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German Pages 177 [192] Year 1961
Eduard Lasker
Moderne Schachstrategie
7. erweiterte Auflage
Walter de Gruyter & Co Berlin 1961
Herausgegeben von Rudolf Teschner und Kurt Richter
© Copyright 1955, 1961 by Walter de Gruyter Oc Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit & Comp., Berlin W 30, Genthiner Str. 13 Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen und der Übersetzung, vorbehalten Archiv-Nummer $3 10 61
Printed in Germaoy
Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin
Vorwort
Dieser Band ist eine moderne Fassung der „Schachstrategie", meines Erstlingswerkes, an dem ich vor fast 40 Jahren arbeitete. Obwohl das Buch einen Erfolg hatte, der meine optimistischsten Erwartungen übertraf, war es für mich seit langem eine Quelle widerstreitender Gefühle. Einerseits schmeichelte mir seine Volkstümlichkeit, andererseits aber störten mich in zunehmendem Maße einige meiner Behauptungen, je mehr Jahre zwischen mir und dem jungen Mann lagen, der das Buch geschrieben hatte. Ich bin glücklich, nun die Gelegenheit zu haben, jene Behauptungen zu berichtigen und meinen Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der das Geschehen auf dem Schachbrett beherrschenden Gesetze zu modernisieren. Ich hege keinen Zweifel, daß die Entwicklungen der vergangenen 25 Jahre meinen ersten Versuch mehr oder weniger veralten ließen. Den ersten Anstoß, die „Schachstrategie" zu schreiben, erhielt ich, als ich an der Berliner Technischen Hochschule Maschinenbau und zugleich im Café Kaiserhof und im Café Bauer Schach studierte, wo zur einen oder anderen Stunde jeder berühmte Meister jener Epoche zu finden war. Es waren gewiß farbige Menschen, und ich gab ihnen vor einigen meiner Hochschulprofessoren weitaus den Vorzug. Da war der einäugige Teichmann, der — wie Polyphem — über die tägliche Versammlung von Schachliebhabern herrschte, der mit einem Auge mehr sah als die meisten Schachmeister mit beiden; da waren Emanuel und Berthold Lasker, die — während sie nie eine Partie selbst spielten — sich oft mit faszinierenden Analysen aktueller Turnierpartien beschäftigten; und der große, bärtige vielsprachige Ossip Bernstein, der zwischen Petersburg und Paris hin- und herzureisen schien und häufig hereinzukommen pflegte, um von seltsamen Vorgängen in Rußland zu erzählen, wo zwei Schuljungen, Aljechin und Nimzowitsch („die niemand wegen ihrer Jugend leicht nehmen sollte"), etwas begonnen hatten, was wie eine völlig neue Schachschule aussah. Zu Füßen dieser Meister lernte ich Dinge, die in keinem Buch zu lesen waren. In jenen Tagen waren die meisten Schachbücher reine Sammlungen zahlloser
Eröffnungsvarianten, die in Meisterturnieren ausprobiert worden waren. Wie ich viel später herausfand, waren viele dieser Varianten fehlerhaft, und der Versuch sie auswendig zu lernen, war reine Zeitverschwendung. Noch stärker kam mir zum Bewußtsein, wie unzureichend diese Bücher waren, als ich sie mit den Lehrbüchern verglich, die mir aut der Hochschule zugänglich waren. So entwarf ich allmählich den Plan eines Buches, in dem ich die allgemeinen Gesetze, die das Geschehen auf dem Schachbrett beherrschen, entwickeln wollte, gerade so wie es allgemeine Gesetze für das Verhalten der Elemente in der Physik und der Technik gibt. Die Übereinstimmung zwischen Schach und Technik nahm mich von Anfang an gefangen. Die Schachfiguren unterschieden sich im Wert offenbar nicht durch ihren Namen und ihr Aussehen — wie Menschen im Film — sondern durch ihre Fähigkeit, mehr oder weniger Kampfkraft zur Erreichung des Ziels der Partie beizutragen. Diese Kampfkraft wandelte sich entsprechend der „potentiellen Energie", die der Spieler in jeder Figur ansammelte und die sich im richtigen Augenblick in „kinetische Energie" entlud. Sechs Monate erzwungener Ruhe nach einem Unfall gaben mir Muße, diese Ideen über „SchachKinetik" zu entwickeln und die „Schachstrategie" zu schreiben. Nach dem ersten Weltkriege führten Veröffentlichungen Retis („Moderne Ideen im Schach"), Tartakowers („Hypermoderne Schachpartie") und Nimzowitschs („Mein System") zu einem neuen, modernen Stil, der die Dynamik auf dem Schachbrett in den Vordergrund rückte. Die tiefere Auslegung der allgemeinen Gesetze, die ich im vorliegenden Buch vornahm, schließt auch die modernen Spielmethoden ein, so daß dem Spieler, der sich nach ihnen richtet, geholfen ist, seinen Weg in jeder beliebigen Stellung zu finden. Eduard Lasker
Inhalt
Einleitung Fundamentale Mittelspielkombinationen Die Eröffnung Rasche Entwicklung Kontrolle des Raumes Das Prinzip der Beweglichkeit Verfrühte Angriffszüge Eine erläuternde Partie Auswahl der Plätze für die Figuren Das Bauernskelett Bedeutung der Zentralfelder Eröffnungen mit den Königsbauern Beengte Stellungen Bevorzugte Felder für die Mittelbauern Der schwarze Gegenstoß —dj Die Italienische Partie Die Spanische Partie Die Morphy Verteidigung Tschigorin-Verteidigung Marshalls Gegenangriff Die offene Variante Russisch Vierspringerspiel Die Fesselung des Königsspringers Rubinsteins Gegenangriff Das Königsgambit Abgelehntes Königsgambit Falkbeers Gegengambit Wiener Partie Evans Gambit Skandinavisch Französische Verteidigung Caro-Kann Sizilianische Verteidigung Moderne Schacheröffnungen Alj echin-Verteidigung Damenbauer-Eröffnungen Damengambit Tarrasch-Verteidigung Orthodoxe Verteidigung Lasker-Verteidigung Slawische Verteidigung Angenommenes Damengambit Cambridge-Springs-Verteidigung Meraner Verteidigung Colle-System Albins Gegengambit Die Indischen Verteidigungen Königsindische Verteidigung
i 4 18 19 19 20 23 25 28 28 29 31 32 34 39 40 42 44 45 46 48 50 52 52 55 57 59 60 61 62 63 64 69 71 74 75 76 77 79 79 80 83 85 87 87 88 89 89 90
Nimzowitsch-Verteidigung Damenindische Verteidigung Holländische Verteidigung Budapester Verteidigung Ben Oni-Gegengambit Réti-Erôffnung Englische Eröffnung Froms Gambit Mittelspiel und Endspiel Erläuternde Partien Partie Nr. 1 : Eduard Lasker—Efim Bogoljubow Passive Methoden verlieren die Initiative Partie Nr. 2: Eduard Lasker—Savielly Tartakower Wann keine Figuren zu tauschen sind Partie Nr. 3 : Wassily Smyslov—Michael Botwinnik Wann es gefährlich ist, Bauern zu gewinnen Partie Nr. 4: E . Forgacz—S. Tartakower Hervorrufen schwächender Bauernzüge Partie Nr. 5 : Herman Steiner—Savielly Tartakower Partie Nr. 6: Eduard Lasker—Carlos Guimard Partie Nr. 7: Alapin-Akiba Rubinstein Angriff ohne Dame Über den Bauernvorposten auf d5 Partie Nr. 8: Larry Evans—Mark Taimanov Mehr über d+—dj Partie 9: Eduard Lasker—Richard Réti Uber f4—f5 Partie Nr. 10: Emanuel Lasker—J. R. Capablanca Wann das Tempo des Angriffs wichtig ist Partie Nr. 1 1 : Eduard Lasker—Erich Eliskases Partie Nr. 1 2 : Reuben Fine—Emanuel Lasker Gefahren der Symmetrie Partie Nr. 13 : Erich Eliskases—Arturo Pomar Druck durch Raumvorteil Partie Nr. 14: Eduard Lasker—J. R. Capablanca Partie Nr. 15 : Eduard Lasker—Frank Marshall Die Macht eines entfernten Freibauern Partie Nr. 16: Alexander Aljechin—Samuel Reshevsky Zwei Springer gegen Läufer und Springer Partie Nr. 1 7 : Miguel Najdorf—Reuben Fine Partie Nr. 18: Machgielis Euwe—Paul Keres Beweglicher Turm plus Läuferpaar übertrumpfen Dame und Springer Partie Nr. 19: Herman Steiner—Reuben Fine Könige auf entgegengesetzten Flügeln Rennen der Freibauern Partie Nr. 20: Samuel Reshevsky—Eduard Lasker Zeitnot im Alter Partie Nr. 21 : Eduard Lasker—Nicholas Rossolimo Psychologie im Schachkampf Partie Nr. 22: Robert Byrne—Robert Fischer Die ungeheure Kraft der Dame
91 92 9} 94 94 9j 97 97 100 104 104 105 110 m 115 117 121 122 123 126 130 131 133 134 135 136 138 138 141 141 143 145 145 147 147 152 155 157 158 160 162 163 164 165 166 167 169 171 172 174 176
Einleitung Der Anfänger, der glaubt, daß er Schach spielen kann, wenn er die Figuren richtig zu bewegen weiß, ist mit dem Soldaten 2u vergleichen, der eine Armee führen will, nachdem er eben Schießen gelernt hat. Wie groß auch seine strategische Begabung sein mag, er kann sie nicht verwerten, solange er nicht mit den Aufgaben der verschiedenen Zweige der Armee gründlich vertraut ist und mit den taktischen Möglichkeiten, die sich aus ihrem richtigen Zusammenwirken ergeben. Ebenso kann sich ein Schachspieler keine Vorstellung davon machen, was er von seinen Steinen erwarten kann, bevor er genau weiß, was sie zu leisten imstande sind und wie sie zum Gewinn der Partie zusammenarbeiten können. Da das Endziel das Mattsetzen des Königs ist, ist es logisch, zunächst festzustellen, wie groß das geringste Übergewicht an Streitkräften sein muß, um das Matt gegen den allein übriggebliebenen König zu erzwingen. Dann ist die Mattführung gegen einen König zu erforschen, dem noch Truppen zur Seite stehen, und schließlich wendet sich das Studium den Umständen und Methoden zu, die den Spieler in die Lage versetzen, ein zum Gewinn ausreichendes Übergewicht zu erzielen. Der Anfänger, der sich dieses Wissen durch eigene Versuche aneignen will, verlängert seine „Schach-Jugend" — die Zeit der Entwicklung von wildem, chaotischem bis zu gereiftem, zurückhaltendem Spiel, durch die jeder Schachfreund hindurchgehen muß. Wielange er für die Entwicklung braucht, hängt natürlich von den besonderen Gaben des Lernenden ab, außerdem aber davon, auf welche Weise er seine Studien betreibt. Die meisten Anfänger kümmern sich wenig um einen Plan, sondern stürzen sich in den Strudel praktischen Spiels ohne jede Spur der Vorbereitung. Es ist klar, daß diese Methode keine befriedigenden Ergebnisse bringen kann. Das Spiel des Anfängers ist planlos, weil er zu viele Pläne hat. Ihm fehlt die Fähigkeit, alle seine Kombinationen einer führenden Idee unterzuordnen. Die meisten Anfänger scheinen geführt — oder eher verführt — zu sein von einem seltsamen Gedanken, der ihnen offenbar ganz naturgemäß zufliegt. Zuerst stürmen sie mit ihren Bauern vor und zeigen keine Wertschätzung für die Kampfkraft ihrer Figuren. Im Bewußtsein des geringeren Wertes der Bauern kommt der Anfänger nicht zu der Schlußfolgerung, daß es vorteilhaft sein muß, mit seinen eigenen Figuren zu agieren, sondern er befaßt sich hauptsächlich damit, die gegnerischen Figuren mit seinen Bauern anzugreifen in der Hoffnung, sie zu erobern. I
Lasker, Schacbsttategic
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Sein Ziel ist es nicht, die eigenen Kräfte zu verwerten, sondern die des anderen zu schwächen. Weiter führt er die meisten seiner Kombinationen mit dem Gedanken aus, daß sein Gegner sie nicht durchschauen wird, er versucht auch gar nicht, die Absichten des Gegners zu erforschen. Erst nachdem die meisten seiner Bauern verloren gegangen sind, sind die Figuren an der Reihe. Er hat eine große Vorliebe für Dame und Springer, für die erstere wegen ihres mächtigen Aktionsradius, für den letzteren wegen seines sonderbaren Schrittes, der ganz besonders geeignet erscheint, den Feind zu überraschen. Das ist der Grund, warum wir in den Partien der Anfanger so oft zahllose Damenzüge und rücksichtslose Springerausflüge in das gegnerische Lager sehen; und wenn die anderen Figuren sich in das Handgemenge einmischen, lösen phantastische Kombinationen einander in verwirrender Folge ab. Sie planen den Fang von Figuren, die sich leicht auf sichere Plätze zurückziehen können, oder unternehmen Mattangriffe mit völlig unzureichenden Kräften gegen einen wohlverteidigten König, mit souveräner Nichtachtung gegnerischer Drohungen. Natürlich ist der Anfänger über den Ausgang dieser unangebrachten Kombinationen sehr überrascht, der immer so sehr davon abweicht, was er geplant hatte; aber, solange er seinen Humor behält, verschaffen ihm solche Überraschungen viel Vergnügen — fast in jedem Falle ist eine verlorene Partie der Ausgang des Abenteuers — und ein paar Dutzend Partien dieser Art bedeuten eine Erfahrung, die nicht ganz ohne Wert ist. Nachdem bestimmte Konstellationen der Figuren seine Irrtümer wieder und wieder verdeutlichten, entwickelt der Anfänger das Verständnis für D r o h u n g e n . Er erkennt die Gefahren ein oder zwei Züge vorher und erreicht so das zweite Stadium seines Werdeganges, das durch die größere Genauigkeit seiner Kombinationen und die bessere Einschätzung seiner Kräfte charakterisiert wird. In diesem zweiten Stadium wird er nicht nur seine Figuren sondern sogar die Bauern mit größerer Sorgfalt und Ökonomie führen, und seine Spielstärke wird stetig zunehmen. Allerdings — und dies ist der Nachteil — nur seine K o m b i n a t i o n s k r a f t verbessert sich. Wenn ein Spieler nicht außergewöhnlich begabt ist, wird er erst nach Jahren der Übung — wenn überhaupt — lernen, was man gemeinhin P o s i t i o n s s p i e l nennt. Dieser Ausdruck bezeichnet die Führung der Eröffnung in einer Weise, die die Grundlage für ein günstiges Mittelspiel legt, und eine derartige Behandlung des Mittelspiels, die die dringenden Erfordernisse des Endspiels unablässig im Auge behält. Ein solches Spiel besteht nicht aus einer Serie unzusammenhängender Kombinationen, sondern befaßt sich mit den dauerhafteren Charakteristiken einer Stellung, die sich aus der Struktur des Bauernskeletts ergeben und alle kombinativen Bemühungen in die geeignete Richtung lenken. Dies bringt mich zum Kern meiner Absicht. Es ist hauptsächlich das Verständnis für g e s u n d e s P o s i t i o n s s p i e l , das ich mich bemühe, dem Leser zu vermitteln. Dieses Verständnis unterscheidet den Spieler, der es 2
zur Meisterstärke bringen kann, von demjenigen, der das nie erreichen wird, ganz gleich wie seine kombinative Virtuosität sein mag. Natürlich wird der Nutzen, den der Leser aus dem Inhalt dieses Buches ziehen wird, mit seiner Spielstärke zunehmen. Darum wird der Lernende Vieles, dessen volle Bedeutung ihm vorher entgangen ist, beim Wiederlesen des Buches entdecken. Wer an Schachturnieren teilnehmen will, muß natürlich einige Zeit dem eingehenderen Studium von Eröffnungs- und Endspielanalysen widmen, die in dieses Buch nicht aufgenommen werden konnten, ohne das gesteckte Ziel zu überschreiten. Für diesen Zweck stehen Spezialwerke zur Verfügung. Sammlungen von Meisterpartien, von Meistern kommentiert, erweisen sich ebenfalls als große Hilfe, besonders wenn die Partien von den Spielern selbst erörtert werden. Auf diesem Gebiet ragen die Sammlungen der besten Partien Tarraschs und Aljechins hervor. Sehr interessant und lehrreich, wenn auch in vielen Einzelheiten weniger genau, sind die Bücher, die Partien der verschiedenen Meisterturniere der letzten 25 Jahre enthalten. Ihr Studium, besonders soweit Mittelspielprobleme betroffen sind, wird durch das Studium von Nimzowitschs „Mein System" und Emanuel Laskers „ L e h r b u c h des Schachspiels" sehr erleichtert. Wohlverstanden — durch Lesen allein kann es ein Spieler nicht zum Meister bringen, wenn er nicht die Gelegenheit hat, mit Schachmeistern im Wettkampf- oder Turnierspiel zusammenzutreffen. Man benötigt beträchtliche Erfahrungen dieser Art, um den „positionellen Instinkt" auszubilden, der den Spieler befähigt, die richtige Auswahl zu treffen, wenn vom Standpunkt allgemeiner strategischer Gesetze zwei oder drei Züge gleich gut zu sein scheinen, oder um zu entscheiden, welches strategische Prinzip am wichtigsten zu befolgen ist, wenn mehrere anwendbar zu sein scheinen, die ganz verschiedenartige Fortsetzungen ergeben. Auch der stärkste Spieler der Welt wird nicht immer die beste Wahl treffen, und er wird daher dann und wann eine Partie verlieren. Deswegen ist der Gewinner der Partie nicht der bessere Spieler. Nur das Ergebnis, das ein Spieler über eine Reihe von Jahren gegen Meister erzielt, zeigt seine Klasse. Die Ausrüstung des modernen Meisters für Turnier- und Wettkampfspiel muß notwendigerweise eine gründliche Kenntnis moderner Eröffnungsanalysen einschließen, weil die dem Spieler auferlegte Zeitbeschränkung ihm ein zu großes Handicap auferlegen würde, wollte er versuchen, den Weg durch eine Variante zu finden, die ihm unbekannt, seinem Gegner aber bekannt ist. Der durchschnittliche Schachspieler kann die Belastung des Gehirns, die mit dieser Art Vorbereitung verbunden ist, entbehren. Solange er die Bedeutung der wichtigsten Prinzipien der Schachstrategie verstanden hat, wird er jeden Gegner, dem dieses Verständnis fehlt, leicht überspielen, mag er auch noch so viel „Buchweisheit" besitzen. 3
Fundamentale Mittelspielkombinationen Bei dem Studium elementarer Endspiele wird der Anfänger zu der Schlußfolgerung kommen, daß, auch wenn er nur einen Bauern verliert, er sehr wahrscheinlich zum Schluß mattgesetzt wird, weil der zusätzliche Bauer seines Gegners eine potentielle Dame darstellt. Weiter wird der Lernende den relativen Wert der Figuren besser beurteilen können. Er wird — mit Ausnahme von Stellungen, in denen ein Bauer weit vorgerückt ist und an der Umwandlung in die Dame nicht gehindert werden kann — den Turm mit einer leichten Figur und zwei Bauern gleichsetzen, zwei leichte Figuren mit Turm und einem oder zwei Bauern und eine Dame fast mit zwei Türmen. Gewöhnlich wird eine leichte Figur mit drei Bauern gleichgesetzt, weil ein Läufer oder Springer in den meisten Endspielen die Partie gegen drei Bauern halten können, es sei denn, sie wären zu weit vorgerückt. Der Turm würde daher fünf Bauern wert sein; es kommen aber nur wenige Endspiele vor, in welchen diese Schätzung erprobt werden kann. Es gibt eine offensichtliche Ausnahme, bei der der relative Wert der in Tauschaktionen verwickelten Figuren nicht erwogen zu werden braucht. Wenn es möglich ist, den König in einem plötzlichen Überfall mattzusetzen, spielt es gar keine Rolle, wieviel Material für diesen Zweck geopfert worden ist. Stellungen, die die Möglichkeit solcher Mattangriffe in sich bergen, teilen sich in bestimmte Typen auf, die wir nun untersuchen. Wir werden aus ihnen eine Menge lernen über die Methoden der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Figuren in „Kombinationen", d. s. Folgen von Zwangszügen, die berechnet sind, das Matt oder materiellen Vorteil gegen jede Verteidigung zu erzielen. Solche Kombinationen können verhältnismäßig leicht zu erkennen sein, wenn jeder dazugehörige Zug eine Drohung darstellt, auf die es nur eine Antwort gibt. Sie können komplizierter sein und sorgfältigste Berechnungen erfordern, wenn einer oder mehrere der in der Kombination enthaltenen Züge dem Gegner die Wahl zwischen verschiedenen Erwiderungen gestatten. Die Fähigkeit, eine Kombination richtig einzuschätzen, ist nicht nur Erfahrungssache. Sie hängt von einer bestimmten Begabung ab, die Stellungen klar vor dem geistigen Auge zu sehen, die nach jedem Zug der betreffenden Kombination entstehen. Oft zeigen Spieler mit verhältnismäßig wenig Erfahrung eine bemerkenswerte Kombinationsgabe. Sie verschwenden jedoch gewöhnlich einen großen Teil ihrer Bemühungen im 4
Durcharbeiten v o n Kombinationen, die keine Aussicht auf Erfolg bieten, weil ihnen die Kenntnis bestimmter allgemeiner Merkmale mangelt, die dem vorgeschrittenen Spieler anzeigen, daß das erstrebte Ziel nicht zu erreichen ist. Die Erklärung dieser Merkmale ist das hauptsächliche Ziel dieses Kapitels. Die ausgewählten typischen Stellungen enthalten die Elemente der meisten Kombinationen, die im praktischen Spiel auftreten. Ihr Studium wird dem Neuling ein groß Teil Zeit sparen, die er gewöhnlich braucht, um sich mit ihnen durch eigene Erfahrungen vertraut zu machen. A m häufigsten — und ganz natürlich — spielt die Dame, die machtvollste Figur, eine wichtige Rolle beim Mattangriff im Mittelspiel. Der besondere Unterschied dieser Kombinationen v o n denen, die wir in den Endspielen antreffen, ist die Abwesenheit des angreifenden Königs. Aus Gründen, die wir später erklären, rochieren die Spieler gewöhnlich kurz, und die meisten der folgenden Beispiele wurden ausgewählt, um den Mattangriff gegen den König, der kurz rochiert hat, anschaulich zu machen.
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In Diagramm i droht die weiße Dame Matt auf g-j, w o sie von dem Bauern f6 geschützt wäre. Schwarz kann sich scheinbar mit Tf8—g8 verteidigen. Weiß würde jedoch dann durch D h ö x h / f K h 8 x h y ; T f 4 — h 4 in zwei Zügen mattsetzen. Spielt erTf4—114, anstatt die Dame auf I17 zu opfern, würde er nichts erreichen, denn Schwarz könnte hy durch Sdy x f6 schützen. Spielt Schwarz Sd7 x f6 anstatt Tf8—g8, würde Weiß den Turm mit seiner Dame schlagen.
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In der Stellung des Diagramms 2 gibt es keinen Weg für Schwarz, das von der weißen Dame gedrohte Matt zu verteidigen. E r kann den Turm wegziehen, so daß sein K ö n i g nach Dh5—hyj- nach f8 gehen kann, aber die eigene Dame blokkiert die Flucht des Königs auf die 7. Reihe und Weiß setzt mit D h 7 — h8 matt. In Diagramm 3 droht die weiße Dame wieder Matt auf I17, aber nachdem Schwarz seinen T u r m nach d8 gezogen hat, kann er mit
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seinem König nach ej entfliehen, wenn Weiß auf I17 und h8, wie in dem vorigen Beispiel, Schach bietet. Weiß könnte dann mit Dh8 x g7 fortsetzen und Matt auf f 7 drohen, aber Schwarz würde sich mit Td8— f8 verteidigen und noch lange standhalten. Weiß kann viel stärker spielen. Als Antwort auf Tf8—d8 schlägt er zuerst den Bf7 mit Schach und nach Kg8—h8 kehrt er mit der Dame nach I15 zurück. Die Folge wäre Kh8—g8 und nun Matt in vier Zügen durch D h j — h y f , Kg8 —f8; Dh7—h8f, K f 8 — e 7 ; Dh8 x g 7 f , Ke7—e8; Dg 7 —f 7 H=. Ähnlich, wenn auch komplizierter durch eine zusätzliche Variante ist die Kombination, die in der Stellung des Diagramms 4 möglich ist.
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Hier beginnt Weiß mit 1 . L h 7 : f , um nach K h 7 : mit 2. Sg5*f fortzusetzen, so daß Kg8 3. D h j zu einem ähnlichen Matt führen würde wie im vorigen Beispiel. Daher muß Schwarz 2. . . . Kg6 spielen. Dort ist er jedoch auch nicht auf Rosen gebettet. Weiß setzt mit 3. D d 3 t fort und der König kann nicht nach I15 gehen wegen Dh7f nebst Matt im nächsten Zuge. Die einzige Antwort ist daher 3. . . . f5. Dann hat Weiß die Wahl zwischen Se6: und ef e.p.f. Nach 4. Se6: De8 (Da 5 ?, 5. D g 3 f ) , 5. Sd5:! gewinnt Weiß wenigstens einen der Türme für einen Springer und erhält ein materielles Übergewicht, ganz abgesehen von dem bloßgestellten schwarzen König, der die Fortsetzung des Mattangriffs herausfordert. Die schwarze Dame kann den Springer nicht schlagen, weil Weiß durch Sf4f die Dame gewinnen würde. Die andere Möglichkeit 4. ef e.p.f verschafft Weiß einen noch verheerenderen Angriff. Nach 4. . . . Kf6: könnte Weiß 5. T e l spielen und Matt durch 6. Te6:f drohen, so daß praktisch 5 . . . . Sb6 erzwungen ist. Darauf kann er durch weitere Figurenopfer den König weiter ins Feld zwingen, in ein Mattnetz: 6. Se6:! (mit der Drohung 7. Lg5f und Damengewinn), 6. . . . Le6:, 7. L g 5 f ! Kg5:, 8. Te6: droht Matt durch 9. Dg6f KI14, 10. g 3 f Kh3, 1 1 . D h j f usw. oder 10. Te5 gefolgt von Th5 oder Dg 3. Schwarz kann sich nicht mit Tf6 verteidigen, weil 9. Te5f K h 6 , 1 0 . D h 3 f zum Damenmatt auf hj führt. Sein einziger Zug ist 8. . . . Df6, der die Dame für
den Turm preisgibt. Weiß hat es mit dem Schlagen der Dame nicht eilig. Er kann mit dem entblößten schwarzen König Katz' und Maus spielen. 9. f 4 f KI15 (nicht Df4: wegen 10. Dg6f und g3f mit Damengewinn), 10. Tf6: Tf6:, 1 1 . D h 7 f Kg4 (Th6, 12. D f j f K h 4 , 13. DI13+). 12. T f i (drohend Dh3+). 1 2 . . . . T h 6 , 1 3 . h j f K I 1 4 , 1 4 . Dg7: mit undeckbarem Matt. Dies Beispiel zeigt, wie leicht der König in ein Mattnetz geraten kann, sobald er ins Freie gejagt worden ist, wo ihm der Bauernschutz fehlt. Ein Einbruch in die Schutzreihe dieser Bauern ist der erste Schritt in fast jedem Mattangriff. Wo ein Turm eine offene Linie in Richtung auf den feindlichen König besetzt hat, ist ein solcher Einbruch oft unschwer durchzuführen.
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In Diagramm 5 darf Schwarz das Turmopfer 1 . TI17: nicht annehmen, da 2. D h j f nebst 3. T h i zum Matt auf I17 bzw. h8 führen würde. Die Drohung nach 1. TI17: ist 2. Th8f nebst 3. Dh5f usw. wie eben beschrieben. Schwarz kann sich mit i . . . . Sg6 vorübergehend verteidigen, aber nach 2. DI15, gefolgt von 3. Thi nebst Turmschach
auf h8 nebst Matt gibt es keine befriedigende Fortsetzung. Aus dem Fluchtversuch des Königs durch 2 . . . . Te8 wird nichts, weil er nach 3. Sg6: f g , 4. Dg6: Kf8, 5. Lh6! Ke7 (nicht gh wegen Df7=t=, auch nicht Dd7 wegen Df6:f noch Te7 wegen Th8=i=), 6. L g 7 : mindestens den Läufer einbüßt. Es droht 7. L f 6 : f f , und falls 6. . . . Ke6, so 7. Lf6: Df6:, 8. T e i f nebst Matt; durch 9. Df6:. Da 1. . . . Sg6 den weißen Angriff nicht aufhält, bleibt als einzige Parade 1 . . . . g6 übrig, um der weißen Dame das Feld h j zu nehmen. Weiß spielt dann 2. T d h i und behält wenigstens einen Bauern mehr, mit vielen Gelegenheiten für weitere direkte Angriffe auf den schwarzen König in der offenen Turmlinie. Unter anderem droht er mit 3. Sg 4 den schwarzen Verteidigungsläufer abzutauschen und so den Widerstand rasch zu brechen. Ein Läufer auf f6, dazu Turm und Dame auf der g- oder h-Linie führt sehr häufig zu einem Mattangriff, gewöhnlich nachdem einer der Bauern vor dem König durch ein Figurenopfer beseitigt worden ist. Diagramm 6 bietet ein typisches Beispiel.
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Mit i . T g 4 greift Weiß den gBauern an. Schwarz kann ihn nicht durch Vorrücken nach g6 verteidigen, weil er dann durch das Damenopfer 2. Dh7:f KJ17:, 3. Th4jund 4. Th8 mattgesetzt würde. Den Bauern durch 1 . . . . L f 8 zu schützen, führt zu einem ebenso unheilvollen Ende: 2. T g 7 : f ! Lg7: (Kh8, 2 . D h 7 : + ) , 3. D g 4 Kf8, 4. Dgyrf Ke8, 5. Dg8f Kd7, 6. D f y : f Sey (Kd6 ?, 7. Se 4 +), 7 . D e 7 : t Kc6, 8. De6-j- Dd6 (Schwarz muß seinen Turm im Stich lassen, da KC5 Matt in zwei Zügen durch 9. Dd5"f" und Db5 zulassen würde), 9. Dc8:f DC7, 10. De6f. (Der Damentausch würde natürlich auch genügen, aber Weiß kann die Dame gewinnen oder mattsetzen.) 1 0 . . . . D d 6 , 1 1 . De4f' Kb6, 12. L d 4 f , und Schwarz verliert die Dame durch S b j f , falls der König nach c 7 geht, oder er wird matt durch D d j f oder Df5f (je nachdem, wohin der König geht), gefolgt von Db5. Nun wollen wir ein paar typische Mattführungen mit Dame und Springer betrachten. Die folgenden drei Stellungen sind gespielten Partien entnommen. In Diagramm 7 droht Weiß durch
In Diagramm 8 kann Weiß offenbar das Matt, das die schwarze Dame auf g2 droht, nicht decken. Aber ein Spieler, der die Mattstellung, die im Diagramm 7 gezeigt worden ist, kennt, wird mit 1 . Seyf Kh8, 2. L g 7 : t K g 7 : , 3. Dg5f Kh8, 4. Df64= den Spieß umdrehen. Eine Mattkombination, in der Dame und Springer häufig im Mittelspiel zusammenarbeiten, aber an welche nicht einer von einer Million Spieler denken würde, wäre sie ihm nicht in ähnlicher Stellung gezeigt worden, ist von dem französischen Meister André Philidor gefunden worden.
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1 . TI15 matt. Er erzwingt damit die Antwort 1 . . . . gh, worauf 2. Df6 mattsetzt.
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Beide Spieler, die in der Partie, aus welcher die Diagrammstellung stammt, miteinander rangen, kannten diese Kombination, aber Weiß übersah, daß nach i . Dgy:? Schwarz Gelegenheit hat, durch i . . . . Te4:!, 2. Te4: D d j f in sie einzulenken. Der Turm kann nicht dazwischenziehen, weil die Dame ihn nehmen und dann auf ci mattsetzen würde. Aber nach 3. K a i folgt SC2-J-, 4. K b i S a 3 f f , 5. K a i D b i f ü . Der Turm muß die Dame nehmen, worauf der Springer auf C2 mattsetzt. Mattstellungen mit Turm und Springer kommen im Mittelspiel ziemlich selten vor.
