223 111 5MB
German Pages 1408 Year 2006
Ulrich von Zatzikhoven Lanzelet
≥
Ulrich von Zatzikhoven
Lanzelet Herausgegeben von
Florian Kragl
Band 1 Text und Übersetzung
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. 앪
ISBN-13: 978-3-11-018936-0 ISBN-10: 3-11-018936-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2006 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
Dem Andenken meiner Oma Angela, geb. Mayrhofer
VORWORT Ein Gutes hat eine Neuedition des ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven allemal: Sie muss ihre Existenz nicht erst lange rechtfertigen, war ein Ersatz für Hahns Ausgabe von 1845 doch schon seit langem und immer wieder aufs Neue von der germanistischen Forschung eingefordert worden. Im konkreten Fall der vorliegenden Arbeit kam die erste Anregung zu einer ›Lanzelet‹-Edition, im Mai 2003, von Helmut Birkhan. Die Sichtung der ›Lanzelet‹-Forschung und vor allem ein Blick in die Editionsgeschichte bestätigten bald die Notwendigkeit einer neuen Ausgabe: Schon im frühen 20. Jahrhundert hatten Oskar Hannink und später auch Werner Richter eine ›Lanzelet‹-Edition angekündigt, die in beiden Fällen, möglicherweise aus Kriegsgründen, nicht zum Abschluss kam. Seit den 1960er Jahren arbeitet Rosemary Norah Combridge (London), seit einiger Zeit unter Mitarbeit von Dominique Corazolla, an einem Lesetext, der sich vor allem an Literaturstudenten der Germanistik und Romanistik wenden soll. Erst während meiner Arbeiten erfuhr ich, dass auch Kathleen J. Meyer (Bemidji State University) eine Leseausgabe mit englischer Übersetzung für die Serie ›Arthurian Archives‹ (Boydell & Brewer) plant (siehe ausführlich Kap. I.1.). Vakant ist damit nach wie vor die Position einer ›großen‹, gleichsam überlieferungskritischen Edition, in deren Zentrum die Thematisierung des handschriftlichen – und auch textkritischen – Materials steht. Diese Lücke zu füllen, ist das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit. Vor dem Hintergrund immer mehr nachlassender Mittelhochdeutschkenntnisse auf studentischer Seite und insbesondere im Bewusstsein um das eigenartige Phänomen, dass der ›Lanzelet‹ mitunter von Nachbarwissenschaften (Romanistik, Keltologie) stärker rezipiert wurde und wird als von der Altgermanistik selbst, wurde auch eine neuhochdeutsche Übersetzung des Textes ins Auge gefasst. Sie soll zum einen die Neuedition erschließen, soll aber zugleich die häufig nachlässige und ungenaue, nicht selten schlichtweg falsche und bislang einzige Übersetzung ins Neuhochdeutsche von Wolfgang Spiewok ersetzen. Die überraschend große Menge an Sekundärliteratur zum ›Lanzelet‹, das Fehlen eines umfassenden Forschungsberichts und nicht zuletzt auch das ›enzyklopädische Paradigma‹, das neuerdings in der Altgermanistik weit verbreitet scheint – man denke nur an die beiden neuen Monumentalausgaben des ›Titurel‹ –, legten es nahe, die Neuedition weiters um einen forschungskritischen Teil zu ergänzen. Für diesen wählte ich zunächst die Form eines Stellenkommentars. Später erwies sich dies als nicht durchführbar, die Konzeption wurde auf: Forschungsbericht plus forschungskritischer Stellenkommentar geändert. Das Projekt wurde am 2. Juni 2003 dem »Internationalen Referatenorgan Germanistik« gemeldet und wenig später im »Internetportal zur deutschen und lateinischen Literatur im Mittelalter« (http:// www.mediaevum.de) angekündigt. Seit Februar 2004 wurde das Dissertationsprojekt durch ein DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördert. Die damit einhergehende finanzielle Unabhängigkeit erleichterte die praktische Durchführung des Projekts ganz erheblich.
VIII
Vorwort
Ein Wort noch zur fachlichen Positionierung der Arbeit: Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der ›Lanzelet‹ – vor allem im frühen und mittleren 20. Jahrhundert – von den Germanisten wesentlich weniger wahrgenommen wurde als von Romanisten und Keltisten: eine Tendenz, die ihre schillerndste Verkörperung in der Person von Roger Sherman Loomis gefunden hat. Zu erklären ist dies in erster Linie durch die eingenartige Sonderstellung, die der ›Lanzelet‹, bzw. eigentlich: seine verlorene Vorlage (das ›welsche Buch‹), im Kreis der Artusromane des 12. Jahrhunderts einnimmt – es könnte sich um den ältesten Artusroman überhaupt handeln. Diesem Umstand verdankt sich vermutlich nicht nur die, etwa im Vergleich zum ›Wigalois‹ oder ›Wigamur‹, relativ große Menge an Forschungsliteratur, sondern auch die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Forschungsliteratur nicht aus der germanistischen Fachdiskussion (im engeren Sinne), sondern aus den genannten Nachbardisziplinen stammt. Der, in meinem Fall, germanistische Forschungsberichterstatter ist dadurch unablässig gezwungen, über den fachlichen ›Tellerrand‹ hinauszublicken und sich auf bisweilen sehr fremde Diskurse zu unbekannten Texte einzulassen. Mit Sicherheit wäre dieselbe Arbeit von einem NichtGermanisten ganz anders, in vielen Fällen bestimmt auch besser geschrieben worden. Es bleibt zu hoffen, bzw.: ich hoffe, dass dennoch die Positiva die Defizite überwiegen. Wie immer an solcher Stelle, gilt es nun, all jenen zu danken, die mich bei meiner Arbeit an der Dissertation in irgendeiner Weise unterstützt haben. Das sind zunächst alle Bibliotheken, die mir ihre Bestände für meine Dissertation zur Verfügung gestellt haben; ganz besonders natürlich jene Sammlungen, die Handschriften oder alte Abschriften des ›Lanzelet‹ aufbewahren: die Österreichischen Nationalbibliothek (Wien), die Universitätsbibliothek Heidelberg, die Universitätsbibliothek Klagenfurt, die Houghton Library der Harvard University in Cambridge (Mass.), die Bodleian Library (Oxford) sowie die Staatsbibliothek zu Berlin. Ohne das Entgegenkommen der Bibliotheken, gerade auch was die finanziellen Konditionen für Reproduktionen und Reproduktionsgenehmigungen angeht, wäre die CD-ROM-Beilage nicht möglich gewesen. Gesondert danken möchte ich zwei Mitarbeitern der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg, Karin Zimmermann und Matthias Miller, von denen ich entscheidende Hilfestellungen für die Beschreibung der Heidelberger ›Lanzelet‹-Handschrift P erhielt. Stellvertretend für alle Kollegen, die ich mit meinen ›Lanzelet‹-Problemen sekkiert habe, nenne ich Rosemary Combridge und René Pérennec (Tours). Beide haben immer wieder wertvolle Anregungen zu meiner Arbeit beigesteuert und nicht zuletzt kleinere Teile davon durchgesehen. Außerordentlich dankbar bin ich Rosemary Combridge dafür, dass sie meine Transkription des sehr schwer lesbaren Fragments G, dessen Ausgabe sie vorbereitet, kritisch gegengelesen und meine Arbeit dadurch vor so manchem Fehler bewahrt hat. Fachlich haben freilich meine akademischen Lehrer am meisten zur vorliegenden Arbeit beigetragen: Helmut Birkhan und Alfred Ebenbauer (beide Wien). Beide hatten stets ein offenes Ohr für meine Fragen und Anliegen und förderten meine Arbeiten immer wieder mit wertvollen fachlichen Anregungen sowie mit nicht minder wichtigen praktischen Ratschlägen. Ihnen allen sei hiermit mein herzlicher Dank ausgesprochen.
Vorwort
IX
Auf privater Ebene danke ich meinen Eltern Susanna und Georg, die mir mein Studium, auch in finanzieller Hinsicht, überhaupt erst ermöglicht haben. Elisabeth Lamplmayr und ihre Familie haben mir geholfen, den Dissertationsstress halbwegs unbeschadet zu überstehen und den ›altgermanistischen Realitätsverlust‹ auf ein, wie ich hoffe, erträgliches Maß zu beschränken. Christine Casson-Szabad, meine Mutter Susanna und Elisabeth haben je Teile der Arbeit beflissen Korrektur gelesen, wodurch noch einige hässliche Tippteufelchen exorziert werden konnten. Selbstverständlich liegt die Verantwortung für sämtliche stehen gebliebenen Fehler, seien sie nun sprachlicher, stilistischer oder inhaltlicher Natur, ausschließlich und alleinig bei mir. Last not least freue ich mich, dass der de Gruyter Verlag bereit war, meine Dissertation, ohne Kosten und Mühen zu scheuen, in sein Verlagsprogramm aufzunehmen. Der Dank dafür gebührt Cheflektor Heiko Hartmann. Für die Drucklegung habe ich die Dissertation aktualisiert und geringfügig überarbeitet. Wien, ze ûzgândem aberellen 2006
F. K.
INHALT
BAND 1: TEXT UND ÜBERSETZUNG VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
INHALT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XI
TEXT UND ÜBERSETZUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
TRANSKRIPTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
531
BAND 2: FORSCHUNGSBERICHT UND KOMMENTAR I. EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
797
1. Vorüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
797
1.1
Editionsgeschichte: Brauchen wir einen neuen ›Lanzelet‹? . . . . . . . . . . . .
797
1.2
Theoretische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
801
1.3
Überlieferungslage und Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
803
2. Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
812
2.1
Transkription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
812
2.2
Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
815
2.3
CD-ROM-Beilage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
821
2.4
Exkurs: Notizen zum EDV-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
822
2.5
Forschungsbericht und Stellenkommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
824
2.6
Register und Indices . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
827
2.7
Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
828
2.8
Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
829
3. Handschriftenbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
830
3.1
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, olim Ms. Ambras. 422 (W) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
830
3.2
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371 (P) . . . . . . . . . . .
838
3.3
Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f. (B) . . . . . . . . . . . . . .
845
XII
Inhalt 3.4
Straßburg, Stadtbibliothek, unsigniert [verbrannt], olim Johanniter-Bibliothek A 107 (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
847
3.5
Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80 (G) . .
848
3.6
Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47 (GK ) . . . . . . . . . . .
850
4. Beobachtungen zur Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
852
4.1
Zur Sprache des ›Originals‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
852
4.1.1
Reimgrammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
852
4.1.2
Alemannische, schwäbische und/oder schweizerische Wörter oder Wortformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
862
4.1.3
Altertümliche Wörter und Phrasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
862
4.1.4
Exkurs: Lehn- und Fremdwörter aus dem Altfranzösischen . . . . . . .
865
4.1.5
Exkurs: Sprachliche Beziehungen zu Heinrich von Veldeke, Eilhart von Oberge und Hartmann von Aue . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
866
Schreibsprachen der Handschriften und Fragmente . . . . . . . . . . . . . . .
867
4.2.1
Handschrift W, Hand A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
867
4.2.2
Handschrift W, Hand B (V. 5074–5360, 5393–5856, 6232–6271) . . .
875
4.2.3
Handschrift P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
879
4.2.4
Fragment B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
890
4.2.5
Fragment S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
891
4.2.6
Fragmente G und GK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
893
II. FORSCHUNGSBERICHT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
897
1. Autor, Ort, Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
897
4.2
1.1
Ulrich von Zatzikhoven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
897
1.2
Datierung des ›Lanzelet‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
901
2. Neuzeitliche Rezeption: Wertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
907
3. Stoffgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
916
3.1
Die Vorlage: das ›welsche Buch‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
916
3.2
Ulrichs Umgang mit der Vorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
921
3.3
Niederrheinische Artusepik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
924
3.4
Der ›Lanzelet‹ als Teil der Lancelot-Tradition: stemmatische Überlegungen . .
927
3.5
Keltische und/oder märchenhafte Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
938
3.5.1
938
Pro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Inhalt 3.5.2
XIII
Contra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
951
4. Untersuchungen zum Stil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
955
5. Interpretationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
961
5.1
Analytische Arbeiten zur narrativen Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
962
5.2
Gesamtdeutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
975
5.2.1
Ernst H. Soudek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
975
5.2.2
Rosemary N. Combridge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
976
5.2.3
William H. Jackson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
977
5.2.4
Kurt Ruh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
977
5.2.5
Helga Schüppert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
978
5.2.6
Angelica Konczal Trzepacz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
980
5.2.7
Karin Gürttler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
980
5.2.8
Walter Haug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
981
5.2.9
René Pérennec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
982
5.2.10 Klaus M. Schmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
987
5.2.11 James A. Schultz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
988
5.2.12 Dieter Welz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
991
5.2.13 Patrick M. McConeghy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
991
5.2.14 Karl Bertau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
992
5.2.15 Karl Heinz Borck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
993
5.2.16 Barbara Thoran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
994
5.2.17 Roland Roßbacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
996
5.2.18 Carola L. Gottzmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
999
5.2.19 Dominique Corazolla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
999
5.2.20 Volker Mertens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 5.2.21 Elisabeth Hesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 5.2.22 Ulrike Zellmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 5.2.23 Frank Ringeler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1008 5.2.24 Nicola McLelland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1009 5.2.25 Mark E. Nesbitt-Daly . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1015 5.2.26 Almut Münch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1017 5.3
Einzelne Themenkreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1021
XIV
Inhalt 5.3.1
Sælde, gelücke, heil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1021
5.3.2
Minne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1024
5.3.3
Frauenbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1029
5.3.4
Das Wunderbare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1031
5.3.5
Psychoanalytische Deutungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1035
5.3.6
Gattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1038
5.3.7
Erzeugen von Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1041
5.3.8
Ironie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1043
5.3.9
Erzähler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1045
5.3.10 Weitere Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1048 6. Vergleiche mit zeitnahen Texten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1050 6.1
6.2
Französische Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1051 6.1.1
Chrestien de Troyes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1051
6.1.2
Weitere Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1053
Deutsche Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1054 6.2.1
Heinrich von Veldeke: ›Eneide‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1054
6.2.2
Eilhart von Oberge: ›Tristrant‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1054
6.2.3
Hartmann von Aue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1055
6.2.4
›Nibelungenlied‹ und ›Klage‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1057
6.2.5
Wolfram von Eschenbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1058
6.2.6
Wirnt von Gravenberg: ›Wigalois‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1060
6.2.7
Heinrich von dem Türlin: ›Krone‹ – und der ›Mantel‹ . . . . . . . . . . 1060
6.2.8
›Wigamur‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1061
6.2.9
Weitere Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1061
7. Rezeption im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1062 III. STELLENKOMMENTAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1071 IV. VERZEICHNISSE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1281 1. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1281 1.1
Allgemeine Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1281
1.2
Abgekürzt zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1282
2. Ausgaben und Übersetzungen des ›Lanzelet‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1286
Inhalt
XV
3. Weitere Primärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1287 4. Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1297 V. NAMENREGISTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1337 1. Register der Haupteinträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1337 2. Lesartenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1341 INDEX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1359
TEXT UND ÜBERSETZUNG
2 1
5
10
15
20
25
30
Text und Übersetzung 1ra Swer rehtiu wort gemerken kan, der gedenke, wi ein wîse man hi vor bî alten zîten sprach, dem sît diu welt der volge jach. In dûhte der niht wol gemuot, der aller der liut willen tuot. den frumen hazzent ie die zagen – daz sol er mæzeclîchen klagen –, sît ez in an ir herze gât, sô sîn dinc wol ze sælden stât. Nuo hœrent, wi ich ez meine: er belîbet friunde aleine, swer nieman für den andern hât. ez ist mîn bet und ouch mîn rât, daz hübsche liut mich vernemen, den lop und êre sol gezemen. der hulde wil ich behalten und wil hi fürder schalten di bœsen nîdære. den fremde got ditz mære, des ich hie wil beginnen. si gânt doch schiere hinnen, swenne si daz liet hœrent sagen; si mügen kûme vertragen, daz eim ritter wol gelanc, der ie nâch stæten tugenden ranc. der was hübsch und wîs und bejagete manigen prîs wît in den landen an stolzen wîganden.
2r P
Dem sit de sit P ¶ fehlt P der welte willen P
zeselden W 2v P hortent P fruntlich P fúr die andern P
sol] wol P
hortent dis liet P
¶P Witten P
1–2 Die beiden Verse sind im Bild Alrams von Gresten im Kodex Manesse zitiert (311 r ): Sws | recht | wort | merch || en ka | ds ged | enche | wie; vgl. FB. 1 kan W rechts ausgeworfen nach V. 5. 11–20 Die zehn Reimpaare beschließen, bisweilen stark verändert, eine Sammlung von Reimpaarsprüchen (aus Freidank, Boner, dem Cato, Walther u. a.), die sich in der Sammelhandschrift Cod. Pal. germ. 355 (nordalem. mit zahlreichen schwäb. Wortformen, 15. Jahrhundert), fol. 13 r –15 r (die ›Lanzelet‹-Verse fol. 15 r ) findet (Ehrismann, G. 1911, Sp. 160; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 115–117; Kantola 1982, S. 11; zur Hs. siehe Bartsch 1887, S. 103f.; Wilken 1817, S. 434f.; Miller 2004b; sie enthält außerdem Werke von Peter Suchenwirt, dem Mönch von Salzburg, Hans Zukunft, Meister Altswert, Hermann von Sachsenheim, eine Zitatsammlung aus den Kirchenvätern, Rätsel, Lieder, Mären etc.). Da der Eintrag textkritisch irrelevant ist, beschränke ich mich auf einen Abdruck der Stelle; für die Abschrift danke ich Matthias Miller (E-Mail vom 5. Juli 2004): Ez ist sicher gemein | Er blibt gern allein || Wer niemen fur den andern hät | Ez ist min bett vnd och min Rät || Läß mich allen die verniemen | Den lob vnd Er wol zemen || Der selben huld wil ich behalten | Vnd hiefurder schalten || Die boesßen nider | Den fremde got disu mer || Amen 2 wiser Hagen 5 ¶ fehlt HaHagenPiper / dohte Hagen 6 lut Hagen 7–8 Doppelpunkt nach V. 7 und Komma nach V. 8 Ha. 16 HaPiper folgen P 17 ich wil Ha mit Verweis auf P in V. 1011, ebenso Piper 23 daz] diz Ha ditz Piper 29 wîten HaPiper 12 friunde aleine ist wörtlich wohl als ›einsam aller Freunde‹ zu lesen (vgl. Le I 523). 16 Zur Numerusinkongruenz (W) siehe Mhd. Gramm. § 341. 18 schalten als stv. ›stoßen, fortstoßen‹ zu lesen, wie BMZ II/2 78f. vorgeschlagen wird, halte ich für verfehlt; ich lese schelten swv. ›schelten‹ mit ë > a (vgl. Einl.).
1–30 1
5
10
Wer in der Lage ist, rechte Reden zu verstehen, der denke daran, wie ein weiser Mann damals vor langer Zeit sprach, dem die Welt seither zustimmte. Er hielt nichts von dem, der dem Willen aller nachkam. Den Tüchtigen hassen stets die Feigen – darüber soll er in Maßen klagen –, da es ihnen zu Herzen geht, wenn seiner Sache Glück beschert ist.
Nun hört, was ich damit meine:
15
20
25
30
Er bleibt ganz ohne Freunde, wer keinen einem anderen vorzieht. Es ist meine Bitte und auch mein Rat, dass höfische Leute mich anhören, denen Lob und Ehre gut anstehen sollen. Deren Gunst will ich dauerhaft erwerben und ich will weiterhin die schwachen Neider schelten. Denen soll Gott diese Erzählung vorenthalten, mit der ich hier beginnen will. Sie entfernen sich ohnedies sogleich, wenn sie das Lied vorgetragen hören; sie können es kaum ertragen, dass ein Ritter guten Erfolg hatte, der immer nach beständiger Tugend rang. Der war höfisch und weise und erjagte so manchen Ruhm weithin in den Landen an stolzen Kriegern.
3
4
35
40
45
50
55
60
65
Text und Übersetzung noch denn was im unbekant, wi er selbe was genant und welhes adels er wære, unz daz der helt mære geschuof mit sîner manheit, daz im sîn name wart geseit und dar zuo gar sîn künneschaft. ze tugenden hât er blüende kraft: der selbe sælige man ze laster nie muot gewan. 1rb Nuo lânt es iuch niht betrâgen, ich sage iu âne vrâgen, wi sîn gelæze wart bekant. Ein fürste was geheizen Pant, der was künic ze Genewîs. von manigen kriegen wart er grîs; der pflac er âne mâzen vil als maniger, der mê haben wil, dan im daz reht verhenge. daz enloufet doch niht di lenge; er gewinnet dicke widerslac. ditz was sîn sit, des er pflac: wan er des lîbes was ein degen, er wolt algelîche wegen beidiu arm und rîche in sîm künicrîche, di reht ze im solten suochen. Ern wolt niht geruochen, daz wider in ieman spræch ein wort, ern wære dâ ze stete mort. beidiu grâven und herzogen, die hât er alsô überzogen und kêrt an si sô grôzen zorn, daz den herren wol geborn der lîp wart vil swære. si wurden im gevære, wi si im den lîp gewunnen abe.
39 seilige W
40 zelaster W
38–40 HaPiper folgen P fehlt Ha 61 Ha folgt P
dem W denne was ime bekant P
3r P kvnne schaft W
Zuo tugenden hat er blumende craft, Der selbe selige man, Wanne er nÿe zuo laster muo t gewan.
Initiale fehlt P frowen P ¶ fehlt P Genevis W künie zegenins P gins P one maze P manigen W doch fehlt P
wolte sy alle gliche P beidiu fehlt P solte P ¶ fehlt P enwolte ouch nit P Das ime wider spreche P zestete W Er enwere P
Grauen vnd hertzogen, 3v Die hat er also vberzogen, ... ... Das in der muo t waz swere.
62 vber zogen P
38 blüende HaPiper
44 ¶ fehlt Ha
54 woltes Ha
55 Ha folgt P
58 Ha folgt P / ¶
31 Konjektur mit PHa, HaA verweist auf Alex (V) 204 noh dan was er ein lutzil kint. noch denne = nochdan = dannoch adv. ›zur Zeit noch‹ (Le II 99; HaA) ist unproblematisch (vgl. Haupt, Sp. 108). 38 kraft stf. (hier) ›Menge, Fülle‹ (Le I 1702; vgl. V. 1267, 1716, 2411, 2885, 3240, 7779, 8396, 9125, 9254, 9411). 42 Lies vröuwen P? 43 gelæze ›Benehmen, Gebahren‹ (Le I 806; BMZ I 953 mit Verweis auf die Stelle). 66 gevære adj. ›heimlich nachstellend, hinterlistig, feindselig‹ (Le I 956; BMZ III 267 mit Verweis auf V. 3324).
31–67
35
40
Da war ihm noch nicht bekannt, wie er selbst hieß und von welcher Geburt er wäre, bis dass es der berühmte Held durch seine Mannheit schaffte, dass ihm sein Name und auch seine Abstammung vollständig gesagt wurden. Er hatte eine blühende Menge an Tugend: Diesem glücklichen Mann kam nie das Laster in den Sinn.
5
Er hatte eine blühende Menge an Tugend, dieser glückliche Mann, weil ihm das Laster nie in den Sinn kam.
Nun lasst es euch nicht verdrießen,
45
50
55
60
65
ich erzähle euch ohne viel Fragen, was es mit ihm auf sich hatte. Ein Fürst hieß Pant, der war König in Genewis. Von vielen Kriegen war er grau geworden; von denen führte er übermäßig viele wie viele andere, die mehr haben wollen, als ihnen das Recht zugesteht. Das ist aber auf Dauer nicht möglich; er muss oft einen Rückschlag einstecken. Das war seine Lebensart, der er sich angenommen hatte: da er vom Körper her ein Degen war, wollte er in seinem Königreich Arme wie Reiche, die seiner Rechtssprechung unterstanden, ganz auf dieselbe Art behandeln. Er duldete es nicht, dass irgendjemand gegen ihn sein Wort erhob, ohne diesen sogleich zu töten. Grafen wie Herzöge, die hatte er so überfahren und begegnete ihnen mit so großem Zorn, dass den hochgeborenen Herren das Leben sehr beschwerlich wurde. Sie überlegten heimlich, wie sie ihm das Leben abgewinnen könnten.
Grafen und Herzöge, die hatte er so überfahren, ... ... dass ihr Gemüt bedrückt war.
6
70
75
80
85
90
95
100
Text und Übersetzung si liezen zervliezen gar ir habe und lebten jæmerlîche, die ê des wârn rîche. Vil strenge was des küniges lîp. nuo hât er ein schœnez wîp, stæt und dêmüete. mit wîplicher güete verzart siu manic pîne. ir nam hiez Klârîne. siu het ir dinc sô wol brâht, daz ir zem besten wart gedâht von rittern und von vrouwen. hie sol man wunder schouwen: 1va die ir man des tôdes gunden, di dienten ir, swâ si kunden, wan siu niht wan êren gerte. daz der künic sô lange werte, daz kom von ir milticheit. Nuo gewan diu vrouwe gemeit ein kint, daz maniger sælde wielt. ân ammen siuz selbe behielt in ir kemenâten, dâ wart ez wol berâten. ouch wart ez selten enblanden, mit schœner vrouwen handen wart ez dicke gewaget. im wart daz gewîssaget, daz ez würde ein wîgant. des fröute sich der künic Pant. Als uns dir von ist gezalt, daz kint wart eins jârs alt und neiz wie maniger wochen, dô hâten sich besprochen di erzürneten knehte,
zerflischen W schliffen P edes W hette P
Clarˆyne W clarine P Die hat P Daz es ir alles zu dem P
ir nvo des P ir wz sy P
¶ fehlt P seilde W selden P An ammin so es P wares P Ouch was nicht enplanden P er P
Jn waz das gewissagit, ... er P kunigpant P ¶ statt Initiale P ist vor gezalt P Dz dz kint P
Die ir hurndin guo tte knechte P
101 ir hurndin P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 471, 501, 1295, 2376, 3218, 3609, 4007, 4107, 4541, 4726, 5171, 5221, 5330, 5498, 5720, 5761, 5822, 8994; vgl. Anm. zu V. 777; Hannink, S. 19). 68 slîfen Ha 76 Clârîne Ha 77 sô vollebrâht Spr mit Verweis auf V. 7815, vgl. Hannink folgt P 91 ez] inz La (Ha) 94 Ha folgt P 97 ist vor gezalt Ha
86 ¶ fehlt Ha
87 Ha
68 zervliezen tr. ›zergehn machen‹ (Le III 1092f.; BMZ III 49 mit Belegen mit metaphorischer Bedeutung). 75 verzerten swv. ›verweichlichen, verzärteln, lindern, senften‹ (Le III 318; BMZ III 851; La) 88 An P spricht gegen die obige Lesung. Ist etwa an ammen ›als Amme‹ zu lesen? Die Wendung scheint jedoch mhd. nicht belegt (BMZ I 38–40; Le I 57). 91 ez ist wohl auf das Kind zu beziehen. Die Konjektur von La ändert den Bezug, er paraphrasiert: ouch verdrôz si (schœne vrouwen) des nie. / enblanden stv. ›lasse es mir oder einem mühselig werden, mache zur Arbeit‹ etc. (Le I 545 mit Verweis auf die Stelle; BMZ I 197–200 mit Verweis auf V. 2087, 2472). 94 Die verallgemeinernde Lesung von P scheint sinnvoller, doch könnte auch auf den König (V. 96) oder das Kind Bezug genommen werden.
68–101
70
7
Sie ließen ihren Besitz völlig zerfließen und lebten jämmerlich, die zuvor reich gewesen waren.
D
75
80
85
90
95
er König war sehr streng. Nun hatte er eine schöne Frau, aufrichtig und demütig. Durch weibliche Güte zerstreute sie manches Leid. Ihr Name war Klarine. Sie hatte es erreicht, dass Ritter und Damen das Beste von ihr dachten. Hieran kann man ein Wunder sehen: Die ihrem Mann den Tod vergönnten, die dienten ihr, wo immer sie konnten, da sie auf nichts als auf Ehre bedacht war. Dass der König so lange blieb, das kam von ihrer Mildtätigkeit. Nun bekam die fröhliche Herrin ein Kind, das über viel Glück verfügte. Ohne Amme hütete sie es selbst in ihrer Kemenate, wo es gut umsorgt wurde. Auch wurde es selten zur Belastung, mit schönen Frauenhänden wurde es oft gewiegt. Ihm wurde prophezeit, dass es ein Krieger werden würde. Darüber freute sich der König Pant.
Wie uns davon berichtet ist, 100
wurde das Kind ein Jahr und ich weiß nicht wie viele Wochen alt, als sich die wütenden Untertanen verschworen hatten,
Ihnen war prophezeit, ...
8
105
110
115
120
125
130
135
Text und Übersetzung di der künic hielt unrehte in swacher handelunge. ein mehtige samenunge gewunnen si mit listen, daz ez di nienân wisten, di den künic solten warnen. dô muost er harte garnen, daz er si sô sêre vilte mit sîm herschilte und in di mâge het erslagen. si gewunnen ein mehtic magen und riten in offenlîchen an. des engalt, ders frumen nie gewan. ze schaden und ze schanden herten si und branden dem künige manic dorf guot. Nuo het er ein heimuot, ein schœne burc bî dem mer. di belac daz kreftiger her, 1vb wan er in dar ûf erspehet was. der liute lützel dô genas, di si in der vorburc funden; si tâten manige wunden den alten zuo den kinden; si enwolten niht erwinden, ê si sie gar ersluogen, wan si riuwic herze truogen. Der künic wart erværet. dô wart daz wort bewæret: er belîbet dicke sigelôs, swer di sîne verkôs. Er was ze grimme an sînen siten, dâ von wârn im entriten di ritter alle gemeine. er beleip vil nâhe aleine, wanne sîne burgære; di wâren helde mære.
behielt P machage P niene P
sô fehlt P her schilte W Vnder in P mahtige magn W machte P
zeschaden W zeschanden W Sy hordin P 4v P ¶ fehlt P habint ir P der creftige heres P verspehet P dô fehlt P inder W
riwe W Initiale fehlt P ir neret P diß wort P
zegrimme W ¶ fehlt P do W Do P werent P
Wame P
115–116 vertauscht P 106 Ha folgt P
118 ¶ fehlt Ha
120 daz kreftige her Ha
130 Ha folgt P
133 ¶ fehlt Ha
103 handelunge stf. ›Behandlung, Aufnahme, Bewirtung‹ (Le I 1167 mit Verweis auf die Stelle). 109 villen swv. ›geiseln, schinden, peinigen‹ (Le III 350; BMZ III 294 mit Verweis auf die Stelle). 110 herschilt stm. ›Heerschild, Heerbann‹ (Le I 1263 mit Verweis auf die Stelle). 112 magen stm. ›Kraft, Macht; Menge‹ (BMZ II/1 8 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2006 mit Verweis auf V. 1241). 120 kreftiger] Der Komp. wirkt ungewöhnlich, ist aber im impliziten Vergleich mit den unterlegenen Belagerten durchaus denkbar. 129 erværen swv. (hier) ›bringe außer Fassung, erschrecke‹ (BMZ III 268 mit Verweis auf die Stelle; Le I 688; vgl. Anm. zu V. 2864).
102–138
105
110
115
die der König unrechtmäßig schlecht behandelte. Schlau versammelten sie eine große Streitmacht, ohne dass es jene bemerkten, die den König hätten warnen sollen. Da musste er bitter bezahlen, dass er sie so sehr mit seinem Heerschild geschunden und ihnen die Verwandten erschlagen hatte. Sie versammelten ein mächtiges Heer und griffen ihn offen an. Das musste büßen, wer nie einen Nutzen davon gewonnen hatte. Dem König zu Schaden und Schmach verheerten und brannten sie viele gute Dörfer.
Nun hatte er eine Zuflucht, 120
125
eine schöne Burg am Meer. Das kräftigere Heer (der Aufständischen) belagerte sie, weil sie ihn dort ausgeforscht hatten. Wenige von den Leuten überlebten, die sie in der Vorburg fanden; sie verwundeten viele Alte und Kinder; sie wollten nicht davon ablassen, ehe sie sie (die Einwohner) völlig erschlagen hatten, da sie (die Angreifenden) im Herzen bekümmert waren.
Der König geriet außer sich. 130
135
Da bewahrheitete sich das Sprichwort: Wenn einer die Seinigen vernachlässigt, bleibt er oft sieglos. Er war seiner Art nach zu unfreundlich, deshalb hatten ihn alle Ritter zusammen verlassen. Er blieb fast ganz alleine, abgesehen von den Einwohnern seiner Burg; die waren berühmte Helden.
9
10
140
145
150
155
160
165
170
175
Text und Übersetzung si werten wol ir vesten, wan si mit den gesten durch nôt muosen strîten. diu burc was ze allen sîten vaste besezzen; dô tûret in daz ezzen. ouch heten si vil kleinen trôst, daz si würden erlôst von deheim lande. daz schuof des küniges schande. Er lie sich kûme dringen und wolte sunderlingen und eine belîben dâ vor. di vînde giengen an daz tor und hiuwen ez vaste der nider, wan si ahten kleine dâ wider, daz man si warf und schôz. dô wart ein sperwehsel grôz under der porte. manic man den tôt bekorte, der wol het gevohten. di burgære, di en mohten 2ra sich niht erwern der geste: si drungen in di veste und gemischten sich an der stunt. Dô wart der künic Pant wunt und di sînen meistic erslagen. dô huop sich wuof und klagen, wan diu burc was gewunnen. Nuo het der künic einen brunnen zwischen der burc und dem sê; dar îlt er, wan im was wê. sam im gienc diu künigîn, diu truoc niht wan daz kindelîn. Nuo begund er sich sô missehaben, daz in diu vrouwe muose laben. als er getranc, dô was er tôt. diu küniginne het grôze nôt
149 s in lies und rn in kvrne W sind unsicher, Deu liest kume
Sy˙ wertent wol ir veste Vnd datin do daz beste, Wanne sy müssent durch not stritten. 5r P
geschuff P lies kvrne W Initiale fehlt P und] Er P do W vigande gingent vntz an P do W
tôt] doth P burge P der] die P Die drungent P gemisten W gemistin P ¶ fehlt P sich huffen vnd P ¶ fehlt P Der kunig hatte P 5v P Inzwuschent P ilter denne ime P Sant ime gie P daz] ir P ¶ fehlt P Do begunde P
kunigin P
176 P hat den Vers zweimal untereinander
139–141 Hannink folgt P 139 La erwägt veste : an/wider die geste 144 tiuret Ha 146 wurden Ha 162 Ha folgt P 163 gemisten Ha 164 ¶ fehlt Ha 168 ¶ fehlt Ha 173 ¶ fehlt Ha 176 Ha folgt P 139 veste W ist hier gegen den mhd. Gebrauch swf. (BMZ III 274f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; vgl. auch den Konjekturvorschlag von La und P, der Hannink folgt). 163 gemissen swv. ›missen, vermissen‹ (Le I 847) gibt wenig Sinn, eher ist an (ge)mischen swv. ›die Kämpfenden geraten untereinander‹ (Le I 2160) zu denken.
139–176
140
145
Sie verteidigten ihre Festung gut, weil sie aus Not mit den Eindringlingen kämpfen mussten. Die Burg war von allen Seiten dicht belagert; da waren ihnen Nahrungsmittel teuer. Auch hatten sie kaum Hoffnung, dass sie von irgendeinem Land erlöst würden. Daran war das schändliche Verhalten des Königs schuld.
Er ließ sich kaum bedrängen (nicht mit sich reden) 150
155
160
165
170
175
und wollte alleine und als einziger davor (vor der Burg) bleiben. Die Feinde erreichten das Tor und zerschlugen es gewaltig, denn sie kümmerten sich wenig darum, dass man sie bewarf und beschoss. Da kam es in der Pforte zu einem großen Lanzenwechsel. Viele Männer fanden den Tod, die gut gefochten hatten. Die Einwohner der Burg, die konnten sich nicht gegen die Eindringlinge wehren. Sie drangen in die Festung und stürzten sich sogleich ins Kampfgetümmel. Dabei wurde der König Pant verwundet und die meisten der Seinen erschlagen. Da erhob sich Klagen und Jammer, weil die Burg eingenommen worden war. Nun besaß der König einen Brunnen zwischen der Burg und dem See; dorthin eilte er, weil er verletzt war. Mit ihm ging die Königin, die nichts bei sich trug als das Kindchen. Nun ging es ihm so schlecht, dass ihn die Herrin laben musste. Als er getrunken hatte, starb er. Die Königin war in großer Bedrängnis
11 Sie verteidigten ihre Festung gut und gaben dabei ihr Bestes, denn sie mussten aus Not kämpfen.
12
180
185
190
195
200
205
Text und Übersetzung und nam des kindes goume. si vlôch zuo eim boume und wânt dô sîn al eine. Dô kom ein merfeine mit eim dunst als ein wint. siu nam der künigîn daz kint und fuort ez mit ir in ir lant. daz sâhen di vînde zehant. di vrouwen si geviengen, in di burc si wider giengen mit bluotigen swerten und tâten, swes si gerten. Ist ez iu liep an dirr stunt, sô tuon ich iu vil schiere kunt, war daz kint ist bekomen. ez hât ein vrouwe genomen, ein wîsiu merminne, diu was ein küniginne baz danne alle, di nuo sint. Siu hete zehen tûsint vrouwen in ir lande, dern keiniu bekande man noch mannes gezoc. si heten hemede und roc 2rb von pfeller und von sîden. ich enwil daz niht vermîden, ich ensage iu für wâr, ir lant was über allez jâr alse miten meien gebluot. ouch was der vrouwen heimuot schœne, wît und lanc, und wünneclich der învanc. der berc was ein kristalle,
mer feˆyne W merfine P Initiale statt ¶ P dienste P
vînde] jugende P
bluo tigem P wz P Initiale fehlt P ist] wz P 6r P hette P merinne W
¶ fehlt P Siv W Der nuo keine P
pfellar W daz] es P ˙ wart W Ich sage uch das furwar P mitan W Also in dem meyen P hein mvt W Nuo wz P heim muo t P in vanc W
180 davor Zwischentitel P: Wie ein mermynne kam Vnd der kunigin pantz | frowen ir kint nam by dem burnen vnd es en | weg fuo rte 196 ¶ fehlt in W wohl aus Platzgründen (I-Initiale). 179 dâ Ha
180 ¶ fehlt Ha
196 ¶ fehlt Ha
198 der keiniu Ha
203 iu daz für Ha
177 goume (stf. ›prüfendes Aufmerken‹) nemen mit Gen. ›Acht worauf haben‹ (alles Le I 1061f.; vgl. Anm. zu V. 2929). 181 Pérennec, S. 48 hält auch P für möglich, da die Meerfee ja Hilfe bringt. Allerdings wäre dann m. E. unbedingt artikelloses Subst. zu erwarten (mit dienste), weshalb ich keinen Paralleltext setze. Es liegt entweder eine simple Verschreibung vor oder eine dialektale Nebenform zu dunst (Schwäb. Wb. II 471; vgl. Pé, S. 53, Anm. 5, der sich nicht festlegt). 193 merminne ›Meerweib‹ (BMZ II/1 186 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3585; Le I 2115). merin- findet sich noch W, V. 3585 und P, V. 6150, 6181, 6195; es überwiegen die Formen von merm-: W, V. 4933, 5767, 6195; P, Zwischentitel vor V. 180, 193, 3586, 4933, 5767; S, V. 3586; Konjektur nach der häufigeren Form. 199 gezoc stnm. hier wohl ›Rüstung und Kleidung des Ritters, apparatus bellicus‹ (BMZ III 934 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 109] sowie auf V. 3271), freier: ›Aufmachung‹. 201 Die Formen von phellel ›ein feines kostbares Seidenzeug‹ (Le II 235) wechseln in W; vgl. V. 4815, 5690, 8390, 8482.
177–209
180
185
und sorgte sich um das Kind. Sie floh zu einem Baum und glaubte dort alleine zu sein. Da tauchte eine Meerfee aus dem Dunst auf wie der Wind. Sie nahm das Kind der Königin und führte es mit sich in ihr Land. Das sahen die Feinde sofort. Sie ergriffen die Dame, gingen mit blutigen Schwertern wieder zurück in die Burg und taten, wonach ihnen der Sinn stand.
Wenn es euch jetzt beliebt, 190
195
200
205
dann verkünde ich euch gleich, wohin das Kind gekommen war. Es hatte eine Dame genommen, eine weise Meerfee, die war eine bessere Königin als alle, die es heute gibt. Sie hatte 10.000 Damen in ihrem Land, von denen keine einen Mann oder die Aufmachung eines Mannes kannte. Sie trugen Hemden und Röcke aus verschiedenen Seidenstoffen. Ich will nicht darauf verzichten, euch mit Wahrheit zu sagen, dass ihr Land das ganze Jahr über in Blüte stand wie mitten im Mai. Auch war das Zuhause der Dame schön, weit und lang, und die Einfriedung war herrlich. Der Berg war ein Kristall,
13
14 210
215
220
225
230
235
240
245
Text und Übersetzung sinewel als ein balle, dar ûf stuont diu burc vast. si vorhten keinen vremden gast noch deheines küniges her. umb daz lant gie daz mer und ein mûre alsô starc, daz nieman wære alsô karc, der imer des gedæhte, daz er iht lebendes dar über bræhte, wan dort, dâ diu porte was, daz was ein herter adamas; dâ wâren si âne vorhte. swer di burc worhte, der zierte si mit sinnen. siu was ûzen und innen von golde als ein gestirne. dehein dinc wart dâ virne innerthalp dem burcgraben; der ez hundert jâr solt haben, ez wære ie ebenschœne. dâ wart ouch nieman hœne von zorn noch von nîde. di vrouwen wârn blîde, di dâ beliben wonhaft. di steine heten solhe kraft, di an daz hûs wârn geleit, daz man uns der von seit, swer dâ wonet einen tac, daz er niemer riuwe pflac und imer vrœlîche warp biz an di stunt, daz er irstarp. 2va Nuo wuohs ân alle schande daz kint in dem lande mit vröude, âne riuwe. er muose sîn getriuwe, hübsch und wol gemuot. daz hiez in diu vrouwe guot, diu in vil êren lêrte. an spot er sich niht kêrte,
212 gaste W
213 heres P
218 Ha folgt P
als] sam P vaste W
Sy envorchte keinen frömden gast Noch dekeines kuniges her.
also ein karg P
... Daz er icht der vber brechte, ... do WP 6v Do waz ein heitir P do W one worchte P vssenan P do W Ein kein ding wart da P
eben schone W do W Do P enwart P
do W
do WP nyemer gepflag P gewarp P Vntz P Initiale fehlt P wuo chsen alle P freuden P
7r P niene P
218 deß W] eß ist unklar, eventuell ist dez mit Korrektur zu daz zu lesen
230 enwart Ha
240 Ha folgt P
243 Ha folgt P
210 Die breiten Ausführungen bei HaA zu bal, balle sind überflüssig, es ist einfach der ›Ball‹ gemeint (vgl. Haupt, Sp. 109). 222 one P ist wohl aus V. 221 herabgekommen. 226 virne adj. ›alt‹ (BMZ III 302 mit Verweis auf die Stelle; Le III 366). 230 hœne adj. pass. ›verachtet‹ (Le I 1333f. mit Verweis auf die Stelle). 232 blîde adj. ›froh, heiter, freundlich‹ (Le I 307).
210–248 210
215
220
225
230
235
240
rund wie eine Kugel, darauf stand die befestigte Burg. Sie fürchteten weder einen fremden Eindringling
Sie fürchtete weder einen fremden Eindringling noch das Heer irgendeines Königs.
noch das Heer irgendeines Königs. Um das Land herum war Meer und eine so feste Mauer, dass niemand so listenreich gewesen wäre, dass er einen Weg gefunden hätte, irgendetwas Lebendiges darüber zu bringen, ... irgendetwas darüber zu bringen, ... außer an der Stelle, wo sich die Pforte befand, die ein starker Diamant war; dort lebten sie ohne Furcht. Wer immer die Burg errichtet hatte, der hatte sie klug ausgestattet. Sie war außen und innen aus Gold wie ein Gestirn. Innerhalb des Burggrabens alterte nichts; auch wann man es (ein Ding) dort 100 Jahre behalten würde, würde es immer gleich schön bleiben. Dort wurde auch niemand aus Zorn oder aus Hass verachtet. Die Damen waren heiter, die dort wohnten. Die Edelsteine, die an das Haus gelegt waren, hatten eine solche Kraft, dass man uns davon berichtet, dass, wer dort auch nur einen Tag wohnte, niemals mehr Kummer litt und stets fröhlich lebte bis zu der Stunde, in der er starb.
Nun wuchs das Kind
245
15
in dem Land in Freude ohne alle Schande oder Kummer auf. Er (der Bub) musste treu, höfisch und guten Mutes sein. Das befahl ihm die gute Herrin, die ihn viel Anstand lehrte. Um leichtfertige Späße kümmerte er sich nicht,
16
250
255
260
265
270
275
280
Text und Übersetzung als ungeslaht liute tuont. als schiere dô er sich enstuont, waz guot was und wol getan, zuo den vrouwen muos er gan. di heten sîn grôzen schimpf. dô sach er manigen gelimpf, wan si alle hübsch wâren. Si lêrten in gebâren und wider di vrouwen sprechen. ern wolt nie gerechen deheinen wîplichen zorn, wan er von adel was geborn. ze mâze muos er swîgen. harpfen und gîgen und allerhande seiten spil, des kund er mê danne vil, wan des was dâ lantsit. di vrouwen lêrten in dâ mit baltlîche singen. er was an allen dingen bescheiden und sælden rîch. der vrouwen wunschte iegelich, daz er si solte minnen; moht er ir niht gewinnen, daz enwânt ir keiniu sîn ungefuoc, wan er was hübsch und kluoc. Durch des juncherren bete diu vrouwe frumeclîche tete, wan er si dûhte munder. Siu besant merwunder und hiez in lêren schirmen. dô enwolt er nie gehirmen, 2vb ê im niht dar an war. ouch muost er loufen die alebar
vngeslachtes lúte P
sacht er P ¶ fehlt P ime P Er enwolte P
mere P do W Wanne es wz da P do W lerte P haltecliche P seilden W wnschste W wuste P
... Daz sy in solte mynnen; Mochte ers gewinnen, Daz meynde dekein sin vngefug, 7v Wanne der waz kundig genuo g. hette P mer wunder W ¶ fehlt P nicht P louffen allabar P
273 enwent in kein W / vıgefug P ist wohl durch Zusammenrückung von n und g entstanden; eventuell o über zweitem u 254 dâ Ha folgen P
256 ¶ fehlt Ha
265 Ha folgt P
273 daz enmeinde enkein Ha
278 ¶ fehlt HaPiper
282 HaPiper
254 gelimpf stm. ›angemessenes, artiges Benehmen‹ (Le I 817f.; vgl. V. 818, 6077). 273 W ist offensichtlich verderbt, eventuell ist – abweichend von P – mit den obigen kleineren Konjekturen (vgl. V. 179) zu lesen: ›das hielt keine von ihnen für seine Unhöflichkeit‹ oder ›das schien keiner von ihnen eine Unhöflichkeit zu sein‹. 277 munder adj. hier ›lebhaft, aufgeweckt‹ (BMZ II/1 232f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 2229). Oder ist an ›mündig‹ zu denken? 279 schirmen swv. hier wohl ›fechten überhaupt‹ (BMZ II/2 162 mit Verweis auf die Stelle). 280 gehirmen swv. ›ruhen, ablassen‹ (BMZ I 691 mit Verweis auf die Stelle; Le I 790). 282 alebar = barre stf. ›ein ritterliches Spiel, Wettlaufspiel‹ zu jouer aux barres ›spielen in/mit Schranken‹ (Le I 131 mit Verweis auf die Stelle; BMZ I 5; vgl. Haupt, Sp. 106; Suolahti 1915; Suolahti 1929a, S. 10). Es ist nicht zu entscheiden, ob die bar, a le bar oder anderes zu setzen ist, ich bleibe daher bei der Überlieferung.
249–282
250
255
260
265
270
275
280
wie es ungeschlachte Leute tun. Sobald er begriff, was gut und recht war, musste er zu den Damen gehen. Die trieben mit ihm viele Scherze. Da sah er viel gutes Benehmen, weil sie alle höfisch waren. Sie lehrten ihn, sich richtig zu verhalten und Gespräche mit Damen zu führen. Er wollte niemals irgendeinen weiblichen Zorn (Tadel) vergelten, weil er von adliger Geburt war. Maßvoll musste er schweigen. Das Spiel auf der Harfe und auf der Geige und allerhand Saitenspiel, von dem beherrschte er mehr als genug, denn das war dort Landsitte. Die Damen lehrten ihn außerdem, kühn zu singen. Er war in allen Sachen unterrichtet und reich an Glück. Eine jede der Damen wünschte, dass er sie lieben sollte; ... dass sie ihn lieben würde; wenn er sie nicht gewinnen konnte, konnte er sie gewinnen, so hielt das keine von ihnen für schlechtes Benehmen, bedeutete das nicht sein schlechtes Benehmen, denn er war höfisch und klug. denn er war schlau genug.
Um der Bitte des jungen Herrn willen setzte die Dame eine tapfere Handlung, weil er ihr aufgeweckt vorkam. Sie sandte nach Meerwundern und befahl, ihn im Kämpfen zu unterrichten. Da wollte er nicht eher ruhen, als bis ihm dabei nichts mehr misslang. Auch musste er in einem ritterlichen Spiel laufen
17
18
285
290
295
300
305
310
315
Text und Übersetzung und ûz der mâze springen und starclîche ringen, verre werfen steine, beidiu grôz und kleine, und die schefte schiezen – in enwolt niht verdriezen, swaz er vor hôrte sagen –, birsen, beizen und jagen und mit dem bogen râmen. di von dem mer kâmen, di tâten in behenden. Er was an allen enden wîse und manhaft, wan daz er umb ritterschaft enwiste ditz noch daz, wan er ûf ros nie gesaz; harnasch er niht bekande. er wart in dem lande fünfzehen jâr alt. dô gerte der helt balt urloubes ze sîner vrouwen. er wolt gerne schouwen turnieren und rîten und kund ouch gerne strîten. Nuo er urloubes bat, dô fuoget er sich an solhe stat, diu im dar zuo tohte, daz er wol sprechen mohte wider sîn vrouwen, di künigîn. ›Nuo lânt ez mit iuwern hulden sîn‹, sprach er, ›wes ich vrâge, und zeigent mir mîne mâge, wan ich enweiz, wer ich bin. di zît hân ich vertriben hin, daz ich mich es innenclîche schamen – ich en weiz niht mînes namen. wizzent wol, daz ist mir leit!‹
massen P stetteclichen P werfen] wer sin P beidiu fehlt P Jn mochte P
byhende P ¶ fehlt P in allin ende P
Enwuste weder diß P erkantte P 8r P zesîner W vnd in stritten P ritten P ¶ statt Initiale P vrlobes hat vnd bat P fuo get sich P
¶ und ez fehlen P
schame W schamen P name W enkenne P namen P Wissent ir es wol P
318 davor zusätzliche Zeile P: Vnd dine manigualtige not; vgl. V. 322. 286 HaPiper folgen P 294 ¶ fehlt HaPiper 297 HaPiper folgen P fehlt Ha 317 deich mich es inneclich muoz schamen Hannink, S. 56
303 urloubes sîner Ha
312 Ha folgt P / ¶
291 râmen swv. ›zielen‹ (Le II 337f.; vgl. Anm. zu V. 6362). 303 urloup (nemen etc.) ze ist durchaus normalmhd. (BMZ I 1017f.), vgl. HaA, der die (metrischen) Beweggründe für den Eingriff darlegt. 317–318 Konjektur mit Ha, da name mhd. nur swm. (BMZ II/1 305; Le II 30f.). Zur 1. Sg. auf -en siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 367 (im Bair. und Alem.); Alem. Gramm. § 339; Bair. Gramm. § 280; Mhd. Gramm. § 240, Anm. 1 (im Md., besonders im Mfrk., und im Westalem.).
283–319
285
290
295
300
305
und außergewöhnlich springen und kräftig kämpfen, Steine weit werfen, große und kleine, und die Schäfte schleudern – ihn konnte nichts verdrießen, was immer er zuvor hatte sagen hören –, auf die Pirsch gehen, mit Beizvögeln jagen, auf die Jagd gehen und mit dem Bogen zielen. Die vom Meer kamen, die machten ihn behände. Er war in jeder Hinsicht klug und mannhaft, außer dass er noch nichts von Ritterschaft wusste, weil er noch nie auf einem Ross gesessen war; Rüstung kannte er nicht. Er wurde in dem Land 15 Jahre alt. Dann verlangte der kühne Held Abschied von seiner Herrin. Er wollte gerne turnieren und reiten kennen lernen und wollte auch gerne kämpfen.
Als er um Abschied bat, 310
315
da wartete er auf eine Gelegenheit, die es ihm ermöglichte, dass er angemessen mit seiner Herrin, der Königin, sprechen konnte. ›Nun nehmt es im Guten auf‹, sprach er, ›was ich frage, und zeigt mir meine Verwandtschaft, denn ich weiß nicht, wer ich bin. Ich habe meine Zeit so hingebracht, dass ich mich im Innersten dafür schäme – Ich weiß meinen Namen nicht. Seid versichert, das ist mir leid!‹
19
20 320
325
330
335
340
345
350
355
Text und Übersetzung Si sprach: ›ern wirt dir nimer geseit.‹ 3ra ›durch waz? wer ist der, der ez iu verbot?‹ ›min schamen und mîn manicvalt nôt.‹ ›di tuont mir kunt, swi groz si sint.‹ ›dar zuo bist du noch ze kint, du enkanst dich schaden niht bewarn.‹ ›Sô lânt mich ungenant varn, mîn nam wirt mir wol irchant.‹ ›du muost ê gewinnen oberhant an dem besten ritter, der ie wart.‹ ›den nennent mir, waz sol daz gespart?‹ ›Er ist genant Iweret von dem Schœnen Walde, Behforet, sîn burc heizet Dôdône. daz ich dirs imer lône, sô rich, daz er mir habe getân; und sîst sicher sunder wân, daz dich dîn name wirt verswigen, du en müezest ê an im gesigen. du vindest in, bistu frome. got gebe, daz ez dir wol bekome, wan sîn manheit ist sô grôz, ich enweiz nienân sînen genôz. er treit in allen vor daz zil, den besten, als ich wænen wil.‹ Der junge sprach: ›des hab ich nît. bereitent mich, dêst an der zît, wan sich mîn muot ze im weget, und sagent mir, waz ir guotes meget.‹ Dô diu künigîn daz bevant, daz er gerne rûmte daz lant durch niht wan umb êre, dô gewan im diu vrouwe hêre ein vil zierlichez marc, daz was rosch und starc, dar ûf er moht ervolgen,
¶ fehlt P er P nicht P durch waz fehlt P der der] er der P
›Min schamen vnd din manigualtige not.‹ zechint W ¶ fehlt P 8v P egewinnen ober hant W gewunnen die obern hant P nemment W nemmet P daz] es P ýweret W juert P Initiale fehlt P beforet W walde in bechoferet P Dodône W sîn] Ein P dodone P hat P sicher sunder] des sicher P wirt] wart P
wol kome P also P nyender P Daz zil den besten also sich P ¶ fehlt P han ich nicht nit P muo t hin zuo P Initiale fehlt P daz fehlt P rurmde P vmb] durch P zuo erliches P
9r ... Daz was stuff vnd starck, ... mochte er ervolgen P
347–348 vertauscht P 320 ¶ fehlt Ha 321 der der ez] derz Ha 322 scham und manecvaltiu nôt La / Hannink folgt P mit Verweis auf V. 325; ebenso Pérennec, S. 49; Pé, S. 59, Anm. 9 326 ¶ fehlt Ha 330 sol daz] solz Ha 331 Initiale fehlt Ha 332 schœnen walde Beforet Ha 336 sîst des sicher Ha 342 Ha folgt P 345 ¶ fehlt Ha 347 Ha folgt der Versfolge von P 348 swaz Ha 350 zweites daz] dez Ha 352 diu hêre Ha 354 Hannink folgt P 338 Erwägenswert wäre im angesigen. 354 rosch adj. ›schnell, behände‹ (BMZ II/1 556 mit Verweis auf die Stelle; Le II 489f.). / stüef adj. ›gerade, fest, stark‹ (Le II 1263).
320–355 320
325
330
Sie sprach: ›Er wird dir niemals gesagt.‹ ›Weshalb? Wer ist der, der es euch verboten hat?‹ ›Meine Schmach und meine große Besorgnis.‹
21
›Meine Schmach und die vielen Gefahren, denen du ausgesetzt bist.‹
›Die sagt mir, egal wie groß sie sind.‹ ›Dazu bist du noch zu klein, du kannst dich nicht vor Schaden bewahren.‹ ›Dann lasst mich ohne Namen ausziehen, mein Name wird mir sicher bekannt werden.‹ ›Du musst zuerst den besten Ritter überwinden, den es je gab.‹ ›Den nennt mir; was nützt es, wenn man es aufschiebt?‹
E
335
340
345
› r wird Iweret von dem Schönen Wald, Behforet, genannt, seine Burg heißt Dodone. Räche, was er mir angetan hat, damit ich es dir auf immer vergelte; und du kannst völlig sicher sein, dass dir dein Name verschwiegen bleibt, wenn du ihn nicht zuerst besiegst. Du findest ihn, wenn du tapfer bist. Gott gebe, dass du mit ihm fertig wirst, denn seine Mannheit ist so groß, dass ich nirgends seinesgleichen weiß. Er übertrifft sie alle, selbst die besten, wie ich glaube.‹ Der junge sprach: ›Das macht mich rasend. Rüstet mich aus, dazu ist es an der Zeit, weil es mich zu ihm hinzieht, und sagt mir, was ihr an guten Ratschlägen habt.‹
Als die Königin verstanden hatte, 350
355
dass er gerne und um nichts außer um der Ehre willen das Land verlassen wollte, da erwarb die edle Herrin für ihn ein schön geschmücktes Ross, das behände und stark war, auf dem er verfolgen konnte,
... das stramm und stark war, ...
22
360
365
370
375
380
385
Text und Übersetzung sweme er was erbolgen. Dar zuo im diu vrouwe gewan harnasch wîz als ein swan, den besten, den ie man getruoc. er wart gezimiert genuoc 3rb hart hübschlîche. sîn wâfenroc was rîche von kleinen goltschellen. der zam wol dem snellen, er was wol alles guotes wert. diu vrouwe gab im ein swert, daz het guldîniu mâl und sneit wol îsen und stâl, swenne ez mit nîde wart geslagen. den schilt, den er solt tragen, der was, als er wolde: ein breit âr von golde was en mitten dar ûf gemaht, der rant mit zobele bedaht. Gêûn von Turîe, der vrouwen massenîe, hât irn vlîz an in geleit. er fuort ein wünneclichez kleit. sîn gezoume, daz was allez guot. Nuo fuor er ûf des meres fluot mit maniger vrouwen segene. si warten dem degene, unz si in verrist mohten sehen. und kunde imer daz geschehen, daz si trûric mohten werden, sô enwære ûf al der erden nie baz beweinet ein man von sô maniger vrouwen wol getân.
swenne W Wanne es was P ¶ fehlt P die frowe ime P alsam P geziemert W gezieret P waffen roch W golt schellen W got schellin P
... Er waz wol aller eren wert. ime ouch ein P
solte er P
dar ûf ] vff das brecht P bedacht von turgie P Gevo n von turye W Vers fehlt P hette P furte vonnnecliche P ¶ fehlt P mres P 9v P wartetent P siv W sy P und fehlt P Kundde daz yemir P mohten] solten P al der] allen P geweinit P
375 Gevo n W] G nach Ha unsicher; vgl. Deu; das G ist jedoch einwandfrei lesbar, vgl. etwa G in V. 2277, die Unklarheit ergibt sich alleine daraus, dass der Schreiber das e zuerst zu weit links ansetzte; für eine Lesung als s (Richter 1934, S. 82–84) gibt es keinen Grund 357 ¶ fehlt Ha 366 Ha folgt P 374–375 Pérennec, S. 50 und Pé, S. 61, Anm. 12 folgen P 375 Initiale Ha / Gêûn] saben Richter 1934, S. 82–84; danach Helm 1936, Sp. 300 380 ¶ fehlt Ha 384 kund daz iemer Ha 387 Be folgt P 356 Konjektur, da ervolgen swv. ›einholen, erreichen‹ mhd. nur tr. belegt ist (Le I 691; BMZ III 367f.). 374–375 Die Lesung von P ist eine der unzähligen ›Zusammenschiebungen‹ von Versen, daher kein Paralleltext. Ich teile nicht Pérennecs Überzeugung, dass der Schreiber von P die beiden verderbten Verse zu einem sinnvollen Substitut gekürzt hat. 375 Richter 1934, S. 82–84 zweifelt am Eigennamen und liest s für G, wobei sevo n nichts anderes als ein verderbtes saben sei. Dagegen steht aber nicht nur die Notwendigkeit einer größeren Konjektur, sondern auch die Syntax, die m. E. einen Eigennamen eher begünstigt als einen Gegenstand, für den der Vers ungeschickt als Apposition zu V. 374 oder als Nominalsatz gelesen werden müsste (vgl. We und Webster/Loomis 1951, S. 168). 376 massenîe stf. (hier) ›einzelner Diener‹ oder ›einzelne Dienerin‹ (BMZ II/1 86 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2058).
356–388
360
365
370
375
380
385
wem immer er zürnte. Außerdem erwarb die Dame für ihn eine Rüstung, weiß wie ein Schwan, die beste, die jemals ein Mann getragen hatte. Sie wurde herrlich und sehr höfisch geschmückt. Sein Waffenrock war prächtig wegen der kleinen Goldschellen. Er passte dem Schnellen gut, er war wohl jeden Reichtum wert. Die Herrin gab ihm ein Schwert, das mit Gold verziert war und wohl Eisen und Stahl schnitt, wenn es mit Hass geschlagen wurde. Den Schild, den er tragen sollte, der war, wie er ihn sich wünschte: Ein breiter Adler aus Gold war in seiner Mitte befestigt, der Rand war mit Zobelpelz bestückt. Geun von Turie, eine Untertanin der Herrin, hatte ihren Fleiß darauf verwendet. Er trug herrliche Kleidung. Sein ganzes Zaumzeug war vollkommen. Nun fuhr er über die Fluten des Meeres mit dem Segen vieler Damen. Sie blickten dem Degen nach, solange sie ihn sehen konnten. Und hätte das jemals geschehen können, dass sie traurig würden, so wäre auf der ganzen Erde nie ein Mann von so vielen schönen Damen heftiger beweint worden.
23
... er war wohl jede Ehre wert.
24
Text und Übersetzung
Uns seit diu âventiure, 390
395
400
405
410
415
420
425
ein merwîp was sîn stiure. ouch fuor diu künigîn in der var mit einer wünneclichen schar. siu mant in und lêrte, daz er al di welt wol êrte und daz er wære stæte und ie daz beste tæte, swâ er sichs gevlîzen kunde. dar nâch in kurzer stunde kômen si ûz an daz lant. urloup nam der wîgant; 3va gezogenlîche tet er daz. ûf sîn ros er gesaz. Nuo vernement seltsæniu dinc: ez enkunde der jungelinc den zoum niht enthalden. er liez es heil walden und habet sich an den satelbogen. daz ros begunde sêre brogen, wan er ruort ez mit den sporn. di vrouwen heten wol gesworn, daz er sich mües erstôzen an manigen boum grôzen. Gelücke was der wîse sîn. daz ros lief den weg în, der nâhe bî dem sêwe lac. sus reit er allen den tac, daz in lützel verdrôz. sîner sælicheit er genôz, diu benam im müewe. des andern tages früewe sach er ein burc stân, hôch und wol getân, nâhen bî der strâze. daz ros nam di mâze und kêrte gein dem burctor. dô hielt ein getweric dâ vor
403 seltzseimiv W
˙ lere P So mante in myn
sich P inkurzs W Kam sy P
roß das er P
Daz waz ein seltsenes ding: Nuo enkunde der jungeling Den zoum nit enthalten. 10r P hatte er sich in dem P
Das roß begunde sere brogen; Do rurte er es vaste mit den sporn. hattint P nüste P boumen P Gelücke] Erlich P
seilicheit W ime manige muo ge P fruo ge P
burc tor W den P do W twergelin do uor P
409 rut W
403 ¶ fehlt Ha 412 Haupt, Sp. 107 folgt P, da ihm zufolge erstôzen eher Dat. Pl. verlangen würde, Begründung oder Vergleichsstellen fehlen aber; ebenso (wohl danach) BMZ II 2 665 mit Verweis auf die Stelle 419–420 müeje : früeje Ha 408 brogen swv. ›sich erheben, in die Höhe richten, bäumen‹ (BMZ I 261f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4892; Le I 358f.). 424 die mâze nemen ist wohl als ›(den Gang) mäßigen‹ zu lesen (so WeBuSpKe). Oder ist mâze als ›Maß (des Weges); Richtung‹ zu lesen, wie Pé mit ›prenant ce cap‹ nahe legt?
389–426
25
Uns erzählt die Aventiure, 390
395
400
405
410
dass eine Meerfrau sein Steuermann war. Auch die Königin machte mit einer herrlichen Schar die Fahrt mit. Sie ermahnte und belehrte ihn, dass er aller Welt mit Anstand begegnen und beständig sein und immer das Beste tun sollte, wenn es ihm irgend möglich wäre. Danach erreichten sie bald das Land. Der Kämpfer verabschiedete sich; mit gutem Benehmen tat er das. Er bestieg sein Ross. Nun vernehmt merkwürdige Sachen: Der Jüngling konnte den Zaum nicht halten. Er vertraute auf das Glück und hielt sich am Sattelbogen fest. Das Ross bäumte sich heftig auf, weil er es mit den Sporen berührte. Die Damen hätten wohl geschworen, dass er sich an so manchem großen Baum zu Tode stoßen müsste.
D
415
420
425
as Glück war sein Führer. Das Ross lief den Weg hinein, der sich gleich bei dem See befand. So ritt er den ganzen Tag, ohne dass ihn etwas störte. Er profitierte von seinem Glück, das ihm jegliche Mühe benahm. Am Morgen des zweiten Tages sah er eine Burg, hoch und schön gebaut, in der Nähe der Straße stehen. Das Ross mäßigte seinen Gang und wandte sich zum Burgtor. Davor hielt da ein Zwerg
Das war eine seltsame Sache: Nun konnte der Jüngling den Zaum nicht halten.
Das Ross bäumte sich heftig auf; da nahm er es fest mit den Sporen.
26
430
435
440
445
450
455
460
Text und Übersetzung ûf eim pferit, daz was blanc. ein geisel fuort ez, diu was lanc. sîn lîp was êren lære. daz sluoc dem helde mære sîn ros under diu ougen. Dô wânt er âne lougen, daz ez im rehte tæte. der degen alsô stæte di unzuht unhôhe wac, unz daz im selben ein geiselslac von dem schraze wart geslagen. dô enrach er sich niht an dem zagen, wan er dûht in ze swach, aber diu burc, dâ ez geschach, 3vb der ward er hart erbolgen. dem rosse muos er volgen, swâ sô ez hin lief, ez wære trucken oder tief. Doch vrâget er der mære, wer dâ wirt wære, dâ im geschach der unprîs. ›diu burc heizet Plûrîs‹, sprach einer, stuont dâ bî. ›wi aber der wirt genant sî, zwâr des ist mir niht kunt.‹ dannen kêrt er zestunt an ein breite heide mit wünnenclicher spreide. dô kom er, dâ ein wazzer vlôz, daz was ze wênic noch ze grôz und enran niht ageleize. dâ bî was guot gebeize und ein vogelrîchez riet. daz ros en wolt dar în niet, der zoum im bî den ôrn lac.
438 zagn W / andem P
eimpferit W eime pferde blanck P geisselin P Ersluo g P Sine P ¶ fehlt P alrecht P 10v P vnzucht harte vnhohe P schutze P
Den rach er sit niet an dem zagen, ... zeswach W in duchte P do W do es ime geschach P bolgen P War P
do W do W tumpriß P plurýs W pluuis P do W do nohe by˙ P Deiß war das enist P
do ein W zewenic W zegroz W wz wenig nicht noch P enran] nyram P do W Do P r
volgeliches W vogelriche reit P roß woltedar an P 11r P im fehlt P
445 Repräsentant nicht aufgelöst P
427 Ha folgt P 432 ¶ fehlt Ha 435 Ha folgt P Ha 451 dêst Ha 460 în] an Ha
440 da’z im geschach Ha
445 Initiale fehlt Ha
449 dâ nâhe bî
437 schraz stswm. ›Waldteufel, Kobold, elbischer Geist‹ (BMZ II/2 205 mit Verweis auf die Stelle; Le II 788; vgl. Schilling 1866, S. 31). 447 unprîs stm. ›Schande, Schimpf‹ (BMZ II/1 553 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1923; vgl. V. 8052). 449 Zum Fehlen eines pron. Subj. siehe Mhd. Gramm. § 399. 454 spreide stf. ›Strauch, Gesträuch‹ (BMZ II/2 521 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; ebenso WePéBuSpKe). Sinnfälliger wirkt indes ›Ausdehnung, Zerstreuung‹ (Le II 1113f. mit allgemeinem Verweis auf ›Lanzelet‹). 457 ageleize adv. ›eifrig, schnell‹ (BMZ I 12f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 27; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 29; vgl. V. 2044). 458 gebeize stn. ›Jagd mit Falken‹ (BMZ I 193 mit nur diesem Beleg; Le I 749 mit einem weiteren). Gemeint ist wohl, dass dort ein gutes Gebiet zur Beizjagd war. 459 riet stn. ›Schilfrohr, Sumpf-, Riedgras, damit bewachsener Grund‹ (BMZ II/1 700 mit Verweis auf die Stelle; Le II 426f.; vgl. HaA).
427–461
430
435
440
445
450
455
460
auf einem weißen Pferd. Er führte eine lange Geißel mit sich. Er war völlig ehrlos. Er schlug dem Ross des berühmten Helden zwischen die Augen. Da glaubte er (Lanzelet) tatsächlich, dass er (der Zwerg) rechtmäßig handeln würde. Der standhafte Degen achtete kaum auf das Vergehen, bis dass ihm der Kobold selbst einen Geißelschlag versetzte. Da rächte er sich nicht an dem Feigen, denn er hielt ihn für zu schwach, aber der Burg, bei der es geschah, der zürnte er sehr. Er musste dem Ross folgen, wo immer es hin lief, wäre es ein trockener Weg oder eine tiefe Furt gewesen.
T
rotzdem erkundigte er sich, wer dort Burgherr wäre, wo ihm die Schmach geschah. ›Die Burg heißt Pluris‹, sprach einer, der in der Nähe stand. ›Wie aber der Burgherr genannt wird, fürwahr, das ist mir nicht bekannt.‹ Er (Lanzelet) kehrte sogleich von dannen, hin zu einer breiten Heide von herrlicher Ausdehnung. Da kam er zu einer Stelle, wo ein Wasser floss, das weder zu klein noch zu groß war und gemächlich dahinströmte. In der Nähe war ein gutes Gebiet zur Beizjagd und ein Schilfgürtel reich an Vögeln. Das Ross wollte nicht hineingehen, der Zaum lag ihm bei den Ohren.
27
Den rächte er seither nicht an dem Feigen, ...
28
465
470
475
480
485
489a 490
495
Text und Übersetzung der herre des vil kleine pflac, wan daz erz hiu âne zal. dâ von lief ez zetal ein wîle und niht ze verre. Nuo siht er, wâ ein junger herre balde gegen im reit ûf eim pferit gemeit. daz hâr im bî der erde erwant, ein habich fuort er ûf der hant, gemûzet wol ze rehte. unserme guoten knehte begunde sîn ros weien, trâsen und schreien, dô ez daz pfert het ersehen. Nuo der herre begunde spehen, daz er sô kintlîche reit, er sprach: ›durch iuwer hübscheit, varnt ein wênic schône, daz ich es iu imer lone, 4ra und stôzent mich niht hie nider! mînen dienst biut ich iu dâ wider, ob er iu ze ihte mac gevromen, und sint ouch ir got wilkomen.‹ Des genâdet er im dô. ›sô helf iu got, wi varnt ir sô?‹, sprach Johfrit de Liez – ich wæne, der knappe alsô hiez. ›ist ez ein buoze, diu iu ist gegeben? ... ez ist ein wünneclichez leben, swelich wîp iuch selben ir erkôs. iuwer schilt, der vert sô wîselôs, und lânt den zoum hangen. mit iuwern beinen langen sitzent ir gedrungen.
hieg P do W Do P ez] er P zeverre W ¶ fehlt P siche P junghere P pferde P
zerehte W Gemu “schit P
... Vnd grazen vnd schrigen, ... Der beissere begunde spehen, Das er so kintlich reit. Er sprach: ›durch uwer hubscheit, ...
mich hie nuo went nider P do W sint ir gotte P ¶ statt Initiale P Erstes sô fehlt P yohfrit delýes W jochfrideliez P 11v P knabe P
›Zware diß ist ein busse, Die uch von frowen ist gegebin. Es ist ein wunderliches leben, ... iv W vch ir selben P
471 Gemu “schit P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 480 Lone W abgesetzt mit hellerer Tinte. 483 gefrom P] zwischen o und m unleserliches Zeichen. 490 wnnderliches P 466 ¶ fehlt Ha / saher Ha / juncherre Ha 468 Ha folgt P 474 trâsen] grâzen Ha folgt P 485 Initiale fehlt Ha 489 ez] ditz Ha 490 Ha folgt P
476 Ha folgt P
481 Ha
469 Es ist wohl an das Haar des Pferdes zu denken, entweder an die Mähne oder an den Schweif (so Pé, vgl. aber ebd., S. 65, Anm. 14). Wörtlich genommen könnte es auch das Haar des Reiters sein. 474 drâsen, trâsen swv. ›schnauben‹ (Le I 459). / grâzen swv. ›leidenschaftliche Erregung durch Laute oder Gebärden ausdrücken, schreien, aufschreien, wüten, sich übermütig oder anmaßlich gebärden (von Pferden und Menschen)‹ (BMZ I 568f.; Le I 1075f.).
462–495
465
470
475
480
485
489a 490
495
29
Der Herr achtete kaum darauf und versetzte ihm nur zahllose Hiebe. Dadurch lief es eine Weile talwärts, aber nicht sehr weit. Nun sah er, dass ein junger Herr ihm kühn auf einem stattlichen Pferd entgegenritt. Sein (des Pferdes) Haar reichte bis zum Boden hinab, er ( Johfrit) führte einen Habicht an der Hand, ganz auf rechte Art gemausert. Unserem tapferen Kerl begann sein Ross zu wiehern, schnauben und schreien, ... und wüten und schreien, ... als es das andere Pferd erblickte. Als der Herr erkannte, Der Jäger, der auf Beizjagd war, erkannte, dass er (Lanzelet) so kindlich ritt, dass er (Lanzelet) so kindlich ritt. sprach er: ›Bei eurem Anstand, Er sprach: ›Bei eurem Anstand, ... fahrt ein wenig ruhiger, damit ich es euch für immer lohne, und stoßt mich hier nicht nieder! Ich biete euch im Gegenzug meinen Dienst an, wenn er euch irgendwie nützlich sein kann, und seid Gott gegrüßt.‹
D
afür dankte er ihm da. ›Bei Gott, warum fahrt ihr so?‹, sprach Johfrit de Liez – ich glaube, der Knappe hieß so. ›Ist es eine Buße, die euch auferlegt ist?‹ ... Es ist ein herrliches Leben, wenn euch eine Frau auserwählt hat. Euer Schild, der hängt so herrenlos, und ihr lasst den Zaum hängen. Mit euren langen Beinen sitzt ihr gedrungen.
›Fürwahr, das ist eine Buße, die euch von den Damen auferlegt ist. Es ist ein sonderbarer Zustand dafür, dass euch eine Frau auserwählt hat.
30
500
505
510
515
520
525
Text und Übersetzung iuwer ros gât insprungen und loufet hin und her. dar zuo füerent ir daz sper iu selber kumerlîche. iuwer wâfenroc, der ist rîche und wol gezimieret. ir sint geparelieret als ein rehter wîgant. sweliche iuch ûz hât gesant, dêst wâr, der sint ir niht leit. enwær ez niht unhübscheit, sô spræch ich gern âne zorn, ich gesach, sît ich wart geborn, nie man in disem lande, den ich sô gern erkande. dâ von vrâge ich âne nît, daz ir mir saget, wer ir sît; iuwern namen sult ir mir zellen. und geruochent ir mîn ze gesellen, daz verdien ich immer gerne. mir entouget niht zenberne, swes ir an mich gesinnent. durch di vrouwen, di ir minnent, so ensult ir mich des niht verdagen, swaz ir mir mit fuoge meget gesagen.‹ 4rb ›Ich enhil iu nihtes‹, sprach der degen, ›welt ir mir sicherlîch verpflegen, daz ich niht missetuo dar an. mînes namen ich iu niht gezeln kan, wan ich in selbe nie bevant. mîn friunde sint mir unbekant, dar zuo hân ich vermisset gar, wer ich bin und war ich var. ob ir mirs geloubet,
in sprungen P spers P selben kunberliche P der fehlt P und fehlt P gehimeret P geparrieret P Welliche frowe P der ensint P vn huscheit P Jch engesach P Nyeman P ich] ist P do W Do P 12r P
Entoug mir niet zuo in berne – Wes ir an mich gesynnint – Durch die frowen, die ir mynnent, ... sullent P meget] nuwint P sagen P ¶ statt Initiale P pflegen P misse tv W min P iu fehlt P frúnt die sint P war] wer P
501 gehimeret P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 524 kan rechts ausgeworfen nach V. 525. 496 Ha folgt P 499 selben kumberlîche Ha 500 Ha folgt P 504 Ha folgt P 505 dern sint Ha 508 ichn gesach Ha 516 entouc Ha 521 Initiale fehlt Ha / iuch Ha 526 Ha folgt P 496 ensprungen ›in Sprüngen, im Galopp‹ (Le II 1121 mit Verweis auf V. 2989; vgl. dort). Es liegt kein umlautloser Pl. zu sprunc vor, wie Hannink, S. 38 annimmt. 502 parelieren swv. ›zubereiten, schön zurichten, rüsten‹ (BMZ II/1 465 mit Verweis auf die Stelle; Le II 207; vgl. HaA; Haupt, Sp. 109; vgl. V. 5438). 516–518 Paralleltext mit Pérennec, S. 54. 516 Sw. Flexion von tugen, tügen (W) beginnt bereits im 12. Jahrhundert (Mhd. Gramm. § 271; vgl. W in V. 3424). 522 HaA vermutet für verpflegen hier: ›einem eine obliegenheit oder sorge wegräumen‹ oder ›dieselbe für einen ganz und gar übernehmen‹; freier: ›jemandem etwas versichern‹ (BMZ II/1 505f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 771, 3257, 4717, 5034). 527 vermissen hier wohl einfach ›nicht wissen‹ (HaA).
496–529
500
505
510
515
520
Euer Ross hüpft herum und läuft hin und her. Außerdem führt ihr die Lanze zu eurer Beschämung. Euer Waffenrock, der ist prächtig und gut geschmückt. Ihr seid gerüstet wie ein richtiger Kämpfer. Welche immer euch ausgesandt hat, fürwahr, der seid ihr nicht verhasst. Wäre es nicht unhöflich, so würde ich gerne ohne Groll sagen, dass ich, seit ich geboren wurde, nie einen Mann in diesem Land gesehen habe, den ich so gerne kennen lernen wollte. Deshalb bitte ich ohne böse Absicht, dass ihr mir sagt, wer ihr seid; euren Namen sollt ihr mir verkünden. Und wenn ihr mich als Gesellen wollt, dann will ich das jederzeit gerne verdienen. Mir nützt es nicht, euch etwas abzuschlagen, egal was ihr von mir verlangt. Wegen der Dame, die ihr liebt, sollt ihr mir nicht verschweigen, was immer ihr mir in Anstand sagen könnt.‹
I
525
› ch verschweige euch nichts‹, sprach der Degen, ›wenn ihr mir versichert, dass ich damit nicht unrechtmäßig handle. Meinen Namen kann ich euch nicht sagen, weil ich ihn selbst noch nicht herausgefunden habe. Meine Freunde sind mir unbekannt, außerdem weiß ich überhaupt nicht, wer ich bin und wohin ich fahre. Ihr könnt mir glauben:
31
Wenn ich nicht wegen der Dame, die ihr liebt, davon abstehen soll – egal was ihr von mir verlangt –, ...
32 530
535
540
545
550
555
560
565
Text und Übersetzung het ich verpfant mîn houbet, daz ez dâ von wær verlorn, ine seit iu, wannen ich wær geborn, sô en weiz ich dar umb niht. daz man mich tôrlîche rîten siht, daz meinet, daz ich es lützel pflac. ez ist hiut êrst der dritte tac, daz ich schiet von eim lande, dâ nieman man bekande: dâ ensint niht wan vrouwen. nuo wolt ich gerne schouwen ritter und ir manheit. und swâ mir würde geseit, dâ man vehtens pflæge, sô bin ich niht sô træge, ich getorst wol wâgen den lîp umb êre und umb diu wîp, sweder ich gelæge under oder obe. ich kœme gerne ze lobe, kund ich dâ nâch gewerben. sol aber ich verderben, daz frist got ze manigen tagen. ich kan iu anders niht gesagen, wan daz ich iu imer dienen muoz durch iuwern hübschen gruoz. ir dunkent mich sô wol gezogen – wær al diu welt als unbetrogen schœner sinne und êre, so wundert mich vil sêre, daz dehein man durch des andern schaden mit gewæffene imer wirt geladen.‹ 4va Der rede lachen began Johfrit, der hübsche man. sîn geverte dûht in spæhe. er jach, daz er nie gesæhe deheinen kindischen degen, der sô schœner worte kunde pflegen und doch sô tôrlîche rite. ›gewerent mich, des ich iuch bite‹,
559 schaden] den rechts ausgeworfen nach V. 558 W
Hat uch P do WP es] er P Jch enseitte wannen ich sy gebons P enwuste ich doch dar vmbe P mch torresch P
do W man fehlt P do W 12v P wanne schöne frowen P
und fehlt P do W] Das P enbin P engetorste P Antweder vmb ere al vmb wip P gelige P zelobe W do nach W
enkan P hubischlichen P
wart P yohfrit W Joffrit ein hubisch man P
Enkeinen P 13r P Gyerent P
561 Repräsentant nicht aufgelöst P
532 wær] sî Ha 533 Ha folgt P 534 tœresch Ha 542 wurde Ha 544 Ha folgt P 545 ichn getorst Ha 546 Ha folgt P 552 Ha folgt P 554 Ha folgt P 568 Ha folgt P 545 Die formale Negation kann im exzipierenden Satz fehlen, wenn der übergeordnete Satz negiert ist (Mhd. Gramm. § 447).
530–568 530
535
540
545
550
555
560
Selbst wenn ich meinen Kopf darauf verwettet hätte, sodass ich ihn dadurch verlieren würde, würde ich euch nicht sagen, woher ich komme, weil ich es nicht weiß. Dass man mich wie einen Tor reiten sieht, kommt daher, dass ich es noch nicht lange tue. Es ist heute erst der dritte Tag, dass ich ein Land verlassen habe, wo niemand einen Mann kannte: Dort gibt es nur Damen. Nun wollte ich gerne Ritter und ihre Mannheit kennen lernen. Und egal von welchem Ort man mir sagte, dass man dort kämpfen würde; ich bin nicht so träge, dass ich nicht das Leben für Ehre und für die Frauen aufs Spiel setzte, egal ob ich verlieren oder siegen würde. Ich würde gerne Ruhm erlangen, wenn ich es anstellen könnte. Soll ich aber verderben, dann soll das Gott noch viele Tage aufschieben. Ich kann euch nichts anderes sagen, außer dass ich euch wegen eures höflichen Grußes immer zu Diensten sein will. Ihr scheint mir so gut erzogen – wäre die ganze Welt an schönen Sinnen und an Anstand so untadelig, so würde es mich sehr wundern, dass sich ein Mann jemals zum Schaden eines anderen mit Waffen rüstet.‹
Über diese Rede begann Johfrit
565
zu lachen, der höfische Mann. Sein Gefährte schien ihm scharfsichtig zu sein. Er sagte, dass er nie irgendeinen kindlichen Degen gesehen habe, der so schöne Worte sprechen konnte und trotzdem so töricht ritt. ›Gewährt mir, worum ich euch bitte‹,
33
34
570
575
580
585
590
595
600
Text und Übersetzung sprach er zuo dem degen von dem Sê. ›ir tuont iu selber harte wê und dem rosse wol getân. ir sult den zoum ze iu selbe hân imer durch den willen mîn. lât iuwer wipluppen sîn, habt iuwer selbers bezzer war und rîtent dâ lanc, als ich var; daz verdien ich immer mêre. ich erbiut iu lieb und êre, vind ich mîn hûs, als ich ez lie. mîn burc ist niht verre hie. dâ geruochent ir belîben und hübschent mit den wîben; di machent iu kurzwîle. dar ist niht ein halbiu mîle‹, Sprach der degen guoter. ›ich hân noch ein muoter, diu frume liut ie gerne sach. diu biut iu allez daz gemach, des siu sich gevlîzen kan.‹ dô entweich der kindische man, daz im sît zuo staten kam. den zoum er in di hant nam und reit, daz er wol swüere, daz er ê gerne unreht füere, so gefuoge stapfet er in daz pfat. Nuo kômen si schiere an di stat, daz si di veste sâhen. der wirt begunde gâhen und reit für durch hübscheit. dô vant man vrouwen gemeit, 4vb gegestet, daz in nihtes gebrast. ›Uns kumet ein hübscher gast‹, sprach er zuo in allen, ›der sol iu wol gevallen,
zuo v´ ch han P wibes lappe P dalanc W da lang P lip P Vnd ich P búrg die enist P do W iwe W machet P Dar ynne ist P ¶ fehlt P enhan P
Daz P
Den zoum er in die hant nam Vnd reit, daz man wol swüre, Daz er gerne vnrecht füre, 13v So genuo ge stapfete er in den pfat. ¶ fehlt P di fehlt P durch die hubischeit P
Do vant er frowen gimeit, Gigestet, daz in nútes gebrast. ›Vns kompt ein wunderhubscher gast‹, ... iwe W der] Er P
602 wunder hubscher P 572 Ha folgt P 574 wip, wipf und lupfen La 576 tâlanc Ha 580 burc diun ist Ha fehlt Ha 593 Ha folgt P 596 ¶ fehlt Ha 600 Ha folgt P / dâ Ha 602 Ha folgt P
584 dar enist Ha
585 ¶
574 wipluppen stn. ›Schwanken, Zittern?‹ (BMZ I 1054 und Le III 924 mit Verweis nur auf die Stelle sowie auf V. 6061; vgl. HaA; Haupt, Sp. 109; Schilling 1866, S. 31). 576 Eventuell wäre Ha zu folgen, vgl. V. 842. 590 entwîchen stv. ›nachgeben‹ (BMZ III 616 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; vgl. V. 6092 [P] bzw. 6093 [W]). 595 genuoge (P) adv. ›genugsam, hinreichend‹ (BMZ II/1 359; Le I 866), also etwa: ›er schaffte es gerade, auf dem Weg zu reiten‹ = ›so unbeholfen ritt er auf dem Weg‹? Oder liegt einfach Verlesung u > n vor? 601 gesten swv. ›kleiden, schmücken‹ (BMZ I 486 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8951, 9129 [9134 Ha]; Le I 929).
569–604
570
575
580
585
590
595
600
sprach er zu dem Degen von dem See. ›Ihr tut euch selbst nichts Gutes und auch dem schönen Ross nicht. Ihr sollt den Zaum mir zuliebe immer bei euch halten. Lasst euer Zappeln sein, achtet besser auf euch selbst und reitet dorthin, wo ich hinfahre; das werde ich euch für immer vergelten. Ich biete euch Freundschaft und Ehre, wenn ich mein Zuhause finde, wie ich es verlassen habe. Meine Burg ist nicht weit von hier. Bleibt doch eine Weile dort und vergnügt euch auf höfische Art und Weise mit den Damen; die werden euch Kurzweil bereiten. Dorthin ist es nicht einmal eine halbe Meile‹, sprach der gute Degen. ›Ich habe auch eine Mutter, die immer gerne tapfere Leute gesehen hat. Sie wird euch alle Annehmlichkeiten bieten, die ihr zur Verfügung stehen.‹ Da gab der kindliche Mann nach, was ihm seither zum Vorteil gereichte. Den Zaum nahm er in die Hand und ritt, dass er ( Johfrit) wohl geschworen hätte, dass er (Lanzelet) zuvor mit Absicht unbeholfen gefahren wäre; so tüchtig ritt er auf dem Pfad. Nun war es bald soweit, dass sie die Festung sahen. Der Burgherr beeilte sich und ritt aus Höflichkeit voraus. Da fand man fröhliche Damen, so herausgeputzt, dass es ihnen an nichts fehlte. ›Es kommt ein höfischer Gast zu uns‹, sprach er zu ihnen allen, ›der wird euch, meine Jungfrauen
35
Den Zaum nahm er in die Hand und ritt, dass man wohl geschworen hätte, dass er mit Absicht unrecht fahren würde; so unbeholfen ritt er auf dem Pfad.
Da fand er fröhliche Damen, so herausgeputzt, dass es ihnen an nichts fehlte. ›Es kommt ein wunderbar höfischer Gast zu uns‹, ...
36 605
610
615
620
625
630
635
Text und Übersetzung juncvrouwen und muoter mîn, und lant iu in enpfolhen sîn.‹ Swaz er gebot, daz was getan. di vrouwen muosten ûf stân mit gezogenlicher muoze. si enpfiengen wol mit gruoze den ritter unkunden. an den selben stunden wart diu liebe wol schîn des wirtes zuo dem gesellen sîn. di vrouwen muost er küssen gar in der bezzern schar und di die tiursten waren. wider die kund er gebâren, sô daz ez si dûht lobelich. diu wirtin satzt in neben sich an ir sîten vaste dar nâch, als er sich engaste. dô was er hovebære. si vrâgeten in der mære, der enkund er niht gevristen. si geschuof mit wîbes listen, daz er ir alles des verjach, des im von kintheit geschach unz an di gegenwertigen stunt. dô ez ir allez wart kunt, dô enfriesch siu selchiu mære nie. nuo hœrent, wi siu ez ane vie: Si was der êren rîche und ladet flîzclîche di besten von dem lande, der muot siu wol bekande, daz si behendeclîche riten und nâch turneischen siten wol kunden pungieren;
617 ristin P
iwe W in vch beuolhen P
gezogenlichen W wol] in P
zuo] hin zuo P
Die frowe mue ste er kussen gar Jn der bessern schar, Vnd die in risin waren.
nebensich W sastent nebent P vasten W 14r P als] do P
Sy˙ fragete in der mere, ...
ir fehlt P des] das P kintheit] kint ye P gegewrtigen W enfreisch W] erfuo r P
fleizcliche W dem] irem P behagenlichen P turneischem gesitten P
633 Repräsentant nicht aufgelöst P
617 La (Ha) folgt P, ebenso Sparnaay 1952, S. 413; dagegen Hannink, der W folgt und P für sinnlos befindet; We, Pérennec, S. 55 und Pé, S. 71, Anm. 15 wie Hannink 622 Ha folgt P 624 Ha folgt P 625 Spr zieht den Vers nach unten 617 rîse swstf. ›herabfallender Schleier‹ (BMZ II/1 727f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 458). Während W lediglich den ›Kreis der besseren‹ näher umschreibt und tautologisch wirkt, bietet P mit Lectio difficilior Neues, das eventuell eine weitere Gruppe von Damen anspricht (vgl. La). 624 Der Wechsel vom Pl. (V. 624) zum Sg. (V. 626) in W wirkt zwar ungewöhnlich, ist aber möglich: Alle dringen in ihn, doch erst die Burgherrin kann ihn überrreden.
605–639 605
37
und meine Mutter, gut gefallen; und kümmert euch gut um ihn.‹
Was immer er gebot, das wurde getan. 610
615
620
625
630
Die Damen mussten mit geziemender Bedächtigkeit aufstehen. Sie empfingen den unbekannten Ritter mit gutem Gruß. Zur selben Zeit zeigte sich die Zuneigung des Burgherrn zu seinem Gesellen deutlich. Die Damen aus dem Kreis der besseren, die auch die vornehmsten waren, musste er alle küssen. Ihnen gegenüber verhielt er sich so, dass sie es für lobenswert befanden. Die Burgherrin setzte ihn danach mit Bestimmtheit neben sich an ihre Seite, nachdem er die Überkleider abgelegt hatte. Da verhielt er sich höfisch. Sie fragten ihn nach der Geschichte, die er nicht aufschieben durfte. Sie (die Wirtin) schaffte es mit der Schläue der Frauen, dass er ihr alles erzählte, was ihm von klein auf bis zur gegenwärtigen Stunde geschehen war. Als es ihr alles bekannt wurde, da hatte sie solche Geschichten noch nie erfahren. Nun hört, wie sie es begann:
Sie war reich an Ehre 635
und lud mit großem Eifer die Besten aus dem Land, die sie genau kannte, ein, damit sie behände ritten und nach Art der Turniere gut kämpfen konnten;
Die Dame aus dem Kreis der besseren und die, die einen herabfallenden Schleier trugen, musste er alle küssen.
Sie fragte ihn nach der Geschichte, ...
38 640
645
650
655
660
665
670
Text und Übersetzung di bat siu burdieren. 5ra Dô si zesamen wâren komen – ich sage iu, als ichz hân vernomen, swen der rede wundert –, ir wâren driu hundert, der ros wâren geleitic und snel. geflôrtiu sper und gügerel und kovertiur von sîden, des endorft keiner den andern nîden. di fuorten si durch hohen muot, und wâpenrocke rîch und guot. Si triben hin und har; des nam der vremde gute war. dô nuo des genuoc geschach und manic degen sîn sper dô brach und diu ros wurden verhouwen, dô muosten aber di vrouwen mit den rittern tanzen. schœniu kint mit kranzen, di giengen wol, sô mans dô pflac. ditz wert unz an den dritten tac, unz ouch sîn ros dem gaste kam. den schilt er ouch ze halse nam und reit mit solcher fuoge, daz in lobeten genuoge, und missefuor ouch sô selten, daz in nieman kunde geschelten. Dô er alsus gebezzert wart, dô was im sô gâhe an di vart. mit urloup er enwec reit, als uns diu âventiure seit, ûf ein strâze, diu was sleht. diu wîset in in ein vôreht, der was vinster und grôz. den degen nihtes verdrôz,
646 Giuolg gerituwe Ha für P
652 derfremde P
puhurdieren P ¶ fehlt P iwe W So sage ich also P warent W wâren] wz vil noch P Jr roß geleitig P gefloýertiv W Giuolg geruuwe sper P kovertivren W geuortúre P 14v P Do endorfte dekeiner P waffin rocke P ¶ fehlt P
... Des nam der fremde guo tte war, Wanne er es do vor nýe gesach. So denne des genuo g geschach ... dô] So P
Das ouch P demke P zehalse W ouch fehlt P
misse fur W ouch fehlt P in aber nyeman kunde bescheltin P gebeisset P sô fehlt P
in an einen P der] Die P nicht erdroß P
667 freier Raum für Initiale P
640 buhurdieren Ha 641 Ha zieht den Vers nach oben / ¶ fehlt Ha 645 der ros geleitic Ha 651 ¶ fehlt Ha 661 daz ouch Ha 662 Ha folgt P 665 Ha folgt P 668 Ha folgt P 640 Die kontrahierte Form burdieren verzeichnen Le I 394 und Fb 60 nur als Substantivierung, sie wird aber wohl auch als Verbalform möglich gewesen sein. Die normale Form steht V. 8348, allerdings leicht entstellt, was wiederum für die Unkenntnis des Wortes und die Annahme eines Verderbnisses spräche. 645 geleitec adj. ›leicht zu lenken, lenksam‹ (BMZ I 977 mit Verweis auf die Stelle; Le I 809), freier wohl ›wendig‹. 646 floitieren ›auf der Flöte blasen‹, an das die Lesart von W denken lässt, ist hier sinnlos, Ha verweist für die Konjektur auf die (inhaltlich) ähnliche Wendung V. 2971. / gügerel stmn. ›Kopfschmuck des Pferdes, vielleicht ein Federbusch‹ (BMZ I 586 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4438; Le I 1114). 647 kovertiur, kovertiure ist mhd. nur stf. (BMZ I 869; Le I 1698). 658 kint meint hier (wegen des Kopfschmucks) wohl nur die Mädchen, nicht alle Tänzer (Walshe 1953, S. 99; Pérennec, S. 55).
640–674 640
645
650
655
660
665
die bat sie zu buhurdieren. Als sie zusammengekommen waren – ich erzähle es euch, wie ich es vernommen habe, falls die Sache jemanden verwundert –, waren es 300 von ihnen, deren Rösser wendig und schnell waren. Geschmückte Lanzen und den Kopfschmuck der Pferde und Satteldecken aus Seide, das brauchte keiner dem anderen neiden. Die führten sie aus ›hohem Mut‹, und außerdem prächtige und gute Waffenröcke. Es ging hin und her; das beobachtete der Fremde genau. Als es nun genug war und viele Degen ihre Lanzen zerbrochen hatten und die Rösser verwundet worden waren, da mussten dann die Damen mit den Rittern tanzen. Schöne Mädchen mit Kränzen, die gingen wohl so, wie es damals üblich war. Dies dauerte bis zum dritten Tag, bis man auch dem Gast sein Ross brachte. Er nahm auch den Schild zu Halse und ritt mit solcher Schicklichkeit, dass ihn viele lobten, und er machte auch so selten einen Fehler, dass ihn niemand schelten konnte.
Als er so gebessert worden war, 670
da hatte er es eilig weiterzufahren. Er nahm Abschied und ritt auf einer geraden Straße weg, wie uns die Aventiure erzählt. Die führte ihn in einen Forst, der finster und groß war. Den Degen beirrte nichts,
39
... das beobachtete der Fremde genau, weil er es zuvor noch nie gesehen hatte. Als es dann genug war ...
40 675
680
685
690
695
700
705
710
Text und Übersetzung wan daz er wunders niht envant. ze âbende kom der wîgant durch den walt wilde an ein breitez gevilde. dô gesach er vehten gelîch vil guoten knehten 5rb zwên ritter vermezzen, der namen wirt niht vergezzen: der eine was genamet sus, mit küenem herzen Kurâus, der von Gâgunne reit durch ruom und durch vermezzenheit. der ander heizet Orpilet der schœne, der ez wol tet durch willen sîner âmîen. er was der massenîen von britânischen rîchen. ir wedere wolt entwîchen, unz daz den vîanden beleip vor den handen niht wan daz armgestelle. der dritte hergeselle, der dar zuo kom gedrabet, sprach: ›mich wundert, daz ir habet gevohten sô zuo ummâzen. ir sulent ez durch mich lâzen, und sweder des niht enlât, der ander mîne helfe hât.‹ sus ret er zuo in beiden, des wurden si gescheiden. Si wâren vehtenes sat und tâtent daz, des er si bat, wan ez in beiden nôt geschach. Orpilet der schœne sprach: ›uns sîget balde zuo diu naht. daz ich sô vil noch hiute vaht, daz riuwet mich vil sêre. ich enweiz tâlanc, war ich kêre,
685 gahunu P?
15r P nyende vant P zeabende W wilden P
wart P genant P kvravs W Mit dem kunen hertzn churaus P Gagvnne W gahunn P Orpˆylet W hieß orplet P
britanischen WP enwedere P
... Vntz daz den wiganden Bleip vor den handen Nicht wanne daz armgestelle. her geselle W Der sprach P sa zuo massen P und sweder] Weller P lat P 15v P zuo] mit P Initiale fehlt P und] Nvo P des] dz P Orpylet W Orphilet P sîget] sagit P
tâlanc] da lag P
695 arm gestelle P
679 dâ Ha 683 Ha folgt P 684 mit dem küenen Ha 687 Orphilet Ha 689–690 âmîe : massenîe Hannink 692 Ha folgt P 693 Ha folgt P 698 Ha folgt P 708 Orphilet Ha 712 ichn weiz Ha 689–690 Der Reim ist problematisch, da âmîe ansonsten swf. (Le I 51), massenîe stf. (Le I 2058, allerdings mit Verweis auf den sw. Gebrauch an dieser Stelle) ist. Da es sich um Fremdwörter handelt, ist die einfachste Erklärung wohl, dass Ulrich sich eine Freiheit geleistet hat. 695 armgestelle stn. ›Gestell an den Schilden für die Arme‹ (BMZ II/2 559 mit nur diesem Beleg; Le I 94 und Fb ohne weiteren Beleg).
675–712 675
680
685
690
695
außer dass er keine Wunder fand. Am Abend kam der Kämpfer durch den wilden Wald an ein breites Gefilde. Da sah er zwei verwegene Ritter wie zwei sehr gute Kerle kämpfen, deren Namen ich nicht unterschlagen will: Der eine war so benannt: Kuraus mit dem kühnen Herzen, der aus Ruhm und Verwegenheit von Gagunne ausgeritten war. Der andere heißt Orpilet der Schöne, der es wohl um seiner Geliebten willen tat. Er gehörte zur Gesellschaft aus Britannien. Keiner von ihnen wollte zurückweichen, bis dass den Feinden vor den Händen nichts als die Haltevorrichtung der Schilde übrig blieb.
700
Der dritte Kampfgefährte der dazu geritten kam, sprach: ›Es wundert mich, dass ihr so maßlos gefochten habt. Ihr sollt es um meinetwillen lassen, und wenn einer nicht davon ablassen will, hat der andere meine Unterstützung.‹ So redete er zu den beiden, damit wurden sie getrennt.
705
Sie hatten vom Kämpfen genug
710
und taten das, worum er sie gebeten hatte, weil sie beide keine andere Wahl hatten. Orpilet der Schöne sprach: ›Die Nacht bricht bald über uns herein. Dass ich heute noch so viel gekämpft habe, das reut mich sehr. Ich weiß seit Tagen nicht, wo ich mich hinwenden
41
... bis dass den Kämpfern vor den Händen nichts als die Haltevorrichtung der Schilde übrig blieb.
42
715
720
725
730
735
740
745
Text und Übersetzung ditz ist ein ungeminnet lant.‹ des antwurt Kurâus zehant: ›zwâr hie ist herte und ist ein ungeverte zuo den liuten von hinnen. als ich mich versinnen, sô en ist hie niendert spîse veile, wan daz uns ze eim heile 5va ein burc hi nâhen stât. dâ gæbe man uns allen rât, wan daz der wirt hât solhe site, er vert dem man übel mite, missetuot er iender, daz ist wâr, als grôz als umb ein hâr; daz ist ein engestlichiu nôt. sîn wîp ist nuo lange tôt. er hât der schœnsten tohter ein, di diu sunne ie beschein. durch der liebe bannet er diu tier, er ist ein rîcher fôrehtier. ich sage iu, daz ich von im weiz: er heizet Galagandreiz, sîn burc ist Môreiz genant. er hât vil manigen man geschant durch harte lîhtsamiu dinc. er ist der hœnden ursprinc, ein strenger urliuges man. swem ich ez widerrâten kan, der ist im niht ze dicke bî, swi schœne doch sîn tohter sî.‹ Dô sprach der junge volcdegen, der in zuo kom ûf den wegen: ›iuwer rede hân ich wol vernomen. ez mac im harte wol gevromen, swer daz beste gerne tuot.
ditz] Das P Kuravs W curaus P
hinhen P niedert W sô fehlt P Hie enist nyender P
... Wanne daz vns zuo vnheile Ein burg vil nohe stat. do W men P sollichen sitten P man lichte vbele P Echt also groß P
16r P di diu] Die P der] die P banýnt P er ein W iwe W sage das P galaga druweiz P Moreýs W moreiß P
hende ein vrspring P vrleuges W wider raten W Wenne P zediche W enist P
... Wie ein schone tochter sy doch sy.
wol] vil wol P
717–718 hie inne : versinne Hannink, S. 56 720 ze einem unheile Ha; dagegen Hannink, We und Sparnaay 1952, S. 413, die W folgen 726 Ha folgt P 738 hœnde ein ursprinc Ha 745 Be folgt P 717 Dass von hinnen hier gar nicht passen würde, wie Hannink, S. 56 meint, ist schlichtweg falsch: von hinnen adv. ›von hier weg, fort‹. hinne ist lediglich die verkürzte Form und ist bedeutungsmäßig nicht von hinnen verschieden (Le I 1300). 718 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 720 Die beiden Optionen stehen völlig gleichwertig nebeneinander, das Glück könnte die Burg (Herberge) an sich bedeuten, das Unglück wäre durch die Informationen über den Burgherrn begründet. Von daher ist auch der Ansatz von Pérennec, S. 56f. hinfällig, heil und unheil per antiphrasim als bedeutungsgleich (›Unheil‹) zu setzen. 725–726 können nach oben (so Ha) oder unten gezogen werden. 731 bannen stv. ›in den Bann tun‹ (Le I 123), hier wohl freier: ›Schonzeit verhängen über‹. / tier stn. bezeichnet im Kontext wohl das ›(Rot-)Wild‹ (Le II 1433f.; vgl. Pérennec 2001, S. 376, Anm. 12). 738 hœnde stf. ›hochfahrendes Wesen, Übermut‹ (BMZ I 708 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1333). 743 volcdegen stm. ›Held, der alles Volk überragt, im ganzen Volk berühmt ist (BMZ I 310 mit Verweis auf die Stelle; Le III 437).
713–747
715
720
725
730
735
740
soll, dies ist ein verhasstes Land.‹ Darauf antwortete Kuraus sogleich: ›Fürwahr, hier ist es unwirtlich und es ist von hier eine beschwerliche Fahrt in bewohntes Gebiet. Wenn ich es recht bedenke, dann gibt es hier nirgends Nahrung, außer dass eine Burg zu unserem Heil hier in der Nähe liegt. Dort würde man uns alle Dinge geben, wenn der Burgherr nicht so wäre, dass er einem Mann übel mitspielt, wenn er, das ist wahr, irgendwie auch nur um ein Haar fehlgeht; das ist eine schreckliche Gefahr. Seine Frau ist nun schon lange tot. Er hat eine der schönsten Töchter, die die Sonne jemals beschienen hat. Aus Liebe zu ihr verhängt er über das Wild ganzjährige Schonzeit, er ist ein reicher Förster. Ich sage euch, was mir von ihm bekannt ist: Er heißt Galagandreiz, seine Burg ist Moreiz genannt. Er hat sehr viele Männer wegen unbedeutender Kleinigkeiten geschändet. Er ist der Quell allen aufbrausenden Wesens, ein unerbittlicher Mann der Fehde. Wenn ich einem davon abraten kann, soll er ihn meiden, wie schön auch seine Tochter sei.‹
Da sprach der junge Volksheld, 745
der unterwegs zu ihnen gekommen war: ›Eure Rede habe ich gut vernommen. Wenn einer immer gerne das Beste tut, kann es ihm sehr viel nützen.
43
... außer dass eine Burg zu unserem Verderben in der Nähe liegt.
... eine wie schöne Tochter sie auch sei.‹
44
750
755
760
765
770
775
780
Text und Übersetzung ist dirr wirt alsô gemuot, daz er durch sîn êre unzuht hazzet sêre, waz ob er ouch den willen hât, an swem er zuht sich verstât, daz er des niht gert ze schenden? durch daz wil ich genenden; daz ist wol mîn wille.‹ di zwêne vorhten stille, daz er si bedæhte und si ze rede bræhte. durch daz lobeten ouch si daz, in stüende michels baz, 5vb daz si den jungen êrten und gegen der burc kêrten. sus berieten sich di geste und kêrten gein der veste. Diu burc was michel und hô. got ergâben si sich dô, daz er ir sælden wielte und si alsô behielte, als ez sînen genâden zæme, und ez in rehte kæme. Ich wil iu wærlîche verpflegen, des muotes wâren si bewegen, daz si vertrüegen kleinen haz. idoch gefuor ez michels baz, des muoste si doch belangen. Si wurden wol enpfangen und grüezet nâch ir rehte. gein in liuf vil knehte, di in enpfiengen ros und schilt. Nuo het der wirt gespilt und was im wol gevallen. daz was ein sæld in allen, dâ von wart vrœlich der gruoz,
... Das er yemer mere Vntzucht hasset sere, ...
zeschenden W gert schendin P ernenden P 16v P zene P zerede W ouch fehlt P in] En P krerten P gesten W Initiale fehlt P seilden W also sy P ez fehlt P gezeme P oz W ¶ fehlt P pflegen P
gefures W idoch] Doch P michel P doch fehlt P ¶ fehlt P gegrusset wz rıttecht P
Jngegen im lieffen die knechte, Die enpfingent roß vnd schilt. ¶ fehlt P Der wurt hatte P seild W do W Do P
777 wz P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 8120, 8905; Anm. zu V. 101) / rıttecht P] vermutlich war in der Vorlage/einer Vorstufe r und t schwer zu unterscheiden 753 Ha folgt P 754 Be folgt P 777 gegrüezet Ha 779 Ha folgt P
765 Initiale fehlt Ha 780 ¶ fehlt Ha
768 Ha folgt P
771 ¶ fehlt Ha
776 ¶ fehlt Ha
753 gern ist sowohl mit einfachem Inf. als auch mit ze plus Inf. belegt (BMZ I 533). 754 genenden swv. ›wagen, Mut fassen, sich erkühnen‹ (Le I 855). / ernenden desgleichen (Le I 659). 757 bedenken hier wohl ›verdächtigen‹ (BMZ I 344f.; Le I 140; vgl. V. 7539). 758 ze rede bringen wohl ›ins Gerede bringen‹ (WePéBuSpKe). 771 Zu verpflegen siehe Anm. zu V. 522. 773 klein »much« (We)? 774–775 ›ihr schicksal ward viel beßer: dennoch aber ward es ihnen zu viel‹ (La), was wohl das Richtige trifft. Anders We: ›... that must have pleased them‹, ebenso PéBuSpKe.
748–783
750
755
760
765
770
775
Hat dieser Burgherr eine solche Einstellung, dass er wegen seines Anstandes die Unzucht sehr hasst; was, wenn er auch den Willen hat, dass er den nicht schänden will, an dem er züchtiges Betragen erkennt? Deshalb will ich Mut fassen; das ist mein ganzer Wille.‹ Die beiden fürchteten im Stillen, dass er sie verdächtigen und ins Gerede bringen würde. Deshalb beteuerten sie auch, dass es günstiger für sie wäre, dass sie den jungen ehrten und sich zu der Burg aufmachten. So berieten sich die Fremden und machten sich zur Festung auf.
... dass er auf immer die Unzucht sehr hasst; ...
D
ie Burg war groß und hoch. Sie gaben sich da in Gottes Hand, damit er über ihr Glück walten und sie so beschützen sollte, wie es seinen Gnaden anstünde und es ihnen von Vorteil wäre. Ich will euch versichern: Sie hatten eine solche Einstellung, dass sie kleine Feindseligkeiten ertragen wollten. Es erging (ihnen) jedoch viel besser, wenngleich es sie dennoch verdross. Sie wurden gut empfangen und angemessen begrüßt. Viele Knechte liefen ihnen entgegen, die für sie Rösser und Schilde in Empfang nahmen.
780
45
Nun hatte der Wirt gerade gespielt und es war gut für ihn ausgegangen. Das war ein Glück für sie alle, dadurch wurde der Gruß freundlich,
Die Knechte liefen ihm (Lanzelet) entgegen, die Rösser und Schilde in Empfang nahmen.
46
785
790
795
800
805
810
815
820
Text und Übersetzung in wart des êrsten knüpfels buoz. der wirt hiez si sich engesten. dô sach man von in glesten harnasch wîz als ein zin. dô si daz getâten hin, dô enwas dâ nieman, der des jæhe, daz er ie mêr gesæhe drî ritter sô wol getân. man sach si hübschlîchen stân, wan sich iegelicher zühte vleiz. Dô sprach Galagandreiz: ›swem ir di êre geruochet lân, der sol an mîn hant gân. ich wil iuch lâzen schouwen mîn tohter und ir vrouwen.‹ dô enwas dâ widerrede niet. den zwein ir tugent daz geriet, 6ra daz si den jungen stiezen für. der wirt fuort si zuo der tür ûf ein hûs, dâ sîn tohter saz. ez enwurden nie ritter baz gegrüezet noch minnenclîcher. daz gebôt der wirt rîcher. Der ie mit vrouwen umbe gie, des wirtes tohter in gevie und satzt in an ir sîten. im en moht in kurzen zîten an vrœlichen dingen niemer baz gelingen. er hât der vrouwen vor gezalt von minnen vil manicvalt. mit swaz rede siu in an kam, des antwurt er, als ez zam, ze ernst und ze schimpfe, mit guotem gelimpfe. Ouch wâren sîn gesellen geil. der junge ritter het ein heil,
810 inkurzen W 784 Ha folgt P fehlt Ha
17r P clupphis P hieß sichin gesten P
daz] den P do W imer P wolgetan W also P
Galagandreˆyz W galü gadruweiß P ¶ fehlt P swem] Wenne P
und] mit P do wider rede W
do WP
Initiale fehlt P gewie W
Jme mochte in kurtzen zitten 17v Nýemer baz gelingen. Von hubisclichen dingen Vnd von mynnyn manigualt Hatte er der frowen vor gezalt. in fehlt P
... Des antwurt er, also es gezam, Zuo ernste vnd zuo schimpfe. Mit guttem gelimpfe Warent ouch sine gesellen geil. hat P
817 zeschimpfe W 785 Ha folgt P
794 ¶ fehlt Ha
810–814 Ha folgt P
810 enmohte Ha
814 hât Ha
819 ¶
784 knüpfel stm. ›Knüttel‹ (Le I 1655), was aber hier nur bedingt Sinn ergibt. Le denkt daher (mit Verweis auf DWb XI, 1518) für die Stelle sowie für V. 5388 an eine Nebenform zu klupf stm. ›Schreck‹ (BMZ I 849 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2387, 5388; Le I 1639; vgl. HaA; Haupt, Sp. 117; Schilling 1866, S. 35; vgl. Anm. zu V. 1118). Andererseits ist auch bei klupf die Bedeutung ›Schreck‹ sekundär und metonymisch aus ursprünglichem ›Donnerschlag‹ (Le I 1639) entwickelt, was ähnlich durchaus auch für ›Knüttel‹ > ›Schreck‹ denkbar wäre. 818 Zu gelimpf siehe Anm. zu V. 254.
784–820
785
790
795
800
805
47
ihnen blieb der erste Schreck erspart. Der Burgherr hieß sie, es sich bequem zu machen. Da sah man ihre Rüstungen hell wie Zinn glänzen. Als sie diese abgelegt hatten, da war dort niemand, der behauptet hätte, dass er jemals drei Ritter von so schöner Gestalt gesehen hätte. Man sah sie höfisch stehen, weil sich ein jeder um Anstand bemühte. Da sprach Galagandreiz: ›Wem immer ihr die Ehre überlassen wollt, der soll an meiner Hand gehen. Ich will euch meine Tochter und ihre Damen sehen lassen.‹ Da gab es da keine Widerrede. Ihre Tugend riet es den beiden, dass sie den jungen vorstießen. Der Burgherr führte sie zur Tür in ein Gebäude, wo seine Tochter war. Es wurden nie Ritter besser oder liebevoller gegrüßt. Das gebot der reiche Burgherr.
D
810
815
820
er seit jeher mit Damen Umgang pflegte, den nahm die Tochter des Wirtes und setzte ihn an ihre Seite. Ihm konnten in kurzer Zeit nie mehr fröhlichere Sachen geschehen. Er erzählte der Dame Vielerlei von der Minne. Was sie ihn auch fragte, er antwortete darauf, wie es sich gehörte, im Ernst und im Scherz, mit gutem Benehmen. Auch seine Gesellen waren froh. Der junge Ritter hatte das Glück,
Ihm konnte in kurzer Zeit nie besser geschehen. Von höfischen Sachen und vieles von der Minne erzählte er der Dame. ... er antwortete darauf, wie es sich gehörte, im Ernst und im Scherz. Auch seine Gesellen erfreuten sich eines guten Benehmens.
48
825
830
835
840
845
850
855
Text und Übersetzung daz im lützel ieman was gehaz. dô er ein wîle alsus gesaz, dô was daz ezzen bereit. swaz ieman von wirtschefte seit und von manigen trahten, daz enkunde nieman geahten, wan in des alles wart gegeben. si heten wünnenclichez leben unz daz si slâfen solten gân. dô muosten si ein anderz an vân. Nuo wart in gebettet wol, als man lieben gesten sol, iegelichem besunder. der wirt gie dar under und hiez in schenken guoten wîn. er leit in diu wanküssîn allen mit sîn selbes hant. er sprach: ›helde, sît gemant, daz ir gezogenlîche liget. der got, der al der welt pfliget, 6rb der behüet iuch wol mit sîner maht und verlîh iu tâlanc guot naht.‹ ouch bâten si sîn got pflegen. Dô sprach der kindische degen: ›ez en sî, daz wir wollen toben, disen wirt, den suln wir imer loben.‹ ... ... Dô si alle ruowe wânden hân, dô kom diu vrouwe gegân, des wirtes tohter, stille. nuo was daz wol ir wille, daz zwei grôziu lieht dâ brunnen. siu wolte gerne kunnen, waz sites di herren pflægen und wi bescheidenlîch si lægen, wan siu von starken minnen bran. Siu hete sich gemachet an wol und hübschlîch genuoc.
do ein W gereit P Wz man P
Do müstent sy es anderß ane van. Jn wart gebettet harte wol, So man lieben frunden sol, ...
inschenken W in fehlt P Jn allen P sît] ir sint P ligent W 18r P
dalanc W guot g naht W ¶ fehlt P
›Es ensy, daz wir wellen toben, Disen wurt sullent wir yemer loben, Waz er noch wunderß ye begie.‹ Mit der rede swigent sie. wonden W frowe dar gegan P
do W zwei fehlt P ˙ gerne da kunnen P sitens W starcker P ¶ fehlt P
824 Ha folgt P 830 muostens an ein anderz vân Spr 836 Ha folgt P 837 Ha folgt P 844 ¶ fehlt Ha 845–848 Ha folgt P / We folgt W 846 wirt den suln Ha 847 noch wunderß] ouch anders Ha 850 Ha folgt P 853 Ha folgt P 858 ¶ fehlt Ha 825 traht, trahte stf. ›aufgetratene Speise, Gericht‹ (BMZ III 79 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8598; Le II 1493f.). 836 wangeküssen, wanküssen stn. ›Kopfkissen‹ (BMZ I 920 mit Verweis auf die Stelle; Le III 679. 681). 856 bescheidenlîche adv. ›nach Gebühr, mit Verstand; bestimmt, deutlich‹ (Le I 204; vgl. V. 7538, 8149, 8592). Der Vers könnte zweideutig sein und zugleich die körperliche Positionierung (als Indiz für Höfischheit und Verstand?) sowie die geistige ›Ein-stellung‹ der drei Ritter ansprechen.
821–859
825
830
dass ihn kaum jemand hasste. Als er eine Weile gesessen hatte, war das Essen bereitet. Was immer man von der Bewirtung und von den vielen Speisen sagen würde, niemand könnte das aufzählen, weil ihnen einfach alles gegeben wurde. Sie hatten ein herrliches Leben, bis sie schlafen gehen sollten. Da mussten sie ein anderes anfangen.
Nun wurde ihnen eine gute Bettstatt bereitet,
835
840
845
wie man es bei lieben Gästen tun soll, einem jeden seine eigene. Der Burgherr kam herbei und ließ ihnen guten Wein einschenken. Er legte ihnen allen die Kopfkissen mit seiner eigenen Hand zurecht. Er sprach: ›Helden, seid ermahnt, dass ihr anständig liegt. Der Gott, der über alle Welt wacht, der soll euch mit seiner Macht gut behüten und heute eine gute Nacht bereiten.‹ Auch sie baten Gott, über ihn zu wachen. Da sprach der kindliche Degen: ›Wenn wir nicht toben wollen, diesen Burgherrn, den müssen wir immer loben. ... ...
Als sie alle Ruhe gefunden zu haben glaubten, 850
855
da kam die Herrin herbei geschlichen, die Tochter des Burgherrn. Nun war das wohl ihr Wille, dass da zwei große Lichter brannten. Sie wollte gerne erfahren, welcher Art die Herren wären und wie verständig sie lägen, weil sie von starker Minne brannte. Sie hatte sich gut und höfisch genug zurecht gemacht.
49
Da mussten sie es anders anfangen. Ihnen wurde eine sehr gute Bettstatt bereitet, wie man es bei lieben Freunden tun soll, ...
›Wenn wir nicht toben wollen, müssen wir diesen Burgherrn immer loben, egal welche wunderlichen Dinge er sonst begangen hat.‹ Damit schwiegen sie.
50 860
865
870
875
880
885
890
Text und Übersetzung einen rîchen mantel siu truoc. von Sarrazîne was sîn dach, daz best, daz man ie gesach oder ie wart erchant ze Morzî in heidenlant, der zobel und diu veder guot. diu vrouwe, diu gienc âne huot, durch daz siu kintlich wolte sîn. siu truoc ein schapellîn, daz siu mit ir henden vlaht, von schœnen bluomen wol gemaht. siu endorft spæher niht sîn. ir hemde, daz was sîdîn. dar in was siu geprîset, als ich es bin bewîset. siu was ûf anders niht gedenit, wan als der sich nâch minnen senit und dar nâch vil gedenket. siu was der huot entwenket, der alle vrouwen sint gevê. diu minne tet ir alsô wê und twanc si des mit ir gewalt, daz siu muoste werden balt. 6va Doch gienc siu niht aleine: zwô juncvrouwen reine in zwein kursîten von grüenen samîten, di trâten vor in den sal. zwei guldîniu kerzstal truogen diu juncvrouwelîn. di kerzen gâben grôzen schîn. di satzten si zuo den stunden zuo den liehten, diu si dô funden,
864 morzi inheidenlant W 861 sarumîne Ha
sy ane truo g P
Von sarumin waz das tach, Daz beste, daz ie man gesach, ... ... Der zobele vnd die vedere guo t. frowe gie ane P 18v P wolt an sin P schappelikin P
gewisit P enwz P gedenit] werde nit P Wanne der sich also noch mynnen seint P
alle die frowen P
Jr huo t waz wissir danne der sne. ... ... Initiale fehlt P inzwein W
di W dô fehlt P
875 eventuell verde nit P (vgl. HaA) mit zu v geschwärztem w
868 Ha folgt P
883 Initiale fehlt Ha
887 vor ir in Ha
892 Ha folgt P
861 sarumîn stm. ›ein Seidenstoff?‹ (BMZ II/2 57 mit nur diesem Beleg), ›eine Art Samt?‹ (Le II 610 mit nur diesem Beleg). Allerdings ist auch die Herkunftsangabe in W (›aus dem Land der Sarazenen‹) denkbar (vgl. V. 863–864; We; Webster/Loomis 1951, S. 173; Pérennec, S. 60; Pé, S. 81, Anm. 19). / dach stn. (hier) ›die äußerste Bekleidung des Körpers; der Überzug im Gegensatz zum Futter; der Mantel‹ (BMZ I 293f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5738 [in P]; Le I 405f.). 865 vedere, veder stswf. (hier) ›flaumiges Pelzwerk‹ (Le III 38; vgl. Brüggen 1989, S. 258; Pé, S. 81, Anm. 20). 875 denen ›gespannt, gerichtet sein auf‹ (BMZ I 311 mit Verweis auf die Stelle; Le I 417f.; vgl. HaA; vgl. auch V. 5716). 878 entwenken swv. ›entweichen, entgehen‹ (BMZ III 707f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 596f.). 879 gevêch, gevê adj. ›feindselig‹ (BMZ III 285f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 958). 885 kursît stnm. ›Pelzoberrock‹ (Le I 1795f.; vgl. LexMA III 282f.; Pé, S. 83, Anm. 22). 886 samît stm. ›eine Art Seidenbrokat‹ (vgl. K zur Stelle). 887 Zur Konjektur bei Ha besteht kein Anlass, vor ist mhd. ohne weiteres auch adv. ›vorher, vormals‹ (BMZ III 372f.).
860–892 860
865
870
875
880
Sie trug einen prächtigen Mantel. Sein Überstoff, der Zobelpelz und das weiche Fell, war aus dem Land der Sarazenen, der beste, den man in Morzi im Heidenland jemals gesehen oder gekannt hatte. Die Dame, die ging ohne Kopfbedeckung, weil sie kindlich wirken wollte. Sie trug ein Kränzchen, das sie mit ihren Händen geflochten hatte, gut gemacht aus schönen Blumen. Sie konnte nicht reizender sein. Ihr Hemd, das war aus Seide. Darin wurde sie gerühmt, wie man mich belehrt hat. Sie war auf nichts anderes gespannt, außer dass sie war wie jene, die sich nach Minne sehnen und viel darüber grübeln. Sie war der Aufsicht entwischt, der alle Damen feind sind. Die Minne tat ihr so weh und zwang sie mit ihrer Gewalt dazu, dass sie kühn werden musste.
T
885
890
rotzdem ging sie nicht alleine: Zwei reine Jungfrauen in zwei Pelzröcken aus grünem Seidenbrokat, die traten zuvor in den Saal. Die Jungfrauen trugen zwei goldene Kerzenständer. Die Kerzen erzeugten einen hellen Schein. Die stellten sie dann zu den Lichtern, die sie dort fanden,
51
Der Überstoff, der Zobelpelz und das weiche Fell, war aus Seide, ... ..., der beste, den man jemals gesehen hatte.
Ihre Haut war weißer als der Schnee. ... ...
52
895
900
905
910
915
920
925
Text und Übersetzung nâch der vrouwen gebote. dô bevalch si sie gote; des nigen si ir mit zühten. mit schœnen getühten giengen si zuo resten, und beleip bî den gesten des rîchen fôrehtiers barn. siu wolt ez gerne alsô bewarn, daz ir ein wênic würde baz. für Opileten siu gesaz, wan er ir aller næhste lac. ditz was ir rede, der siu pflac: ›Herre got, gesegene, wi swîgent dise degene sô wunderlîchen schiere! jâ, solten helde ziere, di durch diu lant alsus varnt und sich mit hübscheit bewarnt, etwaz reden von den wîben und di zît hin vertrîben mit sprechen den besten wol. ich enweiz, wem ich gelouben sol: Mir ist dicke vil geseit von minnen und ir süezicheit: diu sî bezzer wanne guot. man werde von ir wol gemuot. Si jehent, ditz sî ir wâfen, vil gedenken und lützel slâfen. nuo hân ich wol ir valsch bekort und gedenke an mîns vater wort, 6vb der sprichet: ›minne ist ansehendez leit, ein bilde maniger irrecheit, ein unruoch allerslahte vromen,
911 rede W
19r P schœnen] hubischem P
So wolte er es P ir] er P orpyleten W orphileten P ir der aller P ir] der P
›Herre got, gesagene, Wie swiget diser degene So wunderlichen schiere! Je soltent helde ziere, Die durch das lant alsus farint Vnd guo tter dinge gerne warint, Etswaz reden von wiben Vnd den obent hie vertriben Mit sprechenne den besten wol. Dise rittere hant mir wol geseit Von mynnen vnd von ir sussikeit: diu] Sy˙ P danne P iehen W ¶ fehlt P vals P 19v P an sehendes W ist ein an sehende P
916 wan W
901 wurde Ha 902 Orphileten Ha 903 Be folgt P 905 Initiale fehlt Ha 913 Ha folgt P 915 ¶ fehlt Ha / Hannink folgt P; ebenso Pérennec, S. 60–62 / wol P] vil Hannink 916 Minnen Ha / minnen und ir] minnunder Bä 917 danne Ha 919 ¶ fehlt Ha 920 und fehlt La (Ha) 923 der sprichet fehlt HaPiper 925 ruoche ›Gegenstand der Sorge, des Wunsches‹ Hannink 896 getuht stf. ›Tüchtigkeit, angemessenes Betragen‹ (BMZ III 57 mit Verweis auf die Stelle; Le I 950; vgl. HaA; vgl. Anm. zu V. 9023). 905 got gesegne ›Ausruf der Verwunderung‹ (BMZ II/2 240 mit Verweis auf die Stelle; Le I 907f.; vgl. HaN). Vermutlich sollte auch für P gesegene gelesen werden (Reim!). 906 swîgen stv. als ›schlafen‹ zu lesen, wie Hannink (wegen des dann möglichen Gegensatzes zu V. 920) vorschlägt, scheint mir zu weit hergeholt. 910 warn swv. (P) mit Gen. ›achten auf, beachten‹ (Le III 693; BMZ III 507; vgl. V. 2990). 923 ansehende part. adj. pass. ›angeschaut‹ (Le I 77; Le Nachträge 27 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3714, 7454), freier: ›offensichtlich, offenkundig‹. 925 unruoch stm. ›Sorglosigkeit, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung‹ (BMZ II/1 799f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 1928; vgl. HaN).
893–925
895
900
905
910
915
920
925
53
entsprechend dem Gebot der Dame. Da befahl sie (die Dame) sie (die Jungfrauen) Gott an (entließ sie sie); daraufhin verneigten sie sich züchtig vor ihr. Mit angemessenem Betragen gingen sie zur Rast, und das Kind des reichen Försters blieb bei den Gästen. Sie wollte es gerne so einrichten, dass ihr ein wenig besser würde. Sie setzte sich vor Opilet, weil er ihr am nächsten lag. Dies war ihre Rede, der sie sich annahm:
B
› eim Herrgott, warum schweigen diese Degen auf einmal so wunderlich! Ja, schmucke Helden, die so durch die Länder fahren und sich an höfisches Benehmen halten, sollten ein bisschen von den Frauen reden und die Zeit wohl mit den besten Gesprächen vertreiben. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll: Mir wurde viel von der Minne und ihrer Süße erzählt: Die sei besser als gut. Man werde von ihr guten Mutes. Sie sagen, dies sei ihre Waffe, viel denken und wenig schlafen. Nun habe ich ihr betrügerisches Wesen gut kennen gelernt und gedenke des Wortes meines Vaters, der sagt: ›Minne ist ein sichtliches Leid, ein Bild vielfacher Verwirrung, eine Vernachlässigung jedweden Nutzens,
›Herrgott, sag’ an, warum schweigt dieser Degen auf einmal so wunderlich! Schmucke Helden, die so durch das Land fahren und gerne auf gute Dinge achten, sollten immer ein bisschen von Frauen reden und den Abend hier wohl mit den besten Gesprächen vertreiben. Diese Ritter haben mir ausführlich von der Minne und von ihrer Süße erzählt:
54
930
935
940
945
950
955
Text und Übersetzung ein vorder ungemuotes gomen. den zagen ist siu ein swærer last, des swachen herzen leider gast. siu derret di welt als ein slât, siu ist blœder müezicheite rât. Minne ist ein sache grimmer nôt, der triuwen ein vervalschet lôt.‹ sus redet mîn vater und wil dâ bî, daz ich immer âne man sî. des tæt ich, sammer mîn lîp, wan daz ich gern als anderiu wîp wil leben, di ir sinne an guoter manne minne hânt verlân und den lebent, di in hôhgemüete gebent.‹ Dô siu ditz allez gesprach, Orpilet si an sach und vrâget, waz si wolde. ein vingerlîn von golde bôt siu im in allem gâhen. des getorst er niht enpfâhen. er vorhte spot, des vil geschiht. ›ich enhân dar ûf gedienet niht‹, sprach er, ›daz ichs iht welle.‹ ›neinâ, trût geselle! durch aller ritter êre lœse mich von sêre und von huot, di man an mir begât! der rede mich grôz ernst hât. durch friuntschaft nim ditz vingerlîn und dar nâch allez daz mîn,
936 wurdaz P] a korrigiert eventuell e W
vordere P
Dem zagin ist minne ein swerer last, ... siu] Minne P dorret P ¶ fehlt P uireuelschet P do W tetich W sumer mynen P Vnd wurdaz ich verhastewip P V. 937–940 fehlen P
hohegemvte W Initiale fehlt P ditz] das P orpylet siv W Orphilet P
Dz engetorste P han P
20r P und fehlt P
Durch fruntschaft ným daz vingerlin Vnd dar noch mich vnd alles daz mýn,
937 davor Des en gedorste er nicht enpfohen P (vgl. V. 946).
955 friuntschaf
926 vorderunge, vürderunge ›Förderung‹ Hannink / korder ungemuoten Richter 1934, S. 219, Anm. 166 931 ¶ fehlt HaPiper 932 verwälschet Piper (wohl Druckfehler) 934 âne minne Hannink 942 Orphilet Ha 945 allen Ha 953 Ha folgt P 956 Ha folgt P, dagegen BeHannink, die W folgen 926 HaA ist der Vers unverständlich. / vorder, vordere swmf. ›Vater, Mutter (im übertragenen Sinne von origo, causa)‹ (Zacher 1875; danach Le III 463 mit Verweis auf die Stelle). / ungemuot adj. ›übel gesinnt, böse‹ (Le II 1850f.). / gome swm. ›Mann‹ (BMZ I 554 mit Verweis auf V. 2248, 2827, 3000, 4482, 6613; Le I 1051; vgl. HaA zu V. 2827; Schilling 1866, S. 29). / Ich teile jedoch nicht Zachers Übersetzung: ›Die liebe ist eine mutter des mismutes für die männer.‹ Kaum zutreffend ist die Deutung von Haupt, Sp. 114: ›... eine Forderung der Traurigkeit für die Menschen‹ (mit ungemüetes statt ungemuotes). Die Konjekturen von Hannink zu V. 925–926 sind idealisierend, wie schon Richter anmerkte. Wie er aber mit seiner Konjektur auf ›eine Vernachlässigung des Gewinns aller Art‹ kommt (Richter 1934, ebd.), ist mir völlig unverständlich. Singer 1928, S. 83 möchte gomen als goumen (mit thurg. Monophthongierung) lesen und übersetzt sehr frei: ›ein Förderer des Wahrnehmens von Unbehaglichkeit‹. Ich lese: ›Minne ist eine/die Mutter/die Urheberin des bösen Mannes (= macht Männer böse, verursacht Konflikte etc.).‹ 929 slât stm. ›Schlot, Rauchfang, Kamin‹ (BMZ II/2 392 mit Verweis auf die Stelle; Le II 963). 932 vervelschen swv. ›verfälschen‹ (Le III 287 mit nur diesem Beleg; weitere Belege Fb 424). 939 den Dat. Pl. ›für die, für jene‹ (vgl. BMZ I 954f.).
926–956 eine Mutter des bösen Mannes. Den Feigen ist sie eine schwere Bürde,
930
935
940
55
Dem Feigen ist die Minne eine schwere Bürde, ...
dem schwachen Herzen ein leidvoller Gast. Sie verdörrt die Welt wie ein Schlot, sie ist der Ratgeber unnützer Müßigkeit. Minne ist eine Sache grimmer Not, ein verfälschtes Lot (Richtmaß) der Treue.‹ So redet mein Vater und will dabei, dass ich immer ohne Mann sein soll. Das würde ich tun, bei meinem Leben, wenn ich nicht gerne wie andere Frauen leben wollte, die ihre Sinne der Minne zu guten Männern überlassen haben und für jene leben, die ihnen Frohsinn bescheren.‹
Als sie dies alles gesprochen hatte,
945
950
955
sah Orpilet sie an und fragte, was sie wollte. Sie bot ihm in aller Eile einen goldenen Ring. Den getraute er sich nicht anzunehmen. Er fürchtete, verspottet zu werden, wie es häufig geschieht. ›Ich habe mich nicht darum bemüht‹, sprach er, ›wie wenn ich irgendetwas davon haben wollte.‹ ›Nein, nein, trauter Geselle! Bei der Ehre aller Ritter, erlöse mich vom Leid und von der Aufsicht, die man über mich ausübt! Diese Sache ist mir sehr ernst. Nimm diesen Ring um der Freundschaft willen und dazu alles, was mir gehört,
Nimm diesen Ring um der Freundschaft willen und dazu mich und alles, was mir gehört,
56
960
965
970
975
980
985
990
Text und Übersetzung swaz ich dir zuo gefüegen mac.‹ Orpilet dâ von erschrac und gedâhte, daz der alte untriuwe ûf in bezalte in kampfes wîs; daz was sîn site. ›vrouwe, tuont, des ich iuch bite! 7ra sît ich iuwer rede hân vernomen, ich wil schier her wider komen. geruochet ir mich minnen, ich füer iuch gern hinnen und enwil mich niht betrâgen, ich entürre durch iuch wâgen êre und lîp, swi verre ich kan. nuo kêr ich mich ze niht dran.‹ Dô sprach diu juncvrouwe guot: ›neinâ, ritter wol gemuot! gedenke, daz du ie wære hübsch und mære, erbær und wol gezogen, schœner sinne umbetrogen. schouwe mînen schœnen lîp! ich bin ein ritterlichez wîp. dar zuo ger ich einer bet, daz vrouwe nie mê getet, daz du dîne sinne kêrest an mîne minne, wan du sô reht schœne bist. ich red ez ân argen list. dar nâch, als ichz gemerken kan, sô gesach ich nie keinen man, durch den ein sældehaftez wîp beidiu ir êre und ir lîp gerner solte wâgen. allen mînen mâgen gund ich sô wol guotes niht sô dir, ob daz geschiht, daz du mich ze disem mâle
957 mügen P
Waz ich dir zuo vügen mag.‹ Orpylet W Orphilet P do WP dochte P
har komen P
in wil W engeturre P wi W enkere P zuo nichte P Initiale fehlt P
hubsche W erbær] Biderbe P 20v P Schone mynne vnd schonen P bete P nie nie W Daz nie frowe nie getette P
sô fehlt P
Jch rede dis an kargen list. en geschach P deckeinen P den fehlt P beide ir fehlen P
abe P
984 on W
958 Orphilet Ha 959 Ha folgt P 964 Ha folgt P 984 âne kargen list Hannink 991 wol] vil Bä
970 Ha folgt P
975 Ha folgt P
979–980 bete : getete Ha
967 Konjektur, da betrâgen mhd. nur unpers. belegt ist (BMZ III 80; Le I 239). 984 reden an (P) verzeichnet BMZ II/1 602 als ›reden über‹, was hier schlechten Sinn gibt. Eher wird an als ›mit‹ (für abstrakte Verhältnisse) zu lesen sein (Le I 57). / karc (hier) adj. ›klug, listig, schlau‹ (BMZ I 788f. mit Verweis auf V. 7676; Le I 1517); Hannink denkt offenbar an die neuere Bedeutung ›hinterlistig‹, was nur über Konjektur möglich ist, jedoch gut zu V. 2737 stimmt. Generell überwiegt im Text die neuere Bedeutung, die positive ältere finde ich nur noch V. 216.
957–993
960
965
970
was immer ich dir bescheren kann.‹ Orpilet erschrak davon und dachte, dass der Alte ihm die Untreue im Kampf heimzahlen würde; das war seine Art. ›Herrin, tut, worum ich euch bitte! Da ich eure Rede vernommen habe, will ich bald wiederkehren. Wünscht ihr, mich zu lieben, führe ich euch gerne von hier weg, und es soll mich nicht verdrießen, wenn ich um euretwillen Ehre und Leben aufs Spiel setzte, so gut ich kann. Jetzt aber will ich mich dem um keinen Preis zuwenden.‹
57 was immer ich dir geben kann.‹
D
975
980
985
990
a sprach die gute Jungfrau: ›Nein, nein, wohlgemuter Ritter! Bedenke, dass du stets höfisch und bekannt warst, ehrenhaft und von guter Erziehung, unbetrogen an schönen Sinnen. Schaue meinen schönen Körper an! Ich bin eine ritterliche Frau. Außerdem habe ich eine Bitte, wie sie eine Dame noch nie verlangt hat, nämlich dass du deine Sinne nach meiner Minne ausrichtest, weil du so richtig schön bist. Ich sage das ohne hinterhältige List. Wenn ich es recht verstehe, so habe ich nie einen Mann gesehen, um dessentwillen eine glückliche Frau sowohl ihre Ehre wie ihr Leben lieber aufs Spiel setzen wollte. Allen meinen Verwandten würde ich nicht so viel Gutes gönnen wie dir, wenn das geschieht, dass du mich hier und nun
Ich sage dies mit klugem Verstand.
58
995
1000
1005
1010
1015
1020
1025
Text und Übersetzung lœsest von der quâle, von der ich grôzen kummer dol. geschach dir ie von wîbe wol, sô ensolt du, ritter, niht verzagen noch dînen lîp mir versagen. Man vindet manigen wîgant, der in unkundiu lant durch schœne vrouwen strîchet, der keiniu mir gelîchet 7rb deweder an guot noch an getât. helt, nim ze dir selben rât, küsse güetlîchen mich, ich gedienez immer umb dich, und tuo mir dînen willen kunt!‹ Dô sprach Orpilet zestunt: ›ich fürht mîner êre. gedenkent sîn nimmer mêre! mîn triuwe wil ich behalden. getorst ich an iu erbalden, daz ich iuwern vater niht verlür, ein harnschar ich erkür, daz ich gevangen wær ein jâr.‹ diu vrouwe sprach: ›daz ist wâr: er gewan nie manlichen muot, der niht tôrlîche tuot etswenne durch diu wîp.‹ der helt sprach: ›samir mîn lîp, ichn wil durch iuch sterben niet.‹ mit zorne siu dô von im schiet. ... ... Noch enwas siu niht von minnen vrî. nuo lac Kurâus dâ bî, enzwischen den gesellen. nuo lânt iu wunder zellen:
1011 d in behalten W ist unsicher, eventuell wäre t zu lesen
Geschach dir ie von wibin wole, ... dv ensolt W So soltü P dinim P entsagen P ¶ statt Initiale P enkunde P keine W Der ein keine mir gelicheit P div weder W Weder an gúte alde an P ˙ zuo der selbeme P 21r P myn
tvo n W orpylet W orphilet P ¶ fehlt P
˙ ›Jch ervörchte myner, gedenckent an ere! Es wurt nyemir mere. ich wil P an uch P ich dar vmbe er kúre P
engewan P
se mir P Jch enwil P ersterben P
Mit zorne sy von ime schiet Vnd mit ruwe beide; So engestunt ir nie so leide. nith mynne P kvraus do W curaus by P Jn zwúschen P iwe W
1024 engenstunt P
998 entsagen Be 999 Initiale fehlt Ha 1002 keine Ha 1003 Ha folgt P 1008 ¶ fehlt Ha / Orphilet Ha 1011 Ha folgt P 1012 torst ich an iuch Ha 1014 Ha folgt P 1018 tœrlîche Ha 1021 HaBä folgen P / niht Ha (gegen Reim!), dagegen Neumaier 1883/84 I, S. 34 1022 Ha folgt P / We folgt W 1023–1024 La (Ha) folgt P, dagegen Hannink, der die Verse für unecht hält 1024 son geschach Ha, dagegen Haupt, Sp. 106, der jon geschach setzt / Ha schließt den Vers mit Komma. 1025 Ha folgt P / Initiale fehlt Ha 1012 an ist mhd. mit Dat. und Akk. möglich (Le I 57). / erbalden an swv. ›in Hinsicht auf etwas Mut fassen‹ (BMZ I 82 mit Verweis auf die Stelle und V. 1500; Le I 606f.; vgl. auch V. 8102). 1014 harnschar = harmschar stf. ›Strafe, Plage, Not; schmerzliche und beschimpfende Dienstleistung‹ etc. (BMZ II/2 153 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1184f. 1186 mit Verweis auf V. 7629, 7881; vgl. V. 3712). 1024 Zu ez stât etc. ›der Zustand, die Lage ist‹ plus Dat. der Pers. und Adv. vgl. BMZ II/2 572. Vgl. auch V. 5225.
994–1028
995
von der Qual erlöst, wegen der ich großen Kummer leide. Geschah dir je Gutes von einer Frau, dann sollst du, Ritter, weder verzweifeln noch mir deinen Körper/Dienst versagen.
59
Geschah dir je Gutes von Frauen, ...
Man findet so manchen Kämpfer, 1000
1005
1010
1015
1020
1025
der um schöner Frauen willen in unbekannte Länder zieht, von denen mir keine weder an Besitz noch an Taten vergleichbar ist. Held, nimm dir ein Herz, küsse mich freundlich, ich werde es dir für immer vergelten, und tue mir deinen Willen kund!‹ Da sprach Orpilet sofort: ›Ich fürchte um meine Ehre. Denkt nicht mehr daran! Ich will meine Treue behalten. Würde ich wagen, mich an euch zu ermutigen, ohne dass ich euren Vater verlöre (tötete), würde ich eine Strafe auf mich nehmen, dass ich ein Jahr gefangen wäre.‹ Die Dame sprach: ›Das ist wahr: Der ist niemals mannhaft, der nicht bisweilen um der Frauen willen töricht handelt.‹ Der Held sprach: ›Bei meinem Leben, ich will um euretwillen nicht sterben.‹ Mit Zorn schied sie da von ihm. ... ...
Noch war sie nicht frei von Minne. Nun lag Kuraus daneben, zwischen den anderen beiden Gesellen. Nun lasst euch Wundersames erzählen:
›Ich fürchte um mich, denkt an die Ehre! Es kann niemals sein.
Mit Zorn schied sie von ihm und auch mit Betrübnis; sie hatte nie solches Leid erfahren.
60
1030
1035
1040
1045
1050
1055
1060
1065
1070
Text und Übersetzung diu vrouwe het den gedanc, wan si diu minne sêre twanc, daz siu warp umb sînen lîp, daz nie kein man durch kein wîp gepflac sô ernstlicher bet. siu sprach: ›swelch ritter ie daz beste tet, der en darf an eim wîbe niht verzagen. ich wil dir wærlîche sagen, daz ich rehte hân vernomen, wi du bist vollekomen an der manheite dîn. tuo dîn ellent an mir schîn und minne an mir ein schœne maget. ist, daz dir ein wîp behaget, diu ir âmîes schônet, sô wirt mir wol gelônet 7va von dir, als ich ez gemerken kan. Mir verbôt mîn vater alle man, âne mich wænt er niht genesen. nuo wil ich doch der volge entwesen. ich wirbe ê selbe umb einen man, der witz und êre pflegen kan, dan ich des mannes bîte, der gern sam mir strîte. Dar zuo hân ich dich erkorn. du bist stæt und wol geborn und getarst wol alliu dinc bestân. zwâr und triuget mich mîn wân, sô enwird ich nimmer manne holt.‹ Dô sprach Kurâus: ›du solt frumen rittern holt sîn. wan daz ich êre den vater dîn durch di triuwe, di er an mir begie, mir geschach sô liebe nie, sô ob ich dich solte minnen. doch wil ich ê gewinnen von dir die missewende, ê ich mîn heil geschende. ich wil aber imer got klagen, daz ich an dir muoz verzagen. dâ von lâz mich ûz dîner ahte.‹ der helt daz houbt dahte
21v P
... Das sy warp vmb sinen lip. Jch enwil, daz nyeman durch wip Gepflag so ernstlicher bette. tette P
Do din ellen an mir schin Vnd mynne an mir eine schone magit, ... Die ir amys hulde schonet. So wurt mir wol gelonit Von dir, also ich es gemercken kan. ¶ fehlt P Ane P
Jch wurbe e selbe vmb einen degen, Der witze an eren kan gepflegen, ... semnir P ¶ fehlt P
22r P Kav ravs W curaus P ¶ fehlt P ritter P an mir er P geschach noch so P sô fehlt P
Dar zuo wil ich gotte clagen, ... do W
1045 als es W 1033–1034 bete : tete Ha 1034 siu sprach fehlt Ha, dagegen Bä, der WP folgt 1035 dern darf Ha / eim fehlt Spr 1038 sîst Bä 1040 nu tuo BäSpr 1046 ¶ fehlt Ha 1053 ¶ fehlt Ha 1058 ¶ fehlt Ha 1062 geschæhe lieber nie Bä 1063 Ha folgt P
1029–1070
1030
1035
1040
1045
1050
1055
1060
1065
1070
Die Dame verfolgte den Gedanken – weil sie die Minne sehr bedrängte –, um ihn (Kuraus) so zu werben, dass nie ein Mann eine Frau so flehentlich umworben hatte. Sie sprach: ›Wenn ein Ritter immer das Beste tat, dann braucht er bei einer Frau nicht zu verzagen. Ich will dir wahrhaftig sagen, dass ich genau vernommen habe, wie vollkommen du an deiner Mannheit bist. Zeige deine Tapferkeit an mir und liebe an mir eine schöne Maid. Wenn dir eine Frau gefällt, die auf ihren Geliebten Rücksicht nimmt, dann wirst du mir sehr dankbar sein, wenn ich es recht verstehe. Mir hat mein Vater alle Männer verboten, er glaubt, ohne mich nicht sein zu können. Nun will ich dem nicht Folge leisten. Ich werbe lieber selbst um einen Mann, der Verstand und Ehre hat, als dass ich auf einen Mann warte, der von sich aus gerne mit mir ›streiten‹ will. Dazu habe ich dich erkoren. Du bist standhaft und von guter Geburt und getraust dich wohl, alle Dinge in Angriff zu nehmen. Fürwahr, und trügt mich meine Hoffnung, dann werde ich niemals einem Mann hold.‹ Da sprach Kuraus: ›Du sollst tapferen Rittern hold sein. Würde ich nicht deinen Vater wegen der Treue ehren, die er mir entgegengebracht hat, wäre mir nie etwas so lieb gewesen, wie dich zu lieben. Trotzdem will ich lieber von dir Schande gewinnen, als dass ich mein Glück schädige. Ich will aber immer Gott klagen, dass ich bei dir feige werden muss. Entlasse mich deshalb aus deinem Vorhaben.‹ Der Held bedeckte das Haupt
61
... um ihn zu werben. Ich will nicht, dass jemand Frauen so flehentlich umwerben würde.
Zeige deine Tapferkeit an mir und liebe an mir eine schöne Maid, ... die auf das Wohlwollen ihres Geliebten Rücksicht nimmt. Dafür wirst du mir sehr dankbar sein, wenn ich es recht verstehe.
Ich werbe lieber selbst um einen Degen, der sich auf Ehre versteht, ...
Außerdem will ich Gott klagen, ...
62
1075
1080
1085
1090
1095
1100
1105
Text und Übersetzung und enpfie di rede für ein gamen. des begunde sich diu vrouwe schamen. Dô der wünnenclichen maget als harte wart versaget, daz dûhte si ein vremdez dinc. Innân des lac der jungelinc und gedâht an sîm muote: ›herre got der guote, ist mir diu sælde beschert, daz diu vrouwe vollevert, des muoz ich immer vröude hân.‹ zehant kom siu gegân, wan si diu minne twanc. der junge ritter ûf spranc 7vb und sprach: ›vrouwe mîn, du solt grôz willekomen sîn dem rîchen got und mir. ich wil gern dienen dir. du endarft umb mich niht werben. zehant wolt ich ersterben, ê ich dich hinnen lieze. swi ich es missenieze, daz wil ich allez lieber sehen. mir enmoht lieber niht geschehen; daz muoz an dir werden schîn.‹ er leit si an den arm sîn und kuste si wol tûsent stunt. in wart diu beste minne kunt, diu zwein gelieben ie geschach. den gesellen was daz ungemach. daz liez er allez ze einer hant. der vrouwen er sich underwant harte lieblîche. si wârn vröuden rîche und heten wünne die maht
tuhte W frömde P Jnna W dachte in sinem P diu] dise P volle vert W sy zuo gegan P 22v P
grôz fehlt P Initiale P
hine P
... Das wil ich alles vbersehen. leider P arne W
zweigen lieben P
freudenriche P wunnen P
1073 Repräsentant nicht aufgelöst P 1087 davor Zwischentitel P: Wie acuraus die kunigin vmbe ving vn | ir seitte dz er sy nemen wolte zuo ds ee 1093 vber sehen P 1103–1104 in einer Zeile W. 1103 lieblîche z W] libliche z Deu, der überlegt, ob eventuell in einer Überlieferungsstufe z mit ; resp. : (also einem Zeilentrenner) verwechselt worden ist. 1075 tûhte Ha
1076 indes Ha
1077 Ha folgt P
1082 Ha folgt P
1086 Ha folgt P
1093 Ha folgt P
1071 gamen stm. ›Spiel, Spaß, Lust‹ (BMZ I 460 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 1686; Le I 732; vgl. Haupt, Sp. 109f.). 1101 allez ze einer hant lâzen ›sich nichts daraus machen‹ (BMZ I 947; vgl. K zur Stelle). 1102 sich eines dinges underwinden stv. kann das Sich-Kümmern, jedoch auch das Sich-Bemächtigen bezeichnen, auch in sexueller Hinsicht (Le II 1811f.). Im Kontext des chauvinistischen Agierens von Lanzelet könnte man sagen: Er hat sich um die Tochter des Hausherrn ›gekümmert‹. 1105 die maht ist wohl adverbial (eigentlich adnominal) zu wünne als Ausdruck der Quantität im Sinne von ›soviel der ..., eine so große ...‹ zu lesen (Mhd. Gramm. § 356); vgl. V. 1900.
1071–1105
63
und nahm die Sache als Spaß. Das beschämte die Dame.
Als die herrliche Maid 1075
1080
1085
1090
1095
1100
1105
so sehr zurückgewiesen wurde, fand sie das merkwürdig. Inzwischen lag der Jüngling und dachte bei sich: ›Guter Herrgott, wenn mir das Glück beschert ist, dass die Dame die Sache zu Ende führt, dann werde ich deshalb immer Freude haben.‹ Sogleich kam sie gegangen, weil sie die Minne drängte. Der junge Ritter sprang auf und sprach: ›Meine Herrin, du sollst mir und dem reichen Gott sehr willkommen sein. Ich will dir gerne dienen. Du brauchst nicht um mich zu werben. Lieber wollte ich sogleich tot sein, ehe ich dich weg ließe. Wie groß auch der Nachteil sei, den ich davon gewinne, das will ich alles lieber in Kauf nehmen. Mir hätte es nicht besser ergehen können; das soll sich an dir zeigen.‹ Er legte sie an seinen Arm und küsste sie wohl tausendmal. Sie lernten die beste Minne kennen, die zwei Verliebten je geschah. Den Gesellen war das unlieb. Das war ihm (Lanzelet) alles einerlei. Er ›kümmerte‹ sich sehr liebevoll um die Dame. Sie waren reich an Freude und hatten soviel Wonne
... das will ich alles gering achten.
64
1110
1115
1120
1125
1130
1135
1140
Text und Übersetzung und di aller besten naht, die kein vrouwe ie gewan mit deheim kindischen man. doch enmoht er vergezzen nie, daz siu ze jungest zuo im gie. des versweig er si dâ, siu engaltes aber anderswâ. Dô dirr helt sô sanfte lac, dô erschein der unerwunschte tac und was diu süeze naht für. dô stiez mit zorn an di tür der wirt nôtveste. des erschrâken di geste, wan er zwei scharpfiu mezzer truoc, spizzic und lanc genuoc, und zwên buggelære. sîn herze was im swære. diu mezzer beidenthalben sniten. er sprach: ›daz wære baz vermiten. oder ich verliuse daz leben, 8ra ich wil di morgengâbe geben, der mir nieman danc seit. daz ist trûren und leit und êwiclich riuwe, wan ir iuwer triuwe und iuwer êre hânt verlorn. sît ich êrst wart geborn, sô erbôt ich ez nie manne baz danne iu. waz half mich daz? ez was dô wol mîn wille. nuo ligent alle stille, als lieb iu allen sî der lîp, und sagent mir: wes ist daz wîp, min kint, ein ungetriuwer warc?‹ diu vrouwe sich verbarc
23r P Die ye kein frowe P mochte P vergesse P des] Das P sovnfte W Initiale fehlt P vnderwnschte W süeze] liebe P not veste W erschrachent W ercluftent P
buckeliere P Jme was sin hertze P daz] diz P
23v P nyemanne P Denne ouch v´ ch P es do W Alle P
... Vnd sagint mir: wa ist daz wip, ... junpfrowe P
1107 Ha folgt P 1111 Ha folgt P 1118 Ha folgt P 1122 Ha folgt P Bä / Hannink folgt P 1139 ein] er Bä 1140 Ha folgt P
1125–1126 vertauscht Bä
1138 daz fehlt
1111 verswîgen mit Akk. der Pers. und Gen. der Sache ist mhd. selten, aber möglich; häufiger ist doppelter Akk. wie in P (Le III 263f.). 1112 ›sie musste aber anderswo dafür bezahlen‹, ebenso WePéBuKe; anders und zu frei (anderswâ!) Sp: ›da sie es auf andere Weise reichlich wieder gut machte‹; vgl K zu V. 1109–1112. 1118 erklupfen (PHa) swv. ›erschrecken‹ (BMZ I 849 mit Verweis auf die Stelle; Le I 643; vgl. Anm. zu V. 784). 1121 buckelære, buckeler, buggeler stm. ›Schild mit einem Buckel‹, vgl. frz. bouclier, engl. buckler (BMZ I 275f.; Le I 376f.). 1124 daz ... vermiten] La und Ha deuten den Satz nicht als direkte Rede, sondern als eingeschobenen Erzählerkommentar wie in V. 7768 (?). 1125 Zu oder am Beginn eines Vordersatzes im Sinne von ›wenn nicht, es wäre denn‹ siehe Le II 140 mit Verweis auf die Stelle. Vgl. V. 7770. 1138 wes übersetzt Ha als ›in wessen Besitz, wer hat‹. Sinnvoller (ohne doppelte Apposition) scheint mir jedoch die Lesung als ›weshalb‹ (Le III 766). 1139 warc stm. ›Wolf, Teufel, Verdammter; Mensch von roher, verbrecherischer Denk- und Handlungsweise, Wüterich‹, hier einfach als Scheltwort (BMZ III 524 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6996; Le III 688; vgl. Schilling 1866, S. 31).
1106–1140
1110
65
und die allerbeste Nacht, wie sie keine Dame jemals mit einem kindischen Mann gewann. Trotzdem konnte er nie vergessen, dass sie zu ihm zuletzt gekommen war. Das verschwieg er ihr hier, sie musste aber anderswo dafür ›bezahlen.‹
Als dieser Held so sanft gebettet lag, 1115
1120
1125
1130
1135
1140
da erschien der unerwünschte Tag, und die süße Nacht war vorüber. Da stieß der tapfere Burgherr zornig an die Tür. Darüber erschraken die Gäste, weil er zwei scharfe Messer trug, ziemlich spitz und lang, und zwei Buckelschilde. Sein Herz war ihm schwer. Die Messer schnitten auf beiden Seiten. Er sprach: ›Das hätte man besser bleiben lassen. Wenn ich nicht das Leben verliere, will ich eine Morgengabe geben, für die mir niemand danken wird. Das ist Trauer und Leid und ewige Betrübnis, weil ihr eure Treue und eure Ehre verloren habt. Seit ich geboren wurde, habe ich niemand besser behandelt als euch. Was habe ich davon? Es war zuvor mein ganzer Wille. Nun liegt alle still, wenn euch das Leben lieb ist, und sagt mir: Warum ist die Frau, mein Kind, ein untreuer Teufel?‹ Die Dame verbarg sich
... und sagt mir: Wo ist die Frau, ...
66
1145
1150
1155
1160
1165
1170
Text und Übersetzung under ir friunt, den jungen degen, und wolt dô sîn tôt gelegen. Des nam der vater war. er lief îlende dar und drôt in harte sêre. Er sprach: ›swer mir mîn êre nimpt, der geniuzet es enbor vil. ein spil ich iu teilen wil: nement disen schirm an iuwer hant und belîbent hi bî dirr want; sô wil ich anderhalp gân und wil iu di wal lân. ich nim iuwer êre oder ir di mîn. unser einer muoz der êrer sîn. swer dâ driffet, dêst sîn gewin; der ander treit den schaden hin.‹ Der junge lobete den rât. ›sît mir daz ze wer stat, sô dünket mich daz billich, daz ir werfent ê dan ich, leider spilgeselle. got gebe iu ungevelle! ob got wil, ir vermissent mîn.‹ dô trôst er sich der künste sîn und nam des swehers guote war. 8rb sînen schirm bôt er allez dar. si spilten nôtlîch âne bret. Kurâus und Orpilet, di wæren wundergerne dan. der wirt huop daz spil an und warf den jungen wîgant durch den ermel in di want
frunden jungen P dô] da P
Der sweher nam des war. drat W drowete P ˙ P mir nympt myn nimpt fehlt P enbor vil] borwil P teilen] ver teilen P
anderhap W
Jch nyme daz uwer vnd ir das mýn. erre P do W des sin W] dz ist P 24r P ¶ statt Initiale P
›Sit mir der zweiger wal stat, So duncket mich billich, ... spil geselle W
nement P schirm den bot P Kuravs und orpylet W Suraus vnd orphilet P wnder gerne W den] dem P den] einen P
1143 davor Zwischentitel P: Wie acuraus sin sweher zuo tode sluo g in | der kamerin wanne in der sweher wolte | han getoe tet 1158 zewer W 1142 Ha folgt P 1146 er sprach fehlt Ha / mir nimpt mîn Ha 1147 Ha folgt P / borvil Ha 1153 Ha folgt P 1154 Ha folgt P 1155 sîn fehlt Ha 1166 Ha folgt P 1167 nîtlich Schütze 1883, S. 17, Anm. 1 mit Verweis auf V. 2042, 2544, 2559, 2580–2581, 3184; ebenso Behre 1913, S. 98 1168 Orphilet Ha 1147 enbor vor Adj. und Adv. steigernd, manchmal (wie hier) auch mit der ironischen Bedeutung ›wenig, gering‹ (Le I 547; vgl. V. 5981; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 174). / bor dasselbe (Le I 326), borvil (hier) ›wenig, gar nichts‹ (BMZ III 314 mit Verweis auf die Stelle; Le I 329 mit Verweis auf V. 6393, 6801). Vgl. auch HaN. 1148 spil teilen ist schwer zu übersetzen, es könnte ›Wahl‹, ›Spiel‹ und ›Kampf‹ gemeint sein (vgl. jeux parti bzw. geteiltez spil in der Lyrik), die wahlweise ›vorgeschlagen‹ oder ›erklärt‹ werden (vgl. Pérennec, S. 64f.; Pé, S. 93, Anm. 27). Der Sinn freilich bleibt derselbe, es geht um den Messerkampf, zu dem Galagandreiz Lanzelet zwingt. 1158 HaA bezieht den Vers auf V. 1153 (recte V. 1152?), ist aber von ze wer irritiert. / ze wer ›in (meiner) Gewalt‹ zu wer stf. ›Besitzrecht, Besitz, Gewalt‹ (BMZ III 586 mit Verweis auf die Stelle; Le III 767; vgl. auch Pérennec, S. 66; Pé, S. 95, Anm. 28). 1162 ungevelle stn. ›Unfall, Missgeschick‹ (BMZ III 224 mit Verweis auf die Stelle). 1169 wundergerne adj. ›sehr gern‹ (Le III 989 mit Verweis auf die Stelle).
1141–1172
67
unter ihrem Geliebten, dem jungen Degen, und wollte da tot sein.
D
1145
1150
1155
as bemerkte der Vater. Er lief schnell hin und drohte ihnen sehr. Er sprach: ›Wer mir meine Ehre nimmt, dem nützt das wenig. Ich will euch ein Spiel erklären: Nehmt diesen Schutz an eure Hand und bleibt bei dieser Wand hier; ich werde auf die andere Seite gehen und euch die Wahl lassen. Ich nehme das Eure und ihr das Meine. Einer von uns muss der erste sein. Wenn einer dabei trifft, ist das sein Sieg; der andere trägt den Schaden dahin.‹
Der Schwiegervater bemerkte das.
D
1160
1165
1170
er junge lobte den Rat. ›Da es in meiner Gewalt steht, so scheint es mir billig, dass ihr vor mir werft, leidiger Spielgeselle. Gott soll euch Missgeschick geben! Wenn Gott will, verfehlt ihr mich.‹ Da vertraute er auf seine Fertigkeiten und achtete genau auf den Schwiegervater. Er bot ihm seinen Schutz völlig dar. Sie spielten in ernstem Kampf, nicht am Brett. Kuraus und Orpilet, die wären sehr gerne von dort weg gewesen. Der Burgherr begann das Spiel und heftete den jungen Kämpfer mit starker Kraft
›Da die Wahl zwischen beidem an mir liegt, so scheint mir billig, ...
68
1175
1180
1185
1190
1195
1200
Text und Übersetzung mit starker volleiste. ein wênic er sîn vleiste, daz er daz bluot rêrte. Dô gedâht der gesêrte, wi er sich schaden möht erholn. er lie daz werfen und daz boln und lief hin an den schalch. mit dem mezzer er im bevalch einen vreislîchen stich, daz er viel ûf den esterich und nie kein wort ersprach. dô liten si êrst ungemach in der kemenâten. di tür si zuo tâten. di frechen ellende wunden ir hende, daz si âne swert dô muosten sîn. aber des ritters friundîn, diu gap in harte guoten trôst, daz si wol würden erlôst. Diu gie ûz durch ir bete, di tür siu nâch ir zuo tete und besant der tiursten ein teil, an den siu helf und heil aller wætlîchest vant. Siu sprach: ›helde, sint gemant, daz ich ie di ritter êrte und daz beste zuo in kêrte, und stânt mir friuntlîchen bî. ich wæne, mîn vater tôt sî, der ie grimmecheite wielt
1193 Repräsentant nicht aufgelöst P 1174 vreiste Bä 1187 Ha folgt P
1200 zuo kerte P
geferte W Initiale fehlt P erholn] erhaben P hin] wider P mit fehlt P vreischlichen W 24v P ûf den] an das P Vnd er nie einkein P
Die recken ellende Wundent ire hende, ... da P
Diu] [s]Y P ûz] hin vz P
weltlichste P
Sy˙ sprach: ›helde, ir sint gemant, Das ich ye die ritter erte Vnd das beste zuo in kerte. ˙ Jr stant mir fruntlichen by, ˙ vatter tot sý, Wane myn Der ye grymmekeit wielt
1203 grym keit P
1176 Initiale fehlt Ha 1182–1183 daz er ûf den esterich | viel unde nehein wort ensprach Bä 1189 Ha folgt P 1192 wurden Ha / wurden wol Bä 1193 Ha folgt P 1198 ¶ fehlt Ha
1174 vleischen, vleisen swv. ›fleischen, zerfleischen, verwunden‹ (BMZ III 340 mit Verweis auf die Stelle; Le III 395f.). 1175 rêren swv. ›fallen machen, vergießen‹ etc. (BMZ II/1 676; Le II 408). 1176 Lectio difficilior hat zweifellos P, vgl. auch den Reim. In W liegt simple Verschreibung von Schaft-s zu f vor (Reim!). 1178 boln stn. ›Schleudern, Werfen‹ (BMZ I 118 mit nur diesem Beleg; Le I 324 und Fb 53 mit weiteren Belegen). 1180 bevelhen hat Le I 248 mit Verweis auf die Stelle (nach HaA, der W folgt) als ›(einen Schlag) versetzen‹. Weniger auffällig wäre P mit bevelhen als ›übergeben, überlassen, anempfehlen‹ etc. (ebd.), das aber mit V. 1181 nicht zusammengeht. 1183 ersprechen stv. ›zu sprechen anfangen, durch Sprechen von sich geben‹ (BMZ II/2 529 mit Verweis auf die Stelle; Le I 674) 1193 ûz ›hinaus‹ (W) ist mhd. durchaus möglich (Le II 2018). 1197 wætlîche adv. (hier) ›wahrscheinlich, was man leicht haben kann, was leicht geschehen kann; schwerlich (ironisch)‹ (BMZ III 779 mit Verweis auf die Stelle; Le mit Verweis auf V. 8850; vgl. HaA; vgl. Anm. zu V. 1819, 2639). / Zu P siehe K zur Stelle. 1198–1204 Der Paralleltext für P ist fraglich und nur über Konjektur für V. 1200 möglich. Auch sî statt zu erwartendem ist sowie wanne ohne Gemination (beides V. 1202) irritieren. 1202 Wane P ist wanne, nicht wæne, wie Hannink, S. 22 annimmt.
1173–1203
1175
69
durch den Ärmel an die Wand. Er verwundete ihn ein wenig, sodass er Blut vergoss.
D
1180
1185
1190
a überlegte der Verwundete, wie er sich vom Schaden erholen könnte. Er ließ das Werfen und das Schleudern und lief hin zu dem treulosen Mensch. Er versetzte ihm mit dem Messer einen schrecklichen Stich, sodass er auf den Boden fiel und nie mehr ein Wort sprach. Da erst erlitten sie Unannehmlichkeiten in der Kemenate. Sie machten die Türe zu. Die kühnen Fremden rangen ihre Hände, weil sie da keine Schwerter hatten. Die Geliebte des Ritters aber, die spendete ihnen sehr guten Trost, dass sie bestimmt erlöst würden.
Die fremden Recken rangen ihre Hände, ...
Sie ging auf ihre Bitte hin hinaus, 1195
1200
verschloss nach sich die Tür und schickte nach einigen von den Teuersten, an denen sie Hilfe und Glück am ehesten finden konnte. Sie sprach: ›Helden, erinnert euch, dass ich die Ritter stets geehrt und ihnen das Beste entgegengebracht habe, und steht mir als Freunde bei. Ich glaube, mein Vater ist tot, der stets Grimmigkeit walten ließ
Sie sprach: ›Helden, ihr sollt daran erinnert sein, dass ich die Ritter stets geehrt und ihnen das Beste entgegengebracht habe. Ihr sollt mir als Freunde beistehen, denn mein Vater ist tot, der stets Grimmigkeit walten ließ
70
1205
1210
1215
1220
1225
1230
1235
Text und Übersetzung und iuch unrehte hielt. nuo hân ich einen jungen man, 8va den tiursten, den ie wîp gewan. den erkôs mîn vater für einen zagen und wolt in ze tôde hân erslagen, als er vil manigen hât getân. dô en mohtez langer niht gestân, der ritter werte sich durch nôt. Sît mîn vater nuo ist tôt, sô ist daz erbe an mich komen. ich schaffe gern sînen vromen, swer mir triuwe erscheinet und mich von herzen meinet.‹ Dô sprach der ritter einer zehant: ›sagent, wer ist der wîgant? ist ez, der nehtin bî iu saz, sô geschach nie keiner vrouwen baz. er ist sô sæliclîch getân, mich triege danne aller mîn wân, sô enwart nie tiurer man geborn. sît wir den herren hân verlorn, er endarf uns niht entsitzen umb ein hâr – daz sult ir wizzen für wâr –, weder durch slâhen noch durch vâhen.‹ Di andern alle jâhen: ›wir suln tuon, swaz mîn vrouwe wil, beidiu ze ernst und ze spil.‹ sus wart diu suon in ein getragen. man hôrt den wirt lützel klagen, als ez dicke noch ergât: swâ man sich der milt enstât, dâ verklaget man wol des argen schaden. di recken wurden ouch entladen unmuotes, des ir herze wielt. diu vrouwe si vil wol behielt,
1208 zetode W 1215 scheint HaA für P ausgeworfen nach V. 1234 1207 Ha folgt P Ha
1208 hân ze tôde Ha
Vnd vch vnrechte behielt. ˙ vatter zuo eime zagen Den erkoß myn Vnd wolte in zuo tode erslahen, 25r Also er vil manigeme hette getan. Do enmochte es lenger nit bestan, Der reche werte sich die not. ¶ fehlt P ist an das P
Es mag harte wol komýn, ... seheint P Initiale fehlt P einer fehlt P nahete v´ ch baz sas P engeschach nye frowen P seiliclich W
... Mich entriege mýn wan, ... So wir den heren hant verlorn, So handelin es mit witzen; Er endarff vns nicht entsitzen, Weder durch slahen oder durch vahin. ¶ fehlt P waz W] dz P
So zuo stunt wart er begraben, ... man die miltikeit enstat P do W 25v P men P vn mvtes W di W frowen P
1225 har W rechts ausgeworfen nach V. 1224 1212 ¶ fehlt Ha
1222 Ha folgt P
1235 schaden W] den rechts
1225–1226 Ha folgt P
1228 ¶ fehlt
1208 Der Reim spricht für die Lesung von W. 1211 die not P ist problematisch. Entweder liegt Verderbnis (durch – die) vor, oder es ist von einem adverbialen, modalen (›in der Bedrängnis‹; vgl. Mhd. Gramm. § 356) oder kausalen (›wegen der Bedrängnis, aus Not‹) Akk. auszugehen. 1214 P ist wohl zu lesen als: ›Es kann (dem) gut bekommen, ...‹. 1216 meinen swv. ›eine gute Gesinnung gegen jemandem haben, ihn lieben‹ etc. (BMZ II/1 107; vgl. V. 9262). 1225 entsitzen stv. ›erschrecken, fürchten vor‹ (BMZ II/2 334 mit Verweis auf V. 1751, 6965; Le I 586f.; vgl. auch V. 2531, 7765). / Nicht-bezeichnetes pron. Subj. in P ist wir. 1234 entstân ›verstehen‹ ist bereits mhd. refl. mit Gen. und mit Akk. möglich (BMZ II/2 580f. mit mehreren Belegen aus ›Lanzelet‹).
1204–1238
1205
1210
1215
und euch unrecht behandelte. Nun habe ich einen jungen Mann, den teuersten, den je eine Frau gewonnen hat. Den hielt mein Vater für einen Feigling und wollte ihn totgeschlagen haben, wie er es bei vielen getan hat. Da konnte es nicht länger so weitergehen, der Ritter wehrte sich aus Bedrängnis. Da mein Vater nun tot ist, so ist das Erbe an mich gekommen. Ich fördere gerne den Nutzen von dem, der mir Treue bezeugt und mir von Herzen gewogen ist.
71 und euch unrecht behandelte.
Den hielt mein Vater für einen Feigling und wollte ihn totschlagen, wie er es bei vielen getan hat. Da konnte es nicht länger so weitergehen, der Recke wehrte sich in der Bedrängnis.
Es kann dem wohl bekommen, ...
D
1220
1225
1230
1235
a sprach einer der Ritter sogleich: ›Sagt, wer ist der Kämpfer? Ist es der, der nächtens bei euch gesessen hat, dann ist es nie einer Dame besser ergangen. Er ist so vom Glück gesegnet, dass, wenn mich nicht alles täuscht, nie ein vortrefflicherer Mann geboren wurde.
Er ist so von Glück gesegnet, dass, wenn ich mich nicht täusche, nie ein vortrefflicherer Mann geboren wurde. Da wir den Herren verloren haben, handeln wir mit Verstand; er braucht uns nicht zu fürchten, weder dass wir ihn schlagen noch dass wir ihn gefangen nehmen.‹
Da wir den Herren verloren haben, braucht er uns nicht um ein Haar zu fürchten – das sollt ihr fürwahr wissen –, weder dass wir ihn schlagen noch dass wir ihn gefangen nehmen.‹ Die anderen sprachen alle: ›Wir sollen tun, was immer meine Herrin will, egal ob im Ernst oder im Scherz.‹ So wurde die Versöhnung vereinbart. Man hörte selten, dass der Burgherr beklagt wurde, So wurde er sogleich begraben, ... wie es noch oft geschieht: wo immer man sich auf Mildtätigkeit versteht, dort verschmerzt man leicht den Schaden eines Bösen. Die Recken wurden auch von der Betrübnis entlastet, die in ihrem Herzen nistete. Die Dame kümmerte sich so gut um sie,
72
1240
1245
1250
1255
1260
1265
1270
Text und Übersetzung sô siu aller beste kunde. Dar nâch in kurzer stunde kom der welt ein michel magen. in vil unlangen tagen, dô begruop man in, als ez gezam. diu vrouwe den jungen ritter nam und enpfalh im gar in sîn hant 8vb beidiu liut und lant. sus erbet er, dô er genas, daz ê des fôrehtieres was. Dô was vil milte der wirt, als den daz guot lützel swirt. daz der sweher sparte, rîlîch er daz zarte, wan erz mit manheit gewan. dô schuof er sîn amptman nâch wîser liut lêre. er warp niht wan umb êre, als ein hübsch ritter kan. Orpilet, der küene man, dô der ersach sînen site, daz er in fuor sô sanfte mite und er doch nieman liez enstân, wi sîn geverte was getân, durch daz lobet er im zehant des küniges Artûses lant und Karidôl di mæren. er saget im, daz dâ wæren der besten ritter diu kraft, ›di mit ir ritterschaft erwerbent lop und prîs. der künic selbe ist sô wîs,
aller fehlt P inkurzer W ¶ fehlt P kurtzen stunden P
Man horte den wurt lutzil clagen, ˙ o p man in, also es gezam. Doch bygru beualch gar P erbete do P forchtierers P
Do waz er ein vil milter wurt, Also meniger, dem daz guo t nicht swúrt. daz] es P ampt man W enwarp P kam P orpylet W Orphilet P sin W 26r P gesach sinen sitten P sovnfte W sô fehlt P niem W
... Durch daz lobete er in zuo hant Jn des kuniges Artusis lant, Zuo Karidol der merren; Vnd sagete, daz ime da weren Der besten ritter die kraft, Die mit yr kuntschaft Erwurbent lob vnd priß. ›Der kunig selbe ist so wise,
1243 by˙ gruo p P 1249 wir W / er vil beuilte milte wurt P 1250 lutlzel W 1259 davor Wiederholung von V. 1255– ˙ yr die 1257 P mit irrelevanten graphischen Abweichungen 1264 artuses W 1265 karydol W 1266 do W 1268 miit ˙ unsicher; Länge des k in guntschaft angesetzt, g darüber guntschaft P] miit 1240 ¶ fehlt Ha
1251 besparte La (Ha)
1252 erz zezarte La (Ha)
1256 Ha folgt P
1258 Orphilet Ha
1241 Zu magen siehe Anm. zu V. 112. 1252 zarte ist eventuell (mit irregulärem ›Rückumlaut‹?) zu zern swv. ›aufzehren, verbrauchen, hinbringen‹ (Le III 1074f.) zu lesen. Die Konjektur bei Ha zu zerzerren swv. ›auseinanderreißen, zerreißen‹ (BMZ III 905 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1095f.) ist aber (wegen der geringen Differenz zwischen zerren und zerzerren) in keinem Fall notwendig. 1261 enstân, enstên (so V. 5100) = entstân stv. mit Gen. oder Akk ›merken, verstehen, wahrnehmen, einsehen‹ (BMZ II/2 580ff. mit Verweis auf V. 3216, 4303, 5100, 7257; Le I 590; vgl. V. 3015, 5977, 8243, 8574). 1263– 1273 Der Paralleltext ist fraglich, vgl. auch K zur Stelle. 1267 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 1268 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede, insbesondere innerhalb einer Periode, siehe Mhd. Gramm. § 494, 2; vgl. HaA; Schütze 1883, S. 20f. mit älterer Literatur; Neumaier 1883/84 II, S. 11f.; vgl. V. 4356, 4975. / guntschaft P scheint sonst nirgends belegt, möglich wäre eventuell kuntschaft als ›Nachricht; Zeugnis‹ (Le I 1784f.).
1239–1270
1240
wie sie nur irgend konnte. Danach kam eine große Menge Leute in kurzer Zeit aus aller Welt. Binnen weniger Tage begrub man ihn, wie es sich gehörte.
1245
1255
1260
1265
1270
Man hörte selten, dass der Burgherr beklagt wurde, doch begrub man ihn, wie es sich gehörte.
Die Dame nahm den jungen Ritter und legte sowohl Leute wie Land ganz in seine Hand. So erbte er, als er alles gut überstanden hatte, was zuvor dem Förster gehört hatte.
Da war der Burgherr sehr freigebig, 1250
73
wie jene, denen der Besitz wenig gilt. Was der Schwiegervater gespart hatte, das verbrauchte er prunkvoll, weil er es mit Mannheit gewonnen hatte. Er bestellte Verwalter nach dem Rat weiser Leute. Er warb um nichts als um Ehre, wie ein höfischer Ritter tun soll. Orpilet, der kühne Mann, als der sein (Lanzelets) Verhalten sah, dass er (Lanzelet) sie so sanftmütig behandelte und doch niemanden sehen ließ, wie es um ihn stand, lobte er deshalb vor ihm (Lanzelet) sogleich das Land von König Artus und das berühmte Karidol. Er sagte ihm, dass dort viele der besten Ritter seien, ›die mit ihrer Ritterschaft Lob und Ruhm erringen. Der König ist selbst so weise,
Da war er ein sehr freigebiger Burgherr, wie mancher, dem der Besitz nichts gilt.
... lobte er ihn deshalb im Land von König Artus, beim berühmten Karidol; und er sagte, dass er dort viele der besten Ritter hätte, die ihrem Zeugnis nach Lob und Ruhm errungen hätten. ›Der König selbst ist so weise,
74
1275
1280
1285
1290
1295
1300
1305
Text und Übersetzung daz erz wol erbieten kan eim iegelichen man nâch sîner werdicheit. swer ie durch manheit ûz gereit, der sol mîns herren hof sehen. ich wil iu wærlîche jehen, diu küniginne ist sô gemuot, daz siu gerner zwei guot tuot dan ein karcheit. dâ sint ouch ander vrouwen gemeit, der tugent ist sô reine, und wær ir niht wan eine in eim künicrîche, dâ solten billîche alle ritter hübsch sîn. 9ra di gesehent, dêst der rât mîn!‹ Dô sprach der ungenande: ›ez wære ein michel schande, daz ich flüge ungeveder. ich wil es eintweder schaden vâhen oder vromen, ê ich immer welle komen zuo solcher zoumhefte und zuo der geselleschefte. Waz solt ich in ze rede geben, di mit nîtspil ir leben gehœhert hânt vil sêre? ez wær ein unêre, ob ich mich anders werte. got erlâz mich der verte! ich wil gern wesen alsus.‹ Dô bât in aber Kurâus gegen Gâgunne kêren. des enwolt er in niht geweren, daz er mit im füere.
Das er wol erbeitten kan Einen jegelichen man Noch siner werdikeit. gesehen P
... Das sy gerner zehen guo t Duo t danne ein kargheit. do W Do P ouch fehlt P enwerent P do W] Die P 26v P Alle die ritter P gesehent si dest W
geflige P es] ee P oder] also P zvo mschefte W
Ouch solte ich in zuo rede gebin, Die mit nitspil ir leben Geuordert hant vil sere.
ich gern W Kuravs W curaus P ¶ fehlt P Gahgvo nne W gahunge P
Des enwolte er ýn nicht geeren, Das er mit ime fuo rte.
1272 Eime P 1273 sinerwerdikeit P 1287 Repräsentant nicht aufgelöst P 1295 Ouch P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) / ime P 1296 nit spil P 1278 Hannink folgt P
1295 ¶ fehlt Ha
1302 ¶ fehlt Ha
1304 Ha folgt P
1271–1272 erbeiten swv. ›erwarten, warten auf‹ ist mhd. zunächst nur mit Gen. oder Nachsatz, später auch mit Akk. möglich (BMZ I 175; Le I 610). Eventuell liegt in P nicht seltene Dat.-Akk.-Verwechslung vor. 1293 zvo mschefte W ist mit Sicherheit Schreiberirrtum (Hannink, S. 10). / zoumhaft stf. ›Fesselung vermittelst eines Zaumes‹ (BMZ I 603 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1160; vgl. HaA). 1296 nîtspil ›Spiel des Hasses, Feindseligkeit‹, (hier) ›Kampf‹ (BMZ II/2 502 mit Verweis auf die Stelle; Le II 88 mit Verweis auf V. 3886 und 5280). 1297 Lies für P gevürdert. 1299 ›wenn ich mir anderes gestatten würde‹, vgl. BMZ III 582 mit analogen Konstruktionen; vgl. W in V. 1304. 1304 Der Reim und der Wechsel der Bezüge in W (in – im) spricht für die Lesung von P.
1271–1305
1275
1280
1285
dass er einen jeden Mann genau seiner Würde entsprechend behandeln kann. Wer jemals um der Mannheit willen ausgeritten ist, der soll den Hof meines Herren sehen. Ich will euch wahrlich sagen, dass die Königin ein solches Gemüt hat, dass sie lieber zwei gute Dinge tut, als einmal zu knausern. Dort sind auch andere fröhliche Damen, deren Tugend so rein ist, dass, gäbe es in einem Königreich auch nur eine einzige von ihnen, dort alle Ritter mit Recht höfisch sein sollten. Schaut sie euch an, das ist mein Rat!‹
75 dass er auf einen jeden Mann seiner Würde entsprechend warten kann.
... dass sie lieber zehn gute Dinge tut, als einmal zu knausern.
D
1290
1295
1300
a sprach der Ungenannte: ›Es wäre eine große Schande, wenn ich ohne Federn fliegen würde. Ich will entweder Niederlage oder Erfolg erwerben, ehe ich jemals in solche Bande und zu dieser Gesellschaft kommen will. Was sollte ich ihnen zum Reden geben, die ihr Leben mit Kampf sehr aufgewertet haben? Es wäre eine Unehre, wenn ich mir anderes gestatten würde. Gott soll mir diese Fahrt erlassen! Ich will es gerne damit bewenden lassen.‹
Ich sollte ihnen auch etwas zum Reden geben, die ihr Leben mit Kampf sehr befördert haben.
D
1305
a bat ihn aber Kuraus, nach Gagunne zu kommen. Das wollte er ihnen nicht gewähren, dass er mit ihm fahren würde.
Damit wollte er ihn nicht ehren, dass er mit ihm fahren würde.
76
1310
1315
1320
1325
1330
1335
1340
Text und Übersetzung sîn gesinde wol allez swüere, daz er dô belibe stæte mit der vrouwen, diu in dô hæte ze alsô grôzen êren brâht. des was im idoch ungedâht. Nuo enwolten sîne gesellen mit im niht lenger twellen, di zwêne wîgande. si wolten heim zuo lande. Dô ez gienc an ein scheiden, dô gâbet er in beiden, swaz si sîner hab geruochten. di recken wol besuochten, daz er guoten willen truoc. lobens tâten si im genuoc von siten und von manheit. ze Karidôl wart ouch geseit, daz Orpilet dô kæme. daz was in vil genæme, wan er lange was gesîn. 9rb nuo vrâget in al diu menegîn von wunder und von mære, wâ er sô lange wære. Er sprach: ›daz kan ich wol gesagen. ich was in unlangen tagen, dâ man mir bôt guot gemach und ich den tiursten degen sach, den ie getruoc dehein wîp. Sîn sældehafter lîp ist blôz vor âküste. er ist nach mîner küste ein der vordereste man, des ich kunde ie gewan. im vert vil sældicheit mite. sô ist daz ein hübscher site, er enweiz niht, was trûren ist.
geswuo re P da were stette P dô fehlt P zealso W idoch] doch vil P 27r P Initiale fehlt P By˙ ime P
Sy˙ rittint heim zuo lande. ¶ Do gienc W ¶ fehlt P gebette P hebde ruo htin P
im fehlt P zecharydol P karedol P orpylet W orphilet P dô fehlt P sin P Jn fragete alle P
Initiale fehlt P ich vch wol P do W Do P
luste P 27v P ich ie kunde P seildicheit W selikeit P Das ist ein hubischlicher P
1307–1308 in einer Zeile P 1317 bd in hebde P ist m. E. nur Schreiberversehen 1329 gesagen W] gen rechts ausgeworfen nach V. 1328 1307 Ha folgt P 1308 Ha folgt P 1310 Ha folgt P 1315 ¶ fehlt Ha 1316 Ha folgt P 1323 Orphilet Ha 1329 Initiale fehlt Ha 1336 Hannink, S. 35 folgt P / nach mîner] in sîner Kraus 1919, S. 30, Anm. 1 1338 Ha folgt P 1339 Ha folgt P 1310 mir ist ungedâht eines dinges ›ich denke es nicht‹ (BMZ I 344 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1833). 1316 gâben swv. ›eine gâbe austeilen‹ (Le I 721). 1335 âkust stf. ›Schlechtigkeit, Tücke‹ (BMZ I 827 mit Verweis auf die Stelle; Le I 32). 1336 kust stf. ›Prüfung, Schätzung, Befund, Beschaffenheit‹ (BMZ I 826f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 1805; Le I 1802). 1339 sældecheit = sælecheit (Le II 580 mit Verweis auf die Lesart) .
1306–1341
1310
77
Sein ganzes Gefolge hätte wohl geschworen, dass er da auf immer bei der Dame bleiben würde, die ihm da zu so großer Ehre verholfen hatte. Er dachte jedoch anders.
Nun wollten seine Gesellen,
1315
1320
1325
die zwei Kämpfer, nicht länger bei ihm verweilen. Sie wollten heim in ihr Land. Als es an ein Scheiden ging, da schenkte er ihnen beiden, was immer sie von seinem Besitz haben wollten. Die Recken erkannten genau, dass er ihnen wohl gesonnen war. Sie lobten ihn genug wegen seines Charakters und seiner Mannheit. In Karidol wurde auch die Rede laut, dass Orpilet kommen würde. Das war ihnen (den Tafelrundern) sehr angenehm, weil er lange ausgeblieben war. Nun fragte ihn die gesamte Menge nach Wundergeschichten und Neuigkeiten, und wo er so lange gewesen wäre.
Er sprach: ›Das kann ich genau erzählen. 1330
1335
1340
Ich war vor kurzem, wo man mich gut behandelte und wo ich den vortrefflichsten Degen sah, den je eine Frau austrug. Er ist vom Glück gesegnet und ohne Tücke. Er ist meiner Meinung nach einer der besten Männer, von denen ich je Kunde gewann. Eine große Menge an Glück begleitet ihn. Es ist das eine sehr höfische Sache, dass er nicht weiß, was Kummer ist.
Sie ritten heim in ihr Land.
78
1345
1350
1355
1360
1365
1370
1375
Text und Übersetzung bî im ist guot mitewist. swer dô sæhe, daz ich sach, wi er di âventiure brach ze Môreiz ûf der veste, der spræch im wol daz beste. man möht in gerne erkennen; ern wil sich nieman nennen, swaz man redet oder tuot.‹ Orpilet, der helt guot, saget von êrst unz an daz zil von sîner manheite vil und von sîner sigenünfte. dô wunschte sîner künfte Artûs, der schanden vrîe, und al diu massenîe. Innan des, dô daz geschach, dô enlie sich niht an sîn gemach der, von dem daz mær ist erhaben. er begunde tegelîchen traben durch jagen ûz in den walt. sich bedâhte der helt balt, durch waz er ûz was geriten. ze lange dûht in des gebiten. eines tages, dô ez schœne was, 9va dô nam er sîn harnas geswâslîch an sînen lîp. ez enwiste man noch wîp, Waz daz was, daz in twanc. vier tageweide lanc reit er für sich balde ûz engegen einem walde. dâ vant er drî strâzen. di zwô begund er lâzen ze ietwederr sîten, di mitelen begund er rîten. diu gienc ûf ein burc vast. dar enkom nie kein gast, weder tump noch wîs,
mite wist W ist fehlt P Wer das sehe P Moreýs W moreis P wol fehlt P Er enwil P Orpylet W Orphilet P von êrst] zuo dem ersten P sigenvo fte W sime P wunste P artus W Arthus P diu] sine P ¶ Nnan W ¶ fehlt P daz] dis P der fehlt P daz] dise P
sich] Sy˙ P 28r P zelange W des] das P harnasch W Gyweß liche P enwisse weder man P ¶ fehlt P er sich W Vntz gegen dem P do W Do P
vaste W gaste W Dar in kam in keiner slachte gast P
1367 Gyweß liche P] die Wortform zeugt vermutlich von einer automatischen Ersetzung von swer, swaz etc. durch Formen ohne s (Hannink, S. 21); ob dies erst in P oder schon vorher erfolgte, ist nicht zu beantworten 1343 Ha folgt P 1350 Orphilet Ha 1357 Initiale statt ¶ Ha 1359 der fehlt Ha 1365–1366 Deu bringt den unreinen Reim mit dem Spaltenwechsel in W zusammen 1369 ¶ fehlt Ha 1372 unz gegen einem Ha 1342 mitewist stf. ›das Zusammensein mit einem, Beiwohnen‹ (BMZ III 770 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2184). 1353 sigenunft stf. ›Siegnahme‹ (Le II 917). 1367 geswâslîche, geswæslîche adv. ›heimlich, für sich, vertraulich‹ (BMZ II/2 766 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6246; Le I 938).
1342–1379
1345
1350
1355
1360
1365
1370
1375
Bei ihm ist man gerne. Wer da gesehen hätte, was ich sah, als er auf der Burg Moreiz das Abenteuer bestand, der würde wohl das Beste von ihm erzählen. Man würde ihn gerne kennen lernen wollen. Er will sich aber niemandem nennen, was immer man redet oder tut.‹ Orpilet, der gute Held, erzählte von Anfang bis zum Ende viel von seiner (Lanzelets) Mannheit und von seiner (Lanzelets) Siegnahme. Da hofften Artus, der schandlose, und der gesamte Hof auf seine (Lanzelets) Ankunft. Während das geschah, da machte es sich der, von dem diese Geschichte erzählt, nicht bequem. Er begann, täglich um der Jagd willen hinaus in den Wald zu reiten. Der kühne Held besann sich, weshalb er ausgeritten war. Er glaubte, schon zu lange darauf gewartet zu haben. Eines Tages, als es schön war, da nahm er seine Rüstung heimlich an sich. Weder Mann noch Frau wussten, was es war, das ihn zwang (antrieb). Er ritt vier Tagesritte schnell vor sich dahin, hinaus zu einem Wald. Da fand er drei Straßen. Die zwei äußeren ließ er sein, er nahm die mittlere. Die ging zu einer befestigten Burg. Dorthin kam nie ein Gast, weder ein törichter noch ein weiser, ohne dass
79
80 1380
1385
1390
1395
1400
1405
1410
1415
Text und Übersetzung er fuort ein ölboumes rîs. daz was ein wortzeichen, daz er vride wolte reichen. und swer gewæfent dar kam, den helm in di hant nam und lie di vinteilen nider, oder ez gerou in aber sider, Swenne er di burc an sach. dem aber alsô geschach, daz er vermeit den site, dem fuor man sô übel mite, daz er nimmer genas, swi rîche oder swi edel er was. dirr sit was verborgen. daz kom im ze sorgen, dem stolzen wîgande, der sîn selbes niht erkande. Vermezzenlîch er für si reit. daz dûht ein michel tumpheit, di in ab der burc gesâhen. Si begunden alle gâhen, di alten zuo den jungen. ze dem burctor si ûz drungen mit gewæffen aller hande. zem êrsten di sarjande, di bestuonden in mit scharn. 9vb dô kom aber dar nâch gevarn manic gewæffent man, di fuorten ringez gespan, helm mit den schilten. di bestuonden den milten in eim buocholze. dô werte sich der stolze, wan er gerne genas. der wec tief und enge was, dâ si in zem êrsten kômen an. daz wart manigem ze ban.
1393–1394 vertauscht P 1384 Ha folgt P
dihant W helm er in P vintellen W ven talle P ¶ fehlt P lantsitten P 28v P also P riche vnd edele P Der P zesorgen W daz] Es P zuo allin sorgen P
DEr mezeclichen er fúr schreit P tuht W
zedem burc tor W dem ore sy˙ P allerhande W Zuo merist die P
büchenin (bücheinn?) holtze P were P
do W] Die P zemersten W zeban W manigem man zuo P
1411 bvo chóltze W] Oder ô? Deu liest bvochi oltze
1387 ¶ fehlt Ha
1389 Ha folgt P
1397 si] sich Ha
1398 tûht Ha
1402 tor Ha
1380 Zur fehlenden Negation siehe Anm. zu V. 545. 1385 vintâle, vinteile stswf. ›Visier des Helmes‹ (BMZ III 325 mit Verweis auf die Stelle; Le III 360; vgl. V. 4533). 1404 sarjant stm. ›Fußknecht, Kriegsmann zu Fuße‹ (BMZ II/2 57; Le II 609). 1408 gespan stn. ›Panzerringe, runde kupferne Scheibe‹ (BMZ II/2 482 mit Verweis auf die Stelle; Le I 921). 1411 buochholz stn. ›Buchenwald‹ (BMZ I 706 mit Verweis auf die Stelle; Le I 387 ohne weiteren Beleg). 1416 ban swm. ›Untergang, Verderben‹ (BMZ I 82f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3041; Le I 119; vgl. Schilling 1866, S. 29).
1380–1416 1380
1385
1390
1395
er den Zweig eines Ölbaumes mit sich führte. Das war ein Wortzeichen, dass er in Frieden kommen würde. Und wer immer gewaffnet dorthin kam, nahm den Helm in die Hand und ließ das Visier herab, oder er würde es später bereuen, sobald er in Sichtweite der Burg kam. Wem es aber zufiel, dass er diesen Brauch überging, dem spielte man so übel mit, dass er niemals davon kommen konnte, wie reich oder edel er auch wäre. Dieser Brauch war geheim. Das brachte den stolzen Kämpfer, der sich selbst nicht kannte, in Sorgen.
Er ritt kühn vor sie hin. 1400
1405
1410
1415
Das hielten jene für eine große Dummheit, die ihn von der Burg herab erblickten. Sie beeilten sich alle, die alten und die jungen. Sie stürmten mit allerhand Bewaffnung aus dem Burgtor hinaus. Als erstes das Fußvolk, das griff ihn in Scharen an. Da kamen aber danach viele bewaffnete Männer gefahren, die leichte Panzerringe und Helme sowie Schilde führten. Die griffen den Freigebigen in einem Buchenwald an. Da verteidigte sich der Stolze, weil er gerne am Leben bleiben wollte. Der Weg war tief und eng, in dem sie ihn zuerst anfielen. Das wurde manchem zum Verhängnis.
81
82
1420
1425
1430
1435
1440
1445
1450
Text und Übersetzung
Er erhiu sich von dem fuozher.
hiv W fuo z her W 29r P ¶ statt Initiale P
di ritter satzten sich ze wer, wan er in niht moht entrîten, si begunden mit im strîten, als er in den vater het erslagen. des begund er in sich vor tragen ûf dem velde an der wîte. ir keiner den andern nîte der gâbe, di der junge gap. si gerou der urhap beidiu vor und sider. er stach ir zweinzic der nider von den rossen ûf daz gras, daz etslicher nie genas. zehen ir dô tôt beliben. gein der burc si in triben, daz er allez strîtende reit. in bestuont daz here breit als ein wildez swîn di hunde. daz er wol strîten kunde, daz zeiget er in harte. daz swert er lützel sparte. daz lantliut allez ûf in schrê. daz tet inneclîchen wê den vrouwen ûf den zinnen. daz er niht moht entrinnen, des ward er sêre beklaget. ûf der burc was ein maget, daz in dem lande 10ra nieman bekande enkeine juncvrouwen, di man gerner möhte schouwen durch schœne noch durch hübscheit. dô ir daz vehten wart geseit, ir êren siu niht vergaz: ûf ir pferit siu gesaz, daz ir ze rîten gezam. geloubent mirs, ez was niht lam,
zewer W sattint P
vater ter het W den] iren P sich in P dem P di der] der der P
stach wol z wentzig P
Zuo hine ir da P stridende W wildeswin P
¶P
Das tet in mynnecliche we, Den frowen vnd den vff den zinnen. 29v P Das er sere wart P
möhte] dorfte P daz] dis P ir] ein P zeriten W zuo rittene P
Gloubent mir es, es waz nit lam,
1441 vnd den P] den eventuell gestrichen 1417 Initiale fehlt Ha 1425 Ha folgt P 1431 dâ Ha 1452 Ha folgt P 1453 Ha folgt P 1454–1471 We folgt W, übersetzt die Beschreibung aus P jedoch in der Anm. zur Stelle bei Webster/Loomis 1951, S. 178; dagegen Pérennec, S. 76f., der P für authentisch hält 1419 kann nach oben (so Ha) oder unten gezogen werden. 1422 sich vor tragen mit Dat. ist wohl als ›von jemandem wegeilen, jemandem vorauseilen‹ zu lesen, ebenso WePéBuSp. Anders Ke: ›So he moved to engage them on a wide, open field.‹ 1424 nîden als sw. Verb ist äußerst selten (Mhd. Gramm. § 245, Anm. 4 mit nur diesem Beleg).
1417–1454
83
Er schlug sich aus dem Fußheer heraus. 1420
1425
1430
1435
1440
1445
1450
Die Ritter setzten sich zur Wehr, weil er ihnen nicht entreiten konnte; sie begannen mit ihm zu kämpfen, als hätte er ihnen den Vater erschlagen. Deshalb eilte er auf dem Feld von ihnen weg ins offene Gelände. Keiner von ihnen beneidete den anderen um die Gabe, die der junge austeilte. Sie bereuten den Kampf sowohl zuvor als auch danach. Er stach 20 von den Rössern auf das Gras nieder, sodass so mancher nicht mit dem Leben davon kam. Zehn von ihnen blieben da tot. Sie trieben ihn zu der Burg, wobei er die ganze Zeit kämpfend ritt. Ihn griff das breite Heer an wie Hunde ein Wildschwein. Dass er gut kämpfen konnte, das zeigte er ihnen deutlich. Er schonte das Schwert wenig. Das Volk des Landes schrie alles auf ihn ein. Das tat den Damen auf den Zinnen im Innersten Leid. Er wurde sehr bedauert, weil er nicht entkommen konnte. Auf der Burg war eine Maid, dass niemand in dem Land irgendeine Jungfrau kannte, die man um ihrer Schönheit oder Höfischheit willen lieber anschauen mochte. Als ihr vom Kampf erzählt wurde, vergaß sie nicht auf ihre Ehre: Sie setzte sich auf ihr Pferd, das ihr zum Reiten recht war. Glaubt es mir, es war nicht lahm,
Das tat ihnen aus Minne Leid, den Damen und denen, die auf den Zinnen waren.
Glaubt es mir, es war nicht lahm,
84 1455
1460
1465
1470
1475
1480
Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... vil schœne und edel ez was. sîn har gleiz als ein spiegelglaz. âne vingerzeigen was ez gar. ez was alles snêgevar, wan eines buoges, der was rôt. es enwære kein nôt, daz iu ieman seite von bezzerm gereite, dan daz ûf daz pferit was geleit, daz diu juncvrouwe reit, diu dente nâch den scharn.
1455 Jr gurrit P
1457 thozilande P
1455–1471 Ha folgt P
1466 harts lacht P
Jrgurrit, magir noch zuo crang. Vz dem wege es selten drang, Wanne es nicht tokzelinde truo g. Es enbeis noch ensluo g Vnd ließ vff sich wol sittzen. Man sach es selten switzen. Es enwas zerbrochen noch beschaben Vnd enkonde ouch andirß traben. Es in hargite nocht in struchte, Wie vil man es gewurchte. Die füsse warent im nicht zuo sat. Es enhatte hartslacht noch spat, Es enwaz galling noch blint. Es bewarte wol ein cleine kint. 30r Dar zuo was es nicht wegeschie. Durch not es hubslich gie, Wanne es schone und edel waz. spiegel glaz W vinger zeigen W Ane jungerzeige P sne gevar W snevare P [n]V were enkein P
... Die da ilte noch den scharn.
1469 wege schie P
1464 gebrûchte Ha wohl wegen des Reims
1476 Repräsentant nicht aufgelöst P
1473 vingerzeige Lei (nach P)
1455 ergurren swv. ›zu einer gurre werden, schlecht wie eine gurre laufen‹ (BMZ I 593 mit nur diesem Beleg; Le I 634 mit weiterem Belegmaterial; vgl. Schilling 1866, S. 31) zu gurre ›schlechte Stute, schlechtes Pferd‹ (BMZ I 592; Le I 1124f.). 1457 tokzelen, tokzelende tragen swv. ›hin und her bewegen, schwanken‹ (BMZ III 45f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 1458; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 9; Schilling 1866, S. 31). 1462 Der Vers ist nicht ganz klar. Vermutlich ist gemeint, dass das Pferd nichts anderes kann als traben = gemächlich, (für die Reiterin) bequem reiten (vgl. Le I 456). 1463 hargen swv. ›stutzig sein, sich wälzen, rollen, kugeln‹ (Le I 1183 mit Verweis auf die Stelle; Bayer. Wb. I 1161; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 10; Haupt, Sp. 110; Schilling 1866, S. 31), in ist Negationspartikel. 1465 sat adj. (hier) ›voll, geschwollen‹ (Le II 610f. mit Verweis auf die Stelle). 1466 harteslaht ›Herzschlächtigkeit, Engbrüstigkeit, eine Pferdekrankheit‹ (BMZ II/2 388 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1190; HaA; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 11; Schilling 1866, S. 32; Pé, S. 105, Anm. 31; Bu, S. 61, Anm. 10). / spat ›Kniesucht der Pferde (ein Tumor)‹ (BMZ II/2 489 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1072; vgl. HaA; Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 12f.; Haupt, Sp. 110; Pé, S. 105, Anm. 31; Bu, S. 61, Anm. 9). 1467 gallinc adj. ›mit der galle behaftet‹ (BMZ I 459 mit nur diesem Beleg; Le I 729 ohne weiteren Beleg) zu galle swf. ›weiches Geschwulst über dem Knie am Hinterbein des Pferdes‹ (Le I 729; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 12). 1469 wegeschiehe, wegeschie adj. ›wegscheu, scheu‹ (Le III 729 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3820; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 9; Haupt, Sp. 110). 1473 ân vingerzeigen ›ohne Tadel‹ zu vingerzeigen stn. ›das, worauf man tadelnd, spottend mit dem Finger zeigt‹ (BMZ III 867 mit Verweis auf die Stelle). 1478 gereite stn. ›Reitzeug, Ausrüstung (des Pferdes)‹ (BMZ II/1 743f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4262, 6277, 8576 [irrtümlich als V. 8577], 8880; Le I 876; vgl. V. 4431, 8839, 8896). 1481 denen intr. ›dahin gerichtet, darauf gespannt sein‹ (BMZ I 311 mit Verweis auf die Stelle).
1455–1481 1455
1460
1465
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
1470
1475
1480
... ... es war sehr schön und edel. Sein Fell glänzte wie Spiegelglas. Es war völlig ohne Tadel. Es war überall weiß wie Schnee, ausgenommen eine Schulter, die rot war. Es wäre überflüssig, wenn euch jemand von einem besseren Reitzeug erzählen würde, als es auf das Pferd gelegt war, das die Jungfrau ritt, die zu den (kämpfenden) Scharen strebte.
85 weder ein schlechtes Pferd noch mager oder schwach. Es kam selten vom Weg ab, weil es nicht schwankend ging. Weder biss noch schlug es aus und es ließ sich gut reiten. Man sah es selten schwitzen. Es war weder gebrochen noch geschunden und konnte nichts anderes als traben. Weder wälzte es sich noch strauchelte es wie sehr man es auch bearbeitete. Die Füße waren ihm nicht zu geschwollen. Es litt weder an Engherzigkeit noch an Kniesucht, es hatte weder Geschwülste über den Knien noch war es blind. Man hätte ihm ohne weiteres ein kleines Kind anvertrauen können. Außerdem war es nicht wegscheu. Es musste höfisch gehen, denn es war schön und edel.
... die da zu den (kämpfenden) Scharen eilte.
86
1485
1490
1495
1500
1505
1510
Text und Übersetzung siu kom von der burc gevarn reht als ein wolkenschôz. dô sach siu slâhen manic gebôz und stechen manic sper ûf den ritter, der dort her balde gegen ir reit. Siu bat in umb sicherheit, daz er sich ir wolt ergeben. siu sprach: ›imer, unz ich leben, hân ich iuch zeim vriunde erkorn, ob ir sint sô wol geborn, als iuwerr manheit gezimet. swer iu den lîp hiut nimet, dêswâr der missetuot dar an. ich hülf iu, wær ich ein man, und sult doch vil gewis sîn, sô ich meiste mac, der günst mîn. doch enweiz ich, wâ von ich ez tuo, wan daz mich daz herze twinget dar zuo.‹ Des enmohter geantwurten niht, 10rb idoch sprach er: ›swaz mir geschiht, des sint iuwer genâde grôz.‹ manigen gêren man ûf in schôz, wan si zim niht mohte komen. diu vrouwe wolt im gerne vromen, wan daz si daz her underdranc. doch kom er under ir danc vor in ûf di burc geriten. dô wart dâ sêre gestriten. Als er vor in în kam, eim ritter er sîn sper nam, als in twanc sîn tobezorn.
wolchen schoz W
¶ fehlt P unz] muo ß P
30v P iwe W so meiste W günst] liebe P
So weiß ich, wo von ich daz tuo , Min herze beldet mich dar zü.‹
waz W sin W Das P in fehlt W ger P
... Wenne sy˙ zuo ime nit mochtin kommen.
vnder dranc W Wanne da sy P
Do kam er sunder iren dang Vor in vff die burg gerittin. wart do P ¶ fehlt P genam P tobe zorn W
1499 Der gvnste mýn so P 1500 zvo rechts ausgeworfen nach V. 1499 / here P Spaltenendes) schon beim vorigen Vers. 1508 kamer P
1501 Initiale W steht (wohl wegen
1488 ¶ fehlt Ha 1490 iemer, sol ich leben Hannink, S. 56 1499 doch weiz ich Hannink für P; dagegen Pérennec, S. 77, der für V. 1499–1500 Ha folgt 1500 Ha folgt P 1503 Ha folgt P 1504 Ha folgt P 1505 Ha folgt P 1508 Hannink folgt P 1511 ¶ fehlt Ha 1512 Ha folgt P 1483 wolkenschôz stn. ›Blitz‹ (BMZ II/2 175 mit nur diesem Beleg; Le III 971 ohne weiteren Beleg). 1484 gebôz stn. ›Schlag, Stich‹ (BMZ I 191 mit Verweis auf die Stelle; Le I 758). 1500 belden ›balt machen‹ (siehe Anm. zu V. 1012). 1504 gêr, gêre ›Wurfspieß‹ ist mhd. swstm. (Le I 869). 1505 Während in P die Feinde nicht bis an ihn herankommen können und deshalb mit Wurfspießen auf Lanzelet schießen, ist es in W die Jungfrau, die nicht bis zu ihm durchdringen (vgl. V. 1506– 1507) und dadurch dem Kampf Einhalt gebieten kann. 1507 underdringen stv. mit Akk. ›sich zwischen jemanden und einen anderen drängen‹ (BMZ I 394 mit Verweis auf V. 3378; Le II 1783). 1508 ir] der Feinde; wodurch der Unterschied zwischen W und P marginal wird.
1482–1513
1500
Sie kam ganz wie ein Blitz von der Burg geschossen. Da sah sie, dass viele Hiebe und viele Lanzen auf den Ritter geschlagen und gestochen wurden, der ihr von dort kühn entgegenritt. Sie bat ihn, ihr ›Sicherheit‹ zu schwören und sich ihr zu ergeben. Sie sprach: ›Immer, solange ich lebe, will ich euch als Freund auserkoren haben, wenn ihr von so guter Geburt seid, wie es eurer Mannheit anstünde. Wenn einer euch heute das Leben nimmt, fürwahr, macht er damit einen Fehler. Ich würde euch helfen, wäre ich ein Mann, und ihr könnt euch auf mein Wohlwollen verlassen, soviel in meiner Macht steht. Dennoch weiß ich nicht, weshalb ich es tue, außer dass mich das Herz dazu zwingt.‹
1505
arauf konnte er nicht antworten, doch er sprach: ›Was immer mit mir geschieht, euer Wohlwollen ist groß.‹ Man schoss viele Wurfspieße auf ihn, weil sie nicht bis zu ihm durchdringen konnte.
1485
1490
1495
87
Ich weiß auch, weshalb ich das tue, mein Herz gibt mir den Mut dazu.‹
D
1510
Die Dame wäre ihm gerne beigestanden, doch das Heer drängte sich zwischen sie. Trotzdem erreichte er gegen ihren Willen vor ihnen die Burg. Da wurde dort heftig gekämpft. Als er vor ihnen hineinkam, nahm er einem Ritter seine Lanze, wozu ihn seine Raserei zwang.
... weil sie nicht bis an ihn herankommen konnten.
Da erreichte er gegen ihren Willen vor ihnen die Burg.
88
1515
1520
1525
1530
1535
1540
1545
Text und Übersetzung daz ros ruort er mit den sporn und kêrt gegen der bürge wider. er stach manigen der nider der nâch schrîender diet. eim degen er ûf den schilt erriet gegen den vier nageln hin. er stach in gein dem herzen în durch beide halsperge wende. si schrîten dem ellenden alle vast ûf daz leben, wan er des wirtes râtgeben ze tôde het erstochen. dô wart von im zerbrochen manic schilt, daz er zekloup, und daz diu varwe ûf stoup, als ez genibelt wære. der degen urmære zerhiu des tages manigen schaft. dô en moht er wider überkraft und mit als guoten knehten langer niht gevehten. Dô ergab er sich der selben maget, von der ich ê hân gesaget, durch triuwe und ûf genâde. Siu was genant Ade, daz suln wir niht verswîgen. Patricius von den Bîgen, der was ir vater, hôrt ich sagen. 10va der het an birsen und an jagen meistic sînen vlîz bewant. der selbe was wîtân bekant. er het wol hundert winde, ân ander huntgesinde, bracken und leithunt. im was wol umb spürn kunt. swâ ein hirz funden wart, e
1521 wendn W
den] beiden P kerte in gegen P manigen man da nider P Eným P Engegen P hin] in P
Er stach in vff den arm sin 31r Vnd durch beide halspergen wende. Dem recken ellende Schruwent sý alle vff das leben, ... zetode W
vber chraft W Nicht lenger P Initiale fehlt P magen P und] nvo n P ¶ fehlt P patricius von den bigen W Patricius von den bijgin P
vleiz W selbe herre was erkant P on ander hvo nt gesinde W
31v ... Bracken, suse vnd leithunt.
1522 schriten alle dem W
1520 er stach engegen dem herzen in Hannink, S. 32 (wegen des Reims) 1521 halspercwende Ha folgt P 1538 ¶ fehlt Ha 1544 Ha folgt P 1547 Ha folgt P / We folgt W
1522–1523 Ha
1518 errâten stv. ›treffen auf, geraten‹ (BMZ II/1 580f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 662f.). 1522–1523 schrîen kann mhd. auch schwach flektiert werden (Mhd. Gramm. § 245, Anm. 2; Weinhold, Mhd. Gramm. § 425). 1530 urmære adj. ›herrlich‹ (BMZ II/1 70 mit Verweis auf die Stelle; Le II 2010; vgl. V. 4781 [P]). 1540 bîge f. ›aufgeschichteter Haufe‹ (Le I 270 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2337; vgl. K zur Stelle). 1547 bracke swm. ›Bracke, Spürhund‹ (Le I 339 mit Verweis auf die Stelle) / sûse swm. ›eine Art Jagdhund‹ (Le II 1328 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Pérennec, S. 77) / leithunt stm. ›am Seil geführter Jagdhund, der die Spur des Wildes aufsucht‹ (BMZ I 728 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1874).
1514–1549
1515
1520
1525
1530
1535
1540
1545
Er gab dem Ross die Sporen und wandte sich wieder zur Burg. Er stach viele aus der ihm nachschreienden Menge nieder. Einen Degen traf er auf den Schild genau auf die vier Nägel. Er stach ihn durch das Herz durch beide Rüstungsringe. Sie schrieen alle lauthals und trachteten dem Fremden nach dem Leben,
89
Er stach ihn auf den Arm und durch beide Rüstungsringe. Sie schrieen alle und trachteten dem fremden Recken nach dem Leben, ...
weil er den Ratgeber des Burgherrn tot gestochen hatte. Da wurden von ihm viele Schilde zerbrochen, die er spaltete, sodass die Farbe aufstieb, als ob es nebelig wäre. Der herrliche Degen zerschlug an diesem Tag so manchen Schaft. Da konnte er aber gegen die Übermacht und gegen so gute Kerle nicht länger kämpfen.
D
a ergab er sich derselben Maid, von der ich bereits erzählt habe, um der Treue und der Gnade willen. Sie hieß Ade, das wollen wir nicht verschweigen. Patricius von den ›Biegen‹, der war ihr Vater, wie ich sagen hörte. Der kümmerte sich fast ausschließlich um die Pirsch und die Jagd. Er war weithin bekannt. Er hatte wohl 100 Windhunde, nicht eingerechnet andere Hunderassen, Bracken und Fährtenhunde. Er verstand sich gut auf die Fährtensuche. Wo immer ein Hirsch entdeckt wurde,
... Bracken, Jagdhunde und Fährtenhunde.
90 1550
1555
1560
1565
1570
1575
1580
1585
Text und Übersetzung sô wist er wol sîne vart, war er lief und wâ er beleip. di zît er baz hin treip dan dehein fôrehtier. Sîn bruoder was genant Lînier. des was disiu burc vast; diu hiez Lîmors, der nihtes gebrast, swes man dâ haben solde. Lînier daz schaffen wolde, ob er âne erben stürbe, daz sîn guot niht verdürbe. durch daz het er an sich genomen beidiu ze êren und ze fromen sîns bruoder tohter, dise maget, wan siu het bejaget der êren prîs und allez guot. swâ mit ein wîp daz beste tuot, daz was an ir bestricket. ez was alsô geschicket, swenne ir veter tôt læge, daz siu des landes pflæge und dar zuo swem siu es günde, an swem siu tugent und êre fünde. Als ir hi vor hânt vernomen, nuo was der vremde gast komen in der vrouwen gewalt. dô enwas dâ nieman alse balt, der im iht leides tæte, fürst daz er ir gesichert hæte. si liezen ez durch ir êre und durch di vrouwen hêre. er müest anders sîn verlorn. 10vb diu sælde het zuo im gesworn zeim stæten ingesinde. siu huote sîn von kinde, durch daz er tugent an sich las. als er dar nâch entwâffent was, dô was der degen milde ein daz schœneste bilde, daz dehein muoter ie getruoc.
er by˙ bleip P vertreip P Lýnier W linier P ¶ fehlt P dise W des] Dz P Lymors W limorß P brast P do W Lýnier W Linier P
s wan W
ir] mir P Soire P des P und êre fehlt P 32r P Initiale fehlt P
enwas do W nyemal P er geschirt P
andir sy hers sin P in gesinde W sîn] sich P kinder P
Also er nuo entwaffint was, Do waz der degen milte Das schonste bilde, ...
1581 hers P unsicher 1552 Ha folgt P
1554 ¶ fehlt Ha
1556 Ha folgt P
1569 Ha folgt P
1571 Ha folgt P
1572 Ha folgt P
1551 In der obigen Form ist der Vers Attributsatz zur vart des Wildes. Eventuell wäre zu swar ... swâ ... zu bessern. 1578 vürst (hier) ›von da an dass, seitdem‹ (BMZ III 378 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3682).
1550–1589 1550
1555
1560
1565
1570
91
da fand er immer seine Spur, wohin er lief und wo er blieb. Er vertrieb sich die Zeit besser als irgendein anderer Förster. Sein Bruder hieß Linier. Dem gehörte diese befestigte Burg; die hieß Limors, der es an nichts fehlte, was immer man da haben wollte. Linier wollte es sicherstellen, dass sein Besitz nicht verloren ginge, wenn er ohne Erben sterben sollte. Deshalb hatte er sich sowohl der Ehre als auch des Nutzens willen dieser Maid, der Tochter seines Bruders, angenommen, denn sie hatte den Ruhm der Ehre und alles Gut(e) erreicht. Womit eine Frau auch immer das Beste tun kann, das war in ihr vereint. Es war so eingerichtet, dass, wenn ihr Vetter sterben würde, sie über das Land herrschen sollte, und mit ihr, wem immer sie es gönnen wollte, und an wem immer sie Tugend und Ehre fände.
Wie ihr zuvor vernommen habt, 1575
1580
1585
war nun der fremde Gast in die Gewalt der Dame geraten. Da war dort niemand so kühn, dass er ihm ein Leid angetan hätte, seitdem er ihr ›Sicherheit‹ geschworen hatte. Sie unterließen es um ihrer Ehre willen und wegen der edlen Dame. Er wäre sonst verloren gewesen. Das Glück hatte ihm immerwährende Gefolgschaft geschworen. Es behütete ihn von klein auf, damit er Tugend in sich versammelte. Als er danach entwaffnet worden war, da gab der freigebige Degen eines der schönsten Bilder ab, das je eine Mutter ausgetragen hatte.
Als er nun entwaffnet worden war, da gab der freigebige Degen das schönste Bild ab, ...
92 1590
1595
1600
1605
1610
1615
Text und Übersetzung diu vrouwe wart im genuoc und jach, siu enmoht niht verklagen, wær er mit unschulde erslagen. sînes genesens was siu vrô. doch entsaz siu zorn und drô von ir vetern, dem helde balt, wan er zem tôde was gezalt, swer âne vride in sîn hûs reit. ouch was daz ein michel sælicheit, Ern was des tages dâ heim niht. swâ guoten liuten wol geschiht, daz gefüeget sich wol alsô. ouch enkom er niht vor morgen fruo. Dô Lînier hin heim kam und er rehte vernam, wi ez wart gehandelt, dô wart sîn muot verwandelt. von zorn wart er fiurrôt, wan er schande und nôt dâ heim in sîm hûse vant. Den gevangen wîgant wolt er ze tôde hân erslân. dô en moht ez niht alsô ergân, wan nieman ersterben mac, ê im kumt sîn endes tac. den enwendet brest noch genuht, ze dem tôde stêt dehein fluht. Ouch enwas der helt niht veige, swi im anseige der rîche wirt wære.
1596 v in verschult P unsicher
warteteime P ennochtent P er nit schildig erslagen P Sinir geiliste P zorn dro P helde] wurte P was verschult P an fride P seilicheit W Doch wz ein P do W 32v P ¶ fehlt P Er was P
Wa rechten luten wol geschicht, Das gefügit sy wol da zuo . Jo kume er nicht ee morne fruo P Lynier W linier da heim P ver nam W was P ver wandelt P fivr rot W daheim W ¶ fehlt P zetode W er gân W Do mochte P chvo nt W kimt P Den wendet bresten noch genuo ght P stat in keine P wz P ane seic P
1602 frov W
1591 siun möhten niht Ha 1593 sînre geniste Ha 1594 zorndrô Ha 1598 Ha folgt P 1599 ¶ fehlt Ha 1601 daz] dâ Ha / sich wîlsælde zuo La (Ha), ebenso Haupt, Sp. 115; Ke, S. 175; dagegen Bä, der eher vro Sælde setzen würde und dem Lei, S. 301 und We (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 180) folgen; Pérennec, S. 78, Pé, S. 111, Anm. 33, Zellmann 1996, S. 281 und Bu, S. 64, Anm. 11 folgen W 1605 Ha folgt P 1610 ¶ fehlt Ha 1611 erslagen hân La (Ha) 1617 ¶ fehlt Ha 1590 Lies wartet (Ha), vgl. Bair. Gramm. § 282; vgl. auch V. 3107, 6025, 8826. 1601 Deu befindet die Konjektur von La (zu dieser vgl. auch HaA) für fragwürdig, m. E. sind auch die weiteren Vorschläge unnötig, die Wendung ist gnomisch (ab V. 1600): ›Wenn Leuten Gutes geschieht, dann geschieht das wohl auf diese (eine solche) Weise.‹ Oder, vielleicht treffender: ›Wo immer guten Leuten Gutes geschieht, gehört sich das auch so‹. Kryptisch ist P. Eventuell ist zu lesen: ›Wo immer rechten Leuten Gutes geschieht, richtet sie (die Sælde?) es so trefflich ein.‹ 1615 brest stm. ›Mangel‹ (BMZ I 256 mit Verweis auf die Stelle; Le I 350). / genuht stf. ›Genüge, Fülle‹ (BMZ II/1 354f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4008; Le I 865). 1617 veige adj. ›zum Tod oder Unglück bestimmt; verdammt; furchtsam, feige‹ (BMZ III 289f.; Le III 45f.; vgl. Schilling 1866, S. 28). Es ist nicht klar auszumachen, ob die alte Bedeutung (›verdammt‹ etc.) vorliegt und damit das Vorhergehende wiederholt wird (so WePéBuKe) oder ob Lanzelet – außerdem – nicht ›furchtsam‹ war. Wahrscheinlicher ist jedoch die ältere Bedeutung, die jüngere kommt erst im 13. Jahrhundert auf (vgl. die Belege in den Wbb.). 1618 anseige ›zudringlich, feindlich‹ (BMZ II/2 267 mit nur diesem Beleg; Le I 77 ohne weiteres Belegmaterial).
1590–1619 1590
1595
1600
Die Dame achtete gut auf ihn und sagte, dass sie es nicht hätte verschmerzen können, wenn er unschuldig erschlagen worden wäre. Sie war froh, dass er mit dem Leben davongekommen war. Trotzdem fürchtete sie den Zorn und die Drohung ihres Vetters, des kühnen Helden, weil man dem Tod ausgeliefert war, wenn man ohne Frieden in seine Burg ritt. Auch war das ein großes Glück, dass er an diesem Tag nicht zuhause war. Wo immer guten Leuten Gutes geschieht, Wo immer rechten Leuten Gutes geschieht, gehört sich das auch so. richtet sie (die Sælde?) es so trefflich ein. Er kam auch nicht vor morgen Früh zurück.
Als Linier nach Hause kam 1605
1610
1615
93
und erfuhr, was geschehen war, da änderte sich seine Stimmung. Er wurde feuerrot vor Zorn, weil er daheim in seiner Burg Schande und Not fand. Den gefangenen Kämpfer wollte er totschlagen. Da konnte es aber nicht so geschehen, denn niemand kann sterben, ehe ihm seine Stunde schlägt. Weder Mangel noch Überfluss können das abwenden, vor dem Tod gibt es kein Entrinnen. Auch war der Held nicht zum Unglück bestimmt, wie feindlich ihm der reiche Burgherr auch war.
94 1620
1625
1630
1635
1640
1645
1650
1655
Text und Übersetzung dem was sîn herze swære, wan ez von unmuote wiel. 11ra diu juncvrouwe im ze fuozen viel. siu sprach: ›waz touc der dienst mîn‹ – siu bat in guotes muotes sîn – ›der dienst, den ich iu von kinde tete, entwerent ich mich der bete?‹ ir sulnt den ritter lâzen leben, der sich mir hât ergeben, wan ich wol hân vernomen, er ist ân alle schulde komen in disen engestlichen wuof. ir werden alder welt ein ruof und müezen imer sîn ein wiht, ob im am lîbe iht geschiht. dâ von volgent mîner lêre. ez ist ein unêre, swer sich alsô rîchet, daz man im übel sprichet. diu buoz ist bezzer dan der tôt. der recke werte sich durch nôt. er ist an der getæte wol, daz er widerdienen sol, swaz er iu ze leide hât gefrumet. waz, ob er iu noch ze staten kumet?‹ Des antwurt mit zorne Lînier der wol gebornen: ›sînen dienst wil ich lâzen varn; ich wil ez gern alsô bewarn, daz er mir nimmer mê getuot weder übel noch guot, noch deheim weltlichem man. vil wol ich in behalten kan, daz er mîn laster garnet. mîne friunt sîn gewarnet: swer in mit rede bestat,
1622 zefuozen W 1655 by˙ bestat P
1624 tuo c P
1625 den W
dem was sîn] Vnd sine P
Die junpfrowe ime zuo fuo ssen viel Vnd bat in gutis muo tis sin. 33r Sy˙ sprach: ›was tovc der dienist mýn, Den ich uch von kynde tete, ...
on W er] Es P indisen W Jn disem P wuo ft P ruo fft P amlibe W do von W] Wanne die P mîner fehlt P
Dirre recke P wider dienen W er es wider dienen P zeleide W zestea ten W er zuo statten noch kumet P
Des antwurt mit zorne Linier, der wol geborne: Vnd wil P 33v P mes P Enweder leit noch P weltlichen P
Min frúnt, sint gewarnet! Wer ime mit rede by˙ stat,
1646 Lynier W linier P
1649 mes P] Abbreviatur weit über Zeile
1625 Ha folgt P 1626 dirre La (Ha), dagegen Be, der WP folgt 1633 enwiht Bä 1635 von diu Ha / mîner fehlt Ha, dagegen Hannink, der W folgt 1650 weder leit noch Be 1651 Ha folgt P 1655 im mit rede bî stât Ha 1632 ir werden ein ruof ›ihr kommt ins Geschrei‹ (HaA). / Zur 2. Pl. auf -en siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 369 u. ö.; Frnhd. Gramm. § M 94. 1641 getæte nf. ›Gestalt, Beschaffenheit‹ (Le I 942). 1646 Zwar spricht der Reim gegen W, inhaltlich wäre es aber durchaus möglich, hier an die Angesprochene zu denken. 1651 Schwache Flexion nach Art. ist mhd. bereits der Normalfall, die Regel ist jedoch weniger streng als im Nhd. (Mhd. Gramm. § 390). 1653 laster stn. ›Schmähung, Schmach, Schimpf, Schande‹ (Le I 1836). 1655 mit rede bestân mit Akk. (W) ist wohl als ›mit Rede an jemanden herantreten‹ (vgl. Le I 224) zu lesen, freier: ›jemanden ansprechen‹.
1620–1655 1620
1625
1630
1635
1640
1645
1650
1655
Dem war sein Herz schwer, weil es vor Aufgebrachtheit bebte. Die Jungfrau fiel ihm zu Füßen. Sie sprach: ›Was taugt all mein Dienst‹ – sie bat ihn, guten Mutes zu sein – ›der Dienst, den ich euch von klein auf tat, wenn ihr mir diese Bitte abschlägt?‹ Ihr sollt den Ritter am Leben lassen, der sich mir ergeben hat, weil ich genau erkannt habe, dass er ohne alle Schuld in diesen schrecklichen Jammer geraten ist. Ihr werdet überall ins Gerede kommen und werdet nichts mehr gelten, wenn ihm etwas zustößt. Deshalb sollt ihr meinem Rat folgen. Es ist eine Unehre, wenn einer sich so rächt, dass man schlecht von ihm spricht. Die Buße ist besser als der Tod. Der Recke wehrte sich aus Not. Er ist von guter Art, sodass er es wieder gutmachen wird, was er euch an Leid angetan hat. Was, wenn er euch noch nützen kann?‹
Darauf antwortete Linier der Wohlgeborenen mit Zorn: ›Auf seinen Dienst kann ich gut verzichten; ich will gerne dafür sorgen, dass er mir nie mehr weder Gutes noch Böses antut, und auch keinem anderen Mann auf der Welt. Ich kann ihn leicht dazu anhalten, dass er meine Schmach büßt. Meine Freunde sollen gewarnt sein: Wer immer mit ihm zu sprechen beginnt,
95
Die Jungfrau fiel ihm zu Füßen und bat ihn, guten Mutes zu sein. Sie sprach: ›Was taugt all mein Dienst, den ich euch von klein auf tat, ...
Darauf antwortete Linier, der wohlgeborene, mit Zorn:
Meine Freunde, seid gewarnt! Wer für ihn das Wort ergreift,
96
1660
1665
1670
1675
1680
1685
1690
Text und Übersetzung daz er schaden dar an gevât. daz ziuh ich ûf di sælde mîn.‹ hi von sweic diu niftel sîn, wan si wol erkande sînen zorn und sîn schande; daz er ân erbermde fuor, 11rb swenne er zornlîche swuor. di andern swigen alle. in disem zornschalle und mit ougen bluotvar hiez er den helt füeren dar, den gevangen wîgant, und vrâget in zehant, wer er wær und wannen, daz er im und sînen mannen so grôz sêre worhte. Dô sprach der unervorhte: ›ich wil iu sagen ungelogen, ich bin mit vröude hi vor erzogen und enweiz nuo, wer ich bin.‹ einen wüetenden sin gewan dô Lînier der mære. er wând, ez sîn schimpf wære, des ze nôt nieman bedarf. in ein turn er in warf, dâ er sunnen noch den mânen sach. dâ was im allez gemach tiur und übel veile. Mit ungeræte geile was der ritter âne namen. im was al sîn nôt ein gamen, und solt er tôt sîn gelegen. ... Nuo lît der êrbære in eim karkære, der ist unsûberkeite vol.
1687 ertot P
Das er schaden drane geuaht. hi] Da P
Wenne ertobeclichen P zorn schalle W bluot var W
vreget W
So grosser P vndervorhte W ¶ fehlt P 34r P hie uor mit freuden P
Lynier W linier P Erwonde dz sin getúsche were P zenot W Das P do W Do P do W Das wz ime allis vngemach P ¶ fehlt P
Jme waz alle sin not ein gamýn. Vnd solte er tot sin gelegen, Er enkunde doch nit ruwen pflegen. vW waz vnsuns keite P
1689 freier Raum für Initiale W / Repräsentant nicht aufgelöst P
1672 ¶ fehlt Ha 1674 vrowen La (Ha) 1686–1688 Ha folgt P
1684 ¶ fehlt Ha / ungeræte der geile Ha, dagegen Hannink, der WP folgt
1657 ein dinc ûf iemen ziehen ›es ihm zurechnen‹ (BMZ III 924 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3162), hier (und bei V. 3162) wohl freier: ›schwören bei etwas‹. 1678 getiusche (P) stn. ›Täuschung, Betrug, Belustigung anderer‹ (BMZ III 156 mit Verweis auf V. 4904; Le I 944f.). 1682 P gäbe für sich genommen guten Sinn, doch fände V. 1683 keinen syntaktischen Anschluss. 1683 übel ist Subst. (vgl. Pérennec, S. 78). 1684 ungeræte stn. ›Mangel, Armut, Not, Unglück‹ (BMZ II/1 575; Le II 1858), also: ›trotz des Unglücks froh‹ (vgl. Hannink). 1686 Zu gamen siehe Anm. zu V. 1071.
1656–1691
1660
1665
1670
1675
1680
1685
der handelt sich damit Schaden ein. Das schwöre ich bei meinem Schicksal.‹ Darauf schwieg seine Nichte, weil sie seinen Zorn und seine Schmach genau erkannte; und (sie wusste,) dass er erbarmungslos war, wenn er im Zorn fluchte. Die anderen schwiegen alle. In diesem Zornausbruch und mit blutunterlaufenen Augen hieß er den Held herbringen, den gefangenen Kämpfer, und fragte ihn sogleich, woher er käme und wer er wäre, dass er ihm (Linier) und seinen Männern so großen Schmerz zufügte. Da sprach der Furchtlose: ›Ich will euch ehrlich sagen, dass ich einst in Freude erzogen worden bin und nun aber nicht weiß, wer ich bin.‹ Da überkam den berühmten Linier große Wut. Er glaubte, dass er sich über ihn lustig machte, was in der Not niemand nötig hat. Er warf ihn in einen Turm, wo er weder Sonne noch Mond sah. Da war ihm jede Bequemlichkeit teuer und das Übel billig. Der Ritter ohne Namen war trotz des Unglücks froh. Er nahm seine ganze Not wie einen Scherz auf, selbst wenn er den Tod finden sollte. ...
Nun liegt der Ehrenhafte 1690
in einem Kerker, der voller Dreck ist.
97 der handelt sich damit Schaden ein.
Er nahm alle seine Not wie einen Scherz auf. Und selbst wenn er den Tod finden würde, konnte er doch nicht Kummer leiden.
98
1695
1700
1705
1710
1715
1720
1725
Text und Übersetzung dô wær eim andern man enbor wol, der des lîbes wær ein zage. im was geschicket alle tage niht wan wazzer und brôt. von gesmacke leid er grôze nôt. des was er nâhe verdorben und jæmerlîch erstorben, wan daz in dicke trôste diu vrouwe, diu in lôste. diu tet ir güet an im schîn: bette, spîse und wîn 11va liez siu dar în stille. daz was ouch jener wille, di sîn huoten über al. diu maget dicke sich dar stal und vrâget, was er tæte. dô was er allez stæte, daz er sîn leit mit zühten truoc. eines tages siu im gewuoc von der âventiure nôt, di ir veter ûz bôt. dô vrâgeter gar von dem site. diu vrouwe êrt in dermite, Siu sprach: ›durch sîne ritterschaft und durch sîner übermüete kraft ist mîn veter zuo gevarn und enbôt ûz mit manigen scharn in aller lendegelich, swelch ritter wolt prîsen sich mit sterk oder mit manheit oder mit deheiner vermezzenheit, daz der her kæme und sîn âventiure næme. Ich sage iu, wie diu ist getân: man sol bîm êrsten bestân einen risischen man, des sterke nieman wizzen kan.
man borwol P geschaffit P wazzer brot W smacke P noch P erbarmklich P 34v P erloste P
sich dicke P
sitten P der mite W ritterschaf W ¶ fehlt P
lendelich W lendiglic P
[ J]ch W Initiale fehlt P
35r Man sol zuo dem ersten bestan Einen risenischen man, Des stercke ich gemercken kan
1725 links ausgeworfener Repräsentant W unsicher, wohl J; Deu notiert das Fehlen einer Initiale 1692 Ha folgt P 1696 Ha folgt P Ha 1728–1729 Ha folgt P
1697 Ha (nâch) folgt P
1706 Ha folgt P
1726 biem W
1715 ¶ fehlt Ha
1725 Initiale fehlt
1692 Zu bor, enbor siehe Anm. zu V. 1147. borwol ›sehr wohl, ironisch gar nicht wohl‹ (BMZ III 800 mit Verweis auf V. 4765; Le I 330; vgl. V. 7045). 1710 gewahenen, gewähenen stv. ›sagen, berichten, erwähnen‹ (BMZ III 458 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4862, 6136, 7268, 7305; Le I 971; Mhd. Gramm. § 252, Anm. 5). 1716 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 1717 zuo varn stv. (hier) ›sich aufmachen, etwas unternehmen, zu Werke gehen‹ (BMZ III 246; Le III 1188).
1692–1728
1695
1700
1705
1710
1715
1720
1725
99
Ein anderer Mann hätte sich da kaum wohl gefühlt, wenn er ein Feigling gewesen wäre. Ihm wurde täglich nichts als Wasser und Brot geschickt. Er konnte den Gestank kaum ertragen. Daran wäre er beinahe zugrunde gegangen und jämmerlich gestorben, wenn ihn nicht die Dame, die ihn erlöst hatte, oft getröstet hätte. Die zeigte an ihm ihre Güte: Bettzeug, Speise und Wein ließ sie heimlich dorthin bringen. Das war auch der Wille von jenen, die ihn unablässig bewachen mussten. Die Maid schlich sich oft dorthin und fragte, was er tun würde. Da verhielt er sich völlig standhaft, sodass er sein Leid mit Anstand ertrug. Eines Tages erzählte sie ihm von der gefährlichen Aventiure, die ihr Vetter veranstaltete. Da fragte er genauer nach. Die Dame ehrte in, indem sie sprach: ›Wegen seiner Ritterschaft und seines extrem hochfahrenden Gemüts hat sich mein Vetter aufgemacht und hat mit einer großen Schar in allen Ländern verkündet, dass, wenn ein Ritter sich mit Stärke oder Mannheit auszeichnen wollte oder durch irgendeinen Wagemut, der herkommen und seine Aventiure nehmen sollte.
Ich sage euch, wie diese beschaffen ist: Man soll zuerst eine Riesen bekämpfen, dessen Stärke niemand fassen kann.
Man soll zuerst einen Riesen bekämpfen, dessen Stärke ich zum Teil
100
1730
1735
1740
1745
1750
1755
1760
Text und Übersetzung er treit eine stange; mit michelm gedrange erhebent si kûme zwêne man. swer dem risen gesiget an, daz doch kûme mac ergân, der muoz isô bestân zwên lewen wilde, grimme und unmilde, di sint vermûret und begraben. swer si bestât, der sol niht haben gewæfens mê danne ein swert. und wirt er danne des gewert, daz sîn gelücke pfliget, daz er den lewen an gesiget – 11vb daz ist ein engestlichez dinc –, der muoz zehant in einen rinc, mit mîm vetern vehten nâch ritters rehten, ze ros und zallen gerechen. ich wil daz wol sprechen, daz er des lîbes ist ein helt, zallen nœten ûz erwelt. deheinen man er entsaz. diu âventiur ist durch daz gemachet sô gewerlich, er wil doch behüeten sich. sîn lîp halt er schône! swelich degen sich vor nône eines tages der nôt niht wert, dem ist zehant der tôt beschert: man sleht im daz houbt abe. Swaz ich dir gesaget habe, dêst ein wort niht gelogen.‹ dô sprach der ritter wol gezogen: ›genâde, vrouwe hêre. durch dîn selbes êre
1743 engeliches P
Ein teil by˙ sinir stangen: erheben W
mere wanne sin P
... Das sin ein guo t gelucke pfliget Vnd er den louwen an gesiget – Daz ist ein engestliches ding –, Der muo ß zuo hant in einen ring, Mit myme vettern vechten, Also sitt ist guo ten knechten Zuo roß vnd zuo allen gerechen.
er nye entsaz P 35v P
Sinin lip, den haltet er schone. erwert P
¶ fehlt P Do enist P ertzogen P
›Genadent mir, frowe here, Durch got vnd durch din ere
1747 zeros W
1739 mêre dan sîn Ha 1741 Ha folgt P 1742 Ha folgt P 1746 Ha folgt P / We folgt W; ebenso Sparnaay 1952, S. 413 1751 Ha folgt P 1755 lîp den halt Ha 1760 ¶ fehlt Ha 1764 Ha folgt P 1747 zuo gereche oder Pl. zuo gerechen ›in guter Verfassung, geordnet, bereit‹ zu gerech stm. ›gehörige Beschaffenheit, guter Zustand, Wohlbefinden‹ (BMZ II/1 587f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6586, 8069; Le I 872; vgl. HaA; Haupt, Sp. 110; vgl. auch Anm. zu V. 1963, 3328, 5967). 1751 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 1753 gewerlich ist wohl nicht mit BMZ III 513 als ›wehrhaft, streitbar‹ (nur mit diesem Beleg, fälschlich als V. 1754) zu lesen, sondern (wie BMZ selbst erwägt) einfach als ›aufmerksam, sorgfältig, vorsichtig‹ (Le I 987). 1755 Während P eindeutig indikativisch ist, kann W auch als Konj. Präs. ›soll halten‹ mit apokopiertem -e (wie in W üblich) gelesen werden; vgl. K zur Stelle.
1729–1764
1730
1735
1740
1745
1750
1755
1760
Er trägt eine Stange; mit großer Anstrengung können sie zwei Männer kaum heben. Wenn einer den Riesen besiegt, was allerdings kaum geschehen kann, muss er sogleich zwei wilde Löwen bekämpfen, grimmig und unbarmherzig, die eingemauert und eingegraben sind. Wenn einer sie bekämpft, darf er nicht mehr Waffen als ein Schwert haben. Und fällt es ihm dann zu, dass das Glück ihn hütet, sodass er die Löwen besiegt – das ist eine Furcht erregende Sache –, muss er sogleich in einen Ring, um mit meinem Vetter nach ritterlichem Recht zu fechten, zu Ross und in der rechten Art. Ich kann versichern, dass er in körperlicher Hinsicht ein Held ist, wie geschaffen für alle Drangsal. Keinen Mann hat er je gefürchtet. Die Aventiure ist deshalb so sorgfältig eingerichtet, weil er sich trotzdem schützen will. Er soll gut auf seine Leben Acht geben! Wenn ein Degen nicht an einem einzigen Tag und vor der None die Bedrängnis abwehrt, ist er sofort des Todes: Man schlägt ihm das Haupt ab. Von all dem, was ich dir gesagt habe, ist nicht ein einziges Wort gelogen.‹ Da sprach der gut erzogene Ritter: ›Habt Dank, edle Herrin. Um deines ehrenhaften Verhaltens
101 an seiner Stange messen kann:
... dass ein gutes Glück ihn hütet und er die Löwen besiegt – das ist eine Furcht erregende Sache –, muss er sogleich in einen Ring, um mit meinem Vetter zu fechten, wie es die Art guter Kerle ist, zu Ross und in der rechten Art.
Sein Leben, auf das gibt er gut Acht.
›Erlaubt mir, edle Herrin, um Gottes und deiner Ehre
102 1765
1770
1775
1780
1785
1790
1795
Text und Übersetzung und durch dîn adelich site gewer mich, des ich dich bite. hilf mir umb ein bezzer leben! du endarft mir niht anders geben wan der einigen stiure, daz ich zuo der âventiure von dîner bet müeze komen. dar nâch als ich ez hân vernomen, sô wil ich gerner vehten, denne ich langer müeze wehten in dirr vinsternisse. enswiu ich vermisse, mir ist einhalp als andersît, wan mîn tôt an der wâge lît. ich enruoch, waz mir dâ geschiht, dâ ich mîn swert hân insiht‹, sprach der sturmgîter. ›ich bestüend hundert rîter, 12ra dan ich des tôdes âhte verdult in disem bâhte.‹ Dô diu vrouwe erhôrte, daz sich der helt erbôrte ûf der âventiure wân, dô sprach diu maget wol getân: ›gelücke, sælde und heil, des gebe dir got ein michel teil! des wünsch ich dir von minnen, mit herzen und mit sinnen. ich müese fröude an dir geleben. dem himelischen got sîst du ergeben, der trœst dîn gemüete!‹ des genâdet er ir mit güete. Sus gienc diu valsches âne
1776 en wi W 1766 Ha folgt P
1777 ander sit W
1778 leit W
1780 hân unde siht Ha
Vnd durch din edeliche sitte, Geere mich, des ich dich bitte. anderß nit P einigen der P
lange P
Jch enweiß, wie ich vermisse, 36r Wanne mýn tot an der wage lit. Mir ist ein halp also andersit. ˙ swert habe vnd sicht, Das ich myn Jch enruche doch, waz mir geschicht‹, ... sturm gitir P ritter W bestunde ee hindert P
Initiale fehlt P horte P verborte P
Des wnnsche ich dir von ynnen, ˙ Mit hertzen vnd mit synnen. muo ß P
Dem himelschen gotte soltü ye geben, Der tröstet dir din gemüte.‹ ir fehlt P des W Initiale fehlt P der valsches ane P
1779 do W
1782 Ha folgt P
1794 siest W 1793 müeze Ha
1769 stiure stf. ›Unterstützung, Beihilfe‹ (BMZ II/2 650f. mit Verweis auf V. 2765, 5109, 5447; Le II 1202–1204; vgl. V. 8077 [W]). 1774 wehten = wahten swv. ›Wache halten‹ (BMZ III 452 mit Verweis auf die Stelle; Le III 645. 735; vgl. HaA). Kantola 1982, S. 149–153 erwägt Bedeutungsentlehnung aus mnl. wachten ›warten‹, das aber wohl auch ohne mnl. Einfluss möglich war. 1776 enswiu = in swiu wohl ›womit auch immer, wie auch immer, egal wie‹ (vgl. Le II 1381f. mit Verweis auf die Stelle). 1779 daz P ist wohl konditional als ›wenn‹ oder kausal als ›da‹ zu lesen. 1780 insiht = ensiht ›vor Augen‹ (Le I 567 mit Verweis auf die Stelle), (in)siht hân ›sehen können‹ (HaA). 1781 sturmgîte adj. ›kampfbegierig‹ (BMZ I 537 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1278). 1784 bâht stn. ›Mist, Unrat, Kehricht, Kot, Pfütze‹ (BMZ I 78 mit Verweis auf die Stelle: ›in diesem schmutzigen Gefängnis‹; Le I 113). 1786 erbœren swv. ›erheben‹ (BMZ I 153 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7890; Le I 618; vgl. HaA). 1791 Vgl. P in V. 1828. 1794 P wirkt befremdlich: Lanzelet soll Gott gleichsam bestechen? Vielleicht sollte dich ergänzt und gelesen werden: ›Du sollst dich immer in die Hand des himmlischen Gottes geben.‹
1765–1797 1765
1770
1775
1780
und deiner adeligen Art willen, gewähre mir, worum ich dich bitte. Verhilf mir zu einem besseren Leben! Du brauchst mir nichts anderes geben als die eine Unterstützung, dass ich durch dein Fürbitten (bei Linier) die Aventiure versuchen darf. So wie ich es verstanden habe, will ich lieber kämpfen, als dass ich länger in dieser Finsternis Wache halten muss. Egal auf welche Art ich versage, mir ist das eine wie das andere, weil mein Tod auf der Waagschale liegt. Mich kümmert nicht, was mir dort geschieht, wo ich mein Schwert vor Augen habe‹,
103 und um deiner adeligen Art willen, und ehre mich an dem, worum ich dich bitte.
Ich weiß nicht, was das Schlimmere wäre, denn mein Tod liegt auf der Waagschale. Mir ist das eine wie das andere. Wenn ich mein Schwert habe und sehe, kümmert mich ohnehin nicht, was mir geschieht‹, ...
sprach der Kampfbegierige. ›Ich würde lieber 100 Ritter bekämpfen, als den sicheren Tod in diesem Dreckloch zu ertragen.‹ 1785
Als die Dame hörte,
1790
dass sich der Held in die Hoffnung auf Aventiure hineinsteigerte, da sprach die schöne Maid: ›Glück, Schicksal und Heil, von dem soll dir Gott ein großes Stück geben! Das wünsche ich dir aus Liebe mit dem Herz und mit dem Verstand. Ich sollte an dir Freude erleben. Der himmlische Gott soll sich deiner annehmen,
1795
der soll dein Gemüt trösten!‹ Dafür dankte er ihr huldvoll.
So trat jene, die ohne Falsch war,
Das wünsche ich dir aus dem Innersten mit dem Herz und mit dem Verstand. Du sollst immer den himmlischen Gott beschenken, er wird dir dein Gemüt trösten.‹
104
1800
1805
1810
1815
1820
1825
1830
Text und Übersetzung in zwîvellichem wâne für irn vetern stân. Siu sprach: ›swaz ich dir gedienet hân, wær des vil, des vröut ich mich. genâde suoch ich an dich umb den helflôsen degen, der nuo lange ist gelegen in verdrozzenlicher küste. weizgot, sîner verlüste solten sich guote liute klagen! doch wil ich dir ein mær sagen, des ich in selbe hôrte jehen – im ist grôz unreht geschehen –: er hôrt loben dîne kraft und dar zuo dîn ritterschaft, und wolt dîn âventiure nemen. nuo solt du dîm zorn gestemen und danke got der êre von dis ritters herkêre, wan du an im funden hâst, dâ mit du nuo lange umbe gâst. ez ist wærlich, daz werde geprîset ûf der erde beidiu dîn burc und dîn nam. des râtes ich mich nimmer gescham, 12rb wan der helt ist sô gemuot, daz er vil mit sîm lîbe tuot. dar zuo gib ich dir gîselheit umb den ritter gemeit, daz er dir niht entrinnet. des hât er mich wol ginnet, umb in setz ich mîn houbet. ob dîn genâde mirz erloubet, des ich dir getriuwe wol,
ire vettern P
36v P helffe losen P
solten W doch] Do P grosse vnrecht P
solte din zorn gestemen P her chere W dissis P do W nuo fehlt P gebriset W vff al der P name P Disses P beschame P
Dar zuo gibe ich dir geselleschaft Vmb den ritter mynnehaft, Das er vns nicht entrinnet. Des enhat er mich wol gemynnet, ˙ houbit. 37r Ensetze ich myn
1828 hat P 1800 Siu sprach fehlt Ha 1818 Ha folgt P 1819 wætlich Ha; vgl. Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 1191 1820 gebrîset Ha 1821–1822 name : geschame Ha 1825–1826 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt 1825 gîselschaft Ha 1805 Zu kust siehe Anm. zu V. 1336. 1814 gestemen stv. (?) ›Einhalt tun‹ scheint intr. nicht belegt (BMZ II/2 639 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5466; Le I 929; MHDBDB; vgl. Haupt, Sp. 111), weshalb die Lesung von P verderbt sein dürfte. Vgl. auch P tr. (refl.) in V. 5466 und Anm. 1819 wætlich (Ha) adj. (hier) ›angemessen, was man gut und gerne tun kann‹ (BMZ III 779 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7018; vgl. V. 8345; vgl. Anm. zu V. 1197, 2639). Ich sehe jedoch keinen Grund für den Eingriff, da wærlich adj. ›wahr, wahrhaftig‹ (Le III 691) mindestens ebenso gut möglich ist. 1820 Konjektur, um die Verwechslung mit brîsen stv. ›schnüren, einschnüren‹ (Le I 355) zu vermeiden. 1825 gîselheit = gîselschaft (P) stf. ›Bürgschaft‹ (BMZ I 537; Le I 1023, beide mit Verweis auf die Stelle). 1826 minnehaft adj. ›liebend‹ (BMZ II/1 185; Le I 2149, beide nur mit diesem Beleg; ein weiterer in Fb 243). 1828 Vgl. P in V. 1791. Ich lese für V. 1828–1829: ›Da hätte er mich nicht gut (= wohl schlecht) geminnt, wenn ich nicht meinen Kopf auf ihn setzte.‹
1798–1831
1800
1805
1810
1815
1820
1825
1830
in zweifelsvoller Hoffnung vor ihren Vetter. Sie sprach: ›Wenn das, womit ich dir gedient habe, viel war, dann freue ich mich darüber. Ich suche bei dir Gnade für den hilflosen Degen, der sich nun schon lange in verdrießlicher Lage befindet. Weißgott, gute Leute sollten über seine Unglück klagen! Trotzdem will ich dir eine Geschichte berichten, die ich ihn selbst sagen hörte – ihm ist großes Unrecht widerfahren –: Er hörte, dass deine Kraft gelobt wird und dazu deine Ritterschaft, und er möchte deine Aventiure versuchen. Nun sollst du deinem Zorn Einhalt gebieten, und danke Gott für die Ehre, dass dieser Ritter hergekommen ist, weil du an ihm gefunden hast, wonach du schon lange suchst. Es ist wahr, dass sowohl deine Burg als auch dein Name auf der Welt gelobt werden würden. Für diesen Rat schäme ich mich nimmer, denn der Held ist von solchem Gemüt, dass er noch vieles vollbringen wird. Außerdem gebe ich dir Bürgschaft für diesen herrlichen Ritter, dass er dir nicht entfliehen wird. Das hat er mir völlig versichert, für ihn setze ich meinen Kopf. Wenn es mir deine Gnade erlaubt – dessen bin ich mir bei dir sicher –,
105
Außerdem gebe ich dir Bürgschaft für diesen liebevollen Ritter, dass er uns nicht entfliehen wird. Da hätte er mich wohl schlecht geliebt, wenn ich nicht meinen Kopf auf ihn setzte.
106
1835
1840
1845
1850
1855
1860
Text und Übersetzung ob ich in her ûz nemen sol, unz er gewinne wider sîne maht, von morgen über vierzehen naht lâz ich in gerne schouwen ritter und vrouwen und alle dîne mâge vor dîner wurmlâge. Dar zuo ist ein gedinge mîn, daz du mir daz harnasch sîn heizest geben und sîn ors.‹ Dô sprach Lîniers von Lîmors: ›ich wil ez tuon durch einen list, wan mir wol ze muot ist, daz ich mich an im gereche sô, daz ers nimmer werde vrô und es ouch nimmer man gespote.‹ diu maget sprach: ›daz stât an gote.‹ Als es her zuo was komen, dô wart der ritter ûz genomen von der vancsamen stat. diu vrouwe hiez im machen ein bat und schuof, daz man im genuoc guoter spîse für truoc, diu lieben gesten gezam, dâ von er schiere wider kam und erkovert sich an sîner kraft. diu vrouwe hielt in in ir haft sanft und ungebunden. Siu bôt im zallen stunden êren, sô vil siu mahte. siu mint in ûz der ahte 12va durch sîne tugende stæte. waz aber der wirt tæte,
1839 Repräsentant nicht aufgelöst P W 1833 Ha folgt P 1852 Ha folgt P
1847 ninms W
vz her P wider fehlt P
wrm lage W ist fehlt P
... Das dü mir den harnesch din heissest geben vnd sin roß.‹ Lyniers von Lymors W linior die limorß P durch] vmb P zemvt W reche P wurde P
... Vnd es in ouch einer man gespotte.‹ Also es har zuo was komin, Do wart der ritter vz genomen Von der wisunge stat. Die frowe hieß ime machen bat “r truo g Vnd schuo ff, das man ime fu o Gutter spise genug, 37v Die lieben gesten gezam, Do von er schiere bekam Vnd kouerte sich an sinir kraft. Die frowe hielt erhaft, Sanfte vnd vngebunden. ¶ fehlt P êren] Ein P
1850 genom W
1851 wissageny P
1856 do W
1859 sovnft
1838 würme lâge Ha 1839 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 1842 Lîniers de Lîmors Ha 1853–1854 Ha folgt P 1856 Ha folgt P / dâ Ha 1860 ¶ fehlt Ha
1838 wurmlâge = würme lâge = wurmgarte ›ein Gebüsch oder Garten, wo Schlangen oder Drachen verborgen liegen, vor welchem man sich mit Spielen belustigt‹ (BMZ I 995; Le III 1010, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. V. 5048 und K zur Stelle). 1840 P ist vor allem sinnvoll, wenn man harnesch din verallgemeinernd als ›eine deiner Rüstungen‹ liest; vgl. V. 1914–1915; vgl. aber auch V. 1992–1993. 1851 vancsame stat ›Gefängnis‹ (Le III 18 mit Verweis auf die Stelle). / wissagenyn P] La vermutet wîzenunge, ähnlich Hannink, der wîzegunge ›Strafe, Pein‹ setzt. Ich lese wîsunge stf. ›Züchtigung‹ (Le III 946f.). 1856 wider komen ›wieder zu Kräften kommen, erholen‹ (Le III 840) / bekomen stv. dasselbe (BMZ I 904f. mit Verweis auf die Stelle). 1857 erkoveren, erkoberen (WHa) swv. refl. ›sich erholen, sich erholen von (mit Gen.)‹ (BMZ I 855 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9201 [nach Ha; = V. 9196]; Le I 643). / koveren (P) swv. ›erlangen, gewinnen, sich erholen (refl.)‹ (Le I 1658f.). 1858 Akk.-Obj. ist in P eingespart.
1832–1864
1835
107
und wenn ich ihn aus seinem Kerker nehmen darf, bis er wieder zu seinen Kräften kommt, zeige ich ihn morgen in 14 Tagen gerne den Rittern und Damen und allen deinen Verwandten vor deinem ›Wurmgarten‹.
Überdies ist es meine Bitte, 1840
1845
dass du mir seine Rüstung und sein Ross geben lässt.‹ Da sprach Linier von Limors: ›Ich will es mit einer bestimmten Absicht tun, weil es mir gefällt, dass ich mich an ihm auf diese Weise rächen kann, dass er davon nimmer froh wird und auch kein Mann darüber spotten kann.‹
... dass du mir eine deiner Rüstungen und sein Ross geben lässt.‹
... und auch der eine oder andere Mann deshalb über ihn spottet.‹
Die Maid sprach: ›Das liegt in Gottes Hand.‹
Als es soweit war, 1850
1855
1860
da wurde der Ritter aus dem Gefängnis genommen. Die Dame ließ ihm ein Bad machen und befahl, ihm genug gute Speisen vorzutragen, wie sie lieben Gäste zustand, und wovon er sich schnell wieder erholte und wieder zu Kräften kam. Die Dame hielt ihn in ihrer Haft sanft und ohne Fesseln. Sie brachte ihm jederzeit so viel Ehre entgegen, wie sie konnte. Sie liebte ihn maßlos wegen seiner standhaften Tugend. Was aber der Burgherr tat,
Als es soweit war, da wurde der Ritter aus der Stätte der Züchtigung genommen. Die Dame ließ ihm ein Bad machen und befahl, ihm genug gute Speisen vorzutragen, wie sie lieben Gäste zustand, und wovon er sich schnell erholte und wieder zu Kräften kam. Die Dame behandelte ihn ehrenhaft, sanft und ohne Fesseln.
108 1865
1870
1875
1880
1885
1890
1895
Text und Übersetzung Lînier, der übermüetic man, daz sage ich iu, als ichz vernomen hân. In den selben zîten besant er sich vil wîten nâch vriunden und mâgen und di der lande pflâgen, diu im wâren gelegen. di luot der tiurliche degen ze sîner hôhgezîte und ouch zuo dem strîte, daz sîn âventiur hiez. nieman er hinder im liez, den er dar moht geladen, dâ er beidiu laster und schaden und einen grimmen tôt erkôs. er sprach: ›er ist manne lôs, der ritter, der dâ vehten wil. er nimpt ez allez zeim spil, swaz man redet oder tuot. ez enlebet niht mannes sô gemuot. daz kumpt von grôzer kintheit.‹ Innân des was ouch bereit, swaz der âventiur solt fromen. der starke man was ouch komen, von dem vor ist geseit. Lînier begienc ein karcheit: daz enwolt er niht lengen, di lewen hiez er twengen, er lie si vasten drî tage. nâch der âventiur sage, sô ist ez komen an di naht, daz der junge ritter morgen vaht. des geloub, swer der welle,
1865 vber mve tich W
1866 vs nom W
1881 do W
Lynier W Lanier P vber muo te P
... Das sage ich v´ ch, also ich es kan. Initiale fehlt P vnd noch magen P di W luo et W di] Do P zesîner W
den er dar] Do P do W
Er sprach: ›er ist nameloß, 38r Der ritter, der da vechten wil.
Der starcke man, der was komin, Vnd was sin knecht brachin starck. Limir beging einin karck: ...
er] Vnd P
Dis gloube der, der welle,
1886 eventuell fehlendes ¶ W (Jnnan)
1865 Ha folgt P 1866 Ha folgt P 1867 Initiale fehlt Ha P 1888 man der was ouch komen Ha 1890 ¶ fehlt Ha
1869 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt
1880 Ha folgt
1866 Das Reimverhalten spricht für die Lesung von P. 1871 Es ist nicht zu entscheiden, ob es sich um Länder handelt, die Linier unterworfen hat/die ihm untergeben sind (BMZ I 988; so We), oder die an sein Land angrenzen (ebd.; so PéBuSpKe). 1874–1875 Auch möglich wäre, V. 1874 mit Punkt zu schließen, wodurch für V. 1875 zu lesen wäre: ›So wollte es seine Aventiure.‹ 1880 Lectio difficilior bietet zweifellos P. W muss entweder als ›ohne Gefolgsleute‹ oder als manlôs ›unmannhaft, mutlos‹ (BMZ II/1 34; Le I 2034, beide mit demselben einzigen Beleg) gelesen werden. Schließlich wäre auch die prädikative Lesung ›er ist ein ›loser‹ Mann‹ möglich zu lôs, das wiederum ›anmutig, lieblich; leichtfertig [vgl. V. 4032]; durchtrieben, verschlagen‹ bedeuten kann (BMZ I 1034; Le I 1956). 1889 Lies für P: pranken stark ›stark an/mit den Pranken‹, vgl. lat. brachium, afrz. brace (TL I 1103f.). 1890 karc für karcheit (P) scheint in den Wbb. nicht auf, es könnte allenfalls substantiviertes Adj. angenommen werden. 1892 twengen stv. ›bändigen‹ (Le II 1598 mit Verweis auf die Stelle).
1865–1897 1865
Linier, der hochmütige Mann, das erzähle ich euch, wie ich es vernommen habe.
109
... das erzähle ich euch, so gut ich kann.
Zu derselben Zeit 1870
1875
1880
1885
1890
1895
sandte er weithin nach Freunden und Verwandten und nach denen, die über die Länder herrschten, die an seine Ländereien grenzten. Die lud der ausgezeichnete Degen zu seinem Fest und auch zu dem Kampf, den man ›seine (Liniers) Aventiure‹ nannte. Er ließ niemanden aus, den er dorthin einladen konnte, wo er sowohl Laster wie Schaden und einen grimmigen Tod erleiden würde. Er sprach: ›Der Ritter ist ohne Gefolge, der da kämpfen will. Er hält es alles für einen Scherz, was immer man redet oder tut. Es lebt nirgends ein Mann mit solchem Gemüt. Das kommt von großer Kindlichkeit.‹ Inzwischen war auch bereit, was zur Aventiure notwendig war. Der starke Mann war auch gekommen, von dem zuvor erzählt worden war. Linier beging eine List: Er wollte nicht länger warten, er ließ die Löwen bändigen, er ließ sie drei Tage lang fasten. Der Erzählung der Aventiure zufolge ist nun die Nacht gekommen, an deren Morgen der junge Ritter kämpfen sollte. Es soll glauben, wer will:
Er sprach: ›Der Ritter ist ohne Namen, der da kämpfen will.
Der starke Mann, der war gekommen, und sein (Liniers) Knecht war stark an den ›Pranken‹. Linier beging eine List:
Dies soll der glauben, der will:
110
1900
1905
1910
1915
1920
1925
Text und Übersetzung dâ was grôz geschelle, beidiu luden und braht, und ritter diu maht, dar zuo maniger muoter barn, di alle bâten got bewarn 12vb den tiurlichen wîgant, des namen dâ nieman was erkant. Morgen, dô ez tac wart, dô was des vremden ritters vart zem êrsten, daz er sich got ergap, wan er ist ein urhap aller sælicheite. dar nâch gienc er gereite in einen rinc, sô man in hiez. niht gewæfens man in tragen liez wan sîn swert und einen huot und einen niuwen schilt guot, der nâch sîm was gemaht. dâ mit er menlîche vaht. diu vrouwe het in im geben. nuo pflac der rise al sîn leben einer stange grôze und lanc. einen kampfschilt er für sich twanc. dâ mit er kampflîchen stuont, als dicke grôz liute tuont. Nuo hât der junge liste. ê ez der rise wiste, den arm er im abe sluoc, dâ er di stange mit truoc. mit slegen er in vil gebiuste. mit der lirken fiuste werte sich der starke man.
Das waz groß zorngeschelle Vnd ludin vnd bracht Vnd rittere die macht, Dar zuo maniger muo ter barn. Sy˙ machtent in alle got bywarn, Wartt ouch bewart der edele wigant, Des namen do nyeman wart erkant. [M]orgen W 38v P
er] der P seilicheite W
... Der nach synnen waz gemacht. do W het im W gegeben P grossen stangen lang P champf schilt W do W kanpfende P Nuo] Do P ez] dz P do W Do P mit] jnne P
Mit slegen er in buste. Mit der lengern vuste 39r Werte sich aber der starcke man.
1898 do W zorn geschelle P 1902 machtent alle P 1904 namen donyemans P 1905 davor (nach dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Wie der vngenente ritter mit dem risen str | eit vnd ime daz houbit abe schluo g / Initiale W ist nur in Umrissen vorhanden, Deu interpretiert dies wohl zurecht als Tilgung 1915 wez P 1920 fur rechts ausgeworfen nach V. 1919 mit Einfügungsvermerk in V. 1920 W 1917 Ha folgt P folgt P
1919 grôz Ha
1923 Initiale fehlt Ha
1927 Ha folgt P
1928 linken Sp; vgl. Deu
1929 Ha
1898 geschelle stn. ›Lärm, Getöse‹ (BMZ II/2 125f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 899f.). 1899 ludem, luden stm. ›Rufen, Geschrei‹ (BMZ I 1050 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1976). / braht ›Lärm, Geschrei‹ (Le I 339). 1900 Zu diu maht siehe Anm. zu V. 1105. 1902–1903 sind in P offensichtlich verderbt. Vielleicht ist mit Konjektur zu lesen: ›Sie ›machten‹ (bemühten sich darum, bewirkten etc.), dass Gott ihn beschützte (zu machen mit nachfolgendem daz siehe BMZ II/1 16; die Inf.-Konstruktion scheint in dieser Form sonst nicht belegt), (und) der edle Kämpfer wurde auch beschützt (= und die Bitte ging in Erfüllung) ...‹ Zum Stirnsatz mit fehlendem Subj. (Platzhalter-ez) vgl. Frnhd. Gramm. § S 239, 3. 1919 Nachgestelltes Adj. ist meist endungslos, flektierte Formen sind seltener (Mhd. Gramm. § 391). 1927 biuschen swv. ›schlagen, klopfen‹ (BMZ I 285 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2545; Le I 289). Zu s für sch vgl. Einl. Wer schlägt, ist nicht eindeutig, wohl der Riese. 1928 Zu P siehe K zur Stelle.
1898–1929
1900
da war großes Getöse, sowohl Geschrei wie Lärm, und eine große Menge von Rittern, dazu viele Menschenkinder, die alle Gott baten, den ausgezeichneten Kämpfer zu beschützen, dessen Namen dort niemand bekannt war.
1905
1910
1915
1920
111 Das war ein großes zornerfülltes Getöse und Geschrei und Lärm und eine große Menge von Rittern, dazu viele Menschenkinder. Sie alle bewirkten, dass Gott ihn beschützte, und der edle Kämpfer wurde auch beschützt, dessen Namen dort niemand bekannt wurde.
Morgens, als es Tag wurde, da war die ersten Handlung des fremden Ritters, dass er sich Gott anbefahl, denn er (Gott) ist der Ursprung allen Glücks. Danach ging er alsbald in einen Ring, wie man ihm befohlen hatte. Man ließ ihn keine Waffen tragen außer sein Schwert und einen Helm und einen neuen guten Schild, der nach dem Vorbild seines eigenen gemacht war. Damit kämpfte er mannhaft. Die Dame hatte ihn ihm gegeben. Nun besaß der Riese sein ganzes Leben über eine große und lange Stange. Einen Kampfschild presste er vor sich. So stand er zum Kampf bereit wie viele andere große Leute.
... der mit Verstand gemacht war.
Nun hatte der junge Verstand. 1925
Ehe der Riese richtig bei der Sache war, schlug er ihm den Arm ab, mit dem er die Stange trug. Er schlug mit vielen Hieben auf ihn ein. Mit der linken Faust wehrte sich der starke Mann.
Er schlug mit Hieben auf ihn ein. Mit der längeren Faust wehrte sich wiederum der starke Mann.
112 1930
1935
1940
1945
1950
1955
1960
Text und Übersetzung er liuf den jungen an und stiez in alsô vaste, daz er nider taste und im der schiltrieme brast. schier erholte sich der gast, snelleclîch er ûf spranc, als in des diu nôt twanc, und sluoc dem risen einen slac, daz er wunderhart erschrac und er ûz dem ringe wolte vlien. der junge îlt im nâch zien und sluoc im hinden in dem schart. dô der grôze des gewar wart, 13ra dô wolt er vor in allen den ritter ervallen. dâ von wart ein michel schal, idoch vervâlte sich der val. der ritter sluoc im daz houbt abe. er sprach: ›ich hân dich zuo grabe und zuo der langen hervart bereit, swem ez sî liep oder leit.‹ Lînier sîn ungelücke schalt. er nam den recken alse balt und fuort in zuo sînen lewen; di heten hungerige kewen. in daz hûs er in stiez. der lewen einer niht enliez, als er engegen im trat, er sluoc dem ritter ein spat mit den klâwen von der sîten. dô enfrumet dehein bîten: gein dem lewen er sich kêrte, der in alsus gesêrte.
jungen degen an P
schilt rieme W schilt reme P
diu fehlt P vnder hart W
in hinden in den schrat P
do W Doch P sich fehlt P
vart P Lynier W 39v P LJnier P in hin zuo P gouwen P
en gegen W der] den P
˙ Do muste er balde stritten: Jn gegen P geerte W
1951 davor Zwischentitel P: Wie der ritter on namen mit den louwen | streit vnd sy˙ ersluo g vnd es den ritter ly˙ | nier verdroß 1930 Ha folgt P
1941 in hinden lideschart La (Ha)
1949 Ha folgt P
1953 Ha folgt P
1932 nider tasten ›mit einem Klatschlaut niederfallen‹ (Le II 1407f. mit Verweis auf die Stelle). 1938 Konjektur, da unter adv. ohne Zusatz als ›dabei, hierbei‹ etc. nicht belegt scheint (BMZ III 186–189; Le II 1777f.). / wunderharte adv. ›gar sehr‹ (Le III 990). 1941 lideschart (LaHa) adj. ›an den Gliedern zerhauen, verstümmelt‹ (BMZ II/2 157 mit nur diesem Beleg; Le I 1901 und Fb 223 mit weiterem Belegmaterial). Die Lesung von W kann dagegen auf zweierlei Weise gedeutet werden: entweder als ›Scharte‹ (das DWb XIV 2222 auch mask. ausweist), wobei allerdings der Sinn dunkel bleibt (›Genick‹?; Webster erwägt ›Schritt‹, Webster/Loomis 1951, S. 181; ebenso Pérennec, S. 79; unsicher Pé, S. 125, Anm. 39; Ke, S. 175); oder – mit kleinerer Konjektur – als swart, swarte swstf. ›behaarte Kopfhaut‹ (Le II 1343), wobei die für dem zu setzen wäre (ebenso Hannink). 1944 ervallen stv. ist auch sonst als tr. ›zu Fall kommen, herunterstürzen; töten‹ belegt (BMZ III 219); die Annahme von ervellen mit a für e. (Hannink, S. 37) erübrigt sich. 1958 spât, spat (?) stm. ›abgerissenes Stück, Splitter‹ (Le II 1072 mit Verweis auf die Stelle). 1962 Konjektur mit P und Ha, da eine ironische Verwendung von êren weder in den Wbb. verzeichnet ist (BMZ I 445f.; Le I 625) noch ich eine solche dem Text zutraue.
1930–1962 1930
1935
1940
1945
1950
113
Er lief den jungen an und stieß ihn so fest, dass er auf den Boden krachte und ihm der Schildriemen zerbrach. Der Gast erholte sich schnell, geschwind sprang er auf, weil ihn die Not dazu zwang, und schlug dem Riesen einen Hieb, dass er gar sehr erschrak und aus dem Ring fliehen wollte. Der junge beeilte sich ihm nachzufolgen und schlug ihm hinten in die Scharte (ins Genick?). Als der große das bemerkte, da wollte er vor ihnen allen auf den Ritter fallen und ihn so erschlagen. Deshalb erhob sich großer Lärm, jedoch ging der Fall (des Riesen) fehl. Der Ritter schlug ihm das Haupt ab. Er sprach: ›Ich habe dich zum Grab und zu der langen Heerfahrt bereit gemacht, egal ob das jemandem lieb oder leid ist.‹
L
1955
1960
înier schalt sein Unglück. Er nahm den so tapferen Recken und führte ihn zu seinen Löwen; die hatten hungrige Kiefer. Er trieb ihn in die Burg. Einer der Löwen ließ, als er ihm entgegentrat, nicht davon ab, dem Ritter mit den Klauen ein Stück (Fleisch) von der Seite zu schlagen. Da nützte kein Warten: Er wandte sich dem Löwen zu, der ihn so verwundet hatte.
Da musste er tapfer kämpfen:
114
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
Text und Übersetzung dô was der ander hantgerech, wan in der hunger tet frech: er kratzt im ein wunden grôz, daz daz bluot dâ nider schôz, als ez ein brunne wære. sîn snellecheit was mære, des nieman misselouben darf. gein dem selben er sich warf und sluoc in durch daz houpt nider. der ander bestuont in aber sider und zuctin, daz er nider kam. den lewen macht er dô lam, daz er des swankes verzagete. der helt in umb jagete und tet in beiden sampt den tôt. dô gienc ez êrst an di nôt. Als er von den lewen streich, dô was er varlôz und bleich und ersigen von dem bluote. zehant iesch der unguote, 13rb der wirt Lînier von Lîmors, beidiu harnasch und sîn ors. er wolte rechen di getât. di aller besten sarwât, di dehein ritter ie gewan, di leit er zornlîchen an, wan sîn herzen sêre was starc. innân des was ouch sîn marc gekovertiuret ze rehte. unserm guoten knehte, dem was ouch sîn harnasch brâht. er was doch vil wol bedâht, daz er sich weren wolde. der stæten sælden holde, der leit ouch sîn gewæfen an. daz bluot im durch di ringe ran
1966 do W
hant gerech W frech] schrech P
... Das daz bluo t da nider floß, ... schnellikeit die wz P Engegen dem P bestvo nt aber W dô fehlt P slages P 40r P
Do hies der P Lynier von Lymors W linier die limeroß P roß P
ye dekein ritter P zorneclichen P herzen sêre] hertzeleit P des] dz P zerehte W Gigouirturet P
Dem fromden guo ten knechte Wart ouch sin harnasch bracht. wz des wol P selde W
1979 davor Zwischentitel P: Wie der Junge vngenente ritter streit mit | herns linier vnd in zuo tode sluo g
1975 Ha folgt P, dagegen Be, der W folgt
1983 Lîniers de Lîmors Ha
1994 doch] des Ha
1963 hantgerech ›bereit, gerüstet‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1173 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. Anm. zu V. 1747, 3328, 5967). 1969 misselouben swv. ›nicht glauben‹ (Le I 2168 mit Verweis auf die Stelle). 1981 ersîhen stv. ›auströpfeln, erschöpft oder entleert werden, erschöpft oder entleert sein‹ (BMZ II/2 286 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5318 [recte 5328]; Le I 671). 1982 eischen stv. ›fordern, heischen‹ (Le I 533 mit Verweis auf die Stelle). / P gibt für sich keinen Sinn (es fehlt ein Inf.), daher kein Paralleltext. 1991 kovertiuren swv. ›mit einer kovertiure (›schützende und schmückende Verdeckung des Rosses‹, Le I 1698f.) versehen‹ (BMZ I 869; Le I 1699, beide mit nur diesem Beleg; vgl. Fb 207).
1963–1998
1965
1970
1975
Da war der andere gerüstet, weil ihn der Hunger kühn machte: Er kratzte ihm eine große Wunde, dass das Blut dort herab schoss, als wäre es eine Quelle. Seine Schnelligkeit war fabelhaft, daran darf niemand zweifeln. Er warf sich diesem entgegen und schlug ihn durch das Haupt nieder. Der andere griff ihn aber erneut an und riss ihn zu Boden. Den Löwen machte er da lahm, sodass er (der Löwe) vom Hieb verzagte. Der Held jagte ihn herum und tötete sie beide. Do nahm die Not erst ihren Anfang.
115
... dass das Blut dort herabfloss, ...
Als er sich von den Löwen entfernte, 1980
1985
1990
1995
da war er farblos und bleich und hatte viel Blut verloren. Sogleich forderte der Ungute, der Burgherr Linier von Limors, seine Rüstung und sein Ross. Er wollte die Tat rächen. Die allerbeste Rüstung, die je ein Ritter erwarb, die legte er zornig an, denn sein Herzeleid war groß. Inzwischen war auch sein Pferd ordentlich gesattelt worden. Unserem guten Kerl, dem war ebenfalls seine Rüstung gebracht worden. Er war doch sehr darauf bedacht, dass er sich wehren wollte. Der dem beständigen Glück Holde, der legte auch seine Waffen an. Das Blut rann ihm aus den tiefen
Dem fremden guten Kerl wurde ebenfalls seine Rüstung gebracht.
116
2000
2005
2010
2015
2020
2025
2030
2035
Text und Übersetzung ûz den tiefen wunden, wan si wâren niht gebunden. daz erbarmet vil manigen man. swer ie milten muot gewan, der dise nôt an sach, ze got er sîn gebet sprach, daz er sîn niht wolde vergezzen. nuo wârn si ûf gesezzen, beidiu wirt und gast, daz ir entwederm nihtes brast, swes eim guoten ritter zimet, swenne er den schilt ze halse nimet. Erbermde was in tiure. ze der êrsten justiure starken zorn der wirt truoc. daz sper er under sluoc und twanc den schilt für sich. sîn gebærde was ritterlich, wan er wol rîten kunde. isâ zer selben stunde satzter sich ebene, der helt, der niht vergebene niemanne wolt entwîchen. dô liezen si dar strîchen, 13va sô si beide mit ir ahten aller meist gewinnen mahten ûz ir rossen, diu si riten. durch di schilte enmiten stâchen si mit ir krefte diu sper, daz di schefte zerbrâsten und hôh vlugen. zwei scharpfiu swert si zugen, diu in wol gezâmen. si gâben und nâmen manigen freislichen slac. Lînier grôzer künste pflac, wan er niht wan ze staten sluoc. der junge, der den arn truoc, der vaht âne liste,
ûz] Von P 40v P vs bunden P
zegot W
dentwederm W gebrast P guoten fehlt P zehalse W Der bermde W Initiale fehlt P Erbermde P
Daz sper er vnder den arm sluo g ...
ritin wol P zuo den selben stunden P Satter sich vil ebene P Der helt virgeben P Nemene P
gewinnent m ahten W di W 41r P den miten W schilt in almitten P kreften P scheften P Zerbrachent P sy do zugen P
freischlichen W Lynier W Linier P zestaten W
2024 m ahten W ist unsicher, m ist an das auslautende t von gewinnent angehängt und könnte auch eine Oberschleife sein, Deu liest ahten 2011 Derbermde Ha
2014 Ha folgt P
2026 Ha folgt P
2030 Hannink folgt P
2014 daz sper underslâhen ›den Speer unter den Arm nehmen und zum Angriffe senken‹ (Le II 1801; vgl. HaN). 2020 Ein virgebener ›unnützer‹ (Le III 111) helt macht keinen Sinn, daher kein Paralleltext.
1999–2037
2000
2005
2010
117
Wunden durch die Ringe, denn sie (die Wunden) waren nicht verbunden. Das erbarmte viele Männer. Wer immer jemals ein barmherziges Gemüt gewann und diese Not ansah, sprach sein Gebet zu Gott, dass er (Gott) nicht seiner (Lanzelets) vergessen sollte. Nun waren sie aufgesessen, sowohl Burgherr wie Gast, sodass es keinem von beiden an irgendetwas fehlte, das einem guten Ritter ansteht, wenn er den Schild zum Hals nimmt.
Erbarmung war ihnen teuer.
2015
2020
2025
2030
2035
Zu der ersten Tjost trug der Burgherr großen Zorn. Er senkte die Lanze zum Angriff und presste den Schild vor sich. Seine Gebärde war ritterlich, weil er gut reiten konnte. Nun, zur gleichen Zeit, setzte er sich zurecht, der Held, der vor niemandem ohne Gegenwehr zurückweichen wollte. Da ritten sie aufeinander zu, so wie sie beide mit ihren Bemühungen am meisten aus ihren Rössern herausholen konnten, die sie ritten. Sie stachen mit voller Kraft die Lanzen mitten durch die Schilde, sodass die Schäfte zerbrachen und hoch aufstoben. Sie zogen zwei scharfe Schwerter, die ihnen gut passten. Sie gaben und nahmen viele Furcht erregende Schläge. Linier verfügte über große Kunstfertigkeit, denn er schlug nie daneben. Der junge, der den Adler trug, der kämpfte rasend,
Er schlug die Lanze unter den Arm ...
118
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
2075
Text und Übersetzung wan er wol wiste, waz im ze leide was getân. si hiuwen beide manigen spân ein ander von den schilten. nîtlîchen si spilten ein wîle in dem kreize. idoch sluoc ageleize der sinnelôse tumbe den eltern ritter umbe und verhiu im daz ors. dô erbeizte Lîniers von Lîmors zehant ûf di erde mit grôzem unwerde. sîn ros er lesterlîche schalt. ouch erbeizte der degen balt zuo dem wirt an daz grâz, wan ouch sîn marc müede was. Dô si zer erde kâmen, di schilt si für sich nâmen und liufen balde ein ander an. Lînier, der küene man, und der ritter âne namen, di zwên begunden grisgramen von der slege schalle. in wuohs diu nîtgalle 13vb von dem zorn, den si truogen. diu scharpfen swert si sluogen ûf ein ander, daz si erklungen, und von den helmen sprungen des fiures flamen blicke. di kapfære wânten dicke, daz einer solte gesigen und der ander tôt geligen. Sô jener disen her sluo c, unlange er daz vertruoc, er treib in schiere hin wider. ze jungest sluoc der wirt nider den gast, daz er kom ûf diu knie
2044 Je doch P
2047 zeu “gete P
2045 Ha folgt P
2048 Lîniers de Lîmors Ha
war im zeleide W
Jedoch schluo g ageleisse Der namelose tumbe Den eltern vmbe Vnd zerhiogete ime daz roß. Lyniers von Lymors W linior de limorß P 41v P vnvv erde W grosse vnwerde P der junge degen P ouch fehlt P Initiale fehlt P
... Vnd lieffent beide ein ander an. Lynier W Linier P ¶ fehlt P begundent in grisamýn P nit galle W
den fehlt P des] Die P
Die kemphere wandin dicke, Das sy ein ander solten gesigen Vnd der ander tot ligen. ¶ fehlt P diser P 42r P zeivngest W
2067 unleserliche Schreiberkorrektur unter des W 2058 ¶ fehlt Ha
2067 Ha folgt P
2071 ¶ fehlt Ha
2044 Zu ageleiz siehe Anm. zu V. 457. 2044 umbe slâhen ›niederschlagen, besiegen‹ (BMZ II/2 372). 2060 grisgramen swv. ›mit den Zähnen knirschen, brummen, knurren‹ (BMZ I 575 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1089; vgl. Schilling 1866, S. 31). 2062 nîtgalle swf. ›bitterer Hass, Zorn‹ (BMZ I 459; Le II 87). 2069 Ob die reziproke Wendung in P im Sinne von ›dass einer den anderen besiegen würde‹ möglich ist, ist unsicher. Sollte an gesigen gelesen werden?
2038–2075
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
2075
denn er wusste wohl, was man ihm zu Leide getan hatte. Sie hieben beide einander manchen Splitter von den Schilden. Sie ›spielten‹ hasserfüllt eine Weile in dem Kreis. Jedoch schlug der Wahnsinnige schnell den älteren Ritter nieder und zerhieb ihm das Ross. Da stieg Linier von Limors sofort mit großer Schmach auf die Erde ab. Er schalt sein Ross auf lästerliche Weise. Auch der kühne Degen stieg zu dem Burgherrn auf die Wiese ab, denn auch sein Pferd war müde.
119
Jedoch schlug der namenlose Dümmling schnell den älteren nieder und zerhaute ihm das Ross.
Als sie auf die Erde abstiegen, hielten sie die Schilde vor sich und liefen einander kühn an. Linier, der kühne Mann, und der Ritter ohne Namen, die zwei knirschten mit den Zähnen vom Lärm der Schläge. Ihnen schwoll der bittere Hass von dem Zorn, den sie trugen. Sie schlugen die scharfen Schwerter aufeinander, sodass sie klangen und Blitze von Feuerflammen von den Helmen spritzten. Die Zuseher glaubten oft, dass einer siegen und der andere getötet würde. Wenn jener diesen in die eine Richtung schlug, ließ dieser sich das nicht lange gefallen und trieb in schnell wieder zurück. Schließlich schlug der Burgherr den Gast nieder, sodass er auf die Knie sank
... und liefen sich gegenseitig an.
Die Kämpfer glaubten oft, dass einer den anderen besiegen und der andere getötet würde.
120
2080
2085
2090
2095
2100
2105
2110
2115
Text und Übersetzung und den schilt von im lie. di sîten er ûf kêrte, dâ in ê der lewe sêrte. dô wundet in aber Lînier în durch di halsperge sîn eine wunden tief und wît. Des erholte sich der helt enzît. er spranc ûf als ein degen. des schiltes moht er niht gepflegen, hinder rücke er in stiez, als in sîn grimmer muot hiez. der kampf dûht in enblanden. er nam mit beiden handen daz swert, dâ mit er vaht. von den wunden wart im unmaht und ouch von dem zorne. dô gedâht der wol geborne: ›ez muoz her gân oder hin. sît ich alsus gesêret bin, ich wil versuochen einen slac, dâ werde ûz, swaz werden mac. mîne kraft kêr ich alle dran.‹ dâ mit liuf er den wirt an, der in ê het betoubet. er sluoc durch daz houbet Lîniern, den helt guot, daz im daz swert ze tal wuot, 14ra unz ez im an den zenen erwant. dâ von starp der wîgant. Merkent alle besunder ein seltsæn wunder umb des jungen ritterschaft: er sluoc den wirt mit solcher kraft, mit verbizzem zan, daz im daz bluot ûz ran ze den ôren und ze dem munde und im zer selben stunde geswant, daz er nider kam. daz volc es guot war nam und heten alle wol gesworn, daz si beide wæren verlorn,
2076 Ha folgt P (und er den)
Vnder den P do W Do P ê fehlt P Lynier W linier P
Des erholte er sich in kurtzer zit.
Vff den rucken P gehieß P Der den kampf P do W vn maht W
sus P do W waz W wurt was es werden P 42v P betobz P schluo g in durch sin houbet P Lyniern W Linieret P zetal W unz] Vnd P widerwant P do W Do P Initiale fehlt P seltseim W
Er sluo g den schlag mit sollicher craft ... verbissenen P zedem W] zuo den P zerselben W wolch W
2079 dâ Ha / wundet] La erwägt sluoc
2081 wunde Ha
2082 ¶ fehlt Ha
2081 wunde ist mhd. swstf. (Le III 986). 2087 Zu enblanden siehe Anm. zu V. 91. 2102 waten stv. (hier) ›dringen‹ (BMZ III 534f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 704f.; vgl. Anm. zu V. 7608). 2113 mir geswindet ›ich verliere das Bewusstsein, falle in Ohnmacht‹ (BMZ II/2 798 mit Verweis auf die Stelle; Le I 940f.; vgl. V. 4364).
2076–2116
2080
2085
2090
2095
2100
2105
und ihm der Schild aus der Hand fiel. Er kehrte die Seite (seines Körpers) in die Höhe, an der ihn zuvor der Löwe verwundet hatte. Da verwundete ihn Linier wiederum an dieser Stelle durch seine Rüstungsringe hindurch mit einer tiefen und breiten Wunde. Davon erholte sich der Held bald. Er sprang auf wie ein Degen. Um den Schild konnte er sich nicht kümmern, er stieß ihn hinter seinen Rücken, wozu ihm sein grimmiges Gemüt riet. Der Kampf schien ihm mühselig. Er nahm das Schwert, mit dem er kämpfte, mit beiden Händen. Von den Wunden und auch von dem Zorn wurde er schwach. Da überlegte der, der von hoher Geburt war: ›Es muss so oder so ausgehen. Da ich so verwundet bin, will ich einen Schlag versuchen, aus dem werden mag, was immer werden kann. Ich lege alle meine Kraft hinein.‹ Damit lief er den Burgherrn an, der ihn zuvor entkräftet hatte. Er schlug Linier, den guten Helden, durch das Haupt, dass ihm das Schwert nach unten drang, bis es ihm bei den Zähnen zum Stillstand kam. Davon starb der Kämpfer.
2115
Davon erholte er sich in kurzer Zeit.
Achtet alle besonders auf ein merkwürdiges Wunder an der Ritterschaft des jungen: Er schlug den Burgherrn mit solcher Kraft,
2110
121
mit verbissenen Zähnen, dass ihm das Blut aus Ohren und Mund rann und er sofort ohnmächtig wurde, sodass er niedersank. Das Volk beobachtete es genau und sie alle hätten geschworen, dass sie beide verloren wären,
Er schlug den Schlag mit solcher Kraft, ...
122
2120
2125
2130
2135
2140
2145
2150
2155
Text und Übersetzung durch daz si sô unwerde vielen ûf di erde. Dâ von erschrâken si alle. in disem leitschalle wart Lînier în getragen. beidiu wuof und klagen, des was vil ob dem wirte. die maget ouch nieman irte ze tuon, swaz si wolde. dô hiez diu friuntholde ritter, di ez tâten, daz si in ein kemenâten den jungen degen truogen. di tür si zuo sluogen. siu selbe stal sich dar în. von heile kom ir der sin, daz siu besach den wîgant. einen kleinen âten siu bevant, der im von dem munde gie. diu vrouwe daz niht enlie, siu hiez im daz houbt ûf haben und snelleclîche laben. ouch wart er entwæfent gar. man machet im ein fiur dar; dar zuo leit man den degen. 14rb sîn wart wol gepflegen von der vrouwen hêre. siu bôt im guot und êre, sô siu meist mahte, und schuof dô ein wahte ir vetern vil drâte. siu schictez gar nâch râte swaz ûf der burc uneben stuont, als dicke wîse liut tuont, die ein grôz erbe an kumet und di wol wizzent, waz in frumet. Vil wol siu ez allez schafte. der lîbes zwîfelhafte, der lac aber stille.
2117 HaA erwägt für P alle = alse 2147 HaA vermutet für P gar = dar
2121 Ha folgt P
sy alle vnwerde P Melin vff der erde P Dâ] hie P leit schalle W Lynier W] hers linier P des] Dz P div W 43r P zetvo n W Zuo tune wes sy P frivnt holde W
bischach dem P atem P mude P enhiesße P
warte W wart harte wol P
vettns gar vil P
43v P Initiale fehlt P geschafte P des W Des libes zwu “felte P abir uil stille P
2125 ze tuonne Ha
2134 Ha folgt P
2142 Ha folgt P
2120 leitschalle stm. ›lauter Ausdruck des Leides, Klage‹ (BMZ II/2 125; Le I 1875, beide mit nur disem Beleg). 2135 mude P wohl wegen fehlenden Nasalstrichs. 2137 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 2138 laben swv. ›waschen, mit Wasser benetzen‹ (BMZ I 939 mit Verweis auf V. 4564; Le I 1806f.). 2142 warte W lässt einen Schreibfehler aus wart harte vermuten. 2154–2155 Zwar wäre auch denkbar, dass der des l. z. etc. in Umstellung gegeben wird, was aber m. E. die Satzstellung arg strapazieren würde; daher Konjektur mit Ha.
2117–2155 weil sie so schmachvoll auf die Erde fielen.
Davon erschraken sie alle. 2120
2125
2130
2135
2140
2145
2150
Unter dieser großen Klage wurde Linier ins Haus getragen. Sowohl Jammergeschrei wie Klagen, das geschah viel wegen des Burgherrn. Auch hinderte niemand die Maid zu tun, was immer sie wollte. Da befahl sie, die dem Freund treu war, einigen Rittern, die es auch taten, dass sie den jungen Degen in eine Kemenate tragen sollten. Die Tür schlugen sie zu. Sie selbst stahl sich dort hinein. Glücklicherweise kam ihr die Idee, den Kämpfer genau anzusehen. Sie fand einen schwachen Atem, der aus seinem Mund strömte. Die Dame verabsäumte nicht, dass sie ihm das Haupt aufheben und geschwind mit Wasser benetzen ließ. Auch wurde er ganz entwaffnet. Man machte ihm dort ein Feuer; daneben bettete man den Degen. Die edle Dame kümmerte sich gut um ihn. Sie bot ihm Bequemlichkeit und Aufmerksamkeit, so gut sie konnte, und richtete für ihren Vetter sehr bald eine Totenwache ein. Sie ordnete alles, das auf der Burg nicht zum Besten stand, wie man ihr geraten hatte, und wie es weise Leute oft tun, denen ein großes Erbe zufällt und die genau wissen, was ihnen nützt.
Sie regelte das alles sehr gut. 2155
Der, der um sein Leben fürchten musste, der lag aber still.
123
124
2160
2165
2170
2175
2180
2185
2190
Text und Übersetzung ez was ir aller wille, di in sâhen ze dirr verte, ginerte P daz in got ernerte, wan er di âventiure brach. menneclich im wol sprach. meneclich W Mengelich P zem besten man in ûf huop. Schier man ouch den wirt begruop wol fehlt P mit êren wol, als ez gezam. daz liut allesament kam, allis samint P ritter und vrouwen. si wolten gerne schouwen, ob der junge möht genesen. si bâten im genædic wesen di juncvrouwen wît erkant und verkurn in ir hant, zeleide W swaz er in ze leide ie getete. gern hôrte siu di bete, diu milte maget Ade. diu] Sy P diu het sîn genâde gevangen, dô siu in êrst sach. lant volch W allis samint iach P daz lantvolc allez jach: ›dirr wirt ist wol ersetzet. 44r P der in des lîbes hât geletzet, Dem erteilen wir P dem wir teilen guot und wîp, genert im got sînen lîp.‹ 14va Der vrouwen mâge sprâchn ouch ¶ fehlt P daz, ir gezæm michels baz zeme P der ritter und ein michel guot, danne siu dicke widermuot ... Dem sy dicke wider muo t von ir vetern solte tragen. Von irem vettern solte tragin. dô muost siu in durch nôt verklagen. Sît ez allen liuten wol geviel, der juncvrouwen ir herze wiel tugentlicher P ûf tugentliche stæte. waz ir siech tæte, daz wolt siu gern hân bekort.
2184 wids mvo t W 2164 Ha folgt P setzt
2185 iren P 2174 die Ha
2179 Ha folgt P
2181 ¶ fehlt Ha
2187 Initiale fehlt Ha, der nach V. 2186 Komma
2174 gnâde stf. ist hier wohl als ›Gunst, Geneigtheit, Zuneigung‹ zu übersetzen (vgl. BMZ I 337–342; Le I 850); WeBuSpKe übersetzen ›Charm‹. Auf jeden Fall ist es in W eindeutig Ade, die ›einfängt‹, und nicht – wie Ha und nach ihm die Übersetzungen nahe legen – Lanzelet. 2184 widermuot stm. ›Widerwille, Betrübtheit, Aversion; Widerspruch, Widersinnigkeit, Ungemach‹ (BMZ II/1 267 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7976; Le III 845; vgl. auch V. 5412). 2184–2185 ›dem sie (eigentlich) ihres Vetters wegen sehr zürnen sollte‹ (P).
2156–2191
2160
2165
2170
2175
2180
125
Es war der Wille von ihnen allen, die ihn in diesem Zustand sahen, dass Gott ihn gesund machen sollte, weil er die Aventiure bestanden hatte. Alle lobten ihn. Man bezeichnete ihn als den Besten. Bald begrub man auch den Burgherrn gut und in Ehren, wie es sich gehörte. Alle Leute kamen herbei, Ritter und Damen. Sie wollten gerne erfahren, ob der junge gesunden würde. Sie baten die weithin bekannte Jungfrau, ihm gnädig zu sein, und gaben ihr die Hand darauf, alles zu vergessen, was er ihnen zu Leide getan hätte. Gern hörte sie diese Bitte, die sanftmütige Maid Ade. Sie hatte seine Zuneigung gefangen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Bevölkerung des Landes sagte einhellig: ›Dieser Burgherr ist gut ersetzt worden. Dem, der ihn ums Leben gebracht hat, übergeben wir Besitz und Frau, wenn Gott ihn gesund macht.‹
D
2185
ie Verwandten der Dame sprachen auch, dass ihr der Ritter und großer Besitz viel besser anstünden, als wegen ihres Vetters oft schwermütig zu sein. Da musste sie gezwungenermaßen ihre Trauer überwinden.
D
2190
a es allen Leuten gut gefiel, wogte das Herz der Jungfrau auf beständiger Tugend. Was ihr Kranker tun würde, das wollte sie gerne erfahren haben.
... dem sie eigentlich ihres Vettern wegen sehr zürnen sollte.
