Mose und sein Werk: Ein Vortrag [Reprint 2019 ed.] 9783111544908, 9783111176505


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Vorwort
Hochgeehrte Herren!
Anmerkungen
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Mose und sein Werk: Ein Vortrag [Reprint 2019 ed.]
 9783111544908, 9783111176505

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Mose und sein Werk (Ein Vortrag von

D. Dr. Georg Seer o. Professor der Theologie an der Universität Heidelberg

Verlag von Alfred Opelmann (vormals I. Nicker) -> Gießen ° 1912

Alle Rechte Vorbehalten.

V). Nowack gewidmet zur Erinnerung an die Jahre gemeinsamen Wirkens in Straßburg.

Vorwort. Der folgende Vortrag ist am 26. Juni auf der diesjährigen Ver­ sammlung des Badener wissenschaftlichen Predigervereins in Karlsruhe gehalten worden. Absichtlich habe ich die Form des Vortrages, die sich beim Lesen nicht ausdringlich machen dürste, beibehalten, und auch den Wortlaut habe ich ziemlich gewahrt. Abgesehen von ein paar ergänzenden Sätzen betreffen die Änderungen nur die Glättung des Stiles. Billig zu habender, den Druck aber verteuernder prunk mit Gelehrsamkeit ist mit Rücksicht auf die Verbreitung des Vortrages vermieden worden. Was zur Erläuterung des Gesagten nötig war, ist in den erst hinzugekommenen Anmerkungen niedergelegt. Dort findet der Leser auch einige Literatur genannt, aus der ich selbst mich habe belehren lassen, und aus der er auch andere Ansichten über Mose und sein Werk kennen lernen möge. Heidelberg, 16. 3ult, 1912.

Georg veer.

Hochgeehrte Herren! Mit dankbarer Freude begrüße ich die Gelegenheit, mich bei Ihnen, fluge in ctuge, als Vertreter der protestantischen alttestamentlichen Wissenschaft unseres Badener Landes durch den heutigen Vortrag einführen zu dürfen. Wem noch etwas daran gelegen ist, daß das Christentum seinen historischen Zusammenhang mit den Religionen der Antike, besonders des vorderen (Orients, nicht aufgibt, was ein nie mehr gut zu machender Schaden für unsere heutige Religion wäre, der wird in dem Ganzen der theologischen Disziplinen auch dem Alten Testament, das die feste Brücke zwischen der durch Jesus heraufgeführten Neuzeit und dem Altertum bildet, gern einen Platz gönnen, von hier aus schöpfe ich den Mut, mit einem alttestamentlichen Thema an Sie heranzutreten, das für mich wenigstens die ältesten geschichtlichen Anfänge unserer Religion betrifft.

Die israelitisch-jüdische Religion will nicht natürlich gewachsen, sondern gestiftet sein. Mose soll sie begründet und ihr für ewige Zeiten den Stempel seines Geistes aufgedrückt haben. Wie verhält sich derheutigehistorikerzu diesem Anspruch? hat sich in dem gegenwärtigen Betrieb der alttestamentlichen Wiffenschaft etwas derart geändert, daß wir mit größerer Gewißheit als früher die Überlieferung bejahen, oder verneinen können? (Oder ist die Sachlage noch ungefähr die gleiche wie in den Jahren der er­ wachenden Bibelkritik? Sind wir über ein Schwanken zwischen den Gründen für und wider die Geschichtlichkeit Mosis und seines Werkes noch nicht viel hinausgekommen? Mit der allgemein gebilligten Unterscheidung verschiedener Erzäh­ lungsschichten im hexateuch ist allerdings, hoffentlich für immer, mit der älteren Anschauung aufgeräumt worden, wonach wir in den Büchern Exodus bis Deuteronomium, so zu sagen, das selbstgeführte W ü st e n tagebuch Mosis zu erblicken hätten. Eine strengere Sichtung zwischen Sage und Geschichte ist der früheren Forschung noch nicht gelungen.

8 heutzutage denkt man vielfach wieder einmal günstiger über die Glaubwürdigkeit der biblischen Erzählungen über Mose. Die täglich fortschreitende Erschließung des modernen Orients führt vor unseren erstaunten Augen immer klarer eine versunkene Welt zurück, die um mehrere Jahrtausende jenseits der Zeit Mosis liegt. Zwar haben Inschriften und sonstige Funde bis jetzt hartnäckig uns jede unmittel­ bare Kunde über Mose verweigert. Jedoch meinen manche Forscher aus dem immer mehr sich lichtenden Hintergrund, in dessen früherem Dunkel Person und Tat des Mose zu verschwinden drohte, jetzt deut­ lichere Linien für das Wirken des alttestamentlichen Religionsstifters erkennen zu können. Das hängt mit der Einsicht zusammen, daß

unsere biblischen Nachrichten, aus die wir jetzt wie einst für die Be­ urteilung Mosis und seines Werkes in der Hauptsache angewiesen bleiben, obwohl sie erst vier und mehr Jahrhunderte nach der mut­ maßlichen Zeit Mosis ausgeschrieben wurden, der von der folgenden Kulturentwicklung Israels und der Geistesart der einzelnen Erzähler allerdings zwar nicht unberührte, im übrigen aber treueNiederschlag guter Erinnerungen sind, die der Zeit Mosis nicht allzu fern liegen, oder gar bis in sie hineinreichen. Indessen ist mit dieser im allgemeinen gewiß richtigeren, gegen­ wärtigen Wertung der biblischen (Quellen im einzelnen noch nicht allzuviel erreicht worden. Der sagen- und mythenhaste Schleier, der über die Geschichte Mosis sich breitet, ist noch nicht genügend gelüstet. Täppische Hand hat ihn hie und da schon rauh zerzaust. Trotz unserer zweifellos besieren Kenntnis der vorderasiatischen und ägyptischenKulturund Religionsgeschichte ist eine befriedigende Einschätzung der Religionsstiftung Mosis im Rahmen der Geschichte Israels und der um­ liegenden Völker bis jetzt nicht erfolgt. Bestimmte man früher die Anfänge der Religion Israels unter Mose häufig zu niedrig, so jetzt nicht selten zu hoch. Die meiste Förderung in der literarischen und geschichtlichen Kritik der biblischen (Quellen über Mose verdanken wir neuerdings dem be­ kannten Berliner Althistoriker E. Meyer - und doch will gerade er von Person und Werk des Moses nichts rechtes wissen! Trotz manchem Fortschritte ist also die Sachlage für die heutige Forschung über Mose noch nicht gar zu sehr von der früheren verschieden. Wie der natürliche Grund der sprichwörtlichen ägyptischen Finsternis noch nicht ganz erhellt ist, so lagert von ihr auch noch etwas über Mose und seinem Werk!

9 Das ist peinlich einzugestehen, reizt aber vielleicht gerade deswegen zum weiteren Forschen. Nicht mehr und nicht weniger als einige Richtlinien zur Be­ antwortung der ganzen schwierigen Frage möchte ich hier entwerfen, indem ich mir, teils wo ich anderen folge, teils wo ich eigne Wege

einschlage, des subjektiven Charakters meiner Ausführungen vollauf bebewußt bleibe. Seit Voltaire ist mehr als einmal hinter die Geschichtlichkeit des biblischen Mose ein großes Fragezeichen gesetzt worden. Ge­ legentlich hat man gemeint, ganz von der Person IHofts für das Ver­ ständnis der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte absehen zu müssen. Das wäre aber unwissenschaftlich! Es ist noch Niemandem bis jetzt gelungen, unter der Voraus­ setzung der Ungeschichtlichkeit IHofts überzeugend zu erklären, warum der nur vermeintliche israelitische Religionsgründer einen ägyptischen Namen trage. Denn Mose ist ägyptisch und bedeutet „Rind". Der ägyptische Name des israelitischen Religionsstifters ist unerfindlich, hier stoßen wir aus hartes Gestein der Überlieferung, das sich nicht zer­ trümmern läßt. Um so weniger, da ägyptische Namen auch sonst in den levitischen priestersamilien heimisch sind, aus welchen Nlose stammte. So sind hur, Hosni, Pinechas und putiel, lauter Namen aus der ältesten israelitischen Geschichte bekannter Leviten, gut ägyptisch. Dazu kommt noch der ägyptische Name paschhur für einen Priester zur Zeit Jeremias. Alle diese ägyptischen Levitennamen lassen sich nur so deuten, daß Levi einst engere Beziehungen zu Ägypten gehabt haben muß. Der ägyptische Name „Nlose" paßt in das ägyptische Kolorit der Auszugslegende gut hinein. Daß dieses erst künstlich dar­ über gelegt sei, widerspricht dem naiven Charakter der Exodussagen. Nlosche zum Heros eponymos der völlig bedeutungslosen Leviten­ sippe Nluschi zu machen, heißt die Sache aus den Kopf stellen. Daß „Nlose", abgesehen vom hexateuch, besonders erst in exilischer und nachexilischer Literatur vorkommt, fällt nicht schwer ins Gewicht; finden sich doch Anspielungen an seine Geschichte in älteren Propheten­ texten. Was uns im Alten Testament über Nlose erzählt wird, sind Sagen und Legenden; hie und da ist die Überlieferung auch von dem flimmernden Band des Mythus durchzogen, wollte man deswegen Mose für eine ungeschichtliche Person erklären, so müßte man auch Männer wie Cyrur, Alexander, Barbarossa u. a. aus der Weltge­ schichte streichen. Grade nur um die ganz Großen in der Mensch-

10 heit flicht sich, oft schon bei Lebzeiten, ein bunter Sagen- und My­ thenkranz. Die Geschichtlichkeit Mosis ist mit dem Aufenthalt Israels in Ägypten und dem Auszug von dort verknüpft. Ein Volk von so lebhaftem Nationalgefühl wie Israel, das man dreist das pa­ triotischste aller antiken Völker nennen darf, wird seine Wiege nicht beschimpfen und behaupten, daß sie im Knechtshause Ägypten ge­ standen habe, wenn die Wirklichkeit nicht dazu stimmte. Als Israel zur Kultur übergegangen war, und sich seiner Herkunft aus der Wüste schämte, da hat es seine Ursprünge zu nobilitieren gesucht, indem es sie nach Babylonien verlegte, dem Hauptsitz der antiken Groß­ kultur. Doch das ist durchsichtige im Dienst der nationalen Eitelkeit stehende Mache, die zudem erst verhältnismäßig spät in der Über­ lieferung austaucht, verschweigen bis jetzt — welche Neckerei für den Historiker!-die ägyptischen Denkmäler ebenso beharrlich den Auf­ enthalt Israels in Ägypten wie die babylonischen und persischen die zwangsweise Ansiedlung der Juden im Zweistromland, so bezeugen die ersteren mehr als einmal den Übertritt semitischer Wanderstämme in das Kulturland am Nil sowie die Rückkehr von dort. Das sind parallelen zur Einwanderung Israels in Ägypten und zum Exodus. Die Massen bedürfen überall eines Führers. Mehr als anderswo hängt in der Religion aller Fortschritt von der großen Persönlichkeit ab. Die Menge bringt wohl den Helden, wird aber erst von ihm aus ein höheres Niveau gehoben, das gewöhnlich aber unter dem des Helden bleibt und meist nach einiger Zeit sich wieder vertieft. Der Mono­ theismus ist, wie anderswo so auch in Israel, stets nur das Sonder­ gut einzelner erleuchteter Geister gewesen —man darf ihn nicht der stumpfen Masse insinuieren! Wie noch im heutigen Grient unter dem Firnis von Islam, Christentum und Judentum das antike semitische Heidentum immer wieder durchschimmert, so klagt schon ein Jeremia, daß so viele Städte Juda besitzt, so viele Götter es verehre. Re­ ligion hat nur als sittlicher Persönlichkeitsglaube Bedeutung. 3n der Geschichte desselben sind zwar die Propheten des Alten Testa­ ments wichtige Knotenpunkte, sie sind aber nicht die ersten Anfänger gewesen, noch weniger waren es die Volkskönige Israels und seine Helden. Die Entwicklung geht über sie noch zurück. Böte nun hier nicht die Überlieferung den Namen Mose, als Urheber der Religion Israels, so müßten wir uns nach einem Ersatz umtun. Die Israe­ liten sind nicht von jeher in Kanaan heimisch gewesen. Als sie dort­ hin kamen, fanden sie — das wußten wir bisher aus dem alten Testa-

11 ment und wissen es jetzt noch genauer durch die Ausgrabungen und

Zünde in Palästina - eine ihnen weit überlegene Kultur und ein reich ausgestattetes Pantheon vor. Daß Israel in diesem allge­ meinen, aus arischen, altsemitischen, ägyptischen, babylonischen, hek­ tischen, mykenischen und wer weiß aus was für sonstigen Ingre­ dienzien zusammengeflossenen Kultur- und Keligionsbrei, trotz aller angeborenen Neigung zum Heidentum, nicht untergegangen ist, sondern Kanaan zum Lande Jahwes gemacht hat, verdankt es seiner

Religion, die aus der wüste stammt und in einem Hauptpunkt an­ ders geartet gewesen sein mutz, als die der übrigen Wüstenstämme, die vor und nach Israel das palästinensische Kulturgebiet überschwemmten, um aus Siegern Besiegte zu werden. Die arabischen Scharen, die dem Banner Allah's und seines Propheten folgten, sind in den er­ oberten Ländern dreier Erdteile Moslime geblieben, weil ihnen die Religion Mohammeds Rückgrat verlieh. Dieselbe Bedeutung hat die Religion Mosis für Israel gehabt. Nötigen uns so einige nüchterne Erwägungen zum allgemeinen vertrauen gegenüber der Überlieferung über Mose, so will uns schei­ nen, als ob in dem Nebel von Sage und Mythus, der sich in den bekannten Berichten über Mose gelagert hat, einige feste Punkte hervortreten. Vie Lebenszeit Mosis läßt sich rund um 1260 —1200 festsetzen. Die Israeliten waren in Gosen im östlichen Nildelta angesiedelt, wegen des unter Ramses II. ständig wachsenden Einflusses Ägyp­ tens auf die politischen Verhältnisse in Asien wurde der Schwerpunkt des Reiches unter diesem Pharao von Theben nach dem Delta ver­ schoben, und so der ägyptische Hof in die nächste Nähe der Weidege­ biete der israelitischen Hirtenstämme gerückt. Eine Folge der Ver­ legung der Residenz nach dem Norden war die schnelle Entwicklung der östlichen Veltastädte und der Bau neuer Grenzfestungen und Vor­ ratsstädte. Da nun Exod. 1, 11 die Israeliten dem Pharao bei der Anlage der Magazine pithom und Ramses Frondienste leisten müssen, und das erstere in dem von Naville ausgegrabenen Teil el-Maschüta

im Wadi Tumilät wiedererkannt ist, während die Lage von Ramses bis jetzt noch nicht genauer bestimmt ist, so hat Ramses II, der Bau­ herr von pithom und Ramses, als der Pharao der Bedrückung zu gelten und sein Sohn und Nachfolger Menephtah als der Pharao des Exodus. Freilich ist Menephtah nicht, wie gewisse Verse in Exodus 14 andeuten, bei der Verfolgung Israels im Schilfmeer um-

12 gekommen-der Ivellentod des Pharao gehört der vergröbernden

Sage an. Statt des Pharao wird einer seiner Generäle einzusetzen sein. Menephtah ist eines natürlichen Todes gestorben und bei The­ ben im Königstal da, wo seine Väter ruhten, beigesetzt worden. Dort hat man auch vor kurzem seine Leiche wieder gefunden. Ramses H regierte 1292-1225 und Menephtah 1225-1215. Gehört so Moses der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an, so läßt sich diese Ansetzung durch einige unverfängliche Stamm­

bäume des Alten Testaments noch weiter stützen. Numeri 22ff. ist Mose ein Zeitgenosse des Zauberers Bileam. Schon längst hat man diesen Bileam ben Beor mit Bela ben Beor, dem ersten der Genesis 36 genannten 8 lvahlkönige gleichgesetzt, die

in Tdom regierten, bevor ein König der Israeliten über dieses Land herrschte. 2. Samuel 8 besiegt David die Tdomiter und setzt Vögte im Lande ein. Zwischen Mose und David liegen also 6 Generationen. Die Herrschaftszeit eines Wahlkönigs auf 25 - 30 Jahre veranschlagt, ergäben sich als Zeit zwischen Mose und David ca. 150 — 180 Jahre.