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Springer zeigen die Diagramme 1 1 und 12. In der ersteren sehen wir eine Stellung von der Art, die nicht selten in Partien vorkommt, in denen es einem Spieler gelungen ist, eine offene Turmlinie auf dem Flügel zu erhalten, wohin der Gegner rochiert hat. Weiß setzt durch Thyr-f, nach Thy: gefolgt von Thy: matt.
10 Ein Beispiel der einfachen Kombinationsart, mit der diese Figuren das Matt herbeiführen, zeigt Diagramm 10. 1 . De8f erzwingt Te8: und 2. Te8: setzt matt. Die gleiche Kombination in etwas verschleierterer Form wäre im Diagramm 7 möglich, wenn der schwarze gBauer auf g7 statt auf g6 stünde. Dann könnte Weiß durch Dhy:f in zwei Zügen mattsetzen. Der König müßte nehmen und der Turm geht mit Matt nach I15. Die einzigen weiteren typischen Mattstellungen mit Turm und
Das Mattbild, das sich in Diagramm 12 ereignet, ist sehr ähnlich, ausgenommen daß der Springer Matt setzt an Stelle des Turms. In der Partie, in der die Stellung vorkam, führte Nimzowitsch die weißen Steine gegen Hakansson (Kristianbad 1922). Er opferte die Dame auf d7 und setzte nach Sd7: durch Se6 matt. Mit dem Turm auf der 7. Reihe und dem Springer derart postiert,
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daß er f6 erreichen kann, ist es manchmal möglich, ein Endspiel im letzten Augenblick remis zu halten, das sonst verloren wäre. M
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Diagramm 13 zeigt einen typischen Fall. Weiß kann den schwarzen Freibauern nicht aufhalten. Aber er rettet sich durch 1 . Se4 C2, 2. S f 6 f . Der König kann nicht in die Ecke gehen wegen des bei Diagramm 1 1 erläuterten Matts, sondern es muß 2. . . . K f 8 geschehen. Dann erzwingt 3. ShyJ- ewiges Schach, denn falls 3. . . . Ke8, so spielt Weiß wieder 4. Sf6f und Schwarz kann nicht 3. . . . Kd8 antworten wegen 5. Tdy4=. Der König ist auf die Felder e8, f8 und g8 beschränkt. Läufer und Springer gelingt es manchmal im Mittelspiel, den König im Angriff matt2usetzen, wenn er von eigenen Steinen umgeben ist und nur zwei schräg angrenzende Felder frei sind, die vom gegnerischen Läufer beherrscht sind. Ein Springerschach führt dann das Matt herbei. Die Stellung des Diagramms 14 kam in einer Partie vor, die Nimzowitsch im Alter von 18 Jahren spielte und in der es ihm gelang,
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nach einem tiefdurchdachten Opfer ein Matt durch Läufer und Springer anzubringen. Er sah wahrscheinlich, daß er das Matt auf eine brutalere Manier erzwingen konnte: 1 . D g 4 g6, 2. DI13:115, 3. Sg6: f g , 4. De6:f T f y , 5. Le8 Te8:, 6. De8:f T f 8 , 7. D g 6 : t . Aber die Versuchung dieser Zugfolge war zu groß: 1 . Le8ü Tae8:, 2. Dh6ü gh, 3. Sg4 und Schwarz kann das Matt nicht decken, weil infolge des Läuferopfers im ersten Zuge der Tf8 seinem König nicht Platz machen kann. Unglücklicherweise hat diese schöne Kombination ein Loch. Im zweiten Zuge kann Schwarz statt der Dame den Läufer nehmen. Nimzowitsch hatte diese Möglichkeit bestimmt erwogen und beabsichtigte wahrscheinlich 3. Sg4 Sg5 (um I17 zu decken), 4. Sf6:f Kh8, 5. Sh5 Tg8, 6. Df6f usw. zu spielen. Als Antwort auf 5. Shj hat Schwarz aber die bemerkenswerte Ausrede 5 . . . . S f 3 f ! , und entweder Springer oder Dame geben Dauerschach je nachdem, ob Weiß den Springer nimmt oder nach I13 geht. Nach g3 darf er nicht wegen T g 8 f , und bei K h i würde die Dame mattsetzen. Was noch schlimmer ist, Schwarz kann die Partie sogar gewinnen, in-
dem er 3. Sg4 mit Df2:ü beantwortet. Nach 4. Sf6:f Df6:, 5. Df6: entgeht Schwarz dem ewigen Schach durch Tb8, 6. KI13: Tfc8, worauf einer der Freibauern zur Dame geht.
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SP ¡ff flÄ1 Es kommt sehr selten vor, daß zwei Läufer im Mittelspiel Matt setzen, sie helfen jedoch sehr oft mit, einen durchschlagenden Angriff in Zusammenarbeit mit Dame oder Turm in die Wege zu leiten, der zu baldigem Matt führt. In Stellung 15, die in einer meiner Partien gegen Englund (Scheveningen 1913) vorkam, wurde wie folgt fortgesetzt: 1 . Ddj:! Schwarz darf den Läufer, den dieser Zug ungedeckt läßt, nicht schlagen' weil 2. Lb5f zum Matt durch Kf8, 3. Dd8f!! Ld8: und 4. Te8 oder nach 2. . . . c6 zum Gewinn von Turm und drei Bauern für zwei Läufer bei verbleibendem Angriff führen würde. Die Fortsetzung würde sein 3. Lc6:f bc, 4. Dc6f: Kf8, 5. Da8: usw. Aus diesem Grunde spielte Schwarz 1. . . . c6. Ich antwortete 2. De4 und Schwarz mußte den Le7 mit 2. . . . Le6 decken, bevor er an die Rochade denken konnte. Nun zog ich 3. T a d i , und Schwarz
ahnte nicht, daß dieser unschuldig aussehende Zug eine Dosis tödlichen Gifts enthielt. Er hätte 3. ... DI14 ziehen sollen zur Deckung von I17, um die kurze Rochade vorzubereiten. Statt dessen rochierte er hastig lang, 3. . . . o—o—o, und wurde mattgesetzt: 4. Dc6:fü bc,
5. La6f.
Der Anteil der Partien, bei denen der König bei vollem Brett mattgesetzt wird, ist verhältnismäßig gering. Gewöhnlich beschäftigen beide Parteien ihre Streitkräfte in der Ausführung von Manövern, die beabsichtigen, ein materielles Übergewicht zu erzielen, welches, nach allmählichem Abtausch der meisten Figuren, zu einem der im vorhergehenden Kapitel besprochenen typischen Gewinnendspiele führt. Wir wissen, daß, abgesehen von wenigen Ausnahmen, ein einziger Bauer zum Gewinn ausreichen kann. Daher müssen wir immer darauf achten, kein Material einzubüßen, mag es auch nur der Schatten eines Bauern sein. Eine gute Angewohnheit ist es, jeden Bauern als künftige Dame zu betrachten. Dies hat einen ernüchternden Einfluß auf impulsive Angriffe, deren Ausgang nicht klar vorherzusehen ist. Es ist wahr, daß manchmal Material geopfert wird, nicht mit dem Matt im Auge, sondern lediglich um positionellen Vorteil zu erzielen. Die Erwägungen jedoch, die solchen Manövern unterliegen, sind für den Anfänger schwierig zu verstehen, bevor er die Bedeutung derjenigen Kombinationen zu würdigen gelernt hat, die Material gewinnen. Daher wollen wir zuerst
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untersuchen, ob wir nicht bestimmte Charakteristiken finden können, die uns sagen, ob eine Kombination Aussicht auf Erfolg bietet. Dies würde eine unschätzbare Hilfe bedeuten, wenn wir dem Labyrinth von Varianten gegenüberstehen, die es erforderlich machen, zu weit vorauszusehen, als daß wir unseren Berechnungen trauen könnten. Grundsätzlich gruppieren sich alle Kombinationen in zwei Klassen. Eine, in welcher ein Stein zwei oder mehr gegnerische Figuren gleichzeitig angreift, wobei es keine Antwort gibt, die alle verteidigt. Die andere, in welcher nur ein Stein angegriffen ist, aber wo dieser Stein aus diesem oder jenem Grunde nicht wegziehen kann, und wo mehr Figuren gegen ihn gerichtet werden können als zur Verteidigung bereit stehen. Eine einfache Regel, die auf eine elementare Rechenaufgabe herauskommt, hilft bei der Berechnung von Kombinationen der letzteren Art. Wenn der Anfänger die Beachtung dieser Regel versäumt, wird er es sehr schwer haben, sich schon bei ziemlich einfachen Kombinationen zurechtzufinden.
Diagramm 16 zeigt eine Stellung aus einer Partie Capablanca-Blanco (Havanna 1913). Der schwarze eBauer ist dreimal angegriffen — einmal vom d-Bauern und zweimal durch die Türme. Der Tei muß in diese Rechnung eingeschlossen werden, obwohl seine Linie gegen den Be6 durch den anderen Turm unterbrochen wird, weil diese Behinderung nach 1. de Le6:, 2. Te6: De6: nicht mehr besteht. Der Be6 ist scheinbar viermal verteidigt, durch Läufer, Dame und die beiden Türme. Der Tf6 kann jedoch nicht in den Zählprozeß einbezogen werden, weil der schwarze Turm und der König sich in der von der weißen Dame kontrollierten Diagonale befinden, sobald der Te5 seinen Platz verläßt. Nach 1. de Le6:, 2. Te6: ist also der schwarze Turm gefesselt und kann nicht wiedernehmen, und falls 1. . . . Te6: gewinnt Weiß den Turm, weil 2. Te6: ein Abzugsschach durch die Dame gibt, so daß Schwarz nicht zurückschlagen kann. In der Partie geschah 1 . de Lc8, 2. Le2. Nun kann Schwarz den Bauern nehmen, weil er ihn dreimal angreift und nur der weiße Turm ihn verteidigt. Der Grund, warum Weiß den Bauern zurückgibt, liegt darin, daß der schwarze Läufer auf e6 gefesselt wird, so daß der weiße Läufer nach d j manöveriert werden kann und dort mehr Druck auf den armen Läufer ausübt, als dieser vertragen kann. Schwarz schlug den Bauern, und nach 2. . . . Le6:, 3. L f 3 bewegte er seinen König, um den Turm zu entfesseln: 3. . . . K f y , 4. Ld5- Nun
ist der Läufer viermal verteidigt und nur dreimal angriffen, aber es ist wichtig für Schwarz, sich zu vergewissern, daß der Wert der Verteidigungsfiguren, die sich auf e6 abtauschen, nicht größer ist, als der der angreifenden Figuren, die bei dem Abtausch verschwinden. Wenn Weiß am Zuge wäre und er die Tauschaktion abwickelt, würde er Läufer, Turm und Dame bekommen, während er Läufer und zwei Türme hergeben müßte. Daher muß Schwarz die Dame aus der e-Linie nehmen und seinen Turm e8 unmittelbar an der Verteidigung beteiligen. Er spielte 4. . . . Dd6 und Weiß antwortete 5. De3 und richtete einen neuen Angriff gegen den Läufer. Obwohl der letztere noch ebenso oft geschützt wie angegriffen ist, ist die schwarze Partie äußerst schwierig zu verteidigen, falls sie überhaupt zu retten ist. Dies liegt daran, daß seine Figuren an die Aufgabe gebunden sind, den Läufer zu verteidigen, sich dabei auf einem Haufen zusammen drängen und nicht freizügig für die Verteidigung eines anderen Punktes benutzt werden können, den Weiß mit seinen beweglicheren Kräften angreifen mag. Dies zu verstehen ist sehr wichtig. Es bedeutet, daß der Wert eines Steines im Mittelspiel nicht ausschließlich mit dem groben Maßstab gemessen werden kann, den wir für die Zwecke des Endspiels anwendbar finden. Im Mittelspiel ist die Beweglichkeit eines Steines, seine Fähigkeit, sich schnell von einem Kriegsschauplatz auf den anderen zu begeben, ein entschei-
dender Faktor. Im vorliegenden Falle kann der schwarze Tf6 nicht ziehen. Der andere Turm kann nur auf e8 und er] hin und her pendeln. Die Dame hat nur die Wahl zwischen den Feldern d j und d6. Weiß dagegen verfügt über eine äußerst bewegliche Dame. Es ist interessant zu sehen, wie die schwarze Partie innerhalb weniger Züge zusammenbricht, weil der Verteidiger keinen Versuch macht, die Beweglichkeit der weißen Dame zu beschränken, und sich auf rein defensive Züge verläßt. E r könnte £5—£4 und I17—h5 versuchen, um die Dame von h6 abzuhalten. Statt dessen spielte er 5. . . . T e y ; nach 6. Dh6 Kg8, 7.114! drohte Weiß die den schwarzen König verteidigende Bauernkette aufzureißen und Schwarz mußte hilflos zusehen. 7. . . . a6, 8. I15 £4, 9. hg hg, 10. Te6:! gewann eine Figur, da T7 e6:, 1 1 . Te6: Te6: den Turm in eine Fesselung bringt, so daß Weiß 12. Dg6:f spielen kann und zur gleichen Zeit den Turm zum zweitenmal angreift. Die Fesselung einer Figur oder das Blockieren eines Bauern ist die Vorbedingung für jede Kombination, die den Gewinn von Material durch Ansammlung von mehr Angriffskräften, als der Gegner aufbringen kann, im Auge hat. Es hat wenig Zweck, eine Figur anzugreifen, die sich retten kann, indem sie einfach woanders hingeht. Es sei denn, diese Figur wird von einer günstigen zu einer weniger günstigen Stelle getrieben und die Angriffsfigur brauchte nicht von einem guten zu einem weniger wünschenswerten Feld zu gehen, 13
nur um die gegnerische Figur wegzutreiben. Ein erstrebenswertes Feld für eine Figur ist das, von dem aus sie auf viele andere Felder gehen kann. Vorzugsweise sollte es ein Punkt sein, der diese Figur befähigt, ihre Tätigkeit ohne große Schwierigkeit von einem Flügel auf den anderen zu verlegen, besonders wenn der Gegner in der Lage ist, seine eigenen Kräfte freizügig für den Angriff einzusetzen. Allgemein gesprochen, beherrscht das Prinzip der Beweglichkeit alle anderen Erwägungen, die die Entscheidung, wohin ein Stein zu setzen ist, beeinflussen mögen. Natürlich gibt es oft ergänzende Faktoren, wie die Plazierung anderer Figuren, mit denen der zu bewegende Stein zusammen arbeiten soll, oder die Notwendigkeit, ein besonderes Manöver des Gegners zu beantworten. Aber in neun von zehn Fällen wird der Spieler, der seine Figuren auf Plätze bringt, die er vom Gesichtspunkt der Beweglichkeit ausgesucht hat, seinem Partner überlegen sein, der dieses Prinzip nicht befolgt. Denn wenn sich ein gutes Angriffsziel in Gestalt eines blokkierten Bauern oder einer gefesselten Figur bietet, wird der Spieler, der die beweglicheren Figuren führt, in der Lage sein, mehr Kräfte als der Gegner auf dieses Ziel zu richten. Die zweite Klasse der Kombinationen, die aus gleichzeitigen Angriffen auf mehrere Ziele besteht, ist verhältnismäßig einfach zu verstehen. Der Anfanger braucht selten lange, um aus der bitteren Erfahrung zu lernen, daß er vor dem 14
Zuge nicht nur nachprüfen muß, ob einer seiner Steine einer unmittelbaren Gefahr ausgesetzt ist, sondern daß er sich auch vor einem gegnerischen Zug schützen muß, der mehr als eine Figur zur gleichen Zeit angreift. Im letzteren Falle wird er nur dann in der Lage sein, Verluste zu vermeiden, wenn er einen Zug machen kann, der alle Angriffe pariert, oder wenn er zuerst eine der angegriffenen Figuren mit einer Drohung, die eine Antwort erfordert, zurückziehen und so Zeit gewinnen kann, um die anderen Figuren, die gleichzeitig angegriffen waren, zu retten.
In Diagramm 17 muß Weiß den Springer ziehen, der vom schwarzen Bauern angegriffen ist. Den Springer nach b5 zu stellen, wo er gleichzeitig die schwarze Dame und den a- und d-Bauern angreift, wäre sinnlos, weil Schwarz Db6 antworten kann, womit er alles deckt. Der Springer steht dann sehr schlecht, weil er nicht leicht zum Königsflügel zur Zusammenarbeit mit Läufer und Dame gebracht werden kann. Die einzigen Züge, die eine Untersuchung wert sind, sind Sd5, Se4 oder Se2, weil der
Springer von diesen Feldern eine ganze Anzahl andere erreichen kann, die innerhalb des Tätigkeitsfeldes der anderen weißen Figuren liegen. Bei einem Doppelangriff ist der König sehr häufig eines der beiden Ziele, nicht unbedingt durch ein Schachgebot, sondern auch durch die Drohung, ihn matt zu setzen, falls das zweite Ziel gedeckt wird. Diagramm 18 zeigt ein typisches Beispiel. Weiß gewinnt durch i .
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Kh8, 5. T b 7 : f Kg8, 6. T g j j - Kh8, 7. T g 5 f KI17, 8. TI15:, und obwohl Schwarz die verlorene Figur mit Kg6 zurückgewinnt, steht das Endspiel für ihn hoffnungslos, da er zwei Bauern weniger hat und einen dritten verliert.
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H P i ¡•¡l"f P J 1 L H f HP i HP fln^H « s»P I P Sf6:f Lf6:, 2. D f j . Jetzt droht nicht • B ¡ p nur Da8:, sondern auch Df5, was H ü P f zum Matt durch Dh7:f und Dh8
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führen würde, wenn Schwarz nicht g6 antwortet. Dann jedoch ist der Läufer ohne Schutz, so daß Weiß ihn im nächsten Zuge schlagen kann. Die verheerendsten Doppelangriffe sind gewöhnlich auf Abzugsschachs zurückzuführen. In der Stellung des Diagramms 19, die in einer Partie zwischen Torre und Emanuel Lasker (Moskau 1925) vorkam, gewann Weiß durch 1 . Lf6! DI15:, 2. T g 7 : f Kh8, und nun rasiert der Turm alles auf seinem Pfade ab, bevor er die Dame zurück schlägt: 3. T f ^ f Kg8, 4. T g 7 f
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In Diagramm 20 könnte Weiß Turm und Springer gleichzeitig durch den Vorstoß des d-Bauern angreifen. Aber der Zug wäre nicht gut, weil Schwarz zuerst den Turm nach h6 spielen und matt auf hi drohen kann. Nachdem Weiß die Drohung abgewehrt hat, zieht der Springer, so daß Weiß durch den Vorstoß des Bauern nichts gewonnen hat. Der letztere ist auf d5 schwach, wo er durch einen anderen Bauern nicht verteidigt werden kann, während er auf d4 völlig sicher war.
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wird, wenn sie ihm nicht gezeigt worden sind. In Diagramm 22 gewinnt Weiß einen Bauern durch Dd5:. Denn
mxmt • g ü Etwas komplizierter und doch ähnlich ist der Fall, der sich in Diagramm 21 ereignen kann. Scheinbar gewinnt Weiß wieder eine Figur, indem er zwei schwarze Figuren mit i . „angabelt". Schwarz kann die Figur mit i . . . . a6 retten, was den Läufer zu nehmen droht, falls Weiß einen der Springer schlägt. Weiß hat die Wahl, entweder den Läufer zurückzuziehen, oder ihn gegen den schwarzen Springer abzutauschen und dann den anderen Springer mit dem Bauern zu schlagen. Nach 2. Lc6: bc, 3. de fe, gewinnt Schwarz jedoch die Figur zurück, weil der weiße Springer vom schwarzen Turm gefesselt ist und Schwarz in der Lage ist, ihn im nächsten Zuge zu schlagen. Hätte Weiß im zweiten Zuge seinen Läufer zurückgezogen, wäre der Springer c6 ebenfalls zurückgegangen und wieder hätte Weiß mit 3. de keine Figur gewonnen, weil sein eigener Springer einen Zug später verloren wäre. Es gibt zwei Typen von Springergabeln, die nicht selten vorkommen und die ich besonders erläutern will, weil der Anfänger wahrscheinlich die damit zusammenhängenden Kombinationen nicht erkennen 16
mt schlägt Schwarz die Dame, spielt Weiß Scyj- und gewinnt sie zurück.
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In Diagramm 23 spielt Weiß 1. Sd5 und greift Dame und Bauer C7 an. Schwarz darf den Bauern nicht mit Dc6 verteidigen wegen 2. Lb5. Dies fesselt die Dame und würde sie erobern, obwohl der Läufer nicht gedeckt ist, denn nach Db5: greift 3. Scy:f König und Dame gleichzeitig an. Manchmal hat der Turm Gelegenheit zu einer Fesselung dieser Art. In Diagramm 24 rettet Weiß die Partie durch 1. Te4:, womit er die schwarze Dame fesselt. Nach
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1. . . . De4: gewinnt er die Dame, indem er König und Dame mit 2. Lc6:f angabelt und Dc6:, 3. Tc6: erzwingt. Sehr häufig kann der Turm eine leichte Figur in der e-Linie fesseln, weil ein Spieler häufig in Versuchung gerät, dort einen Bauern zu schlagen, bevor er rochiert hat. Diagramm 25 zeigt einen Fall dieser Art.
erobert ihn. So erhält er zwei Figuren für Turm und Bauer. Die erstrebenswertesten Jagdgründe der Türme liegen auf der 7. Reihe. Mit der Besetzung dieser Reihe hängt gewöhnlich nicht nur ein gleichzeitiger Angriff auf mehrere Bauern zusammen; wenn es beiden Türmen, oder Dame und Turm, gelingt, sich auf der 7. Reihe zu verdoppeln, werden häufig alle Arten von Mattkombinationen möglich.
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akiP 1 # 1 1 9 W•¡ Stellung des Diagramms 26, m± m i dieInausdereiner Partie stammt, die ich l l m\ gegen den amerikanischen Meister Marshall spielte, fallen die • v m Frank Bauern der 7. Reihe den weißen 1
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Schwarz darf den weißen eBauern nicht mit dem Springer schlagen, obwohl er den letzteren mit dem Läufer auf dj decken kann, falls Weiß den Springer mit Tfei fesselt. Denn Weiß opfert seinen Turm für den Springer und, nachdem der Läufer zurückgeschlagen hat, fesselt er ihn durch Tei und z Laskcf, Schflchstrategie
Türmen zum Opfer. Ich zog 1. Tfy:f Kg8 und hätte mit 2. Tb7: (nicht Tg7:f, weil nach Dg7: Tgy.f Kg7: der vorgerückte a-Bauer sehr gefährlich wäre), 2. . . . a2, 3. Sb4 Db2, 4. Sa2: Da2:, 5. Tg7:f Kf8, 6. TI17: Kg8, 7. L f j , gefolgt vom Vormarsch des h-Bauern nach h6 mit der Drohung Tbg7f und Th8 matt fortsetzen können. Schwarz konnte nicht viel tun, um diesem Plan zu begegnen. Aber ich sah die Gelegenheit eines schnelleren Matts durch 2. Sf6f!. Dies blockiert die
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Linie der schwarzen Dame, die den Punkt g7 deckt und unterwirft den schwarzen König dem gemeinsamen Angriff beider Türme und des Läufers. 2. . . . gf. (Auch das Damenopfer 2. . . . Df6:, j . Tf6: uz,
4. Ta6I ba, 5. Tci hätte nicht geholfen.) 3. T g j f Kh8 (Kf8, 4. Tcfy matt), 4. T h 7 : f Kg8, 5. Thgyf Kh8, 6. L£$! und es gibt keine ausreichende Verteidigung gegen die Drohung 7. Tg4 und 8. Thy matt.
Die Eröffnung Der Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, hat sich mit dem elementaren Wissen ausgerüstet, das für jeden unentbehrlich ist, der wenigstens eine verschwommene Vorstellung davon haben möchte, wie eine Partie Schach gespielt wird. Der vergleichsweise Wert der verschiedenen Steine wird ihm klar sein. Ebenso hat er gesehen, wie die Figuren auf verschiedene Weise zusammenarbeiten und Kombinationen ausführen, die entweder ein materielles Übergewicht oder das Matt des Königs herbeiführen sollen. Er wird jedoch noch völlig im Dunkeln darüber sein, wie eine Partie zu eröffnen ist, so daß er ebensogute Chancen wie sein Gegner hat, eine Mittelspielstellung zu erreichen, die Gewinnmöglichkeiten birgt. Die Erwägungen, die den Weg zu einer intelligenten Führung der Eröffnung zeigen, sind von ziemlich allgemeiner Natur. Beim Durchspielen der im vorhergehenden Kapitel besprochenen Kombinationen wird der aufmerksame Leser 18
bemerkt haben, daß die im Vorteil befindliche Seite fast immer eine überlegene Streitkraft an dem Ort versammelt hat, wo der eigentliche Kampf vonstatten ging — was er wahrscheinlich erwartet hatte, auch ohne Beispiele zu sehen. Um in der Lage zu sein, solch überlegene Kräfte zu versammeln,- scheint es vernünftig zu sein — wieder ohne daß Beispiele nötig wären — daß ein Spieler so viel Beweglichkeit wie möglich für seine Figuren anstreben sollte, um sie erforderlichenfalls leicht von einem Flügel auf den anderen zu bringen. Weiterhin wird es wichtig sein, diese Kampfbereitschaft so schnell wie möglich zu erzielen, denn der Spieler, der die „Entwicklung" seiner Figuren zuerst beendet, wird als Erster in der Lage sein, sie zum Angriff zu formieren. Da Weiß die Partie beginnt, hat er das Erstgeburtsrecht des Angriffs, während Schwarz mit der Rolle des Verteidigers zufrieden sein muß, es sei denn, Weiß spielte ziellos. Während des Eröffnungs-
stadiums der Partie würden wir einen schwachen Zug jenen nennen, der die Beweglichkeit der Figuren nicht merklich fördert. Die Schwierigkeit besteht darin, daß es oft die Wahl zwischen zwei oder mehr Zügen zu geben scheint, die die Entwicklung offenbar gleich gut vorantreiben, und Allgemeinheiten genügen nicht länger, um die Wahl zu erleichtern. Solche feinen Entscheidungen betreffen jedoch nur den Meister. Der Anfanger und sogar der weit vorgeschrittene Spieler kann merklich vorankommen, wenn er sich allein an das allgemeine Prinzip der raschen Entwicklung hält. Rasche Entwicklung
Dieses Prinzip erklärt, warum es gewöhnlich vorteilhaft ist, einen Entwicklungszug mit jeder Figur auszuführen, bevor man sich in Kombinationen einläßt, die den zweiten Zug einer schon entwickelten Figur erfordern, es sei denn, dieser zweite Zug bringt die Figur auf ein Feld, auf dem der Spieler sie im frühen Mittelspiel auf jeden Fall zu haben wünscht. Wenn Weiß ein „Tempo" verliert, indem er einen unnötigen zweiten Zug mit einer Figur während des Entwicklungsstadiums der Partie macht, wird ihm nicht mehr widerfahren, als den Vorteil des ersten Zuges zu verlieren. Schwarz dagegen kann sich diese Freiheit kaum erlauben, ohne eine hohe Strafe zu zahlen, natürlich vorausgesetzt, sein Gegner versteht seinen Vorteil auszunützen. a*
Da die Springer die einzigen Figuren sind, die zu Beginn der Partie ziehen können, ist es notwendig, Bauernzüge zu machen, um Linien für die anderen Figuren zu öffnen und ihnen so Kampfkraft zu verleihen. Durch das Vorrücken des e- oder d-Bauern werden Linien für Dame und Läufer geöffnet. Jeder andere Bauernzug würde eine Linie für nur eine Figur öffnen. Daher sollte er nicht in Erwägung gezogen werden, wenn er nicht die Türme ins Spiel zu bringen hilft oder die Beweglichkeit einer gegnerischen Figur herabmindert. Um eine offene Linie für einen Turm zu schaffen, muß der Spieler notwendigerweise einen Bauern aus der Linie entfernen. In Partien, die mit i. e2—e4 ej—ej beginnen, ist die offenbare Methode, dies zu erreichen, d2—d4 zu ziehen. Weiß kann diese Methode immer mit Leichtigkeit anwenden, während Schwarz damit Schwierigkeiten hat, wie wir bald erkennen werden. Kontrolle des Raumes
Der Angriff auf ej mit dz—d4 dient einem anderen sehr wichtigen Zweck, der ebenfalls mit dem Prinzip der Beweglichkeit verbunden ist. Dies ist der Versuch, sich mehr Raum zu sichern, in dem die eigenen Figuren im Hinblick auf die Erfordernisse des Kampfes zu bewegen sind. Emanuel Lasker machte einmal eine sehr nette Bemerkung, als wir diesen Punkt diskutierten. Er sagte: „Das Schachbrett hat 64 Felder. Daher hat der Spieler, der mehr als 32 19
Felder beherrscht, die bessere Gewinnchance." Natürlich sollte diese Feststellung keinen Anspruch auf mathematische Genauigkeit erheben, denn die Wichtigkeit der verschiedenen Felder des Brettes verändert sich notwendigerweise mit der Stellung des Königs und mit anderen Faktoren. Aber, wenn sonst Ausgleich herrscht, kann Laskers Bemerkung ein hilfreicher Führer in der Beurteilung der Stellung sein.
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stellen kann. Weiß ist fähig, die dritte Reihe zu benutzen, um den Damenturm auf die andere Seite zum Angriff auf den schwarzen König zu überführen. Schwarz genießt keinen vergleichbaren Vorteil. Ferner hat die Kontrolle der Felder d5 und f j die lästige Konsequenz für Schwarz, daß Weiß eines dieser Felder mit einer Figur besetzen kann. Gewöhnlich nimmt man den Springer, der den Kampf tiefer in den schwarzen Bereich trägt. Wir werden sehen, daß eine so aggressiv postierte Figur dazu neigt, einen Bauernzug zu provozieren, um sie wegzutreiben, und daß ein solcher Bauernzug oft ernsthafte Schwächen schafft. Das Prinzip der Beweglichkeit
Nehmen wir z. B. Diagramm 27. Die Stellung ist symmetrisch, außer den beiden Bauern in der e- und d-Linie. Der weiße e-Bauer „beherrscht" zwei Felder der fünften Reihe, so daß Schwarz d5 oder f5 nicht mit einer Figur besetzen kann, ohne daß sie geschlagen wird. Schwarz beherrscht keine Felder im Lager des Weißen. Dies rechtfertigt den Schluß, daß Weiß die bessere Partie hat. Der durch diese Bauernstellung charakterisierte Vorteil scheint dem unerfahrenen Spieler unbedeutend zu sein. In Wirklichkeit jedoch ist er merkbar. Im Mittelspiel drückt er sich in der größeren Leichtigkeit aus, mit der Weiß die Verbindung zwischen Königs- und Damenflügel her20
Wir werden nun in einigen Eröffnungen, die wir wahllos ausgesucht haben, untersuchen, wie das Prinzip der Sicherung der größtmöglichen Beweglichkeit der Figuren uns in der richtigen Formation unserer Schlachtfront leitet, verbunden mit dem Gedanken, die Kontrolle über wenigstens 32 Felder beizubehalten, so daß wir dem Handgemenge des Mittelspiels mit Vertrauen entgegensehen können. Nehmen wir an, die beiden Kämpfer rücken ihren e-Bauern im ersten Zuge zwei Felder vor und Weiß spielt im zweiten Zuge d2—d4 mit der Idee, e5 x d4 zu provozieren und den Vorteil im Zentrum zu erhalten, den wir in Verbindung mit Diagramm 27 besprachen. Der erste Gedanke des Schwarzen wird es sein, einen Bauern auf e5 zu be-
haupten, um die Herrschaft über ebensoviele Zentralfelder zu behalten wie Weiß. Wenn er findet, daß er nichts Besseres als ej x ¿L4 hat, wird er versuchen, die im Diagramm 27 gezeigte Bauernstellung zu vermeiden und statt dessen selbst á-¡—dj spielen, um den weißen Mittelbauern seinerseits zu entfernen und so das Gleichgewicht der Raumkontrolle wieder herzustellen. Schwarz könnte einen Bauern auf e5 nur behaupten, wenn er den e-Bauern entweder mit dy—d6 oder {-/—f6 deckt. Den letzteren Zug wird er verwerfen, weil er den günstigsten Entwicklungsplatz für den Springer g8 versperrt. Von f6 aus wird dieser Springer auf mehr Felder gehen können, als von e j oder h6 aus. Dies ist ein genügender Grund anzunehmen, daß f6 der beste Ort für den Springer ist. Zusätzliche Argumente zu Gunsten dieses Platzes sind, daß der Springer dort den weißen Mittelbauern angreift und daß er den h-Bauern, der nach der Rochade sonst nur vom König verteidigt wäre, deckt. Mit 2 . . . . d6 ist Schwarz unzufrieden, weil die Beweglichkeit seines Königsläufers darunter leidet. Aber viel schlimmer ist, daß Weiß zuerst die Bauern und dann die Damen tauschen kann. So würde er einen großen Entwicklungsvorteil gewinnen, weil er rochieren und seine Türme auf der offenen d-Linie in Aktion bringen kann. Schwarz würde andererseits viel Zeit verlieren, seinen König hinter den Bauern eines der Flügel in Sicherheit zu bringen.