126
2195
2200
2205
2210
2215
2220
2225
Text und Übersetzung noch ensprach er niht ein wort. im wârn diu ougen zuo getân. idoch durch bezzerunge wân nam diu hübsche wirtîn beidiu olei und wîn und wuosch im ze den stunden sîne bluotige wunden und verband in wîslîche. diu maget tugentrîche begund in allenthalben meisterlîche salben mit einer salben alsô guot, daz im daz verch und daz bluot ein solche hitze gewan, daz den kampfmüeden man des lîbes geluste und er die ougen wuste. Dar nâch schiere er ûf sach zwîfelîche und sprach: ›mir ist harte wê, wâ bin ich? und wi ez stê, des wundert mich. er begât sîn êre, swer mirz saget.‹ des antwurt im diu maget, diu in hielt in ir pflegen: ›gehabe dich wol, tiurer degen, und enfürhte dir fürnamens niht! diu âventiur ist ein wiht, di mîn veter ûz bôt. ez lît von dînen handen tôt 14vb ein der küeneste man, der ritters namen ie gewan. daz was Lînier der mære. sîn tôt was klagebære. ich muoz imer riuwic wesen doch des alein; maht tu genesen,
enwort W Noch denne sprach er ni wort P durch die besserunge han P
den fehlt P bluotige] trorige P
... Vnd verbrant in wißliche. tvgent riche W tugende riche P
salbe W 44v P werg P champf mve den W Des lebennes geluste P div W ¶ fehlt P er schiere P Zwúfelichen P des] das P siner P behielt P fur namens W fu “rnemıs P vs in bot P ez] Vnd P ye ritterß namyn P Lynier W linier P
Sin tot ist clagebere. Jch muo ß sin yemir ruwig wesen. Doch des allein: machtü geniessen,
2192 noch denne ensprach Ha 2207 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt 2220 Ha folgt P 2224–2225 Ha folgt P 2226 doch dês al ein Ha
2209 ¶ fehlt Ha
2210 Ha folgt P
2198 trôric adj. ›bluttriefend, blutig‹ (BMZ III 114; Le II 1526, beide mit nur diesem Beleg; Bayer. Wb. I 674; Schilling 1866, S. 29). Die Deutung als trûric (Hannink, S. 22) ist mit Sicherheit abzulehnen. 2203 salbe ist mhd. nur swf. (BMZ II/2 41f.; Le II 577f.). 2204 verch stn. ›Leib und Leben, Fleisch und Blut‹ (BMZ III 302f. mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 2205]; Le III 87f.). 2208 wuste = wuschte zu wischen, wüschen (vgl. HaA). 2217 vürnamens adv. ›vorzugsweise, ganz und gar, in der Tat‹ (Le III 604f. mit Verweis auf die Stelle). 2226 doch des alein W ist problematisch, die bisherigen Übersetzungen fassen ihn durchwegs als Einschub auf, wie P (der Ha folgt; vgl. auch V. 3414, 4393, 6119, 7012) auch nahe legt: ›But that makes no real difference‹ (We), ›Mais, en dépit de tout‹ (Pé), ›Mais peu importe‹ (Bu), ›Doch dies bedeutet mir wenig‹ (Sp), ›But be that as it may‹ (Ke). Mir scheint hier jedoch auch die syntaktische Einbindung in V. 2225 möglich: ich muoz doch des alein imer riuwic wesen ›ich muss doch alleine deswegen immer traurig sein‹.
2192–2226
2195
2200
2205
2210
2215
2220
2225
Noch sprach er kein Wort. Seine Augen waren verschlossen. Trotzdem nahm die höfische Burgherrin in der Hoffnung auf Besserung sowohl Öl wie Wein und wusch ihm sogleich seine blutige Wunde und verband ihn geschickt. Die tugendreiche Maid salbte ihn überall meisterhaft mit einer so guten Salbe, dass sein Fleisch und sein Blut so heiß wurden, dass der vom Kampf ermüdete Mann wieder Lust auf das Leben bekam und er sich die Augen rieb. Gleich danach blickte er unsicher auf und sprach: ›Ich habe große Schmerzen, wo bin ich? Und ich wüsste gerne, was los ist. Wer immer es mir sagt, der vermehrt seine Ehre.‹ Darauf antwortete ihm die Maid, die sich um ihn kümmerte: ›Beruhige dich, teurer Degen, und fürchte dich nur ja nicht! Die Aventiure ist zunichte, die mein Vetter ausgerufen hatte. Von deinen Händen liegt einer der kühnsten Männer erschlagen, der jemals den Titel eines Ritters gewonnen hat. Das war der berühmte Linier. Sein Tod war beklagenswert. Ich muss alleine deshalb immer traurig sein; doch wenn du gesund wirst,
127
Sein Tod ist beklagenswert. Ich muss deshalb immer traurig sein. Doch einerlei: Wenn du gesund wirst,
128
2230
2235
2240
2245
2250
2255
2260
Text und Übersetzung sô ist entzwei geteilet mîn sêr. enhabez niht ringe, degen hêr, ob ich iht liebes dir getuo, daz du gedenkest wol dar zuo. dâ mit du mir lônest, ob du dîn selbes schônest. daz ist wol mîn wille. nuo swîge vil stille oder rede aber senfticlîche.‹ ›ich tuon billîche, swaz ir gebietent‹, sprach der degen. ›ir hân mîn wol biz her gepflegen.‹ Sô lât iu kurzlîche sagen, daz in unmanigen tagen der namelôse genas, daz im arges niht enwas. diu handelunge was vil rîch, die im diu vrouwe tegelîch mit guoten willen erscheinde. dô er genas, wan siu ez meinde im ze minnen und ze frome, des was der tiurliche gome balt und herlîche vrô. Nuo ist ez komen alsô, daz sich sîn manheit niht verhal und sîn prîs ûz erschal allenthalben in diu lant. sînen kampf sach manic wîgant und volkes ein michel wunder. dâ wârn ouch ritter under, di wârn komen von Karadigân. di sâhen in ouch Lîniern slân, und jach ir aller gemeiner munt, in würde nie bezzer ritter kunt, 15ra daz sich sîn lop alsus für nam,
2227 sere W 2231 do W 2261 Das sich P
So ist in zwey geteilet mýn ser. Das in habe nicht P dir liebes icht P
45r ... Das dü gedenckest wol der zuo Vnd din selbis schonist Vnd mir da mitte lonest. nuo fehlt P
[d]O P in in menigen P
div W guo tem willen scheinde P wan] das P zeminnen W zefrvo men W fromen P gomen W gomen P
... Balt vnd hertzeclichen fro. ¶ fehlt P
... Vnd sin vechten vz erschal Jn allinthalben in die lant.
do W Karadigan W karedigan P 45v P Lyniern W liniern P in fehlt P alle gemeine P 9r B (erstes Wort unlesbar)
B ... in newere nit bezzers riters kunt. daz mere sich alsus vur nam,
2239 Repräsentant nicht aufgelöst P
2260–2262 P folgt B
2260 innewere B Jn enwere P
2228 enhebez Lei 2230–2232 Ha folgt P 2245 scheinde Ha 2249 Ha folgt P 2250 ¶ fehlt Ha 2257 Kardigân Ha 2260 ward Ha 2228 Die Konjektur von Lei halte ich für überflüssig, da haben im Sinne von ›halten‹ mindestens ebenso gut passt wie heben. 2248 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 2253 Jn P kann als freier Dat. gelesen werden. 2255 wunder stn. (hier) ›eine erstaunliche Menge, sehr viel‹ (BMZ III 814f.; vgl. V. 7184 und Anm. dazu). 2261 Eine der wenigen Stellen, in denen die überlieferten Lesarten relativ eindeutig in eine chronologische Reihe von Verschreibungen gebracht werden können: Ursprünglich ist vermutlich B, in einer zweiten Überlieferungsstufe ist mere ausgefallen, wodurch der Vers ungrammatisch wurde (P). Um dem beizukommen, wurde in einem dritten Schritt sîn lop (W) ergänzt und der Artikel daz als konsekutive Konjunktion umgedeutet. Vgl. Einl.
2227–2261
2230
2235
dann ist mein Leid halbiert. Halte es nicht für nichtig, edler Degen, wenn ich dir irgendetwas Liebes tue; denke vielmehr gut daran. Damit belohnst du mich, wenn du dich selbst schonst. Das ist mein ganzer Wille. Nun schweige ganz still oder rede aber sanft.‹ ›Ich tue gerne, was immer ihr verlangt‹, sprach der Degen. ›Ihr habt euch bis jetzt gut um mich gekümmert.‹
129 dann ist mein Leid halbiert.
... denke vielmehr gut daran und schone dich selbst und belohne mich damit.
Nun lasst euch in aller Kürze erzählen, 2240
2245
2250
2255
2260
dass der Namenlose in wenigen Tagen gesund wurde, sodass es ihm an nichts mehr fehlte. Die Behandlung war hervorragend, die ihm die Dame täglich mit Wohlwollen angedeihen ließ. Da wurde er gesund, weil sie es für ihn aus Liebe und zum eigenen Nutzen tat; deshalb war der vortreffliche Mann kühn und über die Maßen froh. Nun war es so gekommen, dass seine Mannheit nicht verklang und sein Ruhm allenthalben durch die Länder erschallte. Viele Kämpfer und eine große Menge von Leuten hatten seinen Kampf gesehen. Darunter waren auch Ritter, die von Karadigan gekommen waren. Die sahen auch, wie er Linier erschlug, und sie behaupteten alle einstimmig, dass sie nie einen besseren Ritter gekannt hätten, sodass sich sein Lob so sehr verbreitete,
... kühn und von Herzen froh.
... und die Erzählung von seinem Kampf ihnen allenthalben durch die Länder erschallte.
B ... dass sie nie einen besseren Ritter gekannt hätten. Die Geschichte verbreitete sich so sehr,
130
Text und Übersetzung unz er zer massenîe kam, der Artûs, der künic, pflac. Dô sprach Erec fil de roi Lac:
2265
2270
2275
2280
2285
2290
2295
›saget uns ieman, wer er sî?‹ des antwurt Orpilet dâ bî: ›dar nâch, als uns ist gezalt, sô ist ez der helt balt, der selbe niht sînes namen weiz. von Môreiz Galagandreiz, der hât sîn immer genuoc. daz er nuo Lîniern sluoc vermezzenlîchen, sô man seit, daz was ein michel manheit. er muoz wol getiurt sîn.‹ dô wunschte diu künigîn Genovere, daz siu in solte sehen. dô wart über lût verjehen, ... ... ez enwære dehein degen sô stæte, der ie bezzers getæte. Dô sprach der künic Artûs, dô er saz in sîm hûs, ze sînen gesellen über lût: ›hân ich deheinen holden trût, diweder mâc oder man, dem lôn ich, sô ich beste kan, ob er den helt bringet her. ez ist mîn oberestiu ger, möht ich den ritter gesehen, dem ich der manheit hœre jehen. man nennet in und anders niht mê, wan ›der stolze degen von dem Sê‹. er ist durch neizwaz namelôs.‹ diu massenîe dô erkôs Wâlweinen, den helt balt – wan er zen tiursten was gezalt –,
unz ez zer massenie kam, ... Artus W arthus P Art9 B ¶ fehlt PB erec fylderoylac W erec vil de roilag P Erec ˙ B fildroylac er] der P ieman] iene B orpylet W orphilet P Orphilet B
sins namin neine P sines name nine B Moreiz W moreiz galaga druweiß P moreiz galagaderweiz B
B daz er nu Linieren slvo c vermezzenliche, so man uns seit, daz ist ein michel manheit. er mvo z es wol geturret sin.‹ giluste P geluste B Genüren P Ginouern B ensolte P insolte B
B ime wart uber lut veriehen obe der tauelrunde, daz man niergen funde deheinen degen so stete, ... ie bezzers it getete B Artus W arthus P Art9 B 46r P Initiale fehlt PB da B (unsicher) zesinen W nur noch zesine (unsicher) lesbar B V. 2286–2303 Lücke B di weder mac vnder W Weder mage noch alle die man P ich dem ich W
... Dem ich der manheit horte iehen. nicht andirß me P von neme P neizwaz] ein neiß was P Walweinen W Wallewein P
... Wanne er zuo dem túrsten waz gezalt –,
2272–2274 P folgt B 2272 liniern WP Liniere B nu B fehlt P 2273 vs mezzenliche B 2275 ez B / muo ß es also wol P 2278–2281 P folgt B 2278 vs iehe B 2279 tauelrunge P 2280 nyender P 2281 Jn keinim P 2264 ¶ fehlt Ha 2266 Orphilet Ha 2277 Ginovere Ha 2279–2281 Ha folgt P 2280 niender Ha 2281 enkeinen Ha 2293 Ha folgt P 2294 den stolzen degen Hannink 2294 Die Konjektur von Hannink erübrigt sich bei der Lesung als Zitat, vgl. Lei.
2262–2298
2265
2270
2275
2280
bis es zu dem Gefolge kam, über das Artus, der König, herrschte. Da sprach Erec, der Sohn von König Lac: ›Kann uns irgendjemand sagen, wer er ist?‹ Darauf antwortete Orpilet dort: ›Nach dem, was uns erzählt wurde, ist es der kühne Held, der selber seinen Namen nicht kennt. Galagandreiz von Moreiz, der hat auf immer genug von ihm. Dass er nun Linier wagemutig erschlagen hat, wie man erzählt, das war sehr mannhaft. Er soll entsprechend gepriesen werden.‹ Da wünschte die Königin Genover, ihn zu sehen. Da wurde lauthals behauptet, ... ... es gäbe keinen so standhaften Degen, der jemals Besseres vollbracht hätte.
131 bis sie zu dem Gefolge kam, ...
B Dass er nun Linier wagemutig erschlagen hat, wie man uns erzählt, das ist sehr mannhaft. Er soll deshalb entsprechend gepriesen werden.‹
B Von ihm wurde an der Tafelrunde lauthals behauptet, dass man nirgends einen so standhaften Degen finden könnte, ...
D
2285
2290
2295
a sprach der König Artus, während er auf seiner Burg war, lauthals zu seinen Gesellen: ›Wenn ich irgendeinen lieben Vertrauten habe, egal ob Verwandter oder Gefolgsmann, dann belohne ich ihn, so gut ich kann, wenn er den Held herbringt. Es ist mein größtes Verlangen, den Ritter zu sehen, dessen Mannheit ich loben höre. Man nennt ihn ›der stolze Degen von dem See‹ und nicht anders. Er ist aus ich weiß nicht welchem Grund ohne Namen.‹ Das Gefolge wählte da Walwein aus, den kühnen Held – weil er zu den Vortrefflichsten gezählt wurde –,
... dessen Mannheit ich loben hörte.
... weil er für den Vortrefflichsten gehalten wurde –,
132
2300
2305
2310
2315
2320
2325
2330
2335
Text und Übersetzung daz er durch di künigîn und durch di lieben gesellen sîn den künic gewert dirre bete. dô warp er, als er ie tete. 15rb Er sprach gezogenlîche: ›ich versuoch ez minneclîche und wil ez verdienen immer mêr, daz der degen alsô hêr mînes herren hof beschouwe.‹ dô enwas dehein vrouwe, diu ze den stunden daz vermite,
Das er durch die kunigin Vnd durch die liebe der gesellen sin Den kunig gewerte dirre bette.
si wunschte, daz er wol gerite. Zehant leit er sîn harnasch an, Walwein der hübsch man,
wnschten W enwuste wol dz er P siv ne wunscte B
und reit vorschende manigen tac hin gegen, dâ Lîmors lac,
vorschen P reit mit vorsce B do W Lymors W Hin in gegen den limors lag P hin engegen da Limors B
9v B gediene B
enkein P da newas B di zeden W ver mite W 46v P Die do zuo stunt P daz] da B Initiale fehlt P er fehlt PB an] dran P sîn] den B walwein W Walwein PB derhuo bsch W] der (ds B) wol gezogene PB
ein burc guot und vast. dô was genesen der gast, der ê dâ was gevangen. nuo lânt iuch niht belangen eines mæres, des ich iu sagen sol: vrouwe Ade schuof ir dinc wol, sô nie dehein juncvrouwe baz. eines tages siu ûf ir pfert saz, daz nieman mêre mit ir reit wan der ritter gemeit, des si ungern âne rite. hi vor was alles site, daz ez dem man niht was leit, swâ ein vrouwe hin reit, selb ander oder aleine. nuo pflegent es vrouwen deheine; si lânt ez durch der manne zorn. diu juncvrouwe wol geborn wolte gerne süenen ir vater und den küenen, der neben ir reit, ir vartgenôz.
B do was gesezzen der gast, ... do W fehlt B enlant B Eine mer die ich P ade W schuo ffet P kein B Dz nyeman nieman mere P nie[ma me] B an P
Hie vor waz ein elich sitte: Daz was deme manne leit, Wa ein frowe hin reit, Selbe ander oder alleine. Nuo pfliget es wibe enkeine; So P
Jrem P Do nebentir reit P
2301 Der P 2316 fehlt P 2320 schuo ffet P] et unsicher, eventuell gestrichen 2326 B folgt P 2327 ganze Zeile unsicher B 2328–2345 Lücke B 2329 ander alleine P 2310 enwunschte Ha
2319 des i’u sagen Ha
2326 Ha folgt P
2310 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545.
2330 Ha folgt P
2299–2335
2300
2305
2310
dass er um der Königin und seiner lieben Gesellen willen dem König diese Bitte erfüllen sollte. Da verhielt er sich wie immer. Er sprach höflich: ›Ich werde mich freundlich bemühen und will alles daran setzen, dass der so edle Degen den Hof meines Herren kennen lernt.‹ Da war keine Dame, die es dabei unterließ, ihm eine gute Ausfahrt zu wünschen.
133 dass er um der Königin und um der Freundschaft seiner Gesellen willen dem König diese Bitte erfüllen sollte.
Sofort legte er seine Rüstung an,
2315
2320
2325
2330
2335
Walwein, der höfische Mann, und ritt viele Tage auf Kundschaft dorthin, wo Limors lag, eine gute und befestige Burg. Währenddessen war der Gast gesund geworden, der dort zuvor gefangen gewesen war. Nun lasst euch eine Geschichte nicht langweilig werden, die ich euch erzählen soll: Frau Ade richtete ihre Angelegenheiten gut ein, besser als jede andere Jungfrau. Eines Tages saß sie auf ihr Pferd, und niemand ritt mit ihr außer der fröhliche Ritter, ohne den sie ungern geritten wäre. Damals war es überall Brauch, dass es dem Mann nicht leid war, wo immer eine Dame hinritt, mit einem Begleiter oder alleine. Nun unternehmen das keine Damen mehr; sie lassen es wegen des Zorns der Männer. Die Jungfrau von guter Geburt wollte gerne ihren Vater und den Kühnen versöhnen, der neben ihr ritt, ihr Reisebegleiter.
B Währenddessen war der Gast dort auf, ...
Vormals war es ein allgemeiner Brauch: Es war dem Mann leid, wo immer eine Dame hinritt, mit einem Begleiter oder alleine. Nun unternimmt das keine Frau mehr;
134
2340
2345
2350
2355
2360
2365
Text und Übersetzung des weges si lützel verdrôz, der hin gein den Bîgen lac. der degen wunscht al den tac, daz im got zuo sande einen helt, daz er bekande, waz er an im selben möhte hân. er jach, er getorste wol bestân 15va einen man – swer er wære –, der in dûhte kampfbære. Dest mêr was sîner manheit, wan er bî der vrouwen reit, diu zen êren niht was træge. ob er ie bî ir gelæge, des enweiz ich niht, wan ichz niht sach. swaz in solches ie geschach, daz enwas niht offenbære. ez wære ein übel mære, solten alliu dinc ûz komen. dar nâch, als ichz hân vernomen, sô ziuhe ichz für der wîbe wân. nuo swîgent, lânt mich fürbaz vân! Dô di lieben geverten unfröude sich erwerten mit fröude maniger künne, und ir ein niuwe wünne gelîch und ebene pflac, und ez itze wart mitter tac; dô reit über jene heide gegen einer wecscheide Wâlwein, dem diu welt des besten jach. als unser ritter daz ersach, dô wânder vinden sîne ger. vor fröuden warf er ûf daz sper
47r P Des waz sy P býgen W bigen P hin in gegen P Do wunschete der tegen P gisantte P selbe W
Er iach, er getorste wol bestan Einen man – wes syn er were –, ... kampbere W 10r B (nur letzten beiden Worte lesbar) e zenern W niht was] nie wart PB
des] Das P ensach P solliches dinges ye beschach P ie fehlt B
Solte yegelich ding P solte iegelich dinc B
B dar nach, als irz hant vernumen, so zivhe iz uf der wibe wan. mich] mir B
B Do die lieben geverten aller mvo ge sich erwerten mit vrovde maneger kunne, und ir ein niwiv wunne gelichliche und ebene phlac, und ez ieze was mitter tac; do reit uber gene preide gegen ir wegesceide Walwein, dem al div welt wol sprach. alse unser vrunt daz gesach, ... wonder W wende er P Von freuden P von vrovde B daz] sin B
2343 erwere P 2345 Repräsentant nicht aufgelöst P 2354–2355 P folgt B 2354 vs nume B 2357 Initiale fehlt P 2358 P folgt B 2359 mit fehlt B / k in kunne unsicher B / freuden P 2360 Zeilenede unlesbar B / ir] er P 2361 47v P / Glicheclich vnebene P 2362 P folgt B 2363 riet aber eine preide P 2365–2366 P folgt B 2365 Walwein W 2366 er sach W 2338 Ha folgt P 2339 Ha folgt P 2342 torste Ha 2343 swes sun er Ha 2353 Ha folgt PB 2355 Ha folgt PB 2358 Ha folgt PB / müeje Ha 2359 Ha folgt P 2361 gedîhteclîche La (Ha); dagegen Bu, S. 76, Anm. 13 und Ke, S. 179, die WP folgen 2362 Ha folgt PB 2363 reit über ein breide Ha 2365–2366 Ha folgt PB 2337 Zu bîge siehe Anm. zu V. 1540. 2343 syn P ist wohl nur schwerlich mit Ha als sun zu lesen. Wahrscheinlicher ist sin, wodurch auf das Folgende vorausgegriffen wird (Walweins Sinn steht ja nicht nach Zweikampf ). 2355 Wohl: ›rechne ich den Vermutungen der Frauen an‹, ›stelle ich den Vermutungen der Frauen anheim‹? Vgl. BMZ III 924 (ziehen ûf) mit Verweis auf V. 1657; ähnlich WePéBuSpKe. Gleiches gilt wohl für ziehen für (W), da ›appellieren‹ (BMZ ebd. mit nur einem Beleg im ›Passional‹) hier wenig Sinn ergibt. 2359 Konjektur für B, da doppelter Gen. verdächtig scheint. 2363 breite, breiten stf. ›Breite (breites Feld)‹ (BMZ I 237 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4663; Le I 347f.; vgl. auch V. 5434, 6959 [P]).
2336–2368
2340
Der Weg war ihnen wenig beschwerlich, der hin zu den ›Biegen‹ führte. Der Degen wünschte den ganzen Tag, dass ihm Gott einen Helden schicken möge, sodass er erkennen könnte, was er von sich selbst erwarten konnte. Er sagte, er getraute sich bestimmt, einen Mann anzugreifen – egal wer er wäre –, der ihm zum Kampf tauglich erscheinen würde.
2345
Seine Mannheit war umso größer,
2350
als er mit einer Dame ritt, die nicht müßig war, sich anständig zu verhalten. Ob er je mit ihr geschlafen hat, das weiß ich nicht, weil ich es nicht gesehen habe. Was immer ihnen von solchen Dingen zufiel, das war nicht öffentlich. Es wäre eine üble Geschichte, würden alle Dinge zum Vorschein kommen. Dem entsprechend, wie ich es vernommen habe,
2355
stelle ich es den Vermutungen der Frauen anheim.
135
Er behauptete, er getraute sich bestimmt, einen Mann anzugreifen – egal was der wollte –, ...
B Dem entsprechend, wie ihr es vernommen habt, stelle ich es den Vermutungen der Frauen anheim.
Nun schweigt, lasst mich fortfahren!
Als die lieben Gefährten 2360
2365
sich mit mancherlei Freude gegen Unfreude wehrten und sich eine neue Wonne gleichmäßig und sorgfältig um sie kümmerte, und es schon Mittag wurde; da ritt über jene Heide Walwein, von dem die Welt das Beste sprach, zu einer Weggabelung. Als unser Ritter das erblickte, da glaubte er sein Verlangen erfüllt. Vor Freude erhob er die Lanze
A
B ls die lieben Gefährten sich mit mancherlei Freude gegen alle Verdrießlichkeiten wehrten und sich eine neue Wonne gleichmäßig und sorgfältig um sie kümmerte, und es schon Mittag war; da ritt über jene Lichtung Walwein, von dem die Welt das Beste sprach, zu ihrer Weggabelung. Als unser Freund das erblickte, ...
136
2370
2375
2380
2385
2390
2395
2400
Text und Übersetzung und leisiert über di plângen. der helt von Britângen, der wartet im vaste, daz im ein are glaste von golde ab dem schilte. dô gedâhte der milte: ›ditz mac wol sîn der wîgant, durch den ich ûz bin gesant.‹ Von sage hâter in bekant, wan sîn zobelîner rant, der was gar zerhouwen. hi mugent ir wol schouwen, daz Wâlwein hart hübsch was. er stach daz sper in daz gras 15vb und leinde sînen schilt dran. dâ mit reit er für sich dan, daz er den helm ab bant und fuort in an der hant. âne allerslahte klupfen liez er nider di kupfen, daz der wîcspæhe dester baz sæhe, daz er ze den zîten mit im niht wolte strîten und er sich im niht werte. der vrouwen geverte jach, ez wær im ande. in dûht ein michel schande der sit, des Wâlwein pflac. doch bôt er im guoten tac, als in sîn zuht stiurte. Wâlweinen niht betiurte, er neic im schône der wider. der stolze ritter vrâget in sider, waz er mæres sagete.
laschierte P plange P letztes Wort unlesbar B brittangen W pritange P V. 2370–2388 Lücke B wartete P ore P dachte P ditz] Das P ûz] uch P Initiale fehlt P
walwein W walewein P
in in der P 48r P An P kluppin P guppin P
... Das der wicspehe deste bas gesehe So wendelichen wehe, ... zeden W zedise B niht] niene P nine B Der iach P ds iach B
B in duhte michel scande der gewerp, des her Walwein phlac. P Do bot er ime guten dag, ... Walweinen W Walwein P Walweine B
meres er B
2376 uch P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 2389 wic spehe W / wic spehe P / 10v B 2390 destebaz B 2396 induhte B 2397 walwein W / gewerp des heren valwein P 2369–2370 plâne : Britâne Ha
2374 Ha folgt P
2390 deste baz gesæhe Ha
2395 Ha folgt PB
2397 Ha folgt B
2369–2370 Zum Reim vgl. Alem. Gramm. § 201 mit Verweis auf die Stelle; vgl. (Anm. zu) V. 7543; vgl. V. 3129–3130, 6565–6566, 8715–8716, 9031–9032. 2369 leisieren swv. ›das Ross mit verhängtem Zügel laufen lassen‹ (BMZ I 962 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1870). 2378 rant stm. (hier für) ›Schildrand‹ (BMZ II 1 554 mit Verweis auf die Stelle; Le II 342; vgl. Haupt, Sp. 115). 2387 Zu klupf siehe Anm. zu V. 784. 2388 kupfe swf. ›Kopfbedeckung unter dem Helm‹ (BMZ I 915 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3629, 4208; Le I 1788). 2390 wendeliche wæhe ›wandelbare Schönheit‹? 2395 ande adj. ›schmerzlich, unleidlich‹ etc. (BMZ I 34 mit Verweis auf die Stelle; Le I 55). 2400 betiuren swv. ›(den Wert von etwas) schätzen‹, unpers. ›zu kostbar dünken, dauern‹ (Le I 237f.).
2369–2403
2370
2375
und ließ das Ross über die Ebene laufen. Der Held von Britanje, der bemerkte bald, dass ihm (Lanzelet) ein goldener Adler auf dem Schild glänzte. Da überlegte der Gütige: ›Dies könnte leicht der Kämpfer sein, wegen dem ich ausgesandt bin.‹
Er hatte ihn nach der Erzählung erkannt, 2380
2385
2390
2395
2400
denn sein mit Zobelpelz bezogener Schildrand, der war völlig zerhauen. Hier könnt ihr genau erkennen, dass Walwein sehr höfisch war. Er stach die Lanze in das Gras und lehnte seinen Schild daran. So ritt er weiter, wobei er den Helm löste und ihn in der Hand trug. Ohne jede Furcht ließ er die Kopfbedeckung unter dem Helm herunter, damit der Kampfbegierige ... damit der Kampfbegierige so wandelbare Schönheit (?) umso besser sehen könnte, umso besser sehen könnte, und ... dass er zu dieser Zeit nicht mit ihm kämpfen wollte und sich nicht gegen ihn wehren würde. Der Gefährte der Dame sagte, dass es ihm zuwider wäre. Er hielt das Verhalten B Er hielt das Handeln Walweins für eine große Schande. Herrn Walweins für große Schande. Trotzdem grüßte er ihn, P Da grüßte er ihn, ... wie ihm sein Anstand eingab. Walwein war es nicht zu teuer, dass er sich angemessen verbeugte. Der stolze Ritter fragte ihn nun, was er an Neuigkeiten zu erzählen hätte.
137
138
2405
2410
2415
2420
2425
2430
2435
2440
Text und Übersetzung Wâlwein niht gedagete: ›ich en weiz niht mæres wanne guot und hân einen vrœlichen muot und einen lieplichen wân, daz ich iuch nuo funden hân. iuwer tugent hœr ich sagen genuoc; sît ir, der Lîniern sluoc, dâ begiengent ir ellens kraft. nuo vernement mîne botschaft: Iu hât enboten verre der künic Artûs, mîn herre, und al diu massenîe sîn und ze vorderst diu künigîn, daz ir si geruochent sehen. ich wil iu gewærlîch jehen, ob ir dar kêret, ir werdent wol geêret von rittern und von vrouwen. ir mugent dâ manic dinc schouwen, 16ra des iuch niht darf erdriezen. ouch sulnt si geniezen wider iu ein teil der reise mîn, sît ich ir aller bot muoz sîn.‹ Dô sprach der vremde riter sân: ›herre, ez enwær niht wol getân, daz ir mich mit disen dingen ze mære woltent bringen. ob ich mit iu alsus füere, swer daz sæhe, der geswüere wol, deich iuwer gevangen wære. ouch wiss ich gerne ein mære, ob es iuch niht verdrüzze, war an iuwer der künic genüzze, sult ir ein sô übel herre sîn, daz ir mich über den willen mîn ihtes betwingen woltent. dêst wâr, ir ensoltent
walwein WB Walwein P
nuo fehlt PB
B iwer tugent hore ich loben gnvo c; ir sit, der Linieren slvo c. da begiengent ir ellens kraft. Ende Fragment B (ganze Zeile unsicher) Uch W 48v P Initiale fehlt P artus W arthus P der fehlt P zevorderust W ruchent gesehen P
Jch wil úch werliche iehen, Ob ir dar kerent, ir werdint wol geerit, Von rittern vnd von frowen gekerit One alle sunder bouwin. do W des] Daz P verdriessen P
Initiale fehlt P
›Here, es enwere nicht wol getan, Das ir mich mit disen dingen Zuo ime woltent bringen. alsus mit vch P wold ich W] Das ich P gevange ne W
sô] also P 49r P Deß war P
2409 P folgt B / gnvo c B] gein (gern?) P 2410 Lyniern W linierin P liniere B / P folgt B W / begent ellendes P 2419 cherent W 2420 werden W geerent W 2430 zemere W 2409 Ha folgt B 2411 dâ ir begiengent Ha 2420 werden HaA 2431 Ha folgt P
2411 do W / chrarft
2413 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5
2418 Ha folgt P
2411 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 2419–2420 Der Reim in W ist wohl von der häufigen, aber nicht reimenden -ent-Endung für die 2. Pl. motiviert, an die das Part. Prät. in V. 2420 angepasst wurde. 2420 kêren (P) ist hier wohl als ›sich kümmern um‹ zu lesen, das mhd. allerdings nur mit an oder zuo und nicht tr. belegt ist (Le I 1552f.). 2421 bûwe P = inbûwe swm. ›Einwohner‹ (Le I 403. 1430).
2404–2440
2405
2410
Walwein schwieg nicht: ›Ich weiß nur gute Neuigkeiten und habe ein fröhliches Gemüt und eine freundliche Hoffnung, weil ich euch nun gefunden habe. Ich habe oft von eurer Tugend erzählen hören; seid ihr der, der Linier erschlagen hat, dann habt ihr damit großen Mut gezeigt. Nun vernehmt meine Botschaft:
139
B Ich habe oft eure Tugend loben hören; ihr seid der, der Linier erschlagen hat. Da habt ihr großen Mut gezeigt.
Nach euch haben der König Artus, 2415
2420
mein Herr, und sein ganzes Gefolge und vor allem die Königin weithin gesandt, damit ihr euch vor ihnen sehen lasst. Ich will euch versichern: Wenn ihr euch dorthin begebt, werdet ihr von Rittern und Damen sehr geehrt.
2425
Ich will euch versichern: Wenn ihr euch dorthin begebt, werdet ihr sehr geehrt, Ritter und Damen werden sich um euch kümmern, einmal abgesehen von allen anderen Einwohnern.
Ihr werdet dort mancherlei sehen, das euch nicht verdrießen wird. Auch werden sie an euch ein wenig von meiner Ausfahrt profitieren, denn ich bin der Bote von ihnen allen.
D
2430
2435
2440
a sprach der fremde Ritter so: ›Herr, das wäre nicht gut, wenn ihr mich auf diese Weise berühmt machen/ins Gerede bringen wolltet. Wenn einer sehen würde, dass ich mit euch so fahre, würde er wohl schwören, dass ich euer Gefangener sei. Auch wüsste ich gerne, wenn es euch nichts ausmacht, was der König von euch haben soll, wenn ihr ein so schlechter Herr seid, dass ihr mich gegen meinen Willen zu etwas zwingen wollt. Fürwahr, ihr hättet mir diese Rede
›Herr, das wäre nicht gut, wenn ihr mich auf diese Weise zu ihm (Artus) bringen wolltet.
140
2445
2450
2455
2460
2465
2470
2475
2480
Text und Übersetzung wider mich di rede niht hân getân. daz ich iuch hiut gegrüezet hân, daz ist immer mîner leid ein.‹ Dô sprach der stolze Wâlwein: ›ez ist ein wîslicher muot, swelch degen frümeclîchen tuot, daz ez in niht geriuwe. ûf mîne triuwe, daz wâren ie di sinne mîn.‹ ›herre, lât di rede sîn‹, sprach der vrouwen vartgenôz, ›wan mich nie nihtes sô verdrôz sô guoter rede âne werc. wærent ir grœzer danne ein berc, ich müest ê mit iu strîten, ê dan ich iender wolte rîten, wan dar mich mîn vrouwe hieze. ich fürhte, si verdrieze der mære, der wir hân gesaget.‹ ›entriuwen neinez!‹, sprach diu maget. ›ez ist billich und reht, daz ein iegelich guot kneht 16rb sîne botschaft sô bewende, daz er wizze an ein ende, wi er antwürt oder wes.‹ Wâlwein genâdet ir des und vienc sîn rede wider an; er sprach: ›gedenkent, frumer man: swer mînes herren hof niht ensiht, der enist vollekomen niht in allen disen landen.‹ ›nuo wis niht enblanden, daz verdiene ich gern ze aller zît! idoch enweiz ich niht, wer ir sît‹, sprach der ritter von dem Sê. ›ich enbit iuch nihtes mê, lât mich mit mîner vrouwen varn, und müez iuch der rîche got bewarn, wan ich en wil mit iu niht. geloubent mir einer geschiht: ich en mac ze Britânje nimmer komen,
Do sprach der hubische Walwein:
vart genoz W gute W
ê fehlt P dar] der P vorhte P Das mere dz wir hant P
ein fehlt P Sinen P 49v P Walwein WP
gesiet P ist P enwiß P ich yemir gern P Jo enweiß P bitte v´ ch vnd nichtes P
iwe W Wan zuo ware ich P eine P zebrittanie W pritane P chom W
2444 walwein WP 2444 ¶ fehlt Ha 2456 Ha folgt P 2469 siht Ha 2472 weset Ha 2474 Ha folgt P 2476 Ha folgt P 2481 Britân Ha 2453 verdriezen regiert mhd. nur Gen. (BMZ I 397; Le III 98).
2472 Zu enblanden siehe Anm. zu V. 91.
2441–2481
2445
2450
2455
2460
2465
2470
2475
2480
nicht halten sollen. Dass ich euch heute gegrüßt habe, das wird mir immer Leid tun.‹ Da sprach der stolze Walwein: ›Es zeugt von Weisheit, dass, wenn ein Degen tapfer handelt, es ihn nicht reuen soll. Bei meiner Treu’, das war immer meine Absicht.‹ ›Herr, lasst die Rede sein‹, sprach der Reisegefährte der Dame, ›denn nie hat mich etwas so verdrossen wie schöne Worte ohne Tat. Wärt ihr größer als ein Berg, müsste ich dennoch mit euch kämpfen, ehe ich irgendwo hinreiten würde, außer dorthin, wohin mich meine Herrin befiehlt. Ich fürchte, ihr ist das Gespräch langweilig, das wir geführt haben.‹ ›Nein, ist es nicht!‹, sprach die Maid. ›Es ist billig und recht, dass ein jeder guter Kerl seine Botschaft so überbringt, dass er (der Empfänger) genau weiß, wie oder worauf er antworten soll.‹ Walwein dankte ihr dafür und fing abermals mit seiner Rede an; er sprach: ›Denkt daran, tapferer Mann: Wer den Hof meines Herren nicht sieht, der gilt in all diesen Ländern nicht als vollkommen.‹ ›Nu bemühe dich nicht länger, das werde ich jederzeit leicht erreichen! Jedoch weiß ich nicht, wer ihr seid,‹, sprach der Ritter von dem See. ›Ich bitte euch um nichts mehr, als dass ihr mich mit meiner Dame weiterreisen lasst, und möge euch der herrliche Gott schützen, denn ich will mich euch nicht anschließen. Eine Sache könnt ihr mir glauben: Ich kann nie und nimmer nach Britanje kommen,
141
Da sprach der höfische Walwein:
142
2485
2490
2495
2500
2505
2510
2515
Text und Übersetzung ê ich anderiu mære habe vernomen.‹ Dô sprach der ritter, der ê in luot: ›war umbe, herre, dâ ist doch guot? sî ez mîner vrouwen wille, sô swîgent ein wîl stille und lânt mich reden fürbaz. ir sprâchent niuwelingen, daz ir enwistent, wer ich wære. möht ich nuo mîniu mære iht gebezzeren dar an, sô bin ich ein der man, der sich iu nennet âne schame: Wâlwein, sô heizet mîn name, des küniges Artûses swester barn, und bin durch guot nâch iu gevarn, oder mich triuget mîn wân. ob aber ich vermisset hân, daz ir sît ein ander wîgant, daz ich den mînen helm ie ab gebant, daz ist mir inneclîche leit, wan ir hând ez lîhte für ein zageheit.‹ 16va des was der stolze ritter vrô und gedâht in sîm muot alsô: ›hi bin ich êrst zuo komen eim ritter biderm und vromen. ichn gehôrte nie nieman baz geloben. nuo wær ez ouch an mir ein toben, enversuoht ich niht mîne kraft; und wird ich an im sigehaft, des hân ich immer mêre beidiu prîs und êre. ob aber er mir an gesiget, daz ist, daz mich unhôhe wiget und ist ouch wunder enkein.‹ er sprach: ›lieber her Wâlwein, ich wil iu sagen mînen sin. ir endurfent ruochen, wer ich bin. ir hânt mich lîhte unreht ersehen.
2484 do W
2494 Walwein W
2495 artuses W
›War vmbe here, da ist doch guo t?‹, So sprach der ritter, der in luo t.
fur baz W niu “gelich P 50r P
... So bin ich ein ander man, Der sich “vch nennit one schaden vnd schamen: Walwein heisset myn namen, Des kuniges Arthus swester barn, Vnd bin durch guo t noch vch geuarn. Obe aber ich missegriffen han, Oder mich truo get myn wan, ... ˙ P ich denne myn ein fehlt P Initiale P duchte P biderbe P
Jch engehorte nyeman bas gelov bin Vnd wolte namenlichen toubin, Jch enuersuchte myne kraft;
er mir aber P mir WP 50v P Walwein W wallewein P
Jr endurffint ruo chen, wer ich bin, Vnd hant mich lichte nvo recht ersehen.
2496 iwe W
2483 ¶ fehlt Ha / ê fehlt Ha 2500 Ha folgt P 2502 Ha folgt P 2503 Initiale Ha 2504 dâhte Ha 2508–2509 Ha folgt P 2514 ez wiget mich stv. ›ich mache mir etwas (viel, nichts) woraus‹ (BMZ III 628f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. La [Ha] mit wohl irrtümlichem Verweis auf V. 7782). 2519 W nimmt Bezug auf die Vergangenheit (den Anfang der Begegnung), P auf die gegenwärtige, aktuelle Situation.
2482–2519 ehe ich nicht andere Geschichten erfahren habe.‹ Da sprach der Ritter, der ihn zuvor eingeladen hatte: ›Warum, Herr, dort ist es doch gut? 2485
2490
Wenn es meiner Dame Recht ist, so schweigt ein Weilchen still und lasst mich weiterreden. Ihr habt gerade gesagt, dass ihr nicht wisst, wer ich bin. Könnte ich nun damit meine Botschaft irgend aufbessern, dann will ich der Mann sein, der sich euch ohne Scham vorstellt:
2495
2500
2505
2510
2515
Walwein, so heiße ich, der Sohn von König Artus’ Schwester, und ich bin im Guten nach euch ausgeritten, wenn mich nicht meine Vermutung täuscht. Wenn ich aber geirrt habe und ihr ein anderer Kämpfer seid, dann ist es mir im Innersten leid, dass ich meinen Helm je abgebunden habe, weil ihr es leicht für Feigheit halten könntet.‹ Darüber war der stolze Ritter froh und überlegte bei sich folgendermaßen: ›Hier habe ich endlich einen angesehenen und tapferen Ritter getroffen. Ich habe nie jemanden mehr loben hören. Nun wäre ich nicht ganz bei Sinnen, wenn ich nicht meine Kraft erproben würde; und wenn ich ihn besiege, habe ich davon auf immer sowohl Ruhm wie Ehre. Wenn aber er mich besiegt, dann ist mir das einerlei und auch nicht weiter verwunderlich.‹ Er sprach: ›Lieber Herr Walwein, ich will euch meine Meinung sagen. Es braucht euch nicht zu kümmern, wer ich bin. Ihr habt euch wahrscheinlich in mir geirrt.
143
›Warum, Herr, dort ist es doch gut?‹, so sprach der Ritter, der ihn eingeladen hatte.
... dann will ich mich anders verhalten und der Mann sein, der sich euch ohne Schaden oder Schande vorstellt: Walwein ist mein Name, der Sohn von König Artus’ Schwester, und ich bin im Guten nach euch ausgeritten. Wenn ich mich aber geirrt habe oder wenn mich meine Vermutung täuscht ...
Ich haben niemandem mehr loben hören und wäre in der Tat nicht ganz bei Sinnen, wenn ich meine Kraft nicht erproben würde;
Es braucht euch nicht zu kümmern, wer ich bin, ihr habt mich nun wahrscheinlich richtig erkannt.
144 2520
2525
2530
2535
2540
2545
2550
2555
Text und Übersetzung sit iu sô leide sî geschehen, daz ir den helm hânt abe genomen, sô mugent irs schiere wider komen. nement den schilt und iuwer sper! ich wil erteilen, daz er gunêret sî immer mê, swer des strîtes abe gê.‹ Der rede schamte sich der bote. er begunde vlêhen gote, daz er im sîn êre behuote. er sprach: ›mir wart nie ze muote, daz ich einen man iht entsæze, swi vil er sich vermæze. ouch möht mîn vrouwe wol jehen, di wir hi gegenwertic sehen, daz ich wære ein rehter zage. geloubent mir, waz ich iu sage: ê ich lasterlîche entwîche einen fuoz, daz ich ê zwâre sterben muoz.‹ Wâlwein den helm ûf bant und nam ouch sînen schilt zehant: ze strît er sich bereite. sîn vîent ouch niht beite, 16vb er enwarnete sich dergegen. von nîtlichen sporslegen begunden si diu ors biuschen. dô liezen si dar riuschen mit erbolgenem muote. di degen alsô guote, diu sper si vaste stâchen durch di schilt, daz si zerbrâchen und zesprungen unmâzen. diu ros in ouch gesâzen ûf di hehsen der nider. schire wâren si ûf wider, als si ir herren leiten. di ritter nienâ beiten,
2527 Repräsentant nicht aufgelöst P
2534 gegen warte P
sô fehlt P Jr mu “gent es P er teilen dises P
DEr rede schamte sich der bote Vnd flehete er gotte, ...
Ouch möchte myn frowe balde yehen, Das wir hie zuo gegenwarte sehen, Das ich were ein hellezage. waz] dz P ersterben P Walwein WP zestrit W 51r P vigant W beittete P der gegen W spor slegen W sporen slegen P si] sich P roß bruschen P da W erbolgene W erbolgenlichem P
brachin P vnmaze W zersprissen zuo vnmassen P Vff den hesenýn P Also ir herren sy in leiten P
2535 helle zage P
2526 Ha folgt P 2535 Ha folgt P 2536 Ha folgt P 2537 lasterlîche fehlt La (HaHaN) 2550 Ha folgt P 2551 Ha folgt P 2522 Sinn ist, dass Walwein sein erfahrenes Leid, seine Schmach sogleich wieder überwinden kann (WePéBuKe); nicht, dass er seinen Helm wieder aufsetzen soll (Sp). 2531 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 2534 sehen P ist (gegen den Reim) als sæhen zu lesen. 2545 Zu biuschen siehe Anm. zu V. 1927. Für P wäre sich biuschen ›sich aufbäumen‹ (?) zu erwägen, das aber sonst nirgends belegt scheint; vgl. HaA. 2546 riuschen swv. ›in sausendem Galopp dahersprengen‹ (BMZ II/1 822 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3408). Zur Nichtbezeichnung des nominalen Obj. siehe Mhd. Gramm. § 492 F mit vielen analogen Beispielen.
2520–2556 2520
2525
2530
Da euch solches Leid geschehen ist, weil ihr den Helm abgenommen habt, so könnt ihr es gleich überwinden. Nehmt den Schild und eure Lanze! Ich bestimme, dass der auf immer seine Ehre verlieren soll, der nicht in den Kampf einwilligt.‹
Wegen dieser Rede schämte sich der Bote.
Wegen dieser Rede schämte sich
Er flehte Gott an, dass er ihm seine Ehre behüten möge. Er sprach: ›Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich mich vor einem Mann irgendwie fürchten würde, egal wie wagemutig er wäre. Auch könnte meine Dame, die wir hier
der Bote und flehte Gott an, ...
momentan sehen, wohl behaupten, 2535
2540
2545
2550
2555
145
dass ich ein ziemlicher Feigling wäre. Glaubt mir, was ich euch sage: Ehe ich einem lästerlich auch nur um eine Fußbreit ausweiche, würde ich fürwahr lieber sterben.‹ Walwein band sich den Helm auf und nahm auch sogleich seinen Schild: Er bereitete sich auf den Kampf vor. Sein Feind zögerte auch nicht, sich dagegen zu schützen. Die Rösser bäumten sich unter hasserfüllten Sporenschlägen auf. Da ließen sie die Rösser mit zornigem Gemüt dahinsprengen. Die so guten Degen, die stachen die Lanzen heftig durch die Schilde, sodass sie zerbrachen und völlig zersplitterten. Auch kamen ihre Rösser auf die Hinterbeine zu sitzen. Geschwind waren sie wieder auf den Beinen, wie sie ihre Herren lehrten. Die Ritter warteten nie,
Auch könnte meine Dame leicht behaupten dass wir (man) hier im Moment sehen würde(n), dass ich ein Erzfeigling wäre.
146
2560
2565
2570
2575
2580
2585
2590
Text und Übersetzung si begunden sich sêre houwen. daz erbarmet di vrouwen, wan si nîtlîche riten und mit solchem muote striten, als in beiden wære der lîp ze niht mære. Ouch buten si di schilte dar und zerhiuwen di sô gar, daz si an in kûme gehiengen. manigen slac si enpfiengen. unlange si sich sûmden. diu ros von den munden schûmden mêre, dan si wæren gewon. dô erbeizten si der von und liufen beide ein ander an, Wâlwein und der küene man, den des kampfes niht verdrôz. krûtes wart diu erde blôz, wan siz vertrâten gar, beidiu hin slâhende und har, dô si ein ander umb triben, wan si den swerten niht entliben, diu si in den handen truogen. si stâchen und sluogen ein ander nîtlîche. Wâlwein, der tugende rîche, 17ra der gevorhte nie sô sêre sîner weltlichen êre; er vaht ein wîl mit zwîfelslegen. dô begunde der junge zuo legen, sich wider niuwete sîn kraft. er sluoc mit solcher degenschaft ûf di herten ringe, als fiurîn urspringe dâ wæren ensprungen.
erbarmden P nawazlichen P
zeniht W 51v P zerhegent sy so P ime kume hingen P si in enpfingen P
Die roß von muo di schumdin Mere, danne sy werent gewan. der van P Walwin W Walwein P
... wanne sy˙ vertrattent es in den hert, her slahind vnd hinwert, ... Da P enbliben P di W
Walwein WP Der in geuorchte P
Er vacht ein teil mit zwu “felß slegen. wider nuo witen P degenhaft W 52r P do W
2563 davor (vor dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Aso walwein vnd der junge vngenite ritter | mit ein ander strittent vnd ein herolt zuo in | kam vnd sy von ein ander schiet 2576 slahin vnd den hin wert P 2585 zwifel slegen W 2563 Initiale fehlt Ha 2568 Ha folgt P 2575–2576 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 39 2587 iteniuwete La (Ha), dagegen Hannink, der WP folgt
2585 ein teil mit Ha
2558 erbarmden P macht wenig Sinn: Weder sind mehrere Frauen anwesend, noch scheint es (wegen V. 2559–2562) wahrscheinlich, dass sie die Dame erbarmte (erbarmden = erbarmde in). 2575 hert stm. ›Erdreich, Boden‹ (BMZ I 671 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1264; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 35). 2578 entlîben stv. ›verschonen, schonen‹ (BMZ I 968 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 2538]; Le I 575; vgl. HaA; Haupt, Sp. 110). 2588 degenschaft stf. ›Heldenhaftigkeit, Mannhaftigkeit, Tapferkeit‹ (BMZ I 310 nur mit diesem Beleg; Le I 415 ohne weiteres Belegmaterial). degenhaft W ist nur als Adj. belegt (Le I 415; Fb 65).
2557–2591
2560
147
sie schlugen wild aufeinander ein. Das erbarmte die Dame, weil sie hasserfüllt ritten und mit einer solchen Einstellung kämpften, als wäre ihnen das Leben beiden nichts wert.
Auch boten sie die Schilde dar 2565
2570
2575
2580
2585
2590
und zerhauten die so sehr, dass sie kaum noch an ihnen hingen. Sie empfingen viele Schläge. Sie säumten sich nicht lange. Die Rösser schäumten aus den Mäulern mehr als gewöhnlich. Da stiegen sie deshalb ab und liefen beide aufeinander los, Walwein und der kühne Mann, dem der Kampf nicht lästig wurde. Die Erde war bar von Gräsern, weil sie sie völlig zertreten hatten beim Hin- und Herschlagen, als sie einander umher trieben, weil sie die Schwerter nicht schonten, die sie in den Händen trugen. Sie stachen und hieben einander hasserfüllt. Walwein, der tugendreiche, der fürchtete nie so sehr um seine weltliche Ehre; er kämpfte ein Weilchen mit unsicheren Schlägen. Da legte der junge zu, seine Kraft erneuerte sich. Er schlug mit solcher Heldenhaftigkeit auf die harten Rüstungsringe, (dass man den Eindruck hatte,) als wären dort Feuerfontänen entsprungen.
Die Rösser schäumten aus Ermüdung mehr als gewöhnlich.
... weil sie sie ins Erdreich getreten hatten beim Hin- und Herschlagen, ...
er kämpfte ein wenig mit unsicheren Schlägen.
148
2595
2600
2605
2610
2615
2620
2625
Text und Übersetzung von den helmen drungen di ganeister, wan er balde vaht. dô si iezuo striten in aller maht, dô liuf zuo in ein garzûn. scharlât was sîn schaprûn, und was in aller wîs sîn kleit als eins hübschen knappen, sô man seit: wîz hantschuohe, niuwer huot. er sprach zuo den helden alsô guot: ›Ich enwil entwedern ûz scheiden, wan ich gebiut iu beiden von den besten, di nuo lebent, den guote liute lop gebent, daz ir daz vehten lâzent stân, des ir vil hânt getân, wan mæzic lop dâ von geschiht, sô ez niht wan einer siht in dirr wilden wüeste. getorst ich und müeste, sô valscht ich iuch vil sêre. welt ir prîs und êre und grôz manheit bejagen, sô wil ich iu ein mære sagen, wâ ir des vil mugent begân. beidiu stechen und slân, des werdent ir vil wol bereit nâch ritterlicher sælicheit; und ist ein lobelich getât, swâ man iht guotes begât, daz ez wol mugent schouwen beidiu ritter und vrouwen. 17rb Hœrent, wi ich daz meine: ichn sagez iu niht aleine. unser sint wol hundert gesant
geneistern P alle P sîn] in P
... Vnd waz in al wiz sin cleit Also eins hubschen knappen, so man vns seit. weiz W Wissin P alsô fehlt P Initiale fehlt P enwedems P
... Wanne ich gebute uch beiden Von den bestin frowen, die nün lebint, ... ir dis vechtin P do W einer] vnner P
velste P
52v P V. 2615–2620 fehlen P
seilicheit W
¶ Wa ir des vil mu “gen P beidiu fehlt P orent W Initiale fehlt P Jch en sage P
2597 alwiz P 2608 vnner P] zweites n unsicher, HaA liest vntier 2614 Unleserliches links ausgeworfen W, eventuell Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen 2623 freier Raum für Initiale W 2597 alle Ha 2601 Initiale fehlt Ha 2603 Ha folgt P, HaA verweist auf V. 2655–2656 2622 Ha folgt P 2623 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 2593 ganeister = ganeist, ganeiste stf. swm. ›Funke‹ (Le I 735 mit Verweis auf die Stelle). 2596 scharlât stn. ›feines gefärbtes Wollzeug (gewöhnlich rot, aber auch braun)‹ (BMZ II/2 87 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8872; Le II 664; vgl. V. 8390 [P]; vgl. K zur Stelle). / schaprûn stm. ›Kapuze, die bis über die Schulter reicht; kurzer Mantel‹ < afrz. chaperon (BMZ II/2 87 mit Verweis auf die Stelle; Le II 660f.; vgl. Brüggen 1989, S. 244; Pé, S. 151, Anm. 47). 2603 Die bessere Lesart hat wohl P, vgl. den Querverweis von Ha. 2611 velschen swv. (hier) ›herabwürdigen, für treulos erklären‹ etc. (Le III 56f.). 2615–2620 Der Versausfall in P erklärt sich wohl über die Verwechslung der Verse 2615 und 2621, die in P V. 2621 kontaminiert erscheinen (vgl. Hannink, S. 15, Anm. 1). Das Ergebnis ist ungrammatisch, daher kein Paralleltext.
2592–2625
2595
Von den Helmen sprangen die Funken, weil er tapfer kämpfte. Als sie nun mit aller Kraft aufeinander einschlugen, da lief ein Knappe zu ihnen. Sein Mäntelchen war aus feinem Wollzeug und sein Gewand war in jeder Hinsicht wie das eines höfischen Knappen, so sagt man:
2600
149
... und sein Gewand war in jeder Hinsicht wie das eines höfischen Knappen, so sagt man uns:
weiße Handschuhe, ein neuer Hut. Er sprach zu den so guten Helden:
I
2605
2610
2615
2620
› ch will keinen von euch ausnehmen, denn ich gebiete euch beiden von den Besten, die nun leben, und die von guten Leuten gelobt werden, dass ihr das Kämpfen sein lassen sollt, das ihr viel getan habt, denn das Lob davon ist mäßig, wenn es niemand außer einem sieht in dieser wilden Wüste. Würde ich es wagen und müsste ich, so würde ich euch ziemlich herabwürdigen. Wollt ihr Ruhm und Ehre und große Mannheit erjagen, dann will ich euch berichten, wo ihr Gelegenheit dazu findet. Sowohl Stechen wie Schlagen, das wird euch wohl zuteil entsprechend der ritterlichen Glücklichkeit; und es ist eine lobenswerte Sache, wenn sowohl Ritter wie Damen genau zuschauen können, wenn man etwas Gutes vollbringt.
H
2625
ört, was ich damit meine: Ich erzähle es nicht euch allein. Von uns sind wohl 100
... denn ich gebiete euch beiden von den besten Damen, die nun leben, ...
150
2630
2635
2640
2645
2650
2655
2660
Text und Übersetzung allenthalben in diu lant nâch guoten rittern und fromen. einen turnei hât genomen der künic Lôt von Johenîs wider Gurnemanz, den fürsten wîs, einen tiurlichen degen. si hânt sich beide des verpflegen, daz si den turnei wellen wern. ir tweder mac enbern drîer tûsent ritter oder mêr, ân ander wîgande hêr, di ûf minne und ûf hôhen muot zinsent lîp und guot. der wirt wætlich manic schar. der künic Artûs kumpt ouch dar mit allen, di er gewinnen mac. Swer ie turneie pflac oder nuo lebet in ritters namen, der mac sich unmæzclîch schamen, swenne er disen hof verlît. ob ir guot liut sît, sô scheident iuch ûf sæligen wân, dar nâch als ich iu gesaget hân.‹ Dô er alsus gesagete, Wâlwein, der unverzagete, der antwurt im vil schône: ›Nach guoter wîbe lône wil ich gewerp immer hân. ich wil mîn vehten lâzen stân. sît ich sô tiur bin besworn bî allen vrouwen wol geborn, sô verdient ich ungern iren haz.‹ der vremde ritter sprach ouch daz: ›swaz mîn her Wâlwein tuot – der ist sô hübsch und sô guot –, des volge ich, wan daz ist reht.‹
2636 on W hers P
2644 vn mezclich W
hant W turne P Lot von iohenis W loth vnd lohenis P gvrnemantz dem W garnemantz den P
Jr enweder mag enberin ˙ Dryer tusent alde mer An andern wiganden her, ... vnd hoch gemuo t P
artus W arthus P ouch fehlt P ¶ fehlt P gepflag P
53r ... Der mag sich mynneclichen schammen, ...
... So scheident vch vff sollichen wan, ... vch W Walwein WP ¶ fehlt P ich uch gewerpyemir P ich] Vnd P vechte P gesworn P
Versende fehlt W walwein WP des] Dz P
2647 seiligen W
2634 Ha folgt P 2637 und hôhen Ha 2642 ¶ fehlt Ha / turneies Hannink 2644 unmæzlîche Ha / inneclîchen Hannink 2647 Ha folgt P 2652 ¶ fehlt Ha 2654 ich] und Ha 2629 Gegen vnd P spricht, dass ein iohenis oder lohenis – im Gegensatz zu Lot und Gurnemanz – später nicht mehr genannt wird; vgl. HaADeu. 2630 wider Präp. mit Dat. und Akk. (Le III 824f.); Konjektur wegen V. 2631. 2639 wætlich adj. (hier) ›schön, stattlich‹ (BMZ III 779; vgl. Anm. zu V. 1197, 1819). 2642 turneie kann auch Gen. Pl. sein, wodurch sich die Konjektur von Hannink erübrigt. 2644 Eventuell wäre für P mit Hannink inneclîchen zu lesen, vgl. Einl. und V. 317.
2626–2661
2630
2635
2640
2645
nach guten Rittern und Damen überall in die Länder ausgesandt. Der König Lot von Johenis hat ein Turnier gegen Gurnemanz, den weisen Fürsten, einen vortrefflichen Degen, genommen. Sie haben sich beide darauf geeinigt, dass sie das Turnier begehen wollen. Keiner von beiden kann auf 3.000 Ritter oder mehr verzichten, abgesehen von anderen edlen Kämpfern, die für Minne und ›Hohen Mut‹ Leben und Besitz einsetzen. Von denen wird es viele stattliche Scharen geben. Auch der König Artus wird dorthin kommen mit allen, die er dafür gewinnen kann. Wer jemals Turniere geritten ist oder nun mit der Bezeichnung Ritter lebt, der soll sich unendlich schämen, wenn er diesen Hoftag versäumt. Wenn ihr tapfere Leute seid, dann trennt euch mit glücklicher Hoffnung, so wie ich es euch gesagt habe.‹
Als er so gesprochen hatte, 2650
2655
2660
antwortete ihm Walwein, der unverzagte, sehr höflich: ›Um den Lohn guter Damen will ich mich immer bemühen. Ich will mein Kämpfen sein lassen. Da ich so vortrefflich bei allen Damen von hoher Geburt beschworen bin, so möchte ich ungern ihren Hass erwerben.‹ Auch der fremde Ritter sprach Folgendes: ›Was immer mein Herr Walwein anfängt – der ist so höfisch und gut –, dem schließe ich mich an, weil es richtig ist.‹
151
Keiner von beiden kann auf 3.000 oder mehr von anderen edlen Kämpfern verzichten, ...
... der soll sich gütigst schämen, ...
... dann trennt euch mit solcher Hoffnung, ...
152
2665
2670
2675
2680
2685
2690
2695
Text und Übersetzung dô vrâgeten si den hübschen kneht, 17va daz er in liez werden schîn, wâ der turnei solte sîn. Er sprach: ›merkent, waz ich sage: von dem næhsten mântage dar nâch über drî wochen ist der turnei gesprochen ûf den gebannenen klê bî der niuwen stat ze Djoflê. Ich sagiu von der selben schaten: dâ vindet menlich sînen gaten, swes sô man tuon wil, beidiu ze ernst und ze spil. vehten, rennen, springen, loufen, schirmen, ringen, zabeln und kugelspil, rotten, gîgen, harpfen vil und krâm allerhande von aller welt lande, daz vint man tegelîches dâ, mêr dan iender anderswâ. Des ist der turnei dar geleit. dâ ist allerslaht hübscheit. daz velt ist breit und sleht. dar kumpt manic guot kneht durch lop und ûf gelückes wân. Sît ich mîn hern Wâlwein funden hân, sô bin ich wol heime. daz ich in sô lancseime hân erkant, daz ist mîn zorn, wan ez enwart nie ritter geborn an den êren alsô stæte, der sô gern wol tæte.‹ Dirr betschelier gemeit
2680 allr P] zweites l unsicher; HaA liest aller
vragenten W
ich uch sage P
dyofle W ioifle P 53v P
Jch sage vch von der selben matin: do W swes] Wz P zespil W Luffen P kuguls spil P kan P allr der welte P Dis P tegelichen P wan W iender] yemer P ¶ fehlt P do W] Daz P
walwein WP ¶ fehlt P wolle P mîn] mir P an den] Dem die P getette P 54r P Initiale fehlt P baschilier P
2689 wolle P] le eventuell gestrichen
2669 Gebannenen clê Ha 2671 HaPiper folgen P / Initiale fehlt HaPiper, ebenso Hannink, S. 5 2680 alder Ha al der Piper 2683 ¶ fehlt HaPiper 2688 ¶ fehlt HaPiper 2691 HaPiper folgen P 2692 ezn wart HaPiper 2694 HaPiper folgen P 2669 Die Annahme eines Ortsnamens scheint mir überflüssig, der gebannene klê ist einfach der ›Gerichtsacker‹ oder ›Marktplatz‹ (WePéBuSpKe; so schon Glinka-Janczewski 1963, S. 252; Pérennec, S. 81; Pé, S. 155, Anm. 49; Bu, S. 81, Anm. 16; Ke, S. 180; Sp übernimmt jedoch die Großschreibung von Ha). 2671 mate (P) swstf. ›Wiese‹ (BMZ II/1 88 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2060; vgl. V. 3327). / schate (W) swstm. ›Schatten‹ (BMZ II/2 88; Le II 671f.) ist rätselhaft. Auf jeden Fall wird der selben damit zum Gen.: ›der Schatten der Wiese‹. Ist eine metaphorische Bedeutung (vgl. die Wbb.), etwa im Sinne von: der ›Schatten‹ = das ›Spiegelbild‹ = die ›Eigenschaft‹ (der Wiese) anzusetzen? 2672 gate swm. ›Genosse‹ (BMZ I 487f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5213; Le I 743; Haupt, Sp. 114; Schilling 1866, S. 30). 2695 betschelier stm. ›Knappe, junger Ritter‹ < afrz. bachelier, ital. baccalare (BMZ I 109 mit Verweis auf die Stelle; Le I 242).
2662–2695
2665
2670
Da fragten sie den höfischen Kerl, dass er ihnen anzeigen sollte, wo das Turnier sein würde. Er sprach: ›Passt auf, was ich sage: Am nächsten Montag in drei Wochen ist das Turnier auf den Gerichtsanger bei der neuen Stadt in Djofle festgesetzt.
Ich will euch von deren ›Schatten‹ erzählen:
2675
2680
2685
2690
2695
153
Dort findet ein jeder Mann seinen Partner, egal was man tun will, sowohl im Ernst wie im Spiel. Fechten, Rennen, Springen, Laufen, Ringen, Verteidigen, Schach- und Kugel-, Rotten-, Geigen- und viel Harfenspiel und allerhand Kram aus aller Welt Länder, das findet man dort täglich, mehr als irgendwo anders. Deshalb ist das Turnier dort angesetzt. Dort gibt es jede Art von Höfischheit. Das Feld ist breit und eben. Dorthin kommen viele Kerle um des Lobes willen in der Hoffnung auf Glück. Da ich meinen Herrn Walwein gefunden habe, so kann ich gut wieder heimkehren. Dass ich ihn so langsam erkannt habe, das macht mich zornig, denn es wurde nie ein Ritter geboren, der in der Ehre so standhaft war und der so gerne Gutes tat.‹
Dieser fröhliche Knappe
Ich will euch von dieser Wiese erzählen:
154
2700
2705
2710
2715
2720
2725
2730
Text und Übersetzung hât di ritter bereit mære maniger hande. Wâlwein sich des mande und was sîn laden aber grôz. er bat der vrouwen vartgenôz, daz si gesellen wæren und niht verbæren 17vb den turnei und di ritterschaft. ›diu rede ist unendehaft‹, Sprach der kindisch helt. ›ob ir mirs gelouben welt, sô en mac ich ze disen zîten mit iu niht gerîten. daz enpfâhent niht für unwert. swes anders iuwer wille gert, des sint an mir bereit durch iuwer grôz frümicheit! ich sol iu dienen, unz ich leben, und wil iu mîn triuwe geben, der êren pfant daz meiste, daz ich iu gerne leiste gesellencliche stæte, ob ich mîn dinc hæte dar nâch gesetzet, als ich sol; sô möht mir nimmer geschehen sô wol, als daz ich mit iu rite und niht des vermite, des ir an mich muoten.‹ sus wurden si guoten mit reiner gepflihte. als dô Wâlweine ze nihte enfromet sîn langiu bete, vil hübschlîch er tete. dô er in mit deheinen dingen ze Karidôl moht bringen,
Wallebein sich des nante, vnd wart sin laden aber groß. vart genoz W
¶ fehlt P mir P So mag P iwe W fúr enweg vnd vnwert P
... Des sint ir an mir bereit Durch uwere grosse frummkeit.
Giselleclichen P
enmochte mir nyeman also wol P V. 2721–2722 fehlen P 54v P Was ir gebuttint muo ten P werdent P geplichten P
Joch zimmit es zuo nichte, Was doch lenge bette Walwein hubischlichen tette. en keinen P zecharidol W karedol P
2726 walweine zenihte W 2705 ¶ fehlt Ha 2708 mit iu enwec niht rîten Hannink (vgl. V. 2709) 2711 Ha folgt P 2713 dienen al mîn leben Hannink, S. 56 mit (m. E. nichtssagendem) Verweis auf V. 1918 2720 enmöht Ha nimmer sô wol Ha 2721 geschehen als Ha 2723–2725 hält Hannink, S. 56 für verderbt 2724 wurben Ha 2698–2699 In W beherzigt Walwein die Forderungen des Boten und dringt erneut in Lanzelet, mit ihm zu ziehen. Für P dagegen kann Subjektswechsel für V. 2699 angenommen werden, wo nach der Namensnennung der Bote nochmals seine Einladung an Walwein erneuert. 2704 unenedehaft ›was nicht beendigt, zustande gebracht werden kann‹ (BMZ I 431); besser ist wohl ›unnütz, zwecklos‹ (Le II 1818). 2723 Zur 2. Pl. auf -en siehe Anm. zu V. 1632. 2724 werden ist Hilfsverb mit inchoativingressiver Bedeutung (Mhd. Gramm. § 315e) in Verbindung mit guoten swv. ›guot sein‹ (BMZ I 591; Le I 1122); vgl. Pérennec, S. 81; Pé, S. 157, Anm. 52. 2725 gephliht stf. ›Zusammensein, Gemeinschaft‹ (BMZ II/1 509 mit Verweis auf die Stelle und gegen La und HaA, die ›gegenseitige Sorgfalt‹ vermuteten; Le I 868).
2696–2730 hat den Rittern vielerlei Neuigkeiten erzählt. Walwein erinnerte sich daran und drang abermals mit Einladungen (in Lanzelet). 2700
2705
2710
2715
2720
2725
2730
Er bat den Reisegefährten der Dame, dass sie Gefährten wären und dass sie das Turnier und die Ritterschaft nicht auslassen sollten. ›Die Rede ist unnütz‹, sprach der kindliche Held. ›Ihr könnt mir glauben, ich kann im Moment nicht mit euch reiten. Legt das nicht als unwürdiges Verhalten aus. Zu allem anderen, das euer Wille verlangt, sollt ihr wegen eurer großen Tapferkeit meine Zustimmung haben! Ich werde euch dienen, solange ich lebe, und will euch meine Treue darauf geben, das größte Ehrenpfand, dass ich euch gerne geselligen Beistand leisten würde, wenn ich meine Sache so eingerichtet hätte, wie ich soll; dann könnte mir niemals so Gutes widerfahren, als mit euch zu reiten und nicht zu vermeiden, was ihr von mir verlangt.‹ So schlossen sie aufrichtig Freundschaft. Als da Walwein seine lange Bitte nichts nützte, handelte er sehr höfisch. Als er ihn mit nichts nach Karidol bringen konnte,
155
Walwein nannte sich nun, worauf seine Einladungen abermals zunahmen.
... habt ihr meine Zustimmung wegen eurer großen Tapferkeit.
Jedoch brachte es nichts, egal wie lange Walwein auch höfisch bat.
156
2735
2740
2745
2750
2755
2760
2765
Text und Übersetzung dô erbôt er im michel êre und ouch der vrouwen hêre. Mit minnen schiet er von in dan und seit von dem vremden man vil loblich mære, daz er der tiurst ritter wære ân alle karge liste, den er iendert lebendic wiste. Des wundert balde beidiu junge und alde, man und wîp gelîche, in künic Artûs rîche, 18ra daz er niht wolde schouwen beidiu ritter und vrouwen, di zem hôhesten prîse wâren behart. durch nieman liez er sîn vart, ê er mit der vrouwen heim reit. dâ schein wol sîn sælicheit, als ich iuch berihten sol. man enpfienc in inneclîchen wol und liez in dâ michels baz. der vrouwen vater liez allen den haz; er tet in ûf durch der tohter bet lîp, guot und swaz er het. der lebt der gast ân argen zorn, wan er was sælic geborn. man fuor im sanfteclîchen mite. dô er gesach den lantsite, dô marctern alze guote. eines tages wart im ze muote, daz er den turnei wolte sehen. sîner vrouwen muoster des verjehen. in rou, daz er niht was geriten durch hern Wâlweines biten. ze der reise gert er stiure;
... Do bot er michel ere Vnd der frown here. ¶ fehlt P vil fehlt P Löbelichen P allen karg listen P yenden leben P Initiale fehlt P
artus W Jn des kuniges artusis P az der W
gereit P
Da sehent wol sine selikeit, 55r Also ich uch berichten sol! Man enpfing in mynneclichen wol Vnd bot es ime michels bas. Er tet ime vff der tochter bette lip vnd guo t, waz er hette. Des leibete der gast on argen zorn, ... seilic W sovnfteclichen W [m]An P alzegute W Den marchte er alle P zemvte W] zuo nuo te P turne P er es nit P walweines W Durch des heren walweins P zeder W
2748 do W / seilicheit W 2751 do W 2755 on W / Dz P 2757 Initiale fehlt P, Repräsentant mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung der sonst verwendeten Schrift 2733 ¶ fehlt Ha 2735 lobelîcher mære Ha 2742 Ha folgt P 2744 beidiu fehlt Ha 2750 Hannink folgt P; ebenso Combridge 1968, S. 72–74 mit ausführlicher Argumentation 2751 Ha folgt P 2753 tet im durch der Ha 2755 Ha folgt P 2732 Vnd P hier als ›auch‹ (vgl. Le II 1775f.). 2745 beherten swv. ›fest und sicher machen, erhalten, behaupten‹ (BMZ I 639 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3125 [problematisch], 5742, 7981, 8205; Le I 155). 2751 Zu lâzen mit Akk. der Pers. und prädikativer Bestimmung durch ein Adj. siehe BMZ I 945. 2753 ûf tuon ›auftun, öffnen‹ (Le II 1706), freier: ›eröffnen, entgegenbringen‹. 2755 ›davon ließ er ohne böse kargheit etwas übrig‹ (La für Ha = P). Vgl. leiben swv. ›übrig lassen, schonen‹ (BMZ I 970 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1862). 2765 Zu stiure siehe Anm. zu V. 1769.
2731–2765
2735
da erzeigte er ihm und auch der edlen Dame große Ehre. In Freundschaft schied er von ihnen und erzählte von dem fremden Mann viele Geschichten voll des Lobes, dass er (Lanzelet) ohne jeden Betrug der vortrefflichste Ritter wäre, den er irgendwo lebendig wüsste.
157 ... da erzeigte er auch der edlen Dame große Ehre.
D
2740
2745
2750
2755
2760
2765
as verwunderte bald sowohl junge wie alte, Männer und Frauen gleichermaßen, im Reich von König Artus, dass er (Lanzelet) weder Ritter noch Damen kennen lernen wollte, denen der höchste Ruhm sicher war. Wegen niemandem ließ er von der Fahrt ab, ehe er mit der Dame heimgeritten war. Daran zeigte sich deutlich sein Glück, wie ich euch berichten soll. Man empfing ihn sehr vertraut und richtete es ihm dort zum Besten ein. Der Vater der Dame ließ allen Hass sein; er eröffnete ihnen auf Bitte der Tochter hin seinen Dienst, Besitz und was immer er hatte. Wegen dieser Sachen lebte der Gast ohne bösen Zorn, denn er war unter dem Schutz des Glücks geboren. Man behandelte ihn sanftmütig. Als er die Art des Landes kennen lernte, da studierte er sie genau. Eines Tages kam ihm in den Sinn, dass er das Turnier sehen wollte. Das sagte er seiner Herrin. Es reute ihn, dass er nicht auf die Bitten von Herrn Walwein hingeritten war. Er verlangte nach Unterstützung für die Ausfahrt;
Daran erkennt sein Glück, wie ich euch berichten soll! Man empfing ihn auf sehr liebenswerte Weise und kam ihm sehr entgegen. Er gab ihm auf Bitte der Tochter hin Dienst und Besitz, was immer er hatte. Davon ließ der Gast ohne bösen Zorn etwas übrig, ...
158
2770
2775
2780
2785
2790
2795
2800
2805
Text und Übersetzung diu wart im untiure. im gewan diu vrouwe wol gemuot zwei stolziu ros und guot zuo dem sîm, daz er dâ reit. fünfuntzweinzic knappen wol bereit, der enmoht er niht enbern, mit starken wol gevarweten spern. der helt bedâhte sich inzît. neizwi manigen samît und rîche zerunge gewan im diu vrouwe junge, wan er ir ze herzen lac. vrouwe Ade sîn vil wol pflac beidiu spât und fruo. siu schict im ouch ir bruoder zuo; der was geheizen Tibalt. swaz uns von knappen ist gezalt, 18rb daz ist wider in ein wint. ez was ein wîse, hübschez kint, mit manigen tugenden behaft, wol gezogen und êrhaft. ze Britânje was im wol kunt. er was ouch ze maniger stunt bî grôzen turneien gesîn. in zôch der milte Buroîn, der herzoge von dem Wîzen Sê. dâ von wister künste mê dan dehein sîn genôz. den knappen lützel verdrôz, eren diente vaste dem ellenden gaste, der mit sîner swester geriten kam. swes in ze habene gezam, des gewan der vremde ritter vil, beidiu ze ernst und ze spil. Nuo nâhet balde der tac, ûf den der turnei gelac mit rîcher gastunge. dô sprach Tibalt der junge ze dem lieben herren sîn: ›nuo sît ir nâch dem willen mîn
stolziu] stüffy P Zuo simen P
Funff vnd zwentzig knappen wol becleit, Der mochte er ouch nit enberen, Mit starcken, wol geuierten spern. 55v P neizwi] Ein eißwie P Vnd gewan P zeherzen W spet W tybalt W diepalt P ime P Er wz P
zebrithanýe W Zepritange P zemaniger W inzoch W bvroin W buroin P
Do von wuste er zuchte me Danne dekein sin genoß.
zehabene W ime P 56r P zespil W nahent W Initiale fehlt P
tybalt W diepalt P den willen W
2792 do W 2772 Hannink folgt P 2781 Diepalt Ha 2784 Ha folgt P 2787 Britân Ha 2795 er endiente Ha 2804 Diepalt Ha 2772 fieren, vieren (P) swv. ›fier machen, stattlich und prächtig machen, schmücken‹ (BMZ III 306; Le III 340).
2766–2806
2770
2775
2780
2785
2790
2795
2800
die wurde ihm zuteil. Die freundliche Dame erwarb für ihn zwei stolze und gute Rösser zusätzlich zu seinem, auf dem er da ritt. Auf 25 gut ausgestattete Knappen mit starken und schön gefärbten Lanzen, auf die konnte er nicht verzichten. Der Held bereitete sich rechtzeitig vor. Ich weiß nicht, wie viel Seidenbrokat und reichliche Verpflegung die junge Dame für ihn erwarb, weil er ihr am Herzen lag. Frau Ade kümmerte sich den ganzen Tag lang gut um ihn. Sie schickte ihm auch ihren Bruder; der wurde Tibalt genannt. Was uns jemals von Knappen erzählt wurde, das ist gegen ihn ein Nichts. Er war ein kluges und höfisches Kind, mit vielen Tugenden versehen, gut erzogen und ehrenhaft. Er kannte sich in Britanje gut aus. Er war auch oft bei großen Turnieren gewesen. Ihn hatte der gütige Buroin aufgezogen, der Herzog vom Weißen See. Aus diesem Grunde verstand er sich auf mehr Fertigkeiten als irgendeiner seinesgleichen. Den Knappen verdross es wenig, sondern er diente dem fremden Gast eifrig, der mit seiner Schwester geritten kam. Was immer sie haben wollten, von dem erwarb der fremde Ritter viel, sowohl im Ernst wie im Spiel.
Nun nahte bald der Tag,
2805
auf den das Turnier mit prächtigen Festlichkeiten festgesetzt war. Da sprach der junge Tibalt, zu seinem lieben Herrn: ›Nun seid ihr nach meinem Willen
159
Auf 25 gut bekleidete Knappen mit starken und schön geschmückten Lanzen, auf die konnte er auch nicht verzichten.
Aus diesem Grund hatte er mehr Anstand als irgendeiner seinesgleichen.
160
2810
2815
2820
2825
2830
2835
2840
Text und Übersetzung und nâch mîm wân hart wol bereit, als ein ritter sol; des sul wir rîten nuo zestunt. mir ist der wec wol kunt. wir hân zît, welt ir den turnei wern.‹ dô enwolt vrouwe Ade niht enbern, siu füer mit irn gesellen. durch waz solt ich iu zellen, wi lange si wâren under wegen? Si kômen, dâ si manigen degen funden mit übermuot. maniger pavelûne huot sâhen si vor in schînen. der künic Lôt mit den sînen hât des veldes vil belegen und het sich des bewegen, 18va daz im nieman möht widerstân. diu stat, von der ich iu ê geseit hân, Djoflê, diu rîche, in der lac schallenclîche Gurnemanz mit sînen gomen. im was manic ritter komen, muotwillære und gesellen. von dem künic Artûs lânt iu zellen und von den sînen, der er pflac. ûf eim schœnen bühel er lac, einsît an dem velde. ez schein an sîm gezelde sîn tugentlichiu hôhvart. swaz uns ie gesaget wart von pavelûne rîcheit, sô endorfte mit der wârheit nie kein bezzere werden geworht ûf al der erden. Dô sich der hof mêrte, Tibalt für kêrte zeim sînem kunden.
bereit] Gezoumit P
Es ist zit, wellent ir den turney weren.‹ vrowe ade W] freúde alde P enfure mit ir P
¶ fehlt P do WP vber mvo t W pauelinen P Lot W lot P Der hette P
... Vnd waz sin hertze bewegen, 56v Das ime nyeman wolte wider stan. uch gesagit P dyofle W Joifle P schellecliche P ¶ Gvrnemantz W Garnemans P ¶ fehlt P
artus W arthuse P
ein sit W
Vnd sehen an sime gezelde Sin tügentliche hochuart!
der fehlt P nie kein] Enkein P al der] allen P Initiale fehlt P tybalt W Diebalt P Zuo eime sime P
2823 wider stan W 2811 Ha folgt P 2813 Ha folgt P 2816 ¶ fehlt Ha 2817 durch übermuot Hannink, S. 44 2824 ich ê hân La (Ha) 2825 geseit, Djoflê La (Ha) 2827 ¶ fehlt Ha 2842 Diebalt Ha
2821 Ha folgt P
2809 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) statt -en mit nachgesetztem wir siehe Mhd. Gramm. § 240, Anm. 2. 2813 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 2817 Die Konjektur von Hannink ist damit begründet, dass der Dat. von muot ansonsten auf -e ausgeht; ich halte aber auch den Wechsel der Form für möglich. 2827 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 2829 muotwillær, muotwillære stm. ›der aus freiem Antrieb, nach seiner Neigung handelt, die freiwillig den Kriegsdienst nehmen‹ (BMZ III 663 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2247f.; vgl. HaA).
2807–2843
2810
2815
2820
2825
2830
2835
2840
und nach meiner Einschätzung sehr gut vorbereitet, wie es sich für einen Ritter gehört; deshalb sollen wir nun sogleich losreiten. Ich kenne den Weg gut. Es ist Zeit für uns, wenn ihr das Turnier versuchen wollt.‹ Da wollte Frau Ade nicht darauf verzichten, mit ihren Gesellen zu reisen. Weshalb sollte ich euch erzählen, wie lange sie unterwegs waren? Sie kamen dorthin, wo sie viele übermütige Degen fanden. Sie sahen vor sich viele Zeltdächer glänzen. Der König Lot hatte mit den Seinen einen großen Teil des Feldes belegt und war sich dessen sicher, dass es niemand mit ihm aufnehmen könnte. Die Stadt, von der ich euch zuvor erzählt habe, Im prächtigen Djofle lag Gurnemanz lärmend mit seinen Männern. Zu ihm waren viele Ritter gekommen, Freiwillige und Gesellen. Lasst euch von dem König Artus erzählen und von den Seinen, über die er herrschte. Er lagerte auf einem schönen Hügel auf der einen Seite des Feldes. An seinem Zelt zeigte sich seine tugendhafte Pracht. Egal was man uns jemals von der Herrlichkeit von Zelten erzählt hatte – es konnte in Wahrheit auf der ganzen Welt nie ein besseres gemacht werden.
Als immer mehr Volk zu dem festgesetzten Ort kam, machte sich Tibalt zu einem von seinen Bekannten auf.
161
Es ist Zeit, wenn ihr das Turnier versuchen wollt.‹
... und sein Herz war sich sicher, dass es niemand mit ihm aufnehmen könnte.
Und seht an seinem Zelt seine tugendhafte Pracht!
162
2845
2850
2855
2860
2865
2870
2875
Text und Übersetzung er gewan ze den selben stunden ein herberge und einen palas, diu vor in der bürge was ze gemache in alle wîs gelegen. dâ erbeizte unser degen und diu vrouwe wol getân. ir sult daz wizzen sunder wân, ir reise wær niht guot vermiten. Nuo ist Tibalt ûz geriten und vrâgete mære schône. dô was ez nâch der nône gein der vespereide dô riten über jene heide dort zwêne, dâ her drî. etslicher was dâ bî und manige, di des gerden, daz si âne wolten werden ir sper gefuoclîchen. dô begunde wider strîchen 18vb Tibalt mit sînen mæren. er en mohte niht erværen sînen herren vermezzen, wan er was ûf gesezzen, dô in belanget der zît. er het einen grüenen samît ze einer banier gemaht. mit dem selben was ouch bedaht sîn ros dem küenen. er het einen kramschilt grüenen durch di unkünde genomen. Nuo sach er Tibalden komen. dem begegent er an der strâze mit knappen guoter mâze, di etwaz wolten bejagen.
2844 zeden W
2846 bvrc W
2847 zegemache W
Er gewan zuo den selben stunden Ein herberge in eime palas, Der vornýn in der burge waz 57r Zuo gemache in alle wiß gelegen. do W
enwere P tybalt W diepalt P ¶ fehlt P es ouch noch none P Jn gegen P
Etsclicher P gerten W gerden P ane P
Tybalt W Diepalt P
der] die P
57v P chram schilt W vnerkene P tybalden W die paliden P ¶ fehlt P ander W
... Vnd wolte ouch etswaz beiagen.
2859 gerten W] t korrigiert d
2845 Ha folgt P 2846 Ha folgt P 2851 Ha folgt P 2852 ¶ fehlt Ha / Diepalt Ha / ist] was Hannink 2855 Ha folgt P 2856 dô fehlt La (Ha) 2858 etslich tôre was La (Ha); dagegen Pérennec, S. 81, Pé und Bu, S. 85, Anm. 21, die WP folgen 2863 Diepalt Ha 2864 ern mohte Ha 2870 ouch fehlt La (Ha) 2871 ouch sîn La (Ha) 2874 ¶ fehlt Ha / Diepalden Ha 2846 W handelt entweder nur von der Herberge, oder es liegt Numerusinkongruenz vor. 2855 ist Konstruktion Apokoinu (Mhd. Gramm. § 493), wobei (en)gegen einmal zeitlich, einmal räumlich zu lesen ist. 2859 Konjektur mit Ha wegen des Reims. 2861 gevuoclîche(n) adv. (hier) ›mit Geschicklichkeit‹ (Le I 969 mit Verweis auf die Stelle). 2864 erværen swv. (hier) ›erfassen, erwischen, erlauschen‹ (BMZ III 268 mit Verweis auf die Stelle; Le I 688; vgl. Anm. zu V. 129). 2872 krâmschilt stm. ›aus einer krâme erkaufter Schild‹ (BMZ II/2 130; Le I 1707, beide mit nur diesem Beleg). 2873 durch di unkünde ›um unbekannt zu sein‹ (Le I 913 mit Verweis auf die Stelle) zu unkünde stf. ›Unkenntnis, Unbekanntschaft‹ (BMZ I 813 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8585; Le II 1904).
2844–2877
2845
2850
2855
2860
2865
2870
2875
Er erwarb dabei eine Herberge und einen Palas, die vorne in der Burg in jeder Hinsicht angenehm gelegen waren. Dort stiegen unser Degen und die schöne Dame ab. Ihr sollt dessen versichert sein, dass es keine gute Idee gewesen wäre, hätten sie auf ihre Ausfahrt verzichtet. Nun war Tibalt ausgeritten und erkundigte sich höflich nach Neuigkeiten. Da war es nach der None Zeit zur Vespereide; zu diesem ritten da über jene Wiese hier zwei, dorther drei. So mancher nahm daran teil und viele, die es gelüstete, ihre Lanzen geschickt loszuwerden. Da machte sich Tibalt mit seinen Neuigkeiten auf den Rückweg. Er konnte aber seinen wagemutigen Herren nicht finden, denn er war aufgesessen (und weg geritten), als ihm zeitlang wurde. Er hatte einen Banner aus einem grünen Seidenbrokat. Damit war auch das Ross des Kühnen bedeckt. Er hatte einen nagelneuen grünen Schild genommen, um unerkannt zu bleiben. Nun sah er Tibalt herbeikommen. Dem begegnete er an der Straße mit einer großen Menge von Knappen, die etwas erjagen (erleben) wollten.
163 Er erwarb dabei eine Herberge in einem Palas, der vorne in der Burg in jeder Hinsicht angenehm gelegen war.
... und wollte auch etwas erjagen (erleben).
164
2880
2885
2890
2895
2900
2905
2910
Text und Übersetzung der knappe begunde im sagen von den gesellescheften. ›irn sulnt iuch niht beheften, ê daz irz allez hânt bekort. der künic Artûs lît dort mit al der massenîe sîn. di vermîdent, dêst der rât mîn, wan dâ ist kraft und manheit.‹ der vremde helt für sich reit, dar im was widerrâten. nuo hœrent, wi si im tâten: Als in diu massenîe ersach, Kei guotelîchen sprach: ›ob irs alle wollent jehen, sô hân ich einen gouch ersehen, der gegen uns ûf warf sîn sper. nuo tuont ein wênic, des ich ger: büezent mir mînen gelust und erloubent mir den êrsten just. ich wil den tumben bestân. lânt mich daz ros vor ûz han. swenne ich ez im abe gewinne, ich teile danne mit minne sîn harnasch und swaz er hât.‹ di gesellen lobten di getât 19ra und heten lîht doch gesehen, wær im ein unêre geschehen, wan er sich spottes an nam, der nie stæten man gezam. Her Kei ûf sîn ors gesaz und hiu ez ie baz und baz. er vorht, der vremde wancte, der im doch engegen sprancte. er stach hern Keien sô, daz im di füeze harte hô ûf ze berge kaften
2885 do W
2889 vns P
Das kint begonde P iv W] vz P Jr P artus W arthus P
... Wanne daz ist kraft von manheit.‹ helt do fúr P wider raten] wider dann P hœrent] losint P ratin P
Also in die massenie sach, Koinnen gufteclichen sprach: alle fehlt P
58r P mir ersten W ûz fehlt P abe] an P mynnen P
Die gesellen lobten die getat Vnd hettent gerne doch gesehen Wer ime vbele geschehen, ...
key W koin P Initiale fehlt P roß P hieg P ie fehlt P
keyen W koin P er] Vnd P zeberge W
2890 Key W, Koınen P
2886 Ha folgt P 2888 losent Ha 2890 Ha folgt P / Keiîn Ha man Ha 2907 Keiîn Ha 2911 Keiînen Ha
2896 die Ha
2903 Ha folgt P
2906 stætem
2885 Zu kraft (in P) siehe Anm. zu V. 38. 2890 guotlîche, guotelich, güetlich (W) adj. adv. ›gut, freundlich; ruhmvoll‹ (Le I 1123), was eine ironische Lesung nahelegt. / güfteclîchen (P) ›auf übermütige, prahlende Weise‹ (BMZ I 587 mit nur diesem Beleg; Le I 1112; Fb 154; vgl. Schilling 1866, S. 32) 2896 tjoste, just etc. ist mhd. stfm. (Le II 1451), das Genus wechselt vor allem in P, W ist (wegen möglicher Apokopierung) nicht immer eindeutig; Ha setzt durchwegs fem. Formen. 2906 Für Sg. Ha sehe ich keine Veranlassung. 2913 kapfen swv. ›schauen, richten‹ (BMZ I 786 mit Verweis auf die Stelle). Vgl. aber auch kepfen swv. ›blicken; ragend in die Höhe stehen‹ (Le I 1549).
2878–2913
2880
2885
Der Knappe erzählte ihm von den Gruppen: ›Ihr sollt euch nicht für eine Seite entscheiden, ehe ihr alles erfahren habt. Der König Artus liegt dort mit seinem ganzen Gefolge. Die meidet, das ist mein Rat, denn dort ist Kraft und Mannheit.‹ Der fremde Held ritt (genau) dorthin weiter, wovon ihm abgeraten worden war. Nun hört, wie sie auf ihn reagierten:
Als ihn die Menge erblickte, 2890
2895
2900
2905
sprach Kei ›freundlich‹: ›Wenn ihr mir zustimmt, dann habe ich einen Narren gesehen, der seine Lanze gegen uns erhoben hat. Nun tut ein bisschen, was ich mir wünsche: Stillt mir meine Begierde und erlaubt mir die erste Tjost. Ich will den Dummen angreifen. Lasst mich als ersten das Ross nehmen. Sobald ich es ihm abgewonnen habe, teile ich dann seine Rüstung und alles, was er besitzt, gerne.‹ Die Gesellen lobten das Vorhaben und hätten dennoch leicht gesehen, wenn ihm eine Unehre geschehen würde, weil er sich um Spott annahm, der sich für standhafte Männer nicht gehörte.
H
2910
err Kei bestieg sein Ross und schlug mehr und mehr darauf ein. Er fürchtete, dass der Fremde umkehren würde, obwohl ihm der entgegensprengte. Er stach Herrn Kei so, dass ihm die Füße sehr hoch in die Höhe ragten
165
... denn das ist eine Menge Mannheit.‹
Als in die Menge erblickte, sprach Kei prahlend:
Die Gesellen lobten das Vorhaben und hätten dennoch gerne gesehen, wenn ihm ein Übel geschehen würde, ...
166
2915
2920
2925
2930
2935
2940
Text und Übersetzung und dem schalchaften daz houbt gein der erde fuor. ez was ein horwigez muor, dâ diu just zem êrsten geschach. durch des truhsæzen ungemach wart ez nemelîch erhaben, wan er viel in einen graben, daz im daz hor durch di ringe dranc. beidiu der val und der stanc heten in getân vil nâhe enwiht. dô lachten von der geschiht alle, di ez gesâhen. Sîn gesellen ouch des jâhen, daz si in des teiles liezen vrî. nuo was ouch Tibalt dâ bî, der sînes herren wol kunde gewarn. daz ros nam er an den arn, daz der arcsprechende reit. doch was sumelichen leit Keiens entschumpfentiure. ein dietdegen tiure, der was hübsch und snel, der hiez Iwân de Nônel, der kêrte von den sînen dan und rant den jungen ritter an und fuor ein teil unschône. dâ von wart im ze lône, daz in der vremde ritter stach, daz man in verre vallen sach
2914 zale haftin P
2928 tybalt do W / diepalt P
... Vnd dem zalehaftin Daz houbit gegen der erden fuo r. horiges W do W Do P 58v P des] das P nemenlichen P
... Wanne er uiel in einen graben; Die gulle ime durch die ringe dranck. getan in vil noch ein wicht P
¶ fehlt P des] das P
˙ Nvo was Diepalt by, Der wol sins heren goumde. Das frömde roß er zoumde, Das der arcspreche reit. kaýens W koinis intschempfenture P diet degen W ywan von denolel W ywan de lonel P
... Vnd fuo r ein teil ime schone. do W Do P zelone W 59r P
2931 ar spreche P
2914 Ha folgt P 2919 ez dâ namelîch La (Ha) 2926 ¶ fehlt Ha 2928 Diepalt Ha 2929–2930 Ha folgt P 2933 Keiînes schumpfentiure Ha 2936 Krause 1985, S. 79f. folgt P; ebenso Pé, S. 167, Anm. 57; vgl. K zur Stelle 2914 zalehaft adj. ›geschwätzig, prahlerisch‹ (BMZ III 843; Le III 1025, beide mit Verweis nur auf die Stelle; vgl. HaA). Kantola 1982, S. 156–159 (vgl. Zellmann 1996, S. 33, Anm. 96) sieht einen Einfluss über die hypothetische Vorlage aus mndl. tale, tael, das auch die Sonderbedeutung ›schimpfen, boshaft sprechen‹ trage. zale ist jedoch auch mhd. zur Genüge als ›Erzählung, Bericht, Rede‹ belegt (BMZ III 842; Le III 1024), für die konnotative Bedeutungsnuance braucht es wohl keinen speziellen Entlehnprozess. 2916 horwec, horwic adj. ›kotig, schmutzig‹ (BMZ I 710f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1344). 2921 hor stn. ›Kot, Schmutz‹ (BMZ I 710 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1337f.). 2923 Kei hatte offenbar kaum Schaden genommen trotz Sturz und Gestank (WePéBuKe), sie machten ihm eben nicht ›arg zu schaffen‹ (Sp). 2929 goumen swv. mit Gen. ›Acht geben auf etwas, ins Auge fassen‹ (BMZ I 559f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1062; vgl. Anm. zu V. 177). 2930 Für W ist wohl zu lesen: ›Er nahm das Ross für den Adler‹, also metaphorisch für Lanzelet, dessen Wappen der Adler ist. Die Lesung arm mit Reim m : n (so Hannink, S. 33) wäre zwar denkbar, ist aber Lectio facilior. 2931 arcsprechende part. adj. ›übel sprechend‹ ist wohl Hapax legomenon (BMZ II/2 527; Le I 90), hat aber eine Parallele in V. 5939; vgl. K zu ebd. 2933 entschumpfentiure = enschumpfentiure = schumpfentiure stf. ›Besiegung, Niederlage, Unfall‹ (BMZ II/2 233; Le I 567. II 816f., beide mit Verweis auf die Stelle). 2934 dietdegen stm. ›das ganze Volk überragender, im Volk bekannter Held‹ (BMZ I 309 mit Verweis auf die Stelle; Le I 430; vgl. HaA). 2936 Konjektur wegen des Reims. 2939 unschône adv. ›auf ungebührliche, gemeine, grobe, unbarmherzige Weise‹ (BMZ II/2 193 mit Verweis auf die Stelle).
2914–2942
2915
2920
2925
2930
2935
2940
und das Haupt des Schalkhaften auf die Erde schlug. Es war ein dreckiger Morast, wo die Tjost zuerst geschehen war. Dem Truchsess zum Leid war es nämlich ein kleiner Hügel, denn er fiel in einen Graben, sodass ihm der Dreck durch die Rüstungsringe drang. Sowohl der Sturz als auch der Gestank hatten ihm fast nichts getan. Da lachten darüber alle, die es sahen. Seine Gesellen sagten auch, dass sie auf ihren Anteil verzichten würden. Nun war auch Tibalt dabei, der gut auf seinen Herren achtete. Er nahm das Ross für den Adler, das der Spötter geritten hatte. Trotzdem tat einigen Keis Niederlage Leid. Ein alle überragender Held, höfisch und schnell, Iwan de Nonel mit Namen, der entfernte sich von den Seinen und rannte den jungen Ritter an und verhielt sich ein wenig (durchaus) grob. Davon erhielt er den Lohn, dass ihn der fremde Ritter stach, sodass man ihn schmachvoll
167 ... und das Haupt des Prahlers auf die Erde schlug.
... denn er fiel in einen Graben; die Drecksuppe drang ihm durch die Rüstungsringe.
Nun war Tibalt dabei, der gut über seinen Herrn wachte. Das fremde Ross nahm er beim Zaum, das der Spötter geritten hatte.
... und verhielt sich ihm gegenüber durchaus angemessen.
168
2945
2950
2955
2960
2965
2970
2975
Text und Übersetzung 19rb von dem rosse unwerde. er kom alsô zer erde, als er niht bein hæte. dô sprach der êren stæte, Artûs, der künic rîch: ›dirr ritter wil uns alle gelîch ze grôzem laster bringen. möht im misselingen, daz würb ich gern in allen vlîz.‹ Dô sprach der marcgrâve wîz, des hûs stuont bî der Lîle: ›mir ist hiut alle wîle ditz laster und der schade zorn. wir hân zwei guotiu ros verlorn. gevâh ich in, diu giltet er.‹ dâ mit warf er ûf sîn sper und sprancte von den sînen. dô liez aber schînen der grüene ritter, wer er was. er stach ouch disen ûf daz gras, der ê sich dâ über in vermaz. Tibalt sîn selbes nie vergaz: als iegelich ritter nider kam, zehant er daz ros nam und fuortez balde sînen wec. Dô daz geschach, der milte Erec dô tet, als ez im gezam: den schilt er ze halse nam und ein gezimieret sper. Tibalt brâhte ouch einez dâ her, daz enpfie sîn herre küene. der schaft was ouch grüene, dem andern wâfen gelîch. dô sprach menegelîch: ›swi ez her nâch ergât, der grüene ritter hât daz beste hînaht getân.
2964 tybalt W
iht W artus W Arthus P riche W allegelich W zegrozem W
¶ fehlt P Lyle W lile P hiut fehlt P Es laster schade vnd zorn P hant WP sîn] dz P
dâ fehlt P
Also Dieppalt sin selbes vergas:
59v P
W’ Dô daz gesach der milte Erec, dô tet er, als ez im gezam: zehalse W tybalt W Diepalt P do W einez] yenis P enpýe W
2968 ¶ fehlt P daz] dis P ereg P
2951–2952 wîs : wîs La (Ha) nach einem Vorschlag von Friedrich Heinrich von der Hagen 2952 ¶ fehlt Ha 2954 HaA erwägt Lesung mit P oder hiut und alle wîle 2964 Diepalt Ha / niene Ha 2968–2969 Ha wie die rechte Spalte 2968 ¶ fehlt Ha 2972 Diepalt Ha 2978 dirre La (Ha) 2952 wîz ist mit Hannink, S. 43 (mit Verweis auf V. 3095, 3182, 3199) beibehalten. 2963 vermezzen stv. refl. mit Gen. oder abhängigem Satz ›sich etwas bestimmt vornehmen; etwas behaupten, versichern‹ (BMZ II/1 214f. mit Verweis auf V. 6248, 7389, 7393; Le III 178f.; vgl. auch V. 8975). 2968–2969 Der Paralleltext dient hier ausnahmsweise einer zweiten möglichen Fassung von W, die handschriftlichen Lesungen zu den Konjekturen sind jeweils der anderen Spalte zu entnehmen. Es ist nicht zu entscheiden, welche Konjektur das Richtige trifft.
2943–2979
2945
2950
2955
2960
2965
2970
2975
weit vom Ross fallen sah. Er prallte auf die Erde auf, als ob er keine Beine hätte. Da sprach der an Ehren standhafte, Artus, der herrliche König: ›Dieser Ritter will uns alle auf die gleiche Weise in großes Laster stürzen. Ich würde mich gerne mit aller Kraft bemühen, dass er daran scheitert. Da sprach der weiße Markgraf, dessen Burg bei der Lile stand: ›Mich machen dieses Laster und der Schaden heute sehr zornig. Wir haben zwei gute Rösser verloren. Wenn ich ihn fasse, dann wird er dafür bezahlen.‹ Damit erhob er seine Lanze und sprengte von den Seinen davon. Da zeigte der grüne Ritter abermals, von welchem Schlag er war. Er stach auch diesen auf die Wiese, der sich da leichtsinnig mit ihm eingelassen hatte. Tibalt verlor nie den Kopf: Sobald einer der Ritter niederfiel, nahm er sogleich das Ross und führte es schnell weg. Als das geschehen war, da tat der gütige Erec, wie es sich für ihn gehörte: Er nahm den Schild zu Halse und eine geschmückte Lanze. Tibalt brachte auch eine daher, die sein kühner Herr empfing. Der Schaft war ebenfalls grün, entsprechend der restlichen Bewaffnung. Da sprach manch einer: ›Egal wie es danach weitergehen wird, der grüne Ritter hat heute Nacht das Beste getan.
169
So vergaß Tibalt seiner selbst:
Als das der gütige Erec gesehen hatte, da tat er, wie es sich für ihn gehörte:
170 2980
2985
2990
2995
3000
3005
3010
Text und Übersetzung mac er Erecke vor enthân, entriuwen sô ist er niht sô swach, als in der herre Kei ersach.‹ 19va Hie mit liezen si diu wort und kampften wider und vort, swi ez ergân solde. Erec niht beiten wolde, wan er grôzer liste wielt. den zoum er zim hielt und lie sîn ros ensprungen varn. des begunde der grüene ritter warn und was im ernst und gâch. si kômen ein ander sô nâch, daz si diu sper stâchen durch di schilt, daz si brâchen, und gesâzen doch beide vaste. Erecke und dem gaste brâht man zwei anderiu sper. den vremden dûhte, daz er ze sanfte wære dar komen. di zwên tiurliche gomen, di begunden justieren sunder failieren, biz si zehen sper vertâten wider ein ander und doch hâten dar zuo geslagen manigen slac. dô enwolt Erec fil de roi Lac dar niht mêre, ist uns geseit. der künic Artûs dô reit und sprancte mit den sînen gar. des nam der grüene ritter war und entweich in sîn letze wider. Mîn her Wâlwein kom sider, der ie mit tugenden was behaft.
2980 ereche W
2983 Die W
2982 Ha folgt P / Keiîn Ha fehlt Ha
2985 wi W
Mag er Erecke vor gestan, ... Kay W Also in koin P
Hie mitte liessent sy die wort Vnd kaftin wider vnd vort, Wie es ergan solte. grosse P behielt P
Des begonde der fremde ritter warn ... 60r P
doch fehlt P ¶ Erech W Erecce P ¶ fehlt P
zesaunfte W werin P genomı P begondent so justieren P valieren P
... Das sy˙ die zehen sper vertaten Wider ein ander vnd doch hatten Dar zuo geslagen manigen slag. erec fylderoilac W erec filderoi lag P artus W arthus P uereit P
walwein WP ¶ fehlt P
2996 Erette P?
2984 Ha folgt P
2995 Ha folgt P
2996 ¶ fehlt Ha
3009 gar] dar Ha
3012 ¶
2980 enthaben vor plus Dat. (W) swv. ›jemandem standhalten‹ (BMZ I 600 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3040). 2984–2985 Während P unproblematisch ist, muss für W Subjektswechsel angenommen werden: Hier kämpfen natürlich nicht die Zuseher, die sich zuvor unterhalten haben, sondern Erec und Lanzelet. Entsprechend ist für V. 2985 zu konjizieren (›wie auch immer ...‹). 2984 Kantola 1982, S. 153–155 denkt für die Wendung wider und vort (vgl. V. 3110, 3416) an eine Beeinflussung durch die hypothetische nordwestliche Vorlage; vort ist allerdings im Mhd. so verbreitet, dass die Entlehnung nicht für den Einzelfall erklärt werden muss. 2991 mir ist, wirt gâch ›ich habe Eile, strebe mit Eifer‹ (Le I 722). 3000 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 3002 failieren swv. ›fehlen‹ (BMZ III 215; Le III 6). 3008 ue- in uereit P hält Hannink für ûz. 3011 letze stf. (hier) ›Schutzwehr, Grenzbefestigung‹ (Le I 1890f. mit allgemeinem Verweis auf den ›Lanzelet‹).
2980–3013 2980
2985
2990
2995
3000
3005
3010
171
Wenn er auch Erec standhalten kann, dann ist er bei meiner Treue nicht so schwach, wie Herr Kei von ihm dachte.‹
Wenn er vor Erec bestehen kann, ...
Hiermit hörten sie zu reden auf
iermit hörten sie zu reden auf und gafften hin und her, wie es ausgehen würde.
und (Lanzelet und Erec) kämpften hin und her, egal wie es ausgehen würde. Erec wollte nicht abwarten, weil er über großes Können verfügte. Er hielt den Zaum an sich und ließ sein Ross dahinsprengen. Das nahm der grüne Ritter wahr und es war ihm ernst und er hatte es eilig. Sie kamen einander so nahe, dass sie die Lanzen durch die Schilde stachen, sodass sie brachen, und doch blieben beide sicher im Sattel. Erec und dem Gast brachte man zwei andere Lanzen. Der Fremde glaubte, dass er zu sanft gekämpft hätte. Die zwei vortrefflichen Männer, die tjostierten ohne zu fehlen, bis dass sie zehn Lanzen gegeneinander vertan und doch dabei viele Schläge geschlagen hatten. Da wollte Erec, der Sohn von König Lac, nicht mehr weitermachen, erzählt man uns. Da ritt König Artus selbst und sprengte mit allen seinen Gesellen los. Das sah der grüne Ritter und kehrte wieder in seinen Schutzwall zurück. Mein Herr Walwein kam später, der stets mit Tugenden behaftet war.
H
Das nahm der fremde Ritter wahr ...
... sodass sie die zehn Lanzen gegeneinander vertan und doch dabei viele Schläge geschlagen hatten.
172
3015
3020
3025
3030
3035
3040
3045
Text und Übersetzung er was schouwen di ritterschaft. als schier man in liez enstân, wi ez sînen gesellen was ergân, des antwurt er zehant: ›daz ist der selbe wîgant, von dem uns dicke ist gesaget, der sô manigen prîs hât bejaget. ûf der erde lebt sîn gelîche niht; diu welt im gar des besten giht.‹ 19vb Si lobeten alle sîne maht. noch dô vor der selben naht bejaget sich der küene mit sîm schilte grüene ûf dem velde in alle wîs, daz er êre und prîs ze herbergen brâhte und man sîn sît gedâhte ze aller slaht hübscheit. Wâlwein vorschende reit zuo den vremden gesinden. er wolt gerne bevinden den helt an tugenden ûz genomen. swar er danne was komen zuo den rittern, sô sprâchen si ie: ›er was niuwelingen hie und hât uns grôzen schaden getân. im enkan nieman vor enthân. er würket vreislichen ban und ist ein unmüezic man. Swi ez morgen gevar, er hât vil nâch ir êre gar, di hînaht ûz kâmen und schilt ze halse nâmen.‹ Nuo was ez alsô ergangen, daz er het gevangen
3020 So der P
3031 zeallerslaht W
3032 Walwein WP
ließ in P
60v ... Wie es sime gesellen was ergan, Des antwurte er ime zuo hant: ›Diß ist ye der selbe wigant, Von deme vns dicke ist gesaget, Der so manige manheit hat beiaget. Vff der erden lebet nit sin gelich; Er ist k¨vne vnd aller selden rich. ‹ lobenten W Initiale fehlt P
zeherbergen W
... Vnd man sin sit gedachte Zuo allir slachte frommikeit. Wâlwein valschende bereit Zuo den frömidisten gesinden. finden P
wz nuo nüwenlichen P
61r Jme enmag nyeman vor bestan. vreischlich inban W ¶ fehlt P
zehalse W Vnd die schilte P [e]S was also P
3047 Repräsentant nicht aufgelöst P
3021–3022 Ha folgt P 3021 ûf erden Spr 3031 Ha folgt P 3041 vreislich inban Ha 3043 ¶ fehlt Ha 3047 Ha folgt P 3014 Zur Umschreibung des einfachen Verbs mit wesen plus Part. Präs. siehe Le III 799 mit Verweis auf die Stelle; vgl. BMZ I 128. Die Konstruktion dient in der Regel der Hervorhebung des durativen Charakters des Verbalvorgangs (Mhd. Gramm. § 329, 1). HaA übersetzt: ›er war weggegangen um die ritter zu sehen‹. 3025 bejagen swv. refl. ›sich (auf löbliche Weise) beschäftigen, sein Leben hinbringen, erhalten‹ (BMZ I 765f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6171, 6607; Le I 162; vgl. HaA zu V. 6171; Haupt, Sp. 111). 3032–3033 Der Paralleltext ist problematisch und wirkt im Kontext unpassend: Walwein führt auf betrügerische Weise Krieg (zu berîten intr. siehe BMZ II/1 735) mit sehr fremden Gruppen. 3040 Zu enthaben (W) siehe Anm. zu V. 2980. 3041 Konjektur mit P, Le I 1428, Bä und Hannink; HaA ist die Stelle in W ein Rätsel. / Zu ban siehe Anm. zu V. 1416.
3014–3048
3015
3020
Er hatte sich die Ritter angeschaut. Sobald man ihm beibrachte, wie es seinen Gesellen ergangen war, antwortete er sogleich darauf: ›Das ist derselbe Kämpfer, von dem uns oft erzählt wird und der so vielen Ruhm erjagt hat. Auf der Erde lebt nicht Seinesgleichen; die Welt spricht von ihm nur das Beste.
173
... wie es seinem Gesellen ergangen war, antwortete er ihm sogleich darauf: ›Das ist bestimmt derselbe Kämpfer, von dem uns oft erzählt wird und der so viel Mannheit erjagt hat. Auf der Erde lebt nicht Seinesgleichen; er ist kühn und reich an allem Glück.
Sie lobten alle seine Kraft. 3025
3030
3035
3040
3045
Noch vor dieser Nacht jagte der Kühne mit seinem grünen Schild auf dem Feld so sehr herum, dass er Ehre und Ruhm zur Herberge brachte und man ihm seither jede Art Höfischheit zudachte. Walwein ritt auf Nachforschung zu den fremden Gruppierungen. Er wollte gerne den Held mit den hervorragenden Tugenden finden. Wo immer er dann zu Rittern hinkam, so sprachen sie stets: ›Er war vor kurzem hier und hat uns großen Schaden zugefügt. Ihm kann niemand standhalten. Er verbreitet schreckliches Verderben und wird des Kampfes niemals müde. Was auch morgen geschieht, er besitzt beinahe die Ehre von ihnen allen, die heute Nacht hinausgekommen sind und Schilde zu Halse genommen haben.‹
Nun war es so ergangen, dass er nur einen einzigen
... und man ihm seither jede Art Tüchtigkeit zudachte. Walwein führte auf betrügerische Art Krieg mit den fremdesten Gruppierungen.
Vor ihm kann niemand bestehen.
174
3050
3055
3060
3065
3070
3075
3080
Text und Übersetzung niht wan einen stæten helt, von dem uns dicke ist gezelt, daz er der tiurste wolte sîn, mit den liehten schenkeln her Maurîn. den vienc er niht wan umbe daz, daz man wiste dester baz, daz er mêr wol het getân. den gevangen sant er in allen gân sîner vriundinne reine. der gewin was ouch niht kleine, den sîne knappen nâmen, sô di ritter nider kâmen, di ir herre von den rossen stach. sînen schilt man wol zerhouwen sach, 20ra zerfüeret in manic ende. daz der ellende sô manic sper brach entzwei und doch von dem turnei mit êren fuor und âne verlust, daz er begie sô manic just, ein michel wunder dâ geschach, wan er dâ vor nie gesach vier man mit ein ander strîten. nuo sul wir in lâzen rîten ze herberge unz morgen fruo, und sehent danne, waz er getuo! Zeruowe schuof er sîn gemach. nuo merkent rehte, wi er sprach: ›sît nieman weiz, wer ich bin, sô ist daz harte wol mîn sin, daz ich mînen gewerp nieman sage. Tibalt, morgen, als ez tage, sô brinc mir einen schilt wîz. dar zuo brüeve in allen vlîz ein banier wîz von sîden.
er ein der P mavrin W maurin P schenckelin P er in etwenne vmbe P Vers fehlt P wol mere P frundýnne der reine P Mit den knappin P heren P
... Turgele in manigem ende. sper entzwei W 61v P zerbrach P
erbegie W manigen P do W ein fehlt P do WP Merman mit andns P
˙ ritten Nuo lant in fur Zuo herbergen vntze morne fruo ... tuo P eruwe W
horte P tybalt W Diepalt P moren W Dar noch bruwe in allem filiß P
3071 Merman ist wohl durch einfache Verschreibung entstanden, noch in P ist m oft nur schwer von ui zu unterscheiden 3073 zeherberge W 3075 freier Raum für Initiale W 3051 Ha folgt P 3056 sant er sân La (Ha), dagegen Lei, der WP folgt 3063 Ha folgt P / in fehlt Spr 3069 Ha folgt ˙ P] fürbaz Hannink 3074 Ha folgt P 3080 Diepalt Ha P 3072 Hannink folgt P / fur 3053–3055 Lanzelet fängt Maurin alleine deshalb, um damit zu beweisen, dass er leicht mehr Ritter gefangen nehmen hätte können (vgl. WePéBuKe); nicht um zu zeigen, dass er der Beste sei (Sp). 3056 Lies in allen gâhen ›eilgst‹ (BMZ I 454 mit Verweis auf V. 945, 5916; Le I 724; vgl. Lei). Die kontrahierte Form scheint sonst nicht belegt, ist aber in Analogie zu hâhen > hân, vâhen > vân etc. (Mhd. Gramm. § 284) leicht auflösbar. 3063 dürkel (PHa) adj. ›durchbohrt, durchlöchert‹ (Le I 495 mit Verweis auf die Stelle). 3072 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) siehe Anm. zu V. 2809. 3082 prüeven, brüeven swv. ›herbeischaffen‹ (BMZ II/1 537 mit Verweis auf die Stelle); keine Konjektur, da die unverschobene Form auch in die Wbb. aufgenommen ist; vgl. V. 8675.
3049–3083
3050
3055
3060
3065
3070
3075
3080
standhaften Held gefangen hatte, von dem uns oft erzählt wird, dass er der vortrefflichste sein wollte: Herr Maurin mit den hellen Schenkeln. Den fing er nur deshalb, dass man daran erkannte, dass er wohl mehr hätte tun (fangen) können. Den Gefangenen sandte er in aller Eile seiner reinen Geliebten. Auch der Gewinn war nicht gering, den seine Knappen nahmen, wenn die Ritter niederfielen, die ihr Herr von den Rössern stach. Seinen Schild sah man sehr zerhauen, zerschlagen an Ecken und Enden. Dass der Fremde so viele Lanzen entzwei brach und sich trotzdem mit Ehren und ohne Verlust von dem Turnier entfernte, und dass er so viele Tjosten genommen hatte, daran geschah ein großes Wunder, weil er davor noch nicht einmal vier Männer gegeneinander kämpfen gesehen hatte. Nun sollen wir ihn zur Herberge reiten lassen bis zum nächsten Morgen, und seht dann, was er tut!
Er schaffte sich eine angenehme Nachtruhe. Nun passt genau auf, wie er sprach: ›Da niemand weiß, wer ich bin, so ist das mein wichtigstes Anliegen, dass ich niemandem mein Vorhaben sage. Tibalt, morgen, wenn es tagt, dann bringe mir einen weißen Schild. Dazu schaffe mir mit allem Fleiß ein weißes Banner aus Seide herbei.
175
... durchlöchert an Ecken und Enden.
Nun lasst ihn zur Herberge weiter reiten bis zum nächsten Morgen ...
176
Text und Übersetzung
du solt daz niht vermîden, mîn wâfenroc sî alsam.‹ Tibalt einen wîzen samît nam und machet ein kovertiure guot. er was hübsch und fruot, wan im êre wol behagete. 3090 morgen, als ez tagete, dô het erz allez bereit ze rehter gelegenheit nâch sînes herren gebote. nuo bevalch sich dem rîchen gote 3095 der wîze ritter früeje, daz er im vor aller müeje des tages behuote sîn leben. dar nâch hiez er im geben einen turneischen imbîz, 3100 wan im stuont aller sîn vlîz an justieren und an strîten. er begunde ûz rîten, 20rb dô er sîner ougen wünne sach. So iener disen nider stach, 3105 daz was im vil genæme. Wenne der grüene ritter kæme, des wart manic helt gemeit. der wîze ritter dô niht enbeit, er nam dem grüenen gar daz wort 3110 und kêrt wider und vort, dô er hôrt kroigieren. er begunde justieren und machte satel lære, als es vermisset wære; 3115 sô stach er manigen der nider. wer solte setzen sich der wider, 3116a ... 3116b ... 3085
3105 geneine P?
ensolt P alsan P tybalt W Diepalt P semit nan P
eren W 1ra S 62r P da S zerehter W bevalch er sich S fruo ge P vrue ge S im] in S aller slahte mve ge S im fehlt S Essen turneischen P iusten vnd vff stritten P zweites an fehlt S sin W synier P ¶ fehlt PS einer S
... Das was ime vil geneme dan. Wanne der grune ritter kam, ... wartete P wartet S beit P vnd fúr dort P groigeren W kreyeren P kroieren S machte den sattel P Alse er es P 62v P
S wer solte sich setzen der wider, wan sin gelve ke nie gebrach – so man dar och wol gesach –
3106 groze S
3084 Ha folgt P 3086 Diepalt Ha 3095–3096 vrüeje : müeje Ha 3103 da Ha 3104 Ha zieht den Vers nach oben und schließt ihn mit Punkt / ¶ fehlt Ha 3107 warte Ha 3108 ritter fehlt Ha, der (HaA) auf V. 3199 verweist 3111 da Ha 3088 vruot adj. ›wacker, artig, fein‹ (BMZ III 389 mit Verweis auf die Stelle). 3096 Paralleltext für S ist nicht angebracht, da auch S in V. 3097 sin (leben) hat. 3105–3107 Der Paralleltext für P ist fraglich, da in V. 3106 wie in W Konj. Prät. zu erwarten wäre; auch der neue (?) Reim ist problematisch. 3107 Lies für W warte (= wartete) (Ha), vgl. Anm. zu V. 1590. 3110 Zu wider und vort siehe Anm. zu V. 2984. 3111 kroigieren = kroiieren etc. ›den Schlachtruf erheben, schreien‹ (BMZ I 886 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1745). 3114 kann nach oben und unten gezogen werden; Ha setzt Punkt nach V. 3113. Gemeint ist wohl, dass Lanzelet die Gegner mit einer Leichtigkeit aus dem Sattel hebt, als würde er ins Leere stechen (vgl. WePéBuKe). ›Wen immer es danach verlangte, den stach er aus dem Sattel‹ (Sp für V. 3114–3115) trifft den Sinn nicht.
3084–3116b
3085
3090
3095
3100
3105
3110
3115
Du sollst es nicht unterlassen, dass auch mein Waffenrock so ist.‹ Tibalt nahm einen weißen Seidenbrokat und machte eine gute Satteldecke. Sie war höfisch und fein, weil ihm die Ehre gut behagte. Am nächsten Tag, als es hell wurde, da hatte er es alles in der richtigen Weise nach dem Gebot seines Herrn vorbereitet. Nun befahl sich der weiße Ritter früh dem herrlichen Gott an, dass er ihm untertags sein Leben vor allen Beschwerden behüten sollte. Danach ließ er sich einen dem Turnier angemessenen Imbiss geben, denn sein ganzer Sinn stand ihm nach Tjostieren und Kämpfen. Er ritt aus, als er seine Augenwonne (Ade, das Turnier?) sah. Wenn jener diesen niederstach, war ihm das sehr angenehm. Wann der grüne Ritter kommen würde, darauf achteten viele fröhliche Helden. Der weiße Ritter wartete da nicht, sondern er brachte den grünen völlig um den Ruhm und eilte hin und her, wo er Schlachtgeschrei hörte. Er begann zu tjostieren und machte die Sattel leer, als hätte er in die Luft gestochen; so stach er viele nieder. Wer hätte sich da dagegen wehren können,
3116a ... 3116b ...
177
... war ihm das dann sehr angenehm. Wann der grüne Ritter kommen würde, ...
S Wer hätte sich da dagegen wehren können, wo sein Glück doch nie zerbrach – wie man dort auch gut sehen konnte –
178
3120
3125
3130
3135
3140
3145
3150
3155
Text und Übersetzung wan sîn gelücke nie vergaz? Man sprach dem wîzen ritter baz, danne man dâ ieman tæte, wan er wol gerîte hæte. Er stach manigen ûf daz gras und enruohte, wer in ûf las. er enwolt des morgens nieman vân. beidiu an stechen und an slân het er sînen vlîz bekart, unz er ein teil müede wart. dô wolt er ein küele vân und etsliche ruowe hân und kêrt ûf ein plânge. dô lac von Tumânge Grâve Ritschart, ein milter helt. hundert ritter ûz erwelt, di heten under in gesworn und in ze herren erkorn, daz si under sîner baniere riten. dise heten alle wol gestriten und wârn ouch sêre geslagen. in was in den zwein tagen gevangen zweinzic ritter abe. des was ir vröude und ir habe dest miner, sô si jâhen. als di unsern friunt gesâhen, 20va daz im daz houpt bar was, dô luoden si in an daz gras. ûf sprungen al gelîche und schancten im minniclîche in eim kopfe guoten wîn. er muost in grôz willekomen sîn, wan si sageten im ze mære, daz ir rede niht anders wære, wan daz si alle mit ir künsten sînes lîbes wünsten. si sâhen in zwischen den scharn des morgens ritterlîche varn; des was ir dienst im bereit.
3117 nyene P
und sin got nie vergaz? ¶ fehlt PS 1rb S
S ... wan er wol geritten hete. ruo hte S ern wolte S stechenne S
rui we S tvmange WS lag manig tumange P ¶ fehlt PS ûz fehlt S zeherren W in fehlt P heren vß er korn P sinen P
63r P als di] Do sý P do siv S unsern] iren P
algeliche W sprvngen si alle PS schantin P in fehlt P grôz fehlt PS zemere W zuo zuo P 1va S wnschten W wunsten P zwischen] inschvssen S die nist ime geriet P gereit S
3120 P folgt S
3118 ¶ fehlt Ha 3120 Ha folgt PS 3123 Ha folgt S 3125 behart La (Ha) 3131 ¶ fehlt Ha 3145 Ha folgt PS 3148 Ha folgt S 3155 Ha folgt S
3129–3130 plâne : Tumâne Ha
3120 gerîte (gerite?) stn. ›das Reiten; Reitzeug‹ (Le I 883) ist möglich, wenn auch die Lesungen von PS treffender sind. 3125 bekêren an swv. ›zu etwas hinwenden‹ (BMZ I 797f.; Le I 164f.). Zu beherten La (Ha) siehe Anm. zu V. 2745. 3129 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 3152 Konjektur mit PHa wegen des Reims.
3117–3155
3120
wo ihn das Glück doch nie vergaß? Man sprach vom weißen Ritter besser als von irgendeinem anderen Mann, weil er gut im Reiten war.
Er stach viele auf die Wiese
3125
3130
3135
3140
3145
3150
3155
und kümmerte sich nicht darum, wer sie aufsammelte. Er wollte an diesem Morgen niemanden gefangen nehmen. Er hatte seinen Fleiß sowohl aufs Stechen wie aufs Schlagen verwendet, bis er etwas müde wurde. Da wollte er Abkühlung finden und ein wenig Ruhe haben und wandte sich einem freien Platz zu. Da lag Graf Ritschart von Tumange, ein gütiger Held. 100 auserwählte Ritter hatten ihm ihren Eid geleistet und ihn als Herrn gewählt, dass sie unter seinem Banner ritten. Diese hatten alle gut gekämpft und waren auch sehr geschlagen worden. In den zwei Tagen waren 20 Ritter von ihnen in Gefangenschaft geraten. Deshalb war ihre Freude und ihr Besitz umso weniger, wie sie sagten. Als diese unseren Freund erblickten und sahen, dass sein Haupt unbedeckt war, da luden sie ihn ein, sich bei ihnen auf der Wiese niederzulassen. Alle sprangen zugleich auf und schenkten ihm freundlich in einem Becher guten Wein ein. Er musste ihnen sehr willkommen sein, denn sie erzählten ihm, dass sie von nichts anderem redeten, als dass sie sich alle sehnlichst seinen Beistand erhofften. Sie hatten ihn am Morgen zwischen den Gruppen ritterlich fahren sehen; deshalb wollten sie ihm dienen.
179 und Gott nie auf ihn vergaß?
S ... weil er gut geritten war.
180
3160
3165
3170
3175
3180
3185
3190
Text und Übersetzung schier was ouch im geseit ir schade und ir geverte. dô sprach der unverherte an lîbe und an den êren: ›welt irs iuch niht behêren, sô lânt mich iuwern gesellen sîn. ich ziuhe ez ûf di sele mîn, daz ich iu gern wil gestân. got lâz ez uns ze heil ergân!‹ Des wârn si allesamit vrô. grâve Ritschart hiez dô ein vremde banier binden an. nuo sâzen ûf di küene man und genuzzen ir gesellen, wan der begunde vellen di vînde strôdicke. er sluoc, daz di fiures blicke hôhe von den helmen vlugen. swâ di sîne hin zugen, dâ zoumden si und nâmen. Sô si wider ûz kâmen, sô was er in spotes âhte, der niht wan einen brâhte. er sluoc sô sêre den man, daz er sich lützel versan, war man in treip oder zôch. den wîzen ritter maniger vlôch, 20vb der anders doch küene was genuoc, wan er sô nîtlîche sluoc. alle ervorhten si daz. des tages nieman im vor gesaz, der im ze rosse widerreit, niht wan Karjet, sô man uns seit: der gesaz im zeim stiche. wi schier er von im striche, des endarf nieman vorsche hân.
S vil schiere wart ime geseit ir schade und ir geverte.
iv W irs ivch es niht S uwer geselle P ui wer geselle S
S ich zui ch ez vf die selde min, ... zeheil W gan P ze gvo te gan S Initiale fehlt PS 63v P alle fro P alle vro S Initiale S sassent sy vff P genvschen S er PS stro diche W jugende P
S er slvo c, daz fivres blicke hohe von dem himel slvgen. do WS zovmden vnd W ¶ fehlt PS er fehlt PS mit wanne P nie wan S
maniger] man P doch fehlt PS 1vb S
ime nyeman gesas P im nieman S zerosse wider reit W orsse S karyet W kariet P garriet S
64r P Dz P vorsche] froge P vor sehe S
3156 Schiere wart ime ouch P 3157 schande P 3162 P folgt S 3167 Initiale S nach MoHaA gegen Gr 3172 schluo g des fures P / die Mo für S 3173 himeln S 3162 Ha folgt PS 3172 Ha folgt S folgt PS 3186 Ha folgt S
3176 ¶ fehlt Ha
3177 Ha folgt PS und verweist (HaA) auf V. 1359
3183 Ha
3160 behêren swv. refl. (Akk.) mit Gen. ›sich stolz über etwas erheben‹ (Le I 154f. mit Verweis auf die Stelle). 3162 Zu ein dinc ûf iemen ziehen siehe Anm. zu V. 1657. 3171 strôdicke adv. ›so dicht wie die Halme, das Stroh eines Getreidefeldes‹ (Le II 1246f. mit Verweis auf die Stelle). 3173 Konjektur, da himel mhd. nur st. flektiert (BMZ I 685; Le I 1282f.). Vermutlich ist das auslautende -n ein Indiz für die Verschreibung aus helmen. Die Differenz der Verben lässt sich dagegen schwer beurteilen.
3156–3191
3160
Bald war ihm auch ihr Schaden und ihre Situation erzählt. Da sprach der an Körper und an Ehre Unversehrte: ›Wenn ihr euch dazu nicht zu gut seid, dann lasst mich euer Geselle sein. Ich schwöre bei meiner Seele,
181 S Sehr bald wurde ihm ihr Schaden und ihre Situation erzählt.
S Ich schwöre bei meinem Schicksal, ...
dass ich euch gerne beistehen will. Gott möge uns Glück schenken!‹ 3165
3170
3175
3180
3185
3190
D
arüber waren sie allesamt froh. Graf Ritschart befahl da, ein unbekanntes Banner anzubinden. Nun saßen die kühnen Männer auf und profitierten von ihrem Gesellen, denn der begann, die Feinde zu fällen wie dichtes Stroh. Er schlug, dass die Feuerfunken hoch von den Helmen spritzten. Wo immer die Seinen hinzogen, zäumten sie Pferde und machten Gefangene. Als sie wieder aus dem Kampfgetümmel kamen, da war jener dem Spott ausgeliefert, der nur einen daherbrachte. Er (Lanzelet) schlug so sehr auf den Mann ein, dass er wenig darauf achtete, wohin man ihn trieb oder zog. Viele flohen vor dem weißen Ritter, die doch sonst sehr kühn waren, weil er so hasserfüllt zuschlug. Alle fürchteten sich davor. Untertags konnte sich niemand gegen ihn im Sattel halten, der ihn zu Ross anritt, außer Karjet, wie man uns erzählt: Der hielt sich beim Stechen gegen ihn im Sattel. Wie schnell er sich von ihm entfernte, danach soll niemand fragen.
S Er schlug, dass die Feuerfunken hoch vom Himmel prasselten.
182
3195
3200
3205
3210
3215
3220
3225
Text und Übersetzung er enwolte sîn niht mêr bestân. daz was ein michel wîsheit. als im Karjet entreit, dô bestuont in zehant ein herzoge wîten erkant; der wolte prîs an im bejagen. er was von Wâlest, hôrt ich sagen. den übersluoc der wîze. ez was nâch imbîze, daz er den fürsten gevienc. als schiere daz ergienc, den antwurt er sîner vrouwen, daz si wol möhte schouwen, daz er an si gedæhte. als es dem âbende næhte, dô schuof der wîze ritter daz, daz grâve Ritschart fürbaz über hundert ritter drîzic vie, als diu naht an gie. di antwurt man Tibalde, beidiu junge und alde, durch sînes herren êre. Doch en nam er niht mêre, wan als ez guot wart getân. di gesellen wolten ouch enstân, wer der wîze ritter wære. der recke sprach: ›daz mære wirt iu sô schiere niht gesaget. Morn fruo, als ez taget, kum ich gern, sô ich leben. dâ mit lânt mich got ergeben 21ra und mit iuwern hulden rîten.‹ di sporn satzter ze sîten und reit ze herbergen. daz tet er niht durch bergen, wan daz in dûhte ein schande,
Er enwolte sy nit bestan. Initiale PS chariet W kariet PS in treit P
waleist W walest P wallist S
S den vberslvo c der wize und warp mit allem vlize, ... fúrstent P
gedahte S næhte W] moe chte P nahte S Dz dz der ritschart P dreizic W
... Also sy˙ die nacht an gie. aventvr W tybalde W diepalde P diebalde S herere P stnes S 64v P ¶ fehlt PS en fehlt PS er ir niht S Ende Fragment S als fehlt P was P
daz] dich P schiere] lichte P
Morne fruo , also es tagit, Kume ich gerne, sol ich leben. do W zesiten W satte er P zeherbergen W
3192 wolt S / mêr] bi in S 3193 freier Raum für Initiale P 3199–3200 P folgt S 3200 er W 3213 sines Mo für S 3218 dich P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 3199–3200 Ha folgt PS 3205–3206 gedâhte : nâhte Hannink 3211 Diepalde Ha 3214 Ha folgt S 3215 Ha folgt P 3218 daz] ditz Ha 3219 Ha folgt P 3220 ¶ fehlt Ha 3221 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 56 3206 Prät. von næhen ist næhte (BMZ II/1 294), die Konjektur von Hannink ist daher abzulehnen. 3210 mich gât ein dinc ane (P) ›wandelt mich an, trifft mich‹ (Le I 59). 3221 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 3222 Pérennec, S. 86 erwägt Fehlen von sîn, da normalerweise der sich Verabschiedende von den anderen erbittet, ihn Gott anzubefehlen. Vgl. aber analoge Konstruktionen bei BMZ I 504f.
3192–3227
3195
3200
3205
3210
3215
3220
3225
Er wollte ihn nicht mehr angreifen. Das war eine große Weisheit. Als ihm Karjet entritt, da griff ihn sogleich ein weithin bekannter Herzog an; der wollte an ihm Ruhm erjagen. Er war von Wales, hörte ich erzählen. Den besiegte der Weiße. Es war nach dem Imbiss, dass er den Fürsten fing. Sobald das geschehen war, überantwortete er ihn seiner Herrin, damit sie gut erkennen konnte, dass er an sie dachte. Als der Abend nahte, da hatte es der weiße Ritter geschafft, dass Graf Ritschart noch über 130 Ritter gefangen nahm, als die Nacht hereinbrach. Die überantwortete man Tibalt, sowohl junge wie alte, der Ehre seines Herrn willen. Dennoch nahm er nicht mehr, als es sich gehörte. Die Gesellen wollten auch wissen, wer der weiße Ritter wäre. Der Recke sprach: ›Diese Geschichte wird euch so schnell nicht erzählt. Morgen früh, sobald es tagt, komme ich gerne, wenn ich es erlebe. Hiermit erlaubt mir, mich Gott anzubefehlen und mit eurem Wohlwollen zu reiten.‹ Er setzte die Sporen an die Seite und ritt zur Herberge. Das tat er nicht, um sich zu verstecken, sondern weil er es für eine Schande hielt,
183 Er wollte sie nicht angreifen.
S Den besiegte der Weiße und bemühte sich mit allem Fleiß, ...
... als die Nacht über sie hereinbrach.
Morgen früh, sobald es tagt, komme ich gerne, wenn ich es erleben werde.
184
3230
3235
3240
3245
3250
3255
3260
3265
Text und Übersetzung daz er sîn selbes niht erkande. er enwolt ze rede werden niet. mit urloube er dannen schiet. und wizzent wol, swi gern er vaht, er gewan ein wünnecliche naht. An dem driten tage fruo, dô reit manic banier zuo ûf daz velt ze Djoflê. grâve Ritschart, von dem ich saget ê, der wânde vinden vil bereit sîn âbentliche sælicheit. durch daz huop er di ritterschaft mit starker übermüete kraft, wan im was wol gelungen. di schilt für sich twungen beidiu di sîne und ouch er. si zerstâchen manic sper und riten sô, daz nieman baz. dâ von wart im ouch gehaz Wâlweines vater, der künic Lôt. sînen rittern er gebôt und bat, daz daz würde gerochen, daz sime vil abe gebrochen des âbendes hâten. als daz wart gerâten, dô was ir vil, di des geswüeren, daz si wânden besnüeren den schadelichen wîzen degen. als es dem künige was verpflegen, des wart ein puneiz erhaben niht verre von dem burcgraben, des liehte helme wurden schart. dô verlôs grâve Ritschart sîner gesellen ein michel teil. man liez in niht sô vil sô ein seil. 21rb des wart der grâve erbliuget. ob uns daz mær niht liuget, sô enhal sich mit müezicheit
zerede W
Mit vrlobe er von in schiet.
riet P dyofloyde W] zuo joifle P gesagete P seilicheit W vber mvte W 65r P
Die schilte sy fur sich drungen, Beide sy vnd ouch er.
do W Do P in P Walweines W walweins P Lot W lot P bat das wurde jrrochin P sy ime aber vil brochin P diß P geswo rn W des fehlt P Vers fehlt P
pvniez W pungiez P des] Vnd P wurden fehlt P
niht vil ein seil W Den ließ man P mær] leit P
... So enhielt sich mit müssikeit ...
3233 Repräsentant nicht aufgelöst P 3228 ern selbe niht La (Ha) 3229 ern wolt Ha 3243 die sînen HaA 3249 bat daz wurde Ha 3253 dô was vil ir dis geswüeren Bä 3262 Ha folgt P / zweites sô fehlt Ha 3264 mær] liet Ha 3265 Ha folgt P 3240 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 3254 besnüeren swv. ›umschnüren, einschnüren‹, hier bildlich (BMZ II/2 455 mit Verweis auf die Stelle; Le I 221). 3257 Zu verpflegen siehe Anm. zu V. 522. 3259 schart adj. ›schartig, zerhauen, unganz‹ etc. (BMZ II/2 156f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 669). 3263 erbliugen swv. ›einschüchtern‹ (Le I 617 mit Verweis auf die Stelle).
3228–3265
3230
dass er sich selbst nicht kannte. Er wollte nicht ins Gerede kommen. Er nahm Abschied und entfernte sich.
185
Er nahm Abschied und entfernte sich von ihnen.
Und seid versichert, wie gerne er auch gefochten hatte, er gewann eine wunderbare Nachtruhe.
Am dritten Tag in der Früh, 3235
3240
3245
3250
3255
3260
3265
da ritten viele Banner herzu auf das Feld zu Djofle. Graf Ritschart, von dem ich zuvor erzählte, der glaubte, sein abendliches Glück erneut für ihn bereit zu finden. Deshalb erhob er die Ritterschaft mit einer großen Menge Übermut, denn es war ihm gut gelungen. Sowohl die Seinen wie auch er zwängten die Schilde vor sich. Sie zerstachen viele Lanzen und ritten besser als alle anderen. Deshalb wurde ihm auch Walweins Vater, der König Lot, verhasst. Er gebot seinen Rittern und bat, dass das gerächt würde, dass sie (die Leute Ritscharts) ihm am Abend große Verluste zugefügt hatten. Als das vorgeschlagen worden war, da waren es viele, die es schworen, dass sie den schädlichen weißen Degen einschnüren würden. Als/Wie es dem König versichert worden war, begann da ein Kampf unweit des Burggrabens, bei dem glänzende Helme schartig wurden. Da verlor Graf Ritschart einen großen Teil seiner Gesellen. Man nahm ihnen alles. Davon wurde der Graf eingeschüchtert. Wenn uns die Geschichte nicht belügt, so versteckte sich der nicht in Untätigkeit,
Sie pressten die Schilde vor sich, sowohl sie wie auch er.
... so hielt sich der nicht mit Untätigkeit auf, ...
186
3270
3275
3280
3285
3290
3295
3300
Text und Übersetzung der, von dem uns ist geseit, des schilt gester wîz was und dâ vor grüene als ein gras. der fuorte hiut, als er gebôt, ein banier und einen schilt rôt, und ist anders sîn gezoc, kovertiur und wâfenroc, ein saben rôt von golde. dô tet er, als er solde; sîner triuwe er niht vergaz. ûf sîn ros er gesaz, daz er brâht von dem mer. er reit ûz in daz her, daz er niht erwant, ê er grâven Ritscharden vant. der klaget im sîn ungemach. der rôte ritter dô sprach: ›Wol dan, versuoche wir, waz wir megen getuon mit stichen und mit slegen!‹ dâ mit liezen si strîchen dar ûf die dickesten schar, dâ man di meisten herte vant. dô was der turnei als ein want stênde worden gein in. des nâmen grôzen gewin, di mit dem rôten ritter riten, wan si baltlîche striten, sô daz di vînde wichen. manigen si bestrichen, der sô sêre was geslagen, daz er muoste verzagen. Hie vie Ritschart, der helt, ahtzehen ritter ûz erwelt, und riten aber anderswar. ob ich ez iu sagen getar, swâ der degen milde mit dem rôten schilde
65v P do W
Vnd ist ander groß geuirture gezock P Vnd ein ander sin waffen rock P ˙ P saben] samyn
er fehlt P
E er den grauen vant P
Initiale fehlt P versuo chen wz P
do W vf dichesten W Vff die kisten P do W Do P meisti P
roter W 66r P vînde] jugende P
Initiale fehlt P Ahtehin P gesagen tar P
3273 saven W 3271 ander Ha
3279 niht ê erwant La (Ha)
3283 Ha folgt P
3288 dâ Ha
3300 Ha folgt P
˙ die Wortstellung der Verse ist durch3271–3273 Die Passage in P ist verderbt: Die Wörter sind stark entstellt (guirture, samyn), einander geraten. 3273 saben stm. ›feine ungefärbte Leinwand und daraus verfertigte Kleidungsstücke‹ (BMZ II/2 2 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4426; Le II 562). 3283 Zur 1. Pl. Präs. auf -e siehe Anm. zu V. 2809. 3294 bestrîchen ›einholen, erreichen, stoßen auf‹ (BMZ II/2 686f. mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 3296]; Le I 229).
3266–3302
3270
3275
3280
von dem uns erzählt wurde, dessen Schild gestern weiß und davor grün wie Gras war. Der führte heute nach seinem Befehl einen roten Banner und ein rotes Schild, und seine Ausrüstung, Satteldecke und Waffenrock, war aus einer roten Leinwand aus Gold. Da tat er, wie er sollte; er vergaß nicht auf seine Treue. Er bestieg sein Ross, das er vom Meer hergebracht hatte. Er ritt hinaus in das Getümmel, sodass er nicht umkehrte, ehe er Graf Ritschart gefunden hatte. Der klagte ihm sein Unglück. Da sprach der rote Ritter:
W
3285
3290
3295
› ohl dann, versuchen wir, was wir tun können mit Stichen und mit Schlägen!‹ Damit ritten sie auf den dichtesten Haufen los, wo man die größte Härte finden konnte. Da war das Turnier zu ihnen hin wie eine Wand zum Stehen gekommen. Davon kamen die, die mit dem roten Ritter ritten, zu großem Gewinn, weil sie tapfer kämpften, sodass die Feinde zurückwichen. Sie stießen auf so manchen, der so sehr geschlagen worden war, dass er verzagen musste.
H
3300
ier fing Ritschart, der Held, 18 auserwählte Ritter, dann ritten sie wieder woanders hin. Wenn ich wage, es euch zu erzählen, so wankte, wo immer der gütige Degen mit dem roten Schild
187
188
3305
3310
3315
3320
3325
3330
3335
Text und Übersetzung 21va hin mit den sînen sprancte, daz her von im wancte als kleiniu vogelîn vor dem arn: di enwænent sich nienân bewarn, ê si erstieben in di hecke. unser helt, der was ein ecke und ein guot urliuges tür. Swen er gevazzet für, der enwânde nimer genesen. ê ez miter tac moht wesen, dô wâren sîn gesellen rîch, di ê des grôzen beswîch vor sîner künfte dolden. vil wol si sich erholden. ... ... Nuo hœrent, lânt iu zellen von unserm gesellen. der turnierte balde, unz beidiu junge und alde marcten sîn gebære und wurden im gevære. des wart dâ schaden vil genomen. Nuo was ein ander fürste komen durch gewin ûf di selben maten. der het gerech ze allen staten zweihundert ritter wol gemuot. er selbe was ein degen guot und was des grâven künne. dô er gesach di wünne und di grôzen sælicheit, swâ der rôte ritter hin reit, daz ez allez was verlorn, dô reit der fürst wol geborn ze dem grâven und bat in,
cleine vogele von dem P enwenýnt nyender sich bewarn P sy zuo stiebint P vrleuges W Swen] Wanne P
edes W] ye des P
Vil wol sy gescholten Den nit, der nyeman lange wert, Wanne der tugende vnd erin gert. 66v P
do W ¶ Nuo] Do P zeallen W girech wol zuo allen P
seilicheit W Vers fehlt P dô reit fehlt P
3319 Repräsentant nicht aufgelöst P 3305 Ha folgt P 3306 Ha folgt P 3315–3316 dulten : geschulten Ha 3316–3318 Ha (für V. 3317–3318 mit La) folgt P 3317 lâge La (Ha); dagegen Pérennec, S. 87; Pé, S. 181, Anm. 61; Bu, S. 92, Anm. 26 3326 ¶ fehlt Ha 3337–3338 baten : staten Ha / unde bat : ze stat Hannink 3308–3309 HaA deutet den Vergleich: ›Er war dem Feinde gefährlich, dem freunde eine sichere schutzwehr. Der andringende feind nahm schaden bei ihm wie wer gegen eckige und schneidende gegenstände rennt. Seinem anlauf war ein ziel gesetzt, wie wenn man vor eine gut verschloßene tür kommt.‹ Danach auch Pérennec, S. 86f.; Bu, S. 92, Anm. 25. Die Einwände von Haupt, Sp. 110f. gegen diese Deutung sind spitzfindig und bringen keinen neuen Sinn. 3314 beswîch stm. ›Abgang, Schaden‹ (BMZ II/2 784 mit Verweis auf die Stelle; Le I 223). 3327 Zu mate siehe Anm. zu V. 2671. 3328 gerech adj. ›wohl besorgt und geordnet, passend, gehörig, in guter Ordnung und Verfassung, bereit‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle; Le I 872; vgl. Anm. zu V. 1747, 1963, 5967, 7033–7034).
3303–3337
3305
3310
3315
mit den Seinen hinsprengte, das Heer vor ihm wie kleine Vöglein vor dem Adler: Die glauben, sich unmöglich retten zu können, ehe sie in die Hecke stieben. Unser Held, der war eine Schwertschneide (gegen die Feinde) und ein gutes Tor des Kampfes (für die Freunde). Wen immer er sich vornahm, der glaubte, nicht mit dem Leben davonzukommen. Ehe es Mittag wurde, da waren seine Gesellen reich, die ehedem, vor seiner Ankunft, großen Schaden erdulden mussten. Sie erholten sich sehr gut. Sie schalten heftig den Hass, ... der bei niemandem lange anhält, ... außer bei dem, der nach Tugend und Ehre strebt.
Nun hört, lasst euch von 3320
3325
3330
3335
unserem Gesellen erzählen. Der turnierte tapfer, bis sowohl jung wie alt seine Art erkannten und ihm feindselig wurden. Davon wurde da viel Schaden genommen. Nun war ein anderer Fürst um des Gewinnes willen auf dieselbe Wiese gekommen. Der hatte 200 tüchtige Ritter bei sich, die zu allem bereit waren. Er selbst war ein guter Degen und vom Geschlecht des Grafen. Als er die Wonne und das große Glück erblickte, dass, wo immer der rote Ritter hinritt, alles verloren war, da ritt der Fürst von guter Geburt zu dem Grafen und bat ihn,
189
190
3340
3345
3350
3355
3360
3365
3370
Text und Übersetzung daz si stüenden ze statin ein ander mit ir banieren zwein. dô wart der rôter in ein, daz ez in daz beste wære; wan ez was ein allich mære und reten alle gelîche daz, 21vb daz ez der vremde tæte baz dan ieman ûf dem velde; und vermârtin ouch melde, daz ez allez ein man solte sîn, der in den tagen allen drîn sô manigen het erschellet. nuo hât er sich gesellet und rît den vînden nâhen bî. dâ zoum in der, dir from sî! Hi wart gestochen und geslagen, daz man ez lange möht sagen. si gemischten sich an beiden sît ûf gewin und ûf nît vlizzen sich di gesellen. man hôrt lûte schellen slege und schefte brechen und sach der nider stechen manigen tiurlichen degen. diu ros liufen an den wegen irre und herren lære. ich sage iu daz ze mære, daz unser helt bejagete den prîs, von deiz tagete unz ez verre naht wart; und vie grâve Ritschart guoter knehte gelîche als vil, daz ich ez iu verswîgen wil; man geloubete mirs lîhte niht. nuo gefuocte sich daz von geschiht,
3352 do W
zestatin W warrt W der rote ritter in ein P
alle die ritter das P
... Der fromde degen dete es bas Danne yeman vff dem velde; 67r Vnd vermarchten ouch melde, ...
in schellet P iugeden P
˙ Da zoume in der, der frömde sy! Si W Vnd gunstent sich in beide P
... Vff gewin vnd durch nit Flissin sich die schnellin.
Jre vnd ir herin P zemere W von den es P wi W] ving P gelîche fehlt P
67v P
3353 Repräsentant nicht aufgelöst P
3340 wart des Ritschart enein Ha / Be folgt P 3343 Ha folgt P 3346 vermârt in ouch Melde La (Ha) 3352 derder Ha 3355 sich in beide Ha 3357 Ha folgt P 3369 Ha folgt P 3370 iuch Ha 3340 Stark flektiertes Adj. nach Art. ist mhd. selten, aber durchaus möglich (Mhd. Gramm. § 391). 3346 vermæren (W) swv. ›berühmt machen, kund tun‹ etc. (BMZ II/1 71 mit Verweis auf die Stelle; Le III 174f.). Oder ist lediglich h ausgefallen wie auch sonst öfters (vgl. Einl.)? / melde stf. (hier) ›Gerücht‹ (BMZ II/1 135 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2093f.), sowohl die Lesung als Pl. als auch jene als Enklise (Ha mit La) ist möglich. / vermerken (P) swv. ›merken, bemerken‹ etc. (Le III 178). 3349 erschellen swv. ›erschüttern, zu Fall bringen‹ (BMZ II/2 127 mit Verweis auf die Stelle). 3352 dir = der (Le I 439). 3356 ist wohl Konstruktion Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855); Ha setzt Punkt nach V. 3355. 3357 Lectio difficilior haben PHa. 3366 von deiz steht nach HaA für von diu daz ez ›von da an, daß es; seitdem es‹.
3338–3372
3340
3345
3350
dass sie einander mit ihren zwei Bannern unterstützen sollten. Da stimmte der Rote zu, dass es das Beste für sie wäre; denn es war eine allbekannte Geschichte und es behaupteten alle gleichermaßen, dass der fremde Ritter besser wäre als irgendjemand auf dem Feld; und es machten ihn auch Gerüchte bekannt, dass es alles derselbe Mann wäre, der in allen drei Tagen so viele zu Fall gebracht hatte. Nun hat er sich mit seinen Gesellen versammelt und reitet nahe an die Feinde heran. Da möge ihn der zäumen, der tapfer ist!
191
... der fremde Degen wäre besser als irgendjemand auf dem Feld; und Gerüchte bemerkten auch, ...
Da möge ihn der zäumen, der fremd ist!
Hier wurde gestochen und geschlagen, 3355
3360
3365
3370
dass man lange davon erzählen könnte. Sie vermischten sich auf beiden Seiten, nach Gewinn und nach Hass befleißigten sich die Gesellen. Man hörte Schläge laut schallen und Schäfte brechen und sah, dass viele teure Degen niedergestochen wurden. Die Rösser liefen orientierungslos und herrenlos auf den Wegen. Ich will euch erzählen, dass unser Held den Ruhm erjagte, vom Tagesanbruch bis in die späte Nacht hinein; und Graf Ritschart fing so viel gute Kerle, dass ich es euch verschweigen will; man würde es mir wahrscheinlich nicht glauben. Nun geschah es durch Zufall,
... nach Gewinn und aus Hass befleißigten sich die Schnellen.
192
3375
3380
3385
3390
3395
3400
3405
3410
3415
Text und Übersetzung daz Wâlwein, der küene man, und unser vriunt ein ander an geranden und stâchen, daz in diu sper brâchen, und vâhten wol. des was niht lanc, ê man di degen underdranc. des muoste maniger komen ze nôt. Dô sach der milte künic Lôt, wi sêre der rôt ritter sluoc. sîn baldez ellen in dar truoc, 22ra daz er ein sper ûf im zerstach. der vremde sich alsô gerach, deiz im niht stuont vergebene. er marct in ûz vil ebene und greif im in den zoum sîn. hi solt êrst werden schîn, wi lieb ein frumer herre sî. di sîne wârn im nâhe bî mit triuwen, âne valschen wanc. dô wart der grœzte gedranc, dâ von ich ie gehôrte sagen. welch ritter solte dâ verzagen, dô der künic was in nôt? dô wart von bluote harte rôt manic ros und man. Der vremde ritter began slâhen sô freislîchen, daz im muose entwîchen, an swen er sich bekêrte. sîn sælicheit in êrte, daz ez im sô wol ergienc, daz er Wâlweines vater gevienc und zôch in von den sînen dan. als daz der êrengernde man, der künic Artûs, bevant, dô kom er rûschende zehant und begunde di unseren bestân. dô wart dâ êrst vil getân. wan iu ist ofte geseit, wi wol diu massenîe reit, der Artûs, der künic, wielt. doch dês alein, hi behielt unser helt daz beste wort,
3398 ¶ rechts ausgeworfen W 3380 ¶ fehlt Ha
Walwein W walwein P küene] frome P gestachin P in fehlt P zerbrachin P vnder dranc W nuo ste P Lot W lot P ¶ fehlt P in fehlt P erstach W in P
... Das er nicht in bestunt vergebene. in] an P
Hie sol erist werden schin, Wie liep ein fromder ritter sy. Die sine warent nyemanne by Mit truwen, one valschen wang. gedanc W do W Do P
68r P ¶ fehlt P Slahent hin so P
seildicheit W seldikeit P also P walweines W walweins P ving P zohe W artus W arthus P vnsere W
Do wart do erist wol getan. Vff vch ist dicke geseit P artus W arthus P
Doch des alleine, hie behielt Vnser heilt daz beste wort.
3410 do W
3392 grœste Ha
3398 ¶ fehlt Ha
3410 Ha folgt P
3373–3415
3375
3380
3385
3390
3395
3400
3405
3410
3415
dass Walwein, der kühne Mann, und unser Freund einander anrannten und stachen, dass ihnen die Lanzen zersplitterten, und tüchtig kämpften. Das dauerte nicht lange, bis man die Degen auseinander drängte. Davon mussten viele in Bedrängnis kommen. Da sah der gütige König Lot, wie heftig der rote Ritter schlug. Seine tapfere Kraft brachte ihn dazu, dass er eine Lanze auf ihm zerstach. Der Fremde rächte sich so, dass es für ihn nicht vergebens war. Er beobachtete ihn sehr sorgfältig und griff ihm in seinen Zaum. Hier sollte sich erst zeigen, wie freundlich ein tapferer Herr sein soll. Die Seinen waren standhaft und treu in seiner Nähe. Da erging das größte Drängen, von dem ich jemals sagen hörte. Was für ein Ritter sollte da feige werden, als der König in Bedrängnis war? Da wurden viele Rösser und Männer vom Blut ganz rot. Der fremde Ritter begann so furchtbar zu schlagen, dass ihm entweichen musste, an wen immer er sich wandte. Sein Glück ehrte ihn, dass es ihm so gut erging, dass er Walweins Vater gefangen nahm und ihn von den Seinen hinweg brachte. Als das der nach Ehre strebende Mann, König Artus, herausfand, da kam er sogleich angerauscht und griff die Unseren an. Jetzt erst war dort viel los. Denn euch ist oft erzählt worden, wie gut die Schar ritt, über die Artus, der König, befahl. Doch einerlei, hier behielt unser Held das letzte Wort,
193
... dass er ihn nicht vergebens angriff.
Hier soll sich erst zeigen, wie freundlich ein tapferer Ritter sein soll. Die Seinen waren standhaft und standen niemand anderem bei. (?)
Jetzt ging es dort erst richtig los.
Doch einerlei, hier behielt unser Held das letzte Wort.
194
3420
3425
3430
3435
3440
3445
Text und Übersetzung wan er vil het gewort über al di ritterschaft. er tet sô vil mit sîner kraft, daz sô maniger wart geletzet, daz der von wart ûf gesetzet der turnei, der noch dô siben tage solte weren nâch der sage, 22rb als er was ûf gesprenget. waz touget daz mær gelenget? Diu ritterschaft sich zerlie. nuo gehôrtent ir nie sô manige vorsche, sô dâ wart, wâ der grâve Ritschart und der guoter ritter wære. Dô saz der êrbære in des grâven gezelde. ern wolt von dem velde in di stat niht komen, ê daz er hæt vernomen mære maniger hande. den künic Lôten er sande sîner vrouwen durch ir êre. er twalte dannoch mêre, unz in gesach manic schar. durch hübschen riten si dar als zeiner juncvrouwen. der künic Artûs muos in schouwen ze diu, daz er erkande den helt, der sich niht nande. Wâlwein mit sîm herren reit und manic ritter gemeit;
3425 freier Raum für Initiale P
3442 artus W
Das iach man wider vnd vort Vber alle die ritterschaft.
... Daz der vone wart vff gesetzet Der turney do noch suben tage Solte weren noch der sage, 68v Also er waz us gesprengit. toug P gehôrtent] frieschent P do W guo te P ¶ fehlt P Er enwolte P stat ee nicht P daz fehlt P Loten W lothin P
gesac W
Durch hubischeit rittent sy alle dar Also zuo einir junpfrowen. Der kunig Arthus müste in schouwen Zuo dienen, daz er en ir erkante, Den helt, der sich nit nante. Walwein WP
3443 zediu W / daz erchande W
3416 Hannink, S. 35 folgt P; dagegen Kraus 1919, S. 30, Anm. 2 3421 dô fehlt Ha 3423 Ha folgt P 3424 Ha folgt P 3425 Initiale fehlt Ha 3430 ¶ fehlt Ha 3431 zelde Ha 3432 Ha folgt P 3433 Ha folgt P 3440 ritens alle dar Ha 3443 daz ern erkande Ha 3416 Lies für W geworht (vgl. HaA, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 2). / Zu wider und vort siehe Anm. zu V. 2984. 3420 ûf setzen (hier) ›aussetzen, aufgeben‹ (BMZ II/2 351; Le II 1701f.; vgl. HaA; vgl. anders V. 8173). 3421 P hat Konstruktion Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855), gemeinsames Glied ist Der turney. 3423 Offensichtlich liegt Verschreibung f – (langes) s vor; es ist jedoch nicht zu entscheiden, ob ursprünglich ûf oder ûz stand, beides ist mit sprengen gut und ohne wesentliche Bedeutungsdifferenz möglich (BMZ II/2 544f.; Le II 1115). 3424 Zur sw. Flexion von tugen, tügen (W) siehe Anm. zu V. 516. 3429 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 3442–3444 Der Paralleltext ist problematisch, insbesondere das Zuo dienen (V. 3443), eventuell ist schouwen als ›sorgen für/um etwas‹ oder refl. (in) als ›sich nach etwas umsehen‹ (dies vor allem bair.) zu lesen (DWb XIV 2313; Bayer. Wb. II 349). Le und BMZ kennen diese Bedeutung nicht, doch steht ihr hohes Alter (schon got. usskaws für lat. cavere) nach DWb außer Frage. Also etwa: ›Artus musste zusehen, den Dienst zu leisten, damit er ihn ihr bekannt machte, den Held ...‹ oder: ›Artus musste sich darum bemühen, ihnen (wem?) zu dienen, damit ...‹. erkennen wäre dann im Sinne von ›anzeigen‹ zu lesen: Artus bestätigt (Ade? Genover?) die Tapferkeit Lanzelets.
3416–3446
3420
weil er viel mehr als die gesamte Ritterschaft vollbracht hatte. Er vollbrachte mit seiner Kraft so viel, dass so viele verletzt wurden, dass das Turnier deshalb beendet wurde, das da noch sieben Tage hätte dauern sollen nach der Vereinbarung, als es ausgerufen worden war. Was bringt es, wenn man die Geschichte in die Länge zieht?
3425
3430
3435
3440
3445
195 Das behauptete man hier wie da in der gesamten Ritterschaft.
... dass das Turnier deshalb beendet wurde, (das) da noch sieben Tage hätte dauern sollen nach der Vereinbarung, als es ausgerufen worden war.
D
ie Ritterschaft ging auseinander. Nun habt ihr noch nie von so viel Nachforschungen gehört, wie sie da geschahen: wo der Graf Ritschart und der gute Ritter wären. Da saß der Ehrenhafte im Zelt des Grafen. Er wollte nicht vom Feld in die Stadt kommen, ehe er mancherlei Geschichten vernommen hätte. Er sandte den König Lot seiner Herrin um ihrer Ehre willen. Er wartete dann noch länger, bis ihn viele Gruppen gesehen hatten. Aus Höfischheit ritten sie dorthin, wie (man) zu einer Jungfrau (reitet). Der König Artus wollte ihn deshalb treffen, damit er den Held kennen lernen würde, der sich nicht nannte. Walwein ritt mit seinem Herrn und (mit ihm) viele fröhliche Ritter;
Aus Höfischheit ritten sie alle dorthin, wie (man) zu einer Jungfrau (reitet). Der König Artus musste zusehen, den Dienst zu leisten, damit er ihn ihr bekannt machte, den Held, der sich nicht nannte.
196
3450
3455
3460
3465
3470
3475
3480
Text und Übersetzung di wurden alle enpfangen wol. Swaz man von spæhen mæren sol diweder singen oder sagen, der muoz ich vil von in verdagen, wan einez, daz lânt iu zellen: unserm gesellen, dem bôt man grôz werdicheit. Wâlwein wær ouch liep geseit, war sîn vater wære komen: ›geselle, sît got willekomen! ich zeig in iu vor dirr naht‹, sprach der helt, der gerne vaht. Nuo wâren si beide ein ander vrô. der künic Artûs luot in dô hin heim, den vremden jungelinc. ›herre, mir stânt mîniu dinc 22va sô nider‹, sprach der helt balt. dô wær in allen liep gezalt, wi ez umb sîne sache möht gestân, wan er was sô wol getân und schœner zühte sô rîche und gebârt sô minnenclîche, daz im ze keinen stunden di liute enkunden verzîhen der ougen. überlût noch tougen gewarp er valschlîchen nie, dâ von ez im doch wol ergie. Sîne friunde ich niht verhil, daz unser helt wil ze sîner vrouwen in di stat. zehant er im gebieten bat di ritter al gelîche, und schiet er minneclîche von in, als ez gezam. hern Wâlweinen er zuo im nam
69r P di weder W Duwe der kunden alle sagen P ich vch vil P in] ir P
wurdikeit P Walwein W Walweine P war] Wer P
›Giselle, sint ir wilkommen, Jch zeigen uch vor dirre nacht‹, Do sprach der helt, der gerne vacht. ´ Nuo fehlt P [S]Vwarint beide P artus W arthus P hin] En P
›Here, mir stant myn ding So nyender‹, sprach der helt balt. nuo ste stan P sô fehlt P sô fehlt P zecheinen W zuo enkeinen P
Vber lot P 2ra S valslichen W 69v P er] or S do W
S mine vrvnt, ich niht verhil, daz vnser vrvnt riten wil ze siner vro ˘wen in die stat. in gebetten S
S ... und schiet so gezogenliche von in, als ez ime gezam. walweinen W walwein PS
3459 Initiale nicht ausgeführt P, Repräsentant mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung der sonst verwendeten Schrift 3473 er Mo für S 3475–3477 P folgt S 3475 Initiale fehlt P 3476 vrvnt S] helt P 3477 zesiner W 3480 er] so P 3481 P folgt S 3459 Nuo fehlt Ha / si wâren beide Ha 3463 Ha folgt P 3467 Ha folgt P 3468 Ha folgt P 3470 liute niene kunden Ha 3475–3477 Ha folgt PS 3475 Initiale Ha / We folgt W; dagegen Zellmann 1996, S. 147, Anm. 42 3476 Ha folgt P 3481 Ha folgt PS 3457 Lies zeigen = zeige in P. 3471 verzîhen swv. (hier) ›abwenden‹ (BMZ III 879 mit Verweis auf die Stelle). 3475 verheln stv. ist sowohl mit doppeltem Akk. (W) als auch mit Akk. und Dat. möglich (BMZ I 675f.; Le III 127f.). 3478 gebieten stv. mit Dat. ›jemanden gehen lassen, verabschieden‹ (Le I 754).
3447–3482
3450
3455
3460
3465
3470
3475
3480
die wurden alle gut empfangen. Was immer man von wundersamen Geschichten entweder singen oder sagen soll, von denen muss ich hier viel über sie verschweigen, außer eine, die lasst euch erzählen: Unserem Gesellen, dem bot man große Wertschätzung. Walwein wollte auch gerne wissen, wohin sein Vater gekommen wäre. ›Geselle, seid Gott willkommen! Ich zeige ihn euch vor dieser Nacht‹, sprach der Held, der gerne kämpfte. Nun freuten sie sich beide miteinander. Der König Artus lud ihn da zu sich ein, den fremden Jüngling. ›Herr, meine Verhältnisse stehen so niedrig‹, sprach der tapfere Held.
197
›Geselle, seid willkommen, ich zeige ihn euch vor dieser Nacht‹, sprach da der Held, der gerne kämpfte.
›Herr, meine Verhältnisse stehen wie nirgends sonst‹, sprach der tapfere Held.
Da wollten sie alle gerne wissen, wie es um seine Sache stehen mochte, denn er war von so schöner Gestalt und so reich an gutem Anstand und verhielt sich so freundlich, dass die Leute keine Sekunde die Augen von ihm abwenden konnten. Weder im Offenen noch im Verborgenen verhielt er sich je falsch, was ihm doch zugute kam.
Seinen Freunde verberge ich nicht, dass unser Held zu seiner Herrin in die Stadt will. Sogleich bat er alle Ritter zusammen, ihn zu verabschieden, und er schied freundlich von ihnen, wie es sich gehörte. Er nahm Herrn Walwein zu sich
S Meine Freunde, ich verberge nicht, dass unser Held zu seiner Herrin in die Stadt reiten will.
S ... und schied so anständig von ihnen, wie es sich für ihn gehörte.
198
3485
3490
3495
3500
3505
3510
3515
3520
Text und Übersetzung und fuort in dar, daz er jach, daz er nie mêr gesach sô stolze kemenâden. dô vant er vrouwen Aden und Maurîn, den herzogen, und sînen vater wol gezogen. der saz bî sîner vriundîn, diu enpfienc wol den gesellen sîn. ich endarf iu niht sagen mêre, wan siu bôt im al di êre, di siu kunde erdenken: siu hiez im balde schenken und satzt in zuo ir nider. Siu gap im sînen vater wider und di gevangen beide. des strîtes an der heide, des wart ouch dâ vergezzen niet. Wâlwein sô von ir schiet, daz im geviel nie vrouwe baz. sîn geselle klaget ouch im daz, 22vb waz im ze Plûrîs was geschehen. er begunde im offenbâre jehen, daz er durch daz dar wolte varn. er sprach: ›wil mich got bewarn, daz ich mînes willen iht gefrume, sô wizzest wol, daz ich kume und suech dich, swâ du bist, wan mir ze muot ist, daz ich dir nihtes abe gê.‹ Ir gehôrtent nie mê sô getriuwelichez scheiden als dâ von in beiden. Si reten von ein ander wol, als ein getriuwer friunt sol, wan friuntschaft ze ougen gewant und danne wenken zehant, sô man des man nienân siht, daz ist ein lasterlich geschiht.
fuo rtent dar P wuo rt S dc er des iach S nyemer P niemer S kein matten S
S do vant er mine vrowen Adin und Mauren und den herzogen und sinen vater wol gezogen. frundinnen vatter wol P diu] Sie P gisel S iwe W sagen nicht mere P sagen nit mere S Initiale S wan fehlt PS di fehlt S kundent P schenche W in PS satin P ¶ fehlt PS geuangengenyn P
Walwein WP walwein S 70r P
S ... daz ime geviel nieman do baz. ime och S zeplvris W pluris PS offenlichen PS 2rb S
iht] v´ t P willen fehlt S wizze dc S zemvt W mir wol zuo P mir wol ze S
S ir gehortent nie me so trvriglich scheiden ... do WP
... Also ein getriwer man sol, ... zeovgen W] zuo eigen P zo ˘egen S des] dz P
3486–3488 P folgt S 3487 mavrin W maurin P 3491 Initiale S nach MoHaA gegen Gr 3501 P folgt S / do S fehlt P 3507 nach iht S (?) bei Mo. 3512 engehortent P 3513 truweclichen P / trvriglich HaA, truriglich Mo, trv...lich Gr für S 3517 Gr erwägt ze ˘ ogen, Mo setzt zoe˘gen 3483 er des jach Ha 3485 nach Mo fehlen danch mindestens zwei Verse 3486 dâ Ha 3487 Ha folgt PS 3491 Ha folgt PS 3492 Ha folgt P 3496 ¶ fehlt Ha 3504 Ha folgt PS 3510 Ha folgt PS 3512 Ha folgt P 3513 Hannink folgt S 3511 abe gân ›einem etwas verweigern‹ (BMZ I 466 mit Verweis auf V. 8284).
3483–3520
3485
3490
3495
3500
3505
3510
3515
3520
und führte ihn dorthin, sodass er behauptete, dass er niemals eine so stolze Kemenate gesehen hätte. Da fand er Frau Ade und Maurin, den Herzog, und seinen tüchtigen Vater. Der saß bei seiner Freundin, die seinen Gesellen gut empfing. Ich brauche euch nicht mehr zu sagen, als dass sie ihm all die Ehre erbot, die sie erdenken konnte: Sie ließ ihm bald einschenken und setzte ihn neben sich. Sie gab ihm seinen Vater und die beiden Gefangenen zurück. Der Kampf an der Heide, der wurde da auch nicht vergessen. Walwein schied so von ihr, dass ihm nie eine Dame besser gefiel. Sein Geselle klagte ihm auch das, was zu Pluris geschehen war. Er sagte ihm offen, dass er deshalb dorthin fahren wollte. Er sprach: ›Wenn mich Gott schützt, sodass mir mein Wille irgendwie nützlich ist, dann sei versichert, dass ich komme und dich suche, wo immer du bist, weil mir der Sinn danach steht, dass ich dir nichts abschlage.‹ Ihr habt niemals von so getreuem Scheiden gehört wie dort von ihnen beiden. Sie sprachen voneinander gut, wie ein treuer Freund soll, denn die Freundschaft von Angesicht zu Angesicht vorzugeben und sogleich davon abzuschweifen, wenn man den Mann nirgends sieht, das ist eine lästerliche Sache.
199
S Da fand er meine Herrin Ade und Maurin und den Herzog und seinen tüchtigen Vater.
S ... dass ihm da niemand besser gefiel.
S Ihr habt niemals von so traurigem Scheiden gehört ...
... wie ein treuer Mann soll, ...
200
3525
3530
3535
3540
3545
3550
Text und Übersetzung ditz wart von in vil wol vermiten. war di andern riten, daz ist ze sagen ze lanc, wan unser helt, dem wol gelanc, sîn gesinde heim sante. ûf den wec er nante, der ze Plûrîs solte gân. diu juncvrouwe wol getân und ir bruoder Tibalt, von den ist uns daz gezalt, daz si sîne reise niht vermiten. dô si neizwi manigen tac geriten, dô kômen si in ein schœne lant; daz was sleht als ein want. ein breitiu strâze truoc si dar. dô wurden si einer burc gewar an ebem velde stânde. ein wazzer drumbe gânde, daz was geheizen der Kâl. diu burc was ûzen gemâl und seltsænlîch bedaht. siu was mit zouber sô gemaht, 23ra als ieman dar în trat, den es der wirt niht enbat, der muost dâ ein zage sîn. und was er küene als ein swîn, er verlôs dâ muot und kraft. der aber ûze was zagehaft, der vertrüege dâ nieman ein wort. diu burc hiez Schâdil li Mort, der wirt hiez Mâbûz der blœde. sîn herze, daz was œde von êren und von manheit.
Diß wart von in wol vermitten. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Do sy eneißwie manigen dag geritten, ... Initiale S eine schone S
S daz was sleht als ein hant. 70v P 2va S da si wrden S ebenen P walde S Vnd ein wasser P vn ein woir S der chal W der kal PS
S die burc was vzen gemal und mit ziegele bedaht. getracht P Denne P der fehlt P nyene bat P niene bat S do W und fehlt PS do W muo tkraft S hvze W do W vertrug P vertruo c S schadilimort W Da burche es schatlemort P schachteile mort S burc fehlt S mabvz W] mabus P in abere S hiez fehlt PS det bloede S herze] ere P ede P ere oder von S
3521 S folgt P 3523 zesagen zelanc W] ze sagenne niht gvo t S 3524 der vroemede ritter wol gemvo t S 3527 zeplvris W / den er ze pluris wande gan S 3529 tybald W diebalt S 3530 von den] da von S 3533 schone S] Wort abgeschnitten nach Gr, Mo setzt lant 3540–3541 P folgt S 3540 vssenan P 3541 seltseinlich W 3550 schachteile mort HaA, Schachteilemort Mo, schachtelle mort Gr für S 3551 Inabere der blœde Mo für S 3523 sagenne Ha 3526 genante Hannink, S. 63 3529 Diebalt Ha 3534 Ha folgt S, ebenso Ke, S. 185; dagegen Lei, Pérennec, S. 93 und Bu, S. 96, Anm. 27, die WP folgen (und die aber hant für eine Konjektur von Ha halten); auch We folgt W, scheint aber die Lesart von S nicht bemerkt zu haben 3536 dâ Ha 3539 Derkâl Ha; dagegen We 3549 Ha folgt PS 3550 Schâtel le mort Ha 3551 Ha folgt PS 3522–3531 Hannink, S. 15, Anm. 1 deutet die vermeintliche Lücke in P als Schreiberversehen, zu dem die beiden vermiten (V. 3521 und 3531) geführt hätten. 3524 Vgl. für S V. 3329. 3526 nenden swv. ›Mut fassen, sich erkühnen, wagen‹ (Le II 56). Die Konjektur von Hannink zu genante < genenden dasselbe (Le I 855) ist überflüssig. 3549 Sowohl Ind. (PSHa) wie Konj. (W) sind möglich.
3521–3553
3525
3530
3535
3540
3545
3550
Dies wurde von ihnen sehr gut vermieden. Zu erzählen, wohin die anderen ritten, würde zu lange dauern, denn unser Held, der großen Erfolg hatte, sandte sein Gesinde nach Hause. Er machte sich auf den Weg, der nach Pluris gehen sollte. Die schöne Jungfrau und ihr Bruder Tibalt, von denen wird uns das erzählt, dass sie seine Ausfahrt nicht vermieden. Als sie ich weiß nicht wie viele Tage geritten waren, da kamen sie in ein schönes Land; eben wie eine Wand war es. Eine breite Straße trug sie dorthin. Da bemerkten sie eine Burg, die auf ebenem Feld stand. Das Gewässer, das um sie herumging, wurde der Kal genannt. Die Burg war außen bemalt und seltsam eingedeckt. Sie war mit Zauber so gemacht, dass, wenn jemand dort eintrat, den der Wirt nicht darum gebeten hatte, dieser dort ein Feigling sein musste. Und wenn er auch eine wilde Sau war, verlor er dort Mut und Kraft. Wer aber außen feig war, der würde sich dort von niemandem auch nur ein Wort gefallen lassen. Die Burg hieß Schadil li Mort, der Burgherr hieß Mabuz der Schwache. Sein Herz, das war öde an Ehren und an Mannheit.
201 Dies wurde von ihnen gut vermieden. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Als sie ich weiß nicht wie viele Tage geritten waren, ... S eben wie eine Hand war es.
S Die Burg war außen bemalt und mit Ziegeln eingedeckt.
202
3555
3560
3565
3570
3575
3580
3585
Text und Übersetzung swen er gevie, der wart geleit in ein prisûne, diu was wît. dâ lac ouch zer selben zît hundert ritter und mêr. di heten alle herzesêr durch tôdes vorhte alle vart. swenne Mâbûz erzürnt wart und im iht leides wart getân, sô hiez er einen man erslân. Alsus kuolt er sînen muot. dirr zage als unguot, der was der merfeine kint, diu unsern ritter an den sint fuort in daz schœne lant, dâ er wuohs und dâ er genâde vant von maniger vrouwen gemeit. der merfeine waz daz geseit, ê si den sun gebære, daz er immer ein zage wære. durch daz sô vleiz siu sich umb daz kastel wunderlich, daz ez ir sune wære vor. daz lant was sîn urbor, ir sun was Mâbûz genant. der het noch ein guot lant, daz stiez an den Schœnen Walt, den Iweret, der helt balt, het in sîner pflihte. daz lant nôz er ze nihte: 23rb er getorste dar gewarten nie. hi von warp sîn muoter ie, diu wîse merminne, mit allem ir sinne, daz Iweret würde erslagen, wan er ir sune, dem zagen, daz lant hæt genomen.
brisvne W presvn P prisvn S do WS Do P zerselben W und] oder S herze ser W herzen ser S Durch des dodes P dvrch des todes S mabvz WS mabiz P vnd ich leides W lides P 71r P Initiale fehlt P erkvo lt S mer feine W kunt P
S ... die vnsern ritter an den sint 2vb vvo rte vnd in daz schone lant, ... zweimal do W vnd genade P da vvo er hs vn S
S dirre kvnegin was vor geseit, ê si disen svn gebere, ... sô fehlt P diß P diz S
S daz lant was sin vrbor, ir svnes, der Mabvz was genant. Er P er S noch] ouch P ýweret W meret P iveret S zenihte W Des (des S) landes PS engetorste P
S hie von warp gar ir leben ie mit allem irme sinne div wis merminne, ... yweret W meret P ivrent S
... Wanne er ir sunde, dem zagen, 71v Diß lant hette genomen.
3566–3567 P folgt S 3566 di W / vnsirme P 3567 indaz W 3570–3571 P folgt S 3576–3577 P folgt S 3576 Diß P 3577 mabvz W mabus P barbvz S 3581 hielt HaA für S 3584–3586 P folgt S 3585 merinne W 3555 brisûn Ha 3563 Initiale fehlt Ha PS 3576–3577 Ha folgt PS
3565 merfeinen Ha
3567 BeHannink folgen PS
3570–3571 Ha folgt
3566–3567 Lectio difficilior haben zweifellos PS: Lanzelet wird nicht einfach nur entführt, sondern dabei auch ans Meer gebracht (vgl. Pérennec, S. 94). 3566 sint ›Weg, Gang, Reise, Fahrt; Meeresflut‹ (BMZ II/2 294 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7456; Le II 934f.; vgl. Haupt, Sp. 115). HaA vermutet an den sint ›weg, fort‹. 3576–3577 Lectio difficilior haben SPHa. 3576 urbor stfn. ›zinstragendes Grundstück, Zinsgut‹ (Le II 2000f. mit Verweis auf V. 3828, 4625, 8300). 3583 gewarten swv. ›schauen, schauend beobachten‹ (BMZ III 531 mit Verweis auf die Stelle; Le I 978).
3554–3589
3555
3560
203
Wen immer er gefangen nahm, der wurde in ein riesiges Gefängnis geworfen. Dort lagen auch zur selben Zeit 100 Ritter und mehr. Die litten alle immerfort furchtbare Todesangst. Wann immer Mabuz erzürnt war und ihm irgendetwas zu Leide getan wurde, so ließ er einen Mann erschlagen.
So kühlte er sein Gemüt. 3565
3570
3575
Dieser so boshafte Feigling, der war das Kind der Meerfee, die unseren Ritter weg in das schöne Land geführt hatte, wo er aufwuchs und Behagen fand von vielen fröhlichen Damen. Der Meerfee war prophezeit worden, ehe sie den Sohn zur Welt brachte, dass er immer ein Feigling sein würde. Deshalb befleißigte sie sich um die wunderbare Burg, um ihren Sohn zu schützen. Das Land war sein Eigentum, ihr Sohn wurde Mabuz genannt.
3580
3585
Er besaß noch ein anderes gutes Land, das an den Schönen Wald stieß, über den Iweret, der tapfere Held, herrschte. Von diesem Land hatte er nichts: Er wagte nie, danach zu sehen. Deshalb bemühte sich seine Mutter stets, die weise Meerfrau, mit all ihrem Verstand, dass Iweret erschlagen würde, weil er ihrem Sohn, dem Feigen, das Land genommen hatte.
S ..., die unseren Ritter ans Meer und in das schöne Land geführt hatte, ...
S Dieser Königin war prophezeit worden, ehe sie diesen Sohn zur Welt brachte, ...
S Das Land war das Eigentum von ihm, von ihrem Sohn, der Mabuz genannt wurde.
S Deshalb bemühte sich die weise Meerfee ihr ganzes Leben lang mit all ihrem Verstand, ... ... weil er ihrer Sünde, dem Feigen, dieses Land genommen hatte.
204 3590
3595
3600
3605
3610
3615
3620
Text und Übersetzung Si wist nieman als fromen, der im den lîp næme und ir dar zuo reht kæme, ez tæte danne der eine, der wîse und der reine, den siu zartlîch hât erzogen. ir wân het si niht betrogen, den siu dingende truoc, wan er sît Iwereten sluoc, einen helt an manheit ûz genomen. doch ensîn wir dar niht komen. Nuo nement des zem êrsten war, wi ez ze Schâdil li Mort gevar und welich wunder dâ geschach: als unser helt di burc gesach, und Tibalt und diu vrouwe hêr, dô entwelten si niht mêr, si kêrten gein dem burctor ûf di brücke, diu der vor über ein drætic wazzer gie. einen hôhen turn gesâhen sie, dâ mit daz tor was überzogen. er hete drî swibogen, dâ di liute durch riten. als si kômen in al miten und si des gewelbes verdrôz, di vrouwen und ir vartgenôz – des riten si balde für sich ûz –, dô bekom in her Mâbûz, gewâfent wol ze rehte. unserm guoten knehte stach er durch den schilt sîn und lie zehant wol werden schîn, 23va daz er ie schalcheite pflac. er sluoc dem vremden manigen slac,
¶ fehlt PS enwuste P ne wiste S roht S entette P en tete S danne fehlt P
si] ir PS dingende] tugende P gen dinginte S ywereten W juereten P ivnrehten S sint S Ende Fragment S ensint P nicht dar noch komen P [n]N P zeschadilimort W schachte lemort P gewar P do W tybalt W diepalt die frowe P
vnd div W tratis P do W do W al miten W 72r P vart genoz W] geuartnoß P si] sich P mabvz W mabuß P begegente P zerehte W Dem stach P schalckite P
3592 Mo schlägt für S Lesung als reht vor 3597 Dingnite Mo für S 3598 ivnrehten S] Gr hält für ivn auch von für möglich 3601 Repräsentant nicht aufgelöst P / N P ähnelt V, allerdings ist V nie (wie hier N) nach unten offen 3590 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 3593 Ha folgt S 3595 Punkt fehlt Ha (wohl Druckfehler) 3598 Iunrehten Mo für S 3600 dar noch niht Ha 3602 Schâtel le mort Ha 3605 Diebalt Ha 3609 drætez Ha 3618 Ha folgt P 3621 Ha folgt P 3609 drætic = dræte adj. ›eilig, schnell, reißend (vom Wasser)‹ (BMZ I 387; Le I 459f., beide mit Verweis auf die Stelle). Eventuell wäre mit PHa zu konjizieren, da (c)h in dretich W aus dem alten Graph für z verlesen sein könnte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6). 3611 überziehen ›über-, beziehen, bedecken‹ (BMZ III 929 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1682f. mit Verweis auf V. 3892), freier eventuell: ›überwölben‹. 3623 schalcheit stf. ›Arglist, Bosheit‹ (BMZ II/2 77f. mit Verweis auf V. 9402; Le II 641f.).
3590–3624 3590
3595
3600
Sie kannte niemand, der so tapfer wäre, dass er ihm das Leben nehmen würde und ihr dabei behilflich wäre, wenn es nicht der eine täte, der weise und der reine, den sie fürsorglich erzogen hatte. Ihre Hoffnung hatte sie nicht betrogen, die sie zuversichtlich trug, weil er schließlich Iweret tötete, einen Held von außergewöhnlicher Mannheit. Doch sind wir noch nicht soweit gekommen.
Nun vernehmt zuerst,
3605
3610
3615
3620
wie es zu Schadil li Mort erging und welches Wunder dort geschah: Als unser Held die Burg erblickte, und Tibalt und die edle Dame, da warteten sie nicht länger, sie wandten sich zu dem Burgtor auf die Brücke, die davor über ein reißendes Gewässer ging. Sie erblickten einen hohen Turm, mit dem das Tor überwölbt war. Er hatte drei Schwibbogen, wo die Leute durchritten. Als sie in die Mitte kamen und sie genug vom Gewölbe hatten, die Dame und ihr Reisegefährte – deshalb beeilten sie sich, hinaus zu reiten –, da kam Herr Mabuz zu ihnen, nach guter Art bewaffnet. Unserem guten Kerl stach er durch seinen Schild und machte sogleich deutlich, dass er stets arglistig war. Er schlug viele Schläge auf den Fremden,
205
206 3625
3630
3635
3640
3645
3650
3655
3660
Text und Übersetzung daz er sich nie gewerte. als er in dô vil geberte, den helm er im abe brach, daz er nie kein wort gesprach. di kupfen er im abe stroufte. Mâbûz in dô roufte und warf in bî dem hâre nider von dem rosse, daz er sider für tôt lac und stille. ditz was des wirtes wille, daz er in hiez schüten ûz. dô hiez der blœde Mâbûz daz harnasch und daz ros bewarn. nuo ez alsus ist gevarn, daz sach Tibalt allez an und sprach zer swester sîn: ›wol dan! wan du reht hâst gesehen, wi disem zagen ist geschehen.‹ diu rede was der vrouwen zorn. ›du hâst in unreht erkorn‹, sprach siu, ›lieber bruoder mîn. wir müesen es geunêret sîn, wær unser veter erslagen von eim dietzagen. dar zuo hâst du sît gesehen, wilt du der wârheit jehen, dâ sehs tûsent ritter was, daz man in ûz in allen las ze dem tiursten âne widerstrît. wâ gesæhe du ie ze keiner zît untugent an sîm lîbe?‹ dô sprach zuo dem wîbe der listige Tibalt: ›als uns di wîsen hânt gezalt, sô siht man an dem ende beidiu lop und missewende.
er enkein wort ensprach P 1ra G K er nie wort G K kuppen P gavffen G K mabvz W Mabuß P mabuz G K varf G K ors G K für] vor G K
mabvz W mabuß P blot mabuz G K hiez] gebot PG K Den harnesch P den harnas G K ors G K Initiale P tybalt W dyepalt P tiebalt G K
GK ... und sprach zu siner swester wol getan: daz
72v P wan du recht G K ersehen G K div vr rede W hast vnreht W hast in ime rechte P V. 3646–3647 unleserlich G K
... Wer vnser vetter Linier erslagen Von einme dietzagen.
do W man vs P zedem W wider strit W zecheins W einer G K
Do sprach zuo dem schonen wibe Der listige Diepalt: ›also vns die wisen hant gezalt mit prise, ... beidiu fehlt PG K
3638 freier Raum für Initiale P 3639 Initiale G K 3640 zerswester W / getan G K rechts ausgeworfen nach V. 3639 3641 daz G K unsicher, Lesung mit Me 3648 einem bosen dietzagen G K 3656 G K folgt P 3657 tybalt W tyebalt G K 3628 er enkein wort Ha 3636 Ha folgt PG K 3639 Diepalt Ha 3641 Ha folgt G K 3647 Ha folgt P 3654 du] de Ha 3657 Diepalt Ha 3660 Ha folgt PG K 3626 gebern swv. ›schlagen‹ (BMZ I 144 mit Verweis auf die Stelle; Le I 752). 3629 Zu kupfe siehe Anm. zu V. 2388. 3635 ûz schüten (hier) ›des Panzers entkleiden‹ (BMZ II/2 229f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 833f.). 3640 Der Paralleltext ist wegen der syntaktischen Struktur der Folgeverse problematisch. 3648 dietzage swm. ›Erzfeindling‹ (Le I 431).
3625–3660 3625
3630
3635
3640
3645
3650
3655
3660
ohne dass dieser sich wehrte. Als er ihn da sehr geschlagen hatte, brach er ihm den Helm herunter, ohne dass dieser ein Wort sprach. Die Kopfbedeckung unter dem Helm streifte er ihm herab. Mabuz zerraufte ihn dabei und riss ihn beim Haar vom Pferd herunter, sodass er nun wie tot und still lag. Dies war der Wille des Burgherrn, dass er ihm befahl, die Rüstung abzulegen. Da befahl der schwache Mabuz, die Rüstung und das Ross in Verwahrung zu nehmen. Als es nun so gekommen war, betrachtete Tibalt das alles und sprach zu seiner Schwester: ›Wohlan denn! GK ... und sprach zu seiner schönen Schwester: Denn du hast genau gesehen, wie es diesem Feigling ergangen ist.‹ Die Rede erzürnte die Dame. ›Du hast ihn falsch beurteilt‹, sprach sie, ›mein lieber Bruder. Wir würden davon unsere Ehre verlieren, wäre unser Vetter von einem ... wäre unser Vetter Linier von einem Erzfeigling erschlagen worden. Erzfeigling erschlagen worden. Außerdem hast du gesehen, wenn du bei der Wahrheit bleibst, dass man ihn dort, wo 6.000 Ritter waren, aus ihnen allen ohne Widerrede zum Teuersten gekürt hat. Wo hättest du jemals zu irgendeiner Zeit Untugend an ihm beobachtet?‹ Da sprach der kluge Da sprach der kluge Tibalt Tibalt zu der Frau: zu der schönen Frau: ›Wie uns die ›Wie uns die Weisen erzählt haben, Weisen ruhmvoll erzählt haben, ... so sieht man erst am Schluss sowohl Lob wie Tadel.
207
208
3665
3670
Text und Übersetzung swaz ich ie von im vernomen hân, er hât daz bœst nuo getân. 23vb er wirt mir ôt nimer mære.‹ dô sprach diu klagebære: ›owê mir sîner êre! nuo getar ich nimer mêre samt im gevarn einen fuoz. ach, ach, daz ich in lâzen muoz umb solch geschiht!‹ Siu enwist umb daz zouber niht und verlôs von leide den sin. ir bruoder Tibalt zôch si hin, daz siu enwiste, war si reit. iu enwirt mêr niht geseit
vernom W ie] e P 1rb G K beste P ern wirt murs nımer G K Ja we P Nuo engetarich P in W 73r P Sant P
¶ fehlt PG K den zouber P west vmb den zovber G K
... vnd verlos vor leide nach den sin. tybalt WG K diepalt P Doch so enwuste wer sy˙ P ˙ vch ˙ mere hie nit P vch wirt nicht me hie Vnd enwurt geseit G K
3675
3680
3685
3690
3695
von ir twederm ein wort. nuo lît ze Schâdil li Mort gevangen unser recke. im was âne tecke als mær sô mit gewande. er was durch sîne schande im selben worden alse gram. fürst daz er in di prisûn kam, dâ manic ritter inne lac, sô daz er nie gepflac dehein zît sînes dankes weder âzes noch trankes; wan sô di gevangen sâzen ze tisch schôn und âzen, sô nam er brôt an sîn hant und smucte sich zuo einer want. dâ saz er und kou genuoc, daz er di hende nie getwuoc, und zeiget eins bœsen wihtes art. er wart der fûlest, der ie wart, âne muot und âne maht.
zeschadˆylˆymort W schahtele mort P schatelamort G K o [n]V P an getecke P V. 3679–3681 unleserlich G K worde W brisvn W “ psune P vordaz er in den prisvn G K do W Do P nýene pflag P Zuo enkeinir zit P ze deheiner zit G K weder fehlt PG K dranckest P zetisch W an] in G K smeúchte sich an siner P
GK da kow er und nuck, daz er di hende nicht entwuck, ... zoute P bösewichtes P Vers fehlt P 1va G K
3668 in W in sehr kleiner Schrift über Zeile nachgetragen, eventuell von anderer Hand 3671 G K folgt P 3676 Repräsentant nicht aufgelöst P 3691–3692 P folgt G K 3691 do W / Do P 3692 73v P / nyene twuo g P 3661 Ha folgt P 3670 ¶ fehlt Ha 3671 Hannink folgt PG K 3672 Diepalt Ha 3676 Schâtel le mort Ha 3679 mære als mit Ha 3682 brisûn Ha 3684 niene Ha 3691 dâ saz er unde kou und nuoc Hannink / Ke, S. 187 folgt G K P 3692 niene Ha 3673 daz ist hier wohl kausal zu lesen: Ade ist ohnmächtig, daher weiß sie nicht, wohin sie reitet (Pérennec, S. 94; Bu, S. 98, Anm. 29). Allerdings ist auch die konsekutive Deutung (WeKe) möglich. 3678 decke stf. ›Decke, Bedeckung‹ (Le I 413 mit Verweis auf die Stelle), hier (und V. 5738 in W) wohl im Sinne von dach (dazu siehe Anm. zu V. 861). 3682 Zu vürst siehe Anm. zu V. 1578.
3661–3695
3665
3670
3675
3680
3685
3690
3695
Egal, was ich bisher von ihm gehört habe, er hat nun das Schwächste getan. Er wird mir deshalb auch nimmer lieb.‹ Da sprach die Beklagenswerte: ›Weh mir über seine Ehre! Nun traue ich mich niemals mehr mit ihm zusammen nur einen Fuß weit zu reisen. Ach, ach, dass ich ihn wegen einer solchen Sache aufgeben muss!‹ Sie wusste nichts von dem Zauber und verlor vor Leid den Verstand. Ihr Bruder Tibalt führte sie weg, weil sie nicht wusste, wohin sie ritt. Euch wird von keinem von beiden kein Wort mehr erzählt. Nun liegt unser Recke in Schadil li Mort gefangen. Ihm war keine Kleidung genau so lieb wie Gewand. Er war wegen seiner Schande gegen sich selbst sehr zornig geworden. Seitdem er in das Gefängnis gekommen war, in dem viele Ritter lagen, da dachte er nie zu irgendeiner Zeit an Essen oder an Trinken; denn wenn die Gefangenen schön zu Tisch saßen und aßen, dann nahm er etwas Brot in seine Hand und schmiegte sich zu einer Mauer. Da saß er und kaute viel, ohne sich jemals die Hände zu waschen, und zeigte das Verhalten eines schwachen Wichtes. Er wurde der Verdorbenste, den es je gab, ohne Mut und ohne Kraft.
209
... und verlor vor Leid fast den Verstand.
GK Da kaute und nagte er, ohne sich die Hände zu waschen, ...
210
3700
3705
3710
3715
3720
3725
Text und Übersetzung Sus lac er vierzehen naht, daz er des tôdes wünste. dô kom von einer brünste, daz si ûf der bürge begunden warn, wâ si ritter sæhen varn, di Mâbûzen branden. di burgære si erkanden, 24ra und sprach kint ze kinde: ›jenez ist Iweretes gesinde von dem Schœnen Walde. diu dörfer brennent balde!‹ daz was Mâbûzes herzen sêre. ir was zweinzic und lützel mêre. si heten grôzen roup genomen. der wirt getorste dar niht komen, dâ er des fiures wart gewar. er vorht, daz im ein harnschar Iweret het geleit. in rou daz ansehende leit und gedâht in sîm muote: ›ich hân in mîner huote etswen sô nôtvesten under allen mînen gesten, der wol ervarn getorste, ob ieman in dem vorste mir ze lâge sî geriten. ich wils den aller bœsten biten, den ich iender vinde in dem gevangenen gesinde. der ist der tiurste, swenne er kumet hin ûz, dâ im der luft frumet. Er ist bewæret, des ich gihe. ob aber ich in nimer gesihe, daz sol ich wegen gar unhô.‹
¶ fehlt PG K wo nschte W wunste P bvrc W burg P mabvzen W mabuzen P mabuz G K bekantin P bekanden G K zechinde W
GK ›iens ist Iuretes gesinde von dem Schonen walde.‹ di dorf brunen balde. mabvzes W mabuzis P mabuzes G K hertze P hercze ser GK und fehlt P lützel fehlt G K nich W geuar P harnischar P yweret W Jureit P V. 3713–3714 unleserlich G K dachte P dacht G K sine G K not vesten W 74r P Der vil wol P torste G K zelage W
GK ich wils den aller besten bitten ... gevangene W do W im] ynne P luste P
GK 1vb Ez ist beweret, des ich gie. nyemer me gesihe P nıms me gesie G K gar] harte P hart G K
3704 yweretes W meretis P iuretes G K 3706 di W / P folgt G K 3712 G K nur bis im lesbar G K 3722 P folgt G K 3727 ie G K / P folgt G K / Initiale fehlt P / des] das P
3717–3718 vertauscht
3696 ¶ fehlt Ha 3702 Ha folgt PG K 3706 Ha folgt PG K 3708 Ha folgt P 3712 hâlschar Ha, das Me für G K (unleserlich) übernimmt; dagegen Be, der WP folgt 3715 dâht Ha 3724 gevangeme Ha 3727 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 3728 Ha folgt PG K 3729 Ha folgt PG K 3697 Konjektur mit PHa wegen des Reims. 3712 Zu harnschar (WP) siehe Anm. zu V. 1014. / hâlschar (HaMe) stf. ›Falle, Hinterhalt‹ (BMZ II/2 152f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1156). 3714 Zu ansehende siehe Anm. zu V. 923. 3722 Der Paralleltext ist problematisch, da (1) die Unterscheidung zwischen und insbesondere in P schwierig ist und (2) auch Entrundung angenommen werden könnte. Vgl. V. 3662. 3727 Lectio difficilior hat wohl W, wenngleich auch die Lesung von PG K nur auf den ersten Blick wie ein Lückenfüller aussieht. Tatsächlich ist mit der inversen Tugendprobe das bewiesen, was der Erzähler schon immer behauptet hat: dass nämlich Lanzelet der Allerbeste ist.
3696–3729
3700
3705
3710
3715
3720
3725
So lag er 14 Nächte, während er sich den Tod wünschte. Da geschah es wegen einer Feuersbrunst, dass sie auf der Burg Ausschau hielten, wo sie Ritter fahren sehen würden, die gegen Mabuz brandschatzten. Die Burgleute erkannten sie und einer sprach zum anderen: ›Jenes sind die Leute von Iweret von dem Schönen Wald. Die Dörfer werden bald brennen!‹ Das schmerzte Mabuz im Innersten. Sie waren 20 oder wenig mehr. Sie hatten großen Raub genommen. Der Burgherr wagte nicht, sich dorthin zu begeben, wo er das Feuer sah. Er fürchtete, dass Iweret für ihn eine Strafe vorbereitet hätte. Ihn reute das offensichtliche Leid und er dachte bei sich: ›Ich habe in meinem Gewahrsam unter allen meinen Insassen irgendjemand, der so furchtlos ist, dass er sich wohl getraute herauszufinden, ob in dem Forst irgendjemand geritten wäre, um mir einen Hinterhalt zu legen. Ich will den Allerschwächsten darum bitten,
211
GK ›Jenes sind die Leute von Iweret von dem Schönen Wald.‹ Bald brannten die Dörfer.
GK Ich will den Allerbesten darum bitten, ...
den ich irgendwo unter dem gefangenen Gesinde finden kann. Der ist der teuerste, wenn er hinaus kommt, wo ihm die Luft nützt.
Er hat die Probe bestanden, das behaupte ich. Wenn ich ihn aber niemals mehr sehen werde, soll mir das gleichgültig sein.‹
Es ist gesichert, was ich behaupte.
212 3730
3735
3740
3745
3750
3755
3760
Text und Übersetzung mit der rede gienc er dô, dâ di gevangen wâren, und marht ir gebâren, beidiu herz und muot. dô barc sich unser helt guot, dô di andern ûf stuonden. den zagelîche tuonden, den vie Mâbûz bî der hant und zeiget im den brant. er bat in sîn sînen wartman. ›herre, ich enker mich niht dran‹, Sprach der ungenge. ›ich kæm es in ein gedrenge, 24rb solt ich niht wan in di burc gân. von diu sult ir mich es erlân, wan ich stürbe in kurzen zîten.‹ ›entriuwen, du muost rîten‹, Sprach der blœde Mâbûz, ›swaz joch imer werde drûz.‹ Nuo truogen si den helt enbor, unz er kom für daz tor verre über di brücke. dô lac er am rücke, unz man im di hosen an geschuohte als eim siechen man. dô leit man im an sich gar. ... ouch reget er sich ein wênic baz. als er ûf daz ors gesaz, dô zergie sînes lîbes brœde. Dô sprach Mâbûz der blœde: ›ich man dich, ritter, daz du bist der tiurste, der nuo lebend ist. tuoez durch alle vrouwen und lâ dir balde zouwen!
do W gevagen G K machet W Beide ir hercz vn ir mut G K dô] So P mabvz W mabuz PG K
kere P ich ich kere G K ¶ fehlt PG K es manige drenge P kum in dehein drenge G K
GK ... Sold ich izu fur di burc gan. svltir W er lan W Wanne dü solt mich P da von sult G K V. 3745–3746 unleserlich G K 74v P mabvz W mabuz PG K joch imer] idoch G K Initiale fehlt P
lage W rucken P geschute W Schuo chte P sichem G K
GK dar nach legt er an sich gar sin harnasch, daz er brachte dar, und regte sich ein wenic baz. roß P ros G K bruo de P liebes G K mabvz W mabus P mabuz G K ¶ fehlt PG K 2ra G K túrste helt der du lebende P der tiwrist helt der nu ist G K und fehlt PG K
3731 gevagen G K ] offensichtlich fehlt Nasalstrich (vgl. Me) 3743 P folgt G K / yezen P 3755–3757 P folgt G K 3755 dar nach G K ] Do P 3756 harnesch brachte er dar P 3759 bruo de P ist wohl nur Schreiberversehen bzw. -korrektur 3735 Ha folgt P 3740 ichn kêr Ha 3741 ¶ fehlt Ha 3743 Ha folgt PG K / ieze Ha 3745 stirbe Ha, dagegen Bä, der WP folgt 3755–3756 dô leiten si in an gar | sînen harnasch, den man brâhte dar. La (Ha) 3760 ¶ fehlt Ha 3764 Ha folgt PG K 3741 ungenge adj. ›ungangbar, nicht leicht zu gehen‹, hier: ›der nicht gern, nicht ohne Mühe geht‹ (Le II 1854 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 3755 anlegen (W) ist, wenn die Stelle nicht überhaupt als verderbt gelten muss (Reim!), als intr. ›anziehen‹ zu lesen, das BMZ und Le allerdings nicht verzeichnen und DWb I 395f. nur mit Belegen ab dem 16. Jahrhundert hat; sich wäre eventuell zu streichen. 3764 lâ dir balde zouwen ›beeile dich‹ (BMZ III 943 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5479; Le III 1161f.; vgl. V. 6317, 7695, 8799 [refl. ›sich beeilen‹]; vgl. HaA).
3730–3764 3730
3735
3740
3745
Mit dieser Rede ging er nun dorthin, wo die Gefangenen waren, und beobachtete ihr Verhalten, sowohl an Herz wie an Gemüt. Da verbarg sich unser guter Held, als die anderen aufstanden. Den Feigen, den nahm Mabuz an der Hand und zeigte ihm das Feuer. Er bat ihn, sein Wächter zu sein. ›Herr, ich will mich nicht damit beschäftigen‹, sprach der Behäbige. ›Ich würde davon in Bedrängnis kommen, wenn ich woanders hin als in die Burg gehen würde.
213
GK ... sollte ich jetzt vor die Burg gehen.
Deshalb sollt ihr es mir erlassen, denn ich würde binnen kurzem sterben.‹ ›Bei meiner Treu’, du musst reiten‹, sprach der schwache Mabuz, ›was auch immer daraus werde.‹
Nun trugen sie den Held hinauf, 3750
3755
3760
bis er vor das Tor weit über die Brücke hinaus kam. Da lag er am Rücken, bis man ihm die Hose angezogen hatte wie einem kranken Mann. Da zog man ihn ganz an. ... Auch bewegte er sich ein wenig besser. Als er auf das Ross aufsaß, da zerging seine Gebrechlichkeit. Da sprach Mabuz der Schwache: ›Ich ermahne dich, Ritter, dass du der Teuerste bist, der nun lebt. Tu es für die Damen und beeile dich!
GK Danach zog er sich seine Rüstung ganz an, die er dorthin mitgebracht hatte, und bewegte sich ein wenig besser.
214 3765
3770
3775
3780
3785
3790
3795
3800
Text und Übersetzung sende uns ein liebez mære! mîn herz ist mir imer swære, daz ich ie getruobet dînen sîn. Sihestu, wâ si riten hin, di vînde, mit gelfe? geniuz ich dîner helfe, daz du mir rettest den roup, sô werd ich blint oder toup, ob ich niht durch den willen dîn mîn gevangen lâze sîn ein jâr, daz ich ir niht erslân. swaz mir ze leide wirt getân, daz wil ich anders rechen.‹
liebe P uns] vz G K
Der gast begunde sprechen: ›Uf di rede wil ich sehen, ob in iht leides mac geschehen von mir, di iuch hânt verbrant.‹ dâ mit reit er zehant ûf der brennære slâ 24va und kom in schire alsô nâ, daz er si bat kêren. er wolt den vrouwen zêren einen prîs gern hân bejaget. er was sîns muotes unverzaget, der sigesælige man. er rant einen stolzen ritter an, der di banier fuorte. gein im er balde ruorte. er stach in von dem rosse nider. di andern kêrten alle wider über ir gesellen schiere. der ritter wâren viere, di samit ûf in stâchen und ir gesellen râchen. swi lützel er doch wiche von ir deheines stiche, idoch zerbrâchen si diu sper. der selben einen stach er, daz er tôt viel ûf den sant.
Do begonde der gasst sprechen:
3766 Ha folgt PG K
3768 rîtent Ha
3771 Ha folgt P
mir fehlt PG K
den] mynen P rettest] behaldest G K
GK ... so wer ich blint oder toup, ... 75r P ir fehlt G K zeleide W V. 3777–3780 unleserlich G K (einige wenige noch sichtbare Striche stimmen mit W überein) V. 3779–3780 fehlen P gebrant G K do W
nit verzaget P sîns muotes fehlt G K sige seilige W stolzen] stuo sin P fehlt G K
er] Vnd P vn G K 2rb G K
GK ... di vf in vintlichen stachen ... gellen W geselle G K
75v P zerbrechen P einen] ein den P einen den G K den] das P
3779 Initiale fehlt Ha
3792 er] der Ha
3803 Ha folgt P
3768 Ha folgt wohl P (ritint), das aber eher als Prät. zu deuten ist. 3769 gelf, gelph stm. ›lautes Tönen, Brüllen, Bellen‹ (Le I 812 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 3768]; vgl. V. 8349). 3772 Vielleicht könnte G K freier als ›dann wäre ich töricht‹ oder dergleichen gelesen werden? 3779–3780 Hannink, S. 15, Anm. 1 bringt den Versausfall mit der Ähnlichkeit von sprechen und geschehen zusammen. 3798 gelle (W) swm. ›Nebenbuhler‹ (Le I 821; unsicher) gibt wenig Sinn.
3765–3803 3765
3770
3775
Sende uns eine angenehme Nachricht! Mein Herz ist mir auf immer bedrückt, dass ich je deinen Verstand getrübt habe. Siehst du, wo sie brüllend hingeritten sind, die Feinde? Wenn ich Nutzen aus deiner Hilfe ziehe, dass du mir den Raub rettest, dann soll ich blind oder taub werden, wenn ich nicht um deinetwillen meine Gefangenen ein Jahr lang unbehelligt lasse, indem ich sie nicht erschlage. Was immer mir zu Leide getan wird, das will ich auf andere Weise rächen.‹ Der Gast sprach:
215
... dann wäre ich töricht, ...
A
3780
3785
3790
3795
3800
› uf diese Rede hin will ich sehen, ob ihnen von mir irgendein Leid geschehen kann, die bei euch gebrandschatzt haben.‹ Damit ritt er sogleich auf die Spur der Brandschatzer und kam ihnen schnell so nahe, dass er sie bat, kehrt zu machen. Er wollte zu Ehren der Damen gerne Ruhm erjagen. Er war unverzagt in seinem Gemüt, der siegessichere Mann. Er rannte gegen einen stolzen Ritter, der das Banner führte. Er bewegte sich kühn auf ihn zu. Er stach ihn vom Ross herunter. Die anderen kehrten sich alle schnell zu ihrem Gesellen um. Es waren vier Ritter, die zugleich auf ihn einstachen und ihren Gesellen rächten. Egal wie wenig er doch von ihr aller Stiche zurückwich, sie zerbrachen trotzdem die Lanzen. Einen von diesen stach er, dass er tot auf den Sand fiel.
... die feindlich auf ihn einstachen ...
216
3805
3810
3815
3820
3825
3830
3835
Text und Übersetzung Dô zôch der edel wîgant sîn scharpfez swert zer selben stunt. dâ mit teter manigen wunt, wan si enwâren wol gewâfent niet. fürbaz kündet iu daz liet, ir geverte was ze roube guot: Schilt, banier, îsenhuot, reiniu wambesch, snelliu ros, daz si berc und mos dest schiere möhten überkomen – ditz moht in allez niht gevromen; er entworht si alle gelîche. sich selben dûhter rîche, swer im entrinnen mahte. si heten lützel ahte des roubes und fluhen sie. sus liez er si wegeschie varn, swar si wolten; und was diu brunst vergolten nâch des blœdes wirtes bet. 24vb Mâbûz sîn gelübde tet und sluoc des jâres nieman. Nuo reit unser ritter dan vnd kom für einer zellen tor. zer Jæmerlichen Urbor, sô nant man daz klôsterlîn. dâ muost er über naht sîn. Der meister über di münche was, daz was ein witzic abbas. der behielt vil schône sînen gast, daz im nihtes gebrast, und saget im ze mære, daz Iweret wære über daz klôster herre. ›weder nâhe noch verre mac im nieman widerstân.
¶ fehlt PG K zerselben W warent P ware gewapet G K
GK furbaz kundet vns daz liet, ... zerovbe W geverte] gerov te P isen huo t W ¶ fehlt P V. 3810–3813 unleserlich G K
... Cleine wambasch, schnelle roß, ... siv W des W vber chomen W schierer mochten komen P dis W erworht W dvter W entrinne W möchte P im trinnen mochte G K
si] sin P er wie geschie G K swa G K bloe den P mabvz W Mabuz P mabuz G K sine gelubde P erschluo g P dersluc G K rittet P 2va G K vnch W 76r P ein zelle tor P
do W mvnse W albas G K der] Vnd P vil fehlt G K zemere W und] Er P yweret W iueret P iuret G K herre] ere P wider stan W
3808 P folgt G K / daz liet G K abgeschnitten, nur noch Oberlänge von daz zu erahnen, Ergänzung nach WP 3813 G K ist kaum lesbar (Zeile durchgeschnitten), scheint aber eher zu W als zu P zu passen 3825 de in dersluc G K unsicher 3833 erstes Wort G K abgeschnitten 3804 ¶ fehlt Ha
3807 wâren Ha
3808 Ha folgt PG K
3810 ¶ fehlt Ha
3811 Ha folgt P
3815 erworht W wäre allenfalls als ervorht zu lesen, das aber – da Lanzelet nun wieder Mut gefasst hat – gegen den Sinn steht. 3820 Zu wegeschie siehe Anm. zu V. 1469. 3823 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 3827 zelle swstf. ›kleines Nebenkloster, Klostergut, Kloster, Abtei‹ (BMZ III 869; Le III 1053). 3828 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. Die Übersetzungsvorschläge sind uneinheitlich: ›Sorrowful Fief‹ (WeKe) und ›Fief des Lamentations‹ (Bu) sind dem Text am nächsten, Pé setzt ›Terre de Lamentation‹, zu frei ist wohl ›Zum Totenacker‹ Sp.
3804–3839
3805
3810
3815
3820
3825
3830
Da zog der edle Kämpfer in diesem Moment sein scharfes Schwert. Damit verwundete er viele, denn sie waren nicht gut gewaffnet. Weiters kündet euch das Lied, dass ihre Ausrüstung nur zum Rauben gut war: Schild, Banner, Helm, reine Untergewänder, schnelle Rösser, sodass sie Berg und Moor umso schneller überwinden konnten – dies alles konnte ihnen nichts nützen; er machte sie alle gleichermaßen zunichte. Er konnte sich selbst glücklich schätzen, wer ihm entkommen konnte. Sie achteten nicht auf den Raub und flohen. So ließ er sie durch das Dickicht fahren, wohin sie wollten; und die Feuersbrunst war entsprechend der Bitte des schwachen Burgherrn vergolten. Mabuz hielt sein Gelübde und erschlug in diesem Jahr niemanden. Nun ritt unser Ritter weiter und kam vor das Tor eines kleinen Klosters. Zum Jammervollen Zinsgut, so nannte man das Klösterlein. Dort musste er die Nacht über bleiben.
D
3835
er, der den Mönchen vorstand, der war ein verständiger Abt. Der nahm seinen Gast sehr gut auf, sodass es ihm an nichts fehlte, und erzählte ihm, dass Iweret der Herr über das Kloster wäre. ›Weder nah noch fern kann jemand gegen ihn bestehen.
217
... kleine Untergewänder, schnelle Rösser, ...
218 3840
3845
3850
3855
3860
3865
3870
Text und Übersetzung sîn site ist alsô getân, swaz er bejaget mit ritterschaft, des ist er her zêndehaft. swem er den lîp gewinnet abe, den bestatet man hie ze grabe, und swaz got dem gebieten wil – ez sî lützel oder vil – sînes guotes, daz benennet er durch sîner sêle willen her. hi von sîn wir rîche. ich enkunde iu wærlîche ze gloube nimer daz gesagen, waz er ritter hât erslagen, Iweret, der vogt mîn, den an der âventiure sîn ist harte misselungen. wir haben in gesungen und allez ir reht getân. herre, ir sult iuch erlân, daz ir der rede niht gert, dâ von der lîp unlange wert, wan ir sint sô schœne. daz in got gehœne, mînen herren, ob er iuch slât!‹, 25ra sus sprach der witzic abbât. ›Dâ vor sol mich got bewarn‹, sprach der gast und wolt ervarn, ê er ûz der zelle rite, von der âventiure site, wan es wundert in harte. dô sprach der êwarte: ›ich tuonz iu kunt in kurzer vrist. mîn her Iweret, der ist ein rîche fürste wol gemuot.
zendenhaft W cehindehaft P zehendehaft G K V. 3843–3846 unleserlich G K
... Den bestattent wir hie zuo grabe, ...
benemmet W daz] da G K sint P zeglov be W gelovben G K 76v P yweret W Jeurit P Iuret G K
GK ... dem an der awentiwer sin ist harte misselungen. wir haben in gesungen vnd vnser rechte getan. herre, ir sult euch erlan, 2vb daz ir der eren nicht engeret, ... do W Wanne ire schoe ne P
Das in got gehoe ne ˙ Mynen heren, obe er vch es erlat!‹, ...
sus] So P so G K habat G K Do W DO P Initiale fehlt G K wolte ouch ervans P E dz er P e daz er G K
iwe W inchvrzer W Ich sag ez vch G K ýweret W Meret P ivret G K
3844 zegrabe W 3853 Iure in Iuret G K unsicher (nur t erhalten) 3854–3858 die Versanfänge in G K sind heute nicht mehr lesbar und mit WPMe ergänzt 3855 misselvo nge W 3857 P folgt G K / Vnd alles vnsir P 3858 iv W 3859 P folgt G K / nyene gert P 3863 iv W / erslat G K 3844 Ha folgt P
3846–3847 Ha schließt die Parenthese erst nach guotes (V. 3847)
3859 Ha folgt P
3842 zehendehaft adj. mit Gen. ›den Zehnten wovon geben‹ (BMZ III 862; Le III 1044, beide mit nur diesem Beleg). 3847 benennen swv. ›namenlich bestimmen, verheißen, anweisen‹, hier: ›(dem Kloster) vermachen‹ (BMZ II/1 312f.). 3848 Es bleibt offen, ob hier das Seelenheil des Erschlagenen (so WePé) oder jenes Iwerets gemeint ist. 3851 ze gloube ›zuverlässig, genau‹ (BMZ I 1019 mit Verweis auf die Stelle; HaA). 3854–3855 Der Paralleltext ist fraglich, da nicht klar ist, weshalb oder wie Iweret an seiner âventiure gefehlt haben soll. 3863 P ist problematisch, der sonderbare Sinneswandel des Abtes ist wenn überhaupt, dann nur mit der Unabdingbarkeit der âventiure Iwerets zu erklären. 3870 êwart swstm. ›Priester‹, eigentlich: ›Hüter des Gesetzes‹ (BMZ III 527 mit Verweis auf die Stelle; Le I 715; vgl. V. 4631).
3840–3873 3840
3845
3850
3855
3860
Seine Art ist so, dass, was immer er mit Ritterschaft erjagt, er uns den Zehnten davon geben muss. Wem immer er das Leben abgewinnt, den trägt man hier zu Grabe, und was immer Gott dem (Iweret) von seinem (des Erschlagenen) Besitz geben will – es sei wenig oder viel –, das vermacht er (Iweret) uns um seiner Seele willen. Deshalb sind wir reich. Ich könnte euch wahrhaftig niemals genau sagen, wie viele Ritter er erschlagen hat, Iweret, mein Vogt, denen seine Aventiure zum Verderbnis geworden ist. Wir haben für sie gesungen und alles getan, was ihnen zusteht. Herr, ihr sollt es euch erlassen, sodass ihr nicht nach der Sache verlangt, aufgrund der das Leben nicht lange dauert, denn ihr seid so schön. Dass in Gott verachte, meinen Herrn, wenn er euch erschlägt!‹, so sprach der verständige Abt.
3865
3870
D
› avor soll mich Gott bewahren‹, sprach der Gast und erkundigte sich, ehe er aus dem kleinen Kloster ritt, nach der Art der Aventiure, denn es interessierte ihn sehr. Da sprach der Priester: ›Ich werde es euch in aller Kürze erzählen. Mein Herr Iweret, der ist ein reicher, fröhlicher Fürst.
219
... den tragen wir hier zu Grabe, ...
GK ... dem seine Aventiure oft misslungen ist. Wir haben für sie gesungen und unsere Schuldigkeit getan. Herr, ihr sollt es euch erlassen, sodass ihr nicht nach der Ehre verlangt, ...
Dass ihn Gott verachte, meinen Herren, wenn er es euch erlässt!‹, ...
220
3875
3880
3885
3890
3895
3900
3905
Text und Übersetzung er hât driu künicrîche guot, diu in sint von erbe an komen, ân ander, daz er hât genomen den, di im gesezzen sint. er hât niht wan ein kint, ein tohter êrbære. ich sagiu daz ze mære, ingehôrte nie nieman jehen, daz er hæte gesehen dehein magt sô wol getân. mîn herre hât sich ûz getân, swelich ritter sîn tohter wil, der muoz in mit nîtspil in dem Schœnen Walde bestân under einer linden wol getân. dar under stât ein brunne kalt, den Iweret, der helt balt, hât mit wæhen swibogen harte wol überzogen. getriben ûf von grunde, ûz eines lewen munde fliuzet der brunne in ein vaz. ein edel marmel ist daz, dar in swebet daz wazzer klâr. diu linde ist grüene durch daz jâr. ein êrin zûber ist gehenket dran, daz ein iegelich man mit eim hamer dran slât, der muot ûf mîne vrouwen hât und der manheit wil bejagen. 25rb Sô zem dritten mâle wirt geslagen in daz selbe glockelîn, sô kumpt Iweret, der herre mîn, gewâfent ritterlîchen wol.
3879 habire P
Die ensint P im G K V. 3876–3879 unleserlich G K 77r P enhat P
... Ein tohtir hibere. zemere W] zimiere P Jch gehorte nie nyeman des veryehen P Ich horte niemant des veriehen G K dehein] ein G K siner G K nit spli G K
yweret W meret P ivret G K Ende Fragment G K
Vssir P brunne] rinis P
grüne alles dz P zubil ist daran P Gemachit dz P
77v P ¶ fehlt P in] An P ywaret W moret P
3895 rvns HaA für P
3875 diu in an sint erbe komen Bä / die an in sint von erbe komen Spr 3878 Ha folgt P 3881 Ha folgt PG K 3899 zimbel ist dar an Ha 3900 gehenket, daz Ha 3904 ¶ fehlt Ha 3905 Ha folgt P 3906 Iwaret Ha 3875 ane komen mit Akk. ›an, zu oder über einen kommen‹ (Le I 60). Auch die verderbte Lesung von P lässt auf in schließen. 3877 die im gesezzen sint ›die bei ihm ansässig, seine Nachbarn waren‹ (Le I 912 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Haupt, Sp. 111). Die Deutung von HaA ›die ihm stand gehalten haben, nicht vor ihm geflohen sind‹ ist problematisch. 3879 hîbære (P) mit Hannink; vgl. Pé, S. 205, Anm. 68. Wenn die Vermutung zutrifft, hat P eindeutig den aufschlussreicheren Text gegenüber dem eher nichtssagenden êrbære W. 3891 wæhe adj. ›mit Kunst herrlich und fein vollendet, schön, fein, kunstreich‹ etc. (BMZ III 459f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 641). 3899 zûber ist problematisch, eventuell wäre mit Ha zu konjizieren. Allerdings ist es auch denkbar, dass allgemein die Rede von einem Eisengefäß ist, das im Folgenden als kleine Glocke (zimbel, glockelîn) bezeichnet wird.
3874–3907
3875
3880
3885
3890
3895
3900
3905
Er hat drei gute Königreiche, die ihm als Erbe zugefallen sind, ausgenommen andere, die er seinen Nachbarn genommen hat. Er hat nur ein Kind, eine ehrenhafte Tochter. Ich versichere euch, dass ich nie jemanden behaupten hörte, dass er irgendeine so schöne Maid gesehen hätte. Mein Herr hat verkündet, wenn irgendein Ritter seine Tochter will, dass der ihn im Kampf in dem Schönen Wald unter einer prächtigen Linde angreifen muss. Darunter befindet sich eine kalte Quelle, die Iweret, der tapfere Held, mit kunstreichen Schwibbogen sehr gut überwölbt hat. Aus dem Boden getrieben, fließt die Quelle aus einem Löwenmaul in ein Behältnis. Das ist ein edler Marmor, in dem sich das klare Wasser sammelt. Die Linde ist das ganze Jahr über grün. Ein Eisengefäß ist daran gehängt, damit ein jeder Mann mit einem Hammer dagegen schlägt, dem der Sinn nach meiner Herrin steht und der Mannheit erjagen will. Wenn zum dritten Mal in dieses Glöcklein geschlagen wird, dann kommt Iweret, mein Herr, gut ritterlich gewaffnet.
221
... eine Tochter im heiratsfähigen Alter.
222
3910
3915
3920
3925
3930
3935
3940
3945
Text und Übersetzung ¶ fehlt P Swer mit im vehten sol, der bedarf wol âventiure. er hât vert und hiure vernynt P manigem man den tôt getân, di wir hie bestatet hân, zerlinden W do WP zer linden, dâ daz mort geschiht. dar ist volle ein halbiu mîle niht. dar] Der P di vermîdent, dêster rât mîn! dz ist myn rat mýn P doch sult ir des gewis sîn, yweret W uch mýn here meret P ersleht iuch her Iweret, ir habent imer mîn gebet Vnd nuo in naturlichem segen P und mînen vaterlichen segen.‹ ›iuwer genâde‹, sprach der degen. ›ouch nement mîner rede war. swi ez umb mich gevar, Wie es vmb die sele geuar, ... yweret W Moret P Iweret, der küene helt, der wirt des kampfes bezelt wurt konpfis bezelt P von mir, oder ich stirbe. swaz] Wie P swaz ich dar an erwirbe, daz wirt des næhsten tages schîn. daz] Des P ˙ tot alde ich der sin.‹ ez ist mîn tôt oder aber der sîn.‹ Es ist myn Der guote man sweic dar zuo. Initiale fehlt P ˙ P morgen reit der gast fruo. Mornyn der mære het er kûme erbiten, 78r P wan er was ûz geriten, erwinde P sô daz er niht erwünde, ê er Iwereten fünde, ywereten W] in erten P durch der merfeine klage. als ez nâhet dem tage, dô bevalcher sich dem hœhesten gote. dar nâch wîset in ein bote Jn gegen dem P gein dem Schœnen Walde. ich enweiz, ob ich iu zalde, wi des waldes site was: er was grüene als ein gras beidiu winter und sumer. 25va dâ stuont manic boum sô frumer, do W Do P der aldaz jâr obez truoc, zîtig und guot genuoc, und anderhalp doch bluote.
3908 ¶ fehlt Ha 3917 iuch mîn her Ha 3923–3924 Iweret der helt balt | der wirt kampfes bezalt. Bä, ebenso Hannink, S. 63 3925 erstirbe Bä 3928 Ha folgt P / Es P] er La (Ha) 3924 des kampfes bezeln ›bekämpfen‹ (BMZ III 847 mit Verweis nur auf die Stelle; Le I 259 mit weiterem Belegmaterial). Erwägenswert wäre auch, ob nicht (mit den Belegen in Le) ›dem wird das Kämpfen heimgezahlt‹ gelesen werden könnte, wodurch der Gegensatz mit dem oder ich stirbe im Folgevers an Schärfe gewinnen würde: Lanzelet siegt oder stirbt. 3928 Lectio difficilior haben PHa
3908–3947
3910
3915
3920
3925
Wer mit ihm fechten will, der braucht den Beistand der Aventiure. Er hat vergangenes Jahr und heuer vielen Männern bei der Linde, wo der Mord geschieht, den Tod gegeben, die wir hier bestattet haben. Dorthin ist es nicht einmal eine halbe Meile. Die (die Linde) vermeidet, das ist mein Rat! Doch könnt ihr euch darauf verlassen: Werdet ihr von Herrn Iweret erschlagen, dann habt ihr auf immer mein Gebet und meinen väterlichen Segen.‹ Der Degen sprach: ›Ich danke euch. Vernehmt nun meine Rede. Was immer mit mir geschieht, Iweret, der kühne Held, dem wird von mir das Kämpfen heimgezahlt, oder ich sterbe. Was immer ich dabei erwerbe, das wird sich am nächsten Tag zeigen. Es ist mein Tod oder aber der seine.‹
Der gute Mann schwieg dazu. 3930
3935
3940
3945
Am nächsten Tag ritt der Gast früh weg. Er hatte die Sache kaum abwarten können, denn er war wegen der Klage der Meerfee ausgeritten und wollte nicht umkehren, ehe er Iweret gefunden hätte. Als der Tag heranrückte, da befahl er sich dem höchsten Gott an. Danach führte ihn ein Bote zu dem Schönen Wald. Ich weiß nicht, ob ich euch erzählt habe, von welcher Art der Wald war: Er war im Winter wie im Sommer grün wie Gras. Dort stand so mancher tüchtiger Baum, der das ganze Jahr über Obst trug, reif und ausreichend viel, und der trotzdem auf der anderen Seite blühte.
223
Was immer mit der Seele geschieht, ...
Es ist mein Tod oder ich der seine.‹
224
3950
3955
3960
3965
3970
3975
3980
3985
Text und Übersetzung Swes iemen was ze muote, daz man solt ezzen – des enwil ich niht vergezzen –, dar nâch smahte daz obez. swer ez hœre, der lobez, wan ez was ein spæher site. man buozet ouch den liuten mite aller sühtelich, swer êt moht geregen sich sô vil, daz er daz obez nôz. kein wunde was sô grôz, der daz obez dran bant, siu heilet zehant, unz oht der lîp di sêle truoc. daz Iweret sô manigen sluoc – daz ist reht, daz ich ez iu sage –, ez kom dâ von, in sîm hage stuonden würze alse hêr, daz er gerte nihtes mêr, wan daz er dran gesmahte. sô wart er ûz der ahte starc, küene und geil. ouch half dar zuo ein michel teil, Vor sîner bürge lac ein tal, kein krût was sô smal noch sô lanc noch sô breit, daz kein edel bluomen treit, daz enwære dâ in solcher art, sô ez ie aller schœnest wart. sô stuont diu heide für sich an als rehte wol getân, ân wandel an ir stæte. swi daz weter tæte, sô was der wert und der walt allez sumerlîch gestalt. daz was billich genuoc. 25vb Swaz ungemüetes ieman truoc, der disiu beidiu durchgienc,
iem W zemvo te W
smathe W Wer dz here P
suchteclich P 78v P regen P er des obes P Enkein P enheilte P echt P yweret W moret P do WP wurtzel P
So wart er vß der achte Starck genuo g vnd geil. ˙ halff dz der zoume ein P Initiale fehlt P burg do lag P
... Ein kein krut, daz ist so smal Noch so spitz noch so breit, ... blvme W dekeinen dilin P do insolcher W ie] zuo P
Sus stunt die heide fúr sich an, Das sy nyemir gewan Wandil an ir stette.
allez fehlt P 79r P dvrch gienc W
3977 fvrsich W 3949 daz man wolte ezzen Hannink 3955 sühtegelich Ha 3958 Ha folgt P 3960 Ha folgt P 3971 Initiale fehlt Ha 3972 Ha folgt P / daz fehlt Ha 3974 deheinen edelen bluomen Ha 3977–3979 Ha folgt P 3955 süchtlich adj. ›krankhaft‹ (DWb XX 904f.). 3960 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 3970 Kein Paralleltext, da nirgends sonst von einem zoum die Rede ist. 3974 bluome ist mhd. nur swmf. (BMZ I 216; Le I 315). 3977–3979 Das Reimverhalten spricht für die Lesung von P. 3981 wert stm. ›Insel, Halbinsel, erhöhtes wasserfreies Land zwischen Sümpfen‹ (Le III 796 mit Verweis auf die Stelle).
3948–3985
3950
3955
3960
3965
3970
Was immer jemandem zu essen zumute war – darauf will ich nicht vergessen –, danach schmeckte (roch) das Obst. Wer immer es hört, der soll es loben, denn es war eine herrliche Eigenart. Man konnte damit auch Leuten helfen, die irgendeine Krankheit hatten, sofern einer sich noch so viel rühren konnte, dass er das Obst genoss. Keine Wunde war so groß, dass sie nicht sofort heilte, wenn einer das Obst daran band, wenn der Körper noch die Seele trug. Dass Iweret so viele erschlagen hatte – das ist Recht, dass ich es euch erzähle –, das kam davon, dass in seinem Hag so hehre Wurzeln standen, dass er nichts anderes verlangte, als sie zu schmecken (riechen). So wurde er über die Maßen stark, kühn und froh. Da half auch sehr,
225
So wurde er über alle Maßen stark und froh.
d
3975
3980
3985
ass vor seiner Burg ein Tal lag, sodass kein Kraut so schmal noch so lang noch so breit war, das irgendeine edle Blume trug, dass es nicht dort in solcher Art gewesen wäre, wie es je am allerschönsten war. So stand die Heide immergleich so wunderschön, ohne Wandel in ihrer Existenz. Egal wie das Wetter war, so waren die Wiese und der Wald immer sommerlich geartet. Das war billig genug. Egal welchen Unmut jemand mit sich führte; den, der diese beiden durchstreifte,
... sodass kein Kraut so schmal noch so spitz noch so breit war, ...
So stand die Heide immergleich, sodass sie niemals eine Veränderung ihrer Existenz erfuhr.
226
3990
3995
4000
4005
4010
4015
4020
Text und Übersetzung ein solche vröude er gevienc, daz er trûricheit vergaz. den walt nant man durch daz Behforet, den Schœnen Walt. sîn gezierde was sô manicvalt, des uns diu sage niht verhilt: Lewen, bern und wilt, swîn, und swaz man jagen wil, des was dâ mêr danne vil ze rehter tagalte. vil dicke man dâ valte manigen grôzen helfant. Des waldes art was sô gewant: in schiet ein wazzer wol getân, und muosten einhalp gân diu tier; daz was ir urganc. anderhalp was vogelsanc und gefügel allerhande, di man noch ie bekande, swaz êt hât gevidere. her über noch hin widere kom ir tweders ûz ir zuht. daz wazzer brâht ouch genuht von allerhande vischen, di man ze küniges tischen mit êren möht bringen. mit allen guoten dingen was der walt vollekomen, als ir wol hânt vernomen. Verdrüzze iuch niht, des man iu saget, sô merkent von der schœnen maget, diu Iweretes tohter was. swaz man von wîbe ie gelas oder imer mê sol gelesen, sô endorft kein vrouwe wesen hübscher noch sô wol getân. siu was gar alles valsches ân. zuht enwisse nieman baz. 26ra beidiu nît und haz,
men P Berforet P Vers fehlt P des] Die P
Louwen, beren, rotwilt, ... do W des] Das P zerehter dagalte W do W ¶ fehlt P Es beschiet P ˙ ein halp W mustint in einhalb P
79v P
noch enwidere P kan ir yEnwedirß vß P aller slachte enschin P
Jr drvzze W ¶ statt Initiale P des] dz P yweretes W Jueritis P
an P wise P
3990 Beginnend mit V. 3990 werden in P V. 3982–3988 mit nur unwesentlichen Abweichungen wiederholt. W] das erste h ist wohl aus dem alten Graph für z verlesen (vgl. Anm. zu V. 101) 3990 gezierde] getier daz (dc) Hannink
3992 Ha folgt P
3998 ¶ fehlt Ha
z
4007 huht
4015 Verdrieze Ha
3995 tagalt stf. ›Spiel, Zeitvertreib, Scherz‹ (BMZ III 10f. mit Verweis auf V. 8724; Le II 1386 mit Verweis auf V. 9029; vgl. Haupt, Sp. 115; Schilling 1866, S. 30). 4001 urganc stm. ›Gang, Ausgang‹ (Le II 2004 mit Verweis auf die Stelle).
3986–4024
3990
3995
4000
4005
4010
überkam eine solche Freude, dass er die Traurigkeit vergaß. Den Wald nannte man deshalb Behforet, den Schönen Wald. Sein Schmuck war so vielfältig, den uns die Erzählung nicht verschweigt: Löwen, Bären und Wild, Schweine und was immer man jagen will, von dem gab es dort mehr als viel zu rechtem Zeitvertreib. Sehr oft erlegte man dort viele große Elefanten. Die Sitte des Waldes war so eingerichtet: Ihn umgab ein schönes Gewässer, und die Tiere mussten auf der einen Seite gehen; das war ihr Ausgang. Auf der anderen Seite waren Vogelgesang und allerhand Vogelarten, alles, das man jemals gesehen hatte, das irgendwie Federn hat. Weder hin- noch herüber kam eines von beiden aus ihrem Gehege. Das Gewässer brachte auch genug von allerhand Fischen, die man mit Ehren dem König hätte auftischen können. Der Wald war an allen guten Dingen vollkommen, wie ihr genau vernommen habt.
4015
Wenn euch nicht langweilt, was man euch erzählt,
4020
dann hört von der schönen Maid, die Iwerets Tochter war. Dem zufolge, was man je von Frauen gelesen hat oder jemals noch lesen soll, so konnte keine Dame höfischer sein oder gleich schön. Sie war ganz ohne jeden Makel. Niemand verstand sich besser auf Anstand. Sowohl Neid wie Hass,
227
Löwen, Bären, Rotwild, ...
228 4025
4030
4035
4040
4045
4050
4055
4060
Text und Übersetzung daz was, des siu niht kunde. von ir rôsenvarwen munde kom nie wort, ez enwære guot. man gesach si nimer ungemuot, wan ie mit schœnen vröuden leben. swaz siu moht gegeben durch êre, des was siu bereit. siu was lôs mit senfticheit, wîse, reine was ir lîp. siu êrte man und wîp, dar nâch si wirdic wâren. des endorft nieman vâren, daz siu solches ie würde gezigen, daz ir liep wære verswigen. gelücke was ir schirmschilt. swen nuo des lebens bevilt, der mac mich wol gesweigen. alliu tugent was ir eigen, diu wîbes namen wol gezimet. Swer aber mich gern vernimet, dem sag ich von der vrouwen mêre. siu was frümic und hêre, von küniges künne hôhe geborn. swaz siu gesprach, daz was gesworn: so stæt wârn ir sinne, wan daz si sît diu minne brâht an solchiu mære, der si doch gern enbære. dô enhalf si wîsheit noch ir list, wan nieman alsô kündic ist, der sich der minne müge erwern, in welle dann got der vor ernern, der alliu dinc wol mac gezamen. welt ir der vrouwen namen, den sage ich iu, des sint gewis. Siu hiez diu schœne Iblis, der erwunschte lîp von sælicheit. an si was gotes vlîz geleit an allerslahte getât. 26rb swes muot in solcher wîse stât,
irem roseuarbem P wart P
80r P des] dz P Wiß P
wurdin P schirm schilt W
... Der mag mich schiere gesweigen.
¶ fehlt P
erbons P
80v P Jn enwelle got P genern P junpfrowen P den] Dem P yblis W ybeliß P seilicheit W Der ir wunste von P an] Mit P insolcher W
4026 rôsevarwen HaPiper 4027 ezn wære HaPiper 4033 wîz Hannink mit Verweis auf V. 4159 4040 lobennes HaPiper 4044 ¶ fehlt HaPiper 4045–4046 mêr : hêr HaPiper 4047 HaPiper folgen P 4056 in enwelle got HaPiper 4057 mac wol Piper 4058 HaPiper folgen P 4033 Die Lesung von Hannink ist gut möglich, allerdings passt m. E. auch wîse, wenn man auch reine nicht als ›sauber‹, sondern metaphorisch liest; gegenüber V. 4159, wo es um ein Leintuch geht! 4040 beviln mit Gen. (oder Akk.) swv. ›mir ist dessen viel oder zu viel, es verdrießt mich‹ (Le I 249 mit Verweis auf V. 7739; vgl. V. 6383). Die Konjektur von Ha ›entschärft‹ den Vers.
4025–4064 4025
4030
4035
4040
4045
4050
4055
4060
das war es, worauf sie sich nicht verstand. Von ihrem rosenfarbenen Mund kam nie ein Wort, wenn nicht ein gutes. Man sah sie niemals missmutig, sondern stets in schönen Freuden leben. Was immer sie in Ehre geben konnte, dazu war sie bereit. Sie war lose mit Sanftmut, weise und rein war sie. Sie ehrte Männer und Frauen entsprechend ihrer Würde. Es brauchte niemand zu fürchten, dass sie jemals einer Sache bezichtigt würde, von der es ihr lieber wäre, wenn sie verschwiegen worden wäre. Das Glück war ihr Schutzschild. Wenn einer nun lebensmüde ist, kann er mich gerne zum Schweigen auffordern. Ihr eignete jede Tugend, die einer Frau gut geziemt. Wenn einer mir aber gerne zuhört, erzähle ich ihm mehr von der Dame. Sie war tapfer und edel, hochgeboren vom Geschlecht eines Königs. Was immer sie sprach, das galt für geschworen: So beständig war ihr Gemüt, außer dass sie später die Minne zu solchen Geschichten brachte, auf die sie doch gerne hätte verzichten können. Da half ihr weder Weisheit noch ihre List, denn niemand ist so verständig, dass er sich gegen die Minne wehren könnte, wenn ihn nicht Gott davor schützen will, der alle Dinge gut zähmen kann. Wollt ihr den Namen der Dame, dann sage ich ihn euch, dessen seid gewiss. Die schöne Iblis hieß sie, das Ideal an Glücklichkeit. An sie war in jeder Hinsicht der Fleiß Gottes verwendet worden. Wessen Gemüt in solcher Verfassung ist,
229
... kann er mich schnell zum Schweigen auffordern.
230 4065
4070
4075
4080
4085
4090
4095
4100
Text und Übersetzung daz er mir gelouben mac, dem sage ich, wes diu vrouwe pflac: Siu het gespiln hundert, alle ûz gesundert von drîen künicrîchen. di wârn billîchen hübsch und wol getân. di muosen tegelîchen gân mit der vrouwen in daz tal und brâchen bluomen über al und mahten schapellîn dâ mite. hi von huop sich der site, daz es guot liut niht enlânt, si entuon ez, swâ die bluomen stânt. ob uns di meister niht enlugen, sô si ein bluomen ûz zugen, sô stuont ein ander zehant dort, dâ man den erren vant. daz het got alsô gelân. ditz selbe tal wol getân heizet hiut und imer mê nâch der vrouwen Vallis Iblê, wan siu dar an gerne was, als dicke als siu dâ bluomen las, sô sich senet ir muot, als ez den vrouwen lîht tuot. Welt ir vernemen fürbaz, sô wil ich iu sagen daz, wi Iweretes hûs stuont. als uns diu buoch kunt tuont, ez lac harte schône. diu rîche burc Dôdône, als hiez siu, ist mir geseit. an si was michel vlîz geleit. wan der berc was niht ze smal, siu lac hôhe ob dem tal, erbûwen wol mit sinnen. beidiu ûzen und innen schein siu betalle hêrlich.
daz] Des P
Nv hatte gespiln hundert Also vz gesundirt Von drin kunigin richen: wolgetan W
do W schappel P niht] jene P blvme W niene lugen P 81r P do WP
vallis yble W vallis v´ bele P
... Wanne sy dar an gerne waz, Vil dicke so sy blumen laz Vnd so sich senite ir muo t, ... Initiale fehlt P ýweretes W Jueritis P dunt kunt P
Die riche Dodone Hieß die burg mit warheit, Vnd waz michel fliß an sy geleit. zesmal W siu] So P ˙ vnd innen P beidiu fehlt P Vssenyn
4067 rechts neben Initiale P Bleistiftvermerk S von neuzeitlicher Hand michel P
4088 do W
4096 dodone W
4098 wz mit
4077 Ha überlegt für P jene < niene 4086 vâls Iblê La (Ha) 4088–4089 Ha folgt P 4090 HaA erwägt er für ez mit Verweis auf V. 8972 4096–4097 Ha folgt P 4102 Ha folgt P / ûzenân Ha 4067 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (P) siehe Anm. zu V. 449.
4065–4103 4065
dass er mir glauben kann, dem sage ich, was die Dame für Gewohnheiten hatte:
Sie hatte 100 Gespielinnen, 4070
4075
4080
4085
4090
231
alle ausgewählt aus drei Königreichen. Die waren dem entsprechend, hübsch und schön. Die mussten täglich mit der Dame in das Tal gehen und brachen überall Blumen und machten Kränzchen daraus. Davon entstand der Brauch, dass gute Leute nicht davon ablassen, es (das Kranzbinden) zu tun, wo Blumen stehen. Wenn uns die Meister nicht anlügen, so stand, sobald sie eine Blume ausrissen, sogleich eine andere dort, wo man die vorherige gefunden hatte. Das hatte Gott so eingerichtet. Dieses selbe schöne Tal heißt heute und in Zukunft nach der Dame Vallis Ible, weil sie dort gerne war, so oft sie dort Blumen sammelte, wenn sie sich danach sehnte, wie es den Damen oft geschieht.
N
un hatte sie 100 Gespielinnen, auf folgende Weise ausgewählt von drei reichen Königen:
... weil sie dort gerne war, so oft sie Blumen sammelte und sie sich danach sehnte, ...
Wenn ihr weiter zuhören wollt,
4095
4100
dann will ich euch davon erzählen, wie Iwerets Burg beschaffen war. Wie uns die Bücher kundtun, war sie sehr schön gelegen. Die prächtige Burg Dodone, so hieß sie, wurde mir gesagt. Auf sie war viel Fleiß verschwendet worden. Denn der Berg war nicht zu schmal, hoch über dem Tal lag sie, gut erbaut mit Verstand. Sowohl außen wie innen schien sie völlig herrlich.
Die prächtige Dodone hieß die Burg in Wahrheit, und auf sie war viel Fleiß verschwendet worden.
232
4105
4110
4115
4120
4125
4130
4135
Text und Übersetzung 26va niden was der esterich von marmel gemaht. diu mûre was der selben slaht. geschâzavelt genôte, beidiu wîz und rôte, wârn di steine gezieret. diu mûre was gemuosieret harte wol von golde. dâ der wirt sîn solde und dâ sîn wonunge was, daz was ein rîche palas, michel und mære. man seit uns, daz er wære mit maniger schônheit geladen. Dar inne stuont ein slâfgaden, des mûren wâren ônichelîn. der esterich, der muose sîn lûter von kristallen und von edelen korallen. dâ wâren striche an gemaht von jaspidê maniger slaht. dâ was grôze rîcheit schîn. di siule wârn silberîn. dâ enmitten lâgen steine: saffîre vil reine, smâragden und rubîne, topâzjen und sardîne, grânât und ametisten, di wârn alle mit listen nâch ein ander an geleit. swanne Iweret dar în schreit, sô envorht er nieman, hôrt ich sagen.
4112 do W
niden] Vidinin P marmilstein P 81v P Geschachzauilt P beidiu fehlt P So worent P
Do der wurt sin wolte ... do si W richer P
slaf gaden W ¶ fehlt P mûren] jure P zweites der fehlt P edelem P do W Do P aspidin P do W Do P richeit ane schin P
Die pfilere warent silberin. mitten P vil fehlt P Smaragde P tapazzien W Copazin P amehtisten W Gramant vnd amatisten P an fehlt P yweret W meret P 82r P si enworht nieman W
4130 Copazin P] C entspricht in P T ohne den Querbalken, also wohl Schreiberversehen; vgl. analog V. 8071
4105 Ha folgt P 4108 Ha folgt P 4109 gevieret La (Ha) 4110 gezieret La (Ha); dagegen Grimm, W. 1846, S. 78 (zu ›Athis‹ F 82), Lei, Pérennec, S. 100, Pé, S. 215, Anm. 74 und Bu, S. 105, Anm. 33, die WP folgen 4118 ¶ fehlt Ha 4122 kôrallen Ha 4125 anschîn Lei 4107 geschâchzabelt = geschâzavelt part. adj. ›gewürfelt‹ (BMZ III 833 mit Verweis auf die Stelle; Le I 895. 897 ohne weiteren Beleg; Fb 129 mit weiteren Belegstellen; vgl. Rosenfeld 1930). Eventuell beruht zz in geschazzavelt W auf Verlesung von hz, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6). / genôte adv. ›eng; dringlich, unablässig, eifrig, sehr‹ (Le I 860f.). 4110 muosieren = mûsieren swv. ›ausgelegte Arbeit anbringen‹ (BMZ II/1 241; Le I 2241; vgl. ausführlich zur Wortgeschichte Grimm, W. 1846, S. 78 [zu ›Athis‹ F 82]). 4119 mûre ist mhd. swstf. (BMZ II/1 274f.; Le I 2251). 4125 anschîn (Lei) stm. ›Deutlichkeit, Verständnis‹ (Le I 76). Lei meint mit dieser Konjektur P zu folgen, deren Worttrennung ich dagegen an dieser Stelle für korrekt halte (ane ›daran‹). 4129 smaract, smaragde etc. ist mhd. stswm. (Le II 1002). 4135–4136 Die Verderbnisse in W sind eventuell durch die versehentliche, noch vom Schreiber selbst korrigierte Umstellung der Verse bedingt.
4104–4135
4105
4110
4115
4120
4125
4130
4135
Unten war der Estrich aus Marmor gemacht. Die Mauer war von derselben Art. Die Steine waren verziert und mit einem feinen, rot-weißen Würfelmuster versehen. An die Mauer war ausgelegte Arbeit aus Gold sehr gut angebracht. Wo der Burgherr sein sollte und wo seine Wohnung war, dort befand sich ein prächtiger Palas, groß und herrlich. Man erzählt uns, dass er mit vielen schönen Dingen ausgestattet war. Darin befand sich ein Schlafgemach, dessen Mauern aus Onyx waren. Der Estrich, der musste von Kristallen und von edlen Korallen hell sein. Dort waren Streifen von vielerlei Jaspiden angebracht. Dort zeigte sich große Pracht. Die Säulen waren silbern. Dort in der Mitte lagen Steine: ganz reine Saffire, Smaragde und Rubine, Topaze und Sardine, Granate und Ametysten, die waren alle kunstfertig nach einander hingelegt. Wann immer Iweret dort hineinging, so fürchtete er niemanden, hörte ich sagen.
233
Wo der Burgherr sein wollte ...
Die Pfeiler waren silbern.
234
4140
4145
4150
4155
4160
4165
Text und Übersetzung daz himelze was durchslagen von golde und von gesteine wol, ... ... der ich ein teil nennen sol: Dâ lac kalzedôn und berillus, ônix und krisolîtus, jâchant und karfunkel; dâ von wart niemer dunkel in der kemenâten. 26vb noch was si baz berâten, als ich iu zellen mac: daz spanbette, dâ ûf lac der wirt und sîn kint reine, daz was von helfenbeine und von rôtem golde. di steine, di er wolde, di wâren dar an geleit. ein golter was dar ûf gespreit von samît grüen als ein gras. diu betwât vil linde was, der pfulwe und ouch daz küssîn, diu zieche guot sîdîn. wîz und reine, niuwe und kleine was daz lîlachen. mit gewerlichen sachen minnet her Iweret sîn tohter, wan siu dicke tet, des er gelachen mohte. swaz ze den êren tohte, des was diu burc berâten mit der kemenâten, an gesinde und an aller habe.
Das himelze waz durchslagen Von golde und von gesteine. Saffire reine, Smaragde, die weis ich noch mere wol, ... nemen P Do W DO P byrillus W und fehlt P
do W Do P nieman W tunckel P
do W vff do P sine reine P roten W
kuter P geleit P semit P ˙ kusse P
... Die zieche guo t sidin vnd reine waz. ...
82v P
˙ Mit getruwelichen sachen Trut herre Iweret sin tochter, wonde sie dicke tet, ... zeden W zuo eren wol dochte P
4136 swaz dvrch slagen W / durch slagen P 4158 di ziechen W 4160–4161 in einer Zeile WP 4162 gewerlicher W 4163–4164 in einer Zeile P 4163 ýweret W vieret P 4136–4139 Ha folgt P 4139 Smaragde P fehlt Ha / ich und noch Ha 4141 Initiale fehlt Ha / und fehlt Ha 4142 crisolitus Ha 4144 niener La (Ha) / tunkel Ha 4149 HaA erwägt des wirtes kint reine 4154 kulter Ha 4162 gemellîchen La (Ha) / Pérennec, S. 100 folgt P; Bu, S. 106, Anm. 34 folgt W; Pé, S. 217, Anm. 75 ist unentschieden 4163 Ha folgt P 4136 himelze = himelize ›Decke eines Zimmers‹ (BMZ I 686 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1285f., 1291). 4144–4145 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4154 golter = kulter ›gefütterte Steppdecke‹ (BMZ I 899f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1047. 1766). 4157 phulwe, phülwe swmn. ›Federkissen‹ (BMZ II/1 516 mit Verweis auf die Stelle; Le II 266f.). 4158 ziech, zieche swstf. ›Bettdecken-, Kissenüberzug‹ (BMZ III 874 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1101). 4162 Zu gewerlich siehe Anm. zu V. 1753. 4169 Erwägenswert wäre, an durch ân zu ersetzen, wodurch der Fokus auf die Kemenate gestellt würde.
4136–4169
4140
Die Zimmerdecke war von Gold und von Gestein gut durchschlagen, ... ... von denen ich einen Teil nennen will:
235 Die Zimmerdecke war von Gold und von Gestein durchschlagen. Reine Saffire, Smaragde – ich kenne wohl noch mehr davon, ...
D
4145
4150
4155
4160
4165
a lagen Kalzedon und Berillus, Onyx und Krisolit, Jachant und Karfunkel; deshalb wurde es in der Kemenate niemals finster. Außerdem war sie noch besser eingerichtet, wie ich euch erzählen kann: Das Spannbett, auf dem der Burgherr und sein reines Kind lagen, das war aus Elfenbein und aus rotem Gold. Die Steine, die er wollte, die waren darin eingelegt. Darauf war eine Steppdecke ausgebreitet, aus Seidenbrokat, grün wie Gras. Das Bettzeug war sehr weich, der Polster und auch das Kissen, die Überzüge aus guter Seide. Weiß und ohne Makel, neu und fein war das Leintuch. Herr Iweret liebte seine Tochter mit Sorgfalt, weil sie es oft bewirkte, dass er lachen konnte. Was immer zu Ehren gereichte, damit war die Burg an der Kemenate, am Gesinde und an allem Besitz ausgestattet.
... die Überzüge waren aus guter Seide und makellos. ...
Herr Iweret liebkoste seine Tochter mit Treue, weil sie es oft bewirkte, ...
236
Text und Übersetzung
ich zaltiu wunder drabe, wan daz ich iht anders sagen sol. Dôdône stuont ze wunsche wol, wan der wirt het genuoc, swaz wazzer oder lant truoc 4175 und swes sîn lîp gedâhte. di burc er vollebrâhte, daz ir nihtes enbrast. siu was guot und vast, besatzt mit burgæren. 4180 ich hôrt sagen, ir wæren sehzic und lützel mêr. si wârn rîch und hêr und heten vröude under in: der tac was dâ schiere hin. 4185 Ouch hôrt man der glocken schal in der burc über al, 27ra sô man an den zimbel sluoc, dâ von ich ê hân genuoc gesaget, ob irz hânt vernomen. 4190 Nuo ist unser ritter komen. als er kom zuo der linden, 4191a ... sîn ros begund er binden zuo des boumes aste, sanft und niht ze vaste, 4195 wan er woltez wider hân genomen, swenne er den wirt sæhe komen. den schilt leit er ûf daz sant. dô nam der edel wîgant den hamer in di hant sîn 4200 und sluoc in daz zimbellîn sô vast, daz ez lûte schal und manz hôrt über al in der burc und in dem walde. dô enstricter ab balde 4205 sîn helm und satztin an daz gras. er gienc eine, dâ der brunne was. als er zuo dem wazzer kam, 4170
4182 here W] hochgestelltes e eventuell Zierstrich des r 4206 do W
zalte wunder noch dar abe P ich ander sagen P ¶ Dodône W] Dodone P zewo nsche W Wanne daz der P swaz] Wes P oder] alle P sîn fehlt P volle brahte W bruc P nicht P
höre P lutel P here W do WP Initiale fehlt P ˙ An der burge P 83r P an fehlt P do W Do P han ich genüc P
Nuo ist vnßer ritter dar komen, Also er kam zü der linden. Also er zuo der linden do Begunde binden Sin roß zuo des bomes aste, ... sovnft W zevaste W
... Wanne er den figent sehe komen. er fehlt P sant] lant P
in] an P erschal P manz] man si P enstriche P satztin] sossen P
Er ginck hin, do der burne waz. chom W
4190 vnß P
4192 Begunde er binden P
4196 sigent P?
4170 wunder noch dar abe Ha 4172 ¶ fehlt Ha 4174 swes Ha 4185 Initiale fehlt Ha 4190 ¶ fehlt Ha 4200 Ha folgt P 4206 Ha folgt P 4190–4193 Der Paralleltext ist problematisch. Ich lese für V. 4190–4191: ›Nun ist unser Ritter dorthin (in dieses Land) gekommen, als er zu der Linde kam.‹ 4196 figent P = vîgent = vîent (Le III 333).
4170–4207 4170
4175
4180
Ich würde euch Wunderbares davon erzählen, wenn ich euch nicht anderes sagen müsste. Dodone war vollkommen, denn der Burgherr hatte genug von dem, was immer Wasser oder Land hervorbrachten und was immer er wollte. Die Burg hatte er so gebaut, dass es ihr an nichts fehlte. Sie war gut und stark befestigt, besetzt mit Einwohnern. Ich hörte sagen, dass sie 60 oder ein wenig mehr gewesen wären. Sie waren reich und edel und hatten unter sich Freude: Die Tage vergingen dort schnell.
4185
Auch hörte man den Klang der Glocke
4190
überall in der Burg, wenn man die Glocke schlug, von der ich zuvor genug erzählt habe, wenn ihr es gehört habt. Nun ist unser Ritter gekommen. Als er zu der Linde kam,
4191a ... band er sein Ross an den Ast des Baumes, sanft und nicht zu fest, 4195 denn er wollte es wieder nehmen, wenn er den Burgherrn kommen sehen würde.
4200
4205
237
Den Schild legte er auf den Boden. Da nahm der edle Kämpfer den Hammer in seine Hand und schlug so fest in das Glöckchen, dass es laut erschall und man es überall in der Burg und im Wald hörte. Da band er kühn seinen Helm ab und setzte ihn ins Gras. Er ging alleine hin, wo die Quelle war. Als er zu dem Wasser kam,
Nun ist unser Ritter dorthin (in dieses Land) gekommen, als er zu der Linde kam.
Er band also sein Ross dort zu der Linde an den Ast des Baumes, ...
... sobald er den Feind kommen sehen würde.
Er ging dorthin, wo die Quelle war.
238
4210
4215
4220
4225
4230
4235
4240
Text und Übersetzung di kupfen er abe nam, der degen ellende twuoc sîne hende und kuolt sich under den ougen. des en ist dehein lougen, er enschin vröudebære. nuo vernement vremdiu mære: In der næhsten naht, dô Iweret morgen vaht mit unserm guoten knehte, dô troumde vil rehte der schœnen maget Iblê, wi si durch den schœnen klê zuo der linden kom gegân. dâ sach siu einen ritter wol getân, des gebærde was sô guot, daz siu herze und muot und alle ir sinne kêrt an sîn minne, 27rb und was diu liebe vil grôz. deheines dinges si verdrôz, wan daz siu in dâ vor nie gesach. swaz er tet und sprach, dâ was ir wundersanfte mite. si marcte lîp und site und satzt di in ir herzen schrîn. waz solt seltsæner sîn? Ditz was unser helt balt: er was rehte gestalt in ir troum, als in ir herzen was. sît manz an den buochen las, sô sî iu für wâr gesaget, vor liebe wachet diu maget. Diu vrouwe sich versan, wan siu gedâht an den man,
kuppen P Vnd trüg P 83v P kielte P enkein P Der P ein frömde mere P In] An P yweret W meret mornn sach P
˙ yble W vblide P schöne P keme P do W Do P
... Des geberde duchte sie so guo t, ...
ir] sine P
... Vnd waz die holtschafft vil groß. Nie keins P do WP nie fehlt P do W Do P wunder sanfte W und] min P
... Vnd satzte in in irs hertzen schrin. Ditz] Daz P vnß P 84r P als er in hertzen P dem P ˙ P wer P furwar W si es uch
... Vor liebe erwachte die maget.
Do die frowe sich versan
Vnd sie gedochte an den man,
4240 ir P 4210 und twuoc Ha 4221 Ha folgt P 4222 wol getân] stân La (Ha) 4227 Ha folgt P 4233 Ha folgt P 4235 Initiale fehlt Ha 4237 in ir troum fehlt Ha / als er in Ha 4239 Ha folgt P 4241–4242 Ha folgt P 4241 Initiale Ha 4208 Zu kupfe siehe Anm. zu V. 2388. 4227 holtschaft stf. ›Gewogenheit, Freundschaft‹ (BMZ I 705 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8915; Le I 1328). 4231 wundersanfte adv. ›sehr leicht, angenehm‹ (Le III 992 mit Verweis auf die Stelle). 4236–4237 Die Hss. sind, anders als Ha, zweideutig: Entweder ist Lanzelet in ihrem Herzen wie in ihrem Traum, oder er ist in Herz und Traum so, wie er wirklich ist. Die Syntax scheint mir eher für die erste, der inhaltliche Zusammenhang für die zweite Variante zu sprechen. 4237 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4241 versinnen stv. refl. ›zur Besinnung, zum Bewusstsein, Verstand kommen‹ (Le III 229f.).
4208–4242
4210
4215
4220
4225
4230
239
nahm er die Kopfbedeckung ab, der fremde Degen wusch sich seine Hände und kühlte sich unter den Augen ab. Es ist ungelogen, dass er gut aufgelegt war. Nun vernehmt merkwürdige Geschichten:
In der vergangenen Nacht, an deren Morgen Iweret mit unserem guten Kerl kämpfen sollte, da träumte der schönen Maid Iblis ganz genau, wie sie durch den schönen Klee zu der Linde gegangen kam. Da sah sie einen schönen Ritter, dessen Verhalten so gut war, dass sie Herz und Gemüt und all ihren Sinn an seine Minne wandte, und die Liebe war sehr groß. Nichts verdross sie, außer dass sie ihn zuvor nie gesehen hatte. Was immer er tat und sprach, das war ihr wunderbar angenehm. Sie beobachtete Körper und Art (des Ritters) und setzte die in den Schrein ihres Herzens.
... dessen Verhalten sie so gut dünkte, ...
... und die Zuneigung war sehr groß.
... und setzte ihn in den Schrein ihres Herzens.
Was könnte seltsamer sein? 4235
Dies war unser tapferer Held:
4240
Er war in ihrem Traum und in ihrem Herzen ganz so beschaffen, wie er auch in Wirklichkeit war. Da man es an den Büchern gelesen hat, so sei euch wahrhaftig erzählt, dass die Maid vor Liebe wach blieb.
... dass die Maid vor Liebe erwachte.
Die Dame kam zur Besinnung, denn sie dachte an den Mann,
ls die Dame zur Besinnung kam und sie an den Mann dachte,
A
240
4245
4250
4255
4260
4265
4270
4275
Text und Übersetzung der ir vor was erschin. den troum erscheinde siu ûf in dar nâch, als ez im ist komen. Siu sprach: ›von mir wirt genomen nimer man, des muoz ich jehen, wan den ich hînaht hân gesehen.‹ mit gedanken wart siu des in ein, dâ ir der ritter dô erschein, daz si di stat êrte und imer dar kêrte, sô man den zimbel ruorte. Den muot siu vollefuorte und kom zuo der linden fruo genuoc, dô unser friunt den zimbel sluoc. Nuo wil ich iu kurzlîch sagen, ez endorft nie wîp getragen hêrer kleit, danne siu truoc. ez dûht iuch lîht ein ungefuoc, ob ich dâ von iht seite. ir pfert und ir gereite, daz was schœne und guot. siu hete noch den selben muot, des siu in dem troume pflac. Siu bôt dem helde guoten tac, 27va den siu bî dem brunnen vant, wan siu sach wol zehant, daz ez der selbe ritter was. Siu erbeizte zuo im an daz gras und gruoztin harte schône. dô neic er ir ze lône, wan im seit daz herze sîn, daz ez wære diu künigîn. Als er di schœne maget gesach, nuo mugent ir hœren, wi er sprach: ›genâde, vrouwe wol getân! woltent irz für guot hân, ich seit iu gern mînen muot.
Das ir waz vor erschin, ... tröm den ich meinte si P Dar nach as es im kam in P ¶ fehlt P des] das P gedenken P do W] Daz P dô] vor P
man] mid P volle furte W fro P den zimbel] die glocken P v W Das wil P
... Ez endorffte nie wip getragen Besser cleit, danne sie truo g. ˙ lichte ein vngefuo g, Es duchte uch v 84 Obe ich vil do von geseit.
¶ fehlt P
¶ fehlt P an] in P zelone W seite ie sa daz P Das er was der junge kúnigin P
Also er ir schoe ne gesach, ... Genade mir frowe P
˙ guo t enpfan, ... Woltent es fur
4257 freier Raum für Initiale W 4258 Er P 4259 herez W 4260 fvo c in vngefvo c rechts ausgeworfen nach V. 4261 W 4261 do W 4275 schonen W / geschach W 4278 woltend W 4243–4244 erschinen : inen La (Ha); Haupt, Sp. 113 / der ir vor erscheinde. | den troum siu ûf in meinde Hannink 4245 im] nu La (Ha) 4246 ¶ fehlt Ha 4250 dô] vor Ha 4266 ¶ fehlt Ha 4270 ¶ fehlt Ha 4275 Ha folgt P 4243 Zum Schwund des -en beim Part. Prät. siehe Mhd. Gramm. § 198, Anm. 3. / Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme (P) siehe Mhd. Gramm. § 426. 4262 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 4278 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449.
4243–4279
4245
4250
4255
der ihr zuvor erschienen war. Den Traum deutete sie auf ihn dem entsprechend, wie es ihm tatsächlich ergehen sollte. Sie sprach: ›Ich werde niemals einen Mann heiraten, das muss ich sagen, außer den, den ich heute Nacht gesehen habe.‹ In Gedanken wurde sie sich darüber klar, dass sie die Stätte ehren würde, wo ihr der Ritter da erschienen war, und sie immer dorthin gehen wollte, wenn man die Glocke bewegte. Die Absicht führte sie aus und kam früh genug zu der Linde, als unser Freund die Glocke schlug.
241 der ihr zuvor erschienen war, deutete sie den Traum auf ihn dem entsprechend, wie es ihm tatsächlich ergehen sollte.
Nun will ich euch kurz erzählen, 4260
4265
4270
4275
dass eine Frau nie ein vornehmeres Kleid tragen durfte, als sie trug. Ihr würdet es leicht für Frevel halten, wenn ich euch irgendetwas davon erzählte. Ihr Pferd und ihr Reitzeug waren schön und gut. Sie hatte noch dieselbe Absicht, wie sie im Traum hatte. Sie sagte dem Helden guten Tag, den sie bei der Quelle fand, denn sie erkannte sofort, dass es derselbe Ritter war. Sie stieg zu ihm auf das Gras ab und grüßte ihn sehr freundlich. Da verbeugte er sich dankbar gegen sie, denn sein Herz sagte ihm, dass es die Königin wäre.
... dass eine Frau nie ein besseres Kleid tragen durfte, als sie trug. Ihr würdet es leicht für Frevel halten, wenn ich euch viel davon erzählte.
Als er die schöne Maid sah,
Als er ihre Schönheit sah, ...
nun hört, wie er da sprach: ›Habt Dank, schöne Herrin! Wenn ihr es im Guten aufnehmt, sage ich euch gerne meine Meinung.
Wenn ihr es im Guten empfangt, ...
242 4280
4285
4290
4295
4300
4305
4310
4315
Text und Übersetzung ir sint sô schœne und sô guot, als ich di liute hœre jehen und als ich selbe hân gesehen, enkeine P daz ich durch deheine schulde wan bînamen durch iuwer hulde und umb iuwern schœnen gruoz gevinnen W gewinnen oder verliesen muoz. ist ez wâr, sô man mir seit, 85r P sô] daz P sô ist mir der tôt bereit oder] Also P oder ir und dar zuo michel guot. ob mir got genâde tuot, keinem P wâ geschach ie deheim man baz? ˙ got sit merige haz P selfiu got, en sint mir niht gehaz!‹ hellffe uch ›Waz ræch ich an iu‹, sprach diu maget, Daz W Initiale fehlt P ›ist ez, als mir mîn herze saget herre W und als ez iuwerm lîbe zimet? Wele P swelich vrouwe sich des an genimet, daz si gern wol tuot, swâ siu kan, diu êret alle hübsche man. des war W fehlt P der] Diser P dêswâr, der muget ir wol einer sîn. doch zürn ich an di sinne mîn, Joh P dir sinne mim P daz ich iuch niht mêre hân gesehen iv W und ich iu doch muoz verjehen, iehen P dar nâch als ich mich enstân, Do nach ich alleine mich P mich gedûht nie man sô wol getân.‹ enduchte P sô] Also P Er geloubt ir wol und nam ir war. Initiale fehlt P gelopte P siu seit im an ein ende gar, 27vb wi ir in dem troume was gesîn. ›ir sult durch den willen mîn der âventiur abe gân!‹ ˙ es nit P er sprach, er en moht ir niht verlân. er mote doch wart ir bete harte vil. 85v P er sprach: ›vrouwe, ich enwil! ›Zwar, frowe, ich en wil! ich hæt sîn unêre.‹ er] Jr P er sluoc den zimbel sêre. in verdrôz, daz Iweret niht kam. ýweret W meret P den schilt er ze halse nam zehalse W halsa P und was in alle wîs bereit. dô weinde diu vrouwe gemeit,
4289–4290 vertauscht W
4304 Also wol geton in eigener Zeile P, davor ¶
4312 in enwil W
4289 ir] êre Hannink 4293 Initiale fehlt Ha 4295 Ha schließt die direkte Rede am Versende 4299 dêswâr fehlt Ha 4300 Ha lässt die direkte Rede wieder einsetzen / joch Ha / sinne] sælde Ha 4304 endûht Ha 4305 Initiale fehlt Ha 4310 ern möht Ha 4284 bînamen = benamen ›im vollen Sinne des Wortes, wirklich‹ (Le I 278); vgl. V. 4492, 5198, 6827, 6925 (P). 4289 Hannink macht den Text moralischer, als er ist.
4280–4318 4280
4285
4290
243
Ihr seid so schön und so gut, wie ich die Leute sagen höre und wie ich selbst gesehen habe, dass ich wirklich wegen nichts wenn nicht wegen eurer Huld und für euren schönen Gruß gewinnen oder verlieren soll. Ist es wahr, wie man mir erzählt hat, dann wartet auf mich der Tod oder ihr und dazu großer Besitz. Wenn mir Gott diese Gnade erweist, wo wäre es dann irgendeinem Mann besser ergangen? Bei Gott, hasst mich nicht!‹
W
4295
4300
4305
4310
4315
› as sollte ich an euch rächen‹, sprach die Maid, ›wenn es so ist, wie mir mein Herz sagt und wie es euch angemessen ist? Wenn eine Dame sich dessen annimmt, gut zu handeln, wo immer sie kann, ehrt sie alle höfischen Männer. Fürwahr, von denen dürftet ihr wohl einer sein. Jedoch zürne ich meinen Sinnen, dass ich nicht mehr von euch gesehen habe und ich trotzdem von euch behaupten muss, soweit ich es beurteilen kann, dass ich nie einen Mann für so schön befunden habe.‹
Er glaubte ihr aufs Wort und betrachtete sie. Sie erzählte ihm genau, was ihr in dem Traum geschehen war. ›Ihr sollt meinetwillen von der Aventiure abstehen!‹ Er sprach, er könnte nicht von ihr ablassen. Trotzdem wurden ihre Bitten sehr zahlreich. Er sprach: ›Herrin, ich will nicht! Ich würde dadurch Unehre erwerben.‹ Er schlug die Glocke sehr stark. Ihn ärgerte, dass Iweret nicht kam. Er nahm den Schild zum Hals und war in jeder Hinsicht vorbereitet. Da weinte die fröhliche Dame,
›Fürwahr, Herrin, ich will nicht!
244
4320
4325
4330
4335
4340
4345
4350
4355
Text und Übersetzung wan si den strît ungerne sach. siu saz nider und sprach: ›nuo helf iu got beiden, wan ich enkan iuch niht gescheiden. daz ist des schult, ich en mac. ich gelebete nie sô leiden tac.‹ siu want ir wîzen hende. ir klage was âne ende. siu dinget und vorhte, wer dâ den schaden worhte. Dô siu alsô riuwelîche saz, diu minne schuof, daz siu vergaz ir wîsheit und ir witze. siu gewan ein solch hitze, diu senendem muot nâhen lît. Siu sprach: ›ritter, ob ir hübsch sît, sô sult ir mich bedenken niet. mîn herze mir an iuch geriet; dâ wider kan ich niht gestreben. di wîl ich imer mac geleben, so muoz ich iuch minnen. nuo füerent mich mit iu hinnen, schœnez bilde, reiner lîp!‹ er sprach: ›neinich, liebez wîp!‹ ›jâ ir, sældehafter man!‹ ›ich bin, der niht vliehen kan.‹ ›durch wîp man dicke wenken sol.‹ ›durch êr wirbe ich iu ze rehte wol. 28ra swaz ir mir danne liebez tuot, des vröut sich lîp und ouch mîn muot. ob ir mich minnent, als ir jehent, sô ist mir liep, daz ir gesehent, daz ich durch iuch getar wol bestân, swaz ein ritter sol.‹ Diu vrouwe saget im mære, daz ir vater wære ein alsô vreislich man:
˙ P 4346 zerehte W / erwurbe uch
wan fehlt P kan P ich en mac] daz inemac P
Nuo gelepte ich nie so lieben tag.‹
wise P
do W fehlt P rüweclich P Daz wisheit P wisse P sennende P ¶ fehlt P
do W 86r P Danne kan ich wider nicht P
Schone P nenich W] niem ich P jâ] So P nit wol fliehen P
˙ zuo rechte wol. ›Joch erwurbe ich uch
Vnd ob P
˙ harte wol ... Das ich durch uch Getar geston, also ich sol. ¶ fehlt P
4352 waz W
4322 Ha folgt P 4324 nu gelepte ich nie Ha folgt P 4346 Ha folgt P 4353 ¶ fehlt Ha
4334 ¶ Siu sprach fehlt Ha
4335 mich] iuch Hannink
4344 Ha
4324 Der Paralleltext ist fraglich und nur dann sinnvoll, wenn man liest: ›Nun werde ich niemals einen so freudvollen Tag erleben, (dass ich mich zwischen euch und meinem Vater entscheiden kann).‹ Oder ist einfach von ei > ie auszugehen (vgl. Einl.)? 4335 bedenken swv. mit Akk. der Pers. ›Verdacht auf jemanden werfen‹ (BMZ I 344f.; Le I 140; vgl. WeBuKe), freier wohl: ›schlecht von jemandem denken‹ (vgl. PéSp). Die Konjektur von Hannink ist unnötig. 4336 einem an ein dinc râten ›jemandem zu etwas raten‹ (BMZ II/1 563). 4341 Eventuell wäre dieser Vers schon zur folgenden Rede Lanzelets zu ziehen. 4346 Konjektur in P der Lesbarkeit halber.
4319–4355
4320
4325
245
weil sie den Kampf ungern sah. Sie setzte sich nieder und sprach: ›Nun helfe euch beiden Gott, denn ich kann mich nicht zwischen euch entscheiden. Das ist dessen Aufgabe, ich vermag es nicht. Ich habe niemals einen so leidvollen Tag erlebt.‹ Nun werde ich nie einen so freudigen Tag erleben (dass ich mich zwischen euch und meinem Vater entscheiden kann).‹ Sie rang ihre weißen Hände. Ihre Klage war unendlich. Sie hoffte und fürchtete, wer da das Verderben (für den anderen) bringen würde.
Als sie so traurig saß, 4330
4335
4340
4345
4350
4355
schuf die Minne, dass sie auf ihre Weisheit und ihren Verstand vergaß. Es überfiel sie eine solche Hitze, wie sie dem sehnsuchtsvollen Gemüt nahe liegt. Sie sprach: ›Ritter, wenn ihr höfisch seid, dann sollt ihr nicht schlecht von mir denken. Mein Herz riet mir zu euch; dagegen kann ich nicht ankämpfen. Solange ich lebe, muss ich euch lieben. Nun führt mich mit euch von hier weg, schönes Bild, reiner Körper!‹ Er sprach: ›Ich kann nicht, liebe Frau!‹ ›Oh doch, glückseliger Mann!‹ ›Ich bin einer, der sich nicht aufs Fliehen versteht.‹ ›Um der Frauen willen soll man oft wankelmütig sein.‹ ›Für die Ehre will ich um euch werben, wie es sich ›Trotzdem werde ich euch erwerben, wie gehört. es sich gehört. Was immer ihr mir dann Liebes tut, darüber freut sich der Körper und auch mein Gemüt. Wenn ihr mich liebt, wie ihr behauptet, dann ist es mir lieb, dass ihr erkennt, dass ich um euretwillen wage, tapfer ... dass ich um euretwillen wage, sehr tapfer in Angriff zu nehmen, was immer ein Ritter soll.‹ zu bestehen, was ich soll.‹ Die Dame erzählte ihm, dass ihr Vater ein sehr Furcht erregender Mann wäre:
246
4360
4365
4370
4375
4380
4385
4390
Text und Übersetzung ›im gelîchet nieman und ist vil an in versuoht. ob ir mîner minne geruoht, herre, sô gedenkent mîn.‹ ›daz dinc muoz etswenne sîn‹, sprach der edel wîgant. dâ mit ruorter zehant den zimbel, als er wuote. dô geswant von unmuote der vil edelen künigîn. siu vorht irs vater und sîn. der helt si an den arm nam, unz daz siu zuo ir selber kam und ir wart ein wênic baz. zehant er ûf sîn ors gesaz; des trûrten ir sinne. Siu sprach: ›ôwê minne, war umb hâstu mich geschant? daz mir von minnen ie geswant, daz enwær mînes rehten nît. ich minnen den, der mir verzît, daz er mich füere hinnen. waz sol ich an im minnen? wê, waz sprich ich tumbez wîp! beidiu tugent und sînen lîp, di muoz ich imer minnen. von liebe möht ich brinnen. minne tuot mir alsô heiz, daz ich itze lützel weiz und mich al mîn list niht vervât. Minne tuot mir solchen rât, 28rb daz ich ir diene imer mê. ach leider, wê mir wê! Minne ist nieman bereit, ez enkome von grôzer sælicheit.
4367 arn W
›Jme gesigte nie nieman an ... versuo chet P rüchet P
86v P do W Do P ruo re er P von] vor P ˙ kunigen P Initiale P unz] Wisse roß P ¶ fehlt P
... Was hastu mich geschant! mynne P rechtes P verziecht P minna P tumbez wîp] tumbi P
itze] so P nicht al min list P
Minne, tuo mir selten rat, 87r Das ich dir diene iemer me! zweites wê] owe P ¶ fehlt P seilicheit W
4387 mer W
4356 Ha folgt P / gesiget Ha 4358 Ha folgt P 4372 ¶ fehlt Ha 4375 Ha folgt P 4375–4376 niht : verziht La (Ha) 4381 diu Ha 4386 Minne, tuo mir selhen rât, Ha 4387 Ha folgt P 4388 Ha folgt P 4389 ¶ fehlt Ha 4356 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede siehe Anm. zu V. 1268. 4364 Zu geswinden siehe Anm. zu V. 2113. 4373 waz (P) ist hier wohl steigernd als ›wie, wie sehr‹ zu lesen (DWb XXVIV 92). 4375 rechte swn. (subst. Adj.) ›die richtige, gerechte Sache‹ etc. (BMZ II/1 613; Le II 379). / We zieht den Vers nach unten. 4375–4376 Der Reim bei Ha ist problematisch (vgl. auch HaA), da verzîht zu erwarten wäre. nît für niht ist dagegen mhd. belegt (Le II 83). 4376 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. / verzîhen, verzîen stv. mit Dat. und untergeordnetem Satz ›versagen, abschlagen‹ (BMZ III 878; Le III 319f., beide mit Verweis auf die Stelle). 4386 Eventuell wäre für P mit Ha zu konjizieren. Oder ist zu lesen: ›Minne, berate mich selten (= lasse mich zufrieden), damit ich dir auf immer dankbar bin.‹?
4356–4390
4360
4365
4370
4375
4380
4385
4390
›Niemand tut es ihm gleich und er wurde schon oft herausgefordert. Wenn euch etwas an meiner Liebe gelegen ist, Herr, dann denkt an mich.‹ ›Die Sache muss irgendwann geschehen‹, sprach der edle Kämpfer. Damit bewegte er sogleich die Glocke, als würde er rasen. Da wurde die so edle Königin vor Unglück ohnmächtig. Sie fürchtete um ihren Vater und um ihn. Der Held nahm sie an den Arm, bis sie zu Bewusstsein kam und es ihr ein wenig besser ging. Sogleich bestieg er sein Ross; das machte sie traurig. Sie sprach: ›O weh, Minne, wieso hast du mich geschändet? Dass ich jemals aus Liebe ohnmächtig geworden bin, das war nicht nach meiner Art. Ich liebe den, der mir abschlägt, mich fortzuführen. Was soll ich an ihm lieben? Weh, was spreche ich törichte Frau! Sowohl die Tugend wie ihn, die werde ich immer lieben. Vor Liebe könnte ich brennen. Die Minne bringt solche Hitze über mich, dass ich jetzt kaum weiter weiß und mir all mein Verstand nichts nützt. Die Minne gibt mir einen solchen Rat, dass ich ihr für immer dienen muss. Ach leider, weh mir, weh! Die Minne hilft niemandem, es sei denn, jemand hat großes Glück.
247 Niemand hat ihn bisher besiegt ...
... wie sehr hast du mich geschändet!
Minne, lass mich zufrieden, damit ich dir für immer dankbar bin!
248
4395
4400
4405
4410
4415
4420
Text und Übersetzung swen Minne ie herzelîche traf, den vervie nie krût noch sîn kraf. doch dês alein; möht ich komen ze dem schœnen tal, mir möhte fromen mîn schœne bluomen etwaz. wê, war umbe sprich ich daz? möht ich wol, ine wolt ez niht tuon. mich hât diu minne alsô enspuon, daz ich di wîsheit wol verbir. min süeziu tumpheit râtet mir, daz ich dem wunderschœnen man mînes lîbes und des siges gan. daz wert mir natûre. mînes herzen nâchgebûre, dem gan ich sælden aller meist. ach Minne, waz du wunders weist!‹ Dô sus alle ir sinne striten, dô kom ir vater zuo geriten ûf eim stolzen ors grôz, gewâfent, daz nie sîn genôz mit bezzerm îsen wart bereit. sîn ors was, sô man uns seit, zundervar vil tiure. mit einer îsern kovertiure ez was bedaht ûf den strît. dar obe lac ein samît, geworht grüene als ein gras. sîn wâfen ouch dar an was, rôte lewen von golde. sîn schilt was, als er wolde, von zinopel rôt genuoc. einen guldînen lewen er truoc, der was ûf daz bret erhaben. daz er zeiner banier solt haben,
swenne W hertzeclich P
˙ ... Den enruwe nit crut noch wurtzen safft. ˙ Doch des alleyin; mochte es komen Zü dem schönen tal mir, mir soltent fromen Min edel bo˘me etwaz. rede P wol ioh enwil ich ez P enspuon] ensampt P enbir P süeziu fehlt P mir daz P
... Das ich dem wunderschönen man Mins lobes vnd dez siges gan. daz] Dis P mir die nature P nach gebvre W seilden W wunder P Initiale fehlt P strtin P eime stuo ffe rosse P geweffet P besser P wer P
Sin roß was, so man vns seit, ˙ 87v Sunder uar, vil ture. komertu “re P Waz es P semit P
... Rote löwen von golde fin. sinopilerot P 1ra G baner P
4392 ver vie W 4394 zedem W / Mir soltent fromen in nächster Zeile P (Großschreibung stillschweigend normalisiert) 4401 den W / wnder schonen W wunder schönen P 4412 was ro so P 4413 zvnder var W 4392 noch würze saf Ha W
4394 möhten Ha
4398 mir lât La (Ha)
4409 rosse Ha
4421 sinopele Ha, HaA folgt
4393 Zu komen mit Dat. und Präp. (P) siehe BMZ I 900. 4394 Zur Numerusinkongruenz (W) siehe Anm. zu V. 16. 4398 ich lâze mir enspuon (Ha) ›lasse mir angelegen sein‹ (BMZ II/2 554 mit nur diesem Beleg; Le I 567 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. HaA; V. 5887). Vgl. spuon anv. unpers. mit Dat. ›von statten gehen, gelingen‹, spuon lâzen mit Dat. und Gen. ›sich etwas angelegen sein lassen, sich sputen‹ (Le II 1124). Die geringe Belegdichte scheint mir aber die Form von W nicht auszuschließen. Ich lese daher – im Hinblick auf spanen stv. – ›locken, reizen, antreiben‹ (Le II 1067). 4403 ›das verbieten mir die bande der natur.‹ (HaA); ebenso We. Anders PéBuSpKe, die wern als ›gewähren‹ lesen. 4413 zundervar adj. ›feuerrot‹ (Le III 1177 mit Verweis auf die Stelle). 4421 zinopel = sinopel stn. ›roter Farbstoff‹ (BMZ II/2 317f.; Le II 934, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. Paris 1883, S. 490f.).
4391–4424 Wen die Minne im Herzen getroffen hat, dem nützt kein Kraut und keine Kraft.
4395
4400
4405
Doch einerlei; könnte ich zu dem schönen Tal kommen, könnten mir meine schönen Blumen ein wenig helfen. Weh, weshalb spreche ich so? Selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Mich hat die Liebe so aufgereizt, dass ich auf die Weisheit gut verzichten kann. Meine süße Torheit rät mir, dass ich dem wunderschönen Mann mich und den Sieg gönne. Das verbietet/erlaubt mir die Natur. Dem Nachbar meines Herzens, dem gönne ich das Glück am meisten. Ach Minne, auf welche seltsamen Dinge du dich verstehst!‹
249
... den betrübt weder ein Kraut noch Wurzelsaft. Doch einerlei; könnte ich zu dem schönen Tal kommen, würden mir meine edlen Bäume ein wenig helfen.
... dass ich dem wunderschönen Mann meinen Beifall und den Sieg gönne.
Als all ihre Sinne so stritten, 4410
4415
4420
da kam ihr Vater auf einem großen, stolzen Ross herbeigeritten, gewaffnet, dass nie einer seiner Genossen (ein Kämpfer) mit besserem Eisen ausgestattet wurde. Sein Ross war, wie man uns erzählt, prächtig feuerrot. Es war für den Kampf mit einer eisernen Satteldecke bedeckt. Darauf lag ein Seidenbrokat, der grün wie Gras gewebt war. Auch sein Wappen war darauf, rote Löwen aus Gold. Sein Schild war, wie er wollte, rot von viel rotem Farbstoff. Er trug einen goldenen Löwen, der auf dem Brett befestigt war. Das, was er als Banner haben sollte,
Sein Ross war, wie man uns erzählt, farblos, sehr wertvoll.
... rote Löwen aus feinem Gold.
250
Text und Übersetzung
daz was ein van unz an di hant von dem besten sabin, sô man vant 28va in des küniges lande von Marroc. des selben einen wâfenroc fuort er und guldîn schellen dran. 4430 er schein ein engel, niht ein man, an allem sîm gereite. ze einer hübscheite fuort er sîden mouwen. man möht in gern schouwen, 4435 swâ erz in guot meinde. von kind er wol bescheinde, daz er gemuot was und snel. guldîn was sîn gügerel, ein boum mit löubern niht ze breit. 4440 ein grimel was dar an bereit 4440a ... mit sîdînen weifieren. sus pflac er sich zieren beidiu an helm und an sporn. im was an den gast zorn, 4445 als im sîn übermuot gebôt. im was niht vor wan der tôt. Dô er den jungen wîgant wol gewarneten vant zuo der linden bî dem brunnen, 4450 dô enwart dâ niht begunnen minnenclicher grüeze. der wirt sprach unsüeze, 4425
... Daz waz ein fan vntze an die hant Von dem besten semit, den man fant Jn des ku “niges lande von Maroe. G des selben was sin wapen rock, Guldine schellen hiengen dran. er erschein P sine G zeeiner W hofischeite G
inguo t W erschein P scheinte G Das dz er genuo g wz P r l W gugvrel G 88r P gvrge
G ... Ein bovm mit lovbern nicht ze breit, listiclichen wol bereit, Als vns daz mere hat geseit, mit sidinen weifiren.
pflegete P an] mit G
G er furt vreislichen zorn, ...
¶ statt Initiale P vigant G
(zweites) do W fehlt P wart G Do sprach der wirt P 1rb G vnzuze G
4425 wiz W 4426 den W / savin W / samit G 4427 indes W 4428–4429 P folgt G 4428 was sin G fehlt P / k in rock kaum lesbar G 4439 zebreit W 4440 listiclichen G mit HaA, eventuell nur sticlichen / breit P 4440a Versende nicht lesbar G, Ergänzung nach Reim 4444 P folgt G 4425 Hannink folgt W 4426 sô] den Ha / We folgt PG, vgl. Webster/Loomis 1951, S. 200; ebenso Pérennec, S. 105; Pé, S. 227, Anm. 78; Bu, S. 111, Anm. 36; Ke, S. 195 4437 La erwägt gemuot] gezal, genuo g geht wohl auf gevuoc oder gevüege zurück (HaA; Hannink); Haupt, Sp. 107 befindet W für gut möglich 4451–4452 gruoze : unsuoze Ha 4425 Die Entscheidung von Hannink leuchtet mir nicht ein, W ist m. E. ungrammatisch; es sei denn, man liest wiz = biz, was aber semantisch völlig irrelevant ist. 4426 Zu saben siehe Anm. zu V. 3273. 4431 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 4433 mouwe stswf. ›Ärmel, besonders der weite Ärmel der Frauen‹, hier als Schildzeichen (BMZ II/2 225 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6305; Le I 2210; vgl. auch K zu V. 6305). 4438 Zu gügerel siehe Anm. zu V. 646. 4440 grimel irritiert HaA und Schilling 1866, S. 32, BMZ I 573 verzeichnet die Stelle mit Fragezeichen. Le I 1084 hat einen weiteren Beleg und vermutet grimel = grintelen (= grindel, grintel ›Riegel‹; Le I 1086?). Schultz, A. 1889 II, S. 103 schlägt vor, gimpel stn. ›Kopftuch‹ (< afrz. guimple, vgl. nhd. Wimpel) etc. (Le I 1017) zu lesen, das WePéBuSpKe übernehmen. Ich halte die Stelle für ungelöst, ebenso Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 200 = Kerth, Th. 2005, S. 196; Pérennec, S. 105; Pé, S. 227, Anm. 79. 4440a Der Vers ist offenbar späteres Füllsel (Reim!) und inhaltlich belanglos. 4441 weifier irritiert HaA, BMZ III 625 vermutet ›Wimpel‹, Le III 742 (mit weiterem Beleg) erwägt ›Spitzen‹; danach Pé, S. 227, Anm. 79. 4451 Das Ansetzen des seltenen stf. gruoze (BMZ I 583 mit Verweis auf V. 6343; Le I 1106; vgl. Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 1191, Anm.; Haupt, Sp. 111; Hannink, S. 38) erübrigt sich bei der hier vorgeschlagenen Lesung.
4425–4452 4425
das war eine Fahne, die bis an die Hand reichte, aus der besten Leinwand, die man im Land des Königs von Marokko finden konnte. Einen Waffenrock daraus
4430
4435
trug er, mit goldenen Schellen daran. Er wirkte wie ein Engel, nicht wie ein Mann, mit all seinem Reitzeug. Aus Höfischheit führte er seidene Ärmel. Man hätte ihn gerne gesehen, wohin auch immer er im Guten gekommen wäre. Von Kind auf machte er deutlich, dass er mutig und schnell war. Der Kopfschmuck seines Pferdes war golden, ein Baum mit nicht zu breiter Krone.
4440 Ein Wimpel mit seidenen 4440a ... Spitzen war daran befestigt. So pflegte er sich zu schmücken, sowohl am Helm wie an den Sporen. Er zürnte dem Gast, 4445 wie ihm sein Hochmut gebot. Auf ihn wartete nichts als der Tod.
Als er den jungen Kämpfer 4450
bei der Linde bei der Quelle gut vorbereitet fand, da ergingen dort keine freundlichen Grüße. Der Burgherr sprach unfreundlich,
251 ... das war eine Fahne, die bis an die Hand reichte, aus dem besten Seidenbrokat, den man im Land des Königs von Marokko finden konnte. G Der Waffenrock war aus demselben Material, goldene Schellen hingen daran.
G ... ein Baum mit nicht zu breiter Krone, kunstvoll ausgestattet, wie uns die Geschichte erzählt hat, mit seidenen Spitzen.
G Er war schrecklich erzürnt, ...
252
4455
4460
4465
4470
4475
4480
4485
Text und Übersetzung wan er ein grimmic herze truoc: ›wer ist, der den zimbel sluoc?‹ Der gast sprach: ›daz hân ich getân.‹ ›durch waz?‹ ›ich moht es niht gelân.‹ ›welt ir mîn âventiure nemen?‹ ›jâ ich.‹ ›des lât iuch niht gezemen.‹ ›ich en mac ez iu mit êren niht versagen.‹ ›nuo, waz welt ir hie bejagen?‹ ›Ein schœne wîp und iuwer lant.‹ dô zurnt Iweret zehant. diu sper si nider halten. gelücke muos es walten, swer ez dâ hin trüege. dô enwolt der gefüege 28vb dem eltern niht entwîchen. dô liezen si dar strîchen mit verhancten zoumen diu marc. ir übermuot was starc, dâ von si wol geluste einer ritterlichen juste. ... ... beide si wol stâchen, daz di schefte brâchen und di schever hôhe vlugen. für wâr wir daz sagen mugen: sô si diu swert zuhten, diu ros ouch wider ruhten, wan si ûf di hehsen wârn komen. di zwêne tiurlich gomen gesâzen kûme beide. zehant erschrac von leide Iweret umb daz,
grime P grimme G ¶ fehlt PG hab P
G ›durch was mocht irz nicht gelan? welt ir min awentiwer nemen?‹ ˙ nit gezem P La ich dez lat dez uch ˙ nit P en fehlt G iu fehlt G entsagen G enmag mit eren uch hie fehlt G schones G yweret W meret P ivret G 88v P Initiale PG do WP wold G Sie liessent dar P si liezen dar G zovme W verhentem zo ˘me P verhakte G ˙ vber mvo t W der uber müt der waz P vbermut der was G do W Do P ritterliche P ritterlicher tioste G
G daz geschach an arg liste. ir tweder vermiste, Beide si wol stachen, ... scheffern hoch fliegen P stucke G
G vur war wir daz sagen mugen, daz si di swert zuckten. di ros ovch wider ruckten, wan si da nider waren nach. den herren was zu an ander gach. 1va kovm gesazen si beide. do erschrac ein teil vor leide Ivret vmbe daz, ...
4453 grimine Combridge für G 4455 gast sprach G] dazwischen der mit Fleck (Korrektur?) darüber (Combridge) 4456 Durch daz ich in möchte zuo nicht gelan P 4457 Wolte er (lies ir) P / nıema P 4459 auslautendes en in entsagen G beschnitten 4461 eur lant G nach Combridge, eur könnte auch ein sein 4469 Die march P links vor V. 4470 / verhahte G? Es scheint eine Schreiberkorrektur vorzuliegen; ob von h zu k oder umgekehrt, ist nicht zu entscheiden 4473–4474 P folgt G 4473 ane arge P 4474 entwedere P 4478 Versende beschnitten G 4479 P folgt G / zuckten G] rofftent P 4481 di] den P / heissen P 4482 genomen W / gach nach g beschnitten G, Ergänzung nach Reim 4483 ie gesassent P / k in kovm unsicher G 4484 P folgt G / erschrac G] ir strich P vor G] von P 4485 yweret W Merret P Ivret G 4455 ¶ fehlt Ha 4459 ichn magez Ha / iu fehlt Ha 4463 Initiale Ha 4468 Ha folgt G 4470 Ha folgt G 4473– 4475 Ha folgt PG, ebenso Hannink, S. 3, Anm. 1, der sich den Ausfall in W durch die graphische Ähnlichkeit von juste und vermiste erklärt 4474 Ha folgt P 4479 Ha folgt G 4463 helden swv. ›neigen, senken‹ etc. (BMZ I 619 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 446]; Le I 1228 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; Hannink, S. 61). 4482 Zu gome siehe Anm. zu V. 926.
4453–4485
4455
weil er ein grimmiges Herz trug: ›Wer ist es, der die Glocke geschlagen hat?‹ Der Gast sprach: ›Das habe ich getan.‹ ›Weswegen?‹ ›Ich konnte es nicht lassen.‹ ›Wollt ihr meine Aventiure in Angriff nehmen?‹
4460
4465
4470
4475
4480
4485
›Ich will.‹ ›Das ist nichts für euch.‹ ›Ich kann es euch nicht in Ehre ausschlagen.‹ ›Nun, was wollt ihr hier erwerben?‹ ›Eine schöne Frau und euer Land.‹ Da zürnte Iweret sogleich. Sie neigten die Lanzen nieder. Das Glück musste darüber walten, wer auch immer es mit sich davontragen würde. Da wollte der Anständige dem Älteren nicht ausweichen. Da ließen sie die Pferde mit verhängtem Zaum losreiten. Ihr Hochmut war groß, deshalb verlangten sie sehr nach einer ritterlichen Tjost. ... ... Sie stachen beide gut, sodass die Schäfte brachen und die Splitter hoch flogen. Wir können das wahrhaftig sagen: Als sie die Schwerter zogen, sprangen auch die Rösser wieder auf, weil sie auf die Hinterläufe (zu sitzen) gekommen waren. Die zwei teuren Männer konnten sich beide kaum im Sattel halten. Sofort erschrak Iweret aus Leid deshalb,
253
G ›Weswegen konntet ihr es nicht unterlassen? Wollt ihr meine Aventiure in Angriff nehmen?‹
G Das geschah ohne Arglist. Keiner von beiden verfehlte (den anderen), beide stachen sie gut, ...
G Wir können das wahrhaftig sagen, dass sie die Schwerter zogen. Auch die Rösser sprangen wieder auf, weil sie beinahe zu Boden gekommen waren. Die Herren hatten es eilig zueinander. Sie konnten sich beide kaum im Sattel halten. Da erschrak Iweret ein wenig aus Leid deshalb, ...
254
4490
4495
4500
4505
4510
4515
4520
Text und Übersetzung wan im dâ vor nie gesaz dehein ritter mit der wârheit, der im ze rosse widerreit. Ze hôher buoze stuont der strît. si vahten wol ze beider sît und gedâhten niht wan an di nôt, daz er bînamen læge tôt, der dem andern wære entwichen. von slegen und von stichen sâhen si beide dicke des wilden fiures blicke, di ûz den helmen sprungen. diu scharpfen swert erklungen in beiden in den handen. di brünjen sich entranden, daz sich di ringe zerkluben und di wâfenrocke zestuben harte wît umb sie. Sô ez an ein dringen gie, sô hôrt man der schilte stôz, als ez wære ein duner grôz. si hiuwen sich sô sêre, daz si diu ros niht mêre 29ra zesamen bringen mohten. dô wart dâ êrst gevohten. Beide wurfen si sich abe. dô sprach Iweret: ›ich habe gestriten mit kinden unz her. ditz ist ein man; idoch muoz er beidiu wîp und lant sô tiur koufen, daz sîn pfant dar umb hôhe stênde wirt und ez in iemer mêre swirt.‹ dâ mit sluoc er vaste dem unkunden gaste niderhalp der hant durch den andern rant den dritten teil des schiltes hin.
P ... Wanne jme do vor nie gesaß 89r Ein kein ritter, daz ist ein worheit, Der jme zuo rosse widerseit. Zehoher W zebeider W] enbeide P in beids G dachtent P dahte G
wildes fiwer blicke G dem helm P diu] Jr P an den PG
˙ Die brungen sie zertranden, ... do G Vers fehlt P stuben G sie] sich P ¶ Sô] Wanne P swe G sô] do G
diu] das P do WPG Initiale fehlt P vurfen G yweret W meret P ivret G 89v P 1vb G ditz] daz P Die beide P sô] Zuo P hant P im P in fehlt G swe.irt G do W Do P
daz dritteil G
4486–4487 G folgt P 4486 do W / do vor P fehlt G (Lesung nach HaA und Combridge) 4487 ein P fehlt G 4488 zerosse wider reit W 4496 e in fiwer G nicht mehr lesbar 4500 brünjen] halsperc G / ze tranden G 4501 do G nach Combridge, d ist stark verblasst 4513 gestritten rechts ausgeworfen nach V. 4512 P 4518 e.i in swe.irt G unsicher (Loch), Ergänzung mit Combridge 4491 Ha folgt P
4499 Ha folgt PG
4502 Ha folgt G
4492 Zu bînamen = benamen siehe Anm. zu V. 4284.
4504 ¶ fehlt Ha
4522 underen La (Ha)
4486–4523 weil gegen ihn wahrhaftig zuvor niemals irgendein Ritter im Sattel geblieben war, der zu Ross gegen ihn angeritten war.