Den Anfang der Regierung Davids, wie üblich, auf 1000 angesetzt, kommen wir für Mose ungefähr in die vorhin genannte Periode. Der gleiche Schluß erwächst aus dem Stammbaum der Eli den, der Bewahrer der Lade in Silo, eines Erbgutes der Wüstenzeit. Da einer der Söhne Elis pinechas heißt, und den gleichen ägyptischen Namen einer der Enkel Ahrons führt, so ist höchst wahrscheinlich, daß das silonitische Priestergeschlecht von Mose stammte. Bedenkt man weiter, daß nach einer im Grient verbreiteten Auffassung der Großvater im Enkel wiederkehrt, so wird Pinechas der Sohn (Elis, ein Enkel pinechas, des Enkels Ahrons sein. Dann erhalten wir aber von Ahron, dem Bruder Mosis, bis zu dem Elidenpriester Abjathar, dem Ge­ fährten und überlebenden Davids eine 8gliedrige Ahnentafel, oder für die Zeit zwischen Moses und David abermals 6 Generationen, wodurch das obige chronologische Ergebnis an Beweiskraft gewinnt. Um etwa zwei Jahrhunderte höher hinauf wäre die Zeit Mosis zu setzen, wenn auf die 1. Könige 6,1 gebotene Nachricht viel zu geben wäre, daß vom Auszug Israels aus Ägypten bis zum Bau des Tempels Salo­ mos gerade 480 Jahre verflosien feien. Vas Datum von 1. Könige 6,1 hat eine Zeitlang eine nicht unwichtige Rolle gespielt, als man meinte in den Thabiri, welche in den 1887 gefundenen Kmarnabriefen als den Süden Palästinas umschwärmende Nomaden erscheinen, die nach der Überlieferung unter Mose gegen das Kulturland vorrückenden

13 Hebräer gefunden zu haben. Da die Regierungszeit der Amenophes III und IV, i n welche die Amarnakorrespondenz gehört, in die Jahre 1411 (-1375 + 1375) - 1350 fällt, so schien die 1. Könige 6, 1

angegebene Zeit für den Auszug Israels aus Ägypten sich aufs beste mit dem aus den Amarnabriefen zu entnehmenden Datum für die Einwanderung Israels in Kanaan zu reimen. Und weiter schien nur zu schön dazu zu stimmen, daß auf der 1896 gefundenen und schnell berühmt gewordenen Rlenephtahstele, welche die älteste Erwähnung Israels auf einem ägyptischen Denkmal enthält, Israel als ein im mittleren Kanaan ansässiges und von dem Pharao besiegtes Dolk genannt wird. Denn dann mußte Israel schon geraume Zeit zuvor Palästina besetzt haben. Nur nebenbei sei erwähnt, daß im Laufe der gelehrten Diskussion wiederholt die Ansicht ausgesprochen wurde, daß durch die Amarnabriefe und den Denkstein Menephtahs der Aufenthalt Israels in Ägypten und die Religionsstistung IHofis endgültig dem Reich der Zabel überwiesen sei. Eine Spur von der Anwesenheit Menephtahs in Palästina ist im Alten Testa­ ment in dem glücklich verbesserten Text Josua 15, 9 und 18, 15 ent­ deckt worden. Nun ist aber die Nennung Israels auf dem Menephtahstein viel zu unbestimmt und die Angabe über seine Wohnsitze zu wenig sicher, als daß irgend welche zwingenden Schlüsse für den Historiker daraus folgten. Es wäre möglich, daß INenephtah mit den in der wüste lagernden Israeliten nach dem Auszug noch einen Zusammenstoß gehabt hat und diesen auf seinem Denkmal als einen Sieg aufgebauscht hat. (Ober endlich wäre auch, abgesehen von mehreren anderen Möglichkeiten, nicht ausgeschlossen, daß eben der Exodus der Kinder Israel von dem ruhmredigen Pharao als ein wassenerfolg der Ägypter verherrlicht ist! Schließlich ist zu be­ achten, daß das Datum 1. Könige 6, 1 künstlich erklügelt ist. Die Thabiri, die unter Amenophes III und IV das südliche Palästina umbrausen, können die gleiche Welle von Beduinen ge­ wesen sein, welche sich nachher nach Ägypten gewälzt hat und zur Zeit Menephtahs unter Mose nach Palästina zurückgeflutet ist. Doch Können die Thabiri der Amarnabriefe auch verwandte, oder Vor­ gänger der Israeliten gewesen sein. Überdies ist aber wahrscheinlich, daß nicht alle Stämme, aus welchen später das Volk Israel zusammen­ wuchs, erst über Ägypten, sondern unmittelbar aus der wüste nach Palästina gekommen sind. Ist doch in dem ägyptischen Vorspiel der Geschichte Israels „Josef" die Hauptfigur, vielleicht sind manche

14 israelitische Südstämme zu ganz anderer Zeit als „Josef" in Ägypten gewesen. So könnte die Wanderung des dem Süden Palästinas an­ gehörenden Abraham (Genesis 12, 10ff.) einen solchen Zug süd­

israelitischer Nomaden nach dem Nilland bedeuten. Das ist der An­ nahme vorzuziehen, daß der ägyptische Abstecher Abrahams nur ein Reflex der Auswanderung der Rinder Israel nach dem Lande der Pharaonen sei. Solange keine besseren Anhaltspunkte für die Zeit Illofts zur Verfügung stehen, mutz es bei dem aus Exodus 1, 11 zu gewinnenden Datum, das mit anderen Angaben des Alten Testaments im Einklang ist und uns den Exodus vom Standpunkt der israelitischen wie der ägyptischen Geschichte verständlich macht, sein Bewenden haben. Die Beschränkung der Freiheit der wüstensöhne durch den Pharao führte zur Flucht aus Ägypten. Der Held der Bewegung ist INose. Israels Einwanderung in Ägypten und Rückkehr von dort ist eine Episode in der Geschichte der semitischen Völkerwanderungen, welche in Abständen von ca. 1000 Jahren wiederholt aus der arabisch­ syrischen Steppe, der grotzen semitischen Völkerkammer, gegen das Rulturland im Norden, Westen und (Osten sich gerichtet haben. Der letzten Wanderung dieser Art verlieh INoHammed die Stotz­ kraft, der vorletzten INose. Die vorhin erwähnte ägyptische Abrahamsage ist für das Verständnis der ägyptischen Israelsage von hohem Werte. Beide Stoffe find verwandt und haben wohl auf einander abgefärbt. Letzteres scheint jedoch hinsichtlich des Einwanderungsmotivs nicht der Fall zu sein. Der Hunger treibt Abraham und nachher

Israel nach dem reichen Rornland am Nil. Denn die leidige INagenfrage ist neben der Beutegier, der Rauf- und Wanderlust wie bei allen Völkerbewegungen so schlietzlich auch bei dem Übertritt von Be­ duinen nach dem Rulturland die Hauptsache. Aber Abraham wird in Ägypten geängstigt und sein Weib steht in Gefahr verge­ waltigt zu werden: das ist ja der gleiche Zug, der uns in der ägyp­ tischen Israelsage begegnet! Die Israeliten werden schlietzlich ge­ knechtet und sollen ausgerottet werden. Da dreht sich aber der Spietz um. Der deus ex machina tritt ein und lätzt seine Ver­ ehrer nicht im Stich. Der Pharao wird da wie dort geplagt und mutz Abraham bezw. Israel wieder ziehen lassen. List siegt über Gewalt und wird noch obendrein belohnt. Abraham übertölpelt so gut wie Mose den Pharao. Jener gibt Sara für seine Schwester aus,

15 und dieser schützt für die Bitte, daß der Pharao Israel für ein Zeit entlasse, obwohl Nlose vorhat, mit Israel auf Uimmerwiederkehr aus Ägypten zu verschwinden, die Feier des Wüstenfestes vor. Abraham und Israel verlassen Ägypten reich beschenkt. Unverkennbar trägt die ägyptische Abraham-, wie die ägyptische Nlosesage so einen 3ug ins humoristische. Wie der alte Grieche an seinem v i e l erfahrenen Gdysseus seine Helle Freude hatte, so nicht minder Israel an seinem listigen Abraham und Nlose. Und wie in Hellas so hält in Israel die antike Gottheit über den Klugen ihre schützende Hand und segnet ihn. Ist hier die UI o s e s a g e von der Abrahamsage beeinflußt, oder umgekehrt? (Ober waren beide Sagen von vornherein gleich gebaut? Vas Überlisten scheint ältester gemeinsamer Besitz zu sein. Denn schließlich ist der gleiche Verlauf auch bei der den Geist der Antike verratenden Jakobssage festzustellen. Der Erzschelm Jakob in seinem Verhältnis zu dem ungeschlachten Es au und dem geriebenen Laban ist ein Seitengänger zu dem klugen Abraham und dem verschlagenen Nlose gegenüber dem sinnlichen oder rohen Pharao. Und das gleiche Ulotiv kehrt in der schalkhafter Züge nicht ermangeln­ den Geschichte von der heiligen Lade im Philisterlande wieder. Vas alte Israel war eben noch nicht das Volk der Propheten, der Priester und der Psalmensänger! Da aber, wie noch zu zeigen, die ägyptischen Plagen in der Nlosegeschichte erst jüngere Einlagen sind, die Plagen des Pharao indessen in der Abrahamsage zum ältesten Bestand gehören, so werden letztere die Keimzelle der ersteren sein. Die UIosesage - und das zeugt für die Zuverlässigkeit ihres sittlichen UUlieus - entspricht hier ganz dem antiken Volkscharakter Israels. Wie bei aller Natürlichkeit das Kind in einer Welt des Ulärchens und Zaubers lebt, in der es auch ohne Listen und Nänke nicht abgeht, so steht es gleich sehr, wie bei jedem anderen Volk, mit Israel in seiner Kindheitsperiode. Und in jene Zeit gehört IN o s e hinein — er ragt aber gleichzeitig über sie hinaus! Venn daß Israel seine Kinderschuhe ablegte und zu einem Wann reifte, ver­ dankt es seinem Nlose. Gab er doch den Anstoß zur Gründung des Volkes Israel und wies ihm auch die Wege, wie es durch die Religion die höchste Bedeutung für die vorchristliche Weltgeschichte erlangen sollte. Freilich erst allmählich im Lauf einer 1000 jährigen Entwick­ lung! Venn erst in dem nachexilischen Judentum war das ver­ wirklicht, was durch Nlose zur Anlage Israels gemacht worden war.

16 Gleich die Geburt Mosis ist wie die andrer biblischer Wunder­ kinder, z. B. Simfons und Samuels, vom Märchen umrankt. (Es ist die bekannte Aussetzungslegende: der Mosesknabe in einem Papyruskästchen im Nil von der Mutter ausgesetzt und von der Pha­ raotochter gerettet! Diese Sage ist eigentlich ein verblatzterSonnenmqthus. Der neugeborene Sonnengott fährt in einer Barke über den Himmelsozean. Vie vielverbreitete Sage hat nicht bloß die Anfänge Mosis umsponnen, sondern noch manches anderen antiken Helden, um sein sonnenartiges, licht- und heilbringendes Wirken zu verherrlichen. Was von der Bibel über Mose, wird u. a. in Ba­ bylonien über Saigon von Agade, oder in Griechenland von Per­ seus erzählt. Wie bei dem Stifter der neutestamentlichen Religion wird dieJugendgeschichte seines alttestamentlichen Pendants als jüngerer Bestand des Überlieferungsstoffes anzusehen sein. Venn erst, wenn der zum Mann gereifte Held durch seine Taten Mit- und Nachwelt in Erstaunen versetzt hat, versenkt sich dankbarer Sinn liebevoll auch in seine frühe st enAnfänge und sucht nachzuweisen, wie bereits über diesen höhere Hände walteten. Vie Geschichte von Mosis Geburt ist gleichzeitig ein Absenker einer typischen Befreiers age des Altertums. Der Retter wird im Lande des Wüterich geboren, den er nachher beseitigt. (vft ist — welche Nemesis! - die Tochter des Gewaltmenschen die Mutter des Mörders ihres Vaters. In der Mosegeschichte ist die Ty rannentochter die Adoptivmutter des Helden. Möglicherweise hat aber einmal die Sage erzählt, daß Mose der leibliche Sohn der Pharaotochter war. Ist Ägypten erst unter dem Zwang des Schemas der eben skizzierten allgemeinen Befreierlegende zur Heimat Mosis gemacht worden? Jedenfalls weiß Mose in der Wüste besser Be­ scheid als im Rulturland! Seine Gestalt hat im Ganzen nichts ägyptisches an sich. Der ägyptische Moses wandelt sich schließlich in den midianitischen um. Vie Brücke bildet das beliebte Z luchtmotiv. Mose flieht von Ägypten nach Midian, nachdem er einen Ägypter erschlagen hat. Deshalb verfolgt ihn - wie ungeheuerlich der Pharao, ohne daß später seinem Nachfolger in den Sinn kommt, auf den Totschlag bei den Verhandlungen mit Mose Bezug zu nehmen! Der ägyptische Name „Moses" würde sich mit der Annahme, daß Mose aus Midian stammte, wohl vertragen. Sind doch Midianiter in der Josefgeschichte die Vermittler des Handels zwischen dem Dsten

und Ägypten. Ein ägyptischer Name eines Nlidianiters wäre also nicht auffallend. Freilich bleibt, wenn auch weniger, möglich, daß Nlose in Ägypten geboren war. Amram und Jochebed, die Namen der Eltern Nlosis, nennt erst die jüngste hexateuchquelle, d.h. die sogenannte Priesterschrist (P). Wenn nicht zufällig, würde das späte Auftreten der Elternnamen eine schlechte Beglaubigung für den geschichtlichen Helden sein. Tharakteristischerweise weiß aber die ältere Überlieferung mehr über den Vater der Frau des Nloses zu erzählen. Freilich schwanken die Namen. Der Schwiegervater Nlosis heißt bald Jethro, bald Reguel, oder hobab. Infolge Ex og amie verläßt Nlose Vater und Nlutter und tritt in die Sippe seiner Frau ein. Vas ist ein gut antiker und darum glaubhafter Zug der Überlieferung. Nlose ist von Haus aus ein L e v i t. Er wird jenem Stamm Levi, dem Kern der Leakinder, angehören, über den nach Genesis 34 eine schwere Katastrophe herein­ gebrochen war, so daß seine Glieder sich über die Gebiete der Bruder­ stämme verstreuten, wo sie als Besitzlose gern in Priesterdienste traten. Als solcher fahrender Levit kommt Nlose nach Kadesch im süd-westlichen Palästina zu dem Schech und Priester der Nlidianiter und wird sein Schwiegersohn. Das erste Bekanntwerden Nlosis mit den Töchtern des fremden Priesters ist von dem ältesten hexateucherzähler, dem sogenannten Iahwisten (3) in dem an Genesis 29 ge­

mahnenden und auch von 3 stammenden lieblichen Idyll geschildert, das sich am Brunnen in der Wüste abspielt. Als ritterlicher Verteidiger seiner Töchter ist Nlose dem Nlidianiterschech, wie Jakob dem Laban, als Eidam gern willkommen. Das öftere Eingreifen von Frauen in die Geschicke Nlosis ist ebenfalls Zeichen guten alten Erzählerstils und inhaltlich treuer Überlieferung. von Nlidian aus erfolgt nun das Rettungswerk Nlosis. Die äußeren Umriffe der Geschichte bis zum Ende des Helden sind zu bekannt, als daß sie näher gezeichnet werden brauchten. Nl ir liegt hier an etwas anderem. Geist und Form der Darstellung müffen erst erkannt sein, bevor aus dem Ganzen heraus einige Züge geholt werden können, die vielleicht vor dem Forum der Geschichte An­ erkennung finden. Der mutige Retter, der kluge Führer und Berater seiner volksgenoffen, der unvergleichliche Gottes- und Wunderheld, der irdische Mittler himmlischer Gesetze, der Angst einflößende Zauberer, der Grakelpriester und Medizinmann: das sind — und diese Gestalten alle in eine glühende Leidenschaft Beer, Mose und sein Wert.

