wir bereiten
hingegangen, sollen wir bereiten, daß du ißt
dir zu essen
das Paschalamm?
das Paschalamm?
Luk 22,7
€Hlqen de« hJ hJme÷ra tw◊n aÓzu/mwn,
Es kam der Tag der ungesäuerten Brote,
hØ∞ e¶dei qu/esqai to\ pa¿sca:
an dem es nötig war, daß das Paschlamm geopfert werde.
aÓpelqo/nteß e˚toima¿swmen iºna fa¿ghØß soi fagei√n to\ pa¿sca; 13
to\ pa¿sca;
kai« aÓposte÷llei du/o tw◊n maqhtw◊n
Und er sendet zwei der Jünger,
aujtouv kai« le÷gei aujtoi√ß: uJpa¿gete
18
seiner, und sagt zu ihnen: Geht
Er aber sagte: Geht
oJ de« ei•pen: uJpa¿gete
8
kai« aÓpe÷steilen Pe÷tron kai« ∆Iwa¿nnhn
Und er sandte Petrus und Johannes,
ei˙pw¿n: poreuqe÷nteß e˚toima¿sate hJmi√n sagend: Gegangen, bereitet uns
to\ pa¿sca iºna fa¿gwmen. 9 oi˚ de« ei•pan
das Paschamahl, damit wir essen. Sie aber sagten
zu ihm: Wo willst du, sollen wir bereiten? Er aber
ei˙ß th\n po/lin, kai« aÓpanth/sei uJmi√n
ei˙ß th\n po/lin pro\ß to\n dei√na
sagte zu ihnen: Siehe,
in die Stadt, und begegnen wird euch
in die Stadt zu dem und dem
wenn ihr hineingekommen seid in die Stadt, be-
157
K. Aland 151996: Nr. 308.
aujtwˆ◊: pouv qe÷leiß e˚toima¿swmen;
10
oJ de«
ei•pen aujtoi√ß: i˙dou\
ei˙selqo/ntwn uJmw◊n ei˙ß th\n po/lin sun-
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II a‡nqrwpoß kera¿mion u¢datoß basta¿-
anth/sei uJmi√n a‡nqrwpoß kera¿mion u¢da-
ein Mensch, einen Krug Wassers tra-
gegnen wird euch ein Mensch, einen Krug Was-
zwn: aÓkolouqh/sate aujtwˆ◊
toß basta¿zwn: aÓkolouqh/sate aujtwˆ◊
gend. Ihm folgt! 14
kai« o¢pou e˙a»n ei˙se÷lqhØ ei¶pate twˆ◊
217
kai« ei¶pate
sers tragend; folgt ihm
ei˙ß th\n oi˙ki÷an ei˙ß h§n ei˙sporeu/etai,
Und wo er hineingeht, sagt zu dem
oi˙kodespo/thØ o¢ti oJ dida¿skaloß le÷gei: aujtwˆ◊: oJ dida¿skaloß le÷gei
und sagt
11
in das Haus, in das er hineingeht!
Hausherrn: Der Meister sagt:
zu ihm: Der Meister sagt:
Und ihr sollt sagen dem Hausherrn des Hau-
Wo ist mein Gastzimmer, wo das
Meine Zeit ist nahe; bei dir
ses: Der Meister sagt dir: Wo ist
kai« e˙rei√te twˆ◊ oi˙kodespo/thØ thvß oi˙ki÷-
pouv e˙stin to\ kata¿luma¿ mou o¢pou to\ oJ kairo/ß mou e˙ggu/ß e˙stin, pro\ß se« aß: le÷gei soi oJ dida¿skaloß: pouv e˙stin pa¿sca meta» tw◊n maqhtw◊n mou fa¿gw; poiw◊ to\ pa¿sca meta» tw◊n maqhtw◊n to\ kata¿luma o¢pou to\ pa¿sca meta» tw◊n Paschalamm ich mit meinen Jüngern essen kann? will ich machen das Paschamahl mit den Jüngern, das Gastzimmer, wo das Paschamahl mit den
mou
meinen.
15
kai« aujto\ß uJmi√n dei÷xei aÓna¿gaion me÷-
Und er wird euch zeigen ein Obergemach, ein
16
kai« e˙xhvlqon oi˚ maqh-
tet (es) uns. Und weggingen die Jün-
19
kaÓkei√noß uJmi√n dei÷xei aÓna¿gaion me÷ga
zeigen,
ga e˙strwme÷non eºtoimon: kai« e˙kei√ e˚toi- ma¿sate hJmi√n.
Jüngern, meinen, ich essen kann?
12
Und jener wird euch ein großes Obergemach
gro- ßes, (mit Polstern) belegt, bereit; und dort berei-
maqhtw◊n mou fa¿gw;
e˙strwme÷non: e˙kei√ e˚toima¿sate. kai« e˙poi÷hsan oi˚ maqhtai«
Und es taten die Jünger,
tai« kai« h™lqon ei˙ß th\n po/lin kai« eu∞- ger und kamen in die Stadt und fan-
(mit Polstern) belegt. Dort bereitet! 13
aÓpelqo/nteß de« eu∞ron kaqw»ß ei˙rh/kei
Hingegangen aber, fanden sie, wie er gesagt hatte
aujtoiç
zu ihnen,
on kaqw»ß ei•pen aujtoi√ß
w˚ß sune÷taxen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß
den, wie er ihnen gesagt hatte.
wie ihnen Jesus aufgetragen hatte,
kai« hJtoi÷masan to\ pa¿sca.
kai« hJtoi÷masan to\ pa¿sca.
Und sie bereiteten das Paschamahl.
und bereiteten das Paschamahl.
und sie bereiteten das Paschamahl.
kai« hJtoi÷masan to\ pa¿sca.
Matthäus und Markus ist nur folgendes gegen Lukas gemeinsam: 01. Matth 26,17 Mk 14,12 Jünger treten an Jesus mit Jünger treten an Jesus mit der Frage heran, wo sie das der Frage heran, wo sie das Paschamahl bereiten sollen Paschamahl bereiten sollen
Luk 22,7–8 Es wird nur allgemein festgestellt, daß die Zeit für das Schlachten des Paschalammes gekommen ist. Jesus sendet Petrus und Johannes zur Vorbereitung. Erst jetzt taucht die Frage auf, wo sie das Paschalamm bereiten sollen.
Bindeindizien des Markus und Lukas gegen Matthäus: 02. Mk 14,13 Luk 22,8 Jesus sendet zwei Jesus sendet Petrus Jünger. und Johannes
Matth 26,18 Es werden weder eine Zahl noch Namen genannt.
03. Mk 14,13 Luk 22,10 uJpa¿gete ei˙ß th\n po/lin, kai« i˙dou\ ei˙selqo/ntwn uJmw◊n aÓpanth/sei uJmi√n a‡nqrwpoß ei˙ß th\n po/lin sunanth/sei kera¿mion u¢datoß basta¿zwn: uJmi√n a‡nqrwpoß kera¿mion aÓkolouqh/sate aujtwˆ◊ u¢datoß basta¿zwn: aÓkolou qh/sate aujtwˆ◊ ... »Geht in die Stadt; und »Siehe, wenn ihr in die Stadt hin- begegnen wird euch ein eingekommen seid, wird euch ein Mensch, einen Krug Wassers Mensch begegnen, einen Krug tragend; ihm folgt!« Wassers tragend; ihm folgt ...«
Matth 26,18 uJpa¿gete ei˙ß th\n po/lin pro\ß to\n dei√na ...
04.
Matth 26,18 kai« ei¶pate aujtwˆ◊: oJ dida¿skaloß le÷gei oJ kairo/ß mou e˙ggu/ß e˙stin, pro\ß se« poiw◊ to\ pa¿sca meta» tw◊n
Mk 14,14 kai« o¢pou e˙a»n ei˙se÷lqhØ ei¶pate twˆ◊ oi˙kodespo/thØ o¢ti oJ dida¿skaloß le÷gei: pouv
Luk 22,10–11 ... ei˙ß th\n oi˙ki÷an ei˙ß h§n ei˙s- poreu/etai, kai« e˙rei√te twˆ◊ oi˙kodespo/thØ thvß oi˙ki÷aß: le÷gei
»Geht in die Stadt zu dem und zu dem ...«
218
Stemmatische Untersuchung: Kategorie II
e˙stin to\ kata¿luma¿ mou o¢pou soi oJ dida¿skaloß: pouv e˙stin to\ pa¿sca meta» tw◊n maqhtw◊n to\ kata¿luma o¢pou to\ pa¿sca mou fa¿gw; meta» tw◊n maqhtw◊n mou fa¿gw; »und wo er hineingeht, sagt »... in das Haus, in das er hinein- geht! Und ihr sollt dem Haus- zu dem Hausherrn: Der Meister sagt: Wo ist mein herrn des Hauses sagen: Der Gastzimmer, wo ich das Meister sagt dir: Wo ist das Gast- Paschalamm mit meinen zimmer, wo ich das Paschalamm Jüngern essen kann?« mit meinen Jüngern essen kann?«
05.
Mk 14,15 kai« aujto\ß uJmi√n dei÷xei aÓna¿gaion me÷ga e˙strwme÷non eºtoimon: kai« e˙kei√ e˚toima¿sate hJmi√n »Und er wird euch ein großes Obergemach zeigen, (mit Polstern) belegt, bereit; und dort bereitet uns«
06.
Mk 14,16 Luk 22,13 kai« e˙xhvlqon oi˚ maqhtai« aÓpelqo/nteß de« eu∞ron kaqw»ß kai« h™lqon ei˙ß th\n po/lin kai« ei˙rh/kei aujtoi√ß kai« hJtoi÷masan eu∞ron kaqw»ß ei•pen aujtoi√ß to\ pa¿sca kai« hJtoi÷masan to\ pa¿sca »und die Jünger gingen weg »Hingegangen, aber fanden sie, und kamen in die Stadt und wie er gesagt hatte, und bereite- fanden, wie er ihnen gesagt ten das Paschamahl« hatte. Und sie bereiteten das Paschamahl«
Luk 22,12 kaÓkei√noß uJmi√n dei÷xei aÓna¿gaion me÷ga e˙strwme÷non: e˙kei√ e˚toima¿sate
maqhtw◊n mou;
»und sagt zu ihm: Der Meister sagt: Meine Zeit ist nahe; bei dir will ich machen das Paschamahl mit meinen Jüngern«
Matth -
Jener wird euch ein großes Obergemach zeigen, (mit Polstern) belegt; dort bereitet« Matth 26,19 kai« e˙poi÷hsan oi˚ maqhtai« w˚ß sune÷taxen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß kai« hJtoi÷masan to\ pa¿sca »und die Jünger taten, wie ihnen Jesus aufgetragen hatte. Und sie bereiteten das Paschamahl«
Die Erzählfolge ist bei allen drei Evangelisten beinahe gleich. Nur Lukas weicht davon am Anfang geringfügig ab, wenn er nüchtern feststellt, daß der Tag der ungesäuerten Brote gekommen ist, an dem das Paschalamm geschlachtet wird; erst dann beginnt er mit dem eigentlichen Bericht, daß Jesus die Apostel Petrus und Johannes zur Vorbereitung des Festes ausschickt (01), (02); Petrus und Johannes stellen jetzt die Frage, wo sie die Vorbereitung treffen sollen. Damit ist auch der einzige Punkt (01) angesprochen, der den Berichten des Matthäus und Markus gegen den des Lukas gemeinsam ist. Wenn Matthäus den Text des Markus gekannt hätte, müßte man ihm unterstellen, daß er auf so viele Details verzichtet hätte, die dem Bericht erst Farbe und Lebendigkeit verleihen. Man wird daher davon ausgehen müssen, daß ihm der Markustext nicht zur Verfügung stand. Andererseits wird Markus den Matthäustext nicht gekannt haben, da er eine wichtige Andeutung des Matthäus über Jesu bevorstehendes Schicksal: oJ kairo/ß mou e˙ggu/ß e˙stin »meine Zeit ist nahe« (04) wohl kaum übergangen hätte. Aus dem selben Grund ist es auch unwahrscheinlich, daß Lukas den Matthäustext gekannt hat. Gegen Lukas’ Kenntnis des Markustextes spricht, daß bei Lukas die ausgesandten Jünger mit ihren Namen genannt sind (Petrus und Johannes), während sie bei Markus namenlos sind. Der unterschiedliche Beginn des Lukas (01) könnte bewußt von ihm so gestaltet worden sein. Die Gemeinsamkeiten von Markus und Lukas gegen Matthäus sind angesichts dieser kurzen Perikope so zahlreich und gewichtig (02) bis (06), daß die Annahme berechtigt ist, daß • Markus und Lukas unterschiedliche, aber ähnliche Quellen hatten, • die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden.
219
3.3 Kategorie III Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden 3.3.1 Ankündigung des Messias durch den Täufer Mk 1,7–8; Matth 3,11–12; Luk 3,15–18 158
Luk 3,15
dialogizome÷nwn pa¿ntwn e˙n tai√ß kardi÷-
aiß aujtw◊n peri« touv ∆Iwa¿nnou, mh/pote
Prosdokw◊ntoß de« touv laouv kai«
Als aber voll Erwartung war das Volk und
alle überlegten in den Her-
zen, ihren, über Johannes, ob etwa
aujto\ß ei¶h oJ cristo/ß,
Mk 1,7
16
er der Messias sei,
Kai« e˙kh/russen le÷gwn:
Und er verkündete, sagend:
aÓpekri÷nato le÷gwn pa◊sin oJ ∆Iwa¿nnhß:
antwortete Johannes allen, sagend:
Matth 3,11
Ich zwar taufe euch mit
Wasser zum Umdenken,
Es kommt der Stärkere als ich nach mir,
aber der nach mir Kommende *ist* stär-
aber es kommt der Stärkere als ich,
dem ich nicht genug bin, mich gebückt habend, aufzubinden den
ker als ich *ist*, dem nicht ich genug bin,
dem ich nicht genug bin, aufzubinden den
i˚ma¿nta tw◊n uJpodhma¿twn aujtouv. 8 e˙gw» ta» uJpodh/mata basta¿sai: aujto\ß
i˚ma¿nta tw◊n uJpodhma¿twn aujtouv:
Riemen seiner Sandalen. Ich
die Sandalen nachzutragen. Er
Riemen seiner Sandalen.
habe euch mit Wasser getauft. Er aber wird
wird euch mit Heiligem Geist taufen
euch mit Heiligem Geist taufen.
und Feuer.
In seiner Hand (ist) die Worfschaufel und
er wird durchsäubern seine Tenne und
suna¿xei to\n si√ton aujtouv ei˙ß th\n
agagei√n to\n si√ton
er wird seinen Weizen sammeln in die
meln den Weizen
Scheune; aber die Spreu wird er ver-
brennen in unauslöschlichem Feuer.
∆Egw» me«n uJma◊ß bapti÷zw e˙n
u¢dati ei˙ß meta¿noian,
e˙gw» me«n u¢dati bapti÷zw uJma◊ß:
Ich taufe euch zwar mit Wasser,
e¶rcetai oJ i˙scuro/tero/ß mou ojpi÷sw mou, oJ de« ojpi÷sw mou e˙rco/menoß i˙scuro/- e¶rcetai de« oJ i˙scuro/tero/ß mou, ou∞ oujk ei˙mi« i˚kano\ß ku/yaß luvsai to\n tero/ß mou/ e˙stin, ou∞ oujk ei˙mi« i˚kano\ß ou∞ oujk ei˙mi« i˚kano\ß luvsai to\n
e˙ba¿ptisa uJma◊ß e˙n 159 u¢dati, aujto\ß de« uJma◊ß bapti÷sei e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ bapti÷sei uJma◊ß e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ.
kai« puri÷: 12
ou∞ to\ ptu/on e˙n thØv ceiri« aujtouv kai«
aujto\ß uJma◊ß bapti÷sei e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ Er wird euch taufen mit Heiligem Geist
kai« puri÷: und Feuer.
17
ou∞ to\ ptu/on e˙n thØv ceiri« aujtouv dia-
In seiner Hand (ist) die Worfschaufel, durch-
diakaqariei√ th\n a‚lwna aujtouv kai« kaqa◊rai th\n a‚lwna aujtouv kai« sunzureinigen seine Tenne und zu sam-
aÓpoqh/khn, to\ de« a‡curon katakau/- ei˙ß th\n aÓpoqh/khn aujtouv, to\ de« a‡curon sei puri« aÓsbe÷stwˆ.
in seine Scheune, aber die Spreu
katakau/sei puri« aÓsbe÷stwˆ. wird er in unauslöschlichem Feuer verbrennen.
18
Vieles nun und anderes mahnend,
Polla» me«n ou™n kai« eºtera parakalw◊n
eujhggeli÷zeto to\n lao/n.
verkündete er dem Volk die frohe Botschaft.
Matthäus und Lukas sind durch die folgenden Bindeindizien von Markus getrennt: 01. Matth 3,11 Luk 3,16b Mk – ∆Egw» me«n uJma◊ß bapti÷zw e˙gw» me«n u¢dati bapti÷zw uJma◊ß e˙n u¢dati ei˙ß meta¿noian »ich taufe euch zwar mit »ich taufe euch zwar mit Wasser« Wasser zum Umdenken« 02. Matth 3,11 ... e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ kai« puri÷ K. Aland 151996: Nr. 16. 159 Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. 158
Luk 3,16b ... e˙n pneu/mati a˚gi÷w ˆ kai« puri÷
Mk 1,8 ... e˙n u¢dati ... e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ
220
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
»... mit Heiligem Geist und Feuer«
»... mit Heiligem Geist und Feuer«
»... mit Wasser ... mit Heiligem Geist«
03.
Matth 3,12 ou∞ to\ ptu/on e˙n thØv ceiri« aujtouv kai« diakaqariei√ th\n a‚lwna aujtouv kai« suna¿xei to\n si√ton aujtouv ei˙ß th\n aÓpoqh/khn, to\ de« a‡curon katakau/sei puri« aÓsbe÷stwˆ »er hat seine Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne reinigen und wird seinen Weizen in die Scheune einbringen, die Spreu aber mit unauslöschlichem Feuer verbrennen«
Luk 3,17 ou∞ to\ ptu/on e˙n thØv ceiri« aujtouv diakaqa◊rai th\n a‚lwna aujtouv kai« sunagagei√n to\n si√ton ei˙ß th\n aÓpoqh/khn aujtouv, to\ de« a‡curon katakau/sei puri« aÓsbe÷stwˆ »er hat seine Worfschaufel in seiner Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune einzubringen, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen«
Mk –
04. Matth 3,11 kai« puri÷ »und mit Feuer«
Luk 3,17 kai« puri÷
»und mit Feuer«
Mk
–
Trennindizien des Matthäus gegen Lukas und umgekehrt: Luk 3,16a 05. Matth 3,11 ei˙ß meta¿noian – »zur Umkehr« 06. Matth 3,11 ta» uJpodh/mata basta¿sai »die Schuhe nachzutragen«
Luk 3,16 luvsai to\n i˚ma¿nta tw◊n uJpodhma¿twn aujtouv: »den Riemen seiner Schuhe aufzubinden«
07. Matth –
Luk 3,15-16a »als nun das Volk in gespannter Erwartung war und alle sich in ihren Herzen Gedanken machten über Johannes, ob er nicht vielleicht selbst der Messias sei, antwortete Johannes allen mit den Worten«
08. Matth –
Luk 3,18 »auch noch viele andere Ermahnungen richtete er an das Volk und verkündigte ihm die Heilsbotschaft«
Die Bindeindizien (01) bis (04) zeigen, daß die Quellen des Matthäus und Lukas einander nahe sind und sich von der Quelle des Markus deutlich unterscheiden. Das gewichtigste dieser Bindeindizien ist (02), da die scharfe Entgegensetzung bei Mk (... e˙n u¢dati ... e˙n pneu/mati a˚gi÷wˆ, »... mit Wasser ... mit Heiligem Geist«) bei Matth und Luk schwächer ist, weil das »Wasser« und der »Geist« nicht wie bei Mk unmittelbar neben– und gegeneinander gestellt sind. (05) bis (08) zeigen in ihrer Gesamtheit, daß Matthäus und Lukas je unterschiedliche Quellen hatten. Dies gilt auch dann, wenn man (07) bis (08) als redaktionelle Zutaten des Lukas hält. Denn es bleiben die Trennindizien
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
221
(05) und (06)! Von besonderem Interesse ist (06), weil der Wortlaut des Lukas genau mit Markus übereinstimmt, also keine Selbständigkeit des Lukas ist, sondern sich schon in seiner Quelle gefunden haben wird. Wir fassen zusammen: • Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden.
3.3.2 Das Abraufen der Ähren am Sabbat Mk 2,23–28; Matth 12,1–8; Luk 6,1–5 160 Mk 2,23
Kai« e˙ge÷neto aujto\n e˙n toi√ß sa¿b-
Matth 12,1
∆En e˙kei÷nwˆ twˆ◊ kairwˆ◊ e˙poreu/- Luk 6,1 ∆Ege÷neto de« e˙n sabba¿twˆ diapo-
Und es geschah, daß er am Sab-
Zu jener Zeit gi-
Es geschah aber am Sabbat, daß hindurch-
bat ging durch die Saat-
ng Jesus am Sabbat durch die
felder. Und seine Jünger gingen da-
Saatfelder. Seine Jünger aber
e˙pei÷nasan kai« h¡rxanto ti÷l-
tou\ß sta¿cuaß yw¿conteß tai√ß cersi÷n.
ran, (den) Weg zu machen, ausraufend die Äh-
hungerten und machten sich daran, abzu-
die Ähren, (sie) mit den Händen zerreibend.
ren.
raufen die Ähren und zu essen.
Und die Pharisäer sagten zu ihm:
Die Pharisäer aber sie gesehen habend,
sagten zu ihm: Siehe, deine Jünger
poiouvsin o§ oujk e¶xestin poiei√n e˙n
ti÷ poiei√te o§ oujk e¶xestin toi√ß sa¿bbasin
Siehe doch, was sie am Sabbat tun, was
tun, was zu tun nicht erlaubt ist am
Was tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist.
nicht erlaubt ist? Und er sagt zu ihnen: Nie-
Sabbat. Er aber sagte zu ihnen: Nicht
Und dagegen sagte zu ihnen
mals habt ihr gelesen, was David tat, als
habt ihr gelesen, was David tat, als
e˙pei÷nasen,
hsen Daui«d o¢te e˙pei÷nasen aujto\ß
er Mangel hatte und hungerte, er
er hungerte
tan hat David, als er hungerte,
und die mit ihm, wie er hineinging in
und die mit ihm, wie er hineinging in
und die mit ihm Seienden, wie er hinein-
basin paraporeu/esqai dia» tw◊n spo- qh oJ ∆Ihsouvß toi√ß sa¿bbasin dia» tw◊n reu/esqai aujto\n dia» spori÷mwn, kai« ri÷mwn, kai« oi˚ maqhtai« aujtouv h¡rxan- spori÷mwn: oi˚ de« maqhtai« aujtouv to oJdo\n poiei√n ti÷llonteß tou\ß sta¿- cuaß. 24
kai« oi˚ Farisai√oi e¶legon au˙twˆ◊:
i¶de ti÷ poiouvsin toi√ß sa¿bbasin o§ oujk e¶xestin;
25
lein sta¿cuaß kai« e˙sqi÷ein. 2
oi˚ de« Farisai√oi i˙do/nteß au˙tou«ß 161
ei•pan aujtwˆ◊: i˙dou\ oi˚ maqhtai÷ sou
kai« le÷gei aujtoi√ß: oujde÷- sabba¿twˆ. 3 oJ de« ei•pen aujtoi√ß: oujk
pote aÓne÷gnwte ti÷ e˙poi÷hsen Daui«d o¢te aÓne÷gnwte ti÷ e˙poi÷hsen Daui«d o¢te crei÷an e¶scen kai« e˙pei÷nasen aujto\ß kai« oi˚ met∆ aujtouv,
26
ging er durch die Saatfelder, und
e¶tillon oi˚ maqhtai« aujtouv kai« h¡sqion seine Jünger rauften aus und aßen
2
tine«ß de« tw◊n Farisai÷wn ei•pan:
Aber einige der Pharisäer sagten:
3
kai« aÓpokriqei«ß pro\ß aujtou\ß ei•pen oJ
∆Ihsouvß: oujde« touvto aÓne÷gnwte o§ e˙poi÷Jesus: Habt ihr auch nicht dies gelesen, was ge-
pw◊ß ei˙shvlqen ei˙ß kai« oi˚ met∆ aujtouv, 4 pw◊ß ei˙shvlqen ei˙ß kai« oi˚ met∆ aujtouv [o¡nteß], 4 [w˚ß] ei˙shvl-
to\n oi•kon touv qeouv e˙pi« ∆Abiaqa»r aÓrc- to\n oi•kon touv qeouv kai« tou\ß a‡rtouß qen ei˙ß to\n oi•kon touv qeouv kai« tou\ß das Haus Gottes zur Zeit Abiathars, (des) Hohen- das Haus Gottes und die Brote
ging in das Haus Gottes und die
priesters, und die Brote der Schau-
der Schaustellung sie aßen, was nicht erlaubt
Brote der Schaustellung genommen habend aß
stellung aß, die zu essen nicht erlaubt ist,
war, ihm zu essen und (auch) nicht denen mit i-
es sei denn den Priestern, und auch gab den
hm, außer den Priestern allein?
iere÷wß kai« tou\ß a‡rtouß thvß proqe÷s- thvß proqe÷sewß e¶fagon, o§ oujk e˙xo\n a‡rtouß thvß proqe÷sewß labw»n e¶fagen ewß e¶fagen, ou§ß oujk e¶xestin fagei√n h™n aujtwˆ◊ fagei√n oujde« toi√ß met∆ auj- kai« e¶dwken toi√ß met∆ aujtouv, ou§ß oujk ei˙ mh\ tou\ß i˚erei√ß, kai« e¶dwken kai« toi√ß touv ei˙ mh\ toi√ß i˚ereuvsin mo/noiß;
und denen mit ihm gab, die nicht
e¶xestin fagei√n ei˙ mh\ mo/nouß tou\ß erlaubt ist zu essen, es sei denn den
su\n aujtwˆ◊ ou™sin;
i˚erei√ß;
mit ihm Seienden?
Priestern?
5
Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, daß am
Sabbat die Priester im Tempel den Sab-
bat entweihen und unschuldig si-
nd? Ich sage euch aber: Als der Tempel Größe-
res ist hier. Wenn ihr aber erkannt hättet, was
heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer,
nicht hättet ihr verurteilt die Unschuldigen.
sa¿bbasin oi˚ i˚erei√ß e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ to\ sa/b-
baton bebhlouvsin kai« aÓnai÷tioi÷ ei˙sin; 6 le÷gw de« uJmi√n o¢ti touv i˚erouv mei√-
zo/n e˙stin w—de. 7ei˙ de« e˙gnw¿keite ti÷
e˙stin: e¶leoß qe÷lw kai« ouj qusi÷an,
160 161
h£ oujk aÓne÷gnwte e˙n twˆ◊ no/mwˆ o¢ti toi√ß
oujk a·n katedika¿sate tou\ß aÓnaiti÷ouß
K. Aland 151996: Nr. 46 und Nr. 111. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
222 27
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III 5
kai« e¶legen aujtoi√ß: to\ sa¿bbaton dia»
Und er sagte zu ihnen: Der Sabbat um
to\n a‡nqrwpon e˙ge÷neto kai« oujc oJ a‡n-
des Menschen willen wurde (eingesetzt), nicht der Me-
qrwpoß dia» to\ sa¿bbaton:
28
w‚ste ku/-
8
kai« e¶legen aujtoi√ß:
Und er sagte zu ihnen:
ku/rioß ga¿r e˙stin touv sabba¿tou
ku/rio/ß e˙stin touv sabba¿tou
nsch wegen des Sabbats. So He-
Denn Herr des Sabbats ist
rio/ß e˙stin oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou kai« oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou.
oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou.
rr ist der Sohn des Menschen auch
der Sohn des Menschen.
der Sohn des Menschen.
touv sabba¿tou.
Herr des Sabbats ist
des Sabbats.
Matthäus und Lukas haben u. a. folgende Bindeindizien gegen Markus: 01. Mark 2,23 Matth 12,1 oJdo\n poiei√n – »den Weg machen« 02. –
Luk 6,1 –
e˙sqi÷ein
h¡sqion
»essen«
»sie aßen«
03. Mark 2,25 crei÷an e¶scen »er litt Mangel«
Matth 12,3 –
Luk 6,3 –
04. Mark 2,26 e˙pi« ∆Abiaqa»r aÓrciere÷wß »zur Zeit des Hohenpriesters Abjathar«
Matth 12,4 –
Luk 6,4 –
05. kai« e¶dwken kai« toi√ß su\n aujtwˆ◊ ou™sin »und er gab auch denen, die bei ihm waren«
–
–
06.
Matth 12,7 –
Luk 6,5 –
Matth 12,8
Luk 6,5
ku/rioß ga¿r e˙stin touv sabba¿tou oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
ku/rio/ß e˙stin touv sabba¿tou oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
»denn Herr ist des Sabbats der Sohn des Menschen«
»Herr ist des Sabbats der Sohn des Menschen«
Mark 2,27 to\ sa¿bbaton dia» to\n a‡nqrwpon e˙ge÷neto kai« oujc oJ a‡nqrwpoß dia» to\ sa¿bbaton »der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen«
07. Mark 2,28 w‚ste ku/rio/ß e˙stin oJ ui˚o\ß
touv aÓnqrw¿pou kai« touv sabba¿tou
»daher ist Herr der Sohn des Menschen auch des Sabbats«
Zu (05) ist anzumerken, daß der Satz des Markus bei Matthäus und Lukas zwar dem Sinn nach vorhanden ist, aber warum bei beiden mit verändertem Wortlaut an einer anderen Stelle im Ablauf der Erzählung als bei Markus? Warum ändern beide z.B. die Präposition su/n in met∆? Warum verzichten beide auf das Partizip ou™sin? Die Beurteilung dieser Unterschiede im Text der drei Synoptiker in der Forschung ist ein Lehrstück. Zuerst einmal wird behauptet: »Die zahlenmäßig weit überwiegenden negativen Übereinstimmungen des MtEv und des
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
223
LkEv gegen das MkEv in dessen Stoff machen geringe Schwierigkeiten.«162 Es werden dann aber nur zwei der obigen Übereinstimmungen genannt. Zu (01) heißt es: »Auch in Mk 2,23b… scheint ein verderbter Text vorzuliegen, den Matthäus (12,1) und Lukas (6,1) vielleicht aufgrund einer besseren Vorlage, jedenfalls aber unabhängig voneinander korrigiert haben.«163 Es wäre zu fragen, warum sie beide oJdo\n poiei√n, das in der Tat befremdliches Griechisch ist, ausließen, statt es z.B. beide in ein sprachlich richtiges oJdo\n poieivsqai zu verändern. Oder wenigstens einer von ihnen? Der einzige weitere Punkt, auf den eingegangen wird, ist (06). »So lassen Matthäus und Lukas z.B. das radikale Wort Mk 2,27 (‚Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen.’) aus, weil sie beide von verschiedenen Vorraussetzungen aus die Mk 2,27 implizierte radikale Gesetzeskritik scheuen …«164 Der Verfasser weist jedoch dann selber daraufhin, daß Matthäus an anderer Stelle eben diesen Gedanken in etwas anderer Form äußert (12,5–7). Warum also hätte er ihn hier streichen sollen? 165 Es im übrigen zu fragen, ob nicht der sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas vorliegende Satz Mk 2,28 der viel radikalere ist. Selbst wenn man den zitierten höchst zweifelhaften Erklärungen dafür, daß (01) und (06) bei Matthäus und Lukas fehlen, zustimmen könnte, bleiben die Punkte (02) bis (05) und (07) unerklärt und unerklärlich. Ein Blick in die Synopse lehrt schnell, daß wegen der Unterschiede zwischen Matthäus und Lukas auszuschließen ist, daß sie voneinander abhängen: Lukas übernimmt nicht das lange Stück Matth 12,5–7, Matthäus (12,1) kann nicht von Lukas abhängen, sondern bleibt beim vermutlichen Wortlaut seiner Quelle, aus der auch Markus 2,23 (h¡rxanto ti÷llein sta¿cuaß) schöpft. Lukas weicht merklich und sehr anschaulich davon ab, indem er als einziger den Vorgang benennt, der dem Ausraufen folgt, das Zerreiben der Ähren. Wir fassen zusammen: • Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden.
3.3.3 Jesus und Beelzebul Mk 3,22-27; Matth 12,22-30; Luk 11,14-23166
Matth 12,22
To/te proshne÷cqh aujtwˆ◊ dai-
Darauf wurde hingebracht zu ihm ein von
einem Dä-
mon Besessener, blinder und stummer; und
er heilte ihn, so daß der Stum-
me reden und sehen (konnte).
Und außer sich gerieten alle Leute
und sagten: Vielleicht ist dieser der Sohn
Davids?
Kai« h™n e˙kba¿llwn daimo/nion
Und er war austreibend einen Dämon,
monizo/menoß tuflo\ß kai« kwfo/ß, kai« [kai« aujto\ h™n] kwfo/n:
und der war stumm.
e˙qera¿peusen aujto/n, w‚ste to\n kw- e˙ge÷neto de« touv daimoni÷ou e˙xelqo/ntoß
fo\n lalei√n kai« ble÷pein.
23
kai« e˙xi÷stanto pa¿nteß oi˚ o¡cloi
kai« e¶legon: mh/ti ou∞to/ß e˙stin oJ ui˚o\ß
Mk 3,22
Luk 11,14
Es geschah aber: Als der Dämon ausgefahren war,
e˙la¿lhsen oJ kwfo\ß redete der Stumme.
kai« e˙qau/masan oi˚ o¡cloi. Und die Leute staunten.
Daui÷d;
Kai« oi˚ grammatei√ß oi˚ aÓpo\
24
oi˚ de« Farisai√oi aÓkou/santeß
15
tine«ß de« e˙x aujtw◊n
Und die Schriftgelehrten, von
Die Pharisäer, (dies) gehört habend,
Einige von ihnen
Jerusalem herabgekommen, sagten:
sagten: Dieser nicht treibt aus die Dä-
mo/nia ei˙ mh\ e˙n twˆ◊
e˙n
monen, es sei denn durch den
Durch
ÔIerosolu/mwn kataba¿nteß e¶legon o¢ti ei•pon: ou∞toß oujk e˙kba¿llei ta dai- ei•pon:
sagten:
W. Schmithals 1985: 211. A. a. O., 215. 164 A. A. O., 211f. 165 Wenn man zum einen die Schwierigkeiten, die einer Hypothese entgegenstehen für »gering« erklärt, zum andern entweder oberflächlich behandelt oder schweigend übergeht, kann man leicht eine völlig unzulängliche Hypothese, die Zwei– Quellen–Hypothese, weiterhin für eine Tatsache halten. 166 K. Aland 151996: Nr. 117 und Nr. 188. 162 163
224
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
Beelzebou\l e¶cei kai« o¢ti e˙n twˆ◊
Beelzebou\l a‡rconti tw◊n daimoni÷wn. Beelzebou\l twˆ◊ a‡rconti tw◊n daimoni÷wn
Beelzebul hat er; und: durch den
Beelzebul, (den) Herrscher der Dämonen.
a‡rconti tw◊n daimoni÷wn e˙kba¿llei Herrscher der Dämonen treibt er aus
Beelzebul, den Herrscher der Dämonen,
e˙kba¿llei
treibt er aus
ta» daimo/nia.
ta» daimo/nia:
die Dämonen.
die Dämonen.
16
Andere aber, ihn versuchend, ein Zeichen vom
23
Kai« proskalesa¿menoß aujtou\ß e˙n
25
oujranouv e˙zh/toun par∆ aujtouv. ei˙dw»ß de« ta»ß e˙nqumh/seiß aujtw◊n
Und zu sich gerufen habend sie, in
Kennend aber ihre Gedanken
Bildreden redete er zu ihnen: Wie kann
sagte er zu ihnen:
parabolai√ß e¶legen aujtoi√ß: pw◊ß du/-
eºteroi de« peira¿zonteß shmei√on e˙x
ei•pen aujtoi√ß:
Himmel forderten von ihm. 17
aujto\ß de« ei˙dw»ß aujtw◊n ta» dianoh/-
Er aber kennend ihre Gedan-
mata ei•pen aujtoi√ß: ken, sagte zu ihnen:
natai satana◊ß satana◊n e˙kba¿llein; pa◊sa basilei÷a merisqei√sa kaq∆
pa◊sa basilei÷a e˙f∆ e˚auth\n diameris-
Satan Satan austreiben?
Jedes Königreich, mit sich selbst ent-
24
kai« e˙a»n basilei÷a e˙f∆ e˚auth\n mer-
Jedes Königreich, entzweit mit
e˚authvß e˙rhmouvtai kai« pa◊sa po/liß qei√sa e˙rhmouvtai kai« oi•koß e˙pi« oi•kon
Und wenn ein Königreich gegen sich selbst ent-
sich, wird verwüstet, und jede Stadt
h£ oi˙ki÷a merisqei√sa kaq∆ e˚authvß
pi÷ptei.
zweit ist, nicht kann bestehen das König-
oder (jedes) Haus, entzweit mit sich,
fällt.
reich, jenes. Und wenn ein Haus gegen
wird nicht Bestand haben.
isqhØv, ouj du/natai staqhvnai hJ basi- lei÷a e˙kei÷nh:
25
kai« e˙a»n oi˙ki÷a e˙f∆
e˚auth\n merisqhØv, ouj dunh/setai hJ sich selbst entzweit ist, nicht wird können
oi˙ki÷a e˙kei÷nh staqhvnai.
26
kai« ei˙ oJ
ouj staqh/setai.
26
kai« ei˙ oJ satana◊ß to\n satana◊n
zweit, wird verwüstet, und Haus gegen Haus
18
ei˙ de« kai« oJ satana◊ß e˙f∆ e˚auto\n
jenes Haus bestehen. Und wenn der
Und wenn der Satan den Satan
Wenn auch der Satan mit sich selbst
Satan gegen sich selbst aufgestanden ist und
austreibt, ist er gegen sich selbst entzweit. Wie
entzweit ist, wie wird bestehen die Herr-
entzweit ist, kann er nicht bestehen, sondern
denn wird seine Herrschaft bestehen?
satana◊ß aÓne÷sth e˙f∆ e˚auto\n kai« e˙meri÷sqh, ouj du/natai sthvnai aÓlla»
e˙kba¿llei, e˙f∆ e˚auto\n e˙meri÷sqh: pw◊ß diemeri÷sqh, pw◊ß staqh/setai hJ basiou™n staqh/setai hJ basilei÷a aujtouv; lei÷a aujtouv;
te÷loß e¶cei. hat ein Ende.
27
schaft, seine?
o¢ti le÷gete Weil ihr sagt,
kai« ei˙ e˙gw» e˙n Beelzebou\l e˙kba¿llw e˙n Beelzebou\l e˙kba¿llein me
Und wenn ich durch Beelzebul austreibe ta» daimo/nia, die Dämonen,
daß ich durch Beelzebul austreibe
ta» daimo/nia.
19
ei˙ de« e˙gw» e˙n Beelzebou\l
die Dämonen. Wenn ich aber durch Beelzebul
e˙kba¿llw ta» daimo/nia,
oi˚ ui˚oi« uJmw◊n e˙n ti÷ni
oi˚ ui˚oi« uJmw◊n e˙n ti÷ni
durch wen eure Söhne
durch wen eure Söhne
treiben (sie) aus? Deswegen sie Rich-
treiben (sie) aus? Deswegen sie eure
ter werden sein über euch. Wenn aber durch
Richter werden sein. Wenn aber mit dem Finger
den Gei-
st Gottes ich austreibe die Dämo-
nen, so ist gekommen zu euch
e˙kba¿llousin; dia» touvto aujtoi« kri- e˙kba¿llousin; dia» touvto aujtoi« uJmw◊n
tai« e¶sontai uJmw◊n.
ei˙ de« e˙n pneu/- kritai« e¶sontai.
nia, a‡ra e¶fqasen e˙f∆ uJma◊ß
27
28
mati qeouv e˙gw» e˙kba¿llw ta» daimo/-
die Dämonen austreibe,
aÓll∆ ouj du/natai oujdei«ß ei˙ß th\n
20
ei˙ de« e˙n daktu/lwˆ
qeouv [e˙gw»] e˙kba¿llw ta» daimo/nia, Gottes ich die Dämonen austreibe,
a‡ra e¶fqasen e˙f∆ uJma◊ß so ist gekommen zu euch
hJ basilei÷a touv qeouv.
hJ basilei÷a touv qeouv.
das Königreich Gottes.
das Königreich Gottes.
29
h£ pw◊ß du/natai÷ tiß ei˙selqei√n ei˙ß
Aber nicht kann jemand, in das
Oder wie kann jemand hingehen in
Haus des Starken hineingegangen,
das Haus des Starken und
skeu/h aujtouv a˚rpa¿sai,
21
dessen Habseligkeiten rauben,
dessen Habseligkeiten rauben,
Wenn der Starke, bewaffnet,
oi˙ki÷an touv i˙scurouv ei˙selqw»n ta» skeu/h aujtouv diarpa¿sai,
th\n oi˙ki÷an touv i˙scurouv kai« ta»
o¢tan oJ i˙scuro\ß kaqwplisme÷noß
fula¿sshØ th\n e˚autouv aujlh/n, e˙n ei˙rh/seinen Hof bewacht, in Frie-
nhØ e˙sti«n ta» uJpa¿rconta aujtouv:
den sind seine Güter.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
225
e˙a»n mh\
e˙a»n mh\
22
wenn nicht
wenn nicht
Wenn jedoch
zuvor er den Starken bindet; und dann
zuvor er den Starken bindet? Und dann
dessen Haus wird er ausrauben.
dessen Haus wird er ausrauben.
e˙pa»n de«
prw◊ton to\n i˙scuro\n dh/shØ, kai« to/te prw◊ton dh/shØ to\n i˙scuro/n; kai« to/te i˙scuro/teroß aujtouv e˙pelqw»n nikh/shØ th\n oi˙ki÷an aujtouv diarpa¿sei.
th\n oi˙ki÷an aujtouv diarpa¿sei.
ein Stärkerer als er, gekommen, besiegt
aujto/n, th\n panopli÷an aujtouv ai¶rei ihn, nimmt er seine volle Rüstung,
e˙f∆ hØ∞ e˙pepoi÷qei kai« ta» skuvla aujtouv
auf die er vertraute, und seine Habseligkeiten
diadi÷dwsin. verteilt er.
30
Der nicht mit mir Seiende ist gegen mich,
und der nicht mit mir Sammelnde, zer-
pi÷zei.
pi÷zei.
streut.
streut.
oJ mh\ w·n met∆ e˙mouv kat∆ e˙mouv e˙stin, 23 ÔO mh\ w·n met∆ e˙mouv kat∆ e˙mouv e˙stin, Der nicht mit mir Seiende, ist gegen mich,
kai« oJ mh\ suna¿gwn met∆ e˙mouv skor- kai« oJ mh\ suna¿gwn met∆ e˙mouv skor-
und der nicht mit mir Sammelnde, zer-
Es lassen sich im Text des Matthäus und des Lukas u.a. folgende Bindeindizien gegenüber dem Text des Markus feststellen: 01. Matth 12,25 Mk 3,23 Luk 11,17 ei˙dw»ß de« ta»ß e˙nqumh/seiß Kai« proskalesa¿menoß aujtou\ß aujto\ß de« ei˙dw»ß aujtw◊n ta» aujtw◊n ei•pen aujtoi√ß e˙n parabolai√ß e¶legen aujtoi√ß: dianoh/mata ei•pen aujtoi√ß pw◊ß du/natai satana◊ß satana◊n e˙kba¿llein »weil er ihre Gedanken kannte, »da rief Jesus sie zu sich und redete »weil er aber ihre Gedanken sagte er zu ihnen« in Gleichnissen zu ihnen: Wie kann kannte, sagte er zu ihnen« Satan Satan austreiben?« 02. Matth 12,25 pa◊sa basilei÷a merisqei√sa kaq∆ e˚authvß e˙rhmouvtai »jedes Reich, das gegen sich entzweit ist, wird verwüstet«
Mk 3,24 Luk 11,17 pa◊sa basilei÷a e˙f∆ e˚auth\n kai« e˙a»n basilei÷a e˙f∆ e˚auth\n merisqhØv, ouj du/natai staqhvnai diamerisqei√sa e˙rhmouvtai hJ basilei÷a e˙kei÷nh »und wenn ein Reich gegen sich »jedes Reich, das gegen sich selbst entzweit ist, kann dieses selbst entzweit ist, wird Reich nicht Bestand haben« verwüstet«
03.
Mk 3,26 ouj du/natai sthvnai aÓlla» te÷loß e¶cei »es kann nicht bestehen, sondern es hat ein Ende mit ihm«
Matth 12,26 pw◊ß ou™n staqh/setai hJ basilei÷a aujtouv »wie soll denn seine Herrschaft bestehen?«
Luk 11,18 pw◊ß staqh/setai hJ basilei÷a aujtouv »wie soll seine Herrschaft Bestand haben?«
Die folgenden Stücke bei Matthäus und Lukas haben keine Entsprechungen bei Markus: 04. Matth 12,22-23 – Luk 11,14 05. Matth 12,27-28
–
Luk 11,19-20
06. Matth 12,30
–
Luk 11,23
Die Bindeindizien (01) bis (06) sind hinreichend, die Möglichkeit auszuschließen, daß Markus die Vorlage der beiden anderen Synoptiker war. Matthäus kann nicht die Vorlage des Lukas gewesen sein, weil bei Lukas z.B. die prägnante Formulierung »Satan mit Satan austreiben«, mit der Markus Jesu Rede höchst wirksam beginnen läßt, ganz fehlt, während sie bei Matthäus an etwas anderer Stelle (12,26) steht als bei Markus. Sie gehörte also zum überlieferten Stoff, und Lukas hätte kaum darauf verzichtet, wenn diese Formulierung ihm ebenfalls vorgelegen wäre. Drei weitere Indizien trennen Matthäus und Lukas. Lukas hat 11,16 ein zusätzliches Stück, das keine Zutat eines Redaktors sein kann, sich also schon in seiner Vorlage gefunden haben muß. Des weiteren findet sich bei Lukas
226
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
die ganz singuläre Ausdrucksweise e˙n daktu/lwˆ qeouv »mit dem Finger Gottes« (Luk 11,20) anstelle von e˙n pneu/mati qeouv »durch den Geist Gottes« (Matth 12,28). Die Fortsetzung dieser Perikope sowohl bei Matthäus (12,31-32) als auch bei Markus (3,28-30), nicht aber bei Lukas, beweist, daß der Geist, nicht der Finger, ursprünglich ist. Als letztes ist zu nennen, daß die parallelen Stücke in (04) bei Matthäus einen ganz anderen Wortlaut haben als bei Lukas. Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche, aber sehr ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden.
3.3.4 Heilung eines besessenen Knaben Mk 9,14–29; Matth 17,14–21; Luk 9,37–43a 167
Luk 9,37
katelqo/ntwn aujtw◊n aÓpo\ touv o¡rouß
Mk 9,14
Kai« e˙lqo/nteß pro\ß tou\ß maqh-
∆Ege÷neto de« thØv e˚xhvß hJme÷raˆ
Es geschah aber am folgenden Tag:
Matth 17,14
Als sie vom Berg herabgestiegen waren,
Kai« e˙lqo/ntwn pro\ß to\n
Und gekommen zu den Jün-
ta»ß ei•don o¡clon polu\n peri« aujtou\ß o¡clon
Und als sie gekommen waren zu der
sunh/nthsen aujtwˆ◊ o¡cloß polu/ß.
gern, sahen sie viel Volk um sie
Volksmenge
kam ihm viel Volk entgegen.
kai« grammatei√ß suzhtouvntaß pro\ß und Schriftgelehrte sich besprechend mit
aujtou/ß.
15
kai« eujqu\ß pa◊ß oJ o¡cloß
ihnen. Und sofort die ganze Volksmenge,
i˙do/nteß aujto\n e˙xeqambh/qhsan kai« ihn gesehen habend, erstaunte. Und
prostre÷conteß hjspa¿zonto aujto/n.
proshvlqen aujtwˆ◊
hinzulaufend grüßten sie ihn.
trat zu ihm
16
kai« e˙phrw¿thsen aujtou/ß: ti÷ suzh-
Und er fragte sie: Was be-
tei√te pro\ß aujtou/ß;
17
kai« aÓpekri÷qh
a‡nqrwpoß gonupetw◊n aujto\n
15
kai«
38
kai« i˙dou\ aÓnh\r aÓpo\ touv o¡clou
sprecht ihr mit ihnen? Und es antwortete
ein Mensch, vor ihm auf die Knie fallend und
le÷gwn: ku/rie, e˙le÷hso/n mou to\n
e˙bo/hsen le÷gwn: dida¿skale, de÷omai÷
ihm einer aus der Volksmenge: Meister,
sagend: Herr, erbarme dich meines
rief, sagend: Meister, ich bitte
ich brachte meinen Sohn zu dir, habenden
Sohnes, weil er mondsüchtig ist und schlimm
dich, hinzublicken auf meinen Sohn;
einen sprachlosen Geist. Und wenn wo immer
leidet.
denn er ist mir ein einziggeborener. Und siehe,
aujtwˆ◊ ei–ß e˙k touv o¡clou: dida¿skale,
Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge
h¡negka to\n ui˚o/n mou pro\ß se÷, e¶conta ui˚o/n, o¢ti selhnia¿zetai kai« kakw◊ß sou e˙pible÷yai e˙pi« to\n ui˚o/n mou, pneuvma a‡lalon:
18
kai« o¢pou e˙a»n au˙-
pa¿scei:
to\n katala¿bhØ rJh/ssei aujto/n, kai« er ihn packt, wirft er ihn zu Boden. Und
o¢ti monogenh/ß moi÷ e˙stin,
pneuvma lamba¿nei aujto\n kai« e˙xai÷fnhß kra¿zei kai« spara¿ssei aujto\n me-
er schäumt und knirscht mit den Zähnen und
lich schreit er; und er zerrt ihn hin und her
xhrai÷netai:
ta» aÓfrouv kai« mo/giß aÓpocwrei√ aÓp∆
wird starr.
mit Schaum. Und kaum weicht er von
aujtouv suntri√bon aujto/n:
ihm, aufreibend ihn.
polla¿kiß ga»r pi÷ptei ei˙ß to\ puvr
Denn oft fällt er in das Feuer
und oft in das Wasser.
Und ich sagte den Jüngern,
Und ich brachte ihn zu den Jün-
deinen, daß sie ihn austreiben sollten. Doch
gern, deinen; doch nicht konnten sie
aujto\n qerapeuvsai.
san.
waren sie nicht stark.
ihn heilen.
mochten sie es.
kai« polla¿kiß ei˙ß to\ u¢dwr.
kai« ei•pa toi√ß maqhtai√ß sou iºna aujto\ e˙kba¿lwsin, kai« oujk i¶scusan. 167
kai« i˙dou\
ein Geist packt ihn und plötz-
aÓfri÷zei kai« tri÷zei tou\ß ojdo/ntaß kai«
39
K. Aland 151996: Nr. 163.
16
kai« prosh/negka aujto\n toi√ß ma-
qhtai√ß sou, kai« oujk hjdunh/qhsan
40
kai« e˙deh/qhn tw◊n maqhtw◊n sou iºna
Und ich bat deine Jünger, daß
e˙kba¿lwsin aujto/, kai« oujk hjdunh/qhsie ihn austreiben möchten. Doch nicht ver-
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III 19
17
oJ de« aÓpokriqei«ß aujtoi√ß le÷gei: w°
aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen: w°
Jesus sagte zu ihnen daraufhin: O
Jesus sagte zu ihnen daraufhin: O
ungläubiges Geschlecht, bis wann bei euch
ungläubiges Geschlecht und verkehrtes,
soll ich sein? Bis wann soll ich euch ertragen?
bis wann soll ich unter euch sein? Bis
Bringt ihn zu mir!
wann soll ich euch ertragen? Bringt zu mir
ihn hierher!
227 41
aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen: w°
Daraufhin sagte Jesus: O
genea» a‡pistoß, eºwß po/te pro\ß uJma◊ß genea» a‡pistoß kai« diestramme÷nh, genea» a‡pistoß kai« diestramme÷nh, e¶somai; eºwß po/te aÓne÷xomai uJmw◊n;
eºwß po/te meq∆ uJmw◊n e¶somai; eºwß
fe÷rete aujto\n pro/ß me.
po/te aÓne÷xomai uJmw◊n; fe÷rete÷ moi
20
aujto\n w—de.
kai« h¡negkan
ungläubiges Geschlecht und verkehrtes.
eºwß po/te e¶somai pro\ß uJma◊ß kai« aÓnBis wann soll ich bei euch sein und soll er-
e÷xomai uJmw◊n; prosa¿gage w—de to\n tragen euch? Führe hierher den
ui˚o/n sou.
Sohn, deinen.
42
e¶ti de« prosercome÷nou aujtouv e¶rrhxen
Und sie brachten
Aber noch während er herankam, riß
ihn zu ihm. Und ihn gesehen habend,
ihn der Dämon und zerr-
riß der Geist sofort hin und her i-
te (ihn) hin und her.
aujto\n pro\ß aujto/n. kai« i˙dw»n aujto\n
aujto\n to\ daimo/nion kai« sunespa¿ra-
to\ pneuvma eujqu\ß sunespa¿raxen au˙-
xen:
to/n, kai« pesw»n e˙pi« thvß ghvß e˙kuli÷eto hn, und auf die Erde gefallen, wälzte er sich
aÓfri÷zwn.
21
kai« e˙phrw¿thsen to\n pa-
schäumend. Und er fragte den Va-
te÷ra aujtouv: po/soß cro/noß e˙sti«n w˚ß ter, seinen: Wie lange Zeit ist, daß
touvto ge÷gonen aujtwˆ◊; oJ de« ei•pen: e˙k dies ihm geschehen ist? Der aber sagte: Von
paidio/qen:
22
kai« polla¿kiß kai« ei˙ß puvr
Kindheit an. Und auch oft ins Feuer
aujto\n e¶balen kai« ei˙ß u¢data iºna aÓpowarf er ihn und ins Wasser, damit er um-
le÷shØ aujto/n: aÓll∆ ei¶ ti du/nhØ, boh/qhbringe ihn. Wenn du aber etwas kannst, hilf
son hJmi√n splagcnisqei«ß e˙f∆ hJma◊ß.
23
oJ
uns, dich über uns erbarmend!
de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊: to\ ei˙ du/nhØ, Jesus aber sagte zu ihm: Hinsichtlich darauf: Wenn du kannst,
pa¿nta dunata» twˆ◊ pisteu/onti.
24
eujqu\ß
dem Glaubenden ist alles möglich. Sogleich,
kra¿xaß oJ path\r touv paidi÷ou e¶legen: schreiend, sagte der Vater des Kindes:
pisteu/w: boh/qei mou thØv aÓpisti÷aˆ. Ich glaube, hilf meinem Unglauben! 25
i˙dw»n de« oJ ∆Ihsouvß o¢ti e˙pisuntre÷cei
Gesehen habend aber Jesus, daß zusammenläuft
o¡cloß, e˙peti÷mhsen twˆ◊ pneu/mati twˆ◊
18
die Volksmenge, fuhr er an den Geist, den
Und Jesus fuhr ihn an.
kai« e˙peti÷mhsen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß
aÓkaqa¿rtwˆ le÷gwn aujtwˆ◊: to\ a‡lalon unreinen, sagend zu ihm: Du stummer
kai« kwfo\n pneuvma, e˙gw» e˙pita¿ssw
e˙peti÷mhsen de« oJ ∆Ihsouvß twˆ◊ pneu/mati Jesus fuhr an den Geist,
twˆ◊ aÓkaqa¿rtwˆ den unreinen
und tauber Geist, ich gebiete
soi, e¶xelqe e˙x aujtouv kai« mhke÷ti ei˙sdir: Fahre aus ihm! Und nicht mehr hinein-
e÷lqhØß ei˙ß aujto/n.
26
kai« kra¿xaß kai«
komme in ihn! Und geschrien habend und
polla» spara¿xaß e˙xhvlqen: kai« e˙ge÷ne- kai« e˙xhvlqen aÓp∆ aujtouv to\ daimo/nviel hin- und hergezerrt habend, fuhr er aus. Und er wur-
Und es fuhr von ihm aus der Dä-
de wie tot, so daß die vielen
mon.
to w˚sei« nekro/ß, w‚ste tou\ß pollou\ß ion le÷gein o¢ti aÓpe÷qanen.
27
oJ de« ∆Ihsouvß
sagten: Er ist gestorben. Jesus aber,
krath/saß thvß ceiro\ß aujtouv h¡geiren kai« e˙qerapeu/qh oJ pai√ß aÓpo\ thvß
kai« i˙a¿sato to\n pai√da kai« aÓpe÷dwken
seine Hand ergriffen habend, richtete auf
und heilte den Knaben. Und er gab zurück
Und der Knabe war geheilt seit
228
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
aujto/n, kai« aÓne÷sth.
w‚raß e˙kei÷nhß.
ihn. Und er stand auf.
jener Stunde.
aujto/n twˆ◊ patri« aujtouv. ihn seinem Vater.
43a
Alle aber gerieten außer sich über die
28
Kai« ei˙selqo/ntoß aujtouv ei˙ß oi•kon
19
e˙xeplh/ssonto de« pa¿nteß e˙pi« thØv
megaleio/thti touv qeouv. To/te proselqo/nteß oi˚ maqhtai«
Und als er in ein Haus hineingegangen war,
Da, die Jünger hinzugekommen
seine Jünger für sich fra-
zu Jesus, sagten für sich: Warum
ten ihn: (Wie kommt es), daß wir nicht kon-
konnten wir nicht
nten austreiben ihn? Und er sagte zu ihnen:
austreiben ihn? Er aber sagte zu ihnen:
Wegen eures Kleinglaubens. Amen,
denn ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie
ein Korn Senfs, werdet ihr sagen zu dem Berg,
diesem: Rücke von hier dorthin! Und er
wird hinüberrücken. Und nichts wird unmöglich sein
euch.
Diese Art kann durch nichts
Aber diese Art fährt nicht
ausfahren, es sei denn durch Gebet und
aus, es sei denn durch Gebet und
große Macht Gottes.
oi˚ maqhtai« aujtouv kat∆ i˙di÷an e˙phrw¿- twˆ◊ ∆Ihsouv kat∆ i˙di÷an ei•pon: dia» ti÷ twn aujto/n: o¢ti hJmei√ß oujk hjdunh/qh- men e˙kbalei√n aujto/;
29
hJmeiç oujk hjdunh/qhmen
kai« ei•pen aujtoi√ß: e˙kbalei√n aujto/;
20
oJ de« le÷gei aujtoi√ß:
dia» th\n ojligopisti÷an uJmw◊n: aÓmh\n ga»r le÷gw uJmi√n, e˙a»n e¶chte pi÷stin w˚ß
ko/kkon sina¿pewß, e˙rei√te twˆ◊ o¡rei
tou/twˆ: meta¿ba e¶nqen e˙kei√, kai« meta-
bh/setai: kai« oujde«n aÓdunath/sei
uJmi√n.
touvto to\ ge÷noß e˙n oujdeni« du/natai e˙xelqei√n ei˙ mh\ e˙n proseuchØv kai«
21
touvto de« to\ ge÷noß ou˙k e˙kporeu¿e-
tai ei˙ mh\ e˙n proseuchØv kai«
nhstei/aø.168
nhstei/aø.169
Fasten.
Fasten.
Markus hat an den folgenden Stellen ein Mehr an Text gegen Matthäus und Lukas, die dadurch gegen Markus verbunden sind: Mk 9,14–16 – 01. – 02. – Mk 9,20–25a – 03. – Mk 9,25b–27a – 04. – Mk 9,29 – Matthäus hat an den beiden folgenden Stellen ein Mehr an Text gegen Lukas (und Markus): 05. Matth 17,14 gonupetw◊n aujto\n »er fiel vor ihm auf die Knie« 06. Matth 17,20 dia» th\n ojligopisti÷an uJmw◊n: aÓmh\n ga»r le÷gw uJmi√n, e˙a»n e¶chte pi÷stin w˚ß ko/kkon sina¿pewß, e˙rei√te twˆ◊ o¡rei tou/twˆ: meta¿ba e¶nqen e˙kei√, kai« meta bh/setai: kai« oujde«n aÓdunath/sei uJmi√n »Wegen eures Kleinglaubens! Denn, wahrhaftig, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und diesem Berge gebietet: Rücke von hier weg dorthin! so wird er hinwegrücken und nichts wird euch unmöglich sein.« Lukas hat an den folgenden Stellen ein Mehr an Text gegen Matthäus (und Markus): 07. Luk 9,38 o¢ti monogenh/ß moi÷ e˙stin »denn er ist mein einziger (Sohn)« 168 169
Vgl. C. P. Thiede 1999: 17-23. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
229
08. Luk 9,43 e˙xeplh/ssonto de« pa¿nteß e˙pi« thØv megaleio/thti touv qeouv »da waren alle außer sich vor Staunen über die große Macht Gottes« Es kommt zu diesem Befund noch hinzu, daß parallele Stücke bei allen drei Synoptikern einen völlig unterschiedlichen Wortlaut haben: 09. Die Beschreibung der Krankheit: Matth 17,15/ Mark 9,17b–18/ Luk 9,39 10. Die Beschreibung der Heilung: Matth 17,18b/ Mark 9,27/ Luk 9,42b Es gibt keine Möglichkeit, die Fälle (01) bis (04) anders zu erklären als durch eine gemeinsame, von Markus völlig verschiedene Quelle. Der Gedanke, beide Autoren, Matthäus und Lukas, hätten hier unabhängig voneinander diese Texte ihrer gemeinsamen Vorlage Markus gestrichen, braucht wohl einen größeren Glauben, als den, der Berge versetzt. Matthäus und Lukas sind außerdem durch (05) bis (08) von Markus getrennt und voneinander. Keine dieser Besonderheiten ist als bewußte Veränderung von Markus’ Text plausibel. Wenn die Autoren sich bei der Gestaltung ihrer Vorlagen solche Freiheiten genommen hätten, wäre es nicht bei so knappen Erweiterungen des markinischen Textes geblieben, und das NT hätte einen sehr anderen literarischen Charakter. Der ganz und gar unterschiedliche Wortlaut in z.B. (09) und (10) wäre – bei gleicher Quelle – nur vorstellbar, wenn man annähme, daß alle drei Autoren einen in jeder Hinsicht unterschiedlichen Wortlaut gewollt hätten. Wir kommen zu folgendem Ergebnis: • Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, • die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden.
3.3.5 Von der Gefahr des Reichtums Mk 10,23–31; Matth 19,23–30; Luk 18,24–30170 Mk 10,23
Kai« peribleya¿menoß oJ ∆Ihsouvß
Matth 19,23
ÔO de« ∆Ihsouvß
Luk 18,24
∆Idw»n de« aujto\n oJ ∆Ihsouvß peri÷lu-
Und um sich geblickt habend, Jesus
Aber Jesus
ei•pen toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
pon geno/menon 171 ei•pen:
sagt zu seinen Jüngern:
sagte zu seinen Jüngern:
Gewordenen, sagte er:
Amen, ich sage euch:
Wie schwer die den Reichtum Haben-
Ein Reicher schwer wird hinein-
den in das Königreich Gottes hinein-
kommen in das Königreich der Him-
nw◊n.
ontai:
kommen werden.
mel.
men.
le÷gei toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
aÓmh\n le÷gw uJmi√n
pw◊ß dusko/lwß oi˚ ta» crh/mata e¶con- teß ei˙ß th\n basilei÷an touv qeouv ei˙s- eleu/sontai. 24
oi˚ de« maqhtai« e˙qambouvnto e˙pi« toi√ß
o¢ti plou/sioß dusko/lwß ei˙seleu/s- etai ei˙ß th\n basilei÷an tw◊n oujra-
Gesehen aber Jesus ihn, (den) betrübt
pw◊ß dusko/lwß oi˚ ta» crh/mata e¶conteß Wie schwer die den Reichtum Habenden
ei˙ß th\n basilei÷an touv qeouv ei˙sporeu/in das Königreich Gottes hineinkom-
Aber die Jünger erschraken über die
lo/goiß aujtouv. oJ de« ∆Ihsouvß pa¿lin Worte, seine. Jesus wiederum
aÓpokriqei«ß le÷gei aujtoi√ß: te÷kna, pw◊ß
24
darauf sagt zu ihnen: Kinder, wie
Wieder aber sage ich euch:
du/skolo/n e˙stin tou«ß pepoiqo/taß e˙pi«
pa¿lin de« le÷gw uJmi√n,
schwer ist für die vertraut Habenden auf
toi√ß crh/masin 172 ei˙ß th\n basilei÷an den Reichtum in das Königreich
touv qeouv ei˙selqei√n:
25
eujkopw¿tero/n
Gottes hineinzukommen. Leichter 170 171 172
K. Aland 151996: Nr. 255. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
eujkopw¿tero/n
25
Leichter
Denn leichter
eujkopw¿teron ga¿r
230
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
e˙stin ka¿mhlon dia» [thvß] trumalia◊ß
e˙stin ka¿mhlon dia truph/matoß
e˙stin ka¿mhlon dia» trh/matoß belo/nhß
ist es, daß ein Kamel durch das Loch
ist es, daß ein Kamel durch (das) Loch
ist es, daß ein Kamel durch (das) Loch einer Nadel
der Nadel hindurchkommt, als daß ein Reicher in
einer Nadel hindurchkommt, als daß ein Reicher hinein-
hineingeht als ein Reicher in das König-
das Königreich Gottes hineinkommt.
kommt in das Königreich Gottes.
Sie aber gerieten noch mehr außer sich, sa-
(Dies) aber gehört habend, die Jünger ge-
plh/ssonto sfo/dra le÷gonteß ti÷ß
kai« ti÷ß
gend zueinander: Und wer ka-
rieten sehr außer sich, sagend: Wer
Und wer
nn gerettet werden? Angeblickt habend sie,
denn kann gerettet werden? Angeblickt habend (sie),
kann gerettet werden? Er aber sagte: das Un-
sagt Jesus: Bei Menschen (ist es) un-
sagte Jesus zu ihnen: Aber bei Men-
mögliche bei Menschen
möglich, aber nicht bei Gott; denn alles
schen ist dies unmöglich, bei
ist bei Gott möglich. Nachdrücklich sag-
Gott aber (ist) alles möglich. Da-
aÓpokriqei«ß oJ Pe÷troß ei•pen aujtwˆ◊:
28
te Petrus zu ihm:
raufhin sagte Petrus zu ihm:
Petrus aber sagte:
Siehe, wir haben alles verlassen und
Siehe, wir haben alles verlassen und
hjkolouqh/same÷n soi:
hjkolouqh/same÷n soi.
sind dir nachgefolgt.
sind dir nachgefolgt.
sind dir nachgefolgt.
Was denn wird uns sein?
[thvß] rJafi÷doß dielqei√n h£ plou/sion ei˙ß rJafi÷doß dielqei√n h£ plou/sion ei˙sel- ei˙selqei√n h£ plou/sion ei˙ß th\n basilei÷th\n basilei÷an touv qeouv ei˙selqei√n. 26
oi˚ de« perissw◊ß e˙xeplh/ssonto le÷-
gonteß pro\ß e˚autou/ß: kai« ti÷ß du/na- tai swqhvnai;
27
e˙mble÷yaß aujtoi√ß oJ
qei√n ei˙ß th\n basilei÷an touv qeouv. 25
aÓkou/santeß de« oi˚ maqhtai« e˙xe-:
a‡ra du/natai swqhvnai;
26
an touv qeouv ei˙selqei√n. reich Gottes hineinkommt.
26
ei•pan de« oi˚ aÓkou/santeß:
Die (dies) gehört Habenden, sagten aber:
e˙mble÷yaß du/natai swqhvnai;
27
oJ de« ei•pen: ta» aÓdu/-
∆Ihsouvß le÷gei: para» aÓnqrw¿poiß aÓdu/- oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: para» de« aÓn- nata para« aÓnqrw¿poiß naton, aÓll∆ ouj para» qewˆ◊: pa¿nta ga»r qrw¿poiß touvto aÓdu/nato/n e˙stin, para» dunata» para» twˆ◊ qewˆ◊.
28
⁄Hrxato le÷- de« qewˆ◊ pa¿nta dunata¿.
gein oJ Pe÷troß aujtwˆ◊:
i˙dou\ hJmei√ß aÓfh/kamen pa¿nta kai« hjkolouqh/kame÷n soi.
29
e¶fh oJ ∆Ihsouvß:
27
To/te
i˙dou\ hJmei√ß aÓfh/kamen pa¿nta kai«
ti÷ a‡ra e¶stai hJmi√n; 28
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß:
dunata» para» twˆ◊ qewˆ◊ e˙stin. ist möglich bei Gott.
Ei•pen de« oJ Pe÷troß:
i˙dou\ hJmei√ß aÓfe÷nteß ta» i¶dia Siehe, wir, das Eigene verlassen habend,
29a
oJ de« ei•pen aujtoi√ß:
Jesus sagte:
Jesus sagte zu ihnen:
aÓmh\n le÷gw uJmi√n
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ...
Amen, ich sage euch:
Wahrlich ich sage euch:
Amen, ich sage euch:
Ihr, die nachgefolgt Seienden mir,
Ihr seid die ausgeharrt Habenden
aÓmh\n le÷gw uJmi√n,
o¢ti uJmei√ß oi˚ aÓkolouqh/sante÷ß moi
Er aber sprach zu ihnen:
Luk 22,28
ÔUmei√ß de÷ e˙ste oi˚ diamemenhko/teß
met∆ e˙mouv e˙n toi√ß peirasmoi√ß mou:
mit mir in meinen Versuchungen.
Und ich bestimme für euch, wie bestimmt hat
bei der Wiedergeburt, wenn sich gesetzt hat der
daß ihr essen und trinken sollt von dem
Sohn des Menschen auf (den) Thron (der) Herr-
Tisch, meinem, in meinem Königreich
xhß aujtouv, kaqh/sesqe kai« uJmei√ß
kai« kaqh/sesqe e˙pi« qro/nwn ta»ß
lichkeit, seiner, werdet auch ihr sitzen
und sitzen sollt auf Thronen, die
auf zwölf Thronen, richtend die
dw¿deka fula»ß touv ∆Israh/l.
touv ∆Israh/l.
zwölf Stämme Israels.
*Israels*.
Keiner ist, der verlassen hat Haus
Und jeder, der verlassen hat Häuser
h£ aÓdelfou\ß h£ aÓdelfa»ß h£ pate÷ra
Keiner ist, der verlassen hat Haus
h£ gunai√ka h£ aÓdelfou\ß h£ gonei√ß
oder Brüder oder Schwestern oder Mutter
oder Brüder oder Schwestern oder Vater
oder Frau oder Brüder oder Eltern
oder Vater oder Kinder oder Äcker wegen
oder Mutter oder Kinder oder Äcker wegen
29
kaÓgw» diati÷qemai uJmi√n kaqw»ß die÷qeto/
moi oJ path/r mou basilei÷an, der Vater für mich das Königreich, e˙n thØv paliggenesi÷aˆ, o¢tan kaqi÷shØ oJ 30 iºna e¶sqhte kai« pi÷nhte e˙pi« thvß
ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙pi« qro/nou do/- trape÷zhß mou e˙n thØv basilei÷aˆ mou,
e˙pi« dw¿deka qro/nouß kri÷nonteß ta»ß dw¿deka fula»ß kri÷nonteß
oujdei÷ß e˙stin o§ß aÓfhvken oi˙ki÷an h£ aÓdelfou\ß h£ aÓdelfa»ß h£ mhte÷ra h£ pate÷ra h£ te÷kna h£ aÓgrou\ß eºneken e˙mouv kai« eºneken touv eujaggeli÷ou, mir und wegen des Evangeliums, 30
e˙a»n mh\ la¿bhØ e˚katontaplasi÷ona
ohne daß er nicht hundertfach empfängt
29
kai« pa◊ß o¢stiß aÓfhvken oi˙ki÷aß
zwölf Stämme *Israels* richtend.
Luk 18,29b
oujdei÷ß e˙stin o§ß aÓfhvken oi˙ki÷an
h£ mhte÷ra h£ te÷kna h£ aÓgrou\ß eºneken h£ te÷kna eºneken thvß basilei÷aß touv oder Kinder wegen des Königreiches
touv ojno/mato/ß mou,
qeouv,
meines Namens,
Gottes,
hundertfach wird er bekommen
der nicht wiederbekommt viel-
e˚katontaplasi÷ona lh/myetai
30
o§ß oujci« mh\ [aÓpo]la¿bhØ pollaplasi÷-
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
231
nuvn e˙n twˆ◊ kairwˆ◊ tou/twˆ oi˙ki÷aß kai«
ona e˙n twˆ◊ kairwˆ◊ tou/twˆ
jetzt in dieser Zeit Häuser und
fach in dieser Zeit
aÓdelfou\ß kai« aÓdelfa»ß kai« mhte÷raß Brüder und Schwestern und Mütter
kai« te÷kna kai« aÓgrou\ß meta» diwgmw◊n,
kai« e˙n twˆ◊
und Kinder und Äcker (wenn auch) unter Verfolgungen,
und in der
kai« e˙n twˆ◊ ai˙w◊ni twˆ◊ e˙rcome÷nwˆ zwh\n
kai« zwh\n ai˙w¿nion klhronomh/sei.
und in der kommenden Welt Leben,
und ewiges Leben erben.
ai˙w¿nion. ewiges. 31
polloi« de« e¶sontai prw◊toi e¶scatoi
30
polloi« de« e¶sontai prw◊toi e¶scatoi
Viele Erste aber werden Letzte sein
Viele Erste aber werden Letzte sein
und die Letzten Erste.
und Letzte Erste.
kai« [oi˚] e¶scatoi prw◊toi.
ai˙w◊ni twˆ◊ e˙rcome÷nwˆ zwh\n kommenden Welt Leben,
ai˙w¿nion. ewiges.
kai« e¶scatoi prw◊toi.
Markus’ Text weist gegenüber Matthäus und Lukas die folgenden Trennindizien auf: 01. Matth Mk 10,24 Luk ei˙ß th\n basilei÷an touv qeouv ei˙selqei√n »aber die Jünger erschraken ... in das Königreich Gottes hinein zukommen« 02. –
03. –
Mk 10,29 eºneken touv eujaggeli÷ou – »wegen des Evangeliums« Mk 10,30 e˙a»n mh\ la¿bhØ ... meta» diwgmw◊n – »ohne daß er nicht empfängt ... unter Verfolgungen«
Die folgende Synopse zeigt die wechselnden Übereinstimmungen zwischen den drei Texten. 04. Matth Mk Luk o¢ti pw◊ß pw◊ß »daß« »wie« »wie« 05. plou/sioß »ein Reicher«
oi˚ ta» crh/mata e¶conteß »die den Reichtum Habenden«
oi˚ ta» crh/mata e¶conteß »die den Reichtum Habenden
06. ei˙seleu/setai »er hineinkommen wird«
ei˙seleu/sontai »sie hineinkommen werden«
ei˙sporeu/ontai »sie hineinkommen werden«
07. tw◊n oujranw◊n »der Himmel«
touv qeouv »(des) Gottes«
touv qeouv »(des) Gottes«
08. rJafi÷doß »einer Nadel«
rJafi÷doß »einer Nadel«
belo/nhß »einer Nadel«
09. e˙xeplh/ssonto sfo/dra »sehr gerieten sie außer sich«
perissw◊ß e˙xeplh/ssonto »noch mehr gerieten sie außer sich«
ei•pan »sie sagten«
10. ti÷ß a‡ra »wer denn«
kai« ti÷ß »und wer«
kai« ti÷ß »und wer«
11. e˙mble÷yaß »angeblickt habend«
e˙mble÷yaß »angeblickt habend«
–
12. pa¿nta »alles«
pa¿nta »alles«
–
232
Stemmatische Untersuchung: Kategorie III
13. pa¿nta »alles«
pa¿nta »alles«
ta» i¶dia »das Eigene«
14. eºneken touv ojno/mato/ß mou eºneken e˙mouv »um meines Namens willen« »um meinetwillen«
eºneken thvß basilei÷aß touv qeouv, »um des Königreiches Gottes willen«
15. –
e˙n twˆ◊ kairwˆ◊ tou/twˆ »in dieser Zeit«
e˙n twˆ◊ kairwˆ◊ tou/twˆ »in dieser Zeit«
16.
kai« zwh\n ai˙w¿nion klhronomh/sei »und ewiges Leben wird er erben«
la¿bhØ ... e˙n twˆ◊ ai˙w◊ni twˆ◊ e˙rcome÷nwˆ zwh\n ai˙w¿nion »empfängt ... in der kommen- den Welt ewiges Leben«
la¿bhØ ... kai« e˙n twˆ◊ ai˙w◊ni twˆ◊ e˙rcome÷nwˆ zwh\n ai˙w¿nion »empfängt ... in der kommenden Welt ewiges Leben«
17.
polloi« de« e¶sontai prw◊toi e¶scatoi kai« e¶scatoi prw◊toi »viele Erste aber werden Letzte sein und Letzte Erste«
polloi« de« e¶sontai prw◊toi e¶scatoi kai« oi˚ e¶scatoi prw◊toi »viele Erste aber werden Letzte sein und die Letzten Erste«
–
Matthäus hat ein Mehr an Text: 18. Matth 19,28 Mk o¢ti uJmei√ß oi˚ aÓkolouqh/sante÷ß – moi e˙n thØv paliggenesi÷a ... ta»ß dw¿deka fula»ß touv ∆Israh/l »ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, bei der Wiedergeburt ... die zwölf Stämme Israels«
Luk –
Die Trennindizien (01) bis (03) reichen hin, eine Abhängigkeit des Matthäus und Lukas von Markus auszuschließen. Die wechselnden Übereinstimmungen (04) bis (17) zwischen den drei Texten lassen kein einheitliches Muster erkennen und den Schluß zu, daß einfache Erklärungen der Beziehungen der drei Synoptiker ein Versuch am untauglichen Objekt wären. Ein Schluß allerdings ist erlaubt: Diese wechselnden Übereinstimmungen haben nicht den Zufall zum Vater. Das Trennindiz (18) bestätigt zusätzlich, wenn es denn noch nötig sein sollte, daß Matthäus weder die Quelle des Markus noch des Lukas war. Der in der Synopse von Aland bei Lukas eingefügte verwandte Text Luk 22,28–30 (Kursivdruck oben in der Synopse) muß bei diesem Vergleich außer Betracht bleiben. Darüber hinaus ist die literarische Qualität des markinischen Textes soviel größer als die der beiden anderen Texte, daß schon aus diesem Grund der Gedanke einer Abhängigkeit des Matthäus und Lukas von Markus nicht aufkommen kann. Markus’ Text hat einen deutlichen Aufbau, der den beiden anderen fehlt: Aus denen, die das Geld besitzen (oi˚ ta» crh/mata e¶conteß) werden diejenigen, die an das Geld glauben (tou«ß pepoiqo/taß e˙pi« toi√ß crh/masin). Dieser Klimax in den Worten Jesu entspricht eine Klimax der Wirkung dieser Worte auf die Jünger. Zuerst erschrecken sie nur (e˙qambouvnto) über Jesu Worte, dann sind sie vor Schrecken fassungslos (perissw◊ß e˙xeplh/ssonto). Es ist nicht verständlich, daß man, wie der Text des Nestle–Aland ausweist, dies übersehen konnte. Wir fassen zusammen: • Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche Quellen, • die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden.
233
3.4 Kategorie IV Markus, Matthäus und Lukas haben sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen 3.4.1 Jesus und die Kinder Mk 10,13–16; Matth 19,13–15; Luk 18,15–17 173 Mk 10,13
Kai« prose÷feron aujtwˆ◊
Matth 19,13
To/te proshne÷cqhsan aujtwˆ◊
Luk 18,15
Prose÷feron de« aujtwˆ◊ kai« ta»
Und sie brachten zu ihm
Darauf wurden zu ihm gebracht
Sie brachten zu ihm aber auch die
Kinder, damit er sie berühre.
Kinder, damit er die Hände ihnen auflege
Säuglinge, damit er sie berühre.
und bete.
paidi÷a iºna aujtw◊n a‚yhtai:
paidi÷a iºna ta»ß cei√raß e˙piqhØv aujtoi√ß bre÷fh iºna aujtw◊n a‚pthtai: kai« proseu/xhtai:
i˙do/nteß de«
(Dies) gesehen habend aber
oi˚ de« maqhtai« e˙peti÷mhsan aujtoi√ß.
oi˚ de« maqhtai« e˙peti÷mhsan aujtoi√ß.
Aber die Jünger fuhren sie an.
Aber die Jünger fuhren sie an.
(Dies) gesehen habend aber, wurde Jesus
Jesus aber
14
i˙dw»n de« oJ ∆Ihsouvß hjgana¿kthsen
unwillig
14
oJ de« ∆Ihsouvß
oi˚ maqhtai« e˙peti÷mwn aujtoi√ß. die Jünger, fuhren sie sie an.
16
oJ de« ∆Ihsouvß prosekale÷sato aujta»
Aber Jesus rief sie zu sich,
kai« e˙pitimh/saß 174 ei•pen aujtoi√ß:
ei•pen:
le÷gwn:
und (sie) anfahrend, sagte er zu ihnen:
sagte: sagend: Laßt die Kinder
a‡fete ta» paidi÷a
sagend:
a‡fete ta» paidi÷a
Laßt die Kinder
Laßt die Kinder
Laßt die Kinder
denn solchen ist das Königreich
denn solchen ist das Königreich
Gottes!
der Himmel!
a‡fete ta» paidi÷a
e¶rcesqai pro/ß me, mh\ kwlu/ete aujta¿, kai« mh\ kwlu/ete aujta» e˙lqei√n pro/ß me, e¶rcesqai pro/ß me kai« mh\ kwlu/ete aujta¿, zu mir kommen, hindert sie nicht; und hindert sie nicht, zu kommen zu mir; zu mir kommen und hindert sie nicht; tw◊n ga»r toiou/twn e˙sti«n hJ basilei÷a tw◊n ga»r toiou/twn e˙sti«n hJ basilei÷a tw◊n ga»r toiou/twn e˙sti«n hJ basilei÷a touv qeouv. 15
tw◊n oujranw◊n.
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, o§ß a·n mh\ de÷xhtai
Amen, ich sage euch: Wer nicht annimmt
das Königreich Gottes wie ein Kind,
ouj mh\ ei˙se÷lqhØ ei˙ß aujth/n. kai« e˙nagkalisa¿menoß aujta» kateu-
15
ouj mh\ ei˙se÷lqhØ ei˙ß aujth/n. kai« e˙piqei«ß ta»ß cei√raß aujtoi√ß
Und sie in die Arme geschlossen habend, seg-
Und ihnen aufgelegt habend die Hände,
nete er (sie), auflegend die Hände auf sie.
ging er weg von dort.
lo/gei tiqei«ß ta»ß cei√raß e˙p∆ aujta¿.
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, o§ß a·n mh\ de÷xhtai
th\n basilei÷an touv qeouv w˚ß paidi÷on,
das Königreich Gottes wie ein Kind,
16
Gottes!
17
Amen, ich sage euch: Wer nicht annimmt
th\n basilei÷an touv qeouv w˚ß paidi÷on,
wird gewiß nicht in es hineinkommen.
denn solchen ist das Königreich
touv qeouv.
wird gewiß nicht in es hineinkommen.
e˙poreu/qh e˙kei√qen.
Das Ereignis wird von allen drei Evangelisten sehr ähnlich berichtet, Jesusworte praktisch wortgleich wiedergegeben. Matthäus hat allerdings weniger Text als Markus und Lukas. Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Vorlage des Matthäus aus und umgekehrt: 01. Mk 10,13 Matth 19,13 – kai« proseu/xhtai »und er bete« 02. Mk 10,14 i˙dw»n de« oJ ∆Ihsouvß hjgana¿- kthsen kai« ei•pen aujtoi√ß 173 174
»(Dies) gesehen habend aber, wurde Jesus unwillig und sagte zu ihnen« K. Aland 151996: Nr. 253. Vgl. U. Victor 2006: 5106.
Matth 19,14 oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen »Jesus aber sagte«
234
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
03. Mk 19,15
aÓmh\n le÷gw uJmi√n, o§ß a·n mh\ de÷xhtai th\n basilei÷an touv qeouv w˚ß paidi÷on, ouj mh\ ei˙se÷lqhØ ei˙ß aujth/n »Amen, ich sage euch: Wer das Königreich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird gewiß nicht in es hineinkommen«
04.
Mk 19,16 kai« e˙nagkalisa¿menoß aujta» kateu lo/gei tiqei«ß ta»ß cei√raß e˙p∆ aujta¿ »und sie in die Arme ge- schlossen habend, segnete er (sie), auflegend die Hände auf sie«
Matth
–
Matth 19,15 kai« e˙piqei«ß ta»ß cei√raß aujtoi√ß e˙poreu/qh e˙kei√qen »und ihnen die Hände aufgelegt habend, ging er von dort weg«
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Vorlage für Lukas aus und umgekehrt: 05. Mk 10,13 Luk 18,15 paidi÷a bre÷fh »Kinder« »Säuglinge« 06.
Mk 10,14 i˙dw»n de« oJ ∆Ihsouvß hjgana¿- kthsen kai« ei•pen aujtoi√ß »(dies) gesehen habend aber, wurde Jesus unwillig und sagte zu ihnen«
07.
Mk 19,16 Luk kai« e˙nagkalisa¿menoß aujta» – kateulo/gei tiqei«ß ta»ß cei√raß e˙p∆ aujta¿ »und sie in die Arme ge- schlossen habend, segnete er (sie), auflegend die Hände auf sie«
Luk 18,16 oJ de« ∆Ihsouvß prosekale÷sato aujta» le÷gwn
»aber Jesus rief sie zu sich, sagend«
Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Vorlage für Lukas aus und umgekehrt: 08. Matth 19,13 Luk 18,15 kai« proseu/xhtai – »und er bete« 09. Matth –
Luk 18,17 aÓmh\n le÷gw uJmi√n, o§ß a·n mh\ de÷xhtai th\n basilei÷an touv qeouv w˚ß paidi÷on, ouj mh\ ei˙se÷lqhØ ei˙ß aujth/n »Amen, ich sage euch: Wer das Königreich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird gewiß nicht in es hineinkommen«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV 10.
Matth 19,15 kai« e˙piqei«ß ta»ß cei√raß aujtoi√ß e˙poreu/qh e˙kei√qen »und ihnen die Hände aufgelegt habend, ging er von dort weg«
235
Luk –
Matthäus kann den Text des Markus nicht gekannt haben, da es unerklärlich bliebe, warum er ein Jesuswort (03) nicht übernommen hat. Umgekehrt ist nicht erklärbar, woher Markus das Jesuswort hätte (03), wenn nur Matthäus seine Quelle gewesen wäre. Wenn andererseits Markus den lukanischen Text als Quelle genutzt haben sollte, wäre zwar das Jesuswort (03) bei ihm verständlich, (05), (06), (07) blieben aber höchst erklärungsbedürftig, da zumindest (06) und (07) schwerlich redaktionelle Veränderungen sind. Umgekehrt kann daher auch Lukas den markinischen Text nicht gekannt haben. Matthäus als Quelle für Lukas und viceversa scheidet aus ähnlichen Gründen (08), (09), (10) ebenfalls aus. Am ehesten entspricht dem Befund: • Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen.
3.4.2 Die Frage nach der Vollmacht Jesu Mk 11,27–33; Matth 21,23–27; Luk 20,1–8 175 Mk 11,27
Kai« e¶rcontai pa¿lin ei˙ß ÔIero-
Matth 21,23
Kai« e˙lqo/ntoß aujtouv
Luk 20,1
Kai« e˙ge÷neto e˙n miaˆ◊ tw◊n hJmerw◊n
Und sie kommen wieder nach Jeru-
Und als er gekommen war
Und es geschah an einem der Tage,
so/luma. kai« e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ peripatouvn- ei˙ß to\ i˚ero\n
dida¿skontoß aujtouv to\n lao\n e˙n twˆ◊
salem. Und als im Heiligtum (lehrend) umher-
in das Heiligtum,
während er das Volk lehrte im
toß 176 aujtouv
i˚erwˆ◊ kai« eujaggelizome÷nou e˙pe÷sthsan
ging er,
e¶rcontai pro\ß aujto\n
proshvlqon aujtwˆ◊ dida¿skonti
kommen zu ihm
traten zu ihm, während er lehrte,
die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und
die Hohenpriester und die Ältesten
oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ grammatei√ß kai« oi˚ presbu/teroi
oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ presbu/teroi
Heiligtum und das Evangelium verkündete, traten hinzu
oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ grammatei√ß su\n die Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit
touv laouv
toi√ß presbute÷roiß
des Volkes,
den Ältesten
und sagten zu ihm:
sagend:
und sagten, sagend zu ihm:
In welcher Vollmacht tust du dies?
In welcher Vollmacht tust du dies?
Oder wer hat dir gegeben die Vollmacht,
Und wer hat dir gegeben die Vollmacht,
die Ältesten 28
kai« e¶legon aujtwˆ◊:
2
le÷gonteß:
e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiei√ß; h£ ti÷ß soi e¶dwken th\n e˙xousi÷an tau/thn iºna tauvta poihØvß; diese, daß du dies tust?
e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiei√ß; kai« ti÷ß soi e¶dwken th\n e˙xousi÷an
kai« ei•pan le÷gonteß pro\ß aujto/n:
ei˙po\n hJmi√n e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta Sage uns, in welcher Vollmacht dies
poiei√ß, h£ ti÷ß e˙stin oJ dou/ß soi th\n du tust oder wer ist der gegeben Habende dir die
tau/thn;
e˙xousi÷an tau/thn;
24
diese?
Vollmacht, diese?
Daraufhin
Daraufhin
sagte Jesus zu ihnen: Fragen werde
sagte er zu ihnen: Fragen werde
29
oJ de« ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: e˙perw-
Jesus sagte zu ihnen: Fragen
th/sw uJma◊ß eºna lo/gon, kai« aÓpokri÷- werde ich euch eine einzige Sache. Und ant-
3
aÓpokriqei«ß
de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: e˙rwth/sw de« ei•pen pro\ß aujtou/ß: e˙rwth/sw
uJma◊ß kaÓgw» lo/gon eºna, o§n e˙an» ei¶ph- uJma◊ß kaÓgw» lo/gon, kai« ei¶pate÷ moi: auch ich euch eine einzige Sache, die, wenn be- auch ich euch eine Sache. Und sagt mir:
qhte÷ moi kai« e˙rw◊ uJmi√n e˙n poi÷aˆ e˙x-
te÷ moi kaÓgw» uJmi√n e˙rw◊ e˙n poi÷aˆ e˙x-
wortet mir, auch ich werde euch sagen, in welcher Voll-
antwortet ihr mir, auch ich euch sagen werde, in welcher Voll-
macht ich dies tue. Die Taufe
macht ich dies tue. Die Taufe
ousi÷aˆ tauvta poiw◊: 175
30
to\ ba¿ptisma
aÓpokriqei«ß
ousi÷aˆ tauvta poiw◊:
25
to\ ba¿ptisma
4
to\ ba¿ptisma
Die Taufe
K. Aland 151996: Nr. 276.
peripate/w heißt nicht nur »herumgehen«, sondern schließt oft ein Disputieren mit ein (vgl. F. Passow II 1 51852/ 1993: 862 und H. G. Liddell/ R. Scott 1973: 1382 mit den entsprechenden Belegen). tauvta poihØvß und die Redundanz iºna tauvta poihØvß (Mk 11,28) beziehen sich daher nicht auf das Herumgehen Jesu im Heiligtum als solches, sondern auf die Gespräche, die dabei geführt werden. Daß sich tauvta poihØvß auf Jesu Tauftätigkeit beziehen könnte (R. Bultmann 101995: 18), entbehrt jeder Grundlage.
176
236
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
to\ ∆Iwa¿nnou e˙x oujranouv h™n h£ e˙x
to\ ∆Iwa¿nnou po/qen h™n; e˙x oujranouv
∆Iwa¿nnou e˙x oujranouv h™n h£ e˙x
des Johannes vom Himmel war oder von
des Johannes war woher? Vom Himmel
(des) Johannes vom Himmel war oder von
Menschen? Antwortet mir! Und sie über-
oder von Menschen? Sie aber überlegten
legten miteinander, sagend:
untereinander, sagend:
aÓnqrw¿pwn; aÓpokri÷qhte÷ moi.
31
kai« di- h£ e˙x aÓnqrw¿pwn; oi˚ de« dielogi÷zonto aÓnqrw¿pwn; 5 oi˚ de« sunelogi÷santo
elogi÷zonto pro\ß e˚autou\ß le÷gonteß:
e˙n e˚autoi√ß le÷gonteß:
e˙a»n ei¶pwmen: e˙x oujranouv, e˙rei√: dia» ti÷ e˙a»n ei¶pwmen: e˙x oujranouv, e˙rei√
Menschen? Sie aber überlegten
pro\ß e˚autou\ß le÷gonteß miteinander, sagend:
o¢ti e˙a»n ei¶pwmen: e˙x oujranouv, e˙rei√:
Wenn wir sagen vom Himmel, wird er
Wenn wir sagen: Vom Himmel, wird
Wenn wir sagen: Vom Himmel, wird er
sagen: Warum
er sagen
sagen:
ou™n oujk e˙pisteu/sate aujtwˆ◊;
32
aÓlla» hJmi√n: dia» ti÷ ou™n oujk e˙pisteu/sate
dia» ti÷ ou™n
177
oujk e˙pisteu/sate aujtwˆ◊;
denn habt ihr ihm nicht geglaubt? Aber
zu uns: Warum denn habt ihr nicht geglaubt
Warum denn habt ihr ihm nicht geglaubt?
sollen wir denn sagen: Von Menschen? – Sie
ihm? Wenn wir aber sagen: Von Men-
Wenn wir aber sagen: Von Menschen,
to\n o¡clon: a‚panteß ga»r ei•con to\n
pwn, fobou/meqa to\n o¡clon, pa¿n-
oJ lao\ß a‚paß kataliqa¿sei hJma◊ß,
die Volksmenge; denn alle hielten (dafür),
schen, fürchten wir die Volksmenge. Al-
das ganze Volk wird uns steinigen;
daß Johannes in der Tat ein Prophet war.
le nämlich halten für einen Propheten
denn es ist überzeugt, daß Johannes
Johannes.
ein Prophet ist.
ei¶pwmen: e˙x aÓnqrw¿pwn; _ e˙fobouvnto aujtwˆ◊; fürchteten
∆Iwa¿nnhn o¡ntwß o¢ti profh/thß h™n.
33
kai« aÓpokriqe÷nteß twˆ◊ ∆Ihsouv le÷-
26
e˙a»n de« ei¶pwmen: e˙x aÓnqrw¿-
6
e˙a»n de« ei¶pwmen: e˙x aÓnqrw¿pwn,
teß ga»r w˚ß profh/thn e¶cousin to\n pepeisme÷noß ga¿r e˙stin ∆Iwa¿nnhn ∆Iwa¿nnhn. 27
profh/thn ei•nai.
kai« aÓpokriqe÷nteß twˆ◊ ∆Ihsouv ei•pan: kai« aÓpekri÷qhsan mh\ ei˙de÷nai po/qen.
Und daraufhin zu Jesus sa-
Und daraufhin sagten sie zu Jesus:
gen sie: Wir wissen es nicht. Und Jesus
Wir wissen es nicht. Und zu ihnen sagt
sagt zu ihnen:
er:
Auch ich sage euch nicht, in welcher
Auch ich sage euch nicht, in welcher
e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊.
e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊.
Vollmacht ich dies tue.
Vollmacht ich dies tue.
Vollmacht ich dies tue.
gousin: oujk oi¶damen. kai« oJ ∆Ihsouvß le÷gei aujtoi√ß:
oujde« e˙gw» le÷gw uJmi√n e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊.
oujk oi¶damen. e¶fh aujtoi√ß
27
kai«
aujto/ß:
oujde« e˙gw» le÷gw uJmi√n e˙n poi÷aˆ
Und sie antworteten, daß sie nicht wüßten, woher.
8
kai« oJ ∆Ihsouvß
Und Jesus
ei•pen aujtoi√ß: sagte zu ihnen:
oujde« e˙gw» le÷gw uJmi√n e˙n poi÷aˆ Auch ich sage euch nicht, in welcher
Markus ist durch folgende Trennindizien von Matthäus getrennt und umgekehrt: 01. Mk 11,27 Matth 21,23 Kai« e¶rcontai pa¿lin ei˙ß Kai« e˙lqo/ntoß aujtouv ÔIeroso/luma kai« e˙n twˆ◊ ei˙ß to\ i˚ero\n proshvlqon i˚erwˆ◊ peripatouvntoß aujtouv aujtwˆ◊ dida¿skonti ... e¶rcontai pro\ß aujto\n ... »und sie kommen wieder »und als er in das Heiligtum nach Jerusalem, und als er gekommen war, traten zu ihm, während er lehrte ...« im Heiligtum (lehrend) um- herging, kommen zu ihm ...« 02. Mk 11,27 kai« oi˚ grammatei√ß »und die Schriftgelehrten«
Matth –
Markus ist durch folgende Trennindizien von Lukas getrennt und umgekehrt: Luk 20,1 03. Mk 11,27 Kai« e¶rcontai pa¿lin ei˙ß Kai« e˙ge÷neto e˙n miaˆ◊ tw◊n hJmerw◊n ÔIeroso/luma kai« e˙n twˆ◊ dida¿skontoß aujtouv to\n lao\n i˚erwˆ◊ peripatouvntoß aujtouv e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ kai« eujaggelizome÷nou e¶rcontai pro\ß aujto\n ... e˙pe÷sthsan ... »und sie kommen wieder »und es geschah an einem der Tage, während er im Heiligtum das Volk nach Jerusalem, und als er im Heiligtum (lehrend) um- lehrte und das Evangelium verkündete, traten hinzu ...« herging, kommen zu ihm ...« 177
Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV 04.
Mk 11,29b kai« e˙rw◊ uJmi√n e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊: »auch ich werde euch sagen, in welcher Vollmacht ich dies tue«
05. Mk 11,32 e˙fobouvnto to\n o¡clon »sie fürchteten das Volk«
237
Luk –
Luk 20,6 oJ lao\ß a‚paß kataliqa¿sei hJma◊ß »das ganze Volk wird uns steinigen«
Matthäus ist durch folgende Trennindizien von Lukas getrennt und umgekehrt: 06. Matth 21,23 Luk 20,1 Kai« e˙lqo/ntoß aujtouv Kai« e˙ge÷neto e˙n miaˆ◊ tw◊n hJmerw◊n dida¿skontoß aujtouv to\n lao\n ei˙ß to\ i˚ero\n proshvlqon aujtwˆ◊ dida¿skonti ... e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ kai« eujaggelizome÷nou e˙pe÷sthsan ... »und als er in das Heiligtum »und es geschah an einem der Tage, während er im Heiligtum das Volk gekommen war, traten zu ihm, während er lehrte ...« lehrte und das Evangelium verkünd ete, traten hinzu ...« 07. Matth –
Luk 20,1 kai« oi˚ grammatei√ß »und die Schriftgelehrten«
08. Matth 21,23 touv laouv »des Volkes«
Luk –
09.