255 P ... weil gegen ihn zuvor niemals irgendein Ritter im Sattel geblieben war, das ist wahr, der ihm zu Ross den Kampf angesagt hatte.
Der Kampf hatte einen hohen Preis. 4490
4495
4500
4505
4510
Sie fochten auf beiden Seiten gut und dachten allein an die Gefahr, dass er den sicheren Tod fände, der dem anderen ausweichen würde. Von Schlägen und von Stichen sahen sie beide oft wilde Feuerfunken, die aus den Helmen spritzten. Die scharfen Schwerter erklangen in ihrer beider Hände. Die Brustpanzer zerfielen, sodass sich die Ringe spalteten und die Waffenröcke sehr weit um sie herumflogen. Als das Drängen begann, da hörte man das Schlagen der Schilde, als wären es große Donnerschläge. Sie hieben so sehr aufeinander ein, dass sie die Rösser nicht mehr zusammenbringen konnten. Da wurde da erst richtig gefochten.
Beiden warfen sich gegenseitig ab.
4515
4520
Da sprach Iweret: ›Ich habe bisher mit Kindern gekämpft. Dies ist ein Mann; jedoch muss er sowohl Frau wie Land so teuer kaufen, dass sein Pfand dafür hoch sein und es ihn auf immer schmerzen wird.‹ Damit schlug er dem unbekannten Gast unterhalb der Hand kräftig durch den anderen Schildrand ein Drittel des Schildes herunter.
Sie zertrennten die Brustpanzer, ...
256
4525
4530
4535
4540
4545
4550
4555
Text und Übersetzung dô huop sich zorn under in und wart in beiden alsô heiz, daz in beiden der sweiz ûz der mâze wê tet. des wart der küene Iweret geslagen durch di barbel, daz der degen alsô snel bluoten begunde zer nasen vnd zem munde durch di vintâlen nider. der rîche wirt sluoc dâ wider den gast ûf di molte. der gast sich des erholte und spranc schiere her dan, daz er dem bluotenden man durch helm und durch di hûben sluoc ein tief wunden wît genuoc. daz swert er kûme wider gezô. Iweret, der gerte dô eines vrides an den jungen. dem degen unbetwungen was niht swacher suone kunt. si sluogen beide zestunt manigen slac ûf di brünnen. von dem widerwünnen möht ich manic mære sagen. 29rb hi wart Iweret geslagen, daz er undankes nider kam. der vremde es guote war nam und liez in nie wider ûf komen, ê er im hæt benomen beidiu lîp und êre. nuo, waz welt ir mêre, wan daz er im daz houpt abe sluoc? ein vrœlich gemüet er truoc und gie hin, dâ diu vrouwe lac.
alsô fehlt P
G ... daz in von mude der sweiz vz der maze we tet. yweret W meret P ivret G des] do G di] sinen P sin G degen] helt G zer] ze G zem] ze G vintallen W das fentelle P fantalien G do W da dar nider P gast] helt P held G spranc so schiere P
G ... daz er den blutigen man durch helm und durch hovben sluc ein wunde groz genuc. gezoe W] so P yweret W Merret P ivret G der fehlt G Ende Fragment G
˙ brunigen P wider wo nnen W wider wunien P yweret W meret P guo ten P Vnd enlie sin wider vff nit komen P
irs P hovp W Sin hende er frölichen truo g P do WP
4526 P folgt G / daz in G unsicher, Lesung mit Combridge 4531–4532 in einer Zeile W 4538 P folgt G / 90r P 4541 hochgestelltes e in gezoe W könnte auch c sein / so P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 4525 beiden fehlt Hannink 4529 Ha folgt G 4536 Ha folgt PG Zusammenschreibung 4553 Ha folgt P / enliez in Ha 4556 Ha folgt P
4548 wider wünnen Ha, Spr wählt
4529 barbel = barbier, barbiere (< afrz. barbiere) stfn. ›unter dem Helm befindliche Abdeckung des Gesichtes‹ (BMZ I 88 mit Verweis auf die Stelle; Le I 126). Zur Konjektur bei Ha siehe HaA. 4533 Zu vintâle siehe Anm. zu V. 1385; eventuell wäre auch gegen Ha an Konjektur zu vinteile zu denken. 4535 molte swstf. ›Erde, Erdboden‹ (BMZ II/1 27 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2195). 4548 widerwinne, widerwünne swm. ›Widersacher, Gegner, Feind‹ (Le III 873 mit Verweis auf die Stelle).
4524–4559
4525
4530
4535
4540
4545
4550
4555
Da erhob sich unter ihnen Zorn und es wurde ihnen beiden so heiß, dass ihnen der Schweiß beiden über die Maßen zusetzte. Dabei wurde der kühne Iweret durch den Gesichtsschutz geschlagen, sodass der so flinke Degen aus der Nase und aus dem Mund durch das Visier herab zu bluten begann. Der reiche Burgherr schlug im Gegenzug den Gast zu Boden. Der Gast erholte sich davon und sprang schnell wieder auf, sodass er dem blutenden Mann eine tiefe, ziemlich breite Wunde durch den Helm und die Kettenhaube schlug. Er konnte kaum das Schwert herausziehen. Iweret, der wollte da mit dem jungen Frieden schließen. Der unbezwungene Degen kannte keine verächtliche Versöhnung. Sie schlugen beide sogleich viele Schläge auf die Brustpanzer. Von dem Gegner könnte ich viele Geschichten erzählen. Hier wurde Iweret geschlagen, sodass er gegen seinen Willen zu Boden kam. Der Fremde achtete genau darauf und ließ ihn nie wieder aufstehen, ehe er ihm sowohl Leben wie Ehre genommen hatte. Nun, was wollt ihr mehr, als dass er ihm das Haupt abschlug? Er war guten Mutes und ging dorthin, wo die Dame lag.
257
G ... dass ihnen der Schweiß wegen der Anstrengung über die Maßen zusetzte.
G ... sodass er dem blutigen Mann eine große Wunde durch den Helm und die Kettenhaube schlug.
258 4560
4565
4570
4575
4580
4585
4590
4595
Text und Übersetzung der was geswunden al den tac und enwisse niht von der geschiht, wer dâ wol vaht oder niht. Di maget er ûf habete, mit brunnen er si labete und trôst si, als er kunde. diu vrouwe dô begunde ir vriundes vil genôte warn. Siu sprach: ›wi ist ez gevarn?‹ ›vil wol‹, sprach der sælige. ›ich hân erworben iuch mit sige und wil iuch imer liep hân. ir sult triuwe an mir begân, daz gezimt wol iuwer gebürte. guot antwürte vröut den ellenden man. vrouwe, nuo gedenkent dran und sprechent mir güetlîchen zuo. ob ich imer an iu missetuo, sô müez ich sîn verwâzen. wi möht ich hân verlâzen, dô ich gesach iuwern lîp, ich enwürbe, daz ir mîn wîp von rehte solten werden? Iwereten, den werden, getorst niht ein zage bestân, wan daz ich ez durch iuch hân getân. sît ir den vater hânt verlorn, sô rechent selbe den zorn, swi ir gebietent, an mir. 29va zwâr ir sint mir lieber zwir, denn ir im wurdent ie.‹ diu vrouwe daz für guot enpfie. wizzent wol, daz tet ir nôt, wan ez ir diu liebe gebôt, doch si daz niht vermite, siu weinde nâch der wîbe site. diu minne was ir alles bî. si jehent, daz niht sô starc sî.
alle P enwuste sie nicht P do WP 90v P
dô] die P friunder P ¶ fehlt P seilige W iv W
zimpt P
Guo t antwurte fromete den ellenden man. Frowe, nuo gedenckent dar an Vnd sprechent mir süssenclich zü.
enwurbe also daz P wrden W ywereten W Mereten P Den entörste kein zagen P
˙ vatter nuo hat den lip verlorn, 91r Sit uwer ...
den W verguo t P daz] es P ir fehlt P daz] dez P
niht fehlt P
4563 davor (nach dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Also meret daz houbet ab geslagen wart | Von dem froe mden gast von der frowen wege 4574–4575 in einer Zeile P 4587 ist P 4589–4590 vertauscht P 4568 ¶ fehlt Ha
4573 Ha folgt P
4597 allez Ha
4579 verwâzen stv. ›verderben, zugrunde gehen‹ (Le III 296f.).
4560–4598 4560
259
Sie war den ganzen Tag ohnmächtig gewesen und wusste nichts von der Sache, wer da gut gefochten hätte und wer nicht.
Er setzte die Maid auf, 4565
4570
4575
4580
4585
4590
4595
labte sie mit Quellwasser und tröstete sie, so gut er konnte. Die Dame betrachtete da ihren Freund sehr genau. Sie sprach: ›Wie ist es ausgegangen?‹ ›Sehr gut‹, sprach der Glückliche. ›Ich habe euch mit dem Sieg erworben und will euch immer lieben. Ihr sollt an mir Treue erzeigen, das ziemt eurer Abstammung gut. Eine angenehme Antwort freut den fremden Mann. Herrin, nun denkt daran und sprecht freundlich zu mir. Wenn ich jemals übel gegen euch handle, so soll ich mein Verderben finden. Wie hätte ich davon ablassen können (um euch zu werben), nun da ich euch gesehen habe, ohne mich zu bemühen, dass ihr rechtens meine Frau werdet? Iweret, den ehrenvollen, hätte kein Feigling anzugreifen gewagt, doch ich habe es um euretwillen getan. Da ihr den Vater verloren habt, so rächt selbst den Zorn an mir, was immer ihr gebietet. Gewiss seid ihr mir doppelt so lieb, als ihr ihm jemals gewesen seid.‹ Die Dame nahm das gut auf. Wisst wohl, dass musste sie tun, weil es ihr die Liebe gebot, doch vermied sie es nicht, nach Art der Frauen zu weinen. Die Minne war stets bei ihr. Man sagt, dass nichts so stark sei.
Eine angenehme Antwort würde dem fremden Mann nützen. Herrin, nun denkt daran und sprecht süß zu mir.
Da euer Vater nun das Leben verloren hat, ...
260
4600
4605
4610
4615
4620
4625
4630
4635
Text und Übersetzung daz geloubent alle deste baz, wan si sô schiere vergaz, daz er ir vater het erslagen. der nuo dem andern zallen tagen mit willen nimer leit getuot und im allen sînen muot ze dienste hât bereit, daz wære ein unverwizzenheit, ob genâde dâ lôn verbære. her wider an daz mære grîf ich durch iuwer bet. nuo hœrent, wi diu vrouwe tet: Siu bat den helt, daz er niht bite und er von der linden rite, wan siu vorht ir vater man. der ritter selbe sich versan und gedâht, wi siu ez meinde. diu maget im dô bescheinde mit triuwen rehte stæticheit: ez wær im liep oder leit, siu enwolt nimer von im komen. den selben muot hât er genomen, daz er sô holt niemanne wart. nuo was im gâch an di vart und riten von dem walde dan. dô begegent in der guote man von der Jæmerlichen Urbor mit einer bâr, als er dâ vor nâch den tôten was gevarn. er wolt in gern bewarn als manigen, den er ê begruop. 29vb sîn hende ûf ze gote huop der selbe êwarte. in wunderte harte, wi ez gevarn wære. in dûhte ein vremde mære, daz unser ritter genas und Iweret tôt was. Der priester kêrte dannen.
4605 zedienste W
er fehlt P
... Vnd er allen sinen muo t Jme zuo dienst hat geleit, ... vnwissenheit P do WP Grife aber ich P nuo fehlt P
Sie bat den herren, daz er nit bite ... 91v P
... Vnd erfuo r es, wie sie es meinde.
er ouch genome P
Nuo waz in goh an die vart ... Do by˙ begegente P
... Mit einer bare, also er do vor Nach dem toten was geuarn.
zegote W hende er vff P
yweret W meret P Initiale fehlt P briester P
4626 do W
4604–4605 Ha folgt P
4605 bereit Ha
4609 Ha folgt P
4615 dâhte Ha
4622 Ha folgt P
4630 Ha folgt P
4602 Im Hinblick auf V. 4606–4607 wäre zu überlegen, swer statt der zu setzen (›Wenn einer ...‹). Ich halte jedoch auch die vorliegende Struktur (mit Anakoluth) für möglich. 4606 unverwizzenheit stf. ›Unwissenheit, Unkenntnis‹ (BMZ III 792 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1972). 4625 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. 4631 Zu êwart siehe Anm. zu V. 3870.
4599–4637
4600
4605
4610
4615
4620
4625
4630
4635
261
Das sollt ihr alle umso mehr glauben, weil sie so schnell vergaß, dass er ihren Vater erschlagen hatte. Wer nun dem anderen in allen Tagen niemals willentlich ein Leid tut und ihm mit all seinem Gemüt zu dienen bereit ist; – das wäre eine Torheit, wenn die Dankbarkeit da mit Lohn geizen würde. Ich kehre wegen eurer Bitte wieder zur Geschichte zurück. Nun hört, was die Dame tat:
... und er ihm sein ganzes Gemüt zum Dienst vorgelegt hat; – ...
Sie bat den Helden, nicht zu warten
Sie bat den Herrn, nicht zu warten ...
und von der Linde wegzureiten, denn sie fürchtete die Männer ihres Vaters. Der Ritter überlegte selbst und dachte, was sie damit meinte. Die Maid bezeigte ihm da mit Treue rechte Standhaftigkeit. Wäre es ihm lieb oder leid, sie wollte ihn nie mehr verlassen. Er hatte die gleiche Absicht, weil er niemanden so liebte. Nun eilte es ihn zur Fahrt und sie ritten aus dem Wald hinaus. Da begegnete ihnen der gute Mann vom Jammervollen Zinsgut mit einer Bahre, wie er zuvor nach den Toten ausgezogen war. Er hätte ihn gerne schützen wollen wie viele, die er früher begraben hatte. Derselbe Priester hob seine Hände zu Gott empor. Er war sehr neugierig, wie es ergangen wäre. Er hielt es für eine merkwürdige Geschichte, dass unser Ritter am Leben geblieben und Iweret tot war.
Der Priester zog seines Weges.
... und erfuhr es, wie sie es meinte.
Nun eilte es sie zur Fahrt ...
... mit einer Bahre, wie er zuvor nach dem Toten ausgezogen war.
262
4640
4645
4650
4655
4660
4665
4670
4675
Text und Übersetzung diu vrouwe enbôt ir mannen bî dem abbte zehant, daz si burc und lant behielten wol nâch êren; si wolt wider kêren, swenne ez ir reht kæme. diu botschaft was genæme allen ir holden, wan daz si wizzen wolden, wer ir herren hæt erslagen. dô enkund in nieman gesagen, wer er was und war er fuor. der guote man vil tiure swuor, ez wære der schœneste man, der ritters namen ie gewan. ›sin gebærd ist guot, und wirbet sô, wir solten imer wesen vrô, möht wir in ze herren haben.‹ Nuo wart Iweret begraben, dâ unser ritter solte ligen. wi solt daz werden verswigen, war der vremde ritter kam und diu maget, di er zer linden nam? Nuo riten si ein wîle, wol ein welsche mîle, und kômen ûf ein breide. dâ erbeizten si beide under ein grüene linden. si enwolten niht erwinden, ê si gesâzen ûf daz gras. swes ê von in gegert was, des wart dô begunnen, 30ra doch wirs niht enkunnen gesagen noch gezellen. si wurden gesellen, als in diu minne geriet. innân des, sô ditz geschiet und in daz mære wol behaget, sô sehent si ein schœne maget, diu zuo in gerne wolte sîn.
4668 geger P
92r P jrem manne P bi abbte W apite P
ir es P
im W kunde es niema P
ie ritters name P
... Wir soltent es werden fro, ... zeherren W yweret W jueret P ¶ fehlt P do W Do P ritter] helt P ¶ stat Initiale P Nuo fehlt P Sie rittent P preide W breite P do W Do P 92v P einer P
Wez er von ir gegert was, Des wart do begunnen, Doch were es nit wol komen Gesagen noch gezelen.
Nieman sie dez beschiet Vnd in des das mere wol behaget. So sehent sie ein schoe ne maget Die gerne zuo jme wolte sin.
4675 des mere W / es P
4656 ¶ fehlt Ha 4653 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4655 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) siehe Anm. zu V. 2809. 4663 Zu breite siehe Anm. zu V. 2363. 4670–4671 Zu komen mit Inf. (P) – allerdings meist mit Bewegungsverben – siehe Frnhd. Gramm. §§ S 189. S 213.
4638–4677
4640
4645
4650
4655
4660
263
Die Herrin ließ ihren Männern sogleich über den Abt ausrichten, dass sie Burg und Land in guten Ehren hielten; sie wollte zurückkehren, wann immer es ihr passend erschiene. Die Botschaft war allen ihren Treuen angenehm, nur wollten sie wissen, wer ihren Herrn erschlagen hätte. Da konnte ihnen niemand sagen, wer es wäre und woher er käme. Der gute Mann beteuerte, es wäre der schönste Mann, der jemals den Titel eines Ritters gewonnen hat. ›Sein Gebaren ist gut, und er verhält sich so, dass wir immer froh sein sollten, ... dass wir uns darüber freuen sollten, ... könnten wir ihn als Herren haben.‹ Nun wurde Iweret begraben, wo unser Ritter liegen sollte. Wie könnte es verschwiegen werden, wohin der fremde Ritter und die Maid, die er bei der Linde erworben hatte, kamen?
Nun ritten sie ein Weilchen,
4665
4670
4675
wohl eine welsche Meile, und kamen auf eine Lichtung. Dort setzten sie beide unter einer grünen Linde ab. Sie wollten es nicht unterlassen, sich auf das Gras zu setzen. Was immer sie zuvor begehrt hatten, das wurde da getan, doch können wir es weder sagen noch erzählen. Sie wurden Gesellen, wie ihnen die Minne geraten hatte. Unterdes, als dies geschah und ihnen die Sache gut gefiel, da sahen sie eine schöne Maid, die zu ihnen hineilte.
Was immer sie von ihm begehrt hatte, das wurde da getan, doch wäre es nicht gut zu sagen oder zu erzählen.
Niemand hielt sie davon ab, und deshalb gefiel ihnen die Sache gut. Da sahen sie eine schöne Maid, die zu ihm hineilte.
264
4680
4685
4690
4695
4700
4705
4710
4715
Text und Übersetzung ein harmblankes miullîn reit diu wol getâne. dô bekant siu nâch wâne den helt, dem liebe was geschehen; wan er het si dâ vor ouch gesehen bî der merfeine. ez was der vrouwen eine von der meide lande. bî namen er si nande. ... ... Des genâdet im diu stæte. ›ob ichs erwünschet hæte‹, sprach siu, ›sô fünd ich iuch niht baz.‹ als siu zuo in gesaz, siu hiez den ellenden sich vröuwen und menden und saget im dienst und allez guot von der küniginne wol gemuot, diu in zôch und tugende lêrte und ir vlîz an in kêrte und diu im gap zem êrsten swert. ›Sît ir mîn vrouwen hânt gewert, des si iuch bat‹, sprach der bot, ›sô dankent ir und got, daz ir sît sus wol gedigen. iuwer name was iu ê verswigen; den vernement durch mîn bet: ir sint geheizen Lanzelet, von gebürt sælic und grôz. ich weiz nienâ iuwern genôz. iuwer vater, der hiez Pant. Genewîs was sîn lant, daz ist iuwer reht erbe. 30rb ez wirt in unbederbe, di sich des hânt underwunden. der man wirt nimer funden, der iu eines tages an gesige. daz ist wâr, wan ichs iu verpflige
˙ muligin P wolgetane W
Do bekande sie noh wone Der helt, dem liebin was geschehen; do WP ouch fehlt P ez fehlt P megte P
˙ Bynamen er sie erkante Vnd hieß sie wilkomen sin Jme vnd siner fru “ndin. 93r P in P siu fehlt P enfunde P
Also sie zuo jme gesas, ...
gabt zemersten W zuo erste dz swert P ¶ fehlt P
˙ ˙ verswigen; Vwer name waz sus uch Den vernement durch mynre frowen bete: lantzilet W Laculet P seilic W graß P Vers fehlt P
Vwer vatter heisset der kunig Pant. Genevis W] Gewiß P
93v P der] Das P
4706 Latulet P? 4680–4681 Ha folgt P 4681 liebe Ha 4682 Ha folgt P 4704 iuch Ha 4705–4706 bete : Lanzilete Ha
4687–4688 Ha folgt P
4690 ichz Ha
4700 ¶ fehlt Ha
4678 miullîn stn. ›kleines Maultier‹ (BMZ II/1 232; Le I 2195, beide mit nur diesem Beleg). 4686 Zu bînamen (P) siehe Anm. zu V. 4284. 4694 menden swv. ›freuen‹ (BMZ II/1 52 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2098).
4678–4716
4680
4685
Die Schöne ritt ein hermelinweißes Maultier. Da wähnte sie, den Held zu erkennen, dem Liebes widerfahren war; denn er hatte sie auch früher bei der Meerfee gesehen. Es war eine der Damen aus dem Land der Jungfrauen. Er nannte sie beim Namen. ... ...
265
Da glaubte der Held, dem Liebes widerfahren war, sie zu erkennen;
Er erkannte sie wirklich und hieß sie, ihm und seiner Geliebten willkommen zu sein.
Dafür dankte ihm die Standhafte. 4690
4695
4700
4705
4710
4715
›Wären all meine Wünsche in Erfüllung gegangen‹, sprach sie, ›hätte ich euch in keiner besseren Situation antreffen können.‹ Als sie sich zu ihnen setzte, Als sie sich zu ihm setzte, ... hieß sie den Fremden sich freuen und glücklich zu sein und richtete ihm von der frohsinnigen Königin Verehrung und alles Gute aus, die ihn aufgezogen und Tugenden gelehrt und ihren Fleiß auf ihn verwendet und die ihm zum ersten Mal ein Schwert gegeben hatte. ›Da ihr meiner Herrin gewährt habt, worum sie euch gebeten hat‹, sprach die Botin, ›so dankt ihr und Gott, dass es euch so gut ergangen ist. Euer Name wurde euch bisher verschwiegen; Euer Name war euch nun verschwiegen; den vernehmt nach meinem Befehl: den vernehmt nach dem Befehl meiner Herrin: Ihr werdet Lanzelet genannt, von Geburt mit Glück überhäuft und herrlich. Ich weiß nirgends euresgleichen. Euer Vater, der hieß Pant. Euer Vater heißt König Pant. Genewis war sein Land, das ist euer rechtes Erbe. Es wird ihnen, die sich dessen angenommen haben, wenig nützen. Der Mann wird niemals gefunden werden, der euch irgendwann besiegen würde. Das ist wahr, weil ich es euch im Namen
266
4720
4725
4730
4735
4740
4745
4750
Text und Übersetzung von mîner vrouwen wârheit. ez ist ir allez wol geseit, waz wunders iu geschehen sol. iuwer muoter hât gedienet wol an allen dingen mit tugent, daz ir an alter und an jugent von rehte müezet sælic sîn, Klârîne, diu künigîn. ez gelebete nie vrouwe baz. diu welt was ein teil gehaz iuwerm vater, wan er zornes pflac. er wart, als ich iu sagen mac, erslagen von sînen mannen. min vrouwe fuort iuch dannen und hât iuch zartlîch erzogen. daz ich iu niht hân gelogen, des sol mîn wortzeichen sîn, den ich hi bringe, dirr schrîn. ein guot gezelt dâ inne lît. daz ir von rehte sælic sît, daz ist an dirr gâbe schîn.‹ dô genâdet er der künigîn. der mære vröute sich sîn lîp. gerne hôrt ez ouch sîn wîp, Iblis diu guote, und wart ir wol ze muote, daz ir sô reht was geschehen. dar nâch îlte si besehen daz gezelt, wan si der bote bat. ez was ein wunderlich stat, dâ si wârn gesezzen; des muge wir niht vergezzen: Diu heide was von bluomen gar rôt, wîz, weitvar, brûn, grüen und gel, 30va swarz, mervar, wolkenhel, tûsenvêch, trûbeblâ,
siner P
Es ist ir alles vor geseit, ...
mit jr tugent P seilich W Claryne W] Claurine P nie kein frowe P geh P
˙ minneclich erzogen. ... Vnd hat uch ˙ nit ein wort han gelogen, ... Das ich uch des] Das P hi fehlt P do WP seilic W
Do begnodete er die ku “nigin. 94r P ez] er P yblis W Jblis P zemvo te W ir fehlt P
Dar nach iltent sie besehen Das gezelt, wanne sie der botte bat. Es waz ein wunnecliche stat, ... do W Do sie ie so waren P Initiale fehlt P weit. var W brvne W Brune P mer var. Wolchen hel W tvsen. wech. trvbe . bla W Tusin werg P
4726 geh P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 4731 er zogen P 4718 Ha folgt P 4721 Ha folgt P 4722–4724 Campion 1914 hält die Verse für unverständlich, behauptet für W in V. 4722 Ausfall von ir und schlägt vor: daz an alter und an jugent | von rehte müeze sælic sîn | Clârîne diu künigîn. Vgl. K zur Stelle 4724 ¶ fehlt Ha / Clârîne Ha 4744 Ha folgt P 4745 La erwägt sis 4746 Ha folgt P 4749 Initiale fehlt Ha 4748 Zur 1. Pl. Präs. auf -e siehe Anm. zu V. 2809. 4750 weitvar = weitin adj. ›blau, bläulich‹ (BMZ III 240 mit Verweis auf die Stelle; Le III 747f.). 4753 tûsenvêch adj. ›gelbbunt‹ (BMZ III 285; Le II 1591; vgl. HaA).
4717–4753
4720
4725
4730
4735
4740
4745
meiner Herrin versichere. Es ist ihr alles genau gesagt worden, was euch an Wundern geschehen wird. Eure Mutter hat sich an allen Dingen tugendhaft verhalten, dass ihr im Alter und in der Jugend rechtens glücklich sein könnt, Klarine, die Königin. Es lebte niemals eine bessere Dame. Eurem Vater war die Welt zum Teil übel gesinnt, weil er vom Zorn erfüllt war. Er wurde, wie ich euch sagen kann, von seinen Männern erschlagen. Meine Dame führte euch weg und hat euch fürsorglich erzogen. Dass ich euch nicht angelogen habe, dafür soll dieser Schrein, den ich hier bringe, mein Wortzeichen sein. Darin befindet sich ein gutes Zelt. Dass ihr tatsächlich vom Glück begünstigt seid, das zeigt sich an diesem Geschenk.‹ Da dankte er der Königin. Er freute sich über die Neuigkeiten. Auch seine Frau hörte es gerne, die gute Iblis, und es gefiel ihr, dass es ihr so gut ergangen war. Danach eilte sie, das Zelt zu begutachten, weil sie die Botin darum gebeten hatte. Es war eine wunderbare Stätte, wo sie gesessen waren; darauf wollen wir nicht vergessen:
Die Heide war von Blumen ganz 4750
rot, weiß, bläulich, braun, grün und gelb, schwarz, meerfarben, wolkenhell, gelbbunt, graublau,
267
Es ist ihr alles geweissagt worden, ...
... und hat euch liebevoll erzogen. Dass ich euch nicht mit einem einzigen Wort angelogen habe, ...
Da richtete er der Königin seine Dankbarkeit aus.
Danach eilten sie, das Zelt zu begutachten, weil sie die Botin darum gebeten hatte. Es war eine wonnigliche Stätte, ...
268
4755
4760
4765
4770
4775
4780
4785
Text und Übersetzung stahelbleich, îsengrâ, purpurbrûn, sîtval. di vogel mit ir süezen zal, di vlugen ûf daz schœne velt. dâ enmitten satzte sîn gezelt Lanzelet der milde. daz gewürhte was sô wilde, daz Salomôn und Dârîus und der rîche künic Augustus – den zwein diente al diu erde –, di en mohten nâch ir werde daz gezelt vergelten enbor wol, als ich iu bescheiden sol. Swelch man ie sô sælic wart, daz er drîn getet eine vart, der was imer mê gesunt und erschein im an der selben stunt sîn vriunt, der im aller holdest was. daz ober teil was ein spiegelglas, ûzân und innen eben klâr. alsô grôz sô ein hâr gewunnez nimer einen krac weder durch wurf noch durch slac. sus was ez oben gemaht. ein guldîn knopf hat ez bedaht, der was lobebære. von golde ein ar vil mære was dar ûf gemezzen. an dem was niht vergezzen, swaz ze meisterlichen dingen touc; âne daz eine, daz er niht vlouc, sô stuont er, als er lebete, vogelîche er swebete. Sîn gezierde was niht kleine. zwên karvunkel reine
... Stahelbleich, wisgra, Purpurbruo n, sideval. schœne fehlt P do W Do P en mitten W Lantzelet W Lantzulet P salomon WP darýus W dari9 P augustin9 P
... Dem diente alle die erden –, Die enmöchten nach sinneme werde Das gezelt vergelten borwol, ... vch bescheinden W 94v P seilic W sô fehlt P
... Das was iemer me gesunt Vnd erschein jme an der rechten stunt Sin frúnt, der jme aller holdest waz. erbteil W] oberste teil P spiegel glaz W eben] oben P sô] alß P
waz oben W gemach P Das P
˙ Von golde ein guldin are Vrmere was gemessen. An dem was nicht vergessen, Was zuo meisterlichem wercke do˘g; âne] Wanne P
... Voe lleclichen er swepte. charwo nchel W
4754 isen gra W / Stahel bleich, wis gra P 4755 sit val W / Purpur bruo n side val P 4765 bor wol P 4781 waz was P 4783 zemeisterlichen W
4764 enmöchte P werden P
4755 sîdeval Ha 4756 suezen hal BäBe gal Hannink, S. 6, 43 4761 La erwägt Salmôn Ha / Hannink folgt P; ebenso Pérennec, S. 107 4764–4765 Ha folgt P 4774 Ha folgt P
4763 den diente
4755 sîdeval (PHa) adj. ›gelb wie Seide‹ (BMZ III 213; Le II 907, beide mit Verweis auf die Stelle). Allerdings begegnet mhd. auch sîtvarwe = sîdevarwe = seydvarb, crocus (Le II 907. 944; vgl. Bayer. Wb. II 338), also ›safrangelb‹, wonach die Lesung von W beibehalten werden kann. 4760 gewürhte ›Gewebe‹ (BMZ III 595 mit Verweis auf die Stelle; Le I 998f.; vgl. V. 9207). 4763 W ist unklar, allerdings ist wohl P gegenüber Ha zu bevorzugen; vgl. K zur Stelle. 4765 enbor = bor- adv. (ironisch) ›wenig, gering‹ (Le I 326. 547). 4775 krac stm. ›Riss, Spalte, Sprung‹ (BMZ I 869f.; Le I 1700). 4781 Zu urmære siehe Anm. zu V. 1530. / messen stv. (hier) ›abmessend gestalten, bilden‹ (Le I 2129f.).
4754–4788
4755
4760
4765
bleich wie Stahl, grau wie Eisen, purpurbraun, safrangelb. Die Vögel flogen in ihrer süßen Schar auf das schöne Feld. Dort in der Mitte stellte Lanzelet, der freigebige, sein Zelt auf. Das Gewebe war so wunderbar, dass Salomon und Darius und Augustus, der reiche König – den beiden diente die ganze Welt –, dass die das Zelt kaum mit ihrer Würde hätten abgelten können, wie ich euch erklären will. Wenn ein Mann jemals so glücklich wurde, dass er darin herumgehen konnte, war er für immer gesund
4770
4775
4780
4785
und zur selben Stunde erschien ihm sein Freund, der ihm am meisten zugetan war. Der obere Teil war ein Spiegel aus Glas, außen und innen gleichermaßen glänzend. Weder durch ein Geschoß noch durch einen Schlag bekam es jemals einen Kratzer auch nur von der Größe eines Haares. So war es oben gemacht. Eine goldene Kugel bedeckte es, die lobenswert war. Darauf war ein herrlicher Adler aus Gold angebracht. An dem war nicht vergessen worden, was immer zu meisterhaften Sachen gehörte; einzig ausgenommen, dass er nicht fliegen konnte, so stand er, als wäre er lebendig, vogelgleich schwebte er. Sein Schmuck war nicht gering. Zwei reine Karfunkel
269 ... bleich wie Stahl, weißgrau, purpurbraun, seidengelb.
... dem diente die ganze Welt –, dass die das Zelt kaum seinem Wert entsprechend hätten bezahlen können, ...
... war das für immer der Gesundheit förderlich und zur rechten Stunde erschien ihm sein Freund, der ihm am meisten zugetan war.
Ein goldener Adler aus Gold war überaus herrlich angebracht. An dem war nicht vergessen worden, was zu einem Meisterwerk gehörte;
... er schwebte ganz und gar.
270
4790
4795
4800
4805
4810
4815
Text und Übersetzung wâren im für ougen gemaht. dâ von gesach man durch di naht, als ez wære ein sunnen schîn. 30vb ouch was im der munt sîn gemaht, daz er ginte hô, sô man ein keten zô. er was innân aller hol und sanc prîslîchen wol einen wunderlichen tôn. sîn zunge was ein ammetistôn, ein stein hitze rîche. der brinnet êwiclîche, wan der êrst wirt enbrant. der liuhtet ouch in daz lant und behebet sîn perze baz danne ein michel kerze. Ditz was der pavelûne huot. niderhalp was siu harte guot, mit berlen gezieret. diu winde was gefieret. siu was hôhe und wît. ein teil was ein samît, rehte grüen als ein gras. manic bilde dran was mit starken listen gemaht. ez was verre bezzer slaht danne ze kriechen dehein pfellôl sî. daz ander teil was dâ bî ein richer tribulât, brûn, sô man uns gesaget hât;
˙ ougen jme P fur ˙ do W Do von sach ma uber nacht P 95r P nunt sin gemacht P gemaht fehlt P er wol ginte P
don P
Sin zunge was ein abeston, ... Vnd ein P
˙ daz er einest wurt enbrant. ... Fur behabet P perse P
Anderthalb waß sie harte güt, Mit berlin gewiret. gemieret P semit P
zechrichen W kriech kein pfeller P do WP 95v P titlac P
4817 ciclat P? 4797 Ha folgt P 4798 HaWe folgen P 4801 Ha folgt P erwägt er 4815 pfellel Ha 4817 triblât Ha
4803 Ha folgt P
4805 Initiale fehlt Ha
4814 HaA
4793 ginen ›das Maul weit aufsperren, gähnen‹ (BMZ I 527 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1017f.). 4798 ammetistôn (ammetyston) = ametiste, amatist (Le I 51 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 4785]). / abestôn ›ein Edelstein‹ (BMZ I 5 mit Verweis auf die Stelle; Le I 13). 4801 ›wenn der erst (einmal) angezündet wird‹ (W). / Lies wirt P. 4803 beheben stv. ›erhalten, erwerben, behalten, behaupten‹ (Le I 152). / behaben (PHa) swv. dasselbe. / perze stf. ›stechender, durchdringender Glanz‹ (Le II 219) zu frz. perce zu percer, it. pertugiare, lat. pertundere. Dagegen Suolahti 1929b, S. 142f., der das Wort als Ableitung von mhd. berht ›glänzend‹ oder einem dazu gehörigen Verb auffasst. Kantola 1980 (erneut Kantola 1982, S. 145–148; danach Zellmann 1996, S. 33, Anm. 96) wiederum stellt sich gegen Suolahti (dem er völlig zu Unrecht unterstellt, perze als ›Werkzeug‹ deuten zu wollen) und erwägt eine Herleitung von afrz. pers ›dunkelblau, bläulich‹ über mnl. peers, pers, persch, paers (im Reim auf mnl. keers, caers). Dass hier jedoch offenbar ein Subst. vorliegt und dass Ulrich sonst kaum ungewöhnliche Fremdwörter, schon gar nicht in unreinen Reimstrukturen, aufnimmt, stört ihn dabei nicht. 4807 wieren swv. ›Gold läutern; mit eingelegtem Gold, mit goldgefassten Edelsteinen schmücken, überhaupt schmücken‹ (Le III 877f.). 4808 winde swf. (hier) ›Zelttuch‹ (BMZ III 682 mit Verweis auf die Stelle; Le III 899). / Zu fieren siehe Anm. zu V. 2772. 4817 triblât, driblât stm. ›ein Seidenstoff‹ (BMZ III 89 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4826; Le II 1510). Angesichts der oft sehr breiten Varianz bei der Schreibung von Fremdwörtern nehme ich an dem Sprossvokal keinen Anstoß.
4789–4818
4790
4795
4800
4805
4810
4815
waren ihm als Augen gemacht. Dadurch konnte man in der Nacht sehen, als würde die Sonne scheinen. Auch war ihm sein Mund so gemacht, dass er weit aufgesperrt war, wenn man an einer Kette zog. Innen war er ganz hohl und sang sehr herrlich eine wunderbare Melodie. Seine Zunge war ein Ametyst, ein Stein von großer Hitze. Der brennt ewig, wenn er erst einmal angezündet wird. Der leuchtet auch in das Land und erhält seinen Glanz besser als eine große Kerze.
271
Seine Zunge war ein Abeston, ...
... wenn er einmal angezündet wird.
D
ies war die Kuppel des Zelts. Darunter war es sehr schön, mit Perlen verziert. Das Zelttuch war prächtig gestaltet. Es war hoch und breit. Ein Teil war aus Seidenbrokat, ganz grün wie Gras. Viele Bildnisse waren daran kunstvoll angebracht. Er war von viel besserer Art als irgendeine Seide aus Griechenland. Der zweite Teil dort war ein kostbarer Seidenstoff, braun, wie man uns erzählt hat;
Auf der anderen Seite war es sehr schön, mit Perlen geschmückt.
272
4820
4825
4830
4835
4840
4845
4850
Text und Übersetzung dar an rôtiu bilde, gelîch vogellînen und wilde, meisterlîch wol geworht. daz gezelt stuont unervorht vor aller slaht wetere. guldîn was daz etere, dâ mit zesamene was genât der samît und der tribulât. Ich sagez iu niht nâch wâne, von rôtem barragrâne was diu dritte sîte. siu lûhte harte wîte in dem grüenen klê. 31ra im kunde nimer werden wê, dem daz in teile was getân, daz er drîn mohte gân; er hât an sælden grôzen prîs. ez was ein irdisch paradîs, des muoz man jehen zwâre. von wîzem visches hâre was daz vierd ende mit wilder wîbe hende geworht mit guoter ruoche. ez was deheim tuoche niender gelîch getân, vil scharpfer danne farrân und di zoten niht ze lanc. wünneclich was der înganc. es geloubt niht ein kint sînem vater, diu tür was ein guldîn gater. Dâ stuonden buochstaben an, der ich gemerken nienâ kan, wan einer sprach dâ vor:
vögelin P vnerworcht P allerslaht W Von P daz] der P do W Do mitte sie woren zuo same genat P semit P triblat P niht fehlt W ensage P laragrane P siu] Die P den gruo neten P enkunde P dar in solte gan P Der harte an P grassen P man fehlt P
Von wisseme visches hare Was das uierde sude Mit vil der wibe hende Geworcht mit guo ter ruo che. jn keime P 96r P Jn der geliche P
... Vil speher danne ferran ... zelanc P zogten P Vers fehlt P
Es geloubte eime kinde nicht sin vatter, ... Do W Do P nit enkan P do W sprach beuor P
4820 Ha folgt P 4826 triblât Ha 4827 sages Ha 4828 barragâne Ha 4831 grüenesten La (Ha) 4840 durch wilder (resp. vil der) wîbe hende Hannink, S. 52 4844 Ha folgt P 4846 was fehlt Ha 4847 Ha folgt P 4849 Initiale fehlt Ha 4851–4852 sind nach Hannink umzustellen, da in der Folge zwei Übersetzungen des lat. Zitats gegeben würden (einer – der ander) 4851 dâ bevor Ha 4824 eter swstm. (hier) ›Saum‹ (BMZ I 449 mit Verweis auf die Stelle; Le I 713). 4826 Zu triblât siehe Anm. zu V. 4817. 4828 barragân stm. = barchent (BMZ I 89 mit nur diesem Beleg; Le I 131 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. HaA; K zur Stelle). Eventuell wäre zu konjizieren, im Hinblick auf die Freiheit der Graphie bei Fremdwörtern übernehme ich aber die Lesung von W. 4833 einem ein dinc in teile (enteile, enteil) tuon ›einem etwas zuteilen, bestimmen‹ (HaA; vgl. BMZ III 22 mit Verweis auf die Stelle). 4839 Lies sîte für P. 4840 hende ist problematisch (vgl. Hannink, S. 51f.), in W muss wohl oder übel Dat. Sg. gelesen werden, obwohl Pl. zu erwarten wäre. Grammatikalisch besser passt hende Gen. Pl. in P (›viele von den Händen der Frauen‹), wenn auch die Lesart ansonsten verblasst wirkt. Eine mögliche Lösung, die beide Vorzüge vereint, ist die von Hannink vorgeschlagene Konjektur. 4844 ferrân stm. (?) ›ein Zeug von Seide und Wolle‹ (BMZ III 303; Le III 195, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). / scharpf W irritiert, eventuell wäre an ›rauh‹ zu denken (Le II 666f.), was sich aber wieder schlecht mit der Vorstellung eines kostbaren Stoffes verträgt. Vermutlich liegt eine metaphorische Bedeutung zugrunde, die heute nicht mehr auflösbar ist.
4819–4851
4820
4825
273
darauf rote Bildnisse, gleich Vöglein und wundersam, meisterhaft gut eingewebt. Das Zelt brauchte kein Wetter zu fürchten. Der Saum war golden, mit dem der Seidenbrokat und der Seidenstoff zusammengenäht waren.
Ich habe es nicht erfunden: 4830
4835
4840
4845
aus rotem Barchent (Stoff aus Kamelhaar) war die dritte Seite. Sie leuchtete sehr weit in dem grünen Klee. Dem das bestimmt war, dass er hineingehen durfte, dem konnte niemals ein Leid geschehen; er verfügte über alles Glück. Es war ein irdisches Paradies, das muss man wahrhaftig behaupten. Das vierte Stück war aus weißem Fischhaar mit der Hand wilder Frauen mit großer Sorgfalt gewebt. Nirgends gab es ein vergleichbares Tuch, viel ›schärfer‹ als Ferran (ein Stoff ) und die Zotte nicht zu lang. Der Eingang war wonniglich. Es würde ein Kind seinem Vater nicht glauben, die Türe war ein goldenes Gatter.
Da standen Inschriften darauf, 4850
die ich niemals erfassen kann, doch eine lautete dort:
Die vierte Seite war aus weißem Fischhaar mit vielen Frauenhänden mit großer Sorgfalt gewebt.
... viel schöner als Ferran (ein Stoff ) ...
Es würde ein Vater seinem Kind nicht glauben, ...
274
4855
4860
4865
4870
4875
4880
4885
Text und Übersetzung ›quid non audet âmor?‹ – daz spricht: ›was getar diu minne niht bestân?‹ der ander sprach, daz ist mîn wân: ›minne ist ein werender unsin.‹ sît ich ze ellende worden bin, sô stuont dar nâch geschriben: ›minne hât mâze vertriben; sine mugent samit niht bestân.‹ In ditz gezelt moht nieman gân, der guoten liuten lotter truoc. der zeltstange ich niht gewuoc; daz meinet ungefüegiu diet, di geloubent mir des mæres niet. doch sag ich iu, daz siu was verre grüener danne ein gras, lûter, sleht, smaragdîn. diu grœze moht wol sîn als zweier spannen enge. zweir sperschefte was diu lenge. siu wuohs noch, swi man wolde. 31rb di stecken wâren von golde, di dar zuo tohten, diu wintseil geflohten von kleiner bortsîden. ir sult des niht vermîden, ir merkent mîn rede hie: swâ ein nât über di ander gie und sich zesamene prîste, dar über gienc ein lîste, der ich vergezzen niht enmac. ich sage iu, waz dran lac: Dâ was geworht von golde, als ein wîse meister wolde, seltsæniu wunder,
4855 worender W?
4871 wi W
wes en getar P
Die andere sprach: ›waz ist min wan? – Minne ist ein suo sser vnsin.‹ ze fehlt P dar] hie P Sie enmúgent P ¶ fehlt P lotds W zelt stange W Die gezelt stange P genuo g P meinet wann vngefuo ge P
ein fehlt P 96v P zwo spangen P sper schefte W
Sie wuo chs noch, wie man solde.
Vnd die P cleinem port sidin P daz P niht fehlt P Jn niemer kint min P
Das P lac fehlt W
Das was geworcht von golde. Ein wiser meister wolte Seltzenu˙ kunder,
4882 unleserliche Rasur am Versende W
4885 seltseiniv W
4853 daz spricht fehlt Ha 4856 zellende Ha / zelnde Bä 4860 ¶ fehlt Ha / gezelt enmohte gân Bä 4883 Initiale fehlt Ha 4885 Ha folgt P, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 3 4854–4855 Lectio difficilior wäre in V. 4854 W, im Folgevers P; vgl. K zu V. 4849–4859. 4856 Die Konjekturen von Ha und Bä sind einleuchtend, möglich wäre aber auch, sît adversativ als ›obgleich‹ zu lesen (Le II 941), also (ähnlich Hannink; danach Pérennec, S. 109; Pé, S. 245, Anm. 93; Bu, S. 118, Anm. 43): Obwohl der Erzähler weit davon (von dem Vorgehen oder von der Minne? – Letzteres vermutet Hannink) entfernt ist (räumlich, zeitlich oder in der Erinnerung – vgl. V. 4850), glaubt er, dass die dritte lautete ... 4861 lotter stn. ›lockeres Wesen, Bösartigkeit‹ (BMZ I 1044 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1962). 4862 Zu gewahenen, gewähenen siehe Anm. zu V. 1710. 4871 Der Paralleltext für P ist hart an der Stilblüte, weshalb soll die Zeltstange wachsen, wie man (im Allgemeinen) wachsen soll? 4874 wintseil stn. ›Seil, womit das Zelt gespannt/befestigt wird‹ (BMZ II/2 288 mit Verweis auf die Stelle; Le III 919).
4852–4885
4855
›Quid non audet amor?‹ – das bedeutet: ›Was getraut sich die Minne nicht in Angriff zu nehmen?‹ Die zweite lautete, wie ich glaube: ›Die Minne ist ein ständiger Unsinn.‹ Obgleich ich zu weit davon entfernt bin, so stand danach geschrieben: ›Die Minne hat das Maßhalten vertrieben; sie können nicht zusammen bestehen.‹
4860
Niemand vermochte in dieses Zelt zu gehen,
4865
4870
4875
4880
der bösartig gegenüber guten Leuten war. Die Zeltstange habe ich noch nicht erwähnt; das geschah wegen unzüchtiger Menschen, die mir die Geschichte nicht glauben. Doch ich sage euch, dass sie viel grüner als Gras war, ebenmäßig, gerade, smaragden. Sie war wohl so groß (breit) wie die Länge von zwei Spannen. Die Länge entsprach zwei Lanzenschäften. Sie wuchs noch, wie man wollte. Die Stecken, die dazu gehörten, waren aus Gold, die Zeltschnüre aus feiner Bortseide geflochten. Ihr sollt es nicht vermeiden, hier auf meine Rede aufzupassen: Wo immer eine Nat über die andere ging und sie zusammengepresst waren, ging darüber eine Leiste, die ich nicht vergessen kann. Ich erzähle euch, was es damit auf sich hatte:
D
4885
ort waren, wie ein weiser Meister wollte, aus Gold seltsame Merkwürdigkeiten,
275
Die zweite lautete: ›Wie meine ich? – Die Minne ist ein süßer Unsinn.‹
Sie wuchs noch, wie man auch sollte.
Das war aus Gold gewebt. Ein weiser Meister wollte seltsame Ungeheuer,
276
4890
4895
4900
4905
4910
4915
4920
Text und Übersetzung vische, merwunder, tier, gefügel und man. ditz was allez dran, mit spæhen listen erhaben, hol und innân ergraben. sô der wint kom drîn gevlogen, sô begund ez allesampt brogen, als ez wolte an di vart. iegelichez sanc nâch sîner art und hulfen dem arn, der ob in schrê. von dem gezelt sag ich niht mê wan einer natûre, der ez wielt: swenne manz zesamene vielt, sô wart ez sô gefüege, daz ez lîhte trüege ein juncvrouwe in ir handen. siu endorft nimer ganden daz spæhe zeltgeriusche. ditz ist niht ein getiusche, ez ist wâr und ungelogen. swenne ez wart ûf gezogen, sô enswârt ez an nihte. swenne manz ûf gerihte, sô wart ez, als ez solte, dar nâch sîn herre wolte, beidiu hôhe und wît. 31va daz besuohten zer selben zît Lanzelet und vrouwe Iblis: di giengen dar în, des sît gewis, und sâhen in daz spiegelglas. daz under in niht valsches was, des muosen si von schulden jehen. wan er kunde niht ersehen wan der vrouwen bilde. Iblis diu milde, ich weiz, ir rehte alsam geschach, daz si ir selben niht ensach
4917 weltvvon P
4918 erchvo nde W
Vische vnd merwunder, Der vögelin vnd man. ditz] Das P
dar in kam P alles sament P 97r P an] jn P
... Vnd hulffen dem aren, der oben schre.
˙ gezelt gerusche P Das P
Also es zuo samen wart gebogen, ... entswart W
zerselben W besuo chte zuo der zit P Lantzelet WP yblis W vnd iblis P ging P sach W spiegel glaz W
97v ... Dez muo ß die welt von schulden jehen. Wanne er enkunde nicht sehen Wanne das frowe Iblide. Jblis P wies P selber ersach P
4919 wen W
4892 Ha folgt P 4895 La (Ha) folgt P / half La (Ha) 4897 La erwägt ein nâtûr, Haupt, Sp. 107 wan einer nâtûre ez wielt 4906 Hannink folgt P im Hinblick auf V. 4898, 4908 4913 Ha folgt P 4914 diu Ha 4918 enkunde Ha 4892 Zu brogen siehe Anm. zu V. 408. 4902 ganden = geanden swv. ›zum Vorwurf machen, rügen‹ (Le I 746 mit Verweis auf die Stelle). 4903 zeltgeriusche stf. Kollektivum zu rûsch ›rauschende Bewegung‹ (Le II 555. III 1056 mit Verweis auf die Stelle). 4904 getiusche stn. ›Täuschung, Betrug‹ (BMZ III 156 mit Verweis auf die Stelle; Le I 944f.). 4919 Wanne das P = wan daz ›außer‹, also: ›außer (dass er) Frau Iblis (sehen konnte)‹.
4886–4922
4890
4895
4900
4905
4910
4915
4920
Fische, Meerwunder, Tier, Geflügel und Menschen, gewebt. Dies war alles darauf, mit kluger Scharfsicht eingeprägt, hohl und nach innen zu eingegraben. Wenn der Wind hinein fuhr, begann sich alles aufzubäumen, als wollte es sich auf den Weg machen. Ein jedes sang nach seiner Art und sie unterstützten den Adler, der oberhalb von ihnen schrie. Von dem Zelt erzähle ich nichts mehr bis auf eine Eigenart, über die es verfügte: Wenn man es zusammenfaltete, dann war es so zierlich, dass eine Jungfrau es leicht mit ihren Händen tragen konnte. Sie brauchte die kunstvollrauschende Bewegung des Zelts nicht zu schelten. Dies ist ein keine Täuschung, es ist wahr und nicht gelogen. Sobald es zusammengeschnürt wurde, wog es kaum noch etwas. Wenn man es aufrichtete, so wurde es, wie es sollte, entsprechend den Wünschen seines Besitzers, sowohl hoch wie breit. Lanzelet und Frau Iblis besuchten es zugleich: Die gingen hinein, dessen seid versichert, und blickten in das Spiegelglas. Dass es unter ihnen keine Lüge gab, das konnten sie mit Recht behaupten. Denn er konnte nichts sehen außer das Bild der Dame. Iblis, die gütige, ich weiß, ihr erging es ebenso, dass sie sich selbst nicht sah
277 Fische und Meerwunder, Vögel und Menschen.
... und sie unterstützten den Adler, der oben schrie.
Wenn es zusammengelegt wurde, ...
... das kann die Welt mit Recht behaupten. Denn er konnte nichts sehen außer Frau Iblis.
278
4925
4930
4935
4940
4945
4950
4955
Text und Übersetzung niht wan ir gesellen. für wâr lât iu zellen, wær er über tûsent mîle gesîn, si ensæhe doch niht wan sînen schîn. Es müesen wîse liute jehen, dô Lanzelet het ersehen daz gezelt, daz er sich mante. den boten er heim sante wider in der meide lant. der wol gezogen wîgant enbôt der merminne, daz siu ûf leit in ir sinne, swaz siu selbe wolte, wan er daz tuon solte, geriet ez nâch unz an den tôt. vrouwe Iblis ir ouch enbôt, daz siu in ir hulde wolte sîn. von golde ein sælde vingerlîn, daz gap der herre Lanzelet der meide, diu im den dienst tet und diu in sînes namen berihte ze sîner vriundîn angesihte. diu miete muost ir wol behagen. siu jach, ez heten an geslagen von dem aller miltesten man, den diu welt ie gewan. ... ... Diu âventiur seit uns daz. mir ist leit, daz ich vergaz, daz vingerlîn was der geschiht, 31vb man verzêh im betliches niht, swer ez an der hant truoc. Diu maget danket im genuoc,
für] Nuo P dinen P Lantzelet W lantzelet P hein P megte P wolgezogen W Vnd bot P
... Das er tuo n solte, ... yblis W ibelis P selden P Lantzelet W lantzelet P 98r P megte P zesiner W frúnden P muo ß P
˙ Der kunig Arthus von Karedigan, Der was sin öhen sunder won. ˙ saget mirs. Die auenture Das mir leit ist, das ich vergis, Das vingerlin was das gericht, ...
¶ fehlt P
4951 davor zwei Leerzeilen (wohl für Zwischentitel) P 4949–4950 Ha folgt P Ha
4949 Artûs Ha / Kardigân Ha / HaA erwägt dem
4951 Initiale fehlt Ha
4956 ¶ fehlt
4927 Konjunktiv ist nur sinnvoll, wenn man liest: ›Weise Leute müssten sagen (wenn sie denn überhaupt reden würden), dass ...‹. Andernfalls ist müezen zu lesen. 4934 ûf legen swv. ›ausdenken, ersinnen‹ (BMZ I 992 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5445; Le II 1690; vgl. HaA). Allerdings irritiert auch bei dieser Lösung wan in V. 4936, das nun konsekutiv oder im Sinne von: ›aber nur, wenn er es ausführen sollte‹ gelesen werden muss, wobei die zweite Variante eine merkwürdige Beschneidung der Wünsche der Meerfee darstellt. Ist vielleicht einfach nur daz siu ûf in leit ir sinne zu setzen? Oder ist – m. E. syntaktisch etwas verquer – wan in jedem Fall kausal zu lesen? 4946 Lies heten = hete in. / ein dinc sleht mich an ›überkommt mich, kommt mir zu, ist mir angestammt‹ (BMZ II/2 371 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 4953 Der Paralleltext ist problematisch, ich lese das als mhd. des (und mithin als Platzhalter für V. 4954–4955; zu übertragen als ›so‹) und gericht zu rihten ›einrichten‹ (Le II 433f.).
4923–4956
4925
279
sondern nur ihren Gesellen. Lasst euch wahrhaftig erzählen, selbst wenn er mehr als 1.000 Meilen entfernt gewesen wäre, hätte sie trotzdem nichts als sein Abbild gesehen.
Weise Leute müssten bestätigen, 4930
4935
4940
4945
4950
dass Lanzelet, als er das Zelt gesehen hatte, wieder klare Gedanken fasste. Er schickte die Botin wieder heim ins Jungfrauenland. Der wohlerzogene Kämpfer ließ der Meerfee bestellen, falls sie sich etwas wünschte – was immer sie auch wollte –, dass nur er das ausführen würde, selbst wenn es den Tod brächte. Frau Iblis ließ ihr auch bestellen, dass sie in ihrer Huld sein wollte. Herr Lanzelet gab der Maid einen wunderschönen Goldring, die ihm den Dienst getan und die ihm seinen Namen im Beisein seiner Geliebten kundgetan hatte. Der Lohn musste ihr gut gefallen. Sie sagte, es wäre ihm von dem aller mildesten Mann angestammt, den es auf der Welt jemals gegeben hatte. ... ...
Der König Artus von Karadigan, der war ohne Zweifel sein Onkel.
D
Die Aventiure erzählte es mir.
ie Aventiure erzählte uns das. Es ist mir leid, dass ich vergessen habe (zu sagen),
4955
dass der Ring von der Art war, dass man ihm keine Bitte abschlagen konnte, wenn ihn einer an der Hand trug. Die Maid dankte ihm ausreichend,
... er würde es ausführen, ...
Das ist mir leid, dass ich vergessen habe (zu sagen), dass der Ring so gemacht war, ...
280
Text und Übersetzung
und dêr dannen was komen, sus hât Lanzelet vernomen, daz er was Artûs swester barn. 4960 nuo gedâht er, daz er wolte varn, dâ er Wâlweinen fünde, wan er im baz guotes günde danne deheim sîm mâge. alsus reit er mit vrâge, 4965 dâ er in êrst wânde sehen. Nuo ez alsus was geschehen, daz er balde für sich reit und sîn vriundîn gemeit, dô begegent in ein valet; 4970 den gruozte her Lanzelet und vrâget in umb mære. der knappe sprach, er wære von Karidôl niuwens komen; dâ hæt er ein wunder vernomen: 4975 ›dâ von alliu wîsiu diet grôzes übels sich versiet: diu künigîn lebt in grôzer klage.‹ Lanzelet sprach: ›nuo sage, waz betiut ez oder waz mac ez sîn?‹ 4980 ›des gedaget mir, ich tuon iu ez schîn.‹ Er sprach: ›künic Valerîn 4981a von dem Verworren Tan, der ist mitalle ein müelich man; der kom ze Karadigân geriten. den künic begund er biten, 4985 daz er im gæbe geleite, daz er mit gewarheite rete, swaz er gerte. der künic in dô gewerte,
4980 mimecliche P
4981–4981a in einer Zeile W
dannen siv waz W Vnd do danne er waz P Lantzelet W lantzelet P artus W arthusis P warn W dachte P do W Do P walwinen W walwenen P
do W Do P êrst] schierste P
Nuo es alsus solte geschehen, ...
fvrsich W 98v P er do balde P valeht W uahelet P yme P Lantzelet W lantzelet P knab P ˙ charydol W karedol P nuwes P do W Do P er von dir vernome P do W Do P von sich alle P sich fehlt P Lantzelet WP
˙ Es?‹ ... Was betutet ˙ vil minnecliche schin.‹ ›Jch tün es uch s
valin W fallerin P sprach der kunig P vn W bitallerin mülit P Karadigan W karedigan P Do begunde er den kunig bitten P
dô] dez P
4981a ren tan rechts ausgeworfen bei V. 4980 W
4957 und fuor dannen siu was komen Ha, der folglich kein Komma nach V. 4956 setzt / HaA überlegt, ob do P für zô steht 4959 Ha folgt P 4960 Ha folgt P 4961–4962 funde : gunde Ha 4965 Ha folgt P 4966 ¶ fehlt Ha 4974 heter Ha 4979–4981 waz betiutet ez?‹ ›ich tuonz iu schîn.‹ | er sprach ›der künic Valerîn | von dem Verworrenen tan La (HaHaN) 4981a fehlt La (HaHaN) 4982 betalle Ha 4983 Kardigân Ha 4984 Ha folgt P 4957 W ergibt in der überlieferten Form keinen Sinn, die Konjektur bei Ha scheint mir jedoch zu stark in den Text einzugreifen. Einfacher ist es, sich an P zu halten: dêr W ist demnach kontrahiertes dô er, siv könnte von einem Schreiber eingefügt worden sein, der den Vers nicht verstanden hatte. 4969 valet stm. = frz. valet ›Diener, Knecht‹ (Le III 9 mit nur diesem Beleg). 4975 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede vgl. Anm. zu V. 1268. 4976 versehen stv. refl. ›erwarten‹ etc. (BMZ II/2 279–281 mit Verweis auf die Stelle; Le III 222f.; vgl. V. 8280, 8780). 4979–4981 Der Dreireim ist der einzige im Text, die Konjektur von La und Ha scheint mir jedoch zu gewagt. Ich bleibe daher bei W, wenngleich die handschriftliche Lesart hier in recht krassem Widerspruch zur sonst regelmäßig-glatten Paarreimtechnik des Textes steht. 4981a tan ist mhd. üblicherweise Mask., nur selten Neutr. wie immer im ›Lanzelet‹ (Le II 1400f.).
4957–4988
4960
4965
4970
4975
4980
und als er sich entfernt hatte, da hatte Lanzelet erfahren, dass er der Sohn von Artus’ Schwester war. Nun dachte er, dass er dorthin fahren wollte, wo er Walwein finden könnte, weil er ihm das Gute mehr vergönnt war als irgendeinem von seinen Verwandten. So ritt er fragend dorthin, wo er ihn am ehesten zu sehen hoffte. Als es nun so geschehen war, dass er schnell für sich dahinritt mit seiner fröhlichen Geliebten, da begegnete ihnen ein Knappe; den grüßte Herr Lanzelet und fragte ihn nach Neuigkeiten. Der Knappe sprach, er wäre gerade von Karidol gekommen; dort hätte er etwas Seltsames erfahren: ›Davon erwarten alle weisen Leute großes Unglück: Die Königin lebt in großer Klage.‹ Lanzelet sprach: ›Nun sprich, was bedeutet es oder was kann das sein?‹ ›Seid still, ich werde es euch sagen.‹
E
r sprach: ›König Valerin 4981a aus dem Verworrenen Tann, der ist in der Tat ein unangenehmer Zeitgenosse; der kam nach Karadigan geritten. Er bat den König, 4985 dass er ihm die Erlaubnis erteilte, dass er offen reden könnte, was immer er wollte. Der König gewährte ihm da,
281
Als es nun so geschehen sollte, ...
... was bedeutet es?‹ ›Ich werde es euch sehr gerne sagen.‹
282
4990
4995
5000
5005
5010
5015
5020
5025
Text und Übersetzung daz er vride hæte, swaz rede er tæte, und er niht zürnen wolde. Valerîn sprach, er solde Genoveren billîcher hân 32ra danne Artûs âne wân, wan siu im gemehelt wære, ê siu wurde hîbære. Artûs sprach und al sîn diet, si enwisten umb di rede niet. Dô sprach der künic Valerîn: ›entriuwen, herre, siu ist mîn! ich wil beherten mîn reht mit kampf als ein guot kneht, und swer dâ widerstên wil, der neme der rede ein kurzez zil. ob er ist mîn genôz, wær er als ein rise grôz, ich getar in harte wol bestân. doch wil ich ein gedinge hân, daz mit mir ze rehte niht wan einer vehte. Mit mîner wârheit ich verpflig, ob ich verliuse den sige, so lâz ich mîne vrouwen vrî. ob aber ich sô sælic sî, daz mir daz heil gevalle, sô lânt mich rîten alle und gebent mir di künigîn.‹ künic Artûs sprach: ›wan daz muoz sîn.‹ Dirr rede ist im ein tac geleit. er muoz imer sîn gemeit, swer di künigîn fürstât, ob er guot gelück hât; dem wirt dicke wol gesprochen. von morn über ein wochen hât Valerîn kampf genomen.‹ ›Möht ich inzît imer dar komen?‹,
4994 artus W
5003 do wider sten W
valerin W Fallerin P 99r P Gewinnen billichen P
... Danne Arthus, das was sin wan, ... wer W bere P Artus W Arthus P enwisse P valerin W fallerin P ¶ fehlt P
... Vnd wer da wider striten wil, ... er ein ist P harte] rechte P
... Das sant mir zuo rechte one wan Ein man fechte. ¶ fehlt P
seilic W 99v P ritter P
Der kunig Arthus sprach: ›daz sal sin.‹ rede fehlt W ¶ statt Initiale P muo ß es iemer wesen P verstat P
˙ Von morne uber ein wochen Hat Fallerin den kampff gewunnen.‹ ¶ fehlt P
5009 zerehte W / ane P
5018 artus W
5025 valerin W
4993 Ginoveren Ha 4999 ¶ fehlt Ha 5003 Ha folgt P 5011 ¶ fehlt Ha 5012 verliese Hannink 5018 Ha folgt P 5019 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 5020 muoz es imer Ha 5025 Valerîn den kampf Ha 5026 ¶ fehlt Ha / dar imer Ha 4995 Konjektur wegen des Reims. 5009 Lies samt für P (Le II 597). 5012 Eventuell wäre mit Hannink zu bessern. 5021 vürstân stv. ›vertreten, beschützen‹ (BMZ II/2 589 mit Verweis auf die Stelle; Le III 611).
4989–5026
4990
4995
5000
5005
5010
5015
dass er unbehelligt bliebe, egal welche Rede er beginnen würde, und dass er ihm nicht zürnen wollte. Valerin sprach, er hätte zweifellos ein größeres Anrecht auf Genover als Artus, weil sie mit ihm vermählt worden wäre, ehe sie heiratsfähig wurde. Artus und all sein Volk sprachen, dass sie von dieser Sache nichts wüssten. Da sprach der König Valerin: ›Fürwahr, Herr, sie ist mein! Ich will mein Recht mit Kampf bekräftigen wie ein tapferer Kerl, und wenn einer sich dagegen stellen will, soll er nicht lange herumreden. Wenn er meinesgleichen (vom selben Stand?) ist, und wäre er auch so groß wie ein Riese, wage ich sehr wohl, gegen ihn anzutreten. Doch ich will um eines bitten, nämlich dass mit mir von Rechts wegen nur ein einziger fechten soll. Ich gebe mein Wort darauf, dass ich meine Herrin freilasse, wenn ich den Sieg verliere. Wenn aber ich so glücklich bin, dass mir das Heil zufällt, dann lasst mich alle (in Frieden) wegreiten und gebt mir die Königin.‹ König Artus sprach: ›Nun, das muss sein.‹
283
Valerin sprach, er hätte ein größeres Anrecht auf Genover als Artus, das war seine Ansicht, ...
... und wenn einer dagegen kämpfen will, ...
... nämlich dass mit mir zusammen von Rechts wegen ganz bestimmt nur ein Mann fechten soll.
Der König Artus sprach: ›Das soll sein.‹
Für diese Sache wurde ihm ein Tag festgesetzt. 5020
5025
Er kann auf immer fröhlich sein, der die Königin beschützt, wenn er gutes Glück hat; von dem wird oft gut gesprochen werden. Morgen in einer Woche hat Valerin den Kampf genommen.‹ ›Könnte ich rechtzeitig dorthin kommen?‹
Für morgen in einer Woche hat Valerin den Kampf erreicht.‹
284
5030
5035
5040
5045
5050
5055
5060
Text und Übersetzung sprach Lanzelet der stæte. daz er der reise hæte genuoc, sô was des knappen sage, beidiu ze naht und ze tage. ditz ist ein vremde mære, wer Valerîn wære; des vrâget Lanzelet, der degen. 32rb der knappe sprach: ›ich wil pflegen, er ist ein künic wol gemuot und het ein burc alsô guot, ze der niht ze bietenn ist. si ervorhte aller manne list so grôz niht als umb ein hâr. ich wil iu sagen für wâr, vor der burc leit ein hac, dâ nieman durch komen mac vor grôzem ungezibele. dâ ist allez ein genibele niden an der halden. von würmen manicvalden ist der hac behüetet harte. ez ist gar ein wurmgarte. dâ durch gât ein strâze; di würme nement di mâze, daz si nimer koment dran, ê Valerîn, der küene man, in gebiutet, daz si komen. mêre hân ich niht vernomen, wan daz ich iu sagen sol, diu burc ist oben wol erbûwen harte schône. siu ist aller vest ein krône und liuhtet als diu sunne. dâ ist ûf ein guot brunne. der wirt ist selbe ein frumer man.
Lantzelet W lantzelet P reisen P zenaht W zetage W Beide nacht vnd den tage P ditz] ¶ Daz P valerin W falleryn P Lantzelet W lantzelet P ˙ pflegen P wil uch
het fehlt P zeder W zebietenn W zuo biettende P erworthe W Sie uorrhtet allen manne P 100r P lit P do W Do P Von P
Das ist alles an genibel Nidenen anderthalben.
wur me garte P do W] Dar P
valerin W vallerin P meres W ich fehlt W Mit vihe daz habe ich vernomen P
... Die burg ist obenen wol Erbuwen vnd schone. als] so P do W Do P
5044 do W / genibibel P 5031 ditz] Daz Ha 5034 verpflegen Ha 5037 ze bieten Ha 5041 Ha folgt P 5048 würmegarte Ha 5054 enhân Ha 5056 obenân Ha 5034 pflegen im Sinne von ›versichern, berichten‹ etc. ist in den Wbb. nicht verzeichnet, eventuell wäre mit Ha zu konjizieren. 5037 bieten ze (vgl. BMZ I 182 mit Verweis auf die Stelle, aber ohne spezielle Bedeutungsangabe) ist hier wohl so zu lesen, dass die Burg so vollkommen ist, dass es nichts gibt, was man noch hätte fordern können; ebenso PéBuSp; anders We: ›that there is nothing to compare with‹, ähnlich Ke. 5043 ungezibele = ungezibere stn. ›Ungeziefer‹ (Le II 1892 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 5048 Zu wurmgarte siehe Anm. zu V. 1838. 5054 Bei einem möglichen Paralleltext für P müsste der Vers nach oben gezogen werden; allerdings ist der syntaktische Anschluss ab V. 5055 unsicher.
5027–5061
5030
5035
5040
5045
5050
5055
5060
sprach Lanzelet, der standhafte. Er hätte es, so sagte der Knappe, sowohl in der Nacht wie am Tag eilig bei dieser Ausfahrt. Dies ist eine sonderbare Geschichte, wer Valerin wäre; das fragte Lanzelet, der Degen. Der Knappe sprach: ›Ich kann versichern, er ist ein König, der guten Mutes ist, und hat eine so gute Burg, dass bei ihr nichts mehr zu ergänzen wäre. Sie fürchtete den Scharfsinn aller Männer nicht so viel wie ein Haar. Ich will euch fürwahr erzählen, dass vor der Burg ein Hag liegt, den wegen großen Ungeziefers niemand durchqueren kann. Dort unten am Abhang ist alles voller Nebel. Der Hag wird von vielerlei Schlangen/Drachen stark beschützt. Es ist ein richtiger ›Wurmgarten‹. Da hindurch geht eine Straße; Die Schlangen/Drachen mäßigen sich so, dass sie niemals dorthin kommen, ehe Valerin, der kühne Mann, ihnen zu kommen gebietet. Mehr habe ich nicht vernommen, außer dass ich euch erzählen soll, dass die Burg oben sehr sehr schön erbaut ist. Sie ist die Krone aller Festungen und leuchtet wie die Sonne. Dort oben ist eine gute Quelle. Der Burgherr ist selbst ein tapferer Mann.
285
Unten auf der anderen Seite ist alles voller Nebel.
... dass die Burg oben gut erbaut und schön ist.
286
Text und Übersetzung
daz Verworrene Tan, sô heizt diu burc und daz hûs. mîn herre, der künic Artûs, 5065 der enhât in sîm rîche kein burc, diu ir gelîche. er mages wol angest hân, swer Valerîn sol bestân, und muoz sich leides nieten. 5070 dâ mit sult ir mir gebieten‹, sprach der knappe wol gezogen, ›wan zwâre ditz ist niht gelogen.‹ Dô hiez Lanzelet zestunt 32va den knappen wesen gesunt 5074a und tet aber sînen milten schîn: 5074b dem knappen gaber ein vingerlîn 5075 und reit er naht und tac, daz er lützel ruowe pflac, und sîn friundîn alsam. an dem fünften tage er kam zuo des herzogen hûse von dem Wîzen Sê. 5080 der was des vordern tages ê gegen dem kampfe geriten. dô begunde diu herzogîn biten die müeden gesellen, daz sir geruohten zellen, 5085 wer si wæren beide, wan si mit wârheide sô schœne liute nie gesach. Lanzelet ir verjach, wiez umb in was gewant. 5090 dô bekande sie in zehant und gelebte nie lieberen tac. Si sprach: ›Lanzelet de Lac, dîn vater was der neve mîn und ist diu liebe muoter dîn 5095 mînes herren künne.
... So heisset der berg vnd das huß. artus W Arthus P
100v P valerin W fallerin P do W Do P
... ›Wanne zwar ich han nit gelogen.‹
DO hieß Lantzelet zuo stunt
Den knappen wessen wol gesunt ... ... Vnd reit er nacht vnd tag, ... fru “nden P zuo] Von P hûse] burg P Wîzen Sê] wisme P
warhait W sie die worheite P lantzelet W Lantzelet P ir] ie do P vmbin W
lantzelet delac W lantzelt du lag ¶ fehlt P vatter der was P 101r P
5073 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers / lantzelet W 5062 dâ zem Verworrenen La (Ha), dagegen Hannink, S. 43, der WP folgt 5068 Valerînen Ha 5074 Ha folgt P 5074a–5074b Ha folgt P 5092 Lanzelet du Lac Ha 5093 Ha folgt P
5073 liez Ha
5063 P hat eindeutig den besseren Text. 5069 nieten swv. (hier) ›mit etwas Unangenehmem zu schaffen haben, es ertragen, leiden müssen‹ (BMZ II/1 349 mit Verweis auf die Stelle; Le II 79f.; vgl. Anm. zu V. 7767). 5070 gebieten stv. (hier) ›verabschieden‹ (BMZ I 187; Le I 774f.). 5074a–5074b Ha findet die Verse im Kontext störend, da Lanzelet sich schon im vorigen Vers verabschiedet habe und danach sogleich seine Eile beschrieben würde, und verkennt damit eine rhetorische Figur (Hysteron proteron). 5086 Konjektur mit Ha wegen des Reims.
5062–5095
5065
5070
Der Verworrene Tann, so heißen die Burg und das Haus. Mein Herr, der König Artus, der hat in seinem Reich keine Burg, die ihr gleichen würde. Er kann mit Recht bangen, wer auch immer Valerin entgegentreten wird, und muss sich im Leid üben. Damit sollt ihr mich aufbrechen lassen‹, sprach der wohlerzogene Knappe, ›denn dies ist fürwahr nicht gelogen.‹
287
... so heißen der Berg und das Haus.
... ›denn ich habe fürwahr nicht gelogen.‹
Da wünschte Lanzelet sogleich
Da wünschte Lanzelet sogleich
dem Knappen Gesundheit 5074a und erzeigte erneut seine Freigebigkeit: 5074b Er gab dem Knappen einen Ring 5075 und er ritt Nacht und Tag ohne auszuruhen, und seine Freundin ebenso. Am fünften Tag kam er zur Burg des Herzogs vom Weißen See. 5080 Der war schon am Vortag zum Kampf geritten. Da bat die Herzogin die müden Gesellen, dass sie ihr erzählen sollten, 5085 wer sie beide wären, weil sie so schöne Leute wahrhaftig noch nie gesehen hatte. Lanzelet sagte ihr, wie es um ihn bestellt war. 5090 Da erkannte sie ihn sogleich und erlebte nie einen freudigeren Tag. Sie sprach: ›Lanzelet de Lac, dein Vater war mit mir verwandt, und deine liebe Mutter ist 5095 vom Geschlecht meines Herrn.
dem Knappen gute Gesundheit ... ... und er ritt Nacht und Tag ...
288
5100
5105
5110
5115
5120
5125
5130
Text und Übersetzung ez ist mir ein michel wünne, daz du dîne friundîn bî mir hie lâzest sîn, unz si geruowe eteswaz. ich enstên an dîner gæhte daz, daz du gerne woltest sehen den kampf, der dâ sol geschehen. Idoch kumestu kûm dar inzît. zwei geruowetiu râvît, diu lîhe ich dir an dîne var und einen ritter, der dich dar zuo dem kampfe bringet alsô fruo, ê man grîfe dar zuo. die stiure tuon ich gerne dir, daz frou Iblis bî mir dîn güetlîche bîte. 32vb zehant nâch deme strîte sô kum her wider durch mîn bete.‹ dô lobet ir daz Lanzelete. Er sprach, wie gern erz tæte. dâ mit fuor der stæte bald ûf sîne strâze. ob ichz ungesaget lâze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie diheiner baz noch sô schône wart gepflegen. nuo ist Lanzelet under wegen und gâhete für sich harte. zuo der Wahsenden Warte kam er von geschihten. nuo lât mich iuch berihten, wiez um die wart was gewant. man sach über allez Engellant und noch verrer dannen. zwein vehtenden mannen was der bühel kûm wît.
˙ 5097 dinen frunden P 5100 gæhe Ha vrowen baz Ha
5100 müste P
5103 doch Ha
5102 kamphe W
˙ Es ist mir ein lutzel wunne, ˙ Das du dine frunden By˙ mir gerüchest lossen sin, ... unz] Wisse P
Jch vriesche an diner gehe daz, Das du gerne woltest sehen Den kampffe vnd was da sol geschehen. kumest W in zit W Doch P kûm] komme P
einen fehlt W zuo dem dem bringet W
yblis W jbelis P
kome du her durch P lobut dir W lantzelete W lantzelet P gernerz W ¶ statt Initiale P sinen W doch wol wissen P 101v P kein frowe baz P lantzelıet W lantzelet P fursich W zuo der wazzender W iv W über] dir P engenlant P dannan W Vnd verirret danne min P
Zwein vnkunden mannen ˙ Was der buhel kume wit. 5131 kam W
5111 gûetlîche Ha (wohl Druckfehler)
5115 Initiale fehlt Ha
5120 deheiner
5097 Lies vriundîn für P. 5100 gæhte = gæhe stf. ›Eile, Schnelligkeit‹ (Le I 724). / müste P ist offensichtlich verderbt, eventuell ist – über mehrere Überlieferungsstufen – eine ›sukzessive‹ Verschreibung (m < ur c[h]; vgl. Anm. zu V. 101) / wider glantz P 5690 pfelle Ha / hütten Ha 5701 Ha folgt P 5705 lûterlîche und clâre Ha 5712 wolte Ha erwägt (für W) denen : jenen 5715 den] dien Ha 5716 Ha folgt P 5720 Ha folgt P
5714–5715 La
5690 Zu pfellôl siehe Anm. zu V. 201. / hütte ›Hütte, Zelt‹ ist mhd. stswf. (Le I 1409; vgl. Pérennec, S. 116, der für ›Zelt‹ plädiert). 5692 Zu vâre siehe Anm. zu V. 5669. 5693 schal stm. (hier) ›Freudenlärm, fröhlicher Jubel, Freude‹ (BMZ II/2 124f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 637f.). 5701 diu W ist wohl als Instr. zu lesen, wenngleich hier eher von diu zu erwarten wäre. 5702 Konjektur wegen des Reims. 5715–5716 Die Reimsituation ist schwierig. Älter ist wohl P, der Ha folgt, mit alem. bzw. schwäb. dien für den Dat. Pl. (vgl. Haupt, Sp. 115; Neumaier 1883/84 I, S. 36; Mhd. Gramm. § 217). denen, das für W angesetzt werden muss, kommt dagegen erst im 14. Jh. auf (Frnhd. Gramm. § M 68). 5716 denen (W) swv. ›gespannt, gerichtet sein auf‹ (vgl. Anm. zu V. 875).
5690–5723 5690
5695
5700
und viele gute Gebäude sehen, denn dort waren reiche Könige und Fürsten, die danach strebten, großen Freudenlärm zu verbreiten. Die Nacht über lagen sie angenehm ganz nach ihrem Belieben. Was immer man rechtens bei großen Festen haben sollte, von dem war dort auf schöne Art zweifellos genug. Man sah keinen Frevel, über den sich irgendjemand hätte beklagen können.
5705
5710
5715
5720
Am Morgen, als es hell wurde, da sah man die Sonne sich quälen, rein und klar aufzugehen. Da hörte man fürwahr viele schöne Messen. Nun wusste da niemand irgendeine so vortreffliche Neuigkeit, die man dem Burgherrn öffentlich hätte sagen können, denn er sollte nicht essen, ehe er eine Sache vernommen hätte, die es wert sei, seinem Gefolge und all jenen gesagt zu werden, die sich darum kümmern würden, damit sie sich um Ehre befleißigten. Da sie nicht aßen, so waren dort Buhurt und Tanz wegen des Widerscheins vieler Damen, die man gerne ansah. Der König Artus brach alle seine Schatzkammern auf.
323
Und es geschah dort nie irgendein Frevel, wegen dem sich irgendjemand hätten beklagen können.
... die es wert sei, seinen Männern und all jenen gesagt zu werden, die sich darum annehmen würden, ...
... so waren dort Buhurt und Tanz und Widerschein vieler Damen, ...
324
5725
5730
5735
5740
5745
5750
5755
Text und Übersetzung er begunde geben mit schalle, swaz man wolt enpfâhen. dâ endorft nieman gâhen noch für den andern dringn: man gab in sunderlingn; dâ enwaz kein widersatz. gewant, ros und schatz, des en wart eines tages sô vil nie gegeben, als ich wænen wil. Genovere, diu künegîn, diu liez ir milte wesen schîn. si gab ze dem anpfange mentel vil lange, gezobelt wol unz an die hant, mit der besten decke, sô mans vant in allen künicrîchen, mit invillen rîchen, und swaz ein frouwe geben sol. dâ mit beharte si wol ir êre ze vlîze. früegem imbîze begundez harte nâhen. die rîter dô sâhen von verre rîten die maget, diu Lanzelet hât gesaget sîn gesleht und sînen namen. dô sprach diu massenîe alle samen: ›jenez mac wol ein bot sîn, daz ist an sîner gæhe schîn. er bringet niuwe mære.‹ 36vb Wâlwein der êrbære begie sîne zuht, des haber danc: er fuorte die maget durch daz gedranc zuo des wirtes angesihte. dô sprach si in alrihte
... Vnd gebete mit schalle, ...
sunderlinge P wids satze W V. 5729–5730 fehlen P Des wart nie eines P wenen W nie fehlt P Ginovere W Genure P kvnegin W ¶ statt Initiale P schîn] sin P zedem W] zuo einem P vil fehlt P
... Mit den besten tachen, so man vant Jn allen kúnigrichen, Mit federn harte riche, ... an W 110v P beherte W erbise P harte] balde P gesahent P
... Die Lantzelete gesaget Vil dinges hatte vnd sinen namen. Do sprach der herre alzuo samen: an W Jener P gehin W nivve W walwein W Walwer der enbere P be gie W habet W des] das P gedanc W an gesihte W Vers fehlt W
5724 gebiete P 5737 gezobelt rechts ausgeworfen nach V. 5736 P 5738 fant W 5740 minen willen riche W 5748 die W / lantzelet W / haut W 5749 geschleht W 5750 same W 5724 Ha folgt P, dagegen Be, der W folgt 5731 enwart nie eines Ha 5732 Ha folgt P 5733 Ginovere Ha 5738 Ha folgt P / dachen diu man Ha 5744 früegem Ha 5750 alsamen Ha 5752 HaA folgt W mit Verweis auf V. 139 5758 in alrihte adv. ›alsbald, sogleich‹ (BMZ II 1 628 mit Verweis auf die Stelle; Grimm, Gramm. III 145). 5737 gezobelt part. adj. ›mit Zobelpelz verbrämt‹ (BMZ III 945 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1006; vgl. HaA zu V. 5740) 5738 Zu decke siehe Anm. zu V. 3678. / Zu dach siehe Anm. zu V. 861. / Normalisierung W der Lesbarkeit halber. 5740 inville stn. ›Pelzfutter‹ (BMZ III 294 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8865; Le I 1446; vgl. HaA). 5742 Zu beherten siehe Anm. zu V. 2745. 5750 der herre P ist wohl als Gen. ›(einige) von den Herren‹ = ›die Herren‹ zu lesen; HaA denkt an daz her. 5752 Konjektur, da gæhe ›Schnelligkeit, Ungestüm‹ mhd. nur stf. ist (BMZ I 454 mit Verweis auf V. 5100, vgl. Anm. dort; Le I 725).
5724–5758
5725
5730
Er verteilte mit Freudenschall, was immer man bekommen wollte. Dort brauchte sich niemand zu beeilen oder sich vor den anderen zu drängen: Man beschenkte sie jeden für jeden; dort gab es keine Feindseligkeiten. Gewänder, Rösser und Schätze, von denen wurde niemals an einem Tag so viel verschenkt, wie ich glauben will.
325 ... und verteilte mit Freudenschall, ...
Genover, die Königin, 5735
5740
5745
5750
5755
die zeigte ihre Freigebigkeit. Sie verschenkte bei dem Empfang sehr lange Mäntel – bis an die Hand mit Zobelpelz verbrämt, mit dem besten Überzug, den man in allen Königreichen finden konnte, und mit prächtigem Futter –, und was immer eine Dame verschenken soll. Damit sicherte sie ihre Ehre gut mit Beflissenheit. Das Frühstück rückte heran. Da sahen die Ritter jene Maid von fern herreiten, die Lanzelet seine Abstammung und seinen Namen gesagt hatte. Da sprach die ganze Menge zusammen: ›Das mag leicht ein Bote sein, das zeigt sich an seiner Eile. Er bringt Neuigkeiten.‹ Walwein, der ehrenhafte, handelte höflich, dafür habe er Dank: Er führte die Maid durch das Gedränge vor das Angesicht des Burgherrn. Da sprach sie sogleich
... mit den besten Überzügen, die man in allen Königreichen finden konnte, mit sehr prächtigen Federn –, ...
... die Lanzelet viele Dinge und seinen Namen gesagt hatte. Da sprachen die Herren zusammen:
326
5760
5765
5770
5775
5780
5785
5790
Text und Übersetzung mit gezogenlichen worten, daz ez die fürsten hôrten: ›Künic, du müezest gereht sîn von guot und ouch diu künegîn, und alle, den du guotes ganst, wan duz wol verschulden kanst mit guote und mit dem lîbe dîn. des wünschet dir diu frouwe mîn, ein wîse merminne. si ist ein küneginne, hübischer dan nuo iemen lebe. si sendet dir ein stolze gebe; daz en mac widerreden niht dhein wîse man, der si gesiht. guotes gan sie niemanne baz. ûf ein gedinge tuot si daz, daz du, künic hêre, wol bewarst dîn êre, und tuo ein dinc, des ich dich bite.‹ ›wie ungerne ich daz vermite‹, sprach der wirt dâ ze hûse, der riche künic Artûse, wand er nit zwîfels hæte, daz si iht wan fuoge bæte. Swaz er gesprach, daz was gewis. nuo lac mîn frowe Iblis von jâmer siech und ungesunt. si enwas dâ niht zer selben stunt, dô diu maget kom geriten. diu enmöhte niemer hân vermiten, si enhæt si bekennet, gegrüezet und genennet, wan si sament wâren gesîn, dô ir Lanzelet daz vingerlîn gab, daz ir wol behagete. als ich iu nuo sagete,
˙ ›Kunig, du müssest geeret sin ˙ Von gotte – vnd ouch die kunigin – Vnd allen, den du güttes ganst, ... lipe W dir ouch die P 111r P hupischer den W lebet W niema P gobe P wider reden nit W en mac] enkan wol P der] das P niemene W Alles guo ttes P daz du] Die P be warst W] beuarest P t bite W ein] din P des] das P dich fehlt P vermide W zehuß P artuse W arthus P wan ds W zewifelz W nit fehlt P fuo ge wan W iht] ich P daz gewisse W Swaz] Als P sprach P yblis W ybelis P selbun W da W] Sie P Sin herre hette sy P
... Gegrüsset vnd gemeinet, ... lantzelet WP ir] er P iu fehlt P
5761 muo hest W] h ist wohl aus der h-ähnlichen alten Schreibung für z verlesen, die merkwürdige Form an dieser Stelle lässt darauf schließen, dass der Schreiber den alten Graph nachbilden wollte (vgl. Anm. zu V. 101). 5762 die W 5763 allan W den güttes P 5764 Vers fehlt hier in W und steht nach V. 5792 5781–5782 Verse eingerückt W (vermutlich Schreiberversehen wegen Initiale V. 5783) 5761–5763 Ha folgt P
5761 ¶ fehlt Ha
5773 niemen Ha
5779–5780 Ha folgt P
5779–5780 Dat. von hûs und Nom. Sg. von Artûs auf -e ist Ausnahme, nach dem sonstigen Gebrauch wäre hûs : Artûs zu erwarten; vgl. Einl. 5788–5790 Die pron. Bezüge sind unklar, es kann die Rede sowohl von der Botin als auch von Iblis sein. 5788–5789 Kein Paralleltext, da unklar ist, wer Sin herre sein soll; wenn, so müsste ir herre = Lanzelet gelesen werden. 5790 meinen (P) swv. ›seine Gedanken auf etwas/jemanden richten, oft wohlwollend‹ (Le I 2080f.).
5759–5794
5760
mit angemessenen Worten, sodass es die Fürsten hörten:
K
› önig, du sollst mit Besitz gerecht sein (?) und auch die Königin,
5765
5770
5775
5780
327
und dazu alle, denen du Gutes gönnst, weil du es selbst und mit deinem Besitzt gut verdienen kannst. Das wünscht dir meine Herrin, eine weise Meerfee. Sie ist eine Königin, höfischer als alle, die nun leben. Sie sendet dir ein stolzes Geschenk; daran kann kein weiser Mann etwas aussetzen, wenn er es sieht. Niemandem gönnt sie mehr Gutes. Sie tut das in der Hoffnung, dass du, edler König, deine Ehre gut bewahrst und eine Sache tust, um die ich dich bitte.‹ ›Wie ungern würde ich das vermeiden‹, sprach der Burgherr dort im Haus, der reiche König Artus, denn er hatte keine Zweifel, dass sie nur um Schickliches bitten würde.
›König, du sollst von Gott und dazu von allen, denen du Gutes gönnst geehrt sein, und auch die Königin, ...
Was immer er sprach, das war unwiderruflich. 5785
5790
Nun lag meine Herrin Iblis krank vor Jammer und ungesund darnieder. Sie war zu der Zeit nicht dort, als die Maid geritten kam. Die hätte es niemals vermeiden können, dass sie sie erkannt, begrüßt und beim Namen genannt hätte, denn sie waren zusammen gewesen, als Lanzelet ihr den Ring gegeben hatte, der ihr gut gefiel. Wie ich euch nun erzählt habe,
... begrüßt und sich mit ihr unterhalten hätte, ...
328 5795
5800
5805
5810
5815
5820
5825
5830
Text und Übersetzung 37ra sô sult ir fürbaz verstân, wie der megede ernde was getân, sît irz hœrent gerne. Mit eime riemen von Iberne was si begürtet hart wol. als ich iuch berihten sol, ir roc was gezieret, wol gefischieret rîterlîche an ir lîp, alse franzoise wîp pflegent, die wol geschaffen sint. ditz selbe wîse hübsche kint, daz truoc an dem gürtele sîn ein mæzigez teschelîn; daz wart hart wæhe geworht mit fremeder spæhe. dar ûz nam diu maget sân einen mantel wunderlîch getân; der wuohs in allan gâhen, daz siz an sâhen. er wart lanc und breit. für wâr sî iu daz geseit, daz alle diu varwe dran erschein, die eht menschen dhein ie gesach oder erkande. an disem fremeden gewande was geworht allerslahte mit wîbes handen ahte: tier, vogel, merwunder. swaz ûf der erde oder drunder und zwischen himel und erde ist erkant, daz eht mit namen ist genant, daz stuont dran, als lebte. sô ez iezuo hie swebte, sô ruct iz aber fürbaz. ein zouberlist geschuof daz von nigromanzîe.
fur baz W
111v ... Wie daz megete sy geton. ˙ Jr sullent es hören gerne. Mit eime riemen von Yberne ˙ Was su˙ begurtet harte wol, ˙ berichten sol; Also ich uch Vnd was ir rouch berichtet wol, ... Gezieret ritterlich an jr lip, Also der Francoisen wip Pflegent, die wol geschaffen sint. ˙ hve bsich W wise vnd hubsche P messeclich P was P da W
... Das sie es alle sohent. preit W lancke P die W alle farwe P manne P erkanden W Nie P
An diseme frömden gewande Waz geworcht allerslachte 112r Mit wises hertzin achte: Tier, uoe gelin, merwunder. oder] mun P ˙ zewischun hinmel W Vnd in zwuschent dem helme ist P ehte W stuo nt do also Es lepte P es ie also swepte P aber hin baz P
Ein zo˘berlist geschüff daz, ...
5798 remen W yberne WP 5800 iv W 5804 frae nschov se W 5814 sahun W 5822 hanten W / herhin P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 5830 zuo berlist geschuo fe W 5797 La erwägt sî daz irz
5809 Ha folgt P
5822 Ha folgt P
5825 und erde fehlt Ha
5827 als ez lebete Ha
5796 ernde = ârant stm. ›Auftrag, Botschaft‹ (BMZ I 52 mit Verweis auf die Stelle; Le i 88; vgl. HaA; Haupt, Sp. 114; Schilling 1866, S. 30). 5800 Zu berihten siehe Anm. zu V. 5126. 5802 fischieren swv. ›mit einer Spange befestigend gürten‹ (Le III 371 mit Verweis auf die Stelle). 5826 Konjektur, da hier kaum ›acht‹ gemeint sein wird. 5827 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (W) siehe Anm. zu V. 449. 5829 Lies iz = ez (so Ha). 5831 nigromanzî(e) stf. ›schwarze Kunst, Zauberei‹ (Le II 83 mit Verweis auf die Stelle).
5795–5831 5795
5800
5805
5810
5815
5820
5825
5830
so sollt ihr weiter vernehmen, wie es um die Botschaft der Maid bestellt war, weil ihr es gerne hört. Mit einem Gürtel aus Iberne war sie sehr schön umgürtet. Wie ich euch berichten soll, war ihr Rock verziert, ritterlich gut mit einer Spange an ihr befestigt, wie es französische Frauen zu tun pflegen, die schön beschaffen sind. Dieses selbe weise, höfische Kind, das trug an seinem Gürtel ein kleines Täschchen; das war sehr kostbar mit sonderbarer Kunstfertigkeit gefertigt worden. Daraus nahm die Maid nun einen wundersamen Mantel; der wuchs in aller Eile, sodass sie es sehen konnten. Er wurde lang und breit. Es sei euch versichert, dass alle Farben darauf schimmerten, die irgendein Mensch jemals gesehen oder erkannt hatte. An diesem sonderbaren Gewand war mit der Bedachtsamkeit von Frauenhänden allerlei eingewebt: Tiere, Vögel, Meerwunder. Was immer auf der Erde oder darunter und zwischen Himmel und Erde bekannt ist, sodass es irgendeinen Namen hat, das befand sich darauf, als wäre es lebendig. Kaum schwebte es hier, bewegte es sich schon wieder weiter. Eine Zauberkunst bewirkte das durch schwarze Magie.
329
... wie es um die Maid bestellt war. Ihr werdet es gerne hören. Mit einem Gürtel aus Iberne war sie sehr schön umgürtet, wie ich euch berichten soll; und ihr Rock war gut gemacht, ... sie war ritterlich damit geschmückt, wie die Frauen der Franzosen zu tun pflegen, die schön beschaffen sind.
... sodass sie es alle sehen konnten.
An diesem sonderbaren Gewand war mit der Bedachtsamkeit weiser Herzen allerlei eingewebt: Tiere, Vöglein, Meerwunder.
Eine Zauberkunst bewirkte das, ...
330
5835
5840
5845
5850
5855
5860
5865
Text und Übersetzung dô ditz diu massenîe und künic Artûs ersach, diu maget im zuo sprach: 37rb ›Künic, du solt den mantel nemen und gibin in, dâ er müge zemen under allen den frouwen. ouch wil ich gerne schouwen, wer diu sî, der er kome. und swâ er stê dheine frome, dâ solt du in geben fürbaz. des gert mîn frouwe und wil ich daz, wan du ez hâst gesprochen.‹ ›es enwirt niht zerbrochen‹, sprach Artûs, ›ez müeze ergân, swaz ich dir gelobet hân.‹ dâ mit gên die frouwen dar ûz der massenîe schar, die dâ stætelîchen wolten sîn. der künic sprach zuo der wirtîn: ›dês allein, swiez ergê, versuochent, wie iu der mantel stê, legent in snelleclîchen an. ich bin, der sîn iu wol gan, wan mir nieman lieber ist.‹ dâ wider was kein frist. Genover leit den mantel an, dâ von siu schame gewan, wan ir daz selbe gewant ob den enkelin erwant, alsô daz er ir niht tohte. der bot vrâcte, ob er mohte sagen, waz ez betûte. der wirt sprach harte lûte, daz ez manic fürste vernam, er würd ir nimer drumbe gram und schadet ir diu rede niht ein hâr.
5832 die W
5847 Gar am Beginn von V. 5848 P
... ˙ Das der kunig Arthus gesach. Die maget aber jme zuo sprach:
gib jn do P gezemen P frawen W den] dinen P Wer der sy˙ das er P enkein P geben] gen P des] Das P haust W artus W arthus P
Do mitte ging die frowe gar Vß der mossenie schar, Die steteclich do müstent sin. ˙ ˙ 112v Der kunig sprach zü der kunigin: ergie W verschochent W iu fehlt P sneleclichen W “ uch sin P
Genure P ¶ statt Initiale P
... Do von sie ein teil schame gewan, ... der anckelin P er] es P er W] das P ver nam W Er enwurde ir dar vmbe niemer gran P enhar W Vnd enschadete die P
5852 ste rechts ausgeworfen nach V. 5851 W
5858 do W
5834 im aber zuo Ha 5835 Initiale fehlt Ha 5836 Ha folgt P 5840 stê] sîe La (Ha), also ›wo er kein nutzen sei, d. h. wo man ihn nicht benützen, sich seiner bedienen könne.‹ (HaA) 5842 und ich baz La (Ha) 5844 es Ha 5847–5848 dâ mite gienc diu frowen schar | ûz der massenîe dar, La (Ha) 5854 Ha folgt P 5857 Initiale fehlt Ha / Ginovere Ha 5858 Ha folgt P 5861 Ha folgt P 5867 ir schadet Ha 5833 Das P ist als relativer Anschluss zu lesen. 5851 ergie W ist am ehesten als falsche Zeitform (Prät. statt Konj. Präs.) zu erklären. 5860 enkel stm. ›Knöchel am Fuß‹ (Le I 560).
5832–5867 Als dies die versammelte Menge und König Artus erblickten, sprach die Maid zu ihm: 5835
5840
5845
5850
5855
331 ... was der König Artus sah. Die Maid sprach erneut zu ihm:
K
› önig, du sollst den Mantel nehmen, und gib ihn denen, denen er unter allen den Damen am besten passt. Auch will ich gerne sehen, wer sie sei, der er passt. Und wo immer er zu keinem Nutzen gereicht, dort sollst du ihn weitergeben. Das verlangt meine Herrin und ich will es, weil du es versprochen hast.‹ ›Es (das Versprechen) wird nicht gebrochen‹, sprach Artus, ›sondern es muss geschehen, was immer ich dir gelobt habe.‹ Damit kamen die Damen aus der Schar der Versammelten herbei, die da standhaft sein wollten. Der König sprach zur Burgherrin: ›Einerlei, was geschieht, versucht, wie euch der Mantel steht, legt ihn geschwind an. Ich bin es, der es euch gerne vergönnt, weil mir niemand lieber ist.‹ Dagegen half kein Zögern.
Damit löste sich die Dame alleine aus der Schar der Versammelten, die da standhaft sein sollten. Der König sprach zur Königin:
Genover legte den Mantel an, wodurch sie Schande erwarb,
5860
5865
weil ihr das selbe Gewand nur bis oberhalb der Knöchel reichte, sodass er (der Mantel) ihr nichts nützte. Die Botin fragte, ob sie sagen dürfte, was das bedeutet. Der Burgherr sprach lauthals, sodass es viele Fürsten vernahmen, dass er ihr deshalb niemals zürnen würde und ihr diese Rede nicht um ein Haar schaden würde.
... wodurch sie ein wenig Schande erwarb, ...
332
5870
5875
5880
5885
5890
5895
5900
Text und Übersetzung Diu maget sprach: ›daz ist wâr, Genover ist hübsch und guot, an den werken hât siu sich behuot, daz siu niewan wol getete. doch durch wîbes zwîfels bete ist siu an den gedenken missevarn. 37va ein sælic man sol wol bewarn sîn wîp mit allem guote. swer der künigîn unreht huote, sô hæt siu dicke daz dinc getân, daz si sus durch ir êre hât verlân. starkiu huot und ungetriuwer muot, di machent stætiu wîp unguot. daz ist gewis sam der tôt.‹ Diu künigîn den mantel von ir bôt und sprach der künic Artûs: ›di vrouwen gar in mîme hûs, di müezen in versuochen, und wil es got geruochen. dâ von lânt iu alle enspuon. ir sult ez dester gerner tuon, wan ich ez für iuch hân gelobet. diu des niht tuot, diu ertobet und hât gevelschet mich.‹ Dô bedâhten si alle sich, daz si gerner wolten dulden laster zuo den schulden, danne si von im imer mêre gewünnen liep noch êre. Dô der künic sîn rede getet, dô antwurt im Orpilet, der fürst, ein bescheiden man: ›sô ich imer meist gevlêhen kan, sô biut ich mîne vriundîn, daz siu nuo diu êrst welle sîn. swaz siu unz her getân hât, ob siu michs hinnen hin verlât,
5871 nie wan W
5876 Der P
˙ Genure P hubesche ein vnd P
˙ ... Das sie nicht ubels getete.
seilich W
˙ minre huo te, 113r Wer der kunigin So hatte sie dicke daz getan, Das sie sus durch ere hat verlon.
sam] so P ¶ fehlt P artus W arthus P suo chen P und fehlt P
hân fehlt P des] ez P die hat ertobet P ¶ fehlt P
Gewinnen P sîn] die P
˙ ... Do antwurte jme Torfilaret, ... der] Ein P ein wol bescheiden P gefliehen P
˙ ... So bitte ich mine frundin, ... 113v P nuo fehlt P
˙ ... Obe su˙ mich es furdir male lat,
5898 Orpylet W torfiılaret P
5869 Ginovere Ha 5872–5873 doch ist siu durch zwîfels bete | an den gedenken missevarn. La (Ha) 5876–5878 Ha folgt P 5876 Pérennec, S. 117 folgt W 5880 diu Ha 5882 ¶ fehlt Ha 5892 ¶ fehlt Ha 5897 Ha folgt P 5898 Orphilet Ha / Richter 1934, S. 57 folgt P; ebenso Pérennec, S. 117; Pé, S. 287, Anm. 106 5901 Ha folgt P 5904 Ha folgt P 5887 Zu enspuon siehe Anm. zu V. 4398. 5895 Lies niemer (Hannink). 5901 Der Paralleltext ist fraglich, da bitte P wohl auch (mit langem i trotz Doppelkonsonant; vgl. Einl.) als ›biete‹ gelesen werden kann. 5904 hinnen hin ›von nun an‹ (Le I 1300). / vürdermâl, vürdermâle (P) adv. ›von jetzt ab, ferner hin‹ (BMZ II/1 23 mit Verweis auf die Stelle; Le III 595).
5868–5904
5870
5875
Die Maid sprach: ›Es ist wahr, Genover ist höfisch und gut, an den Taten hat sie sich behütet, sodass sie immer nur Gutes tat. Doch im Bann des weiblichen Zweifels hat sie mit den Gedanken gefehlt. Ein glücklicher Mann soll auf seine Frau mit allen Mitteln gut Acht geben. Wenn man die Königin unrecht bewachen würde, so hätte sie die Sache oft getan, von der sie so um ihrer Ehre willen abgelassen hat.
5880
5885
5890
5895
333
... sodass sie nichts Schlechtes tat.
Wenn man die Königin weniger bewacht hätte, so hätte sie das oft getan, von dem sie so um der Ehre willen abgelassen hat.
Starke Bewachung und untreues Gemüt, die machen standhafte Frauen schlecht. Das ist so sicher wie der Tod.‹ Die Königin gab den Mantel von sich und der König Artus sprach: ›Alle Damen in meinem Haus, die müssen ihn probieren, so Gott will. Deshalb lasst es euch allen angelegen sein. Ihr sollt es umso lieber tun, weil ich es an eurer statt gelobt habe. Die es nicht tut, die tobt und hat sich an meiner Treue vergangen.‹ Da kamen sie alle zu dem Schluss, dass sie lieber berechtigte Schmach ertragen wollten, als dass sie von ihm niemals mehr weder Zuneigung noch Ehre erwerben würden.
Als der König seine Rede getan hatte, 5900
da antwortete ihm Orpilet, der Fürst, ein kluger Mann: ›So gut ich flehen kann, so biete ich meine Geliebte, dass sie nun die erste sein soll. Was immer sie auch bisher getan hat; wenn sie es mir in Zukunft erspart,
... da antwortete ihm Torfilaret, ...
... so bitte ich meine Geliebte, ...
... wenn sie es mir in Zukunft erspart,
334 5905
5910
5915
5920
5925
5930
5935
5940
Text und Übersetzung sô sî mit triuwen ditz verkorn.‹ Diu rede was der vrouwen zorn; den mantel siu doch an swief. dô wart er ir alsô tief, daz er ir verre nâch gienc, wan ein ort, daz vor ir hienc, daz was sô sêre ûf gangen, daz ez niht moht gelangen wan ein lützel für daz knie. 37vb vil harte wundert es sie, di den mantel sô kurzen sâhen. Diu maget sprach in allem gâhen: ›ich wil iu sagen über lût, der vrouwen ist ir man ze trût; und swenne er ir abe gât, des er si gewenet hât, sô müezen alle ir sinne an vremder liut minne sich vil senlîch vlîzen. ich en wil ir niht verwîzen, dâ von siu mir sî gehaz. einer andern stât der mantel baz.‹ Dô diu rede alsus ergienc, Wâlwein den mantel enpfienc und bat sîne vriundîn, daz siu durch den willen sîn den mantel umbe wolte nemen. dô muoster er ir vil nâch gezemen, als ez wære ein reitkleit. Diu maget sprach: ›iu sî geseit, kœme der mantel niemanne baz, sô trüege in billîch âne haz diu vrouwe, diu in an hât. siu lebt aber, der er baz stât.‹ Dô sprach der arcspreche Keîn: ›an des mantels lenge ist schîn, daz er mîm wîbe zimet.‹ zehant ouch si den mantel nimet. daz volc es alles war nam.
˙ So sy˙ mit truwen dis verlorn.‹ Der frowen was der rede zorn P sweifft P ir fehlt P ir fehlt P heng P was also vff gegangen P daz fehlt P niht moht] enmöchte nit P lützel] wenic P
... Die den mantel e kurtz sohent. ¶ fehlt P saigen P zetruo t W der] Dirre P ir] der P zertruckt P
sich fehlt W vil fehlt P Jch wil P do W Do P
Einer andern komet der mantel baz.‹ Dô] ¶ Also P gerging P Walwin W Walwein P 114r P bat] lat P Den selben mantel wolte P reit cleit W ¶ fehlt P dirre P trüge sie in P aber] noch P
Do sprach der nidere Koin: ist wol schin P
Zuo hant sie den mantel nemet, Die zuo frúndinne yme zam.
5917 saigen P ist wohl einfach ein Schreibfehler: der linke Abstrich von g wurde doppelt gesetzt 5914 es Ha
5916 ¶ fehlt Ha / allen Ha
5923 Ha folgt P
5934 ¶ fehlt Ha
5939 Kaýn W
5939 Keiîn Ha
5939 arcspreche swm. ›Übelsprecher, Lästerer‹ ist wohl Hapax legomenon (BMZ II/2 534; Le I 90), hat aber eine Parallele in V. 2931; vgl. auch K zur Stelle. 5942 W könnte eventuell noch zur direkten Rede gehören.
5905–5943 5905
5910
5915
5920
5925
so werde ich es ihr bestimmt vergeben.‹ Die Rede erzürnte die Dame; trotzdem warf sie sich den Mantel über. Da wurde er ihr so lang, dass er weit hinter ihr herschleifte, bis auf ein Ende, das vor ihr hing, das so sehr nach oben gegangen war, dass es nur mehr ein wenig über das Knie reichte. Es wunderte sie außerordentlich, die den Mantel so verkürzt sahen. Die Maid sprach in aller Eile: ›Ich will euch lauthals verkünden, dass dieser Dame ihr Mann zu lieb ist; und wenn immer er sie bei dem vernachlässigt, das er ihr angewöhnt hat, so müssen sich alle ihre Sinne sehnlichst nach der Liebe anderer Leute befleißigen. Ich will sie nicht zurechtweisen, weil ich ihr davon verhasst wäre. Einer anderen steht der Mantel besser.‹
335 so werde ich es ihr bestimmt nachsehen.
... die den Mantel zuvor verkürzt gesehen hatten.
Einer anderen passt der Mantel besser.‹
Als die Sache/Rede so geschehen war, 5930
5935
5940
empfing Walwein den Mantel und bat seine Geliebte, dass sie um seinetwillen den Mantel anziehen sollte. Da musste er ihr nachgerade so stehen, als wäre er ein Reitkleid. Die Maid sprach: ›Euch sei gesagt, würde der Mantel niemandem besser passen, dann könnte ihn die Dame, die ihn anhat, billig und gerne tragen. Es lebt aber eine, der er besser steht.‹
Da sprach das Lästermaul Kei:
Da sprach der ›niedere‹ Kei:
›An der Länge des Mantels zeigt sich, dass er meiner Frau ziemt.‹ Sie nahm auch sogleich den Mantel. Das Volk achtete auf das alles.
Sie nahm sogleich den Mantel, die ihm als Geliebte ziemte.
336
Text und Übersetzung
ich wæn, er ir vorne wol kam, gegen irm man, dâ er saz. Kei sprach: ›er kumpt ir baz dan allen disen vrouwen. wer mac dar an schouwen buozwirdiges iht umb ein hâr?‹ 5950 der mantel was hinden für wâr gerumpfen ûf an den gürtel hô. swi vil man in nider zô, sô denter sich fürnamens niet. 38ra Dô sprach alliu diu diet: 5955 ›daz ist ein wol stândez kleit!‹ als Kei gesach di wârheit, dô wart er vor schame rôt. sîn wîp er hiez und gebôt, daz siu gienge zuo der künigîn; 5960 und wes siu wert solte sîn, daz siu wânde, daz ir daz kæme, daz der künigîn missezæme durch deheines lasters âhte. Diu aber den mantel brâhte, 5965 diu zêch si, daz siu gerne willic wære ze werne, und daz siu gereche tæte, swes man si gebæte, und, swi man ez versuohte, 5970 daz siu des alles ruohte. 5970a des huop diu massenîe über al 5970b im hove grôzen schal. Dô Keins vriundîn misselanc, mit zühten dô her für dranc 5945
5957 schame uar P
vorna P do W Gegen der do ir man sas P Kay W Koin P beschowen P iht] als P fvo rwar W ˙ An den gurtel vff gerumpffen ho P jn hin nider P ˙ niemas P endente er P fur ¶ fehlt P chaý W koin P
114v ... Do war er schameuar vnd rot.
sie vuo rit wolte sin P letztes daz fehlt P
... Das siner frowen missezeme Durch keines lasters achte. ¶ fehlt P daz siu fehlt P
... Vnd das sie gerechte dete, ... ... Das sie das alles ruo chte. ... ... DO Koinens frúndin misselanc, ...
5971 chayns W koinens frúnde misse lanc P
5946 Kaiîn Ha 5950 hinden was Ha 5951 Ha folgt P 5954 ¶ fehlt Ha 5956 Kaiîn sach Ha 5960 wolte Ha 5961 Ha folgt P 5962 Ha folgt P 5964 ¶ fehlt Ha 5970a–5970b La (Ha) folgt P, dagegen Be, der W folgt 5971 Kaiîns Ha 5951 rimphen stv. ›zusammenziehen, falten, krümmen‹ (BMZ II/1 704 mit Verweis auf die Stelle; Le II 439). 5960– 5963 Wohl: ›und (fragte) was sie sich auf sich einbildete, dass sie glaubte, dass ihr das bekommen würde, das (schon) der Königin ohne irgendeinen Vorwurf eines Lasters übel angestanden hatte‹; ebenso PéBu. Ebenso möglich (mit swes in V. 5960 und Komma nach V. 5962) ist We: ›and say that regardless of what her own merits might be, she believed that the thing which had displeased the queen had by no means happened to her on account of any wrong-doing‹. Allerdings scheint mir die Schelte Keis wahrscheinlicher. Zu frei ist wohl Ke: ›He called his wife and bid her go to the queen and say, regardless of what her own real merits might be, that she believed that she did not deserve any public accusation of wrongdoing since none had been made against his liege lady, the queen.‹ Kaum zutreffend ist Sp: ›Wenn sie [die Königin, F. K.] für sich irgendwelche Verdienste in Anspruch nähme, so möge sie deklarieren, man dürfe seiner Gattin nicht das anlasten, was man auch ihr nicht als Verfehlung angerechnet habe.‹ 5960 HaA erwägt vuo rit P = vürer ›weiter, fernerhin, mehr, eher‹ (Le III 597). 5967 gereche (W) ›ordentlich, gehörig, recht, richtig, gerade, genau‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6252 [irrtümlich ebenfalls als V. 5967 ausgewiesen]; Le I 872; vgl. Anm. zu V. 1747, 1963, 3328). / gereht (P) adj. ist hier am ehesten als ›gerade, geradewegs‹ (vgl. Le I 874) zu lesen.
5944–5972
5945
5950
337
Ich glaube, er passte ihr vorne gut, ihrem Mann zu, wo er saß. Kei sprach: ›Er passt ihr besser als allen diesen Damen. Wer kann daran auch nur um ein Haar irgendetwas Büßenswertes erkennen?‹ Der Mantel war hinten wahrhaftig bis auf den Gürtel hinauf zusammengezogen. Wie viel man ihn auch herunterzog, so dehnte er sich dennoch überhaupt nicht.
Da sprach das ganze Volk: 5955
5960
›Das Kleid steht ihr gut!‹ Als Kei die Wahrheit erkannte, da wurde er rot vor Scham. Er befahl und gebot seiner Frau, dass sie zur Königin gehen sollte; und was sie sich auf sich einbildete, dass sie glaubte, dass ihr das bekommen würde, was schon der Königin ohne den Vorwurf irgendeines Lasters übel angestanden hatte.
Die aber den Mantel gebracht hatte, die bezichtigte sie, dass sie gerne bereitwillig gewähren und genau tun würde, worum immer man sie bäte, und dass, was immer man probierte, 5970 sie sich um all das annähme. 5970a Darüber erging von der Menge überall 5970b bei Hof großes Gelächter.
... da war er schamfarbig und rot.
... was schon seiner Herrin ohne den Vorwurf irgendeines Lasters übel angestanden hatte.
5965
Als Keis Geliebte versagte, da drang Loifilol, der standhafte,
... und geradewegs tun würde, ...
... sie sich um all das annähme. ... ...
Als Keis Geliebte versagte, ...
338
5975
5980
5985
5990
5995
6000
6005
6010
Text und Übersetzung Loifilol der stæte, der sîn wîp geminnet hæte, ê siu wurde geborn ein jâr. er gezurnde nie für wâr mit ir, des siu sich kunde enstân. des wânde er dô genozzen hân und wolt ir triuwe schouwen. under allen den vrouwen was enbor vil ieman baz getân. ir keiniu wart des vor gelân, diu ir man holder wære. daz verdient der êrbære mit triuwen als ein hübsch man. nuo leit er ir den mantel an. dô stuont er ir ze wunsche wol, wan als ich iu sagen sol: dô enwaz nieman ze stunde, der ir den nüschel kunde gelegen wol ze rehte. 38rb daz was dem guoten knehte swær und âne mâze leit und ouch der vrouwen gemeit. Diu maget, diu ez allez beschiet, diu versweic di massenîe niet, wâ von daz dinc was komen. siu sprach: ›diu vrouwe hât genomen gewerp und dienst genuoc, dâ von siu in ir herzen truoc wunne und dicke hôhen muot. doch was siu des vil wol behuot, daz siu durch iemannes minne nâch tumbes herzen sinne diu werc ie getæte durch iemannes ræte; wan daz siu ez tete umbe daz, daz ir gemüet deste baz ze vröuden stüende und ze spil. für wâr ich iu daz sagen wil, ez ist noch maniger vrouwen site,
5981 Ha folgt P
5995 Initiale fehlt Ha
Loyfilol W Loiphilol P geborn wurde P ir das su˙ kunde P wonde W wonde P
Was borvil P
Jr enkein wart des verlon, ... 115r P
zewo nsche W zestvo nde W zerehte W wol fehlt P
¶ statt Initiale P
Gewerp mit dienstes P do W Do P dicke fehlt P Dach P niemans P ie] iemer P
... Wie vil man si es gebete, ...
zespil W vnd ouch zü spil P manige P
5999 dienstes Ha
6006 Ha folgt P
6009 Ha folgt P
5975 Wörtlich: ›ein Jahr bevor sie geboren wurde‹ (vgl. WeKe). Oder sollte man mit Pérennec, S. 118 und Pé lesen: ›seit sie ein Jahr alt war‹? 5981 Zu enbor und borvil siehe Anm. zu V. 1147. 5990 nüschel stm. ›Spange, Schnalle, die den Mantel um den Hals festhält‹ (BMZ II/1 424 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6035, 6045; Le II 123; vgl. V. 5612, 6051).
5973–6011
5975
5980
5985
5990
5995
6000
6005
6010
dort mit Anstand hervor, der seine Frau schon geliebt hatte, ein Jahr bevor sie geboren wurde. Er hatte ihr wahrhaftig niemals gezürnt, soweit sie sich erinnern konnte. Davon glaubte er da zu profitieren und wollte ihre Treue prüfen. Unter all den Damen hatte kaum eine eine schönere Gestalt. Keiner von ihnen wurde diesbezüglich der Vorzug gegeben, dass sie ihrem Mann mehr zugetan wäre. Das hatte sich der Ehrenhafte mit Treue wie ein höfischer Mann verdient. Nun legte er ihr den Mantel an. Da stand er ihr vollkommen gut, jedoch muss ich euch sagen: Es war dort zur Stunde niemand da, der ihr die Mantelspange ordentlich zurecht legen konnte. Das bedrückte den guten Kerl und tat ihm über die Maßen Leid, und auch der wunderschönen Dame.
339
Keiner von ihnen wurde das zugestanden, ...
D
ie Maid, die es alles erklärte, die verschwieg der versammelten Menge nicht, weshalb diese Sache geschehen war. Sie sprach: ›Die Dame hat genug Geschäfte und Dienste angenommen, wegen der sie in ihrem Herzen oft Lust und Hochmut trug. Trotzdem hütete sie sich gut davor, dass sie wegen der Liebe zu irgendjemand nach dem Willen des törichten Herzens oder wegen irgendjemandes Rat jemals diese Dinge getan hätte; sie tat es nur deshalb, damit ihr Gemüt umso freudiger und vergnügter wäre. Ich will euch fürwahr sagen, dass es noch die Art so mancher Dame ist,
... – wie viel man sie auch darum gebeten hätte – ...
340
6015
6020
6025
6030
6035
6040
Text und Übersetzung diu sich wirden wænet dâ mite. nein, siu swechet sich vil sêre! ez ist laster und unêre, swelich wîp des mannes gâbe enpfât und im doch ungelônet lât.‹ Dô hiez der künic Gîferreiz sîn vriundîn treten in den kreiz. als siu den mantel an genam, al umbe er ir reht bekam, wan ein michel loch gie dar în; daz solt doch vermachet sîn mit eim uosezzele breit, der ir doch was unbereit. Diu maget sprach: ›ditz betiut, daz diu vrouwe ist ir man gehaz durch daz er ist undære, swi doch vil bezzer wære ein mæzlich man mit fuoge danne grôzer manne gnuoge.‹ diu vrouwe den mantel von ir tet. 38va dô hiez der küene Gailet sîn vriundîn in an legen. für wâr wir iu daz sagen megen, der brach der nüschel zehant. dâ mit wart daz bekant, daz er mit ir ze vil umbe fuor. Diu maget des vil tiure swuor, ez wære ein unwîsheit, swer sîm wîbe di stat leit und ir niht êren lieze und si dâ wesen hieze, dâ siu niht gerne wære.
˙ sich do mitte. 115v ... Die wenet turen vil fehlt P
doch fehlt P
Doch hies der ku“nig Geureis Sine frúndin tretten jn den creiß. Alvmb vnd vmb er P kam P doch fehlt P jrsessede P
... Der in doch do waz vnbereit. ¶ fehlt P Dise P vils W Ein mercket man P Denne grosse tene gnüge P ¶P
Do hies der herre Oruilet Sine frúndin in an legen. fuo rwar W do W Do P wart aber daz P ¶ fehlt P 116r P ein fehlt P
˙ ... Wer syme wibe tete leit ...
niht gerne] vngerne P
6012 do W 6015 fat in enpfat W rechts ausgeworfen nach V. 6014 6017 Gyferreiz W 6018 inden W / kreiz W rechts ausgeworfen nach V. 6019 / frúnde P 6032 Gaylet W 6040 let W 6012 Ha folgt P 6017 Gîvreiz Ha 6020 Ha folgt P 6022 Ha folgt P 6025 ¶ fehlt Ha herre Kailet Ha, HaA liest Gailet mit W 6038 ¶ fehlt Ha 6040 Ha folgt P
6032 Initiale Ha / der
6023 uosezzel (WP) deutet La (mit Verweis auf Graff I 69 und Grimm, Gramm. II 784, die ahd. uo as. ô als lat. re-, post- auflösen) als ›Lehnsessel, Rücksessel, reclinatorium‹, was aber im Kontext wenig Sinn ergibt. BMZ II/2 339 verzeichnet die Stelle mit Fragezeichen, Le II 1998 übersetzt (nach Bä, der ›Zusatz, Nachsatz‹ annimmt; vgl. auch Bächtold 1874, S. 426; Neumaier 1883/84 II, S. 6) ›Aufsatz‹, was m. E. die einfachste Lösung ist. Die weit hergeholte Konjektur von Pfeiffer, Franz 1858b zu fürfezzede oder fürfezzel ›Fürtuch, Schürze‹ (vgl. nhd. Fetzen) erübrigt sich damit. 6025 Lies betiutet (PHa), vgl. Anm. zu V. 1590. 6027 undære adj. ›unpassend, unangenehm; schlecht; (hier wohl:) unansehnlich‹ (BMZ I 308; Le II 1775, beide mit Verweis auf die Stelle [bei Le als V. 6029]). 6029 mæzlich adj. ›von mäßiger Größe, gering, klein‹ etc. (BMZ II/2 210 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2067). 6035 Zu nüschel siehe Anm. zu V. 5990. 6040 die stat legen (W) ist unklar. Soll es heißen: ›festsetzen, bestimmen‹? Oder ist gar an stat ›Grabstätte‹ (vgl. BMZ II/2 599–601 mit ähnlichen Wendungen) zu denken, also: ›ins Grab bringen‹, metaphorisch: ›ins Verderbnis stürzen‹, wie es heute vor allem in der Wendung: ›Du bringst mich noch ins Grab!‹ verbreitet ist?
6012–6043 die dadurch ihr Ansehen zu steigern wähnt.
6015
6025
6030
6035
6040
... die dadurch ihren Wert zu steigern wähnt.
Nein, sie erniedrigt sich sehr stark! Es ist Laster und Unehre, wenn eine Frau die Gabe des Mannes empfängt und es ihm nicht vergilt.‹
D
6020
341
a befahl der König Giferreiz seiner Geliebten, in den Kreis zu treten. Als sie den Mantel entgegennahm, kam er ihr rundherum recht, außer dass ein großes Loch darin war; das hätte doch mit einem breiten Aufsatz zugemacht sein sollen, den sie aber nicht bei der Hand hatte. Die Maid sprach: ›Das bedeutet, dass der Dame ihr Mann verhasst ist, weil er unansehnlich ist, obwohl doch ein kleiner Mann mit Anstand viel besser ist als die meisten großen Männer.‹ Die Dame gab den Mantel von sich weg. Da befahl der kühne Gailet seiner Geliebten, ihn anzulegen. Wir können euch das wahrhaftig sagen, dass ihr sogleich die Mantelspange zerbrach. Dadurch wurde es erwiesen, dass er mit ihr zu viel herumritt. Die Maid beteuerte es, dass es unklug wäre, wenn einer seine Frau ›ins Grab brächte‹ und ihr keine Ehren lassen und befehlen würde, dort zu bleiben, wo sie nicht gerne ist.
T
rotzdem befahl der König Giferreiz seiner Geliebten, in den Kreis zu treten.
... den sie aber da nicht bei der Hand hatten.
Da befahl der Herr Gailet seiner Geliebten, ihn anzulegen.
... wenn einer seiner Frau ein Leid zufügen ...
342
6045
6050
6055
6060
6065
6070 6073 6075
6080
Text und Übersetzung diu nâhe gânde swære tuot manigen nüschel brechen. man sol dem übel sprechen, der weder lützel noch vil sînem wîb entwîchen wil. der mantel an di erde sleif. diu maget in ir taschen greif und zôch einen nüschel her ûz. dô hiez der wîse Maldûz, sô daz kleit genüschet wære, daz sîn vriundîn niht verbære, si enleiten balde an den lîp. ditz was daz minneste wîp under allen den vrouwen. hi sol man wunder schouwen: dô siu den mantel an getet mit vorhten und mit gebet und mit ir wipluppe, dô wart er ir als ein juppe, daz er fürnamens ir nie für den gürtel nider gie, doch si diu minniste wære. Diu maget sprach: ›ich bewære, daz ditz ist ein vremde dinc. über allen disen rinc kan nieman spotten alsô wol; daz sage ich iu, wan ichz tuon sol. siu lat alle liut durch ir hende gân. 38vb dâ von ist ir ditz getân.‹ Dar nâch hiez her Iwân sîn vriundîn ûf stân; dar an schein sîn gelimpf. ich sage iu einen schœnen schimpf: siu was sô lanc, daz siu erschein des houptes lenger wan ir dehein.
nahegange W Duo nt P
wibe nit entwichen P
Der mantel an die erde sweiff. teschen W maldvz W maldus P enbere P enleite balde W Su˙ leite in balde an jren lip P ditz] Das P
˙ Hie sullent ir wunder schowen: mit ir gebet P vnd ir wib luppe W wibe luppe P
... Do wart er also ein wippe, ... ˙ niemans P ir fur gegie P die W 116v P ¶ fehlt P ditz] das P fremdes P
˙ Jch sage uch, wanne ich es tuo n sol, ˙ durch ir hende gan. Sie lat alle die lute do W Do P ditz] daz P ýwan W ywan P [¶] statt Initiale P erschein P
wan] danne P
6075 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P 6052 Initiale Ha 6058 Ha folgt P 6059–6060 getete : gebete Ha, dagegen Be, der WP folgt 6062 ir fehlt Ha 6063 ir fürnamens Ha 6066 ¶ fehlt Ha 6070–6073 daz sage ich iu, wan ichz tuon sol: | siu lât alle liute | mit worte und mit gediute | durch ir hende gegân, La (Ha), La erwägt auch (für V. 6072): vîende unde triute; dagegen Hannink, der ebenfalls die hier vorgeschlagene Lösung wählt 6080 Ha folgt P 6045 Zu nüschel siehe Anm. zu V. 5990. 6053 nüschen swv. ›mit einer nusche [vgl. Anm. zu V. 5612, 5990] versehen, damit zuheften, überhaupt zusammenbinden, verknüpfen‹ (BMZ II/1 424 mit Verweis auf die Stelle; Le II 123). 6055 Lies enleite in balde mit Ha. 6061 Zu wipluppe = wipluppen (?) siehe Anm. zu V. 574. 6062 juppe swf. ›Jacke‹ (BMZ I 774 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1482f.). / wippe stn. ›Gewebe‹ (BMZ III 612; Le III 924). Der Paralleltext ist problematisch. 6077 Zu gelimpf siehe Anm. zu V. 254.
6044–6080
6045
6050
6055
6060
6065
6070
Dieses eindringliche Leid bricht viele Mantelschnallen. Man soll übel von dem sprechen, der seiner Frau weder wenig noch viel von der Seite weichen will. Der Mantel ging bis auf die Erde hinab. Die Maid griff in ihre Tasche und zog eine Mantelspange heraus. Da befahl der weise Malduz, als das Kleidungsstück wieder von einer Spange zusammengehalten wurde, dass seine Geliebte nicht unterlassen sollte, ihn bald anzulegen. Dies war die kleinste Frau unter all den Damen. Hier soll man ein Wunder schauen: Als sie den Mantel mit Angst und mit Gebet und mit ihrem Zittern anzog, da wurde er ihr wie eine Jacke, sodass er ihr nicht einmal bis über den Gürtel hinab ging, obgleich sie die kleinste war. Die Maid sprach: ›Ich versichere, dass dies eine merkwürdige Sache ist. In diesem ganzen Kreis kann niemand so gut spotten; das sage ich euch, weil ich muss. Sie lässt alle Leute durch ihre Hände gehen. Deshalb ist ihr dies geschehen.‹
6075
Danach befahl Herr Iwan
6080
seiner Geliebten aufzustehen; daran zeigte sich sein angemessenes Benehmen. Ich sage euch einen schönen Scherz: Sie war so lang, dass sie um einen Kopf größer als irgendjemand von ihnen zu sein schien.
343
Der Mantel reichte bis auf die Erde.
Hier sollt ihr ein Wunder schauen:
... da wurde er wie ein (loses, schlechtes?) Gewebe, ...
Ich sage euch, weil ich es tun soll, dass sie alle die Leute durch ihre Hände gehen lässt.
344
6085
6090
6095
6100
6105
6110
6115
Text und Übersetzung als siu sich in den mantel twanc, dô wart er alsô lanc, daz er nâch ir lac gespreit ûf der erde drî elen breit mit unebem schrôte. des nâmen si war genôte. Diu maget sis aber beschiet; siu sprach: ›er enkumet ir ouch niet: siu ist ze einveltic und ze alwære. swes ir ze muot wære, daz enliez siu durch nieman. er ist tump, swer niht enkan entwîchen, an sîm strîte belîbet zaller zîte.‹ Als ir unz her hânt vernomen, der mantel wære genuogen komen vil wol unz an vil kleine. Enîte, diu reine, und Wâlweins vriundîn – der vrouwen moht manigiu sîn, diu in vil wol haben solte, wan daz diu maget enwolte, diu in dar brâhte. Als ez dô izuo nâhte, daz von reht solt enbizzen sîn Artûs und al sîn menegîn und diu maget von dem Sê – zwei hundert vrouwen und mê versuochten den mantel nâch ir werde –, der bot noch dô gerde, daz der künic hieze für gân eine vrouwen wol getân, diu noch niht dô für was komen; 39ra wan siu hât wol vernomen, daz Iblis diu getriuwe durch senelich riuwe – als ir stæte wol gezam – des tages niht für kam.
Also sie sich in dem mantel trang, Do wart er jr also lang, Das er nach ir lag gespreit Vff der erden drýer hande breit Mit vnbenomen schrote. Das P sie aber dez P er kompt P einweltic W einualtig P wez ir zemuo t W verliesse P
Er ist dumb, der nit entwichen kan Vnd der an sime strite Belibet zuo aller zite.‹ 117r P genuo ge P (zweites) vil] ein P Enýte W Ennnitten P walwins W walweinis P
... Noch müste der frowen menige sin, Die in haben solte, ...
Also er ir do also nahte P enbrissen solte P artus W Arthus P
... Zwey˙ hundert frowen vnd me Versuo chtent noch ir werde –, ... Do bot noch der gerde P ˙ ku “nig hie zuo furgan P wolgetan W
... Die nicht waz mit den andern komen; yblis W ibelis P senecliche P ˙ P nicht hin fur
6082 Ha folgt P 6084 Ha folgt P 6088 ern kumet Ha 6089 ze einveltic und fehlt La (Ha) 6092–6093 Ha folgt P 6097 Ha folgt P 6099 Wâlweines Ha 6105 enbizzen Ha 6109 versuochtenz nâch Ha 6113 Ha folgt P 6118 Ha folgt P 6081 Eventuell wäre für P zu in den mantel zu konjizieren. 6085 schrôt stm. ›Schnitt (hier: des Mantels)‹ (BMZ II/2 221 mit Verweis auf die Stelle; Le II 803f.). Was allerdings ein unbenomener schrôt (P) sein soll, ist unklar: Der Schnitt wurde nicht daran gehindert, seine volle Pracht zu entfalten? Oder ist etwa (mit schrôt als ›Schnitt, Hieb‹; vgl. BMZ und Le ebd.) gemeint, dass der Mantel nicht abgeschnitten/gekürzt war? 6089 alwære adj. ›einfältig, albern‹ (BMZ I 27. III 521 mit Verweis auf die Stelle; Le I 46). 6092–6093 Zu entwîchen siehe Anm. zu V. 590. 6093–6094 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (W) siehe Anm. zu V. 449.
6081–6118
6085
6090
6095
6100
6105
6110
6115
Als sie sich in den Mantel zwängte, da wurde er so lang, dass er hinter ihr auf der Erde drei Ellen breit in Falten ausgebreitet da lag. Das nahmen sie genau wahr. Die Maid erklärte es ihnen abermals; sie sprach: ›Er bekommt auch ihr nicht: Sie ist zu einfältig und zu albern. Wonach immer ihr der Sinn stand, davon ließ sie wegen niemandem ab. Er ist dumm, der nicht nachgeben kann, der zu aller Zeit an seinem ›Kampf‹ festhält.‹
345 Als es ihr in dem Mantel eng wurde, da wurde er ihr so lang, dass er hinter ihr auf der Erde drei Hände breit in lockerem Schnitt ausgebreitet da lag.
Er ist dumm, der nicht nachgeben kann und der zu aller Zeit an seinem ›Kampf‹ festhält.‹
Wie ihr bisher vernommen habt, passte der Mantel vielen bis auf Kleinigkeiten sehr gut. Enite, die reine, und die Geliebte Walweins – es gab viele Damen, die ihn sehr gut hätten haben können, wenn nicht die Maid dagegen gewesen wäre, die ihn dorthin gebracht hatte. Als nun schon die Zeit nahte, dass Artus und sein ganzes Gefolge und die Maid von dem See rechtens essen sollten – 200 Damen und mehr hatten den Mantel probiert, um ihren Wert zu erfahren –, da verlangte die Botin noch, dass der König eine schöne Dame herkommen ließe, die sich da noch nicht gezeigt hatte; denn sie hatte genau vernommen, dass Iblis, die treue, sich aus sehnsüchtiger Betrübnis – wie ihrer Standhaftigkeit gut ziemte – untertags nicht zeigte.
... noch waren es viele Damen, die ihn hätten haben sollten, ...
... 200 Damen und mehr erprobten noch ihren Wert –, ...
... die nicht mit den anderen gekommen war;
346
6120
6125
6130
6135
6140
6145
6150
6155
Text und Übersetzung doch dês alein, siu muoste her. daz was der massenîe ger, wan siu begie nie valschiu dinc. als si dô kom in den rinc, dô gruozte siu di selben maget, diu dô hât gesaget wunder, als siu kunde. mit lachendem munde neig ir der merfeine bote und beswuor si bî gote, daz siu den mantel an leite. Diu vrouwe dô niht beite, siu leit in vor in allen an. dô sprach wîp und man, ez wære mit der wârheit daz baz stênde kleit, daz ie dehein vrouwe getruoc. der aber von im des gewuoc, daz dar an iht missezæme, ê man daz volle vernæme, sô schicte sich der mantel dar alsô, daz im niht enwar. Dô wart mîn her Wâlwein mit ganzer volge des in ein, daz an dem mantel niht würre. nuo velschin, der getürre, wan ez nieman frumer tuot. ez dûht ouch Keinen guot. Er sprach zuo sîner vriundîn: ›ir müezent mir wol liep sîn, wan ir iuch hânt des wol bewart, daz ir in der mêren schar vart. daz in der tiufel henke, der dis gevertes immer mêr gedenke wan ze guote und âne haz!‹ 39rb dô lobten si allesament daz durch des küniges êre,
6136 Das P / genuo g P Zeilentrennvermerk
6141 walwin W
6142 inein P
Doch des allein, sie müß nuo her. 117v P selbe P
nunde P V. 6127–6128 fehlen P
¶ fehlt P
... Es were mit worheit Das aller beste cleit, ... Der aber von nide des gewuo g, ...
Do wart der herre Walwein Mit gantzer volge das in ein, ... Nuo velsche in, der getrúwe, ... Er duchte joch Kun guo t, “ndin: Vnd sprach zuo siner fru ˙ so wol hant bewart, ... ... Wande ir uch 118r P mêr fehlt P zegute W
6146 cheinen W
6149 Bewart P links vor V. 6150 mit
6123 sie diu selbe maget Hannink 6124 dâ Ha 6130 ¶ fehlt Ha / enbeite La (Ha) 6134 daz aller beste stênde cleit Ha 6136 Ha folgt P 6143 daz dem mantel niht enwürre Ha 6146 Keiînen Ha 6152 gevertes] gwerbes La (Ha) / mêr fehlt Ha 6123 Iblis grüßt die Botin (WePéBuKe), nicht umgekehrt (so HanninkSp); V. 6126–6127 erwidert die Botin den Gruß. 6136 Zu gewahenen, gewähenen siehe Anm. zu V. 1710. 6143 werren stv. ›durcheinander bringen, verwickeln; stören, schaden, verdrießen‹ etc. mit an ist mhd. möglich (Le III 791–793 mit Verweis auf V. 8037).
6119–6155
6120
6125
6130
6135
6140
6145
6150
6155
347
Doch einerlei, sie musste her. Das war das Verlangen der versammelten Menge, denn sie hatte nie etwas Falsches getan. Als sie da in den Kreis kam, da grüßte sie dieselbe Maid, die da Verwunderliches erzählt hatte, so gut sie konnte. Die Botin der Meerfee nickte ihr mit lachendem Mund zu und beschwor sie bei Gott, den Mantel anzulegen. Die Dame zögerte da nicht, sie legte ihn vor ihnen allen an. Da sprachen Frauen und Männer, dass es wahrhaftig das am besten passende Kleidungsstück wäre, das je eine Dame getragen hätte. Wenn aber einer von ihm (dem Mantel) behauptete, dass daran irgendetwas nicht stimmte, so richtete sich der Mantel, ehe man es (die Verunglimpfung) ganz gehört hatte, so, dass er ohne Tadel war.
Doch einerlei, sie muss nun her.
D
a wurde der Herr Walwein mit allen darüber einig, ...
a wurde mein Herr Walwein mit allen darüber einig, dass der Mantel ohne Tadel war. Nun verleumde ihn, wer es wagt, weil es kein Tüchtiger tut. Auch Kei schien es gut zu sein. Er sprach zu seiner Geliebten: ›Ich muss euch sehr lieben, denn ihr habt gut dafür gesorgt, dass ihr zur größeren Gruppe gehört. Dass ihn der Teufel henke, der jemals noch an diese Umstände denkt, es sei denn im Guten und ohne Hass!‹ Da lobten sie es allesamt um der Ehre des Königs willen,
... dass es wahrhaftig das aller beste Kleidungsstück wäre, ... Wenn aber einer aus Neid behauptete, ...
D
Nun verleumde ihn, wer sich getraut, ... Auch Kei schien er gut zu sein, und er sprach zu seiner Geliebten: ... weil ihr so gut auf euch Acht gegeben habt, ...
348
Text und Übersetzung
daz es nimer mêre ze übel würde gedâht. diu den mantel hât brâht, diu saget in ze mære, 6160 daz Lanzelet wære ze Plûrîs gevangen, vnd wi ez was ergangen, dô er di âventiure brach und hundert ritter nider stach, 6165 und wi er pflæge minne mit einer küniginne, anders danne er gerte. Siu saget ouch, daz noch werte diu âventiur umb daz, 6170 daz sich ein ritter deste baz ze Plûrîs möht bejagen. Dô siu daz begunde sagen, dô îlten si an schouwen beidiu ritter und vrouwen. 6175 si liezen gar den êrern haz, sîner schame kindegelich vergaz, und wurden von dem mære vrô, daz Lanzelet noch dô lebet und was gesunt. 6180 Urloup nam dô zestunt der wîsen merfeine bot. siu bevalch dem oberesten got Lanzeletes vriundîn. siu enwolt dâ niht lenger sîn 6185 durch des küniges bete. sweder man si hete 6186a für übel oder für guot, 6186b dar umb truoc siu ringen muot; siu vorht ir harte kleine. Vrowe Iblis, diu reine, diu kust si mit triuwen. 6190 umb irn mantel niuwen genâdet siu minneclîche
gedach P zemere W Lantzelet W lantzelet P
... Vnd wie es jme were ergangen, ˙ Do er die antwurte brocht, Das er hundert ritter nider stach, ...
¶ fehlt P
zepluris W pluris P ¶ fehlt P beidiu fehlt P kinndeclich P 118v P Lantzelet W lantzelet P vnd er was P ¶ fehlt P merinne P bewalch W lantzeletes W Lantzeletes P fru “nden P
Sie enwolte do nicht lenger sin ˙ Durch dez richen kuniges bette; Weder man sie liep ald anders hette, ... ... Daz huo b ir harte cleine. yblis W ibeles P ¶ fehlt P ir P
6160–6161 in einer Zeile P: Das lantzelet zü pluris were gevangen
6161 zeplurýs W
6187 Do P
6168 ¶ fehlt Ha 6172 ¶ fehlt Ha 6174 Ha folgt P 6180 ¶ fehlt Ha 6181–6182 bote : gote Ha 6185–6187 Ha folgt P 6188 ¶ fehlt Ha 6191 genât Ha 6163 Die antwürte (P) auf die erfahrene Beleidigung durch den Zwerg, also die ›Rache‹? 6170–6171 Zu sich bejagen siehe Anm. zu V. 3025. 6187 heben (P) tr. mit refl. Dat. ›etwas dünkt gewichtig, nicht gewichtig, man macht sich viel, wenig daraus‹ (BMZ I 644 mit Verweis auf die Stelle). 6191 Die angeblich ›schlechte‹ (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5441) Form genât steht nicht in den Hss.
6156–6191 dass man niemals mehr im Schlechten daran denken sollte. Die den Mantel gebracht hatte, die erzählte ihnen, 6160 dass Lanzelet in Pluris gefangen wäre, und wie es ergangen war, als er die Aventiure gebrochen und 100 Ritter niedergestochen hatte, 6165 und wie er die Königin gegen seinen Willen lieben musste. Sie erzählte auch, dass die Aventiure noch deshalb fortdauerte, 6170 damit ein Ritter in Pluris umso besser seine Zeit ruhmvoll hinbringen konnte. Als sie das zu erzählen begann, da eilten sowohl Ritter wie Damen, um sie anzuschauen (zu hören). 6175 Sie ließen gänzlich vom vorherigen Hass ab, ein jeder vergaß seine Schmach, und sie wurden von der Neuigkeit froh, dass Lanzelet da noch lebte und gesund war. 6180 Da verabschiedete sich die Botin der weisen Meerfee zur selben Zeit. Sie befahl Lanzelets Geliebte dem obersten Gott an. Sie wollte trotz der Bitte des Königs 6185 nicht länger dort bleiben. Ob man sie 6186a für böse oder für gut hielt, 6186b das kümmerte sie kaum; sie fürchtete sie/es sehr wenig. Frau Iblis, die reine, die küsste sie in Treue. 6190 Für ihren neuen Mantel dankte sie der reichen
349
... und wie es ihm ergangen wäre, als er die ›Antwort‹ brachte, dass er 100 Ritter niederstach, ...
Sie wollte trotz der Bitte des reichen Königs nicht länger dort bleiben; ob man sie mochte oder nicht, ... ... das kümmerte sie sehr wenig.
350
6195
6200
6205
6210
6215
6220
6225
Text und Übersetzung 39va der küniginne rîche, diu ir di gâbe sande und si niht bekande, wan daz diu merminne wîs si êrte durch ir âmîs. Der mantel het noch einen site: swer in truoc, daz er vermite jâmer und senedez klagen. des bedorft wol in disen tagen Iblis, der er wol gezam. als diu meit enwec kam, dô huop sich rede manicvalt, wi Lanzelet, dem helde balt, di sælde got zuo gefuogete, der tûsent man genuogete. si wunderte, wes im wære diu gevancnisse swære. dâ was ritter harte vil, di imer in dem leitspil gerne wolten sîn beliben und di zît hin vertriben, als in von im was geseit. Nuo vernement nâch der wârheit: dirr hof wert nâch der sage mê danne drîzic tage mit voller vröude für sich an. dar nâch als ichz gesagen kan und ir mirs gelouben welt, uns ist nie vor gezelt, daz Artûs, der künic hêr, sô grôzen hof ie mêr gewunne mit solchem schalle sô hie, dâ di vrouwen alle den mantel hæten getragen. dâ mit wil ich gedagen der geste und wi si wurben sît, wan si riten, dô sis dûhte zît. Wâlwein und Karjet,
merinne P DEn mantel harte nohe eine site P senendes P bedörffte ouch wol zuo dissen P yblis W Jbelis P 119r P maniualt P
... Wie Lantzelet, dem helde balt, Die selde zü gefügte. Des findet man gnuo ge. wes] was P gevanchenisse W do W Do P leit spil W hin han vertriben P
Nuo vernement mit rechter worheit: Dirre hoffe werte nach der sage Me danne xiii tage ˙ sich an. Mit voller fröide fur Vnd also vil ir nnir es P So ist vns niender vor P artus W arthus P iemer P do W So das die P do W Do P sis] ez sie P Walwein WP Karyet W cariet P ¶ statt Initiale P
6196 davor buchstabengetreue Wiederholung von V. 6193 in P 6205 got gefuogte (: genuogte) Ha
6212 Ha folgt P
6204 Lantzelet W
6214 ¶ fehlt Ha
6219 nnir W
6224 do W
6219 und als vil ir Ha
6204–6205 gevüegen ohne Akk. mit Dat. (P) ist mhd. nicht belegt, es kann aber wohl auf analoge Konstruktionen mit vüegen verwiesen werden (BMZ III 441), die am ehesten mit ›etwas kommt jemandem zu‹ übertragen werden können. 6210 leitspil stn. ›Leiden, das wie ein Spiel, wie ein Zeitvertreib aussieht‹ (BMZ II/2 502; Le I 1876, beide mit nur diesem Beleg).
6192–6229
6195
351
Königin freundlich, die ihr die Gabe geschickt hatte, ohne sie zu kennen, abgesehen davon, dass die weise Meerfee sie wegen ihres Geliebten ehrte.
D
6200
6205
6210
6215
6220
6225
er Mantel hatte noch eine Eigenart: dass, wer immer ihn trug, gegen Jammer und sehnsüchtiges Klagen gefeit war. Dessen bedurfte Iblis, der er gut passte, in diesen Tagen allerdings. Als die Maid sich entfernt hatte, da erhoben sich viele Gespräche, wie Lanzelet, dem kühnen Helden, Gott das Glück zugefügt hatte, das für 1.000 Männer reichen würde. Es wunderte sie, weshalb ihm die Gefangenschaft beschwerlich war. Da gab es sehr viele Ritter, die immer gerne in dem leidvollen Zeitvertreib geblieben und sich die Zeit vertrieben hätten, wie ihnen von ihm erzählt wurde. Nun vernehmt nach der Wahrheit: Dieser Hof dauerte nach der Erzählung mehr als 30 Tage mit vollkommener Freude an. So wie ich es erzählen kann und wenn ihr es mir glauben wollt, ist uns nie zuvor erzählt worden, dass Artus, der edle König, jemals mehr einen so großen Hof mit solchem Lärm erworben hatte wie hier, wo alle die Damen den Mantel getragen hatten. Damit will ich von den Gästen schweigen und von dem, was sie seither taten, denn sie ritten, als es ihnen an der Zeit schien.
Walwein und Karjet,
... wie Lanzelet, dem tapferen Helden, das Glück zugefallen war. Davon fand man genug.
Nun vernehmt mit rechter Wahrheit: Dieser Hof dauerte nach der Erzählung mehr als 13 Tage mit vollkommener Freude an.
352 6230
6235
6240
6245
6250
6255
6260
6265
Text und Übersetzung dô di vernâmen, daz Lanzelet, ir muomen sun, gevangen lac, 39vb vil nâhen in daz ze herzen wac. dâ von gerten si zehant, daz Erec und Tristrant, die zwêne degene alse wîs, mit in gegen Plûrîs in recken wîs wolten varn, wan si mit sæze noch mit scharn dâ niht erwerben kunden. die gesellen dô funden an ein ander, des sie bâten. dô si ditz gelobet hâten, dô wart her Wâlwein mit den drîn des in ein, daz si niemannes biten und geswæslîchen riten gegen der âventiure. si vermâzen sich vil tiure, als in ir herze geriet, enwære Lanzelet dâ niet gefangen, als in was gesaget, si hæten doch gereche bejaget etesliche werdicheit. Sus hâten si alle ir vlîz geleit deste mê dar an, daz er kæme mit in dan. des wolten si immer wesen frô. si wurden des in ein alsô, ob sie in immer gesæhen, daz sie des niht verjæhen, daz in ir dheiner bekande, und die wîgande von im niht hæten vernomen. mit der rede sint si komen ze Plûrîs ûf daz schœne velt, dâ mit den schilten daz gezelt
Lantzlet W lantzelet P 119v P Do sie gehortent das P
... Vil nohe in das zuo hertze lag. tristrant W tristant P zewenne W plvris W Mit in engegen gen pluris P var en W röcken P wolte P
... Wanne sie mit gesessen noch mit scharn Do nicht biderben kunden.
daz P walwein WP wart der herre P
... Das sie niemans býten Vnd geswiglichen ritten ˙ Gegen der oventure. ˙ Sie vermossent sich alle ture, Also in ir herre geriet, ... lantzelet WP nit W
... Sie hettent gerechte do beiaget Etliche wurdikeit. allen P 120r P
V. 6259–6260 fehlen P Das ir keiner in erkante P Vnd das die P
plvris W pluris P mit enschulten P
6230 let in Lantzlet W rechts ausgeworfen nach V. 6229 6246 geswailichen W 6249 hereze W / inir P 6252 gerechen W 6253 eteslichen W 6234 Tristant Ha
6262 Ha folgt P
6238 sæze stn. ›Belagerung‹ (BMZ II/2 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6915, 7325; Le II 619). 6239 biderben swv. intr. ›nütlich sein‹ (Le I 265). 6246 Zu geswæslîche(n) (WHa) siehe Anm. zu V. 1367. / geswîglîche(n) (P) ist in den Wbb. nicht verzeichnet, kann aber unschwer als ›schweigsam‹ oder ›verschwiegen‹ aufgelöst werden. Vgl. swîglîche ›tacite (schweigsam, leise, geheim)‹ (Le II 1373; Fb 342; DWb XV 2435) 6248 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963. 6249 kann nach oben und unten gezogen werden. 6252 Zu gereche siehe Anm. zu V. 5967.
6230–6266 6230
6235
6240
6245
6250
6255
6260
6265
als die vernahmen, dass Lanzelet, der Sohn ihrer Muhme, gefangen lag, bedrückte das ihr Herz sehr. Deshalb verlangten sie sogleich, dass Erec und Tristrant, die beiden so weisen Degen, mit ihnen in Reckenart nach Pluris fahren sollten, weil sie weder mit Belagerung noch mit Heerscharen dort irgendetwas erwerben konnten. Die Gesellen fanden da aneinander, worum sie gebeten hatten. Als sie das gelobt hatten, da wurde Herr Walwein mit den drein darüber einig, dass sie auf niemanden warten und heimlich nach der Aventiure reiten sollten. Sie waren fest dazu entschlossen, wie ihnen ihr Herz riet, und wäre Lanzelet dort nicht gefangen gewesen, wie ihnen erzählt worden war, hätten sie trotzdem geradewegs etliches Ansehen erjagt. So befleißigten sie sich alle umso mehr dazu, dass er mit ihnen von dannen käme. Darüber würden sie für immer froh sein. Sie einigten sich darauf, dass sie, wenn sie ihn sehen würden, das nicht zu erkennen geben sollten, dass ihn einer von ihnen kannte und (dass sie vorgeben sollten,) dass die Kämpfer (sie) von ihm nichts vernommen hätten. Mit dieser Vereinbarung kamen sie nach Pluris auf das schöne Feld, wo das Zelt mit den Schilden
353
... ging ihnen das sehr zu Herzen.
... weil sie weder mit Belagerung noch mit Heerscharen dort irgendetwas ausrichten konnten.
.. dass sie auf niemanden warten und verschwiegen nach der Aventiure reiten sollten. Sie waren fest dazu entschlossen, wie ihnen ihr Herr riet, ...
... hätten sie dort rechtens etliches Ansehen erjagt.
354
6270
6275
6280
6285
6290
6295
6300
Text und Übersetzung hart wol gezieret was. sie erbeizten alle ûf daz gras und schouweten daz gevilde, daz gezelt und die schilde, und wie der site wære. 40ra dô kômen schier mære alhin ûf di veste, dâ wæren komen geste, schœner ritter viere, hübsch mit geziere an rossen und an gereite, sô daz mit wârheite nieman kunde gezellen von sô stolzen gesellen, di degenlîcher ie geriten. Ouch wart dâ nit vermiten, man sagete, wes in was gedâht: ir wille hât si ûz brâht ûf der âventiure wân, und daz ir keiner wolt lân, er versuohte sîn heil. dô wart Lanzelet vil geil und bat im schiere rüegen, waz wâffenrocke si trüegen. Der bote hât in des bereit; er sprach: ›der ritter einer treit, der mich gruozte schône, einen lewen mit einer krône, von golde erhaben harte wol. der schilt ist, als ich iu sagen sol, ûz und inne harte rîch, von lâsûre al gelîch. der ander einen arn treit von golde, dêst ein wârheit. von dem kan ich niht mê gesagen. Den dritten ritter sach ich tragen von harmen einen schilt wîz. dar ûf ist in allen vlîz
erbestent P ûf ] an P ge vilde W] gewilde P vnd ouch die P chom W do W Do P viere] mere
So von P dinglicher P enwart P wes] was P 120v P
Lantzelet W lantzelet P
... Was woffens sie trügent.
Das ist also ich sagen sol P Jrtzie vnd mynne harte rich P
Jch enkan nit wol von jme gesagen. Den dirten ritter sach man tragen Von harm einen schilt wiß.
6302 tritten W / sahe W 6268 Hannink folgt P unter Verweis auf V. 4270, 5478 6270 Ha folgt P 6277 ross Ha 6282 Ha folgt P 6284 hætes ûz Ha 6290 Ha folgt P 6296 iu fehlt Ha 6302 ¶ fehlt P 6303 Ha folgt P 6277 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 6289 rüegen swv. ›melden, mitteilen, andeuten, sagen, zu verstehen geben‹ etc. (BMZ II/1 786 mit Verweis auf die Stelle; Le II 527; vgl. HaA). 6291 bereit zu bereden swv. (hier – vgl. Anm. zu V. 5230) ›beweisen, dartun‹ etc. (Le I 187). 6303 harm ›Hermelin‹ ist mhd. stswm. (BMZ I 635 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1184).
6267–6304
6270
6275
6280
6285
6290
sehr schön geschmückt war. Sie stiegen alle auf das Gras ab und betrachteten die Wiese, das Zelt und die Schilde, und was es damit auf sich hätte. Da kamen schnell Neuigkeiten hin auf die Festung, dass da Gäste gekommen wären, vier schöne Ritter, höfisch mit Schmuck an Rössern und an Reitzeug, sodass wahrhaftig niemand von so stolzen Gesellen hätte erzählen können, die jemals degenhafter geritten wären. Auch wurde da nicht vermieden zu erzählen, was sie sich vorgenommen hatten: Ihr Wille hatte sie in Hoffnung auf die Aventiure ausfahren lassen, und keiner von ihnen wollte davon ablassen, ehe er sein Glück versucht hätte. Da wurde Lanzelet sehr froh und bat, ihm schnell mitzuteilen, welche Waffenröcke sie tragen würden.
355
... welche Waffen sie tragen würden.
Der Bote tat ihm das kund;
6295
6300
er sprach: ›Einer der Ritter, der mich freundlich grüßte, trägt einen Löwen mit einer Krone, sehr gut aus Gold getrieben. Der Schild ist, wie ich euch sagen soll, außen und innen sehr prachtvoll, überall gleichmäßig mit Lasur überzogen. Der andere trägt einen Adler aus Gold, das ist wahr. Von dem kann ich nicht mehr erzählen. Den dritten Ritter sah ich einen weißen Schild mit Hermelinpelz tragen. Darauf ist mit allem Fleiß
Ich kann von ihm nicht gut erzählen. Den dritten Ritter sah man einen weißen Schild mit Hermelinpelz tragen.
356 6305
6310
6315
6320
6325
6330
6335
6340
Text und Übersetzung ein mouwe von zobel gemaht. der vierde schilt was bedaht mit eim pantiere.‹ dô erkant si alle viere Lanzelet der milte beidiu ritter und schilte, und wisse wol âne vrâge, 40rb daz si wârn sîne mâge und sîn gesellen guote; des wart im wol ze muote. er entet niene dem gelîch, er bat di künigîn rîch, daz siu ir balde lieze zouwen und mit rittern und vrouwen gein der pavelûne riten. Er sprach: ›wir sîn vermiten beidiu vert und hiure an unser âventiure. daz wirt gebüezet hiute. got gebe, daz unser liute sô gerîten, daz ich es êre habe. dâ mit fuorn si hin abe gein der wünnenclichen stat. doch wisse nieman, daz er heiles bat den Britûnen, di dô kâmen, wan alle, di in vernâmen, di stuonden im des wünschens bî. ich wæn, ez noch ein site sî, daz man den wirten nâch giht. si erkanten aber sîns herzen niht. Dô si di unkunden grüezen begunden beidiu ritter und vrouwen, dô moht man wol schouwen, daz si stolz wâren und starc. ir iegelicher sich verbarc, als si der rede iht wisten.
6328 mit P
6329 bryttvo nen W / chomen W
Der vierde schilt, der ist bedacht Mit eime pantiere.‹ bekante P Lantzelet WP
121r P zemvo te W wart] was P den W Er tet aber niender die gelich P er] Vnd P erstes und fehlt P vnd mit frowen P
V. 6321–6322 fehlen P
es fehlt P do W Do P
Doch enwustent sie nit, daz er heiles bat ˙ Den Prutunnne, die do kament. Alle, die jn vernoment, Die stünden jme dez wunsches bi. giht] jet P
Sie kanten aber sins hertzen nicht. ¶ statt Initiale P enkundent P grzvzen W
... Do mochtent sie schowen, 121v Das die uiere worent starc.
6330 vernomen W
6331 dz P
6338 da W
6339 mere P
6306 Ha folgt P 6310 beidiu fehlt Ha 6315 entet ab niene Ha 6316 Ha folgt P 6328 Ha folgt P / La erwägt daz ers bat 6329 dâ Ha 6331 Ha folgt P 6337 beidiu fehlt Ha 6338 Ha folgt P / si wol schouwen Ha 6305 Zu mouwe siehe Anm. zu V. 4433. 6307 pantier etc. stn. ›Panther‹ (BMZ II/1 462f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 201f.). 6317 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764. 6318–6319 Subj. sind nun Lanzelet und die Königin, zu fehlendem pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 6341 rede ist wohl einfach als ›Sache‹ zu lesen (so auch PéBuKe), nicht als ›Landessprache‹ (WeSp gegen die Wbb.): Sie taten, als wüssten sie nicht, worum es geht/woran sie waren.
6305–6341 6305
6310
6315
6320
6325
6330
6335
6340
ein Ärmel aus Zobelpelz gemacht. Der vierte Schild war mit einem Panther bedeckt.‹ Da erkannte Lanzelet, der freigebige, alle die vier, sowohl Ritter wie Schilde, und wusste genau, ohne zu fragen, dass sie seine Verwandten waren und seine guten Gesellen; deshalb war ihm wohl zu Mute. Er ließ es sich nicht anmerken, sondern er bat die reiche Königin, dass sie sich beeilen und mit Rittern und Damen zu dem Zelt reiten sollte. Er sprach: ›Wir wurden sowohl voriges Jahr wie heuer hinsichtlich unserer Aventiure gemieden. Dem wird heute ein Ende gemacht. Gott gebe, dass unsere Leute so reiten, dass ich davon Ehre habe. Damit fuhren sie hinab zu der herrlichen Stätte. Doch wusste niemand, dass er für das Heil der Britunen betete, die da kamen, sondern alle, die ihn hörten, die schlossen sich seinen Wünschen an. Ich glaube, es ist noch Brauch, dass man den Burgherren nachspricht. Sie erkannten aber sein Herz nicht.
357
Der vierte Schild, der ist mit einem Panther bedeckt.‹
Doch sie wussten nicht, dass er für das Heil der Britunen betete, die da kamen. Alle, die ihn hörten, die schlossen sich seinem Wunsch an.
Sie kannten aber sein Herz nicht.
Als sowohl Ritter wie Damen die Unbekannten zu grüßen begannen, da konnte man gut erkennen, dass sie stolz und stark waren. Ein jeder von ihnen gab vor, nicht zu wissen, worum es sich handelte.
... da konnten sie gut erkennen, dass die vier stark waren.
358
6345
6350
6355
6360
6365
6370
6375
Text und Übersetzung Mit wîslichen listen enpfiengen si di gruoze. idoch in der unmuoze hiez in diu künigîn schenken. dô begunde sich bedenken der ellenthafte Karjet. nâch sînem willen er tet, den er ûz fuorte: der schilt er einen ruorte, der an der pavelûne hienc. 40va dâ von diu êrste just ergienc. Des gesindes ein werder man, der rant Karjeten an. den stach er balde der nider und der andern sô vil sider, unz ir vil schiere Sehzic und viere vielen als der êrst man. dar nâch rant in einer an: als si zesamen kâmen, dô wolt Karjet râmen, daz er sîn sper behafte. sîn ros ûf gnafte, daz im der schuf den stich benam und der ritter für kam. beide si sich underranden. Dô sprach zuo den wîganden diu wol gezogen künigîn: ›dirr ritter muoz wol geêret sîn der just, der wir hân gesehen. ich muoz im von schulden jehen, daz er wol hât gestochen; doch hât er niht zerbrochen mîn âventiure, sin müez wern, unz daz ir ander liute gern.‹ Der rede antwurt Erec: ›vrouwe, si varnt niht sô enwec,
6349–6350 in einer Zeile P 6342 ¶ fehlt Ha
6352 do W
¶ fehlt P vn mvze W Doch P
Karýet W kariet P sinen W
erstes der fehlt P
Do von die erste iust enpfing Des gesindes ein vorder man; Der rante Karietten an. Vnd die andern alle sider P vil fehlt P ¶ fehlt P sehstzig P Den uielen P Vers fehlt P chomen W komet P Karyet romen W dô fehlt P Kariet wolte ranne P roß jme vff P schupff P nam P vnder randen W 122r P ¶ fehlt P ge eret W juste die wir P
Jch wil jme mins danckes iehen, Er hat vil wol gestochen; ... enhat P wern fehlt P unz] Wisse P ir fehlt P erec W ereg P
›Frowe, sie gent also nicht enweg!
6354 Karýeten W
6353 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha
6357–6358 in einer Zeile P
6358 ¶ fehlt Ha
6368 ¶ fehlt Ha
6343 Zu gruoze stf. siehe Anm. zu V. 4451. 6362 râmen swv. ›als Ziel ins Auge fassen, aufs Korn nehmen, zielen, trachten, streben‹ (BMZ II/1 549f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 337f.; vgl. Anm. zu V. 291). 6364 gnepfen swv. ›sich neigen, hinken, aufbäumen (?)‹ (BMZ II/1 315 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1042). 6365 schupf, schuf stm. ›Schwung, schaukelnde Bewegung‹ (BMZ II/2 170; Le II 826, beide mit Verweis auf die Stelle). 6367 underrennen swv. refl. ›sich gegenseitig anrennen‹ (BMZ II/1 720 mit Fragezeichen; Le II 1794, beide mit Verweis auf die Stelle). Passender scheint mir jedoch: ›aneinander vorbeirennen‹.
6342–6378
6345
6350
6355
6360
6365
6370
6375
Sie empfingen die Begrüßung mit klugem Verstand. Die Königin ließ ihnen trotzdem sogleich einschenken. Da besann sich der tapfere Karjet. Er handelte nach seinem Willen, den er ausführte: Er berührte einen der Schilde, die an dem Zelt hingen. Dadurch erging die erste Just. Ein würdiger Mann aus dem Gefolge, der rannte Karjet an. Den stach er sogleich nieder und anschließend so viele andere, bis von ihnen schnell 64 gefallen waren wie der erste Mann. Danach rannte ihn einer an: Als sie aufeinander trafen, da strebte Karjet danach, seine Lanze ins Ziel zu setzen. Sein Ross bäumte sich auf, sodass ihm der Schubs den Stich vereitelte und der Ritter vorbei kam. Sie rannten beide aneinander vorbei. Da sprach die wohlerzogene Königin zu den Kämpfern: ›Dieser Ritter muss wegen der Just, die wir gesehen haben, wohl geehrt werden. Ich muss ihm rechtens zugestehen, dass er gut gestochen hat; doch er hat meine Aventiure nicht zerbrochen, sie muss weiter bestehen, bis dass andere Leute nach ihr verlangen.‹
359
Davon empfing die erste Just ein hervorragender Mann aus dem Gefolge; der rannte Karjet an.
Ich will ihm meinen Dank zugestehen, er hat sehr gut gestochen; ...
Auf diese Rede antwortete Erec: ›Herrin, sie können nicht so ihres Weges fahren,
›Herrin, sie gehen nicht so ihres Weges!
360
6380
6385
6390
6395
6400
6405
6410
6415
Text und Übersetzung ich versuoche, waz der rede sî.‹ er stach ir sibenzic und drî nider snellîche, Erec, der tugentrîche, wan in ritterscheft niht bevilt. er stach ir einen ûf den schilt, daz daz geschelle gar zerbrach und man den schilt vallen sach verre, und der man gesaz. ein ungelücke fuocte daz. sus muost in misselingen. in disen têdingen wart Lanzelet und Wâlwein alles ir dinges in ein, 40vb daz ez enbor vil ieman marcte. Tristrant sich ouch niht sparte, er enwolt niht lenger bîten: er begunde balde rîten gegen den hûsgenôzen. er tet in schaden grôzen: im gesaz under niunzigen enkein, geloubent mirs, wan ir ein. ich wil iu sagen, wi ez geschach. sîn sper er gar durch in stach, daz der edel wîgant für sich reit unz an di hant und der wunde von dem sper mohte komen hin noch her. sînes undankes er gesaz – er wære doch gevallen baz. alsus muoste Tristrant verfælt hân, daz er erwant. Dô sprach her Wâlwein: ›des ist zwîfel in kein, ich müeze ouch mîn heil besehen.‹ dô muosten si im alle jehen, daz er wol pungierte
6381–6382 in einer Zeile W
6410 der want W
Jch wil versuo chen, was die rede sý.‹ snelleclich P erc W tvgent riche W] tugende riche P
Er traff einen vff den schilt, Das daz gestelle gar zerbrach ...
Sus muo ste jme misselingen. Lantzelet W lantzelet P walwin W walwein P 122v P
... Dez boruil ieman warte. Tristant P er] Vnd P balde] sere P gegen] Wider P jme P nivzigen W V. 6399–6400 fehlen P
˙ sagen, wie es geschach. Man wil uch in] den P
... Er were e geuallen baz. Alsus müste Tristant Vervelet han, daz er want. walwin W walwein P ¶ statt Initiale P sprach der herre P
... Jch müß ouch min vnheil bisehin.‹ er fehlt P
6413 bis hin P
6379 diu Ha 6382 Ha folgt P / La erwägt êrst der tugentrîche 6385 Ha folgt P 6389 Ha folgt P 6393 Ha folgt P 6394 Tristant Ha 6396 er] und Ha 6399 under] von La (Ha) 6409 Tristant Ha 6410 derwant Ha 6412 zwîfels Ha 6383 Zu beviln siehe Anm. zu V. 4040. – Der Reim legt die Annahme von historischem Präs. nahe (Hannink, S. 44). 6385 geschelle stn. coll. ›Schellen am Reitzeug‹ (Le I 900). / gestelle stn. ›Gestell (hier: am Schild)‹ (BMZ II/2 559 mit Verweis auf die Stelle; Le I 928). P hat offensichtlich den besseren Text. 6390 têdinc = teidinc (Ha) stf. ›Verhandlung; Zweikampf, Schlacht‹ (Le II 1387). 6393 Zu enbor und borvil siehe Anm. zu V. 1147. 6412 Lies enkein (Ha).
6379–6415 ohne dass ich versuche, wie es um die Sache steht.‹ 6380
6385
6390
6395
6400
6405
6410
Er stach 73 von ihnen schnell nieder, Erec, der tugendreiche, weil ihn die Ritterschaft nicht verdross. Er stach einen von ihnen auf den Schild, sodass die Schellen völlig zerbrachen und man den Schild weit fallen sah, doch der Mann blieb im Sattel. Ein Unglück fügte das. So musste es ihnen misslingen. Während dieser Kämpfe wurden sich Lanzelet und Walwein in allen Dingen einig, ohne dass es jemand bemerkte. Auch Tristrant schonte sich nicht, er wollte nicht länger warten: Er begann, kühn gegen die Einwohner zu reiten. Er fügte ihnen großen Schaden zu: Gegen ihn blieb unter 90 keiner im Sattel, glaubt es mir, bis auf einen. Ich will euch sagen, wie es geschah. Er stach seine Lanze völlig durch ihn, sodass der edle Kämpfer weiter ritt bis an die Hand (Tristrants) und der Verwundete sich wegen der Lanze weder hin- noch herbewegen konnte. Zu seinem Unglück blieb er im Sattel – er wäre doch besser gefallen. So hatte Tristrant gefehlt, sodass er aufhörte.
361 Ich will versuchen, wie es um die Sache steht.‹
Er traf einen auf den Schild, sodass das Gestell des Schildes völlig zerbrach ...
So musste es ihm misslingen.
... was kaum jemand wahrnahm.
Man will euch sagen, wie es geschah.
... er wäre besser zuvor gefallen. So hatte Tristrant gefehlt, wie er meinte.
D
a sprach Herr Walwein: ›Darüber besteht kein Zweifel, ich muss auch mein Glück versuchen.‹
6415
Da mussten ihm alle zugestehen, dass er gut kämpfte
... ich muss auch mein Unheil ergründen.‹
362
6420
6425
6430
6435
6440
6445
6450
Text und Übersetzung und alsô justierte, daz niht der vor moht wern. Si begunden wünschen und gern sînes lîbes und sîner site. si jâhen, daz er wol rite und sô, daz nieman baz. der hundert ritter im gesaz enkeiner, wan als ich iu sol sagen: dô er harte wol niun und niunzic nider gestach, Dô daz der zehenzigest ersach, dô rant er Wâlweinen an. dô wolt in der küene man mit dem sper treffen hô. dô geriet der stich alsô, daz er in ze hôhe stach und im den helm durch brach, 41ra ob den ringen durch di batwât. dô en was des dehein rât, di riemen brâchen von dem sper, der helm viel und gesaz er, daz Wâlwein sîn niht nider stach. der gast gezogenlîchen sprach: ›mir was nâhe gelungen wol. sô aber daz dinc niht wesen sol, sô enhilft niht, swaz ieman tuot. ein versuochen ist etswenne guot.‹ Dô in alsus missegie an kleinen dingen, als ir hie von mir hânt vernomen, doch was ez in baz komen danne jenen, di man dâ nider stach. Nuo hœrent, wi Lanzelet sprach zuo der künigîn, diu sîn huote: ›vrouwe, mir ist ze muote, daz ich trûric imer lebe, ez en sî, daz dîn genâde gebe
6447 do W
¶ fehlt P und] min P 123r P vnd ouch siner P
Keiner P
¶ fehlt P hunderste P walwinen W V. 6427–6431 fehlen P
zohohe W di] daz P enkein P Der remen P walwin W walwein P daz] Do P noch P sô] Wenne P waz W niht] mit P versuochen] bistüm P
Do in allen sus missegie Jn cleinen dingen, also ir hie ˙ Von mir nuo nuwes hant vernomen, Do was in doch baz bekomen Danne ieman, die man do nider stach. Lantzelet W lantzelet P ¶ fehlt P 123v P iemer trurig P dîn] sin P
6452 Gebe P links vor V. 6453
6418 ¶ fehlt Ha 6419 Ha folgt P 6426 ¶ fehlt Ha besuochen 6445–6446 Ha folgt P 6448 ¶ fehlt Ha
6439 Ha folgt P (nâch)
6442 HaA erwägt bistüm P =
6427–6431 Hannink, S. 15, Anm. 1 sieht den Grund für den Versausfall in P in der Ähnlichkeit von gestach : ersach (V. 6425–6426) und stach (V. 6431). 6433 batwât ›Kopfbedeckung unter dem Helm‹ (BMZ III 777 mit Verweis auf die Stelle; Le I 135; vgl. HaA). 6447 Eventuell wäre für P zu jenen zu konjizieren; andernfalls ist zu lesen: ›... als irgendjemand (von denen), die ...‹.
6416–6452
6420
6425
6430
6435
6440
und so justierte, dass nichts davor standhalten konnte. Sie wünschten und verlangten nach seinem Körper und seiner Art. Sie behaupteten, dass er gut reiten würde und besser als irgendjemand anders. Von den 100 Rittern blieb gegen ihn keiner im Sattel, doch muss ich euch sagen: Als er 99 sehr gut niedergestochen hatte und als das der hundertste sah, da rannte er Walwein an. Da wollte ihn der kühne Mann mit der Lanze weit oben treffen. Da geriet der Stich so, dass er ihn zu weit oben traf und ihm den Helm durchbrach, oberhalb der Ringe durch die darunter liegende Kopfbedeckung. Dagegen half nichts, die Riemen brachen wegen der Lanze, der Helm fiel und er (der Ritter) blieb im Sattel, sodass Walwein ihn nicht niederstach. Der Gast sprach anständig: ›Mir ist es beinahe gut gelungen. Da aber die Sache nicht sein soll, so hilft nichts, was immer einer auch tut. Einen Versuch ist es immer wert.‹
Als es ihnen wegen Kleinigkeiten auf diese Weise 6445
6450
363
misslang, wie ihr hier von mir vernommen habt, war es ihnen doch besser ergangen als jenen, die man dort niederstach. Nun hört, wie Lanzelet zu der Königin sprach, die über ihn wachte: ›Herrin, mir scheint, dass ich immer traurig leben werde, es sei denn, dass deine Gnade mir die Erlaubnis
Als es ihnen wegen Kleinigkeiten auf diese Weise misslang, wie ihr hier von mir nun als Neuigkeit vernommen habt, da bekam es ihnen dennoch besser als jenen, die man dort niederstach.
364
6455
6460
6465
6470
6475
6480
6485
Text und Übersetzung mir ein urloup, daz ich hiere niht wan einest justiere; wan alle, di sich iht verstânt, di jehent, daz di recken hânt vervâlt von ungelücke grôz. ich gesach nie dihein ir genôz. si füerent grôzen ruom hin, dâ von ich imer trûric bin, ob ich es ein teil niht wider tuo. si kômen leider her ze fruo. daz bedenke, hêriu künigîn. daz du imer müezest sælic sîn! si wænent, daz wir sîn alle zagen. ich kan dir reht niht gesagen, waz du dîner êren begâst, ob du mich justieren lâst wider der selben ritter ein. ez ist ein spot und ein mein, daz si als guote knehte wider ritter rehte 41rb gelestert und gehœnet hânt. ob sis alsus hin gânt, daz tuot mir inneclîche wê, und wolt nemelîche ê lebende werden begraben, danne ich ditz laster müese haben, daz si mîn êre fuorten hinnen.‹ Mit zorn und mit minnen beret er si, daz siu in rîten liez. vil tiure er ir gehiez mit sîner manne sicherheit, dar zuo swuor er ir einen eit, daz er isô wider kæme, als er ein juste genæme wider ir deheinen, di er dâ sach.
justieren P
... Wanne alle, die sich hie verstant, ... johent P ˙ vervelt W Sich verwalt von jme gelucke groß P fuo rtent P do W Do P
seilich W selig müssest P wir alle sigent zagen P enkan dir nit rechte P
... Was du dins gefüres drane begast, ... rittern P vnd enmein P alsus P
124r P wolte ich nemelichen P
... Danne ich dis laster wolte tragen, Das sie vnnere fuo rte hinnan.‹ ¶ fehlt P vnd nu “men P er daz si virtin ließ P
ir fehlt P wider fehlt P
... So er einen iust geneme Wider ir dikeinen, den der do sach.
6487 dick einen P 6453–6454 mir ein urloup daz ich koste | niwan einer tjoste Bä (um den Reim zu vermeiden), ebenso Neumaier 1883/84 I, S. 36 6464 Ha folgt P 6465 daz fehlt La (Ha) 6466 enkan Ha 6467 Ha folgt P 6480 ¶ fehlt Ha / und unminnen Bä 6481 beretter daz Ha 6453–6454 Die Konjektur von Bä ist nicht minder problematisch als das Überlieferte, da tjoste im ›Lanzelet‹ stets als just erscheint, was erst recht nicht reimt (vgl. auch Hannink, S. 38). Überdies ist hiere, das nicht nur die reimsensible Hs. W, sondern auch P hat, bei Otfried von Weißenburg als hiare belegt (Behagel 1885, Sp. 9). 6467 gevüere (P) stn. ›was einem zuträglich, vorteilhaft ist; Nutzen, Nützlichkeit, Gewinn, Vorteil‹ (BMZ III 265 mit Verweis auf die Stelle; Le I 968; Haupt, Sp. 114). 6472 reht ist hier als Subst. zu lesen (vgl. WePéBuSpKe). 6479 Der Paralleltext ist eventuell so zu lesen, dass die Unehre sie hinwegtreibt, dass sie also fortreiten, weil es in Pluris (bei den Feigen) keine Ehre zu erwerben gibt. 6480 Zur Konjektur von Bä siehe K zur Stelle. 6481 Lies beredete, vgl. Anm. zu V. 6025. 6483 ›seine vasallen versprachen, er schwur‹ (La). 6486 Lies eine just (Ha).
6453–6487
6455
6460
6465
6470
6475
6480
6485
gibt, dass ich hier nur ein einziges Mal justiere; denn alle, die sich irgendwie darauf verstehen, die behaupten, dass die Recken wegen eines großen Unglücks gefehlt haben. Ich sah niemals jemand ihresgleichen. Sie führen großen Ruhm dahin, weshalb ich immer traurig sein werde, wenn ich nicht ein wenig dagegenhalte. Sie kamen leider zu früh her. Das bedenke, edle Königin. Dass du immer glücklich sein mögest! Sie glauben, dass wir alle Feiglinge sind. Ich kann dir gar nicht recht sagen, wie viel Ehren du dir erwirbst, wenn du mich gegen einen dieser Ritter justieren lässt. Es ist ein Spott und ein Frevel, dass sie so gute Kerle gegen das ritterliche Recht dem Laster und der Schande übergeben haben. Wenn sie so dahin gehen, tut mir das im Innersten weh, und ich würde gewiss lieber lebendig begraben werden, als dass ich dieses Laster ertragen müsste, dass sie meine Ehre hinweg führten.‹ Mit Zorn und mit Liebe redete er auf sie ein, bis sie ihn reiten ließ. Er beteuerte ihr bei dem Versprechen seiner Männer und er schwor ihr einen Eid, dass er sogleich wiederkommen würde, sobald er eine Just gegen einen von ihnen, die er da sah, genommen hätte.
365
... denn alle, die sich hier darauf verstehen ...
... welchen Vorteil du dir erwirbst, ...
... als dass ich dieses Laster würde ertragen wollen, dass die Unehre sie vertriebe.‹
... sobald er eine Just gegen einen von ihnen, den er da sah, genommen hätte.
366
6490
6495
6500
6505
6510
6515
6520
Text und Übersetzung sîn triuwe er niht enbrach, wan erz bis an sînen tôt vermeit; alsus behielt er sînen eit. Dô er den urloup gewan, dô zôch er sîn hosen an und wâffent sich in sîn harnas, der im vor behalten was. er endorft wîzer niht sîn. dô gap im diu künigîn einen wâfenroc sô vremde, daz bezzer roc noch hemde dehein künic nie getruoc. des kleinœdes was ouch genuoc, des siu im vil hiez dar tragen. dâ von wil ich lützel sagen, wan erz niht sô hôhe wac, als vil doch tiure dran lac. ir wizzent wol: durch ein swachez geben muoz maniger mit vröude leben, und fromet ein grôz gâbe niht, dô man sich triuwen niht versiht. Nuo grîfen wir an daz liet. diu künigîn vermeit niet, siu kuste ir gesellen. unlange twellen 41va bat in diu vrouwe hêr. doch enweiz ich, ob er imer mêr gesunt her dan gewende. di recken ellende, di wârn mit grôzem nîde. ungern ich noch vermîde, ich ensage iu noch fürbaz. Dô Lanzelet ûf sîn ors gesaz, dô liez ouch her Tristrant sîn ros springen zehant, als er justieren solte.
6496–6497 in einer Zeile P
˙ Siner truwe er nicht zerbrach. ... ... ¶ fehlt P daz P zohe W] süchte P harnasch W harnesch P wepente P wîzer niht] mit wiser P
Daz bessern rock nie kein ku “niginne P Vers fehlt P cleinoters P Das P do W Do P wil ich fehlt P Wanne er nicht zuo hohe was P doch] so P lebn W 124v P manig man P fröiden P
˙ kunigin in vermeit P Sine P Des bat P
›Jo enweis ich, ob ich iemer mer Gesunt har denne gewende. Die recken ellende, Die worent mit grosseme nide. Vngerne ich sie doch mide.‹ Mit der rede ging er hin baz. ¶ fehlt P lantzelet W] er P ross P ˙ Tristant W trystant P er] es P
6515 gewunder P
6491 ¶ fehlt Ha 6492 schuohte Ha (vgl. P) 6493 La erwägt inz mit daz statt der in V. 6494 6495 Ha folgt P (niht wîzer) 6498 bezzern Ha 6506 vreuden Ha 6509 wir] wider La (Ha) 6511 Ha folgt P (siun) 6513 Ha folgt P 6514–6519 Hannink folgt P 6517 varn Hannink für P 6518 noch] doch Ha 6520 ¶ fehlt Ha / Lanzelet] er Ha 6521 Tristant Ha 6506 vröude ist mhd. swstf. (Le III 537). 6508 versehen refl. mit Gen. der Sache ›rechnen auf, Zuversicht haben‹ etc. (Le III 222f.). 6514–6519 Der Paralleltext kann nur als direkte Rede von Lanzelet, und zwar als Replik auf V. 6512–6513, aufgefasst werden. Sie wirkt im Kontext allerdings deplatziert, auch irritiert das wohl verderbte gewunder (V. 5615) sowie das Prät. in V. 6517 (vgl. ähnlich Pérennec, S. 122f.; Pé, S. 313, Anm. 112 betrachtet die Varianten als gleichwertig).
6488–6523
6490
6495
6500
6505
Er brach seine Treue nicht, weil er es bis zu seinem Tod vermied; so hielt er seinen Eid. Als er die Erlaubnis gewonnen hatte, da zog er sein Hose an und waffnete sich mit seiner Rüstung, die ihm zuvor aufbewahrt worden war. Er konnte nicht weißer sein. Da gab ihm die Königin einen so merkwürdigen Waffenrock, dass niemals ein König weder besseren Rock noch Hemd getragen hatte. Es waren auch viele Kleinodien, die sie ihm zuhauf hintragen ließ. Davon will ich wenig erzählen, weil er es nicht so hoch schätzte, wiewohl sie wertvoll waren. Ihr wisst genau: Mit einer kleinen Gabe können viele mit Freude leben, und eine große Gabe nützt nichts, wenn man sich nicht auf die Treue verlassen kann.
367 Er zerbrach nicht an seiner Treue. ... ...
Nun kehren wir zum Lied zurück. 6510
6515
6520
Die Königin unterließ es nicht, ihren Gesellen zu küssen. Die edle Dame bat ihn, sich nicht lange aufzuhalten. Trotzdem weiß ich nicht, ob er jemals noch gesund zurückkehren würde. Die fremden Recken, die führten großen Hass. Ich lasse aber ungern davon ab, euch noch weiter zu erzählen. Als Lanzelet auf sein Ross aufgesessen hatte, da ließ auch Herr Tristrant sogleich sein Ross springen, als würde er justieren.
›Ja, ich weiß nicht, ob ich jemals noch gesund zurückkehren werde. Die fremden Recken, die führten großen Hass. Ich meide sie jedoch ungern.‹ Hiermit ging er dahin.
368
6525
6530
6535
6540
6545
6550
6555
Text und Übersetzung Lanzelet niht wolte ze Plûrîs langer wirt sîn. daz wart dô snelleclîchen schîn. als er sîn ros sprancte, Tristrant wider wancte. dô begunde Lanzelet jagen. nuo vluhen si alle als zagen, di vier hergesellen. daz begunde missevellen der vrouwen und ir gesinde, Dô er niht wolt erwinde; des gewan diu künigîn zehant sô grôze riuwe, daz ir geswant und daz siu viel in unmaht. diu tôtvinster naht der bitterlichen minne, diu benam ir di sinne und ir varwe und ir kraft: siu was mit leide behaft. Als ir der sin wider kan, dô wârn di fünf man ir ûz den ougen entriten. dô begunde siu vlêhen und biten starclîch ûz der ahte alle, di siu mahte, daz man ir man vienge; und swenne ez alsô ergienge, der si mit im beriete, dem gæbe siu guot miete, 41vb ein herzogentuom, des siu pflac. ir gebôt dô nieman verlac, der êt ze rosse moht komen. des wart manigem benomen beidiu lob und êre.
6529 Lantzelet W 6527 ersprancte Ha 6557 Ha folgt P
6538 tot vinster W tot vinstere P 6528 Tristant Ha
Lantzelet WP zeplurys W pluris P ensprangte P Tristant hin wider P
Do begunde in Lantzelet jagen.
125r P ¶ fehlt P er winden P grossen P
Die totvinstere nacht ˙ Der bitterlichen grume, Die benamen ir die stúme Vnd varwe vnd ir krafft: Also ir der müt kam wider dan, ... vsser P vertritten P
man vienge] manige P
... Vnd wanne es so wol erginge, ... der] Das P hertzogen tüm sie P
Dez wart manigeme benomen Beide lip vnd ere.
6539 Das P
6529 Ha folgt P
6543 cham W
6557 lobe W
6533–6534 gesinden : erwinden Ha
6534 ¶ fehlt Ha
6534 Lies erwinden. Zu apokopiertem -n bei Inf. siehe Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 215. 399 (danach vor allem im Alem. und Bair.); Mhd. Gramm. §§ 126. 240, Anm. 8 (danach besonders im Md. [vor allem Thür., § 167], Ofrk. [§ 161,3], aber auch im Obd.). / Der Vers kann nach oben (so Ha) und nach unten gezogen werden. 6538–6541 W hat ziemlich eindeutig Lectio difficilior. Die antithetische Struktur V. 6539 ist in P zu relativ simpler ›bitter(böser) Wut‹ geworden, anstatt vor Leid in ˙ Ohnmacht zu fallen, verschlägt es der Königin nur noch die Stimme. 6539 grume P = grimme stf. = grim stm. ›Wut, Grimm‹ etc. (BMZ I 574 mit Verweis auf V. 5261, vgl. dort; Le I 1084). 6540 Pl. in P kann nur über Numerusinkongruenz oder über ˙ Doppelsubj. (die totfinstere Nacht und die Wut – in diesem Fall wäre für V. 6539 Die bitterliche grume zu lesen) erklärt werden. 6543 Konjektur mit Ha wegen des Reims, zum Reim m : n (besonders im Bair. und Alem.) siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 216 mit Verweis auf den ›Lanzelet‹; vgl. auch V. 7355–7356, 7611–7612, 7757–7758.
6524–6557
6525
6530
6535
6540
Lanzelet wollte nicht länger Burgherr zu Pluris sein. Das zeigte sich da schnell. Als er seinem Ross die Sporen gab, wandte sich Tristrant um. Da begann Lanzelet dahinzujagen. Nun flohen sie alle wie Feiglinge, die vier Kriegsgefährten. Das missfiel der Dame und ihrem Gefolge, als er nicht umkehren wollte; davon erwarb die Königin sogleich so großen Schmerz, dass ihr die Sinne schwanden und sie in Ohnmacht fiel. Die totfinstere Nacht der bitteren Minne, die raubte ihr den Verstand sowie ihre Farbe und ihre Kraft: Sie war in Leid befangen.
Als sie wieder Verstand fasste, 6545
6550
6555
da waren ihr die fünf Männer aus den Augen entritten. Da begann sie übermäßig stark alle anzuflehen und zu bitten, die sie erreichen konnte, dass man ihren Mann fangen sollte; und wenn es so ergehen würde, würde sie dem, der ihn ihr bringen würde, reich belohnen mit einem Herzogtum, über das sie herrschte. Ihren Befehl überging da niemand, der irgendwie über ein Pferd verfügte. So wurde vielen sowohl Ruhm wie Ehre genommen.
369
Da begann Lanzelet, ihn zu jagen.
Die totfinstere Nacht der bitteren Wut, die raubte ihr die Stimme sowie ihre Farbe und Kraft: Als sie dann wieder zu sich kam, ...
... und wenn es so gut ergehen würde, ...
So wurde vielen sowohl Leben wie Ehre genommen.
370
6560
6565
6570
6575
6580
6585
6590
Text und Übersetzung ez engestriten nie mêre rîter als balde. si muosens einem walde danken und der vinstern naht, daz man niht mê mit in vaht. Alsus kûme kômen si hin. dâ nâch, als ich bewîset bin, sô riten si ûf ein montânge. di rihte gein Britânge, der enmohten si niht gevârn, wan si verirret wârn. dô si des âbendes striten, al di naht si für sich riten unz morgen fruo an den tac. dô kômen si, dâ ein burc lac ûf eim bühel niht ze hô; dâ gein kêrten si dô. Der wirt, der der bürge pflac, der was, als ich iu sagen mac, wîse, biderb und guot, hübsch und wol gemuot, an allen dingen vollekomen. swaz er het vernomen, daz zêren und ze lobe stuont, daz warp er, sô di frumen tuont. er versuohtes ie sîn ahte, wan daz er tet, als er iht mahte dehein wort gesprechen. er was in den gerechen, swaz im ze tuonn gezam, daz er daz allez vernam mit einer hande getiute. ez enwurden nie liute baz enpfangen dan di fünf man. der wirt sich schiere versan 42ra in allen ir gebâren, daz si müede wâren.
125v Es engestritten nie mere Fu “nff ritter also balde.
... Das man nit sere mit jn vacht. koment sie kume P ich es gewiset vff einen wintsange P brýtange W Jr rechte engegen pritgange P Dar jm möchten sie P ver irret W
Wisse morne früg P do W sie do an ein brug P zeho W do W Do P ¶ fehlt P
... An allen tugenden vollekomen. zelobe W ie fehlt P 126r P er also dete P Daz kein P gesprochen P waz wol in P gerichten P zetvo nn W zuo tuo nde P einerhande W] einer slachte P ez] Nuo P dan fehlt W in] An P geberin P daz] Do P werent P
6560 davor Vers in P: Sie müstent es also balde (kontaminiert aus V. 6559–6560) rechts nach V. 6590 6563 Ha folgt P
6565–6566 montâne : Britâne Ha
6575 ¶ fehlt Ha
6579 volle komen W
6584 daz fehlt Ha
6591 baz P
6593 an allem Ha
6565–6566 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 6566 Ha erwägt Jr rechte = enrihte P. 6567 gevâren swv. ›wonach lauern, trachten, streben, (hier) treffen‹ (BMZ III 271 mit Verweis auf die Stelle; Le I 957). 6581 Es wäre eher Konj. Prät. zu erwarten; eventuell bestimmte der Reimzwang die Tempusbildung. Andererseits kann nach Verba dicendi et sentiendi auch Ind. Prät. stehen, wodurch die Aussage als Faktum markiert wird (Mhd. Gramm. § 485). 6586 Zu gereche siehe Anm. zu V. 1747.
6558–6594
6560
Es kämpften nie mehr so kühne Ritter. Sie mussten es einem Wald und der finsteren Nacht danken, dass man nicht mehr mit ihnen focht.
371 Es kämpften nie mehr fünf derart kühne Ritter.
... dass man nicht besonders mit ihnen focht.
So kamen sie kaum davon. 6565
6570
6575
6580
6585
6590
Nach dem, wie ich unterwiesen wurde, so ritten sie auf einen Berg. Den Weg nach Britanje, den konnten sie nicht nehmen, weil sie sich verirrt hatten. Nachdem sie am Abend gekämpft hatten, ritten sie die ganze Nacht für sich dahin bis zum Tagesanbruch. Da kamen sie an einen Ort, wo eine Burg auf einem nicht besonders hohen Hügel lag; dorthin wandten sie sich da. Der Burgherr, der über die Burg herrschte, der war, wie ich euch sagen kann, weise, tapfer und gut, höfisch und guten Mutes, in jeder Hinsicht vollkommen. Wovon immer er gehört hatte, dass es zu Ehre und Ruhm gereichte, das erwarb er, wie es die Tapferen tun. Darum bemühte er sich stets, nur dass er so tat, als könnte er kein einziges Wort sprechen. Er war so, dass, was immer er tun wollte, er das alles mit den Gesten einer Hand ausdrückte. Es wurden niemals Leute besser empfangen als die fünf Männer. Der Burgherr erkannte schnell an ihrem ganzen Auftreten, dass sie müde waren.
... in allen Tugenden vollkommen.
372 6595
6600
6605
6610
6615
6620
6625
Text und Übersetzung dô schuof er in gemaches vil. Er hiez, als ich iu sagen wil, der rîche stumme Gilimâr. er was sô snel, daz ist wâr, daz ûf zwein füezen nie dehein man sneller gie. er urliugete starke, wan er pflac einer marke. im was manic man bereit durch sîn unbedrozenheit, swi in doch Lanzelet zige, daz er durch eine vrouwen swige. Mit êren hât er sich bejaget. ditz han ich iu durch daz gesaget, wan er stæter tugende pflac. nuo muose Lanzelet de Lac und di vier, sîn gesellen, bî Gilimâre twellen, unz daz di tiurliche gomen ir müede heten überkomen und in diu ros wol mahten. wer möht daz geahten, waz si schœner mær sageten, di wîl daz si tageten ûf des stummen veste? ... ... ... ... nuo wolten ouch di geste belîben niht mêre. durch sîn selbes êre fuor der wirt mit in dan und kondewierte di vremden man
in fehlt P
Er hieß, also ich úch sagen wil, Der wise stume Gilimar.
man So sneller gergie P vrleugete W] verlugete P
... Vnd pflag einer marcke. Das was jme manig man bereit Durch sine vnverdrossenheit, ˙ zige, ... Wie in sin lantlute ¶ statt Initiale P ditz] Das P
... Wanne er siner geste wol pflac. Lantzelet W lantzelet do lac P 126v P Gylimare W gilmare P
˙ ... Wisse daz die gruwelichen gomen ˙ Müde hattent uberkomen ... Wer kunde dez gelachen, ... dageten W
Walwein det daz beste: Er begunde Lantzeleten enbarn, Wie es vmb den mantel waz gefarn Von erste vntze hin zuo leste. enwoltent P Do nit beliben mere P
conduwierete P
6597 gýmar W 6600–6601 in einer Zeile P 6600 kein ma P rechts neben V. 6599 ˙ chomen W / uber komen P 6620–6623 Vgl. V. 6704–6705 in W.
6605 Lantzelet W
6614 vber
6597 Ha folgt P 6600 gegie Ha 6602–6606 Ha setzt Komma nach V. 6602, Punkt nach V. 6604 und Komma nach V. 6606 6605 Ha folgt P 6607 ¶ fehlt Ha 6609 Ha folgt P 6610 Lanzelet du Lac Ha 6620–6623 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 3, Anm. 1, der sich den Ausfall durch die graphische Ähnlichkeit von veste und leste erklärt 6624 Ha folgt P 6601 urliugen swv. ›Krieg führen, kämpfen, streiten‹ (BMZ I 994 mit Verweis auf die Stelle; Le II 2008f.). 6603 Lies eventuell Das = des P (so auch HaA). 6605 Wahrscheinlicher ist PHa. Für W müsste man für zîhen eine scherzhafte Konnotation (mit einem falschen Freund: ›aufziehen‹) annehmen. Überdies steht W in leichtem Widerspruch mit V. 6671–6672. 6613 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. / Lies Wisse = biz, unz P. 6616 geahten swv. (hier) ›angeben, zählen‹ (BMZ I 17 mit Verweis auf die Stelle; Le I 746; vgl. V. 7997). 6621 enbarn swv. ›bar machen, entblößen; entdecken, aufdecken, eröffnen‹ etc. (Le I 544 mit Verweis auf die Stelle; vgl. V. 6704a). 6628 kondewieren swv. ›führen, geleiten‹ (BMZ I 859 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9284; Le I 1672).
6595–6628 6595
6600
6605
Da schuf er ihnen viele Annehmlichkeiten. Er hieß, wie ich euch erzählen will, der reiche stumme Gilimar. Er war so schnell, das ist wahr, dass auf zwei Füßen niemals ein Mann schneller ging. Er führte viele Kriege, denn er herrschte über eine Mark. Ihm standen viele Männer um seiner Unverdrossenheit willen zur Seite, obgleich ihm aber Lanzelet vorwarf,
373
Er hieß, wie ich euch erzählen will, der weise stumme Gilimar.
... und herrschte über eine Mark. Deshalb standen ihm viele Männer um seiner Unverdrossenheit willen zur Seite, obgleich ihm seine Landsleute vorwarfen, ...
dass er wegen einer Dame schweigen würde.
Er hatte sich mit Ehren ausgezeichnet. Dies habe ich euch deshalb erzählt, weil er über beständige Tugend verfügte. 6610
6615
6620
6625
Nun mussten Lanzelet de Lac und die vier, seine Gesellen, bei Gilimar ausharren, bis dass die wertvollen Männer ihre Müdigkeit überwunden hatten und ihre Rösser wieder zur Ausfahrt fähig waren. Wer könnte das zählen, was sie an schönen Geschichten erzählten, während sie in der Festung des Stummen die Tage dahinbrachten? ... ... ... ... Nun wollten auch die Gäste nicht länger verweilen. Um seiner eigenen Ehre willen fuhr der Burgherr mit ihnen dahin und geleitete die fremden Männer
... weil er sich gut um seine Gäste kümmerte.
... bis dass die schrecklichen Männer die Müdigkeit überwunden hatten ... Wer könnte darüber lachen, ...
Walwein tat das Beste: Er begann Lanzelet vom Beginn bis hin zum Schluss zu entdecken, was mit dem Mantel passiert war.
374
6630
6635
6640
6645
6650
6655
6660
6665
Text und Übersetzung mit manigem guoten knehte, unz daz si kômen rehte zuo ir bekanten wegen. dô bâten si sîn got pflegen und aller der sînen. Dô liez aber der wirt schînen, daz er verstandenlîchen fuor. mit sînen gebærden er swuor, 42rb daz er den helden mære sînes dienstes willic wære. Ich enweiz, wi iu daz behaget, daz ich sô kurz hân gesaget von dem hübschen swîgære. vernement irz niht für swære, sô wære von im ze sagene guot. ir wizzent wol, wi minne tuot, swâ si den liuten an gesiget, daz si deheiner mâze pfliget, wan siu aller vröude nimt den zol. daz schein an disem ritter wol. er dient einer vrouwen, daz ist wâr, mit stæter triuwe manic jâr. mit rede er ir niht vergaz, unz di liute marcten daz, und zêh in einer: ›ez ist diu‹, der ander sprach: ›nein, siu. ich wæne, erz allez durch eine tuot, diu beidiu hübsch ist und guot.‹ sus wart er maniges bezigen. dô enmoht daz mære niht geligen: etslicher riet di wârheit. daz wart der vrouwen geseit, des enbôt siu im dise buoze. durch kein unmuoze enwolter si zebrechen niet. ditz mær merke, hübschiu diet, wan es im sît wol gelônet wart. ez ist der rehten minne art, daz getriuwen liuten wol geschiht und er sich es lange rüemet niht, der mit valsch dient oder dienst nimet,
bekennigin P
¶ fehlt P der wirt fehlt P ˙ vernunffteclichen P 127r P enswuo r P
[ J]Ch W
irz] es P zesagene W wære] ist P zuo redende P
deheiner] in keiner P aller der fröide P
˙ steten truwen P unz] Wisse das P ez] das P
... Die ander sprach: ›nein, sie. ˙ ... Die ist so hubesch vnd so güt.‹ verligen W
127v P en kein P So wölte es zerbrechen P merckte P Das jme es alles wol P mime P
der] Wer P
6631 bekeningin oder bekeinngin P? 6639 links ausgeworfener Repräsentant für J-Initiale W, für die allerdings kein Platz gelassen wurde 6664 hubsche W 6669 Oder dienste nemet in neuer Zeile P 6631 Ha folgt P 6634 ¶ fehlt Ha / der wirt] er Ha 6636 bærden La (Ha) 6649 vrowen clâr La (Ha); dagegen Lei, We, Pérennec, S. 124, Pé, S. 317, Anm. 113, Bu, S. 147, Anm. 57 und Ke, S. 212, die WP folgen 6655 eine] jene La (Ha) 6656 Ha folgt P 6662 Ha folgt P
6629–6669
6630
6635
375
mit vielen guten Kerlen, bis dass sie schließlich zu den ihnen bekannten Wegen kamen. Da baten sie Gott, über ihn und all die Seinen zu wachen. Da zeigte der Burgherr abermals, dass er verständig zu handeln pflegte. Er schwor mit seinen Gebärden, dass er den berühmten Helden mit seinem Dienst ergeben wäre.
Ich weiß nicht, wie es euch behagt, 6640
6645
6650
6655
6660
6665
dass ich so kurz von dem höfischen Schweiger erzählt habe. Wenn ihr es nicht für beschwerlich haltet, dann soll von ihm mehr erzählt werden. Ihr wisst wohl, wie die Liebe verfährt, wo immer sie die Leute überwindet: dass sie auf das Maßhalten vergisst, weil sie für alle Freuden den Zoll kassiert. Das zeigte sich an diesem Ritter gut. Er diente einer Dame, das ist wahr, mit beständiger Treue viele Jahre. Er sprach immer wieder von ihr, bis die Leute es bemerkten, und der eine sagte über ihn: ›Es ist die‹, der andere sprach: ›Nein, sie. Ich glaube, er tut es alles wegen einer (einzigen), die sowohl höfisch wie gut ist.‹ So wurde ihm vieles angedichtet. Da konnte das Gerede nicht zum Erliegen kommen: viele errieten die Wahrheit. Das wurde der Dame gesagt, deshalb hat sie ihm diese Buße auferlegt. Er wollte sie wegen nichts brechen. Achtet auf diese Geschichte, höfische Leute, weil er dafür seither gut belohnt wurde. Es ist die Art der richtigen Liebe, dass es guten Leuten gut ergeht und der sich nicht lange dessen rühmen kann, der auf unredliche Weise dient oder Dienst nimmt,
... die andere sprach: ›Nein, sie. ... die so höfisch und so gut ist.‹
376
Text und Übersetzung
wan ez weiz got niht enzimet. des selben Lanzelet verjach, dô er Gilimâres triuwe sach. Wâ gehôrten ir ie gezellen von stolzern gesellen 6675 dan ouch di vremden geste, di von des stummen veste 42va mit vröude niuwens sint geriten? swi vil si müewe hânt erliten, des was in nuo vergezzen. 6680 di helde vermezzen wâren geil und harte vrô; wan ez kumet dicke alsô, sô dem man iht leides geschiht, daz im des sîn herze vergiht 6685 dâ vor mit ungedulticheit. Di herren, von den uns ist geseit, den wart nie baz ze muote, wan diu heide gruote und sungen in dem walde 6690 diu vogellîn vil balde: in gantzer vröude ir hüge lac, sît Lanzelet de Lac sîn selbes man wesen mahte. ouch was ir aller ahte, 6695 daz si inzît kœmen heim. Wâlwein sprach: ›mîn œheim sol den wîzen hirz jagen.‹ dô er in daz begunde sagen, dô was in ernst und gâch. 6700 nuo sint si komen alsô nâch, daz si sanfte an dem driten tage wæren heim geriten ûf di burc ze Karadigân. dô begunde Wâlwein in vân 6704a und begunde Lanzelete inbarn, 6670
es wers got gezemet P Lantzelet W lantzelet P Das selbe P Gylimares W gilmaris P ersach P Wâ] ¶ Do P von stolzern] Vnd stroffen P Div P
Was sie müge hant erlitten, Dez was jme vergessen. Werent P
... Wanne das komet dicke also, So dem man icht leides sol geschehen, Das jme dez müß sin hertze iehen 128r Do vor mit vngedultikeit. Die herren, von den ich han geseit, ... zemvo te W heiden gruo nte P
... Vnd sungen jn dem walde Die cleinen vogel balde: Lantzelet deLac W Sit her lantzelet da lag P wesen] sin P hein P Walwein WP öhein P Sol nü den P was] wart P triten W sie vil sanffte P dage W worent hein P Karadigan W karediga P
Sie iahent, das sie woltent han ...
6685 davor (als erste Zeile der neuen Seite) P: Daz jme dez müß sin hertze jehen 6704 walwein W 6704a Lantzelete W
6704–6705 Vgl. V. 6620–6623.
6678 müeje Ha 6682–6686 Ha folgt P 6686 ¶ fehlt Ha 6692 Lanzelet du Lac Ha 6693 Ha folgt P 6701 Ha folgt P 6703 Kardigân Ha 6704–6716 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 39 6673 Zur 2. Pl. auf -en siehe Anm. zu V. 1632. 6688 grüejen swv. ›grünen, wachsen‹ (BMZ I 580 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1097; vgl. HaA; Haupt, Sp. 111; Schilling 1866, S. 32). Möglich wäre auch grüeten swv. ›in gruot (›das Grünen, der frische Wuchs‹, Le I 1105) stehen‹ (BMZ I 581; Le I 1099; vgl. Hannink, S. 63), das vielleicht sogar besser zum durativen Charakter der imaginierten Szenerie (Singen der Vögel, allgemeine Freude) passt. 6691 hüge stf. ›Sinn, Geist‹ (BMZ I 726 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1378; vgl. V. 8973). 6693 Lanzelet ist wieder sein eigener Herr; vgl. WePéBuSpKe. Vgl. auch La. 6704a Zu enbarn siehe Anm. zu V. 6621.
6670–6704a 6670
377
weil es sich weiß Gott nicht gehört. Dasselbe behauptete Lanzelet, als er Gilimars Treue sah.
Wo habt ihr jemals von stolzeren 6675
6680
6685
Gesellen erzählen hören als von diesen fremden Gästen, die von der Festung des Stummen jüngst mit Freude fortgeritten sind? Wie viele Mühen sie auch erlitten hatten, das vergaßen sie nun. Die verwegenen Helden waren heiter und sehr fröhlich; denn es kommt oft so, wenn einem Mann irgendein Leid geschieht, dass ihm das sein Herz zuvor mit Aufregung anzeigt. Die Herren, von denen uns erzählt wurde,
denen wurde nie besser zumute, denn die Heide stand in Grün und im Wald sangen 6690 die Vöglein sehr kühn: Ihr Sinn stand in vollkommener Freude, weil Lanzelet de Lac sein eigener Herr sein konnte. Auch stand ihr ganzer Sinn danach, 6695 dass sie beizeiten nach Hause kämen. Walwein sprach: ›Mein Oheim soll den weißen Hirsch jagen.‹ Als er ihnen das sagte, da strengten sie sich an und beeilten sich. 6700 Nun waren sie so weit gekommen, dass sie am dritten Tag bequem auf die Burg nach Karadigan hätten heimreiten können. Da nahm ihn (Lanzelet) Walwein zu sich 6704a und entdeckte Lanzelet vom Beginn
Was sie auch für Mühe erlitten hatten, das vergaß er.
... denn es kommt oft so, wenn einem Man irgendein Leid geschehen soll, dass ihm das sein Herz zuvor mit Aufregung anzeigen muss. Die Herren, von denen ich erzählt habe, ...
... und im Wald sangen die kleinen Vögel kühn:
Sie sagten, dass sie ihre Gesellen ...
378
Text und Übersetzung
6704b wi ez umb den mantel was gevarn 6705 von êrst und an daz ende gar.
6710
6715
6720
6725
6730
6735
Nuo sehent si, wâ loufet har ein garzûn ûf der strâze; der îlt âne mâze. zehant si in nanden, wan si in wol bekanden, und vrâgeten in umb mære, wâ der künic wære, und was er niuwez sagete. der knappe niht gedagete; ... ... 42vb mit weinenden ougen er sprach: ›es ist dehein lougen, vernement irs niht ze disen tagen, sô wil ich iu daz grœst mære sagen, daz wir alle ie vernâmen.‹ di helde sich des erkâmen und sprâchen, si wisten niht von keiner grôzen geschiht. Dô huop er an und seit in sus; er sprach: ›mîn herre, der künic Artus mit aller massenîe sîn und mîn vrouwe, diu künigîn, di wolten ir spil begân: den wîzen hirz si wolten vân, und daz der künic danne næme von rehte, als im gezæme, der schœnsten kus; daz was sîn lôn. sîn vater Urprandagôn, der het ez alsô ûf geleit. di selben gewonheit behielt der sun imer sît. nuo ist verendet der nît, der dâ von solte komen.
6706 begonde P
6710 mantent P
6723 sprach W
... Jr gesellschafft gerne gesehen. Also si des begonden jehen Vnd sie geil worent zuo vnmosse, Do kam in vff der strosse 128v Ein garzun, den sie bekantent. By˙ namme sie in nantent Und frogtent in vmbe mere, Wo der kúnig were, Vnd was ouch das ir froge, Obe sich ir moge Wol gehapten alde wie. Noch do versüchten sie. dehein] one P zedisen W vernement] Gehortent P
˙ das gröste sagen, ... ... So wil ich uch ie fehlt P
Die heilde sich dez erkantent Vnd sprachent, daz sie enwústent nicht Von einer grossen vngeschicht. Der knappe sagete jme alsus; Er sprach: ›der kúnig Arthus Mit aller der mossenie sin ˙ Vnd min frowe, die kunigin, Die woltent ir spil began Vnd den wißen hirtze van, Vnd das der ku “nig danne neme, Dar nach es jme gezeme: Der schoe nsten kus waz sin lon. Sin alter vatter Vpandagron, Der hette es also vff geleit. 129r P selbe P Die behielt sin sun P mir endet P
6734 Vrprandagon W
6705 gern ir geselleschaft Ha 6707 wâren geil Ha 6716 versuochter La (Ha) 6719 Ha folgt P 6720 Ha folgt P 6723 enwisten Ha 6724 Ha folgt P 6727 Ha folgt P 6731 danne] dâ La (Ha) 6734 Utpandragôn Ha 6705 Lies unz für und W (so auch HaA; vgl. V. 6779)? 6716 Es ist von eingespartem Akk.-Obj. (vgl. Mhd. Gramm. § 492) auszugehen: ›Sie erkundigten [Le III 259] sich da noch (nach mehreren Dingen).‹ Vgl. Pé, S. 321, Anm. 114. 6722 erkomen (WHa) stv. ›erschrecken‹ (BMZ I 905 mit Verweis auf die Stelle; Le I 644). / sich erkennen (P) mit Gen. ist hier wohl als ›sich bedenken über‹ zu lesen (vgl. BMZ I 810). 6734 Ich konjiziere nicht, da der Name von Artus’ Vater auch in anderen Texten (vgl. etwa das Namenregister von Kr) eine außerordentliche Formenvielfalt zeigt.
6704b–6739 6704b bis zum Schluss, 6705 was mit dem Mantel passiert war. Nun sehen sie, dass ein Knappe auf der Straße daherläuft; der eilte über die Maßen. Sogleich nannten sie ihn beim Namen, 6710 weil sie ihn gut kannten, und fragten ihn nach Neuigkeiten, wo der König wäre, und was er Neues zu sagen hätte. Der Knappe schwieg nicht; 6715 ... ...
6720
6725
6730
6735
mit weinenden Augen sprach er: ›Es ist ungelogen: Wenn ihr es in diesen Tagen nicht vernommen habt, so will ich euch die größte Neuigkeit erzählen, die wir alle je vernommen haben. Die Helden erschraken darüber und sagten, dass sie nichts von irgendeiner großen Sache wüssten.
D
a hob er an und erzählte ihnen Folgendes; er sprach: ›Mein Herr, der König Artus mit all seinem Gefolge und meine Herrin, die Königin, die wollten ihren Zeitvertreib beginnen: Sie wollten den weißen Hirsch fangen, und damit der König dann rechtens, wie es ihm ziemte, den Kuss der Schönsten nehmen würde; das war sein Lohn. Sein Vater Urprandagon, der hatte es so festgesetzt. Dieselbe Gewohnheit behielt der Sohn für immer. Nun ist der Hass geschehen, der davon kommen musste.
379 ... gerne sehen würden. Als sie das sagten und sie über die Maßen heiter waren, da kam ihnen auf der Straße ein Knappe entgegen, den sie kannten. Sie nannten ihn beim Namen und fragten ihn nach Neuigkeiten, wo der König wäre, und es war auch das ihre Frage, ob es ihren Verwandten gut ging oder wie (es ihnen ging). Sie erkundigten sich da noch (nach mehr Dingen).
... so will ich euch das Größte sagen, ... Die Helden bedachten sich darüber und sagten, dass sie nichts von irgendeiner großen Untat wüssten.
D
er Knappe erzählte ihm Folgendes; er sprach: ›Der König Artus mit all seinem Gefolge und meine Herrin, die Königin, die wollten ihren Zeitvertreib beginnen und den weißen Hirsch fangen, und damit der König dann nehmen würde, wie es ihm ziemte: Sein Lohn war der Kuss der Schönsten. Sein alter Vater Urprandagon, der hatte es so festgesetzt.
380 6740
6745
6750
6755
6760
6765
6770
6775
Text und Übersetzung mîn vrouwe, diu künigin, ist genomen mîm herren, künic Artiure. daz hât der ungehiure künic Valerîn getân. ir verstênt mich wol und ist mîn wân, der künic sî sêre selbe wunt. dar zuo ist mir unkunt, wi vil der ritter sî erslagen, di mit dem künic wâren jagen. ez was vil ungehœret, daz alsus zestœret unser vröude solte werden.‹ Dô erbeizten zuo der erden di küenen hûsgenôze. ungehabe alsô grôze, di si heten under in, di enkunde ein kranker sin 43ra ze rehter mâze niht verjehen. wenne ditz wære geschehen und war der künic Valerîn wære komen mit der künigîn, daz wart in allez kunt getân. nuo muosten si aber ir vröude lân, unz – ob si got sô gêrte – daz er ir leit verkêrte. Dô di fünf degen hêr gewunnen michel herzesêr von solhem niumære, daz ir vrouwe wære, Genovere, gevangen, und wi ez was ergangen dem künige und den sînen, dô liezen si wol schînen, daz in sô leide nie geschach. michel was ir ungemach, als di sich lasters schament. nuo sâzen si ûf alle sament und riten harte balde
6741 min W / artivre W der vorigen Seite P
6743 falerýn W
Minem herren ist sin wip genomen, ˙ Dem kunig Arture. ˙ ˙ Das hat der vngeh ure, ˙ Der kunig Vallerin getan. Jch verston mich wol und ist min wan, ... selbe sere P der] da P
Vnß P ¶ fehlt P erbeistent P hus genossen P Vngehebe grossen P ˙ nit ein P Daz kunde uch zerehter W veiehen W niht fehlt P valerin W vallerin P
129v P
... Wisse daz sie got geerte Vnd ir leit verkerte. herze ser W ˙ söllchen nuwe mere P Genure P vnd ouch den P
... Daz jme so leide nie geschach. Michel waz ir vngemach Also heilde, die sich dez lasters schament.
6762 davor buchstabengetreue Wiederholung von V. 6761 in der letzten Zeile
6742–6744 Ha folgt P 6745 Ha folgt P 6752 ¶ fehlt Ha 6754 sô Ha 6756 der enkunde iu niht ein Ha 6757 Ha folgt P 6763 unz daz si got sô gêrte Ha 6765 diu Ha 6769 Ginovere Ha 6771 Ha folgt P 6775 Ha folgt P 6742 ungehiure adj. (in P substantiviert) ›unlieblich, unheimlich, ungeheur, schrecklich‹ (Le II 1837.) 6749 ungehœret part. adj. (hier) ›unerhört‹ (BMZ I 713 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1838). 6763 Lies Wisse = biz, unz P.
6740–6777 6740
6745
6750
6755
6760
6765
6770
6775
Meine Dame, die Königin, ist meinem Herren, König Artus, geraubt worden. Das hat der unliebsame König Valerin getan. Ihr werdet einsehen und ich glaube, dass der König selbst schwer verwundet ist. Ansonsten ist mir unbekannt, wie viele Ritter erschlagen sind, die mit dem König auf Jagd waren. Es war ziemlich unerhört, dass unsere Freude auf diese Weise zerstört werden sollte.‹ Da stiegen die kühnen Einwohner auf die Erde ab. Der so große Jammer, den sie gemeinsam hatten, den könnte ein schwacher Verstand nicht im richtigen Maße ausdrücken. Wann dies geschehen wäre und wohin der König Valerin mit der Königin gekommen wäre, das wurde ihnen alles kundgetan. Nun mussten sie erneut ihre Freude lassen, bis – wenn Gott sie so ehren würde – er ihr Leid umkehrte.
381 Meinem Herren ist seine Frau geraubt worden, dem König Artus. Das hat der Unliebsame, der König Valerin getan. Ich denke und glaube, ...
... bis dass Gott sie ehren und ihr Leid umkehren würde.
Als die fünf edlen Degen großen inneren Schmerz von dieser Neuigkeit gewannen, dass Genover, ihre Herrin, gefangen wäre, und (erfuhren,) wie es dem König und den Seinen ergangen war, da zeigten sie deutlich, dass ihnen niemals so ein großes Leid widerfahren war. Ihr Ungemach war groß, wie bei denen, die sich vor dem Laster ekeln. Nun saßen sie alle zusammen auf und ritten sehr schnell
... dass ihm niemals so ein großes Leid widerfahren war. Ihr Ungemach war groß, wie bei Helden, die sich vor dem Laster ekeln.
382
6780
6785
6790
6795
6800
6805
6810
Text und Übersetzung gerihte gein dem walde, und si ze lande kâmen, dâ si dô vernâmen von vriunden, di ez in tâten kunt, daz der künic was helflîch wunt und er schier wær genesen, wan daz er trûric muose wesen von anderm ungerihte. di recken man dô berihte, daz der künic was gevallen mit den sînen allen für daz Verworrne Tan, und alles des werkes, des ieman ze gesæze erdenken kunde, daz man des dâ begunde, doch ez lützel töhte. Der künic sprach, unz er möhte dehein wîle geleben, sô enwürde der burc niht under geben, 43rb unz daz diu künigîn dâ wære. ditz was vil ummære dem künige Valerîne. er und alle di sîne vorhten in borvil. buhurt, tanzen und spil, des pflâgen si ûf der veste. Valerîn, der muotveste, der künigîn gehiez, daz er ouch vil wâr liez mit triuwen und mit sicherheit, daz er ir dehein leit undankes tæte, wan daz er si bæte mit zühten umb ir minne.
6789 verworne W uir worrine P
6804 falerin W
Jn richte von dem walde P zelande W und] Vntze P do W Do P
˙ ˙ ... Das der kunig was hubschlich wunt ... ˙ ... Wanne das er trurig müste wesen Von ander vngeschichte. Die recken man ouch berichte, ˙ Das der kunig Arthus waz geuallen 130r Mit sinen rittern allen ˙ das Uirworrine Tan, ... Fur als das werg das P do WP dohte W ˙ ¶ fehlt P kunig iach wie er P Dicke ein wile P
... So enwurde die burg nit ergeben, Vntze daz sin wip do were. ¶P valerine W fallerine P bor vil W Eruorchtent enbor vil P buhort W Buhort P
Wie doch ir muo t breste, Die ku “nigin selten verlies, Vntze das ir Fallerin gehieß ˙ Mit truwen vnd mit sicherheit, ... Jr vndanckes P
6809–6810 in einer Zeile W mit Zeilentrennvermerk
6778 gerihte von dem Ha 6779 Ha folgt P 6780 dâ si dâ Ha 6785 Ha folgt P, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 3 6786 dô fehlt Spr 6790 ie man Ha 6794 ¶ fehlt Ha / unz] swie Ha 6796 niht vride geben Ha 6797 Ha folgt P 6804 Falerîn Ha 6779 Lies unz für und (vgl. V. 6705)? 6782 helflîche ›hilfreich; (hier) sodass zu helfen ist‹ (BMZ I 682f. mit Verweis auf die Stelle). / hübschlîch adv. ist hier wohl als Ausdruck der Quantität zu lesen (vgl. DWb X 1855), also ›ziemlich, sehr‹, wie es noch heute im Bair. verbreitet ist. 6785 ungeriht (W) stn. ›Unrichtigkeit, Fehler; Verbrechen, Unrecht, Vergehen‹ (Le II 1860). 6787 vallen vür stv. ›sich vor etwas niederlassen‹ (BMZ III 217 mit nur diesem Beleg). 6791 gesæze stn. (hier wie meist) ›Belagerung‹ (BMZ II/2 340 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6816, 6875; Le I 895; vgl. V. 7325 und 6915 in P; anders V. 7129). 6796 under geben (W) stv. ohne Dat. und im Sinne von ›ablassen von, aufgeben‹ ist sonst nicht belegt (Le II 1785; Fb 375; MHDBDB), könnte aber möglich sein. / ergeben (P) stv. ›aufgeben‹ (Le I 627). 6801 Zu bor, enbor siehe Anm. zu V. 1147. 6805 verlâzen (P) stv. hier wohl ›zulassen‹ mit eingespartem Akk.-Obj. (BMZ I 951).
6778–6811
6780
6785
6790
6795
6800
6805
6810
in Richtung des Waldes, bis sie zu dem Land kamen, wo sie dann von Freunden, die es ihnen erzählten, vernahmen, dass der König nur leicht verwundet war und er schnell genesen würde, wenn er nicht wegen eines anderen Unrechts traurig sein müsste. Man informierte die Recken da, dass der König mit all den Seinen vor den Verworrenen Tann gezogen war, und dass man alle Mittel, die man sich jemals zur Belagerung ausgedacht hatte, dort einsetzte, obgleich es wenig nützte. Der König sprach, solange er leben würde, würde von der Burg nicht abgelassen, solange die Königin dort wäre. Dies war dem König Valerin ziemlich gleichgültig. Er und alle die Seinen fürchteten sich kaum. Buhurt, Tanzen und Spiel, das trieben sie auf der Festung. Valerin, der mutige, versprach der Königin – was er auch mit Treue und mit Schwüren bewahrheitete –, dass er ihr ungern irgendein Leid zufügen würde, außer dass er sie mit Anstand um ihre Liebe bitten würde.
383
... das der König ziemlich verwundet war ... ... wenn er nicht wegen eines anderen Unglücks traurig sein müsste. Man informierte die Recken auch, dass der König Artus mit all seinen Rittern vor den Verworrenen Tann gezogen war, ...
... würde die Burg nicht aufgegeben, solange seine Frau dort wäre.
Wenngleich ihr Mut ›brach‹, ließ die Königin das selten zu, bis dass ihr Valerin mit Treue und mit Schwüren versprach, ...
384
6815
6820
6825
6830
6835
6840
6845
Text und Übersetzung diu edel küniginne lebet in ummuote; wan daz si got behuote, sô wær ir êren vil benomen. Nuo sint zuo dem gesæze komen sîn gesellen und Lanzelet. swaz er ze manheit ie getet, daz wolter allez hân vermiten, durch daz er möht hân gestriten und er zuo der schumpfentiure müese sîn, dô geroubet wart diu künigîn. Sît ez alsus ergangen was, dô erbeizten an daz gras di vier und Wâlwein. der ritter was dâ inkein, wan di des bînamen jâhen, daz si si gerne sâhen. si liefen gein den gesten, wan si di muotvesten ir gevertes wol erkanden. Der schade zuo den schanden wart in gar kunt getân. dô begunden di recken gân, dâ si den künic funden von triuwen ungesunden. nuo wart ir zuht wol schîn: 43va helm und ouch diu hüetelîn, diu wurden schier ab genomen, dô si den künic sâhen komen. Uf stuont der êrbære, swi trûric er wære, und kuste si alle zehant. er klaget, daz er wære geschant, und wi ez im was ergangen. man sach in von den wangen di zeher nider vliezen: di recken dô niht enliezen,
vm muo te W 130v P sint sie zü P Lantzelet W lantzelet P
er fehlt P
... Vnd er zü der schurte were gesin, ...
erbeistent samen an P Gawin W gawen P do WP bi namen W Wanne do begunde gahen P Do sie gesahent P engegen P
¶ Der fehlt P Das wart P gar] alles P begunden so die P do W Do P
... Von truren vngesunden. di W
... Die wurdent schier ab genomen. Also sie der ku “nig sach komen, ... 131r P Wie trurig Er were P Do stünt der erbere | vff vnd kuste sie zü hat P Vers fehlt P (siehe V. 6842)
Er clagete jn, das er were geschant, ... Man sach jme von den wangen Die trehen nider fliessen. dô fehlt P liessen P
6839 di W 6821 und err ze stiure wære gesîn Ha 6824 erbeizten samen an Ha 6832 ¶ fehlt Ha 6836 Ha folgt P 6839– 6840 Ha folgt P 6840 dô Ha 6841 Initiale fehlt Ha 6844 Ha folgt P 6846–6847 Ha folgt P 6847 zeher Ha 6848 liezen Ha 6816 Zu gesæze siehe Anm. zu V. 6791. 6821 Zu schumpfentiure siehe Anm. zu V. 2933. / schurte ist wohl (mit in P nicht seltenem Wechsel sch für s) als surt stmnf. ›stuprum (Unehre, Schande), überhaupt ein Schimpfwort‹ (Le II 1326f.) zu lesen. 6827 Zu bînamen = benamen siehe Anm. zu V. 4284. 6834 so P könnte sâ, sân sein (Hannink).
6812–6848
6815
6820
Die edle Königin lebte in Unmut; hätte Gott sie nicht beschützt, so hätte sie viel von ihrer Ehre verloren. Nun sind Lanzelet und seine Gefährten zu der Belagerung gekommen. Was immer er mit Mannheit vollbrachte, das wollte er alles aufgegeben haben, wenn er kämpfen und er bei der Niederlage hätte zugegen sein können,
385
... und er bei der Schmach hätte zugegen sein können, ...
als die Königin geraubt worden war.
D
6825
6830
6835
6840
a es so ergangen war, stiegen die vier und Walwein auf das Gras ab. Es gab dort keinen Ritter, der nicht wahrhaftig behauptet hätte, dass er sie gerne sah. Sie liefen zu den Gästen, weil sie die Mutigen an ihrer Ausrüstung genau erkannten. Der Schaden und die Schmach wurden ihnen völlig kundgetan. Da gingen die Recken hin, wo sie den König fanden, vor Treue krank. Nun zeigte sich ihre Höflichkeit gut: Helm und auch die Hüte, die wurden schnell abgenommen, als sie den König kommen sahen.
D
er Ehrenhafte stand auf, egal wie traurig er war, und küsste sie alle sogleich. Er klagte, dass er geschändet wäre, 6845
und wie es ihm ergangen war. Man sah ihnen von den Wangen die Tränen herabfließen. Die Recken unterließen da nicht,
... vor Trauer krank.
... die wurden schnell abgenommen. Als sie der König kommen sah, stand der Ehrenhafte auf, ...
Er klagte ihnen, dass er geschändet wäre, ... Man sah ihm von den Wangen die Tränen herabfließen.
386
6850
6855
6860
6865
6870
6875
6880
6885
Text und Übersetzung si weinten bitterlîche. sam tâten al gelîche, di in der reise wâren. wer kunde des gevâren durch sîne wolfliche site, der dâ trûren vermite? Dô wart von jâmer ein schal, daz ez harte verre hal, dô di recken weinden. mit triuwen si bescheinden, daz in daz leit ze herzen ê wac. ich enweiz, was ich iu sagen mac, wan dâ was riuwe und nôt. manic ritter wær gerner tôt, dan er des lasters het erbiten, daz di wîgande liten, di besten von der welte. mit manigem widergelte was dâ schal und wuof. ich sage iu, waz dâ schuof der guoten kneht ungemach. als in der künic des verjach, daz er di vröude het begeben, sô muosen si mit swære leben: ir hende si alle wunden. isô ze den selben stunden kom zuo dem gesæze geriten ein helt mit zornigen siten, der driu tûsent ritter brâht. 43vb getriuwelîch er gedâht, daz er ze staten wolt stân dem künige von Karadigân, wan in truobete daz undinc. dirr selbe jungelinc was an tugenden vollekomen. wir hân selten vernomen von keiner slahte mære, daz dehein ritter wære hübscher; daz wart dicke schîn.
biterliche W Sin weinde P daten sie alle P
sîner W do WP trurekeit P Initiale fehlt P geschal P ez] er P schal P beschiedent P zeherzen W ê fehlt P do W] das P gerne P Das do die P von] in P wider gelte W Was do vor von wuo ffte P
˙ 131v Jch ku “nde vch, waz ouch wuo sste Der güten knechte vngemach:
vrowe W ergeben P sô] Do P ¶P isô] Do P Koment P riten P zornlichem P
zestaten W karadigan W karedigan P daz] dis P Initiale P
cheinerslahte W
6868 daz W 6849 sin Ha 6855 Initiale fehlt Ha 6859 Ha folgt P 6867 wüefe (La) : schüefe Ha 6880 Kardigân Ha 6881 Ha folgt P 6849 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 6852 Zu gevâren siehe Anm. zu V. 6567. 6854 Lies der = dêr = daz er? 6868 wüesten (P) swv. ›verwüsten, entstellen‹ (Le III 982f.), hier offenbar nicht im Sinne von ›zunichte machen‹, sondern von ›schrecklich machen‹ (da das ungemach ja zu-, nicht abnimmt). 6875 Zu gesæze siehe Anm. zu V. 6791.
6849–6887
6850
6855
6860
6865
6870
6875
6880
6885
387
bitterlich zu weinen. Das Gleiche taten alle anderen, die an der Ausfahrt teilnahmen. Wer hätte wegen seiner wölfischen Art danach streben können, dass er dort nicht getrauert hätte?
D
a entstand durch den Jammer ein Lärm, dass es weithin schallte, als die Recken weinten. Mit Treue bezeigten sie, dass ihnen das Leid damals zu Herzen ging. Ich weiß nicht, was ich euch erzählen soll, außer dass dort Betrübnis und Not herrschte. Viele Ritter wären lieber tot gewesen, als dass sie das Laster ertragen hätten, das die Kämpfer litten, die besten in der Welt. Da war Lärm und Klage mit vielfacher Erwiderung. Ich erzähle euch, was da das Ungemach der guten Knechte schuf. Als ihnen der König das sagte, dass er die Freude aufgegeben hätte, da mussten sie in Betrübnis leben: sie wanden alle ihre Hände. Da, zur selben Zeit kam zu der Belagerung ein Held von grimmiger Art geritten, der 3.000 Ritter brachte. Er dachte treuevoll, dass er dem König von Karadigan beistehen wollte, weil ihn das Unrecht betrübte. Dieser selbe Jüngling war an Tugenden vollkommen. Wir haben selten von irgendeiner Art Geschichte vernommen, dass irgendein Ritter höfischer wäre; das zeigte sich oft.
Ich verkünde euch, was außerdem das Ungemach der guten Knechte schrecklich machte.
388
6890
6895
6900
6905
6910
6915
6920
Text und Übersetzung der künic Artûs was der vater sîn und Genover sîn muoter. dirr helt guoter, der hiez Lôût der milde. er klaget daz unbilde umb sîner muoter swære. im was sô leit daz mære, ... ... ... ... daz er inneclîche schrê. daz tet den rittern allen wê, wan ich wil iu wærlîch sagen, für daz er swert begunde tragen, daz enkein kindischer man kürlobes mê gewan, unz daz er in ein lant gereit – als uns diu âventiure seit – mit Artûse, sînem vater hêr, dâ ir noch beider immer mêr di Britûne bîtent, wan si dar umb strîtent, daz si noch süln widerkomen. daz mære hânt ir dicke vernomen, dâ von lâz ich ez an sie. nuo merkent, wi ez ergie ze dem leitlichen sæze. ob ich der rede vergæze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie maniger ouge naz von sô ûz genomen helden wart als an der selben hervart. Lôût der getriuwe 44ra het grôze riuwe durch sîner muoter ungemach.
der fehlt P artus W arthus P genure P Lont W lont P
Er clagete das vnbilde Vmbe siner müter notzuch. Es ist ein worheit, nit ein lug, Das er sich rouffte vnd brach. 132r Do er Lantzeleten sach Vnd andere sîn gesellen, Er begunde im zü füssen uallen. Der tegen wüteclichen screy. verlichen P ˙ das P furst enkein] nie kein P Lobes P reit P artuse sinen W arthuse P do W Daz ir beider iemer mer P brýtanien W pritange P
Dise mere ir dicke hant P do W fehlt P Von die lasen es P Vnd merckent ir wie P gesesse P doch wol wissen P manigen ougen P
Lont W] Lont P ˙ 132v P grossen ruwen P
6891 lout, laut, lant P (?), HaA liest lant 6901 Sagen links vor V. 6902 P 6921 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers 6888 Ha folgt P 6889 Ginovere Ha 6891 La erwägt Lôout 6893–6899 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt 6893 umb W] und Hannink 6898 im fuozvellen La (Ha) 6899 inneclîche W] wüeteclîchen Hannink 6903 HaPiper folgen P 6907 Artûs HaPiper 6915 gesæze Be 6921 Lôût Ha 6891 Konjektur gegen die Überlieferung, da hier das Schreiberversehen evident ist und auch ein mittelalterlicher Rezipient den Namen aus anderen Texten als Lôût oder dergleichen (siehe K zur Stelle) gekannt haben mag. 6893 nôtzüge (P) stf. ›Notzucht‹ (BMZ III 931; Le II 116, beide mit nur diesem Beleg; vgl. HaA). 6904 kürlop stn. ›vorzügliches Lob‹ (BMZ I 1020; Le I 1793, beide nur mit diesem Beleg; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 32). 6915 Zu sæze siehe Anm. zu V. 6238. 6921 Zum Namen vgl. Anm. zu V. 6891.
6888–6923
6890
6895
6900
6905
6910
6915
6920
Der König Artus war sein Vater und Genover seine Mutter. Dieser gute Held, der hieß Lout der Freigebige. Er beklagte das Unrecht wegen der Betrübnis seiner Mutter. Ihm war die Geschichte so leid, ... ... ... ... dass er im Innersten schrie. Das tat allen den Rittern Leid, denn ich will euch wahrhaftig sagen, dass kein kindlicher Mann größeres Lob gewonnen hatte, bevor er das Schwert zu tragen begann, bis dass er mit Artus, seinem edlen Vater, – wie uns die Aventiure erzählt – in ein Land ritt, wo die Britunen noch immer beständig auf sie beide warten, weil sie fest davon überzeugt sind, dass sie einst wiederkommen werden. Die Geschichte habt ihr oft vernommen, deshalb überlasse ich sie ihnen (die davon erzählt haben). Nun merkt auf, wie es bei dieser leidvollen Belagerung erging. Falls ich etwas von dieser Sache vergessen sollte, dann sollt ihr doch wissen, dass von so außergewöhnlichen Helden niemals mehr Augen nass wurden als bei dieser Heerfahrt.
L
out, der getreue, war sehr betrübt wegen des Ungemaches seiner Mutter.
389
Er beklagte das Unrecht wegen der Notzucht seiner Mutter. Es ist wahr, keine Lüge, dass er sich die Haare raufte und ausriss. Als er Lanzelet sah und andere seiner Gesellen, fiel er ihm zu Füßen. Der Degen schrie wütend.
390
6925
6930
6935
6940
6945
6950
6955
Text und Übersetzung den rittern er zuo sprach: er nant ir ein teil bî namen und klaget in laster und schamen. er sprach: ›edel ritter alle, daz worden sint ze schalle mîn vater und diu muoter mîn, daz sol iu geklaget sîn ûf genædeclich triuwe. diu klageliche riuwe sol durch nôt erbarmen di rîchen zuo den armen, wan ir des wol gedenket, daz nie man wart beschrenket, der sich an mînen vater lie. stæte vröude hât sich hie ze ungehabe verkêret. mîn muoter hât gêret nâch sînem werde manigen man. swâ siu sich ie gesûmde dar an, daz muost âne ir danc geschehen. ouch hânt ir alle wol gesehen, wi mîn lieber vater Artûs di ritter hielt in sîm hûs. sol in diu milt niht vervân und diu tugent, die er hât begân durch weltlich êre, sô ensol sich nimer mêre man gevlîzen, daz er wol getuo.‹ Dô sprach Lanzelet dar zuo: ›neve, stillent iuwer klage und geloubent mir, daz ich iu sage. ez geschiht niht, wan daz sol geschehen. ich hân di liut hie ersehen, daz ich des gewis bin: hielt aldiu welt gein in ûf einer slehten heide
Er nande ir harte vil benamen Vnd clagete jn laster zü den schanden. Vers fehlt P zeschalle W
˙ geclaget sin ... Das sol uch ˙ Vff gnedecliche truwe, ˙ Die manigen geruwe. Muo ß note erbarmen Die richen zü den armen, ... gedenchent W niema P
gekeret P
Min müter hat geeret Nach siner wirde manigen man. Wo sie sumte dar an, Das müste sunder danck geschehen. owe, ir hant ouch wol gesehen, Wie sie ritter hielt in ir huß. Lieber vatter Arthus! 133r Sol dich die milte nicht meran Vnd die tugent, die du hast began Durch weltliche ere, ... sol P tuo P Lantzelet W lantzelet P ¶ fehlt P
Es enwurt nicht, wanne daz sol geschehen.
Hielt alle die welt engegen in Vff einer slechten breite
6931–6932 in einer Zeile W mit Zeilentrennvermerk 6931 genadelich W 6944 gesehen wie P / Ouch wol gesehen wie in eigener Zeile P 6927 er sprach fehlt Ha 6958 Ha folgt P
6943 Geschehen links vor V. 6944 P
6950–6951 sô ensol sich nie man mêre | geflîzen, daz er wol getuo. Bä
6952 ¶ fehlt Ha
6925 Zu bînamen = benamen (P) siehe Anm. zu 4284. 6928 ze schalle werden etc. (positiv wie – hier – negativ) ›ins Gerede kommen‹ (Le II 637f.). 6933 Zur Erststellung des finiten Verbs (P) siehe Frnhd. Gramm. § S 239. 6936 beschrenken swv. (hier) ›überlisten, betrügen, hintergehen‹ (BMZ II/2 203 mit Verweis auf die Stelle; Le I 210; vgl. V. 8010). Ich sehe allerdings keine Notwendigkeit für diese spezielle Bedeutung, einfacher ist: ›einschränken‹ (ebd.), freier: ›zurückweisen‹. 6947 vervâhen (WHa) stv. (hier) mit Akk. ›nützen, ausrichten‹ etc. (BMZ III 208 mit Verweis auf die Stelle; Le III 282f.; vgl. V. 7443). 6959 Zu breite (P) siehe Anm. zu V. 2363.
6924–6959
6925
6930
6935
6940
6945
Er redete den Rittern zu: Er nannte einen Teil von ihnen beim Namen und klagte ihnen Laster und Schmach. Er sprach: ›Edle Ritter, dass mein Vater und meine Mutter zum Gespött geworden sind, das sei euch im Vertrauen auf wohlwollende Treue geklagt. Die klagenswerte Betrübnis soll wegen der Not die Reichen und die Armen erbarmen, wenn ihr euch gut daran erinnert, dass nie ein Mann zurückgewiesen wurde, der sich an meinen Vater wandte. Beständige Freude hat sich hier in Klage verwandelt. Meine Mutter hat viele Männer ihrem Wert entsprechend geehrt. Wenn sie dabei jemals ein Versäumnis begangen hat, geschah das ohne ihre Absicht. Auch habt ihr alle genau gesehen, wie mein lieber Vater Artus die Ritter in seinem Haus versammelte. Wenn ihm die Güte und die Tugend nichts nützt, die er um der weltlichen
6950
6955
Ehre willen geleistet hat, dann soll sich niemals mehr ein Mann befleißigen, dass er gut handelt.‹ Da sprach Lanzelet dazu: ›Cousin, stillt euer Klagen und glaubt mir, was ich euch sage. Es geschieht nichts, außer was geschehen soll. Ich habe die Leute hier beobachtet, sodass ich mir darüber sicher bin: Selbst wenn alle Welt auf einer ebenen Heide gegen sie antreten würde
391
Er nannte wahrhaftig sehr viele von ihnen und klagte ihnen Laster und Schmach.
... das sei euch im Vertrauen auf wohlwollende Treue geklagt, die viele betrübt. Die Not muss die Reichen und die Armen erbarmen, ...
Meine Mutter hat viele Männer ihrer Würde entsprechend geehrt. Wenn sie dabei ein Versäumnis begangen hat, geschah das ohne Absicht. O weh, ihr habt auch genau gesehen, wie sie in ihrem Haus Ritter versammelte. Lieber Vater Artus! Wenn dich die Güte und die Tugend nicht aufwertet, die du um der weltlichen Ehre willen geleistet hast, ...
Es wird nichts, außer was geschehen soll.
Selbst wenn alle Welt auf einer ebenen Lichtung gegen sie antreten würde
392 6960
6965
6970
6975
6980
6985
6990
6995
Text und Übersetzung Vnd hettent sie vns zuo leide Also vil also Fallerin getan, ...
und hæten si ze leide als vil als Valerîne getân, wir getorsten si wol bestân. 44rb nuo ist aber sîn burc sô starc, daz nieman lebend ist sô karc, den si umb ein hâr entsitzen. ich enkan nâch mînen witzen erdenken niht sô guotes, sô daz ir iuwers muotes gedultic sint und nement rât von den fürsten umb di getât, dâ von wir sîn unvrô.‹ des volgeten si alle dô und giengen zeim gespræche gar, di künige und ouch der herren schar. Dô si zesamen wâren komen, dô wart dâ manic rede vernomen, wan dâ saz manic wîser man. ze jungest stuont von in dan der listige Tristrant. er sprach: ›uns ist wol erkant, daz mîn vrouwe lebet gesunt. dar zuo ist uns allen kunt, daz ir ie was bereit witze und grôziu sælicheit durch di tugent, der siu waltet. dâ von ouch siu behaltet ir êre unz an ir ende. dâ von rât ich, daz besende mîn herre, der künic mære, Malducken, den zouberære von dem Genibelten Sê. der kan zoubers michel mê dan ieman in den rîchen. mit dem suln wir beswîchen Valerînen den kargen mit allen sînen wargen. Ist, daz uns got heiles gan,
6960 zeleide W 6961 zweites als fehlt W / faleryne W 6984 seilicheit W
Versbeginn unlesbar W (Wasserschaden) also P
... Das nieman lebet also karck, Den sie entsitze. wissen P
do W Do P wir alle sint P 133v P geuolgentent P alle dô fehlt P kúnigin P [¶] statt Initiale P (beide Male) do WP
... Wanne do sassent wise man. stont P tristant P
˙ allen kunt Dar zü ist uch ... ... Durch der tugent, der su˙ waltet, Das sie do von behaltet Jr ere vntz an ir ende.
¶ Maldvchen W] Maledvcken P zouberære] gougeler P kan von zouberie michels P beschwichen P falerýnen W Fallerin P ¶ fehlt P got vns P
6975 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P
6960 sin Ha 6961 Falerîn Ha 6962 sie getorstens Ha 6995 Falerînen Ha 6997 ¶ fehlt Ha
6979 Tristant Ha
6990 ¶ fehlt Ha
6992 michels Ha
6965 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 6985 Lies für P: durch die tugent, es liegt vermutlich Dat.-Akk.-Verwechslung vor. der als Gen. zu lesen (›wegen ihrer Tugend, über die sie verfügt‹), halte ich für wenig sinnvoll. 6992 Das Adv. von michel kann endungslos und nach Vorbild des Gen. gebildet sein (Le I 2132f.). 6994 Zu beswîchen siehe Anm. zu V. 5570. 6996 Zu warc siehe Anm. zu V. 1139.
6960–6997 6960
6965
6970
6975
6980
6985
6990
6995
und wenn man soviel Leid gefügt hätte wie Valerin, würden wir bestimmt wagen, uns zu wehren. Nun ist aber seine Burg so stark, dass keiner unter den Lebenden so tapfer ist, dass sie ihn um ein Haar fürchten würden. Ich kann nach meinem Verstand nichts erdenken, dass so gut wäre, wie wenn ihr geduldig seid und von den Fürsten Rat zu der Sache nehmt, wegen der wir unfroh sind.‹ Darin stimmten sie ihm da alle zu und versammelten sich alle zu einer Beratung, die Könige und auch die Schar der Herren.
393 und wenn man uns soviel Leidvolles zugefügt hätte wie Valerin, ...
... dass keiner lebt, der so tapfer ist, dass sie ihn fürchtet.
Als sie zusammen gekommen waren, da wurden dort viele Reden vernommen, denn dort saßen viele weise Männer. Zuletzt erhob sich unter ihnen der kluge Tristrant. Er sprach: ›Wir wissen genau, dass meine Herrin gesund ist und lebt. Außerdem ist uns allen bekannt, dass ihr wegen der Tugend, über die sie verfügt, stets Verstand und große Glücklichkeit bereit waren. Deshalb wird sie ihre Ehre auch bis an ihr Ende behalten. Deshalb rate ich, dass mein Herr, der berühmte König, nach Malduc, dem Zauberer vom Vernebelten See, schicken soll. Der kann viel mehr Zauberei als irgendjemand in den Reichen. Mit dem werden wir Valerin, den verschlagenen, mit allen seinen Verbrechern überlisten. Wenn es geschieht, dass uns Gott Glück vergönnt ist,
... denn dort saßen weise Männer.
Außerdem ist euch wegen der Tugend, ... ... über die sie verfügt, allen bekannt, dass sie deshalb ihre Ehre bis an ihr Ende behalten wird.
394
7000
7005
7010
7015
7020
7025
7030
Text und Übersetzung wir gewinnen im di burc an von Malduckes râte.‹ Dô antwurte drâte Erec fil de roi Lac; er sprach: ›ich wæne, nieman mac 44va den man her besenden. wir sîn im in manigen enden dicke ze unstaten komen: sîm vater hân ich den lîp genomen; dô sluoc Wâlwein den bruoder sîn. ouch hât in der herre mîn, der künic Artûs, vertriben von eim lande, dâ er was beliben mit sîm galster manigen tac. doch dês alein, ob er uns mac ze disen dingen iht vervâhen, nuo suln wir gerne gâhen und süenen uns, swi wir megen, daz wir daz laster nider gelegen.‹ Zehant berieten si sich. si endûhte niht sô wætlich, sô daz man würbe umb den man. si kômen alle dran, daz der künic niht vermite, wan daz er selbe vierde rite nâch dem gougelære, und daz er daz her mære enpfulhe dem sune sîn. dô wart aber wol schîn, daz im diu künigîn liep was. von dem her er ûz las, di er ze manheit het erkant: daz was Karjet und Tristrant und Lanzelet. di drîe, di nam er ûz der massenîe.
... Wir gewinnent in die bürg an ... maldvkes W maleduckes P 134r P ¶ fehlt P fylderoylac W filde roilac P
... Er sprach: ›ich wene, min herre enmac ˙ Den man nicht her bysenden. sint P Dicke in zuo statten P walwein W Vnd walwein sluo g P artus W arthus P do W Do P einne P gelastere P
Doch des allein, obe er mag Zuo disen dingen vervohen, ˙ So sullent wir gerne gahen ... nider gelegen] jn der gegen P
Zuo hant so bereitent sie sich. weltlih P
Also koment sie dar an, ˙ Das er die kunig nicht vermitte, ...
erstes daz fehlt P 134v P Befulhe dem sinen sin P
er fehlt W zemanheit W Karyet W karet P tristant P lantzelet WP di] sie P di fehlt P ûz] von P
7003 Des P / by˙ senden P 7010 Do er was beliben in eigener Zeile P 7013 zedisen W häufig) lediglich ein weiterer Abstrich 7027 Liep was am Beginn von V. 7028 P
7025 bei sinen P fehlt (wie
6999 Maldukes Ha 7000 ¶ fehlt Ha 7002–7003 Ha folgt P 7002 Er sprach fehlt Ha 7004 in fehlt Ha 7005 HaA erwägt, ob in (P) ein aus V. 7004 herabgekommenes im ist 7014 Ha folgt P 7019 wurbe Ha 7024 Ha folgt P 7030 Tristant Ha 7031 Ha folgt P 7032 Ha folgt P 7011 galster stn. ›Gesang, besonders Zaubergesang‹ (BMZ I 458 mit Verweis auf die Stelle; Le I 730; vgl. HaAHaN; Schilling 1866, S. 35). / Eventuell wäre für gelastere P an gelastern ›entehren, schänden‹ (Le I 806) zu denken, doch ist die Form von P nicht belegt und die Verschreibung des wohl nicht mehr verstandenen Wortes offensichtlich. 7018 Zu wætlich ›angemessen, was man gut und gerne tun kann‹ siehe Anm. zu V. 1819. 7021 Wohl (P): ›dass er (es) den Königen nicht ersparen sollte‹. Der ˙ doppelte Akk. ist jedoch problematisch, eventuell wäre in den kunigen zu bessern. 7028 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö.
6998–7032
7000
7005
7010
7015
gewinnen wir ihm die Burg mit Malducs Hilfe ab.‹ Da antwortete alsbald Erec, der Sohn König Lacs; er sprach: ›Ich glaube, niemand vermag den Mann hierher zu beordern. Wir sind ihm in vieler Hinsicht oft schädlich gewesen: Seinem Vater habe ich das Leben genommen, als Walwein seinen Bruder erschlug. Auch hatte ihn mein Herr, der König Artus, aus einem Land vertrieben, wo er mit seinem Zaubergesang viele Tage verbracht hatte. Doch einerlei, wenn er uns bei diesen Dingen irgendwie nützlich sein kann, sollen wir uns nun gerne beeilen und Sühne leisten, so gut wir können, damit wir das Laster beilegen.‹
Sogleich berieten sie sich. 7020
7025
7030
Nichts schien ihnen so angemessen, wie um den Mann zu werben. Sie kamen darin überein, dass der König es nicht unterlassen sollte, dass er selbst mit drei Begleitern zu dem Zauberer ritte, und dass er sein berühmtes Heer in die Obhut seines Sohnes gäbe. Da zeigte sich abermals gut, dass ihm die Königin lieb war. Aus dem Heer wählte er die aus, die er für besonders mannhaft befand: das waren Karjet und Tristrant und Lanzelet. Die drei, die nahm er aus der Menge.
395 ... gewinnen wir ihnen die Burg mit Malducs Hilfe ab.‹
... er sprach: ›Ich glaube, mein Herr vermag den Mann nicht hierher zu beordern.
Doch einerlei, wenn er bei diesen Dingen nützlich sein kann, dann sollen wir uns gerne beeilen ...
Sogleich bereiteten sie sich also vor. So kamen sie darin überein, dass er es den Königen nicht ersparen sollte, ...
396
7035
7040
7045
7050
7055
7060
7065
Text und Übersetzung zuo der verte was er gerech. nuo reit er in den fôrech, der nâhe bi Karadigân lac. als in erschein der vierde tac, der strâze si vermisten, daz si lützel wisten, wâ si wâren in dem walde. dô riten si für sich balde unz ze dem Schrîendem Mose. 44vb swer nuo welle, der lose, wi ez stuont umb daz mos. dar über moht dehein ros borwol oder nimer komen. Wir hân von manigem man vernomen für wâr, der nuo niht lebet, daz dâ ein michel sê swebet. dar ûz rinnet ein ahe klâr, der nie dehein tier für wâr, swi sêre ez durste, getranc. di vische wâren eben lanc und eben kurz, di drinne gânt. di Engellender ir vil hânt, si sint lanc als ein arm. diu ahe ist wîlent als warm, ich enweiz von waz natûre, daz al di nâchgebûre und di trünne der tiere, di vliehen harte schiere ein tageweide und mêre; und schrît daz mos sô sêre, daz al diu tier sterbent, diu sô tôrlîch werbent, daz si der stunde hânt erbiten.
7035 Karadygan W
7036 Der vierde tag in eigener Zeile P
7033–7034 Ha folgt P 7052 sint ebenlanc Ha
7035 Kardigân Ha 7054 Engellende Ha
gerecht P vorecht P
... Der nohe by˙ Karedol lag. Also jme do schein der vierde tag, ...
schritginne mosse P stue nde vmbe die moß P
˙ Dar uber möchte kein rosß Niemer me komen. Wir hant mit worheit das vernomen Von manigem man, der nohe lebet, ... do WP 135r P
Die vische sint all eben lanck ... dinne P
Die Engellender ir vil vant, Sie sint lang also ein halber arm. warn P 2 Von neiswas nate P nach gebvre W nach gebure P túrme P di fehlt P fliehent P
alle tier ersterbent P di W torliche sider w erbent P
... Das sie der sty“mme hant erbitten.
7045 bor wol W
7054 engellendes W engellen das P
7041 Schrîenden Ha 7046–7047 Ha folgt P 7046 ¶ fehlt Ha 7057 Ha folgt P 7060 Ha folgt P 7065 Hannink folgt P
7033–7034 Der Reim in W ist problematisch; allerdings ist auch die Lösung von PHa zweifelhaft, da gerech im Text durchaus üblich ist. Eventuell könnte man fôrech als Nebenform zu (sonstigem) fôreht ansetzen und dabei die generelle Variabilität von Fremdwörtern in Rechnung stellen? 7033 Zu gerech W siehe Anm. zu V. 3328. 7041 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 7045 Zu borwol siehe Anm. zu V. 1692. 7047 Lies nohe = noch P (ebenso Ha) 7049 ahe stf. ›Fluss‹ (BMZ I 13 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7079, 7140; Le I 28; vgl. Schilling 1866, S. 30; vgl. V. 7056). 7054 Die Abbreviatur in W sowie das Verderbnis in P sprechen klar für Engellender, das auch sonst belegt ist (Le I 556). 7056 Zu ahe siehe Anm. zu V. 7049. 7059 trünne stf. ›laufende Schar‹ (BMZ III 95 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1547). 7060 Konj. im Finalsatz (W) steht, ›sofern die Möglichkeit einer formalen Differenzierung zwischen Indikativ und Konjunktiv gegeben ist‹ (Mhd. Gramm. § 481). Hier könnte eine voluntative Bedeutungsnuance (die Tiere etc. wollen, beeilen sich, es pressiert ihnen zu fliehen) angenommen werden.
7033–7065
7035
7040
7045
7050
7055
7060
7065
Er war zur Fahrt bereit. Nun ritt er in den Wald, der nahe bei Karadigan lag. Als sie den vierten Tag unterwegs waren, kamen sie vom Weg ab, sodass sie kaum wussten, wo in dem Wald sie waren. Da ritten sie schnell vor sich hin bis zu dem Schreienden Moor. Wer nun will, der höre, wie es um das Moor bestellt war. Darüber konnte ein Ross nur schwerlich oder gar nicht reiten. Wir haben in der Tat von vielen Männern vernommen, die nun nicht mehr leben, dass dort ein großer See schwebt. Daraus rinnt ein klarer Fluss, aus dem wahrhaftig niemals ein Tier trank, wie sehr es auch dürstete. Die Fische waren gleich lang und gleich kurz, die darin leb(t)en. Die Engländer haben viele von diesen, sie sind so lang wie ein Arm. Der Fluss ist bisweilen so warm, ich weiß nicht weswegen, dass all die angrenzenden Bewohner und die laufende Schar der Tiere, dass die sehr schnell einen Tagesmarsch weit und mehr fliehen; und das Moor schreit so sehr, dass alle die Tiere sterben, die sich so töricht verhalten, dass sie auf diesen Moment gewartet haben.
397
... der nahe bei Karidol lag. Als er da den vierten Tag unterwegs war, ...
Darüber konnte ein Ross nie und nimmer reiten. Wir haben es wahrhaftig von vielen Männern vernommen, die noch leben, ...
Die Fische sind alle gleich lang ... Die Engländer fangen viele von diesen, sie sind so lang wie ein halber Arm.
... dass sie auf die Stimme gewartet haben.
398
7070
7075
7080
7085
7090
7095
7100
Text und Übersetzung idoch von disen vremden siten sô wirt daz wazzer alsô heiz, daz dâ von tiergelich wol weiz, daz in der lîp niht mêr frumet, swenne daz geschrei kumet. nuo lânt mich iuch berihten: drî tage vor sunegihten sô schrît daz mos und selten mêr. Man siht dâ vogelîn alsô hêr, der vil ûf dem sêwe swebet, daz er nimer ein jâr gelebet, der in iht ze leide tuot. dâ von ist ez ze mîden guot. Dô Artûs ze der ahe kam und er rehte vernam, 45ra wâ er was in den walden, dô muos er ûf halden und ein wîle stille haben. dô sach er einen ritter draben über daz Schrîende Mos. sô rehte snel was sîn ros, daz man di slâ niht kunde spehen. als er den künic het ersehen, dô erkant er in, daz was reht; wan der selbe guot kneht, swâ er den sumer hin treip, den winter er imer beleip bî Artûses massenîe. den künic und di drîe hiez er sîn grôz willekomen. ouch moht er in wol gevromen über daz tief gevilde. er hiez Dodines der wilde mit den breiten handen. den künic von Irlanden, den brant er und herte.
7074 do W
7078 do W / zemiden W
disem frömden sitten P do WP tegelich P
˙ sungehten P
Man siht do fogele also her, ... 135v P ein fehlt P zeleide W der] Weler man P
Hie von ist sagehaft der flüt. Do der kúnig Arthus zuo der ache kam ... welden P
So rechte snelle was das roß, Das man sin slac nit kunde erspehen.
her W hin vertreip P artuses W art9 P Die hies er groß wilkome sin P
... Wanne er möchte jn wol gefromen ´ Vber die tieffe gewilde. dodýnes W dodines P ir landen P 136r P und] jme P
7079 artus W
7074 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 7076 Ha folgt P 7078–7079 Ha folgt P 7086 HaA erwägt das P = des folgt P 7095 grôz fehlt Ha, dagegen Be, der W folgt 7096 Hannink folgt P
7091 Ha
7072 sungiht etc. stf. ›eigentlich Gang der Sonne‹, schwäb.-alem. für ›Sonnwende‹ (BMZ I 518; Le II 1313. 1314. 1318, beide mit Verweis auf die Stelle). 7078 sagehaft adj. ›berühmt‹ (BMZ II/2 23 mit Verweis auf die Stelle; Le II 571). / vluot ist im ›Lanzelet‹ – wie auch mhd. (Le III 422) – Fem. und Mask. 7087 slac (P) stm. (hier) ›Hufschlag‹ (Le II 951). 7091 Konjektur, da ich her trîben im Sinne von ›dahinbringen‹ weder in den Wbb. noch in MHDBDB eindeutig nachweisen kann. Vgl. allenfalls Trist 4355, dort aber mit Akk.-Obj. 7097 gewilde (P) ›Wildnis‹ ist mhd. nur stn. (Le I 990), vielleicht kann aber an wilde stf. (dasselbe; Le III 885) und nhd. Wildnis gedacht werden; vgl. zum Genuswechsel neutr. > fem. auch DWb XXX 107f.
7066–7101
7070
7075
399
Jedoch wird das Wasser wegen dieser merkwürdigen Eigenschaft so heiß, dass davon ein jedes Tier genau begreift, dass ihnen (den Tieren) das Leben nichts mehr nützt, sobald das Geschrei anhebt. Nun lasst mich euch berichten: Drei Tage vor Sonnwende, da schreit das Moor und sonst nicht. Man sieht dort so edle Vöglein, Man sieht dort so edle Vögel, ... von denen viele auf dem See schwimmen, dass er kein Jahr mehr am Leben bleibt, der ihnen irgendein Leid zufügt. Deshalb sollte man es vermeiden. Dafür ist das Gewässer berühmt.
Als Artus zu dem Fluss kam
Als der König Artus zu dem Fluss kam ...
7080
7085
7090
7095
7100
und er richtig begriff, wo in den Wäldern er war, da musste er anhalten und eine Weile ruhig verbleiben. Da sah er einen Ritter über das Schreiende Moor traben. Sein Ross war derartig schnell, dass man die Spur nicht ausmachen konnte. Als er den König erblickt hatte, da erkannte er ihn, das war richtig; denn dieser tapfere Kerl, wo immer er den Sommer über war, blieb im Winter stets beim Gefolge von Artus. Den König und die drei hieß er sehr willkommen sein. Auch konnte er ihnen gut über das tiefe Gefilde helfen. Er hieß Dodines der Wilde mit den breiten Händen. Beim König von Irland, bei dem hatte er gebrandschatzt.
Das Ross war derartig schnell, dass man seinen Hufschlag nicht ausmachen konnte.
... denn er konnte ihnen gut über die tiefe Wildnis helfen.
400
7105
7110
7115
7120
7125
Text und Übersetzung er gap umb sîn geverte niht ein hâr, ist uns geseit, swenne er sîn ros überschreit, wan daz het solhen ganc, daz er daz tou niht erswanc, swenne ez der wilde Dodines stolzlîche ûf daz kes und über daz mos rande; dâ sîn vîande von tief muosen senken, dâ sach man ez niht wenken, daz ez im iht möhte werren. Dô fuorte sînen herren Dodines, der helt balt, ûf sîn hûs, daz was gestalt bî dem mose ûf einen stein. ez enwart nie burc dehein erbûwen baz noch alsô wol. ditze veste nam des landes zol, 45rb wan im der walt was undertân. als ein kerze gedrân was der stein âne mûre, dar ûf ein turn von natûre, daz nie dehein bezzerr wart, innen hol und ûzen sô hart als ein gellendiu fluo.
7110 do W
7112 do W
er] Vnd P vber schreit W
... Wanne daz hate so lichten gang, ... tov niene swang P dodýnes W dodines P Stüffte P über daz] vff die P
... Das sine uiande Von tieffe muo stent wencken, ˙ Danne sach man es zuchte wencken, ... geweren P ¶P dodynes W dodines P eime P noch] vnd P nam] min P in P
... Ein turn von nature, ... besre P Vers fehlt P
7114–7115 in einer Zeile P
7108 Combridge 1968, S. 76f. erwägt Stüffte P < stoptu¯ ›stapfen lâzen‹, wodurch sich eine völlig neue syntaktische Struktur ergäbe 7111–7112 swanken : wanken La (Ha) 7124 Ha folgt P 7125 bezzerre Ha 7126 sô fehlt Ha 7106 Lies tov niene P. 7108 kes stn. ist wohl ›Eislager auf den Gebirgen, Gletscher‹ (BMZ I 802 nach Bayer. Wb. I 1300f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. Schilling 1866, S. 35f.), wie es noch heute im Bair. in vielen Flurnamen des alpinen Raums erhalten ist. DWb XI 619 und (danach) Le I 1560 vermuten für die Stelle (offenbar metonymisch zu ›Gletscher‹ etc.) ›fester, glatter Boden‹ (vgl. Pérennec, S. 127, der die Stelle für ungelöst hält). Pé übersetzt »sable« (Nebenform zu kis ›Kies‹), verweist ebd., S. 335, Anm. 118 aber auch auf Bayer. Wb. Nicht zutreffend dürfte die aus dem Kontext entwickelte (und damit tautologische) Bedeutung ›sumpfige Erde‹ (HaA) sein. / Die Herleitung von Stüffte P durch Combridge halte ich wegen des Vokalismus für nicht überzeugend, daher kein Paralleltext. P hat häufig stüff- etc. für stolz- W (vgl. die Sprachuntersuchungen), dass diese Form noch etwas stärker verderbt ist als die übrigen, scheint mir nebensächlich. 7110 Lies Das P ›sodass‹. 7111 senken W ist problematisch und nur als sinken machen, allenfalls mit eingespartem Akk., belegt (BMZ II/2 306; Le II 885). Ich sehe neben der Konjektur bei Ha drei Optionen: (1) eingespartes Akk.-Obj. = die Rösser der Feinde, was aber semantisch schief wirkt (sie versenken die Rösser ja nicht bewusst); (2) eingespartes Subj. = die Rösser der Feinde, die – weil sie selbst einsinken – ihre Reiter ›versenken‹; (3) Konjektur von dâ (V. 7110) zu daz ›das (= das Moor)‹ und von muosen (V. 7111) zu muose. 7122 gedrân als (altes) st. Prät. von dræjen swv. ist selten (BMZ I 387 mit Verweis auf die Stelle; Le I 457f. mit Verweis auf V. 8125; Mhd. Gramm. § 268, Anm. 3). 7127 gellen stv. ›(laut) tönen, schreien‹ (BMZ I 519 mit Verweis auf die Stelle; Le I 821), hier: ›mit Echo widerhallen‹ (WePéBuSpKe). / vluo stf. ›(hervorstehende und jäh abfallende) Felswand‹ (BMZ III 355 mit Verweis auf die Stelle; Le III 420; vgl. HaA; Haupt, Sp. 116f.; Schilling 1866, S. 36). / Die Annahme eines Eigennamens Gellendiu Fluo, wie sie Richter 1934, S. 35 vorschweben dürfte, scheint mir wegen des Vergleichs (als) und des unbestimmten Artikels unwahrscheinlich.
7102–7127
7105
7110
7115
7120
7125
Er kümmerte sich um seinen Weg nicht um ein Haar, ist uns gesagt, wenn er auf seinem Ross saß, denn das hatte einen solchen Gang, dass er (der Gang) den Tau nicht rührte, wann immer es der wilde Dodines stolz über das Kees und über das Moor laufen ließ; wo seine Feinde wegen der Tiefe (ihre Rösser) versenkten, dort sah man es nicht einmal wanken, sodass es ihm irgendwie hätte schaden können. Da führte Dodines, der kühne Held, seinen Herrn auf seine Burg, die bei dem Moor auf einem Felsen errichtet war. Es wurde niemals eine Burg weder besser noch gleich gut erbaut. Dieser Festung war das Land zollpflichtig, weil ihm (Dodines) der Wald untergeben war. Der Stein war wie eine Kerze ohne Mauern gedrechselt, darauf ein natürlich gewachsener Turm, sodass es nie einen besseren gab, innen hohl und außen so hart wie eine Felswand, von der das Echo widerhallt.
401
... denn das hatte einen so leichten Gang, ...
... sodass seine Feinde wegen der Tiefe wankten, wenn man es zuchtvoll wanken sah, ohne dass es ihm irgendwie hätte schaden können.
... ein natürlich gewachsener Turm, ...
402
7130
7135
7140
7145
7150
7155
Text und Übersetzung dar ûf umb dirzuo was gemaht guot gesæze. wi ungern ich vergæze, daz Artiure, dem künige hêr, wart gegeben nie mêr diu wirtschaft noch sô voller rât von zame noch wiltbrât, als im gap der wilde! dar nâch reit der milde, der rîche künic Artûs, von sînes lieben vriundes hûs gein dem furte hin dan, dâ diu ahe von dem sê ran. daz wazzer was grôz und tief, dar zuo ez als drâte lief, daz nieman dran getorste komen wan – als ich ez hân vernomen – zeiner brücke gein dem wege. diu hiez ze dem Stiebendem Stege. dâ muosen di recken den rossen bedecken diu houbet und bewinden, wan si enkunden vinden deheinen rât, der bezzer wære. Artûsen, den künic mære, dûhte daz ein grôz gewin, in fuorte Dodines hin zuo der burc des zouberæres. dô was er vrô des mæres und di sîne michels mê. ze dem Genibelten Sê riten si ize an den sant.
7129 Gesesse links vor V. 7130 wiederholt P Hannink 1914, S. 30
136v P die zuo P
arture W arthus P
noch von wilt brat P mul9 P artus W arthus P den W do W Do P sewe P wazzer] wot P
... Wanne daz wasser also drate lieff, ...
˙ brücke] burge P stiebenden P do W] ¶ Hie P verbindent P enkunden] möchtent P Enkeinen P artusen W Arturen P dem W 137r P dodynes W dodines P göglers P des] dis P
ize fehlt P
7141 HaA liest woc für P und denkt an der wâc ›wogendes Wasser‹; ebenso
7128 Ha folgt P / dar ûf, dar umbe und derzuo Haupt, Sp. 107 7146 Ha folgt P
7134 noch von wiltbrât Ha
7140 sêwe Ha
7128 HaALei befinden beide Handschriften für unverständlich, BMZ III 951 und Le III 1189 verzeichnen zuo als (eventuell) stf. ohne Bedeutungsangabe und mit nur diesem Beleg. Am einfachsten wird es aber sein, dirzuo (W) als dir zuo = dâr/dar zuo (vgl. Le 410) zu lesen, also: ›dazu‹, freier: ›außerdem, überdies, zusätzlich‹, wenngleich das doppelte dar etwas stutzig macht. umb ist bei dieser Deutung als adv. ›um, herum‹ (Le II 1722) zu übersetzen, fraglich bleibt allerdings die Satzstellung. Erwägenswert wäre auch Konjektur umb > und, wodurch der Vers aber eine tautologische Struktur (dar ûf – dar zuo) erhielte. Ähnlich, aber zu weitgehend in seinem Vertrauen auf metrische Belange erscheint mir der Vorschlag von Haupt. 7129 gesæze stn. (hier – vgl. Anm. zu V. 6791) ›Wohnsitz, Wohnung‹ etc. (BMZ II/2 340; Le I 895; vgl. Haupt, Sp. 107). 7140 sê Dat. Sg. findet sich schon bei den ›klassischen‹ Autoren (Mhd. Gramm. § 178, 2); vgl. auch die Reime V. 169–170, 569–570, 2293–2294, 2475– 2476, 2791–2792, 5375–5376, 6107–6108, 6991–6992, 7157–7158, 7587–7588, 7659–7660. 7141 Die Erklärung von wot P als Verschreibung aus wâc ist gut möglich; oder handelt es sich um eine verderbte unverschobene Form? 7146 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340.
7128–7159
7130
7135
7140
7145
7150
7155
Außerdem war darauf rundherum ein guter Wohnsitz errichtet. Wie ungern würde ich darauf vergessen, dass Artus, dem edlen König, nie mehr eine solche Bewirtung noch ein so vollkommener Vorrat an Fleisch von zahmen und wilden Tieren gegeben wurde, wie ihm der Wilde gab! Danach ritt der freigebige, der prächtige König Artus von der Burg seines lieben Freundes weg zu der Furt, wo der Fluss aus dem See rann. Das Gewässer war groß und tief, außerdem lief es so schnell, dass niemand daran heranzugehen wagte außer – wie ich vernommen habe – zu einer Brücke, die am Weg lag. Die hieß Zum Stiebenden Steg. Da mussten die Recken den Rössern die Häupter bedecken und umwickeln, denn sie konnten nichts finden, das besser gewesen wäre. Artus, der berühmte König, hielt das für einen großen Gewinn, dass ihn Dodines hin zur Burg des Zauberers führte. Da war er über die Sache froh und die Seinen noch viel mehr. Sie ritten gleich darauf ans Ufer zum Vernebelten See.
403
... denn das Gewässer lief so schnell, ...
404 7160
7165
7170
7175
7180
7185
7190
7195
Text und Übersetzung umb den was ez sô gewant: 45va dâ sîn der gougelær pflac, ein hûs enmitten drinne lac. von dem lande gienc ein brücke dar. der enwart nieman gewar, wan alse Malduc gebôt. nuo hielt Artûs durch nôt gein der burcstrâze. ich en weiz, wer in în lâze. Morn nâch des küniges ger, dô reit über di brücke her, als ez vruo was ertaget, des wirtes tohter, ein schœniu maget, diu hübsch was und êrbære. siu fuort einen sperwære, von maniger mûze wol getân. man sach ir pferit schône gân. Mit dem selben stoltzen kinde liefen zwêne winde, wan siu durch baniken ûz reit. als uns daz welsche buoch seit, sô endorft siu niht wîser wesen, wan siu hât gelesen diu buoch von allem liste, dâ von siu wunder wiste. âne Fêmurgânen di rîchen, sô enkunde sich ir gelîchen dehein wîp, von der ich ie vernam. als siu für di brücke kam, dâ siu di rîchen geste vant, diu maget gruozte si zehant, wan siu sach an ir gebâren, daz si alle fürsten wâren. ... ... dar nâch bekante diu maget,
7166 artus W / heilt P
7167 burc straze W
7173 Ha folgt P 7177 ¶ fehlt Ha 7193 Initiale fehlt Ha
Vmb den waz es so gewant, Daz sin der göglere pflag. Ein huß enmitten dar jnne lag.
malduch W maleduc P
Nuo hielt Arthus durch alle not Gegen der burg starcke. Jch enweis, wer in in larte. ˙ burc W uber jene brugge P
... Also es früge was vor tag, ... ˙ ... Hubsch vnd erbere.
137v P ¶ fehlt P kinder P
Sie endorfftent wiser nith wessen P allen listen WP do W Do P femvrganen W Ane femurgane P sô] Sie P
do W Do P
Dar zuo merckent einen list, Der noch an manigem wibe ist: Dar noch also ir was gesaget,
7177 kinder P] r unsicher
7185 Fêmurgân Ha
7193–7196 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt
7168 larte zu larn als Nebenform von lêren swv. ›zurechtweisen, unterweisen, lehren, kennen lehren (mit Akk.)‹ (Le I 1884), ein in wäre eventuell durch ez zu ersetzen. 7175 mûze stf. ›das Mausern, Federwechsel der Vögel‹ (BMZ II/1 281 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2261). 7179 baneken swv. ›umher tummeln, sich durch Bewegung erlustigen‹ (Le I 120 mit Verweis auf die Stelle). 7183 Konjektur mit Ha wegen des Reims. 7184 wunder ist hier mehrdeutig, die Übersetzungen gehen auseinander: ›wonderful things‹ (We), ›magie‹ (Pé), ›sortes de choses merveilleuses‹ (Bu), ›Geheimlehren‹ (Sp); ›mysterious secrets‹ (Ke); vielleicht auch nur ›sehr viel‹ (Pérennec, E-Mail vom 29.10.2004; vgl. Anm. zu V. 2255).
7160–7195 7160
7165
Um den war es so bestellt: Eine Burg lag in der Mitte darin, wo der Zauberer über ihn herrschte. Vom Land ging eine Brücke dorthin. Die nahm niemand wahr, außer wenn Malduc es gebot. Nun hielt Artus in Bedrängnis auf die Burgstraße zu. Ich weiß nicht, wer ihn einlassen wird.
405 Um den war es so bestellt, dass der Zauberer über ihn herrschte. Eine Burg lag in der Mitte darin.
Nun eilte Artus in aller Not auf die Burg zu. Ich weiß nicht, wer ihn das gelehrt hatte.
Am Morgen ritt nach dem Verlangen des Königs 7170
7175
7180
7185
7190
7195
die Tochter des Burgherrn, eine schöne Maid, die höfisch und ehrenhaft war, über die Brücke her, als es eben Tag geworden war. Sie führte einen Sperber, der vom vielen Mausern eine schöne Gestalt hatte. Man sah ihr Pferd ebenmäßig gehen. Mit diesem stolzen Kind liefen zwei Windhunde, weil sie um des Vergnügens willen ausritt. Wie uns das welsche Buch erzählt, so hätte sie nicht klüger sein können, denn sie hatte die Bücher aller Weisheiten gelesen, wodurch sie sehr viel wusste. Außer der prächtigen Feemurgan konnte sich ihr keine Frau vergleichen, von der ich jemals gehört habe. Als sie vor die Brücke kam, wo sie die prächtigen Gäste fand, grüßte sie die Maid sogleich, denn sie sah an ihrem Verhalten, dass sie alle Fürsten waren. ... ... Die Maid erkannte nach dem,
... höfisch und ehrenhaft, ... ... kurz bevor es Tag wurde.
D
abei erkennt eine Weisheit, die noch viele Frauen haben: Dem entsprechend, wie ihr erzählt worden war,
406
7200
7205
7210
7215
7220
7225
Text und Übersetzung als ir dâ vor was gesaget, des küniges antlütze. Siu sprach: ›herre, iu ist nütze, daz ich iu bekomen hân; und het ich ez niht getân, sô müesent ir verlorn wesen. idoch sult ir wol genesen 45vb durch niht wan umbe daz, daz iuwer herze ie baz für ander man ze milte stuont, dar an ir harte rehte tuont: dêst wâr, ir hânt es êre.‹ Des genâdet ir sêre Artûs, der ellende. er begund ir an ein ende alliu sîniu dinc klagen. er moht ir lîht gesagen, wan siu het ez ê vernomen, wi im sîn dinc was komen. dô bôt er ir rîch miete, daz siu im her zuo riete. Diu maget sprach: ›ich wære vrô, möht ich iu gedienen sô, daz ez iu wære guot. durch iuwern hübschen muot wil ich iuwer bot sîn mit triuwen zuo dem vater mîn.‹ sus fuor siu zehant, dâ siu iren vater vant, siu begunde in allen gâhen in güetlîch umbevâhen. Siu sprach: ›vater herre, ich wil dich manen verre –
7196 do W / begunde P 7197 arthuse P Zwischentitel) 7222 iren P
So bekande die maget ˙ Dez ku “niges antlutze. ¶ fehlt P
˙ hute ˙ gegrüsset han; ... ... Das ich uch het fehlt W und fehlt P
138r P ˙ ie furbaz P
¶ Des] Doch P ir] er P artus W Arthus P
Er möchte es lichte gesagen, Wanne sie hette es vernomen, ... dô] Je doch P in W
Durch das lobete jme die guo te ˙ Mit getruwelichem muo te, Das sie sin botte were Zuo ir vatter, dem göglere. Do reit von den heilden die frowe Zuo ir selden owe, Do sie den go˘geler vant. Die tochter kuste jn zuo hant, ... siu] Vnd P in fehlt W] Vnd in P vmbe vahen W 138v P
Su˙ sprach: ›vatter herre, Jch wil dich manen sere,
7209–7210 in einer Zeile W
7221 davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für
7198 ¶ fehlt Ha 7199 Ha folgt P 7200 es Ha 7208 ¶ fehlt Ha 7217–7225 Ha folgt P, dagegen We, der W folgt; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 222 7217 Initiale fehlt Ha 7221–7222 Dô reit von den helden | diu frowe zuo ir selden, Ha 7227 ¶ fehlt Ha 7228 Hannink, S. 39 folgt P 7199 bekomen stv. mit Dat. der Pers. ›jemandem begegnen‹ (BMZ I 904; Le I 167f.). Die Perfekt-Umschreibung mit haben wirkt (auch angesichts der Belege in den Wbb.) ungewöhnlich, könnte aber nach der (sehr vagen) Distributionsregel in Mhd. Gramm. § 310 (hier: Verben mit dativischer Ergänzung mit haben) möglich sein. 7222 selede = selde (Ha) stswf. ›Wohnung, Haus, Herberge‹ (BMZ II/2 28 mit Verweis auf die Stelle und V. 7744; Le II 862f.; vgl. V. 8588). Für P wäre freilich auch ›zur Au ihres Glücks‹ denkbar, doch macht die distanzierte Haltung der Tochter ihrem Vater gegenüber (sie trägt später zu seinem Verderben bei) eher die Lesung ›zur Au ihres Hauses‹ wahrscheinlich – Malducs Burg liegt ja mitten in einem See. 7228 manen verre ist unklar. Eventuell ist ›erinnern an etwas (weit) Zurückliegendes‹ gemeint (so We). PéBuSpKe lesen verre als Emphase. / Folgt man P, ist für V. 7227 vater hêre zu lesen (vgl. Hannink, S. 39).
7196–7228
7200
7205
7210
7215
7220
7225
wie ihr zuvor erzählt worden war, das Antlitz des Königs. Sie sprach: ›Herr, es ist euch von Nutzen, dass ich zu euch gekommen bin; und hätte ich es nicht getan, so wärt ihr verloren gewesen. Jedoch soll es euch gut ergehen und das nur deshalb, damit euer Herz umso mehr freigebig gegenüber anderen Männern ist, woran ihr sehr richtig handelt: Das ist wahr, ihr habt davon Ehre.‹ Dafür dankte ihr Artus, der fremde, sehr. Er begann, ihr seine ganze Geschichte vollständig zu klagen. Es fiel ihm leicht, ihr zu erzählen, denn sie hatte es zuvor vernommen, wie es um seine Sache bestellt war. Da entbot er ihr reiche Belohnung, damit sie ihm dazu ihren Rat sagte.
407 so erkannte die Maid das Antlitz des Königs. ... dass ich euch heute gegrüßt habe; ...
Es fiel ihm leicht, es zu erzählen, denn sie hatte es vernommen, ...
ie Maid sprach: ›Ich wäre froh, wenn ich euch so dienen könnte, dass es euch gut bekommt. Wegen eurer höfischen Gesinnung
D
Deswegen gelobte ihm die Gute mit treuer Gesinnung, dass sie bei ihrem Vater, dem Zauberer, seine Botin sein würde.
will ich in Treue eure Botin bei meinem Vater sein.‹ So fuhr sie sogleich dorthin, wo sie ihren Vater fand, sie begann in aller Eile, ihn freundlich zu umarmen. Sie sprach: ›Herr Vater, ich will dich eindringlich erinnern –
a ritt die Dame von den Helden zur Au ihres Hauses, wo sie den Zauberer fand. Die Tochter küsste ihn sogleich, ...
D
Sie sprach: ›Edler Vater, ich will dich nachdrücklich erinnern,
408
Text und Übersetzung
des solt du mich geniezen lân –, daz ich dir ie was undertân, und soltu mich einer bet wern, der ich an dich wil gern.‹ 7232a ... ›Ich tuon. sage, waz ez sî.‹ ›hi haltent nâhe ritter bî‹, 7235 sprach diu maget wol getân, ›den solt du einen vride lân. daz ist wol mîn wille.‹ dô gesweic der vater stille, unz er vernam daz mære, 7240 daz der künic Artûs wære dar ûf genâde komen und er im büezen ze vromen wolte laster und leit, 46ra daz er im sîn aribeit 7245 mit sînen listen wolt minren. ›wil er mich des ginren, daz er daz tuo‹, sprach der wirt, ›swi harte mich mîn schade swirt, sô versuoch ich gerne, swaz ich kan. 7250 ich enwil aber niht wan zwêne man, daz man mir di bringe âne allerslahte gedinge, swenne ich sîn dinc verende, und daz man mir si sende 7255 her heim, sô ich in hân gewert sînes wîbes, als er gert. er mac sich selbe wol enstân, waz mir di leides hânt getân. daz ist Wâlwein und Erec. 7260 Nuo rît, tohter, dînen wec und gib in des di triuwe dîn, daz ditz diu miete müez sîn, der ich an den künic ger, 7230
7231 solt W
Daz ich dir e was vnderton: Dez soltu mich geniessen lon; Vnd gewer mich, Des ich bitte dich.‹ Der vatter sprach: ›das duv n ich. Nuo sage an, was ez sy.‹ rittere nohe P
Da sweig P die mere P artus W arthus P Vff gnode dar P er fehlt W zevromen W buo sse P
... Das er jme sin arbeit Mit listen hulffe minren. ... ›Wie harte mich nuo schaden swirt, ... 139r P wil P
˙ ... Das mir der kunig die bringe, Vnd aller slachte gedinge, Wanne ich sin ding gelende, Alle daz er mir se sende Her heim, obe ich in han gewert Sines wibes, dez er gert. ... Was sie mir leides hant getan, Der kuo ne Walwein vnd Erec. Nuo rit du, tochter, enweg ...
der] Das P
7259 walwein W
7229–7230 Ha folgt P 7229 e P] ie Ha 7233 ¶ fehlt Ha 7234 Ha folgt P 7241 Ha folgt P 7251 Ha folgt P 7253 Ha folgt P 7254 ald daz Ha 7255 Ha folgt P 7258 Ha folgt P
7245 Ha folgt P
7231 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. 7242 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. / ze vromen ›hinlänglich, völlig‹ (Le III 550). 7252 ›bedingungslos‹ (W), ›und völlige Gewissheit‹ (P); vgl. Le I 771f. Möglicherweise ist P aber einfach verderbt, der Schreiber dürfte sich bei gedinge unsicher gewesen sein (vgl. V. 8303). 7253 gelenden = verenden ›zu Ende bringen‹ etc. (BMZ I 938 mit Verweis auf P; Le I 810. III 105f. mit Verweis auf W; vgl. HaA). 7254 Alle daz er mir se = daz er mir si alle P? Oder ist alle mit Ha als alde zu lesen (Le I 35), obwohl keine gegensätzlichen Optionen gegeben sind? 7258 di W ist deiktisch zu lesen.
7229–7263 du sollst mich dafür belohnen –, dass ich dir stets untergeben war, und du sollst mir eine Bitte gewähren, die ich an dich herantragen will.‹ 7232a ... ›Das tue ich. Sage, was es ist.‹ ›Hier in der Nähe halten Ritter‹, 7235 sprach die schöne Maid, ›denen sollst du in Frieden begegnen. Das ist genau mein Wille.‹ Da schwieg der Vater still, bis er erfuhr, 7240 dass der König Artus dorthin in Hoffnung auf Unterstützung gekommen wäre und er ihm Laster und Leid hinlänglich büßen wollte, damit er (Malduc) ihm seine Drangsal 7245 mit seinen Künsten vermindern würde. 7230
›Wenn er mir das versichert, dass er das tut‹, sprach der Burgherr, ›dann versuche ich gerne alles, was ich vermag, egal wie sehr mich mein Schaden schmerzt. 7250
7255
7260
Ich will aber nichts außer zwei Männern, dass man mir die bringe ohne irgendeine Bedingung, im Falle dass ich seine Sache zu Ende bringe, und dass man sie mir her nach Hause sende, wenn ich ihm seine Frau verschafft habe, wie er verlangt. Er kann sich selbst gut denken, was die mir an Leid zugefügt haben. Das sind Walwein und Erec. Nun reite, Tochter, deinen Weg und gib ihnen darauf dein Wort, dass dies der Preis ist, den ich von dem König verlange,
409 dass ich dir früher untergeben war: dafür sollst du mich belohnen; und gewähre mir, worum ich dich bitte.‹ Der Vater sprach: ›Das tue ich. Nun sag’ an, was es ist.‹
... damit er (Malduc) ihm helfen würde, seine Drangsal mit Künsten zu vermindern.
... egal wie sehr mich nun der Schaden schmerzt. ... dass der König mir die bringe, und völlige Gewissheit, dass, wenn ich seine Sache zu Ende bringe, er mir sie beide her nach Hause senden soll, wenn ich ihm seine Frau verschafft habe, wonach er verlangt. ... was sie mir an Leid zugefügt haben, der kühne Walwein und Erec. Nun reite du, Tochter, hinweg ...
410
7265
7270
7275
7280
7285
7290
7295
7300
Text und Übersetzung und anders niht bin ich dîn wer.‹ Mit der rede reit diu maget, dâ ir daz leit wart beklaget, und seit in daz mære, wi der lôn wære, des ir vater gerte. ›Swi gern ich in des werte‹, sprach der künic erbolgen, ›si enwoltens lîht niht volgen; ez wære ein ungefüegiu bet.‹ dô antwurt im des Lanzelet: ›herre, ir endürfent des niht jehen, wan ir dicke hânt gesehen, daz Erec und Wâlwân durch iuch diu dinc hânt getân, daz in der lîp ze wâge stuont. daz selbe si noch hiut tuont hinder uns an der reise. ouch en ist kein vreise, wan di ich selbe gern lite, 46rb dâ ich mîn vrouwen mite von ir kumer möht ernern. al des selben wil ich swern von den zwein helden balt, ûf di diu nôt ist gezalt.‹ Dem künige riet ouch Tristrant, ein wortwîser wîgant, daz er al balde tæte, als im gerâten hæte der tugenthafte Lanzelet. Dodines und Karjet, di wolten ez dâ für hân, daz Erec und Wâlwân sô wol nâch êren würben, daz si nimer erstürben wan reht und sæliclîche. Sus überreten si al gelîche
7266 do W
7268 gnuo g P
... Nicht anders wil ich sin din wer.‹ Initiale fehlt P
... Do ir das leit was claget Von dem ku “nige und ouch von der vnfüg. Dez lones si jme zuo gwuo g, ... ¶ fehlt P gewerte P
vnfuo ge P Lantzelet W lantzelet P des fehlt P 139v P
... Wande ich dicke han gesehen, ... walwan W walwein P das ding P
ist enkein P
... Das ich mine frowe mite Von jr müge möchte erwern. das selbe P bezalt P ˙ ¶ fehlt P trystant P r
wot wiser W wort wise P
lantzelet WP tugenhaffte P ¶ Dodýnes W] Dodines P karyet W cariet P und fehlt W walwan WP
seilicliche W vber reten W ¶ fehlt P
7277 walwan W unsicher, eventuell walwein mit zusammengerücktem ei
7284 do W
7264 Ha folgt P 7266–7268 Ha folgt P 7266 was geclaget Ha 7267 zweites von fehlt Ha 7270 ¶ fehlt Ha 7273–7274 bete : Lanzelete Ha 7274 Ha folgt P 7275 irn dürfent Ha 7289 ¶ fehlt Ha / Tristant Ha 7294 ¶ fehlt Ha 7297–7298 wurben : ersturben Ha 7300 ¶ fehlt Ha 7266 Zur Entscheidung zwischen dâ und dô siehe HaA. 7267 Die beiden präpositionalen Ausdrücke in P dissimilieren in ihrer Funktion: Der König ist der Klagende, der Frevel der Gegenstand der Klage. 7268 zuo gewahen stv. mit Dat. ›lasse einen etwas vernehmen oder inne werden‹ (BMZ III 458f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 971; vgl. V. 7305 und Anm. zu V. 1710). 7285 Lies müeje P.
7264–7300 und nichts anderes gewähre ich dir.‹ 7265
von welcher Art der Lohn wäre,
7275
7280
7285
7290
7295
7300
... nichts anderes will ich dir gewähren.
Mit dieser Rede ritt die Maid dorthin, wo ihr das Leid geklagt worden war, und erzählte ihnen die Neuigkeit,
7270
411
den ihr Vater verlangte. ›Wie gerne ich ihm das auch gewähren würde‹, sprach der König erzürnt, ›sie würden dem wohl kaum Folge leisten; es wäre eine unziemliche Bitte.‹ Da antwortete ihm Lanzelet darauf: ›Herr, das dürft ihr nicht sagen, denn ihr habt oft gesehen, dass Erec und Walwein um euretwillen solche Dinge getan haben, bei denen sie ihr Leben aufs Spiel setzten. Dasselbe tun sie noch heute hinter uns auf der Fahrt. Auch gibt es keine Not, die ich nicht selbst gerne ertragen würde, wenn ich damit meine Herrin von ihrem Kummer erlösen könnte. Genau dasselbe will ich für die beiden kühnen Helden schwören, für die die Drangsal bestimmt ist.‹ Auch Tristrant, ein wortgewandter Kämpfer, riet dem König, dass er alsbald tun sollte, wie ihm der tugendhafte Lanzelet geraten hatte. Dodines und Karjet, die beteuerten, dass Erec und Walwein sich so sehr um Ehre bemühten, dass sie niemals sterben würden, es sei denn angemessen und glücklich. So überredeten sie alle zusammen
... wo ihr das Leid von dem König und auch wegen des Frevels geklagt worden war. Sie setzte ihn (Artus) von dem Lohn in Kenntnis, ...
... denn ich habe oft gesehen, ...
... wenn ich damit die Mühsal von meiner Herrin abwehren könnte.
412
7305
7310
7315
7320
7325
7330
7335
Text und Übersetzung den künic, daz er gewerte Malducken, des er gerte; wan si wisten wol di wârheit, daz im di helde wæren bereit ze tuonn, swes er in zuo gewuoc. Diu maget ez dô zesamen truoc mit wîslichem râte, fruo und spâte, daz ir vater mit dem künige reit, und doch mit der gewarheit, daz im arges niht geschach. Swaz künic Artûs gesprach, daz zerbræch er durch nieman. mit der rede riten si dan über ein sleht gevilde. Dodines der wilde füert den künic sô guoten wec, âne brücke und âne stec, daz er schiere heim kam. Als daz diu ritterschaft vernam, dô wart nie man enpfangen baz. si erscheinden an ir vröude daz, daz ez im dicke wol ergât, 46va swer di sîne willic hât. Zuo dem sæze was niht der mære, diu si dûhten sagebære ir herren, dô er wider kam. der künic Artûs di fürsten nam und kunt in, waz dâ was gelobet. ›ir hætent anders getobet‹, sprâchen si algelîche. Erec der tugentrîche, und der hübsche Wâlwein, di wurden beide des en ein, ob ez ir vrouwen iht vervienge, swar zuo ez in ergienge, daz si sich antwurten wolten
140r P maldvchen W Maleducken P worent P zetuo nn W Zuo tuo nde P jn genuo c P ¶ fehlt P dô fehlt P Fruo ge P
... Vntze ir fatter mit dem ku “nige reit, ... artus W arthus P ¶ fehlt P Waz der kúnig P Mit dirre reit der har dan P dodynes W Dodines P Der fue rte P hein P diu] sin P enwart P
Sie sehent an jr fröide daz, Das es jme wol ergat, Der die sinen willig lat. Initiale fehlt P gesesse P di W 140v P artus W arthus do die P do WP
Er hette anders ertobet, ... tvgent riche W walwein WP
... Das sie sich gerne woltent
7322 vrowen W 7305 zuo fehlt Ha 7306 ¶ fehlt Ha 7312 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 7337 Kraus 1919, S. 30, Anm. 3 folgt P
7317 der fuort Ha
7337–7338 Ha folgt P
7305 Zu zuo gewahen siehe Anm. zu V. 7268. 7317 Das Präs. ist wegen Prät. in V. 7319 problematisch; eventuell wäre mit Ha zu bessern. 7322 jr P bezieht sich auf Artus und sein Gefolge (= die Heimkehrenden). 7324 W: ›der (sich) die Seinen geneigt hält‹ = ›dem die Seinen wohlgesonnen sind‹ (so auch WePéBuSpKe). P ist schwer zu beurteilen (verderbt?), vielleicht dasselbe, vielleicht auch: ›der den Seinen ihren Willen lässt‹? 7325 Zu sæze (W) siehe Anm. zu V. 6238, zu gesæze (P) Anm. zu V. 6791.
7301–7337
7305
7310
7315
7320
den König, dass er Malduc gewährte, wonach er verlangte; denn sie wussten ganz bestimmt, dass die Helden bereit waren, für ihn zu tun, was immer er ihnen auferlegte. Die Maid übte sich da früh und spät mit klugem Rat, damit ihr Vater mit dem König ritt, allerdings mit der Versicherung, dass ihm nichts Übles geschehen würde. Was immer König Artus versprach, das brach er wegen niemandem. So ritten sie davon über ein ebenes Gefilde. Dodines der Wilde geleitete den König auf einem so guten Pfad, ohne Brücke und ohne Steg, dass er geschwind nach Hause kam. Als die Ritterschaft das hörte, da wurde niemals ein Mann besser empfangen. Sie zeigten es an ihrer Freude, dass es dem oft gut ergeht, der sich die Seinen geneigt hält.
7325
Von der Belagerung gab es keine Neuigkeiten,
7330
von denen sie glaubten, dass sie sie ihrem Herren sagen sollten, als er zurückkam. Der König Artus nahm die Fürsten bei Seite und verkündete ihnen, was da gelobt worden war. ›Ihr hättet getobt, hättet ihr anders gehandelt‹,
7335
sprachen sie alle zusammen. Erec, der tugendreiche, und der höfische Walwein, die stimmten beide darin überein, egal wie es ihnen bekäme, dass sie sich gerne allem unterziehen würden, wie sie sollten,
413
... bis ihr Vater mit dem König ritt, ...
Sie sahen an es an ihrer Freude, dass es dem gut ergeht, der den Seinen ihren Willen lässt.
Er hätte getobt, hätte er anders gehandelt, ...
... dass sie sich gerne allem unterziehen würden, wie sie sollten,
414
Text und Übersetzung
gern, swar si solten, swenne ez in der künic gebüte; 7340 ob man si schünde oder süte oder swi man si hielte, daz des gelücke wielte. si bedâhten sich des wol, daz nieman ersterben sol 7345 wan einest und niht mêre. si wâgten lîp und êre gerner, dan daz solte sîn, daz ir vrouwe, diu künigîn, und diu massenîe ze Karadigân 7350 mit jâmer müese zergân. hi von wart in wol gesprochen. dar nâch zer næhesten wochen tet der wîse Malduc Valerînen einen zuc, 7355 dâ von er schaden vil gewan. nuo hœrent, wi ez dar zuo kan. Er begunde an den swarzen buochen sîne liste versuochen und schuof, daz di würme 7360 liezen ir gestürme, di in der vorburc lâgen und des hages pflâgen in dem Verworren Tan. 46vb Malduc, der wîse man, 7364a der verzouberte gar, 7364b swaz dâ solte nemen war 7365 beidiu ûf der burc und der nider – dâ en ist niht wider –, allez, daz dâ lebete. daz her dâ hin ûf strebete und viel über di mûre. 7370 si brâhten im ze sûre, daz der künic trûric was gewesen. si enliezen nieman genesen, swen si ûf der burc funden,
Antwu “rten, wie sie solten, Dar noch so der ku “nig gebite; si fehlt W schendete ald die sitte P
... Oder vnschone hielte, ... des fehlt P sterben P wagenten W
Karadýgan W karediga P ze] vo P
141r P nâch fehlt P vochtent P maldvc W maledvc P falerýnen W Fallerin einen sölichen zuc P
... Do von er schanden vil gewan. kam P an] mit P
vor bvrc W ver worren W
Maledvc, der wise man, ... ... Der enswebete gar – do enist nicht wider – Beide vff der burg vnd dar nider Alles, das do lebite. vielent P nure P zesvre W sure P
... Das der ku “nig Arthus müste trurig wesen. niena P
e
7338 wolten W / antwu “rten an V. 7337 angehängt P 7353 maleduc HaA für P 7355 do W 7357 bvo chn rechts ausgeworfen nach V. 7356 W 7364 maldvc W 7365 vnder W / Do enist nicht wider in eigener Zeile P 7366 do W / brug P 7338 wie P] swar Ha 7341 Hannink folgt P 7349 Kardigân Ha 7354 Ha folgt P / Falerîn Ha 7358 suochen Bä 7364–7367 Ha folgt P 7366 Beide fehlt Ha 7368 dô Ha 7369 vielen Ha 7370 imz ze sûre Ha 7371 der künic] Artûs Ha 7356 Lies kam, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. bewachen‹.
7364b war nemen hier wohl im spezielleren Sinne von ›achten auf,
7338–7373
7340
7345
7350
7355
wenn es ihnen der König gebieten und wenn es ihrer Herrin irgendwie nützen würde; ob man sie schinden oder sieden oder wie immer man sie auch behandeln würde, darüber sollte das Glück walten. Sie kamen zu dem Schluss, dass niemand öfter als einmal stirbt. Sie setzten Leben und Ehre lieber aufs Spiel, als dass ihre Herrin, die Königin, und die Leute in Karadigan aus Jammer vergehen müssten. Deshalb wurde gut von ihnen gesprochen. Danach, in der nächsten Woche tat der weise Malduc einen Zug gegen Valerin, von dem er viel Schaden gewann. Nun hört, wie es dazu kam:
415 so wie es der König gebieten ...