2

18 getaucht, - die Gestalten, in welchen Mose von der ersten Gottesoffen­ barung am Dornbusch bis zu seinem geheimnisvollen Tode erscheint! AIs den zornigen und unheimlichen Gotteshelden — so hat ihn Michelangelos Auge erschaut und seine Hand ihn uns verewigt. Aus dem in Wasser geschütteten Staub des verbrannten goldnen Kalbes stellt Moses einen Zaubertrank her Exodus 32, 20. 35. Auch weiß er ein Rezept für ein „heiliges wasser", womit er ein Gottes­ urteil für eine des Ehebruches verdächtige Frau erzielt Numeri 5, 11 ff. Bittre Wasser kann er durch ein besondres Holz süß machen Exodus 15, 22ff. Den gefährlichen Schlangenbiß heilt er durch ein Stjm« pathiemittel: die Aufrichtung einer an einem Stab sich ringelnden Schlange - das Wahrzeichen Äskulaps Numeri 21, 4ff. Er kann Men­

schen und Tieren allerlei Krankheiten, 3.B.Beulen (Exodus 9,8ff.), oder Aussatz anzaubern (Exodus 4, 6ff., Numeri 12," lf.). Den Aus­ sätzigen kann er wieder gesund beten. Ja selbst die Herrschaft über Leben und Tod steht Mose zu. Er tötet die Erstgeburt der Ägyp­ ter Exodus 11, 1 ff. und auf seinen Befehl verschlingt die Unterwelt den aufständischen Dathan und Abiram Numeri 16, 31 ff. Gelegentlich bedient sich Mose für seine Zaubereien und Wundertaten des Mediums eines Stabes. Er schlägt mit ihm das Wasser des Nils, daß es sich in Blut verwandelt Exodus 7, 14f. Gder er bringt durch den Stab Frösche, Stechmücken und allerlei sonstiges Ungeziefer herbei Exodus 8, Iff. Bei dem Pharao führt sich Mose zuerst als Schlangenbe­ schwörer ein. Er kann einen Stab in eine Schlange verhexen Ex­ odus 4, 2 ff. So lange er den Stab in die höhe reckt, haben die Israe­ liten über Amaleq die Dberhand Exodus 17, 8 ff. Dem Mose ge­ horchen alle Kräfte von Himmel, Erde und Wasser. Er kann Hagel und Finsternis herbeilocken und mit dem Stabe das Meer spalten, so daß die Seinen es trockenen Fußes durchschreiten. Durch Gebet kann er dem Feuer Einhalt tun (Numeri 11,2). Für die Durstigen schlägt er Wasser aus dem Felsen. Vie hungernden versorgt er mit Wach­ teln und Manna (Exodus 16, Numeri 11). AIs (vpferpriester ma­ nipuliert Mose mit dem Blut. Als Grakelmann verfügt er über Urim und Tummim, die heiligen Lose (Deuteronomium 33, 8), die er vielleicht als Trophäe in einem Kampf der Gottheit abgenommen hat. Überfällt doch einst Jahwe in nächtlicher Herberge den Mose und will ihn töten (Exodus 4, 24 ff.) —das ist eine parallele zu Jakobs nächt­ lichem Kampf mit dem Flutzdämon am Jabbok (Genesis 32, 25 ff.). Vermöge des Stiftszeltes steht Mose in geheimnisvollem Verkehr

19 mit oberen Mächten (Exodus 33, 7ff).

Als Führer des Volkes ist

Moses durch die mitwandernde Wolken- und Feuersäule unter­ stützt. Nach anderer Darstellung ist es Aufgabe der heiligen Lade,

den Lagerplatz Israels zu erspähen Numeri 10, 33. (Ein Mitbe­ werber um das Führeramt Mosis ist endlich der Engel Jahwes. Gelegentlich machen sich Feuer- und Wolkensäule und der Engel Kon« kurrenz: so beim Durchgang Israels durch das Schilfmeer Exodus 14,19. von Kadesch an hat Mose seinen verwandten den Midianiter hobab zur Seite Numeri 10, 29 ff. Bei den Verhandlungen mit Pharao ist Mose Hauptperson, reiner Statist ist Ahron. Einer besonderen Theophanie bei der Berufung gewürdigt, wobei der er­ scheinende Gott ihm auch seinen wahren Namen enthüllt (Exodus 3

und 6) und während des Wanderns und Rastens mit dem Volk in der wüste wiederholt durch göttliche Zusprachen und Erscheinungen ausgezeichnet, steigt Mose auf den Berg zu Gott empor (Exodus 19, 3. 34, 2 ff). Er erblickt Gott wie Kein Sterblicher vor und nach ihm (Exodus 24, 9 ff). An andrer Stelle bekommt Mose nur die Rück­

seite Gottes zu sehen Exodus 33, 23. AIs Mose vom Berge herab­ steigt, da wußte er nicht - so berichtet p Exodus 34, 29 -, daß die haut seines Gesichtes infolge seines Redens mit ihm Strahlen warf. Die Gottheit ist dem Mose inkorporiert — das ist das Gleiche, was Jesus nach der Legende Markus 9, 7 bei der Verklärung widerfährt. Die allzu wörtliche Wiedergabe von qaran mit „Horn" bei dem jü­ dischen Bibelübersetzer Aquila, dem die Vulgata folgt, hat bekannt­ lich dem gehörnten Moses in der christlichen Kunst mit zur Existenz verholfen. So oft Mose zum Stiftszelt kommt, senkt sich die die Gottheit umhüllende Wolkensäule herab Exodus 33, 9. Um vor Pha­ rao zu treten, macht Jahwe den Mose zum Gott und Ahron zu seinem Propheten (Exodus 4,16-7, 1). Eine glänzende Apotheose, deren

Nachklänge in der sogenannten Assumptio Mosis und Markus 9,4 zu stnden sind, wird wie bei Elia den Beschluß der Heldenlaufbahn Mo­ sis gebildet haben. Gott selbst hat seinem Liebling (Exodus 33,11)

an unbekannter Stätte ein Grab bereitet Deuteronomium 34, lff. Diesen Zug der „Judenfabel", wie er gern die Moselegende nennt, hat Goethe für seinen Faust, den er auch sonst im Licht des biblischen Mose schaut, sich nicht entgehen lassen, von allen Knechten Jahwes war keiner (Numeri 12, 7) mit seinem Hauswesen so verkaut wie

Moses. Darum besaß er nicht bloß zu Lebzeiten einen Primat gegen­ über Mirjam und Ahron, sondern auch nach seinem Tode trat in

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Israel kein Prophet mehr auf wie Moses, mit dem Gott von An­ gesicht zu Angesicht rebete Deuteronomium 34,10. Das Wenige, das Jahwe Numeri 11, 25 ff. von Moses Geist nimmt und es auf die Äl­ testen überträgt, genügt, um diese in stärkste prophetische Erregung zu versetzen. An dem Vorbild Mosis bemißt Deuteronomium 18, 18 jeden echten Propheten. Dieses gewaltigen Mannes bedient sich Jahwe, um durch ihn die Theokratie in Israel zu begründen Exodus 19, 6. Mose verfertigt die Gesetzestafeln, die Jahwe dann eigenhändig beschreibt Exodus 34, 1. hingegen empfängt Exodus 32, 16 Mose die von Jahwe selbst hergestellten und beschriebenen Tafeln. Während Ex­ odus 19 und 34 die Promulgation der himmlischen Gesetzgebung für Israel auf dem Gottesberg unter Donner und Blitz, Gewölk und Posaunenstößen sich vollzieht und der Berg wie ein Schmelzofen raucht, oder nach anderer Darstellung Helles Feuer aus ihm bis in den Himmel hinein lodert Deuteronomium 4, 11, aus dem dann Gott auf seinen Berg herniederfährt Exodus 19, 20, ist der äußere Ap­ parat für die Grundlegung des israelitischen Rechtes in Exodus 18 viel einfacher. Sie vollzieht sich weit geräuschloser unter Assi­ stenz des Midianiters Jethro. Numeri 11 werden auf Jahwes Ge­ heiß von Mose über die einzelnen Volksgruppen Richter bestellt, die Exodus 18 Mose auf Jethros Rat einsetzt. Dort (Exodus 24) sind Jahwe und Israel, hier (Exodus 18) Jethro und Israel die Rontrahenten eines Bundes, der beide Mal, durch ein feierliches Mahl besiegelt wird. was den verschiedenen Gestalten, in welchen Mose vor unserem Auge vorüberzieht, ihre gemeinsame Färbung gibt, ist die Io« dernde Leidenschaft des Helden. Der gleiche Eifer, der ihn zum Mörder des Ägypters werden läßt, und ihn vor Pharao, vor keiner Anwendung von List und Gewalt zurückschreckend, zum entschloffenen Vertreter der Sache Jahwes macht, beseelt ihn auch im Verhalten gegen das eigne Volk und seine nächsten verwandten, im Guten wie im Bösen. Mose sorgt wie der zärtlichste Vater für die Seinen, er schützt sie vor hunger, Durst, Not und Rrankheit. Er tritt fürbittend für sein Volk bei Jahwe ein - als wirksamen Fürbitter kennt ihn auch Jeremia 15, 1 —; er fleht Gott um Erbarmen an für Mirjam, die wegen ihres Murrens gegen den Bruder mit Aussatz geplagt ist. Er reibt sich auf im Dienst der rechtsuchenden Genoffen (Exodus 18,18). Er bietet Jahwe das eigne Leben zum Ersatz für das sündigende und zu bestrafende Volk an Exodus 32, 30ff. Aber noch höher schwillt

21 die glühende Leidenschaft Mosis, wenn sie von Liebe zum Hatz um­

schlägt.

AIsKlose das Treiben mit dem goldnen Kalbe sieht, zer­

schmettert er im heißen Grimm die göttlichen Gesetzestafeln Exodus 32. Mehr als einmal wird INose der Anstifter eines grausigen Blut­ bades unter dem abtrünnigen Volk, voll Eifersucht wacht Mose über seiner bevorzugten Stellung bei Jahwe. Nicht einmal seinen Geschwistern gönnt er den gleichen Platz, wie er ihn hat, bei Jahwe Numeri 12. Der leidenschaftliche Mose ist ganz das treue Abbild des

leidenschaftlichen Jahwe, dessen Abzeichen Feuer, sengende Glut, Blitz und Donner sind. Daß Mose der sanftmütigste aller Menschen war - ähnlich preist auch der Sirazide 45, 4 die Demut Mosis — steht Numeri 12, 3 ganz für sich und ist erst eine redaktionelle Umzeichnung des sonst sowohl in seiner Jugend als auch als gereister Mann mit den Farben des rechten Eiferers für Jahwe ausgestatteten Helden. Vie vielarmige Legende läßt übereinstimmend Mose nicht das Kulturland betreten. Nur st e r b e n d schaut Mose wie der neutestamentliche Simeon das Morgenrot der neuen Seit. Jüngere Über­ lieferung begründet es damit, daß Mosis Leidenschaft sich einmal selbst gegen Jahwe vergaß Numeri 20, 12. 27,14. Deuteronomium 32, 51, während Deuteronomium 1, 37. 3, 26. 4, 21 Mose wegen Israels Schuld den Sorn Jahwes zu erfahren bekam. wo stehen wir in den Erzählungen von Mosis Berufung bis zu seinem Tode aus historischem Boden? Sunächst ist mit Kumulierung und Vergröberung der Sagen zu rechnen. Vas zeigt sich z. B. gleich bei den ägyptischen Plagen. Vie jetzige 10-Sahl der Plagen ist erst durch Verschweißung der be­ kannten drei hexateuchquellen I, E und p entstanden. Ursprünglich hat I und P und wohl auch E nur 1 Plagen gehabt. Aber auch inner­ halb der einzelnen Erzählungsschichten selbst ist ein korallen­ mäßiges Anwachsen des Stoffes erkennbar. Wenn z. B. bei der 4. Plage J's a 11 e s v i e h der Ägypter an der Pest stirbt, so kann es nicht nachher noch einmal durch den Hagel getötet werden. Und wenn die Heuschrecken bei I jedes Grün auf Feld und Baum ab­ fressen, so kann es vorher nicht schon durch den Hagel vernichtet gewesen sein! Vie Sage hat also einmal mit weniger als 7 Plagen gerechnet. Der Stig zum Lmbonpoint entspricht in solchen Dingen einfach dem Geschmack des Publikums, besonders des semitischen! Man

22 Kann sich gar nicht genug tun, zu erzählen, wie grausam erst die Ägypter geplagt werden mußten, ehe das Rettungswerk Mosis gelang!