Matth 21,24 ... o§n e˙an» ei¶phte÷ moi kaÓgw» uJmi√n e˙rw◊ e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊: »... die, wenn ihr mir sagt, auch ich euch sagen werde, in welcher Vollmacht ich dies tue«
Luk 20,3 kai« ei¶pate÷ moi
10.
Matth 21,25 fobou/meqa to\n o¡clon »fürchten wir die Volks- menge«
Luk 20,6 oJ lao\ß a‚paß kataliqa¿sei hJma◊ß »das ganze Volk wird uns steinigen«
»Und sagt mir«
Alle drei Berichte zeigen eine große sachliche Ähnlichkeit, die sich fast nur durch den je eigenen Stil ihrer Verfasser unterscheiden. Das Jesuswort (Mk 11,33; Matth 21,27; Luk 20,8) oujde« e˙gw» le÷gw uJmi√n e˙n poi÷aˆ e˙xousi÷aˆ tauvta poiw◊ »auch ich sage euch nicht, in welcher Vollmacht ich dies tue« ist wortgleich überliefert, einer der ganz seltenen Fälle in der Dreifachüberlieferung. Daß hier drei überaus ähnliche Texte vorliegen, ist ein besonderer Glücksfall. Man wird einmal auf Grund der aufgelisteten Trennindizien, die allerdings von relativ geringer Bedeutung sind, den Schluß ziehen dürfen, daß auch die Quellen dieser Texte einander sehr nahe waren und wohl aus dem gleichen Kontext stammen, in den sie die Autoren in ihren Evangelien stellten. Trennindizien des Markus gegen Matthäus und Lukas: Matth 21,23 11. Mk 11,27 peripatouvntoß dida¿skonti »er ging (lehrend) umher« »während er lehrte«
Luk 20,1 dida¿skontoß »während er lehrte«
238
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
12. Mk 11,28 e¶legon »sie sagten«
Matth 21,23 le÷gonteß »sagend«
Luk 20,2 le÷gonteß »sagend«
13. Mk 11,28 iºna tauvta poihØvß »daß du dies tust«
Matth –
Luk –
14. Mk 11,29 ei•pen »er sagte«
Matth21,24 aÓpokriqei«ß ... ei•pen »daraufhin ... sagte er«
Luk 20,3 aÓpokriqei«ß ... ei•pen »daraufhin ... sagte er«
15. Mk 11,29 e˙perwth/sw »ich werde fragen«
Matth 21,24 e˙rwth/sw »ich werde fragen«
Luk 20,3 e˙rwth/sw »ich werde fragen«
16. Mk –
Matth 21,24 kagw/ »auch ich«
Luk 20,3 kagw/ »auch ich«
17. Mk 11,29 aÓpokri÷qhte÷ moi »antwortet mir«
Matth 21,24 o§n e˙an» ei¶phte÷ moi »die, wenn ihr mir sagt«
Luk 20,3 kai« ei¶pate÷ moi »und sagt mir«
18. Mk 11,30 aÓpokri÷qhte÷ moi »antwortet mir«
Matth –
Luk –
19. Mk 11,31 kai/ »und«
Matth 21,25 oi˚ de/ »sie aber«
Luk 20,5 oi˚ de/ »sie aber«
20.
Matth 21,26 e˙a»n de« ei¶pwmen »wenn wir sagen«
Luk 20,6 e˙a»n de« ei¶pwmen »wenn wir sagen«
Mk 11,32 aÓlla ei¶pwmen »aber sollen wir denn sagen«
Diese Trennindizien (11) bis (20) des Markus gegen die beiden anderen schließen es aus, daß Markus die Vorlage des Matthäus und Lukas war. Denn es ist unmöglich, daß sowohl Matthäus als auch Lukas unabhängig voneinander, zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, so viele identische Änderungen des markinischen Textes vornahmen. Diese Unterschiede zu Markus’ Text sind aber in diesem Fall nicht auch – wie das in vielen Perikopen der Fall ist – als Bindeindizien des Matthäus und Lukas gegen Markus zu werten. Es ist also aus ihnen nicht auf eine Quelle des Matthäus und Lukas zu schließen, die sich von der Quelle des Markus unterschied. Dazu haben diese Gemeinsamkeiten des Matthäus und Lukas gegen Markus zu wenig sachliches Gewicht. Es ist dagegen plausibel, daß Markus die mit Matthäus und Lukas gemeinsame Quelle stilistisch in seiner eigentümlichen Weise gestaltete. Besonders (11), (13), (18) und (20) sind deutliche Spuren solcher Gestaltung; (20) ist eine prägnante Ersetzung der blassen Wiederholung des e˙a/n-Satzes bei den beiden anderen, während (18) eine sehr gut gesetzte, wirkungsvolle Wiederholung bei Markus ist. Die Redundanz (13) ist ein typisches Merkmal von Markus’ Stil. Die weiteren Trennindizien bestätigen die wechselseitige Unabhängigkeit aller drei Autoren. Die Anhänger der aus Matthäus und Lukas rekonstruierten Spruchquelle Q könnten aus diesen drei Perikopen eine weitere Quelle rekonstruieren, und diesmal sogar aus Markus, Matthäus und Lukas, und dann behaupten, daß die Synoptiker diese »Quelle« benutzt haben. Es wäre hier leicht, ein solches fiktives Gebilde zu rekonstruieren. Es bliebe aber – wie bei vielen Perikopen – ein reines Schreibtischgebilde, das nur darüber Aufschluß geben könnte, was der gemeinsame Nenner der drei Perikopen ist. Wie die gemeinsame Quelle wirklich gelautet hat, ist damit nicht beantwortet und bleibt so lange unbeantwortet, bis diese Quelle durch einen Fund einsehbar
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
239
wäre. Da ein solcher Fund bisher nicht vorliegt, sollte man sich mit der Feststellung begnügen, daß den drei Perikopen sich nahestehende Quellen zugrunde liegen und daß eine gegenseitige literarische Abhängigkeit mehr als unwahrscheinlich ist, weil der je eigene Stil der Autoren, und (11) bis (20) dies ausschließen. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen.
3.4.3 Davids Sohn? Mk 12,35–37a; Matth 22,41–46; Luk 20,41–44 174 Mk 12,35
Kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß e¶le-
Matth 22,41
Sunhgme÷nwn de« tw◊n Farisai÷- Luk 20,41 Ei•pen de« pro\ß aujtou/ß:
Und daraufhin Jesus sag-
Als versammelt waren die Phari-
te, lehrend im Heiligtum: Wieso sa-
säer, fragte sie Jesus,
gen die Schriftgelehrten, daß der Messias
sagend: Was scheint euch über den
der Sohn Davids ist?
Messias? Wessen Sohn ist er? Sie sagen
zu ihm: Des David (Sohn). Er sagt zu ihnen:
gen dida¿skwn e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊: pw◊ß le÷- gousin oi˚ grammatei√ß o¢ti oJ cristo\ß ui˚o\ß Daui÷d e˙stin;
36
aujto\ß Daui«d ei•pen e˙n twˆ◊ pneu/-
wn e˙phrw¿thsen aujtou\ß oJ ∆Ihsouvß 42
Er sagte zu ihnen:
le÷gwn: ti÷ uJmi√n dokei√ peri« touv
cristouv; ti÷noß ui˚o/ß e˙stin; le÷gousin
aujtwˆ◊: touv Daui÷d.
43
le÷gei aujtoi√ß:
pw◊ß ou™n Daui«d e˙n pneu/mati kalei√ pw◊ß le÷gousin to\n cristo\n ei•nai
David selbst hat gesagt in dem Gei-
Wieso nun nennt David im Geist
aujto\n ku/rion le÷gwn:
Daui«d ui˚o/n;
st, dem Heiligen:
ihn Herr, sagend:
Davids Sohn? Denn David selbst sagt
mati twˆ◊ a˚gi÷wˆ:
Wieso sagen sie, daß der Messias sei 42
aujto\ß ga»r Daui«d le÷gei
e˙n bi÷blwˆ yalmw◊n: im Buch (der) Psalmen:
ei•pen ku/rioß twˆ◊ kuri÷wˆ mou:
44
Gesagt hat (der) Herr zu meinem Herrn:
Gesagt hat (der) Herr zu meinem Herrn:
ka¿qou e˙k dexiw◊n mou,
ka¿qou e˙k dexiw◊n mou,
Setze dich zu meiner Rechten,
Setze dich zu meiner Rechten,
Setze dich zu meiner Rechten,
bis ich lege deine Feinde
bis ich lege deine Feinde
uJpoka¿tw tw◊n podw◊n sou;
bis ich lege deine Feinde
uJpopo/dion tw◊n podw◊n sou.
unter deine Füße!
unter deine Füße?
unter deine Füße.
David selbst nennt ihn Herr,
Wenn nun David ihn Herr nennt,
pw◊ß ui˚o\ß aujtouv e˙stin;
David also nennt ihn Herr,
kai« pw◊ß aujtouv ui˚o/ß e˙stin;
und woher ist er sein Sohn?
wieso ist er sein Sohn?
und wieso ist er sein Sohn?
Und keiner konnte antworten
ihm mit einem Wort. Nicht wagte einer seit
jenem Tag, zu fragen
ihn mehr.
ka¿qou e˙k dexiw◊n mou,
eºwß a·n qw◊ tou\ß e˙cqrou/ß sou uJpoka¿tw tw◊n podw◊n sou. 37a
aujto\ß Daui«d le÷gei aujto\n ku/rion,
kai« po/qen aujtouv e˙stin ui˚o/ß;
ei•pen ku/rioß twˆ◊ kuri÷wˆ mou:
eºwß a·n qw◊ tou\ß e˙cqrou/ß sou
45
46
ei˙ ou™n Daui«d kalei√ aujto\n ku/rion,
kai« oujdei«ß e˙du/nato aÓpokriqhvnai
ei•pen ku/rioß twˆ◊ kuri÷wˆ mou: Gesagt hat (der) Herr zu meinem Herrn:
43
44
eºwß a·n qw◊ tou\ß e˙cqrou/ß sou
Daui«d ou™n ku/rion aujto\n kalei√,
aujtwˆ◊ lo/gon oujde« e˙to/lmhse÷n tiß aÓp∆
e˙kei÷nhß thvß hJme÷raß e˙perwthvsai
aujto\n oujke÷ti.
01. Der Ausgangspunkt der Perikopen ist verschieden akzentuiert, bei Markus und Lukas ähnlicher als bei Matthäus: • Mk 12,35: Jesus stellt im Tempel an Schriftgelehrte die Frage, warum sie den Messias als Sohn Davids bezeichnen. • Luk 20,41: Jesus stellt die gleiche Frage an Schriftgelehrte; denn pro\ß aujtou/ß »an sie« kann sich nur auf auf die Luk 20,39 genannten Schriftgelehrten beziehen. • Matth 22,41: Jesus fragt die versammelten Pharisäer, was ihnen bezüglich des Messias scheint. Die Pharisäer antworten direkt, daß der Messias der Sohn Davids ist. 02. Der weitere Text der drei Perikopen ist inhaltlich ähnlich, und Ps 110,1 wird wortgleich zitiert. 174
K. Aland 151996: Nr. 283.
240
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
03. Sätze, die bei Matthäus (22,46) den Kurzbericht abschließen, fehlen bei Markus und Lukas. Die folgende Synopse zeigt die wechselnden Übereinstimmungen und Unterschiede: 04. Mk 12,35 Matth 22,43 Luk 20,41–42 aujto\ß Daui«d ei•pen pw◊ß ou™n Daui«d ... kalei√ pw◊ß le÷gousin »David selbst hat gesagt« »Wieso nun nennt ... David« »Wieso sagen sie« 05. e˙n pneu/mati twˆ◊ a˚gi÷wˆ »im Heiligen Geist«
e˙n pneu/mati »im Geist«
–
06. – ... aujto\n ku/rion le÷gwn »... ihn Herr, sagend«
... to\n cristo\n ei•nai Daui«d ui˚o/n; »... daß der Messias der Sohn Davids ist?«
07. –
aujto\ß ga»r Daui«d le÷gei e˙n bi÷blwˆ yalmw◊n »denn David selbst sagt im Buch (der) Psalmen«
08.
Matth 22,45 ei˙ ou™n Daui«d kalei√ aujto\n ku/rion »wenn nun David ihn Herr nennt«
Luk 20,44 Daui«d ou™n ku/rion aujto\n kalei√, »David also nennt ihn Herr«
pw◊ß ui˚o\ß aujtouv e˙stin; »wieso ist er sein Sohn«
kai« pw◊ß aujtouv ui˚o/ß e˙stin; »und wieso ist er sein Sohn?«
–
Mk 12,37a aujto\ß Daui«d le÷gei aujto\n ku/rion »David selbst nennt ihn Herr«
09. kai« po/qen aujtouv e˙stin ui˚o/ß; »und woher ist er sein Sohn?«
(01) und (03) schließen aus, daß Markus die alleinige Quelle des Matthäus war. Unterschiedliche Formulierungen des gleichen Sachverhalts (04), (06), (08), (09) und das Fehlen von twˆ◊ a˚gi÷wˆ (05) bei Matthäus sind eher ein Hinweis, daß Markus nicht zu seinen Quellen gehörte. Aus ähnlichen bis gleichen Gründen ist auch der umgekehrte Fall und eine Abhängigkeit des Lukas von Markus völlig unwahrscheinlich. Wenn aber Lukas den Matthäustext als Quelle gekannt haben sollte, wären die Unterschiede (01) und (03) schwer erklärbar. Wir kommen zum dem Schluß: • Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen.
3.4.4 Wann wird dies alles geschehen? Mk 13,3–8; Matth 24,3–8; Luk 21,7–11 179 Mk 13,3
Matth 24,3
Und während er sitzt auf dem
Während er aber sitzt auf dem
Berg der Ölbäume gegenüber dem Heiligtum,
Berg der Ölbäume, traten zu ihm
oi˚ maqhtai« kat∆ i˙di÷an le÷gonteß:
Luk 21,7
fragte ihn für sich Petrus
die Jünger für sich sagend:
Sie fragten ihn aber,
Kai« kaqhme÷nou aujtouv ei˙ß to\ o¡r-
Kaqhme÷nou de« aujtouv e˙pi« touv
oß tw◊n e˙laiw◊n kate÷nanti touv i˚erouv o¡rouß tw◊n e˙laiw◊n proshvlqon aujtwˆ◊ e˙phrw¿ta aujto\n kat∆ i˙di÷an Pe÷troß
kai« ∆Ia¿kwboß kai« ∆Iwa¿nnhß kai«
∆Ephrw¿thsan de« aujto\n
le÷gonteß: dida¿skale,
und Jakobus und Johannes und
∆Andre÷aß: 4 ei˙po\n hJmi√n, po/te tauvta
ei˙pe« hJmi√n, po/te tauvta e¶stai kai« ti÷ po/te ou™n tauvta e¶stai kai« ti÷ to\ sh-
sagend: Meister,
Andreas: Sage uns, wann dies
Sage uns, wann wird dies sein? Und: Was
wann denn wird dies sein und was (ist) das Zei-
sein wird und was das Zeichen (ist), wann soll
(wird) das Zeichen (sein) deiner Parusie und
chen, wenn dies geschehen soll?
dies alles vollendet werden?
(des) Endes des Äons?
Aber Jesus sagte nachdrücklich zu ihnen:
Und daraufhin sagte Jesus
e¶stai kai« ti÷ to\ shmei√on o¢tan me÷llhØ tauvta suntelei√sqai pa¿nta; 5
oJ de« ∆Ihsouvß h¡rxato le÷gein aujtoi√ß:
179
K. Aland 151996: Nr. 288.
to\ shmei√on thvß shvß parousi÷aß kai« mei√on o¢tan me÷llhØ tauvta gi÷nesqai; suntelei÷aß touv ai˙w◊noß; 4
Kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen
8
oJ de« ei•pen:
Er aber sagte:
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
241
ble÷pete mh/ tiß uJma◊ß planh/shØ: 6 pol- aujtoi√ß: ble÷pete mh/ tiß uJma◊ß planh/- ble÷pete mh\ planhqhvte: Seht zu, daß euch nicht einer verführt! Vie-
zu ihnen: Seht zu, daß nicht einer euch ver-
le werden in meinem Namen kommen,
führt! Denn viele werden kommen in dem
ojno/mati÷ mou le÷gonteß: e˙gw¿ ei˙mi oJ
ojno/mati÷ mou le÷gonteß: e˙gw¿ ei˙mi,
behauptend: Ich bin es, und viele
Namen, meinen, behauptend: Ich bin der
Namen, meinen, behauptend: Ich bin es!
werden sie verführen.
Messias, und viele werden sie verführen.
Und: Die Zeit ist nahe gekommen; nicht geht
Wenn ihr aber hört von Kriegen und
Ihr werdet aber im Begriff sein, zu hören von Kriegen
ihnen nach! Wenn ihr aber hört
Gerüchten von Kriegen, laßt euch nicht er- schrecken! Es muß
und Gerüchten von Kriegen. Seht zu! Nicht er- von Kriegen und Aufständen, nicht
gene÷sqai, aÓll∆ ou¡pw to\ te÷loß.
ei√sqe: dei√ ga»r gene÷sqai, aÓll∆ ou¡pw ptohqhvte: dei√ ga»r tauvta gene÷sqai
geschehen, aber noch nicht (ist das) das Ende.
schrecken laßt euch! Denn es muß geschehen. Aber noch nicht
ist (das) das Ende.
loi« e˙leu/sontai e˙pi« twˆ◊ ojno/mati÷ mou le÷gonteß o¢ti e˙gw¿ ei˙mi, kai« pollou\ß planh/sousin. 7
o¢tan de« aÓkou/shte pole÷mouß kai«
aÓkoa»ß pole÷mwn, mh\ qroei√sqe: dei√
6
mellh/sete de« aÓkou/ein pole÷mouß
ojpi÷sw aujtw◊n. 9 o¢tan de« aÓkou/shte
kai« aÓkoa»ß pole÷mwn: oJra◊te mh\ qro- pole÷mouß kai« aÓkatastasi÷aß, mh\
e˙sti«n to\ te÷loß.
e˙gerqh/setai ga»r e¶qnoß e˙p∆ e¶qnoß
Denn viele werden kommen in dem
cristo/ß, kai« pollou\ß planh/sousin. kai÷: oJ kairo\ß h¡ggiken. mh\ poreuqhvte
8
Seht zu, daß ihr nicht verführt werdet!
shØ: 5 polloi« ga»r e˙leu/sontai e˙pi« twˆ◊ polloi« ga»r e˙leu/sontai e˙pi« twˆ◊
7
e˙gerqh/setai ga»r e¶qnoß e˙pi« e¶qnoß
erschreckt! Dies muß geschehen
prw◊ton, aÓll∆ oujk eujqe÷wß to\ te÷loß. zuerst, aber nicht sofort (ist da) das Ende.
10
To/te e¶legen aujtoi√ß:
Dann sagte er zu ihnen:
e˙gerqh/setai e¶qnoß e˙p∆ e¶qnoß
Denn aufstehen wird Volk gegen Volk
Denn aufstehen wird Volk gegen Volk
und Königreich gegen Königreich. Sein werden
und Königreich gegen Königreich, und
seismoi« kata» to/pouß, e¶sontai limoi÷: e¶sontai limoi« kai« seismoi«
11
Erdbeben über Gegenden hin, sein werden Hungersnöte;
es werden Hungersnöte sein und Erdbeben
sowohl große Erdbeben als auch
kata to/pouß:
to/pouß limoi« kai« loimoi« e¶sontai,
kai« basilei÷a e˙pi« basilei÷an, e¶sontai kai« basilei÷a e˙pi« basilei÷an kai«
über Gegenden hin.
kai« basilei÷a e˙pi« basilei÷an, und Königreich gegen Königreich,
seismoi÷ te mega¿loi kai« kata»
über Gegenden hin Hungersnöte und Seuchen werden sein,
fo/bhtra¿ te kai« shmei√a aÓp∆ oujranouv *große* Schreckbilder und Zeichen vom Himmel
Aufstehen wird Volk gegen Volk
mega¿la e¶stai.180
aÓrch\ wÓdi÷nwn tauvta.
8
(der) Anfang von Geburtswehen (ist) dies.
Aber dies alles (ist der) Anfang von Geburtswehen.
pa¿nta de« tauvta aÓrch\ wÓdi÷nwn.
*große* werden sein.
Abgesehen von der Lokalität (Matth 24,3 und Mk 13,2: Ölberg; Luk: im Tempel) und Matth 24,7; Mk 13,8 (»Anfang der Geburtswehen ...«) sind die Unterschiede des Markus und Matthäus zu Lukas unbedeutend (Luk 21,11 nennt auch »Seuchen und große Schreckbilder und Zeichen vom Himmel«). Zwischen Matthäus und Markus ist der einzige hervorstechende Unterschied, daß Mk 13,3 Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas Jesus fragen, in Matth 24,3 die fragenden Jünger namenlos bleiben. Die auf weite Strecken wörtliche Übereinstimmung, läßt sich kaum so erklären, daß Matthäus von Markus abgeschrieben hätte; denn warum spricht Matthäus nur von Jüngern, wenn er vom Markustext die vier Namen hätte übernehmen können? Das gilt ebenso für Lukas. Die plausibelste Erklärung ist: • Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen. • Luk 21,11b könnte eine lukanische Erweiterung seiner Quelle sein.
180
Zu V 11 vgl. U. Victor 2007b Zur Stelle.
242
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV
3.4.5 Wann wird der Herr endgültig offenbar werden? 181 Mk 13,28–32; Matth 24,32–36; Luk 21,29–33 182 Mk 13,28
Matth 24,32
∆Apo\ de«
Luk 21,29
∆Apo\ de«
Kai« ei•pen parabolh\n aujtoi√ß:
Aber von
Aber von
Und er sagte ihnen ein Bildwort:
dem Feigenbaum lernt das Gleichnis:
dem Feigenbaum lernt das Gleichnis:
Seht den Feigenbaum und alle Bäume!
Wenn schon sein Zweig zart
Wenn sein Zweig schon *zart* wird
Wenn sie schon ausschlagen, sehend,
wird und hervortreibt die Blätter, erkennt
*zart* und die Blätter hervortreibt, er-
w¿skete o¢ti e˙ggu\ß to\ qe÷roß:
to\ qe÷roß e˙sti÷n:
ihr, daß der Sommer nahe ist.
kennt ihr, daß der Sommer nahe (ist).
der Sommer ist.
So auch
So auch
uJmei√ß, o¢tan i¶dhte pa¿nta tauvta,
So auch
uJmei√ß, o¢tan i¶dhte tauvta gino/mena,
ihr, wenn ihr seht dieses geschehend,
ihr, wenn ihr alles dies seht,
ihr, wenn ihr dies geschehen seht,
erkennt, daß er nahe an (den) Türen ist!
erkennt, daß er nahe ist an (den) Tü-
erkennt, daß nahe ist das König-
Amen, ich sage euch: Nicht wird vergehen
ren. Amen, ich sage euch: Nicht
reich Gottes. Amen, ich sage euch:
dieses Geschlecht, bis dies alles
wird dieses Geschlecht vergehen, bis al-
Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis
geschieht. Der Himmel und die Erde werden ver-
les dies geschieht. Der Himmel und
alles geschieht. Der Himmel und die
gehen, aber meine Wort nicht
die Erde wird vergehen, aber meine Worte
werden vergehen. Aber über den Tag,
werden nicht vergehen. Aber über den
thvß sukhvß ma¿qete th\n parabolh/n: o¢tan h¡dh oJ kla¿doß aujthvß a˚palo\ß
thvß sukhvß ma¿qete th\n parabolh/n: i¶dete th\n sukhvn kai« pa¿nta ta» de÷ndra: o¢tan h¡dh oJ kla¿doß aujthvß ge÷nhtai
ge÷nhtai kai« e˙kfu/hØ ta» fu/lla, ginw¿s- a˚palo\ß kai« ta» fu/lla e˙kfu/hØ, gin- kete o¢ti e˙ggu\ß to\ qe÷roß e˙sti÷n: 29
ou¢twß kai«
uJmei√ß, o¢tan i¶dhte tauvta gino/mena,
33
ou¢twß kai«
30
o¢tan proba¿lwsin h¡dh, ble÷ponteß
aÓf∆ e˚autw◊n ginw¿skete o¢ti h¡dh e˙ggu\ß von selbst erkennt ihr, daß schon nahe
31
ou¢twß kai«
ginw¿skete o¢ti e˙ggu/ß e˙stin e˙pi« qu/raiß. ginw¿skete o¢ti e˙ggu/ß e˙stin e˙pi« qu/r- ginw¿skete o¢ti e˙ggu/ß e˙stin hJ basi30
∆Amh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ouj mh\ pare÷lqhØ aiß.
34
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ouj mh\
lei÷a touv qeouv.
32
aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti
hJ genea» au¢th me÷criß ou∞ tauvta pa¿nta pare÷lqhØ hJ genea» au¢th eºwß a·n pa¿n- ouj mh\ pare÷lqhØ hJ genea» au¢th eºwß ge÷nhtai.
31
oJ oujrano\ß kai« hJ ghv par-
eleu/sontai, oi˚ de« lo/goi mou ouj mh\ pareleu/sontai.
32
ta tauvta ge÷nhtai.
35
oJ oujrano\ß kai« a·n pa¿nta ge÷nhtai.
36
Peri« de« thvß
e˙kei÷nhß h£ thvß w‚raß oujdei«ß oi•den, oujde« hJme÷raß e˙kei÷nhß kai« w‚raß oujdei«ß
Erde werden vergehen, meine Worte aber
ouj mh\ pareleu/sontai. werden nicht vergehen.
Tag, jenen, und (die) Stunde niemand
oi˚ a‡ggeloi e˙n oujranwˆ◊ oujde« oJ ui˚o/ß,
oi•den, oujde oi˚ a‡ggeloi tw◊n oujranw◊n
die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn,
weiß, auch nicht die Engel der Himmel,
nur der Vater.
auch nicht der Sohn, nur der Vater allein.
ei˙ mh\ oJ path/r.
oJ oujrano\ß kai« hJ
hJ ghv pareleu/setai, oi˚ de« lo/goi mou ghv pareleu/sontai, oi˚ de« lo/goi mou
Peri« de« thvß hJme÷raß ouj mh\ pare÷lqwsin.
jenen, oder die Stunde weiß niemand, auch nicht
33
oujde« oJ ui˚o/ß, ei˙ mh\ oJ path\r mo/noß.
Alle drei Texte sind weitgehend wortgleich. Luk 21,29 verallgemeinert aber das Bildwort vom Feigenbaum (... kai« pa¿nta ta» de÷ndra »und alle Bäume ...«). Das Jesuswort (Matth 13,36 und Mk 13,32), daß nur der Vater den Tag und die Stunde kennt, findet sich bei Lukas nicht, dürfte daher in Lukas’ Quelle nicht vorhanden gewesen sein. Für Matthäus und Markus können fast identische Quellen vorausgesetzt werden, möglicherweise auch für Lukas, da die Verallgemeinerung des Bildwortes vom Feigenbaum des lukanischen Textes redaktionell bedingt sein kann. Die weitere Abweichung, daß Lukas dieses entscheidende Jesuswort nicht aufweist, wird dadurch bedingt sein, daß es seine Quelle nicht enthielt. Es ist ein entscheidendes Argument, daß Lukas weder den Text des Markus noch den des Matthäus kannte. Lukas hätte sonst auf die wichtigste Aussage gegen Strömungen der Naherwartung der Parusie verzichtet, was angesichts seines gesamten theologischen Konzeptes unmöglich ist. Am ehesten entspricht dem Befund: • Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen. Die Annahme, daß das Christentum sich, ausgehend von einem Irrtum, der jedem Leser der Evangelien offensichtlich gewesen wäre, nämlich der Erwartung der Wiederkunft Jesu in naher Zukunft, trotz der Enttäuschung dieser Erwartung über die ganze Welt verbreitet hätte, zeugt von einem großen Mangel an historischer Vorstellungskraft. Aber diese Annahme zeigt außerdem, daß die einschlägigen Zeugnisse nach der Epiphanie dieser Hypothese von der Naherwartung in der kleinen theologischen Welt nie wieder sorgfältig gelesen wurden: Es hat eine solche Naherwartung außer in den winzigen Zirkeln, in denen dergleichen auch heute im Schwange ist, nie gegeben. Die Naherwartung ist ein Phantasma (vgl. K. Jaroš 2008b). 182 K. Aland 151996: Nr. 293. 181
243
3.5 Kategorie IV* Markus, Matthäus und Lukas haben verschiedene Quellen 3.5.1 Die Taufe Jesu durch Johannes Mk 1,9–11; Matth 3,13–17; Luk 3,21–22 183 Mk 1,9
Kai« e˙ge÷neto e˙n e˙kei÷naiß tai√ß hJme÷- Matth 3,13 To/te paragi÷netai oJ ∆Ihsouvß
Luk 3,21
∆Ege÷neto de« e˙n twˆ◊ baptisqhvnai
Und es geschah in jenen Ta–
Dann kommt Jesus herbei
Es geschah aber, nachdem getauft war
gen: Jesus kam von Nazareth in
von Galiläa an den Jor–
das ganze Volk,
Galiläa und ließ sich taufen im
dan zu Johannes, um sich tau–
Jordan von Johannes.
fen zu lassen von ihm. Johannes aber wollte hin–
dern ihn, sagend: Ich Bedarf
habe, von dir getauft zu werden. Und du
kommst zu mir? Dagegen aber
sagte Jesus zu ihm: Laß es gut sein jet–
zt! Denn es ist uns so geziemend,
alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da
läßt er ihn gewähren.
raiß h™lqen ∆Ihsouvß aÓpo\ Nazare«t thvß aÓpo\ thvß Galilai÷aß e˙pi« to\n ∆Iorda¿- a‚panta to\n lao\n Galilai÷aß kai« e˙bapti÷sqh ei˙ß to\n ∆Iorda¿nhn uJpo\ ∆Iwa¿nnou.
nhn pro\ß to\n ∆Iwa¿nnhn touv baptisqhvnai uJp∆ aujtouv. 14oJ de« ∆Iwa¿nnhß diekw¿luen aujto\n le÷gwn: e˙gw» crei÷an
e¶cw uJpo\ souv baptisqhvnai, kai« su\
e¶rchØ pro/ß me;
15
aÓpokriqei«ß de« oJ
∆Ihsouvß ei•pen pro\ß aujto/n: a‡feß a‡r-
ti, ou¢twß ga»r pre÷pon e˙sti«n hJmi√n
plhrw◊sai pa◊san dikaiosu/nhn. to/te
aÓfi÷hsin aujto/n.
10
kai« eujqu\ß aÓnabai÷nwn
16
baptisqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß eujqu\ß aÓne÷-
Und sofort aufsteigend
Getauft aber sofort stieg Jesus
aus dem Wasser,
herauf aus dem Wasser.
sah er sich spaltend
Und siehe, es öffneten sich ihm
oi˚ oujranoi÷, kai« ei•den
to\n oujrano\n
die Himmel und
die Himmel, und er sah
der Himmel und herabstieg
den Geist
den Geist Gottes herabsteigend
wie eine Taube
wie eine Taube
[kai«] e˙rco/menon e˙p∆ aujto/n:
e˙p∆ aujto/n,
auf ihn herabsteigend;
und kommend auf ihn.
auf ihn,
und
Und siehe,
und
eine Stimme erging aus den Himmeln:
eine Stimme aus dem Himmel sagend:
eine Stimme aus (dem) Himmel kam:
Du bist mein Sohn,
Dieser ist mein Sohn,
Du bist mein Sohn,
der geliebte, an dir habe ich Wohlge– fallen gefunden.
der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
der geliebte, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
e˙k touv u¢datoß
ei•den scizome÷nouß tou\ß oujranou\ß kai« to\ pneuvma
w˚ß peristera»n katabai√non ei˙ß aujto/n: 11
kai«
fwnh\ e˙ge÷neto184 e˙k tw◊n oujranw◊n: su\ ei• oJ ui˚o/ß mou
oJ aÓgaphto/ß, e˙n soi« eujdo/khsa.
bh aÓpo\ touv u¢datoß:
kai« i˙dou\ hjnewˆ¿cqhsan [aujtwˆ◊]
kai« ∆Ihsouv baptisqe÷ntoß kai« prosund Jesus getauft worden war und bete–
eucome÷nou aÓnewˆcqhvnai te, daß sich öffnete
22
kai« katabhvnai
[to\] pneuvma [touv] qeouv katabai√non to\ pneuvma to\ a‚gion swmatikwˆ◊ ei¶die w˚sei« peristera»n
17
kai« i˙dou\
fwnh\ e˙k tw◊n oujranw◊n le÷gousa:
ou∞to/ß e˙stin oJ ui˚o/ß mou
oJ aÓgaphto/ß, e˙n wˆ— eujdo/khsa.
der Heilige Geist in leiblicher Gestalt
w˚ß peristera»n wie eine Taube
kai«
fwnh\n e˙x oujranouv gene÷sqai: su\ ei• oJ ui˚o/ß mou
oJ aÓgaphto/ß, e˙n soi« eujdo/khsa.
Gegenüber Matthäus und Lukas hat Matthäus deutlich ein Mehr an Text: 01. Matth 3,14–15: oJ de« ∆Iwa¿nnhß diekw¿luen aujto\n le÷gwn: e˙gw» crei÷an e¶cw uJpo\ souv baptisqhvnai, kai« su\ e¶rchØ pro/ß me; aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen pro\ß aujto/n: a‡feß a‡rti, ou¢twß ga»r pre÷pon e˙sti«n hJmi√n plhrw◊sai pa◊san dikaiosu/nhn. to/te aÓfi÷hsin aujto/n. »Johannes aber wollte ihn hindern, sagend: Ich habe Bedarf, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir? Jesus dagegen sagte zu ihm: Laß es jetzt gut sein! Denn es ist uns so geziemend, alle Gerechtigkeit zu erfüllen; da läßt er ihn gewähren.« 183 184
K. Aland 151996: Nr. 18. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
244
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
Trennindizien zwischen Matthäus, Markus und Lukas: 02. Matth 3,13 Mk 1,9 Jesus kommt von Galiläa Jesus kommt von Galiläa und läßt sich von Johannes und läßt sich von Johannes taufen. taufen.
Luk 3,21 erwähnt auch die Taufe des Volkes.
03. Matth –
Mk –
Luk 3,21 Jesus betet nach der Taufe.
04. Matth 3,16 ... hjnewˆc ¿ qhsan ... »... es öffnete sich ...«
Mk 1,10 ... scizome÷nouß ... »... sich spaltend ...«
Luk 3,21 ... aÓnewˆcqhvnai ... »... (daß) sich öffnete ...«
05. Matth 3,16 Mk 1,10 [to\] pneuvma [touv] qeouv to\ pneuvma w˚ß ... ... w˚sei« »der Geist Gottes »der Geist wie ....« ... wie
Luk 3,22 to\ pneuvma to\ a‚gion swmatikwˆ◊ ei¶dei w˚ß ... »der Heilige Geist in leiblicher Gestalt wie ...«
06. Matth 3,16 e˙rco/menon e˙p∆ aujto/n »kommend auf ihn«
Mk 1,10 katabai√non ei˙ß aujto/n »herabsteigend auf ihn«
Luk 3,22 kai« katabhvnai »und herabstieg ...«
07. Matth 3,17 Gott spricht Jesus in der 3. Person an.
Mk 1,11 Gott spricht Jesus in der 2. Person an.
Luk 3,22 Gott spricht Jesus in der 2. Person an.
Die längere matthäische Perikope (01) könnte darauf hindeuten, daß Matthäus’ Quelle eine andere war als die des Markus und Lukas. Darauf weisen zusätzlich Gemeinsamkeiten des Markus und Lukas gegen Matthäus (05) bis (7). Andererseits stimmen in den parallelen Stücken Markus (1,10–11) und Matthäus (3,16–17) in größerem Maße als Markus (1,10–11) und Lukas (3,21b–22) wörtlich überein. In den Einleitungen (02) wiederum stimmen Markus (1,9) und Matthäus (3,13) sachlich sehr genau gegen Lukas (3,21) überein. Ein eindeutiger Schluß über das Verhältnis der Quellen zueinander wird bei diesen Perikopen nicht zu erzielen sein, außer dem, daß sie nicht voneinander abhängen. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen
3.5.2 Die Versuchung Jesu Mk 1,12–13; Matth 4,1–11; Luk 4,1–13 185 Mk 1,12
Kai« eujqu\ß to\ pneuvma aujto\n
4,1
Matth 4,1
∆Ihsouvß de« plh/rhß pneu/matoß a˚gi÷ou
Jesus aber, voll Heiligen Geistes,
To/te oJ ∆Ihsouvß aÓnh/cqh ei˙ß th\n uJpe÷streyen aÓpo\ touv ∆Iorda¿nou kai«
Und sofort der Geist ihn
Dann wurde Jesus hinaufgeführt in die
kehrte vom Jordan zurück und
treibt in die Wüste.
Wüste vom Geist, um ver–
wurde vom Geist in der Wüste geführt,
sucht zu werden vom Teufel.
Und gefastet habend
e˙kba¿llei ei˙ß th\n e¶rhmon.
qhvnai uJpo\ touv diabo/lou. 2
13
e¶rhmon uJpo\ touv pneu/matoß peiras- h¡geto e˙n twˆ◊ pneu/mati e˙n thØv e˙rh/mwˆ
kai« nhsteu/saß
hJme÷raß tessera¿konta kai« nu/ktaß
2
Und er war in der Wüste vierzig
vierzig Tage und Nächte,
tessera¿konta,
vierzig Tage versucht werdend
uJpo\ touv diabo/lou. Kai« oujk e¶fagen
Tage,
vierzig,
vom Teufel. Und er aß nicht
kai« h™n e˙n thØv e˙rh/mwˆ tessera¿konta
hJme÷raß 185
K. Aland 151996: Nr. 20.
hJme÷raß tessera¿konta peirazo/menoß
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
245
peirazo/menoß uJpo\ touv satana◊,
oujde«n e˙n tai√ß hJme÷raiß e˙kei÷naiß kai«
versucht werdend vom Satan,
etwas in jenen Tagen. Und
kai« h™n meta» tw◊n qhri÷wn, und er war bei den Tieren,
u¢steron e˙pei÷nasen.
war er danach hungrig.
Und hinzugekommen, der Versuchende
ei•pen aujtwˆ◊: ei˙ ui˚o\ß ei• touv qeouv,
ei• touv qeouv, ei˙pe« twˆ◊ li÷qwˆ tou/twˆ iºna
sagte zu ihm: Wenn du der Sohn des Gottes
des Gottes du bist, befiehl diesem Stein, auf daß
bist,
befiehl, auf daß diese Steine Brote wer–
er Brot werde! Und es entgegnete
den. Er aber sagte dagegen: Geschrie–
ihm Jesus: Es steht geschrieben:
ben steht:
Nicht vom Brot allein wird leben der
a‡nqrwpoß, aÓll∆ e˙pi« panti« rJh/mati
a‡nqrwpoß
Mensch, sondern von jedem Wort,
Mensch.
ausgehenden, durch (den) Mund Gottes.
Da nimmt ihn der Teu–
fel in die Heilige Stadt und stel–
lt ihn auf die Zinne des
3
kai« proselqw»n oJ peira¿zwn
suntelesqeisw◊n aujtw◊n e˙pei÷nasen. als sie vollendet waren, war er hungrig.
3
ei•pen de« aujtwˆ◊ oJ dia¿boloß: ei˙ ui˚o\ß
Der Teufel aber sagte zu ihm: Wenn (der) Sohn
ei˙pe« iºna oi˚ li÷qoi ou∞toi a‡rtoi ge÷nwn- ge÷nhtai a‡rtoß. 4 kai« aÓpekri÷qh pro\ß
tai. 4 oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen: ge÷grap- aujto\n oJ ∆Ihsouvß: ge÷graptai o¢ti
tai:
oujk e˙p∆ a‡rtwˆ mo/nwˆ zh/setai oJ
e˙kporeuome÷nwˆ dia» sto/matoß qeouv. 5
oujk e˙p∆ a‡rtwˆ mo/nwˆ zh/setai oJ Nicht vom Brot allein wird leben der
To/te paralamba¿nei aujto\n oJ dia¿-
boloß ei˙ß th\n a˚gi÷an po/lin kai« i¶sth-
sin 186 aujto\n e˙pi« to\ pteru/gion touv i˚erouv 6 kai« le÷gei aujtwˆ◊: ei˙ ui˚o\ß ei• touv
Heiligtums und sagt zu ihm: Wenn du bist (der)
Sohn des
Gottes, wirf dich hinunter! Geschrie–
ben nämlich steht:
Seinen Engeln wird er befehlen wegen
deiner, und auf Händen werden sie dich tragen,
damit nicht etwa du anstößt an einen Stein den
Fuß, deinen.
Jesus sagte zu ihm: Andererseits steht ge–
schrieben:
Du sollst nicht versuchen (den) Herrn, den
Gott,
deinen.
Wieder nimmt ihn mit der Teu–
fel auf einen sehr hohen Berg und
dei÷knusin aujtwˆ◊ pa¿saß ta»ß basi-
e¶deixen aujtwˆ◊ pa¿saß ta»ß basilei÷aß
zeigt ihm alle König–
zeigte er ihm alle Königreiche
qeouv, ba¿le seauto\n ka¿tw: ge÷grap-
tai ga»r o¢ti
toi√ß aÓgge÷loiß aujtouv e˙ntelei√tai peri«
souv kai« e˙pi« ceirw◊n aÓrouvsi÷n se,
mh/pote prosko/yhØß pro\ß li÷qon to\n
po/da sou. 7
tai:
oujk e˙kpeira¿seiß ku/rion to\n qeo/n
sou. 8
Pa¿lin paralamba¿nei aujto\n oJ dia¿- 5 Kai« aÓnagagw»n aujto\n
boloß ei˙ß o¡roß uJyhlo\n li÷an kai«
186
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: pa¿lin ge÷grap-
Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Und ihn hinaufgeführt habend,
246
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
lei÷aß touv ko/smou kai« th\n do/xan
thvß oi˙koume÷nhß e˙n stigmhØv cro/nou
reiche der Welt und die Herrlichkeit,
der Ökumene in einem Punkt (der) Zeit.
ihre, und sagte zu ihm: Dies dir
Und der Teufel sagte zu ihm: Dir
alles werde ich geben,
aujtw◊n 9 kai« ei•pen aujtwˆ◊: tauvta¿ soi pa¿nta dw¿sw,
6
kai« ei•pen aujtwˆ◊ oJ dia¿boloß: soi
dw¿sw th\n e˙xousi÷an tau/thn a‚pasan werde ich diese ganze Machtfülle geben
kai« th\n do/xan aujtw◊n, o¢ti e˙moi« paraund ihre Herrlichkeit, weil mir sie über–
de÷dotai kai« wˆ— e˙a»n qe÷lw di÷dwmi aujth/n:
geben ist und wem ich will, gebe ich sie.
Du also,
7
e˙a»n pesw»n proskunh/shØß moi.
wenn, niedergefallen, du mich anbetest.
su\ ou™n
e˙a»n proskunh/shØß e˙nw¿pion e˙mouv, wenn du anbetend niederfällst vor mir,
e¶stai souv pa◊sa.
soll alle (Macht) dir sein!
10
Darauf sagt Jesus zu ihm:
u¢page, satana◊: ge÷graptai ga¿r:
ge÷graptai:
Weiche Satan! Denn es steht geschrieben:
Es steht geschrieben:
(Den) Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten
kai« aujtwˆ◊ mo/nwˆ latreu/seiß.
kai« aujtwˆ◊ mo/nwˆ latreu/seiß.
und ihm allein göttliche Verehrung zollen!
und ihm allein göttliche Verehrung zollen!
to/te le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß:
8
kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊:
Und dagegen sagte zu ihm Jesus:
ku/rion to\n qeo/n sou proskunh/seiß ku/rion to\n qeo/n sou proskunh/seiß
(Den) Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten
9
⁄Hgagen de« aujto\n ei˙ß ∆Ierousalh\m kai«
Er führte ihn aber nach Jerusalem hinauf und
e¶sthsen e˙pi« to\ pteru/gion touv i˚erouv
stellte ihn auf die Zinne des Heiligtums
kai« ei•pen aujtwˆ◊: ei˙ ui˚o\ß ei• touv qeouv,
und sagte zu ihm: Wenn du (der) Sohn des Gottes bist,
wirf dich von hier hinunter;
denn geschrieben steht:
ba¿le seauto\n e˙nteuvqen ka¿tw: 10
ge÷graptai ga»r o¢ti
toi√ß aÓgge÷loiß aujtouv e˙ntelei√tai peri«
Seinen Engeln wird er befehlen wegen
souv touv diafula¿xai se
deiner, daß sie dich bewahren;
und:
11
kai« o¢ti
e˙pi« ceirw◊n aÓrouvsi÷n se, mh/pote
Auf Händen werden sie dich tragen, damit nicht
prosko/yhØß pro\ß li÷qon to\n po/da sou.
du anstößt an einen Stein deinen Fuß.
Und entgegen sagte zu ihm Jesus:
12
o¢ti ei¶rhtai:
Es ist gesagt:
oujk e˙kpeira¿seiß ku/rion to\n qeo/n sou.
11
Da
verläßt ihn der Teufel.
kai« aÓpokriqei«ß ei•pen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß
To/te
aÓfi÷hsin aujto\n oJ dia¿boloß,
Du sollst nicht versuchen (den) Herrn, deinen Gott! 13
Kai« suntele÷saß pa¿nta peirasmo\n
Und vollendet habend eine jede Versuchung,
oJ dia¿boloß aÓpe÷sth aÓp∆ aujtouv a‡cri verließ ihn der Teufel bis zu
kairouv.
gelegener Zeit.
kai« oi˚ a‡ggeloi
kai« i˙dou\ a‡ggeloi proshvlqon kai«
Und die Engel
Und siehe, Engel kamen hinzu und
dienten ihm.
dienten ihm.
dihko/noun aujtwˆ◊.
dihko/noun aujtwˆ◊.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
247
Der gemeinsame Grundbestand dieser drei Perikopen ist in Matth 4,1–2.11; Mk 1,12–13 und Luk 4,1–2.13 faßbar; dieser Grundbestand weist jedoch nur drei Bindeindizien auf: Luk 4,1–2 01. Matth 4,1–2 Mk 1,12–13 Der Geist führt Jesus Der Geist führt Jesus Der Geist führt Jesus in die Wüste. in die Wüste. in die Wüste. 02. 40 Tage
40 Tage
40 Tage
03. Er wird vom Satan versucht.
Er wird vom Teufel versucht.
Er wird vom Teufel versucht.
Der Grundbestand weist folgende Trennindizien auf: 04. Matth Mk – –
Luk 4,1 Jesus ist voll des Heiligen Geistes
05. Matth 4,2 40 Tage und Nächte
Mk 1,13 40 Tage
Luk 4,2 40 Tage
06. Jesus fastet
–
Jesus ißt nichts
07. –
Jesus ist in der Wüste bei den Tieren
–
08. Matth 4,11 Mk Nach den Versuchungen – verläßt der Teufel Jesus 09. Engel dienen Jesus, nachdem ihn der Teufel verlassen hatte.
Engel bedienen Jesus
Luk 4,13 Nach den Versuchungen verläßt der Teufel Jesus a‡cri kairouv »bis zu gelegener Zeit« –
Trennindizien zwischen Matthäus und Lukas: 10. Matth Luk 4,1 ∆Ihsouvß de« plh/rhß pneu/matoß – a˚gi÷ou ... »Jesus aber erfüllt von Heiligem Geist ...« 11. Matth 4,2 vierzig Tage und Nächte
Luk 4,2 vierzig Tage
12. Matth 4,2 Jesus fastet
Luk 4,2 Jesus nimmt keine Nahrung zu sich
13.
Luk –
Math 4,4 ... aÓll∆ e˙pi« panti« rJh/mati e˙kporeuome÷nwˆ dia» sto/matoß qeouv. »... sondern von jedem Wort, ausgehenden, aus (dem) Mund Gottes«
14. Matth –
Luk 4,10 ... touv diafula¿xai se ... »... daß sie dich bewahren ...«
15. Matth 4,9 ... tauvta¿ soi pa¿nta dw¿sw ...
Luk 4,6 ... soi dw¿sw th\n e˙xousi÷an tau/thn a‚pasan kai« th\n do/xan aujtw◊n, o¢ti
248
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
»dies alles werde ich dir geben ...«
e˙moi« parade÷dotai kai« wˆ— e˙a»n qe÷lw di÷dwmi aujth/n ... »... dir werde ich diese ganze Machtfülle geben und ihre Herrlichkeit, weil sie mir übergeben ist und wem ich will, gebe ich sie ...«
16. Matth 4,11 To/te aÓfi÷hsin aujto\n oJ dia¿boloß »da verläßt ihn der Teufel«
Luk 4,13 Kai« suntele÷saß pa¿nta peirasmo\n oJ dia¿boloß aÓpe÷sth aÓp∆ aujtouv a‡cri kairouv. »und vollendet habend eine jede Versuchung, verließ ihn der Teufel bis zu gelegener Zeit«
17.
Luk –
Matth 4,11 kai« i˙dou\ a‡ggeloi proshvlqon kai« dihko/noun aujtwˆ◊. »und siehe, Engel kamen hinzu und dienten ihm«
Der überaus kurze Text des Markus beschränkt sich auf das Ereignis, daß Jesus vierzig Tage in der Wüste vom Satan versucht wurde, in der Wüste bei den Tieren lebte und daß – nach den Versuchungen – ihm Engel dienten (01) bis (03). Seine Quelle kann nur dieses Wesentliche enthalten haben und war daher eine völlig andere als die des Matthäus und Lukas, wie schon alleine die Unterschiede in diesem Grundbestand zeigen (04) bis (09). Die Quellen des Matthäus und Lukas waren auf weite Strecken verschieden (10) bis (17). Daß Markus nicht die Quelle des Matthäus und Lukas gewesen sein kann, müßte eigentlich jedem mit einem Quentchen Hausverstand einleuchten. Umgekehrt können Matthäus oder Lukas nicht die Quelle des Markus gewesen sein. Warum hätte Markus fast jedes Detail gestrichen? Matthäus scheidet aber auch als Quelle für Lukas aus. Lukas schließt mit einer Aussage, die nahe legt, daß der Teufel auch zu späteren Zeiten an Jesus herangetreten sei (09), während Matthäus (10) von Engeln spricht, die Jesus nach den Versuchungen dienten. Das paßt überhaupt nicht zusammen und kann nicht redaktionell bedingt sein. Matthäus kann andererseits den Text des Lukas nicht gekannt haben, da das ausführliche Satanswort bei Lukas (15) eine derartige Rarität ist, daß ein Schriftsteller sie kaum zurückgehalten hätte, wäre sie ihm bekannt gewesen. Völlig unerklärlich bliebe bei einer gegenseitigen Kenntnis der Texte des Matthäus und Lukas, warum die zweite Versuchung Jesu bei Matthäus, bei Lukas die dritte ist. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen.
3.5.3 Beginn der Predigt Jesu in Galiläa Mk 1,14–15; Matth 4,12–17; Luk 4,14–15 187 Mk 1,14
Meta» de« to\ paradoqhvnai to\n
Matth 4,12
∆Akou/saß de« o¢ti
Luk 4,14
Kai« uJpe÷streyen oJ ∆Ihsouvß e˙n thØv
Nachdem aber überliefert worden war
Gehört habend aber, daß
∆Iwa¿nnhß paredo/qh aÓnecw¿rhsen
duna¿mei touv pneu/matoß
Johannes, kam Jesus
Johannes überliefert worden war, zog er sich
Kraft des Geistes
zurück
ei˙ß th\n Galilai÷an.
ei˙ß th\n Galilai÷an.
nach Galiläa,
nach Galiläa.
nach Galiläa.
Und Nazareth verlassen habend, gekommen,
∆Iwa¿nnhn h™lqen oJ ∆Ihsouvß
ei˙ß th\n Galilai÷an
187
K. Aland 151996: Nr. 32.
13
kai« katalipw»n th\n Nazara» e˙lqw»n
Und Jesus kehrte zurück in der
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
249
katwˆ¿khsen ei˙ß Kafarnaou\m th\n
ließ er sich in Kapharnaum nieder, dem
am See, im Gebiet von Zebu–
lon und Naphtali, damit erfüllt wurde
das durch Isaias Gesagte, den Propheten,
sagenden:
Land Zebulon und Land Naphtali,
gegen den See hin, jenseits des
Jordan,
Galiläa der Heidenvölker.
Das in Finsternis sitzende Volk
hat ein großes Licht gesehen,
und den Sitzenden im Land und
Schatten (des) Todes,
ihnen ist ein Licht aufgegangen.
Von da an begann Jesus
paraqalassi÷an e˙n oJri÷oiß Zabou-
lw»n kai« Nefqali÷m:
14
iºna plhrwqhØv
to\ rJhqe«n dia» ∆HsaiŒou touv profh/tou
le÷gontoß: 15
ghv Zaboulw»n kai« ghv Nefqali÷m,
oJdo\n qala¿sshß, pe÷ran touv
∆Iorda¿nou,
Galilai÷a tw◊n e˙qnw◊n, 16
oJ lao\ß oJ kaqh/menoß e˙n sko/tei
fw◊ß ei•den me÷ga,
kai« toi√ß kaqhme÷noiß e˙n cw¿raˆ kai«
skiaˆ◊ qana¿tou
fw◊ß aÓne÷teilen aujtoi√ß. 17
∆Apo\ to/te h¡rxato oJ ∆Ihsouvß
kai« fh/mh e˙xhvlqen Und Kunde ging aus
kaq∆ o¢lhß thvß pericw¿rou peri« aujtouv.
khru/sswn to\ eujagge÷lion khru/ssein kai« le÷gein: metanoei√te:
von ihm in dem ganzen Umland.
verkündend das Evangelium
zu verkünden und zu sagen: Ändert euren
Und er lehrte
Sinn,
th◊ß basilei/aß touv qeouv 188
15
kai« aujto\ß e˙di÷dasken
vom Königreich Gottes 15
kai« le÷gwn o¢ti peplh/rwtai oJ kai-
und sagend: Erfüllt ist die Ze–
ro\ß kai« h¡ggiken hJ basilei÷a touv
h¡ggiken ga»r hJ basilei÷a tw◊n oujra-
it, und nahegekommen ist das Königreich
denn nahegekommen ist das Königreich der
Him–
Gottes. Ändert euren Sinn und glaubt an
mel.
qeouv: metanoei√te kai« pisteu/ete e˙n twˆ◊ eujaggeli÷wˆ.
nw◊n.
das Evangelium.
e˙n tai√ß sunagwgai√ß aujtw◊n doxa-
in ihren Synagogen, geprie–
zo/menoß uJpo\ pa¿ntwn. sen werdend von allen.
Matthäus hat gegenüber Markus und Lukas ein Mehr an Text: 01. Matth 4,13–16 Bindeindizien des Matthäus und Markus gegen Lukas: 02. Matth 4,12 Mk 1,14 Unmittelbarer Anlaß der Unmittelbarer Anlaß der Rückkehr Jesu nach Rückkehr Jesu nach 188
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
Luk 4,14 –
250
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
Galiläa ist die Gefangen– nahme des Täufers.
Galiläa ist die Gefangen– nahme des Täufers.
03.
Matth 4,17 Jesus ruft zur Sinnesumkehr auf und verkündet das Evangelium.
Mk 1,14–15 Jesus ruft zur Sinnesumkehr auf und verkündet das Evangelium.
Luk 4,14–15 Jesus verkündet im Umland und in Synagogen. Er wird von allen gepriesen.
(01) zwingt zur Annahme, daß die Quelle des Matthäus eine andere war als die des Markus und Lukas. Die Quelle des Markus muß sich von der des Lukas wesentlich unterschieden haben (02) bis (03). Der Text des Markus könnte Matthäus plus einer weiteren Quelle bekannt gewesen sein. Der umgekehrte Fall ist wegen (01) auszuschließen. Lukas kann wegen doch weitgehender inhaltlicher Unterschiede (02) bis (03) weder der Text des Markus noch der des Matthäus bekannt gewesen sein. Die Perikope ist zu kurz, als daß aus (02) und (03) auf ähnliche Quellen des Markus und Matthäus geschlossen werden sollte. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen.
3.5.4 Wanderungen in Galiläa Mk 1,35–39; Matth 4,23; Luk 4,42–44 189 Mk 1,35
Luk 4,42
Kai« prwi∑ e¶nnuca li÷an aÓnasta»ß
Und frühmorgens, sehr nächtlicherweise, aufge– standen,
Genome÷nhß de« hJme÷raß e˙xelqw»n
Als Tag geworden war, hinausgegangen,
e˙xhvlqen kai« aÓphvlqen ei˙ß e¶rhmon to/-
e˙poreu/qh ei˙ß e¶rhmon to/pon: kai« oi˚
ging er hinaus und ging weg an eine einsame Stel-
ging er an eine einsame Stelle, und die
le. Und dort betete er. Und nach–
Volksmenge suchte ihn und sie kamen bis
pon kaÓkei√ proshu/ceto.
36
kai« katedi÷-
o¡cloi e˙pezh/toun aujto\n kai« h™lqon eºwß
wxen aujto\n Si÷mwn kai« oi˚ met∆ aujtouv,
aujtouv kai« katei√con aujto\n touv mh\
eilte ihm Simon und die mit ihm. 37
zu ihm und wollten ihn festhalten, daß nicht
kai« eu∞ron aujto\n kai« le÷gousin
poreu/esqai aÓp∆ aujtw◊n.
Und sie fanden ihn und sagen
pro\ß aujtou\ß o¢ti kai« tai√ß e˚te÷raiß
zu ihm: Alle suchen dich.
zu ihnen: Auch den anderen
kai« le÷gei aujtoi√ß: a‡gwmen aÓllacouv
po/lesin eujaggeli÷sasqai÷ me dei√ th\n
Und er sagt zu ihnen: Gehen wir anderswohin
Städten muß ich als Evangelium verkünden das
ei˙ß ta»ß e˙come÷naß kwmopo/leiß, iºna
basilei÷an touv qeouv, o¢ti e˙pi« touvto
in die benachbarten Marktflecken, damit
Königreich Gottes, weil dazu
kai« e˙kei√ khru/xw: ei˙ß touvto ga»r e˙xhvl-
aÓpesta¿lhn.
ich auch dort verkünde! Denn dazu bin ich aus–
bin ich gesandt.
qon.
gezogen. 39
Kai« h™n190 khru/sswn ei˙ß ta»ß suna-
Matth 4,23
oJ de« ei•pen
er von ihnen weggehe. Er aber sagte
aujtwˆ◊ o¢ti pa¿nteß zhtouvsi÷n se. 38
43
Kai« perihvgen o¢lhn thn Gali-
44
Kai« h™n khru/sswn ei˙ß ta»ß sunagw-
Und er war verkündend in den Syna–
Und er zog durch ganz Gali–
Und er war verkündend in den Synago–
gogen, ihren, in ganz Gali-
läa, lehrend in den Synago–
gen Judäas.
läa und die Dämonen austreibend.
gen, ihren, verkündend das Evan–
gelium vom Königreich und hei–
lend jede Krankheit und jedes
Gebrechen im Volk.
gwga»ß aujtw◊n ei˙ß o¢lhn th\n Galilai÷- lai÷an191 dida¿skwn e˙n tai√ß sunagw- ga»ß thvß ∆Ioudai÷aß. an kai« ta» daimo/nia e˙kba¿llwn.
190 191
agge÷lion thvß basilei÷aß kai« qerapeu/wn pa◊san no/son kai« pa◊san
189
gai√ß aujtw◊n kai« khru/sswn to\ euj-
malaki÷an e˙n twˆ◊ lawˆ◊.
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV* Markus und Lukas haben gegenüber Matthäus ein Mehr an Text: 01. Matth Mk 1,35–38 Trennindizien zwischen Matthäus, Markus und Lukas: 02. Matth Mk 1,35 – ... kaÓkei√ proshu/ceto
03. Matth –
251
Luk 4,42–43 Luk
»... und dort betete er«
Mk 1,36–37 kai« katedi÷wxen aujto\n Si÷mwn kai« oi˚ met∆ aujtouv, kai« eu∞ron aujto\n kai« le÷gousin aujtwˆ◊ o¢ti pa¿nteß zhtouvsi÷n se »und Simon eilte ihm nach und die mit ihm und fanden ihn und sagen zu ihm: Alle suchen dich«
Luk 4,42 kai« oi˚ o¡cloi e˙pezh/toun aujto\n kai« h™lqon eºwß aujtouv kai« katei√con aujto\n touv mh\ poreu/esqai aÓp∆ aujtw◊n »und die Volksmenge suchte ihn und sie kamen bis zu ihm und wollten ihn festhalten, daß er nicht von ihnen weggehe«
04. Matth Mk 1,38 – a‡gwmen aÓllacouv ... »gehen wir anderswohin«
Luk 4,43 ... kai« tai√ß e˚te÷raiß po/lesin eujaggeli÷sasqai÷ me dei√ ... »... auch den anderen Städten muß ich das Evangelium verkünden ...«
05. Matth 4,23 –
Mk 1,39 kai« ta» daimo/nia e˙kba¿llwn »und die Dämonen austreibend«
Luk 4,44 –
06.
Mk 1,39 –
Luk 4,44 –
Mk 1,39 ... Galilai÷an ... »... Galiläa ...«
Luk 4,33 ... ∆Ioudai÷aß ... »... Judäa ...«
Matth 4,23 kai« qerapeu/wn pa◊san no/son kai« pa◊san malaki÷an e˙n twˆ◊ lawˆ◊ »und heilend alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk«
07. Matth 4,23 ... Galilai÷an ... »... Galiläa ...«
Die Quelle des Matthäus war von der des Markus und Lukas verschieden (01) bis (07), was ebenso von den Quellen des Markus und Lukas gesagt werden kann (05) bis (07). Matthäus kann den Text des Markus nicht verwendet haben, da er sonst zu viele Details (01) bis (05) übergangen hätte. Der umgekehrte Fall ist völlig unwahrscheinlich. Lukas kann weder den Text des Markus (02) bis (04), (07) noch den des Matthäus (01) bis (04), (06), (07) verwendet haben. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen.
252
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
3.5.5 Das Petrusbekenntnis Mk 8,27–30; Matth 16,13–20; Luk 9,18–21 192
Luk 9,18
proseuco/menon kata» mo/naß
Mk 8,27
Kai« e˙xhvlqen oJ ∆Ihsouvß kai« oi˚
Kai« e˙ge÷neto e˙n twˆ◊ ei•nai aujto\n
Und es geschah: Während er
Matth 16,13
∆Elqw»n de« oJ ∆Ihsouvß
betend war allein,
sunhvsan
Und Jesus ging weg und die
Gekommen aber Jesus
waren zusammen
Jünger, seine, in die Dörfer von Cäs–
in das Gebiet von Cäsarea Philip–
mit ihm die Jünger.
area Philippi. Und auf dem
pi,
Weg fragte er seine Jünger,
fragte er seine Jünger,
le÷gwn: ti÷na le÷gousin oi˚
le÷gwn: ti÷na me le÷gousin
sagend zu ihnen: Wer sagen die *Menschen*, daß ich
sagend: Wer sagen die
sagend: Wer sagen *die Leute*, daß ich
a‡nqrwpoi ei•nai to\n ui˚o\n touv aÓn-
oi˚ o¡cloi ei•nai;
*Menschen* bin?
Menschen ist der Sohn des Men–
schen?
maqhtai« aujtouv ei˙ß ta»ß kw¿maß Kai- sarei÷aß thvß Fili÷ppou: kai« e˙n thØv oJdwˆ◊ e˙phrw¿ta tou\ß maqhta»ß aujtouv le÷gwn aujtoi√ß: ti÷na me le÷gousin oi˚ a‡nqrwpoi ei•nai;
28
oi˚ de« ei•pan aujtwˆ◊ le÷gonteß [o¢ti]
ei˙ß ta» me÷rh Kaisarei÷aß thvß Fili÷p- aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai÷,
pou
hjrw¿ta tou\ß maqhta»ß aujtouv
qrw¿pou; 14
oi˚ de« ei•pan: oi˚ me«n
kai« e˙phrw¿thsen aujtou\ß Und er fragte sie,
*die Leute* bin?
19
oi˚ de« aÓpokriqe÷nteß ei•pan:
Sie aber antworteten ihm, sagend:
Sie aber sagten: Die einen
Johannes der Täufer, und andere:
Johannes der Täufer, andere aber
Elias, andere aber: Einer der Prophe–
Elias, andere aber Jeremias oder einer
tw◊n profhtw◊n.
tw◊n aÓrcai÷wn aÓne÷sth.
ten.
der Propheten.
der alten (Propheten) auferstanden sei.
Und er fragte sie: Ihr
Er sagt zu ihnen: Ihr
Er sagte aber zu ihnen: Ihr
aber: Wer sagt ihr, daß ich bin? Daraufhin
aber, wer sagt ihr, daß ich bin? Daraufhin
sagt Petrus zu ihm:
sagte Simon Petrus:
Du bist der Messias.
Du bist der Messias,
der Sohn Gottes, des Lebendigen.
Daraufhin sagte Jesus
zu ihm: Selig bist du, Simon, Barjo–
na, denn Fleisch und Blut nicht geoffen–
bart dir (dies), sondern mein Vater, der in
den Himmeln (ist). Und ich sage dir:
Du bist Petrus. Und auf diesen
Felsen werde ich bauen meine Kir–
che und die Pforten (des) Hades nicht sie–
gen werden sie über dich. Ich werde dir geben
die Schlüs–
∆Iwa¿nnhn to\n baptisth/n, kai« a‡lloi ∆Hli÷an, a‡lloi de« o¢ti ei∞ß tw◊n profh- tw◊n. 29
kai« aujto\ß e˙phrw¿ta aujtou/ß: uJmei√ß
de« ti÷na me le÷gete ei•nai; aÓpokriqei«ß oJ Pe÷troß le÷gei aujtwˆ◊: su\ ei• oJ cristo/ß.
∆Hli÷an, eºteroi de« ∆Ieremi÷an h£ eºna
15
le÷gei aujtoi√ß: uJmei√ß
de« Si÷mwn Pe÷troß ei•pen: 16
su\ ei• oJ cristo\ß
oJ ui˚o\ß touv qeouv touv zw◊ntoß. aÓpokriqei«ß de« oJ ∆Ihsouvß ei•pen
aujtwˆ◊: maka¿rioß ei•, Si÷mwn Bariw-
na◊, o¢ti sa»rx kai« ai∞ma oujk aÓpeka¿-
luye÷n soi aÓll∆ oJ path/r mou oJ e˙n
toiç oujranoiç.
18
kaÓgw» de÷ soi le÷gw
o¢ti su\ ei• Pe÷troß, kai« e˙pi« tau/thØ thØv
pe÷traˆ oi˙kodomh/sw mou th\n e˙kklhsi÷an kai« pu/lai aˆ‚dou ouj katiscu/-
sousin aujthvß.
K. Aland 151996: Nr. 158.
∆Iwa¿nnhn to\n baptisth/n, a‡lloi de« Johannes der Täufer, andere aber
∆Hli÷an, a‡lloi de« o¢ti profh/thß tiß Elias, andere aber, daß ein Prophet
20
ei•pen de« aujtoi√ß: uJmei√ß
de« ti÷na me le÷gete ei•nai; aÓpokriqei«ß de« ti÷na me le÷gete ei•nai;
17
192
∆Iwa¿nnhn to\n baptisth/n, a‡lloi de«
Sie aber daraufhin sagten:
19
dw¿sw soi ta»ß klei√-
aber, wer sagt ihr, daß ich bin?
Pe÷troß de« aÓpokriqei«ß ei•pen: Petrus sagte darauf:
to\n cristo\n touv qeouv. der Messias Gottes.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
daß thvß basilei÷aß tw◊n oujranw◊n,
sel des Königreichs der Himmel
und was du bindest auf der Erde, wird sein
gebunden in den Himmeln, und was
du löst auf der Erde, ge–
löst wird sein in den Himmeln.
kai« o§ e˙a»n dh/shØß e˙pi« thvß ghvß e¶stai
dedeme÷non e˙n toi√ß oujranoi√ß, kai« o§
e˙a»n lu/shØß e˙pi« thvß ghvß e¶stai lelu-
30
253
me÷non e˙n toi√ß oujranoi√ß.
kai« e˙peti÷mhsen aujtoi√ß
20
to/te diestei÷lato toi√ß maqhtai√ß
21
oJ de« e˙pitimh/saß aujtoi√ß
Und er redete ihnen ernstlich zu,
Dann gebot er den Jüngern,
iºna mhdeni« ei¶pwsin o¢ti aujto/ß
parh/ggeilen mhdeni« le÷gein touvto.
daß sie keinem sagen sollten
daß sie keinem sagten, daß er
befahl, keinem dies zu sagen.
über ihn.
der Messias ist.
iºna mhdeni« le÷gwsin peri« aujtouv.
e˙stin oJ cristo/ß.
Er aber ernstlich ihnen zuredend,
Bei diesen drei Perikopen springt sofort ins Auge, daß Lukas das Petrusbekenntnis nicht in Cäsarea Philippi lokalisiert und Matthäus einen viel längeren Text (16,16–19) aufweist. Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: 01. Mk 8,27 Matth 16,13 ei˙ß ta»ß kw¿maß Kaisarei÷aß ... ei˙ß ta» me÷rh Kaisarei÷aß ... »in die Dörfer Cäsareas ...« »in das Gebiet Cäsareas ...« 02. Mk 8,27 kai« e˙n thØv oJdwˆ◊ ... »und auf dem Weg ...«
Matth 16,13 –
03. Mk 8,27 ti÷na me le÷gousin oi˚ a‡nqrwpoi ei•nai; »Wer sagen die Menschen, daß ich bin?«
Matth 16,13 ti÷na le÷gousin oi˚ a‡nqrwpoi ei•nai to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou; Wer sagen die Menschen, daß der Sohn des Menschen ist?«
04.
Matth 16,14 eºteroi de« ∆Ieremi÷an h£ eºna tw◊n profhtw◊n andere aber: Jeremias oder einer der Propheten«
Mk 8,28 a‡lloi de« o¢ti ei∞ß tw◊n profhtw◊n »andere aber: Einer der Propheten«
05. Mk 8,29 su\ ei• oJ cristo/ß »du bist der Messias«
Matth 16,16–19 su\ ei• oJ cristo/ß oJ ui˚o\ß touv qeouv touv zw◊ntoß ... ... e˙n toi√ß oujranoi√ß »du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes ... ... in den Himmeln«
06.
Matth 16,20 iºna mhdeni« ei¶pwsin o¢ti aujto/ß e˙stin oJ cristo/ß »daß sie keinem sagten, daß er der Messias ist«
Mk 8,30 ... iºna mhdeni« le÷gwsin peri« aujtouv »daß sie keinem über ihn sagen sollten«
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle für Lukas aus und umgekehrt: 07. Mk 8,27 Luk 9,18 – Lokalisierung auf dem
254
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
Weg in die Dörfer von Cäsarea Philippi
08.
Mk 8,28 a‡lloi de« o¢ti ei∞ß tw◊n profhtw◊n »andere aber: Einer der Propheten«
09. Mk 8,29 su\ ei• oJ cristo/ß »du bist der Messias« 10.
Mk 8,30 kai« e˙peti÷mhsen aujtoi√ß iºna mhdeni« le÷gwsin peri« aujtouv »und er ernstlich ihnen redte zu, daß sie keinem sagen sollten über ihn«
Luk 9,19 a‡lloi de« o¢ti profh/thß tiß tw◊n aÓrcai÷wn aÓne÷sth »andere aber, daß ein Prophet der alten auferstanden sei« Luk 9,20 to\n cristo\n touv qeouv »der Messias Gottes« Luk 9,21 oJ de« e˙pitimh/saß aujtoi√ß parh/ggeilen mhdeni« le÷gein touvto »er aber, ernstlich ihnen zuredend, befahl, keinem dies zu sagen«
Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 11. Matth 16,13 Luk Lokalisierung im Gebiet – von Cäsarea Philippi 12.
Matth 16,13 ti÷na le÷gousin oi˚ a‡nqrwpoi ei•nai to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿pou; Wer sagen die Menschen, daß der Sohn des Menschen ist?«
Luk 9,18 ti÷na me le÷gousin oi˚ o¡cloi ei•nai;
13.
Matth 16,14 eºteroi de« ∆Ieremi÷an h£ eºna tw◊n profhtw◊n »andere aber: Jeremias oder einer der Propheten«
Luk 9,19 a‡lloi de« o¢ti profh/thß tiß tw◊n aÓrcai÷wn aÓne÷sth »andere aber, daß ein Prophet der alten auferstanden sei«
14.
Matth 16,16–19 Luk 9,20 su\ ei• oJ cristo/ß to\n cristo\n touv qeouv oJ ui˚o\ß touv qeouv touv zw◊ntoß ... ... e˙n toi√ß oujranoi√ß »du bist der Messias, »der Messias Gottes« der Sohn des lebendigen Gottes ... ... in den Himmeln«
15.
Matth 16,20 to/te diestei÷lato toi√ß maqhtai√ß iºna mhdeni« ei¶pwsin o¢ti aujto/ß e˙stin oJ cristo/ß »dann gebot er den Jüngern, daß sie keinem sagten, daß er der Messias ist«
»Wer sagen die Leute, daß ich bin?«
Luk 9,21 oJ de« e˙pitimh/saß aujtoi√ß parh/ggeilen mhdeni« le÷gein touvto »er aber, ernstlich ihnen zuredend, befahl, keinem dies zu sagen«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
255
Die Trennindizien der Texte sind trotz unterschiedlichem Gewicht so deutlich, daß eine literarische Abhängigkeit der drei Texte voneinander ausgeschlossen werden kann. • Markus, Matthäus und Lukas hatten je verschiedene Quellen, die das Gerüst des Ereignisses mit je unterschiedlichen Details dargestellt hatten.
3.5.6 Der Einzug in Jerusalem Mk 11,1–10; Matth 21,1–9; Luk 19,28–40 193 Mk 11,1
Kai« o¢te e˙ggi÷zousin
Matth 21,1
Kai« o¢te h¡ggisan
Luk 19,28
Kai« ei˙pw»n tauvta e˙poreu/eto
Und als sie nahe kommen
Und als sie nahe gekommen waren
an Jerusalem,
an Jerusalem
kai« h™lqon ei˙ß Bhqfagh\ ei˙ß to\ o¡roß
29
nach Bethphage
und nach Bethphage gekommen waren beim Berg
Und es geschah: Als er nahe gekommen war an Bethphage
ei˙ß ÔIeroso/luma ei˙ß Bhqfagh\
ei˙ß ÔIeroso/luma
kai« Bhqani÷an pro\ß to\ o¡roß und Bethanien beim Berg
Und dies gesagt habend, wanderte er
e¶mprosqen aÓnabai÷nwn ei˙ß ÔIeroso/luma. weiter, hinaufgehend nach Jerusalem.
Kai« e˙ge÷neto w˚ß h¡ggisen ei˙ß Bhqfagh\
kai« Bhqani÷a[n] pro\ß to\ o¡roß to\ kaund Bethanien beim Berg, ge–
tw◊n e˙laiw◊n,
tw◊n e˙laiw◊n, to/te ∆Ihsouvß
der Ölbäume,
der Ölbäume, da Jesus
sendet er zwei seiner Jünger
sandte zwei Jünger,
und sagt zu ihnen: Geht in das
sagend: Geht in das
Dorf euch gegenüber! Und so–
Dorf gegenüber, und so–
fort in es hineinkommend, werdet ihr fin–
fort
den ein Füllen angebunden, auf das keiner
werdet ihr eine Eselin finden, angebunden, und ein Fül–
den werdet ihr ein Füllen, angebunden, auf das keiner
der Menschen noch sich gesetzt hat. Bindet los
len bei ihr. Losgebunden habend,
(der) Menschen jemals sich gesetzt hat. Und
es und bringt (es)! Und wenn einer zu euch
führt (sie) zu mir! Und wenn einer zu euch
losgebunden es, führt (es her)! Und wenn einer
sagt: Was macht ihr dies? sagt: Der He–
sagt etwas, sollt ihr sagen: Der Herr an ihnen
crei÷an e¶cei: eujqu\ß de«
te: o¢ti oJ ku/rioß aujtouv crei÷an e¶cei.
rr hat seiner Bedarf; und sofort
hat Bedarf. Sofort aber
ihr sagen: Der Herr hat an ihm Bedarf.
schickt er es wieder hierher.
wird er sie (zurück)schicken.
Dies aber ist geschehen, daß erfüllt wurde das
durch den sagenden Propheten Gesagte:
Sprecht zur Tochter Sion:
Siehe, dein König kommt zu dir,
sanftmütig und hinaufgestiegen auf eine Eselin
und auf ein Füllen, (das) Junge eines Last– tieres.
aÓposte÷llei du/o tw◊n maqhtw◊n aujtouv aÓpe÷steilen du/o maqhta»ß 2
kai« le÷gei aujtoi√ß: uJpa¿gete ei˙ß th\n
kw¿mhn th\n kate÷nanti uJmw◊n, kai« euj- qu\ß ei˙sporeuo/menoi ei˙ß aujth\n euJrh/-
2
le÷gwn aujtoi√ß: poreu/esqe ei˙ß th\n
lou/menon ∆Elaiw◊n,
nannt (der der) Ölbäume,
aÓpe÷steilen du/o tw◊n maqhtw◊n sandte er zwei der Jünger,
30
le÷gwn: uJpa¿gete
sagend: Geht
kw¿mhn th\n kate÷nanti uJmw◊n, kai« euj- ei˙ß th\n kate÷nanti kw¿mhn, qe÷wß
in das gegenüber(liegende) Dorf,
e˙n hØ∞ ei˙sporeuo/menoi euJin dem, hineinkommend, fin–
sete pw◊lon dedeme÷non e˙f∆ o§n oujdei«ß euJrh/sete o¡non dedeme÷nhn kai« pw◊-
rh/sete pw◊lon dedeme÷non, e˙f∆ o§n oujdei«ß
ou¡pw aÓnqrw¿pwn e˙ka¿qisen: lu/sate
pw¿pote aÓnqrw¿pwn e˙ka¿qisen, kai«
lon met∆ aujthvß: lu/santeß
aujto\n kai« fe÷rete. 3 kai« e˙a¿n tiß uJmi√n aÓga¿gete÷ moi. 3 kai« e˙a¿n tiß uJmi√n ei¶phØ: ti÷ poiei√te touvto; ei¶pate: oJ ku/- rioß aujtouv crei÷an e¶cei, kai« eujqu\ß aujto\n aÓposte÷llei pa¿lin w—de.
aÓpostelei√ aujtou/ß. 4
31
kai« e˙a¿n tiß
uJma◊ß e˙rwtaˆ◊: dia» ti÷ lu/ete; ou¢twß e˙rei√euch fragt: Weswegen bindet ihr (es) los? So sollt
touvto de« ge÷gonen iºna plhrwqhØv to\
rJhqe«n dia» touv profh/tou le÷gontoß: 5
ei¶pate thØv qugatri« Siw¿n:
i˙dou\ oJ basileu/ß sou e¶rcetai÷ soi
prau∑ß kai« e˙pibebhkw»ß e˙pi« o¡non
4
ei¶phØ ti, e˙rei√te o¢ti oJ ku/rioß aujtw◊n
lu/santeß aujto\n aÓga¿gete.
kai« e˙pi« pw◊lon ui˚o\n uJpozugi÷ou.
kai« aÓphvlqon
6
poreuqe÷nteß de« oi˚ maqhtai«
32
aÓpelqo/nteß de« oi˚ aÓpestalme÷noi
Und sie gingen weg
Gegangen aber die Jünger
Weggegangen aber, die Abgesandten
und fanden ein Füllen, angebunden an eine T–
und getan habend, wie befohlen hatte
fanden, wie er ihnen gesagt hatte.
kai« eu∞ron pw◊lon dedeme÷non pro\ß qu/- kai« poih/santeß kaqw»ß sune÷taxen eu∞ron kaqw»ß ei•pen aujtoi√ß. 193
K. Aland 151996: Nr. 269.
256
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
ran e¶xw e˙pi« touv aÓmfo/dou kai« lu/ou-
aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß
33
ür draußen an der Straße. Und sie ban–
ihnen Jesus,
Als sie aber das Füllen losbanden,
sin aujto/n.
den es los. 5
kai÷ tineß tw◊n e˙kei√ e˚sthko/twn e¶le-
luo/ntwn de« aujtw◊n to\n pw◊lon
ei•pan oi˚ ku/rioi aujtouv
Und einige der dort Stehenden sag–
sagten seine Besitzer
ten zu ihnen: Was macht ihr, losbindend das
zu ihnen: Was bindet ihr los das
Füllen? Sie aber sagten zu ihnen, wie
Füllen? Sie aber sagten: Der Herr
Jesus gesagt hatte. Und sie ließen sie gewähren.
hat seiner Bedarf.
gon aujtoi√ß: ti÷ poiei√te lu/onteß to\n
pro\ß aujtou/ß: ti÷ lu/ete to\n
pw◊lon; 6 oi˚ de« ei•pan aujtoi√ß kaqw»ß
pw◊lon;
ei•pen oJ ∆Ihsouvß, kai« aÓfhvkan aujtou/ß. 7
kai« fe÷rousin to\n pw◊lon pro\ß to\n
7
34
oi˚ de« ei•pan: o¢ti oJ ku/rioß
aujtouv crei÷an e¶cei. h¡gagon th\n o¡non kai« to\n pw◊lon
35
kai« h¡gagon aujto\n pro\ß to\n ∆Ihsouvn
Und sie bringen das Füllen zu
führten sie die Eselin und das Füllen (herbei)
Jesus und legen (auf es) für ihn die
und legten auf sie die
i˚ma¿tia, kai« e˙peka¿qisen e˙pa¿nw
to\n pw◊lon e˙pebi÷basan to\n ∆Ihsouvn.
Kleider, ihre. Und er setzte sich auf
Kleider, und er setzte sich auf
das Füllen, hoben sie Jesus hinauf.
es. Und viele ihre Kleider
sie. Aber die sehr zahlreiche Menge breit–
Als er aber dahinzog, breiteten sie
breiteten sie aus auf den Weg, andere aber
ete aus ihre Kleider auf dem Weg,
aus ihre Kleider auf dem Weg.
Laubbüschel, abgeschnitten habend auf den
andere aber hieben Zweige von den
Als er schon nahe herankam an den
∆Ihsouvn kai« e˙piba¿llousin aujtwˆ◊ ta» i˚ma¿tia aujtw◊n, kai« e˙ka¿qisen e˙p∆ aujto/n. 8 kai« polloi« ta» i˚ma¿tia aujtw◊n e¶strwsan ei˙ß th\n oJdo/n, a‡lloi de« stiba¿daß ko/yanteß e˙k tw◊n aÓgrw◊n. Äckern.
kai« e˙pe÷qhkan e˙p∆ aujtw◊n ta»
aujtw◊n. 8 oJ de« plei√stoß o¡cloß e¶strw-
Und sie führten es zu Jesus,
kai« e˙piri÷yanteß aujtw◊n ta» i˚ma¿tia e˙pi« und hinaufgeworfen habend ihre Kleider auf
36
poreuome÷nou de« aujtouv uJpestrw¿nnu-
san e˚autw◊n ta» i˚ma¿tia e˙n thØv oJdwˆ◊, on ta» i˚ma¿tia aujtw◊n e˙n thØv oJdwˆ◊. a‡lloi de« e¶kopton kla¿douß aÓpo\ tw◊n
37
e˙ggi÷zontoß de« aujtouv h¡dh pro\ß thØv
de÷ndrwn kai« e˙strw¿nnuon e˙n thØv oJdwˆ◊. kataba¿sei touv o¡rouß tw◊n e˙laiw◊n
Bäumen und breiteten sie (aus) auf dem Weg.
9
kai« oi˚ proa¿gonteß
Und die Vorangehenden
9
oi˚ de« o¡cloi oi˚ proa¿gonteß aujto\n
Aber die Leute, die gehenden vor ihm
Abstieg des Bergs der Ölbäume,
h¡rxanto a‚pan to\ plhvqoß tw◊n maqhtw◊n begann die ganze Menge der Jünger,
cai÷ronteß ai˙nei√n to\n qeo\n fwnhØv mega¿-
sich freuend, Gott zu loben mit einer Stimme, einer
kai« oi˚ aÓkolouqouvnteß
kai« oi˚ aÓkolouqouvnteß
lau–
und die Nachfolgenden
und die nachfolgenden
ten wegen aller Machttaten, die sie gesehen hatten,
schrien:
schrien,
le÷gonteß:
38
sagend:
sagend:
Hosanna,
Hosanna dem Sohn Davids!
hochgelobt (sei) der Kommende
Hochgelobt (sei) der Kommende
e¶krazon:
w˚sanna¿: eujloghme÷noß oJ e˙rco/menoß
e¶krazon
w˚sanna» twˆ◊ ui˚wˆ◊ Daui÷d: eujloghme÷noß oJ e˙rco/menoß
lhØ peri« pasw◊n w—n ei•don duna¿mewn,
le÷gonteß:
eujloghme÷noß oJ e˙rco/menoß, Hochgelobt (sei) der Kommende,
oJ basileu\ß der König
e˙n ojno/mati kuri÷ou:
e˙n ojno/mati kuri÷ou:
e˙n ojno/mati kuri÷ou:
im Namen (des) Herrn!
im Namen (des) Herrn!
im Namen (des) Herrn!
10
eujloghme÷nh hJ e˙rcome÷nh basilei÷a
Hochgelobt (sei) das kommende Königreich
touv patro\ß hJmw◊n Daui÷d: unseres Vaters David!
e˙n oujranwˆ◊ ei˙rh/nh Im Himmel Frieden
w˚sanna» e˙n toi√ß uJyi÷stoiß.
w˚sanna» e˙n toi√ß uJyi÷stoiß.
kai« do/xa e˙n uJyi÷stoiß.
Hosanna in den Höhen!
Hosanna in den Höhen!
und Herrlichkeit in (den) Höhen!
39
kai÷ tineß tw◊n Farisai÷wn aÓpo\ touv
Und einige Pharisäer aus der
o¡clou ei•pan pro\ß aujto/n: dida¿skale, Menge sagten zu ihm: Meister,
e˙piti÷mhson toi√ß maqhtai√ß sou.
verwehre (es) deinen Jüngern! Und
40
kai«
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
257 aÓpokriqei«ß ei•pen: le÷gw uJmi√n, e˙a»n ou∞toi er sagt dagegen: Ich sage euch, wenn diese
siwph/sousin, oi˚ li÷qoi kra¿xousin.
schweigen, werden die Steine schreien.
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: 01. Mk 11,1 Matth 21,1 kai« Bhqani÷an – »und Bethanien« 02.
Mk 11,2 Matth 21,2 ... euJrh/sete pw◊lon dedeme÷non ... euJrh/sete o¡non dedeme÷nhn e˙f∆ o§n oujdei«ß ou¡pw aÓnqrw¿pwn kai« pw◊lon met∆ aujthvß e˙ka¿qisen »... ihr werdet eine Eselin »... werdet ihr finden ein Füllen angebunden, auf das sich kein finden, angebunden, und ein Füllen bei ihr« Mensch noch gesetzt hat«
03. Mk –
Matth 21,4–5 Zitate aus Jes 62,11 Sach 9,9 und Gen 49,11
04.
Mk 11,4 kai« aÓphvlqon kai« eu∞ron pw◊lon dedeme÷non pro\ß qu/ran e¶xw e˙pi« touv aÓmfo/- dou kai« lu/ousin aujto/n »und sie gingen weg und fanden ein Füllen, ange– bunden an eine Tür drau– ßen an der Straße. Und sie banden es los«
Matth 21,6 poreuqe÷nteß de« oi˚ maqhtai« kai« poih/santeß kaqw»ß sune÷taxen aujtoi√ß oJ ∆Ihsouvß
05.
Mk 11,5–6 Matth kai÷ tineß tw◊n e˙kei√ e˚sthko/- – twn e¶legon aujtoi√ß: ti÷ poiei√te lu/onteß to\n pw◊lon; 6oi˚ de« ei•pan aujtoi√ß kaqw»ß ei•pen oJ ∆Ihsouvß, kai« aÓfhvkan aujtou/ß »und einige der dort Stehenden sagten zu ihnen: Was macht ihr, losbindend das Füllen? Sie aber sagten zu ihnen, wie Jesus ge– sagt hatte. Und sie ließen sie gewähren«
06. Mk 11,7 kai« fe÷rousin to\n pw◊lon ... »und sie bringen das Füllen ...«
»Gegangen aber die Jünger und getan habend, wie ihnen Jesus befohlen hatte, ...«
Matth 21,7 h¡gagon th\n o¡non kai« to\n pw◊lon ... »sie führten die Eselin und das Füllen ...«
07. Mk 11,8 Matth 21,8 a‡lloi de« stiba¿daß ko/yanteß a‡lloi de« e¶kopton kla¿douß e˙k tw◊n aÓgrw◊n aÓpo\ tw◊n de÷ndrwn kai« e˙strw¿nnuon e˙n thØv oJdwˆ◊.
258
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
»andere aber, Laubbüschel abgeschnitten habend auf den Äckern«
»andere aber hieben Zweige von den Bäumen ab und breiteten sie auf dem Weg (aus)«
08. Mk 11,9 w˚sanna¿ »Hosanna«
Matth 21,9 w˚sanna» twˆ◊ ui˚wˆ◊ Daui÷d »Hosanna dem Sohn Davids«
09.
Matth –
Mk 11,10 eujloghme÷nh hJ e˙rcome÷nh basilei÷a touv patro\ß hJmw◊n Daui÷d »hochgelobt (sei) das kommende Königreich unseres Vaters David«
Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 10. Mk Luk 19,28 – Kai« ei˙pw»n tauvta ... »und dies gesagt habend ...« 11. Mk 11,5 kai÷ tineß ... e¶legon ... »und einige ... sagten ...« 12.
Mk 11,6 Luk 19,34 oi˚ de« ei•pan aujtoi√ß kaqw»ß oi˚ de« ei•pan: o¢ti oJ ku/rioß ei•pen oJ ∆Ihsouvß, kai« aÓfhvkan aujtouv crei÷an e¶cei aujtou/ß »sie aber sagten zu ihnen, wie »sie aber sagten: Der Herr Jesus gesagt hatte. Und sie hat seiner Bedarf« ließen sie gewähren«
13. Mk 11,7 kai« e˙ka¿qisen e˙p∆ aujto/n »und setzte sich Jesus auf es« 14.
Luk 19,33 ei•pan oi˚ ku/rioi aujtouv ... »sagten seine Herrn ... «
Luk 19,35 e˙pebi÷basan to\n ∆Ihsouvn »hoben sie Jesus hinauf«
Mk 11,8 Luk a‡lloi de« stiba¿daß ko/yanteß – e˙k tw◊n aÓgrw◊n »andere aber, Laubbüschel abgeschnitten habend auf den Äckern«
15. Mk 11,9 kai« oi˚ proa¿gonteß kai« oi˚ aÓkolouqouvnteß e¶krazon »und die Vorausgehenden und die Nachfolgenden schrien«
Luk 19,37–38 e˙ggi÷zontoß de« aujtouv h¡dh pro\ß thØv kataba¿sei touv o¡rouß tw◊n e˙laiw◊n h¡rxanto a‚pan to\ plhvqoß tw◊n maqhtw◊n cai÷ronteß ai˙nei√n to\n qeo\n fwnhØv mega¿lhØ peri« pasw◊n w—n ei•don duna¿mewn le÷gonteß »als er schon nahe an den Abstieg des Berges der Ölbäume herankam, begann die ganze
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
Menge der Jünger, sich freuend, Gott mit lauter Stimme zu loben, sagend«
16. Mk 11,9 w˚sanna¿ »Hosanna«
Luk –
17. Mk –
Luk 19,38 oJ basileu\ß ... »der König ...«
18.
Luk –
Mk 11,10 eujloghme÷nh hJ e˙rcome÷nh basilei÷a touv patro\ß hJmw◊n Daui÷d »hochgelobt (sei) das kommende Königreich unseres Vaters David«
19. Mk 11,10 w˚sanna» e˙n toi√ß uJyi÷stoiß »Hosanna in den Höhen«
Luk 19,38 e˙n oujranwˆ◊ ei˙rh/nh kai« do/xa e˙n uJyi÷stoiß »im Himmel Frieden und Herrlichkeit in (den) Höhen«
20. Mk –
Luk 19,39–40 kai÷ tineß tw◊n Farisai÷wn aÓpo\ touv o¡clou ei•pan pro\ß aujto/n: dida¿skale, e˙piti÷mhson toi√ß maqhtai√ß sou. kai« aÓpokriqei«ß ei•pen: le÷gw uJmi√n, e˙a»n ou∞toi siwph/sousin, oi˚ li÷qoi kra¿xousin »und einige der Pharisäer aus der Menge sagten zu ihm: Meister, verwehre es deinen Jüngern! Und dagegen sagte er: Ich sage euch: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien«
Matthäus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Lukas aus und umgekehrt: 21. Matth Luk 19,28 – Kai« ei˙pw»n tauvta ... »und dies gesagt habend ...« 22. Matth 21,1 ei˙ß Bhqfagh\ »nach Bethphage«
Luk 19,29 ei˙ß Bhqfagh\ kai« Bhqani÷a[n] »nach Bethphage und Bethanien«
23. Matth 21,2 ... euJrh/sete o¡non dedeme÷nhn kai« pw◊lon met∆ aujthvß ihr werdet eine Eselin
Luk19,30 ... euJrh/sete pw◊lon dedeme÷non e˙f∆ o§n oujdei«ß pw¿pote aÓnqrw¿pwn e˙ka¿qisen werdet ihr finden ein Füllen
259
260
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
finden, angebunden, und ein Füllen bei ihr«
angebunden, auf das sich kein Mensch jemals gesetzt hat«
24.
Matth 21,3 eujqu\ß de« aÓpostelei√ aujtou/ß »sofort aber wird er sie (zurück)schicken«
Luk –
25. Matth 21,4–5 Zitate aus Jes 62,11 Sach 9,9 und Gen 49,11
Luk –
26. Matth –
Luk 19,33–34 luo/ntwn de« aujtw◊n to\n pw◊lon ei•pan oi˚ ku/rioi aujtouv pro\ß aujtou/ß: ti÷ lu/ete to\n pw◊lon; oi˚ de« ei•pan: o¢ti oJ ku/rioß aujtouv crei÷an e¶cei »Als sie aber das Füllen losbanden, sagten seine Besitzer zu ihnen: Was bindet ihr los das Füllen? Sie aber sagten: Der Herr hat seiner Bedarf«
27. Matth 21,7 kai« e˙peka¿qisen e˙pa¿nw aujtw◊n »und er setzte sich auf sie«
Luk 19,35 e˙pebi÷basan to\n ∆Ihsouvn
28.
Luk –
Matth 21,8 a‡lloi de« e¶kopton kla¿douß aÓpo\ tw◊n de÷ndrwn kai« e˙strw¿nnuon e˙n thØv oJdwˆ◊. »andere aber hieben Zweige ab von den Bäumen und breiteten (sie) auf dem Weg aus«
29. Matth 21,9 oi˚ de« o¡cloi oi˚ proa¿gonteß
aujto\n kai« oi˚ aÓkolouqouvnteß e¶krazon le÷gonteß
»aber die Leute, die gehenden vor ihm und die nachfolgenden schrien, sagend« 30. Matth 21,9 w˚sanna» twˆ◊ ui˚wˆ◊ Daui÷d »Hosanna dem Sohn Davids«
»hoben sie Jesus hinauf«
Luk 19,37–38 e˙ggi÷zontoß de« aujtouv h¡dh pro\ß thØv kataba¿sei touv o¡rouß tw◊n e˙laiw◊n h¡rxanto a‚pan to\ plhvqoß tw◊n maqhtw◊n cai÷ronteß ai˙nei√n to\n qeo\n fwnhØv mega¿lhØ peri« pasw◊n w—n ei•don duna¿mewn le÷gonteß »als er schon nahe an den Abstieg des Berges der Ölbäume herankam, begann die ganze Menge der Jünger, sich freuend, Gott mit lauter Stimme zu loben, sagend« Luk –
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
261
31. Matth – w˚sanna» e˙n toi√ß uJyi÷stoiß »Hosanna in den Höhen«
Luk 19,38 oJ basileu\ß »der König«32. e˙n oujranwˆ◊ ei˙rh/nh kai« do/xa e˙n uJyi÷stoiß »im Himmel Frieden und Herrlichkeit in (den) Höhen«
33. Matth –
Luk 19,39–40 kai÷ tineß tw◊n Farisai÷wn aÓpo\ touv o¡clou ei•pan pro\ß aujto/n: dida¿skale, e˙piti÷mhson toi√ß maqhtai√ß sou. kai« aÓpokriqei«ß ei•pen: le÷gw uJmi√n, e˙a»n ou∞toi siwph/sousin, oi˚ li÷qoi kra¿xousin »und einige der Pharisäer aus der Menge sagten zu ihm: Meister, verwehre es deinen Jüngern! Und dagegen sagte er: Ich sage euch: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien«
Matth 21,9
Luk 19,38
Die drei Berichte vermitteln auf den ersten Blick den Eindruck, daß das Ereignis des Einzugs Jesu in Jerusalem relativ einheitlich wiedergegeben wird. Bei genauem Hinsehen ergeben sich jedoch eine ganze Reihe von entscheidenden Trennindizien. Matthäus kann den Markustext nicht als Quelle benutzt haben, da besonders (02), (04), (06), (07), (09) klar dagegen sprechen. Er hätte Markus nicht nur korrigiert (02), (06), (07), sondern auch auf Lebendigkeit und Anschaulichkeit verzichtet (04), (05). Markus wiederum kann aus ähnlichen und anderen Gründen, besonders (03), nicht den Text des Matthäus als Quelle benutzt haben. Die Trennindizien zwischen Markus und Lukas und umgekehrt (10) bis (20) und zwischen Matthäus und Lukas (21) bis (33) sind ebenfalls so gewichtig, daß die Annahme einer gegenseitigen Verwendung ihrer Texte auszuschließen ist. • Es ist kein anderer Schluß möglich, als daß die drei Berichte auf drei unterschiedliche Quellen zurückgehen, die sich in vielen Details unterschieden haben.
3.5.7 Jesus in Jerusalem Mk 11,11.15–17; Matth 21,10–17; Luk 19,45–46 194 Mk 11,11a
Kai« ei˙shvlqen ei˙ß ÔIeroso/luma
Matth 21,10
Kai« ei˙selqo/ntoß aujtouv ei˙ß
Und er kam nach Jerusalem
Und als er gekommen war nach
in das Heiligtum; und ringsum angeblickt
Jerusalem, geriet die ganze Stadt in Bewegung,
ei˙ß to\ i˚ero\n kai« peribleya¿menoß pa¿n- ÔIeroso/luma e˙sei÷sqh pa◊sa hJ po/liß habend al–
ta, ...
le÷gousa: ti÷ß e˙stin ou∞toß;
les ...
sagend: Wer ist dieser? Aber die
Leute sagten: Dieser ist der Pro–
phet Jesus von Nazareth in Ga–
liläa.
oi˚ de«
o¡cloi e¶legon: ou∞to/ß e˙stin oJ profh/thß ∆Ihsouvß oJ aÓpo\ Nazare«q thvß Ga-
15
11
lilai÷aß.
