Lernkarten Laborwerte für Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen: In Ausbildung und Praxis 9783437054822

Nach den Prüfungsleitlinien sollen die Heilpraktikeranwärter in der Lage sein, ärztliche Befunde und Befunde anderer Ber

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Haupttitel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Vorwort
Benutzerhinweise
Abkürzungen
Abbildungsnachweis
Fehler gefunden?
1. Präanalytik
1.1 Patientenbezogene Einflussgrößen
1.2 Materialgewinnung, Allgemeines zur Blutentnahme
1.3 Organisation und Vorbereitung der Blutentnahme
1.4 Durchführung der Blutentnahme
1.5 Fehlerquellen bei der Blutentnahme
1.6 Lagerung und Transport der Proben
1.7 Maßeinheiten der klinischen Chemie
1.8 Reagenzien
1.9 Abnahmesysteme
1.10 Allgemeines zur Interpretation der Befunde
1.11 Uringewinnung
1.12 Vorbereitung zur Stuhlgewinnung
2. Elektrolyte
2.1 Natrium (Na+)
2.2 Kalium (K+)
2.3 Magnesium (Mg2+)
2.4 Chlorid (Cl–)
3. Hämatologie
3.1 Hämatokrit (Hkt)
3.2 Hämoglobin (Hb)
3.3 Erythrozyten
3.4 MCV, MCH und MCHC
3.5 RDW (red cell distribution width)
3.6 Retikulozyten
3.7 Leukozyten
3.8 Neutrophile Granulozyten
3.9 Basophile Granulozyten
3.10 Eosinophile Granulozyten
3.11 Monozyten
3.12 Lymphozyten
3.13 Thrombozyten
4. Eisenhaushalt
4.1 Eisen
4.2 Transferrin
4.3 Ferritin
5. Gerinnung
5.1 Partielle Thromboplastinzeit (PTT)
5.2 Quick-Wert und INR
5.3 D-Dimere
6. Proteinstoffwechsel
6.1 Gesamtprotein
6.2 Eiweiß-Elektrophorese
6.3 Albumin
7. Fettstoffwechsel
7.1 Triglyzeride
7.2 Cholesterin
7.3 LDL-Cholesterin
7.4 HDL-Cholesterin
7.5 Lipoprotein (a)
7.6 Homocystein
8. Kohlenhydratstoffwechsel
8.1 Glukose
8.2 HbA1c
8.3 Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
9. Entzündungsparameter und Tumormarker
9.1 BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
9.2 CRP (C-reaktives Protein)
9.3 Anti-Streptolysin (ASL)
9.4 Rheumafaktor (RF)
9.5 CCP-Ak (Antikörper gegen cyclisches citrulliniertes Peptid)
9.6 HLA-B27-Antigen
9.7 Antinukleäre Antikörper (ANA)
9.8 Tumormarker
10. Leberdiagnostik
10.1 GOT/AST
10.2 GPT/ALT
10.3 Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT)
10.4 Glutamatdehydrogenase (GLDH)
10.5 Cholinesterase (CHE)
10.6 Bilirubin
10.7 Alkalische Phosphatase (AP)
11. Pankreasdiagnostik
11.1 Lipase
11.2 Pankreatische Elastase 1
11.3 α-Amylase
12. Nierendiagnostik
12.1 Kreatinin
12.2 Kreatinin-Clearance
12.3 Cystatin C
12.4 Harnstoff
12.5 Harnsäure
13. Herzdiagnostik
13.1 Myoglobin
13.2 Troponin T und Troponin I
13.3 BNP (B-natriuretisches Peptid)
13.4 Laktatdehydrogenase (LDH)
14. Schilddrüsendiagnostik
14.1 Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)
14.2 T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin)
14.3 Schilddrüsen-Antikörper
15. Knochen- und Muskelstoffwechsel
15.1 Kalzium (Ca2+)
15.2 Phosphat
15.3 Vitamin D
15.4 Parathormon
15.5 CK (Kreatinkinase)
16. Laborbefunde bei Alkoholabusus
16.1 CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin)
16.2 Vitamin B12 und Folsäure
17. Urindiagnostik
17.1 Makroskopische Beurteilung
17.2 Geruchsveränderungen und Dreigläserprobe
17.3 Spezifisches Gewicht
17.4 pH-Wert
17.5 Leukozyten
17.6 Nitrit
17.7 Glukose
17.8 Eiweiß
17.9 Ketonkörper
17.10 Erythrozyten
17.11 Bilirubin und Urobilinogen
17.12 Sedimentuntersuchung
18. Stuhldiagnostik
18.1 Okkultes Blut
18.2 Pankreatische Elastase 1
19. Laborparameter und Indikationen
19.1 Parameter und Indikationen
19.1 Parameter und Indikationen
19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter
19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter
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Lernkarten Laborwerte für Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen: In Ausbildung und Praxis
 9783437054822

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Lernkarten Laborwerte für Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen In Ausbildung und Praxis 3. AUFLAGE

Dagmar Dölcker

     

Inhaltsverzeichnis Cover Haupttitel Impressum Vorwort Benutzerhinweise Abkürzungen Abbildungsnachweis Fehler gefunden? 1. Präanalytik 1.1 Patientenbezogene Einflussgrößen 1.2 Materialgewinnung, Allgemeines zur Blutentnahme 1.3 Organisation und Vorbereitung der Blutentnahme 1.4 Durchführung der Blutentnahme

1.5 Fehlerquellen bei der Blutentnahme 1.6 Lagerung und Transport der Proben 1.7 Maßeinheiten der klinischen Chemie 1.8 Reagenzien 1.9 Abnahmesysteme 1.10 Allgemeines zur Interpretation der Befunde 1.11 Uringewinnung 1.12 Vorbereitung zur Stuhlgewinnung 2. Elektrolyte 2.1 Natrium (Na+) 2.2 Kalium (K+) 2.3 Magnesium (Mg2+) 2.4 Chlorid (Cl–) 3. Hämatologie 3.1 Hämatokrit (Hkt) 3.2 Hämoglobin (Hb) 3.3 Erythrozyten

3.4 MCV, MCH und MCHC 3.5 RDW (red cell distribution width) 3.6 Retikulozyten 3.7 Leukozyten 3.8 Neutrophile Granulozyten 3.9 Basophile Granulozyten 3.10 Eosinophile Granulozyten 3.11 Monozyten 3.12 Lymphozyten 3.13 Thrombozyten 4. Eisenhaushalt 4.1 Eisen 4.2 Transferrin 4.3 Ferritin 5. Gerinnung 5.1 Partielle Thromboplastinzeit (PTT) 5.2 Quick-Wert und INR

5.3 D-Dimere 6. Proteinstoffwechsel 6.1 Gesamtprotein 6.2 Eiweiß-Elektrophorese 6.3 Albumin 7. Fettstoffwechsel 7.1 Triglyzeride 7.2 Cholesterin 7.3 LDL-Cholesterin 7.4 HDL-Cholesterin 7.5 Lipoprotein (a) 7.6 Homocystein 8. Kohlenhydratstoffwechsel 8.1 Glukose 8.2 HbA1c 8.3 Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) 9. Entzündungsparameter und Tumormarker

9.1 BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) 9.2 CRP (C-reaktives Protein) 9.3 Anti-Streptolysin (ASL) 9.4 Rheumafaktor (RF) 9.5 CCP-Ak (Antikörper gegen cyclisches citrulliniertes Peptid) 9.6 HLA-B27-Antigen 9.7 Antinukleäre Antikörper (ANA) 9.8 Tumormarker 10. Leberdiagnostik 10.1 GOT/AST 10.2 GPT/ALT 10.3 Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) 10.4 Glutamatdehydrogenase (GLDH) 10.5 Cholinesterase (CHE) 10.6 Bilirubin 10.7 Alkalische Phosphatase (AP) 11. Pankreasdiagnostik

11.1 Lipase 11.2 Pankreatische Elastase 1 11.3 α-Amylase 12. Nierendiagnostik 12.1 Kreatinin 12.2 Kreatinin-Clearance 12.3 Cystatin C 12.4 Harnstoff 12.5 Harnsäure 13. Herzdiagnostik 13.1 Myoglobin 13.2 Troponin T und Troponin I 13.3 BNP (B-natriuretisches Peptid) 13.4 Laktatdehydrogenase (LDH) 14. Schilddrüsendiagnostik 14.1 Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) 14.2 T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin)

14.3 Schilddrüsen-Antikörper 15. Knochen- und Muskelstoffwechsel 15.1 Kalzium (Ca2+) 15.2 Phosphat 15.3 Vitamin D 15.4 Parathormon 15.5 CK (Kreatinkinase) 16. Laborbefunde bei Alkoholabusus 16.1 CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin) 16.2 Vitamin B12 und Folsäure 17. Urindiagnostik 17.1 Makroskopische Beurteilung 17.2 Geruchsveränderungen und Dreigläserprobe 17.3 Spezifisches Gewicht 17.4 pH-Wert 17.5 Leukozyten 17.6 Nitrit

17.7 Glukose 17.8 Eiweiß 17.9 Ketonkörper 17.10 Erythrozyten 17.11 Bilirubin und Urobilinogen 17.12 Sedimentuntersuchung 18. Stuhldiagnostik 18.1 Okkultes Blut 18.2 Pankreatische Elastase 1 19. Laborparameter und Indikationen 19.1 Parameter und Indikationen 19.1 Parameter und Indikationen 19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter 19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter

Impressum Elsevier GmbH, Bernhard-Wicki-Str. 5, 80636 München, Deutschland Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Anregungen an [email protected] ISBN 978-3-437-55019-5 Alle Rechte vorbehalten 3. Auflage 2024 © Elsevier GmbH, Deutschland Wichtiger Hinweis Die medizinischen Wissenschaften unterliegen einem sehr schnellen Wissenszuwachs. Der stetige Wandel von Methoden, Wirkstoffen und Erkenntnissen ist allen an diesem Werk Beteiligten bewusst. Sowohl der Verlag als auch die Autorinnen und Autoren und alle, die an der Entstehung dieses Werkes beteiligt waren, haben große Sorgfalt darauf verwandt, dass die Angaben zu Methoden, Anweisungen, Produkten, Anwendungen oder Konzepten dem aktuellen Wissensstand zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Werkes entsprechen. Der Verlag kann jedoch keine Gewähr für Angaben zu Dosierung und Applikationsformen übernehmen. Es sollte stets eine unabhängige

und sorgfältige Überprüfung von Diagnosen und Arzneimitteldosierungen sowie möglicher Kontraindikationen erfolgen. Jede Dosierung oder Applikation liegt in der Verantwortung der Anwenderin oder des Anwenders. Die Elsevier GmbH, die Autorinnen und Autoren und alle, die an der Entstehung des Werkes mitgewirkt haben, können keinerlei Haftung in Bezug auf jegliche Verletzung und/oder Schäden an Personen oder Eigentum, im Rahmen von Produkthaftung, Fahrlässigkeit oder anderweitig übernehmen. Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht (®). Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar. 24  25  26  27  28        5  4  3  2  1 Für Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial siehe Abbildungsnachweis. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. In ihren Veröffentlichungen verfolgt die Elsevier GmbH das Ziel, genderneutrale Formulierungen für Personengruppen zu verwenden. Um jedoch den Textfluss nicht zu stören sowie die gestalterische Freiheit nicht einzuschränken, wurden bisweilen Kompromisse eingegangen. Selbstverständlich sind immer alle Geschlechter gemeint. Planung: Stefanie Schröder, München Projektmanagement und Herstellung: Nicole Kopp, München Redaktion: Dr. Stefanie Gräfin von Pfeil, Kirchheim/Teck Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland Druck und Bindung: Drukarnia Dimograf Sp. z o. o., BielskoBiała/Polen Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm Titelfotografie: © Adobestock Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de

Vorwort Laboruntersuchungen ersetzen nicht die ausführliche Anamnese und die körperliche Untersuchung, sind aber sehr wichtige Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose. Sie werden auch zur Differenzialdiagnostik und Verlaufskontrolle von Erkrankungen eingesetzt. Die Möglichkeiten der laborchemischen Untersuchungen sind vielfältig; die nachfolgenden Lernkarten beschränken sich auf die wichtigsten Parameter und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Lernkarten eignen sich sowohl für die Vorbereitung auf die Heilpraktiker-Überprüfung als auch als Nachschlagehilfe für die Praxistätigkeit. Berücksichtigt wurden die in den letzten 17 Jahren der Überprüfungen gefragten Parameter, ebenso häufige Fragestellungen aus dem Praxisalltag. Die Relevanz der einzelnen Laborparameter für die Prüfung ist mit Punkten am oberen rechten Kartenrand gekennzeichnet:

sollte unbedingt gewusst werden

wichtig zu wissen

wird ebenfalls gefragt, steht aber nicht im Vordergrund.

Laborparameter, die nicht mit Punkten gekennzeichnet sind, dienen der Information und werden eher selten abgefragt. Spezielle Fragestellungen aus den Prüfungen finden Sie jeweils unter „Prüfungstipps“. Von herausragender Bedeutung sind die korrekte Blutentnahme und der sachgemäße Umgang mit dem gewonnenen Material. Die Technik der Blutentnahme sollte zunächst am Phantomarm geübt werden, bis die nötige Sicherheit im Ablauf erlangt ist, und erst danach am Menschen. Ferner empfiehlt sich, die dargestellten Grundlagen der Materialgewinnung zu berücksichtigen. Die jeweils benötigte Blut- bzw. Materialmenge ist unter den einzelnen Laborparametern aufgeführt. Ich wünsche Ihnen viele Erkenntnisse beim Lernen sowie viel Erfolg bei der Überprüfung und Ihrer Praxistätigkeit. München, im Juni 2023 Dagmar Dölcker

Benutzerhinweise

Abkürzungen

ADH

antidiuretisches Hormon

Ak

Antikörper

ANV

akutes Nierenversagen

AP

alkalische Phosphatase

ALT

Alanin-Aminotransferase

ANA

antinukleäre Antikörper

ASL

Anti-Streptolysin

AST

Aspartat-Aminotransferase

ASS

Acetylsalicylsäure

BSG

Blut(körperchen)senkungsgeschwindigkeit

Ca

Carcinoma; Karzinom

CDT

Carbohydrate Deficient Transferrin

CHE

Cholinesterase

CK

Kreatinkinase

CK-MB

Kreatinkinase, MB-Anteil

Cl

Chlorid

CML

chronische myeloische Leukämie

CMV

Zytomegalievirus

CRP

C-reaktives Protein

EBV

Epstein-Barr-Virus

EDTA

Ethylendiamidtetraacetat

EPO

Erythropoetin

ERCP

endoskopische retrograde Cholangiopankreatografie

GOT

Glutamat-Oxalacetat-Transaminase

GLDH

Glutamatdehydrogenase

GPT

Glutamat-Pyruvat-Transaminase

γ-GT

Gamma-Glutamyltransferase

Hb

Hämoglobin

HDL

High Density Lipoprotein

HIV

humanes Immundefizienzvirus

Hkt

Hämatokrit

HLA

humanes Leukozyten-Antigen

HWZ

Halbwertszeit

IE

Internationale Einheiten

i. m.

intramuskulär

Ig

Immunglobulin

i. v.

intravenös

INR

International Normalized Ratio

i. U.

im Urin

K +

Kalium

KHK

koronare Herzkrankheit

LDH

Laktatdehydrogenase

LDL

Low Density Lipoprotein

Lp(a)

Lipoprotein (a)

MCH

mittleres korpuskuläres Hämoglobin

MCHC

mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration

MCV

mittleres korpuskuläres Volumen

Mg 2+

Magnesium

Na +

Natrium

NaF

Natriumfluorid

NNR

Nebennierenrinde

NSAR

nichtsteroidale Antirheumatika

O 2

Sauerstoff

oGTT

oraler Glukosetoleranztest

pAVK

periphere arterielle Verschlusskrankheit

PTT

partielle Thromboplastinzeit

SLE

systemischer Lupus erythematodes

T 3

Trijodthyronin

T 4

Tetrajodthyronin/Thyroxin

Tbc

Tuberkulose

TRH

Thyreoidea Releasing Hormone

TSH

Thyreoidea-stimulierendes Hormon

U

unit

V.

Vena

V. a.

Verdacht auf

VLDL

Very Low Density Lipoprotein

Abbildungsnachweis Der Verweis auf die jeweilige Abbildungsquelle befindet sich bei allen Abbildungen im Werk am Ende des Legendentextes in eckigen Klammern. V153

SARSTEDT AG & Co. KG, Nümbrecht

V342

Becton Dickinson GmbH, Karlsruhe

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1: Präanalytik 1.1 Patientenbezogene Einflussgrößen Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Unter Präanalytik versteht man alle Prozesse und Bedingungen, die vor der eigentlichen Durchführung der Laboranalyse von Bedeutung sind und Einfluss auf das Laborergebnis haben. Dazu zählen v. a. patientenbezogene Einflussgrößen, die Probengewinnung (Materialgewinnung), die Probenlagerung und der Transport ins Labor. Die patientenbezogenen Einflussgrößen können eingeteilt werden in veränderliche und unveränderliche oder in: • Kurzfristige, schnell wechselnde Einflussfaktoren: z. B. vorangegangene körperliche und seelische Belastung, Veränderung der Körperlage, Nahrungsaufnahme, tagesbedingte Schwankungen, Medikamenteneinnahme • Längerfristige Einflüsse: z. B. Konsum von Alkohol, Nikotin und bestimmten Nahrungsmitteln, Lebensalter, Schwangerschaft, Medikamenteneinnahme • Permanente Einflussfaktoren: z. B. ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht Die fehlerhafte oder mangelnde Beachtung dieser Parameter kann zu veränderten, unplausiblen Laborergebnissen führen.

Beispiele für Auswirkungen der Einflussfaktoren auf das Messergebnis: • Eine Veränderung der Körperlage vom Stehen ins Liegen führt zu einer Verdünnung des Bluts, weil das Körperwasser vom Interstitium in die Gefäße gelangt. Damit werden z. B. korpuskuläre Anteile (Hämatokrit) niedriger gemessen. Im umgekehrten Fall, bei einer Lageveränderung vom Liegen ins Stehen, wird der Hämatokrit höher gemessen. • Je nach Tageszeitpunkt der Abnahme können Unterschiede der Blutzellen um bis zu 20 % variieren. • Eine übermäßige körperliche Belastung vor der Blutentnahme führt meist zu höheren Leukozytenzahlen, einem Anstieg von CK, LDH und GOT/AST. • Fettreiche Mahlzeiten führen zur Erhöhung von freien Fettsäuren, Triglyzeriden, AP und LDH. • Fastenkuren und proteinarme Diäten gehen mit einer Erniedrigung von Albumin und Harnstoff einher. • Bei Patientinnen und Patienten mit Nikotinabusus können das CRP und der Tumormarker CEA erhöht sein. • Chronischer Alkoholabusus geht mit einer Erhöhung von γ-GT, GPT/ALT, GOT/AST, MCV und CDT einher. • Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen bei einigen Parametern, z. B. höhere Normbereiche für CK, Erythrozyten oder Hämoglobin bei Männern und andere Referenzwerte für Geschlechtshormone. • Unter Einnahme von bestimmten Diuretika, Analgetika oder Antibiotika können die Leukozytenzahlen sinken.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis Genaue Kenntnisse der patientenbezogenen Einflussgrößen auf die Laborergebnisse sind von Vorteil und ermöglichen eine bessere Interpretation der Befunde.

1.2 Materialgewinnung, Allgemeines zur Blutentnahme Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die korrekte Blutentnahme ist eine wesentliche Voraussetzung für plausible Laborwerte. Nachfolgende Punkte sollten beachtet werden: • Eine Blutentnahme erfüllt den Tatbestand der Körperverletzung; das Einverständnis der Patientin oder des Patienten ist einzuholen und zu dokumentieren. • Die Anamneseerhebung ist vor der Blutentnahme zwingend nötig. • Die patientenbezogenen Einflussgrößen müssen beachtet werden (→ Karte 1). • Die unterschiedlichen Blutröhrchen sollten in folgender Reihenfolge entnommen werden: 1. Serum 2. Citratplasma 3. Heparinblut

4. EDTA-Blut 5. NaF-Plasma • Vor der Blutentnahme (aber auch vor der Entnahme anderer Materialen wie Urin und Stuhl) ist eine korrekte Organisation der Probenröhrchen und des Begleitscheins (leserlich ausgefüllt) mit Datum und Tageszeit, Erfassung der relevanten Diagnosen, Fragestellungen und der korrekten Zuordnung zum Patienten notwendig. • Nach der Materialentnahme erfolgt die Nachbereitung der Probe, z. B. Etikettierung mit einem Barcode, ggf. Zentrifugation. • Auf eine korrekte Lagerung der Proben (liegend, stehend, gekühlt, bei Raumtemperatur, gefroren) ist je nach Fragestellung und Material zu achten (→ Karte 6). • Die Dokumentation der Probenentnahme erfolgt im Laborbuch und in der Patientenakte. • Die Vereinbarung eines Folgetermins zur Besprechung der Laborbefunde sollte avisiert werden. Kurzanamnese Vor der Blutentnahme sollte ein Vorgespräch stattfinden, das folgende Aspekte beinhaltet: • Erhebung der Anamnese im Hinblick auf aktuelle Erkrankungen, Vorerkrankungen (auch infektiöse Erkrankungen, z. B. Hepatitis B, C, HIV) und Medikamenteneinnahme

• Aufklärung der Patientin oder des Patienten über den Zweck der Blutentnahme, die zu untersuchenden Parameter und die Kosten • Wenn möglich, Einsicht in die Vorbefunde • Erfragung von möglichen allergischen Erkrankungen und Reaktionen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis Eine gute Organisation und die Kenntnisse über die Reihenfolge der Röhrchen bei der Blutentnahme sollten sicher beherrscht werden.