Schließlich hat man die Plagen, innerhalb deren eine gewisse Steige­ rung j e tz t nicht zu verkennen ist, auf die beliebte 10=3 a h l gebracht. Die Plagen des Pharao in der ägyptischen Israelsage scheinen erst aus den Plagen des Pharao in der ägyptischen Abrahams a g e herausgewachsen zu sein. Denn den Auszugsbericht durchbricht eine Darstellung, die gar keine Plagen kennt und die Verfolgung Israels durch die Ägypter ganz anders begründet haben muß, als in den uns bekannteren Geschichten geschieht. Das Sondergut ist dies: Listigerweise fordert Nlose von dem Pharao die Entlastung der Israeliten aus Ägypten, um für kurze Zeit ein Fest in der Wüste zu feiern, worauf sie nach Ägypten zurück­ kehren wollen Exodus 3, 18 u. ö. Das Fest ist das Pascha. Für diese Feier leihen sich die Israeliten Kleiber und Schmuck von den Ägyptern. Israel zieht aus. Leider ist nun der Faden der Dar­ stellung abgerissen. Die Fortsetzung wird ungefähr so gelautet haben: Endlich durchschaut Pharao das Truggewebe. An gewissen Umständen muß Pharao gemerkt haben, daß die Israeliten, des Frondienstes überdrüssig, Ägypten für immer verlasten wollen. Er ist der Düpierte, setzt den Betrügern nach und findet seinen Unter­ gang. Diese Fortsetzung ist zugunsten der anderen und bekannteren weggeschnitten, bei der freilich ein psychologisches Rätsel bleibt, warum eigentlich der Pharao Israel nachsetzt. Die jetzt verkürzte Dar­ stellung ist die ältere, was u. a. sich daraus ergibt, daß ihre Motive von den anderen Darstellungen benutzt sind, ohne sich in natürlicher weise in sie einzugliedern. Denn man erkennt in dem jetzigen Text keinen vernünftigen Grund, weshalb der Pharao Israel verfolgt. Das Leihen der Kleider und des Schmuckes zum Fest geschieht, als ob die Plagen gar nicht vorhergegangen wären. Rein in blinder Wut jagt Pharao hinter den Ausziehenden her und geht unter, p sagt Exodus 14, 8 ganz offen, auf natürliche Motivierung verzichtend, Jahwe habe den Pharao verhärtet. Wen Gott vernichten will, dem nimmt er erst den Derstand. Warum die ältere Darstellung (etwa — 3x) ver­

stümmelt worden ist, läßt sich leicht erraten. Die Überlistung Pharaos durch Mose war für späteres Empfinden anstößig. Mose, der Be­ gründer von Recht und Sittlichkeit in Israel, der durfte Pharao doch nicht hinter das Licht geführt haben. Ähnlich hat E den Abraham in unsauberem handel weiß zu waschen gesucht. Läßt 3 den Abraham

23 zur Lüge greifen und dem Pharao versichern, daß Sara seine Schwester sei, so hat in der Parallelerzählung: Abraham in Gerar, der Patriarch

hier wenigstens halb die Wahrheit gesagt, da Sara nach E die Halb­ schwester Abrahams war. Wie unangenehm solche Geschichten den Späteren waren, zeigt p, der in der Schilderung der Ahnen Israels alle solche Züge verschweigt, die einen Makel für ihre Träger be­ deuten. Sitte und Anstand haben eben auch in Israel im Lauf der Zeit sich geändert und vervollkommnet. 3n der Erzählung, wonach Pharao von Moses überlistet wird, ist für die Einsetzung des Pascha in Ägypten kein Raum — ist doch dieses Fest den Israeliten längst bekannt! Sn der anderen Erzählung ist aber gerade die Stiftung des Pascha für Israel das Hauptereignis der Auszugsnacht. Eine dritte Erzählung endlich läßt an Stelle des Pascha das Matztzenfest damals begründet werden. Dann ist aber die Verknüpfung von Pascha und Matzßoth mit dem Exodus erst sekundär. Was sollen denn auch die Matzßen, die zur Gersten-Erntezeit gegessen werden, mit dem Auszug Israels aus Ägypten zu tun haben? Und die ganze Legende von der Tötung der ägyptischen Erstgeburten, wobei wiederum ein lawinen­ artiges Anschwellen des Stoffes noch erkennbar ist, ist erst aus der Tötung der tierischen Erstgeburten beim paschafest herausgesponnen. Man darf nun aber nicht meinen, wenn man den ältesten Bericht über den Exodus glücklich herausgeschält hat, damit nun die wirklichen Vorgänge erkannt zu haben. Vas wäre mutatis mutandis die gleiche Selbsttäuschung, welcher der neutestamentliche Forscher erliegt, wenn er unbesehen in den Evangelien den ältesten greifbaren Bericht über irgend eine .Episode im Leben Jesu für das treue literarische Echo der Wirk­ lichkeit hält, hier beginnt erst die schwierigere Arbeit der Rritik: sie muß selbst hinter die Rulissen des ältesten Berichtes zu gelangen versuchen. Ist wirklich Mose, wie der älteste Bericht es darstellt, mit dem Ansinnen vor Pharao getreten, daß er Israel entlasse, damit es dem Herrn in der Wüste das Pascha feiere, und waren wirklich die Ägypter so naiv, den Israeliten ihre Rostbarkeiten zum Fest zu leihen? Warum war plötzlich jetzt und nicht früher das Osterfest für Israel eine so dringliche Angelegenheit? Ist die Begründung des Wegzuges Israels aus Ägypten durch die wunder und Schrecknisse, die der Todes- und Befreiungsnacht vorhergingen, bezw. in sie fielen, eine märchenartige zu nennen, so verrät die andere Darstellung, wonach Mose den Pharao durch die Vorspiegelung des Wüstenfestes sich gefüge macht, den Stich ins Schwank- und Anekdotenhafte.

24 Das historischean dem Auszug wird dieses sein: Da es nach­ her zu einem feindlichen Zusammenprall zwischen Israeliten und

Ägyptern kommt, haben erstere sich heimlich aus Gosen aus dem Staube gemacht. Der Zug kann sich nicht direkt nach Gsten gerichtet haben. Dort lagen die ägyptischen Grenzbefestigungen zwischen Ballachseen und Timsachsee. Lin Durchschlüpsen war hier einfach unmöglich.

Die Fliehenden müssen sich daher südwärts gewandt haben. Nimmt man an, daß das Rote Meer zu allen Zeiten seine jetzige Gestalt gehabt habe, so würde der Durchbruch Israels etwa zwischen Sues und den Bitters een zu suchen sein, hat aber, was wahrschein­ licher ist, das Rote Meer ca. 1500 v. Chr. seine wogen noch tiefer in den Isthmus hineingeworfen, so daß es zur Zeit der Flut mit den Bitterseen und dem Timsachsee in Verbindung stand, so würde Israel etwa seine Flucht zwischen den genannten Seen d. h. etwa beim Sera» peum bewerkstelligt haben. Letzteres paßt am besten zu dem eigent­ lichen Ziel der Flucht, nämlich der Gase von R a d e s ch, in deren Nähe wie jetzt ziemlich allgemein angenommen wird, der Sinai zu suchen ist. 3m wesentlichen ergibt sich so die Richtigkeit der älteren Überlieferung, wenigstens in den Hauptsachen. 3n dem ursprünglichen Berichte (— 31) liegt das Wunder des

glücklichen Durchzuges „in dem zur rechten Zeit eintretenden Raturvorgange". E und p aber haben „das Wunderbare des Hergangs aus der Verkettung der Umstände in den R k t selbst verlegt" und obendrein das Ganze ins Phantastisch-Magische trans­ poniert, doch möchte auch hier ein Stück treuer Überlieferung vor­ liegen, wie gleich noch zu zeigen sein wird, vollzieht sich bei 3 das Wunder durch einen zur rechten Zeit von 3«hwe gesandten Wind, der die Wasser zurücktreibt, während sie beim Nachlassen des Windes ihr altes Bett wieder aufsuchen, indem Ebbe und Flut beim ganzen Vorgang mitwirkend gedacht sein mögen, so reckt bei E Mose seinen Stab, und bei p seine Hand empor und spaltet das Meer, daß seine Wellen wie zwei Mauern rechts und links standen: das gleiche Wunder wiederholt sich in jüngerer Überlieferung beim Zuge Israels mit der L a d e durch den 3orban (3osua 3) und wird von Elia durch den Prophetenmantel (2. Könige 2, 8) bewirkt. Zur Zeit der Ebbe läßt sich eine kleine Strecke nördlich von Sues der Meerbusen ohne Gefahr durchreiten. Beim herannahen der Flut gerät aber der Durchwollende in größte Gefahr; so 1799 Bonaparte, was für die genannte Gegend jetzt gilt, würde auch

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für das Altertum zutreffen und auch für das Serapeum am Isthmus gelten, wenn zur Zeit Mosis das Rote IReer mit den nördlichen Seen noch in näherer Verbindung stand. Der Durchzug Israels durchs Schilfmeer stellt sich also als eine Flucht übers Wattenmeer dar. Natürlich muß man dabei von den ungeheuren Volksmengen absehen, die nach dem Priesterkodex mit heiler haut hindurchzogen. Daß alle trocknen Fußes hinüber gelangten, hat erst die emsig weiter arbeitende Sage hinzugedichtet. Den gewaltigen Eindruck von dem glücklichen Durchzug und -em als Folie dienenden Untergang der nachsetzenden Ägypter ver­ herrlicht das alte IHeerlteb: „Sch will Jahwe singen, denn er ist hoch erhaben Rosse und Reiter stürzte er ins Rteer" (Exodus 15,1) und umschreibt der vorhergehende P rosatext treffend mit den Worten: da fürchtete das Volk Jahwe und glaubte an Jahwe und an seinen Diener Mose (Exodus 14, 31). Das kühne Rettungswerk

Mosis war gekrönt! Was Israel auf das ihm durch Mose über­ mittelte Geheiß des ihm bisher fremden Gottes Jahwe mutig wagte, war gelungen. Das geknechtete Israel war frei ge­ worden. Jahwe war mächtiger als die Götter Ägyptens, welchen er Israel entriß. Jahwe und Israel gehörten nun zusammen. Daß sie zusammen blieben, dafür sorgte vor allem der Aufenthalt Israels in Radesch. hier spielen die Geschichten von Mara, Massa und Meriba. hier ist der Platz für das Wachtel- und Mannawunder, hier sprach Mose den Seinen Recht und erreichte sein Werk den Höhepunkt. Mose mit dem Volk in der Wüste - lassen wir nun die vorhin gezeichneten Gestalten, in denen Mose auftritt, vor unseren Blicken eine Weile rasten, um das geschichtliche an ihnen zu prüfen: Mose der Tuellenfinder, der Heilkünstler, der Grakelerteiler — das sind Züge, die grade auf den Priester der Antike, den die Wander­

stämme leitenden Leviten Mose vortrefflich paffen. Das Wasser­ suchen mittelst der Zauberrute ist bei Wüstenstämmen und primitiven Völkern noch heute Sitte. Und das Schlangenbeschwören und heilen des Schlangenbisses gehört aufs beste hinein in die wüste zwischen Palästina und Ägypten, die auch sonst im Alten Testament z. B. von Jesajas 30, 6 und im Deuteronomium 8,15 und schließlich sogar in einem Bericht Assarhaddons, also in einer unverdächtigen

historischen Inschrift mit Brandschlangen und allerlei Fabel­ tieren ausgestattet wird! Wie sollte endlich Mose die Streitigkeiten

26 der Seinen anders denn durch Lose und Gottesurteile geschlichtet haben? Mose der faustische Magier ist also eine durchaus glaubwürdige Steppenfigur. Grade Mose der Thaumaturg ist für uns geschichtlich. Unter Menschen von heute, besonders aber unter Theologen,

braucht nicht erst betont zu werden, daß für uns die aus der Antike gemeldeten Wunder keine Wunder mehr in des Wortes vollster Bedeutung sind. Da und dort sind wir imstande, die Wunder Mosis auf ihre natürliche Grundlage zurückzuführen. So wiffen wir, daß die Wachtel- und Mannagabe an tatsächliche Vorgänge in der Wüste anknüpft; oder daß die Erzählung einzelner ägyptischer Plagen an gewisse Naturvorgänge im Nilland sich anlehnt; oder so mag die Feuer- und Wolkensäule von der gut bezeugten Sitte von Rauch- und Zeuersignalen beeinflußt sein, während andere Forscher neuerdings darin ein weithin sichtbares Wahrzeichen eines zur Zeit Mosis noch tätigen Vulkans in der Nähe von Radesch er­ blicken. Durch mündliche Überlieferung, literarische und redaktionelle Arbeit sind die Wunder gehäuft und vergrößert worden. Das Bedürfnis des prahlens und der Gruselempfindung hat zu der Steigerung der Wunder ins Groteske und phantastische beigetragen. Wo mit allen diesen Auskünften von unseren gelehrten Bibel-Rommentatoren dem berechtigten Zweifel an der Wirklichkeit der Wunder Mosis noch nicht Genüge geschehen ist, hoffen wir von der fortschreitenden Wissenschaft noch das Beste. Vie Taten des antiken Helden werden schon von der Mitwelt, um wie viel mehr von der Nachwelt als wunder und Zaubereien empfunden und gelten leicht auch ihrem Urheber selbst dafür. Für das Göttliche in dem Helden ist — das spürt schon der Antike — die Fassung seiner Taten und seines wesens in nüchterne Prosa nicht vollwertig. Wie der Antike besonders in allem Auffallenden die Gottheit entdeckt, so ist das Wunder oder der Zauberakt für ihn darum die entsprechende Darstellungssorm der Taten des Heros, insbesondere des Religionsheros, der ja wie Reiner im Zusammen­ hang mit höheren Mächten steht. Daß nun bei den Wundern und Zaubereien Mosis der Standpunkt der Wüste innegehalten wird, spricht für die Naturwüchsigkeit des ganzen Kolorits. Denn Mose ist eben der Mann der Wüste! Vas Pascha ist ein uraltes israelitisches Nomadenfest und gewiß älter als die Mosezeit. Wenn aber die älteste Überlieferung den Mose das Fest feiern läßt, so zeigt sie ihn uns ganz befangen in dem Bann des antiken Blutzaubers,