Kai« e¶rcontai ei˙ß ÔIeroso/luma. Kai« Kai«
Und sie kommen nach Jerusalem. Und 194
K. Aland 151996: Nr. 271.
Und
Luk 19,45
Und
Kai«
262
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
ei˙selqw»n ei˙ß to\ i˚ero\n h¡rxato e˙kba¿l-
12
ei˙shvlqen ∆Ihsouvß ei˙ß to\ i˚ero\n kai« ei˙selqw»n ei˙ß to\ i˚ero\n
hineingegangen in das Heiligtum, unternahm er es, auszu–
Jesus ging in das Heiligtum hinein und
lein tou\ß pwlouvntaß kai« tou\ß aÓgo-
e˙xe÷balen pa¿ntaß tou\ß pwlouvntaß h¡rxato e˙kba¿llein tou\ß pwlouvntaß
treiben die Verkaufenden und die Kauf–
trieb aus alle Verkaufenden
enden im Heiligtum. Und die Ti–
und Kaufenden im Heiligtum. Und
sche der Geldwechsler und die Si–
die Tische der Geldwechsler
tze der die Tauben Verkaufenden
warf er um und die Sitze der
ra¿zontaß e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊, kai« ta»ß trape÷- kai« aÓgora¿zontaß e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊,
13
hineingegangen in das Heiligtum,
kai«
unternahm er es, auszutreiben die Verkaufenden,
zaß tw◊n kollubistw◊n kai« ta»ß kaqe÷- ta»ß trape÷zaß tw◊n kollubistw◊n draß tw◊n pwlou/ntwn ta»ß peristera»ß kate÷streyen kai« ta»ß kaqe÷draß tw◊n kate÷streyen,
16
kai« oujk h¡fien iºna tiß pwlou/ntwn ta»ß peristera¿ß,
warf er um. Und er erlaubte nicht, daß einer
diene÷gkhØ skeuvoß dia» touv i˚erouv.
17
kai«
ein Gerät durch das Heiligtum hindurchtrug. Und
e˙di÷dasken kai« e¶legen aujtoi√ß: ouj ge÷-
die Tauben Verkaufenden
13
kai« le÷gei aujtoi√ß:
46
le÷gwn aujtoi√ß:
er lehrte und sagte zu ihnen: Ist nicht ge–
und sagt zu ihnen:
ge÷graptai:
ge÷graptai: kai« e¶stai
schrieben:
Geschrieben ist:
Geschrieben ist: Und es soll sein
Mein Haus ein Haus (des) Gebetes soll ge–
Mein Haus ein Haus (des) Gebetes soll ge–
nannt werden für alle Völker? Ihr aber
pepoih/kate aujto\n sph/laion lhØstw◊n. aujto\n poiei√te sph/laion lhØstw◊n.
nannt werden. Ihr aber
aujto\n e˙poih/sate sph/laion lhØstw◊n.
habt es zu einer Höhle von Räubern gemacht.
macht es zu einer Höhle von Räubern.
habt es zu einer Höhle von Räubern gemacht.
Und es kamen zu ihm Blinde und
Lahme im Heiligtum, und er heilte
sie. Gesehen habend aber die Hohenpriester
und die Schriftgelehrten die Wunder, die
er vollbrachte und die Kinder, die
schreienden, im Heiligtum und sagenden:
Hosanna dem Sohn Davids! wurden un–
willig und sagten zu ihm: Hörst du, was
diese sagen? Aber Jesus sagt
zu ihnen: Ja. Habt ihr niemals gelesen:
Aus (dem) Mund Unmündiger und Säuglinge
hast du dir Lob bereitet?
graptai o¢ti
sagend zu ihnen:
oJ oi•ko/ß mou oi•koß proseuchvß klhqh/- oJ oi•ko/ß mou oi•koß proseuchvß klhqh/- oJ oi•ko/ß mou oi•koß proseuchvß, setai pa◊sin toi√ß e¶qnesin; uJmei√ß de«
14
kai« proshvlqon aujtwˆ◊ tufloi« kai«
aujtou/ß.
Ihr aber
15
i˙do/nteß de« oi˚ aÓrcierei√ß
kai« oi˚ grammatei√ß ta» qauma¿sia a±
e˙poi÷hsen kai« tou\ß pai√daß tou\ß
kra¿zontaß e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊ kai« le÷gontaß:
w˚˚sanna» twˆ◊ ui˚wˆ◊ Daui÷d, hjgana¿kth-
san
16
kai« ei•pan aujtwˆ◊: aÓkou/eiß ti÷
ou∞toi le÷gousin; oJ de« ∆Ihsouvß le÷gei
aujtoi√ß: nai÷. oujde÷pote aÓne÷gnwte o¢ti
e˙k sto/matoß nhpi÷wn kai« qhlazo/ntwn
kathrti÷sw ai•non;
ojyi÷aß h¡dh ou¡shß thvß w‚raß, e˙xhvl-
17
kai« katalipw»n aujtou\ß e˙xhvlqen
Als spät schon die Stunde war, ging er
Und verlassen habend sie, ging er weg
hinaus nach Bethanien mit den Zwölf.
aus der Stadt nach Bethanien und
übernachtete dort.
qen ei˙ß Bhqani÷an meta» tw◊n dw¿deka.
mein Haus ein Haus des Gebetes.
uJmei√ß de«
cwloi« e˙n twˆ◊ i˚erwˆ◊, kai« e˙qera¿peusen
11b
setai, uJmei√ß de«
e¶xw thvß po/lewß ei˙ß Bhqani÷an kai« hujli÷sqh e˙kei√.
Allen drei Synoptikern ist ein Grundbestand gemeinsam, auf den sich der Bericht des Lukas beschränkt: Jesus geht in den Tempel, vertreibt die Händler und sagt das Wort Luk 19,46. Markus hat ein Mehr an Text gegenüber Matthäus: 01. Mark 11,16.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
263
02. Mark 11,17 pa◊sin toi√ß e¶qnesin »für alle Völker«. Matthäus hat ein Mehr an Text gegenüber Markus: 03. Matth 21,10–11. 04. Matth 21,14–16. Markus und Matthäus entsprechen einander in der Hauptsache: Mark 11,11 05. ojyi÷aß h¡dh ou¡shß thvß w‚raß, e˙xhvl qen ei˙ß Bhqani÷an meta» tw◊n dw¿deka »und als es schon spät am Tage war, ging er mit den Zwölfen nach Betanien«
Matth 21,17 kai« katalipw»n aujtou\ß e˙xhvlqen e¶xw thvß po/lewß ei˙ß Bhqani÷an kai« hujli÷sqh e˙kei√ »und mit diesen Worten verließ er sie und ging aus der Stadt hinaus nach Betanien und verbrachte dort die Nacht«
(01) und (02) lassen es als ausgeschlossen erscheinen, daß Markus die Quelle des Matthäus war, weil nicht erkennbar ist, was Matthäus veranlaßt haben könnte, ein Schriftzitat aus dem Munde Jesu oder den Bericht über sein Handeln zu kürzen. Zu demselben Schluß zwingen (03) und (04), weil es sich nicht um beliebige Versatzstücke handelt, sondern um in den übrigen Text eingebundene Bestandteile, die nicht eine Zutat des Matthäus zum Text des Markus sein können, sondern schon aus Matthäus’ Quelle geflossen sein müssen. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, Matthäus für die Quelle des Markus zu halten. Es ist nicht erkennbar, warum Markus auf diese Stücke hätte verzichten sollen. Wenn wir der Zusammenstellung der Perikopen in der Synopse Alands folgen – sie erscheint plausibel –, bestätigt (05) die Annahme jeweils verschiedener Quellen des Markus und Matthäus. Bei ganz unterschiedlichem Wortlaut wird der gleiche Sachverhalt berichtet, oder es ist auf den gleichen Sachverhalt zu schließen. Wenn Lukas die beiden anderen Texte bekannt gewesen wären, wäre nicht erklärlich, warum er das Schriftzitat aus Jesu Mund und den Bericht über Jesu Handeln im Tempel hätte kürzen sollen. Wir fassen zusammen: • Markus, Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche Quellen.
3.5.8 Das oberste Gebot Mk 12,28–34; Matth 22,34–40; Luk 10,25–28 195
Matth 22,34
Oi˚ de« Farisai√oi aÓkou/santeß
Aber die Pharisäer, gehört habend,
daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht
hatte,
kamen zusammen an demselben (Ort).
o¢ti e˙fi÷mwsen tou\ß Saddoukai÷ouß
sunh/cqhsan e˙pi« to\ aujto/,
Mk 12,28
Kai« proselqw»n ei–ß tw◊n gram-
Und hinzugekommen einer der Schrift-
mate÷wn aÓkou/saß aujtw◊n suzhtou/ngelehrten, gehört habend, sie sich besprech-
twn, i˙dw»n o¢ti kalw◊ß aÓpekri÷qh aujtoi√ß end, gesehen habend, daß er ihnen gut geantwortet hatte,
e˙phrw¿thsen aujto/n:
35
fragte ihn:
Und es fragte ihn einer von ihnen,
Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf,
ihn versuchend:
versuchend ihn, sagend:
Meister,
195 196
peira/zwn au˙to/n: 196 36
K. Aland 151996: Nr. 182 und Nr. 282. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle.
kai« e˙phrw¿thsen ei∞ß e˙x aujtw◊n
dida¿skale,
Luk 10,25
Kai« i˙dou\ nomiko/ß tiß aÓne÷sth
e˙kpeira¿zwn aujto\n le÷gwn:
dida¿skale, Meister,
264
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV* ti÷ poih/saß zwh\n ai˙w¿nion klhronomh/-
was getan habend, ewiges Leben werde ich er26
sw;
ben? Er sagte zu ihm: In dem
oJ de« ei•pen pro\ß aujto/n: e˙n twˆ◊
no/mwˆ ti÷ ge÷graptai; pw◊ß aÓnaginw¿skeiß;
Gesetz, was steht geschrieben? Wie liest du?
27
Er sagte darauf:
poi÷a e˙sti«n e˙ntolh\ prw¿th pa¿ntwn;
poi÷a e˙ntolh\ mega¿lh e˙n twˆ◊ no/mwˆ;
Welches ist (das) erste Gebot von allen?
Welches ist (das) große Gebot im Gesetz?
Jesus antwortete: (Das) erste ist:
Er aber sagte zu ihm:
29
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen:
aÓpekri÷qh oJ ∆Ihsouvß o¢ti prw¿th e˙sti÷n: oJ de« e¶fh aujtwˆ◊:
a‡koue, ∆Israh/l, ku/rioß oJ qeo\ß hJmw◊n Höre, Israel, (der) Herr, unser Gott,
ku/rioß ei∞ß e˙stin, ist der einzige Herr. 30
kai« aÓgaph/seiß ku/rion
37
aÓgaph/seiß ku/rion to\n qeo/n sou
aÓgaph/seiß ku/rion to\n qeo/n sou e˙x
Und du sollst lieben (den) Herrn,
Du sollst lieben (den) Herrn, deinen Gott
deinen Gott, aus dem ganzen Herzen,
mit deinem ganzen Herzen und mit der ganzen deinem ganzen Herzen und aus der ganzen
deinem, und aus deiner ganzen Seele und
Seele, deiner, und mit dem ganzen Denken,
sou:
e˙n o¢lhØ thØv dianoi÷aˆ sou,
aus deinem ganzen Denken und aus
deinem.
aus deinem ganzen Denken;
to\n qeo/n sou e˙x o¢lhß thvß kardi÷aß
e˙n o¢lhØ thØv kardi÷aˆ sou kai« e˙n o¢lhØ
Du sollst lieben (den) Herrn, deinen Gott aus
o¢lhß [thvß] kardi÷aß sou kai« e˙n o¢lhØ thØv
sou kai« e˙x o¢lhß thvß yuchvß sou kai« thØv yuchØv sou kai« e˙n o¢lhØ thØv dianoi÷aˆ yuchØv sou kai« e˙n o¢lhØ thØv i˙scu/iœ sou kai« e˙x o¢lhß thvß dianoi÷aß sou kai« e˙x o¢lhß thvß i˙scu/oß sou. deiner ganzen Kraft.
38
Dieses ist das große und erste
Gebot.
31
Seele, deiner, und aus deiner ganzen Kraft und
au¢th e˙sti«n hJ mega¿lh kai« prw¿th
e˙ntolh/.
deute÷ra au¢th: aÓgaph/seiß to\n
39
deute÷ra de« oJmoi÷a aujthØv: aÓgaph/seiß
(Das) zweite (ist) dieses: Du sollst lieben den
(Das) zweite aber ist ihm gleich: Du sollst lieben
to\n plhsi÷on sou w˚ß seauto/n.
kai« to\n plhsi÷on sou w˚ß seauto/n.
Nächsten, deinen, wie dich selbst. Größer
deinen Nächsten wie dich selbst.
und deinen Nächsten wie dich selbst.
als diese ein anderes Gebot nicht ist.
An diesen zwei Geboten
hängt das ganze Gesetz und die
Propheten.
plhsi÷on sou w˚ß seauto/n. mei÷zwn tou/twn a‡llh e˙ntolh\ oujk e¶stin. 32
40
e˙n tau/taiß tai√ß dusi«n e˙ntolai√ß
o¢loß oJ no/moß kre÷matai kai« oi˚ profhvtai.
kai« ei•pen aujtwˆ◊ oJ grammateu/ß:
Und der Schriftgelehrte sagte zu ihm:
kalw◊ß, dida¿skale, e˙p∆ aÓlhqei÷aß Gut, Meister, gemäß (der) Wahrheit
ei•peß o¢ti ei∞ß e˙stin kai« oujk e¶stin hast du gesagt: Der einzige ist er und nicht ist
a‡lloß plh\n aujtouv:
33
kai« to\ aÓgapa◊n
ein anderer außer ihm. Und das Lieben
aujto\n e˙x o¢lhß thvß kardi÷aß kai« e˙x ihn aus ganzem Herzen und aus
o¢lhß thvß sune÷sewß kai« e˙x o¢lhß thvß ganzem Verstand und aus ganzer
i˙scu/oß kai« to\ aÓgapa◊n to\n plhsi÷on Kraft und das Lieben den Nächsten
w˚ß e˚auto\n perisso/tero/n e˙stin pa¿nwie sich selbst ist mehr als al-
twn tw◊n oJlokautwma¿twn kai« qusiw◊n. le Brandopfer und Opfer. 34
kai« oJ ∆Ihsouvß i˙dw»n [aujto\n] o¢ti nou-
Und Jesus gesehen habend ihn, daß ver-
necw◊ß aÓpekri÷qh ei•pen aujtwˆ◊: ouj mak-
28
ständig er geantwortet hatte, sagte zu ihm: nicht fe-
Er sagte zu ihm: Recht hast du geantwortet.
ei•pen de« aujtwˆ◊: ojrqw◊ß aÓpekri÷qhß:
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
265
ra»n ei• aÓpo\ thvß basilei÷aß touv qeouv.
touvto poi÷ei kai« zh/shØ.
rn bist du vom Königreich Gottes.
Tue dies und du wirst leben.
kai« oujdei«ß oujke÷ti e˙to/lma aujto\n Und niemand mehr wagte ihn
e˙perwthvsai. zu fragen.
Die Ausgangssituation der Berichte ist bei Markus und Matthäus gleich. Beide ordnen dieses Geschehen nach der Sadduzäerfrage an Jesus über die Auferstehung ein. Da Jesus die Sadduzäer mit ihrer hausbackenen Frage zum Schweigen gebracht hatte, versuchen nun pharisäische Gelehrte eine Auseinandersetzung mit Jesus auf einem höheren Niveau. Der Schriftgelehrte bei Markus (12,28) ist als ein Pharisäer erkennbar, bei Matthäus (22,34) direkt als ein solcher angesprochen (ei–ß e˙x aujtw◊n »einer von ihnen«, nämlich der Pharisäer). Der weitere Verlauf des Berichtes von Markus und Matthäus zeigt aber deutliche Unterschiede. Bei Lukas dagegen ist schon die Anfangssituation eine andere: Jesus ist erst auf dem Weg nach Jerusalem. Der folgende Text ist dann im strengen Sinn mit den Texten des Markus und Matthäus nicht mehr vergleichbar, denn, obwohl ein Gesetzeslehrer Jesus ebenfalls mit seiner Frage versuchen will, fordert Jesus diesen heraus, so daß der Gesetzeslehrer und nicht Jesus die Frage mit Dtn 6,5 und Lev 19,18 beantwortet. Es liegt daher auf der Hand, daß die Quelle des Lukas für diesen Bericht eine völlig andere gewesen sein wird als die des Markus und Matthäus. Erhärtet wird dies noch dadurch, daß der Bericht bei Lukas letztlich noch weiter geführt wird, da der Gesetzeslehrer sich rechtfertigen will und die Frage stellt, wer sein Nächster sei (Luk 10,29), worauf Jesus mit der Parabel vom barmherzigen Samariter, lukanischem Eigengut (Luk 10,30-37), antwortet. Es ist also mehr als plausibel, daß sich die Quelle des Lukas von der des Markus und Matthäus total unterschieden hat und daß weder Markus, noch Matthäus seine Quelle gewesen sein können. Markus scheidet auf Grund folgender Trennindizien als Quelle des Matthäus aus und umgekehrt: Matth 22,35 01. Mk 12,28 kai« e˙phrw¿thsen au˙to/n ... kai« e˙phrw¿thsen ei∞ß e˙x aujtw◊n pera/zwn au˙to/n dida¿skale ... »und er fragte ihn ...« »und einer von ihnen fragte, ihn versuchend: Meister ...« 02.
Mk 12,29 a‡koue, ∆Israh/l, ku/rioß oJ qeo\ß hJmw◊n ku/rioß ei∞ß e˙stin »Höre, Israel, (der) Herr, unser Gott, ist ein einziger Herr«
Matth –
03.
Mk 12,30 kai« e˙x o¢lhß thvß i˙scu/oß sou »und aus deiner ganzen Kraft«
Matth –
04. Mk 12,31 mei÷zwn tou/twn a‡llh e˙ntolh\ oujk e¶stin »größer als dieses ist kein anderes Gebot«
Matth 22,40 e˙n tau/taiß tai√ß dusi«n e˙ntolai√ß o¢loß oJ no/moß kre÷matai kai« oi˚ profhvtai »an diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten«
266 05.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV* Mk 12,32-34 kai« ei•pen aujtwˆ◊ oJ grammateu/ß: ... ... e˙perwthvsai »und der Schriftgelehrte sagte zu ihm ... ... zu fragen«
Matth –
Das Minus an markinischen Texten (02), (03), (05) bei Matthäus ist so groß, daß Matthäus den Text des Markus unmöglich als Quelle verwendet haben kann. Dazu kommt, daß Markus die Frage an Jesus nicht als den Versuch darstellt, Jesus auf die Probe zu stellen (01), wie das bei Matthäus der Fall ist. Die Einschätzung der Hauptgebote ist jeweils völlig anders formuliert (04). Wir kommen daher zu dem Ergebnis, • daß die Quellen des Markus, Matthäus und Lukas drei völlig verschiedene waren.
3.5.9 Prophezeiungen der Tempelzerstörung Mk 13,1–2; Matth 24,1–2; Luk 21,5–6 197 Mk 13,1
Kai« e˙kporeuome÷nou aujtouv e˙k
Matth 24,1
Kai« e˙xelqw»n oJ ∆Ihsouvß aÓpo\
Und während er hinausgeht aus
Und hinausgegangen Jesus von
dem Heiligtum, sagt zu ihm einer der Jün-
dem Heiligtum, ging er weg. Und es kamen hinzu
ger, seiner: Meister, siehe doch, wie beschaffene
seine Jünger, ihn hinzuweisen auf
Steine und wie beschaffene Bauten! Und
die Bauten des Heiligtums. Er aber darauf-
Jesus sagte zu ihm: Siehst du diese
hin sagte zu ihnen: Seht ihr nicht
großen Bauten? Nicht wird gelassen werden
dies alles? Amen, ich sage euch, nicht
hier ein Stein auf einem Stein, der nicht abge-
wird hier gelassen werden ein Stein auf einem Stein, der
löst werden wird.
nicht abgelöst werden wird.
touv i˚erouv le÷gei aujtwˆ◊ ei∞ß tw◊n maqh-
touv i˚erouv e˙poreu/eto, kai« proshvlqon
tw◊n aujtouv: dida¿skale, i¶de potapoi« oi˚ maqhtai« aujtouv e˙pidei√xai aujtwˆ◊
li÷qoi kai« potapai« oi˙kodomai÷. 2 kai« oJ ta»ß oi˙kodoma»ß touv i˚erouv. 2 oJ de« aÓpo∆Ihsouvß ei•pen aujtwˆ◊: ble÷peiß tau/taß kriqei«ß ei•pen aujtoi√ß: ouj ble÷pete
ta»ß mega¿laß oi˙kodoma¿ß; ouj mh\ aÓfeqhØv tauvta pa¿nta; aÓmh\n le÷gw uJmi√n, ouj w—de li÷qoß e˙pi« li÷qon o§ß ouj mh\ kata- luqhØv.
mh\ aÓfeqhØv w—de li÷qoß e˙pi« li÷qon o§ß ouj kataluqh/setai.
Luk 21,5
Und als einige sprachen über das
Kai÷ tinwn lego/ntwn peri« touv
i˚erouv o¢ti li÷qoiß kaloi√ß kai« aÓnaqh/-
Heiligtum, daß es mit schönen Steinen und Weihe-
masin keko/smhtai ei•pen: 6 tauvta a±
geschenken geschmückt ist, sagte er: Das, was
qewrei√te e˙leu/sontai hJme÷rai e˙n ai-ß ihr (da) seht: Kommen werden Tage, an denen
oujk aÓfeqh/setai li÷qoß e˙pi« li÷qwˆ
nicht gelassen werden wird ein Stein auf einem Stein,
der nicht abgelöst werden wird.
Trennindizien zwischen Matthäus, Markus und Lukas: 01. Matth 24,1 Mk 13,1 Das Folgende ereignet Das Folgende ereignet sich, nachdem Jesus sich, während Jesus den Tempel verläßt. den Tempel verlassen hatte.
Luk 21,5 Das Folgende ereignet sich im Tempel.
02. Matth 24,1 kai« proshvlqon oi˚ maqhtai«
Luk 21,5 Kai÷ tinwn lego/ntwn
197
K. Aland 151996: Nr. 287.
Mk 13,1 le÷gei aujtwˆ◊ ei∞ß tw◊n maqh-
o§ß ouj kataluqh/setai.
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
aujtouv e˙pidei√xai aujtwˆ◊ ... »Und seine Jünger kamen, um ihn hinzuweisen auf ...«
03. Matth 24,1 ... ta»ß oi˙kodoma»ß touv i˚erouv. »... die Bauten des Heiligtums«
267
tw◊n aujtouv: ... »Einer seiner Jünger sagt zu ihm: ...«
peri« touv i˚erouv ... »Und als einige über das Heiligtum sprachen ...«
Mk 13,1 ... i¶de potapoi« li÷qoi kai« potapai« oi˙kodomai÷ »... siehe, wie beschaffene Steine und wie beschaffene Bauten«
Luk 21,5 ... o¢ti li÷qoiß kaloi√ß kai« aÓnaqh/masin keko/smhtai »... daß er mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt ist«
04. Matth Mk – –
Luk 21,6 ... e˙leu/sontai hJme÷rai ... »... kommen werden Tage ...«
Der Großteil der Antwort Jesu ist wortgleich wiedergegeben. Die Unterschiede (02) bis (03) lassen sich von der Faszination erklären, die vom Jerusalemer Heiligtum ausging und die Anhängerschaft Jesu je verschieden reagieren ließ. (01) ist von geringer Bedeutung, da je nach dem Gesamtkonzept der Evangelisten ausgerichtet. (04) ist vermutlich von Lukas eingefügt, um den Leser noch deutlicher auf die kommende Thematik der Reden Jesu hinzuweisen. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß den drei Evangelisten drei unterschiedliche Quellen vorlagen, die nur das Jesuswort gemeinsam hatten und die Veranlassung für dieses Jesuswortes ähnlich, aber nicht gleich festgehalten hatten. Daß der Markustext Matthäus und Lukas bekannt war, ist auf Grund von (02) bis (03) auszuschließen, was ebenso umgekehrt gilt. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen
3.5.10 Der Tod Jesu wird beschlossen Mk 14,1–2; Matth 26,1–5; Luk 22,1–2 198
Matth 26.1
Kai« e˙ge÷neto o¢te e˙te÷lesen oJ
Und es geschah, als beendet hatte
Jesus alle die Reden, die-
se, sagte er zu seinen Jüngern.
Ihr wißt,
∆Ihsouvß pa¿ntaß tou\ß lo/gouß tou/-
touß, ei•pen toi√ß maqhtai√ß aujtouv:
2
oi¶date
o¢ti meta» du/o hJme÷raß to\ pa¿sca gi÷-
Luk 22,1
daß in zwei Tagen das Paschafest i-
Nahe kam aber das Fest der ungesäuerten Brote,
meta» du/o hJme÷raß.
netai, kai« oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
hJ legome÷nh pa¿sca.
nach zwei Tagen.
st. Und der Sohn des Menschen
genannt Paschafest.
übergeben werden wird zum Gekreuzigt-
werden.
Da versammelten sich die Hohenpriester
und die Ältesten des Volkes in
der Aula des Hohenpriesters, ge-
Mk 14,1
€Hn de« to\ pa¿sca kai« ta» a‡zuma
Es war aber das Paschafest und die ungesäuer- ten Brote
3
To/te sunh/cqhsan oi˚ aÓrcierei√ß
kai« oi˚ presbu/teroi touv laouv ei˙ß
198
paradi÷dotai ei˙ß to\ staurwqhvnai.
th\n aujlh\n touv aÓrciere÷wß touv le-
K. Aland 151996: Nr. 305.
⁄Hggizen de« hJ e˚orth\ tw◊n aÓzu/mwn
268
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
kai« e˙zh/toun
gome÷nou Kaiœa¿fa 4 kai« sunebouleu/-
2
santo iºna to\n ∆Ihsouvn do/lwˆ kra-
oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ grammatei√ß to\ pw◊ß
kai« e˙zh/toun
Und es suchten
nannt Kaiaphas, und beschlossen gemein-
die Hohenpriester und Schriftgelehrten, wie
sam, daß sie Jesus mit List er-
sie ihn, mit List ergriffen habend, töte-
griffen und töteten.
ten. Sie sagten: Nicht am Fest,
Sie sagten: Nicht am Fest, damit nicht
qo/ruboß ge÷nhtai e˙n twˆ◊ lawˆ◊.
e˙fobouvnto ga»r to\n lao/n.
damit nicht ein Aufruhr des Volkes sein wird.
ein Aufruhr im Volk entsteht.
denn sie fürchteten das Volk.
oi˚ aÓrcierei√ß kai« oi˚ grammatei√ß pw◊ß
aujto\n e˙n do/lwˆ krath/santeß aÓpoktei÷- th/swsin kai« aÓpoktei÷nwsin: nwsin: 2 e¶legon ga¿r: mh\ e˙n thØv e˚orthØv, mh/pote e¶stai qo/ruboß touv laouv.
5
e¶legon de÷: mh\ e˙n thØv e˚orthØv, iºna mh\
Matthäus und Markus haben gegenüber Lukas folgende Bindeindizien: 01. Matth 26,1 Mk 14,1 ... meta» du/o hJme÷raß ... meta» du/o hJme÷raß »... nach zwei Tagen« »... nach zwei Tagen«
Und es suchten
die Hohenpriester und Schriftgelehrten das: Wie
aÓne÷lwsin aujto/n,
sie ihn umbringen könnten;
Luk 22,1 ⁄Hggizen ... »nahe kam ...«
02.
Matth 26,4 iºna to\n ∆Ihsouvn do/lwˆ krath/swsin kai« aÓpo- ktei÷nwsin »daß sie ihn, mit List er- griffen und töteten«
Mk 14,1 pw◊ß aujto\n e˙n do/lwˆ krath/santeß aÓpoktei÷nwsin »wie sie ihn, mit List ergriffen habend, töteten«
Luk 22,2 pw◊ß aÓne÷lwsin aujto/n
03.
Matth 26,5 e¶legon de÷: mh\ e˙n thØv e˚orthØv, iºna mh\ mh/pote e¶stai qo/ru- boß touv laouv »sie sagten aber: Nicht am Fest, damit nicht ein Aufruhr im Volk entsteht«
Mk 14,2 e¶legon ga¿r: mh\ e˙n thØv e˚orthØv, mh/pote e¶stai qo/ruboß touv laouv »sie sagten aber: Nicht am Fest, damit nicht ein Aufruhr des Volkes sein wird«
Luk 22,2 e˙fobouvnto ga»r to\n lao/n
»wie sie ihn umbringen könnten«
»denn sie fürchteten das Volk«
Daraus ergeben sich diese Folgerungen: Die drei Berichte über dieses Ereignis setzen folgenden Grundbestand voraus: Führende Vertreter der Priesteraristokratie und andere einflußreiche Kreise beschließen unmittelbar vor dem Paschafest den Tod Jesu. Dieser Grundbestand wird von allen drei Evangelisten unterschiedlich formuliert wiedergegeben. Die wörtlichen Übereinstimmungen zwischen Matthäus und Markus (01) bis (03) können jedoch kein Ergebnis von Zufällen sein. Sie müssen schon in den Quellen des Matthäus und des Markus so vorhanden gewesen sein. Sie können jedoch kein Beleg dafür sein, daß Matthäus von Markus oder Markus von Matthäus abgeschrieben hätte; es bliebe unerklärlich, warum Markus dann nicht auch Matth 26,3 abgeschrieben haben sollte? Andererseits bliebe völlig ungeklärt, woher Matthäus Vers 1 und Vers 3 hat, da diese im Markustext nicht stehen. Die Annahme einer je eigenständigen Quelle von Markus und Matthäus ist zwingend notwendig. Alle drei Synoptiker, auch Lukas bei völlig unterschiedlichem Wortlaut, haben den gleichen Grundbestand. Lukas kann keinen der beiden anderen zur Vorlage gehabt haben, weil sein Wortlaut sich völlig von ihnen unterscheidet. • Dieser Grundbestand der Perikope wird bei Matthäus um den Punkt der Vorankündigung seines Todes durch Jesus erweitert (die von Markus an anderen Stellen berichtet wird, 9,31; 14,21; 14,41). Dazu kommen die eingehenderen Angaben über die beschlußfassende Versammlung, die ein im Text des Matthäus fest sitzender Bestandteil sind. Beides weist daraufhin, daß weder Markus die Vorlage des Matthäus gewesen ist noch umgekehrt. • Jeder der drei hatte eine andere Quelle. • Die Quellen des Markus und Lukas waren einerseits zum Teil einander näher als der Quelle des Matthäus, andererseits wiederum waren die Quellen des Matthäus und Markus einander näher als der Quelle des Lukas. Am ehesten entspricht diesem Ergebnis: • Die Quellen von Markus, Matthäus und Lukas waren verschieden. • •
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
269
5.3.11 Das leere Grab/ Erscheinung Jesu vor den Frauen/ Die Jünger glauben den Frauen nicht Mk 16,1–8; Matth 28,1–8; Luk 24,1–9/ Matth 28,9–10; Luk 24,10–11199 Mk 16,1
Kai« diagenome÷nou touv sabba¿tou
Und da der Sabbat vorüber gegangen war,
Mari÷a hJ Magdalhnh\ kai« Mari÷a hJ
Matth 28,1
∆Oye« de« sabba¿twn,
Aber nach dem Sabbat
Maria von Magdala und Maria, die
[touv] ∆Iakw¿bou kai« Salw¿mh hjgo/ra(Mutter des) Jakobus und Salome kauf-
san aÓrw¿mata iºna e˙lqouvsai aÓlei÷ywten Aromata, damit, gekommen, sie salb-
sin aujto/n. ten ihn. 2
kai« li÷an prwi∑ thØv miaˆ◊ tw◊n sabba¿twn thØv e˙pi-
Luk 24,1
ThØv de« miaˆ◊ tw◊n sabba¿twn
Und schon sehr früh am (Tag) eins der Woche
am hell
e¶rcontai e˙pi« to\ mnhmei√on aÓnatei÷lan- fwskou/shØ ei˙ß mi÷an sabba¿twn
o¡rqrou baqe÷wß
kommen sie zu der Grabhöhle beim Aufge-
werdenden (Morgen) zum (Tag) eins (der) Woche
bei tiefem Morgengrauen
hen der Sonne.
kam Maria von Magdala und die
kamen sie zum Grab,
andere Maria, um das Grab zu sehen.
bringend Aromata, die sie zubereitet hatten.
toß touv hJli÷ou.
3
kai« e¶legon pro\ß e˚auta¿ß: ti÷ß aÓpoku-
Aber am (Tag) eins der Woche
h™lqen Maria»m hJ Magdalhnh\ kai« hJ e˙pi« to\ mnhvma h™lqon a‡llh Mari÷a qewrhvsai to\n ta¿fon. fe÷rousai a± hJtoi÷masan aÓrw¿mata.
Und sie sagten zueinander: Wer wird weg-
li÷sei hJmi√n to\n li÷qon e˙k thvß qu/raß touv wälzen uns den Stein vom Eingang der
mnhmei÷ou; 4 kai« aÓnable÷yasai qewrouv-
2
sin o¢ti aÓpokeku/listai oJ li÷qoß: h™n
non aÓpo\ touv mnhmei÷ou,
hen sie, daß der Stein weggewälzt ist; er war
wälzt von der Grabhöhle.
Grabhöhle? Und aufgeblickt habend, sa-
ga»r me÷gaß sfo/dra. nämlich überaus groß. 5
Kai« ei˙selqouvsai ei˙ß to\ mnhmei√on
2
eu∞ron de« to\n li÷qon aÓpokekulisme÷-
Sie fanden aber den Stein wegge-
kai« i˙dou\ seismo\ß e˙ge÷neto me÷gaß:
3
ei˙selqouvsai de« oujc eu∞ron to\ sw◊ma
Und hineingegangen in die Grabhöhle,
Und siehe, ein großes Erbeben geschah;
a‡ggeloß ga»r kuri÷ou kataba»ß e˙x
touv kuri÷ou ∆Ihsouv. 4 kai« e˙ge÷neto e˙n
denn ein Engel (des) Herrn, herabgestiegen vom
des Herrn Jesus. Und es geschah, während
oujranouv kai« proselqw»n aÓpeku/li-
twˆ◊ aÓporei√sqai aujta»ß peri« tou/tou
Himmel und hingekommen, wälzte
sie ratlos waren darüber,
weg den Stein
kai« e˙ka¿qhto e˙pa¿nw aujtouv.
kai« i˙dou\ a‡ndreß du/o e˙pe÷sthsan
sahen sie einen jungen Mann zur
und setzte sich auf ihn.
und siehe, zwei Männer standen
Rechten,
Sein Aussehen aber war wie ein Blitz
kai« to\ e¶nduma aujtouv leuko\n w˚ß
bei ihnen
e˙n e˙sqhvti aÓstraptou/shØ.
bekleidet mit einem langen weißen Gewand,
und sein Kleid weiß wie
in glänzendem Kleid.
und sie erschraken.
Schnee. Aber aus Furcht vor ihm er-
Sie waren von Furcht ergriffen und
bebten die Bewachenden und wur-
neigten die Gesichter zur Erde.
sen to\n li÷qon
ei•don neani÷skon kaqh/menon e˙n toi√ß dexioi√ß
peribeblhme÷non stolh\n leukh/n, kai« e˙xeqambh/qhsan.
6
3
h™n de« hJ ei˙de÷a aujtouv w˚˚ß aÓstraph\
aujtaiç
ciw¿n. 4 aÓpo\ de« touv fo/bou aujtouv e˙s- 5 e˙mfo/bwn de« genome÷nwn aujtw◊n kai« ei÷sqhsan oi˚ throuvnteß kai« e˙genh/qh- klinousw◊n ta» pro/swpa ei˙ß th\n ghvn san w˚ß nekroi÷.
oJ de« le÷gei
Hineingegangen aber, fanden sie nicht den Leib
den wie tot. 5
aÓpokriqei«ß de« oJ a‡ggeloß ei•pen tai√ß ei•pan
Er aber sagt
Darauf aber sagte der Engel zu den
Sie sagten
zu ihnen: Erschreckt nicht! Jesus
Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß
zu ihnen: Was sucht ihr den
sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzig-
nämlich, daß Jesus den gekreuzigten
Lebenden bei den Toten?
aujtai√ß: mh\ e˙kqambei√sqe: ∆Ihsouvn
gunaixi÷n: mh\ fobei√sqe uJmei√ß, oi•da pro\ß aujta¿ß: ti÷ zhtei√te to\n
zhtei√te to\n Nazarhno\n to\n e˙staurw- ga»r o¢ti ∆Ihsouvn to\n e˙staurwme÷non zw◊nta meta» tw◊n nekrw◊n; 199
K. Aland 151996: Nr. 352 und Nr. 353.
270
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
me÷non: hjge÷rqh, oujk e¶stin w—de:
zhtei√te: 6 oujk e¶stin w—de, hjge÷rqh ga»r 6 oujk e¶stin w—de, aÓlla» hjge÷rqh. mnh/sqhte
ten? Er ist auferweckt worden. Er ist nicht hier;
ihr sucht. Er ist nicht hier; denn er ist aufer-
Er ist nicht hier, sondern ist auferweckt worden.
weckt worden,
Erinnert euch,
siehe, die Stelle, wohin
wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stelle,
sie ihn gelegt hatten.
wo er gelegen hatte!
i¶de oJ to/poß o¢pou e¶qhkan aujto/n.
kaqw»ß ei•pen: deuvte i¶dete to\n to/pon w˚ß e˙la¿lhsen uJmi√n e¶ti w·n e˙n thØv o¢pou e¶keito.
wie er zu euch gesagt hat, noch seiend in
Galilai÷aˆ, 7 le÷gwn to\n ui˚o\n touv aÓnqrw¿Galiläa, sagend, daß der Sohn des Men-
pou o¢ti dei√ paradoqhvnai ei˙ß cei√raß
schen überliefert werden muß in (die) Hände
aÓnqrw¿pwn a˚martwlw◊n kai« staurw-
sündiger Menschen und gekreuz-
qhvnai kai« thØv tri÷thØ hJme÷raˆ aÓnasthvnai.
igt werde und am dritten Tag auferstehe!
7
aÓlla» uJpa¿gete ei¶pate toi√ß maqhtai√ß 7 kai« tacu\ poreuqei√sai ei¶pate toi√ß
8
kai« e˙mnh/sqhsan tw◊n rJhma¿twn aujtouv.
Aber geht, sagt den Jüngern,
Und schnell hingegangen, sagt den
seinen, und Petrus: Er geht voran
Jüngern, seinen: Er ist auferweckt worden von Und zurückgekehrt von der Grabhöhle
den Toten, und siehe, er geht euch voran
uJma◊ß ei˙ß th\n Galilai÷an: e˙kei√ aujto\n ei˙ß th\n Galilai÷an, e˙kei√ aujto\n
kai« pa◊sin toi√ß loipoi√ß.
euch nach Galiläa. Dort *ihn*
nach Galiläa; dort *ihn*
und allen übrigen.
werdet ihr *ihn* sehen, wie er euch gesagt hat.
werdet ihr *ihn* sehen. Siehe, ich habe (es)
Und hinaus-
euch gesagt. Und weg-
gegangen, flohen sie aus der Grabhöhle;
gegangen schnell von der Grabhöhle
denn es hatte sie (erfaßt) Zittern und Außer-
mit Furcht und großer Freude
sichsein. Und keinem sagten sie etwas;
liefen sie, zu verkünden den Jüngern,
sie fürchteten sich nämlich.
seinen.
Und siehe, Jesus begegnete
ihnen, sagend: Seid gegrüßt! Sie aber
hingegangen, faßten an seine
Füße und huldigten niederkniend
ihm. Da sagt Jesus zu ihnen:
Fürchtet euch nicht! Geht hin und kündet
meinen Brüdern, daß sie hingehen sollen
nach Galiläa. Und dort werden sie mich se-
hen.
aujtouv kai« twˆ◊ Pe÷trwˆ o¢ti proa¿gei
o¡yesqe, kaqw»ß ei•pen uJmi√n. 8 Kai« e˙x-
maqhtai√ß aujtouv o¢ti hjge÷rqh aÓpo«
Und sie erinnerten sich seiner Worte.
9
Kai« uJpostre÷yasai aÓpo\ touv mnhmei÷ou
tw◊n nekrw◊n, kai« i˙dou\ proa¿gei uJma◊ß^ aÓph/ggeilan tauvta pa¿nta toi√ß eºndeka
o¡yesqe: i˙dou\ ei•pon uJmi√n. 8 Kai« aÓp-
verkündeten sie dies alles den Elf
elqouvsai e¶fugon aÓpo\ touv mnhmei÷ou, elqouvsai tacu\ aÓpo\ touv mnhmei÷ou ei•cen ga»r aujta»ß tro/moß kai« e¶ksta- siß: kai« oujdeni« oujde«n ei•pan: e˙fobouvnto ga¿r.
meta» fo/bou kai« cara◊ß mega¿lhß e¶dramon aÓpaggei√lai toi√ß maqhtai√ß aujtouv. 9
kai« i˙dou\ ∆Ihsouvß uJph/nthsen
aujtai√ß le÷gwn: cai÷rete. ai˚ de« proselqouvsai e˙kra¿thsan aujtouv tou\ß po/daß kai« proseku/nhsan aujtwˆ◊.
10
to/te le÷gei aujtai√ß oJ∆Ihsouvß:
mh\ fobei√sqe: uJpa¿gete aÓpaggei÷late toi√ß aÓdelfoi√ß mou iºna aÓpe÷lqwsin ei˙ß th\n Galilai÷an, kaÓkei√ me o¡yontai.
10
Es waren aber Maria von Magdala und
h™san de« hJ Magdalhnh\ Mari÷a kai«
∆Iwa¿nna kai« Mari÷a hJ ∆Iakw¿bou kai« Johanna und Maria, die (Mutter des) Jakobus, und
ai˚ loipai« su\n aujtai√ß. e¶legon pro\ß die übrigen mit ihnen. Sie sagten zu
tou\ß aÓposto/louß tauvta,
11
kai« e˙fa¿nh-
den Aposteln dieses. Und (es) er-
san e˙nw¿pion aujtw◊n w˚sei« lhvroß ta» rJh/schien vor ihnen gleichsam wie leeres Geschwätz,
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
271 die Wo-
mata tauvta, kai« hjpi÷stoun aujtai√ß.
rte, diese. Und sie glaubten ihnen nicht.
Der Ablauf des Ereignisses ist an folgendem Gerüst erkennbar: Im Morgengrauen des ersten Wochentages kommen Frauen zum Grab Jesu. Das Grab ist ohne den Leichnam Jesu. Himmlische Gestalten verkünden den Frauen, daß Jesus auferweckt wurde und beauftragen die Frauen, die Botschaft weiterzugeben. Markus, Matthäus und Lukas berichten von diesem Ereignis auf überaus unterschiedliche Weise: Trennindizien zwischen Markus und Matthäus: 01. Mk 16,1: Es werden drei Frauen genannt: Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, Salome. Matth 28,1: Es werden zwei Frauen genannt: Maria von Magdala, die andere Maria. 02. Mk 16,1: Matth 28,1:
Die drei Frauen kommen, um den Leichnam Jesu zu salben. Die Frauen kommen nur, qewrhvsai to\n ta¿fon »um das Grab zu sehen.«
03. Mk 16,3: Matth 28,2:
Als die drei Frauen das Grab erreichen, ist der Stein bereits weggewälzt. Es ereignet sich ein Erdbeben, und ein vom Himmel gekommener Engel wälzt den Stein weg.
04. Mk 16,5: Matth 28,3–4:
Die drei Frauen sehen in der Grabhöhle einen weiß gekleideten jungen Mann. Das Aussehen des Engels wird genauer beschrieben, und die Grabeswache genannt.
05. Mk 16,6: Matth 28,6:
Es gibt keinen Hinweis, daß Jesus früher von seiner Auferstehung gesprochen hatte. Der Engel weist die beiden Frauen darauf hin, daß Jesus früher von seiner Auferstehung gesprochen hatte: kaqw»ß ei•pen »wie er gesagt hat«.
06. Mk 16,8: Matth 28,8:
Die Frauen geben den Auftrag des jungen Mannes, den Jüngern und Petrus zu sagen, daß Jesus auferstanden ist und ihnen nach Galiläa vorausgeht, nicht weiter. Sie fliehen in Furcht. Die Frauen geben die Botschaft an die Jünger weiter.
Trennindizien zwischen Markus und Lukas: Es werden drei Frauen genannt: Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, Salome. 07. Mk 16,1: Luk 24,1: Zahl und Namen der Frauen werden nicht genannt; erst 24,10: Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus. 08. Mk 16,5 Die drei Frauen sehen in der Grabhöhle einen weiß gekleideten jungen Mann. Luk 24,4: Die Frauen sehen in der sonst leeren Grabkammer zwei Männer mit glänzenden Kleidern. 09. Mk 16,6: Es gibt keinen Hinweis, daß Jesus früher von seiner Auferstehung gesprochen hatte. Luk 24,6–8: Es wird ausführlich von den zwei Männern darauf hingewiesen, daß Jesus in Galiläa von seiner Überlieferung »in die Hände der sündigen Menschen«, von seiner Kreuzigung und von seiner Auferstehung am »dritten Tag« gesprochen hatte. 10. Mk 16,8: Luk 24,9:
Die Frauen geben den Auftrag des jungen Mannes, den Jüngern und Petrus zu sagen daß Jesus auferstanden ist und ihnen nach Galiläa vorausgeht, nicht weiter. Sie fliehen in Furcht. Die Frauen geben die Botschaft an die »Elf« und »alle übrigen« weiter.
Trennindizien zwischen Matthäus und Lukas: 11. Matth 28,1: Es werden zwei Frauen genannt: Maria von Magdala, die andere Maria. Luk 24,1: Zahl und Namen der Frauen werden nicht genannt; erst 24,10: Maria von Magdala, Johan- na und Maria, die Mutter des Jakobus. 12. Matth 28,2: Luk 24,2:
Es ereignet sich ein Erdbeben und ein vom Himmel gekommener Engel wälzt den Stein weg. Als die drei Frauen das Grab erreichen, ist der Stein bereits weggewälzt.
272
Stemmatische Untersuchung: Kategorie IV*
13. Matth 28,2–4: Luk 24,3:
Ein Engel. Zwei Männer.
14. Matth 28,6:
Der Engel weist nur kurz die beiden Frauen darauf hin, daß Jesus früher von seiner Auferstehung gesprochen hatte: kaqw»ß ei•pen »wie er gesagt hat« Es wird ausführlich von den zwei Männern darauf hingewiesen, daß Jesus in Galiläa von seiner Überlieferung »in die Hände der sündigen Menschen«, von seiner Kreuzigung und von seiner Auferstehung am »dritten Tag« gesprochen hatte.
Luk 24,6–8:
Ein spezieller Unterschied zwischen Matthäus und Lukas im Abschluß ihres Berichts: 15. Matth 28,9–10: Noch bevor die Frauen den Befehl des Engels, den Jüngern die Auferstehungsbotschaft zu künden, verwirklichen, erscheint ihnen Jesus und beauftragt sie, seinen Brüdern mitzuteilen, sie sollen nach Galiläa gehen, wo sie Jesus sehen werden. Luk 24,10–11: Lukas weiß von einer solchen Erscheinung nichts. Er berichtet nur, daß die Frauen – erst jetzt nennt er u.a. Namen: Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus – den Auftrag der zwei Männer ausführen, die Auferstehung Jesu den Elf und allen übrigen zu künden. Die Apostel hielten dies jedoch für leeres Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Berichte voneinander unabhängig niedergeschrieben worden sind und auf jeweils verschiedene Quellen zurückgehen müssen; die Übereinstimmungen sind viel geringer als bei wörtlichen Übereinstimmungen anderer Perikopen. Eine Ausnahme sind nur die Engel– bzw. Jünglingsworte bei Matthäus und Markus, was allerdings an dem Gesamtergebnis kaum zu rütteln vermag; denn diese Berichte aller drei Verfasser sind angesichts des ungeheuerlichen Ereignisses von einem erstaunlichen Lakonismus, der die Annahme verbietet, daß die vielen zum Teil einander ausschließenden gewichtigen Unterschiede auf die Eigenmächtigkeit fabulierfreudiger Verfasser zurückgehen. Wir kommen zu dem Ergebnis: • Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene Quellen. Da Markus sein Evangelium mit 16,8 beendet hat – 16,9–20 sind eine spätere Hinzufügung zu Markus aus Matthäus, Lukas und Johannes –, bieten von den Synoptikern nur mehr Matthäus und Lukas weitere Berichte. Matthäus allein berichtet, daß die Wächter des Grabes Jesu bestochen wurden (28,11–15; vgl. 27,62–66) und beschließt sein Evangelium mit der Erscheinung Jesu in Galiläa und dem Sendungsbefehl (28,16–20). Lukas 24,12 erwähnt, daß Petrus zum Grab Jesu kam, es leer fand und staunend fortging. Daran schließt er die Emmausgeschichte (24,13–35), die Erscheinung Jesu vor den Aposteln in Jerusalem – nicht in Galiläa wie Matthäus – (24,36–49) und beschließt sein Evangelium mit Jesu Aufnahme in den Himmel (24,50–53). Dies alles erhärtet weiter die vorher getroffene Feststellung, daß den Synoptikern drei voneinander unabhängige Quellen darüber zur Verfügung standen, was sich nach Jesu Grablegung ereignet hatte.
273
Exkurs: Der Schriftsteller Markus und die kleinen Übereinstimmungen (minor agreements) Das Hauptstück der Zwei–Quellen–Hypothese, Markus sei die Vorlage der beiden andern Synoptiker, war von vornherein in höchstem Maße unwahrscheinlich. Die bloße Tatsache nämlich, daß der Schriftsteller Markus in nahezu allen Fällen ihres gemeinsamen Stoffes den Schriftstellern Matthäus und Lukas literarisch weit überlegen ist, widerlegt dieses Hauptstück der Zwei-Quellen-Hypothese. Denn wenn diese Annahme richtig wäre, wären Matthäus und Lukas so schlechte Schriftsteller, daß sie in nahezu allen Fällen die höhere Qualität ihrer Vorlage nicht nur verkannt, sondern sogar verschlechtert hätten, und zwar beide in nahezu allen Fällen! Ein weiterer Sachverhalt hätte in noch stärkerem Maße die Unwahrscheinlichkeit der Annahme vor Augen führen müssen, daß Markus die Vorlage der beiden anderen Synoptiker sei. Es handelt sich um die sogenannten Minor agreements. Mit diesem Terminus werden die kleineren Übereinstimmungen des Matthäus und des Lukas gegen Markus im Stoff des Markusevangeliums bezeichnet. Es handelt sich zum einen um positive Übereinstimmungen, zum anderen um negative Übereinstimmungen. Die positiven Übereinstimmungen sind mehr oder weniger umfangreiche Hinzufügungen von Worten und Sätzen, Umstellungen von Worten oder Sätzen und grammatikalische Änderungen. Die negativen Übereinstimmungen sind Auslassungen von Worten oder Sätzen des Markusevangeliums sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas. Eine Zahl von vier– bis siebenhundert kleineren Übereinstimmungen gegen Markus, je nach der Art der Berechung, ist in keiner Weise mit der Annahme in Einklang zu bringen, daß das Markusevangelium die Vorlage des Matthäus– und des Lukasevangeliums sei. Auch Hilfskonstruktionen wie ein Proto– oder ein Deuteromarkus, also ein vom heutigen Markusevangelium abweichender Text, sind hilflose Versuche, ein totgeborenes Kind zum Leben zu erwecken. Es sei hier nur ein Einwand genannt, der schon wiederholt genannt wurde: Es gibt von solchen anderen Fassungen des Markusevangeliums nicht die geringsten Spuren, die es in der handschriftlichen Überlieferung geben müßte. Niemand und kein Faktor der Überlieferungsgeschichte hätte sie vollständig beseitigen können. Diese kleineren Übereinstimmungen sind also jede für sich und in ihrer Gesamtheit unbezweifelbare Widerlegungen der Annahme, daß das Markusevangelium die Vorlage des Matthäus- und des Lukasevangeliums war. Dies beides hätte hinreichen können, der neutestamentlichen Wissenschaft ihre langen Irrwege zu ersparen. Wir haben in unserer Untersuchung auf einem ganz anderen Weg bewiesen, daß Markus nicht die Vorlage der beiden anderen Synoptiker war. Somit stellt sich in völlig anderer Weise die Frage, wie die kleineren Übereinstimmungen zu erklären sind. Diese Frage soll an drei Beispielen exemplarisch beantwortet werden:
3.1.19 Vom Zinsgroschen (Pharisäerfrage) Markus und Matthäus haben in dieser Perikope zwei verschiedene, aber ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Lukas deutlich unterscheiden. Der Text des Markus ist gegenüber den beiden anderen an zwei Stellen umfangreicher: 12,14 dw◊men h£ mh\ dw◊men; »Sollen wir (es) geben oder nicht?« 12,15 fe÷rete÷ moi dhna¿rion iºna i¶dw. »Bringt mir einen Denar, damit ich (ihn mir) ansehe!« Die einfachste Erklärung dieser zusätzlichen Texte ist, daß der Schriftsteller Markus hier zwei Ergänzungen seiner Quelle vornahm, die, ohne im geringsten das Tradierte zu verfälschen, seinem Bericht mehr Farbe geben. Wenn wir annähmen, daß er diese Texte schon in seiner Quelle vorfand, müßten wir weiter annehmen, daß sich diese Texte weder in der ähnlichen Quelle des Matthäus noch in der Quelle des Lukas gefunden hatten.
3.3.2 Das Abraufen der Ähren am Sabbat Matthäus und Lukas gehen auf zwei verschiedene, aber verwandte Quellen zurück, die sich von der Quelle des Markus deutlich unterscheiden. Markus hat hier u.a. einen Vers mehr als die beiden anderen: 2,27 »Der Sabbat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Sabbats willen.« Da die Zwei-Quellen–Hypothese nach unserer Auffassung hinfällig geworden ist, müssen wir nicht mühsam nach Gründen suchen, warum Matthäus und Lukas beide auf diesen wunderbar in den Zusammenhang passenden Satz verzichteten. Angesichts der von uns ermittelten Quellenlage, macht die Annahme keine Schwierigkeiten,
274
Exkurs: Der Schriftsteller Markus
daß Markus diesen Satz, anders als die beiden anderen, schon in seiner Quelle vorfand. Wir können aber nicht ausschließen, daß er diesen Satz aus einem anderen Zusammenhang (vgl. Matth 12,5-7) hier einfügte, auch dies, ohne daß dieser Zusatz den Bericht in irgendeiner Weise verfälscht. 3.2.9 Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau Markus und Lukas schöpfen aus zwei verschiedenen, aber ähnlichen Quellen, die sich von der Quelle des Matthäus deutlich unterscheiden. Markus hat hier u.a. den folgenden zusätzlichen Satz: 5,29 »… und sie erkannte in ihrem Körper, daß sie von der Plage geheilt war.« Die plausibelste Annahme ist, daß Markus diesen Satz selbständig hinzufügte, indem er Jesu Worte in gewissem Maße vorwegnahm (5,34). Alle anderen Annahmen sind komplizierter: Wenn er diesen Satz aus seiner Quelle genommen hätte, hätte die ähnliche Quelle des Lukas sich an dieser Stelle deutlich unterschieden, wie auch die Quelle des Matthäus. In beiden fehlt dieser Satz. Die Beispiele zeigen, daß sich die negativen kleinen Übereinstimmungen (minor agreements) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Spuren der gestalterischen Tätigkeit des berichterstattenden Schriftstellers Markus identifizieren lassen. Es wird sich lohnen, alle diese Übereinstimmungen zu untersuchen, weil sie uns erlauben, Markus bei seiner Arbeit zu beobachten.
275
4. Zusammenfassende Erläuterungen zur Dreifachüberlieferung unter Berücksichtigung der Zweifachüberlieferung Markus und Matthäus setzen ihren Schriften kurze Einleitungen vor. Nach Markus (1,1) beginnt mit dem Evangelium Jesu Christi etwas der Weltschöpfung (Gen 1,1) Gleichwertiges. Matthäus (1,1) will seinen Lesern »die Geschichte« Jesu darlegen. Lukas (1,1–4) sieht sich, wie sein Vorwort darlegt, in der Reihe von »vielen«, die einen Bericht über Leben und Botschaft Jesu verfaßt haben, und schreibt für einen gewissen Theophilus das Evangelium, der auf Grund der Anrede kra¿tiste Qeo/file »hochverehrter Theophilus« eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein mußte. Beide Einleitungen und das Vorwort können nicht aus einer bereits vorhandenen Quelle stammen, sondern sind die eigenständige Formulierung der Evangelisten; d.h. die drei Evangelisten sind selber die Quelle dieser Sätze.
4.1 Die Kindheitsgeschichte Johannes des Täufers und Jesu Matth 1,1–2,23; Luk 1,1–2,52 Davon berichten nur Matthäus (1,1–17; 1,18–25; 2,1–12; 2,13–23) und Lukas (2,1–7; 2,8–20; 2,21–40; 2,41–52), und zwar so, daß ihre Berichte unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Genealogie Jesu bringt Lukas später (3,23– 38) und sie hat mit der matthäischen (1,1–17) außer der Bezeichnung »Genealogie« nichts gemein. All diese Unterschiede sind so deutlich und fundamental, daß kein anderer Schluß als der auf zwei völlig verschiedene Quellen von Matthäus und Lukas möglich ist. Gemeinsam waren diesen Quellen lediglich drei Grundaussagen: Jesus ist der Sohn Davids/ Sohn Gottes, Jesus ist von der Jungfrau Maria geboren und sein Geburtsort ist Bethlehem. Kategorie: C*. Solcherart völlig unterschiedliche, zweifache über dasselbe Thema handelnde Texte finden sich z.B. auch am Beginn des Alten Testaments. Der priesterliche Schöpfungshymnus (Gen 1,1–2,4a) aus exilisch–nachexilischer Zeit und die Jahwistische Schöpfungserzählung (Gen 2, 4b–24) aus dem 10. Jh. v. Chr. haben nur gemeinsam, daß es um die Schöpfung der Welt bzw. des Menschen geht. Die Quellen beider Texte waren ebenso völlig unterschiedlich.
Graphische Darstellung der Distanz der Quellen dieses Abschnittes: Die Quellen von 1, 6, 7, 10 und 11 sind voneinander überaus weit entfernt
1
2
3
4
5
6
matth Quelle
7
8
9
10
11
luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern von Kapitel 2 »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«. 5 ist daher z.B. 1. 005 (»Genealogie Jesu«).
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
277
4.2 Vorbereitung des öffentlichen Wirkens Jesu Mk 1,2–13; Matth 3,1–4,11; Luk 3,1–4,13 4.2.1 Alle vier Perikopen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes wurden untersucht: • • • •
(3.1.1; 2. 001200) »Auftreten Johannes des Täufers« (Mk 1,2–6; Matth 3,1–6; Luk 3,1–6); Kategorie: I. (3.3.1; 2. 004) »Ankündigung des Messias ...« (Mk 1,7–8; Matth 2,11–12; Luk 3,15–18); Kategorie III. (3.5.1; 2. 006) »Die Taufe Jesu« (Mk 1,9–11; Matth 3,13–17; Luk 3,21–22); Kategorie: IV*. (3.5.2; 2. 008) »Die Versuchung Jesu« (Mk 1,12–13; Matth 4,1–11; Luk 4,1–13); Kategorie: IV*.
Bei allen Perikopen war auszuschließen, daß einer der drei Synoptiker die Vorlage der beiden anderen oder eines anderen war. Bei keiner dieser vier Perikopen war die Annahme auch nur wahrscheinlich, daß die drei Synoptiker eine einzige gemeinsame Quelle benutzen. Sie hatten unterschiedliche Quellen, von denen einerseits jeweils zwei einander näher waren als der dritten, und das in wechselnden Paarungen, andererseits eine überaus große Äquidistanz zueinander aufwiesen (2.006 und 2. 008).
4.2.2 Die Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes 4.2.2.1 (1. 006 und 2. 007) »Die Genealogie Jesu«, die Lukas in diesem Kontext unterbringt (3,23–28) ist von der matthäischen (1,2–17) so verschieden, daß nur die Annahme von zwei völlig verschiedenen Quellen möglich ist. Kategorie: C*. 4.2.2.2 (2. 002) »Allgemeine Predigt des Täufers« Matth 3,7–10; Luk 3,7–9 201 Matth 3,7
∆Idw»n de« pollou\ß tw◊n Farisai÷wn kai« Saddoukai÷wn
Luk 3,7
⁄Elegen ou™n toi√ß e˙k-
Gesehen habend viele der Pharisäer und Sadduzäer Er sagte also zu den heraus-
e˙rcome÷nouß e˙pi« to\ ba¿ptisma aujtouv ei•pen aujtoi√ß:
poreuome÷noiß o¡cloiß baptisqhvnai uJp∆ aujtouv:
kommend zu seiner Taufe, sagte er zu ihnen:
kommenden Volksmassen, um sich von ihm taufen zu lassen:
gennh/mata e˙cidnw◊n, ti÷ß uJpe÷deixen uJmi√n fugei√n aÓpo\ Brut von Giftschlangen, wer zeigte euch, zu fliehen vor
thvß mellou/shß ojrghvß; 8 poih/sate ou™n karpo\n dem zukünftigen Zorn? Bringt also Frucht hervor,
a‡xion thvß metanoi÷aß 9 kai« mh\ do/xhte le÷gein e˙n würdige des Umdenkens; und meint nicht, zu sagen bei
gennh/mata e˙cidnw◊n, ti÷ß uJpe÷deixen uJmi√n fugei√n aÓpo\ Brut von Giftschlangen, wer zeigte euch, zu fliehen vor
thvß mellou/shß ojrghvß; 8 poih/sate ou™n karpou\ß dem zukünftigen Zorn? Bringt also Früchte hervor,
aÓxi÷ouß thvß metanoi÷aß kai« mh\ a‡rxhsqe le÷gein e˙n würdige des Umdenkens; und macht euch nicht daran, zu sagen bei
e˚autoi√ß: pate÷ra e¶comen to\n ∆Abraa¿m. le÷gw ga»r uJmi√n
e˚autoi√ß: pate÷ra e¶comen to\n ∆Abraa¿m. le÷gw ga»r uJmi√n
euch selbst: Wir haben Abraham als Vater. Denn ich sage euch:
euch selbst: Wir haben Abraham als Vater. Denn ich sage euch:
o¢ti du/natai oJ qeo\ß e˙k tw◊n li÷qwn tou/twn e˙gei√rai
o¢ti du/natai oJ qeo\ß e˙k tw◊n li÷qwn tou/twn e˙gei√rai
Gott kann aus diesen Steinen erwecken Gott kann aus diesen Steinen erwecken
te÷kna twˆ◊ ∆Abraa¿m.
10
h¡dh de« hJ aÓxi÷nh pro\ß th\n
te÷kna twˆ◊ ∆Abraa¿m. 9 h¡dh de« kai« hJ aÓxi÷nh pro\ß th\n
Kinder dem Abraham. Schon aber die Axt an die Kinder dem Abraham. Schon aber ist auch die Axt an die
rJi÷zan tw◊n de÷ndrwn kei√tai: pa◊n ou™n de÷ndron mh\ poiouvn
rJi÷zan tw◊n de÷ndrwn kei√tai: pa◊n ou™n de÷ndron mh\ poiouvn
Wurzel der Bäume ist gelegt; jeder Baum nun, nicht hervorbringende Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, nicht hervorbringende
karpo\n kalo\n e˙kko/ptetai kai« ei˙ß puvr ba¿lletai.
karpo\n kalo\n e˙kko/ptetai kai« ei˙ß puvr ba¿lletai.
gute Frucht, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
gute Frucht, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Die Einleitung zur Predigt des Täufers ist verschieden. Während Matthäus von Pharisäern und Sadduzäern spricht, die zur Taufe kommen, nennt Lukas nur allgemein Volksmassen, ein Ausdruck, der weder Pharisäer, geschweige Angehörige der priesterlichen Aristokratie eo ipso einschließt. Die Predigt selber ist praktisch wortgleich überliefert, und es ist zu folgern, daß sie in der Quelle, die Matthäus und Lukas verwenden, ebenfalls diesen fast gleichen Wortlaut hatte. Der Kontext dieser Worte mußte jedoch verschieden überliefert gewesen sein. Bei Matthäus heißt es (3,5–6), daß die Volksscharen zu Johannes kamen, um Die fett und kursiv gedruckten Nummern sind die des »3. Kapitels«; die kursiv gedruckten Nummern in Klammern entsprechen den Nummern des 2. Kapitels »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«. 201 K. Aland 151996: Nr. 14. 200
278
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
sich von ihm taufen zu lassen. Die anschließende Strafpredigt richtet sich nicht gegen das Volk, sondern gegen Pharisäer und Sadduzäer. Lukas hingegen nennt nur die Volksscharen, an die sich die Strafpredigt richtet. Es ist völlig unwahrscheinlich anzunehmen, Lukas hätte in Kenntnis des Matthäustextes diese verallgemeinernde Änderung vorgenommen. Noch unwahrscheinlicher ist, daß beide dieselbe Quelle verwendet haben; denn es ist nicht plausibel zu erklären, warum dann entweder Matthäus oder Lukas diese eine Quelle geändert hätte. Die logisch einleuchtende Erklärung ist, daß die Johannespredigt mit fast gleichem Wortlaut in unterschiedlichen Quellen vorhanden war. Kategorie: C. Die literarkritische Rekonstruktion eines gemeinsamen Bestandes aus den matthäischen und lukanischen Perikopen, wie sie aus Matth 3,7–10/ Luk 3,7–9; Matth 3,11–12/ Luk 3,16b–17; Matth 3,13.16–17/ Luk 3,21–22; Matth 4,1–11/ Luk 4,1–13 vorgenommen und so der Anfang der Spruchquelle »Q« erschlossen wird 202, kann daher nicht zu einer einstmals vorhandenen Quelle führen, sondern nur ein mehr oder weniger phantasievoll aus den vorliegenden Texten des Matthäus und Lukas konstruiertes Kunstgebilde sein.
Graphische Darstellung der Distanz der Quellen dieses Abschnittes:
Die Quellen in beiden Fällen der Zweifachüberlieferung sind einmal einander näher (2) und einmal überaus weit von einander entfernt (7). In zwei Fällen der Dreifachüberlieferung sind zwei Quellen einander näher als der dritten (1, 4) und in zwei Fällen weisen die Quellen eine überaus große Äquidistanz auf (6, 8).
1
2
3
mk Quelle
4
5
matth Quelle
6
7
8
luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern von Kapitel 2 »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«. 6 ist daher z.B. 2. 006 (»Taufe Jesu«).
202
Vgl. P. Hoffmann/ C. Heil 2002: (Die Spruchquelle Q) 32–37.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
279
4.3 Das öffentliche Wirken Jesu in Galiläa Mk 1,14–7,23; Matth 4,12–15,20; Luk 4,14–9,17 4.3.1 Folgende Perikopen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes wurden untersucht: • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
(3.5.3; 3. 001) »Beginn der Predigt Jesu« (Mk 1,14–15; Matth 4,12–17; Luk 4,14–15); Kategorie: IV*. (3.1.4; 3. 007) »Berufung der ersten Jünger« (Mk 1,16–20; Matth 4,18–22; Luk 5,1–11); Kategorie: I. (3.2.1; 3. 024) »Heilung d. Schwiegermutter Petri« (Mk 1,29–31; Matth 8,14–15; Luk 4,38–39); Kategorie: II. (3.1.2; 3. 025) »Weitere Heilungen« (Mk 1,32–34; Matth 8,16–17; Luk 4,40–41); Kategorie I. (3.5.4; 3. 026) »Wanderungen in Galiläa« (Mk 1,35–39; Matth 4,23; Luk 4,42–44); Kategorie: IV*. (3.2.2; 3. 053) »Heilung eines Aussätzigen« (Mk 1,40–45; Matth 8,1–4; Luk 5,12–16); Kategorie: II. (3.2.3; 3. 063) »Heilung eines Gelähmten« (Mk 2,1–12; Matth 9,1–8; Luk 5,17–26); Kategorie: II. (3.1.5; 3. 064) »Die Berufung des Apostels Matthäus« (Mk 2,13–17; Matth 9,9–13; Luk 5,25–32); Kategorie: I. (3.1.6; 3. 065) »Die Fastenfrage« (Mk 2,18–22; Matth 9,14–17; Luk 5,33–39); Kategorie: I. (3.3.3; 3. 068) »Jesus und Beelzebul (Mk 3,22–27; Matth 12,22–30; Luk 11,14–23); Kategorie: III. (3.3.2; 3. 081) »Ährenabraufen am Sabbat« (Mk 2,23–28; Matth 12,1–8; Luk 6,1–5); Kategorie: III. (3.2.4; 3. 082) »Heilung d. Mannes m. d. verd. Hand« (Mk 3,1–6; Matth 12,9–14; Luk 6,6–11); Kategorie: II. (3.2.5; 3. 083) »Heilungen am See« (Mk 3,7–12; Matth 12,15–21; Luk 6,17–19); Kategorie: II. (3.1.7; 3. 084) »Die Berufung der Zwölf« (Mk 3,13–19; Matth 10,1–4; Luk 6,12–16); Kategorie: I. (3.1.8; 3. 096) »Jesu wahre Verwandten« (Mk 3,31–35; Matth 12,46–50; Luk 8,19–21); Kategorie: I. (3.1.9; 3. 102) »Die Deutung d. Bildrede v. Sämann« (Mk 4,13–20; Matth 13,18–23; Luk 8,11–15); Kategorie: I. (3.2.6; 3. 106) »Die Bildrede vom Senfkorn« (Mk 4,30–32; Matth 13,31–32; Luk 13,18–19); Kategorie: II. (3.2.7; 3. 113) »Die Stillung des Seesturms« (Mk 4,35–41; Matth 8,23–27; Luk 8,22–25); Kategorie: II. (3.2.8; 3. 114) »Die Heilung in Gadara« (Mk 5,1–20; Matth 8,28–34; Luk 8,26–39); Kategorie: II. (3.2.9; 3. 115) »Die Tochter des Jairus und ...« (Mk 5,21–43; Matth 9,18–26; Luk 8,40–56); Kategorie: II. (3.1.3; 3. 116) »Predigt in Nazareth« (Mk 6,1–6a; Matth 13,53–58; Luk 4,16–30); Kategorie: I. (3.2.10; 3. 117) »Die Aussendung der Zwölf« (Mk 6,6b–13; Matth 10,1–16; Luk 9,1–6); Kategorie: II. (3.1.10; 3. 118) »Jesus im Urteil des Herodes« (Mk 6,14–16; Matth 14,1–2; Luk 9,7–9); Kategorie: I. (3.1.11; 3. 119) »Der Tod des Täufers« (Mk 6,17–29; Matth 14,3–12; Luk 3,19–20); Kategorie: I. (3.1.12; 3. 121) »Die Speisung der Fünftausend« (Mk 6,32–44; Matth 14,13–21; Luk 9,10b–17); Kategorie: I.
Diese 25 Perikopen umfassen fast die gesamte Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes. Sie fußen auf Quellen, die einander sehr ähnlich bis völlig verschieden sein können: • Elf Perikopen fallen unter die Kategorie I. • Zehn fallen unter die Kategorie II. • Zwei fallen unter die Kategorie III. • Zwei fallen unter die Kategorie IV*.
Graphische Darstellung über die Distanz der Quellen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes
1
7
24
25
26
53
63
64
65
68
81
mk Quelle
82
83
84
matth Quelle
96 102 106 113 114 115 116 117 118 119 121
luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«. 81 bedeutet daher 3. 081 (»Das Ährenraufen am Sabbat«).
280
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Bei allen Perikopen war auszuschließen, daß einer der drei Synoptiker die Vorlage der beiden anderen oder eines der anderen war. In einem Fall (3. 106) ist es möglich, daß die Quelle von Markus und Lukas ganz ähnlich oder gleich war. Bei keiner Perikope war die Annahme auch nur wahrscheinlich, daß die drei Synoptiker eine einzige gemeinsame Quelle hatten. Sie hatten unterschiedliche Quellen, von denen jeweils zwei einander in einer Reihe von Fällen näher waren als der dritten, und das in wechselnden Paarungen. In zwei Fällen (3. 001 und 3. 026) stehen die Quellen zueinander in einer großen Äquidistanz.
4.3.2 Die untersuchte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes 4.3.2.1 Matthäus – Lukas 4.3.2.1.1 (3. 027) »Die Seligpreisungen« Matth 5,1–12; Luk 6,20–23203 Matth 5,1
∆Idw»n de« tou\ß o¡clouß aÓne÷bh ei˙ß to\ o¡roß, kai« kaqi÷-
Luk 6,20
Kai« aujto\ß e˙pa¿raß tou\ß ojfqalmou\ß aujtouv ei˙ß
Gesehend aber die Volksmassen, stieg er auf den Berg hinauf. Und als er sich ge- Und er, aufgehoben habend seine Augen zu
santoß aujtouv proshvlqan aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv: gesetzt hatte, kamen seine Jünger zu ihm. 2
kai« aÓnoi÷xaß to\ sto/ma aujtouv e˙di÷dasken aujtou\ß le÷gwn:
Und seinen Mund öffnend, lehrte er sie, sagend: 3
Maka¿rioi oi˚ ptwcoi« twˆ◊ pneu/mati,
tou\ß maqhta»ß aujtouv seinen Jüngern,
e¶legen: sagte:
Maka¿rioi oi˚ ptwcoi÷,
Selig die Armen im Geist, Selig, ihr Armen,
o¢ti aujtw◊n e˙stin hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n.
o¢ti uJmete÷ra e˙sti«n hJ basilei÷a touv qeouv.
denn ihrer ist das Königreich der Himmel.
denn euer ist das Königreich Gottes.
4
maka¿rioi oi˚ penqouvnteß,
Selig die Trauernden,
o¢ti aujtoi« paraklhqh/sontai. denn sie werden getröstet werden. 5
maka¿rioi oi˚ praei√ß,
Selig die Sanftmütigen,
o¢ti aujtoi« klhronomh/sousin th\n ghvn. denn sie werden die Erde erben. 6
maka¿rioi oi˚ peinw◊nteß kai« diyw◊nteß th\n dikaiosu/nhn,
21
maka¿rioi oi˚ peinw◊nteß nuvn,
Selig die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit, Selig, ihr jetzt Hungernden,
o¢ti aujtoi« cortasqh/sontai. denn sie werden gesättigt werden.
o¢ti cortasqh/sesqe.
denn ihr werdet gesättigt werden.
maka¿rioi oi˚ klai÷onteß nuvn,
Selig, ihr jetzt Weinenden,
7
o¢ti gela¿sete.
maka¿rioi oi˚ e˙leh/moneß,
Selig die Barmherzigen,
o¢ti aujtoi« e˙lehqh/sontai. denn sie werden mit Erbarmen beschenkt werden. 8
maka¿rioi oi˚ kaqaroi« thØv kardi÷aˆ,
Selig die Reinen im Herzen,
o¢ti aujtoi« to\n qeo\n o¡yontai. denn sie werden Gott sehen. 9
maka¿rioi oi˚ ei˙rhnopoioi÷,
Selig die Friedensstifter,
o¢ti aujtoi« ui˚oi« qeouv klhqh/sontai. denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. 10
maka¿rioi oi˚ dediwgme÷noi eºneken dikaiosu/nhß,
Selig die Verfolgten wegen Gerechtigkeit,
o¢ti aujtw◊n e˙stin hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n. denn ihrer ist das Königreich der Himmel.
203 K. Aland 151996: Nr. 51.
denn ihr werdet lachen.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung 11
maka¿rioi÷ e˙ste
22
281 maka¿rioi÷ e˙ste
Selig seid ihr, Selig seid ihr,
o¢tan ojneidi÷swsin uJma◊ß kai« diw¿xwsin kai« ei¶pwsin pa◊n
o¢tan mish/swsin uJma◊ß oi˚ a‡nqrwpoi kai« o¢tan
wenn sie euch schmähen und verfolgen und sagen alles
wenn euch die Menschen hassen und wenn
ponhro\n kaq∆ uJmw◊n [yeudo/menoi] eºneken e˙mouv. Böse gegen euch, lügend, meinetwegen.
aÓfori÷swsin uJma◊ß kai« ojneidi÷swsin kai« e˙kba¿lwsin sie euch ausschließen und schmähen und verwerfen
to\ o¡noma uJmw◊n w˚˚ß ponhro\n eºneka touv ui˚ouv touv den Namen, euren, wie einen schlechten wegen des Sohnes des
aÓnqrw¿pou:
Menschen. 12
cai÷rete kai« aÓgallia◊sqe, o¢ti oJ misqo\ß uJmw◊n polu\ß e˙n
23
ca¿rhte e˙n e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ kai« skirth/sate, i˙dou\
Freut euch und jubelt, denn euer Lohn (ist) groß in Freut euch an jenem Tag und tanzt! Siehe
toi√ß oujranoi√ß: ou¢twß ga»r e˙di÷wxan tou\ß profh/taß tou\ß den Himmeln! Denn so verfolgten sie die Propheten
ga»r oJ misqo\ß uJmw◊n polu\ß e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊: kata» ta» nämlich, euer Lohn (ist) groß im Himmel; auf die-
pro\ uJmw◊n.
aujta» ga»r e˙poi÷oun toi√ß profh/taiß oi˚ pate÷reß aujtw◊n.
vor euch.
selbe Weise nämlich taten ihre Väter den Propheten.
Ein Blick in die Synopse zeigt, daß Matthäus wesentlich mehr Text hat. Er leitet neunmal Sätze mit maka¿rioi ein, Lukas nur viermal. Nach Matthäus lehrt Jesus die Volksmassen und die Jünger, nach Lukas nur die Jünger, wie auch die Formulierung maka¿rioi oi˚ ... (Selig, ihr ...) deutlich macht (Luk 6,17–19 gehört nicht unmittelbar zum Kontext der Predigt Jesu; nachträglich spricht Luk 7,1 davon, daß Jesus auch Worte dieser Predigt an das Volk gerichtet hat). Matthäus lokalisiert das Ereignis auf einem Berg, Lukas gibt keine konkreten Hinweise. Aus Luk 6,17 ist nur zu erschließen, daß die Predigt nicht auf dem Berg stattfand. Gemeinsam ist diesen beiden Perikopen nur, daß es um programmtische Worte Jesu geht, die mit maka¿rioi eingeleitet werden und einen ähnlichen Inhalt haben. Die Trennindizien sind überaus zahlreich: 01. Matth 5,1 Luk 6,20 ∆Idw»n de« tou\ß o¡clouß aÓne÷bh ei˙ß to\ o¡roß, Kai« aujto\ß e˙pa¿raß tou\ß ojfqalmou\ß aujtouv kai« kaqi÷santoß aujtouv proshvlqan aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv: kai« aÓnoi÷xaß to\ sto/ma ei˙ß tou\ß maqhta»ß aujtouv aujtouv e˙di÷dasken aujtou\ß le÷gwn e¶legen »Gesehen habend die Volksmassen, stieg er Und er, aufgehoben habend seine Augen auf den Berg hinauf. Und als er sich gesetzt hatte, kamen seine Jünger zu ihm. Und geöffnet zu seinen Jüngern, habend seinen Mund, lehrte er sie, sagend« sagte« 02. Matth 5,3 Luk 6,20 Maka¿rioi oi˚ ptwcoi« twˆ◊ pneu/mati, Maka¿rioi oi˚ ptwcoi÷, o¢ti aujtw◊n e˙stin hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n. o¢ti uJmete÷ra e˙sti«n hJ basilei÷a touv qeouv. »Selig die Armen im Geist, Selig, ihr Armen, denn ihrer ist das Königreich der Himmel« denn euer ist das Königreich Gottes« 03. Matth 5,4–5 Luk maka¿rioi oi˚ penqouvnteß, – o¢ti aujtoi« paraklhqh/sontai. maka¿rioi oi˚ praei√ß, o¢ti aujtoi« klhronomh/sousin th\n ghvn. »Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde als Besitz empfangen« 04. Matth 5,6 Luk 6,21 maka¿rioi oi˚ peinw◊nteß maka¿rioi oi˚ peinw◊nteß nuvn,
282
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung kai« diyw◊nteß th\n dikaiosu/nhn, o¢ti aujtoi« cortasqh/sontai »Selig die Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden«
o¢ti cortasqh/sesqe »Selig, ihr Hungernden jetzt, denn ihr werdet gesättigt werden«
05. Matth Luk 6,21 - maka¿rioi oi˚ klai÷onteß nuvn, o¢ti gela¿sete »Selig, ihr Weinenden jetzt, denn ihr werdet lachen« 06. Matth 5,7–10 Luk maka¿rioi oi˚ e˙leh/moneß, ... – ... hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n »Selig die Barmherzigen, ... ... das Königreich der Himmel« 07. Matth 5,11 Luk 6,22 maka¿rioi÷ e˙ste maka¿rioi÷ e˙ste o¢tan ojneidi÷swsin uJma◊ß kai« diw¿xwsin o¢tan mish/swsin uJma◊ß oi˚ a‡nqrwpoi kai« o¢tan kai« ei¶pwsin pa◊n ponhro\n aÓfori÷swsin uJma◊ß kai« ojneidi÷swsin kai« kaq∆ uJmw◊n [yeudo/menoi] eºneken e˙mouv. e˙kba¿lwsin to\ o¡noma uJmw◊n w˚˚ß ponhro\n eºneka touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou »Selig seid ihr, »Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen wenn euch die Menschen hassen und wenn und alles Böse gegen euch sagen, sie euch ausschließen und schmähen und lügend, um meinetwillen« euren Namen wie einen schlechten verwerfen wegen des Sohnes des Menschen« 08. Matth 5,12 Luk 6,23 cai÷rete kai« aÓgallia◊sqe, o¢ti oJ misqo\ß ca¿rhte e˙n e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ kai« skirth/sate, uJmw◊n polu\ß e˙n toi√ß oujranoi√ß: ou¢twß ga»r i˙dou\ ga»r oJ misqo\ß uJmw◊n polu\ß e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊: e˙di÷wxan tou\ß profh/taß tou\ß pro\ uJmw◊n kata» ta» aujta» ga»r e˙poi÷oun toi√ß profh/taiß oi˚ pate÷reß aujtw◊n »Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist »Freut euch an jenem Tag und tanzt! Siehe, groß in den Himmeln! Denn so verfolgten nämlich, euer Lohn ist groß im Himmel; sie die Propheten vor euch« auf dieselbe Weise nämlich taten ihre Väter den Propheten« Die allgemeinen Beobachtungen zusammen mit den Trennindizien (01) bis (08) zwingen zu dem Schluß, daß beiden Texten höchst unterschiedliche Quellen zugrunde liegen. Kategorie: C*. »Q« wird bei diesen Perikopen aus Matth 5,1–4.6,11–12 und Luk 8,20–23 mit folgendem Ergebnis rekonstruiert: Kai« [[e˙pa¿r]]aß to[[u\ß ojfqalmou\ß]] aujtouv [[ei˙ß tou\ß]] maqhta»[[ß]] aujtouv ...le/g...: Und er, [[aufgericht]]et habend seine [[Augen auf]] seine Jünger, ... sag...; Maka¿rioi oi˚ ptwcoi÷, o¢ti [[uJmete÷ra]] e˙sti«n hJ basilei÷a touv qeouv. Selig [[ihr]] Armen, denn [[euer]] ist das Königreich Gottes. 21 maka¿rioi oi˚ peinw◊nteß, o¢ti cortasqh/s[[esqe]]. maka¿rioi oi˚ [[penq]]o[[uv]]nteß, o¢ti [[paraklhqh/s]]. Selig [[ihr]] Hungernden, denn [[ihr]] werde[[t]] gesättigt werden. Selig [[ihr Trauernden]], [[denn werdet getröstet werden]]. 22 maka¿rioi÷ e˙ste o¢tan ojneidi÷swsin uJma◊ß kai« [[diw¿x]]wsin kai« [[ei¶p]]wsin [[pa◊n]] ponhro\n [[kaq∆]] uJmw◊n eºneken touv Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und [[verfo]]lgen und [[alles]] Böse [[gegen]] euch [[sa]]gen wegen des ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou: Sohnes des Menschen. 20
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
283
cai÷rete kai« [[aÓgallia◊sqe]], o¢ti oJ misqo\ß uJmw◊n polu\ß e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊: ou¢twß ga»r [[e˙di÷wxan]] tou\ß profh/taß tou\ß Freuet euch und [[jubelt]], denn euer Lohn im Himmel ist groß; denn so [[verfolgten]] sie die Propheten pro\ uJmw◊n.204 vor euch. 23
Der kursiv formatierte Text stammt aus Matthäus.
Dieser aus Matthäus und Lukas rekonstruierte Text kann nicht eine bestimmte Quelle der beiden Evangelisten repräsentieren, sondern ist eine phantasievolle Zusammenstellung von Textelementen aus beiden Texten, die auch völlig anders ausfallen könnte (vgl. Kapitel 4.8). Es ist nicht möglich, die Quelle aus zwei so unterschiedlichen Texten zu rekonstruieren. 4.3.2.1.2 (3. 029) »Von der Erfüllung des Gesetzes« Matth 5,17–20; Luk 16,16–17 205 Matth 5,17
Mh\ nomi÷shte o¢ti h™lqon kataluvsai to\n no/mon h£
Luk 16,16
ÔO no/moß kai« oi˚ profhvtai me÷cri ∆Iwa¿nnou: aÓpo\
Meint nicht, daß ich gekommen bin, das Gesetz aufzulösen oder Das Gesetz und die Propheten (hatten Geltung) bis Johannes; von
tou\ß profh/taß: oujk h™lqon kataluvsai aÓlla» plhrw◊sai. die Propheten! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18
aÓmh\n ga»r le÷gw uJmi√n: eºwß a·n pare÷lqhØ oJ oujrano\ß kai«
Denn Amen, ich sage euch: Bis vergeht der Himmel und
hJ ghv, i˙w◊ta e≠n h£ mi÷a kerai÷a ouj mh\ pare÷lqhØ aÓpo\ touv
to/te hJ basilei÷a touv qeouv eujaggeli÷zetai kai« pa◊ß
da an das Königreich Gottes wird als Evangelium verkündet. Und jeder
ei˙ß aujth\n bia¿zetai.
17
eujkopw¿teron de÷ e˙stin to\n
drängt sich in es hinein. Leichter aber ist es, daß der
oujrano\n kai« th\n ghvn parelqei√n h£ touv no/mou mi÷an
die Erde, auf keinem Fall ein Jota oder ein Strichlein wird vergehen Himmel und die Erde vergehen, als daß vom Gesetz ein von dem
no/mou, eºwß a·n pa¿nta ge÷nhtai.
19
o§ß e˙a»n ou™n lu/shØ mi÷an
Gesetz, bis alles geschehen ist. Wer also auflöst eines
tw◊n e˙ntolw◊n tou/twn tw◊n e˙laci÷stwn kai« dida¿xhØ ou¢twß
kerai÷an pesei√n. Strichlein fällt.
dieser ganz unbedeutenden Gebote und lehrt so
tou\ß aÓnqrw¿pouß, e˙la¿cistoß klhqh/setai e˙n thØv basilei÷aˆ die Menschen, ein völlig Unbedeutender wird er geheißen werden im Königreich
tw◊n oujranw◊n: o§ß d∆ a·n poih/shØ kai« dida¿xhØ, ou∞toß me÷gaß der Himmel. Wer aber tut und lehrt (sie), der ein Großer
klhqh/setai e˙n thØv basilei÷aˆ tw◊n oujranw◊n.
20
Le÷gw ga»r
wird genannt werden im Königreich der Himmel. Denn ich sage
uJmi√n o¢ti e˙a»n mh\ perisseu/shØ uJmw◊n hJ dikaiosu/nh plei√on euch: Wenn nicht im Überfluß eure Gerechtigkeit vorhanden ist, mehr
tw◊n grammate÷wn kai« Farisai÷wn, ouj mh\ ei˙se÷lqhte ei˙ß (als die) der Schriftgelehrten und Pharisäer, keinesfalls werdet ihr hineinkommen in
th\n basilei÷an tw◊n oujranw◊n. das Königreich der Himmel.
Den beiden Texten ist bis auf das Thema »Gesetz« nicht viel gemeinsam. Der Sachverhalt, daß Jesus die Erfüllung des Gesetzes ist, wird von Matth 5,17 und Luk 6,16 völlig unterschiedlich formuliert. Der je nachfolgende Vers bietet Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in Textlänge und Formulierung: Matth 5,18 Luk 16,17 aÓmh\n ga»r le÷gw uJmi√n: eºwß a·n pare÷lqhØ eujkopw¿teron de÷ e˙stin to\n oujrano\n kai« th\n ghvn parelqei√n h£ touv no/mou mi÷an oJ oujrano\ß kai« hJ ghv, i˙w◊ta e≠n h£ mi÷a kerai÷a ouj mh\ pare÷lqhØ aÓpo\ touv no/mou, eºwß a·n kerai÷an pesei√n pa¿nta ge÷nhtai. »Amen, ich sage euch: Bis vergeht der »Leichter aber ist es, daß der Himmel und Himmel und die Erde, auf keinen Fall die Erde vergehen, als daß vom Gesetz ein ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz Strichlein fällt« wird vergehen, bis alles geschehen ist« Nach P. Hoffmann/ C. Heil 2002: 38f. Zeichenerklärung: [[ ]] = schwache Wahrscheinlichkeit. < > = Konjektur. = es wird mit schwacher Wahrscheinlichkeit angenommen, daß hier in »Q« ein Text stand. 205 K. Aland 151996: Nr. 54. 204
284
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Der weitere matthäische Text (5,19–20) ist bei Lukas nicht vorhanden. Daraus ergibt sich als Schlußfolgerung: Beiden Texten liegen höchst unterschiedliche Quellen zu Grunde. Kategorie: C*. 4.3.2.1.3 »(3. 030) Vom Töten« Matth 5,21–26; Luk 12,57–59 206 Matth 5,21
∆Hkou/sate o¢ti e˙rre÷qh toi√ß aÓrcai÷oiß: ouj foneu/seiß:
Ihr habt gehört, daß den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten!
o§ß d∆ a·n foneu/shØ, e¶nocoß e¶stai thØv kri÷sei. Wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein! 22
e˙gw» de« le÷gw uJmi√n o¢ti pa◊ß oJ ojrgizo/menoß twˆ◊ aÓdelfwˆ◊
Ich aber sage euch: Jeder *grundlos* Zürnende dem Bruder,
aujtouv ei˙khv207 ø e¶nocoß e¶stai thØv kri÷sei: o§ß d∆ a·n ei¶phØ twˆ◊ aÓdelseinem, *grundlos* soll dem Gericht verfallen sein; wer aber sagt zu dem Bru-
fwˆ◊ aujtouv: rJaka¿, e¶nocoß e¶stai twˆ◊ sunedri÷wˆ: o§ß d∆ a·n ei¶phØ: der, seinem: Tor, soll verfallen sein dem Hohen Rat. Wer aber sagt:
mwre÷, e¶nocoß e¶stai ei˙ß th\n ge÷ennan touv puro/ß.
23
e˙a»n ou™n
Narr, verfallen soll er sein hinein in die Hölle des Feuers. Wenn also
prosfe÷rhØß to\ dw◊ro/n sou e˙pi« to\ qusiasth/rion kaÓkei√ du deine Gabe auf dem Altar darbringst und dort
mnhsqhØvß o¢ti oJ aÓdelfo/ß sou e¶cei ti kata» souv,
24
a‡feß
dich erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, laß
e˙kei√ to\ dw◊ro/n sou e¶mprosqen touv qusiasthri÷ou kai« dort deine Gabe vor dem Altar und
u¢page prw◊ton dialla¿ghqi twˆ◊ aÓdelfwˆ◊ sou, kai« to/te gehe zuerst hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann,
e˙lqw»n pro/sfere to\ dw◊ro/n sou. gekommen, bringe hin deine Gabe!
Luk 12,57
Ti÷ de« kai« aÓf∆ e˚autw◊n ouj kri÷nete to\ di÷kaion;
Warum aber auch von selbst nicht beurteilt ihr (richtig) das Rechte? 25
i¶sqi eujnow◊n twˆ◊ aÓntidi÷kwˆ sou tacu/, eºwß o¢tou ei• met∆
58
w˚ß ga»r uJpa¿geiß meta» touv aÓntidi÷kou sou e˙p∆ a‡rcon-
Sei wohlwollend deinem Gegner schnell, solange du bist mit Denn wenn du hingehst mit deinem Gegner zu einem Vor-
aujtouv e˙n thØv oJdwˆ◊, mh/pote÷ se paradwˆ◊ oJ aÓnti÷dikoß twˆ◊
ta, e˙n thØv oJdwˆ◊ do\ß e˙rgasi÷an aÓphlla¿cqai aÓp∆ aujtouv,
ihm auf dem Weg, damit nicht dich übergibt der Gegner dem
steher, gib dir auf dem Weg Mühe, loszukommen von ihm,
Richter und der Richter dem Diener, und du ins Gefängnis geworfen wirst!
damit nicht etwa er dich hinschleppt zu dem Richter, und der Richter
krithØv kai« oJ krith\ß twˆ◊ uJphre÷thØ kai« ei˙ß fulakh\n blhqh/shØ: mh/pote katasu/rhØ se pro\ß to\n krith/n, kai« oJ krith/ß 26
aÓmh\n le÷gw soi, ouj mh\ e˙xe÷lqhØß e˙kei√qen, eºwß a·n aÓpodwˆ◊ß
Amen, ich sage dir: Von dort wirst du keinesfalls herauskommen, bis du zurückgezahlt hast
se paradw¿sei twˆ◊ pra¿ktori, kai« oJ pra¿ktwr se balei√ dich übergeben wird dem Gerichtsdiener und der Gerichtsdiener dich werfen wird
59
to\n e¶scaton kodra¿nthn.
ei˙ß fulakh/n.
den letzten Kodrantes.
ins Gefängnis. Ich sage dir: Keinesfalls wirst du von dort heraus-
le÷gw soi, ouj mh\ e˙xe÷lqhØß e˙kei√qen, eºwß
kommen, bis
kai« to\ e¶scaton lepto\n aÓpodwˆ◊ß. du auch das letzte Lepton zurückgezahlt hast.
Lukas hat hier gegenüber Matthäus (5,21–24) nichts Gleichwertiges anzubieten. Während Lukas die bildliche Rede vom Gang zum Gericht in einen völlig anderen Kontext (»Die Zeichen der Zeit zu deuten wissen« 12,54–56) stellt, verwendet Matthäus (5,25–26) die Bildrede als weiteres Beispiel für das zuvor Gesagte. Trotz einiger Bindeindizien von Matth 5,25–26 und Luk 12,57–59 ist die wahrscheinlichste Schlußfolgerung, daß die Quellen von Matthäus und Lukas völlig verschieden waren, da einerseits das Thema »Vom Töten« bei Lukas hier gänzlich fehlt, d.h. daß in der Quelle des Lukas über diese programmatische Predigt Jesu dieses Thema nicht vorhanden war, und andererseits der unterschiedliche Kontext der von Lukas formulierten Bildrede Jesu keine Möglichkeit eröffnet, eine gemeinsame oder ähnliche Quelle zu dieser Thematik »Vom Töten« anzunehmen. Kategorie: C*. 206 207
K. Aland 151996: Nr. 55. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
285
4.3.2.1.4 (3. 035) «Von der Feindesliebe« Matth 5,43–48; Luk 6,27–36 208 Matth 5,43
∆Hkou/sate o¢ti e˙rre÷qh: aÓgaph/seiß to\n plhsi÷on
Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst lieben den Nächsten,
sou kai« mish/seiß to\n e˙cqro/n sou. deinen, und du sollst deinen Feind hassen. 44
Luk 6,27
e˙gw» de« le÷gw uJmi√n:
∆Alla» uJmi√n le÷gw toi√ß aÓkou/ousin:
Ich aber sage euch: Aber ich sage euch, den Hörenden:
aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n, eu˙logeivte tou«ß kata-
aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n, kalw◊ß poiei√te toi√ß
Liebet eure Feinde, segnet die Ver- Liebet eure Feinde, gut handelt an den 28
rwme/nouß u˚mavß, kalwvß poieivte toivß misouvsin u˚mavß,
misouvsin uJmaק,
fluchenden euch, gut handelt an den euch Hassenden,
euch Hassenden! Segnet die euch Verfluchenden!
kai« proseu/cesqe uJpe«r tw◊n e˙phreazo/ntwn u˚mavß kai«
eujlogei√te tou\ß katarwme÷nouß uJma◊ß,
proseu/cesqe peri« tw◊n e˙phreazo/ntwn uJma◊ß.
und betet für die euch Mißhandelnden und Betet für die euch Mißhandelnden! 29
diwko/ntwn uJmaק, 209
twˆ◊ tu/ptonti÷ se e˙pi« th\n siago/na pa¿rece kai« th\n
für die euch Verfolgenden, Dem dich auf die Wange Schlagenden, reiche hin auch die
vgl. Matth 5,38-42
a‡llhn, kai« aÓpo\ touv ai¶ronto/ß sou to\ i˚ma¿tion kai« to\n
citw◊na mh\ kwlu/shØß.
andere, und dem deinen Mantel Nehmenden auch das 30
panti« ai˙touvnti÷ se di÷dou, kai«
Hemd nicht verwehre! Jedem dich Bittenden gib, und 31
aÓpo\ touv ai¶rontoß ta» sa» mh\ aÓpai÷tei.
von dem das Deine Nehmenden, fordere es nicht zurück! Und wie
qe÷lete iºna poiw◊sin uJmi√n oi˚ a‡nqrwpoi poiei√te aujtoi√ß
ihr wollt, daß euch die Menschen tun, tut ihnen
Kai« kaqw»ß
oJmoi÷wß.