Den e-Bauern mit 2 . . . . Ld6 zu verteidigen, wäre nicht gut, weil dieser Zug den d-Bauern blockieren und so die Entwicklung des Damenläufers verzögern würde. 2 . . . . De7 würde den Königsläufer blockieren und 2 . . . Df6 den Springer. Die einzige vernünftig aussehende Figurendeckung ist 2 . . . . Sc6, weil dies ein Entwicklungszug ist, den Schwarz auf jeden Fall früher oder später machen möchte. Aber nach 3. de Sej: könnte der Springer von seinem erwünschten Zentralposten durch 4. £4 vertrieben werden und Weiß würde die Kontrolle verschiedener Felder im schwarzen Lager behalten, ohne selbst behindert zu sein. Aus all diesen Gründen wird Schwarz den Schluß ziehen, daß er 2 . . . . ed ziehen muß und nach näherer Untersuchung wird er erkennen, daß diese Fortsetzung tatsächlich sehr günstig für ihn ist, wenn Weiß den Bauern mit der Dame zurückschlägt, weil nach 3. Dd4: Sc6 (Diagramm 28)
die weiße Dame wieder ziehen muß und Schwarz eine weitere Figur entwickeln kann. Diese Tatsache allein sollte für Weiß genügen, 3. Dd.4: 21
außer acht zu lassen, da er den Vorteil einbüßen würde, zu dem ihn der erste Zug berechtigt. Der Anfanger erkennt gewöhnlich nach geringer praktischer Erfahrung, daß ein Entwicklungsvorteil wünschenswert ist, und er lernt verstehen, warum Weiß eine Stellung wie die im Diagramm 28 nicht anstreben sollte. Er erkennt jedoch in der Regel nicht, daß es häufig zum G e w i n n der Partie ausreicht, zwei oder drei Züge in der Entwicklung voraus zu sein, wenn eine Z e n trallinie f ü r die T ü r m e o f f e n ist. Um diesen Punkt zu erläutern, möchte ich eine Partie zwischen zwei etwa ebenbürtigen Spielern zitieren, die sich nicht darüber klar waren, daß sie jeden Eröffnungszug durch die Anwendung des Prinzips der Beweglichkeit beurteilen konnten. Weiß setzte aus der Stellung des Diagramms 28 ohne gewissenhafte Beachtung rascher Entwicklung fort, und innerhalb von einem halben Dutzend Zügen war seine Partie hoffnungslos verloren: 1. e2—e4 ej—e5 2. d2—d4 e5 x d4 3. D d i x d 4 Sb8—c6 4. Dd4—e3Sehr wahrscheinlich ist dies nicht der beste Zug, weil er den Damenläufer verstellt. 4. Da4 oder 4. Ddi ist wohl besser, weil so den weißen Leichtfiguren freie Bahn gelassen wird. 4 Sg8—f6 5. e4—e 5 . Wieder von zweifelhaftem Wert, weil der Zug die Beweglichkeit der weißen Figuren nicht fördert.
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Außerdem kann der angegriffene Springer einen drohenden Platz einnehmen. 5 Sf6—g4 6. De3—e4. Dies ist scheinbar für Weiß günstig, denn der schwarze Springer ist angegriffen und kann den eBauern nicht schlagen, weil er dann von der Dame gefesselt wäre und nach f2—f4 verloren ginge. Außerdem scheint es bei flüchtigem Hinsehen nicht möglich zu sein, den Springer durch den Entwicklungszug 6.7—d5 zu decken, der den Damenläufer freimacht, denn Weiß kann den Bauern en passant schlagen und dabei ein Abzugsschach geben. Schwarz erhält aber für den Bauern weiteren Entwicklungsvorsprung, und die weiße Stellung wird prekär. 6 &-J—d;! 7. e5 x d6 e. p.f Lc8—e6 8. d 6 x c 7 Dd8xc7 Jetzt ist Schwarz volle drei Züge in der Entwicklung voraus. 9. Lei—£4 Lf8—d6 10. H4 x d6 DC7 x d6 1 1 . Sbi—03 o—o—o Dies droht Matt auf d2. Weiß verteidigt sich gegen das Matt mit dem offensichtlichen Tai—di und verliert bei der Transaktion eine Figur. Es gab jedoch keine genügende Antwort mehr (Diagramm 29). 12. S f j f5 würde 13. De2 notwendig machen, da 13. Da4 DC5 mit Mattdrohung auf f2 gestatten würde, worauf die einzige Verteidigung 14. Sdi nach T d i : f , 15. K d i : Sf2:f usw. eine Figur kostet. 13. De2 würde einfach mit
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i j . . . The8 beantwortet, was die let2te noch nicht im Spiel befindliche schwarze Figur entwickelt, und W e i ß würde wieder mindestens eine Figur verlieren. Z u m Beispiel: 14. T d i DC5, 15. T d 8 : f Sd8:, 16. D d z L c t f , 17. L e z D f z r f , 18. K d i D g * : , 19. T g i , L e 2 : t , 20. Se2: D f j : . 12. T a i — d i 13. Sc3 x d i 14. K e i x d i 15. K d i — e i
Dd6 x d i f ! Td8 x drf Sg4xf2t S f 2 x e 4 usw.
Das Wichtigste für den Anfänger z u erkennen ist, daß K o m b i n a tionen dieser A r t kein Zufall sind in Stellungen, in denen einer der Spieler in der E n t w i c k l u n g weit zurückgeblieben ist. E s ist ganz natürlich, daß der G e g n e r Zeit findet, überlegene K r ä f t e gegen den K ö n i g zu massieren. Dies ermöglicht fast immer einen Mattangriff, den der Verteidiger nur durch A u f g a b e v o n Material aufhalten kann, w o r a u f er ein verlorenes Endspiel erhält. Verfrühte Angriffszüge
Verfrühte A u s f l ü g e mit der Dame sind so o f t die Ursache v o n Zeitverlusten f ü r die Entwicklung,
daß ich gern ein anderes illustrierendes Beispiel dieser A r t besprechen möchte. D i a g r a m m 30 zeigt die Stellung, die nach 1. e4 e5, 2. L c 4 L c j erreicht ist, w e n n W e i ß 3. D h j spielt. E r greift nun den Bauer e j an und droht zur gleichen Zeit matt auf {7. E i n A u s f l u g dieser A r t mag dem A n f ä n g e r sehr anziehend erscheinen, dem unsere elementaren strategischen Erwägungen nie erklärt w o r d e n sind. A b e r der Lernende, der den G r u n d
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kennt, w a r u m beschleunigte E n t wicklung seiner Figuren das wichtigste Ziel ist, wird einem Z u g mißtrauisch gegenüberstehen, der eine Figur auf ein Feld stellt, v o n welchem sie durch einen Entwicklungszug des Gegners vertrieben werden kann. In unserem Beispiel ist DI15 solch ein Z u g , w e n n auch Schwarz zuerst das Matt verteidigen muß, b e v o r er daran denken kann, die D a m e mit einem Entwicklungszuge anzugreifen. D a ß der D a m e n z u g zwecklos sein muß, sollte klar sein, ohne daß eine nähere Untersuchung erforderlich wäre — schon aus der bloßen Tatsache, daß die vorhergehenden
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Züge des Schwarzen ebensogut wie die des Weißen waren. Schach wäre in der Tat ein armseliges Spiel, wäre es möglich, einen Vorteil gegen einen Gegner zu erreichen, der nichts getan hat, was Bestrafung verdient. Dies ist ein weiterer sehr wichtiger Punkt, den der Anfänger im Auge behalten sollte. Es hat keinen Sinn, sein Gehirn anzustrengen und eine Gewinnkombination in einer Eröffnung zu suchen, in der der Gegner das Prinzip der Beweglichkeit nicht verletzt hat. Im Diagramm verteidigt Schwarz die Drohungen des Weißen sehr einfach mit Dey. Begründet auf unsere allgemeinen Erwägungen, muß dies besser sein als Df6, was ebenfalls beide Drohungen pariert und was zusätzlich Schach auf fz droht. Der Grund ist, daß f6 für den Springer freibleiben sollte, um aus der exponierten Stellung der weißen Dame Vorteil zu ziehen. Weiß könnte das drohende Schach nach 3 . . . . Df6 mit 4. S f j decken, was gleichzeitig eine Figur entwickelt, und im nächsten Zuge würde er Sc 3 ziehen, was Sd5 mit Angriff auf die schwarze Dame und den Bauer C7 droht. Obwohl sich Schwarz gegen diese Drohungen verteidigen kann, bleibt er jedoch beschäftigt, während er die Zeit sonst besser benützen könnte, seine Entwicklung zu vervollständigen. Nach 3 . . . . De7 wird Schwarz seine Entwicklung einen Zug vor dem Weißen vervollständigen, ganz gleich wie Weiß fortsetzt, weil Weiß noch einen Zug mit seiner Dame machen muß, sobald Schwarz seinen 24
Königsspringer herausbringt. So wird die Initiative ganz natürlich auf Schwarz übergehen. Aus diesem Beispiel soll der Lernende nicht schließen, daß ein frühes DI15 unter allen Umständen schlecht sein muß. Wenn einer der Spieler seine Figuren nicht auf eine Weise entwickelt, die ihnen gute Beweglichkeit gibt, kann der Gegner Gelegenheit zu einem frühzeitigen Angriff auf den König haben, wobei der Zug Dhj sehr nützlich ist. Um einen solchen Fall zu konstruieren, nehmen wir an, daß nach 1. e4 e5, 2. Lc4 Schwarz Se7 zieht. Dieser Zug stimmt nicht dem Prinzip der raschen Entwicklung überein, weil er den Läufer verstellt, so daß noch ein Springerzug oder ein Zug des gBauern nötig ist, um den Läufer ins Spiel zu bringen. Hier ist die Fortsetzung 3. Dh5 (Diagramm 31)
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tmimdmSm gut, denn die einzige Art, in der Schwarz beide weißen Drohungen abwehren kann, ist Sg6, dann bleibt die weiße Dame drohend postiert und kann für eine gewisse Zeit nicht vertrieben werden. In der Tat gewinnt Weiß unmittelbar zumindest
einen Bauern durch 4. S f j , was S g j mit Angriff auf £7 droht und außerdem den e-Bauern direkt angreift. In dieser Verlegenheit wird Schwarz versuchen, wenigstens einigen Vorteil in der Entwicklung als Ausgleich für den Bauern zu erzielen. E r wird Le7 spielen und nach 5. Sej: Sej:, 6. De5: wird er rochieren. A u f diese Weise bleibt er Weiß gegenüber um zwei Entwicklungszüge voraus, denn die weiße Dame muß einen weiteren Z u g verlieren, sobald Schwarz seinen Springer entwickelt. Wenn Weiß sorgfältig spielt, sollte er zweifellos ungeschoren davon kommen. Aber der geringste Fehltritt, vielleicht ein Zug, der weitere wertvolle Zeit während des übrigen Entwicklungsstadiums verliert, könnte Schwarz die Chance zu einem plötzlichen erfolgreichen Angriff geben. Nehmen wir an, Weiß spielt 7. o — o Sc6, 8. D g 3 und Schwarz antwortet 8 . . . . d5. Das bedeutet ein weiteres Bauernopfer, um die weiße Entwicklung weiter aufzuhalten, die eigene aber voranzubringen. Es wäre ein Fehler für Weiß, mit dem Bauern statt mit dem Läufer zu schlagen, weil er damit die Kontrolle über f j aufgeben und so die Beweglichkeit des Schwarzen vergrößern würde. Schwarz könnte aus diesem Irrtum unmittelbar Vorteil ziehen mit Sd4, worauf Weiß den Punkt cz nicht mit D d j verteidigen kann wegen C5, gefolgt v o n L f j . Spielt er statt dessen L d j , gewinnt Schwarz einen der Bauern mit Dd5: zurück und der weiße Damenflügel bliebe noch eine ganze Zeitlang unentwickelt.
Eine erläuternde Partie
Jede Besprechung des Themas der raschen Entwicklung ist unvollständig ohne das folgende klassische Beispiel einer berühmten Partie, die Paul Morphy gegen den Herzog Karl von Braunschweig und den Grafen Isouard in der königlichen Loge der Pariser Oper spielte. Wir wollen weitherzig annehmen, daß diese Herren Morphy in der P a u s e baten, mit ihnen zu spielen. 1. e2—e4 e7—e5 2. S g l — f 3 d7—d6 Nach den dargelegten Prinzipien wäre Sb8—c6 die beste Weise, den e-Bauern zu verteidigen, weil dieser Z u g eine Figur entwickelt. Es ist wahr, daß d7—d6 die Entwicklung des schwarzen Damenläufers ermöglicht. Andererseits wird dadurch der Königsläufer blockiert und es ist vernünftig anzunehmen, daß es besser ist, den d-Bauern nicht zu ziehen, bevor der Königsläufer entwickelt ist. 3. d2—d4. Nun ist der schwarze e-Bauer zweimal angegriffen. Ihn mit Sb8— c6 zu stützen wäre in diesem Stadium schlecht, weil Weiß nach 4. de de oder 4 . . . . Sej:, 5. S e j : de die Damen tauschen würde, so daß Schwarz das Rochaderecht einbüßen und viel Zeit verlieren würde, den König in Sicherheit zu bringen und die Türme zu entwickeln. Wir wissen, daß f7—f6 nicht in Betracht kommt; es ist kein Entwicklungszug und blockiert das natürliche Entwicklungsfeld des Königsspringers. Den Bauern mit
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der Dame zu schützen, würde ebenfalls andere Figuren blockieren. Sb8—dy würde den Damenläufer verstellen und hätte also auch Nachteile (vielleicht die geringsten aller erwähnten Züge). Eine spielbare Alternative wäre ej x d4, obwohl Weiß nach 4. Sd.4: eine Figur im Zentrum postiert hätte. In dem Wunsche, dies zu vermeiden, spielte Schwarz 3 Lc8—g4, womit er den Bauern durch die Fesselung des Springers indirekt schützte. Dieses Manöver ist jedoch unangebracht, da Weiß durch den Tausch auf e5 Schwarz zwingt, den Läufer für den Springer zu geben. Dies verliert einen Zug, denn der Läufer hat zweimal gezogen, der Springer nur einmal, und beim Wiedernehmen mit der Dame vergrößert Weiß die Beweglichkeit der letzteren. 4. d4 x e5 Lg4 x f3 Schwarz kann den Bauern nicht sofort zurückschlagen, weil Weiß dann die Damen tauscht, den Springer entfesselt und den Be5 erobert. 5. D d i x f j d6xe5 6. Lfi—04. Weiß hat zwei Figuren im Spiel, Schwarz keine. Dabei droht Matt auf fy, und die von Schwarz gewählte offensichtliche Anwort genügt nicht mehr. Die bewegliche weiße Dame droht nach b j zu gehen, wo sie die Bauern fy und h~j zugleich angreift. Hätte Schwarz diese Drohung erkannt, hätte er Df6 oder De7 gespielt und den Bfy gedeckt. 26
6 Sg8—f6 7. Df3—b3 Dd8—e7 Es drohte Lf7:f und De6 matt. 8. Sbi—C3I Ein sehr lehrreicher Zugl Weiß verzichtet auf den Bb7, weil Schwarz dann mit Db4f den Damentausch erzwingen könnte, und obwohl er die Partie wohl nicht halten könnte, würde ein ziemlich langwieriges Endspiel entstehen. Statt dessen behält Weiß einev starke Initiative, indem er mehr Kräfte ins Spiel bringt. Im Hinblick auf die rückständige Entwicklung des Schwarzen erwartet Weiß vollkommen richtig, daß er die Partie durch einen heftigen Königsangriff rasch gewinnen kann. Die schwarze Dame blockiert den Lf8 und so auch indirekt den Th8. Der schwarze König wird daher lange in der Brettmitte bleiben müssen und dem Anfall der weißen Figuren ausgesetzt sein. 8
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Der Bby ist jetzt gedeckt, aber nur auf Kosten eines weiteren Entwicklungszuges. 9. Lei—g5 b7—b5 & ÜP I i
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Schwarz konnte nicht Sb8—¿7 spielen, weil er die Deckung des Bl>7 durch die Dame aufgehoben hätte. Er mußte daher einen Vorbereitungszug machen. Verhältnismäßig am besten wäre by—b6, obwohl das Vorrücken auf die 5. Reihe verlockend war. Scheinbar muß der weiße Läufer sich zurückziehen ; aber im Hinblick darauf, daß Schwarz praktisch mit mehreren Figuren weniger spielt, opfert Morphy den Springer für zwei Bauern: er sieht die Stellung vorher, die nach einigen Zügen entsteht, in der Schwarz, an Händen und Füßen gefesselt, seiner Gnade vollständig ausgeliefert ist. 10. SC3 x b5 11. Lc4xb5f 12. 0—0—0
c6 x b5 Sb8—dj Ta8—d8.
Der einzige Zug zur Deckung des Springers. Die Stellung von Schwarz ist bedauernswert. Außer der Dame ist jede seiner Figuren unbeweglich. Er brauchte mindestens weitere drei Züge, um die Beweglichkeit der Springer zurückzuerlangen; einen Zug der Dame, einen mit dem Läufer und die Rochade. Weiß dagegen hat noch eine weitere Figur in Reserve, den Thi. Indem er diesen nach einem weiteren Opfer kraftvoll ins Spiel bringt, demoliert Weiß die schwarze Partie mit wenigen Streichen. 13. T d i x 14. T h i — d i .
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Schwarz hat nun keine Möglichkeit, den Turm zu verteidigen. 14
De7—e6.
Schwarz würde natürlich gern die Damen tauschen, um den weißen Angriff aufzuhalten. Aber Weiß könnte nun leicht gewinnen durch 15. Lf6:, da Dbj: mit 16. ~Ld.fi Matt beantwortet würde. Schwarz müßte daher den Springer zurückschlagen, und Ld7:f würde dann die Dame erobern. Morphy hat jedoch mit Hilfe eines weiteren überraschenden Opfers ein Matt vorbereitet. 15. Lb5 x d7f Sf6 x Af 16. Db3—b8t» S d 7 x b 8 17. Tdi—d8=t=. Ähnlich wie die eben besprochenen Partien verläuft praktisch jeder Kampf, in dem einer der Spieler einen Vorteil von mehreren Entwicklungszügen erzielt und in der Lage ist, eine Linie in der Mitte des Brettes öffnen. Hier finden seine Türme Gelegenheit, auf die 7. oder 8. Reihe vorzudringen. Dies hilft entweder beim direkten Mattangriff in Zusammenarbeit mit anderen Figuren, gewöhnlich einschließlich der Dame, oder führt zur Eroberung eines oder mehrerer Bauern, indem sie auf ihrer Grundlinie von der Seite oder von hinten angegriffen werden. Wir werden später sehen, daß ein Spieler häufig den Entwicklungsrückstand aufholen und die Partie ausgleichen kann, wenn keine Linie geöffnet wird, in der die Türme im frühen Stadium in den Kampf eingreifen können. Es ist trotzdem offensichtlich, daß es ein guter Plan in jeder Eröffnung ist, mit dem Gegner im Herausbringen der Figuren Schritt zu halten.
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Auswahl der Plätze fiit die Figuren
Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang ganz von selbst stellt, ist die, ob bestimmte Felder des Brettes den verschiedenen Figuren als besonders günstig für ihre Zusammenarbeit zugewiesen werden können. Wir erkennen unschwer, daß f j (f6) und C3 (c6) die erstrebenswertesten Entwicklungsfelder für die Springer sind. Ein Springer wird im ersten Zuge nur dann nach h} oder a j gehen, wenn er durch eine akute Drohung dazu gezwungen wird, denn am Bettrand ist die Beweglichkeit des Springers sehr beschränkt. Die Felder ei und dz (cj und dy) sind ebenfalls weniger wünschenswert als cj und f j , weil der Springer von ihnen aus einen weiteren Vorbereitungszug benötigt, um das gegnerische Lager zu erreichen, und er übt keinen Druck auf das Zentrum aus. Soweit es sich um Türme und Dame handelt, können wir ganz allgemein sagen, daß sie in der Eröffnung normalerweise auf die erste und zweite Reihe beschränkt und damit den Angriffen leichter Figuren und der Bauern nicht so ausgesetzt sind. Wir wissen bereits, daß die Türme dahin zielen, die zweite oder erste Reihe des Gegners zu besetzen und daß sie ideal postiert sind, wenn sie sich auf einer offenen Linie verdoppelt haben. Besondere Felder können jedoch für sie nicht ausgewählt werden — und das gleiche trifft auf die Läufer zu — ohne besondere Betrachtung der 28
verschiedenen Arten der Bauernformation, die für die einzelnen Eröffnungen charakteristisch sind, weil von dieser Bauernformation abhängt, welche Linien sich leicht öffnen lassen. Die Besetzung der 7. Reihe durch den Turm kann während der Eröffnung oder dem frühen Mittelspiel selten angestrebt werden, weil im Entwicklungsstadium der Partie die gegnerischen Leichtfiguren normalerweise Plätze einnehmen, von denen aus sie die Einbruchsfelder decken. Da jedoch immer die Möglichkeit des Abtausches jener Leichtfiguren besteht, ist immer Gefahr vorhanden, daß der eine offene Linie beherrschende Turm seinen Ehrgeiz erfüllt und auf die 7. Reihe vordringt. Das Bauernskelett
Es liegt in der Natur des Schachspiels, daß die Bauernformation einen dauerhafteren Charakter hat als die der Figuren, weil die letzteren eben beträchtlich beweglicher sind. Darum beherrscht die Bauernformation notwendigerweise unsere Überlegungen, wenn wir eine Aufstellung für unsere Steine wählen. Haben wir, verlockt durch eine Angriffsmöglichkeit, einen übereilten Figurenzug gemacht, besteht noch die Chance, den Schaden durch rechtzeitigen Rückzug gutzumachen. Hat der Bauer einmal gezogen, gibt es keine Rückkehr, und wir sollten erst nach sorgfältiger Überlegung Änderungen unseres Bauernskeletts vornehmen, damit das Gleichgewicht dieses „statischen Elements" der Partie nicht gestört
wird. In einer gutgeführten Partie übersteht das in der Eröffnung geformte Bauernskelett häufig die Stürme des Mittelspiels und behält seinen Charakter bis ins Endspiel hinein. Die Bauernformation soll daher der Ausgangspunkt meines Versuches sein, den W e g durch j e d e Eröffnung auf der Grundlage allgemeiner strategischer Prinzipien zu zeigen. Natürlich ist die Formation des Bauernskeletts kein unabhängiger Faktor; sie kann nur im Hinblick darauf betrachtet werden, die günstige Entwicklung der Figuren zu fördern. Wenn sie die Freiheit a l l e r Figuren voranbringen soll, müssen wir uns v o n Anfang an überlegen, auf welche Weise sie den Türmen ermöglicht, in Tätigkeit zu treten, nachdem die leichten Figuren entwickelt sind. Wir werden bald erkennen, daß wir diese Tendenzen vereinigen, indem wir das Z e n t r u m d e s B r e t t e s zumHauptbetätigungsfeld für alle unsere Kräfte machen. Das sind die Felder d4 und e4 (dj und e5 für Schwarz), in geringerem Grade die Felder {4 und C4 (f$ und C5). Im folgenden werden wir solche Manöver v o m Gesichtspunkte des Weißen, der das Erstgeburtsrecht der Initiative besitzt, untersuchen, die für Weiß oder Schwarz anwendbar sein könnten. Bedeutung der Zentralfelder
Wenn ein Spieler seinen e- oder d-Bauern auf die 4. Reihe vorrückt, macht er zwei Zentralfelder den gegnerischen Figuren unzu-
gänglich — d j und f5 oder e5 und C5. Zugleich bereitet er die Besetzung dieser wünschenswerten Felder durch seine eigenen Figuren vor, falls der Gegner keine Maßnahmen trifft, ein solches Vorgehen zu verhindern. Gewöhnlich wird der Gegner ebenfalls einen Bauern ins Zentrum stellen. Dann wird offenbar ein guter Plan darin bestehen, diesen Bauern wegzulocken. Diesem Z w e c k wird d2—d4 oder £2—£4 dienen, falls der Gegner e j — e 5 gespielt hat. Gegen dy—d5 wird das entsprechende Manöver C2—C4 oder ez—e4 sein. Diese Einladung, seinen Zentrumsbauern abzutauschen, wird nur ein Spieler annehmen, wenn es ernsthafte Schwierigkeiten bereitet, den Bauern auf seinem Platze zu behaupten. Die einzige Ausnahme wäre ein Fall, w o der Austausch durch ein Manöver ergänzt wird, das für das Verschwinden des Zentrumsbauern einen anderen Vorteil einbringt. Wenn wir einige der allgemein gebräuchlichen Eöffnungen besprechen, werden wir finden, daß es tatsächlich oft sehr schwierig rst, den Austausch des Mittelbauern zu vermeiden. Dann erhebt sich die Frage: Wie kann ein Spieler angemessenen Ersatz für die Aufgabe der Kontrolle zweier Mittelfelder erhalten, die der Gegner für die günstige Entwicklung seiner Figuren ausnützen kann? Betrachten wir ein paar konkrete Beispiele. Diagramm 33 zeigt eine Stellung aus einer Partie, die ich gegen Aljechin im Turnier zu Scheveningen 1913 spielte. E r hatte gerade
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d6—d5 gezogen und griff meinen Mittelbauern zum zweitenmal an. Ich antwortete e4 x d j und verdarb damit meine Partie, weil ich die Felder d j und £5 ohne jeden Ersatz aufgab. Nach Sf6 x d j war Schwarz in der Lage, seinen Bf7 nach f? vorzurücken und seine Türme rasch zum Königsangriff ins Spiel zu bringen. Infolge der Beherrschung aller Zentralfelder durch Schwarz auf drei Reihen beschränkt, war ich nicht in der Lage, mich ausreichend zu verteidigen. Was ich in der Diagrammstellung gespielt haben sollte, war Dd2—C2, um den Be4 auf seinem Platz zu behaupten. Ich entsinne mich nicht, warum ich diesen Zug nicht wählte, der für jeden klar sein sollte, der die Bedeutung der Zentralfelder zu würdigen weiß als Teil dessen, was wir den „Beweglichkeits-Komplex" nennen könnten. Vielleicht wollte ich die Dame nicht noch einmal ziehen, nachdem ich sie nach d2 entwickelt hatte. Aber solche wörtliche Auslegung einer Regel, die für die Führung der Eröffnung im allgemeinen empfehlenswert ist, ist ein Fehler. Wenn ein Spieler gezwungen ist, zwischen 30
Zügen zu wählen, die das eine oder andere strategische Prinzip zu verletzen scheinen, muß er natürlich denjenigen wählen, der das geringste Übel zur Folge hat. Die Kontrolle über zwei Mittelfelder durch Tausch eines Zentralbauern aufzugeben, ist ein d a u e r n d e r Nachteil. Der Bauer kann nicht auf das Zentralfeld zurückkommen, das er verlassen hat. Zwei Züge mit der gleichen Figur in der Eröffnung zu machen, ist andererseits sicherlich nicht wünschensweit, gibt aber dem Gegner nur einen v o r ü b e r g e h e n d e n Vorteil. Wie früher ausgeführt, bedeutet der Verlust eines Entwicklungszuges durch Weiß gewöhnlich nur den Verlust der Iniative, die mit dem ersten Zug einhergeht. Im Gegensatz zu diesem Beispiel zeigt Diagramm 34 eine Stellung,
in welcher der Spieler die Einladung zum Tausch der Zentrumsbauern nicht gut ablehnen kann. Die Überlegungen, die das richtige Verhalten in dieser Stellung erklären, sind wichtig zu wissen, weil sie in vielen ähnlichen Lagen anwendbar sind, die aus Partien, die
mit i . e4 e5, 2. Sf3 Sc6 beginnen, hervorgehen; gleichviel, ob Weiß den d-Bauern im 3. Zuge oder später vorzieht. Nach 3. d4 kann Schwarz auf ej keinen Bauern behaupten, wie in Verbindung mit den Eröffnungszügen, die zum Diagramm 28 führten, ausgeführt. 3. . . . ed, 4. Sd4: ist daher die unvermeidliche Fortsetzung. Weiß behält die Kontrolle über d5 und f j , während Schwarz die Kontrolle über die entsprechenden Felder verloren hat. Andererseits hat der Bauerntausch die d-Linie für Weiß geöffnet und die e-Linie für Schwarz Hier hat Schwarz das bessere Geschäft gemacht. Nachdem er einen Turm auf die offene Linie gestellt hat, nimmt er den e-Bauern aufs Korn, der nicht von einem Bauern gedeckt ist, während ein weißer Turm auf der d-Linie kein vergleichbares Ziel finden würde. Schwarz könnte die d-Linie blokkiert halten, indem er seinen dBauern nach d6 stellt. Ob das Spiel, das Schwarz gegen den weißen Mittelbauern erhält, als Gegenwert für die überlegene Beweglichkeit der weißen Figuren genügt, die aus der Kontrolle über mehr Zentralfelder resultiert, ist eine Frage, die nicht grundsätzlich beantwortet werden kann. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die größere Beweglichkeit des Spielers, der das Zentrum beherrscht, gewöhnlich zu einem erfolgreichen Königsangriff führt. In Stellungen dieser Art strebt der Meister an, die Bemühungen des Schwarzen dahin zu richten, auch den weißen Zentrumsbauern
zur Aufgabe seines Postens zu zwingen. Die Taktik des Weißen nachzuahmen und unmittelbar d7—d5 zu spielen, geht nicht an, weil j . L f i — b5 folgen würde mit nochmaligem Angriff auf den Springer. 5. Lc8—d7 würde dann wegen 6. e4 x d5 einen Bauern kosten, und 5. ... Sg8—ej würde den Königsläufer verstellen. Daher ist der Vorbereitungszug 4. . . . Sf6 richtig, fortgesetzt mit 5. SC3 Lb4. Nun ist der weiße e-Bauer wieder angegriffen, und ob Weiß ihn mit 6. f?(?) oder mit 6. Sc6: bc, 7. L d j verteidigt, Schwarz stellt mit 7. . . . d5 das Gleichgewicht im Zentrum her. Auf den folgenden Seiten werden wir Gelegenheit haben, die Ausführung dieses Ausgleichsmanövers in verschiedenen Formen zu beobachten und die Anwendung unseres Beweglichkeitsprinzips in den verschiedenen gebräuchlichen Eröffnungen zu erforschen. Eröffnungen mit den Königsbauern
Bevor ich die Erörterung des Diagramms 34 abschließe, möchte ich jedoch auf einen allgemeinen Irrtum hinweisen, den Anfänger begehen, weil sie die Regel falsch auslegen, daß es schlecht ist, die Dame in einem frühen Stadium der Partie herauszubringen. Wir sahen, daß nach 1. e4 ej der unmittelbare Vorstoß 2. d4 dem Schwarzen gestattet, ein Entwicklungstempo durch 2 . . . . ed, 3. Dd4: Sc6, was einen weiteren Zug der Dame nötig macht, zu gewinnen. Es wäre ein Fehler des Schwarzen,
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in der Stellung des Diagramms 34, durch Tausch der Bauern und der Springer die Dame ins Zentrum zu bringen, weil die weiße Dame dann eine beherrschende Stellung einnehmen würde, von der sie nicht durch einen Entwicklungszug einer schwarzen Figur entfernt werden könnte. Sie mit C7—C5 zu verjagen, wäre ein schlechter Plan, weil der d-Bauer „rückständig" würde. Dieser Bauer könnte nie nach d5 vorrücken — der einzige Zug, mit dem Schwarz hoffen könnte, die Zentrumskontrolle des Weißen zu bekämpfen — und das Ergebnis wäre eine unheilbare Schwäche. Die natürliche Entwicklung der Figuren auf beiden Seiten würde zu einer Stellung wie der des Diagramms 35 führen, wo Weiß alle seine Streitkräfte gegen den rückständigen Bauern des Schwarzen gerichtet hat, während die Figuren des Schwarzen sich krampfhaft bemühen, den Bauern zu halten — ein auf die Dauer aussichtsloses Beginnen.