1.3 Organisation und Vorbereitung der Blutentnahme Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng • Blutentnahmen sollten morgens zwischen 7 und 9 Uhr erfolgen. • Die Patientin oder der Patient sollte nüchtern zur Blutentnahme erscheinen, d. h. 12–14 Stunden kein Essen und nach Möglichkeit keine Getränke zu sich genommen haben, und in den letzten 3 Tagen keine übermäßige körperliche Aktivität betrieben haben. Kaffeekonsum am Morgen sollte auch unterbleiben.

• Unmittelbar vor der Blutentnahme sollte der Patient mindestens 10 Minuten ruhen. • Auf Alkoholkonsum sollte mindestens 24 Stunden vor der Blutentnahme verzichtet werden. • Auf Nikotinkonsum sollte vor der Blutentnahme verzichtet werden. • Medikamenteneinnahmen vermerken. • Keine Punktionen in ödematöse Gebiete, Hämatome, Narben oder entzündlich veränderte Hautgebiete. • Keine Blutentnahme am Shuntarm oder nach einer Lymphadenektomie, z. B. beim Mammakarzinom mit Axillaresektion. • Keine Blutentnahme oberhalb eines liegenden Katheters. • Das Tragen von Schutzhandschuhen, die Beachtung von Schutzmaßnahmen und gesetzlichen Hygienevorgaben, z. B. im Hinblick auf eine Pandemie, sollten selbstverständlich sein. Vorbereitung der Materialien • Händedesinfektion • Vorbereitung der Materialien: Sauberes, desinfiziertes Tablett mit Hautdesinfektionsmittel, sterilisierten Tupfern, Kanülen und Entnahmeröhrchen, Pflaster, Handschuhen und Stauschlauch, ggf. eine saugfähige Unterlage • Abwurfbehälter für spitze Gegenstände und sonstigen Abfall

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis s tip p s Prüfung Korrekte Technik der Blutentnahme Praxis • Die Technik und Organisation der Blutentnahme sollten sicher beherrscht werden, will man die Patientin, den Patienten und auch die eigene Person keinen unnötigen Gefahren oder Unannehmlichkeiten aussetzen. • Es empfiehlt sich, die Blutentnahmetechnik zunächst am Phantomarm und dann am menschlichen Arm zu üben.

1.4 Durchführung der Blutentnahme Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Durchführung • Vor Blutentnahme erfolgt eine hygienische Händedesinfektion. • Danach Tablett mit Röhrchen und Blutentnahmematerialien bereitstellen. • Am sitzenden oder liegenden Patienten zunächst eine geeignete Vene (V. cephalica, V. mediana cubiti) aufsuchen. Bei schlecht sicht- und tastbaren Venen können feuchtwarme Wickel aufgebracht werden. • Den Stauschlauch eine Handbreit oberhalb der Punktionsstelle anbringen.

• Zunächst die Vene lokalisieren (ggf. Stauschlauch benutzen), betasten, um Verlauf und Beschaffenheit der Vene festzustellen, falls sie nicht langstreckig sichtbar ist. • Nach dem Aufsuchen der Vene Stauschlauch lösen, Punktionsstelle desinfizieren und nicht mehr nachtasten. • Einwirkzeit nutzen, um Handschuhe anzuziehen. • Unmittelbar vor der Venenpunktion den Stauschlauch schließen. Der Puls muss distal der Stauung tastbar sein. Die Stauung möglichst nur 30 Sekunden belassen. • Kanülen-Schutzhülle oder Multifly-Kanüle entfernen und im 30°-Winkel mit dem Anschliff der Kanüle nach oben in die Vene einstechen. • Die Stauung lösen, sobald ausreichend Blut fließt. • Ist der Blutfluss träge, die Stauung beibehalten, aber so moderat wie möglich wählen. Die Füllung der Röhrchen geduldig abwarten. • Nach der Blutentnahme Kanüle entfernen. Sobald die Spitze der Kanüle die Vene verlassen hat, die Punktionsstelle komprimieren (nicht vorher, da sonst die Vene längs eröffnet werden kann, was Hämatome nach sich zieht). • Der Patient darf die Punktionsstelle ca. 3 Minuten bei gestrecktem Arm komprimieren, danach diese mit Pflaster versorgen. • Blutproben vorsichtig 3 × schwenken (nicht schütteln), beschriften, sachgerecht etikettieren. • Die Kanüle sofort in der entsprechenden Box entsorgen.

• Soll das Blut zentrifugiert werden, sollte es etwa 20 Minuten stehen. • Infektiöses Material muss besonders gekennzeichnet werden. • An abschließende Dokumentation in der Patientenkartei und im Laborbuch denken.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis s tip p s Prüfung Korrekte Durchführung der Blutentnahme Praxis • Bei schlechten Venenverhältnissen kann vorab ein warmes Tuch auf die betroffene Stelle aufgebracht werden und es empfiehlt sich, eine Multifly-Kanüle zu verwenden. • Ein träger oder unterbrochener Blutfluss kann unterschiedliche Gründe haben, z. B. Lage der Kanülenöffnung an der Venenwand oder die Vene ist durchstochen. In beiden Fällen die Kanüle etwas zurückziehen, bis der Blutfluss einsetzt.

1.5 Fehlerquellen bei der Blutentnahme Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die sachgerechte Blutentnahme ist ein wesentlicher Bestandteil für plausible Messergebnisse. Folgende Fehlerquellen sind zu beachten und unbedingt zu vermeiden:

• Bei Blutentnahme aus einem venösen Gefäß das wiederholte Öffnen und Schließen der Faust („Pumpen“) vermeiden. Es führt u. a. zum Anstieg von K+ und Mg2+ und einer vorzeitigen Aktivierung der Gerinnung. • Eine zu lange Stauung führt zu falsch hohen Werten, u. a. von Proteinen, Zellzahl, Lipiden, Bilirubin, K+, Eisen. • Starke Aspiration, eine zu dünnlumige Kanüle, langes Stehen der Blutprobe, warme Lagerung, plötzliche Abkühlung oder Erwärmung, starkes Schütteln der Probengefäße führen zur Hämolyse und damit zu falsch hohen Werten, z. B. von LDH, Glukose, GOT, K+, Bilirubin, Mg2+. Die zellulären Bestandteile werden falsch niedrig gemessen. • Die Bestimmung des Lipidstatus (LDL, HDL, Triglyzeriden, Cholesterin) muss am nüchternen Patienten erfolgen. Vor der Blutentnahme eingenommene Mahlzeiten liefern falsch hohe Werte, die nicht verwertbar sind. • Eine Blutentnahme aus einem liegenden Katheter oder einer Kanüle nach einer Infusion führt zu einem Verdünnungseffekt. Die Folge sind falsch niedrige Elektrolytund Zellzahlwerte. • Eine unvollständige Befüllung von Blutröhrchen (Citratplasma) führt zum veränderten Mischungsverhältnis und zu fehlerhaften Ergebnissen v. a. bei der Gerinnungsanalyse und der Blutsenkung. • Kapilläre Blutentnahmen kommen nur für wenige Untersuchungen in Betracht (Glukose, Erythrozyten, Hb, Hkt, Laktat). Die Kapillare muss vollständig und ohne

Bläschenbildung gefüllt sein. Es muss eine sofortige Untersuchung erfolgen.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis s tip p s Prüfung Fehlerquellen bei der Blutentnahme und ihre Auswirkungen auf die Messergebnisse Praxis • Im Praxisalltag sollte man genaue Kenntnis über die Fehlerquellen haben. • Die Nichtbeachtung der Fehlerquellen ist für Patientinnen und Patienten teuer und für beide Seiten (Patientin oder Patient und Therapierender) extrem ärgerlich.

1.6 Lagerung und Transport der Proben Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Nach erfolgreicher Blutentnahme muss das Blut sachgerecht gelagert werden und so schnell wie möglich das Labor erreichen. Dazu ist der Fahrdienst zu verständigen, der die Proben zuverlässig abholt. Sollte eine Probe warmgehalten werden oder tiefgefroren sein, ist vorab die Absprache mit dem Labor notwendig. Grundsätzlich sind folgende Punkte zu beachten:

• Serumröhrchen müssen so schnell wie möglich zentrifugiert werden, wenn folgende Parameter aus dieser Probe bestimmt werden sollen: Kalium, Phosphat, GOT, Glukose (nicht NaFRöhrchen), LDH, Laktat und Homocystein. • Einige Proben müssen lichtgeschützt gelagert und transportiert werden, u. a. bei Bestimmung von Vitamin A, B, K und E und Porphyrinen. Die Röhrchen können mit Alufolie umwickelt werden. • Die Bestimmung einiger Parameter, z. B. ADH oder Katecholamine, erfordert ein Tiefgefrieren (und ggf. Zentrifugieren) der Probe. • Serumröhrchen sollten gekühlt (Kühlschrank, 4 °C) gelagert und transportiert werden. • EDTA-Röhrchen, z. B. zur Blutbildbestimmung, sollten bei Raumtemperatur gelagert werden. • Citratblut, z. B. für die Gerinnungsdiagnostik, sollten bei Raumtemperatur gelagert werden. • Urin und Stuhlproben sollten gekühlt gelagert und transportiert werden.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis s tip p s Praxis Die Beachtung der Lagerungs- und Transportbedingungen ist im Praxisalltag notwendig. Damit vermeidet man Doppelbestimmungen, wiederholte Blutentnahmen und erneute Terminvereinbarungen.

1.7 Maßeinheiten der klinischen Chemie Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Laboranalysen müssen in bestimmten Maßeinheiten ausgedrückt werden. Sie orientieren sich an den Einheiten des Système international d'unités (SI-Einheiten). Die Basisgrößen des SISystems sind: Größe

Basiseinheit

Symbol

Länge

Meter

m

Masse

Kilogramm

kg

Zeit

Sekunden

s

Elektrische Stromstärke

Ampere

A

Temperatur

Kelvin, Celsius

K, °C

Lichtintensität

Candela

cd

Stoff- oder Substanzmenge

Mol

mol

Die Enzymaktivität/katalytische Aktivität wird in Katal gemessen. Dabei wird Katal definiert als der Substratumsatz von einem Mol pro Sekunde: 1 kat = 1 mol/s. Ferner geben die Laboranalysen die Ergebnisse in extrem kleinen Mengen an. Die Abkürzungstabelle soll eine Hilfe darstellen.

Vorsilbe

Symbol/Abkürzung

Faktor

dezi-

d

10 −1

centi-

c

10 −2

milli-

m

10 −3

mikro-

μ

10 −6

nano-

n

10 −9

pico-

p

10 −12

femto-

f

10 −15

1.8 Reagenzien Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die vom Labor gestellten Blutröhrchen sind mit unterschiedlichen Zusätzen versehen. Eine Umfüllung des Bluts sollte vermieden werden. Serum-Röhrchen Serum-Röhrchen enthalten einen Gerinnungsaktivator. Aus Serum-Röhrchen können sehr viele Parameter bestimmt werden, u. a. Leberenzyme, harnpflichtige Substanzen, Proteine, Herzmarker, Elektrolyte und Antikörper. Citrat-Plasma-Röhrchen Gepuffertes Citrat bindet Kalzium und ist gerinnungshemmend. Die Citrat-Röhrchen werden für Gerinnungsuntersuchungen

verwendet, z. B. Quick und PTT. Die Röhrchen müssen exakt mit Blut befüllt werden, ansonsten ist eine zuverlässige Gerinnungsdiagnostik nicht möglich. Heparin-Blut-Röhrchen Heparin-Blut-Röhrchen enthalten Heparin als Natrium-, Kaliumoder Lithiumsalz. Dieses Röhrchen ist für die Bestimmung von Spurenelementen, z. B. Blei, Cadmium, Kupfer, Selen oder Quecksilber, geeignet. EDTA-Blut-Röhrchen EDTA (Ethylendiamidtetraacetat) wirkt gerinnungshemmend. Dieses Röhrchen eignet sich zur Erstellung des Blutbilds oder auch zur Bestimmung des HbA1c. Natriumfluorid-(NaF-)Röhrchen Das Röhrchen enthält Natriumfluorid, das als Antikoagulans wirkt und die Glykolyse hemmt. Es eignet sich zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels. Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis Im Praxisalltag sollte man genaue Kenntnisse über die unterschiedlichen Zusätze haben, um Fehlerquellen zu vermeiden.

1.9 Abnahmesysteme Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Es gibt zwei Blutentnahmetechniken: die Aspirationstechnik (z. B. S-Monovette®, Fa. Sarstedt) und die Vakuumtechnik (z. B. Vacutainer® Röhrchen, Fa. Becton Dickinson; Vacuette®, Fa. Greiner; S-Monovette®, Fa. Sarstedt). Bei der Aspirationstechnik werden die Kanüle mit integriertem Halter und die S-Monovette® als Blutentnahmeröhrchen direkt miteinander verbunden. Durch das kontrollierte Zurückziehen der Kolbenstange erfolgt eine schonende Befüllung der S-Monovette® mit Blut. Der Blutfluss endet automatisch, sobald die S-Monovette® dem Nennvolumen entsprechend mit Blut gefüllt ist. Die Aspirationstechnik gilt als die schonendste Entnahmetechnik und ist selbst bei schwierigen Venenverhältnissen anwendbar. Für die Vakuumtechnik werden z. B. das BD Vacutainer® Röhrchen, eine Kanüle und ein Halter benötigt. Kanüle und Halter müssen vorab miteinander verschraubt werden. Das Vakuumröhrchen hat ein vordefiniertes Vakuum, sodass das Blut bis zum Nennvolumen (Schwankungsbreite des Nennvolumens ± 10 % in Abhängigkeit der Haltbarkeit) in das Vakuumröhrchen fließt. Bei der Verwendung der S-Monovette® wird ein frisches Vakuum direkt vor der Blutentnahme erzeugt. Zur Befüllung weiterer Röhrchen werden diese, unabhängig von der Entnahmetechnik, nacheinander in die Halter gebracht. Es kann eine Kanüle oder eine Flügelkanüle verwendet werden. Die unterschiedlichen Farbkappen weisen auf die verschiedenen Zusätze in den Blutentnahmeröhrchen hin.

Abb. 1.1  Monovetten®, Fa. Sarstedt [V153]

Abb. 1.2  Vacutainer®, Fa. Becton Dickinson (BD) [V342]

1.10 Allgemeines zur Interpretation der Befunde Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Laborbefunde liefern in den meisten Fällen Informationen über den Ist-Zustand und geben in der Regel keine Auskünfte über den Verlauf. Werte, die von der Norm abweichen, werden in den meisten Fällen mit + (für Erhöhung) bzw. – (für Erniedrigung) gekennzeichnet. Abweichungen von Referenzwerten sind nicht automatisch gleichbedeutend mit einer Erkrankung; auch völlig gesunde Patientinnen und Patienten können auffällige Parameter zeigen. Die Interpretation der Befunde bedarf einiger Übung, will man Erkrankungen nicht übersehen oder durch Überinterpretation der Befunde der Patientin oder dem Patienten eine Erkrankung zuschreiben, die möglicherweise gar nicht vorhanden ist. Die Referenzwerte schwanken von Labor zu Labor und auch eine Patientenprobe, die in zwei verschiedene Labore geschickt wird, liefert meist unterschiedliche Werte. Diese Tatsachen führen bei Patientinnen und Patient sowie Therapierenden gelegentlich zu einer heftigen Verunsicherung. Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle, dass Labore unterschiedliche Geräte, unterschiedliche Reagenzien und z. T. unterschiedliche Methoden benutzen, um definierte Werte zu bestimmen. Von eminenter Bedeutung im praktischen Alltag ist die sorgfältige Erhebung der Anamnese und des körperlichen Untersuchungsbefunds. Sie geht jeder Laboruntersuchung voraus. In den meisten Fällen ist eine Verdachtsdiagnose (und Differenzialdiagnose) möglich, die dann über Laboranalysen und apparative Untersuchungen bestätigt werden kann oder verworfen werden muss.

Laborparameter werden nach Sensitivität und Spezifität beurteilt. Eine hohe Sensitivität besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Erkrankung zu leiden, hoch ist; so ist z. B. eine Sensitivität von 100 % für eine bestimmte Erkrankung beweisend. Eine Spezifität von 100 % besagt, dass jede Patientin bzw. jeder Patient mit einem Wert, der sich im Referenzbereich bewegt, tatsächlich gesund ist.

1.11 Uringewinnung Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Gewinnungsarten • Spontanurin: Urin in sauberem Gefäß auffangen. Bei Frauen kann die Untersuchung falsch positiv Leukozyten (Fluorbeimengung) oder Erythrozyten (Menstrualblut) anzeigen. • Mittelstrahlurin: Genitalbereich gründlich reinigen, erste Urinportion verwerfen, zweite Urinportion auffangen, Urinstrahl nicht unterbrechen. Bakteriologische Untersuchungen erfordern ein steriles Gefäß. • Morgenurin: Für Sedimentuntersuchung, weil die Verweildauer des Urins in der Blase meist lang war. • 24-h-Sammelurin: Bestimmung von Harnmenge und chemischer Beschaffenheit. Allgemeine Empfehlungen

• Urin sofort, spätestens 4 h nach Entnahme untersuchen. Zeitverzögerungen führen zu bakterieller Vermehrung, Zerfall von Leuko- und Erythrozyten. • Bei der Teststreifenuntersuchung den Urin im Kühlschrank lagern, wenn er nicht sofort untersucht werden kann. • Bei der Sammlung von 24-h-Urin den Urin kühl lagern. Beeinflussende Faktoren • Unsaubere Sammelgefäße können falsch positive Befunde liefern. • Reste von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln stören die Bestimmung von Blut und Glukose. • Verwendung von Teststreifen außerhalb der Haltbarkeitsdauer liefert falsch positive bzw. falsch negative Befunde. • Hohe Mengen von Vitamin C beeinflussen die Glukosebestimmung. • Eine lange Lagerung des Urins führt zu Zelllyse und falsch negativen Befunden für Leuko- und Erythrozyten.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Gewinnungsarten des Urins • Beeinflussende Faktoren

1.12 Vorbereitung zur Stuhlgewinnung Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Beeinflussende Faktoren bei der Bestimmung von okkultem Blut • Die Bestimmung von okkultem Blut sollte nicht zum Zeitpunkt der Menstruation erfolgen. • Der Verzehr von rohem Fleisch und Wurstwaren ergibt falsch positive Befunde in der Guajak-Untersuchung. • Die Einnahme von ASS, NSAR oder Antikoagulanzien kann falsch positive Resultate ergeben. • Die Einnahme von Vitamin C kann falsch negative Befunde liefern. • Durchfall kann einen Verdünnungseffekt herbeiführen, der falsch negative Befunde ergibt. Beeinflussende Faktoren bei Bestimmung der DarmMikroökologie • Die Einnahme von Mikroorganismen-Präparaten sollte mindestens 3 Tage vor der Stuhluntersuchung gestoppt werden. • Der Stuhl sollte nicht mit Toilettenspülwasser, Toilettenpapier oder Urin in Kontakt kommen. • Das Stuhlröhrchen sollte mit einem haselnussgroßen Stück Stuhl befüllt werden, wobei der Stuhl als ein

zusammenhängendes Stück in das Gefäß eingebracht werden sollte. • Eine Probenverschickung kurz vor Feiertagen oder Wochenenden ist zu vermeiden. • Der Versand sollte in den vom Labor vorgesehenen Gefäßen erfolgen. • Die gewohnte Ernährung sollte beibehalten werden.

2: Elektrolyte 2.1 Natrium (Na+) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Natrium (Na+) findet sich in großen Mengen im Extrazellularraum, in geringen Mengen in der Zelle. Natrium wird als Begleit- und Verlaufsparameter bei allen Störungen des Wasserhaushalts, insbesondere bei Durchfall, Verbrennungen oder Erbrechen bestimmt, des Weiteren bei Nieren- und Herzinsuffizienz, Diabetes insipidus und bei endokrinen Störungen, die sich auf den Natriumhaushalt auswirken (z. B. Hyperaldosteronismus). Nor m we rt SI-Einheit: 134–150 mmol/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hyponatriämie • Herz-, Nieren- und Leberinsuffizienz • Übermäßige ADH-Produktion, u. a. bei Hirntumoren, Hirnblutungen, Meningitis, Enzephalitis • Erbrechen, Durchfall, Verbrennungen

• Morbus Addison (Unterfunktion der Nebennierenrinde, Hypoaldosteronismus) • Diuretikatherapie Hypernatriämie • Wassermangel durch z. B. Schwitzen, ungenügende Wasseraufnahme • Diabetes insipidus (ADH-Mangel) • Salzüberschuss durch vermehrte Aufnahme von Kochsalz • Morbus Conn (primärer Hyperaldosteronismus)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Natrium • Ursachen und Symptome der Hyper- und Hyponatriämie Praxis Um eine Hämolyse zu vermeiden, sollte das Serum bei längerem Probentransport abzentrifugiert werden.

2.2 Kalium (K+) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Kalium (K+) findet sich zu 98 % in den Zellen und zu 2 % im Extrazellularraum. Täglich werden ca. 50–100 mmol aufgenommen, der größte Teil wird über den Urin ausgeschieden. Kalium hat enge Referenzwerte, sodass sich Kaliumverschiebungen rasch z. B. als Herzrhythmusstörungen manifestieren. Der Kaliumhaushalt wird u. a. hormonell reguliert, z. B. über Aldosteron, Insulin, Adrenalin. Nor m we rt SI-Einheit: 3,5–5,1 mmol/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypokaliämie • Erhöhte renale Verluste durch z. B. Diuretikatherapie, in der polyurischen Phase des akuten Nierenversagens (ANV) • Erhöhte gastrointestinale Verluste, z. B. durch Laxanzienabusus, Erbrechen, Diarrhö • Hyperaldosteronismus • Hyperkortisolismus • Alkalose • Hohe Insulinspiegel (Insulin befördert Glukose und Kalium in die Zelle) Hyperkaliämie • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz)

• Morbus Addison • Erhöhte Kaliumzufuhr • Azidose • Diabetes mellitus • Zellschäden, z. B. bei Zytostatikatherapie, hämolytischen Krisen, Verbrennungen • Pharmakanebenwirkung: Einnahme von kaliumsparenden Diuretika oder ACE-Hemmern

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Kalium • Ursachen und Symptome der Hyper- und Hypokaliämie Praxis • Durch lange Stauung und extrakorporale Hämolyse bei der Blutentnahme können falsch hohe Werte gemessen werden. • Eine Hypokaliämie finde sich deutlich häufiger als eine Hyperkaliämie. • Hypokaliämien führen zu einer reduzierten neuromuskulären Erregbarkeit. Die Symptome sind abgeschwächte Reflexe, Muskelschwäche, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen, Obstipation. • Hyperkaliämien führen zu einer verstärkten neuromuskulären Erregbarkeit. Die Symptome sind u. a. Parästhesien,

Faszikulationen, Diarrhö, Herzrhythmusstörungen.