45
o¢pwß ge÷nhsqe ui˚oi« touv patro\ß uJmw◊n touv e˙n oujranoi√ß,
ebenso!
damit ihr Söhne eures Vaters in (den) Himmeln werdet,
o¢ti to\n h¢lion aujtouv aÓnate÷llei e˙pi« ponhrou\ß kai« weil er seine Sonne aufgehen läßt über Böse und
aÓgaqou\ß kai« bre÷cei e˙pi« dikai÷ouß kai« aÓdi÷kouß. Gute und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte. 46
e˙a»n ga»r aÓgaph/shte tou\ß aÓgapw◊ntaß uJma◊ß, ti÷na mis-
32
kai« ei˙ aÓgapa◊te tou\ß aÓgapw◊ntaß uJma◊ß, poi÷a uJmi√n
Denn wenn ihr die euch Liebenden liebt, welchen Lo- Und wenn ihr liebt die euch Liebenden, welcher *euch*
qo\n e¶cete; oujci« kai« oi˚ telw◊nai to\ aujto\ poiouvsin;
47
kai«
ca¿riß e˙sti÷n; kai« ga»r oi˚ a˚martwloi« tou\ß aÓgapw◊ntaß
hn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und Dank ist *euch*? Denn auch die Sünder die Liebenden 33
e˙a»n aÓspa¿shsqe tou\ß aÓdelfou\ß uJmw◊n mo/non, ti÷ perisso\n
aujtou\ß aÓgapw◊sin.
wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was Besonderes
sie lieben. Denn wenn ihr Gutes tut den
kai« [ga»r] e˙a»n aÓgaqopoihvte tou\ß
poiei√te; oujci« kai« oi˚ e˙qnikoi« to\ aujto\ poiouvsin;
aÓgaqopoiouvntaß uJma◊ß, poi÷a uJmi√n ca¿riß e˙sti÷n; kai« oi˚
tut ihr? Tun nicht auch die Heiden dasselbe?
euch Gutes Tuenden, welcher Dank ist euch? Auch die
a˚˚martwloi« to\ aujto\ poiouvsin.
34
kai« e˙a»n dani÷shte
Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr leiht (denen),
par∆ w—n e˙lpi÷zete labei√n, poi÷a uJmi√n ca¿riß [e˙sti÷n]; von denen ihr erhofft zu erhalten, welcher Dank ist euch?
34
kai« a˚martwloi« a˚martwloi√ß dani÷zousin iºna aÓpola¿-
Auch Sünder Sündern leihen, damit sie wiederer35
bwsin ta» i¶sa.
halten das gleiche. Doch liebt eure Feinde und
plh\n aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n kai«
aÓgaqopoiei√te kai« dani÷zete mhde«n aÓpelpi÷zonteß: kai«
tut Gutes und leiht, nichts zurückerhoffend. Und
e¶stai oJ misqo\ß uJmw◊n polu/ß, kai« e¶sesqe ui˚oi« uJyi÷stou, euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne (des) Höchsten sein,
o¢ti aujto\ß crhsto/ß e˙stin e˙pi« tou\ß aÓcari÷stouß kai« weil er gütig ist gegen die Undankbaren und
ponhrou/ß.
Bösen.
K. Aland 151996: Nr. 59. 209 Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. 208
286 48
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
e¶sesqe ou™n uJmei√ß te÷leioi w˚ß oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß
36
Gi÷nesqe oi˙kti÷rmoneß kaqw»ß [kai«] oJ path\r uJmw◊n
Ihr sollt also vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater Seid barmherzig, wie auch euer Vater
te÷leio/ß e˙stin.
oi˙kti÷rmwn e˙sti÷n.
vollkommen ist!
barmherzig ist!
Folgende Trennindizien lassen sich auflisten: 01. Matth 5,43 Luk ∆Hkou/sate o¢ti e˙rre÷qh: aÓgaph/seiß to\n plhsi÷on sou kai« mish/seiß to\n e˙cqro/n sou »Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und du sollst deinen Feind hassen« 02. Matth 5,44 Luk 6,27 e˙gw» de« le÷gw uJmi√n ∆Alla» uJmi√n le÷gw toi√ß aÓkou/ousin »ich aber sage euch« »Aber ich sage euch, den Hörenden« 03. Matth 5,44 Luk 6,27–28 aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n, eu˙logeivte tou«ß aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n, kalw◊ß poiei√te katarwme/nouß u˚mavß, kalwvß poieivte toivß toi√ß misouvsin uJma◊ß, eujlogei√te tou\ß misouvsin u˚mavß, kai« proseu/cesqe uJpe«r tw◊n katarwme÷nouß uJma◊ß, proseu/cesqe peri« tw◊n e˙phreazo/ntwn u˚mavß kai« diwko/ntwn uJma◊ß, e˙phreazo/ntwn uJma◊ß »Liebet eure Feinde, segnet die »Liebet eure Feinde! Handelt gut an den euch euch Verfluchenden, handelt gut an den Hassenden! Segnet die euch Verfluchenden! euch Verfolgenden und betet für die euch Betet für die euch Mißhandelnden« Mißhandelnden und euch Verfolgenden, 04. Matth Luk 6,29–31 - twˆ◊ tu/ptonti÷ se e˙pi« th\n siago/na pa¿rece kai« th\n a‡llhn, kai« aÓpo\ touv ai¶ronto/ß sou to\ vgl. Matth 5,38–42 i˚ma¿tion kai« to\n citw◊na mh\ kwlu/shØß. panti« ai˙touvnti÷ se di÷dou, kai« aÓpo\ touv ai¶rontoß ta» sa» mh\ aÓpai÷tei. Kai« kaqw»ß qe÷lete iºna poiw◊sin uJmi√n oi˚ a‡nqrwpoi poiei√te aujtoi√ß oJmoi÷wß »Dem dich auf die Wange Schlagenden, reiche hin auch die andere, und dem deinen Mantel Nehmenden, auch das Hemd nicht verwehre! Jedem dich Bittenden gib, und von dem das Deine Nehmenden, fordere es nicht zurück! Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, tut auch ihnen ebenso« 05. Matth 5,45 Luk o¢pwß ge÷nhsqe ui˚oi« touv patro\ß uJmw◊n touv e˙n oujranoi√ß, o¢ti to\n h¢lion aujtouv aÓnate÷llei e˙pi« ponhrou\ß kai« aÓgaqou\ß kai« bre÷cei e˙pi« dikai÷ouß kai« aÓdi÷kouß »damit ihr Söhne eures Vaters in (den) Himmeln werdet, weil er seine Sonne aufgehen läßt über Böse und Gute und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte« 06. Matth 5,46–47 Luk 6,32–35 e˙a»n ga»r aÓgaph/shte tou\ß aÓgapw◊ntaß kai« ei˙ aÓgapa◊te tou\ß aÓgapw◊ntaß uJma◊ß, poi÷a uJma◊ß, ti÷na misqo\n e¶cete; oujci« kai« oi˚ uJmi√n ca¿riß e˙sti÷n; kai« ga»r oi˚ a˚martwloi« tou\ß 47 telw◊nai to\ aujto\ poiouvsin; kai« e˙a»n aÓgapw◊ntaß aujtou\ß aÓgapw◊sin. 33 kai« [ga»r] e˙a»n
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung aÓspa¿shsqe tou\ß aÓdelfou\ß uJmw◊n mo/non, ti÷ perisso\n poiei√te; oujci« kai« oi˚ e˙qnikoi« to\ aujto\ poiouvsin - »doch wenn ihr die euch Liebenden liebt, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was Besonderes tut ihr? Tun nicht auch die Heiden dasselbe?«
287
aÓgaqopoihvte tou\ß aÓgaqopoiouvntaß uJma◊ß, poi÷a uJmi√n ca¿riß e˙sti÷n; kai« oi˚ a˚˚martwloi« to\ aujto\ poiouvsin. ... ponhrou/ß »und wenn ihr die euch Liebenden liebt, welcher Dank ist euch? Denn auch die Sünder die sie Liebenden lieben. Denn wenn ihr Gutes tut den euch Gutes Tuenden, welcher Dank ist euch? Auch die Sünder tun dasselbe. ... Bösen«
07. Matth 5,48 Luk 6,36 e¶sesqe ou™n uJmei√ß te÷leioi w˚ß oJ path\r Gi÷nesqe oi˙kti÷rmoneß kaqw»ß [kai«] oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß te÷leio/ß e˙stin uJmw◊n oi˙kti÷rmwn e˙sti÷n »ihr sollt also vollkommen sein, wie »seid barmherzig, wie auch euer Vater euer himmlischer Vater vollkommen ist!« barmherzig ist!« Nur ganz wenige Sätze sind beiden Texten gemeinsam: le÷gw uJmi√n »ich sage euch« (2). aÓgapa◊te tou\ß e˙cqrou\ß uJmw◊n »liebet eure Feinde« (3). ... aÓgaph/shte tou\ß aÓgapw◊ntaß » ... die euch Liebenden liebt« (6). ... to\ aujto\ poiouvsin »... tun dasselbe« (7). Die Trennindizien (01) bis (07), auch wenn sie von unterschiedlicher Qualität sind und teils redaktionell bedingt sein mögen, haben zusammen dennoch ein solches Gewicht, daß der Schluß auf zwei völlig verschiedene Quellen am wahrscheinlichsten ist. Kategorie: C* 4.3.2.1.5 (3. 038) »Das Vaterunser« Matth 6,7–15; Luk 11,1–4 210 Matth 6,7
Proseuco/menoi de« mh\ battalogh/shte w‚sper
Betend aber plappert nicht wie
oi˚ e˙qnikoi÷, dokouvsin ga»r o¢ti e˙n thØv polulogi÷aˆ aujtw◊n die Heiden; denn sie meinen, daß sie wegen ihres Wortschwalls
ei˙sakousqh/sontai. 8 mh\ ou™n oJmoiwqhvte aujtoi√ß: oi•den erhört werden. Werdet ihnen also nicht gleich! Es weiß
ga»r oJ path\r uJmw◊n w—n crei÷an e¶cete pro\ touv uJma◊ß nämlich euer Vater, woran ihr Bedarf habt, bevor ihr
a˙noivxai to« sto/ma.211 den Mund öffnet.
Luk 11,1
Kai« e˙ge÷neto e˙n twˆ◊ ei•nai aujto\n e˙n to/pwˆ tini«
Und es geschah: Während er war an irgendeinem Ort
proseuco/menon, w˚ß e˙pau/sato, ei•pe÷n tiß tw◊n maqhtw◊n
betend, als er aufgehört hatte, sagte einer der Jünger,
aujtouv pro\ß aujto/n: ku/rie, di÷daxon hJma◊ß proseu/ces-
seiner, zu ihm: Herr, lehre uns be-
qai, kaqw»ß kai« ∆Iwa¿nnhß e˙di÷daxen tou\ß maqhta»ß
ten, wie auch Johannes gelehrt hat die Schüler,
aujtouv. 2 ei•pen de« aujtoi√ß:
9
Ou¢twß ou™n proseu/cesqe uJmei√ß:
seine! Er sprach zu ihnen:
o¢tan proseu/chsqe le÷gete:
So also sollt ihr beten: Wenn ihr betet, sagt:
Pa¿ter hJmw◊n oJ e˙n toi√ß oujranoi√ß:
Unser Vater, der (du bist) in den Himmeln,
Pa¿ter, Vater,
a˚giasqh/tw to\ o¡noma¿ sou:
a˚giasqh/tw to\ o¡noma¿ sou:
geheiligt werde dein Name!
geheiligt werde dein Name!
K. Aland 151996: Nr. 62. 211 Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. 210
288 10
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
e˙lqe÷tw hJ basilei÷a sou:
e˙lqe÷tw hJ basilei÷a sou:
Dein Königreich soll kommen! Dein Königreich soll kommen!
genhqh/tw to\ qe÷lhma¿ sou, Dein Wille soll geschehen,
wß e˙n oujranwˆ◊ kai« e˙pi« ghvß: wie im Himmel, (so) auch auf Erden! 11
to\n a‡rton hJmw◊n to\n e˙piou/sion do\ß hJmi√n sh/meron:
3
to\n a‡rton hJmw◊n to\n e˙piou/sion di÷dou hJmi√n to\ kaq∆
Unser Brot für den heutigen Tag gib uns heute! Unser Brot für den heutigen Tag gib uns an
12
hJme÷ran:
kai« a‡feß hJmi√n ta» ojfeilh/mata hJmw◊n,
jedem Tag!
4
kai« a‡feß hJmi√n ta»ß a˚marti÷aß hJmw◊n,
Und vergib uns unsere Schulden, Und vergib uns unsere Sünden,
w˚ß kai« hJmei√ß aÓfi÷omen212 toi√ß ojfeile÷taiß hJmw◊n: wie auch wir vergeben unseren Schuldnern! 13
kai« mh\ ei˙sene÷gkhØß hJma◊ß ei˙ß peirasmo/n,
kai« ga»r aujtoi« aÓfi÷omen panti« ojfei÷lonti hJmi√n: denn auch wir selbst vergeben jedem uns schuldig Seienden.
kai« mh\ ei˙sene÷gkhØß hJma◊ß ei˙ß peirasmo/n.
Und führe uns nicht hinein in (die) Versuchung, Und nicht führe uns hinein in (die) Versuchung!
aÓlla» rJuvsai hJma◊ß aÓpo\ touv ponhrouv. sondern rette uns von dem Bösen. 14
∆Ea»n ga»r aÓfhvte toi√ß aÓnqrw¿poiß ta» paraptw¿mata
Denn wenn ihr den Menschen vergebt die Verfehlungen,
aujtw◊n, aÓfh/sei kai« uJmi√n oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß: ihre, wird auch euch vergeben euer himmlischer Vater; 15
e˙a»n de« mh\ aÓfhvte toi√ß aÓnqrw¿poiß ta« paraptw/mata
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt die Verfehlungen,
au˙twvn 213, oujde« oJ path\r uJmw◊n aÓfh/sei ta» paraptw¿mata uJmw◊n. ihre, auch nicht euer Vater wird vergeben eure Verfehlungen.
Folgende Binde– und Trennindizien kennzeichnen die beiden Perikopen: 01. Matth 6,7–8 Luk Proseuco/menoi ... a˙noivxai to« sto/ma – »Betend ... den Mund öffnet« 02. Matth Luk 11,1 – Kai« e˙ge÷neto ... tou\ß maqhta»ß aujtouv »Und es geschah ... seine Schüler« 03. Matth 6,9 Luk 11,2 Ou¢twß ou™n proseu/cesqe uJmei√ß ei•pen de« aujtoi√ß: o¢tan proseu/chsqe le÷gete »So also sollt ihr beten« »Er sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, sagt« 04. Matth 6,9 Luk 11,2 Pa¿ter hJmw◊n oJ e˙n toi√ß oujranoi√ß Pa¿ter »Unser Vater, der (du bist) in den Himmeln« »Vater« 05. Matth 6,9 Luk 11,2 a˚giasqh/tw to\ o¡noma¿ sou a˚giasqh/tw to\ o¡noma¿ sou »geheiligt werde dein Name« »geheiligt werde dein Name« 06. Matth 6,10 Luk 11,2 e˙lqe÷tw hJ basilei÷a sou e˙lqe÷tw hJ basilei÷a sou »dein Königreich soll kommen« »dein Königreich soll kommen« 07 Matth 6,10 Luk genhqh/tw to\ qe÷lhma¿ sou, – wß e˙n oujranwˆ◊ kai« e˙pi« ghvß »dein Wille soll geschehen, wie im Himmel, (so) auch auf Erden« 212 213
Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
289
08. Matth 6,11 Luk 11,3 to\n a‡rton hJmw◊n to\n e˙piou/sion do\ß to\n a‡rton hJmw◊n to\n e˙piou/sion di÷dou hJmi√n sh/meron hJmi√n to\ kaq∆ hJme÷ran »unser Brot für den heutigen Tag gib »unser Brot für den heutigen Tag gib uns heute« uns an jedem Tag« 09. Matth 6,12 Luk 11,4 kai« a‡feß hJmi√n ta» ojfeilh/mata hJmw◊n, kai« a‡feß hJmi√n ta»ß a˚marti÷aß hJmw◊n, w˚ß kai« hJmei√ß aÓfi÷omen toi√ß ojfeile÷taiß hJmw◊n kai« ga»r aujtoi« aÓfi÷omen panti« ojfei÷lonti hJmi√n »und vergib uns unsere Schulden, »und vergib uns unsere Sünden, wie auch wir vergeben unseren denn wir selbst vergeben jedem schuldig Schuldnern« uns Seienden« 10. Matth 6,13 Luk 11,4 kai« mh\ ei˙sene÷gkhØß hJma◊ß ei˙ß peirasmo/n kai« mh\ ei˙sene÷gkhØß hJma◊ß ei˙ß peirasmo/n aÓlla» rJuvsai hJma◊ß aÓpo\ touv ponhrouv »und führe uns nicht in (die) Versuchung hinein, »und führe uns nicht in (die) Versuchung hinein« sondern rette uns vor dem Bösen« 11. Matth 6,14–15 Luk ∆Ea»n ga»r aÓfhvte ... ta» paraptw¿mata uJmw◊n – »denn wenn ihr vergebt ... eure Verfehlungen« Deutliche Bindeindizien sind mit (05), (06), (08) und teilweise (09), (10) gegeben. Sie stehen jedoch einem massiven Textmangel (04), (07), (10) und anderen Formulierungen (08), (09) bei Lukas entgegen. Die Quellen, die Matthäus und Lukas für das »Vater unser« zur Verfügung standen, müssen daher höchst unterschiedlich gewesen sein, da die Annahme einer gemeinsamen Vorlage primär das Weniger an Text des Lukas nicht zu erklären vermag – man müßte Lukas bei einer solchen Annahme willkürliche Streichungen von überlieferten Jesusworten unterstellen und zum Eklektizisten eines der wichtigsten Gebete stempeln, was allerdings seiner besonderen Sorgfalt (Luk 1,3) widerspräche. Ferner ist zu sehen, daß die mittelbaren Einleitungen (01), (02) zu diesem Gebet völlig verschieden sind, die unmittelbaren Einleitungen (03) sich in der Formulierung unterscheiden und Lukas weitere Jesusworte, die Matthäus anschließt (11), nicht kennt. Beide Texte gehen daher auf völlig verschiedene Quellen zurück. Kategorie: C*. 4.3.2.1.6 (3. 040) »Vom Schätzesammeln« Matth 6,19–21; Luk 12,33–34 214 Matth 6,19
Mh\ qhsauri÷zete uJmi√n qhsaurou\ß e˙pi« thvß ghvß, o¢pou
Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo
sh\ß kai« brw◊siß aÓfani÷zei kai« o¢pou kle÷ptai dioru/ssousin Motte und Fraß vernichtet und wo Diebe durchgraben
kai« kle÷ptousin: und stehlen!
Luk 12,33
Verkauft eure Güter und gebt
20
qhsauri÷zete de« uJmi√n
Pwlh/sate ta» uJpa¿rconta uJmw◊n kai« do/te
e˙lehmosu/nhn: poih/sate e˚autoi√ß balla¿ntia mh\ palai-
Sammelt euch aber Almosen! Macht euch Geldbeutel, nicht ver-
qhsaurou\ß e˙n oujranwˆ◊, o¢pou ou¡te sh\ß
ou/mena, qhsauro\n aÓne÷kleipton e˙n toi√ß oujranoi√ß,
Schätze im Himmel, wo weder Motte
altende, einen nicht abnehmenden Schatz in den Himmeln,
ou¡te brw◊siß aÓfani÷zei kai« o¢pou kle÷ptai noch Fraß vernichtet und wo Diebe
ouj dioru/ssousin oujde« kle÷ptousin: nicht durchgraben und nicht stehlen! 21
o¢pou ga¿r e˙stin oJ qhsauro/ß sou,
o¢pou kle÷pthß oujk e˙ggi÷zei wo sich nicht ein Dieb nähert
oujde« sh\ß diafqei÷rei:
und nicht eine Motte vernichtet!
34
o¢pou ga¿r e˙stin oJ qhsauro\ß uJmw◊n,
Denn wo dein Schatz ist, Denn wo euer Schatz ist, 214
K. Aland 151996: Nr. 64.
290
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
e˙kei√ e¶stai kai« hJ kardi÷a sou.
e˙kei√ kai« hJ kardi÷a uJmw◊n e¶stai.
dort wird auch dein Herz sein.
dort wird auch euer Herz sein.
Folgende Binde– und Trennindizien charakterisieren beide Perikopen: 01. Matth 6,19 Luk Mh\ qhsauri÷zete ... kai« kle÷ptousin – »sammelt euch nicht Schätze ... und stehlen« 02. Matth Luk 12,33 – Pwlh/sate ta» uJpa¿rconta uJmw◊n kai« do/te e˙lehmosu/nhn: poih/sate e˚autoi√ß balla¿ntia mh\ palaiou/mena »verkauft eure Güter und gebt Almosen! Macht euch Geldbeutel, nicht veraltende» 03. Matth 6,20 Luk 12,33 qhsauri÷zete de« uJmi√n qhsaurou\ß e˙n oujranwˆ◊ qhsauro\n aÓne÷kleipton e˙n toi√ß oujranoi√ß »sammelt euch aber Schätze im Himmel« »einen nicht abnehmenden Schatz in den Himmeln« 04. Matth 6,20 Luk 12,33 o¢pou ou¡te sh\ß ou¡te brw◊siß aÓfani÷zei kai« o¢pou kle÷pthß oujk e˙ggi÷zei oujde« sh\ß diafqei÷rei o¢pou kle÷ptai ouj dioru/ssousin oujde« kle÷ptousin »wo weder Motte noch Fraß vernichtet und »wo sich nicht ein Dieb nähert, und nicht eine wo Diebe nicht durchgraben und nicht stehlen« Motte vernichtet« 05. Matth 6,21 Luk 12,34 o¢pou ga¿r e˙stin oJ qhsauro/ß sou o¢pou ga¿r e˙stin oJ qhsauro\ß uJmw◊n e˙kei√ e¶stai kai« hJ kardi÷a sou e˙kei√ kai« hJ kardi÷a uJmw◊n e¶stai »denn wo dein Schatz ist, »denn wo euer Schatz ist, dort wird auch dein Herz sein« dort wird auch euer Herz sein« Fast wortgleich wird nur (05) wiedergegeben, und es dürfte der einzige Satz der hier überlieferten Jesusworte gewesen sein, der so in den Quellen des Matthäus und Lukas gestanden hatte. Sonst sind die Trennindizien (01) bis (04) in diesen kurzen Perikopen so zahlreich, daß die Annahme zweier verschiedener Quellen der Evangelisten zwingend ist. Kategorie: C*. 4.3.2.1.7 (3. 041) »Spruch vom Auge« Matth 6,22–23; Luk 11,34–36 215 Matth 6,22
ÔO lu/cnoß touv sw¿mato/ß e˙stin oJ ojfqalmo/ß.
Luk 11.34
ÔO lu/cnoß touv sw¿mato/ß e˙stin oJ ojfqalmo/ß sou.
Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Die Leuchte des Leibes ist dein Auge.
e˙a»n ou™n hØ™ oJ ojfqalmo/ß sou a˚plouvß, o¢lon to\ sw◊ma¿
o¢tan oJ ojfqalmo/ß sou a˚plouvß hØ™, kai« o¢lon to\ sw◊ma¿
Wenn also dein Auge lauter ist, der ganze Leib, Wenn dein Auge lauter ist, auch der ganze Leib,
sou fwteino\n e¶stai:
23
e˙a»n de« oJ ojfqalmo/ß sou ponhro\ß
sou fwteino/n e˙stin: e˙pa»n de« ponhro\ß hØ™, kai«
deiner, wird voller Licht sein. Wenn aber dein Auge böse
deiner, voller Licht ist. Wenn es aber böse ist, auch
hØ™, o¢lon to\ sw◊ma¿ sou skoteino\n e¶stai. ei˙ ou™n to\ fw◊ß to\
to\ sw◊ma¿ sou skoteino/n.
35
sko/pei ou™n mh\ to\ fw◊ß to\
ist, wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn also das Licht
dein Leib finster (ist). Sei also bedacht, daß nicht das Licht
e˙n soi« sko/toß e˙sti÷n, to\ sko/toß po/son.
e˙n soi« sko/toß e˙sti÷n.
in dir Finsternis ist, wie groß (wird sein) die Finsternis!
in dir Finsternis ist! Wenn also dein ganzer Leib
fwteino/n, mh\ e¶con me÷roß ti skoteino/n, e¶stai fwtei-
36
ei˙ ou™n to\ sw◊ma¿ sou o¢lon
voller Licht (ist), nicht habend einen finsteren Teil, wird er sein voller
no\n o¢lon w˚ß o¢tan oJ lu/cnoß thØv aÓstraphØv fwti÷zhØ se.
Licht ganz, als ob die Leuchte mit dem Strahl dich beleuchtet. 215
K. Aland 151996: Nr. 65.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
291
Matth 6,22–23 und Luk 11,34–35 sind fast wortgleich bis sehr ähnlich formuliert. Lukas expliziert mit 11,36 verdeutlichend die Metapher. Beide dürften sehr ähnliche Quellen zur Verfügung gehabt haben. Kategorie: C. 4.3.2.1.8 (3. 042) »Vom Dienst zweier Herrn« Matth 6,24; Luk 16,13 216 Matth 6,24
Oujdei«ß du/natai dusi« kuri÷oiß douleu/ein:
Luk 16,13
Oujdei«ß oi˙ke÷thß du/natai dusi« kuri÷oiß douleu/ein:
Niemand kann zwei Herren dienen. Kein Diener kann zwei Herren dienen.
h£ ga»r to\n eºna mish/sei kai« to\n eºteron aÓgaph/sei,
h£ ga»r to\n eºna mish/sei kai« to\n eºteron aÓgaph/sei,
Denn entweder den einen wird er hassen, und den anderen Denn entweder wird er den einen hassen und den anderen wird er lieben,
wird er lieben,
h£ e˚no\ß aÓnqe÷xetai kai« touv e˚te÷rou katafronh/sei.
h£ e˚no\ß aÓnqe÷xetai kai« touv e˚te÷rou katafronh/sei.
oder an (den) einen wird er sich anhängen, und den anderen
oder an (den) einen wird er sich anhängen, und den anderen
wird er verachten.
ouj du/nasqe qewˆ◊ douleu/ein kai« mamwnaˆ◊.
wird er verachten.
ouj du/nasqe qewˆ◊ douleu/ein kai« mamwnaˆ◊.
Ihr könnt nicht Gott dienen und (dem) Mammon. Ihr könnt nicht Gott dienen und (dem) Mammon.
Der einzige Unterschied bei diesen Perikopen besteht darin, daß Lukas (16,13) das Subjekt (oi˙ke÷thß »Diener«) konkretisiert. In den Quellen von Matthäus und Lukas werden daher diese Jesusworte gleichlautend überliefert gewesen sein. Kategorie: C. 4.3.2.1.9 (3. 043) »Vom Sorgen« Matth 6,25–34; Luk 12,22–32 217 Luk 12,22
Matth 6,25
Ei•pen de« pro\ß tou\ß maqhta»ß [aujtouv]:
Er sagte aber zu seinen Jüngern:
Dia» touvto le÷gw uJmi√n: mh\ merimna◊te thØv yuchØv uJmw◊n ti÷ dia» touvto le÷gw uJmi√n: mh\ merimna◊te thØv yuchØv ti÷
Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht für euer Leben, was Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht für das Leben, was
fa¿ghte [h£ ti÷ pi÷hte], mhde« twˆ◊ sw¿mati uJmw◊n ti÷ e˙ndu/shsqe.
fa¿ghte, mhde« twˆ◊ sw¿mati ti÷ e˙ndu/shsqe.
ihr essen oder was ihr trinken sollt, auch nicht für euren Leib, was ihr an- ziehen sollt!
ihr essen sollt, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt!
oujci« hJ yuch\ plei√o/n e˙stin thvß trofhvß kai« to\ sw◊ma touv e˙n-
23
hJ ga»r yuch\ plei√o/n e˙stin thvßtrofhvß kai« to\ sw◊ma
Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib (mehr) als die Klei- Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib
du/matoß;
26
e˙mble÷yate ei˙ß ta» peteina» touv oujranouv o¢ti ouj
dung? Seht an die Vögel des Himmels, daß sie nicht
spei÷rousin oujde« qeri÷zousin oujde« suna¿gousin ei˙ß aÓpoqh/- säen und nicht ernten und nicht sammeln in Scheu-
kaß, kai« oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß tre÷fei aujta¿: nen, und euer himmlischer Vater nährt sie.
oujc uJmei√ß ma◊llon diafe÷rete aujtw◊n;
touv e˙n du/matoß.
24
katanoh/sate tou\ß ko/rakaß o¢ti ouj
(mehr als) die Kleidung. Betrachtet die Raben, daß nicht
spei÷rousin oujde« qeri÷zousin, oi–ß oujk e¶stin tamei√on sie säen und nicht ernten, welchen keine Vorratskammer ist
oujde« aÓpoqh/kh, kai« oJ qeo\ß tre÷fei aujtou/ß: noch Scheune; und Gott ernährt sie.
po/swˆ ma◊llon uJmei√ß diafe÷rete tw◊n peteinw◊n.
Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Um wieviel seid ihr mehr wert als die Vögel! 27
ti÷ß de« e˙x uJmw◊n merimnw◊n du/natai prosqei√nai e˙pi« th\n
25
ti÷ß de« e˙x uJmw◊n merimnw◊n du/natai e˙pi« th\n hJliki÷an
Wer aber von euch, sorgend, kann hinzufügen zu der Wer aber von euch, sorgend, kann zu der Lebenszeit,
hJliki÷an aujtouv phvcun eºna; 28 kai« peri« e˙ndu/matoß ti÷
aujtouv prosqei√nai phvcun;
Lebenszeit, seiner, eine Elle? Und wegen der Kleidung, was
seiner, hinzufügen eine Elle? Wenn ihr also nicht ein Geringfügiges
merimna◊te; sorgt ihr? katama¿qete ta» kri÷na
26
ei˙ ou™n oujde« e˙la¿ciston
du/nasqe, ti÷ peri« tw◊n loipw◊n merimna◊te; könnt, was sorgt ihr euch um die übrigen (Dinge)? 27
katanoh/sate ta» kri÷na
Betrachtet die Lilien Betrachtet die Lilien
touv aÓgrouv pw◊ß aujxa¿nousin: ouj kopiw◊sin oujde« nh/qousin: des Feldes, wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht ab und spinnen nicht. 29
le÷gw de« uJmi√n Aber ich sage euch: o¢ti oujde« Solomw»n e˙n pa¿shØ thØv do/xhØ aujtouv perieba¿leto
pw◊ß aujxa¿nei: ouj kopiaˆ◊ oujde« nh/qei: wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht ab und sie spinnen nicht.
le÷gw de« uJmi√n,
Ich sage euch aber:
oujde« Solomw»n e˙n pa¿shØ thØv do/xhØ aujtouv perieba¿leto
Auch nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit war gekleidet Auch nicht Solomo in all seiner Herrlichkeit war gekleidet
w˚ß e≠n tou/twn.
30
ei˙ de« to\n co/rton touv aÓgrouv
wie eine von ihnen. Wenn aber das Gras des Feldes, 216 217
K. Aland 151996: Nr. 66. K. Aland 151996: Nr. 67.
w˚ß e≠n tou/twn.
28
ei˙ de« e˙n aÓgrwˆ◊ to\n co/rton
wie eine von ihnen. Wenn aber das Gras auf dem Feld,
292
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
sh/meron o¡nta kai« au¡rion ei˙ß kli÷banon ballo/menon oJ qeo\ß o¡nta sh/meron kai« au¡rion ei˙ß kli÷banon ballo/menon heute seiend und morgen in einen Ofen geworfen werdend, Gott
ou¢twß aÓmfie÷nnusin, ouj pollwˆ◊ ma◊llon uJma◊ß, ojligo/pistoi;
heute seiend und morgen in den Ofen geworfen werdend,
oJ qeo\ß ou¢twß aÓmfie÷zei, po/swˆ ma◊llon uJma◊ß, ojligo/-
so bekleidet, nicht vielmehr euch, Kleingläubige? Gott so kleidet, um wieviel mehr euch, Klein
pistoi.
31
mh\ ou™n merimnh/shte le÷gonteß: ti÷ fa¿gwmen; h¡: ti÷ pi÷wmen;
gläubige! 29
kai« uJmei√ß mh\ zhtei√te ti÷ fa¿ghte kai« ti÷ pi÷hte
Sorgt euch also nicht, sagend: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir Auch ihr, sucht nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, trinken?
h¡: ti÷ peribalw¿meqa;
kai« mh\ metewri÷zesqe:
Oder: Was sollen wir anziehen?
und seid unbesorgt!
32
pa¿nta ga»r tauvta ta» e¶qnh e˙pizhtouvsin:
30
tauvta ga»r pa¿nta ta» e¶qnh touv ko/smou e˙pizhtouvsin,
Denn all dieses die Heidenvölker suchen. Denn dies alles suchen die Heidenvölker der Welt.
oi•den ga»r oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß o¢ti crhØ/zete tou/-
uJmw◊n de« oJ path\r oi•den o¢ti crhØ/zete tou/twn.
Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr nötig habt die- Euer Vater weiß doch, daß ihr dieses nötig habt.
twn a˚˚pa¿ntwn. 33zhtei√te de« prw◊ton th\n basilei÷an [touv
31
plh\n zhtei√te th\n basilei÷an aujtouv,
ses alles. Sucht aber zuerst das Königreich Doch sucht sein Königreich,
qeouv] kai« th\n dikaiosu/nhn aujtouv, kai« tauvta pa¿nta Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles
kai« tauvta und dieses
prosteqh/setai uJmi√n.
prosteqh/setai uJmi√n.
wird euch hinzugefügt werden.
wird euch hinzugefügt werden.
34
mh\ ou™n merimnh/shte ei˙ß th\n au¡rion,
Sorgt euch also nicht für den morgigen (Tag)!
hJ ga»r au¡rion merimnh/sei e˚authvß: aÓrketo\n thØv hJme÷raˆ hJ Denn der morgige (Tag) wird für sich selbst sorgen; genügend (ist) dem Tag die
kaki÷a aujthvß.
Plage, seine. 32 Mh\ fobouv, to\ mikro\n poi÷mnion, o¢ti eujdo/khsen oJ Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn für gut gehalten hat der path\r uJmw◊n douvnai uJmi√n th\n basilei÷an. Vater, eurer, euch das Königreich zu geben!
Matthäus’ und Lukas’ Texte haben u. a. folgende Unterschiede im Wortlaut: 01. Matth 6,26 Luk 12,24 e˙mble÷yate ei˙ß ta» peteina» katanoh/sate tou\ß ko/rakaß »seht die Vögel an…« »beobachtet die Raben…« 02. oujde« suna¿gousin ei˙ß aÓpoqh/kaß »… und sie sammeln nicht in Scheunen«
oi–ß oujk e¶stin tamei√on oujde« aÓpoqh/kh »die keine Vorratskammer und keine Scheune haben«
03. oJ path\r uJmw◊n oJ oujra¿nioß »euer himmlischer Vater«
oJ qeo\ß »Gott«
Matthäus’ und Lukas Texte entsprechen sich u.a. an den folgenden Stellen nicht: 04. Matth 6,28 Luk 12,26 ei˙ ou™n oujde« e˙la¿ciston du/nasqe, kai« peri« e˙ndu/matoß ti÷ merimna◊te ti÷ peri« tw◊n loipw◊n merimna◊te »und was macht ihr euch Sorgen um die »wenn ihr also nicht einmal das geringste Bißchen (hinzufügen) könnt, was macht ihr euch über die Kleidung?« übrigen Dinge Sorgen?« 05. Matth 6,31 Luk 12,29 ti÷ peribalw¿meqa kai« mh\ metewri÷zesqe »was sollen wir anziehen?« »und seid unbesorgt« 06 Matth 6,32 Luk 12,30 ta» e¶qnh ta» e¶qnh touv ko/smou »die Völker« »die Völker der Welt«
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
293
07. Matth 6,33 Luk kai« th\n dikaiosu/nhn – »und die Gerechtigkeit« 08. Matth 6,34 Luk 12,32 mh\ ou™n merimnh/shte ei˙ß th\n au¡rion, Mh\ fobouv, to\ mikro\n poi÷mnion, o¢ti eujdo/khsen hJ ga»r au¡rion merimnh/sei e˚authvß: oJ path\r uJmw◊n douvnai uJmi√n th\n basilei÷an aÓrketo\n thØv hJme÷raˆ hJ kaki÷a aujthvß »Sei ohne Angst, kleine Herde! Denn eurem Vater »sorgt nicht für den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst hat es gefallen, euch das Königreich zu geben« sorgen. Jeder Tag hat genug eigenes Übel« Beide Texte sind durch größere Stücke völliger wörtlicher Übereinstimmung gekennzeichnet. Umso größeres Gewicht haben die Unterschiede. Die Unterschiede in (01) sind in einem Fall als stilistische Verbesserung gegenüber einer Quelle zu erklären. Wenn an die Stelle der »Vögel« »Raben« getreten sind, könnte diese Änderung der Versuch sein, den vermeintlichen Fehler zu korrigieren, daß dem Neutrum Plural peteina/ gegen die Regel der klassischen Sprache ein Verb ebenfalls im Plural entspricht. Zu dieser Vermutung paßt, daß bei Lukas 12,24, wo es nicht im genannten Sinn anstößig ist, ebenfalls von den peteina/ die Rede ist. So lassen sich aber weder das unterschiedliche Verbum in (01) (bei Matthäus e˙mble÷yate, bei Markus katanoh/sate) noch die Fälle (02) und (03) erklären. Wenn man diese Unterschiede mit den Stücken enger wörtlicher Übereinstimmung vergleicht, sollte man an jeweils unterschiedliche Quellen beider Autoren denken: Die Stücke wörtlicher Übereinstimmung zeigen, daß ihnen an der genauen Wiedergabe ihrer Quellen lag. Wenn sich die Texte deutlich unterscheiden, sollte man die Ursache nicht in der Selbständigkeit ihrer Verfasser suchen , sondern in der jeweils anderen Vorlage. (04) bis (08) bestätigen diese Annahme. In (04) ist bei Matthäus einerseits das Vorangehende fortgesetzt, andererseits die Brücke zum Folgenden geschlagen, während im Text des Lukas eine Art Zwischenbilanz gezogen wird, die aus einem locus a minore ad maius besteht: Wenn das Sorgen schon in diesen kleinen Dingen keinen Erfolg hat, wieviel weniger wird es ihn in größeren Dingen haben. Diese Redefigur ist kennzeichnend für die Rhetorik Jesu (vgl. Matth 16,2–3; 10, 29–31 und die Parallelen), so daß wir keinen Zweifel an der Herkunft aus einer guten Quelle haben müssen. Die Unterschiede in (05) entsprechen denen in (04): auch hier ist der Text des Matthäus eine Fortsetzung, während der Text des Lukas gewissermaßen eine Nutzanwendung ist, die bei Matthäus schon am Anfang von 6,31 zu finden ist. Dasselbe läßt sich in (08) beobachten: Zwar faßt Matthäus hier ebenfalls zusammen, aber er tut es in engerem Zusammenhang mit dem Vorangehenden, wie z.B. das Verb merimnh/shte zeigt. Lukas schließt dagegen mit einem höchst prägnanten Satz, der den vorangehenden Gedanken noch überbietet: auf die Aufforderung, nach dem Königreich zu streben, folgt die Zusage des Geschenkes dieses Königreichs. In sich ist dieser Satz eine nicht ganz ausgeführte Umkehrung des locus a minore ad maius zu einem locus a maiore ad minus: Wenn der Vater euch das ganze Königreich zum Geschenk gemacht hat, braucht ihr nicht mehr in Sorge um die Kleinigkeiten zu sein. Zufällige oder beiläufige Textunterschiede sehen anders aus als die hier aufgeführten. Es kann kein vernünftiger Zweifel bestehen, daß Matthäus und Lukas auf jeweils verschiedene Quellen zurückgehen. Kategorie: C*. 4.3.2.1.10 (3. 046) »Von der Erhörung des Gebetes« Matth 7,7–11; Luk 11,9–13 218 Matth 7,7
Ai˙tei√te kai« doqh/setai uJmi√n,
Luk 11,9
KaÓgw» uJmi√n le÷gw, ai˙tei√te kai« doqh/setai uJmi√n,
Bittet, und gegeben wird euch! Und ich sage euch: Bittet und es wird euch gegeben werden!
zhtei√te kai« euJrh/sete, krou/ete kai« aÓnoigh/setai uJmi√n:
zhtei√te kai« euJrh/sete, krou/ete kai« aÓnoigh/setai uJmi√n:
Sucht, und finden werdet ihr! Klopft an und geöffnet werden wird euch!
Sucht und ihr werdet finden! Klopft an und es wird euch geöffnet werden;
Denn jeder Bittende bekommt und der Suchende findet
denn jeder Bittende bekommt und der Suchende findet
8
pa◊ß ga»r oJ ai˙tw◊n lamba¿nei kai« oJ zhtw◊n euJri÷skei
218
K. Aland 151996: Nr. 70.
10
pa◊ß ga»r oJ ai˙tw◊n lamba¿nei kai« oJ zhtw◊n euJri÷skei
294
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
kai« twˆ◊ krou/onti aÓnoigh/setai.
kai« twˆ◊ krou/onti aÓnoig[h/s]etai.
und dem Anklopfenden wird geöffnet werden. 9
h£ ti÷ß e˙stin e˙x uJmw◊n a‡nqrwpoß, o§n ai˙th/sei oJ ui˚o\ß aujtouv
und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.
11
ti÷na de« e˙x uJmw◊n to\n pate÷ra ai˙th/sei oJ ui˚o\ß i˙cqu/n,
Oder welcher Mensch ist unter euch, den sein Sohn bitten wird Welchen Vater von euch wird der Sohn um einen Fisch bitten,
a‡rton, mh\ li÷qon e˙pidw¿sei aujtwˆ◊;
10
h£ kai« i˙cqu\n ai˙th/sei,
um Brot, wird er ihm etwa einen Stein geben? Oder auch um einen Fisch bitten wird,
mh\ o¡fin e˙pidw¿sei aujtwˆ◊; wird er ihm etwa eine Schlange geben? 11
ei˙ ou™n uJmei√ß ponhroi« o¡nteß oi¶date do/mata aÓgaqa»
kai« aÓnti« i˙cqu/oß o¡fin aujtwˆ◊ e˙pidw¿sei;
12
h£ kai« ai˙th/sei
und anstatt eines Fisches wird er ihm eine Schlange geben? Oder auch bitten wird er
wˆÓo/n, e˙pidw¿sei aujtwˆ◊ skorpi÷on; um ein Ei, wird er ihm einen Skorpion geben?
13
ei˙ ou™n uJmei√ß ponhroi« uJpa¿rconteß oi¶date do/mata
Wenn also ihr, böse seiend, wißt, gute Gaben Wenn also ihr, böse seiend, wißt, Gaben,
dido/nai toi√ß te÷knoiß uJmw◊n, po/swˆ ma◊llon oJ path\r uJmw◊n euren Kindern zu geben, wieviel mehr euer Vater
oJ e˙n toi√ß oujranoi√ß dw¿sei aÓgaqa» in den Himmeln wird geben Gutes
aÓgaqa» dido/nai toi√ß te÷knoiß uJmw◊n, po/swˆ ma◊llon oJ gute, zu geben euren Kindern, wieviel mehr der
path\r [oJ] e˙x oujranouv dw¿sei pneuvma a‚gion Vater, der aus (dem) Himmel, wird geben Heiligen Geist
toi√ß ai˙touvsin aujto/n.
toi√ß ai˙touvsin aujto/n.
den ihn Bittenden.
den ihn Bittenden.
Folgende Trennindizien kennzeichnen die beiden Perikopen: 01. Matth Luk 11,9 – KaÓgw» uJmi√n le÷gw »und ich sage euch« 02. Matth 7,9 Luk 11,11 h£ ti÷ß e˙stin e˙x uJmw◊n a‡nqrwpoß, o§n ai˙th/sei ti÷na de« e˙x uJmw◊n to\n pate÷ra ai˙th/sei oJ ui˚o\ß oJ ui˚o\ß aujtouv »oder welcher Mensch ist unter euch, den sein »welchen Vater von euch wird der Sohn bitten« Sohn bitten wird« 03. Matth 7,9 Luk 11,11 a‡rton, mh\ li÷qon e˙pidw¿sei aujtwˆ◊; i˙cqu/n, kai« aÓnti« i˙cqu/oß o¡fin aujtwˆ◊ e˙pidw¿sei »um Brot, wird er ihm etwa einen Stein geben?« »um einen Fisch, und anstatt des Fisches wird er ihm eine Schlange geben?« 04. Matth 7,10 Luk 11,12 h£ kai« i˙cqu\n ai˙th/sei, mh\ o¡fin e˙pidw¿sei aujtwˆ◊ h£ kai« ai˙th/sei wˆÓo/n, e˙pidw¿sei aujtwˆ◊ skorpi÷on »oder auch um ein Ei bitten wird, wird er ihm »oder auch um einen Fisch bitten wird, wird er ihm etwa eine Schlange geben?« einen Skorpion geben?« 05. Matth 7,11 Luk 11,13 o¡nteß uJpa¿rconteß »seiend« »seiend« 06. Matth 7,11 Luk 11,14 aÓgaqa» pneuvma a‚gion »gutes« »Heiligen Geist« Trotz vieler Gemeinsamkeiten und gleicher Formulierungen machen es vor allem die Trennindizien (03), (04) und (06) äußerst unwahrscheinlich, daß die beiden Texte auf eine einzige Quelle zurückgehen. Die Annahme von zwei ähnlichen Quellen entspricht dem Befund weit besser. Kategorie: C. 4.3.2.1.11 (3. 047) »Die Goldene Regel« Matth 7,12; Luk 6,31219 Matth 7,12
Pa¿nta ou™n o¢sa e˙a»n qe÷lhte iºna poiw◊sin uJmi√n
Luk 6,31
Kai« kaqw»ß qe÷lete iºna poiw◊sin uJmi√n
Alles nun, was ihr wollt, daß tun euch Und wie ihr wollt, daß euch tun
oi˚ a‡nqrwpoi, ou¢twß kai« uJmei√ß poiei√te aujtoi√ß: ou∞toß
oi˚ a‡nqrwpoi poiei√te aujtoi√ß oJmoi÷wß.
die Menschen, so tut auch ihr ihnen! Dies
die Menschen, tut ihnen gleichermaßen.
219
K. Aland 151996: Nr. 71.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
295
ga¿r e˙stin oJ no/moß kai« oi˚ profhvtai. nämlich ist das Gesetz und die Propheten.
Die Goldene Regel ist ähnlich, aber nicht wortgleich formuliert. Für Matthäus ist diese Regel eine Zusammenfassung alttestamentlicher Ethik; ähnlich hatte bereits Rabban Hillel (um 20 v. Chr.) formuliert: »Was dir unliebsam ist, das tu auch deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Thora, das andere ist ihre Auslegung; geh und lerne das.«220 Die Goldene Regel dürfte daher in jüdischen wie christlichen Kreisen unterschiedlich formuliert überliefert worden sein. Es ist unwahrscheinlich, daß Matthäus und Lukas dafür die gleiche Quelle hatten. Bei der Annahme einer einzigen Quelle ließe sich nicht hinreichend erklären, warum entweder Matthäus oder Lukas Änderungen vorgenommen haben sollte. Ein solcher Satz war schon sprichwörtlich geworden, sei es in der Formulierung von Rabban Hillel oder in anderen Formulierungen (vgl. das deutsche Sprichwort: »Was du nicht willst, daß man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu«). Von daher gesehen wäre es völlig unwahrscheinlich, daß ein Autor, der es in seiner Quelle vorfindet, verändert. Die unterschiedliche Formulierung spricht daher für zwei unterschiedliche Quellen. Kategorie: C. 4.3.2.1.12 (3. 048) »Die beiden Wege« Matth 7,13–14; Luk 13,23–24221 Luk 13,23
Ei•pen de÷ tiß aujtwˆ◊: ku/rie, ei˙ ojli÷goi oi˚ swˆzo/menoi;
Einer sagte zu ihm: Herr, (sind) wenige, die gerettet Werdenden? Matth 7,13
Ei˙se÷lqate dia» thvß stenhvß pu/lhß: o¢ti platei√a
oJ de« ei•pen pro\ß aujtou/ß:
24
aÓgwni÷zesqe ei˙selqei√n dia»
Geht hinein durch das enge Tor! Denn weit (ist) Er sagte zu ihnen: Kämpft darum, hineinzugehen durch
hJ pu/lh kai« eujru/cwroß hJ oJdo\ß hJ aÓpa¿gousa ei˙ß th\n das Tor und breit der Weg, der hinführende in das
thvß stenhvß qu/raß, die enge Tür;
aÓpw¿leian kai« polloi÷ ei˙sin oi˚ ei˙serco/menoi di∆ aujthvß:
o¢ti polloi÷, le÷gw uJmi√n, zhth/sousin ei˙selqei√n
Verderben, und viele sind die Hineingehenden durch es.
denn viele, sage ich euch, werden suchen hineinzugehen
14
ti÷ stenh\ hJ pu/lh kai« teqlimme÷nh hJ oJdo\ß hJ aÓpa¿gousa
Wie eng (ist) das Tor und eingeengt der Weg, der hinführende
ei˙ß th\n zwh\n kai« ojli÷goi ei˙si«n oi˚ euJri÷skonteß aujth/n.
kai« oujk i˙scu/sousin.
in das Leben, und wenige sind die ihn Findenden.
und nicht werden sie es vermögen.
Der grundlegende Unterschied zwischen diesen beiden Perikopen ist, daß Matthäus vom Gehen »durch das enge Tor (pu/lh)«, das zum Leben führt, und vom »Tor (pu/lh)« und dem breiten Weg, der ins Verderben führt, spricht, während Lukas nur die »enge Tür (qu/ra)« erwähnt. Die weiteren Trennindizien dieser beiden Texte sind Wort für Wort so zahlreich, daß kein anderer Schluß als der auf zwei völlig verschiedene Quellen möglich ist. Kategorie: C*. 4.3.2.1.13 (3. 049) »Warnung vor Pseudopropheten« Matth 7,15–20; Luk 6,43–45 222 Matth 7,15
Prose÷cete aÓpo\ tw◊n yeudoprofhtw◊n, oiºtineß
Nehmt euch in acht vor den Pseudopropheten, welche
e¶rcontai pro\ß uJma◊ß e˙n e˙ndu/masin proba¿twn, e¶swqen zu euch in Kleidern von Schafen kommen, innen
de÷ ei˙sin lu/koi a‚rpageß. aber räuberische Wölfe sind.
vgl. V 18-19
Luk 6,43
sapro\n oujde« pa¿lin de÷ndron sapro\n poiouvn karpo\n
Ouj ga¿r e˙stin de÷ndron kalo\n poiouvn karpo\n,
Denn weder ist ein guter Baum hervorbringend Frucht,
faule, noch ein fauler Baum wiederum hervorbringend Frucht,
16
kalo/n. aÓpo\ tw◊n karpw◊n aujtw◊n e˙pignw¿sesqe aujtou/ß. mh/ti
gute.
44
eºkaston ga»r de÷ndron e˙k touv i˙di÷ou karpouv ginw¿s-
An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Etwa Denn jeder Baum an der eigenen Frucht wird er-
sulle÷gousin aÓpo\ aÓkanqw◊n stafula»ß h£ aÓpo\ tribo/lwn
ketai: ouj ga»r e˙x aÓkanqw◊n sulle÷gousin suvka oujde«
sammelt man von Dornen Trauben oder von Disteln
kannt; denn weder von Dornen sammelt man Feigen, noch
220 221 222
bSchabbat 31a. K. Aland 151996: Nr. 72. K. Aland 151996: Nr. 73.
296 suvka;
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung 17
ou¢twß pa◊n de÷ndron aÓgaqo\n karpou\ß kalou\ß
Feigen? So jeder gute Baum gute Früchte
poiei√, to\ de« sapro\n de÷ndron karpou\ß ponhrou\ß poiei√.
e˙k ba¿tou stafulh\n trugw◊sin. von einem Dornbusch erntet man eine Traube.
bringt hervor, aber der faule Baum schlechte Früchte bringt hervor. 18
ouj du/natai de÷ndron aÓgaqo\n karpou\ß ponhrou\ß poiei√n
Nicht kann ein guter Baum schlechte Früchte hervorbringen,
oujde« de÷ndron sapro\n karpou\ß kalou\ß poiei√n.
19
pa◊n
und nicht ein fauler Baum gute Früchte. Jeder
de÷ndron mh\ poiouvn karpo\n kalo\n e˙kko/ptetai kai« ei˙ß Baum, nicht hervorbringende gute Frucht, wird abgehauen und ins
puvr ba¿lletai.
20
a‡ra ge aÓpo\ tw◊n karpw◊n aujtw◊n e˙pi-
Feuer geworfen. Also an ihren Früchten werdet ihr er-
gnw¿sesqe aujtou/ß. kennen sie.
45
oJ aÓgaqo\ß a‡nqrwpoß e˙k touv aÓgaqouv qhsaurouv thvß
Der gute Mensch aus dem guten Schatz des
kardi÷aß profe÷rei to\ aÓgaqo/n, kai« oJ ponhro\ß e˙k touv
Herzens bringt das Gute hervor, und der Böse aus dem
ponhrouv profe÷rei to\ ponhro/n: e˙k ga»r perisseu/matoß bösen bringt hervor das Böse; denn aus Überfluß
kardi÷aß lalei√ to\ sto/ma aujtouv.
(des) Herzens redet sein Mund.
Folgende Binde– und Trennindizien charakterisieren die beiden Perikopen: 01. Matth 7,15 Luk Prose÷cete ... lu/koi a‚rpageß – »Nehmt euch in acht ... räuberische Wölfe« 02. Matth 7,17–18 Luk 6,43 ou¢twß pa◊n de÷ndron aÓgaqo\n karpou\ß kalou\ß Ouj ga¿r e˙stin de÷ndron kalo\n poiouvn karpo\n, poiei√, to\ de« sapro\n de÷ndron karpou\ß ponhrou\ß sapro\n oujde« pa¿lin de÷ndron sapro\n poiouvn poiei√. ouj du/natai de÷ndron aÓgaqo\n karpou\ß karpo\n kalo/n ponhrou\ß poiei√n oujde« de÷ndron sapro\n karpou\ß kalou\ß poiei√n »so jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, »denn weder ist ein guter Baum hervorbringend faule aber der faule Baum bringt schlechte Früchte hervor. Früchte, noch ein fauler Baum ist gute Früchte Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte hervor- hervorbringend« bringen, und ein fauler Baum nicht gute Früchte« 03. Matth 7,16 Luk 6,44 aÓpo\ tw◊n karpw◊n aujtw◊n e˙pignw¿sesqe aujtou/ß. eºkaston ga»r de÷ndron e˙k touv i˙di÷ou karpouv mh/ti sulle÷gousin aÓpo\ aÓkanqw◊n stafula»ß h£ ginw¿sketai: ouj ga»r e˙x aÓkanqw◊n sulle÷gousin aÓpo\ tribo/lwn suvka; suvka oujde« e˙k ba¿tou stafulh\n trugw◊sin »an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. »denn jeder Baum wird an der eigenen Frucht erkannt; weder von Dornen sammelt man Sammelt man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?« Feigen, noch von einem Dornbusch erntet man eine Traube« 04. Matth 7,19–20 Luk pa◊n de÷ndron mh\ poiouvn karpo\n kalo\n – e˙kko/ptetai kai« ei˙ß puvr ba¿lletai. a‡ra ge aÓpo\ tw◊n karpw◊n aujtw◊n e˙pi gnw¿sesqe aujtou/ß »jeder Baum, nicht hervorbringende gute Frucht, wird abgehauen und ins Feuer ge worfen. Also an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
297
05. Matth Luk 6,45 – oJ aÓgaqo\ß a‡nqrwpoß ... to\ sto/ma aujtouv »der gute Mensch ... sein Mund« Die einzige Ähnlichkeit von Gewicht ist (02), der zahlreiche Trennindizien (01), (03), (04), (05) entgegen stehen. (03) zeigt, daß Lukas der metaphorischen Sprache verhaftet bleibt, während Matthäus die Metapher bereits konkret auf die Pseudopropheten hin anwendet (»an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«). Matthäus spricht ferner von den Gegensatzpaaren: »Dornen – Trauben« und »Disteln – Feigen«, Lukas dagegen von »Dornen – Feigen« und »Dornbusch – Traube«. Der Befund kann nur hinreichend erklärt werden, wenn zwei sehr verschiedene Quellen für diese beiden Perikopen angenommen werden. Kategorie: C*. 4.3.2.1.14 (3. 050) »Warnung vor Selbsttäuschung« Matth 7,21–24; Luk 6,46 223 Matth 7,21
Ouj pa◊ß oJ le÷gwn moi: ku/rie ku/rie, ei˙seleu/setai
Luk 6,46
Ti÷ de÷ me kalei√te: ku/rie ku/rie, kai« ouj poiei√te a±
Nicht jeder zu mir Sagende: Herr, Herr, wird hineinkommen Was aber nennt ihr mich: Herr, Herr, und tut nicht, was
ei˙ß th\n basilei÷an tw◊n oujranw◊n, aÓll∆ oJ poiw◊n to\ qe÷lhma
le÷gw;
in das Königreich der Himmel, sondern der Tuende den Willen
ich sage?
touv patro/ß mou touv e˙n toi√ß oujranoi√ß. meines Vaters in den Himmeln. 22
polloi« e˙rouvsi÷n moi e˙n e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ: ku/rie ku/rie,
Viele werden zu mir sagen an jenem Tag: Herr, Herr,
vgl. 13,25-27
ouj twˆ◊ swˆ◊ ojno/mati e˙profhteu/samen, kai« twˆ◊ swˆ◊ ojno/mati haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen
daimo/nia e˙xeba¿lomen, kai« twˆ◊ swˆ◊ ojno/mati duna¿meiß polla»ß Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten
e˙poih/samen;
23
kai« to/te oJmologh/sw aujtoi√ß o¢ti oujde÷pote
getan? Und dann werde ich ihnen (offen) erklären: Niemals
e¶gnwn uJma◊ß: aÓpocwrei√te aÓp∆ e˙mouv oi˚ e˙rgazo/menoi habe ich euch gekannt; geht weg von mir, ihr Wirkenden
th\n aÓnomi÷an.
die Gesetzlosigkeit!
Der Blick in die Synopse zeigt, daß Lukas ein wesentliches Mehr an Text bei Matthäus gegenüber steht. Der gleiche Sachverhalt ist bei Lukas (6,46) anders und viel kürzer als bei Matthäus (7,21) formuliert. Der Matth 7,22–23 sachlich entsprechende Inhalt steht bei Lukas (13,25–27) in einem anderen Kontext. Der Schluß auf zwei völlig verschiedene Quellen ist zwingend. Kategorie: C*. 4.3.2.1.15 (3. 051) »Vom Haus auf dem Felsen» Matth 7,24–27; Luk 6,47–49 224 Matth 7,24
Pa◊ß ou™n o¢stiß aÓkou/ei mou tou\ß lo/gouß tou/touß kai«
Jeder also, der hört diese meine Worte und
poiei√ aujtou/ß,
Luk 6,47
Pa◊ß oJ e˙rco/menoß pro/ß me kai« aÓkou/wn mou tw◊n
Jeder zu mir Kommende und Hörende meine
lo/gwn kai« poiw◊n aujtou/ß, uJpodei÷xw uJmi√n ti÷ni e˙sti«n
sie tut, Worte und sie Tuende, ich werde euch zeigen, wem er *ist*
oJmoiwqh/setai aÓndri« froni÷mwˆ, o¢stiß wˆÓkodo/mhsen aujtouv th\n
o¢moioß:
gleich *ist*. 48
o¢moio/ß e˙stin aÓnqrw¿pwˆ oi˙kodomouvnti oi˙ki÷an o§ß e¶s-
wird einem klugen Mann gleichen, der baute sein Gleich ist er einem Menschen, bauendem ein Haus, welcher gr-
oi˙ki÷an e˙pi« Haus auf
th\n pe÷tran:
kayen kai« e˙ba¿qunen kai« e¶qhken qeme÷lion e˙pi«
25
ub und tief grub er; und er legte eine Grundfeste auf
kai« kate÷bh hJ broch\ kai« h™lqon oi˚ potamoi« kai« th\n pe÷tran: plhmmu/rhß de« genome÷nhß
den Fels. Und der Platzregen fiel herab, und die Flüsse kamen, und
den Fels. Als aber Hochwasser kam,
die Winde wehten und stürzten auf jenes Haus los, und
brach sich der Fluß an jenem Haus, und
e¶pneusan oi˚ a‡nemoi kai« prose÷pesan thØv oi˙ki÷aˆ e˙kei÷nhØ, kai« prose÷rhxen oJ potamo\ß thØv oi˙ki÷aˆ e˙kei÷nhØ, kai« 223 224
K. Aland 151996: Nr. 74. K. Aland 151996: Nr. 75.
298
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
oujk e¶pesen, teqemeli÷wto ga»r e˙pi« th\n pe÷tran.
26
kai« pa◊ß oJ oujk i¶scusen saleuvsai aujth\n dia» to\ kalw◊ß oi˙kodo-
es fiel nicht; denn es war auf den Fels gegründet. Und jeder
nicht war er stark, es zu erschüttern, deswegen, weil es gut gebaut 49
aÓkou/wn mou tou\ß lo/gouß tou/touß kai« mh\ poiw◊n aujtou\ß
mhvsqai aujth/n.
Hörende diese meine Worte und sie nicht Tuende,
worden war. Aber der gehört Habende und nicht getan Habende, gleich
oJmoiwqh/setai aÓndri« mwrwˆ◊, o¢stiß wˆÓkodo/mhsen aujtouv th\n wird einem törichten Mann gleichen, der baute sein
oi˙ki÷an e˙pi« th\n a‡mmon: kai« kate÷bh hJ broch\ kai« h™lqon oi˚ Haus auf den Sand. Und der Platzregen fiel herab, und es kamen die
potamoi« kai« e¶pneusan oi˚ a‡nemoi kai« prose÷koyan thØv oi˙ki÷aˆ Flüsse, und die Winde wehten und stießen an das Haus,
oJ de« aÓkou/saß kai« mh\ poih/saß o¢moio/ß
e˙stin aÓnqrw¿pwˆ oi˙kodomh/santi oi˙ki÷an e˙pi« th\n ghvn ist er einem Menschen, gebaut habend ein Haus auf die Erde
cwri«ß qemeli÷ou, hØ∞ prose÷rhxen oJ potamo/ß, kai« eujqu\ß ohne Grundfeste, an der sich der Fluß brach. Und sofort
sune÷pesen kai« e˙ge÷neto to\ rJhvgma thvß oi˙ki÷aß e˙kei÷nhß fiel es zusammen; und der Einsturz jenes Hauses war
e˙kei÷nhØ, kai« e¶pesen kai« h™n hJ ptw◊siß aujthvß mega¿lh.
me÷ga.
jenes, und es fiel; und sein Fall war groß.
groß.
Die Fassungen dieses Gleichnisses bei Matthäus und Lukas unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Fassung des Matthäus ist viel parabelhafter als die des Lukas. Matthäus stellt dem besonnenen Mann (a˙nh«r fro/nimoß 7,24) den törichten gegenüber (a˙nh«r mwro/ß 7,26), und das Verhalten des Besonnenen ist besonnen, insofern er das Haus auf den Felsen baut; das Verhalten des Törichten ist im Wortsinn töricht, weil er etwas tut, das nur ein Tor tun kann, er baut auf Sand. Bei Lukas ist das Gleichnis wirklichkeitsnäher, insofern das Verhalten des einen Mannes durch den Fleiß gekennzeichnet ist, mit dem er in die Tiefe gräbt und ein Fundament auf den Felsen legt. Dem entspricht bei Lukas das Verhalten des anderen, der nicht, wirklichkeitsfern, auf Sand baut, sondern sich nur nicht die Mühe macht und den Fleiß aufwendet, ein Fundament zu legen; er baut das Haus statt dessen in seiner Faulheit ohne Fundament auf die bloße Erde. Auch die Auswirkungen werden dementsprechend bei Matthäus parabelhafter, bei Lukas wirklichkeitsnäher geschildert. Bei Matthäus genügt nicht wie bei Lukas – und in der Wirklichkeit – ein Fluß, sondern es müssen ein gewaltiger Regen, Flüsse in der Mehrzahl und dazu noch Winde das Haus zum Einsturz bringen, Naturkräfte also, denen in der Wirklichkeit nicht einmal das wohlgegründete Haus hätte standhalten können. Nur in der Parabel kann es das! Bei Lukas tritt, wie in der Wirklichkeit, ein Fluß in der Folge eines Unwetters über die Ufer und bringt das Haus zum Einsturz. Nichts in den beiden Fassungen verrät, daß sie voneinander beeinflußt sind. Die plausible Erklärung dieses Sachverhalts ist die, daß der Urheber dieses Gleichnisses es bei verschiedenen Gelegenheiten je verschieden gestaltete. Matthäus berichtet das Gleichnis in der einen Form, Lukas in einer anderen. Die gemeinsame Quelle der beiden Synoptiker ist also nicht eine gemeinsame Vorlage, sondern der Urheber des Gleichnisses. Kategorie: C. 4.3.2.1.16 (3. 054) »Der Hauptmann von Kapharnaum« Matth 8,5–13; Luk 7,1–10 225
Luk 7,1
ta»ß aÓkoa»ß touv laouv,
∆Epeidh\ e˙plh/rwsen pa¿nta ta» rJh/mata aujtouv ei˙ß
Nachdem er vollendet hatte alle seine Reden vor
Matth 8,5
Ei˙selqo/ntoß de« aujtouv ei˙ß Kafarnaou\m proshvlqen
Als er nach Kapharnaum hineingegangen war, kam
aujtwˆ◊ e˚kato/ntarcoß parakalw◊n aujto\n 6 kai« le÷gwn: ku/rie,
den Ohren des Volkes,
ei˙shvlqen ei˙ß Kafarnaou/m. ging er hinein nach Kapharnaum.
2
ÔEkatonta¿rcou de÷ tinoß
ein Zenturio zu ihm, bittend ihn und sagend: Herr, Aber eines gewissen Zenturios
oJ pai√ß mou be÷blhtai e˙n thØv oi˙ki÷aˆ paralutiko/ß, deinw◊ß
douvloß kakw◊ß e¶cwn h¡mellen teleuta◊n,
mein Junge ist hingeworfen im Haus, gelähmt, schrecklich
Diener, krank sich befindender, war im Begriff zu sterben;
basanizo/menoß. gequält werdend.
o§ß h™n aujtwˆ◊ e¶ntimoß. 3 aÓkou/saß de« peri« touv ∆Ihsouv der war ihm teuer. Gehört habend von Jesus,
aÓpe÷steilen pro\ß aujto\n presbute÷rouß tw◊n ∆Ioudai÷wn
sandte er zu ihm Älteste der Juden,
e˙rwtw◊n aujto\n o¢pwß e˙lqw»n diasw¿shØ to\n douvlon
bittend ihn, daß, gekommen, er hindurchrette den Diener,
225
K. Aland 151996: Nr. 85.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung aujtouv. 4 oi˚ de« parageno/menoi pro\ß to\n ∆Ihsouvn
seinen. Sie, hingekommen zu Jesus,
pareka¿loun aujto\n spoudai÷wß le÷gonteß o¢ti a‡xio/ß
baten ihn inständig, sagend: Würdig
e˙stin wˆ— pare÷xhØ touvto: 5 aÓgapaˆ◊ ga»r to\ e¶qnoß hJmw◊n
ist er, daß du ihm dies gewährst; denn er liebt unser Volk,
7
299
kai« th\n sunagwgh\n aujto\ß wˆÓkodo/mhsen hJmi√n. kai« le÷gei aujtwˆ◊: e˙gw» e˙lqw»n qerapeu/sw aujto/n;
und die Synagoge hat er uns erbaut.
6
oJ de« ∆Ihsouvß e˙poreu/eto su\n aujtoi√ß. h¡dh de« aujtouv
Und er sagt zu ihm: Ich soll kommen und ihn heilen? Und Jesus ging mit ihnen. Als er schon
8
ouj makra»n aÓpe÷contoß aÓpo\ thvß oi˙ki÷aß e¶pemyen fi÷louß
kai« aÓpokriqei«ß oJ e˚kato/ntarcoß e¶fh: ku/rie, oujk ei˙mi«
Und darauf sagte der Zenturio: Herr, ich bin nicht
i˚kano\ß iºna mou uJpo\ th\n ste÷ghn ei˙se÷lqhØß,
nicht weit entfernt war von dem Haus, schickte Freunde
oJ e˚katonta¿rchß le÷gwn aujtwˆ◊: ku/rie, mh\ sku/llou, ouj der Zenturio, sagend zu ihm: Herr, bemühe dich nicht!
ga»r i˚kano/ß ei˙mi iºna uJpo\ th\n ste÷ghn mou ei˙se÷lqhØß:
würdig, daß du unter mein Dach hineingehst, Denn ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach hineingehst. 7
dio\ oujde« e˙mauto\n hjxi÷wsa pro\ß se« e˙lqei√n:
Deswegen habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu
aÓlla» mo/non ei˙pe« lo/gwˆ, kai« i˙aqh/setai oJ pai√ß mou. doch sprich nur ein Wort, und geheilt werden wird mein Junge. 9
kai« ga»r e˙gw» a‡nqrwpo/ß ei˙mi uJpo\ e˙xousi÷an, e¶cwn uJp∆
kommen;
aÓlla» ei˙pe« lo/gwˆ, kai« i˙aqh/tw oJ pai√ß mou. doch sprich mit einem Wort, und geheilt soll sein mein Junge.
8
kai« ga»r e˙gw» a‡nqrwpo/ß ei˙mi uJpo\ e˙xousi÷an tasso/-
Denn auch ich bin ein Mensch unter Amtsgewalt, habend unter Denn auch ich bin ein Mensch unter Amtsgewalt steh-
e˙mauto\n stratiw¿taß, kai« le÷gw tou/twˆ: poreu/qhti, kai« mir Soldaten; und ich sage zu diesem: Geh! Und
poreu/etai, kai« a‡llwˆ: e¶rcou, kai« e¶rcetai,
menoß e¶cwn uJp∆ e˙mauto\n stratiw¿taß, kai« le÷gw tou/twˆ: end, habend unter mir Soldaten, und ich sage zu diesem:
poreu/qhti, kai« poreu/etai, kai« a‡llwˆ: e¶rcou, kai« e¶rce-
er geht; und zu einem anderen: Komm! Und er kommt; Geh! Und er geht; und zu einem anderen: Komm! Und er ko-
kai« twˆ◊ dou/lwˆ mou: poi÷hson touvto, kai« poiei√.
tai, kai« twˆ◊ dou/lwˆ mou: poi÷hson touvto, kai« poiei√.
Und zu meinem Diener: Tue dies! Und er tut (es).
mmt; und zu meinem Diener: Tue dies! Und er tut (es).
10
aÓkou/saß de« oJ ∆Ihsouvß e˙qau/masen kai« ei•pen
9
aÓkou/saß de« tauvta oJ ∆Ihsouvß e˙qau/masen aujto\n
(Dies) gehört habend, staunte Jesus und sagte Dies gehört habend, staunte Jesus über ihn,
toi√ß aÓkolouqouvsin:
zu den (ihm) Nachfolgenden:
aÓmh\n le÷gw uJmi√n,
kai« strafei«ß twˆ◊ aÓkolouqouvnti aujtwˆ◊ o¡clwˆ ei•pen: und sich umgewendet habend, sagte er zu der ihm folgenden Menge:
le÷gw uJmi√n,
Amen, ich sage euch: Ich sage euch:
par∆ oujdeni« tosau/thn pi÷stin e˙n twˆ◊ ∆Israh\l eu∞ron.
oujde« e˙n twˆ◊ ∆Israh\l tosau/thn pi÷stin eu∞ron.
Bei keinem in Israel habe ich so großen Glauben gefunden. Auch nicht in Israel habe ich so großen Glauben gefunden. 11
le÷gw de« uJmi√n o¢ti polloi« aÓpo\ aÓnatolw◊n kai« dusmw◊n
Ich sage euch: Viele von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang
h¢xousin kai« aÓnakliqh/sontai meta» ∆Abraa»m kai« ∆Isaa»k werden kommen und werden sich niederlegen (zum Mahl) mit Abraham
vgl. 13,28-29
und Isaak
kai« ∆Iakw»b e˙n thØv basilei÷aˆ tw◊n oujranw◊n, und Jakob im Königreich der Himmel, 12
oi˚ de« ui˚oi« thvß basilei÷aß e˙kblhqh/sontai ei˙ß to\ sko/toß
aber die Söhne des Königreiches werden hinausgeworfen werden in die Finsternis
to\ e˙xw¿teron: e˙kei√ e¶stai oJ klauqmo\ß kai« oJ brugmo\ß tw◊n draußen. Dort wird sein das Weinen und das Knirschen der
ojdo/ntwn.
13
kai« ei•pen oJ ∆Ihsouvß twˆ◊ e˚katonta¿rchØ: u¢page,
Zähne. Und Jesus sagte zu dem Zenturio: Gehe hin!
w˚ß e˙pi÷steusaß genhqh/tw soi. Wie du geglaubt hast, geschehe dir!
10
Kai« uJpostre÷yanteß ei˙ß to\n oi•kon oi˚ pemfqe÷nteß
Und zurückgekehrt in das Haus, die Geschickten
kai« i˙a¿qh oJ pai√ß [aujtouv] e˙n thØv w‚raˆ e˙kei÷nhØ.
eu∞ron to\n douvlon uJgiai÷nonta.
Und geheilt wurde sein Junge in jener Stunde.
fanden den Diener gesund seiend.
Die nahezu wörtlichen Übereinstimmungen in großen Teilen des Textes sprechen gegen die Annahme großer Freiheit bei der Gestaltung eines gemeinsamen Stoffes durch Matthäus und besonders Lukas.
300
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Der Bericht des Lukas zeigt in allen seinen lebendigen Einzelheiten, daß er eine genauere Darstellung desselben Ereignisses ist, das auch Matthäus berichtet. Es widerspricht aller Wahrscheinlichkeit, daß etwa der über Matthäus hinausgehende Teil des lukanischen Berichtes (7,3–7) aus der abwehrenden Frage 226 Jesu (Matth 8,7) herausgesponnen ist. Andererseits wäre nicht erklärlich, warum Lukas auf Matth 8,11–13 verzichtet haben sollte, ein Stück, das er an anderer Stelle (Luk 13,28–29) bringt. Ein unbefangener Leser, der nicht auf die Annahme einer gemeinsamen Quelle Q eingeschworen ist, kann nur zu dem Ergebnis kommen, daß Matthäus und Lukas verschiedene Quellen hatten. Diese Möglichkeit räumt Klostermann227 widerwillig ein: »Die Eigenheiten des Lc können auf eine besondere Überlieferung zurückgehen, er kann aber auch die Quelle (Q?) selbst so redigiert haben, indem er sich von der Jairusgeschichte inspirieren ließ und zugleich der vom Hauptmann Cornelius präludierte«. Es ist wohl an der Zeit, Lukas’ programmatische Äußerungen zu seiner Tätigkeit als Historiker bis zum Beweis des Gegenteils ernst zu nehmen, wie es in der Alten Geschichte eine Selbstverständlichkeit ist. Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche Quellen. Kategorie: C*. 4.3.2.1.17 (3. 060) »Forderungen der Nachfolge« Matth 8,18–22; Luk 9,57–62 228 Matth 8,18
∆Idw»n de« oJ ∆Ihsouvß pollou«ß o¡clouß229 peri« aujto\n
Gesehen habend Jesus eine zahlreiche Volksmenge um sich,
e˙ke÷leusen aÓpelqei√n ei˙ß to\ pe÷ran.
befahl er, wegzufahren an das jenseitige (Ufer). 19
kai« proselqw»n ei–ß grammateu\ß ei•pen aujtwˆ◊: dida¿skale,
Luk 9,57
Kai« poreuome÷nwn aujtw◊n e˙n thØv oJdwˆ◊ ei•pe÷n tiß
Und dazugekommen, ein Schriftgelehrter sagte zu ihm: Meister, Und als sie auf dem Weg gingen, sagte einer
aÓkolouqh/sw soi o¢pou e˙a»n aÓpe÷rchØ.
20
kai« le÷gei aujtwˆ◊ oJ
ich will dir folgen, wohin du gehst. Und es sagt zu ihm
∆Ihsouvß: ai˚ aÓlw¿pekeß fwleou\ß e¶cousin kai« ta» peteina»
pro\ß aujto/n: aÓkolouqh/sw soi o¢pou e˙a»n aÓpe÷rchØ. zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.
58
kai« ei•pen aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: ai˚ aÓlw¿pekeß fwleou\ß
Jesus: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel Und Jesus sagte zu ihm: Die Füchse Höhlen
touv oujranouv kataskhnw¿seiß, oJ de« ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen
oujk e¶cei pouv th\n kefalh\n kli÷nhØ. hat nicht, wo das Haupt er hinlegen kann.
e¶cousin kai« ta» peteina» touv oujranouv kataskhnw¿haben und die Vögel des Himmels Ne-
seiß, oJ de« ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou oujk e¶cei pouv th\n kefaster; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo das Hau59
lh\n kli÷nhØ.
pt er hinlegen kann. Er sagte zu
21
eºteroß de« tw◊n maqhtw◊n [aujtouv] ei•pen aujtwˆ◊: ku/rie,
Ein anderer seiner Jünger sagt zu ihm: Herr,
e˙pi÷treyo/n moi prw◊ton aÓpelqei√n kai« qa¿yai to\n pate÷ra erlaube mir, zuerst wegzugehen und zu begraben den Vater,
mou.
22
oJ de« ∆Ihsouvß le÷gei aujtwˆ◊: aÓkolou/qei moi kai« a‡feß
meinen! Jesus aber sagt zu ihm: Folge mir und laß
tou\ß nekrou\ß qa¿yai tou\ß e˚autw◊n nekrou/ß. die Toten ihre Toten begraben!
Ei•pen de« pro\ß
eºteron: aÓkolou/qei moi. oJ de« ei•pen: [ku/rie,] e˙pi÷treyo/n einem anderen: Folge mir! Er sagte: Herr, erlaube
moi aÓpelqo/nti prw◊ton qa¿yai to\n pate÷ra mir, weggegangen, zuerst zu begraben den Vater,
mou.
60
ei•pen de« aujtwˆ◊: a‡feß
meinen! Er aber sprach zu ihm: Laß
tou\ß nekrou\ß qa¿yai tou\ß e˚autw◊n nekrou/ß, su\ de« die Toten ihre Toten begraben! Du aber,
aÓpelqw»n dia¿ggelle th\n basilei÷an touv qeouv.
weggegangen, verkünde das Königreich Gottes. Es sagte
auch ein anderer: Ich will dir folgen, Herr. Zuerst aber
e˙pi÷treyo/n moi aÓpota¿xasqai toi√ß ei˙ß to\n oi•ko/n mou. erlaube mir, mich von denen in meinem Haus zu verabschieden.
62
Jesus aber sagte zu ihm: Keiner, gelegt habend
Ei•pen
de« kai« eºteroß: aÓkolouqh/sw soi, ku/rie: prw◊ton de«
61
ei•pen de« [pro\ß aujto\n] oJ ∆Ihsouvß: oujdei«ß e˙pibalw»n
th\n cei√ra e˙p∆ a‡rotron kai« ble÷pwn ei˙ß ta» ojpi÷sw die Hand an den Pflug und schauend nach den (Dingen) hinten,
eu¡qeto/ß e˙stin thØv basilei÷aˆ touv qeouv.
ist brauchbar für das Königreich Gottes.
Wir stimmen den Überlegungen Zahns zu (Th. von Zahn 1922: 338f.), daß es sich nur um eine Frage handeln kann: »Ich soll kommen und ihn heilen?« 227 E. Klostermann 1929: 85. 228 K. Aland 151996: Nr. 89. 229 Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle. 226
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
301
Folgende Trennindizien lassen sich feststellen: 01. Matth 8,18 Luk
∆Idw»n de« oJ ∆Ihsouvß pollou«ß o¡clouß peri« aujto\n e˙ke÷leusen aÓpelqei√n ei˙ß to\ pe÷ran »Gesehen habend Jesus eine zahlreiche Volksmenge um sich, befahl er, wegzufahren an das jenseitige (Ufer)«
–
02. Matth 8,19 Luk 9,57 kai« proselqw»n ei–ß grammateu\ß ei•pen aujtwˆ◊: Kai« poreuome÷nwn aujtw◊n e˙n thØv oJdwˆ◊ ei•pe÷n tiß pro\ß aujto/n »und dazugekommen, ein Schriftgelehrter »und als sie auf dem Weg gingen, sagte einer zu ihm« sagte zu ihm« 03. Matth 8,19 Luk 9,57 dida¿skale – »Meister« 04. Matth Luk 9,59 – Ei•pen de« pro\ß eºteron: aÓkolou/qei moi »Er sagte zu einem anderen: Folge mir« 05. Matth 8,21 Luk eºteroß de« tw◊n maqhtw◊n [aujtouv] ei•pen aujtwˆ◊: – »ein anderer seiner Jünger sagte zu ihm« 06. Matth Luk 9,60 – su\ de« aÓpelqw»n dia¿ggelle th\n basilei÷an touv qeouv. »du aber, weggegangen, verkünde das Königreich Gottes« 07. Matth Luk 9,61–62 – Ei•pen de« kai« eºteroß: ... eu¡qeto/ß e˙stin thØv basilei÷aˆ touv qeouv »Auch ein anderer sagte: ... ist brauchbar für das Königreich Gottes« Lukas hat ein Mehr an Text als Matthäus (04), (05), (06). Die Ausgangssituation des Ereignisses ist bei Matthäus (01) anders als bei Lukas (02) dargestellt. Nach Matthäus stellt ein Schriftgelehrter die Frage an Jesus und spricht ihn mit »Meister« an (03), nach Lukas handelt es sich um eine unbestimmte Person (02). Ferner stellt nach Lukas Jesus eine Frage an eine unbestimmte Person (04), während nach Matthäus einer der Jünger die Frage an Jesus richtet (05). Jesusworte sind in beiden Perikopen fast gleichlautend wiedergegeben. Die Annahme einer einzigen Quelle für beide Texte ist äußerst problematisch. Man müßte entweder Matthäus unterstellen, daß er diese eine Quelle entscheidend geändert und wesentlich gekürzt oder Lukas unterstellen, daß er diese eine Quelle verallgemeinert und wesentlich ergänzt hätte. Die Trennindizien haben zusammen soviel Gewicht, daß zwei verschiedene Quellen zu folgern sind. Kategorie: C*. 4.3.2.1.18 (3. 077) »Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer« Matth 11,2–19; Luk 7,18–35 230 Matth 11,2
ÔO de« ∆Iwa¿nnhß aÓkou/saß e˙n twˆ◊ desmwthri÷wˆ ta» e¶rga
Luk 7,18
Kai« aÓph/ggeilan ∆Iwa¿nnhØ oi˚ maqhtai« aujtouv peri«
Johannes, gehört habend im Gefängnis die Taten Und es berichteten Johannes seine Jünger über 230
K. Aland 151996: Nr. 106 und Nr. 107.
302
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
touv Cristouv pe÷myaß dia» tw◊n maqhtw◊n aujtouv des Messias, hingesandt habend durch seine Jünger,
pa¿ntwn tou/twn. kai« proskalesa¿menoß du/o tina»ß tw◊n all dieses. Und zu sich gerufen habend gewisse zwei der 19
maqhtw◊n aujtouv oJ ∆Iwa¿nnhß
Jünger, seiner, schickte Johannes zu dem Her-
3
ei•pen aujtwˆ◊: su\ ei• oJ e˙rco/menoß h£ eºteron prosdokw◊men;
ließ ihm sagen: Bist du der kommen Sollende oder sollen wir einen anderen erwarten?
e¶pemyen pro\ß to\n ku/ri-
on le÷gwn: su\ ei• oJ e˙rco/menoß h£ a‡llon prosdokw◊men; rn, sagend: Bist du der kommen Sollende oder sollen wir einen anderen erwarten?
20
parageno/menoi de« pro\ß aujto\n oi˚ a‡ndreß ei•pan:
Hingekommen zu ihm, sagten die Männer:
∆Iwa¿nnhß oJ baptisth\ß aÓpe÷steilen hJma◊ß pro\ß se«
Johannes der Täufer hat uns gesandt zu dir,
le÷gwn: su\ ei• oJ e˙rco/menoß h£ a‡llon prosdokw◊men;
sagend: Bist du der kommen Sollende oder sollen wir einen anderen erwarten?
21
e˙n e˙kei÷nhØ thØv w‚raˆ e˙qera¿peusen pollou\ß aÓpo\ no/swn
In jener Zeit heilte er viele von Krankheiten
kai« masti÷gwn kai« pneuma¿twn ponhrw◊n kai« tufloi√ß
und Leiden und bösen Geistern, und Blinden,
4
polloi√ß e˙cari÷sato ble÷pein. kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujtoi√ß: poreuqe÷nteß aÓp-
vielen, schenkte er zu sehen.
22
kai« aÓpokriqei«ß ei•pen aujtoi√ß: poreuqe÷nteß aÓpaggei÷-
Darauf sagte Jesus zu ihnen: Hingegangen, be- Darauf sagte er zu ihnen: Hingegangen, be-
aggei÷late ∆Iwa¿nnhØ a± aÓkou/ete kai« ble÷pete: 5 tufloi« aÓna- richtet Johannes, was ihr hört und seht! Blinde sehen
ble÷pousin kai« cwloi« peripatouvsin, leproi« kaqari÷zontai wieder und Lahme gehen umher, Leprose werden gereinigt
kai« kwfoi« aÓkou/ousin, kai« nekroi« e˙gei÷rontai kai« ptwcoi« und Taube hören, und Tote werden erweckt und Arme
late ∆Iwa¿nnhØ a± ei¶dete kai« hjkou/sate: tufloi« aÓnarichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt! Blinde sehen
ble÷pousin, cwloi« peripatouvsin, leproi« kaqari÷zontai wieder, Lahme gehen umher, Leprose werden rein
kai« kwfoi« aÓkou/ousin, nekroi« e˙gei÷rontai, ptwcoi« und Taube hören, Tote werden erweckt, Arme
eujaggeli÷zontai: 6 kai« maka¿rio/ß e˙stin o§ß e˙a»n mh\ skanda-
eujaggeli÷zontai:
bekommen die Frohbotschaft zu hören. Und selig ist, wer nicht Anstoß
hören die Frohbotschaft, und selig ist, wer nicht Anstoß
lisqhØv e˙n e˙moi÷. nimmt an mir. 7
Tou/twn de« poreuome÷nwn h¡rxato oJ ∆Ihsouvß le÷gein toi√ß
23
kai« maka¿rio/ß e˙stino§ß e˙a»n mh\ skan-
dalisqhØv e˙n e˙moi÷. nimmt an mir.
24
∆Apelqo/ntwn de« tw◊n aÓgge÷lwn ∆Iwa¿nnou h¡rxato
Als diese aufgebrochen waren, redete Jesus nachdrücklich zu den Als Johannes’ Boten weggegangen waren, nachdrücklich
o¡cloiß peri« ∆Iwa¿nnou: Volksscharen über Johannes:
ti÷ e˙xh/lqate ei˙ß th\n e¶rhmon qea¿sasqai; ka¿lamon
le÷gein pro\ß tou\ß o¡clouß peri« ∆Iwa¿nnou: redete er über Johannes zu den Volksscharen:
ti÷ e˙xh/lqate ei˙ß th\n e¶rhmon qea¿sasqai; ka¿lamon
Was seid ihr hinausgegangen in die Einöde zu sehen? Ein Rohr, Was seid ihr hinausgegangen in die Einöde zu sehen? Ein Rohr,
uJpo\ aÓne÷mou saleuo/menon;
vom Wind hin und her geweht werdend? 8
aÓlla» ti÷ e˙xh/lqate i˙dei√n;
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen?
a‡nqrwpon e˙n malakoi√ß hjmfiesme÷non; i˙dou\ oi˚ ta»
uJpo\ aÓne÷mou saleuo/menon;
vom Wind hin und her geweht werdend?
25
aÓlla» ti÷ e˙xh/lqate i˙dei√n;
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen?
a‡nqrwpon e˙n malakoi√ß i˚mati÷oiß hjmfiesme÷non; i˙dou\ oi˚
Einen Menschen, in weiche (Gewänder) gekleidet? Siehe die, die Einen Menschen in weiche Gewänder gekleidet? Siehe, die
malaka» forouvnteß e˙n toi√ß oi¶koiß tw◊n basile÷wn ei˙si÷n. weiche (Gewänder) Tragenden, sind in den Palästen der Könige.
e˙n i˚matismwˆ◊ e˙ndo/xwˆ kai« trufhØv uJpa¿rconteß e˙n toi√ß in vornehmer Kleidung und die in Luxus Lebenden *sind* in den
basilei÷oiß ei˙si÷n.
Königspalästen *sind*. 9
aÓlla» ti÷ e˙xh/lqate i˙dei√n; profh/thn; nai« le÷gw uJmi√n, kai«
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch, sogar
perisso/teron profh/tou.
einen Größeren als einen Propheten. 10
ou∞to/ß e˙stin peri« ou∞ ge÷graptai:
26
aÓlla» ti÷ e˙xh/lqate i˙dei√n; profh/thn; nai« le÷gw uJmi√n,
Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch,
kai« perisso/teron profh/tou.
sogar einen Größeren als einen Propheten.
27
ou∞to/ß e˙stin peri« ou∞ ge÷graptai:
Dieser ist, über den geschrieben ist: Dieser ist, über den geschrieben ist:
i˙dou\ e˙gw» aÓposte÷llw to\n a‡ggelo/n mou pro\ prosw¿pou sou, i˙dou\ aÓposte÷llw to\n a‡ggelo/n mou pro\ prosw¿pou sou, Siehe, ich sende meinen Boten her vor deinem Angesicht, Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht,
o§ß kataskeua¿sei th\n oJdo/n sou e¶mprosqe÷n sou. der bereiten soll deinen Weg vor dir. 11
∆Amh\n le÷gw uJmi√n: oujk e˙gh/gertai e˙n gennhtoi√ß gunaikw◊n
o§ß kataskeua¿sei th\n oJdo/n sou e¶mprosqe÷n sou. der bereiten soll deinen Weg vor dir.
28
le÷gw uJmi√n, mei÷zwn e˙n gennhtoi√ß gunaikw◊n ∆Iwa¿nnou
Amen, ich sage euch: Nicht ist aufgestanden unter (den) von Frauen Geborenen Ich sage euch: Größer unter den von Frauen Geborenen als Johannes
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung mei÷zwn ∆Iwa¿nnou touv baptistouv: oJ de« mikro/teroß e˙n thØv ein Größerer als Johannes der Täufer; aber der Kleinere in dem
basilei÷aˆ tw◊n oujranw◊n mei÷zwn aujtouv e˙stin.
303
oujdei÷ß e˙stin: oJ de« mikro/teroß e˙n thØv basilei÷aˆ touv keiner ist; aber der Kleinere im Königreich
qeouv mei÷zwn aujtouv e˙stin.
Königreich der Himmel ist größer als er. Gottes ist größer als er. 12
aÓpo\ de« tw◊n hJmerw◊n ∆Iwa¿nnou touv baptistouv eºwß a‡rti
Seit den Tagen Johannes’ des Täufers bis jetzt
hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n bia¿zetai kai« biastai« a˚rpa¿zousin das Königreich der Himmel wird gewalttätig behandelt, und Gewalttätige reißen an sich
aujth/n.
13
pa¿nteß ga»r oi˚ profhvtai kai« oJ no/moß eºwß ∆Iwa¿nnou
es. Denn alle Propheten und das Gesetz bis Johannes
e˙profh/teusan:
14
kai« ei˙ qe÷lete de÷xasqai, aujto/ß e˙stin
haben geweissagt; und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist
∆Hli÷aß oJ me÷llwn e¶rcesqai.
15
oJ e¶cwn w°ta aÓkoue÷tw.
Elias, der kommen Sollende. Der Ohren Habende höre!
vgl. 21,31-32
29
san to\n qeo\n baptisqe÷nteß to\ ba¿ptisma ∆Iwa¿nnou:
Kai« pa◊ß oJ lao\ß aÓkou/saß kai« oi˚ telw◊nai e˙dikai÷w-
Und das ganze Volk (dies) gehört habend, und die Zöllner gaben
Recht Gott, sich taufen lassen habend mit der Taufe (des) Johannes;
30
aber die Pharisäer und die Gesetzeslehrer den Ratschluß Gottes
oi˚ de« Farisai√oi kai« oi˚ nomikoi« th\n boulh\n touv qeouv
hjqe÷thsan ei˙ß e˚autou\ß mh\ baptisqe÷nteß uJp∆ aujtouv.
haben zurückgewiesen für sich selbst, nicht sich taufen
16
Ti÷ni de« oJmoiw¿sw th\n genea»n tau/thn; oJmoi÷a e˙sti«n paidi÷oiß
lassen habend von ihm.
31
Ti÷ni ou™n oJmoiw¿sw tou\ß aÓnqrw¿pouß thvß genea◊ß
Wem aber soll ich vergleichen dieses Geschlecht? Gleich ist es Kindern, Wem also soll ich die Menschen vergleichen des Geschlechts, 32
kaqhme÷noiß e˙n tai√ß aÓgorai√ß a± prosfwnouvnta toi√ß e˚te÷roiß
tau/thß kai« ti÷ni ei˙si«n o¢moioi;
sitzenden auf den Marktplätzen, welche, zurufend den anderen,
dieses, und wem sind sie gleich? Gleich sind sie Kindern,
17
le÷gousin:
sagen:
hujlh/samen uJmi√n kai« oujk wÓrch/sasqe,
o¢moioi÷ ei˙sin paidi÷oiß
toi√ß e˙n aÓgoraˆ◊ kaqhme÷noiß kai« prosfwnouvsin auf (dem) Marktplatz sitzenden und zurufenden
aÓllh/loiß, le÷gonteß:231 einander, welche sagen:
hujlh/samen uJmi√n kai« oujk wÓrch/sasqe,
Wir haben für euch Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; Wir haben für euch Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt;
e˙qrhnh/samen kai« oujk e˙ko/yasqe.
e˙qrhnh/samen kai« oujk e˙klau/sate.
wir haben ein Klagelied angestimmt, und nicht habt ihr euch (an die Brust)
wir haben ein Klagelied angestimmt, und nicht habt ihr euch (an die
geschlagen. Brust) geschlagen. 18
h™lqen ga»r ∆Iwa¿nnhß mh/te e˙sqi÷wn mh/te pi÷nwn, kai« le÷gou-
33
e˙lh/luqen ga»r ∆Iwa¿nnhß oJ baptisth\ß mh\ e˙sqi÷wn a‡rton
Denn gekommen ist Johannes, weder essend noch trinkend, und sie sa- Denn gekommen ist Johannes der Täufer, nicht essend Brot
sin: daimo/nion e¶cei. gen: Er hat einen Dämon. 19
h™lqen oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙sqi÷wn
mh/te pi÷nwn oi•non, kai« le÷gete: daimo/nion e¶cei. und nicht trinkend Wein, und ihr sagt: Er hat einen Dämon.
34
e˙lh/luqen oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou e˙sqi÷wn
Gekommen ist der Sohn des Menschen, essend Gekommen ist der Sohn des Menschen, essend
kai« pi÷nwn, kai« le÷gousin: i˙dou\ a‡nqrwpoß fa¿goß kai« oi˙no- und trinkend, und sie sagen: Siehe, ein Mensch, ein Fresser und Wein-
po/thß, telwnw◊n fi÷loß kai« a˚martwlw◊n. säufer, von Zöllnern ein Freund und von Sündern.
kai« e˙dikaiw¿qh hJ sofi÷a
kai« pi÷nwn, kai« le÷gete: i˙dou\ a‡nqrwpoß fa¿goß kai« oi˙nound trinkend, und ihr sagt: Siehe, ein Mensch, ein Fresser und Wein-
po/thß, fi÷loß telwnw◊n kai« a˚martwlw◊n. säufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.
35
kai« e˙dikaiw¿qh hJ sofi÷a
Und gerechtfertigt worden ist die Weisheit Und gerechtfertigt worden ist die Weisheit
aÓpo\ tw◊n e¶rgwn aujthvß.
aÓpo\ pa¿ntwn tw◊n te÷knwn aujthvß.
von ihren Werken.
von allen ihren Kindern.
Die beiden Perikopen stimmen im hohen Maß, oft Wort für Wort, überein. Trennindizien sind u.a. folgende vorhanden: 01. Matth 11,2–3 Luk 7,18–19 ÔO de« ∆Iwa¿nnhß aÓkou/saß e˙n twˆ◊ desmwthri÷wˆ Kai« aÓph/ggeilan ∆Iwa¿nnhØ oi˚ maqhtai« aujtouv ta» e¶rga touv Cristouv pe÷myaß dia» tw◊n peri« pa¿ntwn tou/twn. kai« proskalesa¿menoß maqhtw◊n aujtouv ei•pen aujtwˆ◊: du/o tina»ß tw◊n maqhtw◊n aujtouv oJ ∆Iwa¿nnhß e¶pemyen pro\ß to\n ku/rion le÷gwn: 231
Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
304
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
»Johannes, gehört habend im Gefängnis die Taten des Messias, hingesandt habend durch seine Jünger, ließ ihm sagen«
»und es berichteten Johannes seine Jünger über all dieses. Und zu sich gerufen habend gewisse zwei seiner Jünger, schickte (sie) Johannes zum Herrn, sagend«
02. Matth Luk 7,20–21 – parageno/menoi ... ble÷pein »Hingekommen ... zu sehen« 03. Matth 11,7 Luk 7,24 Tou/twn de« poreuome÷nwn ∆Apelqo/ntwn de« tw◊n aÓgge÷lwn ∆Iwa¿nnou »als diese aufgebrochen waren« »als Johannes’ Boten weggegangen waren« 04. Matth 11,12–13 Luk aÓpo\ de« tw◊n hJmerw◊n ... aÓkoue÷tw – »seit den Tagen ... höre« 05. Matth Luk 7,29–30 – Kai« pa◊ß oJ lao\ß ... uJp∆ aujtouv »und das ganze Volk ... von ihm« Von Gewicht sind nur die Trennindizien (01), (02), (03), (04). Sie lassen es unwahrscheinlich erscheinen, daß Matthäus und Lukas hier aus einer gleichlautenden Quelle schöpfen. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß zwei einander ähnliche Quellen zur Verfügung standen. Kategorie: C. 4.3.2.1.19 (3. 078) »Gerichtsdrohung über galiläische Städte« Matth 11,20–24; Luk 10,12–15 232 Matth 11,20
To/te h¡rxato ojneidi÷zein ta»ß po/leiß e˙n ai–ß e˙ge÷nonto
Da drohte er ernsthaft den Städten, in denen geschehen waren
ai˚ plei√stai duna¿meiß aujtouv, o¢ti ouj meteno/hsan:
Luk 10,12
le÷gw uJmi√n o¢ti Sodo/moiß e˙n thØv hJme÷raˆ e˙kei÷nhØ aÓn-
seine zahlreichen Machttaten, weil sie nicht ihren Sinn geändert hatten. Ich sage euch: Für Sodom an jenem Tag er-
21
ekto/teron e¶stai h£ thØv po/lei e˙kei÷nhØ.
oujai÷ soi, Corazi÷n, oujai÷ soi, Bhqsaiœda¿: o¢ti ei˙ e˙n Tu/-
träglicher wird es sein als für jene Stadt.