... oder unangebracht behandeln würde, ...
... von dem er viel Schmach gewann.
Er versuchte seine Kunst an den schwarzen Büchern und bewirkte, dass die Schlangen/Drachen 7360 ihren Angriff unterließen, die in der Vorburg lagen und den Hag in dem Verworrenen Tann hüteten. Malduc, der weise Mann, 7364a der verzauberte ganz und gar, 7364b was immer dort, sowohl auf der Burg 7365 als auch an ihrem Fuß, wachen sollte, alles, das dort lebte –
7370
dagegen half nichts. Das Heer eilte hinauf und stürmte die Mauern. Sie machten es ihm (Valerin) sauer, dass der König traurig gewesen war. Sie ließen niemand davonkommen, den sie auf der Burg fanden,
Malduc, der weise Mann, ... ... der ließ alles, das dort lebte, sowohl auf der Burg als auch an ihrem Fuß, entschweben – dagegen half nichts.
... dass der König Artus trauern musste.
416
7375
7380
7385
7390
7395
7400
7405
Text und Übersetzung weder siechen noch gesunden: si muosen gar verlorn sîn. Dô wart der künic Valerîn mit den sînen erslagen. den mües man wol klagen, wan daz ez sêre missezimet. swer sich in triuwen an nimet, wirt ouch im danne sîn teil, daz sol man lâzen an ein heil; ... ... ... ... wan swer wîbe lasters gert, der wirt sælde und êre entwert. ... ... ... ... ... ... Dô Valerîn durch sîn übermuot alsus verlôs lîp und guot, als ir wol hânt vernomen, innân des was komen der êrengernde Artûs ûf der burc in ein hûs. dâ vant er ligende inne drîzic megede und di küniginne. ... ... di sliefen alsô harte, daz ir dehein warte des schalles ûf der veste. dô di vremden geste
7386 woltent P
7387 vn erwert P
7398 Wanna dis P
falerin W fallerin P ¶ fehlt P 141v P wol iemer clage P
Welich man wibe gerne notes mýnnet, Es ist laster vnd ein mein. ˙ Die tursten wurdent des jn ein Vnd sprach der gouglere, Obe die kúnigin danckes were Mit Fallerin entrunnen, So das sie jme wolte gunnen Jr sue sser my“nne vnerwert, So hettent sie jn wol ernert. Des vermossent sich genuo ge, Den ouch mit vnfuo ge Die mynne serte den muo t. Der ku “nig Arthus was so güt, Das er dez selben sich vermaß. Wer wölle, der geloube daz. falerin W fallerin P vber mvo t W ¶ statt Initiale P sîn fehlt P alsus fehlt P
... Jnnan dez waz komen Min herre, der ku “nig Arthus, Jn ein wunnecliches huß, Do Genure jnne lag. ˙ sagen mag: Ein wunder ich uch 142r Sie selbe und dry“sig meide her, Wanne ir was nit mer, Die slieffent also harte, ...
7399 artus W
7401 do W
7376 ¶ fehlt Ha / Falerîn Ha 7378 Ha folgt P 7380–7394 Ha folgt P; ebenso W. M. C. 1953, S. 47f. / We folgt ˙ W 7380 swer wîp gerne nôtes nimet Ha 7382 tursten P] fürsten Hannink 7385 Falerîne Ha 7392 Artûs Ha 7395 Falerîn Ha / sîn fehlt Ha 7396 Ha folgt P 7399–7405 Ha folgt P 7401 Ginovere Ha 7380 an nemen (W) intr. ist mhd. nur sehr spärlich belegt, dürfte aber am ehesten als ›bemühen, sich ereifern‹ etc. aufzulösen sein (vgl. BMZ II/1 367). / nôtes (PHa) adv. gen. ›mit Gewalt‹ (Le II 109 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7382 fürsten Hannink ist gut möglich, aber nicht notwendig. 7387 wan (W) hier adversativ ›doch, aber‹ (vgl. Le III 667f.). 7389 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963. 7393 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963.
7374–7408
7375
7380
7385
7390
7395
7400
7405
weder Kranke noch Gesunde: Sie mussten alle verloren sein. Da wurde der König Valerin mit den Seinen erschlagen. Den müsste man ordentlich beklagen, wenn es nicht sehr unpassend wäre. Wenn einer sich in Treue bemüht und ihm dann auch sein Teil zufällt, soll man das dem Glück überlassen; ... ... ... ... doch wer Frauen zum Laster verleiten will, dem wird Glück und Ehre verwehrt. ... ... ... ... ... ...
417
Wenn ein Mann die Frauen gerne mit Gewalt liebt, ist das Laster und Unrecht. Die Teuersten wurden darüber einig und der Zauberer sprach: wenn die Königin willentlich mit Valerin entflohen wäre, sodass sie ihm ihre süße Liebe aus freien Stücken gegönnt hätte, so hätten sie ihn bestimmt verschont. Das versicherten viele, denen die Liebe ebenfalls frevelhaft das Gemüt verwundet hatte. Der König Artus war so gut, dass er dem zustimmte. Wer will, der soll das glauben.
Als Valerin wegen seines Hochmuts auf diese Weise Leben und Besitz verloren hatte, wie ihr gut vernommen habt, war der nach Ehren strebende Artus inzwischen in ein Gebäude der Burg gekommen. Dort drinnen fand er 30 Maiden und die Königin liegen. ... ... Die schliefen so fest, dass keine von ihnen den Lärm auf der Festung wahrnahm. Als die fremden Gäste
... war mein Herr, der König Artus, inzwischen in ein herrliches Gebäude gekommen, in dem Genover lag. Ich will euch von einem Wunder erzählen: Sie selbst und 30 edle Maiden, denn sie waren nicht mehr, die schliefen so fest, ...
418
7410
7415
7420
7425
7430
7435
7440
7445
Text und Übersetzung di burc gar verwuosten, durch nôt si dô muosten und ir undankes wachen. daz kom von den sachen, daz zouber was sô grimme, 47ra enwære Malduckes stimme, sô wæren si verdorben gar: der half in, daz in niht gewar. Di vrouwen fuorte man hin abe und wart diu burc mit aller habe verderbet, daz siu nider gelac. beidiu berc und hac, di zerfuorte man durch nît, daz der von nieman sît dem andern mohte schaden. alsus wart leides entladen der künic von Karadigân, wan daz er angest muose hân umb den tiurlichen solt, den Malduc dâ verholt het mit den listen sîn. Genovere, diu künigîn, bat den zouberære, als liep siu im wære und durch aller vrouwen willen, daz er geruohte stillen sîn zorn, und daz er solte nemen, swaz er wolte under allem, daz siu hæte, daz er di helde stæte erliez solher reise, diu in stuont zuo der vreise ir lîbes und ir êre. doch enbat siu nie sô sêre, daz siz iht moht vervân. des muose siu di rede lân. Dô wart daz scheiden alsô, daz dâ von trûric und unvrô alle di rîter muosen sîn.
7425 Karadygan W 7423 Ha folgt P
dô fehlt P
daz] Der P maldvches W maleduckes P
¶ statt Initiale P
V. 7421–7422 fehlen P geschaden P
Alsus wart leides entladen ˙ Der milte kunig von Karedigan, ... er fehlt W scholt WP maldvc W maladvc P do WP Genovere W Genure P zvo berere W 142v P go ˘gelere P
... Also liep jme ie man were ... Vnd daz P Nieman P allem dem daz P V. 7438–7439 fehlen P Die enstuo nt P und] nin P sie in mie sore P
... Das es icht möchte veruan. DOch wart P die scheidunge P daz fehlt W do WP
7431–7432 in einer Zeile W
7425 Ha folgt P / Kardigân Ha
7430 Ginovere Ha
7440 stüende Ha
7426 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. 7440 enstuo nt P = in stuo nt / Konjektur mit Ha wäre erwägenswert, vgl. aber auch Anm. zu V. 6581. 7443 Zu vervâhen siehe Anm. zu V. 6947; ez in W ist Subj., si Akk.-Obj.
7409–7447
7410
7415
419
die Burg völlig verwüsteten, mussten sie da notgedrungen und gegen ihren Willen aufwachen. Das kam daher, dass der Zauber so grimmig war, dass sie völlig verloren gewesen wären, wäre nicht Malducs Stimme gewesen: Der half ihnen, dass ihnen nichts zustieß.
Man führte die Damen hinab 7420
7425
7430
7435
7440
und die Burg wurde mit Hab und Gut zerstört, sodass sie darnieder lag. Sowohl Berg wie Hag, die verheerte man aus Hass, sodass aus diesem Grund seither niemand einem anderen Schaden zufügen konnte. So wurde der König von Karadigan von seinem Leid befreit, außer dass er um den teuren Sold bangen musste, den Malduc da mit seiner Kunst erworben hatte. Genover, die Königin, bat den Zauberer, dass er, wenn sie ihm lieb wäre, und um aller Damen willen seinen Zorn zu stillen geruhte, und dass er nehmen sollte, was immer er unter all dem wollte, das sie hatte, damit er den standhaften Helden eine solche Ausfahrt ersparte, die ihnen eine Gefahr für Leben und Ehre wäre. Doch sie konnte unmöglich so sehr bitten, dass es ihr irgendwie von Nutzen gewesen wäre. Deshalb musste sie es aufgeben.
7445
Der Abschied gestaltete sich da so, dass alle die Ritter davon traurig und unfroh sein mussten.
So wurde der freigebige König von Karadigan von seinem Leid befreit, ...
... dass er, wenn ihm irgendjemand lieb wäre, und um aller Damen willen ...
... dass es irgendwie von Nutzen gewesen wäre.
420
Text und Übersetzung
daz wart an manigen dingen schîn mit klagelichem wuofe, 7450 mit weinen und mit ruofe, mit solicher ungehabe, ob si stüenden ob dem grabe, sô wære ir riuwe niht mêr. daz ansehende herzesêr 7455 47rb was dem gougelær ein wint. er fuorte si an den sint 7456a wider sîn gewarheit, 7456b ez wær in allen liep oder leit. sus muosen si rîten âne widerstrîten, her Wâlwein und Erec, 7460 mit dem gougelær enwec mit Artûses geleite ze sîner gewarheite, dâ er si in sînen turn warf. ich wæn, ich iu niht sagen darf, 7465 waz si dâ ungemaches liten. ir gesellen ouch niht vermiten, in wære daz herze swære, swi liep in doch wære, daz ir vrouwe was wider komen. 7470 ez ist selten vernomen von liuten dehein mêrer klage, dan dâ was ze manigem tage nâch des küniges mâgen. Ich wil iu âne vrâgen 7475 schiere lâzen werden kunt, daz Genover in kurzer stunt kom wider heim ze Karadigân. der vröude, di siu mohte hân mit fuoge, der begunde sie. 7480 Lanzelet dô niht enlie durch wîp noch durch guot,
7457–7458 in einer Zeile P
7463 do W
wüffte P
... Mit gezogenlicher liebe vngehabe, Obe sie stundent ob ir grabe, ... enwere P herze sere W Das waz P
Er fuo rte die herren an den sint. ... ... wider striten W walwein W walwen P 143r P artuses W arthus P zesiner W Vntz zuo siner P sînen] eıne P
ouch das nit P enwere ouch das P doch] das P
Vers fehlt P dan do waz zemanigem tage W Jn mmanigen tagen P
˙ nit betragen, Enwil es uch ˙ daz guo t vernomen, So ist uch Das ouch schier waz komen Genure hein zü Karedigan. Die fröide, die sie möchtent han Mit fuo ge, daz begunden sie. Lantzelet da nicht enlie Durch wip noch durch ander guo t, ...
7477 zekaradigan W
7480 Lantzelet W
7451 Haupt, Sp. 107 erwägt aus metrischen Gründen nach P mit gezogenlîcher ungehabe 7452 Haupt, Sp. 107 folgt P 7453 Ha folgt P 7456–7456b La (Ha) folgt P im Hinblick auf V. 7462 7463 Ha folgt P 7467 enwær Ha 7474 ¶ fehlt Ha 7476 Ginovere Ha 7477 Kardigân Ha 7478–7479 Ha folgt P 7478 der vreude Ha 7479 daz] der Ha 7481 Ha folgt P 7454 Zu ansehende siehe Anm. zu V. 923. 7456 Zu sint siehe Anm. zu V. 3566. 7456b Der Vers kann nach oben und unten gezogen werden. 7467 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 7478–7479 Die Sg.-Formen in W stammen wohl vom Schreiber, von dessen ›Normalisierungen‹ die Korrektur in V. 7479 (siv) – er hatte wohl erst nachträglich das Reimproblem gesehen – zeugt. 7479 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme (P) siehe Anm. zu V. 4243. / beginnen mit Akk. (P) ist wohl als frnhd. Konstruktion anzusehen.
7448–7481
7450
Das zeigte sich an vielen Dingen: mit jammervoller Klage, mit Weinen und mit Geschrei, mit solchem Ungestüm, dass, wenn sie am Grab gestanden hätten,
ihre Trauer nicht größer gewesen wäre. Das offensichtliche Herzeleid 7455 galt dem Zauberer nichts. Er führte sie weg 7456a in seine Gewalt, 7456b gleich ob es ihnen lieb oder leid war. So mussten sie, Herr Walwein und Erec, ohne Widerstand 7460 mit dem Zauberer und mit Artus’ Geleit zu dessen (des Zauberers) Festung reiten, wo er sie in seinen Turm warf. Ich glaube, ich brauche euch nicht erzählen, 7465 welches Ungemach sie dort erlitten. Auch ihre Gesellen hatten ein schweres Herz, wie angenehm es ihnen auch war, dass ihre Herrin zurückgekehrt war. 7470 Es wurde selten von irgendwelchen Leuten mehr Klage vernommen, als es dort viele Tage wegen der Verwandten des Königs gab. Ich will euch ohne Fragen 7475 schnell wissen lassen, dass Genover binnen kurzem wieder heim nach Karadigan kam. Die Freude, die sie mit Anstand haben durfte, die beging sie. 7480 Lanzelet verzichtete da weder um der Frauen noch um des Besitzes willen darauf,
421
... mit dem Ungestüm angemessener Zuneigung, dass, wenn sie an ihrem Grab gestanden hätten, ...
Er führte die Herren weg. ... ...
Wenn es euch nicht verdrießt, dann sei euch gesagt, dass auch Genover schnell heim nach Karadigan gekommen war. Die Freude, die sie mit Anstand haben durften, die begingen sie. Lanzelet verzichtete da weder um der Frauen noch um anderen Besitzes willen darauf, ...
422
7485
7490
7495
7500
7505
7510
7515
Text und Übersetzung im wære trûric der muot, dô er bekante di nôt, wi man ez Wâlweine bôt und Erec, sîm gesellen, daz man si wolt quellen, unz si hungers sturben. vil leitlîch si dô wurben, der künic und alliu sîn diet, wan si trûten in gehelfen niet. ez was ein angestlichiu nôt. swaz man Malducke bôt, 47va daz er die herren lieze, daz vervie niht zir genieze, wan daz er in deste wirs tet. Dô vant mîn her Lanzelet hundert ritter wol gemuot, di beidiu lîp und guot durch in ze wâge liezen und im daz gehiezen, si wolten durch in sterben, dô si in sâhen werben von jâmer seneclîche; wan nieman ist sô rîche, in sweche an sîner hübscheit ein zorn und ein herzeleit und nâhe gândiu riuwe. als Lanzelet di triuwe an als guoten knehten vant, dô beriet er sich zehant mit den andern, daz si nihtes biten, wan daz si ie di naht riten unz fruo an den morgen, und tages lægen verborgen, unz si alsô kæmen, ê ez di lantliut vernæmen, ze dem sê, dâ diu burc lac, der der gougelær pflac.
Daz jme were P walwine W walwein P Erecken P 143v P kellen P
Vil lichtelichen do verdurbent Der ku “nig vnd alle sin diet, Wanne sie endochtent jn gehelffen. angestliche W engstliche P maldvche W maleduckes P er die fehlt W Das in vervie P ir W
Do vant min herre Lantzelet Hundert ritter also guo t, Die beide lip vnd güt Durch vns wagen liessen ... geheissen P
Wanne es niema P
˙ ... Jn entsweche an siner hubescheit Minne zorn vnd hertzeleit. ... ˙ Also nuo Lantzelet die truwe Also an güten knechten fant, Do bereite er sich zü hant 144r Mit jn, daz sie nit enbittent, ... ie nachtes rittent P früge P den] einen P logent P
˙ vernement, ... e es die lantlute Vnd also zuosamen kement Zü dem se, do die burg lag, Der der gouglere pflag.
7490 im W 7494 Zuo ir geniese in eigener Zeile P 7496 Lantzelet W 7499 zewage W / liesse P 7506 herze leit W ˙ P 7516 zuo same P 7508 lantzelet W 7513–7514 vertauscht WP 7515 lant lute 7488 si fehlt Ha 7505 ensweche Ha Pérennec, S. 127, der W folgt
7511 Ha folgt P
7513–7514 Ha folgt WP
7515–7517 Ha folgt P; dagegen
7487 Zum umlautlosen Konj. Prät. siehe Mhd. Gramm. § 68, eine dialektale Zuordnung ist schwierig. 7494 Lies envervie P. 7494 geniez stm. ›Nutzen, Ertrag‹ etc. (Le I 858f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7499 Der Paralleltext für P ist zweifelhaft, vgl. K zur Stelle. 7505 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 7510 bereite P zu bereiten oder bereden? 7513–7514 Umstellung mit Hannink.
7482–7518
7485
7490
7495
7500
7505
dass sein Gemüt traurig war, als er die Drangsal erkannte, wie man mit Walwein und Erec, seinem Gesellen, verfuhr; dass man sie quälen wollte, bis sie vor Hunger sterben würden. Sie lebten da sehr leidvoll, der König und all sein Volk, denn sie wagten nicht, ihnen zu helfen. Es war eine schreckliche Drangsal. Was immer man Malduc anbot, damit er von den Herren abließe, das gereichte nicht zu ihrem Nutzen, sondern er behandelte sie umso schlechter. Da fand mein Herr Lanzelet 100 wohlgemute Ritter, die sowohl Leben wie Besitz um seinetwillen aufs Spiel setzten und es ihm versprachen, dass sie um seinetwillen sterben würden, als sie ihn aus Jammer in Schmerzen leben sahen; denn niemand ist so reich, dass ihn nicht ein Zorn und ein Herzeleid und nahe gehende
7510
7515
Trauer an seiner Höfischheit schwächt. Als Lanzelet die Treue an so guten Kerlen bemerkte, da beriet er sich sogleich mit den anderen, dass sie auf nichts warteten, sondern dass sie die ganze Nacht über bis früh an den Morgen reiten und tagsüber verborgen lagern sollten, bis sie, ehe es die Einwohner des Landes bemerken würden, auf diese Weise zu dem See kommen würden, wo die Burg lag, über die der Zauberer herrschte.
423
Der König und all sein Volk kamen da beinahe um, denn sie hatten nicht vor, ihnen zu helfen.
Da fand mein Herr Lanzelet 100 so gute Ritter, die sowohl Leben wie Besitz um unseretwillen aufs Spiel setzten ...
... dass ihn nicht der Zorn der Minne und Herzeleid an seiner Höfischheit schwächt. ... Als nun Lanzelet so die Treue an guten Kerlen bemerkte, do bereitete er sich sogleich mit ihnen vor, dass sie nicht warteten, ...
... ehe es die Einwohner des Landes bemertken, und so gemeinsam zu dem See kommen würden, wo die Burg lag, über die der Zauberer herrschte.
424
Text und Übersetzung
7518a ... 7518b ... 7520
7525
7530
7535
7540
7545
7550
dô vertriuweten si ze handen, daz si den sê swanden und ir lîp ze wâge satzten, oder si gelatzten den kargen gougelære an etslichem mære. Man saget uns, dô Tristrant di heinliche reise bevant, daz er Karjeten nam zuo im und îlende kam an di ritterschaft geriten. ouch enwart daz niht vermiten, ze der reis kæm ein vremde man, von dem ich iu wol sagen kan. 47vb und hât diu âventiure reht, Der selbe was ein guot kneht, der langeste gîgant, der ie mit wârheit wart bekant ûf allem ertrîche. nuo vernement bescheidenlîche und bedenkent mich der rede niet. von im kündet uns daz liet, von daz er êrst geborn wart, sô wuohs er für sich alle vart mânedeclîches ein spange. der hiez Esêalt der lange. der selbe was von kinde des küniges Artûses gesinde, wan er in durch ein wunder zôch. er was gewahsen alsô hôch, daz er verre langer schein danne türne dehein; und was im doch dar zuo gereit
Jch sage u “ch ouch der herren rat, ˙ Sit vil dinges an gelucke stat: ˙ So vertruwetent sie sich zuo handen, ... sie jme den se P zewagen W] in woge P sasten W gelasten W V. 7524–7716 fehlen P
esealt W artuses W
geriet W
7519 zehanden W 7525 Tristant Ha 7520 swemmen swv. (Prät. swemmete, swemte, swamte, swamde, swande) ›darüber schwimmen, übersetzen‹ (BMZ II/2 794f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7659; Le II 1358; vgl. Haupt, Sp. 111f.). 7522 geletzen swv. ›aufhalten, hindern‹ (BMZ I 943 mit Verweis auf die Stelle; Le I 811). 7531 Nach unbestimmtem Art. wäre im Nom. Sg. stark flektiertes Adj. zu erwarten, doch dürfte auch die schwache Form möglich sein (Mhd. Gramm. § 391; vgl. Anm. zu V. 7547). 7538 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 856. 7539 bedenken swv. mit Akk. der Pers. und Gen. der Sache ›jemanden wegen einer Sache verdächtigen‹ (BMZ I 344f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 140; vgl. V. 757). 7543 spange = spanne stswf. ›Breite der ausgespannten Hand, Spanne‹ (Le II 1068 mit Verweis auf die Stelle). Zur Form vgl. Alem. Gramm. § 201 mit Verweis auf die Stelle; Bair. Gramm. § 170; vgl. Anm. zu V. 2369–2370. 7547 Mhd. konnte der unbestimmte Art. – anders als im Nhd. – auch individualisierende Funktion haben (Mhd. Gramm. § 423): Das wunder ist Esealts Wachstum; ebenso WePéBuSpKe.
7518a–7551 7518a ... 7518b ... Da gelobten sie sogleich, 7520 dass sie über den See schwimmen und ihr Leben aufs Spiel setzen würden, oder dass sie den hinterlistigen Zauberer an etlichen Sachen behindern würden. 7525
7530
7535
7540
7545
7550
Man erzählt uns, dass, als Tristrant von der heimlichen Ausfahrt erfuhr, er Karjet zu sich nahm und eilend zu der Ritterschaft geritten kam. Auch wurde nicht vermieden, dass ein merkwürdiger Mann an der Ausfahrt teilnahm, von dem ich euch genau erzählen kann. Und wenn die Aventiure Recht hat, war derselbige ein guter Kerl, der längste Gigant, den man wahrhaftig jemals auf der ganzen Erde kannte. Nun hört genau zu, und verdächtigt mich wegen der Sache nicht. Von ihm kündet uns das Lied, dass er, seit er geboren wurde, ohne Unterlass pro Monat um die Breite einer ausgespannten Hand wuchs. Der hieß Esealt der Lange. Dieser war von Kind an im Gefolge von König Artus, weil er ihn wegen seiner wundersamen Art aufzog. Er war so hoch gewachsen, dass er weit länger schien als irgendein Turm; und trotzdem war ihm zu der Länge
425 Ich sage euch auch den Ratschluss der Herren, da viele Dinge vom Glück abhängen: So gelobten sie sogleich, ...
426
7555
7560
7565
7570
7575
7580
7585
7590
Text und Übersetzung ze der lange grôz behendicheit und hubschliche gebære. Swelich man küener wære, der müese schaden dran gevân. er mohte rîten niht, wan gân, und was snel und balt. sibenzehen jâr alt was er dô zer selben stunt, dô im diu reise wart kunt, di Lanzelet sô stille warp, dâ von manic man verdarp in des zouberæres hûs. mîn herre, künic Artûs, wart der reise niht gewar, ê si zesamene kœmen gar, di ir vriunt wolten lœsen. Di frumen, niht di bœsen, wurden an di vart gebeten durch den milten Lanzeleten, der zageheit niht erkande. si huoben sich ûzer lande, 48ra di hundert ritter und der helt, von des lenge ich hân gezelt, di sint bereit an di vart. nuo, waz sol daz mê gespart? Die die strâzen kunden, di wîsten sâ ze stunden di ritterschaft ûf den wec gegen der burc, ûf der Erec und Wâlwein, der geselle sîn, dulten jæmerlichen pîn, der solhen helden niht gezam. welt ir hœren, wi ez kam, sô sult ir dar zuo gedagen. eines morgens, dô ez begunde tagen, dô wârn si alle an dem sê, vor tage ein lützel ê. dô was daz genibel sô dicke, daz si kûme bî dem blicke di burc kuren nâch wâne. idoch lûht in der mâne,
behendichiet W hubbschliche W
zerselben W Lantzelet W do W artus W
lantzeleten W zaigeheit W
zestvo nden W
walwin W
chvsen W
7553 hubbschliche W] bb eng zusammengerückt, erstes b wohl aus s 7564 herre der künic Ha 7573–7574 können nach oben und unten (so Ha) gezogen werden.
7552–7592
7555
7560
7565
7570
7575
große Behändigkeit gegeben und höfisches Gebaren. Wenn irgendein Mann kühner wäre, müsste er davon Schaden empfangen. Er konnte nicht reiten, nur gehen, und war schnell und flink. Er war da zu dieser Zeit 17 Jahre alt, als er von der Ausfahrt hörte, die Lanzelet so still unternommen hatte, von der viele Männer in der Burg des Zauberers das Verderben fanden. Mein Herr, König Artus, bemerkte die Ausfahrt nicht, ehe sie alle zusammengekommen waren, die ihre Freunde befreien wollten. Die Tapferen, nicht die Schwachen, wurden vom freigebigen Lanzelet, dem Feigheit unbekannt war, an die Fahrt gebeten. Sie hoben sich außer Landes; die 100 Ritter und der Held, von dessen Länge ich erzählt habe, die sind bereit zu der Fahrt. Nun, warum soll das länger aufgespart werden?
D
7580
7585
7590
ie die Straße kannten, die führten die Ritterschaft da sogleich auf den Weg zu der Burg, auf der Erec und Walwein, sein Geselle, jammervolle Pein erlitten, die solchen Helden nicht ziemte. Wenn ihr hören wollt, was weiter geschah, dann sollt ihr dabei still sein. Eines Morgens, als zu tagen begann, da waren sie alle bei dem See, kurz vor Tagesanbruch. Da war der Nebel so dick, dass sie die Burg kaum aufs gerate Wohl erblicken konnten. Jedoch leuchtete ihnen der Mond,
427
428
7595
7600
7605
7610
7615
7620
7625
Text und Übersetzung als ez der rîche got gebôt. Nuo was in schiffe harte nôt, diu in doch wâren unbereit. Lanzelet dô niht enbeit, er sprancte vor in an den wâc, und dar nâch Karjet, sîn mâc. dô wart Tristrande gâch und al den rîtern dar nâch: si swamden manlîch an di fluot. Esêalt, der helt guot, balde in den sê spranc. dô half si, daz er was sô lanc, wan er behuot di schar, daz siu gesunt und gar kômen über des sêwes fluot. nebent den rittern er wuot und nam ir vil guot war: als ir eim iht gewar, zehant er im ze staten kan: er enthielt ros und man, 48rb unz si über kômen gar. ê es ieman wurde gewar, dô wâren di geste bî des gougelæres veste. dô nam si aber Esêalt und huop ir ie zwêne mit gewalt über der bürge zinne. dô galt man mit unminne dem wirte daz mein, daz Erec und Wâlwein lebten mit leide. Man vant di helde beide in swære boien versmît. hi wart ez ungevrît, dô si wurden verlâzen, wan si niht vergâzen ir nôt und der harnschar:
Lantzelet W
tristrande W
esealt W
zestaten W ern W
esealt W
vn minne W walwein W
inswere W
7618 gewalt rechts ausgeworfen nach V. 7617 W 7599 Tristande Ha 7601 swamden] sprancten La (Ha), dagegen Lei, der W folgt 7625 versmidet : ungevridet Ha 7627 wurden ûf verlâzen La (Ha) 7629 der] ir Ha
7610 eime Ha, eim HaA
7608 waten stv. (hier) ›waten‹ (BMZ III 534 mit Verweis auf die Stelle; Le III 704; vgl. Anm. zu V. 2102). 7611 Lies kam, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. 7612 Negation würde den Satz (mit – wie häufig – apokopierter Endung der Verbalform) als negativ-exzipierend markieren, was aber im Kontext keinen Sinn ergibt. / enthalten stv. (hier) ›Schutz gewähren‹ (Le I 570f.). 7626 ungevridet part. adj. ›ohne dass Frieden geschlossen worden ist‹ (Le II 1881 mit Verweis auf die Stelle). 7627 verlâzen stv. (hier) ›freilassen‹ (Le III 153). 7629 harnschar stf. ›Strafe, Plage, Not‹ (BMZ II/2 153; Le I 1184f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7881).
7593–7629
7595
7600
7605
7610
7615
7620
7625
wie es der prächtige Gott gebot. Nun benötigten sie dringend Schiffe, die ihnen aber nicht zur Hand waren. Lanzelet wartete da nicht, er sprang vor ihnen in die Wogen, und danach Karjet, sein Verwandter. Da hatte es Tristrant eilig, und alle Ritter nach ihm: Sie schwammen mannhaft durch die Fluten. Esealt, der gute Held, sprang kühn in den See. Da half es ihnen, dass er so lang war, denn er beschützte die Schar, sodass sie gesund und vollzählig über die Fluten des Sees gelangten. Er watete neben den Rittern und sorgte sehr gut für sie: Sobald einer von ihnen irgendwie in Gefahr geriet, kam er ihm sofort zu Hilfe: Er schützte Rösser und Männer, bis sie alle übergesetzt hatten. Ehe es jemand bemerkt hatte, da waren die Gäste bei der Festung des Zauberers. Da nahm Esealt sie erneut und hob je zwei von ihnen mit Kraft über die Zinnen der Burg. Da vergalt man dem Wirt mit Hass das Unrecht, dass Erec und Walwein in Leid lebten. Man fand beide Helden in schwere Ketten geschmiedet. Hier wurde kein Frieden geschlossen, als sie freigelassen wurden, weil sie ihre Not und Strafe nicht vergessen hatten:
429
430 7630
7635
7640
7645
7650
7655
7660
7665
7670
Text und Übersetzung si ersluogen si alle gar, den wirt und daz gesinde, wan der maget, sîm kinde, der si niht tâten; wan siu het berâten di helde güetlîche. si wærn nemelîche ze tôde dicke erslagen, wan ir wuofen und ir klagen; hie mit vriste si diu maget. des sî ir gnâde gesaget und allen vrouwen, di sô lebent, daz si sendem leide trôst gebent, und di swære gemüete senfternt durch ir güete. Dô ez allez für was, und dô nieman genas des zouberærs gesindes wan ein sînes kindes, der schœnen juncvrouwen, dô diu begunde schouwen, daz si di burc branden, dô half siu den wîganden 48va in vil kurzen stunden, daz si di brücke funden, diu über daz breite wazzer gie. ein michel vröude gevie di ritterschaft über al. si vorhten ungelückes val, ob si aber swamden den sê, wan si heten geriten ê mit kumberlichen zîten. Nuo mugen si ûz rîten âne vorht guoten wec. der her Wâlwein und Erec, di sint nuo ledic und vrî. diu maget was in allen bî. ouch lônent si der stæten mit manigen guottæten, des siu in ze liebe ie getete; wan ez kumet dicke âne bete lôn, des vriunt dem andern tuot.
7637 ê ze tôde Ha
7644 senftent Bä
zetode W
gemvo ge te W
walwein W
gut teten W zeliebe W
7659 swanden Ha
7660 wan] swâ Ha
7666 allez Ha
7667 lônten Ha
7638 ist als Nominalsatz (vgl. Mhd. Gramm. § 338, 9) zu lesen. 7656 gevâhen stv. (hier) ›ergreifen, erfassen‹ (BMZ III 206f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7659 Zu swemmen siehe Anm. zu V. 7520.
7630–7671 7630
7635
7640
7645
7650
7655
7660
7665
7670
Sie erschlugen sie alle bis auf den letzten Mann, den Wirt und das Gefolge, außer der Maid, seinem Kind, der taten sie nichts; denn sie hatte den Helden freundlich geholfen. Sie wären nämlich oft totgeschlagen worden, hätte sie nicht geschrieen und geklagt; hiermit verschaffte ihnen die Maid Aufschub. Dafür sei ihr Dank gesagt und allen Damen, die so leben, dass sie dem schmerzlichen Leid einen Trost verschaffen, und die bedrückte Gemüter wegen ihrer Güte sänftigen.
Als es alles vorbei war und als niemand vom Gefolge des Zauberes am Leben geblieben war außer einzig sein Kind, die schöne Jungfrau, und als die sah, dass sie die Burg niederbrannten, da half sie den Kämpfern sogleich, damit sie die Brücke fanden, die über das breite Gewässer ging. Eine große Freude erfasste die gesamte Ritterschaft. Sie hatten unglückliches Verderben gefürchtet, falls sie erneut den See durchschwommen hätten, denn sie waren zuvor mit großem Kummer geritten. Nun können sie ohne Furcht auf einem guten Weg hinausreiten. Der Herr Walwein und Erec, die sind nun frei und ihre eigenen Herren. Die Maid stand ihnen allen bei. Auch belohnten sie die Standhafte mit vielen guten Taten für alles Freundliche, das sie ihnen getan hatte; denn der Lohn wird oft ohne Bitte gewährt, den ein Freund dem anderen gibt.
431
432
7675
7680
7685
7690
7695
7700
7705
7710
Text und Übersetzung der des gedenket, daz ist guot. Di helde riten heinwert. swes si hæten gert, daz was in allez widervarn. des kargen gougelæres barn, di brâhten si ze hûse dem künige Artûse, daz siu sîn gesinde wære durch ir êrbære, wan siu was ein wîsiu maget. hie sol niht werden verdaget, daz mîn her Lanzelet, der ie daz beste gern tet mit tugenden manicvalden, der nam Esêalden und bat in für gân hin ze Karadigân und enbôt dem künige mære, wi im sîn reise wære komen zuo der sælicheit. Esêalt dô niht vermeit, 48vb er tete, als im wol zam: schier er hin hein kam. er liez im zouwen deste baz und saget dem künige daz, wi den helden was gelungen. Di alten zuo den jungen gewunnen grôze mende, dô er si an ein ende des mæres het bereit. Iblis dô vil kûme erbeit, wenne Lanzelet kæme. waz botenbrôtes ouch næme der michel man, daz lât iu sagen: im hiez diu künigîn dar tragen einen schilt vollen goldes. dô vröute sich sînes soldes Esêalt der rîche, aber di andern gelîche, di wârn des niumæres vrô,
7674 gegert Ha
7684 gern fehlt Ha
hein wert W wider varn W zehuse W artuse W
Lantzelet W
esealden W zekaradygân W
seilicheit W esealt W ver meit W
yblis W Lantzelet W
scholdes W esealt W
7688 hein hin ze Kardigân La (Ha)
7701 hæte Ha
7677–7678 Der Reim auf -e ist ungewöhnlich, da hûs im Dat. sonst kein -e hat und der Dat. von Artus häufig als Artiure gebildet wird. 7677 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. zu V. 4243. 7695 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764. 7699 mende stf. ›Freude‹ (BMZ II/1 52 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2098).
7672–7711 Es ist gut, wenn man daran denkt.
D
7675
7680
7685
7690
7695
7700
7705
7710
ie Helden ritten heimwärts. Alles, das sie gewünscht hatten, das war ihnen widerfahren. Das Kind des hinterlistigen Zauberers, das brachten sie zu der Burg von König Artus, da sie wegen ihrer Ehrenhaftigkeit zu seinem Gefolge stoßen sollte, denn sie war eine weise Maid. Hier soll nicht verschwiegen werden, dass mein Herr Lanzelet, der stets gerne mit vielerlei Tugenden das Beste tat; dass der Esealt nahm und ihn bat, voraus nach Karadigan zu gehen, und er ließ dem König die Neuigkeiten überbringen, was für ein glückliches Ende seine Ausfahrt genommen hatte. Esealt vermied da nicht zu tun, wie es ihm ziemte: schnell kam er nach Hause. Er beeilte sich umso mehr und berichtete es dem König, wie es den Helden ergangen war. Die alten und die jungen gewannen große Freude, als er ihnen die Geschichte zu Ende erzählt hatte. Iblis konnte da kaum erwarten, wann Lanzelet kommen würde. Welches Botenbrot der große Mann nun nahm, das lasst euch sagen: Die Königin hieß ihm einen Schild voll mit Gold hintragen. Da freute sich Esealt, der reiche, über seinen Sold, doch die andern gleichfalls, die freuten sich über die Neuigkeit,
433
434
7715
7720
7725
7730
7735
7740
7745
Text und Übersetzung wan ez kumet dicke alsô, dâ eim manne leide geschiht, dar umbe gæbe ein anderr niht, wan ez ist ouch ein leit niht al der liut, ist uns geseit. Nuo sult ir alle gedenken des: von welhem dinge oder wes solt sich der künic hêr baz gehaben imer mêr dan von dem mære, dô erz vernam, daz sîn gesinde wider kam, Erec und Wâlwein? er wart des in ein, daz er si solte enpfâhen nâch eren. dô îlt er ûz gâhen, mit tûsent banieren begunder si salewieren mit rossen wol bedahten, wan si wol haben mahten, beidiu di sîn und ouch er, wâffenrocke und sper, 49ra di besten von den landen. gegen den wîganden reit er einen halben tac. dô wart Lanzelet de Lac enpfangen harte schône mit solher êren krône, dês einen swachen man bevilte. maniger mit vröuden spilte, den es ê des niht geluste. der künic si alle kuste, di wazzermüeden helede. hin heim ûf sîn selede fuort er di lieben vriunde sîn. Genover, diu künigîn, gelebite vrœlîcher nie. di herren si enpfie,
144r P (Fortsetzung) dis P
do von W dô erz] das er P walwein W walwen P
Artus wart des in ein, Das er gegen den sinen ritte 144v Vnd niemer vermitte, Er begunde sie salwieren Mit tusent banerin, ... bedachtent P
Lantzelet W lantzelet du lac P
Manig ma P Den E dez P ku “nig arthus P wazzer mveden W
Genure P vroliche W Die engelepte fröilicher P
Wanne sie die herren enpfie, ...
7747 öi in fröilicher P ist wohl irrtümlich und analogisch zu fröide gesetzt. 7724–7728 Ha folgt P 7727–7728 salûieren : banieren Ha 7733 diu Ha 7736 Lanzelet du Lac Ha 7746 Ginover Ha 7748 Ha folgt P 7712–7716 Die Gedankenstruktur ist verquer: Will man die Sentenz mit dem Geschehen im Text zusammenbringen, muss entweder wan (V. 7712) als ›nur dass‹, freier: ›obwohl, obgleich‹ gelesen oder niht (V. 7716) gestrichen werden. Oder ist gemeint, dass Leid nicht geteilt wird, Freude hingegen sehr wohl (was aber mit dem kollektiven Leid des Artushofes schwer zusammengeht)? 7727 Zu salwieren = salûieren siehe Anm. zu V. 5384. 7739 Zu beviln siehe Anm. zu V. 4040. 7744 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222.
7712–7748
7715
435
nur dass es oft so geht, dass, wenn einem Mann ein Leid geschieht, sich ein anderer nicht darum kümmert, weil es nicht zugleich auch ein Leid für alle anderen Leute ist, sagt man uns.
Nun sollt ihr alle daran denken: 7720
7725
7730
7735
7740
7745
Über welche Sache oder weswegen sollte sich der edle König jemals noch mehr freuen als über die Neuigkeit, als er sie vernahm, dass sein Gesinde zurückkehrte, Erec und Walwein? Er beschloss, dass er sie den Ehren entsprechend empfangen sollte. Da beeilte er sich auszureiten, mit 1.000 Bannern begrüßte er sie, mit gut gesattelten Rössern, denn sie, sowohl die Seinen als auch er, sollten Waffenröcke und Lanzen haben, die besten von den Landen. Einen halben Tag ritt er den Kämpfern entgegen. Da wurde Lanzelet de Lac sehr schön empfangen mit einer solchen Krone der Ehre, dass es einem schwachen Mann verdrießlich wäre. Viele spielten mit Freude, die es zuvor nicht dazu gelüstet hatte. Der König küsste sie alle, die vom Wasser ermüdeten Helden. Er führte seine lieben Freunde nach Hause auf seinen Wohnsitz. Genover, die Königin, lebte niemals fröhlicher. Sie empfing die Herren,
Artus beschloss, dass er den Seinen entgegenreiten und niemals vermeiden sollte, sie mit 1.000 Bannern zu begrüßen, ...
Denn sie empfing die Herren, ...
436
7750
7755
7760
7765
7770
7775
Text und Übersetzung sô si aller beste mahte. Di rede lânt ûz der ahte, ez enwurden nie liut enpfangen baz. von mendeltrehenen wurden naz der schœnen vrouwen ougen schîn. der selbe site muoz imer sîn, daz von liebe und ouch von leide diu ougen trüebent beide. Nuo, waz sol der künic tuon, der durch êre und durch ruon hât manigen hof gewunnen? er wolte nuo aber kunnen, ob er iht vriunde hæte. Artûs der êren stæte begunde manigen fürsten laden. er übersach allen sînen schaden, den ein bœse herre entsitzet, der von swachem bruche switzet, derme guot dienet und es im niet. Nuo kom dar al des landes diet, künige, grâven, herzogen. oder uns hânt diu buoch gelogen, sô wart dô diu schœnest hôhgezît, diu weder vor oder sît 49rb in sô kurzer vrist moht ergân. man moht dô gesehen hân Buhurt, tanzen und spil, des grôz hof niht enbern wil. wir suln lange rede lân, wan Erec und Wâlwân gewunnen süezes lobes kraft
aller fehlt P 145r P wurdent P maldeltrehenen W manigem trehen P
di W WAs solte nuo P Das ie durch P ruo m P komen P ˙ frunden P artus W Arthus P Do begunde P
˙ Er ubersach wol allen schaden, ... bosen P der me W koment P
war daz schönste P diu] Das P 145v P Bvhort W Buhort P
Des ich alles nicht gesagen kan. Erec vnd Walwan, Die gewunnent süsses lobes krafft
˙ ˙ 7757 davor Zwischentitel P: Also kunig arthus ein hochgezit hette vn | Daz nie kein schoner hochgezit wart gesehen ˙ 7764 vber sach W uber sach P 7767 Vnd ez jme nit in eigener Zeile P 7774 davor buchstabengetreue Vorwegnahme von s V. 7777 W mit dem rechts ausgeworfenen Vermerk vacat v., der wohl von der Schreiberhand herrührt, allerdings mit anderer Tinte und etwas zierlicherer Schrift gesetzt ist 7778 walwan W 7751 ez enwurden nie] wurden ie La (Ha) 7752 mändeltrehenen Ha 7756 truobent Ha 7764 Ha folgt P 7767 ez Ha 7771 dâ Ha 7774 dâ Ha 7750–7751 Wohl: ›Hört nicht auf die Erzählung (dass es jemals wo besser gewesen wäre), es wurden niemals Leute besser empfangen.‹ Ebenso WePéBuSpKe. 7752 mendeltrahen stn. ›Freudenträne‹ zu mende ›Freude‹ (Le I 2098; BMZ III 81; vgl. HaA; vgl. V. 7699). Die Konjektur ist problematisch, da mendeltrahen sonst nicht belegt ist. Andernfalls ist W aber gänzlich unverständlich. 7758 Lies ruom, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. Die Form von W ist allerdings auch sonst (vor allem im alem.-bair. Raum) belegt (Le II 548). 7760 kunnen ›geistig vermögen, wissen, kennen, verstehen‹ (Le I 1778 mit Verweis auf die Stelle). 7765 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 7766 bruch stm. ›Bruch, Riss; (bildl. – wie hier) Mangel, Schaden, Vergehen‹ (BMZ I 244 mit Verweis auf die Stelle; Le I 362; vgl. HaA). 7767 nieten swv. refl. mit Gen. ›sich um etwas bemühen, sich befleißigen‹ (BMZ II/1 348; Le II 79f.; vgl. Anm. zu V. 5069), also etwa: ›der dem Besitz unterworfen ist und (nur) danach eifert‹. 7770 Zur Syntax siehe Anm. zu V. 1125. 7779 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38.
7749–7779
7750
7755
437
so gut sie konnte. Hört nicht auf die Erzählung (dass es jemals wo besser gewesen wäre), es wurden niemals Leute besser empfangen. Der Glanz der Augen der schönen Damen wurde nass von Freudentränen. Das muss immer so sein, dass die Augen aus Liebe und auch von Leid trübe werden.
Nun, was soll der König tun, 7760
7765
7770
7775
der wegen des Ansehens und des Ruhmes viele Hoftage einberufen hat? Er wollte nun aber erfahen, ob er irgendwelche Freunde hätte. Artus, der an Ehren beständige, lud viele Fürsten. Er achtete nicht auf all seinen Schaden, vor dem ein schwacher Herr erschrecken würde, der schon bei einem kleinen Vergehen ins Schwitzen kommt; der dem Besitz unterworfen ist und (nur) danach eifert. Nun kam das ganze Volk des Landes dorthin, Könige, Grafen und Herzöge. Wenn uns die Bücher nicht angelogen haben, dann gab es dort das schönste Fest, das weder zuvor noch danach in so kurzer Zeit geschehen konnte. Man konnte dort Buhurt, Tanzen und Spiel sehen, worauf ein großer Hoftag nicht verzichten will. Wir sollen die lange Erzählung sein lassen, denn Erec und Walwein gewannen eine Fülle von süßem Lob
Er achtete nicht auf allen Schaden, ...
Das kann ich nicht alles erzählen. Erec und Walwein, die gewannen eine Fülle von süßem Lob
438 7780
7785
7790
7795
7800
7805
7810
Text und Übersetzung umb di erre geselleschaft, von der diu künigîn wart erlôst. Joch enzimet nieman untrôst wan bœsen liuten eine. den recken wac daz kleine, daz si vor liten nôt, sît manz sô manigem rîter bôt durch ir willen schône. er verzaget niht an lône, swer sô setzet sînen muot, daz er den frumen dienst tuot. Nuo hœrent di rede fürbaz: künic Artûse wart nie baz
Vmbe die eren geselleschafft, ... von] Mit P
Jo enziment nieman vndrost Wanne dem bösen man alleine. sie do uor P
... Sit der ku “nig Arthus manigem ritter bot Durch jren willen so schone. verzaget] envervohet P ˙ den frumen] frome luten P
in sînen tagen ze muote. sîn herze an vröuden bluote, wan er sach di künigîn und di lieben mâge sîn vor im vrô und gesunt. Nuo jach ir al gemeiner munt, di geste und daz gesinde, daz Lanzelet von kinde wær ein der sæligeste man über al di welt: swes er began, dar an beharter wol den strît. sîn heil verdruht im ouch den nît, daz seltsæn ist und unvernomen, wan di bœsen hazzent ie di fromen. gelücke huot sîn dar an. sich schiet nieman dâ van, ern wære mit der wârheit sô vollekomen an manheit, daz dehein ritter bezzer wære, 49va wan ez waz ein gengez mære,
7792 artuse W
7793 zemvte W
7798 mvo t W
˙ sagen. Dirre hoff was riche, daz lat uch Dem ku “nige Arthuse muo ste ouch wol behagen Die maget, die man da brochte. Dar nach man ouch gedachte, ... ... ... ... Die geste vnd ouch daz gesinde, ... Lantzelet W lantzelet P seiligeste W 146r P beharte er ouch wol P jme ouch wol den strit P seltsein W vnder nome P
... Wanne die falschen hassent ie die fromen. hütet sin har an P
Sich entwarff des nieman, ... der fehlt P
... Das kein ritter besser were. Ouch sagete man zuo mere, ...
7808 do vân W / endarff P / nıeman P
7780 erren Ha 7782 jo Ha 7784 die recken Ha 7789 swer alsô Spr 7808 Ha folgt P, Konjektur von La 7811– 7812 Ha folgt P 7780 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 7784 wegen stv. mit Dat. ›eine Sache hat ein gewisses Gewicht für jemanden‹ (BMZ III 628). Die Konjektur von Ha verstehe ich nicht. 7790 den frumen dienst tuon ist zweideutig. Entweder liest man: ›den Tüchtigen dienen‹, oder: ›tüchtig dienen (tüchtigen Dienst leisten)‹ (Letzteres Zellmann 1996, S. 274). Die Setzung des Art. scheint mir für die erste Variante zu sprechen, bei der zweiten wäre eher frumen dienst tuon ohne Art. zu erwarten. Vgl. auch K zur Stelle. 7798 Konjektur (nach Ha) aus Reimgründen. Semantisch differieren die handschriftliche Lesung und die Konjektur kaum. 7804 verdrücken swv. ›wegdrücken; überwältigen, nieder-, unterdrücken‹ (BMZ I 400f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 99). 7808 entwerfen stv. refl. mit Gen. ›sich ihm entziehen, sich gegen dasselbe erheben‹ (BMZ III 736 mit Verweis auf die Stelle; Le I 597). HaA paraphrasiert fälschlich (zu frei?): ›niemand ward darüber unschlüssig‹. Vgl. Haupt, Sp. 7808.
7780–7812 7780
7785
7790
wegen der früheren Gesellschaft, von der die Königin befreit worden war. Ja, niemandem steht Besorgnis an außer den bösen Leuten allein. Die Recken kümmerte es wenig, dass sie davor Not gelitten hatten, weil man wegen ihnen so viele Ritter gut behandelte. Wer eine solche Gesinnung trägt, dass er den Tüchtigen dient, der wird nicht um den Lohn gebracht.
wegen der früheren Gesellschaft, ...
Nun hört die Geschichte weiter:
Dieser Hoftag war prächtig, das lasst euch sagen: König Artus musste sich auch über die Maid freuen, die man dorthin gebracht hatte. Danach meinte man auch, ... ... ... ... die Gäste und auch die Einwohner, ...
König Artus hatte in seinen Tagen
7795
7800
7805
7810
439
niemals bessere Laune. Sein Herz blühte vor Freude, denn er sah die Königin und seine lieben Verwandten vor ihm froh und gesund. Nun behauptete ein jeder Mund, die Gäste und die Einwohner, dass Lanzelet von Kind auf der glücklichste Mann in der ganzen Welt wäre: Was immer er begann, er sicherte sich dabei den Kampf (Sieg). Sein Glück überwältigte auch den Neid, was wunderbar und einmalig ist, denn die Schwachen hassen stets die Tüchtigen. Das Glück bewahrte in davor. Niemand behauptete etwas anderes, (als) dass er wahrhaftig an Mannheit so vollkommen wäre, dass kein Ritter besser war, denn es war eine gängige Geschichte,
Ja, niemandem steht Besorgnis an außer dem bösen Mann allein.
... weil der König Artus wegen ihnen so viele Ritter gut behandelte.
... denn die Falschen hassen stets die Tüchtigen. Niemand entzog sich dem, ...
... dass kein Ritter besser war. Auch erzählte man sich, ...
440
Text und Übersetzung
waz im âventiure was geschehen. wellent es frum liute jehen, 7815 sô hât er sîn dinc sô vollebrâht, daz sîn zem besten wirt gedâht. Dô diu hôhgezît ergie und mengelîch sîn dinc an vie, als in sîn wille leite, 7820 Lanzelet dô seite genâde sîner vriundîn, daz siu sô dicke tæte schîn ir wîpliche güete. sich vröute sîn gemüete, 7825 daz ir ir dinc sô wol gezam und ir der mantel rehte kam, den ir gap diu merfeine. eines nahtes lâgen eine Iblis und Lanzelet. 7830 als er dô manic rede getet mit sîner vriundinne von hübscheit und von minne, do vrâget er si ze leste, waz siu mæres weste 7834a ... 7834b ... 7835 aller vremdeste nâch ir wâne. Dô sprach diu wolgetâne: ›ich enweiz verre noch bî dehein mære, daz sô vremde sî sô daz, dô du ûz wære geriten: 7840 dô begunde mîn herre biten, swer sîn ze vriunde geruohte, daz dich der genôte suohte. dâ von riten si in diu lant. Dô kom der snelle Roidurant 7845 in einen wilden fôreht. dâ vant der selbe guot kneht einen grôzen wurm, der was gebart, daz nie tier sô vreislich wart.
7815 volle braht W / es P 7817 zergie Hannink
7834a offenbor P
7818 menlich Ha
frum] güte P
... So hette er sin ding wol erzogen. ˙ vngelogen. Das saget man vns fur das hochgezit zer ging P ˙ mugelich P Lantzelet WP tettent P wiplichen P sîn] fu “r P ir alles ir P 146v P logent sie eine P yblis W Jbelis P Lantzelet W lantzelet P
zeleste W
... Was meres sie weste Stille vnd offenber, Daz do zü hoffe were Aller frömdeste nach ir wane. ¶ Jch P nohe P Enkein P
... So daz do du vns were intritten: herre der kunig bitten P zevrivnde W] zü fromet P suo che P do W Do P Do kam der snelle roido rant P einem P do W Do P nie enkein tier P
7835 vremeste W
7839 du fehlt P
7834a–7834b Hannink folgt P
7839 Ha folgt P
7817 ergân (W) stv. (hier) ›zu Ende gehen, sich vollenden‹ (Le I 627); zergân (P) stv. ›auseinander gehen, zergehen, aufhören, ein Ende nehmen‹ (Le III 1065–1067). 7847 gebart, gebartet Part. Adj. ›bärtig‹ (Le I 748 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Hannink, S. 45). Ebenfalls möglich wäre, mit unreinem (aber möglichem; vgl. Einl.) Reim â : a gebârt zu gebâren ›sich gebärden‹ etc. (Le I 748) zu lesen; also ein ›Drache, (so) beschaffen, dass ...‹
7813–7848
7815
was ihm an Abenteuern widerfahren war. Wenn dem tapfere Leute beipflichten wollen, dann hat er seine Sache so vollendet, dass man über ihn nur das Beste denkt.
441
... dann hat er seine Sache gut durchgezogen. Das bestätigt man uns als wahr.
Als das Fest vorüber war 7820
7825
7830
und ein jeder seine Sache anfing, wie ihn sein Wille leitete, da dankte Lanzelet seiner Geliebten, dass sie so oft ihre weibliche Güte gezeigt hatte. Sein Gemüt freute sich, dass ihr ihre Sache so gut anstand und ihr der Mantel angemessen war, den ihr die Meerfee gegeben hatte. Eines Nachts lagen Iblis und Lanzelet alleine. Als er sich da eifrig mit seiner Geliebten über höfische Gesinnung und über Minne unterhielt, da fragte er sie schließlich, welche Geschichte, die sie kannte,
7834a ... 7834b ... 7835 ihres Erachtens die merkwürdigste sei. Da sprach die Schöne: ›Ich weiß weder nah noch fern von irgendeiner Geschichte, die so merkwürdig wäre wie jene, (die geschah,) als du ausgeritten warst: 7840
7845
Damals bat mein Herr, dass, wer immer sein Freund sein wollte, dich der eifrig suchen müsste. Deshalb ritten sie in die Länder. Dabei kam der schnelle Roidurant in einen wilden Forst. Dort fand derselbe gute Kerl einen großen bärtigen Drachen, sodass nie ein Tier so schrecklich war.
... welche Geschichte, die am Hof kursierte und von der sie heimlich oder unverhohlen Kenntnis hatte, ihres Erachtens die merkwürdigste sei.
... wie jene, (die geschah,) als du von uns weggeritten warst:
442
7850
7855
7860
7865
7870
7875
7880
Text und Übersetzung er sprach reht als ein man. er ruofte den recken dicke an, daz er in durch got kuste. 49vb den degen des niht geluste, er dûht in ungehiure. er saget ez ze einer âventiure hi heim, wi im was geschehen. dô fuor den selben wurm sehen vil nâch diu massenîe gar. swenne er der ritter wart gewar, sô bat er, daz in di helde kusten. si begunden sich dannen rusten mê ze flühte danne zuo im. trût geselle, daz vernim, durch waz ich dir daz hân gesaget: und ist, daz dir wol behaget, swaz ich dir gedienen kan, sô solt du êren mich dar an, daz du in imer mîdest.‹ ›ine weiz, waz du lîdest‹, Sprach Lanzelet der stæte. ›ob mich es nimer man gebæte, vil lîht ich ez verbære.‹ er begunde dem mære volgen mit listen nâch: im wart zer âventiure gâch; er sprach: ›nuo sage fürbaz!‹ diu vrouwe sprach: ›si sagent daz, der wurm schüzze, als er vlüge, den liuten er nâch züge und vrâget, wenne er wolte komen, der in solte lœsen von der harnschar.‹ Dô er alsus des mæres gar an ein ende wart bereit,
7856 da W / wo rn W 7882 Versende fehlt W
7861 zeflvhte W
Er redete, also er were ein man. 147r P Den heilt den rüffte er dicke an P
ez fehlt P einer fehlt P heimen waz jme P
Sit hant den selben wurm gesehen Vil nach die massenie gar. er] ir P
... So bat er, daz sie in kustent. Die heilde sich danne rustent Me zuo fluhte danne zuo jme.
Vnd ist daz er dir wol behaget; – So ich dir gedienen kan, ... ... Das du in iemer midest. Jo enweistu, was du lidest!‹ Sprach Lantzelet der stete: ›Obe es mich iemer man gebette, So were es gerechte mir verborn.‹ Sus begunde er der frowen spotten. Lantzelet wart do gach Dez meres, vntze er dar noh 147v Gevörste vnd er es wart bereit. Dis wart jme ouch dar zü geseit, Der wurm schusse, also er fluge, ˙ Wanne er den luten noch zuge, Vnd frogite, wanne er wolte Komen, der in solte Lossen von der harneschare. ›Herre, wisent mich dare!‹, Des bat er sinen gesellen.
7869 Lantzelet W
7872 der fehlt P
7854 einer fehlt Ha 7859–7860 Ha folgt P 7864 HaA erwägt er P = ez 7870 imer Ha 7871 verborn P] verboten oder geboten Hannink, S. 45
7880 dar P
7881 dem P
7869 HaA erwägt für P do sprach
7859–7860 Der Reim spricht für P (Hannink, S. 63), da in V. 7860 rüsten zu erwarten wäre. 7868 Vgl. zu den Unterschieden zwischen W und P HaA, der für W paraphrasiert: ›ich weiß nicht was dir fehlt‹. 7869 Zur Erststellung des finiten Verbs (P) siehe Anm. zu V. 6933. 7875 Lies für P gevorschte ›forschte‹ (Le I 964), das Akk.-Obj. (die Geschichte) ist eingespart. 7876 Komma ist vor und (mit Ha) nach daz möglich. 7880 Oder sollte für P dar, der gesetzt werden? 7881 harnschar ›Strafe, Plage, Not‹ ist mhd. nur stf., siehe Anm. zu V. 7629. 7882 W ist auch ohne Ergänzung verständlich, die Konjektur (nach Ha) scheint mir aber – gerade angesichts des Reims V. 7629–7630 – nicht unpassend.
7849–7883
7850
7855
7860
7865
7870
7875
7880
Er sprach ganz wie ein Mensch. Er rief den Recken oft an, dass er ihn um Gottes willen küssen sollte. Den Degen gelüstete nicht danach, er schien ihm unheimlich. Er erzählte es daheim als Abenteuer, wie es ihm ergangen war. Da machte sich fast die ganze Gesellschaft auf, um diesen Drachen anzuschauen. Wann immer er die Ritter bemerkte, so bat er, dass ihn die Helden küssten. Sie befleißigten sich aber mehr zur Flucht als hin zu ihm. Lieber Freund, höre, weshalb ich dir das erzählt habe. Und wenn es so ist, dass es dir gefällt, womit ich dir immer dienen kann, dann sollst du mich damit ehren, dass du ihn immer meidest.‹ ›Ich weiß nicht, was dir fehlt‹, sprach der beständige Lanzelet. ›Selbst wenn man mich nicht darum bitten würde, könnte ich leicht darauf verzichten.‹ Er forschte die Geschichte mit Listen weiter aus: Es verlangte ihn nach dem Abenteuer; er sprach: ›Jetzt erzähle weiter!‹ Die Gemahlin sprach: ›Sie erzählen, dass der Drache schießen würde, wenn er fliegt, den Leuten würde er nach ziehen und sie fragen, wann er kommen würde, der ihn von der Strafe erlösen sollte.‹ Als er damit diese Geschichte zu Ende gehört hatte,
443 Er redete, als wäre er ein Mensch.
Seitdem hat fast die ganze Gesellschaft diesen Drachen gesehen. ... so bat er, dass sie ihn küssten. Die Helden befleißigten sich aber mehr zur Flucht als hin zu ihm.
Und selbst wenn er dir sehr zusagt; – wenn ich dir (richtig) dienen kann, ... ... dass du ihn immer meidest. Ja, du weißt nicht, was du erleiden wirst!‹ Da sprach der beständige Lanzelet: ›Wenn mich jemals ein Mann darum bitten würde, so wäre es mir rechtens versagt.‹ So spottete er über die Dame. Lanzelet eiferte da nach der Geschichte, bis er sie schließlich erforschte und er sie hörte. Dies wurde ihm auch dabei erzählt, der Drache würde im Fliegen schießen, wenn er den Leuten nach zog und sie fragte, wann er kommen würde, der ihn von der Strafe erlösen sollte. ›Herr, führt mich dorthin!‹, darum bat er seinen Gesellen.
444
7885
7890
7895
7900 7900a 7900b 7900c 7900d
7905
7910
7915
Text und Übersetzung zehant dar nâch er niht enbeit: selbe zehende reit er hin, dâ im ein wunderlich gewin von dem wurme geschach. als schier er in gesach und in der wurm erhôrte, von vröude er sich erbôrte: vil vremdeclîch er schrê 50ra als ein wildez wîp: ›ôwê, wi lange sol ich bîten dîn!‹ dô erschrâken di gesellen sîn, di niune, und hielten hinder sich. Dô sprach Lanzelet: ›nuo sprich, wannen kom dir menschlich stimme? ich gesach nie tier sô grimme noch als engeslîch getân, allez, des ich gevarn hân ... ... ... ... in wazzer oder an lande. hæt ich es niht immer schande, sô wær ich gerne von dir.‹ ›Neinâ, helt, daz verbir!‹, sprach der grôze serpant. ›got hat liut und lant von manigem wunder gemaht, mit sîner tougen bedaht. der selben dinge bin ich ein. wan lebete nuo ritter dehein, der mich kust an mînen munt, sô würde ich schœne und sâ gesunt. ich enmoht es aber nieman nie erbiten, si envlühen gar mit unsiten, alle di mich ie gesâhen. doch möhter gerne gâhen, ein ritter, daz er kuste mich:
7886 do W
7888 lantzelet W
7900 aldes ich Ha
7890 enstorte P
Do enwolte sin nicht twellen: Selbe zehende reit er hin, Do jme ein forderlich gewin Von dem wurme geschach. Also in Lantzelet ersach Vnd in der wurm erhorte, Ein sölliche fröide erstorte, Das er frömdeclichen schreý. Also ein wildes wip er sprach: ›owe, Wie lange sol ich bitten din!‹
Lantzelet W lantzelet P menslich W menschen P
˙ Jch gesach nie tier so griyme Noch also eigenlich getan. Als, daz ich erfarn han, 148r Das mich nie nichtes verdroß. Jch gesach nie kunder also groß Mit also witteme munde, Wanne er wol verslunde Grosse helffande.
helt] herre P
˙ vnd lant ›Got hat lute Vnd manig wunder gemacht, ...
sage gesunt P niema erbietten P fluhent P ie fehlt P mich fehlt P
7899 aso P
7911 Rufzeichen am Versende Ha
7884 Das fehlende pron. Subj. in P (vgl. Anm. zu V. 449) kann sowohl der geselle als auch Lanzelet sein. 7886 vürderlich adj. ›fördernd, förderlich‹ (Le III 595). 7890 Zu erbœren (W) siehe Anm. zu V. 1786. / en(t)stœren (P) gibt wenig Sinn, eher wird an erstœren swv. ›aufstören, aufregen‹ (Le I 677) zu denken sein, das Akk.-Obj. (in = den Wurm) ist eingespart. 7900 allez W ist wohl adverbialer Akk., etwa im Sinne von ›bei all dem, trotz all dem‹ (vgl. Mhd. Gramm. § 353–356). HaA paraphrasiert: ›unter all dem, was ich auf meinen fahrten kennen gelernt habe‹.
7884–7917 wartete er nicht länger: Mit neun Begleitern ritt er dorthin, wo ihm von dem Drachen ein sonderbarer Gewinn zufiel. Sobald er ihn erblickte und der Drache ihn hörte, 7890 erhob er sich vor Freude: Er schrie sehr merkwürdig wie eine wilde Frau: ›O weh, wie lange soll ich auf dich warten!‹ Da erschraken seine Begleiter, 7895 die neun, und hielten sich im Hintergrund. Da sprach Lanzelet: ›Nun sprich, woher hast du eine menschliche Stimme? Ich habe niemals ein so grimmiges oder so Furcht erregendes Tier gesehen, 7900 trotz all dem, was ich zu Wasser 7900a ... 7900b ... 7885
7900c ... 7900d ... oder zu Land gefahren bin. Hätte ich davon nicht immer Schande, so wäre ich gerne weg von dir.‹ ›Nein, Held, das unterlasse!‹, 7905 sprach die große Schlange. ›Gott hat Leute und Land aus vielen Wundern gemacht, bedeckt mit seinem Geheimnis. Ich bin eines dieser Dinge. 7910 Denn würde nun irgendein Ritter leben, der mich auf meinen Mund küsste, so würde ich schön und auch gesund. Ich konnte aber niemanden jemals dazu überreden, ohne dass sie alle ganz in unrechter Weise 7915 flüchteten, die mich jemals gesehen haben. Doch er sollte sich lieber beeilen, ein Ritter, dass er mich küsste:
445 Da wollte er es nicht aufschieben: Mit neun Begleitern ritt er dorthin, wo ihm von dem Drachen ein förderlicher Gewinn zufiel. Als Lanzelet ihn erblickte und der Drache ihn hörte, erregte ihn eine solche Freude, dass er merkwürdig schrie. Er sprach wie eine wilde Frau: ›O weh, wie lange soll ich auf dich warten!‹
Ich habe niemals ein so grimmiges oder so eigenartiges Tier gesehen. Alles, das ich kennen gelernt habe, von dem hat mich nie etwas verdrossen. Ich habe nie ein so großes Untier gesehen mit einem so weitem Maul, denn es würde wohl große Elefanten verschlingen.
›Gott hat Leute und Land und viele Wunder gemacht, ...
446
7920
7925
7930
7935
7940
7945
7950
7955
Text und Übersetzung dâ mit bezzerter sich; wan swem daz erteilet ist, der ist âne kargen list der beste ritter, der nuo lebet. swi hart ir nuo hin dan strebet, mir vertrîbet etswer mîn sêr. dô von bit ich dich, degen hêr: tuo ez durch den rîchen got, lôse mich! ez ist niht mîn spot, wan ich dich mane sêre durch aller vrouwen êre: bît niht und küsse mich!‹ Dô sprach Lanzelet: ›daz tuon ich, swaz imer drûz werde.‹ 50rb er erbeizte ûf di erde und kuste den wirsgetânesten munt, der im vordes ie wart kunt. zehant vlôch der wurm hin dan, dâ ein schœne wazzer ran, und badet sînen rûhen lîp. er wart daz schœneste wîp, di ieman ie dâ vor gesach. Dô ditz wunder geschach und ez di niune gesâhen, dô begunden si gâhen ze dem küenen Lanzelet, der sô frümclîchen tet, daz er getorste daz bestân, daz nie mê wart getân. Dô Lanzelet niht enwar, dô kêrt er und di ritter dar al hin gein der schœnen fluot. dâ funden si di vrouwen guot wünnenclîch wol bekleit. wâ siu ez næme, dêst uns ungeseit, wan daz ein wunder dâ geschach. diu vrouwe zuo den helden sprach: ›got lâz in imer sælic sîn, den tugentrîchen herren mîn,
7936 do W / waz zerran P
do W Do P mich P swem] wanne P argen P
Wie harte er nü hin dan strebet, ... neiswer P hêr fehlt P 148v P enist P
... Wanne ich wil dich manen mere Durch aller frowen ere: mich nicht P Lantzelet W lantzelet P
Do erbeisste er vff die erden Vnd kuste den wurm an sinen munt. Je sa zü der selben stunt, Do floch der wurm hin dan, Do ein schöne wazzer ran, Vnd bate sinen richen lip. Er wart daz schönste wip, Die ieman dorffte gesehen. Do dis wunder waz geschehen ... sohent P Lantzelet W lantzelet P
... Daz er getorste bestan Das dinck, das nie me wart getan. Lantzelet W lantzelet P nith P dar fehlt P ˙ P schone do W Do P 149r P wâ] Do P nit geseit P do WP seilic W tvgent richen W tugenden richen P
7939 do W
7923 Lei folgt P (hält jedoch etswer für eine Konjektur von Ha) 7926 ezn ist Ha 7927 Ha folgt P 7931–7932 swaz iemer drûz mac werden. | er erbeizete ûf die erden Hannink, S. 56 7933 wirst getânen Ha 7943–7944 Lantzelete : tete Ha 7945–7946 Ha folgt P 7948 dar] gar Ha 7922 Der Wechsel von der allgemeinen Rede zur Anrede des Gesprächspartners kann, muss aber noch nicht an dieser Stelle erfolgen. 7936 Zu schwach flektiertem Adj. nach unbestimmtem Art. siehe Anm. zu V. 7531.
7918–7956
7920
7925
7930
7935
7940
7945
damit würde er sich aufwerten; denn wem immer das auferlegt ist, der ist ohne hinterhältige List der beste Ritter, der nun lebt. Wie sehr ihr euch nun auch entfernen wollt, irgendjemand wird mir meine Pein vertreiben. Deshalb bitte ich dich, edler Degen, tu es um des herrlichen Gottes willen, erlöse mich! Ich scherze nicht, sondern ich ermahne dich nachdrücklich bei der Ehre aller Damen: Zögere nicht und küsse mich!‹ Da sprach Lanzelet: ›Das will ich tun, was immer daraus werden mag.‹ Er stieg von seinem Pferd und küsste den missgestaltetsten Mund, den er jemals gesehen hatte. Sogleich flog der Drache hinweg, wo ein schönes Wasser rann, und badete seinen rauen Körper. Er wurde die schönste Frau, die jemals irgendjemand zuvor gesehen hatte. Als dieses Wunder geschehen war und die neun es sahen, da eilten sie zu dem kühnen Lanzelet, der so mutig gewesen war, dass er gewagt hatte, das zu versuchen, was nie mehr getan wurde.
Als Lanzelet nichts fehlte, 7950
7955
da wandten sich er und die Ritter alle dorthin zu der schönen Flut. Da fanden sie die gute Dame herrlich gut gekleidet. Woher sie es genommen hätte, das wurde uns nicht erzählt, außer dass dort ein Wunder geschah. Die Dame sprach zu den Helden: ›Gott lasse ihn immer glücklich sein, meinen tugendreichen Herren,
447
Wie sehr er sich nun auch entfernen will, ...
... sondern ich will dich nochmals bei der Ehre aller Damen ermahnen:
Da stieg er von seinem Pferd und küsste den Drachen auf seinen Mund. Sogleich, im selben Moment, da flog der Drache hinweg, wo ein schönes Wasser rann, und badete seinen prächtigen Körper. Er wurde die schönste Frau, die irgendjemand sehen konnte. Als dieses Wunder geschehen war ...
... dass er gewagt hatte, die Sache zu versuchen, die nie mehr getan wurde.
448
7960
7965
7970
7975
7980
7985
7990
7995
Text und Übersetzung der mich von leide hât erlôst. ouch mac er haben guoten trôst einer rede, der im diu sælde pfliget, daz er an allen dingen siget und sich im niht erwern mac.‹ Dô nam Lanzelet de Lac di vrouwen alsô wol getân und fuort si ze Karadigân. dô wart daz mære harte grôz. di vremden vrouwen niht verdrôz, siu seite, waz ir wære geschehen. si begunden offenlîchen jehen, wer siu was und wi siu hiez. diu vrouwe niht ungesaget liez, wâ von siu was beswæret. 50va hie mit was ez bewæret, dô diu meit alsô genas, daz bî Lanzeletes zîten was dehein ritter alsô guot. er behabete âne widermuot den prîs vor sînen gesellen. ich möht übel gezellen, wi manic manheit er begienc, wan er fruo zuo vienc und behart ez ouch vil manigen tac, mîn her Lanzelet de Lac. Durch der liute niugerne sô entouc mir niht zenberne, ich sage iu daz mære, wer diu vrouwe wære, diu von dem wurm ein wîp wart. waz sol daz langer gespart? ich beriht es iuch sâ. siu hiez diu schœne Elidîâ, von Thîlen eines küniges kint. daz wizzent wol, di wîse sint und di die welt hânt erkant, daz Thîle ist ein lant, ein breit însula in dem mer. dâ ist von wunder manic her,
7974 Lantzeletes W
der selde P saget P entweren P Lantzelet W lantzelet den du lac P Karadigan W karedigan P
... Sie sagte, waz jme geschehen were. Wer sie waz vnd wer sie sint P niht fehlt P von fehlt W
Hie mitte wart offenlich bewert, Do der gast do wol genaß, Daz by˙ Lantzeletes ziten waz Enkein ritter besser noch so guo t. wider mvo t W one allen wider muo t P 149v P
˙ ubel ˙ Jch möchte uch gezellen, ... früge P ouch fehlt P Lantzelet dac Lac W lantzelet du lag P nuo gerne P So endocht nit zunberne P sagete daz zuo mere P
langer me gespart P iv W elýdia W clidra P thylen W thilen P div W
... Tilen ist ein einig lant, ... mere W mere P jnsele P do W Do P here P
7994 thylen W
7962 Lanzelet du Lac Ha 7964 Kardigân Ha 7976 Ha folgt P 7978 Ha folgt P 7980 früeje Ha 7982 Lanzelet du Lac Ha 7985 ze mære Ha 7991 Thîle Ha 7994 ein einlant Ha 7995 insele Ha 7968 Lies begund in mit Ha. Stelle.
7989 Zu berihten siehe Anm. zu V. 5126.
7990 Vgl. zur Problematik des Namens K zur
7957–7996
7960
7965
7970
7975
7980
der mich von dem Leid erlöst hat. Auch mag er von einer Sache guten Trost haben, um die sich das Glück um seinetwillen annimmt: dass er an allen Dingen siegen wird und sich nichts gegen ihn wehren kann.‹ Da nahm Lanzelet de Lac die so schöne Dame und führte sie nach Karadigan. Dort wurde die Aufregung um die Geschichte groß. Es verdross die fremde Dame nicht zu erzählen, was ihr geschehen war. Sie begann öffentlich zu verkünden, wer sie war und wie sie hieß. Die Dame ließ nicht ungesagt, weswegen sie betrübt gewesen war. Hiermit wurde es bewiesen, als die Maid so gerettet wurde, dass zu Lanzelets Zeiten kein Ritter gleich gut war. Er behielt ohne Unmut den Preis vor seinen Gesellen. Ich könnte schlecht erzählen, wie viel Mannheiten er beging, weil er früh damit begann und es auch viele Tage pflegte, mein Herr Lanzelet de Lac.
449
... zu erzählen, was ihm geschehen wäre.
Hiermit wurde öffentlich bewiesen, als der Gast da gut davongekommen war, dass zu Lanzelets Zeiten kein Ritter besser oder gleich gut war.
Ich könnte euch schlecht erzählen, ...
Wegen der Neugier der Leute, 7985
7990
7995
so wäre es für mich nicht schicklich, wenn ich euch die Geschichte nicht erzählen würde, wer die Dame war, die von einem Wurm zu einer Frau wurde. Warum soll das länger aufgeschoben werden? Ich berichte es euch sogleich. Sie hieß die schöne Elidia, das Kind eines Königs von Thile. Das wissen die gut, die weise sind und die die Welt kennen, dass Thile ein Land ist, eine breite Insel im Meer. Dort gibt es unzählige Heerscharen von Wundern,
... dass Thile ein einsames Land ist, ...
450
8000
8005
8010
8015
8020
8025
8030
Text und Übersetzung diu nieman kunde geahten. eine wochen vor wîhenahten sint sô kurz dâ di tage nâch Rœmære buoch sage, dâ manic wunder an stât, daz ein loufære kûme gât vor naht ein halbe mîle. di tage sint ouch ze Thîle ze sumer langer danne hie. ir envreischent vremder mære nie, dan uns dannen sint geseit. Swelich wîp sich an ir hübscheit verwürket und des gedenket, daz si den verschrenket, der ir dienet umb ir minne, 50vb daz kumet ir ze ungewinne. siu unwirdet sich der mite, wan daz ist des landes site, ez enwirt ir nimer jâr vertragen. Nuo wære ze lanc, solt ich sagen, waz diu vrouwe het getân. ir wart verteilet und gelân, daz siu wære ein wurm unz an di stunt, daz si des besten ritters munt von alder welte kuste. dâ von sleich siu ûf ir bruste ze Britânje in einen foreht, wan drin manic guot kneht durch âventiure reit. Als ich dâ vor hân geseit, sô wart siu erlœset von der nôt, als Lanzelet gebôt. ouch was daz ie der frumen rât, daz sich vor valscher missetât wîp und man behuote, wan ez kumet ze allem guote.
8016 Nvo z were zelanc W
di W winachten P roe mere W rümere P do W Do P gegat P 150r P thyle W zithile P zesvmer W Vman somers P erforschent P Danne die vns P
verschrenchent W beschrencket P
Sie enturret sich dar mitte, ... der lant P
˙ sagen, Nuo were zü lang, solte ich uch Was die frowe hat getan, Das ir wart erteilet vnd gelan, ...
kunste P do W Do P sleick P zebrithanie W Zipritange P einem P Wanne dar manig P ˙ vs reit P ouenture
... So wart sie erlösset von jr tot, ... Lantzelet W lantzelet P
150v Vnd was daz ie der frowen rat, ...
Wanne daz komet jme zü P
8022 sleick P] ei unsicher, HaA erwägt slveck
8000 Rômære HaPiper 8005 HaA erwägt Vman P = innan 8006 envrieschent HaPiper 8009 verwurke und des gedenke La (HaHaN) Piper 8010 beschrenke HaPiper 8013 HaA erwägt enturret P = untiuret 8016 HaPiper folgen P 8018 erteilet Ha 8023 Britân Ha 8024 drin] vil Spr 8025 dar în durch Spr 7997 Zu geahten siehe Anm. zu V. 6616. 8000 buoch ist Gen. Pl. (ebenso HaPiper). 8006 Die Konjektur von Ha ist gut möglich, aber nicht notwendig; die Verbalform kann auch als auf Zukünftiges hindeutend gelesen werden, etwa: ›Ihr werdet niemals merkwürdigere Geschichten hören, ...‹ 8010 verschrenken swv. ›mit iner Schranke umgeben, einschließen, versperren‹ etc. (Le III 218), hier wohl freier ›zurückweisen‹ (vgl. Anm. zu V. 6936 – siehe diese auch für beschrenken). 8013 entiuren (P) swv. ›den Wert benehmen‹ (Le I 573).
7997–8032
8000
8005
8010
8015
die niemand zählen könnte. Eine Woche vor Weihnachten sind dort die Tage so kurz nach der Erzählung der Bücher der Römer, in denen viel Wunderbares steht, dass ein Läufer vor der Dämmerung kaum eine halbe Meile zurücklegt. Die Tage in Thile sind im Sommer auch länger als hier. Ihr werdet nie merkwürdigere Geschichten hören, als uns von dort erzählt wurden. Wenn eine Frau sich an ihrer Höfischheit vergeht und daran denkt, den zurückzuweisen, der ihr wegen ihrer Minne dient, wird das ihr Unglück. Sie verliert dadurch ihre Achtung, denn das ist die Sitte des Landes, dass es ihr nicht einmal für die Dauer eines Jahres nachgesehen wird. Nun würde es zu lange dauern zu erzählen, was die Dame getan hatte. Sie wurde dazu verdammt und bestimmt,
8020
8025
8030
dass sie ein Drache wäre, bis sie der Mund des besten Ritters von der ganzen Welt küsste. Deshalb kroch sie auf ihrem Bauch nach Britanje in einen Forst, weil darin viele gute Kerle auf Aventiure ausritten. Wie ich zuvor erzählt habe, so wurde sie von der Not erlöst, wie Lanzelet gebot. Auch war es stets der Rat der Tüchtigen, dass sich Frauen und Männer vor unredlichen Vergehen behüten sollen, denn das kommt ihnen sehr zu Gute.
451
Sie verliert dadurch ihren Wert, ...
Nun würde es zu lange dauern, euch zu erzählen, was die Dame getan hatte, dass sie dazu verdammt und bestimmt wurde, ...
... so wurde sie von ihrem ›Tod‹ erlöst, ... Und es war stets der Rat der Damen, ...
452
8035
8040
8045
8050
8055
8060
8065
8070
Text und Übersetzung Man saget uns ze mære, daz diu vremde meit wære rihtærîn über di hübscheit. Swer in der massenîe streit von ihte, daz an minne war, daz beschiet siu schône und gar, wan siu sô grôze arbeit durch valsche minne vor des leit. Von manigem wunder, daz er tet, sô was mîn her Lanzelet, als ich an dem mære vinde, ein daz liebest gesinde, daz künic Artûs ie gewan. doch enlebet dehein man, der ie gewan zer werlte muot, ern habe gern selbe guot, wandez irlât in blûger bet. hi von gedâhte Lanzelet an sîn erbe ze Genewîs, 51ra wan in dûhte ein unprîs, daz ez stuont an vremder hant. dô warp der küene wîgant ein hervart mit den vriunden sîn. dar an wart ouch wol schîn, daz er was ein geminnet man: di schœnesten reise er gewan, von der uns iender ist gezalt. Artûs, der künic balt, brâht ein schœne schar, driu tûsent ritter wol gar, mit harnasch lûter als ein îs. ouch fuort im der fürste wîs – dêst zwîfel dehein –, von Garnanz, her Wâlwein, tûsent helde wol gemuot, snel, küene und guot, zallen gerechen wol bereit. Dô leit im ein schar breit Torfilaret von Wâlest.
8038 Der P
... Daz die kúnigin edel were ˙ Richtere úber die hubscheit. nichte P minem P
... Das beschiet sie schone vnd gar. ... ... ¶ statt Initiale P Lantzelet W lantzelet P
artus W Daz der kunig arthus P zerwerte W selber gerne P Wanne es ir erlag P bette P Lantzelet W lantzelete P Genewis W jenewis P an] jn P
ouch vil wol P 151r P Artus W Arthus P ˙ Brochte yme ein P mit] Vnd P
Ouch fuo rte jme der ritter wis – ...
Garnantz her Walwein W garnans herre walwan P
gerichten P Dô] Ouch P ¨ Torfylaret von walwest W Corfilaret von waldest P
8049 ir lat W
8035 Ha folgt P, vgl. HaA
8049–8050 bete : Lanzelete P
8056 Ha folgt P
8062 Ha setzt Komma schon nach ritter
8038 bescheiden im Sinne von ›entscheiden, richten‹ kann ich mit Gen. (P) nicht nachweisen (BMZ II/2 100; Le I 203f.). 8049 blûc adj. ›verschämt, verlegen, schüchtern; unentschlossen‹ (BMZ I 214 mit Verweis auf die Stelle; Le I 313). 8052 Zu unprîs siehe Anm. zu V. 447. 8069 Zu zuo gerechen siehe Anm. zu V. 1747. 8071 Zu C für T in P siehe Anm. zu V. 4130. / Zu Torfilaret siehe Anm. zu V. 5898.
8033–8071
8035
8040
Man erzählt uns, dass die fremde Maid Richterin über das höfische Verhalten war. Wenn einer im Gesinde wegen irgendetwas stritt, das mit Liebe zu tun hatte, schlichtete sie es angemessen und vollständig, weil sie zuvor so große Mühsal wegen falscher Liebe gelitten hatte.
453
... dass die edle Königin Richter über das höfische Verhalten war.
... schlichtete sie das angemessen und vollständig. ... ...
D
8045
8050
8055
8060
8065
8070
urch viel Wundersames, das er vollbrachte, so gehörte mein Herr Lanzelet, wie ich an der Geschichte herausfand, zu den liebsten Gefolgsleuten, die König Artus je gewann. Trotzdem lebt niemand, der je Lust auf die Welt bekam, ohne selbst gerne Besitz zu haben, denn das befreit ihn von verschämter Bitte. Deshalb erinnerte sich Lanzelet an sein Erbe zu Genewis, denn er hielt es für eine Schande, dass es in fremder Hand lag. Da organisierte der kühne Kämpfer eine Heerfahrt mit seinen Freunden. Daran zeigte sich auch gut, dass er ein beliebter Mann war: Er warb die schönste Ausfahrt, von der uns jemals erzählt wurde. Artus, der kühne König, brachte eine schöne Schar, genau 3.000 Ritter, mit Rüstungen, heller als Eis. Auch führte ihm der weise Fürst – darüber besteht kein Zweifel – von Garnanz, Herr Walwein, 1.000 wohlgemute Helden herbei, schnell, kühn und gut, in jeder Hinsicht gut vorbereitet. Da sammelte Torfilaret von Walest eine breite Schar für ihn.
Auch führte ihm der weise Ritter – ...
454
8075
8080
8085
8090
8095
8100
8105
Text und Übersetzung di enheten deheinen brest, swaz wol bereiten helden zam. Erec im ouch kam: der fuorte wîgande von Destregâlis, sîm lande, aht hundert ze stiure, îsenîne kovertiure, mit brûnen, scharpfen swerten, wan si des sturmes gerten und in niht flühte was erkant. von Konewâl und von Irlant kômen im zwei grôziu her und von hinnen über mer manic fürst lobehaft. sô schœne was diu ritterschaft, daz siu niht, sô man uns saget, wær vor alder welt verzaget. Tristrant brâht ritter niet, wan er von Lohenîs schiet, daz er dâ niht mohte sîn 51rb durch di liebe der künigîn, Isalden, sîner vrouwen. doch moht man in gerner schouwen danne manigen an der reise: ze nôt noch ze vreise wart nieman frümer, sô man jach, wan es im dicke nôt geschach beidiu naht und tac. Min her Lanzelet de Lac sprach sîn samenunge und bat alt und junge, daz si kœmen vor Karadigân ûf einen bühel wol getân, der hiez ze dem Wilden Ballen. wil ez iu wol gevallen, sô sage ich iu einen schœnen list: Swer dannen ein mîle ist,
hettent enkeinen P bereiten] geru “sten P gezam P ouch vil wol kam P destregalýs W destragalis P Acht hundert justuren P mit yseninen W Jserin kouerturen P prúngen P V. 8081–8082 fehlen P Konewal W Do koment P
151v P wart P Werent P erzaget P ˙ Trystrant W Trystant P Lohenis W lohens P do WP möchte nicht ge Sin P ysalden W Ýsaliden P doch] Do P gerne P zenot W zevreise W nie ma so fro Mir P es fehlt P
Min herre Lantzelet du Lac Sprach sine samunge, Dar alte vnd jung Wol kundent komen von Karedigan, Vff einen búhel wol getan, ... zedem W
˙ einen spehen list: ... So sage ich uch ˙ danne uber ein P
8091 Sin in ge Sin am Beginn von V. 8092 P 8097 Mir so man iach in eigener Zeile P 8102 balt W 8103 karadygan W karediga P
8100 Lantzelet W / MN P
8075 er Spr 8076 Destregâls HaSpr 8077 justiure Ha, dagegen Spr, der W folgt 8078 îsnîne Ha / îsnîn Spr 8082 Kornwâl Ha 8089 Tristant Ha 8100 Lanzelet du Lac Ha 8102–8103 Ha folgt P 8103 Kardigân Ha 8077 Zu stiure (W) siehe Anm. zu V. 1769. 8078 Konjektur, da mit mhd. nur mit Dat. geht (Le I 2178) und dies wiederum gegen den Reim steht. 8091 daz wiederholt die vorhergehende Konjunktion (wan; siehe Mhd. Gramm. § 466) und ist kausal zu lesen. 8101 samunge P = samenunge (Le II 601). 8102 Dieselbe Konjektur für W erwägt schon HaA. balt zu belden (vgl. Anm. zu V. 1012) wäre zwar denkbar, m. E. aber unwahrscheinlich.
8072–8108
8075
8080
8085
8090
8095
8100
8105
455
Denen fehlte es an nichts, was immer gut vorbereiteten Helden ziemte. Auch Erec kam zu ihm: Der führte 800 Kämpfer aus Destregalis, seinem Land, als Unterstützung, eiserne Satteldecken, dazu braune, scharfe Schwerter, weil sie auf Kampf brannten und ihnen die Flucht unbekannt war. Von Konewal und von Irland kamen zwei große Heere zu ihm und viele lobenswerte Fürsten von dorther über das Meer. Die Ritterschaft war so schön, dass sie nicht einmal die gesamte Welt gefürchtet hätte, so sagt man uns. Tristrant brachte keine Ritter, da er Lohenis verlassen hatte, weil er dort wegen der Liebe der Königin, Isalde, seiner Herrin, nicht bleiben konnte. Trotzdem sah man ihn lieber als viele andere bei dieser Ausfahrt: In Bedrängnis und Gefahr wurde niemand tapferer, so behauptete man, weil er oft Tag und Nacht dazu gezwungen war. Mein Herr Lanzelet de Lac rief zu seiner Versammlung und bat alt und jung, dass sie vor Karadigan zu einem schönen Hügel kommen sollten, der Zu dem Wilden Ballen hieß. Wenn es euch gut gefällt, dann erzähle ich euch von einer schönen Kunst: Wenn einer eine Meile entfernt ist,
Mein Herr Lanzelet de Lac rief zu seiner Versammlung, wohin alt und jung von Karadigan leicht kommen konnten, auf einen schönen Hügel, ...
... dann erzähle ich euch von einer klugen Kunst:
456
8110
8115
8120
8125
8130
8135
8140
8145
Text und Übersetzung den dunket des nâch sîner spehe, wi er ein michel ros sehe, gegozzen ûzer êre. ê er danne imer bekêre nâhen ein halbe mîle, sô dunket in an der wîle, wi ez ein kleiner mûl sî. als er aber kumet nâher bî, sô schînet ez als ein hunt. dar nâch in kurzer stunt, sô man beginnet nâher gân, sô ist ez als ein fuhs getân. vil schiere kumet ez dar zuo, ê man diu ougen zuo getuo, daz man dâ niht gesehen mac wan ein gôz, daz ie dâ lac, als ein kugel gedrân. ez en möhte nieman ûf gehân noch von der stat bringen mit keiner slaht dingen durch sîne wunderliche kraft. her kam aldiu ritterschaft, di Lanzelet, der wîgant, 51va solte füeren in sîn lant ze Genewîs, daz sîn erbe was, dâ er mit nôt dâ vor genas. Dô daz mehtige her allenthalben von dem mer ze Lanzeletes reise kam, und swaz rittern gezam, daz in des nihtes brast, und sich manic frumer gast ze vlîze wol geruste, di herren dô geluste, und dûhte si gezæme, daz man boten næme, di sich êren vlizzen
152r P nâhen] Dar wert P duncket man der wile P mil P komet aber nohe P
... So ist es also ein nuß getan. Vil schiere komet man ouch dar zuo , ... niht] mit P
˙ ... Also ein kugelin gidran. nie nieman P noch fehlt P Noch mit kleiner P
Lantzelet W lantzelet P Wolte P Genewis W jenuwis P daz] do P do WP Initiale fehlt P daz mere mechtige P mere W 152v P Lantzeletes W lantzeletes P enbrast P ˙ zevlize W gerustet P
8110 Sehe am Beginn von V. 8111 P
8127–8128 vertauscht P
8112 ie mêr Ha
8124 daz] der Bä
8113 Ha folgt P
8128 l in kleiner P unsicher
8139 Ha folgt P
8120 Den besseren Text haben WHa, da (1) der ›Fuchs‹ die Tierreihe fortsetzt und (2) die ›Nuss‹ kaum größer sein wird als die Kugel bzw. – nicht zufällig in P – das Kügelchen und damit die Linearität stört. Vermutlich ist von einer Verschreibung auszugehen, die darin gründet, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777; Hannink, S. 19). 8124 gôz stmn. ›Metallguss, gegossenes Gefäß‹ (BMZ I 542 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1063). 8125 Zu gedrân siehe Anm. zu V. 7122.
8109–8145
8110
8115
8120
8125
8130
8135
8140
8145
dann scheint es ihm nach seinem Ermessen, als würde er ein großes Ross sehen, gegossen aus Erz. Noch bevor er sich dann auf eine halbe Meile genähert hat, so scheint es ihm mittlerweile, als wäre es ein kleines Maultier. Wenn er aber noch näher heran kommt, dann scheint es ein Hund zu sein. Bald danach, wenn man weiter näher kommt, dann ist es von der Gestalt eines Fuchses. Bald geschieht es, ehe man mit den Augen zwinkert, dass man da nichts sehen kann außer einen Metallklumpen, der schon immer dort lag, gedrechselt wie eine Kugel. Es könnte niemand aufheben noch irgendwie von der Stelle wegbringen wegen seiner wunderbaren Kraft. Die ganze Ritterschaft kam herbei, die Lanzelet, der Kämpfer, in sein Land zu Genewis führen sollte, das sein Erbe war, wo er damals in Not mit dem Leben davongekommen war.
Als das mächtige Heer vom Meer von allen Seiten zu Lanzelets Ausfahrt kam und es ihnen an nichts fehlte, was immer Rittern ziemte, und sich viele tapfere Gäste sehr sorgfältig rüsteten, da gelüstete es die Herren und schien es ihnen angebracht, Boten zu nehmen, die sich um Ehre befleißigten
457
... dann ist es von der Gestalt einer Nuss. Bald kommt man daran, ...
... gedrechselt wie ein Kügelchen.
458
8150
8155
8160
8165
8170
8175
Text und Übersetzung und di wæren verwizzen. di bat man für rüeren, daz si in erfüeren bescheidenlîch in allen wîs, waz rede di von Genewîs Lanzelet verjæhen umb sîn erbe, und ouch gesæhen, wer im wolte gestân. diu botschaft wart dô gelân an Iwân und an Gîoten. di zwêne wâren di boten, wan si wol reden kunden. Di helde in dô befunden in kurzen zîten al daz dinc. si kômen an ein têdinc unverwizzen, von geschihte, dâ ein fürste berihte di von Genewîs ze rehte. dâ wârn ouch guote knehte, di herren vom lande, vil küene wîgande. Swer êt dar zuo tohte, daz er gerîten mohte, der was zuo dem gespræche komen, wan si heten wol vernomen von Lanzelet diu mære, 51vb daz er sô vrum wære, daz er sich niht ûf gesatzte, ê daz man in ergatzte beidiu lasters und schaden. hi von wârn si geladen mit vorhtlicher swære.
8164 do W
8165 Von P
8151 Lanzelete Ha
8173 in W
gewissen P
alle P Genewis W jenuwis P Lantzelet W Lantzeleten jehent P besehent P
ywan W Jwan P ýotten W an angioten P reden] sprechen P
Die helde, die befunden Jn kurzten ziten al daz ding. So koment sie P tegeding P Vnwissende P do W] Daz P 153r P Genewis W jenuwis P zerehte W
Do worent ouch guo te knechte Vnd die herren von dem lande, ˙ wigande. Kune et] ouch P
Lantzelet W lantzelet P diu] ein P
... Das er sie nit vff satzte, ... laster W vorclicher P
8177 vortlicher P?
8164–8165 Ha folgt P
8173 Ha folgt P
8146 verwizzen part. adj. ›verständig; wissend, was sich ziemt‹ (BMZ III 790 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8813; Le III 313; vgl. V. 8882). 8147 vür rüeren swv. intr. ›voreilen‹ (Le III 587). 8149 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 853. 8160 Zu têdinc = teidinc (Ha) siehe Anm. zu V. 6390. 8161 unverwizzen part. adj. ›ohne dass man es weiß oder vermutet‹ (Le II 1972 mit Verweis auf die Stelle). 8162 berihten swv. mit Akk. der Pers. ›auf den rechten Weg bringen, unterweisen‹ (BMZ II/1 641f. mit Verweis auf V. 9443). / Daz P wäre nur mit Dat. in V. 8163 sinnvoll, daher kein Paralleltext. 8173 ›dass er sich nicht beruhigen würde‹ (W mit Konjektur); ›dass er sie nicht beruhigen würde‹ (P) zu gesetzen swv. mit ûf ›machen, dass etwas sich beruhigt‹ (Le I 911)? HaA vermutet kaum zutreffend ›einsetzen‹, gibt aber seine Ratlosigkeit zu verstehen. Ohne Konjektur ist mir W nicht verständlich (wen?). Auch P ist fraglich: Warum sollte er sie beruhigen? ûf setzen PHa (hier) ›aufsätzig, feindselig behandeln‹ (Le II 1701f. mit Verweis auf die Stelle und Fragezeichen; vgl. auch ûfsetzic adj. ›hinterlistig, verschlagen; feindselig gesinnt, aufsässig‹, Le II 1717; anders aber V. 3420) ist jedoch auch problematisch: Zum einen wäre – zumindest nach nhd. Sprachgebrauch – Dat. (in) statt Akk. (sie) zu erwarten, zum anderen irritiert die Verneinung. Die Deutung von Haupt, Sp. 112, der ûf setzen als ›ablassen von einem‹ übersetzt, passt zwar in den Kontext, scheint mir ansonsten aber ohne Halt. Sollte man statt ›beruhigen‹ einfach freier ›Frieden bringen‹ lesen?
8146–8177
8150
8155
8160
8165
8170
8175
und die verständig wären. Die bat man, voraus zu eilen, damit sie für sie (die Fürsten) mit Verstand umfassend in Erfahrung brächten, wie sich die von Genewis Lanzelet gegenüber zu seinem Erbe stellten, und damit sie auch sehen würden, wer sich auf seine Seite stellen würde. Der Botendienst wurde da Iwan und Giot überlassen. Die zwei waren die Boten, weil sie gut reden konnten. Die Helden fanden da für sie (die Fürsten) in kurzer Zeit all diese Sachen heraus. Sie kamen unvermutet, aus Zufall, zu einer Verhandlung, wo ein Fürst die von Genewis rechtens unterwies. Dort waren auch gute Kerle, die Herren von dem Land, sehr kühne Kämpfer. Wenn einer irgendwie dazu fähig war, dass er reiten konnte, war er zu der Beratung gekommen, denn sie hatten die Neuigkeiten von Lanzelet genau vernommen, dass er so tapfer wäre, dass er sich nicht beruhigen würde, ehe man ihn für Laster und Schaden entschädigte. Deshalb waren sie mit angstvollem Kummer beladen.
459
Die Helden, die fanden in kurzer Zeit all diese Sachen heraus.
Da waren auch gute Kerle und die Herren von dem Land, kühne Kämpfer.
... dass er ihnen keinen Frieden bringen würde, ...
460
8180
8185
8190
8195
8200
8205
8210
8215
Text und Übersetzung waz in daz best wær, des giengen si ze râte. Dô kom geriten drâte an disen hof wolgetân Gîôt und Iwân, des zuoname was Penelôî. nuo hœrent, was diu rede sî: Dô si von den rossen giengen, di ritter si enpfiengen als helde lussam. dô tâten si, als in gezam: si vrâgeten ze stunden, wen si dâ funden, der des landes wære oberster rihtære. Dô wart in bescheiden ein herre, der in beiden daz mære rehte beschiet. Er sprach: ›hie en ist küniges niet, wan daz ich dar zuo bin erkant, daz ich beriht ditz lant niuwan durch der fürsten bet. er ist geheizen Lanzelet, der hi künic wesen sol. wir bekennen sîn niht wol, wan daz wir daz hân vernomen, er sî an tugenden vollekomen und an manheit sô behart, daz nie bezzer ritter wart geborn bî unsern zîten. wir wellen sîn gerne bîten als lange, als er gebiutet. ob er uns baz triutet denne sîn vater, der künic Pant, sô mac er liute und lant 52ra nâch sîm gebot halden. wir suln ez gern walden nâch genâden und nâch schulden,
8183–8184 vertauscht W
zerate W
Gyot vnd ywan W Giot vnd Jwan P ˙ zve name W] uber nam P peneloy W peneloý P
153v P si das in P zestvo nden W do WP
... Der dez landes were Recht richtere. in vz bescheiden P der] daz P en fehlt P
˙ Nicht wanne durch fursten P Lantzelet W lantzelet P
bewart P ritter besser P bî] zuo P zweites als] vntze P vns lange bas P pant WP
˙ vnd lant ... So mag er lute ˙ Nach syme gebotte handeln. ˙ Wir sullent es jme gerne wandeln 154r Nach gnoden vnd nach schulden, ...
8187–8188 in einer Zeile W
8188 Ha folgt P 8196 hien ist Ha 8199–8200 bete : Lanzelete Ha 8208 wellens gerne La (Ha) 8213–8214 Ha folgt P 8214 jme P fehlt Ha 8187 lussam = lustsam adj. ›anmutig, lieblich, erfreulich, Wohlgefallen erweckend‹ etc. (BMZ I 1056 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9369; Le I 1993f.). 8205 Zu beherten (WHa) siehe Anm. zu V. 2745. 8210 lange als einfache Verstärkung (›viel, sehr‹) finde ich in den Wbb. nicht belegt; daher kein Paralleltext. 8213 handeln swv. mit Akk. der Pers. ›verfahren mit‹ (BMZ I 632f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1166f.).
8178–8215
8180
8185
8190
8195
8200
8205
8210
8215
461
Was für sie das Beste wäre, darüber gingen sie zu Rate. Da kamen Giot und Iwan, dessen Zuname Peneloi war, eilig an diesen schönen Hoftag geritten. Nun hört, was dort geschah:
Als sie von den Rössern abstiegen, empfingen die Ritter sie wie anmutige Helden. Da taten sie, wie es ihnen ziemte: Sie fragten sogleich, wen sie dort finden könnten, der der oberste Richter des Landes wäre. Da wurde ihnen ein Herr gezeigt, der ihnen beiden die Sache richtig darstellte. Er sprach: ›Hier gibt es keinen König, abgesehen davon, dass ich dazu bestellt bin, dass ich, alleinig auf Bitte der Fürsten hin, für Ordnung in diesem Land sorge. Er heißt Lanzelet, der hier König sein soll. Wir kennen ihn nicht gut, außer dass wir vernommen haben, dass er an Tugenden vollkommen sei und an Mannheit so fest, dass in unseren Zeiten niemals ein besserer Ritter geboren wurde. Wir wollen gerne so lange auf ihn warten, wie er gebietet. Wenn er uns mehr liebt als sein Vater, der König Pant, dann kann er Leute und Land nach seinem Gebot beherrschen. Wir wollen gerne angemessen und rechtschaffen dafür einstehen,
... der der rechte Richter des Landes wäre.
... dann kann er mit Leuten und Land nach seinem Gebot verfahren. Wir wollen für ihn gerne angemessen und rechtschaffen wieder gutmachen, ...
462
8220
8225
8230
8235
8240
8245
8250
Text und Übersetzung swaz wir wider sînen hulden an keinen dingen hân getân. er mac diu dinc an uns begân, daz man in lobet deste baz, und verdienen wir vil gerne daz.‹ Dô her Iwân und her Gîôt vernâmen, daz man in bôt soliche rede, diu wol gezam, und di beste, di ie man vernam, und daz arme und rîche einmüeteclîche mit gemeinem munde jâhen, wolt ez in niht versmâhen, sô diente daz gesinde des küniges Pantes kinde gerne, wan daz wære reht, Dô antwurt in der guote kneht, Iwân Penelôî: ›ob diu rede wâr sî, als wir von iu hân vernomen, sô sîn wir durch daz ûz komen, ich und her Gîôt, daz wir sagen, waz iu enbôt min herre Lanzelet de Lac. er ist enterbet manigen tac. dar umb lât er noch entuot, er enbiutet minne und allez guot den herren, di sich wol enstânt, daz si im sîn lant genomen hânt, ob si sich erkennent dar an; und ist aber dehein man von tumben sinnen sô balt, daz er im sîn lant mit gewalt iht langer nimet, daz wil er klagen. ouch suln wir den widersagen von im und von den vriunden sîn. Künic Artûs, der herre mîn, 52rb der wil ouch sîn ir vîant. dar zuo rîtet in ditz lant
Vers fehlt P hant W déngen habe P
gedienen P ywan W Gyot W Initiale fehlt P jwan vnd gioth P
imam W besten P iema P ein mvo tecliche W Ein müteliche P
pantes W panthis P
˙ ywan vnd penoloý W Ywan pene loý P
Gyot W gioth P waz] daz P Lantzelet W lantzelet du lac P intribet P lag P si W 154v P wol fehlt P
... Vnd sint aber kein man Von tumben sinnen so balt, Das sie jme sin lant mit gewalt Jcht lenger nement, das wil ich clagen. wider sagen W ˙ artus W Der kunig arthus P ditz] das P
8233 vnd W ist mit von überschrieben, das allerdings wohl von neuzeitlicher Hand herrührt 8220 Ha folgt P
8224 besten Ha
8239 Lanzelet du Lac Ha
8247 simen P
8246–8249 Ha folgt P
8249 ich P] er Ha
8221–8231 ist alles Temporalsatz (mit weiteren eingeschobenen Nebensätzen) zu V. 8231–8232. 8230 Zu fehlendem Art. bei Subst. vgl. Mhd. Gramm. § 421; der (wohl nicht seltene) Fall mit vorangestelltem Gen. fehlt allerdings. 8250 widersagen swv. mit Dat. der Pers. ›Fehde ankündigen‹ (BMZ II/2 22f.; Le III 851f. mit Verweis auf die Stelle).
8216–8254
8220
463
was immer wir an irgendwelchen Sachen gegen sein Wohlwollen getan haben. Möge er an uns jene Sachen vollbringen, für die man ihn umso mehr loben wird; das werden wir sehr gerne mit Dienst vergelten.‹
Als Herr Iwan und Herr Giot
8225
8230
8235
8240
8245
8250
vernahmen, dass man ihnen eine solche Rede entbot, die anständig war, und die beste, die jemals ein Mann vernommen hatte, und dass Arme und Reiche einmütig wie aus einem Mund versicherten, dass, wenn er (Lanzelet) es nicht als Schmähung auffassen würde, das Gesinde dem Kind des Königs Pant gerne dienen würde, denn das wäre Recht, da antwortete ihnen der gute Kerl, Iwan Peneloi: ›Wenn die Rede wahr ist, wie wir von euch vernommen haben, dann sind wir deshalb ausgeritten, ich und Herr Giot, damit wir sagen, was euch mein Herr Lanzelet de Lac ausrichten lässt. Er ist viele Tage enterbt gewesen. Deshalb unterlässt er nicht, dass er den Herren Freundschaft und allen Besitz bietet, die gut verstehen, dass sie ihm sein Land genommen haben, wenn sie das richtig beurteilen; und ist aber irgendein Mann durch törichten Verstand so kühn, dass er ihm sein Land mit Gewalt irgendwie länger vorenthält, will er das beklagen. Auch sollen wir denen von ihm und von seinen Freunden Fehde ansagen. König Artus, mein Herr, der will auch deren Feind sein. Außerdem reiten viele Fürsten
... und sind aber irgendwelche Männer durch törichten Verstand so kühn, dass sie ihm sein Land mit Gewalt irgendwie länger vorenthalten, will ich das beklagen.
464 8255
8260
8265
8270
8275
8280
8285
8290
Text und Übersetzung manic fürste wol geborn. Si hânt lîp und guot verlorn, di sich niht wellen süenen wider Lanzeleten, den küenen.‹ Dirr rede mengelich erschrac. nuo het Lanzelet de Lac in dem lande ze Genewîs einen mâc, der was ein fürste wîs, genant der herzoge Aspiol. der kunde sîn rede harte wol. der selbe het behalten mit tugenden manicvalten und nâch den êren sînen di edelen Klârînen, Lanzeletes muoter. der edel degen guoter antwurt für di andern sô: ›ir herren, wir sîn harte vrô, daz wir den tac gelebet hân und ist ez uns sô wol ergân, daz wir noch suln beschouwen den sun mîner vrouwen und unsern rehten rihtære. ist aber ieman swære diu selbe rede, der ich dâ gihe – des ich mich doch niht versihe –, der ist tump und ungemuot; wan ich hânz hie sô guot und mîne vriunde, di mir gestânt, di mir nihtes abe gânt, daz er nimer hinnen kæme mit êren, ob ich vernæme, daz sich ieman mir satzte wider.‹ Des antwurten si alle sider, di fürsten, mit fuoge: ›wir hân êren genuoge, an swaz dinges ir welt, wan ir sint sô ûz erwelt
8259 nach clack P
erborn P ¶ fehlt P sue men P Lantzeleten W lantzeleten P
Do vorchtent sie den nachclack. Lantzelet W lantzelet dulac P Genewis W Vers fehlt P einen mâc fehlt P Aspýol W aspiol P
Der kunde sprechen harte wol. manic valten W maniualten P sinne P clarinen W clarinne P Lantzeletes WP
Der mere tegen guo ter ˙ ˙ die andern so: fur 155r Antwurte
Vnd es vns ist P
... Vnd dez landes richtere. do W rede die ich gihe P
... Das were dumb vnd vngemuo t; ...
mir iema P
hân fehlt W vsser welt P
8263 genant schon am Ende von V. 8262 P
8256 ¶ fehlt Ha 8260 Lanzelet du Lac Ha folgt P 8277 Ha folgt P 8287 Ha folgt P
8263 Aspjol Ha
8264 Ha folgt P
8268 Clârînen Ha
8274 Ha
8259 nach clack P ist problematisch, eventuell ist nâchklage stf. ›querimonia sive actio post rem transactam superveniens‹ (Le II 8), also ›Beschwerde‹, hier wohl eher ›weitere Anschuldigung(en)‹ zu lesen. 8280 Zu versehen siehe Anm. zu V. 4976. 8290 Konjektur, da ich êren swv. intr. nicht nachweisen kann. Allenfalls könnte man eingespartes Akk.-Obj. (Lanzelet?) annehmen.
8255–8292 8255
465
von hoher Geburt in das Land. Sie haben Leben und Besitz verloren, die nicht Lanzelet, dem kühnen, Sühne leisten wollen.‹
Über diese Rede erschraken viele.
Da fürchteten sie weitere Anschuldigungen.
8260
8265
8270
8275
8280
8285
8290
Nun hatte Lanzelet de Lac in dem Land zu Genewis einen Verwandten, der ein weiser Fürst war, genannt der Herzog Aspiol. Der verstand sich gut auf seine Rede. Derselbe hatte mit vielerlei Tugenden und entsprechend seinen Ehren die edle Klarine, Lanzelets Mutter, in seine Obhut genommen. Der gute edle Degen antwortete für die anderen so: ›Ihr Herren, wir sind sehr froh, dass wir den Tag erlebt haben, und es uns so gut ergangen ist dass wir den Sohn meiner Herrin noch sehen werden und unseren rechten Richter. Wenn aber irgendjemanden die selbige Rede bekümmert, die ich da sage – das erwarte ich jedoch nicht –, so ist er töricht und übel gesinnt; denn ich bin hier so mächtig und ebenso meine Freunde, die mir beistehen und die mir nichts abschlagen, dass er niemals mit Ehren davonkommen würde, wenn ich vernehmen würde, dass jemand sich mir widersetzte.‹ Darauf antworteten sie nun alle, die Fürsten, mit Anstand: ›Wir werden große Ehre haben an dem, was immer ihr wollt, denn ihr seid so auserwählt
Der konnte sehr gut sprechen.
Der gute berühmte Degen antwortete für die anderen so:
... und den Richter des Landes.
... so wäre das töricht und verdrießlich; ...
466
8295
8300
8305
8310
8315
8320
8325
Text und Übersetzung 52va an lûterlichen triuwen, ez en mac uns niht geriuwen; swaz wir iu dienen, daz ist wol.‹ Dô bat der fürste Aspiol, daz di herren alle swüeren, ê daz si dannen füeren, daz si enweder liezen vor burc, lant noch urbor und dâ niht næmen abe, wan daz si lîp und alle ir habe antwurten âne gedinge dem edelen jungelinge, Lanzelet, ir herren. sô en möht in niht gewerren und ez wære in daz beste. Dô reten ouch di geste, di boten und daz lantdiet, den fürsten wære sô wæge niet sô rehter volge an der nôt. dô tâten si, daz in gebôt der herzoge Aspiol von Tîmant – alsô was sîn burc genant. Dô wart zesamene getragen ein suone, als ich wil sagen, daz von Genewîs di herren balt in des herzogen gewalt ergæben bürge und lant, und swenne Lanzelet, der wîgant, zuo in geruoht rîten, sô ensolten si niht bîten, wan daz si ân alle rede ir lîp, dar zuo kint und wîp antwurten, swar er wolde. von silber und von golde buten si im grôzen hort und sô êrbæriu wort, diu in wol gezâmen.
8315 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P 8296 Aspjol Ha
8313 Aspjol Ha
aspýol W aspiol P
... e sie dannen füren, 155v Vnd das die herren alle swüren, ...
do W] dir P sin P an P Lantzelet W Lantzileten P
Das enmöchte in nit geweren ...
lant diet W
aspyol von Týmant W Aspiol von jwant P [¶] statt Initiale P ˙ wil P ich uch Genewis W jenuwis P herren] heilde P Ergabent P Lantzelet W lantzelet P jme P on W] an P 156r P dar zuo] Beide P antwrtent P Erbuten P
... Vnd also michel wort, ...
8328 erbere W
8316 Ha folgt P
8298 Vnd P ›auch‹. 8300 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. 8301 dir P ist wohl als der zu lesen. 8302 sin P ist wohl si den (erwägt auch HaA). 8303 Zu (âne) gedinge siehe Anm. zu V. 7252. 8310 wæge adj. (hier) ›vorteilhaft‹ (Le III 634f.). 8311 an der nôt meint wohl nicht, dass den Fürsten die Entscheidung bereits abgenommen wurde (wegen der Bedrohung durch Lanzelet und seine Verbündeten; so PéBuSp), sondern den allgemein schlechten Zustand des (herrenlosen) Landes (so auch We; unbestimmt Ke). BMZ II/1 408f. belegt die Wendung mit beiden Optionen, häufiger ist die zweite.
8293–8329
8295
8300
8305
8310
8315
8320
8325
an reiner Treue, dass es uns nicht schaden kann; was immer wir euch zum Dienst tun, das ist gut.‹ Da bat der Fürst Aspiol, dass die Herren alle schwören sollten, ehe sie von dannen fuhren, dass sie weder Burg, Land noch Zinsgut vorenthalten und nichts davon nehmen sollten, sondern dass sie das Leben und ihren ganzen Besitz bedingungslos dem edlen Jüngling Lanzelet, ihrem Herrn, überantworten sollten. So könnte es ihnen nicht schaden und es wäre das Beste für sie. Da redeten auch die Gäste, die Boten und das Landvolk, dass den Fürsten in der Not nichts so vorteilhaft wäre wie rechte Gefolgschaft. Da taten sie, wie ihnen der Herzog Aspiol von Timant – so wurde seine Burg genannt – geboten hatte.
467
... ehe sie von dannen fuhren, dass die Herren auch alle schwören sollten, ...
Das könnte ihnen nicht schaden ...
D
a wurde eine Versöhnung erreicht, wie ich erzählen will, dass die kühnen Helden von Genewis Burgen und Länder in die Gewalt des Herzogs geben würden, und wenn Lanzelet, der Kämpfer, zu ihnen reiten würde, dann würden sie nicht zögern, sondern ihm ohne irgendeine Widerrede ihr Leben und dazu Kinder und Frauen überantworten, wohin er sie auch wollte. Von Silber und von Gold boten sie ihm einen großen Schatz und so ehrenvolle Worte, die ihnen gut ziemten.
... und so viele Worte, ...
468 8330
8335
8340
8345
8350
8355
8360
8365
Text und Übersetzung di boten des eide nâmen, Gîôt und her Iwân, daz ez mit triuwen wære getân. 52vb Dô fuoren di boten ze stunden, dâ si Lanzeleten funden. si sageten im diu mære, wi der rede wære. Der helt sich schiere beriet. dô was dâ widerrede niet, diu suone behaget in allen wol. vröude wart diu reise vol, daz si muosen rîten âne widerstrîten vrîlîch und âne widersatz, dâ michel golt und schatz wætlich was vil manigem man. Nuo bunden si di banier an, mit schalle si sich zierten. di helde buhurdierten, di Lanzelet mit gelfe wâren komen ze helfe, wan si dâhten dar an, daz eim iegelichen man âne vorht vröude baz stât danne dem, der di sorge hât. Nuo fuort Lanzelet, der helt, manigen ritter ûz erwelt ze Genewîs, dar er gerne kam. dâ enpfienc man in, sôz wol gezam. sîne mâge wâren di erren, dar nâch di lantherren, di im und sînen gesellen durch ir tugentlichez ellen erbuten solhe wirdicheit, daz uns niender ist geseit von rîcherm gruoze.
Gyot W Gioth P ywan W jwan P zestvo nden W Dô] [¶] Dez P do W Do P Lantzeleten W lantzeleten P
Sie sagtent jme mere, ... heilt schiere sich bereit P
Das Ywan do wider rede niet, ... Der suo ne P Fröiden P wider striten W wider satz W und fehlt P do W Do P manigen W di] ir P baner P bvherdierten W buhiertent P Lantzelet W lantzelet P zehelfe W 156v P
Danne der grosse sorge P Lantzelet W lantzilet P Genewis W jenuwis P do W Do P
8333 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P 8338 wider rede W / ywans P 8341–8342 in einer Zeile W 8355 davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für Zwischentitel) 8340 Ha folgt P 8337 Die Verschreibung in P (Reim!) war wohl zu jeder Zeit als solche erkennbar, daher kein Paralleltext. Vgl. zu bereden aber V. 5230, 6291. 8338 Lies rede = rete = redete P, vgl. Anm zu V. 6025. 8340 reise stf. meint hier den ›Heereszug‹ (Le II 393f.) und speziell die daran Teilnehmenden; vgl. V. 8432, 9063. Die Bedeutung fehlt in den Wbb. / Zu vröude siehe Anm. zu V. 6506. 8345 Zu wætlich siehe Anm. zu V. 1819. Freier ist wohl zu lesen (für V. 8344–8345): ›wo sehr vielen Männern viel Gold und Schätze zufallen würden‹. 8349 Zu gelf siehe Anm. zu V. 3769.
8330–8365 8330
469
Die Boten nahmen dafür den Eid, Giot und Herr Iwan, dass es in Treue geschehen wäre.
D
8335
8340
8345
8350
8355
8360
8365
a fuhren die Boten sogleich dorthin, wo sie Lanzelet fanden. Sie erzählten ihm die Geschichte, wie die Sache stünde. Der Held beriet sich schnell. Da gab es dagegen keine Widerrede, die Versöhnung gefiel ihnen allen gut. Der Heereszug wurde voll Freude, dass sie ohne Widerstand friedlich und ohne Hindernis hinreiten konnten, wo sehr vielen Männern viel Gold und Schätze zufallen würden. Nun banden sie die Banner an, sie zierten sich mit Freudenlärm. Die Helden buhurdierten, die Lanzelet mit großem Lärm zu Hilfe gekommen waren, denn sie dachten daran, dass einem jeden Mann, der keine Furcht hat, die Freude besser steht, als dem, der Sorgen hat.
Nun führte Lanzelet, der Held, viele auserwählte Ritter nach Genewis, wohin er gerne kam. Dort empfing man ihn, wie es sich gehörte. Seine Verwandten waren die ersten, danach die Landherren, die ihm und seinen Gesellen um ihres tugendhaften Mutes willen solche Würde darboten, dass uns niemals von einem prächtigeren Gruß erzählt worden ist.
Dass Iwan da nicht dagegen gesprochen hatte, ...
470
8370
8375
8380
8385
8390
8395
Text und Übersetzung Nuo schuof mit guoter muoze mîn her Lanzelet de Lac beidiu naht und tac, swaz im künic Artûs riet. di fürsten sûmden sich niet und ouch di guoten knehte, di ez solten tuon von rehte: si satzten ûf vil schône 53ra Lanzeleten di krône nâch küniclicher gewonheit. si swuoren im des einen eit, daz si im nihtes abe giengen. Ir lêhen si enpfiengen von dem künige wol gezogen, fürsten, grâven, herzogen, vrîen und dienestman. einen grôzen hof er gewan: Diu lantmenige zuo im sluoc. di suone man sô zesamen truoc, daz man dem helde balt übergulte zehenvalt, daz im was versezzen. dô enwolt er niht vergezzen der an geborner milticheit: golt, silber, pfeller breit gap der edel wîgant den guoten knehten, di er dâ vant, und ouch di mit im kâmen, di guot umb êre nâmen oder durch geselleschaft. Hi behielt sînes lobes kraft Lanzelet der rîche. er wirbet sæliclîche, swer mit frümicheit begât,
8373–8374 in einer Zeile P 8392 do W 8398 seilicliche W / Erwurbet P
Lantzelet W lantzilet dulac P ˙ artus W der kunig arthus P somtent sie ouch nit P ouch fehlt P Die sassen vff die crone P Lantzeleten W lantzelet schone P 157r P in W Vnd swuo rent des ir eit P
... Grouen vnd hertzogen frýen, ... dienest man W ¶ fehlt P zuo samen truo g P Vers fehlt P ˙ ˙ P vber gulte W Sine uberg ulte daz] Die P wolte P geborn P
Golt, silber, scharlat bereit Gap der edele wigant Den guo ten knechten, die er da vant, ... ouch fehlt P
¶ Hi fehlt P Behielt er lobes krafft P Lantzelet WP
Er wurbet wissecliche, ...
8395 hie behielt am Versende gestrichen P
8396 vgl. für P Anm. zu V. 8395
8367 Lanzelet du Lac Ha 8370 sich ouch niet Ha 8371 Ha folgt P 8374 Lanzelete Ha 8393 im] in Hannink, der hier an die guoten knehte denkt 8396 ¶ fehlt Ha
8383 ¶ fehlt Ha
8366 muoze stf., das mhd. üblicherweise noch in der ursprünglichen Bedeutung ›gegebene freie Zeit‹, freier dann (negativ) ›Bequemlichkeit, Untätigkeit‹ gebraucht wird (BMZ II/1 271f.; Le I 2249; DWb XII 2771f.), scheint hier mit dem heute üblichen (positiven) Denotat ›Zeit, (innere) Ruhe für etwas, eine Tätigkeit‹ gebraucht; entsprechend übersetzen WePéBuSpKe. 8383 zuo slâhen stv. intr. ›heran-, zusammenkommen‹ (BMZ II/2 370 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1187; vgl. HaA). 8387 versitzen stv. tr. ›etwas hingehen, unbeachtet lassen, (zu leisten) versäumen‹ (BMZ II/2 336f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 230f.). 8389 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 8390 Zu pfeller (W) siehe Anm. zu V. 201. / Zu scharlât (P) siehe Anm. zu V. 2596. 8396 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 8398 wizzen(t)lich (P) adj. ›bekannt, offenkundig, bewusst‹ (Le III 962) ist problematisch, es ist wohl wîslich (vgl. V. 2199) zu lesen.
8366–8399
8370
8375
8380
8385
8390
8395
Nun schuf mein Herr Lanzelet de Lac mit guter Muße Nacht und Tag, was immer ihm König Artus riet. Die Fürsten säumten sich nicht und auch die guten Kerle, die es rechtens tun sollten: Sie setzten Lanzelet völlig angemessen nach königlichem Brauch die Krone auf. Sie schworen ihm einen Eid darauf, dass sie wegen nichts von ihm abfallen würden. Sie empfingen ihre Lehen von dem gut erzogenen König, Fürsten, Grafen, Herzöge, Freie und Dienstmänner. Er veranstaltete einen großen Hoftag: Das ganze Landvolk kam herbei. Man erreichte eine Versöhnung, sodass man dem kühnen Helden zehnfach vergalt, was er versäumt hatte. Da wollte er nicht auf die angeborene Freigebigkeit vergessen: Gold, Silber, breite Streifen von Seidenzeug gab der edle Kämpfer den guten Kerlen, die er dort vorfand, und auch denen, die mit ihm gekommen waren, die Besitz für Ehre oder für Gefolgschaft nahmen. Hier behielt Lanzelet, der prächtige, die Fülle seines Lobes. Er lebt glücklich, der mit Tapferkeit erreicht,
471
... Grafen und freie Herzöge, ...
Gold, Silber, breite Streifen von fein gefärbtem Wollzeug gab der edle Kämpfer den guten Kerlen, die er dort vorfand, ...
Er lebt weise, ...
472 8400
8405
8410
8415
8420
8425
8430
8435
Text und Übersetzung daz er dâ heim wirde hât; wan den lop von den lantliuten sol nieman verkiuten. Ditz bedâhte Lanzelet de Lac manigen wünneclichen tac, dô er sîn lant berihte. er dankte der geschihte sîm neven, der der triuwen wielt, daz er im sîne muoter behielt, diu ir kint vil gerne sach. ir ietwederz dem andern verjach vil liebes und leides. Nuo manet ouch ir eides Lanzelet, der wîgant, 53rb di fürsten wîten erkant, daz ez ir wille wære, daz Aspiol der mære, der getriuwe neve sîn, und Klârîne, diu künigîn, des landes di wîle solten pflegen, unz daz der tiurliche degen sîne kintheit überwunde und ouch unz er befunde, ob im die van Dôdône jæhen der krône von Iweretis lande. Dem edelen wîgande fuocte sich sîn dinc ze heile: im wâren an allem teile di sîne vil gehôrsam. der herre dô urloup nam, Lanzelet der stæte, mit der reise, di er hæte vrœlîch in daz lant brâht. Swes dem helde was gedâht, des was ir wille wol bereit. ez ist ein alt gewonheit, daz man dem sæligen ie
heima P 157v P beide den fehlen P Das sol niema P Lantzelet W DAs P lantzilet dv lac P
ir fehlt P manet ouch] begunde ouch manen P Lantzelet W Lantzilet P ˙ Sine furste P ez] echt P aspyol W aspiol P clarýne W clarine P des] Sines P ˙ unz] Wisse P truliche P unz] vierse P dodone W von dodone P ywaretis W luo reters P ¶ fehlt P 158r P urloup] einer lop P Lantzelet WP
Was den heilden waz gedacht, ... Das P
... Das man dem seligen ie
8437 seiligen W 8401 Ha folgt P 8403 Lanzelet du Lac Ha 8410 Ha folgt P 8416 Aspjol Ha 8418 Clârîn Ha des landes Spr 8423 von La (Ha) 8425 Iwaretes Ha 8426 ¶ fehlt Ha 8434 ¶ fehlt Ha
8419 die wîle
8401 lop ist mhd. stnm. (Le I 1954). 8402 verkiuten swv. ›sich wogegen erklären‹ (BMZ I 831 mit Verweis auf die Stelle; Le III 144; vgl. HaA). 8404 ist adverbialer Akk. der Zeiterstreckung (siehe Mhd. Gramm. § 355). 8432 HaA liest reise synonym für reisegesellen, wie es schon in V. 8340 (siehe dort) vorliegt; ebenso WePéBuKe. Sp lässt Lanzelet sich von dem ›Heerbann‹ verabschieden.
8400–8437 8400
473
dass er zu Hause angesehen ist; denn niemand soll sich gegen das Lob der Landsleute stellen.
D
8405
8410
8415
8420
8425
8430
8435
ies bedachte Lanzelet de Lac an vielen herrlichen Tagen, während er über sein Land herrschte. Er dankte seinem treuen Verwandten für die Sache, dass er für ihn seine Mutter in seine Obhut genommen hatte, die ihr Kind sehr gerne sah. Ein jeder von ihnen erzählte dem anderen viel Angenehmes und Leidvolles. Nun erinnerte Lanzelet, der Kämpfer, die weithin bekannten Fürsten auch an ihren Eid, dass es ihr Wille wäre, dass der berühmte Aspiol, sein getreuer Verwandter, und Klarine, die Königin, solange über das Land herrschen sollten, bis dass der teure Degen seine Kindheit überwunden hätte und auch bis er herausgefunden hätte, ob ihm die von Dodone die Krone von Iwerets Land zugestehen würden. Für den edlen Kämpfer wandten sich alle seine Sachen zum Guten: Die Seinen waren ihm in jeder Hinsicht sehr gehorsam. Da nahm der Herr Abschied, der standhafte Lanzelet, mit dem Heereszug, den er guten Mutes in das Land gebracht hatte. Was immer der Held im Sinn hatte, dazu war ihr Wille gerne bereit. Es ist eine alte Sitte, dass man dem Glücklichen stets
Was immer die Helden im Sinn hatten, ...
... dass man dem Glücklichen stets
474
8440
8445
8450
8455
8460
8465
8470
Text und Übersetzung gerne diende, swi man ez an gevie. Sus behabete sælde und prîs der junge künic von Genewîs, der wol gezogen wîgant. als er nuo bürge und lant ze stæte wol bewarte und er vor nieman sparte, swaz er gereites mohte hân, dô was ez im sô wol ergân, daz der ritter was enkeine, im wære grôz oder kleine sîner gâbe worden etswaz. dâ von wart er gelobet baz danne kein sîn gelîche. Nuo schieden minnenclîche von im di fürsten mit irn scharn 53va und bâten in got bewarn. Si gelobeten allesament daz, daz si dehein künic baz in sîne reise möhte bringen ze angestlichen dingen danne Lanzelet, der küene degen. dâ mit riten si ze wegen aller menelîch hin heim. aber Lanzeletes œheim fuort den helt dannen ze hûse mit sînen mannen. Dô brâht der künic von Genewîs ze Karadigân sô hôhen prîs, daz al di welt wunder nam, daz im sîn dinc sô wol kam. Nuo lât iu grôz gelücke sagen: in disen wünneclichen tagen, dô der künic Artûs mit Lanzelet was ze hûs ze Genewîs, als ir hânt vernomen, in des wâren boten komen,
Gerne diende, was er ane gie. ¶ statt Initiale P genewis W van jenewis P junge fehlt P wolgezogen W wol gezagen P zestete W staten P beharte P
... Vnd er vor nieman sparte Die habe, die er mochte han, ... enkeiner P enwere P
Do von wart er gelobet bas Danne kein sin eben riche. mýnnecliche P 158v P jr P gelobenten W loptent P ¶ fehlt P
˙ ... Das sie kein kunig bas Jn sine reise möchte bringen Zuo engstlichen dingen. ... Do mitte rittent sie zuo wegen Aller menglich hin heim. Lantzeletes W lantzeletes P von dana P zehuse W Mit zü huß mit P
Dez brochte der ku “nig von Jenewis ˙ pris, Zuo Karedigan so hohen Das es alle die lúte wunder nam, Daz jme sin ding wol kam. Initiale fehlt P artus W arthus P Lantzelet W lantzelet P zehvs W Genewis W jenewis P ˙ Ywan dez P
8438 gerne diende P am Ende von V. 8437 8450 do W / Bas am Beginn von V. 8451 P 8459 Lantzelet W 8460 do W / zewegen W 8465 Genewis W 8466 karadygan W / hehen W 8469 gen in sagen W rechts ausgeworfen nach V. 8468 8471–8472 in einer Zeile P 8448 Ha folgt P
8453 Ha folgt P
8455 ¶ fehlt Ha
8461 Ha folgt P
8465 ¶ fehlt Ha
8466 Kardigân Ha
8445 gereites W ist wohl gereite adv. ›mit Fertigkeit, leicht und schnell, gern, alsbald‹ (Le I 877). 8448–8449 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 8456–8459 Der Paralleltext für P ist fraglich (Fehlvers). 8461 manlîche, menlîche (W) adv. ›in Mannes Art, auf mutige, tapfere Weise‹ (Le I 2033f.). 8474 Lies ich wæn P?
8438–8474 gerne diente, wie immer man es begann.
475 gerne diente, was immer er in Angriff nahm.
S
8440
8445
8450
8455
8460
8465
o behielt der junge König von Genewis Glück und Ruhm, der gut erzogene Kämpfer. Als er nun Burgen und Länder dauerhaft gut bewahrte und er niemandem gegenüber sparsam war mit dem, was immer er gerne haben konnte, da war es ihm so gut ergangen, dass es keine Ritter gab, die nicht viel oder ein wenig von seinen Geschenken erhalten hätten. Deshalb wurde er mehr gelobt als irgendjemand seinesgleichen. Nun trennten sich die Fürsten mit ihren Scharen freundschaftlich von ihm und baten Gott, auf ihn Acht zu geben. Sie gelobten es allesamt, dass kein König sie leichter zu seiner Ausfahrt zu schrecklichen Dingen bewegen könnte als Lanzelet, der kühne Degen. Damit machten sie sich sehr tapfer auf den Weg nach Hause. Lanzelets Oheim (Artus) aber führte den Held mit seinen Männern weg auf seine Burg. Da brachte der König von Genewis so großen Ruhm nach Karadigan, dass es die ganze Welt wundernahm, dass ihm seine Sache so gut gelungen war.
Nun lasst euch von großem Glück erzählen: 8470
In diesen herrlichen Tagen, als der König Artus mit Lanzelet in der Burg in Genewis war, wie ihr vernommen habt, waren inzwischen Boten gekommen,
... und er niemandem gegenüber sparsam war mit dem Besitz, den er haben konnte, ...
Deshalb wurde er mehr gelobt als irgendjemand, der gleich reich war.
... dass kein König sie leichter zu seiner Ausfahrt zu schrecklichen Dingen bewegen könnte. ... Damit machten sie sich alle auf den Weg nach Hause.
Deshalb brachte der König von Genewis so großen Ruhm nach Karadigan, dass es alle die Leute wundernahm, dass ihm seine Sache gut gelungen war.
476 8475
8480
8485
8490
8495
8500
8505
8510
Text und Übersetzung vil küene wîgande von Iweretes lande. di fuorten prîsant mære, drîzic soumære, geladen mit rîchen krâmen, daz nie von Kriechen kâmen noch von Salenicke pfeller alsô dicke und di besten, di diu welt hât; beidiu samît und ziklât, zobele, vederen hermîn, di endorften niht bezzer sîn, und gesmîdes vil von golde; swaz man vrouwen solde würken drûz oder machen, des was mit vremden sachen diu gezierde niht kleine. von edelm gesteine was diu gâbe vollekomen. 53vb di boten heten ouch genomen krâm, der was unkostebære an sîm namen, doch er wære sîner tiure maniger marke wert. ez was ein netze und daz swert, daz Iweret, der helt, truoc, dâ mit er alle di ersluoc, mit den er ie strîtes began, wan daz der sælige man, Lanzelet, der von genas, als sîn gelücke guot was. Daz sahs was schœne und hart, daz nie künic sô rîche wart, wan dem ez wol gezæme. daz netze was ouch genæme, als ez von rehte solde, von sîden und von golde
8486 sint W
vil fehlt P wiganden P yweretes W meretes P
Vnd fürtent gebe mere, Starcke somere, ... 159r P salwecke P besten] tu “rsten P beidiu fehlt P Samet P
... Zobeln, vedern herin, ... besser nit P van P ˙ Dar vs wurcken oder machen P
Kram vnkoßbes s P er doch P turz P daz] ein P yweret W meret P ie fehlt P striten P seilige W daz fehlt P Lantzelet WP der vor P 159v P sahs fehlt P Wanne das ime wol gezeme P rechten P
8495 Abbreviatur unsicher P
8483 und fehlt Spr, der auf V. 8515 verweist 8484 beidiu fehlt Ha 8501 strîtes ie Ha 8503 Ha folgt P 8505 Initiale fehlt Ha 8477 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (P) siehe Anm. zu V. 449. 8482 Zu pfeller siehe Anm. zu V. 201. 8484 ziklât, ciclât stm. ›verschiedenfärbiger Seidenstoff, manchmal zweifärbig oder mit Gold durchwirkt‹ (Brüggen 1989, S. 292; vgl. Le II 914. III 1111f. mit Verweis auf die Stelle; Pé, S. 393, Anm. 130; Ke, S. 227). 8485 veder, vedere ist mhd. stswf. und hier als ›flaumiges Pelzwerk‹ zu lesen (Le III 38). 8495 unkostebære adj. ›nicht kostbar‹ (BMZ I 865; Le II 1902, beide nur mit diesem Beleg). 8497 z in turz P als missverstandene Abbreviatur? 8498 netze stn. meint hier und im Folgenden ein kostbares ›Fliegennetz‹ (BMZ II/1 330 mit Verweis auf die Stelle). 8505 sahs stn. ›langes Messer, kurzes Schwert‹ (BMZ II/2 24 mit Verweis auf die Stelle; Le II 573).
8475–8510 8475
8480
8485
8490
8495
8500
8505
8510
sehr kühne Kämpfer aus Iwerets Land. Die brachten gewaltige Geschenke, 30 Saumtiere, geladen mit kostbarem Kram, sodass niemals aus Griechenland noch aus Salenicke so viel Seidenzeug gekommen war – und das Beste, das die Welt hat; sowohl Seidenbrokat wie golddurchwirkter Seidenstoff, Zobel- und Hermelinpelz, die konnten nicht besser sein, und viel goldenes Geschmeide; was immer man für Damen daraus fertigen oder machen sollte, dazu gab es nicht wenig an Zierrat von fremder Art. Mit edlem Gestein wurde die Gabe vervollkommnet. Die Boten hatten auch Sachen mitgenommen, die ihrem Namen nach nicht kostbar waren, die aber ihrem Wert nach vielen Mark entsprachen. Es waren ein Netz und das Schwert, das Iweret, der Held, getragen hatte, womit er all jene erschlug, mit denen er jemals zu kämpfen begann, außer dass der glückliche Mann, Lanzelet, mit dem Leben davonkam, weil sein Glück groß war.
D
as Schwert war schön und hart, sodass nie ein König so reich wurde, dass es ihm nicht gut gepasst hätte. Auch das Netz war angenehm, wie es rechtens sein sollte, aus Seide und aus Gold
477
... und brachten gewaltige Gaben, kräftige Saumtiere, ...
... Zobelpelz und edle Federn, ...
478
8515
8520
8525
8530
8535
8540
8545
Text und Übersetzung harte wol gestricket. ûf di maschen wâren geschicket guldîn kasten reine, dar in edel gesteine von alder welt daz beste. daz netze was vil veste gemachet wol ze der wîs, daz mîn vrouwe Iblîs drunder ligen solte, swenne siu ruowen wolte. ez ist ein wârheit, niht ein spel, daz netze was sinewel, in einen knopf wol gemaht, der was ein stein von vremder slaht und ist galazîâ genant. umb den ist ez sô gewant, daz er ist kalter danne ein îs, als in schreib ein künic wîs, der bekant alle edel steine, beidiu grôz und kleine. er hiez Evax von Arabîâ. der sprach: ›der stein galazîâ ist edel und tiure; 54ra und læger in eim fiure ein jâr, ern würde nimer warm. swer in treit, der enwirt niht arm, und swâ er bî den liuten ist, dâ enschadet dehein zouberlist den mannen noch den wîben.‹ Hie mit lân wir belîben sîne natûre und sîn kelte, wan mir nieman zelte iht mêr von des steines kraft. ein guldîn keten was gehaft dar an, diu der von gienc, dâ mit man daz netze hienc hôhe ûf, swi man gerte. an dem krâme und an dem swerte
meschen W
Von der welte das aller beste P
yblis W jbilis P
¶P
ein fehlt W der] Das P gelasia P
˙ ... Also vns schreip ein kunige wiß, ... erkante als edel gesteine P beidiu fehlt P evax von arabya W euax von arabia P 160r P Er P stein von gelazia P
warm fehlt W er wurde doch nit warm P der wurt P do W zov ber list W schadet P ¶ Hie] Do P verliben P 2
nate kalte P zalte P chethen W do von P do W Do P
8521 Ein spel am Beginn von V. 8522 mit Zeilentrennvermerk 8529 gesteine Ha 8530 Ha folgt P 8534 in eim] inme Ha, dagegen Be, der WP folgt 8536 dern wirt Ha 8540 ¶ fehlt Ha 8541 Ha folgt P 8542 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 63 8513 kaste swm. (hier) ›Einfassung (eines Edelsteins)‹ (BMZ I 791 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1527f.; vgl. HaA). 8525 galazîâ wird von BMZ I 457 und Le I 725 (beide mit Verweis auf die Stelle) mit galactîdâ ›ein Edelstein‹ zusammengebracht. Siehe K zur Stelle. 8529 Lies als = allez P. 8542 zeln swv. ist mhd. im Prät. ohne und – per analogiam – mit ›Rückumlaut‹ möglich (Mhd. Gramm. § 261).
8511–8548
8515
8520
8525
8530
8535
8540
8545
sehr gut gestrickt. An den Maschen waren reine goldene Einfassungen befestigt, in denen die besten Edelsteine aus aller Welt waren. Das Netz war für diesen Zweck sehr fest gemacht, damit meine Herrin Iblis darunter liegen konnte, wann immer sie ausruhen wollte. Es ist wahr, keine Lüge, das Netz war rund, schön in eine Kapsel eingefügt, die aus einem fremdartigen Stein war, der Galazia genannt wird. Um den ist es so bestellt, dass er kälter als Eis ist, wie ihnen ein weiser König schrieb, der alle Edelsteine kannte, sowohl große wie kleine. Er hieß Evax von Arabia. Der sprach: ›Der Stein Galazia ist edel und wertvoll; und selbst wenn er ein Jahr lang im Feuer liegen würde, würde er niemals warm werden. Wer ihn trägt, der wird niemals arm, und wo immer er bei Leuten ist, dort schadet keine Zauberlist weder den Männern noch den Frauen.‹ Hiermit belassen wir es mit seiner Eigenart und seiner Kälte, da mir niemand irgend mehr von der Kraft des Steines erzählt hat. Daran war eine goldene Kette befestigt, die von dort wegging, mit der man das Netz so hoch hängen konnte, wie man wollte. An den Sachen und an dem Schwert
479
... wie uns ein weiser König schrieb, ...
480
8550
8555
8560
8565
8570
8575
8580
8585
Text und Übersetzung was harte schînbære, daz den boten liep wære, daz si den helt erkanden, der mit ellenthaften handen den sige an Iwereten nam, wan si enwisten, war er kam. Nuo was in niuwens kunt getân, daz er wære ze Karadigân mit ir lieben vrouwen, di si gerne wolten schouwen. Durch daz wâren si bereitet wol, als ich iuch berihten sol, daz in nihtes enbrast, des ie dehein vremder gast durch kleinôt ûz brâhte. Der zît ez dô nâhte, daz Artûs hin heim reit. daz fuocte ein michel sælicheit: des tages, dô er wider kam und er ze naht daz wazzer nam, dô im sîn ezzen wart bereit, dô wart dem künige geseit ein mære, des er loste: dô wæren mit rîcher koste komen rîter wol getân. 54rb sich enkunde nieman des enstân, daz er ie mê gesæhe gereite alsô spæhe und ros gezieret sô schône, als di von Dôdône fuorte diu kumpânîe. von der massenîe wurden si wol gegrüezet. ir zwîvel wart gebüezet, dem ie di liute fluochten, wan si funden, daz si suochten. Unkünde, daz sint unminne. doch bekant diu küniginne,
8554 erkam P
8574 si W
Das waz P batten P daz] Obe P ellenthaffter hant P ywereten W mereten P
... Wanne sie wustent nie, war er kam, Wann nu “wes waz in kunt getan, ... karadigan W karedigan P 160v P siv W wolte W Initiale fehlt P daz sie worent gerüstet wol P nicht gebrast P Das P cleinetor vz gebrocht P nahete W ¶ fehlt P Dem zite P artus W art9 P seilicheit W zenaht W
... Vnd sin essen was bereit, ... geseit] bereit P des] daz P worent P Sich enmöchte dez niema verstan P iemer sehe P
dodone WP di fehlt P
161r P sin vn minne W ¶ statt Initiale P daz fehlt P
Do bekante die ku “niginne,
8576 gereite am Ende von V. 8575 P
8553 Iwerete Ha 8556 Kardigân Ha 8559 Ha folgt P / Initiale fehlt Ha 8578 di] dâ Ha 8585 Initiale fehlt Ha / daz fehlt Ha 8586 Ha folgt P
8564 ¶ fehlt Ha
8569 Ha folgt P
8558 Konjektur mit PHa, da es unvermittelt wirkt, wenn hier plötzlich die Rede davon ist, dass Iblis gerne diese (ihre Landsleute?) sehen möchte. 8564 Konjektur aus Reimgründen. 8568 daz wazzer nemen ›sich die Hände waschen‹ (Le III 707f.). 8574 Zu enstân siehe Anm. zu V. 1261. 8576 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8585 Zu unkünde siehe Anm. zu V. 2873.
8549–8586
8550
8555
zeigte sich deutlich, dass die Boten danach strebten, den Held zu finden, der Iweret mit tapferen Händen besiegt hatte; denn sie wussten nicht, wohin er gekommen war. Nun hatten sie jüngst erfahren, dass er mit ihrer lieben Herrin, die sie gerne sehen wollten, in Karadigan wäre.
481
... denn sie wussten die ganze Zeit über nicht, wohin er gekommen war, außer dass sie jüngst erfahren hatten, ...
Deshalb waren sie gut ausgerüstet, 8560
8565
8570
8575
8580
8585
wie ich euch berichten soll, sodass es ihnen an nichts fehlte, das jemals ein fremder Gast zum Verschenken auf die Ausfahrt mitgenommen hatte. Da nahte es der Zeit, dass Artus nach Hause ritt. Das bewirkte ein großes Glück: An dem Tag, an dem er zurückkehrte und sich abends die Hände wusch, als ihm sein Essen bereitet wurde, da wurde dem König eine Geschichte erzählt, die er hörte: Es wären da schöne Ritter mit reichen Schätzen gekommen. Niemand hätte sich daran erinnern können, dass er jemals so wunderbares Reitzeug gesehen hätte und so schön gezierte Rösser wie jene, welche die Gesandtschaft von Dodone mit sich führte. Von dem Gefolge wurden sie gut begrüßt. Ihr Zweifel wurde zerstreut, den die Leute stets verwünschten, wenn sie gefunden haben, was sie gesucht hatten.
... und sein Essen bereit stand, ...
Unbekanntschaft, die ist unbeliebt. Doch Frau Iblis, die Königin,
Da erkannte Frau Iblis,
482
8590
8595
8600
8605
8610
8615
8620
Text und Übersetzung vrouwe Iblis, di helde, wan si heten selde und heimuot in Behforet. dô gruozte si und Lanzelet di boten wirdeclîche. vil bescheidenlîche erbiten si der mære. waz nuo daz næhste wære, des enwil ich niht lâzen ungesaget: si âzen, der wirt und di geste, trahte di aller beste, der man in den zîten pflac. Swar an ir wille gelac, dar nâch mohten si leben. der künic Artûs hiez in geben lûtertranc, met und wîn, wan er kunde wol wirt sîn. Dô di herren gâzen, di boten niht lenger sâzen: si heten schier ir überkleit hübschlîch hin geleit. ditz was ir êrst werc sider, si knieten allesamt nider für ir vrouwen, dâ siu saz, und sageten ir ditz und daz, ir geverte und ir spehen, 54va daz si si solten gesehen von den lantherren allen, den ir vater was enpfallen, der si wol berihte. Si sprâchen: ›der geschihte, der wir von iu vernomen hân, daz ez iu ist sô wol ergân, des sîn wir inneclîche vrô. weder durch vlêhen noch durch drô enwolten von Dôdône di fürsten di krône
Frowe Ibelis, die heilde, ... hantent P inbehtforet W bechforet P grvtzte W Lantzelet W lantzelet P wurdenclichen P
Vil bescheidenliche Erbuten sie die mere. Daz P sossen P wurt mit den gesten P Trachten P besten P Das man by˙ den P ¶ fehlt P machtent P
Der kúnig arthus hie in geben Lutertranck mit win, ... wol ein wirt P ¶ statt Initiale P vber cleit W ober cleit P hvo bschlic W ditz] Das P 161v P do WP Sie sagten ir das vnd das P spehe P zweites si fehlt WP vater] natur P sie vil wol P Das P wir inneclîche] wurdencliche P dodone W dodone P So enwolte P
8587 yblis W 8588 selde W] schließendes e undeutlich, Deu glaubt an Hinzufügung von anderer Hand 8603 Luter tranck P 8597 Ha folgt P
8598 besten Ha
8600 ¶ fehlt Ha
8602 artus W
8604 Ha folgt P
8588 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222. 8590 Subj. sind Iblis und Lanzelet, zur Numerusinkongruenz siehe Anm. zu V. 16. 8592 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 856. 8598 Zu traht siehe Anm. zu V. 825. 8603 lûtertranc stnm. ›Würzwein‹ (BMZ III 93 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1998), sonst auch klârêt, mlat. vinum claratum, afrz. claré, claret (vgl. Pé, S. 397, Anm. 135; Bu, S. 178, Anm. 73). 8616 Vermutlich einfach nur Verwechslung von n – v – u in P, daher kein Paralleltext.
8587–8624
8590
8595
8600
8605
8610
8615
8620
erkannte die Helden, denn ihr (der Helden) Wohnsitz und Zuhause lag in Behforet. Da grüßten sie und Lanzelet die Boten würdig. Sie erwarteten die Nachrichten sehr beflissen. Was als Nächstes geschah, das will ich nicht ungesagt lassen: Sie aßen, der Burgherr und die Gäste, die allerbeste Speise, die es zu diesen Zeiten gab. Wonach auch immer ihnen der Sinn stand, so konnten sie sich gebärden. Der König Artus hieß ihnen Würzwein, Met und Wein geben, denn er verstand sich gut auf Bewirtung.
Als die Herren gegessen hatten, blieben die Boten nicht länger sitzen: Sie hatten ihr Oberkleid schnell höfisch hingelegt. Dies war nun ihre erste Tat, dass sie allesamt vor ihrer Herrin niederknieten, die dort saß, und ihr dieses und jenes erzählten, von ihrer Fahrt und von ihrer Suche, und dass sie sie nach dem Willen aller Landesherren sehen sollten, die ihren Vater verloren hatten, der gut über sie geherrscht hatte. Sie sprachen: ›Über die Geschichte, die wir von euch vernommen haben, dass es euch so gut ergangen ist, darüber sind wir im Innersten froh. Weder durch Flehen noch durch Drohungen wollten die Fürsten von Dodone die Krone
483 die Königin, die Helden, ...
Sie überbrachten ihre Nachrichten sehr beflissen.
Der König Artus hieß ihnen Gewürzwein mit Wein geben, ...
484 8625
8630
8635
8640
8645
8650
8655
8660
Text und Übersetzung niemanne geben ze rehte wan dem guoten knehte, der iuch mit manheit gewan. beidiu herren und dienstman mit den lantliuten allen, di sint dar an gevallen, daz si in gerne ze künige hânt. iuwer lant ouch vridelîch stânt: dâ enist nieman wider iu. di rede sagen wir ze diu, daz ir gnædeclîche enpfât unser rede, wan ez alsô stât, Daz wir tuon, wan swaz er gert. wir bringen Lanzelet ein swert und ander kleinôt iu ze gebe. ez ist reht, daz mit vröude lebe der junge künic von Genewîs. durch sînen vorderlichen prîs sol er heizen imer mêr von Behforet der künic hêr, der fürste von Dôdône.‹ Dar nâch zoucten si schône den prîsant, den si heten braht. si heten sich des wol bedâht, daz es rehte was behalten. nuo lânt sîn di vrouwen walten und gebe siu, swem siu welle, sô vil sô ir gevelle. 54vb Iblis, diu wol getâne, wart ir krâmes âne mit lobelicher wîsheit. ich wil iu sagen ûf mînen eit, ez enwart nie michel guot baz geteilet, wan siu niht vergaz, siu gæbe in al gelîchen, den armen und den rîchen, dar nâch als ez müese gezemen. Genovere muose daz netze nemen, von dem ich vor hân gezalt.
8634 zediv W 8636 Vnß P Rubrikator offenbar vergessen
8638 Lantzelet W
zerehte W iv W beidiu fehlt P den lúten P zechvnige W zuo ku “nige gerne P lant vnd ouch P ist P iu fehlt P
˙ ze div, Die rede sage ich uch 162r Das ir wurdenclichen enpfaht Vnser rede, wanne also ez stat, Daz ir nicht duo nt, wann waz er gert. Wir bringen Lantzelet ein swert Vnd ander cleinoter zuo gebe. das er mit fröiden P Genewis W jenewis P
behtforet W behforet P dodone W dodone P
Dar nach zagtent sie schone Den kram, den sie hatten bracht. es] er P lat es die P vil also ir P blis W YBelis P
niht fehlt P Sine gobe P 162v P als fehlt P müese] möchte P Genure P
8639 zegebe W
8647 praht W
8653 Initiale W wurde vom
8628 Ha folgt P 8631 Ha folgt P 8637 Ha folgt P 8640 vreuden Ha 8649 Ha folgt P 8652 Ha folgt P 8659 siun Ha 8661 Ha folgt P 8662 Ginovere muoze Ha
8650 Ha folgt P
8640 Zu vröude siehe Anm. zu V. 6506. 8649 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. zu V. 4243. 8659 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545.
8625–8663 8625
8630
8635
8640
8645
8650
irgendjemand rechtens geben wenn nicht dem guten Kerl, der euch mit Mannheit erworben hat. Sowohl Herren wie Dienstmänner mit allen den Landsleuten, die haben es beschlossen, dass sie ihn gerne als König hätten. In euren Ländern herrscht auch Friede: Dort ist niemand gegen euch. Dieses Anliegen erzählen wir deshalb, damit ihr unser Anliegen wohlwollend aufnehmt, denn es verhält sich so, dass wir alles tun, was er wünscht. Wir bringen Lanzelet ein Schwert und euch andere Kleinodien zum Geschenk. Es ist Recht, dass der junge König von Genewis in Freude lebt. Wegen seines außergewöhnlichen Ruhms soll er künftig immer der edle König von Behforet heißen, der Fürst von Dodone.‹ Danach präsentierten sie das Geschenk angemessen, das sie mitgebracht hatten. Sie hatten gut darauf geachtet, dass es ordentlich bewahrt worden war. Nun lasst die Dame darüber walten und sie soll wen immer sie will so reich beschenken, wie ihr beliebt.
Iblis, die schöne, 8655
8660
verschenkte ihre Sachen mit lobenswerter Weisheit. Ich will euch auf meinen Eid versichern, dass großer Besitz niemals besser verteilt wurde, denn sie vergaß nicht, ihnen allen gleich viel zu geben, den Armen und den Reichen, so wie es sich gehörte. Genover musste das Netz nehmen, von dem ich zuvor erzählt habe.
485
Dieses Anliegen erzähle ich euch deshalb, damit ihr unser Anliegen würdig aufnehmt, denn es verhält sich so, dass ihr nichts tut, außer was er wünscht. Wir bringen Lanzelet ein Schwert und andere Kleinodien zum Geschenk.
Danach präsentierten sie die Sachen angemessen, die sie mitgebracht hatten.
486
8665
8670
8675
8680
8685
8690
8695
8700
Text und Übersetzung Lanzelet, der helt balt, der gap dem wirte daz swert, wan er was aller êren wert. Artûs, der miltecheite stam, Iblis ir krâmes niht nam, wan ir beleip âne valschen wanc gnâde, lop und danc niht eingenôte von in, di des guotes gewin von der vrouwen nâmen, wan von allen, di ez vernâmen; di bruoveten ir miltecheit. swâ man noch guotiu mære seit von deheim tugentlichem site, daz man sich bezzer dâ mite, daz was ie der wîsen rât. der lop wert, sô der lîp vergât. Durch di selben sache lebet in ungemache manic man durch sîn frümicheit mit ringender arbeit. ez ist ouch maniger vrouwen site, daz siu imer gerne kumber lite, durch daz siu lobes wære gewis. des gedâhte mîn vrouwe Iblis und ranc nâch êren durch ir tugent, wan ir sinne rîch jugent gebôt, daz siu daz beste tet. als vil sô mîn her Lanzelet 55ra gelobet was für manigen man – dâ enwil ich niht liegen an –, dar nâch brâhtenz ouch sîn wîp, daz ir niemannes lîp niht wandelbæres ie gesprach. Dô ditz allez geschach und di boten hâten erworben, des si bâten,
8672 Von jn (V. 8671) am Versbeginn wiederholt P
Lantzelet WP
Artus W Arthus P yblis W Jbelis P kram P ennam P ir] er P eingnc ote W] eine genote P
Sunder von in allen P pruo fftent P gut W ˙ keinen tugenlichen P do WP besserte P Daz lop P zergat P in] mit P erbeit P
163r Das gedachte ouch min frowe Jbelis ... durch] mit P sinnen P
Also vil herre Lantzelet ˙ manigen man – Gelobet waz fur Do wil ich uch nit liegen an –, Dar nach brochte es ouch sin wip, Das ir nie mannes lip Nicht wanne das aller beste sprach. ¶ fehlt P
8688 yblis W
8692 Lantzelet W
8694 liengen W
8668 ennam Ha 8675 Ha folgt P 8677 deheim tugentlîchen Ha 8680 zergât Ha 8681 Initiale fehlt Ha 8694– 8695 Ha folgt P 8694 enwil Ha 8698 ¶ fehlt Ha 8671 eingenôte adv. ›einzig und allein‹ (BMZ II/1 415; Le I 524; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 30). 8675 prüeven, brüeven] keine Konjektur, da die unverschobene Form auch in die Wbb. aufgenommen ist; vgl. Anm. zu V. 3082. 8677 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 8695 Die Lesung von W ist problematisch, kann aber – mit ir (V. 8696) als Gen. Pl. ›von ihnen‹ – auf alle drei (mit der Königin von Pluris sogar vier) Frauen Lanzelets bezogen werden.
8664–8700
8665
8670
8675
8680
487
Lanzelet, der kühne Held, der gab das Schwert dem Burgherrn, denn er war aller Ehren würdig. Artus, der Stamm an Freigebigkeit, nahm nichts von Iblis’ Sachen, doch blieb ihr wahrhaftig Huld, Lob und Dank nicht einzig und allein von denen, denen von der Dame der Erwerb von Besitz zufiel, sondern von allen, die davon hörten; die erkannten ihre Freigebigkeit. Wo immer man noch gute Geschichten von irgendeiner tugendhaften Gewohnheit erzählt, dass man sich damit besserte – das war stets der Rat der Weisen. Das Lob bleibt bestehen, wenn der Leib vergeht.
Wegen derselben Sache
8685
8690
8695
8700
lebten viele Männer wegen ihrer Tapferkeit verdrießlich in quälender Not. Es ist auch noch die Gewohnheit so mancher Dame, dass sie stets lieber Kummer leiden würde, damit sie mit Lob rechnen könnte. Daran dachte meine Herrin Iblis und bemühte sich um ihrer Tugend willen um Ehre, denn ihre weise Jugend gebot, dass sie das Beste tat. Das Ausmaß, wie mein Herr Lanzelet vor vielen Männern gelobt wurde – darüber will ich nicht lügen –, das erreichten auch seine Frauen, sodass ihnen niemand jemals irgendetwas Tadelnswertes vorwarf. Als dies alles geschehen war und die Boten erreicht hatten, worum sie gebeten hatten,
Daran dachte auch meine Herrin Iblis ...
Das Ausmaß, wie Herr Lanzelet vor vielen Männern gelobt wurde – darüber will ich euch nicht belügen –, das erreichte auch seine Frau, sodass nie jemand etwas anderes als nur das Allerbeste von ihr behauptete.
488
8705
8710
8715
8720
8725
8730
Text und Übersetzung und allez, daz si wolden, als si von reht solden, dô sprach sich mîn her Lanzelet. mit sînen vriunden er daz tet, di im gerâten kunden. di rieten im ze stunden, daz er di boten mit êren von im lieze kêren wider ze Dôdône, und er in gebete schône, swaz er gewinnen möhte und zuo êren wol töhte und daz in liep wære. Artûs der êrbære, der künic von Britânge, der êrete sîne parânge und al di massenîe sîn. dô wart sîn milte wol schîn, daz er dicke hübschlîch tet. den werden gesten von Behforet, den gab er gâbe wol getân, pferit und kastelân, hunde und vederspil, hübscher tagalt vil, beidiu arnbrüst und bogen, strâle, kocher wol bezogen, gefult mit matertellen. den helden alsô snellen gap man, swaz si dûhte guot, als man den lieben dicke tuot. Ich sagiu, daz di boten grôz wâren und fürsten genôz 55rb und ir sumelîche als edel und als rîche,
8703 Lantzelet W
8709 dodone W
rechten P
... Nuo besprach sich her Lantzelet.
zestvo nden W
... Das er die botten liesse Mit eren vnd mit geniesse Wider farn zuo Dodone, ... gobete P und] Das P 163v P in daz P ¶ Artus W] Arthus P brytange W pritange P
... Das er dicke willenclichen dete. Die froe mden botten von Beforet, ... schahdelan P tagelt W beidiu fehlt P
˙ wol gezogen, ... Stralen, chochyre matrellen P swaz] daz P dem P
Also erbere vnd so riche P
8720 behtforet W
8703 besprach Ha 8714 ¶ fehlt Ha 8715–8716 Britâne : parâne Ha Ha / Bêforet Ha 8725 Ha folgt P 8731 ¶ fehlt Ha
8719 hübslîche Ha
8720 boten
8703 sprechen refl. im Sinne von besprechen ist mhd. belegt (BMZ II/2 524). 8715–8716 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 8716 parân stm. = frz. parrain = mhd. tote ›Pate‹ (BMZ II/2 464; Le II 205, beide mit nur diesem Beleg; vgl. La)? ›to his relative‹ (We), ›à son parent‹ (Pé), ›à ses parent‹ (Bu), ›seinem Geschlecht‹ (Sp), ›to his kinsmen‹ (Ke). 8719 daz W bzw. Das P nimmt wohl Bezug auf die milte, zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. 4243. Oder sollte man für V. 8718 an sîn milte und daz (V. 8719) als ›dass‹ lesen? 8724 Zu tagalt siehe Anm. zu V. 3995. tagelt W wegen ahd. tagaltî? 8726 strâle stswf. swm., strâl stfm. ›Pfeil‹ (Le II 1222). / kocher stm. (hier) ›Pfeilköcher‹ (Le I 1660 mit Verweis auf die Stelle). 8727 matertelle, materelle stf. (?) ›eine Art Wurfgeschoß‹ (Le I 2061 mit Verweis auf die Stelle; vgl. La und HaA), vermutlich zu lat. matara ›Speer‹ (Haupt, Sp. 115). Es dürfte sich um einen Armbrustbolzen handeln, der in eine zylindrische oder viereckige Spitze ausläuft (Bu, S. 180, Anm. 74).
8701–8734
8705
8710
8715
8720
8725
8730
und alles, das sie wollten, wie es ihnen rechtens zustand, da beriet sich mein Herr Lanzelet. Er tat das mit seinen Freunden, die ihn gut beraten konnten. Die rieten ihm sogleich, dass er die Boten mit Ehren von sich wieder zurück nach Dodone fahren lassen sollte, und dass er sie gut beschenken sollte mit dem, was immer ihm zur Verfügung stand und gut zur Ehre taugte und das ihnen lieb wäre. Artus, der ehrenvolle, der König von Britanje, der ehrte seine Verwandten und sein ganzes Gefolge. Da zeigte sich seine Freigebigkeit deutlich, die er oft auf höfische Art übte. Den teuren Gästen von Behforet, denen gab er schöne Gaben, Pferde und Kastilianer, Hunde und Sperber, viel hübschen Zeitvertreib, sowohl Armbrüste wie Bögen, Pfeile, gut bezogene Köcher, gefüllt mit Armbrustbolzen. Den derart flinken Helden gab man, was immer sie für gut hielten, wie man es gerne für die tut, die einem lieb sind. Ich erzähle euch, dass die Boten mächtig und Fürsten gleich waren und dass einige von ihnen so edel und so reich waren,
489
... da beriet sich Herr Lanzelet.
... dass er die Boten mit Ehren und mit Lohn wieder zurück nach Dodone fahren lassen sollte, ...
die er oft bereitwillig übte. Den fremden Boten von Behforet, ...
... Pfeile, gut gemachte Köcher, ...
490 8735
8740
8745
8750
8755
8760
8765
8770
Text und Übersetzung daz si an der êrsten vart, dô Iweret erslagen wart und ê er wurde begraben, ze künige wæren erhaben, ob sis gegert hæten, wan daz sis niht tæten durch ir triuwe veste. alsus wâren di geste ûz komen durch ir êre. man saget uns noch mêre, daz dise wîgande in Iweretes lande sô gewaltic wâren, daz des endorfte vâren nieman durch sîn vrefelheit, daz er in dehein leit imer getörst erbieten. swaz si gerieten, des heten si di meiste volge mit volleiste von ir lantliuten gar. Nuo wârn si worden gewar und heten vernomen ze Karadigân, wi ez Lanzelet was ergân ze Genewîs, dâ im wol gelanc und er âne ungelückes danc mit sælden was beschœnet, sô daz er wart gekrœnet ze wunsche nâch sîm muote. im fuocte got ze guote sîn dinc ze allem rehte. des wâren di guoten knehte von Dôdône wol bedâht, si heten in gerne mit in brâht wider in daz lant sîn, dâ Iblis künigîn von rehte wesen solte und er künic, ob er wolte. ... ...
vart] stat P yweret W meret P zechvnige W worent P
164r ... Obe sie es gertent, Wanne sie es entwertent ˙ Durch ir truwe veste.
ýweretes W meretes P gewillig werent P endorften W uere P
meisten P nit volleisten P Nuo] Ouch P zekaradigan W karedıga P Lantzelet W lantzeleten ist P Genewis do W jenewis do in P
... Vnd do er one vngelúckes kranc Mit selden was beschönet, ... zewo nsche W
164v Jme fuo gte sich zuo guo te Sin ding von alleme rechte. dodone WP
... Do Jbelis, die ku “nigin, Von rechte wesen solte Vnd er, ober wolte. Uns hat daz mere vnuerswigen, Daz sich nit möchte verligen
8739 haten W 8740 taten W 8745–8746 in einer Zeile W 8748 HaA erwägt uere P = væren 8757 gan in zekaradigan W rechts ausgeworfen nach V. 8758 8764 zeguo te W 8770 do W / yblis W 8774 nit fehlt P 8739–8740 Ha folgt P 8740 wan daz sis Ha 8753–8754 Ha folgt P 8754 mit Ha 8757 Kardigân Ha 8758 Lanzelete Ha 8760 Ha folgt P / do fehlt Ha 8764–8765 Ha folgt P 8770–8775 Ha folgt P 8770 Hannink folgt P 8772 Hannink folgt W
8735–8774 8735
8740
8745
8750
8755
8760
8765
8770
dass sie zuerst, als Iweret erschlagen wurde und ehe er noch begraben war, zum König erhoben worden wären, wenn sie danach getrachtet hätten; doch sie unterließen es um ihrer festen Treue willen. So waren die Gäste wegen ihrer Ehre ausgeritten. Man erzählt uns außerdem noch, das diese Kämpfer in Iwerets Land so mächtig waren, dass es niemand aus Frevel wagen durfte, ihnen jemals irgendein Leid zuzufügen. Was immer sie rieten, dazu hatten sie die absolut größte Gefolgschaft von all ihren Landsleuten. Nun hatten sie in Karadigan bemerkt und vernommen, wie es Lanzelet in Genewis ergangen war, wo es gut für ihn ausgegangen war und er ohne Einmischung des Unglücks
491
... wenn sie danach getrachtet hätten; doch sie nahmen es um ihrer festen Treue willen nicht an.
... und wo er ohne Schwächung durch Unglück mit Glück überhäuft wurde, ...
mit Glück überhäuft wurde, sodass er ganz nach seinem Wunsch gekrönt wurde. Gott fügte ihm seine Sache zum Guten ins rechte Lot. Deshalb hatten die guten Knechte von Dodone überlegt, dass sie ihn gerne mit ihnen wieder in sein Land gebracht hätten, wo Iblis rechtens Königin sein sollte und er König, wenn er wünschte.
... wo Iblis, die Königin, rechtens sein sollte und er, wenn er wünschte.
...
Uns hat die Geschichte nicht
...
verschwiegen, dass diese Boten nicht faul wurden;
Ihm fügte sich seine Sache durch alles Recht zum Guten.
492 8775
8780
8785
8790
8795
8800
8805
Text und Übersetzung idoch erwurben si etswaz, 55va daz in geviel; ich sagiu, waz: si schuofen mit ir bete, daz mîn her Lanzelete den fürsten einen hof sprach, an die er sich versach, daz si im undertân solten sîn und Iblise, der künigîn. Dirr hof gezôch sich alsô in dem jâre, sô di liut vrô sint von der sumerzît und diu heide grüene lît ze ûzgândem aberellen. nuo lânt iu fürbaz zellen ein lützel und merkent daz. Mîn her Lanzelet niht vergaz, daz er alle di gesellen sîn und iegeliches vriundîn mit im füeren solte ze dem hove, und daz er wolte dâ sîn mit schalle, oder sîn vriunde alle müesen im geswîchen. ditz saget er nemelîchen den boten und bat in zouwen. er sprach: ›mit mîner vrouwen wil mîn œheim, künic Artûs, ze pfingesten sîn in mîm hûs. dar nâch schafent ir daz.‹ dô lobeten di boten daz, swes er in zuo gedæhte, ob er hundert künige bræhte, di würden wol behalten. solt es gelücke walten, sô fünder sîn hûs bereit
8776 des W
8787 nü lag am Versende gestrichen P
Dise botten erwurbent etwaz, ˙ das: Daz in geuiel; ich sage uch geschuo ffen daz mit ir bet P Lantzelete W lantzelet P Einen hoff den fúrsten allen sprach P den W vnder tenig P yblise W ibeline die P
Der hoff gezoch sich also ˙ fro Jn dem jore, so die lute Sint von der lieben sumerzit Vnd die heiden blüte lit Jn dem oberillen. ˙ Nuo lac furbasser zellen P
165r Herre Lantzelete vnd nicht vergaß, ... fru “nde P fuo rtet wolten P solte P mit grossem schalle P Die müstent P Er seite ez nemlichen P V. 8799–8800 fehlen P artus W Wo der ku “nig arthus P zepfingesten W Zuo pluchisten siner müme hus P
Dar nach schaffent es deste baz.‹ Do loptent die botten daz: Sie johent, was er gedehte – Obe er hundert ku “nige brachte, ... ˙ geluckes P
8790 Lantzelet W
8792–8793 in einer Zeile P
8775 dise boten si wurben Ha 8776 des Ha 8777 Ha folgt P / bete Ha 8780 Ha folgt P 8782 Iblê Ha 8783 Initiale fehlt Ha 8785 Ha folgt P 8787 Aberellen Ha 8790 Mîn fehlt Ha 8803 schafent irz diu baz Ha 8809 funder Ha 8775 Die Konjektur von Ha ist überflüssig, Dise botten ist Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855). 8776 gevallen stv., das hier sowohl ›zufallen‹ wie ›gefallen‹ meinen kann, scheint mhd. nur mit Akk. vorzukommen (BMZ III 219f.; Le I 955). 8780 versehen stv. refl. ›rechnen auf, erwarten‹ etc., an plus Akk. der Pers. bezeichnet die Person, von der man etwas erwartet (BMZ II/2 279–281 mit Verweis auf die Stelle; Le III 222f.; vgl. Anm. zu V. 4976). 8784 jâr stn. (hier) ›Jahreszeit‹ (Le I 1472). 8786 Lies heide in blüte P. 8787 Die Schreiberkorrektur sowie das Verderbnis von V. 8788 weisen die Lesung von W als die ältere aus. 8790 vnd P ›auch‹. 8797 geswîchen stv. ›schwinden, entweichen, im Stich lassen‹ (Le I 940). 8798–8802 sind in P offensichtlich verderbt. 8799 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764.
8775–8809 8775
8780
8785
8790
8795
8800
8805
493
Sie erreichten aber etwas, das ihnen gefiel; ich sage euch, was: Sie bewirkten durch ihre Bitte, dass mein Herr Lanzelet den Fürsten einen Hoftag einberaumte, von denen er erwartete, dass sie ihm und Iblis, der Königin, untergeben sein sollten.
sie erreichten etwas, das ihnen gefiel; ich sage es euch:
D
Der Hoftag ereignete sich da zu der Jahreszeit, zu der die Leute wegen der lieben Sommerzeit froh sind und die Heide in Blüte liegt, im April.
ieser Hoftag ereignete sich da zu der Jahreszeit, zu der die Leute wegen der Sommerzeit froh sind und die Heide grün liegt, im ausgehenden April. Nun lasst euch ein wenig weiter erzählen und passt auf. Mein Herr Lanzelet vergaß nicht, dass er alle seine Gesellen und eines jeden Geliebte mit ihm zu dem Hoftag führen sollte, und dass er dort mit Freudenlärm sein wollte, oder dass ihn alle seine Freunde im Stich lassen müssten. Dies erzählte er nämlich den Boten und bat sie, sich zu beeilen. Er sprach: ›Mein Oheim, König Artus, will zu Pfingsten mit meiner Herrin auf meine Burg kommen. Bereitet alles darauf vor.‹ Da gelobten es die Boten, was immer er ihnen zudachte, und wenn er 100 Könige mitbringen würde, würden die gut umsorgt werden. Wenn das Glück darüber walten würde, so würde er seine Burg mit Ehren
Herr Lanzelet vergaß auch nicht, ...
Bereitet euch umso besser darauf vor.‹ Da gelobten es die Boten: Sie sagen, was immer er im Sinn hätte – und wenn er 100 Könige mitbringen würde, ...
494 8810
8815
8820
8825
8830
8835
8840
8845
Text und Übersetzung mit êren und mit sælicheit. Sus sprâchen di von Dôdône und nâmen urloup schône als wol verwizzene man. si schieden alsô von dan, daz di jungen und di alten 55vb von Brytânje si zalten ze den tiuresten helden, di ze künic Artûses selden ie dâ vor wârn komen. Sît si urloup hânt genomen, sô wart dâ lenger niht gebiten, si sint wider heim geriten. nâch ir gelübede si tâten: si gebuten und bâten und santen boten in diu lant. si brâhten manigen wîgant zesamene und fürsten grôz, dar zuo alle ir hûsgenôz, di ze Dôdône rehtes warten. vil lützel si sparten weder guot noch lîp. ez gevriesch nie man noch wîp durch lobes gewin sô grôzen vlîz. manic helt von alter snêwîs, der vleiz sich ûf di hôhgezît. des heten aber di jungen nît und schuofen, daz man in sneit von hôher koste rîchiu kleit, und frumten ir gereite mit spæher rîcheite von golde kostbære, als ez di schiltære wol gemachen kunden, di man ze den stunden ze Ackers vant in der habe. waz sol ich iu zeln mê drabe,
seilicheit W mit] Nach P dodone W dodone P gewissene P mit den alten P brytanie W pritange P artuses W 165v P zü dez kúniges arthuses P do WP Sit daz sie P do WP enwart P nicht lenger P
Sie flechten vnd boten Vnd santent botten jn daz lant Vnd latten manigen wigant ˙ Vnd furste grosse, Alle ir hußgenosse, ... zedodone W dodone P
enfriesse niema P
Manig helt von alter snewiß, Das der fleiß sich vff daz hochgezit, Dez hatten aber die jungent nid schneit P
kospere P schilthere W als ez] Also P 166r P
... Die man willent hatte fu “nden Zuo Achers jn der guo ten habe.
Was söllich zehen nie dar abe P
8826 manigem P 8828 hus genoz W huß genosse P 8834 sne wis W 8835 hoch gezit P 8843 davor in P buchstabengetreue Wiederholung des Verses als letzte Zeile der vorigen Seite 8816 Britân Ha
8829 Dôdôn Ha
8831 noch den lîp Spr mit Verweis auf V. 9025
8836 fingent P
8846 iu fehlt Ha
8813 Zu verwizzen siehe Anm. zu V. 8146. 8818 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222. 8824 Lies flechten P = vlêhten zu vlêhen swv. ›schmeichelnd, demütig bitten, anflehen‹ (Le III 392f.). 8826 Lies ladeten P, vgl. Anm. zu V. 1590. 8839 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8842 schiltære stm. ›Schildmacher‹ (Le II 739 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 842]). 8844 willent P = wîlent adv. ›vor Zeiten, ehe-, vormals; längst; zuweilen‹ (Le III 888). 8845 habe stf. ›Hafen‹ (Le I 1129f.).
8810–8846 8810
495
und Glücklichkeit ausgestattet finden.
So sprachen die von Dodone
8815
8820
8825
8830
8835
8840
8845
und nahmen angemessen Abschied wie sehr verständige Männer. So schieden sie von dannen, sodass die jungen und die alten von Britanje sie zu den teuersten Helden rechneten, die jemals zuvor zum Wohnsitz von König Artus gekommen waren. Nachdem sie Abschied genommen hatten, wurde da nicht länger gewartet, sie sind wieder nach Hause geritten. Sie handelten nach ihrem Gelübde: Sie geboten und baten und sandten Boten in die Länder. Sie brachten viele Kämpfer und große Fürsten zusammen, dazu alle ihre Hausgenossen, die sich rechtens in Dodone aufhielten. Sie sparten nicht an Besitz noch an persönlichem Einsatz. Weder Männer noch Frauen hatten jemals so großen Fleiß um des Erwerbs von Lob willen kennen gelernt. Viele vom Alter ergraute Helden, die befleißigten sich zu dem Fest. Das beneideten wiederum die jungen und bewirkten, dass man ihnen prächtige Kleider von hoher Kostbarkeit schneiderte, und sie verschönerten ihr Reitzeug mit kunstvoller Pracht von kostbarem Gold, wie es die Schildmacher gut machen konnten, die man zu dieser Zeit im Hafen von Ackers fand. Was soll ich euch mehr davon erzählen,
Sie baten eindringlich und sandten Boten in das Land und luden viele Kämpfer und große Fürsten, alle ihre Hausgenossen, ...
Viele vom Alter ergraute Helden, dass die sich zu dem Fest befleißigten, das beneideten wiederum die jungen ...
... die man bisweilen in dem guten Hafen von Ackers gefunden hatte.
496
8850
8855
8860
8865
8870
8875
8880
Text und Übersetzung wan daz ich iu wol sagen mac, ez enwirt biz an den suonestac nimer hof gesprochen mê, dâ wætlîch grœzer vröude ergê? Lanzelet nâch êren ranc. durch sînen werden gedanc und durch sînen hôhen prîs, sô sant er boten ze Genewîs und kunte sînen mannen 56ra sînen hof. des kom im dannen von gezierde manic rîcheit und tûsent ritter wol bekleit. als ich von in geschriben vant, algelîch was ir gewant, der hübschen kumpânîe. von Alexandrîe was der samît, den si truogen an. hermîn wîzer danne ein swan wâren diu inville. von Kûnis, dâ Sibille, diu alte wîssagîn, was, was der zobel, als ich ez las. Armuot was in vremde. sidîn wâren diu hemede und daz kleit, daz dar zuo stât. scharlât was ir beinwât. Si endorften sich niht zieren baz mit banieren, danne si hæten getân. ir pferit und ir kastelân, di wârn sô, daz man niht vant ze Pûlân noch ze Spangen lant, diu sich in gelîchen mohten. gereite, diu dar zuo tohten, der was sich wol gevlizzen. di helde wâren verwizzen. ir harnasch, der gie mit in,
iu] daz P gezaln P vntz P sonnentag P do W werlich P Lantzelet WP ¶ statt Initiale P
Durch sinen wisen fúrgedanck Vnd durch sinen hohen pris, ... do W Genewis W jenewiß P
kúnig panie P alexandrye W alexandry“e P Herme P in ville W Worent dwille P kvnis W kunis P do] so P sibille W wissage P
... Dannen truo gen sie zobel, also ich laß. was fehlt W 166v P
Sidin worent die hemende. ... ...
Pferet vnd ir schachtelan, Die worent so, das man nicht fant Zuo Spangen noch zuo Tenelant, ...
des W harnesch W Vnd ging ir harnesch mit jn P
8852 fúr gedanck P 8856 sıne hoff am Ende von V. 8855 mit Zeilentrennvermerk P W / zespangen lant W
8872 bein wat W
8878 zepulan
8852 Ha folgt P 8866 Cûmis La (Ha); danach Rosenfeld 1936, S. 86; dagegen WePéBuKe 8867 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt 8877 diu Ha 8878 Spangenlant Ha 8850 Zu wætlîch siehe Anm. zu V. 1197. 8865 Zu inville siehe Anm. zu V. 5740. 8872 Zu scharlât siehe Anm. zu V. 2596. 8878 Pûlân ist wohl Apulien, nicht Polen (vgl. Behre 1913, S. 103, Anm. 1). 8880 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8881 Konjektur mit PHa, vgl. zur Numerusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme aber Mhd. Gramm. § 430. 8882 Zu verwizzen siehe Anm. zu V. 8146. 8883–8885 ist wohl als Nominalsatz (vgl. Anm. zu V. 7638) zu lesen.
8847–8883
8850
497
außer dass ich euch gut sagen kann, dass bis an den jüngsten Tag niemals mehr ein Hoftag ausgerufen wird, an dem leicht größere Freude geschehen kann?
L
8855
8860
8865
8870
8875
8880
anzelet rang nach Ehren. Wegen seines vornehmen Denkens und wegen seines hohen Ruhms, so sandte er Boten nach Genewis und verkündete seinen Gefolgsmännern seinen Hoftag. Daraufhin kamen ihm von dort viel Pracht an Zierde und 100 gut bekleidete Ritter. Wie ich von ihnen geschrieben fand, war ihr Gewand ganz gleich, von der höfischen Kumpanei. Der Seidenbrokat, den sie trugen, war aus Alexandria. Die Pelzfutter waren aus Hermelin, weißer als ein Schwan. Der Zobelpelz war, wie ich gelesen habe, von Kunis, wo Sibille, die alte Weissagerin, lebte. Armut war ihnen fremd. Die Hemden waren aus Seide und das Kleid, das dazugehörte. Ihr Beinkleid war aus feinem Wollzeug. Sie konnten sich mit Bannern nicht besser zieren, als sie getan hatten. Ihre Pferde und Kastilianer, die waren so, dass man weder in Apulien noch im Land der Spanier welche fand, die sich mit ihnen vergleichen konnten. Das Reitzeug, das dazugehörte, auf das war viel Fleiß verwendet worden. Die Helden wussten, was sich gehört. Ihre Rüstungen, die sie mit sich führten,
Wegen seiner weisen Voraussicht und wegen seines hohen Ruhms, ...
Den Zobelpelz trugen sie, wie ich gelesen habe, ...
Die Hemden waren aus Seide. ... ...
Ihre Pferde und Kastilianer, die waren so, dass man weder in Spanien noch in Dänemark welche fand, ...
498
8885
8890
8895
8900
8905
8910
8915
Text und Übersetzung brûn, lûter als ein zin, und manic wâfenroc dâ mite. geloubent mir, des ich iuch bite, und wizzent daz âne wân, si kômen wol ze Karadigân, als ich iuch nuo bewîse, bereitet wol ze brîse. swes ein ritter wünschen wil, des heten si ûzer mâze vil, und sînen lîp gelüstet. Sus wâren ûz gerüstet di helde von Genewîs 56rb an ir gereite in alle wîs. si brâhten ouch ir vrouwen gâbe, di si schouwen wol mit êren mahte: kleinôt ûz der ahte von golde und von gewande, daz ir Klârîne sande, ir swiger an tugenden ûz genomen. Dise rîter wâren ûz komen durch zuht ûf den selben wân, daz ir michel êre solt hân Iblis und Lanzelet, swenne si ze Behforet mit in kæmen geriten. man pflac hi vor der siten, daz di herren gerne sâhen di liut, und daz si jâhen, in wære under dingen zwein imer lieber daz ein, holtschaft und guot wort, danne haz und hort. ez wær ouch noch ein êre. ze dem liede ich wider kêre: dâ von lât iuch niht belangen.
des] daz P
... Sie koment so wol zü Karedigan Das ich es vngesaget nit liesse, ˙ verdriesse. Wanne daz ich förchte, daz uch Was welt irs me wanne also vil: ˙ Wes ein ritter wunschen wil, Das sinen lip gelichet, Also werent sie gerústet, Die heilde von Jenewis An jr gereite in alle wis. 167r P Gebe P Cleinoter P clarýne W clarine P
Durtz zucht vnd vff P yblis W Jbelis P Lantzelet W lantzilet P behtforet W Mit keinem geriten P uor by˙ alten sitten P
Jener P
leide W iv W
8888 zekaradýgan W karedıga P 8890 zebrise W 8892 vz er W 8895 Genewis W 8896 geriete P 8905 Durtz P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777) und in der Vorlage/in einer Vorstufe c und t schwer zu unterscheiden waren 8910 ma pflag am Ende von V. 8909 P 8915 holtschafft am Ende von V. 8914 P 8888 Kardigân Ha 8891–8892 vertauscht Ha 8892 des heten si] si heten Ha ûf Ha 8910 HaPiper folgen P 8916 mort Piper
8902 Clârîne Ha
8905 zuht und
8890 brîs = prîs (Le II 296), daher keine Konjektur. 8896 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8903 swiger stf. ›Schwiegermutter‹ (Le II 1373). 8916 Die Konjektur von Piper banalisiert den Gedanken. 8918 Konjektur mit PHa – soviel Selbstironie traue ich dem Text nicht zu. Oder wäre hier gar an die Mühe des Dichtens bzw. Übersetzens zu denken, von der der Erzähler im Epilog (V. 9342ff.) spricht?
8884–8919
8885
8890
waren braun, hell wie Zinn, und viele Waffenröcke dazu. Glaubt mir, worum ich euch bitte, und seid dessen versichert, dass sie gut nach Karadigan kamen, wie ich euch nun beweise, sehr ruhmvoll ausgestattet. Was immer ein Ritter sich wünscht
8895
8900
8905
8910
8915
und wonach es ihn gelüstet, davon hatten sie über die Maßen viel. So waren die Helden von Genewis in jeder Hinsicht an ihrem Reitzeug ausgerüstet. Sie brachten auch ihrer Herrin Geschenke, die sie wohl in Ehre beschauen konnte: zahllose Kleinodien von Gold und von Gewand, die ihr Klarine sandte, ihre an Tugenden hervorragende Schwägerin. Diese Ritter waren aus Anstand und mit dieser Hoffnung ausgeritten, dass Iblis und Lanzelet von ihnen große Ehre haben sollten, wenn sie mit ihnen nach Behforet geritten kämen. Man hatte damals die Gewohnheit, dass die Herren gerne die Leute sahen, und dass sie behaupteten, ihnen wäre unter zwei Dingen immer das eine lieber, Freundschaft und freundliche Worte, als Hass und Reichtum. Es wäre auch heute noch ehrenvoll. Ich wende mich wieder dem Lied zu: Lasst euch das nicht langweilig werden.
499
... dass sie so gut nach Karadigan kamen, sodass ich es nicht ungesagt lassen würde, wenn ich nicht fürchten müsste, euch zu langweilen. Was wollt ihr mehr davon (hören) als soviel: Was immer ein Ritter wünschen will und was ihm angemessen ist, so waren sie an ihrem Reitzeug in jeder Hinsicht gerüstet, die Helden von Genewis.
500 8920
8925
8930
8935
8940 8942 8945
8950
8955
Text und Übersetzung ez enwurden nie enpfangen rîter baz danne die, von den ich iu sagete hie. daz gebôt Artûs, der milte. Sîn muot an vröuden spilte, daz er den mâc ie gewan, durch den sich man und dienstman ze hove sô wol bereiten mit solhen rîcheiten. er lobete wol ir getât, daz si rîchiu kleit und îsenwât beidiu sament brâhten. di helde wol gedâhten, si solten wol ir selber pflegen, daz si nieman roubete under wegen. Der hof erschal in diu lant, 56va daz Lanzelet, der wîgant, an sîn erbe solte und im dar füeren wolte sîn herre, der künic Artûs, driu tûsent rîter ze hûs, und ir enkeiner wære, der dehein êr bære. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
iu fehlt P artus W arthus P 167v P an] vor P V. 8925–8926 fehlen P zehove W Zuo hoffen zuo wol P wol ir] die P riche W vnd sin ysen wat P
... Sie soltent so ir selber pflegen, ... niem W vnderwegen W niema sie P hove W
... Do Lantzelet, der wigant, An sin erbe wolte Vnd “yme dar füren solte Sin herre, der kúnig Arthus, Drú tusent ritter zü huß, Vnd ir keiner were, Der einen erbern frúnt hette. Das er sie durch den willen sin Mit Genure, der ku “nigin, Zuo dem hoffe liesse ritten – Wer solte do wider striten? Sie daten, das der ku “nig gebot. 168r Er müste sin an fröiden tot, Wer nit sich gaste dar gegen. Das mere muo ste bewegen ˙ Durch not manigen hubschen man. ˙ Wer vff mynne ie müt gewan Vnd er dar möchte gefarn,
˙ 8935 davor Zwischentitel P: Also der ku “nig arthus einen hof | wolte han mit sinen frunden / Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers 8936 lantzelet W 8938 Von P 8939 artus W 8940 zehvs W 8942 erbere W 8924 Hannink verweist auf V. 7740 und erwägt daher wohl an] mit 8926 Haupt, Sp. 107 ist von der Tautologie man – dienstman irritiert und betont das Fehlen der Stelle in P 8933 Ha folgt P 8942–8945 der dehein êrbære | [8943] vrowen ze vriunde hæte, | [8943] daz er daz niht entæte, | [8945] daz er si durch den willen sîn etc. Ha 8945–9082 Ha folgt P 8946 Ginovere Ha 8951 sich niht Ha 8941–8942 ›und dass es unter ihnen keinen geben würde, der nicht ehrenhaft gewesen wäre‹ W. Problematisch ist die syntaktische Umsetzung: Entweder liegt eine negativ-exzipierende Konstruktion mit sonderbarer Wortstellung und fehlender Negation (siehe Anm. zu V. 545) in V. 8942 vor (zu erwarten: er enbære dehein êre), oder man muss von sich aufhebenden Negationen ausgehen, was im Deutschen untypisch ist (vgl. auch Mhd. Gramm. § 438). Vom Missverständnis der Konstruktion zeugt wohl der verderbte (?) V. 8942 in P. 8951 Zu gesten siehe Anm. zu V. 601.
8920–8955 8920
8925
8930
Es wurden niemals Ritter besser empfangen als die, von denen ich euch hier erzählt habe. Das gebot Artus, der freigebige. Sein Gemüt spielte in Freude, dass er jemals den Verwandten gewinnen konnte, wegen dem sich Männer und Dienstmänner zu Hof mit solcher Pracht so gut herausputzten. Er lobte ihre Handlungen sehr, dass sie sowohl prächtige Kleider wie Eisengewänder zusammen gebracht hatten. Die Helden dachten gut daran, dass sie gut auf sich selbst achten sollten,
501
... dass sie so auf sich selbst achten sollten, ...
dass sie unterwegs niemand beraubte. 8935
8940 8942 8945
8950
8955
Die Ankündigung zum Hoftag erschallte in die Länder, dass Lanzelet, der Kämpfer, zu seinem Erbe sollte und dass ihm sein Herr, König Artus, 3.000 Ritter zur Burg führen wollte, und dass es unter ihnen keinen geben würde, der nicht ehrenhaft gewesen wäre. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
... als Lanzelet, der Kämpfer, zu seinem Erbe wollte und ihm sein Herr, der König Artus, 3.000 Ritter zur Burg führten sollte, dass es unter ihnen keinen geben würde, der keinen (?) ehrenhaften Freund gehabt hätte. Dass er sie nach seinem Willen mit Genover, der Königin, zu dem Hoftag reiten ließ – wer sollte sich darüber beschweren? Sie taten, was der König gebot. Er hätte tot an Freude sein müssen, wer sich nicht dazu geschmückt hatte. Diese Sache musste notgedrungen viele höfische Männer bewegen. Wem jemals der Sinn nach Minne stand und er dorthin fahren konnte,
502
8960
8965
8970
8975
8980
8985
8990
Text und Übersetzung Der enwolte lip noch guo t sparn. Von allen landen wite Kam volg zuo der hochgezite, Das man do von zuo redende hat, Die wile vnd dise welt stat. Es ist recht, das ich u“ch sagen, Es kament botten alle tagen Von Dodone zuo Karedigan. Hie by˙ möchte Ibelis entstan, Wie lieb ir kunft were. Sie sagtent jr zuo mere, Das ir lant dingete dar zuo Vnd es nieman duchte zuo fruo , Wie schiere so si keme. Das was ir vil geneme Vnd senite sich ir muo t, Also es noch den wiben duo t. War in daz hertze in hu “ge lit, Dar wenet si niemer komen enzit. ˙ 168v Wes der kunig Arthus sich vermaß, Vngerne ließ er das. Sin ding was alles bereit ˙ Wislich vnd mit hubescheit. Jme ist vil ritter vnd frowen komen, Also ir hant vernomen. Die worent alle becleit Noch ir muo te vnd nach ir wurdikeit, ˙ Des hubesche lúte gerten. Den ku “nig sie ouch gewertent, Des er sie bat; ich sage úch, wie: Keinen ritter er lie, Wanne dem er enpfalch in sine pflege Ein frowe vff dem wege, Das sie allen den tag samen ritten ˙ Mit zuchten vnd mit söllichen sitten, ˙ nit schament. Der sich guo te lute Er fügte in allen sament Gesellen nach ir wunsches walle.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
8958 hoch gezite P
8963 Vo P
8966 jme P
8973 Wer P / inhu “ge P
8974 Der wenet sin P
8959 ze redenne Ha 8961 ¶ fehlt Ha 8961–8962 sage : tage Ha 8963 Dôdôn Ha / Kardigân Ha 8964 Iblis Ha 8967 Das fehlt Ha 8968 diuhte nieman Ha 8972 er Ha, vgl. V. 4090 8974 wænents niemer Ha 8975 Artûs Ha 8980 ir ê hânt La (Ha) 8983 Des] als Ha 8986 er erlie La (Ha) 8988 frowen Ha 8991 guote liute sich Ha 8961 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 8973 Zu hüge siehe Anm. zu V. 6691. 8986 Die Annahme von Haplographie (Ha) ist plausibel, doch ist wohl auch einfaches lie möglich.
8956–8993 ...
8960
8965
8970
8975
8980
8985
8990
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
503 der wollte weder persönlichen Einsatz noch Besitz sparen. Von allen Landen kam Volk weither zu dem Fest, sodass man davon reden wird, solange wie diese Welt steht. Es ist Recht, dass ich euch erzähle, dass alle Tage Boten von Dodone nach Karadigan kamen. Hierbei konnte Iblis erkennen, wie freudig man ihrer Ankunft entgegenblickte. Sie erzählten ihr, dass ihr Land darauf wartete und es niemand für zu früh halten würde, wie schnell sie auch käme. Das war ihr sehr angenehm und ihr Gemüt verzehrte sich danach, wie es noch heute bei Frauen der Fall ist. Wonach ihrem Herzen der Sinn steht, dorthin glaubt sie nie rechtzeitig zu kommen. Was sich der König Artus vorgenommen hatte, von dem ließ er nur ungern ab. Sein Vorhaben war in jeder Hinsicht klug und höfisch vorbereitet. Viele Ritter und Damen sind zu ihm gekommen, wie ihr vernommen habt. Die waren alle ihrem Gemüt und ihrer Würde entsprechend bekleidet, wonach höfische Leute strebten. Sie gewährten dem König auch, worum er sie bat; ich sage euch, wie: Er erließ es keinem Ritter, dass er ihm für unterwegs eine Dame in seine Obhut gab, damit sie den ganzen Tag in Anstand und in solcher Art zusammen reiten sollten, für die sich gute Leute nicht schämen. Er teilte ihnen allensamt Gefährten nach der Wahl ihres Wunsches zu.
504
8995
9000
9005
9010 9013 9015
9020
9025
9030
Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
Noch waz der heilden ein michel kale, Die one frowen muo stent ritten. Nuo wolte nit lenger bitten ˙ Der milte kunig Arthus, Er fromte nach eren vs sime huß Sinen mag: das was Lantzelet, Deme er dicke liep det. 169r Also dis vff geleit waz, Sin gesinde er vz laß, Das sin hoflu “te hieß: Dem gebot er, das man vff sties Manigen som swere. Sin kamerere Vnd die sin essen soltent machen, Die fürent mit manigen sachen ˙ gegen den strossen. Hin fur Die frowen do vff sassen Vnd by˙ Genure ritten. Anderthalben by˙ ir siten ˙ Reit der hubsche Kariet, Der hies Ramueret Do vor lobelichen slüg. Do beging er manheit gnüg. Das ist zwifel enkein: Jbelis vnd Walwein, Die rittent sament vff den weg. Anderthalben der frowen Erec Reit, also ein geduchtig ritter sol. Sie rittent alle sament wol, Wanne sie hattent richeit vnd den muo t, Der do die lu “te duchte guo t. Ouch wart der vil funden, Die wol mit valcken kunden. 169v Do was ouch dagalte vil, ...
9003 hof lu “te P 8994 zale Ha, ebenso Hannink, S. 43, der aber im Reim wal : zal setzen würde 8997 Artûs Ha 8999 das was fehlt Ha 9010 Ha setzt danach ein leeres Verspaar 9013 Ginovere rîten Ha 9015 Karjet Ha 9016 hies fehlt Ha, der statt dessen durch leeren Raum Fehlendes signalisiert / Ramuret Ha 9019 ¶ fehlt Ha / des Ha 9020 Iblis und Wâlwein Ha 9022 frowen reit Erec La (Ha) 9023 Reit fehlt Ha 9030 HaA erwägt den Ausfall von mehreren Versen 8994 kale = kalle stf. ›Rede, Geschwätz‹ (Le I 1497)? Eventuell ist von einer Verschreibung auszugehen, die darin gründet, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 19). 8998 vrümen swv. ›vorwärts schaffen, befördern‹ etc. (Le III 551f.). 9005 Lies soum. 9016–9017 Wohl: ›der den, der Ramueret hieß, zuvor in lobenswerter Weise erschlagen hatte‹. 9019 Das P ist wohl als frnhd. Ausgleichsform zu erklären. 9023 Lies getühtic mit La (Ha). / getühtec adj. (hier) ›feiner edler Sitte gemäß sich benehmend‹ (BMZ III 57 mit Verweis auf die Stelle; Le I 950; vgl. Anm. zu V. 896). 9029 Zu tagalt siehe Anm. zu V. 3995.
8994–9030 ... 8995
9000
9005
9010 9013 9015
9020
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9025
... ... ... ...
9030
... ... ... ... ...
505 Dennoch gab es eine große Menge von Helden, die ohne Dame reiten mussten. Nun wollte der freigebige König Artus nicht länger warten, er führte seinen Verwandten in Ehren aus seiner Burg: das war Lanzelet, zu dem er oft freundlich gewesen war.
Als dies festgesetzt war, wählte er sein Gesinde aus, das man als seine Hofleute bezeichnete: Dem befahl er, dass man viele schwere Saumlasten herrichten sollte. Seine Kämmerer und die, die sein Essen machen sollten, die zogen mit großem Gepäck hin zu der Straße. Da setzten die Damen auf und ritten neben Genover. Auf ihrer anderen Seite ritt der höfische Karjet, der den, der Ramueret hieß, zuvor in lobenswerter Weise erschlagen hatte. Da zeigte er große Mannheit. Darüber besteht kein Zweifel: Iblis und Walwein, die machten sich gemeinsam auf den Weg. Auf der anderen Seite der Dame ritt Erec, wie ein edelmütiger Ritter soll. Sie ritten allesamt gut, denn sie verfügten über Pracht und über das Gemüt, das die Leute da für gut befanden. Auch fand man viele von denen, die gut mit Falken umgehen konnten. Da gab es auch viel Zeitvertreib, ...
506
9035
9040
9045
9050
9055
9060
9065
Text und Übersetzung Buhuo rt vff maniger plange. Sie rittent von Pritange Frölichen mit söllichen sitten, ˙ vs geritten, Das nie lute Der noch die welt möchte Bas gedencken, ob es en dochte. Jedoch sol sie helffen daz, Man sprichet in deste bas, Das ir hertze tugent erkante, Wanne got selber hasset schande. ES was ein wunnecliche vart, ˙ Wanne der kunig Arthus hette bewart Beide lant vnd sin feste, ... Das jme kein schad möchte sin. Nuo wart ir selde wol schin Dar an, es worent liechte tage, Harte wunneclich nach sage, Weder zuo heiß noch zuo kalt. Die heide vnd der grüne walt Vnd dar zuo guo te geselleschaft, Die machten alle riche krafft Jngegen ir augenweide. Vor vrdrutze vnd vor leide Hatte sie got behuo t. Sie leptent, wie sie duchte guo t, 170r Beide nacht vnd tag. Des frowete sich Lantzelet du Lac. Jn diser wunne rittent sie, Das sie enkein tag vergie, Sie erförschent etliche mere, Das sie duchte fröidenbere, Wanne ir reise merte sich Von rittern aller tegelich Vnd wart zuo jungst harte groß; Wanne künig vnd fu “rsten genoß, Der was so vil, daz man vermeit Die zale, wanne in zuo reit
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9036 endochte P 9037 Je doch P 9059 disem P 9062 fröiden bere P 9031–9032 plâne : Britâne Ha
9041 Initiale D gegen Repräsentant e P
9042 Artûs Ha
9053 Jn gegen P augen weide P
9061 enfrieschen Ha
9031–9032 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 9036 Lies in töhte mit La (Ha). 9039 daz ist wohl kausal zu lesen; ebenso WeKe. 9053 Lies engegen. 9054 urdruz ›Überdruss, Unlust, Ekel‹ (BMZ I 398; Le II 2003). 9061 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 9063 Zu reise ›die an dem Zug Teilnehmenden‹ siehe Anm. zu V. 8340.
9031–9068
9035
... ... ... ... ... ... ...
9040
... ... ... ... ... ...
9045
9050
9055
9060
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9065
... ... ... ... ... ...
507 Buhurt auf vielen Wiesen. Sie ritten fröhlich mit solchem Gebaren aus Britanje weg, dass nie Leute ausgeritten waren, von denen die Welt noch besser denken könnte, selbst wenn sie es verdient hätten. Außerdem mag es ihnen zu Gute kommen, dass man umso besser von ihnen spricht, weil ihr Herz sich auf Tugend verstand, denn Gott selbst hasst die Schande.
E
s war eine herrliche Fahrt, denn der König Artus hatte sowohl Ländereien wie seine Festung gut bestellt, ... sodass er keinen Schaden haben konnte. Nun zeigte sich ihr Glück deutlich daran, dass es sonnige Tage waren, der Erzählung zu Folge ganz herrlich, weder zu heiß noch zu kalt. Die Heide und der grüne Wald und dazu die gute Gesellschaft, die strahlten alle eine prächtige Macht aus, wenn sie ihre Augen umherschweifen ließen. Vor Verdruss und vor Leid hatte sie Gott bewahrt. Sie lebten, wie sie es für richtig hielten, sowohl in der Nacht wie untertags. Darüber freute sich Lanzelet de Lac. In dieser Wonne ritten sie, ohne dass ihnen ein Tag verging, an dem sie nicht viele Geschichten erfahren hätten, von denen sie meinten, dass sie Freude ausstrahlten, denn ihr Zug wurde jeden Tag um Ritter vermehrt und wurde schließlich sehr groß; denn es gab so viele, die Königen und Fürsten glichen, dass man die Zahl nicht nennen konnte, denn es ritten viele
508
9070
9075
9080
9085
9090
9095
9100
Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... si triben unz an di snüere. ich wæne, ie gefüere sô wol ze wunsche ein rîterschaft als diu selbe heres kraft. Nuo was in allen niht ze gâch, doch sint si komen alsô nâch, daz si sanfte nâch sage wæren an dem vierden tage geriten in daz schœne lant, des sich Iblis underwant, daz ir erbe solte sîn. Nuo wart ir rîcheit wol schîn und erschein ir sælicheit dar an, ir bekâmen ir vater man mit zwei tûsent schilten, di alle ûf orsen spilten, mit sîdînen kovertiuren guot. an der gebærden schein der muot, daz si ir vrouwen gerne sâhen. Si îlten ze ir gâhen mit rîchen banieren. si begunden si salevieren
9070 man fehlt P
9085 zewnsche W
9075 pavilûn Ha
9077 ander Ha
˙ Manig schœne schar uber die velt; Wanne man die gezelt Durch herbergen vff sluo g, So waz ir vil vnd gnuo g, Die ir busunen bliessen. So möchte man erste kiessen Lantzeletes pauillinen: Wis, grüne, rot, brun, ˙ So herlich uber die andern, Also ein brinnender zunder Fu “r ein erloschen kol. Doch worent sie alle harte wol Geworcht vnd gezieret. Do wart gebuhieret, Sie tribent vntz an die snüre. ... ... ... zegach W 170v P ¶ statt Initiale P
yblis W jbelis P ir] er P Nuo] Do P seilicheit W zwein P spilte W rossen P siden gouerturen P
Sie iltent zuo ir gahen Mit ir baneren. Sie begundent sie salvieren
9090 werent am Ende von V. 9089 P 9078 zander Ha
9097 Ha folgt P
9091 geritten am Ende von V. 9090 P 9104 salûieren Ha
9078 zunder stm. ›Feuerschwamm, Zunder‹ (Le III 1176); vgl. V. 4413. / zander (Ha) stm. ›glühende Kohle‹ (BMZ III 895f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 1026f.). 9082 Lies gebuhurdieret (Ha). 9083 snuor stf. ist hier als ›Zeltschnur‹ zu lesen (Le II 1044f. mit Verweis auf die Stelle [als V. 9088 Ha]). Während P zum Ausdruck bringt, dass das Getümmel des Buhurt bis an die Zeltlager heranreichte, ist für W an an die snüere rîten zu denken, das – metonymisch – das Reiten zu einem (Zelt-)Lager bezeichnet (vgl. Parz 82,30. 723,26; Garel 17076). 9084–9086 Der Paralleltext ist wegen des Reims problematisch. 9084 Lies nie (Ha). 9086 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9102 gâhen adv. zu gâhe (Le I 725), also ›geschwind, eilig‹ etc. 9104 Zu salevieren = salûieren siehe Anm. zu V. 5384.
9069–9104
9070
9075
9080
9085
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Sie eilten zu der Versammlung. Ich glaube, dass nie eine Ritterschaft so gut und vollkommen ausgefahren war wie diese selbige Streitmacht.
509 schöne Scharen zu ihnen über die Felder; als man die Zelte zur Unterkunft aufschlug, da gab es viele von denen, die ihre Posaunen bliesen. Da konnte man endlich Lanzelets Zelt beschauen: Weiß, grün, rot, braun, so herrlich im Vergleich zu den anderen Zelten wie ein brennender Feuerschwamm gegenüber einer erloschenen Kohle. Sie waren aber alle sehr gut gemacht und verziert. Da wurde ein Buhurt geritten, sie kämpften bis an die Zeltschnüre. ... ... ...
Nun verfielen sie zwar alle nicht in Hektik, 9090
9095
9100
doch sie waren so nahe herangekommen, dass sie nach der Erzählung am vierten Tag gemächlich in das schöne Land geritten wären, dessen sich Iblis annahm, das ihr Erbe sein sollte. Nun zeigte sich deutlich ihre Pracht und ihre Glücklichkeit daran, dass die Männer ihres Vaters mit 2.000 Schilden und mit ausgezeichneten seidenen Satteldecken zu ihr kamen, die alle auf den Rössern spielten. An deren Gebaren zeigte sich das Gemüt, dass sie ihre Herrin gerne sahen. Sie eilten geschwind zur ihr mit prächtigen Bannern. Sie begrüßten sie
Sie eilten geschwind zur ihr mit ihren Bannern. Sie begrüßten sie
510 9105
9110
9115
9120
9125
9130
9135
9140
Text und Übersetzung und alle, di mit ir kâmen. ich wæne, wir nie vernâmen sô minnenclichen enpfanc. Dar nâch was ez unlanc, ê si ze herbergen riten. dâ was daz niht vermiten, si enfünden allen weltrât. als uns daz buoch künt hât, Sô ist reht, daz ich iu sage, in was geschaffet zehen tage, ê si kœmen in daz lant, 56vb daz man liuten und rossen vant, swes in beiden gezam. Dô aber diu schœne reise kam in daz lant, dâ Dôdône lac, dô wart in naht und tac erboten sô michel êre, daz Artûs, der künic hêre, sprach, im wurde nie kunt unz an di gegenwertigen stunt von rîcheit als michel kraft. Nuo kam in manic geselleschaft tegelîch ûf der strâze, daz si sich ze guoter mâze gasten ûf den hoveschal. si dûht, daz berc und tal vol rîterscheft wære. Sus reit daz her mære unz zuo dem Schœnen Walde, von dem ich dort vor zalde, dô Lanzelet daz heil geschach, daz er di âventiure brach an dem küenen Iwerete. Daz her es guot war tete und jâhen, daz nie berc noch walt ze vröude wurde baz gestalt. In dem walde wâren si über naht. morgen vruo mit aller maht riten si ze Dôdône.
9110 do W 9111 welt rat W 9129 hove schal W heueschal P
Vnd alle, die mit jr komen, Das wir nie vernomen ˙ So mynneclichen enphanc. ez] er P zeherbergen W herberge P
Do was das nit vermitten, ... ... ˙ sage: Daz ich uch Daz was geschaffet zehen tage, E sie koment in der frowen lant, ... 171r P swes] Were P beide P do WP dodone W dodone P sô fehlt P artus W arthus P gegewertige P bekam jme P div gelich W
... Die sich zuo guo ter mav sse Gasten vff den houeschal. duchte dez daz P warent P
Sus reit der herre mere Vntze gegen dem Schoe nen Walde, ... dort vor] E P Lantzelet W lantzelet P dô] Da P ýwerete W merete P
Das her es güte wartete: Sie gesahen nie tal noch walt Zuo guo ter fröide bas gestalt. al W 171v P dodone P
9113–9114 in einer Zeile P 9118 Kam am Beginn von V. 9119 P 9143–9144 in einer Zeile W
9128 zeguo ter W
9107 minneclîchen anpfanc Ha 9112 gekündet Ha 9123 wurde Ha 9128 Ha folgt P 9134 Ha folgt P 9135 Ha folgt P 9109 herberge ist mhd. stswf. (Le I 1251f.). 9125 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9129 Zu gesten siehe Anm. zu V. 601. / hoveschal stm. ›laute Freude am Hof, Hoffestlichkeit‹ (BMZ II/2 125 mit Verweis auf die Stelle [als V. 9134 Ha]; Le I 1367).
9105–9143 9105
9110
9115
9120
9125
9130
9135
9140
und alle, die mit ihr kamen. Ich glaube, dass wir niemals von einem so lieblichen Empfang gehört haben. Danach dauerte es nicht lange, bis sie zur Herberge ritten. Da wurde es nicht unterlassen, dass sie alles Gut der Welt vorfanden. Wie uns das Buch verkündet hat, so ist es Recht, dass ich euch erzähle, dass es zehn Tage so ging, ehe sie in das Land kamen, dass man für die Leute und für die Rösser alles fand, was immer sie gebrauchen konnten. Als aber die schöne Ausfahrt in das Land kam, wo Dodone lag, da wurde in der Nacht und tagsüber so große Ehre entboten, dass Artus, der edle König, sagte, er hätte bis an die gegenwärtige Stunde niemals derartig große Pracht wahrgenommen. Nun kam täglich eine große Schar auf der Straße zu ihnen, sodass sie sich angemessen für die Hoffestlichkeit schmückten. Es schien ihnen, als wären Berg und Tal voller Ritterschaft. So ritt das berühmte Heer bis zum Schönen Wald, von dem ich zuvor erzählt habe, wo Lanzelet das Glück geschehen war, dass er die Aventiure des kühnen Iweret brach. Das Heer begutachtete es genau und sie sagten, das niemals weder Berg noch Wald besser für Freude bestellt worden wären.
In dem Wald blieben sie über Nacht. Am nächsten Morgen ritt die ganze Menge früh nach Dodone.
511 und alle, die mit ihr kamen, sodass wir niemals von einem so lieblichen Empfang gehört haben.
Da wurde es nicht unterlassen, ... ... was ich euch erzähle: Es ging zehn Tage so, ehe sie in das Land der Dame kamen, ...
... die sich angemessen für die Hoffestlichkeit schmückten.
So ritt der berühmte Herr bis zu dem Schönen Wald, ...
Das Heer begutachtete es genau: Sie sahen nie weder Tal noch Wald besser für gute Freude bestellt.
512
9145
9150
9155
9160
9165
9170
9175
Text und Übersetzung dâ wurden si schône gegrüezet und enpfangen. wil es iuch niht belangen, sô sage ich iu vil drâte, di gespilen, di Iblis hâte, mit den siu gienc bluomen lesen, di sint imer sît gewesen durch ir willen âne man. ir keiniu vröude nie gewan, ê si nuo mugen schouwen vrouwen Iblis, ir vrouwen. nuo sint si gein ir geriten. mit vrouwelichen siten 57ra enpfiengen si di künigîn. der ritter muos ouch vil sîn, di der vrouwen pflâgen, und der mê, di sich wâgen ûf buhurt, des dâ was genuoc. vernement ez niht für unfuoc, di rîter sô di tumben trügen, daz si wol swüeren, si vlügen, und daz si engel wæren. ir envrieschent nie an mæren, daz sô vil ritter spilten ûfen rossen und mit schilten. Ir prîses muoz ich vil verdagen, wan daz ein muoz ich sagen: dâ reit sô manic wîgant sô wol, daz nie ze Brâbrant ein ritter sich geschihte baz, swenne er ûffem rosse gesaz und er sich ûf ein puneiz mit rîchem muote gevleiz.
do W Do P
vil fehlt P yblis W ibelis P
enkeine P yblis W Frowe ibelis P nuo fehlt P ir] in P
vnds W ûf buhurt fehlt W do W dez was do P
swue rent Das sie P erförschent P 172r P Vff P und mit] mit ir P
... ... Dar reit manig wigant So wol, das nie zuo Prabant Ein ritter geschihte baz, Wanne er zuo rosse gesas Vnd er sich vff einen pungiers Mit richem muo te geließ.
9161 der Vers beginnt in W mit leerem Raum, der offensichtlich für eine spätere Ergänzung gedacht war in eigener Zeile P 9171 do W 9172 zebrabrant W 9173 gesichte W 9176 richen W 9163–9164 trugen : vlugen Ha, vgl. HaN
9168 ûf Ha
9164 Das sie flugen
9172 Brâbant Ha
9151 Es ist unklar, ob sie aus eigenem Antrieb (so Ke) oder um Iblis willen (so WePéBuSp) ohne Mann geblieben sind. 9159 der vrouwen kann sich auf die Gespielinnen von Iblis oder auch nur auf Iblis selbst beziehen (Pérennec, S. 133). 9163– 9164 Der Reim muss nicht über umlautlosen Konj. Prät. für V. 9164 hergestellt werden (so HaN), sondern auch für V. 9163 kann Konj. Prät. gesetzt werden, da der übergeordnete Satz negiert ist (Mhd. Gramm. § 469; vgl. außerdem die Beispiele bei Mhd. Gramm. § 485). 9164–9165 liegt syntaktische Dissimilation vor (siehe Mhd. Gramm. § 496). Ich paraphrasiere für V. 9162–9164: ›Fasst es nicht als Frevel auf, dass die Ritter die Törichten so täuschten, dass sie (die Törichten) bestimmt geschworen hätten, sie (die Ritter) würden fliegen, und dass sie Engel wären.‹ Ähnlich WePéBuKe; Sp lässt die Ritter sich selbst täuschen. 9168 Lies ûf den. 9173 geschicken swv. refl. ›sich anstellen, anschicken, aufmachen‹ (Le I 901 mit Verweis auf die Stelle). Die intr. Form in P ist problematisch, am ehesten wird an schicken swv. im Sinne von ›fügen, gestalten, anordnen, einrichten‹ etc. (BMZ II/2 118f.) zu denken sein. 9174 Lies ûf dem.
9144–9176
9145
9150
9155
9160
9165
9170
9175
Dort wurden sie angemessen begrüßt und empfangen. Wenn es euch nicht langweilt, dann erzähle ich euch sehr schnell, dass die Gespielinnen, die Iblis hatte, mit denen sie Blumen lesen gegangen war, dass die seither immer um ihretwillen ohne Mann gewesen sind. Keine von ihnen hatte jemals Freude, bis sie nun ihre Herrin, Frau Iblis, sehen konnten. Nun sind sie ihr entgegengeritten. Sie empfingen die Königin nach der Art von Damen. Es gab auch viele Ritter, die sich um die Damen annahmen, und noch mehr von denen, die sich auf Buhurt wagten, von dem es dort genug gab. Fasst es nicht als Frevel auf, dass die Ritter die Törichten so täuschten, dass sie bestimmt geschworen hätten, sie würden fliegen, und dass sie Engel wären. Ihr habt niemals in einer Geschichte gehört, dass so viele Ritter auf Rössern und mit Schilden spielten. Viel von ihrem Ruhm muss ich verschweigen, aber das eine muss ich sagen: Dort ritten so viele Kämpfer so gut, dass in Brabrant niemals ein Ritter sich besser anstellte, wenn er auf einem Ross saß und er sich mit vornehmem Gemüt zu einem Kampf befleißigte.
513
... ... Dorthin ritten viele Kämpfer so gut, dass in Brabrant niemals ein Ritter besser agierte, wenn er auf einem Ross saß und er sich mit vornehmem Gemüt auf einen Kampf einließ.
514
Text und Übersetzung
Uns zelt daz welsch buoch daz, 9180
9185
9190
9195
9200
9205
9210
der welsche buo ch P
ez enwurde nie vrouwe baz enpfangen noch sô schône, als Iblis ûf Dôdône wart mit aller der getât, diu an vrouwen enpfange stât. und alle, di mit ir kômen dar, der nam man als guot war, daz in nihtes enbrast, des weder wirt oder gast erdenken kan ze wirtschaft. alles guotes überkraft, des gap man in den vollen. daz mære ist ûz erschollen, daz si ze wunsche lebeten. Di herren ouch dâ gebeten varendem volk, als ez zam. der êt durch êre guot nam, der wart mit rîcheit geladen und erkovert sich alles schaden, 57rb des im armuot ie getet. daz gebôt der milte Lanzelet. Nuo enpfienc ze Dôdône Lanzelet di krône nâch küniclichem site. ich wæne, ouch Iblis niht vermite, siu würde gekrœnet mit ir man. ir vremden mantel truoc siu an ze tisch und ouch ze spil. dem wart gewartet vil, sô daz gewürhte lieblîch tet. Ouch enpfienc her Lanzelet sîne fürsten alle ze man, dar nâch er schiere gewan den gewalt mit ganzer êre. dô wart dâ vröuden mêre
9192 do W
9207 geworhte W / lebelu “ch P?
yblis W ibelis P dodône W dodone P Die zuo der frowen enpfangen P
des] Das P zewirtschaft W Jr kein kan P vber kraft W
zewo nsche W
Die herren ouch do gebitten. ... ... Do wart mit richeit geladen. 172v Vnd erkouerte sich alles schaden, Den ime armuo t mit ir schame tet. Lantzelet W lantzelet P dodône W dodone P ¶ statt Initiale P Lantzelet WP nâch] Mit P sitten P yblis W ibelis P
zetisch W zespil P Dem wartet harte vile P
... So das gewúrcke lobelu “ch tet. Ouch nam der herre Lantzelet Sine fúrsten zuo man, ...
(zweites) do W fehlt P
9208 Lantzelet W
9182 anpfange Ha 9194 umb êre Hannink mit Verweis auf V. 8394 9197–9198 getete : Lanzelete Ha 9203 wurde Ha 9204 truoc fehlt Ha 9205 truoc ze tische Ha 9207 lebelîche Ha 9209 Ha folgt P 9196 Zu erkoveren, erkoberen siehe Anm. zu V. 1857. / Der Paralleltext ist nur über die Annahme eines fehlenden verallgemeinernden Subjekts ietweder oder dergleichen möglich. 9203 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 9207 Zu gewürhte siehe Anm. zu V. 4760. / Die Lesung von P ist (wie häufig bei e und o) unsicher, die fast vollständige Schließung des Buchstabens spricht allerdings für die Lesung mit o. Anders entscheidet sich (ebenfalls zweifelnd) Ha, der HaA mutmaßt: lebelîche tuon ›sich ausnehmen, bewegen wie etwas lebendiges‹; was freilich wiederum gut zur früheren Beschreibung des Mantels passt.
9177–9212
515
D
9180
9185
9190
9195
as welsche Buch hat es uns erzählt, dass niemals eine Dame besser oder gleich schön empfangen wurde, wie Iblis auf Dodone mit all den Handlungen empfangen wurde, die zum Empfang einer Dame gehören. Und alle, die mit ihr dorthin gekommen waren, um die kümmerte man sich so gut, dass es ihnen an nichts fehlte, das entweder Burgherr oder Gast zur Bewirtung von Gästen einfiel. Ein Übermaß allen Besitzes, davon gab man ihnen in Fülle. Die Nachricht verbreitete sich, dass sie in Vollkommenheit lebten. Die Herren beschenkten da auch das fahrende Volk, wie es sich gehörte. Wer irgendwie Besitz für Ehre eintauschte, der wurde mit Reichtum überhäuft und erholte sich von allem Schaden, den ihm Armut jemals zugefügt hatte.
Die Herren machten da auch Geschenke. ... ... Da wurde mit Reichtum (viel Volk) geladen. Und (ein jeder) erholte sich von allem Schaden, den ihm die Armut jemals mit ihrer Schande zugefügt hatte.
Das gebot der freigebige Lanzelet.
Nun empfing Lanzelet 9200
9205
9210
die Krone zu Dodone auf königliche Art. Ich glaube, auch Iblis unterließ nicht, dass sie mit ihrem Mann gekrönt wurde. Sie trug ihren fremdartigen Mantel bei Tisch und auch beim Zeitvertreib. Der wurde von vielen genau betrachtet, weil das Gewebe lieblich erschien. Auch empfing Herr Lanzelet alle seine Fürsten als Gefolgsmänner, womit er schnell die Macht mit vollkommener Ehre erwarb. Da entstand da noch mehr Freude
... weil das Gewebe lobenswert erschien. Auch nahm der Herr Lanzelet seine Fürsten als Gefolgsmänner, ...
516
9215
9220
9225
9230
9235
9240
9245
9250
Text und Übersetzung danne vor, daz was reht, wanne im manic guot kneht was getriuwe und holt. er gap in silber und golt, des er dâ guot stat vant. swaz Iweret, der wîgant, het verlân, daz was dâ gar, und was gesamenet dar vil getregdes ûz der mâze. an di schaffenær ich daz lâze, den ez gebôt Lanzelet, daz nie mê liut baz getet mit sô vil guotes danne sie. dâ mit lâz ich di rede hie. War umb tæt ich aber daz? ich wil iu sagen fürbaz mit kurzer rede di wârheit. swaz uns iender ist geseit von hôhvart oder von schalle – daz sult ir merken alle –, des was ze Dôdône mê, danne man sît oder ê âne lüge habe vernomen. Swer ze grôzem hove ist komen, 57va dâ man vröude und wunder sach, ob des hi allez niht geschach, sô geloubent mir niht, des ich gesage. ze Dôdône was alle tage, di wîl der hof werte, swes êt iman gerte, hübscheit und wünne. dô enwaz dehein künne ze leides ungewinne, ez enwære danne diu minne, diu dâ tet, daz siu dicke tuot: siu twinget manigem den muot, swi vrœlich sîn gebærde sîn, daz doch sîn herze duldet pîn.
Danne do vor P
dâ fehlt P yweret W meret P Vers fehlt P 173r P
An sine schaffenere ich losse, Also in gebot Lantzelet, ˙ baz nie tet Das jme kein lut Mit so vil guo tes danne sie. Do mitte lat mich swigen hie.
oder] vnd P zedodone W dodone P
Wer zuo grossen höfen ist komen, Do man fröide vnd manig wunder sach, ... das P ˙ sage P nit waz ich uch dodone WP was] das P swes] Das P
... Gesuntheit vnd wunne. was P zeleides W 173v P were P dâ tet] daten P geberden W sîn] des P dultet W
9219 Das was do gar in eigener Zeile P 9223 Lantzelet W 9226 do W nach V. 9230 9236 zegrozem W 9237 do W 9243 wume P 9222 ichz lâze Ha
9227 Initiale fehlt Ha
9238 alles Ha
9239 sage Ha
9229 heit in warheit W rechts ausgeworfen 9240 Dôdôn Ha
9244 dâ Ha
9221 getregede stn. ›Gepäck, Ladung, bewegliches Gut jeder Art‹ (BMZ III 77f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 947). 9222 schaffenære, schaffener stm. ›Anordner, Aufseher, Verwalter‹ etc. (BMZ II/2 73 mit Verweis auf die Stelle; Le II 632). 9249 gebærde ist mhd. nur stf. (Le I 747).
9213–9250
9215
9220
9225
als zuvor, das war Recht, weil ihm viele gute Kerle treu und hold waren. Er gab ihnen Silber und Gold, was er leicht tun konnte. Alles, das Iweret, der Kämpfer, hinterlassen hatte, das war alles dort, und es war dort über die Maßen viel bewegliches Gut gesammelt. Ich überlasse das den Verwaltern, den es Lanzelet befahl, dass niemals mehr Leute mit so vielem Gut besser verfahren sollten als sie. Damit lasse ich die Rede hier sein.
517
Ich überlasse es seinen Verwaltern, wie ihnen Lanzelet befahl, dass keine Leute für ihn jemals mit so vielem Gut besser verfahren sollten als sie. Damit lasst mich hier schweigen.
Weshalb aber habe ich das getan? 9230
9235
9240
9245
9250
Ich will euch im Folgenden in kurzen Stücken die Wahrheit sagen. Was immer uns irgendwo von Hochmut oder von Freudenlärm erzählt worden ist – darauf sollt ihr alle Acht geben –, von dem gab es zu Dodone mehr, als man seither oder fürderhin ohne Lüge vernommen hat. Wenn einer jemals zu einem großen Hof gekommen ist, wo man Freude und Wunderbares gesehen hat, und wenn das hier nicht alles geschah, dann glaubt mir nicht, was ich euch erzähle. In Dodone gab es alle Tage, während der Hoftag andauerte, was immer auch irgendjemand gewollt hätte, Höfischheit und Wonne. Da erlitten keine der Verwandten Schaden von Leid, es sei denn durch die Minne, die da tat, wie sie oft tut: Sie zwingt das Gemüt von vielen, wie fröhlich sein Gebaren auch ist, dass sein Herz dennoch Pein erdulden muss.
Wenn einer jemals zu großen Höfen gekommen ist, wo man Freude und viel Wunderbares gesehen hat, ...
... Gesundheit und Wonne.
518
Text und Übersetzung
Nuo was Artûs, der künic hêr,
9255
9260
9265
9270
9275
9280
9285
drî mânôde und mêr mit aller der geselleschaft und mit der grôzen heres kraft ze Dôdône in Behforet. dô bôt im her Lanzelet michel êre und allez guot. daz was sîn site und ouch sîn muot, daz er nimer des vergaz, er erbüt den liuten etswaz, dâ bî er in bescheinde sîne tugent und daz er meinde mit triuwen got und ouch di welt. Genoveren wart daz guot gezelt. dô wolt Iblis, diu künigîn, hern Keins vriundîn ir mantel gerne hân gegeben, wan daz siu vorhte daz ûf streben, als ir ê wol hânt vernomen. Ie mitten ist ez dar zuo komen, daz der künic Artûs von sînes lieben neven hûs mit urloube wolt rîten. er en moht niht langer bîten, wan im von heim ein bote kam, der im seit, des ich niht vernam. 57vb Dô begunden sich di vrouwen wenen, daz trûren und muotsenen an daz herze muose gân. wi kunde Iblis nuo gelân, siu und Lanzelet de Lac müesen etswi manigen tac Artûsen harte schône kundewieren von Dôdône? Dô wart dâ urloup genomen von herren, di dar wârn komen.
Nuo was Arthus, der ku “nig her, Drý monet vnd dannocht me Mit aller siner gesellschafft Vnd mit dez grossen herren krafft Zuo Dodone vnd in Behforet. Do bott in her Lantzelet Michel ere vnd alles güt. des fehlt P
... Er enbutte deme ritter etwaz, Do by˙ er jme bescheinde Sin tugent vnd sin meinede Mit trúwen got vnd auch der welt. Genuren P daz] sin P
Vnd wolte Jbelis, die kunigin, Her Koinis fru “ndin Jr mantel gerne han gegeben. Do irforchte die das vff streben, Also ir e hant vernomen. 174r Hie mitte ist es dar zuo komen, ... artus W arthus P sims P nemen P en fehlt P heimen P sagte jme daz ich P
Do begunden sich die frowen weinen, Das in truren vnd senen An das hertze müste gan. yblis W Wie kunde nuo ibelis verlon P Lantzelet W lantzelet du lac P artusen W V. 9283–9284 fehlen P (zweites) do W fehlt P Von den herren P
9251 artus W 9252 manade W / me W 9255 dodone W / behtfortet W 9265 yblis W 9266 kayns W 9268 ir forchte P 9278 mvo t senen W 9256 Ha folgt P / dâ Ha 9260 enbüte Ha 9264 Ginoveren Ha im Ha 9278 daz in trûren Ha 9281 Lanzelet du Lac Ha
9256 Lantzelet W
9266 Keiînes Ha
9269 Ha folgt P
9261 do W 9276 seit
9254 Zu kraft (W) siehe Anm. zu V. 38. / ›und mit der Macht eines großen (bedeutsamen etc.) Herren‹ (P)? 9262 Zu meinen (W) siehe Anm. zu V. 1216. / meinde P = gemeinde stf. ›Gemeinschaft‹ (Le I 839. 2079)? 9263 ›in Treue bei Gott und auch bei der Welt‹ (P)? 9277 wenen (WHa) swv. mit untergeordnetem Satz ›sich gewöhnen an‹ (Le III 762f. mit Verweis auf die Stelle).
9251–9286
Nun war Artus, der edle König,
9255
9260
9265
9270
9275
drei Monate oder mehr mit all der Gesellschaft und mit einer großen Streitmacht zu Dodone in Behforet. Da entbot ihm Herr Lanzelet große Ehre und allen Besitz. Das war seine Art und auch seine Absicht, dass er niemals darauf vergaß, den Leuten etwas zu geben, womit er ihnen seine Tugend beweisen konnte, und dass er in Treue Gott und auch die Welt liebte. Das gute Zelt wurde Genover gegeben. Da wollte Iblis, die Königin, ihren Mantel gerne der Geliebten von Herrn Kei geben, doch sie fürchtete das Emporstreben (des Mantels), wie ihr zuvor genau vernommen habt. Inzwischen ist es dazu gekommen, dass der König Artus mit Abschied von der Burg seines lieben Neffen wegreiten wollte. Er konnte nicht länger warten, da zu ihm ein Bote von zu Hause gekommen war, der ihm etwas sagte, das ich nicht vernommen habe.
D
9280
9285
a gewöhnten sich die Damen daran, dass Trauern und inniges Leid zu Herzen gehen mussten. Wie hätte nun Iblis unterlassen können, dass sie und Lanzelet de Lac Artus auf irgendeine Weise viele Tage lang sehr schön von Dodone weg begleitet hätten? Da wurde dort von den Herren Abschied genommen, die dorthin gekommen waren.
519 Nun war Artus, der edle König, drei Monate und noch mehr mit all seiner Gesellschaft und mit der Macht eines großen Herrn zu Dodone und in Behforet. Da entbot ihnen Herr Lanzelet große Ehre und allen Besitz.
... dem (jedem) Ritter etwas zu geben, womit er ihm seine Tugend und seine Freundschaft in Treue bei Gott und auch bei der Welt beweisen konnte. Iblis, die Königin, wollte auch ihren Mantel gerne der Geliebten von Herrn Kei geben. Da fürchtete die das Emporstreben (des Mantels), wie ihr zuvor vernommen habt. Hiermit ist es dazu gekommen, ...
D
a beweinten die Damen, dass ihnen Trauern und inniges Leid zu Herzen gehen mussten.
520
9290
9295
9300
9305
9310
9315
9320
Text und Übersetzung si wunschten al gemeine, daz Iblis und Lanzelet der reine mit heile lange müesen leben. dâ mit hiez im diu ros geben Artûs, der milte man. Iblis fuor mit in dan mit vil gesindes und Lanzelet, der in kumpanîe tet schône, ich enweiz, wi manigen tac; wan sô sich ietz bewac Iblis mit ir gesinden, daz si wolt erwinden, sô reit siu aber fürbaz. durch Genoveren tet siu daz. ze jungest muosen si scheiden. Dô huop sich under in beiden küssen, weinen, dar an ir liebe schein. künic Artûs kom schiere hein. dô reit Lanzelet her wider und Iblis, dâ si beidiu sider mit vröuden lebten schône ûf ir burc ze Dôdône. Nuo hânt ir alle wol vernomen, daz ich an ein ende schiere komen bin des mæres von Lanzelet. dâ von bit ich einer bet alle tugentrîche diet, swer er sî, der ditz liet von êrst habe gehœret her, ob er stætelicher vröuden ger 58ra und vorderlicher sælicheit, daz er der werde schône bereit ze wunsch an dirr welte, durch daz er niht beschelte ditz selbe getihte! als ich iuch berihte,
Die wustent an alleme teile, Das Lantzelet mit heile Vnd sin wip müstent leben. do W Do P diu] sin P artus W Arthus P
Jbelis fuo r mit jn dan Mit vil rittern vnd Lantzelet, Der in güte volleist det. Des wer ich vnwiß, wie manigen tag; ...
174v P ietzent P yblis W Jbeles P fvo r baz W
Durch Genuren liebe det si daz. Zuo jungest muo stent sie scheiden Mit liebe vnd mit leide, Also in beiden wol gezam. ˙ Der kunig Arthus schier hein kam, Vnd reit ouch Lantzelet her wider Vnd Ibelis, do sie beide sider Mit fröiden leptent schone Vff ir guo ten burg Dodone. chom W Das ich schier zü ende were kome P Lantzelet W lantzelet P bin fehlt P do von W] Von dir P tvgent riche W erste gehöret habe vntze her P
... Obe er herlicher froiden ger ... der fehlt P schône fehlt P
175r P
9288 yblis W / Lantzelet W 9292 yblis W 9293 Lantzelet W 9304 artus W 9305 Lantzelet W 9306 yblis W 9307 leptent sie sider schone P 9317 vordelicher seilicheit W 9319 zuo wunsche am Ende von V. 9318 P 9321–9322 in einer Zeile W 9287–9289 Ha folgt P 9287 si wunschtn Ha 9290 Ha folgt P 9293–9294 Ha folgt P 9295 ichn weiz Ha 9300 Ginoveren Ha 9305 Ha folgt P 9308 Ha folgt P 9310–9311 HaBumke folgen P 9311–9312 Lanzelete : bete HaPiperBumke 9312 von diu HaPiperBumke 9318 schône fehlt HaPiperBumke 9294 volleist, volleiste stmf. (hier) ›Hilfe, Beistand‹ (Le III 448). 9295 unwis P = ungewiss (Le II 1989). Eventuell ist Verderbnis aus des wert ich enweiz wie manegen tac anzunehmen. 9307 sie sider P ist wohl aus V. 9306 herabgekommen. 9322 berihte könnte Präs. oder Prät. sein (Fourquet 1966, S. 975, Anm. 3), da aber das Folgende bislang nicht explizit geäußert wurde, würde ich eher zur Lesung als Präs. tendieren.
9287–9322
9290
9295
9300
9305
Sie wünschten alle zusammen, dass Iblis und Lanzelet, der reine, mit Glück lange leben sollten. Damit ließ sich Artus, der freigebige Mann, die Rösser geben. Iblis fuhr mit ihnen von dannen mit vielem Gesinde und Lanzelet, der ihnen schön Gesellschaft leistete, ich weiß nicht, wie viele Tage; denn wenn Iblis nun mit ihrem Gesinde den Entschluss fasste, dass sie umkehren wollte, dann ritt sie dennoch weiter. Sie tat das wegen Genover. Schließlich mussten sie sich trennen. Da erhob sich unter ihnen beiden Küssen und Weinen, woran sich ihre Zuneigung zeigte. König Artus kam schnell nach Hause. Da ritten Lanzelet und Iblis wieder zurück dorthin, wo sie beide seither schön in Freuden auf ihrer Burg zu Dodone lebten.
521 Die wussten in jeder Hinsicht, dass Lanzelet und seine Frau mit Glück leben würden.
Iblis fuhr mit ihnen von dannen mit vielen Rittern und Lanzelet, der ihnen guten Beistand leistete. Ich bin unsicher, wie viele Tage; ...
Sie tat das aus Zuneigung zu Genover. Schließlich mussten sie sich mit Liebe und Leid trennen, was ihnen beiden gut ziemte. Der König Artus kam schnell nach Hause, und auch Lanzelet und Iblis ritten wieder zurück dorthin, wo sie beide seither schön in Freuden auf ihrer guten Burg Dodone lebten.
Nun habt ihr alle bestimmt erkannt, 9310
9315
9320
dass ich bald zum Ende der Geschichte von Lanzelet gekommen bin. Deshalb bitte ich alles tugendhafte Volk um eine Bitte, wer immer er auch sei, der dieses Lied von Beginn an bis hierher gehört habe, wenn er nach beständigen Freuden und nach vorzüglichem Glück strebt, soll er diese schön und vollkommen in dieser Welt erwerben, damit er dieses selbige Gedicht nicht schilt! Wie ich euch versichere,
... wenn er nach herrlichen Freuden und nach vorzüglichem Glück strebt, ...
522
9325
9330
9335
9340
9345
9350
9355
9360
Text und Übersetzung Sô enist dâ von noch zuo geleit, wan als ein welschez buoch seit, daz uns von êrst wart erkant, dô der künic von Engellant wart gevangen, als got wolte, von dem herzogen Liupolte, und er in hôhe schatzte. der gevangen künic im satzte ze gîsel edel herren von vremden landen verren, an gebürte harte grôz, grâven, vrîen und der genôz. di bevalch aber keiser Heinrich in Tiutschiu lant umb sich, als im riet sîn wille. Hûc von Morville hiez der selben gîsel ein, in des gewalt uns vor erschein daz welsche buoch von Lanzelete. dô twanc in lieber vriunde bete, daz dise nôt nam an sich von Zatzichoven Uolrich, daz er tihten begunde in tiutsche, als er kunde, ditz lange vremde mære durch niht, wan daz er wære in der frumen hulde dester baz. Nuo lât di rede âne haz; sô sag ich iu des liedes mêre: dô Lanzelet, der künic hêre, sîn dinc gesatzte an sælic stat, als er selbe wolt und bat, dô liez er êrste sîne man von Genewîs rîten wider dan mit êren, als ez wol gezam. er schuof, daz im sîn muoter kam. 58rb di enpfienc er mit triuwen und ergatzte si aller riuwen,
9323 do W 9331–9332 in einer Zeile P 9353 seilich W
9331 zegisel W
Do ist nicht noch P
... Wanne also ein valsches buo ch seit, ... vns zuo erste P Engelant P ˙ livpolte W lupolde P
˙ Der geuangen kunig jme saste Zuo gesellen edel herren Von frömden landen ferre. ... ... ˙ intutschiv W Jntutsche lant also vmb P
˙ von Morille Huc Hieß der selben geselle einr, ... Lantzelete W lantzelet P bet P daz] Do P o
Vlrich W zezichoue vo lrich P
... Vnd er richten begunde ˙ In tutsche, also er kunde, Dis lange frömde mere 175v Durch nicht, wanne das er were Jn der frowen hulde deste baz.
˙ Do Lantzelet, der kuniges herr, Sin ding gesatzte an sölliche stat Zuo wunsche, also er daz selbe bat, ... Genewis W jenuwis P wider fehlt P geschuo ff P aller] al dez P
˙ 9346 Intutsche W
9349 inder W
9352 Lantzelet W
9324 wælschez Piper (wohl Druckfehler) 9326 chonic Hagen 9328–9328 wolde : Liupolde HaPiperBumke 9330 fehlt Hagen / in Piper 9331 gîseln HaPiperBumke 9334 genos Hagen 9338 Hui von Morville Hagen 9344 Zatzikhoven HaPiper / Ulrich Hagen 9351–9352 mêr : hêr HaPiper 9353 Ha folgt P 9360 aller] alder Ha 9324 Der Paralleltext für P ist problematisch, siehe K zur Stelle. 9329 schatzen swv. ›das Geld abnehmen‹ (BMZ II/2 91 mit Verweis auf die Stelle; Le II 673).
9323–9360 so ist da weder etwas weggelassen noch hinzugefügt im Vergleich zu dem, was ein welsches Buch erzählt, 9325
9330
9335
9340
9345
9350
das uns erstmals bekannt wurde, als der König von England von dem Herzog Leopold gefangen wurde, wie Gott wollte, und er (Leopold) ihm viel Geld abnahm. Der gefangene König gab ihm edle Herren aus fremden, weit entfernten Ländern zu Geisel, von sehr hoher Geburt, Grafen, Freie und dergleichen. Die befehligte Kaiser Heinrich wiederum in deutsche Länder um sich herum, wie ihm sein Wille riet. Huc von Morville hieß einer von diesen Geiseln, in dessen Besitz uns zuvor das welsche Buch von Lanzelet bekannt wurde. Da zwang ihn die Bitte lieber Freunde, dass Ulrich von Zatzikhoven diese Last auf sich nahm, dass er diese lange, fremdartige Geschichte auf Deutsch zu dichten begann, so gut er konnte, um nichts, als dass ihm von den Tapferen umso mehr Wohlwollen entgegengebracht würde. Nun belasst die Rede ohne Missgunst; dann erzähle ich euch mehr von dem Lied: Als Lanzelet, der edle König, seine Sache zu einem glücklichen Ende brachte, wie er selbst wollte und gebeten hatte,
9355
9360
da ließ er zuerst seine Männer aus Genewis wieder in Ehren wegreiten, wie es sich gut gehörte. Er betrieb, dass seine Mutter zu ihm kam. Die empfing er mit Treue und befreite sie von aller Betrübnis,
523
... im Vergleich zu dem, was ein falsches Buch erzählt, ...
Der gefangene König gab ihm edle Herren aus fremden, weit entfernten Ländern zu Geisel. ... ...
Huc von Morville hieß einer von diesen Gesellen, ...
... und dass er diese lange, fremdartige Geschichte auf Deutsch einzurichten begann, so gut er konnte, um nichts, als dass ihm von den Damen umso mehr Wohlwollen entgegengebracht würde.
Als Lanzelet, der Vasall des Königs, seine Sache zu einem solchen vollkommenen Ende brachte, wie er selbst erbeten hatte, ...
524
9365
9370
9375
9380
9385
9390
9395
Text und Übersetzung der ir dâ vor was beschehen. Nuo moht siu êrst an ir kinde sehen ... ... wünne und grôz werdicheit. sus überwant siu al ir arbeit. Nuo vrumt in sælde und ir gebet, daz Iblis und Lanzelet gewunnen lussamiu kint, als di liute alle gernde sint, di mit dem guote volleziehent dem muote. Merkent, wi der rede sî: ein tohter und süne drî, diu vier kint mit wârheit, diu erbeten, sô man uns seit, an ir habe und an ir guote, an tugenden und an muote. daz füeget sich sæliclîche, wan vier künicrîche hete Lanzelet de Lac: driu, der Iweret pflac, daz vierde Genewîs, sîn lant, daz im lie der künic Pant, sîn herre und ouch der vater sîn. Iblis, diu künigîn, diu riet im niht wan êre. ez endurfent fürwert nimer mêre zwei liep gesamenet werden ûf aller kristene erden, di gelîcher tugent zesamen wete, danne Iblên und Lanzelete. als ich iuch berihten muoz, ir ietwederz liez einen fuoz daz ander an den êren für. ir milte wart sô wîtspür, daz si nieman niht verzigen.
9363 liebe P
9366 allir W
9372 Volle ziehen P
do WP der] Des P geschehen P
Nuo mochte sie erste wunne sehen An ir lieben kinde. Al sin ingesinde Bot in grosse wurdikeit. ˙ Sus uberwant sie alles ir leit. ¶ statt Initiale P yblis W ibelis P Lantzelet W lantzelet P gerne W gerne P
... Die mit dem guo te Volleziehen múgent ir muo te.
176r P der] die P
˙ ... Die uiere wunschete er mit worheit, ... di W arptent P an] Mit P an dem muo te P seilicliche W selencliche P Lantzelet W lantzelet dvlac P yweret W meret P Genewis W jenewis P
yblis W Jbelis P
Es endurffent niemer mere Zwey˙ liep gesament werden Vff aller der erden, ... yblen W Lantzelete W ibliden mit lantzelete P ertwederz W andere nicht an P füre P
Jr ere waz so witspüre, ... 176v P
9375 Das P
9389 gesamet P
9396 wit spvo r W wit spüre P
9362–9366 Ha folgt P 9370 algernde Ha 9372 volziehent Ha 9376 arpten Ha 9381 Lanzelet du Lac Ha 9388 Ha folgt P 9390 Ha folgt P / We folgt W 9391 diu Ha 9394 ir enwederz liez niht einen Ha 9372 volleziehen stv. mit Dat. ›etwas gewachsen sein, genügen‹ etc. (BMZ III 930 mit Verweis auf die Stelle; Le III 456; vgl. HaA). 9388 vürwert (W) adv. ›fortan‹ (Le III 617f. mit Verweis auf die Stelle). 9391 wete ist Konj. Präs. zu weten, wetten stv. ›binden, ein-, zusammenjochen, verbinden‹ (Le III 805 mit Verweis auf die Stelle). 9396 wîtspür adj. ›weite Spuren hinterlassend‹ (BMZ II/2 517; Le III 954, beide mit nur diesem Beleg). 9397 daz ist wohl kausal zu lesen. Der Vers kann nach oben (so auch Ha) und unten gezogen werden.
9361–9397
9365
die ihr zuvor geschehen war. Nun konnte sie erstmals an ihrem Kind Wonne ... ... und große Würde sehen. So überwand sie all ihre Mühsal.
525
Nun konnte sie erstmals an ihrem lieben Kind Wonne sehen. All sein Gesinde entbot ihnen große Würde. So überwand sie all ihr Leid.
Nun nützten ihnen ihr Glück und Gebet, 9370
9375
9380
9385
9390
9395
dass Lanzelet und Iblis anmutige Kinder bekamen, wie es sich alle Leute wünschen, die mit dem Besitz dem Gemüt Genüge tun. Hört, wie diese Sache weiterging: Eine Tochter und drei Söhne, die vier Kinder wahrhaftig, die erbten, wie man uns erzählte, von ihrer Habe und von ihrem Gut, von Tugend und von Gemüt. Das fügte sich glücklich, denn Lanzelet de Lac hatte vier Königreiche: drei, die Iweret beherrscht hatte, und als viertes Genewis, sein Land, das ihm der König Pant hinterlassen hatte, sein Herr und auch sein Vater. Iblis, die Königin, die riet ihm nichts als Ehrenvolles. Es konnten fortan niemals mehr zwei Liebende vereint werden in der gesamten christlichen Welt, die eine ebenmäßigere Tugend zusammenband, als Iblis und Lanzelet. Wie ich euch mitteilen muss, ließ niemand von beiden dem anderen auch nur eine Fußbreit an Vorsprung an den Ehren. Ihre Freigebigkeit hinterließ so weite Spuren, da sie niemandem irgendetwas abschlugen.
... die mit dem Besitz ihrem Gemüt Genüge tun können.
... die vier wünschte er wahrhaftig, ...
Es konnten niemals mehr zwei Liebende vereint werden in der gesamten Welt, ...
Ihre Ehre hinterließ so weite Spuren, ...
526
9400
9405
9410
9415
9420
9425
9430
Text und Übersetzung des sint si lobes unverswigen di wîle und diu welt stât. swelich herre daz begât, 58va daz er ze lobe wirt durch milten muot und niht durch schalcheit, daz ist guot. Von übel genæme, daz lob ist niht zæme, wan ez den vrumen niht behaget. durch daz sî iu daz gesaget, daz der herre Lanzelet allez an daz beste tet. er was guot wirt in sîm hûs, als im der künic Artûs riet durch sîner triuwen kraft, und verlac dehein ritterschaft, di er gereichen mohte. Ditz wert, und im tohte sînes lîbes kraft mit der jugent. er gelebete mit gantzer tugent, daz im sô liebe geschach, daz er sîner kinde kint gesach mit wahsender werdicheit. Nuo, waz touc iu mêr geseit, wan daz im got sô wol tet, daz Iblis und Lanzelet mit grôzen êren wurden alt und sturben, als uns ist gezalt, beidiu sampt an eim tage. swaz iu anders ieman sage von in, des hân ich niht vernomen. wer möhtes alles ze ende komen, waz wunders Lanzelet begienc? sît er ze êrst ze tugenden vienc, sô wuohs sîn lop, unz er verschiet. alsus endet sich daz liet. Ditz mær ist ûz, daz ich kan.
Des sont sie lobes niemer swige P und] vntze P
Welich selig herre daz begat, ... zelobe W zuo loben P daz ist guot] daz duo t P gezeme P
... Wanne es den frowen nit behaget. “ uch gesaget P Lantzelet W lantzelet P duo t P artus W arthus P Vnd in verlac P gereichen] genure P ¶ fehlt P wert und] was vntz P
Er gelepte durch sine jugent, Das er siner kinde kint gesach, Das jme so liebe geschach Mit jr sunder wurdikeit. 177r ... Wanne das jn got so wol det, ... yblis W ibelis P Lantzelet W lantzelet P
ein W sampt fehlt P ieman anders P des] das P zeende W Lantzelet W lantzulet P züm ersten zuo tugende P
9415 Mit der jugent am Beginnn von V. 9416 P 9416 Durch sine jugent in eigener Zeile P von V. 9418 steht Gesach 9419 werdich eit W
9417 gescach P, am Beginn
9401 durch guot Ha, dagegen Lei, der WP folgt 9403 Initiale fehlt Ha 9404 Ha folgt P 9414 ¶ fehlt Ha / und] unz Ha 9421 Ha folgt P 9403 genæme adj. ›was gerne angenommen wird: annehmbar, angenehm, schön, wohlgefällig‹ (Le I 852f. mit Verweis auf die Stelle). 9411 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9412 Lies enverlac P. 9414 Die Konjektur von Ha ist gut möglich, allerdings ist auch und denkbar, das in (ähnlichen) Wendungen wie die wîle und etc. ebenso in der (temporalen) Bedeutung ›solange‹ steht (Mhd. Gramm. § 451).
9398–9433
9400
Deshalb wird ihr Lob, solange die Welt steht, nicht verklingen. Wenn ein Herr das erreicht,
527
Wenn ein glücklicher Herr das erreicht, ...
dass er wegen seines freigebigen Gemüts und nicht durch Arglist lobenswert wird, ist das gut.
D
9405
9410
9415
as Lob, das durch Tücke erworben wird, geziemt sich nicht, weil es den Tapferen nicht gefällt. Deshalb sei es euch gesagt, das der Herr Lanzelet alles zum Besten tat. Er war in seiner Burg ein guter Burgherr, wie ihm der König Artus wegen der Fülle seiner Treue geraten hatte, und er versäumte keine Ritterschaft, die er erreichen konnte. Dies währte, solange er mit der Kraft seines Körpers durch die Jugend dazu fähig war. Er erlebte in vollkommener Tugend, dass ihm eine solche Freude geschah, dass er die Kinder seiner Kinder in
9420
9425
9430
wachsender Herrlichkeit sehen konnte. Nun, was soll ich euch mehr erzählen, außer dass ihn Gott so gut behandelte, dass Iblis und Lanzelet in großen Ehren alt wurden und beide, wie uns erzählt wurde, zusammen an einem Tag dahinschieden. Was immer euch jemand von ihnen auf andere Weise erzählt, davon habe ich nichts gehört. Wer könnte all das vollständig erzählen, was Lanzelet an Wundern vollbrachte? Seit er erstmals nach den Tugenden griff, seither wuchs sein Lob, bis er starb. So endet das Lied.
Diese Geschichte, auf die ich mich verstehe, ist aus.
... weil es den Damen nicht gefällt.
Er erlebte wegen seiner Jugend, dass er die Kinder seiner Kinder sehen konnte, was ihm durch die Herrlichkeit eines jeden einzelnen von ihnen sehr lieb war. ... außer dass Gott sie so gut behandelte, ...
528
Text und Übersetzung durch den ich daz tihten began, der lône mir, dêst sîn êre. ich wil noch michels mêre durch in tuon, sol ich leben. er mac mir lîhte lôn gegeben. Sî er mir, als ich im bin! des sult ir alle biten in, 58vb di ditz liet hœren oder lesen. daz ir imer sælic müezent wesen und iuch got berihte, des gert Uolrich, der ez tihte. Amen. Lanzeletes buoch ist ûz, ûz, ûz. ... ... ... ...
9435
9440
9445
des W] es P mirs dise ere P
¶ fehlt P Vnd si mir P
... Die dis liet hörent sagen oder lesen. seilich W ˙ got daz berichte P iv W Vnd daz uch o
... Daz begert Vlrich, der dis dichte. 177v Her Lantzeletes buo ch ein ende hat. Got verlich vns vmb vnser missetat ˙ Gantzen ruwen bicht vnd bue ß. Daz helffe vns got vnd Maria die süß. Amen. Amen. Amen.
o
9444 Vlrich W 9445 vz. vz. vz. W] die letzten beiden vz mit roter Tinte 9449 Vers eingerückt P / danach mit kleinerer, stärker ziselierter Schrift, aber wohl von derselben Hand der Schreibervermerk: finitus est iste liber invigilia purificatoıs | marie virgıs Anno dm mo cccco xx jor | laus tibi sit xpe Quia liber explicit iste ›Dieses Buch wurde am Tag vor Mariä Reinigung [2. Februar, also am 1. Februar] im Jahr des Herrn 1420 abgeschlossen. Lob sei dir Christus, denn dieses Buch ist zu Ende.‹ 9434 HaPiper folgen P 9435 mirs HaPiperBumke 9438–9439 HaPiper setzen Komma nach V. 9438 und Punkt nach V. 9439 9439 ¶ fehlt HaPiper 9441 Hannink, S. 57 folgt P, eventuell mit Streichung von liet 9434 tihten swv. ist mhd. nur mit Akk. belegt (BMZ III 35f.; Le II 1436–1437). 9435 lônen ist mhd. intr. und mit Gen. möglich (BMZ I 1042; Le I 1953). 9443 Zu berihten siehe Anm. zu V. 8162. 9448 Lies des.
9434–9449
9435
9440
Der, um dessentwillen ich das zu dichten begonnen habe, der lohne es mir, das gereicht ihm zur Ehre. Ich will noch viel mehr um seinetwillen tun, wenn ich noch länger lebe. Es fällt ihm leicht, mich zu belohnen. Sei er mir, wie ich ihm bin! Darum sollt ihr ihn alle bitten, die dieses Lied hören oder lesen. Dass ihr immer glücklich sein sollt und Gott für euch sorgen soll, das wünscht Ulrich, der es gedichtet hat. Amen.
9445
Das Buch von Lanzelet ist aus, aus, aus. ... ... ... ...
529
... die dieses Lied vorgetragen hören oder lesen.
... das begehrt Ulrich, der dies gedichtet hat. Das Buch von Herrn Lanzelet hat ein Ende. Gott verleihe uns wegen unserer Missetat Beichte und Buße für alle Betrübnis. Dabei mögen uns Gott und Maria, die süße, helfen. Amen. Amen. Amen.
TRANSKRIPTION
1ra SWer rehtiv wo2t gemerchen der gedenche wi ein wiſe man hi vo2 bi alten ziten ſp2ach dem ſit div welt ds volge iach ¶In dvhte der niht wol gemve t | kan der aller der lut willen tue t den frvmen hazzent ie die zagen daz ſol er mezzeclichen clagen ſit es in an ir herze gat ſo ſin dinch wol zeſelden ſtat Nvo hoe 2ent wi ich es meine er belibet frivnde aleine ſwer nieman fv2 den andern hat es iſt min bet vnd auch min rat daz hvbſche lut mich vernemen den lob vnd ere ſol gezemen der hulde wil ich behalten vnd wil hi furder ſchalten di bóſen nidere den fremde got ditz mere des ich hie wil beginnen ſi gant doch ſchiere hinnen ſwenne ſi daz liet horent ſagen ſi mvgen kvme vertragen daz eim ritter wol gelanch der ie nach ſteten tvo genden ranch der waz huo bſch vnd wis vnd beiagete manigen pris wit in den landen
s 2r Wer recht wort gemec ken kan Der gedencke wie ein wiſe man Hie vor by allte ziiten ſprach Dem ſit de ſit die welt ds uolge iach Jn duchte der nicht wol gemuo t Der aller der welte willen tuo t Den fromen haſſent ye die zagen Dz ſol er maſclich clagen Sit es in an ir herze gat 2v So ſin ding wol zuo ſelden ſtat Nuo hortent wie ich es meine Er blibet fruntlich alleine Wer nyeman fúr die andern hat Es iſt myn bette vnd ouch myn rat Das hubſche lútte mich vernemen Den lop vnd ere wol gezemen Der hulde wil ich behalten Vnd wil hie fúr der ſchalten Die böſen nidere Den fromde got diſe mere Des ich hie wil beginnen S`y gant do ch ſchier hynnen Wenne ſy hortent dis liet ſagen S`y múgent kume vertragen Das eime ritter wol gelang Der ye noch ſtetten tugenden rang ¶Der was hubiſch vnd wiſe Vnd beiagete | manigen priß Witten in den landen
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 371
Fragmente wer rehtiu wort gemerken kan, der gedenke wie ein wîse man hie vor bî alten zîten sprach, dem sît diu welt der volge jach. in dûhte der niht wol gemuot der al der liute willen tuot. den frumen hazzent ie die zagen: daz sol er mæzeclîchen clagen, sît ez in an ir herze gât, sô sîn dinc wol ze sælden stât. Nu hœrent wie ich ez meine. er belîbet friunde aleine, swer nieman für den andern hât. ez ist mîn bete und ouch mîn rât, daz hübsche liute mich vernemen, den lop und êre wol gezemen. der hulde ich wil behalten und wil hie fürder schalten die bœsen nîdære: den fremde got ditz mære, des ich hie wil beginnen. si gânt doch schiere hinnen, swenne sie diz liet hœrent sagen; si mügen kûme vertragen daz eime ritter wol gelanc, der ie nâch stæten tugenden ranc. der was hübsch unde wîs und bejagete manegen prîs wîten in den landen
S
Karl August Hahn (Ausg. 1845/1965)
1–2 Die beiden Verse sind im Bild Alrams von Gresten im Kodex Manesse zitiert (311 r ): Sws | recht | wort | merch || en ka | ds ged | enche | wie; vgl. FB. 3 allte] te korrigiert ee P. 5 ¶ W fehlt Deu. / nicht Deu für W. 10 Punkt am Versende Deu für W. 11–20 Die zehn Reimpaare beschließen, bisweilen stark verändert, eine Sammlung von Reimpaarsprüchen (aus Freidank, Boner, dem Cato, Walther u. a.), die sich in der Sammelhandschrift Cod. Pal. germ. 355 (nordalem. mit zahlreichen schwäb. Wortformen, 15. Jahrhundert), fol. 13 r –15 r (die ›Lanzelet‹-Verse fol. 15 r ) findet (Ehrismann, G. 1911, Sp. 160; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 115–117; Kantola 1982, S. 11; zur Hs. siehe Bartsch 1887, S. 103f.; Wilken 1817, S. 434f.; Miller 2004b; sie enthält außerdem Werke von Peter Suchenwirt, dem Mönch von Salzburg, Hans Zukunft, Meister Altswert, Hermann von Sachsenheim, eine Zitatsammlung aus den Kirchenvätern, Rätsel, Lieder, Mären etc.). Da der Eintrag textkritisch irrelevant ist, beschränke ich mich auf einen Abdruck der Stelle; für die Abschrift danke ich Matthias Miller (E-Mail vom 5. Juli 2004): Ez ist sicher gemein | Er blibt gern allein || Wer niemen fur den andern hät | Ez ist min bett vnd och min Rät || Läß mich allen die verniemen | Den lob vnd Er wol zemen || Der selben huld wil ich behalten | Vnd hiefurder schalten || Die boesßen nider | Den fremde got disu mer || Amen. 16 und Deu für W. 22 ſchire Deu für W. 23 ſwenne ſi Deu für W.
25
20
15
10
5
1
Wien, Cod. 2698
1–29 533
49 verhengee Deu für W.
an ſtoltzen wiganden noch dem waz im vnbechant wi er ſelbe waz genant vnd welhes adels er were vntz daz der helt mere geſchuf mit ſiner manheit daz im ſin name wa2t geſeit vnd dar zvo gar ſin kvnne ſchaft ze tvgenden hat er blve nde ch2aft der ſelbe ſeilige man zelaſter nie mve t gewan 1rb Nvo lant es ivch niht betragen ich ſage iv ane v2agen wi ſin geleze wart bekant ¶Ein furſte waz geheizzen pant der waz kvnic ze Genevis von manigen kriegen wa2t er gris der pflac er ane mazen vil als manigen der me haben wil dan im daz reht verhenge daz enlaufet doch niht di lenge er gewinnet diche widerſlac dis waz ſin ſit des er pflac wan er des libes waz ein degen er wolt algeliche wegen beidiv arm vnd riche in ſim kvnich2iche di reht ze im ſolten ſuchen ¶Ern wolt niht geruchen daz wids in ieman ſp2ech ein wo2t ern were da zeſtete mo2t beidiv G2aven vnd herzogen die hat er alſo vberzogen vnd kert an ſi ſo grozen zo2n daz den herren wol gebo2n der lip wart vil ſwere ſi w2den im gevere wi ſi im den lip gewnnen abe
37 und Deu für W.
65
60
55
50
45
40
35
30
55 und Deu für W.
59 ſprach Deu für W.
An ſtoltzen wiganden Noch denne was ime bekant Wie er ſelber was genant Vnd welliches adels er were Vntz dz der helt mere Geſchuo ff mýt ſiner manheit 3r Das ime ſin name wart geſeit Vnd dar zuo gar ſine küneſchaft Zuo tugenden hat er blumende craft Der ſelbe ſelige man Wanne er nÿe zuo laſter muo t gewan Nuo lant es “vch nicht betragen Jch ſage vch ane frowen Wie ſin gelaze wart bekant Ein fúrſte wz geheiſſen pant Der waz künie zegenins Von manigen kryegen wart er gins Der pflag er one maze uil Alſo maniger der me haben wil Denne ime das recht verhenge Das enlouffet nicht die lenge Er gewynnet dicke wider ſlag Dis was ſin ſitte das er pflag Wanne er des libes was ein degen Er wolte ſy alle gliche wegen Arm vnd riche Jn ſime kunigriche Die recht zuo ime ſolte ſuo chen Er enwolte ouch nit geruchen Das ime wider ſpreche ein wort Er enwere da zuo ſtette mort Grauen vnd hertzogen 3v Die hat er alſo vber zogen ... ... Das in der muo t wz ſwere Sy wurdent ime geuere Wie ſy ime den lip gewunnen abe 61 und Deu für W.
an stolzen wîganden. noch denne was im unbekant, wie er selbe was genant und welhes adels er wære, unz daz der helt mære geschuof mit sîner manheit, daz im sîn name wart geseit und dar zuo gar sîn künneschaft. ze tugenden hât er blüende kraft, der selbe sælige man, wan er nie ze laster muot gewan. Nu lânts iuch niht betrâgen, ich sage iu âne vrâgen, wie sîn gelæze wart bekant. ein fürste was geheizen Pant, der was künec ze Genewîs. von manegen kriegen wart er grîs, der pflac er âne mâzen vil, als maneger der mê haben wil dan im daz reht verhenge. daz enlouft doch niht die lenge: er gewinnet dicke widerslac. diz was sîn site, des er pflac, wan er des lîbes was ein degen, er woltes algelîche wegen, arm und rîche in sîme künicrîche, die reht ze im solten suochen; ern wolt ouch niht geruochen, daz wider in ieman spræche ein wort, ern wære dâ ze stete mort. grâven unde herzogen, die hât er alsô überzogen und kêrt an si sô grôzen zorn, daz den herren wol geborn der lîp wart vil swære. si wurden im gevære, wie sie im den lîp gewunnen abe.
534 Transkription
von rittern vnd von v2ov wen hie ſol man wv nder ſchov wen 1va die ir man des todes gvo nden di dienten ir ſwa ſi kvo nden wan ſiv niht wan eren gerte daz der kvnic ſo lange werte daz chom von ir milticheit ¶Nvo gewan div v2owe gemeit ein chint daz maniger ſeilde wielt an ammen ſivs ſelbe behielt in ir kemenaten da wa2t es wol beraten auch wa2t es ſelten enblanden mit ſchoner v2ov wen handen wart es diche gewaget im wart daz gewiſſaget daz es w2de ein wigant des freute ſich der kvnic .pant Als vns dir von iſt gezalt daz kint wa2t eins ia2s alt vnd neiz wie maniger wchen do haten ſich beſp2ochen di erzvrneten knehte di der kvnic hielt vnrehte
Sy lieſſent ſchliffen gar ir habe Vnd lebtent jemerliche Die ee des warent riche VJl ſtrenge wz des kuniges lip Nvo hette er ein ſchone wip Stette vnd demütte Mit wiplicher gütte Verzarte ſy manige bine Jr name hies clarine Die hat ir ding ſo wol brocht Daz es ir alles zu dem beſten wart gedocht Von rittern vnd von frowen Hie ſol man wunder ſchouwen Die ir nvo des todes gunden Die dientent ir wz ſy kunden Wanne ſy nicht wanne eren gerte Dz der kunig ſo lange werte Das kam von ir miltikeit Nuo gewan die frowe gemeit Ein kint dz maniger ſelden wielt An ammin ſo es ſelbe behielt Jn ir kemenaten Do wares wol beratten 4r Ouch was nicht enplanden Mit ſchoner frowen handen Wart er dicke gewagit Jn wz das gewiſſagit Das er wurde ein wigant Des frowete ſich der kunigpant ¶Alſo vns der vone iſt vor gezalt Dz dz kint wart eins jores alt Vnd neiß wie maniger wuchen Do hettent ſich beſprochen Die ir hurndin guo tte knechte Die der kunig behielt vnrechte von rittern und von vrouwen. hie sol man wunder schouwen: die ir man des tôdes gunden, die dienten ir swâ si kunden, wan siu niht wan êren gerte. daz der künec sô lange werte, daz kom von ir miltikeit. nu gewan diu vrouwe gemeit ein kint, daz maneger sælden wielt. ân ammen siu ez selbe behielt in ir kemenâten; dâ wart ez wol berâten. ouch wart inz selten enblanden, mit schœner vrouwen handen wart ez dicke gewaget. in was daz gewîssaget, daz ez wurde ein wîgant. des freute sich der künic Pant. Als uns dervon ist vor gezalt, daz kint wart eins jâres alt und niezwie maneger wochen, dô hâten sich besprochen die erzürneten knehte, di der künic hielt unrehte
sie liezen slîfen gar ir habe und lebten jæmerlîche, die ê des wâren rîche. Vil strenge was des küneges lîp. nu hât er ein schœnez wîp, stæte und dêmüete. mit wîplîcher güete verzart siu manege pîne. ir name hiez Clârîne. siu het ir dinc sô wol brâht, daz ir zem besten wart gedâht
74 wiplicher Deu für W. 76 Claryne Deu für W. 86 di vrowe gemett Deu für W. 92 vrov wn Deu für W. 101 ir hurndin P] irzvrnden HaA. – Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 471, 501, 1295, 2376, 3218, 3609, 4007, 4107, 4541, 4726, 5171, 5221, 5330, 5498, 5720, 5761, 5822, 8994; vgl. Anm. zu V. 777; Hannink, S. 19).
100
95
90
85
80
75
70
ſi liezzen zerfliſchen gar ir habe vnd lebten iemerliche die edes warn riche Vil ſtrenge waz des kvniges lip nvo hat er ein ſchones wip ſtet vnd demve te mit wipplicher gue te verza2t ſiv manic pine ir nam hiez Clarˆyne ſiv het ir dinc ſo wol b2aht daz ir zem beſten wart gedaht
30–102 535
113 Punkt am Versende Deu für W. Deu für W.
135
130
125
120
115
110
105
117 kvnige Deu für W.
118 Nuo Deu für W.
Jn ſwacher handelunge Ein machage ſamenuge Gewunnen ſy mit liſten Das es die niene wuſtin Die den kunig ſolten warnen Do müſſe er harte garnen Das er ſý ſere uilte Mit ſime herſchilte Vnder in die mage hette erſlagen Sy gewunnen ein machte magen Vnd rittent in offelichen an Des engalt der des fromen nie gewan Sy hordin vnd brantin Zuo ſchaden vnd zuo ſchandin 4v Dem kunig manig dorff guo t Nuo habint ir eine heinmuo t Ein ſchone burg by˙ dem mere ˙ Die bylach der creftige heres Wanne er in dar vff verſpehet wz Der lutte lutzel genaz Die ſy in der vorburg vunden Sy˙ tattent manigewunden Den alten zuo den kinden Sy˙ enwoltent nit erwinden E ſy ſy gar erſlugen Wenne ſy ruwig hertze trugen Der kunig wart ir neret Do wart diß wort beweret Er belibet dicke ſigeloß Wer die ſinen verkoß Er wz zuo grime an ſinen ſitten Da von werent ime entritten Die ritter alle gemeine Erblip vil noch alleine Wame ſin | burgere Die warent helde mere Sy˙ wertent wol ir veſte
114 frumen Deu für W.
in ſwacher handelvnge ein mehtige ſamenvnge gewnnen ſi mit liſten daz es di nienan wiſten di den kvnic ſolten wa2nen do mvſt er harte garnen daz er ſi ſo ſere vilte mit ſim her ſchilte vnd in di mage het erſlagen ſi gewnnen ein mahtige magn vnd riten in offenlichen an des engalt ders frvo men nie gewan zeſchaden vnd zeſchanden herten ſi vnd b2anden dem kvnige manic do2f guo t ¶Nvo het er ein heimvo t ein ſchone burch bi dem mer di belac daz kreftiger her 1vb wan er in dar vf erſpehet waz der lute lutzel do genas di ſi inder vo2burc fvo nden ſi taten manige wo nden den alten zvo den chinden ſi enwolten niht erwinden ê ſi ſie gar erſlvgen wan ſi riwe herze trvgen Der kvnic wart erveret do wa2t daz wo2t beweret er belibet diche ſigeloz ſwer di ſine verkoz ¶Er waz zegrimme an ſinen ſiten do von warn im entriten di ritter alle gemeine er beleib vil nahe aleine wanne ſine burgere di wa2en helde mere ſi werten wol ir veſten 123 in der Deu für W.
137 wanne HaA für P. / burgere P] rg kaum lesbar.
in swacher handelunge. ein mehtege samenunge gewunnen sie mit listen, daz ez die niene wisten di den künic solten warnen. dô muost er harte garnen, daz er si sô sêre vilte mit sîme herschilte und in die mâge het erslagen. si gewunnen ein mähtec magen und riten in offenlîchen an. des engalt ders frumen nie gewan: ze schaden und ze schanden hertens unde branden dem künege manic dorf guot. nu het er eine heimuot, ein schœne burc bî dem mer: di belac daz kreftige her wan er in drûf erspehet was. der liute lützel dô genas, die si in der vorburc funden; si tâten manege wunden den alten zuo den kinden; sie enwolten niht erwinden ê si sie gar ersluogen, wan si riwic herze truogen. Der künic wart erværet. dô wart diz wort bewæret: er belîbet dicke sigelôs, swer die sîne verkôs. er was ze grimme an sînen siten, dâ von wâren im entriten die ritter alle gemeine. er beleib vil nâch aleine: wan sîne burgære die wâren helde mære, si werten wol ir vesten, 139 wrten
536 Transkription
152 gingen Deu für W.
Vnd datin do dz beſte Wanne ſy müſſent durch not ſtritten Die burg wz zuo allen ſitin 5r Vaſte beſeſſen Do turete in das eſſen Ouch hattent ſy vil cleinen troſt Daz ſy wurdent erloſt Von dekeinem lande Das geſchuff des kuniges ſchande Er lie ſich kume dringen Er wolte ſunderlingen Vnd eine bliben da uor Die vigande gingent vntz an das tor Vnd hiogent es vaſte da nider Wanne ſy achtent cleine da wider Das man ſy˙ warff vnd ſchoß Do wart ein ſper wechſel groß Vnder der porten Manig man den doth bekorte Der wol hette geuochten Die burge die in mochten Sich nicht erwern die geſte Die drungent in die veſte Vnd gemiſtin ſich an der ſtunt Do wart der kunig pant wunt Vnd die ſinen meiſtig erſlagen Do huo p ſich huffen vnd clagen Wanne die burg wz gewunnen Der kunig hatte einen brunnen 5v Inzwuſchent der burge vnd dem ſe Dar ilter denne ime wz we Sant ime gie die kunigin Die truo g nicht wanne ir kindelin Do begunde er ſich ſo miſſehaben Das in die frowe muo ſte laben Alſo er getranck do wz er tot Die kunigin hette groſſe not
149 lieſ W] ſ unsicher. / kume Deu für W.
wan ſi mit den geſten dvrch not mvſen ſtriten div burc waz ze allen ſiten vaſte beſezzen; do turet in daz ezzen auch heten ſi vil cleinen troſt daz ſi wrden erloſt von deheim lande daz ſchvf des kvniges ſchande Er lieſ kv2ne dringen vnd wolte ſvo nderlingen vnd eine beliben do vo2 di vinde giengen an daz to2 vnd hivwen es vaſte der nider wan ſi ahten cleine do wider daz man ſi wa2f vnd ſchoz do wa2t ein ſperwehſel groz vnder der po2te manic man den tot becho2te der wol het gevohten di burgere di en mohten 2ra ſich niht erwern der geſte ſi d2vngen in di veſte vnd gemiſten ſich an der ſtvo nt ¶Do wa2t der kvnic pant wo nt vnd di ſinen maiſtich erſlagen do hub ſich wo f vnd clagen wan div burch waz gewo nnen ¶Nvo het der kvnic einen b2vo nnen zwiſchen der burc vnd dem ſe dar ilt er wan im waz we ſam im gienc div kvnigin div trvc niht wan daz kýndelin ¶Nvo begvnd er ſich ſo miſſehaben daz in div v2owe mvſe laben als er getranc do waz er tot div kvniginne het groze not
140 datiu HaA, datin HaN für P. für W. 174 frowe Deu für W.
175
170
165
160
155
150
145
140
161 nicht Deu für W.
163 ſtuo nt Deu für W.
171 ginc Deu für W.
173 begund Deu
wan si mit den gesten durch nôt muosen strîten. diu burc was ze allen sîten vaste besezzen; dô tiuret in daz ezzen. ouch heten si vil cleinen trôst, daz si wurden erlôst von deheime lande: daz schuof des küneges schande. Er lie sich kûme dringen und wolte sunderlingen und eine belîben dâ vor. die vînde giengen an daz tor und hiuwen ez vaste dernider, wan si ahten cleine dâ wider. daz man si warf unde schôz. dô wart ein sperwehsel grôz under der porte. manec man den tôt bekorte. der wol het gevohten. die burgær die enmohten sich niht erwern der geste: die drungen in die veste und gemisten sich an der stunt. dô wart der künic Pant wunt und die sînen meistic erslagen. dô huob sich wuof unde clagen, wan diu burc was gewunnen. nu het der künic einen brunnen zwischen der burc und dem sê: dar îlt er, wan im was wê. sam im gienc diu künigîn, diu truoc niht wan daz kindelîn. nu begund er sich sô missehaben, daz in diu vrouwe muose laben. als er getranc, dô was er tôt. diu künigîn het grôze nôt
103–176 537
...
179b
189 Iſt Deu für W.
Die kunigin hette groſſe not Vnd nam des kindes gov me Sy˙ floch zuo einem boume Vnd wonde do ſin alleine Wie ein mermynne kam Vnd der kunigin pantz frowen ir kint nam by dem burnen vnd es en weg fuo rte DO kam ein merfine Mit eime dienſte alſo ein wint Sy˙ nam der kunigin dz kint Vnd furtes mit yr in ir lant Dz ſahent die jugende zuo hant Die frowen ſy gingen geuingen In die burg ſy wider gingent Mit bluo tigem ſwerten Vnd tattent wz ſy gerten Jſt es uch liep an dirre ſtunt So tuo n ich uch vil ſchiere kunt War dz kint wz bekomen 6r Es hette ein frowe genomen Ein wiſe mermynne Die wz eine kuniginne Bas danne alle die nuo ſint Sy˙ hette zehen tuſint Frowen in irem lande Der nuo keine bekantte Man noch mannis gezoch Sy˙ hettent hemde vnd rock Von pfeller vnd von ſidin Ich enwil es nit vermiden ˙ Ich ſage uch das furwar Ir lant wz vberalles iar Alſo in dem meyen gebluo t Nuo wz der frowen heim muo t Schone wit vnd lang
177 dez Deu für W. 178 zu Deu für W. 182 das Deu für W. 185 vrown Deu für W. W fehlt Deu. 202 ennwil Deu für W. 206 vrown Deu für W.
205
200
195
190
185
mit eim dvnſt als ein wint ſiv nam der kvnigin daz chint vnd furt es mit ir in ir lant daz ſahen di vinde zehant di v2owen ſi geviengen in di burc ſi wider giengen mit blutigen ſwerten vnd taten ſwes ſi gerten Jſt es iv liep an dirr ſtvnt ſo tvo n ich iv vil ſchiere chvnt war daz chint iſt bechomen es hat ein v2owe genomen ein wiſiv merinne div waz ein kvniginne baz danne alle di nvo ſint Siv hete zehen tuſint v2owen in ir lande dern keiniv bechande man noch mannes gezoc ſi heten hemede vnd roc 2rb von pfellar vnd von ſˆyden ich enwil daz niht vermiden ich enſage iv fur wa2t ir lant waz vber alles iar alſe mitan meien geblut auch waz der v2owen hein mvt ſchone wit vnd lanc
179c ... 180 ¶Do chom ein mer feˆyne
179a
... vnd nam des kyndes gavme ſi vloch zv eim bavme vnd want do ſin al eine ...
176a
195 div Deu für W.
196 ¶ fehlt in W vielleicht aus Platzgründen (I-Initiale).
... dô kom ein merfeine mit eime dunst als ein wint. siu nam der künigîn daz kint und fuort ez mit ir in ir lant. daz sâhn die vînde zehant. die vrouwen si geviengen, in die burc si wider giengen mit bluotigen swerten und tâten swes si gerten. Ist ez iu liep an dirre stunt, sô tuon ich iu vil schiere kunt, war daz kint ist bekomen. ez hât ein vrouwe genomen, ein wîsiu merminne, diu was ein küniginne baz dan alle die nu sint. siu hete zehen tûsint vrouwen in ir lande, der keiniu bekande man noch mannes gezoc. si heten hemede unde roc von pfeller und von sîden. ich enwil daz niht vermîden ich ensage iu daz für wâr, ir lant was über allez jâr als miten meien gebluot. ouch was der vrowen heimuot schœne wît unde lanc,
...
... und nam des kindes goume: si vlôch zuo eime boume und wânt dâ sîn al eine. ...
201 von
538 Transkription
224 ussenan HaA für P.
Vnd wunneclich der ynuang Der berg wz ein criſtalle ſynnewel ſam ein balle Der Vff ſtunt die burg vaſt Sy envorchte keinen frömden gaſt Noch dekeines kuniges heres Vmb dz lant gie dz meres Vnd ein müre alſo ſtarg Dz nyeman were alſo ein karg Der yemer des gedochte Dz er icht der vber brechte Wanne dort do die porte wz 6v Do waz ein heitir adamas Da warent ſy˙ one vorchte Wer die burg one worchte Der zierte ſy mit ſynnen Sy˙ wz vſſenan vnd ynnen Von goulde alſo ein geſtirne Ein kein ding wart da virne Jnnir halp dem burg graben Der es hundert ior ſolte haben Es wer ye ebin ſchone ˙ Do enwart ouch nyeman hone Von zorne noch von nide Die frowen worent blide Die da blibent wonehaft Die ſteine hettent ſolliche craft Die an das hus worent geleit Das man vns der von ſeit Wer do wonit einy tag Der er nyemer gepflag Vnd yemer frolich gewarp s Vntz an die ſtunt das er erſtarp Nuo wuo chsen alle ſchande Dz kint in dem lande Mit freuden one | ruwe Er müſte ſin getruwe
218 deß W] eß unklar, eventuell dez mit Korrektur zu daz. / Punkt am Versende Deu.
240
235
230
225
220
215
210
vnd wnneclich der in vanc der berc waz ein criſtalle ſinewel als ein balle dar vf ſtvnt div burc vaſte ſi vo2hten keinen v2emden gaſte noch deheines kvniges her Vmb daz lant gie daz mer vnd ein mv2e alſo ſtarc daz nieman were alſo ka2c der imer des gedehte deß er iht lebendes da2 vber b2ehte wan do2t do div po2te waz daz waz ein herter adamas do wa2en ſi ane vo2hte ſwer di burc wo2hte der zierte ſi mit ſinnen ſiv waz vzzen vnd innen von golde als ein geſtirne dehein dinc wa2t do virne innerthalp dem burcgraben der es hvndert ia2 ſolt haben es were ie eben ſchone do wa2t auch nieman hone von zo2n noch von nide di v2owen wa2n blyde di do beliben wonhaft di ſteine heten ſolhe ch2aft di an daz hvs wa2n geleit daz man vns der von ſeit ſwer do wonet einen tac daz er niemer ruwe pflac vnd imer v2oliche wa2p bis an di ſtvnt daz er i2ſta2p 2va Nv whs an alle ſchande daz chint in dem lande mit v2eude ane riuwe er mvſe ſin getriuwe
231 nîde Deu für W.
238 riuwe Deu für W.
und wünneclîch der invanc. der berc was ein cristalle, sinewel als ein balle, dar ûf stuont diu burc vast. si vorhten keinen vremden gast noch deheines küneges her. umb daz lant gie daz mer und ein mûre alsô starc, daz nieman wære alsô karc, der imer des gedæhte, daz er iht drüber bræhte, wan dort dâ diu porte was: daz was ein härter adamas: dâ wârens âne vorhte. swer die burc worhte, der zierte si mit sinnen. siu was ûzen und innen von golde als ein gestirne. dehein dinc wart dâ virne innerthalp dem burcgraben, der ez hundert jâr solte haben, ez wære ie ebenschœne. dâ enwart ouch nieman hœne von zorne noch von nîde. die vrowen wâren blîde, die dâ beliben wonhaft. die steine heten sölhe kraft, die an daz hûs wârn geleit, daz man uns dervon seit, swer dâ wonet einen tac, daz er niemer riuwe pflac und iemer vrœlîche warp unz an die stunt daz er erstarp. Nu wuohs ân alle schande daz kint in dem lande, mit vreuden, âne riuwe. er muose sîn getriuwe,
176a–244 539
266 di W] du Deu.
hubſch vnd wol gemvt daz hiez in div v2owe gut div in vil eren lerte an ſpot er ſich niht kerte als vngeſlaht lute tvo nt als ſchiere do er ſich enſtvo nt waz gut waz vnd wol getan zvo den v2owen mvs er gan di heten ſin grozen ſchimpf do ſach er manigen gelimpf wan ſi alle hubſch wa2en ¶Si lerten in gebaren vnd wider di v2ouwen ſprechen ern wolt nie gerechen deheinen wipplichen zo2n wan er von adel waz gebo2n ze maze mvs er ſwigen harpfen vnd gigen vnd allerhande ſeiten ſpil des chvnd er me danne vil wan des waz do lantſit di v2ov wen lerten in do mit baltliche ſingen er waz an allen dingen beſcheiden vnd ſeilden rich der v2owen wnſchſte igelich daz er ſi ſolte minnen moht er ir niht gewinnen daz enwent in kein ſin vngefuc wan er waz hubſch vnd cluc Dvrch des ivncherren bete div v2ov we frvmecliche tete wan er ſi duhte mvnder ¶Siv beſant mer wnder vnd hiez in leren ſchirmen do enwolt er nie gehirmen 2vb ê im 1 dar an wa2 1 niht
252 zuo Deu für W.
280
275
270
265
260
255
250
245
273 vıgefug P] n und g wohl kontaminiert, eventuell o über zweitem u.
Huo biſch vnd wol gemuo t Dz hies in die frowe guo t 7r Die in vil eren lerte Ane ſpot er ſich niene kerte Alſo vngeſlachtes lúte tunt Alſo ſchiere do er ſich en ſtunt Wz guo t wz vnd wol getan ˙ Zuo den frowen muſter gan Die hattent ſin groſſen ſchimpf Do ſacht er manigen glimpf Wanne ſy alle hubiſch waren Sy˙ lertent ime gebarin Vnd wider die frowen ſprechen Er enwolte nye gerechen Dekeinen wiplichen zorn s Wanne er von adele wz gebon Zuo maſe muo ß er ſwigen Harpfin vnd gigen Vnd aller hande ſeitten ſpil Das kunde er mere denne vil Wanne es wz da lantſitte Die frowen lerte in der mitte haltecliche ſingen Er wz an allen dingen Beſcheiden vnd ſelden rich Der frowen wuſte yegelich Dz ſy in ſolte mynnen mochte ers gewinnen Dz meyde dekein ſin vıgefug 7v Wanne der wz kundig genuo g DVrch des juncherren bette Die frowe frumeclich hette Wanne er ſy duchte munder Sy beſantte mer wunder Vnd hieß in leren ſchirmen Do enwolte er nicht gehirmen Eime nicht der ane war
275 Durch Deu für W.
276 frumecliche Deu für W.
281 waz Deu für W.
hübsch unde wol gemuot; daz hiez in diu vrowe guot, diu in vil êren lêrte. an spot er sich niht kêrte, als ungeslahte liute tuont. als schiere dô er sich enstuont, waz guot was und wol getân, zuo den vrowen muos er gân. die heten sîn grôzen schimpf. dâ sach er manigen gelimpf, wan si alle hübsch wâren. si lêrten in gebâren und wider die vrouwen sprechen ern wolte nie gerechen deheinen wîplîchen zorn, wan er von adele was geborn. ze mâze muos er swîgen. harpfen unde gîgen und allerhande seitenspil, des kund er mê danne vil, wand ez was dâ lantsite. die vrouwen lêrten in dâ mite baltlîche singen. er was an allen dingen bescheiden unde sælden rîch. der vrowen wunschte iegelîch, daz er si solte minnen: moht er ir niht gewinnen, daz enmeinde enkein sîn ungefuoc, wand er was hübsch unde cluoc, Durch des juncherren bete diu vrouwe frümeclîche tete, wan er si dûhte munder: siu besante merwunder und hiez in lêren schirmen. dô enwolt er nie gehirmen, ê im niht dar an war.
540 Transkription
282 albar Deu für W.
299 erkante HaA für P.
auch mvſt er laufen die alebar vnd vz der maze ſp2ingen vnd ſtarchliche ringen 285 verre werfen ſteine beidiv groz vnd cleine vnd die ſchefte ſchiezzen in enwolt niht verd2iezzen ſwaz er vo2 ho2te ſagen 290 birſen beizzen vnd iagen vnd mit dem bogen ramen di von dem mer chamen di taten in behenden ¶Er waz an allen enden 295 wiſe vnd manhaft wan daz er vmb ritterſchaft enwiſte ditz noch daz wan er vf ros nie geſaz harnaſch er niht bechande 300 er wa2t in dem lande fivnfzehen iar alt do gerte der helt balt v2laubes zeſiner v2owen er wolt gerne ſchowen 305 turnieren vnd riten vnd chvnd auch gerne ſtriten Nvo er v2laubes bat do fuget er ſich an ſolhe ſtat div im da2 zvo tohte 310 daz er wol ſp2echen mohte wider ſin v2owen di kvnigin ¶Nvo land es mit iwern hulden ſin ſprach er wes ich v2age vnd zeigent mir mine mage 315 wan ich enweiz wer ich bin di zit han ich vertriben hin daz ich mich es innencliche ſchame 317a ...
314 minee Deu für W.
317 innentliche Deu für W.
Ouch müſte er louffen allabar Vnd vz der maſſen ſpringen Vnd ſtetteclichen ringen Verre wer ſin ſteine Groſſe vnd cleine Vnd die ſchefte ſchieſſen Jn mochte nicht verdrieſſen Wz er vor horte ſagen Birſin beiſſin vnd jagen Vnd mit dem bogen ramen Die von dem mer kamen Die tattent in byhende Er wz in allin ende Wiſe vnd manhaft Wenne dz er vmb ritterſchaft Enwuſte weder diß noch das Wanne er vff roß nie geſas harneſcher nicht erkantte Er wart in dem lande 8r Funfzehen ior alt Do gerte der helt balt Vrlobes zuo ſiner frowen Er wolte gerne ſchouwen Turnieren vnd in ſtritten Vnd kunde ouch gerne ritten ¶Nuo er vrlobes hat do vnd bat Do fuo get ſich an ſolliche ſtat Die ime dar zuo doe chte Das er wol ſprechen möchte Wider ſine frowen die kunigin Nuo lant mit uwern holden ſin Sprach er wes ich frage Vnd zeigent mir myne | mage Wenne ich enweiz wer ich bin Die zit han ich vertriben hin Das ich mich es jnneclichen ſchamen Vnd dine manigualtige not
ouch muost er loufen alebar und ûz der mâze springen und starclîche ringen, verre werfen steine, grôz unde cleine, und die schefte schiezen, in enwolte niht verdriezen swaz er vor hôrte sagen birsen beizen unde jagen und mit dem bogen râmen. die von dem mer kâmen, die tâten in behenden. er was an allen enden wîs unde manhaft, wan daz er umbe ritterschaft enwiste weder ditz noch daz. wan er ûf ros nie gesaz: harnasch er niht bekande. er wart in dem lande fünfzehen jâr alt. dô gerte der helt balt urloubes sîner vrouwen. er wolte gerne schouwen turnieren unde rîten und kund ouch gerne strîten. Nu er urloubes bat, dô fuogt er sich an sölhe stat, diu im dar zuo tohte, daz er wol sprechen mohte wider sîne vrowen die künigîn. ›nu lânt mit iwern hulden sîn‹ sprach er ›swes ich vrâge und zeigt mir mîne mâge, wan ich enweiz wer ich bin. die zît hân ich vertriben hin, daz ich michs innenclîche schamen ...
245–317a 541
318 wiz Deu für W.
350
345
340
335
330
325
320
320 ſprach ern Deu für W.
ich en weiz niht mines name wizzent wol daz iſt mir leit ¶Si ſprach / ern wirt dir nims geſeit 3ra durch waz. wer iſt der der es iv verbot min ſchamen vnd min manicvalt not o di tunt mir chvnt ſwi groz ſi ſint dar zvo biſt dv noch zechint dvo enchanſt dich ſchaden niht bewarn ¶So lant mich vngenant va2n min nam wirt mir wol irchant dvo mvſt egewinnen ober hant an dem beſten ritter der ie wa2t den nemment mir waz ſol daz geſpa2t Er iſt genant ýweret von dem ſchonen walde befo2et ſin burc heizet Dodône daz ich dirs imer lone ſo rich daz er mir habe getan vnd ſiſt ſicher ſvnder wan daz dich din name wirt verſwigen dvo en mvzeſt e an im geſigen dvo vindeſt in biſtv frvo me got gebe daz es dir wol bechome wan ſin manheit iſt ſo groz ich enweiz nienan ſinen genoz er treit in allen vo2 daz zil den beſten als ich wenen wil ¶Der ivnge ſp2ach des hab ich nit bereitent mich deſt an der zit wan ſich min mve t ze im weget vnd ſagent mir waz ir gutes meget Do div kvnigin daz bevant daz er gerne rvmte daz lant dv2ch niht wan vmb ere do gewan im div v2owe here ein vil zierliches marc daz waz roſch vnd ſta2c 346 berettent Deu für W.
›mîn schamen und mîn manecvalt nôt.‹ ›die tuont mir kunt, swie grôz si sint.‹ ›dar zuo bist du noch ze kint: du enkanst dich schaden niht bewarn.‹ ›sô lânt mich ungenant varn, mîn name wirt mir wol erkant.‹ ›du muost ê gewinnen oberhant an dem besten ritter der ie wart.‹ ›den nennent mir. waz solz gespart?‹ ›er ist genant Iweret von dem schœnen walde Beforet. sîn burc heizt Dôdône. daz ich dirs imer lône, sô rich daz er mir habe getân; und sîst des sicher sunder wân, daz dich dîn name wirt verswigen, du enmüezest ê an im gesigen. du vindest in, bistu frome. got gebe, daz ez dir wol bekome: wan sîn manheit ist sô grôz, ich enweiz niender sînen gnôz, er treit in allen vor daz zil, den besten, als ich wænen wil.‹ der junge sprach ›des hab ich nît. bereitent mich, dêst an der zît, und sagent mir swaz ir guotes meget, wan sich mîn muot ze ime weget.‹ Dô diu künegîn daz bevant, daz er gerne rûmte dez lant, durch niht wan umb êre, dô gewan im diu hêre ein vil zierlîchez marc, daz was rösch unde starc,
Min ſchame vnd din manigualtige not Die dvo nt mir kunt wie groß ſy ſint Dar zuo biſtü noch zuo kint s Dü enkanſt dich ſchaden nicht bewan So lant mich vngenant varn 8v Min name wurt mir wol erkant Du muo st e gewunnen die obern hant An dem beſten d ritter der ye wart Den nemmet mir wz ſol es geſpart Er iſt genant juert Vom dem ſchonen walde in bechoferet Ein burg heiſſet dodone Das ich dirs yemer lone. So rich das er mir hat getan Vnd ſigeſt des sicher wan Das dich din name wart vs ſwigen Dü enmüſſeſt ee an ime geſigen Du vindeſt in biſtü frome Got gebe dz es dir wol kome Wanne ſin manheit iſt alſo groß Ich enweiß nyender ſin genoß Er treit in allen uor dz zil Daz zil den beſten alſo ſich wenen wil Der junge ſprach des han ich nicht nit Bereittent mich das iſt an der zit Vnd sagint mir wz ir guttis megit Wanne ſich min muo t hin zuo ime wegit Do die kunigin beuant Das er gern rurmde das lant Durch nicht wanne durch ere Do gewan ime die frowe here Ein vil zuo erliches marck 9r Daz was ſtuff vnd ſtarck 345 iunge Deu für W.
ich enweiz niht mînes namen. wizzent wol, daz ist mir leit.‹ si sprach ›ern wirt dir nimer geseit.‹ ›durch waz? wer ist derz iu verbôt?‹
Ich enkenne nicht myns namen Wiſſent ir es wol dz iſt mir leit Sú ſprach er wurt dir nicht geſeit Wer iſt er der es uch verbot
542 Transkription
da2 vf er moht ervolgen ſwenne er waz erbolgen ¶Dar zvo im div vrowe gewan harnaſch wiz als ein ſwan den beſten den ie man getruo c er wa2t geziemert genvo c 3rb ha2t huo bſchliche ſin waffen roch waz riche von cleinen golt ſchellen der zam wol dem ſnellen er waz wol alles gutes wert div v2owe gab im ein ſwert daz het guldiniv mal vnd ſneit wol yſen vnd ſtal ſwenne es mit nide wa2t geſlagen den ſchilt den er ſolt tragen der waz als er wolde ein b2eit ar von golde waz en mitten dar vf gemaht der rant mit zobele bedaht Gevo n von turye der v2owen maſſenýe hat irn vliz an in geleit er furt ein wnnecliches cleit ſin gezov me daz waz alles guo t ¶Nvo fur er vf des meres fluo t mit maniger v2owen ſegene ſi wa2ten dem degene vntz ſiv in verriſt mohten ſehen vnd chvo nde imer daz geſchehen daz ſi truric mohten werden ſo enwere vf al der erde n nie baz beweinet ein man von ſo maniger v2owen wol getan Vns ſeit div Aventure ein merwip waz ſin ſture
Dar vff er mochte er ervolgen Wanne es was erbolgen Dar zuo die frowe ime gewan Harneſch wiß alſam ein ſwan Den beſten den ye man getruo g Er wart gezieret genuo g harte hubeſchlich Sin waffen rock wz rich Von cleinen got ſchellin Der zam wol dem ſchnellin Er wz wol aller eren wert Die frowe gap ime ouch ein ſwert Das hatte guldine mal Vnd ſneit wolyſin vnd ſtal Wenne es mit nide wurt geſlagen Den ſchilt den ſolte er tragen Der was alſo er wolte Ein breitter are von golde Was in myttin vff das brecht gemacht Der rant mit zobile bedacht von turgie ... Der frowen maſſenie hette iren fliß an in geleit Er furte vonnnecliche cleit Sin gezoüme dz wz allis guo t Nuo fuo r ervff des mres fluo t 9v Mit maniger frowen ſegene Sy˙ wartetent dem degene Vntz sy in verreſt mochten ſehin Kundde daz yemir geſchehen Daz sy trurig ſolten werden So enwere vff allen erden Nie bas geweinit ein man Von so maniger frowen wol getan VNs ſaget die ouentúre Ein mer wip wz ſin ſtúre
dar ûf er moht ervolgen swem er was erbolgen. dar zuo im diu vrowe gewan harnasch, wîz als ein swan, den besten, den ie man getruoc. er wart gezimiert genuoc harte hübschlîche. sîn wâfenroc was rîche von kleinen goltschellen. der zam wol dem snellen, er was wol alles guotes wert. diu vrowe gab im ouch ein swert. daz hete guldîniu mâl und sneit wol îsen unde stâl, swenn ez mit nîde wart geslagen. den schilt, den er solte tragen, der was als er wolde: ein breit âr von golde was enmitten drûf gemaht, der rant mit zobele bedaht. Gêûn von Turîe, der vrowen massenîe hât irn vlîz an in geleit. er fuort ein wünneclîchez cleit. sîn gezoume daz was allez guot. nu fuor er ûf des meres fluot mit maneger vrowen segene. si warten dem degene unz si in verrist mohten sehen. und kund daz iemer geschehen, daz si trûric mohten werden, sô enwære ûf al der erden nie baz beweinet ein man von sô maneger vrowen wol getân. Uns seit diu âventiure, ein merwîp was sîn stiure.
374 tvrgie HaA für P. 375 Gevo n W] G nach HaA unsicher; vgl. Deu. Das G ist jedoch einwandfrei lesbar, vgl. etwa G in V. 2277. Die Unklarheit ergibt sich alleine daraus, dass der Schreiber das e zuerst zu weit links ansetzte (i. e. den unteren Teil des G als Basis für das e nahm) und anschließend ein zweites e korrekt rechts danaben setzte. Für eine Lesung als ſ (Richter 1934, S. 82–84) gibt es keinen Grund.
390
385
380
375
370
365
360
355
318–390 543
400 wigant Deu für W.
daz roz begvnde ſere b2ogen wan er rut es mit den ſpo2n di v2owen heten wol geſwo2n daz er ſich mvſ erſtozzen an manigen bovm grozen Geluche waz der wiſe ſin daz ros lief den weg in der nahe bi dem ſewe lac ſus reit er allen den tac daz in lutzel verd2oz ſiner ſeilicheit er genoz div benam im muo we des andern tages fruo we ſach er ein burc ſtan hoh vnd wol getan nahen bi der ſtraze daz ros nam di maze vnd kerte gein dem burc to2 do hielt ein getwerig do vo2
394 aldi Deu für W.