2.3 Magnesium (Mg2+) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Magnesium (Mg2+) findet sich v. a. im Intrazellularraum, besonders große Vorkommen finden sich in Knochen und Muskulatur. Die Ausscheidung erfolgt über die Niere. Magnesium übt zahlreiche Funktionen im Körper aus, u. a. hat es einen hemmenden Einfluss auf die Erregungsübertragung und dient als Aktivator zahlreicher Enzyme. Nor m we rt SI-Einheit: 0,66–1,07 mmol/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypomagnesiämie • Mangelnde Zufuhr, Alkoholismus • Vermehrter Bedarf: Schwangerschaft und Stillzeit • Verminderte Resorption, z. B. Malabsorptionssyndrom • Erhöhte Ausscheidung über die Niere, z. B. bei Diabetes mellitus, Diuretikatherapie • Erhöhte Ausscheidung über den Darm, z. B. bei chronischer Diarrhö

Hypermagnesiämie • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Selten erhöhte (parenterale) Zufuhr, magnesiumhaltige Antazida

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Magnesium • Ursachen der Hypo- und Hypermagnesiämie Praxis • Lange Stauung oder Hämolyse kann falsch hohe Werte ergeben. • Niedrige Magnesiumspiegel gehen häufig mit niedrigen Kalium- und Kalziumspiegeln einher. Die gleichzeitige Bestimmung der genannten Parameter ist sinnvoll. • Hypomagnesiämien führen zu Darmspasmen, Reizbarkeit, depressiven Zuständen, Herzrhythmusstörungen. • Hypermagnesiämien führen zu Muskelschwäche, Somnolenz und Herzrhythmusstörungen.

2.4 Chlorid (Cl–) 1 ml Serum

Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Chlorid (Cl − ) findet sich in großen Mengen im Extrazellularraum, in geringeren Mengen in der Zelle. Ähnlich wie Natrium ist es für die Ausbildung und Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks und des Säure-Basen-Haushalts zuständig. Ein hoher Chloridgehalt findet sich in den Belegzellen der Magenschleimhaut und in den Epithelien der Schweißdrüsen. Nor m we rt SI-Einheit: 98–106 mmol/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypochlorämie • Hoher intestinaler Verlust von Magensaft, z. B. durch Erbrechen, Magensaftdrainage • Hoher renaler Verlust, z. B. durch Diuretika • Metabolische Alkalose Hyperchlorämie • Durchfall • Dehydratation • Dünndarm- und Pankreasfisteln • Metabolische Azidose, z. B. bei Nierenversagen • Chronische Hyperventilation, z. B. bei Fieber, ZNSErkrankungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung von Chlorid Praxis Veränderungen von Natrium und Chlorid verhalten sich häufig gleichsinnig.

3: Hämatologie 3.1 Hämatokrit (Hkt) 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Der Hämatokrit (Hkt) stellt den prozentualen Anteil der korpuskulären Bestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) im Blut dar. Erythrozyten stellen zahlenmäßig die wichtigste Fraktion dar und sind der Hauptbestandteil des Hämatokrits. Nor m we rt • Frauen: SI-Einheit: 0,36–0,46 l/l, konventionelle Einheit: 36– 46 % • Männer: SI-Einheit: 0,41–0,55 l/l, konventionelle Einheit: 41– 55 %

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhter Hämatokrit • Erythrozytose (Polyglobulie) • Polycythaemia vera • Erythropoetinproduzierende Tumoren

• Dehydratation Erniedrigter Hämatokrit • Anämien • Hyperhydratation

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Definition • Normwerte und Ursachen für erhöhte und erniedrigte HktWerte Praxis • Beim kleinen Blutbild wird der Hämatokrit zusammen mit Hämoglobin, Erythrozyten mit MCV und MCH, Thrombozyten und Leukozyten bestimmt. Werden zusätzlich die Leukozyten in Granulozyten (basophile, eosinophile und neutrophile), Monozyten und Lymphozyten differenziert, spricht man vom großen Blutbild. • Falsch hohe Werte können bei Leukämien vorkommen, falsch niedrige Werte bei hämolytischen Proben. • Für eine korrekte Bestimmung muss das EDTA-Röhrchen vollständig befüllt werden.

3.2 Hämoglobin (Hb) 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Hämoglobin (Hb) stellt das Transportmedium für Sauerstoff und Kohlendioxid dar. Es besteht aus Häm, das ein Eisenmolekül trägt, und einem Globinanteil. Durch seine besondere Struktur fungiert das Häm auch als Blutfarbstoff. Die Gründe für eine Erhöhung bzw. Erniedrigung entsprechen denen beim Hämatokrit. Nor m we rt • Frauen: SI-Einheit: 7,4–9,9 mmol/l, konventionelle Einheit: 12–16 g/dl • Männer: SI-Einheit: 8,1–11,2 mmol/l, konventionelle Einheit: 13–18 g/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhter Hämoglobinwert • Erythrozytose (Polyglobulie) • Polycythaemia vera • Erythropoetinproduzierende Tumoren • Dehydratation Erniedrigter Hämoglobinwert • Anämien

• Hyperhydratation

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung • Normwerte und Ursachen für erhöhte und erniedrigte HbWerte Praxis • Falsch hohe Werte sind bei Rauchern, bei körperlicher Anstrengung oder durch Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Carbamazepin) zu erwarten. • Falsch niedrige Werte finden sich bei hämolytischen Proben.

3.3 Erythrozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Erythrozyten werden im Knochenmark gebildet und transportieren Sauerstoff und Kohlendioxid im Organismus. Angeregt wird die Produktion vom Erythropoetin (EPO). Zur Bildung der Erythrozyten werden Eisen, Vitamin B12 und Folsäure benötigt. Die jugendlichen Erythrozyten nennt man Retikulozyten, die ähnlich wie die Erythrozyten kernlos sind, aber noch Reste des endoplasmatischen Retikulums enthalten.

Nor m we rt • Frauen:  SI-Einheit: 4,0–5,2 × 1012/l,     konventionelle Einheit: 4,0–5,2 × 106/μl • Männer:  SI Einheit: 4,5–5,9 × 1012/l,     konventionelle Einheit: 4,5–5,9 × 106/μl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhte Erythrozytenzahl • Erythrozytose (Polyglobulie) • Polycythaemia vera • Ektope EPO-Bildung im Rahmen paraneoplastischer Syndrome • Dehydratation Erniedrigte Erythrozytenzahl • Anämien (Hämatopoesestörung, z. B. bei aplastischer Anämie, Eisenmangelanämie, megaloblastärer Anämie, renaler Anämie, Hämolyse oder Blutung) • Hyperhydratation • Tumorerkrankungen, chronische Entzündungen, z. B. Autoimmunerkrankungen oder Infektionen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s

Prüfung • Physiologische Bedeutung • Normwerte und Ursachen für erhöhte und erniedrigte Erythrozytenzahlen Praxis Falsch niedrige Erythrozytenzahlen werden gemessen, wenn eine extrakorporale Hämolyse eingetreten ist, z. B. durch warme Lagerung des Bluts, zu schnelle Blutentnahme oder zu lange Stauung bei der Blutentnahme. Proben sollten deshalb nicht geschüttelt, sondern lediglich vorsichtig geschwenkt werden.

3.4 MCV, MCH und MCHC 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng MCV (mittleres korpuskuläres Volumen): Gibt die Größe/Volumen des Erythrozyten an. Erythrozyten können zu groß (makrozytär, > 94 fl), normal groß (normozytär, 80–94 fl) oder zu klein (mikrozytär, < 80 fl) sein. MCH (mittleres korpuskuläres Hämoglobin): Gibt die Menge des Hämoglobins in einem Erythrozyten an. Erythrozyten können blass (hypochrom, < 26 pg), normal gefärbt (normochrom, 26–34 pg) oder zu stark gefärbt (hyperchrom, > 34 pg) sein. MCHC (mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration): Gibt die mittlere Hämoglobinkonzentration des einzelnen Erythrozyten

an. Berechnet wird die MCHC aus dem Quotienten aus Hb und Hkt. Nor m we rt • MCV:  SI-Einheit: 80–94 fl, konventionelle Einheit: 80–94 μm3 • MCH:  SI-Einheit: 0,4–0,53 fmol, konventionelle Einheit: 26–24 pg • MCHC:  SI-Einheit: 4,81–5,74 mmol Hb/l Erythrozyten, konventionelle Einheit: 31–37 g Hb/dl Erythrozyten

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Ursachen veränderter Erythrozytenindizes

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Definitionen von MCV, MCH und MCHC • Interpretation der Veränderungen von MCV und MCH Praxis Die Bestimmung der Erythrozytenindizes dient der Diagnostik einer Anämie. Neben den Indizes ist die Bestimmung von Hkt, Hb und Erythrozytenzahl unabdingbar.

3.5 RDW (red cell distribution width) 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng RDW-Wert (red cell distribution width) oder EVB-Wert (Erythrozyten-Verteilungsbreite): Gibt die Abweichung der Erythrozyten von der normalen Größe an und wird anhand des MCV berechnet. Dabei sind Werte von 11,5–14,6 % physiologisch; das bedeutet, dass die Erythrozyten relativ gleich groß (homogen) sind. Sind gleichzeitig Makrozyten und Mikrozyten vorhanden (wobei die Form gleich bzw. normal ist), spricht man von einer Anisozytose. Mit anderen Worten: Der RDW-Wert ist das Maß für eine Anisozytose. Nor m we rt SI-Einheit: 11,6–14,6 % A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt RDW-Erhöhung • Anämien • Osteomyelofibrose • Infektionen RDW-Erniedrigung • Knochenmarkerkrankungen • Autoimmunerkrankungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis Die Bestimmung und Beurteilung des RDW-Werts erfolgt im Zusammenhang mit den Erythrozytenindizes.

3.6 Retikulozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) oder 2 ml EDTA-Blut (isolierte Bestimmung) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Retikulozyten sind jugendliche Erythrozyten, die ähnlich wie die Erythrozyten kernlos sind, aber noch Reste des endoplasmatischen Retikulums enthalten. Die Höhe der Retikulozyten im Blut gibt Auskunft über die Neubildungsrate der Erythrozyten und wird im Verhältnis zu den Erythrozyten angegeben. Nor m we rt • SI-Einheit: 0,008-0,022 • Konventionelle Benennung: 8–22 ‰

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Retikulozytose • Akuter Blutverlust

• Akute Hämolyse oder hämolytische Anämien • Sauerstoffmangelzustand (Hypoxie) • Erfolgreiche Anämiebehandlung (verstärkte Erythropoese) Retikulopenie • Verminderte Erythropoese bei Eisenmangelanämie, megaloblastärer Anämie, aplastischer Anämie • Erythropoetinmangel, z. B. bei renaler Anämie • Nach Radio- und Chemotherapie

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Retikulozyten • Ursachen der Retikulozytose und Retikulopenie Praxis Vor der Blutentnahme sollte die Patientin oder der Patient kein Eisen, keine Folsäure und kein Vitamin B12 eingenommen haben.

3.7 Leukozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Leukozyten werden im Knochenmark gebildet und stellen eine heterogene Gruppe von Zellen dar. Sie gliedern sich in

Granulozyten (eosinophile, neutrophile und basophile), Monozyten und Lymphozyten. Die Zellen dienen der Immunabwehr. Nor m we rt • SI-Einheit: 4,3–10,0 Gpt/l • Konventionelle Einheit: 4,3–10,0 x 103/μl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Leukozytose • Bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen • Chronische Entzündungen, z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa • Rheumatische Erkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis • Myeloproliferative Erkrankungen und solide Tumoren • Morbus Cushing, Therapie mit Kortikosteroiden • Stress • Trauma, Verbrennung, Schock • Allergie • Nikotinkonsum Leukopenie • Massiver Verbrauch von Leukozyten bei septischen Erkrankungen, z. B. Typhus abdominalis

• Autoimmunprozesse, z. B. SLE • Bildungsstörung, z. B. bei Vitamin-B12-Mangel • Virusinfektionen • Splenomegalie • Knochenmarkdepressive Substanzen oder medikamenteninduziert (z. B. Analgetika, Antibiotika, Diuretika)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung • Normwerte und Ursachen der Leukozytose und Leukopenie Praxis Neben der Gesamtleukozytenzahl kann die Anfertigung eines Differenzialblutbilds wichtig sein. Im Differenzialblutbild werden die einzelnen Fraktionen der Leukozyten prozentual angegeben.

3.8 Neutrophile Granulozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Neutrophile Granulozyten dienen der unspezifischen Abwehr. Sie besitzen eine hohe Phagozytosefähigkeit. Der Kern der reifen Granulozyten ist segmentiert. Noch nicht vollständig ausgereifte Granulozyten haben einen stabkernigen Kern. Bei bakteriellen

Infekten und großem Verbrauch segmentierter Granulozyten werden kompensatorisch aus dem Knochenmark stabkernige Granulozyten ausgeschieden. Im Differenzialblutbild wird dies als Linksverschiebung bezeichnet. Von einer pathologischen Linksverschiebung spricht man, wenn blastäre Vorstufen der Granulozyten im Blut erscheinen. Nor m we rt • SI-Einheit: 42–77 % • Agranulozytose: < 500/µl • Stabkernige Granulozyten: 0–5 %

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Neutrophilie • Akute, v. a. bakterielle Infektionen • Schwere körperlicher Belastung, Stress, Rauchen • Autoimmunerkrankungen • CML, Polycythaemia vera, Myelofibrose • Therapie mit Kortikosteroiden, Kontrazeptiva, Lithium Neutropenie • Knochenmarkdepressive Zustände, z. B. nach einer Radiooder Chemotherapie, oder durch Nebenwirkungen von z. B. Phenothiazinen, Thyreostatika, Chloramphenicol

• Knochenmarkinfiltration bei Leukämie, malignen Lymphomen, Karzinomen • Infektionen, z. B. Typhus, Tbc, Masern, Mumps, Influenza Agranulozytose Medikamenteninduziert; auslösende Medikamente sind häufig Metamizol, NSAR, Thyreostatika, Sulfonamide, Clozapin. Die Symptome entstehen akut und sind Fieber, Schüttelfrost, Tonsillitis (ohne Eiterbildung), Stomatitis aphthosa und Lymphknotenschwellung. Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von neutrophilen Granulozyten • Normwerte und Ursachen von Neutrophilie, Neutropenie, Agranulozytose und Linksverschiebung

3.9 Basophile Granulozyten 4 ml EDTA (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Basophile Granulozyten enthalten Heparin und Histamin. Im Rahmen entzündlicher und v. a. allergischer Reaktionen degranulieren die Zellen. Histamin hat eine vasodilatierende, bronchokonstriktorische Wirkung und beschleunigt die Peristaltik. Die Basophilie geht der Eosinophilie im Rahmen entzündlicher

Prozesse voraus. Basophile Granulozyten, die ins Gewebe ausgewandert sind, werden Mastzellen genannt. Nor m we rt SI-Einheit: < 1,8 % A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Basophilie • Entzündliche Erkrankungen (z. B. Sinusitis oder Windpocken) oder in der Rekonvaleszenzphase • Polycythaemia vera, CML • Leberzirrhose • Östrogeneinnahme Basopenie • Akute allergische Reaktionen • Therapie mit Kortikosteroiden (Cushing-Syndrom) • Hyperthyreose • Radiochemotherapie und damit verbundene Knochenmarkschädigung

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von basophilen Granulozyten

• Normwerte

3.10 Eosinophile Granulozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Eosinophile Granulozyten haben eine eingeschränkte Phagozytosefähigkeit, die sich auf Immunkomplexe beschränkt. Immunkomplexe werden in der letzten Phase der Entzündungsreaktionen abgeräumt, sodass das Entzündungsgeschehen und die damit verbundenen Symptome rückläufig sind. Diese Erhöhung der Eosinophilen wird auch als „Morgenröte der Genesung“ bezeichnet. Eosinophile Granulozyten enthalten Histamin, das vasodilatierend, bronchokonstriktorisch und peristaltikanregend wirkt. Sie haben toxische Auswirkungen auf Parasiten. Nor m we rt SI-Einheit: 0,5–5,5 % A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Eosinophilie • Allergische Reaktionen • Wurminfektionen • Infektionskrankheiten, z. B. Scharlach, Masern oder Gonorrhö, insbesondere in der letzten Phase der Erkrankung

• Solide Tumoren und Lymphome • Entzündliche Hauterkrankungen, z. B. Neurodermitis, Psoriasis oder Pemphigus Eosinopenie • Akute Phase von Infektionskrankheiten • Typhus abdominalis, Sepsis, Peritonitis • Hormonelle Verschiebungen, z. B. Hyperkortisolismus oder Therapie mit Glukokortikoiden • Radiochemotherapie und damit verbundene Knochenmarkschädigung

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Eosinophilen • Normwerte und Ursachen der Eosinophilie und Eosinopenie

3.11 Monozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Monozyten sind Zellen der unspezifischen Abwehr, die eine ausgeprägte Fähigkeit zur Phagozytose und Antigenpräsentation

besitzen. Monozyten, die ins Gewebe ausgewandert sind, nennt man Makrophagen. Nor m we rt SI-Einheit: 2,0–9,5 % A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Monozytose • Akute, v. a. bakterielle Infektionen, z. B. Tbc, Endokarditis, Scharlach, Typhus • Virale und parasitäre Erkrankungen führen meist auch zu einer Monozytose, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei bakteriellen Infekten, z. B. Malaria, Hepatitis oder Mumps • Hämatologische Erkrankungen, z. B. CML oder andere myeloproliferative Erkrankungen • Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome • Sarkoidose • Kollagenosen Monozytopenie • Knochenmarkdepressive Zustände, z. B. nach Radio-, Chemotherapie • Maligne Tumoren, Leukämien und Lymphome mit Drosselung der Monozytenproduktion durch meist infiltrative Prozesse

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Monozyten/Makrophagen • Normwerte

3.12 Lymphozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Lymphozyten sind Zellen der spezifischen Abwehr und gliedern sich in T-Zellen und B-Zellen. Nor m we rt SI-Einheit: 20–44 % A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Lymphozytose • Akute, v. a. virale Infektionen, z. B. EBV, CMV, Virushepatitiden • Chronische bakterielle Infektionen, z. B. Tbc, Lues oder Brucellose • Lymphatische Leukämien und solide Tumoren • Rheumatische Erkrankungen

• Endokrine Störungen, z. B. Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, Nebenniereninsuffizienz, Hyperthyreose Lymphopenie • Körperliche und emotionale Stressbelastung • Vitamin- und Spurenelementemangel, z. B. Vitamin B12, B6, Zink, Magnesium • Myeloische Leukämien, maligne Lymphome • Knochenmarkdepressive Zustände, z. B. nach Radio-, Chemotherapie • Maligne Tumoren, Leukämien und Lymphome mit Drosselung der Monozytenproduktion durch meist infiltrative Prozesse

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung • Normwerte und Ursachen für Lymphozytose und Lymphopenie

3.13 Thrombozyten 4 ml EDTA-Blut (Blutbild) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Thrombozyten sind Zytoplasmaabschnürungen von Megakaryozyten. Sie haben keinen Zellkern, entstehen im Knochenmark und sind für die Blutstillung zuständig. Die Lebensdauer beträgt ca. 10 Tage. Der Abbau erfolgt v. a. in der Milz. Nor m we rt • SI-Einheit: 150–350 Gpt/l • Konventionelle Einheit: 150–350 × 103/μl • Bei < 20 Gpt/l muss mit schweren Blutungen gerechnet werden.

A b w e ic hu ng v o m Nor mw e r t Thrombozytose • Knochenmarkerkrankungen, z. B. essenzielle Thrombozythämie, Polycythaemia vera, CML oder Morbus Hodgkin • Nach Milzentfernung • Infektionskrankheiten, z. B. Tbc • Hämolytische Anämien • Reaktiv nach Operationen, Blutungen bei malignen Tumoren Thrombopenie • Knochenmarkdepressive Substanzen, die zu einer erschwerten Bildung führen

• Splenomegalie • Erhöhter Verbrauch an Thrombozyten, z. B. disseminierte intravasale Koagulation (DIC, Verbrauchskoagulopathie) • Immunthrombozytopenie: idiopathisch, heparininduziert, medikamenteninduziert, maligne Lymphome

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Thrombozyten • Normwerte und Ursachen für Thrombozytose und Thrombopenie Praxis • Falsch hohe Ergebnisse können durch körperliche Anstrengung vor der Blutentnahme, Schmutzpartikel oder Zelltrümmer entstehen. • Falsch niedrige Werte können durch eine Thrombozytenaggregation (in vitro) bedingt sein.