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Wir haben den Spieltypus, den derartige Stellungen erfordern, im Zusammenhang mit Diagramm 16 kennengelernt. 32
Beengte Stellungen
Für den Anfanger ist es wichtig zu erkennen, daß er seine Partie von Anfang an verdirbt, wenn er seinem Gegner gestattet, eine Stellung zu erreichen, wie sie der Abtausch der Springer im Diagramm 34 hervorbringt. Auch wenn er nicht C7—cj spielt, wird er allmählich eine verkrampfte Stellung bekommen, weil der weiße Mittelbauer und der beherrschende Platz der weißen Dame im Zentrum seinen Figuren den Grad der Beweglichkeit rauben, den sie normalerweise im EröfFnungsstadium erreichen. Das Spiel könnte wie folgt weitergehen: 3 ed, 4. Sd4: Sd4:, 5. Dd4: Sf6, 6. Lg5 Le7, 7. Scj d6, wodurch die Stellung von Diagramm 36 erreicht ist.
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Hier bemerken wir das für jene Königsbauern - Eröffnungen typische Bauernskelett, in denen es Weiß gelungen ist, den schwarzen Mittelbauern zum Abtausch zu zwingen, während Schwarz diesen löblichen Zweck nicht erreicht hat. Weiß hat vier oder gar fünf Reihen zur Verfügung seiner Figuren. Die schwarzen Figuren sind auf drei
Reihen beschränkt — gerade wie wir es im Diagramm 33 sahen, wobei die Rollen von Weiß und Schwarz vertauscht sind. In der Diagrammstellung könnte Weiß mit 8. o—o—o fortsetzen, um seine Entwicklung mit Lfi—04 und T h i — e i zu vervollständigen. Schwarz wird dagegen große Schwierigkeiten haben, seine Türme ins Spiel zu bringen. Da sich seine Dame in der Linie befindet, auf der ein weißer Turm steht, muß er immer darauf achten, daß Weiß diese Linie mit Angriff auf die Dame und mit der Drohung des Eindringens der Türme öffnet. In solchen beengten Stellungen kann der Verteidiger nur hoffen, seine Partie durch Abtausch so vieler Figuren wie möglich zu erleichtern. Im vorliegenden Fall könnte Schwarz diese Strategie nach 8. . . . o—o, 9. Lc4 mit Sf6—g4 oder Lc8—e6 versuchen. Das letztere sieht nicht einladend aus, weil es dem Weißen die Gelegenheit gibt, auf die er lauert, das Zentrum durch e4—e5 zu öffnen. Denn 10. . . . de, 1 1 . D e j : Dc8, 12. Le6: De6:, 13. De6: fe, 14. Thei würde wenigstens einen Bauern einbringen. Anstatt De 5: wäre das Opfer 1 1 . Dh4 eine verlockende Fortsetzung, um einen Mattangriff mit 12. Ld3 zu inszenieren, falls Schwarz die Dame zieht. Aber 1 1 . . . . Sd5 erzwingt den Tausch von soviel Material, daß es zweifelhaft ist, ob genügend für Weiß übrigbleibt, das Risiko zu rechtfertigen. Die Kombination kann wie folgt weitergehen: 3
L a a k « , Schachstfategie
12. Se4 h6, 13. Ley: Dey:, 14. Dey: Sej:, 15. Le6: fe, 16. Tdy. Weiß ist zur Besetzung der 7. Reihe gekommen und wird den geopferten Bauern sicher zurückgewinnen; aber Schwarz erlangt durch die offene f-Linie Gegenspiel. 16. . . . Sd5, 17. C4 Sf4, 18. TC7: Tac8l, 19. Tc8: Tc8:, 20. b3 Sg2:, 21. T d i Tf8, mit Chancen für beide Teile. Der andere Versuch des Schwarzen, zum Figurentausch zu kommen, 9. . . . Sg4, kann zu 10. Lerj" ^ e 7 : > 1 1 . Sd5 Dd8, 12. I13 S e j , 1 3 . £4 führen. Falls dann SC4:, so gewinnt 14. DC4: c6, 15. SC3 bald den dBauern, der durch das Vorrücken des c-Bauern seinen Schutz verloren hat und wegen des e-Bauern nicht nach d j gehen kann. Limenöffaung für die Türme
Diese beiden Abspiele illustrieren Mittel und Wege, durch die die Türme auf im frühen Partiestadium geöffneten Linien zur Wirkung gelangen. Wir werden weiteren Beispielen dieser Art in fast jeder Partie begegnen; tatsächlich werden wir sehen, daß jedes Eröffnungssystem von dem Wunsch der Spieler beherrscht wird, die Kontrolle einer offenen Linie durch die Türme zu erhalten, bevor der Gegner es erreicht hat. Dieses Spiel auf eine offene Linie ist eng damit verbunden, den Austausch des gegnerischen Mittelbauern hervorzulocken, den wir schon als eines der Hauptziele jeder Eröffnungsstrategie erkannt haben. Bei der Erörterung der Stellung des Diagramms 34 schlössen wir, 33
daß nach 3. . . . ed, 4. Sd4: Sfö, 5. Sc? Lb4, 6. Sc6: bc, 7. Ld3 Schwarz den Austausch des weißen e-Bauern mittels 7 . . . . d5 erzwingt. Diagramm 37 zeigt die an diesem Punkte erreichte Stellung. Der Anfanger ist eher versucht, den eBauern vorzurücken und den Springer zu vertreiben, als die Bauern
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abzutauschen. Zu diesem Zuge sind jedoch verschiedene Einwendungen zu machen, die ich im einzelnen erklären will, weil das mit dem Vorstoß zusammenhängende Problem typisch für ähnliche Lagen ist, die sich in Königsbauern-Eröffnungen häufig ergeben. Bevorzugte Felder für die Mittelbauern
Ein guter Grund, warum wir dem Vorstoß e4—e5 im Diagramm 37 mißtrauisch gegenüberstehen sollten, ist der, daß der Zug nicht zur Entwicklung des Weißen beiträgt. Es trifft zu, daß Weiß durch diesen Zug kein Entwicklungstempo verliert, weil Schwarz gezwungen ist, eine entwickelte Figur zum zweitenmal zu ziehen. Aber der Be5 ist schwach, denn Schwarz spielt Sf6— g4 und greift ihn unmittelbar an, und Weiß kann ihn auf die Dauer 34
auf seinem vorgeschobenen Posten nicht behaupten. Er braucht ihn nicht unmittelbar zu verteidigen, sondern er kann rochieren, denn Schwarz darf den Bauern nicht nehmen, ohne durch Tfi—ei den Springer zu verlieren. Aber nachdem Schwarz ebenfalls rochiert hat, kann Weiß nur unter unerfreulichen Zügen wählen, den Verlust des Bauern zu vermeiden. Er kann nicht iz—£4 spielen, weil Schwarz auf C5 Schach geben und dann durch das Springerschach auf £2 die Qualität erobern würde. Auch Lei—f4 kann nicht gut sein, weil es den Läufer zur Rolle eines Bauern degradieren würde. Außerdem könnte Schwarz den Bauern mit Dd8—ej oder £7—£6 weiter angreifen. Der letztere Zug würde nicht zum Gewinn des Bauern führen, ihn aber auf eine Weise abtauschen, die dem Schwarzen die offene f-Linie für seine Türme einräumen würde. Auch die Dame könnte auf den Bf* Druck ausüben. Weiß könnte für den e-Bauern, statt ihn zu verteidigen, den schwarzen h-Bauern eintauschen. Aus der Diagrammstellung ginge es wie folgt weiter: 8. e5 Sg4, 9. o—o o—o, 10. h.3 Sej:, 1 1 . Lh7:f KI17:, 12. Dh5f Kg8, 13. De5:. Diese Kombination würde jedoch deutlich den Schwarzen begünstigen, der mit zwei Läufern für Springer und Läufer und der Bauernmehrheit am Damenflügel verbleiben würde. Diese Bauern würden über kurz oder lang vorwärtsgehen und Schwarz zu einem Freibauern verhelfen. Unabhängig von den kombinatorischen Einwänden gegen den
Vormarsch des e-Bauern auf die 5. Reihe in der Diagrammstellung, gibt es positionelle Gründe, die ihn zu einer zweifelhaften Prozedur stempeln und die ganz allgemein auf einen solchen Vormarsch anwendbar sind. Auf der vierten Reihe beherrscht der Mittelbauer zwei wichtige Zentralfelder. Der Bauer gibt diese Kontrolle auf, wenn er auf die 5. Reihe vorrückt und verlegt sie auf die dritte gegnerische Reihe. Diese Felder sind selten so bedeutungsvoll wie Mittelfelder, ausgenommen die Fälle, in denen eine Figur von einem Feld vertrieben wird, wo sie für die Verteidigung des Königs wesentlich war. In der Regel ist ein solcher Schutz nur dann erforderlich, wenn der Gegner in der Lage ist, eine überlegene Streitmacht auf dem Königsflügel zu versammeln. Wir besprachen Fälle dieser Art im Zusammenhang mit den Diagrammen 3 und 4. Dort hatte Schwarz einen Bauern auf e6, der den Zugang seines Damenläufers zum Königsflügel versperrte, so daß der schwarze König ohne den Sf6 fast von Verteidigungskräften entblößt war. Ich möchte den Leser hier daran erinnern, daß die Schlußfolgerungen, die wir hinsichtlich der bevorzugten Stellung der Mittelbauern zogen, sich im Laufe von Überlegungen über die Eröffnungsstrategie ergaben. Diese Erwägungen brauchen im Mittelspiel nicht zuzutreffen, im Endspiel treffen sie sogar sehr selten zu. Der Wert eines Mittelbauern auf der vierten Reihe ist stark beschränkt, wenn die leichten Figu3
ren, besonders die Springer, getauscht worden sind, die den Bauern als Schutz auf einem vorgerückten Posten in der fünften Reihe benutzen könnten. Ferner erhöht sich der Wert eines Mittelbauern auf der fünften Reihe, wenn der Gegner das Feld c6 bzw. f6 durch Vorrücken des b bzw. g-Bauern geschwächt hat, so daß der Besitzer des vorgerückten Bauern Gelegenheit finden könnte, eine Figur nach c6 bzw. f6 zu bringen. Allgemein gesprochen ist der Mittelbauer auf der vierten Reihe sicherer als auf der fünften, wenn die leichten Figuren verschwunden sind, es sei denn,' er wäre im Schutze rückwärtiger Bauern solide verankert. Fehlt dieser Schutz, ist der Bauer oft im Bereich des gegnerischen Königs, der ihn im Verein mit seinen Türmen angreifen kann, wenn keine gefährlichen Leichtfiguren in der Nähe sind. Kehren wir nun zur Stellung des Diagramms 37 zurück. Wir sagten, daß Weiß nichts Besseres habe, als seinen Mittelbauern abzutauschen. Das braucht er nicht sofort zu tun. Er kann zuerst rochieren, denn solange der schwarze König noch in der e-Linie ist, kann der weiße Bauer nicht durch 8. ... LC3:, 9. bc de erobert werden, weil Weiß nach 10. Le4: Se4: oder Ddi:, 11. Tdi: seine Figur durch De2 oder Tei zurückgewinnen würde. Nach 8. . . . o—o steht jedoch Weiß dem Problem, den Be4 zu schützen, von neuem gegenüber. Der Versuch, ihn mit 9. f3 um jeden Preis zu behaupten, wäre unklug, weil dieser Zug eine lange Diagonale für den 35
schwarzen Königsläufer öffnen und außerdem die Beweglichkeit der weißen Dame einschränken würde. Im Hinblick auf die solide Deckung des schwarzen Mittelbauern ist wirklich wenig Aussicht für Weiß vorhanden, mehr Druck auf den Bauern auszuüben, als Schwarz leicht parieren kann. Außerdem vermindert der Bauer e4 im Hinblick auf den Läufer d j eher die Beweglichkeit des Weißen, als daß er sie erhöht. Daher ist 9. ed von jedem Gesichtspunkt aus der logische Zug. Die Fortsetzung könnte sein: 9 . . . . cd, 10. Lg5 c6, 11. D f j Ley, 12. h3, um den schwarzen Damenläufer einzuschränken, 12. . . . Le6, 13. T f e i Tb8, 14. T a b i 05, 15. Se2. Weiß hat am Königsflügel und Schwarz am Dametjflügel mehr Raum. Die weiße Stellung ist daher vielleicht etwas vorzuziehen, weil ein Raumvorteil ein Saatkorn ist, aus dem sich ein Angriff entwickeln kann, und ein Angriff auf den König ist gefahrlicher als ein Angriff auf andere Ziele. In solcher Lage ist die geeignete Politik für den Spieler, der das Übergewicht am Königsflügel hat, Figurentausch zu vermeiden, besonders den der Dame, weil nach jedem Abtausch die Aussicht auf einen erfolgreichen Königsangriff geringer wird. Erläuternde Partie (Schottische Eröffnung)
Eine sehr instruktive Illustration dieses Punktes bietet die folgende Partie, die ich 1911 in einem Wett36
kampf um die Meisterschaft von Paris gegen Frédéric Lazard spielte, der die weißen Figuren führte. Die Eröffnungszüge waren die, welche zur Stellung des Diagramms 37 führen. Nach 8. o—o o—o spielte Weiß 9. Lg5« Dies war ein positioneller Irrtum, weil der Zug mir gestattete, alle leichten Figuren außer den weißfeldrigen Läufern abzutauschen. Die erhaltene Stellung mußte aus zwei Gründen für mich vorteilhaft sein. Die Bauern des weißen Damenflügels stehen auf weißen Feldern, wo sie durch den schwarzen Läufer angreifbar sind. Die schwarzen Damenflügelbauern stehen auf schwarzen Feldern und sind dem weißen Läufer nicht zugänglich. Außerdem kann der schwarze Läufer die weißen Türme daran hindern, auf die siebente Reihe einzudringen, denn die Felder b7 und d7 sind weiß. Die entsprechenden Felder im weißen Lager sind schwarz, so daß Schwarz wahrscheinlich Gelegenheit haben wird, das eine oder andere zu besetzen. Schwarz kann die e-Linie verstellen, indem er den Läufer nach e6 bringt, wo er nicht vertrieben werden kann, es sei denn, es gelingt Weiß, den eigenen Läufer entgegen zu stellen. Der weiße Läufer kann die d-Linie durch Postierung auf d3 nicht blockieren, weil Schwarz ihn mit seinem cBauern vertreiben kann. Die Fortsetzung war : 9. . . . LC3: 10. bc de Nun muß Weiß zuerst auf f6 tauschen, wenn er auf e4 wiedernehmen will.
11. Lf6: 12. Le4:
Df6: DC3:
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Weiß sollte nun den Damentausch zu vermeiden suchen und einen Königsangriff in die Wege leiten, vielleicht mit D h j , gefolgt von Tabi und Tfei mit der Absicht, einen der Türme auf die dritte Reihe und dann zum Königsflügel zu überführen. Statt dessen spielte Weiß 13. Df) Er erwartete wahrscheinlich, daß ich nach dem Damentausch versuchen würde, den gewonnenen Bauern mit IJ57 oder ~Ldq zu behaupten. Dies hätte ihm Gelegenheit gegeben, seine Türme als Erster ins Spiel zu bringen. 13. . . . Df3: 14. UF3: Tb8! Ein Spieler, der mit schachstrategischen Prinzipien nicht vertraut ist, würde den Bauern beinahe automatisch verteidigen. Aber diesen Gedanken sollte man augenblicklich verwerfen, denn die Beweglichkeit des Läufers wäre auf b7 ebenso wie auf d7 aufgehoben und die Gelegenheit, die Kontrolle über eine der offenen Linien zu bekommen, würde auf den Gegner
übergehen. Weder ein Läufer noch ein Turm sollte jemals zum bloßen Verteidiger eines Bauern degradiert werden, außer als letzte Zuflucht, wenn die Alternative eines Gegenangriffs nicht besteht. 15. Lc6: Wenn Weiß seinen Turm auf der b-Linie entgegen stellt, wäre Le6 die Antwort, und wenn Weiß dann seinen a-Bauern vorrückt, spielt Schwarz Ld5. 15. . . . Tb2 16. Le4 Le6 17. a3 Tfb8 Nun beherrscht Schwarz endgültig die b-Linie. Um aus seinem Turm auf der zweiten Reihe Vorteil zu ziehen, muß der weiße Läufer von der Diagonale, auf der er den c-Bauern verteidigt, vertrieben werden. Aus diesem Grund wird Schwarz seinen c-Bauern nach C4 vorrücken und dann {-j—f5 spielen. Die einzige Gegenchance des Weißen besteht darin, einen Turm auf C3 zu postieren. Aber er kann nicht rechtzeitig dorthin gelangen, um Materialverlust zu vermeiden. 18. T f e i 05 19. h 3 Eine lästige Notwendigkeit in Stellungen dieser Art. Bevor der Turm sich herauswagen kann, muß der König ein Schlupfloch erhalten, damit er nicht matt wird. 19. . . . 04 20. Te3 Tbif! Ein zeitgemäßer Tausch eines Turmpaares. £7—ij ohne diesen Tausch würde Weiß das Gegenspiel geben, auf welches er hofft. Er könnte die Türme wirksam in der e-Linie verdoppeln, nachdem der 37
schwarze Läufer nicht mehr die Deckung des f-Bauern genießt. 21. T b i : Tbi:f 22. Kh2 f5 23. Lf3 Kfy 24. Le2 Droht T c j mit Gewinn des cBauern. 24. . . . Tb7 25. TC3 Kf6 Genauer wäre Key gewesen, um über d6 und C5 nach d4 zu gehen. Weiß kann nicht LC4: spielen, weil TC7 den Läufer erobern würde. Auch kann er den König nicht zur Verteidigung des Turms herüberbringen, da Schwarz seinen Turm in die d-Linie stellen kann. 26. f4 27. Kg3
Tdy Td4
Bereitet die Überführung des Königs auf den anderen Flügel im Rücken des Turmes vor. 28. Kf3 Ke7 29. Te3 Kd6 30. Kg3 Td2 31. C3 Endlich hat Schwarz den typischen Vorteil erreicht, der mit dem Eindringen eines Turmes auf die zweite Reihe verbunden ist. Er kann die feindlichen Bauern von hinten angreifen. Aber solange der Gegner zwei Figuren auf dem Brett hat, muß auch der offensichtlichste Zug sorgfältig geprüft werden, um nicht einer Kombination des Typs zum Opfer zu fallen, die im vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde. Hätte ich jetzt T a i gespielt, würde ich die Frucht von acht Stunden schwerer Arbeit wegge38
worfen haben. Weiß hätte sofort durch 32. Te6:f nebst Lc4:f usw. die Partie gewonnen (vgl. Diagramm 24). 31. . . . Lf7! 32. 34 g6! Der a-Bauer läuft nicht davon. Indem er seinen f-Bauern deckt, vermeidet Schwarz die Möglichkeit, daß Weiß durch T e j ein Tempo gewinnt und den Turm nach aj schwenkt, in einem Augenblick, wo der Läufer vom schwarzen Turm nicht bedroht ist. 33. Lf3 Ta2 34. L d i Ld$! Dies erobert einen Bauern, gleichgültig, wie Weiß sich verteidigt. 35. Te2 Tai 36. Td2 Oder LC2, T a j , 37. Te3 Lc6 usw. 36. . . . KC5 Nicht Ta3, wegen Lf3 mit Gewinn des Läufers. 37. Kf2 Falls Lf3 Lf3:, 38. Kf3: T a j , 39. Td7 Tc3:f, 40. Kf2 a5, 41. TI17: Td3, 42. Tg7 Td6 und der Freibauer entscheidet rasch. 37. . . . Ta3 38. Tc2 Ta4: und Schwarz gewann nach weiterem Kampfe, indem er seinen Turm nach b3 brachte und den aBauern vorrückte. Wir fassen zusammen: In der in dieser Partie angewandten Eröffnung, der „Schottischen Partie", ist wichtig, daran zu denken, daß Schwarz nach dem Tausch seines e-Bauern für den weißen d-Bauern dy—d5 spielt und nicht d7—d6,
damit Weiß nicht den Vorteil eines Bauern im Zentrum behält. Der Zug d7—d5 ist der Schlüssel aller Verteidigungssysteme des Schwarzen in Königsbauerneröffnungen, in denen Weiß ihn gezwungen hat, seinen eigenen Mittelbauern aufzugeben. Wir kommen nun auf die erste Eröffnung dieser Art, die wir untersuchten, das „Mittelgambit", zurück. Nachdem Weiß i . e4 e5, 2. d4 ed, 3. Dd4: Sc6, 4. De3 spielt, sollte Schwarz mit Sf6, 5. SC3, ~Lerj\ fortsetzen, um 6. Ld2 mit dy—d5 beantworten zu können. Auch gegen 6. Lc4, das dj zum 3. Mal deckt, kann fr]—d5 versucht werden, weil nach 7. ed Sb4 sowohl Sc2:f als auch Sd5: droht und falls 7. Sd5:, so erhält Schwarz starken Angriff mit Sd5:, 8. L.dy. Sb4, 9. Db3 o—o. Sein Entwicklungsvorsprung wiegt wahrscheinlich schwerer, als der geopferte Bauer (Diagramm 39). X X X
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Die schwarzen Türme können Gelegenheit erhalten, auf den Zentrallinien unangenehm aktiv zu werden, bevor der weiße König in Sicherheit rochieren kann. Z. B.: 10. Ld2 Sdj:, 1 1 . Ddj: Dd;:, 12. ed LC5, mit der Drohung Te8f, bald
gefolgt von Lf5. Schwarz wird keine Schwierigkeiten haben, seinen Bauern zurück zu erobern. Oder: 11. ed c6!, und ob Weiß mit 12. de bc oder 12. C4 cd, 13. cd L f j fortsetzt, mit seinen zwei Läufern und offenen Linien für die Türme wird Schwarz wahrscheinlich nicht nur seinen Bauern zurück gewinnen, sondern auch seine überlegene Stellung behaupten. Es wäre sehr gefährlich für Weiß, auf die Damenseite zu rochieren, in die offene Linie des Schwarzen. Wenn er die kurze Rochade mit 14. Sf3 oder Se2 vorbereitet, antwortet Schwarz Le4- Weiß hat kaum Zeit, diesen Zug mit 14. f3 zu verhindern, da Lg 5! mit Besetzung der e-Linie mit dem Turm für ihn zu unangenehm wäre. Gleichfalls unvorteilhaft wäre ein Versuch des Weißen, seinen König unmittelbar in Sicherheit zu bringen, indem er 10. Sf3 zieht. Die Folge wäre 1 0 . . . . c6, 1 1 . LC4 b5, 12. Le2 Le6, mit vernichtendem Angriff. Der schwarze Gegenstoß d7—d/ Der Gegenstoß d7—dj gegen den weißen Mittelbauern ist die beste Waffe für den unerfahrenen Spieler in allen Königsbauereröffnungen, in welchen ein gewiegterer Gegner versucht, durch Opfer des d-Bauern das Zentrum für seine Figuren freizumachen und frühzeitig in Vorteil zu kommen. Zum Beispiel: 1. e4 e5 2. d4 ed 3. LC4 Sf6 39
4- «5 1. e 4 2. d 4 3- c 3
d5! oder e5
ed d5! oder
1. e 4 2. S f 3 3- d 4 4- c 3
e5
Sc6 ed d5!
Wenn Weiß in den letzten beiden Varianten d 7 — d j mit e4—e5 beantwortet, kann Schwarz mit ¿4 X C3 gefahrlos fortsetzen, weil seine Entwicklung nicht länger behindert ist. Das von Weiß angebotene Gambit anzunehmen, würde den weißen Damenspringer ins Spiel bringen und den Vorstoß d7—d5 unmöglich machen. Während Schwarz bei bestem Spiel seine Entwicklung vielleicht befriedigend durchfuhren kann und im Mehrbesitz eines Bauern bleibt, kann der Anfanger den richtigen Weg leicht verfehlen und dem weißen Angriff erliegen. Die italienische Partie
(Giuoco Piano) Um dem Vorstoß des schwarzen d-Bauern Hindernisse in den Weg zu legen, spielt Weiß oft Lfi—C4, bevor er den schwarzen e-Bauern durch d2—d4 entfernt. In dieser Eröffnung, der Italienischen Partie, hat Schwarz es viel schwerer, die Stellung auszugleichen, als in den bisher besprochenen Abspielen. In der Diagrammstellung wird Schwarz entweder Lf8—C5 oder Sg8—f6 spielen. Im ersteren Falle könnte Weiß den Schwarzen nicht
40
mit 4. d4 zur Aufgabe seines Mittelbauern zwingen, weil Schwarz mit dem Läufer schlagen könnte. Aber Weiß kann dz—d4 mit 4. 03 vorbereiten, und Schwarz muß dann sehr achtgeben, daß Weiß nicht mit seinen beiden Mittelbauern vorstürmt und so viel Raum erobert, daß die schwarzen Figuren keine befriedigenden Entwicklungsfelder finden können. So darf er zum Beispiel nach 4 . . . . Sf6, 5. d4 ed, 6. cd mit dem Läufer nicht nach b6 zurückgehen. Die Folge wäre 7. d j Se7, 8. e j S6g8, 9. d6 Sg6, 10. Dd5, und Schwarz muß mit 10. . . . Sh6, 11. Lh6: o—o einen Springer opfern, um das Matt abzuwehren. Oder: 7 Sb8, 8. e5 Sg8, 9. d6 mit hoffnungsloser Stellung für Schwarz. Anstatt Lb6 muß Schwarz 6 . . . . L b 4 f spielen und wieder d 7 — d j folgen lassen. Dieser immer erwünschte Vorstoß des d-Bauern wäre auch die richtige Antwort, wenn Weiß 6. e5 spielt, statt den Bauern zurückzunehmen. A u f 7. Lb5 folgt dann Se4. Das Opfer anzunehmen, das Weiß nach 6 . . . . Lb4f mit 7. SC3 anbieten könnte, ist gefährlich, ob-
wohl Schwarz bei bestem Spiele unentschieden machen kann. 7 . . . . Se4:, 8. o—o Lcj:, 9. d5 führt zu einem wilden Angriff, in dem ein unerfahrener Spieler ganz sicher fehlgehen wird. In Diagramm 40 sollte nur der Spieler 3 . . . . Sf6 statt 3 . . . . Lcj wählen, der mit den Wandelbarkeiten des Angriffs, den Weiß mit 4. Sg5 beginnen kann, gründlich vertraut ist. Der einzige Zug zur Deckung des f-Bauern ist dy—dj. Nach 5. ed ist Schwarz einem starken Angriff ausgesetzt, wenn er den Bauern zurückschlägt (Sd;:). Das sofortige Opfer auf £7 würde dann zwar den König in die Mitte zwingen, 6. Sfy: Kfy:, 7. D f j f Ke6, scheint aber nach 8. Sc3 S6b4 nicht auszureichen. Weiß kann den Angriff besser fuhren, indem er zuerst 6. (I4! spielt. Nach etwa 6 . . . . L b 4 f , 7. 03 Le7, 8. Sf7:! Kfy:, 9. Dfyf Ke6, 10. De4! tanzt der schwarze König auf einem Vulkan. Nach unseren fundamentalen strategischen Gesetzen, die rasche Entwicklung so vieler Figuren wie möglich vor Einleitung eines Angriffs verlangen, kann aber 4. Sgj nicht gut sein. In der Turnierpraxis opfert Schwarz den d-Bauern durch 4 . . . . dj 5. ed Sa5 (statt Sd5:) und versucht einen merkbaren Entwicklungsvorsprung zu erzielen, so daß Weiß gezwungen ist, sich mit peinlicher Sorgfalt zu verteidigen, statt selbst anzugreifen. Ein Beispiel: 6. Lb5f c6, 7. de bc, 8. Le2 h6, 9. Sf3 e4, 10. Se5 Ld6. Das letzte Wort über diese Variante ist noch nicht gesprochen. R. Fine meint, daß Weiß eine überlegene
Stellung durch 11. f4 o—o, 12. o—o Lej:, 13. fe Dd4f, 14. Khi De5:, 15. d4 erhalten könne. Schwarz kann aber, statt den Bauern zurückzuerobern, dem Weißen die Entwicklung durch 1 0 . . . . DC7, i i . £4 LC5 weiterhin erschweren. Tartakower empfiehlt 6. d3 h6,7. Sf3 e4, 8. StLf statt des bisher üblichen 8. De2, um nach 8 . . . . Sd;:, 9. de SC4:, 10. ed Ddj:, 1 1 . o—o für den zurückgegebenen Bauern die bessere Entwicklung zu erhalten. Verzichtet Schwarz aber wiederum auf den Bauern und spielt 8 . . . . SC4:, 9. de Lg4, so hat er ein schönes Spiel. Mein Rat für den Anfanger ist, Lf8—C5 statt Sg8—f6 in Diagrammstellung 40 zu spielen, um die eben berührten Verwicklungen zu vermeiden und auch dem „Max-LangeAngriff", einer gleichfalls sehr verwickelten Möglichkeit für Weiß, aus dem Wege zu gehen. Weiß kann 3 . . . . Sf6 mit 4. d4 ed, 5. o—o LC5, 6. e5 beantworten, und während die Entgegnung 6 . . . . 7. ef de jahrelang als günstig für Schwarz galt, vermied man die Variante, seit Marshall eine Neuerung in Hamburg 1910 einführte, als er gegen Tarrasch mit 8. Tei"J" Le6, 9. Sg5 D d j , 10. SC3 Df5, 1 1 . Sce4 o—o—o, 12. Se6: fe, 13. g4 De5, 14. f g T h g 8 , 1 5 . Lh6 gewann. Dies ist Marshalls Zug (siehe Diagramm 41). Ob er die Stellung von Weiß oder Schwarz vorzieht, liegt in jedermanns Belieben. Es sind so viele Möglichkeiten für jede Seite vorhanden, daß eine Analyse fast unmöglich ist. Auf jeden Fall gehört eine solche Analyse nicht zu einer 41
Erörterung der Schachstrategie, sondern in Bücher, die analysierte Eröffnungen in Tabellenform bringen. Die Spanische Partie
Wir haben gesehen, daß der Gegenschlag d7—d5 in allen Eröffnungen, in denen Weiß frühzeitig dz—d4 zieht, den Vorteil aufhebt, den Weiß durch den Abtausch des schwarzen e-Bauern gewinnt. Wir wollen nun einen indirekten Angriff auf den schwarzen e-Bauern untersuchen, den Weiß durch die Drohung einleiten kann, den schwarzen Schutzspringer auf c6 abzutauschen. Die auf dieser Idee beruhende Eröffnung — die wichtigste aller Königsbauereröffnungen — ist die „Spanische Partie", die vor mehreren hundert Jahren von dem spanischen Meister Ruylopez empfohlen wurde. Er wußte gewiß nicht, welche Kopfschmerzen er damit künftigen Generationen von Schachliebhabern verursachen würde. Die charakteristischen Züge dieser Eröffnung sind i. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. IJt>5. Dies droht noch nicht unmittelbar durch Abtausch des Läufers für den Schutzspringer den schwarzen Mit42
telbauern zu erobern. Denn 4. Lc6: de, 5. Se5: würde mit Dd4 beantwortet werden. Schwarz bekommt den Bauern zurück und hat durch den Besitz der beiden Läufer, die ein gutes Betätigungsfeld finden, offensichtlichen Vorteil. Der Läuferzug hat jedoch zur Folge, einen lästigen Druck auf den schwarzen e-Bauern auszuüben; denn sobald der schwarze d-Bauer nach d6 zieht, ist der Springer gefesselt. Mit d2—d4 erzwingt Weiß dann den Abtausch der Bauern auf d4, schlägt mit seinem Springer zurück und greift den schwarzen Springer zum zweitenmal an. Schwarz muß Lc8—d7 antworten, ein Zug, der den Läufer nicht wirkungsvoll entwickelt. Weiter kann Schwarz seinen Königsläufer nicht über e j hinaus entwickeln und die schwarze Partie bleibt lange Zeit eingeengt, wenn er nicht von Anfang an energische Gegenmaßnahmen ergreift. Spielt Schwarz 3 . . . . LC5, lädt er nur zu 4. c} und 5. d4 ein und Weiß bliebe im Vollbesitz des Zentrums. Ein weißer Bauer auf d4 ist für Schwarz in dieser Eröffnung doppelt unerwünscht wegen der Drohung d4— d5, die Weiß in Vorteil bringt, wenn Schwarz seinen d-Bauern zieht, bevor er den Springer „entfesselt" hat. Natürlich kommt 3 . . . . Lb4 für Schwarz nicht in Frage, wieder wegen 4. C3, das den Läufer vertreibt und zugleich d4 vorbereitet. Der natürlichste Plan, den Schwarz in Erwägung ziehen kann, ist ein Gegenangriff auf die weiße Mitte, der mit 3 . . . . Sf6 beginnt, wieder mit der Absicht, sobald wie
möglich d.7—d5 zu spielen. Wir wollen sehen, ob ein solcher Plan durchgeführt werden kann, ohne daß Schwarz durch die Fesselung des Damenspringers in Schwierigkeiten gerät. Anstatt den e-Bauern mit 4. SC3 zu decken, wird Weiß lieber 4. o—o spielen, denn solange der schwarze König in der e-Linie bleibt, erhält der weiße Turm Gelegenheit, auf dieser Linie Druck auszuüben, falls der e-Bauer geschlagen wird. Zum Beispiel; 4 . . . . Se4:, 5. T e i Sd6, 6. Se5: Se5:, (Sbj:? Sc6:f mit Damengewinn), 7. Te5:f Ley, 8. SC3 Sbs:?, 9. Sds! o—o, 10. Se7:f Kh8, 11. Dh5 mit der Drohung Dh7:f und T h j matt. Verteidigt sich Schwarz mit g6, setzt Weiß mit 12. Dh6 fort, worauf d6 zur Stellung des Diagramms 7 führt, in welchem Weiß mit zwei Zügen das Matt erzwingt. Besser als 6. Se5:, das die Beweglichkeit des weißen Turmes erhöht, wäre Le7 nebst o—o, wobei Schwarz sich allmählich aus seiner beengten Stellung befreien kann. Anstatt die e-Linie nach 4 . . . . Se4: zu besetzen, spielt Weiß gewöhnlich zunächst 5. d4, um den schwarzen e-Bauern wegzulocken und die e-Linie für den Turm freizumachen. Die beste Antwort des Schwarzen wäre dann der Entwicklungszug Ley, der die e-Linie schließt. 5. . . . ed, 6. Tei 7. Sd4: Sd4:, 8. Dd4: c6, 9. f j führt offensichtlich zu entscheidendem Vorteil von Weiß. Wenn Schwarz den weißen eBauern im Diagramm 42 nicht sofort nimmt, sondern zuerst die e-Linie mit 4 . . . . Le7 schließt, deckt Weiß den Bauern und fährt
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dann fort, den Abtausch des schwarzen Mittelbauern durch d2—d4 zu erzwingen und erhält so den grundsätzlichen Vorteil in der Formation des Bauernskeletts, worüber wir in Verbindung mit Diagramm 36 gesprochen haben. Das Spiel kann wie folgt weitergehen: 5. T e i 6. d4 7. Sc 3
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und jetzt ist ej x cL). erzwungen. Denn spielt Schwarz 7 . . . . o—o, gewinnt Weiß durch eine lange Zugfolge, die aus einer Partie Dr. Tarraschs bekannt ist, einen Bauern: 8. Lc6: Lc6:, 9. de de, 10. Dd8: Tad8:, 11. Sej: und falls nun Le4:?, so 12. Se4: Se4:, i j . Sdj (Te4*.? Tdi t ) f j , 14. f j Lc5f, Scj: ( K f i ? Lb6!) Sc5:, 16. Lg5 T d 5 ,
43
17« Le7 Tf7, 18. 04 und Weiß gewinnt mindestens die Qualität. ed 7- ... 8. Sd4: 0—0 Lc6: 9- Sc6: 10. Lc6: bc Dd7 ix. Sei! Nicht Se4: wegen 12. Sd4 mit Gewinn einer Figur (dj 13. Sc6: Dd7, 14. Se7:f De7:, 15. f j De5t, (16. Lej). 12. Sg3 gefolgt von b j und l b z mit viel freierem SpieL Die Morphy-Verteidigung
Ein ganz anderes Bild ergibt sich in dieser Eröffnung, wenn Schwarz 3 . . . . a6 als Antwort auf Lbj spielt mit der Idee, die Fesselung des Springers in einem geeigneten Augenblick durch b7—bj aufzuheben. Wir haben schon gesehen, daß Weiß mit 4. Lc6: gefolgt von Se5: wegen Dd4 keinen Bauern gewinnen kann. Der einzige Vorteil, den Weiß nach dem Tausch auf c6 erreichen kann, ist die Entfernung des schwarzen Mittelbauern mittels 5. d4 ed, 6. DcLj: Dd4:, 7. ScLp. Der Plan des Weißen wird dann darin bestehen, soviele Figuren wie möglich abzutauschen, um in ein Endspiel mit vier gegen drei Bauern am Königsflügel einzulenken. Die schwarze Bauernmehrheit am Damenflügel kann er aufhalten, weil sich ein Doppelbauer darunter befindet. Schwarz hat jedoch einen Vorteil in Gestalt der beiden Läufer, der im Mittelspiel Bedeutung erlangen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, daß es 44
außerordentlich schwierig für Schwarz ist, mehr als ein Remis in der „Abtauschvariante" zu erreichen, und Spieler, die auf Gewinn aus sind, vermeiden in modernen Turnieren aus diesem Grunde überhaupt die Spanische Partie, wenn sie die schwarzen Steine führen. Wenn der Läufer sich mit 4. La4 zurückzieht, hat Schwarz die Wahl zwischen verschiedenen strategischen Plänen. Er kann entweder versuchen, den Mittelbauern auf seinem Platze zu behaupten, oder er kann ihn aufgeben und seinerseits den weißen e-Bauern nehmen, oder kann den Tausch seines e-Bauern für den weißen d-Bauern nach di—d4 zulassen. Die letztere Möglichkeit, bei der der weiße e-Bauer auf e4 bleibt, ist die unerwünschteste. Die Gründe wurden bei der Erörterung des Diagramms 27 auseinandergesetzt. Schwarz hat verschiedene Manöver zur Verfügung, mit denen er seinen Bauern auf e5 behaupten kann. Er kann 4 . . . . d6 (die verzögerte Steinitz-Verteidigung) spielen, in der Absicht, 5. Lc6:f bc, 6. d4 mit 6.... f6 zu begegnen. Wenn Weiß den Tausch auf c6 herauszögert, kann die Partie mit 5. o—o Sf6, 6. Lc6:f bc, 7. d4 Sd7 fortgesetzt werden. Eine andere Möglichkeit ist 5. C3 Ld7, 6. d4 g6 (Diagramm 44). Man beachte, daß Weiß nach 4 . . . . d6 seinen d-Bauern nicht nach d4 vorstoßen kann, bevor er auf c6 tauscht, es sei denn, er ist bereit, einen Bauern für Entwicklungsvorteil zu opfern. 5. o—o Sf6, 6. d4 würde zu 6.. . . b5, 7. L b j
ScLj.:, 8. ScLf.: ed führen, und nun würde Weiß eine Figur verlieren, wenn er den Bauern wiederschlägt, durch C7—cj und cj—C4 (die Arche-Noah-Falle). Weiß erhält jedoch ausreichenden Ersatz für den Bauern mit 9. c j de, 10. SC3: Le7, 1 1 . D f j Lby, 12. Dg3 o—o, 13. Lh6 Se8, 14. {4 usw. Tschigorin-Verteidigung
Vielleicht die am gründlichsten erforschte Variante der Spanischen Partie ist die Tschigorin-Verteidigung: 4. . . . Sf6, 5. o—o Le7, 6. T e i b5, 7. L b 3 d6, 8. 03 Sa5, 9 . L C 2 C 5 , 1 0 . D4 D C 7 (Diagramm 45).