425
420
415
410
405
400
395
auch fur div kvnigin in der va2 mit einer wnneclichen ſcha2 ſiv mant in vnd lerte daz er al di welt wol erte vnd daz er were ſtete vnd ie daz beſte tete ſwa er ſichs gevlizen kvo nde dar nach inkurzs ſtvo nde chomen ſi vz an daz lant v2laup nam der Wigant 3va gezogenliche tet er daz vf ſin ros er geſaz ¶Nvo vernement ſeltzſeimiv dinc ez enchvnde der ivngelinc den zov m niht enthalden er liez es heil walden vnd habet ſich an den ſatelbogen
406 liz Deu für W.
409 ſpoen Deu für W.
412 az Deu für W.
Ouch fúr die kunigin in der vare Mit einer wunneclichen ſchar ˙ lere So mante in myn Das er alle die welt wol erte Vnd das er were ſtette Vnd ye das beſte dette Wa er ſich gefliſſen kunde Dar noch in kurtzer ſtunde Kam sy vs an das lant Vrlop nam der wigant Gezogenlich det er das Vff ſin roß das er geſas Dz wz ein ſeltſenes ding Nuo enkunde der jungeling Den zoum nit enthalten Er ließ es heil walten 10r Vnd hatte er sich in dem sattil bogen Das roß begunde sere brogen Do rurte er es vaſte mit den ſporn Die frowin hattint wol geſworn Dz er sich nüſtej erſtoſſen An manigen boumen groſſen Erlich was der wiſe ſin Das roß lieff den weg in Der nohe by dem ſewe lag Sus reit er allen den tag Dz in lutzel verdroß Sinir ſelikeit er genoß ˙ Die bynam ime manige muo ge Des andern tages fruo ge Sach er eine burg stan Hohe vnd wol getan Nahe by˙ der ſtraſſe Das roß nam die maſſe Do kerte gegen den burgetor Do hielt ein twergelin do uor
414 lif Deu für W.
419 em Deu für W.
daz ros begunde sêre brogen, wan er ruort ez mit den sporn. die vrowen heten wol gesworn, daz er sich müeze erstôzen an manegen boum grôzen. Gelücke was der wîse sîn. daz ros lief den wec în, der nâhe bî dem sêwe lac. sus reit er allen den tac, daz in lützel verdrôz: sîner sælikheit er gnôz, diu benam im müeje. des andern tages früeje sach er eine burc stân, hôch unde wol getân, nâhen bî der strâze. daz ros nam die mâze und kêrte gein dem bürgetor. dô hielt ein getwerc dâvor
ouch fuor diu künegîn in der var mit einer wünneclîchen schar. siu mant in unde lêrte, daz er al die welt wol êrte und daz er wære stæte und ie daz beste tæte swâ er sichs gevlîzen kunde. dar nâch in kurzer stunde kômens ûz an daz lant. urloup nam der wîgant; gezogenlîche tet er daz. ûf sîn ros er gesaz. nu vernement seltsæniu dinc. ez enkunde der jungelinc den zoum niht enhalden. er liez es heil walden und habet sich an den satelbogen.
544 Transkription
433 rehte Deu für W.
460
455
450
445
440
435
430
437 ſchraze Deu für W.
vf eimpferit daz waz blanc ein geyſel furt es div waz lanc ſin lip waz eren lere daz ſluec dem helde mere ſin ros vnder div augen ¶Do wont er ane laugen daz es im rehte tete der degen alſo ſtete di vnzuht vnhohe e wac vntz daz im ſelbn ein geiſelſlac von dem ſchraze wart geſlagen do enrach er ſich niht an dem zagn wan er duht in zeſwach aber div burc do es geſchach 3vb der wa2d er ha2t erbolgen dem roſſe mvs er volgen ſwa ſo es hin lief es were truchen oder tief Doch v2aget er der mere wer do wirt were do im geſchach der vnp2is div burc heizet plurýs xx ſp2ach einer ſtvnt do bi wi aber der wirt genant ſi zwa2 des iſt mir niht kvo nt dannen kert er zeſtvo nt an ein b2eite heide mit wnnenclicher ſp2eide do chom er do ein wazzer vloz daz waz zewenic noch zegroz vnd enran niht ageleize do bi waz gut rgebeize vnd ein volgeliches riet daz ros en wolt da2 in niet x der zov m im bi den o2n lac der herre des vil cleine pflac wan daz ers hiv ane zal
438 nicht Deu für W.
456 zewnic Deu für W.
Vff eime pferde blanck Eine geiſſelin fuo rte es die was lanck Sin lip wz er in lere Erſluo g dem helde mere Sine ros vnder die ougen Do wonde er one lougen Das es ime alrecht tette 10v Der tegen alſo ſtette Die vnzucht harte vnhohe wag Vntz dz ime ſelben ein geiſil ſlag Von dem ſchutze wart geſlagin Den rach er ſit niet andem zagen. Wanne er in duchte zuo ſwach Aber die burg do es ime geſchach Der wart er harte bolgen Dem roſe muo ſter volgen War ſo es hine lieff Es were trucken alde tief d Och frogete er der mere Wer da wurt were Da im geſchach der tumpriß Die burg heiſſet pluuis Sprach einer ſtunt do nohe by˙ Wie aber der wurt genant ſy Deiß war das eniſt mir nicht kunt Dannan kerte er zuo ſtunt An eine breitte heide Mit wunneclicher ſpreitte Do kam er da ein waſſer floß Das wz wenig nicht noch zuo groß Vnd nyram nicht agleiſſe Do by˙ wz guo t gebeiſſe Vnd ein vogelriche reit Dz roß woltedar an niet 11r Der zoum by˙ den oren lag Der herre des uil cleine pflag Wanne dz er es hieg one zale
r
459 volgeliches W] l leicht rasiert.
462 cleine Deu für W.
463 erſ Deu für W.
ûf eime pferde blanc. ein geisel fuort ez, diu was lanc. sîn lîp was êren lære. daz sluec dem helde mære sîn ros under d’ougen. dô wânt er âne lougen, daz ez im rehte tæte. der degen alsô stæte die unzuht harte unhôhe wac, unz daz im selbn ein geiselslac von dem schraze wart geslagen. dô enrach er sich niht an dem zagen, wan er dûht in ze swach, aber diu burc, da’z im geschach, der wart er hart erbolgen. dem rosse muos er volgen swâ sô ez hin lief, ez wære trucken oder tief. doch vrâget er der mære, wer dâ wirt wære, dâ im geschach der unprîs. ›diu burc heizet Plûrîs‹ sprach einer, stuont dâ nâhe bî. ›wie aber der wirt genant sî, zwâre dêst mir niht kunt.‹ dannen kêrt er zestunt an eine breite heide mit wünneclîcher spreide. dô kom er dâ ein wazzer vlôz, daz was ze wênic noch ze grôz und enran niht ageleize. dâ bî was guot gebeize und ein vogelrîchez riet. daz ros enwolt dar an niet. der zoum im bî den ôren lac; der herre des vil cleine pflac, wan daz erz hiu âne zal;
391–463 545
do von lief es zetal ein wile vnd niht zeverre ¶Nvo ſiht er wa ein ivngs herre balde gegen im reit vf eim pferit gemeit daz ha2 im bi der erde erwant 470 ein habich furt er vf der hant gemvzet wol zerehte vnſerme guten knehte begvo nde ſin ros weien traſen vnd ſch2eien 475 do es daz pfert het erſehen ¶Nvo der herre begvo nde ſpehen daz er ſo kintliche reit er ſp2ach dv2ch iwer hubſcheit va2nt ein wenic ſchone 480 daz ich es iv imer Lone 4ra vnd ſtozent mich niht hie nider minen dienſt bivt ich iw do wider ob er iv ze ihte mac gev2omen vnd ſint auch ir got wilkomen 485 Des genadet er im do ſo helf iv got wi va2nt ir ſo ſp2ach yohfrit delýes ich wene der knappe alſo hiez iſt es ein bvze div iw iſt gegeben 489a ... 490 es iſt ein wnnecliches leben ſwelich wip iv ſelben ir erkos iwer ſchilt der vert ſo wiſeloz vnd lant den zov m hangen mit iwern beinen langen 495 ſitzent ir ged2vngen iwer ros gat inſp2vngen vnd laufet hin vnd her da2 zvo furent ir daz ſper
Do von lieff er zuo tale Ein wile vnd nit zuo verre Nuo ſiche er wa ein junghere Balde gegen ime reit Vff einem pferde gemeit Das hor ime by der erden erwant Einen habich fuo rter vff der hant Gemu “ſchit wol zuo rechte Vnſerem guo tten knechte Begunde ſin ros weigen Vnd grazen vnd ſchrigen Do es dz pfert hatte erſehen Der beiſſere begunde ſpehen Das er ſo kintlich reit Er ſprach durch uwer hubſcheit Varint ein wenig ſchone Das ich es uch yemir lone Vnd ſtoſſent mich hie nuo went nider Minen dienſt bit ich uch der wider Ober úch zuo ichte mag gefrom Vnd ſint ir gotte wilkomen ¶Des genadete er ime do Helffe úch got wie vart ir ſo 11v Sprach jochfrideliez Jch wene der knabe alſo hieß Zware diß iſt ein buſſe Die uch von frowen iſt gegebin Es iſt ein wnnderliches leben Welich wip vch ir ſelben erkoß Vwer ſchilt der vert ſo wiſelos Vnd latt denzoum hangin Mit vwern beinen langen Sittzent ir gedrungen Vwer roß got in ſprungen Vnd louffet hin vnd her Dar zuo furent ir das ſpers dâ von lief ez zetal, ein wîle und niht ze verre. nu saher wâ ein juncherre balde gegen im reit ûf eime pferde gemeit; daz hâr im bî der erde erwant. ein habich fuort er ûf der hant, gemûzet wol ze rehte. unserem guoten knehte begund sîn ros weien, grâzen unde schreien, dô ez daz pfert het ersehen. der beizære begunde spehen, daz er sô kintlîche reit. er sprach ›durch iwer hübscheit varnt ein wênic schône, daz ichs iu imer lône, und stôzent mich hie niuwet nider. mînen dienst biut ich iu dâ wider, ob er iu ze ihte mac gevromen, und sint ouch ir got willekomen.‹ des genâdet er im dô. ›sô helf iu got, wie varnt ir sô?‹ sprach Johfrit de Liez ich wæne, der knappe alsô hiez. ›ist ditz ein buoz, diu iust gegeben? ... ez ist ein wunderlîchez leben, swelch wîp iuch selben ir erkôs. iwer schilt der vert sô wîselôs, und lânt den zoum hangen. mit iwern beinen langen sitzent ir gedrungen. iwer ros gât in sprungen und loufet hin unde her. dar zuo füerent ir daz sper
471 Gemu “ſchit P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 472 unſerme Deu für W. 480 Lone W abgesetzt mit hellerer Tinte. 483 ab Deu für W. / gefrom P] Zwischen o und m unleserliches Zeichen. 488 wne Deu für W. 489 ein W] in Deu. / buße HaA für P. 489a gegeben HaA für P. 490 wnneclichs Deu für W. 496 inſp2vngen Deu für W.
465
546 Transkription
welt ir mir ſicherlich verpflegen daz ich u miſſe tv da2 an nu iht mines namen ich iv niht gezeln wan ich in ſelbe nie bevant | kan min frivnde ſint mir vnbechant da2 zvo han ich vermiſſet ga2 wer ich bin vnd wa2 ich va2 ob ir mirs gelaubet het ich verpfant min haubet daz es do von wer verlo2n ine ſeit iv wannen ich wer gebo2n ſo en weiz ich da2 vmb niht
Wellent ir mir ſicherlichen pflegen Das ich nit miſſetuo daran Min namenich nit gezellen kan Wanne ichin ſelben nye beuant Mine frúnt die ſint mir vnbekant Dar zuo han ich vermiſſet gar Wer ich bin vnd wer ich var Obe ir mir es geloubent Hat uch virphant mýn houbit Das er do von were verlons Jch enſeitte wannen ich ſy gebons So enwuſte ich doch dar vmbe nicht
iv ſelber kvmerliche Vch ſelben kunberliche iwer wafenroch der iſt riche Vwer waffen rock iſt riche vnd wol gezimieret Wol gehimeret ir ſint geparelýeret Jr ſint geparrieret als ein rehter wigant Alſo ein rechter wigant e Welliche frowe “vch vz hat geſant ſwelich ivch vz hat geſant deſt wa2 der ſint ir niht leit Des war der enſint ir nit leit enwer es niht vnhubſcheit Enwer es nit vn huſcheit ſo ſp2ech ich gern ane zo2n So ſprech ich ger ne one zons ich geſach ſit ich wa2t gebo2n Jch engeſach ſith ich wart gebons nie man in diſem lande Nyeman in diſem lande den ich ſo gern erkande Den iſt ſo gerne erkantte e e do von v2ag ich an nit Do von vrage ich one nit daz ir mir ſaget wer ir ſit Dz ir mir ſagint wer ir ſit iwern namen ſult ir mir zellen 12r Vwns namen ſullent ir mir zellin vnd gervchent ir min ze geſellen Vnd geruo chent ir myn zuo geſellin daz verdien ich immer gerne Das verdiene ich yemer gerne mir entov get niht zenberne Entoug mir niet zuo in berne ſwes ir an mich geſinnent Wes ir an mich geſynnıt dv2ch di v2ov wen di ir minnent Durch die froweni die ir mynnet ſo enſult ir mich des niht verdagen So ſullent ir mich des nicht verdagen ſwaz ir mir mit fvge meget geſagen Wz ir mir mit fue ge nuwint ſagen 4rb JCh enhil iv nihtes ſp2ach ds degen¶Jch enhil uch nichtis ſprach der tegen iu selben kumberlîche. iwer wâfenroc ist rîche und wol gezimieret. ir sint geparelieret als ein rehter wîgant. swelch frowe iuch ûz hât gesant, dêst wâr, dern sint ir niht leit. enwær ez niht unhübscheit, sô spræch ich gerne âne zorn, ichn gesach, sît ich wart geborn, nie man in disem lande, den ich sô gerne erkande. dâ von vrâge ich âne nît, daz ir mir saget, wer ir sît; iwern namen sult ir mir zellen: und geruocht ir mîn ze gesellen, daz verdien ich immer gerne. mir entouc niht zenberne swes ir an mich gesinnent. durch die vrouwen die ir minnent sô ensult ir mich des niht verdagen, swaz ir mir mit fuoge meget gesagen.‹ ›ich enhil iuch nihtes‹ sprach der degen, ›welt ir mir sicherlîch verpflegen daz ich niht missetuo dar an. mîns namen i’u niht gezellen kan, wan ich in selbe nie bevant: mîne friunt die sint mir unbekant: dar zuo hân ich vermisset gar, wer ich bin und war ich var. ob ir mirs geloubet, het ich verpfant mîn houbet, daz ez dâ von wær verlorn ine seit iu wanne ich sî geborn, sô enwist ich doch darumbe niht.
500 wafenroche Deu für W. 501 gehimeret P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 507 zrn Deu für W. 516 entou get Deu für W. 518 durch Deu für W. 519 diht Deu für W. 521 ICh Deu für W. / nihts Deu für W. 524 gezenln Deu für W. 532 nie Deu für W. 533 wiz Deu für W. / umbe Deu für W.
530
525
520
515
510
505
500
464–533 547
Mit gewaffene yemer wart geladen d Er rede lachin began Joffrit ein hubiſch man Sin geuerte duchte in ſpehe Er iach dz er nye geſehe Enkeinen kundiſchen degen Der ſo ſchoner worte kund pflegen 13r Vnd doch ſo torlich ritte Gyerent mich des ich v´ ch bitte Sprach er zuo dem degene von dem ſe
nvo wolt ich gerne ſchowen ritter vnd ir manheit vnd ſwa mir w2de geſeit do man vehtens pflege ſo bin ich niht ſo trege ich geto2ſt wol wagen den lip vmb ere vnd vmb div wip ſweder ich gelege vnds oder obe ich chome gerne zelobe chvnd ich do nach gewerben ſol aber ich verderben daz friſt got ze manigen tagen ich kan iv anders niht geſagen wan daz ich iv imer dienen mve z dv2ch iwern hubſchen grvz ir dvnchent mich ſo wol gezogen wer al div welt als vnbetrogen ſchoner ſinne vnd ere ſo wndert mich vil ſere | den daz dehein man dv2ch des andns ſcha
mit geweffene imer wirt geladen 4va Der rede lachen began yohfrit der hubſche man ſin geverte dvht in ſpehe er iach daz er nie geſehe deheinen chindiſchen degen der ſo ſchoner wo2te chvnde pflegen vnd doch ſo to2liche rite gewerent mich des ich ivch bite ſp2ach er zvo dem degen von dem ſe 554 durch Deu für W.
Das man mch torreſch ſ ritten ſicht Dz meinet das ich es lutzel pflag Esiſt hute erſt der dirte dag Das ich ſchiet von eime lande Da nyeman bekante 12v Da en ſint nit wanne ſchöne frowen Nvo wolte ich gerne ſchouwen Ritter vnd ir manheit Wa mir wurde geſeit Das man vechtenis pfleg So enbin ich nit ſo trege Jch engetorſte wol wagen den lip Antweder vmb ere al vmb wip Weder ich gelige vnder oder oben Jch kome gerne zuo lobe Kunde ich dar noch gewerben Sol aber ich verderben Dz friſte got zuo manigen dagen Jch enkan uch anders nit geſagen Wanne dzich uch ymir dienen muo ß Durch uwns hubiſchlichen gruo ß Jr dunckent mich ſo wol gezogen Wer alle die welt alſo vnbetrogen Schoner ſynne vnd ere So wundert mich uil ſere Das dekein man durch des andns ſchaden
daz man mich to2liche riten ſiht daz meinet daz ich es lutzel pflac es iſt hivt erſt der d2itte tac daz ich ſchiet von eim lande do nieman man bechande do enſint niht wan v2owen
546 umb ere Deu für W.
565
560
555
550
545
540
535
nu wolt ich gerne schouwen ritter und ir manheit. und swâ mir wurde geseit dâ man vehtens pflæge, sô enbin ich niht sô træge ichn getorst wol wâgen den lîp entweder umb êre ald umbe wîp, sweder ich gelæge und oder obe. ich kœme gerne ze lobe, kund ich dar nâch gewerben. sol aber ich verderben, daz friste got ze manegen tagen. ich enkan iu anders niht gesagen wan daz ich iu iemer dienen muoz durch iwern hübschlîchen gruoz. ir dunket mich sô wol gezogen, wær al diu welt als unbetrogen schœner sinne und êre, sô wundert mich vil sêre, daz dehein man durch des andern schaden mit gewæffene imer wirt geladen.‹ Der rede lachen began Johfrit der hübsche man. sîn geverte dûht in spæhe. er jach, daz er nie gesæhe deheinen kindischen degen, der sô schœner worte kunde pflegen und doch sô tœrlîche rite. ›geêrent mich des ich iuch bite‹ sprach er zem degene von dem Sê:
daz man mich tœresch rîten siht, daz meinet daz ichs lützel pflac. ez ist hiut êrst der dritte tac, daz ich schiet von eime lande, dâ nieman man bekande: dâ ensint niht wan vrouwen.
548 Transkription
589 devlizen Deu für W.
ir tvnt iv ſelber ha2te we vnd dem roſſe wol getan ir ſvlt den zov m ze iw ſelbe han imer dv2ch den willen min lat iwer wipluppen ſin habt iwer ſelbers bezzer wa2 vnd ritent dalanc als ich va2 daz verdien ich immer mere ich erbivt iw lieb vnd ere vind ich min hvs als ich es lie min bv2c iſt niht verre hie do geruchent ir beliben vnd hubſchent mit den wiben di machent iwe chv2zwile da2 iſt niht ein halbiv mile ¶Sp2ach der degen guter ich han noch ein mve ts div frvme lut ie gerne ſach div bivt iw alles daz gemach des ſiv ſich gevlizen chan do entweich der chindiſche man daz im ſit zvo ſtaten kam den zov m er in di hant nam |xx| ´ vnd reit daz er wol ſwre daz er ê gerne vnreht fure ſo gefuge ſtappfet er in daz pfat ſi ſchiere an di ſtat ¶Nvo komen di daz ſi | veſte ſahen der wirt begvo nde gahen vnd reit fur dv2ch hubſcheit do vant man v2owen gemeit 4vb gegeſtet daz in nihtes geb2aſt Vns kvmet ein hubſcher gaſt ſp2ach er zvo in allen — der ſol iwe wol gevallen ivncv2owen vnd mve ter min vnd lant iwe in enpfolhen ſin
587 frome Deu für W.
605
600
595
590
585
580
575
570
590 enweich Deu für W.
592 han Deu für W.
Jr tuo nt vch ſelben harte we Vnd dem roſſe wol getan Jr ſullen den zoúm zuo v´ ch han Jemir durch den willen mýn Lant uwer wibes lappe ſin Habint uwer ſelbes beſſer war Vnd rittent da lang alſo ich var Das verdiene ich yemer mere Jch erbút Vch lip vnd ere Vnd ich myn huß alſo ich es lie Min búrg die eniſt nit verre hie Da geruo chent ir bliben Vnd hubſchint mit den wiben Die machet úch kurtzewile Dar ynne iſt nicht ein halbe mile Sprach der degen guo tter Jch enhan nocheine muo ter Die frome lutte ye gerne ſach Die búttet úch alles dz gemach Daz ſy˙ sich gevliſſen kan Do entweich der kindiſche man Daz ime ſit zuo ſtatten kam Den zoum er in die hant nam Vnd reit dz man wol ſwüre Daz er gerne vnrecht füre 13v So genuo ge ſtapfete er in den pfat Nvo koment ſy˙ ſchiere an die ſtat Das ſy veſte ſahin Der wurt begonde gahin Vnd reit fur durch die hubiſcheit Do vant er frowen gimeit Gigeſtet dz in nútes gebraſt Vns kompt ein wunder hubſcher gaſt Sprach er zuo in allen Er ſol uch wol geuallen Jvnpfrowen vnd muo ter mýn Vnd lant in vch beuolhen ſin
593 ſwre Deu für W.
600 vrown Deu für W.
602 vns Deu für W.
›ir tuont iu selben harte wê und dem rosse wol getân: ir sult den zoum zuo iu hân imer durch den willen mîn. lât iwer wipluppen sîn, habt iwer selbes bezzer war und rîtent tâlanc als ich var. daz verdien ich immer mêre: ich erbiut iu lieb und êre, vind ich mîn hûs als ich ez lie. mîn burc diun ist niht verre hie: dâ geruochent ir belîben und hübschent mit den wîben: die machent iu kurzewîle.‹ dar enist niht ein halbiu mîle sprach der degen guoter. ›ich hân noch eine muoter, diu frume liute ie gerne sach: diu biut iu allez daz gemach, des siu sich gevlîzen kan.‹ dô entweich der kindische man, daz im sît ze staten kam. den zoum er in die hant nam unde reit daz man wol swüere daz er ê gerne unrehte füere: sô gefuoge stapft er in daz pfat. nu kômens schiere an die stat, daz si die veste sâhen. der wirt begunde gâhen und reit für durch hübscheit. dâ vant er vrouwen gemeit, gegestet daz in nihts gebrast. ›uns kumet ein wunderhübscher gast‹ sprach er zuo in allen, ›der sol iu wol gevallen, juncvrowen unde muoter mîn, und lânt iu in enpfolhen sîn.‹
534–606 549
619 ſy“ P] Unterlänge bei y fehlt.
640
635
630
625
620
615
610
630 ir W fehlt Deu.
639 chvnden Deu für W.
Wz er gebot dz wz getan Die frowen muo ſtent vff ſtan Mit gezogenlicher muo ze Sy enpfingent in mit grue ſſe Den ritter vnkundin An den ſelben ſtundin Wart die liebe wol ſehen ſchin Des wurtes hin zuo dem geſellen ſin Die frowe mue ſte er kuſſen gar Jn der beſſern ſchar Vnd die in riſtin waren Wider die kunde er gebarin So das es ſy“ duchte lobelich Die wurtin ſaſtent nebent ſich An ir ſitin vaſte 14r Dar noch do er ſich ergaſte Do was er houebere Sy˙ fragete in der mere Der enkunde er nit gefriſten Sy˙ geſchuo ff mit wibes liſten Das er alles das veriach Des ime von kint ye geſchach Vntz an die gegenwertige ſtunt Do es ir alles wart kunt Do erfuo r ſy ſolliche mere nýe Nvo horent wie ſy˙ es ane vie ſ Y was der erin riche Vnd ladete fliſſecliche Die beſten von irem lande Der muo t ſy wol bekante Das ſy behagenlichen ritten Vnd noch turneiſchem geſitten Wol kunden pungieren Die bat ſy puhurdieren Do ſy zuo ſamene worent komen So ſage ich alſo ich es han vernomen Wen der rede wundirt
629 gegenwrtigen HaA für W.
Swaz er gebot daz waz getan — di v2owen mvſten vf ſtan mit gezogenlichen mvze ſi enpfiengen wol mit grvze den ritter vnchvo nden — an den ſelben ſtvo nden wa2t div liebe wol ſchin des wirtes zvo dem geſellen ſin — di v2owen mvſt er kvſſen ga2 in der bezzern ſcha2 vnd di die tiurſten wa2en — wider die chvnd er geba2en ſo daz es ſi duht lobelich div wirtin ſatzt in nebenſich an ir ſiten vaſten da2 nach als er ſich engaſte do waz er hovebere ſi v2ageten in der mere der enchvnd er niht gev2iſten ſi geſchvf mit wibes liſten daz er ir alles des veriach des im von kintheit geſchach vntz an di gegew2tigen ſtvo nt do es ir alles wa2t chvo nt do enfreiſch ſiv ſelchiv mere nie nvo ho2ent wi ſiv es ane vie Si waz der eren riche vnd ladet fleizcliche di beſten von dem lande der mve t ſiv wol bechande daz ſi behendecliche riten vnd nach tvo 2neiſchen ſiten ˙ n˙ ach ˙ t¨v2. wol chvo nden pvngieren v˙ nd di bat ſiv burdieren 5ra ¶Do ſi zeſamen wa2en chomen ich ſage iwe als ichz han vernomen ſwen der rede wo ndert
Swaz er gebôt daz was getân. die vrowen muosten ûf stân mit gezogenlîcher muoze. si enpfiengen wol mit gruoze den ritter unkunden. an den selben stunden wart diu liebe wol schîn des wirtes zem gesellen sîn. die vrowen muost er küssen gar in der bezzeren schar und die in rîsen wâren. wider die kund er gebâren sô daz ez si dûhte lobelich. diu wirtîn satzt in neben sich an ir sîten vaste dar nâch dor sich engaste: dô was er hovebære. si vrâgete in der mære, der enkund er niht gevristen; si geschuof mit wîbes listen, daz er ir alles des verjach des im von kintheit geschach unz an die gegenwertigen stunt. dô ez ir allez wart kunt, dô enfriesch siu sölhiu mære nie. nu hœrent wie siuz ane vie. Si was der êren rîche und ladet vlîzeclîche die besten von dem lande, der muot siu wol bekande, daz si behendeclîche riten und nâch turneischen siten wol kunden pungieren. die bat siu buhurdieren, dô si zesamene wâren komen. ich sage iu als ichz hân vernomen, swen der rede wundert.
550 Transkription
647 govortüre HaA für P.
655 roſ Deu für W.
Jr wz vil noch dryhundert Jr roß geleitig vnd ſnel Giuolg geruuwe ſper vnd gugirel Vnd geuortúre von ſidin 14v Do endorfte dekeiner den andns niden Die fuo rtint ſy durch hohen muo t Vnd waffin rocke riche vnd guo t Sy˙ tribent hin vnd har Des nam derfremde guo tte war Wanne er es do vor nýe geſach So denne des genuo g geſchach Vnd die roß wurdent verhouwen So müſtent aber die frowen Mit den rittern dantzen Schone kint mit krantzen Die gingent wol ſo man es do pflag Dis werte vntz an den dirten tag Das ouch ſin roß demke gaſte kam Den ſchilt er zuo halſe nam Vnd reit mit ſollicher fuo ge Das in lobetin genuo ge Vnd miſſefür ſo ſeltin Das in aber nyeman kunde beſcheltin O er alſus gebeiſſet wart Do was ime gach an die vart Mit vrlobe er enweg reit Alſo vns die ouenture ſeit Vff eine ſtraſſe die wz ſlecht Die wiſete in an einen forecht Die wz vinſter vnd groß Den degen nicht erdroß 15r Wanne daz erwunders nyende vant Zuo obende kam der wigant Durch den walt wildin An ein breit geuilde
646 Giuolg gerituwe HaA für P.
zeabende chom der wigant dv2ch den | wilde | walt an ein b2eites gevilde
di furten ſi durch hohen mvt vnd wapenroche rich vnd gut ¶Si triben hin vnd ha2 des nam der v2emde gute wa2 do nvo des genvc geſchach vnd manig degen ſin ſper do b2ach vnd div ros w2den verhov wen do mvſten aber di v2owen mit den rittern tantzen ſchoniv kint mit krantzen di giengen wol ſo mans do pflac ditz wert vntz an den d2itten tac vntz auch ſin ros dem gaſte kam den ſchilt er auch zehalſe nam vnd reit mit ſolcher fvo ge daz in lobeten genvo ge vnd miſſe fur auch ſo ſelten daz in nieman chvnde geſchelten Do er alſus gebezzert wa2t do waz im ſo gahe an di va2t mit v2lovb er enwec reit als vns div aventure ſeit vf ein ſtraze div waz ſleht div wiſet in in ein vo2eht er daz waz vinſter vnd groz den degen nihtes verd2oz wan daz er wnders niht envant
ir wa2ent d2iv hvo ndert der ros wa2en geleitic vnd ſnel gefloýertiv ſper vnd gvgerel vnd kovertiv2en von ſiden des endo2ft cheins den andns niden
644 warend Deu für W.
675
670
665
660
655
650
645
659 gingen Deu für W.
662 ſchild Deu für W.
666 chvnde Deu für W.
ze âbent kom der wîgant durch den walt wilde an ein breit gevilde.
die fuorten si durch hôhen muot, wâpenrocke rîch unde guot. si triben hin unde har; des nam der vremde guote war. dô nu des genuoc geschach und manic degen sîn sper dâ brach und diu ros wurdn verhouwen, dô muosten aber die vrouwen mit den rittern tanzen. schœniu kint mit kranzen die giengen wol sô mans dô pflac. ditz wert unz an den dritten tac, daz ouch sîn ros dem gaste kam. den schilt er ze halse nam und reit mit sölher fuoge, daz in lobeten gnuoge, und missevuor sô selten, daz in nieman kunde geschelten. Dô er alsus gebezzert wart, dô was im gâch an die vart. mit urloup er enwec reit, als uns diu âventiure seit, ûf eine strâze, diu was sleht: diu wîst in in ein voreht, der was vinster unde grôz. den degen nihtes verdrôz wan daz er wunders niht envant.
ir wâren driu hundert, der ros geleitic unde snel. geflôrtiu sper und gügerel unde kovertiur von sîden des endorfte kein den andern nîden
607–678 551
683 Sus Deu für W.
do geſach er vehten gelich vil guten knehten 5rb zwen ritter Vermezzen der namen wirt niht vergezzen der eine waz genamet Svs mit kvnem herzen kv2avs der von Gagvnne reit dvrch rvo m vnd dv2ch vs mezzenheit der ander heizet O2pˆylet der ſchone der es wol tet dv2ch willen ſiner Amˆyen er waz der maſſenˆyene von b2itaniſchen richn ir wedere wolt entwichen vntz daz den vianden beleip vo2 den handen niht wan daz armgeſtelle der d2itte her geſelle der da2 zvo chom ged2abet ſp2ach mich wndert daz ir habet gevohten ſo zvo vmmazen ir ſvlent es dv2ch mich lazen vnd ſweder des niht enlat der ander mine helfe hat ſvs ret er zvo in beiden des w2den ſi geſcheiden Si wa2en vehtenes ſat vnd tatent daz des er ſi bat wan es in beiden not geſchach Orpylet der ſchone ſp2ach vns ſiget balde zvo div naht daz ich ſo vil noch hute vaht daz riwet mich vil ſere ich enweiz talanc wa2 ich kere ditz iſt ein vngeminnet lant des antw2t Kuravs zehant zwar hie iſt herte
681 vermezzen Deu für W.
715
710
705
700
695
690
685
680
685 gahunu P?
692 er Deu für W.
709 zuo Deu für W.
Do geſacher vechtin Glich vil guo tten knechtin Zwene ritter vermeſſin Der name wart nicht vergeſſen Der eine wz genant ſus Mit dem kunen hertzn churaus Der von gahunn reit Durch ruo m vnd durch vermeſſen heit Der ander hieß orplet Der ſchone der es wol tet ˙ Durch willen ſiner amyen Er wz der maſſenien Von britaniſchen richen Er enwedere wolte entwichen Vntz dz den wiganden Bleip vor den handen Nicht wanne dz arm geſtelle Der dirte hergeſelle Der da zuo kam gedrabit Der ſprach mich wvndert dz ir habit Geuochtin ſa zuo maſſen Jr ſullent es durch mich laſſen Weller es nicht lat 15v Der ander myn helffe hat Sus redete er mit in beiden Des wurdent ſy geſcheiden Sy˙ waren uechtenis ſat Nvo tatin das dz | er ſy bat Wanne es in beiden not geſchach Orphilet der ſchone ſprach Vns ſagit balde zuo die nacht Das ich ſo uil noch hutte vacht Das ruwit mich vil ſere Jch enweiz da lag war ich kere Das iſt ein vngemynnet lant Des antwurte curaus zuo hant Zware hie iſt herte
712 enwiz Deu für W.
dâ gesach er vehten gelîch vil guoten knehten zwên ritter vermezzen. der namen wirt niht vergezzen. der eine was genant sus, mit dem küenen herzen Kurâus, der von Gâgunne reit durch ruom und durch vermezzenheit. der ander hiez Orphilet der schœne, der ez wol tet durch willen sînr âmîen. er was der massenîen von britânischen rîchen. ir enwedere wolt entwîchen, unz daz den wîganden beleip vor den handen niht wan daz armgestelle. der dritte hergeselle, der dar zuo kom gedrabet, der sprach ›mich wundert, daz ir habet gevohten sô ze ummâzen. ir sulent ez durch mich lâzen: und sweder des niht enlât, der ander mîne helfe hât.‹ sus redet er zuo in beiden; des wurden si gescheiden. Si wâren vehtennes sat und tâten daz, des er si bat, wan ez in beiden nôt geschach. Orphilet der schœne sprach ›uns sîget balde zuo diu naht. daz ich sô vil noch hiute vaht, daz riwet mich vil sêre. ichn weiz tâlanc war ich kêre. ditz ist ein ungeminnet lant.‹ des antwurt Kurâus zehant ›zwâre hie ist herte
552 Transkription
720 uns Deu für W.
750
745
740
735
730
725
720
731 ti’er Deu für W.
vnd iſt ein vngeverte zvo den luten von hinnen als ich mich verſinnen ſo en iſt hie niedert ſpiſe veile wan daz vns ze eim heile 5va ein burc hi nahen ſtat do gebe man vns allen rat wan daz der wirt hat ſolhe ſite er vert dem man vbel mite miſſetuo t er iender daz iſt wa2 als groz als vmb ein ha2 daz iſt ein engeſtlichiv not ſin wip iſt nvo lange tot er hat der ſchonſten tohter ein di div ſvnne ie beſchein dv2ch der liebe bannet er div tier er ein richer fo2ehtier ich ſage iwe daz ich von im weiz er heizet Galagand2eiz ſin bv2c iſt Mo2eýs genant er hat vil manigen man geſchat xx durch ha2te lihtſamiv dinc er iſt der hónden vrſp2inc ein ſtrenger v2leuges man ſwem ich es wider raten chan der iſt im niht zediche bi ſwi ſchone doch ſin tohter ſi Do ſp2ach der ivnge volcdegen der in zvo chom vf den wegen iwer rede han ich wol vernomen es mac im ha2te wol gev2omen ſwer daz beſte gerne tut iſt dirr wirt alſo gemvt daz er durch ſin ere vnzvht hazzet ſere waz ob er auch den willen hat an ſwem er zvht ſich verſtat daz er des niht gert zeſchenden
Vnd iſt ein vngeuerte Zuo den luten von hinhen Alſo ich mich verſynnen Hie eniſt nyender ſpiſe veil Wanne dz vns zuo vnheile Ein burg vil nohe ſtat Da gebe men vns allin rat Wanne dz der wurt hat ſollichen ſitten Er vert dem man lichte vbele mitte Miſſetuo t er yender dz iſt war Echt alſo groß alſo vmb ein hor Dz iſt ein engeſtliche not Sin wip iſt nvo lange tot 16r Er hat der ſchonſten dochter ein Die ſunne ye beſchein Durch die liebe banýnt er die tier Er iſt ein richer forechtier Jch ſage das ich von ime weiz Er heiſſet galaga druweiz Sin burg iſt moreiß genant Er hat vil manigen man geſchant Durch harte liechtſamene ding Er iſt der hende ein vrſpring Ein ſtrenger vrluges man Wenne ich es wider ratten kan Der eniſt ime nicht zuo dicke by˙ Wie ein ſchone tochter ſy doch ſy DO ſprach der jvng volkckdegen Der in zuo kam vff den wegen Vwer rede han ich vil wol vs nomen Es mag ime harte wol gefromen Wer dz beſte gerne tuo t Jſt dirre wurt alſo gemuo t Das er yemer mere Vntzucht haſſet sere Wz obe er ouch den willen hat An weme er zucht ſich verſtat Das er des nicht gert ſchendin
und ist ein ungeverte ze den liuten von hinnen. als ich mich versinnen, sô enist hie niendert spîse veile, wan daz uns ze einem unheile ein burc hie nâhen stât. dâ gæbe man uns allen rât, wan daz der wirt hât sölhe site, er vert dem man übele mite, missetuot er iender, daz ist wâr, et alsô grôz als umb ein hâr. daz ist ein engestlîchiu nôt. sîn wîp ist nu lange tôt. er hât der schœnsten tohter ein, die diu sunne ie beschein. durch der liebe bannet er diu tier. er ist ein rîcher forehtier. ich sage iu daz ich von im weiz er heizet Galagandreiz, sîn burc ist Môreiz genant. er hât vil manegen man geschant durch harte lîhtsamiu dinc. er ist der hœnde ein ursprinc, ein strenger urliuges man. swem ich ez widerrâten kan, der ist im niht ze dicke bî, swie schœne doch sîn tohter sî.‹ Dô sprach der junge volcdegen, der in zuo kom ûf den wegen ›iwer rede hân ich wol vernomen. ez mac im harte wol gevromen, swer daz beste gerne tuot. ist dirre wirt alsô gemuot, daz er durch sîn êre unzuht hazzet sêre, waz ob er ouch den willen hât, an swem er zuht sich verstât, daz er des niht gert schenden.
679–753 553
dv2ch daz wil ich genenden daz iſt wol min wille di zwene vo2hten ſtille daz er ſi bedehte vnd ſi zerede b2ehte durch daz lobeten auch ſi daz in ſtvnde mychels baz 5vb daz ſi den ivngen erten Vnd gegen der burc kerten ſus berieten ſich di geſten vnd cherten gein der Veſte Div burc waz mychel vnd ho got ergaben ſi ſich do daz er ir ſeilden wielte vnd ſi alſo behielte als es ſinen genaden zeme vnd oz in rehte keme ¶Jch wil iv werliche verpflegen des mvtes wa2en ſi bewegen daz ſi vertrugen cleinen haz idoch gefures mychels baz des mvſte ſi doch belangen ¶Si w2den wol enpfangen vnd gruzet nach ir rehte gein in livf vil knehte di in enpfiengen ros vnd ſchilt ¶Nvo het der wirt geſpilt vnd waz im wol gevallen daz waz ein ſeild in allen do von wa2t v2olich der grvz in wa2t des erſten knvpfels buz der wirt hiez ſi ſich engeſten do ſach man von in gleſten harnaſch wis als ein zin do ſi daz getaten hin do enwaz do nieman der des iehe daz er ie mer geſehe
Durch dz wil ich ernenden Das iſt wol mýn wille 16v Die zene vorchten ſtille Das er ſy˙ bedachte Vnd ſy˙ zuo rede brachte Durch das lobtin ſy˙ das En ſtunde michel bas Das ſy den jungen erten Vnd gegen der burg krerten Sus berietent ſich die geſte Vnd kerten gegen der veſte Die burg wz michel vnd ho Gotte ergabent ſy ſich do Daz er ir ſelden wielte Vnd alſo ſy behielte Alſo ſinin genaden gezeme Vnd es in rechte keme Jch wil uch werlich pflegen Des muo tis warent ſy bewegen Das ſy˙ vertrugent cleinen haz Doch gefuo r es michel bas Des müſte ſy belangen Sy˙ wurdent wol enpfangen Vnd gegruſſet wz rıttecht Jngegen im | lieffen die knechte Die enpfingent roß vnd ſchilt Der wurt hatte geſpilt Vnd wz ime wol geuallen Dz wz ein ſalde in allen Do von wart frolich der gruo ß 17r Jn wart des erſten clupphis buo z Der wurt hieß ſichin geſten Do ſach man von in gleſten Harneſch wiz alſo ein zin Do ſy den getattent hin Do enwas da nyman der des iehe Daz er | imer geſehe
durch daz wil ich genenden; daz ist wol mîn wille.‹ die zwêne vorhten stille, daz er si bedæhte und si ze rede bræhte. durch daz lobeten ouch si daz, in stüende michels baz, daz si den jungen êrten und gegen der burc kêrten. sus berieten sich die geste und kêrten gein der veste. diu burc was michel unde hô. got ergâben si sich dô, daz er ir sælden wielte und alsô si behielte als ez sînen gnâden zæme und ez in rehte kæme. ich wil iu wærlîche verpflegen, des muotes wâren si bewegen, daz si vertrüegen cleinen haz. idoch gefuor ez michels baz; des muost si doch belangen. si wurden wol enpfangen und gegrüezet nâch ir rehte. gein in liuf vil knehte: di enpfiengen ros unde schilt. nu hâte der wirt gespilt und was im wol gevallen. daz was ein sælde in allen, dâ von wart vrœlich der gruoz, in wart des êrsten klupfes buoz. der wirt hiez sich engesten. dô sach man von in glesten harnasch wîz als ein zin. dô si daz getâten hin, dô enwas dâ nieman der des jæhe, daz er ie mêr gesæhe
762 vnd Deu für W. 764 veſte Deu für W. 771 Ich Deu für W. / werliche Deu für W. 777 wz P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 8120, 8905; Anm. zu V. 101). / rıttecht P] Vermutlich waren in der Vorlage/einer Vorstufe r und t schwer zu unterscheiden.
790
785
780
775
770
765
760
755
554 Transkription
795 ir W] er Deu.
825
820
815
810
805
800
795
799 Zweites do W] ſo Deu.
d2i ritter ſo wolgetan man ſach ſi hubſchlichen ſtan wan ſich iegelicher zvhte vleiz ¶Do ſp2ach Galagand2eˆyz ſwem ir di ere geruchet lan der ſol an min hant gan ich wil ivch lazen ſchov wen min tohter vnd ir v2owen do enwaz do wider rede niet den zwein ir tugent daz geriet 6ra daz ſi den ivngen ſtiezen fur der wirt furt ſi zvo der tur vf ein hvs do ſin tohter ſaz ez enw2den nie ritter baz gegruzet noch minnenclicher daz gebot der wirt richer Der ie mit v2owen vmbe gie des wirtes tohter in gewie vnd ſatzt in an ir ſiten im en moht inkurzen ziten an v2olichen dingen niemer baz gelingen er hat der v2owen vo2 gezalt von minnen vil manicvalt mit ſwaz rede ſiv in an kam des antw2t er als es zam ze ernſt vnd zeſchimpfe mit gutem gelimpfe ¶Auch wa2en ſin geſellen geil der ivnge ritter het ein heil daz im lutzel ieman waz gehaz do ein wile alſus geſaz do waz daz ezzen bereit ſwaz ieman von wirtſchefte ſeit vnd von manigen trahten daz enchvo nde nieman geahten Wan in des alles wa2t gegeben ſi heten wnnencliches leben 827 wan Deu für W.
Drige ritter alſo wol getan Man ſach ſy hubiſchlichen ſtan Wanne ſich yegelicher zuchte vleiß Do ſprach galü gadruweiß Wenne ir die ere geruo chent lan Der ſol an myne hant gan Jch wil úch laſſin ſchouwen Mine tochter mit ir frouwen Do enwas da wider rede nit Den zwein ir tugent dz geriet Das ſy den jungen ſtieſſent fúr Der wurt fuo rte ſy zuo der túr Vff ein huß do ſin tochter ſaz Es enwurden nye ritter bas Gegruſſet noch mynneclicher Dz gebot der wurt richer Der ye mit frowen vmbe gie Des wurtes dochter in geuie Vnd ſaſtein an ir ſittin Jme mochte in kurtzen zitten 17v Nýemer baz gelingen Von hubiſclichen dingen Vnd von mynnyn manigualt Hatte er der frowen vor gezalt Mit wz rede ſy˙ ane kam Des antwurt er alſo es gezam Zuo ernſte vnd zuo ſchimpfe Mit guttem gelimpfe Warent ouch ſine geſellen geil Der junge ritter hat ein heil Das ime lútzel yeman wz gehaß Do er eine wile alſus geſas Do wz das eſſen gereit Wz man von wurtſchaft ſeit Vnd von manigen trachtin Das enkonde nyeman geachten Wz in des alles wart gegeben Sy˙ hattin wunnecliches leben
drî ritter sô wol getân. man sach si hübschlîchen stân, wan sich iegelîcher zühte vleiz. dô sprach Galagandreiz ›swem ir die êre geruochet lân, der sol an mîne hant gân: ich wil iuch lâzen schouwen mîn tohter und ir vrouwen. dô enwas dâ widerrede niet: den zwein ir tugent daz geriet, daz si den jungen stiezen für.‹ der wirt fuort si zuo der tür ûf ein hûs, dâ sîn tohter saz. ez enwurden nie ritter baz gegrüezet noch minnenclîcher: daz gebôt der wirt rîcher. Der ie mit vrowen umbe gie, des wirtes tohter in gevie und satzt in an ir sîten. im enmoht in kurzen zîten niemer baz gelingen. von hübschlîchen dingen und von minnen manicvalt hât er der vrowen vor gezalt. mit swaz rede siun ane kam, des antwurt er als ez zam, ze ernst und ze schimpfe, mit guotem gelimpfe. ouch wâren sîne gesellen geil. der junge ritter het ein heil, daz im lützel ieman waz gehaz. dô er eine wîle alsus gesaz, dô was daz ezzen bereit. swaz man von wirtschefte seit und von manegen trahten, daz enkunde nieman geahten, waz in des alles wart gegeben. si heten wünnenclîchez leben
754–828 555
vntz daz ſi ſlafen ſolten gân do mvſten ſi ein a anders an vân Nv wa2t in gebettet wol als man lieben geſten ſol iegelichem beſvo nder der wirt gie da2 vo nder vnd hiez inſchenken guten win er leit in div wanchuſſin allen mit ſin ſelbes hant er ſp2ach helde ſit gemant daz ir gezogenliche ligent der got der al der welt pfliget 6rb der behuo t ivch wol mit ſins maht vnd verlih iv dalanc guo t g naht auch baten ſi ſin got pflegen ¶Do ſp2ach der chindiſche degen es en ſi daz wir wollen toben diſen wirt den ſvln wir ims loben ... ... Do ſi alle ruwe wonden han do chom div v2owe gegan des wirtes tohter ſtille nvo waz daz wol ir wille daz zwei groziv lieht do b2vo nnen ſiv wolte gerne chvo nnen waz ſitens di herren pflegen vnd wi beſcheidenlich ſi legen wan ſiv von ſta2chen minnen b2an ¶Siv hete ſich gemachet an wol vnd hubſchlich genvo c einen richen mantel ſiv truo c von ſarrazine waz ſin dach daz beſt daz man ie geſach oder ie wa2t erchant ze morzi inheidenlant der zobel vnd div veder guo t
830 a W] Buchstabe geschwärzt (nach Deu gestrichen).
865
860
855
850
845
840
835
830
833 iegelichen Deu für W.
842 guot Deu für W.
Vntz das ſy ſlaffen ſolten gan Do müſtent ſy es anderß ane van Jn wart gebettet harte wol So man lieben frunden ſol Jegelichem biſunder Der wurt gie dar vnder Vnd hieß in ſchencken guo tten win Er leitte die wanckuſin Jn allen mit ſin ſelbes hant Er ſprach helde ir ſint gemant 18r Daz ir gezogenlichen ligit Der got der aller der welte pfliget Der behutte vch wol mit ſiner macht ˙ talang guo tte nacht Vnd verluch uch Ouch battin ſy ſint got pflegen Do ſprach der kindeſche tegen Es enſy dz wir wellen toben Diſen wurt ſullent wir yemer loben Wz er noch wunderß ye begie Mit der rede ſwigent ſie DO ſy˙ all ruwe wonden han Do kam die frowe dar gegan Der wurtes dochter ſtille Nuo wz das wol ir wille Das groſſe liecht da brúnnen ˙ Sy˙ wolte gerne da kunnen Wz ſittes die heren pflegen Vnd wie beſcheidenlich ſy legin Wanne ſy von ſtarcker mynnen bran Sy hatte ſich gemachet an Wol vnd hubiſclich genuo g Ein richin mantel ſy ane truo g Von ſarumin wz das tach Dz beſte dz ie man geſach ... ... Der zobele vnd die vedere guo t
845 eſ Deu für W.
852 wille Deu für W.
856 beſcheidenliche Deu für W.
unz daz si slâfen solten gân: dô muostens ein anderz an vân. Nu wart in gebettet wol, als man lieben gesten sol, iegelîchem besunder. der wirt gie dar under und hiez in schenken guoten wîn. er leit diu wanküssîn in allen mit sîn selbes hant. er sprach ›helde, sît gemant, daz ir gezogenlîche liget. der got, der al der welte pfliget, der behüet iuch wol mit sîner maht und verlîh iu tâlanc guote naht.‹ ouch bâten si sîn got pflegen. dô sprach der kindische degen ›ez ensî daz wir wellen toben, disen wirt den suln wir iemer loben, swaz er ouch anders ie begie.‹ mit der rede swigen sie. Dô si alle ruowe wânden hân, dô kom diu vrowe dar gegân, des wirtes tohter, stille. nu was daz wol ir wille, daz grôziu lieht dâ brunnen. siu wolte gerne kunnen, waz sites die herren pflægen und wie bescheidenlîch si lægen, wan siu von starken minnen bran. siu hete sich gemachet an wol und hübschlîch genuoc. einen rîchen mantel siu truoc: von sarumîne was sîn dach, daz beste, daz man ie gesach oder ie wart erkant ze Morzî in heidenlant; der zobel und diu vedere guot.
556 Transkription
Die frowe gie ane huo t 18v Durch das ſy kintliche wolt an ſin Sy˙ truo g ein ſchappelikin Dz ſy˙ mit iren handen flaht Von ſchonen bluo men wol gemacht Sy en dorfte ſpeher nit ſin Jr hemde das wz ſidin Dar in wz ſy gepriſet Alſo ich es bin gewiſit Sy˙ enwz vff anderß niet werde nit Wanne der ſich alſo noch mynnen ſeint Vnd dar noch vil gedencket Sy˙ was der huo te entwencket Der alle die frowen ſint geuie Jr huo t wz wiſſir danne der ſne ... ... Doch gie ſy˙ nit alleine Zwo junpfrowen reine Jn zwein kúrſitten Von gruen ſamitten Die trattent vor in den ſal Zwene guldene kertzenſtal Truo gent die junpfrowelin Die kertzen gabent groſſen ſchin Die ſattent ſy zuo den ſtunden Zuo den liechten die ſy funden Noch der frowen geb otte Do beualch ſy ſy gotte 19r Des nigint ſy ir mit zu “chten Mit hubiſchem geduchten o Gingent ſy“ zu reſten Vnd bleip by˙ den geſten Des richen forechtieris barn s So wolte er es gerne alſo bewan Das er ein wenig wurde bas Fúr orphileten ſy geſaß
868 div Deu für W. 875 Eventuell verde nit P (vgl. HaA) mit zu v geschwärztem w. 876 alſ Deu für W. 880 Jr P] J aus i. Deu für W. 889 ivncvrowlin Deu für W. 891 zuo Deu für W. 892 ſy P] Unterlänge bei y fehlt. 897 gingen Deu für W.
900
895
890
885
880
875
870
div v2owe div gienc ane huo t durch daz ſiv chintlich wolte ſin ſiv truc ein ſchapellin daz ſiv mit ir henden vlaht von ſchonen blvo men wol gemaht ſiv endo2ft ſpeher niht ſin ir hemde daz waz ſidin da2 in waz ſiv gep2iſet als ich es bin bewiſet ſiv waz vf anders niht gedenit wan als ds ſich nach minnen ſenit vnd dar nach vil gedenchet ſiv waz der huo t entwenchet der alle v2owen ſint geve div minne tet ir alſo we vnd twanc ſi des mit ir gewalt daz ſiv mvo ſte werden balt 6va Doch gienc ſiv niht aleine zwo ivncv2owen reine inzwein kurſiten von grvo nen ſamiten di traten vo2 in den ſal zwei guldiniv kerzſtal trvgen div ivncv2owelin di kerzen gaben grozen ſchin di ſatzten ſi zvo den ſtvo nden zvo den liehten di ſi do fvo nden nach der v2owen gebote do bevalch ſi ſie gote des nigen ſi ir mit zvhten mit ſchonen getuhten giengen ſi zvo reſten vnd beleip bi den geſten # des richen fo2ehtiers ba2n ſiv wolt es gerne alſo bewa2n daz ir ein wenic w2de baz fur opyleten ſiv geſaz 882 mvo ſtewerden Deu für W.
883 ginc Deu für W.
884 ivncfrowen
diu vrowe diu gienc âne huot durch daz siu kintlich wolte sîn. siu truoc ein schappellikîn, daz siu mit ir henden vlaht, von schœnen bluomen wol gemaht. siu endorfte spæher niht sîn. ir hemde daz was sîdîn: dar in was siu geprîset, als ich es bin bewîset. siu was ûf anders niht gedenet wan als der sich nâch minnen senet und dar nâch vil gedenket. siu was der huote entwenket, der alle vrowen sint gevê. diu minne tet ir alsô wê und twanc si des mit ir gewalt, daz siu muoste werden balt. doch gienc siu niht aleine: zwô juncvrowen reine, in zwein kursîten von grüenen samîten, die trâten vor ir in den sal. zwei guldîniu kerzstal truogen diu juncvröwelîn: die kerzen gâben grôzen schîn: diu saztens zuo den stunden zuo den liehten, diu si funden, nâch der vrouwen gebote. dô bevalch si sie gote: des nigen si ir mit zühten. mit schœnen getühten giengen si ze resten, und beleip bî den gesten des rîchen forehtieres barn. siu wolt ez gerne alsô bewarn, daz ir ein wênic wurde baz. für Orphileten siu gesaz,
829–902 557
903 wan Deu für W. e?
910 hbſcheit Deu für W.
915 diche Deu für W.
Wanne er ir der aller nehſte lag Diß wz der rede der ſy pflag Herre got geſagene Wie ſwiget diſer degene So wunderlichen ſchiere Je ſoltent helde ziere Die durch das lant alſus füren farint Vnd guo tter dinge gerne warint Etſwz reden von wiben Vnd den obent hie vertriben Mit ſprechenne den beſten wol Jch enweiz wem ich glouben ſol Diſe rittere hant mir wol geſeit Von mynnen vnd von ir ſuſſikeit Sy˙ ſy˙ beſſer danne guo t Man werde von ir wol gemuo t Sy˙ jehent dis ſy ir waffen Vil gedencken vnd lutzil ſlaffen Nvo han ich wol ir vals bekort 19v Vnd gedencke an myns vatter wort Der ſprichet mynne iſt ein an ſehende leit Ein bilde maniger jrrekeit Ein vnruch allir ſlachte frome Ein vordere vngemütes gome Dem zagin iſt minne ein ſwerer laſt Des ſwachen hertzen leider gaſt Minne dorret die welte alſe ein ſlat Sy˙ iſt blöder müſſikeite rat Minne iſt ein ſache grıms not Der truwen ein uireuelſchet lot Sus redet | mýn vatter vnd wil da by˙ Das | ich yemer one man ſý Das tet ich ſumer mynen lip Vnd wurdaz ich verhaſtewip Des en gedorſte er nicht enpfohen
906 diſer P] bei e fehlt auslaufender Strich.
6vb der ſprichet minne iſt an ſehendes leit ein bilde maniger irrecheit 925 ein vnruo ch allerſlahte v2omen ein vo2der vngemvtes gomen den zagen iſt ſiv ein ſwerer laſt des ſwachen herzen leider gaſt ſiv derret di welt als ein ſlat 930 ſiv iſt bloder mvzicheite rat ¶Minne iſt ein ſache grimmer nôt der truwen ein vervalſchet lôt ſus redet min vater vn wil do bi daz ich immer ane man ſi 935 des tetich ſammer min lip wan daz ich gern als anderiv wip 936a ...
920
915
910
905
Wan er ir aller nehſte lac ditz waz ir rede der ſiv pflac Herre got geſegene wi ſwigent diſe degene ſo wnderlichen ſchiere ia ſolten helde ziere di dv2ch div lant alſus va2nt vnd ſich mit hubſcheit bewa2nt etwaz rede von den wiben vnd di zit hin vertriben mit ſp2echen den beſten wol ich enweiz wem ich gelauben ſol ¶Mir iſt diche vil geſeit wan minnen vnd ir ſuezicheit div ſi bezzer wanne guo t man werde von ir wol gemvo t ¶Si iehen ditz ſi ir wafen vil gedenchen vnd lutzel ſlafen nvo han ich wol ir valſch becho2t vnd gedenche an mins vater wo2t
926 vngemvetes Deu für W.
929 div Deu für W.
936 wurdaz P] a korrigiert
ein bilde maneger irrekheit, ein unruoch aller slahte vromen, ein vorder ungemuotes gomen. den zagen ist siu ein swærer last. des swachen herzen leider gast. siu derrt die welt als ein slât, siu ist blœder müezikheite rât. minn ist ein sache grimmer nôt, der triuwen ein vervälschet lôt. sus redet mîn vater und wil dâ bî, daz ich immer âne man sî. daz tæt ich, sammer mîn lîp, wan daz ich gern als andriu wîp ...
minne ist an sehendez leit,
wan er ir aller næhste lac. ditz was ir rede, der siu pflac ›herre got, gesegene, wie swîgent dise degene sô wunderlîchen schiere! jâ solten helde ziere, die durch diu lant alsus varnt und sich mit hübscheit bewarnt, etwaz reden von den wîben und die zît hin vertrîben mit sprechenne den besten wol. ich enweiz wem ich gelouben sol. mir ist dicke vil geseit von Minnen und ir süezikeit: diu sî bezzer danne guot, man werde von ir wol gemuot. si jehent, ditz sî ir wâfen, vil gedenken, lützel slâfen. nu hân ich wol ir valsch bekort und gedenke an mînes vater wort
558 Transkription
940 hohegmvte Deu für W.
970
965
960
955
950
945
940
948 daz Deu für W.
wil leben di ir ſinne an guter manne minne hant verlan vnd den lebent di in hohegemvte gebent Do ſiv dis alles geſp2ach o2pylet ſiv an ſach vnd v2aget waz ſi wolde ein vingerlin von golde bot ſiv im in allem gahen des geto2ſt er niht enpfahen er vo2hte ſpot des vil geſchiht ich enhan da2 vf gedienet niht ſp2ach er daz ichs iht welle neina trut geſelle dv2ch aller ritter ere loſe mich von ſere vnd von hut di man an mir begat der rede mich groz ernſt hat dv2ch frivntſchaf nim ditz vingerlin vnd dar nach alles daz min ſwaz ich dir zvo gefugen mac Orpylet do von erſch2ac vnd gedahte daz der alte vntriuwe vf in bezalte in champfes wis daz waz ſin ſite v2owe tuo nt des ich vch bite 7ra ſit ich iwer rede han vernomen ich wil ſchier her wider chomen geruo chet ir mich minnen ich fur ivch gern hinnen in wil mich niht betragen ich enturre dv2ch ivch wagen ere vnd lip wi verre ich chan nvo ker ich mich ze niht d2an Do ſp2ach div ivncv2owe guo t neina ritter wol gemvo t gedenche daz dv ie were
950 geſelle Deu für W.
955 nim W] min Deu.
... ... ... ... Do ſy das alles geſprach Orphilet ſy ane ſach Vn fragete wz ſy wolte Ein vingerlin von golde Bot ſy ime in allem gahen Dz engetorſte er nicht enpfahen Er vorchte ſpot des vil geſchicht Jch han dar vff gedienet nicht Sprach er dz ich es icht welle Neina trut geſelle 20r Durch aller ritter ere Loß mich von ſere Von huo te die man an mir begat Der rede mich groß erniſt hat Durch fruntſchaft ným dz vingerlin Vnd dar noch mich vnd alles dz mýn Waz ich dir zuo mügen mag Orphilet do von erſchrag Vnd dochte daz der alte Vntruwe vff in bezalte Jn kampfis wis dz wz ſin ſitte Frov we tuo nt des ich uch bitte Sit ich uwer rede han vernomen Jch wil ſchier har komen Geruo chent ir mich mynnen Jch fuo re vch gerne hynnen Vnd in wil mich nicht betragen Jch engeturre durch v´ ch wagen Ere vnd lip wie verre ich kan Nuo enkere ich mich zuo nichte dran Do ſprach die jvnpfrowe guo t Neina ritter wol gemuo t Gedencke dz dü ye were
957 zvo gefugen Deu für W.
964 ſchir Deu für W.
973 gedenche daz dy Deu für W.
wil leben, die ir sinne an guoter manne minne hânt verlân und den lebent, die in hôhgemüete gebent.‹ Dô siu diz allez gesprach, Orphilet si an sach und vrâget waz siu wolde. ein vingerlîn von golde bôt siu im in allen gâhen. des getorst er niht enpfâhen: er vorhte spot, des vil geschiht. ›ich enhân dar ûf gedienet niht‹ sprach er ›daz ichs iht welle.‹ ›neinâ, trût geselle: durch aller ritter êre lœse mich von sêre, von huot die man an mir begât. der rede mich grôz ernest hât. durch friuntschaft nim ditz vingerlîn und dar nâch mich und al daz mîn, swaz ich dir zuo gefüegen mac.‹ Orphilet dâ von erschrac und dâhte, daz der alte untriuwe ûf in bezalte in kampfes wîs: daz was sîn site. ›vrowe, tuont des ich iuch bite. sît ich iwer rede hân vernomen, ich wil schiere har komen. geruochet ir mich minnen, ich füer iuch gerne hinnen und enwil mich niht betrâgen, ich entürre durch iuch wâgen êre und lîp swie verre ich kan. nu enkêr ich mich ze nihte dran.‹ Dô sprach diu juncvrowe guot ›neinâ, ritter wol gemuot: gedenke, daz du ie wære
903–973 559
980 nie frowe me HaA für P.
1003 gúte P] u korrigiert e?
1006 gediens Deu für W.
Hubiſch vnd mere Biderbe vnd wol gezogen Schoner ſynne vnbetrogen 20v Schone mynne vnd ſchonen lip Jch bin ein ritterliches wip Dar zuo ger ich einer bete Daz nie frowe nie getette Daz dü dine ſynne Kereſt a myne my nne Wanne dü rechte ſchone biſt Jch rede dis an kargen liſt Dar noch alſo ich es gemercken kan So en geſchach ich nie deckeinen man Durch ein ſeldehaftes wip Beide ere vnd lip Gernir ſolte wagin Allen mynen magen Gunde ich ſo wol guo ttis nicht So dir abe das geſchicht Das du˙ mich zuo diſem male Loſiſt von der qwale Von der ich groſſen kumber dole Geſchach dir ie von wibin wole So ſoltü ritter nit verzagen Noch dinim lip mýr entſagen ¶Man vindet manigen wigant Der in enkunde lant Durch ſchone frowen ſtrichit Der ein keine mir gelicheit Weder an gúte alde an getat ˙ zuo der ſelbeme rat 21r Helt myn Kuſſe guttlich mich Jch gediene es yemer vmb dich Vnd tuo mir dinen willen kunt Do ſprach orphilet zuo ſtunt ˙ Jch ervörchte myner gedenckent an ere Es wurt nyemir mere
984 avgen Deu für W.
hubſche vnd mere erber vnd wol gezogen ſchoner ſinne vmbetrogen ſchowe minen ſchonen lip ich bin ein ritterliches wip da2 zvo ger ich einer bet 980 daz v2owe nie nie getet daz dv dine ſinne chereſt an mine minne wan dv ſo reht ſchone biſt ich red es on argen liſt 985 da2 nach als ichz gemerchen chan ſo geſach ich nie cheinen man dv2ch den ein ſeldehaftes wip beidiv ir ere vnd ir lip gerner ſolte wagen 990 allen minen magen gvo nd ich ſo wol guo tes niht ſo dir ob daz geſchiht daz dvo mich ze diſem male loſeſt von der qvale 995 von der ich grozen chvo mms dol geſchach dir ie von wibe wol dv enſolt dvo ritter niht verzagen noch dinen lip mir verſagen Man vindet manigen wigat o 1000 der in vnchvndiv lant dv2ch ſchone v2owen ſtrichet der cheine mir gelichet 7rb div weder an guo t noch an getat helt nim ze dir ſelben rat 1005 kuſſe gutlichen mich ich gedienes immer vmb dich vnd tvo n mir dinen willen chvo nt ¶Do ſp2ach o2pylet zeſtvo nt ich furht miner ere 1010 gedenchent ſin nimms mere
975
1007 tve n Deu für W.
1009 nimer Deu für W.
hübsch und mære, biderbe unde wol gezogen, schœner sinne umbetrogen. schowe mînen schœnen lîp: ich bin ein ritterlîchez wîp dar zuo ger ich einer bete, daz vrowe nie mê getete, daz du dîne sinne kêrest an mîne minne, wan du sô rehte schœne bist. ich red ez ân argen list: dar nâch als ichz gemerken kan, sô gesach ich nie keinen man, durch den ein sældenhaftez wîp beidiu ir êre und ir lîp gerner solte wâgen. allen mînen mâgen gund ich sô wol guotes niht sô dir, obe daz geschiht, daz du mich ze disem mâle lœsest von der quâle, von der ich grôzen kumber dol. geschach dir ie von wîbe wol, sô ensolt du, ritter, niht verzagen noch dînen lîp mir versagen. man vindet manegen wîgant, der in unkundiu lant durch schœne vrowen strîchet, der keine mir gelîchet weder an guot ald an getât. helt, nim zuo dir selben rât, küsse güetlîchen mich, ich gedien ez immer umbe dich, und tuo mir dînen willen kunt.‹ dô sprach Orphilet zestunt ›ich fürhte mîner êre. gedenkt sîn nimmer mêre.
560 Transkription
1011 truwe Deu für W. / behalten W] t oder d?
1045
1040
1035
1030
1025
1020
1015
min triuwe wil ich behalten geto2ſt ich an iv erbalden daz ich iwern vats niht verlur ein harnſchar ich erkur daz ich gevangen wer ein ia2 div v2owe ſp2ach daz iſt wa2 er gewan nie manlichen mvo t der niht to2liche tuo t etſwenne dv2ch div wip der helt ſp2ach ſamir min lip ichn wil dv2ch ivch ſterben niet mit zo2ne ſiv do von im ſchiet ... ... Noch enwaz ſiv niht vo mınen v2i nvo lac kv2aus do bi enzwiſchen den geſellen nvo lant iwe wnder zellen div v2owe het den gedanc wan ſi div minne ſere twanc daz ſiv wa2p vmb ſinen lip daz nie chein man dv2ch chein wip gepflac ſo ernſtlicher bet ſiv ſprach ſwelch ritter ie daz beſte tet e der en da2f an eim wibe niht vs zagn ich wil dir werliche ſagen daz ich rehte han vernomen wi dv biſt vollechomen an der manheite din tvo din ellent an mir ſchin vn mıne an mir ein ſchone maget iſt daz dir ein wip behaget div ir amýes ſchonet ſo wirt mir wol gelonet 7va von dir als es gemerchen chan ¶Mir verbot min vater alle man ane mich went er niht geneſen
1023 Nach ruwe gestrichenes b (?) in P. Hannink nimmt Korrektur aus ritt an.
Min truwe ich wil behalten Getorſte ich an uch erbalden Das ich uwern vatter nicht verlúr Ein harneſchar ich dar vmbe er kúre Das ich geuangen were eine iare Die frowe ſprach das iſt war Er engewan nýe manlichen muo t Der nicht torlich tuo t Etſwenne durch die wip Der helt ſprach ſe mir mýn lip Jch enwil durch uch erſterben niet Mit zorne ſy von ime ſchiet Vnd mit ruwe beide So engenſtunt ir nie ſo leide NOch enwas ſy nith mynne fry Nuo lag curaus by Jn zwúſchen den geſellen Nuo lant uch wunds zelen Die frowe hette den gedanck 21v Wanne ſy die mynne ſere twang Das ſy warp vmb ſinen lip Jch enwil dz nyeman durch wip Gepflag ſo ernſtlicher bette Sy ſprach wellich ritter y dz beſte tette Der endarff an eime wibe nicht vs zagen Jch wil dir werlichen ſagen Dz ich recht han vernomen Wie du biſt vollekomen An der manheitte din Do din ellen an mir ſchin Vnd mynne an mir eine ſchone magit ... Die ir amys hulde ſchoner So wurt mir wol gelonit Von dir alſo ich es gemercken kan ˙ vatter alle man Mir verbot alle myn Ane mich wenit er nicht geneſen
1037 dazu Deu für W.
mîn triwe ich wil behalden. torst ich an iuch erbalden, daz ich iwern vater niht verlür, ein harnschar ich darumbe erkür, daz ich gevangen wær ein jâr.‹ diu vrowe sprach ›daz ist wâr, er gewan nie manlîchen muot, der niht tœrlîche tuot etswenne durch diu wîp.‹ der helt sprach ›samir mîn lîp, ich enwil durch iuch ersterben niht.‹ mit zorne siu dô von im schiet und mit riuwe beide: son geschach ir nie sô leide, noch enwas si niht minne vrî. nu lac Kurâus dâ bî, enzwischen den gesellen. nu lânt iu wunder zellen. diu vrowe hete den gedanc, wan si diu minne sêre twanc, daz siu warp umb sînen lîp, daz nie kein man durch kein wîp gepflac sô ernstlîcher bete. ›swelch ritter ie daz beste tete, dern darf an eime wîbe niht verzagen. ich wil dir wærlîche sagen, daz ich rehte hân vernomen, wie du bist vollekomen an der manheite dîn. tuo dîn ellen an mir schîn und minne an mir ein schœne maget. ist daz dir ein wîp behaget, diu ir âmîes schônet, sô wirt mir wol gelônet von dir, als ichz gemerken kan. mir verbôt mîn vater alle man, ân mich wænt er niht genesen.
974–1047 561
1049 umb Deu für W.
1080
1075
1070
1065
1060
1058 kav ravs Deu für W.
¶Do ſp2ach Kav ravs dv ſolt frvmen rittern holt ſin wan daz ich ere den vater din dv2ch di triwe di er an mir begie mir geſchach ſo liebe nie ſo ob ich dich ſolte minnen doch wil ich ê gewinnen von dir die miſſewende ê ich min heil geſchende ich wil aber imer got clagen daz ich an dir mvz verzagen xx do von laz mich vz diner ahte der helt daz hovbt dahte vnd enpfie di rede fur ein gamen des begvo nde ſich div v2owe ſchamen Do der wnnenclichen maget als ha2te wa2t verſaget daz tuhte ſi ein v2emdes dinc Jnna des lac der ivo ngelinc vnd gedaht an ſim mvo te herre got der guo te iſt mir div ſelde beſchert daz div v2owe volle vert des mvz ich imms v2eude han zehant chom ſiv gegan Wan ſi div minne twanc
nvo wil ich doch ds volge entweſen ich wirbe ê ſelbe vmb einen man 1050 der witz vnd ere pflegen chan dan ich des mannes bite der gern ſam mir ſtrite ¶Da2 zvo han ich dich erko2n dv biſt ſtet vnd wol gebo2n 1055 vnd geta2ſt wol alliv dinc beſtan zwa2 vn trivget mich min wan ſo enwird ich nimms manne holt
1073 wnneclichen Deu für W.
1076 Inna Deu für W.
Nuo wil ich doch der volge entweſen Jch wurbe e ſelbe vmb einen degen Der witze an eren kan gepflegen Danne ich des mannes bitte Der gerne ſemnir ſtritte Dar zuo habe ich dicher korns Du˙ biſt ſtette vnd wol gebons Vnd getarſt wol alle ding beſtan Zware un trugit mich myn wan 22r So enwurde ich nyemer manne holt Do ſprach curaus du ſolt Vromin ritter holt ſin Wanne das ich ere den vatter din Durch die truwe die an mir er begie Mir geſchach noch ſo liebe nye Obe ich dich ſolte mynnen Doch wil ich ee gewynnen Von dir die miſſewende E ich myn heil geſchende Dar zuo wil ich gotte clagen Das ich an dir muo ß verzagen Da von la mich vz diner achte Der helt das houbit dachte Vnd enpfie die rede fúr einen gamyn Des begunde ſich die frowe ſchamen d O der wunneclichen magit Alſus harte wart verſagit Dz duchte ſy ein frömde ding Jnnen des lag der jungeling Vnd dachte in ſinem muo te Herre got der guo te Jſt mir diſe ſelde beſcherit Das die frowe volle ferit Des muo ß ich yemir freude han Zuo hant kam ſy zuo gegan 22v Wanne ſy die mynne twang
1077 gdaht Deu für W.
1083 wan Deu für W.
dô sprach Kurâus ›du solt frumen rittern holt sîn. wan daz ich êre den vater dîn durch die triwe, di er an mir begie, mir geschach sô liebe nie, ob ich dich solte minnen. doch wil ich ê gewinnen von dir die missewende, ê ich mîn heil geschende. ich wil abe imer gote clagen, daz ich an dir muoz verzagen. dâ von lâz mich ûz dîner ahte.‹ der helt daz houbet dahte und enpfie die rede für ein gamen. des begunde sich diu vrowe schamen. Dô der wünnenclîchen maget alsus harte wart versaget, daz tûhte si ein vremdez dinc. indes lac der jungelinc und dâht in sînem muote ›herre got der guote, ist mir diu sælde beschert, daz diu vrowe vollevert, des muoz ich immer vreude hân.‹ zehant kom siu zuo gegân, wande si diu minne twanc.
nu wil ich doch der volge entwesen. ich wirbe ê selbe umb einen man, der witze und êre pflegen kan, dan ich des mannes bîte, der gerne sam mir strîte. dar zuo hân ich dich erkorn. du bist stæte und wol geborn und getarst wol alliu dinc bestân. zwâre und triuget mich mîn wân, sô enwird ich nimmer manne holt.‹
562 Transkription
der ivnge ritter vf ſp2anc 7vb vnd ſp2ach v2owe min dvo ſolt groz willechomen ſin 1086a ... 1086b ... dem richen got vnd mir ich wil gern dienen dir dvo enda2ft vmb mich niht werben 1090 zehant wolt ich erſterben ê ich dich hinnen lieze ſwi ich es miſſenieze daz wil ich alles lieber ſehen mir enmoht lieber niht geſchehen e 1095 daz mvz an dir werden ſchin er leit ſi an den a2ne ſin vnd chvſte ſi wol tuſent ſtvnt in wa2t div beſte minne chvnt div zwein gelieben ie geſchach 1100 den geſellen waz daz vngemach daz liez er alles ze einer hant der v2owen er ſich vnderwant ha2te liebliche z ſi wa2n v2euden riche ... 1105 vnd heten wnne die maht vnd di aller beſten naht die chein v2owe ie gewan mit deheim chindiſchen man doch enmoht er vergezzen nie o 1110 daz ſiv ze ivngeſt zv im gie des verſweig er ſi da ſiv engaltes aber anderſwa l Do dirr het ſo ſovnfte lac do erſchein der vnderwnſchte tac 1115 vnd waz div ſvze naht fur do ſtiez mit zo2n an di tur der wirt not veſte des erſch2achent di geſte
1092 ſwie Deu für W. / miſſenieze Deu für W.
1085
1104 Siehe vorigen Vers W.
der junge ritter ûf spranc unde sprach ›vrowe mîn, du solt willekomen sîn ... ... dem rîchen got unde mir. ich wil gerne dienen dir. du endarft umb mich niht werben. zehant wolt ich ersterben, ê ich dich hinnen lieze. swie ich es missenieze, daz wil ich allez übersehen. mir enmohte lieber niht geschehen; daz muoz an dir werden schîn.‹ er leit si an den arm sîn und kuste si wol tûsent stunt. in wart diu beste minne kunt, diu zwein gelieben ie geschach. den gesellen was daz ungemach. daz liez er allez ze einer hant. der vrowen er sich underwant harte lieblîche. si wâren vreuden rîche und heten wünne die maht und die aller besten naht, die ie kein vrouwe gewan mit deheim kindischen man. doch enmoht er vergezzen nie, daz siu ze jungest zuo im gie. daz versweig er sie dâ, siu engalt es aber anderswâ. Dô dirre helt sô sanfte lac, dô erschein der unerwunschte tac und was diu süeze naht für. dô stiez mit zorn an die tür der wirt nôtveste. des erclupften die geste,
1103 libliche z Deu für W, der überlegt, ob eventuell in einer Überlieferungsstufe z mit ; resp. : verwechselt worden ist.
Der junge ritter vff ſprang Vnd ſprach frowe myn Du ſolt wilkomen ſin Wie acuraus die kunigin vmbe ving vn ir ſeitte dz er ſy nemen wolte zuo ds ee Dem richin gotte vnd mir Jch wil gerne dienen dir Dü endarft umbe mich nit werbin Zuo hant wolte ich erſterben Ee ich dich hine lieſſe ˙ Wie ich es miſſe nyeſſe Das wil ich alles vber ſehen Mir enmöchte leider nit geſchehen Das muo ß an dir werden ſchin Er leitte ſy˙ an den arm ſin Vnd kuſte ſy wol tuſent ſtunt Jn wart die beſte mynne kunt Die zweigen lieben ye geſchach Den geſellen wz dz vngemach Das ließ er alles zuo einer hant Der frowen er ſich vnderwant Harte liepliche Sy˙ warent freudenriche Vnd hattent wunnen di macht 23r Vnd die aller beſten nacht Die ye kein frowe gewan Mit dekeinem kindeſchen man Doch mochte er vergeſſe nie Das ſy z jungeſt zuo ime gie Das verſweig er ſy da Sy˙ engalt es aber anderſwa Do dirre helt ſo ſanfte lag Do er ſchein der vnerwinſchte tag Vnd wz die liebe nacht fúr Do ſtieß mit zorne an die túr Der wurt not veſte Des ercluftent die geſte
1048–1118 563
1122 im fehlt Deu.
1133 ich W] ſich Deu.
wan er zwei ſcha2pfiv mezzer trvc ſpizzic vnd lanc genvc vnd zwen buggelere ſin herze waz im ſwere div mezzer beidenthalben ſniten er ſprach daz were baz vermiten 1125 oder ich verluſe daz leben 8ra ich wil di mo2gengabe geben * der mir nieman danch ſeit daz iſt truren vnd leit vnd ewiclich riuwe 1130 wan ir iwer triuwe vnd iwer ere hant verlo2n ſit ich erſt wa2t gebo2n ſo erbot ich es nie manne baz danne iw waz half mich daz 1135 es do wol min wille nvo ligent alle ſtille als lieb iv allen ſi der lip vnd ſagent mir wes iſt daz wip min kint ein vngetriwer wa2c 1140 div v2owe ſich verba2c vnder ir frivnt den ivngen degen vnd wolt do ſin tot gelegen 1142a ... 1142b ... 1142c ... Des nam der vater wa2 er lief ilende da2 1145 vnd d2at in ha2te ſere Er ſp2ach ſwer mir min ere nimpt der genivzet es enbo2 vil ein ſpil ich iv teilen wil nement diſen ſchirm an iwer hant 1150 vnd belibent hi bi dirr want ſo wil ich anderhap gan vnd wil iv di wal lan
1120
1137 lib Deu für W.
1148 dein Deu für W. / vor teilen HaA für P.
Wanne er zwey˙ ſcharpfe meſſer truo g Spitzig vnd lang genuo g Vnd zwene buckeliere Jme was ſin hertze ſwere Die meſſer beidenthalben ſnitten Er ſprach diz were bas vermitten Alde ich verlure das leben Jch wil die morgen gobe geben Der mijr nyeman dang ſeit Das iſt trurin vnd leit Vnd ewecliche ruwe Wanne ir uwer truwe Vnd uwer ere hant verlons s Sith ich erſte wat geborn 23v So enbot ich es nyemanne bas Denne ouch v´ ch wz halff mich das ˙ wille Es wz do wol myn Nvo ligint all ſtille Alle liep vch allen ſige der lip Vnd ſagint mir wa iſt dz wip Min kint ein vngetruwer warg Die junpfrowe ſich verbarg Vnder iren frunden jungen degen Vnd wolte da ſin tot gelegen Wie acuraus ſin ſweher zuo tode ſluo g in der kamerin wanne in der ſweher wolte han getoe tet DEr ſweher nam des war Er lieff ylende dar Vnd drowete in harte ſer ˙ ere Er ſprach wer mir nympt myn Der geniſſet es borwil Ein ſpil ich vch ver teilen wil Nement diſen ſchirm an uwere hant Vnd blibint hie by dirre want So wil ich andirthalp gan Vnd wil uch die wale lan wan er zwei scharpfiu mezzer truoc, spizzic unde lanc genuoc, und zwêne buggelære. im was sîn herze swære. diu mezzer beidenthalben sniten. er sprach daz wære baz vermiten ›oder ich verliuse daz leben, ich wil die morgengâbe geben, der mir nieman danc seit: daz ist trûren unde leit und êweclîchiu riuwe, wan ir iwer triuwe und iwer êre hânt verlorn. sît ich êrste wart geborn, sô erbôt ich ez nie manne baz danne iu. waz half mich daz? ez was dô wol mîn wille. nu ligent alle stille, als lieb iu allen sî der lîp, und sagent mir, wes ist daz wîp, mîn kint ein ungetriwer warc?‹ diu juncfrowe sich verbarc under ir friunt den jungen degen und wolte dâ sîn tôt gelegen. ... ... ... Des nam der vater war. er lief îlende dar und drôt in harte sêre ›swer mir nimpt mîn êre, der geniuzet es borvil. ein spil ich iu teilen wil. nement disen schirm an iwer hant und belîbent hie bî dirre want, sô wil ich anderhalp gân und wil iu die wal lân.
564 Transkription
1153 ewer Deu für W. 1158 stet HaA für P. 1176 Capitulumzeichen statt Initiale Deu für W.
1185
1180
1175
1170
1165
1160
1155
ich nim iwer ere oder ir di min vnſer einer mvz der erer ſin ſwer do d2iffet des ſin gewin der ander treit den ſchaden hin Der ivnge lobete den rat ſit mir daz zewer ſtat ſo dvnchet mich daz billich daz ir werfent ê dan ich leider ſpil geſelle got gebe iv vngevelle ob got wil ir vermiſſent min do troſt er ſich der chve nſte ſin vnd nam des ſwehers gute wa2 8rb ſinen ſchirm bot er alles da2 ſi ſpilten notlich ane b2et Kuravs vnd o2pylet di weren wnder gerne dan der wirt hub daz ſpil an vnd wa2f den ivngen Wigant dv2ch den ermel in di want mit ſta2cher volleiſte ein wenic er ſin vleiſte daz er daz blut rerte Do gedaht der geferte wi er ſich ſchaden moht erholn er lie daz werfen vnd daz boln vnd lief hin an den ſchalch mit dem mezzer er im b bevalch einen v2eiſchlichen ſtich daz er viel vf den eſterich vnd nie chein wo2t erſp2ach do litten ſi erſt vngemach in der chemenaten di tur ſi zvo taten di frechen ellende wo nden ir hende ich nim daz iwer und ir daz mîn. unser einer muoz der erre sîn. swer dâ triffet, dêst gewin: der ander treit den schaden hin.‹ Der junge lobete den rât. ›sît mir daz ze wer stât, sô dunket mich daz billich, daz ir werfent ê dan ich, leider spilgeselle. got gebe iu ungevelle. ob got wil, ir vermissent mîn.‹ dô trôst er sich der künste sîn und nam des swehers guote war. sînen schirm den bôt er allez dar. si spilten nœtlîch âne bret. Kurâus und Orphilet, die wæren wundergerne dan. der wirt huob daz spil an und warf den jungen wîgant durch den ermel in die want mit starker volleiste. ein wênic er sîn vleiste, daz er daz bluot rêrte. dô gedâhte der gesêrte, wie er sich schaden möht erholn. er lie daz werfen und daz boln unde lief hin an den schalch. mit dem mezzer erm bevalch einen vreislîchen stich, daz er viel ûf den esterich unde nie kein wort ersprach. dô litens êrst ungemach in der kemenâten. die tür si zuo tâten. die recken ellende wunden ir hende,
1162 vngevelle Deu für W. 1164 chvo nſte Deu für W. 1167 Komma am Versende Deu für W. 1168 kuravs Deu für W. 1171 wigant Deu für W. 1177 erhaben W] b mit zwei Oberschlaufen. 1180 b W] Buchstabe geschwärzt. 1182 vil Deu für W. 1184 luten Deu für W.
Jch nyme dz uwer vnd ir das mýn Vnſer einer muo ß der erre ſin Wer da triffet dz iſt gewin Der ander treit den ſch aden hin 24r ¶Der Junge lobete den rat Sit mir der zweiger wal ſtat So duncket mich billich Das ir werffent ee danne ich Leider ſpil geſelle Got gebe vch vngeuelle Obe got wil ir vermiſſint mýn Do troſte er ſich der kunſte ſin Vnd nement des ſwehers gutte war Sinin ſchirm den bot er allis dar Sy˙ ſpiltent notliche one bret Suraus vnd orphilet Die worent wunder gerne dan Der wurt huo p dz ſpil an Vnd warff dem jungen wigant Durch einen ermel in die want Mit ſtarcker volleiſte Ein wenig er ſin fleiſte Dz er dz bluo t rerte Do gedochte der giſerte Wie er ſich ſchaden mochte erhaben Er lie das werffen vnd dz boln Vnd lieff wider an den ſchalg Dem meſſer er ime beualch Einen freiſlichen ſtich 24v Daz er viel an das eſterich Vnd er nie einkein wort erſprach Do littent ſý erſt vngemach Jn der kemenaten Die ture ſy zuo tatin Die recken ellende Wundent ire hende
1119–1188 565
1194 tete Deu für W.
1201 ſtand Deu für W. / friuntlichen Deu für W.
Das ſy˙ one ſwert da müſtent ſin Aber des ritterß frundin Die gap in harte guo ten troſt Das ſy wol wurdent erloſt ſ Y gie hin vz durch ire bette ˙ ſy noch ir zuo tette Die tur Vnd biſante der túrſten ein teil An den ſy helffe vnd heil Aller weltlichſte vant Sy˙ ſprach helde ir ſint gemant Das ich ye die ritter erte Vnd das beſte zuo kerte Jr ſtant mir fruntlichen by˙ ˙ vatter tot ſý Wane myn Der ye grym keit wielt Vnd vch vnrechte behielt Nuo han ich einen jungen man Den túrſten den ye wip gewan ˙ vatter zuo eime zagen Den erkoß myn Vnd wolte in zuo tode erſlahen 25r Alſo er vil manigeme hette getan Do enmochte es lenger nit beſtan Der reche werte ſich die not Sit myn vatter nvo iſt tot So iſt an das erbe an mich komin Es mag harte wol komýn Wer mir trúwe ſeheint Vnd mich von hertzen meinit Do ſprach der rittere zuo hant Sagint wer iſt der wigant Jſt es der nahete v´ ch baz ſas So engeſchach nye frowen bas Er iſt ſo ſeleclich getan Mich entriege mýn wan So enwart nye tu “rs man gebons So wir den heren hant verlorn So handelin es mit witzen
1193 durch Deu für W.
daz ſi ane ſwert do mvo ſten ſin aber des ritters frivndin div gab in ha2te guten troſt daz ſi wol w2den erloſt vz Div gie | dv2ch ir bete di tur ſiv nach ir zve tete vnd beſant der tiv2ſten ein teil an den ſiv helf vnd heil aller wetlicheſt vant ¶Siv ſp2ach helde ſint gemant daz ich ie di ritter erte vnd daz beſte zvo in cherte vnd ſtant mir frivntlichen bi ich wene min vater tot ſi der ie grimmecheite wielt vnd ivch vnrehte hielt nvo han ich einen ivo ngen man. 8va den tiv2ſten den ie wip gewan den erkos min vater fv2 einen zagen vnd wolt in zetode han erſlagen als er vil manigen hat getan do en mohtes langer niht geſtan der ritter werte ſich dv2ch not ¶Sit min vater nvo iſt tot ſo iſt daz erbe an mich chomen ich ſchaffe gern ſinen v2omen ſwer mir trıvwe erſcheinet vnd mich von herzen meinet Do ſp2ach ds ritts eins zehant ſagent wer iſt der wigant iſt es der nehtin bi iv ſaz ſo geſchach nie cheiner v2owen baz er iſt ſo ſeiliclich getan mich triege danne aller min wan ſo enwa2t nie turer man gebo2n ſit wir den herren han verlo2n | ha2 er enda2f vns niht entſitzen vmb ein
1191 Komma am Versende Deu für W. 1219 nechtin Deu für W.
1225
1220
1215
1210
1205
1200
1195
1190
1210 mohts Deu für W.
1215 scheint HaA für P.
daz si âne swert dâ muosten sîn. aber des ritters friundîn, diu gab in harte guoten trôst, daz si wol wurden erlôst. Siu gie hin ûz durch ir bete, die tür siu nâch ir zuo tete und besant der tiursten ein teil, an den siu helfe unde heil aller wætlîchest vant. siu sprach ›helde, sint gemant, daz ich ie die ritter êrte und daz beste zuo in kêrte, und stânt mir friuntlîchen bî. ich wæn, mîn vater tôt sî, der ie grimmekheite wielt und iuch unrehte hielt. nu hân ich einen jungen man, den tiursten, den ie wîp gewan. den erkôs mîn vater ze eime zagen und wolt in hân ze tôde erslagen, als er vil manegen hât getân. dô enmoht ez langer niht gestân, der ritter werte sich durch nôt. sît mîn vater nu ist tôt, sô ist daz erbe an mich komen. ich schaffe gerne sînen vromen, swer mir triuwe erscheinet und mich von herzen meinet.‹ Dô sprach der ritter ein zehant ›sagent, wer ist der wîgant? ist ez der nehten bî iu saz, sô geschach nie keiner vrowen baz. er ist sô sæleclîch getân, mich entriege mîn wân, sô enwart nie tiurer man geborn. sît wir den herren hân verlorn, sô handeln ez mit witzen:
566 Transkription
1227 dv2chſlahen Deu für W. 1233 diche Deu für W. milte HaA für P. 1250 lutzel Deu für W.
di rechen wrden auch entladen vn mvtes des ir herze wielt di v2owe ſi vil wol behielt ſo ſiv aller beſte chvo nde o 1240 ¶Dar nach inkurzer ſtvnde chom der welt ein mychel magen in vil vnlangen tagen do begrvb man in als es gezam div v2owe den ivngen ritter nam 1245 vn enpfalh im ga2 in ſin hant 8vb beidiv lut vnd lant ſus erbet er do er genaz daz ê des fo2ehtieres waz Do waz vil milte der wir 1250 als den daz gut lutlzel ſwirt daz der ſweher ſpa2te rilich er daz za2te wan ers mit manheit gewan do ſchvf er ſin ampt man 1255 nach wiſer lut lere er wa2b niht wan vmb ere als ein hubſch ritter chan o2pylet der chvo ne man 1258a ... 1258b ... 1258c ...
daz ſult ir wizzen fur wa2 e weder dv2ch ſlahen noch dv2ch vahn ¶Di andern alle iahen wir ſvln tvo n waz min v2owe wil 1230 beidiv ze ernſt vnd ze ſpil ſvs wa2t div ſvo n in ein getragen man ho2t den wirt luzel clagen als es diche noch ergat ſwa man ſich der milt enſtat | den 1235 do verclaget man wol des a2gen ſcha
1234 erſtat Deu für W. / man W] a nach unten offen.
Er endarff vns nicht entſitzen Weder durch ſlahen oder durch vahin Die anden alle iahen Wir ſullent tuo n dz mýn frowe wil Beide zuo ernſt vnd zuo ſpil Sus wart die ſvo ne in ein getragen So zuo ſtunt wart er begraben Alſo es dicke noch ergat Wa man die miltikeit enſtat 25v Da verclaget men wol des argen ſchadin Die recken wurdin ouch entladin o Vnmutes des ir hertze wielt Die frowen ſy vil wol behielt So ſy˙ beſte kunden Dar noch in kurtzen ſtunden Kam der welte ein michil magen Man horte den wurt lutzil clagen Doch by˙ gruo p man in alſo es gezam Die frowe den jungen ritter nam Vnd beualch gar in ſine hant Beide lute vnd lant Sus erbete do er genas Das er des forchtierers wz Do wz er vil beuilte milte wurt Alſo meniger dem dz guo t nicht ſwúrt Dz der ſweher ſparte Rilich er es zarte Wanne er es mit manheit gewan Do ſchuo ff er ſin ambit | man Noch wiſer lute lere Er enwarp nicht wanne vmb ere Alſo ein hubſcher ritter kam Orphilet der kune man Noch wiſer lutte lere s Er enwap nicht wanne vmb ere Alſo ein hubſcher ritter kam 1237 herze Deu für W.
1238 die Deu für W.
1240 in kurzer Deu für W.
1249 vil
er endarf uns niht entsitzen, weder durch slahen noch durch vâhen.‹ die anderen alle jâhen ›wir suln tuon swaz mîn vrowe wil, beidiu ze ernst und ze spil.‹ sus wart diu suone in ein getragen. man hôrt den wirt lüzel clagen, als ez dicke noch ergât: swâ man sich der milte enstât, dâ verclaget man wol des argen schaden. die recken wurden ouch entladen unmuotes des ir herze wielt. diu vrowe si vil wol behielt sô siu aller beste kunde. dar nâch in kurzer stunde kom der welt ein michel magen. in vil unlangen tagen dô begruob man in als ez gezam. diu vrowe den jungen ritter nam und enpfalh im gar in sîne hant beidiu liut unde lant. sus erbet er, dô er genas, daz ê des forehtieres was. Dô was vil milte der wirt, als den daz guot lützel swirt. daz der sweher besparte, rîlîch erz zezarte, wan erz mit manheit gewan. dô schuof er sîn ambetman nâch wîser liute lêre. er enwarp niht wan umb êre, als ein hübsch ritter kan. Orphilet der küene man, ... ... ...
1189–1258c 567
do der erſach ſin ſite daz er in fv2 ſo ſovnfte mite vnd er doch niem liez enſtan wi ſin geverte waz getan durch daz lobet er im zehant des chvniges artuſes lant vnd karydol di meren er ſaget im daz do weren der beſten ritter div ch2aft di mit ir ritterſchaft erwerbent lob vnd p2is der kvnic ſelbe iſt ſo wiz daz erz wol erbieten chan eim iegelichen man nach ſiner werdicheit ſwer ie dv2ch manheit vz gereit ds ſol mins herren hof ſehen ich wil iv werliche iehen div chvo niginne iſt ſo gemvo t daz ſiv gerner zwei guo t tut. dan ein cha2cheit do ſint auch ander v2owen gemeit der tvo gent iſt ſo reine vnd wıer ir niht wan eine in eim chvo nich2iche do ſolten billiche alle ritter huo bſch ſin 9ra di geſehent ſi deſt der rat min Do ſp2ach der Vngenande es were ein mychel ſchande daz ich fluge vngeveder ich wil es eintweder ſchaden vahen oder v2omen ê ich immer welle chomen zvo ſolcher zvo mſchefte vnd zvo der geſelleſchefte ¶Waz ſolt ich in ze rede geben
26r Do er geſach ſinen ſitten Das er in fuo r ſanfte mitte Vnd er doch nyeman ließ in ſtan Wie ſin geuerte wz getan Durch dz lobete er in zuo hant Jn des kuniges artuſis lant Zuo karidol der merren Vnd ſagete dz ime da weren Der beſten ritter die kraft ˙ yr die guntſchaft Die miit Erwurbent lob vnd priß Der kunig ſelbe iſt ſo wiſe Das er wol erbeitten kan Eime Jegelichen man Noch ſinerwerdikeit Wer ye durch manheit vs gereit Der ſol myns herren hoff geſehen Jch wil uch werlich jehen Die kunigin iſt ſo gemuo tt Das ſy gerner zehen guo t Duo t danne ein kargheit Do ſint ander frowen gimeit Der tugent iſt ſo reine Vnd enwerent ir nicht wanne eine Jn eime kunigriche 26v Die ſolten billiche Alle die ritter hubiſch ſin Die geſehint dz iſt der rat my“n d O ſprach der vngenante Es were ein michel ſchande Das ich geflige vngeuider Jch wil ee entweder Schadin vahen alſo fromı E ich yemir welle komin Zuo ſollicher zoumhefte Vnd zuo der giſelliſchefte Ouch ſolte ich ime zuo rede | gebin 1287 vngenande Deu für W.
dô der ersach sîne site, daz er in fuor sô sanfte mite und er doch nieman liez enstân, wie sîn geverte was getân, durch daz lobet er im zehant des küneges Artûses lant und Karidôl die mæren. er saget im, daz dâ wæren der besten ritter diu kraft, ›die mit ir ritterschaft erwerbent lop unde prîs. der künic selbe ist sô wîs, daz erz wol erbieten kan eim iegelîchen man nâch sîner werdikheit. swer ie durch manheit ûz gereit, der sol mîns herren hof sehen. ich wil iu wærlîche jehen, diu künigîn ist sô gemuot, daz siu gerner zwei guot tuot dan eine karkheit. dâ sint ouch ander vrowen gemeit, der tugent ist sô reine, und wær ir niht wan eine in eime künicrîche, dâ solten billîche alle ritter hübsch sîn. di gesehent, dêst der rât mîn.‹ Dô sprach der ungenande ›ez wære ein michel schande, daz ich flüge ungeveder. ich wil es eintweder schaden vâhen oder vromen, ê ich immer welle komen zuo sölher zoumhefte und zuo der geselleschefte. waz solt ich in ze rede geben,
˙ P] m unklar. / guntſchaft P] Länge des k angesetzt, g darüber. 1272 ieglichen Deu für W. 1274 uz Deu für W. 1282 wier W] i kaum lesbar. 1268 miit W] e Deu. 1295 Ouch P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101).
1295
1290
1285
1280
1275
1270
1265
1260
1290 es
568 Transkription
Die mit nit ſpil ir leben Geuordert hant vil ſere Es were ein vnere Ob ich mich andirß werte Got erlaſſe mich der verte Jch wil gerne weſen alſus Do bat in aber curaus Gegen gahunge keren Des enwolte er ýn nicht geeren Das er mit ime fuo rte Sin geſinde wol alles geſwuo re Das er da were ſtette mit der frowin dye | ı hette ... Zuo alſo groſſin eren bracht Des wz ime doch vil vngedacht 27r Nvo enwoltent ſine geſellin By˙ ime nicht langer twellin Die zwene wigande Sy˙ rittint heim zuo lande Do es ging an ein ſcheidin Do gebette er in beiden Was ſy ſiner hebde ruo htin Die recken wol beſuo chtin Daz er guo ttin willen truo g Lobynis tattent ſy genuo g Von ſitin vnd von manheit Zuo karedol wart ouch geſeit Das orphilet keme Das was in vil geneme Wanne er lang was ſin Jn fragete alle die mengin Von wundere vnd von mere Wa er ſo lange were Er ſprach dz kan ich vch wol geſagin Jch was in vnlangen dagen
1308 Siehe vorigen Vers P.
1315 ¶ W fehlt
mit der vrowen, diu in hæte ze alsô grôzen êren brâht. des was im doch vil ungedâht. Nu enwolten sîne gesellen mit im niht lenger twellen, die zwêne wîgande: si wolten heim ze lande. dô ez gienc an ein scheiden, dô gebet er in beiden swaz si sîner habe geruochten. die recken wol besuochten, daz er guoten willen truoc. lobennes tâtens im genuoc von siten und von manheit. ze Karidôl wart ouch geseit, daz Orphilet dô kæme. daz was in vil genæme, wan er lange was gesîn. nu vrâgt in al diu menegîn von wunder und von mære, wâ er sô lange wære. er sprach ›daz kan ich wol gesagen. ich was in unlangen tagen
die mit nîtspil ir leben gehœhert hânt vil sêre? ez wær ein unêre, ob ich mich anders werte. got erlâze mich der verte: ich wil gerne wesen alsus.‹ dô bat in aber Kurâus gegen Gâgunne kêren. des enwolt er in niht gêren, daz er mit im füere. sîn gesinde wol allez swüere, daz er dâ belibe stæte
1298 a P unsicher. 1301 alſuſ Deu für W. 1302 kuravs Deu für W. 1303 Cahgvo nne Deu für W. 1304 enwilt Deu für W. 1307 belibe Deu für W. Deu. 1318 beſuhchten W] Buchstabe geschwärzt. 1325 Nach lange Ansatz zum w in W? / wan Deu für W. / geſin fehlt Deu. 1328 wa Deu für W.
1330
1325
1320
1315
1310
mit der v2owen div in do hete zealſo grozen eren b2aht des waz im idoch vngedaht Nvo enwolten ſine geſellen mit im niht lenger twellen di zwene wigande ſi wolten heim zvo Lande ¶Do gienc an ein ſcheiden do gabet er in beiden ſwaz ſi ſiner hab geruchten di rechen wol beſuhchten daz er guten willen trvo c lobens taten ſi im genvo c von ſiten vnd von manheit zecharydol wa2t auch geſeit daz o2pylet do cheme daz waz in vil geneme Wan er lange waz geſin 9rb nvo v2aget in al div menegin von wnder vnd von mere Wa er ſo lange were | gen Er ſp2ach daz chan ich wol geſa ich waz in vnlangen tagen
di mit nitſpil ir leben gehohert hant vil ſere es wer ein vnere ob ich mich anders werte 1300 got erlaz mich der verte ich gern weſen alſus ¶Do bat in aber Kuravs gegen Gahgvo nne cheren des enwolt er in niht geweren 1305 daz er mit im fure ſin geſinde wol alles ſwe 2e daz er do belibe ſtete
1259–1330 569
1353 vnd Deu für W.
Do man mir bot guo t gemach Vnd ich den turſten degen ſach Den ye getrug dekein wip Sin ſeldehafter lip Jſt bloß vor akuſte Er iſt noch myner luſte 27v Ein der vorderſte man Das ich ie kunde gewan Jme vert vil ſelikeit mitte Das iſt ein hubiſchlicher ſitte Er enweiß nit wz truren iſt By˙ ime guo t mittewiſt Wer das ſehe das ich ſach Wie er die ouenture brach Zuo moreis vff der veſte Der ſpreche ime das beſte man mochte in gerne erkennen Er enwil ſich nyeman nennen Was man redit alde tuo t Orphilet der helt guo t Sagete zuo dem erſten vntz an dz zil Von ſiner manheitte vil Vnd von ſime ſigenufte Do wunſte ſiner kunfte Arthus der ſchanden frýe Vnd alle ſine maſſenie Jnnen des do dis geſchach Do enlie ſich nit an ſin gemach Von deme diſe mere iſt erhaben Er begonde tegelich traben Durch iagen vz in denwalt Sy˙ bedachte der helt balt 28r Durch wz er vs was geritten Zuo lange duchte in das gebitten Eins dagis do es ſchone wz Do nam er ſinin harnaz
1337 vorderſte Deu für W. 1339 ſeildicher Deu für W. 1340 ſite Deu für W. 1365–1366 Deu bringt den unreinen Reim mit dem Spaltenwechsel in W zusammen.
1365
1360
1355
1350
1345
1340
1335
do man mir bot gut gemach vn ich den turſten degen ſach den ie getruc dehein wip Sin ſeldehafter lip iſt bloz vo2 akvſte er iſt nach miner kuſte ein der vo2dereſte man des ich chvo nde ie gewan im vert vil ſeildicheit mite ſo iſt daz ein hubſcher ſite er enweiz niht waz truren iſt bi im iſt gut mite wiſt ſwer do ſehe daz ich ſach wi er di aventure b2ach ze Mo2eýs vf der veſte der ſp2ech im wol daz beſte man moht in gerne erchennen ern wil ſich nieman nennen ſwaz man redet ods tuo t O2pylet der helt guo t # ſaget von erſt vntz an daz zil von ſiner manheite vil Vnd von ſiner ſigenvo fte do wnſchte ſiner chvo nfte a2tus der ſchanden v2ie vnd al div maſſenie ¶Nnan des do daz geſchach do enlie ſich niht an ſin gemach der von dem daz mer iſt erhaben er begvo nde tegelichen traben durch iagen vz in den walt ſich bedahte der helt balt dv2ch waz er vz waz geriten zelange duht in des gebiten eines tages do es ſchone waz — 9va do nam er ſin harnaſch
1361 jagen vz den Deu für W.
1363 durch Deu für W.
1364 zelange Deu für W.
dâ man mir bôt guot gemach und ich den tiursten degen sach, den ie getruoc dehein wîp. sîn sældehafter lîp ist blôz vor âküste. er ist nâch mîner küste ein der vorderste man, des ich ie künde gewan. im vert vil sælikheite mite. sô ist daz ein hübscher site, er enweiz niht was trûren ist. bî im ist guot mitewist. swer daz sæhe, daz ich sach, wie er die âventiure brach ze Môreiz ûf der veste, der spræch im wol daz beste. man möht in gerne erkennen: ern wil sich nieman nennen, swaz man redet oder tuot.‹ Orphilet der helt guot saget von êrst unz an daz zil von sîner manheite vil und von sîner sigenünfte. dô wunschte sîner künfte Artûs der schanden vrîe und al diu massenîe. Innân des dô daz geschach, dô enlie sich niht an sîn gemach von dem daz mære ist erhaben. er begunde tegelîchen traben durch jagen ûz in den walt. sich bedâhte der helt balt, durch waz er ûz was geriten: ze lange dûht in des gebiten. eins tages dô ez schœne was, dô nam er sînen harnas
570 Transkription
Gyweß liche an ſinen lip Es enwiſſe weder man noch wip Wz das wz das in twang Vier tage weide lang Reit er fúr ſich balde Vntz gegen dem walde Do vant er drie ſtrrazin Die zwo begunde erlazin Zuo yetwedere ſitin Die mittelen begunde er ritten Die ging vff eine burg vaſt Dar in kam in keiner ſlachte gaſt Weder tump noch wiß Er furte ein oleboumes riß Dz was ein wortzeichen Das er fridin wolte reichen Vnd wer geweffint dar kam Den helm er in die hant nam Vnd lie die ven talle nider Oder es gerou in aber ſider Wenne er die burg ane ſach Dem abir alſo geſchach Das er vermeit den lantſitten 28v Dem fuo r man alſo vbele mitte Das er nyemir genas Wye riche vnd edele er was Es kam ime zuo allin ſorgen Der ſitte wz verborgen Dem ſtoltzin wigande Der ſin ſelbes nicht erkantte DEr mezeclichen er fúr ſchreit Das duchte ein michel tumpheit Die in abe der burg geſahin Sy˙ begondent alle gahin Die alten zuo den jungen Zuo dem ore sy˙ vz trungen geswæslîch an sînen lîp. ez enwiste man noch wîp, waz daz was daz in twanc. vier tageweide lanc reit er für sich balde unz gegen einem walde. dâ vant er drî strâzen: die zwô begund er lâzen ze ietwederre sîten, die miteln begund er rîten: diu gienc ûf eine burc vast. dar enkom nie kein gast, weder tump noch wîs, er fuort ein ölboumes rîs: daz was ein wortzeichen, daz er vride wolte reichen. und swer gewæfent dar kam, den helm er in die hant nam und lie die vinteilen nider, oder ez gerou in aber sider, swenn er die burc ane sach. dem aber alsô geschach, daz er vermeit den lantsite, dem fuor man sô übele mite, daz er nimmer genas, swie rîche oder swie edel er was. dirr site was verborgen daz kom im ze sorgen dem stolzen wîgande, der sîn selbes niht erkande. Vermezzenlîch er für sich reit. daz tûht ein michel tumpheit die in ab der burc gesâhen. si begunden alle gâhen, die alten zuo den jungen. ze dem tor si ûz drungen
1367 Gyweß liche P] Die Wortform zeugt vermutlich von einer automatischen Ersetzung von swer, swaz etc. durch Formen ohne s (Hannink, S. 21). Ob dies erst in P oder schon vorher erfolgte, ist nicht zu beantworten. 1369 ¶ W fehlt Deu. 1372 einen Deu für W. 1373 ſtrrazin P] zusammengerücktes rr. 1374 Die P] i korrigiert e. 1376 die Deu für W. 1389 lantſitten P] Wasserfleck bei it, vgl. V. 1416. 1402 bvrc Deu für W.
1400
1395
1390
1385
1380
1375
1370
geſwaſlich an ſinen lip es enwiſte man noch wip ¶Waz daz waz daz in twanc vier tageweide lanc reit er ſich balde vz engegen einem walde do vant er d2i ſtrazzen di zwo begvo nd er lazzen ze ietwederr ſiten di mitelen begvo nd er riten div gienc vf ein bv2c vaſte dar enchom nie chein gaſte weder tvmp noch wis er furt ein olbavmes ris r daz waz ein wotzeichen e daz er v2id wolte reichen vnd ſwer gewefent da2 cham den helm in dihant nam vnd lie di vintellen nider oder es gerov in aber ſider ¶Swenne er di bv2c an ſach dem aber alſo geſchach daz er vermeit den ſite dem fur man ſo vbel mite daz er nimmer genaz ſwi riche oder ſwi edel er waz dirr ſit waz verbo2gen daz chom im zeſo2gen dem ſtolzen wigande der ſin ſelbes niht erchande Vermezzenlich er fur ſi reit daz tuht ein michel tvo mpheit di in ab der burc geſahen Si begvo nden alle gahen di alten zvo den ivo ngen zedem burc to2 ſi vz d2vo ngen
1331–1402 571
1413 wan Deu für W.
1416 manigem P] Wasserfleck bei ni, vgl. V. 1389.
Mit geweffine aller hande Zuo meriſt die ſariande Die byſtunden in mit ſcharen Do kam abir dar noch geuaren Manig geweffenet man Die furtin ringes geſpan Helme mit den ſchilten Die by˙ ſtunden den milten Jn einem h büchenin holtze Do were ſich der ſtoltze Wanne er gerne genaz Der wech tieffe vnd enge was Die ſy in zuo dem erſten kamen an Dz wart manigem man zuo ban 29r ¶Er erhuo we ſich von dem fuo ſſeher Die rittere ſattint ſich zuo wer Wanne er in nicht mochte entrittin Sy˙ begondent mit ime ſtritten Alſo er in iren vatter hette erſlagen Des begonde er ſich in vor tragen Vff dem velde an der wite Jr kein dem andern nite Der gabe der der junge gap Sy˙ gerou der vrhap Beide | vor vnd ſider Er ſtach wol z wentzig der nider Von den roſſen vff dz gras Das etſlicher nie genaß Zuo hine ir da tot bliben Gegen der burg ſy in triben Das er allis ſtrittende reit Jn biſtunt das heres breit Alſo ein wildeſwin die hunde Das er wol ſtritten kunde Dz zeigete er in harte Dz ſwert er lutzil ſparte ¶Das lantlút alles vff in ſchre
1411 bvo chóltze W] Oder ô? Deu hat bvochi oltze . / bücheinn P? 1434 here Deu für W. 1435 hunde P] u korrigiert a?
1435
1430
1425
1420
1415
1410
1405
mit geweffen allerhande zem erſten di ſa2iande di beſtvo nden in mit ſcha2n 9vb do chom aber da2 nach geva2n manic geweffent man di furten ringes geſpan helm mit den ſchilten di beſtvo nden den milten in eim bvo chóltze do werte ſich der ſtoltze Wan er gerne genaz der wec tief vnd enge waz do ſi in zemerſten chomen an daz wa2t manigem zeban Er hiv ſich von dem fuo z her di ritter ſatzten ſich zewer Wan er in niht moht entriten ſi begvo nden mit im ſtriten als er in den vater ter het erſlagen des begvo nd er in ſich vo2 tragen vf dem velde an der wite ir cheiner den andern nite der gabe di der ivo nge gab ſi gerov der v2hab beidiv vo2 vnd ſider er ſtach ir zweinzic der nider von den roſſen vf daz graz daz etſlicher nie genaz zehen ir do tot beliben gein der burc ſi in triben daz er alles ſtridende reit in beſtvo nt daz here b2eit als ein wildes ſwin di hvo nde daz er wol ſtriten chvo nde daz zeiget er in ha2te daz ſwert er lutzel ſpa2te daz lantlut alles vf in ſch2e 1419 wan Deu für W.
1430 etlicher Deu für W.
mit gewæffen aller hande. zem êrsten die sarjande, die bestuonden in mit scharn. dô kom aber dar nâch gevarn manec gewæffenter man, die fuorten ringes gespan, helme mit den schilten: di bestuonden den milten in eime buocholze. dô werte sich der stolze, wan er gerne genas. der wec tief und enge was, dâ si in zem êrsten kômen an. daz wart manigem ze ban. er erhiu sich von dem fuozher. die ritter satzten sich ze wer, wan er in niht moht entrîten. si begunden mit im strîten, als er in den vater het erslagen. des begund er in sich vor tragen ûf dem velde an der wîte. ir kein den andern nîte der gâbe der der junge gap. si gerou der urhap beidiu vor unde sider. er stach ir zweinzic dernider von den rossen ûf daz gras. daz etslîcher nie genas: zehen ir dâ tôt beliben. gein der burc si in triben, daz er allez strîtende reit. in bestuont daz here breit als ein wildez swîn die hunde. daz er wol strîten kunde, daz zeiget er in harte: daz swert er lützel sparte. daz lantliut allez ûf in schrê.
572 Transkription
1447 ivncfrowen Deu für W.
Das tet in mynnecliche we Den frowen vnd den vff den zinnen Dz er nicht möchte entrinnen 29v Das er ſere wart beclagit Vff der burg wz ein magit Das in dem lande Nyeman bekantte Enkeine Junpfrowin Die die man gerner dorfte ſchouwin Durch ſchone noch durch hubiſcheit Doir dis iuechtin wart geſeit Jr eren ſy nicht vergaß Vff ein pfert ſy geſaß Das ir zuo rittene gezam Gloubent mir es es wz nit lam Jr gurrit magir noch zuo crang Vz dem wege es ſelten drang Wanne es nicht thozilande truo g Es enbeis noch enſluo g Vnd ließ vff ſich wol ſittzen Man ſach es ſelten ſwitzen Es enwas zerbrochen noch beſchaben Vnd enkonde ouch andirß traben Es in hargite nocht in ſtruchte Wie vil man es gewurchte Die füſſe warent | im nicht zuo ſat Es enhatte harts lacht noch ſpat Es enwz galling noch blint Es bewarte wol ein cleine kint 30r Dar zuo was es nicht wege ſchie Durch not es hubſlich gie Wanne es ſchone vnd edel wz Sin har gleiß alſo ein ſpiegel glaz Ane jungerzeige waz es gare Es wz alles ſnevare Wanne eines buo gis der wz rot n V were enkein not
1444 vf Deu für W.
daz tet inneclichen we den v2owen vf den zinnen daz er niht moht entrinnen des wa2d er ſere beclaget Vf der bv2c waz ein maget | daz in dem Lande 10ra nieman bechande encheine ivncv2owen di man gerner mohte ſchowen dv2ch ſchone noch dv2ch huo bſcheit do ir daz vehten wa2t geſeit ir eren ſiv niht vergaz vf ir pherit ſiv geſaz daz ir zeriten gezam gelaubent mirs es waz niht lam ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... vil ſchone vnd edel es waz ſin ha2 gleiz als ein ſpiegel glaz ane vinger zeigen waz es gar es waz alles ſne geva2 wan eines bvo ges der waz rot es enwere chein not
1441 vnd den P] den eventuell gestrichen.
1475
1470
1465
1460
1455
1450
1445
1440
1465 im P] m undeutlich.
1473 vingerzeige HaA für P. / es P] e korrigiert i.
daz tet inneclîchen wê den vrowen ûf den zinnen. daz er niht moht entrinnen, des ward er sêre beclaget. ûf der burc was ein maget, daz in dem lande nieman bekande enkeine juncvrouwen, die man gerner möhte schouwen durch schœne noch durch hübscheit. dô ir daz vehten wart geseit, ir êren siu niht vergaz: ûf ein pfert siu gesaz, daz ir ze rîtenne gezam. geloubent mirs, ez was niht lam, ergurret mager noch ze cranc. ûz dem wege ez selten dranc, wan ez niht tokzelende truoc. ez enbeiz noch ensluoc und liez ûf sich wol sitzen. man sach ez selten switzen. ez enwas zerbrochen noch beschaben und enkonde ouch anders traben. ez enhargete noch enstrûchte. swie vil man ez gebrûchte, die füeze wârn im niht ze sat. ez enhâte harteslaht noch spat, ez enwas galling noch blint. ez bewarte wol ein cleine kint. dar zuo was ez niht wegeschie. durch nôt ez hübslîche gie, wan ez schœne und edel was. sîn hâr gleiz als ein spiegelglas. ân vingerzeigen was ez gar. ez was alles snêgevar, wan eines buoges, der was rôt. es enwære kein nôt,
1403–1476 573
1500 daz zvo HaA für W.
1500
1512 eim W] im Deu.
Das vch yeman ſeitte Von beſſerm gereitte Danne dz vff dz pferit wz geleitt Das die junpfrowe reit Die da ilte noch den ſcharn Sy˙ kam von der burg geuans Recht alſo ein wolckin ſchoß Do ſach ſy ſlahen manig geboß Vnd ſtechen manig ſper Vff den ritter der dort her Balde gegin ir reit Sy˙ bat in vmbe ſicherheit Dz er ſich ir wolte ergeben Sy˙ ſprach yemir muo ß ich leben Han ich uch zuo eime frúnt erkorn Ob ir ſigent ſo wol erborn Alſo uwer manheit gezımit Wer uch den lip húte nympt 30v Deißwar der miſſetuo t dar an Jch hilffe uch were ich ein man Vnd ſullint doch uil gewiß ſin So | ich meiſte mag der liebe mýn Der gvnſte mýn ſo weiß ich wo vo ich dz tuo Min here beldet mich dar zü DEs enmochte er geantwurten nit Je doch ſpracher wz mir geſchicht Das ſint uwer gnade groz Manigen ger man vff in ſchoß Wenne ſy˙ zuo ime nit mochtin komen Die frowe wolte ime gerne fromen Wanne da ſy das her vnder trang Do kamer ſunder iren dang Vor in vff die burg gerittin Do wart da ſere geſtrittin Alſo er vor in in kam Eime ritter er ſin ſper genam
1501 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers.
wan daz mich daz herze twinget da2 Des enmohter geantw2ten niht 10rb idoch ſp2ach er waz mir geſchiht des ſin iwer genade groz manigen geren man vf ſchoz 1505 wan ſi zim niht mohte chomen div v2owe wolt im gerne v2omen wan daz ſi daz her vnder d2anc doch chom er vnder ir danc vo2 in vf di burc geriten 1510 do wa2t do ſere geſtriten ¶Als er vo2 in in cham eim ritter er ſin ſper nam
1495
1490
1485
1480
daz iw ieman ſeite von bezzerm gereite # dan daz vf daz pferit waz geleit daz div ivncv2owe reit div dente nach den ſcha2n ſiv chom von der burc geva2n reht als ein wolchen ſchoz do ſach ſiv ſlahen manic geboz vnd ſtechen manic ſper vf den ritter der do2t her balde gegen ir reit ¶Siv bat in vmb ſicherheit daz er ſich ir wolt ergeben ſiv ſp2ach imer vntz ich leben han ich vch zeim v2ivnde erko2n ob ir ſint ſo wol gebo2n als iwerr manheit gezimet ſwer iv den lip hivt nimet deſwa2 der miſſetuo t da2 an ich hulf iwe wer ich ein man vnd ſult doch vil gewis ſin ſo meiſte mac der gvo nſt min doch enweiz ich wa von ich es tuo | zvo mîn herze beldet mich dar zuo.‹ Des enmohter geantwürten niht, iedoch sprach er ›swaz mir geschiht, daz sint iwer genâde grôz.‹ manegen gêr man ûf in schôz, wan si zim niht mohten komen. diu vrowe wolt im gerne vromen, wan daz si daz her underdranc. doch kom er under ir danc vor in ûf die burc geriten. dô wart dâ sêre gestriten, als er vor in în kam. eim ritter er sîn sper genam,
daz iu ieman seite von bezzerm gereite dan daz ûf daz pferit was geleit, daz diu juncvrowe reit, diu dâ dente nâch den scharn. siu kom von der burc gevarn rehte als ein wolkenschôz. dô sach siu slahen manec gebôz unde stechen manic sper ûf den ritter, der dort her balde gegen ir reit. siu bat in umbe sicherheit. daz er sich ir wolt ergeben. siu sprach ›iemer unz ich leben, hân ich iuch zeim vriunde erkorn, ob ir sint sô wol geborn, als iwerr manheit gezimet. swer iu den lîp hiute nimet, dêswâr der missetuot dar an. ich hulf iu, wær ich ein man, und sult doch vil gewis sîn, sô ich meist mac, der günste mîn. doch enweiz ich wâ von ich ez tuo;
574 Transkription
1517 dar Deu für W.
1524 wan Deu für W.
Alſo in twang ſin tobezorn Das roß rurt er mijt beiden ſporn Vnd kerte in gegen der burge wider Er ſach manigen man da nider Der nach ſchrigender diet Eným degen er vff den ſchilt erriet Engegen den vier nageln in Er ſtach in vff den arm ſin 31r Vnd durch beide halſpergen wende Dem recken ellende Schruwent ſý alle vff das leben Wanne er des wurtes rat geben Zuo tode hatte erſtochen Do wart von ime zerbrochen Manig ſchilt das er zer klov p Vnd das die varwe vff ſtoup Alſo es ginibilit were Der degen vrmere Zerhiege des dages manigen ſchaft ˙ Doch enmochte er wider vber craft Vnd mit alſo guo tin knechten Nicht lenger geuechten Do ergap er ſich der ſelben magen Von der ich ee han geſaget Durch truwe nvo n vff genade Sy wz genant ade Das ſullint wir nit verſwigen Patricius von den bijgin Der was ir vatter horte ich ſagin Der hatte an birſin vnd ane jagen Meiſtig ſinen fliß bewant Der ſelbe herre was witin erkant Er hatte wol hundert winde One ander hunt geſinde 31v Bracken ſuſe vnd leithunt Jme wz wol vmbe ſpuren kunt
1523 baſt Deu für W.
ſi ſch2iten alle dem ellenden alle vaſt vf daz leben Wan er des wirtes ratgeben zetode het erſtochen do wa2t von im zerb2ochen manic ſchilt daz er zeclaup vnd daz div va2we vf ſtaup als es genibelt were der degen v2mere zerhiv des tages manigen ſchaft do en moht er wids vber ch2aft vnd mit als guo ten chnehten langer niht gevehten e Do ergab er ſich der ſelben magt von der ich ê han geſaget dv2ch triwe vnd vf genade ¶Siv waz genant ade daz ſvln wir niht verſwigen patricius von den bigen der waz ir vater ho2t ich ſagen. 10va der het an birſen vnd an iagen meiſtic ſinen vleiz beıat bewant der ſelbe waz witan bechant er het wol hvo ndert winde on ander hvo nt geſinde b2achen vnd leithvo nt im waz wol vmb ſpv2n chvnt
1513 in W] ein Deu.
1545
1540
1535
1530
1525
1520
1515
als in twanc ſin tobe zo2n daz ros rurt er mit den ſpo2n vnd chert gegen der bv2ge wider er ſtach manigen der nider der nach ſch2iender diet eim degen er vf den ſchilt erriet gegen den vier nageln hin er ſtach in gein dem herzene in durch beide halſperge wendn
1538 Wiv Deu für W ohne Capitulumzeichen.
1542 an den birſen Deu für W.
dem recken ellende schriuwens alle ûf daz leben, wan er des wirtes râtgeben ze tôde het erstochen. dô wart von im zerbrochen manic schilt daz er zecloup und daz diu varwe ûf stoup, als ez genibelet wære. der degen urmære zerhiu des tages manegen schaft. dô enmoht er wider überkraft und mit als guoten knehten langer niht gevehten. Dô ergab er sich der selben maget, von der ich ê hân gesaget, durch triwe und ûf genâde. siu was genant Ade: daz suln wir niht verswîgen. Patricjus von den bîgen, der was ir vater, hôrt ich sagen. der het an birsen und an jagen meistic sînen vlîz bewant. der selbe was wîte erkant. er het wol hundert winde, ân ander huntgesinde, bracken sûse und leithunt. im was wol umbe spüren kunt:
als in twanc sîn tobezorn. daz ros ruort er mit den sporn und kêrte gegen der bürge wider. er stach manigen dernider der nâch schrîender diet. eim degen er ûf den schilt erriet gegen den vier nageln hin. er stach in gein dem herzen in durch beide halspercwende.
1477–1548 575
1553 daz Deu für W.
ſwa ein hirz fvo nden wa2t ſo wiſt er wol ſine va2t wa2 er lief vnd wa er beleip di zit er baz hin treip dan dehein fo2ehtier ¶Sin b2uo der waz genant Lýnier des waz diſe bv2c vaſt div hiez Lymo2s der nihtes geb2aſt ſwes man do haben ſolde Lýnier daz ſchaffen wolde ob er ane erben ſturbe daz ſin gut niht verdv2be dv2ch daz het er an ſich genov men beidiv ze eren vnd ze frov men ſins b2uo der tohter diſe maget ſ wan ſiv het beiaget der eren p2is vnd alles guo t ſwa mit ein wip daz beſte tuo t daz waz an ir beſtrichet es waz alſo geſchichet ſwenne ir veter tot lege daz ſiv des landes pflege Vnd dar zvo ſwem ſiv es gvo nde an ſwem ſiv tugent vn ere fvo nde Als ir hi vo2 hant vernomen nvo waz ds v2emde gaſt chomen in der v2owen gewalt do enwaz do nieman alſe balt der im iht leides tete furſt daz er ir geſichert hete ſi liezzen es dv2ch ir ere Vnd dv2ch di v2owen here er mvo ſt anders ſin verlo2n 10vb div ſelde het zvo im geſwo2n zeim ſteten in geſinde ſiv hute ſin von chinde dv2ch daz er tvgent an ſich laz
1551 wa2 W] rat Deu.
1585
1580
1575
1570
1565
1560
1555
1550
1554 bruo derwaz Deu für W.
1555 das Deu für W.
Wa ein hirtz funden wart Sowiſter wol ſine vart War er lieff vnd wa er by˙ bleip Die zit er bas hin vertreip Denne dekein vorechtier Sin bruder wz genant linier Dz wz diſe burg vaſt Die hieß limorß der nichtis braſt Wes man da haben ſolte Linier daz ſchaffin wolte Obe erone erben ſtúrbe Dz ſin gút nicht verdurbe Durch das hatte er an ſich genomen Beide zuo erin vnd zuo fromen Sins bruder dochter diſe magit Wanne ſy hette beiagit Der eren priß vnd allis guo t Wa mitte ein wip das beſte tuo t Dz was an mir beſtricket Es wz alſo geſchicket Soire vetere tot lege Dz ſy des landes pflege Vnd dar zuo wem ſy des gunde An dem ſy tugent funde 32r Alſo ir hie vor hant vernomen Nuo was der fromde gaſt komen Jn der frowen gewalt Do enwas da nyemal alſo balt Der ime icht leides tette Fúrſte das er geſchirt hette Sy˙ lieſſent es durch ir ere Vnd durch die frowin heres Er müſte andir ſy hers ſin verlons Die ſelde hatte zuo ime geſworn Zuo eime ſtettin jngeſinde Sy˙ huo te ſich von kinden Durch dz er tugent an ſich laß
1571 vnd daz Deu für W.
1580 vnd Deu für W. / die Deu für W.
1581 hers P unklar.
swâ ein hirz funden wart, sô wist er wol sîne vart, war er lief und wâ er beleip. die zît er baz hin vertreip dan dehein forehtier. sîn bruoder was genant Lînier. des was disiu burc vast: diu hiez Lîmors, der nihtes brast swes man dâ haben solde. Lînier daz schaffen wolde, ob er ân erben sturbe, daz sîn guot niht verdurbe. durch daz het er an sich genomen beidiu ze êren und ze fromen sîns bruoder tohter dise maget: wan siu hâte bejaget der êren prîs und allez guot. swâ mit ein wîp daz beste tuot, daz was an ir bestricket. ez was alsô geschicket, sô ir veter tôt læge, daz siu des landes pflæge und dar zuo swem siu des gunde, an swem siu tugent funde. Als ir hie vor hânt vernomen, nu was der vremde gast komen in der vrouwen gewalt. dô enwas dâ nieman alse balt, der im iht leides tæte, fürst daz er ir gesichert hæte. si liezenz durch ir êre und durch die vrowen hêre. er müest anders sîn verlorn. die sælde het zuo im gesworn zeim stæten ingesinde. siu huote sîn von kinde durch daz er tugent an sich las.
576 Transkription
1617 Initiale statt Capitulumzeichen Deu
als er dar nâch entwâffent was, dô was der degen milde ein daz schœnste bilde, daz dehein muoter ie getruoc. diu vrowe wartet im genuoc und jach, siun möhten niht verclagen, wær er mit unschulde erslagen. sînre geniste was siu vrô. doch entsaz siu zorndrô von ir vetern, dem helde balt, wan er zem tôde was gezalt, swer âne vride in sîn hûs reit. doch was ein michel sælikheit, ern was des tages dâ heime niht. swâ guoten liuten wol geschiht dâ gefüeget sich wîlsælde zuo. ouch enkom er niht vor morgen fruo. Dô Lînier hin heim kam und er rehte vernam wie ez was gehandelt, dô wart sîn muot verwandelt. von zorne wart er fiurrôt, wan er schande unde nôt dâ heim in sîme hûse vant. den gevangen wîgant wolt er ze tôde erslagen hân. dô enmoht ez niht alsô ergân, wan nieman ersterben mac, ê im kumt sîn endes tac. den enwendet breste noch genuht, ze dem tôde stât dehein fluht. ouch enwas der helt niht veige, swie im anseige der rîche wirt wære. dem was sîn herze swære, wan ez von unmuote wiel. diu juncvrowe im ze fuozen viel
1601–1602 Deu notiert den unreinen Reim und findet auch die Konjektur von La bei HaA fragwürdig.
Alſo er nuo entwaffint was Do wz der degen milte Das ſchonſte bilde Das dekein muo tter ye getruo g Die frowe warteteime genuo g Vnd iach ſy ennochtent nit verclagen Wer er nit ſchildig erſlagen Sinir geiliſte was ſy fro Doch entſas ſy zorn d dro Von irem vetern dem wurte balt Wanne er zuo dem tode was verſchult Wer an fride in ſin huß reit Doch wz ein michil ſelikeit 32v Er was des tages da heime nicht Wa rechten luten wol geſchicht Das gefügit ſy wol da zuo Jo kume er nicht ee my“nne morne fruo DO linier da heim kam Vnd er rechte vernam Wie es was gehandelt Do wart ſin muo t verwandelt Von zorne wart er fu “r rot Wanne er ſchande vnd not Da heime in ſimehuß vant Den geuangenen wigant Wolte er zuo tode han erſlan Do mochte es nit alſo ergan Wanne nyeman erſterben mag Ee ime kimt ſin endis tag Den wendet breſten noch genuo ght Zuo dem tode ſtat in keine flucht ¶Ouch wz der helt niet veige Wie ime ane ſeic Der riche wurt were Vnd ſine hertze ſwere Wanne es vo vnmuo te wiel Die junpfrowe ime zuo fuo ſſen viel
1596 verſchult P] v unsicher. 1600 gſchiht Deu für W. für W. 1621 wan Deu für W. / wiel Deu für W.
1620
1615
1610
1605
1600
1595
1590
als er da2 nach entwaffent waz do waz der degen milde ein daz ſchoneſte bilde daz dehein mve ter ie getruo c div v2owe wa2t im genvo c vnd iach ſiv enmoht niht vs clagen wer er mit vnſchulde erſlagen ſines geneſens waz ſiv v2o doch entſaz ſiv zo2n vnd d2o von ir vetern dem helde balt wan er zem tode waz gezalt ſwer ane v2ide in ſin hvs reit auch waz daz ein michel ſeilicheit ¶Ern waz des tages do heim niht ſwa guten luten wol geſchiht daz gefuget ſich wol alſo auch enchom er niht vo2 mo2gen frov Do Lynier hin heim cham vnd er rehte ver nam wi es wa2t gehandelt do wa2t ſin mvo t ver wandelt von zo2n wa2t er fiv2 rot wan er ſchande vnd not daheim in ſim hvo ſe vant ¶Den gevangen wigant wolt er zetode han erſlan do en moht es niht alſo er gan wan nieman erſterben mac ê im chvo nt ſin endes tac den enwendet b2eſt noch genvo ht ze dem tode ſtet dehein fluht ¶Avch enwaz der helt niht veige ſwi im anſeige der riche wirt were dem waz ſin herze ſwere Wan es von vnmvte Wiel 11ra div ivncv2owe im zefuo zen viel
1549–1622 577
1646 Linier Deu für W.
Vnd bat in gutis muo tis ſin 33r Sy˙ ſprach was tuo c der dieniſt mýn Den ich uch von kynde tete Entwerent ir mich der bette Jr ſullent den ritter laſſen leben Der ſich mir hat ergeben Wanne ich wol han vernomen Es iſt on alle ſchulde komen Jn diſem engeſtlichen wuo ft Jr werdent aller der welte ein ruo fft Vnd müſſent yemir ſin ein wicht Obe ime an dem libe icht geſchicht Wanne die volgent lere Es iſt ein ere vnere Wer ſich alſo richet Dz man ime vbel ſprichet Die buſſe iſt beſſer danne der tot Dirre recke werte ſich durchnot Er iſt an der gitette wol Das er es wider dienen ſol Wz er uch zuo leide hat gefrumit Was obe er zuo ſtatten noch kumet ¶Des antwurt mit zorne linier der wol geborne Sinen dienſt wil ich laſſin vans Vnd wil es gerne alſo bewans 33v Daz er mir nyemer mes getuo t Enweder leit noch guo t Noch dekeime weltlichen man Vil wol ich in behalten kan Das er mýn laſter garnet Min frúnt ſint gewarnet Wer ime mit rede by˙ beſtat Das er ſchaden drane geuaht Das zuhe ich vff die ſelden mýn Da von ſweig dieniftel ſin Wanne ſy wol erkante
1629 wan Deu für W. 1634 amlibe W] m als n plus rechtsbauchiger geschwungener Abstrich. ohne Bedeutung. 1658 ſwec Deu für W. 1659 wan Deu für W.
1655
1650
1645
1640
1635
1630
1625
ſiv ſp2ach waz tovc der dinſt min ſiv bat in guo tes mvtes ſin den dienſt den ich iw von chinde tete entwerent ich mich der bete ir ſvlnt den ritter lazzen leben der ſich mir hat ergeben Wan ich wol han vernomen er iſt on alle ſchulde chomen indiſen engeſtlichen wo f ir werden alder welt ein rvo f vnd mvzen imer ſin ein wiht ob im amlibe iht geſchiht do von volgent miner lere es iſt ein vnere ſwer ſich alſo richet daz man im vbel ſp2ichet div bvz iſt bezzer dan der tot der reche werte ſich dv2ch not er iſt an der getete wol daz er wider dienen ſol ſwaz er iw zeleide hat gefrvo met waz ob er iw noch zeſtea ten chvo met Des antw2t mit zo2ne Lynier der wol gebo2nen ſinen dienſt wil ich lazen va2n + ich wil es gern alſo bewa2n daz er mir nimmer me getut weder vbel noch gut noch deheim weltlichem man vil wol ich in behalten chan daz er min laſter ga2net mine frivnd ſin gewa2net ſwer in mit rede beſtat daz er ſchaden da2 an gevât daz zvh ich vf di ſelde min hi von ſweic div niftel ſin Wan ſi wol erchande 1649 mes P] Abbreviatur weit über Zeile.
1652 Links ausgeworfenes | W wohl
und bat in guotes muotes sîn. siu sprach, ›waz touc der dienest mîn, den ich iu von kinde tete, entwerent ir mich dirre bete? ir sulnt den ritter lâzen leben, der sich mir hât ergeben, wan ich wol hân vernomen, er ist ân alle schulde komen in disen engestlîchen wuof. ir werden alder welt ein ruof und müezen imer sîn ein wiht, ob im ame lîbe iht geschiht. von diu volgent lêre. ez ist ein unêre, swer sich alsô richet, daz man im übel sprichet. diu buoz ist bezzer dan der tôt. der recke werte sich durch nôt. er ist an der getæte wol, daz er widerdienen sol swaz er iu ze leide hât gefrumet. waz ober iu noch ze staten kumet?‹ Des antwurt mit zorne Lînier der wol geborne ›sînen dienst wil ich lâzen varn, ich wil ez gern alsô bewarn, daz er mir nimmer mê getuot weder übel noch guot noch deheim weltlîchen man. vil wol ich in behalten kan, daz er mîn laster garnet. mîne friunt sîn gewarnet, swer im mit rede bî stât, daz er schaden drane gevât: daz ziuh ich ûf die sælde mîn.‹ hie von sweic diu niftel sîn. wan siu wol erkande
578 Transkription
1665 vnd Deu für W.
1695
1690
1685
1680
1675
1672 undervorhte Deu für W.
vnd enweiz nvo wer ich bin einen wo tenden ſin gewan do Lynier der mere er wand es ſin ſchimpf were des zenot nieman beda2f in ein tv2n er in wa2f do er ſvnnen noch den manen ſach do waz im alles gemach tiv2 vnd vbel veile ¶Mit vngerete geile waz der ritter ane namen im waz al ſin not ein gamen vnd ſolt er tot ſin gelegen ... v lit der erbere in eim karchere . der iſt vnſubercheite vol do wer eim andns man enbo2 wol der des libes wer ein zage im waz geſchichet alle tage niht wan wazzer b2ot
ſinen zo2n vnd ſin ſchande daz er an erbermde fur 11rb ſwenne er zo2nliche ſwo 2 di andern ſwigen alle in diſem zo2n ſchalle 1665 Vnd mit augen blut va2 hiez er den helt furen dar den gevangen wigant vnd v2eget in zehant wer er wer vnd wannen 1670 daz er im vnd ſinen mannen ſo groz ſere wo2hte ¶Do ſp2ach der vndervo2hte ich wil iv ſagen vngelogen ich bin mit v2eude hi vo2 erzogen
1660
1674 vrevde Deu für W.
1675 enwiz Deu für W.
Sinen zorn vnd ſine ſchande Das er one erbermde fuo r Wenne ertobeclichen ſwuo r Die andern ſwigent alle Jn diſeme zorn ſchalle Vnd mit ougin bluo tvar Hieß er den helt fürin dar Den geuangenin wigant Vnd fragete in zuo hant Wer er were vnd wannin Das er ime vnd ſinen mannin So groſſer worchte Do ſprach der vneruorchte Jch wil uch ſagin vngelogen 34r Jch bin hie uor mit freuden ertzogen Vnd enweiz nuo wer ich bin Einin wuttendenden ſin Gewan do linier der mere Erwonde dz ſin getúſche were Das zuo not nyeman bedarff In einen turn er in warff Do er ſvnne noch den monenſach Das wz ime allis vngemach Ture vnd vbel veile Mit vngerette geile Waz der ritter one namýn Jme wz alle ſin not ein gamýn Vnd ſolte ertot ſin gelegen Er enkunde doch nit ruwen pflegen n V lit der es bere Jn eime kerckere Der waz vnſuns keite vol Do were einem andens man borwol Der des libes were ein zage Jme wz geſchaffit alle tage Nicht wanne waſſer vnd brot
1678 es W] wes Deu
und enweiz nu wer ich bin.‹ einen wüetenden sin gewan dô Lînier der mære: er wând ez sîn schimpf wære, des ze nôt nieman bedarf. in einen turn er in warf, da er sunnen noch den mânen sach. dâ was im allez gemach tiur und übel veile. mit ungeræte der geile was der ritter âne namen. im was al sîn nôt ein gamen. und solt er tôt sîn gelegen, er enkunde doch niht riuwen pflegen. Nu lît der êrbære in eime karkære, der ist unsûberkeite vol. dâ wær eim andern man borwol, der des lîbes wær ein zage. im was geschicket alle tage niht wan wazzer unde brôt.
sînen zorn und sîne schande. daz er ân erbermde fuor, swenne er zornlîche swuor. die andern swigen alle. in disem zornschalle und mit ougen bluotvar hiez er den helt füeren dar, den gevangen wîgant, unde vrâget in zehant, wer er wær und wannen, daz er im und sînen mannen sô grôze sêre worhte. dô sprach der undervorhte ›ich wil iu sagen ungelogen, ich bin mit vrowen hie vor erzogen
1623–1695 579
Von ſmacke leit er groſſe not Des wz er noch verdorben Vnd erbarmklich er ſtorben Wanne dz in dicke troſte 34v Die frowe die in erloſte Die tet ir gute an ime ſchin Bette ſpiſe vnd win ließ ſy dar in ſtille Das wz ouch gins wille Die ſin hütin vber al Die maget ſich dicke dar ſtal Vnd fragete wz er tette Do wz er alles ſtette Das er ſin leit mit zuchten truo g Eines dages ſy ime gewuo g Von der ouentu “re not Die ir vettere vß bot Do frogete er gar von dem ſitten Die frowe erte in da mitte Sy˙ ſprach durch ſine ritterſchaft Vnd durch ſiner vber muo te craft ˙ vettere zuo geuarn Jſt myn Vnd enbot vz mit manigen ſcharn Jn aller lendiglic wellich ritter wolte priſen ſich Mit ſtercke oder mit manheit Oder mit dekeiner vermeſſenheit Das der her keme Vnd ſine ouentúre neme Jch ſage uch wie die iſt getan 35r Man ſol zuo dem erſten beſtan Einen riſeniſchen man Des ſtercke ich gemercken kan Ein teil by˙ ſinir ſtangen Mit michelem gedrange Erhebent ſy˙ kume zwene man
1718 uz Deu für
von smacke leid er grôze nôt. des was er nâch verdorben und jæmerlîch erstorben, wan daz in dicke trôste diu vrowe, diu in lôste. diu tet ir güete an im schîn: bette spîse unde wîn liez siu dar în stille. daz was ouch jener wille, die sîn huoten über al. diu maget sich dicke dar stal und vrâget, was er tæte. dô was er allez stæte, daz er sîn leit mit zühten truoc. eines tages siu im gewuoc von der âventiure nôt, die ir veter ûz bôt. dô vrâget er gar von dem site. diu vrowe êrt in dermite, siu sprach ›durch sîne ritterschaft und durch sîner übermüete kraft ist mîn veter zuo gevarn und enbôt ûz mit manegen scharn in aller lendegelich, swelch ritter wolte prîsen sich mit sterke oder mit manheit oder mit deheinre vermezzenheit, daz der her kæme und sîn âventiure næme. ich sage iu wie diu ist getân. man sol bîm êrsten bestân einen risischen man, des sterke ich gemerken kan ein teil bî sîner stange: mit michelm gedrange erhebent si kûme zwêne man.
1697 nahe Deu für W. 1699 wan Deu für W. 1706 dar an ſtal Deu für W. 1707 vnd Deu für W. 1709 zuhten Deu für W. 1712 uz Deu für W. 1713 vragete Deu für W. W. 1722 dehiner Deu für W. 1723 het Deu für W. 1725 Links ausgeworfener Repräsentant W unsicher, wohl J; Deu notiert das Fehlen einer Initiale. 1730 micheln Deu für W.
1730
1725
1720
1715
1710
1705
1700
von geſmache leid er groze not des waz er nahe verdo2ben vnd iemerlich erſto2ben Wan daz in diche troſte div v2owe div in loſte div tet ir gut an im ſchin bette. ſpiſe. vnd win 11va liez ſiv da2 in ſtille daz waz auch iener wille di ſin huo ten vber al div maget diche ſich da2 ſtal Vnd v2aget waz er tete do waz er alles ſtete daz er ſin leit mit zvhten trvo c eines tages ſiv im gewo c von der aventure not di ir veter vz bot do v2ageter ga2 von dem ſite div v2owe ert in der mite ¶Siv ſp2ach dv2ch ſine ritterſchaf vnd dv2ch ſiner vber mvo te kraft iſt min veter zvo geva2n vnd enbot vz mit manigen ſcha2n in aller lendelich ſwelch ritter wolt p2iſen ſich mit ſterch oder mit manheit oder mit deheiner vermezenheit daz der her cheme vnd ſin aventure neme Jch ſage iw wie div iſt getan man ſol biem erſten beſtan einen riſiſchen man des ſterche nieman wizzen chan er treit eine ſtange mit michelm ged2ange erheben ſi chvo me zwene man
580 Transkription
1733 chvmer Deu für W.
1765
1760
1755
1750
1745
1740
1735
1755 hat Deu für W.
1761 ein W] in Deu.
Wer dem riſen geſiget an Das doch kume mag ergan Der muo ß yeſa beſtan Zwene louwen wilde Grıme vnd vnmilte Die ſint vermürit vnd begraben Wer ſy˙ beſtat der ſol nit haben Geweffenis mere wanne ſin ſwert Vnd wurt er denne des gewert Das ſin ein guo t gelucke pfliget Vnd er den louwen an geſiget Dz iſt ein engeliches ding Der muo ß zuo hant in einen ring Mit myme vettern vechten Alſo ſitt iſt guo ten knechten Zuo roß vnd zuo allen gerechen Jch wil dz wol ſprechen Das er des libes iſt ein heilt Zuo allen noten vß erwelt Dekeinen man er nye entſaz 35v Die ouentúre iſt durch das Gemachit ſo gewarlich Er wil doch behütten ſich Sinin lip den haltet er ſchone Wellich degen ſich vor | none Eines dages der not nicht erwert Dem iſt zuo hant der tot beſchert Man ſlecht ime das houbit abe Wz ich dir geſagit habe Do eniſt ein wort nit gelogen Do ſprach der ritter wol ertzogen Genadent mir frowe here Durch got vnd durch din ere Vnd durch din edeliche ſitte Geere mich des ich dich bitte Hilff mir vmb ein beſſer leben Dü endarft mir anderß nit geben
1735 Zwene P] n korrigiert z (?).
ſwer dem riſen geſiget an daz doch chvme mac ergan der mvs iſo beſtan zwen Lewen wilde grimme vnd vnmilde di ſint vermv2et vnd begraben ſwer ſi beſtat der ſol niht haben gewefens me danne ein ſwert vnd wirt er danne des gewert daz ſin geluche pfliget daz er den Lewen an geſiget 11vb daz iſt ein engeſtliches dinc der mvz zehant in einen rinc mit mim vetern vehten nach ritters rehten zeros vnd zallen gerechen ich wil daz wol ſp2echen daz er des libes iſt ein helt zallen noten vz erwelt deheinen man er entſaz div aventiv2 iſt dv2ch daz gemachet ſo gewerlich er wil doch behuten ſich ſin lip halt er ſchone ſwelich degen ſich vo2 none eines tages der not niht wert dem iſt zehant der tot beſchert man ſleht im daz hovbt abe ¶Swaz ich dir geſaget habe deſt ein wo2t niht gelogen do ſp2ach der ritter wol gezogen genade v2owe here dv2ch din ſelbes ere vnd dv2ch din adelich ſite gewer mich des ich dich bite hilf mir vmb ein bezzer leben dv enda2ft mir niht anders geben swer dem risen gesiget an, daz doch kûme mac ergân, der muoz iesâ bestân zwêne lewen wilde, grimme und unmilde: die sint vermûret und begraben. swer si bestât, der sol niht haben gewæfens mêre dan sîn swert. und wirt er danne des gewert, daz sîn ein guot gelücke pfliget und er den lewen an gesiget, (daz ist ein engestlîchez dinc) der muoz zehant in einen rinc, mit mîme vetern vehten, als sit ist guoten knehten, ze ros und zalln gerechen. ich wil daz wol sprechen, daz er des lîbes ist ein helt, zallen nœten ûz erwelt. deheinen man er nie entsaz. diu âventiure ist durch daz gemachet sô gewerlich, er wil doch behüeten sich. sînen lîp den halt er schône. swelch degen sich vor nône eines tages der nôt niht wert, dem ist zehant der tôt beschert: man sleht im daz houbet abe. swaz ich dir gesaget habe, dêst ein wort niht gelogen.‹ dô sprach der ritter wol gezogen ›genâde, vrowe hêre, durch got und durch dîn êre und durch dîn adelîche site geêre mich des ich dich bite: hilf mir umb ein bezzer leben. du endarft mir niht anders geben
1696–1768 581
1784 verdult Deu für W.
1788 ſpach Deu für W.
Wanne einigen der ſtúre Das ich zuo der ouentúre Von diner bette müſſe komen Dar noch alſe ich es han vernomen So wil ich gernir vechten Danne ich lange müſſe wechten Jn dirre vinſterniſſe Jch enweiß wie ich vermiſſe 36r Wanne mýn tot an der wage lit Mir iſt ein halp alſo anderſit ˙ ſwert habe vnd ſicht Das ich myn Jch enruche doch wz mir geſchicht Sprach der ſturm gitir Jch beſtunde ee hindert ritter Denne ich des todes achte Verdolte in diſeme bachte Do die frowe horte Das ſich der helt verborte Vff der ouenture wan Do ſprach die maget wol getan Gelucke ſelde vnd heil Des gebe dir got ein michel teil Des wnnſche ich dir von ynnen ˙ Mit hertzen vnd mit ſynnen Jch muo ß freude an dir geleben Dem himelſchen gotte ſoltü ye geben Der tröſtet dir din gemüte Des genodete er mit gütte Sus gie der valſches ane Jn zwuifelichem wane Fúr ire vettern ſtan Sy˙ ſprach wz ich dir gedienet han Were des vil des frowete ich mich Gnade ſuo che ich an dich 36v Vmbe den helffe loſen degen Der nvo lange iſt gelegen Jn verdroſſenlicher kuſte
1783 Denne P] zweites n korrigiert e.
Wan der einigen ſture daz ich zvo der aventure von diner bet mvze chomen dar nach als ich es han vs nomen ſo wil ich gerner vehten denne ich langer mvze wehten s in dirr vinterniſſe en wi ich vermiſſe mir iſt einhalp als ander ſit wan min tot an der wage leit ich enruch waz mir do geſchiht da ich min ſwert han inſiht ſp2ach der ſtvo 2mgiter ich beſtvo nd hvo ndert ritter 12ra dan ich des todes ahte Verdult in diſem bahte Do div v2owe erho2te daz ſich der helt erbo2te vf der aventiv2e wan do ſp2ach div maget wol getan geluche ſelde vnd heil des gebe dir got ein michel teil des wnſch ich dir von minnen mit herzen vnd mit ſinnen ich mvze freude an dir geleben dem himeliſchen got ſieſt dvo ergeben der troſt din gemvte des genadet er ir mit gute Sus gienc des valſches ane in zwivellichem wane fur irn vetern ſtan Siv ſp2ach ſwaz ich dir gedienet han wer des vil des v2eut ich mich genade ſuch ich an dich vmb den helfloſen degen der nvo lange iſt gelegen in verd2ozzenlicher chouo ſte
1769 wan Deu für W. W] Schwärzung.
1805
1800
1795
1790
1785
1780
1775
1770
1794 ſiehſt Deu für W.
1798 zwivelhaftem Deu für W.
1805 chouo ſte
wan der einigen stiure, daz ich zuo der âventiure von dîner bete müeze komen. dar nâch als ich ez hân vernomen, sô wil ich gerner vehten, denn ich langer müeze wehten in dirre vinsternisse. enswiu ich vermisse, mir ist einhalp als andersît, wan mîn tôt an der wâge lît. ich enruoche waz mir dâ geschiht, dâ ich mîn swert hân unde siht‹ sprach der sturmgîter: ›ich bestüend ê hundert rîter, dan ich des tôdes âhte verdult in disem bâhte.‹ Dô diu vrowe erhôrte, daz sich der helt erbôrte ûf der âventiure wân, dô sprach diu maget wol getân ›gelücke sælde unde heil, des gebe dir got ein michel teil! des wünsch ich dir von minnen, mit herzen und mit sinnen. ich müeze freude an dir geleben! dem himelschen got sîst du ergeben, der trœste dîn gemüete!‹ des genâdet err mit güete. Sus gienc diu valsches âne in zwîvellîchem wâne für irn vetern stân. ›swaz ich dir gedienet hân, wær des vil, des vreut ich mich. genâde suoch ich an dich umb den helflôsen degen, der nu lange ist gelegen in verdrozzenlîcher küste.
582 Transkription
1812 daz Deu für W.
1840
1835
1830
1825
1820
1815
1810
1815 vnd Deu für W.
weizgot ſiner verluo ſte ſolten ſich gute lute clagen doch wil ich dir ein mer ſagen des ich in ſelbe ho2te iehen im iſt groz vnreht geſchehen er ho2t loben dine ch2aft vnd dar zvo din ritterſchaft vnd wolt din aventure nemen nvo ſolt dvo dim zo2n geſtemen Vnd danche got der ere von dis ritters her chere wan dvo an im fvo nden haſt # do mit dvo nvo lange vmbe gaſt es iſt werlich daz werde geb2iſet vf der erde beidiv din burc vnd din nam des rates ich mich nimms geſcham 12rb Wan der helt iſt ſo gemvo t daz er vil mit ſim libe tuo t da2 zvo gib ich dir giſelheit vmb den ritter gemeit daz er dir niht entrinnet des hat er mich wol ginnet vmb in ſetz ich min hovbet ob din genade mirs erlovbet des ich dir getriuwe wol ob ich in her vz nemen ſol vntz er gewinne wids ſine maht von mo2gen vber vierzehen naht laz ich in gerne ſchowen ritter vnd v2owen vnd alle dine mage vo2 diner w2m lage Da2 zvo iſt ein gedinge min daz dv mir daz harnaſch ſin heizeſt geben vnd ſin o2s Do ſp2ach Lyniers von Lymo2s
1823 wan Deu für W.
1824 dez Deu für W.
1842 Lymers Deu für W.
Weiß got ſinir verluſte Soltent ſich guo te lúte clagen Do | wil ich dir eine mere ſagen Des ich in ſelbe horte jehen Jme iſt groſſe vnrecht geſchehen Er horte loben dine craft Vnd dar zuo dine ritterſchaft Vnd wolte din ouentúre nemen Nuo ſolte din zorn geſtemen Vnd dancke got der ere Von diſſis rittirs hers kere Wanne dú an ime funden haſt Da mitte dú lange vmbe gaſt Es iſt werlich das werde Gepriſit vff al der erde Beide din burg vnd din name Diſſes rates ich mich nyemer beſchame Wanne der helt iſt ſo gemuo t Das er vil mit ſime libe tuo t Dar zuo gibe ich dir geſelleſchaft Vmb den ritter mynnehaft Das er vns nicht entrinnet Des hat er mich wol gemynnet ˙ houbit 37r Enſetze ich myn Obe dine genode mir es erloubit Des ich dir getruwe wol Obe ich in vz her nemen ſol Vntze er gewynne ſine macht Von morne “vber viertzehen nacht laß ich in gerne ſchowin Ritter vnd frowin Vnd alle dine mage Vor dinir wurm lage ˙ d Ar zuo ein gedinge myn Das dü mir den harneſch din heiſſeſt geben vnd ſin roß Do ſprach linior die limorß weizgot sîner vlüste solten sich guote liute clagen. doch wil ich dir ein mære sagen, des ich in selbe hôrte jehen: (im ist grôz unreht geschehen) er hôrte loben dîne craft und dar zuo dîne ritterschaft, und wolt dîn âventiure nemen. nu solt du dîme zorn gestemen und danke got der êre von dis ritters herkêre, wan du an im funden hâst dâ mite du lange umbe gâst. ez ist wætlich daz werde gebrîset ûf der erde beidiu dîn burc und dîn name. des râtes ich mich nimer geschame, wan der helt ist sô gemuot, daz er vil mit sîme lîbe tuot. dar zuo gib ich dir gîselschaft umb den ritter minnehaft, daz er dir niht entrinnet: des hât er mich wol ginnet umb in setz ich mîn houbet. ob dîn genâde mirz erloubet, des ich dir getrûwe wol, ob ich in her ûz nemen sol, unz er gewinne sîne maht, von morgen über vierzehn naht lâz ich in gerne schouwen ritter unde vrouwen und alle dîne mâge vor dîner würme lâge. dar zuo ist ein gedinge mîn, daz du mir daz harnasch sîn heizest geben und sîn ors.‹ dô sprach Lîniers de Lîmors
1769–1842 583
1846 dez Deu für W.
1875
1870
1865
1860
1855
1850
1845
1852 hiz Deu für W.
ich wil es tvn dv2ch einen liſt wan mir wol zemvt iſt daz ich mich an im gereche ſo daz ers nimms werde v2o vnd es auch ninms man geſpote div maget ſp2ach daz ſtat an gote Als es her zvo waz chomen do wa2t der ritter vz genom von der vancſamen ſtat div v2owe hiez im machen ein bat vnd ſchvo f daz man im genvo c guter ſpiſe fur truc div lieben geſten gezam do von er ſchiere wids cham vn erchovert ſich an ſins ch2aft div v2owe hielt in in ir haft ſovnft vnd vngebvo nden ¶Siv bot im zallen ſtvo nden eren ſo vil ſiv mahte ſiv mint in vz der ahte 12va dv2ch ſine tvgende ſtete waz aber der wirt tete Lynier der vber mve tich man daz ſage ich iv als ichz vs nom han In den ſelben ziten beſant er ſich vil witen nach v2ivnden vnd magen vnd di der lande pflagen di im wa2en gelegen di luo et der turliche degen zeſiner hohgezite vnd auch zv dem ſtrite daz ſin aventiv2 hiez nieman er hinder im liez den er da2 moht geladen do er beidiv laſter vnd ſchaden vnd einen grimmen tot erchos
1872 turliche Deu für W.
1875–1876 sind bei Deu gegenüber W vertauscht.
Jch wil es tuo n vmb einen liſt Wanne mir wol zuo muo te iſt Das ich mich an ime reche ſo Das er es nyemer wurde fro Vnd es in ouch einer man geſpotte Die maget ſprach das ſtet an gotte Alſo es har zuo was komin Do wart der ritter vz genomen Von der wiſſageny ſtat Die frowe hieß ime machen bat Vnd ſchuo ff das man ime fu “r truo g Gutter ſpiſe genuo g 37v Die lieben geſten gezam Do von er ſchiere bekam Vnd kouerte ſich an ſinir kraft Die frowe hielt erhaft Sanfte vnd vngebunden So bot ime zuo allen ſtunden Ein ſo vil ſy machte Sy˙ mÿnte in vß der achte Durch ſine tugende ſtette Wz aber der wurt tette Lanier der vber muo te man Das ſage ich v´ ch alſo ich es kan Jn den ſelben ziten Biſantte er ſich vil witen Noch frunden vnd noch magen Vnd die der lande pflagen Die ime warent gelegen Do luo t der turliche degen Zuo ſinir hochgezite Vnd ouch zuo deme ſtritte Dz ſin ouenture hieß Nyeman h er hinder ime ließ Do mochte geladin Da er beide laſter vnd ſchadin Vnd einen grımı tot erkoß
1877 den W] nieman Deu.
›ich wil ez tuon durch einen list, wan mir wol ze muot ist, daz ich mich an im gereche sô, daz ers nimmer werde vrô und es ouch nimmer man gespote.‹ diu maget sprach ›daz stât an gote.‹ Als ez har zuo was komen, dô wart der ritter ûz genomen von der vancsamen stat. diu vrowe hiez im machen bat und schuof, daz man im für truoc guoter spîse genuoc, diu lieben gesten gezam, dâ von er schiere bekam und erkovert sich an sîner kraft. diu vrowe hielt in in ir haft sanft und ungebunden. siu bôt im zallen stunden êren sô vil siu mahte. siu mint in ûz der ahte durch sîne tugende stæte. waz aber der wirt tæte, Lînier der übermüete man, daz sage ich iu als ich ez kan. in den selben zîten besant er sich vil wîten nâch vriunden und nâch mâgen und die der lande pflâgen, diu im wâren gelegen: die luot der tiurlîche degen ze sîner hôhgezîte und ouch zuo dem strîte, daz sîn âventiure hiez. nieman er hinder im liez, den er dar moht geladen, da er beidiu laster unde schaden und einen grimmen tôt erkôs.
584 Transkription
er ſp2ach er iſt manne los der ritter der do vehten wil er nimpt es alles zeim ſpil ſwaz man redet oder tuo t es enlebet niht mannes ſo gemvo t o 1885 daz chvmpt von grozer chintheit Jnnan des waz auch bereit ſwaz der aventiv2 ſolt frvo men der ſta2che man waz auch chomen von dem vo2 iſt geſeit 1890 ¶Lynier begienc ein ka2cheit daz enwolt er niht lengen di Lewen hiez er twengen er lie ſi vaſten dri tage nach der aventiv2 ſage 1895 ſo iſt es chomen an di naht daz der ivnge ritter mo2gen vaht b beidiv luden vnd b2aht vnd ritter div maht a des gelaub ſwer der welle 1900 do waz groz geſchelle da2 zvo maniger mvts ba2n di alle baten got bewa2n 12vb den turlichen Wigant des namen da nieman waz erchant 1904a ...
1886 Innan Deu für W. wohl zurecht als Tilgung.
1910
1887 fvo men Deu für W. 1912 liz Deu für W.
o2gen do es tac wa2t do waz des v2emden ritters va2t zem erſten daz er ſich got ergab wan er iſt ein v2hab aller ſeilicheite dar nach gienc er gereite in einen rinc ſo man in hiez niht gewefens man in tragen liez wan ſin ſwert vnd einen huo t
1904b ... 1905 M
1880
1891 dez Deu für W.
1901 muts Deu für W.
Er ſprach er iſt nameloß 38r Der ritter der da vechten wil Er nymet es alles zuo eime zil Waz man redet alde tuo t Es enlebet nicht mannes ſo gemuo t Das komet von groſſer kintheit Jnnen das was ouch bereit Was der ouenture ſolte komen fromı Der ſtarcke man der was komı Vnd was ſin knecht brachin ſtarck Limir beging einin karck Das enwolte er nicht lengen Die louwen hieß er twengen Vnd lie ſye vaſten drie tage Noch der ouenture ſage ſo iſt es komen an die nacht Das der junge ritter morne vacht Dis gloube der der welle Das wz groß zorn geſchelle vnd ludin vnd bracht Vnd rittere die macht Dar zuo maniger muo ter barn Sy˙ machtent alle got bywarn Wartt ouch bewart der edele wigant Des namen donyemans wart erkant 38v Wie der vngenente ritter mit dem riſen ſtr eit vnd ime daz houbit abe ſchluo g MOrnen do es tag wart Do was des fromden ritterß vart Zuo dem erſten das er ſich gotte er gap Wanne der iſt ein vrhap Allir ſelikeite Dar noch ging er gereitte Jn einen ring ſo man in hieß Nicht gewefenes man in tragen ließ Wanne ſin ſwert vnd einen huo t 1903 wigant Deu für W.
1905 Initiale W ist nur in Umrissen vorhanden, Deu interpretiert dies
Morgen dô ez tac wart, dô was des vremden ritters vart zem êrsten dêr sich gote ergap: wan er ist ein urhap aller sælikheite. dar nâch gienc er gereite in einen rinc sô man in hiez. niht gewæfens man in tragen liez wan sîn swert und einen huot
...
er sprach ›er ist namelôs, der ritter, der dâ vehten wil. er nimpt ez allez zeime spil, swaz man redet oder tuot. ez enlebet niht mannes sô gemuot. daz kumpt von grôzer kintheit.‹ innân des was ouch bereit swaz der âventiure solte fromen. der starke man der was ouch komen, von dem vor ist geseit. Lînier begienc ein karkheit: daz enwolt er niht lengen, die lewen hiez er twengen, er lie si vasten drî tage. nâch der âventiure sage sô ist ez komen an die naht, daz der junge ritter morgen vaht. des geloube swerder welle, dâ was grôz geschelle, beidiu luden unde braht unde ritter diu maht, dar zuo maneger muoter barn, die alle bâten got bewarn den tiurlîchen wîgant, des name dâ nieman was erkant. ...
1843–1913 585
vnd einen niwen ſchilt gut der nach ſim waz gemaht do mit er menliche vaht div v2owe het im geben nvo pflac der riſe al ſin leben V einer ſtange groze vnd lanc | fur einen champf ſchilt er V ſich twanc do mit er champflichen ſtvo nt als diche groz lute tvo nt Nv hat der ivnge liſte e es der riſe wiſte den a2m er im abe ſluo c do er di ſtange mit trvo c mit ſlegen er r in vil gebvſte mit der lirken fuſte werte ſich der ſta2che man er livf den ivo ngen an vnd ſtiez in alſo vaſte daz er nider taſte vnd im der ſchilt rieme b2aſt ſchier erholte ſich der gaſt ſnelleclich er vf ſp2anc als in des div not twanc Vnd ſluc dem riſen einen ſlac daz er vnder ha2t erſch2ac vnd er vz dem ringe wolte vlien der ivnge ilt im nach zien Vnd ſluc im hinden in dem ſcha2t do der groze des gewa2 wa2t 13ra do wolt er vo2 in allen den ritter ervallen do von wa2t ein michel ſchal idoch vervalte ſich der val der ritter ſluo c im daz hovbt abe er ſp2ach ich han dich zvo grabe vnd zvo der langen herva2t bereit ſwem es ſi lieb oder leit
Vnd einen nuwen ſchilt guo t Der nach ſynnen wez gemacht Da mitte er manlichen vacht Die frowe hatte in ime gegeben Nvo pflag der riſe alle ſin leben Einer groſſen ſtangen lang Einen kampfſchilt er fúr ſich | twang Da mitte er kanpfende ſtunt Alſo dicke groſſe lúte tuo n Do hatte der junge liſte E dz der riſſe wuſte Dan arim er ime abe ſluo g Do er die ſtange jnne truo g Mit ſlegen er in buſte Mit der lengern vuſte 39r Werte ſich aber der ſtarcke man Er lieff den jungen degen an Vnd ſtieß in alſo vaſte Das er nider taſte Vnd ime der ſchilt reme braſt Schiere er holte ſich der gaſt Snelleclichen er vff ſprang Alſo in des not twang Vnd ſchlug dem riſen einen ſlag Das er wunder harte erſchrag Vnd er vz dem ringe wolte fliehn Der junge ilte ime noch ziehen Vnd ſchluo g in hinden in den ſchrat Do der groſſe des gewar wart Do wolte er vor in allen Den ritter ervallen Da von wart ein michel ſchal Doch vervalte der val Der ritter ſluo g ime dz houbit abe Er ſprach ich han dich zuo grabe Vnd zuo der langen vart bereit Weme es ſy˙ liep oder leit
1914 niwen W fehlt Deu. 1919–1920 Deu erkennt den Verweis nicht und transkribiert fue r und eˇr. W. 1933 rime Deu für W. 1937 vnd Deu für W. 1939 flichn P?
1950
1945
1940
1935
1930
1925
1920
1915
1925 arim P unsicher.
1927 r W] Rasur.
1928 lirken W] linken Sp; vgl. Deu. / fuſte Deu für
und einen niwen schilt guot, der nâch sîme was gemaht; dâ mit er menlîche vaht. diu vrowe het in im gegeben. nu pflac der rise al sîn leben einer stange grôz unde lanc. einen kampfschilt er für sich twanc. dâ mit er kampflîchen stuont, als dicke grôze liute tuont. nu hâte der junge liste. ê ez der rise wiste, den arm er im abe sluoc, dâ er die stange mite truoc. mit slegen er in biuste. mit der lirken viuste wert sich aber der starke man: er liuf den jungen degen an und stiez in alsô vaste, daz er nider taste und im der schiltrieme brast. schier erholte sich der gast, snelleclîche er ûf spranc, als in des diu nôt twanc, und sluoc dem risen einen slac, daz er wunderharte erschrac und er ûz dem ringe wolte vlien. der junge îlt im nâch zien und sluoc in hinden lideschart. dô der grôze des gewar wart, dô wolt er vor in allen den ritter ervallen. dâ von wart ein michel schal, idoch vervâlte sich der val. der ritter sluoc imz houbet abe. er sprach ›ich hân dich ze grabe und zuo der langen vart bereit, swem ez sî liep oder leit.‹
586 Transkription
...
e
1962 dew Deu für W. / alſuſ Deu für W. mit roter Tinte.
1980
den
Als er von | Lewen ſtreich do waz er va2loz vnd bleich
1978b ...
1966 nes Deu für W.
1969 dafr Deu für W.
Wie der ritter on namen mit den louwen ſtreit vnd ſy˙ erſluo g vnd es den ritter ly˙ nier verdroß 39v LJnier ſin vngelucke ſchalt Er nam den recken alſo balt Vnd fuo rte in hin zuo ſinen louwen Die hattent hungerige gouwen Jn dz huß er in ſtieß Der louwen einer nicht enließ Alſo er in gegen ime trat Er ſluo g dem ritter ein ſpat Mit den clawen von den ſitin ˙ er balde ſt ſtritten Do muſte Jn gegen dem louwen er ſich kerte Der in alſus giſerte Do wz der ander hantgerech Wanne in der hunger tette ſchrech Er kratzete ime ein wunden groß Das dz bluo t da nider floß Alſo es ein brunne were Sin ſchnellikeit die wz mere Daz nyeman miſſelov bin darff Engegen dem ſelben er ſich warff Vnd ſlug in durch dz houbit nider Der andere beſtunt in aber ſider Vnd zuchte in das er nider kam Den louwin machte er lam Das er des ſlages verzagete Der helt in vmbe jagete 40r Vnd det in beiden ſamit den tot Do ging es erſte an die not Wie der Junge vngenente ritter ſtreit mit herns linier vnd in zuo tode ſluo g Alſo er von den louwen ſtreich Do wz er varloß vnd bleich
1964 tet W fehlt Deu.
Lynier ſin vngeluch ſchalt er nam den rechen alſe balt vnd furt in zvo ſinen Lewen di heten hvo ngerige kewen 1955 in daz hvs er in ſtiez der Lewen einer niht enliez als er en gegen im trat # er ſluc dem ritter ein ſpat mit den clawen von der ſiten 1960 do enfrvmet dehein biten gein dem Lewen er ſich cherte der in alſus geerte do waz der ander hant gerech wan in der hvo nger tet frech 1965 er ch2atzt im ein wnden groz daz daz blut do nids ſchoz als es ein b2vnne were ſin ſnellecheit waz mere des nieman miſſelov ben da2f 1970 gein dem ſelben er ſich wa2f vnd ſluo c in dv2ch daz hovpt nider der ander beſtvo nt aber ſider vnd zvctin daz er nider cham den Lewen macht er do lam 1975 daz er des ſwanches verzagete der helt in vmb iagete vnd tet in beiden ſampt den tot do gienc es erſt an di not 1978a ...
1950b ... 1950c ...
1950a
1974 maht Deu für W.
1975 des W] das Deu.
1979 Einfügung über Zeile W
Als er von den lewen streich, dô was er varlôs unde bleich
...
Lînier sîn ungelücke schalt. er nam den recken alse balt und fuort in hin zuo sînen lewen, die heten hungerige kewen. in daz hûs er in stiez. der lewen einer niht enliez, als er engegen im trat, er sluoc dem ritter ein spat mit den clâwen von der sîten. dô enfrumte dehein bîten: gein dem lewen er sich kêrte, der in alsus gesêrte. dô was der ander hantgerech, wan in der hunger tete frech: er kratzt im eine wunden grôz, daz daz bluot dâ nider schôz, als ez ein brunne wære. sîn snellekheit was mære, des nieman misselouben darf. gein dem selben er sich warf und sluoc in durch daz houbet nider. der ander bestuont in aber sider und zuct in daz er nider kam. den lewen macht er dô lam, daz er des slages verzagete. der helt in umbe jagete und tet in beiden sampt den tôt. dô gienc ez êrst an die nôt. ...
... ...
...
1914–1980 587
1994 ew Deu für W.
2015
2010
2005
2000
1995
1990
1985
2005 vergeſſen Deu für W.
vnd erſigen von dem bluo te zehant ieſch der vnguo te 13rb der wirt Lynier von Lymo2s beidiv ha2naſch vnd ſin o2s er wolte rechen di getat di aller beſten ſa2wat di dehein ritter ie gewan di leit er zo2nlichen an wan ſin herzen ſere waz ſta2c innan des waz auch ſin ma2c gekovertiv2et zerehte vnſerm guten knehte dem waz auch ſin ha2naſch b2aht er waz doch vil wol bedaht daz er ſich weren wolde der ſtaten ſelde holde der leit auch ſin gewefen an daz blut im dv2ch di ringe ran vz den tiefen wnden wan ſi wa2en niht gebvo nden daz erba2met vil manigen man ſwer ie milten mvo t gewan der diſe not an ſach zegot er ſin gebet ſp2ach daz er ſin niht wolde vergezzen nvo wa2n ſi vf geſezzen beidiv wirt vnd gaſt daz ir dentwederm nihtes b2aſt ſwes eim guten ritter zimet ſwenne er den ſchilt zehalſe nimet Der bermde waz in tiure ze der erſten iuſtiv2e ſta2chen zo2n der wirt trvo c daz ſper er vnder ſluo c vnd twanc den ſchilt fur ſich ſin geberde waz ritterlich wan er wol riten chvo nde iſa zer ſelben ſtvo nde
Vnd erſigin von dem bluo te Do hies der vnguo te Der wurt linier die limeroß Beide harneſch vnd ſin roß Er wolte rechen die getat Die aller beſen ſarwat Die ye dekein ritter gewan Die leitte er zorneclichen an Wanne ſin hertzeleit wz ſtarg Jnnan dz wz ouch ſin marg Gigouirturet zuo rehte Dem fromden guo ten knechte Wart ouch ſin harnaſch bracht Er wz des wol bedacht Daz er ſich werin wolte Der ſtetten ſelden holde Der leitte ouch ſin geweffene an Das bluo t ime durch die ringe ran Von den tieffen wunden 40v Wanne ſy warint nicht vs bunden Dz erbarmte vil manigen man Wer ye miltin muo t gewan Der diſe not an ſach Zuo gotte er ſin gebet ſprach Dz er ſin nicht wolte virgeſſin Nuo warint ſy vff geſeſſin Beide wurt vnd gaſt Dz ir in wederem nichtes gebraſt Wz eime ritter zimt Wanne er den ſchilt zuo halſe nymet Erbermde wz in túre Zuo der erſten iuſtúre Starcken zorn der wurt truo g Daz ſper er vnder den arm ſluo g Vnd twang den ſchilt fu “r ſich Sin geberde wz ritterlich Wanne er ritin wol kunde Je ſa zuo den ſelben ſtunden und ersigen von dem bluote. zehant iesch der unguote, der wirt Lîniers de Lîmors, beidiu harnasch und sîn ors. er wolte rechen die getât. die aller besten sarwât, die dehein ritter ie gewan, die leit er zornlîchen an, wan sîn herzen sêr was starc. innân des was ouch sîn marc gekovertiurt ze rehte. unserm guoten knehte dem was ouch sîn harnasch brâht. er was des vil wol bedâht, daz er sich weren wolde. der stæten sælden holde, der leit ouch sîn gewæfen an. daz bluot im durch die ringe ran ûz den tiefen wunden, wan si wâren niht gebunden. daz erbarmet vil manegen man: swer ie milten muot gewan, der dise nôt ane sach, ze got er sîn gebet sprach, daz er sîn niht wolte vergezzen. nu wârens ûf gesezzen, beidiu wirt unde gast, daz ir enwederm nihtes brast swes eime guoten ritter zimet, swenn er den schilt ze halse nimet. Derbermde was in tiure. ze der êrsten justiure starken zorn der wirt truoc: daz sper er undern arm sluoc und twanc den schilt für sich. sîn gebærde was ritterlich, wan er wol rîten kunde. isâ zer selben stunde
588 Transkription
ſatzter ſich ebene der helt der niht vergebene niemanne wolt entwichen do liezzen ſi da2 ſtrichen – 13va ſo ſi beide mit ir ahten aller meiſt gewinnent m ahten vz ir roſſen di ſi riten dv2ch di ſchilte den miten ſtachen ſi mit ir krefte div ſper daz di ſchefte zerb2aſten vnd hoh vlvgen zwei ſcha2pfiv ſwert ſi zvgen div in wol gezamen ſi gaben vnd namen manigen freiſchlichen ſlac Lynier grozer chvo nſte pflac wan er niht wan zeſtaten ſluo c der ivo nge der den a2n t2vo c der vaht ane liſte Wan er wol wiſte war im zeleide waz getan ſi hiwen beide manigen ſpan ein ander von den ſchilten nitlichen ſi ſpilten ein wile in dem ch2eize idoch ſluo c ageleize der ſinneloſe tvmbe den eltern ritter vmbe vnd verhiv im daz o2s do erbeizte Lyniers von Lymo2s zehant vf di erde mit grozem vnvv erde ſin ros er leſterliche ſchalt auch erbeizte der degen balt zvo dem wirt an daz graz wan auch ſin ma2ch mve de waz Do ſi zer erde chamen
Satter ſich vil ebene Der helt virgeben Nemene wolte entwichen Do lieſſent ſy dar ſtrichen So ſy beide mit ir achtin Aller meiſt gewinnen machtin 41r Vſſir roſen die ſy ritten Durch die ſchilt in almitten Stachint ſy mit ir kreften Die ſper dz die ſcheften Zerbrachent vnd hohe flugen Zwey ſcharpfe ſwert ſy do zugen Die in wol gez amin Sy gabin vnd namin Manigen freißlichen ſlag Linier groſſer kunſten pflag Wanne er nicht wanne zuo ſtattin ſluo g Der junge der den arin truo g Der vacht one liſte Wanne er wol wiſte Was ime zuo leide wz getan Sy hiegent beide manigen ſpan Ein ander von den ſchylden Nitlich ſy ſpilten Eine wile in dem kreiſſe Je doch ſchluo g ageleiſſe Der nameloſe tumbe Den eltern vmbe Vnd zeu “gete ime dz roß Do erbeiſſete linior de limorß v 41 Zuo hant vff die erde Mit groſſe vnwerde Sin roß er leſterlichen ſchalt Ouch erbeiſſete der junge degen balt Zuo dem wurte an dz graß Wanne ſin marg müde wz Do ſy zuo der erden kamin
2024 m ahten W ist unsicher, m ist an das auslautende t von gewinnent angehängt und könnte auch eine Oberschleife sein, Deu liest ahten. für W. 2041 ſchylden P] y aus u korrigiert. 2050 vnvv erde Deu für W. 2052 degeen Deu für W.
2055
2050
2045
2040
2035
2030
2025
2020
2029 vlivgen Deu für W.
2036 arm HaA für P.
2038 wan Deu
satzt er sich ebene, der helt, der niht vergebene niemanne wolt entwîchen. dô liezens dar strîchen, sô si beide mit ir ahten aller meist gewinnen mahten ûz ir rossen, diu si riten. durch die schilte in almiten stâchens mit ir krefte diu sper, daz die schefte zerbrâsten unde hôhe vlugen. zwei scharpfiu swert si zugen, diu in wol gezâmen. si gâben unde nâmen manegen freislîchen slac. Lînier grôzer künste pflac, wan er niht wan ze staten sluoc. der junge, der den arn truoc, der vaht âne liste, wan er wol wiste, waz im ze leide was getân. si hiwen beide manegen spân ein ander von den schilten. nîtlîchen si spilten ein wîle in dem kreize. idoch sluoc ageleize der namelôse tumbe den eltern ritter umbe und verhiu im daz ors. dô erbeizte Lîniers de Lîmors zehant ûf die erde mit grôzem unwerde: sîn ros er lesterlîche schalt. ouch erbeizte der degen balt zuo dem wirt an daz gras, wan ouch sîn marc müede was. Dô si zer erde kâmen,
1981–2055 589
2063 von Deu für W. 2064 ſlugen Deu für W. 2092 geborne Deu für W.
2090
2085
2080
2075
2070
2065
2060
di ſchilt ſi fur ſich namen vnd livfen balde ein ands an ¶Lynier der chvo ne man vnd der ritter ane namen di zwen begvo nden griſgramen von der ſlege ſchalle in whs div nit galle 13vb Von dem zo2n den ſi truo gen div ſcha2pfen ſwert ſi ſluo gen vf ein ander daz ſi erclvo ngen vnd von den helmen ſp2vo ngen des fiv2es flamen bliche di chapfere wanten diche daz einer ſolte geſigen Vnd der ander tot geligen ¶So iener diſen her ſluo c vnlange er daz vertrvo c er treib in ſchiere hin wider zeivngeſt ſluo c der wirt nider den gaſt daz er chom vf div knie Vnd den ſchilt von im lie di ſiten er vf cherte do in ê der lewe ſerte do wndet in aber Lynier in dv2ch di ehalſperge ſin eine wndn tief vnd wit ¶Des erholte ſich der helt enzit er ſp2anc vf als ein degen des ſchiltes moht er niht gepflegen hinder ruche er in ſtiez als in ſin grimmer mvo t hiez der champf dvht in enblanden er nam mit beiden handen daz ſwert do mit er vaht von den wnden wa2t im vn maht vnd auch von dem zo2ne do gedaht der wol gebo2ne 2067 Unleserliche Schreiberkorrektur unter des W.
Die ſchilte ſy fu “r ſich namen Vnd lieffent beide ein ander an Linier der kune man Vnd der ritter one namin Die zwene begundent in griſamýn Von der ſlegen ſchalle Jn wuo chs die nitgalle Von dem zorne den ſy truo gin Die ſcharpfen ſwert ſy ſluo gin Vff ein ander dz ſy erclungen Vnd von helmyn ſprungen Die fúris flamı blicke Die kemphere wandin dicke Das ſy ein ander ſolten geſigen Vnd der ander tot ligen So yener diſer har ſluo g Vnlange er dz vertruo g 42r Er treip in ſchiere hin wider Zuo jungeſt ſluo g der wurt nider Den gaſt das er kam vff die knie Vnder den ſchilt von ime lie Die ſiten er vff kerte Do in der louwe ſerte Do wundete in aber linier in Durch die halſpergen ſin Eine wunden tieff vnd wit Des erholte er ſich in kurtzer zit Er ſprang vff alſo ein degen Des ſchiltes moo chte er nicht gepflegen Vff den rucken er in ſtieß Alſo in ſin grımer muo t gehieß Der den kampf duchte in in blanden Er nam mit beiden handen Das ſwert da mitte er vacht Von den wvnden wart ime vnmacht Vnd ouch von dem zorne Do gedochte der wol geborne 2070 vnd Deu für W.
2071 har P] a unsicher.
2074 zivngeſt Deu für W.
2076 vnd Deu für W.
die schilt si für sich nâmen und liufen balde ein ander an. Lînier der küene man und der ritter âne namen, die zwêne begunden grisgramen von der slege schalle. in wuohs diu nîtgalle von dem zorne den si truogen. diu scharpfen swert si sluogen ûf ein ander, daz si erclungen und von den helmen sprungen die fiures flammen blicke. die kapfær wânten dicke, daz einer solt gesigen und der ander tôt geligen. sô jener disen her sluoc, unlange er daz vertruoc, er treib in schiere hin wider. ze jungest sluoc der wirt nider den gast, daz er kom ûf diu knie und er den schilt von im lie. die sîten er ûf kêrte, da in ê der lewe sêrte. dâ wunt in aber Lînier în durch die halsperge sîn eine wunde tief unde wît. des erholte sich der helt enzît: er spranc ûf als ein degen. des schiltes moht er niht gepflegen: hinder rücke er in stiez, als in sîn grimmer muot hiez. der kampf dûht in enblanden: er nam mit beiden handen daz swert, dâ mit er vaht. von den wunden wart im unmaht und ouch von dem zorne. dô gedâht der wol geborne
590 Transkription
2095 Clac Deu für W.
2125
2120
2115
2110
2105
2100
2095
2104 wigant Deu für W.
Er muo ß her gen alde hin Sit ich ſus geſeret bin Jch wil vs ſuchen einen ſlag Da wurt vz was es werden mag Mine kraft kere ich alle dran 42v Do mitte lieff er den wurt ane Der in ee hatte betobz Er ſchluo g in durch ſin houbet Linieret den helt guo t Das ime dz ſwert zuo tale wuo t Vnd es ime an den zenin widerwant Do von ſf ſtarp der wigant Merckent alle biſunder Ein ſeltzene wunder Vmbe des jungen ritterſchaft Er ſluo g den ſchlag mit ſollicher craft Mit verbiſſenen zan Das ime dz bluo t vs ran Zuo den oren vnd zuo den | mude Vnd ime zuo derſelben ſtunde Geſwant | das er nider kam Dz volg es guo te war nam Vnd hettent alle wol geſworn Dz ſy beide werint verlorn Durch dz ſy alle vnwerde Melin vff der erde hie von erſchrackent ſy alle Jn diſeme leit ſchalle wart hers linier in getragen Beide woffin vnd clagen Dz wz uil obe dem wurte 43r Die maget ouch nyeman irte Zuo tune wes ſy wolte Do hieß die frunt holde Ritter die es tatin Das ſy in eine kemenaten Den jungen tegen truo gen
2103 vntz Deu für W. / and en Deu für W.
es mvz her gan oder hin ſit ich alſus geſeret bin ich wil verſuchen einen ſlac do werde vz waz werden mac mine ch2aft cher ich alle d2an da mit livf er den wirt an der in ê het betovbet er ſluo c dv2ch daz hovbet Lyniern den helt guo t daz im daz ſwert zetal wo t 14ra Vntz es im an den zenen erwant do von ſta2p der Wigant Merchent alle beſvo nder ein ſeltſeim wo nder Vmb des ivo ngen ritterſchaft er ſluo c den wirt mit ſolcher ch2aft mit verbizzem zan daz im daz blut vz ran ze den o2en vnd zedem mvo nde vnd im zerſelben ſtvo nde geſwant daz er nider cham daz wolch es guo t wa2 nam vnd heten alle wol geſwo2n daz ſi beide weren verlo2n dv2ch daz ſi ſo vnwerde vielen vf di erde Da von erſch2achen ſi alle in diſem leit ſchalle wa2t Lynier in getragen beidiv wo f vnd clagen des waz vil ob dem wirte div maget auch nieman irte zetvo n ſwaz ſi wolde do hiez div frivnt holde ritter di es taten daz ſi in ein kemenaten den ivo ngen degen trvo gen
2107 vmb Deu für W.
2113 ernider P] i und d verschwommen.
2119 Da W] a aus i korrigiert.
›ez muoz her gân oder hin: sît ich alsus gesêret bin, ich wil versuochen einen slac, dâ werde ûz swaz werden mac. mîne kraft kêr ich alle dran.‹ dâ mite liuf er den wirt an, der in ê het betoubet: er sluoc durch daz houbet Lîniern den helt guot, daz im daz swert zetal wuot, unz ez im an den zenen erwant: dâ von starp der wîgant. Merkent alle besunder ein seltsæne wunder umb des jungen ritterschaft. er sluoc den wirt mit sölher kraft, mit verbizzenme zan, daz im daz bluot ûz ran zen ôren und zem munde und im zer selben stunde geswant, daz er nider kam. daz volc es guote war nam und heten alle wol gesworn, daz si beide wæren vlorn, durch daz si sô unwerde vielen ûf die erde. Dâ von erschrâkens alle. in diseme leitschalle wart her Lînier în getragen. beidiu wuof unde clagen, des was vil ob dem wirte. die maget ouch nieman irte ze tuonne swaz si wolde. dô hiez diu friuntholde ritter die ez tâten, daz si in ein kemenâten den jungen degen truogen.
2056–2129 591
2146 wahte Deu für W.
2154 ı W] Ansatz zu v oder w.
Die túr ſy zuo ſluo gen Sy˙ ſelbe ſtal ſich dar in Von heile kam ir der ſin Das biſchach dem wigant Einin cleinin atem ſy beuant Der ime von dem mude gie Die frowe das nicht enlie Sy enhieſße ime dz houbit vff haben Vnd ſnelleclichen laben Ouch wart er entweffent gar Man machte ime ein fu “r dar Dar zuo leite man den degen Sin wart harte wol gepflegen Von der frowen here Sy bot ime guo t vnd ere So ſy meiſte machte Vnd ſchuff do eine wachte Jr vettns gar vil drate Sy˙ ſchichte es gar noch rate Was vff der burg vnebene ſtunt Alſo dicke wiſe lute tuo nt 43v Die ein groß erbe an kumit Vnd die wol wiſſint wz in frumit Vil wol ſy es alles geſchafte Des libes zwu “felte Der lag abir uil ſtille Es was ir aller wille Die in ſahin zuo dirre uerte Das in got ginerte Wanne er die auentu “re brach Mengelich ime wol ſprach o Zu dem beſten man in vff huo p Schiere man ouch den wurt begruo p Mit erin alſo es gezam Das lút allis ſamint kam Ritter vnd frowen Sy wolten gerne ſchouwen
2139 enwefent Deu für W.
di tur ſi zvo ſlugen ſiv ſelbe ſtal ſich da2 in von heile chom ir der ſin daz ſiv beſach den wigant einen cleinen aten ſiv bevant der im von dem mvo nde gie div v2owe daz niht enlie ſiv hiez im daz hovbt vf haben vnd ſnellecliche laben auch wa2t er entwefent gar man machet im ein fiv2 dar da2 zvo leit man den degen 14rb ſin wa2te wol gepflegen von der v2owen here ſiv bot im guo t vnd ere ſo ſiv meiſt mahte vnd ſchvo f do ein Wahte ir vetern vil d2ate ſiv ſchichtes ga2 nach rate ſwaz vf der bv2c vneben ſtvo nt als diche wiſe lut tvo nt die ein groz erbe an chvo met vnd di wol wizzent waz in frvo met Vil wol ſiv es alles ſchaffte „ des libes ı zwifelhafte der lac aber ſtille es waz ir aller wille di in ſahen ze dirr verte daz in got ernerte Wan er di aventiv2e b2ach meneclich im wol ſp2ach zem beſten man in vf huo p Schier man auch den wirt begrvo p mit eren wol als es gezam daz livt alleſament cham ritter vnd v2owen ſi wolten gerne ſchowen
2138 ſnellecliche Deu für W.
2165
2160
2155
2150
2145
2140
2135
2130
2159 wan Deu für W.
die tür si zuo sluogen. siu selbe stal sich dar in. von heile kom ir der sin, daz siu besach den wîgant. einen cleinen âtem siu bevant, der im von dem munde gie. diu vrowe daz niht enlie, siu hiez imz houbet ûf haben unde snelleclîche laben. ouch wart er entwæfent gar. man machet im ein fiur dar: dar zuo leite man den degen. sîn wart harte wol gepflegen von der vrowen hêre. siu bôt im guot und êre, sô siu meiste mahte, und schuof dô eine wahte ir vetern vil drâte. siu schict ez gar nâch râte, swaz ûf der burc unebene stuont, als dicke wîse liute tuont, die ein grôz erbe an kumet und die wol wizzent waz in frumet. Vil wol siuz allez schafte. der lîbes zwîfelhafte, der lac aber stille. ez was ir aller wille, die in sâhn ze dirre verte, daz in got ernerte, wan er die âventiure brach. menneclich im wol sprach. zem besten man in ûf huop. schiere man ouch den wirt begruop mit êren wol als ez gezam. daz liut allez sament kam, ritter unde vrouwen: si wolten gerne schouwen,
592 Transkription
Ob der junge mochte geneſen Sy batin ime genedig weſen Die junpfrowen witte erkant Vnd verkurin in ir hant Wz er in zuo leide ye getette Gerne horte ſy die bette Die milte magit ade Sy hatte ſin genade Giuangen do ſy in erſt ſach Das lant volck allis ſamint iach 44r Dirre wurt iſt wol erſetzet Der in des libes hat geletzet Dem erteilen wir gut vn wip Ginert ime got ſinen lip Der frowin mage ſprachen ouch dz Jr zeme michels bas Der ritter vnd ein michel guo t Dem ſy dicke wider muo t Von iren vettern ſolte tragin Do müſſe ſy in durch not verclagin SJt es allen luten wol geuiel Der junpfrowen ir herce wiel Vff tugentlicher ſtette Was ir ſieche tete Dz wolte ſy gerne han bekort Noch denne ſprach er ni wort Jme warint die ougen zuo getan Jedoch durch die beſſerunge han Nam die hubiſche wurtin ˙ oley vnd win Beyde Vnd wuo ſche ime zuo ſtunden Sine trorige wunden Vnd verbrant in wißliche Die magit tugende riche Begunde in allinthalben Meiſterlichen ſalbin 44v Mit einer ſalben alſo guo t
2171 in W] Deu nimmt bei n Korrektur an, es handelt sich aber eher um ein kleineres Schreiberversehen. Tinte überstrichen. 2188 herte HaA für P. 2200 tugent Deu für W.
2200
2195
2190
2185
2180
2175
2170
ob der ivnge moht geneſen ſi baten im genedic weſen di ivncv2owen wit erchant vnd verkvo 2n in ir hant ſwaz er in zeleide ie getete gern ho2te ſiv di bete div milte maget ade div het ſin genade gevangen do ſiv in erſt ſach daz lant volch alles iach dirr wirt iſt wol erſetzet der in des libes hat entſetzet geletzet dem wir teilen gut vnd wip genert im got ſinen lip ſp2achn 14va ¶Der v2owen mage | auch daz ir gezem michels baz der ritter vnd ein michel gut danne ſiv diche wids mvo t von ir vetern ſolte tragen do mvſt ſiv in dv2ch not verclagen Sit es allen luten wol geviel der ivncv2owen ir herze wiel vf tugentliche ſtete waz ir ſiech tete daz wolt ſiv gern han becho2t noch enſp2ach er niht enwo2t im wa2n div augen zvo getan idoch dv2ch bezzervnge wan nam div huo bſche wirtin beidiv oleý vnd win vnd wſch im zeeden ſtvo nden ſine blvtige wndn vnd verband in wiſliche div maget tvgent riche begvo nd in allenthalben meiſterliche ſalben mit einer ſalbe alſo guo t 2178 entſetzet W] Streichung mit roter Tinte; geſetzet Deu.
2181 Einfügung über Zeile W mit roter
ob der junge möhte genesen. si bâten im genædic wesen die juncvrowen wît erkant und verkurn in ir hant swaz er in ze leide ie getete. gerne hôrte siu die bete, diu milte maget Ade: die hete sîn genâde gevangen dô siun êrst sach. daz lantvolc allez jach ›dirre wirt ist wol ersetzet. der in des lîbes hât geletzet, dem erteilen wir guot unde wîp, genert im got sînen lîp.‹ der vrowen mâge sprâchn ouch daz, ir gezæme michels baz der ritter und ein michel guot, dan siu dicke widermuot von ir vetern solte tragen. dô muoste siun durch nôt verklagen, sît ez allen liuten wol geviel. der juncvrowen ir herze wiel ûf tugentlîche stæte. waz ir sieche tæte, daz wolt siu gerne hân bekort. noch denne ensprach er niht ein wort. im wârn diu ougen zuo getân. idoch durch bezzerunge wân nam diu hübsche wirtîn beidiu oley unde wîn und wuosch im zuo den stunden sîne trôrige wunden und verband in wîslîche. diu maget tugentrîche begund in allenthalben meisterlîche salben mit einer salben alsô guot,
2130–2203 593
2210 zwifelriche Deu für W.
daz im daz verch vnd daz blvo t ein ſolche hitze gewan daz den champf mve den man des libes geluſte vnd er div augen wſte ¶Dar nach ſchiere er vf ſach zwifeliche vnd ſp2ach mir iſt ha2te we wa bin ich vnd wi es ſte des wndert mich er begat ſin ere ſwer mirs ſaget des antw2t im div maget div in hielt in ir pflegen gehabe dich wol turer degen vnd enfv2hte dir fur namens niht div aventiv2 iſt ein wiht di min veter vz bot es lit von dinen handen tot 14vb ein der kvneſte man der ritters namen ie gewan daz waz Lynier der mere ſin tot waz clagebere ich mvz imer riwich weſen doch des alein maht tvo geneſen ſo iſt entzwei geteilet min ſere enhabes niht ringe degen her ob ich iht liebes dir getvo daz dvo gedencheſt wol da2 zvo do mit dv mir loneſt ob dvo din ſelbes ſchoneſt daz iſt wol min wille nvo ſwige vil ſtille oder rede aber ſenfticliche ich tvo n billiche ſwaz ir gebietent ſp2ach ds degen ir han min wol bis her gepflegen So lat iw chv2zliche ſagen daz in vnmanigen tagen
2207 geluſte Deu für W.
2240
2235
2230
2225
2220
2215
2210
2205
2212 dez Deu für W.
2214 anwrt Deu für W.
Das ime das werg vnd dz bluo t Eine ſolliche hitze gewan Das den kampf müden man Des lebennes geluſte Vnd er die ougen wuſte Dar noch er ſchiere vff ſach Zwúfelichen vnd ſprach Mir iſt harte we wa bin ich Vnd wie es ſte das wundert mich Er bigat ſiner ere wer mir es ſagit Des antwurte ime die magit Die in behielt in ir pflegen Gehabe dich wol turer degen Vnd enuorchte dir fu “rnemıs nicht Die ouenture iſt ein wicht Die myn vetere vs in bot Vnd lit von dinen handin tot Ein der kuniſte man Der ye ritterß namyn gewan Das was linier der mere Sin tot iſt clagebere Jch muo ß ſin yemir ruwig weſen Doch des allein machtü genieſſen So iſt in zwey geteilet mýn ſer Das in habe nicht ringe degin hers Obe ich dir liebes icht getuo 45r Das dü gedenckeſt wol der zuo Vnd din ſelbis ſchoniſt Vnd mir da mitte loneſt Das iſt wol myn wille Swige uil ſtille Alde rede aber ſenfteclich Jch tuo n billiche Wz ir gebietent ſprach der tegen Jr hant myn wol bitz her gepflegen d O lant vch kurtzeclich ſagen Das in in menigen dagen
2218 einwiht Deu für W.
2225 riuvich Deu für W.
2237 geietent Deu für W.
daz im daz verch und daz bluot eine sölhe hitze gewan, daz den kampfmüeden man des lebennes geluste und er die ougen wuste. dar nâch schiere er ûf sach zwîfelîchen unde sprach ›mir ist harte wê. wâ bin ich? und wie ez stê, des wundert mich. er begât sîn êre, swer mirz saget.‹ des antwurt im diu maget, diu in hielt in ir pflegen ›gehabe dich wol, tiurer degen, und enfürhte dir fürnamens niht. diu âventiure ist ein wiht, die mîn veter ûz bôt, und lît von dînen handen tôt ein der küeneste man, der ritters namen ie gewan: daz was Lînier der mære. sîn tôt ist clagebære: ich muoz sîn imer riwic wesen. doch dês al ein: maht tu genesen, sô ist enzwei geteilt mîn sêr. enhabez niht ringe, degen hêr, ob ich iht liebes dir getuo, daz du gedenkest wol dar zuo und dîn selbes schônest und mir dâ mite lônest: daz ist wol mîn wille. nu swîge vil stille od rede ab senfticlîche.‹ ›ich tuon billîche swaz ir gebietent‹ sprach der degen: ›ir hân mîn wol biz her gepflegen.‹ Sô lât iu kurzlîche sagen, daz in unmanegen tagen
594 Transkription
Der nameloſe genas Das ime arges nicht enwas Die handelunge was vil rich Die ime die frowe tagelich Mit guo tem willen ſcheinde Do er genas das ſy es meinde Jme zuo mynnen vnd zuo fromen Des wz der tu “rlich gomen Balt vnd hertzeclichen fro Nuo iſt es komı alſo Das ſich ſin manheit nicht verhal Vnd ſin vechten vz erſchal Jn allinthalben in die lant Sinı kampf ſach manig wigant Vnd volckis ein michel wunder Da warent ouch ritter vnder 45v Die warent komen von karedigan Die ſahint ouch liniern ſlan Vnd iach ir alle gemeine mvnt Jn enwere nicht beſſirs ritters kunt Das ſich alſus vernam Vntz es zuo der maſſenie kam Der arthus der kunig pflag Do ſprach erec vil de roilag Saget vns yeman wer der ſy˙ Des antwurte orphilet do by˙ Dar noch alſo vns iſt gezalt So iſt es der helt balt Der ſelbe ſins namin neine weiz Von moreiz galaga druweiß Der hat ſýn yemer genuo g Dz er liniern ſluo g Vermeſſenlich ſo man vns ſeit Das iſt ein michel manheit Er muo ß es alſo wol geturet ſin Do giluſte die kunigin Genüren das ſy˙ enſolte ſehen
der namelôse genas, daz im arges niht enwas. diu handelunge was vil rîch, die im diu vrowe tegelîch mit guoten willen scheinde. dô er genas, wan siu ez meinde im ze minnen und ze frome, des was der tiurlîche gome balt und herzeclîchen vrô. nu ist ez komen alsô, daz sich sîn manheit niht verhal und sîn prîs ûz erschal allenthalben in diu lant. sînen kampf sach manic wîgant und volkes ein michel wunder. dâ wârn ouch ritter under, die wâren komen von Kardigân: die sâhn in ouch Lînieren slân und jach ir aller gmeiner munt, in ward nie bezzer ritter kunt, daz sich sîn lob alsus für nam, unz er zer massenîe kam, der Artûs der künic pflac. dô sprach Erec fil de roi Lac ›saget uns ieman wer er sî?‹ des antwurt Orphilet dâ bî ›dar nâch als uns ist gezalt, sô ist ez der helt balt, der selbe niht sîns namen weiz. von Môreiz Galagandreiz, der hât sîn immer genuoc. daz er nu Lînieren sluoc vermezzenlîchen, sô man seit, daz was ein michel manheit. er muoz wol getiuret sîn.‹ dô wunschte diu künigîn Ginovere, daz siun solte sehen. 2259 vnd ich Deu für W. / geminer Deu für W.
Fragment B 9r ... iach ir al gemeins munt innewere nit bezzerſ | riters kunt daz mere ſich alſ9 vur na unz ez | zer maſſenie ka ds Art9 ds .k. phlac ˙ do ſpca h Erec | fildroylac ſaget unſ iene wer er ſi des antwur- | te Orphilet dabi dar nach alſ unſ iſt gezalt | ſo iſt ez ds helt balt ds ſelbe ſineſ name nine weiz | vo moreiz galagaderweiz ds hat ſin iems gnuo c | daz er nu Liniere ſlvo c vs mezzenliche ſo ma unſ | ſeit daz iſt ein michel manheit ez mvo z eſ wol | geturret ſin do geluſte die kunegin Ginouern | daz ſiv inſolte ſehe
2243 handelve nge Deu für W. 2246 ſiv W] iv Deu. 2258 Lyniern W] Deu nimmt unzutreffend Überschreibung (Schwärzung?) des e an. links ausgeworfen W. 2262 vntz Deu für W. 2264 ¶ W fehlt Deu. 2277 in solte Co für B.
2275
2270
2265
2260
2255
2250
2245
der nameloſe genas daz im a2ges niht enwaz div handelvo nge waz vil rich div im div v2owe tegelich mit guten willen erſcheinde do er genas wan ſiv es meinde im zeminnen vnd zefrvo men des waz der turliche gomen balt vnd herliche v2o ez ¶Nvo iſt | chomen alſo daz ſich ſin manheit niht verhal vnd ſin p2is vz erſchal allenthalben in div lant ſinen champf ſach manic wigant vnd volches ein michel wo nder do wa2n auch ritter vnder di wa2n chomen von Karadigan di ſahen in auch Lyniern ſlan Vnd iach ir aller gemeiner mvt in w2de nie bezzer ritter chvnt — 15ra ſin daz ſich | lob alſus fur nam Vntz er zer maſſenie cham der A2tus der chvnic pflac ¶Do ſp2ach erec fylderoylac ſaget vns ieman wer er ſi # des antw2t o2pylet da bi da2 nach als vns iſt gezalt ſo iſt es der helt balt der ſelbe niht ſines namen weiz von Mo2eiz Galagand2eiz der hat ſin immer genvo c daz er nvo liniern ſluo c e vermezzenlichn ſo man ſeit daz waz ein michel manheit er mvz wol getv2t ſin do wnſchte div chvnigin Genovere daz ſiv in ſolte ſehen
2261 ſin
2204–2277 595
2280 ma Co für B.
2310
2305
2300
2295
2290
2285
2280
2286–2303 Lücke B.
2297 walweinen Deu für W.
Jme wart “vberlut veriehen Obe der tauelrunge Das man nyender fúnde Jn keinim degen ſo ſtette Der ye beſſers getette 46r Do ſprach der kunig arthus Do er ſaß in ſime huß Zuo ſynyn geſellen vberlüt han ich dekeinen holden trut Weder mage noch alle die man Dem lone ich ſo ich beſte kan Ober den helt bringet hers Es iſt mýn obereſte ger Mochte ich den ritter geſehen Dem ich der manheit horte iehen Man nennet in vnd nicht andirß me Wanne der ſtoltze degen von neme ſe Er | iſt durch ein neiß was nameloß Die maſſenie do er kos Wallewein den helt balt Wanne er zuo dem túrſten wz gezalt Das er durch die kunigin Vnd durch die liebe der geſellen ſin Der kunig gewerte dirre bette Do warp er alſo er ye tette Er ſprach gezogenlich Jch verſuche es mýnneclich Vnd wil es verdienen yemir mer Dz der degen alſo her Mines heren hoff beſchouwe Do en was enkein frowe 46v Die do zuo ſtunt dz vermitte Sy enwuſte wol dz er geritte Zuo hant leitte ſinen harneſch dran Walwein der wol gezogene man Vnd reit vorſchen manigen tag Hin in gegen den limors lag
2290 oberſtiv Deu für W.
do wa2t vber lut veriehen ... ... es enwere dehein degen ſo ſtete der ie bezzers getete Do ſp2ach der chvnic A2tus do er ſaz in ſim hvs zeſinen geſellen vber lut han ich deheinen holden trut di weder mac vnder man dem lon ich dem ich beſte chan ob er den helt b2inget her es iſt min obereſtiv ger moht ich den ritter geſehen dem ich der manheit ho2e iehen man nennet in vnd anders niht me wan der ſtolze degen von dem Se er iſt dv2ch neizwaz namelos div maſſenie do erchos Walweinen den helt balt wan er zen tiv2ſten waz gezalt daz er dv2ch di chvnigin vnd dv2ch di lieben geſellen ſin den chvnic gewert dirre bete do wa2p er als er ie tete 15rb Er ſp2ach gezogenliche e ich verſuch es minnc liche vnd wil es verdinen imms mer daz der degen alſo her mines herren hof beſchowe do enwaz dehein v2owe di zeden ſtvo nden daz ver mite ſi wnſchten daz er wol gerite Zehant leit er ſin ha2naſch an walwein derhuo bſch man vnd reit vo2ſchende manigen tac hin gegen do Lymo2s lac
2298 er W] der Deu.
2300 sin Deu für W.
ime wart uber lut vs iehe | obe ds tauelrunde daz [ma] nierge funde deheine | dege ſo ſtete der ie bezzerſ it getete || [Do ſpca h ds .k. Art9 ] [da er ſaz in ſime huſ] [zeſine] ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 9v ich vs ſuo chez minnecliche un wil ez gediene iems | mer daz ds dege alſe her mineſ herre hof beſcowe | da newaſ dehein vrowe div zeſtunde da vs mite | ſiv ne wunſcte daz er wol gerite || Ze hant leit den harnaſc an Walwein ds wol | gezogene ma un reit mit vorſce manege tac | hin engegen da Limo2s lac
2306 dazu Deu für W.
2312 walwein Co für B.
dô wart über lût verjehen obe der tavelrunde, daz man niender funde enkeinen degen sô stæte, der ie bezzerz getæte. Dô sprach der künic Artûs, dô er saz in sîme hûs, ze sînen gesellen über lût ›hân ich deheinen holden trût, deweder mâc alde man, dem lôn ich sô ich beste kan, ob er den helt bringet her. ez ist mîn oberistiu ger, möht ich den ritter gesehen, dem ich der manheit hœre jehen. man nennt in, und niht anders mê, wan der stolze degen vonme Sê. er ist durch neizwaz namelôs.‹ diu massenîe dô erkôs Wâlweinen den helt balt, wan er zen tiursten was gezalt, daz er durch die künigîn und durch die lieben gesellen sîn den künec gewerte dirre bete. dô warp er als er ie tete. er sprach gezogenlîche ›ich versuoch ez minneclîche und wilz verdienen immer mêr, daz der degen alsô hêr mînes herren hof beschouwe.‹ dô enwas dehein vrouwe, diu zuo den stunden daz vermite, si enwunschte daz er wol gerite. Zehant leit er sîn harnasch an, Wâlwein der hübsche man, und reit vorschent manegen tac hin gegen dâ Lîmors lac,
596 Transkription
ſwaz in ſolches ie geſchach
ein bv2c guo t vnd vaſt do waz geneſen der gaſt der ê do waz gevangennv lant ivch niht belangen eines meres des ich iw ſagen ſol v2owe ade ſchvf ir dinc wol ſo nie dehein ivncv2owe baz eines tages ſiv vf ir pfert ſaz daz nieman mere mit ir reit Wan der ritter gemeit des ſi vngern ane rite hi vo2 waz alles ſite daz es dem man niht waz leit ſwa ein v2owe hin reit ſelb ander oder aleine nvo pflegent es v2owen deheine ſi lant es dv2ch der manne zo2n div ivncv2owe wol gebo2n wolte gerne ſvo nen ir vater vnd den chvo nen der neben ir reit ir va2tgenoz des weges ſi lutzel verd2oz der hin gein den býgen lac der degen wnſcht al den tac daz im got zv ſande einen helt daz er bechande waz er an im ſelbe mohte han er iach er geto2ſte wol beſtan 15va einen man ſwer er were der in dvhte kampbere Deſt mer waz ſiner manheit wan er bi der v2owen reit e div zenern niht waz treger ob er ie bi ir gelege des enweiz ich niht wan ichz niht ſach Ein burg gut vnd vaſte ... Der e da wz geuangen Nvo lant vch nicht belangen Eine mer die ich vch ſagen ſol Frowe ade ſchuo ffet ir ding wol So nye dekein junpfrowe bas Eines dages ſy vff ir pfert ſas Dz nyeman nieman mere mit ir reit Wanne der ritter gemeit Das ſy vngerne an ritte Hie vor wz ein elich ſitte Dz was deme manne leit Wa ein frowe hin reit Selbe ander alleine Nuo pfliget es wibe al enkeine So lont es durch der manne zorn Die junpfrowe wol geborn Wolte gerne ſ¨vnýn Jrem vatter vnd den kuo nin Do nebentir reit ir vartgenoß 47r Des waz ſy lutzel verdroß Der hin in gegen den bigen lag Do wunſchete der tegen allen den tag Dz ime got ſ zuo giſantte Einyn helt dz er bekantte Wz er an ime ſelbin mochte han Er iach er getorſte wol beſtan Einen man wes ſyn | erwere Der in duchte kampfibere d Eſte mere wz ſin manheit Wanne er by˙ der frowin reit o Die zu den eren nie wart trege Ober ye by ir gelege Das enweiz ich nit wanne ich es nit enſach Was in ſolliches dinges ye beſchach 2328–2345 Lücke B.
2330 al P] a unsicher.
ein burc guot unde vast. dô was genesen der gast, der ê dâ was gevangen. nu lânt iuch niht belangen eines mæres des i’u sagen sol. vrowe Ade schuof ir dinc wol, sô nie dehein juncvrowe baz. eines tages siu ûf ir pfert saz, daz nieman mêre mit ir reit wan der ritter gemeit, des si ungern âne rite. hie vor was ein ellich site, daz ez dem manne niht was leit, swâ ein vrowe hin reit, selb ander oder aleine. nu pfliget es wîbe enkeine: si lânt ez durch der manne zorn. diu juncvrowe wol geborn wolte gerne süenen ir vater und den küenen, der neben ir reit ir vartgenôz: des weges si lützel verdrôz, der hin gein den Bîgen lac. dô wunscht der degen al den tac, daz im got zuo gesande einen helt, daz er bekande, waz er an im selben möhte hân. er jach, er torste wol bestân einen man, swes sun er wære, der in dûhte kampfbære. Deste mêr was sîner manheit, wan er bî der vrowen reit, diu zen êren niht was træge. ob er ie bî ir gelæge, des enweiz ich niht, wan ichz niht sach. swaz in sölhes ie geschach, 2324 wan Deu für W. / :va Co für B. 2349 Komma nach niht Deu für W.
ſwaz in ſolches geſcach
ein burc guo t un | vaſt do waſ geſezze der gaſt ds ê was gevangen | nv enlant ivch nit belange eineſ mereſ deſ ich | iv ſage ſol fro Ade ſcuo f ir dinc wol ſo nie kein | iuncvrowe baz einſ tageſ ſiv uf ir pherit ſaz daz | nie[ma me] mit ir rei[t] [w]a ds riter gemeit des ſiv | vngerne [ane rite] hie vo2 waſ ein allich ſite [daz | ez dem ma nit waſ leit] ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 10r ... vrowe reit div zeden ere nie wart trege ober ie | bi ir gelege des enweiz ich nit wa iſ nit ſach |
2320 ſchuo ffet P] et unklar, eventuell gestrichen. 2322 vf W fehlt Deu. 2323 nie ma me mit ir rei: Co für B. 2344 duhte Deu für W. / kampfibere P] Oder kamphbere mit atypischem h? 2347 treger W] leicht rasiertes r.
2350
2345
2340
2335
2330
2325
2320
2315
2278–2350 597
2370–2388 Lücke B.
als unser friunt daz gesach, dô wând er vinden sîne ger. vor freuden warf er ûf daz sper und leisiert über die plâne. der helt von Britâne, der wartet im vaste, daz im ein are glaste von golde ab dem schilte. dô dâhte der milte ›ditz mac wol sîn der wîgant, durch den ich ûz bin gesant.‹ Von sage hât er in bekant, wan sîn zobelîner rant der was gar zerhouwen. hie mugent ir wol schouwen, daz Wâlwein harte hübsch was. er stach daz sper in daz gras und leinde sînen schilt dran. dâ mite reit er für sich dan, daz er den helm abe bant unde fuort in an der hant.
daz enwas niht offenbære. ez wære ein übel mære, solt ieglîch dinc ûz komen. dar nâch als ichz hân vernomen, sô ziuhe ichz ûf der wîbe wân. nu swîgent, lânt mich fürbaz vân. Dô die lieben geverten aller müeje sich erwerten mit freuden maneger künne, und ir ein niwe wünne gedîhteclîche unde ebene pflac und ez ieze was mitter tac, dô reit über ein breide gegen einer wegescheide Wâlwein, dem al diu welt wol sprach.
2376 uch P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine
alſe unſer | vrunt daz geſach do wander vinde ſine ger von | vrovde warf er uf ſin ſper [un leiſierte ubs die] ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
daz enwaſ nit offenbere | ez were ein ubel mere ſolte iegelich dinc uz ku- | me dar nach alſ irz hant vs nume ſo zivhe iz uf | ds wibe wan nv ſwiget lat mir furbaz vaN | Do die liebe geverte aller mvo ge ſich erwerte | [k]unne vrovde maneger h.a.n.d.e. un ir ein niwiv wu... | gelichliche un ebene phlac un ez ieze waſ mitts | tac do reit ubs gene preide gege ir wegeſceide | Walwein dem al div welt wol ſpca h
2365 walwein Deu für W.
Dz enwz nicht offenbere Es were ein vbel mere Solte yegelich ding vz komen Dar noch alſo ir es hant vernomen So zuhe ich es vff der wibe wan Nuo ſwigent lant mich furbz van Do die lieben geuerten Aller muo ge ſich erwerten Mit freuden maniger kinne Vnd er ein nuwe wunne 47v Glicheclich vnebene pflag Vnd es ye zo wz mitter dag Do riet aber eine predie preide Gegen einer wegeſcheide Walwein dem alle die welt ſpr wol ſprach Alſo vnſir frunt das geſach Do wende er vyden ſine ger Von freuden warff er vff das ſper Vnd laſchierte vber die plange Der helt von pritange Der wartete ime vaſte Das ime ein ore glaſte Von goulde abe dem ſchilte Do dachte der milte Das mag wol ſin der wigant Durch den ich uch bin geſant Von ſage hatte er in bekant Wanne ſin zobliner rant Der wz gar zerhouwin Hie mu “gent yr wol ſchouwin Das walewein harte húbeſch wz Er ſtach dz ſper in dz graß Vnd leinde ſinen ſchilt dran Do mitte reit er fu “r ſich dan Das er den helm abe bant Vnd furte in in der hant
2354 vs B] vl Co. 2361 Deu gibt für B und (fälschlich) P die Lesart gelichliche. Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101).
2385
2380
2375
2370
als vnſer ritter daz er ſach do wonder vinden ſine ger vo2 freuden wa2f er vf daz ſper vnd leiſiert vber di plangen der helt von b2ittangen der wa2tet im vaſte daz im ein a2e glaſte von golde ab dem ſchilte do gedahte der milte ditz mac wol ſin der wigant dv2ch den ich vz bin geſant Von ſage hater in bechant wan ſin zobeliner rant der waz gar zerhowen hi mvgent ir wol ſchowen daz walwein ha2t hubſch waz er ſtach daz ſper in daz graz 15vb vnd leinde ſinen ſchilt d2an da mit reit er fur ſich dan daz er den helm ab bant vnd fv2t in an der hant
b es were ein vbel mere a daz enwaz niht offenbere ſolten alliv dinc vz chomen dar nach als ichs han vernomen 2355 ſo zvhe ichs fur der wibe wân nvo ſwigent lant mich fv2baz vân Do di lieben geverten vnfreude ſich erwerten mit freude maniger chvnne 2360 vnd ir ein niwe wnne gelich vnd ebene lac pflac vnd es itze wa2t mitter tac do reit vber iene heide gegen einer wecſcheide 2365 Walwein dem div welt des beſten iach
598 Transkription
48r An allir ſlachte kluppin Ließ er ni der die guppin Das der wic ſpehe deſte bas geſehe So wendelichen wehe Das er zuo den zitten Mit ime nicht wolte ſtritten Vnd er ſich ime niene werte Der frowin geuerte Der iach es wer ime ande Jn duchte ein michel ſchande Der gewerp des heren valwein pflag Do bot er ime guten dag Alſo in ſin zucht ſtúrte Walwein nicht betúrte Er neig ime ſchone der wider Der ſtoltze ritter fragete in ſider Was er meres ſagete Walwein nicht gedagite Jch enweiz nicht meres wanne guo t Vnd han einen frolichen muo t Vnd einen lieplichen wan Dz ich vch funden han Vwer tugent hör | ich lobin gein Jr ſit der linierin ſluo g Do begent ellendesle kraft Nvo vernement myne botſchaft 48v Vch hat enbotten verre kunig arthus myn hers e Vnd alle die maſſenie ſin Vnd zuo vorderſt die kunigin Das ir ſy ruchent geſehen Jch wil úch werliche iehen Ob ir dar kerent ir werdint wol geerit Von rittens vnd von frowen gekerit One alle ſunder bouwin ... ... 10v daz ...[r wic]ſpehe deſtebaz ſehe daz er zediſe zite | mit ime nit wolte ſtrite un er ſich ime nine | werte der v[r]owe geverte ds iach ez were ime an- | de induhte michel ſcande ds gewerp deſ her | Walwein phlac doch bot er ime guo te dac alſe | in ſin zuht ſturte Walweine nit beturte er | neic ime ſcone ds wider ds ſtolze ritts vragete in | ſider waz mereſ er ſegete walwein nit gedagete | ich weiz nit mereſ wa guo t un han eine vroli- | che mvo t un eine liepliche wa daz ich ivch fun- | den haN iwer tugent ho2e ich lobe gnvo c ir ſit | der liniere ſlvo c da begiengent ir ellenſ kraft [nu vernement mine boteſcaft]
ân allerslahte klupfen liez er nider die kupfen, daz der wîcspæhe deste baz gesæhe, daz er ze den zîten mit im niht wolte strîten, und er sich im niht werte. der vrouwen geverte der jach, ez wær im ande. in dûht ein michel schande der gewerp des herre Wâlwein pflac; doch bôt er im guoten tac, als in sîn zuht stiurte. Wâlweinen niht betiurte, er neic im schône derwider. der stolze ritter vrâgt in sider, waz er mæres sagete. Wâlwein niht gedagete ›ich enweiz niht mæres wan guot und hân ein vrœlîchen muot und einen lieplîchen wân, daz ich iuch nu funden hân. iwer tugent hœr ich loben genuoc, sît ir der Lînieren sluoc, dâ ir begiengent ellens kraft. nu vernement mîne botschaft. iu hât enboten verre der künec Artûs mîn herre und al diu massenîe sîn und ze vorderst diu künigîn, daz ir si geruochent sehen. ich wil iu wærlîche jehen, ob ir dar kêret, ir werdent wol geêret von rittern und von vrouwen.
2388 liz Deu für W. 2390 ſehe Deu für W. 2392 ime ::t Co für B. 2394 v:owe Co für B. 2396 in duhte Co für B. 2400 walweinen Deu für W. 2401 neit Deu für W. 2402 inſider Deu für W. / sid:: Co für B, die notiert, dass der letzte Buchstabe nicht wie ein r aussehe. Ich halte den Buchstaben für lesbar, irritierend mag allenfalls die Oberlänge (Fleck?) sein. 2405 ::: weiz Co für B. 2409 gern P? 2411 begingent Deu für W. / ellendeske Combridge 1963, S. 206 für P. 2412 :: vernement Co für B. 2413 Links ausgeworfenes x P wohl von anderer Hand. 2415 Vnd W] and Deu. 2416 chvnigin Deu für W.
2420
2415
2410
2405
2400
2395
2390
ane allerſlahte chlvpfen liez er nider di chvpfen daz der wic ſpehe deſter baz ſehe daz er zeden ziten mit im niht wolte ſtriten vnd er ſich im niht werte der v2owen geverte iach es wer im ande in duht ein michel ſchande der ſit des walwein pflac doch bot er im guten tac als in ſin zvht ſtiv2te Walweinen niht betiv2te er neic im ſchone der wider der ſtolze ritter v2aget in ſider waz er meres ſagete walwein niht gedagete ich en weiz niht meres wanne gut vnd han einen v2olichen mvt vnd einen lieplichen wan daz ich ivch nvo fvo nden han iwer tvgent ho2 ich ſagen genvo c ſit ir der Lyniern ſluo c do begiengent ir ellens ch2a2ft nvo vernement mine botſchaft Uch hat enboten verre der chvnic a2tus min herre Vnd al div maſſenie ſin vnd zevo2deruſt div chvo nigin daz ir ſi gervchent ſehen ich wil iv gewerlich iehen ob ir dar cherent ir werden wol geerent von rittern vnd von v2owen
2351–2421 599
2423 erdiezen Deu für W.
2455
2450
2445
2440
2435
2430
2425
2429 mich Deu für W.
ir mvgent do manic dinc ſchowen 16ra des ivch niht da2f erd2iezen auch ſvlnt ſi geniezen wider iv ein teil der reiſe min ſit ich ir aller bot mve z ſin Do ſp2ach der v2emde riter ſan herre es enwer niht wol getan daz ir mîch mit diſen dingen zemere woltent b2ingen ob ich mit iv alſvs fure ſwer daz ſehe der geſwo 2e wold ich iwer gevange ne were auch wiſſ ich gerne ein mere ob es ivch niht verd2vzze # wa2 an iwer der chvnic genvzze ſvlt ir ein ſo vbel herre ſin daz ir mich vber den willen min ihtes betwingen woltent deſt wa2 ir enſoltent wider mich di rede niht han getan daz ich vch hut gegrvzet han daz iſt immer miner leid ein ¶Do ſp2ach der ſtolze walwein es iſt ein wiſlicher mvo t ſwelch degen frvo meclichen tuo t daz es in niht geruwe vf mine truwe daz wa2en ie di ſinne min herre lat di rede ſin ſp2ach der v2owen va2t genoz wan mich nie nihtes ſo verd2oz ſo gute rede ane werc werent ir grozer danne ein berc ich mvſt ê mit iw ſtriten ê dan ich ıeder wolte riten wan da2 mich min v2owe hieze ich furhte ſi verd2ieze
2431 fure Deu für W.
2433 gevange nen Deu für W.
Jr núgent da manig ding ſchouwin Daz vch nicht darff verdrieſſen Ouch ſullent ſy genieſſen Wider vch ein teil der reiſen | mýn Sit ich aller botte muo ſſe ſin Do ſprach der fromde ritter ſan Here es enwere nicht wol getan Das ir mich mit diſen dingen Zuo ime woltent bringen Obe ich alſus mit vch füre Wer das ſehe der geſwure Das ich uwer geuangen were Ouch wuſte ich gerne ein mere Ob es uch nicht verdruſſe War an uwer der kvnig genu “ſſe Sullent ir ein alſo vbeler hes re ſin 49r Das ir mich vber den willen mýn Jchtis betwingen woltent Deß war ir enſolten Wider mich die rede nicht han getan Dz ich uch hute gegrue ſſitt han Daz iſt yemir myner leide ein Do ſprach der hubiſche walwein Es iſt ein wiſlicher muo t Wellich degen fromeclichen tuo t Dz es in nicht geruwe Vff myne truwe Das warent ye die ſynne mýn herre lant die rede ſin Sy˙ ſprach der frowen uartgenoß Wanne mich nie nichtes ſo virdroß So gutter rede one werg Werint ir groſſer denne ein berg Jch müſte ee mit vch ſtritten Danne ich yender wolte ritten Wanne der mich myn frowe hieß Jch vorchte ſy verdrieſſe
2437 hes re P] e korrigiert j (?).
2452 nihts Deu für W.
2457 daz Deu für W.
ir mugent dâ manec dinc schouwen, des iuch niht darf erdriezen. ouch sulnt si geniezen wider iu ein teil der reise mîn, sît ich ir aller bote muoz sîn.‹ Dô sprach der vremde ritter sân ›herre, ezn wær niht wol getân, daz ir mich mit disen dingen ze mære woltent bringen. ob ich alsus mit iu füere, swer daz sæhe, der geswüere, deich iwer gevangen wære. ouch wiss ich gerne ein mære, ob es iuch niht verdrüzze, war an iwer der künec genüzze, solt ir ein sô übel herre sîn, daz ir mich über den willen mîn ihtes betwingen woltent. dêst wâr ir ensoltent wider mich die rede niht hân getân. daz ich iuch hiut gegrüezet hân, daz ist immer mîner leide ein.‹ dô sprach der stolze Wâlwein ›ez ist ein wîslîcher muot, swelch degen frümeclîchen tuot, daz ez in niht geriuwe. ûf mîne triuwe, daz wâren ie die sinne mîn.‹ ›herre, lât die rede sîn‹ sprach der vrowen vartgenôz: ›wan mich nie nihtes sô verdrôz sô guoter rede âne werc. wært ir grœzer danne ein berc, ich müest ê mit iu strîten, dan ich iender wolte rîten wan dar mich mîn vrowe hieze. ich fürhte, si verdrieze
600 Transkription
2466 walwein Deu für W.
Walwein ſo heizet min name
der mere der wir han geſaget entriwen neinez ſp2ach div maget es iſt billich vnd reht daz ein iegelich guo t kneht 16rb ſine botſchaft ſo bewende daz er wizze an ein ende wi er antw2t oder wes Walwein genadet ir des vnd vienc ſin rede wids an er ſp2ach gedenchent frov mer man ſwer mines herren hof niht enſiht der eniſt vollechomen niht in allen diſen landen nvo wis niht enblanden daz verdiene ich gern ze aller zit idoch enweiz ich niht ws ir ſit ſp2ach der ritter von dem Se ich enbit ivch nihtes me lat mich mit miner v2owen va2n Vnd mvz ivch der riche got bewa2n wan ich en wil mit iwe niht gelovbent mir einer geſchiht ich en mach zeb2ittanie nimms chom ê ich anderiv mere habe vs nomen ¶Do ſp2ach der ritter der e in lut wa2 vmbe herre do iſt doch gut ſi es miner v2owen wille ſo ſwigent ein wil ſtille vnd lant mich reden fur baz ir ſp2achent niwelingen daz ir enwiſtent wer ich were moht ich nvo miniv mere iht gebezzeren da2 an ſo bin ich ein der man der ſich iw nennet ane ſchame
2464 ane Deu für W. Deu für W.
2490
2485
2480
2475
2470
2465
2460
2469 ensieht HaA für W.
2474 enwiz Deu für W.
Das mere dz wir hant geſagit Jn truwen nein es ſprach die magit Es iſt billich vnd recht Dz yegelich gut knecht Sinenı botſchaft ſo bewende 49v Daz er wiſſe an ein ende Wie er antwurte alde wes Walwein genadete ir des Vnd vie ſin rede wider an Er ſprach gedenckent fromir man Wer myns heren hoff nit geſiet Der iſt vollekomen niet Jn allen diſen landen Nvo enwiß nicht enblanden Dz verdiene ich yemir gern zuo aller zit Jo enweiß ich nicht wer ir ſit Sprach der ritter von me ſe Jch bitte v´ ch vnd nichtes me lant mich mit myner frowen | varn Vnd müſſe vch der riche got bewarn Wan zuo ware ich enwil mit vch nicht Geloubint mir eine geſchicht Jch enmag zuo pritane nyemer komen E ich ander mer han vernomen War vmbe here da iſt doch guo t So ſprach der ritter der in luo t Sy˙ es myner frowin wille So ſwigent eine wile ſtille Vnd lant mich redin furbz Jr ſprechent niu “gelich das Jr enwuſtent wer ich were o r 50 Mochte ich nvo myne mere Jcht gebeſſern dar an So bin ich ein ander man Der ſich “vch nennit one ſchaden vn ſchame Walwein heiſſet myn name 2478 vnd Deu für W. / ich Deu für W.
2482 habe vs nomen Deu für W.
Wâlwein sô heizet mîn name, 2494 walwein
der mære der wir hân gesaget.‹ ›entriwen nein ez‹ sprach diu maget: ›ez ist billich unde reht, daz ein ieglîch guot kneht sîne botschaft sô bewende, daz er wizze an ein ende, wie er antwürt oder wes.‹ Wâlwein genâdet ir des und vienc sîn rede wider an. er sprach ›gedenkent, frumer man, swer mînes herren hof niht siht, der enist vollekomen niht in allen disen landen.‹ ›nu weset niht enblanden; daz verdiene ich gerne ze aller zît: jo enweiz ich niht wer ir sît‹ sprach der ritter vonme Sê. ›ich bit iuch, und nihtes mê, lât mich mit mîner vrowen varn und müez iuch der rîche got bewarn, wan ich enwil mit iu niht. geloubt mir einer geschiht: ich enmac ze Britân nimmer komen ê ich andriu mære habe vernomen.‹ dô sprach der ritter, der in luot ›warumbe, herre? da ist doch guot. sî ez mîner vrowen wille, sô swîgent eine wîle stille und lânt mich reden fürbaz. ir sprâchent niwelingen daz, ir enwistent wer ich wære. möht ich nu mîniu mære iht gebezzern dar an, sô bin ich ein der man, der sich iu nennet âne schame:
2422–2494 601
2515 vnd W] daz Deu.
des kvniges a2tuſes ſweſts ba2n vnd bin dv2ch gut nach iwe geva2n oder mich trivget min wan ob aber ich vermiſſet han daz ir ſit ein ander wigant daz ich den minen helm ie ab gebant daz iſt mir innecliche leit Wan ir hand es lihte fur ein zageheit 16va des waz der ſtolze ritter v2o vnd gedaht in ſim mvt alſo hi bin ich erſt zvo chomen eim ritter biderm vnd v2omen ichn geho2te nie nieman baz geloben nvo wer es auch an mir ein toben enverſuht ich niht mine ch2aft vnd wird ich an im ſigehaft des han ich immer mere beidiv p2is vnd ere ob aber er mir an geſiget daz iſt daz mir vnhohe wiget vnd iſt auch wnder enchein er ſp2ach lieber her Walwein ich wil iw ſagen minen ſin ir endv2fent ruchen wer ich bin ir hant mich lihte vnreht erſehen ſit iv ſo leide ſi geſchehen daz ir den helm hant abe genomen ſo mvgent irs ſchiere wider chomen nement den ſchilt vnd iwer ſper ich wil er teilen daz er gvneret ſi imms me ſwer des ſtrites abe ge Der rede ſchamte ſich der bote er begvo nde vlehen gote daz er im ſin ere behute er ſp2ach mir wa2t nie ze mvte daz ich einen man iht entſezze
2502 wan Deu für W.
2530
2525
2520
2515
2510
2505
2500
2495
2516 walwein Deu für W.
2525 nimms Deu für W.
Des kuniges arthus ſweſter barn Vnd bin durch guo t noch vch geuans Obe aber ich miſſegriffen han Oder mich truo get myn wan Daz ir ſint ein ander wigant ˙ helm ye abe gebant Daz ich denne myn Das iſt mir jnnenclichen leit Wanne ir hant es lichte fúr zagheit DEs wz der ſtoltze ritter fro Vnd duchte in ſime muo te alſo Hie bin ich eriſt zuo komen Eime ritter biderbe vnd fromın Jch engehorte nyeman bas gelov bin Vnd wolte namenlichen toubin Jch enus ſuchte myne kraft Vnd wurde ich an ime ſigehaft Des han ich yemir ere mere Beide priß vnd ere Obe er mir aber an geſiget Dz iſt dz mir vnhohe wigit 50v Vndiſt ouch wunder enkein Er ſprach lieber herre wallewein Jch wil uch ſagen mynen ſin Jr endurffint ruo chen wer ich bin Vnd hant mich lichte nvo recht erſehen Sit uch leide ſy˙ geſchehen Daz ir den helm hant abe genomen Jr mu “gent es ſchiere wider komen Nement den ſchilt vnd uwer ſper Jch wil erteilen dz er Gevnerit ſy yemir | me Wer diſes ſtrittes abe ge d Er rede ſchamte ſich der bote Vnd flehete er gotte Das er ime ſin ere behuo te Er ſprach mir wart nye zuo muo te Das ich einen man icht entſeſſe des küneges Artûs swester barn, und bin durch guot nâch iu gevarn, oder mich triuget mîn wân. ob aber ich vermisset hân, daz ir sît ein ander wîgant, daz ich dan mîn helm ie ab gebant, daz ist mir inneclîche leit, wan ir hântz lîht für zageheit.‹ Des was der stolze ritter vrô und dâht in sîme muot alsô ›hie bin ich êrst zuo komen eim ritter biderm unde vromen. ichn gehôrt nie nieman baz geloben und wolte namelîchen toben, ich enversuochte mîne kraft. und wird ich an im sigehaft, des hân ich immer mêre beidiu prîs und êre. ob ab er mir an gesiget, daz ist daz mich unhôhe wiget und ist ouch wunder enkein.‹ er sprach ›lieber her Wâlwein, ich wil iu sagen mînen sin. ir endurfent ruochen wer ich bin. ir hânt mich lîhte unrehte ersehen. sît iu sô leide sî geschehen, daz ir den helm hânt abe genomen, sô mugent irs schiere wider komen. nement den schilt und iwer sper. ich wil erteilen, daz er gunêret sî immer mê, swer disses strîtes abe gê.‹ Der rede schamte sich der bote. er begunde vlêhen gote, daz er im sîn êre behuote. er sprach ›mir wart nie ze muote, daz ich ein man iht entsæze,
602 Transkription
2548 die Deu für W.
wie vil er ſich vermeſſe Ouch möchte myn frowe balde yehen Das wir hie zuo gegen warte ſehen Das ich were ein helle zage Gloubint mir dz ich uch ſage E ich laſterlichen entwiche einen fuo ß Das ich ee zware erſterben muo ß Walwein den helme vff bant Vnd nam ouch ſinen ſchilt zu hant 51r Zuo ſtritte er ſich bereitte Sin vigant ouch nit beittete Er enwarnite ſich der gegen Von nitlichen ſporen ſlegen Begondent ſich die roß bruſchen Do lien ſy dar ruſchen Mit erbolgenlichem mue te Die degene alſo guo te Die ſper ſy vaſte ſtachen Durch die ſchilte das ſy brachin Vnd zerſpriſſen zuo vnmaſſen Die roß in ouch geſaſſin Vff den heſenýn dar nider Schiere warent ſy vff wider Alſo ir herren ſy in leiten Die ritter niene beiten Sy begondent ſich ſere houwen Das erbarmden die frouwen Wande ſy nawazlichen ritten Vnd mit ſollicheme muo te ſtritten Alſo in beiden were Der lip zuo nicht mere Aſo walwein vnd der junge vngenite ritter mit ein ander ſtrittent vnd ein herolt zuo in kam vnd ſy von ein ander ſchiet 51v Ouch buttint ſy die ſchilte dar Vnd zerhegent ſy ſo gar
2543 enwarnee te W] e über Zeile leicht rasiert.
... Avch buten ſi di ſchilte da2 vnd zerhiwen di ſo ga2
2542 beite Deu für W.
2562c
2562b ...
ſwi vil er ſich vermezze auch moht min v2owe wol iehen di wir hi gegenwertich ſehen 2535 daz ich were ein rehter zage gelovbent mir waz ich iv ſage ê ich laſterliche entwiche einen fvo z daz ich ê zwa2e ſterben mve z Walwein den helm vf bant 2540 vnd nam auch ſinen ſchilt zehant zeſtrit er ſich bereite ſin vint auch niht beite 16vb er enwarnee te ſich der gegen von nitlichen ſpo2 ſlegen 2545 begvnden ſi div o2s buſchen da liezen ſi da2 ruſchen mit erbolgene mvo te di degen alſo guo te div ſper ſi vaſte ſtachen 2550 dv2ch di ſchilt daz ſi zerb2achen vnd zeſp2vo ngen vnmaze div ros in auch geſazen vf di hehſen der nider ſchire wa2en ſi vf wider 2555 als ſi ir herren leiten di ritter niena beiten ſi begvo nden ſich ſere howen daz erba2met di v2owen wan ſi nitliche riten 2560 vnd mit ſolchem mvte ſtriten als in beiden were der lip zeniht mere 2562a ...
... ouch buten si die schilte dar und zerhiwen die sô gar,
...
swie vil er sich vermæze. ouch möht mîn vrowe wol jehen, die wir hie gegenwertic sehen, daz ich wær ein hellezage. geloubent mir daz ich iu sage, ê ich entwîche einen fuoz, daz ich ê zwâre sterben muoz.‹ Wâlwein den helm ûf bant und nam ouch sînen schilt zehant: ze strît er sich bereite. sîn vîent ouch niht beite, er enwarnete sich dergegen. von nîtlîchen sporslegen begundens dors biuschen. dô liezens dar riuschen mit erbolgenme muote. die degen alsô guote, diu sper si vaste stâchen durch die schilte daz si brâchen und zersprizzen ze unmâzen. diu ros in ouch gesâzen ûf die hehsen dernider. schire wârens ûf wider, als si ir herren leiten. die ritter niene beiten, si begunden sich sêre houwen. daz erbarmet die vrouwen, wan si nîtlîche riten und mit sölhem muote striten, als in beiden wære der lîp ze nihte mære. ...
2495–2564 603
weiz hantſchvhe niwer hvo t er ſp2ach zvo den helden alſo guo t
daz ſi an in chvo me gehiengen manigen ſlac ſi enpfiengen vnlange ſi ſich ſvo mden div ros von den mvnden ſchvo mden mere dan ſi weren gewon do erbeitzten ſi der von vnd livfen beide ein ander an Walwin vnd der chvo ne man den des champfes niht verd2oz ch2vtes wa2t div erde bloz wan ſis vertraten ga2 beidiv hin ſlahende vnd ha2 do ſi ein ander vmb triben wan ſi den ſwerten niht entliben di ſi in den handen trvo gen ſi ſtachen vnd ſluo gen ein ander nitliche Walwein der tugende riche 17ra der gevo2hte nie ſo ſere ſiner weltlichen ere er vaht ein wil mit zwifel ſlegen do begvo nde der ivnge zv legen ſich wider niwete ſin ch2aft er ſluo c mit ſolcher degenhaft vf di herten ringe als fiv2in v2ſp2inge do weren enſp2vo ngen von den helmen d2vo ngen di ganeiſter wan er balde vaht do ſi iezvo ſtriten in aller maht do livf zvo in ein garzvo n ſcharlat waz ſin ſchap2vo n vnd waz in aller wis ſin cleit als eins hubſchen chnappen ſo man ſeit
2572 walwin Deu für W. / derchvo ne Deu für W.
Das ſy an ime kume hingen Manigen ſlag ſy in enpfingen Vnlange ſy ſich ſumdin Die roß von muo di ſchumdin Mere danne ſy werent gewan Do erbeiſſetent ſy der van Vnd lieffent beide ein ander an Walwein vnd der kune man Den des kampfis nicht verdroß krutis wart die erde bloß wanne ſy˙ vertrattent es in den hert her ſlahin vnd den hin wert Da ſy˙ ein ander vmbe triben Wanne ſy den ſwerten nicht enbliben Die ſy in den handen truo gen Sy ſtachin vnd ſluo gen Ein ander nitliche Walwein der tugende riche Der in geuorchte nýe ſo ſere Siner weltlichen ere Er vacht ein teil z mit zwu “felß ſlegen Do begunde der junge zuo legen Sich wider nuo witen ſin kraft Er ſchluo g mit ſollicher degenſchaft 52r Vff die herten ringe Alſo furine vrſpringe Da weren in ſprungen Von den helmin drungen Die geneiſtern wanne er balde vacht Do ſy yezo ſtrittent in alle macht Do lieff zuo in ein garzun Scharlat wz in ſchaprun Vnd wz in alwiz ſin cleit Alſo eins hubſchen knappen ſo man vns ſeit Wiſſin hentſchuo he nü wir huo t Er ſprach zuo den helden guo t
2565 gefiengen Deu für W. 2566 enphiengen Deu für W. W. / tugend Deu für W. 2594 ſ ietzov Deu für W.
2600
2595
2590
2585
2580
2575
2570
2565
2573 chmpfes Deu für W.
2577 andervmb Deu für W.
2582 walwein Deu für
daz si an in kûme gehiengen. manegen slac si enpfiengen. unlange si sich sûmden: diu ros von müede schûmden mêre dan si wærn gewon: dô erbeizten si dervon und liufen beide ein ander an, Wâlwein und der küene man, den des kampfes niht verdrôz. krûtes wart diu erde blôz, wan si vertrâtenz in den hert, her slahende und hinwert, dô si ein ander umbe triben, wan si den swerten niht entliben, diu si in den handen truogen. si stâchen unde sluogen ein ander nîtlîche. Wâlwein der tugende rîche, der gevorhte nie sô sêre sîner weltlîchen êre: er vaht ein teil mit zwîfelslegen. dô begunde der junge zuo legen: sich iteniuwete sîn kraft. er sluoc mit sölher degenschaft ûf die herten ringe, als fiurîn urspringe dâ wæren ensprungen. von den helmen drungen di geneister, wan er balde vaht. dô si iezuo striten in aller maht, dô liuf zuo in ein garzûn. scharlât was sîn schaprûn und was in alle wîs sîn cleit als eins hübschen knappen, sô man seit; wîz hantschuohe, niwer huot. er sprach ze den helden alsô guot
604 Transkription
Jch enwil enwedems vß ſcheiden Wanne ich gebute uch beiden Von den beſtin frowen die nün lebint Den guo te lute lop gebent Dz ir dis vechtin laſſent ſtan Des ir uil hant getan Wanne meſſig lop dir von geſchicht So es nicht wanne vnner ſicht Jn dirre wildin wuſte Getorſte ich vnd müſte So velſte ich uch vil ſere Wellint ir priß vnd ere Vnd groſſe manheit beiagen 52v So wil ich uch ein mere ſagen ... ... ... ... ... ... ¶Wa ir des vil mu “gen ſchowin Rittere vnd frowen ˙ Horent wie ich dz meine Jch en ſage es uch nit alleine Vnſir ſint wol hundert geſant Allinthalben in die lant Noch guo tin rittns vnd fromı Einen turne hat genomen Der kunig loth vnd lohenis wider garnemantz den fu “rſten wiß Einin turlichen degen Sy˙ hant ſich beide des verpflegen Das ſy den turney˙ wellent weren Jr enweder mag enberin ˙ Dryer tuſent alde mer An andern wiganden hers
2624 ſags
›ich enwil enwedern ûz scheiden, wan ich gebiut iu beiden von den besten vrowen, die nu lebent, den guote liute lop gebent, daz ir daz vehten lâzent stân, des ir vil hânt getân: wan mæzic lob dâ von geschiht, sô ez niht wan einer siht in dirre wilden wüeste. getorste ich unde müeste, sô valscht ich iuch vil sêre. welt ir prîs und êre und grôze manheit bejagen, sô wil ich iu ein mære sagen, wâ ir des vil mugent begân: beidiu stechen unde slân, des werdent ir vil wol bereit nâch ritterlîcher sælikheit: und ist ein lobelich getât, swâ man iht guotes begât, daz ez wol mugent schouwen ritter unde vrouwen. hœrent wie ich daz meine. ichn sagez iu niht aleine: unser sint wol hundert gesant allenthalben in diu lant nâch guoten rittern unde fromen. einen turnei hât genomen der künic Lôt von Johenîs wider Gurnemanz den fürsten wîs, einen tiurlîchen degen. si hânt sich beide des verpflegen, daz si den turnei wellen wern. ir enweder mac enbern drîer tûsent ritter oder mêr, ân ander wîgande hêr,
2601 Ich Deu für W. 2608 vnner P] zweites n unsicher, HaA liest vntier. 2609 we ſte Deu für W. 2614 Unleserliches links ausgeworfen W, eventuell Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen. Deu für W. 2629 Deu vermerkt den Unterschied zwischen W und P (von – vnd) und verweist auf die Anm. bei HaA. / vnd P] n und d zusammengerückt. 2633 welten Deu für W.
2635
2630
2625
2620
2615
2610
2605
Jch enwil entwedern vz ſcheiden wan ich gebivt iw beiden von den beſten di nvo lebent den gute lute lob gebent daz ir daz vehten lazent ſtan des ir vil hant getan wan mezic lob do von geſchiht ſo es niht wan einer ſiht in dirr wilden wo ſte geto2ſt ich vnd mvſte ſo valſcht ich vch vil ſere welt ir p2is vnd ere vnd groz manheit beiagen ſo wil ich iw ein mere ſagen wa ir des vil mvgent began beidiv ſtechen vnd ſlan des werdent ir vil wol bereit nach ritterlicher ſeilicheit vnd iſt ein lobelich getat ſwa man iht gutes begat daz es wol mvgent ſchowen beidiv ritter vnd v2owen 17rb o2ent wi ich daz meine ichn ſages iw niht aleine vnſer ſint wol hvo ndert geſat allenthalben in div lant nach guten rittern vnd fromae n einen tv2nei hant genomen der Kvnic Lot von iohenis wider gv2nemantz dem fv2ſten wis einen tv2lichen degen ſi hant ſich beide des verpflegen daz ſi den turnei wellen wern ir tweder mac enbern d2ier tuſent ritter oder mer on ander wigande her
2565–2636 605
ſwenne er diſen hof verlit ob ir gut lut ſit ſo ſcheident vch vf ſeiligen wan da2 nach als ich vch geſaget han Do er alſvs geſagete Walwein der vnverzagete der antw2t im vil ſchone ¶Nach guter wibe lone wil ich gewerp immer han ich wil min vehten lazen ſtan ſit Jch ſo tvo 2 bin beſwo2n bi allen v2owen wol gebo2n ſo verdient ich vngns iren haz der v2emde ritter ſwaz min her walwein tuo t der iſt ſo hubſch vnd ſo gut des volge ich wan daz iſt reht ſi do v2agenten | den hubſchen chneht 17va daz er in liez werden ſchin wa der tv2nei ſolte ſin Er ſp2ach merchent waz ich ſage von dem nehſten mantage o da2 nach vber d2i wc hen iſt der tv2nei geſp2ochen vf den gebannenen cle bi der niwen ſtat ze dyofle Jch ſagiv von der ſelben ſchaten
Die vff mynne vnd hoch gemuo t Zinſint lip vnd guo t Der wurt wetlich manige ſchar Der kunig arthus komet dar Mit allen die er gewinnen mag Wer ye turney gepflag Oder nuo lebet in ritters | namen 53r Der mag ſich mynneclichen ſchamen Wenne er diſen hof verlit Obe ire guo te lúte ſit So ſcheident vch vff ſollichen wan Dar noch alſo ich vch ſ geſagit han DO er alſus geſagete Walwein der vnus zagete Der antwurte ime vil ſchone Noch guo tter wibe lone Wil ich uch gewerpyemir han Vnd wil my“n vechte laſſen ſtan Sit ich ſo tu “re bin geſworn By˙ allen frowen wol gebons So verdiente ich vngerne iren haß Der fromde ritter ſprach ouch dz Wz mýn here walwein tuo t Der iſt ſo hubiſch vnd ſo guo t Dz volge ich wanne dz iſt recht Do fragtin ſy den hubiſchen knecht Das er in lieſſe werden ſchin Wa der turney ſolte ſin Er ſprach merckent wz ich uch ſage Von dem nehſten montage Dar noch vber drie wochen Jſt der turney geſprochen Vff den gebaninen cle 53v By der nüwen ſtat zuo ioifle Jch ſage vch von der ſelben matin swenne er disen hof verlît. ob ir guote liute sît, sô scheident iuch ûf selhen wân dar nâch als i’u gesaget hân.‹ Dô er alsus gesagete, Wâlwein der unverzagete der antwurt im vil schône ›nâch guoter wîbe lône wil ich gewerp immer hân und wil mîn vehten lâzen stân. sît ich sô tiure bin besworn bî allen vrowen wol geborn, sô verdient ich ungern iren haz.‹ der vremde ritter sprach ouch daz ›swaz mîn her Wâlwein tuot, der ist sô hübsch und sô guot, des volge ich, wan daz ist reht.‹ dô vrâgten si den hübschen kneht, daz er in lieze werden schîn, wâ der turnei solte sîn. er sprach ›merkent waz ich sage: von dem næhsten mântage dar nâch über drî wochen ist der turnei gesprochen ûf den Gebannenen clê bî der niwen stat ze Djoflê. ich sag iu von der selben maten.
die ûf minne und hôhen muot zinsent lîp unde guot: der wirt wætlich manic schar. der künic Artûs kumpt ouch dar mit allen di er gewinnen mac. swer ie turneie pflac oder nu lebet in ritters namen, der mac sich unmæzlîche schamen,
2641 allendi Deu für W. 2642 gepflegen HaA für P. 2643 nve Deu für W. 2655 Ich Deu für W. 2658 Deu gibt den Schluss von P ſprach ouch daz. 2659 walwein P] zweiter Abstrich des n eventuell gestrichen. 2662 vrageten ſi Deu für W, der den Zierstrich des h von ich in V. 2661 als Streichung des n missversteht. / chnecht Deu für W. 2664 turnei Deu für W. 2666 mentage HaA für P. 2670 nivwen Deu für W. 2671 Ich Deu für W.
2670
2665
2660
2655
2650
2645
di vf minne vnd vf hohen mvt zinſent lip vnd gut der wirt wetlich manic ſcha2 2640 der Kvnic a2tus chvmpt auch da2 mit allen di er gewinnen mac ¶Swer ie tv2neie pflac oder nvo lebet in ritters namen der mac ſich vn mezclich ſchamen
606 Transkription
Da vindet manlich ſinen gaten Wz ſo man tuo n wil Beide zuo ernſte vnd zuo ſpil Vechtin rennen ſpringen Luffen ſchirmen ringen Zabiln vnd kuguls ſpil Rotten gigin harpfen uil Vnd kan allir hande Von allr der welte lande Dis vindet man tegelichen da s Mere dannen yemer antwar anderß wa Des iſt der turnei dar geleit Daz iſt aller ſlachte hubiſcheit Das velt iſt breit vnd ſlecht Dar kumet manig guo t knecht Durch lop vnd vff geluckes wan Sit ich mynen heren walwein funden han So bin ich wolle heime Das ich in ſo langſeime Han erkant dz iſt mir zorn Wanne es enwart nie ritter geborn Dem die eren alſo ſtete Der ſo gerne wol getette 54r Dirre baſchilier gimeit hatte die ritter bereit Mere maniger hande Wallebein ſich des nante vnd wart ſin laden aber groß Er bat der frowen vart genoß Dz ſy geſellin werin Vnd nicht verberin Den turnei vnd die ritterſchaft Die rede iſt vnende haft Sprach der kindeſche helt Obe ir mir gloubin welt sô bin ich wol heime. daz ich in sô lancseime hân erkant, daz ist mir zorn: wan ezn wart nie ritter geborn an den êren alsô stæte, der sô gerne wol getæte.‹ Dirre betschelier gemeit hât die ritter bereit mære maneger hande. Wâlwein sich des mande, und was sîn laden aber grôz. er bat der vrowen vartgenôz, daz si gesellen wæren unde niht verbæren den turnei und die ritterschaft. ›diu rede ist unendehaft‹ sprach der kindische helt: ›ob ir mirs gelouben welt,
dâ vindet menlich sînen gaten swes sô man tuon wil, beidiu ze ernst und ze spil. vehten, rennen, springen, loufen, schirmen, ringen, zabeln unde kugelspil, rotten, gîgen, harpfen vil, und krâm allerhande von alder welte lande, daz vint man tegelîches dâ, mêr dan iender anderswâ: des ist der turnei dar geleit. da ist aller slahte hübscheit. daz velt ist breit unde sleht. dar kumpt manic guot kneht durch lop und ûf gelückes wân. sît ich mîn hern Wâlwein funden hân,
2675 Punkt am Versende Deu für W. 2677–2678 Deu transkribiert die Virgeln als Nasalstriche. 2680 allr P] zweites l unsicher; HaA liest aller. 2683 turnei Deu für W. 2684 ho vbſcheit Deu für W. 2686 chnecht Deu für W. 2687 geliches Deu für W. 2689 wolle P] le eventuell gestrichen. 2698 walwein Deu für W. 2700 va2t W] w durch Schwärzung der linken Buchstabenhälfte zu v korrigiert; Deu transkribiert wart.
2690
ſo bin ich wol heime daz ich in ſo lancſeime han erchant daz iſt min zo2n wan es enwa2t nie ritter gebo2n an den eren alſo ſtete der ſo gern wol tete 2695 Dirr betſchelier gemeit hat di ritter bereit mere maniger hande Walwein ſich des mande vnd waz ſin laden aber groz 2700 er bat der v2owen va2t genoz daz ſi geſellen weren vnd niht verberen 17vb den tv2nei vnd di ritterſchaft div rede iſt vnendehaft 2705 ¶Sp2ach der chindiſch helt ob ir mirs gelauben welt
do vindet menlich ſinen gaten ſwes ſo man tvo n wil beidiv ze ernſt vnd zeſpil 2675 vehten. rennen. ſp2ingen lovfen. ſchi2men. ringen zabeln/ vnd chvgelſpil rotten/ gigen/ harpfen vil vnd ch2am allerhande 2680 von aller welt lande daz vint man tegeliches da mer wan iender anderſwa ¶Des iſt der tv2nei da2 geleit do iſt allerſlaht hve bſcheit 2685 daz velt iſt b2eit vnd ſleht da2 chvmpt manic gut chneht dv2ch lop vnd vf geluches wan ¶Sit ich min hern walwein fvo nden han
2637–2706 607
2717 geselleclichen HaA für P.
2740
2735
2730
2725
2720
2715
2710
2729 in W fehlt Deu.
ſo en mac ich ze diſen ziten mit iwe niht geriten daz enpfahent niht fv2 vnwert ſwes anders iwer wille gert des ſint an mir bereit dv2ch iwer groz frvmicheit ich ſol iv dienen vntz ich leben vnd wil iv min triwe geben der eren pfant daz meiſte daz ich iv gerne leiſte geſellencliche ſtete ob ich min dinch hete da2 nach geſetzet als ich ſol ſo moht mir nimms geſchehen ſo wol als daz ich mit iw rite vnd niht des vermite des ir an mich mvo tent ſvs w2den ſi guten mit reiner gepflihte als do walweine zenihte enfromet ſin langiv bete vil hubſchlich er tete do er in mit deheinen dingen zecharidol moht b2ingen do erbot er im michel ere vnd auch der v2owen here ¶Mit minnen ſchiet er von in dan vnd ſeit von dem v2emden man vil loblich mere daz er der tiv2ſt ritter were an alle cha2ge liſte den er iendert lebendic wiſte Des wndert balde beidiv ivnge vnd alde man vnd wip geliche in chvnic a2tus riche az niht wolde ſchowen 18ra der
2735 löblich HaA für W.
2737 charge Deu für W.
So mag ich zuo diſen zitten Mit uch nicht geritten Das enpfahent nit fúr enweg vnd vnwert Wes andirß uwer wille gert Des ſint ir an mir bereit Durch uwere groſſe frumkeit Jch ſol vch dienen vntz ich leben Vnd wil uch my truwe geben Der eren pfant das meiſte Das ich uch gerne leiſte Giſelleclichen ſtette Ob ich myn ding hette Dar noch geſetzet alſo ich ſol So enmochte mir nyeman alſo wol ... ... 54v Was ir gebuttint muo ten Sus werdent ſy guten Mit reiner geplichten Joch zımit es zuo nichte Was doch lenge bette Walwein hubiſchlichen tette Do er in mit en keinen dingen Zuo karedol mochte bringen Do bot er michel ere Vnd der frown here Mit mynnen ſchiet er von in dan Vnd ſagete von dem free mden man Löbelichen mere ˙ Das der turſte ritter were On allen karg liſten Den er yenden leben wuſte Des wunderte balde Beide jung vnd alt Man vnd wip gliche Jn des kuniges artuſis riche Das er nit wolte ſchouwen
2743 der W] r leicht rasiert.
sô enmac ich ze disen zîten mit iu niht gerîten. daz enpfâhent niht für unwert. swes anders iwer wille gert, des sint ir an mir bereit durch iwer grôze frümikheit. ich sol iu dienen unz ich leben und wil iu mîne triwe geben, der êren pfant daz meiste, daz ich iu gerne leiste gesellenclîche stæte. ob ich mîn dinc hæte dar nâch gesetzet als ich sol, sô enmöht mir nimmer sô wol geschehen als daz ich mit iu rite unde niht des vermite, des ir an mich muoten.‹ sus wurben sie guoten mit reiner gepflihte. als dô Wâlwein ze nihte enfromet sîn langiu bete, vil hübschlîchen er tete. dô er in mit deheinen dingen ze Karidôl mohte bringen, dô erbôt erm michel êre und ouch der vrowen hêre. mit minnen schiet er von in dan und seite von dem vremden man vil lobelîcher mære, daz er der tiurste ritter wære, ân alle karge liste, den er iendert lebendic wiste. Des wunderte balde beidiu junge unde alde, man und wîp gelîche, in des künec Artûses rîche, daz er niht wolde schouwen
608 Transkription
beidiv ritter vnd v2owen di zem hoheſten p2iſe wa2en beha2t dv2ch nieman liez er ſin va2t ê er mit der v2owen heim reit do ſchein wol ſin ſeilicheit als ich vch berihten ſol man enpfienc in inneclichen wol vnd liez in do michels baz der v2owen vater liez allen den haz er tet in vf dv2ch der tohter bet lip. gut. vnd ſwaz er het der lebt der gaſt on argen zo2n wan er waz ſeilic gebo2n man fur im ſovnfteclichen mite do er geſach den lantſite do ma2ctern alzegute eines tages wa2t im zemvte daz er den tv2nei wolte ſehen ſiner v2owen mvſter des veriehen in rov daz er niht waz geriten dv2ch hern walweines biten zeder reiſe gert er ſt´v2e div wa2t im vnture im gewan div v2owe wol gemvo t zwei ſtoltziv ros vnd gvo t zvo dem ſim daz er da reit fvo nfvntzweinzic knappen wol bereit der enmoht er niht enbern mit ſta2chen wol geva2weten ſpern der helt bedahte ſich inzit neizwi manigen ſamit vnd riche zervo nge gewan im div v2owe ivo nge wan er ir zeherzen lac v2owe ade ſin vil wol pflac beidiv ſpet vnd frvo ſiv ſchicht im auch ir b2vds zvo
Beide ritter vnd frowen Die zuo dem hohſten priſe waren behart Durch nyeman lieſſe er ſine vart Ee er mit der frowen heim gereit Da ſehent wol ſine ſelikeit 55r Alſo ich uch berichten ſol Man enpfing in mynneclichen wol Vnd bot es ime michels bas Der frowen vatter ließ allen den has Er tet ime vff der tochter bette lip vnd guo t wz er hette Dz leibete der gaſt on argen zorn Wanne er wz ſelig geborn m An fuo r ime ſenfteclichen mitte Do er geſach den lantſitten Den marchte er alle zuo guo te Einis dagis wart ime zuo nuo te Das er den turne wolte ſehen Sinir frowen müſte er des veriehen Jn rou dz er es nit wz geritten Durch des heren walweins bitten Zuo der reiſe gerte er ſtúre Die wart im vntúre Jme gewan die frowe wol gemue tt Zwey ſtüffy roß vnd guo t Zuo ſimen das er da reit Funff vnd zwentzig knappen wol becleit Der mochte er ouch nit enberen Mit ſtarcken wol geuierten ſpern Der helt bedachte ſich enzit 55v Ein eißwie manigen ſamit Vnd riche zerunge Vnd gewan ime die frowe junge Wanne er ir zuo hertz in lag Frowe ade ſin vil wol pflag Beide ſpate vnd fruo Sy˙ ſchichte ime ouch iren bruder zuo
2748 ſilicheit Deu für W. 2750 innecliechen Deu für W. 2753 im Deu für W. 2754 lip gut. Deu für W. der sonst verwendeten Schrift. 2761 dvrnei Deu für W. 2768 ſtolziv Deu für W. 2769 sinen HaA für P.
2780
2775
2770
2765
2760
2755
2750
2745
2757 Repräsentant P mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung 2779 biediv Deu für W.
ritter unde vrouwen, die zem hôhsten prîse wârn behart. durch nieman liez er sîne vart, ê er mit der vrowen heim reit. dâ schein wol sîn sælikheit, als ich iuch berihten sol. man enpfienc in inneclîchen wol und bôt ez im michels baz. der vrowen vater liez al den haz: er tet im durch der tohter bete lîp guot und swaz er hete. des leibt der gast ân argen zorn, wan er was sælic geborn. man fuor im senfteclîchen mite. dô er gesach den lantsite, dô marct ern alze guote. eines tages wart im ze muote, daz er den turnei wolte sehen. sîner vrowen muost er des verjehen. in rou daz er niht was geriten durch hern Wâlweines biten. ze der reise gert er stiure: diu wart im untiure. im gewan diu vrowe wol gemuot zwei stolziu ros unde guot zuo dem sîm daz er dâ reit. fünf unt zweinzic knappen wol bereit, der enmoht er niht enbern, mit starken wol gevarten spern. der helt bedâhte sich enzît. niezwie manegen samît und rîche zerunge gwan im diu vrowe junge, wan er ir ze herzen lac. vrowe Ade sîn vil wol pflac beidiu spât unde fruo. siu schict im ouch ir bruoder zuo:
2707–2780 609
2790 in zoch Deu für W.
2815
2810
2805
2800
2795
2790
2785
2791 herzoge Deu für W.
der waz geheizen tybalt ſwaz vns von chnappen iſt gezalt 18rb daz iſt wider in ein wint es waz ein wiſe hubſches chint mit manigen tvgenden behaft wol gezogen vnd erhaft zeb2ithanýe waz im wol chvo nt er waz auch zemaniger ſtvo nt bi grozen tv2neien geſin inzoch der milte bv2oin der herzoge von dem wizen ſe do von wiſter chvo nſte me dan dehein ſin genoz den chnappen lutzel verd2oz eren diente vaſte dem ellenden gaſte der mit ſiner ſweſter geriten cham ſwes in zehabene gezam des gewan der v2emde ritter vil beidiv ze ernſt vnd zeſpil Nv nahent balde der tac vf den der tv2nei gelac mit richer gaſtvo nge do ſp2ach tybalt der ivo nge ze dem lieben herren ſin nv ſit ir nach den willen min vnd nach mim wan ha2t wol bereit. als ein ritter ſol des ſvl wir riten nvo zeſtvo nt mir iſt der wec wol chvo nt wir han zit welt ir den tv2nei wern do enwolt v2owe ade niht enbern ſiv fur mit irn geſellen dv2ch waz ſolt ich iv zellen wi lange ſi wa2en vnder wegen ¶Si chomen do ſi manigen degen fvnden mit vber mvo t maniger pavelvne hvo t 2808 Punkt W fehlt Deu.
2814 dyrch Deu für W.
Der was geheiſſen diepalt Was vns von knappen iſt gezalt Dz iſt wider ime ein wint Er wz ein wiſe hubiſch kint Mit manigen tugenden behaft Wol gezogen vnd erhaft Zepritange wz ime wol kunt Er wz ouch zuo maniger ſtunt By˙ groſſen turnein geſin Jn zoch der milte buroin Der hertzoge von dem wiſſen ſe Do von wuſte er zuchte me Danne dekein ſin genoß Den knappin lutzel verdroß Er en diente vaſte Dem ellenden gaſte Der mit ſinir ſweſtern geritten kam Wes ime zuo habene kam gezam 56r Des gewan der frömde ritter vil Beide zuo ernſte vnd zuo ſpil Nuo nahite balde der tag Vff den der turney˙ gelag Mit richer gaſtunge Do ſprach diepalt der junge Zuo dem lieben heren ſin Nuo ſint ir noch dem willen mýn Vnd nach mime wane harte wol Gezoumit alſo ein ritter ſol Das ſullent wir ritten nuo zuo ſtunt Mir iſt der weg wol kunt Es iſt zit wellent ir den turney weren Do wolte freúde alde nit in berin Sy˙ enfure mit ir geſellen Durch wz ſolte ich uch zellen Wie lange ſy warint vnder wegen Sy˙ kamint do ſy manigen degen Fundent mit “vber muo t Maniger pauelinen huo t
der was geheizen Diepalt. swaz uns von knappen ist gezalt, daz ist wider in ein wint. er was ein wîse hübschez kint, mit manegen tugenden behaft, wol gezogen und êrhaft. ze Britân was im wol kunt. er was ouch ze maneger stunt bî grôzen turneien gesîn. in zôch der milte Buroîn, der herzog von dem Wîzen sê. dâ von wiste er künste mê dan dehein sîn genôz. den knappen lützel verdrôz, er endiente vaste dem ellenden gaste, der mit sîner swestr geriten kam. swes in ze habenne gezam, des gewan der vremde ritter vil, beidiu ze ernst und ze spil. Nu nâhete balde der tac, ûf den der turnei gelac mit rîcher gastunge. dô sprach Diepalt der junge zuo dem lieben herren sîn ›nu sît ir nâch dem willen mîn und nâch mîm wâne harte wol bereit, als ein ritter sol: des sul wir rîten nu zestunt. mir ist der wec wol kunt. es ist zît, welt ir den turnei wern.‹ dô enwolt vrowe Ade niht enbern, siu enfüer mit ir gesellen. durch waz solt ich iu zellen, wie lange se wâren under wegen? si kômen dâ si manegen degen funden mit übermuot. maneger pavelûne huot
610 Transkription
2834 ſchin Deu für W.
ſahen ſi vo2 in ſchinen der chvnic Lot mit den ſinen hat des veldes vil belegen vnd het ſich des bewegen 18va daz im nieman moht wider ſtan div ſtat von der ich iv ê geſeit han dyofle div riche in der lac ſchallencliche ¶Gv2nemantz mit ſinen gomen im waz manic ritter chomen mvtwillere vnd geſellen von dem kvnic a2tus lant iv zellen vnd von den ſinen der er pflac vf eim ſchonen bvhel er lac ein ſit an dem velde es ſchein an ſim gezelde ſin tvgentlichiv hohva2t ſwaz vns ie geſaget wa2t von pavelvne richeit ſo endo2fte mit der wa2heit nie chein bezzere werden gewo2ht vf al der erden Do ſich der hof merte tybalt fv2 cherte zeim ſinem chvo nden er gewan zeden ſelben ſtvo nden ein herberge vnd einen palaz div vo2 in der bv2c waz zegemache in alle wis gelegen do erbeitzte vnſer degen vnd div v2owe wol getan ir ſvlt daz wizzen ſvnder wan ir reiſe wer niht gut vermiten ¶Nvo iſt tybalt vz geriten vnd v2agete mere ſchone do waz es nach der none gein der veſpereyde do riten vber ıiene heide
2821 belegene Deu für W.
2855
2850
2845
2840
2835
2830
2825
2820
2851 riſe Deu für W.
2856 ıiene W] Rasur, wohl Ansatz zu v.
Sahint ſy vor in ſcheını Der kunig lot mit den ſinen Der hette des veldes vil belegen Vnd wz ſin hertze bewegen 56v Das ime nyeman wolte wider ſtan Die ſtat von der ich uch geſagit han Joifle die riche Jn der lag ſchellecliche Garnemans mit ſinen gomen Jeme was manyg ritter komen Muo twillere vnd giſellin Von dem kunige arthuſe lant vch zellen Vnd von den ſynnen der er pflag Vff einem ſchonen buhele er lag Ein ſitte an dem velde Vnd ſehen an ſime gezelde Sin tügentliche hochuart Was vns ie geſagit wart Von pauelune richeit So endorfte mit worheit Enkein beſſer werden Geworcht vff allen erden Do ſich der hoff merte Diebalt fúr kerte Zuo eime ſime kunden Er gewan zuo den ſelben ſtunden Ein herberge in eime palas Der vornýn in der burge wz 57r Zuo gemache in alle wiß gelegen Da erbeiſſete vnſir degen Vnd die frowe wol getan Jr ſullint dz wiſſin ſunder wan Jr reiſe enwere nit guo t vermitten Nuo iſt diepalt vz geritten Vnd fragete mere ſchone Do was es ouch noch none Jn gegen der veſpereite Do rittent vber jene heide sâhens vor in schînen. der künec Lôt mit den sînen der hete des veldes vil belegen unde het sich des bewegen, daz im nieman möhte widerstân. diu stat, von der ich ê hân geseit, Djoflê diu rîche, in der lac schallenclîche Gurnemanz mit sînen gomen. im was manic ritter komen, muotwillære und gesellen. von dem künec Artûse lânt iu zellen und von den sînen, der er pflac. ûf eime schœnen bühel er lac, einsît an dem velde. ez schein an sîm gezelde sîn tugentlîchiu hôhvart. swaz uns ie gesaget wart von pavelûne rîcheit, sô endorfte mit der wârheit nie kein bezzere werden geworht ûf al der erden. Dô sich der hof mêrte, Diebalt für kêrte zeime sînem kunden. er gewan ze den selben stunden ein herberge inme palas, der vornen in der bürge was, ze gemache in alle wîs gelegen. dâ erbeizte unser degen und diu vrowe wol getân. ir sult daz wizzen sunder wân, ir reise enwær niht guot vermiten. nu ist Diepalt ûz geriten und vrâgete mære schône. dô was ez nâch der nône. engegen der vespereide riten über jene heide
2781–2856 611
2868 er W] der Deu.
2874 Streichung unsicher P.
Dort zwene do her dry Etſclicher wz do by Vnd manige die des gerten Das ſy ane wolten werden Jr ſper geuuo glichen Do begunde wider ſtrichen Diepalt mit ſinen meren Er enmochte nicht erueren Synin heren vermeſſen Wanne er wz vff geſeſſen Do in belangte die zit Er hette einen grunen ſamit Zuo einer banier gemacht Mit dem ſelben wz ouch bydacht 57v Sin roß dem kúnen Er hatte einen kram ſchilt grünen Durch die vnerkene ginomýn Nu ſacher dul die paliden komen Dem begegentte er an der ſtraſſe Mit knappin guo tter maſſe Vnd wolte ouch etſwaz beiagen Das kint begonde ime ſagin Von den giſelſcheftin Jr ſullent vz niet beheften E dz ir es allis hant bekort Der kunig arthus lit dort Mit aller der maſſenie ſin Die vermident das iſt der rat mýn Wanne dz iſt kraft von manheit Der fromde helt do fúr ſich reit Dar ime was wider dann Nuo loſint wie ſy ime ratin Alſo vns die maſſenie ſach Koınen gufteclichen ſprach Ob ir es wellint iehen So habe ich einen gouch erſehen Der degen vns vf warff ſin ſper
2858 etlicher Deu für W. 2859 gerten W] t korrigiert d. 2888 raten Deu für W. 2890 Komen P?
2890
2885
2880
2875
2870
2865
2860
do2t zwene da her d2i etſlicher waz da bi vnd manige di des gerten daz ſi ane woltene werden ir ſper gefvchlichn do begvnde wider ſtrichen 18vb Tybalt mit ſinen meren er en mohte niht erveren ſinen herren vermezzen wan er waz vf geſezzen do in belanget der zit er het einen grvo nen ſamit ze einer banier gemaht mit dem ſelben waz auch bedaht ſin ros dem chvo nen er het einen ch2am ſchilt grvo nen dv2ch di vnchvnde genomen ¶Nv ſach er tybalden chomen dem begegent er ander ſtraze mit chnappen guter maze di etwaz wolten beiagen der chnappe begvo nde im ſagen von den geſelleſcheften irn ſvlnt iv niht beheften ê daz irs alles hant becho2t der chvnic a2tus lit do2t mit al der maſſenie ſin di vermident deſt der rat min wan do iſt ch2aft vnd manheit der v2emde helt fur ſich reit da2 im waz wider raten nv ho2ent wi ſi im taten Als in div maſſenie erſach Key gutelichen ſp2ach ob irs alle wollent iehen ſo han ich einen govch erſehen der gegen vns vf wa2f ſin ſper 2877 bejagen HaA für P.
2880 ſulnt Deu für W.
2882 arttus Deu für W.
dort zwêne, dâ her drî. etslich tôre was dâ bî und manege die des gerden, daz si âne wolten werden ir sper gefuoclîchen. dô begunde wider strîchen Diepalt mit sînen mæren. ern mohte niht erværen sînen herren vermezzen, wan er was ûf gesezzen, dô in belanget der zît. er het ein grüenen samît ze einer banier gemaht. mit dem selben was bedaht ouch sîn ros dem küenen. er het ein krâmschilt grüenen durch die unkünde genomen. nu sach er Diepalden komen: dem begegent er an der strâze, mit knappen guoter mâze, die etwaz wolten bejagen. der knappe begunde im sagen von den gesellescheften. ›irn sulnt iuch niht beheften, ê daz irz allez hânt bekort. der künic Artûs lît dort mit al der massenîe sîn. di vermîdent, dêst der rât mîn: wan dâ ist kraft und manheit.‹ der vremde helt dô für sich reit dar im was widerrâten. nu losent, wie si im tâten. Als in diu massenîe ersach, Keiîn güfteclîchen sprach ›ob irs alle wellent jehen, sô hân ich einen gouch ersehen, der gegen uns ûf warf sîn sper.
612 Transkription
2921 dranc HaA für P.
nvo tvnt ein wenic des ich ger buzzent mir minen geluſt vnd erlovbent mir erſten ivſt ich wil den tvmben beſtan lant mich daz ros vo2 vz han ſwenne ich es im abe gewinne ich teile danne mit minne ſin ha2naſch vnd ſwaz er hat di geſellen lobten di getat 19ra vnd heten liht doch geſehen wer im ein vnere geſchehen wan er ſich ſpottes an nam der nie ſteten man gezam Her key vf ſin o2s geſaz vnd hiv es ie baz vnd baz er vo2ht der v2emde wancte der im doch engegen ſp2ancte er ſtach hern keyen ſo daz im di fuze ha2te ho vf zeberge kaften vnd dem ſchalchaften daz hovbt gein der erde fuo r es waz ein ho2iges mvo 2 do div ivſt zem erſten geſchach dv2ch des trvchſezen vngemach wa2t es nemelich erhaben wan er viel in einen graben daz im daz ho2 dv2ch di ringe d2anc beidiv der val vnd der ſtanc heten in getan vil nahe enwiht do lachten von der geſchiht alle di es geſahen ¶Sin geſellen auch des iahen daz ſi in des teiles liezen v2i nvo waz auch tybalt do bi der ſines herren wol chvnde gewa2n daz ros nam er an den a2n daz der a2cſp2echende reit
2907 Key Deu für W.
2930
2925
2920
2915
2910
2905
2900
2895
Nuo tuo nt ein wenig des ich ger 58r Buſſent mir mynen geluſt Vnd erloubent mir den erſten iuſt Jch wil den tumben beſtan Lat mich dz roß vor han Wenne ich es ime an gewynne Jch teile danne mit mynnen Sinin harneſch vnd wz er hat Die geſellen lobten die getat Vnd hettent gerne doch geſehen Wer ime vbele geſchehen Wanne er ſich ſpottes ane nam Der nye ſtetten manne gezam Heres koin vf ſin roß geſaß Vnd hieg es bas vnd bas Er vorchte der fromde wanckte Der ime doch engegen ſpranckte Vnd ſtach herns koin ſo Das ime die füſſe harte hoh Vff zuo berge kaftin Vnd dem zale haftin Dz houbit gegen der erden fuo r Es wz ein horwiges muo r Do die iuſt zuo dem erſten geſchach 58v Durch das truchſeſſin vngemach Wart es nemenlichen erhaben Wanne er uiel in einen graben Die gulle ime durch die ringe dranck Beide der val vnd der ſtanck Hatint getan in vil noch ein wicht Do lachtint von der geſchicht Alle die es geſahen Sine geſellen ouch das iahen Das ſy in des teiles lieſſent fry Nvo was diepalt by˙ Der wol ſins heren goumde Das frömde roß er zoumde Das der ar ſpreche reit nu tuont ein wênic des ich ger, büezt mir mînen gelust und erloubent mir die êrsten just. ich wil den tumben bestân. lânt mich daz ros vor ûz hân. swenn ichz im abe gewinne, ich teile dan mit minne sîn harnasch und swaz er hât.‹ di gesellen lobten die getât und heten gerne doch gesehen, wær im ein unêre geschehen, wan er sich spottes an nam, der nie stætem man gezam. Her Keiîn ûf sîn ors gesaz und hiu ez ie baz unde baz. er vorht, der vremde wancte, der im doch engegen sprancte. er stach hern Keiînen sô, daz im die füeze harte hô ûf ze berge kaften und dem zalehaften daz houbet gein der erde fuor. ez was ein horwigez muor, dâ diu just zem êrsten geschach. durch des truhsæzen ungemach wart ez dâ namelîch erhaben, wan er viel in einen graben, daz imz hor durch die ringe dranc. beidiu der val und der stanc heten in getân vil nâch enwiht. dô lachten von der geschiht alle die ez gesâhen. sîn gesellen ouch des jâhen, daz si in des teiles liezen vrî. nu was ouch Diepalt dâ bî, der wol sîns herren goumde: daz frömde ros er zoumde, daz der arcsprechende reit.
2857–2931 613
2936 Ywan Deu für W.
2965
2960
2955
2950
2945
2940
2935
2943 von Deu für W.
doch waz ſvmelichen leit kaýens entſchvo mpfentiure ein diet degen tiv2e der waz huo bſch vnd ſnel der hiez ywan von denolel der cherte von den ſinen dan vnd rant den ivngen ritter an vnd fvo 2 ein teil vnſchone do von wa2t im zelone daz in der v2emde ritter ſtach daz man in verre vallen ſach 19rb Von dem roſſe vnwerde er chom alſo zer erde als er iht bein hette do ſp2ach der eren ſtete a2tus der chvnic riche dirr ritter wil vns allegelich zegrozem laſter b2ingen moht im miſſelingen daz w2b ich gern in allen vliz ¶Do ſp2ach der marcgrave wiz des hvs ſtvnt bi der Lyle mir iſt hivt alle wile ditz laſter vnd der ſchade zo2n wir hant zwei gutiv ros verlo2n gevah ich in div giltet er da mit wa2f er vf ſin ſper vnd ſp2ancte von den ſinen do liez aber ſchinen der grvne ritter wer er waz er ſtach auch diſen vf daz graz der e ſich da vber in vermaz tybalt ſin ſelbes nie vergaz als igelich ritter nider cham zehant er daz ros nam vnd furtes balde ſinen wec ¶Do daz geſchach der milte erec
2945 icht Deu für W.
2952 ¶ W fehlt Deu.
Doch wz ſumelichen leit koinis intſchempfenture Ein diet degen túre Der wz hubiſch vnd ſnel Der hieß ywan de lonel Der kerte von den ſinen dan Vnd rantte den jungen ritter an Vnd fuo r ein teil ime ſchone Do von wart ime zuo lone Das in der fromde ritter ſtach 59r Das das man in verre vallen ſach Von dem roſſe vnwerde Er kam alſo zuo der erde Alſo er nicht beine hette Do ſprach der eren ſtette Arthus der kunig rich Dirre ritter wil vns alle gelich Zuo groſſem laſter bringen Mochte ime miſſelingen Das wurbe ich gerne in allen fliß Do ſprach der margroue wiß Des huß ſtunt by der lile Mir iſt alle wile Es laſter ſchade vnd zorn Wir hant zwey guo te roß vs lons Geuahe ich in die giltet er Do mitte warff er vff dz ſper Vnd ſprancte von den ſynnen Do ließ aber ſchinen Der grune ritter werer wz Er ſtach ouch diſin vff das graß Das er ſich vber in vermaß Alſo dieppalt ſin ſelbes vergas Alſo yegelich ritter nider kam Zuo hant er dz roß nam 59v Vnd fuo rte es balde ſinen weg Do dis geſchach der milte ereg
2968 milte W] danach unlesbarer rasierter Buchstabe.
doch was sumelîchen leit Keiînes schumpfentiure. ein dietdegen tiure, der was hübsch unde snel, der hiez Iwân de Nônel, der kêrte von den sînen dan und rant den jungen ritter an und fuor ein teil unschône. dâ von wart im ze lône, daz in der vremde ritter stach, daz man in verre vallen sach von dem rosse unwerde. er kom alsô zer erde, als er niht beine hæte. dô sprach der êren stæte, Artûs, der künic rîch, ›dirr ritter wil uns alle gelîch ze grôzeme laster bringen. möht im misselingen, daz wurb ich gern in allen wîs.‹ dô sprach der marcgrâve wîs, des hûs stuont bî der Lîle, ›mir ist hiut alle wîle ditz laster und der schade zorn. wir hân zwei guotiu ros verlorn. gevâh ich in, diu giltet er.‹ dâ mite warf er ûf sîn sper und sprancte von den sînen. dô liez aber schînen der grüene ritter, wer er was. er stach ouch disen ûf daz gras, der ê sich dâ übr in vermaz. Diepalt sîn selbes niene vergaz: als iegelîch ritter nider kam, zehant er daz ros nam und fuort ez balde sînen wec. dô daz gesach der milte Erec,
614 Transkription
2996 Erette P?
3006 e W] Schwärzung.
Do tet er alſo es ime gezam Den ſchilt er zuo halſe nam Vnd ein gezimieret ſper Diepalt brochte ouch yenis da her Das enphie ſin here küne Der ſchaft wz ouch grüne Dem andns wafine glich Do ſprach mengelich Wie es her nach ergat Der grüne ritter hat Das beſte hinacht getan Mag er erecke vor geſtan Entruwen ſo iſt er nit ſo ſwach Alſo in koin erſach Hie mitte lieſſent ſy die wort Vnd kaftin wider vnd vort Wie es ergan ſolte Erec nit beiden wolte Wanne er groſſe liſte wielt Den zovm er zuo ime behielt Vnd lie ſin roß in ſprungen varn Des begonde der fremde ritter warn Vnd wz ime ernſte | nd vnd gach 60r Sy komint ein ander ſo nach Das ſy die ſper ſtachen Durch die ſchilte das ſy brachen Vnd geſaſſin beide vaſte Erecce vnd dem gaſte Brachte man zwey˙ andere ſper Den fromiden duchte das er Zuo ſanfte werin dar komen Die zwene turlichen koı genomı Die begondent ſo juſtieren Sunder valieren Das ſy˙ die zehen ſper vertaten Wider ein ander vnd doch hatten Dar zuo geſlagen manigen ſlag Do enwolte erec filderoi lag
2999 zeſaimfte Deu für W.
do tet er als es im gezam den ſchilt er zehalſe nam vnd ein gezimieret ſper tybalt b2ahte auch eines do her daz enpýe ſin herre chvo ne der ſchaft waz auch grvo ne dem andern wafen gelich do ſp2ach menegelich ſwi es her nach ergat der grvne ritter hat daz beſte hinaht getan mach er ereche vo2 enthan entriwen ſo iſt er niht ſo ſwach als in der herre Kay erſach 19va Die mit liezen ſi div wo2t vnd champften wider vnd vo2t wi es ergan ſolde erec niht beiten wolde wan er grozer liſte wielt den zovm er zim hielt vnd lie ſin ros enſp2vngen va2n des begvnde der grvne ritter wa2n vnd waz im ernſt vnd gach ſi chomen ein ander ſo nach daz ſi div ſper ſtachen dv2ch di ſchilt daz ſi b2achen vnd geſazen doch beide vaſte ¶Erech vnd dem gaſte b2aht man zwei anderiv ſper den v2emden dvhte daz er zeſaunfte were da2 chomen di zwen turliche gomen di begvnden iuſtieren ſvnder faylieren bis ſi zehen ſper vertaten wider ein ander vnd doch haten dar zvo geſlagen manigen ſlac do e enwolt erec fylderoilac
2990 grvne Deu für W.
3005
3000
2995
2990
2985
2980
2975
2970
dô tet er als ez im gezam: den schilt er ze halse nam und ein gezimieret sper. Diepalt brâhte ouch einz dâ her: daz enpfie sîn herre küene. der schaft was ouch grüene, dem andern wâfen gelîch. dô sprach mennegelîch ›swie ez her nâch ergât, dirre grüene ritter hât daz beste hînaht getân. mac er Erecke vor enthân, entriwen sô ist er niht sô swach, alsô in Keiîn ersach.‹ Hie mite liezen si diu wort und kaften wider unde vort, wie ez ergân solde. Erec niht beiten wolde, wan er grôzer liste wielt. den zoum er zuo ime hielt und lie sîn ros ensprungen varn. des begunde der grüene ritter warn und was im ernst unde gâch. si kômn ein ander sô nâch, daz si diu sper stâchen durch die schilte daz si brâchen und gesâzen beide vaste. Erec und dem gaste brâht man zwei anderiu sper. den vremden dûhte daz er ze sanfte wære dar komen. die zwêne tiurlîche gomen die begunden justieren, sunder faylieren, biz si zehen sper vertâten wider ein ander und doch hâten dar zuo geslagen manegen slac. dô enwolt Erec fil de roi Lac
2932–3006 615
3021 geliche Deu für W.
3040
3035
3030
3025
3020
3015
3010
3025 chvo ne Deu für W.
da2 niht mere iſt vns geſeit der kvnic a2tus do reit vnd ſp2ancte mit den ſinen ga2 des nam der grvne ritter wa2 vnd entweich in ſin lezze wider ¶Min her walwein chom ſider der ie mit tugenden waz behaft er waz ſchowen di ritterſchaft als ſchier man in liez enſtan wi es ſinen geſellen waz ergan des antw2t er zehant daz iſt der ſelbe wigant von dem vns diche iſt geſaget der ſo manigen p2is hat beiaget vf der erde lebt ſin geliche niht div welt im ga2 des beſten giht 19vb Si lobenten alle ſine maht noch do vo2 der ſelben naht beiaget ſich der chvo ne mit ſim ſchilte grvne vf dem velde in alle wis daz er ere vnd p2is zeherbergen b2ahte vnd man ſin ſit gedahte zeallerſlaht hubſcheit Walwein vo2ſchende reit zv den v2emden geſinden er wolt gerne bevinden den helt an tvgenden vz genomen ſwa2 er danne waz chomen zv den rittern ſo ſp2achen ſi ie er waz nivwelingen hie vnd hat vns grozen ſchaden getan im enchan nieman vo2 enthan er w2chet v2eiſchlich inban vnd iſt ein vnmvzic man ¶Swi es mo2gen geva2 er hat vil nach ir ere ga2 3042 unmvzic Deu für W.
Dar nith mere iſt vns geſeit Der kunig arthus do uereit Vnd ſprancte mit den ſynin gar Des nam der grune ritter war Vnd entweich in ſine letze wider Min heres walwein kam ſider Der ye mit tugenden wz behaft Er wz ſchouwin die ritterſchaft Alſo ſchiere man ließ in in ſtan 60v Wie es ſime geſellen was ergan Des antwurte er ime zuo hant Diß iſt ye der ſelbe wigant Von deme vns dicke iſt geſaget So der manige manheit hat beiaget Vff der erden lebet nit ſin gelich Er iſt k¨vne vnd aller ſelden rich Sy˙ lobtent alle ſine macht Noch do vor der ſelben nacht Beiagete ſich der kune Mit ſime ſchilte grüne Vff dem velde in alle wiß Das er ere vnd priß Zuo herbergen brachte Vnd man ſin ſit gedachte Zuo allir ſlachte fromıkeit Walwein valſchende bereit Zuo den frömidiſten geſinden Er wolte gerne finden Den helt an tugenden vs genomen War er denne was komen Zuo den rittns ſo ſprachen ſy ýe Er wz nuo nüwenlichen hie Vnd hat vns groſſen ſchaden getan 61r Jme enmag nyeman vor beſtan Er wurcket freißlichen ban Vnd iſt ein vnmüſig man Wie es morne geuar Er hat vil noch ir ere gar
dar niht mêre, ist uns geseit. der künic Artûs dô reit und sprancte mit den sînen dar. des nam der grüene ritter war und entweich in sîne lezze wider. mîn her Wâlwein kom sider, der ie mit tugenden was behaft. er was schowen die ritterschaft. als schiere man in liez enstân, wiez sînen gesellen was ergân, des antwurt er zehant ›daz ist der selbe wîgant, von dem uns dicke ist gesaget, der sô manegen prîs hât bejaget. ûf der erden lebet niht sîn gelîch: er ist küene und aller sælden rîch.‹ Si lobten alle sîne maht. noch dô vor der selben naht bejagete sich der küene mit sîme schilte grüene ûf dem velde in alle wîs, daz er êre unde prîs ze herbergen brâhte und man sîn sît gedâhte ze aller slahte frümikheit. Wâlwein vorschende reit zuo den vremden gesinden: er wolte gerne bevinden den helt an tugenden ûz genomen. swar er danne was komen zuo den rittern, sô sprâchens ie ›er was niuwelingen hie und hât uns grôzen schaden getân. im enkan nieman vor enthân. er würket vreislich inban und ist ein unmüezec man. swie ez morgen gevar, er hât vil nâch ir êre gar,
616 Transkription
di hinaht vz chamen vnd ſchilt zehalſe namen Nvo waz es alſo ergangen daz er het gevangen niht wan einen ſteten helt von dem vns diche iſt gezelt daz er der tiv2ſte wolte ſin mit den liehten ſchencheln her mav2in den vienc er niht wan vmbe daz daz man wiſte deſter baz daz er mer wol het getan den gevangen ſant er in allen gan ſiner v2ivndinne reine der gewin waz auch niht cleine den ſine chnappen namen ſo di ritter nider chamen di ir herre von den roſſen ſtach ſinen ſchilt man wol zerhowen ſach 20ra zerfuret in manic ende daz der ellende ſo manic ſper entzwei vnd doch von dem tv2nei mit eren fur vnd ane verluſt daz erbegie ſo manic ivſt ein michel wnder do geſchach wan er do vo2 nie geſach vier man mit ein ander ſtriten nvo ſul wir in lazen riten zeherberge vntz mo2gen frvo vnd ſehent danne waz er getvo eruwe ſchvo f er ſin gemach nvo merchent rehte wi er ſp2ach ſit nieman weiz wer ich bin ſo iſt daz ha2te wol min ſin daz ich minen gewerp nieman ſage tybalt mo2en als es tage ſo b2inc mir einen ſchilt wiz
die hînaht ûz kâmen und schilt ze halse nâmen.‹ Ez was alsô ergangen, daz er hete gevangen niht wan einen stæten helt, von dem uns dicke ist gezelt, daz er ein der tiurste wolte sîn, mit den liehten schenkeln her Maurîn. den vienc er niht wan umbe daz, daz man wiste dester baz, daz er mêr wol hete getân. den gevangen sant er sân sîner vriundîn reine. der gewin was ouch niht kleine, den sîne knappen nâmen, sô die ritter nider kâmen, die ir herre von den rossen stach. sînen schilt man wol zerhowen sach, dürkel in manic ende. daz der ellende sô manic sper brach enzwei und doch von dem turnei mit êren fuor und âne verlust, daz er begie sô manege just, michel wunder dâ geschach, wan er dâ vor nie gesach vier man mit ein ander strîten. nu sul wir in lâzen rîten ze herberge unz morgen fruo, und sehent danne waz er tuo. Ze ruowe schuof er sîn gemach. nu merkent rehte wie er sprach ›sît nieman weiz, wer ich bin, sô ist daz harte wol mîn sin, daz ich mîn gewerp nieman sage. Diepalt, morgen als ez tage, sô brinc mir einen schilt wîz. 3071 Merman P ist wohl durch einfache Verschreibung entstanden, noch in P ist m oft kaum von ui zu unterscheiden; vgl. Einl.
˙ Die hinacht vs kamyn Vnd die ſchilte zuo halſe namýn e S was alſo ergangen Das er hette geuangen Nicht wanne einen ſtetten helt Von deme vns dicke iſt gezelt Das er ein der turſte wolte ſin Mit den liechten ſchenckelin hers maurin Den ving er in etwenne vmbe das ... Das er wol mere hette getan ˙ ſantte er in allen gan Den geuangenyn Siner frundýnne der reine Der gewin wz ouch nit cleine Mit den knappin namýn So die rittere nider kamýn Die ir heren von den roſſen ſtach Sinen ſchilt man wol zerhouwen ſach Turgele in manigem ende Das der ellende 61v So manig ſper zerbrach enzwey˙ Vnd doch von dem turney Mit erin fuo r vnd one verluſt Das er begie ſo manigen Juſt Michel wunder da geſchach Wanne er do vor nye geſach Merman mit andns ſtritten ˙ ritten Nuo lant in fur Zuo herbergen vntze morne fruo Vnd ſehent danne wz er tuo o ZV ruwe ſchuff er ſin gemach Nuo merckint recht wie er ſprach Sit nyeman weiß wer ich bin So iſt das horte wol mýn ſin Das ich myn gewerp nyeman ſage Diepalt morne alſo es tage So bring mir einı ſchilt wiß
3052 lichten Deu für W. 3068 Juſt P] J korrigiert unleserlichen Buchstaben. 3081 mireinen Deu für W.
3080
3075
3070
3065
3060
3055
3050
3045
3007–3081 617
Dar noch bbruwe in allem filiß Ein baniere wiz von ſidin Du enſolt das nicht vermiden Min waffen rock ſy alſan Diepalt einen wiſſen ſemit nan Vnd machte ein kouirture guo t Er wz hubiſch vnd fruo t Wanne ime eren wol behagete 62r Mornýn alſo es dagete Do hette er es alles bereit Zuo rechter gelegenheit Noch ſines heren gebotte Nuo beualch ſich dem richen gotte Der wiſe ritter fruo ge Das er ime vor aller müge Des tages behute ſin leben Dar noch hieß er ime geben Eſſen turneiſchen ymbiß Wanne ime ſtunt aller ſin fliß An iuſten vnd vff ſtritten Er begunde vß ritten Do er ſynier ougen wunne ſach So yener diſen nider ſtach Das was ime vil geneme dan Wanne der grune ritter kam Des wartete manig helt gemeit Der wiſſe ritter do nicht beit Er nam dem grunen gar das wort Vnd kerte wider vnd fúr dort Do er horte kreyeren Er begunde juſtieren Vnd machte den ſattel lere Alſe er es vermiſſit were 62v So ſtach er manigen der nider Wer ſolte ſetzen ſich da wider ... ...
3093 gelvte Deu für W. 3094 er S fehlt Mo. 3101 unde Mo für S. 3102 begonde Mo für S. 3108 wizze Mo für S. 3113 satel lere Mo für S. 3116a gelúke Mo für S.
da2 zvo b2uve in allen vliz ein banier wis von ſiden dv ſolt daz niht vermiden 3085 min wafenroc ſi alſam tybalt einen wizen ſamit nam vnd machet ein kovertiv2e gut er waz hubſch vnd frvo t wan im ere wol behagete 3090 mo2gen als es tagete do het ers alles bereit zerehter gelegenheit nach ſines herren gebote nvo bevalch ſich dem richen gote o 3095 der wize ritter fruie daz er im vo2 aller mvo ie des tages behuo te ſin leben da2 nach hiez er im geben einen turneiſchen imbiz o 3100 wan im ſtvnt aller ſin vliz an ivſtieren vnd an ſtriten er begvnde vz riten 20rb do er ſin augen wnne ſach ¶So iener diſen nider ſtach 3105 daz waz im vil geneme Wenne der grvo ne ritter cheme des wa2t manic helt gemeit der wize ritter do niht enbeit er nam dem grvo nen ga2 daz wo2t 3110 vnd chert wider vnd vo2t do er ho2t groigeren er begvo nde ivſtieren vnd machte ſatel lere als es vermiſſet were 3115 ſo ſtach er manigen der nider wer ſolte ſetzen ſich der wider 3116a ... 3116b ... 3105 geneine P?
3106 wenne Deu für W. / gro une Deu für W.
Fragment S (nach Gr) 1ra wan im ere wol behagete morne als ez tagete da hete er ez allez bereit ze rehter gelegenheit nah ſines herren gebote nv bevalch er ſich dem richen gote der wizze ritter vrue ge dc er in vor aller ſlahte mve ge des tages behvte ſin leben dar nach hiez er geben einen tvrneigſchen imbiz wan ime ſtvo nt aller ſin vliz an ivſtieren vn ſtriten er begvnde uz riten do ſiner ˘ ogen wnne ſach ſo einer diſen nider ſtach dc wc ime vil geneme wan der groze ritter keme dez wartet manec helt gemeit der wize ritter do niht enbeit er nam deme grve nen gar dc wort vn kerte wider vn vort do er horte kroieren er begonde ivſtieren vn machet ſatellere als iz vermiſſet were ſo ſtach er manegen der nider wer ſolte ſich ſetzen der wider wan ſin gelve ke nie gebrach ſo man dar och wol geſach
3107 manic Mo für S.
dar zuo brüeve in allen vlîz ein banier wîz von sîden. du ensolt daz niht vermîden, mîn wâfenroc sî alsam.‹ Diepalt ein wîzen samît nam und macht ein kovertiure guot. er was hübsch unde fruot, wan im êre wol behagete. morgen als ez tagete, dô het erz allez bereit ze rehter gelegenheit nâch sînes herren gebote. nu bevalch sich dem rîchen gote der wîze ritter vrüeje, daz er im vor aller müeje des tages behuote sîn leben. dar nâch hiez er im geben einen turneischen imbîz: wan im stuont aller sîn vlîz an justiern und an strîten. er begunde ûz rîten da er sîner ougen wünne sach, sô jener disen nider stach. daz was im vil genæme. wenne der grüene ritter kæme, des warte manic helt gemeit. der wîze dô niht enbeit, er nam dem grüenen gar daz wort und kêrte wider unde vort da er hôrte kroigieren. er begunde justieren und machte satel lære. als es vermisset wære, sô stach er manigen dernider. wer solte setzen sich derwider, ... ...