4: Eisenhaushalt 4.1 Eisen 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Eisen wird mit der Nahrung zugeführt und im Dünndarm resorbiert. Die Resorption erfolgt in zweiwertiger Form, wobei eine gleichzeitige Vitamin-C-Zufuhr die Resorption begünstigt. Im Blut wird Eisen an Transferrin (in dreiwertiger Form) gebunden und zu den Zielorganen transportiert. Eisen ist u. a. ein essenzieller Bestandteil des Häms, zuständig für den O2-Transport und Bestandteil zahlreicher Enzyme. Der Tagesbedarf von Männern liegt bei 12 mg, der von Frauen bei 15 mg, in der Schwangerschaft bei 30 mg und in der Stillzeit bei 20 mg. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: 10,6–28,3 μmol/l, konventionelle Einheit: 59–158 μg/dl • Frauen: SI-Einheit: 6,6–26 μmol/l, konventionelle Einheit: 37–145 μg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Eisenerhöhung

• Hämochromatose • Bleivergiftung • Hämolytische Anämie • Häufige Transfusionen Eisenerniedrigung • Mangelnde Zufuhr oder Resorptionsstörungen, z. B. nach Magenresektion, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Malassimilationsstörung • Erhöhte Verluste, z. B. durch Blutung • Erhöhter Bedarf, z. B. in Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstum • Chronische Infektionen bzw. Entzündungen und Tumorerkrankungen (gleichzeitig sind das Ferritin hoch und das Transferrin erniedrigt) • Leberzellnekrosen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Eisen (Tagesbedarf) • Ursachen einer Eisenerhöhung und Eisenerniedrigung Praxis • Bei der Bestimmung des Eisens sollten gleichzeitig Transferrin, Ferritin und Blutbild bestimmt werden.

• Eine isolierte Eisenbestimmung ist therapeutisch nutzlos. • Eine Hämolyse führt zu falsch hohen Werten.

4.2 Transferrin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Transferrin ist das Transportprotein für Eisen, wobei das Eisen in dreiwertiger Form gebunden wird. Nor m we rt • SI-Einheit: 2,0–3,6 g/l • Konventionelle Einheit: 200–360 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Transferrin-Erhöhung • Eisenmangel • Schwangerschaft • Einnahme oraler Kontrazeptiva Transferrin-Erniedrigung • Eisenüberladung, z. B. bei Hämochromatose, bei gleichzeitig erhöhter Transferrinsättigung • Chronisch-entzündliche oder infektiöse Erkrankungen

• Tumorerkrankungen • Erhöhter Proteinverlust, z. B. im Rahmen eines nephrotischen Syndroms, und/oder verminderte Synthese in der Leber, z. B. bei Leberzirrhose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Transferrin • Ursachen einer Transferrin-Erhöhung und TransferrinErniedrigung Praxis Transferrin sollte zusammen mit dem Eisenspiegel und Ferritin bestimmt werden.

4.3 Ferritin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Ferritin stellt die Speicherform des Eisens dar, das in Milz, Leber und Knochenmark vorzufinden ist. In geringen Konzentrationen zirkuliert es frei im Plasma. Nor m we rt

• Männer: SI- Einheit: 21,8–275 μg/l, konventionelle Einheit: 21,8–275 ng/ml • Frauen: SI-Einheit: 4,63–204 μg/l, konventionelle Einheit: 4,63–204 ng/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Ferritin-Erhöhung • Eisenüberladung, z. B. bei Hämochromatose • Hämolytische Anämie • Eisenverwertungsstörungen, Hämoglobinsynthesestörungen • Lebererkrankungen • Solide Tumoren und Lymphome • Chronische Entzündungen Ferritin-Erniedrigung Eisenmangel durch z. B.: • Erhöhten Verlust: Menstruationsblutung, gastrointestinale Blutungen, Blutspenden • Geringe Zufuhr: Fehlernährung, Alkoholismus, Vegetarier • Geringe Aufnahme im Darm: Sprue • Erhöhten Bedarf: Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstum

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung

• Physiologische Bedeutung von Ferritin • Ursachen einer Ferritin-Erhöhung und Ferritin-Erniedrigung Praxis • Ferritin ist die wichtigste Größe zur Beurteilung des Eisenstatus. • Ferritin reagiert als Akute-Phase-Protein. Für die Beurteilung des Ferritins zur Eisenmangeldiagnostik ist die Bestimmung des CRP empfohlen.

5: Gerinnung 5.1 Partielle Thromboplastinzeit (PTT) 1 ml Citratplasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die partielle Thromboplastinzeit (PTT) dient der Überprüfung der Gerinnungsfaktoren I, II, V, VIII – XII. Gemessen wird die Gerinnungsfähigkeit in Sekunden (s). Neben der Diagnostik verschiedener Erkrankungen kommt die Bestimmung der PTT vor Operationen und zur Kontrolle bei Antikoagulanzien-Therapie mit Heparin und Hirudin zum Einsatz. Nor m we rt SI-Einheit: < 40 s A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt PTT-Verlängerung • Heparin- oder Hirudin-Therapie • Hämophilie A oder B • Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom • Mangel an Gerinnungsfaktoren, z. B. bei einer Leberfunktionsstörung

• Erhöhter Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, z. B. bei einer Verbrauchskoagulopathie PTT-Verkürzung Gesteigerte Gerinnungsaktivität, z. B. bei Entzündungen, postoperativ, bei Thrombosen oder Einnahme von Kontrazeptiva Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung und Normwerte • Ursachen einer Verlängerung oder Verkürzung der PTT Praxis • Das Blutröhrchen (grüne Monovette) muss voll sein. • Eine lange und starke Stauung sollte vermieden werden. • Das Blut muss innerhalb von 5 h im Labor verarbeitet worden sein. • Bei Verlängerung der PTT sollte der Quick-Wert bestimmt werden. Bei Verdacht auf Leberfunktionsstörungen sollte die Bestimmung von GOT/AST, GPT/ALT, γ-GT, Bilirubin, alkalischer Phosphatase, Albumin und Cholinesterase nicht fehlen. • Keine i. m.-Injektionen bei Patientinnen und Patienten mit Gerinnungsstörungen durchführen (verlängerte PTT).

5.2 Quick-Wert und INR 1 ml Citratplasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Der Quick-Wert (Thromboplastinzeit) dient der Beurteilung des extrinsischen Schenkels der Gerinnungskaskade unter besonderer Berücksichtigung der Gerinnungsfaktoren II, V, VII, X und des Fibrinogens. Die Synthese der Faktoren II, VII, (IX) und X erfolgt nur bei ausreichender Versorgung des Organismus mit Vitamin K. Von Labor zu Labor kann es z. T. beträchtliche Schwankungen in der Messung des Quick-Werts geben. Der Grund liegt in der Verwendung unterschiedlicher Reagenzien. Nach Auflage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte ein offizielles Standardserum für die Untersuchung verwendet werden; die Ergebnisse werden durch die International Normalized Ratio (INR) ausgedrückt. Dabei verhalten sich Quick-Wert und INR gegenläufig. Die Indikation zur Bestimmung von Quick-Wert/INR dient der Diagnostik verschiedener Erkrankungen sowie der Kontrolle einer Therapie mit Antikoagulanzien, v. a. Cumarinderivaten. Nor m we rt • Quick-Wert: – SI-Einheit: 0,7–1,2 – Konventionelle Einheit: 70–120 % • INR:

– Normal, unbehandelt: 0,9–1,1 – Bei niedrigem Risiko (z. B. Beinvenenthrombose, Lungenembolie, Vorhofflimmern): 2–3 – Bei höherem Risiko (z. B. mechanische Herzklappe): bis 4

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Quick-Wert-Erhöhung/niedrige INR Meist ohne Krankheitswert Quick-Wert-Erniedrigung/hohe INR • Vitamin-K-Mangel: Leberinsuffizienz, intestinale Malassimilation • Angeborener oder erworbener Faktorenmangel • Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten (Cumarinderivate) • Verbrauchskoagulopathie

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung • Normwerte und Ursachen für die Abweichungen vom Normwert Praxis • Das Blutröhrchen (grüne Monovette) muss voll sein.

• Eine lange und starke Stauung sollte vermieden werden. • Das Blut muss innerhalb von 5 h im Labor verarbeitet worden sein. • Keine i. m.-Injektionen bei Patientinnen und Patienten mit Gerinnungsstörungen.

5.3 D-Dimere 2 ml Citratplasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Syn.: Fibrinogenspaltprodukte (FSP). D-Dimere sind Spaltprodukte von Fibrin. Sie entstehen im Körper, wenn unter Aktivierung von Plasmin Thromben aufgelöst werden. D-Dimere werden u. a. bestimmt, wenn Hinweise auf eine thrombembolische Erkrankung bestehen oder eine solche ausgeschlossen werden soll, u. a. Lungenembolie, tiefe Beinvenenthrombose oder Verbrauchskoagulopathie. Nor m we rt • SI-Einheit: < 0,5 mg/l • Konventionelle Einheit: < 0,5 μg/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt D-Dimer-Erhöhung

• Tiefe Beinvenenthrombose • Lungenembolie • Myokardinfarkt • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises • Postoperativ • Verbrauchskoagulopathie (DIC: disseminierte intravasale Koagulopathie) • Schwangerschaft D-Dimer-Erniedrigung Ohne klinische Bedeutung Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung • Ursachen für eine D-Dimer-Erhöhung Praxis Die Indikation zur D-Dimer-Bestimmung besteht bei V. a. eine thrombembolische Erkrankung. Die Bestimmung der D-Dimere erfolgt in der Regel nicht in der Heilpraktikerpraxis.

6: Proteinstoffwechsel 6.1 Gesamtprotein 0,5 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Proteine im Blut stellen eine heterogene Gruppe dar. Sie setzen sich aus Albuminen und Globulinen zusammen. Serumproteine werden, mit Ausnahme der Immunglobuline, in der Leber gebildet und haben zahlreiche Funktionen, u. a.: • Pufferwirkung • Bindungs- und Transportfunktion • Humorale Infektabwehr • Spezifische Aufgaben als Enzyme oder Hormone Die Proteine im Blut können mittels Elektrophorese in Albumine, α1-, α2-, β- und γ-Globuline aufgetrennt werden. Nor m we rt Gesamtprotein: SI-Einheit: 62–80 g/l, konventionelle Einheit 6,2–8,0 g/dl A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypoproteinämie

• Nierenerkrankungen, die zu einem erhöhten Verlust führen, z. B. nephrotisches Syndrom • Malabsorption, z. B. Zöliakie, chronische Durchfälle • Synthesestörungen, z. B. Antikörpermangelsyndrom, Leberinsuffizienz, Mangelernährung • Verbrennungen (erhöhter Verlust über die Haut) • Schwangerschaft Hyperproteinämie • Multiples Myelom (Plasmozytom) • Chronisch entzündliche Erkrankungen • Leberzirrhose, wenn γ-Globulin-Erhöhung > AlbuminErniedrigung • Schwere Dehydratation

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Kenntnis der unterschiedlichen Proteinklassen im Blut • Ursachen einer Hypo- und Hyperproteinämie Praxis Das Blut muss hämolysefrei sein und zentrifugiert werden.

6.2 Eiweiß-Elektrophorese

0,5 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng In der Eiweiß-Elektrophorese werden Serumeiweiße in fünf Fraktionen nach Ladung und Dichte aufgetrennt und grafisch dargestellt. Die fünf Fraktionen enthalten unterschiedliche Eiweiße: • Albumin • α1-Globuline (u. a. α1-Antitrypsin, HDL) • α2-Globuline (u. a. Haptoglobin, Coeruloplasmin) • β-Globuline (u. a. Transferrin, Fibrinogen, LDL, Komplementfaktoren) • γ-Globuline (IgM, IgG, z. T. IgA, CRP)

Nor m we rt • Albumin: SI-Einheit: 0,58–0,70, konventionelle Einheit: 58– 70 % • α1-Globuline: SI-Einheit: 0,013–0,035, konventionelle Einheit: 1,3–3,5 % • α2-Globuline: SI-Einheit: 0,05-0,1, konventionelle Einheit: 5– 10 % • β-Globuline: SI-Einheit: 0,08–0,13, konventionelle Einheit: 8– 13 % • γ-Globuline: SI-Einheit: 0,1–0,19, konventionelle Einheit: 10– 19 %

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt • Erhöhung der α1- und α2-Globuline im Frühstadium akuter Entzündungen • Erhöhung der γ-Globuline (polyklonale Gammopathien) im Spätstadium akuter Entzündungen, Leberzirrhose (mit Albumin-Erniedrigung) und bei chronischen Entzündungen • Erhöhung der γ-Globuline (monoklonale Gammopathien) bei Multiplem Myelom (Plasmozytom), Morbus Waldenström • Erniedrigung der γ-Fraktion bei Antikörpermangelsyndromen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung von Albuminen und γ-Globulinen Praxis Die Elektrophorese ermöglicht Diagnostik und Verlauf von u. a. akuten und chronischen Entzündungen, Leber- und Nierenkrankheiten, Gammopathien und Antikörpermangelsyndromen.

6.3 Albumin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Albumin wird in der Leber synthetisiert. Die Produktion ist u. a. von der Nahrungszufuhr und der Leberfunktion abhängig. Albumin hat vielfältige Wirkungen im Körper, z. B. Aufrechterhaltung des onkotischen Drucks, Transport und Bindung von Bilirubin, freien Fettsäuren, Aminosäuren, Hormonen, Medikamenten oder Elektrolyten und mobiles Eiweißdepot. Eine verminderte Albuminkonzentration im Serum hat u. a. symmetrische, eindrückbare Ödeme zur Folge. Nor m we rt • SI-Einheit: 35–52 g/l • Konventionelle Einheit: 3,5–5,2 g/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypoalbuminämie • Leberzirrhose im dekompensierten Stadium, chronische Lebererkrankungen • Nephrotisches Syndrom (gleichzeitige Erhöhung der α2- und β-Fraktion) • Verbrennungen (gleichzeitige Erhöhung der α1-, α2- und βFraktion) • Gastrointestinale Störungen, z. B. Malnutrition, oder hohe gastrointestinale Verluste • Akute Entzündungen Hyperalbuminämie

Dehydratation Pr ü fu ng- u nd Praxis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Albumin • Ursachen einer Hypo- und Hyperalbuminämie

7: Fettstoffwechsel 7.1 Triglyzeride 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Triglyzeride bestehen aus Glyzerin und Fettsäuren. Sie werden zum einen mit der Nahrung aufgenommen, zum anderen können sie in der Leber und im Darm synthetisiert werden. Im Körperkreislauf werden sie in Chylomikronen und v. a. in VLDL transportiert. Sie werden im Fettgewebe des Körpers gespeichert und stellen eine wichtige Energiereserve dar. Nor m we rt • SI-Einheit: < 1,69 mmol/l • Konventionelle Einheit: < 150 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Triglyzerid-Erhöhung • Familiäre Hypertriglyzeridämie • Erworbene Hypertriglyzeridämien, z. B. bei Diabetes mellitus, Adipositas, Alkoholabusus, Leber- und Nierenerkrankungen • Hypothyreose, Cushing-Syndrom

• Medikamente: Glukokortikoide, Kontrazeptiva, Thiazide, Betablocker Triglyzerid-Erniedrigung Unterernährung Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Ursachen für Abweichungen vom Normwert Praxis • Die Bestimmung der Triglyzeride dient der Beurteilung des Arterioskleroserisikos sowie der Kontrolle diätetischer und medikamentöser lipidsenkender Maßnahmen. • Die Konzentration der Triglyzeride ist 2–6 h nach Nahrungsaufnahme am höchsten, die Blutentnahme sollte daher nüchtern (12–14 h Nahrungskarenz) erfolgen. • Bei erhöhten Werten empfiehlt sich die Bestimmung von Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Lipoprotein (a) und ggf. Homocystein. • Falsch niedrige Werte können nach Einnahme von Vitamin-C, N-Acetylcystein und bei hohem Bilirubinspiegel verzeichnet werden.

7.2 Cholesterin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Cholesterin wird mit der Nahrung aufgenommen und in hohen Mengen in Leber und Darm produziert. Cholesterin wird im Körperkreislauf in höchsten Mengen im LDL transportiert, ferner in HDL und VLDL. Es wird im Körper zur Erneuerung/Neubildung von Membranen und Lipoproteinen benötigt, darüber hinaus zur Herstellung von Hormonen wie Aldosteron, Kortisol und Geschlechtshormonen sowie Vitamin D und Gallensäuren. Nor m we rt • SI-Einheit: < 5,16 mmol/l • Konventionelle Einheit: < 200 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Cholesterin-Erhöhung • Familiäre Hypercholesterinämien • Erworbene Hypercholesterinämien, z. B. durch hohe Zufuhr, Lebererkrankungen, Hypothyreose, chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) und nephrotisches Syndrom

• Medikamente: Glukokortikoide, Kontrazeptiva, Thiazide, Betablocker Cholesterin-Erniedrigung • Hyperthyreose • Schwere konsumierende Erkrankungen, z. B. Malignome, Polytrauma • Medikamentöse lipidsenkende Therapie

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Ursachen der Abweichungen vom Normwert • Auswirkung auf die Entstehung von Arteriosklerose Praxis • Bei erhöhten Werten empfiehlt sich die Bestimmung von Triglyzeriden, LDL, HDL, Lipoprotein (a) und ggf. Homocystein. • Hämolytische Blutproben liefern falsch niedrige Werte, ebenso die Einnahme von N-Acetylcystein. • Mit steigenden Cholesterinspiegeln steigt das Risiko für Arteriosklerose und die damit verbundenen Folgekrankheiten wie z. B. Myokardinfarkt, Apoplex, pAVK.

7.3 LDL-Cholesterin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das Low Density Lipoprotein (LDL) entsteht in der Leber aus VLDL und beinhaltet die höchsten Mengen an Cholesterin. Das LDL-Cholesterin gilt als ein wichtiger arteriogener Faktor, insbesondere dann, wenn gleichzeitig das HDL erniedrigt und das Lp(a) erhöht ist. Nor m we rt SI-Einheit: 3,88 mmol/l, konventionelle Einheit: < 150 mg/dl Die Zielwerte bei kardiovaskulärem Risiko werden viel geringer angesetzt: • Niedriges Risiko: SI-Einheit: < 3 mmol/l, konventionelle Einheit: < 116 mg/dl • Moderates Risiko: SI-Einheit: < 2,6 mmol/l, konventionelle Einheit: < 100 mmol/l • Hohes Risiko: SI-Einheit: < 1,8 mmol/l oder 50 % Reduktion vom Ausgangswert, konventionelle Einheit: < 70 mg/dl oder 50 % Reduktion vom Ausgangswert • Sehr hohes Risiko: SI-Einheit: < 1,4 mmol/l oder 50 % Reduktion vom Ausgangswert, konventionelle Einheit: < 55 mg/dl oder 50 % Reduktion vom Ausgangswert

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt

LDL-Erhöhung • Familiäre Hypercholesterinämien, die z. B. mit einer Mutation des LDL-Rezeptors einhergehen können • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz), nephrotisches Syndrom • Chronische Leber- und Gallenwegserkrankungen • Lebensstil: Bewegungsmangel, Überernährung, fettreiche Kost • Hypothyreose • Medikamente: Glukokortikoide, Kontrazeptiva, Thiazide, Betablocker LDL-Erniedrigung • Hyperthyreose • Schwere konsumierende Erkrankungen, z. B. Malignome, Polytrauma • Medikamentöse Therapie mit Lipidsenkern

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische und pathologische Bedeutung des Markers Praxis • Die Bestimmung des LDL dient der Beurteilung des Arterioskleroserisikos sowie der Kontrolle diätetischer und medikamentöser lipidsenkender Maßnahmen.

• Die Bestimmung muss aus Nüchternblut erfolgen; postprandiale Werte sind nicht verwertbar. • Bei erhöhten Werten empfiehlt sich die Bestimmung von Gesamtcholesterin, Triglyzeriden, HDL, Lipoprotein (a) und ggf. Homocystein. • Das Risiko für ein arteriogenes Geschehen steigt bei gleichzeitig vorhandenem Diabetes mellitus, Nikotinabusus, Bluthochdruck, Adipositas und familiärer Disposition.

7.4 HDL-Cholesterin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das High Density Lipoprotein (HDL) entsteht in der Leber und in der Darmmukosa. Es transportiert freies Cholesterin von den peripheren Zellen zurück zur Leber. Das HDL wirkt sich im Hinblick auf Entstehung und Progredienz einer Arteriosklerose protektiv aus. Nor m we rt • HDL-Cholesterin: – Frauen: SI: Einheit: > 1,2 mmol/l, konventionelle Einheit: > 48 mg/dl – Männer: SI-Einheit: > 1,0 mmol/l, konventionelle Einheit: > 40 mg/dl

• Der LDL-/HDL-Quotient kann zur Abschätzung des KHKRisikos herangezogen werden: – < 2: niedriges Risiko – 3–4: mittleres Risiko – > 4: hohes Risiko

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt HDL-Erhöhung Körperliche Bewegung HDL-Erniedrigung • Adipositas, metabolisches Syndrom • Diabetes mellitus

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische und pathologische Bedeutung des Markers • Ursachen einer HDL-Erhöhung und -Erniedrigung Praxis • Jede HDL-Erhöhung ist wünschenswert, da das Arterioskleroserisiko reduziert wird. • Eine HDL-Erniedrigung, insbesondere in Kombination mit einer Erhöhung von LDL, Lipoprotein (a) und Homocystein,

erhöht das Risiko einer arteriosklerotischen Erkrankung.