27 der besonders nach dem Glauben der Wüstenstämme eine geheimnis­ volle Verbindung zwischen Gottheit und Verehrern stiftet. Dahin würde auch die Beschneidung gehören, wenn sie zur Zeit Mosis bei den Israeliten ausgeübt, oder von ihm selbst gar eingeführt worden ist. Der blutige Akt bedeutet einen Blutzoll und stellt eine Unio mystica mit gewissen Geschlechtsdämonen her. Line solche magische Verbindung zwischen Stammgottheit und Stammgenossen bedeutet auch das blutige (Opfer, das Mose beim Sinaibund darbringt. Läßt die Legende den Mose Matztzeben und Mar errichten, so stiftet er damit zauberische Gegenstände, von denen sich in sinnlicher Weise auf die Besucher des Heiligtums göttliches Leben überträgt. Die tragbare Lade ist gewiß ein vorgeschichtliches Wanderheiligtum Israels. Die Sage führt es — ob mit Recht steht dahin — auf Mose zurück. Ruch hier erkennen wir, wie in dem Bediener oder Stifter des heiligen Zeltes, ebenfalls eines Requisites der Steppe, Mose wieder als den Zauberpriester, der den Seinen den präsenten und an einen sichtbaren Gegenstand dämonisch gebundenen Gott schafft und ihnen göttliche Führung und Hilfe aus nächster Nähe besorgt. Für Mose, den antiken Priester, ist daher der Zauberstab der treue Begleiter, vielleicht hat diese Wünschelrute auch, wie E es darstellt, bei dem Durchzug durch das Schilfmeer eine Rolle mit» gespielt. Selbst P, der am meisten alles Magisch-Heidnische von seinem Helden wegzuheben sucht, bleibt dem Wüstenstandpunkt der alten Erzählung in seiner Weise treu. Gb die erste Gottes­ offenbarung bei P in Ägypten, oder in der Steppe erfolgt, ist ungewiß. Aber selbst in der phantastisch ausgeputzten Stiftshütte P's ist der Einfluß der Wüste zu spüren. Gewiß: das prächtige Zentral­ heiligtum P's in der Steppe ist ein Nachbild des salomonischen Tempels, aber gleichzeitig ist es eine Erinnerung an das alte Zauber­ zelt bei 3 und E. Zelt und wüste sind von einander unzertrennlich. Zu diesem Mose, dem menschlichen Leiter Israels auf der Wan­ derung durch die Wüste, bildet Jahwe das göttliche Komplement. Wie sein Knecht Mose gehört Jahwe in die Steppe. Die starke Glut der Leidenschaft Mosis ist nur ein schwacher Abglanz Jahwes des Feuer- und Blitzgottes vom Sinai, oder des Jahwe, der aus dem flammenden Dornbusch seinen Propheten berief, wie so anders er­ scheint doch der Gott des Exodus verglichen mit dem Gott der Ge­ nesis. hier ein Gott, der freundlich mit den Urvätern Israels ver­ kehrt, ihnen höchstens durch ein am Anfang zugerauntes „Fürchte

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dich nicht" den Rest vor ihm aufkeimender Angst benimmt, bei ihnen gern zu Gaste weilt, ein milder Halbkulturgott, weich und sanft wie schließlich auch der Vater Abraham, der allem Streit

aus dem Wege geht - und dort ein zorniger Gott, der bei der ersten Begegnung mit IRose ihm drohend zürnst: Tritt nicht näher herzu, ziehe zuvor deine Schuhe aus; der Boden, aus dem du stehst, ist heilig; ein Gott, der bei der Offenbarung auf seinem Berg zwischen sich und seinem Volk eine scharfe Grenze zieht und jeden, der ihm zu nahe kommt, zu töten gedenkt (Exodus 19, l2), ja selbst seinem bis dahin unbeschnittenen Diener IRose wie ein wütender Unhold in nächtlicher Herberge ans Leben will Exodus 4, 24 ff. Das ist ein Gott, der in das heiße Flimmern der Steppe gehört, unheimlich titanisch wie sein menschliches Werkzeug RIoses. 3n den Patriarchensagen der Genesis spiegelt sich das Vor­ leben der halb zur Kultur übergegangen, halb im Nomadismus noch stecken gebliebenen israelitischen Südstämme an den Säumen Palästinas wieder. Der ursprüngliche Jahwismus der Josefstämme, des Ker­ nes des aus Ägypten ziehenden Israel, lebt in den Rlosesagen und ist mit ein Zeugnis für ihren allgemeinen Wahrheitsgehalt. Dieser Jahwismus bricht überall da hervor, wo die Glut des alten Wüsten­ gottes in den Herzen seiner Anbeter gezündet hat. 3n dem uralten Deboralied stürmt Jahwe von der Steppe her den Seinen im Kultur­ land zu hülfe und zwingt mit seinen himmlischen Kriegerinnen, seinen Zebaoth, den Sternen und Regengüssen die Kananiter nieder. AIs Elia, des von der Kultur verweichlichten Nationalglaubens über­ drüssig, hinaus in die Wüste zu dem am Horeb-Siani hausenden Jahwe pilgert, da vernimmt er ihn durchschauernde Worte grimmer Rach­ sucht und schäumender Wut, Worte, die nachher ein Elisa im Verein mit Jehu in grausige Taten umsetzt. Der Gott der IRosezeit ist erst mit dem Josesstamm in Kanaan eingezogen und hat ihm zu einer herrschenden Stellung über die ganz- oder halbverwandten Stämme verhalfen. (Es ist derselbe Gott, der nachher in den ganz als lllänner der Wüste sich gebärdenden Propheten zur Zeit Samuels sich austobt, als 3srael Gefahr läuft, von den Philistern verschlungen zu werden, und in den Krafttaten eines Saul explodierend, schließlich zur Gründung des Königtums in 3srael führt. Unter David, dem Überführer der Lade, eines Zubehörs der Wüste und des ehe­ maligen Kriegsidols der Josefstämme, springt der urwüchsige Jah­ wismus auch auf Juda über, das bisher abseits von der nationalen

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Entwicklung Israels gestanden und einem Jahweglauben gehuldigt hatte, der nicht so frisch und unmittelbar aus der Wüste stammte, wie der der einwandernden Josefiden. Was je und je Großes in der Geschichte Israels und Judas geschah, stammt aus jenem noma­ dischen Jahwismus. vor allem die ewig denkwürdigeBewegung der Geister, die mit dem 8. Jahrh, v. Chr. durch die großen schrift­ stellernden Propheten Israels, unter Berufung auf Mose eingelei­ tet wurde, das Königtum Israels und Judas stürzen und so den Ruin beider Reiche beschleunigen half, um gleichzeitig in scharfer Aus­ einandersetzung mit der Großkultur jener Zeit den sittlichen Mono­ theismus der Bibel zu begründen, ihn zum Strebeziel aller Menschen und Völker zu machen und sie zu einem internationalen Gottes­ reich zu sammeln. Der mißlungene Rettungsversuch unter Josia auf Grund des Deuteronomiums, des Gesetzbuches Mosis, eine Reform des Staates und des Kultus herbeizuführen, war das Vorspiel für die schließliche Konsolidierung der nachexilischen Gemeinde, der der Levit Esra, ein geistiger Erbfolger Mosis und Nachkomme jenes Ober« Priesters hilkia, unter welchem das Deuteronomium „gefunden" und ein­ geführt wurde, die T o r a M o s i s zur Richtschnur gab. In der re­ ligiösen Bruderschaft des nachexilischen Judentums war die Theokratie verwirklicht, aus welche die Stiftung Mosis angelegt war. Jahwe, der durch Mose eingeführte Gott Israels, triumphierte, wie einst über die Götter Ägyptens, schließlich auch über die der Kananiter, Assyrer, Perser, Griechen und Römer-und die Folgen des Sieges heimste „Levi" ein, aus dem Mose hervorging. Was ist es nun, das diesem Jahweglauben eine so unend­ liche Triebkraft verlieh, daß sogar aus der sterbenden Mutterreligion drei neue Töchterreligionen: das nachbiblische Judentum, oder der Talmudismus, das Thristentum und der Islam aufleben konnten? Was ist die geistige Grundlage von Synagoge, Kirche und Moschee? (Es ist, in moderne Sprache übertragen, der von Mose in die ehemalige Raturreligion Israels beim Übergang von der Steppe in die Kultur hineingelegte sittliche Keim, der im Gegensatz zu der Kultur und gleichzeitig doch wieder durch diese im Wachstum gefördert, im Laufe der Zeit zur Frucht der Humanitätsreligion ausreifte. Erst feit und durch Mose bekennt sich Israel zum Jahwismus. E und p lassen Gott mit seinem Namen Jahwe erst dem Mose sich kundgeben, während bei I der Jahwismus bis in die Anfänge der Menschheit hinaufreicht (Genesis 4, 26).

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Man hat längst erkannt, daß, um die Religionsstiftung Mosis zu begreifen, gänzlich von der Gesetzgebung der Bücher Ex­ odus bis Deuteronomium abzusehen ist. Denn diese im Namen Mosis überlieferten Gesetze sind zu deutlich auf ein Kulturvolk zugeschnitten und

sukzessive, wenn auch in Anlehnung an allerältestes Gut, nach der An­ siedlung Israels in Kanaan entstanden. Nur in dem sogenannten Bun» -esbuch Exodus 21-23 und in den beiden vekalogen Exodus 34 und 20, namentlich aber in dem als die 10 Gebote Mosis be­ kannten Gesetzesprogramm Exodus20 — Deuteronomium 5, meint man noch vielfach die ehrwürdigen Vermächtnisse aus der goldnen Zeit Israels, d. h. aus der Zeit Mosis in Händen zu haben. Aber auch im Bundesbuch ist der Übergang Israels zur Kultur vorausgesetzt. Freilich sind manche Bestandteile des Bundesbuches älter als die Zeit Mosis. Vas sind solche Gesetze, die israelitischem Empfinden angepaßtes altkananitisches Recht enthalten, das, soviel wir wissen, von dem Gesetzbuch hammurapis nicht unbeeinflußt gewesen ist. Solche altkananitische und babylonische Einschüße in das Bundesbuch liegen also jenseits der Zeit Mosis. Vas gilt auch von den landwirtschaftlichen Festen, die den Hauptbestand des kultischen Dekalogs Exodus 34 bilden und Bräuche sind, die bei den Kana­ nit e r n längst eingebürgert waren, bevor Israel nach Kanaan kam, dann aber auf Israel übergingen. Vas Sabbatgebot von Exodus 34 und 20 ist vielleicht vor­ mosaisch, da der Sabbat eine nomadische Einrichtung Israels sein kann. Aber in die Atmosphäre Mose des Magiers, des Schlangen­ beschwörers, des Verfertigers des Rechustan, der Lade, der Krim und Tummim, des Jauberzeltes: nicht wahr, da gehört doch nicht das Gebot des vekalogs hinein: du sollst dir kein Bildnis, noch Gleichnis von Gott machen und du sollst den Namen deines Gottes nicht unnützlich aussprechen! Als nomadifche Religion war die Religion Israels zwar nicht gänzlich bild er los, jedoch aber gewiß bilderarm. Das uneingeschränkte Bild er verbot von Exo­ dus (34 und) 20 ist erst im Gegensatz zu der bilderreichen Religion Kanaans und Babyloniens ausgeprägt worden als Reaktion des noma­ dischen Ideals Israels gegen die Kultur. Da Exodus 20 die Gebote -er Pietas in engste Beziehung zu denen der Probitas gesetzt sind, und gerade die predigt der Propheten darauf ausging, den Kultus durch die Moral zu durchdringen, oder gar zu ersetzen, so ist Exodus 20 ein Nachhall der Prophetie und gehört, da der ganze äußere Kult aus

31 das Sabbatgebot sich beschränkt, in die Seit, da letzterer das Hauptheiligtum Israels geworden war. Vas ist aber nach Ausweis von Ezechiel und Tritojesaja im Exil geschehen, wo den Juden der Sabbat von der übrigen Bevölkerung unterschied. Derartige kurze Formulare wie Exodus 34 oder 20 sind immer erst Vereinfach­ ungen einer mit komplizierten Ausgangspunkten anhebenden längeren Entwicklung. Auch für die Keligionsgeschichte gilt: das Ein­ fache bricht sich erst allmählich die Bahn. So scheint uns für die Beurteilung der Religionsstistung Itlofis nur eine tabula rasa zur Verfügung zu stehen! Sum Glück gibt

uns das Alte Testament selbst einen Wink für die Kritik! was wir gewohnt sind, als den Bundesschlutz am Sinai zu bezeichnen, erscheint dem Historiker als die Grundlegung israeli­ tischer Rechtsbräuche in Kadesch. 3tt den jetzigen Texten machen sich die Gesetzgebung am Sinai und die in Kadesch den Rang streitig. Auf der einen Seite stehen Jahwe und Israel, auf der anderen Jethro und Israel. Je menschlicher uud verständlicher die eine Legislation, desto übermenschlicher und unbegreiflicher die andere! Rlidian und Israel wurden später einander feind, wie u. a. die Geschichte Gideons Richter 6 ff. zeigt. Israel ging zur Kultur über, IHibian beharrte bei seinem Wüstenleben und ist schließlich verschollen. Dem Erblassen der guten Beziehungen zu Midian entsprach ein Erblassen der Erinnerung an die Mithilfe Midians beim werke Mosis. Israels Nationalstolz vertrug nicht auf die Dauer, daß bei der Geburt seiner Religion, ein untergegangenes Wüstenvolk wie Midian Pate gestanden habe. Mit der zunehmenden Bedeutungslosigkeit Midians muß auch der verfall des einst hochberühmten Wüstenheiligtums von Kadesch eingetreten sein. Genug: der Gottesberg Sinai rückt in der biblischen Tradition immer mehr in den Vordergrund und ver­ dunkelt den Aufenthalt Israels in Kadesch. Für die Kritik des Werkes Mosis muß die ganze Sinaioffenbarung zugunsten der Religionsgrün­ dung in Kadesch beiseite geschoben werden. Als der Levit Mose der Schwiegersohn Jethros wurde, trat er nicht bloß in die Sippe, sondern auch in den Kult der Angehörigen seiner Frau, d. h. der Midianiter über, wenn Mose hernach zu seinen Stammesbrüdern in Ägypten wanderte, so kam er zu ihnen als Bote Jahwes, des Midianitergottes, oder des Gottes von Kadesch. Kadesch ist von uns als Mittelpunkt einer Amphiktionie zu denken, die unter der Vorhut der Midianiter, wie einst vor Mo-

32 hammed der die Kaaba in Mekka besuchende arabische Stämmebund unter der Leitung der Koreischiten stand. Für die israelitischen Südstämme, die einst in Kadesch an den mit Märkten verknüpften Iahresfesten zur Bundesfeier sich einstellten, und wo vielleicht auch ehemals die Josefstämme, bevor sie vom Südland aus nach Ägypten abwanderten, verkehrten, mag Jahwe kein gänzlich unbekannter Gott gewesen sein. Bot den in ägyptische Knechtschaft geratenen Israel­ stämmen der Bundesgott Jahwe durch Mose seine rettende Hand an, so war er gewillt, in ein noch engeres Verhältnis zu Israel zu treten. Israel schlug in die dargebotene Hand ein. Der Exodus gelang und wurde Jahwe gutgeschrieben, hernach führte Mose die Geretteten nach Kadesch, um hier an heiliger Stätte zwischen ihnen und Jahwe einen Vertrag, eine Berith, für die Ewigkeit zu schließen. Ein solcher Vertrag bindet Parteien aneinander, die sich bisher fremd waren und von nun an gemeinsame Wege mit ein­ ander gehen wollen. AIs von den Israeliten zu ihrem hauptnumen gewählter Gott, war Jahwe ihnen bisher unbekannt, und als Volk, das nun seiner besonderen Fürsorge anvertraut werden sollte, war Israel für Jahwe bisher fremd. Israel übernahm in Kadesch ein neues Bekenntnis. Es trat zum Jahwismus über, desien Vermittler die Midianiter waren. So wird von der neueren Kritik, die einst besonders von Stade, im Anschluß an ältere Forscher, ver­ tretene These, daß Jahwe seinen Ursprung in Mi d i a n habe, be­ stätigt. In dem Übertritt Israels zu einer neuen Religion ist der Grund zu der hohen Bedeutung gelegt, die Israels Religion für die Religionsgeschichte der Antike erlangt hat. Budde hat die von Mose begründete Religion treffend alswahlreligion bezeichnet. Diese neue Religion wurzelte nicht in einer natürlichen Zu­ sammengehörigkeit von Israel und Jahwe, wie etwa Kemosch und Moab unlöslich mit einander verbunden sind, sondern in einem sittlich bedingten Verhältnis, einem Treuschwure Israels, ausgelöst durch seine Dankbarkeit für die ihm eben von Jahwe er­ wiesene unendliche Wohltat der Befreiung aus Ägypten, hing doch von dem Gehorsam gegen Jahwe auch alles weitere Wohl­ ergehen Israels im Krieg wie im Frieden ab. Durch Mose ist zwar die Religion Israels nicht schon zu einer ethischen Religion erhoben, wohl aber ihr durch ihn ein ethischer Trieb eingepflanzt worden, wie alle übrigen gestifteten Religionen stammt auch die Mosis aus einem ethischen Reveil. Mose appellierte an das Gewissen Israels.