Der schwarze Mittelbauer ist nun auf e5 verankert, und bei gutem Spiel hält die schwarze Stellung
jeden Versuch des Weißen aus, sie in einem KönigsangrifF aufzubrechen. Das ist der Grund, warum diese Spielweise zur bevorzugten Verteidigung in den Meisterturnieren der beiden letzten Generationen geworden ist. Weiß wird versuchen, seinen Damenspringer auf d j oder f j einzunisten (über d2, f i und e3), und er wird einen Angriff auf dem Königsflügel einleiten, im Hinblick darauf, daß er die Wirkung seiner meisten Figuren dorthin richten kann. Der Raumvorteil des Schwarzen am Damenflügel lädt wiederum zur Verwendung einer beträchtlichen schwarzen Streitmacht auf diesem Flügel ein. Der weiße Damenläufer wird Beschäftigung auf g j finden, oder er kann auf e j nützlich werden, um den d-Bauern zu unterstützen, gegen den Schwarz mit Lc8—g4 und Sb8—c6 operieren kann. Weiß wird anstreben, seinen d-Bauern auf d4 falls möglich zu behaupten, um die schwarzen Figuren an die Verteidigung von e5 zu binden und d5 für den Springer freizuhalten. Schwarz wird seinerseits den Vormarsch des weißen d-Bauern herbeizuführen suchen, um freie Hand zum Manövrieren am Damenflügel zu haben. Er könnte seinen Königsspringer nach b6 bringen und dann die Damenflügelbauern vorstoßen, aber er muß achtgeben, seinen König nicht von Verteidigungskräften zu entblößen. Wenn Weiß aus der exponierten Stellung des schwarzen b-Bauern durch a2—a4 Vorteil zieht, wird Schwarz versuchen, den Bauern solange wie 45
möglich auf bj zu behaupten, indem er Tb 8 und Ldy zieht, ihn aber nicht vorziehen, um nicht die Kontrolle über C4 zu verlieren. Ein anderer Plan, den Schwarz entwerfen kann, besteht darin, die c-Linie durch Abtausch auf ¿4 zu öffnen. Diese Zugfolge versuchte ich in einer Partie gegen Emanuel Lasker im New Yorker Turnier 1924 und erhielt eine vielversprechende Stellung: 11. h3 o—o, 12. Sid2 cd, 13. cd Ldy, 14. Sfi Tfc8, 15. Te2 Shjl, 16. de de, 17. Se5". LI13:, 18. Sfy: Le6, 19. Sg? LC4, 20. Ld3 Td8, 21. TC2! Sf4, 22. Ü4: Df4:, 23. Sh3 Dej, 24. Lc4:f SC4:, 25. De2 Td4, 26. f3 Tad8. Diese Züge waren nach 1 5 . . . . SI15 praktisch erzwungen. Aber der 15. Zug des Weißen war nicht der beste. Statt Te2 hätte er Ld3 ziehen sollen. In der Stellung des Diagramms 45 wird der Zug 1 1 . I13 durch den Wunsch diktiert, die Fesselung des Sf3 zu vermeiden, denn der Springer ist wichtig, um den Bauern auf ¿4 zu behaupten. Außerdem kommt der Zug gelegen als Vorbereitung für den Angriff mit g2—g4, ein Zug, der das Feld f j für den Damenspringer verstärkt. Weiß könnte sogar versuchen, diesen Königsangriff ohne Schutz des d-Bauern zu führen, und die schwarze Partie wäre keinesfalls leicht zu verteidigen: 1 1 . Sid2 Lg4, 12. Sfi o—o, 13. Se3 Ü3:, 14. Df3: cd, 15. cd ed, 16. S f j l Nach 11.I13 o—o, 12. Sid2 besteht wenig Veranlassung für Schwarz, sich mit 12. . . . Sc6, 13. d5 Sd8 46
ganz defensiv zu verhalten (mit der möglichen Fortsetzung 14. a4 Tb8, 15. C4 b4, 16. Sfi Se8, 17. g4 g6, 18. Sg3 Sg7). Es mag außerordentlich schwierig für Weiß sein, den Schutzpanzer des schwarzen Königs zu durchstoßen, aber die Chancen sind ausschließlich auf seiner Seite. Darum zieht Schwarz in der modernen Praxis vor, die c-Linie wie oben angegeben mit 12. . . . cd zu öffnen. Das Spiel könnte so weitergehen: 13. cd Sc6, 14. d5 Sb4, 15. Lbi a5, 16. a3 Sa6, 17. b3 Scj, 18. Sfi Ld7; oder 13. . . . Ld7, 14. Sfi Tfc8, 15. Ld3 könnte eingefügt werden, bevor Schwarz wie oben Sc6 zieht, usw. Schwarz erhält ein ganz befriedigendes Spiel mit Gegenchancen am Damenflügel. Wenn die c-Linie offen ist, sollte Weiß nicht mit g2—g4 angreifen, sondern mit Sg3, und dann die offene Linie mit dem Damenturm zu besetzen trachten. Andernfalls dringt Schwarz auf dieser Linie in das weiße Lager ein und erhält die Oberhand. Marshalls Gegenangriff
Eine wohldurchdachte Neuerung, die die Aussichten des Schwarzen in der Spanischen Partie beträchtlich verbesserte, führte Marshall 1918 in die Praxis ein. Er beabsichtigte die Tatsache auszunützen, daß der Zug 8. C3 in der Tschigorin-Verteidigung die Entwicklung des weißen Damenflügels verzögerte, und er glaubte, daß Schwarz erfolgreich die Initiative an sich
reißen könnte, indem er im 7. Zuge rochierte und 8. c3 mit ¿5! (Diagramm 46)
die Uhr nicht genügend Zeit für Abenteuer in unerforschten Gebieten. Weiß hat die Wahl zwischen 12. Ld5: und 12. d4. Nach 12. Ld5: cd, 13. d4 Ld6, 14. T e i setzt Schwarz fort mit Dh4, 15. g3 DI13, 16. Df3 (Diagramm 47).
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beantwortete, statt mit d6 in die Stellung des Diagramms 45 überzugehen. Marshalls Zug bedeutet ein Bauernopfer. E r sieht voraus, daß der Zeitverlust, den Weiß durch die Annahme des Opfers auf sich nimmt, Schwarz Gelegenheit gibt, einen schnellen Königsangriff in die Wege zu leiten. Nach den Zügen 9. ed Sdj: 10. Sej: Se5: 1 1 . Te5: steht Schwarz bereit, den Anfall mit Ld6 und DI14 zu beginnen, nachdem er zuerst den Springer mit Sf6 oder c6 gesichert hat. Der erste Zug wurde von Capablanca in einer berühmten Partie widerlegt, nachdem Marshall nach gründlicher geheimer Vorbereitung seine Neuerung zum erstenmal ausprobierte. Aber die Verbesserung 1 1 . . . . c6 stellt ein schweres Problem und eine endgültige Lösung ist noch nicht gefunden. Der Angriff führt zu solchen Verwicklungen, daß wenige Spieler sie auf sich zu nehmen wagen, ob sie Weiß oder Schwarz spielen. Denn in Turnierpartien gibt ihnen
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Weiß kann nicht 17. D d j : antworten wegen Tae8, gefolgt von Le4. Spielt er statt dessen Dg2, hält Schwarz den Druck mit DI15! aufrecht. Wieder wäre 18. Dd$: sehr gefahrlich, die Fortsetzung könnte sein Tad8, 19. Dg2 L h j , 20. Dhi Lg4l, 21. Sd2 Tfe8 mit überwältigendem Angriff. Der beste Plan des Weißen ist wahrscheinlich 18. £}, obwohl auch dann L h j , 19. Df2 f j eine starke Initiative entfaltet. Es ist vorgeschlagen worden, daß Weiß 14. Te3 statt Tei spielt, um DI14 mit 15. I13 zu beantworten. Aber Schwarz kann 1 4 . . . . £j und 15. . . . f4 ziehen, worauf die weiße Verteidigung außerordentlich schwierig wird. Die andere Spielart, die mit 12. d4 beginnt, führt zu Varianten, die noch verwickelter sind. Nach 1 2 . . . . Ld6, 13. T e i Dh4, 14. g3 47
D h j , besteht die beste Strategie des Weißen in schneller Entwicklung mit 15. Dd3 LJ5, 16. D f i DI15, 17. Le3Tae8, 18. Sd2 (Diagr. 47a).
Eine Partie Christoffel—H. Steiner wurde fortgesetzt: 1 8 . . . . Te6, 19. a4 L h j , 20. Ldi Df5, 21. De2. An diesem Punkte spielte Schwarz Sf4 und verlor. Mit 2 1 . . . . Lfcj. konnte er seinen Bauern zurückgewinnen. In Diagramm 46 muß Weiß nach 9. ed mit einem zweiten Bauernopfer rechnen, das Schwarz mit 9 . . . . e4, 10. de anbieten kann. Dieser Bauer ist vergiftet, denn 11. Df): Lg4, 12. Dg3 Te8, 13. f3 D d j ! , gibt Schwarz starken Angriff. 13. f4? Ld6, 14. T e j Lej:, IJ. fe SI15I würde für Weiß verlieren. Aber 11. CI4I mit rascher Entwicklung des Damenflügels widerlegt die schwarze Taktik. Gegen bestes Spiel ist die Idee von Marshalls Gegenangriff nicht durchzuführen, wenn Weiß 6. De2 spielt an Stelle von Tei. Hier würde Weiß nach 6 . . . . 7. Lb3 o—o, den Vorstoß des d-Bauern nicht mit c j vorbereiten, sondern unmittelbar 8. S B
Im Weltmeisterschafts-MatchTurnier von 1948 führten die Russen den Z u g 9. Dez in Verbindung mit einigen neuen Angriffsideen erfolgreich in die Praxis ein, wie 9 . . . . Ley, 10. T d i o—o, 11. C4I, oder 9 . . . . Sc5, 10. T d i Sbj:, 11. ab Dc8, 12. C4! de, 13. bc LC4:, 14. De4, mit starkem Angriff. A m natürlichsten für Schwarz scheint es zu sein, 9. De2 mit 9 . . . . Sa5 zu beantworten mit der Fortsetzung 10. T d i LC5, 11. L e j L.ey., 12. D e j : 05. Spielt Weiß in Diagramm 47 c 9. C3, sind die folgenden Fortsetzungen typisch. Schwarz hat ständig auf den Z u g a2—a4 achtzugeben. Weiß kann auch durch S f j — d 4 einen gefährlichen Angriff einleiten, ohne sich mit der vorherigen Deckung seines e-Bauern aufzuhalten. Diese Erwägungen führen zu den folgenden zwei Abspielen, die bezeichnend sind für die Möglichkeiten, die die Diagrammstellung bietet:
4 Laskcr, Schachsttategie
9. C3 Ley 10. S i d 2 o—o i r . De2 SC5 12. Sd4 Sb3:! 13. Sc6: würde nun durch 1 3 . . . . Sei: widerlegt werden. 13. S2b3: Ddy 14. Sc6: Dc6: 15. Le3Während Weiß den schwarzen c-Bauern erfolgreich zurückgehalten hat und die Drohung eines Bauernsturms am Königsflügel weiterhin in der Luft hegt, hat Schwarz Gegenspiel am Damenflügel. Seine Bauernmehrheit stellt eine wirkliche Drohung dar, wenn es ihm gelingt, die Damen zu tauschen und so die weißen Angriffsaussichten stark zu verringern. Diesen Gedanken könnte er mit 15. Dc4 in die Tat umsetzen. Die oben angedeutete Alternative für Weiß — die das Opfer des e-Bauern einschließt, um unmittelbaren Druck durch Vormarsch des f-Bauern auszuüben — sieht vielversprechender aus. Die taktische Ausführung dieses Planes könnte folgende Form annehmen: 9. C3 Ley 10. a4 b4 11. Sd4 Sej: 12. f4 Lg4 13. Dc2 C5 Gibt den Bauern zurück, um den weißen Angriff durch Figurentausch zu schwächen. 14. fe 15. cd
cd o—o
Weiß hat vielleicht die etwas besseren Chancen, weil er mehr Raum am Königsflügel beherrscht.
49
Schwarz kann keinen Vorteil aus der offenen c-T.inie ziehen, da Weiß cz und c j kontrolliert, so daß die schwarzen Türme am Damenflügel nicht eindringen können. In Diagramm 47 c kann Schwarz den Zug 9. 03 auch mit 9 . . . . L.C5 statt 9 Lej beantworten. Die Idee dieser angriffslustigeren Fortsetzung ist, 10. Sid2 o—o, 11. Lc2 mit 11. . . . oder gar 1 1 . . . . Sf2: zu begegnen. In beiden Fällen gibt es wilde Möglichkeiten, die in der Meisterpraxis zu wenig geprüft worden sind, um ein definitives Urteil zu gestatten. Zum Beispiel: 11.... {5, 12. Sb3 Lb6, 13. Sbd4 Sd4'., 14. ScL}: LcL}:, 15. cd £4, 16. {3 Sg3>, 17. h g fg, 18. Dd3 L f j , 19. Df5«. Tfy., 20. Lf5: DI14, 21. Lh3 Dd4:f, 22. K h i D e j : , 23. Ld2 C5, 24. T a e i Db2:, 2;. Lfy 04!, oder 1 1 . . . . Sf2:, 12. Tf2: f6, 13. ef Df6:, 14. Sfi Iizrf*, 15. Kf2: Se 5 ( i j . . . . g 5 ?, 16. Lg 5 :l). Vielleicht ist in der letzten Variante 14. D f i Lg4, 15. J13!, wie Keres angibt, für Weiß vorteilhaft. Wenn dann 1 5 . . . . L f j : , so 16. S f j : Se5, 17. L d i : wenn aber 1 5 . . . . LI15, so 16. D d j . Wir haben hier zwei Beispiele sehr langer Analysen, die der Meister kennen muß, wenn er nicht in eine verlorene Stellung geraten will, aus der er innerhalb der für die Turnierpartie zur Verfugung stehenden beschränkten Zeit keinen Ausweg finden wird. Wie schwierig es sogar für einen Spieler der Weltmeisterklasse ist, die durch eine vorbereitete Variante aufgeworfenen Probleme zu meistern, zeigt die Partie, die Euwe gegen 50
Keres im Match-Turnier 1948 verlor. Dies war eine „verzögerte Steinitzverteidigung" (siehe S. 44), in welcher Keres 5. c3 mit f 7 — f j beantwortete, statt das gebräuchliche 5 . . . . Ld7 zu spielen. Euwe setzte mit 6. ef L f j : , 7. ¿4 e4, 8. Sgj d5, 9. f} fort, was Keres mit dem interessanten Opfer 9 . . . . e j beantwortete, um die ungeschickte Stellung des weißen Königsspringers auszunützen. Spätere Analysen zeigten, daß Weiß die überlegene Partie erhalten sollte, aber Euwe verfehlte den richtigen Weg. Der Zug 5 . . . . f j ist in der Spanischen Partie von unternehmenden Spielern schon im 3. Zuge ausprobiert worden. Nach 1. e4 e5, 2. Sf3 Sc6, 3. Lb5 f5 (SchliemannVerteidigung) gibt die Fortsetzung 4. SC3 Sf6, 5. ef LC5 Schwarz erhebliches Spiel für den geopferten Bauern. Es könnte folgen: 6. De2 De7, 7. Lc6: de, 8. Sej: Lf5:, 9. d3 o—o. Russisch
In den Eröffnungen, die wir soweit betrachtet haben, sahen wir es für ausgemacht an, daß Schwarz nach 1. e4 2. Sf3 den e-Bauern verteidigt. Es ist nur natürlich, daß versucht wurde, statt dessen den weißen e-Bauern anzugreifen. Dies kann Schwarz tun, indem er seinen Königsspringer entwickelt oder seinen d- oder f-Bauern vorstößt. Den Vorstoß des d-Bauern können wir weglassen, denn wir haben gesehen, daß sogar Weiß in eine unvorteilhafte Stellung gerät, wenn er 2. d4 spielt, statt diesen Zug
durch Sgl—f3 vorzubereiten. Aus dem Blickwinkel allgemeiner strategischer Prinzipien verurteilen wir auch 2 . . . . f j , weil dieser Zug nicht zur Entwicklung irgendwelcher schwarzen Figuren beiträgt. Weiß erhält die bessere Partie, indem er einfach seine Figuren so schnell wie möglich ins Spiel bringt. Zum Beispiel: 3. Sej: Df6, 4. d4 d6, 5. Sc4 fe, 6. Scj Dg6, 7. Sej Sf6, 8. Lc4, und sobald Schwarz versucht, seinen e-Bauern mit ¿rj— zu verankern, verhindert Weiß dies durch d4—d5, so daß der schwarze Königsläufer eine ganze Zeitlang zur Untätigkeit verurteilt ist. Die Eröffnung, in der Schwarz den Gegenangriff 2 . . . . Sf6 anwendet, wird „Russisch" (oder Petrow-Verteidigung) genannt. In dieser Eröffnung ist wichtig zu wissen, daß Schwarz nicht 3. Se5: mit sofortigem 3 . . . . Se4: beantworten kann, wegen 4. De2 mit Bauerngewinn. Zieht der Springer, gewinnt Weiß durch das Abzugsschach Se5—c6 die Dame, deckt Schwarz den Springer mit 4 . . . . ¿5, greift Weiß ihn mit 5. d j an und erzwingt 5 . . . . De7, 6. de De 5:, 7. ed usw. Schwarz muß daher zuerst den weißen Springer mit 3 . . . . d6 vertreiben und den Bauern schlagen, nachdem der Springer sich mit 4. Sf3 zurückgezogen hat, 4 . . . . Se4:. Weiß kann nun ein Entwicklungstempo gewinnen mit 5. De2 De7, 6. d3 Sf6, 7. L g 5 . Dies droht, die schwarzen Bauern mit Lf6: auseinanderzubrechen, da die Dame gefesselt ist und nicht zurückschlagen kann. Nach 7 . . . . •4
De2:f, 8. Le2: dagegen ist Weiß zwei Züge in der Entwicklung voraus. Ist Weiß mit diesem geringen Vorteil nicht zufrieden, kann er mit den offensichtlichen Entwicklungszügen j . d4 und 6. Ldi fortfahren und versuchen, den schwarzen Zentralspringer durch Druck gegen den d-Bauern mit C2—C4 und Sbi—c? zu unterminieren. In diesem Falle muß er darauf vorbereitet sein, den Königsflügel gegen heftige Angriffe des Schwarzen zu verteidigen, weil nach 5. d4 d5, 6. L d j Ld6 Schwarz wirklich einen Zug in der Entwicklung voraus ist. Dies ist der Tatsache zuzuschreiben, daß Weiß drei Züge mit dem Springer ausgeführt hat und wieder auf f3 gelandet ist, wo er sich nach dem ersten Zuge befand. Bei bestem Spiel auf beiden Seiten sollten sich die Spiele baldigst ausgleichen. (Diagramm 48).
Weiß hat gegen die Russische Partie noch eine andere Möglichkeit. Er kann das Schlagen des Be; im 3. Zuge unterlassen und statt dessen seinen eigenen e-Bauern verteidigen durch 3. SC3. Darauf 51
hat jedoch Schwarz es ebenfalls nicht schwer, die Partie auszugleichen. Er könnte 3 . . . . Lb4 antworten und in eine Spanische Partie mit vertauschten Farben einlenken, oder er könnte 3 . . . . Sc6 spielen, wobei wir zum Vierspringerspiel kommen. Vierspringerspiel
Nach 3 . . . . Sc6 (Diagramm 49) sollte Weiß nicht 4. Lc4 spielen,
fer auf f j opfern, denn er würde auf jeden Fall eine Figur zurückgeben müssen. Aber Schwarz würde wiederum den Vorteil der beiden Läufer haben, und der Nachteil, daß er nicht rochieren kann, ist in diesem Falle nicht sehr ernster Natur, da er seine Entwicklung ebenso schnell wie Weiß vervollständigen kann und außerdem das Zentrum beherrscht. Die Fortsetzung könnte sein 5. Lfy:f Kfy:, 6. Se4: d5, 7. S4g5f Kg8 und Weiß kann den Schwarzen nicht daran hindern, sich mit I17—h6 und Kg8—117 zu befreien. Die Stellung enthält eine Falle, die Schwarz jedoch leicht vermeiden kann. Als Antwort auf 8. De2 darf Schwarz nicht 8. . . . e4 spielen wegen 9. Se4: und Schwarz kann den Springer nicht schlagen, weil dann 10. Dc4f zum Matt führt. Die Fesselung des Königsspringers
weil dies dem Schwarzen gestattet, den weißen e-Bauern für einen weniger wichtigen eigenen Bauern zu tauschen. Er antwortet 4 . . . . Se4:! und gewinnt die Figur nach 5. Se4: mit 5 . . . . d5 zurück. Falls dann 6. lAy. Ddj:, verbleibt Schwarz mit dem Vorteil der beiden Läufer zusätzlich dem des Zentrumsbauern. Und falls 6. Ldj de, 7. 1x4:, hat Schwarz ebenfalls das bessere Spiel, da Weiß nicht gut den Ausgleichszug di—d4 durchsetzen kann, ohne den Läufer für den schwarzen Damenspringer abzutauschen. Statt den schwarzen Springer nach 4 . . . . Se4: sofort zu schlagen, könnte Weiß seinen Läu52
So ruhig und einfach wie diese „Vierspringer"-Eröffnung in ihrer Grundstellung aussieht, die Diagramm 49 zeigt, trägt sie die Saat großer Verwicklungen in sich. Setzt Weiß mit 4. Lb5 fort, kann Schwarz die weißen Züge eine Zeitlang nachahmen, wenn er aber nicht im richtigen Moment abweicht, ist er verloren. Diese Eröffnung ist ein äußerst lehrreiches Beispiel des Vorteils, den Weiß infolge seines ersten Zuges genießt. Nach 4. . . • Lb4, 5. o—o muß Schwarz auch rochieren. Spielt er statt dessen 5. ... d6, so erhält Weiß überwältigenden Angriff durch 6. d4 ed, 7. Sd5l LC5, 8. Lg5 (Diagramm 50).