7.5 Lipoprotein (a) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Lipoprotein (a) [Lp(a)] ist ein cholesterinreiches Lipoprotein. Es wird in der Leber gebildet und gilt als stärkster arteriogener Parameter (eigenständiger Risikofaktor). Strukturell hat Lp(a) Ähnlichkeit mit dem Plasminogen (das eine fibrinolytische und thrombolytische Funktion hat), ohne aber dessen Funktion zu haben. Die Folge bei hohen Konzentrationen ist die Verdrängung des Plasminogens vom Rezeptor und damit ein erhöhtes Risiko für thrombotische und arteriogene Folgeschäden. Nor m we rt • SI-Einheit: < 75 nmol/l • Konventionelle Einheit: < 30 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Lp(a)-Erhöhung • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Infektionen, Myokardinfarkt, da Lp(a) ein Akute-PhaseProtein ist

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Die Konzentration des Lp(a) im Serum ist in erster Linie von genetischen Faktoren abhängig. • Die Lp(a)-Konzentration lässt sich gezielt (diätetisch und medikamentös) nur schwer beeinflussen. • Serumwerte können zwischen 0 und 90 mg/dl schwanken. Jede Erhöhung > 30 mg/dl geht mit einem erhöhten arteriogenen Risiko einher.

7.6 Homocystein 2 ml Serum oder NaF (Natriumfluorid)-Plasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Homocystein ist ein körpereigenes Zwischenprodukt, das aus der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin entsteht und unter normalen Umständen rasch zu Cystein oder zu Methionin umgebaut wird. Dazu werden die Vitamine B6, B2, B12, Folsäure und Vitamin C benötigt. Homocystein zeigt ausgedehnte Reaktionen mit den Gefäßwänden, die in der letzten Konsequenz arteriosklerotische Plaques zur Folge haben. Es ist ein unabhängiger Risikofaktor für Arteriosklerose und thrombembolische Erkrankungen.

Nor m we rt • SI-Einheit: < 10 µmol/l • Konventionelle Einheit: < 1,35 mg/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Homocystein-Erhöhung • Vitaminmangel (Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure) • Heterozygote oder homozygote Homocysteinämie • Homocystinurie • Hypothyreose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Die Blutentnahme sollte nüchtern erfolgen. • Die entnommene Probe sollte schnellstmöglich zentrifugiert und das Plasma pipettiert werden. Wenn keine Zentrifuge vorhanden ist, sollten spezielle Röhrchen (NaF-Röhrchen) verwendet werden. • Falsch hohe Werte können durch eine lange Lagerung der Probe auftreten.

8: Kohlenhydratstoffwechsel

8.1 Glukose 4 ml NaF-Blut oder 4 ml NaF-Plasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Glukose ist ein wichtiger Energielieferant, v. a. für die Versorgung der Gehirn- und Muskelzellen. Der Glukosespiegel wird hormonell reguliert. Beteiligt an der Regulation sind Insulin, Glukagon, Katecholamine, Kortisol und Wachstumshormone. Insulin senkt den Glukosespiegel, indem es die Glukose in die Zelle einschleust. Alle anderen o. g. Hormone führen zu einer Erhöhung des Glukosespiegels. Die Glukosebestimmung erfolgt zum Ausschluss einer diabetogenen Stoffwechsellage, von Hypoglykämien, zur Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus und bei Neugeborenen. Nor m we rt • Blut: – SI-Einheit: 3,89–5,55 mmol/l – Konventionelle Einheit: 70–100 mg/dl • Plasma: – SI-Einheit: 3,89–6,38 mmol/l

– Konventionelle Einheit: 70–115 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hypoglykämie • Überdosierung von Antidiabetika oder Insulin • Geringe Kohlenhydratzufuhr, sportliche Aktivität • Alkoholismus, Leberzirrhose • Anorexie • Katecholamin-Mangel • Insulinom Hyperglykämie • Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 • Diabetes mellitus Typ 3: – Pankreatitis, Pankreaskarzinom – Hämochromatose, Mukoviszidose – Hyperkortisolismus, Phäochromozytom, Akromegalie • Diabetes mellitus Typ 4: Schwangerschaftsdiabetes

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Glukosestoffwechsel und die Funktion der beeinflussenden Hormone

• Detaillierte Kenntnisse der Ursachen und Symptome einer Hypo- und Hyperglykämie Praxis • Der Glukosespiegel und das HbA1c sollten bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. • Glukose sollte aus speziellen Röhrchen (NatriumfluoridRöhrchen) bestimmt werden. Eine Bestimmung aus Serumröhrchen liefert falsch niedrige Werte, wegen des Glukoseabbaus in vitro.

8.2 HbA1c 1 ml EDTA-Blut Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das HbA1c ist ein glykiertes Hämoglobin, das bei jedem Menschen im Blut vorzufinden ist. Der Anteil der Glykierung korreliert mit der Höhe und Dauer der hyperglykämischen Zustände. Es fungiert als ein „Blutzuckergedächtnis“ und erlaubt die Beurteilung der Stoffwechsellage in den letzten 8–9 Wochen. Nor m we rt • SI-Einheit: < 39 mmol/mol Hb • Konventionelle Einheit: < 5,7 %

• Therapieziel bei Diabetes Typ 1 < 58 mmol/l (< 7,5 %) und bei Diabetes Typ 2 < 48–58 mmol/l (< 6,5–7,5 %)

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhtes HbA1c Diabetische Stoffwechsellage Erniedrigtes HbA1c • Hämolyse • Erythrozytenverlust bei chronischen Blutungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des HbA1c • Normwerte und Ursachen einer Erhöhung des HbA1c Praxis • Die regelmäßige Bestimmung des HbA1c empfiehlt sich bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes etwa alle 3 Monate, bei Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes unter intensivierter Insulintherapie alle 6–8 Wochen. • HBA1c-Bestimmung und Durchführung eines oGTT bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas, um frühzeitig eine diabetische Stoffwechsellage zu erkennen.

• Falsch hohe Werte bei Alkoholabusus, Eisenmangelanämie, Leberzirrhose. • Zweifelhafte Werte bei verkürzter Erythrozytenlebensdauer, Erythrozytenverlust, Transfusionen, Hämoglobinopathien.

8.3 Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) 4 ml NaF-Blut oder 4 ml NaF-Plasma Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) wird bei Patientinnen und Patienten durchgeführt, die eine grenzwertig erhöhte PlasmaGlukose aufweisen, und/oder als Suchtest bei erhöhtem Diabetesrisiko (z. B. bei Adipositas) eingesetzt. Durchführung: • Messung des Glukosespiegels im Nüchternzustand • Gabe von 75 g Glukose oral • Messung des Glukosespiegels nach 2 h

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt SI-Einheit: Angabe in mmol/l (konventionelle Einheit: Angabe in mg/dl) Bei Schwangeren wird zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein oGTT durchgeführt, um ggf. einen Gestationsdiabetes aufzudecken. Zunächst erfolgt ein Suchtest mit 50 g Glukose, wobei die Patientin nicht nüchtern sein muss. Bei

einem Wert im Bereich von 135–200 mg/dl sollte sich ein oGTT mit 75 g Glukose unter Nüchternbedingungen anschließen. Die pathologischen Grenzwerte unterscheiden sich gegenüber dem herkömmlichen Test wie folgt: • Nüchternglukose: > 91 mg/dl • 1-h-Wert: > 179 md/dl • 2-h-Wert: > 152 mg/dl Finden sich ein oder mehrere pathologische Werte, liegt ein Gestationsdiabetes vor. Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Kenntnisse über die Durchführung des oGTT, Normwerte, Abweichungen vom Normwert und Kontraindikationen Praxis • Störende Medikamente sollten nach Möglichkeit 3 Tage vorher abgesetzt worden sein (z. B. Betablocker, Glukokortikoide, orale Kontrazeptiva, NSAR). • Während des oGTT sollte die Patientin oder der Patient 2 h ruhig sitzen, damit eine insulinunabhängige Glukoseeinschleusung in die Muskelzellen unterbunden wird. • Kontraindikationen für die Durchführung des oGTT sind u. a. fieberhafte Infekte, Lebererkrankungen, bei Frauen Zeitpunkt der Menstruation, manifester Diabetes mellitus (Nüchternglukose eindeutig pathologisch) und V. a. oder

bekannter Typ-1-Diabetes. Der Typ-2-Diabetes geht mit absolutem Insulinmangel einher. Die Zufuhr von 75 g Glukose kann ein ketoazidotisches diabetisches Koma auslösen.

9: Entzündungsparameter und Tumormarker 9.1 BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) 2 ml Citratblut 3,8 % Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist ein unspezifischer Test, der bei entzündlichen Erkrankungen als Suchtest und Verlaufsparameter eingesetzt wird. Die Beschleunigung der BSG erfolgt frühestens 24 h nach Beginn einer Entzündung. Die Werte normalisieren sich Wochen nach Abklingen der Entzündung. Nor m we rt • Frauen < 50 Jahre: < 25 mm nach 1 h, nach dem 50. Lebensjahr: < 30 mm nach 1 h • Männer < 50 Jahre: < 15 mm nach 1 h, nach dem 50. Lebensjahr: < 20 mm nach 1 h

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt BSG-Beschleunigung • Entzündungsprozesse jeglicher Art

• Tumorerkrankungen • Dysproteinämien, z. B. Multiples Myelom (Plasmozytom), nephrotisches Syndrom • Leichte Erhöhungen zum Zeitpunkt der Menstruation, Einnahme von Ovulationshemmern, Schwangerschaft, Anämie Sturzsenkung Von einer Sturzsenkung spricht man, wenn der feste Bestandteil des Bluts nach 1 h um mehr als 100 mm abgesunken ist. Die Sturzsenkung kann z. B. bei einer Arteriitis temporalis, einer Polymyalgia rheumatica, schweren bakteriellen Entzündungen oder rheumatischen Erkrankungen vorkommen. BSG-Verlangsamung • Erythrozytose (Polyglobulie) • Polycythaemia vera • Exsikkose • Nach Untersuchungen mit jodhaltigen Kontrastmitteln (i. v.)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Definition und Normwerte Praxis Im Falle einer manuellen Aufbereitung des Bluts werden 1,6 ml Blut mit 0,4 ml 3,8-prozentiger Natriumcitrat-Lösung aufgezogen

und vorsichtig gemischt (geschwenkt). Das Gemisch wird in ein 20 cm langes Glasröhrchen (2 mm Durchmesser) bis zur oberen Marke gefüllt. Nach 1 h wird der Wert der Senkung abgelesen und dokumentiert. Dabei muss, wenn man Fehlerquellen ausschalten will, unbedingt ein Verhältnis von 1 : 4 (Natriumcitrat-Lösung : Blut) eingehalten werden. Bei einem präparierten BSG-Röhrchen ist auf die vollständige Befüllung des Röhrchens zu achten.

9.2 CRP (C-reaktives Protein) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das C-reaktive Protein (CRP) gehört zu den Akute-PhaseProteinen (Plasmaproteine, deren Konzentration bei entzündlichen Reaktionen ansteigt). Benannt ist das CRP nach dem C-Polysaccharid der Pneumokokken, das durch das reaktive Protein gespalten werden kann. Der Anstieg des CRP erfolgt ca. 6– 12 h nach Infektionsbeginn, die HWZ beträgt 8–12 h; somit sinkt der Parameter schnell bei Genesung bzw. nach erfolgreicher antibiotischer Therapie. Der CRP-Wert erlaubt keine Aussage bzgl. des erkrankten Organs. Nor m we rt • SI-Einheit: < 5 mg/l • Konventionelle Einheit: 0,5 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt

CRP-Erhöhung • Bakterielle Infektionen • Nekrosen • Postoperative Komplikationen • Rheumatische Erkrankungen • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen • Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris • Entzündliche Reaktionen im Rahmen von arteriosklerotischen Gefäßveränderungen CRP-Erniedrigung Ohne Krankheitswert Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Veränderungen bei bakteriellen und viralen Infekten Praxis Der CRP-Wert ist der beste Marker für die Diagnose und den Therapieverlauf bakterieller Erkrankungen und der BSGBestimmung deutlich überlegen.

9.3 Anti-Streptolysin (ASL) 2 ml Serum

Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Anti-Streptolysin (ASL) ist ein Antikörper, der von den Plasmazellen bei Infektionen mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A gebildet wird. Nor m we rt Konventionelle Einheit: < 200 IE/ml A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt ASL-Erhöhung • Im Rahmen der Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, z. B. Scharlach • Streptokokken-allergische Zweiterkrankungen wie z. B. rheumatisches Fieber (Arthritis der großen Gelenke, Karditis, Erythema anulare, Chorea minor) oder PoststreptokokkenGlomerulonephritis

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis ASL hat eine relativ geringe Sensitivität und Spezifität, sodass gleichzeitig auch die Antikörper anti-DNAse B und antiHyaluronidase bestimmt werden sollten, um die Diagnose zu sichern. Bei akuten Streptokokkeninfekten ist ein

bakteriologischer Nachweis zuverlässiger. Dieser kann nach § 24 Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht von der Heilpraktikerin oder dem Heilpraktiker vorgenommen werden.

9.4 Rheumafaktor (RF) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Als Rheumafaktor (RF) bezeichnet man einen Autoantikörper (meist der Klasse IgM), der sich gegen den Fc-Anteil des IgG richtet. Die beiden Antikörper verbinden sich miteinander und bilden einen zirkulierenden Immunkomplex. Nor m we rt SI-Einheit: < 20 IE/ml A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Rheumafaktor-Erhöhung • Rheumatoide Arthritis (RA) • Systemischer Lupus erythematodes • Sjögren-Syndrom • Sklerodermie • Mixed Connective Tissue Disease (Sharp-Syndrom) • Chronische Lebererkrankungen, z. B. Hepatitis B, primäre biliäre Leberzirrhose • Infektionskrankheiten, z. B. Tbc, Lues oder Malaria

• Lymphome

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Kenntnis der Ursachen einer RF-Erhöhung Praxis • Der RF kann im Rahmen von Kollagenosen als Diagnose- und Verlaufsparameter eingesetzt werden. Allerdings ist sein Vorhandensein kein Beweis für eine rheumatische Erkrankung. • Patientinnen und Patienten mit RA weisen in der Regel positive Titer auf (seropositiv), ein kleiner Teil von ihnen ist seronegativ. • Bei V. a. eine RA empfiehlt sich neben der Bestimmung des Rheumafaktors auch die Bestimmung von CCP-Ak (anti-CCP; → Karte 52).

9.5 CCP-Ak (Antikörper gegen cyclisches citrulliniertes Peptid) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng CCP-Ak richten sich gegen das Strukturprotein Fillagrin, insbesondere dann, wenn es enzymatisch verändert (citrulliniert)

worden ist. Bei der Citrullinierung wird im Fillagrin die Aminosäure Arginin in Citrullin umgewandelt. Es handelt sich dabei zunächst um einen physiologischen Prozess, der bei der Keratinisierung von Hautzellen und bei der Apoptose eine Rolle spielt. Bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis richten sich die CCP-Ak gegen diese citrullinierten Proteine, die von Synovialhäuten der betroffenen Gelenke exprimiert werden. Die Folge ist eine Knorpel- und Knochenzerstörung. Nor m we rt Konventionelle Einheit: < 7 U/ml A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt CCP-Nachweis bzw. -Erhöhung Rheumatoide Arthritis (RA) Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis • Bei der Diagnostik der RA erweisen sich CCP-Ak spezifischer als Rheumafaktoren. Sie sind im frühen Erkrankungsstadium und meist auch bei seronegativen Verläufen nachweisbar. • CCP-Ak besitzen eine hohe prognostische Bedeutung: Ihr Nachweis geht mit einem hohen Risiko für eine Gelenkzerstörung einher. • CCP-Ak ist als Verlaufsparameter weniger geeignet (unklare Korrelation mit der Krankheitsaktivität).

9.6 HLA-B27-Antigen 4 ml EDTA-Blut Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Humane Leukozyten-Antigene (HLA) sind bestimmte Antigene, die sich auf fast allen Zellen des menschlichen Körpers finden. Sie sind ein Zelloberflächenmarker, der sich bei ca. 6–9 % der gesunden europäischen Bevölkerung findet. Sie sind zuständig für die Erkennung von „selbst“ und „fremd“, dienen also als „Personalausweis“ einer Zelle. Fremde Antigene lösen eine Immunreaktion aus, z. B. im Rahmen von Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantation. Bei einigen Antigenen ist der positive Nachweis mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis assoziiert, der negative Nachweis schließt sie jedoch nicht aus. Nor m we rt Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt HLA-B27 findet sich gehäuft bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen, z. B. bei: • Morbus Bechterew • Reaktive Arthritis (Morbus Reiter) • Arthritis psoriatica • Postinfektiöse Arthritiden

• Morbus Crohn • Colitis ulcerosa • Akute Uveitis

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis • Die Bestimmung des HLA-B27 eignet sich nicht als Suchtest, sondern als ein Bestätigungstest bei vorhandenen Symptomen. • Ein positives HLA-B27 beweist die o. g. Erkrankungen nicht; das Risiko, daran zu erkranken, ist lediglich erhöht. Patientinnen und Patienten, die an einer der o. g. Krankheiten leiden, sind nicht automatisch HLA-B27-positiv.

9.7 Antinukleäre Antikörper (ANA) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Antinukleäre Antikörper (ANA) sind eine heterogene Gruppe von Proteinen, die sich gegen den Zellkern und Zellkernbestandteile (z. B. Histone, DNA, RNA) richten (Autoantikörper). Durch die Bindung der Antikörper wird die Zelle in den meisten Fällen unter Bildung einer Entzündungsreaktion zerstört. Zu den ANA gehören u. a.:

• dsDNA-Ak: Antikörper gegen DNA (Doppelstrang) • ssDNA-Ak: Antikörper gegen DNA (Einzelstrang) • rRNP-Ak: Antikörper gegen Ribosomen • Scl-70-Ak: Antikörper gegen DNA-Topoisomerase I • CENP-Antikörper: Antikörper gegen Centromere

Nor m we rt Titer < 1 : 80 A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt ANA-Erhöhung • Systemischer Lupus erythematodes • Mixed Connective Tissue Disease (MCTD; Sharp-Syndrom) • Dermatomyositis, Polymyositis • Sklerodermie • Sjögren-Syndrom • Rheumatoide Arthritis • Alkoholtoxische Leberzirrhose, Virushepatitis, primär biliäre Zirrhose • Thyreoiditis • Alveolitis/Lungenfibrose • Alter > 60 Jahre

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s

Praxis • ANA eignen sich zur Bestimmung und als Verlaufsparameter bei Kollagenosen. • ANA finden sich auch im Rahmen von Autoimmunkrankheiten, chronischen persistierenden Infektionen und im Alter.

9.8 Tumormarker 0,5 ml Serum pro Tumormarker Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Tumormarker sind Proteine oder Glykoproteine, die entweder von den Tumorzellen selbst oder von benachbarten gesunden Zellen als Reaktion auf ein Tumorgeschehen ausgeschüttet werden. Sie sind weder tumor- noch organspezifisch. Nachfolgend werden einige ausgewählte Tumormarker beschrieben. Nor m we rt • CEA (carcinoembryonales Antigen): < 4,6 ng/ml • CA 125 (Cancer Antigen 125): < 35 U/ml • CA 19–9 (Cancer Antigen 19–9): SI-Einheit: < 22 U/ml, konventionelle Einheit: < 37 U/ml • AFP (alpha-Fetoprotein): SI-Einheit: < 7 U/ml, konventionelle Einheit: < 8,5 U/ml • hCG (humanes Choriongonadotropin): < 5 U/l

• NSE (neuronenspezifische Enolase): SI-Einheit: < 12,5 µg/l, konventionelle Einheit: < 12,5 ng/ml • PSA (prostataspezifisches Antigen): – < 40 Jahre: < 1,3 ng/ml – 41–50 Jahre: < 2,0 ng/ml – 51–60 Jahre: < 3,0 ng/ml – 61–70 Jahre: < 4,0 ng/ml – > 71 Jahre: < 4,5 ng/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis Tumormarker eignen sich zur Beurteilung des Verlaufs einer Tumorerkrankung, nicht aber als Suchparameter in der Diagnostik (Ausnahme: PSA).

10: Leberdiagnostik 10.1 GOT/AST 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) oder AST (AspartatAminotransferase) befinden sich im Zytoplasma und in den Mitochondrien der Leberzellen, Herzmuskelzellen und Zellen der quergestreiften Muskulatur. Dieses Enzym ist nicht leberspezifisch, in Verbindung mit der GPT/ALT gibt sie jedoch Hinweise auf Leberzellschädigungen. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: < 0,85 kat/l, konventionelle Einheit: < 50 U/l • Frauen: SI-Einheit: < 0,60 kat/l, konventionelle Einheit: < 35 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Leichte GOT/AST-Erhöhung • Leberschädigung durch Medikamente • Leberbeteiligung im Rahmen systemischer Infektionen

• Lebertumoren, Lebermetastasen • Akute Stauungsleber • Herzmuskelschädigung (ohne GPT/ALT-Anstieg) Starke GOT/AST-Erhöhung • Akutes Leberversagen • Akute Virushepatitis • Leberzirrhose • Chronische Hepatitis • Ausgedehnter Untergang des Herzmuskelgewebes beim Myokardinfarkt

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Enzyms • Ursachen einer GOT/AST-Erhöhung Praxis • Hämolyse und lange Stauung vor der Blutentnahme oder starke körperliche Belastung führen zu falsch hohen Werten. • Leicht erhöhte Werte sind häufig unspezifisch. • Bei erhöhten GOT/ASL-Werten sollten gleichzeitig GPT/ALT, γ-GT, CK-Gesamt, CK-MB und LDH bestimmt werden.