33 Rn das zur Zeit Mosis gegebene versprechen zur Treue gegen Jahwe erinnern daher auch immer wieder die besten der Propheten Israels und leiten daraus die Pflicht seines Wohlverhaltens gegen Jahwe ab. Vas neue vertrauen gegen Jahwe vertrug sich zunächst mit den bisherigen Formen des Kultus und der Moral. (Es blieb vorab bei der früheren naturwüchsigen Roheit in Religion und Brauch. Erst allmählich hat Israel die Rudimente seiner frü­ heren halb oder ganz barbarischen Religion und Moral abgestotzen. 1. Könige 20,31 hoffen die aramäischen Könige aus die Barmherzigkeit der Könige Israels. Ruch die Religion Jesu hat nicht sofort mit einer völligen Umwälzung in Glaube und Sitte begonnen. Der Christ unterschied sich zunächst wenig in vieler Hinsicht vom Juden, oder vom Hellenen, und doch hat schließlich der von Jesus in die von ihm begründete Religion gelegte sittliche Keim: das vertiefte Gottvertrauen, zu einer lv eltumwälzung ohne Gleichen geführt! In diesem Sinn ist die Religionsstistung Mosis ein Seiten­ stück zu der des neuen Bundes. Rach Sitte und Brauch damaliger Zeit wurde die neue Religion durch einen mit (Opfern und Festen gefeierten Vertrag zwischen Jahwe und Israel besiegelt. Dabei verpflichtete sich etwa Jahwe, daß er fortan Israel gegen äußere und innere Feinde schützen und für sein Wohlergehen sorgen werde. (Er will Israels Gott und Israel soll Jahwes Volk sein. Treue um Treue! Israel selbst aber verpflichtete sich zum Gehorsam gegen Jahwe und erkennt Jahwe als seinen einzigen Gott an. Der später formulierte Haupt­ satz in der ersten Hälfte des Vekalogs Exodus 20: ich bin Jahwe, du sollst keine anderen Gotter neben mir haben und das andere Wort Deuteronomium 6,4: höre Israel, Jahwe unser Gott ist ein Jahwe und du sollst ihn lieb haben von ganzem Herzen — jenes Wort, das in etwas anderer Deutung noch heute das Bekenntnis des Juden­ tums bildet, — ist bereits in dem Werk Mosis verankert! Unter sich sollen die Israeliten, das entspricht ganz dem gut sozialen Zug ihrer nomadischen Religion, einander helfen und gerecht und billig im Verkehr und handel mit einander verfahren. Insbesondere soll der Israelit sich der Bedrückten und Armen innerhalb der Stamm­ bruderschaft annehmen, hat doch auch Jahwe sich jetzt Israels in Ägypten erbarmt. Mit solchen Gedanken wird die andere Hälfte des Vekalogs vorausentwickelt: du sollst deinen Nächsten, d. i. deinen Volksgenossen, lieben wie dich selbst. Gewiß werden unter den um Beer, Mose und sein Werk.

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34 Mose sich scharenden Stämmen auch besondere Vereinbarungen über den Krieg getroffen worden sein. Dem Kampfruf Jahwes zu folgen, ist heilige Pflicht. Gb Mose direkt der Religion Israels einen Kriegerischen Lharakter verliehen, ihr den Kampf gegen die Ungläubigen etwa zur Aufgabe gesetzt hat, missen wir nicht genauer, da hier die Frage hereinspielt, weshalb eigentlich Mose mit Israel Kadesch verließ. Traten kriegerische Verwicklungen, z. B. mit Amaleq ein, wodurch Israel von Kadesch vertrieben wurde? hat Mose von vornherein den Einbruch Israels ins Kulturland geplant? Die von Moses begründete Religion ist noch kein reiner Mono­ theismus, geschweige gar die Weiterführung eines früheren Mono­ theismus Israels. Leistet zwar das Alte Testament in gewiffer Hin­ sicht letzterer Vorstellung Vorschub, indem es bereits die Patriarchen zu Monotheisten macht, so wissen wir von anderen inhaltlich a priori mehr glaubhaften direkten Zeugnissen des Alten Testaments, daß die Israeliten vor Mose Heiden waren. Den reinen Monotheis­ mus in die Zeit Mosis verlegen, hieße etwa die Philosophie eines Plato und Aristoteles in die Zeit des trojanischenKrieges an­ setzen! Wohl aber knüpft Mose an gewisse latente monotheistische Züge der ältesten Religion Israels an; insbesondere kommt hier die Verehrung des Stammgottes als Hauptgottes in Betracht. Diese monotheistischen Züge gewannen durch Mose eine festere Gestalt. Der von Mose verkündete Jahwe nahm, menschlich geredet, den An­ lauf zu einem höheren Wesen. Der Gott, der Israel aus der Knecht­ schaft erlöst, ist ein Gott der F r e i h e i t, ein Gott, der unterdrückte Menschenrechte schützt. AIs der Gott, der die Ägypter bezwungen hat, steht er als Sieger unter seinen Nebenbuhlern da. Ihm stehen auch die Naturgewalten zur Verfügung. Gehorchten doch seinem Macht­ wort die Winde und wogen beim Durchzug Israels durchs Schilfmeer. Das alles überträgt sich nun auf den leidenschaftlichen Gott der Steppe, stärkt sein Ansehen und weitet seinen Wirkungskreis. Diesem starken Gott kann Israel getrost seine Angelegenheiten vertrauen und auch auf seine Hilfe bei dem etwaigen Einbruch ins Kulturland bauen. Durch die Übernahme des Iahwekultus sind nicht sofort alle die Wesen, die Elim, beseitigt worden, an die Israel bisher glaubte: sie wurden aber jetzt geduckt, um fteilich bei späterer Gelegenheit wieder emporzutauchen. Einen wirklichen Vorsprung hatte die Reli­ gion Mosis vor den Religionen der Umgebung durch ihren ethi­ schen Trieb voraus. Das von Mose begründete neue vertrauen zu

35 Jahwe gab der Religion Israels eine Zukunft, machte sie geschichts- und entwicklungsfähig. Der religiöse Zusammen­ schluß der Israeliten, der gewiß unter Mose schon zu einem erwei­ terten Stämmebund geführt haben wird, erwies sich auch tauglich als feste Grundlage für die nationale Einigung der Stämme unter Saul und David. Indem Mose die dankbare Gesinnung Israels gegen Jahwe weckte, tat er den ersten Schritt zu der spätren durch die Propheten erfolgten Jneinssetzung von Religion und Sitt­ lichkeit d. h. den ersten Schritt zum ethischen Monotheismus. Exodus 18 ist die Erinnerung aufbewahrt, daß Mose in Kadesch den Seinen Recht sprach, nicht in einmaliger prinzipieller Weise, wie bei der Sinaigesetzgebung, sondern in kasueller Tätig­ keit. Vie Treue gegen Jahwe zeigt sich eben in einer Reihe von Einzelbestimmungen — das ist echt antik! Vie vekaloge der Sinaigesetzgebung sind eben jüngere Zusammenfassungen all­ mählich sich herausbildender Hauptgesetze. Mose ist der Vater der israelitischen Tora, jeder im Namen Jahwes erfolgenden Beleh­ rung über kultische, ethische und sonstige Fragen. Kein Wunder, wenn Mose als Anfänger der israelitischen Tora schließlich auch zum Vater allen Fortschritts auf dem Gebiet der Gesetzgebung Israels gemacht wurde. Vie Spätren schöpften aus dem von Mose aufge­ grabenen Brunnen in der Wüste. Der Grt, wo Mose die Tora em­ pfängt, ist Exodus 33 das Grakelzelt - das ist gewiß die glaub­ haftere Überlieferung gegenüber der anderen, wonach Mose unmittel­ bar die Gesetze von Jahwe erhält. Der Grakel- und Losapparat paßt zu Mose dem Zauberpriester! Die Treue gegen Jahwe wird sich vor allem auch in den Gpfern, Festen und sonstigen Bräuchen und Einrichtungen gezeigt haben, die Mose teils aus der Vergangenheit Israels aufnahm, teils neu einführte. Wurden durch die Einstellung des Sittlichen in die Religion Mö­ sts ihr wirklich die Flügel zum Aufstieg zu einer Herzens- und Geistesreligion verliehen, so wurden sie ihr wiederum lahm gelegt durch die Bindung der Moral an den Kultus und Ritus. Die Gpfer und Riten, die von Mose etwa neu eingeführt, oder beibehalten wurden, lassen die von ihm begründete Religion im Heidentum hängen bleiben. Freilich hat hernach der auf Mose direkt oder indirekt zurückgehende (vpferschacher der alt» testamentlichen Religion, welcher der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit ein Hindernis ist, die Propheten zu der (Ein» 3*

36 sicht geführt, daß alle (Opfer dem Herrn gleichgültig, ja ver­ haßt sind. Indem durch Mose der Erwählungsgedanke in die Religion

Israels hineingebracht wurde, wurde zwar auf der einen Seite die Liebe Israels zu Jahwe gesteigert, aber gleichzeitig auch die Eifer­ sucht und der Hochmut Israels begründet. Wie Mose den eignen

Geschwistern seine bevorzugte Stellung bei Jahwe nicht gönnt, so läßt auch Israel die anderen Völker nicht unmittelbar an das herz Jahwes heran und so gut wie Israel, der auserwählte Liebling Jahwes, ist keine andere Nation. Vie Ethik Israels lief also Gefahr Stammes­ und Volksethik zu bleiben. Selbst noch die Gebote in der 2. Hälfte des vekalogs, zum mindesten die beiden letzten, beschränken sich in ihrer Anwendung aus den Volksgenossen! Vie Stellung Israels zu den Heiden bildet vielfach leider eine der Schatten­ seiten des Riten Testaments! Wir wissen, daß in dem Erwählungs­ gedanken des Riten Testaments vor allem auch der maßlose Hochmut des rabbinifchen Judentums gegen alles Nichtjüdische und die Doppelmoral des Talmud begründet ist. Die Religion Mosis war also für Israel eine Rrt Danaer­ geschenk! Sie ist Kurz gesagt eine ethische Stammreligion, mit mono­ theistischen Zügen ausgestattet und zu einem höheren Ziel veranlagt, aber gleichzeitig auch durch ihre Verquickung mit dem Ritus der Ge­ fahr des Erstarrens in der Magie des Kultus ausgesetzt und durch den Gedanken der Erwählung Israels der Entwicklung zur Uni­ versalreligion leicht große Schwierigkeiten in den Weg legend. Evangelium und Talmud, prophetische und ritualistische Re­ ligion sind in dem Werke Mosis vorbereitet. Thrift und Jude können sich auf Mose gleich sehr berufen! Was Mose dazu gebracht hat, der Religionsstister Israels zu werden, ist die ihm ins herz schneidende Not seiner Brüder in Ägypten gewesen: so stellt es die Überlieferung selbst dar, und sie ist gewiß hierin ganz glaubwürdig. Dos Mitleid mit ihrem Volk und der Wille ihm zu helfen, ist ebenso wie bei Mose, so auch bei Jesus undMohammed charakteristisch. Alle drei semitischen Religions­ stister werden darum in der Überlieferung als soziale Heilande gezeichnet. Sie nehmen sich des leiblichen wie des geistigen Elends der Ihren an. Deshalb sind die Krankenheilungen und das vollbringen großer Taten helfender und rettender Liebe in den Erzählungen über Mose, Jesu und Mohammed typisch. Zum

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rechten Religionsstifter gehört aber auch das Anstoßnehmen und sich Krgern seiner Umgebung an ihm, trotz aller Dankbarkeit, die sie gegen den großen Wohltäter empfindet. Vie Berichte über das erste Auftreten Illofts in Ägypten und über die Wüsten­ wanderung sind voll von Schilderungen über Israels Starrsinn und Unglaube, die Mose mit zäher Geduld, gütlichem Zureden, Fürbitten, Drohen und Schelten, ja gelegentlich durch blutige Strafen überwindet, haben so nicht auch Jesus und Mohammed, ein jeder in seiner weise, um die Seele ihres halsstarrigen Volkes beständig gerungen? Alle 3Religionsstifter gehen an ihre Aufgabe erst heran, nachdem eine Stimme von oben sie dazu aufgefordert hat. Die Berufungs­ geschichte Mosis steht in einer Linie mit den Berufungsgeschichten der übrigen alt- und neutestamentlichen Gottesmänner: (Ein plötzliches Erleben der Gottheit, ein leibliches Sehen, ein tiefes Erschrecken, das sinnliche Vernehmen eines Auftrages, das Zagen an der Ausführung und schließlich ein seliges Zugreisen! (Es sind die Selbstberatungen, die Erwägungen und Zweifel, die den Helden vor seiner Berufung gepeinigt haben, bis in geweihter Stunde die Gottheit, deren Ent­ scheidung er herbeisehnt, plötzlich allem Schwanken ein Ende macht und ihrem Erkorenen die Wonne der Gewißheit gibt, von ihr zum Werkzeug für Großes bestimmt zu sein. In der heiligen Einsamkeit und dem schweigenden Frieden der wüste ist wie dem Moses so auch Jesus und Mohammed der Gottesgedanke lebendig geworden. Der Jahwe, den Mose in der den Dornbusch umgebenden Wawerlohe als den starken und gnädigen Helfer Israels schaut, der ist die Verkörperung des heißen Mitleides, das Mose mit dem Elend seines Volkes erfaßt hat, und der guten Absicht, die ihn beseelt, den Seinen zu helfen. In den Namen Jahwe, was immer er ursprünglich bedeuten mag, kommt so ein neuer Inhalt. Das ist das Recht für E und p zu sagen, daß Jahwe für Mose ein neuer Gott war. Da aber Jahwes Name bei denMidianitern und den befreundeten Stämmen längst heimisch war, so kann I, der als Judäer die Traditionen der Midianiter kennt, von der besonderen Offenbarung des Namens Jahwe an Mose Abstand nehmen. Der „Vater in den Himmeln", den Jesus und der „Allah", den Mohammed verkündete, sind auch keine neuen Gottes­ namen und doch wird beide Mal ein neuer Inhalt in sie hineingebracht! Vas eigne Gotteserlebnis des Moses wird zugleich die Ge burtsstunde für sein Werk. So ist es auch bei Iesus, Paulus und Mohammed zugegangen. Mose steht in allenErzählungen

38 im Mittelpunkt. Alle anderen Figuren sind nur Nebenpersonen. Vie Bücher Exodus bis Deuteronomium sind ein großer Hymnus auf Mose und seinen Gott. Es quillt aus ihnen der unauslöschliche Dank

hervor für das Große und Neue, was Mose durch Jahwe an Israel getan hat. (Es ist derselbe herzerfrischende hauch, der durch die urchristliche Literatur weht und aus der Bewegung stammt, die von Jesus ausging. Auch in der Schilderung Mosis als Religionsstifter sind die biblischen Berichte im wesentlichen treu. Irgend ein Vorbild für sie gab es hier noch nicht. Ruch Mose der Religionsstister ist der Wirklichkeit nach gezeichnet. Mose ist eben der älteste Reli­ gionsstifter ! Sind wir nun auch weit entfernt, den biblischen Mose sozusagen mit haut und haaren zu verschlingen und ihn zu einer rein geschicht­ lichen Person zu stempeln, so sehen wir doch unter der Decke von Sagen und Mythen noch einige Schimmer von dem Mose, wie er leibte und lebte. was Elias für Israel in der Kultur, das war, und noch viel mehr, Mose für Israel in der Steppe: der Retter und getreue Eckart der Seinen, der Volksheros und Gottesmann! Jawohl: Mose steht in religiöser und sittlicher Hinsicht unter einem Jesaja und Jeremias, den Größten unter den alttestamentlichenGottesmännern, ganz zu schweigen von Jesus, dem Vollender unsres Glaubens — und doch stehen alle drei auf den Schultern Mosis! Vie Beschaffenheit der biblischen Texte macht wie für Jesus, so auch für Moses eine eigentliche Lebensschilderung unmöglich. Dadurch sind wir um so mehr genötigt, den überlieferten Buchstaben und die Enge des Zeitgeschichtlichen verlassend, unsere Gedanken auf das G r o ß e an Mose zu richten, freilich noch mehr auf den G r o ß e n, der hinter Mose stand und ihn als sein Rüstzeug zur Erziehung des Menschengeschlechtes verwendete.