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Da Schwarz die Fesselung nicht abschütteln kann, •wird die Bauernkette, die den schwarzen König beschützt, aufgerissen. Weiß droht, eine dritte Figur auf den gefesselten Springer zu richten, vielleicht mit Sf}—h4 und D d i — f j . Außerdem droht Sf3 X d4, was den Sc6 zum zweitenmal angreift. Schwarz kann nur versuchen, den weißen Springer von seinem beherrschenden Posten im Zentrum zu vertreiben und den Bd6 vorzurücken, so daß er den Königsläufer zur Verteidigung des Königs zurückbringen kann. Er könnte mit 8. . . . a6 beginnen. Es wäre zwecklos, I17—h6 zu spielen, denn Weiß würde Sdj x f 6 f antworten und dann den Läufer nach I14 zurückziehen, wobei der Druck auf f6 erhalten bleibt. Als Antwort auf a7—a6 zögert Weiß den Abtausch mit 9. Lc6:"J* bc, 10. Sf6:j - gf, 1 1 . LI14 nicht hinaus. Denn setzt Schwarz jetzt mit d6—d5 fort, käme nur der weiße Turm mit 12. Tei ins Spiel. Sonst hätte Schwarz nur noch die Wahl zu rochieren und den gefesselten Bauern mit K g 7 zu decken oder Tg8 und dann Tg6 zu spielen, oder die lange Rochade mit De7 vorzubereiten. Keiner dieser Verteidigungspläne würde Schwarz ret-
ten. Rochiert er, so setzt Weiß zuerst den Lc5 außer Gefecht mit 12. b4l Lb6 (Lb4:P, 13. Dd4: Lc% 14. DC3 oder Db2 usw.) und setzt dann mit 13. Sd2 fort mit der Idee, f6 weiter mit e4—e5! und Sd2—e4 oder mit f2—f4 und dann e4—e5 anzugreifen. Schwarz ist hilflos. Als Antwort auf 1 1 . . . . Tg8 wird Weiß versuchen, die e-Linie für seinen Turm zu öffnen, um Vorteil daraus zu ziehen, daß der schwarze König in der Mitte des Brettes dem Angriff ausgesetzt ist. Zugleich wird er versuchen, seine Operationen gegen den gefesselten schwarzen Bauern fortzusetzen. E r muß aber auch Verteidigungsmaßnahmen gegen die Gegendrohung des Schwarzen in der Linie, die er gerade mit seinem Turm besetzt hat, ergreifen. Diese Drohung besteht in Lc8—hj. Solange der weiße Turm auf f i steht, kann er nicht g3 ziehen, was er viel lieber täte, als den Bauern g2 mit Läufer I14—g3 zu schützen und so die Fesselung des schwarzen f-Bauern aufzugeben. Der gegebene Plan für Weiß scheint T f i — e i , gefolgt von e4—e5 zu sein. Aber dann würde Schwarz den Turm mit Lc5—b4 vertreiben und nach Tei—e2 bekäme Schwarz durch Lc8—g4 ein gutes Gegenspiel. Weiß wird daher zuerst wieder 12. b4! spielen, falls dann Lb6, so läßt das Manöver 13. Tei LI13, 14. g 3 Schwarz ohne Verteidigung gegen e4—ej. Zum Beispiel 14. ... L e 6 , 1 5 . ej de, 16. Sej: D e 7 , 1 7 . Df3 L d j , 18. Df4 und der gefesselte Bauer fällt. Versucht Schwarz 12. . . . Lb4:, so wäre die Folge 13. DcLp L c j , 53
14- Dc3- Schwarz kann nun den Angriff gegen den Bf6 vorübergehend außer acht lassen und Lc8— hj spielen. Denn spielt jetzt Weiß 15. Lf6:, so antwortet Schwarz Lg2:l mit der Drohung L f j : matt. Aber Weiß kann die Drohung mit 15. Sei abwehren und schließlich wird der Bf6 doch fallen und C4—e5 wird das Zentrum für die weißen Türme öffnen. Schließlich bleibt noch 11. . . . De7 zu untersuchen. Wieder wird Weiß darauf spielen, die e-Linie zu öffnen: 12. S(L(.: Ld7, 13. Sfj L^:, 14. ef Kd7, 15. Tei Dd8, 16. DI15 ist nur eine von vielen Möglichkeiten des Weißen. Die zwei Krankheiten des Schwarzen — die Schwäche der Bauern des Königsflügels und die Unfähigkeit der Türme, zusammenzuarbeiten — sind unheilbar. Ich habe diese Abspiele, die sich aus der Fesselung des Königsspringers ergeben' können, nicht darum so sorgfältig ausgeführt, weil der Leser sie auswendig lernen soll. Sie dienen dazu, die Unannehmlichkeiten klar zu machen, die daraus entstehen, wenn der Königsspringer so abgetauscht wird, daß die den König schützende Bauernkette aufgerissen wird und der die Fesselung ausübende Läufer auf dem Brett bleibt, um die Schwäche dieser Bauern auszubeuten. Wird der Läufer gegen den Springer getauscht, so daß die Fesselung auf f6 beseitigt ist, so wird die Schwäche der Felder £6 und h6 oft ausgeglichen — manchmal an Bedeutung übertreffen — durch den Vorteil der durch den 54
Tausch entstehenden offenen Linie für die Türme. Das Vierspringerspiel, das wir behandeln, bietet auch für solche Fälle Beispiele. Vom Diagramm 49 könnte das Spiel wie folgt weitergehen; 4. Lb5 Lb4, 5. o—o o—o, 6. d j d6, 7. Lg5, und Schwarz könnte sich gegen die Drohung SC3—d5 mit 7. . . . Se7 verteidigen. Dies läßt 8. Lf6: zu, aber ohne seinen Damenläufer kann Weiß die Beherrschung der Felder f6 und h6 nicht erzwingen. Als Antwort auf 8. . . . gf, 9. Dd2, z. B., könnte Schwarz 9. . . . Kg7 spielen. Oder, falls 9. SI14, so gibt 9. . . . Sg6, 10. Sg6: hg Schwarz die offene h-Linie. Nach 11. f4 Lcjf, 12. Khi Kg7, gefolgt von Th8, erhält Schwarz Gelegenheit zu einem Königsangriff. Sehr gefährlich wäre es für Schwarz, die Drohung des Weißen im 7. Zuge Sc 3—dj außer acht zu lassen und das Manöver des Weißen nachzuahmen, indem er 7. . . . Lg4, 8. Sd5 Sd4 spielt. Diagramm 51 zeigt die dann erreichte Stellung.
Beide Spieler werden versuchen, einen geeigneten Augenblick für den Tausch auf £6 bzw. f3 zu finden,
d. h. einen Augenblick, wenn sie die Dame zum Königsflügel überführen und einen oder beide Punkte angreifen können, die durch das Verschwinden des g-Bauern schwach geworden sind, nämlich f6 und h6. In Analysen, die in den Jahren 1910 und 1911 von Leonhardt, Berthold Lasker und mir über diese Eröffnung, die wir die „Unnachahmliche" nannten, angestellt wurden, zeigte sich, daß der Sicherungszug 9. LC4 nichts einbringt, weil Schwarz sofort mit 9 Dd7 die Iniative ergreift, z. B. 10. Sf6:f gf, 11. Lf6: h6, 12. c j Sfj:j-, 13. gf LI15, 14. K h i Kh7, 15, T g i Tg8. Richtig ist 9. Sb4: Sbj:, 10. Sd5 Sd4, 11. Dd2! c6. Die Symmetrie weiter zu verfolgen, würde zu baldigem Matt führen: 11. . . . Ddy?, 12. Lf6: L f j : , 13. Se7f Kh8, 14. Lg 7 :f Kgr-, 15Dg j f Kh8, 16. Df6 matt. Auch 11. . . . Sf3:f, 12. gf Lf3:, 13. I13! c6, 14. Sf6:f gf, 15. Lh4 Kh8, 16. Kh2 gibt Weiß entscheidenden Vorteil. 12. Sf6:f gf, 13. LI14 L.fy, 14. Dh6 Se2f, 15. K h i Lg2:f, 16. Kg2: S f t f , 17. K h i Sg6 (Diagramm 52).
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Weiß gewinnt nun mühelos, indem er mit 18. £4 fortsetzt. Schwarz hat gegen die vielen Drohungen
keine Verteidigung. Zum Beispiel 18 SI14:, 19. Dh4: Kh8, 20. Tf3 (droht 21. Dh7:fl Khy:, 22. Th3t nebst 23. T g i matt), 20. . . . Tg8, 21. Th3 Tg7, 22. T g i T g i : f , 23. K g i : Dg8f, 24. Tg3 Dd8, 25. Dh6 nebst matt. Diese Variante erlaubt die Schlußfolgerung, die auch aus rein logischen Erwägungen hervorgeht, daß es für Schwarz nicht gut sein kann, die weißen Züge nachzuahmen, besonders wenn es, wie hier, zu einem Handgemenge kommt. Schwarz sollte daher nach (Diagramm49)4.Lb5 Lb4, 5. o—o o—o, 6. d3 d6,7. Lg5 die Drohung 8. Sdj parieren, indem er den SC3 tauscht. Er hat dann in dieser Eröffnung kaum etwas zu fürchten. Die Fesselung des Königsspringers kann er dann mit der von Metger eingeführten Zugfolge abschütteln: 7 . . . . LC3:, 8. bc De7,9. T e i Sd8,10. d4 Se6. Der Lg 5 geht nun am besten nach ci zurück, weil er woanders den weißen Figuren im Wege stünde, 11. L e i , und Schwarz sucht durch 11. . . . C5 Einfluß auf das Zentrum zu gewinnen. Weiß darf dann mit 12. de de, 13. Se5:r nicht auf Bauerngewinn spielen, weil er durch 13. . . . Sc7 eine Figur einbüßen würde. Rubinsteins Gegenangriff
Will Schwarz sich von Anfang an nicht gleich mit Remis zufrieden geben, wird er natürlich versuchen, die Symmetrie der Stellung so bald wie möglich zu vermeiden. Rubinstein hat gezeigt, daß Schwarz nach 4. Lb5 Sd4 spielen kann (Diagr. 5 3)
55
und damit wenigstens Ausgleich erzielt. Die Feststellung, daß dieser Zug ein strategisches Prinzip verletzt, weil eine Figur vor vollendeter Entwicklung zum zweiten Male gezogen wird, wäre eine falsche Auslegung dieses Prinzips. Es bedeutet nur dann gefahrlichen Zeitverlust, wenn der zweite Zug einer Figur sie auf ein Feld bringt, von welchem sie durch einen gegnerischen E n t w i c k l u n g s z u g vertrieben werden könnte, oder wenn das Feld von der Figur in einem Zuge statt in zweien zu erreichen war. Bringt der zweite Zug die Figur dagegen auf ein wünschenswertes Feld, auf das sie im Mittelspiel sowieso hinzukommen sucht, wird in der Regel kein Nachteil eintreten, wenn dieser Zug vorweggenommen wird. Er kann unter die Entwicklungszüge eingestuft werden. Ein zweiter Zug mit dem Springer in die Brettmitte gehört in diese Gruppe, ebenso der Zug Tfi—ei nach der Rochade, bevor die Figuren des Damenflügels entwickelt sind. In der nach Rubinsteins Zug erreichten Stellung muß sich Schwarz mit der Frage befassen, ob Weiß den jetzt ungedeckten e-Bauern gefahr-
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los schlagen darf, oder ob Weiß durch Springertausch und Vormarsch des e-Bauern einen Vorteil erzielen kann. In jedem Falle verfügt Schwarz über eine vollkommen befriedigende Antwort. Nach 5. Se5: De7, 6. Sf3 Sb5:, 7. Sb5: De4:f, 8. De2 De2:f, 9. Ke2: Sd5 erreicht Weiß durch den Angriff auf den Springer mit cz—C4 gar nichts, weil Schwarz über die Antwort a.j—a6 verfügt. In Wirklichkeit ist die Stellung wahrscheinlich etwas günstiger für Schwarz, der die beiden Läufer besitzt. 5. Sd4: ed, 6. ej de, 7. ef Df6:, gefolgt von cj—c6 und d7—d5 gibt Schwarz ebenfalls eine vorzügliche Entwicklung. Die wilde Fortsetzung 5. Se5: Dey, 6. {4 Sbs:, 7. Sb5: d6, 8. S f j D e ^ f , 9. K f z führt zum Vorteil von Schwarz. Versucht Weiß, nach 9 . . . . Sg4f, 10. Kg3 Dg6, 11. Sh4 Dhj mit iz. Sc7:f Kd8, 13. Sa8: die Qualität zu gewinnen, erhält Schwarz entscheidenden Angriff mit 13 g5, 14. fg Dg5:. Es könnte die Frage erhoben werden, warum Schwarz nicht auch in der Spanischen Partie auf Sc6—d4 zurückgreifen könnte. Die Antwort ist, daß nach 1. e4 ej, 2. Sf3 Sc6, 3. Lb5 Sd4 (Diagramm 54)
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4- Sd4: ed Weiß ruhig die Entwicklung fortsetzen kann, während er im Vierspringerspiel Zeit verlieren muß mit Rücksicht auf den e-Bauern und den Damenspringer, die nach dem Tausch auf d4 beide angegriffen sind. In der Spanischen Partie bleibt Weiß zwei Züge in der Entwicklung voraus und behält den Vorteil eines Bauern auf e4. Schwarz findet keine Zeit, diesen Vorteil durch den Vormarsch A.7—d5 zu beseitigen. Zum Beispiel: 5. o—o g6, 6. dj Lg7, 7. C3 Se7, 8. cd Ld4:, 9. Scj c6, 10. LC4 dj, 11. ed cd, 12. Da4t Ld7, 13. Lb5 Lg7, 14. Lg5 mit den üblichen mit solchen Fesselungen verbundenen Sorgen. Schwarz kann sich durch Figurenabtausch nicht befreien, weil er nicht in Sicherheit rochieren kann: 1 4 . . . . Lcj:, 15. bc Lbj:, 16. Dbj-.f Dd7, 17. DC51 Tc8, 18. Dej Kf8, 19. Tfei Sf5, 20. De5 Tg8 (Kg8, Lf6), 21. g4 h6, 22. Lei usw., oder 21. . . . Sg7, 22. I13, und Schwarz ist an Händen und Füßen gebunden. Das Königsgambit
Bevor wir zu Eröffnungen übergehen, in denen Schwarz 1. e4 mit anderen Zügen als e5 beantwortet, wollen wir kurz das „Königsgambit" und verwandte Eröffnungen besprechen, in welchen Weiß den schwarzen Mittelbauern durch fz— £4 statt d2—d4 angreift. Spielt Weiß f2—f4 im zweiten Zuge, bietet er ein wirkliches Gambit an, weil Schwarz nach e5 x f 4 den Bauern mit g7—g5 verteidigen kann. Weiß hat einen Vorteil an Beweglichkeit
gewonnen, infolge der beiden Bauernzüge des Schwarzen, die nichr zu seiner Entwicklung beitrugen. Ob dieser Vorteil siegreichen Angriff einbringt, ist eine Frage, die über Jahrzehnte gehende analytische Untersuchungen nicht zu lösen vermochten. In der modernen Meisterpraxis kommt das Königsgambit selten vor, denn Schwarz kann die Partie einfach ausgleichen, indem er den Gambitbauern zurückgibt und das weiße Zentrum mit d7—d5 angreift. Zum Beispiel; 1. e4 e5, 2. £4 ef, 3. Sf3 35- L g j : T h i f , 36. K£z T a i : , 37. LI14 usw. Eine aufregende Partie, in der Pomar mehr als zwei Stunden Zeit für die mit 17. . . . b 6 beginnenden zehn Z ü g e verbrauchte. Druck durch Raumvorteil
A l s Gegenstück zum Eröffnungsteil wähle ich für die erläuternden Beispiele Partien mit Eröffnungen, die v o n den gewöhnlich in Büchern gezeigten Standardzugfolgen abweichen, um zu zeigen, wie die besprochenen allgemeinen Prinzipien das richtige Verfahren anzeigen. Ich habe versucht, Partien auszuwählen, in denen auch Mittelund Endspiel gute Gelegenheit zum Aufzählen der wichtigsten Punkte bieten, die ich dem Verständnis des Lesers nahe bringen möchte. Er soll wissen, wie die allgemeinen Prinzipien anzuwenden sind, so daß das Auswendiglernen auf die untergeordnete Rolle beschränkt werden kann, die es auf jedem Gebiet intellektuellen Bemühens spielen sollte.
Partie N r . 14 Weiß: Eduard Lasker Schwarz: José R. Capablanca Gespielt im Meisterturnier Zu New York 1924
1. e4 g6 Dieser Z u g kann nicht als vollwertig angesehen werden, weil er nicht um das Zentrum kämpft. 2. S f 3 A b e r der einzige W e g , Vorteil aus der Unterlassung des Schwarzen im vorigen Z u g e zu ziehen, war d 2 — d 4 zu spielen und so die ideale Bauernformation im Zentrum herzustellen. Dann konnte die Entwicklung der Figuren so geplant werden, daß das Bauernzentrum behauptet werden kann, welche Manöver immer Schwarz wählen mag, es anzugreifen. Übrigens hätte Schwarz keine große Wahl. D i e einzige vernünftige Methode wäre die Vorbereitung v o n C7—C5, da d7—d5 Weiß gestatten würde, die lange Diagonale mit e4—e 5 abzuschließen und so den ersten Z u g v o n Schwarz nutzlos zu machen. 2. . . . 3. L c 4
Lg7
Wieder wäre d2—d4 weit vorzuziehen. Der Textzug gestattet Schwarz, die Eröffnung in eine Variante des Sizilianers überzuleiten, in der der weiße Königsläufer am besten auf ez steht. Meine Idee war, die in der „Drachenvariante" des Sizilianers übliche Entwicklungsmethode zu vermeiden und den e-Bauern nach e j vorzustoßen, nach der Vorbereitung durch C2— C3 und d2—tLf.
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3. . . . C5 4. o—o Sc6 Schwarz versucht nun, meinen Damenbauern so lange wie möglich zurückzuhalten. Aber das ist nur möglich, wenn er seinen Königsspringer nicht nach f6 entwickelt. Versucht er, den Springer mit c j — e6 und Se7 herauszubringen, so plante ich C4—e5 mit Schwächung des Feldes d6. 5. C3 Db6 6. T e i Um d2—d4 als Antwort auf Sf6 zu ermöglichen. 6. . . . d6 7. L b 3 Wartet auf Sf6. Aber logischer war der Wartezug I12—hj, der die Beweglichkeit des schwarzen Damenläufers einschränkt.
•j. . . . Sf6 Aljechin charakterisierte diesen Zug, mit dem Capablanca meine Eröffnungsstrategie rechtfertigte, als einen für den Weltmeister unerklärlichen Positionsfehler. Wie gewöhnlich dringt aber der Spieler, der nicht selbst seinen Schweiß über der Partie vergossen hat, nicht so tief in die Stellung ein wie der unmittelbar beteiligte Kämpfer. Capablanca grübelte lange Zeit über das
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Problem nach, bevor er sich entschloß, den Vorstoß meines Damenbauern zuzulassen. Zweifellos erwog er die von Aljechin vorgeschlagenen Alternativen, wie e7—e6 gefolgt von S8e7, oder cj—ej, oder Ld7, bevor er sie ablehnte, sehr sorgfaltig. Auf e7—e6 hätte ich 8. Saj S8e7, 9. Sc4 Dc7, 10. d4 gespielt oder sogar 9. d4 cd, 10. cd Sd4:, 1 1 . Sd4: LcL^:, 12. L e j mit gefährlichem Entwicklungsvorsprung. 8. d4 cd 9. cd o—o 10. h3 Dieser Zug ist kein Zeitverlust, sondern ist so wertvoll wie ein Zug, der eine neue Figur heraus bringt, weil er den schwarzen Damenläufer daran hindert, ins Spiel zu kommen. Sogar Ld7, was den Läufer nicht wirklich befriedigend entwickelt, ist wegen 1 1 . e 5 nicht gut möglich. 10. . . . SI15 Capablanca versucht, den Vorteil der zwei Läufer als Ausgleich für seine ungenügende Entwicklung zu erlangen. 1 1 . Le3 Sa; 1 2 . SC3! Sbj: 1 3 . ab Ich gestattete den Abtausch dieses Läufers lieber als den des Damenläufers ( 1 2 . L C 2 Sc4 USW.), weil die Öffnung der a-Linie Schwarz zwingt, ein weiteres Tempo zu verlieren und mir Zeit gibt, Vorteil aus der schlechten Plazierung des schwarzen Springers zu ziehen. Der Doppelbauer ist nur dann eine Schwäche, wenn es zum Endspiel kommt. Ich hielt dies für unwahrscheinlich im Hinblick auf den starken Angriff, den ich bekomme.
13. . . . Dd8 14. ej! Droht mit gz—g4 den Springer 2u erobern. Schwarz kann nicht Bauern und Damen tauschen und dann fj—£5 spielen, weil er dann den a-Bauern verlieren würde. 14. . . . f5 *5- Lg5! Droht sowohl 16. ed als auch 16. Sd5 und erzwingt dö—d5. Dadurch wird das weiße Zentrum befestigt. 15. . . . dj 16. D c i ? Der erste ungenaue Zug. Der Plan ist, 17. Se2 zu spielen und dann den schwarzen e-Bauern mit DC5 anzugreifen. Da Schwarz jedoch die Dame von der c-Linie vertreiben kann, bestand der korrekte Weg, den Plan auszuführen, in 16. Dd2, Se2 und Db4. 16. . . . Le6 17. Se2 Tc8 18. Dd2 a6 Obwohl Schwarz einen Zug gewonnen hat, steht er immer noch schlecht. Wie er auch immer spielt, den Verlust eines Bauern kann er nicht vermeiden. 19. Db4 Ddy!
Zwei Läufer gegen Läufer und Springer
Mit feiner Einschätzung der Lage gibt Capablanca den Bauern sofort auf, um ein Endspiel herbeizuführen, in dem seine zwei Läufer eine Rolle spielen, anstatt sich mühsam an den Bauern zu klammern und für diesen Zweck nur Verteidigungszüge zu machen. Nach 19. . . . Tc7, 20. Teci Te8, 21. Sei und dann Sei—dj—C5, Db6 und Lgj—d2— aj hätte Schwarz sehr wahrscheinlich beide Bauern am Damenflügel ohne jede Chance auf Gegenspiel eingebüßt. 20. Dey: De7: 21. Le7: Tfe8 22. Lb4?? Emanuel Lasker, der diese Partie mir im Geiste schon zugeschrieben hatte, sagte mir später, daß er diesen Zug als pathologisch ansah, vom Standpunkt des Schachspielers, weil man alles andere eher täte, als einen Turm auf die zweite Reihe einzuladen. Natürlich hatte ich auch Lc5 erwogen, was mein Namensvetter, wie er sagte, ohne einen Augenblick zu zögern, gespielt hätte. Aber ich hatte das Gefühl, daß ich den Eindringling mit so vielen bereitstehenden Figuren sicher fangen würde. In der Tat scheint eine sorgfältige Analyse zu zeigen, daß mein Gefühl nicht unberechtigt war. Auf jeden Fall war LC5 der korrekte stellungsgemäße Zug. Falls dann Lh6, so hätte ich mit 23. Se2—C3—a4—b6 vortreffliche Gewinnchancen behaupten können. 22. . . . 23. LC3
TC2
Lh6! 149
Mein Plan war natürlich, den Turm mit dem Se2 anzugreifen. Ich kann nicht sofort Sei spielen, weil Sf4 dann sehr stören würde. 24. g3 Ldy! Die beiden Läufer beginnen ihre Zähne zu zeigen. 25. T a d i Um Se2—ci—dj zu ermöglichen. Aber heute, 25 Jahre zu spät, erkenne ich, daß ich den Springerzug sofort machen sollte, ohne den Turmzug einzuschalten, da der Springer auch über a2 nach b4 zu kommen drohte. Die Folge könnte sein 25. Sei Lb5, 26. Sa2 Le2 27. Te2:I Te2:, 28. K f i Te4, 29. Sb4 Td8, 30. Ta5 mit Gewinn des dBauern. Der schwarze Turm auf e4 hat keine Beweglichkeit und ist daher fast wertlos, es sei denn, Schwarz findet irgend einen Weg zu seiner Befreiung, was nahezu unmöglich zu sein scheint. Ich glaube, daß die Stellung für Schwarz unhaltbar ist. 25. . . . Lb5 26. Sei Sg7 27. Sh2?P Ein schrecklicher Zug! Ich plante f2—f4 und sah zu spät, daß Schwarz mich mit g6—g5 ruinieren würde. Außerdem hätte ich mir denken können, daß Sh2 wahrscheinlich schlecht sei, weil der Zug die Beweglichkeit des Springers verringert. 27. . . . Se6 28. Sd3 Nicht Sa2 wegen a6—aj!, 29. Lay. Ta8, 30. Sb4 Tb2:. 28. . . . L.dy 29. T d y Lei 150
Sowohl Capablanca als auch ich hatten bis zum 30. Zug nur noch wenig Bedenkzeit übrig. Sonst hätte er zweifellos 29. . . . Sg5, 30. K g 2 Se4, 31. Tf3 Tc8 gespielt, was ebenfalls den Bauern zurückerobert, dem Schwarzen aber den Läufer zu behalten gestattet, der den schwachen Bd4 unter Feuer nehmen kann ; und ich hätte seinen letzten Zug mit 30. K f i ! Sg5, 31. Te2 Te2t, 32. Ke2: beantwortet, was Schwarz vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt hätte. Zum Beispiel: Sh3:, 33. T d i Lh6, 34. Sf3 S g j , 35. Ld2l Sf7, 36. Lh6: Sh6:, 37. T c i mit Gewinn des d-Bauern nach Td8, 38. S g 5 ! T d 7 , 39. Tc8f Kg7, 40. Se6f K f 7 , 41. Sc5 Te7, 42. Td8 usw. 30. S f i ?
Sg5
Er nimmt den Bb2 nicht, weil ich nach dem Läufertausch die c-Linie mit Tci besetzen würde. 31. Kgz 32. T f 3
Se4 Kf7
Capablanca hat mich in diesem Endspiel vollkommen überspielt. Sein Turm auf der 2. Reihe ist immer noch ein Dorn in meinem Fleisch. E r droht nun Tc8, worauf ich meinen Springer für seinen Läu-
fer geben muß und er einen machtvoll postierten Springer gegen meinem unbeweglichen Läufer besitzt. 33- 84 Um die schwarze Bauernkette aufzubrechen und so einiges Gegenspiel gegen den schwarzen h-Bauern zu erhalten. 33. 34. 35. 36.
... Se3 Tie3: Kfi
Ke6 L,ey. Tc8 b5
Schwarz kann den Abtausch des Turmes auf der 2. Reihe nicht länger vermeiden. Wenn ich aber den Turm in diesem Augenblick entgegenstelle, so wäre 37. Te2 T c i f , 38. Tei T e i : f , 39. K e i : b4l, 40. Lb4: TC2 die Folge. Mein Turm ist dann an die Verteidigung des f-Bauern gebunden, und trotz meines materiellen Übergewichts hätte ich die Partie wahrscheinlich verloren. 3738. 39. 40. 41. 42. 43.
gf h5 Tci-JTei:f Tei Tbl! f4!
gft Tf4! Te2 Tei Lei: Th4 Th5:
„ A powerful shot", ein gewaltiger Schuß, wie Capablanca Züge dieser Art zu nennen liebte. Die Drohung ist f 4 — f j , Sd2f und Tel:. In schwerer Zeitnot — ich hatte noch zwei Züge zu machen, bevor die dritte Stunde an meiner Uhr um war, und es waren nur noch wenige Sekunden übrig — griff ich daneben und verlor meinen Läufer ohne Gegenwert. Ob das Endspiel zu retten war, ist zweifelhaft. Aber ich hätte einen ernsthaften Versuch machen können mit 44. Th6f K f j , 45. f3 S g j f , 46. K g 2 Tei:?, 47- Tf6f K g 5 , 48. I n f ! , IQ15, 49. Tf4: S f i , 50. K f z Se3!, 51. Tf8 Sc2, 52. Td8 mit leichtem Gewinn. Richtig wäre für Schwarz nach 46. K g 2 T b 2 : f , 47. L f 2 Kg51, 48. Ta6: S f j gewesen, wobei die überlegene Wirksamkeit der schwarzen Figuren den Rückgewinn der beiden Bauern mit besseren Aussichten in der Schlußphase des Endspiels gesichert hätte. Zum Beispiel: 49. Ta8 Sh4f, 50. K f i Sf3:, 51. Td8 Sdzf, 52. K g i Se4, 53. Tg8f K f 5 , 54. LI14 T b j : usw.
44. Ke2?? f3f Tei: 45. K f j : 46. T h 6 f Kf5 47. Ta6: Sg5f 48. K g 2 Se6 und ich gab nach einigen weiteren Zügen auf, da alle meine Bauern gestoppt sind und unvermeidlich dem Turm und Springer des Schwarzen zum Opfer fallen. Dies ist ein so schönes Beispiel wie man es nur wünschen kann, um zu demon'fflfiffl ft ¿^k strieren, wieviel mehr die Beweglichkeit der Figuren im Endspiel m zählt als der Mehrbesitz von einem oder zwei Bauern.
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151
Partie in Chikago 1917 gegen Marshall tatsächlich L g 5 nach g2 Weiß: E d u a r d L a s k e r —g3 gezogen hatte, ehe ich Lgz Schwarz: F r a n k M a r s h a l l spielte. Ich hatte zwar die Partie gewonnen, aber die Eröffnung hätte Erste Partie des Wettkampfes zu Marshalls Vorteil führen sollen. um die Meisterschaft der Vereinigten Staaten Daher entschloß ich mich, alle BeNew York 192} denken gegen cz—e4 fallen zu lassen. i . d4 d; 7. e4 de 2. Sf3 Sf6 8. L b 5 f Ld7 3. C4 e6 Darüber dachte Marshall fast 4. Sc3 C5 eine halbe Stunde nach. Ich hatte Als diese Partie gespielt wurde, eigentlich Sc6 und auf Se5 Db6 war die Kraft von Rubinsteins erwartet, mit unabsehbaren KomEntwicklungsmethode 5. cd, 6. g3 plikationen. Daß der Rückzug des usw. noch nicht klar verstanden Läufers nicht gut sein konnte, daworden. von war ich fest überzeugt, da ich jetzt zwei Figuren mehr im Spiel 5. cd ed hatte. 6. L g 5 Le6 Marshall wählte diesen Zug nach 9. Lf6: Df6: langer Überlegung. Ich war recht 10. Se4: Db6 erstaunt darüber, da ich mich er1 1 . De2 innerte, daß er selbst gegen diesen Auch die einfache Fortsetzung Zug den Angriff ez—e4 in einer 1 1 . Ldy:f Sdy:, 12. o—o Le7, 13. de Partie gegen Erich Cohn, Nürnberg SC5:, 14. SC5: De;:, 15. Tci hätte 1906, angewandt hatte und daß wohl angesichts des Entwicklungsseitdem der Läuferzug als schlecht vorsprunges bald gewonnen. Ich galt. wählte den komplizierteren Zug Allerdings erinnerte ich mich De2, weil Ldy:f eine weitere auch dunkel, daß die Stellung in schwarze Figur ins Spiel bringt. einer Partie des Wettkampfes Las11. . . . Ley ker—Schlechter 1910 vorkam, und Auf Lb5: würde 12. Sd6ff den daß Lasker ez—e3 und nicht ez—e4 König in die d-Linie treiben, wo er fortsetzte. Ich fragte damals Lasker, nach 13. Sb5: und 14. o—0—0 bald weshalb er nicht ez—e4 gezogen dem Angriff erliegen würde. hatte, und er antwortete, daß er 12. de Da5t keinen Vorteil für Weiß in diesem Es wäre wohl besser gewesen, Vorgehen sehen konnte. Endlich 12. . . . Lbj:, 13. cb Le2:, 14. Ke2: fiel mir ein, daß Marshall mich viel- ab zu spielen. Die offene Turmlinie leicht nur zu gz—gj verleiten und der Besitz eines Läufers wäre wollte, was in dieser Stellung wegen ein genügender Ausgleich für den C5 X d4 nebst LC5 nicht gut ist. Die- vereinzelten Doppelbauern. ser Gedanke schien mir um so 13. S3d2 o—o wahrscheinlicher, als ich in einer 14. Ld3 Partie Nr. 15
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Schwarz kann sich kaum an dem c-Bauern vergreifen, da Weiß einfach rochiert, worauf Sbj Schwarz arg ins Gedränge zu bringen droht. 14. . . . f5 Marshall denkt nicht daran, sich auf eine schwierige Verteidigung einzulassen, sondern sinnt bereits auf Angriff. Aber die Hängestellung des Le7 gibt mir Gelegenheit, durch ein überraschendes Opfer einen Bauern zu gewinnen. Er kann das Opfer nicht annehmen, ohne sich einem mörderischen Angriff auszusetzen.
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15. o—o Te8 15. . . . fe, 16. De4: Dd2:, 16. Dh 7 :f K f 7 , 17. D h j t Ke6, 18. Tadi usw.; oder 16. . . . Lf5, 17. Dd5f Kh8, 1 8 . L f j : Tf 5 :, 19. IX5: Dd2:?, 20. Tadi mit leichtem Gewinn. 16. Sb3 DC7 17. S g 3 ? Mit diesem schlechten Zug wirft Weiß beinahe die Früchte seiner Arbeit weg. Auf g3 steht der Springer schlecht, da Schwarz ihm mit g7—g6 fast alle Bewegungsfreiheit rauben kann. Der richtige Zug war 17. Sc3, um Lcj: mit Dc2 zu beantworten.