10.2 GPT/ALT 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) oder AlaninAminotransferase (ALT) ist ein weitgehend leberspezifisches Enzym, das im Zytoplasma der Hepatozyten lokalisiert ist. Anstiege der GPT/ALT im Serum sind ein Hinweis auf eine gestörte/erhöhte Permeabilität der Leberzellmembran. Nor m we rt • Männer: SI-EInheit: < 0,85 kat/l, konventionelle Einheit: < 50 U/l • Frauen: SI-Einheit: < 0,60 kat/l, konventionelle Einheit: < 35 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Leichte GPT/ALT-Erhöhung • Fettleber • Lebertumoren, Lebermetastasen • Chronischer Alkoholkonsum Starke GPT/ALT-Erhöhung • Akutes Leberversagen • Akute und chronische Virushepatitis

• Alkoholhepatitis • Stauungsleber • Leberzirrhose • Extrahepatische Cholestase

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Enzyms • Ursachen einer GPT/ALT-Erhöhung Praxis • Hämolyse und starke Muskelarbeit können falsch hohe Werte liefern. • Bei hohen GPT/ALT-Werten sollten gleichzeitig GOT/AST, γGT, GLDH, alkalische Phosphatase, Bilirubin und die Syntheseparameter der Leber (Albumin, Quick-Wert und Cholinesterase) bestimmt werden. • Der Schweregrad einer Leberzellschädigung kann mit dem GOT/GPT-Quotienten (de-Ritis-Quotient) abgeschätzt werden. Bei leichten Leberzellschädigungen liegt der de-RitisQuotient < 1, bei schweren Schädigungen und nichthepatischen Schädigungen (Trauma, Myokardinfarkt) > 1.

10.3 Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) ist ein zellmembrangebundenes Enzym, das in den höchsten Mengen in den Leberzellen vorkommt. Sie ist der empfindlichste Indikator bei Störungen der Leber und der Gallenwege. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: < 1,00 kat/l, konventionelle Einheit: < 60 U/l • Frauen: SI-Einheit: < 0,65 kat/l, konventionelle Einheit: < 40 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Leichte γ-GT-Erhöhung • Fettleber • Chronischer Alkoholabusus • Infektiöse Mononukleose (EBV) • Medikamentöse Leberschädigung Starke γ-GT-Erhöhung • Akutes Leberversagen • Alkoholtoxische Hepatitis

• Medikamentöse Leberschädigung • Cholestase • Chronische Hepatitis • Leberzirrhose • Lebertumoren, Lebermetastasen • Akute und chronische Pankreatitis

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Enzyms • Ursachen einer Erhöhung des Enzyms Praxis • Bei hohen γ-GT-Werten sollten gleichzeitig GOT/AST, GPT/ALT, alkalische Phosphatase, Bilirubin und die Syntheseparameter der Leber (Albumin, Quick-Wert und Cholinesterase) bestimmt werden. • Die Höhe des Enzymanstiegs korreliert mit dem Ausmaß der Leberzellschädigung. Leichte Leberschäden führen zu einem Anstieg der zellmembrangebundenen γ-GT, der zytosolischen Enzyme GPT/ALT und z. T. der GOT/AST. Schwere Leberzellschädigungen führen zusätzlich zu einem Anstieg der mitochondrialen Enzyme GLDH und z. T. der GOT/AST und zu einem Abfall der Syntheseparameter der Leber (Albumin, Quick-Wert und Cholinesterase).

10.4 Glutamatdehydrogenase (GLDH) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Glutamatdehydrogenase (GLDH) ist ein zytoplasmatisches Enzym, das in sehr hohen Konzentrationen in Hepatozyten vorkommen. Es kann als leberspezifisches Enzym angesehen werden und verhindert letztlich die Ammoniakanhäufung und erhöhung im Körper. Anstiege der GLDH im Serum sind immer ein Hinweis auf eine massive, nekrotisierende Leberzellschädigung. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: ≤ 0,12 kat/l, konventionelle Einheit ≤ 7 U/l • Frauen: SI-Einheit: ≤ 0,08 kat/l, konventionelle Einheit: ≤ 5 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt GLDH-Erhöhung • Nekrotisierende Leberzellschädigung • Verschlussikterus • Akutes Rechtsherzversagen, Cor pulmonale nach Lungenembolie

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Enzyms Praxis Bei hohen GLDH-Werten sollten gleichzeitig GOT/AST, GPT/ALT, γ-GT, alkalische Phosphatase, Bilirubin und die Syntheseparameter der Leber (Albumin, Quick-Wert und Cholinesterase) bestimmt werden.

10.5 Cholinesterase (CHE) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Cholinesterasen (CHE) sind Enzyme, die Cholinester spalten. Sie werden in der Leber gebildet und dienen der Beurteilung der Synthesefunktion der Leber. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: 76,9–190 kat/l, konventionelle Einheit: 4620–11500 U/l • Frauen: SI-Einheit: 65,7–180 kat/l, konventionelle Einheit: 3920–10800 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt

CHE-Erhöhung • Diabetes mellitus • Fettstoffwechselstörungen • KHK • Renaler oder enteraler Eiweißverlust CHE-Erniedrigung • Lebererkrankungen mit verminderter Syntheseleistung der Leber, z. B. Hepatitis, Leberzirrhose oder toxische Leberschäden durch u. a. Vergiftungen mit Organophosphaten (E605, E600) • Colitis ulcerosa • Myokardinfarkt • Unterernährung • Medikamente (CHE-Inhibitoren), z. B. Neostigmin, Physostigmin, Pyridostigmin

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Enzyms Praxis • Bei Erniedrigung der CHE ist die Bestimmung von Albumin, Quick-Wert, PTT, GOT/AST, GPT/ALT, γ-GT, GLDH, alkalischer Phosphatase und Bilirubin sinnvoll.

• Eine lange Blutentnahme und eine starke Stauung können falsch hohe Werte ergeben. • In der Schwangerschaft ab dem 2. Trimenon sind niedrigere Werte zu erwarten.

10.6 Bilirubin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Häms. Die Konjugation und die Exkretion in die Gallengänge erfolgen in der Leber (konjugiertes/direktes Bilirubin). Störungen bei der Konjugation und Ausschleusung in die Gallengänge oder ein erhöhtes Angebot an unkonjugiertem (indirektem) Bilirubin manifestieren sich als Ikterus. Nor m we rt • Gesamt-Bilirubin: SI-Einheit: < 18,8 μmol/l, konventionelle Einheit: < 1,1 mg/dl • Direktes Bilirubin: SI-Einheit: < 5,1 μmol/l, konventionelle Einheit: < 0,3 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s

Prüfung • Physiologische Bedeutung von Bilirubin • Kenntnisse über Abweichungen der Normwerte bei den unterschiedlichen Ikterusformen Praxis • Hämolytisches Serum ergibt falsch hohe Werte. • Bei hohen Bilirubinwerten im Serum empfehlen sich die Bestimmungen von Bilirubin und Urobilinogen im Urin. • Bei V. a. eine Lebererkrankung sollte die Messung von AP, GOT/AST, GPT/ALT, γ-GT, GLDH und der Syntheseparameter der Leber (Albumin, Quick-Wert und Cholinesterase) erfolgen.

10.7 Alkalische Phosphatase (AP) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die alkalische Phosphatase (AP) ist ein gewebeunspezifisches Isoenzym, das sich in Knochen, Niere, Leber und Gallengangsepithelien findet. Sie hydrolysiert Phosphatester im alkalischen Milieu. Nor m we rt

• Männer: SI-Einheit: 0,65–2,2 kat/l, konventionelle Einheit: 40–105 U/l • Frauen: SI-Einheit: 0,60–1,75 kat/l, konventionelle Einheit: 35–105 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt AP-Erhöhung • Cholestatische Verläufe bei Leber- oder Gallenwegserkrankungen, z. B. akutes Leberversagen, akute Hepatitis, Leberzellkarzinome oder Metastasen, Okklusion des Ductus choledochus durch Gallensteine, papilläres Karzinom oder Pankreaskopfkarzinom, chronische Hepatitis, Leberzirrhose • Deutliche Umbauprozesse am Knochen, z. B. Rachitis, Osteomalazie, Morbus Paget, Osteosarkom, Knochenmetastasen, Knochenfrakturen, Hyperparathyreoidismus, renale Osteopathie (durch chronische Nierenkrankheit [Niereninsuffizienz] mit verminderter Bildung von Vitamin D und sekundärem Hyperparathyreoidismus) • Andere Ursachen, z. B. Sarkoidose, Einnahme von Antikonvulsiva • Schwangerschaft, besonders im letzten Trimenon AP-Erniedrigung Hypothyreose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Enzyms Praxis • Hämolytisches Serum ergibt falsch hohe Werte. • Bei hohen AP-Werten sollte an Leber- und Gallenwegserkrankungen sowie Knochenerkrankungen gedacht werden. Eine Messung von GOT/AST, GPT/ALT, γGT, Bilirubin, Kalzium und Phosphat erlaubt eine Verdachtsäußerung bzgl. des erkrankten Organsystems.

11: Pankreasdiagnostik 11.1 Lipase 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Lipasen sind Enzyme, die u. a. Triglyzeride in Glyzerin und Fettsäuren spalten. Die Pankreaslipase stammt aus dem exokrinen Teil des Pankreas und ist als pankreasspezifisch anzusehen. Nor m we rt • SI-Einheit: < 1,0 kat/l • Konventionelle Einheit: < 60 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Lipase-Erhöhung • Akute Pankreatitis • Akuter Schub einer chronischen Pankreatitis • Pankreastumoren im Spätstadium • Geringe Lipase-Erhöhungen bei chronischer Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz), Hepatitis oder diabetischer Ketoazidose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Enzyms • Ursachen einer Lipase-Erhöhung Praxis • Die Empfindlichkeit der Lipase ist deutlich höher als die Bestimmung der Amylase bei V. a. eine akute Pankreatitis oder einen akuten Schub einer chronischen Pankreatitis. • Nach diagnostisch-therapeutischen Eingriffen im Bereich des Sphincter Oddi (z. B. ERCP) erhöhen sich die Lipase-Werte. • Bei V. a. eine akute Pankreatitis ist die gleichzeitige Bestimmung der α-Amylase, der pankreatischen Elastase 1, von LDH, Glukose und Kalzium empfehlenswert. Der Anstieg der Lipase gibt in der Regel keine Auskunft über die Schwere der Pankreatitis.

11.2 Pankreatische Elastase 1 2 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die pankreatische Elastase 1 wird nur aus der Bauchspeicheldrüse ins Duodenum abgegeben und kann als organspezifischer Marker angesehen werden. Die Elastase ist ein proteinspaltendes Enzym. Ferner ist es an der Cholesterinresorption beteiligt.

Im Rahmen einer akuten Pankreatitis wird das Enzym im Serum erhöht nachgewiesen. Die Halbwertszeit ist relativ lang und beträgt bis zu 4 Tage. Nor m we rt SI-Einheit und konventionelle Einheit: < 3,5 ng/ml A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhung der pankreatischen Elastase 1 im Serum • Akute Pankreatitis • Akuter Schub einer chronischen Pankreatitis

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis Die Bestimmung der pankreatischen Elastase 1 aus dem Stuhl wird im Rahmen der chronischen Pankreatitis zur Beurteilung der exokrinen Organfunktion bzw. der Krankheitsprogredienz verwendet.

11.3 α-Amylase 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Die α-Amylase ist ein kohlenhydratspaltendes Enzym, das in den Speicheldrüsen und im Pankreas vorkommt. Das Enzym ist nicht pankreasspezifisch. Nor m we rt • α-Amylase: SI-Einheit: < 1,85 kat/l, konventionelle Einheit: < 110 U/l • Pankreas-Amylase: SI-Einheit: < 1,66 kat/l, konventionelle Einheit < 100 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt α-Amylase-Erhöhung • Akute Pankreatitis • Akuter Schub einer chronischen Pankreatitis • Pankreaskarzinom • Parotitis • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) durch renale Retention

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Enzyms Praxis

• Medikamente, welche die Kontraktion am Sphincter Oddi beeinflussen (z. B. Opiate), oder diagnostisch-therapeutische Eingriffe (z. B. ERCP) führen zu einer Erhöhung der αAmylase. • Bei V. a. eine Pankreatitis ist die Bestimmung von u. a. Lipase, pankreatischer Elastase 1, Glukose, CRP, LDH und Kalzium indiziert.

12: Nierendiagnostik 12.1 Kreatinin 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Kreatinin entsteht im Muskelstoffwechsel aus Kreatin und Kreatinphosphat und ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der glomerulären Filtrationsleistung der Niere. Er ist abhängig von der Muskelmasse und vom Lebensalter der Patientin oder des Patienten. Der Kreatinin-Wert erhöht sich im Serum erst dann, wenn die Nieren über 50 % ihrer Funktion verloren haben. Nor m we rt • SI-Einheit: < 97 μmol/l • Konventionelle Einheit < 1,1 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Kreatinin-Erhöhung • Akutes Nierenversagen und chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Verbrennungen • Muskelquetschungen

• Exsikkose (häufig bei älteren Menschen) • Akromegalie aufgrund der vermehrten Muskelmasse • Bodybuilding Kreatinin-Erniedrigung • Verminderte Muskelmasse • Schwangerschaft

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Falsch hohe Werte können bei körperlicher Anstrengung, Hämolyse, Hyperglykämie oder unter Einnahme von Medikamenten wie z. B. ASS oder Ciclosporin A auftreten. • Der Kreatinin-Wert sollte bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus und Hypertonie regelmäßig bestimmt werden, um frühzeitig Spätkomplikationen (diabetische und hypertensive Nephropathie) zu erkennen, ferner bei Nephrolithiasis und Muskelerkrankungen. • Bei V. a. eine Nierenfunktionsstörung ist die Bestimmung von Harnstoff, Harnsäure, Cystatin C, Kreatinin-Clearance ebenso angebracht wie eine Urinuntersuchung.

12.2 Kreatinin-Clearance 2 ml Serum und 10 ml des 24-h-Sammelurins Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Unter der Clearance versteht man die Plasmamenge, die von einem bestimmten Stoff gereinigt worden ist. Die Kreatinin-Clearance ist ein sehr empfindlicher Parameter, um bereits leichte Funktionsstörungen der Niere festzustellen. Die Kreatinin-Clearance wird aus dem 24-h-Sammelurin und dem Serum-Kreatinin bestimmt und berechnet sich nach der Formel:

  C: Kreatinin-Clearance U: Kreatinin-Konzentration im Urin UV: Urinvolumen in 24 h S: Kreatinin-Konzentration im Serum t: Sammelzeit in Minuten (24 h × 60 Min = 1440) Durchführung • Die Urinsammlung erfolgt in einem entsprechend großen, sauberen Behälter. • Die Blase sollte morgens nach dem Aufstehen wie gewöhnlich komplett entleert werden. Danach beginnt die Sammelzeit des Urins über 24 h.

• Am darauf folgenden Tag sollte der erste Morgenurin noch im Sammelbehälter aufgefangen werden. Die Gesamtmenge muss ins Labor gebracht werden. Gleichzeitig erfolgt eine Blutentnahme zur Bestimmung des Kreatinins.

Nor m we rt • SI-Einheit: 1,3–2,8 ml/sec • Konventionelle Einheit: 80–170 ml/min Die Kreatinin-Clearance nimmt mit dem Alter ab. A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erniedrigung der Kreatinin-Clearance Erfassung leichter Nierenfunktionseinschränkungen Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis • Eine exakte Information an die Patientin/den Patienten zur Urinsammlung ist von essenzieller Bedeutung. • Kaffee und Alkohol sollten in der Sammelphase nicht getrunken werden. • Die Zeitspanne von 24 h sollte in jedem Fall eingehalten werden. • Urinverluste müssen vermieden werden, ansonsten ergibt sich eine falsch niedrige Clearance.

• Falsch hohe Werte ergeben sich bei bestehender Proteinurie. • Der Sammelurin sollte kühl gelagert werden. • Wenn das Serum-Kreatinin erhöht ist, muss keine zusätzliche Kreatinin-Clearance bestimmt werden.

12.3 Cystatin C 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Cystatin C schützt Cystein vor proteolytischen Enzymen. Dieses Protein gilt als sensitiver Marker zur Beurteilung der Nierenfunktion und erfasst auch leichte glomeruläre Funktionsstörungen. Die Konzentration im Serum hängt nur von der glomerulären Filtrationsleistung der Nieren ab. Nor m we rt • SI-Einheit: 0,62–1,11 mg/l • Konventionelle Einheit: 62–111 μg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Cystatin-C-Erhöhung Reduzierte glomeruläre Filtrationsleistung Cystatin-C-Erniedrigung

Glomeruläre Hyperperfusion im Frühstadium der diabetischen und hypertensiven Nephropathie Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Die Blutentnahme sollte nüchtern erfolgen. • Cystatin C ist im Gegensatz zum Kreatinin unbeeinflusst von Alter, Geschlecht, Hyperglykämien und Medikamenten. • Der Parameter kann auch bei normalen Kreatinin-Werten erhöht sein und zeigt bereits eine beginnende Nierenschädigung an (höhere Sensitivität als Kreatinin). • Bei erhöhtem Cystatin-C-Spiegel ist eine Fahndung nach den Ursachen erstrebenswert: Ausschluss u. a. von Diabetes mellitus, Hypertonie oder Medikamentenabusus.

12.4 Harnstoff 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Harnstoff entsteht in der Leber aus Ammoniak und Kohlendioxid und ist ein Endprodukt des Aminosäurestoffwechsels. Harnstoff wird über die Niere ausgeschieden.

Nor m we rt • SI-Einheit: 1,8–9,2 mmol/l • Konventionelle Einheit: 11–55 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Harnstoff-Erhöhung • Akutes Nierenversagen und chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Katabole Stoffwechsellage (Fieber, Verbrennungen) • Hohe Proteinzufuhr • Dehydratation Harnstoff-Erniedrigung • Hungerzustände • Leberfunktionsstörungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Harnstoffwerte werden nicht nur von der Nierenfunktion beeinflusst, sondern auch von der exogenen Zufuhr an

Proteinen. • Kreatinin ist wesentlich spezifischer und sensitiver für die Beurteilung der glomerulären Funktionseinschränkung als Harnstoff. • Die Einnahme von Ascorbinsäure kann falsch hohe Werte ergeben.

12.5 Harnsäure 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Harnsäure entsteht in der Leber aus dem Purinstoffwechsel und wird über die Niere ausgeschieden. Akute Harnsäure-Erhöhungen können einen akuten Gichtanfall oder eine akute Uratnephropathie hervorrufen, chronische HarnsäureErhöhungen können zu chronischer Gicht und/oder chronischer Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) führen. Nor m we rt • Männer: SI-Einheit: < 420 μmol/l, konventionelle Einheit: < 7,0 mg/dl • Frauen: SI-Einheit: < 340 μmol/l, konventionelle Einheit:< 5,7 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt

Harnsäure-Erhöhung • Gicht • Akutes Nierenversagen und chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Hohe Purinzufuhr • Tumorzerfall, Zytostatika-, Strahlentherapie • Myeloproliferative Erkrankungen • Nahrungskarenz • Alkoholkonsum Harnsäure-Erniedrigung • Akuter Gichtanfall • Chronische Hungerzustände • Leberinsuffizienz • Medikamentöse Therapie mit Allopurinol, Östrogenen • Medikamente, z. B. Propranolol, Furosemid, Levodopa, Ethambutol

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis Im akuten Gichtanfall kann die Harnsäure erhöht, normal oder erniedrigt sein.

13: Herzdiagnostik 13.1 Myoglobin 2 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Myoglobin wird als struktureller Bestandteil der Muskelzelle der quergestreiften Muskulatur und der Herzmuskulatur nach einem schädigenden Ereignis freigesetzt und ist im Serum bestimmbar. Myoglobin ist der erste Parameter, der nach einer Myokardschädigung ansteigt. Es ist allerdings wenig kardiospezifisch. Nor m we rt Si-Einheit und konventionelle Einheit: < 60–116 μg/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Myoglobin-Erhöhung • Myokardinfarkt und Myokarditis • i. m.-Injektionen • Operationen • Traumata • Körperliche Anstrengung oder epileptische Anfälle

• Entzündliche, toxische, genetische oder metabolische Muskelerkrankungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis • Anstieg 2–4 h nach Myokardinfarkt und damit für die Frühdiagnostik geeignet. • Die Bestimmung des herzmuskelspezifischen Troponin T oder I ist in der Praxis gängiger als die Bestimmung des unspezifischen Myoglobins. • Die weiterführende Diagnostik des Myokardinfarkts erfolgt u. a. über das EKG.

13.2 Troponin T und Troponin I 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Troponin T und Troponin I sind strukturelle Bestandteile der Herzmuskelzellen. Sie werden freigesetzt, wenn Herzmuskelgewebe untergeht. Die Indikation zur Bestimmung erstreckt sich auf das akute Koronarsyndrom und die Diagnose von Myokardinfarkten. Dieser Marker ist in der Regel 4 h nach

Herzzelltod positiv, eine Normalisierung der Werte erfolgt nach 1– 2 Wochen. Nor m we rt • Troponin T hochsensitiv:     SI-Einheit: < 0,014 ng/ml, konventionelle Einheit: < 14 pg/ml • Troponin I:     SI-Einheit und konventionelle Einheit: < 0,05 μg/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Troponin-T- und -I-Erhöhung • Myokardinfarkt • Instabile Angina pectoris, Mikroinfarkte • Myokarditis • Schwere Lungenembolie • Hypertensive Krise • Invasive Eingriffe am Herzen, z. B. PTCA

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Ursachen einer Troponin-Erhöhung

Praxis • Schnelltestungen stehen zur Verfügung. • Das Troponin T/I ist der wichtigste laborchemische Marker für die Diagnostik des Myokardinfarkts.

13.3 BNP (B-natriuretisches Peptid) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng BNP (engl. brain natriuretic peptide) ist ein Protein, das von Herzzellen gebildet wird, besonders dann, wenn die Dehnung der Ventrikelmuskulatur übermäßig stark ist. Es besitzt eine Hormonwirkung, indem es an der Niere natriuretisch (natriumausscheidend und damit auch wasserausscheidend) wirkt. Darüber hinaus besitzt BNP eine vasodilatierende Wirkung, die mit einer Senkung der Vor- und Nachlast einhergeht. Nor m we rt • Frauen: SI-Einheit: < 76,9 pmol/l, konventionelle Einheit < 266 ng/l • Männer: SI-Einheit: < 44,8 pmol/l, konventionelle Einheit: < 155 ng/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhung des BNP

• Herzinsuffizienz: wichtiger Parameter für die Diagnostik und Bestimmung des Schweregrads der Herzinsuffizienz • Akutes Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris und Myokardinfarkt)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Ursachen einer BNP-Erhöhung Praxis • Die Blutentnahme sollte morgens nüchtern erfolgen. • Die Patientin oder der Patient sollte keine körperlichen Tätigkeiten vor der Blutentnahme verrichtet haben. • Die Referenzwerte sind nach Alter gestaffelt. Für jüngere Patienten gelten deutlich geringere tolerable Grenzen.