13
Oujai÷ soi, Corazi÷n, oujai÷ soi, Bhqsaiœda¿: o¢ti ei˙ e˙n Tu/-
Wehe dir, Chorazin, wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Ty- Wehe dir, Chorazin, wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Ty-
rwˆ kai« Sidw◊ni e˙ge÷nonto ai˚ duna¿meiß ai˚ geno/menai rus und Sidon geschehen wären die Machttaten, die geschehenen,
e˙n uJmi√n, pa¿lai a·n e˙n sa¿kkwˆ kai« spodwˆ◊ bei euch, längst in Sack und Asche
meteno/hsan.
22
plh\n le÷gw uJmi√n,
hätten sie ihren Sinn geändert. Doch ich sage euch:
Tu/rwˆ kai« Sidw◊ni aÓnekto/teron e¶stai e˙n hJme÷raˆ kri÷-
rwˆ kai« Sidw◊ni e˙genh/qhsan ai˚ duna¿meiß ai˚ geno/menai rus und Sidon geschehen wären die Machttaten, die geschehenen
e˙n uJmi√n, pa¿lai a·n e˙n sa¿kkwˆ kai« spodwˆ◊ kaqh/menoi bei euch, längst in Sack und Asche sitzend
meteno/hsan.
hätten sie ihren Sinn geändert.
14
plh\n Tu/rwˆ kai« Sidw◊ni aÓnekto/teron e¶stai e˙n thØv kri÷-
Tyrus und Sidon wird es erträglicher sein am Tag (des) Ge- Doch für Tyrus und Sidon wird es erträglicher sein in dem Ge-
sewß h£ uJmi√n.
23
kai« su/, Kafarnaou/m, mh\ eºwß oujranouv
richts als euch. Und du, Kapharnaum, etwa bis zum Himmel
uJywqh/shØ; eºwß aˆ‚dou katabibasqh/shØ:233 o¢ti ei˙ e˙n Sodo/moiß
sei h£ uJmi√n.
15
kai« su/, Kafarnaou/m, mh\ eºwß oujranouv
richt als für euch. Und du, Kapharnaum, etwa bis zum Himmel
uJywqh/shØ; eºwß touv aˆ‚dou katabibasqh/shØ.234
wirst du erhöht werden? Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden;
wirst du erhöht werden? Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen
denn wenn in Sodom
werden.
e˙genh/qhsan ai˚ duna¿meiß ai˚ geno/menai e˙n soi÷, e¶meinen geschehen wären die Machttaten, die geschehenen bei dir, es wäre geblieben
a·n me÷cri thvß sh/meron.
24
plh\n le÷gw uJmi√n o¢ti ghØv Sodo/mwn
bis zum heutigen (Tag). Doch ich sage euch: Für das Land von Sodom
aÓnekto/teron e¶stai e˙n hJme÷raˆ kri÷sewß h£ soi÷.
erträglicher wird es am Tag (des) Gerichts sein als für dich. 232 233 234
K. Aland 151996: Nr. 108. Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
305
Worte Jesu sind sehr ähnlich, oft gleichlautend, wenn auch in unterschiedlicher Abfolge wiedergegeben. Der ausführlichen Einleitung bei Matthäus (11,20) steht bei Lukas (10,12) nur le÷gw uJmi√n (»ich sage euch«) gegenüber. Die Quellen der beiden Perikopen werden einander sehr ähnlich gewesen sein. Kategorie: C. 4.3.2.1.20 (3. 079) »Lobpreis des Vaters« Matth 11,25–27; Luk 10,21–22 235 Matth 11,25
∆En e˙kei÷nwˆ twˆ◊ kairwˆ◊ aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen:
Luk 10,21
∆En aujthØv thØv w‚raˆ hjgallia¿sato [e˙n] twˆ◊ pneu/mati
In jener Zeit sagte Jesus daraufhin: In eben der Stunde jubelte er im Geist,
e˙xomologouvmai÷ soi, pa¿ter, ku/rie touv oujranouv kai« thvß
twˆ◊ a˚gi÷wˆ kai« ei•pen:
Heiligem, und sagte:
e˙xomologouvmai÷ soi, pa¿ter, ku/rie touv oujranouv kai« thvß
Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der
ghvß, o¢ti e¶kruyaß tauvta aÓpo\ sofw◊n kai« sunetw◊n
ghvß, o¢ti aÓpe÷kruyaß tauvta aÓpo\ sofw◊n kai« sunetw◊n
Erde, daß du verborgen hast dieses vor Weisen und Klugen Erde, daß du verborgen hast dies vor Weisen und Klugen
kai« aÓpeka¿luyaß aujta» nhpi÷oiß:
kai« aÓpeka¿luyaß aujta» nhpi÷oiß:
und es enthüllt hast Unmündigen. 26
nai« oJ path/r, o¢ti ou¢twß eujdoki÷a e˙ge÷neto e¶mprosqe÷n
Ja, Vater, weil so Wohlgefallen gewesen ist vor
sou.
27
Pa¿nta moi paredo/qh uJpo\ touv patro/ß mou, kai«
dir. Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und
oujdei«ß e˙piginw¿skei to\n ui˚o\n ei˙ mh\ oJ path/r, oujde« to\n keiner erkennt den Sohn, es sei denn der Vater, und nicht *einer* den
pate÷ra tiß e˙piginw¿skei ei˙ mh\ oJ ui˚o\ß kai« wˆ— e˙a»n bou/lh- Vater *einer* erkennt, es sei denn der Sohn und wem wi-
und es enthüllt hast Unmündigen.
nai« oJ path/r, o¢ti ou¢twß eujdoki÷a e˙ge÷neto e¶mprosqe÷n Ja, Vater, weil so Wohlgefallen gewesen ist vor
sou.
22
pa¿nta moi paredo/qh uJpo\ touv patro/ß mou, kai«
dir. Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und
oujdei«ß ginw¿skei ti÷ß e˙stin oJ ui˚o\ß ei˙ mh\ oJ path/r, kai« keiner weiß, wer der Sohn ist, es sei denn der Vater, und
ti÷ß e˙stin oJ path\r ei˙ mh\ oJ ui˚o\ß kai« wˆ— e˙a»n bou/lhwer der Vater ist, es sei denn der Sohn und wem wi-
tai oJ ui˚o\ß aÓpokalu/yai.
tai oJ ui˚o\ß aÓpokalu/yai.
ll der Sohn (es) offenbaren.
ll der Sohn (es) offenbaren.
Der Lobpreis des Vaters ist in beiden Perikopen fast wortgleich überliefert. Die Einleitungen sind verschieden formuliert. Der Lobpreis des Vaters wird daher in den Quellen des Matthäus und Lukas fast gleichlautend vorhanden gewesen sein. Kategorie C. 4.3.2.1.21 (3. 090) »Die Rückkehr des unreinen Geistes« Matth 12,43–45; Luk 11,24–26 236 Matth 12,43
›Otan de« to\ aÓka¿qarton pneuvma e˙xe÷lqhØ aÓpo\ touv
Luk 11,24
›Otan to\ aÓka¿qarton pneuvma e˙xe÷lqhØ aÓpo\ touv
Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist von dem Wenn der unreine Geist ausgefahren ist von dem
aÓnqrw¿pou, die÷rcetai di∆ aÓnu/drwn to/pwn zhtouvn aÓna¿-
aÓnqrw¿pou, die÷rcetai di∆ aÓnu/drwn to/pwn zhtouvn aÓna¿-
Menschen, geht er hin durch wasserlose Gegenden, suchend eine Ruhe- Menschen, geht er hin durch wasserlose Gegenden, suchend eine Ruhe-
pausin kai« oujc euJri÷skei.
44
to/te le÷gei: ei˙ß to\n oi•ko/n mou
pausin kai« mh\ euJri÷skon: [to/te] le÷gei: uJpostre÷yw ei˙ß
stätte, und nicht findet er. Da sagt er: Zu meinem Haus
stätte, und nicht findet er. Da sagt er: Ich werde zurückkehren in
werde ich mich umwenden, woher ich ausgezogen bin. Und, gekommen, findet er (es) leerstehend,
mein Haus, woher ich ausgezogen bin. Und gekommen, findet er (es)
e˙pistre÷yw o¢qen e˙xhvlqon: kai« e˙lqo\n euJri÷skei scola¿zonta to\n oi•ko/n mou o¢qen e˙xhvlqon: sesarwme÷non kai« kekosmhme÷non.
45
to/te poreu/etai kai«
25
kai« e˙lqo\n euJri÷skei
sesarwme÷non kai« kekosmhme÷non.
26
to/te poreu/etai kai«
sauber gekehrt und geschmückt. Dann geht er hinein und
sauber gekehrt und geschmückt. Dann geht er hinein und
nimmt mit sich sieben andere Geister, böse-
nimmt zu sich andere Geister, bösere als er selbst,
paralamba¿nei meq∆ e˚autouv e˚pta» eºtera pneu/mata ponhro/- paralamba¿nei eºtera pneu/mata ponhro/tera e˚autouv tera e˚autouv kai« ei˙selqo/nta katoikei√ e˙kei√: kai« gi÷netai ta» e˚pta» kai« ei˙selqo/nta katoikei√ e˙kei√: kai« gi÷netai ta» re als er selbst, und hineingegangen, wohnen sie dort. Und es wird das
e¶scata touv aÓnqrw¿pou e˙kei÷nou cei÷rona tw◊n prw¿twn.
sieben, und hineingegangen, wohnen sie dort. Und es wird das
e¶scata touv aÓnqrw¿pou e˙kei÷nou cei÷rona tw◊n prw¿twn.
Letzte jenes Menschen schlimmer als das Erste. Letzte jenes Menschen schlimmer sein als das Erste.
ou¢twß e¶stai kai« thØv geneaˆ◊ tau/thØ thØv ponhraˆ◊. So wird es auch für dieses böse Geschlecht sein.
Die beiden Perikopen sind fast wortgleich. Nur der letzte Satz bei Matthäus fehlt bei Lukas. Es sind daher fast gleichlautende Quellen der beiden Evangelisten anzunehmen. Kategorie: C. K. Aland 151996: Nr. 109. 236 K. Aland 151996: Nr. 120. 235
306
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
4.3.2.1.22 (3. 107) »Bildrede vom Sauerteig« Matth 13,33; Luk 13,20-21 237 Matth 13,33
⁄Allhn parabolh\n e˙la¿lhsen aujtoi√ß: oJmoi÷a e˙sti«n
Luk 13,20
Kai« pa¿lin ei•pen: ti÷ni oJmoiw¿sw
Er sagte ihnen eine andere Bildrede: Gleich ist Und wieder sagt er: Wem soll ich vergleichen 21
hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n zu/mhØ, h§n
th\n basilei÷an touv qeouv;
das Königreich der Himmel einem Sauerteig, den
das Königreich Gottes? Gleich ist es einem Sauerteig, den
oJmoi÷a e˙sti«n zu/mhØ, h§n
labouvsa gunh\ e˙ne÷kruyen ei˙ß aÓleu/rou sa¿ta tri÷a
labouvsa gunh\ [e˙n]e÷kruyen ei˙ß aÓleu/rou sa¿ta tri÷a
genommen habend eine Frau hineinmengte in drei Sat Weizenmehls,
genommen habend eine Frau hineinmengte in drei Sat Weizenmehls,
bis es ganz durchsäuert war.
bis es ganz durchsäuert war.
eºwß ou∞ e˙zumw¿qh o¢lon.
eºwß ou∞ e˙zumw¿qh o¢lon.
Matth 13,33bc und Luk 13,21 sind fast wortgleich wiedergegeben. Die Quellen des Matthäus und Lukas waren hier fast gleichlautend. Kategorie: C. 4.3.2.2 Markus – Matthäus 4.3.2.2.1 (3. 108) »Über die Bedeutung der Bildreden« Mk 4,33–34; Matth 13,34–35238 Mk 4,33
Kai« toiau/taiß parabolai√ß pollai√ß e˙la¿lei aujtoi√ß
Matth 13,34
tauvta pa¿nta e˙la¿lhsen oJ ∆Ihsouvß e˙n para-
Und in vielen solchen Bildreden sagte er zu ihnen Dies alles sagte Jesus in Bild-
to\n lo/gon kaqw»ß hjdu/nanto aÓkou/ein:
34
cwri«ß de« para-
das Wort, wie sie hören konnten. Aber ohne Bild-
bolai√ß toi√ß o¡cloiß kai« cwri«ß parareden der Volksmenge und ohne Bild-
bolhvß oujk e˙la¿lei aujtoi√ß, kat∆ i˙di÷an de« toi√ß i˙di÷oiß maqh-
bolhvß oujde«n e˙la¿lei aujtoi√ß,
rede redete er nicht zu ihnen; für sich aber den eigenen Jün-
rede redete er nicht zu ihnen,
tai√ß e˙pe÷luen pa¿nta. gern erklärte er alles.
35
damit erfüllt wurde das durch den sagenden Propheten Gesagte:
o¢pwß plhrwqhØv to\ rJhqe«n dia» touv profh/tou le÷gontoß:
aÓnoi÷xw e˙n parabolai√ß to\ sto/ma mou,
Ich werde in Bildreden meinen Mund öffnen,
e˙reu/xomai kekrumme÷na aÓpo\ katabolhvß [ko/smou].
ich werde Verborgenes seit Grundlegung der Welt aussprechen.
Markus und Matthäus formulieren den gleichen Sachverhalt, daß Jesus zum Volk in Bildreden sprach, ähnlich; Markus fügt dem hinzu, daß Jesus selbst den Jüngern alles erklärte. Matthäus sieht in sochler Bildrede eine Erfüllung der Schrift (Ps 78,2). Diese Feststellungen der Evangelisten werden auf zwei verschiedenen Quellen beruhen. Kategorie: A*. 4.3.2.2.2 (3. 122) »Jesus geht auf dem See« Mk 6,45–52; Matth 14,22–33 239 Mk 6,45
Kai« eujqu\ß hjna¿gkasen tou\ß maqhta»ß aujtouv e˙mbhvnai
Matth 14,22
Kai« eujqe÷wß hjna¿gkasen tou\ß maqhta»ß e˙mbhvnai
Und sofort nötigte er seine Jünger, einzusteigen Und sofort nötigte er die Jünger, einzusteigen
ei˙ß to\ ploi√on kai« proa¿gein ei˙ß to\ pe÷ran pro\ß Bhqsaiœda¿n, ei˙ß to\ ploi√on kai« proa¿gein aujto\n ei˙ß to\ pe÷ran, in das Boot und an das jenseitige (Ufer) nach Bethsaida vorauszufahren,
eºwß aujto\ß aÓpolu/ei to\n o¡clon.
46
während er selbst die Volksscharen entlasse. Und sie verabschiedet habend,
aÓphvlqen ei˙ß to\ o¡roß proseu/xasqai. ging er weg auf den Berg zu beten. 47
in das Boot und vorauszufahren ihm an das jenseitige (Ufer),
kai« aÓpotaxa¿menoß aujtoi√ß eºwß ou∞ aÓpolu/shØ tou\ß o¡clouß.
kai« ojyi÷aß genome÷nhß
23
kai« aÓpolu/saß tou\ß
während er die Volksscharen entlasse. Und entlassen habend die
o¡clouß aÓne÷bh ei˙ß to\ o¡roß kat∆ i˙di÷an proseu/xasqai. Volksscharen, stieg er auf den Berg, für sich (alleine) zu beten.
ojyi÷aß de« genome÷nhß mo/noß
Und als Abend geworden war, Als Abend geworden war, allein 24
to\ ploi√on e˙n me÷swˆ thvß qala¿sshß, kai« aujto\ß mo/noß e˙pi«
h™n e˙kei√.
war das Boot in (der) Mitte des Sees, und er allein auf
war er dort. Aber das Boot war schon als mittleres (= inmitten) des
237 238 239
K. Aland 151996: Nr. 129. K. Aland 151996: Nr. 130. K. Aland 151996: Nr. 147.
to\ de« ploi√on h¡dh h™n me/son thvß
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung thvß ghvß.
48
kai« i˙dw»n aujtou\ß basanizome÷nouß e˙n twˆ◊ e˙lau/-
307
qala/sshß 240 basanizo/menon uJpo\ tw◊n kuma¿twn,
dem Land. Und gesehen habend sie bedrängt beim Ru- Sees, bedrängt werdend von den Wellen; 25
nein, h™n ga»r oJ a‡nemoß e˙nanti÷oß aujtoi√ß, peri« teta¿rthn fu-
h™n ga»r e˙nanti÷oß oJ a‡nemoß.
dern, denn der Wind war ihnen widrig, um (die) vierte Wa-
denn der Wind war widrig. In (der) vierten Wache
teta¿rthØ de« fulakhØv
lakh\n thvß nukto\ß e¶rcetai pro\ß aujtou\ß peripatw◊n e˙pi« thvß thvß nukto\ß h™lqen pro\ß aujtou\ß peripatw◊n e˙pi« th\n che der Nacht kommt er zu ihnen, umhergehend auf dem
qala¿sshß kai« h¡qelen parelqei√n aujtou/ß.
49
oi˚ de« i˙do/nteß
der Nacht kam er zu ihnen, umhergehend auf dem
qa¿lassan.
26
oi˚ de« maqhtai« i˙do/nteß
See und wollte an ihnen vorübergehen. Sie gesehen habend See. Die Jünger gesehen haben
aujto\n e˙pi« thvß qala¿sshß peripatouvnta e¶doxan o¢ti fa¿n- ihn auf dem See umhergehend, meinten, daß es ein Ge-
tasma¿ e˙stin, kai« aÓne÷kraxan:
50
pa¿nteß ga»r aujto\n ei•don
spenst ist, und schrien auf; denn alle sahen ihn
kai« e˙tara¿cqhsan. oJ de« eujqu\ß e˙la¿lhsen met∆ aujtw◊n, kai« und erschraken. Er aber redete sofort mit ihnen und
le÷gei aujtoi√ß: qarsei√te, e˙gw¿ ei˙mi: mh\ fobei√sqe. sagt zu ihnen: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!
aujto\n e˙pi« thvß qala¿sshß peripatouvnta e˙tara¿cqhsan ihn auf dem See umhergehend, erschraken,
le÷gonteß o¢ti fa¿ntasma¿ e˙stin, kai« aÓpo\ touv fo/bou sagend, daß es ein Gespenst ist. Und vor Furcht
e¶kraxan. 27 eujqu\ß de« e˙la¿lhsen [oJ ∆Ihsouvß] aujtoi√ß schrien sie. Sofort redete Jesus mit ihnen,
le÷gwn: qarsei√te, e˙gw¿ ei˙mi: mh\ fobei√sqe. sagend: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!
28
aÓpokriqei«ß de« aujtwˆ◊ oJ Pe÷troß ei•pen: ku/rie, ei˙ su\ ei•,
Daraufhin sagte Petrus zu ihm: Herr, wenn du es bist,
ke÷leuso/n me e˙lqei√n pro/ß se e˙pi« ta» u¢data.
heiße mich kommen zu dir über das Wasser. Er sagte:
29
oJ de« ei•pen:
e˙lqe÷. kai« kataba»ß aÓpo\ touv ploi÷ou [oJ] Pe÷troß perie-
Komm! Und ausgestiegen aus dem Boot, Petrus wan-
pa¿thsen e˙pi« ta» u¢data kai« h™lqen pro\ß to\n ∆Ihsouvn.
delte über das Wasser und kam zu Jesus.
30
ble÷pwn de« to\n a‡nemon e˙fobh/qh, kai« aÓrxa¿-
Sehend aber den starken Wind, bekam er Angst und, begon-
menoß kataponti÷zesqai e¶kraxen le÷gwn: ku/rie, sw◊so/n
nen habend zu sinken, schrie er, sagend: Herr, rette 31
me.
mich! Jesus sofort ausgestreckt habend die Hand, er-
beto aujtouv kai« le÷gei aujtwˆ◊: ojligo/piste, ei˙ß ti÷ e˙di÷sta-
griff ihn und sagt zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du ge-
51
eujqe÷wß de« oJ ∆Ihsouvß e˙ktei÷naß th\n cei√ra e˙pela¿-
saß; kai« aÓne÷bh pro\ß aujtou\ß ei˙ß to\ ploi√on kai« e˙ko/pasen
zweifelt? 32
kai« aÓnaba¿ntwn aujtw◊n ei˙ß to\ ploi√on e˙ko/pasen oJ
Und er stieg zu ihnen in das Boot und nachließ Und als sie in das Boot hineingestiegen waren, ließ nach der 33
oJ a‡nemoß, kai« li÷an e˙k perissouv241 e˙n e˚autoi√ß e˙xi÷stanto
a‡nemoß.
der Wind. Und über die Maßen entsetzten sie sich in ihrem Inneren
Wind. Die im Boot fielen vor ihm nieder,
oi˚ de« e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ proseku/nhsan aujtwˆ◊
kai« e˙qau/mazon: 242
le÷gonteß: aÓlhqw◊ß qeouv ui˚o\ß ei•.
und fragten sich, was es damit auf sich hatte;
sagend: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.
52
ouj ga»r sunhvkan e˙pi« toi√ß a‡rtoiß, aÓll∆ h™n aujtw◊n
denn nicht hatten sie begriffen auf Grund der Brote, sondern es war ihr
hJ kardi÷a pepwrwme÷nh. Herz verhärtet.
Folgende Trennindizien sind u.a. festzustellen: 01. Mk 6,45 Matth 14,22 kai« proa¿gein ei˙ß to\ pe÷ran pro\ß Bhqsaiœda¿n kai« proa¿gein aujto\n ei˙ß to\ pe÷ran »und an das jenseitige (Ufer) nach Bethsaida »und vorauszufahren ihm an das jenseitige (Ufer)« vorauszufahren« 02. Mk 6,46 Matth 13,23 kai« aÓpotaxa¿menoß aujtoi√ß aÓphvlqen ei˙ß to\ kai« aÓpolu/saß tou\ß o¡clouß aÓne÷bh ei˙ß to\ o¡roß proseu/xasqai o¡roß kat∆ i˙di÷an proseu/xasqai »und sie verabschiedet habend, ging er weg »und entlassen habend die Volksscharen, stieg er auf den Berg zu beten« für sich alleine auf den Berg zu beten« 240 241 242
Vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle.
308
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
03. Mk 6,47 Matth 13,23 kai« aujto\ß mo/noß e˙pi« thvß ghvß ... mo/noß h™n e˙kei√ »... und er allein auf dem Land« »... allein war er dort« 04. Mk 6,48 Matth kai« h¡qelen parelqei√n aujtou/ß – »und wollte an ihnen vorübergehen« 05. Mk Matth 13,28–31 – aÓpokriqei«ß ... ei˙ß ti÷ e˙di÷stasaß; »daraufhin ... warum hast du gezweifelt« 06. Mk 6,51 Matth 14,33 oi˚ de« e˙n twˆ◊ ploi÷wˆ proseku/nhsan aujtwˆ◊ kai« li÷an e˙k perissouv243 e˙n e˚autoi√ß e˙xi÷stanto kai« e˙qau/mazon le÷gonteß: aÓlhqw◊ß qeouv ui˚o\ß ei• »und über die Maßen entsetzten sie »die im Boot fielen vor ihm nieder, sagend: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn« sich in ihrem Inneren und fragten sich, was es damit auf sich hatte« 07. Mk 6,52 Matth ouj ga»r sunhvkan e˙pi« toi√ß a‡rtoiß, aÓll∆ – h™n aujtw◊n hJ kardi÷a pepwrwme÷nh »denn nicht hatten sie begriffen auf Grund der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet« Das Ereignis wird einerseits ähnlich, andererseits sehr unterschiedlich berichtet. Die Trennindizien (04) bis (07) machen es unmöglich, daß der markinische und der matthäische Text auf eine einzige Quelle zurückgehen. Wenn z.B. die Quelle des Markus den anschaulichen Passus von Matth 13,28–31 enthalten hätte, wäre es ein Armutszeugnis seines schriftstellerischen Könnens, wenn er diesen absichtlich ausgelassen hätte. Ferner ist ein großer Gegensatz dadurch ausgesprochen, daß nach Matthäus (06) die Jünger in Jesus den Sohn Gottes sehen, sie aber nach Markus (07) nichts begriffen haben. Die beiden Perikopen setzen zwei verschiedene Quellen voraus, die sich in manchen Details ähnlich waren, in anderen aber wieder unterschieden. Kategorie: A*. 4.3.3.2.3 (3. 123) »Jesus im Gebiet von Gennesaret« Mk 6,53–56; Matth 14,34–36 244 Mk 6,53
Kai« diapera¿santeß e˙pi« th\n ghvn h™lqon ei˙ß
Matth 14,34
Kai« diapera¿santeß h™lqon e˙pi« th\n ghvn ei˙ß
Und hinübergefahren an das Land, kamen sie nach Und hinübergefahren, kamen sie an das Land nach
Gennhsare«t kai« proswrmi÷sqhsan.
54
kai« e˙xelqo/ntwn
Gennhsare÷t.
35
kai«
Gennesaret und legten an. Und als ausgestiegen waren Gennesaret. Und
aujtw◊n e˙k touv ploi÷ou eujqu\ß e˙pigno/nteß aujto\n sie aus dem Boot, sofort erkannt habend ihn, 55
perie÷dramon o¢lhn th\n cw¿ran e˙kei÷nhn kai« h¡rxanto e˙pi«
liefen (die Leute) herum in jenem ganzen Gebiet und begannen, auf
e˙pigno/nteß aujto\n oi˚ a‡ndreß touv to/pou e˙kei÷nou erkannt habend ihn, die Männer jenes Ortes
aÓpe÷steilan ei˙ß o¢lhn th\n peri÷cwron e˙kei÷nhn kai« sandten in jenes ganze Umland. Und
toi√ß kraba¿ttoiß tou\ß kakw◊ß e¶contaß perife÷rein o¢pou
prosh/negkan aujtwˆ◊ pa¿ntaß tou\ß kakw◊ß e¶contaß
den Betten die krank sich Befindlichen, umherzutragen, wo
sie brachten zu ihm alle krank sich Befindlichen
h¡kouon o¢ti e˙sti÷n.
56
kai« o¢pou a·n ei˙seporeu/eto ei˙ß kw¿maß
sie hörten, daß er ist. Und wo auch immer er hineinging in Dörfer
h£ ei˙ß po/leiß h£ ei˙ß aÓgrou/ß, e˙n tai√ß aÓgorai√ß e˙ti÷qesan tou\ß oder in Städte oder in Gehöfte, legten sie auf die Marktplätze die
aÓsqenouvntaß kai« pareka¿loun aujto\n iºna ka·n touv
36
krank Seienden und baten ihn, daß auch nur
und baten ihn, daß nur sie berühren dürften den
kraspe÷dou touv i˚mati÷ou aujtouv a‚ywntai: kai« o¢soi a·n
kai« pareka¿loun aujto\n iºna mo/non a‚ywntai touv
kraspe÷dou touv i˚mati÷ou aujtouv: kai« o¢soi
den Saum seines Gewandes sie berühren durften. Und alle, die Saum seines Gewandes. Und alle, die 243 244
Vgl. U. Victor 2006: Zur Stelle. K. Aland 151996: Nr. 148.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
309
h¢yanto aujtouv e˙swˆ¿zonto.
h¢yanto diesw¿qhsan.
ihn berührten, wurden gesund.
(ihn) berührten, wurden gesund.
In der Sache besteht zwischen diesen beiden Perikopen, die teilweise ähnlich bis wortgleich berichten, kein Unterschied. Die längere und lebendigere Darstellung bei Markus (6,55–56a) macht es unwahrscheinlich, daß den beiden Perikopen nur eine Quelle zugrunde liegt oder Matthäus den Markustext als Quelle benützt hätte. Die beiden Mk und Matth zu Grunde liegenden Quellen waren ähnlich, aber nicht gleich. Kategorie: A. 4.3.2.3 Markus – Lukas (3. 120) »Die Rückkehr der Jünger« Mk 6,30–31; Luk 9,10a245 Mk 6,30
Luk 9,10a
Kai« suna¿gontai oi˚ aÓpo/stoloi pro\ß to\n ∆Ihsouvn kai«
Kai« uJpostre÷yanteß oi˚ aÓpo/stoloi
Und die Apostel versammeln sich bei Jesus und Und zurückgekehrt, die Apostel
aÓph/ggeilan aujtwˆ◊ pa¿nta o¢sa e˙poi÷hsan kai« o¢sa e˙di÷daxan. dihgh/santo aujtwˆ◊ o¢sa e˙poi÷hsan. berichteten ihm alles, was alles sie getan hatten und was sie gelehrt hatten. 31
erzählten ihm, was alles sie getan hatten.
kai« le÷gei aujtoi√ß: deuvte uJmei√ß aujtoi« kat∆ i˙di÷an ei˙ß e¶rhmon
Und er sagt zu ihnen: Kommt mit mir, ihr selbst für euch allein an einen einsamen
to/pon kai« aÓnapau/sasqe ojli÷gon. h™san ga»r oi˚ e˙rco/menoi Ort und ruht euch ein wenig aus! Denn es waren die Kommenden
kai« oi˚ uJpa¿gonteß polloi÷, kai« oujde« fagei√n eujkai÷roun. und die Weggehenden viele. Und nicht einmal zu essen hatten sie Zeit.
Daß den beiden Texten zwei verschiedene Quellen zu Grunde legen, ist offensichtlich: Über die Rückkehr der Jünger berichten Markus und Lukas auf ihre je eigene Art, und Markus fügt noch ein Jesuswort an, das er kurz kommentiert. Es wäre verwunderlich, daß Lukas in Kenntnis des Markustextes das Jesuswort übergangen hätte, was ebenso gilt, wenn das Jesuswort in einer anderen Quelle des Lukas vorhanden gewesen wäre. Kategorie: B*.
Graphische Darstellung der Distanz der Quellen der Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes
27
29
30
35
38
40
41
42
43
46
47
mk Quelle
48
49
50
51
matth Quelle
54
60
77
78
79
90
107
108
122
123
120
luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial« • • 245
Bei den einundzwanzig untersuchten Perikopen der Zweifachüberlieferung Matthäus – Lukas sind in elf Fällen zwei sehr unterschiedliche und in zehn Fällen zwei ähnliche bis gleiche Quellen vorauszusetzen. Bei den drei untersuchten Perikopen der Zweifachüberlieferung Markus – Matthäus sind in zwei Fällen sehr unterschiedliche und in einem Fall zwei sehr ähnliche Quellen vorauszusetzen. K. Aland 151996: Nr. 145.
310 •
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung Bei der einen untersuchten Perikope der Zweifachüberlieferung Markus – Lukas sind zwei sehr unterschiedliche Quellen vorauszusetzen.
Es ist daher für diesen Abschnitt auszuschließen, daß die Zweifachüberlieferung Matthäus – Lukas auf eine bestimmte Quelle wie z.B. »Q« zurückgeht und auch die Zweifachüberlieferung Markus – Matthäus sowie Markus – Lukas auf eine Quelle zurückgehen. Jede der Perikopen der Zweifachüberlieferung fußt auf unterschiedlichen Quellen, die teils relativ weit voneinander entfernt sind, teils einander nahe bis sehr nahe sind. Es konnte auch nicht nachgewiesen werden, daß ein Evangelist den anderen als literarische Quelle benutzt hätte. Dieses Ergebnis ist daher dem der Dreifachüberlieferung ähnlich, wo nur in einem Fall eine fast gleichlautende Quelle (vom Mk und Luk) möglich sein könnte (3.2.6; 3. 106).
311
4.4 Wanderungen Jesu außerhalb Galiläas und der Weg nach Jerusalem Mk 7,24–10,52; Matth 15,21–20,34; Luk 9,18–19,27 4.4.1 Folgende Perikopen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes wurden untersucht: • • • • • • • • • • • • • •
(3.5.5; 4. 007) »Petrusbekenntnis« (Mk 8,27–30; Matth 16,13–20; Luk 9,18–21); Kategorie: IV*. (3.1.13; 4. 008) »Erste Leidensweissagung« (Mk 8,31–33; Matth 16,21–23; Luk 9,22); Kategorie: I. (3.2.11; 4. 009) »Wenn mir einer nachfolgen will« (Mk 8,34–9,1; Matth 16,24–28; Luk 9,23–27); Kategorie: II. (3.1.14; 4. 010) »Verklärung Jesu« (Mk 9,2–10; Matth 17,1–9; Luk 9,28–36); Kategorie: I. (3.3.5; 4. 012) »Heilung eines besessenen Knaben« (Mk 9,14–29; Matth 17,14–21; Luk 9,37–43a); Kategorie: III. (3.1.15; 4. 013) »Zweite Leidensweissagung« (Mk 9,30–32; Matth 17,22–23; Luk 9,43b–45); Kategorie: I. (3.2.12; 4. 014) »Rangstreit der Jünger« (Mk 9,33–37; Matth 18,1–5; Luk 9,46–48); Kategorie: II. (3.1.16; 4. 033) »Warnung vor Ärgernis« (Mk 9,42–50; Matth 18,6–9; Luk 17,1–2); Kategorie: I. (3.4.1; 4. 080) »Jesus segnet die Kinder« (Mk 10,13–16; Matth 19,13–15; Luk 18,15–17); Kategorie: IV. (3.2.13; 4. 081) »Der reiche Jüngling« (Mk 10,17–22; Matth 19,16–22; Luk 18,18–23); Kategorie: II. (3.3.6; 4. 082) »Gefahr des Reichtums« (Mk 10,23–31; Matth 19,23–30; Luk 18,24–30); Kategorie: III. (3.1.17; 4. 084) »Dritte Leidensweissagung« (Mk 10,32–34; Matth 20,17–19; Luk 18,31–34); Kategorie: I. (3.1.18; 4 .085) »Ehrgeiz der Zebedäen« (Mk 10,35–45; Matth 20,20–28; Luk 12,50; Luk 22,24–27); Kategorie: I. (3.2.14; 4. 086) »Blindenheilung (Bartimäus)« (Mk 10,46–52; Matth 20,29–34; Luk 18,35–43); Kategorie: II.
Diese 14 Perikopen umfassen die gesamte Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes. • Sechs Perikopen fallen unter die Kategorie I. • Vier unter die Kategorie II. • Zwei unter die Kategorie III. • Eine unter die Kategorie IV. • Eine unter die Kategorie IV*. Bei allen Perikopen war auszuschließen, daß einer der drei Synoptiker die Vorlage der beiden anderen oder eines der anderen war. Bei keiner Perikope war die Annahme auch nur wahrscheinlich, daß die drei Synoptiker eine einzige gemeinsame Quelle hatten. Sie hatten unterschiedliche Quellen, von denen jeweils zwei einander in einer Reihe von Fällen näher waren als der dritten, und das in wechselnden Paarungen. In zwei Fällen (4. 007 und 4. 080) stehen die Quellen zueinander in Äquidistanz. Die folgende graphische Darstellung kann das Gesagte verdeutlichen.
Graphische Darstellung über die Distanz der Quellen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnitts 70 60 50 40 30 20 10 0
7
8
9
10
12
13
Mk Quelle
14
33
Matth Quelle
80
81
82
84
85
86
Luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«.
312
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
4.4.2 Die behandelte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes 4.4.2.1 Matthäus – Lukas 4.4.2.1.1 (4. 043) »Die Zeichen der Zeit« Matth 16,2–3; Luk 12,54–56 246 Matth 16,2
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen aujtoi√ß: ojyi÷aß genome÷nhß
Er aber sagte darauf zu ihnen: Wenn Abend geworden ist,
le÷gete: eujdi÷a, purra¿zei ga»r oJ oujrano/ß: 3 kai« prwiŒ: sh/me- sagt ihr: Gutes Wetter, denn es rötet sich der Himmel; und frühmorgens: Heu-
Luk 12,54
⁄Elegen de« kai« toi√ß o¡cloiß: o¢tan i¶dhte [th\n]
Er sagte aber zu den Volksmassen: Wenn ihr seht die
nefe÷lhn aÓnate÷llousan e˙pi« dusmw◊n, eujqe÷wß le÷gete o¢ti Wolke aufsteigend im Sonnenuntergang, sofort sagt ihr, daß 55
ron ceimw¿n, purra¿zei ga»r stugna¿zwn oJ oujrano/ß.
o¡mbroß e¶rcetai, kai« gi÷netai ou¢twß:
te regnerisches Wetter, denn es rötet sich trüb seiend der Himmel.
Regen kommt. Und es geschieht so. Und wenn (ihr seht) (den) Südwind
kai« o¢tan no/ton
pne÷onta, le÷gete o¢ti kau/swn e¶stai, kai« gi÷netai. wehend, sagt ihr, daß Hitze sein wird.
uJpokritai÷, to\ me«n pro/swpon touv oujranouv
56
Heuchler, zwar das Aussehen des Himmels
Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels
ginw¿skete diakri÷nein, ta» de« shmei√a tw◊n kairw◊n versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeiten jedoch
uJpokritai÷, to\ pro/swpon thvß ghvß kai« touv oujranouv
oi¶date dokima¿zein, to\n kairo\n de« touvton pw◊ß oujk wißt ihr zu deuten, aber wieso diese Zeit nicht
ouj du/nasqe;247
oi¶date dokima¿zein;
könnt ihr nicht (beurteilen).
wißt ihr zu deuten?
Die beiden Texte sind einander verwandt, weil Jesus in beiden Texten in gleicher Weise argumentiert und den Stoff der Argumentation aus demselben Bereich nimmt, den Vorzeichen des Wetters. Die Argumentation Jesu geht in beiden Texten vom Kleinen zum Großen, sie ist also eine Art locus a minore ad maius, eine Stilfigur, die zur Rhetorik Jesu gehört (vgl. die Perikopen 3. 043 und 3. 073): Die alltäglichen Wettervorzeichen versteht ihr, aber das viel Wichtigere, die Zeichen der Zeit, versteht ihr nicht. Ganz unterschiedlich sind jedoch die Wettervorzeichen, die bei Matthäus dem »Gesicht des Himmels« abgelesen werden, bei Lukas dem »Gesicht der Erde und des Himmels«. Auch das Ablesen selbst wird in beiden Texten mit jeweils völlig anderen Worten bezeichnet. Es ist offensichtlich, daß keinerlei literarische Abhängigkeit gegeben ist, weder unmittelbar zwischen den beiden Texten noch über eine gemeinsame Vorlage. Es ist keinerlei Absicht darin zu erkennen, daß die Wettervorzeichen in beiden Texten ganz unterschiedlich sind, und zwar alle. Wie schon andernorts (vgl. die Perikopen 3. 042; 3.051; 3. 054) ist die plausible Erklärung, daß der Redner sich bei verschiedenen Gelegenheiten in ähnlicher Weise äußerte. Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche Quellen. Kategorie: C. 4.4.2.1.2 (4. 074) »Die Bildrede vom verirrten Schaf« Matth 18,10–14; Luk 15,3–7248 Matth 18,10
ÔOra◊te mh\ katafronh/shte e˚no\ß tw◊n mikrw◊n
Seht zu, daß ihr nicht gering schätzt einen der Kleinen,
tou/twn: le÷gw ga»r uJmi√n o¢ti oi˚ a‡ggeloi aujtw◊n e˙n oujranoi√ß dieser! Denn ich sage euch, ihre Engel in (den) Himmeln
dia» panto\ß ble÷pousi to\ pro/swpon touv patro/ß mou touv schauen durch alle (Zeit) das Antlitz meines Vaters
e˙n oujranoi√ß.
in (den) Himmeln.
Luk 15,3
le÷gwn:
12
Ei•pen de« pro\ß aujtou\ß th\n parabolh\n tau/thn
Er sprach aber zu ihnen diese Bildrede,
Ti÷ uJmi√n dokei√; e˙a»n ge÷nhtai÷ tini aÓnqrw¿pwˆ e˚kato\n
Was meint ihr? Wenn einem Menschen zu eigen sind hundert 246 247 248
K. Aland 151996: Nr. 205. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle. K. Aland 151996: Nr. 169.
sagend:
4
ti÷ß a‡nqrwpoß e˙x uJmw◊n e¶cwn e˚kato\n
Welcher Mensch von euch, habend hundert
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
313
pro/bata kai« planhqhØv e≠n e˙x aujtw◊n, oujci« aÓfh/sei ta»
pro/bata kai« aÓpole÷saß e˙x aujtw◊n e≠n ouj katalei÷pei ta»
Schafe und sich eines von ihnen verirrt hat, wird er nicht lassen die
Schafe und verloren von ihnen habend eines, läßt er nicht zurück die
e˙nenh/konta e˙nne÷a e˙pi« ta» o¡rh kai« poreuqei«ß zhtei√ to\ neunundneunzig auf den Bergen und gegangen, sucht er das
planw¿menon;
13
kai« e˙a»n ge÷nhtai euJrei√n aujto/, aÓmh\n le÷gw
umherirrende? Und wenn es geschieht, daß er es gefunden hat, Amen, ich sage
uJmi√n o¢ti cai÷rei e˙p∆ aujtwˆ◊ ma◊llon h£ e˙pi« toi√ß e˙nenh/konta euch: Er freut sich mehr über es als über die neunundneun-
e˙nenh/konta e˙nne÷a e˙n thØv e˙rh/mwˆ kai« poreu/etai e˙pi« to\ neunundneunzig in der Steppe und geht zu dem
aÓpolwlo\ß eºwß eu¢rhØ aujto/; 5 kai« euJrw»n e˙piti÷qhsin e˙pi« verlorenen, bis er es findet? Und gefunden habend, legt er (es) auf
tou\ß w‡mouß aujtouv cai÷rwn seine Schultern, sich freuend;
e˙nne÷a toi√ß mh\ peplanhme÷noiß.
6
zig nicht verirrten.
und in das Haus gekommen, ruft er zusammen die Freunde und
kai« e˙lqw»n ei˙ß to\n oi•kon sugkalei√ tou\ß fi÷louß kai«
tou\ß gei÷tonaß le÷gwn aujtoi√ß: sugca¿rhte÷ moi, o¢ti eu∞ron
die Nachbarn, sagend zu ihnen: Freut euch mit mir, weil ich gefunden habe
to\ pro/bato/n mou to\ aÓpolwlo/ß. 7 le÷gw uJmi√n o¢ti
14
ou¢twß oujk e¶stin qe÷lhma e¶mprosqen touv patro\ß uJmw◊n
So ist es nicht (der) Wille eures Vaters,
touv e˙n oujranoi√ß iºna aÓpo/lhtai e≠n tw◊n mikrw◊n tou/twn. des in (den) Himmeln, daß eines dieser Kleinen verloren geht.
mein Schaf, das verlorene! Ich sage euch:
ou¢twß cara»
So (mehr) Freude
e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊ e¶stai e˙pi« e˚ni« a˚martwlwˆ◊ wird im Himmel sein über einen seinen Sinn ändernden Sünder
h£ e˙pi« e˙nenh/konta e˙nne÷a dikai÷oiß oiºtineß ouj crei÷an als über neunundneunzig Gerechte, welche nicht Bedarf
e¶cousin metanoi÷aß.
haben (der) Sinnesänderung.
Es finden sich u. a. folgende Trennindizien: 01. Matth 18,10 ÔOra◊te mh\ katafronh/shte e˚no\ß tw◊n mikrw◊n tou/twn: le÷gw ga»r uJmi√n o¢ti oi˚ a‡ggeloi aujtw◊n e˙n oujranoi√ß dia» panto\ß ble÷pousi to\ pro/swpon touv patro/ß mou touv e˙n oujranoi√ß »Sehet zu, daß ihr keinen von diesen Kleinen ge ringschätzt! Denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters«
Luk –
02. Matth 18,12 Ti÷ uJmi√n dokei√; »Was meint ihr?«
Luk 15,3 –
03. Matth 18,12 planhqhØv »sich verirrt«
Luk 15,4 aÓpole÷saß »verliert«
04. Matth 18,12 aÓfh/sei »er wird lassen«
Luk 15,4 katalei÷pei »er läßt zurück«
05. Matth 18,12 e˙pi« ta» o¡rh »auf den Bergen«
Luk 15,4 e˙n thØv e˙rh/mwˆ »in der Steppe«
06. Matth 18,12 poreuqei«ß zhtei√ to\ planw¿menon »er macht sich auf und sucht das Herumirrende«
Luk 15,4 poreu/etai e˙pi« to\ aÓpolwlo\ß »er geht dem Verlorenen nach«
07. Matth 18,13 –
Luk 15,4 e˙piti÷qhsin e˙pi« tou\ß w‡mouß aujtouv »er nimmt es auf seine Schultern«
314 08.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung Matth 18,13 aÓmh\n le÷gw uJmi√n o¢ti cai÷rei e˙p∆ aujtwˆ◊ ma◊llon h£ e˙pi« toi√ß e˙nenh/konta uJmi√n o¢ti cai÷rei e˙p∆ aujtwˆ◊ ma◊llon h£ e˙pi« toi√ß e˙nenh/konta »Wahrlich, ich sage euch: Er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt hatten«
Luk 15,4 cai÷rwn
»er freut sich«
09. Matth –
Luk 15,6 kai« e˙lqw»n ei˙ß to\n oi•kon sugkalei√ tou\ß fi÷louß tou\ß gei÷tonaß le÷gwn aujtoi√ß: sugca¿rhte÷ moi, o¢ti eu∞ronkai« to\ pro/bato/n mou to\ aÓpolwlo/ß. »und ruft, als er nach Hause kommt, seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war«
10. Matth 18,14 ou¢twß oujk e¶stin qe÷lhma e¶mprosqen touv patro\ß uJmw◊n touv e˙n oujranoi√ß iºna aÓpo/lhtai e≠n tw◊n mikrw◊n tou/twn »So ist es nicht der Wille eures himmlischen Vaters, daß einer von diesen Kleinen ver- lorengeht«
Luk 15,7 le÷gw uJmi√n o¢ti ou¢twß cara» e˙n twˆ◊ oujranwˆ◊ e¶stai e˙pi« e˚ni« a˚martwlwˆ◊ metanoouvnti h£ e˙pi« e˙nenh/konta e˙nne÷a dikai÷oiß oiºtineß ouj crei÷an e¶cousin metanoi÷aß »ich sage euch, so wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umdenkt, als über neunundneunzig Gerechte, die des Umdenkens nicht bedürfen«
Die Einleitung bei Matthäus (01) ist kein beliebiges Versatzstück, sondern einerseits der Abschluß des Vorangehenden, andererseits der Übergang zu etwas Neuem, mit dem die Einleitung durch Vers 18,14 ein weiteres Mal eng verbunden ist. Nichts Entsprechendes findet sich bei Lukas. Die Trennindizien (02) bis (07) brauchen keine näheren Erläuterungen. Bei Matthäus ist die Freude über das Wiedergefundene größer als über die neunundneunzig, die nicht verloren waren (08), aber diese Freude wiederholt sich bei Matthäus nicht im Himmel, sondern sie ist nur ein irdisches Gleichnis für die Absichten Gottes (10). Bei Lukas dagegen entsprechen sich die Freude auf Erden und die im Himmel genau; zudem wird die Freude auf Erden bei Lukas auf andere Art sehr anschaulich ausgemalt als bei Matthäus (09). Schließlich ist noch zu bemerken, daß die bei Lukas folgende und inhaltlich auf das engste verbundene Geschichte vom verlorenen Groschen zum Sondergut des Lukas gehört. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß Matthäus und Lukas verschiedene Quellen hatten. Kategorie: C*. 4.4.2.1.3 (4. 075) »Brüderliche Zurechtweisung« Matth 18,15–18; Luk 17,3 249 Matth 18,15
∆Ea»n de« a˚marth/shØ [ei˙ß se«] oJ aÓdelfo/ß sou, u¢page
Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, gehe,
Luk 17,3
prose÷cete e˚autoi√ß. ∆Ea»n a˚˚ma¿rthØ oJ aÓdelfo/ß sou
Gebt acht auf euch selbst! Wenn dein Bruder sündigt,
e¶legxon aujto\n metaxu\ souv kai« aujtouv mo/nou. e˙a¿n sou
e˙piti÷mhson aujtwˆ◊, kai« e˙a»n metanoh/shØ a‡feß aujtwˆ◊.
weise ihn zwischen dir und ihm allein zurecht! Wenn auf dich
rede nachdrücklich mit ihm! Und wenn er seinen Sinn ändert, vergib
ihm!
aÓkou/shØ, e˙ke÷rdhsaß to\n aÓdelfo/n sou:
16
e˙a»n de« mh\ aÓkou/shØ,
er hört, hast du deinen Bruder gewonnen. Wenn er aber nicht hört,
para¿labe meta» souv e¶ti eºna h£ du/o, iºna e˙pi« sto/matoß du/o nimm mit dir noch einen oder zwei, damit auf den Mund (= Aussage) zweier
martu/rwn h£ triw◊n staqhØv pa◊n rJhvma:
17
e˙a»n de« parakou/shØ
Zeugen oder dreier jede Sache festgestellt wird! Wenn er jedoch nicht hört 249
K. Aland 151996: Nr. 170.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
315
aujtw◊n, ei˙pe« thØv e˙kklhsi÷aˆ: e˙a»n de« kai« thvß e˙kklhsi÷aß paraauf sie, sage (es) der Gemeinde. Wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hin-
kou/shØ, e¶stw soi w‚sper oJ e˙qniko\ß kai« oJ telw¿nhß.
18
∆Amh\n
hört, soll er dir wie der Heide und der Zöllner sein! Amen,
le÷gw uJmi√n: o¢sa e˙a»n dh/shte e˙pi« thvß ghvß e¶stai dedeme÷na e˙n ich sage euch: Was ihr bindet auf der Erde, wird gebunden sein im
oujranwˆ◊, kai« o¢sa e˙a»n lu/shte e˙pi« thvß ghvß e¶stai lelume÷na Himmel, und was ihr löst auf der Erde, wird gelöst sein
e˙n oujranwˆ◊. im Himmel.
Daß Lukas so stark gekürzt hätte, ist unwahrscheinlich. Am wahrscheinlichsten sind zwei verschiedene Quellen. Kategorie: C*. 4.4.2.1.4 (4. 077) »Vom Vergeben« Matth 18,21–22; Luk 17,4250 Matth 18,21
To/te proselqw»n oJ Pe÷troß ei•pen aujtwˆ◊: ku/rie,
Darauf, hinzugetreten, sagte Petrus zu ihm: Herr,
posa¿kiß a˚marth/sei ei˙ß e˙me« oJ aÓdelfo/ß mou kai« aÓfh/sw wie oft wird mein Bruder gegen mich sündigen, und werde ich vergeben
aujtwˆ◊; eºwß e˚pta¿kiß;
22
le÷gei aujtwˆ◊ oJ ∆Ihsouvß: ouj le÷gw
ihm? Bis siebenmal? Jesus sagt zu ihm: Nicht, sage ich
soi eºwß e˚pta¿kiß aÓlla» eºwß e˚bdomhkonta¿kiß e˚pta¿. dir, bis siebenmal, sondern bis siebenundsiebzigmal.
Luk 17,4
kai« e˙a»n e˚pta¿kiß thvß hJme÷raß a˚˚marth/shØ ei˙ß se«
Und wenn er siebenmal des Tages gegen dich sündigt
kai« e˚pta¿kiß e˙pistre÷yhØ pro\ß se« le÷gwn: metanow◊, und siebenmal zu dir zurückkehrt, sagend: Ich ändere meinen Sinn,
aÓfh/seiß aujtwˆ◊.
sollst du ihm vergeben.
Auch bei diesen kurzen Perikopen sind zwei verschiedene Quellen am wahrscheinlichsten. Kategorie: C*. 4.4.2.2 Markus – Matthäus 4.4.2.2.1 (4. 001) »Die Syrophönikierin« Mk 7,24–30; Matth 15,21–28 251 Mk 7,24
∆Ekei√qen de« aÓnasta»ß aÓphvlqen ei˙ß ta» o¢ria Tu/rou.
Von dort aber sich aufgemacht habend, ging er weg in das Gebiet von Tyrus.
Kai« ei˙selqw»n ei˙ß oi˙ki÷an oujde÷na h¡qelen gnw◊nai, kai« oujk Und hingegangen in ein Haus, wollte er, daß (es) niemand erfahre. Doch nicht
hjdunh/qh laqei√n:
25
aÓll∆ eujqu\ß aÓkou/sasa gunh\ peri« aujtouv,
konnte er verborgen bleiben, sondern sofort gehört habend eine Frau über ihn,
Matth 15,21
Kai« e˙xelqw»n e˙kei√qen oJ ∆Ihsouvß aÓnecw¿rhsen ei˙ß
Und weggegangen von dort, zog sich Jesus zurück in
ta» me÷rh Tu/rou kai« Sidw◊noß. die Gegend von Tyrus und Sidon.
22
kai« i˙dou\ gunh\ Cananai÷a aÓpo\ tw◊n oJri÷wn e˙kei÷nwn
Und siehe, eine kanaanäische Frau, aus jenem Gebiet
e˙xelqouvsa e¶krazen le÷gousa: e˙le÷hso/n me, ku/rie ui˚o\ß
hergekommen, schrie, sagend: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn 23
h∞ß ei•cen to\ quga¿trion aujthvß pneuvma aÓka¿qarton,
Daui÷d: hJ quga¿thr mou kakw◊ß daimoni÷zetai.
deren Töchterchen einen unreinen Geist hatte.
Davids! Meine Tochter wird schlimm von einem Dämon geplagt. Er
oJ de« oujk
nicht
aÓpekri÷qh aujthØv lo/gon. kai« proselqo/nteß oi˚ maqhtai«
antwortete ihr ein Wort. Und hinzugekommen die Jünger,
aujtouv hjrw¿toun aujto\n le÷gonteß: aÓpo/luson aujth/n,
seine, baten ihn, sagend: Befreie sie, 24
o¢ti kra¿zei o¡pisqen hJmw◊n.
denn sie schreit hinter uns her! Daraufhin sagte er: Nicht
oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen: oujk
aÓpesta¿lhn ei˙ mh\ ei˙ß ta» pro/bata ta» aÓpolwlo/ta
bin ich gesandt, es sei denn zu den Schafen, den verlorenen,
250 251
K. Aland 151996: Nr. 172. K. Aland 151996: Nr. 151.
316
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
oi¶kou ∆Israh/l.
(des) Hauses Israel.
e˙lqouvsa prose÷pesen pro\ß tou\ß po/daß aujtouv: hJ de« gunh\
25
Gekommen, fiel sie zu seinen Füßen nieder. Aber die Frau
Sie aber, gekommen, warf sich vor ihm nieder, sagend: Herr,
26
h™n ÔEllhni÷ß, Surofoini÷kissa twˆ◊ ge÷nei: kai« hjrw¿ta aujto\n
war eine Griechischsprachige, eine Syrophönikierin nach der Herkunft. Und sie bat ihn,
iºna to\ daimo/nion e˙kba¿lhØ e˙k thvß qugatro\ß aujthvß.
27
kai«
daß er den Dämon von ihrer Tochter austreibe. Und
hJ de« e˙lqouvsa proseku/nei aujtwˆ◊ le÷gousa: ku/rie,
boh/qei moi. hilf mir! 26
oJ de« aÓpokriqei«ß
Darauf
e¶legen aujthØv: a‡feß prw◊ton cortasqhvnai ta» te÷kna, ouj ga¿r ei•pen: oujk er sagte zu ihr: Laß zuerst die Kinder gesättigt werden; denn nicht
sagte er: Nicht
e˙stin kalo\n labei√n to\n a‡rton tw◊n te÷knwn kai« toi√ß ku-
e¶stin kalo\n labei√n to\n a‡rton tw◊n te÷knwn kai«
ist es gut, zu nehmen das Brot der Kinder und den Hünd-
ist es gut, das Brot der Kinder zu nehmen und
chen hinzuwerfen. Sie aber antwortete und sagt zu ihm: Herr, auch
es den Hündchen hinzuwerfen. Sie aber sagte: Ja, Herr, auch
nari÷oiß balei√n.
28
hJ de« aÓpekri÷qh kai« le÷gei aujtwˆ◊: ku/rie: kai« balei√n toi√ß kunari÷oiß.
ta» kuna¿ria uJpoka¿tw thvß trape÷zhß e˙sqi÷ousin aÓpo\ tw◊n die Hündchen essen unter dem Tisch von den
ga»r ta» kuna¿ria e˙sqi÷ei aÓpo\ tw◊n yici÷wn tw◊n pipto/ntwn aÓpo\ thvß trape÷zhß tw◊n kuri÷wn aujtw◊n.
Brosamen der Kinder.
kai« ei•pen aujthØv: dia» touvton to\n lo/gon u¢page, e˙xelh/luqen
Und er sagte zu ihr: Wegen dieses Wortes gehe hin! Ausgefahren ist
e˙k thvß qugatro/ß sou to\ daimo/nion.
hJ de« ei•pen: nai« ku/rie, kai«
nämlich die Hündchen essen von den Brosamen, den fallen-
yici÷wn tw◊n paidi÷wn. 29
27
30
kai« aÓpelqouvsa ei˙ß
der Dämon aus deiner Tochter. Und weggegangen in
den vom Tisch ihrer Herren.
28
to/te aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß ei•pen aujthØv: w° gu/nai,
Darauf sagte Jesus zu ihr: O Frau,
mega¿lh sou hJ pi÷stiß: genhqh/tw soi w˚˚ß qe÷leiß. groß ist dein Glaube. Es geschehe dir, wie du willst!
to\n oi•kon aujthvß eu∞ren to\ paidi÷on beblhme÷non e˙pi« th\n
kai« i˙a¿qh hJ quga¿thr aujthvß aÓpo\ thvß w‚raß e˙kei÷nhß.
ihr Haus, traf sie das Kind an, liegend auf dem
Und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an geheilt.
kli÷nhn kai« to\ daimo/nion e˙xelhluqo/ß. Bett, und den Dämon ausgefahren.
Die beiden Texte unterscheiden sich u.a. in den folgenden Punkten: 01. Matth 15,21 Mk 7,24 Kai« e˙xelqw»n e˙kei√qen oJ ∆Ihsouvß aÓnecw¿rhsen ∆Ekei√qen de« aÓnasta»ß aÓphvlqen ei˙ß ta» o¢ria Tu/rou ei˙ß ta» me÷rh Tu/rou kai« Sidw◊noß »und Jesus ging von dort weg und zog sich in »er brach dann von dort auf und begab sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück« das Gebiet von Tyrus« 02. Matth –
Mk 7,24 Kai« ei˙selqw»n ei˙ß oi˙ki÷an oujde÷na h¡qelen gnw◊nai, kai« oujk hjdunh/qh laqei√n »und als er in ein Haus hineingegangen war, wollte er, daß es niemand erfahre, doch konnte er nicht verborgen bleiben«
03. Matth 15,22 Cananai÷a »Kanaanäerin«
Mk 7,25 –
04
Matth 15,22 aÓpo\ tw◊n oJri÷wn e˙kei÷nwn e˙xelqouvsa e¶krazen le÷gousa: e˙le÷hso/n me, ku/rie ui˚o\ß Daui÷d aus jenem Gebiet kam (eine kanaanäische Frau) her und rief ihn laut an: „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids!“
Mk –
05
Matth 15,22 hJ quga¿thr mou kakw◊ß daimoni÷zetai »meine Tochter wird von einem bösen Geist schlimm geplagt«
Mk 7,25 h∞ß ei•cen to\ quga¿trion aujthvß pneuvma aÓka¿qarton »deren Töchterlein von einem unreinen Geist be– sessen war«
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung 06.
Matth 15,23–24 oJ de« oujk aÓpekri÷qh aujthØv lo/gon. kai« pros- elqo/nteß oi˚ maqhtai« aujtouv hjrw¿toun aujto\n le÷gonteß: aÓpo/luson aujth/n, o¢ti kra¿zei o¡pisqen hJmw◊n. oJ de« aÓpokriqei«ß ei•pen: oujk aÓpesta¿lhn ei˙ mh\ ei˙ß ta» pro/bata ta» aÓpolwlo/ta oi¶kou ∆Israh/l »er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: Hilf ihr! Denn sie schreit hinter uns her! Er aber antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt«
317 Mk –
07. Matth 15,25 proseku/nei aujtwˆ◊ »sie warf sich vor ihm nieder«
Mk 7,25 prose÷pesen pro\ß tou\ß po/daß aujtouv »sie fiel zu seinen Füßen«
08.
Matth -
Mk 7,26 hJ de« gunh\ h™n ÔEllhni÷ß, Surofoini÷kissa twˆ◊ ge÷nei »die Frau war eine Griechin, Syrophönikierin nach der Herkunft«
09.
Matth 15,25 ku/rie, boh/qei moi »Herr, hilf mir!«
Mk 7,26 kai« hjrw¿ta aujto\n iºna to\ daimo/nion e˙kba¿lhØ e˙k thvß qugatro\ß aujthvß »sie bat ihn, daß er den bösen Geist aus ihrer Tochter austreibe«
Mk 7,27 a‡feß prw◊ton cortasqhvnai ta» te÷kna »laß zuerst die Kinder satt werden!«
Mk 7,28 aÓpo\ tw◊n yici÷wn tw◊n paidi÷wn
»von den Brocken der Kinder«
Mk 7,29 dia» touvton to\n lo/gon u¢page, e˙xelh/luqen e˙k thvß qugatro/ß sou to\ daimo/nion »wegen dieses Wortes gehe heim: der böse Geist ist aus deiner Tochter herausgegangen«
13. Matth 15,28 kai« i˙aq ¿ h hJ quga¿thr aujthvß aÓpo\ thvß w‚raß e˙kei÷nhß.
Mk 7,30 kai« aÓpelqouvsa ei˙ß to\n oi•kon aujthvß eu∞ren to\ paidi÷on beblhme÷non e˙pi« th\n kli÷nhn kai« to\ daimo/nion e˙xelhluqo/ß »und als sie nun in ihr Haus gegangen war, traf sie das Kind an, wie es auf dem Bett lag, und der böse Geist war hinausgegangen«
10. Matth -
11.
Matth 15,27 aÓpo\ tw◊n yici÷wn tw◊n pipto/ntwn aÓpo\ thvß trape÷zhß tw◊n kuri÷wn aujtw◊n »von den Brocken, die vom Tisch ihrer Herren fallen«
12.
Matth 15,28 w° gu/nai, mega¿lh sou hJ pi÷stiß: genhqh/tw soi w˚˚ß qe÷leiß »o Frau, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du wünschest«
»und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an geheilt«
Die Geschichte ist beide Male völlig unterschiedlich erzählt. Selbst in den parallelen Stücken ist das Vokabular so verschieden, als hätten die Verfasser absichtlich gleiche Wörter vermieden (01), (05), (07), (09), (11), (12). Was hätte Matthäus veranlassen können, aus einer griechischsprachigen Syrophönikierin eine Kanaanäerin zu machen, oder Markus das Umgekehrte (03), (08)?
318
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Welche literarische Absicht könnte den Verzicht des Matthäus auf die Stücke (02) und (10) erklären? Welche Absicht hätte Markus gehabt, als er auf die Stücke (04) und (06) verzichtete? An diesem Punkt ist darauf hinzuweisen, daß wir hier eine der wenigen Perikopen vor uns haben, »in welchen Mr … an dramatischer Lebendigkeit weit hinter Mt zurücksteht.«252 Wir müßten also annehmen, daß der schwächere Erzähler Matthäus hier in ungewohnter Stärke seine Vorlage Markus verbessert hätte. Daß aus solcher Flickschusterei eines Erzählers von bescheidenem Zuschnitt eine glänzende Erzählung entsteht, ist unglaubhaft. Die Geschichte des Matthäus hat im Gegenteil den Geschmack des Authentischen, wie übrigens auch die des Markus. Wenn dieser Geschmack des Authentischen sich literarischer Kunst verdankt, so ist sie schon in der Quelle des Matthäus zu suchen. Die Texte des Matthäus und Markus sind nicht voneinander abhängig, sondern gehen auf zwei unterschiedliche Quellen zurück. Kategorie: A*. 4.4.2.2.2 (4. 002) »Die Heilung eines Taubstummen und anderer Kranker« Mk 7,31–37; Matth 15,29–31253 Mk 7,31
Kai« pa¿lin e˙xelqw»n e˙k tw◊n oJri÷wn Tu/rou h™lqen dia»
Und wieder fortgegangen von dem Gebiet von Tyrus, kam er über
Sidw◊noß ei˙ß th\n qa¿lassan thvß Galilai÷aß aÓna» me÷son Sidon zum See Galiläas inmitten
setzte er sich dort.
30
Kai« fe÷rousin aujtwˆ◊
Und sie bringen zu ihm
kai« proshvlqon aujtwˆ◊ o¡cloi polloi« e¶conteß meq∆
Und es kamen zu ihm hinzu viele Leute, habend bei
kwfo\n kai« mogila¿lon
e˚autw◊n cwlou/ß, tuflou/ß, kullou/ß, kwfou/ß, kai«
einen Tauben und nur mühsam Redenden
kai« parakalouvsin aujto\n iºna e˙piqhØv aujtwˆ◊ th\n cei√ra. und bitten ihn, daß er ihm die Hand auflege.
sich Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und
e˚te÷rouß pollou\ß kai« e¶rriyan aujtou\ß para» tou\ß andere viele, und legten sie nieder zu den
33
th\n qa¿lassan thvß Galilai÷aß, kai« aÓnaba»ß ei˙ß to\ o¡roß e˙ka¿qhto e˙kei√.
des Gebietes der Dekapolis.
Kai« metaba»ß e˙kei√qen oJ ∆Ihsouvß h™lqen para»
Und weiter gegangen von dort, kam Jesus an
den See Galiläas, und hinaufgestiegen auf den Berg,
tw◊n oJri÷wn Dekapo/lewß. 32
Matth 15,29
po/daß aujtouv,
kai« aÓpolabo/menoß aujto\n aÓpo\ touv o¡clou kat∆ i˙di÷an
Füßen, seinen.
Und ihn weggenommen habend von der Menge für sich,
e¶balen tou\ß daktu/louß aujtouv ei˙ß ta» w°ta aujtouv kai« legte er seine Finger in seine Ohren und
ptu/saß h¢yato thvß glw¿sshß aujtouv,
34
kai« aÓnable÷yaß
gespuckt habend, berührte er seine Zunge, und aufgeblickt habend
ei˙ß to\n oujrano\n e˙ste÷naxen kai« le÷gei aujtwˆ◊: effaqa, zum Himmel, seufzte er und sagt zu ihm: Ephphatha,
o¢ e˙stin dianoi÷cqhti.
35
kai« [eujqe÷wß] hjnoi÷ghsan aujtouv
was ist: Öffne dich! Und sofort öffneten sich seine
ai˚ aÓkoai÷, kai« e˙lu/qh oJ desmo\ß thvß glw¿sshß aujtouv kai«
kai« e˙qera¿peusen aujtou/ß: Und er heilte sie,
Ohren, und löste sich die Fessel seiner Zunge, und
e˙la¿lei ojrqw◊ß.
36
kai« diestei÷lato aujtoi√ß iºna mhdeni« le÷-
er redete richtig. Und er befahl ihnen, daß keinem sa-
gwsin: o¢son de« aujtoi√ß dieste÷lleto, aujtoi« ma◊llon perigen sollten sie (dies); wie sehr er ihnen aber befahl, sie umso
sso/teron e˙kh/russon.
37
kai« uJperperissw◊ß e˙xeplh/sson-
mehr erzählten. Und überaus gerieten sie außer
to le÷gonteß: kalw◊ß pa¿nta pepoi÷hken, kai« tou\ß kwfou\ß sich, sagend: Gut hat er alles gemacht; sowohl die Tauben
poiei√ aÓkou/ein kai« [tou\ß] aÓla¿louß lalei√n. macht er hören als auch die Sprachlosen reden.
31
w‚ste to\n o¡clon qauma¿sai ble÷pontaß kwfou\ß la-
so daß die Leute sich wunderten, sehend Stumme spre-
louvntaß, kullou\ß uJgiei√ß kai« cwlou\ß peripatouvntaß chend, Krüppel gesund und Lahme herumgehend
kai« tuflou\ß ble÷pontaß: kai« e˙do/xasan to\n qeo\n und Blinde sehend. Und sie verherrlichten den Gott
∆Israh/l.
Israels.
Es handelt sich bei dieser Perikope tatsächlich um dieselbe Geschichte, die von Matthäus und Markus je unterschiedlich erzählt wird. Bei Markus erfahren wir genau, woher Jesus kommt und wohin er geht. Wenn diese Angaben redaktioneller Art wären, also Zutaten des Markus, hätte der Verfasser es sich einfacher machen können. Das hätte er zweifellos 252 253
Th. von Zahn 1922: 523 A. 33. K. Aland 151996: Nr. 152.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
319
auch getan, wenn er gewußt hätte, daß die Modernen aus diesen Angaben auf seine Unkenntnis der Geographie schlossen: »Rawlinson compares the route to a journey from Cornwall to London via Manchester, a comparison which apart from the mileage is apt, and Blunt says frankly: ‘The geography is impossible.’…«254 Glücklicherweise ist die Bereitschaft zu solchen schnellen Schlüssen bei dem einen oder anderen geringer. So schreibt Lang »… da ein Weg von Tyrus über Sidon nach Damaskus und dann von Osten her wieder zurück an den galiläischen See verkehrstechnisch durchaus möglich ist, kann dem Evangelisten eine Reise in diesem weiten Bogen vorgeschwebt haben.«255 Bei Matthäus fehlen diese Angaben, aber er bestätigt uns mittelbar, daß sich die Ereignisse am Ostufer des Sees Genezareth, in der Dekapolis, abgespielt haben, denn die nicht–jüdischen Augenzeugen »priesen den Gott Israels« (Matth 15,31).256 Dennoch ist zu fragen, warum er die Gegend nicht namentlich nennt. Die Erzählung ist bei Matthäus ein Bericht über nicht gezählte Heilungen namenloser Kranker, bei Markus ein sehr ins einzelne gehender Bericht über Jesus, der einen einzelnen Tauben auf sehr besondere Weise heilt und der sich von andern Heilern dadurch unterscheidet, daß er sich von der Menge entfernt, betet und seine innere Beteiligung äußert. Erst am Schluß erfährt der Hörer, daß dieser Taube einer von mehreren Tauben und Stummen ist, die Jesus heilte. Der Bericht des Matthäus enthält farbige Einzelheiten (man kommt von weither – Jesus hat sich auf einen Berg zurückgezogen – und legt ihm Stumme, Blinde, Krüppel, Lahme vor die Füße; wie schon erwähnt, preisen die nicht–jüdischen Zeugen den Gott Israels), auf die Markus kaum verzichtet hätte, wenn sie sich in seiner Quelle gefunden hätten. Er ist, wie sich überall und gerade in dieser Heilungsgeschichte zeigt, an solchen Einzelheiten interessiert. Da andererseits auch Matthäus, wie diese Perikope zeigt, daran interessiert ist, wäre sein Verzicht auf die Heilung des Tauben nicht erklärlich. Selbst gekürzt hätte sie seinem summarischen Bericht eine andere erzählerische Qualität gegeben, wie Markus anschaulich vorführt. Soll man ihm unterstellen, daß er absichtlich darauf verzichtete? Es gibt keine literarische Beziehung zwischen den beiden Berichten. Matthäus und Markus hatten jeweils unterschiedliche Quellen. Kategorie: A*. 4.4.2.2.3 (4. 003) »Speisung der Viertausend« Mk 8,1–10; Matth 15,32–39 257 Mk 8,1
∆En e˙kei÷naiß tai√ß hJme÷raiß pa¿lin pollouv o¡clou o¡ntoß
In jenen Tagen, als wieder eine große Volksmenge da war
kai« mh\ e˙co/ntwn ti÷ fa¿gwsin, proskalesa¿menoß tou\ß maqh-
Matth 15.32
und sie nicht hatten, was sie essen können, zu sich gerufen habend die Jün-
Jesus aber, zu sich gerufen habend die Jünger,
ta»ß le÷gei aujtoi√ß: 2 splagcni÷zomai e˙pi« to\n o¡clon, o¢ti h¡dh ger, sagt er zu ihnen: Ich habe mit der Volksmenge Erbarmen, weil schon
hJme÷rai trei√ß prosme÷nousi÷n moi kai« oujk e¶cousin ti÷ fa¿gw- drei Tage sie bei mir ausharren und nicht haben, was sie es-
sin: 3 kai« e˙a»n aÓpolu/sw aujtou\ß nh/steiß ei˙ß oi•kon aujtw◊n, sen können; und wenn ich sie nüchtern entlasse in ihr Haus,
ÔO de« ∆Ihsouvß proskalesa¿menoß tou\ß maqhta»ß
aujtouv ei•pen: splagcni÷zomai e˙pi« to\n o¡clon, o¢ti h¡dh seine, sagte: Ich habe mit der Volksmenge Erbarmen, weil *sie* schon
hJme÷rai trei√ß prosme÷nousi÷n moi kai« oujk e¶cousin ti÷ drei Tage bei mir *sie* ausharren und nicht haben, was
fa¿gwsin: kai« aÓpoluvsai aujtou\ß nh/steiß ouj qe÷lw, sie essen können. Und ich will sie nicht nüchtern fortschicken, 33
e˙kluqh/sontai e˙n thØv oJdwˆ◊: kai÷ tineß aujtw◊n aÓpo\ makro/qen
mh/pote e˙kluqw◊sin e˙n thØv oJdwˆ◊.
werden sie auf dem Weg verschmachten; und einige von ihnen von weither
damit sie nicht auf dem Weg verschmachten. Und es sagen zu ihm die
h¢kasin. 4 kai« aÓpekri÷qhsan aujtwˆ◊ oi˚ maqhtai« aujtouv o¢ti sind gekommen. Und seine Jünger antworteten ihm:
kai« le÷gousin aujtwˆ◊ oi˚
maqhtai÷: po/qen hJmi√n e˙n e˙rhmi÷aˆ a‡rtoi tosouvtoi w‚ste
Jünger, seine: Woher (sollen sein) uns in der Einöde so viele Brote, um 34
po/qen tou/touß dunh/setai÷ tiß w—de corta¿sai a‡rtwn e˙p∆
corta¿sai o¡clon tosouvton;
Woher wird diese hier einer mit Broten sättigen können in
eine so große Volksmenge zu sättigen? Und es sagt zu ihnen
kai« le÷gei aujtoi√ß oJ
e˙rhmi÷aß; 5 kai« hjrw¿ta aujtou/ß: po/souß e¶cete a‡rtouß; oi˚ de«
∆Ihsouvß: po/souß a‡rtouß e¶cete; oi˚ de« ei•pan: e˚pta» kai«
(der) Einöde? Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie aber
Jesus: Wie viele Brote habt ihr? Sie aber sagten: Sieben und
sagten: Sieben. Und er gebietet der Volksmenge, sich niederzulassen auf die
wenige Fischchen. Und befohlen habend der Volksmenge, sich
die Erde. Und genommen habend die sieben Brote, gedankt habend, brach er
niederzulassen auf die Erde, nahm er die sieben Brote und
ei•pan: e˚pta¿. 6 kai« paragge÷llei twˆ◊ o¡clwˆ aÓnapesei√n e˙pi« thvß ojli÷ga i˙cqu/dia.
35
ghvß: kai« labw»n tou\ß e˚pta» a‡rtouß eujcaristh/saß e¶klasen sei√n e˙pi« th\n ghvn
kai« paraggei÷laß twˆ◊ o¡clwø aÓnape36
e¶laben tou\ß e˚pta» a‡rtouß kai«
V. Taylor 1959 ad locum. F. G. Lang 1978: 160. 256 Siehe auch Matth 15,39; 16,1,wo es heißt, daß er zu einem Treffen mit Pharisäern und Sadduzäern auf die andere Seite des Sees fährt. Siehe auch Zahn, Evang. des Matthäus 527. 257 K. Aland 151996: Nr. 146 und Nr. 153. 254 255
320
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
kai« e˙di÷dou toi√ß maqhtai√ß aujtouv iºna paratiqw◊sin, kai« und gab seinen Jüngern, damit sie vorlegten. Und
pare÷qhkan twˆ◊ o¡clwˆ. 7 kai« ei•con i˙cqu/dia ojli÷ga: kai« eujlo- sie legten der Volksmenge vor. Auch hatten sie wenige Fischchen; und ge-
tou\ß i˙cqu/aß kai« eujcaristh/saß e¶klasen kai« e˙di÷dou die Fische und, gedankt habend, brach er und gab
toi√ß maqhtai√ß, oi˚ de« maqhtai« toi√ß o¡cloiß. den Jüngern, und die Jünger der Volksmenge.
gh/saß aujta» ei•pen kai« tauvta paratiqe÷nai. 8 kai« e¶fagon
37
segnet habend sie, hieß er auch diese vorlegen. Und sie aßen
Und sie aßen alle und wurden satt. Und das
kai« e˙corta¿sqhsan, kai« h™ran perisseu/mata klasma¿twn und wurden satt. Und sie hoben auf die Überreste (der) Brocken,
kai« e¶fagon pa¿nteß kai« e˙corta¿sqhsan. kai« to\
perisseuvon tw◊n klasma¿twn h™ran e˚pta» spuri÷daß Übriggebliebene der Brocken hoben sie auf, sieben Körbe
e˚pta» spuri÷daß. 9 h™san de« w˚ß tetrakisci÷lioi. kai« aÓpe÷lu-
plh/reiß.
sieben Körbe. Aber es waren etwa viertausend. Und er ent-
voll. Aber die Essenden waren viertausend Männer
38
oi˚ de« e˙sqi÷onteß h™san tetrakisci÷lioi a‡ndreß 39
sen aujtou/ß. 10Kai« eujqu\ß e˙mba»ß ei˙ß to\ ploi√on meta» tw◊n
cwri«ß gunaikw◊n kai« paidi÷wn.
ließ sie. Und sofort eingestiegen in das Boot mit den
ohne Frauen und Kinder. Und entlassen habend die
maqhtw◊n aujtouv h™lqen ei˙ß ta» me÷rh Jüngern, seinen, kam er in das Gebiet von
o¡clouß e˙ne÷bh ei˙ß to\ ploi√on kai« h™lqen ei˙ß ta» o¢ria Volksmenge, stieg er in das Boot und kam in die Gegend von
Dalmanouqa¿.
Magada¿n.
Dalmanutha.
Magadan.
Matthäus hat u.a. an den folgenden Stellen ein Mehr an Text: 01. Matth. 15,37 e˚pta» spuri÷daß plh/reiß 02. Matth. 15,38
Kai« aÓpolu/saß tou\ß
a‡ndreß cwri«ß gunaikw◊n kai« paidi÷wn
»sieben Körbe voll« »Frauen und Kinder nicht gerechnet«
Markus hat u.a. an den folgenden Stellen ein Mehr an Text: 03. Mark 8,3 kai÷ tineß aujtw◊n aÓpo\ makro/qen h¢kasin
»und einige von ihnen sind von weither gekommen«
04. Mark 8,10
»mit seinen Jüngern«
meta» tw◊n maqhtw◊n aujtouv
Es kommen die weiteren Unterschiede zwischen beiden Texten hinzu: 05. Bei Matthäus (15,39) fährt Jesus »in die Gegend (o‚ria) von Magadan«, bei Markus (8,10) fahren Jesus und seine Jünger »in die Gegend (me÷rh) von Dalmanutha«. 06. Der folgende Unterschied betrifft den Ablauf des Geschehens: Bei Matthäus werden die Brote zusammen mit den Fischen an die Menge verteilt, bei Markus werden zuerst die Brote, dann die Fische verteilt, und beide Male wird der Segen gesprochen. Der Ablauf bei Matthäus bringt die kleine Unstimmigkeit mit sich, daß e¶klasen »er brach« zu den Fischen nicht mehr paßt, aber das hätte nur einen Pedanten – der der Schriftsteller Markus mit Sicherheit nicht war – veranlassen können, eine Zweiteilung der Speisung vorzunehmen. Exegeten sind geschickt genug, (01) und (02) als Erweiterungen zu deuten, die das Wunder größer machen sollen. Wenn man dergleichen annimmt, sollten aber Beispiele in Menge zu finden sein. (03) und (04) sind Teile des Textes, für deren Ausfall sich kein Grund finden läßt. In (05) ist nicht nur der Ort unterschiedlich, sondern dazu das Wort für »Gegend«. Der andere Ablauf des Geschehens bei Markus (06) ist in jeder Weise überzeugend geschildert, z. B. wird die Verteilung der Fische mit den Worten eingeleitet: »…und er ließ auch diese austeilen.« Wir kommen zu dem folgenden Ergebnis: • Die beiden Texte sind voneinander unabhängig. Kategorie: A*. Zusammenfassen kann gesagt werden: • Von den vier untersuchten Perikopen der Zweifachüberlieferung Matthäus/ Lukas gehen drei auf unterschiedliche Quellen, eine auf verschiedene, aber ähnliche Quellen zurück. • Von den drei untersuchten Perikopen der Zweifachüberlieferung Markus/ Matthäus gehen alle auf unterschiedliche Quellen zurück. Es ist daher auch für diesen Abschnitt auszuschließen, daß die Zweifachüberlieferung Matthäus/ Lukas auf eine bestimmte Quelle wie z.B. »Q« zurückgeht. Jede dieser Perikopen fußt auf unterschiedlichen Quellen, die in den meisten Fällen weit voneinander entfernt sind und nur in einem Fall einander näher stehen. Es konnte auch nicht nachgewiesen werden, daß ein Evangelist den anderen als literarische Quelle benutzt hatte.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
321
Graphische Darstellung der Distanz der Quellen der Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes
43
74
75 Mk Quelle
77 Matth Quelle
1
2
3
Luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«.
323
4.5 Das Wirken Jesu in Jerusalem Mk 11,1–13,37; Matth 21,1–25,46; Luk 19,28–21,38 4.5.1 Folgende Perikopen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes wurden untersucht: • • • • • • • • • • • • • • • • •
(3.5.6; 5. 001) »Einzug in Jerusalem« (Mk 11,1–10; Matth 21,1–9; Luk 19,28–40); Kategorie: IV*. (3.5.7; 5. 003) »Jesus in Jerusalem« (Mk 11,11.15–19; Matth 21,10–17; Luk 19,45–46); Kategorie: IV*. (3.4.2; 5. 006) »Vollmachtsfrage« (Mk 11,27–33; Matth 21,23–27; Luk 20,1–8); Kategorie: IV. (3.2.15; 5. 008) »Bildrede v. den bösen Winzern« (Mk 12,1–12; Matth 21,33–46; Luk 20,9–19); Kategorie: II. (3.1.19; 5. 010) »Steuerfrage« (Mk 12,13–17; Matth 22,15–22; Luk 20,20–26); Kategorie: I. (3.1.20; 5. 011) »Frage nach der Auferstehung« (Mk 12,18–27; Matth 22,23–33; Luk 20,27–40); Kategorie: I. (3.5.8; 5. 012) »Das oberste Gebot« (Mk 12,28–34; Matth 22,34–40; Luk 10,25–28); Kategorie: IV*. (3.4.3; 5. 013) »Davids Sohn?« (Mk 12,35–37a; Matth 22,41–46; Luk 20,41–44); Kategorie: IV. (3.2.16; 5. 014) »Gegen Pharis. u. Schriftgelehrte« (Mk 12,37b–40; Matth 23,1–36; Luk 20,45–47); Kategorie: II. (3.5.9; 5. 017) »Prophezeiung der Tempelzerstörung« (Mk 13,1–2; Matth 24,1–2; Luk 21,5–6); Kategorie: IV*. (3.4.4; 5. 018) »Wann wird dies geschehen« (Mk 13,3–8; Matth 24,3–8; Luk 21,7–11); Kategorie: IV. (3.2.17; 5. 019) »Ankündigung von Verfolgungen« (Mk 13,9–13; Matth 24,9–14; Luk 21,12–19); Kategorie: II. (3.1.21; 5. 020) »Gericht über Judäa« (Mk 13,14–20; Matth 24,15–22; Luk 21,20–24); Kategorie: I. (3.1.22; 5. 021) »Pseudopropheten« (Mk 13,21–23; Matth 24,23–28; Luk 17,23–24.31–37b); Kategorie: I. (3.1.23; 5. 022) »Kommen d. Menschensohnes« (Mk 13,24–27; Matth 24,29–31; Luk 21,25–28); Kategorie: I. (3.4.5; 5. 023) »Wann wird der Herr ...?« (Mk 13,28–32; Matth 24,32–36; Luk 21,29–33); Kategorie: IV. (3.1.24; 5. 025) »Mahnungen zur Wachsamkeit« (Mk 13,33–37; Matth 24,42–44; Luk 21,24–36); Kategorie: I.
Die 17 Perikopen umfassen die gesamte Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes. • Sechs Perikopen fallen unter die Kategorie I. • Drei unter die Kategorie II. • Vier unter die Kategorie IV. • Vier unter die Kategorie IV*. Bei allen Perikopen war auszuschließen, daß einer der drei Synoptiker die Vorlage der beiden anderen oder eines der anderen war. Bei keiner Perikope war die Annahme auch nur wahrscheinlich, daß die drei Synoptiker eine einzige gemeinsame Quelle hatten. Sie hatten unterschiedliche Quellen, von denen jeweils zwei einander in einer Reihe von Fällen näher waren als der dritten, und das in wechselnden Paarungen. In vier Fällen (5. 001, 5. 003, 5. 012 und 5. 017) ist die Äquidistanz der Quellen sehr groß, in vier Fällen (5. 006, 5. 013; 5. 018 und 5.023) geringer. Die graphische Darstellung kann das Gesagte verdeutlichen:
Graphische Darstellung über die Distanz der Quellen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes
1
3
6
8
10
11
12
Mk Quelle
13
14
17
Matth Quelle
18
19
20
21
22
23
25
Luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«
324
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
4.5.2 Die behandelte Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes 4.5.2.1 Matthäus – Lukas 4.5.2.1.1 (009) »Bildreden vom großen Festmahl« Matth 22,1–14; Luk 14,15–24 258
Luk 14,15
ei•pen aujtwˆ◊: maka¿rioß o¢stiß fa¿getai a‡rton e˙n thØv
∆Akou/saß de÷ tiß tw◊n sunanakeime÷nwn tauvta
Dies gehört habend einer der mit zu Tisch Liegenden,
sagte zu ihm: Selig, wer essen wird Brot in dem
basilei÷aˆ touv qeouv.
Königreich Gottes.
Matth 22,1
16
Und darauf redete Jesus wiederum in Bildreden
Er aber sagte zu ihm: Ein Mensch veranstaltete ein großes Gastmahl
zu ihnen, sagend: Gleich ist das Königreich der Himmel einem Menschen,
und lud viele ein.
Kai« aÓpokriqei«ß oJ ∆Ihsouvß pa¿lin ei•pen e˙n parabolai√ß
ÔO de« ei•pen aujtwˆ◊: a‡nqrwpo/ß tiß e˙poi÷ei dei√pnon me÷ga,
aujtoi√ß le÷gwn: 2 w˚moiw¿qh hJ basilei÷a tw◊n oujranw◊n aÓnqrw¿pwˆ kai« e˙ka¿lesen pollou\ß, basilei√, o¢stiß e˙poi÷hsen ga¿mouß twˆ◊ ui˚wˆ◊ aujtouv. einem König, welcher seinem Sohn die Hochzeitsfeier bereitete. 3
kai« aÓpe÷steilen tou\ß dou/louß aujtouv kale÷sai tou\ß keklh-
17
kai« aÓpe÷steilen to\n douvlon aujtouv thØv w’raˆ touv dei÷p-
Und er schickte seine Knechte aus, zu rufen die Gelade-
Und er schickte seine Knechte aus zur Stunde des Gast-
nen zur Hochzeitsfeier; doch sie wollten nicht kommen. Wieder schick-
mahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn schon angerichtet
te er andere Knechte aus, sagend: Sprecht zu den Geladenen:
ist! Und sie begannen sich alle einmütig zu entschuldigen.
me÷nouß ei˙ß tou\ß ga¿mouß, kai« oujk h¡qelon e˙lqei√n. 4 pa¿lin aÓp- nou ei˙pei√n toi√ß keklhme÷noiß: e¶rcesqe, o¢ti h¡dh eºtoima¿ e÷steilen a‡llouß dou/louß le÷gwn: ei¶pate toi√ß keklhme÷noiß: e˙stin. i˙dou\ to\ a‡risto/n mou hJtoi÷maka, oi˚ tauvroi÷ mou kai« ta» si-
18
kai« h¡rxanto aÓpo\ mia◊ß pa¿nteß paraitei√sqai.
Siehe, mein Mahl ist bereitet, meine Ochsen und das Mast-
tista» tequme÷na kai« pa¿nta eºtoima: deuvte ei˙ß tou\ß ga¿mouß. vieh sind geschlachtet und alles (ist) bereit; kommt her zur Hochzeitsfeier! 5
oi˚ de« aÓmelh/santeß aÓphvlqon, o§ß me«n ei˙ß to\n i¶dion aÓgro/n, o§ß oJ prw◊toß ei•pen aujtwˆ◊: aÓgro\n hjgo/rasa kai« e¶cw
Sie aber, sich nicht gekümmert habend, gingen weg, der eine auf seinen
Der erste sagte zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und ich
Acker, der andere
de« e˙pi« th\n e˙mpori÷an aujtouv: 6 oi˚ de« loipoi« krath/santeß tou\ß aÓna¿gkhn e˙xelqw»n i˙dei√n aujto/n: e˙rwtw◊ se, e¶ce me aber zu seinem Geschäft, die übrigen aber, ergriffen habend die
muß hinausgehen, um ihn zu sehen. Ich bitte dich, halte mich 19
dou/louß aujtouv u¢brisan kai« aÓpe÷kteinan.
parhØthme÷non.
Knechte, seine, mißhandelten und töteten (sie).
für entschuldigt. Und ein anderer sagte: *Fünf* Joch Ochsen
kai« eºteroß ei•pen: zeu/gh bow◊n
hjgo/rasa pe÷nte kai« poreu/omai dokima¿sai aujta¿: habe ich gekauft *fünf* und ich gehe, um sie zu prüfen. 20
e˙rwtw◊ se, e¶ce me parhØthme÷non.
Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Und ein anderer sagte:
kai« eºteroß ei•pen:
gunai√ka e¶ghma kai« dia» touvto ouj du/namai e˙lqei√n.
Ich habe eine Frau geheiratet und kann deswegen nicht kommen.
21
Und gekommen, der Knecht berichtete dem Herrn,
7
oJ de« basileu\ß wÓrgi÷sqh kai« pe÷myaß ta» strateu/mata auj-
Aber der König wurde zornig und geschickt habend die Heere, sei-
touv aÓpw¿lesen tou\ß fonei√ß e˙kei÷nouß kai« th\n po/lin aujtw◊n ne, brachte jene Mörder um und ihre Stadt
kai« parageno/menoß oJ douvloß aÓph/ggeilen twˆ◊ kuri÷wˆ
aujtouv tauvta. to/te ojrgisqei«ß oJ oi˙kodespo/thß seinem, dies. Da, zornig geworden, der Hausherr
e˙ne÷prhsen. 8 to/te le÷gei toi√ß dou/loiß aujtouv: oJ me«n ga¿moß
ei•pen twˆ◊ dou/lwˆ aujtouv:
zündete er an. Da sagt er zu seinen Knechten: Die Hochzeit *ist* zwar
sagte zu seinem Knecht:
eºtoimo/ß e˙stin, oi˚ de« keklhme÷noi oujk h™san a‡xioi: 9 poreu/esqe e¶xelqe tace÷wß ei˙ß ta»ß platei÷aß kai« rJu/maß thvß bereit *ist*, aber die Geladenen waren nicht würdig. Geht
ou™n e˙pi« ta»ß diexo/douß tw◊n oJdw◊n kai« o¢souß e˙a»n eu¢rhte nun zu den Enden der Straßen, und alle, die ihr findet,
kale÷sate ei˙ß tou\ß ga¿mouß.
10
kai« e˙xelqo/nteß oi˚ douvloi e˙kei√-
Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der
po/lewß kai« tou\ß ptwcou\ß kai« aÓnapei÷rouß kai« Stadt, und die Armen und Krüppel, und
tuflou\ß kai« cwlou\ß ei˙sa¿gage w—de.
22
kai« ei•pen oJ
ladet zur Hochzeitsfeier. Und hinausgegangen die Knechte, je-
Blinden und Lahmen führe hierher! Und es sprach der
ne, auf die Straßen, versammelten alle, die sie fanden, Böse
Knecht. Herr, geschehen ist, was du befohlen hast, und noch Platz
noi ei˙ß ta»ß oJdou\ß sunh/gagon pa¿ntaß ou§ß eu∞ron, ponhrou/ß douvloß: ku/rie, ge÷gonen o§ e˙pe÷taxaß, kai« e¶ti to/poß 258
K. Aland 151996: Nr. 216.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
325 23
te kai« aÓgaqou/ß: kai« e˙plh/sqh oJ ga¿moß aÓnakeime÷nwn.
e˙sti÷n.
als auch Gute. Und der Hochzeitssaal wurde mit den zu Tisch Liegenden gefüllt.
ist. Und der Herr sagte zu dem Knecht: Geh hinaus
11
ei˙selqw»n de« oJ basileu\ß qea¿sasqai tou\ß aÓnakeime÷nouß
Hineingegangen aber der König, zu sehen die zu Tisch Liegenden,
kai« ei•pen oJ ku/rioß pro\ß to\n douvlon: e¶xelqe
ei˙ß ta»ß oJdou\ß kai« fragmou\ß kai« aÓna¿gkason ei˙san die Landstraßen und Zäune und nötige herein24
ei•den e˙kei√ a‡nqrwpon oujk e˙ndedume÷non e¶nduma ga¿mou,
elqei√n, iºna gemisqhØv mou oJ oi•koß:
sah dort einen Menschen, nicht bekleidet mit einem Kleid für die Hochzeit;
zukommen, damit mein Haus gefüllt werde! Denn ich sage euch,
und er sagt zu ihm: Freund, wie bist du hierher hereingekommen, nicht habend
keiner jener geladenen Männer
ein Kleid für die Hochzeit? Er aber blieb stumm. Da sagte der König zu den
wird mein Gastmahl kosten.
12
kai« le÷gei aujtwˆ◊: e˚tai√re, pw◊ß ei˙shvlqeß w—de mh\ e¶cwn
e¶nduma ga¿mou; oJ de« e˙fimw¿qh.
13
le÷gw ga»r uJmi√n o¢ti
oujdei«ß tw◊n aÓndrw◊n e˙kei÷nwn tw◊n keklhme÷nwn
to/te oJ basileu\ß ei•pen toi√ß geu/setai÷ mou touv dei÷pnou.
diako/noiß: dh/santeß aujtouv po/daß kai« cei√raß e˙kba¿lete Dienern: Gebunden habend ihm die Füße und die Hände, werft hinaus
aujto\n ei˙ß to\ sko/toß to\ e˙xw¿teron: e˙kei√ e¶stai oJ klauqmo\ß ihn in die Finsternis ganz draußen! Dort wird sein Weinen
kai« oJ brugmo\ß tw◊n ojdo/ntwn.
14
polloi« ga¿r ei˙sin klhtoi÷,
und das Klappern der Zähne. Denn viele sind berufen,
ojli÷goi de« e˙klektoi÷. wenige aber auserwählt.
Die beiden Fassungen dieses Gleichnisses sind in allen Hinsichten so unterschiedlich, daß sie nur dadurch zusammengehören, daß der Sprecher mit ihnen die gleiche Aussage machen will. Es ist zu vermuten, daß Jesus zu verschiedenen Zeiten dieses Gleichnis in einer unterschiedlichen Form zu Gehör brachte. Matthäus überliefert eine dieser Formen, Lukas eine andere. Das Gleichnis bei Matthäus spricht von einem König, der für seinen Sohn die Hochzeit ausrichtete. Die Eingeladenen wollen nicht kommen. Der König wiederholt die Einladung. Von den Eingeladenen mißachten die einen die Einladung, die anderen mißhandeln und töten sogar die Einladenden. Daraufhin gerät der König in Zorn und schickt seine Heere, um die Mörder zu bestrafen und ihre Stadt anzuzünden. Dann schickt er seine Knechte wieder aus, diesmal, um die Gäste von den Straßen einzuladen. Alle, Gute wie Böse, kommen, und der Saal füllt sich. Hier folgt ein zweiter Akt. Der König erblickt einen Gast, der nicht festlich gekleidet ist. Ihn läßt er an Händen und Füßen binden und in die Finsternis hinauswerfen. Der Erzähler fügt hinzu: Dort wird sein Heulen und Zähneklappern. Denn viele sind geladen, wenige aber ausgewählt. Bei Lukas veranstaltet ein Mann ein Gastmahl. Er schickt seinen Knecht, um einzuladen. Die Eingeladenen entschuldigen sich mit je verschiedenen Gründen. Als der Knecht seinem Herrn berichtete, wurde der zornig und ließ den Knecht die Armen, Krüppel, Blinden und Lahmen einladen. Nachdem er diesen Befehl erfolgreich ausgeführt hatte, berichtete der Knecht seinem Herrn, daß noch Platz sei. Daraufhin schickte sein Herr ihn auf die Landstraßen und an die Zäune, die Leute zu nötigen zu kommen, damit das Haus voll werde. Der Erzähler fügt hinzu: Keiner jener Geladenen wird von meinem Mahl kosten. Die beiden Texte sind verschieden. Sie gehen mit Sicherheit nicht auf dieselbe Fassung zurück. Kategorie: C*. 4.5.2.1.2 (5. 015) »Weheruf über Jerusalem« Matth 23,37–39; Luk 13,34–35 259 Matth 23,37
∆Ierousalh\m ∆Ierousalh/m, hJ aÓpoktei÷nousa tou\ß
Jerusalem, Jerusalem, du Tötende die
profh/taß kai« liqobolouvsa tou\ß aÓpestalme÷nouß pro\ß Propheten und Steinigende die Gesandten zu
aujth/n, posa¿kiß hjqe÷lhsa e˙pisunagagei√n ta» te÷kna sou, ihr. Wie oft habe ich gewollt deine Kinder versammeln,
o§n tro/pon o¡rniß e˙pisuna¿gei ta» nossi÷a aujthvß uJpo\ ta»ß wie eine Henne ihre Jungen versammelt unter die
pte÷rugaß, kai« oujk hjqelh/sate.
38
i˙dou\ aÓfi÷etai uJmi√n oJ
Flügel. Doch nicht habt ihr gewollt. Siehe, gelassen wird euch das
oi•koß uJmw◊n e¶rhmoß.
39
le÷gw ga»r uJmi√n, ouj mh/ me i¶dhte aÓp∆
Haus, eures, öde. Denn ich sage euch: Keinesfalls werdet ihr mich sehen von 259
K. Aland 151996: Nr. 285.
Luk 13,34
∆Ierousalh\m ∆Ierousalh/m, hJ aÓpoktei÷nousa tou\ß
Jerusalem, Jerusalem, du Tötende die
profh/taß kai« liqobolouvsa tou\ß aÓpestalme÷nouß pro\ß Propheten und Steinigende die Gesandten zu
aujth/n, posa¿kiß hjqe÷lhsa e˙pisuna¿xai ta» te÷kna sou ihr. Wie oft habe ich gewollt deine Kinder versammeln
o§n tro/pon o¡rniß th\n e˚authvß nossia»n uJpo\ ta»ß wie eine Henne ihre Jungen (sammelt) unter die
pte÷rugaß, kai« oujk hjqelh/sate.