618 Transkription
Wanne ſin gelucke nyene vergaß Man ſprach dem wiſin ritter bas Denne man do yeman tette Wanne er wol geritten hette ER ſtach manigen vff das graß Vnd enruo chte wer in vff las Er enwolte des morgens nyeman van Beide an ſtechen vnd an ſlan Hette er ſinen fliß bekart Vntz er ein teil müde wart Do wolte er einen kule van Vnd etſliche ruwe han Vnd kerte vff eine plange Do lag manig tumange Graue ritſchart ein milter helt Hundirt ritter vß erwelt Die hattent vnder in geſworn Vnd zuo heren vß er korn Do ſy vnder ſinen banier ritten Diſe hattent alle wol geſtritten Vnd warint ouch ſere geſlagen Jn wz in den zweyen tagen Geuangen zwentzig ritter abe 63r Des wz ir freude vnd ir habe Deſte mýnre ſo ſy iahen Do ſý iren frúnt geſahen Das ime dz houbit bar wz Do luo din ſy in an dz graß Vff ſprungent ſy alle gliche Vnd ſchantin ime mynnecliche Jn eime kopfe guo tin win Er müſte wilkomen ſin Wanne ſa ſagtin ime zuo zuo mere Das ir rede nicht andirß were Wanne dz ſy alle mit iren kunſten Sinis libes wunſten
vn ſin got nie vergaz man ſprach dem wizzen ritter baz 1rb dan man da ieman tete wan er wol geritten hete Er ſtach menegen vf dc graz vn ruo hte wer in vflaz ern wolte des morgens nieman v beide an ſtechenne vn an ſlan heit er ſinen vliz bekart vnz er ein teil mve de wart do wolt er eine kvle van vn etesliche rui we han vn kerte vf eine plange do lac von tvmange grave ritſchart ein milter helt hvndert ritter erwelt die hetten vnder in geſworn vn in ze herren erkorn dc ſi vnder ſiner banier ritten diſe hetten alle wol geſtriten vn waren och ſere geſlagen in wc in den zwein tagen gevangen zwenzec ritter abe des wc ir vroeide vn ir habe deſt minner ſo ſi iahen do ſiv vnſern vrui nt geſahen dc ime dc hobet bar waz do lvo den ſi in an dc graz vf ſprvngen ſi alle geliche vn ſchancten im minnecliche in eime kophe gvo ten win er mvo ſte in willekomen ſin wan ſi ſageten ime ze mere dc ir rede niht anders were 1va wan dc ſi alle mit ir kvnſten ſins libes wunſchten wan sîn gelücke nie vergaz? man sprach dem wîzen ritter baz danne man dâ ieman tete, wan er wol geriten hete. Er stach manegen ûf daz gras und enruohte wer in ûf las. ern wolt des morgens nieman vân. beidiu an stechen und an slân het er sînen vlîz behart, unz er ein teil müede wart. dô wolt er eine küele vân und etslîche ruowe hân und kêrt ûf eine plâne. dâ lac von Tumâne grâve Ritschart ein milter helt. hundert ritter ûz erwelt die heten under in gesworn und in ze herren erkorn, daz se under sîner banier riten. dise heten alle wol gestriten und wârn ouch sêre geslagen. in was in den zwein tagen gevangen zweinzic ritter abe. des was ir vreude und ir habe deste minner, sô si jâhen. als die unsern friunt gesâhen, daz im daz houbet bar was, dô luodens in an daz gras. ûf sprungens alle gelîche und schanctn im minneclîche in eime kopfe guoten wîn. er muost in willekomen sîn, wan si sageten im ze mære, daz ir rede niht anders wære wan daz se alle mit ir künsten sînes lîbes wünsten.
3117 geluche Deu für W. 3122 vf laz Mo für S. 3123 Gr vermutet für S vân, Mo setzt van. 3124 ſlanˆ Deu für W. / ſtechene Mo für S. 3128 etliche Deu für W. 3129 plalnge Deu für W. / auf Mo für S. 3130 lach Mo für S. 3135 ſie Mo für S. 3136 dieſe Mo für S. 3139 zweinzivc Deu für W. 3140 vrœide Mo für S. 3142 sahen HaA für S. 3145 ſie Mo für S. 3149 ſagetn Deu für W. 3152 ſi’nes Deu für W.
3150
3145
3140
3135
3130
3125
3120
wan ſin geluche nie vergaz ¶Man ſp2ach dem wizzen ritts baz danne man da ieman tete wan er wol gerite hete Er ſtach manigen vf daz graz vnd enruhte wer in vf laz er enwolt des mo2gens nieman vân beidiv an ſtechen vnd an ſlân het er ſinen vliz becha2t vntz er ein teil mvde wa2t do wolt er ein chve le van vnd etſliche ruwe han vnd chert vf ein plange do lac von tvmange ¶G2ave ritſchart ein milter helt hvndert ritter vz erwelt di heten vnder in geſwo2n vnd in zeherren ercho2n daz ſi vnder ſiner baniere riten diſe heten alle wol geſtriten vnd wa2n auch ſere geſlagen in waz in den zwein tagen gevangen zweinzic ritter abe des waz ir v2eude vnd ir habe deſt miner ſo ſi iahen als di vnſern frivnt geſahen 20va daz im daz hovpt ba2 waz do luden ſi in an daz graz vf ſp2vngen algeliche vnd ſchancten im minnicliche in eim choppfe guten win er mvſt in groz willechomen ſin wan ſi ſageten im zemere daz ir rede niht anders were wan daz ſi alle mit ir chvo nſten ſines libes wnſchten
3082–3152 619
Sy˙ ſahent in zwu “ſchen den ſcharn Des morgens ritterlichen varn Des wz ir die niſt ime geriet Schiere wart ime ouch geſeit Jr ſchande vnd ir geuerte Do ſprach der vnus herte An libe vnd an den erin Wellint ýr es úch nit beherin So lant mich uwer geſelle ſin Jch zuhe es vff die ſelde myn Dz ich uch gerne wil geſtan Got laſſe es vns zuo heile gan 63v Des warent ſy alle fro Graue ritſchart hieß do Ein fromde banier binden an Nvo ſaſſent ſy vff die kvne man Vnd genüſſen ire geſellen Wanne | er begunde vellen Die jugende ſtro dicke Er ſchluo g des fures blicke Hohe von den helmen flugen Wa die ſinen hin zugen Da zoumden ſy“ vnd namen So ſy˙ wider vß kamen So wz in ſpottis achte Der mit wanne ein en brachte Er ſchluo g ſo ſere den man Daz er ſich lutzel verſan War man in treip alde zoch Den wiſſin ritter man floch Der andirß kune wz genuo g Wanne er ſo nitlichen ſchluo g Alle ervorchten ſy das Des tages ime nyeman geſas Der ime zuo roſſe wider reit Nicht wanne kariet ſo man vns ſeit Der geſaz ime zuo eime ſtiche
ſi ſahen in inſchvſſen den ſcharen des morgens ritterliche varn des wc ir dieneſt ime gereit vil ſchiere wart ime geſeit ir ſchade vn ir geverte do ſprach der vnverherte an libe vn an den eren welt irs ivch es niht beheren ſo lant mich ui wer geſelle ſin ich zui ch ez vf die ſelde min dc ich iu gerne wil geſtan got laze ez vns ze gvo te gan des waren ſie alle vro grave ritſchart hiez do Ein vroemede banier binden an nv ſazen vf die kvo ne man vn genvſchen ir geſellen wan er begonde vellen die viande ſtro dicke er ſlvo c dc fivres blicke hohe von dem himeln ſlvgen ſwa die ſine hin zvgen do zoumten ſi vn namen ſo ſi wider uz kamen ſo wc in ſpotes ahte der nie wan einen brahte er ſluo c ſo ſere den man dc er ſich lvzel verſan war man in treip oder zoch den wizzen ritter maneger vloch 1vb der anders kve ne wc genvo c wan er ſo nitlichen ſlvo c alle ervorhten ſi daz des tages im nieman vor geſaz der ime ze orſſe wider reit niht wan garriet ſo man uns ſeit der geſaz ime zime ſtiche
3153 in in ſchuſſen Mo für S. 3154 ritterlich Deu für W. 3167 MoHaA setzen Initiale für S. 3168 kue ne Mo für S. 3169 genuſhen Mo für S. 3172 bliche Deu für W. / die Mo für S. 3178 niewan Mo für S. 3182 manegen Mo für S. 3189 Gr überlegt für S zeime.
3185
3180
3175
3170
3165
3160
3155
ſi ſahen in zwiſchen den ſcha2n des mo2gens ritterliche va2n des waz ir dienſt im bereit ſchier waz auch im geſeit ir ſchade vnd ir geverte do ſp2ach der vnverherte an libe vnd an den eren welt irs iv niht beheren ſo lant mich iwern geſellen ſin ich zvhe es vf di ſele min daz ich iv gern wil geſtan got laz es vns zeheil ergan Des wa2n ſi alleſamit v2o G2ave ritſcha2t hiez do ein v2emde banier binden an nvo ſazzen vf di chvne man vnd genvzzen ir geſellen wan der begvnde vellen di vinde ſtro diche er ſluo c daz di fiv2es bliche hohe von den helmen vlugen ſwa di ſine hin zvgen do zovmden vnd namen ¶So ſi wider vz chamen ſo waz er in ſpotes ahte der niht wan einen b2ahte er ſluc ſo ſere den man daz er ſich lutzel verſan wa2 man in treip oder zoch den wizzen ritter maniger vloch 20vb der anders doch chvne waz genvo c wan er ſo nitliche ſluo c alle ervo2hten ſi daz des tages nieman im vo2 geſaz der im zeroſſe wider reit niht wan ka2yet ſo man vns ſeit der geſaz im zeim ſtiche
3171 vigende HaA für P. / ſtrodicke Mo für S.
si sâhn in zwischen den scharn des morgens ritterlîche varn: des was ir dienst im gereit. schiere was ouch im geseit ir schade und ir geverte. dô sprach der unverherte an lîbe und an den êren ›welt irs iuch niht behêren, sô lânt mich iwern gesellen sîn. ich ziuhe ez ûf die sælde mîn, daz ich iu gerne wil gestân. got lâz ez uns ze heil ergân.‹ Des wârens alle samet vrô. grâve Ritschart hiez dô ein vremde banier binden an. nu sâzen ûf die küene man und genuzzen ir gesellen: wan der begunde vellen die vînde strôdicke. er sluoc, daz fiures blicke hôhe von den helmen vlugen. swâ die sîne hin zugen, dâ zoumdens unde nâmen. sô si wider ûz kâmen, sô was in spotes âhte der niht wan einen brâhte. er sluoc sô sêre den man, daz er sich lützel versan, war man in treip oder zôch. den wîzen ritter maneger vlôch, der anders küene was genuoc, wan er sô nîtlîche sluoc. alle ervorhten sie daz. des tages im nieman vor gesaz, der im ze rosse widerreit, niht wan Karjet, sô man uns seit: der gesaz im zeime stiche.
620 Transkription
V wi ſchier er von V ſtriche im des enda2f nieman vo2ſche han er enwolte ſin niht mer beſtan daz waz ein michel wiſheit als im cha2iet entreit do beſtvnt in zehant ein herzoge witen erchant der wolte p2is an im beiagen er waz von waleiſt ho2t ich ſagen den vberſluch der wize er waz nach imbize daz er den fv2ſten gevienc als ſchiere daz ergienc den antw2t er ſiner v2owen daz ſi wol mohte ſchowen daz er an ſi gedehte als es dem abende nehte do ſchvo f der wize ritter daz daz G2ave ritſcha2t fv2baz vber hvndert ritter d2eizic vie als div naht an gie di aventv2 man tybalde beidiv ivnge vnd alde dv2ch ſines herren ere ¶Doch en nam er niht mere wan als es gut wa2t getan di geſellen wolten auch enſtan wer der wize ritter were der reche ſp2ach. daz mere wirt iv ſo ſchiere niht geſaget ¶Mo2n frvo als es taget chvo m ich gern ſo ich leben do mit lant mich got ergeben 21ra Vnd mit iwern hulden riten di ſpo2n ſatzter zeſiten vnd reit zeherbergen
Wie ſchiere er von ime ſtriche 64r Dz endarff nieman froge han Er enwolte ſy nit beſtan As was ein michel wiß heit Alſo ime kariet in treit Do beſtunt in zuo hant Ein hertzoge wite erkant Der wolte priß an ime beiagen Er was von waleſt horte ich ſagen Den v´ ber ſchluo g der wiſe Vnd warp mit allem fliſſe Daz er den fúrſtent geving Alſo ſchiere das er ging Den antwurte er ſiner frouwen Daz ſy wol mochte ſchouwen Das er an ſy gedechte Alſo es dem obende moe chte Do ſchuff der wiſe ritir dz Dz dz der ritſchart fúrbz Vber hundert ritter driſſig uie Alſo ſy˙ die nacht an gie Die antwurte man diepalde Beide junge vnd alte Durch ſins herere ere 64v Doch nam er nicht mere Wanne es guo t was getan Die geſellin wolten oüch enſtan Wer der wiſe ritter were Der recke ſprach dich mere Wurt vch ſo lichte nit geſagit Morne fruo alſo es tagit Kume ich gerne ſol ich leben Da mitte lant mich gotte ergeben Vnd mit uwerin hulden ritten Die ſporn ſatte er zuo ſiten Vnd reit zuo herbergen
wie ſchiere er von ime ſtriche des endarf nieman vor ſehe han er wolt ſin niht bi in beſtan Dc wc ein michel wisheit als im kariet entreit do beſtvo nt in ze hant ein herzoge wite erkant der wolte pris an ime beiagen er wc von walliſt hort ich ſagen den vberſlvo c der wize vn warp mit allem vlize dc er den fvrſten gevienc als ſcir dc er gienc den antwrte er ſiner vrowen dc ſi wol mohte ſcho ˘wen dc er an ſi gedahte als ez dem abende nahte do ſchvo f der wize ritter daz dc grave ritſchart vuo rbaz vber hvndert riter drizec vie als die naht ane gie die antwrte man diebalde beide ivnc vn alde dvrch ſtnes herren ere doch nam er ir niht mere wie schiere er von im striche, des endarf nieman vorsche hân. er enwolte sîn niht mêr bestân. daz was ein michel wîsheit. als im Karjet entreit, dô bestuont in zehant ein herzoge wîte erkant, der wolte prîs an im bejagen. er was von Wâlest, hôrt ich sagen. den übersluoc der wîze und warp mit allem vlîze, daz er den fürsten gevienc. als schiere daz ergienc, den antwurt er sîner vrouwen, daz si wol möhte schouwen, daz er an si gedæhte. als es dem âbent næhte, dô schuof der wîze ritter daz, daz grâve Ritschart fürbaz über hundert ritter drîzec vie, als diu naht ane gie: die antwurt man Diepalde, beidiu junge und alde, durch sînes herren êre. doch nam er ir niht mêre wan als ez guot was getân. di gesellen wolten ouch enstân, wer der wîze ritter wære. der recke sprach ›ditz mære wirt iu sô lîhte niht gesaget. morne fruo, als ez taget, kum ich gerne, sol ich leben. dâ mite lânt mich got ergeben und mit iwern hulden rîten.‹ die sporn satzt er ze sîten und reit ze herbergen.
3190 ime] rate Mo für S. 3191 vorſehe Mo für S. 3195 beſtunt Mo für S. 3199 uber ſluo c Mo für S. / wiſe Mo für S. 3202 ergienc Mo für S. 3208 Grave Deu für W. 3212 ivnge Deu für W. 3213 ſines Mo für S. 3218 dich P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 3223 vnd Deu für W. 3224 ſatzer Deu für W.
3225
3220
3215
3210
3205
3200
3195
3190
3153–3225 621
3235 af Deu für W. / Streichung unsicher P.
3260
3255
3250
3245
3240
3235
3230
3262 liz Deu für W.
3263 ward Deu für W.
Daz tet er nicht durch bergen Wanne daz in duchte eine ſchande Daz er ſin ſelbes nicht erkantte Er enwolte zuo rede werden nit Mit vrlobe er von in ſchiet Vnd wiſſent wol wie gerne er vacht Er gewan eine wunnecliche nacht a N dem dirten dage fruo Do riet manig baniere zuo Vff das velt jo zuo joifle Graue ritſchart von dem ich geſagete ee Der wende vinden vil bereit Sin obentliche ſelikeit Durch dz huo p er die ritterſchaft 65r Mit ſtarckir vber múte craft Wanne ime wz wol gelungen Die ſchilte ſy fur ſich drungen Beide ſy vnd ouch er Sú zerſtachen manig ſpers Vnd rittin ſo das nyeman baz Do von wart in ouch gehaß walweins vatter der kunig lot Sinen rittern er gebot Vnd bat das wurde jrrochin Das ſy ime aber vil brochin Des obendes hatten Alſo diß wart geratin Do wz ir vil die geſwuo rin ... Den ſchedelichen wizin degen Alſo es dem kunige wz verpflegen Des wart ein pungiez erhaben Nicht verre von dem burggrabin Vnd liechte helme ſchart Do verloß graue ritſchart Sinir geſellen ein michel teil Den ließ man nit ſo vil ſo ein ſeil Des wart der graue erblúget
3247 walweines Deu für W.
daz tet er niht dv2ch bergen wan daz in duhte ein ſchande daz er ſin ſelbes niht erchande er enwolt zerede werden niet mit v2lovbe er dannen ſchiet vnd wizzent wol ſwi gern er vaht er gewan ein wnnecliche naht An dem d2iten tage frvo do reit manic banier zvo vf daz velt dyofloyde G2ave ritſcha2t von dem ich ſaget ê der wande vinden vil bereit ſin abentliche ſeilicheit dv2ch daz hup er di ritterſchaft mit ſta2cher vber mvte ch2aft wan im waz wol gelvngen di ſchilt fur ſich twngen beidiv di ſine vnd auch er ſi zerſtachen manic ſper vnd riten ſo daz nieman baz do von wa2t im auch gehaz Walweines vater der chvnic Lot ſinen rittern er gebot vnd bat daz daz w2de gerochen daz ſime vil abe geb2ochen des abendes haten als daz wa2t geraten do waz ir vil di des geſwo 2n daz ſi wanden beſnvo 2en den ſchadelichen wizen degen als es dem chvnige waz verpflegen des wa2t ein pvniez erhaben niht verre von dem bv2chgraben des liehte helme w2den ſcha2t do verlos G2ave ritſcha2t ſiner geſellen ein michel teil man liez in niht vil ein ſeil 21rb des wa2t der G2ave erblvget
daz tet er niht durch bergen wan daz in dûhte ein schande, daz ern selbe niht erkande. ern wolt ze rede werden niet. mit urloube er dannen schiet. und wizzent wol, swie gern er vaht, er gewan ein wünneclîche naht. An dem driten tage fruo dô reit manic banier zuo ûf daz velt ze Djoflê. grâve Ritschart, von dem ich seit ê, der wânde vinden vil bereit sîn âbentlîche sælikheit. durch daz huop er die ritterschaft mit starker übermüete kraft: wan im was wol gelungen. die schilte für sich twungen beidiu die sîne und ouch er. si zerstâchen manic sper und riten sô daz nieman baz. dâ von wart im ouch gehaz Wâlweines vater, der künic Lôt. sînen rittern er gebôt und bat daz wurde gerochen daz sime vil abe gebrochen des âbendes hâten. als daz wart gerâten, dô was ir vil die des geswüeren, daz si wânden besnüeren den schädelîchen wîzen degen. als es dem künege was verpflegen, des wart ein puneiz erhaben, niht verre von dem burcgraben, des liehte helme wurden schart. dô verlôs grâve Ritschart sîner geselln ein michel teil: den liez man niht sô vil ein seil: des wart der grâve erbliuget.
622 Transkription
3269 fvrte Deu für W.
ob vns daz mer niht lvget ſo enhal ſich mit mvzicheit der von dem vns iſt geſeit des ſchilt geſter wiz waz vnd do vo2 grvne als ein graz der fv2te hivt als er gebot ein banier vnd einen ſchilt rot vnd iſt anders ſin gezoc chovertiv2 vnd wafenroc ein ſaven rot von golde do tet er als er ſolde ſiner triwe er niht vergaz vf ſin ros er geſaz daz er b2aht von dem mer er reit vz in daz her daz er niht erwant ê er G2aven ritſcha2den vant der claget im ſin vngemach der rote ritter do ſp2ach Wol dan vs ſuche wir waz wir megen getvo n mit ſtichen vnd mit ſlegen do mit liezen ſi ſtrichen da2 vf dicheſten ſcha2 do man di meiſten herte vant do waz der tv2nei als ein want ſtende wo2den gein in des namen grozen gewin di mit dem roter ritter riten wan ſi baltliche ſtriten ſo daz di vinde wichen manigen ſi beſtrichen der ſo ſere waz geſlagen daz er mvſte verzagen Hie vie ritſcha2t der helt ahtzehen ritter vz erwelt vnd riten aber anderſwa2 ob ich es iv ſagen geta2
3268 alz Deu für W.
3300
3295
3290
3285
3280
3275
3270
3265
3273 waven Deu für W.
3292 ſwan Deu für W.
Ob vns das leit nit lúget So enhielt ſich mit müſſikeit Der von dem vns iſt geſeit 65v Des ſchilt geſterin wiß wz Vnd da vor grune alſo ein graß Der furte húte alſo er gebot Einin banier vnd einen ſchilt rot Vnd iſt ander groß geuirture gezock Vnd ein ander ſin waffen rock ˙ rot von goulde Ein ſamyn Do tet er alſo er ſolde Sinir truwe er nit vergas Vff ſin roß er geſaß Das brachte von dem mere Er reit vz in das here Das er nit erwant E er den grauen vant Der clagete ime ſyn vngemach Der rote ritter do ſprach Wol dan verſuo chen wz wir mögin Getuo n mit ſtichen vnd mit ſlegen Da mitte lien ſy ſtrichin dar Vff die kiſten ſchar Do man die meiſti herti vant Do wz der turney˙ alſo ein want Stande worden gegen in Des namen groſſen gewin Die mit deme rotin rittere ritin Wanne ſy˙ baltliche ſtritten 66r So das die jugende wichin Manigen ſy beſtrichen Der ſo ſere was geſlagin Das er müſte verzagen Hie vie ritſchart der helt Ahtehin rittere vß erwelt Vnd ritin aber anderß war Ob ich es v´ ch geſagen tar
3299 ritten Deu für W.
ob uns daz liet niht liuget, sô enthielt sich mit müezikheit der von dem uns ist geseit, des schilt gester wîz was und dâ vor grüene als ein gras. der fuorte hiut als er gebôt ein banier und einen schilt rôt, und ist ander sîn gezoc, kovertiur und wâfenroc, ein saben rôt von golde. dô tet er als er solde: sîner triwe er niht vergaz. ûf sîn ros er gesaz, daz er brâhte von dem mer. er reit ûz in daz her, daz er niht ê erwant, ê er grâven Ritscharden vant. der claget im sîn ungemach. der rôte ritter dô sprach ›wol dan! versuochen waz wir megen getuon mit stichen und mit slegen.‹ dâ mite liezens strîchen dar ûf die dickesten schar, dâ man die meisten herte vant. dâ was der turnei als ein want stênde worden gein in. des nâmen grôzen gewin die mit dem rôten ritter riten, wan si baltlîche striten, sô daz die vînde wichen. manegen si bestrichen, der sô sêre was geslagen, daz er muoste verzagen. Hie vie Ritschart der helt ahtzehen ritter ûz erwelt, und riten aber anderswar. ob ich ez iu gesagen tar,
3226–3300 623
3302 ſchilde Deu für W. 3305 cleiniv Deu für W. 7) und verweist auf die Konjektur von Ha.
3335
3330
3325
3320
3315
3310
3305
ſwa der degen milde mit dem roten ſchilde 21va hin mit den ſinen ſp2ancte daz her von im wancte als clein´v vogelin vo2 dem a2n di enwenent ſich nienan bewa2n ê ſi erſtieben in di heche Vnſer helt der waz ein eche vnd ein gut v2leuges tv2 Swen er gevazzet fvo 2 der enwande nims geneſen ê es miter tac moht weſen do wa2en ſin geſellen rich di edes grozen beſwich vo2 ſiner chvnfte dolden vil wol ſi ſich erholden ... ... Nvo ho2ent lant iw zellen von vnſerm geſellen der tv2nierte balde vntz beidiv ivnge vn alde ma2chten ſin gebere vnd w2den im gevere des wa2t do ſchaden vil genomen ¶Nvo waz ein ander fv2ſte chomen dv2ch gewin vf di ſelben maten der het gerech zeallen ſtaten zweihvo ndert ritter wol gemvo t er ſelbe waz ein degen gut vnd waz des G2aven chvnne do er geſach di wnne vnd di grozen ſeilicheit ſwa der rote ritter hin reit daz es alles waz verlo2n do reit der fv2ſt wol gebo2n ze dem G2aven vnd bat in 3307 die Deu für W.
3308 vnſer Deu für W.
Wa der degen milte Mit dem roten ſchilte Hine mit dem ſynyn ſprancte Das her von ime wancte Alſo cleine vogele von dem arin Die enwenýnt nyender ſich bewarn E ſy zuo ſtiebint in die hecge Vnſir helt der wz ein ecke Vnd ein guo t vrluges túr Wanne er geuazite fúr Der enwonde nyemir geneſen Ee es miter tag mochte weſen Do warent ſine geſellen rich Die ye des groſſen beſwich Vor ſiner kúnfte dolten Vil wol ſy geſcholten Den nit der nyeman lange wert Wanne der tugende vnd erin gert o 66v n V hoe rent lont vch zellen Von vnſirme geſellen Der turnierte balde Vntze beide junge vnd alde Marchtin ſin gebere Vnd wurdent ýme geuere Des wart da ſchadin vil genomen Do wz ein ander furſte komen Durch gewin vff die ſelben matin Der hatte girech wol zuo allen ſtattin Zwey hundirt ritter wol gemuo t Er ſelbe wz ein degen guo t Vnd wz des grauen kúnne Do er geſach die wunne Vnd die groſſen ſelikeit Wa der rote ritter hin reit ... Der furſte wol geborn Zuo dem grauen vnd batin 3316 ſi ſich W fehlt Deu.
3337 Deu missversteht die Enklise (vgl. Mhd. Gramm. § 214, Anm.
swâ der degen milde mit dem rôten schilde hin mit den sînen sprancte, daz her von im wancte als cleine vogele von dem arn: di enwænent niender sich bewarn ê si erstieben in die hecke. unser helt der was ein ecke und ein guot urliuges tür. swen er gevazte für, der enwânde nimmer genesen. ê ez miter tac mohte wesen, dô wâren sîne gesellen rîch, die êdes grôzen beswîch vor sîner künfte dulten: vil wol si geschulten den nît der nieman lâge wert wan der tugende und êren gert. Nu hœrent, lânt iu zellen von unserme gesellen. der turnierte balde, unz beidiu junge und alde marcten sîn gebære und wurden im gevære. des wart dâ schaden vil genomen. nu was ein ander fürste komen durch gewin ûf die selben maten: der het gerech ze allen staten zweihundert ritter wol gemuot: er selbe was ein degen guot und was des grâven künne. dô er gesach die wünne und die grôzen sælikheit, swâ der rôte ritter hin reit, daz ez allez was verlorn, dô reit der fürste wol geborn zuo dem grâven unde baten,
624 Transkription
3340 warrt Deu für W.
3370
3365
3360
3355
3350
3345
3340
3351 uigeden P?
daz ſi ſtvnden zeſtatin ein ander mit ir banieren zwein do wa2rt der roter in ein daz es in daz beſte were wan es waz ein allich mere vnd reten alle geliche daz 21vb daz es der v2emde tete baz dan ieman vf dem velde vnd verma2tin auch melde daz es alles ein man ſolte ſin der in den tagen allen d2in ſo manigen het erſchellet nvo hat er ſich geſellet vnd rit den vinden nahen bi do zovm in der dir from ſi Si wa2t geſtochen vnd geſlagen daz man es lange moht ſagen ſi gemiſchten ſich an beiden ſit vf gewin vnd vf nit vlizzen ſich di geſellen man ho2t lute ſchellen ſlege vnd ſchefte b2echen vnd ſach der nîder ſtechen manigen tv2lichen degen div ros livfen an den wegen irre . vnd herren lere ich ſage iv daz zemere daz vnſer helt beiagete den p2is von deiz tagete vntz es verre naht wa2t vnd wi G2ave ritſcha2t guter chnehte geliche als vil daz ich es iv verſwigen Wil man gelovbete mirs lihte niht nvo gefvcte ſich daz von geſchiht daz Walwein der chvne man vnd vnſer v2ivnt ein ander an
3360 nider Deu für W.
3370 wil Deu für W.
3372 gefvete Deu für W. / geſutte P?
Dz ſy ſtunden zuo ſtattin Ein andern mit iren banieren zwein Do wart der rote ritter in ein Das es in das beſte were Wanne es wz ein elich mere Vnd rettint alle die ritter das Der fromde degen dete es bas Danne yeman vff dem velde 67r Vnd vs marchten ouch melde Das es alles ein man ſolte ſin Der in den tagen allen drin So manigen hat in ſchellet Nvo hat er ſich geſellit Vnd ritet den iugeden nahe by˙ Da zoume in der der frömde ſy˙ h Je wart geſtochen vnd geſlagin Das man es lange mochte ſagin Vnd gunſtent ſich in beide ſit Vff gewin vnd durch nit Fliſſin ſich die ſchnellin Man horte lute ſchellin Slege vnd ſchefte brechen Vnd ſach der nider ſtechen Manigen turlichen degen Die roß lieffent an den wegen Jre vnd ir herin lere Jch ſage vch dz zuo meres Das vnſir helt beiagete Den priß von den es tagete Vntzes verre nacht wart Vnd ving graue ritſchart Gutir kechte alſo vil Dz ich es uch verſwigen wil Man geloubet mir es lichte nicht 67v Nvo gefucte ſich dz von geſchicht Das walwein der frome man Vnd vnſir frunt ein ander an
3373 walwin Deu für W.
daz si stüenden ze staten ein ander mit ir banieren zwein. dô wart des Ritschart enein, daz ez in daz beste wære. wan ez was ein ellich mære und retten al die ritter daz, daz ez der vremde tæte baz dan ieman ûf dem velde, und vermârt in ouch Melde, daz ez allez ein man solte sîn der in den tagen allen drîn sô manegen het erschellet. nu hât er sich gesellet und rît den vînden nâhen bî. dâ zoum in derder from sî. Hie wart gestochen und geslagen, daz man ez lange möhte sagen. si gemischten sich in beide sît. ûf gewin und ûf nît vlizzen sich die snellen. man hôrte lûte schellen slege und schefte brechen und sach dernider stechen manegen tiurlîchen degen. diu ros liufen an den wegen irre und herren lære. ich sage iu daz ze mære, daz unser helt bejagete den prîs von deiz tagete unz ez verre naht wart; und vie grâve Ritschart guoter knehte als vil, daz ich ez iuch verswîgen wil: man geloubt mirs lîhte niht. nu gefuocte sich daz von geschiht, daz Wâlwein der küene man und unser vriunt ein ander an
3301–3374 625
3382 trouc Deu für W.
geranden vnd ſtachen daz in div ſper b2achen vnd vahten wol des waz niht lanc ê man di degen vnder d2anc des mvſte maniger chomen ze not ¶Do ſach der milte chvnic Lot wi ſere der rot ritter ſluo c ſin baldes ellen in da2 trvo c 22ra daz er ein ſper vf im erſtach der v2emde ſich alſo gerach deiz im niht ſtvnt vergebene er ma2cht in vz vil ebene vnd greif im in den zovm ſin hi ſolt erſt werden ſchin wi lieb ein frvmer herre ſi di ſine wa2n im nahe bi mit triwen ane valſchen wanc do wa2t der groſte gedanc do von ich ie geho2te ſagen welch ritter ſolte da verzagen do der chvnic waz in not do wa2t von blute ha2te rot manic ros vnd man Der v2emde ritter began ¶ ſlahen ſo freiſlichen daz im mvſe entwichen an ſwen er ſich becherte ſin ſeilicheit in erte daz es im ſo wol ergienc daz er walweines vater gevienc vnd zohe in von den ſinen dan als daz der erengernde man der chvnic a2tus bevant do chom er ruſchende zehant vnd begvo nde di vnſere beſtan do wa2t do erſt vil getan wan iv iſt ofte geſeit
3377 dez Deu für W.
3410
3405
3400
3395
3390
3385
3380
3375
3383 ein P] e korrigiert n?
3390 ſime Deu für W.
Giranden vnd geſtachin Das die ſper zerbrachin Vnd vachtint wol das was nit lang Eman die degene vndir trang Des nuo ſte maniger komen zuo not Do ſach der milte kunig lot Wie ſere der rote ritter ſluo g Sin baldis ellen dar truo g Das er ein ſper vff in zerſtach Der fromde ſich alſo gerach Das er nicht in beſtunt vergebene Er marchte in vs vil ebene Vnd greiff ime an den zoum ſin Hie ſol eriſt werden ſchin Wie liep ein fromder ritter ſy Die ſine warent nyemanne by Mit truwen one valſchen wang Do wart der groſte gedrang Do von ich ye gehorte ſagin Wellich ritter ſolte do verzagen Do der kunig wzin not Do wart von blute harte rot Manig roß vnd man 68r Der fromde ritter began Slahent hin ſo freißlichen Das ime müſſe entwichen An wen er ſich bekerte Sin ſeldikeit in erte Das es ime alſo wol erging Das er walweins vatter ving Vnd zoch in von den ſynen dan Alſo dz der eren gernde man Der kunig arthus beuant Do kam er ruſchende zuo hant Vnd begonde die vnſern beſtan Do wart do eriſt wol getan Vff vch iſt dicke geſeit
3400 in Deu für W.
3404 walweins Deu für W.
3409 vnſer e Deu für W.
geranden unde stâchen, daz in diu sper brâchen, und vâhten wol. des was niht lanc, ê man die degen underdranc. des muoste maneger komen ze nôt. dô sach der milte künec Lôt, wie sêre der rôte ritter sluoc. sîn baldez ellen in dar truoc, daz er ein sper ûf im zerstach. der vremde sich alsô gerach, deiz im niht stuont vergebene. er marct in ûz vil ebene und greif im in den zoum sîn. hie solt êrst werden schîn, wie lieb ein frumer herre sî. die sîne wârn im nâhe bî, mit triwen, âne valschen wanc. dô wart der grœste gedranc, dâ von ich ie gehôrte sagen. welch ritter solte dâ verzagen, dô der künic was in nôt? dô wart von bluote harte rôt manic ros unde man. der vremde ritter began slahen sô vreislîchen, daz im muose entwîchen an swen er sich bekêrte. sîn sælikheit in êrte, daz ez im sô wol ergienc, daz er Wâlweines vater gevienc und zôh in von den sînen dan. als daz der êren gernde man, der künic Artûs bevant, dô kom er rûschende zehant und begund die unser bestân. dô wart dâ êrst wol getân. wan iu ist ofte geseit,
626 Transkription
3413 Bei k nach arthus nur halber Buchstabe ausgeführt P.
3445
3440
3435
3430
3425
3420
3415
wi wol div maſſenie reit der a2tus der chvnic wielt doch des alein hi behielt vnſer helt daz beſte wo2t wan er vil het gewo2t vber al di ritterſchaft er tet ſo vil mit ſiner ch2aft daz ſo maniger wa2t geletzet daz der von wa2t vf geſetzet der tv2nei der noch do ſiben tage ſolte weren nach der ſage 22rb als er waz vf geſp2enget Waz tov get daz mer gelenget Div ritterſchaft ſich zerlie nvo geho2tent ir nie ſo manige vo2ſche ſo do wa2t wa der G2ave ritſcha2t vnd der guter ritter were ¶Do ſaz der erbere in des G2aven gezelde ern wolt von dem velde in di ſtat niht chomen ê daz er het vernomen mere maniger hande den chvnic Loten er ſande ſiner v2owen dv2ch ir ere er twalte dannoch mere vntz in geſac manic ſcha2 dv2ch hubſchen riten ſi da2 als zeiner ivncv2owen der chvnic a2tus mvs in ſchowen zediv daz erchande den helt der ſich niht nande Walwein mit ſim herren reit vnd manic ritter gemeit di w2den alle enpfangen wol Swaz man von ſpehen meren ſol
3424 waz Deu für W.
3442 dr Deu für W.
Wie wol die maſſenie reit Der arthus k der kunig wielt Doch des alleine hie behielt Vnſer heilt dz beſte wort Das iach man wider vnd vort Vber alle die ritterſchaft Er tet ſo vil mit ſins craft Das ſo maniger wart geletzet Dz der vone wart vff geſetzet Der turney do noch ſuben tage Solte weren noch der ſage 68v Alſo er wz us geſprengit Wz toug dz mere gilengit Je ritterſchaft ſich zerlie Nuo frieſchent yr nie So manige vorſche ſo da wart Wa der graue ritſchart Vnde der guo te ritter were Do ſas der erbere Jn des grauin | gezelte Er enwolte von dem velde Jn die ſtat ee nicht komen E er hatte vernomen Mere maniger hande Den kunig lothin er ſande Siner frowen durch ir ere Er twalte dennoch mere Vntz in geſach manig ſchar Durch hubiſcheit rittent ſy alle dar Alſo zuo einir junpfrowen Der kunig arthus müſte in ſchouwen Zuo dienen dz er en ir erkante Den helt der ſich nit nante Walwein mit ſime herin reit Vnd manig ritter gemeit Die wurdent alle enpfangen wol 69r Was man von ſpehen meren ſol
3445 walwein Deu für W.
wie wol diu massenîe reit, der Artûs der künic wielt. doch dês al ein, hie behielt unser helt daz beste wort, wan er vil het gewort über al die ritterschaft. er tet sô vil mit sîner kraft, daz sô maneger wart geletzet, daz dervon wart ûf gesetzet der turnei, der noch siben tage solte weren nâch der sage, als er was ûz gesprenget. waz touc daz mære gelenget? diu ritterschaft sich zerlie. nu gehôrtent ir nie sô manege vorsche sô dâ wart, wâ der grâve Ritschart und der guoter ritter wære. dô saz der êrbære in des grâven zelde. er enwolte von dem velde in die stat ê niht komen, ê daz er hæte vernomen mære maneger hande. den künic Lôten er sande sîner vrowen durch ir êre. er twalte dannoch mêre, unz in gesach manic schar. durch hübschen ritens alle dar als zeiner juncvrouwen. der künic Artûs muos in schouwen ze diu daz ern erkande, den helt, der sich niht nande. Wâlwein mit sîme herren reit und manic ritter gemeit: die wurden alle enpfangen wol. swaz man von spæhen mæren sol
3375–3448 627
di weder ſingen oder ſagen der mvz ich vil von in verdagen wan eines daz lant iv zellen Vnſerm geſellen dem bot man groz werdicheit Walwein wer auch liep geſeit wa2 ſin vater were chomen geſelle ſit got willechomen ich zeig in iv vo2 dirr naht ſp2ach der helt der gerne vaht Nvo wa2en ſi beide ein ander v2o der chvnic a2tus lut in do hin heim den v2emden ivo ngelinc herre mir ſtant miniv dinc 22va ſo nider ſp2ach der helt balt do wer in allen liep gezalt wi es vmb ſine ſache moht geſtan wan er waz ſo wol getan vnd ſchoner zvhte ſo riche vnd geba2t ſo minnencliche daz im zecheinen ſtvnden di lute enchvnden verzihen der ovgen vberlut noch tovgen gewa2p er valſlichen nie do von es im doch wol ergie Sine frivnde ich niht verhil daz vnſer helt wil zeſiner v2owen in di ſtat zehant er im gebieten bat di ritter al geliche e vnd ſchiet er minnc liche von in als es gezam hern walweinen er zv im nam Vnd fv2t in da2 daz er iach daz er nie mer geſach
Duwe der kunden alle ſagen Der muo ß ich vch vil von ir verdagen Wanne einis das lat vch zellen Viſirme geſellen Dem bot man groſſe wurdikeit Walweine were ouch liep geſeit Wer ſin vatter were komen Giſelle ſint ir wilkomen Jch zeigen uch vor dirre nacht Do ſprach der helt der gerne vacht ´ S Vwarint beide ein ander fro Der kunig arthus lut indo En heim den fromden ju “ngeling Here mir ſtant myn ding So nyender ſprach der helt balt Do were in allen liep gezalt Wie es vmb ſin ſache nuo ſte ſtan Wanne er wz ſo wol getan Vnd ſchoner zuchte riche Vnd gebarte mynnecliche Dz ime zuo enkeinen ſtunden Die lúte enkunden Verzihen der ougen Vber lot noch tougen 69v Gewarp er valſchlichen nie Da von es ime doch wol ergie Mine frunt ich nicht verhile Das vnſir helt ritin wile Zuo ſiner frouwen in die ſtat Zuo hant er ime gebieten bat Die ritter alle geliche Vnd ſchiet ſo mynnecliche Von in alſo es ime gezam Herns walwein er zuo ime nam Vnd fuo rtent dar daz er iach Daz er nyemer geſach Fragment S (nach Gr) 2ra vber lvt noch to ˘gen gewarb or valſchliche nie davon ez ime doch wol ergie mine vrvnt ich niht verhil dc vnſer vrvnt riten wil ze ſiner vro ˘wen in die ſtat zi hant er in gebetten bat die ritter al geliche vn ſchiet ſo gezogenliche von in als ez ime gezam hern walwein er zvo ime nam vn wuo rt in dar dc er des iach dc er niemer geſach
deweder singen oder sagen, der muoz ich vil von in verdagen, wan einz, daz lânt iu zellen: unserme gesellen dem bôt man grôze werdikheit. Wâlweine wære ouch liep geseit, war sîn vater wære komen. ›geselle, sît got willekomen! ich zeigen iu vor dirre naht‹ sprach der helt der gerne vaht. si wâren beide ein ander vrô. der künic Artûs luot in dô hin heim, den vremden jungelinc. ›herre, mir stânt mîniu dinc sô niender‹ sprach der helt balt. dô wære in allen liep gezalt, wie ez umb sîn sache möhte gestân: wan er was sô wol getân und schœner zühte rîche und gebârte minneclîche, daz im ze keinen stunden die liute niene kunden verzîhen der ougen. über lût noch tougen gewarp er valschlîchen nie, dâ von ez im doch wol ergie. Mîne friunt ich niht verhil, daz unser helt rîten wil ze sîner vrowen in die stat. zehant er im gebieten bat die ritter al gelîche und schiet er minneclîche von in, als ez im gezam. hern Wâlweinen er zuo im nam und fuort in dar, daz er des jach, daz er nie mêr gesach
3451 einer HaA für WP. 3452 vnſerm Deu für W. 3454 walwein Deu für W. 3459 Repräsentant P mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung der sonst verwendeten Schrift. 3460 chvnich Deu für W. 3464 lip Deu für W. 3473 er Mo für S. 3474 da von es Mo für S. 3478 ze Mo für S. / gebeiten Mo für S. 3483 vnd Deu für W.
3480
3475
3470
3465
3460
3455
3450
628 Transkription
ſo ſtolze chemenaden do vant er v2owen aden vnd mav2in den herzogen vnd ſinen vats wol gezogen der ſaz bi ſiner v2ivndin div enpfienc wol den geſellen ſin ich enda2f iwe niht ſagen mere wan ſiv bot im al di ere di ſiv chvo nde erdenchen ſiv hiez im balde ſchenche vnd ſatzt in zvo ir nider ¶Siv gap im ſinen vater wider vnd di gevangen beide des ſtrites an der heide des wa2t auch da vergezzen niet Walwein ſo von ir ſchiet daz im geviel nie v2owe baz ſin geſelle claget auch im daz. 22vb waz im zeplv2is waz geſchehen er begvnde im offenba2e iehen daz er dv2ch daz da2 wolte va2n er ſp2ach wil mich got bewa2n daz ich mines willen iht gefrvme ſo wizzeſt wol daz ich chvme vnd ſvech dich ſwa dvo biſt wan mir zemvt iſt daz ich dir nihtes abe ge Jr geho2tent nie me ſo getriuweliches ſcheiden alſ do von in beiden Si reten von ein ander wol als ein getriwer frivnt ſol wan frivntſchaft zeovgen gewant vnd danne wenchen zehant ſo man des man nienan ſiht daz iſt ein laſterlich geſchiht
So ſtoltz e kemenaten ˙ frowe aden Do vant er myne Vnd maurin vnd den hertzogen Vnd ſinin vatter wol gezogen Der ſaß by˙ ſiner frundinnen vatter wol Sie enpfieng wol den geſellen ſin Jch endarff vch ſagen nicht mere Su “ bot ime alle die er Die ſy kundent erdencken Sy˙ hieß in balde ſchencken Vnd ſatin zuo ir nider Su “ gap ime ſinen vatter wider Vnd die geuangengenyn beide Des ſtrittes an der heide Des wart ouch do vs geſſen niet 70r Walwein ſo von ir ſchiet Das ime geviel nyeman bas Sin geſelle clagete ouch ime das Was ime zuo pluris wz geſchehen Er begonde ime offenlichen yehen Das er durch dz dar wolte varn Er ſprach wil mich got bewarn Daz ich myns willen v´ t gefrome So wiſſeſt wol dz ich kome Vnd ſuche dich wa du biſt Wanne mir wol zuo muo te iſt Dz ich dir nichtes abe ge Jr engehortent nye me So truweclichen ſcheiden Alſo do von in beiden Sy˙ rettent von ein ander wol Alſo ein getriwer man ſol Wanne fruntſchaft zuo eigen gewant Vnd danne wencken zuo hant So man dz man nyene ſicht Dz iſt ein leſterliche geſchicht
ſo ſtolze kein matten do vant er mine vrowen adin vn mauren. vn den herzogen vn ſinen vater wol gezogen der ſaz bi ſiner vrundin div enphienc wol den giſel ſin Ich endarf vch ſagen nit mere ſi bot ime alle ere die ſi konde erdenken ſi hiez in balde ſchenken vn ſazte in zvo ir nider ſi gab ime ſinen vater wider vnde die gevangen beide des ſtrites an der heide des wart ˘ och da vergezen niet walwein ſo von ir ſchiet dc ime geviel nieman do baz ſin geſelle clagete ime och daz wc ime ze pluris wc geſchehen 2rb er begonde im offenlichen iehen dc er dvr dc d... wolte varn er ſprach wil mich got bewarn dc ich minis iht gevrome ſo wizze dc ich kvme vn ſvo che dich ſwa dv biſt wan mir wol ze mvo t iſt dc ich dir nihtes abe ge ir gehortent nie me ſo trvriglich ſcheiden als da von in beiden ſi retten von einander wol als ein getrui wer vrui nt ſol wan vrui ntſchaft zo ˘egen gewant vn danne wenken ze hant ſo man des man niene ſiht dc iſt ein laſterliche geſchiht sô stolze kemenâden. dâ vant er vrowen Aden und Maurîn und den herzogen und sînen vater wol gezogen. der saz bî sîner vriundîn: diu enpfienc wol den gesellen sîn. ich endarf iu sagen niht mêre, siu bôt im al die êre, die siu kunde erdenken: siu hiez im balde schenken unde satzt in zuo ir nider: siu gap im sînen vater wider und die gevangen beide. des strîtes an der heide des wart ouch dâ vergezzen niet. Wâlwein sô von ir schiet, daz im geviel nie vrowe baz. sîn geselle claget ouch im daz, waz im ze Plûrîs was geschehen. er begunde im offenlîchen jehen, daz er durch daz dar wolte varn. er sprach ›wil mich got bewarn, daz ich mîns willen iht gefrume, sô wizzest wol, daz ich kume und sueche dich swâ du bist. wan mir wol ze muot ist, daz ich dir nihtes abe gê.‹ ir engehôrtent nie mê so getriuwelîchez scheiden als dâ von in beiden. si retten von ein ander wol, als ein getriwer friunt sol: wan friuntschaft ze ougen gewant und danne wenken zehant sô man des man niene siht, daz ist ein lasterlich geschiht.
3485 Nach Mo fehlen danach mindestens zwei Verse. 3489 vurnden Mo für S. 3491 MoHa setzen Initiale für S. 3494 ſie Mo für S. 3496 ſie Mo für S. 3500 walwein Deu für W. 3505 Gr überlegt für S dar, ebenso Mo. 3507 Nach iht S (?) bei Mo. 3511 nihts Deu für W. 3512 Ir Deu für W. 3513 getriuwliches Deu für W. / truriglich Mo, trvriglich HaA, trv...lich Gr für S. 3515 reiten Mo für S. 3517 Gr überlegt ze ˘ ogen, Mo setzt zoe˘gen. 3520 leitliche HaA für S.
3520
3515
3510
3505
3500
3495
3490
3485
3449–3520 629
Diß wart von in wol vermitten ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Do ſy eneißwie manigen dag geritten Do kament ſy in ein ſchon lant Das wz ſlecht alſo ein want Ein breitte ſtraſſe drug ſy dar 70v Do wurdent ſy einer burg gewar An ebenen velde ſtande Vnd ein waſſer dar vmbe gande Das was geheiſſen der kal Die burg wz vſſenan gemal Vnd mit ziegele bedacht Sy wz mit zoubere ſo gemacht Alſo yeman dar in getracht Denne es wurt nyene bat Der müſte da ein zage ſin Wz er kúne alſo ein ſwin Er verloß da muo t vnd craft Der abir vze wz zagehaft Der vertrug da nyeman ein wort Da burche es ſchatlemort Der wurt mabus der bloe de Sin ere das was ede Von erin vnd von manheit Wen er gevie der wart geleit Jn ein preſvn die wz wit Do lag ouch zuo der ſelben zit
diz wart von in wol vermitten war die andern ritten dc iſt ze ſagenne niht gvo t der vroemede ritter wol gemvo t ſin geſinde heim ſante vf den wec er nante den er ze pluris wande gan die iuncvrowe wol getan vn ir bruder diebalt da von iſt vns dc gezalt dc ſi ſine reiſe niht vermiten do ſi nezwie manegen tac geriten Do kamen ſiv in eine ſchone dc wc ſleht als ein hant eine breite ſtraze trvo c ſi dar 2va da ſi wrden einer burc gewar an ebenem walde ſtande vn ein woir darumbe gande dc wc geheizen der kal die burc wc vzen gemal vn mit ziegele bedaht ſi wc mit zovbere ſo gemaht als ieman dar in trat den ez der wirt niene bat der mvo ſt da ein zage ſin wc er kvo ne als ein ſwin er verlor da muo tkraft der aber vze wc zagehaft der vertruo c da nieman ein wort die hiez ſchachteile mort der wirt in abere det bloede ſin herze dc wc oede von ere oder von manheit ſwen er gevie der wart geleit in eine priſvn die wc wit do lac och ze der ſelben zit
ditz wart von in vil wol vermiten. war die anderen riten, daz ist ze sagenne ze lanc, wan unser helt, dem wol gelanc, sîn gesinde heim sante. ûf den wec er nante, der ze Plûrîs solte gân. diu juncvrowe wol getân und ir bruoder Diebalt, von den ist uns daz gezalt, daz si sîne reise niht vermiten. dô si neizwie manegen tac geriten, dô kômens in ein schœne lant, daz was sleht als ein hant. ein breitiu strâze truoc si dar. dâ wurdens einer burc gewar an ebem velde stânde. ein wazzer drumbe gânde, daz was geheizen Derkâl. diu burc was ûzen gemâl unde seltsænlîch bedaht. siu was mit zouber sô gemaht, als ieman dar în trat, den es der wirt niht enbat, der muoste dâ ein zage sîn: und was er küene als ein swîn, er verlôs dâ muot unde kraft. der ab ûze was zagehaft, der vertruoc dâ nieman ein wort. diu burc hiez Schâtel le mort, der wirt Mâbûz der blœde. sîn herze daz was œde von êren und von manheit. swen er gevie, der wart geleit in eine brisûn, diu was wît. dâ lac ouch zer selben zît
3529 bruo der Mo für S. 3532 heizwi Deu für W. / geritten Mo für S. 3533 in W] linksbauchiges i. / ſchone S] Wort abgeschnitten nach Gr, Mo setzt lant. 3535 dar Mo für S. 3538 dar umbe Mo für S. 3541 ſeltſemlich Deu für W. 3547 muo t kraft Mo für S. 3550 hiz Deu für W. / ſchachteile mort HaA, Schachteilemort Mo, ſchachtelle mort Gr für S. 3551 Inabere der blœde Mo für S.
3555
3550
3545
3540
3535
3530
3525
ditz wa2t von in vil wol vermiten wa2 di andern riten daz iſt zeſagen zelanc wan vnſer helt dem wol gelanc ſin geſinde heim ſante vf den wec er nante der zeplv2is ſolte gan div ivncv2owe wol getan vnd ir b2vder tybalt von den iſt vns daz gezalt daz ſi ſine reiſe niht vermiten do ſi neizwi manigen tac geriten do chomen ſi in ein ſchone lant daz waz ſleht als ein want ein b2eitiv ſtraze trvc ſi dar do w2den ſi einer bvo 2c gewa2 an ebem velde ſtande ein wazzer d2vo mbe gande daz waz geheizzen der chal div burc waz vzen gemal vnd ſeltſeinlich bedaht ſiv waz mit zovber ſo gemaht 23ra als ieman da2 in trat den es der wirt niht enbat der mvſt do ein zage ſin vnd waz er chvne als ein ſwin er verlos do mvt vnd ch2aft der aber hvze waz zagehaft der vertrvge do nieman ein wo2t div burc hiez ſchadilimo2t der wirt hiez mabvz der blode ſin herze daz waz ode von eren vnd von manheit ſwen er gevie der wa2t geleit in ein b2iſvne div waz wit do lac auch zerſelben zit
630 Transkription
3560 mabuz Deu für W. 3579 ſchœnen Mo für S.
3590
3585
3580
3575
3570
3565
3560
Hundert ritter vnd mer Die hatint alle hertzeſer Durch des dodes vorchte alle uart Wanne mabiz erzurnet wart Vnd ime icht lides wart getan So hieß er einen man erſlan 71r Alſus kuo lte er ſinen muo t Dirre zage alſo vnguo t Der wz der merfeine kunt Die vnſirme ritter an den ſint Fuo rte vnd in das ſchone lant Do er wuchs vnd genade vant Von maniger frouwen gemeit Dirre kunigin was vor geſeit E ſy diſin ſvn gebere Dz er yemir ein zage were Durch dz fleiß ſy˙ ſich Vmb diß kaſtel wunderlich Das es ir ſune were vor Diß lant was ſin vrbor Jr ſunis der mabus wz genant Er hette ouch ein guo t lant Das ſtieß an den ſchonin walt Den meret der helt balt hatte in ſiner pflichte Des landes noz er zuo nichte Er engetorſte der gewartin nýe hie von warp gar ir leben ye Mit allim irme ſýnne Die wiſe mermýnne Dz meret wurde erſlagen Wanne er ir ſunde dem zagen 71v Diß lant hette genomen Sy˙ enwuſte nyeman aſo fromýn Der ime den lip neme Vnd ir dar zuo rehte keme
hvndert ritter oder mer die hetten alle herzen ſer dvrch des todes vorchte alle vart ſwenne mabvz erzvrnet wart vn im iht leides wart getan ſo hiez er einen man erſlan Alſus erkvo lt er ſinen mvo t dirre zage als vngvo t der wc der merfeine kint die vnſern ritter an den ſint 2vb vvo rte vn in dc ſchone lant da vvo er hs vn da er gnade vant von meneger vro ˘wen gemeit dirre kvnegin wc vor geſeit ê ſi diſen ſvn gebere dc er iemer ein zage were dvrch dc ſo fleiz ſi ſich vmbe diz kaſtel wnderlich dc ez ir ſvo ne wer vor dc lant wc ſin vrbor ir ſvnes der barbvz wc genant er hete noch ein gvo t lant dc ſtiez an den ſchoenen walt den iveret der helt balt het in ſiner phlihte des landes noz er ze nihte er getorſte dar gewarten nie hie von warp gar ir leben ie mit allem irme ſinne div wis merminne dc ivrent wurde erſlagen wan er ir ſune dem zagen dc lant het genomen ſi ne wiſte nieman alſo vromen der ime den lip neme vn ir dar zvo roht keme
hundert ritter unde mêr: die heten alle herzesêr durch tôdes vorhte alle vart. swenne Mâbûz erzürnet wart und im iht leides wart getân, sô hiez er einen man erslân. alsus kuolt er sînen muot. dirre zage als unguot der was der merfeinen kint, diu unsern ritter an den sint fuorte in daz schœne lant, da er wuohs und da er genâde vant von maneger vrouwen gemeit. dirre künigîn was vor geseit, ê si disen sun gebære, daz er imer ein zage wære. durch daz sô vleiz siu sich umb daz kastel wunderlich, daz ez ir sune waere vor. daz lant was sîn urbor, ir sunes, der Mâbûz was genant. der hete noch ein guot lant, daz stiez an den Schœnen walt, den Iweret der helt balt het in sîner pflihte. daz lant nôz er ze nihte: er getorste dar gewarten nie. hie von warp sîn muoter ie, diu wîse merminne, mit allem ir sinne, daz Iweret wurde erslagen, wan er ir sune dem zagen daz lant hæte genomen. si enwiste nieman als fromen, der im den lîp næme und ir dar zuo rehte kæme,
3561 ith Deu für W. 3566 di W] ſi Deu. 3567 wo rte Mo für S. 3568 whſ Deu für W. / wo hs Mo für S. 3569 wazt W] Rasur; Deu vermutet Korrektur aus wart. 3581 hielt HaA für S. 3583 getorſte Deu für W. 3590 ſine Mo für S. 3592 Mo schlägt für S Lesung als reht vor, ebenso HaA.
hvo ndert ritter vnd mer di heten alle herze ſer dv2ch todes vo2hte alle va2t ſwenne mabvz erzv2nt wa2t vnd ich leides wa2t getân ſo hiez er einen man erſlân Alſus chvlt er ſinen mvo t dirr zage als vnguo t der waz der mer feine chint di vnſern ritter an den ſint furt indaz ſchone Lant do er whs vnd do er genade vant b der merfeyne wazt daz geſeit a von maniger v2owen gemeit ê ſi den ſvo n gebere daz er immer ein zage were dv2ch daz ſo vleiz ſiv ſich vmb daz chaſtel wnderlich daz es ir ſvne were vo2 daz lant waz ſin v2bo2 ir ſvn waz mabvz genant der het noch ein gut lant daz ſtiez an den ſchonen walt den ýweret der helt balt het in ſiner pflihte daz lant noz er zenihte 23rb er geto2ſte da2 gewa2ten nie hi von wa2p ſin mvter ie div wiſe merinne mit allem ir ſinne daz yweret w2de erſlagen wan er ir ſvne dem zagen daz lant het genomen ¶Si wiſt nieman als fromen der im den lip neme vnd ir da2 zv reht cheme
3521–3592 631
Es entette der eine Der wiſe vnd der reine Den ſy zartlich hatte erzogen Jr wan hatte ir nicht betrogen Den ſy tugende truo g Wanne er ſit juereten ſluo g Einin helt an manheit vz genomýn Doch enſint wir nicht dar noch komen n N nement des zuo dem erſten war wie es zuo ſchachte lemort gewar Vnd welch wunder da geſchach Alſo vnſer helt die burg geſach Vnd diepalt die frowe her Do enweltin ſy nit mer Sy kerten gegen dem burgetor Vff die brucke die der vor Vber ein tratis waſſer gie Einen hohen turn geſahent ſie Da mitte das tor wz vber zogen Er hatte drye ſwybogen Da die lute durch ritten Alſy ſy˙ kamen in almitten 72r Vnd ſy des gewelbes verdroß Die frouwen vnd ir geuartnoß Des ritin ſich balde fúr ſich vß Do begegente in her mabuß Gewaffint wol zuo rechte Vnſirm guo ten knechte Dem ſtach er durch den ſchilt ſin Vnd lie zuo hant wol werden ſchin Das er ye ſchalckite pflag Er ſchluo g deme froe miden manigen ſlag Daz er ſich nye gewerte Alſo er in do vil geberte Den helm er ime abe brach Das er enkein wort enſprach Fragment GK 1ra daz er nie wo2t geſprach
ez en tete dan der eine der wiſe vn der reine den ſi zartliche hat erzogen ir wan hat ir niht betrogen den ſi gen dinginte trvo c wan er ſint ivnrehten ſlvo c
ez entæte dan der eine, der wîse und der reine, den siu zartlîche hât erzogen ir wân het si niht betrogen, den siu dingende truoc, wan er sît Iwereten sluoc, einen helt an manheit ûz genomen. doch ensîn wir dar noch niht komen. Nu nement des zem êrsten war, wie ez ze Schâtel le mort gevar und welch wunder dâ geschach. als unser helt die burc gesach und Diebalt und diu vrowe hêr, dô entwelten si niht mêr, si kêrten gein dem bürgetor ûf die brücke, diu dervor über ein drætez wazzer gie. einen hôhen turn gesâhen sie, dâ mite daz tor was überzogen. er hete drî swibogen, dâ die liute durch riten. als si kômen in almiten und si des gewelbes verdrôz, die vrowen und ir vartgenôz, (des riten si balde für sich ûz) dô begegent in her Mâbûz, gewâfent wol ze rehte. unserm guoten knehte dem stach er durch den schilt sîn und lie zehant wol werden schîn, daz er ie schalkheite pflac. er sluoc dem vremden manegen slac, daz er sich nie gewerte. als er in dô vil geberte, den helm er im abe brach, daz er enkein wort gesprach.
3593 ez W] e korrigiert t. 3597 Dingnite Mo für S. 3598 yweretn Deu für W. / ivn S] Gr hält auch von für möglich. / Iunrehten Mo für S. 3601 dez Deu für W. / N P ähnelt V, allerdings ist V nie (wie hier n) nach unten offen. 3602 ze ſchadilimo2t Deu für W. 3603 welichwnder Deu für W. 3609 dretich W] h ist vielleicht aus dem alten Graph für z verlesen (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6). 3620 chnechte Deu für W.
3625
3620
3615
3610
3605
3600
3595
ez tete danne der eine der wiſe vnd der reine den ſiv za2tlich hat erzogen ir wan het ſi niht betrogen den ſiv dingende trvo c wan er ſit ywereten ſluo c einen helt an manheit vz genomen doch enſin wir da2 niht chomen Nvo nement des zem erſten wa2 wi es zeſchadilimo2t geva2 vnd welich wnder do geſchach als vnſer helt di bv2c geſach vnd tybalt vnd div v2owe her do entwelten ſi niht mer ſi cherten gein dem bv2chto2 vnd div b2vche div der vo2 vber ein dretich wazzer gie einen hohen tv2n geſahen ſie do mit daz to2 waz vberzogen er hete d2i ſwibogen do di lute dv2ch riten als ſi chomen in al miten vnd ſi des gewelbes verd2oz di v2owen vnd ir va2t genoz des riten ſi balde fv2 ſich vz do bechom in her mabvz gewafent wol zerehte vnſerm guten chnehte ſtach er dv2ch den ſchilt ſin vnd lie zehant wol werden ſchin 23va daz er ie ſchalcheite pflacl er ſluo c dem v2emden manigen ſac daz er ſich nie gewerte als er in do vil geberte den helm er im abe b2ach daz er nie chein wo2t geſp2ach
632 Transkription
di kupfen er im abe ſtrovfte mabvz in do rovfte vnd wa2f in bi dem ha2e nider von dem roſſe daz er ſider fv2 tot lac vnd ſtille dis waz des wirtes wille daz er in hiez ſchuten vz do hiez der blode mabvz daz ha2naſch vnd daz ros bewa2n nvo es alſvs iſt geva2n daz ſach tybalt alles an vnd ſp2ach zerſweſter ſin wol dan wan dv reht haſt geſehen wi diſem zagen iſt geſchehen div v2 rede waz der v2owen zo2n dv haſt vnreht ercho2n ſp2ach ſiv lieber b2vder min wir mvſen es gevneret ſin wer vnſer veter erſlagen von eim dietzagen da2 zvo haſt dvo ſit geſehen wilt dv der wa2heit iehen do ſehs tvſent ritter waz daz man in vz in allen laz zedem tv2ſten ane wider ſtrit wa geſehe dv ie zecheins zit vntvgent an ſim libe do ſp2ach zv dem wibe der liſtige tybalt als vns di wiſen hant gezalt ſo ſiht man an dem ende beidiv lop vnd miſſewende ſwaz ich ie von im vernom han er hat daz boſt nvo getan/
Die kuppin er ime abe ſtroufte Mabuß in do roufte Vnd warff in by dem hore nider Von dem roſſe das er ſider Fu “r tot lag vnd ſtille Diß wz des wurtes wille Das erin hieß ſchútten vß Do gebot der blöde mabuß Den harneſch vnd dz roß bewarn o V es alſus iſt geuarn Das ſach dyepalt allis an Vnd ſprach zuo der ſweſter ſin wol dan v 72 Wanne du rechte heſt geſehen Wie diſime zagin iſt geſchehen Die rede wz der frowen zorn Du haſt in ime rechte erkorn Sprach ſy˙ lieber bruo der mýn Wir mue ſſent es giúneret ſin Wer vnſer vetter linier erſlagen Von einme dietzagen Dar zuo haſtu ſit geſehen Wiltu˙ der worheit jehen Da ſechs duſent ritter was Das man vs in allen las Zuo dem tu “rſten one wider ſtrit Wa geſehe du˙ ye zuo keiner zit Vntügent an ſime libe Do ſprach zuo dem ſchonen wibe Der liſtige diepalt alſo vns die wiſen hant gezalt mit priſe So ſicht man an dem ende Lop vnd miſſewende Wz ich e von ime vernomen han Er hat dz beſte nuo getan
die gavffen er im abe ſtraufte mabuz in do rovfte vn varf in bi dem har nider von dem o2ſ das er ſider vo2 tot lac vn ſtille dicz was des wirtes wille daz er in hiez ſchute vz do gebot der blot mabuz den harnas vn das o2ſ bewarn nu ez alſus iſt ge varn Daz ſach tiebalt alles an | getan vn ſprach zu ſiner ſweſts wol daz wan du recht haſt erſehen wi diſem zagem iſt geſchehen di rede waz der vrowen zo2n du haſt in vnrecht erko2n [ſprach ſi liebs bruder min] ... ... [von einem boſen dietzagen] darczu haſtu ſit geſehen wildu der warheit iehen da ſechs tuſent ritter wars en daz man in vz in allen las zem tivriſten ane wids ſtrit wa geſehe du ie zu einer zit vntugent an ſinem libe do ſprach zu dem ſchon wibe der liſtic tyebalt als vns di wiſen han gezalt So ſihet man an dem ende lop vn miſſewende 1rb Swas ich ie von im vernume han er hat daz boſt nu getan die kupfen er im abe stroufte. Mâbûz in dô roufte und warf in bî dem hâre nider von dem rosse, daz er sider für tôt lac und stille. diz was des wirtes wille, daz er in hiez schütten ûz. dô gebôt der blœde Mâbûz daz harnasch und daz ros bewarn. nu ez alsus ist gevarn, daz sach Diepalt allez an und sprach zer swester sîn ›wol dan! wan du rehte hâst ersehen, wie diseme zagen ist geschehen.‹ diu rede was der vrowen zorn. ›du hâst in unrehte erkorn‹ sprach siu ›lieber bruoder mîn. wir müesen es geunêret sîn, wær unser veter Lînier erslagen von eime dietzagen. dar zuo hâst du sît gesehen, wiltu der wârheite jehen, dâ sehs tûsent ritter was, daz man in ûz in allen las ze dem tiursten âne widerstrît. wâ gesæhe de ie ze keiner zît untugent an sîme lîbe?‹ dô sprach zuo dem wîbe der listige Diepalt ›als uns die wîsen hânt gezalt, sô siht man an dem ende lop und missewende. swaz ich ê von im vernomen hân, er hât daz bœste nu getân.
3637 dz roſ Deu für W. 3638 gevarn Me für G K . 3639 sach Me für G K . 3641 daz über Zeile unsicher G K , Lesung mit Me. 3643 die Me für G K . 3644 unrecht Me für G K . 3645 Ganze Zeile G K in der Mitte abgeschnitten, unterer Teil fehlt, die Lesungen sind aber (mit Ausnahme der stark verblassten [?] er-Abbreviatur) eindeutig. Me setzt nur die ersten drei Wörter in Klammern. / lieber Me für G K (wofür aber der Platz fehlt). 3646–3647 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3648 Ganze Zeile G K in der Mitte leicht schräg von links unten nach rechts oben abgeschnitten, oberer Teil fehlt, die Lesungen sind aber eindeutig. Me setzt die Klammer nur bis einschließlich diet. / boſen G K fehlt Me. 3650 wil Deu für W. 3657 liſtige Deu für W. / listic Me für G K . 3658 die Me für G K . 3659 ſiht W] iht Deu. 3662 beſt Me für G K .
3660
3655
3650
3645
3640
3635
3630
3593–3662 633
Er wurt mir ocht nyemer mere Do ſprach die clagebere Ja we mir ſiner ere Nuo engetarich nyemer mere 73r Sant ime gevaren einen fuo ß Ach ach dz ich in laſſen muo ß Vmb ſolliche geſchicht Sy enwuſte vmb den zouber nicht Vnd verlaß vor leide noch den ſin Jr bruo der diepalt zoch ſy˙ hin Doch ſo enwuſte wer ſy˙ reit ˙ vch ˙ mere hie nit geſeit Vnd enwurt Von ir dewederem ein wort o o n V lit zu ſchahtele mort Geuangin vnſir recke Jme wz an getecke Alſo mere ſo mit gewande Er wz durch ſine ſchande Jme ſelben worden alſo gram furſt dz er in die “ pſune kam Do manig ritter jnne lag So dz er nýene pflag Zuo enkeinir zit ſinis danges danckis Azis noch dranckeſt Wanne ſo die geuangenen ſaſſin Zuo tiſche ſchone vnd azin So nam er brot an ſine hant Vnd ſmeúchte ſich an ſiner want Do kou er vnd nuo g 73v Daz er die hende nyene twuo g Vnd zoute eins böſewichtes art ... One muo t vnd one macht Suß lag er viertzehen nacht Das er des todes wunſte Do kam von einer bruſte
ern wirt murs nımer mere do ſprach di clagbere owe mir ſiner ere nu getar ich nimmer mere Sampt im ge varn eine fuz ach ach daz ich in lazen muz vmbe ſolche geſchicht Si weſt vmb den zovber nicht vn verlos vo2 leide nach den ſin ir bruder tybalt czoh ſi hin daz ſi enweſt war ſi w reit ¨ geſeit vch wirt nicht me hie von ir twederm ein wo2t nu ligt zu ſchatelamo2t Gevangen vnſer reke im was antecke ... ... ... vo2daz er in den priſvn quam da manic ritter inne lac ſo daz er nie gephlac ze deheiner zit ſins dankes azes noch trankes wan ſo di gevangen ſazen ze tiſche ſchon vn azen So nam er brot in ſin hant vn ſmuckte ſich zu eins want da kow er vn nuck daz er di hende nicht entwuck vn zeigte eins boſen wichtes arte 1va er wart der fulſte der ie wart an mue t vn an macht Suſt lag er vierzehen nacht daz er des todes wunſchte do quam von einer brunſte
er wirt mir ôt nimer mære.‹ dô sprach diu clagebære ›owê mir sîner êre! nu getar ich nimer mêre samt im gevarn einen fuoz. ach, ach, daz ich in lâzen muoz umbe sölhe geschiht!‹ siu enwiste umb daz zouber niht und verlôs von leide den sin. ir bruoder Diepalt zôch si hin, daz siu enwiste war si reit. iu enwirt mêr niht geseit von ir dewederem ein wort. nu lît ze Schâtel le mort gevangen unser recke. im was âne tecke als mære als mit gewande. er was durch sîne schande im selben worden alse gram. fürst daz er in die brisûn kam, dâ manic ritter inne lac, sô daz er niene gepflac dehein zît sînes dankes weder âzes noch trankes. wan sô die gevangen sâzen ze tische schône und âzen, sô nam er brôt an sîne hant und smucte sich zuo einer want. dâ saz er unde kou genuoc, daz er die hende niene twuoc, und zeict eins bœsen wihtes art. er wart der fûlest, der ie wart, âne muot und âne maht. sus lac er vierzehen naht, daz er des tôdes wünste. dô kom von einer brünste,
3664 die Me für G K . 3667 gevarn Me für G K . 3668 Einfügung über Zeile W in sehr kleiner Schrift, eventuell von anderer Hand. 3670 zouber Me für G K . 3676 ›hiezu links am rande saz‹ (Me) kann ich nicht verifizieren. 3679–3681 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3682 vor daz Me für G K . 3684 so Me für G K . 3691 do Me für G K . 3697 d W geschwärzt. / des W] das Deu. 3698 einez Deu für W. / [von] Me für G K
3695
3690
3685
3680
3675
3670
3665
23vb er wirt mir ot nimer mere do ſp2ach div clagebere owe mir ſiner ere nvo geta2 ich nimer mere ſamt in geva2n einen fvo z in ach ach daz ich | lazen mvz vmb ſolch geſchiht ¶Siv enwiſt vmb daz zovber niht vnd verloz von leide den ſin ir b2vder tybalt zoch ſi hin daz ſiv enwiſte wa2 ſi reit ˙ a˙ get ˙ niht geſeit iv enwirt mer geſ von ir twederm ein wo2t o nv lit zeſchadˆylˆymo2t gevangen vnſer reche im waz ane teche als mer ſo mit gewande er waz edv2ch ſine ſchande im ſelbn wo2de alſe gram fv2ſt daz er in di b2iſvn cham do manic ritts inne lac ſo daz er nie gepflac dehein zit ſines danches weder azes noch tranches wan ſo di gevangen ſazen zetiſch ſchon vnd azen ſo nam er b2ot an ſin hant vnd ſmvcte ſich zv einer want do ſaz er vnd chov genvo c daz er di hende nie getwo c vn zeiget eins boſen wihtes a2t er wa2t der fvleſt der ie wa2t ane mvt vnd ane maht ¶Svs lac er vierzehen naht d daz er des todes wo nſchte do chom von einer b2vo nſte
634 Transkription
daz ſi vf der bv2c begvo nden wa2n wa ſi ritter ſehen va2n di mabvzen b2anden di bv2gere ſi erchanden – 24ra Vnd ſp2ach chint zechinde ienes iſt yweretes geſinde von dem ſchonen walde di do2fer b2ennent balde daz waz mabvzes herzen ſere ir waz zweinzic vnd lutzel mere ſi heten grozen rovp genomen der wirt geto2ſte da2 nich chomen da er des fiv2es wa2t gewa2 er vo2ht daz im ein ha2nſcha2 yweret het geleit in rov daz anſehende leit vnd gedaht in ſim mvo te ich han in miner hvo te etſwen ſo not veſten vnder allen minen geſten der wol erva2n geto2ſte ob ieman in dem vo2ſte mir zelage ſi geriten ich wils den aller boeſten biten den ich iender vinde in dem gevangene geſinde der iſt der turſte ſwenne er chvmet hin vz do im der luft frvmet Er iſt beweret des ich gihe ob aber ich in nimer geſihe daz ſol ich wegen ga2 vnho mit der rede gienc er do do di gevangen wa2en vnd machet ir geba2en beidiv herz vnd mvo t
Das ſy vff der burg begonden warn Wa ſy ritter ſahin varn Die mabuzen brandin Die burgere ſy˙ bekantin Vnd ſprach kint zuo kinde Jeniz iſt meretis geſinde ˙ walde Von dem ſchonyn Die dorfir burnen balde Das was mabuzis hertze ſer Jr was zwentzig lutzel mere Sy˙ hattent groſſen roub genomen Der wurt getorſte dar nit komen Do er des fures wart geuar Er forchte dz ime ein harniſchar Jureit hatte geleit Jn rou dz an ſehende leit Vnd dachte in ſinem muo te Jch han in myns huo te Etſwenne ſo not veſtin Vnder allen mynen geſten 74r Der vil wol ervarn getorſte Obe yeman in dem vorſte Mir zuo lage ſy gerittin Jch wil es den aller beſten bittin Den ich yender vinde Jn dem geuangenen geſinde Der iſt der turſte wenne er kumit Hin vs da ynne der luft frumit Es iſt beweret das ich gihe Obe aber ich in nyemer me geſihe Das ſol ich wegen harte vnho Mit der rede ging erdo ˙ waren Da die geuangenyn Vnd marchte yr gebarin Beide hertze vnd müt
daz ſi vf der burge beguden warn wa ſi ritter ſahn varen di mabuz branden die burger ſi bekanden vn ſprach kint ze kinde iens iſt iuretes geſinde von dem ſchonen walde di do2f brune balde daz waz mabuzeſ hercze ſer ir was zweinczik vn mer Si hetten grozen rovp genume der wirt geto2ſt dar nicht kome da er des fiwers wart gewar er vorchte [daz im] ... ... ... vn dacht in ſine mute ich han in miner hute [v]nder allen mine geſten e [e]tſwen ſo notveſten der wol ervare to2ſte [ob] ieman in dem vo2ſte [m]ir ze lage ſi geritten ich wils den aller beſten bitte den ich inder vinde in dem gevangen geſinde der iſt der tiwriſt ſwen er kumpt hin vz do im ds luſte vrumpt 1vb Ez iſt beweret des ich ie ob abs ich in nıms me geſie das ſol ich wegen hart vnho Mit der red gienc er do da di gevagen waren vn merkte ir gebaren Beide ir hercz vn ir mut daz se ûf der burc begunden warn, wâ si ritter sæhen varn, die Mâbûzen branden. die burgær si bekanden und sprach kint ze kinde ›jenez ist Iweretes gesinde von dem Schœnen walde.‹ diu dörfer brunnen balde: daz waz Mâbûzes herzen sêr. ir was zweinzic, lützel mêr: si heten grôzen roup genomen. der wirt getorste dar niht komen, da er des fiures wart gewar. er vorht, daz im ein hâlschar Iweret het geleit. in rou daz an sehende leit und dâht in sînem muote ›ich hân in mîner huote etswen sô nôtvesten under allen mînen gesten, der wol ervarn getorste, ob ieman in dem vorste mir ze lâge sî geriten. ich wils den aller bœsten biten, den ich iender vinde in dem gevangeme gesinde: der ist der tiurste, swenne er kumet hin ûz, dâ im der luft frumet: er ist bewæret, des ich gihe. ob ab ich in nimer mêr gesihe, daz sol ich wegen harte unhô.‹ mit der rede gienc er dô dâ die gevangen wâren und marht ir gebâren, beidiu herze unde muot.
3699 si Me für G K . 3702 ſie Deu für W. / di Me für G K . 3703 vnd Deu für W. 3704 iweretes Deu für W. 3709 roup Me für G K . 3712 Ende der Zeile beschnitten G K , Oberlängen von daz und i-Strich sind noch sichtbar. Für ein halſchar (Me in Klammern) gibt es keinen Anhaltspunkt. 3713–3714 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3717–3721 Versanfänge G K beschnitten, teilweise noch einzelne Striche lesbar, Ergänzungen (sämtlich unproblematisch) mit Me. 3723 denich Deu für W. 3724 gevangegene Deu für W. 3727 ist Me für G K . 3730 ginc Deu für W. 3731 gevagen G K ] offensichtlich fehlt Nasalstrich (vgl. Me).
3730
3725
3720
3715
3710
3705
3700
3663–3733 635
do ba2c ſich vnſer helt guo t do di andern vf ſtvo nden den zageliche tvo nden den vie mabvz bi der hant vnd zeiget im den b2ant er bat in ſin ſinen wa2tman herre ich encher mich niht d2an ¶Sp2ach der vngenge ich chem es in ein ged2enge 24rb ſolt ich niht wan in di bvo 2c gan von div ſvltir mich es er lan wan ich ſturbe in chvr zen ziten entriuwen dvo mvo ſt riten Sp2ach der blode mabvz ſwaz ioch imer werde d2vz Nv trvgen ſi den helt enbo2 vntz er chom fur daz to2 verre vber di b2vche do lage er am rvche vntz man im di hoſen an geſchute als eim ſiechen man do leit man im an ſich ga2 ... auch reget er ſich ein wenic baz als er vf daz o2s geſaz do zergie ſines libes b2ode ¶Do ſp2ach mabvz der blode ich man dich ritter daz dv biſt der tiv2ſte der nvo lebend iſt tvo es dv2ch alle v2owen vnd la dir balde zowen ſende vns ein liebes mere min herz iſt mir imer ſwere daz ich ie getrubet dinen ſin Siheſtv wa ſi riten hin di vinde mit gelfe
Do barg ſich vnſir helt guo t So die andern vff ſtunden Den zagelichen tuo nden Den vie mabuz by˙ der hant Vnd zeu “gete ime den brant Vnd bat in ſin ſýnýn wart man Here ich kere mich nit dran Sprach der vngenge Jch keme es manige drenge Solte ich yezen fúr die burg gan Wanne dü ſolt mich es er lan Wanne ich ſturbe | in kurtzen zitten 74v Entruwen duo muo ſt rittin Sprach der blöde mabuz Was ioch yemir werde druz Nvo truo gent ſy den helt enbor Vntz er kam fúr das tor Verre vbir die brúcke Do lag er an dem rucken Vntz man ime die hoſen an Schuo chte alſo eime ſiechen man Do leitte er an ſich gar Sinen harneſch brachte er dar Vnd regete ſich ein wenig bas Alſo er vff das roß geſas Do zergie ſins libes bruo de Do ſprach mabus der bloe de Jch mane dich ritter das du biſt Der túrſte helt der du bi lebende iſt Tuo es durch alle frowen la dir balde zao wen Sende vns ein liebe mere Min hertze iſt yemir ſwere Das ich ie getrubete dinen ſin ſihiſtü wa ſy˙ ritint hin Die uiande mit gelphe
do barc ſich vnſer helt gut do di andes n vf ſtunden den zegliche tunden den vie mabuz bi der hant vn zeigt im den brant vn bat in ſin ſinen wart man herre ich ich kere mich nicht dran Sprach der vngenge ich kum in dehein drenge Sold ich izu fur di burc gan da von ſult ir michs erlan ... ... [ſprach ds ] blode mabuz ſwaz idoch werde dar vz Nu trugen ſi den held enbo2 vnz er quam fur daz to2 verre vber di brucke do lac er an dem rucke vncz man im di hoſen an geſchut als einem ſichem man dar nach legt er an ſich gar ſin harnaſch daz er brachte dar vn regte ſich ein wenic baz als er vf daz roſ gesaz do zergie ſins liebes brode 2ra do ſprach mabuz der blode Ich man dich ritts daz du biſt der tiwriſt helt der nu iſt Tu ez durch alle vrowen la dir balde zoven Sende vz ein liebes mere min herz iſt imms ſwere daz ich ie getrubte dine ſin Sihestu wa ſi riten hin di vinde mit gelfe dô barc sich unser helt guot, sô die andern ûf stuonden. den zagelîche tuonden den vie Mâbûz bî der hant unde zeiget im den brant. er bat in sîn sîn wartman. ›herre, ichn kêr mich niht dar an‹ sprach der ungenge. ›ich kæm es in ein gedrenge, solt ich ieze für die burc gân: von diu sult ir michs erlân, wan ich stirbe in kurzen zîten.‹ ›entriuwen, du muost rîten‹ sprach der blœde Mâbûz, ›swaz joch imer werde drûz.‹ Nu truogen si den helt enbor, unz er kom für daz tor verre über die brücke. dâ lag er ame rücke, unz man im die hosen an geschuohte als eime siechen man. dô leiten si in an gar sînen harnasch, den man brâhte dar. ouch reget er sich ein wênic baz. als er ûf daz ors gesaz, dô zergie sîns lîbes brœde. dô sprach Mâbûz der blœde ›ich man dich, ritter, daz du bist der tiurste der nu lebend ist. tuoz durch alle vrouwen, lâ dir balde zouwen, sende uns ein liebez mære. mîn herze ist imer swære, daz ich ie getruobte dînen sin. sihestu wâ si rîtent hin, die vînde, mit gelfe?
3735 die Me für G K . 3741 ¶ W fehlt Deu. 3743 die Me für G K . 3744 Ganze Zeile G K unten beschnitten, jedoch eindeutig lesbar. 3745–3746 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3747 Ganze Zeile quer in der Mitte abgeschnitten G K , vor allem die ersten beiden Worte, Lesungen aber eindeutig; Me setzt auch blode noch in Klammern. / der Me für G K . 3748 ioc Deu für W. 3749 Hv Deu für W. 3757 baz W] z aus 2 korrigiert. 3759 brede Me für G K . 3764 zao wen P] a eventuell geschwärzt. 3765 libes Deu für W. 3769 mande HaA für P.
3765
3760
3755
3750
3745
3740
3735
636 Transkription
genivz ich diner helfe daz dv mir retteſt den rovp ſo werd ich blint oder tovp ob ich niht dv2ch den willen din min gevangen laze ſin ein ia2 daz ich ir niht erſlan ſwaz mir zeleide wirt getan daz wil ich anders rechen Der gaſt begvo nde ſp2echen Uf di rede wil ich ſehen ob in iht leides mac geſchehen von mir di vch hant verb2ant do mit reit er zehant vf der b2ennere ſla 24va Vnd chom in ſchire alſo nâ daz er ſi bat cheren er wolt den v2owen zeren einen p2is gern han beiaget er waz ſins mvtes vnverzaget der ſige ſeilige man er rant einen ſtolzen ritter an der di banier furte gein im er balde rurte er ſtach in von dem roſſe nider di andern cherten alle wider vber ir geſellen ſchiere der ritter wa2en viere di ſamit vf in ſtachen vnd ir gellen rachen ſwi lutzel er doch wiche von ir deheines ſtiche idoch zerb2achen ſi div ſper der ſelben einen ſtach er daz er tot viel vf den ſant ¶Do zoch der edel wigant
Genu “ſſe ich diner helphe Dz dü mir rettiſt mynen rov p So werde ich blint alde tov p 75r Obe ich nit dvrch den willin din ˙ laſſe ſin Mine geuangenyn Ein ior das ich ir nicht erſlan o Was mir zu leide wurt getan Das wil ich andirß rechen Do begonde der gaſſt ſprechen ... ... Von mir die v´ ch hant virbrant Da mitte reit er zuo hant Vff der brenere ſla, Vnd kam in ſchiere alſo na Das er ſy bat keren Er wolte den frowen zeren Einen priß gerne han beiagit Er wz ſins muo tes nit verzaget Der ſige ſelige man Er rantte einen ſtuo ſin ritter an Der die banier fuo rte Gegen ime er balde ruo rte Vnd ſtach in von dem roſſe nider Die andere kertent alle wider Vber ir | geſellen ſchone ſchiere Der ritter warint viere Die ſamint vff in ſtachen Vnd ir geſellen rachen Wie lutzil er doch wiche Von ir dekeines ſtiche 75v Je doch zerbrechen ſy die ſpers Der ſelben ein den ſtach ér Das er tot vil vff das ſant Do zoch der edele wigant geneuſ ich dins helfe daz du mir behaldeſt den rovp ſo wer ich blint oder tovp ob ich nicht durch den wille din mine gevangen laze ſin ein iar daz ich nicht erſlan ſwas mir ze leide wirt [getan] ... ... ... ... von mir di vch hant gebrant da mit reit er zuhant vf der brenner ſla vn qua in ſchir alſo na daz er ſi bat keren er wolde den vrowen ze eren einen priſ han beiaget er was vnverzaget der ſik ſelic man er rant einen ritter an der di banir furte gegen im er balde rurte 2rb vn ſtach in von dem roſe [nider] di anderen kert[en] ... vber ir geſellen ſc[hiere] der ritter ware viere di vf in vintlichen ſtachen vn ir geſelle rachen Swie luczel er doch wiche von ir deheines ſtiche Idoch zebrachen ſi di ſper der ſelben einen den ſtach er daz er tot viel vf den ſant do zoch der edel wigant geniuz ich dîner helfe, daz du mir rettest mînen roup, sô werd ich blint oder toup, ob ich niht durch den willen dîn mîne gevangen lâze sîn ein jâr, daz ich ir niht erslân. swaz mir ze leide wirt getân, daz wil ich anders rechen.‹ der gast begunde sprechen ›ûf die rede wil ich sehen, ob in iht leides mac geschehen von mir, die iuch hânt verbrant.‹ dâ mite reit er zehant ûf der brennære slâ und kom in schiere alsô nâ, daz er si bat kêren. er wolt den vrowen zêren einen prîs gerne hân bejaget. er was sîns muotes unverzaget, der sigesælige man: er rant einen stolzen ritter an, der die banier fuorte: gein im der balde ruorte: er stach in von dem rosse nider. die andern kêrten alle wider über ir gesellen schiere. der ritter wâren viere, die sament ûf in stâchen und ir gesellen râchen. swie lützel er doch wiche von ir deheines stiche, idoch zerbrâchen si diu sper. der selben einen stach er, daz er tôt viel ûf daz sant. dô zôch der edel wîgant
3771 dem Deu für W. 3776 gegan Deu für W. / Am Zeilenende untere Buchstabenteile abgeschnitten G K , Lesung unproblematisch; Me setzt keine Klammer. 3777–3780 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3778 ſperchen Deu für W. 3780 Von G K sind noch einige untere Buchstabenteile erkennbar, die, soweit sichtbar, mit W übereinstimmen. Auch von der mutmaßlichen Initiale V. 3779 ist ein Ausläufer (rot) sichtbar. 3784 vnd Deu für W. 3793–3825 Versenden G K (häufig) beschnitten, Ergänzungen mit Me (der z. T. auch noch ganze Wörter nach Ha anfügt, die ich nicht verzeichne). 3798 geſellen Deu für W.
3800
3795
3790
3785
3780
3775
3770
3734–3804 637
ſin ſcha2pfes ſwert zerſelben ſtvnt da mit teter manigen wnt Wan ſi enwa2en wol gewafent niet fv2baz chvndet iv daz liet ir geverte waz zerovbe guo t ¶Schilt. banier. iſen huo t reiniv wambeſch ſnelliv ros daz ſiv berc vnd mos des ſchiere mohten vber chomen dis moht in alles niht gev2omen er erwo2ht ſi alle geliche ſich ſelben dvter riche ſwer im entrinne mahte ſi heten luzel ahte des rovbes vnd fluhen ſie ſvs liez er ſi wegeſchie va2n ſwa2 ſi wolten vnd waz div b2vo nſt vergolten nach des blodes wirtes bet 24vb mabvz ſin gelubde tet vnd ſluc des iares nieman Nvo reit vnſer ritter dan vnch chom fv2 einer zellen to2 zer iemerlichen v2bo2 ſo nant man daz cloſterlin do mvſt er vber naht ſin di Der meiſter vber | mvnſe waz daz waz ein wizzic abbaz der behielt vil ſchone ſinen gaſt daz im nihtes geb2aſt vnd ſaget im zemere daz yweret were vber daz cloſter herre weder nahe noch verre
Sin ſcharpfis ſwert zuo der ſelbin ſtunt Do mitte det er manigen wunt Wanne ſy warent wol geweffint niet Furbz kundet vns das liet Jr gerov te wz zuo roube guo t Schilte banier yſen hut Cleine wambaſch ſchnelle roß Das ſy berg vnd moß Deſte ſchierer mochten komen Diß mochte in alles nit gefromen Er entworchte ſy alle geliche Sich ſelben duchte er riche Wer ime entrynnen möchte Sy˙ hattint lutzel achte Des rubes vnd fluhent ſye Sus ließ er ſin wege ſchie Varin war ſy woltin Vnd was die brunſt vergoltin Noch des bloe den wurtes bete Mabuz ſine gelubde dete Vnd erſchluo g des ioris nyeman Nvo rittet vnſir ritter dan 76r Vnd kam fúr ein zelle tor Zuo der yemirlichen vrbor So nande man das cloſterlin ˙ Da müſter vber nacht ſin DEr meiſter vber die mýnche wz Das was ein witzig abbas Vnd behielt vil ſchone ſinin gaſt Das ime nichtes gebraſt Er ſagite ime zuo mere Das iueret were Vber das cloſter ere Weder noch nach verre
Sin ſcharfes ſwert zu ds [ſelben] ... da mit tet er manig[en] ... wan ſie ware gewapet ... furbaz kundet vns [daz] ... [Ir gever]te was z[u] ... ... ... ... ... dicz mocht in alleſ nicht ... er entwo2chte ſi alle ge[liche] Sich ſelben ducht er rich[e] Swer im trinnen mochte ſi hete luczel achte deſ rovbes vn vluhen ſie ſuſt lies er wie geſchie varen. ſwa ſi wolden vn was di brunſt verg[olden] Nach deſ blodes wirteſ [bete] mabuz ſin gelubte tet[e] vn [de]rſluc deſ iares nie[man] 2va ... reit vnſer ritter dan ... [q]uam fur einer zelle to2 ... [iemerl]ichen vrbo2 ... nant man daz cloſterlin ... muſt er vber nacht ſin [D]er meiſts vber di munche was das was ein wiczick albas ... behielt ſchone ſinen gaſt [daz] im nichtes gebraſt ... ſag[e]te im ze mere [daz] iuret were ... [da]s cloſter herre ... [n]ahen noch verre sîn scharpfez swert zer selben stunt: dâ mite tet er manegen wunt, wan sin wâren wol gewâfent niet. fürbaz kündet uns daz liet, ir geverte was ze roube guot. schilt, banier, îsenhuot, cleiniu wambasch, snelliu ros, daz si berc unde mos deste schierre mohten überkomen, diz moht in allez niht gevromen, er entworhtes alle gelîche. sich selben dûht er rîche swer im entrinnen mahte. si heten lüzel ahte des roubes unde fluhen sie. sus liez er sie wegeschie varn swar si wolten: und was diu brunst vergolten nâch des blœdes wirtes bete. Mâbûz sîne gelübde tete und sluoc des jâres nieman. nu reit unser ritter dan und kom für einer zellen tor. zer Jæmerlîchen urbor sô nante man daz clôsterlîn: dâ muost er über naht sîn. Der meister über die münche was, daz was ein wizzic abbas. der behielt vil schône sînen gast, daz im nihtes gebrast, und saget im ze mære, daz Iweret wære über daz clôster herre. ›weder nâch noch verre
3807 wan Deu für W. 3809 Ganze Zeile in der Mitte abgeschnitten G K , nur obere Buchstabenhälften erhalten. 3810–3813 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3813 das ſchire mohten vber vns chomen Deu für W. / Von G K sind nur untere Buchstabenteile erhalten (Zeile abgeschnitten), die Lesung ist schwierig, vermutlich passt G K eher zu W als zu P. 3818 Punkt am Versende Me für G K . Es scheint sich eher um ein Versehen (Tintenklecks in Rubrikatortinte) zu handeln. 3822 die Me für G K . 3823 nach Me für G K . 3824 gelubde te[te] Me für G K . 3825 [de]rſluc G K ] de stark abgerieben mit kleinem Loch über e. 3826–3858 Versanfänge G K (fast durchgehend) beschnitten, Ergänzungen mit Me (der z. T. auch noch ganze Wörter nach Ha anfügt, die ich nicht verzeichne). 3832 Me schlägt für G K abbas vor. 3835 ſag[e]te G K ] e stark abgerieben. 3838 na]hen Me für G K .
3835
3830
3825
3820
3815
3810
3805
638 Transkription
mac im nieman wider ſtan ſin ſite iſt alſo getan ſwaz er beiaget mit ritterſchaft des iſt er her zendenhaft ſwem er den lip gewinnet abe den beſtatet man hie zegrabe vnd ſwaz got dem gebieten wil es ſi lutzel oder vil ſines gutes daz benemmet er dv2ch ſiner ſele willen her hi von ſin wir riche ich enchvnde iv werliche zeglov be nims daz geſagen waz er ritter hat erſlagen yweret der vogt min den an der aventv2e ſin iſt ha2te miſſelvo nge wir haben in geſvo ngen vnd alles ir reht getan herre ir ſvlt iv erlan daz ir der rede niht gert do von der lip vnlange wert wan ir ſint ſo ſchone daz in got gehone minen herren ob er iv ſlat 25ra ſvs ſp2ach der wizzic abbat. Do vo2 ſol mich got bewa2n ſp2ach der gaſt vnd wolt erva2n ê er vz der zelle rite von der aventure ſite Wan es wndert in ha2te do ſp2ach der ewa2te ich tvnz iwe chvnt inchvrzer v2iſt min her ýweret der iſt ein riche fv2ſte wol gemvo t er hat driv chvnichriche guo t
Mag ime nyeman wider ſtan Sin ſite iſt alſo getan Wz er beiaget mit ritterſchaft Des iſt er her cehindehaft Weme er den lip gewynnet abe Den beſtattent wir hie zuo grabe Vnd was got dem gebieten wil Es ſy˙ lútzel alde vil Sins guo tes das benennet er Durch ſiner ſelen willen her Hie von ſint wir riche Ich enkunde vch werlich Zuo gloube nyemir dz geſagen 76v Was er rittere hat erſlagen Jeurit der vougit mýn Den an der ouentu “re ſin Jſt harte miſſelungen Wir habent in geſungen Vnd alles vnſir recht getan heres ir ſullint úch erlan Das ir der eren nyene gert Da von der lip vnlange wert Wanne ire ſchoe ne Das in got gehoe ne ˙ Mynen heren obe er vch es erlat So ſprach der witzige abbat DO vor ſol mich got bewarn Sprach der gaſt vnd wolte ouch | ervans E dz er vs der zellen ritte Von der ouentúre ſitte Wanne es wundirte in harte Do ſprach der ewarte ˙ in kurtzer friſt Jch duo n es uch kunt Min here Meret der iſt Ein riche fu “rſte wol gemuo t Er hat dru “ kunigrich guo t ... [nie]man viderſtan ... alſo getan ... [bei]agte mit ritterſchaft ... herre zehendehaft ... ... ... ... ... [g]utes da benennet er ... [ſ]iner ſelen willen her ... [von] ſe[ı] wir riche ... [e]n kunde vch werliche ... gelovben nimer daſ geſagen [w]az er ritts hat erſlagen [iure]t der voget min [d]em an der awentiwer ſin ... [hart]e miſſelungen ... [haben] in geſungen ... vnſer rechte getan ... ir ſult euch erlan 2vb daz ir der eren nicht engeret da von ds lip vnlang weret wan ir ſit ſo ſchone daz in got ge hone Minen herren ob er vch erſlat ſo ſprach der wiczig habat da vo2 ſol mich got bewarn ſprach der gaſt vn wold erwarn e daz er vz der zelle rite von der awentiwer ſite wan ez wundert in harte do ſprach der ewarte Ich ſag ez vch in kurczer vriſt min herre ivret der iſt ein riche vurſt wol gemut er hat dri kunicriche gut
mac im nieman widerstân. sîn site ist alsô getân, swaz er bejaget mit ritterschaft, des ist er her zêndehaft. swem er den lîp gewinnet abe, den bestaten wir hie ze grabe, und swaz got dem gebieten wil, ez sî lützel oder vil sîns guotes, daz benennet er durch sîner sêle willen her. hie von sîn wir rîche. ich enkunde iu wærlîche ze gloube nimer daz gesagen, waz er ritter hât erslagen, Iweret der vogt mîn, den an der âventiure sîn ist harte misselungen. wir haben in gesungen und allez ir reht getân. herre, ir sult iuch erlân, daz ir der êren niene gert, dâ von der lîp unlange wert, wan ir sint sô schœne. daz in got gehœne, mînen herren, ob er iuch slât‹ sus sprach der wizzic abbât. ›Dâ vor sol mich got bewarn‹ sprach der gast und wolt ervarn, ê er ûz der zelle rite, von der âventiure site, wan es wundert in harte. dô sprach der êwarte ›ich tuonz iu kunt in kurzer vrist. mîn her Iweret der ist ein rîche fürste wol gemuot. er hât driu künicrîche guot,
3843–3846 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3844 hie Deu für W. 3847 d[a] Me für G K . 3849 ſe[ı] G K ] ı stark abgerieben, Nasalstrich unsicher. 3850 en]kunde Me für G K . 3853 [iure]t G K ] Nur t erhalten, Me setzt [Iure]t. 3863 herr[en] Me für G K . 3864 Me schlägt für G K abbat vor. 3865 d[a] Me für G K . / [m]ich Me für G K . 3867 zelle Deu für W. 3868 aventiure Deu für W. 3869 wan Deu für W.
3870
3865
3860
3855
3850
3845
3840
3805–3874 639
div in ſint von erbe an chomen an ander daz er hat genomen den di im geſezzen ſint er hat niht wan ein chint ein tohter erbere ich ſagiv daz zemere ingeho2te nie nieman iehen daz er hete geſehen dehein magt ſo wol getan min herre hat ſich vz getan ſwelich ritter ſin tohter wil der mvz in mit nitſpil in dem ſchonen walde beſtan vnder einer linden wol getan da2 vnder ſtat ein b2vnne chalt den yweret der helt balt hat mit wehen ſwibogen ha2te wol vberzogen getriben vf von grvo nde vz eines lewen mvo nde fluzet der b2vnne in ein vaz ein edel ma2mel iſt daz dar in ſwebet daz wazzer cla2 div linde iſt grvne dv2ch daz iar ein erin zvber iſt gehenchet d2an daz ein iegelich man mit eim hamer d2an ſlat der mvt vf mine v2owen hat vnd der manheit wil beiagen 25rb ¶So zem d2itten male wirt geſlagen in daz ſelbe glochelin o ſo chvmpt ywa2et der herre min gewafent ritterlichen wol ¶Swer mit im vehten ſol der beda2f wol aventure er hat vert vnd hv2e Die enſint von erbe an komen One ander das er hat genomen Den die ime geſezzin ſint 77r Er enhat nicht wanne ein kint Ein tohtir habire Jch ſage vch das zimiere Jch gehorte nie nyeman des veryehen Das er hatte geſehen Dekeine magit ſo wol getan Min herre hat ſych vz getan Wellich ritter ſin tochter wil Der muo ß in mit nit ſpil Jn dem ſchonen walde beſtan Vnder einis linden wol getan Da vnder ſtet ein brunne kalt Den meret der helt balt hat mit wehen ſwibogen harte wol vber zogen Getriben vff von grunde Vſſir einis louwin munde Fluſſet der rinis in ein vaß Ein edil marmel iſt dz Da inne ſwebit dz waſſer clar Die linde iſt grüne alles dz iar Ein erin zubil iſt daran Gemachit dz ein yegelich man Mit eime hamer dar an ſlat Der muo t uff mine frowen hat Vnd der manheit wil beiagen 77v Sozuo dem dirten male wurt geſlagin An das ſelbe glockelin So kumet moret der here mýn Geweffint ritterlichen wol Wer mit ime vechten ſol Der bedarff wol ouentúre Er hat vernynt vnd húre
di im ſint von erbe an komen ... ... ... ... ich ſag euch daz ze mære Ich ho2te niemant deſ veriehen daz er het geſehen ein maget ſo wol getan min herre hat ſich vz getan Swelch ritter ſiner tochter wil der muz in mit nit ſpli [I]n dem ſchone walde beſtan vnder einer linden wolgetan dar vnder ſtet ein brune kalt den ivret der helt balt hat mit wehen w ſwibogen
3886 Me schlägt für G K
an daz selbe glockelîn, sô kumpt Iwaret der herre mîn, gewâfent ritterlîchen wol. swer mit im vehten sol, der bedarf wol âventiure. er hât vert und hiure
diu in sint von erbe an komen, ân ander daz er hât genomen den die im gesezzen sint. er enhât niht wan ein kint, ein tohter êrbære. ich sag iu daz ze mære, in gehôrt nie nieman des verjehen, daz er hæte gesehen deheine maget sô wol getân. mîn herre hât sich ûz getân, swelch ritter sîne tohter wil, der muoz in mit nîtspil in dem Schœnen walde bestân under einer linden wol getân. dar under stât ein brunne kalt, den Iweret der helt balt hât mit wæhen swibogen harte wol überzogen. getriben ûf von grunde ûz eines lewen munde fliuzet der brunne in ein vaz: ein edel marmel ist daz, dar inne swebet daz wazzer clâr. diu linde ist grüene durch daz jâr. ein êrîn zimbel ist dar an gehenket, daz ein ieglîch man mit eime hamer dran slât, der muot ûf mîne vrowen hât und der manheit wil bejagen. sô zem dritten mâle wirt geslagen
3875 in W fehlt Deu. / die Me für G K . 3876–3879 unleserlich G K (Pergamentstreifen fehlt). 3881 Links ausgeworfener Strich W wohl ohne Bedeutung. 3882 das Me für G K . ſpil vor. 3887 [I]n G K ] I unter Naht (Restaurierung). / ſchonen Me für G K . 3890 iuret Me für G K . 3891 .w. Me für G K . 3895 rvns HaA für P.
3910
3905
3900
3895
3890
3885
3880
3875
640 Transkription
3911 manigen Deu für W.
3945
3940
3935
3930
3925
3920
3915
3916 ſovlt Deu für W.
manigem man den tot getan di wir hie beſtatet han zerlinden do daz mo2t geſchiht da2 iſt volle ein halbiv mile niht di vermident deſter rat min doch ſvlt ir des gewis ſin erſleht vch her yweret ir habent imer min gebet vnd minen vaterlichen ſegen iwer genade ſp2ach der degen auch nement mins rede wa2 ſwi es vmb mich geva2 yweret der chvne helt der wirt des champfes bezelt von mir oder ich ſtirbe ſwaz ich da2 an erwirbe daz wirt des nehſten tages ſchin es iſt min tot oder aber der ſin Der gute man ſweig da2 zve mo2gen reit der gaſt frvo der mere het er chvme erbiten wan er waz vz geriten ſo daz er niht erwo nde ê er ywereten fvo nde dv2ch der merfeyne clage als es nahet dem tage do bevalcher ſich dem hoheſten gote dar nach wiſet in ein bote gein dem ſchonen walde ich enweiz ob ich iv zalde wi des waldes ſite waz er waz grvne als ein graz beidiv winter vnd ſvmer 25va do ſtvnt manic bovm ſo frvmer der aldaz ia2 obez trvo c zitig vnd gut genvo c vnd anderhalp doch bluo te Swes iem waz zemvo te 3917 erſelht Deu für W.
Manigem man den tot getan Die wir hie beſtattit han Zuo der linden do dz mort geſchiet Der iſt volle ein halbe mile nit Die vermident dz iſt myn rat mýn Doch ſullent ir des gewiß ſin Erſlecht uch mýn here meret Jr habent yemir myn gebet Vnd nuo in naturlichem ſegen Vwer gnade ſprach der degen Ouch nement myner rede war Wie es vmb die ſele geuar Moret der küne helt Der wurt konpfis bezelt Von mir alde ich ſturbe Wie ich dar an erwurbe Des wurt des nehſtin dages ſchin ˙ tot alde ich der ſin Es iſt myn Der gute man ſweig dar zuo ˙ reit der gaſt fruo Mornyn 78r Der mere hatte er kume erbitten Wanne er wz vs geritten So das er nicht erwinde E er in erten funde Durch der merffeine clage Alſo es nohete dem tage Do beualch er ſich dem höhſten gotte Dar noch wiſete in ein botte Jn gegen dem ſchonen walde Jch enweiß obe ich uch zalde Wie des waldes ſitte wz Er wz grüne alſo ein graß Beide wintir vnd ſumir Do ſtunt manig boüm ſo frumir Der al das ior obiß truo g Zitig vnd guo t genuo g Vnd andirhalp doch bluo te Wes yeman wz zuo muo te
manegem man den tôt getân, die wir hie bestatet hân zer linden, dâ daz mort geschiht: dar ist volle ein halbiu mîle niht: di vermîdent, dêster rât mîn. doch sult ir des gewis sîn, ersleht iuch mîn her Iweret, ir habent imer mîn gebet und mînen vaterlîchen segen.‹ ›iwer genâde‹ sprach der degen: ›ouch nemet mîner rede war: swie ez umbe mich gevar, Iweret der küene helt der wirt des kampfes bezelt von mir oder ich stirbe. swaz ich dar an erwirbe, daz wirt des næhsten tages schîn. er ist mîn tôt ald ich der sîn.‹ Der guote man sweig dar zuo. morgen reit der gast fruo. der mære het er kûme erbiten, wan er was ûz geriten sô daz er niht erwunde, ê er Iwereten funde, durch der merfeine clage. als ez nâhte dem tage, dô bevalch er sich dem hœhsten gote. dar nâch wîste in ein bote gein dem Schœnen walde. ich enweiz ob ich iu zalde, wie des waldes site was. er was grüene als ein gras beidiu winter unde sumer. dâ stuont manic boum sô frumer, der aldaz jâr obez truoc, zîtig unde guot genuoc, und anderhalp doch bluote. swes iemen was ze muote,
3875–3948 641
3965 wrze Deu für W.
daz man ſolt ezzen des enwil ich niht vergezzen da2 nach ſmathe daz obez ſwer es ho2e der lobes Wan es waz ein ſpeher ſite man buo zet auch den luten mite aller ſuhtelich ſwer et moht geregen ſich ſo vil daz er daz obez noz chein wnde waz ſo groz der daz obez d2an bant ſiv heilet zehant vntz oht der lip di ſele truo c daz yweret ſo manigen ſluo c daz iſt reht daz ich es iv ſage es chom do von in ſim hage ſtvo nden w2ze alſe her daz er gerte nihtes mer wan daz er d2an geſmahte ſo wa2t er vz der ahte ſta2ch. chvne . vnd geil auch half da2 zvo ein michel teil Uo2 ſiner bv2ge lac ein tal chein ch2ut waz ſo ſmal noch ſo lanc noch ſo b2eit daz chein edel blvme treit daz enwere do inſolcher a2t ſo es ie aller ſchoneſt wa2t ſo ſtvnt div heide fv2ſich an als rehte wol getan an wandel an ir ſtete ſwi daz weter tete ſo waz der wert vnd der walt alles ſvmerlich geſtalt daz waz billich genvo c 25vb Swaz vngemvtes ieman trvo c der diſiv beidiv dv2ch gienc ein ſolche v2eude er gevinc
3953 wan Deu für W.
3985
3980
3975
3970
3965
3960
3955
3950
3971 bvrg Deu für W.
3977 beide Deu für W.
Das man ſolte eſſin Des enwil ich nicht vergeſſen Dar noch ſmehete dz obis Wer dz here der lobis Wanne es wz ein ſpeher ſitte Man buo ſte ouch den luten mitte Aller ſuchteclich 78v Wer echte mochte regen ſich So vil das er des obes nos Enkein wunde was ſo groß Der das obis drane bant Sy˙ enheilte zuo hant Vntz echt der lip die ſele truo g Das moret ſo manigen ſluo g Das iſt recht dz ich es vch ſage Es kam do von in ſime hage Stundent wurtzel alſo hers Das er gerte nichtis mers Wanne dz er drane geſmahte So wart er vß der achte Starck genuo g vnd geil ˙ Ouch halff dz der zoume ein michel teil Vor ſiner burg do lag ein tal Ein kein krut dz iſt ſo ſmal Noch ſo ſpitz noch ſo breit Das dekeinen dilin bluo men treit Das enwere da in ſollicher art So es zuo allir ſchonſte wart Sus ſtunt die heide fúr ſich an Das ſy nyemir gewan Wandil an ir ſtette Wie das wetir dete So was der wert vnde der walt ˙ Sumerlich geſtalt 79r Das was billich genuo g Was vngemuo tes yeman truo g Der diſe beide durch ging Ein ſolliche freude er geving daz man solt ezzen, (des enwil ich niht vergezzen) dar nâch smahte daz obez. swer ez hœre, der lobez, wan ez was ein spæher site. man buozte ouch den liuten mite aller sühtegelich, swer et mohte geregen sich sô vil daz er daz obez nôz. enkein wunde was sô grôz, der daz obez drane bant, siu enheilte zehant, unz oht der lîp die sêle truoc. daz Iweret sô manegen sluoc, (daz ist reht, daz ichz iu sage) ez kom dâ von, in sîme hage stuonden würze alse hêr, daz er gerte nihtes mêr wan daz er drane gesmahte. sô wart er ûz der ahte starc, küene unde geil. ouch half dar zuo ein michel teil, vor sîner bürge lac ein tal, enkein krût ist sô smal, noch sô lanc, noch sô breit, daz deheinen edelen bluomen treit, daz enwære dâ in sölher art, sô ez ie aller schœnest wart. sus stuont diu heide für sich an, daz si niemer gewan wandel an ir stæte. swie daz weter tæte, sô was der wert und der walt allez sumerlîch gestalt. daz was billich genuoc. swaz ungemüetes ieman truoc, der disiu beidiu durchgienc, ein sölhe vreude er gevienc,
642 Transkription
4000 gaˆn Deu für W.
So merckent von der ſchonen magit
Das er trurikeit vergaß Den walt nande men durch das ˙ Berforet den ſchonýn walt ˙ Sumerlich geſtalt o Das was billich genug Wz vngemuo tes yeman truo g Der diſe beide durch ging Ein ſolliche freude er geving Dz er trurikeite vergaß Den walt nante man durch dz Die vns die ſage nit verhilt Louwen berenı rotwilt Swin vnd wz man iagen wil Das was da mere danne vil Zuo rechter tagalte Vil dicke man da valte Manigen groſſen helffant Des waldes art wz ſo gewant Es beſchiet ein waſſir wolgetan ˙ Vnd muſtint in einhalb gan Die tier dz wz ir vrgang Ander halp wz vogel ſang ˙ 79v Vnd gefugel allir hande Die man noch ye bekantte Was echt hat giuidire Hers vber noch enwidere kan ir yEnwedirß vß ire zücht Das waſſir brachte ouch genücht Von aller ſlachte enſchin Die man zuo kuniges tu “ſchin Mit eren mochte bringen o Mit allen guten dingen Wz der walt volle komen Alſo ir wol hant vernomen ¶Verdruſſe vch nit dz man vch ſagit
3987 dez Deu für W. 3992 berenı P] Streichung unklar. 3999 ſhiet Deu für W. – Das zweite h korrigiert t (nicht z, wie Deu meint). 4015 Ir Deu für W.
ſo merchent von der ſchonen maget
daz er trv2icheit vergaz den walt nant man dv2ch daz behfo2et den ſchonen walt 3990 ſin gezierde waz ſo manicvalt 3990a ... 3990b ... 3990c ... 3990d ... 3990e ... 3990f ... des vns div ſage niht verhilt Lewen. bern. vnd wilt ſwin. vnd ſwaz man iagen wil des waz do mer danne vil 3995 zerehter dagalte vil diche man do valte manigen grozen helfant ¶Des waldes a2t waz ſo gewant in ſchiet ein wazzer wol getan e 4000 vnd mvſten ein halp gân div tier daz waz ir v2ganc anderhalp waz vogelſanc vnd gefugel allerhande di man noch ie bechande 4005 ſwaz et hat gevidere e her vber noch hin wider z chom ir tweders vz ir huht daz wazzer b2aht auch genvht von allerhande viſchen 4010 di man ze chvniges tiſchen mit eren moht b2ingen mit allen guten dingen e waz der walt vollchomen als ir wol hant vernomen. 4015 Jr d2vzze vch niht des man iv ſaget
z
4007 huht W] Das erste h ist wohl aus dem alten Graph für z verlesen (vgl. Anm. zu V. 101).
daz er trûrikheit vergaz. den walt nante man durch daz Behforet, den Schœnen walt. sîn gezierde was sô manicvalt, ... ... ... ... ... ... des uns diu sage niht verhilt. lewen, bern, rôtwilt, swîn und swaz man jagen wil, des was dâ mêr danne vil ze rehter tagalte. vil dicke man dâ valte manegen grôzen helfant. des waldes art was sô gewant: in schiet ein wazzer wol getân, unde muosten einhalp gân diu tier: daz was ir urganc. anderhalp was vogelsanc und gefügel allerhande, die man noch ie bekande, swaz et hât gevidere. her über noch hin widere kom ir enwederz ûz ir zuht. daz wazzer brâht ouch genuht von allerhande vischen, die man ze küneges tischen mit êren möhte bringen. mit allen guoten dingen was der walt vollekomen, als ir wol hânt vernomen. Verdrieze iuch niht des man iu saget, sô merkent von der schœnen maget,
3949–4016 643
4026 mvo nde Deu für W.
4050
4045
4040
4035
4030
4025
4020
4033 wiſe Deu für W.
div yweretes tohter waz ſwaz man von wibe ie gelaz oder imer me ſol geleſen ſo endo2ft chein v2owe weſen hubſcher noch ſo wol getan ſiv waz ga2 alles valſches an zvht enwiſſe nieman baz 26ra beidiv nit vnd haz daz waz des ſiv niht chvo nde von ir roſenva2wen mvo nde chom nie wo2t es enwere guo t man geſach ſi nimer vngemvo t wan ie mit ſchonen v2ovden leben ſwaz ſiv moht gegeben dv2ch ere des waz ſiv bereit ſiv waz los mit ſenfticheit Wiſe reine waz ir lip ſiv erte man vnd wip da2 nach ſi wirdic wa2en des endo2ft nieman va2en daz ſiv ſolches ie w2de gezigen daz ir liep were verſwigen geluche waz ir ſchirm ſchilt ſwen nvo des lebens bevilt der mac mich wol geſweigen alliv tvgent waz ir eigen div wibes namen wol gezimet ¶Swer aber mich gern vernimet dem ſag ich von der v2owen mere ſiv waz frvmic vnd here von chvniges chvnne hohe gebo2n ſwaz ſiv geſp2ach daz waz geſwo2n ſo ſtet wa2n ir ſinne wan daz ſi ſit div minne b2aht an ſolchiv mere der ſi doch gern enbere do enhalf ſi wiſheit noch ir liſt wan nieman alſo chvndic iſt
Dye Jueritis dochter wz Wz man von wibe ye gelas Oder yemir mer ſol geleſen So endorfte kein frowe weſen Hubiſcher noch ſo wol getan Sy˙ was gar allis valſches an Zuchte wiſe nyeman baz Beide nit vnd has Das wz des ſy nit kunde Von irem roſeuarbem mude Kam nye wart es enwere guo t Man geſach ſy nyemir vnge muo t Wanne ie mit ſchonen freuden leben 80r Waz ſy˙ mochte gegeben Durch ere dz wz ſy bereit Sy˙ wz los mit ſenftikeit Wiß reine wz ir lip Sy erte man vnd wip Dar noch ſy wurdig warin Des endorfte nyeman varin Des ſy ſolliches ye wurdin gezigen Das ir liep were verſwigen Glúcke wz ir ſchirm ſchilt Wen nuo des lebenes beuilt Der mag mich ſchiere geſweigen Alle tugent was ir eigen Die wibes namýn wol gezımet Wer aber mich gerne vernymet Dem ſage ich von der frowen mer Su “ wz frumg vnd her Von kuniges kunne hoch erbons Wz ſy geſprach dz wz geſworn So ſtette warint ir ſynne Wanne dz ſy ſit die mynne Brachte an ſolliche mere Der ſy˙ doch gerne enbere Do enhalff ſy wißheit noch ir liſt Wanne nyeman alſo kundig iſt
diu Iweretes tohter was. swaz man von wîbe ie gelas oder imer mê sol gelesen, sô endorfte kein vrowe wesen hübscher noch sô wol getân. siu was gar alles valsches ân. zuht enwisse nieman baz. beidiu nît unde haz, daz was des siu niht kunde. von ir rôsevarwen munde kom nie wort ezn wære guot. man gesach si nimer ungemuot, wan ie mit schœnen vreuden leben. swaz siu mohte gegeben durch êre, des was siu bereit. siu was lôs mit senftikeit, wîse, reine was ir lîp. siu êrte man unde wîp dar nâch si wirdic wâren. des endorfte nieman vâren, daz siu sölhes ie wurde gezigen, daz ir liep wære verswigen. gelücke was ir schirmschilt. swen nu des lobennes bevilt, der mac mich wol gesweigen. alliu tugent was ir eigen, diu wîbes namen wol gezimet. swer aber mich gerne vernimet, dem sag ich von der vrowen mêr. siu was frümic unde hêr, von küneges künne hôch erborn. swaz siu gesprach, daz was gesworn: sô stæte wârn ir sinne, wan daz si sît diu minne brâht an sölhiu mære, der si doch gern enbære. dô enhalf si wîsheit noch ir list, wan nieman alsô kündec ist,
644 Transkription
4069 chivnichrichen Deu für W.
80v Der ſich der mynne mu “ge erwern Jn enwelle got der vor genern Der alle ding wol mag gezamen Wellint ir der junpfrowen namin Dem ſage ich vch des ſit gewiß Sy˙ hieß die ſchone ybeliß Der ir wunſte von ſelikeit An ſy wz gottes fliß geleit Mit aller ſlachte getat Wes muo t in ſollicher wiſe ſtat Des er mir gelouben mag Dem ſage ich wes die frowe pflag NV hatte geſpiln hundert Also vz geſundirt Von drin kunigin richen Die warent billichen Hubiſch vnd wol getan Des müſten tegelichen gan Mit der frowen in dz tal Vnd brachint bluo men “vber | al Vnd machtint ſchappel dermitte Hie von huo p ſich der ſitte Das es guo te lute jene lant Sy˙ entuo n es wa die bluo men ſtant Ob vns die meiſter niene lugen So ſy einen blümen vs zugen 81r So ſtunt ein ander zuo hant Dort do man den eren vant Das hatte got alſo gelan Diß ſelbe tal wol getan Heiſſet húte vnd yemir me Noch der frowen vallis v´ bele Wanne ſy dar an gerne wz Vil dicke ſo ſy blumen laz Vnd ſo ſich ſenite ir muo t Alſo es den frowen lichte tuo t Wellint ir vernemen fúrbz
4067 Rechts neben Initiale P Bleistiftvermerk S von neuzeitlicher Hand.
der ſich der minne mvge erwern in welle dann got der vo2 ernern der alliv dinc wol mac gezamen Welt ir der v2owen namen den ſage ich iv des ſint gewis Siv hiez div ſchone yblis der erwnſchte lip von ſeilicheit an ſi waz gotes vliz geleit an allerſlahte getat 26rb ſwes mvt inſolcher wiſe ſtat daz er mir gelovben mac dem ſage ich wes div v2owe pflac Siv het geſpiln hvo ndert alle vz geſvndert von d2ien chvnich2ichen di wa2n billichen hubſch vnd wolgetan di mvſen tegelichen gan mit der v2owen in daz tal vnd b2achen blvo men vber al vnd mahten ſchapellin do mite hi von huo p ſich der ſite daz es gut lut niht enlant ſi entvo n es ſwa die blvme ſtant ob vns di meiſter niht enlvo gen ſo ſi ein blvmen vz zvo gen ſo ſtvnt ein ander zehant do2t do man den erren vant daz het got alſo gelan diz ſelbe tal wol getan heizet hivt vnd imer mer nach der v2owen vallis yble wan ſiv da2 an gerne waz als diche als ſiv do blvo men laz ſo ſich ſenet ir mvo t als es den v2owen liht tuo t Welt ir vernemen fv2baz
4065 mit Deu für W.
4090
4085
4080
4075
4070
4065
4060
4055
4085 mer W] rasiertes r nicht sicher lesbar.
der sich der minne müge erwern, in enwelle got dervor ernern, der alliu dinc wol mac gezamen. welt ir der juncfrowen namen, den sage ich iu, des sint gewis: siu hiez diu schœne Iblis, der erwunschte lîp von sælikheit. an si was gotes vlîz geleit an aller slahte getât. swes muot in sölher wîse stât, daz er mir gelouben mac, dem sage ich wes diu vrowe pflac. Siu het gespiln hundert, alle ûz gesundert von drîen künicrîchen: die wâren billîchen hübsch unde wol getân. die muosen tegelîchen gân mit der vrowen in daz tal und brâchen bluomen über al und mahten schapellîn dâ mite. hie von huop sich der site, daz es guote liute niht enlânt, si entuon ez swâ die bluomen stânt. ob uns die meister niht enlugen, sô se einen bluomen ûz zugen, sô stuont ein ander zehant dort, dâ man den erren vant. daz hete got alsô gelân. diz selbe tal wol getân heizet hiut und imer mê nâch der vrowen vâls Iblê, wan siu dar an gerne was vil dicke sô siu bluomen las und sô sich senet ir muot, als ez den vrowen lîhte tuot. Welt ir vernemen fürbaz,
4017–4091 645
4103 ſchien Deu für W. Deu für W.
4125
4120
4115
4110
4105
4100
4095
So wil ich v´ ch ſagen dz Wie Jueritis huß ſtunt Alſo vns die buo ch dunt kunt Es lag harte ſchone Die riche dodone Hieß die burg mit warheit Vnd wz mit michel fliß an ſy geleit Wanne der berg wz nit zuo ſmal So lag hohe obe dem tal Erbuwen wol mit ſýnnen ˙ vnd innen Vſſenyn Schein ſy˙ bitalle herlich Vidinin wz der eſterich Von marmilſtein gemacht 81v Die müre waz der ſelben ſlacht Geſchachzauilt genote Wiß vnd rote So worent die ſteine gezieret Die mure wz gemuſieret harte wol von golde Do der wurt ſin wolte Vnd da ſin wonuge wz Das was ein richer palas Michel vnd mere Man ſeit vns dz er were Mit maniger ſchonheit geladen Da ynne ſtunt ein ſchloff gaden Des jure warint onichelin Der eſterich müſſe ſin Luter von criſtallen Vnd von edelem korallin Do warint ſtriche an gemacht Von aſpidin maniger ſlaht Do wz groſſe richeit ane ſchin Die pfilere warent ſilberin Da mitten lagen ſteine Saffire reine sô wil ich iu sagen daz, wie Iweretes hûs stuont. als uns diu buoch kunt tuont, ez lac harte schône. diu rîche Dôdône hiez diu burc mit wârheit und was michel vlîz an si geleit. wan der berc was niht ze smal, siu lac hôhe ob dem tal, erbûwen wol mit sinnen. ûzenân und innen schein siu betalle hêrlich. niden was der esterich von marmelsteine gemaht. diu mûre was der selben slaht. geschâzavelt genôte, wîz unde rôte, wârn die steine gevieret. diu mûre was gezieret harte wol von golde. dâ der wirt sîn solde und dâ sîn wonunge was, daz was ein rîche palas, michel unde mære. man seit uns, daz er wære mit maneger schônheit geladen. dar inne stuont ein slâfgaden, des mûre wârn ônichelîn. der esterich der muose sîn lûter von cristallen und von edelen kôrallen. dâ wâren striche an gemaht von jaspidê maneger slaht. dâ was grôz rîcheit schîn. die siule wâren silberîn. da enmitten lâgen steine: saffîre vil reine,
4107 geſchazzavelt W] zz beruht vielleicht auf Verlesung von hz, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6).
ſo wil ich iv ſagen daz wi ýweretes hus ſtvo nt als vns div bvch kvo nt tvo nt es lac ha2te ſchone div riche bv2c dodone als hiez ſiv iſt mir geſeit an ſi waz michel vliz geleit wan der berc waz niht zeſmal ſiv lac hohe ob dem tal erbvo wen wol mit ſinnen beidiv vzen vnd innen ſchein ſiv betalle herlich 26va niden waz der eſterich von ma2mel gemaht div mv2e waz der ſelben ſlaht geſchazzavelt genote beidiv wiz vnd rote wa2n di ſteine gezieret div mv2e waz gemvo ſieret ha2te wol von golde do der wirt ſin ſolde vnd do ſi wonvnge waz daz waz ein riche palas michel vnd mere man ſeit vns daz er were mit maniger ſchonheit geladen ¶Da2 inne ſtvnt ein ſlaf gaden des mv2en wa2en ônýchelin der eſterich der mvſe ſin luter von criſtallen vnd von edelen cho2allen do wa2en ſtriche an gemaht von iaſpide maniger ſlaht do waz groze richeit ſchin di ſvle wa2n ſilberin da enmitten lagen ſteine ſaffy2e vil reine
4109 die
646 Transkription
ſin tohter. wan ſiv diche tet
ſma2agden vnd rubýne tapazzien vnd ſa2dyne granat vnd amehtiſten di wa2n alle mit liſten nach ein ander an geleit ſwanne yweret da2 in ſch2eit b daz himelze ſwaz dv2ch ſlagen a ſi enwo2ht nieman ho2t ich ſagen von golde vnd von geſteine wol ... ... der ich ein teil nennen ſol Do lac chalzedon vnd by2illus onýx. vnd Criſolytus iachant vnd cha2fvo nchel do von wa2t nieman dvnchel in der chemenaten 26vb noch waz ſi baz beraten als ich iv zellen mac daz ſpanbette do vf lac der wirt vnd ſin chint reine daz waz von helfenbeine vnd von roten golde di ſteine di er wolde di wa2en da2 an geleit ein golter waz da2 vf geſp2eit von ſamit grvn als ein graz div betwat vil linde waz der pfulwe vnd auch daz chvſſin di ziechen guo t ſidin wiz vnd reine niwe vnd cleine : waz daz lilachen ... mit gewerlicher ſachen minnet her ýweret Smaragde vnd rubine Copazin vnd ſardine Gramant vnd amatiſten Die warent alle mit liſten Noch ein ander geleit 82r Wanne meret dar in ſchreit So envorchte er nyeman horte ich ſagen Das himelze wz durch ſlagen Von golde vnd von geſteine Saffire reine Smaragde die weis ich noch mere wol Der ich ein teil nemen ſol DO lag kalcedon berillus Onix vnd criſolitus Jachant vnd karfunckel Do von wart niemer tunckel Jn der kemenaten Noch was ſie bas beraten ˙ zellen mac Als ich uch Das ſpanbete vff do lac Der wirt vnd ſine reine Das was von helffenbeine Vnd von roteme golt Die ſteine die er wolte Die werent dar an geleit Ein kuter was dar vff geleit Von ſemit grüne alſo ein graß Die bette wot vil linde was ˙ Der pfulwe vnd ouch das kuſſe Die zieche guo t ſidin vnd reine waz ... ˙ 82v Nuwe vnd cleine was das lilachen ... ˙ Mit getruwelichen ſachen Trut herre vieret ſin tochter | wonde ſie dicke tet ...
4130 Copazin P] C entspricht in P T ohne den Querbalken; also wohl Schreiberversehen. Vgl. analog V. 8071. vorigen Vers P. 4160 das Deu für W. 4161 Siehe vorigen Vers WP. 4164 Siehe vorigen Vers P.
4160
4155
4150
4145
4140
4135
4130
4131 ametiſten Deu für W.
4133 ein W] in Deu. / ander W] a korrigiert z.
sîn tohter, wan siu dicke tet 4159 Siehe
smâragden und rubîne, topazjen und sardîne, grânât und ametisten, die wâren al mit listen nâch ein ander an geleit. swenne Iweret dar în schreit, sô envorht er nieman, hôrt ich sagen. daz himelze was durchslagen von golde und von gesteine. saffîre reine, die weiz ich und noch mêre wol der ich ein teil nennen sol: dâ lac kalcedon, berillus, ônix und crisolitus, jâchant und karfunkel: dâ von wart niener tunkel in der kemenâten. noch was siu baz berâten, als ich iu zellen mac. daz spanbette, dâ ûf lac der wirt und sîn kint reine, daz was von helfenbeine und von rôtem golde. die steine die er wolde, die wâren dar an geleit. ein kulter was dar ûf gespreit von samît grüene als ein gras. diu bettewât vil linde was, der pfülwe und ouch daz küssîn: diu zieche guot sîdîn: wîz unde reine, niwe und cleine was daz lîlachen. mit gemellîchen sachen trûte her Iweret
4092–4164 647
des er gelachen mohte ſwaz zeden eren tohte des waz div bv2ch beraten mit der chemenaten an geſinde vnd an aller habe o 4170 ich zaltiv wnder d2abe wan daz ich iht anders ſagen ſol ¶Dodône ſtvo nt zewo nſche wol wan der wirt het genvo c ſwaz wazzer oder lant trvo c 4175 vnd ſwes ſin lip gedahte di bv2c er volle b2ahte daz ir nihtes enb2aſt ſiv waz gut vnd vaſt beſazt mit bv2geren 4180 ich ho2t ſagen ir weren ſehzic vnd lutzel mer ſi wa2n rich vnd here vnd heten v2eude vnder in der tac waz do ſchiere hin 4185 Avch ho2t man der glochen ſchal inder bv2c vber al 27ra ſo man an den zimbel ſluo c do von ich ê han genvo c geſaget ob irz hant vernomen o 4190 ¶Nv iſt vnſer ritter chomen als er chom zvo der linden 4191a ... ſin ros begvo nd er binden zvo des bomes aſte ſovnft vnd niht zevaſte 4195 wan er woltes wider han genomen ſwenne er den wirt ſehe chomen den ſchilt leit er vf daz ſant do nam der edel wigant den hamer in di hant ſin o 4200 vnd ſluc in daz zimbellin Des er gelachen möchte Was zuo eren wol dochte Dez waz die bruc beraten Mit der kemenaten An geſinde vnd an aller habe Jch zalte wunder noch dar abe Wanne das ich ander ſagen ſol Dodone ſtont zuo wunſche wol Wanne daz der wurt hette gnüg Wes waſſer alle lant truo c Vnd wez lip gedachte Die bruc er vollebrochte Daz ir nicht enbraſt Sie waz guo t vnd vaſt Beſatzt mit burgerin Jch höre ſagen ir weren Sehtzig vnd lutel mer Sie woren rich vnd her Vnd haten fröide vnder in Der tag waz do ſchier hin Ouch horte man der glocken ſchal ˙ ˙ An der burge uber al 83r So man den zimbel ſlüg Do von han ich genüc Geſaget ob ir es hant vernome Nuo iſt vnß ritter dar komen Alſo er kam zü der linden Alſo er zuo der linden do Begunde er binden Sin roß zuo des bomes aſte Sanfte vnd nit zuo faſte Wanne er wolte es wider han genome Wanne er den figent ſehe komen Den ſchilt leite vff daz lant Do nam der edel wigant Den hamer in die hant ſin Vnd ſlüg an daz zimbelin
4170 d2abe W] a ist einstöckig. 4172 ¶ W fehlt Deu. 4176 volle Deu für W. 4182 here W] hochgestelltes e eventuell Zierstrich des r. Deu für W. 4192 begvnd Deu für W. 4196 denwirt Deu für W. / ſigent P? 4197 ſchcilt Deu für W.
4165
4184 ſchire hin Deu für W.
4187 an W] dan Deu.
4190 riter
des er gelachen mohte. swaz ze den êren tohte, des was diu burc berâten mit der kemenâten, an gesinde und an aller habe. ich zalt iu wunder noch dar abe, wan daz ich iht anders sagen sol. Dôdône stuont ze wunsche wol, wan der wirt het genuoc swes wazzer oder lant truoc und swes sîn lîp gedâhte. die burc er vollebrâhte, daz ir nihtes enbrast. siu was guot unde vast, besazt mit burgæren: ich hôrte sagen, ir wæren sehzic unde lützel mêr. si wâren rîch unde hêr und heten vreude under in: der tac was dâ schiere hin. ouch hôrte man der glocken schal in der burc über al, sô man an den zimbel sluoc, dâ von ich ê hân genuoc gesaget, ob irz hânt vernomen. nu ist unser ritter komen. als er kom zuo der linden, ... sîn ros begund er binden zuo des boumes aste, sanfte und niht ze vaste, wan er wolt ez wider hân genomen, swenn er den wirt sæhe komen. den schilt leit er ûf daz sant. dô nam der edel wîgant den hamer in die hant sîn und sluoc an daz zimbellîn
648 Transkription
4222 ſah Deu für W.
4235
4230
4225
4220
4215
4210
4205
4233 ſatz Deu für W.
ſo vaſt daz es lute ſchal vnd manz ho2t vber al in der burc vnd in dem walde do enſtrichter ab balde ſin helm vnd ſatztin an daz graz er gienc eine do der b2vo nne waz als er zvo dem wazzer chom di chvo pfen er abe nam der degen ellende two c ſine hende . vnd chvlt ſich vnder den augen des en iſt dehein lavgen er enſchin v2eudebere nvo vernement v2emdiv mere In der nehſten naht do yweret mo2gen vaht mit vnſerm guten chnehte do trovmde vil rehte der ſchonen maget yble wi ſi dv2ch den ſchonen cle zv der linden chom gegan do ſach ſiv einen ritter wol getan des geberde waz ſo guo t daz ſiv herze vnd mvo t vnd alle ir ſinne chert an ſin minne 27rb vnd waz div liebe vil groe z deheines dinges ſi verd2oz wan daz ſiv in do vo2 nie geſach ſwaz er tet vnd ſp2ach do waz ir wnder ſanfte mite ſi ma2chte lip vnd ſite vnd ſatzt di in ir herzen ſch2in waz ſolt ſeltſener ſin Ditz waz vnſer helt balt esr waz rehte geſtalt in ir trovm als in ir herzen waz ſit manz an den bvo chen laz 4238 büchen P] ü aus a korrigiert.
So vaſte das es lute erſchal ˙ Vnd man ſi horte uberal Jn der burg vnd in dem walde Do enſtriche er abe balde Sinen helme vnd ſoſſen an dz gras Er ginck hin do der burne waz Alſo er zuo dem waſſer kam Die kuppen er abe nam Der degen ellende Vnd trüg ſin hende 83v Vnd kielte ſich vnder den ougen Das eniſt enkein lougen Der enſchine froe idenbere Nuo vernement ein frömde mere An der nehſten nacht Do meret mornn ſach Mit vnſerm guo ten knechte Do trömte vil rechte ˙ Der ſchöne maget vblide Wie ſie durch den ſchónen kle o Zu der linden keme gegon Do ſach ſie einen ritter wol getan Des geberde duchte ſie ſo guo t Das ſu˙ hertze vnd muo t Vnd alle ſine ſinne Kerte an ſin minne Vnd waz die holtſchafft vil groß Nie keins dinges ſie verdroß Wanne das ſie in do vor geſach Waz er tet vnd ſprach Do was ir wunder ſonffte mitte Si marchte lip min ſitte Vnd ſatzte in in irs hertzen ſchrin Was ſolte ſeltzaner ſin Daz waz vnß heilt balt 84r Er waz rechte geſtalt Jn ir tröme als er in hertzen waz Sit man es an dem büchen laß
sô vaste, daz ez lûte schal und manz hôrt über al in der burc und in dem walde. dô enstrict er abe balde sîn helm und satzt in an daz gras. er gienc hin, dâ der brunne was. als er zuo dem wazzer kam, die kupfen er abe nam, der degen ellende, und twuoc sîne hende und kuolt sich undern ougen. des enist dehein lougen, er enschine vreudebære. nu vernement vremdiu mære. In der næhesten naht, dô Iweret morgen vaht mit unserm guoten knehte, dô troumde vil rehte der schœnen maget Iblê, wie si durch den schœnen clê zuo der linden kæme gegân. dâ sach siu einen ritter stân, des gebærde was sô guot, daz siu herze unde muot und alle ir sinne kêrt an sîne minne, und was diu holtschaft vil grôz. deheines dinges si verdrôz wan daz siun dâ vor nie gesach. swaz er tet unde sprach, dâ was ir wundersanfte mite. si marcte lîp unde site und satzt in in ir herzen schrîn. waz solte seltsæner sîn! ditz was unser helt balt: er was rehte gestalt als er in ir herzen was. sît manz an den buochen las,
4165–4238 649
4254 ¶ W fehlt Deu.
ſo ſi iv furwa2 geſaget vo2 liebe wachet div maget ¶Div v2owe ſich verſan wan ſiv gedaht an den man der ir vo2 waz erſchin den trovm erſcheinde ſiv vf in da2 nach als ez im iſt chomen ¶Siv ſp2ach von mir wirt genomen nims man des mvz ich iehen wan den ich hinaht han geſehen mit gedanchen wa2t ſiv des in ein do ir der ritter do erſchein daz ſi di ſtat erte vnd imer da2 cherte ſo man den zimbel rurte ¶Den mvo t ſiv volle furte vnd chom zv der linden frvo genvo c do vnſer frivnt den zimbel ſluo c v wil ich iv chv2zlich ſagen es endo2ft nie wip getragen herez cleit danne ſiv trvo c es duht vch liht ein vnge ob ich do von iht ſeite | fvo c ir pfert vnd ir gereite daz waz ſchone vnd guo t ſiv hete noch den ſelben mvo t des ſiv in dem trov me pflac ¶Siv bot dem helde guten tac. 27va den ſiv bi dem b2vo nnen vant wan ſiv ſach wol zehant daz es der ſelbe ritter waz ¶Siv erbeizte zvo im an daz graz vnd gruztin ha2te ſchone do neic er ir zelone wan im ſeit daz herze ſin daz es were div chvo nigin Als er di ſchonen maget geſchach nvo mvgent ir ho2en wi er ſp2ach
4253 mid P] d unvollständig.
4275
4270
4265
4260
4255
4250
4245
4240
4266 Punkt W fehlt Deu.
˙ fur ˙ wer geſaget So ſi es uch Vor liebe erwachte ir maget DO die frowe ſich verſan Vnd ſie gedochte an den man Das ir waz vor erſchin Den tröm den ich meinte ſi vff in Dar nach as es im kam in Su˙ ſprach von mir wirt genomen Niemer man das muo ß ich jehen Wanne den ich hinacht han geſehen Mit gedencken wart ſie dez inein Daz ir der ritter vor erſchein Das ſie die ſtat erte Vnd iemer dar kerte So mid den zimbel ruo rte Den müt ſie uolle fuo rte Vnd kam zuo der linden fro genuo g Do vnſer fru “nt die glocken ſluo g ˙ kurtzelichen ſagen Das wil ich uch Er endorffte nie wip getragen Beſſer | cleit danne ſie truo g ˙ lichte ein vngefuo g Es duchte uch 84v Obe ich vil do von geſeit Jr pfert vnd ir gereit Das was ſchone vnd guo t Sie hette noch den ſelben muo t Des ſie in dem tro ˘me pflag Sie bot dem helde güten tag Den ſie by˙ dem brunnen vant Wanne ſie ſach wol zü hant Daz es der ſelbe ritter was Sie erbeiſte zuo jme in das gras Vnd gruo ſte in harte ſchone Do neig er ir zuo lone Wanne jme ſeite ie ſa daz hertze ſin Das er was der junge kúnigin Alſo er ir ſchoe ne geſach ˙ Nuo mugent ir horen wie er ſprach sô sî ez iu für wâr gesaget, vor liebe wachet diu maget. Dô diu vrowe sich versan und siu gedâht an den man der ir vor was erschinen, den troum erscheinde siu ûf inen dar nâch als ez nu ist komen. siu sprach ›von mir wirt genomen nimer man, des muoz ich jehen, wan den ich hînaht hân gesehen.‹ mit gedanken wart siu des in ein, dâ ir der ritter vor erschein daz si die stat êrte und imer dar kêrte, sô man den zimbel ruorte. den muot si vollefuorte und kom zuo der linden fruo genuoc, dô unser friunt den zimbel sluoc. Nu wil ich iu kurzlîche sagen, ez endorfte nie wîp getragen hêrer cleit, dan siu truoc. ez dûht iuch lîht ein ungefuoc, ob ich dâ von iht seite. ir pfert und ir gereite daz was schœne unde guot. siu hete noch den selben muot, des siu in dem troume pflac. siu bôt dem helde guoten tac, den siu bî dem brunnen vant: wan siu sach wol zehant, daz ez der selbe ritter was. siu erbeizte zuo im an daz gras und gruozt in harte schône. dô neic er ir ze lône, wan im seit daz herze sîn, daz ez wær diu künigîn. Als er ir schœne gesach, nu mugent ir hœren, wie er sprach
650 Transkription
4299 des W] es Deu.
4308 irſ Deu für W.
genade v2owe wol getan woltend irz fur gut han ich ſeit iv gern minen mvo t o 4280 ir ſint ſo ſchone vnd ſo gut als ich di lute ho2e iehen vnd als ich ſelbe han geſehen daz ich dv2ch deheine ſchvlde wan binamen dv2ch iwer hulde 4285 vnd vmb iwern ſchonen grvz gevinnen oder verlieſen mvz iſt es wa2 ſo man mir ſeit ſo iſt mir der tot bereit ob mir got genade tue t o o 4290 oder ir vnd dar zv michel gut wa geſchach ie deheim man baz ſelfiv got en ſint mir niht gehaz Daz rech ich an iv ſp2ach div maget iſt es als mir min herre ſaget 4295 vnd als es iwerm libe zimet ſwelich v2owe ſich des an genimet daz ſi gern wol tvo t ſwa ſiv chan div eret alle hvo bſche man des wa2 der mvget ir wol eins ſin 4300 doch zv2n ich an di ſinne min daz ich iv niht mere han geſehen vnd ich iv doch mvz veriehen da2 nach als ich mich enſtan mich geduht nie man ſo wol getan 4304a ... 4305 Er gelovbt ir wol vnd nam ir wa2 ſiv ſeit im an ein ende ga2 27vb wi ir in dem trovme waz geſin ir ſvlt dv2ch den willen min der aventur abe gan 4310 er ſprach er en moht ir niht verlan doch wa2t ir bete ha2te vil er ſp2ach v2owe in enwil ich het ſin vnere Genade mir frowe wol getan ˙ guo t enpfan Woltent es fur ˙ gerne myne muo t Jch ſagete uch Jr ſint ſo ſchone vnd ſo guo t ˙ höre iehen Alſo ich die lute Vnd alſo ich ſelber han geſehen Das ich durch enkeine ſchulde Wanne benamen durch “ uwer hulde ˙ Vnd umbe uwern ſchonen grüß Gewinnen oder verliern müß 85r Jſt es war daz man mir ſeit So iſt mir der tot bereit Alſo ir vnd dar zü michel güt Obe mir got gnode tuo t Wo geſchach ie keinem ma baz ˙ got ſit merige haz hellffe uch ˙ ſprach die maget Waz reche ich an uch Jſt es alſo mir min hertze ſaget ˙ Vnd alſo es uwerm libe zimpt Wele frowe ſich dez an genimt o Das ſie gerne wol tut wo ſie kan ˙ Die eret alle hubeſche ma ˙ Diſer mugent ir wol einer ſin ˙ Joh zurne ich an dir ſinne mim ˙ nit mere han geſehen Das ich uch ˙ doch mus ˙ iehen Vnd ich uch Do nach ich alleine mich enſtan Mich enduchte nie ma ¶Alſo wol geton Er gelopte ir wol vnd na ir war Sie ſagte ime an ein ende gar Wie ir in dem tröme waz geſin ˙ Jr ſullent durch den willen min ˙ abe gan Der obenture ˙ es nit verlan Er ſprach er mote v 85 Doch wart ir bete har te vil Zwar frowe ich en wil Jch hette ſin vnere
›genâde, vrowe wol getân! woltent irz für guot hân, ich seit iu gerne mînen muot. ir sint sô schœne und sô guot, als ich die liute hœre jehen und als ich selbe hân gesehen, daz ich durch deheine schulde wan benamen durch iwer hulde und umb iwern schœnen gruoz gewinnen oder verliesen muoz. ist ez wâr, sô man mir seit, sô ist mir der tôt bereit ald ir und dar zuo michel guot. ob mir got genâde tuot, wâ geschach ie deheim man baz? self iu got, ensint mir niht gehaz!‹ ›waz ræch ich an iu,‹ sprach diu maget, ›ist ez als mir mîn herze saget und als ez iwerm lîbe zimet?‹ swelch vrowe sich des an genimet, daz siu gerne wol tuot swâ siu kan, diu êret alle hübsche man: der muget ir wol einer sîn. ›joch zürn ich an die sælde mîn, daz ich iuch niht mêre hân gesehen und ich iu doch muoz verjehen, dar nâch als ich mich enstân, mich endûht nie man sô wol getân.‹ ... er geloubt ir wol und nam ir war. siu seit im an ein ende gar, wie ir in dem troume was gesîn. ›ir sult durch den willen mîn der âventiure abe gân.‹ er sprach, ern möht ir niht verlân. doch wart ir bete harte vil. er sprach ›vrowe, ich enwil: ich hæte sîn unêre.‹
4239–4313 651
4333 me vt Deu für W.
4346 wirbe ich Deu für W.
Jr ſlüc den zimbel ſere Jn verdroß daz meret niet kam Den ſchilt er zuo halſa nam Vnd was in alle wis bereit Do weinte die frowe gemeit Wanne ſie den ſtrit vngerne ſach Sú ſas nider vnd ſprach ˙ got beiden Nü helffe uch ˙ nit geſcheiden Jch kan uch Das iſt dez ſchult daz inemac Nuo gelepte ich nie ſo lieben tag Su˙ want ir wiſe hende Jr clag waz one ende Sie dingte vnd uorchte Wer den ſchaden worchte DO ſie alſo rüweclich ſa“z Die mynne ſchüff daz ſie vergaz Daz wiſheit vnd ir wiſſe Sie gewan ein ſöliche hitze Die ſennende muo te nohe lit ˙ Su˙ ſprach ritter obe ir hubeſch ſit ˙ So ſullent ir mich bedenken niet ˙ geriet Min hertze mir an uch 86r Danne kan ich wider nicht geſtreben Die wile ich iemer mag geleben ˙ mynnen So müß ich uch ˙ hinna Nü fürent mich mit uch Schone bilde reiner lip Er ſprach niem ich liebes wip So ir ſeldehaffter ma Jch bin der nit wol fliehen kan Durch wip man dicke wencken ſol ˙ zuo rechte wol Joch erwurbe uch Waz ir mir danne liebes tuo t Des frowete ſich lip vnd ouch min muo t Vnd ob ir mich minnent alſo ir jehent
4323 ſchuld Deu für W.
di wil ich imer mach geleben ſo mvz ich vch minnen nvo furent mich mit iv hinnen ſchones bilde reiner lip er ſp2ach nenich liebes wip ia ir ſeldehafter man ich bin der niht vlihen chan dv2ch wip man diche wenchen ſol dv2ch er wirbe ich iv zerehte wol 28ra ſwaz ir mir danne liebes tuo t des v2eut ſich lip vnd auch min mvo t ob ir mich minnent als ir iehent
er ſluo c den zimbel ſere in verd2oz daz ýweret niht cham den ſchilt er zehalſe nam vnd waz in alle wis bereit do weinde div v2owe gemeit wan ſi den ſtrit vngerne ſach ſiv ſaz nider vnd ſp2ach nvo helf iv got beiden wan ich enchan vch niht geſcheiden daz iſt des ſchult ich en mac ich gelebete nie ſo leiden tac ſiv want ir wizzen hende ir clage waz ane ende ſiv dinget vnd vo2hte wer do den ſchaden wo2hte Do ſiv alſo ruweliche ſaz div minne ſchvf daz ſiv vergaz ir wiſheit vnd ir witze ſiv gewan ein ſolch hitze div ſenendem mvo t nahen lit ¶Siv ſp2ach ritter ob ir hubſch ſit ſo ſvlt ir mich bedenchen niet min herze mir an iv geriet do wider chan ich niht geſtreben
4316 zehalſe W] ſe aus h korrigiert.
4345
4340
4335
4330
4325
4320
4315
4347 libes Deu für W.
die wîle ich imer mac geleben, sô muoz ich iuch minnen. nu füert mich mit iu hinnen, schœnez bilde, reiner lîp.‹ er sprach ›nein ich, liebez wîp.‹ ›jâ ir, sældehafter man.‹ ›ich bin der niht wol vliehen kan.‹ ›durch wîp man dicke wenken sol.‹ ›joch erwirbe ich iuch ze rehte wol. swaz ir mir danne liebes tuot, des vreut sich lîp und ouch mîn muot. ob ir mich minnent, als ir jehent,
er sluoc den zimbel sêre: in verdrôz daz Iweret niht kam. den schilt er ze halse nam und was in alle wîs bereit. dô weinde diu vrowe gemeit, wan siu den strît ungerne sach. siu saz nider unde sprach ›nu helf iu got beiden: ich kan iuch niht gescheiden. daz ist des schult, ich enmac. nu gelepte ich nie sô leiden tac.‹ siu want ir wîzen hende. ir clage was ân ende. siu dinget unde vorhte, wer dâ den schaden worhte. Dô siu alsô riuweclîche saz, diu minne schuof, daz siu vergaz ir wîsheit und ir witze. siu gewan ein sölhe hitze, diu senendem muote nâhen lît. ›ritter, ob ir hübsch sît, sô sulnt ir mich bedenken niet. mîn herze mir an iuch geriet: dâ wider kan ich niht gestreben.
652 Transkription
4365 chvo nignin Deu für W.
ſo iſt mir liep daz ir geſehent daz ich dv2ch vch geta2 wol beſtan waz ein ritter ſol ¶Div v2owe ſaget im mere daz ir vater were ein alſo v2eiſlich man im gelichet nieman vnd iſt vil an in verſuht ob ir miner minne geruht herre ſo gedenchent min daz dinc mvz etſwenne ſin ſp2ach der edel wigant do mit rurter zehant den zimbel als er wo te do geſwant von vnmvo te der vil edelen chvo nigin ſiv vo2ht irs vater vnd ſin der helt ſi an den a2n nam vntz daz ſiv zv ir ſelber cham vnd ir wa2t ein wenic baz zehant er vf ſin o2s geſaz des trurten ir ſinne ¶Siv ſp2ach owe minne wa2 vmb haſtv mich geſchant daz mir von minnen ie geſwant daz enwer mines rehten nit ich minnen den der mir verzit daz er mich fure hinnen waz ſol ich an im minnen We waz ſp2ich ich tvo mbes wip beidiv tvgent vnd ſinen lip di mvz ich ims minnen von liebe moht ich b2innen minne tuo t mir alſo heiz daz ich itze lutzel weiz vnd mich al min liſt niht veruat minne tut mir ſolchen rat 28rb daz ich ir diene imer mer
4355 alſ Deu für W.
4385
4380
4375
4370
4365
4360
4355
4350
4368 ſiv W] div Deu.
4379 we Deu für W.
So iſt mir lieb daz ir geſehent ˙ harte wol Das ich durch uch Getar geſton alſo ich ſol Die frowe ſagte jme mere Das ir vatter were Ein alſo freiſlicher man Jme geſigte nie niema an Vnd iſt vil an jn verſuo chet Ob ir myner minne rüchet Herre ſo gedenckent min Das ding muo ß etwanne ſin 86v Sprach der edel wigant Do mitte ruo re er zuo hant Den zimbel alſo er wuo te Do geſwant vor un muo te ˙ Der vil edeln kunigen Sie vorchte irs vatters vnd ſin DEr helt ſie an den arm nam Wiſſe daz ſie zuo ir ſelber kam Vnd ir wart ein wenig baz Zuo hant er vff ſin roß geſas Des trurten ir ſinne Su˙ ſprach owe minne Was haſtu mich geſchant Das mir von mynne ie geſwant Das wer mins rechtes nicht Jch mynne den der mir verziecht Das er mich fuo re hinnan Was ſol ich an yme minna We waz ſpriche ich tumbi Beide tugent vn ſin lip Die muo ß ich iemer minnen Von liebe möchte ich brinnen Minne tuo t mir alſo heiß Das ich ſo lutel weis Vnd mich nicht al min liſt veruaht Minne tuo mir ſelten rat 87r Das ich dir diene Jemer me
sô ist mir liep, daz ir gesehent, daz ich durch iuch getar wol bestân swaz ein ritter sol.‹ diu vrowe saget im mære, daz ir vater wære ein alsô vreislîcher man: ›im gesiget nie nieman an und ist vil an in versuochet. ob ir mîner minne ruochet, herre, sô gedenkent mîn.‹ ›daz dinc muoz etswenne sîn‹ sprach der edel wîgant. dâ mite ruort er zehant den zimbel als er wuote. dô geswant von unmuote der vil edelen künigîn. siu vorht irs vater unde sîn. der helt si an den arm nam, unz daz siu zuo ir selber kam und ir wart ein wênic baz. zehant er ûf sîn ors gesaz. des trûrten ir sinne. siu sprach ›ôwê minne, warumbe hâstu mich geschant? daz mir von minnen ie geswant, daz enwær mîns rehtes niht. ich minnen den, der mir verziht daz er mich füere hinnen. waz sol ich an im minnen? wê, waz sprich ich, tumbez wîp! beidiu tugent und sînen lîp, diu muoz ich imer minnen. von liebe möht ich brinnen. minne tuot mir alsô heiz, daz ich itze lützel weiz und mich al mîn list niht vervât. Minne, tuo mir selhen rât, daz ich dir diene imer mê!
4314–4387 653
We wa2 vmbe ſp2ich ich daz moht ich wol ine wolt es niht tvo n mich hat div minne alſo enſpvo n daz ich di wiſheit wol verbir min ſvziv tvmpheit ratet mir daz ich den wnder ſchonen man mines libes vnd des ſiges gan daz wert mir nature mines herzen nach gebv2e dem gan ich ſeilden aller meiſt ach minne waz dv wnders weiſt Do ſvs alle ir ſinne ſtriten do chom ir vater zvo geriten vf eim ſtolzen o2s groz gewafent daz nie ſin genoz mit bezzerm iſen wa2t bereit ſin o2s waz ſo man vns ſeit zvnder va2 vil tiv2e mit einer yſern chovertiv2e es waz bedacht vf den ſtrit da2 obe lac ein ſamit gewo2ht grvne als ein graz ſin wafen auch da2 an waz rote lewen von golde ſin ſchilt waz als er wolde von zynopel rot genvo c einen guldinen lewen er trvc
min ſchone blvmen etwaz
4392 Deu notiert das Reimproblem in W und P.
4420
4415
4410
4405
4400
4395
4397 ine W] me Deu.
4398 iv Deu für W.
4408 zvo geriten Deu für W.
Mir ſoltent fromen min edel bo ˘me etwaz We war vmbe rede ich daz Möchte ich wol ioh enwil ich ez nit duo n Mich hat die minne alſo enſampt Das ich die wiſheit wol enbir Min tumpheit ratet mir daz Das ich dem wunder ſchönen man Mins lobes vnd dez ſiges gan Dis wert mir die nature Mins hertzen nach gebure Dem gan ich ſelden aller meiſt Ach mynne waz du wunder weiſt Do ſus alle ir ſinne ſtrtin Do kam ir vatter zü geritten Vff eime ſtuo ffe roſſe gros geweffet das nie ſin genos Mit beſſer yſen wer bereit Sin roß was ro ſo ma vns ſeit ˙ 87v Sunder uar vil ture Mit einer “yſerin komertu “re Waz es bedacht vff den ſtrit Do obe lac ein ſemit Geworcht grüne alſo ein gras Sin woffen ouch dar ane waz Rote löwen von golde fin Schilt waz als er wolte Von ſinopilerot gnuo c Fragment G ˙ Ein guldin löwen er trüc 1ra ein g[u]ldine [l]ewen er truc
Ach leider we mir owe Minne iſt nieman bereit Es enkome von groſſer ſelekeit Wen minne ie hertzeclich traff ˙ Den enruwe nit crut noch wurtze ſafft ˙ Doch des alleyin mochte es komen Zü dem ſchönen tal mir
4396 We Deu für W.
ach leider we mir we ¶Minne iſt nieman bereit 4390 ez enchome von grozer ſeilicheit ſwenne minne ie herzeliche traf den ver vie nie ch2ut noch ſin ch2af doch des alein moht ich chomen zedem ſchonen tal mir mohte fromen
4416 daz Deu für W.
4419 gold Deu für W.
wê, warumbe sprich ich daz? möhte ich wol, in wolts niht tuon. mir lât diu minne alsô enspuon, daz ich die wîsheit wol verbir. mîn süeziu tumpheit râtet mir, daz ich dem wunderschœnen man mîns lîbes und des siges gan. daz wert mir nâtûre. mîns herzen nâchgebûre dem gan ich sælden aller meist. ach minne, waz du wunders weist!‹ Dô sus alle ir sinne striten, dô kom ir vater zuo geriten ûf eime stolzen rosse grôz, gewâfent daz nie sîn genôz mit bezzerm îsen wart bereit. sîn ors was, sô man uns seit, zundervar vil tiure. mit einer îsern kovertiure ez was bedaht ûf den strît. dar obe lac ein samît, geworht grüene als ein gras. sîn wâfen ouch dar an was, rôte lewen von golde. sîn schilt was, als er wolde, von sinopele rôt genuoc. ein guldînen lewen er truoc,
ach leider, wê mir ôwê! Minne ist nieman bereit, ez enkome von grôzer sælekheit. swen Minne ie herzelîche traf, den vervie nie krût noch würze saf. doch dês al ein, möht ich komen ze dem schœnen tal, mir möhten fromen mîn schœne bluomen etwaz.
654 Transkription
der was vf das bret erhaben daz er zu einer banir ſolde haben daz was ein van vnz an di hant von dem beſten ſamit ſo ma vant [i]n des ... lant von mar... des ſelben was ſin wapen roc[k] Guldine ſchellen hiengen dran er ſch[e]in ein engel nicht [ein m]an an alle ſine greite ze einer hofiſcheite [f ]urt er ſidine mowen man mochte in gerne ſcho[w]en Swa ers in gut meinte von kint er wol ſcheinte daz er gemut was vn ſnel ˙ guldi[n] was ſin gugvrel Ein bovm mit lovbern nicht ze breit liſticlichen wol bereit Als vns daz mere hat geſe... mit ſidinen weifiren ſuſt ... phlac er ſich ziren [Be]ide mit helm vn an ſpo2n er furt vreiſlichen zo2n Als im ſin v´ bermut gebot r im was nicht von wan ds tot Do er den iungen vigant wol gewarnten vant zu der linden bi dem brunen do wart da nicht ... Minneclicher gruze 1rb der wirt ſprach vnzuze wan er ein grimme herze tru wer iſt der den zimbel ſluc der gaſt ſprach daz han ich durch was mocht irz nicht gelan
der was ûf daz bret erhaben. daz er zeiner banier solte haben, daz was ein van unz an die hant, von dem besten saben, den man vant in des küneges lant von Marroc. des selben einen wâfenroc fuort er und guldîn schellen dran. er schein ein engel, niht ein man, an allem sîme gereite. ze einer hübscheite fuort er sîdîn mouwen. man möht in gerne schouwen swâ erz in guot meinde. von kinde er wol bescheinde, daz er gemuot was unde snel. guldîn was sîn gügerel, ein boum mit löubern niht ze breit. ein grimel was dar an bereit ... mit sîdînen weifieren. sus pflac er sich zieren beidiu an helm und an sporn. im was an den gast zorn, als im sîn übermuot gebôt. im was niht vor wan der tôt. Dô er den jungen wîgant wol gewarneten vant zuo der linden bî dem brunnen, dô enwart dâ niht begunnen minneclîcher gruoze. der wirt sprach unsuoze, wan er ein grimmic herze truoc. ›wer ist der den zimbel sluoc?‹ der gast sprach ›daz hân ich getân.‹ ›durch waz?‹ ›ich moht es niht gelân.‹
4423 das G] bei da nur untere Buchstabenteile lesbar (Loch). 4424 einer G] r unsicher (verblasst). 4426 beſten G] be teilweise nicht lesbar (Loch). 4427 in des Deu für W. 4430 ſchin Deu für W. r r 4433 [f ]urt unsicher G. 4438 gv2ge l W] Rasur. 4440 liſticlichen mit HaA, eventuell nur ſticlichen. 4442 phlac G] Combridge kann davor noch ein v ausmachen, mehr ist nicht lesbar. 4446 von G] n scheint, zusätzlich zur korrigierenden Überschreibung, zu r radiert worden zu sein (Combridge). 4450 do G] o ist wegen einer Falte undeutlich (Combridge). 4452 vnſuze Deu für W. 4453 grimine Combridge für G. / Letztes Wort beschnitten G. 4455 gaſt ſprach G] dazwischen der mit Fleck (Korrektur?) darüber (Combridge). / Letztes Wort wohl abgeschnitten G.
der waz vf daz b2et erhaben Der waz uff daz bret erhaben do daz er zeiner banier ſolt haben Das er zuo einer baner ſolte haben 4425 daz waz ein van wiz an di hant Daz wz ein fan vntze an die hant von den beſten ſavin ſo man vant Von dem beſten ſemit den ma fant 28va indes chvniges lande von ma2roc Jn des ku “niges lande von maroe des ſelben einen wafenroc Daz ſelben woffen rock ˙ furt er vnd gvldin ſchellen d2an Guldin ſchellen hingent dar an 4430 er ſchein ein engel niht ein man Er erſchein ein engel nicht ein ma an allem ſim gereite An allem ſime gereite ˙ zeeiner hubſcheite Zuo einer hubeſcheite furt er ſiden mowen Fuo rte er ſiden mowen man moht in gern ſchowen Man möchte in gerne ſchowen o 4435 ſwa erz ingut meinde Wo er es in guo t meinte Von kinde er wol erſchein von chind er wol beſcheinde daz er gemvt waz vnd ſnel Das dz er genuo g wz vn ſnell r ˙ gvldin waz ſin gv2ge l 88r Guldin was ſin gugerell ein bovm mit lovbern niht zeb2eit Ein bov me mit löberin nicht zü breit 4440 ein grimel waz da2 an bereit Ein grimel was dar an breit 4440a ... ... mit ſidinen weifieren Mit ſidinen weiffieren ſus pflac er ſich zieren Sus pflegete er ſich zieren beidiv an helm vnd an ſpo2n Beide an helm vnd an ſporn im waz an den gaſt zo2n Er fuo rte freiſlichen zorn o ˙ 4445 als im ſin vbermvt gebot Alſo jme ſin vbermu t gebot im waz niht vo2 wan der tot Jme waz nit vor wanne der tot Do er den ivngen wigant ¶Do er den jungen wigant wol gewa2neten vant Wol gewarnet vant zv der linden bi dem b2vo nnen Zuo der linden by˙ dem brunnen o 4450 do enwa2t do niht begvnnen Do enwart nit begunnen minnenclicher grvze Minneclicher gruo ß e der wirt ſp2ach vnſuz Do ſprach der wirt vnſuo ſſe wan er ein grimmic herze trvo c Wanne er ein grime hertze truo c wer iſt der den zimbel ſluo c Wer iſt der den zimbel ſluo g 4455 ¶Der gaſt ſp2ach daz han ich getan Der gaſt ſprach das hab ich getan dv2ch waz ich moht es niht gelan Durch daz ich in möchte zuo nicht gelan
4388–4456 655
˙ nıema Wolte er min obenture ˙ nit gezem La ich dez lat dez uch ver ˙ nit ge Jch enmag mit eren uch ſagen Nuo waz welt ir hie beiagen ˙ Ein ſchön wip vnd uwer lant 88v Do zurnde meret zuo hant DJe ſper ſie nider haltent ˙ Gelucke müſſe es walten Wer es do hin true ge Do enwolte der gefue ge Dem eltern nit entwichen Sie lieſſent dar ſtrichen Mit verhentem zo ˘me ˙ Die march der uber müt der waz ſtarck Do von ſie wol geluſte Einer ritterliche juſte Das geſchach ane arge liſte Jr entwedere vermiſte Beide ſie wol ſtachen Das die ſcheffte brachent Vnd die ſcheffern hoch fliegen ˙ war wir daz ſagen mugent ˙ Fur Das ſie die ſwert rofftent Die roß ouch wider rucktent Wanne ſie vff den heiſſen worent komen ˙ Die zwen turlichen gomı ie geſaſſent kome beide Do ir ſtrich ein teil von leide Merret vmbe daz Wanne jme do vor nie geſaß 89r Ein kein ritter daz iſt ein worheit Der jme zuo roſſe widerſeit o ZV hoher buo ſſe ſtuo nt der ſtrit Sie vachten wol enbeide ſit Vnd dachtent nicht wanne an die not welt ir min awentiwer nemen ia ich des lat vch nicht gezeme ich mac ez mit ere nicht entſag nu was welt ir beiagen ein ſchones wip vn eur lant do zurnt ivret zehan[t] Di ſper ſi ni[d]er halten kluc muz ez walten wer ez da hin truge do wold der gefuge dem eltern nicht entwichen ſi liezen dar ſtrichen Mit verhakte zovme di mark ir vbermut der was ſtark da von ſi wol geluſte einer ritterlicher tioſte daz geſchach an arg liſte ir tweder vermiſte Beide ſi wol ſtachen daz di ſcheftte brachen vn di ſtucke ho vlugen vur war wir daz ſage mug daz ſi di ſwert zuckten di ros ovch wider ruckten wan ſi da nider ware nach den hres n was zu an ander g 1va [k]ovm geſazen ſi beide do erſchrac ein teil vo2 leide Ivret vmbe daz wan im nie geſaz dehein ritter daz iſt wa2heit der im ze roſſe wids reit Ze hoher buze ſtuo nd ds ſtrit ſi vachte wol in beids ſit vn dachte nicht wa an di not
›welt ir mîn âventiure nemen?‹ ›jâ ich.‹ ›des lât iuch niht gezemen.‹ ›ichn magez mit êren niht versagen.‹ ›nu waz welt ir hie bejagen?‹ ›ein schœne wîp und iwer lant.‹ dô zurnt Iweret zehant. Diu sper si nider halten. gelücke muos es walten, swer ez dâ hin trüege. dô enwolte der gevüege dem eltern niht entwîchen. si liezen dar strîchen mit verhancten zoumen diu marc. ir übermuot der was starc, dâ von si wol geluste einer ritterlîchen juste. daz geschach ân arge liste. ir enwedere vermiste, beide si wol stâchen, daz die schefte brâchen und die schever hôhe vlugen. für wâr wir daz sagen mugen, daz si diu swert zuhten. diu ros ouch wider ruhten, wan se ûf die hehsen wâren komen. die zwêne tiurlîche gomen gesâzen kûme beide. zehant erschrac von leide Iweret umbe daz, wan im dâ vor nie gesaz kein ritter mit der wârheit, der im ze rosse widerreit. Ze hôher buoze stuont der strît. si vâhten wol ze beider sît und dâhten niht wan an die nôt,
4457 schwer lesbar G. 4459 iv W] ic Deu. / Letztes Wort beschnitten G. 4461 eur lant G nach Combridge, eur könnte auch ein sein. 4467 elteren Deu für W. 4469 verhahte G? Es scheint eine e Schreiberkorrektur vorzuliegen; ob von h zu k oder umgekehrt, ist nicht zu entscheiden. 4478 Letztes Wort beschnitten G. Über g ist noch ein Strich sichtbar, der zu e gehören könnte (Combridge). 4482 hre n G unsicher (Schwärzung). / Letztes Wort G beschnitten, wohl gach. 4486 wan im nie G nach HaA und Combridge. 4487 dehein G nach Combridge. 4488 der im G nach Combridge. 4489 Ze G nach Combridge. 4490 ſi G nach Combridge. 4491 vn G nach Combridge.
4490
4485
4480
4475
4470
4465
4460
welt ir min aventv2e nemen ia ich des lat vch niht gezemen ich en mac es iv mit eren niht vs ſagen nvo waz welt ir hie beiagen Ein ſchone wip vnd iwer lant do zvo 2nt yweret zehant div ſper ſi nider halten geluche mve z es walten ſwer es do hin trvge do enwolt der gefvge 28vb dem eltern niht entwichen do liezen ſi da2 ſtrichen mit verhancten zovme div ma2c ir vber mvo t waz ſta2c do von ſi wol geluſte einer ritterlichen ivſte ... ... beide ſi wol ſtachen daz di ſchefte b2achen vnd di ſchever hohe vlvo gen fv2 wa2 wir daz ſagen mvo gen ſo ſi div ſwert zvhten div ros auch wider rvhten wan ſi vf di hehſen wa2n chomen di zwene tv2lich genomen geſazen chvo me beide zehant erſch2ac von leide yweret vmb daz wan im do vo2 nie geſaz dehein ritter mit der wa2heit der im zeroſſe wider reit Zehoher bvze ſtvnt der ſtrit ſi vahten wol zebeider ſit vnd gedahten niht wan an di not
656 Transkription
geſtriten mit chinden vntz her ditz iſt ein man idoch mvz er beidiv wip vnd lant ſo tiv2 chov fen daz ſin pfant da2 vmb hohe ſtende wirt vnd es in iemer mere ſwirt do mit ſluo c er vaſte dem vnchvo nden gaſte niderhalp der hant dv2ch den andern rant den d2itten teil des ſchiltes hin do huo p ſich zo2n vnder in vnd wa2t in beiden alſo heiz
˙ Das er byname lege tot Der dem andern were entwichen Von ſlegen vnd von ſtichen Sohent ſie beide dicke ˙ Des wilden fures blicke Die vz dem helm ſprungent Jr ſcharpffen ſwert erklungen Jn beiden an den henden ˙ Die brungen ſie zertranden Daz ſich die ringe zercluben ... Harte wite vmbe ſich Wanne es an ein dringen gie So horte man der ſchilte ſtoß Alſo es were ein turne groß Sie hiewent ſich ſo ſere Das ſie das roſſ nit mere Zuo ſamen bringen möchten Do wart do erst gevochten Beide wurffent ſie ſich abe 89v Do ſprach meret h ich habe geſtritten Mit kinden vntz her Daz iſt ein man ie doch müß er Die beide wip vnd lant ˙ kouffen daz ſin hant Zuo ture Dar vmbe hoche ſtande wirt Vnd es im iemer mere ſwirt Do mitte ſluo g er vaſte Dem vnkunden gaſte Niderhalb der hant Durch den andern rant Den dritten tei l dez ſchiltes hin Do huo b ſich zorn vnderin Vnd wart in beiden heis daz er benamen læge tôt, der dem andern wære entwichen. von slegen und von stichen sâhen si beide dicke des wilden fiures blicke, die ûz den helmen sprungen. diu scharpfen swert erclungen in beiden an den handen. die brünjen sich entranden, daz sich die ringe zecluben und die wâfenrocke stuben harte wîten umbe sie. sô ez an ein dringen gie, sô hôrte man der schilte stôz, als ez wære ein duner grôz. si hiwen sich sô sêre, daz si diu ros niht mêre ze samen bringen mohten. dô wart dâ êrst gevohten. Bêde wurfen si sich abe. dô sprach Iweret ›ich habe gestriten mit kinden unz her. ditz ist ein man, idoch muoz er beidiu wîp unde lant sô tiure koufen, daz sîn pfant darumbe hôhe stênde wirt und ez in iemer mêre swirt.‹ dâ mite sluoc er vaste dem unkunden gaste niderhalp der hant durch den underen rant den dritten teil des schiltes hin. dô huop sich zorn under in und wart in beiden alsô heiz,
daz er biname lege tot der dem andern wer entwiche von ſlege vn von ſtichen Sahen ſi beide dicke deſ wildes fiw[e]r blicke di vz den helmen ſprungen di ſcharfen ſwert erclunge In beiden an den handen di halſperc ſich ze tranden [d]o ſich di ringe zecluben vn di wapen rocke ſtuben harte wite vmbe ſie ſwe ez an ein dringen ... do ho2t man der ſchil[d]e ſto[z] als ez wer ein doner groz die hieben ſich ſo ſere daz ſi di ros nicht mere ...gen m[o]chten do wart da erſt ge[v]ochten Beide vurfen ſi ſich abe do ſprach ivret ich habe 1vb Geſtrite mit kinde vnz her dicz iſt ein man idoch muz er Beide wip vn lant ſo tiwer kovfen daz ſin phant dar vmbe hohe ſtende [wirt] vn ez immer mere ſw[e.i]rt da [mi]t ſluc [e]r vaſte dem vnkunden gaſte Niderhalp der hant du[r]ch den andern rant daz dritteil deſ ſchildes hin do hub ſich zo2n vnder in vn wart in beiden alſo heiz
4492 daz er biname lege G unsicher. 4493 der dem G nach Combridge, dem könnte auch den sein. 4494 Ganze Zeile unsicher G. 4495 dicke G nach Combridge. 4496 s fiw[e]r G unsicher (verblasst). 4497 denı W] Rasur. 4498 erclunge G] Nasalstrich unsicher. 4500 tranden G] auslautendes n unsicher. 4501 [d]o G nach Combridge. 4502 die Deu für W. 4505 ſchil[d]e ſto[z] G nach Combridge 4510 do wart da G unsicher, Lesung mit Combridge. 4513 vnz G] z unsicher (Loch). 4517 [wirt] G unsicher, wegen Lochs sind nur noch die Oberlängen sichtbar. 4518 ſw[e.i]rt G unsicher (Loch), Ergänzung mit Combridge.
4525
4520
4515
4510
4505
4500
4495
daz er binamen lege tot der dem andern were entwichen von ſlegen vnd von ſtichen ſahen ſi beide diche des wilden fiv2es bliche di vz denı helmen ſp2vo ngen div ſcha2pfen ſwert erclvo ngen in beiden in den handen di b2vnien ſich entranden daz ſich di ringe zercluben vnd di wafenroche zeſtuben ha2te wit vmb ſie ¶So es an ein d2ingen gie ſo ho2t man der ſchilte ſtoz als es were ein dvner groz ſi hiwen ſich ſo ſere daz ſi div ros niht mere 29ra zeſamen b2ingen mohten do wa2t do erſt gevohten Beide w2fen ſi ſich abe do ſp2ach yweret ich habe
4457–4525 657
daz in von mude der ſweiz vz der maze we tet do wart der kun ivret Geſlagen durch ſin barbel daz der helt alſo ſnel Blute begunde ze naſen vn ze munde durch die fantalien nider der rich wirt ſluc da wider den gaſt vf die molte der held ſich deſ erholte vn ſpranc ſchire her dan daz er den blutigen man durch helm vn durch hovbe ſluc ein wunde groz genuc daz ſwert er kovm wids gezo ivret gerte do
Das in vor müde der ſweiß Vz der moſſe wet tet Des wart der kuo ne meret Geſlagen durch ſinen barbel Das der degen alſo ſnell Bluo ten begunde Zuo der naſſen vnd zü dem munde Durch das fentelle nider Der riche wurt ſlüg da dar nider Den gaſt vff die molte Der helt ſich dez erholte Vnd ſpranc ſo ſchiere her dan 90r Daz er den bluo tigen man ˙ Durch helm vnd durch die huben ſlug Ein tieff wunden wit genuo g Daz ſwert er kume wider ſo Merret der gert do Eines frides an den junge Deme degen vnbetwungen Waz nit ſwacher ſüne kunt Sie ſluo gent beide zü ſtut ˙ Manigen ſlag vff die brunigen Von dem wider wunien Möchte ich manig mere ſagen Hie war meret geſlagen Das er vndanckes nider kam Der frömde es guo ten war na Vnd enlie ſin wider vff nit komen Er er jme hette benomen Beide lip vnd ere Nuo was welt irs mere Wanne das er jme das houbit abe ſluo g Sin hende er frölichen truo g Vnd ging hin do die fro we lac Der waz geſwunden alle den tag
zer nasen und zem munde durch die vintâlen nider. der rîche wirt sluoc dâ wider den gast ûf die molte. der helt sich des erholte und spranc schiere her dan, daz er dem bluotenden man durch helm und durch die hûben sluoc eine tiefe wunden wît genuoc. daz swert er kûme wider gezô. Iweret der gerte dô eines vrides an den jungen. dem degen unbetwungen was niht swacher suone kunt. si sluogen beide zestunt manegen slac ûf die brünnen. von dem wider wünnen möht ich manic mære sagen. hie wart Iweret geslagen, daz er undankes nider kam. der vremde es guote war nam und enliez in wider ûf niht komen, ê er im hæte benomen beidiu lîp und êre. nu waz welt irs mêre wan dêr imz houbet abe sluoc? ein vrœlich gemüet er truoc und gie hin dâ diu vrowe lac. der was geswunden al den tac
daz in beiden der sweiz ûz der mâze wê tet. des wart der küene Iweret geslagen durch sîn barbel, daz der degen alsô snel bluoten begunde
4526 daz in G unsicher, Lesung mit Combridge. 4527 wet P] Radierung. 4528 des W] vnd Deu. 4529 Geſlagen G unsicher (obere Worthälfte geschwärzt). 4531 begunde Deu für W. / ze mvo nde Deu für W. 4532 Siehe vorigen Vers W. 4541 gezoe W] hochgestelltes c oder e? / ſo P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 4547 die Deu für W. 4553 nie W] ine Deu für W. / vf W] f (nicht v – so Deu) korrigiert z .
4560
4555
4550
4545
4540
4535
4530
daz in beiden der ſweiz vz der maze we tet des wa2t der chvo ne yweret geſlagen dv2ch di barbel daz der degen alſo ſnel blvo ten begvo nde : zer naſen vnd zem mvo nde ... dv2ch di vintallen nider der riche wirt ſluo c do wider den gaſt vf di molte der gaſt ſich des erholte vnd ſp2anc ſchiere her dan daz er dem blvtenden man dv2ch helm vnd dv2ch di hvben ſluo c ein tief wnden wit genvo c daz ſwert er chvme wider gezoe yweret der gerte do eines v2ides an den ivo ngen dem degen vnbetwo ngen waz niht ſwacher ſvo ne chvnt ſi ſlvgen beide zeſtvo nt e manigen ſlac vf di b2vo nnn von dem wider wo nnen moht ich manic mere ſagen 29rb hi wa2t yweret geſlagen daz er vndanches nider cham der v2emde es gute wa2 nam vnd liez in nie wider vf chomen ê er im het benomen beidiv lip vnd ere nvo waz welt ir mere wan daz er im daz hovp abe ſluo c ein v2olich gemvo t er trvo c vnd gie hin do div v2owe lac der waz geſwo nden al den tac
658 Transkription
4575 Siehe vorigen Vers P.
ſo rechent ſelbe den zo2n ſwi ir gebietent an mir 29va zwa2 ir ſint mir lieber zwir den ir im w2dent ie div v2owe daz fur guo t enpfie
4566 i W] Rasur.
4590
4585
4580
4575
4570
4565
Di maget er vf habete mit b2vnnen er ſi labete vnd troſt ſi als er chvo nde div v2owe i do begvo nde ir v2ivndes vil genote wa2n ¶Siv ſp2ach wi iſt es geva2n vil wol ſp2ach der ſeilige ich han erwo2ben iv mit ſige vnd wil vch imer liep han ir ſvlt triuwe an mir began daz gezimt wol iwer gebv2te gut antw2te v2eut den ellenden man v2owe nvo gedenchent d2an vnd ſp2echent mir guo tlichen zvo ob ich imer an iv miſſetvo ſo mve z ich ſin verwazen wi moht ich han verlazen do ich geſach iwern lip ich enw2be daz ir min wip von rehte ſolten w2den ywereten den werden geto2ſt niht ein zage beſtan wan daz ich es dv2ch vch han getan ſit ir den vater hant verlo2n
4562b ...
vnd enwiſſe niht von der geſchiht wer do wol vaht oder niht 4562a ...
4583 mere P] erster Abstrich des m mit j überschrieben.
Vnd enwuſte ſie nicht von der geſchicht Wer do wol vacht oder nicht 90v Alſo meret daz houbet ab geſlagen wart Von dem froe mden gaſt von der frowen wege DJe maget er vff habite Mit brunnen er ſie labete Vnd troſte ſie alſo er kunde Die frowe die begunde Jr friunder vil gnote waren Su˙ ſprach wie iſt es gefaren Vil wol ſprach der ſelige ˙ mit ſige Jch han er worben uch ˙ iemer liep han Vnd wil uch ˙ ˙ Jr ſullent truwe an mir began ˙ ˙ Das zimpt wol uwer geburte o Gut antwurte fromete den ellenden ma ... Frowe nuo gedenckent dar an Vnd ſprechent mir ſüſſenclich zü ˙ miſſetuo Obe ich iemer an uch So müſſe ich ſin verwaſſen Wie möchte ich han verloſſen ˙ Do ich geſach uwern lip Jch enwurbe alſo daz ir min wip Von rechte ſoltent werden mere Mereten den werden Den entörſte kein zagen beſtan ˙ han geton Wanne daz ich es durch uch ˙ 91r Sit uwer vatter nuo iſt den lip verlorn So rechent ſelbe den zorn Zwor ir ſit mir lieber zwir Wie ir gebiettent an mir Danne ir jme wurdent ie Die frowe daz verguo t enpffie
4585 getorste HaA für P.
sô rechent selbe den zorn swie ir gebietent an mir. zwâre ir sint mir lieber zwir, danne ir im wurdent ie.‹ diu vrowe daz für guot enpfie.
Die maget er ûf habete, mit brunnen er si labete und trôstes als er kunde. diu vrowe dô begunde ir vriundes vil genôte warn. siu sprach ›wie ist ez gevarn?‹ ›vil wol‹ sprach der sælige: ›ich hân erworben iuch mit sige und wil iuch imer liep hân. ir sult triuwe an mir begân: daz zimt wol iwer gebürte. guot antwürte vreut den ellenden man. vrowe, nu gedenkent dran und sprechent mir güetlîchen zuo. ob ich imer an iu missetuo, sô müez ich sîn verwâzen. wie möht ich hân verlâzen, dô ich gesach iwern lîp, ich enwurbe daz ir mîn wîp von rehte solten werden? Iwereten den werden getorste niht ein zage bestân, wan daz ichz durch iuch hân getân. sît ir den vater hânt verlorn,
...
und enwisse niht von der geschiht, wer dâ wol vaht oder niht. ...
4526–4592 659
4609 iwere Deu für W.
4630
4625
4620
4615
4610
4605
4600
4595
4613 vorhte Deu für W.
wizzent wol daz tet ir not wan es ir div liebe gebot doch ſi daz niht vermite ſiv weinde nach der wibe ſite div minne waz ir alles bi ſi iehent daz niht ſo ſta2c ſi daz gelovbent alle deſte baz wan ſi ſo ſchiere vergaz daz er ir vater het erſlagen der nv dem andern zallen tagen mit willen nimer leit getut vnd im allen ſinen mvo t zedienſte hat bereit daz were ein vnverwizzenheit ob genade do lon verbere her wider an daz mere grif ich dv2ch iwer bet nvo ho2ent wi div v2owe tet Siv bat den helt daz er niht bite vnd er von der linden rite wan ſiv vo2ht ir vater man der ritter ſelbe ſich verſan vnd gedaht wi ſiv es meinde div maget im do beſcheinde mit triwen rehte ſteticheit es wer im lieb oder leit ſiv enwolt nimer von im chomen den ſelben mvo t hat er genomen daz er ſo holt niemanne wa2t nvo waz im gach an di va2t vnd ritten von dem walde dan do begegent in der gute man von der iemerlichen v2bo2 mit einer ba2 als er do vo2 nach den toten waz geva2n er wolt in gern bewa2n als manigen den er ê begruo p 29vb ſin hende vf zegote huo b
Wiſſent wol es tet ir not Wanne es die libe gebot Doch ſie dez nit vermitte Sie weinte nach der wibe ſitte ˙ Die mynne was ir alles by Sie iehent daz ſo ſtarcke ſý Das gelobent alle deſte baz Wanne ſie ſo ſchiere vergaß Das ir vatter hette erſlagen Das nuo dem andern zuo allen tagen Mit willen niemer leit getuo t Vnd er allen ſinen muo t Jme zuo dienſt hat geleit Das were ein vnwiſſenheit Ob gnode do lon verbere Her wider an daz mere ˙ Grife aber ich durch uwere bette Hörent wie die frowe tete Sie bat den herren daz er nit bite 91v Vnd er von der linden ritte Wanne ſie uorchte ir vatter man Der ritter ſelber ſich ver ſan Vnd erfuo r es wie ſie es meinde Die magit jme do beſcheinde ˙ Mit truwen rechte ſtetikeit Es were jme liep oder leit Sie enwolte niemer von yme kome Den ſelben muo t hat er ouch genome Das er ſo holt nie manne wart Nuo waz in goh an die hant vart Vnd rittent von dem walde dan Do by˙ begegente in der guo te man Von der jemerlichen urbor Mit einer bare alſo er do vor Nach dem toten was geuarn Er wolte in gerne bewarn Alſo manigen den er e begruo b Sin hende er vff zuo gotte huo p
wizzent wol, daz tet ir nôt, wan ez ir diu liebe gebôt, doch si daz niht vermite, siu weinde nâch der wîbe site. diu minne was ir allez bî. si jehent, daz niht sô starc sî. daz geloubent alle deste baz, wan si sô schiere vergaz, daz er ir vater het erslagen. der nu dem andern zallen tagen mit willen nimer leit getuot und er allen sînen muot im ze dienste hât bereit, daz wære ein unverwizzenheit ob genâd dâ lôn verbære. her wider an daz mære grîfe ab ich durch iwer bete. nu hœrent wie diu vrowe tete. Siu bat den helt daz er niht bite und er von der linden rite, wan siu vorht ir vater man. der ritter selbe sich versan und dâhte wie siuz meinde. diu maget im dô bescheinde mit triwen rehte stætikheit: ez wær im liep oder leit, siu enwolte nimer von im komen. den selben muot hât er genomen, daz er sô holt niemanne wart. nu was in gâch an die vart und riten von dem walde dan. dô begegent in der guote man von der Jæmerlîchen urbor mit einer bâre, als er dâ vor nâch den tôten was gevarn. er wolt in gerne bewarn, als manegen den er ê begruop. sîn hende er ûf ze gote huop,
660 Transkription
4631 wevarte Deu für W.
4665
4660
4655
4650
4645
4640
4635
4651 ſchoe neſte W] erstes hochgestelltes e nur Häkchen. / ſhoe neſte Deu für W.
Der ſelbe ewarte Jn wunderte harte Wie es gevaren were Jn duchte ein froe mde mere Das vnſer ritter genaß Vnd meret tot was Der brieſter kerte danna 92r Die frowe enbot jrem manne By˙ dem apite zuo hant Das ſie burc vnd lant Behieltent wol nach eren Sie wolte wider keren Wanne ir es rechte keme Die botſchafft was geneme Allen ir holden Wanne das ſie wiſſen wolden Wer irn herren hette erſlagen Do kunde es niema geſagen Wer er waz vnd war er fuo r ˙ ſwuo r Der güte man vil ture Es were der ſchönſte ma Der ie ritters name gewan Sin geberde iſt guo t vnd wirbet ſo Wir ſoltent es werden fro Möchtent wir jn zuo herren haben Nuo war jueret begraben Do vnſer ritter ſolte ligen Wie ſolte daz werden verſwigen War der froe mde helt kam Vnd die maget die er zuo der linden nam ¶Sie rittent ein wile Wol ein welſche mile Vnd komen vff eine breite 92v Do erbeiſtent ſie beide ˙ Vnder einer grunen lindin Sie enwoltent nit erwinden E ſie geſoſſent vff daz graß
4648 enchvo nde Deu für W.
der ſelbe ewa2te in wo nderte ha2te wi es geva2n were in dvhte ein v2emde mere daz vnſer ritter genaz vnd yweret tot waz Der p2ieſter cherte dannen div v2owe enbot ir mannen bi abbte zehant daz ſi bv2c vnd lant behielten wol nach eren ſi wolt wider cheren ſwenne es ir reht cheme div botſchaft waz geneme allen ir holden wan daz ſi wizzen wolden wer ir herren het erſlagen do enchvo nd im nieman geſagen wer er waz vnd wa2 er fvo 2 der gute man vil tiv2e ſwo 2 es were der ſchoe neſte man der ritters namen ie gewan ſin geberd iſt gut vnd wirbet ſo wir ſolten imer weſen v2o moht wir in zeherren haben ¶Nvo wa2t yweret begraben do vnſer ritter ſolte ligen wi ſolt daz wer den verſwigen wa2 der v2emde ritter cham vnd div maget di er zer linden nam Nv riten ſi ein wile wol ein welſche mile vnd chomen vf ein p2eide do erbeizten ſi beide vnder ein grvne linden ſi enwolten niht erwinden ê ſi geſazen vf daz graz
4664 beide Deu für W.
der selbe êwarte: in wunderte harte, wie ez gevarn wære. in dûht ein vremde mære, daz unser ritter genas und Iweret tôt was. Der priester kêrte dannen. diu vrowe enbôt ir mannen bî dem abbte zehant, daz si burc unde lant behielten wol nâch êren: si wolte wider kêren, swenn ez ir rehte kæme. diu botschaft was genæme allen ir holden, wan daz si wizzen wolden, wer ir herren hæte erslagen. dô enkund in nieman gesagen, wer er was und war er fuor. der guote man vil tiure swuor, ez wære der schœneste man, der ritters namen ie gewan. ›sîn gebærd ist guot, und wirbet sô, wir solten imer wesen vrô, möht wir in ze herren haben.‹ nu wart Iweret begraben dâ unser ritter solte ligen. wie solt daz werden verswigen, war der vremde ritter kam und diu maget die er zer linden nam? Nu ritens eine wîle, wol eine welsche mîle, und kômen ûf ein breide. dâ erbeiztens beide under eine grüene linden. si enwolten niht erwinden, ê si gesâzen ûf daz gras.
4593–4667 661
4695 vnd W fehlt Deu.
4700
4695
4690
4685
4680
4675
4670
4703 daz W] ſaz Deu.
4704 verſıwgen P] w unsicher.
Wez er von ir geger was Des wart do begunnen Doch were es nit wol komen Geſagen noch gezelen Sie wurdent geſellen Alſo in die mynne geriet Niema ſie dez beſchiet Vnd in es das mere wol behaget So ſehent ſie ein ſchoe ne maget Die gerne zuo jme wolte ſin ˙ Ein harm blanckes muligin Reit die wol getane Do bekande ſie noh wone Der helt dem liebin was geſchehen Wanne er hette ſie do vor geſehen By˙ der merffeine Was der frowen eine Von der megte lande ˙ Bynamen er ſie erkante Vnd hieß ſie wilkomen ſin Jme vnd ſiner fru “ndin 93r DEs genodete in die ſtete ˙ Obe ich es er wunſchet hette ˙ nit baz Sprach ſo enfunde ich uch o Alſo ſie zu jme geſas Sie hies den Ellenden Sich fröwen vnd menden Vnd ſagete jme dienſt vnd alles guo t ˙ Von der kuniginne wol gemuo t Die in zoch vnd tugende lerte Vnd jren fliß an jn kerte Vnd die jme gab zuo erſte dz ſwert Sit ir min frowen hant gewert ˙ bat ſprach der botte Dez ſie uch So danckent jr vnd gotte Das ir ſint ſus wol gedigen ˙ ˙ verſıwgen Vwer name waz ſus uch
4696 voo n W] o (e?) in Zeile geschwärzt.
ſwes ê von in gegert waz des wa2t do begvo nnen 30ra doch wirs niht enchvo nnen geſagen noch gezellen ſi w2den geſellen als in div minne geriet innan des ſo ditz geſchiet vnd in des mere wol behaget ſo ſehent ſi ein ſchone maget div zvo in gerne wolte ſin ein ha2mblanches mvllin reit div wolgetane do bechant ſiv nach wane den helt dem libe waz geſchehen wan er het ſi do vo2 auch geſehen bi der merfeýne es waz der v2owen eine von der meýde lande bi namen er ſi nande ... ... Des genadet im div ſtete ob ichs erwnſchet hete ſp2ach ſiv ſo fvnd ich vch niht baz als ſiv zvo in geſaz ſiv hiez den ellenden ſich v2euwen vnd menden vnd ſaget im dienſt vnd alles guo t voo n der chvniginne wol gemvo t div in zoch vnd tvgende lerte vnd ir vliz an in cherte vnd div im gabt zemerſten ſwert ¶Sit ir min v2owen hant gewert des ſi vch bat ſp2ach der bot ſo danchent ir vnd got daz ir ſit ſus wol gedigen iwer name waz iv ê verſwigen swes ê von in gegert was, des wart dô begunnen, doch wirs niht enkunnen gesagen noch gezellen. si wurden gesellen, als in diu minne geriet. innân des sô ditz geschiet und in daz mære wol behaget, sô sehents eine schœne maget, diu zuo in gerne wolte sîn. ein harmblankez miullîn reit diu wol getâne. dô bekante si nâch wâne der helt, dem liebe was geschehen: wan er het si dâ vor gesehen bî der merfeine. ez was der vrowen eine von der meide lande. bî namen er si nande und hiez si willekomen sîn im und sîner friundîn. Des genâdet im diu stæte. ›ob ichz erwünschet hæte‹ sprach siu ›sô fund ich iuch niht baz.‹ als siu zuo in gesaz, siu hiez den ellenden sich vreuwen unde menden und saget im dienst und allez guot von der küniginne wol gemuot, diu in zôch und tugende lêrte und ir vlîz an in kêrte und diu im gab zem êrsten swert. ›sît ir mîn vrowen hânt gewert des si iuch bat‹ sprach der bote, ›sô dankent ir unde gote, daz ir sît sus wol gedigen. iwer name was iuch ê verswigen:
662 Transkription
ir sint geheizen Lanzilete, von gebürte sælic unde grôz. ich weiz nienâ iwern genôz. iwer vater der hiez Pant. Genewîs was sîn lant: daz ist iwer rehtez erbe: ez wirt in unbederbe, die sich des hânt underwunden. der man wirt nimer funden, der iu eins tages an gesige. daz ist wâr, wan ichs iu verpflige von mîner vrowen wârheit. ez ist ir allez vor geseit, waz wunders iu geschehen sol. iwer muoter hât gedienet wol an allen dingen mit ir tugent, daz ir an alter und an jugent von rehte müezet sælic sîn, Clârîne diu künigîn. ez gelebete nie vrowe baz. diu welt was ein teil gehaz iwerm vater, wan er zornes pflac. er wart, als ich iu sagen mac, erslagen von sînen mannen. mîn vrowe fuort iuch dannen und hât iuch zartlîch erzogen. daz ich iu niht hân gelogen, des sol mîn wortzeichen sîn den ich hie bringe dirre schrîn. ein guot gezelt dâ inne lît. daz ir von rehte sælic sît, daz ist an dirre gâbe schîn.‹ dô genâdet er der künigîn. der mære vreute sich sîn lîp. gerne hôrt ez ouch sîn wîp,
den vernement durch mîne bete:
4726 geh P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101).
Den vernement durch mynre frowen bete Jr ſint geheiſſen Laculet ˙ Von geburte ſelig vnd graß ... s Vwer vatt heiſſet der kunig pant Gewiß was ſin lant ˙ Das iſt uwer recht | erbe Es wirt in vnbiderbe Die ſich dez hant vnderwunden Der man wurt niemer funden ˙ eines tages an geſige 93v Das uch ˙ verpflige Das iſt war wann ich es uch Von ſiner frowen worheit Es iſt ir alles vor geſeit ˙ geſchehen ſol Was wunders uch ˙ uwer muo ter hat gedienet wol An allen dingen mit jr tugent Daz ir an alter vnd an jugent Von rechte müſſent ſelick ſin Claurine die ku “nigin Es gelepte nie kein frowe baz Die welt waz ein teil geh Vwerm vatter wanne er zornes pflac ˙ ſagen mac Er wart alſo ich uch Erſlagen von ſinen mannen ˙ danna Min frowe fürte uch ˙ minneclich er zogen Vnd hat uch ˙ nit ein wort han gelogen Das ich uch Das ſol min wortzeichen ſin Den ich bringe dirre ſchin Ein guo t gezelt do jnne lit Das ir von rechte ſelig ſit Das iſt an dirre gabe ſchin Do begnodete er die ku “nigin Der mere frowete ſich ſin lip 94r Gerne horte er ouch ſin wip
4724 ¶ W fehlt Deu. / Claryne Deu für W.
ir ſint geheizen lantzilet von gebv2t ſeilic vnd groe z ich weiz niena iwern genoz iwer vater der hiez pant Genevis waz ſin lant daz iſt iwer reht erbe 30rb es wirt in vnbederbe di ſich des hant vnderwo nden der man wirt nimer fvo nden der iv eines tages an geſige daz iſt war wan ichz iv verpflige von miner v2owen wa2heit es iſt ir alles wol geſeit waz wnders iv geſchehen ſol iwer mvo ter hat gedienet wol an allen dingen mit tvo gent daz ir an alter vnd an ivgent von rehte mvzet ſeilich ſin ¶Claryne div chvo nigin es gelebete nie v2owe baz div welt waz ein teil gehaz iwerm vater. wan er zo2nes pflac er wa2t als ich iv ſagen mac erſlagen von ſinen mannen min v2owe furt vch dannen vnd hat vch za2tlich erzogen daz ich iv niht han gelogen des ſol min wo2tzeichen ſin den ich hi b2inge dirr ſch2in ein gut gezelt do inne lit daz ir von rehte ſeilic ſit daz iſt an dirr gabe ſchin do genadet er der chvo nigin der mere v2evte ſich ſin lip gerne ho2t es auch ſin wip
den vernement dv2ch min bet
4706 Latulet P?
4740
4735
4730
4725
4720
4715
4710
4705
4668–4740 663
4744 dr Deu für W. 4748 mvg Deu für W. worden waren. 4764 enmohten Deu für W.
4775
4770
4765
4760
4755
4750
4745
yblis div guo te vnd wa2t ir wol zemvo te daz ir ſo reht waz geſchehen da2 nach ilte ſi beſehen daz gezelt wan ſi der bote bat es waz ein wnderlich ſtat do ſi wa2n geſezzen des mvge wir niht vergezzen Div heide waz von blvmen ga2 rot wiz. weit. va2 b2vne . grve n. vnd gel. 30va ſwarz. mer va2. Wolchen hel tvſen. wech. trvbe . bla ſtahelbleich. iſen gra. pv2purb2vo n. ſit val di vogel mit ir ſvzen zal di vlugen vf daz ſchone velt do en mitten ſatzte ſin gezelt Lantzelet der milde daz gew2hte waz ſo wilde daz ſalomon vnd da2ýus vnd der riche chvnic auguſtus den zwein diente al div erde di en mohten nach ir werde daz gezelt vergelten enbo2 wol als ich vch beſcheinden ſol ¶Swelch man ie ſo ſeilic wa2t daz er d2in getet eine va2t der waz imer me geſvo nt vnd erſchein im an der ſelben ſtvo nt ſin v2ivnt der im aller holdeſt waz daz erbteil waz ein ſpiegel glaz vzan vnd innen eben cla2 alſo groz ſo ein ha2 gewo nnes nimer einen ch2ac weder dv2ch w2f noch dv2ch ſlac ſvs waz oben gemaht 4751 brvne grve n Deu für W.
4752 wolchen Deu für W.
Jblis die guo te Vnd wart wol zuo muo te Das ir ſo rechte waz geſchehen Dar nach iltent ſie beſehen Das gezelt wanne ſie der botte bat Es waz ein wunnecliche ſtat Do ſie ie ſo waren geſeſſen ˙ Des mugent wir nit ver geſſen Du˙ heide was von bluo men gar Rot wis weit var Brune grue n vnd gel Swartz mer uar wolken hel Tuſin werg trübe bla Stahel bleich wis gra Purpur bruo n ſide val Die vogel mit jr ſüſſen zal Die flugent vff daz velt Do enmitten ſaſte ſin gezelt Lantzulet der milte ˙ Das gewurchte was ſo wilde Das ſalomon vnd dari9 ˙ Vnd der riche kunig auguſtin9 Dem diente alle die erden Die enmöchte nach ſinneme werden Das gezelt vergelten bor wol ˙ beſcheiden ſol 94v Alſo ich uch Welich man ie ſelig wart Daz er drin gitet eine vart Das was iemer me geſunt Vnd erſchein jme an der rechten ſtunt Sin frúnt der jme aller holdeſt waz Der oberſte teil waz ein ſpiegel glaß Vſſen vnd jnnen oben clar Alſo groß alß ein har Gewunne es niemer einen krac Weder durch wurf noch durch ſlac Sus was es oben gemach 4755 Punkt W fehlt Deu.
4763 zwein W] Deu notiert, dass zuvor drei Könige genannt
Iblis diu guote, und wart ir wol ze muote, daz ir sô rehte was geschehen. dar nâch îlten si besehen daz gezelt, wan si der bote bat. ez was ein wünneclîchiu stat, dâ si wârn gesezzen: des muge wir niht vergezzen. diu heide was von bluomen gar rôt, wîz, weitvar, brûn, grüene unde gel, swarz, mervar, wolkenhel, tusenvêch, trûbeblâ, stahelbleich, îsengrâ, purpurbrûn, sîdeval. die vogel mit ir süezen zal die vlugen ûf daz schœne velt. da enmitten satzte sîn gezelt Lanzelet der milde. daz gewürhte was sô wilde, daz Salomôn und Dârîus und der rîche künec Augustus, den diente al diu erde, die enmöhten nâch sîm werde daz gezelt vergelten borwol, als ich iu bescheiden sol. swelch man ie sô sælic wart, daz er drîn getet eine vart, der was imer mê gesunt und erschein im an der selben stunt sîn vriunt derm aller holdest was. daz ober teil was ein spiegelglas, ûzân und innen ebenclâr. alsô grôz als ein hâr gewunn ez nimer einen krac weder durch wurf noch durch slac. sus was ez obene gemaht.
664 Transkription
4788 charvo nchel Deu für W.
˙ Ein guldin knopff het es bedacht Das waz lobebere ˙ Von golde ein guldin are Vrmere waz was gemeſſen An dem was nicht vergeſſen ˘g Was zuo meiſterlichem wercke do Wanne daz ein daz er nit flo ˘g o So ſtunt er alſo er lepte Voe lleclichen er ſwepte Sin gezierde was nit cleine Zwey karvunkel reine ˙ ougen jme gemacht Worent fur ˙ Do von ſach ma uber nacht 95r Alſo es were ein ſunnen ſchin Ouch was jme der nunt ſin gemacht Das er wol ginte ho So man ein keten zo Er waz jnnan aller hol Vnd ſang priſlich wol Einen wonderlichen don Sin zunge was ein abeſton Vnd ein ſtein hizze riche vnd Der brinnet ewecliche ˙ daz er eineſt wurt enbrant Fur ˙ Der luchtet ouch in daz lant Vnd behabet ſine perſe Baz danne ein michel kertze DJs was der puillun hüt Anderthalb waß ſie harte güt Mit berlin gewiret Die winde wz gemieret Su˙ waz hoch vnd wit Ein teil waz ein ſemit Rechte grüne alſo ein graß Manig bilde dar ane waz Mit ſtarcken liſten gemacht Es waz ferre beſſer ſlacht
4785 ſtvnt W] danach Unleserliches über Zeile (Korrektur? Fleck?).
4810
4805
4800
4795
4790
4785
4780
ein guldin chnopf hat es bedaht der waz lobebere von golde ein a2 vil mere waz da2 vf gemezzen an dem waz niht vergezzen ſwaz zemeiſterlichen dingen tovc ane daz eine daz er niht vlovc ſo ſtvnt er als er lebete vogeliche er ſwebete Sin gezierde waz niht cleine zwen charwo nchel reine wa2en im fur ovgen gemaht do von geſach man dv2ch di naht als es were ein ſvnnen ſchin 30vb auch waz im der mvo nt ſin gemaht daz er ginte ho ſo man ein cheten zo er waz innan aller hol vnd ſanc p2iſlichen wol einen wnderlichen ton ſin zvo nge waz ein ammetýſton ein ſtein hizze riche der b2innet ewicliche wan der erſt wirt enb2ant der luhtet auch in daz lant vnd behebet ſin perze baz. danne ein michel cherze Ditz waz der pavelvne huo t niderhalp waz ſiv ha2te guo t mit berlen gezieret div winde waz gefieret ſiv waz hohe vnd wit ein teil waz ein ſamit rehte grvo n als ein graz manic bilde d2an waz mit ſta2chen liſten gemaht es waz verre bezzer ſlaht
4806 waß P] ß korrigiert rt.
ein guldîn knopf het ez bedaht, der was lobebære. von golde ein ar vil mære was dar ûf gemezzen. an dem was niht vergezzen swaz ze meisterlîchen dingen touc: ân daz ein, daz er niht vlouc, sô stuont er als er lebete, vogelîche er swebete. sîn gezierde was niht cleine. zwên karvunkel reine wârn im für ougen gemaht. dâ von gesach man durch die naht als ez wære ein sunnen schîn. ouch was im der munt sîn gemaht daz er ginte hô, sô man eine keten zô. er was innân aller hol und sanc prîslîchen wol einen wunderlîchen dôn. sîn zunge was ein abestôn, ein stein hizze rîche. der brinnet êwiclîche, für daz er einest wirt enbrant. der liuhtet ouch in daz lant und behabet sîn perze baz danne ein michel kerze. ditz was der pavelûne huot. niderhalp was siu harte guot, mit berlen gezieret. diu winde was gevieret. siu was hôch unde wît. ein teil was ein samît, rehte grüene als ein gras. manic bilde drane was mit starken listen gemaht. ez was verre bezzer slaht
4741–4814 665
4827 ICh Deu für W.
Danne zuo kriech kein pfeller ſy Daz ander teil wz do by“ 95v Ein richer titlac bru “n Bruo n ſo man vns geſaget hat Dar an rote bilde Gelich vögelin vnd wilde Meiſterlichen wol ge worcht Daz gezelt ſtunt vnerworcht Von aller ſlachte wettere Guldin waz der ettere Do mitte ſie woren zuo ſame genat Der ſemit vnd der triblat ˙ nicht noch wone Jch enſage es uch Von Rotteme laragrane Was die dirte ſite Die luchte harte wite Jn den gruo neten kle Jme enkunde niemer werden we Deme das inteil was getan Das er dar in ſolte gan Der harte an ſelden graſſen priß Es was ein irdeſche paradis ˙ iehen zü ware Dez muß Von wiſſeme viſches hare Was das uierde ſude Mit vil der wibe hende Geworcht mit guo ter ruo che Es waz jn keime tuo che 96r Jn der geliche getan Vil ſpeher danne ferran Vnd die zogten nicht zuo lant ... Es geloubte eime kinde nicht ſin vatter ˙ waz ein guldin ˙ Die tur gatter Do ſtundent buo chſtaben an Das ich gemercken nit enkan Wanne einer ſprach beuor
4832 chv.nde Deu für W, doch ist der Punkt wohl ohne Bedeutung.
danne zech2ichen dehein pfellol ſi daz ander teil waz do bi ein richer trybulat b2vo n ſo man vns geſaget hat da2 an rotiv bilde gelich vogellinen vnd wilde meyſterlich wol gewo2ht daz gezelt ſtvo nt vnervo2ht vo2 allerſlaht wetere gvldin waz daz etere do mit zeſamene waz genât der ſamit vn der trybvlât JCh ſages iv nach wane von rotem ba2ragrane waz div d2itte ſite ſiv luhte ha2te wite in dem grvnen cle 31ra im chvnde nimer werden we dem daz in teile waz getan daz er d2in mohte gan er hat an ſelden grozen p2is es waz ein irdiſch pa2adys des mvz man iehen zwa2e von wizem viſches ha2e waz daz vierd ende mit wilder wibe hende gewo2ht mit guter rvche es waz deheim tuo che niender gelich getan vil ſcha2pfer danne farran vnd di zoten niht zelanc wo nneclich waz der inganc es gelovbt niht ein chint ſinem vater div tur waz ein guldin gater Do ſtvnden buchſtaben an der ich gemerchen niena chan – wan einer ſp2ach do vo2
4817 ciclat P?
4850
4845
4840
4835
4830
4825
4820
4815
4842 dehein Deu für W.
4846 ſaz Deu für W.
dan ze Kriechen dehein pfellel sî. daz ander teil was dâ bî ein rîcher triblât, brûn sô man uns gesaget hât: dar an rôtiu bilde, glîch vogelen und wilde, meisterlîche wol geworht. daz gezelt stuont unervorht vor aller slahte wetere. guldîn was daz etere, dâ mite zesamene was genât der samît und der triblât. ich sages iu niht nâch wâne, von rôtem barragâne was diu dritte sîte. siu lûhte harte wîte in dem grüenesten clê. im kunde nimer werden wê, dem daz in teile was getân, daz er drîn mohte gân; er hât an sælden grôzen prîs. ez was ein irdisch paradîs, des muoz man jehen zwâre. von wîzem visches hâre was daz vierde ende, mit wilder wîbe hende geworht mit guoter ruoche. ez was deheime tuoche niender gelîche getân, vil spæher danne ferrân; und die zoten niht ze lanc; wünneclich der inganc. es geloubt eim kinde niht sîn vater, diu tür was ein guldîn gater. dâ stuonden buochstaben an, der ich gemerken niene kan, wan einer sprach dâ bevor
666 Transkription
Quid non audet amor Daz ſpricht wes en getar die my“nne nit beſtan Die andere ſprach waz iſt min wan Minne iſt ein ſuo ſſer vnſin Sit ich ellende worden bin So ſtuo nt hie nach geſchriben Minne hat moſſe vertriben Sie enmúgent ſamen nit beſtan Jn dis gezelt möchte niema gon ˙ Der guo tin luten lotter truo g Die gezelt ſtange ich nicht genuo g Das meinet wann vngefuo ge diet Die geloubent mir dez meres nicht ˙ daz ſie waz Doch ſage ich uch Ferre grüner dann graß Luter ſleht ſmaragten 96v Die gröſſe möchte wol ſin Alſo zwo ſpangen enge Zweyer ſperſchafft wz die lenge Sie wuo chs noch wie ma ſolde Die ſteckein worent von golde Die dar zuo dochten Vnd die wint ſeil geflochten Von cleinem port ſidin ˙ Jr ſullent daz vermiden Jn niemer kint min rede hie ˙ Wo ein nat uber die ander gie Vnd ſich zuo ſamen priſte ˙ Dar uber ginck ein liſte Das ich vergeſſen nit enmag ˙ was dar an lag Jch ſage uch ¶Das was geworcht von golde Ein wiſer meiſter wolte Seltzenu˙ kunder Viſche vnd merwunder der ander sprach, daz ist mîn wân, ›minne ist ein wernder unsin.‹ sît ich zellende worden bin, sô stuont dar nâch geschriben ›minne hât mâze vertriben. sine mugent samen niht bestân.‹ in ditz gezelt moht nieman gân, der guoten liuten lotter truoc. der zeltstange ich niht gewuoc: daz meinet ungefüegiu diet, di geloubent mir des mæres niet. doch sag ich iu, daz siu was verre grüener danne ein gras, lûter, sleht, smaragdîn. diu grœze mohte wol sîn als zweier spannen enge. zweir sperscheft was diu lenge. siu wuohs noch swie man wolde. die stecken wârn von golde, die dar zuo tohten, diu wintseil geflohten von cleiner bortsîden. ir sult des niht vermîden, irn merkent mîne rede hie: swâ ein nât über dander gie und sich zesamene prîste, dar über gienc ein lîste, der ich vergezzen niht enmac. ich sage iu waz dar an lac. dâ was geworht von golde, als ein wîse meister wolde, seltsæniu kunder, vische, merwunder,
›quid non audet âmor: waz getar diu minne niht bestân?‹
4853 ſp2itht Hannink, S. 12 für W. / beſtan W] danach ein Buchstabe rasiert (unleserlich). 4855 wo2ender W? 4856 zer Deu für W. 4859 beſtant W] Rasur. 4860 In Deu für W. / gaˆn Deu für W. 4866 grve ner Deu für W. 4872 glode Deu für W. 4875 bortſiden Deu für W. 4879 priſte Deu für W. 4881 dr Deu für W. 4882 d2an W] danach vermutlich unleserliche Rasur (vgl. Deu).
4885
4880
4875
4870
4865
4860
4855
quid non audet amo2 daz ſp2icht waz geta2 div minne niht beſtan der ander ſp2ach daz iſt min wan e minn iſt ein we2ender vnſin ſit ich ze ellende wo2den bin ſo ſtvnt da2 nach geſch2iben minne hat maze vertriben ſine mvgent ſamit niht beſtant ¶Jn dis gezelt moht nieman gân der guten livten lotds truo c der zelt ſtange ich niht gewo c daz meinet vngefuo giv diet di gelovbent mir des meres niet doch ſag ich iv daz ſiv waz verre grvo ner danne ein graz luter ſleht ſmaragdin div groze moht wol ſin als zweier ſpannen enge zweir ſper ſchefte waz div lenge ſiv wchs noch wi man wolde 31rb di ſtechen wa2en von golde di da2 zvo tohten div wintſeil geflohten von cleiner bo2tſyden ir ſult des niht vermiden ir merchent min rede hie ſwa ein nat vber di ander gie vnd ſich zeſamene p2iſte da2 vber gienc ein liſte der ich vergezzen niht enmac ich ſage iv waz d2an Da waz gewo2ht von golde als ein wiſe mayſter wolde ſeltſeiniv wo nder viſche merwo nder
4815–4886 667
4912 ziten W] Rasur.
wan erchvo nde niht erſehen wen der v2owen bilde yblis div milde ich weiz ir rehte alſam geſchach daz ſi ir ſelben niht enſach niht wan ir geſellen
4897 wan Deu für W.
4920
4915
4910
4905
4900
4895
4890
týer gefugel vnd man dis waz alles d2an mit ſpehen liſten erhaben hol vnd innan ergraben ſo der wint chom d2in gevlogen ſo begvo nd es alleſampt b2ogen als es wolte an di va2t igeliches ſanc nach ſiner a2t vnd hulfen dem a2n der ob in ſch2e von dem gezelt ſag ich niht me Wan einer nature der ez wielt ſwenne manz zeſamene vielt ſo wa2t es ſo gefuo ge daz es lihte trvo ge ein ivncv2owe in ir handen ſiv endo2ft nimer ganden daz ſpehe zeltgeruſche diz iſt niht ein getuſche es iſt wa2 vnd vngelogen ſwenne es wa2t vf gezogen ſo entſwa2t es an nihte ſwenne manz vf gerihte ſo wa2t es als ez ſolte da2 nach ſin herre wolte beidiv hohe vnd wit 31va daz beſuhten zerſelben ziten Lantzelet vnd v2owe yblis di giengen da2 in des ſit gewis vnd ſach in daz ſpiegel glaz daz vnder in niht valſches waz des mvſen ſi von ſchulden iehen
4914 der in Deu für W.
4916 daz W] z korrigiert 2.
Der vögelin vnd man Das was alles dar an Mit ſpehen liſten erhaben Hol vnd innan ergraben So der wint dar in kam gefloge So begunde es alles ſament brogen 97r Alſo es wolte jn die vart Jegliches ſang noch ſiner art Vnd hulffen dem aren der oben ſchre Von dem gezelte ſag ich nit me 2 Wann einer nate der es wielt Wanne man es zuo ſame vielt So wart es ſo gefue ge Das es lichte true ge Ein junckfrowe in ir henden Sie endorffte niemer geanden ˙ Das ſpehe gezelt geruſche ˙ Das iſt nit ein getuſche Es iſt war vnd vngelogen Alſo es zuo ſame wart gebogen So enſwerte es an nichte Wanne man es vff gerichte So wart es alſo es ſolte Dar noch ſin herre wolte Beide hoch vnd wit Das beſuo chte zuo der zit Lantzelet vnd iblis Die ging dar in dez ſint gewiß Vnd ſahent jn daz ſpiegel glaß Das vnder in nicht valſches waz 97v Dez muo ß die weltvvon ſchulden jehen Wanne er enkunde nicht ſehen Wanne das frowe iblide Jblis die milte Jch wies ir rechte alſam geſchach Das ſie ir ſelber nit erſach Nit wanne ir geſellen wan er enkunde niht ersehen wan der vrowen bilde. Iblis diu milde, ich weiz ir rehte alsam geschach, daz si ir selben niht ensach niht wan ir gesellen.
tier, gefügel unde man. diz was allez dar an, mit spæhen listen erhaben, hol und innân ergraben. sô der wint kom drîn gevlogen, sô begund ez allez sament brogen, als ez wolte an die vart. ieglîchez sanc nâch sîner art und half dem arn, der oben schrê. von dem gezelt sag ich niht mê wan einr nâtûre der ez wielt: swenne manz zesamene vielt, sô wart ez sô gefüege, daz ez lîhte trüege ein juncvrowe in ir handen. si endorfte nimer ganden daz spæhe zeltgeriusche. diz ist niht ein getiusche, ez ist wâr und ungelogen. swenne ez wart ûf gezogen, sô enswârt ez an nihte. swenne manz ûf gerihte, sô wart ez als ez solte, dar nâch sîn herre wolte, beidiu hôch unde wît. daz besuohten zer selben zît Lanzelet und Iblis: diu giengen drîn, des sît gewis, und sâhen in daz spiegelglas. daz under in niht valsches was, des muosen si von schulden jehen.
668 Transkription
4934 ſinn Deu für W.
fur wa2 lat iv zellen wer er vber tuſent mile geſin ſi enſehe doch niht wan ſinen ſchin Es mvſen wiſe lute iehen do Lantzelet het erſehen daz gezelt daz er ſich mante den boten er heim ſante wider in der meyde Lant der wolgezogen wigant enbot der merminne daz ſiv vf leit in ir ſinne ſwaz ſiv ſelbe wolte wan er daz tvo n ſolte geriet es nach vntz an den tot v2owe yblis ir auch enbot daz ſiv in ir hulde wolte ſin von golde ein ſelde vingerlin daz gab der herre Lantzelet der meýde div im den dienſt tet vnd div in ſines namen berihte zeſiner v2ivndin angeſihte div miete mvſt ir wol behagen ſiv iach es heten an geſlagen von dem aller milteſten man den div welt ie gewan ... ... Div aventiv2 ſeit vnz daz mir iſt leit daz ich vergaz daz vingerlin waz der geſchiht 31vb man verzeh im betliches niht ſwer es an der hant trvo c ¶Div maget danchet im genvo c vnd der dannen ſiv waz chomen ſvs hat Lantzelet vernomen daz er waz a2tus ſweſter ba2n nvo gedaht er daz er wolte wa2n
4933 merminne Deu für W.
4960
4955
4950
4945
4940
4935
4930
4925
4951 vntz Deu für W. / Davor zwei Leerzeilen (wohl für Zwischentitel) P.
˙ zellen Nuo war lat uch ˙ Wer er uber tuſent mile geſin Sie enſehe doch nit wann dinen ſchin ES müſſent wiſe luo te jehen Do lantzelet hat erſehen Das gezelt das er ſich mante Den botten er hein ſante Wider in der megte lant Der wol gezogen wigant Vnd bot der mer mynne Das ſie vff leite in ir ſinne Was ſu˙ ſelber wolte Das er tuo n ſolte Geriete es nach vntze an den tot Frowe ibelis ir ouch enbot Das ſie in ir hulde wolte ſin Von golde ein ſelden uingerlin Das gab der herre lantzelet 98r Der megte die yme den dienſt tet Vnd die in ſins namen berichte Zuo ſiner frúnden an geſihte Die miete muo ß ir wol behage Sie iach es hette in an geſlagen Von dem aller milteſten ma Den die welte ie gewan ˙ Der kunig arthus von karedigan Der was ſin öhen ſunder won ˙ ſaget vns mirs DJe auenture Das mir leit iſt das ich vergis Das vingerlin was das gericht Man verzeh jme bethelichs nicht Wer es an der hant truo g Die maget danckete yme gnuo g Vnd do danne er waz komen Sus hette lantzelet vernomen Daz er waz arthuſis ſweſter barn Nuo dachte er das er wolte farn
4954 betlices Deu für W.
4958 ſus Deu für W.
für wâr lât iu zellen, wær er über tûsent mîle gesîn, si ensæh doch niht wan sînen schîn. Es müesen wîse liute jehen, dô Lanzelet het ersehen daz gezelt, daz er sich mante. den boten er heim sante wider in der meide lant. der wol gezogen wîgant enbôt der merminne, daz sîu ûf leit in ir sinne swaz siu selbe wolte, wan er daz tuon solte, geriet ez nâch unz an den tôt. vrowe Iblis ir ouch enbôt, daz siu in ir hulde wolte sîn. von golde ein sælde vingerlîn daz gab der herre Lanzelet der meide, dium den dienst tet und diu in sînes namen berihte ze sîner vriundîn angesihte. diu miete muost ir wol behagen. siu jach, ez het in an geslagen von dem aller miltesten man, den diu welt ie gewan. der künec Artûs von Kardigân der was sîn œhein sunder wân: diu âventiure seit uns daz. mir ist leit, daz ich vergaz, daz vingerlîn was der geschiht, man verzêh im betlîches niht, swer ez an der hant truoc. diu maget danket im genuoc und fuor dannen siu was komen. sus hete Lanzelet vernomen, daz er was Artûses swester barn. nu dâhte er, daz er wolte varn
4887–4960 669
4977 lebet Deu für W.
4980 mit Deu für W.
4981 vals în Deu für W.
4981a Siehe vorigen Vers W.
von dem Verworrenen tan ... der ist betalle ein müelich man: der kom ze Kardigân geriten. dô begund er den künic biten, daz er im gæbe geleite, daz er mit gewarheite redete swaz er gerte. der künec in dô gewerte, daz er vride hæte, swaz rede er tæte, und er niht zürnen wolde.‹ Valerîn sprach, er solde Ginoveren billîcher hân danne Artûs âne wân, wan siu im gemehelt wære,
Er ſprach der kunig fallerin Von deme uirwornnen tan Der iſt bitallerin mülit man Der kam zuo karedigan geritten Do begunde er den kunig bitten Das er jme gebe geleite Das er mit gewarheite Redete waz er gerte Der ku “nig in dez gewerte Das er friden hette Was rede er tete ˙ Vnd er nicht zurnen wolte 99r Fallerin ſprach er ſolte Gewinnen billichen han Danne arthus das was ſin wan Wanne ſie jme gemahelt were 4976 berſiet Deu für W.
da er Wâlweinen funde, wan er im baz guotes gunde danne deheim sîm mâge. alsus reit er mit vrâge dâ er in schierste wânde sehen. nu ez alsus was geschehen, daz er balde für sich reit und sîn vriundîn gemeit, dô begegent in ein valet: den gruozte her Lanzelet und vrâget in um mære. der knappe sprach, er wære von Karidôl niuwens komen: dâ heter ein wunder vernomen ›dâ von alliu wîsiu diet grôzes übels sich versiet: diu künegîn lebet in grôzer clage.‹ Lanzelet sprach ›nu sage, waz betiutet ez?‹ ›ich tuonz iu schîn.‹ er sprach ›der künic Valerîn
Do er walwenen funde Wanne er jme baz guo ttes gunde Danne keinem ſyne moge Alſus reit er mit froge Do er in ſchierſte wande ſehen Nuo es alſus ſolte geſchehen ˙ ſich reit 98v Daz er do balde fur ˙ Vnd ſin frundinne gemeit Do by gegete yme ein uahelet Den gruo ſte her lantzelet Vnd frogete in vmb mere Der knab ſprach er were ˙ Von karedol nuwes kome Do hatte er von dir vernome Do von ſich alle wiſe diet ˙ Groſſes ubels verſiet Die ku “nigin lebet in groſſer clage Lantzelet ſprach nuo ſage ˙ Es Was betutet ˙ vil mimecliche ſchin Jch tün es uch
4968 vrivnden Deu für W. 4970 gruo zte W] z aus t korrigiert. 4986 gewarheite Deu für W.
do er walwinen fvo nde wan er im baz gutes gvo nde danne deheim ſim mage alſus reit er mit v2age 4965 do er in erſt wande ſehen ¶Nvo es alſus waz geſchehen daz er balde fv2ſich reit vnd ſin v2ivndin gemeit do begegent in ein valeht o 4970 den gruzte her Lantzelet vnd v2aget in vmb mere der chnappe ſp2ach er were von cha2ydol nuwens chomen do het er ein wo nder vernomen 4975 do von alliv wiſiv diet grozes vbels ſich verſiet div chvnigin lebt in grozer clage Lantzelet ſp2ach nv ſage waz betut es oder waz mac es ſin 4980 des gedaget mir ich tvn iv es ſchin | ren tan s Er ſp2ach chvnic valin vn dem verwo2 4981a ... der iſt mitalle ein mvlich man der chom ze Karadigan geriten den chvnic begvnd er biten 4985 daz er im gebe geleite daz er mit gewa2heite rete ſwaz er gerte der chvnic in do gewerte daz er v2ide hete 4990 ſwaz rede er tete vnd er niht zv2nen wolde valerin ſp2ach er ſolde Genoveren billicher han 32ra danne a2tus. ane wan 4995 wan ſiv im gemehelt wer
670 Transkription
4997 ſpach Deu für W.
5030
5025
5020
5015
5010
5005
5000
5009 zereht Deu für W.
ê ſiv w2de hibere A2tus ſp2ach vnd al ſin diet ſi enwiſten vmb di rede niet ¶Do ſp2ach der chvnic valerin entriuwen herre ſiv iſt min ich wil beherten min reht mit champf als ein gut chneht vnd ſwer do wider ſten wil der neme der rede ein kurzes zil ob er iſt min genoz wer er als ein riſe groz ich geta2 in ha2te wol beſtan doch wil ich ein gedinge han daz mit mir zerehte niht wan einer vehte ¶Mit miner wa2heit ich verpflig ob ich verluſe den ſige ſo laz ich mine v2owen vri ob aber ich ſo ſeilic ſi daz mir daz heil gevalle ſo lant mich riten alle vnd gebent mir di chvnigin chvnic a2tus ſp2ach wan daz mvez ſin Dirr iſt im ein tac geleit er mvz imer ſin gemeit ſwer di chvnigin furſtat ob er gut geluch hat dem wirt diche wol geſp2ochen von mo2n vber ein wochen hat valerin champf genomen ¶Moht ich inzit imer da2 chomen ſp2ach Lantzelet der ſtete daz er der reiſe hete genvo c. ſo waz des knappen ſage beidiv zenaht vnd zetage diz iſt ein v2emde mere Wer valerin were
5011 ¶ W fehlt Deu. / verpflig W] danach eventuell unleserliche Rasur (vgl. Deu).
E ſie wurde bere Arthus ſprach vnd all ſin diet Sie enwiſſe vmbe die rede niet Do ſprach der kunig fallerin ˙ Entruwen herre ſie iſt min Jch wil beherten min recht Mit kampffe alſo ein guo t kneht Vnd wer da wider ſtriten wil Der neme der rede ein kurtzes zil Obe er ein iſt min genoß Werre er alſo ein riſſe groß Jch getar jn rechte wol beſtan Doch wil ich ein gedinge han Das ſant mir zuo rechte ane wan Ein ma fechte mit myner worheite ich verpflige Obe ich verluſe den ſige So loſſe ich min frowen fry Obe aber ich ſo ſelig ſi Das mir daz heil gefalle 99v So lat mich ritter alle ˙ Vnd gebent mir die kunigin Der kunig arthus ſprach daz ſal ſin ¶Dirre rede iſt ime ein tag geleit Er muo ß es iemer weſen gemeit ˙ Wer die kuniginne verſtat Obe er guo t gelücke hat Dem wurt dicke wol geſprochen ˙ Von morne uber ein wochen Hat fallerin den kampff gewunne Möchte ich enzit iemer dar komen Sprach lantzelet der ſtete Das er der reiſen hette Gnuo g ſo was dez knappen ſage Beide nacht vnd den tage ¶Daz iſt ein frömde mere Wer falleryn were ê siu wurde hîbære. Artûs sprach und al sîn diet, si enwisten umb die rede niet. dô sprach der künic Valerîn ›entriuwen, herre, siu ist mîn. ich wil beherten mîn reht mit kampfe als ein guot kneht, und swer dâ wider strîten wil, der neme der rede ein kurzez zil. ob er ist mîn genôz, wær er als ein rise grôz, ich getar in harte wol bestân. doch wil ich ein gedinge hân, daz mit mir ze rehte niht wan einer vehte. mit mîner wârheit ich verpflige, ob ich verliuse den sige, sô lâz ich mîne vrowen vrî. ob aber ich sô sælic sî, daz mir daz heil gevalle, sô lânt mich rîten alle und gebent mir die künigîn.‹ der künec Artûs sprach ›daz sol sîn.‹ dirr rede ist im ein tac geleit. er muoz es imer sîn gemeit, swer die künigîn fürstât, ob er guot gelücke hât: dem wirt dicke wol gesprochen. von morne über ein wochen hât Valerîn den kampf genomen. ›möht ich enzît dar imer komen?‹ sprach Lanzelet der stæte. daz er der reise hæte genuoc, sô was des knappen sage, beidiu ze naht und ze tage. Daz ist ein vremde mære, wer Valerîn wære;
4961–5032 671
5043 cngezibele Deu für W.
5065
5060
5055
5050
5045
5040
5035
5047 Links Ausgeworfenes in P von selber Hand.
Des fragete lantzelet der tegen ˙ geben Der knappe ſprach ich wil uch pflegen ˙ Er iſt ein kunig wol gemuo t Vnd ein burg alſo guo t Zuo der nith zuo biettende iſt Sie uorrhtet allen manne liſt So groß nicht alſo vmb ein har ˙ ſagen fur ˙ war 100r Jch wil uch Vor der burg lit ein hac Do nieman durch komen mack ˙ Von groſſeme vngezubel Das iſt alles an genibibel Nidenen anderthalben ˙ Von wurmen manigualten iſt Der hag behuo te harte Es iſt gar ein wur me garte Dar durch gat ein ſtroſſe ˙ Die wurme nement die maſe Das ſie niemer koment dar an E vallerin der küne man ˙ daz ſie koment Jn gebutet Mit vihe daz habe ich vernomen ˙ ſagen ſol Wanne daz ich uch Die burg iſt obenen wol Erbuwen vnd ſchone Sie iſt aller veſte ein crone ˙ Vnd luchtet ſo die ſonne Do iſt vff ein güt brunne Der wurt iſt ſelber ein fromer man Das verworrene tan So heiſſet der berg vnd das huß Min herre der kunic Arthus Der h enhat jn ſime riche Kein burg die ir geliche 100v Er mag es wol angeſt han Wer fallerin ſol beſton
5045 niedenen HaA für P.
des v2aget Lantzelet der degen 32rb der chnappe ſp2ach ich wil pflegen er iſt ein chvnic wol gemvo t vnd het ein burc alſo guo t zeder niht zebietenn iſt ſi erwo2hte aller manne liſt ſo groz niht als vmb ein ha2 ich wil iv ſagen fur wa2 vo2 der burc leit ein hac do nieman dv2ch chomen mac vo2 grozem vngezibele do iſt alles ein genibele nîden an der halden von wo 2men manicvalden iſt der hac behutet ha2te ez iſt ga2 ein w2mga2te do dv2ch gat ein ſtraze di w2me nement di maze daz ſi nimer choment d2an ê valerin der chvne man in gebutet daz ſi chomen meres han niht vernomen wan daz ich iv ſagen ſol div burc iſt oben wol erbuwen ha2te ſchone ſiv iſt aller veſt ein ch2one vnd luhtet als div ſvo nne do iſt vf ein gut b2vo nne der wirt iſt ſelbe ein frvo mer man daz verwo2rene tan ſo heizt div burc vnd daz hvs min herre der chvnic a2tus der enhat in ſim riche chein burc div ir geliche er mages wol angeſt han ſwer valerin ſol beſtan
5049 durch Deu für W.
5063 das Deu für W.
er ist ein künic wol gemuot und hât ein burc alsô guot, ze der niht ze bieten ist. si envorhte aller manne list sô grôz niht als umb ein hâr. ich wil iu sagen für wâr, vor der burc lît ein hac, dâ nieman durch komen mac vor grôzem ungezibele. da ist allez ein genibele niden an der halden. von würmen manicvalden ist der hac behüetet harte. ez ist gar ein würmegarte. dâ durch gât ein strâze: die würme nement die mâze, daz si nimer koment dran, ê Valerîn der küene man in gebiutet daz si komen. mêr enhân ich niht vernomen, wan daz ich iu sagen sol, diu burc ist obenân wol erbûwen harte schône. siu ist aller veste ein krône und liuhtet als diu sunne. da ist ûf ein guot brunne. der wirt ist selbe ein frumer man. dâ zem Verworrenen tan sô heizt diu burc und daz hûs. mîn herre der künic Artûs der enhât in sîme rîche kein burc, diu ir gelîche. er mac es wol angest hân, swer Valerînen sol bestân,
des vrâget Lanzelet der degen. der knappe sprach ›ich wil verpflegen,
672 Transkription
vnd mvz ſich leides nieten do mit ſvlt ir mir gebieten ſp2ach der chnappe wol gezogen wan zwa2e dîs îſt niht gelogen Do hiez lantzelet zeſtvo nt 32va den knappen weſen geſunt 5074a vnd tet aber ſinen milten ſchin 5074b dem knappen gaber ein vingerlin 5075 vnd reit er naht vnd tac daz er lue tzel ruo we pflac vn ſin friundin alſam an dem fue nften tage er kam zuo dez herzuo gen huze von dem wize ſé 5080 der waz dez uo2dern tageſ é gegen dem kamphe geriten s do begunde div hzogin biten die mue den geſellen daz ſir geruo hten zellen 5085 wer ſi weren beide wan ſi mit warhait ſo ſchone lúte nie geſach lantzelet ir veriach wiez vmbin waz gewant 5090 do bekande ſie in zehant vnd gelebte nie lieberen tac ¶Si ſprach lantzelet delac din vater waz der neve min vnd iſt diu liebe muo ter din e 5095 mineſ herren kunne ez iſt mir ein michel wnne daz du dine friundin bi mir hie lazeſt ſin vnz ſi geruo we eteſwaz 5100 ich enſten an diner gehte daz daz du gerne wolteſt ſehen den kamphe der da ſol geſchehen
Vnd müß ſich leides nieten Do mitte ſöllent ir mir gebieten Sprach der knappe wol gezogen Wanne zwar ich han nit gelogen DO hieß lantzelet zuo ſtunt Den knappen weſſen wol geſunt ... ... Vnd reit er nacht vnd tag Das er lu “tzel rüwe pflag Vnd ſin fru “nden alſam An dem fúnfften tag er kam Von dez hertzogen burg vo dem wiſme Der was dez uordern tages E Gegen dem kampffe geritten Do begunde die hertzogin bitten ˙ Die mudin geſellen Daz ſie ir geruo chten zellen Wer ſie werent beide Wanne ſie die worheite ˙ nie geſach So ſchoe ne lute Lantzelet ie do veriach Wie es vmb in was gewant Do bekante ſie in zü hant Vnd gelepte nie liebern tag Su˙ ſprach lantzelt du lag Din vatter der was der neue min 101r Vnd iſt die liebe muo ter din ˙ Mins herren kunne ˙ Es iſt mir ein lutzel wunne ˙ Das du dinen frunden By˙ mir gerücheſt loſſen ſin Wiſſe ſie gerüwe etwaz Jch müſte an diner gehe daz Das du gerne wolteſt ſehen Den kampffe vnd was da ſol geſchehen unde muoz sich leides nieten. dâ mite sult ir mir gebieten,‹ sprach der knappe wol gezogen, ›wan zwâre diz ist niht gelogen.‹ Dô liez Lanzelet zestunt den knappen wesen wol gesunt ... ... und reit er naht unde tac, daz er lützel ruowe pflac, und sîn friundîn alsam. an dem fünften tage er kam ze des herzogn hûs vom Wîzen sê. der was des vordern tages ê gegen dem kampfe geriten. dô begund diu herzogîn biten die müeden gesellen, daz sir geruohten zellen, wer si wæren beide, wan si mit wârheide sô schœne liute nie gesach. Lanzelet ir verjach, wiez umb in was gewant. dô bekande siun zehant und gelebte nie liebern tac. siu sprach ›Lanzelet du Lac, dîn vater der was der neve mîn und ist diu liebe muoter dîn mînes herren künne. ez ist mir ein michel wünne, daz du dîne friundîn bî mir hie lâzest sîn, unz si geruowe eteswaz. ich enstên an dîner gæhe daz, daz du gerne woltest sehen den kampf, der dâ sol geschehen.
5071 chappe Deu für W. 5072 iſt Deu für W. 5073 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers. 5075 tat Deu für W. 5077 alſom Deu für W. 5079 wrſme oder wrſine P? 5086 wan W] Zierstrich (Großschreibung) korrigiert (Rasur). 5087 nîe Deu für W. 5091 liebern Deu für W. 5092 Sie Deu für W. 5099 deſwaz Deu für W. 5100 daz W] z ohne Unterlänge.
5070
5033–5102 673
5104 zwar geruo weriv Deu für W. W.
5135
5130
5125
5120
5115
5110
5105
5117 ſtraze W] z ohne Unterlänge.
Doch komeſtu komme dar enzit Zwey˙ gerüwete rauit Die lihe ich dir an dine vare Vnd einen ritter der dich dare Zuo dem kampffe bringet alſo fruo D E man grife dar zuo ˙ tuo n ich gerne dir Die ſture Das frowe jbelis by˙ mir Din guo teliche bitte Zuo hant noch dem ſtrite So kome du her durch min bet Do lobete ir daz lantzelet ¶Er ſprach wie gerne er es dete ˙ der ſtete Do mitte fure Balde vff ſine ſtraſſe Obe ich es vngeſaget loſſe ˙ So ſullent ir doch wol wiſſen daz 101v Daz nie kein frowe baz Noch ſo ſchone wart Gepflegen Nuo iſt lantzelet vnder wegen ˙ ſich harte Vnd gahete fur Zuo der wachſinden warte Kam er von geſchichten ˙ berichten Nuo lat mich uch Wie es vmbe die warte was gewant Man ſach dir alles engenlant Vnd verirret danne min Zwein vnkunden manne ˙ Was der buhel kume wit Er wuo chs zuo etlicher zit Do duniertent duſent ritter an Was vorderunge iema kan Erdenken zuo manheit Des wurt ma do vil wol bereit By˙ einer riuier die do floß Kam dar ein krefftig her groß Gegen dem reit ein ander dar
5114 lobent Deu für W.
Idoch kumeſt kum dar in zit zwai geruo wetiv ravit div lihe ich dir an dine var vnd ritter der dich dar zuo dem dem bringet alſo fruo e man grife dar zuo s die ſtivre tuo n ich gn e dir daz frov ybliſ bi mir din guo tliche bite 32vb zehant nach deme ſtrite ſo kue m her wider durch min bete do lobut dir daz lantzelete Er ſprach wie gernerz téte da mit fuo r der ſtéte bald vf ſinen ſtraze ob ichz vngeſaget láze ſo ſult ir doch wizzen daz daz nie diheiner baz noch ſo ſchone wart gepflegen nu iſt lantzelıet vnder wegen vnd gahete furſich harte zuo der wazzender warte kam er von geſchihten nu lat mich iv berihten wiez vm die wart waz gewant man ſach vbs alleſ engellant vnd noch verrer dannan zwein vehtenden mannen waz der bue chel kam wit er waz ov ch zetelicher zit da durnierten hundert riter an Swaz vo2derungen ieman kaın gedenken ze manheit deſ wirt er da wolt berait bi einer riviere div da vlóze kom och dar án kreftic her gruo ze gegen dem rait ein anderſ dar 5118 laˇ ze Deu für W.
5122 lantzele tt Deu, lantzelve t Hannink, S. 13 für W.
5137 vlov ze Deu für
doch kumestu kûme dar enzît. zwei geruowetiu râvît diu lîhe ich dir an dîne var und einen ritter der dich dar zuo dem kampfe bringet alsô fruo, ê man grîfe dar zuo. die stiure tuon ich gerne dir, daz frou Iblis bî mir dîn gûetlîche bîte. zehant nâch dem strîte sô kum her wider durch mîne bete.‹ dô lobet ir daz Lanzelete, er sprach, wie gerne erz tæte. dâ mite fuor der stæte balde ûf sîne strâze. ob ichz ungesaget lâze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie deheiner vrowen baz noch sô schône wart gepflegen. nu ist Lanzelet under wegen und gâhete für sich harte. zuo der Wahsenden warte kam er von geschihten. nu lât mich iu berihten, wiez um die warte was gewant. man sach übr allez Engellant und noch verrer dannen. zwein vehtenden mannen was der bühel kûme wît. er wuohs zetelîcher zît: dâ turnierten hundert rîter an. swaz vorderungen ieman kan erdenken ze manheit, des wirt er dâ wol bereit. bî einer rivier, diu dâ vlôz, kom dar ein kreftic her grôz: gegen dem reit ein anderz dar.
674 Transkription
Ein ainic mans wart niht gewar wan eineſ andn ober wolte lantzelet ſprach ich ſolte wol verſchuo chen diziv mér ob ez war oder gelogen wére wan daz wir ſer han getrabet nu ſiht er wa ain riter habet bi der fúrte an deme gevilde mit gewafentem ſchilte s Nu vn iemet wie im do geſchache ſi ſprangtan baide in den bach vnd komen ſo vaſte ein ands an daz lantzelet den lantman 33ra verre von deme roſſe warf vnd ſtach im eine wnden ſcharf daz er ſere bluo ten began vnd den bach ze tal ran ine waiz ſelb wa er gelac da nam lantzelet delac ein rozze vz der maze guo té daz der degen wol gemuo te nie kain beſſerz vber ſchrait daz er ze karadigan rait fruo ue vor der ſunnen ſchin do waſ der kunich vallerin gewefent in einen ringe mit lihtem dingem moe ht ich nit geſagen daz wie reht riterlich er ſaz alſo daz im nihteſ braſt eſ endofte nie kain fremede gaſt gegen grozeme ding baſ ge han bi im ſtuo nt ſin kaſtellan berait vnd vf den ſtrit bedaht nu heten ſich hin fur gemaht beidiv riter vnd frawen
Ein einig man wart nicht gewar Wanne eins andern ober wolte Lantzelet do ſolte ... ... Do er dar kam gedrabet Nuo ſiht er wo ein ritter habet ˙ By˙ der furte an dem gewilde 102r Mit gevaſtem ſchilte o NV vernement wie jme do geſchach Sie ſprangten beide in den bach Vnd kament ſo vaſte ein ander an Das lantzelet den lant man Verre von dem roſſe warff Vnd ſtach jme ein wunden ſarff Das er blüten began Vnd der bach zuo tal ran Jch enweiß ſelber wo er gelac Do nam lantzelet den lac Ein roß vſſer der moſſe güt Daz der degen wol gemuo t ˙ Nie kein beſſers uber ſchreit Daz er gen karedigan reit Früge vor der ſonnen ſchin Do waz der kunig fallerin Gewaffet jn eime ringe Mit liechteme dinge ˙ Mochte ich nit geſagen Wie rechte ritterlichen er ſas Alſo daz jme nicht enbraſt Es endorffte nie kein frömder gaſt Gegen groſſem dinge ſih behan By˙ jme ſtunt ſin capelan Bereit vnd vff den ſtrit bedacht ˙ gemacht 102v Nü hattent ſich hin fur Beide ritter vnd frowen
5161 beſſez Deu
ein einic man wart niht gewar wan eines andern ob er wolte. Lanzelet sprach ›ich solte wol versuochen dize mære, ob ez wâr oder gelogen wære, wan daz wir sêre hân getrabet.‹ nu siht er wâ ein rîter habet bî dem furte an dem gevilde mit gevazzetem schilde. Nu vernement wie im dô geschach. si sprangten beide in den bach und kômn sô vaste ein ander an, daz Lanzelet den lantman verre von dem rosse warf und stach im eine wunden scharf, daz er sêre bluoten began und den bach zetal ran. ine weiz selbe wâ er gelac. dô nam Lanzelet du Lac ein ros ûz der mâze guot, daz der degen wol gemuot nie kein bezzerz überschreit, daz er ze Kardigân reit. früeje vor der sunnen schîn dô was der künic Valerîn gewæfent in eim ringe. mit lîhtem dinge möht ich niht gesagen daz, wie rehte rîterlîch er saz, alsô daz im nihtes brast. ez endorfte nie kein fremde gast gegen grôzeme dinge baz gehân. bî im stuont sîn kastellân, bereit und ûf den strît bedaht. nu heten sich hin für gemaht beidiu rîter unde frouwen,
5140 war Deu für W. 5141 aber Deu für W. 5145 wir W] mir Deu. / kom dar HaA für P. 5147 deine Deu für W. 5154 vnden ſchart Deu für W. 5159 vz W] roz Deu. für W. 5170 fremete Deu für W. 5171 ſih P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101).
5175
5170
5165
5160
5155
5150
5145
5140
5103–5175 675
5177 raine W] danach unlesbare Rasur, nach Deu r. Deu für W. 5210 vnde Deu für W.
5210
5205
5200
5195
5190
5185
5180
die den kampfe wolte ſchowen Nu ſaz walwein der raine vf ds eren ſtáine von dem iſt iv geſaget gnuo c daz er dem man niht verdruo c an ſwem waz falſch oder hazze ginovere bi im ſaz ſin frawe div kvnegıne ſiu hete im ein der hoſun ſin mit ir handen geſchuo ht daz ſach menic helt guo t do kom lantzelet geriten durch daz volc in almiten vnd erbaizten bi dem ſteine er gie zuo walweine mit vrlob der kvnegin div hiez wilkomen ſin 33rb och duht ſi alle dez gnuo c daz in der ſtain ſo wol verdruo c dez wart ſin guo t war genomen von ſwachen vnd von frumen durch ſin gruo ze ſelicheit vnd bi namen vm ſin ſchonheit Do waz walwein vil fruo daz er lebende noch do ſinen geſellen vant ſi bekanden ſich zehant do manet in her lantzelet do ſie ſchieden daz er tet im ſicherhait mit ſtete ſweſ er in gebete daz er daz lie werden war daz wirt walwıene niht ſwar der zuhte riche lantzelet kerte vlehen vnd bete daz er in den kemphen lieze ſin naina ge.t.r.u.h.t. trivt geſelle min 5181 ſwern Deu für W.
5184 ſiv Deu für W.
Die den kampff woltent ſchowen Do ſas fallerin der reine Vff der ere ſteine ˙ geſaget genuo g Von dem iſt uch Daz er den ma nit entruo g An waz falſcheit vnd haß Gener auch by jme ſas ˙ Ein frowe ſin kunigin So hette jme eine der hoſen ſin Mit jr henden an geſchuo cht Daz ſach auch manig helt guo t Do kam lantzelet geritten durch Durch das volck allemiten Vnd erbeiſte by dem ſteine Er ging zuo walweine Mit vrlobe der kunigıne Sie hies jn wilkomen ſin Vnd duchte ſie alle guo t genuo c Das jn der ſtein ſo wol entrüg Dez wart ſin güte war genomen Beide von ſwachen vnd von fromen Durch ſine groſſe ſelikeit Vnd benamen vmb ſin ſchonheit Do was walwein vil fro 103r Das er lebende noch do Sinen geſellen fant Sie bekantent ſich zü hant Vnd mante jr herren lantzelet Die ſie ſich ſchiedent das er tet Jme ſicherheit mit ſtete Wez er in gebette Das er es lieſſe werden wor Das was walweine nit ſwer ˙ Der zuchte riche lantzelet Vnd waz ſin flehen vnd ſin bet Das er jn den kempffen lieſſe ſin Neina trut geſelle min 5189 er baizten Deu für W.
5199 walwien Deu für W.
5201 vnat Deu für W.
5207 weden
die den kampf wolten schouwen. Nu saz Wâlwein der reine ûf der êren steine. von dem ist iu gesaget gnuoc, daz er den man niht vertruoc, an dem was falsch oder haz. Ginovere bî ime saz, sîn frowe diu künegîn. siu hete im ein der hosen sîn mit ir handen an geschuot. daz sach manic helt guot. dô kom Lanzelet geriten durch daz volc in almiten und erbeizte bî dem steine. er gie zuo Wâlweine mit urloube der künegîn: diu hiez in willekomen sîn. ouch dûhtes alle guot genuoc, daz in der stein sô wol vertruoc. des wart sîn guot war genomen beidiu von swachen und von fromen durch sîn grôze sælikheit und benamen um sîn schônheit. Dô was Wâlwein vil frô, daz er lebende noch dô sînen gesellen vant. si bekanden sich zehant. dô manet in her Lanzelet, dô si schieden, daz er tet im sicherheit mit stæte, swes er in gebæte, daz er daz lieze werden wâr. daz wart Wâlweine niht swâr. der zühte rîche Lanzelete kêrte vlêhen unde bete, daz er in den kempfen lieze sîn. ›neinâ, trût geselle mîn,‹
676 Transkription
... ... Jch hate es miſſewenden Do ſeite wirſe an eime ende Lantzelet gar ſine dinc Vnd wart vmbe in ein michel ding Sie begundent zü jme gohen Die jne turnieren ſohent Das er walweines vatter ving Vil wol yme alle ſine ding erging Sin geſlehte erkante ma zü hant 103v DO der kúnig arthus das beuant Daz es in zem andern ſlüg ſtuo nt alſo Do wart er wunneclichen fro Vnd ander die megete ſin Do wart ein michel liebe ſchin Der hoffe frowete ſich gar Lantzulet beredete es gar ˙ Das in der kunig zuo der ſelben ſtat Vnd alle ſin maſſenie bat ˙ die ku Das er vechte fur “nigin ˙ Do ergap ſich an die truwe ſin Genure die milte Das er das vnbilde Wider reden wolte Das er tuo n ſolte Des was walwein gerinde Sinen mac waz er werende ˙ treten Das er ſich lies fur Den ſeligen lantzaleten Wanne er erkante ſin kraffte An turney vnd an ritterſchafft Do fallerin die fröide ſach ˙ ſagen wie er ſprach Jch wil uch Da ine alſo mere Jr ein ſo der ander were
5221 vientz W] tz beruht wohl auf Verlesung von ch, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). Deu für W. 5237 wider Deu für W. 5240 mat Deu für W. 5242 lantzuleten P? 5243 wan Deu für W. 5245 di Deu für W.
5245
5240
5235
5230
5225
5220
5215
ſprach walwein zuo ſine gaten ich en mag ez mit eren nit geſtate ich het ez miſſewende do ſagete vnz an ain ende lantzelet gar ſin dinc vm in wart ain michel rinc ſi begunden zuo im gahen die in e turnieren ſahen da er walweinz vater vientz vil wol im alſ ſin dinc ergienc ſin geſchlehte erkande man zehant do der kvnic art9 be vant deiz in zem ands ſtunt alſo do wart er innecliche fro vnd ands die mage ſin da wart ein michel liebe ſchin der hof frov te ſich gar lantzelet beraite ſich dar daz in der kunic ze ſelben ſtat vn al ſin maſſenye bat 33va daz er veht fur die kvnegin div er gab ſich an die triwe ſin ginouere div milte daz er daz vnbild’ Wider reden ſolte daz er da tuo n wolte dez walwein gerende ſinen mac waz er werende daz er ſich lieze fur treten den ſeligen lantzeleten Wan er kande ſine craft an turneie vnd an riterſchaft do fallerin die frae id’ er ſach ich wil iv ſage wie er ſprach daz im alſo mere ainer ſo der ander were
5222 vol wol Deu für W.
5225 derz Deu für W.
sprach Wâlwein zuo sînem gaten, ›ich enmages mit êren niht gestaten: ich het es missewende.‹ dô sagete unz an ein ende Lanzelet gar sîn dinc. um in wart ein michel rinc: si begunden zuo im gâhen, die in ê turnieren sâhen da er Wâlweines vater vienc. vil wol im al sîn dinc ergienc. sîn geslehte erkande man zehant. Dô der künec Artûs bevant, deiz in zein ander stuont alsô, dô wart er inneclîche frô und ander die mâge sîn. dâ wart ein michel liebe schîn. der hof fröute sich gar. Lanzelet beredete ez dar, daz in der künec zer selben stat und al sîn massenîe bat, daz er væhte für die künegîn. dô ergap sich an die triwe sîn Ginovere diu milde, daz er daz unbilde widerreden solte. daz er dâ tuon wolte, des was Wâlwein gerende, sînen mâc wart er werende, daz er sich liez fürtreten den sæligen Lanzeleten, wan er erkante sîne kraft an turnei und an rîterschaft. dô Falerîn die fröide ersach, ich wil iu sagen, wie er sprach, daz im alsô mære ein sô der ander wære
5233 di
5176–5248 677
´ vnd daz im daz wer ein wnne daz ſi weren kunigeſ kunne Ditz mere waz nieman laide do wart lantzelet be rait gelich eime guo te knehte nu ſchainez got ze rehte 5255 ſprach div milte kunnegin da muo ze michel triwe ſin wan ze dizen tegedingn ſazzen da ze ringen tuſent frowen vnd me r 5260 den tet div fur ſoge we vn div biter laideſ grimme mit wainlichs ſtimme wnſchten ſie alle heileſ der kunegin div vn velleſ o 5265 vm er nie kain gut gwan s Swelch ſinnic herze ſich vſan s daz ſolt ir gn e gnedich ſin 5267a ... 5267b ... nu renet der kunic falerin vnd lantzelet ein ander an 5270 zewen kreftige man die muo zen gezimmeret ſin dz criſtan man noch ſarr azin 33vb nie ſolcheſ geſahen ſi begunden baid gahen 5275 zeritterſcheft waz ir ger ſi ſachun hin vnd her ſchone frowe vmb ſich entriwe dez enpflig ich mich ſi waren deſte chuo nre vil 5280 nu griffen ſi nit an daz ſpil wan ſi enwolteſ nit ſumen Vnd was jme das ein wunne Daz ſie worent ku “niges kunne Dis mere was da niema leit 104r Do wart lantzelet bereit Gelich einem güten knecht Nü erſchein es got zuo rechte Sprach die milte kúnigin Do muo ſte michel rüwe ſin Wanne zuo diſeme regidinge Soſſent die zeringe Tuſent frowen vnd me ˙ ſorge we Den det die fur ˙ Vnd die bittere leides gryme Mit weinlicher ſtinme ˙ Wunſtent ſie alle heiles Der kunigin die vnveiles Vmbe ere nie kein güt gewan Welich ſinne hertze ſich ver ſan Daz ſolte er gerne willig ſin Hie ſtritet vallerin vnd lantzelet mit ein ander von einer frowen wegen HJe rennet der ku “nig vallerin Vnd lantzelet ein ander an Zwen mechtige man Die muo ſtent gezimert ſin Das kriſtener ma noch ſarreſin Nie ſölleches nicht geſahen Sie begundent beide gahen Zuo ritterſcheffte was ir ger Sie ſohent hin vnd her ſchone ˙ 104v Frowe vmbe ſich entruwen dez Pflig ich noch húte ich Sý worent deſte künre vil Vnd griffent an daz mit ſpil Wanne ſie woltent ez nit ſumen Fragment G 2ra ... man ... ezimiert ſin ... noch ſarracin nie ſ...t geſahen ſi begunden ...e gahen ze ritterſchaft was ir ger ſi ſahen hin vn her Schone vrowen vmb ſich triwen des verphleg ich [m]ich Sie waren deſte kv[n]er vil vn grifen an daz nit ſpil wan ſi wolte[n ez] nicht ſav[men]
und daz im daz wær ein wünne, daz si wæren küneges künne. Ditz mære was dâ nieman leit. dô wart Lanzelet bereit gelîch eim guoten knehte. ›nu erschein ez got ze rehte‹ sprach diu milte künegîn. dâ muose michel riuwe sîn, wan ze diseme tegedinge sâzen dâ ze ringe tûsent frowen unde mê: den tet diu fürsorge wê und diu bitter leides grimme. mit weinlîcher stimme wunschtens alle heiles der künegîn, diu unveiles um êre nie kein guot gewan. swelch sinnic herze sich versan, daz solt ir gerne gnædic sîn. ... ... nu rennt der künic Valerîn und Lanzelet ein ander an, zwêne kreftige man: die muosen gezimieret sîn, daz cristen man noch sarrazîn nie sölhes niht gesâhen. si begunden beide gâhen, ze ritterschefte was ir ger. si sâhen hin unde her schœne vrowen umbe sich. entriwen des verpflig ich mich, si wâren deste küenre vil. nu griffens an daz nîtspil, wan si wolten ez niht sûmen.
5249 wnne Deu für W. 5252 war Deu für W. 5254 nu W] im Deu. / chainez HaA für W. 5257 de Deu für W. 5264 vai leſ Deu für W. 5267 Daz Deu für W. 5270 man G nur in unterer Hälfte lesbar (Loch). 5271 ſin G unsicher (Loch). / Eventuell stand in G D-Initiale, von der links neben V. 5272 noch ein Abschwung sichtbar ist (Combridge). 5274 begunden G] bei gunden sind die oberen Teile der Buchstaben durch Loch verloren, die Deutung ist aber ohne Zweifel. 5275 ritterſchaft G] ſchaf teilweise über Loch. 5276 Deu notiert den fehlerhaften Zeilenumbruch P. 5278 enflig Deu für W. / v[erphli]g Me, S. 262 für G. 5281 enwolteſ Deu für W.
5250
678 Transkription
Sie boten jn rumen Vnd dochtent ſich geliche Mit den ſchilten ſicherlich Die zwen degen wol geborn Roment die roß mit den ſporn Vnd fuo rtent ſie an ein ander dan Do muo ſte ietwedere entſtan ... ... Do ſtachent ſie durch die ſchilte Das den degen milte Die ſcheffte ſtarcke zerklubent Vnd die ſpeltern vff ſtubent Jr enweder kam dar nider Zwein ander ſper noment ſie ſider Vnd juſtiertent mere Do wurdent aber ſere Die roß zuo ſamine geſant Vnd mit den ſporn gemant Das ſie ſih an einander ſtieſſent Die kunnent aber nicht lieſſen Sie zerbrechent die ſcheffte Vnd zugent do mit krefften 105r Die ſwert von den ſcheiden Nuo vernemet von jn beiden ˙ daz ¶Vns zalt die auenture Es geuohtent nie zwene ritter baz Zuo roſſe noch zuo fuo ſſe Sie enpflegen müſſe Mit ir ellenthafften handen Beide ſie entrantent Die ringe mit den ſwerten Wanne ſie gelerten Des ſigel vnd der ere Sie ſlue gent alſo ſere
ſi baten vz rovmen vn dahten ſich gelich mit den ſchild[en] ritterlich die zwen deg[en] wol gebo2n namen die r[oſ] mit d[e]n ſpo2[n] vn furte ſie an ein ands [ſ]an da muſt itweder enph[an] vngeſelliclichez phant zv dem nagel gegen der [h]ant da ſtachen ſi durch di ſchi[l]de daz die degen milde die ſtarken ſchefte z[erk]luben vn die ſper vf ſtuben Jrn tweder quam da nider zwei ander ſper name ſi ſider vn tyoſtierten mere da wurden ... 2rb die o2ſ zeſamen geſant vn mit den ſpo2n gemant daz ſi ſich an ein ands ſtießen die kunen aber nicht liezen ſi zebrachen di ſchefte vn zugen do mit krefte die ſwert von den ſcheiden nu vernemet von in peiden Vns ſaget die awentiwer daz ez vachten nie zwen ritts ba ze roſe noch ze fuze ſie phlagen vnmuze Mit ir ellentſchaften handen beide ſie entranden die ringen mit den ſwerten wan ſi gelich gerten deſ ſiges vn der ere ſie ſlugen alſo ſere si bâten in ûz rûmen und dahten sich gelîche mit den schilten rîterlîche. die zwêne degen wol geborn nâmen diu ros mit den sporn und fuortens an ein ander sân. dô muose ietweder enphân ungeselleclîchez phant. zuo den vier nagelen gegen der hant dâ stâchens durch die schilte, daz den degenen milte die starken schefte zercluben und die spelteren ûf stuben. ir enweder kom dâ nider. zwei ander sper si nâmen sider und justierten mêre. dô wurden aber sêre diu ros zesamene gesant unde mit den sporn gemant, daz si sich ein ander stiezen. die küenen aber niht liezen, si zerbrâchen die schefte und zugen dô mit crefte diu swert von den scheiden. nu vernement von in beiden. Uns zalt diu âventiure daz, ez gevæhten nie zwên rîter baz ze rosse noch ze fuoze. si pflâgen unmuoze mit ir ellenthaften handen. beide si zetranden die ringe mit den swerten, wan si gelîche gerten des siges und der êre. si sluogen alsô sêre
5289 geſteſ Deu für W. 5291 ſtacht Deu für W. 5293 efte z[erk] G unsicher (teilweise über Loch). 5294 die ſp G unsicher (Loch in unterer Worthälfte). 5295 wder Deu für W. 5296 ans Deu für W. 5298 Versende G wegen mehrerer Löchern nicht lesbar, zwei Bereiche lassen aber auf zwei weitere Worte (aber ſere?) schließen. 5299 raſ Deu für W. / zeſamen G] bei ame nur untere Buchstabenhälften lesbar (Loch). 5303 ſi zebrachen G] größtenteils nur Ober- und Unterlängen sichtbar (Schwärzung). 5307 aventivr Deu für W. 5308 Letztes Wort beschnitten G. 5309 zer Deu für W. 5313 ſwerten G] n unsicher. 5316 ſi Deu für W.
5315
5310
5305
5300
5295
5290
5285
ſi bate in vz ramen vnd dahten ſich geliche mit den ſchilte riterliche die zwene degen wol geboren name div rozze mit den ſporen vnd fuo rte ſi an ein ander ſan do muo zze ieweder enphan vngelicheſ gelteſ pfant zuo den fier nagelen gegen der hant da ſtache ſie durch die ſchilte daz den degene milte die ſtarken ſcheft zer clubun vnd die ſpelteren uf ſtubun ir der weder kom da niter zwei ands ſper namen ſi wider vnd iuſtierten mere da wrden aber ſere div roſ zeſammen geſant vnd mit den ſporn gemant daz ſi ſich an ein ander ſtiezzen die koe nnen abs niht liezzen ſi zerbrechin die ſchefte vnd zugun do mit crefte div ſwert von den ſchaiden nu vernement von in baiden Vnz zalt div auentivr daz eſ geveht nie zwen riter baz ze roze noch ze fuo zzen ſi pflagen vnmuo ze mit ir ellenthaften handen baid baid ſi ze tranten 34ra die ringe mit den ſwerten wan ſi geliche gerten dez ſigeſ vnd der ere ſie ſchluo gen alſo ſere
5249–5316 679
Vff die helme vnd vff die ſchilte ˙ wilde Daz daz fur Wadelinde druß floch Vnd ſich von den ſlegen ſ boch Jr ietweders ſtahel flöch waz Lantzelet do nicht vergaz Der gewonlicher ſlege ſin Er treit den ku “nig vallerin Vmbe in manige kere Vnd wunderte in alſo ſere Das er vor yme muo ſſe ligen Er wart dez bluo tes harte er wege Alſo daz jme der lip was leit Do twanck in vmbe ſicherheit Lantzelet der mere 105v Daz er ſin gevangen were Do wart gegichtig fallerin Vff die gnode ſin Er ergab ſich dem jungen Der in hatte betwungen Vnd ſwuo r daz harte ſere Das er niemer mere Der kunigin leit getete Lantzelet der ſtete Wanne er nicht morgire waz Er enruo chte daz der helt genas Wanne er vngerne ſluo g Das duchte ſie alle genuo g Die do frome woltent weſſen Das ku “nig arthus in ouch lieſſe geneſen Durch ſiner tugenden ſitte ˙ Wie er in erzurnet hette Er erte lantzelet dar an Der yme den ſig an gewan
vf helm vn vf die ſchilde daz daz fiwer wilde Blekende drvz vlovc vn ſich von den ſlegen bovc Jtwederz ſtal valcz lancylet do nich vergaz der gewonlicher ſlege ſin er treip den kunc falerin vmbe manic kere ez wundert in alſo ſere daz er vo2 im muſte ligen 2va er wart deſ blutes h...e erſigen Alſo daz im der lip was leit do twanc in vmb di ſicherheit Lancylet der mere das er ſin gevangen were do w... [g]ekichtic falerin vf die gnade ſi[n] er gab er ſich dem ...ngen der in het betwunge[n] vn ſwur deſ harte ſere d[az] er nimmer mere der kunegine leit getete [lancylet] der ſ[te]te ... er nicht mo2tg... was ern rucht daz der helt genas [w]an er in [v]ngerne ſluc ...s ducht ſi alle genuc [d]i[e] da vrum wolden weſen | neſen ... kunic artus lies ... [ovc]h [g]e ... ſin tugende ſtete [Sw]ie er in erzurnet het[e] [er] erte lancyleten dran der ... den ſik angew[an] ûf helme und ûf die schilte, daz daz viur wilde wadelende drûze vlouc und sich von den slegen bouc ir ietweders stahelvaz. Lanzelet dô niht vergaz der gewonlîchen slege sîn: er treip den künic Valerîn umbe in manege kêre und wundet in als sêre, daz er vor im muose ligen. er wart des bluotes ersigen alsô daz im der lîp was leit. dô twanc in umbe sicherheit Lanzelet der mære, daz er sîn gevangen wære. dô wart gihtic Valerîn. ûf die genâde sîn ergab er sich dem jungen, der in hâte betwungen, und swuor des harte sêre, daz er nimer mêre der künegîn leit getæte. Lanzelet der stæte enruohte daz der helt genas, wand er niht mortgire was und er in ungerne sluoc. des dûhes allesament genuoc, die dâ frum wolten wesen. der künec Artûs lien ouch genesen durch sîne tugende stæte, swie er in erzürnet hæte. er êrte Lanzeleten dran, der im den sige an gewan.
5317 dier ſchilde Deu für W. 5322 nich = nith = niht G? 5325 beren Deu für W. 5326 wnderin Deu für W. / alſo ſ G] nur untere Worthälften lesbar (Loch). 5328 bluo tſ Deu für W. 5330 twantze W] tz beruht wohl auf Verlesung von ch, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 5331 lancylet Combridge für G. 5335 unsicher G. 5336 hant Deu für W. 5337 vn ſwur G] Lesung mit Combridge, v und Nasalstrich sind unsicher. 5338 d[az] G] az unsicher, aber wahrscheinlich (Combridge). 5339 gerete Deu für W. / getete G unsicher (Schwärzung). 5340 [lancylet] G ist nach Combridge möglich (l, et) bzw. wahrscheinlich (ancyl). 5341 g in mo2tg G nach Combridge. 5345 [d]i[e] G] d und e wegen Lochs unsicher. 5346 Siehe G in V. 5345. / in vor [ovc]h G ist wahrscheinlich. 5347 Combridge erwägt für das erste Wort von G urch oder vrch. 5348 [Sw]ie G] w wahrscheinlich, S möglich (Combridge). 5349 [er] G ist nach Combridge möglich.
5350
5345
5340
5335
5330
5325
5320
vf die helme vnd vf die ſchilde daz daz fiur wilde wadelende drúze vluo c vnd ſich von ſchlegen buo c ir ietwederſ ſtahel var lantzelet da niht vergaz der gewonlichen ſlegen ſin er treip den kunic valerin vmbe in manigen keren vnd wndetin alſo ſere daz er vo2 im mou ſt ligen er wart dez bluo teſ ſo erſigen daz im der lip waz lait da twantze in vm ſicherheit lantzelet der mere daz er ſin gevangen were Do wart gihtic valerin vf die gnaden ſin er gab er ſich deme iugen der in haut betwngn vnd ſwo2 dez hart ſere daz er nımer mere der kunnegin leit getete lantzelet der ſtete enruo hte daz der helte geneſ wan der niht mo2tgire waſ vnd er in vngerne ſcluo c deſ duht ſi allenſament gnuo c die da frum wolten weſen der kunic artuſ lieſ ov ch geneſen durch ſin tugende ſtete ſwie er in erzurnet hete er erte lantzeleten dran der im den ſige an gewan
680 Transkription
... ... Wanne fallerin det dar nach Nach dem ku “nig arthus eıne leiden ſlag ˙ Dar an er ſine truwe brach Das man jme E wol ſprach Das was alles verlorn ˙ Wer die truwe hat verlorn Der hat die beſte habe gelon ˙ 106r Daz ſollent die guo ten ſich ver ſtan ¶Do dem kunige arthure Geſchach die ouentúre Daz er ſin ere behielt Groſſer fröuden ere do wielt ˙ Vnd genure die kunigin Vnd alle die moſſenie ſin Sie genodeten alle ſere Lantzelet der Ere Vnd lieſ man fallerin zü hant Dar nach wurdent ouch geſant Dru˙ hundert ritter wol getan Vnd min herre walwan Das frowe ibelis keme Vnd zuo jr neme Die herzogin von dem wiſen ſe Nü frieſchent ir nie me ˙ So mynneclich enpfang Es were zü ſagene zuo lang ˙ belangen Vnd müſte uch Wie ibelis wart enpfangen Mit zierden manigerſlahte
[d]eiſ[wa]r er het ez ere [e]z gerow ſie ſit ...e ſere w... [falerin] ... ... artuſe eine leiden ſ[chach] ... ſine t[ri]we [brach] daz man ... wo[l] ſ[pra]ch daz [waz] allez verlo2n 2vb [S]wer [d]ie t... der hat die beſ[t]e ... deſ ſuln die gvten ... Do dem kuni[ge] ... ... daz er ſine ere behielt grozer vreud er d... vn gynower di ...egin vn ... [m]aſſen[ie] ſin Si [ge]nadet[en] ... [ſe]r[e] lancyleten d... vn liez ma[n] ... dar nach ... dri hundert ritt... vn min her[re] ... daz vr[ow]e [yb]lis ... vn ... die [her]zeg... [n]u [geur]... ſo minne...ic[h]en ... ... w... z... vn ... wie ... blis ... ...
dêswâr er hete es êre. ez gerouw in aber sît sêre: wan Falerîn tet dâ nâch künec Artûs einen leiden schâch, dar an er sîne triwe brach. daz man im ê wol sprach, daz was dô allez verlorn. wan swer die triwe hât verkorn, der hât die beste habe verlân; des sulnt die guoten sich verstân. Dô dem künege Artiure geschach diu âventiure, daz er sîn êre behielt, grôzer vreuden er dô wielt und Ginover diu künigîn und al diu massenîe sîn. di genâdeten alle sêre Lanzelet der êre und liez man Valerîn zehant. dar nâch wurden gesant driu hundert ritter wol getân und mîn herre Wâlwân, daz vrowe Iblis kæme unde zuo ir næme die herzogîn vom Wîzen sê. ir enfrieschent nie mê sô minneclîchen anpfanc. ez wær ze sagenne ze lanc, wie Iblis wart enpfangen: des müese iuch belangen. mit zierde maneger slahten,
5351 daſ Deu für W. 5352 ſit ...e ſere nach Combridge. Das unlesbare Wort scheint mit d (oder h) begonnen zu haben, Combridge vermutet aufgrund erahnbarer Oberlängen deſte (oder dicke), eventuell stand aber auch ein längeres Wort. 5353 d nach Deu für W. / [falerin] G nach Combridge. G ist besonders gegen Zeilenende so gut wie unlesbar bis auf einzelne Buchstaben, die zu WP passen; merkwürdigerweise scheint aber auf nach noch etwas zu folgen (Combridge). 5354 artuſe G unsicher (verblasst). / ſ[chach] G] Das Wort scheint mit ſa zu beginnen, doch könnte a auch eine nachträgliche Änderung sein; weitere erahnbare Oberlängen lassen auf die vorgeschlagene Lesung schließen (mit Combridge). 5355 [brach] G nach Combridge. 5356 e W] er Deu. / ſ[pra]ch G unsicher, Ergänzung mit Combridge. 5357 [waz] allez verlo2n G nach Combridge, waz könnte auch was sein. 5358 [S]wer G] S unsicher, Lesung mit Combridge. 5359 die b G unsicher (Löcher). / G folgt P (nach HaA). 5362 unlesbar G. 5363 behielt G unsicher (Loch in oberer Worthälfte). 5365 gynower di ...egin G unsicher (verblasst), letzten beiden Wörter nach Combridge. 5366 ſin G unsicher (verblasst). 5367 Ganzer Vers kaum lesbar G, Lesung nach Combridge. 5368 lancyleten d... G stark verblasst, Lesung nach Combridge. 5371 ritt... G kaum lesbar, Ergänzung nach Combridge. 5372 min her[re] G unsicher (verblasst). 5376 [n]u G unsicher, Combridge notiert, dass auch vn möglich wäre. / [geur]... G sehr unsicher, Lesung nach Combridge. 5381 unlesbar G, nach Combridge steht wie in W gezierde (gezir vermutbar).
5380
5375
5370
5365
5360
5355
deſ war er hete eſ ere ez geruo we in aber ſit ſere 34rb wan falerin tet da nach kunige artuſe eine laiden ſchach dar an er ſine triwe brach daz man im e wols ſprach daz waz do alleſ vloren s e wan ſwer die triwes hat vkorn der hat die beſte vlan s deſ ſulnt die guo te ſich vſtan Do dem chvnige artiv2e geſchach div aventiv2e daz er ſine ere behielt grozer v2euden er do wielt vnd Genover div chvo nigin vnd al div maſſenie ſin di genateten alle ſere Lantzelet der ere vnd liez man valerin zehant ¶Dar nach wo 2den geſant drivhvndert ritter wol getan vnd min her walwan daz v2owe yblis cheme vnd zvo ir neme di herzogin von dem wizzen Se ir enfrieſchent nie me ſo minnenclichen anpfanc es were zeſagen zelanc wi yblis wa2t enpfangen des mvſe vch belangen mit gezierde maniger ſlahten
5317–5381 681
Mit roſſen wol bedachten Mit richen banieren Do begundent ſie ſaleuiren ˙ Min herre der kunig arthus 106v Wanne er in gewan in ſinem huß Nie enkein liebern gaſt Genure lie des clupffis laſt Den ſie do vor von leide truo g Sie bot ir ere genüg Vnd wurdent beide geliche Schöner fröiden riche Jbelis vnd die kúnigin Do mitte heimelich ſolent ſin Zwo frowen an tugenden volle komen Des wart ſich von jn an genome ˙ ICh enfreiſe ſo groſſe froide nie Der ku “nig arthus do nit enlie ˙ Von ſyme hoffe ſcheiden Weder lieben noch leiden Niemer halbe wochen Des wart jme wol geſprochen So das er nach lobes iſt vnverhert Do wart jme durch ere vil verzert Das was lantzeletes ſchult ˙ holt Jme worent alle die lute Die zü eren húgende worent o Tun ſprechen gebaren Enkunde do zuo hoffe niema bas Der ku “nig arthus ouch vergaß Durch ſins neffen gue te Was jme zuo wider muo te Je geſchach von kinde 107r Zü liebeme jngeſinde Wart lantzelet enpfangen Nuo es alſo iſt ergangen Das ein alſo vorder ma Durch ſin wurde gewan
mit [r]oſſ... [vn] ... [banieren] [do beg]unde ſi ... [m]in her... w... ...
5383 [vn] ... [banieren] G] alles unsicher, Lesungen nach Combridge. 5384 [do beg]unde ſi ... G unsicher, Lesung nach Combridge. für W. 5407 hvgnde Deu für W. 5414 lieben Deu für W. 5415 wan Deu für W.
5415
5410
5405
5400
5395
5390
5385
mit roſſen wol bedahten vnd mit richen banieren begvo nden ſi ſalevieren mit her der kvnic a2tus wan er gewan an ſim hvs nie deheinen libern gaſt ¶Genover liez des chnvpfelz laſt den ſi do vo2 von leide trvo c ſiv bot in eren genvo c vnd w2den beide gelich geil vnd ſchoner v2euden rich 34va ybliſ vnd die kunegin ſwa mit hainlich ſúln ſin ſwa frov wen volkomen deſ wa2t da von in angenomen Ich en vreiſche ſo gruo ze frov d’ nie der kunic artuſ do niht en lie von ſinem hove ſcheiden weder lieben noch leiden innerthalb vier wochen dez wart im wol geſprochen ſo daz er lobeſ iſt vnverhert s ert da wart durch ere vil vz daz waz lantzeleteſ ſcholt im waren alle die lúte holt die zuo eren hvgende waren wider die kunde er gebaren ſo daz ze hove nieman baſ der kunic artuſ da vergaz durch ſineſ neuen guo te ſwaſ im ze widermuo te ie geſchach von kinde ze liebem ingeſinde wart lantzelet enphangen nu ez alſ vnſ iſt ergangen daz ein alſe werder man durch ſin wirt gewan 5387 unlesbar G.
5401 innerhalb Deu für W.
5404 war Deu
mit rossen wol bedahten und mit rîchen banieren begund si salûieren mîn herre der künic Artûs, wan er gewan in sîme hûs nie deheinen liebern gast. Ginovere liez des klupfes last, den si dâ vor von leide truoc. siu bôt ir êren genuoc und wurden beide gelîche schœner vreuden rîche, Iblis und diu künegîn. swâ mite heinlich suln sîn zwô frowen an tugenden vollekomen, des wart sich von in an genomen. Ich envriesch sô grôze fröude nie. der künec Artûs dô niht enlie von sînem hove scheiden weder lieben noch leiden innerthalb vier wochen. des wart im wol gesprochen, sô daz er lobes ist unverhert. dâ wart durch êre vil verzert. daz was Lanzeletes scholt. im wâren al die liute holt, die zuo êren hügende wâren: wider die kund er gebâren sô daz ze hove nieman baz. der künic Artûs dô vergaz durch sînes neven güete swaz im ze widermüete ie geschach von kinde. ze liebem ingesinde wart Lanzelet enphangen. nu ez alsus ist ergangen, daz ein alse vorder man durch sîne wirde gewan
682 Transkription
ſtuo l zer tabelrunde dar nach in kurzer ſtunde bepfalch er ſin friundén ſiner frawen der kunegin vnd ſageter ane vrage walwin ſinen máge daz er ze pluriſ wolte varen er bat in ſin dinc bewárn vnd geſchuo f daz liſten daz eſ lútzel lúte wiſten Nv iſt lantzelet beraite im iſt von plvriſ geſeit eſ ſi an ſchonv burch vaſt daz ir nihteſ enbraſt 34vb dar vnder lac ein market guo t da bi ein haid wol gebluo t von bluo men alder welte mit einem ſchonen gezelte waz div wize wol gezieret vil wol geparelieret waz div pavelune her mit hundert ſchilte niht mer die hengen nach an ander gar mit fremdem wafen miſſe var ſi luhten an daz grue ne graz ein kunegin vf der burch waz div haut den ſihte vf geleit durch eine fremede ſpacheit ir frov de zuo einer ſtúre ez hiez ir aventivre der hue pſchen kunegenne ez waren ir ſinne daz ſiv numer man geneme ezenwer daz einer kome fur ander man ſo wol gemuo t der an der huntert ritter guo t von ds ſchilte ich ieze ſagete
Ein ſedel zuo der tauelrunde Dar nach in kurtzer ſtunde Befalch er ſinen frúnden Siner frowen der ku “nigin Vnd walweine ſıne moge Er ſagete jme one froge Daz er zuo pluris wolte farn Er bat jme ſin ding bewarn Vnd geſchuo ff daz mit liſten ˙ ˙ wuſten ˙ Das es lutzel lute ¶Nuo iſt aber lantzelet bereit Jme iſt von pluris das geſeit Es were ein ſchöne brug faſt Erbuwen das ir nicht gebraſt Dar vnder lag ein marcket guo t Do by˙ ein breite gebluo t Von bluo men alle der welte Mit eime ſchönen gezelte Was die wiße gezieret p Wol gebar ieret Waz die pauelonie hier 107v Mit hundert ſchilten vnd nit mer Die hingent noch ein ander dar Mit frömden woffen miſſeuar So luchtent an das ſchöne graß ˙ Vf der burg ein kunigin waz Die hatte die ſitte vff geleit Durch ein frömde ſpacheit ˙ ˙ Jr gehugede zuo einer ſture ˙ Das hieß ir auenture ˙ ˙ Der hubſchen kuniginne Es worent ir ſinne Das ſie niemer mage neme Es enwere das einer keme ˙ ander man ſo wol gemüt Fur Den an den hundert rittern guo t Von den ſchilten ich e ſagete
5420 kurzer W] k korrigiert vermutlich z. 5422 Frawen Deu für W. 5424 mage Deu für W. 5428 lute Deu für W. 5434 da gi Deu für W. P] w unsicher (gerötet). 5438 gebolieret HaA für P. 5446 Fremede Deu für W. 5451 gemeine Deu für W. 5453 Fur Deu für W.
5455
5450
5445
5440
5435
5430
5425
5420
5437 die P] darunter unleserliche Radierung. / wiße
stuol zer tavelrunde, dar nâch in kurzer stunde bevalch er sîne friundîn sîner frowen der künegîn und saget er âne vrâge Wâlweine sînem mâge, daz er ze Plûrîs wolte varn. er bat im sîn dinc bewarn und geschuof daz mit listen, daz ez lützel liute wisten. Nu ist Lanzelet bereit. im ist von Plûrîs geseit, ez sî ein schœniu burc vast, erbûwen daz ir niht gebrast. dar under lac ein market guot, dâ bî ein heide wol gebluot von bluomen alder welte. mit einem schœnen zelte was diu wise gezieret. vil wol geparelieret was diu pavelûne hêr mit hundert schilten, niht mêr; die hiengen nâch ein ander gar, mit fremden wâfen missevar si lûhten an daz grüene gras. ein künegîn ûf der burc was, diu hât den site ûf geleit durch eine fremede spâcheit, ir gehügede zeiner stiure. ez hiez ir âventiure, der hübschen küniginne. ez wâren ir sinne, daz siu niemer man genæme, ez enwær daz einer kæme, für ander man sô wol gemuot, der an den hundert rittern guot, von der schilten ich ê sagete,
5382–5455 683
5458 brchte Deu für W.
5490
5485
5480
5475
5470
5465
5460
5461 div W] iev Deu.
ſelhen rom beiagete daz er ſi alle nider ſteche eineſ tageſ vnd alſo brehte die aventivre ze pluriſ vnd ſwelhem geviele dirre priſ dem gebe div kunegin here baide lip guo t vnd ere vnd het niht vo2 im geſpart ſwelcheſ riterſ ſchilt gervo 2t wa2t der mvo ze die erſt iuſte nemen s die andn mvo ſten im geſtem vnſ ſi giſehen wie im gelunge der ſchilte ro2vnge s pflac daz getwerc dem da vtruo c lantzelet daz ez in ſcluo c do er zemerſt vz reit fur war ſi iv daz ſeit 35ra daz er niht lengs hat gebiten er iſt aber vz geriten vnd iſt her ze plvriſ chomen s da hat er ſchier vn omen wiez vm die aventivre waz er erbaizte an daz gruo ne graz Do liez er im balde zvo wen daz gezelt begunde ſchowen vnd die riter die da ſazen die enwolten dez niht enlazen ſi enbivten der kunégin ir frowen daz ſi her abe riten ſchowen da wer einı riter wol getan vf der aventivre wan der ſi nemen wolte ſi enbuten ir ſiv ſolte chomen mit ir menigin div kunegin ſprach daz ſol ſin wie wol ſi ſich bedahte ...
5470 ſchluo c Deu für W.
5477 wiz Deu für W.
Ein ſöllichen ruo m beiagete Daz er ſie alle nider ſteche Eins tages vnd alſo breche Die ouentúre zuo pluris Vnd weme geviele der priß Dem gebe die kúnigin herre ˙ vnd ere Lip gut Vnd hat nicht vor jme geſpart ˙ wart Weliches ritters ſchilt geruret 108r Der müſte die erſte veſte neme Die andern müſtent jn geſtemen ˙ Sie ſohent wie yme gelunge Der ſchilt ruo runge Pflag das getwerg dem e vertruo g Lantzelet das er in ſluo g Do er zuo erſte vz reit ˙ war ſy˙ dir geſeit Fur Das er nit lenger hat gebitten Er iſt aber vz geritten Vnd iſt har zuo pluris komen Do hat er ſchiere vernome Wie es vmb die ouentu “re was Er erbeiſte an das grüne gras ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
5483 kunegin Deu für W.
5485 einı W] Rasur.
5490 kunigin Deu für W.
einen selhen ruom bejagete, daz ers alle nider stæche eines tages und alsô bræche die âventiur ze Plûrîs: und swem geviele dirre prîs, dem gæb diu künegîn hêre lîp, guot und êre und hæte niht vor im gespart. swelhes rîters schilt geruort wart, der muos die êrste juste nemen. die andern muosten in gestemen, sin gesæhn wie im gelunge. der schilte rüerunge pflac daz getwerc, dem ê vertruoc Lanzelet, daz ez in sluoc, dô er zem êrsten ûz reit. für wâr sî iu daz geseit, daz er niht lenger hât gebiten: er ist aber ûz geriten und ist her ze Plûrîs komen. dâ hât er schiere vernomen, wiez um die âventiure was. er enbeizte an daz grüene gras. Dô liez er im balde zouwen: daz gezelt begunder schouwen und die rîter die dâ sâzen. di enwolten des niht lâzen si enbüten der künigîn ir frouwen, daz si her abe rite schouwen; dâ wær ein rîter wol getân ûf der âventiure wân, der si nemen wolte. si enbuten ir, siu solte komen mit ir menigîn. diu künegîn sprach ›daz sol sîn.‹ wie wol siu sich bedâhte. ...
684 Transkription
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 5506 ſich Deu für W.
5508 dienem
daz ie mit keiner frowen kam. dô Lanzelet daz vernam, sîn manheit aber dar an schein. er ruorte der selben schilte ein, der an der pavelûne hienc. daz getwerc dô hin gienc und saget daz ze mære, swes der schilt wære, daz der solte rîten dan. niht ich iu gezellen kan, wer die hundert rîter wæren: ez müese iuch beswæren und billîch erdriezen. ich saget, wie si hiezen, wan daz mir si nieman nande. in allem diseme lande was nieman frümer denne sie. doch dês al ein, in missegie allen sampt, dan ist niht wider. Lanzelet stach si nider von den rossen ûf daz gras, alse vil sô ir was, daz ir deheiner nie gesaz. diu künigîn marcte daz. si jach, daz Lanzelet der degen hæte gar des wunsches segen von manlîcher tiure, wand er ir âventiure alsô ritterlîche bræche. si bat in, daz er ân widerspræche füere mit ir ûf die burc. diu was durch und durch kurc, gezieret wünnenclîche und aller habe rîche, als si wîse liute biuten. dô muose aber briuten der wîpsælige Lanzelet.
5493 mir Deu für W. 5498 getwertz W] tz beruht wohl auf Verlesung von ch, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). Deu für W. 5526 and Deu für W. 5529 ſelige Deu für W.
5525
5520
5515
5510
5505
5500
5495
daz ie mit dheiner frowen kam s do lantzelet daz vn am ſin manhait aber dar an ſchein er ruo rte der ſelben ſchilte ein der an der pavelune hienc daz getwertz da hin gienc vnd ſaget daz zemere ſwez der ſchilte were daz der ſolte riten dan niht ich iv gezellen kan wer die hundert riter weren ez muo ze iv beſweren vnd billich erdriezen ich ſaget wie ſi hiezzen wan daz mir ſi nieman nande in allem dinem lande waz nieman frue mer denne ſie doch dez al ein in miſſe gie allen ſampt da en iſt niht wider lantzelet ſtach ſie nider von den rozzen vf daz graz 35rb alſe vil ſo ir waz daz ir dheiner nie geſaz div kvnegin marcte daz ſi iach daz lantzelet ds degen het gar dez wnſchez ſegen von ſiner manlichs túre wan der ir aventivre ſo ritterliche brehte ſi bat in daz er ane wider ſpreche fuo r mit ir vf die burch div waz durch vnd durc gezieret wnnencliche vnd aller habe riche alſe ſi wize lúte búten da muo ze aber brutun der wip ſelig lantzelet | maget
5456–5529 685
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
s ich en waiz ob erz vngn e tet wan die kunegin waz ein ſchone
ſi muo ſte wol ſin behaget s einen man der halbs tot wr e daz div hochzit were frolich daz iſt vnſ gezalt manic frowe vnd dege balt der waz da vzer mazze vil nu werte dirre wnne ſpil vnz an den zwainzigoſten tac har zuo geriet der gaiſel ſclac der lantzelete wart geſlagen ez enkan iv nieman geſagen wie clain dinc dem man gefrumet vnd waz im wol oder vbel komet Do lantzelet delac bi der kvnegin gelac do begunde ſiv in minnen ſiv vo2hte in ir ſchinne ob er ir entrunne daz ſi in nimmer gewnne dheinen man ſo wol ge tan daz muo ze ir an ir hertze gan dar vmbe ſchuo f ſi im zuo 35va baidiv ſpaute vnd fruo vierzic riter die niht taten wan daz ſie lantzelete heten in ir heimlichs pflege die waren bi im alle wege daz er in nit moht entriten er muo ze ze ellan ziten an alls ſlahte wafen ſin in enliez div wize kvnegin ſo vil niht ſo ein mezer ˜tge alſuſ muo zer bi ir dagen
5531 ein W] en Deu. 5533 we re Deu für W. 5535 Frolich Deu für W. Deu für W. 5548 siv Deu für W. 5550 in W] Rasur. / nimer Deu für W. 5557 heimlich Deu für W. 5563 tr ge Deu für W.
5560
5555
5550
5545
5540
5535
5530
5538 were Deu für W. 5539 rac Deu für W. 5540 ſchlac Deu für W. 5543 vlain Deu für W. 5546 kunegin 5551 getan Deu für W. 5552 dir hertze Deu für W. 5554 beidiv Deu für W. 5556 lantzelete heteh Deu für W.
ich enweiz, ob erz ungerne tet, wan diu künegîn was ein schœne maget. si müeste wol sîn behaget eim man der halbtôt wære. daz diu hôchzît wære frœlich, daz ist uns gezalt. manic frowe und degene balt, der was dâ ûzer mâze vil. nu werte dirre wünne spil unz an den zweinzigesten tac. har zuo geriet der geiselslac, der Lanzelete wart geslagen. ez enkan iu nieman gesagen, wie cleine dinc dem man gefrumet und waz im wol ode übel kumet. Dô Lanzelet del lac bî der künegîn gelac, dô begunde siu in minnen. siu vorhte in ir sinnen, ob er ir entrunne, daz si nimmer gewunne deheinen man sô wol getân. daz muose ir an ir herze gân. darumbe schuof siu im zuo beidiu spâte unde fruo vierzic rîter die niht tâten wan daz si Lanzeleten hâten in ir heimlîcher pflege: die wâren bî im alle wege, daz er in niht moht entrîten. er muose zallen zîten ân aller slahte wâfen sîn. in enliez diu wîse künegîn sô vil niht sô ein mezzer tragen. alsus muos er bî ir tagen
686 Transkription
5570 welter Deu für W.
vnz gegen eime iare er gebarte vntare zem erſten vnz hin zemleſten do begvnd’ der muo t veſte werben vil guo tlichen ſuſ wolter ſin beſwichen div vz ds mazze minnete wan ds heim ſinnete in ſineſ oheinmeſ huſe der riche kvnic artuſ waz tet ds ze dizen tagen do im nieme kund’ geſagen weds lantman noch ds mac wa lantzelet delac in ds welte were do luo ht der erbere nach der aventivre ſage zuo dem neſte phinſttage daz alle die dar komen s die ſin hochzit vn iemen got muo z in ymmer eren ſin boten hiez er keren infremdiv lant vber mer garzvne ein michel her bi den ſant er mangen brief daz lant allaſ zeſammene ſwief von der ruſtungen die alte zvo den iugen mahten ſeltzene cleit 35vb in waz daz fur war geſeit vnd ho2ten alle ſprechen der kvnic artvſ wolte brechen ſine treſekamere vmbe daz daz man in lobete deſter baz vnd wolt tailen ſin golt dar zvo bot er michelen ſcholt s e koe me daz man dar gn
5567 zein Deu für W. Deu für W.
5600
5595
5590
5585
5580
5575
5570
5565
5572 ds heim Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 5573 ohemmeſ HaADeu für W.
5582 neſte Deu für W.
5592 alte Deu für W.
5594 n waz Deu für W.
unz gegen eime jâre. er gebârte untâre von êrst unz hin ze leste. dô begunde der muotveste werben vil güetlîchen. sus wolt er si beswîchen, diun ûz der mâze minnete, wand er heim sinnete in sînes œheimes hûs. der rîche künic Artûs waz tet der ze disen tagen? dô im nieman kunde gesagen, weder lantman noch der mâc, wâ Lanzelet del lac in der welte wære, dô luot der êrbære nâch der âventiure sage zuo dem næhsten phingesttage daz alle die dar kæmen die sîn hôchzît vernæmen. got müez in immer êren. sîn boten hiez er kêren in fremdiu lant über mer, garzûne ein michel her: bî den sant er manegen brief. daz lant al zesamene swief von der rüstungen. die alten zuo den jungen mahten seltsæniu cleit. in was daz für wâr geseit unde hôrten alle sprechen, der künic Artûs wolte brechen sîne treskameren umbe daz, daz man in lobete dester baz, und wolte teilen sîn golt. dar zuo bôt er micheln solt, daz man dar gerne kæme 5601 kome
5530–5601 687
5603 ſweſ Deu für W. 5607 gwang W] Rasur. 5629 iemerlichen Deu für W.
5635
5630
5625
5620
5615
5610
5605
vnd menglich neme ſwez ſo er gerte s wan manſ in gewte alſo vil ſo in gluſte ds kvnic art9 ſich ruſte er gwang wol túſent kaſtelan noch do wolt er mer han zwolf hundert ravide vnd mere Ovch begieng ein michel ere ginovere div kvnegin nuſchen bov gen vingerlin ds gewan ſi vz ds mazze vil die rede ich iv kvrzen wil wan ich ez wol beſcheid’ ditz taten ſi baide artuſ vnd die kvnegin daz ſie deſte werder mohte ſin in allen den landen vnd daz ſi och bekanden ob iemen ſagete mer wa lantzelet were den ſi verlorn wolte han diz wart vmbe anderſ niht getan Vrvo ybliſ div guo te div lebte in vnmuo te vnd in herzen ſender not ſi waz vil nach vo2 leide tot vnd von iemerlichem ſere man geſach ſi nie mere fro ſit lantzelet delac ir zerehte niht enpflac ir clage waſ ane ende 36ra ſwie ſiv ane miſſewende daz ze hove lebete ir hertze in rviwe ſwebete alſ ez den minneten tue t ſi enwiſt weder noch vbel guo t 5611 ginobere Deu für W.
5612 bov Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... P, fol. 108r , Fortsetzung Frowe ibelis die gütte Die lepte in vnmuo te Vnd in herzelicher ſender not Sy˙ was vil noch for leide tot Vnd von jemerlichem ſere Man engeſach ſie niemer | mere Fro ſit lantzelet do lac Jr zü rechte nene pflack Jr clage waz on ende Wie ſie one miſſwende Do zü hove lepte ... 108v Alſo es den minen man tuo t Su˙ enwiſte was ir were güt 5616 dizz Deu für W, Basis der doppeldeutigen Korrektur war wohl duz.
5628 rot Deu für W.
und mengelich næme swes sô er gerte. wan mans in gewerte als vil sô in geluste, der künec Artûs sich ruste. er gewan wol tûsent kastelân. noch dô wolt er mêr hân zwelf hundert râvîde unde mêre. ouch begieng ein michel êre Ginovere diu künegîn: nuschen, bouge, vingerlîn, der gewan si ûz der mâze vil. die rede ich iu kürzen wil, wan ich daz wol bescheide: ditz tâten siu beide, Artûs und diu künegîn, daz si deste werder möhten sîn in allen den landen, und daz si ouch bekanden, ob iemen sagete mære, wâ Lanzelet wære, den si verloren wolten hân. diz wart umb anders niht getân. Vrou Iblis diu guote diu lebete in unmuote und in herzesender nôt. si was vil nâch vor leide tôt und von jæmerlîchem sêre. man gesach si niemer mêre frô, sît Lanzelet du Lac ir ze rehte niht enpflac. ir clage was ân ende, swie siu âne missewende dâ ze hove lebete. ir herze in riuwe swebete als ez den minnæren tuot. si enwiste waz ir wære guot.