13.4 Laktatdehydrogenase (LDH) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das Enzym Laktatdehydrogenase (LDH) katalysiert die reversible Umwandlung von Pyruvat (Brenztraubensäure) zu Laktat (Milchsäure). Es findet sich im Zytoplasma jeder Zelle. Die LDH

besteht aus zwei Untereinheiten, dem H-Anteil und dem M-Anteil, die in fünf unterschiedlichen Kombinationen (Isoenzyme) vorliegen. Im Herzmuskel und in den Erythrozyten finden sich v. a. die LDH-Isoenzyme 1 und 2. Das LDH-Isoenzym 3 findet sich in Milz, Lunge und Thrombozyten. In der Leber und im Skelettmuskel sind die LDH-Isoenzyme 4 und 5 lokalisiert. Nor m we rt SI-Einheit: < 4,2 kat/l, konventionelle Einheit: < 250 U/l A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt LDH-Erhöhung • Herzerkrankungen, z. B. Myokardinfarkt, Myokarditis, Perikarditis, Endokarditis • Hämolytische Anämien • Muskelerkrankungen, z. B. Trauma, Entzündung oder Speicherkrankheiten • Lebererkrankungen, z. B. Hepatitis oder Intoxikationen • Lungenembolie • Zerfall maligner Tumoren

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung der LDH • Ursachen einer LDH-Erhöhung

Praxis Körperliche Anstrengung und eine extravasale Hämolyse (langes Stauen oder späte Untersuchung des Materials) ergeben falsch hohe Werte.

14: Schilddrüsendiagnostik 14.1 Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) wird im Hypophysenvorderlappen produziert und stimuliert in der Schilddrüse die Produktion der Hormone T3 und T4. Die Konzentration im Serum unterliegt einer negativen Rückkopplung: Je höher die Konzentrationen von T3 und T4 im Serum sind, desto niedriger ist das TSH; je niedriger die Konzentrationen von T3 und T4 sind, desto höher ist der TSHSpiegel. Nor m we rt • SI-Einheit: 0,27–4,2 mU/l • Konventionelle Einheit: 0,27–4,2 U/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt TSH-Erhöhung

• Primäre Hypothyreose (betrifft die Schilddrüse und geht mit erniedrigten T3- und T4-Werten einher) • Autoimmunthyreoiditis Hashimoto bei hypothyreoter Stoffwechsellage TSH-Erniedrigung • Hyperthyreose durch ein autonomes Adenom • Immunogene Hyperthyreose durch Morbus Basedow • Substitution mit Schilddrüsenhormonen • Sekundäre Hypothyreose (Hypophyseninsuffizienz)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Hormons Praxis Einige Autoren favorisieren die Senkung des oberen Wertes auf 2,5 mU/l. Der Bereich 2,5–4,0 mU/l wird auch als Grenzbereich bezeichnet.

14.2 T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden in der Schilddrüse produziert und ins Blut entlassen. Ein Teil ist an Transportproteine gebunden und nicht wirksam, der andere Teil zirkuliert frei und stellt die wirksame Fraktion dar. Das T3 ist die eigentlich wirksame Form, das T4 stellt eine zirkulierende Depotform dar und kann durch Dejodierung in T3 umgewandelt werden. Nor m we rt • Freies T3 (fT3):     SI-Einheit: 3,8–9,2 pmol/l, konventionelle Einheit: 2,5–6,0 pg/ml • Freies T4 (fT4):     SI-Einheit: 10–26 pmol/l, konventionelle Einheit: 0,8–2,0 ng/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt T3- und T4-Erhöhung Hyperthyreose durch z. B. Morbus Basedow, autonomes Adenom, Hashimoto-Thyreoiditis (Frühstadium) T3- und T4-Erniedrigung • Hypothyreose durch z. B. Hashimoto-Thyreoiditis (Spätstadium), nach Strumektomie, Radiojodtherapie der Schilddrüse oder bei thyreostatischer Therapie • Reduzierte Stoffwechsellage

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung der Hormone Praxis • Schilddrüsenhormone sind von essenzieller Bedeutung für Körperwachstum, Grundumsatz und Hirnreifung. • Die Steuerung der Hormonbildung erfolgt über den Hypothalamus über das Thyreoidea Releasing-Hormon (TRH) sowie den Hypophysenvorderlappen über das Thyreoideastimulierende Hormon (TSH). • Die freie Fraktion (fT3, fT4) sollte bevorzugt bestimmt werden.

14.3 Schilddrüsen-Antikörper 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-Ak) richten sich gegen das Enzym Thyreoperoxidase, das ein integrales Membranprotein der Schilddrüsenzellen darstellt. Es fungiert als wichtiges Enzym für die Synthese von T3 und T4. Eine langfristige Einwirkung der Autoantikörper führt zur mangelnden Bildung von Schilddrüsenhormonen und zur Ausbildung einer Hypothyreose. TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) sind stimulierende Autoantikörper, die beim Morbus Basedow gebildet werden. Sie

besitzen zum einen eine stimulierende Wirkung im Hinblick auf die Schilddrüsenfunktion und die Produktion der Hormone T3 und T4 als auch im Hinblick auf die Wachstumsfunktion an den Schilddrüsenzellen, den Zellen des retroorbitalen Fettgewebes und der Schienbeinvorderkante. Sie korrelieren nicht mit dem Grad der Überfunktion der Schilddrüse, aber mit der Wachstumsfunktion an den Zellen, sodass v. a. die Aktivität der endokrinen Orbitopathie beurteilt werden kann. Nor m we rt • TPO-Ak (MAK): SI-Einheit: < 100 kU/l • TRAK: SI-Einheit: < 1 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt TPO-AK (MAK)-Erhöhung • Hashimoto-Thyreoiditis • Primäres Myxödem • Morbus Basedow TRAK-Erhöhung • Morbus Basedow • Postpartale Thyreoiditis • Gelegentlich Hashimoto-Thyreoiditis • Postpartale Thyreoiditis

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Bedeutung von Schilddrüsen-Antikörpern

15: Knochen- und Muskelstoffwechsel 15.1 Kalzium (Ca2+) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Kalzium m (Ca2+) ist ein sehr wichtiges Elektrolyt im Knochenund Muskelstoffwechsel. In jeder Muskelzelle wird es zur Kontraktion benötigt. Im Knochen finden sich die größten Vorkommen. Die Serumkalziumkonzentration wird über Hormone reguliert, u. a. Calcitonin, Parathormon und Vitamin D. Ein Teil des Kalziums liegt in freier Form vor (wirksame Form), ein anderer Teil ist an Albumin gebunden. Nor m we rt • Gesamtkalzium: SI-Einheit: 2,15–2,55 mmol/l • Konventionelle Einheit: 8,6–10,2 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hyperkalzämie • Knochentumoren und osteolytische Knochenmetastasen

• Primärer Hyperparathyreoidismus • Sarkoidose, Multiples Myelom (Plasmozytom), Hyperthyreose, NNR-Insuffizienz • Knochenabbau bei Immobilisation • Vitamin-A- und -D-Intoxikation Hypokalzämie • Hypoparathyreoidismus • Resorptionsstörungen im Rahmen von Darmerkrankungen wie z. B. Zöliakie • Hypalbuminämie bei Leberzirrhose, nephrotischem Syndrom • Diuretikatherapie • Nierenerkrankungen • Vitamin-D-Mangel • Hyperventilation: Geht mit einer erhöhten Bindung von freien Kalziumionen an Albumin einher. Es entsteht ein relativer Kalziummangel, der tetanische Krämpfe auslösen kann (normokalzämische Tetanie).

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Kalzium • Symptome der Hyper- und Hypokalzämie Praxis

• Hyperkalzämie führt zu einer reduzierten Erregbarkeit der Zellen. Die Symptome sind u. a. Paresen, Obstipation, Herzrhythmusstörungen und Verwirrtheitszustände. • Hypokalzämie führt zu einer gesteigerten neuromuskulären Erregbarkeit. Die Symptome sind u. a. Parästhesien, Pfötchenstellung (Karpopedalspasmen), Herzrhythmusstörungen.

15.2 Phosphat 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Phosphat ist wichtig für Stoffwechselvorgänge, die Nukleinsäuresynthese und den Energiehaushalt. Der größte Anteil findet sich in Knochen und Zähnen, wo es neben Kalzium einen strukturellen Bestandteil darstellt. Die Regulation erfolgt hormonell über Parathormon und Vitamin D. Phosphat wird über die Nieren ausgeschieden. Nor m we rt • SI-Einheit: 0,74–1,52 mmol/l • Konventionelle Einheit: 3,30–4,70 mg/dl

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hyperphosphatämie

• Fortgeschrittene chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Knochenmetastasen • Hypoparathyreoidismus • Akromegalie Hypophosphatämie • Primärer Hyperparathyreoidismus • Sekundärer Hyperparathyreoidismus: Hypokalzämie, VitaminD-Mangel, Malabsorptionssyndrom, Alkoholabusus • Rachitis, Osteomalazie • Angeborene Nierenerkrankungen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung von Phosphat Praxis Die diagnostische Bewertung des Phosphats sollte immer im Zusammenhang mit Kalzium erfolgen, da Störungen der regulierenden Hormone (Vitamin D und Parathormon) immer beide Stoffe betreffen. Bei hohen Werten sollten die Nierenretentionswerte (Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure) und die alkalische Phosphatase bestimmt werden.

15.3 Vitamin D

2 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Vitamin D ist an der Regulation des Kalzium-PhosphatStoffwechsels beteiligt und essenziell für die Knochenmineralisierung. Vitamin D kann mit Nahrungsmitteln zugeführt oder vom Organismus aus Cholesterin hergestellt werden. Cholesterin wird unter UV-Bestrahlung in der Haut zu Cholecalciferol umgebaut, gelangt in die Leber und wird zu 25Hydroxycholecalciferol aktiviert. Im Anschluss gelangt 25Hydroxycholecalciferol in die Niere, in der es zum biologisch aktiven Vitamin D umgewandelt wird (1,25Dihydroxycholecalciferol). Vitamin D ist ein Vitamin mit Hormonfunktion. Der Tagesbedarf beträgt 5 µg. Nor m we rt Vitamin D (25-OH): • Sommer: – SI-Einheit: 22,5–122 nmol/l – Konventionelle Einheit: 9–49 ng/ml • Winter: – SI-Einheit: 18,7–99,8 nmol/l – Konventionelle Einheit: 7,5–40 ng/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Vitamin-D-Erniedrigung

• Mangelnde Zufuhr • Mangelnde Lichtexposition • Erhöhter Bedarf bei Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit • Mangelnde Resorption, z. B. bei Sprue, Pankreasinsuffizienz, Morbus Crohn • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Primär biliäre Zirrhose • Einnahme von Antikonvulsiva Vitamin-D-Erhöhung • Hohe Dosierungen im Rahmen der Substitution • Granulomatöse Erkrankungen, z. B. Sarkoidose, Tbc

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung von Vitamin D Praxis • Bei pathologischen Befunden ist die Bestimmung von Kalzium, Phosphat, alkalischer Phosphatase und Parathormon empfehlenswert. • Unterschiedliche Referenzwerte in Abhängigkeit von der Jahreszeit beachten.

15.4 Parathormon 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Parathormon wird in den Nebenschilddrüsen produziert und ist am Knochenstoffwechsel beteiligt. Es besteht aus 84 Aminosäuren (AS), wobei die ersten 34 AS biologisch aktiv sind, und den Parathormon-Fragmenten. Parathormon erhöht den Serumkalziumspiegel durch: • Erhöhte Freisetzung aus dem Knochen • Erhöhung der Kalziumresorption im Darm • Steigerung der Kalziumrückresorption in der Niere

Nor m we rt • SI-Einheit: 1,2–4,5 pmol/l • Konventionelle Einheit: 11,3–42,5 ng/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Parathormon-Erhöhung • Primärer und sekundärer Hyperparathyreoidismus • Chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) • Malabsorptionssyndrom (verminderte Kalziumaufnahme) • Rachitis, Osteomalazie

• Paraneoplastisches Syndrom mit ektoper Bildung von Parathormon und parathormonähnlichen Substanzen • Parathormon-Erniedrigung • Hyperkalzämie, u. a. durch maligne Tumoren • Vitamin-D-Intoxikation • Sarkoidose • Hypoparathyreoidismus

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung von Parathormon Praxis • Die Blutentnahme sollte nüchtern erfolgen. • Der Probenversand muss wegen der kurzen Halbwertszeit schnell erfolgen. Bei Verzögerungen kann die Probe tiefgefroren werden oder das Blut muss direkt im Labor entnommen werden.

15.5 CK (Kreatinkinase) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Kreatinkinase (CK) ist ein Dimer, das sich aus zwei Untereinheiten zusammensetzt: M (Muscle) und B (Brain). In der

quergestreiften Muskulatur kommt die Variante CK-MM vor, in der Herzmuskulatur die Variante CK-MB und im Gehirn und anderen Organen die Variante CK-BB. Die CK wandelt das Protein Kreatin in Kreatinin um. Die Isoenzyme der CK werden bei Zelluntergang frei und sind dann (erhöht) im Serum nachweisbar. Die CK-MB ist ein Marker für eine Myokardschädigung. Nor m we rt • Gesamt-CK: – Männer: SI-Einheit: < 3,20 kat/l, konventionelle Einheit: < 190 U/l – Frauen: SI-Einheit: < 2,85 kat/l, konventionelle Einheit: < 170 U/l • CK-MB: SI-Einheit < 416,6 nkat/l, konventionelle Einheit < 25 U/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhung der Gesamt-CK • Myokardinfarkt und Myokarditis • i. m.-Injektionen, Operationen, Traumata, körperliche Anstrengung, epileptischer Anfall • Muskelerkrankungen, u. a. Polymyositis, Muskelverletzungen • Medikamenteneinnahme, insbesondere Diazepam, Lidocain, Procain, Lipidsenker, Antidepressiva • Alkoholintoxikation, Drogenabusus, v. a. Heroinkonsum

• Schädel-Hirn-Trauma, Subarachnoidalblutung Erhöhung der CK-MB Myokardinfarkt Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung des Markers • Ursachen einer Erhöhung der Gesamt CK Praxis • Starke Hämolyse ergibt falsch hohe Werte. • Die CK-MB wurde früher bei der Diagnostik eines Myokardinfarkts bestimmt; heute wird bevorzugt Troponin T/I bestimmt. • Die Bestimmung der CK-MB wird häufig zur Bestimmung der Infarktgröße herangezogen.

16: Laborbefunde bei Alkoholabusus 16.1 CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin) 1 ml Serum Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin) ist ein Transferrin, das bei chronischem Alkoholabusus mit unvollständigen Kohlenhydratanteilen in der Leber gebildet wird. Die Funktion des Transferrins ist der Transport von Eisen. CDT ist ein sensitiver und spezifischer Marker für einen hohen Alkoholkonsum (ca. 60 g/Tag). Die Normalisierung des Werts erfolgt innerhalb von 2–4 Wochen. Das CDT fungiert also als ein „Alkoholgedächtnis“. Nor m we rt < 1,7 % (starke Schwankungen von Labor zu Labor) A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt CDT-Erhöhung • Chronischer Alkoholkonsum

• Falsch positive Werte bei chronischer Hepatitis oder primär biliärer Zirrhose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Bedeutung des Markers • Ursachen einer CDT-Erhöhung Praxis • Bestimmung ist möglich bei V. a. chronischen Alkoholabusus trotz negativer Auskunft der Patientin oder des Patienten oder bei V. a. einen Rückfall unter Entzugstherapie. • Bei Frauen scheint die Sensitivität nicht ausreichend gut zu sein. • Eine gleichzeitige Bestimmung von γ-GT, Blutbild mit MCV und MCH ist sinnvoll.

16.2 Vitamin B12 und Folsäure 2 ml Serum (Vitamin B 12 ) Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Vitamin B12 (Cobalamin) gelangt v. a. über tierische Lebensmittel in den menschlichen Körper. Zur Resorption ist der Intrinsic-Faktor aus den Belegzellen des Magens notwendig. Der

Komplex aus Intrinsic-Faktor und Vitamin B12 wird dann im terminalen Ileum resorbiert und in der Leber gespeichert. Folsäure gelangt v. a. über Gemüse in den menschlichen Körper. Im Rahmen eines chronischen Alkoholkonsums entwickeln sich oft Mangelzustände infolge einer verminderten Zufuhr. Nor m we rt • Vitamin B12: SI-Einheit: 243–730 pmol/l, konventionelle Einheit: 330–990 ng/l • Folsäure: SI-Einheit: 11,3–47,6 nmol/l, konventionelle Einheit: 5–21 ng/ml

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Vitamin-B12- und Folsäure-Erniedrigung • Mangelnde Zufuhr • Malabsorption aufgrund von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen • Chronischer Alkoholabusus • Vitamin-B12-Mangel: Intrinsic-Faktor-Mangel bei chronisch atrophischer Gastritis oder Magen(teil)resektion • Folsäuremangel: – Therapie mit Antiepileptika oder Folsäure-Antagonisten (Zytostatika, Antibiotika) – Vermehrter Bedarf in der Schwangerschaft

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Physiologische Bedeutung von Vitamin B12 und Folsäure • Mangelsymptome Praxis • Mangel an Vitamin B12 und/oder Folsäure führt u. a. zur Veränderung des Blutbilds mit Entstehung einer makrozytären (MCV ↑), hyperchromen (MCH ↑) Anämie und medullärer Hämolyse. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zusätzlich eine Polyneuropathie und eine funikuläre Myelose mit Markscheidenschwund verursachen. • Die Bestimmung der Folsäure sollte nüchtern erfolgen. • Folsäuremangel erhöht bei Schwangeren das Risiko für embryonale Neuralrohrdefekte. Daher erfolgt eine Substitution in der Schwangerschaft bzw. vor einer geplanten Schwangerschaft.

17: Urindiagnostik 17.1 Makroskopische Beurteilung Urin Nor m we rt Urinmenge • Männer: 800–1.800 ml/Tag • Frauen: 600–1.600 ml/Tag Urinfarbe Klar und goldgelb A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Störungen von Diurese und Miktion

Urinmenge (ml/Tag)

Ursachen

< 400

Dehydratation, Nierenerkrankungen, Erkrankungen der ableitenden Harnwege

< 100

Dehydratation, Nierenerkrankungen, Erkrankungen der ableitenden Harnwege

Pol yu rie

> 2.500

Nierenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, ADH-Mangel

Ny kt uri e

Nächtliches Wasserlassen mit normaler Urinmenge

Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Prostataerkrankungen

Pol lak isu rie

Häufiges Wasserlassen in kleinen Portionen bei unveränderter Tagesmenge

Harnwegsinfekte, Blasentumoren

Oli gu rie

An uri e

Urinfarbe

Farbe

Interpretation

Hell bis farblo s

Hohe Trinkmenge, Diabetes insipidus

Dunk elgelb

Geringe Trinkmenge, Schwitzen, Fieber

Graue Trübu ng

Pyurie durch Beimengung von Eiweiß, Leukozyten oder Bakterien

Rotfär bung

Blutbeimengungen: z. B. Antikoagulanzien, Glomerulonephritis, Nephrolithiasis, Karzinome, Zystitis, Nahrungsmittel wie Rote Bete, Medikamente

Braun färbu ng

Lebererkrankungen, Gallenwegserkrankungen

Schau ment wickl ung

Proteinurie, Bilirubin-Ausscheidung bei brauner Verfärbung des Schaums

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Definitionen und die jeweiligen Farbveränderungen des Urins

17.2 Geruchsveränderungen und Dreigläserprobe Urin Nor m we rt Uringeruch Aromatisch Urinfarbe in der Dreigläserprobe In allen drei Behältern klar und goldgelb, in der Teststreifenuntersuchung kein Nachweis von Blut oder Erythrozyten A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Geruchveränderungen des Urins

Geruch

Interpretation

Obstartig

Ketonurie, z. B. bei Diabetes mellitus, Fastenkuren

Nach Ammoniak

Infektionen der Harnwege und bakterielle Zersetzung von Harnstoff

Nach Nahrungsmitte ln

Spargel, Zwiebel, Knoblauch oder tropische Früchte

Nach bitteren Mandeln

Nach Intoxikationen mit Cyaniden

Mäuseartig

Phenylketonurie

Dreigläserprobe Die Dreigläserprobe kann bei Makrohämaturie durchgeführt werden und gibt grobe Anhaltspunkte über den Blutungsort. Die Urinmenge wird in drei Portionen aufgefangen: am Anfang, in der Mitte und am Ende der Miktion. Interpretation: • Blut in der ersten Urinportion und makroskopisch unauffällige Portionen 2 und 3 sind Hinweise auf Blutungen im Bereich der Urethra. • Blut in den ersten beiden Urinportionen und eine hellere dritte Urinportion ist ein Hinweis auf Blutungen im Blasenbereich.

• Blut in allen drei Urinportionen sind Hinweise auf Blutungen aus höher gelegenen Strukturen (Ureter, Nierenbecken, Niere).