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Anmerkungen. Zur Literatur über Klose und sein Werk vgl. Nowack, Vie Entstehung der israelitischen Religion 2 1896. Stade, Die Entstehung des Volkes Israel 8 1899 (auch Reden 2 1907 S. 97ff.). Smend, Rlttestamentliche Theologie 2 1899 S. 36ff. Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in Ägypten im Lichte der ägyptischen Monu­ mente 2 1904. Guthe, Geschichte des Volkes Israel 2 1904. Stade, Biblische Theologie des Riten Testaments 1905 S. 28 ff. Ed. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme 1906. Marti, Geschichte der israelitischen Religion61907 S. 61 ff. Wellhausen, Israelitische und Jüdische Geschichte 6 1907. Volz, Mose, (Ein Beitrag zur Unter­ suchung über die Ursprünge der israelitischen Religion 1907. Reiner, Moses und sein Werk 1907. H. Schneider, Zwei Aufsätze zur Religionsgeschichte vorderasiens. Die Entstehung der Jahureligion und der Mosesagen in Israel und Juda. Die Entwicklung des Gilgameschepos. Leipziger semitistische Studien V. 1909. Jensen, Moses, Jesus, Paulus. Drei Varianten des babylonischen Gottmenschen Gil­ gamesch. Eine Anklage wider die Theologen, ein Appell auch an die Laien. 3 1910. Kautzsch, Biblische Theologie des Alten Testaments 1911 S. 39 ff. Roth stein, Moses, sein Leben und sein Lebens­ werk. (Biblische Zeit- und Streitfragen IV, 10. 11) 1911. Derselbe, Gesetzgebung in Israel und Babel. Ebenda IV, 9. 1911. L eh mann-haupt, Israel 1911 S. 28ff. Greßmann, Mose. Deutsche Rundschau 1912 S. 409 ff. Kittel, Geschichte des Volkes Israel 121912 S. 546ff. König, Geschichte der alttestamentlichen Reli­ gion 1912. Budde, Die altisraelitische Religion 8 1912.

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S. 7 3. 7 v. o. Ls ginge der Gedanke verloren, daß die christ­ liche Religion eine geschichtlich gewordene Religion ist und das Christen­ tum würde der Dogmatik oder der Philosophie ausgeliefert, vgl. Guthe, Geschichte Israels und Heilsgeschichte (Vortrag am 4. Ok­ tober 1899 vor der sächsischen kirchlichen Ronferenz in Chemnitz, Son­ derabdruck aus dem Reuen Sächsischen Rirchenblatt S. 22). Rlit dem systematischen Talent pflegt selten das historische verknüpft zu sein. S. 7 3. 15 Über gestiftete Religionen vgl. Ti eie, Einleitung in die Religionswiflenschaft 1899 I 104 ff. S. 7 3. 5 v. u. Der Hexateuch ist aus den (Quellen I, E, v und p zusammengeflossen. J, der südisraelitische oder judäische Sagen» und Mythenerzähler wird ca. 850, E sein nordisraelitischer oder ephraimitischer Konkurrent wird ca. 750 angesetzt, v der verfaffer des Deuteronomiums ca. 650, P der Hersteller des sogenannten Priester­ kodex ca. 450. Überall handelt es sich hier nur um runde 3ahlen und um die Entstehung gewiffer Hauptschichten. 3n Wirklichkeit ist der hexateuch das Ergebnis einer literarischen Korallenarbeit, die bald nach David einsetzt und bis in die 3eit der nachexilischen Schrift­ gelehrten reicht, also ca. 6 — 8 Jahrhunderte umfaßt. Eine beste Über­ sicht über die Entstehung des hexateuchs bietet holzinger, Ein­ leitung in den hexateuch 1893. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels 5 1899. Budde, Geschichte der althebräischen Literatur 2 1909. Kautzsch, Die heilige Schrift des Alten Testa­ ments 3 1909. Gunkel, Genesis 3 1910. Über die eine neue Kom­ position des hexateuchs betreffenden und in Einzelheiten anregenden „Alttestamentlichen Studien" vonEerdmans 1908ff. vgl. holzinger in 3Aw 1910, 245ff. 1911, 44ff. Kittel, Geschichte des Volkes Israel 12 255 f.

S. 8 3. 10 v. u. Typisch für die zu hohe Einschätzung der An­ fänge der Religion Israels ist Ba ent sch, Altorientalischer und israe­ litischer Monotheismus 1906 und Volz, Klose 1907. S. 8 3. 7 Kley er, in seinem epochemachenden Buch „Die Israe­ liten" u. s. w. 1906. S. 9 3. 16 v. o. So meint h. Schneider in seiner geistvollen Studie über die Entwicklung der Jahureligion und der INosesagen S. 40, Klose bedeute ursprünglich den Pharao Ahmose, der die hyksos aus Ägypten vertrieb! vgl. Breasted-Ranke, Geschichte Ägyp­ tens 2 1911 S. 205 ff. Exodus 2, 10 wird bekanntlich versucht, den Namen „Kloschae" aus dem hebräischen abzuleiten und mit „heraus-

41 gezogen" (aus dem Wasser) zu erklären; besser wäre schon „heraus­ ziehend". Über die eine wie die andere Deutung ist, wie jetzt ziemlich allgemein zugestanden wird, verfehlt. Der Name ist hebraisierung eines ägyptischen ms (w) „Kind", vergleiche ägyptische Namen wie Tutmose, Gesenius-Buhl, hebräisches und aramäisches Handwörter­ buch 16 unter „Mose". S. 9 3. 16 v. u. vgl. Spiegelberg, 3eitschrift der deutsch, morgen!. Gesellsch. 1899 S. 634f. 6. Meyer, Vie Israeliten S. 450s. 3u paschhur vgl. Zeremia 20, 1 ff. Daß auch „Ahron" ein ägyp­ tischer Name sei, wie Nittel 1 2 541 meint, bestreitet mein ägyp­ tologischer Gewährsmann Q. Ranfte.

S. 9 3. 10 Exodus 6, 19. Numeri 3, 20. 33. S. 9 3. 6 Jet. 15,1. Mich. 6, 4. Zes. 63,11 f. Mal. 3, 22; späte Psalmen; Esr. Neh. Chronik, van. 9,11.13. Anspielungen an die Ge­ schichte Mosis liegen Amos 5,25. Hof. 12,14. Zes. 1,2. Zer. 7,25 vor. S. 9 3. 1 Lehmann-Haupt, Israel S. 55. S. 10 3. 10 v. o. Meyer, Vie Israeliten S. 234 s. S. 10 3. 19 Spiegelberg, Der Aufenthalt Israels in Ägypten S. 28 f. Meyer, Vie Israeliten S. 337. Lehmann-Haupt S. 17. Nittel I 2 S. 49s. S. 10 3. 12 v. u. Curtitz, Ursemitische Religion im Volksleben des heutigen Orients 1903. S. 10 3. 11 v. u. Zeremia 2, 28. 11, 13. S. 10 3.3 Wellhausen, Israelitische u. jüdische Geschichte °S. 30. S. 11 3. 2 v. o. vgl. Vincent, Canaan d'apräs l’exploration recente 1907. Benzinger, hebräische Archäologie 2 1907. Greßmann, Vie Ausgrabungen in Palästina 1908. Derselbe, Altorien­ talische Texte und Bilder zum Alten Testament in Verbindung mit Ungnad und Ranke 1909. Nittel, Geschichte des Volkes Israel I 2 1912 S. 106ff. Beer, Ausgrabungen und Funde in Palästina prot. Realenzykl. (Ergänzungsband) 1912 f. S. 11 3. 17 d. u. Genesis 45,10. 46, 28f. 34. 47, 1 ff. 50, 8. Exodus 8, 18. 9, 26. Gosen ist das schmale Tal zwischen dem Nil und den Bitterseen, jetzt Werbt Tumilät. Genesis 47, 11 heißt Gosen bei p „Land Ramses". S. 11 3.12 vgl. Breasted-Ranke, Geschichte Ägyptens S. 343f. S. 11 3. 7 naDiII e, The Store-city of Pithom 1885. Nach Greßmann, Mose, Deutsche Rundschau 1912 S. 410 ist Ramses jetzt von Petrie wieder entdeckt. Davon weiß Breasted-Ranke S. 343 nichtsvielmehr ist die Lage von Ramses „uns nicht mehr genau bekannt".

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S. 11 3. 1 Exodus 14, 3 ff. 17. Ex. 14, 27 ist nicht zu lesen, daß der Pharao selbst mit umkam. Über Menephtah s. Breasted Ranke S. 362. vgl. auch Stade, Akadem. Reden2 1907 S. 107. S. 12 3.11 v. o. Wellhausen, Israelitische und jüdische Ge­ schichte 8 S. 10. Meyer, Vie Israeliten S. 370 ff. Lehmannhaupt, Israel S. 32ff. 51. S. 12 3. 15 v. u. Lehmann-Haupt S. 33. Vie Liste der Eliden von Rbjathar rückwärts ist: Rbjathar, Rhimelech, Rhitub, pinechas, Eli, Pinechas, Eleasar, Rhron. Daß die Eliden wirklich levitische Priester waren, gibt auch Meyer, Vie Israeliten S. 451 zu.

5. 12 3. 3 3u den in Rmarna, der von Rmenophes IV. zur Residenz erhobenen Stadt in Mittelägypten gefundenen ca. 300 Tontafeln mit babylonischer Keilschrift und zu den darin erwähnten Thabiri vgl. Winckler, Keilinschrift!. Bibliothek Bd. 5 und Knudtzon, Die el-Rmarna-Tafeln, Vorderasiat. Bibliothek II 1908. S. 13 3. 3 v. o. vgl. Breasted-Ranke S. 447. S. 13 3. 8 vgl. Spiegelberg, Sitzungs-Berichte der Bert Rkad. 1896, 593. Steindorff, 3RW 16, 330ff. Greßmann, Rltoriental. Texte und Bilder S. 191 ff. Breasted-Ranke S. 360ff. S. 13 3. 18 von Lalice, Grient. Lit.-3tg. 1903 Sp. 224. S. 13 3. 12 v.u. Lehmann-Haupt, Die Geschicke Judas und Israels. Religionsgesch. Volksb. II 1. 6. S. 29ff. Budde, Altisraelitische Religion 8 S. 4. S. 13 3. 11 vgl. Kittel bei Kautzsch 8 zu 1. Kön. 6, 1. und Budde und Rowack zu Richt. 11, 26 in ihren Kommentaren. S. 14 3. 7 v. o. vgl. Meyer, Vie Israeliten S. 122ff. S. 14 3. 20 v. u. (Einen Einblick in die Geschichte der semiti­ schen Völkerwanderungen verdanken wir h. Winckler, vgl. auch Meyer, Die Israeliten S. 246 f. 3ur Wanderung der eigentlichen Araber vgl. Wellhausen zu Maleachi 1, 2ff. S. 14 3. 7 Reuß, Vas Alte Testament III1893 S.236 Knm. 5. S t e u e r n a g e I, Die Einwanderung der israel. Stämme 1901 S. 100. Gunkel, Genesis 8 S. 173. S. 15 S. 15 $.15 S. 15 S. 15 S. 16 S. 16

3. 3 v. o. Exodus 3, 18. 7, 16 u. ö. 3. 4 Genesis 12, 16. Exodus 12, 35 f. 3. 15 Genesis 29, 1 ff. vgl. Gunkel8 z. St. 3. 20 v. u. 1. Samuel 5f. 3. 18 vgl. S. 20. 3. 2 v. o. vgl. Richter 13, 1 ff. 1. Sam. 1, 1 ff. 3.6 Lehmann-Haupt, Israel S. 55.

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S. 16 3. 11/12 st. Jeremias, Vas stlte Testament im Lichte des alten Grients 2 1906 S. 408 ff. Meyer, Vie Israeliten S. 46 f. S. 16 3. 6 v. u. Exodus 2, 11 ff. S. 16 3. 1 Genesis 37, 28 (L). S. 17 3. 4 v. o. Exodus 6, 20. S. 17 3. 7 Schneider, Vie Entwicklung der Iahureligion S.40. S. 17 3. 10/11 Jethro bei L Exodus 3, 1. 4, 18b. 18, 1 ff. Reguel Exodus 2, 18 im Text von I, doch wohl nur auf irrigem Verständnis von Num. 10, 29 beruhende Glosse, während Num. 10, 29 (3) hobab, der Sohn Reguels, der Schwiegervater Mosis ist.