688 Transkription
5646 herze Deu für W.
5649 gescheche Deu für W.
Doch höre ich ſagen den ſo geſchiht Sie enfolgent dicke rates micht ˙ ¶Hie ſullent ir wol mercken das Wie lantzelet betwunge was Jn ſyme ku “nigriche Er lepte wunderliche Weſſent trurig weſen fro Je doch ſtuo nt ſin hertze ſo Wie frölich er die zit vertribe Das er niemer do belibe Er geſehe ſine frúndin Wanne es mit füge möchte ſin Einen liſt erdachte Den er vollebrachte Er bat die küniginne Das ſie durch ſine mýnne ˙ ließe ſtan Die ouenture Alſo ſie E waz getan Er dingete das keme Etwar der ſie neme Daz ir uone ouch wurde wert Wes er hatte gegert Das müſte gar getan ſin ˙ Von pluris die kunigin 109r Die ſchonete ſiner hulde ir ˙ Wie lutzel er gulde Sie enwuſte aber ſines willen nit Das er dis druo c das geriet Das er mitte in durneige Wanne er es ſtäte mynne gewunne Jn der vare ſtunt ſin leben Er hette vil durch ruo m gegeben Vnd was er tet zuo guo te So kam vſſer ſyme muo te Frowe ibelis zuo keiner ſtunt En wart nie nicht ſo liebes kunt ˙ Das ſol man jme getruwen
5642 betwungen Deu für W.
doch horich iehen den ſo geſchiht die envolgen dike rateſ niht Hie ſue lt ir merken baz wie lantzelet betwngen ſaz in ſinem kvnicriche er lebete wnderliche wilent truric wilent frvo iedoch ſtuo nt ſin hertze ſo ſwie froe liche er die zit vertreibe daz er numer da beleib ern geſcheche ſin frivnden ſwenne ez mit fuo ge moe ht ſin Einen liſt er der dahte den er och vollebrahte er bat die kvnegıne daz ſi durch ſin minne die aventivre lieze ſtan alſi e hete getan er dingete daz kéme eteſwer der ſi neme ds ov ch da von wrde wert ſwez er hete gegert daz muo ze gar getan ſin von plvriſ div kvnegin div ſchonde ſiner hulde ſwie lutzel ez ir gulde ſine wiſte aber ſineſ willen nit daz er diz durc daz geriet daz er mit entrvne ſwenner dez ſtate gewnne in dirre váre ſtuo nt ſin leben er hat vil durch rom gegeben vnd ſwaz er tet zeguo te ſone kom vz ſinem muo te vrowe ybliſ zekeiner ſtuo nt 36rb im waz niht ſo liebeſ kunt dez ſol man im getruwen
5639 geſch iht Deu für W.
5675
5670
5665
5660
5655
5650
5648
5645
5640
5652 der Deu für W.
5671 tete Deu für W.
5675 daz Deu für W.
doch hœr ich jehen, den sô geschiht, die envolgen dicke râtes niht. Hie sült ir wol merken daz, wie Lanzelet betwungen saz in sînem künicrîche. er lebete wunderlîche, wîlent trûric, wîlent frô. iedoch stuont sîn herze sô, swie frœlîche er die zît vertribe, daz er niemer dâ belibe, ern gesæhe sîne friundîn swenn ez mit fuoge möhte sîn. einen list er derdâhte, den er ouch vollebrâhte: er bat die küneginne daz siu durch sîne minne die âventiure lieze stân, als siu ê hæte getân. er dingete, daz kæme eteswer der si næme. der ouch dâ von wurde wert. swes er hæte gegert, daz muose gar getân sîn. von Plûrîs diu künegîn diu schônde sîner hulde, swie lützel er ir gulde. sine wist ab sînes willen niet, daz er diz durch daz geriet, daz er mit entrunne swenn er des state gewunne. in dirre vâre stuont sîn leben. er hâte vil durch ruom gegeben: und swaz er tæt ze guote, sone kom ûz sînem muote vrowe Iblis ze keiner stunt. im was niht sô liebes kunt, des sol man in getrûwen.
5602–5675 689
5678 Davor Leerzeile P.
man moht da geſehen han mange pavelunge guo t von pfellol vnd manige húte guo t wan da riche kvnic waren vnd furſten in den varen daz ſie gruo zzeſ ſchalleſ pflagen die naht ſi ſchone laugen nach ir muo twillen wol ſwaz man zereht haben ſol ze grozzen hochziten dez waz ane ſtriten mit ſchonen zue hten da gnuo c man enſache dheinen vnfuo c die ſich ieman clagte dez mo2gens alſ ez tagete do ſach man ſich pinen die ſunnun vf ſchinen luterliche clare do ho2t man zware menige ſchone mezze nu do nieman weſſe di hein ſo vo2dir mere da man offenbere
5676 buwen Deu für W.
5710
5705
5700
5695
5690
5685
5680
vf der burc zekaradigan iſt chomen ein ſchoner tac an dem der aubent gelac ds pfinxſtlichen zite do ſach man harte wite daz volc zuo ſigen ich en wil ez niht verſwigen daz her beleip ane zal vf dem berg vnd in dem tal al vmbe die burc zekaradigan
nu lazen wir in hie bvwen vnd horent wiez ſule ergan 5677a ...
5704 die W] ſie Deu.
Nuo lag in ſüſſem buwen ˙ ergan Vnd hörent wie es ſulle Alſo ein groß volck zuo karedigan kam zuo hoffe Uff der der burg zuo karedigan Es iſt komen ein ſchöner tag An dem der obent gelag Der phinkeliſtlichen zite Do ſach ma harte wite Das volcke zü ſigen ˙ nit verſwigen Jch wil uch Das her beleip one zale Vff dem berg vnd in dem tale 109v Alvmb vnd vmb die burg zuo karedigan Man möchte do geſehen han Manige pauelune guo t ˙ Von pfeller manig huten guo t ˙ Wanne do riche kunige worent ˙ Vnd furſten in den uaren Das ſie groſſes ſchalles pflagent Die nacht ſie ſchone lagen Nach ir muo twillen wol Was man zü rechte haben ſol Zuo groſſen hochgeziten Des was one ſtritten ˙ Mit ſchönen zuchten do gnuo g Vnd geſchach do nie kein vngefüg Do von ſich ieman clagte Morne alſo Es tagete Do ſach man ſich an pinen Die ſunne vff erſchinen Luter vnd clore Do harte man zuo ware Manig ſchöne meſſe Noch daz do niema wiſſe Kein ſo vorder mere Daz man offenbere man möhte dâ gesehen hân maneger pavelûne huot von pfelle und manege hütten guot, wan dâ rîche künege wâren und fürsten in den vâren, daz si grôzes schalles pflâgen. die naht si schône lâgen nâch ir muotwillen wol. swaz man ze rehte haben sol ze grôzen hôchzîten, des was âne strîten mit schœnen zühten dâ genuoc. man ensach deheinen unfuoc dâ von sich ieman clagete. des morgens, als ez tagete, dô sach man sich pînen die sunnen ûf schînen lûterlîche und clâre. dô hôrte man zwâre manege schœne messe. noch dô nieman wesse dehein sô vorder mære, daz man offenbære
ûf der burc ze Kardigân. Ez ist komen ein schœner tac, an dem der âbent gelac der pfinxtlîchen zîte. dô sach man harte wîte daz volc zuo sîgen. ich enwil es niht verswîgen, daz her beleip âne zal ûf dem berc und in dem tal al umb die burc ze Kardigân.
nu lâzen wirn hie bûwen und hœrent wiez süle ergân ...
690 Transkription
Dem wirte ſagen ſolte ... 110r E er daz ding verneme daz Daz zuo ſagen wol gezeme Siner manne ſinne vnd allen den Die ſich do noch woltent zien Das ſie ſichern fliſſen Sit ſie ſich nit enbiſſent So was do buhart vnd tantz Vnd maniger frowen wider glantz Die man gütelichen an ſach ˙ Der kunig arthus zerbrach Sine triſkamern alle Vnd gebiete mit ſchalle Was man wolte enpfahen Do endorffte niema gohen ˙ den andern tringen Noch fur Man gab in ſunderlinge ... ... Des wart nie eines tages ſo vil Gegeben alſe ich wenen wil ˙ ¶Genure die kunigin Die ließ ir milte weſen ſin o Sie gab zu einem anuange Mentel lange | gezobelt Wol vntz an die hant Mit den beſten tachen ſo ma vant Jn allen kúnigrichen Mit federn harte richs riche 110v Vnd waz ein frowe geben ſol Do mitte beharte ſie wol Jr ere zuo fliße Vrügime erbiſe Begunde es balde nohen Die ritter do geſahent Von ferre riten die maget
5727 doch Deu
dem wirte sagen solte, wand er niht enbîzen wolte, ê er daz dinc vernæme, daz ze sagenne gezæme sîner massenîe und allen dien, die sich dâ nâch wolten zien, daz si sich êren vlizzen. sît si niht enbizzen, sô was dâ buhurt unde tanz und maneger frouwen widerglanz, die man güetlîchen an sach. der künic Artûs zebrach sîne treskameren alle und gebete mit schalle swaz man wolt enpfâhen. da endorfte nieman gâhen noch für den andern dringen: man gab in sunderlingen: dâ enwas kein widersatz. gewant ros unde schatz, des enwart nie eines tages sô vil gegeben, als ich wænen wil. Ginovere diu künegîn diu liez ir milte wesen schîn. siu gap ze dem anpfange mentel vil lange, gezobelt wol unz an die hant, mit den besten dachen diu man vant in allen künicrîchen, mit invillen rîchen, und swaz ein frowe geben sol. dâ mite beharte siu wol ir êre ze vlîze. früegem imbîze begund ez harte nâhen. die rîter dô sâhen von verre rîten die maget,
5714 zeſagene Deu für W. 5720 frvo wen Deu für W. / glanc W] c ist wohl dadurch zu erklären, dass die Vorlage alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (z = h > c[h]; vgl. Anm. zu V. 101). für W. 5731 ern wart einſ Deu für W.
5745
5740
5735
5730
5725
5720
5715
dem wirt ſagen ſolte wander niht enbizzen ſolt e er daz dinc verneme 36va daz zeſagenne gezeme ſiner maſſenye vnd aller den die ſich da nach wolten den daz ſi ſich eren vlizzen ſit ſi niht enbizzen ſo waz da buho2t vnd tanc von manygs frov wen wids glanc die man guo tlichen an ſach der kunic art9 zebrach s ſine treſekame n alle er begunde geben mit ſchalle ſwaz man wolt enpfahen da endo2ft nieman gahen s noch fur den andn dringn man gab in ſunderlingn da enwaz kein wids ſatze gewant roſ vnd ſchatz dez en wart eineſ tageſ ſo vil nie gegeben alſ ich wenen wil Ginovere div kvnegin div liez ir milte weſen ſchin ſi gab zedem anpfange mentel vil lange gezobelt wol vnz an die hant mit der beſte deke ſo manſ fant in allen kvnikrichen minen willen riche vnd ſwaz an frowe geben ſol da mit beherte ſi wol ir ere ze vlizze fruo gem imbize begundeſ harte nahen die riter do ſahen von verre riten die maget
5676–5747 691
Die lantzelete geſaget Vil dinges hatte vnd ſinen namen Do ſprach der herre alzuo ſamen Jener mag wol ein botte ſin Das iſt an ſiner gehe ſchin Er bringet núwe mer Walwer der enbere ˙ Begie ſine zuchte das habe er danck Er fürte die maget durch das gedranck Zuo des wirtes an geſihte Do ſprach ſie in allrichte Mit gezogenlichen worten ˙ Das es die furſten hortent ˙ ¶Kunig du müſſeſt geeret ſin ˙ Von gotte vnd ouch die kunigin Vnd allen den güttes ganſt Wanne du es wol verſchulden kanſt Mit güte vnd mit dem libe din Diſes wu “nſchet dir ouch die frowe min Ein wiſe mer mynne 111r Su˙ iſt ein ku “niginne ˙ Hubſcher danne nuo niema lebe Sie ſendet dir ein ſtoltze gobe Das enkan wol wider reden nicht Kein wiß ma das ſie geſiht Alles guo ttes gan ſie niema baz Vff ein gedinge düt ſie daz Die kunic herre Wol beuareſt din ere Vnd dü din ding das ich bitte Wie vngerne ich das vermitte Sprach der wurt do zehuß Der riche kúnig arthus Wanne er zwifels hatte Das ſie ich wann fuo g bete Als er ſprach daz waz gewiß
diu Lanzelete hât gesaget sîn gesleht und sînen namen. dô sprach die massenîe alsamen ›jenez mac wol ein bote sîn, daz ist an sîner gæhe schîn. er bringet niwiu mære.‹ Wâlwein der êrbære begie sîn zuht, des hab er danc: er fuort die maget durch daz gedranc zuo des wirtes angesihte. dô sprach siu in alrihte mit gezogenlîchen worten, daz ez die fürsten hôrten ›künec, du müezest gêret sîn von got und ouch diu künegîn, und allen den du guotes ganst. wan duz wol verschulden kanst mit guote und mit dem lîbe dîn: des wünschet dir diu frowe mîn, ein wîse merminne. si ist ein küneginne, hübescher dan nu iemen lebe. si sendet dir ein stolze gebe: daz enmac widerreden niht kein wîse man, der si gesiht. guotes gan siu niemen baz. ûf ein gedinge tuot si daz, daz du, künic hêre, wol bewarst dîn êre, und tuo ein dinc des ich dich bite.‹ ›wie ungerne ich daz vermite‹ sprach der wirt dâ ze hûs, der rîche künic Artûs, wand er niht zwîfels hæte, daz si iht wan fuoge bæte. Swaz er gesprach, daz was gewis.
5757 duo Deu für W. 5761 muo heſt W] h ist wohl aus der h-ähnlichen alten Schreibung für z verlesen, die merkwürdige Form an dieser Stelle lässt darauf schließen, dass der Schreiber den alten Graph nachbilden wollte; vgl. Anm. zu V. 101. 5764 Vgl. V. 5792a; vgl. Deu. 5766 dz Deu für W. 5773 ſi Deu für W. 5777 bíte Deu für W. 5781 zewiſelz Deu für W. 5783 ſwaz Deu für W. / geſpu ch Deu für W.
5780
5775
5770
5765
5760
5755
5750
die lantzelet haut geſaget ſin geſchleht vnd ſine namen do ſprach div maſſenye alle ſame ienez mac wol an bot ſin daz iſt an ſiner gehin ſchin er bringet nivve mere 36vb walwein der erbere be gie ſine zuht dez habet danc er fuo rte die maget durch daz gedanc zuo dez wirteſ an geſihte ... mit gezuo genlichen wo2te daz ez die furſte ho2ten Kvnic du muo heſt gereht ſin von guo t vnd och die kvnegin vnd allan den du guo teſ ganſt ... mit guo te vnd mit dem lipe din dez wnſchet dir div frowe min ein wizze mermıne ſi iſt ein kunegıne hupiſcher den nu ieme lebet ſi ſendet dir ein ſtolze gebe daz en mag wider reden nit dhein wiſe man der ſi geſiht guo teſ gan ſie niemene baz vf ein gedinge tuo t ſi daz daz du kunic here wol be warſt din ere t vnd tuo ein dinc dez ich dich bite wie vngerne ich daz vermide ſprach der wirt da ze huſe der riche kvnic artuſe wan ds nit zewifelz hete daz ſi iht fuo ge wan bete Swaz er geſ˜pch daz gewiſſe
692 Transkription
5786 ſelb un Deu für W.
5797 ſiet Deu für W.
5804 frae nſchvo ſe Deu für W.
Nuo lag min frowe ybelis Von jamer ſiech vnd vngeſunt Sie enwaz do nit zuo der ſelben ſtunt Do die maget kam geritten Sie enmöchte niemer han vermitten Sin herre hette ſy bekennet Gegrüſſet vnd gemeinet Wan ſie ſament worent ge ſin Do ir lantzelet daz vingerlin ... Gab daz er wol behagete Alſo ich nuo ſagete ˙ ˙ So ſullent ir furbz verſtan 111v Wie daz megete ſy geton ˙ Jr ſullent es hören gerne Mit eime riemen von yberne ˙ Was ſu˙ begurtet harte wol ˙ berichten ſol Alſo ich uch Vnd was ir rouch berichtet wol ... Gezieret ritterlich an jr lip Alſo der francoiſen wip Pflegent die wol geſchaffen ſint ˙ Das ſelbe wiſe vnd hubſche kint ˙ Das truo g an deme gurtel ſin Ein meſſeclich teſchelin Das was harte wehe Geworcht mit frömder ſpehe Dar vz na die maget ſan Ein mantel wunderlich getan Der wuo chs in allen gahen Das ſie es alle ſohent Er wart lancke vnd breit ˙ wor ſie uch ˙ daz geſeit Fur Das alle farwe dar an erſchein Die echt manne kein Nie geſach oder erkante
5792a Vgl. V. 5764; vgl. Deu.
nu lac min frowe ybliſ von iamer ſiech vnd vngeſunt ſi enwaz da niht zer ſelbun ſtunt do div maget kom geriten da enmohte niems han vermiten ſi enhet ſi bekennet o 5790 gegruzet vnd genenet wan ſi ſament waren geſin s do ir lantzelet daz vinglin 5792a wan duz wol verſchulden kanſt gab daz ir wol behagete alſ ich iv nu ſagete e 5795 37ra ſo ſult ir fur baz verſtan wie der megede ernde waz getan ſit irſ horent gerne Mit eime remen von yberne waz ſi begvrtet hart wol 5800 alſ ich iv berihten ſol ir roc waz gezieret wol gefiſchieret riterliche an ir lip alſe frae nſchov ſe wip 5805 pflegent die wol geſchaffen ſint diz ſelbe wize hve bſich kint o 5807 daz trvc an dem gvrtele ſin ein mezzigez teſchelin daz wart hart weche 5810 gewo2ht mit fremeder ſpehe da vz nam div maget ſan einen mantel wnderlich getan der wuo hz in allan gahen daz ſiz an ſahun 5815 er wart lanc vnd preit fur war ſi iv daz geſait daz alle die varwe dran erſchein die eht menſchen dhein ie geſach oder erkanden
5785
5806 dz Deu für W.
5815 vnt Deu für W.
5816 Fur Deu für W.
nu lac mîn frowe Iblis von jâmer siech und ungesunt. si enwas dâ niht zer selben stunt, dô diu maget kom geriten. diu enmöhte niemer hân vermiten, si enhæte si bekennet, gegrüezet und genennet, wan si sament wârn gesîn, dô ir Lanzelet daz vingerlîn ... gab, daz ir wol behagete. als ich iu nu sagete, sô sült ir fürbaz verstân, wie der megede ernde was getân, sît irz hœrent gerne. mit eime riemen von Iberne was si begürtet harte wol. als ich iuch berihten sol, ir roc was gezieret, wol gefischieret rîterlîche an ir lîp, alse franzoise wîp pflegent, die wol geschaffen sint. diz selbe wîse hübsche kint daz truoc an dem gürtel sîn ein mæzigez teschelîn: daz was harte wæhe, geworht mit fremeder spæhe. dar ûz nam diu maget sân ein mantel wunderlîch getân: der wuohs in allen gâhen, daz siz an sâhen: er wart lanc unde breit. für wâr sî iu daz geseit, daz al diu varwe dran erschein, die eht menschen dehein ie gesach oder erkande.
5748–5819 693
an diſem fremeden gewande waz gewo2ht allerſlahte mit wibeſ hanten ahte tier vogel merwnder ſwaz vf der erde ods drunder 5825 vn zewiſchun hinmel vn erd’ iſt erkat daz ehte mit namen iſt genant daz ſtuo nt dran alſ lebte ſo ez iezuo hie ſwebte ſo ructit iz aber furbaſ o o 5830 ein zuberliſt geſchufe daz von nigromanzie do diz die maſſenie vnd kvnic artuſ erſach div maget im zuo ſ˜pch 5835 37rb Kvnic dv ſolt den mantel neme vn gibin in da er mve ge zeme vnder allen den frawen s ov ch wil ich gn e ſchowen wer div ſi der er kome 5840 vnd ſwa er ſte dheine frome da ſolt du in geben furbaz dez gert min frowe vn ih daz wan du ez hauſt geſprochen 5843a e.z..w . i.r.t..n.i.h.t..g.e.ſ.p.r.o.c.h.e.n. eſ enwirt niht zerbrochen o 5845 ſprach artuſ ez muze ergan ſwaz ich dir gelobet han da mit gen die frowen dar vz der maſſenye ſchar die da ſtetelichen wolte ſin o 5850 der kvnic ſ˜pch zu der wirtin dez allein ſwiez ergie | ſte verſchochent wie iv der matel | legent in ſneleclichen an ich bin der ſin iv wol gan
An diſeme frömden gewande Waz geworcht allerſlachte 112r Mit wiſes herhin achte Tier uoe gelin merwunder Was vff der erde mun drunder ˙ Vnd in zwuſchent dem helme iſt erkant Das eht mit name iſt genant o Daz ſtunt do alſo Es lepte So es ie alſo ſwepte So ruchte es aber hin baz Ein zo ˘berliſt geſchüff daz ... ... ˙ Das der kunig arthus geſach Die maget aber jme zuo ſprach ˙ KVnig du ſolt den mantel nemen ˙ gezemen Vnd gib jn do er muge Vnder allen dinen frowen Ouch wil ich gerne ſchowen Wer der ſy˙ das er kome Vnd wo erſte enkein frome ˙ Da ſolt du in gen furbaz Das gert min frowe vnd wil ich das Wanne du es haſt geſprochen ... Es enwurt nicht zerbrochen Sprach arthus es müſſe ergon Was ich dir gelobet han Do mitte ging die frowe Gar vß der moſſenie ſchar Die ſteteclich do müſtent ſin ˙ ˙ 112v Der kunig ſprach zü der kunigin Des alein wie es erge Verſüchent wie der mantel ſte Legent jn ſnelleclich an Jch bin der “ uch ſin wol gan
an diseme fremeden gewande was geworht aller slahte mit wîses herzen ahte tier vogel merwunder. swaz ûf der erde od drunder und zwischen himel ist erkant, daz eht mit namen ist genant, daz stuont dran als ez lebete. sô ez iezuo hie swebete, sô ruct ez aber fürbaz. ein zouberlist geschuof daz von nigromanzîe. dô diz diu massenîe und künic Artûs ersach, diu maget im aber zuo sprach ›künec, du solt den mantel nemen und gib in dâ er müge gezemen under allen den frouwen. ouch wil ich gerne schouwen, wer diu sî, der er kome. und swâ er sîe dehein frome, dâ solt dun geben fürbaz: des gert mîn frowe und ich baz, wan du ez hâst gesprochen.‹ ... ›es enwirt niht zerbrochen,‹ sprach Artûs ›ez müeze ergân swaz ich dir gelobet hân.‹ dâ mite gienc diu frowen schar ûz der massenîe dar, die dâ stætelîchen wolten sîn. der künec sprach zuo der wirtîn ›dês al ein, swiez ergê, versuocht wie iu der mantel stê, legent in snelleclîchen an. ich bin der iu sîn wol gan,
5822 herhin P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101). 5823 Tier Deu für W. 5825 ewiſchun Deu für W. 5827 ſebte Deu für W. 5829 ructit W] Rasur; ruttit Deu, ruccit HaA und Hannink, S. 14. 5834 ſpr ch Deu für W. 5836 mve zeine Deu für W. 5842 dz geit Deu für W. 5844 ez Deu für W. 5845 ar tuſ Deu für W. 5847 di Deu für W. 5849 ſin P] ſ eventuell gestrichen. 5850 ſpr ch Deu für W.
5820
694 Transkription
5862 fracte Deu für W.
Wanne mir nieman lieber iſt Do wider was kein friſt ¶Genure leite den mantel an Do von ſie ein teil ſchame gewan Wanne ir das ſelbe gewant Obe der anckelin irwant Alſo das es ir nit dochte Do botte frogte ob er möchte Sagen was das betúte Der wurt ſprach harte lute Das es manig fúrſte vernam Er enwurde ir dar vmbe niemer gran Vnd enſchadete die rede nith ein har Die maget ſprach das iſt war ˙ Genure iſt hubeſche ein vnd güt An den wercken hat ſie ſich behüt ˙ Das ſie nicht ubels getete Doch durch wibes zwifels bette Jſt ſie an den gedencken miſſeuarn Ein ſelig ma ſol wol bewarn Sin wip mit allem guo te ˙ 113r Der kunigin minre huo te So hatte ſie dicke daz getan Das ſie ſus durch ere hat verlon Starck húte vnd vngetrúwer müt Die machent ſtete wip vnguo t Das iſt gewis ſo der tot Die ku “nigin denı mantel von ir bot Vnd ſprach der kúnig arthus Die frowen gar in minem hus Die müſſent in ſuo chen Wil es got v geruo chent ˙ alle inſpuo n Do von lat uch ˙ Jr ſullent es deſte gerner tuo n ˙ uch ˙ gelobet Wanne ich es fur Du˙ ez nit tüt die hat ertobet Vnd hat gevelſchet mich
5860 enchlin Deu für W.
wan mir nieman liebs iſt da wider waz kein friſt Genover leit den mantel an do von Sıv ſchame gewan Wan ir daz ſelbe gewant ob den enchelin erwant alſo daz er ir niht tohte der bot v2acte ob er mohte ſagen waz er betute der wirt ſp2ach ha2te lute daz es manic fu2ſte ver nam er w2d ir nims d2vo mbe gram vnd ſchadet ir div rede niht enha2 Div maget ſp2ach daz iſt war genover iſt huo bſch vnd guo t an den werchen hat ſiv ſich behuo t daz ſiv nie wan wol getete doch dv2ch wibes zwifels bete iſt ſiv an den gedenchen miſſevarn 37va ein ſeilich man ſol wol bewa2n ſin wip mit allem guo te ſwer der chvo nigin vnreht huo te ſo het ſiv diche daz dinc getan daz ſi ſus dv2ch ir ere hat verlan ſta2chiv hut vnd vngetriuwer mvo t di machent ſtetiv wip vnguo t daz iſt gewis ſam der tot ¶Div chvo nigin den mantel von ir bot vnd ſp2ach der chvnic a2tus di v2owen gar in mime hûs di mvzen in verſuchen vnd wil es got geruchen da von lant iv alle enſpvo n ir ſvlt es deſter gerner tvo n wan ich ez fv2 vch han gelobet div des niht tvo t div ertobet vnd hat gevelſchet mich
5858 iv Deu für W. 5859 wan Deu für W. 5886 geruo chent P] Radierung.
5890
5885
5880
5875
5870
5865
5860
5855
5865 dez Deu für W.
5875 allen Deu für W.
5876 hvo te Deu für W.
5880 wip W] wi Deu.
wan mir nieman lieber ist.‹ dâ wider was dehein frist, Ginovere leit den mantel an, dâ von se ein teil schame gewan, wan ir daz selbe gewant ob den enkelen erwant alsô daz ez ir niht tohte. der bote vrâcte, ob er mohte sagen, waz ez betûte. der wirt sprach harte lûte, daz ez manic fürste vernam, er wurd ir nimer drumbe gram und ir schadet diu rede niht ein hâr. diu maget sprach ›daz ist wâr, Ginovere ist hübsch unde guot, an den werken hât siu sich behuot, daz siu niewan wol getete. doch ist siu durch zwîfels bete an den gedenken missevarn. ein sælic man sol wol bewarn sîn wîp mit allem guote. swer der künegîn minre huote, sô hæt siu dicke daz getân, daz si sus durch êre hât verlân. starkiu huote und ungetriuwer muot diu machent stætiu wîp unguot: daz ist gewis sam der tôt.‹ diu küngîn den mantel von ir bôt und sprach der künic Artûs ›die vrowen gar in mîme hûs die müezen in versuochen, und wil es got geruochen. dâ von lânt iu alle enspuon. ir sult ez deste gerner tuon, wan ichz für iuch hân gelobet. diu des niht tuot, diu ertobet unde hât gevelschet mich.‹
5820–5891 695
Do bedachten ſie alle ſich Das ſie gerner woltent dulden Laſter zü den ſchulden Danne ſie von yme iemer mere Gewinnen liep noch ere DO der kúnig die rede getet ˙ Do antwurte jme torfiılaret ˙ Ein furſte ein wol beſcheiden man So ich iemer meiſt gefliehen kan ˙ So bitte ich mine frundin ˙ ſin 113v Das ſie die erſte wolle Was ſu˙ vntz har getan hat ˙ Obe ſu˙ mich es furdir male lat ˙ So ſy˙ mit truwen dis verlorn Der frowen was der rede zorn Den mantel ſie doch ane ſweifft Do wart er alſo tieff Das er ferre nohe ging Wann ein ort das vor ir heng Das was alſo vff gegangen Es enmöchte nit gelangen ˙ das knie Wanne ein wenic fur Vil harte wunderte ez ſie Die den mantel E kurtz ſohent Die maget ſprach in allem gahen ˙ ſaigen uber ˙ Jch wil uch lut Dirre frowen iſt der ma zertruckt Vnd wanne er ir abe gat Des er ſie gewenet hat ˙ So müſſent alle ir ſynne ˙ ˙ An frömder luten mynne Sich ſenlichen flißen Jch wil ir nit verwißen Do von ſi mir ſy gehaß Einer andern komet der mantel baz ¶Alſo die rede alſus gerging
5914 vil Deu für W.
dô bedâhtens alle sich, daz si gerner wolten dulden laster zuo den schulden, dan si von im imer mêre gewunnen liep noch êre. Dô der künec die rede getet, dô antwurt im Orphilet, der fürste, ein bescheiden man ›sô ich imer meist gevlêhen kan, sô bite ich mîne vriundîn, daz siu nu diu êrste welle sîn. swaz siu unz her getân hât, ob siu michs fürder mâle erlât, sô sî mit triuwen diz verkorn.‹ diu rede was der vrowen zorn; den mantel siu doch an swief. dô wart er ir alsô tief, daz er ir verre nâch gienc, wan ein ort, daz vor ir hienc, daz was sô sêre ûf gangen, daz ez niht mohte gelangen wan ein lützel für daz knie. vil harte wundert es sie, di den mantel sô kurzen sâhen. diu maget sprach in allen gâhen ›ich wil iu sagen über lût, der vrowen ist ir man ze trût: und swenn er ir abe gât des er si gewenet hât, sô müezen alle ir sinne an vremder liute minne sich senlîchen vlîzen. ich enwil ir niht verwîzen dâ von siu mir sî gehâz: einer andern stât der mantel baz.‹ Dô diu rede alsus ergienc,
5893 dz Deu für W. 5901 mine Deu für W. 5905 ſi W korrigiert m. / truwn Deu für W. 5910 hienvc Deu für W. 5911 gegangen Deu für W. 5912 et Deu für W. 5915 ſohent P] t eventuell gestrichen. 5917 ſaigen P ist wohl einfach ein Schreibfehler: der linke Abstrich von g wurde doppelt gesetzt. 5924 ver wizen Deu für W.
5925
5920
5915
5910
5905
5900
5895
¶Do bedahten ſi alle ſich daz ſi gerner wolten dulden laſter zvo den ſchulden danne ſi von im imer mere gewo nnen liep noch ere Do der chvnic ſin rede getet do antw2t im O2pylet der fv2ſt ein beſcheiden man ſo ich imer meiſt gevlehen chan ſo but ich mine v2ivndin daz ſiv nvo div erſt welle ſin ſwaz ſiv vntz her getan hat ob ſiv michz hinnen hin verlat ſo ſi mit triuwen diz vercho2n Div rede waz der v2owen zo2n den mantel ſiv doch an ſwief do wa2t er ir alſo tief daz er ir verre nach gienc wan ein o2t daz vo2 ir hienc daz waz ſo ſere vf gangen daz ez niht moht gelangen wan ein lutzel fv2 daz chnie 37vb Vil ha2te wo ndert ez ſie di den mantel ſo chv2zen ſahen ¶Div maget ſp2ach in allem gahen ich wil iv ſagen vber luo t der v2owen iſt ir man zetruo t vnd ſwenne er ir abe gat des er ſi gewenet hat ſo mvzen alle ir ſinne an v2emder lut minne vil ſenlich vlizen ich en wil ir niht verwizen do von ſiv mir ſi gehaz einer andern ſtat der mantel baz Do div rede alſus ergienc
696 Transkription
5932 ir W fehlt Deu.
5960
5955
5950
5945
5940
5935
5930
5936 trvg Deu für W.
Walwin den mantel enpfienc vnd bat ſine v2ivndin daz ſiv dv2ch den willen ſin den mantel vmbe wolte nemen do mvo ſter er ir vil nach gezemen als es were ein reit cleit ¶Div maget ſp2ach iv ſi geſeit chome der mantel niemanne baz ſo trvge in billich ane haz div v2owe div in an hat ſiv lebt aber der er baz ſtat Do ſprach der arcſp2eche Kaýn an des mantels lenge iſt ſchin daz er mim wibe zimet zehant auch ſi den mantel nimet daz volch es alles wa2 nam ich wen er ir vo2ne wol cham gegen irm man do er ſaz Kay ſp2ach er chvo mpt ir baz dan allen diſen v2owen wer mac da2 an ſchowen buzwirdiges iht vmb ein har der mantel waz hinden fvo 2wa2 gervmpfen vf an den gv2tel ho ſwi vil man in nider zo ſo denter ſich fvo 2namens niet 38ra ¶ Do ſp2ach alliv div diet daz iſt ein wol ſtandes cleit als chaý geſach di wa2heit do wa2t er vo2 ſchame rot ſin wip er hiez vnd gebot daz ſiv gienge zvo der chvo nigin vnd wes ſiv wert ſolte ſin daz ſiv wande daz ir daz cheme daz der chvo nigin miſſezeme dv2ch deheines laſters ahte ¶Div aber den mantel b2ahte
5937 an W] a korrigiert h.
5939 kayn Deu für W.
Walwein den mantel enpfing ˙ 114r Vnd lat ſine frundin Das ſie durch den willen ſin Den ſelben mantel wolte neme Do müſte er ir vil noch gezeme Alſo es were ein reit cleit Die maget ſprach “ uch ſie geſeit Keme dirre mantel nieman baz So trüge ſie in billich one has Die frowe die in ane hat Sie lebet noch der Er baz ſtat Do ſprach der nidere koin An des mantels lenge iſt wol ſchin Das er myme wip zemet Zuo hant ſie den mantel nemet Die zuo frúndinne yme zam Jch wene er ir vorna wol kam Gegen der do ir man ſas Koin ſprach er komet ir baz Danne allen diſen frowen Wer mag dar ane beſchowen Büſwirdiges als vmb ein har ˙ war Der mantel waz hindan fur ˙ An den gurtel vff gerumpffen ho Wie vil man jn hin nider zo ˙ niemas nit So endente er ſich fur Do ſprach alle die diet Das iſt ein wol ſtondes cleit Alſo koin geſach die worheit 114v Do war er ſchame uar vnd rot Sin wip er hies vnd gebot Das ſie ginge zuo der kúnigin Vnd wes ſie vuo rit wolte ſin Das ſie wonde das ir keme Das ſiner frowen miſſezeme Durch keines laſters achte Die aber den mantel brochte
5946 kay Deu für W.
5951 gvrtl Deu für W.
Wâlwein den mantel enpfienc und bat sîne vriundîn, daz siu durch den willen sîn den mantel umbe wolte nemen. dô muost er ir vil nâch gezemen, als ez wære ein reitcleit. diu maget sprach ›iu sî geseit, kœme der mantel nieman baz, sô trüege in billîch âne haz diu vrowe diu in an hât: siu lebt ab der er baz stât.‹ Dô sprach der arcspreche Keiîn ›an des mantels lenge ist schîn, daz er mîme wîbe zimet.‹ zehant ouch si den mantel nimet. daz volc es alles war nam. ich wæn err vorne wol kam, gegen irm man dâ er saz. Kaiîn sprach ›er kumpt ir baz dan allen disen vrouwen. wer mac dar an schouwen buozwirdiges iht umb ein hâr?‹ der mantel hinden was für wâr an den gürtel ûf gerumpfen hô. swie vil man in nider zô, sô dent er sich fürnamens niet. dô sprach alliu diu diet ›daz ist ein wol stândez cleit.‹ als Kaiîn sach die wârheit, dô wart er vor schame rôt. sîn wîp er hiez und gebôt, daz siu gienge zuo der künigîn, und wes siu wert wolte sîn, daz siu wânde daz ir kæme daz sîner frowen missezæme durch deheines lasters âhte. diu aber den mantel brâhte,
5892–5964 697
5966 zer Deu für W.
5968 ſwaz Deu für W.
div zech ſi daz ſiv gerne willich were ze werne vnd daz ſiv gereche tete ſwes man ſi gebete vnd ſwi man es verſuhte 5970 daz ſiv des alles ruhte o 5970a des hup div maſſenie vber al 5970b im hove grozen ſchal Do chayns v2ivndin miſſelanc mit zvhten do her fvo 2 d2anc Loyfilol der ſtete der ſin wip geminnet hete o 5975 ê ſiv w2de gebo2n ein ia2 er gezv2nde nie fue r wa2 mit ir des ſiv ſich chvo nde enſtan des wonde er do genozzen han vnd wolt ir triuwe ſchowen 5980 vnder allen den v2owen waz enbo2 vil ieman baz getan ir cheiniv wa2t des vo2 gelan div ir man holder were daz verdient der erbere o 5985 mit triuwen als ein hubſch man nvo leit er ir den mantel an do ſtvnt er ir zewo nſche wol wan als ich iv ſagen ſol do enwaz nieman zeſtvo nde o o 5990 der ir den nvſchel chvnde gelegen wol zerehte 38rb daz waz dem guten knehte ſwer vnd ane maze leit vnd auch der v2owen gemeit 5995 Div maget div ez alles beſchiet div verſweic di maſſenie niet wa von daz dinc waz chomen ſiv ſp2ach div v2owe hat genomen gewerp vnd dienſt genvo c
5965
5970a vo ber Deu für W, doch liegt lediglich Auszierung des b vor.
Die zeh ſie gerne Willig were zewerene Vnd das ſie gerechte dete Wes man ſie gebete Vnd wie man Es verſuo chte Das ſie das alles ruo chte ... ... DO koinens frúnde miſſe lanc ˙ ˙ dranc Mit zuchten do her fur Loiphilol der ſtete ˙ Das ſin wip gemynnet hete E ſie geborn wurde ein jor ˙ wor Er gezurnde nie fur Mit ir das ſu˙ kunde entſtan Des wonde er do genoßen han ˙ Vnd wolte ir truwe ſchowen Vnder allen den frowen Was borvil iema bas getan Jr enkein wart des verlon Die ir man holder were 115r Das verdiente der erbere ˙ ˙ Mit truwen alſo ein hubeſch man Nuo leit er ir den mantel an o Do ſtont er ir zu wunſche wol ˙ ſagen ſol Wanne alſo ich uch Do enwas niema zuo ſtunde Der ir den núſchel kunde Gelegen zuo rechte Das was dem guo ten knechte Swere vnd one moſſe leit Vnd auch der frowen gemeit ¶Die maget die es alles beſchiet Die verſweig die moſſenie nit Vo Wo von das dinge was komen Sie ſprach die frowe hat genome Gewerp mit dienſtes gnuo g
5976 fuo r Deu für W.
5997 Vo P] Lesung unsicher.
5999 genvo v Deu für W.
diu zêch si, daz siu gerne willic wær ze werne und daz siu gereche tæte swes man si gebæte und, swie man ez versuohte, daz siu des alles ruohte. ... ... Dô Kaiîns vriundîn misselanc, mit zühten dô her für dranc Loifilol der stæte, der sîn wîp geminnet hæte ê siu wurde geborn ein jâr. er gezurnde nie für wâr mit ir des siu sich kunde enstân. des wânde er dô genozzen hân und wolt ir triuwe schouwen. under allen den vrouwen was borvil ieman baz getân. ir keiniu wart des vor gelân, diu ir man holder wære. daz verdient der êrbære mit triuwen als ein hübsch man. nu leit er ir den mantel an. dô stuont er ir ze wunsche wol wan als ich iu sagen sol: da enwas nieman ze stunde, der ir den nüschel kunde gelegen wol ze rehte. daz was dem guoten knehte swære und âne mâze leit und ouch der vrouwen gemeit. diu maget diuz allez beschiet, diu versweic die massenîe niet, wâ von daz dinc was komen. siu sprach ›diu vrowe hât genomen gewerp unt dienstes genuoc,
698 Transkription
do von ſiv in ir herzen trvo c Wnne vnd diche hohen mvo t doch waz ſiv des vil wol behvo t daz ſiv dvrch iemannes minne nach tvo mbes herzen ſinne div werc ie getete dvrch iemannes rete Wan daz ſiv es tete vmbe daz o daz ir gemv t deſte baz e ze v2eudn ſtvnde vnd zeſpil fur wa2 ich iv daz ſagen wil es iſt noch maniger v2owen ſite div ſich wirden wenet do mite nein ſiv ſwechet ſich vil ſere es iſt laſter vnd vnere | fat ſwelich wip des mannes gabe enp vnd im doch vngelonet lat Do hiez der chvnic Gyferreiz ſin v2ivndin treten inden als ſiv den mantel an gena | kreiz al vmbe er ir reht becham wan ein michel loch gie da2 in daz ſolt doch vermachet ſin mit eim vo ſezzele b2eit der ir doch waz vnbereit ¶Div maget ſp2ach diz betut daz div v2owe iſt ir man gehaz durch daz er iſt vndere ſwi doch vils bezzer were ein mazlich man mit fvo ge danne grozer manne gnvo ge div v2owe den mantel von ir tet 38va do hiez der chvo ne Gaylet ſin v2ivndin in an legen fuo rwar wir iv daz ſagen megen der b2ach der nvo ſchel zehant do mit wa2t daz bechant
6001 wnne Deu für W. 6006 tete Deu für W. für W. 6030 genvo ge Deu für W.
6035
6030
6025
6020
6015
6010
6005
6000
6007 wan Deu für W.
6012 wnden Deu für W.
Do von ſie in ir hertzen truo g Wunne vnd hohen muo t Dach was ſie des vil wol behuo t Das ſie durch niemans mýnne Noch tumbes hertzen ſynne Die werc iemer getette Wie vil man ſi es gebete Wanne das ſu˙ Es tete vmbe das Das ir gemüte deſte baz Zuo fröiden ſtünde vnd ouch zü ſpil ˙ war ich uch ˙ das ſagen wil Fur Es iſt noch manige frowen ſitte v ˙ 115 Die wenet turen ſich do mitte Nein ſie ſwechet ſich ſere do Es iſt laſter vnd vnere Welich wip dez mannes gobe enpfaht Vnd yme vngelonet lat DOch hies der ku “nig geureis Sine frúnde tretten jn den creiß Alſo ſu˙ den mantel an gena Alvmb vnd vmb er ir rechte kam Wanne ein michel loch gie dar jn Das ſolte vermacht ſin Mit eime jrſeſſede breit Der in doch do waz vnbereit Die maget ſprach dis betútet daz Diſe frowe iſt ir man gehas Durch das er iſt vntare Wie doch vil beſſer were Ein mercket man mit fuo ge Denne groſſe tene gnüge ¶Die frowe den mantel von ir tet Do hies der herre oruilet Sine frúndin in an legen ˙ wor wir uch ˙ das ſagen mögent Fur ˙ Der brach der nuſchel zuo hant Do mitte wart aber daz bekant 6014 des Deu für W.
6017 genreis Glinka-Janczewski 1963, S. 170 für P.
6023 vo ſezzel Deu
dâ von siu in in herzen truoc wünne und dicke hôhen muot. doch was siu des vil wol behuot, daz siu durch iemans minne nâch tumbes herzen sinne diu werc ie getæte, swie vil man sis gebæte, wan daz siuz tete umbe daz, daz ir gemüete deste baz ze vreuden stüende und ouch ze spil. für wâr ich iu daz sagen wil, ez ist noch maneger vrouwen site, diu wænet tiuren sich dâ mite. nein, siu swechet sich vil sêre: ez ist laster und unêre, swelch wîp des mannes gâbe enphât und im doch ungelônet lât.‹ Dô hiez der künic Gîvreiz sîn vriundîn treten in den kreiz. als siu den mantel an genam, al umbe und umbe err rehte kam, wan ein michel loch gie drîn: daz solte vermachet sîn mit eim uosezzel breit, der ir doch was unbereit. diu maget sprach ›diz betiutet daz, diu vrowe ist ir man gehaz durch daz er ist undære, swie doch vil bezzer wære ein mæzlich man mit fuoge danne grôzer manne gnuoge.‹ diu vrowe den mantel von ir tet. Dô hiez der herre Kailet sîn vriundîn in an legen. für wâr wir iu daz sagen megen, der brach der nüschel zehant: dâ mite wart daz bekant,
5965–6036 699
6045 brehen Deu für W.
6070
6065
6060
6055
6050
6045
6040
6062 alſ Deu für W.
daz er mit ir ze vil vmbe fuo r ¶Div maget des vil ture ſwo r es were ein vnwiſheit ſwer ſim wibe di ſtat let vnd ir niht eren lieze vnd ſi da weſen hieze da ſiv niht gerne were div nahegange ſwere tuo t manigen nvſchel b2echen man ſol dem vbel ſp2echen der weder lutzel noch vil ſinem wib entwichen wil der mantel an di erde ſleif div maget in ir teſchen greif vnd zoch einen nvo ſchel her vz do hiez der wiſe maldvz ſo daz cleit genvſchet were daz ſin v2ivndin niht verbere ſý enleite balde an den lip ditz waz daz minneſte wip vnder allen den v2owen hi ſol man wnder ſchowen do ſiv den mantel an getet mit vo2hten vnd mit gebet vnd ir wib luppe do wa2t er ir als ein ivppe daz er fuo rnamens ir nie fúr den gurtel nider gie doch ſi die minniſte were ¶Div maget ſp2ach ich bewere daz dis iſt ein v2emde dinc vber allen diſen rinc chan nieman ſpotten alſo wol daz ſage ich iv wan ichz tvo n ſol ... ... ſiv lat alle lut dv2ch ir hende gan 38vb do von iſt ir ditz getan 6064 fur Deu für W.
Das er mit ir zuo vil vmbe fuo r ˙ ſwür Die maget dez vil ture 116r Es were vnwiſheit ˙ Wer ſyme wibe tete leit Vnd ir nit eren lieſſe Vnd ſie do weſen hieſſe Do ſie vngerne were Die nohe gante ſwere ˙ Duo nt manigen nuſchel brechen ˙ Man ſol dem ubel ſprechen Der weder lu “tzel noch vil Sime wibe nit entwichen wil ¶Der mantel an die erde ſweiff Die maget in ir teſchen greiff ˙ Vnd zoch einen nuſchel har vs Do hieß der wiſe maldus ˙ So das cleit genuſchet were Das ſin frúndin nicht enbere Su˙ leite in balde an jren lip Das was daz minſte wip Vnder allen den frowen ˙ Hie ſullent ir wunder ſchowen Do ſie den mantel an getet Mit vorchten vnd mit ir gebet Vnd mit ir wibe luppe Do wart er alſo ein wippe ˙ niemans nie Das er ir fur ˙ Fu “r den gurtel nider gegie Doch ſie die mynſte were 116v Die maget ſprach ich bewere Das das iſt ein fremdes ding Vber allen diſen ring Kan niema ſpotten alſo wol ˙ wanne ich es tuo n ſol Jch ſage uch ... ... ˙ durch ir hende gan Sie lat alle die lute Do von iſt ir daz getan daz er mit ir ze vil um fuor. diu maget des vil tiure swuor, ez wære ein unwîsheit, swer sîm wîbe tæte leit und ir niht êren lieze und si dâ wesen hieze, dâ siu niht gerne wære. diu nâhe gânde swære tuot manegen nüschel brechen. man sol dem übel sprechen, der weder lützel noch vil sînem wîbe entwîchen wil. der mantel an die erde sleif. diu maget in ir teschen greif und zôch ein nüschel her ûz. Dô hiez der wîse Maldûz, sô daz cleit genüschet wære, daz sîn vriundîn niht verbære si enleite in balde an den lîp. ditz was daz minneste wîp under allen den vrouwen. hie sült ir wunder schouwen. dô siu den mantel an getete mit vorhten unde mit gebete und mit ir wibluppe, dô wart er als ein juppe, daz er ir fürnamens nie für den gürtel nider gie, doch si diu minnest wære. diu maget sprach ›ich bewære, daz diz ist ein vremde dinc: über allen disen rinc kan nieman spotten alsô wol; daz sage ich iu, wan ichz tuon sol: siu lât alle liute mit worte und mit gediute durch ir hende gegân, dâ von ist ir ditz getân.‹
700 Transkription
Dar nach hiez her ýwan ſin v2ivndin vf ſtan da2 an ſchein ſin gelimpf ich ſage iv einen ſchonen ſchimpf ſiv waz ſo lanc daz ſiv erſchein des houptes lenger wan ir dehein als ſiv ſich in den mantel twanc do wa2t er alſo lanc daz er nach ir lag geſp2eit vf der erde dri elen b2eit mit vnebem ſch2ote des namen ſi wa2 genote Div maget ſis aber beſchiet ſiv ſp2ach er enchvmet ir auch niet ſiv iſt ze einweltic vnd ze alwere wez ir zemuo t were daz enliez ſiv durch nieman er iſt tvmp ſwer niht enchan entwichen an ſim ſtrite belibet zaller zite Als ir vntz her hant vernomen der mantel were genvgen chomen vil wol vntz an vil cleine Enýte div reine vnd walwins v2ivndin der v2owen moht manigiv ſin div in vil wol haben ſolte wan daz div maget enwolte div in da2 b2ahte Als es do izv nahte daz von reht ſolt enbizzen ſin a2tus vnd al ſin menegin vnd div maget von dem Se zwei hvo ndert v2owen vnd me verſuchten den mantel nach ir werde der bot noch do gerde daz der chvnic hieze fuo r gan eine v2owen wolgetan 6098 enmitten Glinka-Janczewski 1963, S. 157 für P.
Dar nah hieß her ywan Sine frundinne vff ſton Dar an erſchein ſin gelimpff ˙ eıne ſchonen ˙ Jch ſage uch ſchimpff Sie waz ſo lang daz ſie erſchein Das houptes lenger danne ir kein Alſo ſie ſich in dem mantel trang Do wart er jr alſo lang Das er nach ir lag geſpreit Vff der erden drýer hande breit Mit vnbenome ſchrote Das nomet ſie war genote Die maget ſie aber dez beſchiet Su˙ ſprach er kompt ir ouch nit Su˙ iſt zuo einualtig vnd allwere Was ir zuo müte were Daz verlieſſe ſie durch niema Er iſt dumb der nit entwichen kan Vnd der an ſime ſtrite belibet Belibet zuo aller zite 117r Alſo ir vntz her hant vernonomen Der mantel were genuo ge komen Vil wol vntze an ein cleine Ennnitten die reine Vnd walweinis frúndin Noch müſte der frowen menige ſin Die in haben ſolte Wanne das die maget enwolte Die in dar brochte Alſo er ir do alſo nahte Das von rechte enbriſſen ſolte ſin Arthus vnd alle ſin menigen Vnd die maget von dem ſe Zwey˙ hundert frowen vnd me Verſuo chtent noch ir werde Do bot noch der gerde ˙ Das der ku “nig hie zuo furgan Eine frowen wol getan
6075 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P.
6110
6105
6100
6095
6090
6085
6080
6075
Dar nâch hiez her Iwân sîne vriundîn ûf stân: dar an schein sîn gelimpf. ich sage iu einen schœnen schimpf: siu was sô lanc, daz siu erschein des houptes lenger dan ir kein. als siu sich in den mantel twanc, dô wart er ir alsô lanc, daz er nâch ir lag gespreit ûf der erde drîer hande breit mit unebem schrôte. des nâmens war genôte. diu maget sis aber beschiet, siu sprach ›ern kumet ir ouch niet: siu ist ze alwære. swes ir ze muote wære, daz enlieze siu durch nieman. er ist tump, der niht entwîchen kan und der an sîme strîte belîbet zaller zîte.‹ Als ir unz her hânt vernomen, der mantel wære genuogen komen vil wol unz an ein cleine. Enîte diu reine und Wâlweines vriundîn, der vrowen mohte manegiu sîn, diu in vil wol haben solte, wan daz diu maget enwolte, diu in dar brâhte. als ez dô izuo nâhte, daz von rehte enbizzen solte sîn Artûs und al sîn menegîn und diu maget von dem Sê, (zwei hundert vrowen unde mê versuochtenz nâch ir werde) der bote noch dô gerde, daz der künic hieze für gân eine vrowen wol getân,
6037–6112 701
6114 wan Deu für W.
als ſi do chom in den rinc do gruzte ſiv di ſelben maget div do hat geſaget wnder als ſiv chvo nde mit lachendem mvo nde neig ir der merfeýne bote vnd beſwo 2 ſi bi gote daz ſiv den mantel an leite ¶Div v2owe do niht beite ſiv leit in vo2 in allen an do ſp2ach wip vnd man es were mit der wa2heit daz baz ſtende cleit daz ie dehein v2owe getruo c der aber von im des gewo c daz da2 an iht miſſezeme e man daz volle verneme ſo ſchichte ſich der mantel da2 alſo daz im niht enwa2 Do wa2t min her walwin mit gantzer volge des in ein daz an dem mantel niht wrre nvo velſchin der geturre wan es nieman frvmer tuo t es duht auch cheinen guo t Er ſp2ach zv ſiner v2ivndin ir mvzent mir wol lieb ſin wan ir vch hant des wol bewa2t
6113 fur Deu für W.
6145
6140
6135
6130
6125
6120
6115
div noch niht do fúr waz chomen 39ra Wan ſiv hat wol vernomen daz yblis div getruwe durch ſenelich ruwe als ir ſtete wol gezam des tages niht fuo r cham doch des alein ſiv mvo ſte her daz waz der maſſenie ger wan ſiv begie nie valſchiv dinc
6122 ring Deu für W.
6129 daz W] ſaz Deu.
Die nicht waz mit den andern kome Wanne ſu˙ hette wol vernomen Das ibelis die getrúwe ˙ Durch ſenecliche ruwe Alſo ir ſtete wol gezam ˙ kam Des tages nicht hin fur Doch des allein ſie müß nuo her Das was der moſſenie ger 117v Wanne ſie beging nie falſche ding Alſo ſie do kam in den ring Do grüſte ſie die ſelbe maget Die do hette geſaget Wunder alſo ſie kunde Mit lachendem nunde ... ... Das ſie den mantel an leite Die frowe do nit beite Su˙ leite in vor in allen an Do ſprach wip vnd ma Es were mit worheit Das aller beſte cleit Das ie kein frowe getruo g Das aber von nide des genuo g Daz dar an icht miſſezeme E man das volle verneme So ſchickte ſich der mantel dar Alſo das yme nicht enwar DO wart der herre walwein Mit gantzer volge das inein Das an dem mantel nicht wurre Nuo velſche in der getrúwe Wanne es niema fromer tuo t Er duchte joch kun guo t Vnd ſprach zuo ſiner fru “ndin Jr müſſent mir wol liep ſin ˙ ſo wol hant Wande ir uch als si dô kom in den rinc, dô gruozte siu die selben maget, diu dâ hâte gesaget wunder als siu kunde. mit lachendem munde neig ir der merfeine bote und beswuor si bî gote, daz siu den mantel an leite. diu vrouwe dô niht enbeite, siu leit in vor in allen an. dô sprach wîp unde man, ez wære mit der wârheit daz aller beste stênde cleit, daz ie dehein vrowe getruoc. der aber von nîde des gewuoc, daz dar an iht missezæme, ê man daz volle vernæme, sô schicte sich der mantel dar alsô daz im niht enwar. Dô wart mîn her Wâlwein mit ganzer volge des in ein, daz dem mantel niht enwürre. nu velsch in der getürre, wan ez nieman frumer tuot. er dûht ouch Keiînen guot. er sprach zuo sîner vriundîn ›ir müezent mir wol liep sîn, wan ir iuch hânt des wol bewart,
diu niht was mit den andern komen, wan siu hete wol vernomen, daz Iblis diu getriuwe durch senelîche riuwe, als ir stæte wol gezam, des tages niht hin vür kam. doch dês al ein, siu muoste her: daz was der massenîe ger, wan siu begie nie valschiu dinc.
702 Transkription
6162 vnd Deu für W.
118r Bewart | Daz ir in der merin ſchare vart ˙ hencke Das in der tufel Der diſes geuertes iemer gedencke Wanne zü güte vnd one haß Do loptent ſie alle ſament daz Durch des ku “niges ere Das es niemer mere ˙ Zü ubel wurde gedach Du˙ den mantel hette bracht Die ſagite in zuo mere ... Das lantzelet zü pluris were gevangen Vnd wie es jme were ergangen ˙ Do er die antwurte brocht Das er hundert ritter nider ſtach Vnd wie er pflege mynne Mit einer ku “niginne Anders danne er gerte Sie ſagete ouch das noch werte ˙ vmbe das Die ouenture Das ſich ein ritter deſte bas Zuo pluris möchte beiagen Do ſie das begunde ſagen Do iltent ſie ane ſchowen Ritter vnd frowen Sie lieſſent gar den eren haß Siner ſchame kinndeclich vergaß 118v Vnd wurdent von dem mere fro Das lantzelet noch do Lepte vnd er was geſunt Vrlop nam do zü ſtunt Der wiſen merinne botte Sie beualch dem oberſten gotte Lantzeletes fru “nden Sie enwolte do nicht lenger ſin ˙ Durch dez richen kuniges bette
6160 lantzelet Deu für W. / Siehe nächsten Vers P.
daz in der týufel henche der dis gevertes immer mer gedenche Wan zegute vnd ane haz 39rb do lobten ſi alleſament daz dv2ch des chvo niges ere daz es nimer mere ze vbel wo 2de gedaht div den mantel hat b2aht div ſaget in zemere daz Lantzelet were zeplurýs gevangen Vnd wi es waz ergangen do er di aventure b2ach vnd hvo ndert ritter nider ſtach vnd wi er pflege minne mit einer chve niginne anders danne er gerte ¶Siv ſaget auch daz noch werte div aventur vmb daz daz ſich ein ritter deſte baz zepluris moht beiagen ¶Do ſiv daz begvo nde ſagen do ilten ſi an ſchowen beidiv ritter vnd v2owen ſi liezen ga2 den erern haz ſiner ſchame chindegelich vergaz vnd w2den von dem mere v2o daz Lantzelet noch do lebet vnd waz geſvo nt ¶V2lov p nam do zeſtvo nt der wiſen merfeýne bot ſiv bewalch dem obereſten got lantzeletes v2ivndin ſiv enwolt da niht lenger ſin dv2ch des chvniges bete
daz ir in der meren ſcha2 va2t
6153 wan Deu für W. / ane haz Deu für W.
6185
6180
6175
6170
6165
6160
6155
6150
6173 one HaA für P.
6182 oberſten Deu für W.
daz in der tiufel henke, der dis gwerbes imer gedenke wan ze guote und âne haz.‹ dô lobtens allesament daz durch des küneges êre, daz es nimer mêre ze übele wurde gedâht. diu den mantel hâte brâht, diu saget in ze mære, daz Lanzelet wære ze Plûrîs gevangen und wie ez was ergangen, dô er die âventiure brach und hundert ritter nider stach, und wie er pflæge minne mit einer küniginne anders danne er gerte. siu saget ouch, daz noch werte diu âventiure umbe daz, daz sich ein ritter deste baz ze Plûrîs möhte bejagen. dô siu daz begunde sagen, dô îlten si an schouwen ritter unde vrouwen. si liezen gar den erren haz, sîner schame kindegelich vergaz und wurden von dem mære vrô, daz Lanzelet noch dô lebet unde was gesunt. urloup nam dô zestunt der wîsen merfeine bote. siu bevalch dem oberesten gote Lanzeletes vriundîn. siu enwolte dâ niht lenger sîn durch des rîchen küneges bete;
daz ir in der merren schar vart.
6113–6185 703
o
o
ſweder man ſi hete
6187 div Deu für W.
6195 wan Deu für W.
ſiv vo2ht ir ha2te cleine ¶V2owe yblis div reine div chuſt ſi mit truwen 6190 vmb irn mantel nuwen genadet ſiv minnecliche 39va der chvo niginne riche div ir di gabe ſande vnd ſi niht bechande 6195 Wan daz div merminne wis 6195a ... ſi erte dv2ch ir amis Der mantel het noch einen ſite ſwer in truo c daz er vermite iamer vnd ſenedes clagen 6200 des bedo2ft wol in diſen tagen yblis der er wol gezam als div meýt enwec cham do huo p ſich rede manicvalt wi Lantzelet dem helde balt o o 6205 di ſelde got zv gefugete der tuſent man genvo gete ſi wnderte wes im were div gevancheniſſe ſwere do waz ritter ha2te vil 6210 di imer in dem leit ſpil gerne wolten ſin beliben vnd di zit hin vertriben als in von im waz geſeit ¶Nvo vernement nach der wa2heit 6215 dirr hof wert nach der ſage me danne drizic tage mit voller v2eude fuo r ſich an da2 nach als ichz geſagen chan vnd ir mirs gelovben welt 6220 vns iſt nie vo2 gezelt
6186a fur vbel oder fur gut o o 6186b da2 vmb truc ſiv ringen mvt
6195a Vgl. V. 6193.
6215 ſag Deu für W.
Weder man ſie liep ald anders hette ... ... Do huo b ir harte cleine Frowe ibeles die reine ˙ Die kuſte ſie mit truwen ˙ Vmb ir mantel nuwen Gnodite ſie minneclichen ˙ Der kuniginne riche Die ir die gobe ſante Vnd ſie nit bekante Wanne daz die merinne rich wiß Die ir die gobe ſante Sie erte durch jr amis DEn mantel harte nohe eine ſite Wer in trüg das er vermitte Jomer vnd ſenendes clagen Des bedörffte ouch wol zuo diſſen tage Jbelis der er wol gezam Alſo die maget enweg kam 119r Do hüp ſich rede maniualt Wie lantzelet dem helde balt Die ſelde zü gefügte Des findet man gnuo ge Sie wunderte was jme were Die geuangniſſe ſwere Do waz ritter harte vil Die iemer jn deme leit ſpil Gerne wolte ſin beliben Vnd die zit hin han vertriben Alſo in von jme was geſeit Nuo vernement mit rechter worheit Dirre hoffe werte nach der ſage Me danne xiii tage ˙ ſich an Mit voller fröide fur Dar nach alſo ich es geſagen kan Vnd alſo vil ir nnir es gelouben welt So iſt vns niender vor gezelt sweder man si liep ald anders hete, ... ... daz huop ir harte cleine. vrowe Iblis diu reine diu kuste si mit triuwen. umb irn mantel niuwen genât siu minneclîche der küniginne rîche, diu ir die gâbe sande und si niht bekande, wan daz diu merminne wîs ... si êrte durch ir âmîs. Der mantel het noch einen site, swer in truoc, daz er vermite jâmer und senedez clagen. des bedorfte wol in disen tagen Iblis der er wol gezam. als diu maget enwec kam, dô huop sich rede manicvalt, wie Lanzelet dem helde balt die sælde got gefuogte, der tûsent man genuogte. si wundert, wes im wære diu gevancnisse swære. dâ was ritter harte vil, die imer in dem leitspil gerne wolten sîn beliben und die zît hin hân vertriben als in von im was geseit. nu vernement nâch der wârheit: dirre hof wert nâch der sage mê danne drîzec tage mit voller vreude für sich an. dar nâch als ichz gesagen kan und als vil ir mirs gelouben welt, uns ist nie vor gezelt,
704 Transkription
6229 Walwin Deu für W.
6255
6250
6245
6240
6235
6230
6225
6237 welten Deu für W.
6239 erwerben W] w aus b korrigiert. / biderben P] d unsicher.
˙ daz a2tus der chvnic her Das arthus der kunig her ſo grozen hof ie mer So groſſen hoff iemer mere gewnne mit ſolchem ſchalle Gewunne mit ſöllichem ſchalle ſo hie do di v2owen alle So das die frowen alle den mantel heten getragen Den mantel hettent getragen do mit wil ich gedagen Do mitte wil ich getagen der geſte vnd wi ſi w2ben ſit Der geſte vn wie ſie wurbent ſit wan ſi riten do ſis duhte zit Wanne ſie rittent do ez ſie duchte zit Walwein vnd Karyet | let ¶ Walwein vn cariet do di vernamen daz Lantz 119v Do ſie gehortent das lantzelet ir mve men ſvo n gevangen lac Jr mümen ſun geuangen lac 39vb vil nahen in daz ze herczen wac Vil nohe in das zuo hertze lag da von gerten ſi zehant Do von gertent ſie zuo hant daz erec vnd triſtrant Daz erec vnd triſtant die zewenne degene alſe wiz Die zwen tegen alſo wiß mit in gegen plvriſ Mit in engegen gen pluris in recken wiz wolten var en Jn röcken wis wolte farn wan ſi mit ſezze noch mit ſcharn Wanne ſie mit geſeſſen noch mit ſcharn da niht erwerben kunden Do nicht biderben kunden die geſellen do funden Die geſellen do funden an ein ander dez ſie baten An ein ander dez ſie baten do ſi diz gelobet haten Do ſie daz gelobet hattent do wart her walwein Do wart der herre walwein mit den drin dez in ein Mit den drin dez in ein daz ſi niemanneſ biten Das ſie niemans býten vnd geſwailichen riten Vnd geſwiglichen ritten ˙ gegen der aventivre Gegen der oventure ˙ ſi vermazen ſich vil tivre Sie vermoſſent ſich alle ture alſ in ir hereze geriet Alſo inir herre geriet enwere lantzelet da nit Jn were lantzelet do nit gefangen alſ in waz geſaget Gevangen alſo in waz geſagett ſi heten doch gerechen beiaget Sie hettent gerechte do beiaget eteſlichen werdicheit Etliche wurdikeit Suſ haten ſi alle ir vliz geleit Sus hatten ſie allen irn fliß geleit deſte me dar an Deſte mere dar an daz er káme d.a.r..a.n. mit in dan 120r Das er keme mit in dan dez wolten ſi ymmer weſen fro Des woltent ſie iemer weſen fro
6245 býten P] y korrigiert e.
daz Artûs, der künic hêr, sô grôzen hof ie mêr gewunne mit sölhem schalle sô hie, dâ die vrowen alle den mantel hæten getragen. dâ mite wil ich gedagen der geste und wie si wurben sît, wan si riten dô sis dûhte zît. Wâlwein und Karjet, dô die vernâmn, daz Lanzelet, ir muomen sun, gevangen lac, vil nâhe in daz ze herzen wac. dâ von gerten si zehant, daz Erec und Tristant, die zwêne degene alse wîs, mit in gegen Plûrîs in recken wîs wolten varn, wan si mit sæze noch mit scharn dâ niht erwerben kunden. die gesellen dô funden an ein ander des si bâten. dô si diz gelobet hâten, dô wart her Wâlwein mit den drîn des enein, daz si niemannes biten und geswæslîchen riten gegen der âventiure. si vermâzen sich vil tiure, als in ir herze geriet, enwære Lanzelet dâ niet gevangen als in was gesaget, si hæten doch gereche bejaget eteslîche werdikheit. sus hâtens al ir vlîz geleit deste mê dar an, daz er kæme mit in dan: des woltens immer wesen frô.
6186–6257 705
6259 ab Deu für W.
6295
6290
6285
6280
6275
6270
6265
6260
6273 die Deu für W.
ſi wrden dez in ein alſo ob ſie in ymmer geſehen daz ſie dez niht veriehen daz in ir dheiner bekande vnd die wigande von im niht heten vernomen mit der rede ſint ſi chomen ze plvriſ vf daz ſchone velt da mit den ſchilten daz gezelt hart wol gezieret waz ſie erbaizten alle vf daz graz vnd ſchoweten daz ge vilde daz gezelt vnd die ſchilde vnd wie der ſite were 40ra do chom ſchier mere alhin vf di veſte do wa2en chomen geſte ſchoner ritter viere hubſch mit g\e ziere an roſſen vnd an gereite ſo daz mit wa2heite nieman chvnde gezellen von ſo ſtoltzen geſellen di degenlicher ie geriten Auch wa2t da nit vermiten man ſagete wes in waz gedaht ir wille hat ſi vz b2aht vf der aventure wan vnd daz ir cheiner wolt lan er verſuhte ſin heil do wa2t Lantzelet vil geil vnd bat im ſchiere rvo gen waz waffenroche ſi truo gen Der bote hat in des bereit er ſp2ach der ritter einer treit der mich gruzte ſchone einen Lewen mit einer ch2one Von golde erhaben ha2te wol 6276 ge ziere Deu für W.
6295 von Deu für W.
Sie wurdent des in ein alſo ... ... Das ir keiner in erkante Vnd das die wigande Von ýme nicht hettent vernome Mit der rede ſint ſie kome Ze pluris vff daz ſchöne velt Do mit enſchulten daz gezelt Harte wol gezieret waz Sie erbeſtent alle an das graß Vnd ſchowetent daz gewilde Das gezelt vnd ouch die ſchilte Vnd wie der ſitte were Do koment ſchiere mere Alhin vff die ueſte Do werent komen breſte geſte Schöner ritter mere ˙ Hubeſch mit geziere An roſſen vnd an gereite So das mit worheite Niema kunde gezelen So von ſoltzen geſellen Die dinglicher ie geritten Ouch enwart do nit vermitten Man ſagete was jn waz gedacht 120v Jr wille hatte ſie vz brocht Vff der ouentúre won Vnd das ir keiner wolte lan Er ves ſuo chte ſin heil Do wart lantzelet vil geil Vnd bat yme ſchiere rügen Was woffens ſie trügent DEr bote hatte in des bereit Er ſprach der ritter einer treit ˙ Der mich grüſte ſchone Einen löwen mit einer crone Von golde er haben harte wol
si wurden des in ein alsô, ob sie in immer gesæhen, daz sie des niht verjæhen, daz in ir kein bekande und daz die wîgande von im niht hæten vernomen. mit der rede sint si komen ze Plûrîs ûf daz schœne velt, dâ mit den schilten daz gezelt harte wol gezieret was. si erbeizten alle ûf daz gras und schoweten daz gevilde, daz gezelt und ouch die schilde, und wie der site wære. dô kômen schiere mære alhin ûf die veste, dâ wæren komen geste, schœner ritter viere, hübsch mit geziere an ross und an gereite, sô daz mit wârheite nieman kunde gezellen von sô stolzen gesellen, die degenlîcher ie geriten. ouch enwart dâ niht vermiten, man sagete, wes in was gedâht: ir wille hætes ûz brâht ûf der âventiure wân und daz ir keiner wolte lân, er versuohte sîn heil. dô wart Lanzelet vil geil und bat im schiere rüegen, waz wâfens sie trüegen. Der bote hât in des bereit, er sprach ›der ritter einer treit, der mich gruozte schône, einen lewen mit einer crône, von golde erhaben harte wol.
706 Transkription
6298 von Deu für W. 6301 von Deu für W. Deu für W. 6327 gien Deu für W.
6330
6325
6320
6315
6310
6305
6300
6311 anee Deu für W.
6313 vnd Deu für W.
Das iſt alſo ich ſagen ſol Jrtzie vnd mynne harte rich Von laſure alle gelich Der ander einen aren treit Von golde das iſt ein worheit Jch enkan nit wol von jme geſagen Den dirten ritter ſach ma trage Von harm einen ſchilt rich wiß Dar vf iſt in allen fliß Ein möwe von zobile gemacht Der vierde ſchilt der iſt bedacht Mit eime pantiere Do bekante ſie alle uiere Lantzelet der milte Beide ritter vnd ſchilte Vnd wiſſe wol one froge 121r Das ſie worent ſine moo ge Vnd ſine geſellen güte Des was jme wol zuo muo te Er tet aber niender die gelich Vnd bat die künigin rich Das ſie ir balde lieſſe zöwen Mit rittern vnd mit frowen Gegen der pauilune ritten Er ſprach wir ſint vemitten ... ... Das wirt gebuo ſſet húte Got gebe das vnſir lúte So gerittent das ich ere habe Do mitte fürent ſie hin abe Gegen der wunneclichen ſtat Doch enwuſtent ſie mit daz er heiles bat ˙ Den prutunnne die do kament Alle die jn vernoment Die ſtünden jme dz wunſches biz Jch wene es noch ein ſitte ſý
6302 ſahe Deu für W.
der ſchilt iſt als ich iv ſagen ſol vz vnd inne ha2te rich Von Laſure al gelich der ander einen a2n treit von golde deſt ein wa2heit Von dem chan ich niht me geſagen ¶Den tritten ritter ſahe ich tragen von ha2men einen ſchilt wiz da2 vf iſt in allen vliz ein mov we von zobel gemaht der vierde ſchilt waz bedaht mit eim pantýere do erchant ſi alle viere Lantzelet der milte beidiv ritter vnd ſchilte vnd wiſſe wol ane v2age 40rb daz ſi wa2n ſine mage Vnd ſin geſellen guo te des wa2t im wol zemvo te er entet niene den gelich er bat di chvo nigin rich daz ſiv ir balde lieze zowen vnd mit rittern vnd v2owen gein der pavelune riten s Er ſp2ach wir ſin vm iten beidiv vert vnd hure an vnſer aventure daz wirt gebuzet hute got gebe daz vnſer lute ſo geriten daz ich es ere habe do mit fuo rn ſi hin abe gein der wo nnenclichen ſtat doch wiſſe nieman daz er heiles bat den b2yttvo nen di do chomen wan alle di in vernomen di ſtvnden im des wo nſchens bi ich wen es noch ein ſite ſi 6315 HaA erwägt für P dir oder diu.
6320 vs miten Deu für W.
6324 vnzer
der schilt ist als ich sagen sol ûz und inne harte rîch, von lâsûre al gelîch. der ander einen arn treit von golde, dêst ein wârheit. von dem kan ich niht mê gesagen. den dritten ritter sah ich tragen von harm einen schilt wîz: dar ûf ist in allen vlîz ein mouwe von zobel gemaht. der vierde schilt der ist bedaht mit eime pantiere.‹ dô erkantes alle viere Lanzelet der milte, ritter unde schilte, und wisse wol âne vrâge, daz si wâren sîne mâge und sîne gesellen guote. des wart im wol ze muote, er entet ab niene dem gelîch, und bat die künigîn rîch, daz siu ir balde lieze zouwen und mit rittern unde vrouwen gein der pavelûne riten. er sprach ›wir sîn vermiten beidiu vert und hiure an unser âventiure. daz wirt gebüezet hiute. got gebe, daz unser liute sô gerîten daz ichs êre habe. dâ mite fuoren si hin abe gein der wünnenclîchen stat. doch enwistens niht dêr heiles bat den Britûnen die dâ kâmen, wan alle die in vernâmen, die stuonden im des wunsches bî. ich wæn ez noch ein site sî,
6258–6332 707
6339 mere P] viere HaA. 6368 ¶ W fehlt Deu.
6365
6360
6355
6350
6345
6340
6335
6352 empfing HaA für P.
6355 der W fehlt Deu.
Das ma den wirten nahe jet Sie kanten aber ſins hertzen nicht ¶Do ſie die enkundent Grüſſen begundent Beide ritter vnd frowen Do mochtent ſie ſchowen 121v Das die mere worent ſtarc Jr ieglicher ſich verbarg Alſo ſie der rede iht wiſtent Mit wiſlichen liſten Empffingent ſie die grüße Doch in der vnmuo ße Hieß in die ku “nigin ſchencken Do begunde ſich bedencken Der ellenthaffte kariet Nach ſime willen er tet Den er vz fuo rte | Der ſchilte er eıne rürte ... An der pauelune hing Do von die erſte iuſt enpfing Des geſindes ein vorder ma Der rante karietten an Den ſtach er balde dar nider Vnd die andern alle ſider Vntze ir ſchiere | ſehſtzig vn viere ... Den uielen alſo der erſte ma ... Alſo ſie zuo ſamen komet Kariet wolte ranne Das er ſin ſper behaffte Das roß jme vff gnaffte Daz jme der ſchupff den ſtich nam ˙ kam Vnd der ritter fur 122r Beide ſie ſich vnder ranttent Do ſprach zü den wiganden Die wol gezogen kúnigin
6350 Siehe vorigen Vers P.
daz man den wirten nach giht ſi erchanten aber ſins herzen niht Do ſi di vnchvo nden grzvzen begvo nden beidiv ritter vnd v2owen da moht man wol ſchowen daz ſi ſtolz wa2en vnd ſta2ch ir iegelicher ſich verba2ch als ſi der rede iht wiſten ¶Mit wiſlichen liſten enpfiengen ſi di grvze idoch in der vn mvze hiez in div chvo nigin ſchenchen do begvo nde ſich bedenchen der ellenthafte Karýet nach ſinen willen er tet den er vz furte der ſchilt er einen rurte der an der pavelune hienc 40va do von div erſte ivſt ergienc ¶Des geſindes ein werder man der rant Karýeten an den ſtach er balde der nider vnd der andern ſo vil ſider vntz ir vil ſchiere ¶Sehzic vnd viere vielen als der erſt man da2 nach rant in einer an als ſi zeſamen chomen do wolt Karyet romen daz er ſin ſper behafte ſin ros vf gnafte daz im der ſchvf den ſtich benam vnd der ritter fur cham beide ſi ſich vnder randen ¶Do ſp2ach zvo den wiganden div wol gezogen chvo nigin 6358 Siehe vorigen Vers P.
6360 in ein einer Deu für W.
6365 schupf HaA für P.
daz man den wirten nâch giht.‹ si erkanten aber sîns herzen niht. Dô si die unkunden grüezen begunden, ritter unde vrouwen, dô mohten si wol schouwen, daz si stolz wâren unde starc. ir iegelîcher sich verbarc, als si der rede iht wisten. mit wîslîchen listen enpfiengen si die gruoze. idoch in der unmuoze hiez in diu künegîn schenken. dô begunde sich bedenken der ellenthafte Karjet. nâch sînem willen er tet, den er ûz fuorte: der schilte er einen ruorte, der an der pavelûne hienc, dâ von diu êrste just ergienc. des gesindes ein vorder man der rante Karjeten an. den stach er balde dernider und der andern sô vil sider, unz ir vil schiere sehzic unde viere vielen als der êrste man. dar nâch rant in einer an: als si zesamen kâmen, dô wolte Karjet râmen, daz er sîn sper behafte. sîn ros ûf gnafte, daz im der schuf den stich benam und der ritter für kam. beide si sich underranden. dô sprach zuo den wîganden diu wol gezogen künigîn
708 Transkription
6375 ouentére P] é unsicher.
dirr ritter mvz wol ge eret ſin der îvſt der wir han geſehen ich mvz im von ſchulden iehen daz er wol hat geſtochen doch hat er niht zerb2ochen min aventure ſin mvz wern vntz daz ir ander lute gern Der rede antw2t erec v2owe . ſi va2nt niht ſo enwec ich verſuche waz der rede ſi er ſtach ir Sibentzic vnd dri nider ſnelliche : erc ds tvgent riche ... wan in ritterſcheft niht bevilt er ſtach ir einen vf den ſchilt daz daz geſchelle ga2 zerb2ach vnd man den ſchilt vallen ſach verre . vnd der man geſaz ein vngeluche fuo cte daz ſus mvſt in miſſelingen in diſen tedingen wa2t Lantzelet vnd walwin alles ir dinges in ein r 40vb daz es enbo2 vil ieman mac te Triſtrant ſich auch niht ſparte er enwolt niht lenger biten er begvo nde balde riten gegen den huſgenozen er tet in ſchaden grozen im geſaz vnder nivzigen enchein gelaubent mirs. wan ir ein ich wil iv ſagen wi es geſchach ſin ſper er ga2 dv2ch in ſtach daz der edel wigant fur ſich reit vntz an di hant vnd der wnde von dem ſper mohte chomen hin noch her
6370 dir Deu für W.
6405
6400
6395
6390
6385
6380
6375
6370
6382 Siehe vorigen Vers W.
6393 maer te Deu, marcte HaA für W.
Dirre ritter muo s wol geeret ſin Der juſte die wir hant geſehen Jch wil jme mins danckes iehen Er hat vil wol geſtochen Doch enhat er nicht zerbrochen Mine ouentére ouentúre ſine müſſe ˙ gern Wiſſe daz ander lute DEr rede antwúrte ereg Frowe ſie gent alſo nicht enweg Jch wil verſuo chen was die rede ſý Er ſtach ir ſibentzig vnd dry“ Nider ſnelleclich erec Erec der tugende riche Wanne jn ritterſcheffte nicht beuilt Er traff einen vff den ſchilt Das daz geſtelle gar zerbrach Vnd man den ſchilt fallen ſach Verre vnd der ma geſas Ein vngeliche h fügte das Sus muo ſte jme miſſelingen Jn diſen dedingen Wart lantzelet vnd walwein 122v Alles ir dinges in ein Dez boruil ıema warte Triſtant ſich ouch nit ſparte Er enwolte nicht lenger biten Vnd begunde ſere riten Wider den huß genoſſen Er det jme ſchaden groſſen ... ... ˙ ſagen wie es geſchach Man wil uch Sin ſper er gar durch den ſtach Das der edel wigant ˙ ſich reit vntz an die hant Fur Vnd der wunde vor dem ſper Möchte komen hin noch her
6401 will Deu für W.
›dirr ritter muoz wol gêret sîn der juste der wir hân gesehen. ich muoz im von schulden jehen, daz er wol hât gestochen, doch hât er niht zerbrochen mîn âventiur sin müeze wern unz daz ir ander liute gern.‹ Der rede antwurt Erec ›vrowe, si varnt niht sô enwec, ich versuoche waz diu rede sî.‹ er stach ir sibenzic unde drî nider snellîche, Erec der tugende rîche, wan in ritterschefte niht bevilt. er stach ir einen ûf den schilt, daz daz gestelle gar zerbrach und man den schilt vallen sach verre und der man gesaz. ein ungelücke fuocte daz. sus muost im misselingen. in disen teidingen wart Lanzelet und Wâlwein alles ir dinges enein, des borvil ieman warte. Tristant sich ouch niht sparte, er enwolte niht lenger bîten und begunde balde rîten gegen den hûsgenôzen. er tet in schaden grôzen: im gesaz von niunzigen enkein, geloubent mirs, wan ir ein. ich wil iu sagen wie ez geschach. sîn sper er gar durch in stach, daz der edel wîgant für sich reit unz an die hant und der wunde von dem sper mohte komen hin noch her.
6333–6406 709
6427 walwinen Deu für W.
6433 durch Deu für W.
Sins vndanckes er geſas Er were E geuallen baz Alſus müſte triſtant Vervelet han dz er want ¶Do ſprach der herre walwein Des iſt zwifel en kein Jch müß ouch min vnheil bis hin Do muo ſtent ſie jme alle jehen Das wol pungierte Vnd alſo juſtierte Das nith do vor möchte wern Sie begundent wu “nſchen min gerin 123r Sines libes vnd ouch ſiner ſite Sie iohent daz er wol ritte Vnd ſo das niema baz Der hundert ritter ime geſas ˙ ſol Keiner wan alſo ich uch Sagen do er harte wol ˙ vnd nuntzig ˙ Nun nider geſtach Do daz der hunderſte erſach ... ... ... ... ... Vnd jme den helme durch brach Obe den ringen durch daz batewat Do enwas des enkein rat Der remen brochent von dem ſper Der helm viel vnd geſas er Do walwein ſin nicht nider ſtach Der gaſt gezogenlichen ſprach Mir was noch gelungen wol Wenne aber das ding nit weſen ſol So enhilffet mit was jema duo t Ein biſtüm iſt etwanne guo t DO in allen ſus miſſegie
6418 wnſchen W] gestrichenes o oder e über wn; wo nſchen Deu.
6440
6435
6430
6425
6420
6415
6410
ſines vndanches er geſaz er were doch gevallen baz alſus mvſte Triſtrant verfelt han daz er der want Do ſp2ach her walwin des iſt zwifel in chein ich mvze auch min heil beſehen do mvſten ſi im alle iehen daz er wol pvngierte vnd alſo ivſtierte daz niht der vo2 moht wern ¶Si begvo nden wnſchen vnd gern ſines libes vnd ſiner ſite ſi iahen daz er wol rite vnd ſo daz nieman baz der hvo ndert ritter im geſaz encheiner wan als ich iv ſol ſagen. do er ha2te wol nvn. vnd nivnzic nider geſtach ¶Do daz der zehenzigeſt erſach do rant er Walwinen an do wolt in der chvo ne man mit dem ſper treffen hoe do geriet der ſtich alſo daz er in zohohe ſtach vnd im den helm dv2ch b2ach 41ra ob den ringen dv2ch di batwat do en waz des dehein rat di riemen b2achen von dem ſper der helm viel vnd geſaz er daz walwin ſin niht nider ſtach der gaſt gezogenlichen ſp2ach mir waz nahe gelvngen wol ſo aber daz dinc niht weſen ſol ſo enhilft niht waz îeman tut ein verſuchen iſt etſwenne gut Do in alſus miſſegie
6441 enhlft Deu für W.
sîns undankes er gesaz: er wære doch gevallen baz. alsus muoste Tristant vervælet hân, daz er derwant. Dô sprach her Wâlwein ›des ist zwîfels enkein, ich müeze ouch mîn heil besehen.‹ dô muostens im alle jehen, daz er wol pungierte und alsô justierte, daz niht dervor mohte wern. si begunden wünschen unde gern sîns lîbes und ouch sîner site. si jâhen daz er wol rite unde sô daz nieman baz. der hundert ritter im gesaz enkeiner wan als ich iu sol sagen. dô er harte wol niun und niunzic nider gestach, dô daz der zehenzigest ersach, dô rant er Wâlweinen an. dô wolt in der küene man mit dem sper treffen hô. dô geriet der stich alsô, daz er in ze hôhe stach und im den helm durchbrach ob den ringen durch die batwât. dô enwas des dehein rât, die riemen brâchen von dem sper, der helm viel und gesaz er, daz Wâlwein sîn niht nider stach. der gast gezogenlîchen sprach ›mir was nâch gelungen wol. sô aber daz dinc niht wesen sol, sô enhilfet niht swaz ieman tuot. ein versuochen ist etswenne guot.‹ Dô in alsus missegie
710 Transkription
an cleinen dingen als ir hie von mir hant vernomen doch waz es in baz chomen danne ienen di man do nider ſtach ¶Nvo ho2ent wi Lantzelet ſp2ach zvo der chvo nigin div ſin hute v2owe mir iſt ze mvo te daz ich truric imer lebe es en ſi daz din genade gebe mir ein v2loup daz ich hiere niht wan eineſt ivſtiere Wan alle di ſich iht verſtant di iehent daz di rechen hant vervelt von vngeluche groz ich geſach nie dihein ir genoz ſi furent grozen rvo m hin do von ich imer truric bin ob ich es ein teil niht wider tvo n ſi chomen leider her ze frvo daz bedenche heriv chvo nigin daz dv imer mvzeſt ſeilich ſin ſi wenent daz wir ſin alle zagen ich chan dir reht niht geſagen waz dv diner eren begaſt ob dvo mich ivſtieren laſt wider der ſelben ritter ein es iſt ein ſpot vnd ein mein daz ſi als gute chnehte wider ritter rehte 41rb geleſtert vnd gehonet hant ob ſis alſus hin gant daz tut mir innecliche we vnd wolt nemeliche ê lebende werden begraben danne ich dis laſter mvſe haben daz ſi min ere furten hinnen ¶Mit zo2n vnd mit minnen Jn cleinen dingen alſo ir hie ˙ Von mir nuo nuwes hant vernome Do was in doch baz bekomen Danne ieman die man do nider ſtach Nuo hörent wie lantzelet ſprach 123v Zuo der ku “nigin die ſin hüte Frowe mir iſt zü müte Das ich iemer trurig lebe Es enſi daz ſin gnade Gebe mir ein vrlop daz ich hiere Nicht wanne einſt juſtieren Wanne alle die ſich hie verſtant Die johent daz die recken hant ˙ Sich verwalt von jme gelucke groß Jch geſach nie keinen ir genoß Sie fuo rtent groſſen ruo m hin Do von ich iemer trurig bin Obe ich es ein teil nit wider tuo Sie kament leider her zuo fruo Das bedencke herre kunigin Das du iemer ſelig müſſeſt ſin Sie wenent das wir alle ſigent zagen Jch enkan dir nit rechte geſagen Was du dins gefüres drane begaſt Obe du mich juſtieren laſt Wider der ſelben rittern ein Es iſt ein ſpott vnd enmein Das ſie alſus guo te knechte Wider ritter rechte Geleſtert vnd gehönet hant Ob ſie es alſus hine gant Das tüt mir inneclich we 124r Vnd wolte ich nemelichen E Lebende werden begraben Danne ich dis laſter wolte tragen Das ſie vnnere fuo rte hinnan Mit zörne vnd nu “men
an cleinen dingen, als ir hie von mir nu niuwes hânt vernomen, dô was in doch baz bekomen dan jenen die man dâ nider stach. nu hœrt, wie Lanzelet sprach zuo der künegîn diu sîn huote ›vrowe, mir ist ze muote, daz ich trûric imer lebe, ez ensî daz dîn genâde gebe mir ein urloup, daz ich hiere niht wan einest justiere. wan alle, die sich iht verstânt, die jehent, daz die recken hânt vervâlt von ungelücke grôz. ich gesach nie keinen ir genôz. si füerent grôzen ruom hin, dâ von ich immer trûric bin, ob ichs ein teil niht widertuo. si kômen leider her ze fruo. daz bedenke, hêriu künigîn. daz du imer sælic müezest sîn! si wænent wir sîn alle zagen. ich enkan dir rehte niht gesagen, waz du dîns gefüeres drane begâst, ob du mich justieren lâst wider der selben ritter ein. ez ist ein spot und ein mein, daz si als guote knehte wider ritter rehte gelestert und gehœnet hânt. ob sis alsus hin gânt, daz tuot mir inneclîche wê und wolte nemelîchen ê lebende werden begraben, dann ich diz laster müese haben, daz si mîn êre fuorten hinnen.‹ mit zorne und mit minnen
6451 immer Deu für W. 6455 wan Deu für W. / verſtant W] schräger Strich weit über a wohl ohne Bedeutung. 6460 immer Deu für W. 6461 tvo n W] Rasur. 6464 immer Deu für W. 6471 chnechte Deu für W. 6476 nemecliche Deu für W.
6480
6475
6470
6465
6460
6455
6450
6445
6407–6480 711
6491 vrlovp Deu für W.
vnd fromet ein groz gabe niht do man ſich triuwen niht vs ſiht Nv grifen wir an daz liet div chvnigin vs meit niet ſiv chvſte ir geſellen vnlange twellen 41va bat in div v2owe her doch enweiz ich ob er imer mer geſvo nt her dan gewende
6488 truwe Deu für W.
6515
6510
6505
6500
einen wafenroc ſo v2emde daz bezzer roch noch hemde dehein chvnic nie getrvo c des cleinodes waz auch genvo c des ſiv im vil hiez da2 tragen do von wil ich lutzel ſagen Wan ers niht ſo hohe wac als vil doch ture d2an lac ir wizzent wol dv2ch ein ſwaches lebn mvz maniger mit v2eude leben
beret er ſi daz ſiv in riten liez vil ture er ir gehiez mit ſiner manne ſicherheit da2 zvo ſwo 2 er ir einen eit 6485 daz er iſo wider cheme als er ein ivſte geneme wider ir deheinen di er da ſach ſin triuwe er niht enb2ach wan erz bis an ſinen tot vs meit 6490 alſus behielt er ſinen eit ¶Do er den v2loup gewan do zohe er ſin hoſen an vnd waffent ſich in ſin ha2naſch der im vo2 behalten waz 6495 er endo2ft wizer niht ſin do gap im div chvo nigin
6497 Siehe vorigen Vers P.
6499 Siehe vorigen Vers P.
Beredite er daz ſi virtin ließ ˙ er ir gehieſſe Vil ture Mit ſiner manne ſicherheit Dar zuo fuo r ſwuo r er einen eit Das er ie ſa keme So er einen iuſt geneme Wider ir dick einen den der do ſach ˙ Siner truwe er nicht zerbrach ... ... Do er daz vrlop gewan Do ſüchte er ſine hoſſen an Vnd wepente ſich in ſinen harneſch Der “yme vor behalten waz Er endorffte mit wiſer ſin Do gab ime die ku “niginne | ein waffen rock ſo frömde ... Daz beſſern rock nie kein ku “niginne ... Des cleinoters was ouch genüg Das ſie jme vil hieß dar tragen ˙ Do von lutzel ſagen Wanne er nicht zuo hohe was ˙ dar ane lac Alſo vil ſo ture Jr wiſſent wol durch ein ſwachez geben 124v Müß manig man mit fröiden leben Vnd fromet ein groſſe gobe nicht Do man ſich trúwen nicht verſiht o NV griffen wir an daz liet ˙ Die kunigin in vermeit nit Sine kuſte ir geſellen Vnlange twellen Des bat in die frowe her Jo enweis ich ob ich iemer mer Geſunt har denne gewunder
6502 will Deu für W.
6503 wan Deu für W.
6509 lie Deu für W.
und fromet ein grôz gâbe niht dâ man sich triuwen niht versiht. Nu grîfen wider an daz liet. diu künigîn vermeit niet siun kuste ir gesellen. unlange twellen, des bat in diu vrowe hêr. doch enweiz ich ob er imer mêr gesunt her dan gewende.
einen wâfenroc sô vremde, daz bezzern roc noch hemde dehein künic nie getruoc. des cleinœdes was ouch genuoc des siu im vil hiez dar tragen. dâ von wil ich lützel sagen, wan erz niht sô hôhe wac als vil doch tiure dran lac. ir wizt wol, durch ein swachez geben muoz maneger mit vreuden leben,
beretter daz siun rîten liez. vil tiure er ir gehiez mit sîner manne sicherheit, dar zuo swuor er ir einen eit, daz er isâ wider kæme als er eine just genæme wider ir deheinen dier dâ sach. sîne triuwe er niht enbrach, wan erz biz an sînen tôt vermeit: alsus behielt er sînen eit. dô er den urloup gewan, dô schuohte er sîne hosen an und wâfent sich in sîn harnas, der im vor behalten was. er endorfte niht wîzer sîn. dô gap im diu künigîn
712 Transkription
6518 ver mide Deu für W.
6550
6545
6540
6535
6530
6525
6520
6546 ſi Deu für W.
di rechen ellende di wa2n mit grozem nide vngern ich noch vermide ich enſage iv noch furbaz ¶Do lantzelet vf ſin o2s geſaz do liez auch her Triſtant ſin ros ſp2ingen zehant als er ivſtieren ſolte Lantzelet niht wolte zeplurys langer wirt ſin daz wa2t do ſnelleclichen ſchin als er ſin ros ſp2ancte Triſtrant wider wancte do begvnde Lantzelet iagen nvo vluhen ſi alle als zagen di vier hergeſellen daz begvnde miſſevellen der v2owen vnd ir geſinde ¶Do er niht wolt erwinde des gewan div chvnigin zehant ſo groze riuwe daz ir geſwant vnd daz ſiv viel in vnmaht div tot vinſter naht der bitterlichen minne div benam ir di ſinne vnd ir varwe vnd ir ch2aft ſiv waz mit leide behaft Als ir der ſin wider cham do wa2n di fivnf man ir vz den augen entriten do begvo nde ſiv vlehen vnd biten ſta2chlich vz der ahte alle di ſiv mahte daz man ir man vienge vnd ſwenne es alſo ergienge der ſi mit im beriete dem gebe ſiv guo t miete 41vb ein herzogentvo m des ſiv pflac 6553 herzogenttvo m Deu für W.
Die recken ellende Die worent mit groſſeme nide Vngerne ich ſie doch mide Mit der rede ging er hin baz Do er vff ſin roſſ geſas ˙ Do ließ ouch her tryſtant Sin roß ſpringen zuo hant Alſo es juſtieren ſolte Lantzelet nicht wolte Zuo pluris lenger wurt ſin Daz wart do ſnelleclichen ſchin Alſo er ſin roß enſprangte Triſtant hin wider wanckte Do begunde in lantzelet jagen Nü fluhent ſie alle alſo zagen Die uiere her geſellen 125r Das begunde miſſeuellen Der frowen vnd ir geſinde Do er nit wolte er winden Das gewan die ku “nigin zuo hant So groſſen rúwen daz ir geſwant Vnd daz ſie viel in vnmacht Die tot vinſtere nacht ˙ Das bitterlichen grume Die benamen ir die ſtúme Vnd varwe vnd ir krafft Sie was mit leide behafft ¶Alſo ir der müt kam wider dan Do worent die fu “nff ma Jr vſſer den ougen vertritten Do begunde ſie flehen vnd bitten Starcliche vz der achte Alle die ſie machte Das man ir manige Vnd wanne es ſo wol erginge Das ſie mit jme beriete Dem gebe ſie guo te miete Ein hertzogen tüm ſie pflack
die recken ellende die wârn mit grôzeme nîde. ungerne ich doch vermîde ich ensage iu noch fürbaz. dô er ûf sîn ors gesaz, dô liez ouch her Tristant sîn ros springen zehant, als er justieren solte. Lanzelet niht wolte ze Plûrîs langer wirt sîn: daz wart dô snelleclîchen schîn. als er sîn ros ersprancte, Tristant wider wancte. dô begunde in Lanzelet jagen. nu vluhens alle als zagen, die vier hergesellen. daz begunde missevellen der vrowen und ir gesinden, dô er niht wolt erwinden. des gewan diu künigîn zehant sô grôze riwe, daz ir geswant und daz siu viel in unmaht. diu tôtvinster naht der bitterlîchen minne diu benam ir die sinne und ir varwe und ir kraft: siu was mit leide behaft. Als ir der sin wider kan, dô wâren die fünf man ir ûz den ougen entriten. dô begund siu vlêhen unde biten starclîche ûz der ahte alle die siu mahte, daz man ir man vienge; und swenn ez alsô ergienge, der si mit im beriete, dem gæb siu guote miete, ein herzogentuom des siu pflac.
6481–6553 713
6573 ein Deu für W.
6585
6584 wan Deu für W.
dehein wo2t geſp2echen er waz in den gerechen ſwaz im zetvo nn gezam daz er daz alles vernam mit einerhande getute
ir gebot do nieman verlac der et ze roſſe moht chomen des wa2t manigem benomen beidiv lobe vnd ere ez engeſtriten nie mere riter als balde 6559a ... 6560 ſi mvſens einem walde danchen. vnd der vinſtern naht daz man niht me mit in vaht Alſus chvme chomen ſi hin da nach als ich bewiſet bin 6565 ſo riten ſi vf ein montange di rihte gein b2ýtange der enmohten ſi niht geva2n wan ſi ver irret wa2n do ſi des abendes ſtriten 6570 al di naht ſi fur ſich riten vntz mo2gen frvo an den tac do chomen ſi do ein burc lac vf eim buhel niht zeho do gein cherten ſi do 6575 ¶Der wirt der der burge pflac der waz als ich iv ſagen mac wiſe. biderb. vnd guo t hubſch vnd wol gemvo t an allen dingen vollechomen 6580 ſwaz er het vernomen daz zeren vnd zelobe ſtvo nt daz wa2p er ſo di frvo men tvo nt er verſuhtes ie ſin ahte Wan daz er tet als er iht mahte
6555
Jr gebot do niema verlack Der echt zü roſſe möchte komen Dez wart manigeme benomen Beide lip vnd ere 125v Es engeſtritte nie mere Fu “nff ritter alſo balde Sie müſtent es alſo balde Sie müſtent es eime walde Dancken vnd der vinſtern nacht Das man nit ſere mit jn vacht Alſus koment ſie kume hin Dar nach alſo ich es gewiſet bin So rittin ſie vff einen wintſange Jr rechte engegen pritgange Dar jm möchten ſie nith geuarn Wanne ſie verirrent worent Do ſie dez obendes ſtritten ˙ ſich rittent Alle die nacht ſie fur Wiſſe morne früg an den tag Do koment ſie do an ein brug lag ˙ Vff eime buhel nit zuo hoh Do gegen kertent ſie do Der wurt der der burg pflag ˙ ſagen mag Der waz alſo ich uch Wiſe biderbe vnd guo t ˙ Hubeſch vnd wol gemüt An allen tugenden volle komen Was er hatte vernomen Das zuo eren vnd zuo lobe ſtuo nt Das warp er ſo die frome tuo nt Er verſüchte ez ſin achte 126r Wanne daz er alſo dete als er icht machte Daz kein wort geſprochen Er waz wol in den gerichten Was jme zuo tuo nde gezam Daz er daz alles vernam Mit einer ſlachte getúte dehein wort gesprechen. er was in den gerechen, swaz im ze tuonne gezam, daz er daz allez vernam mit einer hande getiute.
ir gebot dô nieman verlac, der et ze rosse mohte komen. des wart manigem benomen beidiu lîp und êre. ez engestriten nie mêre ritter als balde. ... si muosens einem walde danken und der vinstern naht, daz man niht mê mit in vaht. Alsus kômens kûme hin. dâ nâch, als ich bewîset bin, sô ritens ûf ein montâne. die rihte gein Britâne, der enmohtens niht gevâren, wan si verirret wâren: dô si des âbendes striten, al die naht si für sich riten unz morgen fruo an den tac. dô kômens dâ ein burc lac ûf eim bühel niht ze hô: dâ gein kêrten sie dô. der wirt der der bürge pflac, der was, als ich iu sagen mac, wîse biderbe unde guot, hübsch unde wol gemuot, an allen dingen vollekomen. swaz er hâte vernomen daz zêren und ze lobe stuont, daz warp er sô die frumen tuont. er versuohtes ie sîn ahte, wan er tet als er iht mahte
714 Transkription
6617 waz Deu für W.
ez enwo 2den nie lute baz enpfangen di fivnf man der wirt ſich ſchiere verſan 42ra in allen ir geba2en daz ſi mve de wa2en do ſchvf er in gemaches vil Er hiez als ich iv ſagen wil der riche ſtvo mme Gýma2 er waz ſo ſnel daz iſt wa2 daz vf zwein fuzen nie dehein man ſneller gie er v2leugete ſta2che wan er pflac einer ma2che im waz manic man bereit dv2ch ſin vnbed2ozenheit ſwi in doch Lantzelet zige daz er dv2ch eine v2owen ſwige Mit eren hat er ſich beiaget ditz han ich iv dv2ch daz geſaget wan er ſteter tugende pflac nvo mvſe Lantzelet de lac vnd di vier ſin geſellen bi Gylimare twellen vntz daz di turliche gomen ir mve de heten vber chomen vnd in div ros wol mahten wer moht daz geahten Waz ſi ſchoner mer ſageten di wil daz ſi dageten vf des ſtvo mmen veſte ... ... ... ... nvo wolten auch di geſte beliben niht mere dv2ch ſin ſelbes ere fur der wirt mit in dan
6601 Siehe vorigen Vers P.
6625
6620
6615
6610
6605
6600
6595
6590
6626 ſlbes Deu für W.
Nuo enwurdent nie lu “te baz Enpfangen danne die fúnff ma Der wurt ſich ſchiere verſan An allen ir geberin Do ſie mue de werent Do ſchüff er gemaches vil Er hieß alſo ich úch ſagen wil Der wiſe ſtume gilimar Er was ſo ſnelle daz iſt war Daz vff zwein fue ſſen nie kein ma So ſneller gergie Er verlugete ſtarcke ... Vnd pflag einer marcke Das was jme manig man bereit Durch ſine vnverdroſſenheit ˙ zige Wie in ſin lantlute Das er durch eine frowen ſwige ¶Mit eren hatte er ſich beiaget ˙ durch daz geſaget Das han ich uch Wanne er ſiner geſte wol pflac Nü müſte lantzelet do lac 126v Vnd die vier ſin geſellen By˙ gilmare twellen ˙ Wiſſe daz die gruwelichen gomen ˙ Müde hattent uber komen Vnd in die roß wol machtent Wer kunde dez gelachen Was ſie ſchöner mere ſagten Die wile daz ſie tagtent Vff dez ſtumen veſte Walwein det daz beſte Er begunde lantzeleten enbarn Wie es vmb den mantel waz gefarn Von erſte vntze hin zuo leſte Nuo enwoltent ouch die geſte Do nit beliben mere Durch ſin ſelbes ere Für der wurt mit jn dan ez enwurden nie liute baz enpfangen dan die fünf man. der wirt sich schiere versan an allem ir gebâren, daz si müede wâren. dô schuof er in gemaches vil. er hiez als ich iu sagen wil der wîse stumme Gilimâr. er was sô snel, daz ist wâr, daz ûf zwein füezen nie dehein man sneller gegie. er urliugete starke. wan er pflac einer marke, im was manic man bereit durch sîn unbedrozenheit. swie in sîn lantliut zige, daz er durch eine vrowen swige, mit êren hât er sich bejaget. ditz hân ich iu durch daz gesaget, wan er sîner geste wol pflac. nu muose Lanzelet du Lac und die viere, sîne gesellen bî Gilimâre twellen, unz daz die tiurlîche gomen ir müede heten überkomen und in diu ros wol mahten. wer möhte daz geahten, waz si schœner mære sageten, die wîle daz si tageten ûf des stummen veste? Wâlwein tet daz beste, er begunde Lanzeleten enbarn, wie ez umb den mantel was gevarn von êrste unz hin ze leste. nu enwolten ouch die geste belîben niht mêre. durch sîn selbes êre fuor der wirt mit in dan
6554–6627 715
6631 bekeningin oder bekeinngin P?
6660
6655
6650
6645
6640
6635
6630
6643 zeſagen e Deu für W.
und kondewiert die vremden man mit manegem guoten knehte, unz daz si kômen rehte zuo ir bekennigen wegen. dô bâten si sîn got pflegen und aller der sînen. dô liez er aber schînen daz er verstandenlîchen fuor. mit sînen bærden er swuor, daz er den helden mære sîns dienstes willic wære. Ich enweiz wie iu daz behaget, daz ich sô kurze hân gesaget von dem hübschen swîgære. vernement irz niht für swære, sô wær von im ze sagenne guot. ir wizzent wol, wie minne tuot, swâ si den liuten an gesiget, daz si deheiner mâze pfliget, wan siu aller vreude nimt den zol. daz schein an disem ritter wol. er dienet einer vrowen clâr mit stæter triuwe manic jâr. mit rede er ir niht vergaz, unz die liute marcten daz und zêh in einer ›ez ist diu,‹ der ander sprach ›nein siu: ich wæne erz alz durch jene tuot, diu ist sô hübsch und sô guot.‹ sus wart er maniges bezigen. dô enmoht daz mære niht geligen: etslîcher riet die wârheit. daz wart der vrouwen geseit, des enbôt sium dise buoze. durch enkein unmuoze enwolter si zerbrechen niet. ditz mære merke hübschiu diet,
6639 Links ausgeworfener Repräsentant für J-Initiale W, für die allerdings kein Platz gelassen wurde.
Vnd conduwierete die frömden ma Mit manigem guo ten knecht Vntze das ſie koment recht Zuo ir bekennigin wegen Do baten ſie ſin got pflegen Vnd aller der ſinen Do lies aber ſchinen ˙ Das er vernunffteclichen fuo r 127r Mit ſinen geberden er enſwuo r Daz er den helden mere Sins dienſtes willig were ˙ daz behaget ICh enweis wie uch Das ich ſo kurtze han geſaget ˙ M Von dem hubeſchen ſwigere ˙ ſwere Ver nement es nicht fur So iſt von jme zuo redende güt ˙ Jr wiſſent wol wie mynne düt ˙ Wo ſie den luten an geſiget Daz ſie in keiner moſſe pfliget Wanne ſie aller der fröide nimt den zol Daz ſchein an diſſem ritter wol Er diente einer frowen das iſt war ˙ Mit ſteten truwen manig jor Mit rede er jr nicht vergaz ˙ marchtent das Wiſſe das die lute Vnd zeh in einer das iſt die Die ander ſprach nein ſie Jch wene er es alles durch eine tüt ˙ Die iſt ſo hubeſch vnd ſo güt Sus wart er maniges bezigen Do en möchte das mere nit geligen Etlicher riet die worheit Das wart der frowen geſeit 127v Des enbot ſie jme diſe büſſe Durch en kein vnmuo ſſe So wölte es zerbrechen nicht ˙ Dis mere merckte hubſche diet
6634 ¶ W fehlt Deu.
vnd chondewierte di v2emden man mit manigem guten chnehte vntz daz ſi chomen rehte zvo ir bechanten wegen do baten ſi ſin got pflegen vnd aller der ſinen ¶Do liez aber der wirt ſchinen daz er verſtandenlichen fuo r mit ſinen geberden er ſwo 2 42rb daz er den helden mere ſines dienſtes willic were JCh enweiz wi iv daz behaget daz ich ſo churz han geſaget von dem hubſchen ſwigere vernement irz niht fuo r ſwere ſo were von im zeſagene guo t ir wizzent wol wi minne tuo t ſwa ſi den luten an geſiget daz ſi deheiner maze pfliget wan ſiv aller v2eude nimt den zol daz ſchein an diſem ritter wol er dient einer v2owen daz iſt wa2 mit ſteter triuwe manic ia2 mit rede er ir niht vergaz vntz di lute ma2chten daz vnd zeh in einer es iſt div der ander ſp2ach nein ſiv ich wene ers alles dv2ch eine tuo t div beidiv hubſch iſt vnd guo t ſus wa2t er maniges bezigen do enmoht daz mere niht verligen etſlicher riet di wa2heit daz wa2t der v2owen geſeit des enbot ſiv im diſe buze durch chein vnmvze enwolter ſi zeb2echen niet ditz mer merche hubſche diet
716 Transkription
wan es im ſit wol gelonet wa2t es iſt der rehten minne a2t daz getriuwen luten wol geſchiht vn er ſich es lange ruo emet niht ds mit valſch dient ods dienſt nimet 6669a ... 6670 wan es weiz got niht enzimet des ſelben Lantzelet veriach do er Gylima2es triuwe ſach Wa gehoe 2ten ir ie gezellen von ſtoltzern geſellen 6675 dan auch di v2emden geſte di von des ſtvo mmen veſte 42va mit v2eude nuo wens ſint geriten ſwi vil ſi muwe hant erliten des waz in nvo vergezzen 6680 di helde vermezzen wa2en geil vnd ha2te v2o wan es chvo met diche alſo ſo dem man iht leides geſchiht daz im des ſin herze vergiht 6684a ...
6669 ds mit Deu für W.
6672 truwe Deu für W.
Das jme es alles wol gelonet wart Es iſt der rechten mime art ˙ ˙ Das getruwen luten wol geſchicht Vnd er ſich es lange rümet nicht Wer mit falſche dienet Oder dienſte nemet Wande es wers got gezemet Das ſelbe lantzelet veriach ˙ Do er gilmaris truwe erſach ¶Do gehortent ir ie gezellen Vnd ſtroffen geſellen Danne ouch die frömden geſte Div von dez ſtumen veſte ˙ Mit fröide nuwes ſint geritten Was ſie müge hant erlitten Dez was jme vergeſſen Die helde vermeſſen Werent geil vn harte fro Wanne das komet dicke alſo So dem man icht leides ſol geſchehen Das jme dez müß ſin hertze iehen 128r Daz jme dez müß ſin hertze jehen Do vor mit vngedultikeit Die herren von den ich han geſeit Den wart nie baz zü müte Wanne die heiden gruo nte Vnd ſungen jn dem walde Die cleinen vogel balde ˙ lag Jn gantzer fröide ir huge Sit her lantzelet da lag Sin ſelbes ma ſin machte Ouch was ir aller achte Das ſie enzit koment hein Walwein ſprach min öhein Sol nü den wiſen hirtz jage Do er in das begunde ſagen
6668 er W] e korrigiert ſ-Ansatz. / langee Deu für W. W] dar Deu.
a da vo2 mit vngedulticheit den wa2t nie baz zemvo te wan div heide gruo te vnd ſvngen in dem walde 6690 div vogellin vil balde in gantzer v2eude ir huge lac ſit Lantzelet deLac ſin ſelbes man weſen mahte auch waz ir aller ahte 6695 daz ſi inzit chomen heim Walwein ſp2ach min oheim ſol den wizzen hirz iagen do er in daz begvo nde ſagen
e
6685b ¶Di herrn von den vns iſt geſeit
6665
6677 nvo wens Deu für W.
6678 niuwe Deu für W.
6679 war Deu für W.
dâ vor mit ungedultikheit. die herren, von den ich hân geseit, den wart nie baz ze muote: wan diu heide gruote und sungen in dem walde diu vogellîn vil balde: in ganzer vreude ir hüge lac, sît Lanzelet du Lac sîn selbes man sîn mahte: ouch was ir aller ahte, daz si enzît kœmen heim. Wâlwein sprach ›mîn œheim sol den wîzen hirz jagen.‹ dô er in daz begunde sagen, 6684 daz
wan es im sît wol gelônet wart. ez ist der rehten minne art, daz getriuwen liuten wol geschiht und er sichs lange rüemet niht, der mit valsche dient od dienst nimet, ... wan ez weizgot niht enzimet. des selben Lanzelet verjach, dô er Gilimâres triuwe sach. Wâ gehôrt ir ie gezellen von stolzern gesellen dan ouch die vremden geste, die von des stummen veste mit vreude niuwens sint geriten? swie vil si müeje hânt erliten, des was in nu vergezzen. die helde vermezzen wâren geil und harte vrô. wan daz kumt dicke alsô, sô dem man iht leides sol geschehen, daz im des muoz sîn herze jehen ...
6628–6698 717
6703 karadigan Deu für W.
6704a begvnde Deu für W.
6726 ds chvnic Deu für W.
Do wart jn ernſte vnd gah Nü ſint ſie komen alſo nach Das ſie vil ſanffte an dem dritten Tag worent hein geritten Vff die burg zü karediga Sie iahent das ſie woltent han ... ... Jr geſellſchafft gerne geſehen Alſo ſi des begonde jehen Vnd ſie geil worent zuo vnmoſſe Do kam in vff der ſtroſſe 128v Ein garzun den ſie bekantent By˙ name ſie in mantent vn frogtent in vmbe mere Wo der kúnig were Vnd was ouch das ir froge Obe ſich ir moge Wol gehapten alde wie Noch do verſüchten ſie Mit weinenden ougen Er ſprach es iſt one lougen Gehortent ir es nit zü diſen dage ˙ das gröſte ſage So wil ich uch Das wir alle vernoment Die heilde ſich dez erkantent Vnd ſprachent daz ſie enwúſtent nicht Von einer groſſen vngeſchicht DEr knappe ſagete jme alſus Er ſprach der kúnig arthus Mit aller der moſſenie ſin ˙ Vnd min frowe die kunigin Die woltent ir ſpil began Vnd den wißen hirtze van Vnd das der ku “nig danne neme Dar nach es jme gezeme Der ſchoe nſten kus wz ſin lon Sin alter vatter vpandagron
6704 begvo nde Deu für W.
do waz in ernſt vnd gach nvo ſint ſi chomen alſo nach daz ſi ſanfte an dem triten dage. weren heim geriten vf di burc ze Karadigan do begvo nde walwein in van 6704a vnd begvnde Lantzelete inba2n 6704b wi es vmb den mantel waz geva2n 6705 von erſt vnd an daz ende ga2 Nvo ſehent ſi wa laufet ha2 ein garzvn vf der ſtraze der ilt ane maze zehant ſi in nanden 6710 wan ſi in wol bechanden vnd v2ageten in vmb mere wa der chvnic were vnd waz er nvo wes ſagete der chnappe niht gedagete 6715 ... ... 42vb mit weinenden ovgen er ſp2ach es iſt dehein lovgen vernement irs niht zediſen tagen e 6720 ſo wil ich iv daz groſt mere ſagen daz wir alle ie vernamen di helde ſich des erchamen vnd ſp2ach ſi wiſten niht von cheiner grozen geſchiht o 6725 Do hup er an vnd ſeit in ſus er ſp2ach min herre ds chvnic a2tus mit aller maſſenye ſin vnd min v2owe div chvo nigin di wolten ir ſpil began 6730 den wizen hirz ſi wolten van vnd daz der chvnic danne neme von rehte als im gezeme der ſchonſten chus daz waz ſin lon ſin vater Vrp2andagon
6700
dô was in ernst unde gâch. nu sint si komen alsô nâch, daz si vil sanfte an dem driten tage wæren heim geriten ûf die burc ze Kardigân. si jâhen, daz si wolten hân ... ... gern ir geselleschaft gesehen. als si des begunden jehen und si wâren geil zunmâze, dô kam in ûf der strâze ein garzûn, den si bekanten. bî namen si in nanten und vrâgten in um mære, wâ der künic wære, und was ouch daz ir frâge, obe sich ir mâge wol gehapten alde wie. noch dô versuochter sie: mit weinenden ougen er sprach ›es ist kein lougen, gehôrt irs niht ze disen tagen, sô wil ich iu daz grœste sagen, daz wir alle ie vernâmen.‹ die helde sich des erkâmen und sprâchen, si enwisten niht von einer grôzen ungeschiht. Dô huop er an und seit in sus: er sprach ›mîn herre der künec Artûs mit alder massenîe sîn und mîn vrowe diu künegîn, die wolten ir spil begân: den wîzen hirz si wolten vân und daz der künec dâ næme von rehte, als im gezæme, der schœnsten kus, daz was sîn lôn. sîn vater Utpandragôn
718 Transkription
der het es alſo vf geleit di ſelben gewonheit behielt der ſvo n imer ſit nvo iſt verendet der nit der da von ſolte chomen 6740 min v2owe div chvnigin iſt genomen min herren chvnic a2tiv2e daz hat der vngehiv2e chvnic falerýn getan ir verſtent mich wol vn iſt min wan 6745 der chvnic ſi ſere ſelbe wnt da2 zvo iſt mir vnchvnt wi vil der ritter ſi erſlagen di mit dem chvnic wa2en iagen es waz vil vngeho2et 6750 daz alſus zeſto2et vnſer v2eude ſolte werden ¶Do erbeizten zvo der erden di chvnen huo ſgenozen vngehabe alſo groze 6755 di ſi heten vnder in di enchvo nde ein krancher ſin 43ra zerehter maze niht veiehen wenne dis were geſchehen vnd wa2 der chvnic valerin o 6760 were chomen mit der chvnigin daz wa2t in alles chvnt getan 6761a ... nvo mvſten ſi aber ir v2eude lan vntz ob ſi got ſo gerte daz er ir leit vercherte o 6765 Do di fvnf degen her gewo nnen michel herze ſer von ſolhem nvmere daz ir v2owe were Genovere gevangen 6770 vnd wi es waz ergangen dem chvnige vnd den ſinen
6753 huo ſgenozen W] Rasur.
6735
Der hette es alſo vff geleit 129r Die ſelbe gewonheit Die behielt ſin ſun iemer ſit Nuo iſt mir endet der nit Der do von ſolte komen Mine herren iſt ſin wip genomen ˙ Dem kunig arture ˙ ˙ Das hat der vngeh ure ˙ Der kunig vallerin getan Jch verſton mich wol vn iſt min wan Der ku “nig ſy˙ ſelbe ſere wunt Dar zü iſt mir vnkunt Wie vil da ritter ſi erſlage Die mit dem kúnige woren jage Es was vil vngehöret Das alſus zerſtöret Vnß fróide ſolte werden Do erbeiſtent zü der Erden Die künen hus genoſſen Vngehebe groſſen Die ſie hattent vnder in ˙ nit ein krancker ſin Daz kunde uch Zuo rechter moſſe veriehen Wanne dis were geſchehen Vnd war der kúnig vallerin ˙ Were komen mit der kunigin Daz wart jn alles kunt getan 129v Das wart jn alles kunt getan Nuo müſtent ſie aber ir fröide lan Wiſſe daz ſie got geerte Vnd ir leit verkerte DO die fu “nff tegen her Gewunnen michel hertze ſer ˙ Von ſöllchen nuwe mere Das ir frowe were Genure gevangen Vnd wie es was ergange ˙ Deme kunige vnd ouch den ſinen
der het ez alsô ûf geleit. die selben gewonheit behielt der sun imer sît. nu ist verendet der nît, der dâ von solte komen. mîn vrowe diu künegîn ist genomen mîm herren künec Artiure. daz hât der ungehiure, der künic Valerîn getân. ich verstân mich wol und ist mîn wân, der künec sî selbe sêre wunt. dar zuo ist mir unkunt, wie vil der ritter sî erslagen, die mit dem künege wâren jagen. ez was vil ungehœret, daz alsus zestœret unser vreude solte werden.‹ dô erbeizten zuo der erden die küenen hûsgenôze. ungehabe sô grôze, die si heten under in, der enkunde iu niht ein kranker sin ze rehter mâze verjehen. wenne diz wære geschehen und war der künic Valerîn wære komen mit der künigîn, daz wart in allez kunt getân. ... nu muostens aber ir vreude lân, unz daz si got sô gêrte, daz er ir leit verkêrte. Dô diu fünf degene hêr gewunnen michel herzesêr von sölhem niumære, daz ir vrowe wære Ginovere gevangen, und wie ez was ergangen dem künege und ouch den sînen,
6699–6771 719
6778 bein Deu für W.
6805
6800
6795
6790
6785
6780
6775
6796 vnds geben Deu für W.
do liezen ſi wol ſchinen daz in ſo leide nie geſchach michel waz ir vngemach als di ſich laſters ſchea ment nvo ſazen ſi vf alle ſament vnd riten ha2te balde gerihte gein dem walde vnd ſi zelande chamen do ſi do vernamen von v2ivnden di es in taten chvo nt daz der chvnic waz helflich wo nt vnd er ſchier wer geneſen wan daz er truric mvſe weſen von anderm vngerihte di rechen man do berihte daz der chvnic waz gevallen mit den ſinen allen fur daz verwo2ne tan vnd alles des werches des ieman ze geſezze erdenchen chvo nde daz man des do begvo nde doch es lutzel dohte ¶Der chvnic ſp2ach vntz er mohte dehein wile geleben ſo enw2de der burc niht vnds geben 43rb vntz daz div chvnigin da were dis waz vil vmmere dem chvnige valerine er vnd alle di ſine vo2hten in bo2 vil buho2t. tantzen. vnd ſpil des pflagen ſi vf der veſte falerin der mvo tveſte der chvnigin gehiez daz er auch vil wa2 liez mit triuwen vnd mit ſicherheit daz er ir dehein leit vndanches tete: wan daz er ſi bete 6806 liz Deu für W.
Do lieſſen ſie wol ſchinen Daz jme ſo leide nie geſchach Michel waz ir vngemach Alſo heilde die ſich dez laſters ſchament Nuo ſoſſent ſie vff alle ſament Vnd rittent harte balde Jn richte von dem walde Vntze ſie zuo lande koment Do ſie do vernoment Von frúnden die es in daten kunt ˙ ˙ Das der kunig was hubſchlich wunt Vnd er ſchiere were geneſen ˙ Wanne das er trurig müſte weſen Von ander vngeſchichte Die recken ma ouch berichte ˙ Das der kunig arthus waz geuallen 130r Mit ſinen rittern allen ˙ das uir worrine tan Fur Vnd als das werg das ıema Zü geſeſſe erdencken kunde Das man dez do begunde Doch es lutzel dochte ˙ Der kunig iach wie er möchte Dicke ein wile geleben So enwurde die burg nit ergeben Vntze daz ſin wip do were ¶Dis was vil vnmere ˙ Dem kunig fallerine Er vnd alle die ſine Eruorchtent enbor vil Buhort dantzen vnd ſpil Des pflagen ſie vff der veſte Wie doch ir muo t breſte Die ku “nigin ſelten verlies Vntze das ir fallerin gehieß ˙ Mit truwen vnd mit ſicherheit Das er ir kein leit Jr vndanckes tete dô liezen si wol schînen, daz in sô leide nie geschach. michel was ir ungemach als helde die sich lasters schament. nu sâzens ûf alle sament und riten harte balde gerihte von dem walde, unz si ze lande kâmen, dâ si dâ vernâmen von vriunden, diez in tâten kunt, daz der künec was helflîche wunt und er schiere wære genesen, wan daz er trûric muose wesen von ander ungeschihte. die recken man dô berihte, daz der künic was gevallen mit den sînen allen für daz Verworren tan und aldes werkes des ie man ze gesæze erdenken kunde, daz man des dâ begunde, doch ez lützel töhte. der künec sprach, swie er möhte deheine wîle geleben, sô enwurde der burc niht vride geben, unz daz sîn wîp dâ wære. diz was vil unmære dem künege Valerîne. er und al die sîne vorhten in borvil. buhurt tanzen unde spil, des pflâgens ûf der veste. Falerîn der muotveste der küniginne gehiez, daz er ouch vil wâr liez, mit triuwen und mit sicherheit, daz er ir dehein leit undankes tæte,
720 Transkription
6827 wan Deu für W.
6830 mvo teſten Deu für W.
Wanne das er ſie bete ˙ Mit zuchten vmb ir minne Die edel kúniginne Lepte in vnmuo te Wanne daz ſie got behüte 130v So were jr eren vil benome Nuo ſint ſie zü dem geſeſſe kome Sine geſellen vnd lantzelet Waz er zuo manheit ie getet Das wolte er alles han vernome vms itten Durch daz möchte han geſtritten Vnd er zü der ſchurte were geſin Do geroubet wart die kúnigin SJt ez alſus ergangen waz Do erbeiſtent ſamen an das graß Die uiere vnd gawen Der rittere was do enkeinr Wanne do begunde gahen Do ſie geſahent Sie lieffent engegen den geſten Wanne ſie die müt veſten Jrs gevertes wol erkantent Schade zü den ſchanden Das wart jn alles kunt getan Do begunden ſo die recken gan Do ſie den künig funden Von truren vngeſunden Nuo wart ir zucht wol ſchin Helme vnd ouch die hütelin Die wurdent ſchier ab genomen Alſo ſie der ku “nig ſach komen 131r Wie trurig Er were Do ſtünt der erbere | vff vnd kuſte ſie zü hat ... Er clagete jn das er were geſchant Vnd wie es jme was er gange
6821 ds ſchvmpfentivre Deu für W.
vnd chuſte ſi alle zehant er claget daz er were geſchant vnd wi es im waz ergangen
... mit zvhten vmb ir minne div edel chvniginne lebet in vm muo te wan daz ſi got behuo te ſo wer ir eren vil benomen Nvo ſint zvo dem geſezze chomen ſin geſellen vnd Lantzelet ſwaz er ze manheit ie getet daz wolter alles han vermiten dv2ch daz er moht han geſtriten vn er zvo ds ſchvmpfentiv2e mvo ſe ſin do gerovbet wa2t div chvo nigin Sit es alſus ergangen waz do erbeizten an daz graz di vier vnd Gawin der ritter waz do inchein Wan di des bi namen iahen daz ſi ſi gerne ſahen ſi liefen gein den geſten wan ſi di mvo tveſten ir gevertes wol erchanden ¶Der ſchade zvo den ſchanden wa2t in ga2 chvo nt getan do begvo nden di rechen gan do ſi den chvnic fvo nden von triuwen vngeſvo nden nvo wa2t ir zvht wol ſchin 43va helm vnd auch di huo telin di w2den ſchier ab genomen do ſi den chvnic ſahen chomen Vf ſtvnt der erbere ſwi truric er were
6810 Siehe vorigen Vers W.
6845
6840
6835
6830
6825
6820
6815
6810
6834 direchen Deu für W.
6843 Siehe vorigen Vers P.
und kustes alle zehant. er claget in, daz er wære geschant und wiez im was ergangen.
wan daz er si bæte mit zühten umb ir minne. diu edel küniginne lebet in unmuote. wan daz si got behuote, sô wær ir êren vil benomen. nu sint zuo dem gesæze komen sîne gesellen unde Lanzelet. swaz er ze manheit ie getet, daz wolter allez hân vermiten durch daz er möhte hân gestriten und err ze stiure wære gesîn, dô geroubet wart diu künigîn. Sît ez alsus ergangen was, dô erbeizten samen an daz gras die viere unde Wâlwein. der ritter was dâ enkein wan die des benamen jâhen, daz si si gerne sâhen. si liefen gein den gesten, wan si die muotvesten ir gevertes wol erkanden. der schade zuo den schanden wart in gar kunt getân. dô begunden die recken gân dâ si den künic funden von trûren ungesunden. nu wart ir zuht wol schîn: helme und ouch diu hüetelîn diu wurden schiere ab genomen. dô si der künic sach komen, ûf stuont der êrbære, swie trûric er wære,
6772–6845 721
6849 biterlichen W] Rasur.
6880
6875
6870
6865
6860
6855
6850
6861 und Deu für W.
man ſach in von den wangen di zeher nider vliezen di rechen do niht enliezen ſi weinten biterlichen ſam taten al geliche di in der reiſe wa2en wer chvo nde des geva2en dv2ch ſiner wolfliche ſite der do truren vermite Do wa2t von iamer ein ſchal daz es ha2te verre hal do di rechen weinden mit triuwen ſi beſcheinden daz in daz leit zeherzen e wac ich enweiz waz ich iv ſagen mac wan do waz riuwe vnd not manic ritter wer gerner tot dan er des laſters het erbiten daz di wigande liten di beſten von der welte mit manigem wider gelte waz da ſchal vnd wo f ich ſage iv waz daz ſchvo f der guten chneht vngemach als in der chvnic des veriach daz er di v2owe het begeben ſo mvſen ſi mit ſwere leben ir hende ſi alle wo nden iſo ze den ſelben ſtvo nden chom zv dem geſezze geriten ein helt mit zo2nigen ſiten der d2iv tuſent ritter b2aht 43vb getriuwelich er gedaht daz er zeſtaten wolt ſtan dem chvnige von ka2adigan Wan in trubete daz vndinc dirr ſelbe ivngelinc
6865 der P] r korrigiert m.
6869 checht Deu für W.
Man ſach jme von den wange Die trehen nider flieſſen Die recken nicht lieſſen Sin weinde bitterliche Same daten ſie alle geliche Die in der reiſſe warent ˙ Wer kunde des geuaren Durch ſine wolffliche ſite Der do trurekeit vermitte Do wart von jomer ein geſchal Das er harte ferre ſchal Do die recken weintent ˙ Mit truwen ſie beſchiedent Das in daz leit zuo hertzen wag ˙ ſagen mag Jch enweiß waz ich uch ˙ Wanne das was ruwe vnd not Manig ritter were gerne tot Danne er dez laſters hette erbitten Das do die wigande litten Die beſten in der welte Mit manigem wider gelte Was do vor von wuo ffte ˙ waz ouch wuo ſſte 131v Jch ku “nde vch Der güten knechte vngemach Alſo in der ku “nig das veriach Das er die fröide hette ergeben Do müſſtent ſy mit ſware leben ¶Jr hende ſie alle wunden Do zuo den ſelben ſtunden Koment zuo dem geſeſſe riten Ein heilt mit zornlichem ſitten Der dru˙ tuſent ritter brachte ˙ Getruwelichen er gedachte Das er zü ſtaten wolte kam ſtan Dem ku “nig von karedigan Wanne in truo pte dis vnding DJrre ſelbe ju “ngeling
6871 get Deu für W.
6880 Karadigan Deu für W.
6881 wan Deu für W.
man sach im von den wangen die zeher nider vliezen. die recken dô niht liezen sin weinten bitterlîche: sam tâten al gelîche die in der reise wâren. wer kunde des gevâren durch sîne wolflîche site, der dâ trûren vermite? dô wart von jâmer ein schal, daz ez harte verre hal, dô die recken weinden. mit triuwen si bescheinden, daz in daz leit ze herzen wac. ich enweiz was ich iu sagen mac wan dâ was riuwe unde nôt. manec ritter wære gerner tôt, dan er des lasters het erbiten, daz die wîgande liten, die besten von der welte. mit manegem widergelte was dâ schal und wüefe. ich sage iu waz dâ schüefe der guoten knehte ungemach. als in der künic des verjach, daz er die fröide het begeben, sô muosen si mit swære leben, ir hende se alle wunden. isâ ze den selben stunden kom zuo dem gesæze geriten ein helt mit zornigen siten, der driu tûsent ritter brâhte. getriuwelîchen er gedâhte, daz er ze staten wolte stân dem künege von Kardigân, wan in truopte diz undinc. dirre selbe jungelinc
722 Transkription
Was an tugenden volle komen Wir hant ſelten vernome Von keiner ſlachte mere Das kein ritter were Hübſcher das wart dicke ſchin Ku “nig arthus was der vatter ſin Vnd genure ſin müter Dirre helt gütter Der hieß lont der milte Er clagete das vnbilde Vmbe ſiner müter notzuch Es iſt ein worheit nit ein lug Das er ſich rouffte vnd brach 132r Do er lantzeleten ſach Vnd andere ſin geſellen Er begunde im zü füſſen uallen Der tegen wüteclichen ſcrey Das tet den rittern allen we ˙ verlichen Wanne ich wil uch ˙ das er ſwert begonde trage Sagen furſt Das nie kein kindeſcher ma Lobes mere gewan Vntze daz er jn ein lant reit ˙ ſeit Alſo vns die ouenture Mit arthuſe ſyme vatter her Daz ir beider iemer mer Die pritange bittent Wanne ſie dar vmbe ſtrittent ˙ Das ſie noch ſullent wider kome Diſe mere ir dicke hant vernome Von die laſen es an ſye Vnd merckent ir wie Es ergie Zü dem leitlichen geſeſſe Obe ich der rede vergeſſe ˙ So ſullent ir doch wol wiſſen daz Das nie manigen ougen nas Von ſo vs genomen helden was rt
6884 wir Deu für W. 6889 mvo ter Deu für W. 6891 lout, laut, lant P (?), HaA liest lant. 6892 vnblide Deu für W. Deu für W. 6912 haut HaA für P (wohl Druckfehler). 6914 nuo Deu für W. 6916 rde Deu für W.
6915
6910
6905
6900
6895
6890
6885
waz an tugenden vollechomen Wir han ſelten vernomen von cheinerſlahte mere daz dehein ritter were hubſcher daz wa2t diche ſchin der chvnic a2tus waz der vater ſin vnd Genover ſin muo ter dirr helt guo ter der hiez Lont der milde er claget daz vnbilde vmb ſiner muter ſwere im waz ſo leit daz mere ... ... ... ... daz er innecliche ſch2e daz tet den rittern allen we wan ich wil iv werlich ſagen fur daz er ſwert begvnde tragen daz enchein chindiſcher man chv2lobes me gewan vntz daz er in ein lant gereit als vns div aventure ſeit mit a2tuſe ſinen vater her do ir noch beider immer mer di b2ýtanien bitent wan ſi da2 vmb ſtritent daz ſi noch ſvln widerchomen daz mere hant ir diche vernomen do von laz ich es an ſie nvo merchent wi es ergie ze dem leitlichen ſezze ob ich der rede vergezze ſo ſult ir doch wizzen daz daz nie maniger auge naz von ſo vz genomen helden wa2t 6899 minecliche Deu für W.
6908 im mer mer Deu für W.
6909 brytamen
was an tugenden vollekomen. wir hân selten vernomen von keiner slahte mære, daz dehein ritter wære hübscher: daz wart dicke schîn. künec Artûs was der vater sîn und Ginovere sîn muoter. dirre helt guoter der hiez Lôût der milde. er claget daz unbilde umb sîner muoter nôtzüge. ez ist ein wârheit, niht ein lüge, daz er sich roufte unde brach. dô er Lanzeleten sach und ander sîne gesellen, er begunde im fuozvellen. der degen wüeteclîchen schrê. daz tet den rittern allen wê, wan ich wil iu wærlîche sagen, für daz er swert begunde tragen, daz nie kein kindischer man kürlobes mê gewan, unz daz er in ein lant gereit, als uns diu âventiure seit, mit Artûs sînem vater hêr, dâ ir noch beider immer mêr die Britûne bîtent, wan si darumbe strîtent, daz si noch süln wider komen. daz mære hânt ir dicke vernomen, dâ von lâz ich ez an sie. nu merkent wie ez ergie ze dem leitlîchen sæze. ob ich der rede vergæze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie maneger ouge naz von sô ûz genomen helden wart
6846–6919 723
als an der ſelben herva2t Alſo an der ſelben heruart Lont der getriuwe Lont der getrúwe ˙ 132v Hatte groſſen ruwen 44ra het groze riuwe dv2ch ſiner mvter vngemach Durch ſiner müter vngemach o den rittern er zv ſp2ach Den rittern er zü ſprach 6925 er nant ir ein teil bi namen Er nande ir harte vil bename vnd claget in laſter vnd ſchamen Vnd clagete jn laſter zü den ſchanden er ſp2ach edel ritter alle ... daz wo2den ſint zeſchalle Das worden ſint zuo ſchalle min vater vnd div muts min Min vatter vnd die müter min ˙ geclaget ſin 6930 daz ſol iv geclaget ſin Das ſol uch e e e ˙ vf genadelich triuw : div clagelich riuw Vff gnedecliche ſchalle truwe ˙ ... Die manigen geruwe o Muß note erbarme ſol dv2ch not erba2men di richen zvo den a2men Die richen zü den armen 6935 wan ir des wol gedenchent Wanne ir dez wol gedenckent daz nie man wa2t beſch2enchet Das niema wart beſchrencket der ſich an minen vater lie Der ſich an mine vatter lie e e ſtet v2eud hat ſich hie Stete froide hat ſich hie ze vngehabe vercheret Zuo vngehabe gekeret o 6940 min muter hat geret Min müter hat geeret nach ſinem werde manigen man Nach ſiner wirde manıge ma ſwa ſiv ſich ie geſvmde da2 an Wo ſie ſumte dar an daz mvſt ane ir danch geſchehen Das müſte ſunder danck auch hant ir alle wol geſehen Geſchehen owe ir hant 6944a ... Ouch wol geſehen wie 6945 wi min lieber vater A2tus Wie ſie ritter hielt inı ir huß di ritter hielt in ſim hûs Lieber vatter arthus ſol in div milt niht vervan 133r Sol dich die milte nicht meran vnd div tugent die er hat began Vnd die tugent die du haſt began dv2ch weltlich ere Durch weltliche ere e 6950 ſo enſol ſich nimer mer So ſol ſich niemer mere man gevlizen daz er wol getuo Man geflißen das er wol tuo o ¶Do ſp2ach Lantzelet da2 zv Do ſprach lantzelet dar zuo ˙ neve ſtillent iwer clage Neue ſtillent uwer clage ˙ ſage vnd gelaubent mir daz ich iv ſage Vnd gelöbent mir das ich uch als an der selben hervart. Lôût der getriuwe hete grôze riuwe durch sîner muoter ungemach. den rittern er zuo sprach: er nant ir ein teil bî namen und claget in laster unde schamen ›edel ritter alle, daz worden sint ze schalle mîn vater und diu muoter mîn, daz sol iu geclaget sîn ûf gnædeclîche triuwe. diu clagelîche riuwe sol durch nôt erbarmen die rîchen zuo den armen, wan ir des wol gedenket, daz nie man wart beschrenket, der sich an mînen vater lie. stæte vreude hât sich hie ze ungehabe verkêret. mîn muoter hât gêret nâch sînem werde manegen man. swâ siu sich ie gesûmde dran, daz muost âne ir danc geschehen. ouch hânt ir alle wol gesehen, ... wie mîn lieber vater Artûs die ritter hielt in sîme hûs. sol in diu milte niht vervân und diu tugent, die er hât begân durch weltlîche êre, sô ensol sich nimer mêre man gevlîzen, daz er wol getuo.‹ dô sprach Lanzelet dar zuo ›neve, stillent iwer clage und geloubent mir daz ich iu sage.
6921 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers. / getruwe Deu für W. / Waagrechter Strich am Versende W wohl ohne Bedeutung. 6922 groze Deu für W. 6932 Siehe vorigen Vers W. 6940 mvo ter Deu für W. 6945 artus Deu für W. / inı P] Streichung unsicher. 6947 wilt HaA für W. 6950 nimmer Deu für W. 6952 DDo Deu für W, ¶ fehlt Deu.
6920
724 Transkription
ich han di lut hie erſehen daz ich des gewis bin hielt aldiv welt gein in vf einer ſlehten heide vnd heten ſi zeleide als vil faleryne getan ... geto2ſten ſi wol beſtan 44rb nvo iſt aber ſin burc ſo ſta2c daz nieman lebend iſt ſo cha2c den ſi vmb ein ha2 entſitzen ich enchan nach minen witzen erdenchen niht ſo guo tes ſo daz ir iwers mvo tes gedultic ſint vnd nement rat von den fv2ſten vmb di getat do von wir ſin vnv2o des volgeten ſi alle do vnd giengen zeim geſp2eche ga2 di chvnige vnd auch der herren ſcha2 Do ſi zeſamen wa2en chomen do wa2t do manic rede vs nomen Wan da ſaz manic wiſer man ze ivngeſt ſtvnt von in dan der liſtige Triſtrant er ſp2ach vns iſt wol erchant daz min v2owe lebet geſvnt da2 zvo iſt vns allen chvnt daz ir ie waz bereit witze vnd groziv ſeilicheit dv2ch di tugent der ſiv waltet da von auch ſiv behaltet ir ere vntz an ir ende da von rat ich daz beſende min herre der chvnic mere ¶Maldvchen den zauberere
es geſchiht niht wan daz ſol geſchehen
6975 Rubrikatorhinweis für
ez geschiht niht wan daz sol geschehen. ich hân die liute hie ersehen, daz ich des gewis bin, hielt aldiu welt engegen in ûf einer slehten heide und hæten sin ze leide als vil als Falerîn getân, sie getorstens wol bestân. nu ist aber sîn burc sô starc, daz nieman lebender ist sô karc, den si umb ein hâr entsitzen. ich enkan nâch mînen witzen erdenken niht sô guotes sô daz ir iwers muotes gedultic sint und nement rât von den fürsten umbe die getât, dâ von wir sîn unvrô.‹ des volgeten sie alle dô und giengen zeim gespræche gar, die künege und ouch der herren schar. Dô si zesamen wâren komen, dô wart dâ manic rede vernomen, wan dâ saz manic wîser man. ze jungest stuont von in dan der listige Tristant. er sprach ›uns ist wol erkant, daz mîn vrowe lebet gesunt. dar zuo ist uns allen kunt, daz ir ie was bereit witze und grôziu sælikheit durch die tugent, der siu waltet: dâ von ouch siu behaltet ir êre unz an ir ende. dâ von rât ich, daz besende mîn herre, der künic mære, Malducken, den zouberære 6968 mvo ts Deu für W. 6970 getet Deu für W. 6974 chvnige Deu für W. 6988 beſende Deu für W. 6989 min W] nim Deu.
Es enwurt nicht wanne daz ſol geſchehen ˙ hie erſehen Jch han die lute Das ich des gewiß bin Hielt alle die welt engege in Vff einer ſlechten breite Vnd hettent ſie vns zuo leide Alſo vil alſo fallerin getan Wir getörſtent ſie wol beſtan Nuo iſt aber ſin burg alſo ſtarck Das nieman lebet alſo karck Den ſie entſitze Jch enkan noch myne wiſſen Erdencken nicht ſo güttes ˙ So das ir uwers muo ttes Gedultig ſit vnd nement rat ˙ Von den furſten vmbe die getat Do von wir alle ſint vnfro v 133 Des geuolgentent ſie Vnd gingen gin zü eıne geſpreche gar Die kúnigin vnd ouch der herren ſchar Do ſie zuo ſamen worent komen Do wart do manig rede vernome Wanne do ſaſſent wiſe ma Zuo jungeſt ſtont von jn dan Der liſtige triſtant Er ſprach vns iſt wol erkant Das min frowe lebet geſunt ˙ allen kunt Dar zü iſt uch ... ... Durch der tugent der ſu˙ waltet Das ſie do von behaltet Jr ere vntz an ir ende Do von rate ich das beſende Min herre der ku “nig mere Maledvcken den gougeler
6959 heide Deu für W. 6961 als W] Wasserfleck in unterer Hälfte. 6962 Wasserfleck W. Capitulumzeichen nicht aufgelöst P. 6980 erchanten Deu für W. 6981 vrowe Deu für W.
6990
6985
6980
6975
6970
6965
6960
6955
6920–6990 725
6993 dan W] dn Deu.
7006 dne Deu für W.
von dem genibelten Se der chan zaubers michel me dan ieman in den richen mit dem ſvln wir beſwichen 6995 falerýnen den cha2gen mit allen ſinen wa2gen ¶Iſt daz vns got heiles gan wir gewinnen im di bv2c an von maldvkes rate 7000 ¶Do antw2te d2ate erec fylderoylac er ſp2ach ich wene nieman mac 44va den man her beſenden wir ſin im in manigen enden 7005 diche ze vnſtaten chomen ſim vater han ich den lip genom do ſluo c walwein den b2uo der ſin auch hat in der herre min der chvnic a2tus vertriben 7010 von eim lande do er waz beliben 7010a ... mit ſim galſter manigen tac doch des alein ob er vns mac zediſen dingen iht vervahen nvo ſvln wir gerne gahen 7015 vnd ſvnen vns ſwi wir megen daz wir daz laſter nider gelegen Zehant berieten ſi ſich ſi endvhte niht ſo wetlich ſo daz man w2be vmb den man 7020 ſi chomen alle d2an daz der chvnic niht vs mite wan daz er ſelbe vierde rite nach dem gaugelere vnd daz er daz her mere 7025 enpfulhe dem ſvne ſin do wa2t aber wol ſchin daz im div chvnigin liep waz 7019 vm dne Deu für W.
7025 dm Deu für W.
Von dem genibelten ſe Der kan von zouberie michels me Denne iema in den richen ˙ Mit deme ſullent wir beſchwichen Fallerin den kargen Mit allen ſinen wargen Jſt das got vns heiles gan Wir gewinnent in die bürg an Von maleduckes rate 134r Do antwurte drate Erec filde roilac Er ſprach ich wene min herre enmac Des ma nicht her by˙ ſenden Wir ſint jme in manıge enden Dicke in zuo ſtatten komen Sime vatter han ich den lip genome Vnd walwein ſluo g den brüder ſin Ouch hat in der herre min ˙ Der kunig arthus vertriben Von einne lande Do er was beliben ˙ Mit ſyme gelaſtere manıge tag Doch des allein obe er mag Zuo diſen dingen vervohen ˙ So ſullent wir gerne gahen ˙ wir megen Vnd ſue nen vns wye Das wir daz laſter jn der gegen Zuo hant ſo bereitent ſie ſich Sie enduchte nit ſo weltlih So daz ma wurde vmb den ma Alſo koment ſie dar an ˙ Das er die kunig nicht vermitte Wanne das er ſelb vierde ritte Nach dem gu ˘geler Vnd er das here mere 134v Befulhe dem ſinen ſin Do wart aber wol ſchin ˙ Das jme die kunigin von dem Genibeleten sê. der kan zoubers michels mê dan ieman in den rîchen. mit dem suln wir beswîchen Falerînen den kargen mit allen sînen wargen. ist daz uns got heiles gan, wir gewinnen im die burc an von Maldukes râte.‹ dô antwurte drâte Erec fil de roi Lac ›ich wæne, mîn herre enmac den man niht her besenden: wir sîn im manegen enden dicke ze unstaten komen: sîm vater hân ich den lîp genomen: dô sluoc Wâlwein den bruoder sîn: ouch hât in der herre mîn der künic Artûs vertriben vome lande dâ er was beliben ... mit sime galster manegen tac. doch dês al ein, ob er uns mac ze disen dingen iht vervâhen, sô sulen wir gerne gâhen und süenen uns swie wir megen, daz wir daz laster nider gelegen.‹ Zehant berieten sie sich. si endûhte niht sô wætlich sô daz man wurbe umb den man. si kômen alle dar an, daz der künic niht vermite wan daz er selbe vierde rite nâch dem gougelære und er daz her mære enpfulhe dem sune sîn. dô wart aber wol schîn, daz im diu künegîn liep was.
726 Transkription
7030 karyet Deu für W. 7061 dein Deu für W.
7036 vierde Deu für W.
von dem her vz laz di er zemanheit het erchant 7030 daz waz Ka2yet vnd triſtrant vnd lantzelet di d2ie di nam er vz der maſſenie zvo der verte waz er gerech nvo reit er in den fo2ech 7035 der nahe bi Ka2adygan Lac als in erſchein der vierde tac 7036a ... der ſtraze ſi vermiſten daz ſi lutzel wiſten wa ſi wa2en in dem walde 7040 do riten ſi fur ſich balde vntz ze dem ſch2iendem moſe 44vb ſwer nvo welle der loſe wi es ſtvnt vmb daz mos da2 vber moht dehein ros 7045 bo2 wol oder nimer chomen ¶Wir han von manigem man vernomen fur wa2 der nvo niht lebet daz do ein michel Se ſwebet da2 vz rinnet ein ahe cla2 7050 der nie dehein tir fur wa2 ſwi ſere es dv2ſte getranc di viſche wa2en eben lanc vnd eben chvrz di d2inne gant di engellendes ir vil hant 7055 ſi ſint lanc als ein a2m div ahe iſt wilent als wa2m ich enweiz von waz nature daz al di nach gebv2e vnd di trvnne der tiere 7060 di vliehen ha2te ſchiere ein tageweide vnd mere vnd ſch2iet daz mos ſo ſere daz al div tier ſterbent 7045 nie P?
7058 gbvre Deu für W.
von dem her er ûz las die er ze manheit het erkant: daz was Karjet und Tristant unde Lanzelet: si drîe nam er von der massenîe. ze der verte was er gereht. nu reit er in den foreht, der nâch bî Kardigân lac. als in erschein der vierde tac, ... der strâze si vermisten, daz si lützel wisten, wâ si wâren in dem walde. dô riten si für sich balde unz ze dem Schrîenden mose. swer nu welle, der lose, wie ez stuont umb daz mos. dar über mohte dehein ros borwol oder nimer komen. wir hân mit wârheit daz vernomen von manegem man, der noch lebet, daz dâ ein michel sê swebet. dar ûz rinnt ein ahe clâr, der nie dehein tier für wâr, swie sêre ez durste, getranc. die vische sint ebenlanc und ebenkurz, die drinne gânt: die Engellende ir vil hânt: si sint lanc als ein arm. diu ahe ist wîlent als warm, von neizwaz nâtûre, daz al die nâchgebûre und die trünne der tiere vliehent harte schiere ein tageweide und mêre: und schrît daz mos sô sêre, daz al diu tier sterbent,
7052 viſche W] Deu nimmt für v Korrektur aus n an, doch ist eher an ein kleines Schreiberversehen zu denken.
Liep was von dem here er vz las Die er zuo manheit hatte erkant Das waz karet vnd triſtant Vnd lantzelet ſie drye Nam er von der moſſenie Zuo der verte was er gerecht Nuo reit er jn den vorecht Der nohe by˙ karedol lag Alſo jme do ſchein Der vierde tag Der ſtraſſe ſie vermiſſtent ˙ Das ſie lutzel wiſſtent Wo ſie worent jn dem walde ˙ ſich balde Do rittent ſie fur Vntz zuo deme ſchritginne moſſe Wer nuo wölle der loſſe Wie es ſtue nde vmbe die moß ˙ Dar uber möchte kein roſß Niemer me komen Wir hant mit worheit das vernome Von manigem ma der nohe lebet Das do ein michel ſe ſwebet Dar vs rinnet ein ache clar ˙ wor 135r Der nie kein tier fur Wie ſere es turſte getranck Die viſche ſint all eben lanck Vnd eben kurtz die dinne gant Die engellen das ir vil vant Sie ſint lang alſo ein halber arm Die ache iſt wilent alſo warn 2 Von neiſwas nate Das alle die nach gebure Vnd die túrme der tiere fliehent harte ſchiere Ein tagweide vnd mere ˙ Vnd ſchryget das moß ſo ſere Das alle tier erſterbent
6991–7063 727
7083 haben W] be unsicher (Falte).
Die ſo torliche ſider w erbent Das ſie der ſty“mme hant erbitten Je doch von diſem frömden ſitten So wu “rt das waſſer alſo heiß Das do von tegelich wol weiß Das jn der lip nit me fromet Wanne das geſchrey˙ komet ˙ berichten Nuo lat mich uch ˙ Dry˙ tage vor ſungehten So ſchriget das moß vnd ſelten me Man ſiht do fogele alſo her 135v Der vil vff dem ſewe ſwebet Das er niemer jor gelebet Weler man in icht zuo leide tuo t Hie von iſt ſagehaft der flüt DO der kúnig arthus zuo der ache kam Vnd er rechte vernam Wo er was in den welden Do müſte er vff halten Vnd eine wile ſtille haben Do ſah er einen ritter traben ˙ Vber daz ſchryende moß So rechte ſnelle was das roß Das man ſin ſlac nit kunde erſpehen Alſo er den kúnig hette erſehen Do erkande er jn das was recht Wanne der ſelbe guo te knecht Wo er den ſumer hin vertreip Den winter er iemer beleip By˙ art9 maſſenie Den kunig vnd die drye Die hies er groß wilkome ſin Wanne er möchte jn wol gefromen ´ Vber die tieffe gewilde Er hieß dodines der wilde Mit den breiten handen ˙ Den kunig von ir landen 136r Den brante er jme herte
7081 walden W] w unsicher (Falte).
di ſo to2lich werbent daz ſi der ſtvnde hant erbiten idoch von diſen v2emden ſiten ſo wirt daz wazzer alſo heiz dc do von tiergelich wol weiz e dc in der lip niht mer frvo mt e ſwenne daz geſch2ei chvo mt nvo lant mich vch berihten d2i tage vo2 ſvo negihten ſo ſch2it daz mos vnd ſelten mer ¶Man ſiht do vogelin alſo her der vil vf dem Sewe ſwebet dc er nimer ein ia2 gelebet der in iht zeleide tuo t do von iſt ez zemiden guo t Do a2tus ze der ahe cham vnd er rehte vernam 45ra Wa er waz in den walden do mvs er vf halden vnd ein wile ſtille haben do ſach er einen ritter d2aben vber daz ſch2iende mos ſo rehte ſnel waz ſin ros dc man di ſla niht chov nde ſpehen als er den chvnic het erſehen do erchant er in daz waz reht wan der ſelbe gut chneht ſwa er den ſvmer her treip den winter er imer beleip bi a2tuſes maſſenie den chvnic vnd di drie hiez er ſin groz willechomen auch moht er in wol gev2omen vber daz tief gevilde er hiez dodýnes der wilde mit den b2eiten handen den chvnic von irlanden den b2ant er vnd herte
7076 di Deu für W.
7100
7095
7090
7085
7080
7075
7070
7065
diu sô tœrlîche werbent, daz si der stunde hânt erbiten. idoch von disen vremden siten sô wirt daz wazzer alsô heiz, daz dâ von tiergelich wol weiz, daz in der lîp niht mêre frumet, swenne daz geschrei kumet. nu lânt mich iuch berihten: drî tage vor sunegihten sô schrît daz mos und selten mêr. man siht dâ vogele alsô hêr, der vil ûf dem sêwe swebet, daz er nimer jâr gelebet, der in iht ze leide tuot. hie von ist sagehaft der fluot. Dô der künec Artûs ze der ahe kam und er rehte vernam, wâ er was in den walden, dô muos er ûf halden und eine wîle stille haben. dô sach er einen ritter draben über daz Schrîende mos. sô rehte snel was sîn ros, daz man die slâ niht kunde spehen. als er den künic het ersehen, dô erkant er in, daz was reht: wan der selbe guote kneht, swâ er den sumer hin vertreip, den winter er imer beleip bî Artûses massenîe. den künic und die drîe hiez er sîn willekomen. ouch moht er in wol gevromen über daz tiefe gevilde. er hiez Dodines der wilde mit den breiten handen. den künec von Irlanden, den brant er unde herte.
728 Transkription
7121 wan Deu für W.
dodynes der helt balt vf ſin hus dc waz geſtalt bi dem moſe vf einen ſtein es enwa2t nie bv2c dehein erbuwen baz noch alſo wol diſe veſte nam des landes zol 45rb Wan im der walt waz vndertan als ein cherze ged2an waz der ſtein ane mv2e da2 vf ein tuo rn von nature dc nie dehein bezzerr wa2t innen hol vnd vzen ſo ha2t als ein gellendiv flvo dar vf vmb dirzvo waz gemaht guo t geſezze wi vngern ich vergezze daz a2ture dem chvnige her wa2t gegeben nie mer div wirtſchaft noch ſo voller rat von zame noch wiltb2at als im gap der wilde da2 nach reit der milde der riche chvnic a2tus von ſines lieben v2ivndes hus
7115 Siehe vorigen Vers P.
7135
7130
7125
7120
7115
7110
7105
er gap vmb ſin geverte niht ein ha2 iſt vns geſeit ſwenne er ſin ros vber ſch2eit wan daz het ſolhen ganc daz er daz tov niht erſwanc ſwenne es der wilde dodýnes ſtoltzliche vf daz kes vnd vber daz mos rande do ſin viande von tief mvſen ſenchen do ſach man es niht wenchen dc es im iht mohte werren Do furte ſinen herren
7131 hert Deu für W. / artus HaA für P.
7137 dr Deu für W.
Vnd gab vmb ſin geuerte Nicht ein har iſt vns geſeit ˙ Wenne er ſin roß uber ſchreit Wanne daz hate ſo lichten gang v Das er daz toniene ſwang Wanne es der wilde dodines Stüffte vff daz kes Vnd vff die moß rande Das ſine uiande Von tieffe muo ſtent wencken ˙ Danne ſach man es zuchte wencken Das es jme icht möchte geweren o ¶Do furte ſinen herren | dodines der helt balt ... Vff ſin huß das was geſtalt By˙ dem moſſe vff eime ſteine Es en wart nie burg keine Erbuwen baz vnd alſo wol Diſe feſte min dez landes zol Wanne in der walt waz vndertan Alſo ein kertze gedran Waz der ſtein one mure Ein turn von nature Das nie kein beſre wart ... Alſo ein gellende fluo 136v Dar vff vmbe die zuo Waz gemachet güt geſeſſe Geſeſſe | Wie vngerne ich vergeſſe Das arthus dem kunig her Wart geben nie mer Die wurtſchafft noch ſo voller rat Von zame noch von wilt brat Alſo jme gap der wilde Dar nach reit der mul9 Der riche ku “nig arthus Von ſins lieben frúndes hus Dodines der helt balt ûf sîn hûs. daz was gestalt bî dem mose ûf einen stein. ez enwart nie burc dehein erbûwen baz noch alsô wol. dise veste nam des landes zol, wan im der walt was undertân. als ein kerze gedrân was der stein âne mûre, ein turn von nâtûre, daz nie kein bezzerre wart, innen hol und ûzen hart als ein gellendiu fluo. dar ûf umbe die zuo was gemaht guot gesæze. wie ungern ich vergæze, daz Artiure dem künege hêr wart gegeben nie mêr diu wirtschaft noch sô voller rât von zame noch von wiltbrât, als im gap der wilde. dar nâch reit der milde, der rîche künic Artûs, von sînes lieben vriundes hûs
er gap umb sîn geverte niht ein hâr, ist uns geseit, swenn er sîn ros überschreit: wan daz hete sölhen ganc, daz er daz tou niht erswanc, swenn ez der wilde Dodines stolzlîche ûf daz kes und über daz mos rande: dâ sîne vîande von tiefe muosen swanken, dâ sach man ez niht wanken, daz ez im iht möhte werren. dô fuorte sînen herren
7064–7138 729
gein den furte hin dan do div ahe von dem Se ran daz wazzer waz groz vnd tief da2 zvo es als d2ate lief daz nieman d2an geto2ſte chomen Wan als ich es han vernomen zeiner b2uche gein dem wege div hiez ze dem ſtiebendem ſtege do mvſen di rechen den roſſen bedechen div haubet vnd bewinden wan ſi enchvnden vinden deheinen rat der bezzer were a2tuſen dem chvnic mere duhte daz ein groz gewin in furte dodynes hin zvo der burc des zaubereres do waz er v2o des meres vnd di ſine michels me ze dem genibelten Se riten ſi ize an den ſant vmb den waz es ſo gewant 45va da ſin der gaugeler pflac ein hus enmitten d2inne lac von dem lande gienc ein b2uo che da2 der enwa2t nieman gewa2 wan alſe malduch gebot nvo hielt a2tus durch not gein der burc ſtraze ich en weiz wer in in laze Mo2n nach des chvniges ger do reit vber di burc her als ez v2vo waz ertaget e des wirtes tohter ein ſchoniv magt div hubſch waz vnd erbere ſiv furt einen ſperwere Gegen dem furte hin dan Do die ache von dem ſewe ran Daz wot waz groß vnd tieff Wanne daz waſſer alſo drate lieff Das niema dar an getorſte riten komen Wenne alſo ich es han vernome ˙ Zuo einer burge gegen dem wege Die hieß zuo dem ſtiebenden ſtege ¶Hie muo ſtent die recken Den roſſen bedecken Das houbet vnd verbindent Wanne ſie möchtent finden Enkeinen rat der beſſer were Arturen den ku “nig mere 137r Duchte das ein groß gewin Jn fuo rte dodines hin Zuo der burg des göglers Do was er fro dis meres Vnd die ſinen michels me Zuo dem genibelten ſe Ritten ſie an den ſant Vmb den waz es ſo gewant Daz ſin der göglere pflag Ein huß enmitten dar jnne lag Von dem lande ging ein bruge dar Der en wart niema gewar Wanne alſe maleduc gebot Nuo heilt arthus durch alle not Gegen der burg ſtarcke Jch enweis wer in in ſ larte MOrne noch des ku “niges ger ˙ Do reit uber jene brugge her Alſo es früge was vor tag Des wirtes tochter ein ſchöne magt ˙ Hubſch vnd erbere Sie fürte einen ſperwere
7141 HaA liest woc für P und denkt an der wac. 7142 dr Deu für W. / als W] a ist nach unten offen. 7144 wan Deu für W. Deu für W. 7166 hilt Deu für W. 7167 burg P] zweibauchiges g? 7168 ſ P] Ansatz zu ſ. 7174 fiurt Deu für W.
7170
7165
7160
7155
7150
7145
7140
7149 verbinden HaA für P.
7162 en mitten Deu für W.
7163 ginc
gein dem furte hin dan, dâ diu ahe von dem sêwe ran. daz wazzer was grôz unde tief, dar zuo ez als drâte lief, daz nieman dran getorste komen wan, als ich ez hân vernomen, zeiner brücke gein dem wege: diu hiez ze dem Stiebenden stege. dâ muosen die recken den rossen bedecken diu houbet und bewinden, wan si enkunden vinden deheinen rât der bezzer wære. Artûsen den künic mære dûhte daz ein grôz gewin, in fuorte Dodines hin zuo der burc des zouberæres. dô was er vrô des mæres und die sîne michels mê: ze dem Genibeleten sê riten si ize an den sant. umb den was ez sô gewant. dâ sîn der gougelære pflac, ein hûs enmitten drinne lac. von dem lande gienc ein brücke dar: der enwart nieman gewar wan alse Malduc gebôt. nu hielt Artûs durch nôt gein der burcstrâze. ich enweiz wer in în lâze. Morne nâch des küneges ger dô reit über die brügge her, als ez vruo was ertaget, des wirtes tohtr, ein schœniu maget, hübsch und êrbære. siu fuort ein sperwære,
730 Transkription
von maniger mvze wol getan man ſach ir pferit ſchone gan ¶Mit dem ſelben ſtolzen chinde liefen zwene winde wan ſiv dv2ch banichen vz reit als vns daz welſche bvch ſeit ſo endo2ft ſiv niht wiſer weſen wan ſiv hat geleſen div buch von allen liſten do von ſiv wnder wiſte ane femv2ganen di richen ſo enchvo nde ſich ir gelichen dehein wip von der ich ie vernam als ſiv fur di b2uo che cham do ſiv di richen geſte vant div maget grvzte ſi zehant wan ſiv ſach an ir geba2en daz ſi alle fv2ſten wa2en ... ... da2 nach bechante div maget als ir do vo2 waz geſaget des chvnigez antlutze ¶Siv ſp2ach herre iv iſt nvtze daz ich iv bechomen han vnd ich es niht getan ſo mvſent ir verlo2n weſen idoch ſvlt ir wol geneſen 45vb dv2ch niht wan vmbe daz dc iwer herze ie baz fur ander man ze milte ſtvo nt da2 an ir ha2te rehte tvo nt deſt wa2 ir hant es ere ¶Des genadet ir ſere a2tus der ellende : er begvo nd ir an ein ende Von maniger w wi muße wol geta Man ſah ir pferit ſchone gan 137v Mit dem ſelben ſtoltzen kinder Lieffent zwen winde Wanne ſie durch banichen vz reit Alſo vns daz welſche búch ſeit Sie endorfftent wiſer nith weſſen Wanne ſie hatte geleſen Die buo ch von allen liſten Do von ſie wunder wuſte Ane femurgane die richen Sie enkunde ſich ir gelichen Kein wip von der ich ie verna ˙ die brugge kam Alſo ſie fur Do ſie die richen geſte fant Die maget gruo ſte ſie zuo hant Wanne ſie ſach an ir gebaren ˙ Das ſie alle furſten worent DAr zuo merckent einen liſt Der noch an manigem wibe iſt Dar noch alſo ir was geſaget So begunde die maget Dez ku “niges arthuſe ˙ iſt nutze ˙ Su˙ ſprach herre uch ˙ hute ˙ gegrüſſet han Das ich uch Hette ich es nit getan So mue ſtent ir verlorn weſen Je doch ſöllent jr wol geneſen 138r Durch nicht wanne vmb daz ˙ ˙ Daz uwer hertze ie furbaz ˙ andre man zuo milte ſtuo nt Fur Dar an ir harte rechte tuo nt Das iſt wor ir hant es ere Doch gnodete er ſere Arthus der ellende
7203 vmbe W] m unsicher (Falte).
von maneger mûze wol getân. man sach ir pferit schône gân. mit dem selben stolzen kinde liefen zwêne winde, wan siu durch baneken ûz reit. als uns daz welsche buoch seit, sô endorfte siu niht wîser wesen, wan siu hâte gelesen diu buoch von allem liste, dâ von siu wunder wiste. âne Fêmurgân die rîchen sô enkund sich ir gelîchen kein wîp, von der ich ie vernam. als siu für die brücke kam, dâ siu die rîchen geste vant, diu maget gruozte si zehant, wan siu sach an ir gebâren, daz si alle fürsten wâren. dar zuo merkent einen list, der noch an manegem wîbe ist: dar nâch als ir was gesaget, sô bekande diu maget des küneges antlütze. siu sprach ›herre, iust nütze, daz ich iuch hiute gegrüezet hân. und het ich es niht getân, sô müesent ir verlorn wesen. idoch sult ir wol genesen durch niht wan umbe daz, daz iwer herze ie baz für ander man ze milte stuont, dar an ir harte rehte tuont: dêst wâr, ir hânt es êre.‹ des gnâdet ir sêre Artûs der ellende.
7175 muße P] Akzent über u gestrichen. 7177 ¶ W fehlt Deu. / kinder P] r unsicher. 7179 bnaichen Deu für W. 7190 ſo Deu für W. 7198 mvtze Deu für W. 7205 milte W] m unsicher (Falte); zemilte Deu für W. 7206 rehte W] h unsicher (Falte). 7207 es W] e unsicher (Falte). 7209 er W] r unsicher (Falte).
7205
7200
7195
7190
7185
7180
7175
7139–7209 731
7210 Siehe vorigen Vers W.
7244 a2ibeit W] ei unsicher (Falte); arbeit Deu.
Er begunde ir an ein erd ende Alle ſine ding clagen Er möchte es lichte geſagen Wanne ſie hette es vernome Wie jme ſin ding was komen Je doch bot er ir riche miete Das ſýe jme har zuo riete Durch das lobete jme die guo te ˙ Mit getruwelichem muo te Das ſie ſin botte were Zuo ir vatter dem göglere DO reit von den heilden die frowe Zuo iren ſelden owe Do ſie den go ˘geler vant Die tochter kuſte jn zuo hant Vnd begunde in allen gahen 138v Vnd in gue tlichen vmbe fohen Su˙ ſprach vatter herre Jch wil dich mane ſere Daz ich dir E was vnderton Dez ſoltu mich genieſſen lon Vnd gewer mich Des ich bitte dich Der vatter ſprach das duv n ich Nuo ſage an was ez ſy Hie haltent rittere nohe bý Sprach die maget wol getan Den ſoltu einen friden lan Das iſt wol min wille Da ſweig der vatter ſtille Vntz er verna die mere Das der ku “nig arthus were Vff gnode dar kome Vnd er jme buo ſſe zuo froome Wolte laſter vnd leit Das er jme ſin arbeit Mit liſten hulffe minren
7221 Davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für Zwischentitel).
... alliv ſiniv dinch clagen er moht ir liht geſagen wan ſiv het es e vernomen wi im ſin dinc waz chomen 7215 do bot er ir rich miete dc ſiv in her zvo riete Div maget ſp2ach ich were v2o moht ich iv gedienen ſo daz es iv were guo t o o 7220 dv2ch iwern hubſchen mvt wil ich iwer bot ſin mit triuwen zvo dem vater min ſvs fur ſiv zehant da ſiv iren vater vant 7225 ſiv begvnde in allen gahen gutlich vmbe vahen ¶Siv ſp2ach vater herre ich wil dich manen verre des ſolt dv mich geniezen lan 7230 daz ich dir ie waz vndertan vnd ſolt mich einer bet wern der ich an dich wil gern 7232a ... ¶Ich tvo n. ſage waz es ſi hi haltent nahe ritter bi 7235 ſp2ach div maget wol getan den ſolt dvo einen v2ide lan daz iſt wol min wille do geſweic der vater ſtille vntz er vernam daz mere 7240 dc der chvnic a2tus were dar. vf genade chomen vnd im bvzen zev2omen wolte laſter vnd leit 46ra daz er im ſin a2ibeit 7245 mit ſinen liſten wolt minren
7210
7245 wolt W] lt unsicher (Falte).
er begund ir an ein ende alliu sîniu dinc clagen. er moht ir lîhte gesagen, wan siu het ez ê vernomen, wie im sîn dinc was komen. dô bôt err rîche miete, daz siu im har zuo riete. durch daz lobet im diu guote mit getriuwelîchem muote, daz siu sîn bote wære zuo ir vater dem gougelære. Dô reit von den helden diu frowe zuo ir selden, dâ siu den gougelære vant. diu tohter kuste in zehant und begunde in allen gâhen in güetlîch umbevâhen. siu sprach ›vater herre, ich wil dich manen verre, daz ich dir ie was undertân: des solt du mich geniezen lân und solt mich einer bete wern der ich an dich wil gern.‹ ... ›ich tuon. sage waz ez sî.‹ ›hie haltent ritter nâhe bî‹ sprach diu maget wol getân, ›den solt du einen vride lân: daz ist wol mîn wille.‹ dô gesweic der vater stille unz er vernam daz mære, daz der künic Artûs wære ûf genâde dar komen und er im büezen ze vromen wolte laster unde leit, daz er im sîn arebeit mit listen hulfe minren.
732 Transkription
7276 wan Deu für W.
Wil er mich des gejnnren Das er das tuo ſprach der wurt Wie harte mich nuo ſchaden ſwirt So verſuo che ich gerne waz ich kan 139r Jch wil aber nit wanne zwen ma ˙ Das mir der kunig die bringe Vnd aller ſlachte gedinge Wanne ich ſin ding gelende Alle daz er mir ſe ſende Her heim obe ich in han gewert Sines wibes dez er gert Er mag ſich ſelber wol entſtan Was ſie mir leides hat getan Der kuo ne walwein vnd erec Nuo rit du tochter enweg ˙ Vnd gib in dez die truwe din Das dis die miete müſſe ſin Das ich an den kunig ger Nicht anders wil ich ſin din wer Mit der rede was reit die maget Do ir das leit was claget Von dem ku “nige vn ouch von der vnfüg Dez lones ſi jme zuo gnuo g Des ir vatter gerte Wie gerne ich jn dez gewerte Sprach der ku “nig erbolgen Sie enwoltent es lichte nit folge Vnd were ein vnfuo ge bet Do antwurte jme lantzelet 139v Herre ir endurffent dez nit jehen Wande ich dicke han geſehen Das erec vnd walwein ˙ das ding hant getan Durch uch Das in der lip zuo woge ſtunt ˙ duo nt Das ſelbe ſie noch hute Hinder vns ander reiſe Ouch iſt enkein freiſe
7246 ginren W] nr unsicher (Falte). 7256 ſinſs Deu für W. 7262 muo z Deu für W. für W. 7280 tuno t Deu für W. 7282–7283 W bei Deu umgestellt.
7280
7275
7270
7265
7260
7255
7250
Wil er mich des ginren daz er dc tuo ſp2ach der wirt ſwi ha2te mich min ſchade ſwirt ſo verſuo ch ich gerne ſwaz ich chan ich enwil aber niht wan zwene man daz man mir di b2inge ane allerſlahte gedinge ſwenne ich ſin dinc verende vnd dc man mir ſi ſende her heim ſo ich in han gewert ſines wibes als er gert er mac ſich ſelbe wol enſtan waz mir di leides hant getan daz iſt walwein vnd erec Nv rit tohter dinen wec vnd gib in des di triwe din daz ditz div miete mvo z ſin der ich an den chvnic ger vnd anders niht bin ich din wer Mit der rede reit div maget do ir daz leit wa2t beclaget vnd ſeit in daz mere wi der lon were des ir vater gerte ¶Swi gern ich in des werte ſp2ach der chvnic erbolgen ſi enwoltens liht niht volgen es were ein vngefuo giv bet do antw2t im des Lantzelet herre ir endv2fent des niht iehen Wan ir diche hant geſehen dc erec vnd walwan dv2ch ivch div dinc hant getan dc in der lip ze wage ſtvo nt dc ſelbe ſi noch hut tvo nt hinder vns an der reiſe auch en iſt chein v2eiſe 7277 walwan W unsicher, eventuell walwein mit zusammengerücktem ei.
7279 wag Deu
›wil er mich des ginren, daz er daz tuo‹ sprach der wirt, ›swie harte mich mîn schade swirt, sô versuoch ich gerne swaz ich kan. ich enwil ab niht wan zwêne man, daz mir der künec die bringe ân allerslahte gedinge, swenn ich sîn dinc gelende, ald daz man mir se sende her heim, ob ich in hân gewert sînes wîbes als er gert. er mac sich selbe wol enstân, waz si mir leides hânt getân. daz ist Wâlwein und Erec. nu rît, tohter, dînen wec und gib in des die triwe dîn, daz ditz diu miete müeze sîn, der ich an den künic ger. niht anders wil ich sîn dîn wer.‹ Mit der rede reit diu maget dâ ir daz leit was geclaget von dem künege und ouch der unfuoc. des lônes siu im zuo gewuoc des ir vater gerte. ›swie gerne ich in des werte‹ sprach der künec erbolgen, ›si enwoltens lîht niht volgen: ez wære ein ungefüegiu bete.‹ dô antwurt im Lanzelete ›herre, irn dürfent des niht jehen, wan ir dicke hânt gesehen, daz Erec und Wâlwân durch iuch diu dinc hânt getân, daz in der lîp ze wâge stuont. daz selbe si noch hiute tuont, hinder uns an der reise. ouch enist kein vreise
7210–7282 733
7285 chvemer HaA für W.
7315
7310
7305
7300
7295
7290
7285
7287 helten Deu für W.
Wan di ich ſelbe gern lite 46rb do ich min v2owen mite von ir chvo mer moht ernern al des ſelben wil ich ſwern von den zwein helden balt vf di div not iſt gezalt ¶Dem chvnige riet auch triſtrant r ein wot wiſer wigant dc er al balde tete als im geraten hete der tugenthafte lantzelet ¶Dodýnes vnd karyet di wolten ez da fur han dc erec walwan ſo wol nach eren wo 2ben daz ſi nimer erſtvo 2ben wan reht vnd ſeilicliche ¶Sus vber reten ſi al geliche den chvnic daz er gewerte maldvchen des er gerte wan ſi wiſten wol di wa2heit daz im di helde weren bereit zetuo nn. ſwes er in zvo gewo c ¶Div maget es do zeſamen trvo c mit wiſlichem rate frvo vnd ſpate daz ir vater mit dem chvnige reit vnd doch mit der gewa2heit daz im a2ges niht geſchach ¶Swaz chvnic a2tus geſp2ach dc zerb2ech er dv2ch nieman mit der rede riten ſi dan vber ein ſleht gevilde dodynes der wilde fv2t den chvnic ſo gvten wec ane b2vche vnd ane ſtech daz er ſchiere heim cham
7292 bete Deu für W.
7294 Karyet Deu für W.
Wanne die ich ſelber gerne lite Das ich mine frowe mite Von jr müge möchte erwern Al das ſelbe wil ich ſweren Von den zwein helden bald Vff die die not iſt bezalt ˙ ¶Dem kúnig riet ouch tryſtant Ein wort wiſe wigant Das er al balde tete Alſo jme geraten hette Der tugenhaffte lantzelet Dodines vnd cariet ˙ han Die woltent es dafur Das erec vnd walwan So wol noch eren wurben Das ſie niemer erſturbent Wanne rechte vnd ſelecliche ˙ Sus uber reden ſie alle geliche 140r Den ku “nig das er gewerte Maleducken des er gerte Wanne ſie wiſtent wol die worheit Das jme die helt worent bereit Zuo tuo nde wez er jn genuo c Die maget es zuo ſamen truo g Mit wiſlichem rate Fruo ge vnd ſpate Vntze ir fatter mit dem ku “nige reit Vnd doch mit der gewarheit Das jme arges nicht geſchach Waz der kúnig arthus geſprach Das zerbreche er durch nie ma Mit dirre reit der har dan ˙ Vber ein ſlecht gevilde Dodines der wilde Der fue rte den ku “nig ſo guo ten weg One brucgen vnd one ſteg Das er ſchier hein kam
7300 teten Deu für W.
wan die ich selbe gerne lite, dâ ich mîne vrowen mite von ir kumber möhte ernern. al des selben wil ich swern von den zwein helden balt, ûf die diu nôt ist gezalt.‹ dem künege riet ouch Tristant, ein wortwîser wîgant, daz er albalde tæte als im gerâten hæte der tugenthafte Lanzelet. Dodines und Karjet die wolten ez dâ für hân, daz Erec und Wâlwân sô wol nâch êren wurben, daz si nimer ersturben wan rehte und sæleclîche. sus überrettens algelîche den künec, daz er gewerte Malducken des er gerte. wan si wisten wol die wârheit, daz im die helde wærn bereit ze tuonne swes er in gewuoc. diu maget ez dô zesamene truoc mit wîslîchem râte, fruo unde spâte, daz ir vater mit dem künege reit, und doch mit der gewarheit, daz im arges niht geschach. swaz der künec Artûs gesprach, daz zerbræch er durch nieman. mit der rede riten si dan über ein sleht gevilde. Dodines der wilde der fuort den künec sô guoten wec, âne brücke und âne stec, daz er schiere heim kam.
734 Transkription
Als daz div ritterſchaft vernam do wa2t nie man enpfangen baz ſi erſcheinden an ir v2owen daz daz es im diche wol ergat 46va ſwer di ſine willic hat Zvo dem ſezze waz niht ds mere di ſi dvhten ſagebere ir herren do er wider cham der chvnic a2tus di fv2ſten nam vnd chvnt in waz do waz gelobet ir hetent anders getobet ſp2achen ſi algeliche erec der tvgent riche vnd der hvbſche walwein di w2den beide des en ein ob es ir v2owen iht vervienge ſwa2 zve es in ergienge daz ſi ſich antw2ten wolten gern ſwa2 ſi wolten ſwenne es in der chvnic gebvte ob man ſchvo nde oder ſute oder ſwi man ſi hielte daz des geluche wielte ſi bedahten ſich des wol daz nieman erſterben ſol wan eineſt vnd niht mere ſi wagenten lip vnd ere gerner dan daz ſolte ſin daz ir v2owe div chvnigin vnd div maſſenie ze Ka2adýgan mit iamer mvo ſe zergan hi von wa2t in wol geſp2ochen da2 nach zer neheſten wochen tet der wiſe maldvc falerýnen einen zvc do von er ſchaden vil gewan e nvo ho2ent wi es da2 zvo chan | bvo chn
7351 geſprs ochen P] Abbreviatur eventuell nur Zierstrich.
Alſo das ſin ritterſchafft verna Do enwart nie ma enpfangen baz Sie ſehent an jr fröide daz Das es jme wol ergat Der die ſinen willig lat Zuo dem geſeſſe waz nicht mere 140v Die ſie duchtent ſagebere Jr herren do er widere kam ˙ Der kúnig arthus do die furſten na Vnd kunte jn waz do was gelobet Er hette anders ertobet Sprochent ſie alle geliche Erec der tugent riche ˙ Vnd der hubſche walwein Die wurdent beide dez jn ein Obe es ir frowen icht veruienge War zuo es in erginge Das ſie ſich gerne woltent antwu “rten Wie ſie ſolten Dar noch ſo der ku “nig gebite Obe ma ſie ſchendete ald die ſitte Oder vnſchone hielte Das des gelúcke wielte Sie bedachtent ſich wol Das niema ſterben ſol Wanne eineſt vnd nicht mere Sie wagtent lip vnd ere Gerner danne das ſolte ſin Das ir frowe die kúnigin Vnd die moſſenie vo karediga Mit jomer múſte zer gan Hie vone wart jn wol geſprs ochen 141r Dar zider nehſten vochtent Der der wiſe maledvc Fallerin einen ſölichen zuc Do von er ſchanden vil gewan Nuo hörent wie es dar zuo kam
7350 zergan W] g aus b korrigiert. / mo vſezergan Deu für W.
7355
7350
7345
7340
7335
7330
7325
7320
7353 maleduc HaA für P.
7354 Falerynen Deu für W.
als daz diu ritterschaft vernam, dô wart nie man enpfangen baz. si erscheinden an ir fröide daz, daz ez im dicke wol ergât, swer die sîne willic hât. Ze dem sæze was niht der mære, diu si dûhten sagebære ir herren, dô er wider kam. der künec Artûs die fürsten nam und kunt in, waz dâ was gelobet. ›ir hætent anders getobet‹ sprâchens algelîche. Erec der tugentrîche und der hübsche Wâlwein, die wurden beide des enein, ob ez ir vrowen iht vervienge, swar zuo ez in ergienge, daz si sich gerne wolten antwürten swar si solten, swenne ez in der künec gebüte; ob man si schunde oder süte od swie man sie hielte, daz des gelücke wielte. si bedâhten sich des wol, daz nieman ersterben sol wan einest und niht mêre. si wâgten lîp und êre gerner dan daz solte sîn, daz ir vrowe diu künigîn und diu massenî ze Kardigân mit jâmer müese zergân. hie von wart in wol gesprochen. dar nâch zer næhesten wochen tet der wîse Malduc Falerîn einen sölhen zuc, dâ von er schaden vil gewan. nu hœrent wie ez dar zuo kan.
7283–7356 735
Sine liſte verſuo chen ˙ Vnd ſchuo ff das die wurme ˙ Lieſſent jr geſturme Die in der vorburg logent Vnd dez hages pflogent Jn deme virworren tan Maledvc der wiſe ma ... ... Der enſwebete gar Do eniſt nicht wider Beide vff der brug vnd dar nider Alles das do lebite Das her do hin vff ſtrebete ˙ Vnd vielent uber die nure Sie brochtent jme zü ſure Das der ku “nig arthus müſte trurig weſen Sie enlieſſent niena geneſen Wen ſie vff der burg fundent Weder ſiechen noch geſunden Sie muo ſtent gar verlorn ſin Do wart der ku “nig fallerin 141v Mit den ſinen erſlagen o Den muſte ma wol iemer clage Wanne daz es ſere miſſezemet Welich ma wibe gerne notes mýnnet Es iſt laſter vnd ein mein ˙ Die turſten wurdent des jn ein Vnd ſprach der gouglere Obe die kúnigin danckes were Mit fallerin entrunne So das ſie jme woltent gunne Jr ſue ſſer my“nne vn erwert So hettent ſie jn wol ernert
ER begunde mit den ſwartze buo chen Er begunde an den swarzen buochen sîne liste versuochen und schuof, daz die würme liezen ir gestürme, die in der vorburc lâgen und des hages pflâgen in dem Verworrenen tan. Malduc der wîse man ... ... der enswebete gar (da enist niht wider) ... ûf der burc und dernider allez daz dâ lebete. daz her dô hin ûf strebete und vielen über die mûre. si brâhten imz ze sûre, daz Artûs trûric was gewesen. si enliezen nieman genesen, swen si ûf der burc funden, weder siechen noch gesunden: si muosen gar verlorn sîn. dô wart der künic Falerîn mit den sînen erslagen. den müese man wol iemer clagen, wan daz ez sêre missezimet. swer wîp gerne nôtes nimet, ez ist laster und ein mein. die tiursten wurden des in ein und sprach der gougelære, ob diu künegîn dankes wære mit Falerîne entrunnen, sô daz sium wolte gunnen ir süezer minne unerwert, sô hæten si in wol ernert.
7361 burc Deu für W. 7364 maleduc HaA für P. 7364a ga2 W] r unsicher (Falte). 7364b nemen W] n unsicher (Falte). 7365 vf W] v korrigiert senkrechten Abstrich (Ansatz zu b?). Deu denkt wohl nicht zutreffend an Vf. / bv2c W] c unsicher (Falte). 7367 alls Deu für W. 7380 trivwen Deu für W. 7387 wau HaA für W (wohl Druckfehler). 7388 er Deu für W.
ſine liſte verſuchen vnd ſchvf daz di wo 2me o 7360 liezen ir geſtv2me di in der vo2 bvrc lagen vnd des hages pflagen in dem ver wo2ren tan 46vb maldvc der wiſe man 7364a der verzovberte ga2 7364b ſwaz da ſolte nemen war 7365 beidiv vf der bv2c vnder nids 7365a ... do en iſt niht wider alles dc da lebete daz her da hin vf ſtrebete vnd viel vber di mv2e 7370 ſi b2ahten im zeſv2e dc der chvnic trv2ic waz geweſen ſi enliezen nieman geneſen ſwen ſi vf der bv2c fvo nden weder ſiechen noch geſvo nden 7375 ſi mvſen ga2 verlo2n ſin ¶Do wa2t der chvnic falerin mit den ſinen erſlagen den mvſ man wol clagen wan daz es ſere miſſezimet 7380 ſwer ſich in triuwen an nimet wîrt auch im danne ſin teil daz ſol man lazen an ein heil ... ... 7385 ... ... wan ſwer wibe laſters gert der wirt ſelde vnd ere entwert
Er begvo nde an den ſwarzen
736 Transkription
... ... ... ... ... ... Do falerin dv2ch ſin vber mvo t alſvs verlos lip vnd guo t als ir wol hant vernomen innan des waz chomen der erengerde a2tus vf der bv2c in ein hus do vant er ligende inne d2izic megede vnd di chvniginne ... ... di ſliefen alſo ha2te daz ir dehein wa2te des ſchalles vf der veſte do di v2emden geſte di bv2c ga2 verwo ſten dv2ch not ſi do mvo ſten vnd ir vndanches wachen daz chom von den ſachen daz zovber waz ſo grimme 47ra enwere maldvches ſtimme ſo weren ſi verdo2ben ga2 der half in daz in niht gewa2 Di v2owen furte man hin abe vnd wa2t div bv2c mit aller habe verderbet daz ſiv nider gelac beidiv berc vnd hac di zerfurte man dv2ch nit dc der von nieman ſit dem andern mohte ſchaden alſus wa2t leides entladen der chvnic von Ka2adygan wan daz angeſt mvſe han
7401 ime Deu für W.
7425
7420
7415
7410
7405
7400
7395
7390
Des vermoſſent ſich genuo ge Den ouch mit vnfuo ge Die mynne ſerte den muo t Der ku “nig arthus was ſo güt Das er dez ſelben ſich vermaß Wer wölle der geloube daz ˙ ¶Do fallerin durch uber müt Ver loß lip vnd güt Alſo ir wol hant vernome Wanna dis waz kome Min herre der ku “nig arthus Jn ein wunnecliches huß Do genure jnne lag ˙ ſage mag Ein wunder ich uch 142r Sie ſelbe vnd dry“ſig meide her Wanne ir was nit mer Die ſlieffent alſo harte Das ir keine warte Des ſchalles vff der veſte Do die frömden geſte Die burg gar ver wüſten Durch not ſie muo ſtent Vnd ir d vndanckes wachen Das kam von den ſachen Der zouber waz ſo grime Jn were maleduckes ſtu “me So werent ſie verdorben gar Der halff in daz in nicht gewar ¶Die frowen fuo rte ma hin abe Vnd wart die burg mit aller habe Verderbet daz ſie nider gelag Beide berg vnd hag ... ... Dem andern möchte geſchaden Alſus wart leides entladen ˙ Der milte kunig von karedigan Wanne das er angeſt muo ſte han des vermâzen sich genuoge, den ouch mit unfuoge diu minne sêrte den muot. der künic Artûs was sô guot, daz er des selben sich vermaz. swer welle der geloube daz. Dô Falerîn durch übermuot verlôs lîp unde guot, als ir wol hânt vernomen, innân des was komen mîn herre der künic Artûs in ein wünneclîchez hûs, dâ Ginovere inne lac. ein wunder ich iu sagen mac: siu selbe und drîzic megede hêr, wan ir was niht mêr, die sliefen alsô harte, daz ir dehein warte des schalles ûf der veste. dô die vremden geste die burc gar verwuosten, durch nôt si dô muosten und ir undankes wachen. daz kom von den sachen, daz zouber was sô grimme, enwær Malduckes stimme, sô wæren si verdorben gar. der half in daz in niht gewar. Die vrowen fuorte man hin abe und wart diu burc mit aller habe verderbet, daz siu nider gelac. beidiu berc unde hac die zerfuorte man durch nît, daz dervon nieman sît dem andern mohte geschaden. alsus wart leides entladen der milte künec von Kardigân, wan daz er angest muose hân
7357–7426 737
7428 malduc Deu für W.
7431 zv oberere Deu für W.
vmb den turlichen ſcholt den maldvc do verholt het mit den liſten ſin o 7430 Genovere div chvnigin bat den zvo berere : als liep ſiv im were ... vnd dv2ch aller v2owen willen daz er gervhte ſtillen 7435 ſin zo2n vnd daz er ſolte nemen ſwaz er wolte vnder allem daz ſiv hete daz er di helde ſtete erliez ſolher reiſe o 7440 div in ſtvnt zv der v2eiſe ir libes vnd ir ere doch enbat ſiv nie ſo ſere daz ſis iht moht vervan des mvſe ſiv di rede lan 7445 Do wa2t daz ſcheiden alſo do von truric vnd vnv2o alle di riter mvſen ſin daz wa2t an manigen dingen ſchin mit clagelichem wo fe o 7450 mit weinen vnd mit rufe mit ſolicher vngehabe ob ſi ſtvnden ob dem grabe ſo were ir ruwe niht mer daz anſehende herze ſere 7455 47rb waz dem gaugeler ein wint er furte ſi an den ſint 7456a wider ſin gewa2heit 7456b es wer in allen liep oder leit ſvs mvſen ſi riten ane wider ſtriten her walwein. vnd erec v 7460 mit dem gogeler enwec mit a2tuſes geleite
7432 Siehe vorigen Vers W.
7453 riuwe Deu für W.
˙ Vmb den turlichen ſcholt Den maladvc do verholt Hatte mit den liſten ſin ˙ Genure die kunigin 142v Bat den go ˘gelere Alſo liep jme ie man were Vnd durch aller frowen willen Vnd daz er geruo chte ſtillen Sinen zorn vnd daz er ſolte Nieman waz er wolte Vnder allem dem daz ſie hette ... ... ˙ Die enſtuo nt zuo der freyſe Jr libes nin ir ere Doch en bat ſie in mie ſore Das es icht möchte veruan Dez muo ſte ſie die rede lan DOch wart die ſcheidunge alſo Das do von trurig vnd vnfro Alle die ritter müſtent ſin Das wart an manigen dingen ſchin Mit clegelichem wüffte Mit weinen vnd mit ruo ffe Mit gezogenlicher liebe vngehabe Obe ſie ſtundent ob ir grabe ˙ So enwere ir ruwe nit mer Daz an ſehende hertze ſer Das waz dem gougler ein wint Er fuo rte die herren an den ſint ... ... Sus muo ſtent ſie riten one wider ſtriten ... Her walwen vnd erec 143r Mit dem go ˘geler enweck Mit arthus geleite
7454 anſehend Deu für W.
7458 Siehe vorigen Vers P.
7459 vndt Deu für W.
umb den tiurlîchen solt, den Malduc dâ verholt hete mit den listen sîn. Ginovere diu künigîn bat den zouberære, als liep siu im wære und durch aller vrowen willen, daz er geruohte stillen sîn zorn und daz er solte nemen swaz er wolte under allem daz siu hæte, daz er die helde stæte erlieze sölher reise, diu in stüende zuo der vreise ir lîbes unt ir êre. doch enbat siu nie sô sêre, daz siz iht mohte vervân. des muose siu die rede lân. Dô wart daz scheiden alsô, daz dâ von trûric und unvrô al die rîter muosen sîn. daz wart an manegen dingen schîn, mit klägelîchem wuofe, mit weinen und mit ruofe, mit sölher ungehabe, ob si stüenden ob dem grabe, sô enwære ir riuwe niht mêr. daz ane sehende herzesêr was dem gougelær ein wint. er fuort die herren an den sint. ... ... sus muosen sie rîten âne widerstrîten, her Wâlwein und Erec, mit dem gougelær enwec, mit Artûses geleite,
738 Transkription
7497 riter Deu für W.
7476 ſtve nt Deu für W. 7483 bechande Deu für W.
Vntz zuo ſiner gewarheite Do er ſy in eıne turn warff ˙ nit ſagen darff Jch wene ich uch Was ſie do vngemaches littent Jr geſellen ouch das nit vermittent Jn enwere ouch das hertze ſwere Wie lieb in das were Das ir frowe waz wider komen Es iſt ſelten vernome ... Jn mmanigen tagen Noch des ku “niges magen ˙ nit betragen Enwil es uch ˙ daz guo t vernome So iſt uch Das ouch ſchier waz kome Genure hein zü karedigan Die fröide die ſie möchtent han Mit fuo ge daz begunden ſie Lantzelet da nicht enlie Durch wip noch durch ander guo t ˙ Daz jme were trurig der müt Do er bekante die not Wie ma es walwein bot Vnd Erecken ſime geſellen 143v Das man ſie wolte kellen Vntze ſie hungers ſturbent Vil lichtelichen do verdurbent Der ku “nig vnd alle ſin diet Wanne ſie endochtent jn gehelffen Es was ein engſtliche not Was man maleduckes bot Das er die herren lieſſe Das in vervie nicht Zuo ir genieſe Wanne daz er in deſte wurs tet Do vant min herre lantzelet Hundert ritter alſo guo t Die beide lip vnd güt
zeſiner gewa2heite do er ſi in ſinen tvo 2n wa2f ich wen ich iv niht ſagen da2f 7465 waz ſi da vngemaches liten ir geſellen auch niht vermiten in were daz herze ſwere ſwi liep in doch were daz ir v2owe waz wider chomen 7470 ez iſt ſelten vernomen von luten dehein merer clage dan do waz zemanigem tage nach des chvniges magen ¶Ich wil iv ane v2agen o 7475 ſchiere lazen werden chvnt dc Genover in chv2zer ſtvo nt chom wider heim zeka2adigan der v2eude di ſiv mohte han mit fvge der begvnde ſiv 7480 Lantzelet do niht enlie dv2ch wip noch dv2ch guo t im were truric der mvo t do er bechante di not wi man es walwine bot 7485 vnd erec ſim geſellen daz man ſi wolt qvellen vntz ſi hvngers ſtv2ben vil leitlich ſi do w2ben der chvnic vnd alliv ſin diet 7490 wan ſi truten im gehelfen niet es waz ein angeſtliche not ſwaz man maldvche bot 47va daz herren lieze daz vervie niht zir genieze 7494a ... 7495 wan daz er ir deſte wirs tet Do vant min her Lantzelet hvndert ritter wol gemvo t di beidiv lip vnd guo t
ze sînre gewarheite, da er si in einen turn warf. ich wæn ich iu niht sagen darf, waz si dâ ungemaches liten. ir gesellen ouch niht vermiten, in enwær daz herze swære, swie liep in doch wære, daz ir vrowe was wider komen. ez ist selten vernomen von liuten dehein merre clage, dan dâ was ze manegem tage nâch des küneges mâgen. ich wil iu âne vrâgen schiere lâzen werden kunt, daz Ginovere in kurzer stunt kom wider heim ze Kardigân. der vreude, die si mohten hân mit fuoge, der begunden sie. Lanzelet dô niht enlie durch wîp noch durch ander guot, im wære trûric der muot, dô er bekante die nôt, wie man ez Wâlweine bôt und Erec sîme gesellen, daz man si wolte quellen, unz si hungers sturben. vil leitlîche dô wurben der künec und alliu sîn diet, wan si trûten in gehelfen niet. ez was ein angestlîchiu nôt. swaz man Malducke bôt daz er die herren lieze, daz vervie niht zir genieze, ... wan daz ern deste wirs tet. dô vant mîn her Lanzelet hundert ritter wol gemuot, die beidiu lîp unde guot
7427–7498 739
7507 riwe Deu für W.
7524 etſlichen Deu für W.
Durch vns wage lieſſe Vnd jme daz geheiſſen Sie woltent durch in ſterben Do ſie in ſohent werben Von jomer ſenecliche Wanne es niema iſt ſo riche ˙ Jn entſweche an ſiner hubeſcheit Minne zorn vnd hertzeleit ... ˙ Alſo nuo lantzelet die truwe Alſo an güten knechten fant Do bereite er ſich zü hant 144r Mit Jn daz ſie nit enbittent Wanne das ſie ie nachtes rittent Vnd dages logent verborgen Vntze früge an einen morge ˙ vernemet E es die lant lute Vnd alſo zuo ſame kement Zü dem ſe do die burg lag Der der goul gouglere pflag Jch ſage “ uch ouch der herren rat ˙ Sit vil dinges an gelucke ſtat ˙ So vertruwetent ſie ſich zuo handen Das ſie jme den ſe ſwanttent Vnd iren lip in woge ſatztent Oder ſie gelatztent Den kargen gögeler ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
7519 deo W] geschwärzter Buchstabe (e?) in Zeile.
dv2ch in zewage liezen vnd im daz gehiezen ſi wolten dv2ch in ſterben do ſi in ſahen werben von iamer ſenecliche wan nieman iſt ſo riche 7505 in ſweche an ſiner hubſcheit ein zo2n vnd ein herze leit vnd nahe gandiv riwe als lantzelet di triwe an als guten knehten vant 7510 do beriet er ſich zehant mit den andern daz ſi nihtes biten wan dc ſi ie di naht riten vnd tages legen verbo2gen vntz frv an den mo2gen 7515 vntz ſi alſo chemen ê es di lantlut vernemen ze dem Se da div bv2c lac der der gaugeler pflac 7518a ... 7518b ... deo vertriuweten ſi zehanden 7520 daz ſi den Se ſwanden vnd ir lip zewagen ſaſten oder ſi gelaſten den cha2gen gaugelere an etſlichem mere 7525 Man ſaget vns do triſtrant di heinliche reiſe bevant daz er karyeten nam zvo im vnd ilende cham an di ritterſchaft geriten 7530 auch enwa2t daz niht vermiten ze der reiſ chem ein v2emde man von dem ich iv wol ſagen chan 47vb vnd hat div aventiv2e reht
7500
7525 Man W] Deu nimmt irrigerweise Korrektur aus N an.
7526 reiſe Deu für W.
durch in ze wâge liezen und im daz gehiezen, si wolten durch in sterben, dô si in sâhen werben von jâmer seneclîche. wan nieman ist sô rîche, in ensweche an sîner hübscheit ein zorn und ein herzeleit und nâhe gândiu riuwe. als Lanzelet die triuwe an als guoten knehten vant, dô beriet er sich zehant mit in, daz si niht enbiten, wan daz si ie die naht riten und tages lægen verborgen unz fruo an den morgen, ê ez die lantliute vernæmen, und alsô zesamen kæmen ze dem sê, dâ diu burc lac, der der gougelære pflac. ... ... dô vertriuweten si ze handen, daz si den sê swanden und ir lîp ze wâge sazten, oder si gelazten den kargen gougelære an etslîchem mære. Man saget uns, dô Tristant die heinlîche reise bevant, daz er Karjeten nam zuo im und îlende kam an die ritterschaft geriten. ouch enwart daz niht vermiten, ze der reise kæm ein vremde man, von dem ich iu wol sagen kan. und hât diu âventiure reht,
740 Transkription
7540 von Deu für W.
Der ſelbe waz ein guo t chneht der langeſte gˆygant der ie mit wa2heit wa2t bechant vf allem ertriche nvo vernement beſcheidenliche vnd bedenchent mich der rede niet Von im chvndet vns daz liet von daz er erſt gebo2n wa2t ſo whs er fur ſich alle va2t manedecliches ein ſpange der hiez eſealt der lange der ſelbe waz von chinde des chvniges a2tuſes geſinde wan er in dv2ch ein wnder zoch er waz gewahſen alſo hoch daz er verre langer ſchein danne tv2ne dehein vnd waz im doch da2 zvo geriet ze der lange groz behendichiet vnd hubbſchliche gebere Swelich man chvo ner were der mvſe ſchaden d2an gevan er mohte riten niht wan gan vnd waz ſnel vnd balt ſibenzehen ia2 alt waz er do zerſelben ſtvo nt do im div reiſe wa2t chvo nt di Lantzelet ſo ſtille wa2p do von manic man verda2p in des zov bereres hus min herre chvnic a2tus wart der reiſe niht gewa2 ê ſi zeſamene choe men ga2 di ir v2ivnt wolten loſen Di frvo men niht di boſen w2den an di va2t gebeten dv2ch den milten lantzeleten
7534 chnecht Deu für W.
7570
7565
7560
7555
7550
7545
7540
7535
7553 hubbſchliche W] bb eng zusammengerückt, erstes b wohl aus ſ.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
7560 reiſe Deu für W.
der selbe was ein guot kneht, der langeste gîgant, der ie mit wârheit wart bekant ûf allem ertrîche. nu vernement bescheidenlîche und bedenkent mich der rede niet. von im kündet uns daz liet, von daz er êrst geborn wart, sô wuohs er für sich alle vart mânedeclîches eine spange. der hiez Esêalt der lange. der selbe was von kinde des küneges Artûses gesinde, wan er in durch ein wunder zôch. er was gewahsen alsô hôch, daz er verre langer schein danne türne dehein; und was im doch dar zuo gereit ze der länge grôz behendikeit und hübschlîche gebære. swelch man küener wære, der müese schaden dran gevân. er mohte rîten niht, wan gân, und was snel unde balt. sibenzehen jâr alt was er dô zer selben stunt, dô im diu reise wart kunt, die Lanzelet sô stille warp, dâ von manic man verdarp in des zouberæres hûs. mîn herre der künic Artûs wart der reise niht gewar, ê si zesamene kœmen gar, die ir vriunt wolten lœsen. die frumen, niht die bœsen, wurden an die vart gebeten durch den milten Lanzeleten,
7499–7570 741
7574 han W fehlt Deu.
7605
7600
7595
7590
7585
7580
7575
7586 begvndee Deu für W.
der zaigeheit niht erchande ſi huben ſich vzer lande 48ra di hvndert ritter vnd der helt von des lenge ich han gezelt di ſint bereit an di va2t nvo waz ſol daz me geſpa2t Die die ſtrazen chvo nden di wiſten ſa zeſtvo nden di ritterſchaft vf den wec gegen der bv2c vf der erec vnd walwin der geſelle ſin dvlten iemerlichen pin der ſolhen helden niht gezam welt ir ho2en wi es cham ſo ſult ir da2 zvo gedagen eines mo2gens do es begvnde tagen do wa2n ſi alle an dem Se vo2 tage ein lutzel ê do waz daz genibel ſo diche daz ſi chvme bi dem bliche di bv2c chvſen nach wane idoch luht in der mane als es der riche got gebot Nvo waz in ſchiffe ha2te not div in doch wa2en vnbereit Lantzelet do niht enbeit er ſp2ancte vo2 in an den wac vnd da2 nach Ka2ýet ſin mac do wa2t triſtrande gach vnd al den ritern da2 nach ſi ſwamden manlich an di fluo t eſealt der helt guo t balde in den Se ſp2anc do half ſi daz er waz ſo lanc wan er behut di ſcha2 daz ſiv geſvo nt vnd ga2 chomen vber des Sewes fluo t nebent den rittern er wo t 7596 lantzelet Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 7598 karyet Deu für W.
der zageheit niht erkande. si huoben sich ûzer lande. die hundert ritter und der helt, von des lenge ich hân gezelt, die sint bereit an die vart. nu waz sol daz mê gespart? Die die strâzen kunden, die wîsten sâ ze stunden die ritterschaft ûf den wec gegen der burc, ûf der Erec und Wâlwein der geselle sîn dulten jæmerlîchen pîn, der sölhen helden niht gezam. welt ir hœren wie ez kam, sô sult ir dar zuo gedagen. eins morgens dô ez begunde tagen, dô wârens alle an dem sê, vor tage ein lützel ê. dô was daz genibel sô dicke, daz si kûme bî dem blicke die burc kuren nâch wâne. idoch lûht in der mâne, als ez der rîche got gebôt. nu was in schiffe harte nôt, diu in doch wâren unbereit. Lanzelet dô niht enbeit, er sprancte vor in an den wâc, und dar nâch Karjet, sîn mâc. dô wart Tristande gâch und al den rîtern dar nâch: si sprancten manlîch an die fluot. Esêalt der helt guot balde in den sê spranc. dô half si daz er was sô lanc, wan er behuote die schar, daz si gesunt unde gar kômen über des sêwes fluot: neben den rittern er wuot
742 Transkription
7631 daz W] dez Deu.
vnd nam ir vil guo t wa2 als ir eim iht gewa2 zehant er im zeſtaten chan ern enthielt ros vn man 48rb vntz ſi vber chomen ga2 ê es ieman w2de gewar do wa2en di geſte bi des gaugeleres veſte do nam ſi aber eſealt | gewalt vnd huo p ſi aber ir ie zwene mit vber der bv2ge zinne do galt man mit vn minne dem wirte daz mein daz erec vnd walwein lebten mit leide Man vant di helde beide inſwere boyen verſmit hi wa2t es vngev2it do ſi w2den verlazen wan ſi niht vergazen ir not vnd der ha2nſcha2 ſi erſlugen ſi alle ga2 den wirt vnd daz geſinde wan der maget ſim chinde der ſi niht taten wan ſiv het beraten di helde gutliche ſi wac 2n nemeliche zetode diche erſlagen wan ir wo fen vnd ir clagen hie mit v2iſte ſi div maget des ſi ir gnade geſaget vnd allen v2owen di ſo lebent daz ſi ſendem leide troſt gebent vnd di ſwere gemvo ge te ſenfternt dv2ch ir guo te Do es alles fvo 2 waz
7610 eim HaA für W. Deu für W.
7645
7640
7635
7630
7625
7620
7615
7610
7632 ſin Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 7637 dich e Deu für W.
7638 rvo fen Deu für W.
7640 ſi W fehlt Deu.
7643 gemvo ge te W] g leicht rasiert.
7644 ſefgternt
und nam ir vil guote war: als ir eime iht gewar, zehant er im ze staten kan: er enthielt ros unde man, unz si über kômen gar. ê es ieman wurde gewar, dô wâren die geste bî des gougelæres veste. dô nam si aber Esêalt und huop ir ie zwêne mit gewalt über der bürge zinne. dô galt man mit unminne dem wirte daz mein, daz Erec und Wâlwein lebten mit leide. man vant die helde beide in swære boyen versmidet. hie wart ez ungevridet, dô si wurden ûf verlâzen, wan si niht vergâzen ir nôt und ir harnschar: si ersluogens alle gar, den wirt und daz gesinde, wan der maget, sîm kinde, der si niht tâten. wan siu het berâten die helde güetlîche. si wæren nemelîche ê ze tôde dicke erslagen, wan ir wuofen und ir clagen: hie mite vriste si diu maget. des sî ir gnâde gesaget und allen vrowen, die sô lebent, daz si sendem leide trôst gebent, und die swære gemüete senfternt durch ir güete. Dô ez allez für was
7571–7645 743
7658 wrhten Deu für W.
7680
7675
7670
7665
7660
7655
7650
7669 getetee Deu für W.
vnd do nieman genaz des zov berers geſindes wan ein ſines chindes der ſchonen ivncv2owen do div begvo nde ſchowen daz ſi di bv2c b2anden do half ſiv den wiganden 48va in vil chv2zen ſtvo nden daz ſi di b2vche fvo nden div vber daz b2eite wazzer gie ein michel v2eude gevie di ritterſchaft vber al ſi vo2hten vngeluches val ob ſi aber ſwamden den Se wan ſi heten geriten ê mit chvo mberlichen ziten Nvo mvo gen ſi vz riten ane vo2ht guten wec ds her walwein vnd erec di ſint nvo ledic vnd v2i div maget waz in allen bi auch lonent ſi der ſteten mit manigen gut teten des ſiv in zeliebe ie getete wan es chvmet diche ane bete lon. des v2ivnt dem andern tuo t der des gedenchet daz iſt guo t Di helde riten hein wert ſwes ſi heten gert daz waz in alles wider va2n des chargen gaugeleres ba2n di b2ahten ſi zehuſe dem chvnige a2tuſe daz ſiv ſin geſinde were dv2ch ir erbere Wan ſiv waz ein wiſiv maget hie ſol niht werden verdaget dc min her Lantzelet 7681 wan ſi Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
und dô nieman genas des zouberærs gesindes wan eine sînes kindes, der schœnen juncvrouwen, dô diu begunde schouwen, daz si die burc branden, dô half siu den wîganden in vil kurzen stunden, daz si die brücke funden, diu über daz breite wazzer gie. ein michel vreude gevie die ritterschaft über al. si vorhten ungelückes val, ob si aber swanden den sê swâ si heten geriten ê mit kumberlîchen zîten. nu mugens ûz rîten âne vorhte guoten wec. der herre Wâlwein und Erec die sint nu ledic unde vrî. diu maget was in allez bî. ouch lônten si der stæten mit manegen guottæten des siun ze liebe ie getete. wan ez kumet dicke âne bete lôn des vriunt dem andern tuot. der des gedenket, daz ist guot. Die helde riten heinwert. swes si hæten gegert, daz was in allez widervarn. des kargen gougelæres barn, die brâhten si ze hûse dem künige Artûse, daz siu sîn gesinde wære durch ir êrbære, wan siu was ein wîsiu maget. hie sol niht werden verdaget, daz mîn her Lanzelet,
744 Transkription
7701 dez Deu für W.
7702 Yblis Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... P, fol. 144r , Fortsetzung ¨ ſöllent ir alle gedencken dis NV Von welchem dinge alde wes ˙ Solte ſich der kunig her Bas gehaben iemer mer
7694 heim Deu für W.
der ie daz beſte gern tet mit tugenden manicvalden der nam eſealden vnd bat in fvo 2 gân hin zekaradygân vnd enbot dem chvnige mere wi im ſin reiſe were chomen zvo der ſeilicheit eſealt do niht ver meit 48vb er tete als im wol zam ſchier er hin hein cham er liez im zowen deſte baz vnd ſaget dem chvnige daz wi den helden waz gelvo ngen Di alten zvo den ivo ngen gewnnen groze mende do er ſi an ein ende des meres het bereit yblis do vil chvme erbeit wenne Lantzelet cheme waz botenb2otes auch neme der michel man daz lat iv ſagen im hiez div chvnigin da2 tragen einen ſchilt vollen goldes do v2eute ſich ſines ſcholdes eſealt der riche aber di andern geliche di wa2n des nvmeres v2o wan es chvmet diche alſo do eim manne leide geſchiht da2 vmbe gebe ein anderr niht wan es iſt auch ein leit niht al der lut. iſt vns geſeit Nvo ſvlt ir alle gedenchen des. von welhem dinge oder wes ſolt ſich der chvnic her baz gehaben imer mer
7688 ze karadyganˆ Deu für W.
7720
7715
7710
7705
7700
7695
7690
7685
7716 vnſ Deu für W.
7717 alle Deu für W.
7718 welchem Deu für W.
der ie daz beste tet mit tugenden manicvalden, der nam Esêalden unde bat in für gân hein hin ze Kardigân und enbôt dem künege mære, wie im sîn reise wære komen zuo der sælikheit. Esêalt dô niht vermeit, er tete als im wol zam. schiere er hin hein kam. er liez im zowen deste baz und sagete dem künege daz, wie den helden was gelungen. die alten zuo den jungen gewunnen grôze mende, dô er si an ein ende des mæres hæte bereit. Iblis dô vil kûme erbeit, wenne Lanzelet kæme. waz botenbrôtes ouch næme der michel man, daz lât iu sagen. im hiez diu künigîn dar tragen einen schilt vollen goldes. dô vreut sich sînes soldes Esêalt der rîche. aber dandern gelîche die wârn des niumæres vrô: wan ez kumet dicke alsô, dâ eim manne leide geschiht, darumbe gæbe ein ander niht: wan ez ist ouch ein leit, niht al der liute, ist uns geseit. Nu sult ir alle gedenken des: von welhem dinge oder wes solte sich der künic hêr baz gehaben imer mêr
7646–7720 745
7732 waffenroche Deu für W.
7745 frivnde Deu für W.
Danne von dem mere das er verna Das ſin geſinde wider kam Erec vnd walwen Artus wart des in ein Das er gegen den ſinen ritte 144v Vnd niemer vermitte Er begunde ſie ſalwieren Mit tuſent banerin Mit roſſen wol bedachtent Wanne ſie wol haben machtin Beide die ſinen vn ouch er Waffen rocke vnd ſper Die beſten von den landen Gegen den wiganden Reit er einen halben tag Do wart lantzelet du lac Enpfangen harte ſchone Mit ſöllicher eren crone Des einen ſwachen man beuilte Manig ma mit fröiden ſpilte Den E dez nicht geluſte Der ku “nig arthus ſie alle kuſte Die waſſer müden helden Hin hein vff ſine ſelde Fuo rte er die lieben fru “nt ſin Genure die ku “nigin Die engelepte fröilicher nie Wanne ſie die herren enpfie So ſie beſte machte Die rede lant vz der achte ˙ enpfange baz 145r Es wurdent nie lute Von manigem trehen wurdent nas Der ſchönen frowen ouge ſchin Der ſelbe ſitte muo s iemer ſin Das von liebe vn ouch von leide Die ougen trübent beide ˙ Alſo kunig arthus ein hochgezit hette vn
7734 wiganden Deu für W.
do von dem mere do ers vernam daz ſin geſinde wider cham erec vnd walwein er wa2t des in ein 7725 dc er ſi ſolte enpfahen nach eren do ilt er vz gahen mit tuſent banieren begvnder ſi Salewieren mit roſſen wol bedahten 7730 wan ſi wol haben mahten beidiv di ſin vnd auch er Waffenroche vnd ſper 49ra di beſten von den landen gegen den Wiganden 7735 reit er einen halben tac do wa2t Lantzelet de Lac enpfangen ha2te ſchone mit ſolher eren ch2one des einen ſwacheneman bevilte 7740 maniger mit v2eudn ſpilte den es e des niht geluſte der chvnic ſi alle chvſte di wazzer mveden helede hin heim vf ſin ſelede 7745 fv2t er di lieben v2ivnde ſin Genover div chvnigin gelebite v2oliche nie di herren ſi enpfie ſo ſi aller beſte mahte 7750 Di rede lant vz der ahte e ez enwo 2dn nie lut enpfangen baz von maldeltrehenen w2den naz der ſchonen v2owen augen ſchin der ſelbe ſite mvz imer ſin 7755 daz von liebe vnd auch von leide di augen trubent beide 7756a ... dan von dem mære, dô erz vernam, daz sîn gesinde wider kam, Erec und Wâlwein? Artûs wart des enein, daz er gegen den sînen rite unde niemer vermite, er begundes salûieren mit tûsent banieren, mit rossen wol bedahten, wan si wol haben mahten, beidiu die sînen und ouch er, wâfenrocke unde sper, diu besten von den landen. gegen den wîganden reit er einen halben tac. dô wart Lanzelet du Lac enpfangen harte schône, mit sölher êren krône, dês einen swachen man bevilte. maneger mit vreuden spilte, dens ê des niht geluste. der künec se alle kuste, die wazzermüeden helede. hin heim ûf sîne selede fuort er die lieben vriunde sîn. Ginover diu künigîn gelebete vrœlîcher nie, wan si die herren enpfie sô se aller beste mahte. die rede lânt ûz der ahte, wurden ie liut enpfangen baz. von mändeltrehenen wurden naz der schœnen vrowen ougen schîn. der selbe site muoz imer sîn, daz von liebe und ouch von leide diu ougen truobent beide. ...
746 Transkription
7757 Hv Deu für W. / chnic Deu für W. 7788 der Deu für W.
7772 oder W] noch Deu.
7775 tantzen vnd Deu für W.
Nu, waz sol der künic tuon, der durch êre und durch ruon hât manegen hof gewunnen? er wolt nu aber kunnen, ob er iht vriunde hæte. Artûs der êren stæte begunde manegen fürsten laden. er übersach wol allen schaden, den ein bœse herre entsitzet, der von swachem bruche switzet, derme guote dient und ez im niet. ... nu kom dar al des landes diet, künege, grâven, herzogen. oder uns hânt diu buoch gelogen, sô wart dâ diu schœnest hôhgezît, diu weder vor oder sît in sô kurzer vrist moht ergân. ... man möhte dâ gesehen hân buhurt tanzen unde spil, des grôz hof niht enbern wil. wir suln lange rede lân, wan Erec und Wâlwân gewunnen süezes lobes kraft umb die erren geselleschaft, von der diu künegîn wart erlôst. jo enzimet nieman untrôst wan bœsen liuten eine. die recken wac daz cleine, daz si vor liten nôt, sît manz sô manegem rîter bôt durch ir willen schône. er verzaget niht an lône, swer sô setzet sînen muot,
...
7773a Rechter Auswurf wohl von gleicher Hand, aber mit anderer Tinte.
˙ Daz nie kein ſchoner hochgezit wart geſehen ˙ WAs ſolte nuo der kunig tuo n Das ie durch ere vnd durch ruo m Hatte manigen hoff gewunne Er wolte nuo aber komen ˙ Obe er icht frunden hette Arthus der eren ſtete ˙ Do begunde manigen furſten laden ˙ Er uber ſach wol allen ſchaden Den ein boſer herre entſitzet Der von ſwacheme bruche ſwitzet Der dem güten dienet Vnd ez jme nit Nuo koment da es alle dez landes diet Ku “nig grauen hertzogen Oder vns hant die büch gelogen So war daz ſchönſte hoch gezit Das weder vor oder ſit ˙ möchte ergan 145v Jn ſo kurtzer fryſt ... Man moe chte do geſehen han Buhort tantzen vnd ſpil Dez groß hoff nit enbern wil Des ich alles nicht geſage kan Erec vnd walwan Die gewunnent ſüſſes lobes krafft Vmbe die eren geſelleſchafft Mit der die kúnigin wart erloſt Jo enziment niema vndroſt Wanne dem böſen ma alleine Den recken wag daz cleine Das ſie do uor littent not Sit der ku “nig arthus manıge ritter bot Durch jren willen ſo ſchone Er envervohet nicht an lone Wer alſo ſetzet ſin muo t
7758 der ie HaA für P.
Nv waz ſol der chvnic tvo n der dv2ch ere vnd dv2ch rvo n hat manigen hof gewo nnen o o 7760 er wolte nv aber chvnnen ob er iht v2ivnde hete a2tus der eren ſtete begvo nde manigen fvo 2ſten laden er vber ſach allen ſinen ſchaden 7765 den ein boſe herre entſitzet der von ſwachem b2vche ſwitzet der me guo t dienet vn es im niet 7767a ... Nvo chom da2 al des landes diet chvnige . graven. herzogen. e 7770 oder vns hant div bvch gelogen ſo wa2t do div ſchoneſt hohgezit div weder vo2 oder ſit 49rb in ſo chv2zer v2iſt moht ergan s 7773a Wir ſvln lange rede lan vacat v. man moht do geſehen han 7775 Bvho2t. tantzen. vnd ſpil. des groz hof niht enbern wil wir ſvln lange rede lan wan erec vnd walwan gewo nnen ſvzes lobes ch2aft 7780 vmb di erre geſelleſchaft von der div chvnigin wa2t erloſt Ioh enzimet nieman vntroſt wan boſen luten eine den rechen wac daz cleine 7785 daz ſi vo2 liten not ſit manz ſo manigem riter bot dv2ch ir willen ſchone er verzaget niht an lone ſwer ſo ſetzet ſinen mvt
7756b ...
7721–7789 747
7804 verrvht Deu für W.
geluche huo t ſin da2 an ſich ſchiet nieman do vân ern were mit der wa2heit ſo vollechomen an manheit dc dehein ritter bezzer were 49va Wan es weazre ein gengez mere waz im aventure waz geſchehen wellent ez frvm lute iehen ſo hat er ſin dinc ſo volle b2aht daz ſin zem beſten wirt gedaht Do div hohgezit ergie vnd mengelich ſin dinc an vie als in ſin wille leite Lantzelet do ſeite genade ſiner v2ivndin daz ſiv ſo diche tete ſchin ir wippliche guo te ſich v2eute ſin gemvo te
daz ſeltſein iſt vnd vnvernomen wan di boſen hazzent ie di fromen
in ſinen tagen zemvte ſin herze an v2euden bluo te wan er ſach di chvnigin vnd di lieben mage ſin vo2 im v2o vnd geſvo nt Nvo iach ir al gemeiner mvo t di geſte vnd daz geſinde daz Lantzelet von chinde wer ein der ſeiligeſte man vber al di welt ſwes er began da2 an beha2ter wol den ſtrit ſin heil verd2vht im auch den nit
daz er den frvmen dienſt tuo t Nvo ho2ent di rede fvo 2baz chvnic a2tuſe wa2t nie baz
7793 men HaA für P.
7820
7815
7810
7805
7800
7795
7790
7812 wan Deu für W.
7814 es Deu für W.
˙ Das er frome luten dienſt duo t ˙ ſagen ¶Dirre hoff was riche daz lat uch Dem ku “nige arthuſe muo ſte ouch wol behage Die maget die ma da brochte Dar nach ma ouch gedachte ... ... ... ... Die geſte vnd ouch daz geſinde Das lantzelet von kinde Were ein der ſeligeſte man 146r Vber alle die welt wez er began Dar an beharte er ouch wol den ſtrit Sin heil verdruchte jme ouch wol den ſtrit Das ſeltzene iſt vnd vnder nome Wanne die falſchen haſſent ie die fromen Gelu “cke hütet ſin har an Sich endarff des nıeman Er enwere mit worheit So volle komen an manheit Das kein ritter beſſer were Ouch ſagete ma zuo mere Was jme oventúre was geſchehen Wöllent es güte lüte jehen So hette es ſin ding wol erzogen ˙ vngelogen Das ſaget ma vns fur DO das hochgezit zer ging ˙ Vnd mugelich ſin ding ane vie Alſo in ſin wille leite Lantzelet do ſeite Gnode ſiner fru “ndin Das ſie ſo dicke tettent ſchin Jr wiplichen güte Sich frowete fu “r gemüte gelücke huote sîn dar an. sich entwarf des nieman, ern wære mit der wârheit sô vollekomen an manheit, daz kein ritter bezzer wære. ouch sagete man ze mære, waz im âventiure was geschehen. wellents frume liute jehen, sô heter sîn dinc sô vollebrâht, daz sîn zem besten wirt gedâht. Dô diu hôhgezît ergie und menlich sîn dinc an vie als in sîn wille leite, Lanzelet dô seite genâde sîner vriundîn, daz siu sô dicke tæte schîn ir wîplîche güete. sich vreute sîn gemüete,
daz seltsæn ist und unvernomen, wan die bœsen hazzent ie die fromen.
in sînen tagen ze muote. sîn herze an vreuden bluote, wan er sach die künegîn und die lieben mâge sîn vor im vrô und gesunt. nu jach ir algemeiner munt, die geste und daz gesinde, daz Lanzelet von kinde wær ein der sæligeste man über al die welt. swes er began, dar an behart er wol den strît. sîn heil verdruht im ouch den nît,
daz er den frumen dienst tuot. Nu hœrt die rede fürbaz. künec Artûse wart nie baz
748 Transkription
7827 div W] iv Deu.
7855
7850
7829 Yblis Deu für W.
daz nie tier ſo v2eiſlich wa2t er ſp2ach reht als ein man er rvfte den rechen diche an daz er in dv2ch got kvſte 49vb den degen des niht gelvſte er dvht in vngehv2e er ſaget es ze einer aventure hi heim wi im waz geſchehen da fv2 den ſelben wo 2n ſehen vil nach div maſſenie ga2 ſwenne er der ritter wa2t gewa2
daz ir ir dinc ſo wol gezam vnd ir der mantel rehte cham den ir gap div merfeyne eines nahtes lagen eine yblis vnd Lantzelet 7830 als er do manic rede getet mit ſiner v2ivndinne von hubſcheit vnd von minne do v2aget er ſi zeleſte waz ſiv meres weſte 7834a ... 7834b ... 7835 aller v2emeſte nach ir wane Do ſprach div wolgetane ich enweiz verre noch bi dehein mere daz ſo v2emde ſi ſo daz do dvo vz were geriten o 7840 do begvnde min herre biten ſwer ſin zev2ivnde geruhte daz dich der genote ſvhte do von riten ſi in div lant Do chom der ſnelle roydv2ant 7845 in einen wilden fo2eht do vant der ſelbe gut chneht einen grozen wo 2m der waz geba2t
7825
7844 roidv Rant HaA für P.
7846 chnecht Deu für W.
Das ir alles ir ding ſo wol gezam Vnd ir der mantel rechte kam 146v Den ir gab die merfeine Eines nachtes logent ſie eine Jbelis vnd lantzelet Alſo er do manige rede getet Mit ſiner fru “ndinne ˙ Von hubeſcheit vnd vo mynne Do fragete er ſie zü leſte Was meres ſie weſte Stille vnd offenbor Daz do zü hoffe were Aller frömdeſte nach ir wane Do ſprach die wolgetane ¶Jch enweiß ferre nohe by“ Enkein mere das do frömde ſy So daz do vns were intritten Do begunde min herre der kunig bitten Wer ſin zü fromet geruo chet Das dich der genote ſuo che Do von rittent ſie jn die lant Do kam der ſnelle roido rant Jn einem wilden forecht Do fant der ſelbe guo te knecht Einen groſſen wurm der was bedacht gebart Das nie enkein tier ſo freiſlichen wart Er redete alſo er were ein ma 147r Den heilt den rüffte er dicke an Das er in durch got kuſte Den degen dez nit geluſte ˙ Er duchte in vngehure ˙ Er ſagete zü ouenture Hie heimen waz jme was geſchehen Sit hant den ſelben wurm geſehen Vil nach die maſſenie gar Wanne ir der ritter wart gewar
7848 nie ein kein HaA für P.
daz nie tier sô vreislich wart. er sprach rehte als ein man. er ruofte den recken dicke an, daz ern durch got kuste. den degen des niht geluste, er dûht in ungehiure. er saget ez ze âventiure hie heime, wie im was geschehen. dô fuor den selben wurm sehen vil nâch diu massenîe gar. swenn er der ritter wart gewar,
daz ir ir dinc sô wol gezam und ir der mantel rehte kam, den ir gap diu merfeine. eines nahtes lâgen eine Iblis und Lanzelet. als er dô manege rede getet mit sîner vriundinne von hübscheit und von minne, dô vrâgt er si ze leste, waz siu mæres weste ... ... aller vremdest nâch ir wâne. dô sprach diu wolgetâne ›ich enweiz verre noch bî kein mære, daz sô vremde sî sô daz, dô du uns wære entriten, dô begunde mîn herre biten, swer sîn ze vriunde geruohte, daz dich der genôte suohte. dâ von ritens in diu lant. dô kom der snelle Roidurant in einen wilden foreht. dâ vant der selbe guote kneht einen grôzen wurm, der was gebart,
7790–7858 749
So bat er daz ſie in kuſtent Die heilde ſich danne ruſtent Me zuo fluhte danne zuo jme Drut geſelle das verneme Durch was ich dir daz han geſaget Vnd iſt daz er dir wol behaget So ich dir gedienen kan So ſoltu eren mich dar an Das du in iemer mideſt Jo enweiſtu was du lideſt Sprach lantzelet der ſtete Obe es mich iemer ma gebette So were es gerechte mir verborn Sus begunde er frowen ſpotten ¶Lantzelet wart do gach Dez meres vntze er dar noh 147v Gevörſte vnd er es wart bereit Dis wart jme ouch dar zü geſeit Der wurm ſchuſſe alſo er fluge ˙ Wanne er den luten noch zuge Vnd frogite wanne er wolte Komen dar in ſolte Loſſen von dem harneſchare Herre wiſent mich dare Des bat er ſinen geſellen Do enwolte ſin nicht twellen Selbe zehende reit er hin Do jme ein forderlich gewin Von dem wurme geſchach Alſo in lantzelet erſach Vnd in der wurm erhorte Ein ſölliche fröide enſtorte Das er frömdeclichen ſchreý Alſo ein wildes wip er ſprach owe Wie lange ſol ich bitten din Do er ſchracken die geſellen ſin Die nune vnd hieltent hinder ſich
7881 der W] d aus Abstrich (für h? – Deu denkt an b) korrigiert.
ſo bat er daz in di helde chvo ſten ſi begvnden ſich dannen rvo ſten me zeflvhte danne zvo im trvt geſelle daz vernim dv2ch waz ich dir daz han geſaget vnd iſt daz dir wol behaget ſwaz ich dir gedienen chan ſo ſolt dvo eren mich da2 an daz dv in imer mideſt ine weiz waz dvo lideſt Sp2ach Lantzelet der ſtete ob mich es nimer man gebete vil liht ich es verbere er begvnde dem mere volgen mit liſten nach im wa2t zer aventure gach er ſprach nvo ſage fv2baz div v2owe ſprach ſi ſagent daz der wo 2m ſchvzze als er vlvo ge den luten er nach zvo ge vnd v2aget wenne er wolte chomen der in ſolte loſen von der ha2nſcha2 Do er alſus des an ein ende wa2t bereit zehant da2 nach er niht enbeit ſelbe zehende reit er hin do im ein wo nderlich gewin von dem wo 2me geſchach als ſchier er in geſach vnd in der wo 2m erho2te von v2eude er ſich erbo2te vil v2emdeclich er ſch2e 50ra als ein wildes wip owe wi lange ſol ich biten din do erſch2achen di geſellen ſin di nvne vnd hielten hinder ſich
7871 verbern Hannink, S. 45 für P.
7895
7890
7885
7880
7875
7870
7865
7860
7883 als bat HaA für P.
7884 enwolte er sin HaA für P.
sô bat er daz sin kusten. die helde sich dan rusten mê ze flühte danne zim. trût geselle, daz vernim, durch waz ich dir daz hân gesaget. und ist daz dir wol behaget swaz ich dir gedienen kan, sô solt du êren mich dar an, daz du in imer mîdest.‹ ›ine weiz waz du lîdest‹ sprach Lanzelet der stæte. ›ob michs imer man gebæte, vil lîhte ich ez verbære.‹ er begunde dem mære volgen mit listen nâch: im wart zer âventiure gâch: er sprach ›nu sage fürbaz.‹ diu vrowe sprach ›si sagent daz, der wurm schüzze als er vlüge, den liuten er nâch züge und vraget, wenne er wolte komen, der in solte lœsen von der harnschar.‹ dô er alsus des mæres gar an ein ende wart bereit, zehant dar nâch er niht enbeit, selbe zehende reit er hin, dâ im ein wunderlich gewin von dem wurme geschach. als schiere er in gesach und in der wurm erhôrte, von vreude er sich erbôrte, vil vremdeclîchen er schrê als ein wildez wîp ›ôwê, wie lange sol ich bîten dîn!‹ dô erschrâken die gesellen sîn, die niune, und hielten hinder sich.
750 Transkription
7897 menſchlich Deu für W.
7925
7920
7915
7910
7905
7900 7900a 7900b 7900c 7900d
7911 chyſt Deu für W.
Do ſprach lantzelet nuo ſprich Wanna kam dir menſchen ſtúme ˙ Jch geſach nie tier ſo griyme Noch aſo eigenlich getan Als daz ich erfarn han 148r Das mich nie nichtes verdroß Jch geſach nie kunder alſo groß Mit alſo witteme munde Wanne er wol verſlunde Groſſe helffande Hette ich es nicht jemer ſchande So were ich gerne von dir Neina herre daz verbir Sprach der groſſe ſerpant ˙ vnd lant Got hat lute Vnd manig wunder gemacht Mit ſiner tögene bedacht Der ſelben ding bin ich ein Wanne lebete nuo ritter kein Der mich kuſte an minen nunt So wurde ich ſchone vnd ſage geſunt Jch enmöchte es aber niema erbietten Sie fluhent gar mit vnſitten Alle die mich geſahen Doch möchte er gerne gahen Ein ritter daz er kuſte Do mitte beſſerte er mich Wann wanne daz erteilet iſt Der iſt one argen liſt Der beſte ritter der nü lebet Wie harte er nü hin dan ſtrebet Mir vertribet neiſwer min ſer Do von bitte ich dich tegen 148v Tuo es durch den richen got Loſſe mich es eniſt nit min ſpot Wanne ich wil dich manen mere Durch aller frowen ere ˙ mich nicht Bite nit vnd kuſſe
7900c witeme HaA für P.
Do ſp2ach Lantzelet nvo ſp2ich wannen chom dir menſlich ſtimme ich geſach nie tier ſo grimme noch als engeſlich getan alles des ich geva2n han ... ... ... ... in wazzer oder an Lande het ich es niht immer ſchande ſo wer ich gerne von dir Neina helt daz verbei r ſp2ach der groze Serpant got hat lut vnd lant von manigem wo nder gemaht mit ſiner tovgen bedaht der ſelben dinge bin ich ein wan lebete nv ritter dehein der mich chvſt an minen mvo nt ſo w2de ich ſchone vnd ſa geſvo nt ich enmoht es aber nieman nie erbiten ſi envluhen ga2 mit vnſiten alle di mich ie geſahen doch mohter gerne gahen ein ritter daz er chvſte mich do mit bezzerter ſich Wan ſwem daz erteilet iſt der iſt ane cha2gen liſt der beſte ritter der nvo lebet ſwi ha2t ir nvo hin dan ſtrebet mir vertribet etſwer min ſer do von bit ich dich degen her tvo es dv2ch den richen got loſe mich es iſt niht min ſpot wan ich dich mane ſere dv2ch aller v2owen ere bit niht vnd chvſſe mich dô sprach Lanzelet ›nu sprich, wannen kom dir menschlich stimme? ich gesach nie tier sô grimme noch als engeslîch getân aldes ich ervarn hân ... ... ... ... in wazzer oder an lande. hæt ichs niht immer schande, sô wær ich gerne von dir.‹ ›neinâ, helt, daz verbir‹ sprach der grôze serpant: ›got hât liut unde lant von manegem wunder gemaht, mit sîner tougen bedaht. der selben dinge bin ich ein. wan lebet nu ritter dehein, der mich kuste an mînen munt! sô wurde ich schœne und sâ gesunt. ich enmohts ab nieman nie erbiten, si envlühen gar mit unsiten, alle die mich ie gesâhen. doch möhter gerne gâhen, ein ritter, daz er kuste mich: dâ mite bezzert er sich: wan swem daz erteilet ist, der ist âne kargen list der beste ritter, der nu lebet. swie harte ir nu hin dan strebet, mir vertrîbet etswer mîn sêr. dâ von bit ich dich, degen hêr, tuo ez durch den rîchen got, lœse mich. ezn ist niht mîn spot, wan ich wil dich manen mêre durch aller vrowen êre, bît niht unde küsse mich.‹
7859–7929 751
7946 me W fehlt Deu.
Do ſp2ach Lantzelet daz tvo n ich ſwaz imer drvz werde 50rb er erbeizte vf di erde vnd chvſte den wirſgetaneſten mvo nt der im vo2des ie wa2t chvo nt zehant vloch der w2m hin dan do ein ſchone wazzer ran vnd badet ſinen ruhen lip er wa2t dc ſchoneſte wip di ieman ie do vo2 geſach Do dis wo nder geſchach vnd es di nvo ne geſahen do begvo nden ſi gahen ze dem chvnen Lantzelet der ſo frvmclichen tet daz er geto2ſte daz beſtan daz nie me wa2t getan Do Lantzelet niht enwa2 do chert er vnd di ritter dar al hin gein der ſchonen fluo t do fvo nden ſi di v2owen guo t wnnenclich wol becleit wa ſiv es neme deſt vns vngeſeit wan daz ein wnder do geſchach div v2owe zvo den helden ſp2ach got laz in imer ſeilic ſin den tvgent richen herren min der mich von leide hat erloſt auch mac er haben guten troſt einer rede der im div ſelde pfliget daz er an allen dingen ſiget vnd ſich im niht erwern mac Do nam Lantzelet de Lac di v2owen alſo wol getan vnd fv2t ſi ze Ka2adigan do wa2t daz mere ha2te groz di v2emden v2owen niht verd2oz
7934 stvont HaA für P.
7965
7960
7955
7950
7945
7940
7935
7930
7949 Fluo t Deu für W.
7950 frowen Deu für W.
Do ſprach lantzelet daz duo n ich Was iemer druß werde Do erbeiſſte er vff die erden Vnd kuſte den wurm an ſinen munt Je ſa zü der ſelben ſtunt Do floch der wurm hin dan Do ein ſchöne waz zerran Vnd bate ſinen richen lip Er wart daz ſchönſte wip Die iema dorffte geſehen Do dis wunder waz geſchehen Vnd es die nunne ſohent Do begundent ſie gahen Zuo dem künen lantzelet Der ſo fromeclichen tet Daz er getorſte beſtan Das dinck das nie me wart getan DO lantzelet nith enwar Do kerte er vnd die rittere ˙ fluo t Alhin gegen der ſchone Do fundent ſie die frowen guo t 149r Wunneclichen wol becleit Do ſie Es neme daz iſt vns nit geſeit Wanne daz ein wunder do geſchach Die frowe zuo den helden ſprach Got loſſe in iemer ſelig ſin Den tugenden richen herren min Der mich von leide hat erloſt Ouch mag er haben guo ten troſt Einer rede der in der ſelde pfliget Das er an allen dingen ſaget Vnd ſich jme nit entweren mag Do nam lantzelet den du lac Die frowen alſo wol getan Vnd fuo rte ſie zuo karedigan Do wart daz mere harte groß Die frömden frowen nicht verdroß
7961 hiht Deu für W.
dô sprach Lanzelet ›daz tuon ich, swaz imer drûz werde.‹ er erbeizte ûf die erde und kuste den wirst getânen munt, der im vordes ie wart kunt. zehant vlôch der wurm hin dan, dâ ein schœne wazzer ran, und badet sînen rûhen lîp. er wart daz schœneste wîp, die ieman ie dâ vor gesach. dô diz wunder geschach und ez die niune gesâhen, dô begundens gâhen zuo dem küenen Lanzelete, der sô frümeclîchen tete, daz er getorste bestân daz dinc daz nie mê wart getân. Dô Lanzelete niht enwar, dô kêrt er und die ritter gar alhin gein der schœnen fluot. dâ funden si die vrowen guot wünnenclîche wol becleit. wâ siuz næme, dêst uns ungeseit, wan daz ein wunder dâ geschach. diu vrowe zuo den helden sprach ›got lâz in imer sælic sîn, den tugentrîchen herren mîn, der mich von leide hât erlôst. ouch mac er haben guoten trôst einer rede, der im diu sælde pfliget, daz er an allen dingen siget und sich im niht erwern mac.‹ dô nam Lanzelet du Lac die vrowen alsô wol getân und fuorte si ze Kardigân. dô wart daz mære harte grôz. die vremden vrowen niht verdrôz,
752 Transkription
7969 wer Deu für W.
8000
7995
7990
7985
7980
7975
7970
7971 Wo P] Vo?
7990 ſiv W] die Deu.
Sie ſagte waz jme geſchehen were Sie begunde in offenlichen ie hin Wer ſie waz vnd wer ſie ſint Die frowe vngeſaget ließ Wo von ſie waz beſweret Hie mitte wart offenlich bewert Do der gaſt do wol genaß Daz by˙ lantzeletes ziten waz Enkein ritter beſſer noch ſo guo t Er behabite one allen wider muo t 149v Den pris vor ſinen geſellen ˙ ubel ˙ Jch möchte uch gezellen Wie manige manheit er beging Wanne er früge zü ving Vnd beharte es vil manig tag Min he ı re lantzelet du lag ˙ nuo gerne DVrch der lute So endocht nit zunberne Jch ſagete daz zuo mere Wer die frowe were Die von dem wurme ein wip wart Was ſol das langer me geſpart ˙ ſa Jch berichte es uch Sie hies die ſchöne clidra ˙ Von thilen eins kuniges kint Das wiſſent wol die wiſe ſint Vnd die die welt hant erkant Tilen iſt ein einig lant Ein breit jnſele in dem mere Do iſt von wunder manig here Die niema kunde geachten Ein wochen vor winachten Sint ſo kurtz do die tage Noch rümere buo che ſage Do manig wunder ane ſtat Daz ein löffer kume gegat 150r Vor nacht ein halbe mile Die tage ſint ouch zithile
7982 ı P] Ansatz zu r (?) leicht radiert.
ſiv ſeite waz ir were geſchehen ſi begvnden offenlichen iehen Wer ſiv waz vnd wi ſiv hiez div v2owe niht vngeſaget liez wa ſiv waz beſweret 50va hie mit waz es beweret do div maýt alſo genaz daz bi Lantzeletes ziten waz dehein ritter alſo guo t er behabete ane wider mvo t den pris vo2 ſinen geſellen ich moht vbel gezellen wi manic manheit er begienc wan er frvo zvo vienc vnd beha2t es auch vil manigen tac min her Lantzelet dac Lac Dv2ch der lute nˆvgerne ſo entov c mir niht zenberne ich ſage iv daz mere wer div v2owe were div von dem wo 2m ein wip wa2t waz ſol daz langer geſpa2t ich beriht es iv ſa ſiv hiez div ſchone elýdia von thylen eines chvniges chint daz wizzent wol di wiſe ſint vnd di div welt hant erchant daz thylen iſt ein lant ein b2eit inſvla in dem mere do iſt von wnder manic her di nieman chvnde geahten eine wov chen vo2 wihenahten ſint ſo chv2z da di tage nach roe mere bue ch ſage do manic wo nder an ſtat daz ein lovfere chvme gat vo2 naht ein halbe mile di tage ſint auch ze thyle siu seite, waz ir wære geschehen. si begund in offenlîchen jehen, wer siu was und wie siu hiez. diu vrowe niht ungesaget liez, wâ von siu was beswæret. hie mite was ez bewæret, dô diu magt alsô genas, daz bî Lanzeletes zîten was dehein rîter alsô guot. er behabet ân allen widermuot den prîs vor sînen gesellen. ich möht iu übel gezellen, wie manege manheit er begienc, wan er früeje zuo vienc und behart ez ouch vil manegen tac, mîn her Lanzelet du Lac. Durch der liute niugerne sô entouc mir niht zenberne, ich sage iu daz ze mære, wer diu vrowe wære, diu von dem wurme ein wîp wart. waz sol daz langer gespart? ich beriht es iuch sâ. siu hiez diu schœniu Elidîâ, von Thîle eines küneges kint. daz wizzent wol die wîse sint und die die welt hânt erkant, daz Thîle ist ein einlant, ein breit insele in dem mer. dâ ist von wunder manic her, diu nieman kunde geahten. ein wochen vor wîhnahten sint sô kurz dâ die tage nâch Rômære buoche sage, dâ manic wunder an stât, daz ein loufer kûme gât vor naht ein halbe mîle. die tage sint ouch ze Thîle
7930–8004 753
8023 einen W] ein Deu.
Das ſie dez beſten ritters munt Von al der welte kunſte Do von ſleick ſie vff ir prüſte Zipritange jn einem forecht Wanne dar manig guo t knecht ˙ vs reit Durch ouenture Alſo ich do vor han geſeit So wart ſie erlöſſet von jr tot Alſo lantzelet gebot 150v Vnd was daz ie der frowen rat Daz ſich vor valſcher miſſetat Wip vnd ma behüte Wanne daz komet jme zü allem güte Man ſaget vns zü mere Daz die kúnigin edel were ˙ Richtere úber die hubſcheit Wer in der moſſenie ſtreit Von nichte daz an minem war Der beſchiet ſie ſchone vnd gar ... ...
daz ſi des beſten ritters mvo nt von alder welte . chvſte do von ſleich ſiv vf ir b2vſte zeb2ithanie in einen fo2eht wan d2in manic guo t chneht dv2ch aventiv2e reit Als ich da vo2 han geſeit ſo wa2t ſiv erloſet von der not als Lantzelet gebot auch waz daz ie der frvmen rat daz ſich vo2 valſcher miſſetat wip vnd man behuo te Wan es chvmet ze allem gute Man ſaget vns ze mere daz div v2emde maýt were rihterin vber di hubſcheit Swer in der maſſenie ſtreit von ihte daz an minne wa2 daz beſchiet ſiv ſchone vnd ga2 wan ſiv ſo groze a2beit dv2ch valſche minne vo2 des leit
8022 ſleick P] ei unsicher, HaA erwägt slveck.
Vman ſomers lenger danne hie Jr erforſchent frömder mere nie Danne die vns danna ſint geſeit ˙ Welich wip ſich an ir hubſcheit ˙ Verwurcket vnd des gedencket Das ſie den beſchrencket Der jr dienet vmbe jr minne Daz komet ir zuo vngewu “nne Sie enturret ſich dar mitte Wanne das iſt der lant ſitte Es enwurt jr niemer jor vertrage ˙ ſagen Nuo were zü lang ſolte ich uch Was die frowe hat getan Das ir wart erteilet vnd gelan Das ſie were ein wurm vntz an die ſtunt
zeſvmer langer danne hie ir env2eiſchent v2emder mere nie dan vns dannen ſint geſeit Swelich wip ſich an ir hvbſcheit verw2chet vnd des gedenchet daz ſi den verſch2enchent der ir dienet vmb ir minne 50vb daz chvmet ir ze vngewinne ſiv vnwirdet ſich der mite wan daz iſt des landes ſite ez enwirt ir nimer ia2 vertragen Nvo z were zelanc ſolt ich ſagen waz div v2owe het getan ir wa2t verteilet vnd gelan daz ſiv were . ein w2m vntz an di ſtvo nt
8010 verschrenchet HaA für P.
8040
8035
8030
8025
8020
8015
8010
8005
8032 wan Deu für W.
ze sumer langer danne hie. ir envrieschent vremder mære nie dan uns dannen sint geseit. swelch wîp sich an ir hübscheit verwurke und des gedenke, daz si den beschrenke, der ir dienet umb ir minne, daz kumet ir ze ungewinne. siu unwirdet sich dermite, wan daz ist des landes site, ez enwirt ir nimer jâr vertragen. nu wær ze lanc, solt ich iu sagen, waz diu vrowe het getân. ir wart erteilet und gelân, daz siu wære ein wurm unz an die stunt, daz si des besten ritters munt von alder welte kuste. dâ von sleichs ûf ir bruste ze Britân in ein foreht, wan dar in manic guot kneht durch âventiure reit. als ich dâ vor hân geseit, sô wart siu erlœset von der nôt, als Lanzelet gebôt. ouch was daz ie der frumen rât, daz sich vor valscher missetât wîp und man behuote, wan ez kumet ze allem guote. man saget uns ze mære, daz diu vremde maget wære rihtære über die hübscheit. swer in der massenîe streit von ihte, daz an minne war, daz beschiet siu schône unde gar, wan siu sô grôz arbeit durch valsche minne vordes leit.
754 Transkription
8051 Genevis Deu für W.
8075
8070
8065
8060
8055
8050
8045
8060 artus Deu für W.
Von manigem wo nds dc er tet ſo waz min her Lantzelet als ich an dem mere vinde ein daz liebeſt geſinde daz chvnic a2tus ie gewan doch enlebet dehein man der ie gewan zerwerte mvo t ern habe gern ſelbe guo t wandez ir lat in blvger bet hi von gedahte Lantzelet an ſin erbe ze Genewis 51ra wan in dvhte ein vnpris daz es ſtvnt an v2emder hant do wa2p der chvo ne wigant ein herva2t mit den v2ivnden ſin da2 an wa2t auch wol ſchin dc er waz ein geminnet man di ſchoneſten reiſe er gewan von der vns iender iſt gezalt A2tus der chvnic balt b2aht ein ſchone ſcha2 d2iv tuſent ritter wol gar mit ha2naſch luter als ein ýs auch fv2t im der fv2ſte wis deſt zwifel dehein von Garnantz her Walwein tuſent helde wol gemvo t ſnel chvne vnd guo t zallen gerechen wol bereit Do leit im ein ſcha2 b2eit ¨ To2fylaret von walweſt di enheten deheinen b2eſt ſwaz wol bereiten helden zam erec im auch cham der furte wigande von deſtregalýs ſim lande aht hvo ndert ze ſtiv2e
8071 walwest Deu für W. / Corfilaret P] Vgl. Anm. zu V. 4130.
¶Von manigeme wunder das er tet So waz min herre lantzelet Alſo ich an dem mere finde Ein daz liepſte geſinde Daz der kunig arthus ie gewan Doch enlebet enkein ma Der je gewan zuo der welte muo t Er enhabe ſelber gerne guo t Wanne es ir erlag in bluo ger bette Hie von gedachte lantzelete An ſin erbe zuo jenewis Wanne in duchte ein vnpris Das es ſtuo nt jn frömder hant Do warp der kue ne wigant Ein hervart mit den fru “nden ſin Dar an wart ouch vil wol ſchin Das er waz ein gemynnet man 151r Die ſchönſten reiſſe er gewan Von der vnd iendert iſt gezalt ˙ Arthus der kunige balt ˙ Brochte yme ein ſchöne ſchar Dru˙ duſent ritter wol gar Vnd harneſch luter Alſo ein is Ouch fuo rte jme der ritter wis Dez iſt zwifel enkein Von garnans herre walwan Tuſent heilde wol gemüt Snelle küne vnd guo t Zuo allen gerichten wol bereit Ouch leite jme ein ſchare breit Corfilaret von waldeſt Die hettent enkeinen breſt Was wol geru “ſten helden gezam Erec jme ouch vil wol kam Der fürte wigande Von deſtragalis ſinem lande Acht hundert juſturen
8077 zestivre W.
Von manegem wunder, daz er tet, sô was mîn her Lanzelet, als ich an dem mære vinde, ein daz liebest gesinde, daz künic Artûs ie gewan. doch enlebet dehein man, der ie gewan zer welte muot, ern habe gerne selbe guot, wand ez erlât in blûger bete. hie von gedâhte Lanzelete an sîn erbe ze Genewîs, wan in dûhte ein unprîs, daz ez stuont an vremder hant. dô warp der küene wîgant ein hervart mit den vriunden sîn. dar an wart ouch vil wol schîn, daz er was ein geminnet man: die schœnsten reise er gewan, von der uns iender ist gezalt. Artûs der künic balt brâht eine schœne schar, driu tûsent ritter, wol gar mit harnasch lûter als ein îs. ouch fuort im der fürste wîs, dêst zwîfel dehein, von Garnanz her Wâlwein tûsent helde wol gemuot, snel, küene unde guot, zallen gerechen wol bereit. dô leit im eine schar breit Torfilaret von Wâlest: die enheten deheinen brest, swaz wol bereiten helden zam. Erec im ouch kam, der fuorte wîgande von Destregâls sîm lande, aht hundert justiure;
8005–8077 755
8078 koverture HaA für P.
8110
8105
8100
8097
8095
8090
8085
8080
8079 gerten Deu für W.
mit yſeninen kovertiv2e mit b2vnen ſcha2pfen ſwerten wan ſi des ſtvo 2mes gerten vnd in niht flvhte waz erchant Von Konewal vnd von irlant chomen im zwei groziv her vnd von hinnen vber mer manic fv2ſt lobehaft ſo ſchone waz div ritterſchaft daz ſiv niht ſo man vns ſaget wer vo2 alder welt verzaget Tryſtrant b2aht ritter niet wan er von Lohenis ſchiet dc er do niht mohte ſin 51rb dv2ch di liebe der chvnigin yſalden ſiner v2owen doch moht man in gerner ſchowen danne manigen an der reiſe zenot noch zev2eiſe wa2t nieman frov mer ſo man iach ... wan es im diche not geſchach beidiv naht vnd tac Min her Lantzelet de Lac ſp2ach ſin Samenvnge vnd balt alt vnd ivnge daz ſi chomen vo2 ka2adygan vf einen bvhel wol getan der hiez zedem wilden ballen Wil es iv wol gevallen ſo ſage ich iv einen ſchonen liſt Swer dannen ein mile iſt den dvnchet des nach ſiner ſpehe wi er ein michel ros ſehe gegozzen vzer ere ê er danne imer bechere nahen ein halbe mile
8082 Von W] von Deu.
8106 wil Deu für W.
Jſerin kouerturen Mit prúngen ſcharffen ſwerte Wanne ſie dez ſturmes gertent ... ... Do koment jme zwey˙ groſſe her ˙ Vnd von hinna uber mer Manig fúrſte lobehafft 151v So ſchone wart die ritterſchafft Das ſie nicht ſo man vns ſaget Werent vor al der welte erzaget ˙ Tryſtant brochte ritter nicht Wanne er von lohens ſchiet Das er do möchte nicht ge Sin durch die libe der ku “nigin Ýſaliden ſiner frowen Do möchte ma in gerne ſchowen Danne manigen an der reiſe ˙ Zü not noch zü freyſe Wart nie ma ſo fro Mir ſo man iach Wanne jme dicke not geſchach Beide nacht vnd dag MN herre lantzelet du lac Sprach ſine ſamunge Dar alte vnd jung Wol kundent komen von karediga Vff einen búhel wol getan Der hieß zü dem wilden ballin ˙ wol gefallen Wil es uch ˙ einen ſpehen liſt So ſage ich uch ˙ Wer danne uber ein mile iſt Den duncket dez nah ſiner ſpehe Wie er ein michel roß 152r Sehe gegoſſen vſſer ere E er danne jemer bekere Dar wert ein halbe mile
8109 dvncht Deu für W.
8111 gegeozzen Deu für W.
îsnîne kovertiure; mit brûnen scharpfen swerten, wan si des sturmes gerten und in niht flühte was erkant. von Kornwâl und von Irlant kômen im zwei grôziu her und von hinnen über mer manic fürste lobehaft. sô schœne was diu ritterschaft, daz siu niht, sô man uns saget, wær vor alder welt verzaget. Tristant brâhte ritter niet, wan er von Lohenîs schiet daz er dâ niht mohte sîn durch die liebe der künigîn, Isalden sîner vrouwen. doch moht mann gerner schouwen dan manegen an der reise: ze nôt noch ze vreise wart nieman frümer, sô man jach, ... wan es im dicke nôt geschach beidiu naht unde tac. mîn her Lanzelet du Lac sprach sîn samenunge dar alte unde junge wol kunden komen von Kardigân, ûf einen bühel wol getân, der hiez ze dem wilden Ballen. wil ez iu wol gevallen, sô sage ich iu ein schœnen list. swer dannen eine mîle ist, den dunket des nâch sîner spehe, wie er ein michel ros sehe, gegozzen ûzer êre. ê er danne ie mêr bekêre darwert ein halbe mîle,
756 Transkription
ſo dvnchet in an der wile wi es ein cleiner mvl ſi als er aber chvmet naher bi ſo ſchinet es als ein hvo nt da2 nach in chv2zer ſtvo nt ſo man beginnet naher gan ſo iſt es als ein fvhs getan Vil ſchiere chvmet es da2 zvo e man div augen zvo getvo daz man da niht geſehen mac wan ein goz daz ie da lac als ein chvgel ged2an es en mohte nieman vf gehan noch von der ſtat b2ingen mit cheiner ſlaht dingen dv2ch ſine wo nderliche ch2aft her cham aldiv ritterſchaft di Lantzelet der Wigant 51va ſolte fv2en in ſin lant ze Genewis daz ſin erbe waz da er mit not do vo2 genaz Do daz mehtige her allenthalben von dem mere ze Lantzeletes reiſe cham vnd ſwaz rittern gezam daz in des nihtes b2aſt vnd ſich manic frvo mer gaſt zevlize wol gervſte di herren do geluſte vnd dvhte ſi gezeme daz man boten neme di ſich eren vlizen vnd di weren verwizzen di bat man fv2 ruren daz ſi in erfvo 2en beſcheidenlich in allen wis waz rede di von Genewis So duncket man der wile Wie es ein cleiner mil ſý Alſe er komet aber nohe by So ſchinet es alſo ein hunt Dar noch in kurtzer ſtunt So man beginnet naher gon So iſt es alſo ein nuß getan Vil ſchiere komet man ouch dar zuo E ma die ougen zü getuo Daz ma do mit geſehen mag Wanne ein gos daz ie da lag ˙ Alſo ein kugelin gidran Es enmöchte nie nieman uff gehan Noch mit kleiner ſlachte dingen Von der ſtat bringen Durch ſine wunderliche krafft Har kam alle die ritterſchafft Die lantzelet der wigant Wolte füren jn ſin lant Zuo jenuwis do ſin erbe waz Do er mit not do vor genaß Do daz mere mechtige her 152v Allenthalben von dem mer Zuo lantzeletes reiſe kam Vnd waz rittern gezam Das in dez nichtes enbraſt Vnd ſich manig fromer gaſt ˙ Zuo fliſe wol geruſtet Die herren do geluſte Vnd duchte ſie gezeme Das ma botten neme Die ſich eren fliſſen Vnd die worent gewiſſen ˙ rüren Die bat ma fur Daz ſie in erfüren Beſcheidenlich in alle wiß Waz rede die von jenuwis 8121 vil Deu für W.
8127 l in kleiner P
sô dunkt in an der wîle, wie ez ein cleiner mûl sî. als er aber kumet nâher bî, sô schînet ez als ein hunt. dar nâch in kurzer stunt, sô man beginnet nâher gân, sô ist ez als ein fuhs getân. vil schiere kumet ez dar zuo, ê man diu ougen zuo getuo, daz man dâ niht gesehen mac wan ein gôz, daz ie dâ lac, als ein kugele gedrân. ez enmöhte nieman ûf gehân noch von der stat bringen, mit keiner slahte dingen, durch sîne wunderlîche kraft. her kam aldiu ritterschaft, die Lanzelet der wîgant solte füeren in sîn lant ze Genewîs, daz sîn erbe was, da er mit nôt dâ vor genas. Dô daz mehtige her allenthalben von dem mer ze Lanzeletes reise kam und swaz rittern gezam daz in des nihtes enbrast und sich manic frumer gast ze vlîze wol geruste, die herren dô geluste und dûhte si gezæme, daz man boten næme, die sich êren vlizzen und die wæren verwizzen: die bat man für rüeren, daz si in erfüeren bescheidenlîch in allen wîs, waz rede die von Genewîs
8116 es HaA für W. 8120 nuß P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777). unsicher. 8131 wigant Deu für W. 8133 Genevis Deu für W. 8140 galt Deu für W. 8148 erfve ren Deu für W.
8150
8145
8140
8135
8130
8125
8120
8115
8078–8150 757
Lantzeleten jehent Vmb ſin erbe vnd ouch beſehent Wer jme wolte geſtan Die botſchafft wart do gelan An Jwan vnd an angioten Die zwene worent die botten Wanne ſie wol ſprechen kunden Die helde die befunden Jn kurzten ziten al daz ding So koment ſie an ein tegeding Vnwiſſende von geſchichte ˙ 153r Daz ein furſte berichte Die von jenuwis zuo rechte o Do worent ouch gute knechte Von die herren von dem lande ˙ wigande Kune Wer ouch dar zuo dochte Das er geriten möchte Der waz zü dem geſpreche komen Wanne ſie hattent wol vernomen Von lantzelet ein mere Das er ſo frome were Das er ſie nit vff ſatzte E daz man jn ergatzte Beide laſters vnd ſchaden Hie von worent ſie geladen Mit vorclicher ſwere Waz in daz beſte were Dez gingent ſie zuo rate Do kam geritten drate An diſen hoff wol getan Giot vnd Jwan ˙ Dez uber nam waz peneloý Nuo hörent waz die rede ſý DO ſie von den roſſen gingent Die rittere ſie enpfingent Alſo helde luſſam
8156 Zweites di W fehlt Deu. 8157 chvo ndn Deu für W. 8158 held Deu für W. 8161 vn verwizzen Deu für W. 8175 ſchade n Deu für W. 8177 ſwere Deu für W. / vortlicher P? 8179 zerate Deu für W.
8185
8180
8175
8170
8165
8160
8155
Lantzelet veriehen vmb ſin erbe vnd auch geſehen wer im wolte geſtan div botſchaft wa2t do gelan an ywan vnd an ýotten di zwene wa2en di boten wan ſi wol reden chvo nden Di helde in do befvo nden in chv2zen ziten al daz dinc ſi chomen an ein tedinc vnverwizzen von geſchihte do ein fv2ſte berihte di von Genewis zerehte do wa2n auch guo te chnehte di herren vom Lande vil chvo ne wigande Swer et da2 zvo tohte daz er geriten mohte der waz zvo dem geſp2eche chomen wan ſi heten wol vernomen von Lantzelet div mere 51vb daz er ſo v2ov m were daz er in niht vf geſatzte ê dc man in ergatzte beidiv laſter vnd ſchaden hi von wa2n ſi geladen mit vo2htlicher ſwere waz in daz beſt wee r des giengen ſi zerate Do chom geriten d2ate an diſen hof wolgetan Gyot vnd ywan nvo ho2ent waz div rede ſi des zve name waz peneloy Do ſi von den roſſen giengen di ritter ſi enpfiengen als helde luſſam. do taten ſi als in gezam 8166 wigande Deu für W.
8172 vrov me Deu für W.
8174 ergatzt Deu für W.
Lanzelete verjæhen umb sîn erbe, und ouch gesæhen, wer im wolte gestân. diu botschaft wart dô gelân an Iwân und an Gîoten. die zwêne wâren die boten, wan si wol reden kunden. die helde in dô befunden in kurzen zîten al daz dinc. si kômen an ein teidinc unverwizzen von geschihte, dâ ein fürste berihte die von Genewîs ze rehte. dâ wârn ouch guote knehte und die herren vome lande, vil küene wîgande. swer et dar zuo tohte, daz er gerîten mohte, der was zuo dem gespræche komen, wan si heten wol vernomen von Lanzelet diu mære, daz er sô vrum wære, daz er si niht ûf satzte, ê daz man in ergatzte beidiu lasters unde schaden. hie von wâren si geladen mit vorhtlîcher swære. waz in daz beste wære, des giengen si ze râte. dô kam geriten drâte an disen hof wolgetân Gîôt und Iwân, des zuoname was Penelôî. nu hœrent waz diu rede sî. Dô si von den rossen giengen, die ritter si enpfiengen als helde lussam.
758 Transkription
8188 Siehe vorigen Vers W.
8220
8215
8210
8205
8200
8195
8190
8200 der Deu für W.
... ſi v2ageten zeſtvo nden wen ſi do fvo nden der des landes were oberſter rihtere Do wa2t in beſcheiden ein herre der in beiden daz mere rehte beſchiet Er ſp2ach hie en iſt chvniges niet wan daz ich da2 zvo bin erchant daz ich beriht ditz Lant niwan dv2ch der fv2ſten bet er iſt geheizen Lantzelet der hi chvnic weſen ſol wir bechennen ſin niht wol wan daz wir dc han vernomen er ſi an tvgenden volle chomen vnd an manheit ſo beha2t daz nie bezzer ritter wa2t gebo2n. bi vnſern ziten wir wellen ſin gerne biten als lange als er gebvtet ob er vns baz trvtet denne ſin vater der chvnic pant ſo mac er lute vnd lant 52ra nach ſim gebot halden wir ſvln es gern walden nach genaden vnd nach ſchvlden ſwaz wir wider ſinen hvlden an cheinen dingen hant getan er mac div dinc an vns began daz man in lobet deſte baz vnd verdienen wir vil gerne daz Do her ywan vnd her Gyot vernamen daz man in bot ſoliche rede div wol gezam vnd di beſte di imam vernam
8202 bechenen Deu für W.
8207 vnſeren Deu für W.
153v Do daten ſi das in gezam Sie frogten zuo ſtunden Wen ſie do fundent Der dez landes were Recht richtere Do war in vz beſcheiden Ein herre daz in beiden Daz mere rechte beſchiet ˙ Er ſprach hie iſt kuniges nicht Wanne daz ich dar zü bin erkant Das ich berichte dis lant ˙ Nicht wanne durch furſten bett Er iſt geheiſſen lantzelet ˙ Der hie kunig weſen ſol Wir bekennent ſin nicht wol Wanne daz wir daz hant vernome Er iſt an dugenden volle komen Vnd an manheit ſo bewart Das nie ritter beſſer wart Geborn zuo vnſern ziten Wir wellent ſin gerne biten Alſo lang vntze er gebu “tet Obe er vns lange bas trutet Danne ſin vatter der kúnig pant ˙ vnd lant So mag er lute ˙ Nach ſyme gebotte handeln ˙ Wir ſullent es jme gerne wandeln 154r Nach gnoden vnd nach ſchulden ... An keinen déngen habe getan Er mag die ding an vns began Daz man jn lobet deſte baz Vnd gedienen wir vil gerne daz Do her jwan vnd gioth Vernomen das man in bot Sölliche rede die wol gezam Vnd die beſten die ie iema verna
8208 bitn Deu für W.
8220 gene Deu für W.
dô tâten si daz in gezam, si vrâgten ze stunden, wen si dâ funden, der des landes wære oberster rihtære. dô wart in bescheiden ein herre, der in beiden daz mære rehte beschiet. er sprach ›hien ist küneges niet, wan daz ich dar zuo bin erkant, daz ich berihte ditz lant niwan durch der fürsten bete. er ist geheizen Lanzelete, der hie künic wesen sol. wir bekennen sîn niht wol wan daz wir daz hân vernomen, er sî an tugenden vollekomen und an manheit sô behart, daz nie bezzer ritter wart geborn bî unsern zîten. wir wellens gerne bîten als lange als er gebiutet. ob er uns baz triutet dan sîn vater der künic Pant, sô mac er liute unde lant nâch sîme gebote handeln. wir suln ez gerne wandeln nâch genâden und nâch schulden, swaz wir wider sînen hulden an keinen dingen hân getân. er mac diu dinc an uns begân, daz man in lobet deste baz, und gedienen wir vil gerne daz.‹ Dô her Iwân und her Gîôt vernâmen, daz man in bôt sölhe rede, diu wol gezam, und die besten, die ie man vernam,
8151–8224 759
vnd daz a2me vnd riche ein mvo tecliche , mit gemeinem mvnde iahen wolt es in niht verſmahen ſo diente daz geſinde des chvniges pantes chinde gerne wan daz were reht Do antw2t in der gute chneht von ywan vnd penoloý ob div rede wa2 ſi als wir von iv han vernomen ſo ſin wir dv2ch daz vz chomen ich vnd her Gyot daz wir ſagen waz iv enbot min herre Lantzelet de Lac er iſt enterbet manigen tac da2 vmb lat er noch entuo t er enbivtet minne vnd alles guo t den herren ſi ſich wol enſtant daz ſi im ſin lant genomen hant ob ſi ſich erchennent da2 an Vnd iſt aber dehein man von tvo mben ſinnen ſo balt daz er im ſin lant mit gewalt iht langer nimet daz wil er clagen auch ſvln wir den wider ſagen von im vnd von den v2ivnden ſin Kvnic a2tus der herre min 52rb der wil auch ſin ir viant dar zvo ritet in dis Lant manic fv2ſte wol gebo2n ¶Si hant lip vnd gut verlo2n di ſich niht wellen ſvo nen wider Lantzeleten den chvo nen Dirr rede mengelich erſch2ac nvo het Lantzelet de Lac in dem Lande ze Genewis einen mac der waz ein fv2ſte wis 8252 kvnic Deu für W.
8254 lant Deu für W.
Vnd das arme vnd riche Ein müteliche Mit gemeinem munde johen Wolte es in nicht verſmohen So diente das geſinde Daz ku “niges panthis kinde Gerne wanne daz were recht Do antwurt jn der güte knecht ˙ Ywan pene loý Obe die rede war ſy“ Alſo wir von “ uch hant vernome So ſint wir durch daz vz komen Jch vnd her gioth ˙ enbott Das wir ſagent daz uch Min herre lantzelet du lac Er iſt intribet manigen tag Dar vmb lag er noch enduo t ˙ mynne ˙ Er enbutet vnd alles guo t 154v Den herren die ſich entſtant Daz ſie jme ſin lant genomen hant Obe ſie ſich erkennent dar an Vnd ſint aber kein ma Von tumben ſimen ſo balt Das ſie jme ſin lant mit gewalt Jcht lenger nement das wil ich clagen ˙ Ouch ſullent wir den wider ſagen Von jme vnd von den fru “nden ſin ˙ Der kunig arthus der herre min Der wil ouch ſin ir viant Dar zuo rittet in das lant ˙ Manig furſte wol erborn Sie hant lip vnd güt verlorn Die ſich nit wöllent ſue men Wider lantzeleten den künen ¶Do vorchtent ſie den nach clack Nuo hette lantzelet dulac ... ˙ Der was ein furſte wis genant
8233 Überschreibung von anderer (wohl neuzeitlicher) Hand W.
8260
8255
8250
8245
8240
8235
8230
8225
und daz arme und rîche einmüeteclîche mit gemeinem munde jâhen, wolt ez in niht versmâhen, sô diente daz gesinde des küneges Pantes kinde gerne, wan daz wære reht, dô antwurt in der guote kneht, Iwân Penelôî ›ob diu rede wâr sî, als wir von iu hân vernomen, sô sîn wir durch daz ûz komen, ich und her Gîôt, daz wir sagen, waz iu enbôt mîn herre Lanzelet du Lac. er ist enterbet manegen tac. darumbe lât er noch entuot, er enbiutet minne und allez guot den herren die sich wol enstânt, daz si im sîn lant genomen hânt, ob si sich erkennent dran. und sint aber deheine man von tumben sinnen sô balt, daz si im sîn lant mit gewalt iht langer nement, daz wil er clagen. ouch suln wir den widersagen von im und von den vriunden sîn. künec Artûs, der herre mîn, der wil ouch sîn ir vîant. dar zuo rîtet in diz lant manic fürste wol geborn. si hânt lîp und guot verlorn, die sich niht wellen süenen wider Lanzeleten den küenen.‹ Dirr rede mengelich erschrac. nu hete Lanzelet du Lac in dem lande ze Genewîs einen mâc, der was ein fürste wîs,
760 Transkription
8268 clarine HaA für P.
8300
8295
8290
8285
8280
8275
8270
8265
8285 miner Deu für W.
genant der herzoge Aſpýol der chvnde ſin rede ha2te wol der ſelbe het behalten mit tvgenden manic valten vnd nach den eren ſinen di edelen cla2inen Lantzeletes mvo ter der edel degen guo ter antw2t fv2 di andern ſo ir herren wir ſin ha2te v2o daz wir den tac gelebet han vnd iſt ez vns ſo wol ergan daz wir noch ſvln beſchowen den ſvo n miner v2owen vnd vnſern rehten rihtere iſt aber ieman ſwere div ſelbe rede der ich do gihe des ich mich doch niht verſihe der iſt tvo mp vnd vngemvo t wan ich hanz hie ſo guo t vnd mine v2ivnde di mir geſtant di mir nihtes abe gant daz er nimer hinnen cheme mit eren. ob ich verneme daz ſich ieman mir ſatzte wider Des antw2ten ſi alle ſider di fv2ſten mit fvo ge wir eren genvge an ſwaz dinges ir welt wan ir ſint ſo vz erwelt 52va an luterlichen triuwen es en mac vns niht geriuwen ſwaz wir iv dienen daz iſt wol Do bat der fv2ſte aſpýol daz di herren alle ſwo 2en ê daz ſi dannen fvo 2en daz ſi enweder liezen vo2 bv2c. lant. noch v2bo2 Der hertzoge aſpiol Der kunde ſprechen harte wol Der ſelbe hette behalten nit Mit tugenden maniualten Vnd nach der Eren ſinne Die edel clarinne Lantzeletes muo ter Der mere tegen guo ter ˙ ˙ die andern ſo 155r Antwurte fur Jr herren wir ſint harte fro Das wir den tag gelebet hant Vnd es vns iſt ſo wol ergan ˙ Das wir noch ſullen beſchowen Den ſuo n miner frowen Vnd dez landes richtere Jſt aber iema ſwere Die ſelbe rede die ich gihe Des ich mich doch nit verſihe Das were dumb vnd vngemuo t Wanne ich han es hie ſo guo t Vnd mine frúnt die mir geſtant Die mir nichtes abe gont Das er niemer hinnan keme Mit eren ob ich verneme Das ſich mir iema ſatzte wider Dez antwurtent ſie alle ſider ˙ Die furſten mit füge Wir hant eren gnüge An was dinges wir welt Wanne ir ſint ſo vſſer welt ˙ An luterlichen truwen ˙ Es enmag vns nicht geruwen Was wir úch dıene daz iſt wol Do bat der fu “rſte aſpiol E ſie dannen füren 155v Vnd das die herren alle ſwüren Das ſie entweder lieſſent vor Burg lant noch urbor
genant der herzoge Aspjol: der kunde sprechen harte wol. der selbe het behalten mit tugenden manicvalten und nâch den êren sînen die edelen Clârînen, Lanzeletes muoter. der edel degen guoter antwurte für die andern sô ›ir herren, wir sîn harte vrô, daz wir den tac gelebet hân und ez uns ist sô wol ergân, daz wir noch suln beschouwen den sun mîner vrouwen und des landes rihtære. ist ab ieman swære diu selbe rede, der ich dâ gihe, des ich mich doch niht versihe, der ist tump und ungemuot: wan ich hânz hie sô guot und mîne vriunt, die mir gestânt, die mir nihtes abe gânt, daz er nimer hinnen kæme mit êren, ob ich vernæme, daz sich mir ieman satzte wider.‹ des antwurtens alle sider, die fürsten, mit fuoge ›wir hân êren genuoge an swaz dinges ir welt: wan ir sint sô ûz erwelt an lûterlîchen triuwen, ez enmac uns niht geriuwen, swaz wir iu dienen, daz ist wol.‹ dô bat der fürste Aspjol, daz die herren alle swüeren, ê daz si dannen füeren, daz si enweder liezen vor burc lant noch urbor
8225–8300 761
8319 bvrc Deu für W.
8332 truwen Deu für W.
Vnd dir nicht nement abe Wanne das ſin lip vnd alle ir habe Antwu “rten an gedinge Dem edeln júnge linge Lantzileten ir herren Das enmöchte in nit geweren Vnd es were in das beſte Do retent ouch die geſte Die botten vnd das lant diet ˙ Den furſten were ſo wege niet So rechter volge an der not Do daten ſie das in gebot Der hertzoge Aſpiol von jwant Alſo ws ſin burg genant Do wart zuo ſamene getrage ˙ wil ſagen Ein ſuo ne als ich uch Das von jenuwis die heilde balt Jn des hertzogen gewalt ˙ Ergabent burge vnd lant Vnd wanne lantzelet der wigant o o Zu jme geruchte riten So enſoltent ſie nit biten Wanne das ſie an alle rede ir lip 156r Beide kint vnd wip Antwurten war er wolte Von ſilber vnd von golde Erbuten ſie jme groſſen hort Vnd alſo michel wort Die in wol gezamen Die botten des eide noma Gioth vnd her jwan ˙ Das es mit truwen were getan Dez fürent die botten zuo ſtunden Do ſie lantzeleten fu “nden Sie ſagtent jme mere Wie der rede were Der heilt ſchiere ſich bereit
8315 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P. W. / sehiere HaA für P.
8335
8330
8325
8320
8315
8310
8305
vnd do niht nemen abe wan daz ſi lip vnd alle ir habe antw2ten ane gedinge dem edelen ivngelinge Lantzelet ir herren ſo en moht in niht gewerren vnd es were in daz beſte Do reten auch di geſte di boten vnd daz lant diet den fv2ſten were ſo wege niet ſo rehter volge an der not do taten ſi daz in gebot der herzoge aſpyol von Týmant alſo waz ſin bv2c genant Do wa2t zeſamene getragen ein ſvne als ich wil ſagen daz von Genewis di herren balt in des herzogen gewalt ergeben bv2ge vnd lant vnd ſwenne Lantzelet der wigant zv in gervht riten ſo enſolten ſi niht biten wan daz ſi on alle rede ir lip da2 zvo chint vnd wip antw2tent ſwa2 er wolde von ſilber vnd von golde buten ſi im grozen ho2t vnd ſo erbere wo2t div in wol gezamen di boten des eyde namen Gyot vnd her ywan daz es mit triuwen were getan 52vb Do fv2en di boten zeſtvo nden do ſi Lantzeleten fvo nden ſi ſageten im div mere wi der rede were Der helt ſich ſchire beriet 8333 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P.
8337 ſchire Deu für
unde dâ niht næmen abe, wan daz si lîp und alle ir habe antwurten âne gedinge dem edelen jungelinge, Lanzelete ir herren: sô enmöht in niht gewerren und ez wær in daz beste. dô retten ouch die geste, die boten und daz lantdiet, den fürsten wær sô wæge niet sô rehter volge an der nôt. dô tâten si daz in gebôt der herzoge Aspjol von Tîmant: alsô was sîn burc genant. Dô wart zesamene getragen ein suone als ich iu wil sagen, daz von Genewîs die herren balt in des herzogen gewalt ergæben bürge unde lant, und swenne Lanzelet der wîgant zuo in geruohte rîten, sô ensolten si niht bîten, wan dazs ân alle rede ir lîp, dar zuo kint unde wîp antwurten swar er wolde. von silber und von golde butens im grôzen hort und sô êrbæriu wort, diu in wol gezâmen. die boten des eide nâmen, Gîôt und her Iwân, daz ez mit triuwen wære getân. Dô fuoren die boten ze stunden dâ si Lanzeleten funden. si sageten im diu mære, wie der rede wære. der helt sich schiere beriet.
762 Transkription
Das ywans do wider nit rede niet Der ſuo ne behagte in allen wol Fröiden wart die reiſe vol Das ſie muo ſtent riten One wider ſtriten Frilich one wider ſatz Do michel golt vnd ſchatz Wetlich was vil manigem ma Nuo bundent ſie ir baner an Mit ſchalle ſie ſich zierten Die heilde buhiertent Die lantzelet mit gelphe 156v Worent komen zü helffe Wanne ſie dachten dar an Das eime iegelichen ma One forchte fröide bas ſtat Danne der groſſe ſorge hat o NV fuo rte lantzilet der heilt Manigen ritter vz erwelt Zuo jenuwis dar er gerne kam Do enpfing man jn ſo es wol gezam Sine moge worent die eren Dar nach die lant herren Die jme vnd ſinen geſellen Durch ir tugentliches ellen Erbuttent ſölliche wurdikeit Das vns niender iſt geſeit Von richerme grüſſe Nuo ſchuo ff mit guo ter muo ſſe Min herre lantzilet dulac Beide nacht vnd tag ˙ Was jme der kunig arthus riet ˙ Die furſten ſomtent ſie ouch nit o Vnd die gutten knechte Die es ſolten tuo n von rechte Die ſaſſen vff die crone lantzelet ſchone ...
8342 Siehe vorigen Vers W. 8345 wetlich Deu für W. 8348 buhierten HaA für P. 8349 lantzelet Deu für W. 8359 mage Deu für W. 8371 chnechte Deu für W. 8372 von W fehlt Deu. 8374 Siehe vorigen Vers P.
8370
8365
8360
8355
8350
8345
8340
do waz da wider rede niet div ſvne behaget in allen wol v2eude wa2t div reiſe vol daz ſi mvſen riten: ane wider ſtriten ... v2ilich vnd ane wider ſatz do michel golt vnd ſchatz Wetlich waz vil manigen man Nvo bvnden ſi di banier an mit ſchalle ſi ſich zierten di helde bvherdierten di Lantzelet mit gelfe wa2en chomen zehelfe wan ſi dahten da2 an daz eim iegelichen man ane vo2ht v2eude baz ſtat danne dem der di ſo2ge hat Nvo fv2t Lantzelet der helt manigen ritter vz erwelt ze Genewis da2 er gerne cham do enpfienc man in ſoz wol gezam ſine mage wa2en di erren da2 nach di lantherren di im vnd ſinen geſellen dv2ch ir tvgentlichez ellen erbuten ſolhe wirdicheit daz vns niender iſt geſeit von richerm grvze Nvo ſchvf mit guter mvze min her Lantzelet de Lac beidiv naht vnd tac ſwaz im kvnic a2tus riet di fv2ſten ſvo mden ſich niet vnd auch di guo ten chnehte di es ſolten tvo n von rehte ſi ſatzten vf vil ſchone 53ra Lantzeleten di ch2one 8355 Davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für Zwischentitel).
8357 daz Deu für W.
dô was dâ widerrede niet, diu suone behaget in allen wol. vreuden wart diu reise vol, daz si muosen rîten, âne widerstrîten, vrîlîch und âne widersatz, dâ michel golt unde schatz wætlich was vil manegem man. nu bunden si die banier an, mit schalle si sich zierten. die helde buhurdierten, die Lanzelete mit gelfe wâren komen ze helfe, wan si dâhten dar an, daz eim iegelîchen man ân vorhte vreude baz stât danne dem der die sorge hât. Nu fuorte Lanzelet der helt manegen ritter ûz erwelt ze Genewîs, dar er gerne kam. da enpfienc man in soz wol gezam. sîne mâge wârn die erren, dar nâch die lantherren, die im und sînen gesellen durch ir tugentlîchez ellen erbuten sölhe wirdikheit, daz uns niender ist geseit von rîcherme gruoze. nu schuof mit guoter muoze mîn her Lanzelet du Lac beidiu naht unde tac swaz im künic Artûs riet. die fürsten sûmden sich ouch niet und die guoten knehte, di ez solten tuon von rehte, si satzten ûf vil schône Lanzelete die krône
8301–8374 763
8383 ¶ W fehlt Deu.
8384 Siehe vorigen Vers P.
157r Noch kunclicher gewonheit Vnd ſwuo rent des ir eit Das ſie jme nichtes abe gingen Jr lehen ſie enpfingent ˙ Von dem kunige wol gezogen Grouen vnd hertzogen frýen Fry“gen vnd ouch dienſtman Einen groſſen hoffe er gewan Die lant manige zuo ſamen truo g ... Das man dem heilden balt ˙ ˙ zehenvalt Sine uberg ulte Die jme waz verſeſſen Do wolte er nicht vergeſſen Der an geborn miltekeit Golt ſilber ſcharlat bereit Gap der edele wigant Den guo ten knechten die er da vant Vnd die mit jme kamen Die guo t vmbe ere noment Oder durch geſelleſchafft hie behielt Behielt er lobes krafft Lantzelet der riche Erwurbet wiſſecliche Wer mit fromekeit begat Das er do heima wurde hat ˙ 157v Wanne lop von lantluten ˙ Das ſol niema verkuten DAs bedachte lantzilet dv lac Manigen wunnenclichen tag Do er ſin lant berichte Er danckete der geſchichte ˙ Sinem neuen der der truwen wielt Das er jme ſin müter behielt Die ir kint vil gerne ſach Jetweders dem andern veriach Vil liebes vnd leides
8380 Punkt am Versende W fehlt Deu.
nach chvo niclicher gewonheit ſi ſw2en in des einen eit daz ſi im nihtes abe giengen Jr lehen ſi enpfiengen von dem chvnige wol gezogen fv2ſten. G2aven. herzogen. v2ien. vnd dieneſt man einen grozen hof er gewan ¶Div lantmenige zvo im ſluo c di ſvne man ſo zeſamen trvo c daz man dem helde balt vber gulte zehenvalt daz im waz verſezzen do enwolt er niht vergezzen der an gebo2ner milticheit golt. ſilber. pfeller b2eit gap der edel wigant den guten chnehten di er do vant vnd auch di mit im chamen di guo t vmb ere namen oder dv2ch geſelleſchaft ¶Hi behielt ſines lobes ch2aft Lantzelet der riche er wirbet ſeilicliche ſwer mit frvmicheit begat daz er da heim wirde hat wan den lob von den lantlivten ſol nieman verchivten Dis bedahte Lantzelet de Lac manigen wo nneclichen tac do er ſin Lant berihte er danchte der geſchihte ſim neven der ds triuwen wielt daz er im ſine mvo ter behielt div ir chint vil gerne ſach ir ietweders dem andern veriach vil liebes vnd leides
8378 Ir Deu für W.
8410
8405
8400
8395
8390
8385
8380
8375
8389 dar Deu für W.
8396 ¶ W fehlt Deu.
8403 lantzelet Deu für W.
nâch küniclîcher gwonheit. si swuoren im des einen eit, dazs im nihtes abe giengen. ir lêhen si enpfiengen von dem künege wol gezogen, fürsten, grâven, herzogen, vrîen unde dienestman. einen grôzen hof er gewan: diu lantmenege zuo im sluoc. die suone man sô zsamen truoc, daz man dem helde balt übergulte zehenvalt daz im was versezzen. dô enwolt er niht vergezzen der an geborner miltikeit: golt silber pfeller breit gap der edel wîgant den guoten knehten, dier dâ vant und ouch die mit im kâmen, die guot umb êre nâmen oder durch geselleschaft. hie behielt sîns lobes kraft Lanzelet der rîche. er wirbet sæliclîche, swer mit frümikheit begât, daz er dâ heime wirde hât: wan lop von lantliuten sol nieman verkiuten. Diz bedâhte Lanzelet du Lac manegen wünneclîchen tac, dô er sîn lant berihte. er dankete der geschihte sîm neven, der der triuwen wielt, daz er im sîn muoter behielt, diu ir kint vil gerne sach. ietwederz dem andern verjach vil liebes unde leides.
764 Transkription
8415 wille Deu für W.
8445
8440
8435
8430
8425
8420
8415
8427 zeheile Deu für W.
Nvo manet auch ir eides Lantzelet der wigant 53rb di fv2ſten witen erchant daz es ir wille were daz aſpyol der mere der getriuwe neve ſin vnd cla2ýne div chvnigin des landes di wile ſolten pflegen vntz daz der tv2liche degen ſine chintheit vberwo nde vnd auch vntz er befvo nde ob im die van dodone iehen der krone von ywaretis lande ¶Dem edelen wigande fvcte ſich ſin dinc ze heile im wa2en an allem teile di ſine vil geho2ſam der herre do v2laup nam Lantzelet der ſtete mit der reiſe di er hete v2olich in daz lant b2aht ¶Swes dem helde waz gedaht des waz ir wille wol bereit ez iſt ein alt gewonheit daz man dem ſeiligen ie gerne diende ſwi man es an gevie Svs behabete ſelde vnd p2is der ivnge kvnic von genewis der wolgezogen wigant als er nv bv2ge vnd lant zeſtete wol bewa2te vnd er vo2 nieman ſpa2te ſwaz er gereites mohte han do waz es im ſo wol ergan daz der ritter waz encheine im were groz oder cleine ſiner gabe wo2den etſwaz 8448 were Deu für W.
Nuo begunde ouch manen jr eides Lantzilet der wigant ˙ Sine furſte witten erkant Das echt jr wille were Das aſpiol der mere ˙ Der getruwe neve ſin Vnd clarine die ku “nigin Sines landes die wile ſoltent pflegen ˙ Wiſſe das der truliche degen Sin kintheit “vber wunde Vnd ouch vierſe er befunde Obe jme die von dodone Jehent der crone Vnd luo reters lande Dem edeln wigande Fügte ſich ſin ding zuo heile 158r Jm worent an allem teile Die ſinen vil gehorſam Der herre do einer lop nam Lantzelet der ſtete Mit der reiſe die er hette Frölich in daz lant bracht Was den heilden waz gedacht Das was ir wille wol bereit Es iſt einalt gewonheit Das man dem ſeligen ie gerne diende Was er ane gie ¶Sus behabite ſelde vnd pris ˙ Der kunig van jenewis Der wol gezagen wigant o ˙ Alſo er nu burge vnd lant Zuo ſtaten wolte beharten Vnd er vor niema ſparte Die habe die er mochte han Do was es jme ſo wol ergan Daz der ritter was enkeiner Jme enwere groß oder cleine Siner gobe worden etwas nu manet ouch ir eides Lanzelet der wîgant die fürsten wîten erkant, daz ez ir wille wære, daz Aspjol der mære, der getriuwe neve sîn, und Clârîn diu künigîn des landes die wîle solten pflegen, unz daz der tiurlîche degen sîn kintheit überwunde und ouch unz er befunde, ob im die von Dôdône jæhen der krône von Iwaretes lande. dem edelen wîgande fuocte sich sîn dinc ze heile: im wâren an allem teile die sîne vil gehôrsam. der herre dô urloup nam, Lanzelet der stæte, mit der reise, die er hæte frœlîch in daz lant brâht. swes dem helde was gedâht, des was ir wille wol bereit. ez ist ein alt gewonheit, daz man dem sæligen ie gerne diende, swie manz an gevie. Sus behabete sælde unde prîs der junge künec von Genewîs, der wol gezogen wîgant. als er nu bürge unde lant ze stæte wol bewarte und er vor nieman sparte swaz er gereites mohte hân, dô was ez im sô wol ergân, daz der ritter was enkeine, im enwære grôz od cleine sîner gâbe worden etswaz.
8375–8449 765
8462 lantzeletes Deu für W.
mit Lantzelet waz zehvs ze Genewis als ir hant vernomen in des wa2en boten chomen vil chvne wigande von yweretes lande di fv2ten p2iſant mere d2izic ſovmere geladen mit richen ch2amen daz nie von kriechen kamen noch von ſalenicke pfeller alſo dicke vnd di beſten di div welt hat beidiv ſamit vnd cýclat zobele vederen hermin
do von wa2t er gelobet baz danne chein ſin geliche Nvo ſchieden minnencliche von im di fvo 2ſten mit irn ſcha2n 53va Vnd baten in got bewa2n ¶Si gelobenten alleſament daz daz ſi dehein chvnic baz in ſine reiſe mohte b2ingen ze angeſtlichen dingen danne Lantzelet der chvne degen do mit riten ſi zewegen aller menelich hin heim aber Lantzeletes oheim fv2t den helt dannen zehuſe mit ſinen mannen ¶Do b2aht der chvnic von Genewis ze karadygan ſo hehen p2is daz al di welt wnder nam daz im ſin dinc ſo wol kam | gen Nvo lat iv groz geluche ſa e in diſen wnneclichen tagn do der kvnic a2tus
8454 vnd Deu für W.
8485
8480
8475
8470
8465
8460
8455
8450
8464 zehvſe Deu für W.
8465 genewis Deu für W.
Do von wart er gelobet Bas danne kein ſin eben riche Nü ſchiedent mýnnecliche ˙ 158v Von jme die furſten mit jr ſcharn Vnd baten in got bewarn Sie loptent alle ſament daz ˙ Das ſie kein kunig bas Jn ſine reiſe möchte bringen Zuo Engſtlichen dingen ... Do mitte rittent ſie zuo wegen Aller menglich hin heim Aber lantzeletes Öhein Fuo rte den heilt von dana Mit zü huß mit ſinen manen Dez brochte der ku “nig von jenewis ˙ Zuo karedigan ſo hohen pris Das es alle die lúte wunder na Daz jme ſin ding wol kam ˙ groß gelucke ˙ Nuo lat uch ſagen Jn diſen wunneclichen dagen Do der künig arthus mit lantzelet was zehus ... o Zu jenewis alſo ir hant vernomen ˙ Ywan dez worent botten komen Kue ne wiganden Von meretes lande Vnd fürtent gebe mere Starcke ſomere Geladen mit richen kromen 159r Das nie von kriechen koment Noch von ſalwecke p.˙ f.˙ e.˙ l.˙ l.˙ o.˙ r.˙ Pfeller alſo dicke Vnd die tu “rſten die die welt hat Samet vnd ciclat Zobeln vedern herin
8472 Siehe vorigen Vers P.
8474 innan dez HaA für P.
8475 chvnec Deu für W.
mit Lanzelete was ze hûs, ze Genewîs, als ir hânt vernomen, indes wâren boten komen, vil küene wîgande, von Iweretes lande. die fuorten prîsant mære, drîzic soumære, geladen mit rîchen krâmen, daz nie von Kriechen kâmen noch von Salenicke pfeller alsô dicke und die besten die diu welt hât; samît unde ciclât, zobele, vederen hermîn,
dâ von wart er gelobet baz danne kein sîn gelîche. nu schieden minnenclîche von im die fürsten mit ir scharn und bâten in got bewarn. si gelobeten allesament daz, daz si dehein künic baz in sîn reise möhte bringen ze angestlîchen dingen danne Lanzelet der küene degen. dâ mite riten si ze wegen aller menneglich hin heim. aber Lanzeletes œheim fuort den helt dannen ze hûs mit sînen mannen. dô brâht der künec von Genewîs ze Kardigân sô hôhen prîs, daz al die welt wunder nam, daz im sîn dinc sô wol kam. Nû lât iu grôz gelücke sagen. in disen wünneclîchen tagen, dô der künic Artûs
766 Transkription
8486 beſſer Deu für W.
8520
8515
8510
8505
8500
8495
8490
8490 das Deu für W.
di endo2ften niht bezzer ſint vnd geſmides vil von golde ſwaz man v2owen ſolde w2chen d2vz oder machen des waz mit v2emden ſachen div gezierde niht cleine von edelm geſteine waz div gabe vollechomen 53vb di boten heten auch genomen kram der waz vnkoſtebere an ſim namen doch er were ſiner ture maniger ma2che wert es waz ein nezze vnd daz ſwert daz yweret der helt trvo c da mit er alle di erſluo c mit den er ie ſtrites began wan daz der ſeilige man Lantzelet der von genaz als ſin geluche gut waz Daz ſahs waz ſchone vnd ha2t dc nie kvnic ſo riche wa2t wan dem ez wol gezeme daz netze waz auch geneme als es von rehte ſolde von ſiden vnd von golde ha2te wol geſtrichet vf di meſchen wa2en geſchichet guldin kaſten reine dar in edel geſteine von alder welt daz beſte daz netze waz vil veſte gemachet wol ze der wis daz min v2owe yblis d2vnder ligen ſolte ſwenne ſiv ruwen wolte ez iſt ein wa2heit niht ein ſpel daz netze waz ſinewel
8495 Abbreviatur unsicher P.
8516 Abbreviatur unsicher P, wohl nur Einfügung von s.
Die endorfftent beſſer nit ſin Vnd geſmides vil van golde Was man fröwen ſolte ˙ Dar vs wurcken oder machen Des waz mit frömden ſachen Die gezierde nicht kleine Von Edelm geſteine Was die gabe vollekomen Die botten hatten ouch genomen Kram vnkoßbes ſ An ſime namen er doch were Sinre turz maniger marcke wert Es was ein netze vnd ein ſwert Das meret der heilt truo g Do mitte er alle die erſluo g Mit den er ſtriten began Wanne der ſelige ma Lantzelet der vor genaß ˙ Alſo ſin glucke güt waz 159v DAs waz ſchone vnd hart Das nie kúnig ſo riche wart Wanne das ime wol gezeme Daz netze waz ouch geneme Alſo es von rechten ſolte Von ſiden vnd von golde Harte wol geſtricket Vff die maſchin worent geſchicket Guldine caſten reine Dar jnne edel geſteine Von der welte das aller beſte Das netze was vil ues te gemachet Gemachet wol zuo der wiß Das min frowe jbilis Dar vnder ligen ſolte Wanne ſie rüwen wolte ¶Es iſt ein worheit nicht – Ein ſpel | daz netze was ſinwel die endorften niht bezzer sîn; und gesmîdes vil von golde; swaz man vrowen solde wurken drûz od machen, des was mit vremden sachen diu gezierde niht cleine; von edelem gesteine was diu gâbe vollekomen. die boten heten ouch genomen krâm, der was unkostebære an sîm namen, doch er wære sîner tiure maneger marke wert: ez was ein nezze und daz swert, daz Iweret der helt truoc, dâ mite er alle die ersluoc, mit den er strîtes ie began, wan daz der sælige man, Lanzelet, dervor genas, als sîn gelücke guot was. daz sahs was schœne unde hart, daz nie künec sô rîche wart wan dem ez wol gezæme. daz netze was ouch genæme, als ez von rehte solde, von sîden und von golde harte wol gestricket. ûf die maschen wârn geschicket guldîne kasten reine, dar inne edel gesteine von alder welt daz beste. daz netze was vil veste, gemachet wol ze der wîs, daz mîn vrouwe Iblis drunder ligen solte swenne siu ruowen wolte. ez ist ein wârheit, niht ein spel, daz netze was sinewel,
8450–8522 767
8523 einem Deu für W.
8560
8555
8550
8545
8540
8535
8530
8525
8552 ellenhaften Deu für W.
in einen knopf wol gemaht der waz ſtein von v2emder ſlaht vnd iſt Galazýa genant vmb den iſt es ſo gewant daz er iſt kalter danne ein ýs als in ſch2eib ein kvnic wis der bekant alle edel ſteine beidiv groz vnd cleine er hiez evax von a2abya der ſp2ach der ſtein Galazya iſt edel vnd tiv2e 54ra vnd leger in eim fiv2e ein ia2 ern wo 2de nimer ſwer in treit der enwirt niht a2m vnd ſwa er bi den luten iſt do enſchadet dehein zov ber liſt den mannen noch den wiben ¶Hie mit lan wir beliben ſine nature vnd ſin kelte wan mir nieman zelte iht mer von des ſteines kraft ein guldin chethen waz gehaft da2 an div der von gienc do mit man daz netze hienc hohe vf ſwi man gerte an dem krame vnd an dem ſwerte waz ha2te ſchinbere daz den boten lieb were dc ſi den helt erkanden der mit ellenthaften handen den ſige an ywereten nam wan ſi enwiſten wa2 er kam Nvo waz in niwens kvo nt getan daz er were ze ka2adigan mit ir lieben v2owen di ſiv gerne wolte ſchowen Dv2ch daz wa2en ſi bereitet wol als ich vch berihten ſol
Jn einen knopffe wol gemacht Das was ein ſtein von frömder ſlacht Vnd iſt gelaſia genant Vmb den iſt es ſo gewant Das er iſt kelter dann ein js ˙ Alſo vns ſchreip ein kunigen wiß Der erkante als edel geſteine Groſſe vnd cleine 160r Er hies euax von arabia Er ſprach der ſtein von gelazia Jſt edel vnd tu “re ˙ Vnd lege er in eime fure Ein jor er wurde doch nit warm Wer in treit der wurt nit arm ˙ Vnd wa er by˙ den luten iſt Da ſchadet kein zov berliſt Den mannen noch den wiben Do mitte laſſen wir verliben 2 Sine nate kalte Wanne mir niema zalte Jcht mere von dez ſteines krafft ˙ Ein guldin keten was gehafft Dar an die do von ging Do mitte ma das netze hing Hoch vff wie ma gerte An dem krome vnd am ſwerte Das waz harte ſchinbere Das den batten liep were Obe ſie den heilt erkantent Der mit ellenthaffter hant Den ſig an mereten nam Wanne ſie wuſtent nie war erkam Wan nu “wes waz in kunt getan Das er were zuo karedigan 160v Mit ir lieben frowen Die ſie gerne woltent ſchowen Durch daz ſie worent gerüſtet wol ˙ berichten ſol Alſo ich uch
in einen knopf wol gemaht, der was ein stein von vremder slaht und ist galazîâ genant. umb den ist ez sô gewant, daz er ist kälter danne ein îs, als in schreip ein künic wîs: der bekant al edel gesteine, grôz unde cleine: er hiez Evax von Arabîâ. der sprach ›der stein galazîâ ist edel unde tiure. und læger inme fiure ein jâr, ern wurde nimer warm. swer in treit, dern wirt niht arm, und swâ er bî den liuten ist, da enschadet dehein zouberlist den mannen noch den wîben.‹ hie mite lân wir belîben sîn nâtûre kalte, wan mir nieman zalte iht mêre von des steines kraft. ein guldîn keten was gehaft dar an, diu dervon gienc, dâ mite man daz netze hienc hôhe ûf swie man gerte. an dem krâme und an dem swerte was harte schînbære, daz den boten liep wære, daz si den helt erkanden, der mit ellenthaften handen den sige an Iwerete nam, wan si enwisten war er kam. nu was in niwens kunt getân, daz er wær ze Kardigân mit ir lieben vrouwen, di si gerne wolten schouwen, durch daz si wârn gerüstet wol, als ich iuch berihten sol,
768 Transkription
Vnkvo nde daz ſin vn minne doch bechant div kvniginne v2owe yblis di helde wan ſi heten ſelde vnd heimvo t inbehtfo2et do grvtzte ſi vnd Lantzelet di boten wirdecliche vil beſcheidenliche erbiten ſi der mere waz nvo daz nehſte were des enwil ich niht lazen vngeſaget. ſi azzen
8584 fvo ngen Deu für W.