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Durchführung und Interpretation der unterschiedlichen Befunde der Dreigläserprobe • Ursachen der Geruchveränderungen des Urins

17.3 Spezifisches Gewicht Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Das spezifische Gewicht beschreibt die Menge der gelösten Teilchen pro Volumeneinheit Urin und gibt Auskunft über die Funktion des Tubulus, in dem die Konzentrierung des Harns stattfindet. Die Messung des spezifischen Gewichts erfolgt mithilfe eines Urometers. Nor m we rt • 1.001–1.040 g/l • Morgenurin: 1.025–1.040 g/l

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt • Hyposthenurie (1.001–1.010 g/l): Die Konzentrationsfähigkeit der Niere ist beeinträchtigt, sodass ein spezifisches Gewicht von maximal 1.010 g/l erreicht wird. • Isosthenurie (1.010–1.012 g/l): Harnstarre des Urins, die bei deutlicher Funktionseinschränkung/mangelnder Konzentrationsfähigkeit gesehen werden kann. • Asthenurie: Die Niere ist nicht in der Lage, den Harn zu konzentrieren; das spezifische Gewicht liegt bei 1.001 g/l; möglich bei Diabetes insipidus.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung • Definition des spezifischen Gewichts • Abweichungen im Sinne einer Iso-, Hypo-, Asthenurie

17.4 pH-Wert Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Der pH-Wert des Urins unterliegt physiologischen Tagesschwankungen. Die tiefsten Werte werden in der Nacht und am frühen Morgen erreicht. Nach Mahlzeiten steigt der pH-Wert an.

Nor m we rt 5–7 A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt pH-Wert-Erhöhung (Alkalisierung) • Vegetarische Ernährung • Medikamenteneinnahme, z. B. Carboanhydrasehemmer • Harnwegsinfekte durch harnstoffspaltende Bakterien, z. B. E. coli; es entsteht Ammoniak, das basisch ist • Alkalose • Tubuläre Azidose durch verminderte Säureausscheidung pH-Wert-Erniedrigung • Fleischreiche Kost • Gicht • Ketoazidose im Rahmen eines Diabetes mellitus Typ 1, von Fastenkuren

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung pH-Verschiebungen Praxis Desinfektionsmittelreste führen zu falsch hohen Werten.

17.5 Leukozyten Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Leukozyten im Urin sind ein Hinweis auf entzündliche Erkrankungen der Nieren und/oder der ableitenden Harnwege. Nor m we rt • < 10 Leukozyten/µl • Negativ bei der Teststreifenuntersuchung

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Leukozyturie • Infektionen der ableitenden Harnwege, z. B. Zystitis, Pyelonephritis, Prostatitis. • Chronische Pyelonephritis: Hier kann die Leukozyturie als einziger Befund vorliegen. • Bei rezidivierender Leukozyturie ohne Keimnachweis (sterile Leukozyturie) ist auch an eine Urogenitaltuberkulose, Gonorrhö, reaktive Arthritis (Morbus Reiter) oder AnalgetikaNephropathie zu denken.

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung

Ursachen einer Leukozyturie Praxis • Falsch positive Befunde ergeben sich bei Kontamination des Urins durch Fluor vaginalis oder Kontaminationen aus dem Präputium. Zu achten ist auf die vorherige Reinigung der Genitalien und die Entnahme des Mittelstrahlurins. • Die Einnahme von Antibiotika kann falsch positive oder auch falsch negative Befunde liefern. • Falsch negative Befunde ergeben sich durch Einwirkung von Desinfektionsmitteln oder Ascorbinsäure. • Bei positivem Leukozytenbefund sollten das Sediment, Bakterienkulturen (auch Tbc) und die Nierenfunktionsparameter aus dem Blut untersucht werden.

17.6 Nitrit Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Nitrit im Urin ist ein Hinweis auf eine bakterielle Besiedelung der ableitenden Harnwege mit nitritbildenden Bakterien, z. B. E. coli, Proteus mirabilis, Klebsiella oder Citrobacter. Dabei wandeln die Bakterien Nitrat in Nitrit um. Jede noch so dezente Verfärbung des Nitritfensters im Teststreifen muss als verdächtig angesehen werden. Nor m we rt

Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Nitrit im Urin Infektionen der ableitenden Harnwege, z. B. Zystitis, Pyelonephritis oder Prostatitis Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Ursachen der Nitritausscheidung Praxis • Negative Nitritbefunde schließen eine Harnwegsinfektion nicht aus. Eine Infektion mit nicht nitritbildenden Bakterien, z. B. Chlamydien oder Mykoplasmen, ist immer noch möglich. • Mangelnde Zufuhr nitratreicher Nahrung kann falsch negative Befunde liefern. Vor der Nitrituntersuchung empfiehlt sich der Verzehr von Gemüse. • Falsch negative Befunde ergeben sich aus einer zu kurzen Verweildauer des Urins in der Blase. Das beste Untersuchungsmaterial ist daher der Morgenurin. • Falsch positive Befunde ergeben sich, wenn nicht der frische Urin, sondern abgestandenes Material untersucht wird. • Bei V. a. eine Infektion sollten immer der pH-Wert in der Teststreifenuntersuchung sowie Leukozyten und Bakterien im Sediment bestimmt werden.

17.7 Glukose Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Glukose erscheint im Urin, wenn der Serumglukosespiegel 160– 180 mg/dl (Nierenschwelle) übersteigt. Die Nierenschwelle steigt im Alter und bei einer chronischen Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz). Nor m we rt Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Glukosurie • Diabetes mellitus • Interstitielle Nephritis, Nierentumoren • Morbus Wilson

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Ursachen einer Glukosurie Praxis • Vitamin C kann zu falsch negativen Werten führen.

• Bei einer diabetischen Nephropathie kann die Nierenschwelle für Glukose erhöht sein, sodass es selbst bei hohen Glukosewerten im Serum zu keiner Glukosurie kommt. • Bei älteren Menschen und bei einer chronischen Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz) wird die Glukose im Urin erst ab Werten von 250–300 mg/dl der Serumglukose nachgewiesen.

17.8 Eiweiß Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Eiweiß im Urin (Proteinurie) kann nachgewiesen werden, wenn die glomeruläre Permeabilität erhöht und/oder die tubuläre Rückresorption insuffizient ist. Nor m we rt • Albumin: < 30 mg/24 h • Eiweiß: < 150 mg/24 h • Negativ in der Teststreifenuntersuchung

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Erhöhte Eiweißausscheidung im Urin

• Nierenerkrankungen wie Glomerulonephritis (< 3,5 g/Tag) oder nephrotisches Syndrom (> 3,5 g/Tag) • Herzinsuffizienz • Fieberhafte Infektionen • Harnwegsinfekt, v. a. Pyelonephritis • In der Schwangerschaft Hinweis auf eine EPH-Gestose

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Ursachen der Eiweißausscheidung Praxis • Die Eiweißbestimmung im Urin sollte im Morgenurin erfolgen. • Falsch positive Ergebnisse aus körperlicher Anstrengung, Unterkühlung, Erhitzung, Stress, Urinalkalisierung oder Desinfektionsmittelresten resultieren. • Bence-Jones-Proteine im Rahmen eines Multiplen Myeloms (Plasmozytoms) sind über die Teststreifenuntersuchung in der Regel nicht nachweisbar. • Die Bestimmung der Albumine im Urin ist ein wichtiger Parameter für die Abschätzung der diabetischen und der hypertensiven Nephropathie. Eine Albumin-Ausscheidung von 30–300 mg/Tag (Mikroalbuminurie) ist ein Hinweis auf eine Nierenschädigung und sollte fachärztlich abgeklärt werden.

17.9 Ketonkörper Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Ketonkörper entstehen im Körper aus dem Fettsäureabbau (Lipolyse) und werden z. T. über den Urin ausgeschieden, z. T. über die Lunge abgeatmet und über die Haut ausgeschieden. Nor m we rt Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Ketonurie • Diabetes mellitus Typ 1 (der absolute Insulinmangel führt zur ungehemmten Lipolyse) • Fastenkuren mit Mobilisierung des Fettgewebes

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Ursachen der Ketonurie

17.10 Erythrozyten Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng

Erythrozyten im Urin können eine Makrohämaturie (sichtbarer blutiger Urin) oder eine Mikrohämaturie (Urinfarbe normal) hervorrufen. Eine Mikrohämaturie lässt sich entweder mikroskopisch oder chemisch mit der Teststreifenuntersuchung nachweisen. Nor m we rt • < 5/µl • Negativ in der Teststreifenuntersuchung

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Hämaturie • Prärenale Ursachen wie z. B. Antikoagulanzien-Einnahme, hämorrhagische Diathese oder Infektionskrankheiten • Intrarenale Ursachen wie z. B. Glomerulonephritis, Nierenzellkarzinom, Niereninfarkt, Nephrolithiasis, Papillennekrose • Postrenale Ursachen wie z. B. Zystitis, Harnleiter- und Blasensteine, Blasenkarzinom, Prostatitis • Marschhämaturie/Marschhämoglobinurie nach starker körperlicher Anstrengung

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung

Differenzialdiagnostik der Hämaturie Praxis • Bei jeder schmerzlosen Hämaturie sollte ein malignes Geschehen in der Niere und den ableitenden Harnwegen ausgeschlossen werden. • Auch eine Hämoglobinurie färbt das „Blutfenster“ in der Teststreifenuntersuchung positiv und ist auf eine Hämolyse zurückzuführen, während die Hämaturie durch Ausscheidung von Erythrozyten gekennzeichnet ist. • Die Differenzierung der Hämaturie kann im Sediment erfolgen, wobei dysmorphe Erythrozyten und/oder Erythrozytenzylinder ein Hinweis auf glomeruläre Ursachen liefern; eumorphe Erythrozyten sind ein Hinweis auf eine Störung in den ableitenden Harnwegen.

17.11 Bilirubin und Urobilinogen Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Häms, das an Albumin gebunden zur Leber transportiert und dort zu wasserlöslichem, konjugiertem Bilirubin verestert wird. Dann wird es über die Gallengänge in den Darm ausgeschleust. Im Darm entsteht aus Bilirubin u. a. Urobilinogen, das auch wasserlöslich ist und ebenfalls über den Urin ausgeschieden werden kann. Bilirubin färbt den Urin dunkel.

Urobilinogen erscheint in geringen Mengen im Urin. Der größte Teil des zirkulierenden Urobilinogens wird über den enterohepatischen Kreislauf wieder in die Leber aufgenommen. Bei einer Hämolyse oder einer eingeschränkten Leberleistung wird Urobilinogen vermehrt über den Urin ausgeschieden. Nor m we rt Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Bilirubinurie • Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis, Leberzirrhose), die mit einem Rückstau des konjugierten Bilirubins ins Blut einhergehen. Das konjugierte, wasserlösliche Bilirubin wird dann über die Niere mit dem Harn ausgeschieden. • Postrenale Ursachen (z. B. Verschluss des Ductus choledochus), die mit einem Gallenabflussproblem einhergehen. Urobilinogenurie • Gesteigerter Bilirubinabbau, z. B. bei hämolytischer Anämie • Leberfunktionsstörungen, die mit einer mangelnden Resorption in der Leber einhergehen

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s

Prüfung Ursachen von Bilirubinurie und Urobilinogenurie

17.12 Sedimentuntersuchung Urin Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng In der Sedimentuntersuchung werden organische und anorganische feste Bestandteile untersucht, die sich nach dem Zentrifugieren des Urins auf dem Boden absetzen. Danach wird der Überstand verworfen, der Rückstand auf einem Objektträger ausgestrichen, ggf. gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht. Nor m we rt Parameter

Referenzwerte

Erythrozyten

Bis 2 pro Gesichtsfeld

Leukozyten

Bis 5 pro Gesichtsfeld

Epithelien

Vereinzelt Plattenepithelien

Kristalle

Vereinzelt

Zylinder (zylinderartige Ausgüsse, die in den Nierentubuli entstehen)

Vereinzelt hyaline Zylinder (bestehen aus Mukoproteinen und finden sich auch bei Gesunden)

A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Normwerte und die jeweiligen Veränderungen im Sediment

18: Stuhldiagnostik 18.1 Okkultes Blut Stuhl Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die Untersuchung des Stuhls auf okkultes Blut ist ein empfohlener Test (bei Nicht-Risikopatienten) im Rahmen der Tumorvorsorgeuntersuchung (kolorektales Karzinom) ab dem 50. Lebensjahr. Es stehen unterschiedliche Tests zur Verfügung, u. a. der Guajak-Test, die Hämoglobin-Haptoglobin-Bestimmung oder andere immunhistochemische Testverfahren. Durchführung des Guajak-Tests • Die Patientin oder der Patient erhält drei Testbriefchen, die über eine „Patientenseite“ und eine „Arztseite“ verfügen. • Auf der Patientenseite wird an drei verschiedenen Tagen ein Fenster geöffnet, eine geringe Menge Stuhl aufgetragen und das Fenster wieder verschlossen. • Auf der „Arztseite“ wird das Fenster geöffnet und die Entwicklerlösung aufgetragen. • Bei einer Blaufärbung ist Blut im Stuhl vorhanden. Ist kein Blut vorhanden, bleibt das Fenster weiß.

Nor m we rt Negativ A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Positiv • Blutungen im Gastrointestinaltrakt • Kontamination mit Menstrualblut, Hämorrhoidalblut • Medikamenteneinnahme (z. B. von ASS oder Cumarinderivaten)

Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Praxis • Ein positiver Test ist nicht gleichzusetzen mit einer Tumorerkrankung, ein negativer Test schließt eine Tumorerkrankung nicht aus. • Falsch positive Befunde finden sich bei Verzehr von rohem Fleisch. • Falsch negative Befunde finden sich bei erhöhter Aufnahme von Vitamin C. • Bei positiven Ergebnissen sollten eine Koloskopie und Gastroskopie durchgeführt werden.

18.2 Pankreatische Elastase 1

Stuhl Phy s io l o gis c h e Be de u tu ng Die pankreatische Elastase 1 wird nur aus der Bauchspeicheldrüse ins Duodenum abgegeben und kann als organspezifischer Marker angesehen werden. Das Enzym unterliegt keiner Spaltung während der Darmpassage, die Ausscheidung im Stuhl korreliert proportional mit der Konzentration im Duodenum. Die pankreatische Elastase 1 ist ein proteinspaltendes Enzym und an der Cholesterinresorption beteiligt. Nor m we rt > 200 µg/g Stuhl A b w e ic hu nge n vo m Norm we rt Elastase-Erniedrigung im Stuhl Pankreasinsuffizienz Pr ü fu ngs - u nd Pr axis tip p s Prüfung Physiologische Bedeutung des Markers Praxis Eine Elastase-Erniedrigung im Stuhl < 100 µg/g Stuhl ist ein Hinweis auf eine deutlich gestörte Funktion des exokrinen Pankreas.

19: Laborparameter und Indikationen 19.1 Parameter und Indikationen

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

Albumin → Karte 38

Leberfunktionsstörungen, nephrotisches Syndrom, Verbrennung, Malnutrition

α-Amylase → Karte 65

Parotitis, akute Pankreatitis, akuter Schub einer chronischen Pankreatitis

ANA → Karte 54

Autoimmunerkrankungen (SLE, SharpSyndrom, Sklerodermie, Dermato-, Polymyositis, rheumatoide Arthritis, SjögrenSyndrom)

AP → Karte 62

Leber- und Gallenblasenerkrankungen mit Cholestase, Knochenumbauprozesse (z. B. bei Osteomalazie, Morbus Paget, malignen Prozessen), Hyperparathyreoidismus

ASL → Karte 50

Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, streptokokkenbedingte Zweiterkrankungen (u. a. rheumatisches Fieber)

Bilirubin → Karte 61

Hämolyse, Leber-, Pankreaserkrankungen

BNP → Karte 73

Herzinsuffizienz, akutes Koronarsyndrom

BSG → Karte 48

Unspezifischer Entzündungsparameter

CCP-Ak → Karte 52

Rheumatoide Arthritis

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

CDT → Karte 83

Chronischer Alkoholkonsum

CHE → Karte 60

Lebererkrankungen (Syntheseparameter)

Chlorid → Karte 16

Magensaft-, Pankreassaftverlust, hoher renaler und enteraler Flüssigkeitsverlust

Cholesterin → Karte 40

Lipidstoffwechselstörungen, Hypothyreose, nephrotisches Syndrom

CK → Karte 82

Muskelerkrankungen

CRP → Karte 49

Unspezifischer Entzündungsparameter

Cystatin C → Karte 68

Nierenfunktionsstörungen

D-Dimere → Karte 35

TVT, Lungenembolie, Myokardinfarkt, disseminierte intravaskuläre Koagulation

Eisen → Karte 30

Hämochromatose, Anämie, chronische Entzündungen

Eiweiß → Karte 36

Entzündungsgeschehen, Leberfunktion, Multiples Myelom

Elektrophorese → Karte 37

Bestimmung einzelner Proteinfraktionen (Albumine, α1-, α2-, β- und γ-Globuline)

Erythrozyten → Karte 19

Anämie, Erythrozytose (Polyglobulie), Polycythaemia vera

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

ErythrozytenIndices (MCV, MCH, MCHC) → Karte 20

Anämie, Erythrozytose (Polyglobulie), Polycythaemia vera

Ferritin → Karte 32

Hämochromatose, Anämie, chronische Entzündungen

Folsäure → Karte 84

Anämie, chronischer Alkoholkonsum

γ-GT → Karte 58

Leber-, Gallenwegserkrankungen

GLDH → Karte 59

Lebererkrankungen

Glukose → Karte 45

Diabetes mellitus, Therapie mit Antidiabetika inklusive Insulin, Entzündungszustände, Alkoholismus, Anorexie

GOT/AST → Karte 56

Leber-, Herzerkrankungen

GPT/ALT → Karte 57

Lebererkrankungen

Granulozyten → Karten 24, 25, 26

Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Allergien

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

Harnsäure → Karte 70

Gicht, chronische Nierenkrankheit (Niereninsuffizienz), Tumorzellzerfall

Harnstoff → Karte 69

Nierenfunktionsstörungen, hohe oder niedrige Proteinzufuhr

HbA1c → Karte 46

Diabetes mellitus

Hämatokrit → Karte 17

Anämie, Erythrozytose (Polyglobulie), Polycythaemia vera

Hämoglobin → Karte 18

Anämie, Erythrozytose (Polyglobulie), Polycythaemia vera

HDL-Cholesterin → Karte 42

Lipidstoffwechselstörungen

19.1 Parameter und Indikationen

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

HLA-B27Antigen → Karte 53

Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis, reaktive Arthritis (Morbus Reiter), CED, akute Uveitis

Homocystein → Karte 44

V. a. Vitamin-B-Mangel, Abklärung Arteriosklerose- und Thromboserisiko

Kalium → Karte 14

Nierenfunktionsstörungen, Diuretikatherapie, Laxanzienabusus, Leberzirrhose, pHVerschiebungen

Kalzium → Karte 78

Knochenumbauprozesse (Osteomalazie, Neubildungen), Hyper-, Hypoparathyreoidismus, Sarkoidose

Kreatinin → Karte 66

Nierenfunktionsstörungen

LDH → Karte 74

Zellzerfall, z. B. Myokardinfarkt, Hämolyse, Muskelerkrankungen

LDLCholesterin → Karte 41

Lipidstoffwechselstörungen

Leukozyten → Karte 23

Infektionen, Autoimmunerkrankungen, chronisch entzündliche Erkrankungen, myeloproliferative Erkrankungen, Trauma

Lipase → Karte 63

Pankreatitis

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

Lipoprotein (a) → Karte 43

Lipidstoffwechselstörungen

Lymphozyten → Karte 28

Akute und chronische Infektionen, Leukämien, solide Tumoren, rheumatische Erkrankungen, endokrine Störungen

Magnesium → Karte 15

Malabsorptionssyndrom, Alkoholismus, Nierenfunktionsstörungen, Diuretikatherapie

Monozyten → Karte 27

Akute und chronische Infektionen, myeloproliferative Erkrankungen, Lymphome, nach Chemotherapie

Myoglobin → Karte 71

Muskelerkrankungen, Myokardinfarkt

Natrium → Karte 13

Funktionsstörungen von Herz, Leber oder Niere, Diuretikatherapie, Störungen des Wasserhaushalts, Morbus Conn, ADH-Mangel, SIADH

oGTT → Karte 47

V. a. Diabetes mellitus

Pankreatische Elastase 1 → Karte 64

Pankreatitis

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

Parathormon → Karte 81

Niereninsuffizienz, Hypo-, Hyperparathyreoidismus, Vitamin-D-Mangel

Phosphat → Karte 79

Niereninsuffizienz, Knochenerkrankungen, Hypo-, Hyperparathyreoidismus

PTT → Karte 33

Gerinnungsstörungen, Heparin-Therapie

Quick-Wert und INR → Karte 34

Gerinnungsstörungen, Leberfunktionsstörungen, Therapie mit Cumarinderivaten

RDW → Karte 21

Anämie, Knochenmarkerkrankungen

Retikulozyten → Karte 22

Anämie bzw. erfolgreiche Anämiebehandlung, Hämolyse

Rheumafaktor → Karte 51

Rheumatoide Arthritis, SLE, Sklerodermie, Sharp-Syndrom

T3, T4 → Karte 76

Schilddrüsenerkrankungen

Thrombozyten → Karte 29

Blutungsneigung, Leukämien, Splenomegalie

TPO-Ak → Karte 77

Hashimoto-Thyreoiditis

Parameter (Blut)

Indikation, zugeordnetes Organ

TRAK → Karte 77

Morbus Basedow

Transferrin → Karte 31

Eisenmangelanämie, Anämie bei chronischen Erkrankungen

Triglyzeride → Karte 39

Lipidstatus, Adipositas, Diabetes mellitus, akute Pankreatitis

Troponin T/I → Karte 72

Myokardinfarkt

TSH → Karte 75

Schilddrüsenerkrankungen

Tumormarker → Karte 55

Tumorerkrankungen

Vitamin B12 → Karte 84

Megaloblastäre Anämie, Alkoholkrankheit

Vitamin D → Karte 80

Rachitis, Osteomalazie

19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter

19.2 Erkrankungen und wichtige Laborparameter