35
i˙dou\ aÓfi÷etai uJmi√n oJ
Flügel. Doch nicht habt ihr gewollt. Siehe, gelassen wird euch das
oi•koß uJmw◊n. le÷gw [de«] uJmi√n, ouj mh\ i¶dhte÷ me
Haus, eures. Ich sage euch: Keinesfalls werdet ihr mich sehen,
326
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
a‡rti eºwß a·n ei¶phte: eujloghme÷noß oJ e˙rco/menoß e˙n
eºwß [h¢xei o¢te] ei¶phte: eujloghme÷noß oJ e˙rco/menoß e˙n
jetzt an, bis ihr sagt: Hochgelobt sei der Kommende im
bis kommen wird (die Zeit), da ihr sagt: Hochgelobt sei der Kommende im
Namen (des) Herrn.
Namen (des) Herrn.
ojno/mati kuri÷ou.
ojno/mati kuri÷ou.
Die beiden Texte sind fast wortgleich und werden daher in den Quellen des Matthäus und Lukas so überliefert gewesen sein. Kategorie: C. 4.5.2.1.3 (5. 024) »Bildrede von der Sintflut und Mahnungen zur Wachsamkeit« Matth 24,37–44; Luk 17,26–36; 12,39–40260 Matth 24,37
›Wsper ga»r ai˚ hJme÷rai touv Nw◊e, ou¢twß e¶stai
Denn wie die Tage Noes, so wird sein
hJ parousi÷a touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou.
38
w˚ß ga»r h™san e˙n
die Ankunft des Sohnes des Menschen. Wie sie nämlich waren in
tai√ß hJme÷raiß [e˙kei÷naiß] tai√ß pro\ touv kataklusmouv trw¿jenen Tagen vor der Sintflut es-
Luk 17,26
kai« kaqw»ß e˙ge÷neto e˙n tai√ß hJme÷raiß Nw◊e, ou¢twß
Und wie es geschah in den Tagen Noes, so
e¶stai kai« e˙n tai√ß hJme÷raiß touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou: wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein:
gonteß kai« pi÷nonteß, gamouvnteß kai« gami÷zonteß, a‡cri h∞ß
27
send und trinkend, heiratend und verheiratend, bis zu dem
Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten, bis zu dem
hJme÷raß ei˙shvlqen Nw◊e ei˙ß th\n kibwto/n,
39
h¡sqion, e¶pinon, e˙ga¿moun, e˙gami÷zonto, a‡cri h∞ß
kai« oujk e¶gnwsan hJme÷raß ei˙shvlqen Nw◊e ei˙ß th\n kibwto\n kai« h™lqen oJ
Tag, an dem Noe hineinging in die Arche, und nicht merkten,
eºwß h™lqen oJ kataklusmo\ß kai« h™ren a’pantaß, bis die Sintflut kam und alle wegnahm,
Tag, an dem Noe in die Arche hineinging. Und es kam die
kataklusmo\ß kai« aÓpw¿lesen pa¿ntaß. Sintflut und brachte alle um.
28
Gleicherweise wie es geschah in den Tagen Lots: sie aßen,
oJmoi÷wß kaqw»ß e˙ge÷neto e˙n tai√ß hJme÷raiß Lw¿t: h¡sqion,
e¶pinon, hjgo/razon, e˙pw¿loun, e˙fu/teuon, wˆÓkodo/moun:
sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten;
29
aber an dem Tag, an dem Lot von Sodom hinausging, regnete es
hØ∞ de« hJme÷raˆ e˙xhvlqen Lw»t aÓpo\ Sodo/mwn, e¶brexen
puvr kai« qei√on aÓp∆ oujranouv kai« aÓpw¿lesen pa¿ntaß.
Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um.
ou¢twß e¶stai [kai«] hJ parousi÷a touv ui˚ouv touv aÓnqrw¿pou.
30
so wird (auch) die Parusie des Sohnes des Menschen sein.
Auf dieselbe Weise wird es sein an dem Tag, an dem der Sohn des Menschen
kata» ta» aujta» e¶stai hØ∞ hJme÷raˆ oJ ui˚o\ß touv aÓnqrw¿pou
aÓpokalu/ptetai.
dw¿matoß kai« ta» skeu/h aujtouv e˙n thØv oi˙ki÷aˆ, mh\ kata-
ba¿tw a°rai aujta¿, kai« oJ e˙n aÓgrwˆ◊ oJmoi÷wß mh\ e˙pi-
streya¿tw ei˙ß ta» ojpi÷sw.
Lw¿t.
qai aÓpole÷sei aujth/n, o§ß d∆ a·n aÓpole÷shØ zwˆogonh/sei
aujth/n.
Dach und seine Habe im Haus, nicht herab-
steige er, sie zu holen, und der am Feld gleichermaßen nicht wen-
32
mnhmoneu/ete thvß gunaiko\ß
de er sich um nach den (Dingen) hinten. Denkt an die Frau
33
o§ß e˙a»n zhth/shØ th\n yuch\n aujtouv peripoih/sas-
Lots! Wer sucht, sein Leben für sich zu erhal-
40
e˙n e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ o§ß e¶stai e˙pi« touv
sich offenbart. An jenem Tag, wer sein wird auf dem
31
ten, wird es verlieren; wer es aber verliert, wird am Leben erhalten
to/te du/o e¶sontai e˙n twˆ◊ aÓgrwˆ◊, ei–ß paralamba¿netai kai«
es.
34
le÷gw uJmi√n, tau/thØ thØv nukti« e¶sontai du/o e˙pi« kli÷nhß
Dann werden zwei auf dem Acker sein, einer wird mitgenommen und
Ich sage euch: In dieser Nacht werden zwei auf einem Bett sein,
einer wird zurückgelassen; zwei Mahlende (Frauen) mit der Mühle, eine wird mitgenom-
einem einzigen, der eine wird mitgenommen, und der andere wird zurückgelas-
ei–ß aÓfi÷etai:
41
du/o aÓlh/qousai e˙n twˆ◊ mu/lwˆ, mi÷a paralam-
mia◊ß, oJ ei–ß paralhmfqh/setai kai« oJ eºteroß aÓfeqh/se35
ba¿netai kai« mi÷a aÓfi÷etai.
tai:
men und eine wird zurückgelassen.
sen werden. Zwei Mahlende (Frauen) werden an demselben Ort sein, die eine
e¶sontai du/o aÓlh/qousai e˙pi« to\ aujto/, hJ mi÷a 36
paralhmfqh/setai, hJ de« e˚te÷ra aÓfeqh/setai.
wird mitgenommen, die andere wird zurückgelassen werden. Zwei auf
a˙˙grw◊Ø: ei–ß paralhmfqh¿setai kai« o˚ e¢teroß
(dem) Acker: einer wird mitgenommen, und der andere
260
K. Aland 151996: Nr. 296.
du¿o e˙n
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
42
327
a˙feqh¿setai.261 zurückgelassen werden.
Grhgorei√te ou™n, o¢ti oujk oi¶date
Wacht also, denn ihr wißt nicht,
poi÷aˆ hJme÷raˆ oJ ku/rioß uJmw◊n e¶rcetai. an welchem Tag euer Herr kommt! 43
∆Ekei√no de« ginw¿skete o¢ti ei˙ hØ¡dei oJ oi˙kodespo/thß poi÷aˆ
Das aber erkennt, daß, wenn der Hausherr wüßte, zu welcher
fulakhØv oJ kle÷pthß e¶rcetai, e˙grhgo/rhsen a·n kai« oujk a·n Nachtwache der Dieb kommt, er wachen und nicht
ei¶asen diorucqhvnai th\n oi˙ki÷an aujtouv.
44
dia» touvto kai«
zulassen würde, daß in sein Haus eingebrochen wird. Deswegen auch
Luk 12,39
touvto de« ginw¿skete o¢ti ei˙ hØ¡dei oJ oi˙kodespo/thß
Dies aber erkennt, daß, wenn der Hausherr wüßte,
poi÷aˆ w’raˆ oJ kle÷pthß e¶rcetai, oujk a·n aÓfhvken zu welcher Stunde der Dieb kommt, nicht er zulassen würde,
diorucqhvnai to\n oi•kon aujtouv. 40kai« uJmei√ß gi÷nesqe daß in sein Haus eingebrochen wird. Seid auch ihr
uJmei√ß gi÷nesqe eºtoimoi, o¢ti hØ∞ ouj dokei√te w’raˆ oJ ui˚o\ß touv
eºtoimoi, o¢ti hØ∞ w’raˆ ouj dokei√te oJ ui˚o\ß touv
seid bereit ihr, da in einer Stunde, in der ihr es nicht vermutet, der Sohn
bereit, da in einer Stunde, in der ihr es nicht vermutet, der Sohn des
des
aÓnqrw¿pou e¶rcetai.
aÓnqrw¿pou e¶rcetai.
Menschen kommt!
Menschen kommt!
Matthäus hat an den folgenden Stellen ein Mehr an Text: 01. Matth 24,37: w˚ß ga»r h™san e˙n tai√ß hJme÷raiß [e˙kei÷naiß] tai√ß pro\ touv kataklusmouv ... »wie sie nämlich in jenen Tagen vor der Großen Flut waren ...« 02. Matth 24,39:
kai« oujk e¶gnwsan eºwß ... »und sie merkten nichts, bis …«
03. Matth 24,42:
Grhgorei√te ou™n, o¢ti oujk oi¶date poi÷aˆ hJme÷raˆ oJ ku/rioß uJmw◊n e¶rcetai »seid also wachsam, denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt«
04. Matth 24,43:
e˙grhgo/rhsen a·n »er bliebe wach«
Lukas hat an den folgenden Stellen ein Mehr an Text: 05. Luk 17,28–29: oJmoi÷wß kaqw»ß e˙ge÷neto e˙n tai√ß hJme÷raiß Lw¿t: h¡sqion, e¶pinon, hjgo/razon, e˙pw¿loun, e˙fu/ teuon, wˆÓkodo/moun: hØ∞ de« hJme÷raˆ e˙xhvlqen Lw»t aÓpo\ Sodo/mwn, e¶brexen puvr kai« qei√on aÓp∆ oujranouv kai« aÓpw¿lesen pa¿ntaß. »Ebenso wie es in den Tagen Lots zugegangen ist: Sie aßen, tranken, kauften, verkauften, pflanzten, bauten, und an dem Tag, an dem Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete alle.« 06. Luk 17,31–33:
e˙n e˙kei÷nhØ thØv hJme÷raˆ o§ß e¶stai e˙pi« touv dw¿matoß kai« ta» skeu/h aujtouv e˙n thØv oi˙ki÷aˆ, mh\ kataba¿tw a°rai aujta¿, kai« oJ e˙n aÓgrwˆ◊ oJmoi÷wß mh\ e˙pi streya¿tw ei˙ß ta» ojpi÷sw. mnhmoneu/ete thvß gunaiko\ß Lw¿t. o§ß e˙a»n zhth/shØ th\n yuch\n aujtouv peripoih/sasqai aÓpole÷sei aujth/n, o§ß d∆ a·n aÓpole÷shØ zwˆogonh/sei aujth/n. »Wer an diesem Tage auf dem Dach ist, aber seine Geräte im Haus hat, der steige nicht hinab, um sie zu holen; und ebenso, wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück! Denkt an Lots Frau! Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird es verlieren, und wer es verliert, dem wird es erhalten bleiben.«
(01) und (02) lassen sich, wenn man will, als redaktionelle Zutaten des Matthäus erklären. Das ist bei (03) und (04) nicht möglich. Beide Stellen sind gut in den Text eingebunden und binden sich gegenseitig ein, weil beide Male vom Wachen die Rede ist. Durch die Parallele Mk 13,35 zu (03) ist außerdem erwiesen, daß es sich bei diesem Text nicht um ein beliebiges Versatzstück handelt. Auch (05) und (06) sind gut in den Text eingebunden und binden sich ebenfalls gegenseitig ein. Die Geschichte von Lot (05) ergänzt die vorangehende Sintflutgeschichte und verstärkt ihre Wirkung. In (06) wird sie durch die Erinnerung an Lots Frau wieder aufgenommen. Das Gesagte ist hinreichend, die Abhängigkeit des Lukas von Matthäus und die des Matthäus von Lukas auszuschließen. Ein seltsamer und bemerkenswerter Unterschied zwischen beiden Texten kommt darüberhinaus noch hinzu: Bei Matthäus (24,40) ist vom »Acker« die Rede, auf dem sich die beiden Männer befinden, bei Lukas (17,34) vom »Lager« oder »Bett«. 261
Vgl. zu V 36: U. Victor 2007b: Zur Stelle.
328
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Es läßt sich folgendes Ergebnis festhalten: • Matthäus und Lukas sind nicht voneinander abhängig. • Die Unterschiede zwischen beiden Texten sind zu groß, als daß man sie auf eine gemeinsame Vorlage zurückführen könnte. Wenn wir eine solche gemeinsame Vorlage annähmen, wären die oben genannten Fälle (01) bis (06) Zutaten der jeweiligen Autoren. Eine solche Unabhängigkeit im Umgang mit der ihnen vorliegenden synoptischen Tradition müßte erst einmal durch viele weitere Beispiele bewiesen werden. Die plausibelste Erklärung des Befundes ist, daß Matthäus und Lukas deutlich unterschiedliche Quellen hatten. Kategorie: C*. 4.5.2.1.4 (5. 026) »Bildrede vom getreuen und ungetreuen Knecht« Matth 24,45–51; Luk 12,41–46 262
Luk 12,41
bolh\n tau/thn le÷geiß h£ kai« pro\ß pa¿ntaß;
rede, diese, sagst du oder für alle? Und es sagte der
Ei•pen de« oJ Pe÷troß: ku/rie, pro\ß hJma◊ß th\n para-
Petrus sagte: Herr, für uns die Bild-
42
kai« ei•pen oJ
ku/rioß:
Matth 24,45
Ti÷ß a‡ra e˙sti«n oJ pisto\ß douvloß kai« fro/nimoß o§n
Herr:
ti÷ß a‡ra e˙sti«n oJ pisto\ß oi˙kono/moß oJ fro/nimoß, o§n
Wer also ist der treue Knecht und kluge, den
Wer also ist der treue Verwalter und der kluge, den
der Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um zu geben
der Herr setzen wird über seine Dienerschaft, um
ihnen Nahrung zur rechten Zeit? Selig jener Knecht,
zu geben zur rechten Zeit die Brotration. Selig der
kate÷sthsen oJ ku/rioß e˙pi« thvß oi˙ketei÷aß aujtouv touv douvnai katasth/sei oJ ku/rioß e˙pi« thvß qerapei÷aß aujtouv touv aujtoi√ß th\n trofh\n e˙n kairwˆ◊;
46
maka¿rioß oJ douvloß e˙kei√noß dido/nai e˙n kairwˆ◊ [to\] sitome÷trion;
o§n e˙lqw»n oJ ku/rioß aujtouv euJrh/sei ou¢twß poiouvnta: den, gekommen, sein Herr so tuend finden wird!
47
so tuend!
44
Amen,
le÷gw uJmi√n o¢ti e˙pi« pa◊sin toi√ß uJpa¿rcousin aujtouv kata- ich sage euch: Über alle seine Güter ein- 48
e˙a»n de« ei¶phØ oJ kako\ß douvloß e˙kei√noß e˙n
setzen wird er ihn. Wenn aber sagt jener böse Knecht in
thØv kardi÷aˆ aujtouv: croni÷zei mou oJ ku/rioß, seinem Herzen: Mein Herr kommt noch lange nicht, 49
kai« a‡rxhtai
und macht sich daran,
tu/ptein tou\ß sundou/louß aujtouv, e˙sqi÷hØ de« kai« pi÷nhØ meta» zu schlagen seine Mitknechte, ißt und trinkt mit
le÷gw uJmi√n o¢ti e˙pi« pa◊sin toi√ß uJpa¿rcousin aujtouv ich sage euch: Über all seine Güter
katasth/sei aujto/n.
h¢xei oJ ku/rioß touv dou/lou e˙kei÷nou e˙n hJme÷raˆ hØ∞ ouj
wird kommen der Herr jenes Knechtes an einem Tag, an dem nicht 51
kai« dicotomh/sei
er (es) erwartet und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird entzwei- hauen
aujto\n kai« to\ me÷roß aujtouv meta» tw◊n uJpo- ihn und seinen Teil (ihm) bei den Heuch-
e˙a»n de« ei¶phØ oJ douvloß e˙kei√noß e˙n
wird er ihn setzen. Wenn aber sagt jener Knecht in
thØv kardi÷aˆ aujtouv: croni÷zei oJ ku/rio/ß mou e¶rcesqai, seinem Herzen: Mein Herr säumt zu kommen,
kai« a‡rxhtai
und macht sich daran,
tu/ptein tou\ß pai√daß kai« ta»ß paidi÷skaß, e˙sqi÷ein te als auch zu trinken und sich zu berauschen,
46
h¢xei oJ ku/rioß touv dou/lou e˙kei÷nou e˙n hJme÷raˆ hØ∞ ouj
wird kommen der Herr jenes Knechtes an einem Tag, an dem nicht
prosdokaˆ◊ kai« e˙n w‚raˆ hØ∞ ouj ginw¿skei, kai« dicotomh/sei er (es) erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und entzweihauen wird er
aujto\n kai« to\ me÷roß aujtouv meta» tw◊n aÓpi÷stwn ihn und seinen Teil bei den Ungläubigen
kritw◊n qh/sei: e˙kei√ e¶stai oJ klauqmo\ß kai« oJ brugmo\ß tw◊n
qh/sei.
lern wird er anweisen; dort wird sein das Weinen und das Knirschen der
wird er anweisen.
ojdo/ntwn.
45
kai« pi÷nein kai« mequ/skesqai,
den betrunken Seienden,
prosdokaˆ◊ kai« e˙n w‚raˆ hØ∞ ouj ginw¿skei,
aÓlhqw◊ß
Wahrhaftig,
zu schlagen die Knechte und Mägde, sowohl zu essen
tw◊n mequo/ntwn, 50
douvloß e˙kei√noß, o§n e˙lqw»n oJ ku/rioß aujtouv euJrh/sei poiouvnta ou¢twß.
aÓmh\n
sth/sei aujto/n.
maka¿rioß oJ
Knecht, jener, den, gekommen, sein Herr finden wird
43
Zähne.
Abgesehen von der bei Lukas andersartigen Verknüpfung mit dem Vorangehenden (durch die Frage des Petrus 12, 41) weisen die Texte u.a. folgende Trennindizien auf: 01. Matth 24,45 Luk 12,42 oi˙kono/moß douvloß »Knecht« »Verwalter« 262
K. Aland 151996: Nr. 297.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
329
02. Matth 24,45 e˙pi« thvß oi˙ketei÷aßhe »über seine Dienerschaft«
Luk 12,42 e˙pi« thvß qerapei÷aß »über seine Dienerschaft«
03. Matth 24,45 touv douvnai aujtoi√ß th\n trofh\n e˙n kairwˆ ◊ »ihnen die Nahrung zur rechten Zeit zu geben«
Luk 12,42 touv dido/nai e˙n kairwˆ◊ to\ sitome÷trion »die Brotration zur rechten Zeit zu geben«
04. Matth 24,48 oJ kako\ß douvloß »der schlechte Knecht«
Luk 12,45 oJ douvloß »der Knecht«
05. Matth 24,48 croni÷zei mou oJ ku/rioß »mein Herr kommt noch lange nicht«
Luk 12,45 croni÷zei oJ ku/rio/ß mou e¶rcesqai »mein Herr säumt zu kommen«
06. Matth 24,49 tou\ß sundou/louß aujtouv »seine Mitknechte«
Luk 12,45 tou\ß pai√daß kai« ta»ß paidi÷skaß »die Knechte und die Mägde«
07. Matth 24,49 e˙sqi÷hØ de« kai« pi÷nhØ meta» tw◊n mequo/ntwn »und ißt und trinkt mit den Betrunkenen«
Luk 12,45 e˙sqi÷ein te kai« pi÷nein kai« mequ/skesqai »und zu essen und zu trinken und sich zu betrinken«
08. Matth 24,51 meta» tw◊n uJpokritw◊n »bei den Heuchlern«
Luk 12,46 meta» tw◊n aÓpi÷stwn »bei den Ungetreuen«
09.
Luk 12,46 –
Matth 24,51 e˙kei√ e¶stai oJ klauqmo\ß kai« oJ brugmo\ß tw◊n ojdo/ntwn »dort wird Heulen und Zähneknirschen sein«
Die Unterschiede zwischen beiden Texten lassen sich in ihrer Gesamtheit nicht als Veränderungen einer gemeinsamen Vorlage in bestimmter literarischer Absicht verstehen. Gegenseitige Abhängigkeit ist aus dem gleichen Grund auszuschließen. In (04) könnte man der Fassung des Lukas den Vorzug geben, weil der Knecht ja noch nicht schlecht ist, sondern erst zu einem schlechten Knecht wird, indem er schlecht handelt.263 In (07) verdient der Text des Matthäus den Vorzug, weil er viel genauer und prägnanter ist, indem er das Trinken als ein Gelage des Verwalters mit den Untergebenen schildert, die er vorher geschlagen hatte. Er ist seiner Aufgabe im Umgang mit seinen Untergebenen nicht gewachsen, weil er im Guten wie im Schlechten das rechte Maß vermissen läßt. Im Text des Lukas wäre das nur zwischen den Zeilen zu lesen. Zu (09) ist zu fragen, warum Lukas auf diesen Text verzichtet haben sollte, hätte er sich in seiner Vorlage befunden. Es ist auch kein Grund ersichtlich, warum dieser Text, der hier an passender Stelle steht, eine Zutat des Matthäus sein sollte. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß Matthäus und Lukas verschiedene Quellen hatten. Kategorie: C*. 4.5.2.1.5 (5. 028) »Die Bildrede vom anvertrauten Geld« Matth 25,14–30; Luk 19,11–27 264
Luk 19,11
parabolh\n dia» to\ e˙ggu\ß ei•nai ∆Ierousalh\m aujto\n
kai« dokei√n aujtou\ß o¢ti paracrhvma me÷llei hJ basilei÷a
∆Akouo/ntwn de« aujtw◊n tauvta prosqei«ß ei•pen
Als sie dieses hörten, hinzufügend sagte er
eine Bildrede deswegen, weil er nahe an Jerusalem war, und sie meinten, daß sofort werde das Königreich
Wenn man mit Tischendorf (ed. oct.) und Th. von Zahn (1922: 678 A. 28) e˙kei√noß für eine spätere Zutat hält – das ist in der Tat zu erwägen –, ist dieses Argument hinfällig. 264 K. Aland 151996: Nr. 266. 263
330
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
touv qeouv aÓnafai÷nesqai.
Matth 25,14
Gottes erscheinen.
12
›Wsper ga»r a‡nqrwpoß aÓpodhmw◊n
Denn gleichwie ein Mensch, verreisen wollend,
ei•pen ou™n: a‡nqrwpo/ß tiß eujgenh\ß e˙poreu/qh ei˙ß cw¿ran
Er sagte also: Ein hochgeborener Mensch zog in ein Land,
makra»n labei√n e˚autwˆ◊ basilei÷an kai« uJpostre÷yai.
ein fernes, um sich die Königswürde zu nehmen und zurückzukehren.
e˙ka¿lesen tou\ß i˙di÷ouß dou/louß kai« pare÷dwken aujtoi√ß ta»
13
rief die eigenen Knechte und übergab ihnen
Gerufen habend zehn seiner Knechte, gab er ihnen
uJpa¿rconta aujtouv,
15
kai« wˆ— me«n e¶dwken pe÷nte ta¿lanta, wˆ—
seine Güter; und dem einen gab er fünf Talente, dem anderen
kale÷saß de« de÷ka dou/louß e˚autouv e¶dwken aujtoi√ß
de÷ka mna◊ß kai« ei•pen pro\ß aujtou/ß: pragmateu/sasqe zehn Minen und sagte zu ihnen: Macht Geschäfte,
de« du/o, wˆ— de« eºn, e˚ka¿stwˆ kata» th\n i˙di÷an du/namin,
e˙n wˆ— e¶rcomai.
zwei, dem anderen eines, jedem entsprechend seiner eigenen Fähigkeit,
bis ich komme! Doch seine Bürger haßten ihn
14
oi˚ de« poli√tai aujtouv e˙mi÷soun aujto\n
kai« aÓpe÷steilan presbei÷an ojpi÷sw aujtouv le÷gonteß: und sandten eine Gesandtschaft hinter ihm her, sagend:
ouj qe÷lomen touvton basileuvsai e˙f∆ hJma◊ß.
kai« aÓpedh/mhsen eujqe÷wß
16
poreuqei«ß.265 oJ ta» pe÷nte ta¿lanta
Wir wollen nicht, daß dieser über uns König wird!
und verreiste, sofort aufbrechend. Der die fünf Talente
labw»n hjrga¿sato e˙n aujtoi√ß kai« e˙ke÷rdhsen a‡lla pe÷nte: empfangen Habende arbeitete mit ihnen und gewann andere fünf; 17
w˚sau/twß oJ ta» du/o e˙ke÷rdhsen a‡lla du/o.
18
oJ de« to\ e≠n
ebenso der die zwei gewann andere zwei. Aber der das eine
labw»n aÓpelqw»n w‡ruxen ghvn kai« e¶kruyen to\ aÓrgu/rion empfangen Habende, weggegangen, grub auf (die) Erde und verbarg das Geld
touv kuri÷ou aujtouv.
19
meta» de« polu\n cro/non e¶rcetai oJ
seines Herrn. Nach langer Zeit kommt der
15
kai« e˙ge÷neto e˙n twˆ◊ e˙panelqei√n aujto\n labo/nta th\n
Und es geschah: Als er zurückgekehrt war, genommen habend die
ku/rioß tw◊n dou/lwn e˙kei÷nwn
basilei÷an kai« ei•pen fwnhqhvnai aujtwˆ◊ tou\ß dou/louß
Herr jener Knechte
Königswürde, da sagt er, daß gerufen würden zu ihm die Knechte,
tou/touß oi–ß dedw¿kei to\ aÓrgu/rion, iºna gnoi√ ti÷ß ti÷ 266 die-
diese, denen er das Geld gegeben hatte, damit er erfahre, wer was er16
pragmateu/santo.
wirtschaftet hatte. Der erste kam her, sagend:
kai« sunai÷rei lo/gon met∆ aujtw◊n.
20
kai« proselqw»n oJ ta»
und hält Abrechnung mit ihnen. Und hinzugetreten, der die
pe÷nte ta¿lanta labw»n prosh/negken a‡lla pe÷nte ta¿lanta
parege÷neto de« oJ prw◊toß le÷gwn:
ku/rie, hJ mna◊ sou de÷ka proshrga¿sato mna◊ß. Herr, deine Mine zehn Minen hat dazu erworben.
fünf Talente empfangen Habende, brachte hin andere fünf Talente,
le÷gwn: ku/rie, pe÷nte ta¿lanta¿ moi pare÷dwkaß: i¶de a‡lla sagend: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben; siehe, andere
pe÷nte ta¿lanta e˙ke÷rdhsa.
21
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ku/rioß aujtouv: eu™,
fünf Talente habe ich gewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Gut,
douvle aÓgaqe« kai« piste÷, e˙pi« ojli÷ga h™ß pisto/ß, e˙pi« pollw◊n du guter und treuer Knecht, über weniges warst du treu, über vieles
se katasth/sw: ei¶selqe ei˙ß th\n cara»n touv kuri÷ou sou. werde ich dich einsetzen. Gehe hinein in die Freude deines Herrn! 22
proselqw»n [de«] kai« oJ ta» du/o ta¿lanta ei•pen: ku/rie, du/o
Hinzugetreten, auch der die zwei Talente, sagte: Herr, zwei
17
kai« ei•pen aujtwˆ◊: eu™ge, aÓgaqe« douvle, o¢ti e˙n e˙laci÷stwˆ
Und er sagte zu ihm: Vortrefflich, guter Knecht, weil im Geringfügigen
pisto\ß e˙ge÷nou, i¶sqi e˙xousi÷an e¶cwn e˙pa¿nw de÷ka du treu gewesen bist, sei Macht habend über zehn
po/lewn. Städte!
18
kai« h™lqen oJ deu/teroß le÷gwn: hJ mna◊ sou, ku/rie,
Und der zweite kam, sagend: Deine Mine, Herr,
ta¿lanta¿ moi pare÷dwkaß: i¶de a‡lla du/o ta¿lanta e˙ke÷rdhsa. e˙poi÷hsen pe÷nte mna◊ß. Talente hast du mir übergeben; siehe, andere zwei Talente habe ich gewonnen. 23
e¶fh aujtwˆ◊ oJ ku/rioß aujtouv: eu™, douvle aÓgaqe« kai« piste÷,
Sein Herr sagte zu ihm: Gut, du guter und getreuer Knecht,
hat fünf Minen ertragen.
19
ei•pen de« kai« tou/twˆ: kai« su\ e˙pa¿nw gi÷nou pe÷nte
Er sagte auch zu diesem: Und du sei über fünf
e˙pi« ojli÷ga h™ß pisto/ß, e˙pi« pollw◊n se katasth/sw: ei¶selqe
po/lewn.
über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich einsetzen. Gehe hinein
Städte!
in die Freude deines Herrn! Hinzugetreten aber auch der das eine
Und der andere kam, sagend: Herr, siehe, deine Mine, die
ei˙ß th\n cara»n touv kuri÷ou sou.
24
proselqw»n de« kai« oJ to\ e≠n
20
kai« oJ eºteroß h™lqen le÷gwn: ku/rie, i˙dou\ hJ mna◊ sou h§n
ta¿lanton ei˙lhfw»ß ei•pen: ku/rie,
ei•con aÓpokeime÷nhn e˙n soudari÷wˆ:
Talent empfangen Habende sagte: Herr,
ich in einem Schweißtuch weggelegt hatte!
265 266
Zur Interpunktion vgl. U. Victor 2007a: Zur Stelle. Vgl. U. Victor 2007b: Zur Stelle.
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
331
e¶gnwn se o¢ti sklhro\ß ei• a‡nqrwpoß, qeri÷zwn o¢pou oujk
21
ich kannte dich, daß du ein harter Mensch bist, erntend, wo nicht
Denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mensch bist. Du nimmst,
e¶speiraß kai« suna¿gwn o¢qen ouj diesko/rpisaß,
25
kai« fo-
du gesät hast, und sammelnd dort, wo du nicht ausgestreut hast. Und in
bhqei«ß aÓpelqw»n e¶kruya to\ ta¿lanto/n sou e˙n thØv ghØv: i¶de
Furcht geraten, weggegangen, verbarg ich dein Talent in der Erde. Siehe,
e¶ceiß to\ so/n.
26
aÓpokriqei«ß de« oJ ku/rioß aujtouv ei•pen aujtwˆ◊:
(da) hast du das Deine. Daraufhin sagte sein Herr zu ihm:
ponhre« douvle kai« ojknhre÷, hØ¡deiß o¢ti qeri÷zw o¢pou oujk e¶s- Du böser Knecht und fauler, du wußtest, daß ich ernte, wo nicht ge-
peira kai« suna¿gw o¢qen ouj diesko/rpisa.267
27
e¶dei se ou™n
sät habe ich und dort sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. So wäre es nötig gewesen,
e˙fobou/mhn ga¿r se, o¢ti a‡nqrwpoß aujsthro\ß ei•, ai¶reiß
o§ oujk e¶qhkaß kai« qeri÷zeiß o§ oujk e¶speiraß.
was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.
22
le÷gei aujtwˆ◊: e˙k touv sto/mato/ß sou krinw◊ se, ponhre«
Er sagt zu ihm: Aus deinem Mund werde ich dich richten, böser
douvle. hØ¡deiß o¢ti e˙gw» a‡nqrwpoß aujsthro/ß ei˙mi, ai¶rwn Knecht. Du wußtest, daß ich ein strenger Mensch bin, nehmend,
o§ oujk e¶qhka kai« qeri÷zwn o§ oujk e¶speira.268
23
kai« dia» ti÷
was ich nicht angelegt habe, und erntend, was ich nicht gesät habe. Und weswegen
balei√n ta» aÓrgu/ria¿ mou toi√ß trapezi÷taiß, kai« e˙lqw»n e˙gw»
oujk e¶dwka¿ß mou to\ aÓrgu/rion e˙pi« tra¿pezan; kaÓgw»
zu bringen mein Geld zu den Bankleuten; und gekommen, ich
hast du mein Geld nicht auf eine Bank gelegt? Und ich,
hätte zurückerhalten das Meine mit Zins. Nehmt also weg von ihm
gekommen, mit Zins hätte es eingefordert. Und zu den Dabei-
e˙komisa¿mhn a·n to\ e˙mo\n su\n to/kwˆ.
28
a‡rate ou™n aÓp∆ aujtouv e˙lqw»n su\n to/kwˆ a·n aujto\ e¶praxa.
to\ ta¿lanton kai« do/te twˆ◊ e¶conti ta» de÷ka ta¿lanta:
29
twˆ◊
24
kai« toi√ß par-
estw◊sin ei•pen: a‡rate aÓp∆ aujtouv th\n mna◊n kai« do/te twˆ◊
das Talent und gebt dem die zehn Talente Habenden!
stehenden sagte er: Nehmt von ihm die Mine und gebt (sie) dem
Denn jedem Habenden wird gegeben werden und überreich gewährt
die zehn Minen Habenden! – Und sie sagten zu ihm: Herr, er hat
ga»r e¶conti panti« doqh/setai kai« perisseuqh/setai, touv de« ta»ß de÷ka mna◊ß e¶conti _ werden; aber von dem
26
25
kai« ei•pan aujtwˆ◊: ku/rie, e¶cei
mh\ e¶contoß kai« o§ e¶cei aÓrqh/setai aÓp∆ aujtouv.
de÷ka mna◊ß _
nicht Habenden auch, was er hat, wird von ihm weggenommen werden.
zehn Minen. – Ich sage euch: Jedem Habenden wird gege-
le÷gw uJmi√n o¢ti panti« twˆ◊ e¶conti doqh/se-
tai, aÓpo\ de« touv mh\ e¶contoß kai« o§ e¶cei aÓrqh/setai.
ben werden, aber von dem Nichthabenden, auch was er hat, wird ge-
nommen werden.
27
Doch diese meine Feinde, nicht gewollt
ta¿ß me basileuvsai e˙p∆ aujtou\ß aÓga¿gete w—de kai«
habenden, daß ich über sie König werde, führt hierher und
30
plh\n tou\ß e˙cqrou/ß mou tou/touß tou\ß mh\ qelh/san-
katasfa¿xate aujtou\ß e¶mprosqe÷n mou. kai« to\n aÓcrei√on douvlon e˙kba¿lete ei˙ß to\ sko/toß to\ e˙xw¿-
macht sie vor mir nieder!
Und den unnützen Knecht werft hinaus in die Finsternis, ganz drau-
teron: e˙kei√ e¶stai oJ klauqmo\ß kai« oJ brugmo\ß tw◊n ojdo/ntwn. ßen; dort wird das Weinen und das Knirschen der Zähne sein.
Die Fassung des Gleichnisses bei Matthäus und die bei Lukas sind deutlich voneinander unterschieden. Wenn wir annähmen, daß die Fassung des Matthäus die ursprüngliche ist oder der ursprünglichen am nächsten steht, müßten wir folgende Fragen beantworten können: Welchen literarischen Gewinn brachte es dem Bearbeiter Lukas, • aus drei Knechten zehn zu machen? • aus fünf, zwei und einem Talent (1 Talent = 6000 Drachmen) je eine Mine (1 Mine = 100 Drachmen)? • aus der Antiklimax der anvertrauten Gelder bei Matthäus (5 / 2 / 1) eine Antiklimax der Gewinne und Belohnungen? • aus demjenigen, der zu seinen zehn Talenten ein weiteres bekommt, einen zu machen, der zu einer Summe von zehn Minen und zehn Städten eine weitere Mine bekommt? Zehn Minen sind im Vergleich zu zehn Städten eine sehr kleine, eher zu vernachlässigende Summe, das gilt in noch höherem Maß im Fall einer einzelnen weiteren Mine. • aus dem nicht näher beschriebenen Mann einen vornehmen Mann zu machen, der ein Königreich erwerben wird, und der Gruppe der Knechte die Gruppe der politischen Gegner hinzuzufügen? Die Fragen stellen heißt schon, sie beantworten: Ein literarischer Gewinn ist nicht erkennbar. Im umgekehrten Fall gilt mit Einschränkungen dasselbe. Ein Fragezeichen nach diesem Satz scheint nicht sinnvoll, da der Knecht ja bereits zuvor gesagt hatte, daß sein Herr ein strenger Mensch ist usw. 268 Siebe oben. 267
332
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Es gibt jedoch einen sachlichen Grund, dem Gleichnis von den anvertrauten Geldern die Bewerbung des Mannes um ein Königreich hinzuzufügen, und dieser sachliche Grund ist von Lukas in 19,11 deutlich genannt: es geht um das Königreich Gottes. Warum es zu dieser thematischen Erweiterung kam, wird ebenfalls deutlich gesagt: wegen der Nähe Jerusalems und der Meinung der Jünger, daß das Reich Gottes unmittelbar bevorstehe. Das ist es doch wohl, was immer wieder als »Sitz im Leben« bezeichnet wird. Der plausible Schluß ist, daß Jesus bei zwei verschiedenen Gelegenheiten dieses Gleichnis vortrug, indem er es den jeweiligen Umständen anpaßte. Die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen der Gleichnisse lassen sich ebenfalls am besten so erklären, daß der Urheber des Gleichnisses ohne besondere literarische Absicht von seiner Freiheit gegenüber seinem eigenen Text Gebrauch machte. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß Matthäus und Lukas verschiedene Quellen benutzten. Kategorie: C*. 4.5.2.2 Markus – Lukas (5. 016) »Das Opfer der Witwe« Mk 12,41–44; Luk 21,1–4 269 Mk 12,41
Kai« kaqi÷saß kate÷nanti touv gazofulaki÷ou e˙qew¿rei
Und sich gegenüber dem Opferkasten gesetzt habend, schaute er zu,
Luk 21,1
∆Anable÷yaß de« ei•den
Aufgeblickt habend, sah er
pw◊ß oJ o¡cloß ba¿llei calko\n ei˙ß to\ gazofula¿kion. kai«
tou\ß ba¿llontaß ei˙ß to\ gazofula¿kion
wie die Menge Geld in den Opferkasten wirft. Und
die einwerfenden *Reichen* in den Opferkasten
polloi« plou/sioi e¶ballon polla¿:
42
kai« e˙lqouvsa mi÷a ch/ra
viele Reiche warfen viel ein. Und gekommen eine Witwe,
ptwch\ e¶balen lepta» du/o, o¢ e˙stin kodra¿nthß.
43
kai« pros-
arme, warf zwei Lepta ein, was ist ein Kodrantes. Und zu
ta» dw◊ra aujtw◊n plousi÷ouß. 2 ei•den de÷ tina ch/ran
ihre Gaben *Reichen*. Er sah aber eine Witwe,
penicra»n ba¿llousan e˙kei√ lepta» du/o, arme, einwerfend dort zwei Lepta.
kalesa¿menoß tou\ß maqhta»ß aujtouv ei•pen aujtoi√ß: aÓmh\n
3
sich gerufen habend seine Jünger, sagte er zu ihnen: Amen,
Und er sagte: Wahrhaftig,
le÷gw uJmi√n o¢ti hJ ch/ra au¢th hJ ptwch\ plei√on pa¿ntwn ich sage euch: Diese arme Witwe *hat* mehr als alle
e¶balen tw◊n ballo/ntwn ei˙ß to\ gazofula¿kion:
44
pa¿nteß
der Einwerfenden in den Opferkasten *hat* geworfen. Alle
kai« ei•pen: aÓlhqw◊ß
le÷gw uJmi√n o¢ti hJ ch/ra au¢th hJ ptwch\ plei√on pa¿ntwn ich sage euch: Diese arme Witwe mehr als alle
e¶balen: 4 pa¿nteß
hat eingeworfen. Alle
ga»r e˙k touv perisseu/ontoß aujtoi√ß e¶balon, au¢th de« e˙k
ga»r ou∞toi e˙k touv perisseu/ontoß aujtoi√ß e¶balon ei˙ß ta»
nämlich aus dem ihnen im Überfluß Vorhandenen haben eingeworfen,
nämlich diese aus dem ihnen vorhandenen Überfluß haben einge-
diese aber aus
thvß uJsterh/sewß aujthvß pa¿nta o¢sa ei•cen e¶balen o¢lon ihrem Mangel alles, was sie hatte, hat eingeworfen, *den* ganzen
worfen zu den
dw◊ra, au¢th de« e˙k touv uJsterh/matoß aujthvß pa¿nta Gaben, diese aber aus ihrem Mangel *den* ganzen
to\n bi÷on aujthvß.
to\n bi÷on o§n ei•cen e¶balen.
*den* Lebensunterhalt, ihren.
*den* Lebensunterhalt, den sie hatte, hat eingeworfen.
Die Texte des Markus und des Lukas unterscheiden sich u.a. in den folgenden Punkten: 01. Mk 12,41 Luk 21,1 Kai« kaqi÷saß kate÷nanti touv gazofulaki÷ou – e˙qew¿rei pw◊ß oJ o¡cloß ba¿llei calko\n ei˙ß to\ gazofula¿kion. »und als er sich dem Opferkasten gegenüber hin gesetzt hatte, beobachtete er, wie das Volk Geld in den Opferkasten hineinwarf« 02. Mk 12,41
Luk 21,1
»er sah die Reichen, ... die ihre Gaben hineinlegten«
kai« polloi« plou/sioi e¶ballon polla¿: »und viele Reiche taten viel hinein«
03. Mk 12,41 kai« e˙lqouvsa mi÷a ch/ra ptwch\ e¶balen lepta» du/o 269
K. Aland 151996: Nr. 286.
ei•den tou\ß ba¿llontaß ... ta» dw◊ra aujtw◊n plousi÷ouß
Luk 41,2 ei•den de÷ tina ch/ran penicra»n ba¿llousan e˙kei√ lepta» du/o
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
»dann kam eine arme Witwe und legte zwei Lepta hinein«
333 »da sah er eine arme Witwe zwei Lepta hineintun«
04. Mk 12,41 o¢ e˙stin kodra¿nthß »das ist ein Pfennig«
Luk –
05. Mk 12,43 kai« proskalesa¿menoß tou\ß maqhta»ß aujtouv »da rief er seine Jünger herbei«
Luk –
06. Mk 12,43 tw◊n ballo/ntwn ei˙ß to\ gazofula¿kion »die etwas in den Opferkasten taten«
Luk –
07. Mk –
Luk 21,4 ou∞toi »diese«
08. Mk -
Luk 21,4 ei˙ß ta» dw◊ra »zu den Opfergaben«
09. Mk 12,44 e˙k thvß uJsterh/sewß aujthvß »aus ihrer Armut«
Luk 21,4 e˙k touv uJsterh/matoß »aus ihrer Armut«
10.
Mk 12,44
Luk 21,4
pa¿nta o¢sa ei•cen e¶balen o¢lon to\n bi÷on aujthvß
pa¿nta to\n bi÷on o§n ei•cen e¶balen
»alles, was sie besaß, legte sie hinein, ihren ganzen Besitz«
»ihren ganzen Besitz, den sie hatte, legte sie hinein«
Der Textüberschuß von (01), (05), (10) im Text des Markus macht zum einen aus einer einfachen Erzählung eine eindrückliche Szene, ist zum andern in seiner größeren Fülle hoch wirksam (06), (10). Vers 41a ist die Exposition der Szene. Jesus wird uns als Beobachter an einem bestimmten Ort vor Augen geführt: Er beobachtet das Volk beim Geben seiner Opfergaben. Von diesem Standort aus macht er zwei Einzelbeobachtungen: daß die Reichen viel hineinwerfen und daß eine arme Witwe zwei Lepta hineinwirft. Nun wird der Beobachter Jesus wieder zum Lehrer, der bei Markus seine Beobachtungen rhetorisch wirksamer als bei Lukas mitteilt (06), (10). Die Kürzungen des Textes bei Lukas gegenüber Markus (01), (05), (06) lassen sich also nicht einfach als Beseitigungen von Redundanzen erklären. Dagegen spricht auch die Redundanz in seinem eigenen Text (07), (08). Am einfachsten ist das Mehr im Text des Markus in (04) zu erklären. Lukas’ Publikum bedurfte keines solchen Zusatzes, der z.B. in Rom nötig war. Lukas’ Schilderung fällt unter dem Gesichtspunkt der literarischen Qualität im Vergleich mit der Schilderung des Markus stark ab. Wenn Markus die Vorlage gewesen sein sollte, wäre Lukas’ Fassung ein erzählerisches Armutszeugnis, das ihm auszustellen wir keinen Grund sehen. Eine Beobachtung ganz anderer Art bestätigt das bisherige Ergebnis, daß Markus nicht die Vorlage des Lukas war. Das Wort penicro/ß »arm« findet sich im gesamten Neuen Testament nur an dieser einen Stelle (während ptwco/ß sich 37 mal im NT, davon 10 mal bei Lukas findet). Da kein Grund erkennbar ist, warum Lukas das eine Wort durch das andere ersetzte, sollte man annehmen, daß es sich schon in seiner Quelle fand. Insgesamt ist auf die große Menge der Textunterschiede in diesem sehr kurzen Stück zu verweisen. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß Markus und Lukas jeweils eine andere Quelle hatten. Kategorie: B*.
334
Zusammenfassende Erläuterungen: Zweifachüberlieferung
Graphische Darstellung über die Distanz der Quellen der Zweifachüberlieferung dieses Abschnittes
9
15 Mk Quelle
24
26
Matth Quelle
28
16
Luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial« • •
Von den fünf untersuchten Perikopen der Zweifachüberlieferung Matthäus/ Lukas sind in vier Fällen sehr unterschiedliche Quellen vorauszusetzen, in einem Fall sind die Quellen sehr nahe. Die Quellen der einen Zweifachüberlieferung Markus/ Lukas sind sehr unterschiedlich.
Es ist ebenso für diesen Abschnitt auszuschließen, daß die Zweifachüberlieferung Matthäus/ Lukas auf eine bestimmte Quelle wie z.B. »Q« zurückgeht. Fast jede dieser Perikopen fußt auf sehr unterschiedlichen Quellen. Es konnte auch nicht nachgewiesen werden, daß ein Evangelist den anderen als literarische Quelle benutzt hatte.
335
4.6 Leiden und Auferstehung Jesu Mk 14,1–16,20; Matth 26,1–28,20; Luk 22,1–24,53 6.1 Folgende Perikopen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes wurden untersucht: • • • • • • • • • • • • • • • •
(3.5.10; 6. 001) »Der Tod Jesu wird beschlossen« (Mk 14,1–2; Matth 26,1–5; Luk 22,1–2); Kategorie: IV*. (3.1.25; 6. 002) »Salbung in Bethanien« (Mk 14,3–9; Matth 26,6–13; Luk 7,36–50); Kategorie: I. (3.1.26; 6. 003) »Verrat des Judas« (Mk 14,10–11; Matth 26,14–16; Luk 22,3–6); Kategorie: I. (3.2.18; 6. 004) »Vorbereitung des Paschamahles« (Mk 14,12–16; Matth 26,17–19; Luk 22,7–13); Kategorie: II. (3.1.27; 6. 005) »Das Abendmahl« (Mak 14,17–25; Matth 26,20–29; Luk 22,14–38); Kategorie: I. (3.1.28; 6. 006) »Gang zum Ölberg; u.a.« (Mk 14,26–31; Matth 26,30–35; Luk 22,31–34); Kategorie: I. (3.1.29; 6. 008) »Gethsemane« (Mk 13,32–42; Matth 26,36–46; Luk 22,39–46); Kategorie: I. (3.1.30; 6. 009) »Die Gefangennahme Jesu« (Mk 14,43–52; Matth 26,47–56; Luk 22,47–53); Kategorie: I. (3.1.31; 6. 010) »Jesus vor dem Hohen Rat« (Mk 14,53–65; Matth 26,57–68; Luk 22,54–55.63–71) Kategorie: I. (3.1.32; 6. 011) »Das Verleugnen des Petrus« (Mk 14,66–72; Matth 26,69–75; Luk 22,56–62); Kategorie: I. (3.1.33; 6. 012) »Jesus vor Pilatus« (Mk 15,1–20a; Matth 27,1–31a; Luk 23,1–25); Kategorie: I. (3.1.34; 6. 013) »Jesu Weg nach Golgatha« (Mk 15,20b–21; Matth 27,31b–32; Luk 23,26–32); Kategorie: I. (3.1.35; 6. 014) »Die Kreuzigung Jesu« (Mk 15,22–39; Matth 27,33–54; Luk 23, 23–48); Kategorie: I. (3.1.36; 6. 015) »Die Zeugen unter dem Kreuz« (Mk 15,40–41; Matth 27,55–56; Luk 23,49); Kategorie: I. (3.1.37; 6. 016) »Jesu Grablegung« (Mk 15,42–47; Matth 27,57–61; Luk 23,50–56); Kategorie: I. (3.5.11; 6. 018) »Das leere Grab u.a.« (Mk 16,1–8; Matth 28,1–10; Luk 24,1–11); Kategorie: IV*.
Diese 16 Perikopen umfassen die gesamte Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes. • Dreizehn Perikopen fallen unter die Kategorie I. • Eine Perikope unter die Kategorie II. • Zwei Perikopen fallen unter die Kategorie IV*. Bei allen Perikopen war auszuschließen, daß einer der drei Synoptiker die Vorlage der beiden anderen oder eines der anderen war. Bei keiner Perikope war die Annahme auch nur wahrscheinlich, daß die drei Synoptiker eine einzige gemeinsame Quelle hatten. Sie hatten unterschiedliche Quellen, von denen jeweils zwei einander in einer Reihe von Fällen näher waren als der dritten, und das in wechselnden Paarungen. In zwei Fällen (6. 001 und 6. 018) ist die Äquidistanz der Quellen überaus groß. Die graphische Darstellung kann das Gesagte verdeutlichen:
Graphische Darstellung der Distanz der Quellen der Dreifachüberlieferung dieses Abschnittes
1
2
3
4
5
6
8
Mk Quelle
9
10
Matth Quelle
11
12
13
14
15
16
18
Luk Quelle
Die Ziffern unter der waagrechten Linie entsprechen den Nummern der »Übersicht zum synoptischen Textmaterial«
337
4.7 Nachgewiesene Quellen Sechsundsiebzig Einheiten der Dreifachüberlieferung wurden untersucht KATEGORIE I II III IV IV*
ZAHL 37 18 5 5 11
Einundvierzig Einheiten der Zweifachüberlieferung wurden untersucht KATEGORIE
A A* B* C C*
ZAHL
5 1 2 13 20
Es konnte nicht nachgewiesen werden, daß es Quellen gibt, die vollkommen gleich waren. Daher ist es auch nicht möglich, die erschlossenen Quellen des Mk, Matth und Luk zu je einer einzigen Quelle zusammenzufassen. Wollte man die nachgewiesenen Quellen des Mk, Matth und Luk so zusammenfassen, würde sich im Grunde nichts ändern; denn jede Perikope z.B. des Markus wäre deswegen mit der entsprechenden bei Matth und Luk quellenmäßig nicht gleichzusetzen usw., abgesehen davon, daß es der Wirklichkeit nicht entspräche, wie uns ja Lukas (1,1-4) selber mitteilt. Aber auch die Annahme von 228 ähnlichen bis verschiedenen Quellen alleine für die Dreifachüberlieferung, die gleichsam isoliert im Raum herumschwebten, kann nicht der Wirklichkeit entsprechen. Die Quellen, die sich im Fall der einzelnen Perikopen mit Sicherheit mit Hilfe der Untersuchung der Beziehungen der Perikopen zueinander durch mehr oder weniger große Ähnlichkeit zwischen Matthäus und/ oder Markus und/ oder Lukas ermitteln und charakterisieren lassen, müssen zwar nicht notwendig auch mit diesen selben Charakteristika als größere Einheiten existiert haben. Wenn man die Existenz solcher so charakterisierten Quelleneinheiten annimmt – und das ist immerhin sehr plausibel –, ergibt sich folgendes: Kategorie I: 37 Dreiereinheiten = 111 Texte 37 Perikopen Mk:
MkQ/Matth und –Luk Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk.
37 Perikopen Matth:
MatthQ/Mk und –Luk Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk.
LukQ–Mk /und/ –Matth 37 Perikopen Luk:
Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
Kategorie II: 18 Dreiereinheiten = 54 Texte 18 Perikopen Mk: MkQ/Luk und –Matth Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk und eine ihr verschiedene bis sehr ver- schiedene Quelle des Matth. 18 Perikopen Matth:
MatthQ–Mk /und/ –Luk Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr verschie dene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiede-
338
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen ne bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
18 Perikopen Luk: LukQ/Mk und –Matth
Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth.
Kategorie III: 5 Dreiereinheiten = 15 Texte. 5 Perikopen Mk: MkQ–Matth /und/ –Luk
Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
5 Perikopen Matth: MatthQ/Luk und –Mk
Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk.
5 Perikopen Luk: LukQ/Matth und –Mk
Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk.
Kategorie IV: 5 Dreiereinheiten = 15 Texte. 5 Perikopen Mk: MkQ/Matth und /Luk
Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
5 Perikopen Matth: MatthQ/Mk und /Luk
Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
5 Perikopen Luk: LukQ/Mk und /Matth
Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
Kategorie IV*: 11 Dreiereinheiten = 33 Texte. 11 Perikopen Mk: MkQ–Matth und –Luk
Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander verschieden bis sehr verschieden sind.
11 Perikopen Matth: MatthQ–Mk und –Luk
Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander verschieden bis sehr verschieden sind.
11 Perikopen Luk: LukQ–Mk und –Matth
Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth, die einander verschieden bis sehr verschieden sind.
Es ergeben sich fünf Quellen der Dreifachüberlieferung des Markusevangeliums: • • •
1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth 3MkQ–Matth /und/ –Luk
37 Perikopen (48,7%; weiß) 18 Perikopen (23,7%; grau) 5 Perikopen (6,57%; schwarz)
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen • •
4MkQ/Matth und /Luk 4*MkQ–Matth und –Luk
339
5 Perikopen (6,6%; grau) 11 Perikopen (14,5%; schwarz)
Es ergeben sich fünf Quellen der Dreifachüberlieferung des Matthäusevangeliums: • • • • •
1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 3MatthQ/Luk und –Mk 4MatthQ/Mk und /Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk
37 Perikopen (48,7%; grau) 18 Perikopen (23,7%; schwarz) 5 Perikopen (6,57%; weiß) 5 Perikopen (6,6%; dunkelgrau) 11 Perikopen (14,5%; schwarz)
Es ergeben sich fünf Quellen der Dreifachüberlieferung des Lukasevangeliums: • • • • •
1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 3LukQ/Matth und –Mk 4LukQ/Mk und /Matth 4*LukQ–Mk und –Matth
37 Perikopen (48,7%; schwarz) 18 Perikopen (23,7%; weiß) 5 Perikopen (6,57%; grau) 5 Perikopen (6,6%; dunkelgrau) 11 Perikopen (14,5%; schwarz)
Die fünfzehn Quellen der synoptischen Dreifachüberlieferung, die wechselnde Beziehungen und unterschiedliche Äquidistanzen zueinander aufweisen, sind eine Zahl, die aus den Texten der Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas mit der stemmatischen Methode erhoben werden können. Dieses Ergebnis ist keine Hypothese, sondern ein nachprüfbares Faktum, das die Zwei–Quellen–Hypothese widerlegt. Die zusätzliche Annahme, daß die aufgelisteten Quellen auf je mehrere Überlieferungsträger zurückgehen und noch weitere Beziehungen zueinander aufweisen, ist wahrscheinlich, kann jedoch nicht mehr strikt bewiesen werden. Insofern ist unser Ergebnis nur ein Teil der Wirklichkeit. Wie viele Zeugen (Sekundärquellen) die einzelnen Evangelisten noch befragt haben und wie sie ihr eigenes Wissen als Quelle eingesetzt haben, entzieht sich der heutigen Kenntnis. Die Säulendiagramme zeigen in Schattierungen von weiß über grau bis schwarz, wie nahe oder fern die Quellen sind: 1MkQ ist 1MatthQ ähnlich, beide sind zu 1LukQ unterschiedlich usw. 100
100
100
90
90
90
80
80
80
70
70
70
60
60
60
50
50
50
40
40
40
30
30
30
20
20
20
10
10
10
0
0
Mk 1MkQ 4MkQ
2MkQ 5MkQ
3MkQ
1MatthQ 4MatthQ
0
Luk
Matth 2MatthQ 4*MatthQ
3MatthQ
1LukQ 4LukQ
2LukQ 4*LukQ
3LukQ
340
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen
Für die Zweifachüberlieferung ergibt sich, daß einige der Quellen ähnlich bis fast gleich, andere verschieden bis sehr verschieden sind. Kategorie A: Eine Zweiereinheit = 2 Texte 1 Perikope Mk: aMkQ/Matth
Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matthäus.
1 Perikope Matth:
Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Markus.
aMatthQ/Mk
Kategorie A*: 5 Zweiereinheiten = 10 Texte 5 Perikopen Mk: a*MkQ–Matth
Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matthäus.
5 Perikopen Matth: a*MatthQ–Mk Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Markus. Kategorie B*: 2 Zweiereinheiten = 4 Texte. 2 Perikopen Mk: b*MkQ–Luk
Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Lukas.
2 Perikopen Luk: b*LukQ–Mk
Eine Quelle des Lukas ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Markus.
Kategorie C: 13 Zweiereinheiten = 26 Texte 13 Perikopen Matth: cMatthQ/Luk
Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Lukas.
13 Perikopen Luk: cLukQ/Matth
Eine Quelle des Lukas ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matthäus.
Kategorie C*: 20 Zweiereinheiten = 40 Texte 20 Perikopen Matth: c*MatthQ–Luk
Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Lukas.
20 Perikopen Luk:
Eine Quelle des Lukas ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matthäus.
c*LukQ–Matth
Es ergeben sich drei Quellen der Zweifachüberlieferung des Markusevangeliums: aMkQ/Matth a*MkQ–Matth b*MkQ–Luk
1 Perikope (12,5%) 5 Perikopen (62,5%) 2 Perikopen (25%)
Es ergeben sich vier Quellen der Zweifachüberlieferung des Matthäusevangeliums: aMatthQ/Mk a*MatthQ–Mk cMatthQ/Luk c*MatthQ–Luk
1 Perikope (2,6%) 5 Perikopen (12,8%) 13 Perikopen (33,3%) 20 Perikopen (51,3%)
Es ergeben sich drei Quellen der Zweifachüberlieferung des Lukasevangeliums: b*LukQ–Mk 2 Perikopen (5,7%) cLukQ/Matth 13 Perikopen (37,1%) c*LukQ–Matth 20 Perikopen (57,1%)
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen
341
Die zehn Quellen der synoptischen Zweifachüberlieferung sind eine Zahl, die aus den Texten der Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas mit der stemmatischen Methode erhoben werden kann. Dieses Ergebnis ist keine Hypothese, sondern ein nachprüfbares Faktum, das die Annahme einer Quelle »Q« widerlegt. Die weitere Annahme, daß die aufgelisteten Quellen auf je mehrere Überlieferungsträger zurückgehen und noch weitere Beziehungen zueinander aufweisen, ist wahrscheinlich, kann jedoch nicht mehr strikt bewiesen werden. Insofern ist unser Ergebnis nur ein Teil der Wirklichkeit. Wie viele Zeugen (Sekundärquellen) die einzelnen Evangelisten noch befragt haben und wie sie ihr eigenes Wissen als Quelle eingesetzt haben, entzieht sich der heutigen Kenntnis. Das Sondergut des Markus beträgt 4,2% des Markusevangeliums, das des Matthäus 18% des Matthäusevangeliums, das des Lukas 36,5% des Lukasevangeliums. Dieses Sondergut muß auf Quellen zurückgehen, die jeweils nur einem der drei Synoptiker bekannt waren, da sich bei deren Kenntnis der Verzicht nicht hinreichend erklären ließe.270 Da wir fast die gesamte Dreifach– und Zweifachüberlieferung untersucht haben, ist es nun möglich, den prozentuellen Gesamtanteil der Quellen an den Evangelien von Markus, Matthäus und Lukas mit dem jeweiligen Sondergut anzugeben:
Es ergeben sich neun Quellen des Markusevangeliums: 1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ/Luk und –Matth 3MkQ–Matth /und/ –Luk 4MkQ/Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk aMkQ/Matth a*MkQ–Matth b*MkQ–Luk Sondergut
37 Perikopen (41,55%; weiß) 18 Perikopen (20,53%; grau) 5 Perikopen (5,7%; schwarz) 5 Perikopen (5,7%; grau) 11 Perikopen (12,5; schwarz) 1 Perikope (1,15%; weiß) 5 Perikopen (5,75%; grau) 2 Perikope (2,3%; weiß) ca. 4,2% (grau)
Es ergeben sich zehn Quellen des Matthäusevangeliums: 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 3MatthQ/Luk und –Mk 4MatthQ/Mk und /Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk aMatthQ/Mk a*MatthQ–Mk cMatthQ/Luk c*MatthQ–Luk Sondergut
37 Perikopen (26,4%; grau) 18 Perikopen (12,8%; schwarz) 5 Perikopen (3,6%; weiß) 5 Perikopen (3,6%; dunkelgrau) 11 Perikopen (7,8%; schwarz) 1 Perikope (0,71%; grau) 5 Perikopen (3,6%; schwarz) 13 Perikopen (9,2%; grau) 20 Perikopen (14,3%; weiß) ca. 18% (schwarz)
Es ergeben sich neun Quellen des Lukasevangeliums: 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 3LukQ/Matth und –Mk 4LukQ/Mk und /Matth 4*LukQ–Mk und –Matth b*LukQ–Mk
37 Perikopen (21,1%; schwarz) 18 Perikopen (10,3%; weiß) 5 Perikopen (2,9%; grau) 5 Perikopen (2,9%; dunkelgrau) 11 Perikopen (6,3%; schwarz) 2 Perikopen (1,14%; dunkelgrau)
Das Johannesevangelium kann nicht als Argument dagegen angeführt werden. Johannes setzt die Kenntnis der Synoptiker voraus, schreibt jedoch nur teilweise »synoptisch« (vgl. Kapitel 2) und legt seiner Darstellung des Lebens Jesu ein völlig anderes Konzept zu Grunde, indem er das Jahresschema der Synoptiker durchbricht und mit seiner Kenntnis als Augenzeuge seit der ersten Stunde bis zum Kreuz und dem leeren Grab Jesu die Synoptiker ergänzt und teilweise auch korrigiert. 270
342
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen
cLukQ/Matth c*LukQ–Matth Sondergut
13 Perikopen (7,4%; weiß) 20 Perikopen (11,4%; schwarz) ca. 36,5% (weiß)
Säulendiagramme über den prozentuellen Anteil der Quellen an den Evangelien von Mk, Matth und Luk 100
100
100
90
90
90
80
80
80
70
70
70
60
60
60
50
50
50
40
40
40
30
30
30
20
20
20
10
10
10
0
0 Matth
Mk
1MkQ 3MkQ 4*Mkq a*MkQ Sondergut
2MkQ 4MkQ aMkQ b*MkQ
1MatthQ 3MatthQ 4*MatthQ a*MatthQ c*MatthQ
2MatthQ 4MatthQ aMatthQ cMatthQ Sondergut
0
Luk
1LukQ 3LukQ 4*LukQ cLukQ Sondergut
2LukQ 4LukQ b*LukQ c*LukQ
Zusammenfassende Erläuterungen: Nachgewiesene Quellen
343
Zusammenfassend läßt sich folgendes festhalten: • An keiner Stelle des synoptischen Stoffes ließ sich einer der Synoptiker als Vorlage der beiden anderen erweisen. • Die Quellen des Markus und des Matthäus waren über den größten Teil des synoptischen Stoffes einander ähnlich bis sehr ähnlich, darunter auch der Stoff der Passionsgeschichte. Dieser von Markus und Matthäus ähnlich wiedergegebene Stoff deckt sich am ehesten mit dem, was den Evangelien insgesamt als Bericht über Jesu Tätigkeit zu entnehmen ist. • Weit weniger umfangreich ist der Stoff, den Markus und Lukas sehr ähnlich berichten. Es ist kein kennzeichnendes Merkmal zu erkennen. • Von äußerst geringem Umfang ist, damit verglichen, der Stoff, in dem die Quellen des Matthäus und des Lukas einander ähnlich sind. Dieses Ergebnis ist umso interessanter, als es den Erwartungen völlig widerspricht, die die Zwei-Quellen-Hypothese weckte. Dieses Ergebnis ist also, wenn es denn noch nötig sein sollte, eine zusätzliche Widerlegung der Zwei-Quellen-Hypothese.
345
4.8 Überprüfung der nachgewiesenen Quellen mit Hilfe mathematisch–statistischer Textanalysen Es war eine nahe liegende Überlegung, die Ergebnisse der stemmatischen Untersuchungen auf Grund mathematisch–statistischer Textanalysen zu überprüfen. Wenn nämlich die von uns nachgewiesenen Quellen existierten, dann müßte es auch möglich sein, mit Hilfe mathematisch–statistischer Analysen ihre formale Gestalt zu erkennen. Eine Reihe von Quellen bietet nur relativ wenig Textmaterial, was für eine solche Untersuchung ungünstig ist. Wir nahmen daher solche nachgewiesenen Quellen, die relativ viel Textmaterial bieten wie z.B. die Quellen 1, 2, c* und c in ihren dreifachen bzw. zweifachen Ausprägungen.271 Es bot sich das von den Mathematikern W. Fucks und J. Lauter272 entwickelte Verfahren an, das schon einmal bei der Untersuchung von neutestamentlichen Texten verwendet wurde.273 (Für die Erläuterung dieses Verfahrens vgl. Appendix 2.) W. Fucks und J. Lauter entwickelten diese Methode, um den Stil von Autoren in formaler Hinsicht zu charakterisieren und von anderen zu unterscheiden. Wenn also ein Ergebnis vorliegt, daß sich ein Text x von einem Text y durch zahlreiche Merkmale unterscheidet, so ist es höchst unwahrscheinlich, daß beide Texte von demselben Autor stammen.274 In der synoptischen Überlieferung haben wir es mit drei äußerst ähnlichen Berichten über dasselbe Ereignis zu tun. Dabei zeigte sich in den stemmatischen Untersuchungen, daß die Synoptiker nicht frei fabulierende Erzähler sind, sondern genaue Berichterstatter zeitgenössischer Ereignisse, die präzise verschiedene bis sehr ähnliche Quellen verwenden. Dieses Faktum muß daher in ihren Berichten einen deutlichen Niederschlag gefunden haben. Anders ausgedrückt: Die zahlreichen unterschiedlichen Merkmale, die z.B. zwischen den Texten 1Mk, 1Matth und 1Luk nachweisbar sind, können nicht alleine auf dem je unterschiedlichen Stil dieser Autoren beruhen, sondern spiegeln in einem hohen Ausmaß auch die verschiedenen bis ähnlichen Quellen wider, die sie in großer Treue und gewissenhaft verarbeiten. Die Gegenprobe bestätigt dies. So zeigt z.B. der Vergleich der Texte 1Mk und 2Mk usw. noch zahlreichere unterschiedliche Merkmale als 1Mk und 1Matth usw. Normalerweise müßte ein Vergleich zwischen 1Mk und 2Mk auch unter Berücksichtigung einer fast zweitausendjährigen Textüberlieferung275 ein viel ähnlicheres Ergebnis bringen, zumal es sich um denselben Autor handelt. Diese zahlreichen unterschiedlichen Merkmale sind aber ein Faktum, das seine Erklärung nur darin finden kann, daß die Quellen, die Markus für 1Mk verwendet, andere als für 2Mk waren. Es ist daher möglich, mit dieser mathematisch–statistischen Methode die durch die stemmatischen Untersuchungen eruierten Quellen in formaler Hinsicht als selbständige Größen zu bestätigen.
Es sei darauf hingewiesen, daß natürlich die Quellen als solche nicht zur Verfügung stehen, sondern nur ihre markinischen, matthäischen und lukanischen Ausprägungen, die aber die stilistischen Besonderheiten dieser Autoren in sich bergen. 272 3 1963. 273 Vgl. K. Jaroš 2008: 225–63. 274 Wir verweisen auf die mathematisch–statistischen Untersuchungen bei K. Jaroš 2008: 225–263, wo sich zeigte, daß z.B. die Abweichungen zwischen dem gesamten Markusevangelium und dem gesamten Lukasevangelium 18,6%, zwischen dem gesamten Markusevangelium und dem gesamten Johannesevangelium 22,9% betragen. 275 Dieser Unsicherheitsfaktor wird etwa mit 10% bis 20% zu veranschlagen sein, ein Wert der vor allem auf den Vergleichen zwischen JosVita 1–203 und 204–430 und JosBell III 1–252 und 253–542 beruht. Eine besondere Unsicherheit kommt bei Josephus noch hinzu. Wie er selber sagt (CApionem I 50), war er der griechischen Sprache nicht so mächtig, so daß er auf fremde Hilfe angewiesen war. Wie viele Sekretäre er zur Verfügung hatte und wie weit sie in seine Texte stilistisch eingegriffen haben, ist nicht mehr festzustellen. Ein Gutteil der Abweichungen, die bei den Josephus-Texten festgestellt wurden, wird daher auf diese verschiedenen Helfer gehen. Für die Synoptiker wird man den Unsicherheitsfaktor mit 10% anzunehmen haben (vgl. K. Jaroš 2008: 225–227.251.262–263). 271
346
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.1. Zwei Beispiele der Zweifachüberlieferung: c*MatthQ, c*LukQ und cMatthQ, cLukQ 4.8.1.1 Anzahl der Elemente: c*MatthQ, c*LukQ und cMatthQ, cLukQ. Normierung durch die jewei– lige Gesamtzahl der Elemente mal 100 (= relative Häufigkeit) Element a b c d n e p r v x i 0
c*MatthQ 2849 Elem. 210 7,4 120 4,2 367 12,8 438 15,4 428 15 112 3,9 155 5,4 300 10,5 557 19,6 55 1,9 4 0,1 102 3,6
c*LukQ 2486 Elem. 165 6,6 98 3,9 287 11,5 371 15 327 13,2 98 3,9 148 6 317 12,8 549 22,1 24 1 2 0,1 100 4
cMatthQ 989 Elem. 69 7 30 3 124 12,5 131 13,2 159 16,1 27 2,7 55 5,6 110 11,1 220 22,2 19 1,9 6 0,6 39 3,9
cLukQ 995 Elem. 79 8 28 2,8 125 12,6 120 12,1 164 16,5 22 2,2 59 5,9 105 10,6 228 22,9 19 1,9 6 0,6 40 4
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*LukQ – cLukQ: n
4.8.1.2 Verknüpfung der Elemente: c*MatthQ, c*LukQ und cMatthQ, cLukQ. Normierung durch die jeweilige ausgehende Wortklasse mal 100 4.8.1.2.1 Ausgehendes Element: Adjektiv (a) Verknüpfte Elemente
c*MatthQ a = 210 4 6,7 10 4,8 30 14,3 28 13,3 43 20,5
c*LukQ a =165 12 7,2 3 1,8 21 12,7 19 11,5 21 12,7
–
–
11 5,2 10 4,8 52 24,8 1 0,5
a–i a–0
a–a a–b a–c a–d a–n a–e a–p a–r a–v a–x
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*Matth – cMatthQ: a–a, a–b, a–n, a–v, a–0 c*LukQ – cLukQ: – c*MatthQ – c*LukQ: a–n, a–r, a–v cMatthQ – cLukQ: a–a, a–v
cLukQ a = 79 6 7,6 1 1,3 10 12,7 10 12,7 9 11,4
8 4,8 13 7,9 58 35,2 2 1,2
cMatthQ a = 69 2 2,9 1 1,4 8 11,6 9 13 8 11,6 1 1,4 2 2,9 5 7,2 26 37,7 1 1,4
–
–
–
–
11 5,2
8 4,8
6 8,7
5 6,3
– 4 5,1 5 6,3 27 34,2 2 2,5
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.1.2.2 Ausgehendes Element: Adverb (b) Verknüpfte Elemente
c*MatthQ b = 120 6 5 5 4,2 9 7,5 19 15,8 3 2,5 1 0,8 5 4,2 8 6,7 55 45,8 8 6,7
c*LukQ b = 98 7 7,1 1 1 16 16,3 10 10,2 5 5,1 2 2 7 7,1 5 5,1 39 39,8 2 2
cMatthQ b = 30
b–i
–
–
–
–
b–0
1 0,8
4 4,1
2 6,7
1 3,5
c*MatthQ c = 367 30 8,2 20 5,4 27 7,4 47 12,8 13 3,5 5 1,4 18 4,9 31 8,4 154 42 22 6
c*LukQ c = 287 20 7 26 9,1 13 4,5 37 12,9 18 6,3 2 0,7 19 6,6 29 10,1 117 40,8 6 2,1
cMatthQ c = 124 14 11,3 9 7,3 9 7,3 17 13,7 8 6,5 5 4 4 3,2 12 9,7 41 33,1 5 4
cLukQ c = 125 12 9,6 10 8 8 6,4 16 12,8 11 8,8 6 4,8 5 4 13 10,4 38 30,4 6 4,8
c–i
–
–
–
–
c–0
–
–
–
–
b–a b–b b–c b–d b–n b–e b–p b–r b–v b–x
2 6,7 3 10 3 10 3 10
cLukQ b = 28 1 3,5 1 3,5 3 10,7 4 14,3 1 3,5
–
–
–
–
–
1 3,3 14 46,7 2 6,7
– 15 53,6 2 7,1
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: b–a, b–d, b–n, b–p, b–v, b–0 b–a, b–c, b–d, b–p, b–r, b–v c*LukQ – cLukQ: c*MatthQ – c*LukQ: b–b, b–c, b–d, b–v, b–x, b–0 cMatthQ – cLukQ: b–a, b–b, b–d, b–n, b–v, b–0
4.8.1.2.3 Ausgehendes Element: Konjunktion (c) Verknüpfte Elemente c–a c–b c–c c–d c–n c–e c–p c–r c–v c–x
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: c–a, c–v c*LukQ – cLukQ: c–e, c–v c*MatthQ – c*LukQ: c–b, c–x cMatthQ – cLukQ: –
347
348
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.1.2.4 Ausgehendes Element: Artikel (d) Verknüpfte Elemente
c*MatthQ d = 438 50 11,4 3 0,7 13 3 6 1,4 274 62,6 54 12,3 7 1,6 4 0,9 25 5,7 2 0,5
c*LukQ d = 371 42 11,3 3 0,8 12 3,2 1 0,3 187 50,4 82 22,1 4 1,1 5 1,3 33 8,9 2 0,5
cMatthQ d = 131 10 7,6 1 0,8 4 3,1 1 0,8 91 69,5 7 5,3 2 1,5
d–i
–
–
–
–
d–0
–
–
–
–
c*LukQ n = 327 23 7 9 2,8 53 16,2 30 9,2 8 2,4 3 0,9 21 6,4 77 23,5 75 22,9 6 1,8 1 0,3 21 6,4
cMatthQ n = 159 11 6,9 2 1,3 25 15,7 17 10,7 10 6,3 2 1,3 11 6,9 33 20,8 38 23,9 3 1,9
cLukQ n = 164 12 7,3 1 0,6 27 16,5 20 12,2 9 5,5 3 1,8 10 6,1 28 17,1 48 29,3 3 1,8
–
–
7 4,4
3 1,8
d–a d–b d–c d–d d–n d–e d–p d–r d–v d–x
– 14 10,7 1 0,8
cLukQ d = 120 8 6,7 1 0,8 3 2,5 – 87 72,5 3 2,5 4 3,3 1 0,8 13 10,8 –
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: d–a, d–n, d–e, d–v c*LukQ – cLukQ:
d–a, d–n, d–e
c*MatthQ – c*LukQ:
d–n, d–e, d–v
cMatthQ – cLukQ:
–
4.8.1.2.5 Ausgehendes Element: Nomen (n) Verknüpfte Elemente n–a n–b n–c n–d n–n n–e n–p n–r n–v n–x n–i n–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: n–b, n–d, n–p, n–r, n–v n–n, n–r, n–v, n–0 c*LukQ – cLukQ: c*MatthQ – c*LukQ: n–d, n–p, n–v cMatthQ – cLukQ: n–r, n–v
c*MatthQ n = 428 35 8,2 19 4,4 70 16,4 62 14,5 18 4,2 5 1,2 10 2,3 113 26,4 66 15,4 1 0,2 1 0,2 28 6,5
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
349
Diagrammbeispiel: c*MattQ (x-Achse) – cMatthQ (y-Achse); ausgehendes Element: n (Nomen) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 cMatthQ 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
na nb nc nd nn ne np nr nv nx ni n0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 c*MatthQ
Punkte nb, nd, np, nr, nv außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
4.8.1.2.6 Ausgehendes Element: Eigenname (e) Verknüpfte Elemente
c*MatthQ e = 112
e–a
–
e–b e–c e–d e–n e–e
5 4,5 42 37,5 5 4,5 4 3,6 36 32,1 11 9,8
c*LukQ e = 98 1 1 1 1 1 1 77 78,6 1 1 –
e–r
–
e–v
7 6,3
4 4,1 2 2 8 8,2
e–x
–
–
e–i
–
–
e–0
2 1,8
3 3,1
e–p
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: e–a, e–b, e–c, e–d, e–n, e–e, e–p, e–r, e–v, e–x, e–i, e–0 c*LukQ – cLukQ: e–a, e–c, e–d, e–e, e–r, e–v, e–x, e–i, e–0 c*MatthQ – c*LukQ: e–b, e–c, e–d, e–e, e–p, e–v cMatthQ – cLukQ: e–d, e–p, e–r, e–v
cMatthQ e = 27 2 7,4
cLukQ e = 22 1 4,5
–
–
5 18,5 4 14,8
4 18,2 5 22,7
–
–
1 3,7
1 4,5 1 4,5 3 13,6 3 13,6 1 4,5 1 4,5 2 9,1
– 2 7,4 9 33,3 1 3,7 1 3,7 2 7,4
350
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.1.2.7 Ausgehendes Element: Präposition (p) Verknüpfte Elemente
c*MatthQ p = 155 9 5,8 3 1,9 2 1,3 77 49,7 28 18,1 5 3,2
c*LukQ p = 148 10 6,8 1 0,7 2 1,4 61 41,2 26 17,6 4 2,7
cMatthQ p = 55 4 7,3 2 3,6 1 1,8 20 36,4 10 18,2 4 7,3
cLukQ p = 59 7 11,8
p–p
–
–
–
–
p–r
31 20
14 25,5
17 28,5
p–v
–
42 28,4 2 1,4
–
–
p–x
–
–
–
–
p–i
–
–
–
–
p–0
–
–
–
–
c*MatthQ r = 300 17 5,7 19 6,3 55 18,3 36 12 19 6,3 1 0,3 27 9 9 3 81 27 9 3
c*LukQ r = 317 18 5,7 23 7,3 48 15,1 26 11,4 25 7,9 21 6,6 12 3,8 104 32,8 4 1,3
cMatthQ r = 110 14 12,7 4 3,6 16 14,5 9 8,2 8 7,3 4 3,6 4 3,6 4 3,6 36 32,7 3 2,7
cLukQ r = 105 13 12,4 6 5,6 10 9,5 8 7,6 7 6,7 3 2,8 6 5,7 4 3,8 32 30,5 3 2,8
r–i
–
–
–
–
r–0
27 9
26 8,2
8 7,3
13 12,4
p–a p–b p–c p–d p–n p–e
– – 19 32,2 14 23,7 2 3,9
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: p–d, p–e, p–r c*LukQ – cLukQ: p–a, p–d, p–n c*MatthQ – c*LukQ: p–d, p–r cMatthQ – cLukQ: p–a, p–b, p–d, p–n, p–e
4.8.1.2.8 Ausgehendes Element: Pronomen (r) Verknüpfte Elemente r–a r–b r–c r–d r–n r–e r–p r–r r–v r–x
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: r–a, r–c, r–d, r–e, r–p, r–v r–a, r–c, r–d, r–0 c*LukQ – cLukQ: c*MatthQ – c*LukQ: r–c, r–v cMatthQ – cLukQ: r–c, r–0
–
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
351
Diagrammbeispiel: cMatthQ (x-Achse) – cLukQ (y-Achse); ausgehendes Element: r (Pronomen) 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 cLukQ 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
ra rb rc rd rn re rp rr rv rx ri r0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 cMatthQ
Punkte rc, r0 außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
4.8.1.2.9 Ausgehendes Element: Verb (v) Verknüpfte Elemente v–a v–b v–c v–d v–n v–e v–p v–r v–v v–x v–i v–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: v–c, v–d, v–n c*LukQ – cLukQ: v–c, v–n, v–r c*MatthQ – c*LukQ: v–d, v–r cMatthQ – cLukQ: v–a, v–d, v–n
c*MatthQ v = 557 32 5,7 24 4,3 90 16,2 150 26,9 22 3,9 3 0,5 59 10,6 86 15,4 51 9,1 4 0,7 3 0,5 33 5,9
c*LukQ v = 549 24 4,4 24 4,4 86 15,7 86 15,7 35 6,4 4 0,7 61 11,1 126 23 63 11,5 1 0,2 1 0,2 38 6,9
cMatthQ v = 220 7 3,2 4 1,8 43 19,5 43 19,5 16 7,3 3 1,4 27 12,3 31 14,1 26 11,8 2 0,9 4 1,8 14 6,4
cLukQ v = 228 15 6,6 5 2,2 46 20,2 30 13,2 24 10,5 3 1,3 26 11,4 30 13,2 29 12,7 1 0,4 3 1,3 16 7
352
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen Diagrammbeispiel: c*LukQ (x-Achse) – cLukQ (y-Achse); ausgehendes Element: v (Verb) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 cLukQ 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
va vb vc vd vn ve vp vr vv vx vi v0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 c*LukQ
Punkte vc, vn, vr außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
4.8.1.2.10 Ausgehendes Element: Partikel (x) Verknüpfte Elemente x–a x–b x–c x–d x–n
c*MatthQ x = 55 2 3,6
c*LukQ x = 24 1 4,2
cMatthQ x = 19
cLukQ x = 19
–
–
–
–
–
–
–
–
–
1 4,2
3 15,8 3 15,8
5 26,3
–
–
3 15,8 1 5,3 8 42,1 1 5,3
2 10,5
6 10,9 2 3,6 1 1,8
x–e
–
x–p
2 3,6
x–r
–
x–v x–x
41 74,5 1 1,8
– 1 4,2 1 4,2 1 4,2 19 79,2 –
–
– 11 57,9 1 5,3
x–i
–
–
–
–
x–0
–
–
–
–
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: x–a, x–c, x–d, x–n, x–p, x–r, x–v, x–x c*LukQ – cLukQ:
x–a, x–d, x–e, x–p, x–r, x–v, x–x
c*MatthQ – c*LukQ:
x–c, x–e, x–r, x–v
cMatthQ – cLukQ:
x–d, x–n, x–p, x–r, x–v
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.1.2.11 Ausgehendes Element: Interjektion (i) Verknüpfte Elemente i–a i–b
c*MatthQ i=4 2 50
c*LukQ i=2
cMatthQ i=6
cLukQ i=6
–
–
–
–
–
–
–
–
–
1 18,3 1 18,3
1 18,3 1 18,3
i–c
–
i–d
1 25
1 50 1 50
i–n
–
–
i–e
–
–
–
–
i–p
–
–
–
–
3 50 1 18,3
2 33,2 2 33,3
i–r
–
–
i–v
1 25
–
i–x
–
–
–
–
i–i
–
–
–
–
i–0
–
–
–
–
c*MatthQ 0 = 102 13 12,7 12 11,8 23 22,5 5 4,9 3 2,9 1 1 5 4,9 8 7,8 24 23,5 7 6,9
c*LukQ 0 = 100 7 7 7 7 33 33 12 12 1 1
cMatthQ 0 = 39 5 12,8 5 12,8 10 25,6 4 10,3 1 2,6
–
–
2 2 5 5 31 31 1 1
2 5,1 4 10,3 6 15,4
cLukQ 0 = 40 4 10 3 7,5 14 35 2 5 1 2,5 1 2,5 1 2,5 2 5 9 22,5
–
–
0–i
–
–
1 2,6
2 5
0–0
–
–
–
–
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ:
i–a, i–d, i–n, i–r, i–v
c*LukQ – cLukQ:
i–c, i–d
c*MatthQ – c*LukQ:
i–a, i–c, i–b, i–v
cMatthQ – cLukQ:
i–r, i–v
4.8.1.2.12 Ausgehendes Element: Punkt (0) Verknüpfte Elemente 0–a 0–b 0–c 0–d 0–n 0–e 0–p 0–r 0–v 0–x
Außerhalb der Toleranz von 3%: c*MatthQ – cMatthQ: 0–c, 0–d, 0–v, 0–x c*LukQ – cLukQ: 0–d, 0–v, 0–i c*MatthQ – c*LukQ: 0–a, 0–b, 0–c, 0–d, 0–v, 0–x cMatthQ – cLukQ: 0–b, 0–c, 0–d, 0–r, 0–v
353
354
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.2. Zwei Beispiele der Dreifachüberlieferung: 1MkQ, 1MatthQ, 1LukQ und 2MkQ, 2MatthQ, 2LukQ
4.8.2.1 Anzahl der Elemente: 1MkQ, 1MatthQ, 1LukQ; 2MkQ, 2MatthQ, 2LukQ. Normierung durch die jeweilige Gesamtzahl der Elemente mal 100 (= relative Häufigkeit). Element a b c d n e p r v x i 0 Außerhalb der Toleranz von 3%: 2MatthQ – 2LukQ: v
1MkQ 4435 E 245 5,5 168 3,8 644 14,5 611 13,8 599 13,6 174 3,9 250 5,6 525 11,8 967 21,8 39 0,9 12 0,3 201 4,5
1MatthQ 4440 E 230 5,2 185 4,2 525 11,8 657 14,8 659 14,8 186 4,2 288 6,5 509 11,5 939 21,1 45 1 19 0,4 198 4,5
1LukQ 4568 241 5,3 149 3,3 592 13 604 13,2 656 14,4 195 4,3 346 7,6 533 11,7 996 21,8 41 0,9 14 0,3 201 4,4
2MkQ 2411 E 120 4,9 68 2,8 359 15 298 12,4 324 15 71 2,9 159 6,6 304 12,6 560 23,3 39 1,6 – 109 4,5
2MatthQ 2592 E 127 4,9 72 2,8 342 13,2 367 14,2 388 15 101 3,9 159 6,1 319 12,3 534 20,6 45 1,7 21 0,8 117 4,5
2LukQ 2244 E 99 4,4 44 2 310 13,8 280 13,8 303 12,5 73 3,3 153 6,8 298 13,3 544 24,2 31 1,4 4 0,2 105 4,7
4.8.2.2 Verknüpfung der Elemente: 1MkQ, 1MatthQ, 1LukQ; 2MkQ, 2MatthQ, 2LukQ. Normierung durch die jeweilige ausgehende Wortklasse mal 100 4.8.2.2.1 Ausgehendes Element: Adjektiv (a) Verknüpfte Elemente a–a a–b a–c a–d a–n a–e a–p a–r a–v a–x a–i a–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: a–c, ad, a–n 1MatthQ – 2MatthQ: a–b, a–c, a–d, a–n, a–r 1LukQ – 2LukQ: a–a, a–n, a–r 1MkQ – 1MatthQ: a–n, a–p, a–r 1MkQ – 1LukQ: a–n 1MatthQ – 1LukQ: a–d, a–n, a–v 2MkQ – 2MatthQ: a–b, a–c, a–d, a–p, a–v 2MkQ – 2LukQ: a–a, a–b, a–c, a–d, a–n, a–r 2MatthQ – 2LukQ: a–c, a–n, a–r
1MkQ a = 245 8 3,3 6 2,5 41 16,7 33 13,5 42 17,1 1 0,4 13 5,3 16 6,5 62 25,3 1 0,4
1MatthQ a = 230 4 1,7 3 1,3 34 14,8 26 11,3 47 20,4 2 0,9 20 8,7 22 9,6 52 22,6 1 0,4
1LukQ a = 241 11 4,6 5 2,1 35 14,5 39 16,2 27 11,2 5 2,1 18 7,5 20 8,3 65 27
2MkQ a = 120 5 4,2 2 1,7 27 22,9 10 8,5 15 12,5
2LukQ a = 99 1 1 5 5,1 13 13,1 19 19,2 6 6,1 3 3 6 6,1 12 12,1 27 27,3
–
2MatthQ a = 127 2 1,6 7 5,5 23 18,1 22 17,3 14 11 2 1,6 10 7,9 6 4,7 31 24,4 1 0,8
– 5 4,2 8 6,7 33 27,5
–
– 22 9
– 19 8,3
– 16 6,6
– 12 10
– 9 7,1
– 7 7,1
–
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
355
4.8.2.2.2 Ausgehendes Element: Adverb (b) Verknüpfte Elemente
1LukQ b = 149 2 1,3 8 5,4 15 10,1 12 8,1 14 9,4 6 4 8 5,4 10 6,8 64 43 4 2,4
2MkQ b = 68 1 1,5 1 1,5 1 1,5 5 7,4 4 6,8
14 8,3 15 9 83 49 6 3,6
1MatthQ b = 185 6 3,2 7 3,8 15 8,1 11 5,9 10 5,4 1 0,5 15 8,1 12 6,5 94 51 7 3,8
b–i
–
–
b–0
2 1,2
7 3,8
b–a b–b b–c b–d b–n b–e b–p b–r b–v b–x
1MkQ b = 168 5 3 8 4,7 15 8,9 10 6 10 6 –
2MatthQ b = 72 – 1 1,4 8 11,1 9 12,5 –
2LukQ b = 44 1 2,3 – 3 6,8 4 9,1 1 2,3 1 2,3
–
–
8 11,6 3 4,4 38 55,9 5 4,4
5 6,9 4 5,6 38 52,8 6 8,3
–
–
–
–
6 4
4 5,8
1 1,4
5 11,4
– 3 6,8 24 54,5 2 4,5
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: b–b, b–c, b–p, b–r, b–v, b–0 1MatthQ – 2MatthQ: b–a, b–d, b–n, b–x 1LukQ – 2LukQ: b–v 1MkQ – 1MatthQ: – 1MkQ – 1LukQ: b–n, b–v 1MatthQ – 1LukQ: b–v 2MkQ – 2MatthQ: b–c, b–d, b–n, b–p, b–v, b–x, b–0 2MkQ – 2LukQ: b–c, b–n, b–p, b–0 2MatthQ – 2LukQ: b–c, b–d, b–p, b–x, b–0
Diagrammbeispiel: 1MkQ (x-Achse) – 2MatthQ (y-Achse); ausgehendes Element: b (Adverb) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 1MatthQ 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
ba bb bc bd bn be bp br bv bx bi b0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1MkQ
Kein Punkt außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
356
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.2.2.3 Ausgehendes Element: Konjunktion (c) Verknüpfte Elemente c–a c–b c–c c–d c–n c–e c–p c–r c–v c–x c–i c–0
1MkQ c = 644 34 5,3 61 9,5 20 3,1 85 13,2 38 5,9 45 6,9 22 3,4 32 4,9 295 45,8 11 1,7 1 0,2 –
1MatthQ c = 525 38 7,2 37 7 17 3,2 84 16 37 7 31 5,9 21 4 30 5,7 213 40,6 13 2,5 4 0,8 –
1LukQ c = 592 27 4,6 30 5,1 19 3,2 79 13,3 57 9,6 38 6,4 41 6,9 53 9 227 38,3 12 2 9 1,5 –
2MkQ c = 359 14 3,9 20 5,6 8 2,2 25 7 19 5,3 8 2,2 20 5,6 21 5,8 208 58 16 4,2
2MatthQ c = 342 12 3,5 13 3,8 14 4,1 51 14,9 24 7 11 3,2 13 3,8 18 5,3 160 46,8 15 4,4 11 3,2 –
2LukQ c = 310 11 3,5 11 3,5 5 1,6 38 12,2 31 10 11 3,5 16 5,2 27 8,7 146 47,1 10 3,2 3 0,9 –
1LukQ d = 604 53 8,8 6 1 44 7,3 5 0,8 344 57 80 13,2 14 2,3 6 1 50 8,3 2 0,3 – –
2MkQ d = 298 26 8,7 3 1 14 4,7 1 0,3 188 63,1 45 15,1 6 2 2 0,7 13 4,4
2MatthQ d = 367 19 5,2 8 2,2 19 5,2 1 0,3 233 63,5 65 17,7 2 0,5
2LukQ d = 280 16 5,7 2 0,7 19 6,8
20 5,4
1 0,4 21 7,5
–
–
–
– –
– –
– –
– –
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: c–b, c–d, c–e, c–v 1MatthQ – 2MatthQ: c–a, c–b, c–v 1LukQ – 2LukQ: c–v 1MkQ – 1MatthQ: c–v 1MkQ – 1LukQ: c–b, c–n, c–p, c–r, c–v 1MatthQ – 1LukQ: c–r 2MkQ – 2MatthQ: c–d, c–v, c–i 2MkQ – 2LukQ: c–d, c–n, c–v 2MatthQ – 2LukQ: c–r
4.8.2.2.4 Ausgehendes Element: Artikel (d) Verknüpfte Elemente d–a d–b d–c d–d d–n d–e d–p d–r d–v d–x d–i d–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: d–c, d–n 1MatthQ – 2MatthQ: d–a, d–e 1LukQ – 2LukQ: d–a, d–n 1MkQ – 1MatthQ: – 1MkQ – 1LukQ: – 1MatthQ – 1LukQ: – 2MkQ – 2MatthQ: d–a 2MkQ – 2LukQ: d–v 2MatthQ – 2LukQ: –
1MkQ d = 611 55 9 5 0,8 55 9 13 2,1 355 58,1 77 12,6 12 1,9 2 0,3 35 5,7 2 0,3 – –
1MatthQ d = 657 56 8,5 7 1,1 52 7,9 11 1,7 398 60,6 83 12,6 10 1,5 – 37 5,6 3 0,5 – –
–
– 176 62,9 45 16,1 –
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
357
4.8.2.2.5 Ausgehendes Element: Nomen (n) Verknüpfte Elemente n–a n–b n–c n–d n–n n–e n–p n–r n–v n–x n–i n–0
1MkQ n = 599 42 7 11 1,8 113 18,9 67 11,2 28 4,6 20 3,3 39 6,5 105 17,5 127 21,2 5 0,8 2 0,3 40 6,7
1MatthQ n = 659 42 6,4 13 2 109 16,5 81 12,3 24 3,6 22 3,3 41 6,2 126 19,1 152 23,1 5 0,8 2 0,3 42 6,4
1LukQ n = 656 47 7,2 20 3 101 15,4 91 13,9 26 4 25 3,8 38 5,8 103 15,7 146 22,3 7 1,1 1 0,1 51 7,8
2MkQ n = 324 23 7,1 13 4 65 20,1 29 9 17 5,3 8 2,5 19 5,9 53 16,4 62 19,1 5 1,5
2MatthQ n = 388 23 5,9 5 1,3 79 20,4 49 12,6 20 5,2 12 3,1 25 6,4 88 22,7 61 15,7 6 1,5
2LukQ n = 303 19 6,3 6 2 58 19,1 30 9,9 13 4,3 5 1,7 26 8,6 53 17,5 72 23,8
–
–
–
30 9,3
19 4,9
21 6,9
–
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: – 1MatthQ – 2MatthQ: n–c, n–r, n–v 1LukQ – 2LukQ: n–c, n–d 1MkQ – 1MatthQ: – 1MkQ – 1LukQ: n–c 1MatthQ – 1LukQ: n–r 2MkQ – 2MatthQ: n–d, n–r, n–v, n–0 2MkQ – 2LukQ: n–v 2MatthQ – 2LukQ: n–r, n–v
Diagrammbeispiel: 1MatthQ (x-Achse) – 2MatthQ (y-Achse); ausgehendes Element: n (Nomen) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 2MatthQ 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
na nb nc nd nn ne np nr nv nx ni n0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1MatthQ
Punkte nc, nr, nv außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
358
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.2.2.6 Ausgehendes Element: Eigenname (e) Verknüpfte Elemente e–a e–b e–c e–d e–n e–e e–p e–r e–v e–x e–i e–0
1MkQ e = 174 4 2,3 8 4,6 53 30,5 29 16,7 6 3,4 5 2,9 8 4,6 6 3,4 44 25,3 1 0,6 1 0,6 9 5,2
1MatthQ e = 186 2 1,1 8 4,3 36 19,4 46 24,7 8 4,3 5 2,7 9 4,8 9 4,8 54 29 1 0,5
1LukQ e = 195 7 3,6 3 1,5 29 14,8 23 11,8 10 5,1 9 4,6 21 10,8 22 11,3 59 30,3 2 1
2MkQ e = 71 3 4,2 2 2,8 16 22,5 10 14,1 4 5,6 1 1,4 5 7 9 12,7 18 25,4 –
2MatthQ e = 101 6 5,9 3 3 18 17,8 7 6,9 5 5,1
2LukQ e = 73 7 9,5
–
–
8 7,9 14 13,8 25 24,6 2 2
3 4,1 13 17,8 22 30,1 1 1,4
– 17 23,3 4 5,5 1 1,4
–
–
–
–
–
8 4,3
10 5,1
3 4,2
13 12,9
5 6,8
2MkQ p = 159 8 5 1 0,6
2MatthQ p = 159 8 5
2LukQ p = 153 14 9,2
–
– 3 2 73 47,7 19 12,4 3 2
Außerhalb der Toleranz von 3%: e–c, e–r 1MkQ – 2MkQ: 1MatthQ – 2MatthQ: e–a, e–d, e–p, e–r, e–v, e–0 1LukQ – 2LukQ: e–a, e–c, e–d, e–n, e–e, e–p, e–r 1MkQ – 1MatthQ: e–c, e–d, e–v 1MkQ – 1LukQ: e–b, e–c, e–d, e–p, e–r, e–v 1MatthQ – 1LukQ: e–c, e–d, e–p, e–r 2MkQ – 2MatthQ: e–c, e–d, e–0 2MkQ – 2LukQ: e–a, e–d, e–n, e–r, e–v 2MatthQ – 2LukQ: e–a, e–c, e–n, e–p, e–r, e–v, e–0
4.8.2.2.7 Ausgehendes Element: Präposition (p) Verknüpfte Elemente
1MkQ p = 250 31 12,4 5 2 2 0,8 105 42 34 13,6 7 2,8
1MatthQ p = 288 21 7,3 9 3,1 8 2,8 121 42 48 16,7 15 5,2
1LukQ p = 346 27 7,8 2 0,6 1 0,3 141 40,8 68 19,7 9 2,6
91 57,2 27 17 5 3,1
1 0,6 88 55,3 27 17 1 0,6
p–p
–
–
–
–
–
–
p–r
66 26,4
34 21,4
41 26,8
–
–
–
–
p–x p–i p–0
– – –
96 27,7 2 0,6 – – –
27 17
p–v
66 23 –
– – –
– – –
– – –
p–a p–b p–c p–d p–n p–e
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: p–a, p–d, p–n, p–r 1MatthQ – 2MatthQ: p–b, p–d, p–e 1LukQ – 2LukQ: p–d, p–n 1MkQ – 1MatthQ: p–a, p–n 1MkQ – 1LukQ: p–a, p–n 1MatthQ – 1LukQ: p–r 2MkQ – 2MatthQ: p–r 2MkQ – 2LukQ: p–a, p–d, p–n, p–r 2MatthQ – 2LukQ: p–a, p–d, p–n, p–r
– – –
_
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
359
4.8.2.2.8 Ausgehendes Element: Pronomen (r) Verknüpfte Elemente r–a r–b r–c r–d r–n r–e r–p r–r r–v r–x r–i r–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: r–d 1MatthQ – 2MatthQ: r–c, r–v r–p 1LukQ – 2LukQ: 1MkQ – 1MatthQ: – 1MkQ – 1LukQ: r–p, r–0 1MatthQ – 1LukQ: r–c 2MkQ – 2MatthQ: r–r, r–v, r–0 2MkQ – 2LukQ: r–d 2MatthQ – 2LukQ: r–v
1MkQ r = 525 19 3,6 19 3,6 98 18,7 68 13 23 4,4 5 0,9 34 6,5 35 6,7 156 29,7 8 1,5 2 0,4 58 11
1MatthQ r = 509 19 3,7 27 5,3 72 14,1 58 11,4 22 4,3 8 1,6 44 8,6 29 5,7 163 32 6 1,2 4 0,8 57 11,2
1LukQ r = 533 20 3,8 24 4,5 99 18,6 57 10,7 32 6 2 0,4 53 9,9 27 5,1 167 31,3 6 1,1 2 0,4 44 8,3
1MatthQ v = 939 37 3,9 39 4,2 118 12,6 175 18,6 53 5,6 18 1,9 113 12 201 21,4 106 11,3 8 0,9 6 0,6 65 6,9
1LukQ v = 996 44 4,4 39 3,9 173 17,4 121 12,1 68 6,8 17 1,7 147 14,8 185 18,6 122 12,2 5 0,5 1 0,1 74 7,4
2MkQ r = 304 16 5,3 9 3 60 19,7 21 6,9 16 5,3 – 24 7,9 23 7,6 97 31,9 8 2,6 – 30 9,9
2MatthQ r = 319 13 4,1 11 3,4 60 18,8 29 9,1 18 5,6 5 1,6 22 6,9 15 4,4 91 28,5 11 3,4 2 0,6 43 13,5
2LukQ r = 298 7 2,3 10 3,6 51 17,1 30 10,1 14 4,7 – 20 6,7 20 6,7 101 33,9 11 3,7 1 0,3 33 11,1
4.8.2.2.9 Ausgehendes Element: Verb (v) Verknüpfte Elemente v–a v–b v–c v–d v–n v–e v–p v–r v–v v–x v–i v–0 Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: – 1MatthQ – 2MatthQ: – 1LukQ – 2LukQ: v–r 1MkQ – 1MatthQ: v–r 1MkQ – 1LukQ: v–c, v–d, v–p, v–r, 1MatthQ – 1LukQ: v–c, v–d 2MkQ – 2MatthQ: – 2MkQ – 2LukQ: v–c, v–d, v–r 2MatthQ – 2LukQ: v–c, v–d
1MkQ v = 967 41 4,2 35 3,6 116 12 167 17,3 58 6 13 1,3 104 10,8 238 24,6 115 11,9 5 0,5 5 0,5 70 7,2
2MkQ v = 560 20 3,6 15 2,7 80 14,3 92 16,4 30 5,4 1 0,1 71 12,7 148 26,4 66 11,8 7 1,3
2MatthQ v = 534 31 5,8 15 2,8 69 12,9 100 18,7 31 5,8 4 0,7 72 13,5 125 23,4 54 10,1
–
–
–
30 5,4
32 6
34 6,3
–
2LukQ v = 544 20 3,7 9 1,7 104 19,1 70 12,9 38 7 4 0,7 77 14,2 119 21,9 63 11,6 6 1,1
360
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen Diagrammbeispiel: 1MkQ (x-Achse) – 1LukQ (y-Achse); ausgehendes Element: v (Verb) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 1LukQ 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0
va vb vc vd vn ve vp vr vv vx vi v0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1MkQ
Punkte vc, vd, vp, vr außerhalb der Toleranzgrenze von 3%
4.8.2.2.10 Ausgehendes Element: Partikel (x) Verknüpfte Elemente x–a x–b x–c x–d x–n x–e x–p
1MkQ x = 39 1 2,6 2 5,1 – 1 2,6 2 5,14 –
1MatthQ x = 45 2 4,4 – 1 2,2 1 2,2 4 8,9 –
x–x
1 2,6 3 7,7 29 74,6 –
x–i
–
1 2,2 5 11,1 30 66,7 1 2,2 –
x–0
–
–
x–r x–v
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: x–a, x–b, x–d, x–n, x–r, x–v 1MatthQ – 2MatthQ: x–n, x–r, x–v 1LukQ – 2LukQ: x–d, x–r 1MkQ – 1MatthQ: x–b, x–n, x–r 1MkQ – 1LukQ: x–d, x–r, x–v, x–x 1MatthQ – 1LukQ: x–a, x–d, x–n, x–r 2MkQ – 2MatthQ: x–a, x–d, x–r, x–v 2MkQ – 2LukQ: x–d, x–n, x–r, x–v, x–x 2MatthQ – 2LukQ: x–n, x–p, x–r, x–v
1LukQ x = 41 – 1 2,4 1 2,4 3 7,3 2 4,9 1 2,4 2 4,9 1 2,4 28 68,3 2 4,9 – –
2MkQ x = 39 3 7,7 –
2MatthQ x = 45 2 4,4 –
2LukQ x = 31 2 6,5 –
–
–
–
4 10,3 4 10,3 –
–
–
6 13,3 –
2 6,5 –
1 2,6 5 12,8 22 56,4 –
–
–
36 80 1 2,2 –
1 3,2 3 9,7 22 71 1 3,2 –
–
–
–
–
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
361
4.8.2.2.11 Ausgehendes Element: Interjektion (i) Verknüpfte Elemente
1MkQ i = 12 2 16,7 2 16,7 4 33,3
1MatthQ i = 19 2 10,5 2 10,5 2 10,5 6 31,6
i–a
–
i–n
–
–
i–e
1 8,3
i–p
–
1 5,3 2 10,6
i–b i–c i–d
1LukQ i = 14
2MkQ i=–
–
–
2 14,3 – 4 28,6 3 21,4 –
2MatthQ i = 21 4 19
2LukQ i=4
–
–
–
–
1 4,8
–
–
–
–
–
4 19
–
–
1 25 1 25
–
–
–
i–r
–
–
i–v
3 25
4 21,1
1 7,1 2 14,3 2 14,3
i–x
–
–
–
–
–
–
i–i
–
–
–
–
–
–
i–0
–
–
–
–
–
–
1LukQ 0 = 201 3 1,5 9 4,5 75 37,3 29 14,4 5 2,5 3 1,5 2 1 8 4 64 31,8 1 0,5 1 0,5 –
2MkQ 0 = 109 1 0,9 2 1,8 87 80 10 9,2
– –
9 42,9 3 14,3
– – 2 50
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: i–b, i–c, i–d, i–e, i–v 1MatthQ – 2MatthQ: i–a, i–b, i–c, i–d, i–n, i–e, i–p, i–r, i–v 1LukQ – 2LukQ: i–b, i–d, i–n, i–e, i–p, i–r, i–v 1MkQ – 1MatthQ: i–a, i–b, i–c, i–p, i–v 1MkQ – 1LukQ: i–c, i–d, i–n, i–e, i–p, i–r, i–v 1MatthQ – 1LukQ: i–a, i–b, i–c, i–d, i–n, i–e, i–p, i–r, i–v 2MkQ – 2MatthQ: i–a, i–c, i–n, i–r, i–v 2MkQ – 2LukQ: i–n, i–e, i–v 2MatthQ – 2LukQ: i–a, i–c, i–n, i–e, i–r, i–v
4.8.2.2.12 Ausgehendes Element: Punkt (0) Verknüpfte Elemente 0–a 0–b 0–c 0–d 0–n 0–e 0–p 0–r 0–v 0–x 0–i 0–0
1MkQ 0 = 201 5 2,5 6 3 128 63,7 29 14,4 3 1,5
1MatthQ 0 = 198 1 0,5 33 16,7 61 30,8 37 18,7 8 4
–
–
3 1,5 7 3,5 18 9
11 5,6 9 4,5 34 17,2
–
–
1 0,5 –
3 1,5 –
Außerhalb der Toleranz von 3%: 1MkQ – 2MkQ: 0–c, 0–d, 0–v 1MatthQ – 2MatthQ: 0–a, 0–b, 0–c, 0–d, 0–p, 0–v, 0–i 1LukQ – 2LukQ: 0–b, 0–v 1MkQ – 1MatthQ: 0–b, 0–c, 0–d, 0–p, 0–v 1MkQ – 1LukQ: 0–c, 0–v 1MatthQ – 1LukQ: 0–b, 0–c, 0–d, 0–p, 0–v 2MkQ – 2MatthQ: 0–a, 0–b, 0–c, 0–n, 0–v, 0–i 2MkQ – 2LukQ: 0–c, 0–p, 0–v 2MatthQ – 2LukQ: 0–a, 0–b, 0–c, 0–n, 0–v, 0–i
– – – 5 4,6 3 2,8 – – –
2MatthQ 0 = 117 7 6 9 7,7 49 41,9 11 9,4 6 5,1 1 0,9 2 1,7 7 6 14 12 2 1,7 8 6,8 –
2LukQ 0 = 105 1 1 1 1 37 35,2 12 11,4 1 1 – 4 3,8 6 5,7 42 40 – – –
362
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
4.8.3. Auswertung und Interpretation 4.8.3.1 c*MatthQ, cMatthQ und c*LukQ, cLukQ Tabelle 4.8.1.1 zeigt, daß Matth und Luk die sprachlichen Elemente in einem ähnlichen bis sehr ähnlichen Verhältnis verwenden. Nur ein Wert (c*Luk – cLuk: n) liegt geringfügig außerhalb der Toleranzgrenze von 3%. Die Darstellung der verknüpften Elemente (Tabellen 4.8.1.2.1 bis 4.8.1.2.12), die in die Textstruktur einen genauen Einblick geben und den formalen Stil eines Autors exakt beschreiben, zeigen folgende Ergebnisse: c*MatthQ – cMatthQ c*LukQ – cLukQ c*Matth – c*LukQ cMatthQ – cLukQ
weisen 63 Fälle auf, die über der Toleranzgrenze von 3% sind (44%), 44 Fälle (30%), 43 Fälle (30 %), 36 Fälle (25%).