17. . . . g6 18. D C 2 Lf6 19. Se2 Sc6 20. SC3 Durch diesen Umweg des Springers habe ich meinen Entwicklungsvorsprung eingebüßt. Schwarz hat die Zeit benützt, um den Damenflügel zu entwickeln. Fetner besitzt er die gefährlichen zwei Läufer, und von £6 aus drückt sein Königsläufer sehr unangenehm auf b2. 20. . . . Sb4 Schwarz möchte sowohl Sb5 wie Sd5 unterbinden. Er gibt für diesen Zweck sogar einen seiner Läufer her, und es entsteht dabei eine Stellung mit Läufern von verschiedener Farbe, in der der Mehrbauer an Wert einbüßt, je mehr Figuren getauscht werden. 21. L c 4 t Kh8 22. Dd2 Lc6 Tad8 scheint vom Gesichtspunkt der allgemeinen Prinzipien der bessere Zug zu sein, es sei denn, Schwarz wollte den Damentausch vermeiden, den Weiß mit 23. Dd6 erzwingen könnte. Aber der Umstand, daß Schwarz mit seinen Türmen zu Handlungen im Zentrum bereit stünde, hätte ausgereicht, den Bauern zurückzuerobern: Dd6:, 24. cd Lc6 oder Tc8 mit gutem Spiel. 23. S b j Lbj: 24. Lb$: Te4 25. Dd6 Dg7 Dies greift nicht nur den b-Bauern ein zweites Mal an, sondern droht auch, die d-Linie mit dem Turm zu besetzen und außerdem 153
a7—a6, was den Läufer in Schwierigkeiten brächte. In solcher Lage muß man nach Gegendrohungen suchen, und diese lassen sich gewöhnlich entwickeln, indem man zusätzliche Streitkräfte ins Spiel bringt. 26. Tadil Dies entwickelt den Turm und sichert die Kontrolle der offenen Linie, da Td8 an Dd8:f usw. scheitern würde. Auf 26. . . . Sa2: geschähe 27. c6 Lb2:?, 28. Dd8f gefolgt von cf. 26. . . . a6 Um auf La4 (Ldj? Td8) Sa2: zu spielen, worauf C5—c6 mit b7—bj beantwortet wird.
27. c6! Der Läufer ist nun nicht zu nehmen, denn 27. . . . ab, 28 cb Db7:, 29. Df6:f Dg 7 , 30. Dg7:f Kg7:, 31. a3 würde Weiß einen Mehrbauern geben, für den Schwarz keinen Ausgleich hätte. 27. . . . bc 28. Lc6: Sc6: 29. Dc6: Df8 30. Td2 Weiß ist es gelungen, den Bauern zu halten, obschon Schwarz einen
154
Läufer für den Springer hat, was in Endspielen dieser Art mit Bauern auf beiden Flügeln einen Vorteil bedeutet. Da sich jedoch Türme auf dem Brett befinden, die auf den Linien der Damenseite ihre volle Kraft entwickeln können, sieht die Zukunft für den weißen b-Bauern nicht besonders freundlich aus. 30. . . . a5 31. TC2 Macht Platz für den Springer und behält die c-Linie unter Kontrolle. 31. . . . a4 32. Sd2 Te2 33. Sf3 T2e8 Man hätte Tc2:, 34. Dc2: Dc8 erwartet mit Aussichten, auf die zweite Reihe vorzudringen. Der Textzug stellt jedoch eine Falle. Hätte ich den natürlich aussehenden Zug 34. Tfct gemacht, so hätte Schwarz den verlorenen Bauern mit Lb2-.!, 35. Tb2-.? Tc8 zurückerobert. 34. Dc4 Te4 Die große Beweglichkeit der schwarzen Türme macht es mir schwer, für die Dame ein günstiges Feld zu finden, von wo sie nicht vertrieben werden kann. 35. Dc6 T4e8 36. D b j Teb8 37. De2 Te8 38. Ddi Tad8 39. Dci Endlich steht die Dame unangreifbar und gleichzeitig drohend; sie stützt den Einfall des Turmes in das feindliche Lager. 39. . . . Df7 40. a3 Tb8
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Schwarz hat sich eine nahezu ideale Stellung gesichert für seine Aufgabe, die weißen Damenflügelbauern am Vorrücken zu hindern. Weiß muß einen Weg finden, die Wirksamkeit des Läufers zu verringern und die Türme durch Drohungen auf der 7. Reihe zu tauschen. 41. 114! Ein starker Zug, der vieles leistet. Er schafft dem König ein Luftloch, verhindert ein gelegentliches g6—gj—g4 und droht seinerseits gelegentlich Sfj—g5, was den Tausch des Läufers herbeiführen könnte. 41. . . . Dg7 42. TC7Ü Jetzt darf Schwarz nicht Lb2: spielen wegen 43. DC5 Laj:, 44. Da7 Le7, 45. Tei Ta8, 46. Da8: Ta8:, 47. Tie7: D a i f , 48. Khz Kg8, 49. Sej und Weiß droht Matt in wenigen Zügen, wogegen es keine ausreichende Antwort gibt. 42. . . . Te7 43. Tc8f Te8 44. Te8:f Te8: 45. Dc6 Df8 Schlägt Weiß jetzt den a-Bauern, so gewinnt Schwarz nach Lb2: auch noch den Bauern aj.
46. T b i Wenn dieser Zug nur den Bauern decken sollte, wäre er unentschuldbar. In Endspielen müssen die Türme wenn irgend möglich aktiv eingesetzt werden, nicht passiv. Die Absicht des Textzuges ist natürlich der Vormarsch des b-Bauern. 46. . . . Te2 47. b4 ab e. p. 48. Tb3: Dd8 49. T b l ? Eine Verrechnung. Ich übersah, daß Schwarz im 53. Zuge den Turm auf e j von der Dame gedeckt dazwischenziehen kann. Tb7 mit der Drohung Td7 hätte schnell gewonnen. Z. B. Le7, 50. Td7 Db8, 51. Dc3f und Dc4f mit Turmgewinn. Oder: jo. Df8, 51. Sgj, drohend Se6 und Tey:. 49. . . . LI14: $0. Sh4: Dh4: 51. D c 3 t Kg8 52. Tb8f Kf7 53. T b 7 f Te7 54. D b 3 f Kg7
Die Macht eines entfernten Freibauern
In Endspielen dieser Art ist es aussichtsreicher, mit Dame und Bauer gegen Dame zu spielen als 155
mit Turm und Bauer gegen Turm, weil der Freibauer vom Turm blokkiert werden kann, -während die Dame den Weg für den Bauern freizumachen vermag, indem sie sich vom Bauern geschützt zum Tausch anbietet. Das Endspiel ist typisch und daher dem Lernenden zum genauen Studium zu empfehlen. Der Plan von Schwarz muß die Entblößung des weißen Königs von den schützenden Bauern sein, um irgendwie eine Stellung zu erreichen, in der ewiges Schach möglich ist. Daraus erklärt sich der folgende Sturm der schwarzen Bauern. Weiß hingegen versucht das Vorrücken seines Freibauern mit der Dame so zu decken, daß sie gleichzeitig bereit steht, den König gegen ewiges Schach zu schützen. Die Wiederholungen in den nächsten Zügen geschahen wegen der sich nähernden Zeitkontrolle. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61.
Dc3f Db3f Dc3f Te7:t a4 Dci a5
Kf7 *87 Kf7 De7: De2 85»
Wenn 61. t)g5:, so D e i f Df2:, und der weiße König steht offener als vorher. 61 62. D f i Dax 63. D b j !
U
Viel besser als aj—a6, was Schwarz mit Da4 beantworten könnte. Kg6 63 Kh5 64. Db6f 156
65. a6 66. v j
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mm • • mm •i wm §§
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• Ifö-ß//,
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In dieser Stellung braucht Weiß nur danach zu streben, das Feld f j mit Schach zu betreten, da dann a7—a8 geschehen kann, ohne daß dem König auf ax Matt droht, weil die Dame auf f i dazwischensetzen kann. 67. f g fg 68. D c $ t Kg6 69. Dd6f Kf7 70. Df4f Ke7 71. D e 3 t Kd7 72. K f i ! Droht Dg3:, denn Day: geht dann nicht wegen D g y f . Weiß verlöre seinen a-Bauern mit Schachgebot, nähme er auf gj.ohne vorher den König zu ziehen. 72 73. K e i
Da6f KC7
Oder: Dc6 74. D d j f Kc8, 75. D f j f Kd8, 76. a8Df! Da8:, 77. Df8f. Der g-Bauer war nicht zu retten. 74. Dg3:f Kd7 75. D g r t Kc8 76. D g 8 f Kb7 77. Db8f Aufgegeben.
Partie Nr. 16 Weiß: A l e x a n d e r A l j e c h i n Schwarz: Samuel R e s h e v s k y Gespielt im internationalen Turnier Zu Nottingham if}6
1 . Sf3 2. d4 3-
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d$ Sf6
3
Es mutet seltsam an, einen so unternehmungslustigen Spieler •wie Aljechin sich freiwillig in die Defensive begeben zu sehen. Das Colle-System, das dieser und der nächste Zug charakterisieren, gibt dem Anziehenden nur gegen zielloses Spiel von Seiten des Schwarzen starken Angriff. Zieht Schwarz den logischen Schluß aus dem Umstand, daß Weiß unnötig seinen Damenläufer eingeschlossen hat und bringt seinen eigenen heraus, nach f j oder g4, erhält er wenigstens gleiches Spiel. 3 C5 4. C3 Sbd7 5. Sbd2 Dc7 Dieser Zug sieht verfrüht aus. Offenbar plant Schwarz ej—e5, was Weiß prompt unterbindet. 5. . . . g6 scheint am besten zu sein. Schwarz sollte seiner Dame nicht so früh einen Platz zuweisen. 6. Da4t g6 7. C4 Auf den ersten Blick scheint es ein Zeitverlust zu sein, diesen Bauern noch einmal zu ziehen. Aber die Stellung der schwarzen Dame macht die Öffnung der c-Linie für Weiß wünschenswert. Er gewinnt das Entwicklungstempo zurück, wenn
die schwarze Dame sich genötigt sieht, die c-Linie zu räumen. 7 Lg7 8. cd Sdj: 9. Db3 Diesen Zug widerlegt Schwarz meisterhaft. Weiß hätte mit 9. e4 S;b6, 10. De 2 Dd6, 1 1 . a4l, drohend 12. aj mit Springergewinn, das bessere Spiel erlangen können, wie Colle in einer Partie gegen Rubinstein spielte.
166 9 S;b6 10. 04 cd! Nun wäre xi. aj wegen de 12. fe Sc5 und S6dy zwecklos. 1 1 . ed 12. Lb5 o—o 13. o—o Sf6 14. T e i l Verhindert Le6, was mit Te6:I und Sg5 beantwortet würde. 14 Lfj 1$. S f i Dd6 Schwarz ist aus der Eröffnung mit einem Entwicklungsvorsprung hervorgegangen und Weiß hat einen vereinzelten Bauern, auf den Schwarz seine Geschütze zu richten beginnt. Aber Weiß holt das bestmögliche aus seinem Gegengewicht, der offenen e-Linie, heraus.
157
16. D a j l Ttay. 17. T a j : Sfd5 Dieser „ewige Springer" gibt Schwarz die günstigeren Aussichten. Diesen Vorteil aber in den Gewinn der Partie zu verwandeln, bedeutet ein ziemliches Problem. 18. Sg3 Ld7 19. Tb3 Tfd8 Droht Sa4:. Als Antwort greift Weiß den schwarzen a-Bauern an. 20. Ld2 Sa4: 21. T a i S4b6 2 2 . Tay.
liby.
23. T3b5: e6 Nun droht Sc424. b3 Tdy 25. Se4 Tay. 26. Lay. Sc8 27. Se5 Le5: Der Überlegung wert war Te7 mit der Drohung, den Tb 5 mit b7—b6 kaltzustellen. Bei 28. Ld8 Te8, 29. Tby: Td8: S£j: Tf8 hätte Weiß für die geopferte Figur keinen genügenden Ausgleich. Und falls 28. TC5 Sa7, 29. Ld2 b6, jo. T c i TC7 usw. behielte Weiß seinen schwachen Bd4. Offenbar war Reshevsky der Ansicht, daß er nach dem folgenden erzwungenen Abtausch noch genügend Vorteil behält, um diese Spielweise zu rechtfertigen. 28. de SC7! Diagramm 167 b7—b6 hätte Weiß mit Tds: beantwortet. Dann würde 29. . . . Td5:, 30. Sf6f Kg7, 31. Sdj: ba zum Remis führen. 3 1 . . . . ed wäre möglicherweise gar zum Vorteil von Weiß gewesen, weil in Endspielen mit beweglichen Bauern auf beiden Flügeln der Läufer
158
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gewöhnlich Springer. 29. Sf6f 30. Sd7: 31. Ld2 32. K f i 33. b4 34. SC5
stärker
ist
167 als
der
Kg7 Sb5: Se7 Sd4 Sd5 b5
Zwei Springer gegen Läufer und Springer
Schwarz steht infolge seiner zentralisierten Springer besser. Der weiße König hat Schwierigkeiten, näher zu kommen. 35. Sd3 f6!
168 Reshevsky spielt das Endspiel mit bewundernswerter Genauigkeit. Sowohl 36. eff als auch f2—£4. hätte zu großen Schwierigkeiten für Weiß geführt. Nach 36. eff
Kf6: drohte Schwatz, den weißen Springer mit e6—ej—e4 zu vertreiben. Zum Beispiel: 37. K e i e j ! 38.fj Kf5,39.g4f (sonsth5)Ke6, 40. Kfa Sf6 nebst Kd5. Falls 36. £4, so wandert der schwarze König auf die Damenseite und gewinnt Zugang zu den Feldern d5 und C4. Der weiße Bauer auf b4 muß dann früher oder später fallen: 36. f4 f j , 37. K f z Kf7, 38. Le3 Sc2, 39. LC5 SC3!, 40. Ld6 Se4f, 41. Ke2 Ke8, 42. Lc5 Kd7, 43. Kdi Sa3, gefolgt von Kc6 und Kd5. 36. L e i Eine falsche Kombination. Aber wie eben ausgeführt ist es zweifelhaft, ob Weiß die Partie hätte halten können, im Hinblick auf die größere Beweglichkeit des schwarzen Königs und der weißfeldrigen Schwächen im Lager des Weißen. 36 fe 37. Se5: Sc2 Aljechin hatte Sb4: erwartet, worauf 38. Lb2 Sdc2, 39. Ke2 nebst 40. Kd2 die schwarzen Springer unbeweglich gemacht hätte und die besseren Chancen auf Weiß übergegangen wären, trotz des Bauernminus. 38. Lb2 S2b4: 39. Ke2 Kg8 Kf8 würde mit 40. Sf31 beantwortet werden mit der Doppeldrohung Sg5 und Sd4. 40. g3 Weiß hat ausgezeichnete Remischancen, weil — nach Bauerntausch auf dem Königsflügel — sich die Gelegenheit ergeben wird, eine oder sogar beide Figuren für den verbleibenden Bauern zu opfern. Es ist ja bekannt, daß das Endspiel
mit beiden Springern gegen den einsamen König nicht zu gewinnen ist. 40 Se7 41. Sf3 S7d5 42. Sg5 42. Sej hätte die Beweglichkeit des Sb4 eingeschränkt und war daher wahrscheinlich vorzuziehen. 42* • •«• SC7 43. Ke3 Sc6 44. £4 h6 45. S f 3 Kf7 46. Kd3 Sd5 Schwarz kann seinen Freibauern nicht vorrücken, solange sein König nicht nahe genug ist, ihn zu schützen, wenn er vom weißen König angegriffen wird. Um seinen König zu befähigen, ein Feld im Zentrum zu besetzen, von wo aus er sich nach beiden Flügeln wenden kann, versucht Reshevsky, seinen e-Bauern vorzurücken. 47. L e i Sf6 48. Lb2 Sd7 49. La3? Er möchte Sc5f verhindern, wonach der b-Bauer, unterstützt durch Sa4 vorzugehen drohen würde. Er hätte aber die Annäherung des Springers durch Ld4 verhindern sollen, was zugleich den e-Bauern aufgehalten hätte. Dann war das Manöver Kf7—ej—d6 nicht durchführbar wegen Lg7 nebst SI14. Aber Schwarz hätte das Opfer (49. Ld+) e51 versuchen können. Dann hätte 50. Lej: S7ej:f, 51. Se5:f Sej:f, 52. fe wegen des entfernten Freibauern zum Verlust für Weiß geführt. 5 i . f e K e 6 , 52. Ke4 b4 war ebenfalls kaum haltbar für Weiß. Auch 50. fe Ke6, 51. Ke4 159
b4, 5 2. Lb2 hätte Sc5f gefolgt von Sa4 und b j ermöglicht, und 52. Lej hätte wegen bjl, 53. K d i Sejrj-, 54. Se5: Se5:f, 55. K c j b2! verloren. Die einzige Remischance bot 52. Sd2 oder Lai. Aber die Notwendigkeit, den weißen König zum Damenflügel hinüber zu bringen, würde Schwarz immer den Zugang zu den Königsflügelbauern ermöglichen, was wohl die Partie schließlich zu seinen Gunsten entschieden hätte. 49 ejt 50. Ke3 Ke6 51. Lb2 Kd$l 52. Sh4 Sb6! Man beachte, wie die Springer zusammenarbeiten. 53. L e i Sc4f 54. Kf2 Sb4l 55. Ke2 Sa2 56. Ld2 b4 Nun kann Weiß seinen Läufer nicht für zwei Bauern aufgeben, weil Schwarz zwei Bauern übrig behält, solange er darauf achtet, den Tausch seines h-Bauern zu vermeiden: 57. Lb4: Sb4:, j8. Sg6: e4 usw. 57. fe b3 58. K d i Se5:I Nicht b2 59. KC2 Sd2:, 60. Kb2: Sb4, 61. K c j usw. 59. Sg2 59. Sg6: Sg6:, 60. Lh6: verliert wegen Sej 61. Lei Sei:, 62. K c i : Sc4 und Weiß wird nach Kdj—d4— c3 matt, bevor einer der Bauern in die Dame geht. 59
K e
60. h4 61. La$ Weiß gab auf.
160
4
Sd3 Sb2f
Partie Nr. 17 Weiß: Miguel Najdorf Schwatz: Reuben Fine Vierte Wettkampfpartie, New York 1949
1 . d4 Sf6 2. C4 e6 3. Sc3 Lb4 4. e3 b6 5. Sge2 Lb7 6. a3 Le7 Mit dem weißen Königsspringer auf f3 statt e2 wäre dies die Normalstellung der Damenindischen Verteidigung, mit der Ausnahme, daß Weiß hier seinen Bauern auf a3 hat. 7. d 5
Die einengende Wirkung dieses Zuges ist so groß, daß Najdorf dafür ein Entwicklungstempo hergibt. Die folgenden sechs Züge sind den Bemühungen des Schwarzen gewidmet, den vorgerückten Bauern zu beseitigen und den Gegenmaßnahmen des Weißen, ihn zu behaupten. 0—c • • • • d6 8. S g 3 9. Le2 c6 Sa6 10. e4 1 1 . 0—0 Sc7 12. T e i l
Der Bauer ist fünfmal angegriffen und nur viermal verteidigt, aber nach 1 2 . . . . cd, 13. ed ed bekäme Weiß ihn mit 14. U3 zurück mit Einlenken in den tatsächlichen Partieverlauf. 12 Dd7 13. Lf3 cd 14. ed ed 15. cd Tfe8 16. Lg5! Um den schwächenden Bauernzug I17—h6 zu provozieren. Die schwarze Stellung ist schlecht. Seine Läufer sind blockiert und Versuche, zum Figurentausch zu kommen, sind schwer zu verwirklichen. 16 h6 17. Le3 Lf8 18. Dd4
Schwarz muß sich nun ständig gegen die Drohung Lh6: schützen. Nach 19. Lh6: Sfdj:, 20. Shj! würde Weiß wenigstens einen Bauern gewinnen, abgesehen von der Tatsache, daß der den schwarzen König schützende Bauernwall zerstört würde. 18 Sbj 19. Sbj: Dbj: 20. a4> DC5 11
Lasker, Schachstrategie
Die Dame kann wegen der soeben erwähnten Wendung nicht nach d7 zurückkehren. 21. Dd2 DC7 22. Teci! Entfernt ohne Tempoverlust den Turm aus der e-Linie, wo er dem Abtausch ausgesetzt sein könnte. 22 23. a 5
Dd8
Weiß bereinigt zunächst den Damenflügel, wobei er sorgsam bedacht ist, den Turmtausch zu vermeiden. Die Idee ist, alle Kräfte auf den Königsflügel hinüberzuwerfen, ohne auf der anderen Seite Bauern übrig zu lassen, die der Gegner angreifen könnte. Das folgende Gefecht ist finessenreich: 23. 24. 2526. 2 7* 28. 29. 30. 3i32. 3334-
Tay. b4 Tcai b5 Tb5: Tci Tcbi T5b4 Lb6 Ld4 Tax!
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ba a6 Tc8 DC7 ab Ta8 Dd7 La6 Dd8 Dd 7 Dd8
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Bindet den schwarzen Damenläufer und den Turm an ihre Plätze. Um die Fesselung aufzuheben, bringt Schwarz seinen Springer auf den Damenflügel herüber. Dies schwächt jedoch die Verteidigung des Königsflügels, und Weiß greift dort mit überlegenen Kräften an. 34 Sd7 35- h3 Sc 5 36. Sh5 Droht 37. Lg7: Lg7:, 38. Tg4. 36 *5 37. Sfcj Dg5 38. I14! Die Schlußkombination, die zwangsläufig gewinnt. 38 DI14: 39. Se6 Fine waren vierzig Minuten geblieben, innerhalb derer er die verbliebenen zwei Züge auszuführen hatte. Er verbrauchte bis auf zwei Sekunden seine gesamte Zeit. Durch die Überanstrengung übersah er die einzige Chance auf ein mögliches Remis und gab einen Zug ab, der eine Figur verlor, nachdem er die Stellung 56 Minuten lang studiert hatte. De7 39 40. L c j : de 41. d6 Dd6:?? 42. Dd6: Schwarz gab auf, denn nach Ld6: gewinnt 43. Tb6 eine Figur. Hätte Schwarz 4 1 . . . . De6: gespielt, so könnte Najdorf durch den Damengewinn 42. Ld; kaum mehr als ein Remis erzielen wegen des Gegenzuges LC4II Aber seine Analyse während der Abbruchszeit bewies, daß 42. La8:l gewonnen hätte:
162
Ta8: 43. Tb6 Lb7, 44. Ta8: Laä:, 45. d7 Db6:, 46. d8D Dd8:, 47. Dd8: Lc61 (einziger Zug) 48. £3! und Schwarz kann seine Bauern auf f und c j auf die Dauer nicht verteidigen. (Einfacher scheint allerdings doch 42. L d j zu sein, denn Lc4 43. Ta8:l Ta8:, 44. TC4: ist hoffnungslos für Schwarz. Anm. d. Übers.) Partie N r . 18 Weiß: M a c h g i e l i s E u w e Schwarz: P a u l
Keres
Wettkampf in Rotterdam 1940
Sf6 1. d4 e6 2. 04 b6 3. Sf 3 Lb7 4- g3 Le7 L 2 5- g 0—0 6. 0—0 7. SC3 Sc4 Kommt Weiß dazu, e2—e4 zu spielen, erhielte er die Herrschaft über so viel mehr Raum als Schwarz, daß dieser es sehr schwer hätte, die Stellung auszugleichen. Darum trifft Schwarz sofort Maßnahmen gegen die Drohung 8. Dc2, was e2—e4 vorbereitet. Wenn dann d 7 — d j , so 9. Se5 mit Vorteil für Weiß. 8. Dc2 9. DC3: Besser ist Le4. IO. D C 2
SC3: d6 fj
Verhindert wieder e2—e4, schwächt aber den Punkt e6. 11. Sei Mit 11. d; I behauptet Weiß einen deutlichen Vorteil, z . B . 11. . . . ed, 12. ScLj., oder 1 1 . . . . e j ,
12. e4l fe, 13. Sd2 ej!, 14. fe T f i : f , 15. Sfx: Lg5, 16. e4 (nach Pachman). Mit dem geschehenen Zuge setzt Weiß ebenfalls e2—e4 durch, aber nicht unter so günstigen Umständen wie in der eben erwähnten Variante. 11 Dc8 12. e4 Sd7 13. d 5
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Wollte Weiß die Schwäche von e6 demonstrieren, so hätte er dies wirkungsvoller durch vorhergehenden Tausch auf f j tun können: 13. ef! Lg2: (ef? 14. d.51 nebst Springerwanderung nach e6) 14. Sg2: l i y . . Weiß hat die besseren Aussichten. Wie Weiß spielt, gestattet er dem schwarzen Springer, C5 mit Tempogewinn zu besetzen. 13 fe! 14. De4: Wenn Le4:, so ist Sf6 günstig für Schwarz, z.B. 15. Lg5 Se4:!, 16. Ley: Te8, 17. De4: Tey: usw. 14» * • • • Scj 15. De2 Lf6! Verhindert b2—b4, erhöht die Wirksamkeit des Läufers und bereitet eine mit glänzender Genauigkeit berechnete Kombination zur 11«
Rettung des e-Bauern vor, den Weiß mit LI13 zu erobern sucht. 16. Lh3 Te8 17. Le3 Dd8 18. L c ; : ed 19. Le6f Kh8 20. T d i dcj: Beweglicher Turm plus Läuferpaar übertrumpfen Dame und Springer
Alles geht auf. Weiß kann nicht 21. cd spielen, weil L d j : folgen würde. Schwarz behält so einen Freibauern, zwei mächtige Läufer und bleibt im Besitz der offenen e-Linie, in welcher der weiße Läufer in Gefahr schwebt, verloren zu gehen, falls Weiß nicht sofort vorbeugende Maßnahmen trifft. Strategisch ist die Partie für Keres bereits gewonnen. Die taktische Methode, mit der er seinen Stellungsvorteil zum Gewinn ausnützt, zeigt sehr schön und lehrreich die enorme Kraft zweier Läufer. 21. Sg2 d4 22. £4
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mm, r ^ r i r Ein Versuch, den Läufer auf e6 zu verankern. Aber der Vormarsch des Bauern gibt Schwarz eine un-
163
erwartete Gelegenheit, den weißen König auf der Diagonalen, auf der er steht, anzugreifen. Die beste Verteidigung für Weiß wäre Sf4 nebst Dg4 gewesen. 22 ¿3!! 2 3 . Tdy.
Dd3:ü
Eine wirklich wunderschöne Kombination. Die schwarzen zwei Läufer und zwei Türme erweisen sich der weißen Dame, Turm und Springer weit überlegen. 24. Ddj: L|
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17- T f 2 : ! Einfallsreich gespielt. W e i ß hauptet so d e n A n g r i f f .
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Df2:
18. g 5 hg 19. S g 5 : f5 D f 5 , 20. D h 4 f6, zi. S j e 4 S e j , 22. h j o d e r 21. . . . DI17, 22. D g 3 Sey, 23. D C 7 sieht nicht vielv e r s p r e c h e n d f ü r S c h w a r z aus. 20. D C 4 Dh2: Z w e i f e l l o s w a r t e t e F i n e a u f eine G e l e g e n h e i t , seinen M a t e r i a l v o r t e i l z u r ü c k z u g e b e n , w e n n er z u r gleic h e n Z e i t F i g u r e n tauschen kann, d e n n seine K ö n i g s f l ü g e l b a u e r n sind g e e i g n e t , das E n d s p i e l z u seinen G u n s t e n z u entscheiden. H ä t t e W e i ß n u n m i t 21. S d 5 ! f o r t g e s e t z t , s o k ö n n t e n sich mehrere phantastische V a r i a n t e n e n t w i c k e l n . S c h w a r z d ü r f t e nicht L d y a n t w o r t e n w e g e n 22. L c 6 : L c 6 : , 23. Sey) - K h 8 , 24. S g 6 f K g 8 , 25. D e 6 : f . W e n n 2 1 . . . . D h j , 22. T g i L d y , so w i e d e r 23. L c 6 : L c 6 : , 24. S e 7 f K h 8 , 25. D f i u n d W e i ß g e w i n n t , d e n n die D r o h u n g Sc6: n e b s t T h i ist und e c k b a r . 21. . . . ed, 22. D d j : f L e 6 , 23. D e 6 : f K h 8 , 24. S f 7 t T f 7 : , 25. D Í 7 : w ä r e w e g e n der unsicheren S t e l l u n g seines K ö n i g s n o c h stets gefährlich für Schwarz. N u r auf 2 1 . . . . D g 3 Ü g e h t es f ü r W e i ß nicht recht weiter, z. B . 22. L c 6 : Dg?:21. L c 6 : bc 22. D c 6 : D i e s sieht m ö r d e r i s c h aus, da T h i droht gefolgt v o n T h 8 f Kh8: D h i f u n d M a t t a u f h 7 . D o c h hier erkennt F i n e seine G e l e g e n h e i t , die Sache d u r c h R ü c k g a b e der Q u a l i t ä t z u vereinfachen.
166
22 Dh6 23. D a 8 : W e n n T g i , so T b 8 24. Sd5 T b 7 ' u n d alles ist g e d e c k t . 23 24. D a 7 :
Dg5:
Rennen der Freibauern I n diesem E n d s p i e l hat S c h w a r z die besseren A u s s i c h t e n , w e i l er einen Freibauern besitzt, der w e i t e r v o r g e r ü c k t ist als die w e i ß e n . A u c h h a t der L ä u f e r eine g r ö ß e r e V e r t e i d i g u n g s k r a f t als der S p r i n g e r . 24 25. S e 4 26. T g i 27.
£4 Dej f3
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Später w i r d es offenbar, d a ß hier b 2 — b 3 besser g e w e s e n w ä r e . Dies aber am Brett vorherzusehen, ist fast u n m ö g l i c h . D e r T e x t z u g sieht l o g i s c h aus, da er d e n B a u e r n a u f seinem W e g e z u r U m wandlung voranbringt. 27 28. D a 8 29. S g 5
Tf7 DC7
D r o h t De4< A b e r F i n e hat eine s c h ö n e E n t g e g n u n g bereit.
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... f2 30. T f i DC4 Hätte Weiß im 27. Zuge b2—bj gespielt, dann wäre die folgende Kombination nicht möglich gewesen. 31. D h i Dfi:f! 32. D f i : La6 33. Da6: fiDf 34. D f i : Tfi:f 35. Ka2 Tfs! Schwarz muß a4—a5 verhindern. Wenn 3 5 . . . . Tei?, so 36. a j T e j , 37. b4 Tg5:, 38. a6 und die verbundenen Freibauern gewinnen für Weiß. 36. Se6: g$ 37- Sg5: Weiß zielt auf ein „theoretisches Remis" mit drei Bauern gegen den Turm hin. Er hätte 37. b4 g4, 38. a j g3, 39. a6 spielen und mit Dame, Springer und Bauern gegen Dame und Turm Remis halten können. 37 Tg5: 38. b4 Kfy 39. a 5 Tg3 40. a6 Ke6 41. 37? Zu schade, eine so schöne und aufregende Partie durch einen groben Fehler zu verlieren. b4—b5 oder zuerst C2—C4 und dann b4—b5 hätte Remis gemacht, da der schwarze König den c-Bauern nicht schlagen und zur gleichen Zeit die anderen Bauern daran hindern kann, die 7. Reihe zu erreichen. 2g.
41 42. 43. C4 Weiß gab auf.
Tg8 Kd6 KC5
Partie Nr. 20 Weiß: S a m u e l R e s h e v s k y Schwatz: E d u a r d L a s k e r Gespielt im Internationalen Meisterturnier Havana 1952
1. d4 2. C4 3. Sf 3 4. e3 5. L.C4:
6. 0 — 0 7. De2 8. Lb3
d5
de Sf6 e6 c5
a6 b5
Lb7
Vielleicht ist hier Sc6 am ehesten geeignet, Schwarz ein aussichtsreiches Gegenspiel zu verschaffen. Die Idee wäre, auf 9. Tdl mit C4, 10. Lc2 Sb4 und Abtausch des Läufers fortzufahren. Der unvermeidliche Zentrumsvorstoß des Weißen ist dann nicht so gefährlich, wie er bei Erhaltung des für den Angriff immer sehr erwünschten Läufers werden könnte, und mit drei gegen zwei Bauern auf dem Damenflügel hat Schwarz das bessere Endspiel, nachdem der Angriff abgewehrt ist. Für den Textzug spricht der Umstand, daß Schwarz auf 9. a4 nicht b4 zu antworten braucht, worauf der weiße Damenspringer eine dominierende Stellung auf C4 bekommen könnte, sondern daß er Sbd7 spielen kann, weil er nach 10. ab ab, 11. Ta8: Da8:, 12. Db5: auf f3 den Bauern mit gutem Spiel zurückgewinnen würde. Wenn statt Db5: 12. SC3 geschieht, dann kann b4 folgen, ohne daß Weiß in absehbarer Zeit das Feld C4 mit seinem Springer günstig besetzen kann.