S. 17 3. 11 Genesis 2, 24. S. 17 3. 18 Richter 17, 7.

S. 17 3. 20 v. u. Exodus 2, 16 ff. S. 17 3. 13 Vie Pharaotochter Exodus 2, 5 ff. Die Schwester Mirjam Exodus 2, 4. 15, 20 f. Num. 12, 1 ff. Vie Töchter Jethros Exod.2,16ff. 3ipporaExod. 2,21.4,24ff. Vaskuschitifche WeibNum. 12, 1; mit diesem ist wohl aber 3ippora selbst gemeint vgl. holzinger zu Num. 12, 1 bei Kautzsch 3. Daß die Frau eine große Rolle in der ältesten Überlieferung spielt, besonders bei 3, vgl. Budde, Geschichte der althebr. Literatur 2 1909 S. 61. S. 18 3. 5 ff. Soweit mir bekannt, ist in der Neuzeit Mose als 3auberer auf Grund der einzelnen biblischen Anekdoten noch nicht gezeichnet worden, vatz Mose, etwa abgesehen von Exodus 32, 20 (35) seine 3aubereien und Wunder gewöhnlich mit Hilfe, oder aus Geheiß Jahwes verrichtet, entlastet ihn nicht von dem Prädikat des Magiers. Venn die Magie ist wie das Gpfer etwas Internationales und 3eitlofes. Durch die Beziehung auf Jahwe wird der Magie und dem Gpfer nur der Berechtigungsschein für Israel verliehen. Jahwe selbst rückt durch die von Mose in seinem Namen vollzogenen Wunder in die Reihe der antiken Saubergötter - und Mose ist sein Werkzeug und Lehrling!

S. 19 3. 18 v. u. Nach der Lesart des Sinaisyrers in Markus 9, 7: „und es erschien eine Volke, die ihn (nicht: „sie"] überschattete", vgl. Merx, Die 4 Kanon. Evangelien II, 2. 1905 S. 99. Well­ hausen, Das Evangelium Kläret 1903 S. 75.

S. 19 3. 14 vgl. villmann zu Exodus 34, 29. S. 19 3. 10 vgl. Llemen bei Kautzsch, Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments II 1900 311 ff. Beer, Pseudepigraphen in prot. Realenzykl. 8 XVI, 242 ff. Wie Elia gilt auch Mose Markus 9, 4 nicht als gestorben; beide befinden sich daher

44 nicht in der Scheol, sondern im Himmel vgl. weIlhausen, Evangel. Marci S. 75. S. 19 3.5 vgl. Geiger, Allgemeine 3eitung des Judentums 1912 Nr. 25. Der Kampf um den Leichnam des Zaust hat sein Vorbild an dem Streit zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel um den Leichnam Mosis. Judasbrief v. 9. $. 20 3. 19 v. u. Vas Bundesmahl findet Exodus 24, 9-11 — I statt. Exodus 24, 3-8 = 6 wird der Bund durch feierliche (Opfer bekräftigt.

$. 21 3. 4 v. o. Exodus 32. Hum. 16. 25. S. 21 3. 14 vgl. holzinger bei Kautzsch s. S. 21 3. 6 v. u. Exodus 9, 6 verglichen mit Exodus 9, 25. S. 21 3. 3 Exodus 9, 25 verglichen mit Exodus 10, 5. hier regt sich der Rationalismus des Sagensammlers: er läßt 10, 5 nur den Rest, der vom Hagel verschont ist, von den Heuschrecken gefressen werden — aber 9, 25 ist nichts übrig geblieben! S. 22 3. 10 v. o. vgl. besonders Meyer, Vie Israeliten S. 24 ff. S. 22 3. 12 v. u. Exodus 12, 35. S. 23 3. 4 v. o. Genesis 20, 12. S. 23 3. 11 vgl. Beer, pesachim 1912 S. 9ff. S. 23 3. 17 Beer a. a. G. S. 20. S. 24 3. 5s. v. o. vgl. villmann zu Exodus 13, 17ff. Kittel, Geschichte des Volkes Israel 12 S. 511 ff. S. 24 3. 17 Nach dem Vorgang von Wellhausen, Prolegomena 5 S. 349. S. 24 3. 20 v. u. Kittel a. a. G. S. 535. Greßmann, Mose S. 412 ff. verlegt den Untergang der Ägypter nicht an die west­ liche, sondern an die östliche Seite des Schilfmeeres, in die Nähe des Golfes von Akaba. Die Katastrophe sei durch einen plötzlichen Aus­ bruch des damals noch tätigen und in der Nähe gelegenen Sinai­ vulkans hervorgerufen worden. Nun ist aber der Nachweis, daß der Sinai ein Vulkan war, bis jetzt nicht erbracht (vgl. Budde, Altisrael. Religion 3 S. 133). Und wenn die Israeliten Gosen ver­ ließen und ungehindert die ägyptische Grenze passierten, so war das ein Wunder. Die Erinnerung daran spiegelt sich in Exodus 14 wieder. Greßmann konstruiert sich noch ein Wunder hinzu! Wunder über Wunder — an dem ersten ist es genug! S. 24 3. 10 Exodus 14, 16-14, 21. S. 25 3. 5 v. o. Exodus 12, 37. Hum. 1, 46.

S. 25 3. 7 Exodus 14, 21 f. 29.

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S. 25 3. 17 v. u. Meyer, Die Israeliten S. 80ff. Greßmann, Mose $. 415. S. 25 3. 1 3u der Inschrift Rssarhaddons, König von Baby­ lonien (681 —668) vgl. Winckler-3immern, Die Keilinschriften u. das alte Testament 3 1903 S. 90. S. 26 3. 4 v. u. vgl. Beet, pesachim S. 11. S. 27 3. 1 v. o. Smith-Stübe, Die Religion der Semiten 2 1899 S. 239 ff. S. 27 3. 3 vgl. Beer, Sabbat 1908 S. 103ff. Kittel, Ge­ schichte des Volkes Israel 1912 I 2 S. 233 f. S. 27 3. 8 Exodus 24, 3-8. S. 27 3. 9 Exodus 24, 4. S. 27 3. 12 Über die heilige Lade vgl. Schwally, Semitische Kriegsaltertümer 1901 S. 9 ff. S. 27 3. 15 Über das heilige Seit vgl. Meyer, Israeliten S. 134 f. S. 27 3. 15 v. u. Exodus 6, 2 ff. $. 28 3. 2 v. o. Genesis 18 u. 19. S. 28 3. 4 Genesis 13, 1 ff. S. 28 3. 7 Exodus 3, 5. S. 28 3. 14ff. vgl. Meyer, Die Israeliten S. 209ff. Greßmann, 3RW 1910, 1 ff., bes. S. 29. Daß Rbraham und Sara nichts anderes bedeuten wie Hans und Gretel in der deutschen Sage (Greßmann S. 14), ist unrichtig. Denn 1. sind Rbraham und Sara (sowie die übrigen Patriarchen) keine Dutzendnamen; 2. leitet von Hans und Gretel keine Sage das deutsche Volk ab. Rbraham, Isaak und Jakob gelten aber dem antiken Israeliten als seine Stammväter! Das Rätsel der Patriarchennamen ist auch von Gretzmann noch nicht befriedigend gelöst; auch nicht von Kittel, Ge­ schichte des Volkes Israel I2 S. 386 ff.

S. 28 3. 17 ff. Ls scheint mir das Bleibende an der Unter­ suchung von Steuernagel, Die Einwanderung der israelitischen Stämme 1901 (S. 20) der Nachweis, daß die Leastämme sich vor den Rahelstämmen in Kanaan ansässig gemacht hatten. Mit den letzteren ist die Mosesage verknüpft. S. 28 3. 16 v. u. Jahwe 3ebaoth ist eine verbindnng wie Gdin und die lvalkyren. Die 3ebaoth sind die als Schlachtmädchen, oder Kriegerinnen vorgestellten und zü DienerinnenJahwes degradierten Personifikationen gewisser Himmels- und Lusterscheinungen: Donner, Blitze, Sterne, Sturm und Regen u. s. w. — Das Lied der Debora — Richt. 5.

46 S. 28 3. 15 Elia am Horeb — 1. Könige 19. Jehu — 2. Könige 9/10. S. 28 3. 7 3u den Propheten zur 3eit Samuels vgl. 1. Sam. 10, 5 ff. S. 28 3. 3 v. o. Daß alle israelitischen Stämme von einer ge­ meinsamen Basis aus nach vorhergehender Verlosung der Gebiete (wie die Dorier bei der Besetzung des Peloponneses) an die Eroberung Kanaans gingen, ist eine von Richt. 1 vertretene Fiktion. 3n Wirk­ lichkeit ist Juda, wie schon ein Blick aus die ethnographische Karte von Palästina für die Seit vor der Entstehung des Königtums in Israel etwa bei Stade, Geschichte des Volkes Israel IS. 140 und Richt. 1,16 verglichen mit Numeri 21, 1 ff. zeigt, von Süden aus nach Palästina vorgedrungen. Daraus erklärt sich die erst von Saul überbrückte Iso­ lierung Judas von den von Gsten nach Kanaan eingerückten Rahelstämmen. S. 29 3. 17 3um Stammbaum Lsra's vgl. Esra 7, 1 und 2. Könige 25, 18 — 21. stuf die merkwürdige Tatsache, datz unter hilkia das Deuteronomium (2. Kön. 22/3) und unter seinem Ur­ enkel (Ururenkel?) Esra der Priesterkodex (Neh. 8-10) eingeführt wurde, macht der Artikel „hilkia" von Gunk el in Schiele's Religion in Geschichte und Gegenwart aufmerksam. Was es mit der „Auf­ findung" des Deuteronomiums für eine Bewandtnis hat, erörtert am besten Budde, Geschichte der althebräischen Literatur 1909 S. 109f. S. 29 3. 3 3ur Gottesoffenbarung an Nlose bei E vgl. Exodus 3, 13 ff., bei p Exodus 6, 3. S. 30 3. 12 v. o. Über das Bundesbuch vgl. holzinger bei Kautzsch 3 S. 113, Kittel, Geschichte des Volkes Israel II8S. 108 ff. und Gretzmann, Die Schriften des Alten Testaments II, 1. 1910 S. 223 und zum vekalog Exodus 34 vgl. Beer, pesachim S. 23ff. S. 30 3. 17 v. u. 3um Sabbat im Alten Testament vgl. Beer, Sabbat, 1908 S. 11 ff. S. 31 3. 3 v. o. vgl. Ezech. 20, 12 ff. 22, 8. 26. Jes. 56, 2. 58, 3. 13. Jerem. 17, 21 ff. Die zeitliche Fixierung des vekalogs S. 29 stimmt überein mit Nlarti, Gesch. d. israel. Relig. 5 1907 S. 194. Noch für Kautzsch, Bibi. Theologie des Alten Testements 1911 S. 69 ff. u. Kittel, Gesch. des Volkes Israel I 8 S. 552 ff. ist der Vekalog (in seiner Urgestalt) mosaisch, während Gretzmann, Die Schriften des Alten Testaments S. 239 ihn für die 3eit Salomos als „gewiß" voraussetzt. Letzteres erschließt G. aus dem Fehlen eines Verbotes der Nlajestätsbeleidigung! S. 32 3. 5 v. o. Genes. 37, 14. 22. 46, 5.

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S. 52 3. 18 v. u. Stade, Gesch. des Volkes Israel I S. 130ff. Budde, Rltisrael. Religion 3 1912 $. 20. Erfreulicherweise kommt Greßmann, Mose S. 419, 420f. zu dem gleichen Schluß, daß Jahwe, der von Mose verkündigte Gott, der Gott der Midianiter war, und daß die Triebkraft der Mosereligion in ihrer Eigenschaft als Wahl­ religion lag - dann hat die ältere Kritik doch nicht bloß literarischen Duellensport getrieben, wie von G. und ihm nahestehenden Kreisen, aus übrigens leicht durchsichtigen Gründen, gern behauptet wird: finden doch gerade zwei die Ursprünge der Religion Israels betreffende Haupt­ thesen von Stade und Budde vor den Rügen moderner religions­ geschichtlicher Kritiker Gnade! S. 33 3. 2 v. o. 3. B. Rmos 3,2. Jes. 1, 2 ff. Jerem. 7, 21 ff. S. 33 3.12 v. u. Stade, Bibi. Theo!, des Rlt. Testaments S.84. S. 34 3. 4 v. o. wie vielleicht Mose der Religion Israels, so hat sicher Mohammed dem Islam das Gepräge der Kampfesreligion auf­ gedrückt, Goldziher, Vorlesungen über den Islam 1910 S. 25. S. 34 3. 10 Ruch Kittel, Geschichte des Volkes Israel I 2 S. 559 redet nur von einer sittlichen Volksordnung, die Mose schuf, und bezeichnet ganz richtig die Religion Mosis als „ethischen Henotheismus". S. 34 3. 16 3. B. Genesis 35, 4. Jos. 24, 2. S. 34 3. 19 v. u. vgl. Nowack, Vie Entstehung der israeli­ tischen Religion 1896 S. 7. S. 35 3. 12 v. o. vgl. holzinger bei Kautzsch 3 S. 109. S. 36 3. 2 v. o. Es heißt, die antikultische Schroffheit der Pro­ pheten mildern wollen, wenn man behauptet, die Propheten miß­ billigten nur einen Kult, der von unfrommen und unsittlichen Menschen betrieben wurde — ein frommer und sittlicher Mensch dürfe ruhig seinen Hammel der Gottheit zu Ehren schlachten! Ist das wirklich z. B. der Standpunkt Jesajas für seine Stellung zum Kult Jes. 1, 10? vgl. zu der ganzen Frage Marti, Geschichte der israelitischen Reli­ gion 5S. 179 ff. S. 36 3.10 Brnos 9, 7 hebt Brnos alle Vorrechte Israels gegen­ über den Heiden aus - das geht weit über Paulus im Römerbrief Kap. 9 ff. hinaus! S. 36 3. 13 Der Nächste ist der volksgenoffe. S. 36 3. 15 3. B. Jes. 30, 32. 41, 15. 49, 23. Joel 4, 13 ff. Sach. 9, 15, Esther! S. 37 3. 1 v. o. Matth. 11, 6. S. 37 3. 5ff. 3. B. Exodus 4, 1. 14, 11 ff. 15, 24 ff. 32. Nu­ meri 11. 12. 14. 16. 20. 25. S. 37 3. 12 v. u. was Jahwe ursprünglich bedeutet hat, ist viel umstritten, vgl. die Musterkarte, hie Kittel in seinem Rrtikel

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Jahwe in der Protest. Realenzyklop.8 8, 529 ff. und jetzt in seiner Geschichte des Volkes Israel 1 2 556 f. vorführt. Vie Deutung des Namens ist neuerdings um so schwieriger gemacht, als sich die Anzeichen mehren, daß die älteste Aussprache des Tetragramms Iahu oder Iaho war, wozu Jahwe m. T. erst eine künstliche oder nationalisraelitische Umformung ist. Wichtiger als die richtige Etymologie des vorisraeli­ tischen Wortes „Jahwe" ist die Einsicht, was aus Jahwe im Laufe der Geschichte Israels geworden ist: Adonai, der Herr Israels, aller Völker, der Gott des Alls, der sittliche Lenker der Geschichte, der Vater aller Menschen. S. 37 3. 10 u. 8 vgl. s. 27 unten. S. 38 3. 3 ff. v. u. Ulan erinnere sich auch der Schilderungen der Wüstenperiode Israels in Stellen außerhalb des hexateuchs als des Braut- und Glücksstandes Israels, oder der guten alten Seit z. B. Hof. 2, 16f. Irrem. 2, 2 ff. Ezech. 16, 8.

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