Dieses Ergebnis bestätigt die stemmatischen Untersuchungen in zweifacher Hinsicht: •
Die Abweichungen zwischen c*MatthQ – cMatthQ, c*LukQ – c*Luk sind so groß, daß normalerweise auf verschiedene Autoren geschlossen werden müßte. Da jedoch ein solcher Schluß absurd wäre, kann nur angenommen werden, daß je zwei sehr verschiedene Quellen vorhanden waren, die Matthäus und Lukas verwendeten, wie es die stemmatische Untersuchungen ergaben. Es handelt sich also um vier Quellen, die in unterschiedlicher Distanz zueinander sind.
•
Die unterschiedlichen Abweichungen von c*MatthQ – c*LukQ, cMatthQ – cLukQ zeigen, daß c*MatthQ – c*LukQ viel weiter voneinander entfernt sind als cMatthQ – cLukQ. Die Distanz beträgt 5%. Das Ergebnis bestätigt ebenfalls die stemmatischen Untersuchungen, die ergaben, daß die Quellen c*Matth – c*Luk unterschiedlich bis sehr unterschiedlich und die Quellen cMatth – cLuk nahe bis sehr nahe sind.
4.8.3.2 1MkQ, 1MatthQ, 1LukQ und 2MkQ, 2MatthQ, 2LukQ Tabelle 4.8.2.1 zeigt, daß Mk, Matth und Luk die sprachlichen Elemente in einem ähnlichen bis sehr ähnlichen Verhältnis verwenden. Nur ein Wert (2MatthQ – 2LukQ: c) liegt geringfügig außerhalb der Toleranzgrenze von 3%. Die Darstellung der verknüpften Elemente (Tabellen 4.8.2.2.1 bis 4.8.2.2.12), die in die Textstruktur einen genauen Einblick geben und den formalen Stil eines Autors exakt beschreiben, zeigen folgende Ergebnisse: 1MkQ – 2MkQ 1MatthQ – 2MatthQ 1LukQ – 2LukQ 1MkQ – 1 MatthQ 1MkQ – 1LukQ 1MatthQ – 1LukQ 2MkQ – 2MatthQ 2MkQ – 2LukQ 2MatthQ – 2LukQ
weisen 36 Fälle auf, die über der Toleranzgrenze von 3% sind (25%), 47 Fälle (33%), 37 Fälle (26%), 23 Fälle (16%), 36 Fälle (25%), 32 Fälle (22%). 45 Fälle (31%), 39 Fälle (27%), 37 Fälle (25%).
Dieses Ergebnis bestätigt ebenfalls die stemmatischen Untersuchungen in zweifacher Hinsicht: •
Die Abweichungen zwischen 1MkQ – 2MkQ, 1MatthQ – 2MatthQ, 1LukQ – 2LukQ sind so groß, daß normalerweise auf drei verschiedene Autoren geschlossen werden müßte. Da jedoch ein solcher Schluß absurd wäre, kann nur angenommen werden, daß hier sechs verschiedene Quellen vorhanden gewesen sein müssen, die Mk, Matth und Luk verwendeten, wie es die stemmatischen Untersuchungen ergaben. Es handelt sich also um sechs Quellen, die in unterschiedlicher Distanz zueinander sind.
•
Die verschiedenen Abweichungen von 1MkQ – 1MatthQ, 1MkQ – 1LukQ, 1MatthQ – 1LukQ, 2MkQ – 2MatthQ, 2MkQ – 2LukQ, 2MatthQ – 2LukQ zeigen einerseits, daß 1MkQ – 1MatthQ einander nahe sind, während 1MkQ – 1LukQ sowie 1MatthQ – 1LukQ weiter voneinander entfernt sind, andererseits, daß 2MkQ – 2MatthQ weiter voneinander entfernt sind als 2MatthQ – 2LukQ und 2MkQ – 2LukQ. Diese exakten Werte
Zusammenfassende Erläuterungen: Mathematisch–statistische Textanalysen
363
der statistisch–mathematischen Analysen bestätigen die Ergebnisse der stemmatischen Untersuchungen, die erwiesen haben, daß 2MkQ – 2LukQ einander näher sind als zu 2MatthQ und sich in je unterschiedlichem Ausmaß von 2MatthQ unterscheiden. Damit ist von einem weiteren, völlig anderen methodischen Ansatz her der Nachweis gelungen, daß die Synoptiker auf mehreren ähnlichen bis sehr ähnlichen und unterschiedlichen bis sehr unterschiedlichen Quellen beruhen, deren substantielle Einheit jedoch gegeben ist.
365
4.9 Außerneutestamentliche Texte als Beispiele für die Unmöglichkeit von exakten Quellenrekonstruktionen Die Rekonstruktoren von Q gingen immer wieder von der unbewiesenen und unbeweisbaren, also völlig spekulativen Prämisse aus, daß der gemeinsame Stoff des Matthäus und Lukas aus einer Quelle Q geflossen sei. Diese Prämisse spielte nun in der Werkstatt der Rekonstruktoren die Rolle eines Prokrustesbettes. Alle Einzelheiten, die dieser Prämisse zuwiderliefen, wurden entweder so lange gedehnt, bis sie paßten, oder in blutiger Operation entfernt, damit die Prämisse aufrecht erhalten werden konnte. Alle andern möglichen Erklärungen des Sachverhalts, daß zwei der Synoptiker einen Stoff verarbeiten, der nicht bei dem dritten Synoptiker zu finden ist – und solche Erklärungen gäbe es in großer Menge! –, wurden, von Ausnahmen abgesehen, nicht einmal mehr erwogen. Die Hypothese war, und dies ist kein Einzelfall in der neutestamentlichen Wissenschaft, zu einer Tatsache geworden. Der methodisch richtige Weg wäre der umgekehrte gewesen, nämlich von einer genauen Untersuchung der Einzelheiten auszugehen und dann, auf der Grundlage einer solchen empirischen Untersuchung, die plausiblen Schlüsse zu ziehen. Wir haben dieses Verfahren in der vorangehenden Untersuchung angewandt. Die Beharrlichkeit, mit der die Existenz einer Quelle Q behauptet wurde und wird, läßt es geraten erscheinen, in diesem zusätzlichen Kapitel anhand von außerneutestamentlichen Texten anschaulich zu machen, daß die Prämisse der Existenz einer Quelle Q von vornherein abwegig war. Wir hoffen, daß einer solchen Chimäre von nun an nicht mehr nachgejagt wird. Das Alte Testament ist eine Fundgrube für eine zweifache und dreifache Textüberlieferung. Es seien daher daraus und aus anderen Bereichen einige Beispiele vorgestellt, die interessante Rückschlüsse auf die Synoptiker zulassen, aber auch wegen der anderen Entstehungsart vieler alttestamentlicher Bücher die Grenzen der Vergleichsmöglichkeit aufzeigen. Der priesterliche Schöpfungshymnus (Gen 1,1-2,4a) aus exilisch-nachexilischer Zeit und die Jahwistische Schöpfungserzählung (Gen 2, 4b-24) aus dem 10. Jh. v. Chr. haben nur gemeinsam, daß es um die Schöpfung der Welt bzw. des Menschen geht. Die Zahl der Trennindizien erreicht bei diesen Texten den Maximalwert. Die Quellen beider Texte hatten daher außer dem Thema nichts gemein. Obwohl der Autor des jüngeren Textes den älteren Text möglicherweise gekannt hat, hat er ihn für seine Darstellung praktisch nicht verwendet. An einem weiteren Beispiel aus der Flutgeschichte kann dies verdeutlicht werden: 4.9.1 Die Sintflut kommt über die Erde 276 Gen 7,10.12.16b.17b.22–23 J 277; Gen 7,11.13–16a.17a.18–21.24 P 278
:X®r`DaDh_lAo …wäyDh l…w$;bA;mAh y∞Em…w My¡ImÎ¥yAh t∞AoVbIvVl y™Ih◊yìÅw Gen 7,10 J
v®dóOjAl Mwäøy r¶DcDo_h`DoVbIvV;b yYˆnEÚvAh ‹v®d‚OjA;b Aj$On_y´¥yAjVl ‹hÎnDv twôøaEm_vEv t∏ÅnVvI;b Gen 7,11 P
Nach sieben Tagen kamen die Wasser der Sintflut über die Erde.
Im sechshundertsten Lebensjahr Noachs, im zweiten Monat, am
:hDl◊y`Dl My™IoD;b√rAa◊w MwYøy My∞IoD;b√rAa X®r¡DaDh_lAo MRv™R…gAh y¶Ih◊yìÅw
12 J
siebzehnten Tag des Monats,
:…wj`D;tVpˆn Mˆy™AmDÚvAh tñO;bürSaÅw h$D;bår MwâøhV;t ‹tOn◊yVoAm_l`D;k ‹…woVqVbˆn hG‰ΩzAh Mwâø¥yA;b
Der Regen kam über die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte.
an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Urflut auf und die
Fenster des Himmels wurden aufgetan.
tRv¬ølVv…w Aj#On tRv∞Ea◊w AjóOn_y´nV;b tRp™RyÎw M¶Dj◊w_MEv◊w Aj$On a∞D;b ‹h‰ΩzAh Mwôø¥yAh MRx°RoV;b 13 P
An eben diesem Tag gingen Noach und Sem und Ham und Japhet,
die Söhne Noachs, und die Frau Noachs, und die drei
;hYÎnyImVl ‹hDmEhV;bAh_lDk◊w ;hGÎnyImVl h∞D¥yAjèAh_lDk◊w hD;m%Eh 14 P:h`DbE;tAh_lRa M™D;tIa wy¢DnDb_y`Ev◊n
Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche. Sie und alle Tiere
nach ihren Arten, und alles Vieh nach seinen Arten
:P`DnD;k_lD;k rwñøÚpIx läO;k …whY´nyImVl PwâøoDh_lDk◊w …wh¡EnyImVl X®r™DaDh_lAo c¶EmOrDh cRmö®rDh_lDk◊w
und alles Gewürm, das da auf Erden kriecht, nach seinen Arten, und
alle Vögel nach ihren Arten, alles was Flügel und Schwingen hat.
:My`I¥yAj Aj…wõr wäø;b_rRvSa r$DcD;bAh_lD;kIm ‹Mˆy‹ÅnVv Mˆy§AnVv h¡DbE;tAh_lRa AjäOn_lRa …wañøbÎ¥yÅw 15 P
Sie gingen zu Noach in die Arche, je zwei von allem Fleisch, worin
Lebensodem ist.
276 277 278
O. Eißfeldt 1922, 1962: 11*–12*. C. Westermann 1974: 352. O. Keel/ M. Küchler I 21975: 31. E. Zenger 1995: 51. J = Jahwistisches Geschichtswerk (am ehesten 10. Jh. v. Chr.). P = Priesterschrift (ca. ab 550 v. Chr. und nach 538 v. Chr.).
366
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
My¡IhølTa wäøtOa h¶D…wIx r¢RvSaèA;k …wa$D;b ‹rDcD;b_lD;kIm h§Dbéq◊n…w r°DkÎz My#IaD;bAh◊w 16a P
Und die hineingingen waren männlich und weiblich von allem
Fleisch, wie ihm Gott befohlen hatte.
:wíødSoèA;b h™Dwh◊y rñO…gVsˆ¥yÅw 16b J
Und JHWH schloß hinter ihm zu (die Arche).
:X®r`DaDh l¶AoEm M∂r™D;tÅw h$DbE;tAh_tRa ‹…waVcˆ¥yÅw Mˆy#A;mAh …wâ;b√rˆ¥yÅw 17b J
X®r¡DaDh_lAo Mwäøy My¶IoD;b√rAa l…wö;bA;mAh yªIh◊yìÅw 17a P+
Es gab viel Wasser und sie hoben die Arche empor und sie schwamm
Da kam die Sintflut vierzig Tage279 über die Erde.
hoch über der Erde.
:Mˆy`D;mAh y¶EnVÚp_lAo h™DbE;tAh JKRl¶E;tÅw X®r¡DaDh_lAo däOaVm …wñ;b√rˆ¥yÅw Mˆy¢A;mAh …wõrV;b◊gˆ¥yÅw 18 P
Die Wasser wurden gewaltig und überaus mächtig auf der Erde,
und die Arche schwamm auf der Wasserfläche.
tAj™A;t_rRvSa My$IhOb◊…gAh ‹MyîrDhèRh_lD;k …w#;sUk◊yÅw X®r¡DaDh_lAo däOaVm dñOaVm …wÿrVb¶D…g Mˆy#A;mAh◊w
19 P
Und die Wasser wurden immer noch mächtiger über der Erde und
alle hohen Berge *wurden bedeckt* unter
:MyáîrDhRh …wä;sUk◊yÅw Mˆy¡D;mAh …wërVbÎ…g hDlVo$AmVlIm ‹hD;mAa hôérVcRo v°EmSj 20 P:Mˆy`DmDÚvAh_lD;k
dem ganzen Himmel *wurden bedeckt*. Die Wasser stiegen fünfzehn
:…wt`Em h™Db∂r`DjR;b r¶RvSa löO;kIm wy#DÚpAaV;b My˝ˆ¥yAj Aj…w°r_tAmVvˆn ·rRvSa l&O;k
22 J
Ellen darüber empor und die Berge wurden bedeckt.
X®r™RÚvAh_lDkVb…w hYÎ¥yAj∞Ab…w ‹hDmEhV;bAb…w PwôøoD;b X®r#DaDh_lAo c∞EmOrDh —r∞DcD;b_lD;k oHÅw◊gˆ¥yÅw
21 P
Alles, was auf dem Trockenen lebte und Lebensodem in seiner Nase
Da starb alles Fleisch, das sich auf der Erde regt, an Vögeln und
hatte, starb.
an Vieh und an Wild und an allen Kriechtieren,
Und er vertilgte alles auf dem Erdboden Bestehende vom Menschen bis
die über die Erde kriechen, und alle Menschen.
‹cRm‹®r_dAo ‹hDmEhV;b_dAo Mô∂dDaEm h#Dm∂dSaèDh y∞EnVÚp_lAo —r∞RvSa —M…wêq◊yAh_lD;k_t`Ra jAm˝ˆ¥yÅw 23 J
zum Vieh, bis zum Gewürm,
:h`DbE;tA;b wäø;tIa r¶RvSaìÅw AjöOn_JKAa rRaªDÚvˆyÅw X®r¡DaDh_NIm …wäjD;mˆ¥yÅw Mˆy$AmDÚvAh Pwâøo_dAo◊w
und bis zu den Vögeln des Himmels, und sie wurden von der Erde
vertilgt. Nur Noach und was mit ihm in der Arche war, blieb übrig.
:Má∂dDaDh läOk◊w X®r¡DaDh_lAo XâérOÚvAh
:Mwáøy t™AaVm…w My¶IÚvImSj X®r¡DaDh_lAo Mˆy™A;mAh …wõrV;b◊gˆ¥yÅw
24 P
Und die Wasser wurden hundertfünfzig Tage lang immer
mächtiger über der Erde.
Die beiden Erzählungen über das Hereinbrechen der Sintflut bietet der masoretische Text, wie er heute vorliegt, als eine »Einheit«: Gen 7,10–24. Es ist aber leicht zu erkennen, daß es sich ursprünglich um zwei verschiedene Erzählungen gehandelt hat, die durch die Endredaktion/ die Endredaktionen des Pentateuch zusammengefaßt und mit Zusätzen angereichert worden sind. Wenn wir von diesem Forschungskonsens ausgehen, haben wir also zwei ursprünglich selbständige Erzählungen vor uns, deren Untersuchung mit der stemmatischen Methode folgende Trennindizien zu Tage fördert: 01. Gen 7,10 J »nach sieben Tagen kamen die Wasser der Sintflut über die Erde«
Gen 7,11 P »im sechshundertsten Lebensjahr Noachs .... an diesem Tag brachen die Quellen der großen Urflut auf und die Fenster des Himmels wurden aufgetan«
02. J –
Gen 11,13-16 P »an eben diesem Tag ... wie ihm Gott befohlen hatte«
03. Gen 7,16b J »und JHWH schloß hinter ihm zu«
P –
04.
Gen 7,17a P »da kam die Sintflut über die Erde«
Gen 7,17b J »es gab viel Wasser und sie hoben die Arche empor und sie schwamm hoch über der Erde«
05. J – 279
Redaktionelle Zusätze sind kursiv gedruckt.
Gen 7,18-20 P »die Wasser wurden gewaltig ... und die Berge wurden bedeckt«
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele 06.
Gen 7,22-23 J »alles, was auf dem Trockenen lebte und Lebensodem in seiner Nase hatte, starb. Und er vertilgte alles auf dem Erdboden Bestehende. Nur Noach und was mit ihm in der Arche war, blieb übrig«
07. Gen 7,12 J »der Regen kam über die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte«
367
Gen 7,21 P »da starb alles Fleisch, das sich regt auf der Erde, an Vögeln und an Vieh und an Wild und an allen Kriechtieren, die über die Erde kriechen, und alle Menschen« Gen 7,24 P »und die Wasser wurden hundertfünfzig Tage lang immer mächtiger über der Erde«
Die Trennindizien erreichen hier ihr maximales Gewicht. Das Thema der Flut ist beiden Texten eigen, wie aber ihr Hereinbrechen über die bewohnte Erde geschildert wird, ist im höchsten Maß unterschiedlich. Die Quellen beider Texte müssen daher gänzlich verschieden gewesen sein. Daher ist auch auszuschließen, daß der ältere Jahwistische Text vom priesterlichen Autor als Quelle benutzt wurde. Das muß allerdings nicht heißen, daß P den älteren Text nicht gekannt hätte. Es ist zu unterscheiden: Jemand, der einen Text kennt, kann, muß ihn jedoch nicht als Quelle verwenden. Angewendet auf die Synoptiker heißt das: In der Zweifachüberlieferung Matth – Luk, Mk – Matth und Mk – Luk haben wir öfter den Fall vor uns, daß die Texte völlig unterschiedlich bis unterschiedlich sind, und daß es, wie beim Beispiel aus der Flutgeschichte, nicht möglich ist, den einen Text als Quelle des anderen zu verstehen, so daß schließlich nur die Feststellung bleibt, daß die Texte auf sehr unterschiedliche Quellen zurückgehen. Die Tatsache solcher verschiedener Quellen ist gegeben, sie aber als literarische Größen zu rekonstruieren versuchen, ist objektiv gesehen ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, weil bei total erschlossener Verschiedenheit der Quellen in sich solches unmöglich ist und bei weitgehend erschlossener Verschiedenheit der Quellen der Unsicherheitsfaktor zu groß ist, als daß man ein wissenschaftlich verantwortbares Ergebnis erzielen könnte. Im Alten Testament gibt es jedoch auch eine andere Art der Zweifachüberlieferung, z.B. in den Büchern der Chronik. Der Chronist hat praktisch aus allen geschichtlichen Büchern, die vor ihm geschrieben worden sind – und vermutlich auch aus anderen heute nicht mehr vorhandenen Quellen – geschöpft, um sein theologisches Konzept der Geschichte Judas/ Israels zu entwerfen. Schauen wir z.B. auf »Die Bitte Salomos um Weisheit« in 2 Chr 1,1–13. Die Quelle dieses Textes ist 1 Kön 3,1–15. Wäre dieser Text als Quelle nicht bekannt und müßte man die beiden Texte einfach als vorhandene Parallelüberlieferungen untersuchen,280 käme man mit der stemmatischen Methode zu dem Ergebnis, daß beiden Texten verschiedene, aber ähnliche Quellen zugrunde liegen. Da der Quelltext aber bekannt ist, läßt sich dieses Ergebnis modifizieren: 2 Chr 1,1–13 beruht auf der Quelle 1 Kön 2,1–15 plus einer weiteren Quelle, die nicht bekannt ist. Diese unbekannte Quelle könnte ein weiterer, heute nicht mehr erhaltener Text der Bitte Salomos um Weisheit sein oder der Verfasser von 2 Chr 1,1–13 selber, der mit den Änderungen, die er an 1 Kön 2,1–15 vornimmt, sein geschichtstheologisches Konzept verfolgt. 4.9.2 An dem Beispiel der Nathansverheißung 2 Sam 7,12–16; 1 Chr 17,11–14; 4QFlor I,10–13 kann dies weiter erläutert werden und zugleich kommen wir zu einer dreifachen Textüberlieferung. 1 Chr 17,11–14 4QFlor I,10–13 Die Quelle: 2 Sam 7,12–16 hkl hnby tyb ayk hwhy hkl dyg[hw]]]
4QFlor I,10
Und kundgetan hat dir JHWH, daß er
dir ein Haus bauen wird.
ÔKSo√rÅz _t`Ra y§ItOmyIqShÅw ÔKy$RtObSa_tRa ‹D;tVbAk`Dv◊w ÔKy#RmÎy …wâaVlVmˆy y∞I;k 2 Sam 7,12 Wenn deine Tage voll sein werden und du dich zu deinen
Vätern gelegt hast, werde ich aufrichten deinen Samen
ÔKy$RtObSa_MIo
tRk∞RlDl ‹ÔKy‹RmÎy …wôaVlDm_y`I;k hGÎyDh◊w 1 Chr 17,11
Und es wird sein, wenn deine Tage voll sind, so daß du zu deinen Vätern gehst,
‹ÔKSo√rÅz_t`Ra y§ItwømyáîqShÅw
hk[rz ta ytwmyqhw
werde ich aufrichten deinen Samen
Und ich werde aufrichten deinen Samen
:wáø;tVkAlVmAm_tRa y™ItOnyIkShÅw ÔKy¡RoE;mIm a™Ex´y r¶RvSa ÔKy$®rSjAa
nach dir, der aus deinen Lenden kommt, und werde sein
nach dir, der sein wird aus deinen
nach dir und festigen den Thron seines
Königtum festigen.
Söhnen, und ich werde sein Königtum
Königtums für immer.
festigen.
280
:wáøt…wkVlAm_tRa y™ItwønyIkShÅw ÔKy¡RnD;bIm h™RyVhˆy r¶RvSa ÔKy$®rSjAa ~[lw[l]
11
Vgl. die hebräische Synopse dieser beiden Texte bei A. Bendavid 1972: 77.
wtklmm ask ta ytwnykhw hkyrxa
368
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
:M`Dlwøo_dAo wäø;tVkAlVmAm a¶E;sI;k_tRa y¢I;t◊nÅnOk◊w y¡ImVvIl tˆy™A;b_h‰nVbˆy a…wñh 13
:M`Dlwøo_dAo wäøaVsI;k_tRa y¶I;t◊nÅnOk◊w tˆy¡D;b y™I;l_h‰nVbˆy a…wñh 12
Er wird meinem Namen ein Haus bauen und ich werde
Er wird mir ein Haus bauen und ich
den Thron seines Königtums für immer festigen.
werde seinen Thron für immer festigen.
Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein.
Ich werde ihm Vater sein, und er wird
mir Sohn sein.
N¡EbVl y∞I;l_h‰yVhˆy a…wäh◊w b$DaVl wâø;l_h‰yVhRa ‹yˆnSa 14
Wenn er verkehrt handelt, werde ich ihn züchtigen mit einer Menschenrute und mit Schlägen von
h™DyDh r¶RvSaEm yItw$øryIsSh r∞RvSaA;k w$ø;mIo`Em ry∞IsDa_aøl ‹yî;dVsAj◊w
Aber meine Huld soll nicht von ihm weichen, wie ich sie
Und meine Huld werde ich nicht von
von Saul habe weichen lassen, den ich weggenommen habe
ihm weichen lassen, wie ich sie weichen
habe lassen von dem, der war
Bestand soll haben dein Haus und dein Königtum für
Ich werde ihm Bestand geben in meinem
immer vor dir; dein Thron soll
Haus und in meinem Königtum
für immer, und sein Thron soll
mir Sohn sein.
:Ky`RnDpV;lIm :ÔKy`RnDpVl vor dir. vor dir. h¶RyVhˆy ÔKSaVs`I;k KÔ y¡RnDpVl M™Dlwøo_dAo öÔKV;tVkAlVm`Am…w ¬ÔKVtyE;b N°AmVa‰n◊w 16 h¶RyVhˆy w›øaVsIk◊w M¡DlwøoDh_dAo y™It…wkVlAmVb…w y¶ItyEbV;b why¢I;t√dAmSo`Ah◊w14
Ich werde ihm Vater sein, und er wird
Menschenkindern.
yItëOrIsSh r¶RvSa l…w$aDv M∞IoEm ‹yIt‚OrIsSh r§RvSaA;k …w…n¡R;mIm r…wâsÎy_aøl yäî;dVsAj◊w 15
!bl yl hyhy awhw bal awl [hy]h[a] yna
:Má∂dDa y¶EnV;b y™Eo◊gˆnVb…w My$IvÎnSa fRb∞EvV;b ‹wyI;tVjAkáOh◊w w$øtOwSo∞AhV;b ‹rRvSa
N¡EbVl y∞I;l_h‰yVh`Iy a…wäh◊w b$DaVl wâø;l_h‰yVh`Ra ‹yˆnSa 13
:M`Dlwøo_dAo NwäøkÎn
:M`Dlwøo_dAo NwäøkÎn
für immer feststehen.
für immer feststehen.
rva hrwth vrwd ~[ dmw[h dywd xmc hawh
Dieser ist der Sproß Davids, der
auftreten wird mit dem Gesetzeslehrer,
der ...
ytwmyqhw
bwtk rVak ~ymyh tyrx[ab !w]ycb[
] 12
in Zion am Ende der Tage, wie
geschrieben steht: Und ich werde
aufrichten
tkws hayh tlpwnh dywd tkws ta
die zerfallene Hütte Davids. Und das
ist die Hütte
larVy ta [yvwhl dwm[y rv[a t]lpwnh dywd
13
Davids, die zerfallene, die stehen
wird, um Israel zu retten.
Der Text 2 Sam 7,12–16 ist die Quelle der beiden anderen Texte, da er der frühere ist und den späteren nachweislich bekannt war. Diese Binsenweisheit – da es sich um das chronistische Geschichtswerk handelt – bräuchte eigentlich gar nicht erwähnt zu werden, sei aber trotzdem gesagt, um Mißverständnissen vorzubeugen: Ganz gleich, ob man nun die Nathansverheißung aus 2 Sam vorexilisch oder nachexilisch datiert, sie liegt jedenfalls beachtliche Zeit vor dem chronistischen Geschichtswerk aus dem 3./2. Jh. v. Chr. Das Messianische Florilegium von Qumran ist am ehesten in das 1. Jh. v. Chr. zu datieren. Dem Chronisten war der Text aus 2 Sam bekannt, dem eschatologischen Autor des Florilegiums sowohl der aus 2 Sam, als auch der aus 1 Chr. Eine Leugnung dieses Sachverhalts wäre eine totale Verkennung jüdischer Schriftgelehrsamkeit. Ein Blick in die synoptische Darstellung zeigt folgendes: Da die Quelle 2 Sam 7,12–16 bekannt ist, kann einmal an dem Text von 1 Chr 17,11–14 ersehen werden, wo dessen Autor Änderungen vorgenommen hat. Diese Änderungen sind beachtlich, und es seien die wesentlichsten angeführt: 01. 2 Sam 7,12 1 Chr 17,11 »... der aus deinen Lenden kommt« »... der aus deinen Söhnen sein wird« 02. 2 Sam 7,14 »wenn er verkehrt handelt ... von Menschenkindern«
1 Chr –
03. 2 Sam 7,15 »... wie ich sie von Saul habe weichen lassen ...«
1 Chr 17,13 »wie ich sie weichen habe lassen von dem, der vor dir war«
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
369
04. 2 Sam 7,16 »Bestand soll haben dein Haus und dein Königtum für immer vor dir«
1 Chr 17,14 »Ich werde ihm Bestand geben in meinem Haus und in meinem Königtum«
05. 2 Sam 7,16 »dein Thron soll für immer bestehen«
1 Chr 17,14 »sein Thron soll für immer bestehen«
Der Chronist schreibt zu einem Zeitpunkt, da es die davidische Dynastie nicht mehr gibt, setzt daher seine Hoffnung nicht auf unmittelbare Nachkommen Davids, sondern erweitert die Nathansverheißung eschatologisch281 (01) und hält sein Konzept durch (04) bis (05). Der Autor von 4QFlor I,10–13 hat beide früheren Texte gekannt, übernimmt daraus aber relativ wenig: 2 Sam 7,12–13 1 Chr 17,11–12 01. 4QFlor I,10–11 »ich werde aufrichten deinen «... werde ich aufrichten deinen »... werde ich aufrichten deinen Samen nach dir und festigen Samen nach dir ... und werde Samen nach dir ... und werde den Thron seines Königtums den Thron seines Königtums seinen Thron für immer festigen« für immer« für immer festigen« 02. 4QFlor I,14 »Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein«
2 Sam 7,13 »Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein«
1 Chr 17,13 »Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein«
Abgesehen von den Auslassungen dreht dieser Autor in I,10 die Aussagen von 2 Sam 7,13 und 1 Chr 17,12 (»er wird mir ein Haus bauen«) völlig um: »Und kundgetan hat dir JHWH, daß er dir ein Haus bauen wird.« Damit ist die in 1 Chr 17,11–14 vorbereitete eschatologische Dimension voll entfaltet, daß der Sohn Davids eine zu erwartende messianische Gestalt ist. In der folgenden Erklärung (I,11–13) legt der Autor dies offen: Der davidische Messias kommt (Vergleich mit Am 9,11) mit dem Gesetzeslehrer (= der priesterliche Messias) am Ende der Tage zur Rettung Israels. Es ist völlig einsichtig, daß der chronistische Text und der Qumrantext in Teilen auf die Quelle 2 Sam 7,12–16 zurückgehen und es läßt sich bis ins Detail feststellen, wo Änderungen, Auslassungen etc. in den Sekundärtexten vorliegen. Andererseits wäre es völlig unmöglich, in Nichtkenntnis des Primärtextes aus den beiden Sekundärtexten eine einigermaßen exakte Rekonstruktion zu schaffen. Diese Feststellung trifft auf den Vergleich zwischen den drei Texten zu, soweit es um Textmaterial aus der hebräischen Bibel geht. D.h. der Beginn von 4QFlor I,10 (»Und kundgetan hat dir JHWH, daß er dir ein Haus bauen wird«) und das Ende I,11–13 (»Dieser ist der Sproß Davids ... um Israel zu retten«) wurde in den Vergleich bisher nicht oder nur indirekt miteinbezogen. Es kann also festgehalten werden, daß ein Teil des Qumrantextes die Primärquelle und eine Sekundärquelle (1 Chr 17) voraussetzen. Der andere Teil des Qumrantextes muß notwendigerweise auf eine andere Quelle zurückgehen, da diesen sowohl die Primärquelle als auch eine Sekundärquelle nicht aufweisen. Diese Quelle kann sowohl der Autor selber sein als auch eine ihm zur Verfügung stehende Quelle, die wir in ihrem exakten Wortlaut nicht kennen. Der Text, der der hypothetischen Quelle »Q« im Neuen Testament entspricht, ist hier in Gestalt von 2 Sam 7,12–16 realiter vorhanden. Wir wollen im Folgenden aber, so als gäbe es ihn nicht, diesen Text aus den beiden anderen auf zweifache Weise zu rekonstruieren versuchen und diese fiktiven Rekonstruktionen dann mit der Originalquelle vergleichen. Wir bieten nun eine Minimal- und eine Maximalvariante zur Auswahl an: Die Minimalvariante geht davon aus, daß der kargere Text von 4QFlor ursprünglicher ist und der aus 1 Chr 17 in mehreren Redaktionsstufen erweitert wurde und daher nicht der ursprüngliche sein wird. • »Wenn du zu deinen Vätern gehst, werde ich aufrichten deinen Samen nach dir und festigen den Thron seines Königtums für immer. Ich werde ihm Vater sein und er wird mir Sohn sein« Die Maximalvariante gibt dem Text von 1 Chr 17 den Vorzug und ergänzt ihn mit dem von 1QFlor: • »(Es wird sein), wenn deine Tage voll sind, so daß du zu deinen Vätern gehst, werde ich aufrichten deinen Samen nach dir, (der sein wird aus deinen Söhnen) und ich werde festigen sein Königtum. Ich werde ihm Vater sein, und 281
Vgl. K. Schubert 1973: 14f und 189 Anm. 1.
370
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele er wird mir Sohn sein. Und meine Huld werde ich nicht von ihm weichen lassen, wie ich sie habe weichen lassen von dem, der vor dir war. Der Thron seines Königtums soll für immer feststehen.«
Kursiv: Text von 1 Chr 17 Normal: Text der annähernd in beiden Perikopen enthalten ist
Wenn nun diese beiden Rekonstruktionen mit der vorhandenen Quelle 1 Sam 7,12–15 verglichen werden, sieht man, daß es nur Annäherungen sind, die noch dazu eine eschatologische Dimension in 2 Sam 7 hineintrügen. Angewendet auf die Zweifachüberlieferung der Synoptiker heißt das, daß es nicht möglich ist, eine unbekannte Quelle zweier verwandter Texte zu rekonstruieren, denn es ist unbekannt, • ob die Autoren dieser beiden Texte nur eine und dieselbe oder mehrere und verschiedene verwandte Quellen benutzten, • ob und in welchem Maße die Autoren dieser beiden Texte ihre Quelle(n) aus Eigenem erweiterten, • ob und in welchem Maße die Autoren ihre Quelle(n) kürzten. Man kann im Falle zweier verwandter Texte nicht mehr tun als anhand der Binde– und Trennindizien wahrscheinlich machen, daß die beiden Texte auf eine und dieselbe oder auf mehrere ähnliche oder auf mehrere und verschiedene Quellen zurückgehen. 4.9.3. Eine dreifache Überlieferung des gleichen Stoffes liegt z. B. bei folgenden »Haremsgeschichten« der Genesis vor: »Gott bringt Abraham seine Frau Sara bzw. Isaak seine Frau Rebekka zurück« Gen 12,9–20 J; Gen 20,1–17 E 282 .18 R 283; Gen 26,1–3a. – 3b-5 R – 6–11 J :hD;b◊g`R…nAh AowäøsÎn◊w JKwñølDh M$∂rVbAa o∞A;sˆ¥yÅw 12,9
b‰gY‰…nAh hDx√r∞Aa ‹MDh∂rVbAa M§DÚvIm o°A;sˆ¥yÅw 20,1
Dann zog Abram immer weiter, dem Negev zu.
Dann brach Abraham von dort in das Gebiet
des Negev auf.
M$Dv r…wâgDl hDm◊y‹årVxIm Mô∂rVbAa d®r∏´¥yÅw X®r¡DaD;b b™Do∂r y¶Ih◊yÅw 10 y∞EmyI;b h™DyDh r¶RvSa Nw$øvaîrDh b∞Do∂rDh ‹dAbV;lIm X®r$DaD;b ‹bDo∂r y§Ih◊yÅw 26,1
‹
Und es entstand eine Hungersnot im Land. Und
Und es entstand im Land eine Hungersnot, eine
andere Hungersnot als die frühere zu den Tagen
Abram zog nach Ägypten hinab, um dort als
Schutzbürger zu weilen,
:X®r`DaD;b b™Do∂rDh d¶EbDk_y`I;k
:h∂rá∂r◊…g My™I;tVvIlVÚp_JKRl`Rm JKRl¶R;myIbSa_lRa q¢DjVxˆy JKRlªE¥yÅw M¡Dh∂rVbAa
denn schwer (lastete) die Hungersnot auf dem Abrahams. Da zog Isaak zu Abimelek, dem König Land. der Philister, nach Gerar.
X®r$DaD;b NâOkVv hDm◊yó∂rVxIm dâérE;t_lAa rRmaäø¥yÅw hYÎwh◊y ‹wyDlEa aô∂r´¥yÅw 2
Da zeigte sich ihm JHWH und sagte zu ihm: Ziehe nicht nach Ägypten! Lagere in dem Land,
D;K¡Rk√rDbSaÅw äÔKV;mIo h¶RyVh`Ra◊w taYøΩzAh X®r∞DaD;b r…w…g£ 3:ÔKy`RlEa r¶AmOa r™RvSa
das ich dir nennen werde. Weile als Schutzbürger in diesem Land! Ich werde mit dir sein und dich segnen; _tRa ‹yItOmáîqShÅw l$EaDh tâOx∂rSa`Dh_lD;k_tRa NE;tRa #ÔKSo√rÅzVlá…w ∞ÔKVl_y`I;k denn dir und deinem Samen gebe ich alle diese Länder und erfülle y§ItyE;b√rhI ◊w 4 :ÔKy`IbDa M¶Dh∂rVbAaVl yI;tVo™A;bVvˆn r¶RvSa h$DoUbVÚvAh den Eid, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe: Ich werde zahlreich machen täOx∂rSaDh_lD;k t¶Ea $ÔKSor√ ÅzVl y∞I;tAtÎn◊w Mˆy$AmDÚvAh y∞EbVkwøkV;k ‹ÔKSo√rÅz_t`Ra deinen Samen wie die Sterne des Himmels und werde deinem Samen geben alle Länder, o¶AmDv_rRvSa b®q›Eo 5:X®r`DaDh y¶Eywø…g lä;kO $ÔKSo√rÅzVb …wâkßrD;bVtIh◊w l¡EaDh diese. Und es werden sich segnen in deinem Samen alle Völker der Erde, weil gehört hat :y`DtOrwøt◊w y¶Atwø;qUj y™AtOwVxIm y$I;t√rAmVvIm ‹rOmVvˆ¥yÅw y¡IlOqV;b M™Dhr∂ VbAa Abraham auf meine Stimme und weil er geachtet hat meine Anordnungen, Gebote und Satzungen.
282 283
:rá∂r◊gI;b rÎg™D¥yÅw r…wóv Ny∞Eb…w väéd∂q_NyE;b bRv¶E¥yÅw
:rá∂r◊gI;b q™DjVxˆy bRv¶E¥yÅw
6
Er lagerte zwischen Qadesch und Schur und Und Isaak lagerte bei Gerar. war Schutzbürger von Gerar.
E = Elohistisches Geschichtswerk (1. Hälfte 8. Jh. v. Chr.). R = redaktorischer Zusatz.
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
371
yâårDc_lRa ‹rRma‹ø¥yÅw hDm◊yó∂rVxIm awâøbDl byäîrVqIh r¶RvSaA;k y›Ih◊yÅw 11 Als der Augenblick gekommen war, Ägypten zu betreten, sagte er zu Saraj,
:t`Da h™Ra√rAm_tAp◊y h¶DÚvIa y¢I;k yI;tVo$ådÎy a∞Dn_h´…nIh w$ø;tVvIa
seiner Frau: Siehe doch, ich weiß, daß du eine überaus schöne Frau bist
taóøz wâø;tVvIa …wërVmDa◊w My$îrVxI;mAh ‹JKDtOa …wôa√rˆy_y`I;k hGÎyDh◊w
12
Und es wird geschehen, wenn dich die Ägypter sehen, dann werden sie sagen: Diese ist seine Frau!
:…wá¥yAj◊y JK¶DtOa◊w y™ItOa …wñg√rDh◊w Und sie werden mich töten und dich leben lassen.
h¶Dt◊yDj◊w JK$ér…wbSoAb y∞Il_bAfy`Iy ‹NAo‹AmVl V;t¡Da yItâOjSa a™Dn_yîrVmIa 13
aw¡Ih yItâOjSa wäø;tVvIa hñ∂rDc_lRa M¢Dh∂rVbAa rRma¬ø¥yÅw 2
Sage doch, du seiest meine Schwester, damit es Abraham sagte von seiner Frau Sara: Sie (ist) mir deinetwegen gut geht meine Schwester!
:JK`ElDl◊gI;b y™IvVpÅn
y§I;k aw¡Ih yItâOjSa rRmaäø¥yÅw w$ø;tVvIaVl ‹MwøqD;mAh y§Ev◊nAa …wlSaVvˆ¥y`Aw 7 Als sich die Männer des Ortes nach seiner Frau erkundigten, sagte er: Sie (ist) meine Schwester! Denn
‹MwøqD;mAh y§Ev◊nAa yˆn˝¨g√rAh`Ay_NRÚp y$I;tVvIa râOmaEl ‹aérÎy
und ich durch dich am Leben bleibe. er fürchtete sich zu sagen: Meine Frau. (Er dachte): Die Männer des Ortes sollen mich nicht umbringen
:ay`Ih h™Ra√rAm t¶Abwøf_y`I;k h$∂qVbîr_lAo
wegen Rebekka; denn sie (war) von schönem Aussehen.
h$DÚvIa∞Dh_tRa ‹MyîrVxI;mAh …wôa√rˆ¥yÅw hDm◊yó∂rVxIm Mä∂rVbAa awñøbV;k y›Ih◊yÅw
14
Und es geschah, als Abram Ägypten betreten hatte, da sahen die Ägypter die Frau,
:dáOaVm aw™Ih h¶DpÎy_y`I;k denn sie war überaus schön.
hóOo√rAÚp_lRa ;h™DtOa …wñlVl`Ah◊yÅw h$Oo√rAp yâérDc ‹;hDtOa …wôa√rˆ¥yÅw
15
Und es sahen sie die hohen Beamten des Pharao und rühmten sie dem Pharao.
:háOo√rAÚp ty¶E;b h™DÚvIaDh jñå;qU;tÅw
:há∂rDc_tRa jäå;qˆ¥yÅw r$∂r◊…g JKRl∞Rm ‹JKRl‹RmyIbSa j#AlVvˆ¥yÅw
Und die Frau wurde in den Palast des Pharao gebracht.
Da sandte Abimelek, der König von Gerar, hin und ließ Sara holen.
My$îrOmSjÅw ‹r∂qDb…w_Naøx wôøl_yIh◊yìÅw ;hó∂r…wbSoA;b by™IfyEh Mñ∂rVbAaVl…w
16
Dem Abram ließ er es ihretwegen gut gehen. Er erhielt Kleinvieh und Großvieh und Esel
:My`I;lAm◊g…w täOnOtSaÅw t$OjDpVv…w ‹MyîdDbSoÅw
nd Diener und Dienerinnen und Eselinnen und u Kamele
wóøtyE;b_tRa◊w My™IlOd◊…g My¶IoÎg◊n höOo√rAÚp_tRa —hªDwh◊y o∏Å…gÅn◊yÅw 17
w#øl rRmaâø¥yÅw hDl◊y¡D;lAh MwâølSjA;b JKRl™RmyIbSa_lRa My¢IhølTa a¬øbÎ¥yÅw 3
a schlug JHWH den Pharao und sein Haus mit D Nachts aber kam Gott in einem Traum zu harten Schlägen Abimelek und sagte zu ihm:
JKRl∞Rm ‹JKRl‹RmyIbSa P#éqVvÅ¥yÅw My$ImÎ¥yAh ‹MDv wñøl_…wk√r`Da y∞I;k y#Ih◊yÅw 8 Nachdem er schon längere Zeit dort gelebt hatte, schaute eines Tages Abimelek, der König
:Má∂rVbAa tRv¶Ea yäårDc r¶Ab√;d_lAo
:lAo`D;b tAl¶UoV;b aw™Ih◊w D;tVj$åqDl_rRvSa h∞DÚvIaDh_lAo ‹tEm ñÔK◊…nIh
t™Ea q$EjAxVm ‹qDjVxˆy h§E…nIh◊w a√rGÅ¥yÅw Nwóø;lAjèAh d™AoV;b My$I;tVvIlVÚp
wegen Saraj, der Frau Abrams.
Siehe, du mußt sterben wegen der Frau, die du dir genommen hast; denn sie gehört einem Mann.
der Philister durch das Fenster und sah, und siehe, Isaak liebkosend
qyäî;dAx_MÅ…g ywñøgSh yÁÎnOdSa r›Amaø¥yÅw Dhy¡RlEa bäår∂q añøl JKRl›RmyIbSaÅw 4
:wáø;tVvIa hñ∂qVbîr
Da Abimelek sich ihr nicht genaht hatte, sagte er: Herr, auch unschuldige Leute
seine Frau Rebekka.
aw¶Ih_MÅg_ay`Ih◊w aw$Ih yItâOjSa ‹yIl_rAm`Da a…wôh a°ølSh 5:gíOrShA;t
willst du töten? Hat er mir nicht gesagt: Sie ist meine Schwester! Und sie, auch sie
:taáøz yIty¶IcDo \y™AÚpA;k NñOyVqˆnVb…w y¢IbDbVl_MDtV;b a…wóh y∞IjDa hä∂rVmèDa
hat gesagt: Er ist mein Bruder! Mit schuldlosem Herzen und reinen Händen habe ich das getan.
y§I;k ‹yI;tVo‹ådÎy y§IkOnDa M∞A…g M#ølSjA;b My%IhølTaèDh wy°DlEa ·rRmaø¥yÅw 6
Da sagte Gott im Traum zu ihm: Auch ich weiß, daß
äÔKVtwáøa y¢IkOnDa_MÅ…g JK¬OcVjRaÎw taYøΩz Dty∞IcDo ‹ÔKVbDbVl_MDtVb
du es ohne böse Absicht getan hast und so habe ich selbst dich gehindert,
372
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
b§EvDh h#D;tAo◊w 7:Dhy`RlEa AoñO…g◊nIl ÔKy™I;tAt◊n_aøl N¶E;k_lAo y¡Il_wøfSjEm
gegen mich zu sündigen. Deswegen ließ ich nicht zu, daß du sie berührtest. Jetzt aber bringe zurück
ÔK◊ny`Ea_MIa◊w h¡EyVj`Rw äÔK√dAoèA;b l¶E;lAÚpVtˆy◊w a…w$h ay∞IbÎn_y`I;k ‹vyIaDh_tRv`Ea
die Frau dem Manne, denn er ist ein Prophet. Er wird für dich beten, und du wirst leben. Wenn du aber nicht
M°E;kVvÅ¥yÅw 8 :JK`Dl_rRvSa_lDk◊w h™D;tAa t…w$mD;t twâøm_yI;k oå;d£ by#IvEm
sie zurückbringst, wisse, daß du sterben mußt mit allem, was dir gehört. Es stand auf
_lD;k_tRa r¢E;båd◊yÅw wy$∂dDbSo_lDkVl ‹a∂rVqˆ¥yÅw r®q#O;bA;b JKRl%RmyIbSa
Abimelek frühmorgens. Er rief alle seine Knechte und sagte alle
:dáOaVm My™IvÎnSaDh …wña√ry`I¥yÅw M¡Rhy´n◊zDaV;b hR;l™EaDh MyñîrDb√;dAh
diese Dinge ihnen. Die Männer fürchteten sich sehr.
rRmaÁø¥yÅw M$∂rVbAaVl ‹hOo√rAp aô∂rVqˆ¥yÅw 18
w%øl rRma∏ø¥yÅw M#Dh∂rVbAaVl JKRl%RmyIbSa a°∂rVqˆ¥yÅw 9
aw$Ih ‹ÔKV;tVvIa h§E…nIh JK∞Aa ‹rRma‹ø¥yÅw q#DjVxˆyVl JKRl%RmyIbSa a°∂rVqˆ¥yÅw 9
yI;t√r$AmDa y∞I;k q$DjVxˆy ‹wyDlEa rRmaôø¥yÅw aw¡Ih yItâOjSa D;t√r™AmDa JKy¶Ea◊w
Da rief der Pharao Abram und sagte: Da rief Abimelek Abraham und sagte zu ihm:
Da rief Abimelek Isaak und sagte: Sie ist ja deine Frau! Warum sagst du: Sie (ist) meine Schwester! Isaak sagte zu ihm: Ich habe es gesagt,
:Dhy`RlDo t…wämDa_NRÚp
um nicht ihretwegen sterben zu müssen.
:aw`Ih äÔKV;tVvIa y¶I;k y$I;l D;t√d∞A…gIh_aøl hD;mDl£ y¡I;l Dty∞IcDo taäøΩz_hAm
‹…wn‹D;l Dty§IcDo _h`Rm
Was hast du mir angetan? Warum hast du mich nicht wissen lassen, daß sie deine Frau ist?
Was hast du uns angetan?
h›D;tAo◊w h¡DÚvIaVl y™Il ;h¢DtOa jñå;qRaÎw aw$Ih yItâOjSa ‹D;t√r‹AmDa h§DmDl 19
Warum hast du zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester, so daß ich sie mir zur Frau genommen habe?
…wn¡D;l Dty∞IcDo taäøΩz_hAm JKRl$RmyIbSa rRmaâø¥yÅw
10
Abimelek sagte: Was hast du uns angetan?
ÔK$R;tVvIa_tRa ‹MDoDh d§AjAa bAkDv fAoVmI;k Beinahe hätte sich einer der Leute zu deiner Frau gelegt.
h∞DaDfSj y™I;tVkAlVmAm_lAo◊w y¢AlDo DtaªEbEh_y`I;k JK$Dl yIta∞DfDj_h`Rm…w
:M`DvDa …wny™ElDo ¶DtaEbEh◊w
Womit habe ich mich an dir verfehlt, daß du bringen wolltest über mich und über mein Königreich eine Verfehlung,
Und du hättest Schuld über uns gebracht.
:yáîdD;mIo Dty™IcDo …w$cDo`Ey_aøl r∞RvSa ‹MyIcSoAm h¡DlOd◊g
eine große; Dinge, die nicht vorkommen dürfen, hast du mir angetan.
Dty™IcDo y¶I;k Dty$Ia∂r h∞Dm M¡Dh∂rVbAa_lRa JKRl™RmyIbSa rRmañø¥yÅw
10
Und Abimelek sagte zu Abraham: Was hast du für Erfahrungen gemacht, daß du getan hast
qårï yI;t√r#AmDa y∞I;k M$Dh∂rVbAa ‹rRma‹ø¥yÅw 11:h`RΩzAh r¶Db∂;dAh_tRa
diese Dinge? Und Abraham sagte: Ich sagte mir, vielleicht
:y`I;tVvIa r¶Ab√;d_lAo yˆn…wäg∂rShÅw h¡RΩzAh MwëøqD;mA;b My$IhølTa t∞Aa√rˆy_NyEa
gibt es keine Gottesfurcht an diesem Ort, so daß sie mich wegen meiner Frau umbringen könnten.
y¡I;mIa_tAb aâøl JK™Aa aw$Ih ‹yIbDa_tAb y§ItOjSa hGÎnVmDa_MÅg◊w
12
Auch (ist) sie wahrhaftig meine Schwester; sie (ist) die Tochter meines Vaters, doch nicht die Tochter
meiner Mutter.
MyIhølTa y#ItOa …wâoVtIh rªRvSaA;k yh◊yÅw 13 :h`DÚvIaVl y™Il_yIhV;tÅw So konnte sie meine Frau werden. Als mich Gott ziehen ließ
l§Ra yóîdD;mIo y™IcSoA;t r¶RvSa JK$é;dVsAj h∞Rz ;h$Dl r∞AmOaÎw ~yIbDa ty∞E;bIm
aus dem Haus meines Vaters, sagte ich zu ihr: Das mußt du mir zuliebe tun: An
:a…wáh y¶IjDa y™Il_yîrVmIa hD;m$Dv awâøbÎn r∞RvSa ‹MwøqD;mAh_lD;k
jedem Ort, wohin wir kommen, sollst du von mir sagen: Er (ist) mein Bruder.
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
N™E;tˆ¥yÅw t$OjDpVv…w ‹MyîdDbSoÅw r#∂qDb…w Naâøx JKRl%RmyIbSa j°å;qˆ¥yÅw
373 14
Da nahm Abimelek Kleinvieh und Großvieh und Knechte und Mägde und schenkte (sie)
:JK`ElÎw jñåq äÔKV;tVvIa h¶E…nIh
:wáø;tVvIa hñ∂rDc t™Ea w$øl bRv∞D¥yÅw M¡Dh∂rVbAaVl
Siehe, (da ist) deine Frau, Nimm (sie) und gehe!
Abraham. Und er gab ihm seine Frau Sara wieder zurück.
wäø;tVvIa_tRa◊w wöøtOa …wñjV;lAv◊yìÅw My¡IvÎnSa häOo√rAÚp wy¢DlDo w¶Ax◊yÅw 20
Der Pharao bot seinetwegen Männer auf, die ihm und seiner Frau das Geleit geben mußten
:b`Ev ÔKy™RnyEoV;b bwñøÚfA;b ÔKy¡RnDpVl y™Ix√rAa h¶E…nIh JKRl$RmyIbSa rRmaâø¥yÅw
15
Und Abimelek sagte: Siehe, mein Land (liegt) vor dir. Laß dich nieder, wo es dir gefällt!
h§E…nIh JKy$IjDaVl ‹PRs‹R;k PRl§Ra yI;t%AtÎn h∏´…nIh r#AmDa hâ∂rDcVl…w
16
Und zu Sara sagte er: Siehe, ich gebe deinem Bruder tausend Silberstücke. Siehe,
:tAj`DkOn◊w läO;k t¶Ea◊w JK¡D;tIa r∞RvSa läOkVl MˆyYÅnyEo t…wâsV;k ‹JKDl_a…wh
h¢RΩzAh vy¶IaD;b Ao˝´gO…nAh róOmaEl M™DoDh_lD;k_tRa JKRl$RmyIbSa w∞Ax◊yÅw 11
das soll für dich eine Bedeckung der Augen sein und für alle mit dir. Und vor allen erfährst du Genugtuung.
Da ordnete Abimelek für das ganze Volk an, sagend: Wer anrührt diesen Mann
:t`Dm…wy twñøm wäø;tVvIaVb…w
und allem, was ihm gehörte.
:wáøl_rRvSa_lD;k_tRa◊w
und seine Frau, muß sterben.
My%IhølTa a°DÚp√rˆ¥yÅw My¡IhølTaDh_lRa M™Dh∂rVbAa l¶E;lAÚpVtˆ¥yÅw
17
Abraham legte bei Gott Fürsprache ein. Da heilte Gott rAxDo rôOxDo_y`I;k 18 :…wd`El´¥yÅw wy™DtOhVmAa◊w wöø;tVvIa_tRa◊w JKRlªRmyIbSa_tRa Abimelek und seine Frau und seine Mägde, daß sie (wieder) gebären konnten; denn fest verschlossen hatte tRv¶Ea hä∂rDc r¶Ab√;d_lAo JKRl¡RmyIbSa ty∞EbVl MRjä®r_lD;k d¶AoV;b hYÎwh◊y JHWH jeden Mutterschoß im Haus Abimeleks wegen Sara, der Frau :M`Dh∂rVbAa Abrahams.
Sehen wir einmal von unserem Wissen um diese drei Texte ab und betrachten wir sie einfach als Erzählungen, die ein sehr ähnliches Thema zum Inhalt haben. Es fallen folgende Binde- und Trennindizien auf: 01 Gen 12,10.15 der Schauplatz ist »Ägypten«; »Pharao«
Gen 20,2 der Schauplatz ist »Gerar«; König ist »Abimelek«
Gen 26,1.6 der Schauplatz ist »Gerar im Philisterland«; König ist »Abimelek«
02 Gen 12,9 »dann zog Abram immer weiter dem Negev zu«
Gen 20,1 »dann brach Abraham von dort in das Gebiet des Negev auf«
Gen 26 –
03 Gen 12,10 Gen 20 »und es entstand eine – Hungersnot im Land«
Gen 26,1 »und es entstand eine Hungersnot im Land, eine andere Hungersnot als die frühere zu den Tagen Abrahams«
04 Gen 12 Gen 20 – –
Gen 26,3 »da zeigte sich ihm JHWH und sagte zu ihm: Ziehe nicht nach Ägypten! Lagere in dem Land, das ich dir nennen werde! Weile als Schutzbürger in diesem Land! Ich werde mit dir sein und dich segnen«
05 Gen 12,10 Abram »Schutzbürger« in »Ägypten«
Gen 26,3 Isaak soll »Schutzbürger« in »Gerar« werden
Gen 20,1 Abraham »Schutzbürger« in »Gerar«
374 06
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele Gen 12,11-12 »als der Augenblick ge- kommen war ... und sie werden mich töten und dich leben lassen«
Gen 20 –
Gen 26 –
07 Gen 12,13 Gen 20,2 »sage doch, du seiest meine »Abraham sagte von seiner Frau Sara: Sie ist meine Schwester, damit es mir deinetwegen gut geht und Schwester« ich durch dich am Leben bleibe«
Gen 26,7 »als sich die Männer des Ortes nach seiner Frau erkundigten, sagte er: Sie ist meine Schwester! Denn er fürchtete sich zu sagen: Meine Frau. (Er dachte:) Die Männer des Ortes sollen mich nicht umbringen wegen Rebekka ...«
08
Gen 12,11.14 Gen 20 »siehe doch, ich weiß, daß – du (= Saraj) eine überaus schöne Frau bist«
Gen 26,7 »... wegen Rebekka; denn sie war von schönem Aussehen«
09
Gen 12,14-15 »und es geschah, als Abram Ägypten betreten hatte, da sahen die Ägypter die Frau, denn sie war überaus schön. Und es sahen sie die hohen Beamten des Pharao und rühmten sie dem Pharao«
Gen 20 –
Gen 26 –
10 Gen 12,15 »und die Frau wurde in den Palast des Pharao gebracht«
Gen 20,2 »da sandte Abimelek, der König von Gerar, hin und ließ Sara holen«
Gen 26 –
11
Gen 20 –
Gen 26 –
Gen 12,16 »dem Abram ließ er es ihretwegen gut gehen. Er erhielt Kleinvieh ...«
12 Gen 12 Gen 20 – –
Gen 26,8 »nachdem er schon längere Zeit ... Isaak liebkosend seine Frau Rebekka«
13 Gen 12,17 »da schlug JHWH den Pharao und sein Haus mit harten Schlägen, wegen Saraj, der Frau Abrams« 14 Gen 12 –
Gen 26 –
Gen 20,3 »nachts aber kam Gott in einem Traum zu Abimelek und sagte zu ihm: Siehe, du mußt sterben wegen der Frau, die du dir genommen hast; denn sie gehört einem Mann« Gen 20,4-8 »da Abimelek sich ihr nicht genaht hatte ... Die Männer fürchteten sich sehr«
15 Gen 12,18-19 Gen 20,9.9-14 »was hast du mir angetan? »was hast du uns angetan? Warum hast du mich nicht
Gen 26 –
Gen 26,10 »Abimelek sagte: Was hast du uns angetan? Beinahe hätte sich einer
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele wissen lassen, daß sie deine Frau ist? Warum hast du zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester, so daß ich sie mir zur Frau genommen habe?« Womit habe ich mich an dir verfehlt ... Er ist mein Bruder«
375 der Leute zu deiner Frau gelegt.
Und du hättest Schuld über uns gebracht«
16 Gen 12,19 »siehe, da ist deine Frau! Nimm sie und gehe!«
Gen 20,14 »da nahm Abimelek Kleinvieh und Großvieh und Knechte und Mägde und schenkte sie Abraham. Und er gab ihm seine Frau Sara wieder zurück«
Gen 26 –
17. Gen 12,20 »der Pharao bot seinetwegen Männer auf, die ihm und seiner Frau das Geleit geben mußten und allem, was ihm gehörte«
Gen 20,15-16 »und Abimelek sagte: Siehe, mein Land liegt vor dir. Laß dich nieder, wo es dir gefällt! Und zu Sara sagte er: Siehe, ich gebe deinem Bruder tausend Silberstücke. Siehe, das soll für dich eine Bedeckung der Augen sein und für alle mit dir. Und vor allen erfährst du Genugtuung«
Gen 26,11 »da ordnete Abimelek für das ganze Volk an, sagend: Wer anrührt diesen Mann und seine Frau, muß sterben«
18. Gen 12 –
Gen 20,17-18 »Abraham legte bei Gott Fürsprache ein ... daß sie (wieder) gebären konnten«
Gen 26 –
Die Bindeindizien zwischen Gen 12 und Gen 20 sind gering (02); bei (05), (07), (13) und (15) nur partiell, ebenso auch zwischen Gen 12 und Gen 26 (03), (08); bei (05), (07), (15), (17) nur partiell. Zwischen Gen 20 und Gen 26 lassen sich immerhin vier Bindeindizien aufzählen: (01), (05), (07) und (15). Die Trennindizien sind bei allen Kombinationen entsprechend zahlreich. Auf Grund dieser Sachlage kommen wir zu dem Ergebnis, daß Gen 20 und Gen 26 auf verschiedene, nur partiell ähnliche Quellen zurückgehen, Gen 12 auf eine von Gen 20 und Gen 26 verschiedene Quelle, die in nur wenigen Punkten (02), (03), (08) geringfügige Berührungspunkte mit ihr hatte.284 Wenn wir nun unser Wissen über die Perikopen mit diesem Ergebnis konfrontieren, ergibt sich folgendes Bild. Die Texte Gen 12 und Gen 26 sind aus dem Jahwistischen Geschichtswerk des 10. Jhs. v. Chr., Gen 20 aus den Elohistischen Fragmenten des Pentateuch, 1. Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. Damit ist zumindest theoretisch die Möglichkeit vorhanden, daß E die beiden älteren Texte bekannt waren. Falls man dies voraussetzt, könnten sie beide die Quellen von Gen 20 gewesen sein. Gen 20 hat jedoch ihnen gegenüber ein Mehr an Text (14), (17), (18), so daß eine weitere, und zwar unbekannte Quelle angenommen werden muß. Diese an sich unbekannte Quelle ist aber der Verfasser des Textes selber, der an seinem theologischen Konzept erkennbar ist (Traumvision des Abimelek, Wegreden der Lüge Abrahams, Abraham ist Prophet, der Fürbitte bei Gott einlegt, das Thema der Gottesfurcht).285 Nach dieser Konstruktion hatte also E die beiden älteren Texte als Quellen verwendet: (01), (02), (05), (07), (10), (15), (16), (17) – vieles davon aber in Auswahl – und mit wichtigen Aspekten seines theologischen Konzeptes ergänzt (13), (14), (15), (16), (17), (18). Die unterschiedliche Schreibung der Namen: Abram/ Abraham und Saraj/ Sara kann nicht als Trennindiz aufgeführt werden, da es Namen derselben Personen sind, die aus theologischen Gründen von den biblischen Autoren von Abram auf Abraham (Gen 17,5) und von Saraj zu Sara (Gen 17,16) geändert wurden. 285 K. Jaroš 21982: 17-26. 284
376
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
Über die Quellen der beiden Jahwistischen Texte Gen 12 und Gen 26 kann nur, wie oben schon bemerkt, gesagt werden, daß sie auf verschiedenen, partiell ähnlichen Quellen fußen. Diese hier vorgestellte Rekonstruktion ist nicht unwahrscheinlich, aber bezüglich der Verwendung von Gen 12 und 26 durch E nicht zwingend. Es kann durchaus auch möglich sein, daß E auf Quellen beruht, die auch J für seine beiden Texte verwendet hat. Eine sichere Entscheidung ist nicht möglich. Diese Art der alttestamentlichen Dreifachüberlieferung ist mit der der Synoptiker nur bedingt vergleichbar. Zwischen den Texten Gen 12/ Gen 26 und Gen 20 liegen Jahrhunderte, während die Synoptiker – unabhängig davon, wann man sie datiert – in einem Zeitraum von rund 20 Jahren entstanden sind, und zwar in einem kulturgeschichtlichen Kontext, in dem in der Geschichtsschreibung Wert auf Genauigkeit gelegt wurde und Treue zum tatsächlich Geschehenen nicht nur wichtig, sondern unabdingbar war; denn man schrieb auch für Augenzeugen, die den Wahrheitsgehalt beurteilen konnten und vor denen »das Lügen eine Schande .... wäre«.286 Ferner konnten die Synoptiker noch immer Augen- und Ohrenzeugen der Ereignisse befragen, was z.B. für die Autoren des Jahwistischen oder des Elohistischen Geschichtswerkes völlig ausgeschlossen war, wenn sie über Abraham, Sara, Isaak und Rebekka schrieben. Hier ist eine Kluft, die zwar die Tradierung der altorientalisch–biblischen Literatur in ihren erzählungsreichen Varianten zu überbrücken, aber nicht zu schließen vermag. Deutlich zeigt sich aber auch an dieser alttestamentlichen Dreifachüberlieferung, daß die literarische Rekonstruktion einer Quelle bei der Fülle solcher Trennindizien der Texte kein exaktes wissenschaftliches Ergebnis bringen kann. Selbst die hypothetische Annahme, daß dem Elohisten die Jahwistischen Texte bekannt waren und er sie als Quelle verwendete, zeigt nur, wie literarisch großzügig Judäer und Israeliten dieser frühen Zeit mit überlieferten Erzählungen aus ferner Vergangenheit umgegangen sind, wie sie etwas hinzugefügt und anderes wieder weggelassen haben. Das ist nicht Willkür, sondern ein Denken, das in der Kunst der orientalischen Variationsbreite lebendiger Erzählung lebt und sie beispielhaft für ihre Generation fruchtbar macht.
4.9.4 Es sei nun ein Beispiel aus dem Alten Ägypten angeführt: In der Ramessidenzeit (1292–1070 v. Chr.) erlebt die thebanische Amun-Theologie ihre Höhepunkte. »Einzig ist Amun, indem er sich vor ihnen verborgen hält, der sich vor den Göttern verhüllt, so daß man sein Wesen nicht kennt«287 ist das grundlegende Thema dieser Theologie, die auch das Gelingen der persönlichen menschlichen Existenz unter die Huld des Amun-Re stellt (vgl. die beiden letzten Zeilen von Text D). Drei Texte aus dieser Zeit stellen dies folgendermaßen dar: Text A288 Text B289 »Du bist das Leben, die Segensgüter unterstehen dir, Reichtum und Lebenszeit, Ehrwürdigkeit und Begräbnis.«
»Das Leben ist in deiner Hand, Gesundheit ist bei dir, Bestimmung und Erfüllung sind vereint in deinem Griff.«
Text C290
»Luft, Wasser und Leben sind in deinem Griff, Heil und Gesundheit sind bei dir.«
Es ist bei diesen kurzen hymnischen Texten auf einen Blick erkennbar, daß es um die Lebensfülle geht, die der Gottheit eignet (Bindeindiz). Text A geht darüber hinaus und identifiziert Gottheit – Leben. Diese Lebensfülle wird jedoch in verschiedenen Ausprägungen (Trennindizien) dargestellt. Es ist daher nicht möglich, aus diesen drei Texten auf eine bestimmte Quelle zu schließen. Den Texten liegen unterschiedliche, aber ähnliche Quellen zu Grunde. Es ist nun auch ein Text dieser Art bekannt, der älter ist als die Texte A bis C: Text D291 »Die Lebenszeit ist in dir, das Alter ist in deinem Griff, 286 287 288 289 290 291
JosBell I,14: ... to« yeu/desqai par’ ei˙do/sin ai˙scro«n h°n. Aus den Leidener Amun Hymnen: J. Assmann 1983: 201. Hymnus des Wesirs Hori an Amun-Re: J. Assmann 1983: 265. Inschrift des Hohenpriesters Roma-Raii in Karnak: J. Assmann 1983: 265. Denkstein Ramses III. in Karnak (J. Assmann 1983: 265). Text 59a aus dem thebanischen Grab Nr. 49 aus der Zeit des Eje (1323–1319 v. Chr.): J. Assmann 1983. 265–266.
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
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Bestimmung und Erfüllung sind bei dir; wohl dem, der in deiner Gunst steht! Ihn kann kein Übel erreichen.«
Text B steht Text D am nächsten. Text D oder einen solch ähnlichen Text/ ähnliche Texte, der/ die heute nicht mehr bekannt ist/ sind, als die Quelle von B zu bezeichnen, ist möglich, da die beiden letzten Zeilen von D, diese Seligpreisung, in der Zeit vor der Hochblüte der thebanischen Amun-Theologie eine notwendige Erklärung dafür waren, daß es in diesem Text nicht um das in allen Dingen bleibende Leben geht, sondern um das Gelingen menschlichen Lebens unter der Gunst des Gottes. Für die thebanische Amun-Theologie ist diese Seligpreisung quasi nicht mehr notwendig, da die Lebensfülle der Gottheit in anderen Texten zur Sprache kommt: »Ich bin das Leben; der Herr der Jahre, der Lebendige der Zeitfülle, der Herr der Dauer.«292 Die Texte A bis C mußten daher in sich verständlich gewesen sein: es geht um das Gelingen menschlichen Lebens. Als Fazit bleibt, daß Text A und Text C auf je andere, ähnliche Quellen zurückgehen. Auch in der hellenistischen Literatur gibt es Zweifach– und Dreifachüberlieferungen. Wir möchten zwei Beispiele vorstellen:
4.9.5 Folgende Anekdote wird von Plutarch in zwei Fassungen überliefert: (A) Moral. 235 Presbu/thß e˙n ˙Olumpi/aø sunteloume/nou touv a˙gwvnoß proqumou/menoß qea/sasqai, kaqe/draß h˙po/rei pollou«ß d’ e˙piporeuo/menoß to/pouß u˚bri/zeto kai« e˙skw/pteto mhdeno«ß au˙to«n paradecome/nou w˚ß de« kata« tou«ß Lakedaimoni/ouß h∞ken a˙ne/sthsan pa/nteß oi˚ paivdeß kai« polloi« twvn a˙ndrwvn touv to/pou e˙kcwrouvnteß: twvn de« Panellh/nwn e˙pishmeiwsame/nwn kro/twø to« e¶qoß kai« u˚perepainou/ntwn, o˚ presbu/thß kinh/saß polio/n te ka/rh polio/n te ge/neion kai« dakru/saß oi¶moi twvn kakwvn fhsi/n, w˚ß a¢panteß me«n oi˚ ›Ellhneß e˙pi/stantai ta« kala/, crwvntai d’ au˙toivß mo/noi Lakedaimo/nioi. »Als in Olympia die Spiele stattfanden, wollte ein Greis zuschauen, fand aber keinen Sitz. Er ging an vielen Plätzen vorbei und wurde dabei übel behandelt und verspottet, ohne daß ihn jemand in seine Reihe aufnahm. Als er zu den Lakedämoniern kam, standen alle jungen Leute und viele Männer auf und boten ihm ihren Platz an. Die versammelten Griechen lobten dieses Verhalten durch ihren Beifall über die Maßen. Da bewegte der Alte „sein graues Haupt und seinen grauen Bart“ und brach in Tränen aus mit den Worten: Schande über diese üblen Leute, denn alle Griechen wissen zwar, was gut und richtig ist, aber die Spartaner allein verhalten sich entsprechend.«
(B) Moral. 235 D
Panaqhnai/wn ga«r o¶ntwn oi˚ ’Attikoi« ge/ronta proephla/kizon, proskalou/menoi me«n w˚ß paradexo/menoi, ei˙ de« parage/noito, ou˙ prosdeco/menoi: w˚ß de« diexiw«n scedo«n a‚pantaß e˙ge/neto kata« tou«ß twvn Lakedaimoni/wn qewrou/ß, a‚panteß twvn ba/qrwn a˙nasta/nteß touv to/pou parecw/roun: a˙gasqei«ß de« o˚ o‡cloß e˙pi« twvˆ gegono/ti e˙kro/thse meta« pollhvß e˙pishmasi/aß kai/ tiß ei•pe twvn Spartiatwvn nh« tw« siw/, i‡sasi me«n oi˚ ’Aqhnaivoi ta« kala/, ou˙ pra/ssousi de/.
»Während der Panathenäen behandelten die Athener einen Greis in schmählicher Weise, indem sie ihn herbeiriefen, als wollten sie ihn in ihre Sitzreihe aufnehmen; wenn er dann kam, taten sie es aber nicht. Als er schon durch fast alle Reihen gegangen war, kam er zu den Festbesuchern aus Sparta, die allesamt aufstanden und ihm ihren Platz anboten. Die Menge bedachte dieses Verhalten voller Bewunderung mit außergewöhnlichem Beifall, und einer der Spartaner sagte: Bei den Dioskuren, die Athener wissen schon, was gut und richtig ist, sie tun es aber nicht.«
Es lassen sich folgende Trennindizien erkennen: 01. Olympische Spiele
Panathenäen
02. Ein Greis sucht vergeblich einen Platz und wird verspottet.
Einem Greis wird zum Schein immer wieder ein Platz angeboten und dann verweigert.
03. Alle jungen spartanischen Männer und viele der Älteren stehen auf.
Alle spartanischen Festbesucher stehen auf.
292
J. Assmann 1983: 248.
378
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
04. Die versammelten Griechen spenden Beifall.
Die (athenische) Menge spendet Beifall.
05. Der Alte zieht die Lehre aus dem verschiedenen Verhalten der Griechen.
Ein Spartaner zieht die Lehre aus dem verschiedenen Verhalten der Athener und Spartaner.
Wenn wir aus diesen beiden Fassungen eine Urfassung ermitteln wollen, werden wir zu folgendem Ergebnis kommen: Die Fassung (B) ist die weiter entwickelte, prägnantere. Denn in zweierlei Weise ist sie auf den Gegensatz zwischen Athenern und Spartanern zugespitzt, einmal durch den Schauplatz Athen, zum andern dadurch, daß ein Spartaner in lakonischer Kürze die Lehre zieht, nicht aber der Greis, der ja nur die Rolle des Auslösers der beiden Verhaltensweisen spielt. Zu dieser Annahme paßt, daß in (B) alle ohne Ausnahme von ihren Sitzen aufstehen, in (A) dagegen, einer möglichen Wirklichkeit sehr viel näher, nur fast alle. Es spricht also sehr viel dafür, daß die Fassung (B) die ausgefeiltere, kunstvollere, somit spätere ist. Wir nehmen nach diesen Überlegungen an, daß (A) die ursprüngliche Fassung bzw. die der ursprünglicheren nähere ist. Eine mehr als hundert Jahre frühere Fassung wird von Cicero überliefert. Im Cato Maior 18 (63 / 64) heißt es: »Quin etiam memoriae proditum est, quum Athenis ludis quidam in theatrum grandis natu venisset, magno consessu locum ne usquam ei datum a suis civibus: quum autem ad Lacedaemonios acessisset, qui, legati quum essent, certo in loco consederant, consurrexisse omnes illi dicuntur et senem sessum recepisse. Quibus quum a cuncto consessu plausus esset multiplex datus, dixisse ex eis quendam, Athenienses scire, quae recta essent, sed facere nolle.« »So berichtet man denn auch, es sei einmal bei den Spielen in Athen ein alter Mann ins Theater gekommen, und da schon alles gedrängt voll war, habe niemand unter seinen Mitbürgern ihm Platz gemacht. Als er aber zuletzt zu den spartanischen Festgesandten kam, die einen gesonderten Platz hatten, seien diese allesamt aufgestanden und hätten dem Greis einen Platz angeboten. Als die gesamte Versammlung sie deshalb stark beklatschte, habe einer von ihnen gesagt, die Athener wüßten, was richtig sei, tun wollten sie es aber nicht.« Der einzige Unterschied zwischen dieser von Cicero überlieferten Fassung der Geschichte und der von uns als sekundär angesehenen Fassung (B) ist, daß der Fassung Ciceros die Überspitzung im üblen Verhalten der Athener fehlt: Sie bieten ihm nicht immer wieder zum Schein einen Platz an. Es lassen sich noch viele weitere Überlegungen über die Vorgeschichte dieser Anekdote anschließen, z.B. könnte vermutet werden, daß die griechische Vorlage der Fassung Ciceros eine Vorstufe von (B) ist. Von Bedeutung ist, daß alle Schlüsse dieser Art höchst unsichere Prämissen haben, so unsicher, daß auf solche Versuche von vornherein verzichtet werden sollte. 4.9.6 Drei Historiker berichten in unterschiedlicher Weise von einem Geschehen, dessen Tatsächlichkeit nicht in Frage steht. Flavius Josephus, Mitbefehlshaber wider Willen des jüdischen Aufstands, der zur Eroberung und Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 führte, rettete sich, von den Römern gefangen genommen, das Leben, indem er Vespasian prophezeite, er werde bald Kaiser sein: Sueton, Vesp. 5,6 Sueton berichtet eine Reihe von Vorzei- chen, die anzeigen, daß Vespasian Kai- ser werden wird, darunter auch dies:
Cassius Dio 66,1 Dio verknüpft eines der Vorzeichen mit der Prophezeiung des Josephus, daß Vespasian und sein Sohn Kai- ser sein würden.
»… und einer der adeligen jüdischen Ge- »… und Nero selbst glaubte einmal fangenen versicherte äußerst bestimmt, im Traum, er habe den Wagen des als man ihn ins Gefängnis warf, er werde Juppiter in das Haus Vespasians ge- in kurzem von demselben Vespasian be- fahren. Aber das bedurfte der Deu- freit werden, der aber dann schon Kaiser tung, und ein Jude Josephus, der von sein werde.« ihm gefangen genommen worden war, lachte und sagte: Jetzt setzt du mich zwar gefangen, aber in einem Jahr wirst du, dann Kaiser, mich be- freien.«
JosBell III 393–402 Josephus hört als Gefangener, daß er zu Nero nach Rom geschickt werden soll. »Zu Nero willst du mich schicken? Wozu denn? Werden denn die Nachfolger Neros bis zu deinem Regierungsantritt lange an der Herrschaft bleiben? Du, Vespasian, wirst Kaiser und Alleinherrscher, sowohl du wie dein Sohn. Laß mich jetzt nur noch fester fesseln und für dich selbst aufbewahren, denn du, Cäsar, wirst nicht nur mein Herr sein, sondern der über Erde und Meer und das ganze
Zusammenfassende Erläuterungen: Außerneutestamentliche Beispiele
379 Menschengeschlecht. Ich bitte um eine schärfere Bewachung, damit du mich bestrafst, falls ich sogar Gott gegenüber leichtfertig schwätze.«
Wenn wir nur die Berichte des Sueton und Dio besäßen, müßten wir die Verknüpfung von Neros Traum mit Josephus’ Prophezeiung ins Reich der Fabel verweisen. Dafür spricht, daß diese Verknüpfung sprachlich sehr locker ist. Man hat den Eindruck, daß Dio mehr sagen will, als er kann. Er gibt dem Leser keine Möglichkeit, sich vorzustellen, wie Josephus, vor Vespasian stehend, von dem Traum Neros erfahren haben könnte. Außer der Tatsache dieser Prophezeiung, wie sie Sueton berichtet, dürften wir beiden Zeugnissen nichts entnehmen, also auch nicht die Einzelheit, daß Josephus Gelegenheit hat, selbst mit Vespasian zu sprechen. Gegenüber dem wortreichen Bericht des Josephus hätten wir ebenfalls Zweifel. Nur unsere Kenntnis der Lebensgeschichte des Josephus erlaubt uns, der Tatsache dieser Prophezeiung Glauben zu schenken und daß Vespasian selbst sie anhörte. Aus Dios und Suetons Text ließe sich nicht einmal der plausible zeitliche Anlaß der Prophezeiung entnehmen, die geplante Überweisung an den Kaiser in Rom, von der uns Josephus berichtet. Aus Dios und Suetons Notizen läßt sich Josephus’ Bericht, wenn wir ihn als den ansehen, der der Quelle, also den Ereignissen, am nächsten steht, nicht rekonstruieren. Die hier vorgestellten Beispiele von Zweifach- und Dreifachüberlieferungen zeigen, daß die Quelle nicht exakt rekonstruiert werden kann, wenn mehrere Trennindizien zwischen den Texten vorhanden sind.
381
5. Die Quellen der Synoptiker nach frühkirchlichen Zeugnissen und Luk 1,1– 4 in beziehung zu den ergebnisSen der stemmatischen untersuchungen Die bisherigen Untersuchungen wurden ohne Rückfragen auf Quellen, die die Synoptiker möglicherweise selbst anführen oder die altchristliche Zeugnisse benennen, durchgeführt. Ausgangspunkt war immer nur der griechische Standardtext unter zusätzlicher Berücksichtigung der textkritischen Studien von Ulrich Victor.289 In diesem Kapitel befragen wir altchristliche Zeugen und Lukas, ob sie Hinweise auf Quellen liefern können.
5.1 Das Markus-Evangelium Die Bezeugung des Markus–Evangeliums durch Papias liefert zugleich den Hinweis über die Quelle dieses Evangeliums. Papias war Bischof der kleinasiatischen Stadt Hierapolis und verfaßte ein fünfbändiges Werk: logi/wn kuriakwvn e˙xhgh/sewß suggra/mmata pe/nte, von dem heute nur mehr Fragmente erhalten sind.290 Die neuere Forschung datiert dieses Werk um 110 n. Chr.291 oder noch etwas früher.292 Die Worte über Mk sind Teil des Fragmentes Nr. 5 293, das Eusebius (Kirchengeschichte III 39,1–17) überlieferte. kai« touvq∆ o˚ presbu/teroß e¡legen: Ma/rkoß me«n e˚rmhneuth«ß Pe//trou geno/menoß, oºsa e˙mnhmo/neusen, a˙kribwvß e‡grayen, ou˙ me/ntoi ta/xei ta« u˚po« touv kuri/ou h· lecqe/nta h· pracqe/nta. ou‡te ga«r h‡kousen touv kuri/ou ou‡te parhkolou/qhsen au˙twvø, u¢steron de/, w˚ß e‡fhn, Pe/trwø: oºß pro«ß ta«ß crei/aß e˙poieivto ta«ß didaskali/aß, a˙ll’ ou˙c w˚sper su/ntaxin twvn kuriakwvvn poiou/menoß logi/wn, w‚ste ou˙de«n h‚marten Ma/rkoß ou‚twß e‡nia gra/yaß w˚ß a˙pemnhmo/neusen. e˚no«ß ga«r e˙poih/sato pro/noian, touv mhde«n w–n h‡kousen paralipeivn h· yeu/sasqai/ ti e˙n au˙toivß. tauvta me«n ou°n i˚sto/rhtai twvˆ Papi/aˆ peri« touv Ma/rkou. (III 39,15-16) Vgl. U. Victor 2006. 2007 und 2008. Vgl. die Zusammenstellung der Fragmente bei U. H. J. Körtner 2006: 50–73. 291 Vgl. ebd. 30-31. R. Kübschelm NBL III: 62. M. Günther 4RGG VI: 862. Am Papiaszeugnis über Markus kann gut aufgezeigt werden, wie manche mit den Quellen umgehen. So meint z.B. W. G. Kümmel 171973: 27, daß Papias keine »klare Kenntnis« der Entstehung des Markusevangeliums hatte. Daraus ist zu schließen, daß Kümmel Papias entweder persönlich gekannt hat und dieser ihm das mitgeteilt hat, oder Kümmel geht von irrigen Prämissen der Form- und Redaktionsgeschichte aus (das ist in der Tat der Fall, wenn er a. a. O. 67f schreibt: »Überdies ist die Vorstellung des Papias von der Wiedergabe der Petruspredigt durch Mk auch darum falsch, weil der Stoff des Mk‚ das Produkt einer komplizierten, z. T. widerspruchsvollen Überlieferungsgeschichte ist.« [unter Berufung auf Niederwimmer]), die eine Beziehung des Markusevangeliums zu Petrus bestreiten. Daher kann nach dieser überdefizitären Auffassung Johannes Markus nicht der Verfasser des Evangeliums sein (a. a. O. 69). Unsere Untersuchung hat bereits zur Genüge gezeigt, daß diese Annahmen der Form- und Redaktionsgeschichte unbegründet und unhaltbar sind. Aber es geht noch ärger. So schreibt z.B. H. Conzelmann 61989: 17 »Der Bischof Papias von Hierapolis in Kleinasien sammelte vor 150 eifrig alles, was er an alten Traditionen zusammenbringen konnte. Von seinem fünfbändigen Werk sind nur ganz wenige, kümmerliche Fragmente geblieben; sie lassen den Verlust des Werkes als ert[r]äglich erscheinen. Der Historiker Euseb bescheinigt ihm geistige Schwachheit. Bis heute werden seine Notizen über die Entstehung der Evangelien unendlich viel diskutiert. Sie sind samt und sonders geschichtlich wertlos«. Eusebius von Caesarea nennt Papias wegen seiner chiliastischen Auffassung einen »Schwachkopf« und nicht wegen seiner Äußerungen zu Markus und Matthäus! Man hätte von dem kritischen Historiker Eusebius lernen können. Die Tatsache, daß er den Chiliasmus des Papias in einer in der Spätantike üblichen Grobheit kritisiert, gibt den Auszügen aus dessen Werk, die er offensichtlich als vertrauenswürdig zitiert, ein zusätzliches Gewicht. Wir meinen, daß sich diese Aussage eines Neutestamentlers selbst disqualifiziert. Ein prominenter Altphilologe und Homerforscher des 20. Jhs., wie z.B. W. Schadewaldt, schreibt dagegen: » ...ich habe es nie verstanden und kann es auch heute nicht verstehen, warum evangelische Theologen die bekannte Papias–Notiz bei Eusebius so umgehen. ... Die Geschichte, daß direkt nach dem Petrusbekenntnis Petrus seinen Herrn vom Leiden zurückhalten will, so etwas kann nur Petrus selbst erzählt haben genau wie die Verleugnungsgeschichte. Jeder andere aus den frühen Gemeinden wäre zurückgeschreckt, so etwas gerade von Petrus zu erzählen.« (im Typoskript eines Vortrags, das uns in authentischer Form vorliegt, Seite 12; der Vortrag von W. Schadewaldt ist bis heute auch im Internet abrufbar). 292 Vgl. R. Bauckham 2006: 14. 293 U. H. J. Körtner 2006: 55-59. 289 290
382
Quellen: Frühkirchliche Zeugnisse
»Auch dies sagte der Presbyter: Markus, der Hermeneut Petri, schrieb vom Herrn alles, an das er sich erinnerte, genau auf, seien es Worte, seien es Taten, allerdings nicht der Reihe nach; denn er hatte den Herrn weder gehört, noch war er ihm nachgefolgt. Später jedoch, wie gesagt, (folgte) er Petrus, der seine Lehrvorträge nach den Bedürfnissen einrichtete, nicht aber so, daß er eine zusammenhängende Darstellung der Herrenberichte gegeben hätte, so daß Markus nicht falsch handelte, wenn er einiges so aufschrieb, wie er sich erinnerte. Denn für eines trug er Sorge: nichts von dem, was er gehört hatte, auszulassen oder etwas Lügenhaftes darin zu berichten. Dieses also wird von Papias über Markus berichtet.« Eingangs beruft sich Papias auf »den Presbyter«, dem er diese Information verdankt. Es handelt sich vermutlich um Aristion oder Johannes – nicht den Apostel. Die Presbyter Aristion und Johannes waren nach Papias aber auch »Jünger Jesu« (Kirchengeschichte III 39,4),298 eine Bezeichnung, die man entweder wörtlich verstehen kann – denn Jesus hatte nicht nur die Zwölf als Anhänger – oder in dem Sinn, daß es sich um Schüler der Apostel handelt, die möglicherweise aus Judäa und Galiläa stammten. Die Aussage des Textes ist klar: Markus, der Dolmetscher und Sekretär (Hermeneut) des Petrus verwendete als Quelle die Lehrvorträge des Petrus über Jesus. Da Petrus keine systematischen und vollständigen Lehrvorträge gegeben hatte, ist daher auch der Bericht des Markus, da er kein Augenzeuge des Geschehens war, nicht systematisch und nicht vollständig, sondern eine genaue Wiedergabe dessen, was er von Petrus gehört hatte. Der Inhalt der Lehrvorträge des Petrus sind Worte und Taten Jesu, die Papias als lo/gia kuriaka/ bezeichnet, also Berichte über den Herrn, kurz Jesuserzählungen.299 Diese können enthalten: Berichte über Handlungen Jesu, interessante Einzelheiten über Jesus, verschiedene Aussprüche Jesu, an die sich der Erzähler Petrus als Zeuge erinnert.300 Unter Berufung auf Clemens von Alexandria (gest. 215) schreibt Eusebius ferner, daß Petrus die Quelle für Markus war (Kirchengeschichte II 15,1–2) und daß Markus das Evangelium in Rom verfaßte (Kirchengeschichte VI 14,6). Origenes spricht sogar davon, daß der Apostel Petrus Markus dabei unterwiesen habe (Kirchengeschichte VI 25,5).301 Die Entstehung des Evangeliums in Rom hält auch Irenäus von Lyon um 180 fest (Gegen die Häresien III 1,1), wenngleich Irenäus hier von Papias abhängig zu sein scheint, möglicherweise auch Clemens von Alexandria und Origenes. Irenäus nennt aber neben Petrus auch Paulus. Die Nennung beider Apostel in Zusammenhang mit Rom und dem Markus–Evangelium ist eine Übertreibung, die Irenäus z.B. auch III 3,2–3 gebraucht, um die Kirche von Rom auf die beiden Apostel zurückzuführen; denn Irenäus wußte ja aus dem Römerbrief, daß dies so nicht zutrifft. Historisch läßt sich daher nur werten, daß nach dem excessus/ e‡xodoß (»Weggang«)302 des Petrus das Evangelium in Rom geschrieben wurde, dessen Quelle Petrus gewesen war. Das Letztere ist seit Papias schon bekannt und hier quasi nur eine Wiederholung des Papias. Neu ist nur, aber relativ unbedeutend für unsere Studie, daß Petrus von Rom abgereist war, als Markus das Evangelium schrieb. Ebenfalls unbedeutend für unsere Studie ist, ob Markus das Evangelium vor 70, um 70 oder einige Jahre nach 70 verfaßte. Wir sind aber der begründeten Meinung, daß es in Rom im Jahre 44 entstanden ist,303 und daß dieses Datum letztlich auf Grund der Identifizierung von 7Q5 mit Mk 6,52–53304 am ehesten in Frage kommt. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Markus nach Papias Berichte über Jesu Handeln und Worte Jesu, die auf Lehrvorträgen des Augen– und Ohrenzeugen Petrus beruhen, als Evangelium verfaßt hat. Die Quelle des Markus ist daher der Apostel Petrus. Mehr ist aus dem Zeugnis des Papias nicht zu eruieren. Ob Markus dabei die in aramäischer Sprache gehaltenen Lehrvorträge des Petrus ins Griechische übersetzte oder ob Markus die in griechischer Umgangssprache gehaltenen Lehrvorträge des Petrus in eine schriftliche Form gebracht hat, ist nicht ersichtlich, da der Begriff »Hermeneut« beide Möglichkeiten offen läßt. Das Markus–Evangelium, wie es 298 299 300
Vgl. die Analyse der Personengruppen, auf die sich Papias beruft, bei R. Bauckham 2006: 12–38.