167
Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, und ich versuchte gerade abzuschätzen, ob nicht auf 11. e4 doch C4 möglich wäre, um nach 12. Lc2 e5 folgen zu lassen, als mich Reshevsky dieser Arbeit enthob, indem er sich für ruhige Weiterentwicklung entschied. 1 1 . Ld2 12. Taci 9. Sc3 Sbd7 Jetzt würde auf Sc6, 10. Tdl DC7, der gefährliche Durchbruch n . dj ed, 12. e4 möglich sein, worauf sowohl ¿4, 13. Sdj Sd5:, 14. edf Se7, 15. Sej C4, 16. Lf4 cb, 17. Tacl Dd6, 18. Td4, als auch 1 2 . . . . 0—0—o, 13. ed Sb4, 14. a4 C4, 15. ab cb, 16. ba dem Weißen ein gewaltiges Angriffsspiel gibt. Dem Textzuge vorzuziehen wäre wahrscheinlich, wie auf S. 85 bemerkt, 9 . . . . Le7 gewesen, um auf 10. Tdl wegzurochieren. 10. Tdl Dc7 Hier dachte Reshevsky mehr als eine halbe Stunde nach. Es ist allerdings schwer zu entscheiden, ob ruhige Weiterentwicklung mit Ld2 und Tci oder der sofortige Vorstoß auf e4 vorzuziehen ist. Letzteres würde den Vorteil haben, daß der Damenläufer beweglicher wird. Schwarz könnte nicht mit b4 auf Bauerngewinn spielen, da Sd5! ihn in des Teufels Küche bringen würde. Angesichts der Drohung d4—d5 schien mir cd nebst Le7 und o—o beinahe das einzige. Mir war gar nicht wohl zumute, als ich mir diese 168
Le7 Db6
Damit ist der Vorstoß e3—e4 unterbunden, wenn Weiß nicht vorher auf C5 tauscht. 13. LC2 14. a3
O O
Dieser Zug bereitet de, gefolgt von e4, vor, was im Augenblick noch nicht geschehen kann, denn wenn der Springer auf cj wiedernimmt, ist der Bauer auf e4 dreimal angegriffen, und b4 würde einen der drei deckenden Steine verjagen. Ich hätte wohl jetzt cd spielen sollen. Weiß hätte mit dem Bauern zurückschlagen müssen, wenn er Gewinnchancen haben wollte, denn nach 15. Sd4: Tfe8 nebst Tad8 steht das Spiel völlig gleich. Schwarz hat sogar etwas mehr Bewegungsfreiheit. Nach 15. ed andrerseits stehen beide weißen Läufer kampfbereit und der Bauer im Zentrum gibt Weiß mehr Lebensraum auf dem Königsflügel, so daß er dort Angriff droht. Dies würde die durch die Vereinzelung des d-Bauern hervorgerufene Schwächung mehr als aufwiegen. Ganz verfehlt wäre es für Schwarz, mit 15 Lf3:, 16. Df3: Dd4: auf Bauernraub auszugehen, statt seine Türme ins Spiel
zu bringen, beginnend etwa mit Tfd8 und Sf8. Mit seiner auf d4 exponiert stehenden Dame würde er sofort einen wahrscheinlich entscheidenden Angriff provozieren. Z . B . 17. Lg5 De5, 18. U4 D c j , 19. Se4 Day, 20. L e j Db8, 21. D h j g6, 22. Sg5, was sowohl Tdy: als auch Le4 droht. 14 Tfd8 15. de DC5: Um die Dame auf den Königsflügel zu bringen. Reshevsky hatte scheinbar nur LC5: und SC5: in Betracht gezogen, denn er dachte wieder sehr lange nach und spielte dann nicht das ursprünglich beabsichtigte e4, sondern brachte seinerseits auch eine weitere Figur auf den Königsflügel. 16. Se4 17. Sg3 18. g f
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Dh$ Uy. DI13 '¿giji/-
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in Ä • i JP m ¡¡Hill §§ Hü 11 11 §§ m # ÜJ. H BM B Meine Dame sitzt jetzt dem weißen König vor der Nase, aber Weiß hat die offene g-Linie und zwei Läufer, und ob ich schnell genug genügend Streitkräfte auf den Königsflügel bringen konnte, war die entscheidende Frage. Reshevsky
bereitete natürlich sofort die Besetzung der g-Linie vor. 19. K h l Se5 20. LC3 Sg6 2 1 . £4 Sh4 22. T g l Tac8 Dies droht TC3:, gefolgt von Td2 und S f j . Weiß würde zwar zwei Türme für die Dame bekommen, aber der Bauer a3 würde auch fallen und das Endspiel wäre schnell verloren. Stellt sich die Dame, statt den Turm d2 zu nehmen, auf f i der schwarzen Dame entgegen, so folgt Sg4Ü, und nach T g 2 kommt Se3:, worauf es keine Verteidigung mehr gibt. 23. f 3 Sdj 24. L a 5 Te8 Nicht Tdy, wegen L h 7 : f . Zeitnot im Alter 25. L d 2 Reshevsky hatte jetzt nur noch 4 Minuten für die restlichen 15 Züge, die vor der Zeitkontrolle beendet sein mußten! Ich hatte zwar noch 16 Minuten, aber — das Alter, das Alter! — ich war nach mehr als 4 Y2 Stunden angestrengten Nachdenkens nur mehr imstande, sehr langsam und schwerfällig vorauszurechnen. Wie bereits in einigen früheren Partien in diesem Turnier fingen die Figuren an, in meinem Kopfe ohne Rücksicht auf die ihnen zustehende Gangart herumzutanzen, und immer wieder huschte die Erinnerung an eine Bemerkung Reuben Fines durch meinen Sinn: „Schachmeister verstehen es nicht, sich rechtzeitig von der Turnierarena zurückzuziehen!"
169
•1i VA mi 11 HÜ m ü & B # if % mxm ¡Ü# Eine schöne Kombination schien sich zu bieten, die den von Reshevsky so lange vorbereiteten Vorstoß e4 widerlegte: 25 Lf6, 26. e4 Lb2:!, 27. ed L e i : , 28. L e i : ed, und nun ist die Dame angegriffen und hat keinen Zug, der S f j : verhindert. Z. B. 29. D d j Sf3:, 30. Tg2 D g 2 : f ! etc., oder 29. Df2 S f } : , 30. L£, Sgl:!, 31. L h 3 : T c i : f , 32. K g 2 h 5 ! Nimmt auf 2 7 . . . . L e i : der Turm zurück, so muß nach 2 8 . . . . ed die Dame nach f2 oder f i . Im letzteren Falle käme D f l : f , 30. S f i : S f j : , 31. Le3 d4 etc. Nach 29. Df2 aber würde TC4 mit der Drohung Tec8 gewinnen, weil der Läufer C2 wegen Turm tausch und T e i f ! nicht wegziehen kann. Nachdem ich soweit gerechnet hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr und sah zu meinem Entsetzen, daß ich jetzt selbst auch nur 4 Minuten übrig hatte! Soviel Zeit hatte ich zur Analyse der Varianten verbraucht! Ich ergriff schnell meinen Läufer, um die Kombination auszuführen — und stellte ihn auf d6 statt auf f6! — ein Feld, das ich überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte! So etwas war mir noch nie
170
passiert. Ich war zur Zeit der Partie 66 Jahre alt. War es das, was man in dem Alter nach geistiger Überanstrengung erwarten mußte? Ich bekam Angst. Dies war die letzte Partie des Turniers. Ich beschloß, daß es meine letzte Turnierparite überhaupt sein sollte! Ich hätte ruhig gleich aufgeben können, selbst wenn noch eine Remischance bestanden hätte. Auch ohne den Figurentanz in meinem Kopf war das Problem in dem notwendigen Blitztempo unlösbar. 25 Ld6?P 26. Se4 Sf5 Sonst gewann Tg3 die Dame! 27. Sd6: Sd6: 28. e4 Se7 29. T g 3 Dh5?? Dh4 war noch eine leise Chance, um 30. Dg2 mit Sg6 zu beantworten, worauf Lb4 wegen Df4: nicht spielbar war. Auf 31. Tg4 konnte dann Dhj 32. Lb4, Ted8 folgen, denn 33. Ld6: Td6:, 34. f5 ging nicht wegen ef, 35. ef Tc2:! 30. Dg2 g6?P Da ist schon der Blitzspiel-Bock. Sg6 war die einzige Möglichkeit für eine Schnellpartie, um 31. Lb4, was der Dame das letzte Fluchtfeld nimmt, mit Sf4: oder Sc4 zu beantworten. Die Komplikationen wären allerdings auch bei unbeschränkter Bedenkzeit zu groß gewesen, um sie alle durchzurechnen. Z. B. 3 1 . . . . S f 4 : , 32- T g 7 : f Kh8, 33. D g 4 D e 5 , 34. Ld6: ( L c 3 ? T c } : ) D d 6 : , 3 5 . T f 7 : und gewinnt. Oder 3 3 . . . . Dg4:, 34. Tg4: Se2, 35. Ld6: (droht Matt) f6!, 36. T d i ! h 5 ! (Tc2:? 37. Le-/!!), 37. Tg6 Tc2:, 38. Tf6: Kh7 mit
wahrscheinlich unhaltbarem Spiel. j i . . . . Sc4, 32. T h j Sej, 33. Dg3. Dh3:, 34. DI13: Sf4, 35. DI14 Se2 hätte noch am freundlichsten ausgesehen. Nach 36. T e i Tcz:, 37. D f z Sf4, 38. De3: Sg2, 39. Dg5 Sei 40. L e i : f6, 41. De3 Td8 hat Schwarz wenigstens etwas Gegenspiel für die Figur. Nach dem Textzuge spielt der Springer erj nicht mit und dazu kommen die Löcher auf h6 und f6. Das gibt ein schnelles Ende. SC4 Se3 Dh3: 33- D g 3 Sc2: 34. DI13: Sd4 35. LC3 Se2 36. T d i Sf4: 37. Lf6 Aufgegeben. 38. Dh4 Eine halbe Stunde nach der Partie, als mein Kopf sich etwas entwirrt hatte, schwand das Gelöbnis, mich nicht mehr an einem Turnier zu beteiligen, das ich mir im Stillen gegeben hatte, wieder sachte aus meinem Gedächtnis. 31. L b 4 32. TI13
Partie N r . 21 Weiß: E d u a r d L a s k e r Schwatz: N i c h o l a s R o s s o l i m o Gespielt im internationalen Meisterturnier Havana, 1 9 5 2 .
1. 2. 3. 4. 5.
e4 Sf3 d4 Sd4: SC3
6.
{4
C5 d6 cd Sf6 a6
Statt dessen ist 6. LC4 modern geworden, was nach dem mit a6 vorbereiteten Zuge DC7 nicht mehr
geht. Bobby Fischer hat mit dem Läuferzug nach C4 viele Erfolge gehabt. Zwar unterbricht Schwarz die Läuferlinie mit e6, aber Weiß bekommt dann meist gute Aussichten auf Angriff durch f4 und f j und Öffnung der f-Linie für seinen Turm. 6 DC7 7. L d 3 Viele Meister ziehen Le2 vor, weil auf d3 der Läufer dem Abtausch durch Sd7 nebst SC5 ausgesetzt ist. Aber dieser Abtausch würde andrerseits den c-Bauern aus der Linie schaffen, in der Schwarz in der sizilianischen Partie immer das vielversprechendste Gegenspiel erhält, und der weiße Damenturm würde auf ci aktiv werden und die schwarze Dame auf cj behelligen. 7 Sbd7 8. Sf3 e6 9. o — o b5 Schwarz bereitet einen dreifachen Druck auf e4 mit Lb7 und SC5 vor. 10. D e i Lb7 11. K h i Sc5 Jetzt wäre die solideste Fortsetzung 12. a}. Auch 12. Le3 wäre wohl spielbar gewesen, da Schwarz mit der Annahme des Bauernopfers auf e4 in der geöffneten e-Linie wegen seines unrochierten Königs allerhand Gefahren ausgesetzt sein würde (z. B. Se4:, 13. Se4: Se4:, 14. f5!). Ich versuchte die Linienöffnung durch Hergabe des e-Bauern auf eine Weise zu erzwingen, die Schwarz nicht ablehnen konnte, doch hätte er bei richtiger Verteidigung wahrscheinlich diesen Gewaltakt widerlegen können.
171
ÜHf III &
gf, 23. DC4: bc, 24. TC2:, und Schwarz darf nicht mit Tc8, 25. TC4: Tb2: auf Gewinn spielen, wegen 26. Tc8f Ld8, 27. Tdl Ke7, 28. 1x5 f etc. m Vmk.
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12. ? Sfd7 13. f 5 Se5: 14. S e ; : de 15. fe Se6: 16. Lf5 Sd4 17. Le4 f6 Schwarz hat jetzt doch seinen Mehrbauern konsolidiert, und wenn auch sein König noch in der Brettmitte steht, hat er alle seine kleinen Figuren zur Verteidigung bereit. Ich zermetzelte mir den Kopf, wie ich meinen Entwicklungsvorsprung ausnützen könnte, und kam schließlich auf die Idee, einen zweiten Bauern anzubieten, um die Figuren meines Damenflügels herauszubringen, ehe Schwarz seine Entwicklung beendete.
18. L e j ! Le4: Rossolimo kann der Lockung nicht widerstehen; LC5 und so bald wie möglich Rochade hätte wohl letzten Endes seine Partie gewonnen, wenn auch 19. Dh4 noch einige taktische Probleme gestellt hätte. 19. Se4: Sc2: 20. T c i ! Sei: Auf Dc6 sowohl wie DC4 wäre zi. Dh4 gefolgt. Z. B. 20 Dc6, 21. Dh4 Ley, 22. L e j ! etc., oder 20 Dc4, 21. Dh4 Le7, 22. Sf6:f 172
¡§
» II IH 11 §1 §§ 8 ü s IÜ W RL
ÜÜK B
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«
Psychologie im Schachkampf
Da Rossolimo nach langem Nachdenken diese Remisvariante vermied und meine Dame schlug, wußte ich, daß er versuchen wollte, zu gewinnen, und ich hoffte, daß er dem forcierten Remis aus dem Wege gehen würde, das die folgende Kombination in sich schließt; denn ich sah dann in dem entstehenden Endspiel auch Gewinnchancen für mich. 2 1 . TC7: Sd3 22. Tf6:! gf 23. S f 6 : f Kd8 24. Lb6 LC5 Mit Tb 8 hätte Schwarz das ewige Schach Td7 und TC7 erzwungen. Nach dem Textzuge bleiben ihm zwar zwei kleine Figuren und zwei Bauern gegen einen Turm und vier Bauern, aber Weiß erhält auf beiden Flügeln einen Freibauern, und die beiden Figuren können immer nur einen von ihnen aufhalten. 25. T d 7 f Kc8 26. T c 7 f
Vielleicht geht er nach b8. Solche Fallen soll man eigentlich nicht stellen. Aber daß man zwei Züge gegen „die Uhr" gewinnt, darf man als Entschuldigung anführen.
26 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 3738. 39. 40. 41. 42. 43.
Kd8 Lb6: Ke 7 Sf2f
Th 7 :f Th8:| Ta8: Kgi Kfi Ta6: Ta 5 Tb 5 Tb4: Ke2 a
Sf6: Ld 4 b4 Sg4
Sh2:f Kd6 Se3 Sd5 La 7 Sc7
Se6
Beinahe wäre ich jetzt der Versuchung zum Opfer gefallen, den Turm mit 43. Ta5 Sc5f, 44. T c j : für den Springer herzugeben, denn der Läufer kann nicht rechtzeitig auf den Königsflügel kommen, um den g-Bauern aufzuhalten. Aber nach 4 4 . . . . LC5:, 45. g4 spielt Schwarz einfach Ld4 und fängt den g-Bauern mit dem König ab.
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181
Ta}! g5 Thj Th6f Kes: Kf5 Te6 Tes Ke6 ?
Sb 4 : Ke6 LC5 Kf 7 Kg7 Sd5 Kf8 Se 7 f
Hier hätte T e 7 : bereits schnell gewonnen, da dann Kg6 und K h 7 entweder aus dem g-Bauern oder dem a-Bauern eine Dame gemacht hätte. Aber Schwarz konnte dieses Manöver auf die Dauer doch nicht verhindern.
Sg4
4
Sf 4 Sd5
Ein teuflischer Springer. Auf 45. K f j würde jetzt e4 kommen. Ich sah ein, daß ich unbedingt den Turm aktivieren mußte:
45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.
Sg4t
a5 a6 Ta4 Kf3 Ke4 b4
43 44. g 4
53 54. 55. 56. 5758. 59. 60. 61. 62.
Tb 5 Kf6 Kg6 Tb 7 Kh6 TC7
Td 7 Kg6 Tfjf-
Lgi Sc6 Ld 4 f Kg8 Se 5 f Sc6 Sa7 Le 3 Kf8 Ke8
Auf Kg8 käme 63. T e 7 Lc% 64. Te8f Lf8, 65. Kf6 nebst g6 und g 7 .
63. Ta 7 :
64. Kh 7
La 7 :
Aufgegeben.
Die ausgleichende Ungerechtigkeit des Schachspiels. Diese Partie hätte ich verlieren und die gegen Reshevsky gewinnen sollen.
173
Partie N r . 22 Weiß: R o b e r t B y r n e Schwarz: R o b e r t F i s c h e r Gespielt in der US A-Meisterschaft, New York 1959-60
1. ¿4 Sf6 2. C4 e6 3. Sc 3 d5 4. cd Sd5: Die „Abtauschvariante" 4 . . . . ed führt zu einem recht toten Spiel für Schwarz und wird daher von vielen Meistern heute vermieden. Nach 5. Lg5 Lej, 6. ej Sbdy, 7. L d j wurde in einigen Turnieren die Fortsetzung 7 Sf8 versucht, mit der Folge 8. Sge2 Se6, 9. O14 g6, 10. o—o Sg7, 1 1 . f j Sf5, 12. Hz. Das bewegliche Bauernzentrum sichert aber dem Weißen das weit aussichtsreichere Spiel. 5. S f 3 Mit 5. e4 SC3 6. bc cj ergibt sich eine Situation, die strategisch etwas ähnlich der in einem Hauptabspiel der Grünfeld Verteidigung (S. 90) entstehenden Stellung zu beurteilen ist. Nachdem Schwarz auf d4 tauscht, erhält er bessere Aussichten für das Endspiel, weil er einen entfernten Freibauern erlangen wird. Andrerseits bekommt Weiß wieder das gefährliche bewegliche Bauernzentrum, das entweder zu einem heftigen Königsangriff oder zu einem drohenden Freibauern in der d-Linie führen kann. Zur ersten dieser beiden Möglichkeiten kommt es auch in dieser Partie. 5
5 Sc6 7. LC4 SC3 : Gegen Reshevsky spielte Fischer in einer späteren Runde desselben c
6. e3
174
Turniers 7 cd, was den weißen e-Bauern beseitigt und so den Raumgewinn von Weiß durch den Vorstoß e}—e4—e5 vermeidet. 8. bc Le7 9. o—o o—o 10. De2 b6 11. Tdi DC7 12. e4 Lb7 13. L e 3 Tac8 14. Ld3 cd 15. cd La3 Offenbar zur Vorbereitung von Sb4, was jetzt verfrüht wäre, da 16. Taci Db8,17. L b i T c i 1 8 . T c i : dem Weißen eine viel aussichtsreichere Stellung lassen würde. 16. c$ Sb4 ?
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hü'''mm.ip* 'ma
182 Der letzte weiße Zug drohte Lh7 :f und D d j f mit Bauerngewinn. Zwar deckt der Textzug diese Drohung, aber seine Figuren mit Abenteuern auf dem Damenflügel zu beschäftigen, wenn auf dem Königsflügel schon Gewitterwolken aufziehen, kann kaum gesund sein. Fischer muß sich natürlich eine Widerlegung des Opfers 17. Lh7:f ausgedacht haben. Aber so ganz stubenrein sieht die Situation nicht aus, denn nach KI17:, 18. S g j f Kg8, 19. Dh5 Tfe8, 20. Dh7f K f 8 ; 21. Dh8f Ke7, 22. Dg7: geht Tf8 nicht
wegen Sfy:! Daher müßte 2 2 . . . . Kdy geschehen, und mit 23. Sij: Tey, 24. Lg5 Tee8, 25. Ley; Tey:, 26. h4 hat Schwarz alle Hände voll zu tun. Doch wird Fischer sich ganz richtig gesagt haben, daß Byrne am Brett so eine wilde Fortsetzung nicht riskieren würde. Die, die er wählt, ist viel einfacher und benötigt des Opfers nicht. Am besten hätte Fischer wohl „Pater, peccavi" gesagt und 16. . . . Ley gespielt, aber das tut man ja nicht gern. 16. . . . h6 wäre wegen iy. Sd2, gefolgt von Dg4 oder Le4, nicht recht geheuer. Also stürzt sich Fischer ins Handgemenge : 17. S g 5 ! h6 Sd3: würde nach D d j : eine Figur verlieren. 18. L h y f Kh8 19. Dh5 Sd5 20. Ld3 Dey Schwarz eilt mit seinen Figuren auf den Königsflügel zurück, doch ist es bereits zu spät. 21. Sh 7 ! Droht nicht nur Sf8:, sondern auch Lh6:. 21 Sej: 22. fe Tfd8 23. T f i Td7 24. I14! Jetzt kommt der Springer nach g5 zurück und der Bauer f7 ist nicht zu halten. 24. Tf6 wäre an T c i f , 25. T c i : L e i d r o h e n d L e j : f , gescheitert. 24 TC3 Die einzige Gegenchance. Passive Verteidigung wäre ganz aussichtslos gewesen. Z . B . 24. . . . TCC7, 25. Sf6, Td8, 26. Sg4 Df8, 27. Sh6: etc. 25- Sg5 Td3:
26. T f y : Td2! Jetzt würde 2y. Tey: T g 2 : f , 28. K f i Tey: Schwarz wegen der beiden Läufer noch viel Spiel gestatten. 27. Dg6 wäre ein Reinfall wegen T g 2 : f nebst T g 5:. 27. e4Ü Nimmt Schwarz den Bauern, so hängt der Läufer und Te7: gewinnt sofort. Die Drohung Dg6 kann nun nur noch durch Aufgabe der Dame abgewehrt werden. 27 Df7: 28. S f ^ f Tf7: Dies ist auch erzwungen, denn auf Kg8 würde 29. Sh6:f (gh, 30. De8f) folgen, und nach Kf8, 30. T f l f K e 7 , 31. Sg8f Kd8 würde 32. Dg5f den Turm d2 gewinnen 29. D f y : Le4:
183 30. T e i Mit De6: hätte Byrne diese wunderschön gespielte Partie würdig beenden können. Gegen den freien e-Bauern wäre kein Kraut gewachsen gewesen. Fischer zeigte nach der Partie eine geniale Kombination, mit der er auf De6: remis zu erzwingen gedachte: 30. De6: Lb2, 31. Tei Lg2:, 32. Tdi L d 4 : f , 33. Kh2 Le5 : f ! ! , 34. De5: T d i : , 35. K g 2 : T d 2 f , 36. Kh3 Ta2: nebst Ta5, worauf der weiße König nicht 175
an den Gegner heran kann. Aber statt 32. Tdi ? hätte Weiß mit 32. Dc8f, 33. Df5f und 34. Df4 gewonnen, da auf Ld4:f 35. Kh2 Lcj, 36. Dd2: gefolgt wäre. Der Textzug führt zu einer faszinierenden Stellung, die zwar in den meisten Varianten auch für Weiß gewonnen ist, die aber eine versteckte Remismöglichkeit in sich schließt. 3° Tga:t 31. Kfi Ld; 32. Tea Tg4
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Die ungeheure Kraft der Dame
Fischer versäumt die Remis chance, die im Turmtausch bestand, und an die er auch dachte, zum mindesten nach der Partie, denn er gab folgende überraschende Wendung an: 32. . . . Te2:, 33. Ke2: a5!, 34. De8f Khy, 35. Da4 Ley, 36. hj b5!, worauf der weiße a-Bauer am Vorstoß verhindert wird und der König nicht in die schwarze Bretthälfte eindringen kann, um seiner Dame beizustehen. Weiß hat jedoch einen Problemzug der diese Fortsetzung verhindert. In seiner bereits erheblichen Zeitnot hätte Byrne ihn allerdings kaum gefunden. Statt 35. Da4 hätte 176
er Db5Ü ziehen können. Auf Ley wäre dann 36. Db6:ü gekommen. Jetzt wäre Lzi: an 37. DC7, gefolgt von Dc2f, gescheitert. Nach 36. . . . Lh4: aber wird der a-Bauer frei und kann nicht aufgehalten werden: 37. M g5» 38- Da5: g4, 39. Dd5:ü ed, 40. a5 Ld8, 41. e6! Kg8,42. ej Ley:, 43. a6 etc. Versucht Schwarz 35. . . . Lb4 statt Le7, so folgt 36. a3, da der Bauer wegen Ddjf nicht geschlagen werden darf. Nach Le7 folgt dann 37. h5 und auf Kg8 38. De8f, worauf der weiße König nach b2 marschiert, um seinen a-Bauern zu decken und die Dame beweglich zu machen, die dann die Bauern auf der Damenseite verspeist, selbst wenn sie auf weiße Felder vorrücken. Es entsteht nämlich nach 38. De8| Lf8, 39. Kd2 b5, 40. Kc2 a4, 41. Kb2 1x4, 4Z- Dd7 eine Zugzwangstellung, die zunächst den b-Bauern verliert. Auf Ld5,43. Db5: Lb3 erneuert 44. De8 dann den Zugzwang wieder, und der a-Bauer oder der e-Bauer fällt. Falls Schwarz im vierzigsten Zug b4 statt a4 spielt, so antwortet Weiß 41. a4, gewinnt daiin den Bauern a5 und marschiert mit seinem Freibauern. Ein Endspiel, reich an erstaunlichen Wendungen, die die ungeheure Kraft der Dame illustrieren. 33. TC2 KI17 Er kann nicht TI14: spielen, da 34. TcSf Kh 7 , 35. Dg8f Kg6, 36. TC7 folgen würde. Fischer gab nach der Partie an, daß er 36. . . . Kf5 gespielt hätte, um auf 37. Dgy: mit T f 4 f , 38. Ke2 Ke4 fortzufahren. Aber 39. Dg3 würde hierauf eine Figur gewinnen. Trotzdem wäre
37- Dg7 : ein schwerer Fehler, denn Schwarz würde sofort mit T h i f ein Dauerschach auf der h-Linie erzwingen. Dagegen würde 37. D f 7 f ! schnell gewinnen, da nach Ke4, 38. Dg6f Kd 4 =, 39- Dgi T h i f , 40. Ke2, mit der Drohung Dej, entweder durch Lei, 41. Tci: Tci:, 42. De3f der Turm verloren geht, oder 40. . . . LC5 wegen 41. De3f Kc4, 42. Dd3f Kb4, 43. a j f nebst 44. Ta7:f zum Matt führt.
34. h5
In seiner Zeitnot übersieht Byrne den einfachen Gewinn, den 34. Da7: bot. Nach dem Verlust der Damenflügelbauern wäre natürlich jeder Widerstand aussichtslos gewesen. 34
Tg5
Droht Tf5 f . Jetzt würde 3 5. Da7: immer noch schnell entscheiden. Da aber Byrne nur noch Sekunden
hatte, gedachte er sich mit einigen irrelevanten Königszügen zunächst aus der Zeitnot zu bringen. Doch nach
35. 36. 37. 38. 39.
Ke2 Kd3 Ke2 Ke3 Kfi!
Tgzf Tg 3 t Tg2f Tg 3 t Tg 5
schoß er den schrecklichen Bock
40. Ke2??
Jetzt konnte Fischer mit Tg2f die Stellung zum dritten Mal wiederholen und mit Erfolg Remis reklamieren, während 40. Ke3 Byrne die nötige Zeit gegeben hätte, um festzustellen, daß er nach Tg 3 t , 41. Kf2 Tg5, 42. Da7: eine leicht gewonnene Stellung bekam. Ein melancholisches Ende einer von Byrne meisterhaft komponierten Schachsymphonie.
177
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Theorie der Turmendspiele Mit 257 Diagrammen. Oktav. 192 Seiten. 1959. Kartoniert DM 12,80 „Die .Theorie des Turmendspiels' ist ein Nachschlagbuch, das man ständig zur Hand haben muß." Deutsche Nachrichten, Sao Paulo „Wenn sich der Wert dieser Neuerscheinung erst herumgesprochen hat, wird kein ernsthafter Turnierspieler mehr darauf verzichten wollen. Wir machen keinen Hehl daraus, daß uns unter der deutschen Nachkriegsliteratur diesen Umfangs kein gleichqualifizierter Fund bekannt ist." Mindener Tageblatt
KURT RICHTER
Schachmatt Eine lehrreiche Plauderei für Fortgeschrittene über den Mattangriff im Schach 2. Auflage. Oktav. Mit 37 Teil- und 217 Volldiagrammen. 96 Seiten. 1958. Kartoniert DM 5,20 „Für seine Methode, die Schachjünger von Seite zu Seite wißbegieriger zu machen und ihnen auf allen Gebieten des .königlichen Spiels' reiches Wissen zu vermitteln, gebührt ihm Dank und Anerkennung. ,Schachmatt' — ein Buch für Fortgeschrittene — behandelt in anschaulichster Weise den Mattangriff. Es sollte in keiner Schachbibliothek fehlen." Süddeutsche Schachzeitimg
WALTER
DE
GRUYTER
&
CO • B E R L I N
W 30
vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer Karl J . Trübner • Veit & Comp.
HANS
Angriff
MÜLLER
und
Verteidigung
Strategie und Taktik im Schachspiel Mit J5 5 Diagrammen, 141 Partien und 297 Partiestellungen. Oktav. 180 Seiten, i960. Kartoniert D M 10,80 „Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist das Kapitel über die Kunst der Verteidigung, ein Thema, das in der Schachliteratur bisher recht stiefmütterlich behandelt wurde, obwohl diese genau so wichtig wie der Angriff und ungleich schwerer zu handhaben ist. Zahlreiche Beispiele machen dieses Buch geradezu zu einem Nachschlagewerk, ohne auch nur in einem einzigen Punkt langweilig zu sein. Für den Lernbeflissenen ist es ein wertvolles Hilfsmittel, für den Kenner eine Delikatesse." Fränkische Nachrichen
WERNER
Strategie
im
SPECKMANN
Schachproblem
Erläutert an 242 Miniaturen. Oktav. Mit 321 Diagrammen. 132 Seiten. 1958. Kartoniert D M 9,20 „Nirgends so gut wie in Miniaturen, die bewußt auf alles schmückende Beiwerk verzichten, lassen sich die vielfältigen Problemideen so kristallklar und stilrein zum Ausdruck bringen. Es gibt kein zweites Problembuch, darin die mannigfachen und grundverschiedenen Problemideen so umfassend und systematisch dargestellt sind wie in diesem Werk Speckmanns, das drum jedem Löser, der sich mit der Terminologie der Problemideen vertraut machen will, sehr empfohlen werden darf." Basler Nalional-Zeitung
W A L T E R
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G R U Y T E R
&
CO
• B E R L I N
W
30
vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung * Georg Reimer Karl J . Trübner • Veit ic Comp.
KURT
RICHTER
Einfälle — Reinfälle Schach zum Lesen und zum Lernen Mit 187 Diagrammen, mit Fragen und Antworten. Oktav. 87 Seiten, i960. Kartoniert D M 5,— ,,.. . Mit dem dem Verfasser so ureigenen Scharfblick sind hier wieder glänzende Einfälle und Reinfälle aus der Turnierpraxis zusammengetragen, die nicht nur den Blick schärfen sollen, sondern auch gerade den schmunzelnden Humor zu seinem Recht kommen lassen. Unterhaltend und originell. . . ." Industrie-Scbach-Ecbo
KURT RICHTER
Schach - Delikatessen E i n Züge-Cocktail aus dem Reich der 64 Felder Mit mehr als 100 Diagrammen. Oktav. VIII, 80 Seiten. 1961. Kartoniert D M 3,80 „Jeder Schachfreund dürfte viel Delikates in dem Büchlein finden, dessen gute und übersichtliche Gestaltung Anerkennung verdient. ,Schacb-Delikatessen' sind eine unaufdringliche Werbung für das Schach und ein neuer Beweis für die Schönheit des königlichen Spiels." dpa-Kulturredaktion
W A L T E R
DE
G R U Y T E R
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• B E R L I N
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vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • j . Guttentag, Verlagsbuchhandlung * Georg Reimer Karl J. Trübner • Veit & Comp.