U. H. J. Körtner 2006: 32: »Ein lo/gion kuriako/n meint bei Papias ganz allgemein eine kurze Geschichte über Jesus.«
Vgl. U. H. J. Körtner 2006: 33. R. Bauckham 2006: 210–221. Vgl. K. Jaroš 2008: 53. 302 Es handelt sich nicht um den Tod des Petrus, da Irenäus für Tod das Nomen qa/natoß verwendet (vgl. E. E. Ellis 1992: 199200) und auch die lateinische Übersetzung nicht »post vero horum mortem« schreibt, sondern »post vero horum excessum«, ein Nomen, das in erster Linie ebenfalls einen allgemeinen »Weggang« bezeichnet. 303 Vgl. K. Jaroš 2008: 51–58. 304 Vgl. NTHss 264–271. 301
Quellen: Frühkirchliche Zeugnisse
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vorliegt, zeigt jedenfalls einen hervorragenden Stilisten und Kenner der griechischen Sprache,305 was neben den Erkenntnissen der Textgeschichte ausschließt, daß dieses Werk auf »Gemeindebildungen«, also anonymen Verfassern beruhe und in mehreren Redaktionsstufen, sprich Auflagen, entstanden sei. Es ist das literarische Werk des Markus, der kein anderer ist als der öfter im Neuen Testament genannte Johannes Markus.306
5.2 Das Matthäus–Evangelium Anschließend an das Papias–Zeugnis über Markus bringt Eusebius (Kirchengeschichte III 39,16) einen kurzen Text des Papias über Matthäus: peri« de« touv Matqai/ou tauvt∆ ei‡rhtai: Matqaivoß me«n ou°n ˚EbraiŒdi diale/ktwˆ ta« lo/gia suneta//xato, h˚rmh/neusen d∆ au˙ta« w˚ß h°n dunato«ß eºkastoß. »Über Matthäus hat er folgendes erzählt: Matthäus hat nach hebräischer Ausdrucksweise307 die Berichte zusammengestellt; ein jeder aber erklärte308 dieselben, so gut er es vermochte.« Wir sind der Auffassung, daß auf Grund dieses Papias–Zitates nicht auf ein aramäisches Matthäus–Evangelium geschlossen werden kann. Da weitere altchristliche Zeugnisse (Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien III 1,1; Origenes nach Eusebius, Kirchengeschichte VI 25,3) das Papias–Zeugnis voraussetzen, können sie nicht als Zeugnis für einen aramäischen Matthäus gelten.309 Ferner kennen die apostolischen Väter kein aramäisches, sondern nur ein griechisches Matthäus–Evangelium, dessen Text keinen Hinweis liefert, daß es sich um eine Übersetzung aus dem Aramäischen handeln könnte.310 Papias nennt für die Berichte, die Matthäus nach hebräischer Ausdrucksweise zusammengestellt hat, keine Quelle. Zweifelsfrei versteht er unter Matthäus den Apostel, wie auch die Interpretation des Papiaszeugnisses durch Origenes (Eusebius, Kirchengeschichte VI 25,3) nahelegt: »... das Evangelium nach Matthäus, dem früheren Zöllner und späteren Apostel Jesu Christi ...« Für diese Zeugnisse der alten Kirche ist daher ein Augen– und Ohrenzeuge, der Apostel Matthäus, die Quelle des Evangeliums. Alle Argumente, die die neuere Forschung des 19. und 20. Jhs. gegen die Ansicht der frühen Kirche ins Feld geführt hat, sind äußerst schwach. So wird argumentiert, daß nach Mk 2,14 und Luk 5,27 der Zöllner Levi bzw. Levi, Sohn des Alphäus, heißt, nach Matth 10,3 Matthäus und zwei semitische Namen bei einer Person nicht möglich seien. Dieses Argument ist wertlos, da der Doppelname Schimon–Kephas311 (Petrus) zeigt, daß semitische Doppelnamen bei einer Person möglich waren. Dieser Levi–Matthäus war Zollpächter in Kapharnaum, einer der wichtigsten Zollstationen der Tetrarchie des Herodes Antipas an der Abzweigung der via maris nach Syrien. Um zu einem solch einträglichen Posten zu kommen, bedurfte es sehr guter Beziehungen zum Tetrarchen – die einträglichsten Posten verblieben sogar oft in der herodeischen Familie selbst, wie das Beispiel von Agrippa (dem späteren Agrippa I.) zeigt, der Marktinspektor von Tiberias war.312 Matthäus war daher nicht irgendein kleiner Beamter des Herodes Antipas, sondern eine einflußreiche Persönlichkeit, bei der eine ausgezeichnete jüdische wie hellenistische Bildung vorauszusetzen ist. Vgl. M. Reiser 2001: 58–64. U. Victor 2004: 27-57. K. Jaroš 2008: 50–51. Vgl. K. Jaroš 2008: 54–55. 307 Vgl. zur Übersetzung K. Jaroš 2008: 62 Anm. 16. 308 Vgl. zur Übersetzung ebd. Anm. 17. 309 Die Nachricht Eusebius’ (Kirchengeschichte V 10), daß Panthäus auf seiner Missionsreise in Indien das hebräische Matthäus-Evangelium, das der Apostel Bartholomäus mitgebracht haben soll, vorgefunden habe, scheint eher legendären Charakters zu sein. 310 Vgl. X. Léon-Dufour 21965: 173f. M. Reiser 2001: 56-58. K. Jaroš 2008: 61–62. 311 Simon ist zwar auch ein griechischer Name, doch im palästinisch-jüdischen Kontext steht der alttestamentliche Name Schimeon (vgl. W. Gesenius 171962: 847) im Vordergrund, der sich gerade im letzten vorchristlichen und ersten/ zweiten nachchristlichen Jahrhundert bei Juden wieder großer Beliebtheit erfreute (vgl. K. Jaroš 1982: Nr. 85; 87; 90; 97; 98). 312 JosAnt XVIII 149. 305 306
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Quellen: Frühkirchliche Zeugnisse
Als ein weiteres Argument313 wird angeführt, daß dieser Matthäus nicht der Autor des Evangeliums sein kann, weil die Berufungsgeschichte Matth 9,9–13 von Mk 2,13–17 quasi abgeschrieben wäre, also der Augenzeuge Matthäus seine Berufungsgeschichte in Anlehnung an das Zeugnis eines Nicht–Augenzeugen geschrieben hätte. Dieses Argument ist ebenfalls hinfällig. Die stemmatische Untersuchung der drei Perikopen Mk 2,13–17; Matth 9,9–13 und Luk 5,25–32 zeigt, daß Matthäus von Markus nicht abhängig ist (vgl. 3.1.5). Solange keine gewichtigeren Argumente gegen die Verfasserschaft des Apostels Matthäus vorgebracht werden, sollte man daher den frühkirchlichen Zeugnissen vertrauen. Geschrieben wurde das Evangelium noch vor dem Jahre 70, da es keinen wie immer gearteten Hinweis auf die Katastrophe des Jahres 70 gibt.314 Am ehesten scheinen sich die Jahre zwischen 50 und 60 n. Chr. anzubieten.315
5.3 Das Lukas-Evangelium Lukas nennt im Vorwort des Evangeliums seine Quellen: 1 ∆Epeidh/per polloi« e˙pecei÷rhsan aÓnata¿xasqai dih/ghsin peri« tw◊n peplhroforhme÷nwn e˙n hJmi√n pragma¿twn, 2 kaqw»ß pare÷dosan hJmi√n oi˚ aÓp∆ aÓrchvß aujto/ptai kai« uJphre÷tai geno/menoi touv lo/gou, 3e¶doxe kaÓmoi« parhkolouqhko/ti a‡nwqen pa◊sin aÓkribw◊ß kaqexhvß soi gra¿yai, kra¿tiste Qeo/file, 4iºna e˙pignwˆ◊ß peri« w—n kathch/qhß lo/gwn th\n aÓsfa¿leian. »1Da nun einmal viele eine Erzählung über die unter uns zur Erfüllung gekommenen Ereignisse zu verfassen versucht haben, 2wie uns die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes Gewesenen überliefert haben, 3schien es auch mir gut, der ich von Anfang an allen (Ereignissen) genau nachgegangen bin, der Reihe nach dir zu schreiben, hochverehrter Theophilus, 4damit du erkennst die Zuverläßlichkeit (der) Lehren, über welche du unterrichtet wurdest.« Lukas hält fest, daß »viele« bereits Erzählungen über Jesus zu verfassen versucht haben. »viele« können ein paar, aber auch eine sehr große Zahl sein. Der Ausdruck ist am ehesten als eine Art Klischee dafür zu verstehen, daß Lukas mehrere solche Versuche bekannt sind. Welche Versuche das sind, sagt Lukas nicht, und es könnte auch sein, daß er sie nicht direkt gekannt hat, sondern nur vom Hörensagen kennt. Für einen hellenistischen Schriftsteller und Historiker, als der sich Lukas in diesem Vorwort sieht, ist eine solche Kenntnis schriftlicher Berichte auch nicht von großer Bedeutung, wenn es sich um zeitgenössische Ereignisse handelt, für die Augenzeugen befragt werden können, was hier der Fall ist. Lukas sagt daher nicht, daß er die bisherigen Versuche einer Darstellung der Taten und Worte Jesu für sein Werk verwendet. Er weist nur darauf hin, daß es solche gibt. Lukas schreibt weiter, daß er sich entschlossen hat, allen Ereignissen von Anfang an akribisch nachzugehen und geordnet, wohl inhaltlich und zeitlich gemeint, niederzuschreiben. Theophilus, der nach der Anrede zu schließen, eine nicht unbedeutende Persönlichkeit gewesen sein wird, kann durch dieses Werk alles prüfend nachvollziehen, worin er unterwiesen worden ist. Es kann kein ernsthafter Zweifel bestehen, daß es sich bei dem Verfasser um den mehrfach genannten (Kol 4,1.14; 2 Tim 4,11; Phlm 24) Lukas handelt, der von Beruf Arzt war.316 Das Evangelium ist sein erstes Werk, dem er die Apostelgeschichte folgen läßt. Die Apostelgeschichte vollendete Lukas noch vor dem Jahre 62 und das Evangelium ist vermutlich gegen Ende der Fünfzigerjahre geschrieben.317 Das ist in etwa dieselbe Zeit, in der auch Matthäus das Evangelium schrieb, und es ist unwahrscheinlich, daß Lukas dieses bereits genau gekannt hat. Das um 44 entstandene Markus–Evangelium dürfte Lukas gekannt haben, zumal ihn Kol 4,14 und Phlm 24 zusammen mit Markus nennen.318 Aber es ist zu beachten, daß dieses für Lukas Vgl. z.B. I. Broer 2006: 109. Vgl. K. Jaroš 2008: 70–72. 315 Vgl. D. Guthrie 1990: 55. 316 Vgl. K. Jaroš 2008: 82-95. 317 Vgl. ebd. 95-99. 318 Die Kenntnis des Markusevangeliums durch Lukas setzt z.B. M. Wolter 2008: 10 voraus, gibt jedoch dafür keine Begründung: »Terminus post quem [des Lukasevangeliums] ist die Abfassungszeit des Markusevangeliums in den Jahren 69/ 70, das Lukas mit großer Sicherheit gekannt hat.« Es wird allerdings kein Versuch unternommen, diese Datierung des 313 314
Quellen: Frühkirchliche Zeugnisse
385
nicht etwa »Heilige Schrift« war, sondern wohl nur einer der Versuche, die er im Prolog erwähnt, und daß für ihn die Befragung der Augenzeugen und Zeitgenossen vorrangig war. Es läßt sich zusammenfassend festhalten: • • •
Die Quelle des Markus war der Augen– und Ohrenzeuge Petrus. Die Quelle des Matthäus ist er selber als Augen– und Ohrenzeuge seit seiner Berufung. Um Taten und Worte Jesu vor seiner Berufung wußte er durch andere Augen– und Ohrenzeugen, mit denen er Jesus folgte. Die Quelle/ Quellen des Lukas sind primär Augen– und Ohrenzeugen des Lebens Jesu, die er befragen konnte. Schriftliche Quellen wie z.B. das Markus–Evangelium kannte Lukas wohl, hat sie aber höchstens sporadisch verarbeitet.
Für Petrus und Matthäus gilt, daß sie alles, was sie nicht unmittelbar erlebten, wie z.B. das Verhör vor Pilatus etc., von anderen Zeugen des Geschehens direkt oder indirekt erfahren konnten. Bei Markus kann damit gerechnet werden, daß er in Jerusalem mit Jesus und seinen Jüngern Kontakt hatte.
Die Sicht der frühen Kirche läßt sich schematisch folgendermaßen darstellen: DAS CHRISTUSEREIGNIS ALS PRIMÄRQUELLE $ Petrus $ $ Markus
$
$$$
$
$$$
$
$$$
$
$$$
$ Matthäus
$$$
(selbst Quelle)
$$$ Lukas
(anonyme Augenzeugen, Zahl unbekannt)
Markusevangeliums, die für M. Wolter ja der Ausgangspunkt für die Datierung des Lukasevangeliums ist (ebd. »Wenn man annehmen will, daß es ihm in einer überarbeiteten Fassung vorgelegen hat, kann bzw. muß man noch einige Jahre hinzugeben. ... Wenn man ... Lukas die Wir-Passagen zuschreibt und ihn bereits Anfang der 50er Jahre erstmals mit Paulus zusammentreffen läßt ..., empfiehlt es sich, den Abschluß seines Doppelwerks in gehörigem Abstand vom Ende des 1. Jahrhunderts zu veranschlagen. Es spricht darum nichts dagegen, Lukas’ prwvtoß lo/goß ... in den Anfang der 80er Jahre des 1. Jahrhunderts zu legen.«), wissenschaftlich zu begründen. Es berührt etwas seltsam, daß in einem Kommentarwerk über das Lukasevangelium von 800 Seiten nicht mehr zur Datierung gesagt wird als diese oben zitierten Sätze.
386
5.4 Beziehung zu den Ergebnissen der stemmatischen Methode Die Tatsache, daß wir die stemmatische Methode – mit diesem Ergebnis – anwenden konnten, läßt darauf schließen, daß die einzelnen Quellen, aus denen die Synoptiker in wechselnden Verbindungen schöpfen, sich aus demselben gemeinsamen sauberen Quellbecken speisen; anders ist ihre einzigartige Übereinstimmung nicht zu erklären. Wir kommen also ein erhebliches Stück weiter als die Vertreter der Zwei-Quellen-Hypothese. Die Übereinstimmung der Synoptiker ist nicht dadurch zu erklären, daß Markus die Vorlage des Matthäus und Lukas war – damit wäre über die Qualität der Synoptiker als historische Zeugnisse gar nichts gesagt, nur ihre literarische Ähnlichkeit plausibel gemacht –, sondern diese Übereinstimmung muß eine andere Ursache haben. Wir können bei unseren Untersuchungen eine größere Zahl von Quellen aller drei Synoptiker mit Sicherheit ermitteln und mit derselben Sicherheit die gegenseitige Abhängigkeit der Synoptiker ausschließen. Des weiteren können wir, wie das synoptische Material zeigt, mit Sicherheit sagen, daß diese Quellen an keinem wesentlichen Punkt zueinander in Widerspruch stehen. Diese Übereinstimmung in allen wesentlichen Punkten war im übrigen die Voraussetzung der Anwendbarkeit der stemmatischen Methode. 319 Wie ist die Übereinstimmung der Quellen zu erklären? Diese Quellen gehören in die Zeit vor der Entstehung des Markusevangeliums. Ganz gleich, wie das Markusevangelium datiert wird, gehören diese Quellen in eine Zeit, in der viele Augenzeugen der Ereignisse noch lebten. Es ist nun eine naheliegende Vermutung, daß die Übereinstimmung der von uns ermittelten Quellen ihre Ursache in der Übereinstimmung mit den Berichten der Augenzeugen hat. Wenn man annähme, daß die Evangelien eine Form- und eine Redaktionsgeschichte hatten, wäre die weitere Annahme zwingend, daß eine große Zahl, wenn nicht die meisten Abschnitte der Evangelien in unterschiedlichen Fassungen existiert hätten, bevor sie in die Evangelien eingeflossen wären. Diese Annahme war schon bisher auszuschließen, weil solche ungezählten unterschiedlichen Fassungen ihre untilgbaren Spuren in der handschriftlichen Überlieferung der Evangelien hinterlassen hätten. Eben diese Spuren fehlen aber völlig.320 Es kommt mit den vorliegenden Untersuchungen ein weiteres Faktum hinzu: Die Übereinstimmung aller drei Synoptiker muß, da sich erwies, daß sie voneinander unabhängig sind, ihren Grund in der Übereinstimmung ihrer Quellen in allen wesentlichen Punkten haben. Eine solche Übereinstimmung der Quellen der Synoptiker widerspricht nicht nur allen Annahmen der Form- und der Redaktionsgeschichte, sondern schließt beide völlig aus. Es gibt außerdem keinen Zeitraum mehr, in dem die Form- und die Redaktionsgeschichte sich hätten abspielen können. Neben die Einheitlichkeit der handschriftlichen Überlieferung der vier Evangelien tritt also im Fall der Synoptiker als ein zweites Faktum die Übereinstimmung der Quellen der Synoptiker: Es hat nie eine Form- und eine Redaktionsgeschichte der synoptischen Evangelien gegeben. Bevor die Beziehungen der von uns nachgewiesenen Quellen zur frühkirchlichen Überlieferung kommentiert werden, seien diese Quellen in Listen- und Tabellenform dargestellt. Die Tabellen stellen anschaulich dar, in welcher Reihenfolge Markus, Matthäus und Lukas ihre Quellen verwendet haben. Die stemmatische Methode konnte nur angewandt werden, weil sich zwischen den Texten der Synoptiker Trenn- und Bindeindizien ermitteln ließen. Das steht nicht im Widerspruch zu der hier genannten Übereinstimmung der Synoptiker. Dieser Übereinstimmung der synoptischen Berichte entspricht in dem Bereich der Handschriften, für den die stemmatische Methode entwickelt wurde, die Identität der Texte. Den Trenn- und Bindeindizien, die wir ermittelten, entsprechen im ursprünglichen Anwendungsbereich der stemmatischen Methode die »Fehler« der Kopisten, also bewußte und unbewußte Veränderungen. Genau so wie in den Handschriften die Substanz der abgeschriebenen Texte von Handschrift zu Handschrift gleich bleibt, so daß aufgrund der Änderungen an der Oberfläche der Texte, der »Fehler« also, die Beziehungen zwischen den Handschriften ermittelt werden können, ist die Übereinstimmung der synoptischen Berichte in ihrem Kern die Voraussetzung dafür, daß die Beziehungen der synoptischen Berichte zueinander aufgrund der Veränderungen an der Oberfläche – stilistische, semantische, grammatikalische Unterschiede u.ä. – ermittelt werden können. 320 U. Victor 1998: 499-514. 319
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen
387
Quellen des Markusevangeliums 37 Perikopen 1MkQ/Matth und –Luk 18 Perikopen 2MkQ/Luk und –Matth –Matth /und/ –Luk 5 Perikopen 3MkQ 5 Perikopen 4MkQ/Matth und /Luk –Matth und –Luk 11 Perikopen 4*MkQ 1 Perikope aMkQ/Matth –Matth 5 Perikopen a*MkQ 1 Perikope b*MkQ–Luk Sondergut (4,2%)
Quellen des Matthäusevangeliums 1MatthQ/Mk und –Luk 37 Perikopen 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 18 Perikopen 3MatthQ/Luk und –Mk 5 Perikopen 4MatthQ/Mk und /Luk 5 Perikopen 4*MatthQ–Mk und –Luk 11 Perikopen aMatthQ/Mk 1 Perikope –Mk a*MatthQ 5 Perikopen cMatthQ/Luk 13 Perikopen 20 Perikopen c*MatthQ–Luk Sondergut (18%)
Quellen des Markusevangeliums 37 Perikopen 1MkQ/Matth und –Luk /Luk und –Matth 18 Perikopen 2MkQ 5 Perikopen 3MkQ–Matth /und/ –Luk 5 Perikopen 4MkQ/Matth und –Luk 11 Perikopen 4*MkQ–Matth und –Luk 1 Perikope aMkQ/Matth 5 Perikopen a*MkQ–Matth 1 Perikope b*MkQ–Luk Sondergut (7,2%)
Quellen des Lukasevangeliums 1LukQ–Mk /und/ –Matth 37 Perikopen /Mk und –Matth 2LukQ 18 Perikopen 3LukQ/Matth und –Mk 6 Perikopen /Mk und /Matth 4LukQ 5 Perikopen 4*LukQ–Mk und –Matth 11 Perikopen b*LukQ–Mk 1 Perikope cLukQ/Matth 13 Perikopen c*LukQ–Matth 20 Perikopen Sondergut (36,5%)
Quellen des Matthäusevangeliums 37 Perikopen 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 18 Perikopen 5 Perikopen 3MatthQ/Luk und –Mk 5 Perikopen 4MatthQ/Mk und /Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 11 Perikopen 1 Perikope aMatthQ/Mk –Mk 5 Perikopen a*MatthQ 13 Perikopen cMatthQ/Luk 20 Perikopen c*MatthQ–Luk Sondergut (18%)
Quellen des Lukasevangeliums 1LukQ–Mk /und/ –Matth 37 Perikopen 2LukQ/Mk und –Matth 18 Perikopen /Matth und –Mk 3LukQ 5 Perikopen 4LukQ/Mk und /Matth 5 Perikopen 4*LukQ–Mk und –Matth 11 Perikopen b*LukQ–Mk 1 Perikope /Matth cLukQ 13 Perikopen c*LukQ–Matth 20 Perikopen Sondergut (36,5%)
Die Quellen des Markusevangeliums:
TITEL
Einleitung Das Auftreten Johannes des Täufers Ankündigung des Messias durch den Täufer Die Taufe Jesu durch Johannes Die Versuchung Jesu Beginn der Predigt Jesu in Galiläa Die Berufung der ersten Jünger Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus Weitere Heilungen Wanderungen in Galiläa Heilung des Aussätzigen
PERIKOPE
QUELLE
Nr./ KATEGORIE
1,1 1,2–6 1,7–8 1,9–11 1,12–13 1,14–15 1,16–20
MkQSondergut 1MkQ/Matth und –Luk 3MkQ–Matth /und/ –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk
– 3.1.3; I 3.3.1; III 3.5.1; IV* 3.5.2; IV* 3.5.3; IV* 3.1.4; I
1,21–28
–
nicht untersucht
1,29–31 1,32–34 1,35–39 1,40–45
2MkQ 1MkQ/Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth /Luk und –Matth
3.2.1; II 3.1.2; I 3.5.4; IV* 3.2.2.; II
388 Heilung des Gelähmten Berufung des Apostels Matthäus Die Fastenfrage Das Abraufen der Ähren am Sabbat Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand Heilungen am See Berufung der Zwölf Verhalten der Verwandten Jesu Jesus und Beelzebul Die Sünde wider den Heiligen Geist Jesu wahre Verwandten Bildrede vom Sämann Zweck der Bildreden Deutung der Bildrede vom viererlei Acker Bildrede von der Lampe Bildrede von der selbst wachsenden Saat Bildrede vom Senfkorn Über die Bedeutung der Bildreden Stillung des Sturms Heilungen der Besessenen von Gadara Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau Predigt in Nazareth Die Aussendung der Zwölf Jesus im Urteil des Herodes und des Volkes Der Tod Johannes des Täufers Die Rückkehr der Jünger Speisung der Fünftausend Jesus geht auf dem See Jesus im Gebiet von Gennesaret Rein und unrein Die Syrophönikierin Heilung eines Taubstummen und anderer Kranker Speisung der Viertausend Zeichenforderung der Pharisäer Der Sauerteig der Pharisäer und des Herodes Heilung eines Blinden bei Bethsaida Das Petrusbekenntnis Erste Leidensankündigung Wenn mir einer nachfolgen will Jesu Verklärung Jüngerfrage wegen Elias Heilung eines besessenen Knaben Zweite Leidensankündigung Rangstreit der Jünger Der fremde Exorzist Warnung vor Ärgernis Ehescheidung und Ehelosigkeit Jesus segnet die Kinder Der reiche Jüngling Von der Gefahr des Reichtums Dritte Leidensankündigung Der Ehrgeiz der Zebedäussöhne
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen 2,1–12 2,13–17 2,18–22 2,23–28 3,1–6 3,7–12 3,13–19 3,20–21 3,22–27 3,28–30 3,31–35 4,1–9 4,10–12 4,13–20 4,21–25 4,26–29 4,30–32 4,33–34 4,35–41 5,1–20 5,21–43 6,1–6a 6,6b–13 6,14–16 6,17–29 6,30–31 6,32–44 6,45–52 6,53–56 7,1–23 7,24–30 7,31–37 8,1–10 8,11–13 8,14–21 8,22–26 8,27–30 8,31–33 8,34–9,1 9,2–10 9,11–13 9,14–29 9,30–32 9,33–37 9,38–41 9,42–50 10,1–12 10,13–16 10,17–22 10,23–31 10,32–34 10,35–45
2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 3MkQ–Matth /und/ –Luk 2MkQ /Luk und –Matth 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk MkQSondergut 3MkQ–Matth /und/ –Luk – 1MkQ/Matth und –Luk – – 1MkQ/Matth und –Luk – MkQSondergut 2MkQ /Luk und –Matth a*MkQ–Matth 2MkQ /Luk und –Matth 2MkQ /Luk und –Matth 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk b*MkQ–Luk 1MkQ/Matth und –Luk a*MkQ–Matth aMkQ/Matth MkQSondergut (teils) a*MkQ–Matth a*MkQ–Matth a*MkQ–Matth – – MkQSondergut 4*MkQ–Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth 3MkQ–Matth /und/ –Luk – 3MkQ–Matth /und/ –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth – 1MkQ/Matth und –Luk – 4MkQ/Matth und /Luk 2MkQ /Luk und –Matth 3MkQ–Matth /und/ –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk
3.2.3; II 3.1.5; I 3.1.6; I 3.3.2; III 3.2.4; II 3.2.5; II 3.1.7; I – 3.3.3; III nicht untersucht 3.1.8; I nicht untersucht nicht untersucht 3.1.9; I nicht untersucht – 3.2.6; II 4.3.2.2.1; A* 3.2.7; II 3.2.8; II 3.2.9; II 3.1.3; I 3.2.10; II 3.1.10; I 3.1.11; I 4.3.2.3.1; B* 3.1.12; I 4.3.2.2.2; A* 4.3.2.2.3; A – 4.4.2.2.1; A* 4.4.2.2.2.; A* 4.4.2.2.3; A* nicht untersucht nicht untersucht – 3.5.5; IV* 3.1.13; I 3.2.11; II 3.1.14; I nicht untersucht 3.3.5; III 3.1.15; I 3.2.12; II nicht untersucht 3.1.16; I nicht untersucht 3.4.1; IV 3.2.13; II 3.3.6; III 3.1.17; I 3,1,18; I
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen Blindenheilung Der Einzug in Jerusalem Jesus in Jerusalem Verfluchung des Feigenbaumes Die Frage nach der Vollmacht Jesu Die Bildrede von den Winzern Die Steuerfrage Die Frage der Sadduzäer über die Auferstehung Das oberste Gebot Davids Sohn? Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte Das Opfer der Witwe Prophezeiung der Tempelzerstörung Wann wird dies alles geschehen? Ankündigung von Verfolgungen Gericht über Judäa Warnung vor falschen Propheten Das Kommen des Menschensohnes Wann wird der Herr endgültig offenbar werden? Mahnungen zur Wachsamkeit Der Tod Jesu wird beschlossen Salbung in Bethanien Verrat des Judas Vorbereitung für das Paschamahl Das Abendmahl Gang zum Ölberg Gethsemane Jesu Gefangennahme Jesus vor dem Hohen Rat Verleugnung Jesu durch Petrus Jesus vor Pilatus Der Weg nach Golgotha Die Kreuzigung Jesu Zeugen unter dem Kreuz Die Grablegung Jesu Das leere Grab etc. Der kanonische Markusschluß
10,46–52 11,1–10 11,11.15–19 11,12–14.20–26 11,27–33 12,1–12 12,13–17 12,18–27 12,28–34 12,35–37a 12,37b–40 12,41–44 13,1–2 13,3–8 13,9–13 13,14–20 13,21–23 13,24–27 13,28–32 13,33–37 14,1–2 14,3–9 14,10–11 14,12–16 14,17–25 14,26–31 14,32–42 14,43–52 14,53–65 14,66–72 15,1–20a 15,20b–21 15,22–39 15,40–41 15,42–47 16,1–8 16,9–20
389 2MkQ /Luk und –Matth 4*MkQ–Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk – 4MkQ/Matth und /Luk 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 4MkQ/Matth und /Luk 2MkQ /Luk und –Matth b*MkQ–Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 4MkQ/Matth und /Luk 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 4MkQ/Matth und /Luk 1MkQ/Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 2MkQ /Luk und –Matth 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 1MkQ/Matth und –Luk 4*MkQ–Matth und –Luk spätere Hinzufügung
3.2.14; II 3.5.6; IV* 3.5.7; IV* nicht untersucht 3.4.2; IV 3.2.15; II 3.1.19; I 3.1.20; I 3.5.8; IV* 3.4.3; IV 3.2.16; II 4.5.2.2.1; B* 3.5.9; IV* 3.4.4.; IV 3.2.17; II 3.1.21; I 3.1.22; I 3.1.23; I 3.4.5; IV 3.1.24; I 3.5.10; IV* 3.1.25; I 3.1.26; I 3.2.18; II 3.1.27; I 3.1.28; I 3.1.29; I 3.1.30; I 3.1.31; I 3.1.32; I 3.1.33; I 3.1.34; I 3.1.35; I 3.1.36; I 3.1.37; I 3.5.11; IV*
Die Quellen des Matthäusevangeliums:
TITEL
Einleitung Genealogie Jesu Geburt Jesu Huldigung der Magier Flucht nach Ägypten und Rückkehr Das Auftreten Johannes des Täufers Allgemeine Predigt des Täufers Ankündigung des Messias durch den Täufer Taufe Jesu durch Johannes
PERIKOPE
1,1 1,2–17 1,18–25 2,1–12 2,13–23 3,1–6 3,7–10 3,11–12 3,13–17
QUELLE
MatthQSondergut c*MatthQ–Luk – MatthQSondergut MatthQSondergut 1MatthQ/Mk und –Luk cMatthQ/Luk 3MatthQ/Luk und –Mk 4*MatthQ–Mk und –Luk
Nr./ KATEGORIE
– 4.2.2.1; C* nicht untersucht – – 3.1.3; I 4.2.2.2; C 3.3.1; III 3.5.1; IV*
390 Die Versuchung Jesu Beginn der Predigt Jesu in Galiläa Die Berufung der ersten Jünger Wanderungen in Galiläa Heilungen am See Die Seligpreisungen Salz der Erde, Licht der Welt Von der Erfüllung des Gesetzes Vom Töten Vom Ehebruch Von der Ehescheidung Vom Schwören Von der Wiedervergeltung Von der Feindesliebe Vom Almosen Vom Beten Das Vaterunser Vom Fasten Vom Schätzesammeln Spruch vom Auge Vom Dienst zweier Herren Vom Sorgen Vom Richten Keine Entweihung des Heiligen Von der Erhörung des Gebetes Die Goldene Regel Die beiden Wege Warnung vor Pseudopropheten Warnung vor Selbsttäuschung Vom Haus auf dem Felsen Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen Heilung des Aussätzigen Der Hauptmann von Kapharnaum Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus Weitere Heilungen Forderungen der Nachfolge Stillung des Sturms Heilung der Besessenen von Gadara Die Heilung des Gelähmten Die Berufung des Apostels Matthäus Die Fastenfrage Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau Blindenheilung Jesus und Beelzebul Spruch von der Ernte Die Berufung der Zwölf Die Aussendung der Zwölf Ankündigung von Verfolgungen Mahnung zu furchtlosem Bekenntnis Jesus Ursache von Entzweiungen Wenn mir einer nachfolgen will
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen 4,1–11 4,12–17 4,18–22 4,23 4,24–25 5,1–12 5,13–16 5,17–20 5,21–26 5,27–30 5,31–32 5,33–37 5,38–42 5,43–48 6,1–4 6,5–6 6,7–15 6,16–18 6,19–21 6,22–23 6,24 6,25–34 7,1–5 7,6 7,7–11 7,12 7,13–14 7,15–20 7,21–23 7,24–27
4*MatthQ–Mk und –Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 2MatthQ–Mk /und/ –Luk c*MatthQ–Luk – c*MatthQ–Luk c*MatthQ–Luk MatthQSondergut MatthQSondergut MatthQSondergut MatthQSondergut c*MatthQ–Luk MatthQSondergut MatthQSondergut c*MatthQ–Luk MatthQSondergut c*MatthQ–Luk cMatthQ/Luk cMatthQ/Luk c*MatthQ–Luk – MatthQSondergut cMatthQ/Luk cMatthQ/Luk c*MatthQ–Luk c*MatthQ–Luk c*MatthQ–Luk cMatthQ/Luk
3.5.2; IV* 3.5.3; IV* 3.1.4; I 3.5.4; IV* 3.2.5; II 4.3.2.1.1; C* nicht untersucht 4.3.2.1.2; C* 4.3.2.1.3; C* – – – – 4.3.2.1.4; C* – – 4.3.2.1.5; C* – 4.3.2.1.6; C* 4.3.2.1.7; C 4.3.2.1.8; C 4.3.2.1.9; C* nicht untersucht – 4.3.2.1.10; C 4.3.2.1.11; C 4.3.2.1.12; C* 4.3.2.1.13; C* 4.3.2.1.14; C* 4.3.2.1.15; C
7,28–29
–
nicht untersucht
8,1–4 8,5–13 8,14–15 8,16–17 8,18–22 8,23–27 8,28–34 9,1–8 9,9–13 9,14–17 9,18–26 9,27–31 9,32–34 9,35–38 10,1–4 10,5–16 10,17–25 10,26–33 10,34–36 10,37–39
2 MatthQ–Mk /und/ –Luk c*MatthQ–Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk c*MatthQ–Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk
3.3.3; II 4.3.2.1.16; C* 3.2.1; II 3.1.2; I 4.3.1.1.17; C* 3.2.7; II 3.2.8; II 3.2.3; II 3.1.5; I 3.1.6; I 3.2.9; II vgl. 20,29-34 vgl. 12,22-30 – 3.1.6; I 3.2.10; II 3.2.17; II – nicht untersucht vgl. 16,24-28
MatthQSondergut 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk MatthQSondergut –
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen Schluß der Aussendungsrede Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer Gerichtsdrohung gegen galiläische Städte Lobpreis des Vaters Heilandsruf Das Abraufen der Ähren am Sabbat Heilung des Mannes mit einer verdorrten Hand Heilungen am See Jesus und Beelzebul Die Sünde wider den Heiligen Geist Warnung vor Pseudopropheten Das Zeichen des Jona Die Rückkehr des unreinen Geistes Jesu wahre Verwandten Die Bildrede vom Sämann Zweck der Bildreden Die Deutung der Bildrede vom viererlei Acker Die Bildrede vom Unkraut Die Bildrede vom Senfkorn Die Bildrede vom Sauerteig Über die Bedeutung der Bildreden Deutung der Bildrede vom Unkraut Die Bildrede vom Schatz und von der Perle Die Bildrede vom Netz Schluß der Bildreden Predigt in Nazareth Jesus im Urteil des Herodes und des Volkes Der Tod Johannes des Täufers Speisung der Fünftausend Jesus geht auf dem See Jesus im Gebiet von Gennezaret Rein und unrein Die Syrophönikierin Die Heilung eines Taubstummen und anderer Kranker Speisung der Viertausend Zeichenforderung der Pharisäer Die Zeichen der Zeit Der Sauerteig der Pharisäer und des Herodes Das Petrusbekenntnis Erste Leidensankündigung Wenn mir einer nachfolgen will Jesu Verklärung Jüngerfrage wegen Elias Heilung eines besessenen Knaben Zweite Leidensankündigung Die Tempelsteuer Rangstreit der Jünger Warnung vor Ärgernis Die Bildrede vom verirrten Schaf Brüderliche Zurechtweisung Gemeinsames Beten
391
10,40–11,1
MatthQSondergut
–
11,2–19
cMatthQ
4.3.2.1.18; C
11,20–24 11,25–27 11,28–30 12,1–8 12,9–14 12,15–21 12,22–30 12,31–32 12,33–37 12,38–42 12,43–45 12,46–50 13,1–9 13,10–17 13,18–23 13,24–30 13,31–32 13,33 13,34–35 13,36–43 13,44–46 13,47–50 13,51–52 13,53–58 14,1–2 14,3–12 14,13–21 14,22–33 14,34–36 15,1–20 15,21–28
cMatthQ/Luk cMatthQ/Luk MatthQSondergut 3MatthQ/Luk und –Mk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 3MatthQ/Luk und –Mk – – – cMatthQ/Luk 1MatthQ/Mk und –Luk – – 1MatthQ/Mk und –Luk MatthQSondergut 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk cMatthQ/Luk a*MatthQ–Mk MatthQSondergut MatthQSondergut MatthQSondergut MatthQSondergut 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk a*MatthQ–Mk aMatthQ/Mk – a*MatthQ–Mk
4.3.2.1.19; C 4.3.2.1.20; C – 3.3.2; III 3.2.4; II vgl. 4,24-25 3.3.3; III nicht untersucht nicht untersucht nicht untersucht 4.3.2.1.21; C 3.1.8; I nicht untersucht nicht untersucht 3.1.9; I – 3.2.6; II 4.3.2.1.22; C 4.3.2.2.1; A* – – – – 3.1.3; I 3.1.10; I 3.1.11; I 3.1.12; I 4.3.2.2.2; A* 4.3.2.2.3; A nicht untersucht 4.4.2.2.1; A*
15,29–31
a*MatthQ–Mk
4.4.2.2.2; A*
15,32–39 16,1.2–3.4 16,2-3 16,5–12 16,13–20 16,21–23 16,24–28 17,1–9 17,10–13 17,14–21 17,22–23 17,24–27 18,1–5 18,6–9 18,10–14 18,15–18 18,19–20
a*MatthQ–Mk – cMatthQ–Luk – 4*MatthQ–Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 3MatthQ/Luk und –Mk – 3MatthQ/Luk und –Mk 1MatthQ/Mk und –Luk MatthQSondergut 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk c*MatthQ–Luk c*MatthQ–Luk MatthQSondergut
4.4.2.2.3; A* nicht untersucht 4.4.2.1.1; C nicht untersucht 3.5.5; IV* 3.1.13; I 3.2.11; II 3.1,14; I nicht untersucht 3.3.5; III 3.1.15; I – 3.2.12; II 3.1.16; I 4.4.2.1.2; C* 4.4.2.1.3; C* –
/Luk
392 Vom Vergeben Der unbarmherzige Schuldner Ehescheidung und Ehelosigkeit Jesus segnet die Kinder Der reiche Jüngling Von der Gefahr des Reichtums Die Arbeiter im Weinberg Dritte Leidensankündigung Der Ehrgeiz der Zebedäussöhne Blindenheilung Der Einzug in Jerusalem Jesus in Jerusalem Verfluchung des Feigenbaumes; Glaube und Gebet Die Frage nach der Vollmacht Jesu Die Bildrede von den ungleichen Söhnen Die Bildrede von den bösen Winzern Die Bildrede vom großen Festmahl Die Steuerfrage Die Frage der Sadduzäer über die Auferstehung Das oberste Gebot Davids Sohn? Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte Weheruf über Jerusalem Prophezeiung der Tempelzerstörung Wann wird dies alles geschehen? Ankündigung von Verfolgungen Gericht über Judäa Warnung vor falschen Propheten Das Kommen des Menschensohnes Wann wird der Herr endgültig offenbar werden? Die Bildrede von der Sintflut und Mahnungen zur Wachsamkeit Mahnungen zur Wachsamkeit Die Bildrede vom treuen und ungetreuen Knecht Die Bildrede von den Jungfrauen Die Bildrede vom anvertrauten Geld Das Weltgericht Der Tod Jesu wird beschlossen Salbung in Bethanien Der Verrat des Judas Vorbereitung für das Paschamahl Das Abendmahl Gang zum Ölberg Gethsemane Jesu Gefangennahme Jesus vor dem Hohen Rat Die Verleugnung Jesu durch Petrus Jesus vor Pilatus Der Weg nach Golgotha Die Kreuzigung Jesu Zeugen unter dem Kreuz Die Grablegung Jesu
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen 18,21–22 18,23–35 19,1–12 19,13–15 19,16–22 19,23–30 20,1–16 20,17–19 20,20–28 20,29–34 21,1–9 21,10–17 21,18–22 21,23–27 21,28–32 21,33–46 22,1–14 22,15–22 22,23–33 22,34–40 22,41–46 23,1–36 23,37–39 24,1–2 24,3–8 24,9–14 24,15–22 24,23–28 24,29–31 24,32–36
c*MatthQ–Luk MatthQSondergut – 4MatthQ/Mk und /Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 3MatthQ/Luk und –Mk MatthQSondergut 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk – 4MatthQ/Mk und /Luk – 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk c*MatthQ–Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 4MatthQ/Mk und /Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk cMatthQ/Luk 4*MatthQ–Mk und –Luk 4MatthQ/Mk und /Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 4MatthQ/Mk und /Luk
4.4.2.1.4; C* – nicht untersucht 3.4.1; IV 3.2.13; II 3.3.6; III – 3.1.17; I 3.1.18; I 3.2.14; II 3.5.6; IV* 3.5.7; IV* – 3.4.2; IV nicht untersucht 3.2.15; II 4.5.2.2.1; C* 3.1.19; I 3.1.20; I 3.5.8; IV* 3.4.3; IV 3.2.16; II 4.5.2.1.2; C 3.5.9; IV* 3.4.4; IV 3.2.17; II 3.1.21; I 3.1.22; I 3.1.23; I 3.4.5; IV
24,37–44
c*MatthQ–Luk
4.5.2.1.3; C*
24,42–44 24,45–51 25,1–13 25,14–30 25,31–46 26,1–5 26,6–13 26,14–16 26,17–19 26,20–29 26,30–35 26,36–46 26,47–56 26,57–68 26,69–75 27,1–31a 27,31b–32 27,33–54 27,55–56 27,57–61
1MatthQ c*MatthQ–Luk MatthQSondergut c*MatthQ–Luk MatthQSondergut 4*MatthQ–Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 2 MatthQ–Mk /und/ –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk 1MatthQ/Mk und –Luk
3.1.24; I 4.5.2.1.4; C* – 4.5.2.1.5; C* – 3.5.10; IV* 3.1.25; I 3.1.26; I 3.2.18; II 3.1.27; I 3.1.28; I 3.1.29; I 3.1.30; I 3.1.31; I 3.1.32; I 3.1.33; I 3.1.34; I 3.1.35; I 3.1.36; I 3.1.37; I
/Mk und –Luk
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen Die Grabeswächter Das leere Grab Der Betrug des Hohenpriesters Der Sendungsbefehl
27,62–66 28,1–10 28,11–15 28,16–20
393 MatthQSondergut 4*MatthQ–Mk und –Luk MatthQSondergut MatthQSondergut
– 3.5.11; IV* – –
Die Quellen des Lukasevangeliums:
TITEL Vorwort
Verheißung der Geburt des Täufers Verheißung der Geburt Jesu Besuch Marias bei Elisabeth Geburt Johannes des Täufers Geburt Jesu Verkündigung an die Hirten Beschneidung und Darstellung Jesu im Heiligtum Jesus als Zwölfjähriger im Heiligtum Das Auftreten Johannes des Täufers Allgemeine Predigt des Täufers Standespredigt des Täufers Ankündigung des Messias durch den Täufer Gefangennahme des Täufers Die Taufe Jesu durch Johannes Genealogie Jesu Die Versuchung Jesu Beginn der Predigt Jesu in Galiläa Predigt in Nazareth Jesus heilt in der Synagoge von Kapharnaum einen Besessenen Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus Weitere Heilungen Wanderungen in Galiläa Die Berufung der ersten Jünger Die Heilung des Aussätzigen Die Heilung des Gelähmten Die Berufung des Apostels Matthäus Die Fastenfrage Das Abraufen der Ähren am Sabbat Die Heilung des Mannes mit einer verdorrten Hand Die Berufung der Zwölf Heilungen am See Die Seligpreisungen Weherufe Von der Feindesliebe Die Goldene Regel Vom Richten Selbstprüfung Warnung vor Pseudopropheten Warnung vor Selbsttäuschung Vom Haus auf dem Felsen Der Hauptmann von Kapharnaum
PERIKOPE
QUELLE
Nr./ KATEGORIE
1,1–4 1,5–25 1,26–38 1,39–56 1,57–80 2,1–7 2,8–20 2,21–40 2,41–52 3,1–16 3,7–9 3,10–14 3,15–18 3,19–20 3,21–22 3,23–38 4,1–13 4,14–15 4,16–30
LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut – LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut 1LukQ–Mk /und/ –Matth cLukQ/Matth LukQSondergut 3LukQ/Matth und –Mk 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4*LukQ–Mk und –Matth c*LukQ–Matth 4*LukQ–Mk und –Matth 4*LukQ–Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth
– – – – – nicht untersucht – – – 3.1.1; I 4.2.2.2; C – 3.3.1; III 3.1.11; I 3.5.1; IV* 4.2.2.1; C* 3.5.2; IV* 3.5.3; IV* 3.1.3; I
4,31–37
–
nicht untersucht
4,38–39 4,40–41 4,42–44 5,1–11 5,12–16 5,17–26 5,27–32 5,33–39 6,1–5 6,6–11 6,12–16 6,17–19 6,20–23 6,24–26 6,27–30.31.32-36 6,31 6,37–38 6,39–42 6,43–45 6,46 6,47–49 7,1–10
2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4*LukQ–Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 3LukQ/Matth und –Mk 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth c*LukQ–Matth LukQSondergut c*LukQ–Matth cLukQ–Matth – – c*LukQ–Matth c*LukQ–Matth cLukQ/Matth c*LukQ–Matth
3.2.1; II 3.1.2; I 3.5.4; IV* 3.1.4; I 3.2.2; II 3.2.3; II 3.1.5; I 3.1.6; I 3.3.2; III 3.2.4; II 3.1.7; I 3.2.5; II 4.3.2.1.1; C* – 4.3.2.1.4; C* 4.3.2.1.11; C nicht untersucht nicht untersucht 4.3.2.1.13; C* 4.3.2.1.14; C* 4.3.2.1.15; C 4.3.2.1.16; C*
394 Auferweckung in Naim Anfrage des Täufers und Jesu Zeugnis über den Täufer Der Sünderin wird vergeben Die dienenden Frauen Die Bildrede vom Sämann Der Zweck der Bildreden Deutung der Bildrede vom viererlei Acker Die Bildrede von der Lampe Jesu wahre Verwandten Stillung des Sturms Heilung der Besessenen von Gadara Die Tochter des Jairus und die blutflüssige Frau Die Aussendung der Zwölf Jesus im Urteil des Herodes und des Volkes Die Rückkehr der Jünger Die Speisung der Fünftausend Das Petrusbekenntnis Erste Leidensankündigung Wenn einer mir nachfolgen will Jesu Verklärung Heilung des besessenen Knaben Zweite Leidensankündigung Rangstreit der Jünger Der fremde Exorzist Feindliche Samariter Forderungen der Nachfolge Aussendung der 72 Jünger Gerichtsdrohung gegen galiläische Städte Rückkehr der Jünger Lobpreis des Vaters Das oberste Gebot Die Bildrede vom barmherzigen Samariter Martha und Maria Das Vaterunser Der zudringliche Freund Von der Erhörung des Gebetes Jesus und Beelzebul Die Rückkehr des unreinen Geistes Seligpreisung der Mutter Jesu Zeichen des Jona Spruch vom Auge Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte Warnung vor der Heuchelei der Pharisäer Mahnung zu furchtlosem Bekenntnis Vom Schätze Sammeln Vom Sorgen Mahnungen zur Wachsamkeit Bildrede vom getreuen und ungetreuen Knecht Jesus Ursache von Entzweiungen Die Zeichen der Zeit Vom Töten
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen 7,11–17
LukQSondergut
–
7,18–35
cLukQ
4.3.2.1.18; C
7,36–50 8,1–3 8,4–8 8,9–10 8,11–15 8,16–18 8,19–21 8,22–25 8,26–39 8,40–56 9,1–6 9,7–9 9,10a 9,10b–17 9,18–21 9,22 9,23–27 9,28–36 9,37–43a 9,43b–45 9,46–48 9,49–50 9,51–56 9,57–62 10,1–11 10,12–15 10,17–20 10,21–22.23–24 10,25–38 10,29–37 10,38–42 11,1–4 11,5–8 11,9–13 11,14–23 11,24–26 11,27–28 11,29–33 11,34–36 11,37–54 12,1–3 12,4–12 12,13–21 12,22–32.33 12,34–36.37–40.41– 46.47–48 12,41–46 12,49–53 12,54–56.57–59 12,57–59
1LukQ–Mk /und/ –Matth LukQSondergut – – 1LukQ–Mk /und/ –Matth – 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth b*LukQ–Mk 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4*LukQ–Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 3LukQ/Matth und –Mk 3LukQ/Matth und –Mk 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth – LukQSondergut c*LukQ–Matth
/Matth
cLukQ/Matth LukQSondergut cLukQ/Matth 4*LukQ–Mk und –Matth LukQSondergut LukQSondergut c*LukQ–Matth LukQSondergut cLukQ/Matth 3LukQ/Matth und –Mk cLukQ/Matth LukQSondergut – cLukQ–Matth – – c*LukQ–Matth c*LukQ–Matth c*LukQ–Matth – cLukQ/Matth c*LukQ–Matth
3.1.25; I – nicht untersucht nicht untersucht 3.1.9; I nicht untersucht 3.1.8; I 3.2.7; II 3.2.8; II 3.2.9; II 3.2.10; II 3.1.10; I 4.3.2.3; B* 3.1.12; I 3.5.5; IV* 3.1.13; I 3.2.11; II 3.1.14; I 3.3.5; III 3.1.15; I 3.2.12; II nicht untersucht – 4.3.3.1.17; C* vgl. 9,1-6 4.3.2.1.19; C – 4.3.2.1.20; C 3.5.8; IV* – – 4.3.2.1.5; C* – 4.3.2.1.10; C 3.3.3; III 4.3.2.1.21; C – nicht untersucht 4.3.2.1.7; C vgl. 20.45-47 nicht untersucht nicht untersucht 4.3.2.1.6; C* 4.3.2.1.9; C* vgl. 17,26-36 und 21,34-36 4.5.2.1.4; C* nicht untersucht 4.4.2.1.1; C 4.3.2.1.3; C*
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen Ruf zur Umkehr Die Heilung einer verkrümmten Frau Die Bildrede vom Senfkorn Die Bildrede vom Sauerteig Die beiden Wege Herodes, der Fuchs Weheruf über Jerusalem Heilung eines Wassersüchtigen Über die Wahl der Plätze Über die Wahl der Gäste Bildreden vom großen Festmahl; auf alles verzichten Auf den Besitz verzichten Warnung vor Ärgernis Die Bildrede vom verirrten Schaf Die Bildrede von der verlorenen Drachme Die Bildrede vom verlorenen Sohn Die Bildrede vom ungerechten Verwalter Vom Dienst zweier Herren Gegen die Geldgier der Pharisäer Vom Gesetz und von der Ehescheidung Der reiche Prasser und der arme Lazarus Warnung vor Ärgernis Brüderliche Zurechtweisung Vom Vergeben Die Kraft des Glaubens Dienen in Demut Die zehn Leprosen Das Kommen des Gottesreiches Der Tag des Menschensohnes Bildrede von der Sintflut und Mahnungen zur Wachsamkeit Der ungerechte Richter und die unbequeme Witwe Der Pharisäer und der Zöllner Jesus segnet die Kinder Der reiche Jüngling Von der Gefahr des Reichtums Dritte Leidensankündigung Blindenheilung Zachäus Die Bildrede vom anvertrauten Geld Der Einzug in Jerusalem Klage über Jerusalem Jesus in Jerusalem Jesus lehrt im Tempel Die Frage nach der Vollmacht Jesu Die Bildrede von den Winzern Die Steuerfrage Die Frage der Sadduzäer über die Auferstehung Davids Sohn? Rede gegen Pharisäer und Schriftgelehrte Das Opfer der Witwe Prophezeiung der Tempelzerstörung
395
13,1–9 13,10–17 13,18–19 13,20–21 13,22–24 13,31–33 13,34–35 14,1–6 14,7–11 14,12–14 14,15–24.25–27 14,28–33 14,34–35 15,1–7 15,8–10 15,11–32 16,1–12 16,13 16,14–15 16,16–17.18 16,19–31 17,1–2 17,3 17,4 17,5–6 17,7–10 17,11–19 17,20–21 17,22–25.26–36.37
LukQSondergut – 2LukQ/Mk und –Matth cLukQ/Matth c*LukQ–Matth LukQSondergut cLukQ/Matth LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut c*LukQ–Matth LukQSondergut c*LukQ–Matth LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut cLukQ/Matth LukQSondergut c*LukQ–Matth LukQSondergut 1LukQ–Mk /und/ –Matth c*LukQ–Matth c*LukQ–Matth – LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut 1LukQ–Mk /und/ –Matth
– nicht untersucht 3.2.6; II 4.3.2.1.22; C 4.3.2.1.12; C* – 4.5.2.1.2; C – – – 4.5.2.1.1; C* – vgl. 17,1-2 4.4.2.1.2; C* – – – 4.3.2.1.8; C – 4.3.2.1.2; C* – 3.1.16; I 4.4.2.1.3; C* 4.4.2.1.4; C* nicht untersucht – – – 3.1.22; I
17,26–36
c*LukQ–Matth
4.5.2.1.3; C*
18,1–8 18,9–14 18,15–17 18,18–23 18,24–30 18,31–34 18,35–43 19,1–10 19,11–27 19,28–40 19,41–44 19,45–46 19,47–48 20,1–8 20,9–19 20,20–26 20,27–40 20,41–44 20,45–47 21,1–4 21,5–6
LukQ LukQSondergut 4LukQ/Mk und /Matth 2LukQ/Mk und –Matth 3LukQ/Matth und –Mk 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth LukQSondergut c*LukQ–Matth 4*LukQ–Mk und –Matth LukQSondergut 4*LukQ–Mk und –Matth LukQSondergut 4LukQ/Mk und /Matth 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4LukQ/Mk und /Matth 2LukQ/Mk und –Matth b*LukQ–Mk 4*LukQ–Mk und –Matth
– – 3.4.1; IV 3.3.13; II 3.3.6; III 3.1.17; I 3.2.14; II – 4.5.2.1.5; C* 3.5.6; IV* – 3.5.7; IV* – 3.2.1; IV 3.2.15; II 3.1.19; I 3.1.20; I 3.4.3; IV 3.2.16; II 4.5.2.2.1; B* 3.5.9; IV*
Sondergut
396 Wann wird dies alles geschehen? Ankündigung von Verfolgungen Gericht über Judäa Das Kommen des Menschensohnes Wann wird der Herr endgültig offenbar werden? Mahnungen zur Wachsamkeit Schlußbemerkung über Jesu öffentliches Auftreten Der Tod Jesu wird beschlossen Der Verrat des Judas Vorbereitung für das Paschamahl Das Abendmahl Rangstreitigkeiten Gang zum Ölberg Rückblick und Ausblick Gethsemane Jesu Gefangennahme Jesus vor dem Hohen Rat Die Verleugnung Jesu durch Petrus Jesus vor Pilatus Der Weg nach Golgotha Die Kreuzigung Jesu Zeugen unter dem Kreuz Die Grablegung Jesu Das leere Grab etc. Die Emmausjünger Jesus erscheint den Jüngern Jesu letzte Worte Himmelfahrt
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen 21,7–11 21,12–19 21,20–24 21,25–28 21,29–33 21,34–36 21,37–38 22,1–2 22,3–6 22,7–13 22,14–23.24–27.28–38 22,24–27 22,31–34 22,35–38 22,39–46 22,47–53 22,54–55.63–71 22,56–62 23,1–25 23,25–32 23,33–48 23,49 23,50–56 24,1–11 24,12–35 24,36–43 24, 44–49 24,50–53
4LukQ/Mk und /Matth 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4LukQ/Mk und /Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth LukQSondergut 4*LukQ–Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 2LukQ/Mk und –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth LukQSondergut 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 1LukQ–Mk /und/ –Matth 4*LukQ–Mk und –Matth LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut LukQSondergut
3.4.4; IV 3.2.17; II 3.1.21; I 3.1.23; I 3.4.5; IV 3.1.24; I – 3.5.10; IV* 3.1.26; I 3.2.18; II 3.1.27; I 3.1.18; I; 3.1.28; I – 3.1.29; I 3.1.30; I 3.1.31; I 3.1.32; I 3.1.33; I 3.1.34; I 3.1.35; I 3.1.36; I 3.1.37; I 3.5.11; IV* – – – –
Die Quellen 1MkQ, 1MatthQ, 4MkQ, 4MatthQ, aMkQ, aMatthQ sind einander ähnlich bis sehr ähnlich, immerhin je 46 Perikopen, über 51% von Mk und über 32% von Matth. Es handelt sich um die häufigst herangezogenen Quellen von Mk und Matth, was den frühkirchlichen Zeugnissen sehr entgegen kommt, daß Mk indirekt, Matth direkt von einem Augenzeugen stammt. Bei je 36 Perikopen, ca. 42% von Mk und ca. 26% von Matth (2MkQ, 3MkQ, 4*MkQ, a*MkQ, 2MatthQ, 3MatthQ, 4*MatthQ, a*MatthQ) sind die Quellen von Mk und Matth verschieden bis sehr verschieden. Nur je 19 Perikopen von Mk und Luk (2MkQ, 2LukQ, b*LukQ) und nur je 22 Perikopen von Matth und Luk (3MatthQ, 4MatthQ, cMatthQ, 3LukQ, 4LukQ, cLukQ) sind einander ähnlich bis sehr ähnlich. Luk hat daher viel häufiger Quellen herangezogen, die durch eine größere Distanz zu den Quellen des Mk und Matth charakterisiert sind oder anders ausgedrückt: die Verwendung von ähnlichen bis gleichen und verschiedenen bis sehr verschiedenen Quellen gegenüber Mk und Matth ist bei Luk fast umgekehrt. Dem entspricht am ehesten, daß Lukas kein Augenzeuge war und sich selber auf eine unbekannte Anzahl ungenannter mündliche Quellen von Augenzeugen beruft (Luk 1,1-4). Die Dreifachüberlieferung zeigt trotz substantieller Übereinstimmung 15 Quellen, von denen jeder Synoptiker fünf benutzte. Es läßt sich aber heute nicht mehr feststellen, auf wie viele konkrete Augenzeugen und andere Überlieferungsträger diese zurückgehen, da z.B. die Predigten und Lehrvorträge des Apostels Petrus und anderer Augenzeugen usw. nicht nur einmal geschehen sind, wir heute auch nicht wissen, welche Auswahl die einzelnen Evangelisten getroffen haben und wie der exakte Stand ihres eigenen Wissens um Jesu Worte und Taten gewesen ist. Aber es zeigt sich, daß die eruierten Quellen 1Q, 3Q, 4Q und 4*Q ein Grundgerüst des Wirkens Jesu ergeben: von der Taufe durch Johannes bis zur Passion (konzentriert auf 1Q) und bis zur Botschaft von der Auferstehung. Die Wunder Jesu spielen bei diesem Grundgerüst eine nur sehr geringe Rolle. 2Q ergänzt dieses Grundgerüst um zahlreiche Wunder.
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen
397
Die Quelle a* der Zweifachüberlieferung, die Lukas offensichtlich nicht kannte oder benutzte, ergänzt zusätzlich Mk und Matth um zahlreiche Wunder. Mit den Quellen c und c*, die andererseits Markus nicht kannte oder nicht benutzte, erfahren Matth und Luk eine markante Erweiterung um einige Bildreden, vor allem aber um den Block der jesuanischen Ethik. Das Eigengut der Synoptiker zeigt, daß jeder Evangelist in unterschiedlichem Ausmaß weitere Quellen verwendete, die die je beiden anderen nicht kannten bzw. nicht benutzten. Bei Lukas ist dies mit 36,5% am häufigsten der Fall; das entspricht auch dem, was er in seinem Vorwort zum Evangelium sagt (1,1-4). Es konnte bei den stemmatischen Untersuchungen nicht erhärtet werden, daß es sich um bereits schriftlich fixierte Quellen gehandelt hat, die Markus, Matthäus und Lukas benutzten. Vorrangig geht es um die Benutzung von Sekundärquellen, also der mehrfach wiedergegebenen Berichte von x Augenzeugen. Alle diese unterschiedlichen Quellen, die einander nahe sind oder voneinander weit abweichen können, bezeugen jedoch auf einzigartige Weise eine substantielle Übereinstimmung. Mk ist das älteste Evangelium, das Taten und Worte Jesu verarbeitet hat. Diese allgemeine Feststellung, die sowohl durch die frühkirchlichen Zeugnisse als auch durch die bisherige Forschung erhärtet wird, kann durch die Ergebnisse der stemmatischen Untersuchungen bestätigt werden, da in keinem einzigen Fall der Nachweis erbracht wurde, daß Markus die Texte des Matthäus und Lukas als Quelle verwendete, geschweige, daß Markus von Matthäus oder Lukas literarisch abhängig ist. Das Markusevangelium enthält die notwendigsten und wichtigsten Informationen des Lebens Jesu, ist jedoch in keinerlei Weise vollständig, da die Lehrvorträge Petri weder systematisch noch vollständig waren. Es ist auch damit zu rechnen, daß Markus weitere Quellen verwendete, seien es persönliche Erfahrungen mit Jesus und seinen Jüngern aus der letzten Zeit in Jerusalem, sei es seine Kenntnis des Lebens Jesu, die er außer Petrus natürlich auch anderen Zeugen der ersten Generation zu verdanken hatte. Die neun Quellen – nicht mit anderen Quellen identisch –, die für das Markusevangelium nachgewiesen werden konnten, bestätigen diese Sicht. Es ist möglich, daß Markus nach dem Jahre 44 Nachahmer gefunden hat, seien es Augenzeugen, seien es andere Anhänger Jesu, die ähnliche Berichte versuchten. Von ihnen sind jedoch keine Texte erhalten geblieben, und es scheint, daß solche weiteren Versuche kein großes Echo gefunden haben (vgl. Luk 1,1). Es ist daher vorauszusetzen, daß die neben dem Markusevangelium erhalten gebliebenen Evangelien des Matthäus und Lukas auf weiteren Augenzeugen fußen, wobei nach frühkirchlicher Überlieferung Matthäus selber Augenzeuge bzw. Quelle für sein Werk ist. Ergänzende Informationen konnte er von anderen Augenzeugen einholen. Die stemmatische Untersuchung hat gezeigt, daß er Markus nie als literarische Vorlage benutzt hatte, konnte aber für das Matthäusevangelium zehn Quellen – nicht identisch mit anderen Quellen – nachweisen, die Matthäus in unterschiedlichem Umfang nutzte. Für Lukas, der kein Augenzeuge war, ist auszuschließen, daß er das Matthäusevangelium als Quelle verwendete. Ebenso wenig läßt sich eine literarische Abhängigkeit des Lukas von Markus auch nur wahrscheinlich machen. In diesem Zusammenhang wurde daher schon mehrfach darauf hingewiesen, daß für einen hellenistischen und jüdisch-hellenistischen Schriftsteller die Befragung von Augenzeugen absolute Priorität vor schriftlichen Quellen hatte, wenn er über zeitgenössische Ereignisse schrieb. Dieses autorenspezifische Proprium ist im christlichen Bereich eine Zeitlang lebendig geblieben. Papias von Hierapolis, der um 110 oder etwas früher sein fünfbändiges Werk über Ereignisse des Lebens Jesu geschrieben hatte, zeigt gegenüber der ihm bekannten Verschriftung des Lebens Jesu (Markus- und Matthäusevangelium und andere uns unbekannte?) doch eine gewisse Skepsis,321 wenn er schreibt (Eusebius, Kirchengeschichte III 39,4): ou˙ ga«r ta« e˙k twvn bibli/wn tosouvto/n me w˙feleivn u˚pela/mbanon oºson ta« para« zw/shß fwnhvß kai« menou/shß (»das, was aus Büchern stammt, scheint mir nicht soviel Nutzen zu bringen wie das, was sich durch die mündliche Rede dauernd lebendig hält«). Zweifelsohne spielt bei einer solchen Aussage schon ein Denken mit, das der mündlichen Überlieferung einen gewissen Vorzug einräumt, wie es später bei Clemens von Alexandrien oder Irenäus von Lyon noch deutlicher zu spüren ist.322 Doch Papias steht als Glied der wohl noch dritten christlichen Generation den Geschehnissen zeitlich so nahe, daß seine Worte in erster Linie so verstanden werden müssen, daß er der Befragung der zweiten christlichen Generation, die ihr Wissen von Augenzeugen schöpfte, den Vorrang einräumt. So spricht er auch, 321 322
Vgl. H. Freiherr von Campenhausen 2003: 154 bes. Anm. 109. Vgl. U. H. J. Körtner 2006: 47-49.
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Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen
unmittelbar bevor er seine Skepsis dem verschrifteten Wort gegenüber äußert, von solchen Befragungen: »... kam einer, der den Presbytern gefolgt war, dann erkundigte ich mich nach den Lehren der Presbyter und fragte: Was sagte Andreas, was Petrus, was Philippus, was Thomas oder Jakobus, was Johannes oder Matthäus oder irgendein anderer von den Jüngern des Herrn, was dann auch Aristion und der Presbyter Johannes, ebenfalls Jünger des Herrn, sagen.« Da Papias (Eusebius, Kirchengeschichte III 39,4) selbst ein fünfbändiges Werk über Jesus geschrieben hat, suchte er dafür Informationen nicht nur im verschrifteten Wort, sondern wollte auch mündliche Informationen, die auf die erste Generation zurückgehen, nicht unähnlich dem früheren Vorgehen des Evangelisten Lukas. Die Synoptiker sind zeitlich versetzte Parallelerscheinungen, wobei Matthäus und Lukas den Grundaufbau und das Jahresschema wie Markus aufweisen. Das deutet jedoch nicht darauf hin, daß sie es von Markus übernommen hätten, sondern daß sich in der ältesten Jesusverkündigung der Urgemeinden Judäas, Samarias und Galiläas ein solcher Aufbau und ein solches Schema durchgesetzt hatten. Es blieb dem Apostel Johannes vorbehalten, dieses Schema zu durchbrechen und die echte zeitlich–historische Dimension in die Darstellung des Lebens Jesu einzubringen. Die aus den stemmatischen Untersuchungen gewonnene Erkenntnis, daß keiner der Synoptiker den anderen als Vorlage benutzte und jedes der drei Evangelien auf Quellen zurückgeht, die einander ähnlich oder voneinander entfernt sein können etc., zwingt zu dem Schluß, daß die Evangelien früh entstanden sein müssen, noch zu einer Zeit, in der zahlreiche Augenzeugen lebten, die man befragen konnte. Wäre Markus erst um 70 oder danach, Matthäus und Lukas um 80 geschrieben, hätten Augenzeugen bereits ein sehr hohes Alter erreicht oder die meisten von ihnen waren um 80 längst verstorben bzw. hatten den Märtyrertod erlitten. Im Maße des Verschwindens der Augenzeugen wären aber schriftliche Berichte, also (auch) die Evangelien, in das Interesse gerückt. Wenn drei Autoren über dasselbe Ereignis schreiben und keiner von ihnen, wie wir bewiesen haben, die Texte der anderen benutzt, bedeutet das, daß das Ereignis noch in äußerster Frische in den Gesprächen der Augenzeugen lebt, also von jeder Art von Historisierung sehr weit entfernt ist. Diese von uns ermittelte Tatsache, daß die Synoptiker literarisch nicht voneinander abhängig sind, ist ein gewichtiger Beweis der frühen Entstehung der Evangelien: Markus um 44, Matthäus im Laufe der Fünfzigerjahre, Lukas ebenso im Laufe der Fünfzigerjahre oder gegen Ende der Fünfzigerjahre.
Quellen: Beziehungen zu stemmatischen Untersuchungen
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Abschließend kann das Ergebnis der stemmatischen Untersuchungen unter Einschluß der frühkirchlichen Quellen und Luk 1,1-4 schematisch dargestellt werden:
1. PHASE: 30–42 n. Chr.
DAS CHRISTUSEREIGNIS ALS PRIMÄRQUELLE Berichte der Augenzeugen: neun Quellen (Mk)
darunter als Hauptquelle Petrus
zehn Quellen (Matth)
neun Quellen (Luk)
2. PHASE: 42–44 n. Chr.
3. PHASE: nach 44. n. Chr.: weitere mögliche Verschriftungen, von denen nichts erhalten ist, die auch kaum Beachtung fanden (vgl. Luk 1,1)
4. PHASE: Entstehung von Matth zwischen 50 und 60 n. Chr.
Entstehung von Luk zwischen 50 und 60 n. Chr. oder um 58 n. Chr.
Markus-Evangelium
Matthäus–Evangelium Matthäus Augenzeuge, selber Hauptquelle
Lukas-Evangelium
401
6. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN Die synoptischen Evangelien sind in der europäischen Literatur eine einzigartige Erscheinung. Es gibt nur diesen einen Fall einer so genau übereinstimmenden dreifachen Darstellung eines so umfangreichen Geschehens. Diese Übereinstimmung war sowohl der Anlaß, daß wir die literarischen Beziehungen der drei synoptischen Evangelien mit Hilfe der stemmatischen Methode untersuchten, als auch die Bedingung dafür, daß sie auf diese Weise untersucht werden konnten. Die stemmatische Methode war von Carl Lachmann entwickelt worden, um die wechselseitigen Abhängigkeiten verschiedener Handschriften desselben Textes zu untersuchen. Wir übertrugen nun diese Methode auf die Untersuchung dreier literarischer Gestaltungen desselben Ereignisses, der synoptischen Evangelien. Wie die stemmatische Methode bei der Untersuchung von Handschriften zu beweisbaren Schlüssen führt, so führte sie, übertragen auf dieses singuläre literarische Feld, ebenfalls zu beweisbaren Schlüssen, jenseits des bloßen Meinens und Für–wahr–Haltens, auf das man in der Literaturwissenschaft sehr häufig beschränkt ist. Es ließ sich beweisen, daß keine einzige der untersuchten Perikopen des einen Evangeliums die Vorlage eines anderen oder der beiden anderen ist. Es ließ sich weiter beweisen, daß die Perikopen entweder unabhängig voneinander auf jeweils verschiedene Quellen oder in jeweils wechselnden Paarungen auf zwar verschiedene, aber mehr oder weniger ähnliche Quellen zurückgehen. Die Zwei-Quellen-Hypothese ist also widerlegt: Keines der Evangelien ist die Vorlage der beiden andern, und die Existenz einer Quelle Q ließ sich ausschließen. Die von uns ermittelten Quellen liegen zeitlich vor den synoptischen Evangelien, die alle drei selbständige Gestaltungen des Stoffes sind, den die Verfasser der Evangelien in ihren Quellen fanden. Soweit haben wir es mit Tatsachen zu tun. Wir schließen hier die erste Hypothese an: Wie die Evangelien in allen wesentlichen Punkten übereinstimmen, so müssen schon ihre Quellen übereingestimmt haben, und diese Übereinstimmung der Quellen hat ihren Grund darin, daß die Quellen unmittelbar oder mittelbar mit den Berichten der Augenzeugen der Ereignisse übereinstimmen.
403
Appendix 1: Lexikalische Ergänzungen zum Wortgebrauch des Neuen Testamentes Die Semantik des Griechischen ist, zumal im NT, noch weitgehend unerforscht. Hier seien, in aller Vorläufigkeit, einige notwendige Ergänzungen zu den Lexika des Neuen Testaments gemacht, die in unsere Übersetzungen eingeflossen sind. a¡rcomai + Infinitiv Präsens323 Dieser Wortgebrauch findet sich nicht nur in der gesamten griechischen Literatur, sondern in besonderem Maße auch im NT, bei Markus allein 26 mal. (a) Mit a¡¡rcomai + Infinitiv Präsens werden Handlungen bezeichnet, die das Gegenteil von beiläufig oder zufällig sind. Positiv ausgedrückt: es bezeichnet Handlungen von einiger Dringlichkeit, Wichtigkeit, Feierlichkeit oder einigem Aufsehen. Beispiele: Mk 5,17 kai« h¶rxanto parakaleivn au˙to«n a˙pelqeivn » …und sie baten ihn dringend wegzugehen…«; Mk 5,20 kai« h¡rxato khru/ssein ... oºsa e˙˙poi/hsen au˙twvˆ o˚ ∆Ihsouvß »… und er machte es sich zur Aufgabe zu verbreiten …, was Jesus ihm (Gutes) getan hatte …«; Mk 6,7 kai« h¡rxato au˙tou«ß a˙poste/llein »... und ging daran, sie auszusenden …« Wenn man eine einzige deutsche Wortgleichung zu geben hätte, ließe sich a¡rcomai + Infinitiv Präsens übersetzen mit »etwas unternehmen« (im Gegensatz zu a¡rcomai + Partizip Präsens = »mit etwas anfangen«). Andere Übersetzungsmöglichkeiten: Man kommt nicht umhin, unter den folgenden zahlreichen Übersetzungen zu wählen, weil die Zielsprache, das Deutsche, viel stärker differenziert als die Ausgangssprache, das Griechische: unternehmen, sich daran machen, sich vornehmen, sich dazu bringen, es dahin bringen, daß, so weit gehen zu, sich unterfangen, es kam dazu, daß; (mithilfe von Adverbien) dringend, ernstlich, nachdrücklich, inständig. (b) Neben diesem mag es den sogenannten phraseologischen Gebrauch geben. »Phraseologisch« heißt »umschreibend« und bezeichnet z.B. im Deutschen die Ausdrucksweise »ich darf hoffen« statt des einfachen »ich hoffe« oder »ich muß mich wundern« statt des einfachen »ich wundere mich«. Solche Wendungen sind in anderen Sprachen meistens nicht wiederzugeben. Im Neuen Testament sollte man nur mit Zögern zu dieser Erklärung seine Zuflucht nehmen (gegen M. Reiser324). a˙pokri/nomai geht in seiner Bedeutung weit über das hinaus, was in »antworten« steckt. Eine viel genauer treffende Wortgleichung ist das umgangssprachliche »reagieren«. Beispiele: Mk 6,36/37 »… laß die Leute ziehen, damit sie in die umliegenden Gehöfte und in die Ortschaften gehen und sich dort etwas zu essen kaufen können.« o˚ de« a˙pokriqei«ß ei°pen au˙toivß »Der sagte ihnen daraufhin …«; »Der sagte ihnen auf diesen Vorschlag …«; »Der sagte ihnen dagegen …« Man sollte also weder bei Luthers Übersetzung bleiben, z.B. »er antwortete und sprach«, noch das Wort unübersetzt lassen. qauma/zw »sich wundern über eine Sache und (sich) daraufhin fragen; wissen wollen, wie es sich mit dieser Sache verhält«; es steht dem englischen »to wonder« sehr viel näher als dem deutschen »sich wundern«, »staunen«. Wir geben einige Beispiele dieses Sprachgebrauchs: Platon, Resp. I 348e2 »... das aber fragte ich mich mit Erstaunen (e˙qau/masa), ob du die Ungerechtigkeit auf die Seite der Bestheit und des Könnens stellst ...«; Xenophon, Mem. 1, 1 »Ich habe mich oft verwundert gefragt (e˙qau/masa), mit welchen Beweisen denn eigentlich die Ankläger des Sokrates die Athener überzeugen konnten, daß er sich gegenüber dem Staat des Todes schuldig gemacht habe.«; Anab. 1, 8, 16 »Und der fragte erstaunt (e˙qau/mase), wer den Befehl gegeben hatte ...« Derselbe Sprachgebrauch findet sich z.B bei Mk 15,44: »Und Pilatus fragte erstaunt (e˙qaumase), ob er schon tot sei ...« In absoluter Verwendung 5,20 kai« pa/nteß e˙qau/mazon »und alle fragten sich erstaunt, was es damit auf sich hatte/ was an dieser Sache war«; ebenso Mk 15,5. Dieser Sprachgebrauch liegt auch Mk 6,51vor: »und das brachte sie in eine gewaltige tiefinnere Erregung und sie fragten sich verwundert/ ratlos, was es damit auf sich hatte.« (Der Text des NA 27. Aufl. ist unvollständig325; es muß heißen: ... e˙xi/stanto kai« e˙qau/mazon). Diese Bemerkungen sind einem leider fast völlig unbekannt gebliebenen Werk verpflichtet: J. A. Kleist 1936: 154-161; siehe auch M. Reiser 1984: 43-45. 324 M. Reiser 2001: 45. 325 U. Victor 2006: 5088. 323
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Appendix 2: Kurze Erläuterung der mathematisch–statistischen Methode nach W. Fucks und K. Lauter Ein Text besteht aus Sätzen, ein Satz aus Wörtern, ein Wort aus Silben und Buchstaben. Die Häufigkeitsverteilung der Silben oder Buchstaben pro Wort ist primär sprachspezifisch und weniger autorenspezifisch. Werden daher Texte einer einzigen Sprache untersucht, hier griechische Texte des Neuen Testaments, ist eine solche Untersuchung nicht erforderlich. Ebenso kann darauf verzichtet werden, Mittelwert und Streuung etc. von Wortklassen pro Satz zu errechnen, da die von den damaligen Autoren gedachte Einteilung des Textes in Sätze wegen des weitgehenden Fehlens der Interpunktion in den Handschriften kaum mehr rekonstruiert werden kann.326 Hier ist eine erste Unsicherheit gegeben, die natürlich auch dadurch nicht aufgehoben werden kann, daß zumindest Punkte nach »Sätzen« angenommen werden müssen. Die heutige Annahme von Punkten verfälscht somit in gewisser Weise das Gesamtergebnis und ist Teil des Unsicherheitsfaktors einer fast zweitausendjährigen Textüberlieferung. Wenn z.B. bei zwei antiken Texten 41,2% Abweichungen über die Toleranzgrenze von 3% festzustellen sind,327 und man den Unsicherheitsfaktor, der zwischen 10% und 20%328 liegen kann, abzieht, verbleiben im ungünstigsten Fall noch 21,2% Abweichungen, genug, um mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen zu können, daß beide Texte nicht denselben Autor haben werden. Das Verfahren kann folgendermaßen erläutert werden: • Man definiert den Umfang der zu untersuchenden Texteinheiten, z.B. die 36 Perikopen von 1MkQ usw., und errechnet die absolute Häufigkeit der Wortklassen und der »Punkte« (genannt »Elemente«): Adjektiv (a), Adverb (b), Konjunktion (c), Artikel (d), Nomen (n), Eigenname (e), Präposition (p), Pronomen (r), Verb (v), Partikel (x), Interjektion (i), Punkt (0). • Nun berechnet man die relative Häufigkeit der einzelnen Elemente, indem man die absolute Häufigkeit eines Elements durch die Gesamtzahl der Elemente dividiert und mit 100 multipliziert. Die so prozentuell normierte relative Häufigkeit erlaubt es, Texte mit einer unterschiedlichen Zahl an Elementen zu vergleichen. Bei diesem ersten Schritt wurde nur die Häufigkeit der Elemente, absolut und relativ, im gesamten Auswahltext nachgewiesen. Dabei konnte aber die Anordnung der Elemente innerhalb des Textes nicht berücksichtigt werden. Einen viel genaueren Einblick in die Textstruktur erhält man, wenn Elemente zu Zweiergruppen verknüpft werden: • Es wird je ein ausgehendes Element genommen (z.B. Adjektiv [a]), dem jeweils ein Element folgt (z.B. a–a, a–b, a–c usw., b–a, b–b, b–c usw.) • Nachdem die absoluten Häufigkeiten aller möglichen Verknüpfungen der Elemente festgestellt sind, können die relativen Häufigkeiten berechnet werden. Die Normierung kann sowohl durch die Gesamtheit der Elemente erfolgen als auch durch die ausgehende Wortklasse. Wir verwenden die letztere Möglichkeit, um Darstellungen in einem Koordinatensystem zu erleichtern. Mit diesem Verfahren ist man in der Lage, den formalen Sprachstil eines bestimmten Autors exakt darzustellen. Wendet man dieses Verfahren auf einen weiteren Text an und überträgt die gewonnenen Werte in eine Tabelle oder in ein Koordinatensystem, so kann sich folgendes zeigen: Die Werte liegen alle innerhalb der Toleranzgrenze von 3% (die beiden Texte sind in ihrem formalen Sprachstil überaus ähnlich), ein je unterschiedlicher Teil der Werte geht über die Toleranzgrenze hinaus (die beiden Texte sind in ihrem formalen Sprachstil noch ähnlich bis sehr verschieden). Ebenso muß die später hinzu gekommene Kapitel– und Verseinteilung ohne Berücksichtigung bleiben. So z.B. zwischen dem Johannesevangelium und der Apokalypse (vgl. K. Jaroš 2008: 252-255). 328 Vgl. oben Anm. 270. Bei den Evangelien dürfte der Unsicherheitsfaktor kaum über 10% liegen, da z.B. keine zweifache Textüberlieferung eines Evangeliums vorliegt, wie bei der Apostelgeschichte. Vergleicht man daher das Lukasevangelium mit der Apostelgeschichte, lassen sich 19,5% Abweichungen über die Toleranz hin feststellen, ein Wert, der angesichts der zweifachen Textüberlieferung der Apostelgeschichte praktisch als 0% gelten kann und somit höchst wahrscheinlich macht, daß beide Texte vom selben Autor stammen. 326 327
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Appendix 2
W. Fucks und J. Lauter haben dies im Vergleich zwischen Goethe und Kant exemplarisch aufgezeigt. Beim Vergleich zwischen Kants »Analytik« und »Dialektik« aus der »Kritik der reinen Vernunft« (je 8000 Elemente) liegen z.B. keine Werte (ausgehend von n und v) außerhalb der Toleranzgrenze von 3%. Dagegen kommen beim Vergleich zwischen Kant und Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre« 11 von 24 Punkte außerhalb der Toleranzgrenze zu stehen.
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Appendix 3: Rudolf Bultmanns »Geschichte der synoptischen Tradition« Das Ziel des Buches ist hoch gesteckt. Bultmann will »ein Bild von der Geschichte der Einzelstücke der Tradition« (S. 4) geben. Das Ergebnis ist ernüchternd: Das Buch ist nicht mehr als eine Sammlung von Vermutungen, deren Beliebigkeit auf jeder Seite offenkundig ist.329 Das gilt sowohl in Bezug auf die Grundannahmen330 wie auch in Bezug auf die Anmerkungen zu einzelnen Erscheinungen (s.u.). Bultmann fragt: »Welche Mittel sind nun außer der literarkritischen Analyse gegeben?« (S. 7) Er nennt drei: 1. »Von der Geschichte der Tradition liegt zwar der größte Teil im Dunkel, ein kleiner Abschnitt ist aber doch an der Hand der Quellen zu beobachten, nämlich die Abwandlung, die der Mk-Stoff in der Bearbeitung des Mt und Lk erfahren hat.« Von den drei »Mitteln«, die Bultmann nennt, ist dieses erste das bei weitem konkreteste, weil die tatsächlich vorhandenen Texte der Synoptiker verglichen und aus ihnen Schlüsse gezogen werden. Im Gegensatz dazu ist es ein recht luftiges und halsbrecherisches Unternehmen, »die ursprüngliche Form eines Erzählungsstückes« (2) oder »Analogien« (3) zu ermitteln. Aber auch dieses erste »Mittel« kann seinen Zweck nicht erfüllen. Es wird zwar oft behauptet, die Zwei–Quellen–Hypothese sei und bleibe bis auf weiteres eine Hypothese, aber ebenso oft wird mit ihr wie mit einer erwiesenen Tatsache umgegangen. So auch durch Bultmann. Unsere Untersuchung hat die Zwei–Quellen–Hypothese widerlegt. Bultmann geht also von falschen Prämissen aus, aus denen bekanntlich höchstens zufällig oder versehentlich richtige Schlüsse gezogen werden können. Mit diesem Satz könnte man die Stellungnahme zu Bultmanns Buch beenden, wenn es nicht einerseits in anderen Hinsichten unendlich viel zu wünschen übrig ließe, andererseits so einflußreich gewesen wäre. 2. »Die ursprüngliche Form eines Erzählungsstückes, eines Herrenwortes, eines Gleichnisses zu erkennen, ist eben das Ziel der formgeschichtlichen Betrachtung. Sie lehrt damit auch sekundäre Erweiterungen und Bildungen erkennen und begegnet sich in solchen für die Geschichte der Tradition wichtigen Ergebnissen mit der vorigen Betrachtungsweise.« Abgesehen davon, daß von solchen »ursprünglichen Formen« nicht die geringsten Spuren in der handschriftlichen Überlieferung der Evangelien zu finden sind – und dort müßte man sie finden, weil niemand sie vollständig hätte entfernen können! –, kann eine solche »formgeschichtliche Betrachtung« nichts anderes als Vermutungen hervorbringen. Die Schwierigkeiten beginnen bei der Begriffsbestimmung und Abgrenzung der verschiedenen »Formen«. Warum zum Beispiel werden Mk 3,1-6 oder Luk 14,1-6 unter die Apophthegmata eingereiht, nicht aber unter die Heilungswunder? Die »Formen« sind Prokrustesbetten, und Bultmanns Buch ist ein ganzes Lazarett von Prokrustesbetten. Der Leser gewinnt den Eindruck, daß der Verfasser glaubt, die Bestimmung einer Perikope nach ihrer literarischen »Form« sei eine Aussage über ihre historische Glaubwürdigkeit: Ist eine »Form« in bestimmter Weise benannt, gehört die Perikope nicht mehr der Geschichte, sondern nur noch der Literatur an. Es sei gegen einen solchen Kurzschluß nur ein Satz gesagt: die Fülle literarischer Gattungen, auch der kleinen, verdankt sich der Fülle des wirklichen Lebens. Insgesamt ist zu sagen, daß die Formgeschichte ein Phantasma ist. Gäbe es sie, so müßten sich aus der Fülle der einstmals umlaufenden Geschichten, Anekdoten, Wundererzählungen etc. wenigstens zu einigen der evangeliWie beliebig diese Vermutungen sind, wird spätestens dann offenbar, wenn man das »Ergänzungsheft«, bearbeitet von G. Theißen und P. Vielhauer 1979, hinzunimmt, das in dankenswerter Weise die Fortsetzung des Vermutens nach Bultmann dokumentiert. Wir geben – in gekürzter Form – ein zufällig herausgegriffenes Beispiel: (S. 30 zu S. 38 Mk 7,24-31 Par.: die Syrophönizierin) »Lohmeyer hält die Heilung für ein sekundäres Motiv, das zum ursprünglichen Dialog (Bitte um Heilung und Gewährung) hinzugewachsen sei. Ähnlich Dibelius … Anders Kertelge: Der Dialog sei sekundär … Einen dritten Weg geht T. A. Burkill … Aus urgemeindlichen Debatten um das Recht der Heidenmission stammt die Perikope nach T. A. Burkill … G. Schille versteht die Erzählung als ätiologische Missionslegende. T. Kagawa wendet sich (für die redaktionsgeschichtliche Ebene) gegen ‚missionarische’ Interpretationen … J. Roloff bestreitet auch für die traditionsgesch. Ebene ‚missionarische’ Interpretationen …« 330 Ein Beispiel: »Das läßt sich nun m. E. mit Sicherheit feststellen, daß die Formung des Stoffes in der palästinensischen Urgemeinde erfolgt ist – sowohl die der einheitlichen Konzeptionen wie die der anderen Stücke.« (S. 49, Hervorhebung von den Verfassern) 329
308
Appendix 3
schen Perikopen entweder christliche oder hellenistische oder jüdische Parallelen erhalten haben, deren literarische Verwandtschaft offensichtlich wäre. Alles, was von Bultmann angeführt wird, kann auch bei großzügiger Betrachtung nicht als das angesehen werden, was Bultmann zu sehen behauptet. Wenn Texte in einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort entstehen, wäre es der besonderen Erwähnung wert, wenn sie nicht von der Literatur dieser Zeit und dieses Ortes beeinflußt wären. Man fragt sich also immer wieder, welchen Erkenntnisgewinn viele der Bultmannschen Hinweise auf die rabbinische Literatur oder arabische Sprichwörter etc. bringen oder gar welche Beweiskraft sie haben sollen. 3. »Es stehen Analogien zur Verfügung sowohl für die Form der Traditionsstücke wie für die Geschichte der Tradition.« Es wundert die Nachgeborenen, daß nicht wenigstens zu einigen wenigen Stellen »Analogien« aus der unmittelbaren Zeit und Nähe der Autoren zu finden sind, die den zu betrachtenden überlieferten Stücken der Evangelien in Wortlaut und Inhalt so nahe kommen, daß die Verwandtschaft offen zu Tage läge. Statt dessen wird man z.B. auf buddhistische Texte verwiesen. In sehr vielen Fällen fragt man sich, ob der Verfasser nie die Erfahrung gemacht hat, daß die Wirklichkeit viel erfinderischer und einzigartiger ist, als die Literatur je sein könnte. Zumal dann, wenn die zeitgenössischen Leser ohne Schwierigkeiten eine Nachricht als nicht authentisch oder befremdlich und verdächtig hätten erkennen können, sollte der Leser des 20. oder 21. Jahrhunderts mit der Unterstellung, das Berichtete sei eine Erfindung seines Autors, sehr zurückhaltend sein.331 Beweisen »Analogien«, daß der in Frage stehende Text einen erfundenen Sachverhalt berichtet? Eben dies meint Bultmann, ohne es auszusprechen, durch sein ganzes Buch hindurch. Er scheint besessen von der Angst, eine Einzelheit der evangelischen Berichte könnte von einem Leser dieser Berichte als historische Tatsache angesehen werden. Ohne es deutlich genug zu sagen, hält Bultmann den gesamten Erzählungsstoff für legendär. Immerhin heißt es wenigstens am Schluß des Buches recht eindeutig: »… die Evangelien sind erweiterte Kultuslegenden« (S. 396). Zu den Eigenheiten des Buches gehört, daß die Unsicherheit der Vermutungen durch sprachliche Emphase verdeckt wird: Dort, wo man Fragezeichen erwartet, stehen in Bultmanns Buch sehr häufig Ausrufezeichen. »Die Pointe (Luk 14) V. 5, die Mt in Mk 3,1–6 untergebracht hat (Mt 12,11f.), war offenbar ein isolierter Spruch, und zwar ein traditionelles Argument in den Sabbatdebatten der Urgemeinde.« (S. 10, ebenso 11, 13) »Die Pointe, das Wort Jesu (Mk 2) V. 17, hat keine straffe Beziehung zur Situation; es ist sicher ursprünglich isoliert gewesen …« (S. 16, ebenso 25) »Bei dem ersten, von Mt und Lk gemeinsam überlieferten Apophthegma ist klar, daß das Wort Jesu auch ohne den Rahmen existiert haben könnte. Ja, das muß der Fall sein …« (S. 27) Das Wunderbare, das Bultmann in den Erzählungen über Jesus nicht für historisch hält, ereignet sich statt dessen bei der Entstehung der Evangelien: Wenn eine Geschichte erzählt wird, in der Jesus spricht, hat Bultmann ungezählte Male den Verdacht, daß die Schilderung der Ereignisse und die Worte Jesu nicht zusammengehören. Es haben dann auf wunderbare Weise »die Worte eine Situation erzeugt«, und er weiß auch, daß es »nicht umgekehrt« ist (S. 20). In der Welt, in der wir leben, gehören Ereignisse und Worte sehr häufig zusammen, sowohl in der Literatur als auch in der Wirklichkeit. Ungezählte Vermutungen Bultmanns sind durch unsere Untersuchungen erledigt: Die Vermutung zum Beispiel (S. 12, 227), daß in Markus 2,1-12 Parr. die Verse 5b–10b »eine sekundäre Einfügung« sind, kann schwerlich aufrecht erhalten werden, wenn diese »Einfügung« nicht nur in einem Text, dem des Markus, vorgenommen worden sein müßte, sondern, unabhängig voneinander, in wenigstens zwei oder sogar drei Texten. Aber auch schon vor unseren Untersuchungen hätte man keine »sekundäre Einfügung« vermuten dürfen: Es ist unverständlich, wie man verkennen kann, daß die Verbindung der beiden Teile, wenn man sie für ein Stück Literatur hält, wie es Bultmann offensichtlich tut, zu den glänzendsten Einfällen der Autoren der Evangelien zu Bultmann (S. 307) sieht z.B. ohne jede Begründung die Kreuzesinschrift, den titulus, als eine Erfindung an. Zum einen ist die Praxis solcher Tituli nachzuweisen, zum anderen ist – ohne jeden Zweifel, aber von der Neutestamentlichen Wissenschaft noch nicht zur Kenntnis genommen – ein Stück eben dieses Titulus Jesu in Santa Croce in Rom erhalten, s. C. P. Thiede / M. d’Ancona 2000: 83-140, K. Jaroš 2002: 103-109. 331
Appendix 3
409
zählen wären. Nach dem dramatischen Durchbruch durch das Dach erwarten der Gelähmte, seine Helfer, das Publikum des Geschehens und die Hörer und Leser das, was ihnen über Jesu Tätigkeit berichtet worden war, eine Heilung. Statt dessen geschieht etwas völlig anderes, to« a˙prosdo/khton: die Erwartung wird in erstaunlicher Weise enttäuscht. Dem Gelähmten werden seine Sünden vergeben! Bultmanns Bemerkung »denn nach Vers 5b – 10 fragt man: welches ist der Eindruck auf die Gegner? gehören sie etwa zu den doxa/zonteß von V. 12?! vielmehr müßte wie 3,4 usw. ihr Verstummen332 berichtet sein!« läßt staunen. An ungezählten Stellen der Evangelien wird nicht berichtet, was die Modernen erwarten; man denke nur an den Lakonismus der Berichte über die Berufung der Jünger. Es kennzeichnet die Evangelien, daß sie »eine Kette von Federzeichnungen« sind.333 Der Leser muß sich immer wieder viele berechtigte Fragen selbst beantworten. Es gehört hierher, daß Bultmann blind ist für die literarischen Qualitäten der evangelischen Texte. Er nimmt weder wahr, daß jeder der Evangelisten eine ausgeprägte Schriftsteller–Persönlichkeit ist, noch daß Markus die zwei anderen Synoptiker als Literat weit übertrifft. So kann er auch nicht erkennen, daß schon diese Tatsache der literarischen Überlegenheit des Markus die Zwei–Quellen–Hypothese widerlegt: Wenn Markus die Quelle und Vorlage der beiden anderen Synoptiker wäre, hätten sowohl Matthäus als auch Lukas, beide, das Kunststück fertig gebracht, die nahezu immer weit glänzendere Fassung des Markus nicht nur in ihrer Qualität zu verkennen, sondern sogar in eine weit schwächere Fassung umzuschreiben.
332 333
Wir können übrigens in »3,4« kein »Verstummen« von wem auch immer erkennen. Th. Zahn 1922: 374.
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Kennzeichnung der Texte (Kategorien)
MatthQ/Luk und –Mk
I Markus und Matthäus hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Lukas wesentlich unterscheiden. II Markus und Lukas hatten unterschiedliche, aber ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Matthäus wesentlich unterscheiden. III Matthäus und Lukas hatten unterschiedliche bis ähnliche Quellen, die sich von der Quelle des Markus wesentlich unterscheiden. IV Markus, Matthäus und Lukas hatten sehr ähnliche oder fast gleiche Quellen. IV* Markus, Matthäus und Lukas hatten verschiedene bis überaus verschiedene Quellen. A Markus und Matthäus hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen. A* Markus und Matthäus hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen. B Markus und Lukas hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen (nicht nachgewiesen). B* Markus und Lukas hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen. C Matthäus und Lukas hatten verschiedene, aber ähnliche Quellen. C* Matthäus und Lukas hatten verschiedene bis völlig verschiedene Quellen.
Die Quellen
MatthQ–Mk /und/ –Luk
MatthQ–Mk und –Luk
LukQ–Mk /und/ –Matth
LukQ/Mk und –Matth
LukQ/Matth und –Mk
LukQ/Mk und /Matth
LukQ–Mk und –Matth
MkQ/Matth und –Luk Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk. MkQ/Luk und –Matth Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth. MkQ–Matth /und/ –Luk Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind. MkQ/Matth und /Luk Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind. MkQ–Matth und –Luk Eine Quelle des Mk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander verschieden bis sehr verschieden sind. MatthQ/Mk und –Luk
MatthQ/Mk und /Luk
Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk. Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind.
Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk. Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Luk, die einander ähnlich bis fast gleich sind Eine Quelle des Matth ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Luk, die einander verschieden bis sehr verschieden sind. Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth, die einander ähnlich bis fast gleich sind Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth. Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk. Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Mk und eine ihr ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matth, die einander ähnlich bis fast gleich sind. Eine Quelle des Luk ist charakterisiert durch ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Mk und und eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matth, die einander verschieden bis sehr verschieden sind.
aMkQ/Matth
Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matthäus. a*MkQ–Matth Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matthäus. b*MkQ–Luk Eine Quelle des Markus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Lukas. Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Markus. a*MatthQ–Mk Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Markus. cMatthQ/Luk Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Lukas. c*MatthQ–Luk Eine Quelle des Matthäus ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Lukas. aMatthQ/Mk
b*LukQ–Mk Eine Quelle des Lukas ist charakterisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Markus. cLukQ/Matth Eine Quelle des Lukas ist charakterisiert durch eine ähnliche bis fast gleiche Quelle des Matthäus. c*LukQ–Matth Eine Quelle des Lukas ist charaktersisiert durch eine ihr verschiedene bis sehr verschiedene Quelle des Matthäus.