Das in nicht gebraſt Das ie kein frömder gaſt Durch cleinetor vz gebrocht Dem zite es do nahete Das art9 hinheim reit Das fügte ein michel ſelikeit Des tages do er wider kam Vnd er zuo nacht daz waſſer na Vnd ſin eſſen was bereit ˙ Do wart dem kunige bereit Ein mere daz er loſte Do worent mit richer koſte Koment ritter wol getan Sich enmöchte dez niema verſtan Das er iemer ſehe gereite Alſo ſpehe Vnd roß gezieret ſo ſchone Alſo von dodone Fuo rte die kumpanie Von der maſſenie Wurdent ſie wol gegrue ſſet Jr zwifel wart gebuo ſſet ˙ fluo chten Deme ie die lute 161r Wanne ſie fundent daz ſie ſuo chtent ¶Vnkunde ſint vnminne Do bekante die ku “niginne Frowe ibelis die heilde Wanne ſie hantent ſelde Vnd heimuo t in bechforet Do gruo ſte ſie vnd lantzelet Die botten wurdenclichen Vil beſcheidenliche Erbuten ſie die mere Was nuo das nehſte were Daz enwil ich nit loſſen Vngeſaget ſie ſoſſen
o 8566 fucte Deu für W. 8579 kvm panier Deu für W. / kumpanie P] u korrigiert a? undeutlich, Deu glaubt an Hinzufügung von anderer Hand.
8595
8590
8585
8580
8575
8570
8565
daz in nihtes enb2aſt des ie dehein v2emder gaſt dv2ch cleýnot vz b2ahte ¶Der zit es do nahete daz a2tus hin heim reit daz fvcte ein michel ſeilicheit des tages do er wider kam vnd er zenaht daz wazzer nam do im ſin ezzen wa2t bereit do wa2t dem chvnige geſeit ein mere des er loſte do weren mit richer koſte chomen riter wol getan 54rb ſi enkvo nde nieman des enſtan daz er ie me geſehe gereite alſo ſpehe vnd ros gezieret ſo ſchone als di von dodone fv2te div kvo mpanie von der maſſenie w2den ſi wol gegrvo zet ir zwiuel wa2t gebvo zet dem ie di lute fluchten wan ſi fvo nden daz ſi ſvchten
8586 dohh HaA für W. / kvniginne Deu für W.
8588 ſelde W] schließendes e
unkünde sint unminne. dô bekant diu küniginne vrowe Iblis die helde, wan si heten selde und heimuot in Behforet. dô gruozte si und Lanzelet die boten wirdeclîche. vil bescheidenlîche erbiten si der mære. waz nu daz næhste wære, des enwil ich niht lâzen ungesaget: si âzen,
daz in nihtes enbrast des ie dehein vremder gast durch cleinôt ûz brâhte. der zît ez dô nâhte, daz Artûs hin heim reit. daz fuocte ein michel sælikheit: des tages, dô er wider kam und er ze naht daz wazzer nam und sîn ezzen was bereit, dô wart dem künige geseit ein mære, des er loste, dâ wærn mit rîcher koste komen rîter wol getân. sich enkunde nieman des enstân, daz er ie mê gesæhe gereite alsô spæhe und ros geziert sô schône, als dâ von Dôdône fuort diu kumpânîe. von der massenîe wurden si wol gegrüezet. ir zwîvel wart gebüezet, dem ie die liute fluochten, wan si funden daz si suochten.
8523–8596 769
8597 geſte Deu für W.
8630
8625
8620
8615
8610
8605
8600
8604 der Deu für W.
der wirt vnd di geſte trahte di aller beſte der man in den ziten pflac ¶Swa2 an ir wille gelac da2 nach mohten ſi leben der chvnic a2tus hiez in geben lutertranc. met. vnd win wan er kvo nde wol wirt ſin Do di herren gazen di boten niht lenger ſazen ſi heten ſchier ir vber cleit hvo bſchlic hin geleit diz waz ir erſt werc ſider ſi knieten alleſamt nider fvo 2 ir v2owen do ſiv ſaz vnd ſageten ir ditz vnd daz ir geverte vnd ir ſpehen. 54va daz ſi ſolten geſehen von den lantherren allen den ir vater waz enpfallen der ſi wol berihte Si ſp2achen der geſchihte der wir von iv vernomen han daz es iv iſt ſo wol ergan des ſin wir innecliche v2o weder dv2ch vlehen noch dv2ch d2o enwolten von dodone di fv2ſten di krone niemanne geben zerehte wan dem guo ten chnehte der iv mit manheit gewan beidiv herren vnd dienſtman mit den lantluten allen di ſint da2 an gevallen dc ſi in gerne zechvnige hant iuwer lant auch v2idelich ſtant da eniſt nieman wider iv
8606 do Deu für W.
8613 ir W] n. Deu.
8631 zechvnige Deu für W.
Der wurt mit den geſten Trachten die aller beſten Das man by˙ den ziten pflag War an jr wille gelag Dar nach machtent ſie leben Der kúnig arthus hie in geben Luter tranck mit win Wanne er kunde wol ein wirt ſin ¶Do die herren goſſen Die botten nit lenger ſoſſen Sie hattent ſchier ir ober cleit ˙ Hubeſclich hin geleit Das waz ir erſte werck ſider ˙ 161v Sie knuwetent alle ſament nider Fu “r ir frowen do ſie ſas Sie ſagten ir das vnd das Jr geverte vnd ir ſpehe Das ſie ſoltent geſehen Von den lant herre allen Den ir natur was enpfallen Der ſie vil wol berichte Sie ſprachent der geſchihte ˙ vernomen hant Das wir von uch ˙ iſt ſo wol ergangen Das es uch Dez ſin wurdencliche fro Weder durch flehen noch durch dro So enwolte von dodone Die fu “rſten die krone Nieman geben zuo rechte Wanne dem güten knechte ˙ mit manheit gewan herin Der uch Herren vnd dienſtma Mit den lúten allen Die ſint dar an geuallen Das ſie in zuo ku “nige gerne hant ˙ Uwere lant vnd ouch fridelichen ſtant Do iſt niema wider
der wirt mit den gesten, trahte die aller besten, der man in den zîten pflac. swar an ir wille gelac, dar nâch mohten si leben. der künic Artûs hiez in geben lûtertranc met unde wîn, wan er kund wol ein wirt sîn. Dô die herren gâzen, die boten niht lenger sâzen: si heten schiere ir übercleit hübschlîche hin geleit. diz was ir êrste werc sider, si knieten allesament nider für ir vrowen dâ siu saz und sagten ir ditz unde daz, ir geverte und ir spehen, daz si si solten gesehen von den lantherren allen, den ir vater was enpfallen, der si wol berihte. si sprâchen ›der geschihte der wir von iu vernomen hân, daz ez iu ist sô wol ergân, des sîn wir inneclîche vrô. weder durch vlêhen noch durch drô enwolten von Dôdône die fürsten die krône niemanne geben ze rehte wan dem guoten knehte, der iuch mit manheit gewan. herren unde dienstman mit den lantliuten allen, die sint dar an gevallen, daz si in ze künege gerne hânt. iwer lant ouch vridelîche stânt: da enist nieman wider iu.
770 Transkription
8652 Zweites ſo W fehlt Deu.
8667 artus Deu für W.
˙ ze div Die rede ſage ich uch 162r Das ir wurdenclichen enpfaht Vnß rede wanne alſo ez ſtat Daz ir nicht duo nt wann waz er gert Wir bringen lantzelet ein ſwert Vnd ander cleinoter zuo gebe Es iſt recht das er mit fröiden lebe Der junge ku “nig von jenewis Durch ſinen vorderlichen pris Sol er heiſſen iemer mer Von behforet der kúnig her ˙ Der furſte von dodone Dar nach zagtent ſie ſchone Den kram den ſie hatten bracht Sie hettent ſich dez wol bedacht Das er rechte waz behalten Nuo lat es die frowen walten Vnd gebe ſie weme ſie welle So vil alſo ir geuelle YBelis die wolgetane Wart jr kromes ane Mit lobelicher wiſheit ˙ ſagen vff mıne eit Jch wil uch Es enwart nie michel guo t baz Geteilet wanne ſie vergaß Sine gobe in allen gelichen Den armen vnd den richen 162v Dar nahe es möchte gezemen Genure müſte das netze nemen Von dem ich vor han gezalt Lantzelet der heilt balt Der gab dem wurte daz ſwert Wanne er waz aller eren wert Arthus der milte keite ſtam Jbelis ir kram nit ennam Wanne er beleip one falſchen wanck Gnode lob vnd danck
8640 es Deu für W.
di rede ſagen wir zediv dc ir gnadecliche enpfat vnſer rede . wan es alſo ſtat Dc wir tvo n wan ſwaz er gert wir b2ingen Lantzelet ein ſwert vnd ander cleynot iv zegebe ez iſt reht daz mit v2eude lebe der ivnge kvnic von Genewis dv2ch ſinen vo2derlichen p2is ſol er heizen imer mer von behtfo2et der chvnic her der fv2ſte von dodone Dar nach zov cten ſi ſchone den p2iſant den ſi heten p2aht ſi heten ſich des wol bedaht daz es rehte waz behalten nvo lant ſin di v2owen walten vnd gebe ſiv ſwem ſiv welle ſo vil ſo ir gevelle 54vb blis div wol getane wa2t ir krames ane mit lobelicher wiſheit ich wil iv ſagen vf minen eit ez enwa2t nie michel guo t baz geteilet. wan ſiv niht vergaz ſiv gebe in al gelichen den a2men vnd den richen da2 nach als es mvſe gezemen Genovere mvſe daz netze nemen von dem ich vo2 han gezalt Lantzelet der helt balt der gap dem wirte dc ſwert wan er waz aller eren wert A2tus der miltecheite ſtam yblis ir ch2ames niht nam wan ir beleip ane valſchen wanc gnade . lop. vnd danc
8635 dC gnadecliche Deu für W.
8670
8665
8660
8655
8650
8645
8640
8635
8668 Yblis Deu für W.
die rede sagen wir ze diu, daz ir gnædeclîche enpfât unser rede, wan ez alsô stât, daz ir niht tuont wan swaz er gert. wir bringen Lanzelet ein swert und ander cleinôt iu ze gebe. ez ist reht, daz mit vreuden lebe der junge künec von Genewîs. durch sînen vorderlîchen prîs sol er heizen imer mêr von Behforet der künic hêr, der fürste von Dôdône.‹ dar nâch zouctens schône den prîsant, den si heten brâht. si heten sich des wol bedâht, daz er rehte was behalten. nu lâts die vrowen walten und gebe siu swem siu welle sô vil als ir gevelle. Iblis diu wol getâne wart ir krâmes âne mit lobelîcher wîsheit. ich wil iu sagen ûf mînen eit, ez enwart nie michel guot baz geteilet, wan siu niht vergaz, siun gæbe in algelîchen, den armen und den rîchen, dar nâch ez möhte gezemen. Ginovere muoze dez netze nemen, von dem ich vor hân gezalt. Lanzelet der helt balt der gap dem wirte daz swert, wan er was aller êren wert. Artûs, der miltekeite stam, Iblis ir krâmes niht ennam, wan ir beleip ân valschen wanc gnâde lop unde danc
8597–8670 771
8677 tvgentlichen Deu für W.
8690
8685 es Deu für W.
8697 wan HaA für P.
Nicht eine genote von jn Von jn die dez guo ttes gewin Von der frowen noment Sunder von in allen die es vernoment Die pruo fftent jr miltekeit Wo ma noch guo te mere ſeit ˙ Von keinen tugenlichen ſitte Das man ſich beſſerte do mitte Daz waz ie der wiſen rat Daz lop wert ſo der lip zergat Durch die ſelben ſache Lebet mit vngemache Manig ma durch ſin fromekeit Mit ringender erbeit Es iſt ouch maniger frowen ſitte Das ſie iemer gerne kumber litte Durch das ſie lobes were gewiß 163r Das gedachte ouch min frowe Jbelis Vnd rang nach eren mit jr tugent Wanne ir ſinnen riche jugent Gebot daz ſie daz beſte det Alſo vil herre lantzelet ˙ manigen ma Gelobet waz fur Do wil ich uch nit liegen an Dar nach brochte es ouch ſin wiy wip Das ir nie mannes lip Nicht wanne das aller beſte ſprach Do dis alles geſchach Vnd die botten hattent Erworben dez ſie batent Vnd alles das ſie woltent Alſo ſie von rechten ſoltent Nuo beſprach ſich her lantzelet Mit ſinen frunden er daz det Die jme geraten kundent Die rietent jme zuo ſtunden
8683 manivc Deu für W.
vnd ranc nach eren dv2ch ir tvgent wan ir ſinne rich ivgent gebot daz ſiv dc beſte tet als vil ſo min her Lantzelet 55ra gelobet waz fvo 2 manigen man da enwil ich niht liengen an 8695 da2 nach b2ahtenz auch ſin wip daz ir niemannes lip niht wandelberes ie geſp2ach ¶Do diz alles geſchach vnd di boten haten 8700 erwo2ben des ſi baten vnd alles dc ſi wolden als ſi von reht ſolden do ſp2ach ſich min her Lantzelet mit ſinen v2ivnden er daz tet o 8705 di im geraten chvnden di rieten im zeſtvo nden
8685
8680
8675
niht eingnc ote von in di des gvo tes gewin von der v2owen namen wan von allen di es vernamen di b2vo ueten ir miltecheit ſwa man noch gut mere ſeit von deheim tvgentlichem ſite daz man ſich bezzer do mite daz waz ie der wiſen rat der lop wert ſo der lip vergat Dv2ch di ſelben ſache lebet in vngemache manic man dv2ch ſin frvo micheit mit ringender a2beit ez iſt auch maniger v2owen ſite dc ſiv imer gerne kvmber lite durch dc ſiv lobes were gewis des gedahte min v2owe yblis
8698 ¶ W fehlt Deu.
und ranc nâch êren durch ir tugent, wan ir sinne rîchiu jugent gebôt, daz siu daz beste tet. als vil sô mîn her Lanzelet gelobet was für manegen man, da enwil ich iu niht liegen an, dar nâch brâht ez ouch sîn wîp, daz ir niemannes lîp niht wandelbæres ie gesprach. dô diz allez geschach und die boten hâten erworben des si bâten und allez daz si wolden als si von rehte solden, dô besprach sich mîn her Lanzelet, mit sînen vriunden er daz tet, die im gerâten kunden: die rieten im ze stunden,
niht eingenôte von in, die des guotes gewin von der vrowen nâmen, wan von allen, diez vernâmen, die pruoften ir miltekeit. swâ man noch guotiu mære seit von deheim tugentlîchen site, daz man sich bezzer dâ mite, daz was ie der wîsen rât. der lop wert sô der lîp zergât. durch die selben sache lebet in ungemache manec man durch sîn frümikheit mit ringender arbeit. ez ist ouch maneger vrowen site, daz siu imer gerne kumber lite durch daz siu lobes wære gewis. des gedâhte mîn vrouwe Iblis
772 Transkription
Das er die botten lieſſe Mit eren vnd mit genieſſe Wider farn zuo dodone Vnd er in gobete ſchone Was er gewınne möchte Das zuo eren wol dochte 163v Vnd in daz liep were Arthus der erbere Der kúnig von pritange Der erte ſine parange Vnd alle die maſſenie ſin Do wart ſin milte wol ſchin Das er dicke willenclichen dete Die froe mden botten von beforet Den gab er gabe wol getan Pfert vnd ſchahdelan Hunde vnd veder ſpil ˙ Hubſcher tagalte vil Arnbruſte vnd bogen ˙ wol gezogen Stralen chochyre ˙ Gefullet mit matrellen Den heilden alſo ſnellen Gab ma daz ſie duchte guo t Alſo man dem lieben dicke duo t ˙ das die botten groß ¶Jch ſage uch Worent vnd fúrſten genoß Vnd ir ſumeliche Alſo erbere vnd ſo riche Das ſie an der erſten ſtat Do meret erſlagen wart Vnd e er wurde begraben Zuo ku “nige worent erhaben 164r Obe ſie Es gertent Wanne ſie es entwertent ˙ Durch ir truwe veſte Alſo worent die geſte Vz komen durch ir ere
8709 Dodone HaA für P. 8714 ¶ W fehlt Deu. 8715 brytange Deu für W. 8716 ſin Deu für W. 8717 maſſenie Deu für W. für W. 8731 Ich Deu für W. 8733 ir W fehlt Deu. 8742 geſte W] unleserliche Tilgung am Wortende.
8740
8735
8730
8725
8720
8715
8710
daz er di boten mit eren von im lieze cheren wider ze dodone vnd er in gebete ſchone ſwaz er gewinnen mohte vnd zvo eren wol tohte vnd daz in liep were ¶A2tus der erbere der chvnic von b2ytange der erete ſine pa2ange vnd al di maſſenie ſin do wa2t ſin milte wol ſchin dc er diche hubſchlich tet den werden geſten von behtfo2et den gab er gabe wol getan pferit vnd chaſtelan hvnde vnd vederſpil hubſcher tagelt vil beidiv a2nb2vſt vnd bogen ſtrale chocher wol bezogen gefvlt mit matertellen den helden alſo ſnellen gap man ſwaz ſi dvhte guo t als man den lieben diche tuo t ¶Jch ſagiv dc di boten groz wa2en. vnd fv2ſten genoz 55rb vnd ir ſvo meliche als edel vnd als riche dc ſi an der erſten va2t do yweret erſlagen wa2t vnd ê er wo 2de begraben zechvnige weren erhaben ob ſis gegert haten wan daz ſis niht taten dv2ch ir triuwe veſte alſvs wa2en di geſte vz chomen dv2ch ir ere 8724 tagalt HaA für W.
8727 geſvlt Deu für W.
daz er die boten mit êren von im lieze kêren wider ze Dôdône und er in gebete schône swaz er gewinnen möhte und zêren wol töhte und daz in liep wære. Artûs der êrbære, der künic von Britâne, der êrte sîn parâne und al die massenîe sîn. dô wart sîn milte wol schîn, daz er dicke hübslîche tet. den werden boten von Bêforet den gab er gâbe wol getân, pferit unde kastelân, hunde unde vederspil, hübscher tagalte vil, arnbrüste unde bogen, strâle, kocher wol bezogen, gefult mit matertellen. den helden alsô snellen gap man swaz si dûhte guot, als man den lieben dicke tuot. ich sag iu daz die boten grôz wâren und fürsten genôz und ir sumelîche als edel und als rîche, daz si an der êrsten vart, dô Iweret erslagen wart und ê er wurde begraben, ze künege wæren erhaben, obe sis gerten, wan daz sis entwerten durch ir triuwe veste. alsus wârn die geste ûz komen durch ir êre. 8729 si Deu
8671–8743 773
8747 weren HaA für P.
man ſaget vns noch mere dc diſe wigande : in ýweretes lande ... ſo gewaltic wa2en dc des endo2ften va2en nieman dv2ch ſin v2efelheit daz er in dehein leit imer geto2ſt erbieten ſwaz ſi gerieten des heten ſi di meiſte volge. mit volleiſte von ir lantluten ga2 Nvo wa2n ſi wo2den gewa2 vnd heten vernomen zeka2adi wi ez Lantzelet waz ergan | gan ze Genewis do im wol gelanc vnd er ane vngeluo ches danc mit ſelden waz beſchonet ſo daz er wa2t gech2onet zewo nſche nach ſim mvo te im fucte got zeguo te ſin dinc ze allem rehte des wa2en di guten chnehte von dodone wol bedaht ſi heten in gerne mit in b2aht wider in daz lant ſin do yblis chvnigin von rehte weſen ſolte vnd er chvnic. ob er wolte ... ... idoch erw2ben ſi etſwaz w 55va des in geviel ich ſagiv daz ſi ſchvo fen mit ir bete daz min her Lantzelete den fv2ſten einen hof ſp2ach an den er ſich verſach
8746 Siehe vorigen Vers W.
8780
8775
8770
8765
8760
8755
8750
8745
8748 neren HaA für P.
8759 genewis Deu für W.
Man ſaget vns noch mere Das diſe wigande Jn meretes lande So gewillig werent Daz dez endorffte uere Niema durch ſin freuelkeit Daz er in kein leit Jemer getörſte erbietten Waz ſie gerietent Dez hettent ſie die meiſten Volge nit volleiſten Von ir lantlúten gar Ouch worent ſie worden gewar Vnd hettent vernome zuo karedıga Wie ez lantzeleten iſt ergan Zuo jenewis do in wol gelang Vnd do er one vngelúckes kranc Mit ſelden was beſchönet So das er wart gecroe net Zuo wunſche nach ſime muo te 164v Jme fuo gte ſich zuo guo te Sin ding von alleme rechte Dez warent die guo ten knechte Von dodone wol bedacht Sie hettent in gerne mit in brocht Wider in daz lant ſin Do jbelis die ku “nigin Von rechte weſen ſolte Vnd er ober wolte UNs hat daz mere vnuerſwigen Daz ſich möchte verligen Diſe botten erwurbent etwaz ˙ das Daz in geuiel ich ſage uch Sie geſchuo ffen daz mit ir baz bet Das min herre lantzelet Einen hoff den fúrſten allen ſprach An die er ſich verſach
8767 dodone Deu für W.
man saget uns noch mêre, daz dise wîgande in Iweretes lande sô gewaltic wâren, daz des endorfte vâren nieman durch sîn vrevelheit, daz er in dehein leit imer getörst erbieten. swaz si gerieten, des heten si die meisten volge mit volleisten von ir lantliuten gar. nu wâren si worden gewar und heten vernomen ze Kardigân, wiez Lanzelete was ergân ze Genewîs, dâ im wol gelanc und er ân ungelückes kranc mit sælden was beschœnet, sô daz er wart gekrœnet ze wunsche nâch sîm muote. im fuocte sich ze guote sîn dinc von allem rehte. des wârn die guoten knehte von Dôdône wol bedâht, si heten in gerne mit in brâht wider in daz lant sîn, dâ Iblis, diu künigîn, von rehte wesen solte und er, ob er wolte. Uns hât daz mære unverswigen, daz sich niht möhten verligen dise boten si wurben etswaz des in geviel, ich sag iu waz: si geschuofen daz mit ir bete, daz mîn her Lanzelete den fürsten einen hof sprach, an die er sich versach,
774 Transkription
8793 Siehe vorigen Vers P.
mit im fv2en ſolte ze dem hove . vnd daz er wolte da ſin mit ſchalle oder ſin v2ivnde alle mvſen im geſwichen dis ſaget er nemelichen den boten vnd bat in zowen er ſp2ach mit miner v2owen wil min oheim chvnic a2tus zepfingeſten ſin in mim hvs da2 nach ſchafent ir daz do lobeten di boten daz ſwes er in zvo gedahte ob er hvndert chvnige b2ahte di w2den wol behalten ſolt ez geluche walten ſo fvo nder ſin hus bereit mit eren vnd mit ſeilicheit Sus ſp2achen di von dodone vnd namen v2lovp ſchone als wol verwizzene man ¨ ſi ſchienden alſo von dan daz di ivngen vnd di alten 55vb von b2ytanie ſi zalten ze den tiv2eſten helden
8781 ſi W fehlt Deu.
8815
8810
8805
8800
8795
8790
8785
dc ſi im vndertan ſolten ſin vnd ybliſe der kvnigin Dirr hof gezoch ſich alſo in dem ia2e ſo di lut v2o ſint von der ſvmerzit vnd div heide grvne lit ze vzgandem aberellen nvo lant iv fv2baz zellen ein lutzel vnd merchent daz Min her Lantzelet niht vergaz daz er alle di geſellen ſin vnd iegeliches v2ivndin
8810 ſeilichet Deu für W.
8817 trvreſten Deu für W.
Das ſie jme vnder tenig ſoltent ſin Vnd ibeline die ku “nigin ¶Der hoff gezoch ſich alſo ˙ fro Jn dem jore ſo die lute Sint von der lieben ſumerzit Vnd die heiden blüte lit Jn dem oberillen nü lag ˙ Nuo lac furbaſſer zellen ˙ Ein lutzel vnd merckent dz 165r Herre lantzelete vnd nicht vergaß Das er alle die geſellen ſin Vnd iegliches fru “nde mit jme fuo rtet wolten ... Zuo dem hoffe vnd das er ſolte Do ſin mit groſſem ſchalle Oder ſin frúnt alle Die müſtent jme geſwichen Er ſeite ez nemlichen ... ... Wo der ku “nig arthus Zuo pluchiſten ſiner müme hus Dar nach ſchaffent es deſte baz Do loptent die botten daz Sie johent was er gedehte Obe er hundert ku “nige brachte Die wurdent wol behalten ˙ Solte es geluckes walten So funde er ſin huß bereit Nach eren vnd nach ſelikeit Sus ſprochen die von dodone Vnd noment vrlop ſchone Alſo wol gewiſſene ma Sie ſchiedent alſo von dan Das die jungen mit den alten Von pritange ſie zaltent ˙ Zü den turſten helden mit im füeren solte ze dem hove und daz er wolte dâ sîn mit schalle, oder sîn vriunt alle müesen im geswîchen. diz saget er nemelîchen den boten und bat in zouwen. er sprach ›mit mîner vrouwen wil mîn œheim künec Artûs ze pfingsten sîn in mîme hûs. dar nâch schafent irz diu baz.‹ dô lobeten die boten daz, swes er in zuo gedæhte, ob er hundert künege bræhte, die wurden wol behalten. solt es gelücke walten, sô funder sîn hûs bereit mit êren und mit sælikheit. Sus sprâchen die von Dôdône und nâmen urloup schône, alsô wol verwizzen man. si schieden alsô von dan, daz die jungen und die alten von Britân si zalten ze den tiuresten helden,
dazs im undertân solten sîn und Iblê der künigîn. dirr hof gezôch sich alsô in dem jâre, sô die liute vrô sint von der lieben sumerzît und diu heide grüene lît, ze ûz gândem Aberellen. nu lânt iu fürbaz zellen ein lützel unde merkent daz. her Lanzelet niht vergaz, daz er alle die gesellen sîn und iegelîches vriundîn
8744–8817 775
8853 vnd W fehlt Deu.
8846 waz Deu für W.
8829 zedodone Deu für W. 8830 vil Deu für W.
ie do vo2 wa2n chomen Sit ſi v2lovp hant genomen ſo wa2t do lenger niht gebiten ſi ſint wider heim geriten nach ir gelubede ſi taten ſi gebuten vnd baten 8825 vnd ſanten boten in div lant ſi b2ahten manigen wigant zeſamene vnd fv2ſten groz dar zvo alle ir hus genoz di zedodone rehtes wa2ten 8830 Vil lutzel ſi ſpa2ten weder gut noch lip ez gevrieſch nie man noch wip dv2ch lobes gewin ſo grozen vliz manic helt von alter ſne wis 8835 der vleiz ſich vf di hohgezit des heten aber di ivngen nit vnd ſchuo fen daz man in ſneit von hoher choſte richiv cleit vnd frvo mten ir gereite 8840 mit ſpeher richeite von golde choſtbere als es di ſchilthere wol gemachen chvo nden 8843a ... di man ze den ſtvo nden 8845 ze ackers vant in der habe Waz ſol ich iv zeln me d2abe wan daz ich iv wol ſagen mac ez enwirt biz an den ſvo neſtac nimer hof geſp2ochen me 8850 do wetlich grozer v2eude erge Lantzelet nach eren ranc dvrch ſinen werden gedanc vnd dv2ch ſinen hohen p2is
8820
165v Die zü dez kúniges arthuſes ſelden Je do vor worent komen Sit daz ſie vrlop hant genome So enwart do nicht lenger gebitten Sie ſint wider heim geritten ˙ Nach ir gelupte ſie datten Sie flechten vnd boten Vnd ſantent botten jn daz lant Vnd latten manigem wigant ˙ Vnd furſte groſſe Alle ir huß genoſſe o Die zu dodone rechtes wartent ˙ Vil lutzel ſie ſparten ˙ noch lip Weder gut Es enfrieſſe niema noch wip Durch lobes gewin ſo groſſen flis Manig helt von alter w ſnewiß Das der fleiß ſich vff daz hoch gezit Dez hatte aber die fingent nid Vnd ſchuo ffent das ma in ſchneit Von hoher koſte riche kleit Vnd fromtent ir gereite Mit ſpeher richeite Von golde koſpere Alſo die ſchiltere Wol gemachen kundent 166r Wol gemachen kundent Die ma willent hatte fu “nden Zuo achers jn der guo ten habe Was ſöllich zehen nie dar abe Wanne daz ich daz wol gezaln mag Es enwurt vntz an den ſonnentag Niemer hoff geſprochen me Da werlich groſſer fröide erge ¶Lantzelet nach eren rang Durch ſinen wiſen fúr gedanck Vnd durch ſinen hohen pris
di ze kvnic a2tuſes ſelden ie dâ vor wâren komen. sît si urloup hânt genomen, sô wart dâ lenger niht gebiten, si sint wider heim geriten. nâch ir gelübde se tâten, si gebuten unde bâten und santen boten in diu lant. si brâhten manegen wîgant zesamene unde fürsten grôz, dar zuo alle ir hûsgenôz, die ze Dôdôn rehtes warten. vil lützel sie sparten weder guot noch lîp. ez gevriesch nie man noch wîp durch lobes gewin sô grôzen vlîz. manec helt von alter snêwîz der vleiz sich ûf die hôhgezît. des heten aber die jungen nît und schuofen, daz man in sneit von hôher koste rîchiu cleit, und frumten ir gereite mit spæher rîcheite von golde kostbære, als ez die schiltære wol gemachen kunden, ... die man ze den stunden ze Ackers vant in der habe. waz sol ich zellen mê dar abe wan daz ich iu wol sagen mac, ez enwirt biz an den suonestac nimer hof gesprochen mê, dâ wætlich grœzer vreude ergê. Lanzelet nâch êren ranc: durch sînen wîsen fürgedanc und durch sînen hôhen prîs
die ze künec Artûses selden
776 Transkription
8871 daz ir dar Deu für W.
8889 nvo W fehlt Deu.
So ſante erbotten zü jenewiß Vnd kunte ſinen manne | ſıne hoff Des kam jme danna Von gezierde manig richeit Vnd tuſent ritter wol becleit Alſo ich von in geſchriben fant Al gelich was ir gewant ˙ Der hubſchen kúnig panie Von alexandry“e Was der ſamit den ſie trüget an A Herme wißer danne ein ſwa Worent dwille Von kunis so ſibille Die alte wiſſage was Danne truo gen ſie zobel alſo ich laß 166v Armuo t waz jn froe mede Sidin worent die hemende ... ... Sie endorfftent ſich nit zıere Bas mit banieren Danne ſie hattent getan Pferet vnd ir ſchachtelan Die worent ſo das ma nicht fant Zuo ſpangen noch zuo tenelant Die ſich in gelichen mochtent Gereite die dar zuo dochtent Der waz ſich wol gefliſſen Die helde worent verwiſſen Vnd ging ir harneſch mit jn Brun luter alſo ein zin Vnd manigen woffen rock da mitte ˙ bitte Gelobent mir daz ich uch Vnd wiſſent das one won Sie koment ſo wol zü karedıga Das ich es vngeſaget nit lieſſe ˙ Wanne daz ich förchte daz uch verdrieſſe
8866 von Deu für W.
do ſant er boten ze Genewis vnd chvo nte ſinen mannen – 56ra ſinen hof. des chom im dannen von gezierde manic richeit vnd tuſent ritter wol becleit als ich von in geſch2iben vant algelich waz ir gewant der hubſchen kvo mpanie von alexandrye waz der ſamit den ſi trvo gen an hermin wizzer danne ein ſwan wa2en div in ville Von kvnis do ſibille div alte wiſſagin waz waz der zobel als ich es laz A2mvo t in v2emde ſidin wa2en div hemede vnd daz cleit daz da2 zvo ſtat ſcha2lat waz ir bein wat Si endo2ften ſich niht zieren baz mit banieren danne ſi heten getan ir pferit vnd ir kaſtelan di wa2n ſo daz man niht vant zepulan noch zeſpangen lant div ſich in gelichen mohten gereite div da2 zvo tohten des waz ſich wol gevlizzen di helde wa2en verwizzen ir ha2neſch der gie mit in b2vn luter als ein zin vnd manic wafenroc da mite gelaubent mir des ich vch bite vnd wizzent daz ane wan ſi chomen wol zekaradýgan als ich vch nvo bewiſe bereitet wol zeb2iſe
8864 Streichung P auch mit roter Tinte.
8890
8885
8880
8875
8870
8865
8860
8855
sô sant er boten ze Genewîs und kunte sînen mannen sînen hof, des kom im dannen von gezierde manic rîcheit und tûsent ritter wol becleit. als ich von in geschriben vant, algelîch was ir gewant, der hübschen kumpânîe. von Alexandrîe was der samît den si truogen an. hermîn wîzer danne ein swan wâren diu inville. von Cûmis, dâ Sibille diu alte wîssage was, was der zobel, als ich ez las. armuot was in vremede. sîdîn wârn diu hemede und daz cleit, daz dar zuo stât. scharlât was ir beinwât. si endorften sich niht zieren baz mit banieren danne si hæten getân. ir pferit und ir kastelân diu wâren sô daz man niht vant ze Pûlân noch ze Spangenlant, diu sich in gelîchen mohten. gereite, diu dar zuo tohten, der was sich wol gevlizzen. die helde wârn verwizzen. ir harnasch der gie mit in, brûn lûter als ein zin, und manic wâfenroc dâ mite. geloubent mir des ich iuch bite und wizzent daz âne wân, si kômen wol ze Kardigân, als ich iuch nu bewîse, bereitet wol ze brîse.
8818–8890 777
Was welt irs me wanne alſo vil ˙ Wes ein ritter wunſchen wil Das ſinen lip gelichet Alſo werent ſie gerúſtet Die heilde von jenewis An jr geriete in alle wis 167r Sie brachtent ouch ir frowen Gebe die ſie ſchowen Wol mit eren machte Cleinoter vs der achte Von golde vnd von gewande Das ir clarine ſante Jr ſwiger an tugenden vz genomen Diſe rittere warent vs kome Durtz zucht vnd vff den ſelben wan Das ir michel ere ſolte han Jbelis vnd lantzilet Wanne ſie zuo behforet Mit keinem geriten ma pflag Hie uor by˙ alten ſitten Das die herren gerne ſohent Die lu “te vnd das ſie jahen Jn were vnder dingen zwein Jener lieber das ein holtſchafft Vnd guo t wort Danne haß vnd hort Es were ouch noch ein ere Zuo dem liede ich widerkere ˙ nit belange Do von lant vch Es enwurdent nie enpfange Ritter baz danne die Von den ich ſagete hie 167v Daz gebot arthus der milte Sin muo t vor fröiden ſpilte ... ... Zuo hoffen zuo wol bereitent
si heten ûzer mâze vil swes ein ritter wünschen wil und sînen lîp gelüstet. sus wâren ûz gerüstet die helde von Genewîs an ir gereite in alle wîs. si brâhten ouch ir vrouwen gâbe die si schouwen wol mit êren mahte, cleinôt ûz der ahte von golde und von gewande, daz ir Clârîne sande, ir swiger an tugenden ûz genomen. dise rîter wâren ûz komen durch zuht und ûf den selben wân, daz ir michel êre solte hân Iblis und Lanzelet, swenne si ze Behforet mit in kæmen geriten. man pflac hie vor bî alten siten, daz die herren gerne sâhen die liut und daz si jâhen, in wære under dingen zwein imer lieber daz ein, holtschaft und guot wort, danne haz unde hort. ez wære ouch noch ein êre. ze dem liede ich wider kêre: dâ von lât iuch niht belangen. ez enwurden nie enpfangen rîter baz danne die, von den ich iu sagete hie. daz gebôt Artûs der milte. sîn muot an vreuden spilte, daz er den mâc ie gewan, durch den sich man und dienstman ze hove sô wol bereiten
8899 wo Deu für W. / mahte Deu für W. 8902 ſande Deu für W. 8905 Durtz P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777) und in der Vorlage/in einer Vorstufe c und t schwer zu unterscheiden waren. 8911 gern Deu für W. 8917 es Deu für W.
8925
8920
8915
8910
8905
8900
8895
ſwes ein ritter wnſchen wil des heten ſi vz er maze vil vnd ſinen lip geluſtet Sus wa2en vz gervſtet di helde von Genewis 56rb an ir gereite in alle wis ſi b2ahten auch ir v2owen gabe di ſi ſchowen wol mit eren mahte cleinot vz der ahte von golde vnd von gewande daz ir cla2ýne ſande ir ſwiger an tvgenden vz genomen Diſe riter wa2en vz chomen dv2ch zvht vf den ſelben wan dc ir michel ere ſolt han yblis vnd Lantzelet ſwenne ſi ze behtfo2et mit in chemen geriten man pflac hi vo2 der ſiten daz di herren gerne ſahen di lut vnd daz ſi iahen in were vnder dingen zwein imer lieber daz ein holtſchaft vnd guo t wo2t danne haz vnd ho2t ez wer auch noch ein ere ze dem leide ich wider kere do von lat iv niht belangen ez enw2den nie enpfangen riter baz danne die von den ich iv ſagete hie dc gebot a2tus dere milte Sin mvo t an v2eudn ſpilte daz er den mac ie gewan dv2ch den ſich man vnd dienſtman zehove ſo wol bereiten
778 Transkription
8943 Siehe vorigen Vers P.
Mit ſöllichen richeiten Er lopte die getat Das ſie riche cleit vnd ſin yſen wat Beide ſament brachtent Die heilde wol gedachtent Sie ſoltent ſo ir ſelber pflegen Das niema ſie roubete vnder wege Alſo der ku “nig arthus einen hof ˙ wolte han mit ſinen frunden DEr hoff erſchal in die lant Do lantzelet der wigant An ſin erbe wolte Von “yme dar füren ſolte Sin herre der kúnig arthus Drú tuſent ritter zü huß Vnd ir keiner were Der einen erbern frúnt hette ... ... Das er ſie durch den willen ſin Mit genure der ku “nigin Zuo dem hoffe lieſſe ritten Wer ſolte do wider ſtriten Sie daten das der ku “nig gebot 168r Er müſte ſin an fröiden tot Wer nit ſich gaſte dar gegen Das mere muo ſte bewegen ˙ Durch not manigen hubſchen ma ˙ Wer vff mynne ie müt gewan Vnd er dar möchte gefarn Der enwolte lip noch guo t ſparn Von allen landen wite Kam volg zuo der hoch gezite Das man do von zuo redende hat Die wile vnd diſe welt ſtat ¶Es iſt recht das ich “ uch ſagen Es kament botten alle tagen o Vo dodone zu karedigan
8935 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers.
mit ſolhen richeiten er lobete wol ir getat 8930 daz ſi riche cleit vnd ýſenwat beidiv ſament b2ahten di helde wol gedahten ſi ſolten wol ir ſelber pflegen dc ſi niem rov bete vnderwegen 8934a ... 8934b ... 8935 Der hove erſchal in div lant 56va daz lantzelet der wigant an ſin erbe ſolte vnd im da2 fuo ren wolte ſin herre der kvnic a2tus 8940 d2iv tuſent riter zehvs vnd ir encheiner were der dehein erbere ... ... 8945 ... ... ... ... ... 8950 ... ... ... ... ... 8955 ... ... ... ... ... 8960 ... ... ... ... mit sölhen rîcheiten. er lobete wol ir getât, daz si rîchiu cleit und îsenwât beidiu sament brâhten. die helde wol gedâhten, si solten sô ir selber pflegen, daz si nieman roubete under wegen. ... ... Der hof erschal in diu lant, daz Lanzelet der wîgant an sîn erbe solte und im dar füeren wolte sîn herre der künic Artûs driu tûsent rîter ze hûs und ir enkeiner wære, der dehein êrbære vrowen ze vriunde hæte, daz er daz niht entæte, daz er si durch den willen sîn mit Ginovere der künigîn ze dem hove lieze rîten. wer solt dâ wider strîten? si tâten daz der künec gebôt. er muoste sîn an fröiden tôt, swer sich niht gaste dar gegen. daz mære muoste bewegen durch nôt manegen hübschen man. swer ûf minne ie muot gewan und er dar mohte gevarn, der enwolte lîp noch guot sparn. von allen landen wîte kam volc ze der hôchgezîte, daz man dâ von ze redenne hât die wîle und disiu welt stât. ez ist reht daz ich iu sage, ez kâmen boten alle tage von Dôdôn ze Kardigân.
8891–8963 779
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
Hie by˙ möchte ibelis entſtan Wie lieb ir kunft were Sie ſagtent jme zuo mere Das ir lant dingete dar zuo Vnd es niema duchte zuo fruo Wie ſchiere ſo ſi keme Das was ir vil geneme Vnd ſenite ſich ir muo t Alſo es noch den wiben duo t Wer in daz hertze inhu “ge lit Der wenet ſin niemer komen enzit v ˙ 168 Wes der kunig arthus ſich vermaß Vngerne ließ er das Sin ding was alles bereit ˙ Wiſlich vnd mit hubeſcheit Jme iſt vil ritter vnd frowen kome Alſo ir hant vernome Die worent alle becleit Noch ir muo te vnd nach ir wurdikeit ˙ Des hubeſche lúte gerten Den ku “nig ſie ouch gewertent Des er ſie bat ich ſage úch wie Keinen ritter er lie Wanne dem er enpfalch in ſine pflege Ein frowe vff dem wege Das ſie allen den tag ſamen ritten ˙ Mit zuchten vnd mit ſöllichen ſıtte ˙ nit ſchament Der ſich guo te lute Er fügte in allen ſament Geſellen nach ir wunſches walle Noch waz der heilden ein michel kale Die one frowen muo ſtent ritten Nuo wolte nit lenger bitten ˙ Der milte kunig arthus Er fromte nach eren vs ſime huß Sinen mag das was lantzelet
8994 kale P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101).
8995
8990
8985
8980
8975
8970
8965
ungerne liez er daz. sîn dinc was allez bereit wîslîch und mit hübescheit. im ist vil rîtr und frouwen komen, als ir ê hânt vernomen, die wâren alle becleit, nâch ir muote und nâch ir wirdekheit, als hübesche liute gerten. den künec si ouch gewerten des er si bat ich sage iu wie: deheinen rîter er erlie wan demer enpfalch in sîne pflege eine frowen ûf dem wege, dazs alden tac samen riten mit zühten und mit sölhen siten, der guote liute sich niht schament. er fuogte in allen sament gesellen nâch ir wunsches wale. noch was der helde ein michel zale, die âne frowen muosten rîten. nu wolte niht lenger bîten der milte künic Artûs, er frumt nâch êren ûz sîme hûs sînen mâc Lanzelet,
hie bî moht Iblis entstân, wie liep ir kunft wære. si sagten ir ze mære, ir lant dingete dar zuo und ez diuhte nieman ze fruo, swie schiere sô siu kæme. daz was ir vil genæme unde senete sich ir muot, als er noch den wîben tuot. swar in daz herze in hüge lît, dar wænents niemer komen enzît. swes der künec Artûs sich vermaz,
780 Transkription
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9016 Freier Raum signalisiert Fehlendes Ha.
9035
9030
9025
9020
9015
9010
9005
9000
Deme er dicke liep det 169r Alſo dis vff geleit waz Sin geſinde er vz laß Das ſin hof lu “te hieß Dem gebot er das ma vff ſties Manigen ſom ſwere Sin kamerere Vnd die ſin eſſen ſoltent machen Die fürent mit manigen ſachen ˙ gegen den ſtroſſen Hin fur Die frowen do vff ſaſſen ... ... Vnd by˙ genure ritten Anderthalben by˙ ir ſiten ˙ Reit der hubſche kariet Der hies ramueret Do vor lobelichen ſlüg Do beging er manheit gnüg ¶Das iſt zwifel enkein Jbelis wi vnd walwein Die rittent ſament vff den weg Anderthalben der frowen Erec Reit alſo ein geduchtig ritter ſol Sie rittent alle ſament wol Wanne ſie hattent richeit vnd den muo t Der do die lu “te duchte guo t Ouch wart der vil funden Die wol mit valcken kunden 169v Do was ouch dagalte vil ... Buhuo rt vff maniger plange Sie rittent von pritange Frölichen mit ſöllichen ſitten ˙ vs geritten Das nie lute Der noch die welt möchte Bas gedencken ob es endochte Je doch ſol ſie helffen daz
deme er dicke liep tet. Alsô diz ûf geleit was, sîn gesinde er ûz las, daz sîn hofliut hiez: dem gebôt er, daz man ûf stiez manegen soum swære. sîne kamerære und die sîn ezzen solten machen, die fuoren mit manegen sachen hin für gegen den strâzen. die frowen dô ûf sâzen ... ... und bî Ginovere rîten. anderthalben bî ir sîten reit der hübsche Karjet, der Ramuret dâ vor lobelîchen sluoc: da begienc er manheite gnuoc. des ist zwîvel enkein, Iblis und Wâlwein diu riten sament ûf den wec. anderhalp der frowen reit Erec als ein getühtic rîter sol. si riten alle sament wol, wan si hâten rîcheit und den muot, der dô die liute dûhte guot. ouch wart der vil funden, die wol mit valken kunden. dâ was ouch tagalte vil ... buhurt ûf maneger plâne. si riten von Britâne frœlîchen mit sölhen siten, daz nie liute ûz geriten, der noch diu welt möhte baz gedenken obez in töhte. iedoch sol si helfen daz,
8964–9037 781
9041 Initiale D gegen Repräsentant e P.
9075
9070
9065
9060
9055
9050
9045
9040
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... 9069 ı P] Ansatz zu v?
Man ſprichet in deſte bas Das ir hertze tugent erkante Wanne got ſelber haſſet ſchande DS was ein wunnecliche vart ˙ Wanne der kunig Arthus hette bewart Beide lant vnd ſin feſte ... Das jme kein ſchad möchte ſin Nuo wart ir ſelde wol ſchin Dar an es worent liechte tage Harte wunneclich nach ſage Weder zuo heiß noch zuo kalt Die heide vnd der grüne walt Vnd dar zuo guo te geſelleſchaft Die machten alle riche krafft Jn gegen ir augen weide Vor vrdrutze vnd vor leide Hatte ſie got behuo t Sie leptent wie ſie duchte guo t 170r Beide nacht vnd tag Des frowete ſich lantzelet du lac ¶Jn diſem wunne rittent ſie Das ſie enkein tag vergie Sie erförſchent etliche mere Das ſie duchte fröiden bere Wanne ir reiſe merte ſich Von rittern aller tegelich Vnd wart zuo jungſt harte groß Wanne künig vnd fu “rſten genoß Der was ſo vil daz ma vermeit Die zale wanne in zuo reit ˙ Manig ſchone ſchar uber ı die velt Wanne die gezelt o Durch herbergen vff ſlug So waz ir vil vnd gnuo g Die ir buſunen blieſſen So möchte ma erſte kieſſen Lantzeletes pauillinen man sprichet in deste baz, daz ir herze tugent erkande, wan got selbe hazzet schande. Ez was ein wünneclîchiu vart, wan der künic Artûs hete bewart beidiu lant und sîne veste ... daz ime kein schade möhte sîn. nu wart ir sælde wol schîn dar an, ez wâren liehte tage, harte wünneclich nâch sage, weder ze heiz, noch ze kalt. diu heide und der grüene walt und dar zuo guot geselleschaft, diu machten alle rîche kraft engegen ir ougenweide. vor urdruzze und vor leide hâte si got behuot. si lepten swie si dûhte guot, beide naht unde tac. des fröut sich Lanzelet du Lac. in dirre wünne riten sie, daz si enkein tac vergie, si enfrieschen etlich mære daz si dûhte fröiden bære, wan ir reise mêrte sich von rîtern aller tegelich und wart ze jungest harte grôz: wan künege und fürsten genôz, der was sô vil daz man vermeit die zale, wan in zuo reit manec schœniu schar über diu velt. swenne man diu gezelt durch herbergen ûf sluoc, sô was ir vil unde gnuoc, die ir busûnen bliesen. sô moht man êrste kiesen Lanzeletes pavilûn,
782 Transkription
9100 ſchien Deu für W.
9110
9105
9100
9095
9090
9085
9080
9104 ſalevieren Deu für W.
... ... ... ... ... ... ... ſi triben vntz an di ſnvo 2e ich wene ie gefuo re ſo wol zewnſche ein riterſchaft als div ſelbe heres ch2aft Nvo waz in allen niht zegach doch ſint ſi chomen alſo nach dc ſi ſanfte nach ſage weren an dem vierden tage geriten in daz ſchone lant des ſich yblis vnderwant dc ir erbe ſolte ſin Nvo wa2t ir richeit wol ſchin vnd erſchein ir ſeilicheit da2 an ir bechamen ir vater man mit zwei tuo ſent ſchilten di alle vf o2ſen ſpilte mit ſydinen kovertiv2en guo t an der geberden ſchein der mvo t dc ſi ir v2owen gerne ſahen Si ilten ze ir gahen mit richen banieren ſi begvo nden ſi ſâlevieren vnd alle di mit ir kamen ich wene wir nie vernamen ſo minnenclichen enpfanc Dar nach waz es vnlanc e ſi zeherbergen riten do waz daz niht vermiten ſi enfvnden allen welt rat als vns daz bvch chvnt hat
Wiſ grüne rot brun ˙ So herlich uber die andern Alſo ein brinnender zunder Fu “r ein erloſchen kol Doch worent ſie alle harte wol Geworcht vnd gezieret Do wart gebuhieret Sie tribent vntz an die ſnüre ... ... ... 170v ¶ Nuo was jn allen nit zuo gah Doch ſint ſie komen alſo nach Das ſie ſanffte nach ſage werent An dem vierden tage geritten Jn daz ſchöne lant Des ſich jbelis vnder want Das er erbe ſolte ſin Do wart jr richeit wol ſchin Vnd erſchein ir ſelikeit dar an Jr bekoment jrs vater ma Mit zwein tuſent ſchilten Die alle vff roſſen ſpilten Mit ſiden gouerturen guo t An den geberden ſchein der muo t Das ſie ir frowen gerne ſohent Sie iltent zuo ir gahen Mit ir baneren Sie begundent ſie ſalvieren Vnd alle die mit jr komen Das wir nie vernomen ˙ So mynneclichen enphanc Dar noch was er vnlang E ſie zü herberge ritten Do was das nit vermitten ... ...
wîz, grüene, rôt, brûn, sô hêrlich über die ander, als ein brinnder zander für ein erloschen kol. doch wârens alle harte wol geworht und gezieret. dô wart gebuhurdieret, si triben unz an die snüere. ich wæne nie gefüere sô wol ze wunsche ein rîterschaft als diu selbe heres kraft. Nu was in allen niht ze gâch, doch sint si komen alsô nâch, daz si sanfte nâch sage wæren an dem vierden tage geriten in daz schœne lant, des sich Iblis underwant, daz ir erbe solte sîn. nu wart ir rîcheit wol schîn und erschein ir sælikheit dar an, ir bekâmen ir vater man, mit zwein tûsent schilten, die alle ûf orsen spilten, mit sîdîn kovertiuren guot: an der gebærden schein der muot, dazs ir frowen gerne sâhen. si îlten zuo ir gâhen mit rîchen banieren. si begundens salûieren und al die mit ir kâmen. ich wæn wir nie vernâmen sô minneclîchen anpfanc. dar nâch was ez unlanc ê si ze herbergen riten. dâ was daz niht vermiten si enfunden allen weltrât. als uns daz buoch gekündet hât,
9038–9112 783
9129 Hove Deu für W.
in waz geſchaffet zehen tage e ſi choe men in dc lant 56vb daz man luten vnd roſſen vant ſwes in beiden gezam Do aber div ſchone reiſe cham in dc lant do dodone lac do wa2t in naht vnd tac erboten ſo michel ere dc a2tus der chvnic here ſp2ach im w2de nie chvo nt vntz an di gegenwertigen ſtvo nt von richeit als michel ch2aft Nvo cham in manic geſelleſchaft div gelich vf der ſtraze dc ſi ſich zeguo ter maze gaſten vf den hove ſchal ſi dvht daz berc vnd tal vol riterſcheft were Sus reit dc her mere vntz zvo dem ſchonen walde von dem ich do2t vo2 zalde do Lantzelet dc heil geſchach dc er di aventiv2e b2ach an dem chvo nen ýwerete Daz her es guo t wa2 tete vnd iahen daz nie berc noch walt ze v2eude w2de baz geſtalt JN dem walde wa2en ſi vber naht mo2gen v2vo mit al maht e riten ſi ze dodone : do w2dn ſi ſchone ... gegrvzet vnd enpfangen Wil es vch niht belangen ſo ſage ich iv vil d2ate di geſpilen di yblis hate
9114 Siehe vorigen Vers P.
9145
9140
9135
9130
9125
9120
9115
So iſt reht dc ich iv ſage
9141 IN Deu für W.
9143 w2dn W] d korrigiert b oder l.
e
˙ ſage ¶ Daz was geſchaffet Daz ich uch zehen tage ... E ſie komet in der frowen lant ˙ 171r Das man luten vnd roſſen vant Were in beide gezam Do aber die ſchöne reiſſe Kam jn das lant do dodone lag Do wart jn nacht vnd tag Erbotten michel ere Das arthus der kúnig here Sprach jme wurde nie kunt Vntz an die gegewertige ſtunt Von richeit alſo michel crafft Nuo bekam jme manig geſellſchafft Tegelich vff der ſtroſſe Die ſich zuo guo ter mav ſſe Gaſten vff den heueſchal Si duchte dez daz berg vnd tal Voller ritterſcheffte warent Sus reit der herre mere Vntze gegen dem ſchoe nen walde Von dem ich E zalte Da lantzelet das heil geſchach Das er die ouentúre brach An dem kue nen merete Das her es güte wartete Sie geſahen nie tal noch walt Zuo guo ter fröide bas geſtalt ˙ IN dem walde worent ſie uber nacht 171v Mornen fruo mit aller macht o Rittent ſie zu dodone Do wurdent ſie ſchone Gegrüſſet vnd enpfangen ˙ nit belangen Wil es uch ˙ drate So ſage ich uch Die geſpiln die ibelis hate
9144 Siehe vorigen Vers W.
9146 wil Deu für W.
in was geschaffet zehen tage, ê si kœmen in daz lant, daz man liuten unde rossen vant swes in beiden gezam. dô aber diu schœne reise kam in daz lant dâ Dôdône lac, dô wart in naht unde tac erboten sô michel êre, daz Artûs der künic hêre sprach, im wurde nie kunt unz an die gegenwertigen stunt von rîcheit als michel kraft. nu kam in manec geselleschaft tegelich ûf der strâze, die sich ze guoter mâze gasten ûf den hoveschal. si dûhte, daz berc unde tal vol rîterschefte wære. sus reit daz her mære unz zuo dem Schœnen walde, von dem ich ê zalde, dâ Lanzelet daz heil geschach, daz er die âventiure brach an dem küenen Iwerete. daz her es guote war tete und jâhen daz nie berc noch walt ze vreude wurde baz gestalt. In dem walde wârens über naht. morgen fruo mit aller maht ritens ze Dôdône. dâ wurden si schône gegrüezet und enpfangen. wil es iuch niht belangen, sô sage ich iu vil drâte, di gespilen, die Iblis hâte,
sô ist reht, daz ich iu sage,
784 Transkription
mit den ſiv gienc blvo men leſen di ſint imer ſit geweſen dv2ch ir willen ane man ir cheiniv v2eude nie gewan e ſi nvo mvgen ſchowen v2owen yblis ir v2owen o 9155 nv ſint ſi gein ir geriten mit v2owelichen ſiten 57ra enpfiengen ſi di kvnigin der ritter mvs auch vil ſin di der v2owen pflagen 9160 vnds me di ſich wagen des do waz genvo c vernement ez niht fvo 2 vnfuo c di riter ſo di tvo mben trvgen dc ſi wol ſw2en ſi vlvgen 9164a ... 9165 vnd dc ſi engel weren ir env2ieſchent nie an meren dc ſo vil ritter ſpilten vfen roſſen vnd mit ſchilten Jr p2iſes mvz ich vil verdagen o 9170 wan daz ein mvz ich ſagen do reit ſo manic wigant ſo wol dc nie zeb2ab2ant ein ritter ſich geſichte baz ſwenne er vffem roſſe geſaz 9175 vnd er ſich vf ein pvneis i mit richen mvte gevlez Uns zelt daz welſch bvch daz ez enw2de nie v2owe baz enpfangen noch ſo ſchone 9180 als yblis vf dodône wa2t mit aller der getat div an v2owen enpfange ſtat vnd alle di mit ir chomen da2 der nam man als gut wa2
Mit den ſie ging blümen leſen Die ſint iemer ſit geweſen Durch iren willen one ma Jr enkeine fröide nie gewan E ſie nuo múgent ſchowen Frowe ibelis ir frowen Sint ſie gegen in geritten Mit frowelichen ſitten ˙ Enpfingent ſie die kunigin Der ritter müſte ouch vil ſin Die der frowen pflogent Vnd der me die ſich wage Vff buhürt dez was do genuo g ˙ vnfuo g Vernement es nit fur Die ritter ſo die tumben truo gent Das ſie wol ſwue rent Das ſie flugen Vnd daz ſie engel werent Jr erförſchent nie y an meren 172r Das ſo vil rittere ſpiltent Vff roſſen mit ir ſchilten ... ... Dar reit manig wigant So wol das nie zuo prabant Ein ritter geſchihte baz Wanne er zuo roſſe geſas Vnd er ſich vff einen pungiers Mit richem muo te geließ UNs zelt der welſche buo ch daz Es enwurde nie frowe bas ˙ Enpfangen noch ſo ſchone Alſo ibelis uff dodone War mit aller der getat Die zuo der frowen enpfangen ſtat Vnd alle die mit jr kament dar Der nam man alſo guo te war
9149 ginc Deu für W. 9161 Die Einrückung W war wohl für eine spätere Ergänzung gedacht. 9176 mvte gevlei s Deu für W. 9179 ſchone Deu für W.
9150
9163 ſo W] do Deu.
9169 Ir Deu für W.
9175 pvneis W] e korrigiert senkrechten Strich (i?).
mit den siu gienc bluomen lesen, die sint imer sît gewesen durch ir willen âne man. ir keiniu vreude nie gewan, ê si nu mugen schouwen vrowen Iblis ir vrouwen. nu sint si gein ir geriten. mit vrowelîchen siten enpfiengen si die künigîn. der ritter muos ouch vil sîn, die der vrowen pflâgen, und der mê, die sich wâgen ûf buhurt, des dâ was genuoc. vernement ez niht für unfuoc, die rîter sô die tumben trugen daz si wol swüeren, sie vlugen ... und daz si engel wæren. ir envrieschent nie an mæren, daz sô vil ritter spilten ûf rossen und mit schilten. ir prîses muoz ich vil verdagen, wan daz eine muoz ich sagen, dâ reit sô manic wîgant sô wol, daz nie ze Brâbant ein ritter sich geschihte baz, swenne er ûffem rosse gesaz und er sich ûf ein puneiz mit rîchem muote gevleiz. Uns zelt daz welsche buoch daz, ez enwurde nie vrowe baz enpfangen noch sô schône als Iblis ûf Dôdône wart mit aller der getât, diu an vrowen anpfange stât. und aldie mit ir kâmen dar, der nam man als guote war,
9113–9184 785
dc in nihtes enb2aſt des weder wirt oder gaſt erdenchen chan zewirtſchaft alles guo tes vber kraft des gap man in den vollen daz mere iſt vz erſchollen daz ſi zewo nſche lebeten Di herren auch do gebeten va2endem volch als ez zam der et dv2ch ere guo t nam der wa2t mit richeit geladen vnd erchovert s ich alles ſchaden 57rb des im a2mvo t ie getet dc gebot der milte Lantzelet Nvo enpfienc ze dodône Lantzelet di krone nach kvniclichem ſite ich wene auch yblis niht vs mite ſiv w2de gech2onet mit ir man ir v2emden mantel trvc ſiv an zetiſch vnd auch zeſpil dem wa2t gewa2tet vil ſo dc gewo2hte lieblich tet Auch enpfienc her Lantzelet ſine fv2ſten alle ze man dar nach er ſchiere gewan den gewalt mit gantzer ere e do wa2t do v2eudn mere danne vo2 dc waz reht wanne im manic gut chneht waz getriuwe vnd holt er gap in ſilber vnd golt des er da gut ſtat vant ſwaz yweret der wigant het verlan daz waz da ga2 vnd waz geſamenet da2 vil getregdes vz der maze
Daz in nichtes enbraſt Das weder wurt oder gaſt Jr kein kan zuo wurſchafft Alles guo ttes v´ ber krafft Des gab man inen den vollen Das mer iſt vz erſchollen Das ſie zü wunſche leptent Die herren ouch do gebitten ... ... Do wart mit richeit geladen 172v Vnd erkouerte ſich alles ſchaden Den ime armuo t mit ir ſchame tet Das gebot der milte lantzelet ¶Nuo enpfing zuo dodone Lantzelet die krone Mit ku “niglichem ſitten Jch wene ouch ibelis nit vermitte Su˙ wurde gecroe net mit ir ma Jren froe meden mantel truo g ſie an Zuo tiſche vnd ouch zuo ſpile Dem wartet harte vile So das gewúrcke lobelu “ch tet Ouch nam der herre lantzelet o Sine fúrſten zu ma Dar nach er ſchier gewan Den gewalt mit gantzer ere Do wart fröiden mere Danne do vor daz was recht Wanne jme manig guo t knecht ˙ Was getruwe vnd holt Er gab in ſilber vnd golt o Des er gute ſtate fant Was meret der wigant Was Hatte verlon Das was do gar 173r Vil getregides vß der moſſe
9192 Dir Deu für W. 9196 Überschreibung unklar W, eventuell o ; Deu hat erchoverto ich. / alles W] a aus i (?) korrigiert. 9199 Hvo Deu für W. W. / lebelu “ch HaA unsicher für P. Beide Lesungen sind möglich. 9216 im Deu für W. 9219 Streichung P auch mit roter Tinte.
9220
9215
9210
9205
9200
9195
9190
9185
9205 zetiſche Deu für W.
9207 geworhte Deu für
daz in nihtes enbrast des weder wirt oder gast erdenken kan ze wirtschaft. alles guotes überkraft, des gap man in den vollen. daz mære ist ûz erschollen daz si ze wunsche lebeten. die herren ouch dâ gebeten varendem volke als ez zam. der et durch êre guot nam, der wart mit rîcheit geladen und erkovert sich alles schaden des im armuot ie getete. daz gebôt der milte Lanzelete. Nu enpfienc ze Dôdône Lanzelet die krône nâch küniclîchem site. ich wæne ouch Iblis niht vermite siu wurde gekrœnet mit ir man. ir vremden mantel siu an truoc ze tische und ouch ze spil: dem wart gewartet harte vil, sô daz gwürhte lebelîche tet. ouch enpfienc her Lanzelet sîne fürsten ze man, dar nâch er schiere gewan den gewalt mit ganzer êre. dô wart dâ vreuden mêre danne vor, daz was reht, wande im manic guot kneht was getriuwe unde holt. er gap in silber unde golt, des er dâ guote state vant. swaz Iweret der wîgant het verlân, daz was dâ gar, unde was gesamenet dar vil getregdes ûz der mâze.
786 Transkription
9231 ſchalle Deu für W.
9255
9250
9245
9240
9235
9230
9225
an di ſchaffener ich daz laze den ez gebot Lantzelet daz nie me lut baz getet mit ſo vil gutes danne ſie do mit laz ich di rede hie Wa2 vmb tet ich aber daz ich wil iv ſagen fvo 2baz mit chv2zer rede di wa2 ſwaz vns iender iſt geſeit | heit von hohva2t oder von ſchalle daz ſvlt ir merchen alle des waz zedodone mê danne man ſit oder ê ane luge habe vernomen Swer zegrozem hove iſt chomen 57va do man v2eude vnd wnder ſach ob des hi alles niht geſchach ſo gelaubent mir niht des ich geſage ze dodone waz alle tage di wil der hof werte ſwes et iman gerte hubſcheit vnd wo nne do enwaz dehein chvo nne zeleides vngewinne ez enwere danne div minne div da tet daz ſiv diche tuo t ſiv twinget manigem den mvo t ſwi v2olich ſin geberden ſin daz doch ſin herze dultet pin Nvo waz a2tus der chvnic her dri manade vnd me mit aller der geſelleſchaft vnd mit der grozen heres ch2aft ze dodone in behtfo2tet do bot im her Lantzelet michel ere vnd alles guo t daz waz ſin ſite vnd auch ſin mvo t dc er nimer des vergaz
An ſine ſchaffenere ich loſſe Alſo in gebot lantzelet ˙ bz nie tet Das jme kein lut Mit ſo vil guo tes danne ſie Do mitte lat mich ſwigen hie WArvmb det ich aber das ˙ ſagen fúrbaz Jch wil uch Mit kurtzer rede die worheit Was vns iender iſt geſeit Von hochuart vnd von ſchalle ˙ Das ſullent ir mercken alle Des was zuo dodone me Danne ma ſit oder E ˙ habe vernome One luge Wer zuo groſſen höfen iſt komen Do ma fröide vnd manig wunder ſach Ob das hie alles nit geſchach ˙ ſage So gloo bent mir nit waz ich uch Zuo dodone das alle tag Die wile der hoffe werte Das echt iema gerte Geſuntheit vnd wume Do was kein ku “nne Zuo leides vngewinne v 173 Es were danne die mynne Die daten das ſie dicke duo t Sie twingent manıge den müt Wie frölich des geberde ſint Das doch ſin hertze duldet ſin pin ¶Nuo was arthus der ku “nig her Drý monet vnd dannocht me Mit aller ſiner geſellſchafft Vnd mit dez groſſen herren krafft Zuo dodone vnd in behforet Do bott in her lantzelet Michel ere vnd alles güt Das was ſin ſitte vnd ouch ſin muo t Das er niemer vergaß an die schaffenær ichz lâze, den ez gebôt Lanzelet, daz nie mê liut baz getet mit sô vil guotes danne sie. dâ mite lâz ich die rede hie. warumbe tæt ich aber daz? ich wil iu sagen fürbaz mit kurzer rede die wârheit. swaz uns iender ist geseit von hôhvart oder von schalle, daz sult ir merken alle, des was ze Dôdône mê, danne man sît oder ê âne lüge habe vernomen. swer ze grôzem hove ist komen, dâ man vreude und wunder sach, ob des hie alles niht geschach, sô geloubent mir niht des ich sage. ze Dôdôn was alle tage, die wîl der hof werte, swes et ieman gerte, hübscheit und wünne. dâ enwas dehein künne ze leides ungewinne, ez enwære dan diu minne, diu dâ tet daz siu dicke tuot: siu twinget manigem den muot, swie vrœlich sîn gebærde sîn, daz doch sîn herze duldet pîn. Nu was Artûs der künic hêr drî mânôde unde mêr mit aller der geselleschaft und mit der grôzen heres kraft ze Dôdône in Behforet. dâ bôt in her Lanzelet michel êre und allez guot. daz was sîn site und ouch sîn muot, daz er nimer des vergaz,
9185–9259 787
er erbut den luten etſwaz do bi er in beſcheinde ſine tvgent vnd daz er meinde mit triuwen got vnd auch di welt Genoveren wa2t daz gut gezelt do wolt yblis div kvnigin hern kayns v2ivndin ir mantel gerne han gegeben wan daz ſiv vo2hte daz vf ſtreben als ir ê wol hant vernomen Je mitten iſt es da2 zvo chomen daz der chvnic a2tus von ſines lieben neven hus mit v2lov be wolt riten er en moht niht langer biten wan im vo heim ein bote cham der im ſeit des ich niht vernam 57vb Do begvo nden ſich di v2owen wenen daz truren vnd mvo t ſenen an dc herze mvo ſe gan Wi chvo nde yblis nvo gelan ſiv vnd Lantzelet de Lac mvſen etſwi manigen tac a2tuſen ha2te ſchone kvndewieren von dodone Do wa2t do v2lov p genomen von herren di da2 wa2n komen ſi wnſchten al gemeine daz yblis vnd Lantzelet der reine mit heile lange mvſen leben do mit hiez im div ros geben a2tus der milte man yblis fv2 mit in dan mit vil geſindes vnd Lantzelet der in kvo mpanie tet ſchone ich enweiz wi manigen tac
9260 etwaz Deu für W. 9262 min P unsicher. o 9294 kkvm paniee Deu für W.
9295
9290
9285
9280
9275
9270
9265
9260
9267 gern Deu für W.
9270 Ie Deu für W.
Das in truren vnd ſenen An das hertze müſte gan Wie kunde nuo ibelis verlon Sie vnd lantzelet du lac Mue ſtent etwe manigen tac ... ... Do wart vrlop genome Von den herren die dar worent komen Die wuſtent an alleme teile Das lantzelet mit heile Vnd ſin wip müſtent leben Do mit hies jme ſin roß geben Arthus der milte ma Jbelis fuo r mit jn dan Mit vil rittern vnd lantzelet Der in güte volleiſt det Des wer ich vnwiß wie manigen tag
Er enbutte deme ritter etwaz Do by˙ er jme beſcheinde Sin tugent vnd ſin min meinede Mit trúwen got vnd auch der welt Genuren wart ſin güt gezelt Vnd wolte jbelis die kunigin Her koinis fru “ndin Jr mantel gerne han gegeben Do ir forchte die das vff ſtreben Alſo ir e hant vernon vernome 174r Hie mitte iſt es dar zuo komen Das der kúnig arthus Von ſims liebes nemen huß Mit vrlop wolte riten Er möchte nit langer biten Wanne jme von heimen ein bot kam Der ſagte jme daz ich nit vernam DO begunden ſich die frowen weinen
9280 wi Deu für W.
9284 kvndewieren W] erstes e unsicher, Deu setzt a. / dodone Deu für W.
er enbüte den liuten etswaz, dâ bî er in bescheinde sîne tugent und daz er meinde mit triuwen got und ouch die welt. Ginoveren wart daz guot gezelt. dô wolt Iblis diu künigîn hern Keiînes vriundîn ir mantel gerne hân gegeben, wan daz siu vorhte daz ûf streben als ir ê hânt vernomen. iemitten ist ez dar zuo komen, daz der künic Artûs von sînes lieben neven hûs mit urloub wolte rîten. er enmoht niht langer bîten, wan im von heime ein bote kam, der seit im des ich niht vernam. Dô begunden sich die vrowen wenen, daz in trûren unde muotsenen an daz herze muose gân. wie kunde Iblis nu gelân, siu und Lanzelet du Lac müesen etswie manegen tac Artûsen harte schône kundewieren von Dôdône? dô wart dâ urloup genomen von herren die dar wâren komen. si wunschtn an allem teile, daz Lanzelet mit heile und sîn wîp müesen leben. dâ mite hiez im sîn ros geben Artûs der milte man. Iblis fuor mit in dan mit vil rittern, unde Lanzelet, der in guote volleist tet, schône ichn weiz wie manegen tac:
788 Transkription
9296 wan Deu für W.
9330
9325
9320
9315
9310
9305
9300
9304 heim Deu für W.
9315 habe ich gehoret Deu für W.
174v Wanne ſo ſich ietzent bewag Jbeles mit jr geſinden Das ſie wolte er winden ˙ So reit ſie aber furbaz Durch genuren liebe det ſi daz o o Zu jungeſt muſtent ſie ſcheiden Mit liebe vnd mit leide Alſo in beiden wol gezam ˙ Der kunig arthus ſchier hein kam Vnd reit ouch lantzelet her wider Vnd ibelis do ſie beide ſider Mit fröiden leptent ſie ſider ſchone Vff ir guo ten burg dodone o NV hant ir alle wol vernome Das ich ſchier zü ende were kome Des meres von lantzelet Von dir bitte ich einer bet Alle tugent riche diet Wer er ſi der dis liet Von erſte gehöret habe vntze her Obe er herlicher froiden ger Vnd vorderlicher ſelikeit Das er werde bereit zuo wunſche An dirre welte Durch das er nit beſchelte Dis ſelbe gedichte ˙ berichte 175r Alſo ich uch Do iſt nicht noch zuo geleit Wanne alſo ein valſches buo ch ſeit Das vns zuo erſte wart er kant ˙ Do der kunig von Engelant Wart gevangen alſo got wolte ˙ Von dem hertzogen lupolde Vnd er in hohe ſchatzte ˙ Der geuangen kunig jme ſaſte Zuo geſellen edel herren
9309 Nvo Deu für W.
Wan ſo ſich ietz bewac e yblis mit ir geſindn daz ſi wolt erwinden ſo reit ſiv aber fvo 2 baz dv2ch Genoveren tet ſiv daz ze ivngeſt mvſen ſi ſcheiden Do huo p ſich vnder in beiden kvſſen. weinen. da2 an ir liebe ſchein chvnic a2tus choe m ſchiere hein do reit Lantzelet her wider vnd yblis. da ſi beidiv ſider mit v2euden lebten ſchone vf ir bv2c zedodone o NV hant ir alle wol vs nomen dc ich an ein ende ſchiere chom bin des meres von Lantzelet do von bit ich einer bet alle tvgent riche diet ſwer er ſi der ditz liet von erſt habe geho2et her ob er ſtetelicher v2euden ger 58ra vnd vo2delicher ſeilicheit daz er der werde ſchone bereit ze wnſch an dirr welte dv2ch daz er niht beſchelte dis ſelbe getihte . als ich vch berihte ... So eniſt do von noch zvo geleit wan als ein welſches bvch ſeit daz vns von erſt wa2t erchant do der chvnic von engellant wa2t gevangen als got wolte von dem herzogen livpolte vnd er in hohe ſchatzte der gevangen kvnic im ſatzte zegiſel edel herren: vo v2emden landen verre
9316 ſtetlicher Deu für W.
9321 berihte Deu für W.
9322 Siehe vorigen Vers W.
wan sô sich ieze bewac Iblis mit ir gesinden, daz si wolt erwinden, sô reit siu aber fürbaz: durch Ginoveren tet siu daz. ze jungest muosens scheiden. dô huop sich undr in beiden küssen, weinen, dran ir liebe schein. künec Artûs kom schiere hein und reit ouch Lanzelet her wider und Iblis dâ si beidiu sider mit vreuden lebten schône ûf ir guoten burc Dôdône. Nu hânt ir alle wol vernomen, daz ich schiere zende wære komen des mæres von Lanzelete. von diu bit ich einer bete alle tugentrîche diet, swer er sî der ditz liet von êrste habe gehœret her, ob er stætelîcher vreuden ger und vorderlîcher sælikheit, daz er der werde bereit ze wunsche an dirre welte, durch daz er niht beschelte diz selbe getihte. als ich iuch berihte, sô enist dâ von noch zuo geleit, wan als ein welschez buoch seit, daz uns von êrst wart erkant, dô der künec von Engellant wart gevangen, als got wolde, von dem herzogen Liupolde, und er in hôhe schatzte. der gevangen künec im satzte ze gîseln edel herren,
9260–9331 789
9332 Siehe vorigen Vers W. 9333 harte Deu für W. Deu für W. 9350 lant Deu für W.
9365
9360
9355
9350
9345
9340
9335
... an gebv2te ha2te groz G2aven. vrien. vnd der genoz di bevalch aber keiſer heinrich intutſchiv lant vmb ſich als im riet ſin wille Huc von mo2ville hiez der ſelben giſel ein in des gewalt vns vo2 erſchein daz welſche bvch von Lantzelete do twanc in lieber v2ivnde bete daz diſe not nam an ſich o von zatzichoven Vlrich daz er tihten begvo nde in tutſche als er chvo nde diz lange v2emde mere durch niht wan daz er were inder frvmen hulde deſter baz Nvo lat di rede ane haz ſo ſag ich iv des liedes mere do Lantzelet der chvnic here ſin dinc geſatzte an ſeilich ſtat als er ſelbe wolt vnd bat do liez er erſte ſine man von Genewis riten wider dan mit eren als ez wol gezam er ſchvo f daz im ſin mvo ter cham 58rb di enpfienc er mit triuwen vnd ergatzte ſi aller riuwen der ir do vo2 waz beſchehen Nvo moht ſiv erſt an ir chinde ſehen ... ... wnne . vnd groz werdicheit ſvs vberwant ſiv allir a2beit Nvo v2vmt in ſelde vn ir gebet daz yblis vnd Lantzelet 9336 in tutſchiv Deu für W.
9340 gwalt Deu für W.
Von frömden landen ferre ... ... Die bevalch aber key“ſer heinrich ˙ Jntutſche lant alſo vmb ſich Alſo jme riet ſin wille ˙ von morille Huc Hieß der ſelben geſelle einr Jn des gewalt vns vor erſchein Das welſche buo ch von lantzelet Do twang jn lieber frúnden bet Do diſe not nam an ſich Von zezichoue vo lrich Vnd er richten begunde ˙ Intutſche alſo er kunde Dis lange frömde mere 175v Durch nicht wanne das er were Jn der frowen hulde deſte baz Nuo lat die rede one haß ˙ dez liedes mer So ſage ich uch ˙ Do lantzelet der kuniges herr Sin ding geſatzte an ſölliche ſtat Zuo wunſche alſo er daz ſelbe bat Do ließ er erſte ſine man Von jenuwis riten dan Mit eren alſo es wol gezam Er geſchuo ff das jme ſin muo ter kam ˙ Die enpfing er mit truwen ˙ Vnd ergatzte ſie al dez ruwen Des ir do vor was geſchehen o Nu mochte ſie erſte wunne ſehen An ir liebe kinde Al ſin ingeſinde Bot in groſſe wurdikeit ˙ Sus uberwant ſie alles ir leit ¶Nuo fromte jn ſelde vnd ir gebet Das ibelis vnd lantzelet 9341 welſch Deu für W.
9342 tranc Deu für W.
9347 ditz Deu für W.
9349 in der
von vremden landen verren, an gebürte harte grôz, grâven, vrîen und der gnôz: di bevalch ab keiser Heinrich in tiutschiu lant umbe sich, als im riet sîn wille. Hûc von Morville hiez der selben gîsel ein, in des gewalt uns vor erschein daz welsche buoch von Lanzelete. dô twanc in lieber vriunde bete, daz dise nôt nam an sich von Zatzikhoven Uolrich, daz er tihten begunde in tiutsche, als er kunde, diz lange vremde mære durch niht wan daz er wære in der frumen hulde dester baz. nu lât die rede âne haz: sô sag ich iu des liedes mêr. dô Lanzelet der künic hêr sîn dinc gesatzte an selhe stat als er selbe wolte unde bat, dô liez er êrste sîne man von Genewîs rîten wider dan mit êren als ez wol gezam. er schuof, daz im sîn muoter kam: di enpfienc er mit triuwen und ergatztes alder riuwen der ir dâ vor was beschehen. nu moht siu êrste wünne sehen an ir lieben kinde. al sîn ingesinde bôt ir grôze werdikheit. sus überwant siu al ir leit. Nu vrumt in sælde und ir gebet, daz Iblis und Lanzelet
790 Transkription
9381 lantzelet Deu für W.
9391 were Deu für W.
9397 verzy“gent P] y aus u korrigiert.
9398 das Deu
und niht durch schalkheit, daz ist guot. von übele genæme, daz lob ist niht gezæme,
Vnd nit durch ſchalckeit daz duo t UOn ibele geneme Daz lop iſt nit gezeme 9380 chvnichriche Deu für W.
gewunnen lussamiu kint, als die liute algernde sint, die mit dem guote volziehent dem muote. merkent wie der rede sî. ein tohter unde süne drî, diu vier kint mit wârheit diu arpten, sô man uns seit, an ir habe und an ir guote, an tugenden und an muote. daz fuogt sich sæleclîche, wan vier künicrîche hete Lanzelet du Lac, driu der Iweret pflac, daz vierde Genewîs sîn lant, daz im lie der künic Pant, sîn herre und ouch der vater sîn. Iblis diu künigîn, diu riet im niht wan êre. ez endurfent niemer mêre zwei liep gesamenet werden ûf aller der erden, diu glîcher tugent zesamene wete dann Iblên und Lanzelete. als ich iuch berihten muoz, ir enwederz liez niht einen fuoz daz ander an den êren für. ir milte wart sô wîtspür, daz si nieman niht verzigen. des sint si lobes unverswigen die wîle und diu welt stât. swelch herre daz begât, daz er ze lobe wirt durch guot
Gewunnen luſſame kint Alſo die lúte alle gerne ſint Die mit dem guo te Volle ziehen múgent ir muo te 176r Merckent wie die rede ſy˙ ˙ dry Ein tochter vnd ſune ˙ Das uiere wunſchete er mit worheit Die arptent ſo ma vns ſeit An jr habe vnd an jr guo te Mit tugent vnd an dem muo te Das fügte ſich ſelencliche ˙ Wanne uier kunig riche Hatte lantzelet dvlac Dru˙ der meret pflag Das vierde jenewis ſin lant Das jme ließ der kunig pant Sin herre vnd ouch der fatter ſin Jbelis die ku “nigin Die riet jme nicht wanne Ere Es endurffent niemer mere Zwey˙ liep geſamet werden Vff aller der erden Die glicher tugende zü ſamen wete Danne ibliden mit lantzelete Alſo ich “ uch berichten muo ß Jr ietweders ließ einen fuo ß Das andere nicht an den eren füre Jr ere waz ſo wit ſpüre 176v Das ſie nıema nicht verzy“gent Des ſont ſie lobes niemer ſwige Die wile vntze die welt ſtat Welich ſelig herre daz begat Das er zuo loben wurt dur milten muo t
9379 ſeiliclich Deu für W.
gewnnen luſſamiv chint als di lute alle gerne ſint di mit dem gute volleziehent dem mvo te Merchent wi der rede ſi ein tohter vnd ſvne dri div vier chint mit wa2heit di erbeten ſo man vns ſeit an ir habe vnd an ir gute an tvgenden vnd an mvte daz fvget ſich ſeilicliche wan vier chvnich2iche hete Lantzelet de Lac driv der yweret pflac daz vierde Genewis ſin lant daz im lie der chvnic pant ſin herre vnd auch der vater ſin yblis div chvnigin div riet im niht wan ere ez endv2fent fv2wert nimer mere e zwei liep geſament werden vf aller criſtene erden di gelicher tvgent zeſamen wete danne yblen vnd Lantzelete als ich vch berihten mvo z ir ertwederz liez einen fvo z daz ander an den eren fvo 2 ir milte wa2t ſo wit ſpvo 2 daz ſi nieman niht verzigen des ſint ſi lobes vnverſwigen di wile vnd div welt ſtat ſwelich herre daz begat 58va daz er zelobe wirt dv2ch milten mvo t vnd niht dv2ch ſchalcheit dc iſt guo t Von vbel geneme daz lob iſt niht zeme
9369 luſſamiev Deu für W. für W.
9400
9395
9390
9385
9380
9375
9370
9332–9404 791
9429 waz Deu für W.
9440 ſolt Deu für W.
wan ez den v2vmen niht behaget dv2ch daz ſi iv daz geſaget daz der herre Lantzelet alles an daz beſte tet er waz gut wirt in ſim hvs 9410 als im der chvnic a2tus riet dv2ch ſiner triuwen ch2aft vnd verlac dehein ritterſchaft di er gereichen mohte ¶Ditz wert vnd im tohte 9415 ſines libes ch2aft mit der ivgent er gelebete mit gantzer tvgent 9416a ... daz im ſo liebe geſchach daz er ſiner chinde chint geſach mit wahſender werdich eit o v 9420 Nv waz toc iv mer geſeit wan daz im got ſo wol tet daz yblis vnd Lantzelet mit grozen eren w2den alt vnd ſtv2ben als vns iſt gezalt 9425 beidiv ſampt an ein tage ſwaz iv anders ieman ſage von in des han ich niht vernomen wer mohtes alles zeende chomen Waz wnders Lantzelet begienc 9430 ſit er ze erſt ze tvgenden vienc ſo whs ſin lop vntz er verſchiet alſvs endet ſich daz liet Ditz mer iſt vz daz ich kan dv2ch den ich des tihten bega 9435 der lone mir deſt ſin ere ich wil noch michels mere dv2ch in tvo n ſol ich leben er mac mir lihte lon gegeben ¶Si er mir als ich im bin 9440 des ſvlt ir alle biten in 58vb di dis liet ho2en oder leſen
9405
Wanne es den frowen nit behaget Durch daz ſi “ uch geſaget Das der herre lantzelet Alles an daz beſte duo t Er waz guo t wurt in ſime huß Alſo jme der kúnig arthus ˙ Riet durch ſiner truwen krafft Vnd in verlac kein ritterſchafft Die er genure möchte Dis was vntz jme dochte Sins libes krafft Mit der jugent er gelepte Durch ſine jugent Das er ſiner kinde kint geſcach Geſach Das jme ſo liebe geſchach Mit jr ſunder wurdikeit ˙ mere geſeit Nuo was tov c uh 177r Wanne das Jn got ſo wol det Daz ibelis vnd lantzelet Mit groſſen eren wurdent alt Vnd ſturbent alſo vns iſt gezalt Beide an eime tage ˙ ieman anders ſage Was uch Von in das han ich nit vernome Wer möchte es alles zuo ende kome Was wunders lantzulet beging Sit er züm erſten zuo tugende ving So wuo chs ſin lop vntze er verſchiet Alſus endet ſich das liet DJs mere iſt vs das ich kan Durch den ich es dichten began Der lone mirs diſe mere Jch wil noch michels mere Durch in tuo n ſol ich leben Er mag mir lichte lon gegeben Vnd ſi mir alſo ich jme bin ˙ Des ſullent ir alle bitten in Die dis liet hörent ſagen oder leſen
wan ez den frumen niht behaget. durch daz sî iu daz gesaget, daz der herre Lanzelet allez an daz beste tet. er was guot wirt in sîme hûs, als im der künic Artûs riet durch sîner triuwen kraft, und verlac kein ritterschaft, die er gereichen mohte. diz werte unz im tohte sîns lîbes kraft mit der jugent. er gelepte mit ganzer tugent, ... daz im sô liebe geschach, daz er sîner kinde kint gesach mit wahsender werdikheit. nu waz touc iu mêr geseit wan daz in got sô wol tet, daz Iblis und Lanzelet mit grôzen êren wurden alt und sturben, als uns ist gezalt, beidiu sampt an eime tage. swaz iu anders ieman sage von in, des hân ich niht vernomen. wer möhtes alles zende komen, waz wunders Lanzelet begienc? sît er ze êrst ze tugenden vienc, sô wuohs sîn lop unz er verschiet. alsus endet sich daz liet. Ditz mære ist ûz, daz ich kan. durch den ichz tihten began, der lôn mirs, dêst sîn êre. ich wil noch michels mêre durch in tuon, sol ich leben. er mac mir lîhte lôn gegeben, sî er mir als ich im bin. des sult ir alle biten in, die diz liet hœren oder lesen.
792 Transkription
9445 vz. vz. vz. W] die letzten beiden vz mit roter Tinte.
9450
9445
daz ir imer ſeilich mvo zent weſen vnd iv got berihte o des gert Vlrich der es tyhte . Amen Lantzeletes bve ch iſt vz. vz. vz. ... ... ... ... ... ... ...
Daz ir iemer ſelig müſſent weſen ˙ got daz berichte Vnd daz uch Daz begert vo lrich der dis dichte 177v Her lantzeletes buo ch ein ende hat Got verlich vns vmb vnſer miſſetat ˙ Gantzen ruwen bicht vnd bue ß Daz helffe vns got vnd maria die ſüß Amen Amen Amen finitus eſt iſte liber invigilia purificatoıs marie virgıs Anno dm mo cccco xx jor laus tibi ſit xpe Quia liber explicit iſte daz ir imer sælic müezent wesen und iuch got berihte, des gert Uolrich derz tihte. ... ... ... ... ... ... ... ...
9405–9452 793
Ulrich von Zatzikhoven Lanzelet
≥
Ulrich von Zatzikhoven
Lanzelet Herausgegeben von
Florian Kragl
Band 2 Forschungsbericht und Kommentar
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. 앪
ISBN-13: 978-3-11-018936-0 ISBN-10: 3-11-018936-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2006 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
FORSCHUNGSBERICHT UND KOMMENTAR
I. EINLEITUNG Diogenes der Weise aber kroch ins Faß Und sprach: »Ja, ja, das kommt von das!!« Wilhelm Busch
1. 1.1
Vorüberlegungen
Editionsgeschichte: Brauchen wir einen neuen ›Lanzelet‹?
Die ersten Bemühungen um den ›Lanzelet‹ stellten die freie Übersetzung bzw. Paraphrase der Wiener Handschrift W durch Felix Franz Hofstäter (Hofstäter 1811; Rassmann 1822), die Ankündigung eines (nie erschienenen) Abdrucks von W durch Friedrich Heinrich von der Hagen (Hagen 1809, S. 603f.) und Hagens Abdruck von V. 44–57 nach W bei Hagen/Büsching 1812, S. 152 dar. Am Anfang der Editionsgeschichte im engeren Sinne1 stehen dann zwei Abdrucke des Fragments S, die erst im Nachhinein Bedeutung erlangten – das Fragment fiel dem verheerenden Straßburger Bibliotheksbrand zum Opfer und ist nur noch über diese Abdrucke von Eberhard Gottlieb Graff (1826) und Franz Joseph Mone (1835, in Unkenntnis des Abdrucks von Graff ) zugänglich.2 1845 erschien dann die bis heute maßgebliche Ausgabe des Textes durch Karl August Hahn, deren Widmungsträger Karl Lachmann, Hahns Lehrer, das Vorhaben maßgeblich förderte und bei der Textherstellung mitbeteiligt war.3 Hahn konnte für seinen Text die Wiener Handschrift W, die Heidelberger Handschrift P, das Straßburger Fragment S sowie das so genannte Goldhahnsche Fragment G (nach dem früheren Besitzer Franz Goldhahn, Wien) heranziehen. Die Ausgabe selbst ist ganz den lachmannschen Editionsprinzipien verpflichtet.4 Sie bietet einen aus den Handschriften konstruierten, normalisierten kritischen Text, der 1 2
3
4
Vgl. den chronologischen Forschungsbericht zu den Editionsbestrebungen und zur Handschriftenkenntnis bei Glinka-Janczewski 1963, S. 106–127. An eine Ausgabe des ›Lanzelet‹ dachte offenbar früh auch schon Karl Lachmann, der 1826 P auf Basis der schottkyschen Abschrift von W kollationierte (beides in der Staatsbibliothek zu Berlin als Ms. germ. quart. 269 [Schottky] und 473 [Lachmann], benützt als Mikrofilm; siehe Kapp. I.3.1 und I.3.2). Da sich Lachmann auf die bloße Auflistung von abweichenden Lesarten von P gegenüber W beschränkt und keine textkritischen Notizen gibt, sind seine Vergleiche heute nur noch von forschungsgeschichtlichem Interesse und für die textkritische Arbeit irrelevant. Einige längere Passagen nach Hahn (V. 849–1192, 3870–3929, 4744–4926, 9309–9349) hat Goedeke 1871, S. 724–729 abgedruckt. Auch Piper 1892 folgt in seinem Teilabdruck im Rahmen seiner Inhaltsangabe (für Verszahlen siehe die Bibliographie) größtenteils Hahn. Dazu zusammenfassend Ganz 1968. Eine eigene systematische Darlegung Lachmanns zu seinen Editionsgrundsätzen gibt es nicht.
798
Einleitung
sprachlich (naturgemäß) der älteren Wiener Handschrift, dem Wort- und Versbestand nach häufiger der späten Heidelberger Handschrift näher steht. Dies lag wohl weniger in wissenschaftlichem Kalkül als vielmehr in Hahns Wohnort begründet: Während er die Wiener Handschrift nur zweimal benutzte – 1838 für die Abschrift, 1843 für die Korrektur zweifelhafter Stellen –, war ihm (als Heidelberger) die Handschrift S ständig zugänglich (vgl. die Vorrede in Hahn 1845 und Deutscher 2002, S. 7; Kerth, Th. 2005, 7). Von S lag ihm neben Graffs und Mones Drucken noch eine weitere Abschrift vor, G besaß er in einer eigenen Abschrift von 1838 und in einer weiteren fremden Abschrift. Abgesehen von einigen Übertragungsfehlern ist die Ausgabe Hahns, aus Sicht ihrer Maximen, solide gearbeitet, einzige (allerdings schwerwiegende) Inkonsequenz ist die stillschweigende und nur schwer begründbare Bevorzugung von P.5 Ein kleinerer Nachteil für den Benutzer ergibt sich überdies aus der Platzierung des Apparates, der neben Kommentaren Hahns vor allem die Lesarten der Handschriften und Fragmente versammelt, am Ende des Buches (anstatt am Seitenfuß). Auch ist der Variantenapparat häufig unvollständig, vor allem gegen Ende des Textes verliert er immer mehr an Exaktheit, gerade was die Vollständigkeit der Angaben für P betrifft (vgl. Hannink 1914, S. 29). Das größere Problem liegt indes in der Methodik der Edition: der Herstellung eines Archetyps als – polemisch formuliert – unausgewogene (wegen der Bevorzugung von P) Melange zwischen den beiden vollständigen Handschriften. Dazu später. Vorerst konzentrierten sich die Bedenken gegenüber Hahns Text auf Übertragungsfehler, den unvollständigen Variantenapparat und den inkonsequenten Umgang mit der Überlieferung. Als erster fasste Oskar Hannink den Plan einer Neuausgabe, kam aber nicht über ›Vorstudien‹ (Hannink 1914) hinaus. Auch bei Werner Richter, der 1934 eine der ersten groß angelegten Studien zum ›Lanzelet‹ verfasste,6 blieb es bei der Ankündigung für eine ›Lanzelet‹-Ausgabe in der ›Altdeutschen Textbibliothek‹ (Richter 1934, S. 9).7 Inzwischen hatte sich die Überlieferungssituation geändert, da 1929 von Hermann Menhardt ein neues Klagenfurter Fragment GK veröffentlicht werden konnte (Men5
6 7
Nicht von ungefähr wird Hahns Text von Haupt, M. 1845, Sp. 105f. in höchsten Tönen gelobt, Haupt hat tatsächlich nur vereinzelte Besserungen zu Hahns Haupttext zu bieten. Deutlich negative Kritik finden nur Hahns verstreute Anmerkungen inhaltlicher Art, deren unsystematische Verteilung über den Text von Haupt scharf angeprangert wird. Das vernichtend negative Urteil Bächtolds, Hahn wäre »der Sache überhaupt nicht gewachsen« gewesen (Bächtold 1870, S. 41), übertreibt maßlos. Ebenso Walshe 1953, S. 99, der Hahns Ausgabe als »in any case sorely inadequate« bezeichnet. Hanns Fischer ging in seiner Rezension des Neudrucks der Hahn-Ausgabe von 1965 sogar so weit, »im Blick auf Ausgaben wie die Hahnsche dieses Werks von ›niederer‹ Lachmann-Edition [zu] sprechen«. Das Ergebnis von Hahns Bemühungen wäre »ein Text, der sehr viel glatter und runder ist, als das beschriebene Original jemals gewesen sein wird« (Fischer, Ha. 1966, S. 69; vgl. auch die Rezension Lievens 1970). Hätte Fischer einen Blick in die Wiener Handschrift geworfen, hätte er gesehen, dass diese Glätte primär ein Produkt der Überlieferung ist. Richters Arbeit (1934) wurde schon bei Singer 1916a, S. 43 angekündigt, auch hatte Richter schon 1914 oder knapp davor das Goldhahnsche Fragment in Wien aufgefunden! Nach Mück 1952, S. 11 hat der Ausbruch der beiden Weltkriege die Projekte von Hannink und Richter vereitelt.
Vorüberlegungen
799
hardt 1929). Mitte des 20. Jahrhunderts kam es nochmals zu einem Neufund, das von Peter F. Ganz aufgefundene Oxforder Fragment B wurde (nach einer Ankündigung von Frederick Norman, Norman 1962) 1963 von Rosemary Norah Combridge ediert, die bei dieser Gelegenheit eine Neuedition des ›Lanzelet‹ in Aussicht stellte (Combridge 1963; vgl. schon Normans Ankündigung). Diese Ankündigung, die Combridge in mehreren einschlägigen Publikationen wiederholte (Combridge 1968; Combridge 1973; Combridge 1993; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 127, 299 u. ö.; Norman 1965, S. 293; Kantola 1982, S. 37), prägte fortan die Editionsgeschichte des ›Lanzelet‹. Trotz jahrzehntelanger Verzögerung kam es zu keinen nennenswerten weiteren Versuchen, die Pläne des Regensburgers Stefan Weidenkopf, eines Schülers von Hugo Kuhn, der in den 80er Jahren an einer Neuedition arbeitete, scheiterten.8 Dagegen hat das Vorhaben von Combridge, ca. seit 1990 unter Mitarbeit von Dominique Corazolla, nach wie vor Bestand. Wie mir Herr Corazolla und Frau Combridge in mehreren E-Mails und Briefen zwischen Frühjahr 2003 und Herbst 2004 mitteilten, planen sie einen vor allem an Literaturstudenten der Germanistik und Romanistik adressierten »Lesetext«, über dessen tatsächliches Aussehen die methodischen Überlegungen in den beiden textkritischen Arbeiten Combridges (Combridge 1968; Combridge 1993) informieren: Combridge zeigt sich besonders in ihrer neueren Publikation darum bemüht, die mit einer neuen ›Lanzelet‹-Edition verbundenen Aporien herauszustreichen. Weder das »Ideal einer kritischen Ausgabe«, dem sie nach wie vor anhängt, noch eine diplomatische Ausgabe einer Leithandschrift sei zu verwirklichen (Combridge 1993, S. 41f., Zitat S. 41). Die Argumente, die sie gegen eine kritische Ausgabe anführt, sind überzeugend. Auf den Punkt gebracht: P und W weichen an vielen Stellen voneinander ab, ohne dass eindeutig der einen oder anderen Handschrift der Vorrang bei der Textherstellung zu geben sei (siehe Kap. I.1.3). Nicht nachvollziehbar sind dagegen ihre Einwände gegen eine Ausgabe nach dem Leithandschriftenprinzip. Die Begründung, dass die Wiener Handschrift vor allem metrisch und eventuell stilistisch, die Heidelberger sprachlich und in vielen verderbten Passagen dem vermeintlichen Dichteroriginal zu fern seien, zeugt in erster Linie von einer sehr traditionellen Auffassung der Editionswissenschaft und muss keinen Widerspruch zur Wahl des Leithandschriftenprinzips darstellen (siehe gleich). Festzuhalten ist jedenfalls, dass eine Ausgabe, die – wenn auch im Bewusstsein um den (im Falle ›Lanzelets‹) aporiehaften Gestus eines solchen Tuns9 – doch letztlich auf einen einzigen kritischen Text abzielt, nicht allzu weit von der alten Edition Hahns abweichen wird. Ebenfalls an einer Neuausgabe arbeitet Kathleen J. Meyer (Bemidji, Michigan), wie mir erst während meiner Arbeiten bekannt wurde. Ihr Ziel ist es, ähnlich wie Com8
9
Auf dieses Vorhaben machte mich freundlicherweise René Pérennec in einer E-Mail vom 11. Mai 2003 aufmerksam. Aus der Benutzerliste von W in der Österreichischen Nationalbibliothek ist ersichtlich, dass am 23. September 1981 für die Universitätsbibliothek Regensburg im Auftrag von Stefan Weidenkopf ein Mikrofilmduplikat der Handschrift angefertigt wurde. Combridge 1993, S. 47 notiert selbst, dass sie und ihr Mitarbeiter wohl »ziemlich eklektisch verfahren« werden müssen. Vgl. zu diesem Problem unten.
800
Einleitung
bridge/Corazolla einen möglichst lesbaren Text mit synoptisch präsentierter englischer Übersetzung zu erstellen, der Schwerpunkt liegt auf der Übersetzung. Die Ausgabe wird in der Reihe ›Arthurian Archives‹ bei Boydell & Brewer erscheinen.10 Nur kurz erwähnt werden kann die Ausgabe mit Übersetzung von Wolfgang Spiewok von 1997 (Spiewok 1997), die über weite Strecken nichts anders als ein Nachdruck der hahnschen Ausgabe (ohne Lesartenapparat) ist. Spiewoks Praxis, den Text der alten Ausgabe an einigen seltenen Stellen ohne Kenntnis der Handschriften (!) zu ›bessern‹ (Spiewok 1997, S. XXXII), ist jedoch mehr als problematisch. Auch der kommentarlose diplomatische Abdruck (keine Interpunktion, keine Lesarten anderer Handschriften oder Ausgaben, sehr knappe Einführung in den Text) der Wiener Handschrift durch Georg Deutscher, der 2001 in Wien als Diplomarbeit angenommen wurde und im Jahr darauf in Buchform erschien (Deutscher 2002), hat die Situation wenig verbessert. Insbesondere die vielen Lese- und Transkriptionsfehler (ca. 1 Fehler in 9 Versen, vgl. den Apparat der Transkription) sowie diverse Inkonsequenzen bei der Wiedergabe komplexer Schriftzeichen vermitteln ein unzureichendes Bild von der Handschrift. Der Text ist sowohl als Leseausgabe wie auch als Basis für textkritische oder sprachwissenschaftliche Untersuchungen ungeeignet, er hätte vor der Drucklegung einer eingehenden Überarbeitung bedurft. Bezeichnenderweise notiert Deutscher in einem kurzen Schlusswort die nach wie vor bestehende Notwendigkeit einer Neuedition nach allen Handschriften.11 Größeren Wert haben die englischen Übersetzungen durch Kenneth G. T. Webster (überarbeitet von Roger Sherman Loomis, Webster/Loomis 1951) und Thomas Kerth (Kerth, Th. 2005; vgl. die Rezension Johnson, D. 2005) sowie die beiden französischen durch René Pérennec (Pérennec 1970; überarbeitet als Pérennec 2004) und Danielle Buschinger (Buschinger 2003, 1. Aufl. 1996). Im Gegensatz zu Spiewoks äußerst fehlerhafter und stilistisch fragwürdiger (reißerischer) Übersetzung – eine neuhochdeutsche Übersetzung ist damit nach wie vor ein Desideratum (vgl. schon W. M. C. 1953, S. 46) – bleiben die nicht-deutschsprachigen Übertragungen viel genauer am Text. Websters ›Pionierarbeit‹ zeichnet sich überdies dadurch aus, an einigen gut begründeten Stellen gegen Hahn Handschrift W den Vorzug zu geben.12 Das Ergebnis dieses Überblicks zur Editionsgeschichte des ›Lanzelet‹: Eine Neu10 Ich stehe seit Winter 2003/04 mit Frau Meyer im schriftlichen Kontakt (E-Mails), ein Treffen fand am 5. Mai 2004 in Wien statt. 11 Der Wortlaut des gesamten Schlusswortes (Deutscher 2002, S. 265): »Solange keine historischkritische Ausgabe verfügbar ist, kann meiner Ansicht nach nur die Beschäftigung mit den Handschriften Aufschluss über alle Fragen im Zusammenhang mit Ulrichs Werk geben. Ich hoffe, mit dieser Ausgabe den Zugang zur Handschrift W wesentlich zu erleichtern. Eine Ausgabe der Handschrift P wäre für die Zukunft wünschenswert.« 12 Sie wurde von der Forschung überaus freundlich und interessiert aufgenommen, vgl. die Rezensionen Fourquet 1951/52; Sparnaay 1952; Frappier 1953a; Reed 1953; W. M. C. 1953; Marx 1953/54b; Jones, G. F. 1954; Jackson 1956/57; zu kritisch Walshe 1953. Grund dafür war nicht zuletzt, dass Hahns Ausgabe inzwischen längst vergriffen und an vielen nicht-deutschsprachigen Bibliotheken nicht vorhanden war, vgl. Öhmann 1946, S. 61; Webster 1951, S. V; Sparnaay 1952, S. 412; W. M. C. 1953, S. 48; Walshe 1953, S. 99; Jones, G. F. 1954, S. 537; Jackson 1956/57, S. 61. Das Problem wurde durch den Neudruck der hahnschen Ausgabe 1965 behoben.
Vorüberlegungen
801
ausgabe des ›Lanzelet‹ ist seit langer Zeit ein wiederholt kenntlich gemachtes Desideratum der germanistischen Forschung.13 Dieser Wunsch wird in der Hauptsache von drei konkreten Forderungen getragen:14 1. Ziel der Neuedition muss es zum einen sein, die Nachlässigkeiten der Edition Hahns zu verbessern, also einen verlässlichen Text nach allen Handschriften und Fragmenten (inklusive der beiden Neufunde) zu bieten, wobei die Gewichtung der Handschriften bei der Textherstellung nachvollziehbar sein sollte. 2. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, neueren Maximen des Edierens von Texten aufgeschlossen gegenüber zu treten, da so mitunter bessere, mit Sicherheit aber gleichwertige Ergebnisse zu erwarten sind wie bei der Konstruktion eines kritischen Textes im Stil Hahns. 3. Schließlich wäre es – angesichts des wachsenden Interesses am Text (K. J. Meyer, Th. Kerth u. a.) – von Vorteil, wenn neben der eigentlichen Edition auch der handschriftliche Text, eventuell in Form von Abbildungen der Quellen und in Transkription, für sprachwissenschaftliche und spätere textkritische oder auch interpretatorische Studien zugänglich gemacht würde.
1.2
Theoretische Überlegungen
Von diesen drei Zielsetzungen ist die erste selbstverständlich, die dritte ist in erster Linie ein technisches Anliegen. Schwieriger stellt sich die Frage nach den theoretischen Richtlinien der Textgestaltung dar. Bevor ich diese für den ›Lanzelet‹ erörtere, gehe ich kurz auf zwei heute prominente Positionen der Editionswissenschaft ein. Die eine ist eine historisch gewachsene, die letztlich – wenn auch zu einem guten Teil in Abgrenzung davon – auf Karl Lachmanns Vorstellungen (siehe Anm. I.4) beruht, welche wiederum von der Methodik der klassischen Philologie beeinflusst waren. Sie waren schnell absolut gesetzt worden, ohne darauf zu achten, dass sich diese Methodik der 13 Nach Weston 1901, S. 81 u. ö. ist eine Neuedition »urgently needed«. Singer 1916a, S. 43 und Helm 1936, Sp. 300 halten eine »gute neue Ausgabe des Gedichts« für ein »Bedürfnis«. Walshe 1937, S. 105 hofft auf Richters angekündigte ATB-Ausgabe. Sparnaay 1952, S. 412 notiert die Notwendigkeit einer Neuausgabe. Eis 1953, Sp. 622 und Brogsitter 1971, S. 82 bezeichnen Hahns Ausgabe als »erneuerungsbedürftig«. Haug 1978, S. 2, Anm. 3 wartet auf die Ausgabe von Combridge. Zellmann 1996, S. 37 erhofft sich im Zuge einer wünschenswerten Neuedition u. a. detaillierte Sprachanalysen (im Hinblick auf die These Kantolas, vgl. Kap. II.3.3). Nadler, S.-M. 1997, S. 10 hofft auf eine Überarbeitung der hahnschen Ausgabe. Spiewok 1997, S. IX bezeichnet Combridges Ankündigungen als »lähmend«. Pérennec 2004, S. 32f. verspricht sich von einer kritischen Neuausgabe »de grands services«, zumal sie in einem kritischen Apparat die Editionsproblematik ausführlich thematisieren könnte. Kerth, Th. 2005, S. IX spricht davon, dass »[t]he need for a critical edition of Lanzelet has long been recognized« (danach Johnson, D. 2005, S. 117). Wennerhold 2005, S. 24f. attestiert der hahnschen Edition »[o]ffensichtliche Mängel« und zeigt sich unerfreut über die lange Wartezeit auf eine Neuedition. 14 Vgl. ähnlich Combridge 1968, S. 68.
802
Einleitung
Konstruktion eines Archetyps über Binde- und Trennfehler nach dem Prinzip der Lectio difficilior nur anbietet, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind: Die Überlieferung muss tatsächlich von einer singulären Urfassung (die nicht das Dichteroriginal sein muss) ihren Ausgang nehmen, die Überlieferungsgeschichte muss ›vertikal‹ (Abschrift immer nur von einer Vorlage) verlaufen, die Schreiber dürfen sich nicht als Dichter betätigen (Stackmann 1964). Kurzum: Man wurde, vor allem mit den Arbeiten Karl Stackmanns seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, vorsichtiger und versuchte, Editionsvorhaben sinnvoll auf den einzelnen Text und seine spezifische Überlieferungslage abzustimmen.15 Ein Beispiel könnte die Neubearbeitung von ›Des Minnesangs Frühling‹ durch Hugo Moser und Helmut Tervooren sein (MF, zuerst 1977). Die andere, in den letzten Jahren kontrovers diskutierte Position könnte grob damit umschrieben werden, dass jene Beobachtungen, die die lachmannschen Prinzipien zum Schwanken gebracht hatten, zum alleinigen Prinzip erhoben wurden. Sie firmiert unter dem Schlagwort ›New Philology‹ und wurde und wird vor allem von französischen und amerikanischen Forschern vertreten.16 Grundlegend sind insbesondere zwei Überzeugungen: 1. Die Varianz der Überlieferung wird als ureigenstes Charakteristikum mittelalterlicher Texte begriffen. 2. Die Instanz des Autors wird, einhergehend mit Punkt 1, als neuzeitliches Konstrukt deklariert und für mittelalterliche Texte als obsolet abqualifiziert. Diese ›Sachverhalte‹ hätten Editionen möglichst adäquat abzubilden, die konsequenterweise in die Nähe von unbearbeiteten Handschriftenabdrucken rücken. Gemeinsam ist beiden Gruppen, der germanistischen Diskussion seit dem mittleren 20. Jahrhundert und den unter ›New Philology‹ subsumierten Theoremen, eine stärkere Berücksichtigung der einzelnen Handschriften als in den Editionen im Stil Lachmanns.17 Im gegenseitigen Vergleich scheint die Argumentation von germanistischer Seite umsichtiger und prinzipiell integrativ gegenüber älteren und neueren Methoden, während die ›New Philology‹ letztlich auf nicht weniger universalen Setzungen basiert als die Annahmen Lachmanns und sich gegenüber anderen Positionen intoleranter gibt: Andere Möglichkeiten der Überlieferung und Textgenese werden tendenziell vernachlässigt. Wendet man sich einzelnen Texten zu, zeigt sich schnell, wie sehr absolute Methoden zum Scheitern verurteilt sind. Ein Beispiel für die (vorsichtige) Umlegung ›neuphilologischer‹ Überlegungen sei die Edition der (vier Fassungen der) ›Nibelungenklage‹ durch Joachim Bumke (Bumke 1999a; vgl. auch seine umfassenden Vorstudien Bumke 1996); eines Textes, dessen stark divergierende Fassungen nicht bzw. nur über beliebi15 Der Großteil der Germanistik blieb diesen Erkenntnissen verpflichtet; vgl. etwa Heinzle 1992. 16 Grundlegend die Arbeiten von Paul Zumthor, etwa Zumthor 1994. Programmatisch wurde die Arbeit von Bernard Cerquiglini (Cerquiglini 1989), ebenso das ›Speculum‹-Heft 65 (1990). Vgl. außerdem die (zum Teil in polemischer Ablehnung verfassten) Überblicke zu germanistischen Perspektiven der ›New Philology‹ bei: Stackmann 1993; Stackmann 1994; Schnell 1997; Strohschneider 1997; Schaefer 2000. (Die Literaturauswahl stellt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.) 17 Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass solche Tendenzen weder in dem einen noch in dem anderen Fall neu waren. Schon die 1904 von Gustav Roethe begründete Reihe ›Deutsche Texte des Mittelalters‹ verwendete das Leithandschriftenprinzip (vgl. Roethe 1904), und streng genommen waren diesem schon die Editionen von Friedrich Heinrich von der Hagen verpflichtet.
Vorüberlegungen
803
ge, nicht verallgemeinbare und letztlich subjektive Eingriffe eines Herausgebers in einen einzigen Text ›zusammenkonjiziert‹ werden könnten. Dagegen stehen Texte resp. Textgruppen wie etwa der mittellateinische Alexanderroman, die ›Historia de preliis‹, der in über 100 Handschriften überliefert ist, die wiederum zu drei Redaktionen gruppiert werden.18 Wollte man sich hier der einzelnen Handschrift im Besonderen widmen, so wäre dies – angesichts der oft nur geringen Abweichungen – nicht nur vergebliche Liebesmüh’, sondern auch arbeitstechnisch kaum zu bewältigen. Überdies stellt sich die Frage, wie diese (nur als EDV-Ausgabe denkbare) Edition benützt werden sollte. (Ähnliches gilt, um auch ein germanistisches Beispiel zu nennen, für die ›Parzival‹-Überlieferung.19 ) Es ist also m. E. unerlässlich, die Methodik sinnvoll auf die Überlieferungsverhältnisse abzustimmen, immer auch im Hinblick auf die Lesbarkeit des produzierten Textes.20 Wie kann dies für den ›Lanzelet‹ geschehen?
1.3
Überlieferungslage und Edition
Der Text ist in zwei vollständigen Handschriften und vier Fragmenten überliefert.21 Die Handschriften: W P
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, Anfang 14. Jahrhundert, alem. Längere Lücke V. 8943-9082. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371, datiert 1420, frnhd. Längere Lücken V. 5479-5624, 7524-7716. Die Fragmente:
B S GK
Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f., 1. Viertel 13. Jahrhundert, niederalem. V. 2259–2285, 2304–2327, 2346–2369, 2389–2412. Straßburg, Stadtbibliothek, verbrannt, um 1300, alem. V. 3089–3214, 3472– 3598. Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47, 1. Hälfte 14. Jahrhundert, md., aus derselben Handschrift wie G. V. 3628–3891 mit Lücken.
18 Ausgaben mit textkritischen Untersuchungen zur Überlieferungslage: Hilka/Steffens 1979; Hilka/Bergmeister/Grossmann 1976/77; Steffens 1975. 19 Das Basler Parzivalprojekt, das sich die digitale Aufbereitung aller Handschriften zum Ziel gesetzt hat, bietet daneben nicht umsonst einen vereinheitlichten Lesetext an, der ungefähr der nach wie vor maßgeblichen Edition Lachmanns folgt. Auch an der Darstellung von verschiedenen Fassungen wird gearbeitet. URL: http:// www.parzival.unibas.ch; 12.09.2003. 20 Dass dies vom epistemologischen Standpunkt aus gesehen höchst problematisch ist, bedarf kaum der Erwähnung, ist doch jede Betrachtung bereits an eine Art der Betrachtung gebunden. Anders gesagt: Eine Anschauung, die aus dem Betrachteten selbst sich ergibt, ist Utopie. Man müsste also exakter formulieren: Gesucht wird eine Auswahl aus den diversen Möglichkeiten der Editionstechnik, die gewährleistet, einen in der Praxis leicht nützbaren Text für den Leser, vor allem den Literaturwissenschaftler, zu bieten. Oberstes Kriterium ist damit, wenn man so will, die Pragmatik. 21 Vgl. die Übersichten bei Schiewer 1988, S. 264–249; Combridge 1993, S. 41; Wennerhold 2005, S. 23f.; Kerth, Th. 2005, S. 6 sowie die Handschriftenbeschreibungen unten.
804
G
Einleitung
Goldhahns Fragment, jetzt Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80, aus derselben Handschrift wie GK . V. 4422–4542, 5270– 5387.
Die Quellenverhältnisse sind in folgender Tabelle nochmals schematisch dargestellt. + indiziert überlieferten Text, × lückenhafte Überlieferung, leere Felder fehlenden Text: Vers 1–2258 2259–2412 2413–3088 3089–3214 3215–3471 3472–3598 3599–3627 3628–3891 3892–4421 4422–4542 4543–5269 5270–5387 5388–5478 5479–5624 5625–7523 7524–7716 7717–8942 8943–9082 9083–9449
W + + + + + + + + + + + + + + + + + +
P + + + + + + + + + + + + +
B
S
GK
G
×
+ + ×
+ +
+ + + +
Schon auf dieser Basis lassen sich erste Schlüsse ziehen: 1. Der Großteil des Textes ist nur in W und P überliefert, lediglich einige wenige hundert Verse sind auch in Fragmenten tradiert, die einander jedoch nie überschneiden. Maximal ist ein Vers somit in drei Handschriften überliefert, im anderen Extrem liegt er nur in W oder P vor. 2. Den größten Textbestand bietet W, sie wäre demnach gegenüber P zu bevorzugen. 3. Die Erstellung eines Stemmas mutet schon alleine wegen dieser spärlichen Überlieferungslage utopisch an. 4. Die Sinnfälligkeit der Herstellung eines kritischen Textes im Sinne Lachmanns wird damit fraglich. Freilich enthebt eine solche Vorüberlegung den Herausgeber nicht der Pflicht der Handschriftenvergleichung. Das Augenmerk liegt hierbei naturgemäß auf jenen Passa-
Vorüberlegungen
805
gen, die in drei Quellen überliefert sind, also die Passagen mit fragmentarischer Überlieferung. Die folgende tabellarische Übersicht verzeichnet jene Fälle, in denen zwei Überlieferungsträger gegen den dritten übereinstimmen, besonders auffällige Stellen sind durch Fettdruck ausgezeichnet. Die Übersicht ist in Kategorien eingeteilt:22 I ... inhaltliche Abweichungen S ... Abweichungen bei Syntax, Satzstellung und/oder Füllwörtern V ... Abweichungen im Versbestand oder in der Versfolge W ... Austausch einzelner (semantisch ähnlicher) Wörter, lexikalische Abweichungen R ... Abweichungen in der Reimstruktur G ... grammatikalische Auffälligkeiten, vor allem Flexionslehre L ... Auffälligkeiten in der Lautfolge, vor allem bei Namen ¶ ... Initialen, Repräsentanten (Rubrikatorhinweise) Die Einteilung in Kategorien ist hierarchisch zu lesen: Geht z. B. eine inhaltliche Abweichung einher mit einer veränderten syntaktischen Struktur oder mit abweichenden Flexionsformen, ist der Fall nur unter I verzeichnet. Mehrfach rubriziert sind nur Sonderfälle, etwa eine umgekrempelte Reimstruktur neben inhaltlicher Variation.23
G
W+P 2356, 2368
I
2364
L ¶ R S
2265
2277, 2350, 2369 2311, 2357
2282, 2309, 2313, 2317, 2396, 2403
2310
V W
2305, 2311, 2321, 2350, 2368, 2391
W+B 2259, 2265, 2319, 2349, 2400 2326–2327, 2389–2390, 2398
2316 2308, 2311, 2350, 2363, 2411
P+B 2277, 2310 2260–2262, 2272–2275, 2278–2281, 2347, 2354–2355, 2362, 2365–2366, 2397, 2409–2412 2266, 2270 2264, 2283 2269, 2309, 2311, 2368, 2395, 2408 2276, 2312, 2314, 2353, 2358, 2361, 2363, 2393
22 Dass sowohl die Auszeichnung von besonders auffälligen Stellen als auch die Kategorisierung in hohem Maße meinem subjektiven Urteil verpflichtet ist, wird schon ein kursorischer Vergleich der Liste mit den Stellen zeigen. Dennoch scheint mir dieses Vorgehen zielführender als eine endlose und indifferente Liste von Belegstellen, womöglich inklusive Zitaten, die zwar als wertfreie Summe problemlos an der Überlieferung verifizierbar, einem Verständnis der Zusammenhänge aber kaum förderlich ist. Irritierende oder besonders aufschlussreiche Fälle sind, nicht nur für die Stellen mit fragmentarischer Überlieferung, in Apparat III diskutiert. 23 Vgl. für die Tabelle zu B Combridge 1963, S. 205–208; zu S Hannink 1914, S. 31; zu GGK Menhardt 1929, S. 260–264.
806
Einleitung
W+P G I
L ¶
R S
V W
G I
L ¶ R S
V W
W+S
P+S 3482, 3494 3162, 3199–3200, 3476–3477, 3480–3481, 3486–3488, 3501, 3541, 3570–3571, 3584–3586
3106, 3116–3117, 3173, 3489, 3513, 3534
3130, 3210, 3516
3167, 3491, 3533
3563
3094, 3096, 3098, 3122, 3132, 3153, 3156, 3187, 3214, 3483, 3502, 3507, 3508, 3536, 3550, 3553
3105–3106 3108, 3113, 3114, 3148, 3168, 3208, 3492, 3493, 3544, 3568, 3573, 3578, 3583, 3593
3164, 3476, 3537, 3547, 3563
3182, 3191, 3490, 3543, 3552, 3589
3142, 3155, 3164, 3165, 3170, 3211, 3504, 3544, 3574, 3578
W+P 3682, 3701, 3875 3640, 3772, 3797–3798, 3854
W + GK 3801, 3803, 3823, 3826 3647, 3657–3658, 3661, 3690, 3811, 3863
P + GK 3637, 3670 3656, 3691–3692, 3722, 3727, 3743, 3755–3757, 3808, 3857, 3859
3865
3657, 3672, 3842, 3880 3749
3663, 3670, 3733, 3775, 3788, 3790, 3807, 3833, 3871, 3881 3717–3718, 3777–3778, 3843–3846, 3876–3879 3641, 3654, 3689, 3712, 3719, 3744, 3748, 3771, 3781, 3881, 3883
3104, 3118, 3131, 3165, 3176, 3193, 3214, 3496, 3590 3145, 3148, 3172, 3177, 3183, 3186, 3491, 3492, 3510, 3521, 3538, 3546, 3551, 3559, 3561, 3567, 3577, 3582, 3590, 3593, 3596
3638–3639, 3670, 3696, 3741, 3760, 3804
3652, 3666, 3673, 3719, 3762, 3835, 3861, 3866
3660, 3685, 3686, 3728, 3740, 3762, 3764, 3766, 3793, 3802, 3807, 3867 3779–3780
3678, 3693, 3735, 3754, 3771, 3788, 3827
3636, 3702, 3715, 3729, 3732, 3825, 3864, 3881
Vorüberlegungen
G I
L ¶ R S
V W
807
W+P 4461, 4496, 4532, 5364 4439–4441, 4481–4483, 4540, 5291–5294
W+G 5349, 5337, 5360 4497, 4508, 4534, 5284, 5310, 5346–5347
5297, 5322 , 5331, 5340, 5349, 5368
5373
P+G 5323, 5325 4426, 4444, 4473–4474, 4479, 4486, 4526, 4538, 5296, 5326, 5358–5359 4453
4447, 5307, 5361
4455, 4463, 5333, 5370
4450, 4452, 4470, 4500, 4503, 4515, 4525, 4537, 5343, 5383
4428–4429, 4470, 4486–4487, 5273, 5280, 5281, 5320, 5328, 5329, 5343, 5357, 5376, 5379–5380, 5384 5341–5342 4430, 4437, 4490, 4491, 4499, 4500, 4504, 4529, 4536, 5312, 5333, 5344, 5367
4481–4482 4450, 4460, 4466, 4501, 5317, 5321, 5330
4477, 4505, 4523, 4528, 4530, 5307, 5308, 5319
4498, 4514, 4516, 5287, 5314, 5324, 5328, 5354
Ein relativ klares Bild bieten nur die Passagen mit Fragment B: B und P stehen einander sehr nahe, wenngleich auch Parallelen von W und B gegen P zu finden sind. Es gilt aber fast durchgehend: Wo B gegen W abweicht, tut dies auch P. Abweichungen von P gegen WB sind vermutlich späteren Schreibern anzulasten. B steht damit zwischen W und P, jedoch wesentlich näher bei P, stemmatisch gedacht könnte durchaus eine Zwischenstufe *PB angesetzt werden, die mit W auf einen Archetyp *WPB zusammenläuft.24 Schwieriger zu beurteilen sind S, GK und G (die letzten beiden im Folgenden als G). Die drei Überlieferungen spannen jeweils ein Dreiecksverhältnis ohne allzu eindeutigen Schwerpunkt auf, zwar scheinen die Fragmente in allen drei Fällen etwas näher bei P zu stehen, der Ansatz einer gemeinsamen Vorstufe *PS oder *PG gegen W ist aber problematisch.25 Es könnte gleicherweise ein Archetyp *WPS oder *WPG angenommen werden, die etwas abseitige Lage von W wäre dann durch Eingriffe eines Schreibers (von W oder eventuell von *W, wenn man eine weitere Zwischenstufe ansetzen möchte) zu erklären. Stemmatisch gedacht: die Linie von *WPS oder *WPG zu W ist länger als jene zu G, S oder P. Nichts kann jedoch über die Abhängigkeiten zwischen den Fragmenten gesagt werden, da sie einander an keiner Stelle überschneiden. 24 Vgl. Combridge 1963, S. 208, die sich allerdings bzgl. der Frage, ob P aus B oder ob beide aus *PB stammen, vorderhand nicht festlegen möchte. Vgl. Combridge 1968, S. 71f. 25 Ähnlich unsicher Combridge 1968, S. 70f. Eindeutiger urteilen Hannink und Menhardt: Hannink 1914, S. 30f. erklärt P und GGK für verwandt, ist sich aber hinsichtlich der Struktur der Verwandtschaft (P aus G oder G aus *P?) unsicher. Die Stellung von S hält Hannink für ungeklärt. Menhardt 1929, S. 260–264 ist von einer gemeinsamen Vorlage *PG überzeugt, auch S sieht er deutlich näher bei P als bei W.
808
Einleitung
Eine stemmatische Übersicht zur gesamten Überlieferung wird damit schlechterdings unmöglich. Allerdings ist P durch ihr Naheverhältnis zu B, die nur wenige Jahre nach der wahrscheinlichen Abfassungszeit des Romans datiert wird, gegenüber W ausgezeichnet. Auch sprechen einige dialektale oder altertümliche Wortformen in P, die in W durch neuere Formen ersetzt sind, für das hohe Alter der P-Überlieferung.26 P wäre damit in strittigen Fällen gegenüber W zu bevorzugen.27 Dagegen wiederum sprechen schwerwiegende Einwände: 1. W steht dem Alter nach und, abgesehen von den erwähnten auffälligen Einzelfällen, auch sprachlich (Versbau, Reim, Syntax) dem Autor deutlich näher als P. 2. In P findet sich ungleich häufiger augenscheinlicher Unsinn, in W seltener. 3. Auch W stimmt teilweise, wenn auch selten mit B gegen P überein; dort, wo B fehlt, fehlt auch das entscheidende Bewertungskriterium. 4. B als Wertungsinstanz für die Herstellung eines kritischen Textes ist unsicher: Kaum in einem Fall, wo B mit W oder P gegen die andere Handschrift übereinstimmt, wird die Lesung von B durch weitere Indizien (Lectio difficilior) als original gestützt, die Varianten stehen einander zumeist ohne die Möglichkeit einer inhaltlichen Wertung gegenüber. Damit ist keine Handschrift eindeutig ›besser‹ als die andere, die Wahl einer Leithandschrift aus stemmatischen Beweggründen ist nicht möglich. Es bleibt, will man nicht von der Idee eines singulären Textes Abstand nehmen, nur noch die Option, auf Basis der vorhandenen Überlieferung für jede Einzelstelle zu entscheiden, welche Lesung die ältere ist. Nötig wäre also ein völlig autonomes Konstrukt, wie es letztlich die Edition Hahns (wenn auch etwas verzerrt) bietet.28 Doch auch diesem Vorhaben sind enge Grenzen gesteckt (vgl. Combridge 1968, S. 69–77; Combridge 1993, S. 42–49): 1. W und P bieten, stilistisch gesehen, zwei sehr verschiedene Fassungen desselben Textes. W besitzt eine ausgesprochene Tendenz zur sprachlichen Stilisierung, apokopiert und kürzt häufig, während P die Verse gerne mit Füllwörtern aufschwellt oder zusätzliche Verse bringt (etwa V. 1455–1470, 7398–7405). Dabei ist häufig unklar, ob diese Charakteristika von W und P auf einen Schreiber (dann eigentlich Redaktor) zurückgehen, oder ob W und P auf verschiedenen Fassungen basieren, die beide auf den Autor zurückgehen. Will man wie Combridge/Corazolla nur 26 Vgl. die Wortlisten unten sowie Hannink 1914, S. 29f.; Combridge 1968, S. 70. 27 Hahns Verfahren, der jüngeren Heidelberger Handschrift tendenziell den Vorzug zu geben, findet wohl aus diesem Grund die Zustimmung von Haupt, M. 1845, Sp. 105f. Die Besonderheiten von W gingen dann zu Lasten eines »eigenwilligen Schreiber[s]« (Richter 1934, S. 6; danach Mück 1952, S. 6; Eis 1953, Sp. 622, die ebenfalls P den Vorzug geben). 28 Diesen Schluss zieht auch Menhardt 1929, S. 264 und hofft auf eine solche kritische Ausgabe durch Werner Richter. Auch die Arbeiten von Combridge (Combridge 1968; Combridge 1993) sind geprägt von dieser Überzeugung, dennoch hält auch sie am Ideal einer kritischen Ausgabe im ›alten Stil‹ fest.
Vorüberlegungen
809
einen einzigen kritischen Text herstellen, so »muß [man] sich entscheiden, ob W hinauf- oder P herabstilisiert hat« (Combridge 1993, S. 45). Die Entscheidung liegt freilich ganz beim Geschmack des Herausgebers.29 Eindeutig sind nur die wenigen Fälle, wo die metrische oder die Reimstruktur des Textes von einer Handschrift maßgeblich gebrochen wird (z. B. überlange Verse in P). Dieses Problem gilt natürlich auch für Fälle mit fragmentarischer Überlieferung, paradigmatisch mag V. 3762 sein. Die Handschriften haben: der tivrſt e der nvo lebend iſt W Der túrſte helt der du bi lebende iſt P der tiwriſt helt der nu iſt G Der Inhalt ist, abgesehen von dem offensichtlichen Schreiberversehen in P (du), in allen drei Fällen derselbe, abweichend sind Syntax und lexematische Umsetzung. Während die Lesung von P aus metrischen Gründen ausscheiden dürfte, stehen W und G einander gleichwertig gegenüber. P schwellt den Vers aber bemerkenswerterweise nicht beliebig auf, sondern vagiert zwischen W und G: Zufall? Oder lagen den Schreibern von P oder *P mehrere Quellen vor? Oder führt der Weg von W über P zu G oder umgekehrt, und zwar in der Art, dass in *P gegen die metrische Struktur ergänzt und dieser Fehler dann (auf verschiedene Art) rückgängig gemacht wurde? Was ist dann aber die originale Lesung? Derartige Konstellationen sind jedenfalls keine Seltenheit (z. B. wenige Zeilen später wieder V. 3881). 2. Während dieser erste Punkt ›nur‹ die äußere Gestalt des Textes betrifft und eine subjektive Entscheidung des Herausgebers als Unsicherheit eventuell in Kauf genommen werden könnte, sind die inhaltlichen Abweichungen zwischen den Überlieferungsträgern nicht selten eng an abweichende Deutungsmöglichkeiten einzelner Stellen oder auch größerer Passagen geknüpft. Doch auch hier gilt dasselbe wie im stilistischen Bereich: Immer wieder ist die argumentative Entscheidung zwischen verschiedenen Lesungen nicht oder nur um den Preis einer interpretatorischen Festlegung des Textes möglich. Ein besonders subtiler Fall findet sich V. 7380–7394.30 Auch hier schlägt, nun auf inhaltlicher Ebene, die erwähnte, fast durchgehend beobachtbare Charakteristik der Überlieferungslage durch: Während P zur Ausschmückung und zu mehr oder weniger umständlichen Erweiterungen (meist Erläuterungen) tendiert, eignet W ein gewisser Hang zur pointierten Verkürzung und Verknappung. So ist der Sinn der Reflexionen in der genannten Textpassage im Wesentlichen derselbe, doch springen bei genauerer Betrachtung auch Unterschiede ins Auge: W und P sind sich einig, dass jenen, die sich redlich um etwas bemühen, ihr Erfolg vergönnt sein soll. W weiter: Wer aber Frauen zum Laster verleiten will, der verliert Glück und Ehre. Anders P, wo die Kernaussage merkwürdigerweise dem Zauberer Malduc unterschoben wird, dem sich aber alle Artusritter einmütig anschließen: Nun 29 Combridge scheint eher von einem Hinaufstilisieren von W auszugehen, lässt die Frage aber offen. 30 Er wird auch von Combridge 1993, S. 45f. in ähnlichem Zusammenhang, allerdings eher im Hinblick auf stilistische Belange, diskutiert.
810
Einleitung
hätte Valerin, der Entführer Genovers, sein Ansehen durchaus wahren können, obwohl er eine verheiratete Frau und noch dazu die Königin geraubt hat. Es geht nicht primär um seine ehebrecherischen Absichten, sondern das Handeln gegen den Willen der Frau ist es, was ihn verdammenswert macht. Hätte er Ginover mit Erfolg verleitet – selbst Artus hätte es ihm nicht übel nehmen können. Bedauerlicherweise fehlen derartige größere Abweichungen in der fragmentarischen Überlieferung gänzlich. Doch auch hier finden sich irisierende Konstellationen, etwa V. 4478–4485, wo P zwischen den Lesungen von W und G pendelt; freilich ohne sonderlich bedeutsame inhaltliche Abweichung. 3. Diese Notizen würden jedoch ein falsches Bild erzeugen, würde man nicht zugleich ergänzen, dass oft über weite Strecken keine nennenswerten Differenzen auftreten. Andere Fälle sind wiederum mit hoher Sicherheit zu entscheiden. Ein solcher ist, was die stilistische und lexematische Ebene betrifft, V. 2261: daz ſich ſin lob alſus fur nam W Das ſich alſus vernam P daz mere ſich alſ 9 vur na B Entscheidungsgrundlage ist das hohe Alter von B. Setzt man ihre Lesung als archetypisch, repräsentiert P eine verderbte Variante dazu. Der Schreiber von W oder *W hatte es offenbar mit einer solchen verderbten Lesung zu tun und versuchte, den Vers wieder herzustellen, was dem Sinn nach ebenso gut gelang wie in B, jedoch mit anderen Mitteln bewerkstelligt wurde. Doch selbst diese Erklärung steht und fällt mit der Annahme eines B-nahen Archetyps! Was die inhaltliche Ebene angeht, begegnen ebenso immer wieder Fälle, wo einer Handschrift relativ eindeutig Lectio difficilior zugesprochen werden kann (z. B. V. 3566 P, 3727 W, spannend V. 4854–4855), doch sind diese nicht eben die Regel. 4. Ob man angesichts dieser Beobachtungen tatsächlich von verschiedenen ›Fassungen‹ des ›Lanzelet‹ in W und P sprechen sollte, oder ob damit dieser Begriff überstrapaziert würde, mag dem Ermessen eines jeden einzelnen überlassen bleiben. Die Frage ist weniger eine nach der Überlieferung des ›Lanzelet‹ als vielmehr eine nach der Definition des Wortes ›Fassung‹. Hält man sich freilich an Joachim Bumkes Vorschlag, mag die Begriffsverwendung durchaus angebracht sein. Fassungen sind ihm zufolge Texte, die zu einer Dichtung gehören, die einen selbständigen Gestaltungs- und Formwillen erkennen lassen und die sich einer stemmatologischen Bestimmung im Sinne der ›klassischen‹ Textkritik widersetzen (Bumke 1996, S. 30ff.). Beides trifft für W und P eindeutig zu, keine der beiden Handschriften kann ohne weiteres als sekundäre ›Bearbeitung‹ (einer Vorstufe) der anderen gesehen werden, sodass es nur folgerichtig ist, wenn Bumke wenig später (S. 43) mit Verweis auf Combridge 1993 von »zwei Fassungen« des ›Lanzelet‹ spricht, »die durch die beiden vollständigen Handschriften W und P repräsentiert werden«.31 31 Nur beiläufig sei darauf hingewiesen, dass diese Überlieferungscharakteristik im ausgehenden 12. und
Vorüberlegungen
811
Zusammengefasst: Das Prinzip der Lectio difficilior führt zu keinen eindeutigen Resultaten (vgl. hierzu auch das Belegmaterial bei Combridge 1968, bes. S. 72–77; Combridge 1993, bes. S. 45f.). Die Entscheidung, welche Variante die ältere ist, kann nur von einem divinatorischen Standpunkt aus gefällt werden. Das Grundprinzip der lachmannschen Editionsphilologie würde in den meisten Fällen vermutlich W stützen: Das Knappere, Komplizierte, stilistisch vielleicht Anspruchsvollere ist auch das Ältere. Andererseits steht P dem alten Fragment B näher als W, was wiederum suggeriert, dass P die älteren Lesarten bietet. Wogegen abermals argumentiert werden kann, dass mehrere zeitgleiche (autornahe) Fassungen existiert haben könnten und dass die Vorstufen von W durch bloßen Zufall nicht erhalten wären. Verschließt man sich dieser Vorstellung, muss man wohl davon ausgehen, dass ein Schreiber von W oder *W zugleich als Redaktor gewirkt hat – der mit seinen dichterischen Fähigkeiten dem Autor um nichts nachstand! Auf jeden Fall aber wäre es wohl kaum von Vorteil, wenn diese brennende Frage durch die Willkür eines Editors scheinbar gelöst (kaschiert) würde. Man wird folglich, wenn man nicht eklektisch verfahren möchte, die Textherstellung an den einzelnen Handschriften orientieren müssen, ohne aus ihnen einen ›neuen‹ singulären Text zu konstruieren. Denkbar wäre eine Ausgabe, die W und P zweispaltig und eventuell in einer dritten Spalte die fragmentarische Überlieferung abdruckt. Allerdings würde unter einer solchen Praxis die Lesbarkeit schweren Schaden nehmen, was aufgrund der oft nur geringfügigen Unterschiede zwischen W und P nicht gerechtfertigt scheint. Grund für diese Überlegung ist auch das intendierte germanistische, insbesondere literaturwissenschaftliche Publikum der Ausgabe, das an geringfügigen sprachlichen Differenzen weniger interessiert sein mag. Für Sprachwissenschaft und Kodikologie stehen ohnehin die unbearbeiteten Handschriftentranskriptionen sowie die Abbildungen der Handschriften bereit. Daher mag es für die eigentliche Edition sinnvoller sein, den Text nur einer Handschrift vollständig zu bieten, während die Lesarten der anderen Handschrift an unproblematischen Stellen im Apparat verzeichnet sind. Weichen die Handschriften (und Fragmente) jedoch in einer Passage stärker voneinander ab, sodass sich größere (inhaltliche, syntaktische) Unterschiede ergeben, sollten diese nicht im Apparat ›versteckt‹, sondern durch einen Parallelabdruck mit eigener Interpunktion für die betreffende Passage zum Ausdruck gebracht werden. Als Haupthandschrift bietet sich W an, da sie weniger Lücken und offensichtliche Verderbnisse aufweist als P. Die Ausgabe ist also die Ausgabe nach einer Leithandschrift, der Wiener Handschrift W, mit einem in Gestalt und Funktion variablen, auf die Varianz abgestimmten Lesartenapparat. Als Fazit der Vorüberlegungen kann damit gelten: 1. Eine kritische Ausgabe, die aus dem vorhandenen handschriftlichen Material einen singulären Text herstellt, scheint für den ›Lanzelet‹ nicht möglich. Ihr Verfahren im 13. Jahrhundert alles andere als eine Besonderheit darstellt. Die allermeisten Texte der Zeit, egal ob Lyrik, Höfische Romane, didaktische Werke oder was immer, sind in zwei oder mehreren Fassungen überliefert. Eine systematische Aufarbeitung der Materie ist ein Desideratum, vgl. aber den knappen Überblick bei Bumke 1996, S. 42–53.
812
Einleitung
wäre für den Text nicht objektivierbar im Sinne einer Gewichtung der Handschriften nach einem Stemma oder nach einem inhaltlichen Auswahlkriterium (Lectio difficilior). Selbst bei einer günstigeren Überlieferungslage müsste mit mehreren Fassungen des Textes gerechnet werden. 2. Die zum Teil erheblichen Differenzen zwischen W und P würden einen Paralleldruck nahe legen, gegen den jedoch spricht, dass – im Großen gesehen – die Unterschiede über weite Strecken doch eher gering ausfallen und die Benutzung der Ausgabe durch konsequenten Paralleldruck erschwert würde. 3. Angestrebt wird daher ein Mittelweg: Abgedruckt wird ein nur an offensichtlichen Verderbnissen gebesserter, behutsam normalisierter und mit Interpunktion versehener Text der Handschrift W, die sich gegenüber P durch größere Zuverlässigkeit auszeichnet. Die Lesarten von P und der Fragmente erscheinen im Apparat, sofern sich keine wesentlichen inhaltlichen Abweichungen ergeben. Wo dies der Fall ist, wechselt die Struktur der Ausgabe für die betreffenden Verse und gibt einen Parallelabdruck der abweichenden Wortlaute. Für Genaueres siehe die Richtlinien. 4. Die Ausgabe beansprucht damit nicht, den ›Archetyp‹ oder gar den ›Urtext‹ des ›Lanzelet‹, wie er seinem Dichter vorgeschwebt haben mag, zu edieren. Zwar wäre dies sprachlich relativ leicht zu bewerkstelligen, gesetzt den Fall, dass Ulrich tatsächlich Alemanne war (siehe Kap. II.1.1). In allen anderen Belangen müsste eine solche Rekonstruktion aber scheitern, da die Überlieferung hier ein widersprüchliches Bild zeichnet (auf wen gehen die Fassungen W und P zurück?). Es handelt sich vielmehr um die vergleichende Edition der gesamten ›Lanzelet‹Überlieferung, deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede mittels eines modifizierten Leithandschriftenprinzips möglichst übersichtlich herausgestellt werden sollen.32
2.
Richtlinien
2.1 Transkription 1. Die Transkription bietet eine synoptische Präsentation der gesamten handschriftlichen Überlieferung zum ›Lanzelet‹ in drei Spalten: zwei Spalten für die beiden mehr oder minder vollständigen Handschriften W und P, eine dritte für die insgesamt vier Fragmente, deren Textbestand sich nie überschneidet. Die vierte Spalte bietet den Text der Erstedition von Karl August Hahn (Ha), der die neuzeitliche ›Lanzelet‹-Rezeption über mehr als 150 Jahren geprägt hat und so gesehen als jüngster Textzeuge gelten kann. 32 Nur am Rande erwähnt sei, dass damit, in den Worten von Combridge, »keine bedeutende Überschneidung« (Brief vom 18. Juni 2003) zu ihrem und Herrn Corazollas Projekt vorliegt. Gleiches gilt für das Projekt von Kathleen J. Meyer.
Richtlinien
813
2. Die Verszählung folgt Ha, lediglich die Verrückung der Zählung nach V. 9064 (es folgt V. 9070) wurde nicht übernommen, da sie von Hahn nach wenigen Versen selbst korrigiert wird (nach V. 9224 folgt erneut V. 9220) und dadurch eine doppelte Vergabe der Verszahlen 9020–9024 entstünde (vgl. Norman 1965, S. 295). Ebenfalls stillschweigend berichtigt sind kleinere Versehen Hahns (wie der Druckfehler bei V. 9205, der als V. 8505 gezählt wird). Zusatzverse sind durch Nummerierung mit a, b ... markiert. 3. Die Foliierung der Handschriften ist in Spitzklammern im fortlaufenden Text ausgewiesen. 4. Beim Text von Ha wird nicht zwischen z und geschweiftem z (2. Lautverschiebung) unterschieden; die Korrigenda in den Nachträgen Hahns (HaN) sind in den Text aufgenommen. 5. Fehlen in W, P, bei Ha oder innerhalb eines Fragments Zeilen, wird »...« gesetzt. Dies impliziert jedoch nicht, dass der Text an dieser Stelle fehlerhaft wäre. So gilt dies etwa auch in jenen Fällen, wo in P Zwischenüberschriften stehen. Jene Verse, die in der Ausgabe Hahns durch Leerzeilen gegeben werden (weil aus Reim- oder anderen Gründen ein Fehlvers angenommen wurde), sind daran erkennbar, dass (1) alle Handschriften »...« haben und (2) der Vers normal durchgezählt wird (und nicht a, b etc.). 6. Ist ein Vers in einer Handschrift (de facto nur in G oder GK ) völlig unleserlich, aufgrund der Platzaufteilung jedoch vorhanden, wird ebenfalls »...« gesetzt, jedoch in Verbindung mit einer Anmerkung, die auf die Unleserlichkeit hinweist. 7. Diverse äußere Erscheinungen wie Tintenflecke und dergleichen werden nur dann verzeichnet, wenn sie für den Textbestand relevant sind. 8. Alle Korrekturen im handschriftlichen Text sind verzeichnet. Streichungen (nicht aber sämtliche Tilgungen!) werden als waagrechte Streichungen transkribiert, egal ob im Original senkrecht, waagrecht oder anders durchgestrichen wird. Handelt es sich aber um Schwärzungen oder Abschabungen, so wird dies im Apparat vermerkt. Expungierungen sind als solche graphisch dargestellt. Mehrfache Streichung, wie sie in P öfters begegnet (z. B. Streichung plus Expungierung über Wort), wird nur als einfache Streichung transkribiert, wobei es wiederum gleichgültig ist, in welcher Weise die Streichung in der Hs. erfolgt (einzelne Buchstaben senkrecht gestrichen, ein ganzes Wort waagrecht etc.). 9. Initialen sind – ungeachtet ihrer Ausgestaltung in der Handschrift – als Versalien im Fettdruck umgeschriftet. Zwischentitel in P stehen in eigenen Verszeilen entsprechend der Zeilenumbrüche der Handschrift und sind durch Fettdruck markiert. Capitulumzeichen (¶) sind als solche transkribiert und sind in der Regel – dem Usus der Handschriften folgend – nach links ausgeworfen. Folgt ein Capitulumzeichen jedoch auf eine Seiten- oder Spaltenangabe, steht es im fortlaufenden
814
Einleitung
Text nach der Seiten- bzw. Spaltenzählung. Nota bene die abweichenden Konventionen im Haupt- und Paralleltext der Edition! 10. Bei der Wiedergabe der Zeichen wird auf größtmögliche Originaltreue Wert gelegt. So werden beispielsweise Schaft-s und rundes r durch eigene Grapheme wiedergegeben. Ausgenommen davon ist lediglich die seltene (dritte) r-Form in W, die als normales r transkribiert wird. 11. Diakritische Zeichen werden über den zugehörigen Laut (in der Regel Vokal oder w) gesetzt, wenn sie nur leicht nach rechts (oder – sehr selten – links) verschoben sind. 12. Die Interpunktion (im weitesten Sinne) der Handschriften (Punkte, Virgeln und senkrechte Striche – sie fungieren sowohl als Interpunktion im heuten Sinne wie als Worttrenner – sowie diverse zeilenschließende Zeichen wie Asteriske, Kreuze etc.) wird übernommen, sofern die Zeichen in einem Zusammenhang mit dem Text stehen. Zeichen (besonders Punkte), die offensichtlich nicht zum Text gehören (etwa weil sie deutlich deplatziert sind, vgl. z. B. 26ra W), werden nicht transkribiert. Ebenfalls häufig nicht transkribiert wird die Interpunktion von Hand B von W, da hier in vielen Fällen nicht klar ist, ob ein Zeichen bewusst gesetzt wurde oder ob Schreiberversehen vorliegt. 13. Zur Problematik der Transkription einzelner Zeichen siehe die Bemerkungen zur Graphematik der Handschriften. 14. Sämtliche Abweichungen gegenüber früheren Transkriptionen oder Lesungen sind verzeichnet. Im Besonderen gilt dies für die Transkription von W durch Deutscher (Deu). Nicht vermerkt sind lediglich solche Abweichungen, die auf unterschiedlichen Schreibkonventionen (von Deutscher) beruhen: (a) Ich setze die diakritischen Striche (´, ˆ) über y, Deutscher nicht. (b) Deutscher setzt die diakritischen Zeichen oft nicht exakt (was wohl auch an den Möglichkeiten der Textverarbeitung liegen mag), und so stehen viele Diakritika nach dem zugehörigen Buchstaben. (c) Die Abweichungen, die sich aus meinem Vorsatz ergeben, die diakritischen Zeichen ungeachtet leichter Verschiebungen über das entsprechen Zeichen zu setzen, werden nicht verzeichnet. (d) Die unterschiedliche Wiedergabe der Symbolzeichen (oft am Zeilenende: Asteriske, Kreuze etc.) wird nicht vermerkt. (e) Die Abweichungen in der Interpunktion werden verzeichnet; ausgenommen sind die von Hand B geschriebenen Zeilen, wo ich die Interpunktion nur sporadisch verzeichne, während Deutscher der Hs. möglichst genau folgt. (f ) Gleiches gilt für die Akzentsetzung der Hand B: Ich normalisiere hier aufgrund der Unklarheit der Zeichen zu ´, Deutscher versucht näher an der Hs. zu bleiben und verwendet verschiedene Zeichen.
Richtlinien
815
(g) Die Abkürzung von -er(-), die Deutscher als Apostroph umschriftet, wird, wenn ich ihn zitiere, nach meinem Usus als s gegeben.
2.2
Edition
1. Die Edition des ›Lanzelet‹ ist das Kernstück der vorliegenden Arbeit und hat zum Ziel, die oben entwickelten textkritischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, einen möglichst bequem und angenehm lesbaren mittelhochdeutschen Text zu bieten. 2. Für die Verszählung gilt das zur Transkription Gesagte. Nota bene: Der Versbestand zwischen Edition und Transkription stimmt nicht exakt überein, da in der Transkription z. B. auch Zwischenüberschriften von P als Verse durchgezählt werden. 3. Der (normalisierte) Haupttext nach W steht in der linken Textspalte. Die zweite Spalte dient als Lesartenapparat zur handschriftlichen Überlieferung. Apparat I am Seitenfuß entlastet den Spaltenapparat bei weniger relevanten Einträgen (etwa dass ein Repräsentant nicht aufgelöst wurde). Apparat II verzeichnet die Lesarten der textkritischen Forschungsliteratur sowie der älteren Ausgaben und gegebenenfalls auch der Übersetzungen. Apparat III versammelt kommentierende Erläuterungen, die das unmittelbare Textverständnis betreffen, vor allem: lexikalische und grammatikalische Lesehilfen zu schwierigen Stellen, Alternativvorschläge zur Interpunktion, Rechtfertigungen für notwendige Konjekturen, Kommentare zu Stellen mit Paralleltext. 4. Paralleltext steht generell bei größeren syntaktischen und/oder inhaltlichen Abweichungen von P oder eines Fragments gegenüber dem Haupttext (W). Als nicht relevant gelten: kleinere syntaktische Abweichungen wie Wiederholung des Subjekts, Eigenname statt Pronomen und vice versa, Appositionen, einfache Umstellungen (z. B. Austausch von Verszeilen), die Einfügung oder Kürzung von ›kleinen Wörtern‹, der Austausch von quasi-synonymen Lexemen oder Phrasemen, der Einschub oder Ausfall semantisch verblasster Lexeme oder Phraseme, semantisch verblasste freie Dative. Die Anlage bietet bei Paralleltext ein leicht verändertes Bild. Die Haupttextspalte bleibt unverändert, die zweite Spalte gibt den Paralleltext (ausgezeichnet durch größere Schrift und eigene Interpunktion), Apparat I übernimmt die Funktion eines Lesartenapparats zur Überlieferung. Stimmen P und eines der (älteren) Fragmente überein, wird der Paralleltext des Fragments gegeben, die Sigle des Fragments wird zu Beginn des Paralleltexts in Spitzklammern gesetzt. Ansonsten steht Paralleltext (aus P) ohne Siglierung. In einem einzigen Fall gibt der Paralleltext eine zweite mögliche Lesung von W, sigliert als W’ (V. 2968–2969). 5. Vermischtes zu Haupt- und Paralleltext (und zu den Apparaten):
816
Einleitung
(a) Die Interpunktion stammt ausschließlich von mir, die sporadische Interpunktion der Handschriften ist kommentarlos getilgt. (b) Schreiberkorrekturen der Handschriften sind, wo sie eindeutig sind, ohne Vermerk aufgelöst. (c) Die Namen sind im Haupttext nach der häufigsten Form vereinheitlicht, die dazu nötigen Eingriffe aber ohne Ausnahme durch Konjekturen ausgewiesen. (d) Schmückende Zusatzzeichen der Handschriften werden kommentarlos getilgt. (e) Die Grapheme für r und s werden vereinheitlicht (gilt auch in den Apparaten). (f ) Umstellungen (von Verszeilen), die vom Schreiber angezeigt werden, sind stillschweigend aufgelöst. (g) Initialen stehen in größerer Schrift und fett. (h) Capitulumzeichen werden durch Fettdruck der darauf folgenden Majuskel angezeigt. (Nota bene den anderen Usus bei der Transkription und in den Apparaten!) (i) Es werden nur einfache Anführungszeichen verwendet (gilt auch in den Apparaten). (j) Zu normalisierenden Eingriffen siehe unten. 6. Die Lesartenapparate (Spaltenapparat, Apparate I und II) verzeichnen vollständig sämtliche semantischen, syntaktischen und lexikalischen Abweichungen zum Haupt- bzw. Paralleltext. Dazu treten phonetisch-phonologische Abweichungen, sofern sie eine Irritation beim Leser auslösen könnten. Um das damit eingebrachte subjektive Moment der Beurteilung von Lesarten in Schranken zu weisen, gilt als Faustregel: besser zu viel als zu wenig. In jedem Fall aber sind alle sprachlichen Besonderheiten verzeichnet, die nicht von den einleitenden Beobachtungen zur Sprache der Überlieferungsträger gedeckt sind. Als nicht relevant gelten insbesondere: (a) Lesefehler älterer Herausgeber oder der früheren Forschungsliteratur (sie können über die Transkription nachvollzogen werden); (b) Beobachtungen, die lediglich die Umschriftung der Zeichenfolgen betreffen, wenn sie nicht weitere Probleme implizieren (sie können im Apparat zur Transkription nachvollzogen werden); (c) Textverluste bei Fragmenten innerhalb einer Zeile, wenn der freie Raum mit den Füllungen der anderen Überlieferungsträger korrespondiert; (d) Schreiberkorrekturen (Streichungen, Tilgungen, Radierungen, Rasuren, Einfügungen), wenn die korrigierte Form keine Abweichung zum Haupt- oder Paralleltext darstellt (für genauere Auskunft siehe die Transkription); (e) Abweichungen der Getrennt- und Zusammenschreibung, so sie keine semantische Relevanz haben;
Richtlinien
817
(f ) abweichende Wortformen bei ›kleinen Wörtern‹, die schon ›normalmittelhochdeutsch‹ begegnen (wan – wanne, der nider – dâ nider etc.); (g) gleichwertige Flexionsformen (z. B. breit – breiter Nom. Sg. Mask.); (h) Einfügung oder Ausfall von Neben- oder Endsilbenvokalen, wenn ohne semantische Relevanz; (i) Kontraktionen (ausgenommen unsichere Fälle); (j) spezifische dialektal oder sprachhistorisch begründbare Flexionsformen (etwa selber statt selben), sofern sie dem Verständnis nicht hinderlich sind; (k) insbesondere sprachliche Besonderheiten von P (oder eines Fragments), die sich systematisch in der Einleitung fassen lassen und deren sprachhistorische Bedingtheit offensichtlich ist (i. e. die für einen mit den älteren Sprachstufen des Deutschen vertrauten Leser keine besonderen Irritationen darstellen), etwa (für P): uch P statt ›normalmittelhochdeutsch‹ iu, die statt diu, iren, irem etc. statt ir, o statt â, u statt i, er-Abbreviatur trotz ausgeführtem (e)r etcetc. In einigen Sonderfällen werden Lesarten angegeben, wo dies nach der eben formulierten Maxime nicht nötig wäre: (a) Lesarten von Namen sind auch bei der geringsten Abweichung (z. B. Getrenntund Zusammenschreibung in P, Abweichungen durch die normalisierende Längenzeichensetzung) verzeichnet. Einzig ausgenommen ist die Normalisierung der Groß- und Kleinschreibung. Die Sonderregel gilt allerdings nicht für Orts- und Flurnamen, die sprachlich ›durchsichtig‹ sind und bei denen eine Klassifizierung als Name problematisch ist. Beispiele sind der ›Schöne Wald‹ und das Kloster ›Zum Jammervollen Zinsgut‹. Auch Personifikationen werden nicht mit derselben Akribie wie Eigennamen bearbeitet. (b) Gesteigerte Sensibilität herrscht gegenüber dem Reimverhalten. (c) Ein besonderes Problem ist die Unterscheidung von lokalem dâ und temporalem dô. Bereits in W ist Verwechslung häufig, in P tritt als verwirrendes Moment hinzu, dass P die nhd. Rundung plus Hebung â > ô (o P) fast im Regelfall hat. Ich wähle folgendes System: Hat W do (dô), steht die P-Lesung nur dann, wenn sie – gegen den Textzusammenhang – da bietet. Hat W da (dâ), wird P in keinem Fall vermerkt. Muss jedoch gegen do W zu dâ konjiziert werden, wird auch die P-Lesung angeführt, so diese ebenfalls do lautet. 7. Apparat III übernimmt die Funktion, den Text, die Interpunktion, Eingriffe in den Text oder Stellen mit Paralleltext textnah zu kommentieren. Anmerkungen der früheren textkritischen Literatur sind nur dort übernommen, wo sie dem Verständnis des Textes förderlich sind und ihre Aktualität noch gegeben ist. Allgemeine Erläuterungen zu einzelnen Worten, Wortformen oder dergl., die über das einfache Textverständnis hinausgehen und heute durch die ›großen‹ Wörterbücher gelöscht sind, sind in der Regel nicht übernommen.
818
Einleitung
Bei Paralleltext wird in vielen Fällen vermerkt, welche Lesung ich für die bessere halte. Ausgenommen sind insbesondere jene Fälle, wo (1) die Wertung (etwa wegen des Reims) evident ist oder wo (2) zwei für sich unproblematische (daher auch sonst nicht erläuterte), gleichwertige Varianten stehen. 8. Zur formalen Gestaltung der Apparate: (a) Entgegen dem Haupttext (!) erscheinen nun – wie in der Transkription – Initialen als Majuskeln im Fettdruck, Capitulumzeichen werden als solche wiedergegeben. (b) Repräsentanten für Initialen, die von den Rubrikatoren nicht aufgelöst wurden, stehen in eckigen Klammern. (c) Die Reihenfolge der Einträge im Spaltenapparat ist in der Regel: W – P – Fragment. Korrespondiert jedoch ein Eintrag zu P oder zu einem Fragment mit einem Eintrag zu W (oder P), wird er vorgezogen. (d) Bei Lesartenangaben wird häufig das vorhergehende und nachstehende, mit dem Haupttext übereinstimmende Wort hinzugefügt, um Missverständnissen vorzubeugen. In unklaren Fällen stehen Lemma- und Lemmazeichen. (e) Die Formulierung ›x folgt y‹ hat keine zeitlich-historische Bedeutung, sondern signalisiert ausschließlich die Übereinstimmung. So kann Ha beispielsweise auch Fragment B folgen, das erst ca. 120 Jahre nach Hahns Edition von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. (f ) Folgt ein Überlieferungsträger oder ein früherer Abdruck/eine frühere Edition (in erster Linie Ha) nicht dem Haupttext sondern einer anderen Überlieferung – speziell ist das bei Paralleltext der Fall –, werden die Abweichungen zu dieser anderen Überlieferung verzeichnet. Ausgenommen davon ist die Setzung von Initialen und Capitulumzeichen, hier ist stets der Haupttext die Referenz. Wo also z. B. W gegen P Capitulumzeichen hat und Ha P folgt, wird trotzdem vermerkt, dass Ha (gegenüber W) kein Capitulumzeichen hat. (g) Wie im Haupttext werden ebenfalls nur einfache Anführungszeichen verwendet. (h) Einträge in Apparat III schließen mit Punkt, alle anderen ohne. 9. Normalisierung: Sie erfolgt in zwei Bereichen. Der eine betrifft – neben der stillschweigenden Auflösung von Abbreviaturen33 – vor allem die Groß- und Kleinschreibung und erfasst Haupt- wie Paralleltext. Groß geschrieben werden: Namen, Personifikationen bei längerer Allegorisierung, Initialen, Versanfänge in P, Versanfänge bei Capitulumzeichen in W, und Versanfänge in W, wenn mit Sicherheit Majuskel vorliegt (also nicht bei v und w). Der andere Bereich betrifft die Angleichung des Haupttextes an das ›Normalmittelhochdeutsch‹ der Wörterbücher und Grammatiken. Diese Gruppe an Eingriffen ist alleine durch die bessere Lesbarkeit begründet. Sie eröffnet nicht nur die 33 Steht ein Nasalstrich aber für mehr als nur einen Nasal (also z. B. -m = -man, -men), wird konjiziert.
Richtlinien
819
Möglichkeit, den Text in einführenden Lehrveranstaltungen verwenden zu können; auch die Vergleichbarkeit mit anderen zeitgenössischen Texten wird so erleichtert. Die Befunde zur Reimgrammatik (siehe Kap. I.4.1.1) gehen nicht völlig mit einem ›normalmittelhochdeutschen‹ Sprachstand konform, die – quantitativ betrachtet – marginalen Abweichungen bleiben aber im Maß des Erträglichen. Überdies ist es, gerade wegen der Seltenheit auffälliger Reime, durchaus denkbar, dass hier Freiheiten der Reimbildung vorliegen, die nur einem strengphilologischen Zugriff – der nicht anders kann, als hier dialektale Marker aufzuspüren – unerhört scheinen. Für die sprachlichen Normalisierungen gilt: (a) Grundlage sind die Wortformen von Le und Mhd. Gramm. Werden dort verschiedene Formen gegeben (z. B. maht-, meht-) und ist die Form von W darunter, wird sie in der Regel beibehalten. So können auch verschiedene Formen im Haupttext entstehen, wenn sie wechseln und die wechselnden Formen alle ›normalmittelhochdeutsch‹ sind. In seltenen Fällen habe ich mich gegen diese Regel zur Vereinheitlichung entschlossen, etwa: nu, nvo, zu, zvo > nuo, zuo, /öu/ als öu (nicht eu) etc. (b) Ein besonderes Problem bereitet die Setzung der Vokalzeichen inklusive Längenzeichensetzung. Als rein pragmatisch motivierte Richtlinie gilt: je kleiner die von einer Form evozierte Irritation, desto eher wird normalisiert. So wird ¨ ü, iv > u, û, uo, üe, iu; w > w, wu, wuo, etwa normalisiert: v, vo, u, uo, ve, ue, v, wüe; o > o, ö, œ; i > i, î, ie, îe; ei, ey, ai > ei (ai nur bei Hand B); nicht aber i zu ei.34 In jenen Fällen, die nicht von der Normalisierung erfasst werden, steht Konjektur, etwa häufig bei do > dâ, di > diu oder seilic- > sælic-. (c) Die in W selten auftretenden Längenzeichen werden stillschweigend getilgt, wo ›normalmittelhochdeutsch‹ keine Länge zu erwarten ist. Die Setzung von neuen Längenzeichen ist nur in seltenen Fällen unsicher (z. B. bei Namen), in Zweifelsfällen orientiere ich mich an den Wbb. oder – der Tradition folgend – an Ha. (d) Für die Normalisierung der Schreibung von Konsonanten gilt: ch intervokalisch und im Auslaut, sonst h; tz nach Kurzvokal, sonst z [ts]; s für altes s, z für den aus t lautverschobenen Frikativ; c im Silben- und Wortauslaut, sonst k; pf statt ph; Auslautverhärtung wird hergestellt, Ausnahmen: (1) apokopierte Formen, die ›normalmittelhochdeutsch‹ Endungs-e hätten, und (2) Plosive vor vokalischem Anlaut des nachfolgenden Wortes; 34 Dies bedeutet freilich keineswegs, dass durch die Normalisierungen lediglich Schreibkonventionen zurecht gerückt würden. Bei vo vor Nasal > u oder ch- > k- wird zweifellos Dialektales unterschlagen, das aber aus der nachfolgenden Sprachanalyse sowie aus Transkription und unnormalisierter Fassung ersichtlich ist.
820
Einleitung
Doppelschreibungen der bei der 2. Lautverschiebung entstandenen Frikative nach den Wbb., also z. B. ſtrazzen zu strâzen. Nicht normalisiert wird bei folgenden sprachlichen Phänomenen: (a) Die Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung erfolgt über Konjekturen. Die Getrennt- und Zusammenschreibung bei ›kleinen Wörtern‹ und bei Partikeln (z. B. en-) folgt den Handschriften. (b) Doppelte Negation wird nicht hergestellt (sie dürfte schon dem Original gefehlt haben). Seltene Eingriffe erfolgen über Konjektur. (c) Versalien setze ich aus ästhetischen Gründen stets ohne Längenzeichen. (d) Durch Elision, Apokope oder Synkope ausgefallenes e wird weder vermerkt (bei Abweichungen eines anderen Überlieferungsträgers) noch restituiert. Werden in Ausnahmefällen Neben- oder Endsilben ergänzt – und sei dies auch nur der Lesbarkeit halber –, so geschieht das über Konjektur. (e) Die v/f-Schreibung der Handschriften wird beibehalten, da ich hier (aufgrund der heutigen Schreibkonventionen) in den allermeisten Fällen kein Lesehindernis sehe. Wird dennoch eingegriffen, steht Konjektur. (f ) Nebentoniges i für e lasse ich in der Regel stehen. (g) Sämtliche größeren Eingriffe aus flexivischen Gründen sind als Konjekturen ausgewiesen (also iuch > iu, daz > des, wes > swes; nicht aber waz > was). Beibehalten werden spezifische Flexionsformen (selber statt selben, Wechsel et und -ent in 2. Pl. etc.), wo sie bereits ›normalmittelhochdeutsch‹ möglich sind, kein Lesehindernis (wie z. B. selten -en statt -ent 3. Pl. Ind. Präs. – hier steht Konjektur) darstellen und nicht gegen den Reim verstoßen. (h) Unangetastet bleibt die metrische Gestalt der Verse,35 und dies aus verschiedenen Gründen: (1) In vielen Fällen entspricht W ohnehin der Vorstellung, die sich in der Altgermanistik vor allem durch die Ausgaben von Lachmann, 35 Eine Analyse der metrischen Charakteristika des Textes haben Alexander Neumaier (Neumaier 1883/84; vgl. die Rezension Hölscher 1885), Carl von Kraus (Kraus 1902) und Werner Richter (Richter 1934, S. 244–259) versucht. Trotz der – aus heutiger (und teilweise auch aus damaliger; vgl. Behagel 1885) Sicht – oft befremdlich kleinlichen Wort- und Silbenklauberei kommt Neumaier zu dem Ergebnis, »dass Ulrich im Baue der Verse eine überraschende Kunstfertigkeit und Regelmäßigkeit zeigt [...]. Dem Erec kann er, wenigstens was die Metrik betrifft, ebenbürtig an die Seite gestellt werden« (Neumaier 1883/84 I, S. 32f.). Auch Kraus stellt Ulrich mit Hartmann auf eine Stufe (Kraus 1902, bes. S. 172, 175, 181, 197, 199, 208). Dass Neumaier und Kraus Hahns Text und nicht den Handschriften folgen, beeinträchtigt das Ergebnis nur geringfügig, da dort, wo Hahn W folgt, außer Herstellung von Endsilbenvokalen kaum metrische Eingriffe getätigt werden. Dies bestätigt die Untersuchung von Werner Richter, der stärker auf das handschriftliche Material zurückgreift und dessen Ergebnisse sich im Wesentlichen mit denen von Neumaier und Kraus decken. Er geht sogar noch weiter und stellt Ulrichs metrische Kunstfertigkeit vor den frühen Hartmann, Ulrichs Verse wirkten glatter, moderner und ungezwungener, während der ›Erec‹ noch näher an der ›Eneide‹ wäre (Richter 1934, S. 259, 272f.; ebenso Wallner 1935, S. 172).
Richtlinien
821
Haupt und anderen verbreitet hat und heute in zahllosen Einführungen nachgelesen werden kann. (2) Wo dies nicht der Fall ist – in erster Linie denke ich hier an die Apokopierungen in W –, fällt es dem Leser leicht, sich den entsprechenden (meist) Vokal zu ergänzen oder – umgekehrt – zu elidieren. Zu denken sollte aber geben, dass ein so sorgfältiger Schreiber (wenn auch des 14. Jahrhunderts) wie Hand A in W, der penibel auf die Reimgestalt seines Textes achtet, sich oftmals für diese apokopierten Formen entscheidet. Es stellt sich also die Frage, wer näher an der mittelalterlichen Vortrags- bzw. Leserealität ist: W oder idealisierende Konstrukte des 19. Jahrhunderts. (3) Ganz anders gelagert ist die Situation bei P: Sie ist nicht selten (durch Füllwörter und dergleichen) so weit von der Idealvorstellung des paargereimten Vierhebers entfernt, dass entsprechende Eingriffe, so sehr sie auch in vielen Fällen auf der Hand liegen mögen, die Charakteristik der Überlieferung empfindlich stören würden. 10. Die automatisch generierte unnormalisierte Textfassung entspricht exakt dem normalisierten Text. Sämtliche unter dem Punkt Normalisierung genannten Eingriffe (von der Groß-/Kleinschreibung bis hin zur Normalisierung der Vokal- und Konsonantenzeichen) sind rückgängig gemacht. Hingewiesen sei auf eine um den Preis der exakten Entsprechung von normalisierter und unnormalisierter Fassung eingehandelte Inkonsequenz: Bei Namensformen wird häufig die handschriftliche Lesung im Apparat vermerkt, auch wenn es sich nur um Normalisierungen (z. B. Längenzeichen) handelt. Diese Apparateinträge bleiben in der unnormalisierten Fassung stehen, obgleich hier die Normalisierung rückgängig gemacht ist und die Apparateinträge demnach redundante Information bieten.
2.3
CD-ROM-Beilage
1. Die CD-ROM-Beilage beinhaltet das gesamte handschriftliche Bildmaterial (Ordner: Handschriften), die unnormalisierte Fassung der Edition (lanzelet_unnormalisiert.pdf, Ordner: Unnormalisierter_Text) und eine ›Navigationsdatei‹ (start.pdf, Ordner: Navigationsdatei). Die ›Navigationsdatei‹ gibt eine tabellarische Zusammenschau der Seiten- bzw. Spaltenwechsel der einzelnen Handschriften und Fragmente mit den zugehörigen Verszahlen. 2. Wesentlich an der CD-ROM-Version ist die gegenseitige Verlinkung der genannten Elemente zu einer Hyptertext-Struktur: Jede Verszahl in der ›Navigationsdatei‹ fungiert als Link auf die Edition. Bei Linksklick wird die Edition an eben dieser Stelle geöffnet. Die Bilder sind über die Folio-Angaben in ›Navigationsdatei‹ und Edition abrufbar.36 36 Aus technischen Gründen ist die Linkstruktur mit zwei kleineren Mängeln behaftet: 1. Bei Klick auf einen Link zu einer Textdatei wird diese an exakt jener Stelle (Zeile) geöffnet, allerdings am unteren Zeilenrand, sodass die Zeile selbst eventuell aus dem Fenster rutscht. 2. Ist eine Verszahl in der Zieldatei nicht vorhanden (z. B. Zusatzverse der Transkription), wird diese am Dateianfang geöffnet.
822
Einleitung
3. Sämtliche Dateien, sowohl Text- als auch Bilddokumente, sind im plattformunabhängigen PDF-Format gespeichert. Der Benutzer benötigt daher zum Lesen der Dateien nur ein einziges Programm (›Adobe Acrobat Reader‹ oder dergleichen). Die Ansicht der Dateien ist per Voreinstellung auf Vollbild eingestellt, kann aber je nach Belieben angepasst werden, z. B. zwei Fenster neben- oder untereinander. 4. Das Bildmaterial umfasst die Handschriften W und P sowie die Fragmente B, G und GK . Aus pragmatischen Gründen sind die Abbildungen des handschriftlichen Materials in der Formatierung heterogen. W wurde von einem schwarz-weißen Ausdruck des Mikrofilms auf hochwertigem Fotopapier eingescannt, für P, B, G und GK konnte ich von den jeweiligen Bibliotheken zu günstigen Konditionen hochwertige Farbdigitalisate erwerben. Die Qualität der Abbildungen sollte indes in allen Fällen den Anforderungen einer textkritischen Arbeit genügen. Wer die Handschriften selbst näher studieren möchte, wird ohnehin nicht um die Autopsie der Originale herumkommen.
2.4
Exkurs: Notizen zum EDV-System
Die Wahl des EDV-Systems für die Ausarbeitung des Projekts fiel auf das Textsatzsystem LATEX 2ε 37 . Dafür waren mehrere Gründe ausschlaggebend: 1. Die Edition mittelhochdeutscher Texte stellt, je nach Art und Alter der Handschriften, mitunter sehr hohe Anforderungen an die Zeichensetzung. Im Fall des ›Lanzelet‹ war es vor allem die frühneuhochdeutsche Handschrift P, deren Vielfalt an verschiedenen diakritischen Zeichen ›normale‹ Programme wie ›Microsoft Word‹, ›WordPerfect‹ oder dergleichen überfordert hätte. Mit LATEX ist es dagegen problemlos möglich, in kurzer Zeit komplexe Schriftzeichen aus verschiedenen vorhandenen Zeichen neu zu kreieren und die Wiedergabe von handschriftlichen Lesarten möglichst originalgetreu zu gestalten. 2. Die Verwendung mehrerer, voneinander unabhängiger Fußnotenapparate ist mit anderen Programmen kaum zu bewerkstelligen.38 3. LATEX kann, obgleich ursprünglich als reines Textsatzsystem konzipiert, auch als Auszeichnungssprache benützt werden. Dies erleichtert nicht nur einfache Arbeiten wie das Erstellen von Registern, sondern ermöglicht auch das Definieren und spätere automatisierte Auslesen (oder auch Ändern) von Normalisierungen, Konjekturen, Eigennamen und dergleichen. Die Sprachuntersuchungen zu den Handschriften sowie das Auslesen von normalisierten und unnormalisierten Textfassungen wären ansonsten nur schwer möglich gewesen. 37 http:// www.latex-project.org/. 38 Im Zuge der Konfiguration des EDV-Systems konnte ich eine Verbesserung für das Fußnoten-Addon Ednotes vorschlagen, die nun als offizieller Patch zur Verfügung steht (ftp:// dante.ctan.org/ texarchive/ macros/ latex/ contrib/ ednotes/).
Richtlinien
823
4. Damit zusammen hängt die Fähigkeit von LATEX, Hypertext-Strukturen zu erstellen. Dies kommt besonders bei der Verlinkung von Textdateien (zwischen der Navigationsdatei und der unnormalisierten Edition) und von Text- und Bilddateien zum Tragen und ist für das Erstellen der CD-ROM-Version von Bedeutung. 5. Da LATEX im Prinzip wie eine Programmiersprache funktioniert und nach zu definierenden Regeln (quasi Makros) fertigen Code in ebenfalls festzulegende Formate (z. B. PS, PDF, DVI) konvertiert, ist eine fast beliebige Konfiguration der Ausgabe möglich. Unglücklicherweise sind die mir bekannten Makros für die Belange kritischer Editionen nur für einzelne Teilbereiche als fertige Pakete vorhanden und mussten daher großteils neu geschrieben werden. Ein umfassendes LATEX-Paket gerade für germanistische Editionen ist ein Desideratum. 6. Das Arbeiten mit XML-Formaten wurde bewusst gemieden, da dies die praktische Arbeit erheblich verkompliziert hätte. Grund dafür ist die unterschiedliche Art von Auszeichnungen. Während LaTeX mit Klammern operiert und eine Fußnote etwa im Regelfall mit \footnote{[Fußnotentext]} signalisiert wird, würde ein vergleichbarer Befehl im XML-Format [Fußnotentext] lauten. Auch wäre es vermutlich erst recht nötig gewesen, die XML-Dateien in ein TEX- oder LATEX-Format zu konvertieren, um einen formatierten (i. e. optisch ansprechenden) Ausdruck der kodierten Information zu erhalten. Sollte später eine XML-kodierte Fassung erforderlich sein – etwa bei der Aufnahme der Edition in eine Textdatenbank – wäre eine Konvertierung aber jederzeit möglich. 7. Unter den verschiedenen möglichen Ausgabeformaten von LATEX erwies sich das ›Portable Document Format‹ (PDF) als beste Lösung: Es ist weit verbreitet, plattformunabhängig (Windows, Linux, MacOS etc.), ermöglicht – anders als etwa HTML – eine stabile Formatierung (Schriftarten, Seitenumbrüche, Seitenspiegel etc.), und kann Hyperlinks innerhalb einer Datei und zwischen verschiedenen Dateien (CD-ROM-Version) darstellen und auflösen. Um einen kurzen Eindruck zu vermitteln, gebe ich im Folgenden zwei beliebig aus Transkription und Edition herausgegriffene Stellen des LATEX-Codes. Die Funktion der LATEX-Befehle ist aus dem Vergleich von Code und Endprodukt ersichtlich, z. B.: \V ... Verszählung im Hintergrund, z. B. für Fußnotennummerierung {\s} ... Schaft-s & ... Spaltenwechsel etc. Die Definition der Befehle steht in der Präambel des Codes und ist hier aus Platzgründen nicht rubriziert. Transkription \V{1}{\VA} &% \fol{W}{1}{ra} \bini{S}Wer rehtiv wo{\rr}t gemerchen &%
824
Einleitung
\fol{P}{2}{r} \bini{W}er recht wort gem\h{\kursiv{s}}{ec}ken kan &% &% \sini{{\bf \Large S}}wer rehtiu wort gemerken kan, % \Aa{\Vbis{2}\kursiv{Die beiden Verse sind im Bild Alrams von Gresten im Kodex Manesse zitiert (\folE{Cod. Manesse}{311}{r}):} Sw\he{\kursiv{s}} | recht | wort | merch || en k\ol{a} | d\he{\kursiv{s}} ged | enche | wie\kursiv{; vgl. FB.}}&\\ \V{2} &% der gedench\he{e} wi ein wi{\s}\he{e} man &% Der gedencke wie ein wi{\s}e man &% &% der gedenke wie ein wîse man &\\ \V{3} &% hi vo{\rr} bi alten ziten {\s}p{\rr}ach &% Hie vor by allt\ol{e} ziiten {\s}prach &% &% hie vor bî alten zîten sprach, \Aa{allt\ol{e}]{\n}te \kursiv{korrigiert} ee \kursiv{\hs{P}.}}&\\ \V{4} &% dem {\s}it div welt d\he{\kursiv{s}} volg\he{e} iach &% Dem {\s}it d\ol{e} {\s}it die welt d\he{\kursiv{s}} uolge iach &% & % dem sît diu welt der volge jach. &\\ Edition (normalisierte Fassung): \V{1}{\VA} &% \fol{W}{1}{ra} \bini{S}\no{w}{W}er reht\no{iu}{iv} wo{\rr}t gemer\no{k}{ch}en kan, &\As{% \fol{P}{2}{r} \kursiv{\hs{P}} }% \Aa{\Vbis{2}\kursiv{Die beiden Verse sind im Bild Alrams von Gresten im Kodex Manesse zitiert (\folE{Cod. Manesse}{311}{r}):} Sw\he{\kursiv{s}} | recht | wort | merch || en k\ol{a} | d\he{\kursiv{s}} ged | enche | wie\kursiv{; vgl. FB.}}% \Aa{kan \kursiv{\hs{W} rechts ausgeworfen nach V. 5.}}&\\ \V{2} &% der geden\no{k}{ch}\no{e}{\he{e}}, wi ein w\no{î}{i}{\s}\no{e}{\he{e}} man &\As{}% \Ab{wi{\s}er \kursiv{\lit{Hagen}}}&\\ \V{3} &% hi vo{\rr} b\no{î}{i} alten z\no{î}{i}ten {\s}p{\rr}ach, &\As{}&\\ \V{4} &% dem {\s}\no{î}{i}t d\no{iu}{iv} welt d\no{er}{\he{\kursiv{s}}} volg\no{e}{\he{e}} \no{j}{i}ach. &\As{% Dem {\s}it d\ol{e} {\s}it \kursiv{\hs{P}}}&\\
2.5
Forschungsbericht und Stellenkommentar
»Die Literatur zum ›Lanzelet‹ ist umfangreicher, als man bei der allgemeinen Geringschätzung erwarten sollte, und sie erklärt sich zum großen Teil daraus, daß der Stoff in Europa so berühmt wurde und die erste Darstellung eben bei Ulrich zu finden ist.« Diese Beobachtung, die Frederick Normann schon 1965 im Nachwort zur Neuauflage der hahnschen ›Lanzelet‹-Edition machte (Norman 1965, S. 293), kann aus heutiger Sicht nur mit Nachdruck bekräftigt werden. So überrascht es auch wenig, dass sich die bis-
Richtlinien
825
herigen Forschungsberichte zum ›Lanzelet‹ damit begnügen, das (nach dem jeweiligen Ermessen) ›Wichtigste‹ der Forschung zusammenzutragen: Mück 1952 hat insbesondere die altgermanistische Forschungsliteratur zum ›Lanzelet‹ des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesammelt und auf ca. 50 Seiten knapp abgehandelt. Webster/Loomis 1951 informieren im Kommentar hauptsächlich über die Fülle von motivgeschichtlichen Vergleichen – zumal zur altfranzösischen und keltischen Literatur –, die (hauptsächlich von Loomis selbst) zum ›Lanzelet‹ angestellt worden waren. Glinka-Janczewski 1963, S. 5–32 versucht, die Forschungsgeschichte bis ca. 1960 überblickshaft nachzuzeichnen. Pérennec 1970 nimmt im Kommentar einen großen Teil der damals vorliegenden ›Lanzelet‹-Forschung auf, tut dies aber stets im Hinblick auf die Entwicklung eigener Überlegungen und erst in zweiter Linie aus dokumentarischem Interesse. Zellmann 1996, S. 13–78 referiert die ihres Erachtens wichtigste Forschungsliteratur, entwickelt aber gleichsam zwischen den Zeilen des Forschungsbereichts und mithin geradezu suggestiv die Basis für ihren eigenen Interpretationsansatz. Nadler, S.-M. 1997, S. 21–40 begnügt sich damit, einige zentrale Fragen und Positionen der ›Lanzelet‹-Forschung anzureißen. McLelland 2000, S. IX–XII gibt eine prägnante, wenn auch im Einzelnen vielleicht zu schematische Einteilung der ›Lanzelet‹-Forschung in vier Phasen: die Abwertungen des Textes im 19. Jahrhundert als ›Unterhaltungsroman‹, die hitzigen Debatten um Datierungsprobleme um 1900, vereinzelte motivgeschichtliche Studien und Untersuchungen zu Ulrichs verlorener Quelle bis in die 1970er Jahre, und schließlich eine gar nicht so geringe Zahl interpretativer Arbeiten von ca. 1970 bis in die heutige Zeit. Münch 2005, S. 29–36 präsentiert einen kurzen Abriss der ›Lanzelet‹-Forschungsgeschichte, wobei sie McLellands Periodisierung – ohne Zitat! – übernimmt (S. 31f.). Kerth, Th. 2005 druckt den Kommentar von Webster/Loomis (z. T. gekürzt) wieder ab und ergänzt ihn um eigene Notizen auf Basis der Forschung seit 1951. Wennerhold 2005, S. 20–73 vermittelt in seiner Dissertation einen instruktiven, jedoch knapp gehaltenen39 Überblick zur ›Lanzelet‹-Forschung 1960–2000. Eine Versuch, die Forschungsliteratur zum ›Lanzelet‹ systematisch und möglichst vollständig aufzuarbeiten, wurde noch nicht unternommen. Daraus ergeben sich die Prämissen des vorliegenden Forschungsberichts und Stellenkommentars: 1. Ziel ist es, die Forschung zum ›Lanzelet‹ in ihrer Gesamtheit zu erfassen und auf möglichst übersichtliche Weise darzubieten. 2. So klar eine solche Zielsetzung in der Theorie klingt, so problematisch ist die praktische Umsetzung. Es liegt auf der Hand, dass eine gewisse Fehlerquote einkalkuliert werden muss: Oft fällt die Entscheidung über Aufnahme oder NichtAufnahme einer Arbeit der Subjektivität des ›Forschungsberichterstatters‹ anheim, Vollständigkeit kann nur insofern erreicht werden, als dass alle gängigen periodi39 Um es in Zahlen auszudrücken: Wennerholds Forschungsbibliographie zu ›Lanzelet‹, ›Wigalois‹, ›Daniel‹ und ›Krone‹ umfasst für die Zeitspanne 1960–2000 285 Aufsätze und 43 Monographien (S. 18). Zum ›Lanzelet‹ verzeichnet er – ohne zeitliche Beschränkung – gut 130 Titel. Meine Forschungsbibliographie zum ›Lanzelet‹ zählt über 600 Einträge, von denen ca. 250 in die Zeit nach 1960 fallen.
826
Einleitung
schen Bibliographien und die ›versteckten‹ Bibliographien der einzelnen Arbeiten ausgewertet wurden. 3. Auf jeden Fall aber kann dieses Ziel – wie ursprünglich vorgesehen – im Rahmen eines stellenspezifischen Kommentars nur bedingt verwirklicht werden. Es musste gleichzeitig ein thematisch gegliederter Forschungsbericht angefertigt werden, der jene Fragen abhandelt, die nicht einzelnen Textpassagen zugeordnet werden können. Für Überschneidungen gilt: Im Zweifelsfall steht die Information im Kommentar mit Verweis auf den Kommentareintrag im Forschungsbericht. Ein Beispiel: Die (mehr oder weniger deutlichen) Parallelen zu der ›Charrette‹ sind ausführlich an den betreffenden Stellen im Kommentar dokumentiert, der Forschungsbericht listet die Stellen lediglich kurz auf, gibt die Verweise auf die Kommentareinträge und diskutiert die möglichen Schlüsse aus der Gesamtsicht der Stellen. 4. Die Anlage des stellenspezifischen Kommentars ist selbsterklärend. Gelten Einträge für mehrere Stellen, stehen sie bei der ersten Stelle mit einer kompletten Auflistung aller weiteren Stellen. Die späteren Einträge sind nur noch Rückverweise auf den ersten Eintrag, es sei denn, es sind spezifische Ergänzungen angebracht, die nur für eine der späteren und nicht für alle Stellen gelten. Ein Beispiel für den Regelfall wäre K zu V. 787 und 8883–8884. Sind jedoch Einträge (1) sehr häufig, etwa weil das kommentierte Wort immer wieder im Text vorkommt, und sind (2) die Informationen nur von mäßiger Bedeutsamkeit für Verständnis oder Interpretation, fehlen die Rückverweise. Als Beispiel kann K zu V. 23 gelten, vor allem gilt diese Regel auch bei der Kommentierung von Eigennamen. 5. Die Disposition der Großkapitel des Forschungsberichts ist ohne Bedeutung und (in der Lektüre) variabel. Sobald keine thematische Feingliederung mehr angebracht erscheint, wird chronologisch nach dem Jahr der ausgewerteten Arbeiten verfahren. 6. Anm.: Die Aufgaben des Verfassers eines Forschungsberichts sehe ich in drei Bereichen: Der eine betrifft, selbstverständlich, die Sammlung und thematische bzw. stellenspezifische Aufschlüsselung der vorhandenen Sekundärliteratur. Der andere umfasst die kritische Lektüre und Kommentierung des vorhandenen Forschungsmaterials, und zwar vor allem in dem Sinne, dass die Arbeiten auf die eigene Folgerichtigkeit und innere Schlüssigkeit geprüft werden. Drittens schließlich geht es darum, vor dem Hintergrund der vorliegenden Studien Leerstellen der Forschung sowie offene oder eventuell weiterführende Fragen explizit zu machen. N i c h t zu den Aufgabenbereichen des Verfassers rechnen m. E. dagegen die Wertung verschiedener forschungsgeschichtlicher Paradigmata und/oder die gleichsam ›forschungsgeschichtliche Apotheose‹ eigener Ansätze und Überzeugungen, indem man den Forschungsbericht, z. B. durch eine bestimmte strukturelle Disposition, im Nonplusultra einer neuen Interpretation münden lässt. Eine solche ideologische
Richtlinien
827
Motivierung würde die Brauchbarkeit eines Forschungsberichts auf lange Frist erheblich einschränken. 7. Hinweise zur Benutzung: Primärliteratur wird ausnahmslos mit Abkürzungen, Sekundärliteratur in der Regel mit Kurzzitat (Autor/Herausgeber plus Jahreszahl) ausgewiesen. In einigen Fällen wird auch Sekundärliteratur mit Kürzeln zitiert, entweder aus arbeitsökonomischen Gründen (z. B. Siglen für die textkritische Arbeit, Wörterbücher) oder aus Gründen der Forschungstradition. Sämtliche Kategorien der Textproduktion, -rezeption usf. werden ohne biologische Implikationen und alleine der Lesbarkeit halber stets maskulin gesetzt.
2.6
Register und Indices
1. Das Namenregister listet sämtliche Eigennamen des mittelhochdeutschen Textes. Um ein rasches Nachschlagen zu gewährleisten, steht an erster Stelle ein Register der Haupteinträge mit den entsprechenden Verszahlen. Dem folgt ein breit angelegtes Lesartenregister, in dem sämtliche Schreibvarianten der Eigennamen stellenspezifisch ausgewiesen werden. Die Namen sind alphabetisch geordnet und mit Siglen ausgewiesen (PN = Personenname, VN = Volksname, ON = Ortsname, AL = Allegorie). Jeder Eintrag beginnt mit dem Hauptlemma, das der normalisierten Form des Haupttextes entspricht. Dem folgt eine vollständige Liste aller Verszahlen, die mit dem Namen verbunden sind. Aufgenommen sind auch jene Vorkommen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Verderbnisse einer oder mehrerer Handschriften darstellen. Namen aus Zwischentiteln von P sind dem nachfolgenden Vers zugeordnet. Diesem Haupteintrag folgen eventuell Anmerkungen zum Namen, etwa Herkunfts- oder Abstammungsbezeichnungen von Personen oder vom Hauptlemma abweichende, jedoch im Reim gesicherte Varianten. Schließlich folgt eine vollständige Aufschlüsselung der Lesarten nach Handschriften mit zugehörigen Verszahlen. Fehlt ein Name in einer Handschrift, wird dies unter der Kategorie »fehlt« als Lesart notiert. Ausgenommen sind solche Fälle, die sich durch Materialbeschädigung (bei den Fragmenten) erklären lassen. Auch bei Fehlversen der Fragmente sowie bei Zwischentiteln in P wird naturgemäß keine fehlende Lesart für die anderen Überlieferungsträger notiert. Bei etymologisch durchsichtigen Flurnamen werden keine Lesarten gegeben (z. B. Wîzer Sê). Auffälliges zu einzelnen Lesarten steht in eckigen Klammern. Ebenfalls in eckigen Klammern stehen problematische und unsichere Lesarten. Herkunftsbezeichnungen werden in eigenen Einträgen verzeichnet (z. B. Iwân de Nônel), Ausnahme ist Lanzelet de Lac, da es hier den Anschein hat, als wäre die Herkunftsbezeichnung zum Beinamen verblasst. – Generell sind die Anmerkungen zu den Namen zu vergleichen, die in der Regel beim ersten Vorkommen des Namens im Kommentar gegeben werden. Eine ausführliche Studie der Personen- und Ortsnamen des ›Lanzelet‹ findet sich bei Glinka-Janczewski 1963, S. 128–292, die jedoch dazu tendiert, jeden ungefähren Gleichklang als Parallele zu werten. Ich
828
Einleitung
habe ihre Vorschläge nur dann in den Kommentar aufgenommen, wenn mir eine Beziehung zwischen verschiedenen Texten resp. Namen wahrscheinlich erschienen ist. Namenregister bieten weiters Pérennec 1970 und Kinnear/Lofmark 1972. 2. Forschungsbericht und Stellenkommentar werden von einem thematischen Register erschlossen, das zusammen mit dem Register der zitierten Literatur den Hauptindex bildet. Die Vergabe von Indexeinträgen ist naturgemäß in einem doppelten Sinne subjektiv bedingt: erstens was die Art der Einträge betrifft, zweitens was die Setzung der Einträge anlangt. Im Allgemeinen gilt: Welcher Eintrag im Index steht, ist abhängig von meiner Einschätzung, ob eine Information für einen Leser bzw. Interpreten von Interesse sein könnte. Ob dann ein bereits gewählter Eintrag an einer bestimmten Stelle gesetzt wird oder nicht, hängt von der Argumentationsstruktur der betreffenden Passage ab. Mit einem Beispiel: Ich halte es für grundsätzlich ›Index-relevant‹, wenn im Stellenkommentar über das Thema Turnier gehandelt wird, ›Turnier‹ findet sich daher als Eintrag im Index. Wird aber lediglich das Wort erwähnt, ohne dass konkrete Aussagen zu Art und Weise des bzw. eines Turniers gemacht werden (z. B. in K zu V. 1288–1301), steht keine Referenz im Index. – Für die Benutzung des thematischen Index ist zu beachten: 1. Die Begrifflichkeit der Indexeinträge ist unabhängig von den Formulierungen im fortlaufenden Text. Der Indexeintrag ›Erzähltheorie‹ beispielsweise verweist auf Passagen, in denen erzähltheoretisch relevante Aussagen getroffen werden (z. B. zur Motivationsstruktur des ›Lanzelet‹). Das bedeutet jedoch nicht, dass in den indizierten Passagen auch der Begriff ›Erzähltheorie‹ verwendet wird. 2. Kursivierte Seitenzahlen signalisieren Passagen, die für das indizierte Thema von zentraler Bedeutung sind. 3. Der zweite Teil des Index besteht aus einer vollständigen, automatisch generierten Liste sämtlicher Zitate aus Primär- und Sekundärliteratur. Das Zitatenregister ist durch Asterisk vom thematischen Index abgehoben. Die Kurzzitate aus Namen und Jahreszahlen (Sekundärliteratur) und die Abkürzungen (Primärliteratur) sind über die Bibliographie aufzulösen.
2.7
Bibliographie
1. Die Gliederung der Bibliographie ist aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich. 2. Mit der Rubrik ›Sekundärliteratur‹ werden zweierlei Ziele verfolgt. Zum einen verzeichnet sie, selbstverständlich, sämtliche in der vorliegenden Arbeit zitierte Forschungsliteratur. Zum anderen soll sie eine möglichst vollständige Forschungsbibliographie zum ›Lanzelet‹ geben. Zu diesem Zweck sind alle zitierten Arbeiten, die sich n i c h t unmittelbar auf den ›Lanzelet‹ beziehen, petit gesetzt. 3. Für die ›Lanzelet‹-Bibliographie wurden folgende bibliographischen Hilfsmittel ausgewertet: das »Internationale Referatenorgan Germanistik« (alle Jahrgänge), die
Handschriftenbeschreibungen
829
»Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft« (»EppelsheimerKöttelwesch«, alle Jahrgänge), das »Bibliographical Bulletin of the International Arthurian Society« (alle Jahrgänge), die Bibliographie der Modern Language Association (alle Jahrgänge), Heiner Schmidts »Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte« (Bd. 31, S. 477–479; Bibliographie für die Jahre 1945–1990), diverse Internet-Suchmaschinen (vor allem http:// www.google.at/), thematische Bibliographien, z. B. der Literaturgeschichten, sowie die ›versteckten‹ bibliographischen Angaben der ausgewerteten Arbeiten.
2.8
Übersetzung
1. Die Übersetzung begleitet den Text möglichst nah: Sowohl Haupt- wie Paralleltext werden übersetzt, die Verse sind zur besseren Orientierung abgesetzt, die Wortwahl ist – wenn möglich – an den mittelhochdeutschen Text angelehnt. So übersetze ich beispielsweise mhd. êre als nhd. Ehre, da die von den Lexemen abgedeckten Bedeutungsbereiche sich noch in vielen Punkten überschneiden. Wo dies nicht der Fall ist und der Unterschied zu groß ist wie etwa bei mhd. wîp ›Frau‹ – nhd. Weib, folge ich natürlich der gängigen Übersetzungspraxis. 2. Gegen diesen Vorsatz war es in einigen Punkten doch notwendig, etwas weiter vom mittelhochdeutschen Text abzuweichen. Zumeist geschieht dies zu Gunsten der besseren Lesbarkeit der Übersetzung: Der neuhochdeutsche Text ist nicht gereimt und verzichtet auf ein Versmaß, kleinere Umstellungen nähern den Text den im Neuhochdeutschen gängigen Satzstellungsmodalitäten an, die Zeitstufen sind an den heutigen Usus angepasst (inklusive teilweiser Tilgung von historischem Präsens), ›kleine Wörter‹ (insbesondere Partikel und Pronomen) werden den syntaktischen und/oder semantischen Eigenheiten des Neuhochdeutschen entsprechend ergänzt, getilgt oder durch andere Ausdrücke ersetzt. Lesehilfen, z. B. Glossierungen von Pronomen mit Eigennamen, und größere Ergänzungen stehen in runden Klammern. 3. Die Übersetzung verfolgt damit das Ziel, den Leser in Form einer Hilfestellung an den mittelhochdeutschen Text heranzuführen. In zweiter Linie macht sie den Editionsprozess transparent, indem sie durch die (wie ich hoffe) möglichst klare Präsentation meines Textverständnisses quasi ununterbrochen den Blick in die ›Werkstatt‹ freigibt. Sprachlichen Ansprüchen genügt der neuhochdeutsche Text nur insofern, als Grammatikalität angestrebt wird. Stilistische Belange jedweder Art finden keine Berücksichtigung: Die Übersetzung ist kein Ersatz des mittelhochdeutschen Textes!
830
Einleitung
3.
Handschriftenbeschreibungen
Handschriftenbeschreibungen gehören wohl mit zu jener Gruppe von Textsorten, die die Geduld und Konzentration des Lesers bis zum Äußersten ausreizen. Ich habe dem durch eine möglichst übersichtliche Aufsplitterung der Notizen in einzelne Punkte entgegenzuwirken versucht. Grob gilt für die Reihung der Bemerkungen: Literatur – Allgemeines – Inhalt des Überlieferungsträgers – Beschriftung (= nicht zum Text Gehörendes) – Herkunft und Geschichte – äußerer Zustand des Überlieferungsträgers – Wasserzeichen – Miniaturen – Blatt- oder Seitenzählung – Lagenstruktur – Schriftspiegel, Disposition des Textes auf der Seite – Schreiber – Rubrizierung – Abschnittsgliederung (Initialen) – Schrift. (Ausgenommen von diesem Schema ist das verbrannte Fragment S, da hier zu den meisten genannten Punkten kaum etwas gesagt werden kann.)
3.1
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, olim Ms. Ambras. 422 (W)
Lit.: Combridge 1993, S. 41; Deutscher 2002, S. 12–15; Fingernagel/Roland 1997 I, S. 318–320; Gottlieb 1900, S. 25; Gottsched 1769, S. 296ff.; Hagen 1809, S. 565, 603f.; Hagen/Büsching 1808/25 I, S. XIII; Hagen/Büsching 1812, S. 151–153; Hahn 1845, S. XVI–XVIII; Hannink 1914, S. 3–7; Hofmann von Fallersleben 1841, Nr. XIV; Hofstäter 1811, S. XLV; Kantola 1982, S. 7; Lambecius 1666, S. 980f.; Menhardt 1952; Menhardt 1960, S. 133f.; Mück 1952, S. 4; Österreichische Nationalbibliothek 1965; Schiewer 1988, S. 248f.; Unterkircher 1957, S. 82.40 1. Pergament, Holzdeckeleinband mit braunem Leder (14. Jahrhundert?), I + 59 Bll., 25,5 × 17 cm, um 1320/30 (Datierung nach Schrift und Buchschmuck)41 , alem. (schwäb.). 2. Inhalt: ›Lanzelet‹. Mögliche Fehlverse V. 8943–9082, doch könnte dies auch eine (spätere?) Interpolation einer anderen Überlieferungstradition sein. 3. Beschriftung: vorderer Buchdeckel: nicht mehr lesbare Beschriftung (Menhardt 1960 vermutet Spuren einer Inhaltsangabe des 15. Jahrhunderts). Buchrücken: Etikette unten, nur noch Buchstabenteile sichtbar. Spiegel vorne, links oben: Bibliotheksetikette 2698 | Nicht versendbar | s. AKI 20.VII.073.062. Ir : Blattmitte: Stempel KAISERLICHE KOENIGLICHE HOFBIBLIOTHEK mit Adlerwappen; am 40 Die Informationen bei Alker 1966, S. 332 zum Einband des Cod. 2698 der Österreichischen Nationalbibliothek haben augenscheinlich (»Tractatus de dialectica«, »Papierhandschrift« u. a. m.) nichts mit der Wiener ›Lanzelet‹-Handschrift zu tun, Alker beschreibt Cod. 4698. 41 Die Datierung ins 13. Jahrhundert bei Hagen 1809, S. 603; Hagen/Büsching 1812, S. 151; Haupt, M. 1845, Sp. 105; Bächtold 1870, S. 41, Anm. 7; Goedeke 1871, S. 724; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 3; Brogsitter 1971, S. 82; Trzepacz 1975, S. 169; Nadler, S.-M. 1997, S. 9; Buschinger 2001b, S. 144; Buschinger 2003, S. 10; Brinckmann 2004, S. 149 ist mit ziemlicher Sicherheit abzulehnen.
Handschriftenbeschreibungen
831
oberen Seitenrand Vermerk: 2698 nicht versendbar tZ. 962./907; rechts darunter: Restauriert 1914, Sept; links daneben: XV. G. [E.?] 8; von selber Hand wie das Letztere am unteren Seitenrand: MCLXII Amb 422 (alles Bleistift). Iv : oben, Hand des frühen/mittleren 14. Jahrhunderts, braune Tusche: Ditz iſt Lantzelet; darunter mit Bleistift: Cod. 2698. 1r oben zentriert mit dunkelbrauner Tusche der alte Signaturvermerk MS. Ambraſ. 422. von Peter Lambeck. 58v (unten) und 59v (Blattmitte): jeweils Stempel wie auf Ir . Spiegel hinten: oben von Hand des 15. Jahrhunderts in verblasster Tinte: Maria mater Gracia [sic!] mater miſericordie (15. Jahrhundert); unten neuzeitlicher Bleistiftvermerk: 209 (eventuell dieselbe Hand wie bei den verblassten Einträgen Ir ). hinterer Buchdeckel: rechts oben Etikette, Beschriftung mit Bleistift CC | 209 (selbe Hand wie am hinteren Spiegel unten). 4. Herkunft: Nach Lambecius 1666 gehörte der Kodex zur Schlafzimmerbibliothek Maximilians. 1665 kam er mit der Ambraser Sammlung, dessen Bestandteil er war, nach Wien. Gentilotti (Präfekt 1705–1723) versah den Kodex mit der Signatur Philol. 162. Der Kodex wurde laut Vermerk auf Ir im September 1914 restauriert. – Adelung, J. Chr. 1784 erwähnt eine Abschrift der Handschrift für Johann Christoph Gottsched, der den Plan einer vollständigen Geschichte der deutschen Literatur ins Auge gefasst hatte. Eine (weitere?) Abschrift der Handschrift durch J. M. Schottky aus dem frühen 18. Jahrhundert befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin als Ms. germ. quart. 269 (Papier, 166 Bll.; vgl. Hahn 1845, S. XVIII; Degering 1926, S. 48). – Deutscher 2002 gibt einen (allerdings höchst fehlerhaften) Abdruck der Handschrift. – Abb. von 1ra (V. 1–10) bei Salowsky 1975, S. 46; Abb. von 1r bei Kantola 1982, S. 8; Abb. von 1ra (V. 1–19), 56vb (V. 9136– 9156), 41rb (V. 6497–6512) und 57vb (V. 9301–9316) bei Fingernagel/Roland 1997 II, Abb. 410–413; Abb. von 4ra (V. 561–578), 32va (V. 4957–4974; Hand B) und 4v bei Deutscher 2002, S. 21f. 5. Äußerer Zustand: Der Einband ist stark abgerieben und weist Spuren von je fünf Buckeln und zwei Lagenschließen auf. Vor allem aber finden sich immer wieder Risse und Löcher, die jedoch (da kein Textverlust auftritt und die Löcher in den Textfluss eingebunden sind) bereits vor der Beschreibung vorhanden gewesen sein dürften: fol. 28 (genähter Riss, V. 4423–4425, 4463–4466), 29 (kleines Loch in V. 4593), 36 (zwischen den Spalten), 37 (bei V. 5952–5953), 42 (unteres Eck), 48 (kleines Loch, V. 7657), 49 (kleines Loch, V. 7810–7811), 55 (zwei Löcher, eines unten außerhalb des Spaltenspiegels, das andere V. 8756–8760, 8797–8801), 57 (V. 9291–9293). Sekundär sind dagegen diverse Wasser- und Fettflecken, die teilweise mit Textverlust verbunden sind: 44, 45, 46 (wohl zusammenhängend), 44ra (V. 6961–9161, teilweise Textverlust, besonders am Beginn von V. 6962), 14va (V. 2196–2197 bei beidiv und vnd). Auf 45 und 46 finden sich (an jeweils derselben Stelle im Blatt) Falten (V. 7081–7089, 7503–7209; 7244–7249, 7365–7372), wodurch einzelne Buchstaben nicht sicher lesbar sind. – Ansonsten ist der Kodex gut erhalten.
832
Einleitung
6. Foliierung: I (Bleistift, wohl 20. Jahrhundert) + 1–59 (18. Jahrhundert). 7. Lagen:42 (I–1)1 + III6 + (IV–1)13 + 2.IV29 + (IV–1)36 + 2.IV52 + (III+1)59 . Das Gegenblatt zu 1 ist auf den Spiegel des Vorderdeckels geklebt, nach 13 und 36 fehlt jeweils ein Einzelblatt (ohne Textverlust), 59 ist ein Einzelblatt. Kustoden 7r (.II 9 .) und 21v (III 8 ; abgeschabt). 8. Schriftspiegel: 20,8–21,2 × 14 cm. Text zweispaltig auf fol. 1r –58v , Spaltenzwischenraum (nach Linierung) ca. 7 mm, Verse abgesetzt. Meist 40 Z. pro Spalte. Abweichungen: 41 Z. in 32vb , 39 Z. in 14ra , 14rb , 44va , 44vb , 54va . Linierung: Blätter oben, unten (Spalten) sowie am äußeren Rand (Zeilen) durchstochen, teilweise Zeilenlinien (noch) sichtbar. 9. Zwei Hände, beide verwenden dunkelbraune Tusche. Die Hauptlast trug Hand A, Hand B schrieb: 32va –34rb , Z. 8 (V. 5074–5360), 34vb –37rb , Z. 23 (V. 5393–5856), 39vb (V. 6232–6271). Die Schrift von Hand A ist äußerst ausgeglichen und wirkt sehr geübt, während Hand B unbeholfen wirkt und eine wesentlich höhere Anzahl offensichtlicher Fehler aufweist. Deutscher 2002, S. 14 vermutet wohl zurecht, dass es sich hier um einen Anfänger (Schüler) gehandelt haben wird. 10. Rubriziert sind Initialen (teilweise in Verbindung mit hellbeigen kalligraphischen Begleitlinien), Capitulumzeichen, diverse Zierstriche (insbesondere Oberlängen in der ersten Zeile einer Spalte) und (in der Handschrift meist oben und unten geschlossene) Doppelstriche, die rechts Ausgeworfenes abgrenzen. Der Rubrikator war entweder einer der beiden Schreiber (wohl Hand A) oder war zumindest mit der Textherstellung vertraut, wofür einige Korrekturen mit roter Tinte sprechen: 13ra (V. 1979, Einfügung über Zeile mit roter Tinte), 14rb (V. 2178, Streichung mit roter Tinte), 14va (V. 2181, Einfügung über Zeile mit roter Tinte überstrichen). Ebenfalls rubriziert sind die letzten beiden vz in V. 9445, 58vb , die den Text abschließen. Teilweise sind auch die links ausgeworfenen Umstellungsvermerke rot unterstrichen. 11. Abschnittsgliederung und Initialschmuck: (a) In der Regel werden neue Textabschnitte von zweizeiligen roten Initialen (Lombarden) markiert, Fortsätze der Buchstaben über mehrere Zeilen links außerhalb des Schriftspiegels sind häufig. Initialen, die zu der letzten Zeile einer Spalte gehören (und demnach aus dem Schriftspiegel hinabhängen würden), sind bereits bei der vorletzten Zeile gesetzt. (b) Die Repräsentanten für die Initialen sind häufig noch lesbar, für die Initiale S 36vb , V. 5783 sind irrtümlich schon V. 5781–5782 (wohl wegen Lochs) eingerückt, der Repräsentant steht jedoch erst bei V. 5783 und korrigiert so den Irrtum. 42 Nach der Lagenformel von Chroust 1902/39; vgl. Mazal 1986, S. 68.
Handschriftenbeschreibungen
833
(c) Einen Sonderfall bilden die I- und J-Initialen, die sich im Regelfall links außerhalb des Schriftspiegels über mehrere Zeilen (4–12) erstrecken. (d) Selten sind einfache einzeilige Initialen (D 4va , V. 561; S 4vb , V. 607). In vier Fällen sind dreizeilige Initialen nur durch den Umriss des Buchstabenkörpers gegeben: M 45va , V. 7169 (Umrisse mit dunkelbrauner Tusche); E 46va , V. 7357 (Umrisse mit dunkelbrauner Tusche); N 49ra , V. 7757 (Umrisse mit roter Tinte); N 53va , V. 8469 (Umrisse mit roter Tinte). (e) In vier Fällen finden sich Initialen mit Binnenfeldornamentik: M 7ra , V. 999 (4 Z., Umrisse des Buchstabens mit Schreibtinte, hellbeige Ausfüllung, rings herum rote Kreuzschraffur, die ein Quadrat bildet); M 42ra , V. 6607 (Umrisse des Buchstabens mit Schreibtinte, in den drei Abstrichen des M rote und dunkelbraune Punkte, um den mittleren Strich schlingt sich in der Mitte ein Ring mit leerem Körper, innerhalb des Ringes [ausgenommen der mittlere M-Strich] rote Füllung, im Binnenfeld rote schräge Kreuzschraffur, quadratische Umrahmung, die oben, links und rechts doppelt ausgeführt ist [mit Schreibtinte], Zwischenraum rot, zwischen Buchstaben und Quadratrand dunkelbraune schräge Kreuzschraffur, links schlängelt sich ein dreizackiger Drachenschwanz außerhalb des Spaltenspiegels über vier Zeilen hinab, dieser dunkelbraun mit zarten roten Verzierungen); W 57rb , V. 9227 (3 Z.; zwei seitlich verschobene V, die V-Körper mit dunkelbraunem Umriss und roter Füllung, der Raum zwischen den V-Längen bleibt leer, Umrahmung durch Rechteck, dieses mit schräger Kreuzschraffur, alles dunkelbraun). J 17ra , V. 2601 (außerhalb des Spaltenspiegels über 12 = 2 + 1 + 9 Z.) hat einfache Ornamentik um den Buchstaben herum. (f ) Gelegentlich haben Initialen anthropomorphe oder zoomorphe Drolerien, nicht selten verbunden mit Dreifarbigkeit (Rot, Hellbeige, Dunkelbraun): S 1ra , V. 1 (4 Z.; Drache hellbeige und dunkelbraun in roter, rechteckiger Kreuzschraffur, Binnenfeld mit roten und dunkelbraunen Punkten, Drachenschweif reicht noch außerhalb des rechten Spaltenspiegels fünf weitere Zeilen hinab; aus dem Schweif entwickelt sich eine Zeile unter dem S-Körper bis hinauf zum oberen Ende des S eine frontale Figur in modischer Tracht [ansatzweise erweiterte Ärmel], wie S und der Schweif hellbeige, allerdings mit roten Punkten an den Unterarmen, in der Mitte des Bauches längs der Wirbelsäule und am Kopf; links oben und rechts unten an die Kreuzschraffur [an den Ecken] ein Blatt angehängt, links oben hellbeige mit dunkelbraunem Umriss, rechts unten hellbeige mit rotem Umriss, rechts oben am Eck der Kreuzschraffur ein rotes Kreuz oder Blatt; aus dem ersten Buchstaben nach der Initiale [W], dessen Körper rot gefüllt ist, entwickelt sich ein Mischwesen, das menschliche und Raubkatzenzüge aufweist und gleichsam auf der Zeile
834
Einleitung
liegt [über Wer rehtiu], die Füße wurzeln im W, der Kopf ragt dem Leser entgegen, die linke Hand liegt auf dem Rücken, die rechte ist leicht abgewinkelt und nach vorne [rechts] gestreckt, wo sie einen Baum oder Eichenast [?] hält, alles mit dunkelbraunen Umrissen, Körper hellbeige, Kopf und Unterarme hellrot, Baum hellbeige, rechte Hand leer); J 2ra , V. 189 (12 = 3 + 1 + 8 Z. [ohne Ausläufer] außerhalb des Schriftspiegels; ein Drache mit anthropomorphem Gesicht sitzt auf dem oberen Ende des J, der Schweif reicht parallel zum J hinab; Umrisse des Drachen dunkelbraun, Füllung hellrot, der Zwischenraum zum roten J hellbeige); J 4rb , V. 521 (4 Z., innerhalb des Spaltenspiegels, Schweif mit abschließendem Blatt außerhalb des Spaltenspiegels über drei Zeilen; Menschenkopf [ohne Hörner]); D 5ra , V. 667 (2 Z.; einfache Lombarde, daraus links entlang des Spaltenspiegels eine Schlange mit Menschenhaupt und Hörnern über fünf Zeilen); N 21va , V. 3319 (4 Z.; nur dunkelbraune Tusche, linker Abstrich in Form eines langen Baumstumpfes, in den oben ein Drache beißt, dessen Körper den Querstrich und dessen Schweif den rechten Abstrich bilden); N 41rb , V. 6509 (4 Z.; zwei Drachenkörper bilden den Buchstaben, einer mit Menschenkopf den linken Abstrich, einer den Querstrich und rechten Abstrich, dreizackige Schwänze reichen ca. 2,5 cm unter den Spaltenspiegel hinab [diese dunkelbraun mit zarten roten Zierungen]; Umrisse dunkelbraun, sparsame Auszierung mit roter Tinte; als Hintergrund ein Quadrat, Umrisse dunkelbraun, im Quadrat um die Körper herum rote schräge Kreuzschraffur); J 56vb , V. 9141 (6 = 2 + 1 + 3 Z. außerhalb des Spaltenspiegels; Mensch, Umrisse dunkelbraun, rot nachgezeichnet, steht auf Zierlänge des w von V. 9145); N 57vb , V. 9309 (Beginn des Epilogs!; 3 Z.; linker Abstrich eine kniende oder sitzende Frau [?], rechter Abstrich ein Drache, der sich in den linken Arm der Person verbissen hat [= Querstrich: Arm der Frau plus Kopf und Hals des Drachen]). Gegenüber der fortschrittlich wirkenden Schrift erscheint das Linienwerk der Lombarden altertümlich, generell sind derartige Figureninitialen im 14. Jahrhundert selten. Der Figurenstil mit den gedrungenen Körpern und Ansätzen zu plastischem Gestalten verweist ins 2. Viertel des 14. Jahrhunderts, ebenso die Ärmel der Figur in 1r , V. 1 (nach Fingernagel/Roland 1997 I, S. 319f.). (g) Nicht ausgeführte Initialen sind selten und am freigelassenen Raum sowie mitunter am Repräsentant zu erkennen: [N] 11rb , V. 1689; [M] 12vb , V. 1905 (3 Z.; ausradiert, eventuell Figureninitiale); [H] 17rb , V. 2623 [4 Z.]; [Z] 20ra , V. 3075; [N] 27rb , V. 4257 [4 Z.]. 54vb , V. 8653 fehlt Initiale I, Einrückung und Repräsentant fehlen ebenfalls. 42rb , V. 6639 ([I]Ch) fehlt Einrückung, Repräsentant ist jedoch vorhanden, zudem ist C als Majuskel gesetzt.43 43 Glinka-Janczewski 1963, S. 22f. vermutet einen Zusammenhang der ersten Initialen mit dem Fami-
Handschriftenbeschreibungen
835
(h) Neben den Initialen begegnen als weitere Gliederungsebene links ausgeworfene Capitulumzeichen (Ausnahme 22ra , V. 3398: am Versende), zumeist in Verbindung mit Majuskeln am Versbeginn. (i) Fraglich ist, ob auch Majuskeln ohne begleitende Capitulumzeichen als Gliederungsmerkmale zu lesen sind. 12. Allgemeine Charakteristika der Schrift (Hand A): (a) Deutsche Gotische Buchschrift. (b) Zeichen, die nicht zum Alphabet gehören, sind selten. Eine Gliederungsfunktion haben die (meist) Punkte (seltener Virgeln) bei: Aufzählungen (V. 1702, 2675–2678, 2754, 3810, 3969, 3992–3993, 4142, 4750–4755, 6425, 6577, 6802, 7769, 7775, 8300, 8380–8381, 8390, 8603, 8670, 9303, 9334); Enjambement (ein Satzglied in der nächsten Zeile; V. 1279, 3363, 4164, 4727, 5029, 6387, 6400, 6424, 6561, 7241, 7305, 7671, 7716, 8286, 8596, 8636, 8658, 8732, 8772, 8794, 8856, 9306, 9362–9365); direkter Rede nach sprach (V. 320, 3218); Anrede (V. 6378); zwei selbständigen Sätzen in einem Vers (V. 321, 7233). Ebenfalls häufig sind Doppelpunkte, meist um irrtümlich unterlassenen Zeilenumbruch zwischen zwei Versen anzuzeigen, etwa V. 4160, 4531, 6381 (Deu transkribiert Semikolon). Daneben finden sich weitere Punkte, Virgeln, ein Strichpunkt (nur V. 143), Striche unterschiedlicher Länge und Ausrichtung, Asteriske, Kreuzzeichen, Kommas etc. vor allem am Zeilenende. (Die Zeichen sind wohl häufig ohne unmittelbare Bedeutung, stehen auch oft deutlich abgesetzt von der Verszeile, rechnen aber m. E. zum Schriftbild und sind daher transkribiert.) (c) Schriftschmuck: Die Oberlängen der ersten Zeile einer Spalte sind häufig nach oben cadellenartig verlängert (gewellt), gelegentlich verbunden mit roten Zierlinien. Seltener sind Unterlängen der letzten Zeile nach unten verlängert. Sonderfall ist s in Genewis in V. 8896 (56ra , letzte Zeile), dessen Abschwung weit unter den Schriftspiegel hinabreicht und in den Umrissen eines Fischkörpers (?) ausläuft. Manche Buchstaben (besonders h, l, b) sind am oberen Schaftende mit kleinen Kreisen bzw. Schlaufen versehen (ein Charakteristikum von Hand A). Gerades r hat häufig einen schräg nach rechts oben gehenden Zierstrich, der einem Akut ähnelt. (d) Schreiberkorrekturen lassen vor allem bei Hand A auf einen sehr gewissenhaften Schreiber schließen. Nicht zuletzt betrifft dies das Reimverhalten des Textes, auf das offenbar besonderer Wert gelegt wurde (vgl. etwa die Korrektur V. 7479). Auffällig ist die Einrückung von V. 9161, verbunden mit (gelienwappen der Herren von Zezikon, wo sich über einem goldenen Dreiberg eine grüne Pflanze mit drei silbernen Blüten in goldenen Kelchen erhebt. Der Schreiber von W könnte das Wappen gekannt und diesen Zusammenhang hergestellt haben. Ich sehe jedoch weder die Nähe zwischen dem Initialenschmuck und dem Wappen noch scheint mir dieser eine Besonderheit in seiner Zeit darzustellen. Vgl. auch K zu V. 4438–4439.
836
Einleitung
genüber P) Textverlust. Eventuell war die Vorlage an dieser Stelle beschädigt und eine spätere Ergänzung nach einer anderen Vorlage vorgesehen. (e) Neben Streichungen und Ergänzungen im Vers treten Umstellungsvermerke zu zwei (oder vier) Versen wie V. 1897–1900, 6685–6686; 2351–2352, 3569– 3570, 4135–4136 (die letzten drei mit rotem Haarstrich unterstrichen). (f ) Senkrechter Strich (Doppelstrich) grenzt meist rechts Ausgeworfenes ab, das zu (einer) der vorigen oder nächsten Zeile(n) gehört. Der geschlossene Doppelstrich besteht aus einem leicht linksbauchigen Strich plus einem senkrechten Strich rechts daneben, die gemeinsam ein (meist) rubriziertes Feld umschließen. Die Form variiert selten (z. B. V. 1499, wo das Zeichen als vertikal gespiegeltes L erscheint, das ein C durchstreicht). (g) Abbreviaturen sind selten. In erster Linie werden Nasalstriche verwendet. dc (dC Deu) für daz begegnet erst ab V. 7068 und dann meist am Versbeginn. vn steht gelegentlich für vnd, in V. 4981a aber wohl für von. Unklar ist die Abbreviatur in V. 7636 und 7982, vermutlich ein stark reduziertes und schräg rechts über a gestelltes c oder e. Ähnliches könnte für c oder e über g in V. 8671 gelten. Ich transkribiere c über a, Deu setzt (interpretierend, aber wohl zutreffend; vgl. auch HaA zu den Stellen) æ bzw. C über g. Ebenfalls problematisch ist auslautendes e an jenen Stellen, wo -en zu erwarten wäre (z. B. V. 9098; einmal bei -ic in V. 128). Die Stellen sind jedoch selten, es liegt wohl eher Schreiberversehen vor. (h) Majuskeln stehen – außer wie erwähnt bei Versanfang – häufig bei Eigennamen. Außerdem kommen vor im Versinnern: Grave (V. 61, 3208, 3260, 3263, 3280, 3331, 3337, 3368, 3428, 3431, 8380), Lant (V. 1314, 1445, 3567, 4931, 7901, 8165, 8198, 8254, 8261, 8405), Jch (V. 2655), Laſur (V. 6298), Lewe (V. 1735, 1742, 1892, 1953, 1956, 1961, 1974, 1979, 3992, 6294), Lonen (V. 480), Samenunge (V. 8101), Se (teilweise Eigenname; V. 2294, 2475, 5375, 6107, 6691, 7048, 7075, 7140, 7158, 7517, 7520, 7587, 7603, 7607, 7659), Serpant (V. 7905), Sibentzic (V. 6380). (i) Bei einigen Buchstaben (a, h, k) ist Unterscheidung von Majuskel und Minuskel problematisch, lässt sich aber über die Vergleichung von Stellen mit vorgesetztem Capitulumzeichen einigermaßen durchführen. Besonders unklar sind v, w, die am Zeilenbeginn häufig Zierstrich (erste Länge nach links oben fortgesetzt) haben, der im Versinneren eindeutig Großschreibung markiert. Ich transkribiere trotz der Stellungsgebundenheit des Phänomens Majuskeln. (j) Manche Buchstabenfolgen, insbesondere bei aufeinander folgenden Bogenlinien (vgl. Bischoff 1986, S. 176), aber auch bei Folgen wie pp (vgl. Bischoff 1986, S. 174), sind sehr nahe zusammengerückt, was eine Unterscheidung (etwa zwischen ur und it) oft erschwert. 13. Besonderheiten einzelner Buchstaben (Hand A):
Handschriftenbeschreibungen
837
(a) a ähnelt einem Kapitälchen (›Kasten-a‹), wie es sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ausbildet (vgl. Bischoff 1986, S. 181; Mazal 1986, S. 113). (b) e ist, besonders im Auslaut, häufig hochgestellt. (c) f und v sind in den meisten Fällen austauschbar, also Allographe; nur in vrowe, vragen und vor sämtlichen u-haltigen Vokalen steht v (Hannink 1914, S. 11). (d) í, i und ı wechseln – wie generell seit dem 14. Jahrhundert – beliebig (vgl. Bischoff 1986, S. 181; Mazal 1986, S. 113), ich transkribiere einheitlich i. (e) J und I sind in W klar unterschieden: I hat unten Querbalken, J läuft unten nach links in eine Spitze aus und hat den oberen Querstrich nur nach links. (f ) Großes N begegnet vor allem in zwei Formen: als großes ›kleines‹ n (zwei Abstriche, ein Querstrich) und in einer Form, die in etwa dem heutigen H entspricht (etwa V. 3749). Auffällig ist daneben eine dritte Form, die nie bei Initialen auftritt und grob der heutigen Zeichenfolge 2=J ähnelt (etwa V. 4190, 7904). (g) Rundes und gerades r wechseln, rundes r steht tendenziell in Umgebung von runden Buchstaben wie besonders o, b, p, v, doch ist die Scheidung unscharf und es findet sich beispielsweise sprach mit rundem und geradem r. Auffällig ist eine dritte Form des r (V. 777, 1103, 1124, 1596, 1779 und öfter): Während das gerade r aus einem senkrechten Abstrich, einem schräg nach rechts weisenden dünnen Aufstrich und oben einem nach links den Buchstabenkörper schließenden Querstrich besteht, geht bei dieser Nebenform der Querstrich nach rechts und verbindet das (somit offene) r in der Regel mit dem nachfolgenden Buchstaben oder Wort. (h) Die Distributionsregel: rundes s auslautend, Schaft-s im An- und Inlaut, ist bis auf ganz wenige Ausnahmen (V. 149, 3515) streng durchgehalten. (i) v und u sind Allographe, wobei v häufiger ist und problemlos für u stehen kann; u für v ist möglich, aber seltener. (j) w steht häufig für wu (vgl. Bischoff 1986, S. 182). (k) z hat – wie häufig in deutschen Handschriften – stets Unterlänge (vgl. Bischoff 1986, S. 182). (l) In seltenen Fällen ist h mit z verwechselt, was darauf schließen lässt, dass die Vorlage den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (V. 3609, 4007, 4107, 5221, 5330, 5498, 5761; vgl. Hannink 1914, S. 6). (m) Die Verschreibung war statt waz (V. 2039) lässt darauf schließen, dass schon die Vorlage in gotischer Buchschrift stand und ›rundes‹ r nach runden Buchstaben setzte. Analog ist herr e statt herze (V. 4294). 14. Besonderheiten bei Hand B: (a) Wo nicht anders erwähnt, gilt für Hand B das zu Hand A Gesagte.
838
Einleitung
(b) Hand B setzt gerne und m. E. ohne erkennbares System Punkte oder Virgeln zwischen Wörtern und am Versende, die in der Regel nicht transkribiert werden. (c) Rundes r tritt nur noch sehr selten auf, auch überwiegt nun u gegenüber v, Schaft-s steht fast immer auch im Auslaut (einzige Ausnahme: morgens, V. 5702), z hat in seltenen Fällen keine Unterlänge (Vermerk im Apparat der Transkription). (d) Die Setzung der diakritischen Zeichen ist sehr uneinheitlich, ich normalisiere zu ´. (e) Statt e steht häufig ’ (V. 5236, 5245, 5397 und öfter). (Deu transkribiert teilweise e , teilweise ’, was zwar richtig ist, bei ihm aber ansonsten für s steht.) (f ) Die Unterscheidung von tz und cz ist schwierig. (g) Hand B verwendet allgemein häufiger Abbreviaturen als Hand A. Dies zeigt sich auch in einigen neuen Abbreviaturen, die Hand A nicht kennt: 9 für auslautendes -us in V. 5224, 5606, 5722 (Deu transkribiert im ersten Fall o , später ’, das er sonst für s setzt); ˜ für -r(a)- (V. 5563, 5783, 5834, 5850). 15. Transkription nach Original und Mikrofilmausdruck auf Fotopapier (s/w).
3.2
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371 (P)
Lit.: Adelung, F. 1796, S. 29; Backes 1992, S. 113f.; Bartsch 1887, Nr. 198; Brandt 1912, S. 60; Combridge 1993, S. 41; Deutscher 2002, S. 10–12; Docen 1809, S. 222; Fechter 1935, S. 38; Hagen/Büsching 1808/25 I, Berichtigungen und Zusätze; Hagen/Büsching 1812, S. 152; Hahn 1845, S. XVIII; Hannink 1914, S. 15–21; Heusinger 1953, S. 23ff.; Jänecke 1964, S. 105 und Anm. 518; Kantola 1982, S. 7, 10; Kautzsch 1896, S. 293; Koppitz 1980, S. 34–36; Mück 1952, S. 4; Peters 2000, S. 343; Saurma-Jeltsch 1994, S. 78, 102; Saurma-Jeltsch 2001 I, S. 12f. II, S. 69f., Nr. 47, Abb. 15–16; Stammler 1962, S. 141; Stange 1951, S. 52 und Abb. 78; Wegener 1927, S. 18f., Abb. 18, 112; Wilken 1817, S. 450f.; Zimmermann 2004. 1. Papier, Pergamenteinband (17. Jahrhundert; innen mit Japanpapier beklebt), 1x – 3x + 1–177 + 178x –179x , 18,6 × 24,6 cm (Ausnahme fol. 1: 19,9–20,2 × 24,6 cm [wird nach oben hin breiter], Faltung nach 12,9 [unten]–12,7 [oben] cm), Elsässische Werkstatt von 1420, Straßburg (?), datiert 1. Februar 1420, niederalem. (vermutlich elsäss.). 2. Inhalt: ›Lanzelet‹. Fehlverse: V. 5479–5624, 7524–7716. 3. Beschriftung: Rückentitel (17. Jahrhundert): 371 | LANCELOT | POEMA | VARIORA | PRINTIPUM (VARIORA und PRINTIPUM unsicher), dann drei Zeilen nicht lesbar; unten modernes Signaturschild: Pal. Germ. | 371. Spiegel vorne, oben: LANCELOT vom See | von | Ulrich von Zezichoven. (19. Jahrhundert); unten: Cod.
Handschriftenbeschreibungen
839
Pal. Germ. 371. Pap. Saec. XV . (a. 1420). | Fol. 1 x –3 x . 1–177. 178 x . 179 x | Ornatus est codex imaginibus 2 frictis. || Continet: Ulrich von Zatzichofen, Lanzelot. | F. [= Bibliothekar Hermann Finke, 20. Jahrhundert], alles in schwarzer Tusche. 1x –3x leer. 1r : Lanzilot (eingetragen bei der Katalogisierung 1556/59). 178x –179x leer. Spiegel hinten (Bleistift): Cod. Pal. Germ. | 371; rechts darunter mit schräg nach rechts unten verlaufender Schrift (Bleistift, andere Hand): 87, 80 RM (Zimmermann 2004 vermutet eine Versicherungssumme oder sonstige Notiz), darüber 88,50 sehr schwach ausgeführt. 60v bei V. 3032 rechts ausgeworfen (im Inneren der Seite): KH (= Karl [August] Hahn?). Im Text stehen selten Korrekturen und Ergänzungen von neuzeitlicher Hand mit Bleistift (siehe unten zur Abschnittsgliederung). 4. Herkunft (vor allem nach Zimmermann 2004): Datierung nach Schreibervermerk 177v : finitus eſt iſte liber invigilia purificatoıs | marie virgıs Anno dm m o cccc o xx jor | laus tibi ſit xpe Quia liber explicit iſte ›Dieses Buch wurde am Tag vor Mariä Reinigung [2. Februar, also am 1. Februar] im Jahr des Herrn 1420 abgeschlossen. Lob sei dir Christus, denn dieses Buch ist zu Ende.‹ Der Kodex stammt vermutlich aus der ›Elsässischen Werkstatt von 1418‹ (vgl. auch den Befund zu den Schreibern und Wasserzeichen) und wurde (nach Wegener 1927, S. 112) von Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz (1378–1436, Regierungszeit 1410–1436) erworben (vgl. Backes 1992, S. 113f.). Bestandteil der älteren Schlossbibliothek, bei der Katalogisierung von 1556/59 verzeichnet: Cod. Pal. lat. 1937, 62v [Verweiszeichen für ›Fabel‹]: Lancilott gereÿmet Auof Papir geschrieben 1.4.15; Cod. Pal. lat. 1941, 49r : Lancilet gereÿmet, Auof Papir geschrieben. Bei der Katalogisierung von 1581 im Inventar der Heiliggeistbibliothek verzeichnet: Cod. Pal. lat. 1931, 308v : Lanzelott, reimen, Papir, bretter, schwartz leder, buocklen; Cod. Pal. lat. 1956, S. 61: Lanzelott, reymen, papir, bretter, schwartz leder, bucklen. 1623–1816 befindet sich die Hs. (und mit ihr ein bedeutender Teil der Palatina) in der Bibliotheca Apostolica Vaticana als Cod. 371, dann wieder in Heidelberg unter der heute gültigen Signatur. Eine Kollationierung der Handschrift aus der Hand Karl Lachmanns aus dem Jahr 1826 auf Basis von Schottkys Abschrift der Wiener Handschrift befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin als Ms. germ. quart. 473 (30 Bll.; vgl. Degering 1926, S. 85; Richter 1934, S. 8; Glinka-Janczewski 1963, S. 111). – Abb. des Schreiberbildnisses bei Loomis 1938, Abb. 375; Nadler, J. 1939, S. 121; Stange 1951, Abb. 78; Bräuer 1990, S. 248; Abb. von 2r bei Kantola 1982, S. 9; Bärmann 1989, S. 63; Abb. von 175r bei Kantola 1982, S. 17. Volltext-Digitalisat unter http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg371; 2004–04-29. 5. Die Handschrift ist, abgesehen von beginnendem Tintenfraß, einigen Stockflecken und Griffspuren, gut erhalten. Auf 1x –3x finden sich Rostflecken von vier Buckeln eines früheren Einbandes (vgl. die Einträge im Inventar von 1581). 6. Wasserzeichen (nach Zimmermann 2004): Engel (verschiedene Varianten), darunter ähnlich Briquet 601 (1410–1412) und Piccard, Wasserzeichenkartei Nr. 21362 (Arnhem 1417), identisch auch in Cod. Pal. germ. 338 (auch dieser vermut-
840
Einleitung
lich Straßburg aus der ›Elsässischen Werkstatt von 1418‹, um 1420; vgl. Miller 2004a); Agnus Dei, vergleichbar Briquet 9, ähnlich Piccard 15,3, X/1704 (Utrecht 1420). 7. Zwei Miniaturen leiten den Text ein. Beides sind Zeichnungen mit schwarzer Tusche mit nachträglicher Kolorierung (blaugrau, rot, grün) und stammen von einem Zeichner. 1v : sechs Ritter (davon zwei nur am Helm sichtbar) verlassen zu Pferd eine Burg oder Stadt, die Miniatur füllt die gesamte (breitere! – siehe oben) Seite aus.44 2r : Schreiberbildnis in der oberen Hälfte der Seite, darunter anschließend der Beginn des Textes. Genaueres bei Brandt 1912; Heusinger 1953; Jänecke 1964; Kautzsch 1896; Peters 2000; Saurma-Jeltsch 2001; Stange 1951; Wegener 1927 (Seitenangaben wie oben). Die beiden Miniaturen sind die einzigen mittelalterlichen Abbildungen aus der Lancelot-Tradition, die Handschriften des Prosaromans sind bilderlos (Frühmorgen-Voss 1975, S. 24). 8. Foliierung: 1–177 (17. Jahrhundert), 1x –3x , 178x –179x mit neuzeitlicher Zählung (Bleistift). 9. Lagen zu meist 12 Bll.: (VI–2)7 + VI19 + 2.(VI–1)41 + IV49 + 2.VI73 + VIII89 + V99 + 4.VI147 + V157 + VII171 + IV179x . 10. Schriftspiegel: 18,5–19,5 × 8,5–11,5 cm (variiert erheblich, keine Durchstechungen). Text einspaltig auf 2r –177v , Verse abgesetzt. 22–28 Z. pro Seite. Zeilengerüst mit Metallstift vorgezeichnet (auch auf 178x –179x ), teilweise noch sehr deutlich sichtbar, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Die erste Textzeile steht auf der Oberkante, die letzte auf der Unterkante des Zeilengerüsts (wenn die Seite voll genützt wird). 11. Zwei Hände, beide verwenden schwarze Tusche. Hand A: 2r (V. 1)–82r , Z. 10 (V. 4143). Hand B: 82r , Z. 11 (V. 4144)–177v (Ende). Hand B schreibt feiner, spitzer, auf den ersten Blick klarer und ebenmäßiger als Hand A. Die Buchstabenkörper sind kleiner, die Ober- und Unterlängen länger. Andererseits ist Hand B unkonzentrierter als Hand A, besonders auf den ersten Bll. fehlen häufig Buchstaben oder Worte. Immer wieder übersieht Hand B Zeilenwechsel, setzt also in derselben Zeile fort; teilweise wird das Versehen bemerkt und umgehend korrigiert. Hand A ist eventuell identisch mit dem Schreiber von Cod. Pal. germ. 365, nach Saurma-Jeltzsch sicher identisch mit dem Schreiber von Gießen, Universitätsbibliothek, Hs. 232, Hand B eventuell mit dem Schreiber von Cod. Pal. germ. 144 = Johannes Ziegler (Saurma-Jeltsch 2001; Wegener 1927; Zimmermann 2004). 12. Rubriziert sind Initialen, Capitulumzeichen, darauf folgende Unterstreichungen (meist ist die Zeile bei links ausgeworfenem Capitulumzeichen teilweise oder ganz 44 Zimmermann 2004 erwägt, ob das Doppelbl. mit den Miniaturen ursprünglich für eine Foliohandschrift vorgesehen gewesen wäre.
Handschriftenbeschreibungen
841
unterstrichen) und die zwölf Zwischenüberschriften (5v , vor V. 180; 22v , V. 1087; 23v , V. 1143; 38v , V. 1905; 39r , V. 1951; 40r , V. 1979; 51r , V. 2563; 90v , V. 4563; 104r , V. 5268; 109r , V. 5678; 145r , V. 7757; 167v , V. 8935); Versalien der Versanfänge sind rot gestrichelt (Ausnahmen: 2r , letzten 3 Z. von 7r , 18v , 19r , 29v , 30r , letzten 5 Z. von 32v , 58v , 59r , 59v , 60r , 60v , 61r ; aufgrund eingerückter Verse bei Initialen fehlen die Striche bei: 97v , V. 4927–4928; 112r , V. 5836; 118v , V. 6198; 162v , V. 8681; 165r , V. 8811; 176v , V. 9403–9404). Die Rubrikatorschrift (sowohl bei den Initialen als auch bei den gelegentlichen Zwischenüberschriften) bleibt im gesamten Text relativ konstant, verglichen mit den größeren Unterschieden zwischen Hand A und B. Andererseits treten doch eindeutige Unterschiede auf, die es wahrscheinlich machen, dass mit den Schreibern auch die Rubrikatoren gewechselt haben. Eventuell fungierten die Schreiber selbst als Rubrikatoren, wofür (ähnlich wie in W) Korrekturen mit roter Tinte sprächen (etwa V. 5437, 8864, 8219). Gelegentlich fehlen Zwischenüberschriften, obwohl dafür Raum reserviert wurde (nach V. 4951, 5677a, 7220, 8354). Hannink 1914, S. 16f., Saurma-Jeltsch 2001 und Zimmermann 2004 überlegen, ob die Zwischenüberschriften nicht ursprünglich Bildunterschriften gewesen wären. Dafür spräche auch, dass die von den Zwischenüberschriften vorgenommene Textgliederung m. E. der internen Textstruktur nur gelegentlich entspricht. 13. Abschnittsgliederung: (a) In der Regel zwei-, seltener dreizeilige rote Initialen (Lombarden), hinter denen an vielen Stellen noch die Repräsentanten (der dünn ausgeführte Buchstabe der Initiale) zu erkennen sind. Häufig fehlen die Initialen und der dafür reservierte Raum blieb leer oder hat nur den Repräsentanten. Initiale D in 16r , V. 743 ist sehr schwach ausgeführt oder ausgebleicht. (b) Initialen, die am Ende einer Seite zu stehen kommen, hängen – anders als in W – aus dem Schriftspiegel hinaus. (c) Initiale O in 51v , V. 2563 mit Gesicht. (d) Große W-Initiale in 2r , V. 1 über 6 Z., blau und rot, mit Binnenfeldornamentik (rot und schwarz) und Besatzfleuronnée. (e) Die Repräsentanten 55r , V. 2757 und 69r , V. 3459 sind mit Bleistift und wohl von neuzeitlicher Hand, jedoch in Nachahmung der sonst verwendeten Bastarda gesetzt. Dieselbe neuzeitliche Hand korrigiert in 80v , V. 4067 die N-Initiale zu s. (f ) Anders als in W scheinen die auch in P häufigen Capitulumzeichen keine eigene Gliederungsebene zu formieren: Während sie in W in mitunter sehr hoher Frequenz auftreten und keineswegs ähnlich lange Abschnitte gliedern wie die Initialen, hat P häufig Capitulumzeichen, wo in W Initiale steht. (g) Majuskeln am Versbeginn sind in P Regelfall, wenn sie auch in manchen Fällen nicht eindeutig von den Minuskeln zu unterscheiden sind. Im Zweifelsfall setze ich am Versanfang Groß-, im Versinneren Kleinbuchstaben.
842
Einleitung
14. Allgemeine Charakteristika der Schrift: (a) Bastarda. Die Schrift von Hand A und B ist – abgesehen von den oben notierten Unterschieden im Schriftbild – relativ ähnlich und kann gemeinsam behandelt werden. (b) Als nicht-alphabetisches Zeichen tritt vor allem senkrechter Strich auf, meist als Wort- oder Verstrenner. So der Strich keine Funktion hat (also etwa zwischen zwei klar getrennten Wörtern oder am Vers- = Zeilenende steht), wird er nicht transkribiert. – Hannink 1914, S. 18f. folgert daraus, dass die Vorlage noch keine abgesetzten Verse hatte. Darauf ließen die oft unterbliebenen, an falscher Stelle gesetzten oder auch überflüssigen Zeilenwechsel schließen, die Verkürzungen von zwei Versen zu einem oft sinnlosen Vers oder die Ergänzungen, die vermutlich ein Schreiber setzte, dem der Endreim abging (weil er ihn nicht erkannte), und der damit einen Dreireim produzierte. Auch wären in der Vorlage die Wörter eng zusammengerückt gewesen, was sich aus den Strichen zur Worttrennung und besonders an einigen verballhornten Wortformen zeige (etwa V. 101, 3155, 1671 u. a.). Allerdings würde ich nicht, wie Hannink 1914, S. 20, alle Trennstriche und falschen Worttrennungen zu Lasten der Vorlage rechnen, die m. E. wegen der oftmals starken Abweichung vom vermutlich Ursprünglichen außerdem keine direkte Vorstufe war; ein nicht geringer Teil der unklaren Worttrennungen und der somit nötigen Worttrenner könnte auch von den Schreibern selbst verschuldet sein. Andernfalls müsste man wegen der Häufigkeit der unüblichen Getrennt- und Zusammenschreibung wohl oder übel davon ausgehen, dass die beiden Schreiber kaum noch etwas verstanden haben. Überdies wird der Zeilenumbruch nicht erst in der unmittelbaren Vorlage, sondern schon früher erfolgt sein, da ansonsten die relativ häufigen Umstellungen von Versen kaum zu erklären wären. (c) Häufig ist schwer zu entscheiden, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung vorliegt. In Zweifelsfällen wurde die Entscheidung nach dem üblichen Sprachgebrauch getroffen. Getrennt transkribiert wurde auch, wenn Wörter zwar zusammengerückt sind, die Schriftgröße, -ausrichtung oder -form aber in der (vermuteten) Wortfuge wechselt. (d) Zierungen treten vor allem bei Majuskeln auf (Schlaufen, Asteriske, lange Schlingen). In besonderem Ausmaß ist dies bei den Versanfängen der ersten Zeile einer Seite zu beobachten, die mitunter beschnitten sind (extrem etwa 27r , V. 1311). Ähnliches gilt für Wortenden, vor allem am Vers- und/oder Seitenende. Die Schlingen reichen teilweise so weit aus dem Seitenspiegel hinaus, dass sie beschnitten wurden. Einen Ausnahmefall bieten die fleuronnéeartig verzierten Unterlängen auf 4r . (e) Die Setzung von Diakritika, besonders bei u-haltigen Lauten, ist äußerst vielfältig. Dies rührt vor allem daher, dass die verschiedenen Zeichen oft wenig distinkt sind und kontinuierliche Formmuster etwa von ´ über “ zu ˙ aufwei-
Handschriftenbeschreibungen
843
sen. In der Transkription werden die Zeichen möglichst exakt nach ihrer graphischen Form wiedergegeben. Von einer Vereinheitlichung zu (vermeintlichen) Graphemen habe ich bewusst Abstand genommen: Eine derartige Beschneidung der handschriftlichen Vielfalt hätte mit Sicherheit eine Anzahl von Fehldeutungen meinerseits mit sich gebracht und wäre trotzdem der Lesbarkeit kaum förderlich gewesen.45 Grob gilt für u-Laute: ´ (das ungeachtet des Winkels für Akut und Grav steht), “ und ˙ (Letzteres besonders häufig bei Hand B) zeigen in den meisten Fällen Umlaut an, während e , o , v , ˘ und Umlautpunkte (als Reduktion von e oder o bei unachtsamer Schreibweise) vor allem Diphthong markieren. Freilich sind Überschneidungen der Klassen nicht selten, was ebenfalls einer Vereinheitlichung entgegensteht. – Häufig scheint Schaft-s ein nachfolgendes diakritisches Zeichen zu verdecken, das ich nur dann transkribiere, wenn es einwandfrei lesbar ist. (f ) An Abbreviaturen treten besonders häufig Nasalstriche, dz, wz für daz, waz (was) und s (in den Zwischenüberschriften: ’) für -er(-) auf. Letzteres ist nicht selten überflüssig gesetzt, also z. B. heres für mhd. her (V. 213); auch Nasalstrich steht häufig unnötig, was wohl als Manierismus zu deuten ist (zu beidem vgl. Bischoff 1986, S. 209; Römer 1999, S. 123–126). Schwer zu beurteilen ist “ (siehe oben zu den Diakritika), das in V. 3682 bei p“ſune (für prisune) auch Abbreviatur sein könnte (˜ in W). Hand B weist einen erhöhten Gebrauch von Abbreviaturen auf, vor allem was die Setzung von Nasalstrichen anlangt. Allerdings setzt Hand B fast nie überflüssige Abbreviaturen. Nur bei Hand B finden sich: -9 für -us in V. 4761–4762, 7093, 8565 (wohl irrtümlich für -de in V. 7136); und 2 für -ur- in V. 4897, 7057, 8541 (immer 2 nate). (g) Konsonantenhäufungen (meist Doppelschreibungen, aber auch Fälle wie volkckdegen, V. 743) sind häufig und sind wie das überflüssige Setzen von Abbreviaturen wohl als manieristische Merkmale der Schrift zu interpretieren. 15. Besonderheiten einzelner Buchstaben: (a) Bei Hand A sind e und o schwer zu unterscheiden. Bei Hand B tritt noch a hinzu, wobei vor allem a und o oft kaum auseinander gehalten werden können. Bei unklaren Fällen entscheide ich nach der Sprachrichtigkeit, ist jedoch ein Buchstabe beispielsweise eindeutig als geschlossener Kreis, also o, gegeben, wird auch entsprechend transkribiert; egal, ob a, e oder o zu erwarten ist. (b) c, t und r sind nicht immer einfach zu trennen. Zumindest in gleichem Ausmaß galt dies wohl schon für die Vorlage (vgl. Anm. zu V. 777, 8905). 45
e o v
, , , ˘ und Umlautpunkte hätten etwa zu einem Graphem mit der Bedeutung ›Diphthong‹ zusammengefasst werden müssen. Entscheidet man sich für die Umlautpunkte, wird [y, y:] gelesen, entscheidet man sich für o , wird mhd. üe als uo gelesen und ›kurzgeschlossen‹, dass die Handschrift unumgelautete Formen hätte etcetc. Eine Lösung, die konsequente Handschriftentreue und Lesbarkeit auf einen Nenner bringt, gibt es hier nicht.
844
Einleitung
(c) F erscheint bei Hand A als ff (Ausnahme V. 962). (d) f und Schaft-s sind häufig nicht zu unterscheiden, ich entscheide nach dem Kontext. (e) Schwierig ist auch die Trennung von i und j, manche Fälle (Ansatz zu Unterlänge oder nicht?) fallen dem Belieben des Herausgebers anheim. (f ) Wie bei W begegnen auch in P í, i und ı, alle drei Zeichen sind als i umgeschriftet. (g) Ein besonderes Problem wirft die Gruppe i–m–n–u auf, da aufgrund der oft ungenauen Anzahl von Abstrichen (etwa: nm statt mm und dergleichen) und wegen der kaum gegebenen Unterscheidung zwischen n und u oft Unklarheiten auftreten. Teilweise hängen diese Unsicherheiten mit Unsicherheiten der Schreiber bei bestimmten Lexemen zusammen, etwa häufig genuog, gnuog statt gewuoc (V. 4862, 6136, 7268, 7305) bzw. gewuog statt gevuoc (V. 1710; vgl. dazu auch HaA). Vermutlich waren diese Unklarheiten schon in der Vorlage angelegt (vgl. Combridge 1993, S. 43), die demnach ebenfalls in Bastarda oder Gotischer Kursive gestanden haben wird. Davon zeugen die Verlesungen: jugende statt vînde (V. 184, 3171, 3293), jungerzeige statt vingerzeige (V. 1473), Merlin statt vielen (V. 2118), Merman statt vier man (V. 3071), iugenden statt vînden (V. 3351), gunſtent statt gemisten (V. 3355), jure statt mûre (V. 4119), mynn- für inn- und vice versa (V. 1440, 2644, 2750, 6297; 1791 – durchwegs diskussionswürdig; vgl. ausführlich Combridge 1968, S. 72–74). Ein Sonderfall ist der Eigenname Iweret, der in P sehr unterschiedliche, nicht immer sicher zu bestimmende Formen (iueret, meret, moret) aufweist. Vor allem iu und m sind unsicher (wegen meist fehlender i-Punkte), o für e ist selten. Nur an einer Stelle (V. 3836) ist i- (oder u-) Strich vorhanden. Relativ sicher sind des weiteren juereten (V. 3598), Jureit (V. 3713), Jeurit oder Jenrit (V. 3853), Jueritis (V. 4017), Jueritis (V. 4093), vieret (V. 4163), jueret (V. 4645). Allerdings bleibt auch hier eine gewisse Unsicherheit. Eindeutig sind dagegen Moret (V. 3923), Merret (V. 4485, 4542), Mereten (V. 4584; zu allem Überfluss steht im vorigen Vers gestrichenes mere – der Schreiber hatte den Zeilenumbruch übersehen –, jedoch mit j über dem ersten Abstrich des m!). Ich transkribiere in unklaren Fällen m, da dies auch die Leser des 15. Jahrhunderts gesehen haben mögen. Jedenfalls spricht auch dieses Phänomen für eine Vorlage in Bastarda oder Kursive, wovon nicht zuletzt die endgültig verderbten Namensformen in erten (V. 3934) und luoreters (V. 8425) Zeugnis geben. Irritierend sind auch einige sonderbare und-Formen, vor allem bei Hand B: min (V. 4232), mun (V. 5824), mit (V. 5999), min (V. 6418), jme (V. 7101, ˙ (V. 393), unsicher), nin (V. 7441), mit (V. 9392); seltener bei Hand A: myn nvon (V. 1537). Auch sie könnten von der i–m–n–u-Verwechslung herrühren. (h) Wie in W ist auch in P pp oft zusammengerückt. (i) r hat selten einen nach oben und über den Buchstaben verlaufenden Zierstrich, der einem & ähnelt (vgl. V. 5275, 5431, 7152, 8038).
Handschriftenbeschreibungen
845
(j) Die Unterscheidung zwischen rundem s im Auslaut und Schaft-s im An- und Inlaut ist streng durchgehalten, Ausnahme ist inlautendes rundes s in V. 241. (k) Die ſz-Ligatur, die P fast ausschließlich im Auslaut vor allem für mhd. Frikativ z, jedoch auch immer wieder für altes s (etwa häufig bei ros) hat, wurde in der Transkription als ß aufgelöst. (l) Die Minuskel v begegnet in zwei Formen: mit einer Spitze unten (wie nhd. v) und als verkleinerte Form der Majuskel V (also ähnlich dem u, allerdings mit schräg nach rechts unten verlaufendem Basisstrich, der mit dem rechten Abstrich einen spitzen Winkel bildet). (m) y, das vor allem Hand A besonders gerne verwendet, hat gelegentlich eine Verzierungsschleife, welche die Unterlänge bis über den Buchstabenkörper fortsetzt. Sie wird nicht als diakritisches Zeichen übertragen. (n) Ein spezielles Zeichen ij oder ii wird als y umgeschriftet, da Übergänge zwischen den Zeichen zu beobachten sind und die Zeichen im Wortzusammenhang offenbar austauschbar sind. (o) z ist gelegentlich durch h ersetzt (und selten auch vice versa), was darauf schließen lässt, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 101, 471, 501, 1295, 2376, 3218, 4541, 4726, 5171, 5822, 8994; 777, 8120, 8905; Hannink 1914, S. 19). Da die Entfernung vom vermeintlichen ursprünglichen Wort in vielen Fällen aber schon sehr groß ist, sind wohl eine wenn nicht mehrere Zwischenstufen anzusetzen. 16. Transkription nach digitaler Fassung (siehe Literaturverzeichnis), Kontrolle am Original im Februar 2004.
3.3
Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f. (B)
Lit.: Combridge 1963, S. 200–202, 205, 209; Combridge 1993, S. 41; Kantola 1982, S. 10; Norman 1962; Schiewer 1988, S. 248f. 1. Pergament, Querstreifen eines Doppelbl. (bei vollständigem Text ca. 110 Bll.), 6,7– 7 (fol. 9) bzw. 6,5–6,7 (fol. 10) × 9,9 cm (ursprünglich ca. 13 × 9,9 cm), 1. Viertel 13. Jahrhundert (Datierung nach Schrift), niederalem. 2. Inhalt: ›Lanzelet‹, V. 2259–2285, 2304–2327, 2346–2369, 2389–2412 (99 Verse). 3. Beschriftung: Am unteren äußeren Rand jeder Seite ist von neuzeitlicher Hand (Ganz? Norman? Combridge?) die entsprechende Versstrecke des ›Lanzelet‹ nach Hahns Zählung (nicht ganz exakt) angegeben: 9r : Lanzelet | 2259–82. 9v : 2304–26. 10r : 2344. 10v : 2309–2412. 4. Herkunft: unbekannt. Das Fragment wurde um 1920 von Eva Whitmarsh, einer Nichte des 1893 verstorbenen Zoologen und Paläographen John Obadiah Westwood, der Bodleian Library (Oxford) bereits als selbständige Handschrift geschenkt
846
Einleitung
und im dortigen maschinenschriftlichen Katalog für die Jahre 1919–1921 verzeichnet. Das Fragment wurde in Oxford 1962 von Peter F. Ganz entdeckt (GlinkaJanczewski 1963, S. 127; Norman 1962; Norman 1965, S. 294), der Abdruck des Fragments von Combridge 1963 wurde von Norman 1962 angekündigt. 5. Der äußere Zustand ist gut, nur einige wenige Stellen sind verblasst, je einmal ist die Schrift mit Lederresten (Einband?) und Klebstoff verdeckt. Ein Loch fol. 9 unten (V. 2280, 2323–2324). 6. Foliierung 9–10 von neuzeitlicher Hand. 7. Lagen: Bei der Annahme von Quaternionen bildete das erhaltene Doppelbl. das Mittelblatt der vierten Lage. 8. Schriftspiegel: 6,3 × 7,9–8,2 cm; ursprünglich ca. 11,3 × 7,9–8,2 cm. Text einspaltig, Verse nicht abgesetzt (Reimpunkte). 13–14 Z. pro Seite (nur teilweise erhaltene Zeilen mitgerechnet) entsprechen 23–24 Versen; ursprünglich 24 Z. mit 42–45 Versen (diese und alle vorherigen Berechnungen nach Combridge 1963). 9. Eine Hand. 10. Rubriziert sind die Initialen sowie zweimal ein gebogener Zierstrich zur Zeilenfüllung bei Absatz (nach V. 2282 und 2412). 11. Die Abschnittsgliederung erfolgt über einzeilige rote Initialen, verbunden mit Zeilenumbruch. Bei Z V. 2311 ist der Repräsentant z am linken Seitenrand lesbar. 12. Schrift: (a) Frühgotische Minuskel des frühen 13. Jahrhunderts. (b) Wörter, die über zwei Zeilen abgeteilt sind, sind mit einem zarten Bindestrich versehen (V. 2266, 2353, 2395, 2406, 2408). (c) Abbreviaturen: hochgestelltes a zweimal für -ra- (V. 2264, 2365); 9 für -us; Nasalstriche in zwei Formen: als gewellter oder gerader Strich, beide aber mit kurzem Abstrich rechts (in Transkription nicht unterschieden); s für -er(-); einmal .k. für ›König‹ (V. 2263). (d) Einzelne Buchstaben: langes e erscheint als ê; i hat nie Punkt, nur in íuncvrowe ˙ (V. (V. 2321) einen blassen Strich (vgl. Mazal 1986, S. 113), y in Fildroylac 2264) hat Punkt; n am Wortende erscheint zweimal als N (V. 2408, 2356, jeweils am Zeilenende, V. 2356 auch am Versende); rundes r nur nach o (V. 2314, 2326, 2409); immer Schaft-s, nur einmal rundes s (V. 2314). 13. Transkription nach den Abbildungen (s/w) bei Combridge 1963 (nach S. 200), vergleichend wurde die Transkription bei Combridge 1963 herangezogen, Korrektur nach hochauflösenden Digitalisaten in Farbe. Reimpunkte sind nicht transkribiert. Zeilenumbrüche werden mit | markiert, Absätze mit ||. Ergänzungen erfolgen mit Combridge 1963, wenn nicht anders angegeben.
Handschriftenbeschreibungen
3.4
847
Straßburg, Stadtbibliothek, unsigniert [verbrannt], olim Johanniter-Bibliothek A 107 (S)
Lit.: Combridge 1993, S. 41; Graff 1826, S. 31; Hahn 1845, S. XVIII; Hannink 1914, S. 28f.; Kantola 1982, S. 10; Mone 1835, Sp. 314; Mück 1952, S. 4f.; Schiewer 1988, S. 248f. 1. Pergament, um 1300, alem. (vermutlich schwäb.). Textbestand: V. 3089–3214, 3472–3598 (255 Verse). Über die äußere Gestalt des Fragments ist kaum etwas überliefert. Nach Graff 1826 waren die beiden Pergamentblättchen auf der inneren Deckelseite eines Kodex, der unter anderem Werke des Eusebius, Augustinus und Cyrillus enthielt, aufgeklebt. Mone 1835 gibt an, die Bruchstücke aufgeleimt auf eine Inkunabel gefunden zu haben, die von Salmansweil nach Heidelberg gekommen war. Seine Datierung auf den Anfang des 13. Jahrhunderts ist wohl abzulehnen. Nach Mone 1835 standen in einer Spalte der zweispaltigen (ihm zu Folge) Quarthandschrift 39 Z., die Blätter waren in der Mitte durch- und oben abgeschnitten, wodurch ein Textverlust von 10–11 Versen pro Spalte zu vermuten sei. Tatsächlich stehen in den Abschriften von Graff 1826 und Mone 1835 32 Z. pro Seite, auf 2va nur 31 Z. (Schiewer 1988 errechnet daraus hypothetische 74 Bll. für das Original.) Die Verse waren offenbar abgesetzt, hatten aber Reimpunkte (die Graff 1826 transkribiert). Die Schrift verwendete die Abbreviaturen dc und wc für daz und waz (bei Graff 1826 nicht aufgelöst), die Anfangsbuchstaben waren rot (Graff 1826; Mone 1835: rot und blau) gestrichelt. 2. Die Transkription folgt dem Abdruck bei Graff 1826, ebenso die Blattzählung: Graff 1826 zählt Bl. 1 und 2 und nummeriert für jedes Blatt S. 1 und 2, für jede Seite Col. a und b, was ich in der üblichen Form als fol. 1ra etc. wiedergebe. Der zweite Abdruck von Mone 1835 hat die Blätter genau umgekehrt und gegen den Textzusammenhang nummeriert, er zählt für jedes Blatt Col. 1–4. Nicht übernommen werden die (wohl in der Handschrift vorhanden gewesenen) Reimpunkte, die Graff 1826 setzt. 3. Die Abweichungen des zweiten, in Summe wohl weniger genauen Abdrucks bei Mone 1835 sind im Apparat verzeichnet, ebenso abweichende Lesungen von HaA. Mone 1835 normalisiert leicht: u-v-Schreibung, dc als daz, wc als waz, vn, vn als unde oder unt, Großschreibung der Eigennamen, ú für v oder vi , e und v (bei Graff 1826: ˘) nach statt über dem zugehörigen Buchstaben, ebenso bei wo ; die daraus resultierenden Unterschiede werden nicht verzeichnet, gleichfalls unberücksichtigt bleibt die neuzeitliche Interpunktion bei Mone 1835 und seine (falsche) Blattund (neue) Verszählung (1–255).
848
3.5
Einleitung
Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80 (G)
Lit.: Combridge 1968, S. 68; Combridge 1993, S. 41; Hahn 1845, S. XIX; Hannink 1914, S. 29; Kantola 1982, S. 10; Menhardt 1929, S. 257–264 (bes. S. 257–259); Mück 1952, S. 5; Richter 1934, S. 9, Anm. 6; Schiewer 1988, S. 246f. 1. Pergament, 2 Bll. (ursprünglicher Kodex wohl 76 Bll.), 20,7–21 × 14,3–14,7 cm, 1. Hälfte 14. Jahrhundert, Md. 2. Inhalt: ›Lanzelet‹, V. 4422–4542, 5270–5387 (239 Verse). 3. Beschriftung: Eine Hand des 15. Jahrhunderts (dieselbe wie in GK ) schrieb senkrecht zum Text eine längere lat. Stelle (Oratio): Auf 2va (also oben) sind nur noch wenige Buchstaben lesbar, im Zwischenraum von 2vb –1ra , wo mindestens 14 eng aneinander geschriebene Zeilen standen, entziffert Menhardt 1929, S. 257f.: ... Gaude dei genitri[x] maria omnium [mini]strorum tuorum intercessionibus ... domine protege et fidelibus tuis misericordiam tuam vbique p... ab omnibus .. pugnationibus ... salua ... fidelium tuorum defunctorum electorum tuorum ... Deus qui nos ... clemens animabus ... et fidelium deus omnium ... famularumque tuarum et omnium fidelium .... 1r zentriert unter den Textspalten von einer anderen Hand des 15. Jahrhunderts: alauda saluatoris. 2v unten zentriert die Kustode V. Einträge von neuzeitlicher Hand: 1r , Seitenende: Saec. XIII zweimal untereinander, eventuell von verschiedenen Händen, jedenfalls mit verschiedener Tinte; links darunter: Nro ii. A.; 2r , Seitenende: Nro ii. B., dann XIII. 4. Herkunft: Die Einfaltung der Ränder (oben ca. 3, unten ca. 3,5–4 cm) lässt darauf schließen, dass das entfaltete Doppelblatt auf einem Folioband so aufgeklebt war, dass 2va oben und 1rb unten und die eingefalteten Ränder zu den beiden Seiten lagen; dem entspricht auch der Textverlauf der Oratio aus dem 15. Jahrhundert (senkrecht zum Text, nicht auf den umgebogenen Rändern). Nach Menhardt 1929 handelt es sich bei dem Folioband um das Urbar von 1373 (1473?), für dessen Einband auch GK verwendet worden war. Später diente G ein weiteres Mal als Makulatur. Die beiden Blätter wurden auseinander geschnitten, der innere Rand ca. 1 cm breit zum Falzen umgebogen, am Bug oben und unten kleine Ausschnitte und am Bug entlang je fünf schmale Löcher gemacht. Dies lässt darauf schließen, dass G auf einem Quartband im ungefähren Format 21 × 14 cm im Gebrauch war. – Das Fragment wurde Hahn 1838 von seinem damaligen Eigentümer Franz Goldhahn (vermutlich *1782, Wien, †1856, Baden; nach Hannink 1914, S. 29) in Wien zur Abschrift zur Verfügung gestellt, wie es in Goldhahns Besitz geraten war und welches Schicksal es zuvor erfahren hatte, ist unbekannt (Hahn 1845). Später erhielt Hahn noch eine Abschrift des Fragments durch den Germanisten Karl Frommann (1814–1887; vgl. Pagel 1904), was Hannink zu der Vermutung Anlass gab, das Fragment sei in Frommanns Besitz übergegangen. Tatsächlich blieb
Handschriftenbeschreibungen
849
das Fragment in Wien, auch Frommann dürfte es bei Goldhahn eingesehen haben. Nach Goldhahns Tod gelangte es in den Besitz von Herrn Kastner, der es an seinen Sohn, den akademischen Maler Josef Kastner, vererbte (beide Wien). Für die germanistische Fachwelt galt das Fragment inzwischen als verschollen, Hanninks Suche (um 1911) blieb erfolglos (Hannink 1914). Erst 1914 oder knapp davor spürte es Werner Richter bei Josef Kastner auf, bei dem Carl von Kraus wenig später für Richter eine Abschrift anfertigte (Kraus 1917, S. 296, eine Notiz vom März 1914; vgl. Campion 1917, S. 420; Richter 1934, S. 9, Anm. 6). 1919 ging das Fragment in den Besitz des Wiener Antiquars I. Schwarz über. Er verkaufte es, nachdem es die Berliner Staatsbibliothek vermutlich abgelehnt hatte, an R. Jaschke (London), von dem es John L. Campion (Philadelphia) 1925 oder kurz davor erwarb (Campion 1925); nach einer Notiz, vermutlich von Campion selbst, die sich heute im Verkaufskatalog der Houghton Library befindet, fällt das Datum des Erwerbs in das Jahr 1924. – Wie das Fragment allerdings von Campion in die Houghton Library gelangte, ist ungeklärt, eine nur ungenügende Antwort suggeriert die Rückseite eines Blattes, das angeblich von Goldhahn stammt und hauptsächlich eine Transkription resp. eher Übersetzung des Fragments enthält. Dort ist zu lesen: Harvard College Library | Anonymous Fund | German Department | June 18. 1948. Damit ist wohl das Datum des Erwerbs gemeint, der Preis lag laut Verkaufskatalog bei $ 90,–. Aufmerksam auf das Fragment wurde erst wieder Frederick Norman, der es – offenbar in Unkenntnis von Campions Notiz – für seit 1923 verschollen glaubte (Norman 1965, S. 294; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 117, Anm. 4). – Der Verbleib der Bromsilber-Aufnahmen, die Menhardt 1929 oder kurz davor von Campion zur Verfügung gestellt wurden (Menhardt 1929, S. 257, Anm. 2), ist ungeklärt, ebenso jener der Bromsilber-Aufnahmen, die Campion 1925 oder kurz davor an die Redaktion der ZfdA geschickt hatte (Campion 1925, S. 150). Die Aufnahmen könnten wegen des allgemein schlechten Zustands des Fragments Manches konserviert haben, was mittlerweile nicht oder nur noch zweifelhaft lesbar ist.46 5. Der äußere Zustand ist deutlich gezeichnet von der zweifachen Verwendung als Makulatur: Das Fragment ist stark abgerieben, fleckig und wurmstichig. (Auf die Leseschwierigkeiten vor allem bei dem letzten Blatt wies bereits Hahn 1845 hin.) Die Verszeilen auf den eingebogenen Rändern sind etwas besser erhalten. Das Doppelbl. weist mehrere Löcher auf, die meisten nachträglich und oft verbunden mit Textverlust. Bereits vor der Beschreibung dürfte das Loch (zumindest der größere Teil davon) auf 2rb , V. 5325–5327 vorhanden gewesen sein, da es im Textfluss ausgespart ist. 6. Foliierung: Die Blätter sind (von neuzeitlicher Hand?) mit A und B nummeriert (siehe oben), A entspricht fol. 1, B fol. 2. 46 Für die Informationen zum Verkaufskatalog der Houghton Library, zur Transkription resp. Übersetzung und zum neuerlichen Aufspüren des Fragments durch Frederick Norman danke ich Rosemary Norah Combridge (E-Mail vom 24.06.2004).
850
Einleitung
7. Lagen (ausführliche Berechnungen zu G und GK bei Menhardt 1929, S. 258f.): Das Doppelbl. G war Teil einer Quaternio, die aufgrund des Textbestandes und der Verszahl pro Seite die fünfte Lage der Handschrift gewesen sein mag. Dies bestätigt die Kustode auf 2v . Vgl. auch die Ausführungen zu GK . Der gesamte Kodex wird von Menhardt 1929 auf 76 Bll. geschätzt. 8. Schriftspiegel: 17,2 × 13 cm. Text zweispaltig, Verse abgesetzt. 29–31 Z. (ursprünglich wohl 33 Z.) pro Spalte. 9. Eine Hand, die auch GK geschrieben hat. Dunkelbraune Tinte. 10. Rubriziert sind Initialen, rot gestrichelt sind die Anfangsbuchstaben der ungeraden Verse. 11. Die Abschnittsgliederung erfolgt über einfache zweizeilige rote Initialen (Lombarden). 12. Schrift: (a) Deutsche Gotische Buchschrift des 14. Jahrhunderts. (b) Die rot gestrichelten, häufig als Majuskeln realisierten Anfangsbuchstaben der ungeraden Verse sind nach links aus der Spalte gerückt. (c) An Abbreviaturen begegnen: vn für vnd, s für -er(-) und Nasalstriche. (d) Schaft-s steht im An- und Inlaut, rundes s im Auslaut; allerdings tritt gelegentlich auch Schaft-s im Auslaut auf. (e) Rundes und gerades r wechseln nach der üblichen Distributionsregel (rundes r in Umgebung von Bögen; siehe oben), die Regel wird aber nicht streng eingehalten. 13. Transkription nach Mikrofilm (s/w), Korrektur nach hochauflösendem Farbdigitalisat. Im mehrfachen schriftlichen Austausch mit Rosemary Norah Combridge, die das Fragment in Autopsie (inklusive lang- und kurzwelliger Ultraviolettlampe) genommen hatte, wurden viele Transkriptionsprobleme erörtert, wodurch in nicht wenigen Fällen Fehler ausgemerzt oder von mir nicht Gelesenes ergänzt werden konnte. Jene Fälle, in denen die Lesungen nach wie vor divergieren, sind im Apparat vermerkt, ebenso jene Stellen, wo ich nach Combridge ergänze, was am Film oder Digitalisat nicht lesbar ist. Für genauere Angaben zu den einzelnen Problemen verweise ich auf Combridges Ausgabe des Fragments, die in Vorbereitung ist (erstmals angekündigt bei Kantola 1982, S. 10).
3.6
Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47 (GK )
Lit.: Combridge 1993, S. 41; Gröchenig [u. a.] 1977, S. 173–176; Kantola 1982, S. 10; Menhardt 1929, S. 257–264 (bes. S. 257–259); Mück 1952, S. 5; Pucker 1991, S. 166; Schiewer 1988, S. 246f.
Handschriftenbeschreibungen
851
1. Aus derselben Handschrift wie G. Wo nicht anders vermerkt, gilt das zu G Gesagte. Doppelbl., 18,7 (unterer Rand nicht erhalten) × bis zu 15,7 cm. 2. Inhalt: ›Lanzelet‹, V. 3628–3645, 3648–3678, 3682–3712, 3715–3744, 3747–3776, 3781–3809, 3814–3842, 3847–3875, 3880–3891 (239 Verse). 3. Beschriftung: 1r am rechten Rand von Hand des 14. Jahrhunderts senkrecht zum Text: [R]egi[ster] z[u i]nneme d s dins[t] | Im lxxiii Iare. Alle weiteren Notizen stammen von einer Hand des 15. Jahrhunderts (dieselbe wie bei G): 1r , rechter Rand, senkrecht zum Text: Gere Gerer und graff | No. de R..effen. 1r lat. Schriftproben, oben: N nomine dnj [i. e. domini]; schräg links darunter direkt über der ersten Zeile von 1ra : domı9; zwischen den Spalten senkrecht zum Text: In omnibus hys no [wohl: non] peca... | labys ſuis neque; darunter (aus Sicht des Haupttextes links daneben): adj | dıce [wohl: dominice]. 2r zwischen den Spalten die viermalige Schriftprobe: Mein; ebendort: kreuff an (sehr unsicher da unter Naht [Restaurierung]). 2v am rechten Rand senkrecht zum Text die lat. Schriftprobe: Omnibus esto; darunter (i. e. links daneben), z. T. unter dem Text von 2vb eine weitere Schriftprobe (unleserlich). 4. Herkunft: Das Doppelbl. wurde (wie G) nach der Notiz aus dem 14. Jahrhundert auf dem Vorderdeckel eines Urbars im Folioformat von 1373 (1473?) verwendet. Um 1476 wurde das Doppelbl. zu Falzstreifen von ca. 1 cm Breite zerschnitten und in ein Missale Romanum cum Calendario aus dem Jahr 1476 aus St. Paul in Kärnten (Pergament-Hs. 23 der Universitätsbibliothek Klagenfurt) eingefügt. Dort fand sie Hermann Menhardt 1929 oder kurz davor, löste sie heraus und vereinigte sie zu einem Doppelbl. (genäht). Die Streifen wurden in der Lichtbild-Werkstätte der Österreichischen Nationalbibliothek geglättet, gepresst und für das Archiv aufgenommen. Das Original ging zurück nach Klagenfurt unter der heute gültigen Signatur. – Abdruck des Fragments bei Menhardt 1929. – Abb. von 1vb und 2ra bei Gröchenig [u. a.] 1977, S. 174; Abb. von 1v und 2r bei Pucker 1991, S. 166. 5. Der äußere Zustand entspricht der Herkunft der Blätter. Besonders 1r und 2v sind arg verschmutzt, wohl wegen der Verwendung auf dem Vorderdeckel des Urbars. In der Mitte eines jeden Blattes fehlt ein Streifen von 2–4 Versen: 2 auf 1ra , 1va , 1vb ; 3 auf 1rb ; 4 auf 2ra , 2rb , 2va , 2vb . Der untere Rand fehlt, an den seitlichen Rändern sind die Streifen beschnitten (Textverluste 2r und 2v ). 6. Lagen: Die relative Position zu G und die Berücksichtigung von Textbestand und Verszahl pro Seite macht es wahrscheinlich, dass GK das innerste Blatt der vierten Lage, einer Quinternio, bildete. Davor sind 24 Bll. anzusetzen, die drei Quaternionen entsprochen haben mögen. 7. Schriftspiegel: 17–17,5 × 13–13,5 cm. Ursprünglich standen 33 Z. pro Spalte, wobei mindestens noch eine weitere Zeile vorgezogen war. Überliefert sind (wegen Textverlusts) 29–31 Z. pro Seite.
852
Einleitung
8. Transkription nach Xeroxkopien (s/w), Kontrolle am Original im Jänner 2005, Ergänzungen mit Menhardt 1929 (wenn nicht anders vermerkt).
4. Beobachtungen zur Sprache In den meisten Fällen werden die Beobachtungen mit Verweisen auf diverse Grammatiken versehen, vor allem wenn es sich um dialektal verortbare Phänomene handelt. Die Verweise fehlen nur bei sehr verbreiteten Phänomenen (z. B. regionale Differenzen der 2. Lautverschiebung, allgemeine Veränderungen vom Mhd. zum Nhd. etc.). Tritt ein Phänomen öfter auf, z. B. in W und P, stehen die Verweise nur beim ersten Eintrag, auf den beim zweiten mit »siehe oben« verwiesen wird.
4.1
Zur Sprache des ›Originals‹
Lit.: Haupt, M. 1845, Sp. 113–117; Schilling 1866, passim; Bächtold 1870, S. 37– 41; Neumaier 1883/84 I, S. 33–42 (dazu Behagel 1885); Hannink 1914, S. 32–70; Singer 1928, S. 81–84; Kantola 1982. Wichtige Behelfe waren darüber hinaus die Wortregister von Kinnear/Lofmark 1972 (dazu Combridge 1977/78) und Schmidt, K. 1993 (dazu Steinhoff 1993; Classen 1994; Jones, W. 1994; Mayer 1995), das Verzeichnis der Epitheta, die Ulrich zur Personenbeschreibung verwendet, bei Behre 1913, S. 72–79, sowie das Reimwörterbuch von Beywl 1909 (dazu Schröder, E. 1910; Ehrismann, G. 1911). 4.1.1
Reimgrammatik
Vorbemerkung: Berücksichtigt werden nicht nur Reime, sondern auch jene Fälle im Versinnern, die eine Entsprechung im Reimverhalten haben, oder die (etwa wegen der Konstanz der Überlieferung) vermutlich ursprünglich sind. – Zu den Handschriften ist zu bemerken, dass vor allem Hand A in W penibel auf den Reim achtet und teilweise dialektale Anpassungen (kom, kômen für kam, kâmen) nur im Versinnern durchführt. Bei P ist die Sensibilität gegenüber dem Reimverhalten weniger stark ausgeprägt. – Nicht eingegangen wird auf jene Fälle, die mit Sicherheit sekundär sind und auf Missverständnissen oder Fehlern der Schreiber beruhen (z. B. Dreireime in P wie in V. 7231–7232a). Schon im Voraus kann festgestellt werden, dass die Auffälligkeiten im Reimverhalten in den allermeisten Fällen innerhalb der Variationsbreite des ›Normalmittelhochdeutschen‹ der Grammatiken bleiben, nur an ganz wenigen Stellen schlägt Dialektales durch.47 Dass die Reime im ›Lanzelet‹ meist eher einfach seien, bestimmte Reimpaare häufiger als sonst wiederkehren würden und originelle Reimbildungen rar wären (Kraus 1919, S. 29–31, der hier seine positive Wertung von Ulrichs Versbau [siehe Anm. I.35] 47 Vgl. Neumaier 1883/84 I, S. 33: »Im Allgemeinen zeugen die Reime im Lanz. von einem feinen Ohre des Dichters.« Vgl. ebd., S. 39.
Beobachtungen zur Sprache
853
ins Gegenteil zu verkehren scheint; vgl. Mück 1952, S. 15f.), fand in der belegreichen Untersuchung zum Reimstil des ›Lanzelet‹ bei Richter 1934, S. 192–204 keine Bestätigung: Es dürfte vielmehr eine Besonderheit Ulrichs sein, ungewöhnliche Reime zu suchen, und zwar in erster Linie im ersten und letzten Drittel des Romans.48 Ansonsten zeigt das Reimverhalten große Überschneidungen (in der Reimwortwahl) mit Heinrich von Veldeke, Eilhart von Oberge und den frühen Werken Hartmanns von Aue (siehe Kap. I.4.1.5). Umstritten ist die Bewertung der vergleichsweise wenigen Auffälligkeiten von Ulrichs Reimbildungen. Schwer einzuschätzen ist die Art und Ausprägung der reimtechnischen Freiheiten, die sich Ulrich zugestand, schwer zu beantworten auch die Frage, inwieweit ›normalmittelhochdeutsch‹ unreine Reime akribisch als dialektale Einflüsse erklärt werden müssen.49
Allgemeines 1. Bei manchen Wörtern verwendet Ulrich – vermutlich mit Absicht – verschiedene Wortformen, die auch im Reim unterschiedlich eingesetzt werden. Vor allem gilt dies für einige Eigennamen, die im ›Lanzelet‹ auffällig variabel sind: Artûs – Artus, Artiure – Artûse Dat., Iblîs – Iblis, Lanzelet – Lanzelete, Wâlwein – Wâlwân. Weitere wechselnde Formen sind: âne – ân, began – begunde, erde st. und sw. flektiert, gegangen – gegân, gekant – gekennet, gelâzen – verlân, -gelîch – -gelich als Zweitglied in Adj.-Komposita, genant – genennet, geschiht – geschiet, gezalt – gezelt, hân – haben in allen Flexionsformen, hâte – hæte – hete, -heit – -heite Dat. Sg., her – har, hêre – hêr, herte – hart, hûs – hûse Dat. Sg., -inne – în bei Subst., -keit – -keite Dat. Sg., kraft – krefte Dat. Sg., lande – -lant Dat. Sg., lân – lâzen, lie – liez, megen – mugen, mêre – mêr – mê, nâch – nâ, niht – niet, nusche – nüschel, rîche – rîch, saget, sagete, gesaget – seit, seite, geseit, -schaft – -schefte Dat. Sg., schult – scholt, siht – siet, sîn, gesîn – wesen, gewesen, sîte – sît in adv. Verbindungen, stunde – stunt in adv. Verbindungen, swære – swâr, tete – tet, vallen – vellen, vân – vâhen, vart – verte Dat. Sg., veste – vast, vrum – vrom, wîse – wîs in adv. Verbindungen, wiste – wesse, zalte – zelte, zît – zîte Dat. Sg. 2. Rührende Reime sind selten, ich habe nur wære : wære (V. 5533–5534 W) gefunden.50 48 »Ulrich von Zatzikhoven zeichnet sich durch eine unleugbare Erfindungsgabe in der Reimwortwahl aus.« (Richter 1934, S. 175) 49 Zu Kantolas Hypothese einer (möglicherweise mitteldeutsch vermittelten) mittelniederländischen Vorlage siehe Kap. II.3.3. 50 Ich verstehe darunter nur den Gleichklang identer Wörter, nicht den von identen Silben. Ebenfalls nicht als rührende Reime rechne ich Reime identer Wörter (Homographe), die bedeutungsmäßig, in der Wortart oder in der Flexionsform unterschieden sind (dazu Hannink 1914, S. 34–37 mit vollständiger Liste).
854
Einleitung
Vokalismus 3. Vokale ungleicher Quantität: a : â (bes. bair., aber generell verbreitet; Mhd. Gramm. §§ 60. 159,18; Weinhold, Mhd. Gramm. § 32): man : getân (V. 387–388), man : hân (V. 1865–1866 W), trat : spat/spât? (V. 1958–1959), an : getân (V. 3977–3978 W), mâc : Lanzelet de Lac (V. 5577–5578 W); dan : enpfân (V. 5287–5288 P), kan : Walwân (V. 7777–7778 P); i : î bei în ›hinein‹ (unklar51 ): hin : în W sîn P (V. 1519–1520); o : ô vor Liquid (bair., seltener alem.; Bair. Gramm. § 55; Alem. Gramm. § 43; Weinhold, Mhd. Gramm. § 62; thurg. nach Singer 1928, S. 82f.): worten : hôrten (V. 5759–5760); û : ur (unklar52 ): strûhte : gewurhte (V. 1463–1464 P). 4. Quantität der Vokale in Nebensilben: (a) Das Suffix -lîch bei Adv. hat stets Lang-, -lich bei Adj. dagegen stets Kurzvokal, beides ist passim im Reim gesichert. Ausnahme ist gelîch Adj., das mit Langvokal steht. Als Zweitglied in Komposita wechselt -gelich (V. 1719, 3955 P, 9064 P) mit -gelîch (V. 2244, 2975). (b) Suffix -în steht passim (auch im Reim), gelegentlich treten aber auch Formen auf -inne im Reim auf (V. 193, 5449, 5653, 5767, 6165, 6811, 7831, 8585). (c) i statt î steht stets in esterich (V. 4104), Heinrich (V. 9335) und Uolrich (V. 9344). 5. Apokope: Die Verhältnisse sind nicht immer in Regeln zu fassen, häufig stehen verschiedene Formen nebeneinander wie bei:53 ân – âne, hêr – hêre (unflektiert), hart (V. 7126 W, 8505) – herte (V. 715) Adj., mê – mêr – mêre, rîch – rîche, stunt – stunde (meist Dat. in adv. Verbindungen), swâr (V. 5208) – swære Adj., vast – veste. Daneben lassen sich aber doch einige Distributionsregeln aufstellen: -e in abe, obe, mite ist (nach Muta) erhalten, während an, alsam (Nasal) nur apokopiert vorkommen; zur Dat.-Bildung siehe unten; Subst. sêr gegenüber Adv. sêre; Subst. sîte, wîse gegenüber sît, wîs in adv. Verbindungen (ze beider sît; in allen wîs etc.); heim ›nach Hause‹ (V. 6695, 8461, 9403 W) und heime ›zu Hause‹ (V. 2689) sind unterschieden. 6. Synkope: Es gilt das allgemein zur Apokope Gesagte. Eindeutig sind folgende Fälle: Stets synkopiert ist das Part. Prät. gemaht zu machen, ebenso siht, geschiht zu sehen, geschehen, wenngleich hier daneben auch die Formen siet, geschiet stehen. 51 Im Bair. und Md. selten (Mhd. Gramm. § 65,1), also Alem. und Ofrk.? Bair. Gramm. § 51 bringt bair. Dehnung i > î bes. vor n, vgl. auch Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 55. 57. 52 Will man nicht von einem unreinen Reim ausgehen, könnte folgende Erklärung greifen: r könnte schon im Mhd. weitgehend vokalisiert gewesen sein (Mhd. Gramm. § 121), û > uo ist Bair. und Alem. nicht selten (Bair. Gramm. § 114; Alem. Gramm. § 78; Weinhold, Mhd. Gramm. § 117). Der Reim könnte dann in /uohte/ bestanden haben. 53 Die meisten der Wörter in dieser Rubrik finden sich passim, ich gebe nur bei seltenen (und damit wenig gesicherten) Fällen die Verszahlen der Reimbelege an.
Beobachtungen zur Sprache
855
7. Epithese von -e findet sich nur einmal in hiere ›hier‹ : justiere (V. 6453–6454). Eventuell wäre aber auch mit Apokope der Verbalform hier : justier zu lesen. 8. a > .e (›unechter‹ Umlaut, alem. und seltener bair.; Alem. Gramm. § 10. 12. 15; Bair. Gramm. § 12; Weinhold, Mhd. Gramm. § 21): hergesellen : missevellen (V. 6531–6532; nach Haupt, M. 1845, Sp. 117 alem.), gesellen : vallen (V. 6897–6898), welle : gevelle (V. 8651–8652), eventuell helt : bezelt ›bezahlt‹ (V. 3924). Daneben finden sich aber auch Formen von gevallen mit a im Reim (V. 604, 5015, 8106). Im Versinnern steht in WP denne statt danne (passim), teschen (V. 6050) und meschen (V. 8512 W). 9. germ. ë : .e werden streng auseinander gehalten, Ausnahmen sind: le.ste : wëste (V. 7833–7834), aberellen (aus lat. aprillis) : ze.llen (V. 8787–8788), vëhten : we.hten (V. 1773–1774; Hannink 1914, S. 32 möchte wëhten ansetzen), gese.llen : schëllen (V. 3357–3358 W), ve.ste : brëste (V. 6803–6804 P). 10. ë > a in har (alem.; Mhd. Gramm. §§ 60. 160, Anm. 1; Alem. Gramm. §§ 10f.): har : war (V. 651–652; alem. Angleichung an dar, vgl. Mhd. Gramm. § 160, Anm. 1) har : gar (V. 2575–2576 W, 6705–6706 W). Ungleich häufiger steht aber her im Reim (V. 497, 1486, 2289, 2972, 3848, 4513, 5276, 6119, 6406, 7170, 9315). Im Versinnern hat W her, nur einmal bei Hand B findet sich har (V. 5540). Auch bei P dominiert im Versinnern her neben seltenerem har (V. 964, 1849, 2071, 5475, 5903, 6051, 6515, 7216, 7314). Nicht ganz klar sind die Fälle behalten : schalten ›schelten‹ (V. 17–18; siehe Anm. zur Stelle) und tanzen : kranzen ›kränzen‹ (V. 657–658). Sie könnten ebenso auf ›unechten‹ Umlaut deuten, den der (sonst reimbewusste) Schreiber von W dann falsch gedeutet hätte. 11. e > i in Nebensilben (unklar54 ): sint : tûsint (V. 195–196), bat in : ze statin (V. 3337– 3338). 12. i > ü (Rundung, bes. alem., schwäb. und ofrk.; Mhd. Gramm. § 48): geluste : wuste zu wüschen < wischen (V. 2207–2208; nach Haupt, M. 1845, Sp. 117 schweizer.), brünnen : widerwünnen (V. 4547–4548). 13. o > a in van (altes a erhalten; ofrk., mfrk., seltener alem.; Mhd. Gramm. § 60; Alem. Gramm. § 11; Bair. Gramm. § 5; Weinhold, Mhd. Gramm. § 23): gewan : van statt gewon ›gewohnt‹ : von (V. 2569–2570 P), dar an : van ›von‹ (V. 7807–7808 W, anderer Reim in P); im Versinnern van ›von‹ (V. 8423 W, 8440 P, 8487 P). Dass van zumindest auch in der Vorlage von W stand, belegt das verderbte wan in V. 916. 54 Es ist schwer zu beurteilen, ob hier tatsächlich eine besondere Vokalqualität ausgedrückt werden soll, oder ob nicht vielmehr die (phonetisch-phonologische) Variabilität (?) des Nebensilbenvokalismus dazu genützt wird, einen Reim zu bilden; auch die Möglichkeit eines graphischen Reims wäre erwägenswert. i für e in Nebensilben ist md. häufig, jedoch auch alem. und seltener bair. belegt (Mhd. Gramm. §§ 59,3. 162,7; Alem. Gramm. § 23; Bair. Gramm. § 20; Weinhold, Mhd. Gramm. § 81).
856
Einleitung
14. u > o vor (Liquid oder) Nasal (md. Senkung; Mhd. Gramm. § 50; vereinzelt auch alem.; Alem. Gramm. § 24): Die Reimverhältnisse bieten hier ein widersprüchliches Bild, insbesondere was die Wortfamilie vrum Adj., vrumen Verb und vrume(n) Subst. angeht. (1) Formen mit o: (ge)vromen Inf. reimt auf komen Inf. in V. 1506, 3814, 4394, auf komen Part. Prät. in V. 483, 1887, 7096 und auf genomen Part. Prät. in V. 746. vrome(n) Subst. reimt mit komen Inf. (V. 1291), komen Part. Prät. in V. 1214, 7242 W, kome 3. Sg. Konj. Präs. in V. 5840, gome (V. 2247) und genomen Part. Prät. in V. 1562. vrum Adj. reimt mit bekome 3. Sg. Konj. Präs. in V. 339, komen Part. Prät. in V. 2506, genomen Part. Prät. in V. 2627, 3590, 5196, 7806 und gomen in V. 925. (2) Die einzige sichere Form mit u steht in sumer : vrumer (V. 3943–3944). Weitere Reime mit u auf ich/er kume(t) 1. 3. Sg. Ind. Präs. (V. 1643, 2152, 3507, 3726, 5543 W, 7069) sind unsicher, da hier auch Senkung für die Formen von komen angenommen werden könnte, V. 5544 steht sogar komet W. Eventuell ist auch für sumer Senkung zu somer anzusetzen. Dafür spricht auch scholt ›Schuld‹ : holt (V. 5405–5406).55 Konsonantismus 15. Kontraktionen: Im Allgemeinen treten Kontraktionen relativ häufig auf, ob bei einem Wort volle oder kontrahierte Formen überwiegen oder sogar ausschließlich vorkommen, scheint lexemspezifisch geregelt zu sein. (a) ahe, âhe > â ist bei vân fast durchgehend und bei slân immer durchgeführt. Bei gâhen, nâhen, versmâhen dominieren volle Formen. (b) ege > ei ist fast in allen Fällen durchgeführt (leget > leit, treget > treit), während Kontraktion age > ei unterbleibt (maget). Gegen diese Regel sprechen allerdings die häufigen Fälle saget, sagete, gesaget > seit, seite, geseit, die Hannink 1914, S. 49f. über eine Nebenform *segit, *segita, *gisegit motivieren möchte; m. E. mehr eine Konzession an seine Distributionsregel als eine brauchbare Erklärung. (c) ige > î ist ausnahmslos gegeben in er liget > lît. (d) ihet > iet, also h-Ausfall, eventuell mit Diphthongierung i > ie (thurg.; Alem. Gramm. §§ 226. 234. 236; Singer 1928, S. 83; jedoch auch md.; Mhd. Gramm. § 165, Anm. 5; siehe unten), findet sich gelegentlich in der 3. Sg. Präs. von sehen, geschehen. Im Reim gesichert ist sie nur zweimal (V. 4674 W, 4976).56 Hierher gehören wohl auch die Formen vlien : zien (V. 1939–1940 W) sowie eventuell im Versinnern vermârtin (V. 3346 W) und geſchiet P statt geschiht (V. 3913). 55 Haupt, M. 1845, Sp. 117 warnt davor, diesem Reim (V. 5405–5406), der ihm zu Folge eher ins Bair. deutet, zu viel Gewicht beizumessen. Die Senkung dürfte aber auch alem. sein. – Die Herleitung aus *scoldo bei Hannink 1914, S. 68 überzeugt mich nicht, eher dürfte ein synchrones Phänomen die Grundlage der Senkung sein, wofür insbesondere die weiteren Beispiele sprechen. 56 Die häufigeren Reime mit niet beweisen nichts, da hier ebenso gut niht angesetzt werden könnte.
Beobachtungen zur Sprache
857
16. Abfall von auslautendem ch (< germ. h) ist gelegentlich zu finden (im Mhd. wohl generell häufig; Weinhold, Mhd. Gramm. § 246): hô : dô (V. 765–766, 3729– 3730, 6573–6574), gevê : wê W snê P (V. 879–880), wegeschie : gie (V. 1469–1470 P, ), sô : hô (V. 2911–2912), slâ : nâ (V. 3783–3784), sie : wegeschie (V. 3820–3821), gezô : dô (V. 4541–4542), hô : alsô (V. 6429–6430 W). Im Versinnern haben beide Hss. rîlîch (V. 1252). 17. c > (k)ch (2. Lautverschiebung) nach (Nasal und) Liquid (südbair. und alem.; Mhd. Gramm. § 159,1; Alem. Gramm. §§ 208. 224; thurg. nach Singer 1928, S. 84): schalch : bevalch (V. 1179–1180), burc : durc (durch) (V. 5523–5524; vgl. durc im Versinnern in V. 5666 W). Eventuell ist auch krac (krach?) : slac (V. 4775–4776) – also c > ch in freier Stellung – hierher zu stellen.57 18. ft > f (t-Ausfall bei Mehrfachkonsonanz ist allgemein nicht selten und bes. md.; Mhd. Gramm. § 144; Weinhold, Mhd. Gramm. § 200): traf : kraf (kraft) W saf (saft) P (V. 4391–4392). 19. ht > t (bes. md.; Mhd. Gramm. § 165, Anm. 5; Weinhold, Mhd. Gramm. § 244; siehe oben): wort : gewort (V. 3415–3416 W), geschuot : guot (V. 5185–5186). 20. m : n (alem., seltener bair.; Alem. Gramm. § 203; Bair. Gramm. § 169; Weinhold, Mhd. Gramm. § 216): geladen : slâfgadem (V. 4117–4118), kan statt kam (V. 6543 W, 7356, 7611 W),58 tuon : ruom (V. 7757–7758), schein : heim (V. 9303– 9304 W), eventuell gewarn : arm (V. 2929–2930). Im Versinnern sind erhalten: hein für heim (in W: V. 206?, 7673, 7694, 9304; in P nur bei Hand B: V. 4930, 6695, 6702, 7319, 7477, 7744, 9304), öhen für œheim (V. 4950 P). Problematisch ist der Reim alſan : nan P statt alsam : nam (V. 3085–3086). 21. n(n) > ng (bair., erst später alem.; Alem. Gramm. § 201; Bair. Gramm. § 170; Weinhold, Mhd. Gramm. § 216): spange (spanne) : lange (V. 7543–7544). 22. ng ist ein einigen Fällen wohl nur die graphematische Realisierung von nj: plângen : Britângen (V. 2369–2370), plânge : Tumânge (V. 3129–3130), montânge : Britânge (V. 6565–6566), Britânge : parânge (V. 8715–8716), plânge : Britânge (V. 9031– 9032 P). Im Versinnern: pavelunge statt pavelûne (V. 5689 W), prúngen statt brûnen (V. 8079 P). Hahn setzt durchwegs Formen ohne g (plâne : Britâne etc.). 23. f(f ) für pf (md.; Mhd. Gramm. § 128, Anm. 2): kaften : schalchaften W zalehaften P (V. 2913–2914). 24. sch(t) : s(t), wohl wegen s > sch (alem.; Alem. Gramm. § 190; Weinhold, Mhd. Gramm. § 206; thurg. nach Singer 1928, S. 81f.; Sparnaay 1933/38 I, S. 16): 57 Singer 1928, S. 84 deutet nur den ersten Fall als thurg., da er burc (ohne Auslautverhärtung) als burg liest und daher k > ch von g > ch (das er sich als norddt. Einfluss erklärt) unterscheidet. 58 Vgl. aber zam : kam (V. 7693–7694), wobei freilich auch für beide Wörter m > n angenommen werden könnte, was später wieder rückgängig gemacht worden wäre.
858
Einleitung
volleiste : vleiste (V. 1173–1174), gebiuste : fiuste (V. 1927–1928), geluste : wuste zu wüschen < wischen (V. 2207–2208; nach Haupt, M. 1845, Sp. 117 schweizer.), künsten : wünsten (V. 3151–3152), wünste ›wünschte‹ : brünste (V. 3697–3698, nach Ha); vgl. im Versinnern ir wunſte (P) für erwunschte (V. 4061), gemiſten W bzw. gemiſtin P (V. 163), valſlichen (V. 3473 W), wambeſch W bzw. wambaſch P für wambas, wambes (V. 3811), wunſte, wuſte (P) für wunschte (V. 270, 1354), menslich (W) statt menschlich (V. 7897), geſicht e statt geschihte (V. 9173 W); vgl. harnas : was (V. 1365–1366, 6493–6494). Die Unsicherheit beim Umgang mit s, sch dokumentiert wnſchſt e (V. 270 W). – Die Reime stammen allesamt aus der ersten Hälfte des Textes, was Singer 1928, S. 81f. dahingehend interpretiert, dass Ulrich während der Arbeit auf die Unreinheit der Reime außerhalb seines Dialektes aufmerksam gemacht worden wäre. 25. t : tt (schweizer.; Schirokauer 1923, S. 99, Anm. 1; Zwierzina 1901, S. 111, Anm. 2): driten ›dritten‹ : geriten (V. 6701–6702), riten : miten ›mitten‹ (V. 2025– 2026, 3613–3614, 5187–5188), gespote : gote (V. 1847–1848). 26. t > d: Passim ist Lenisierung t > d nach (Liquid oder) Nasal (Belege nur mit n) zu beobachten (im Mhd. generell verbreitet; Mhd. Gramm. § 105,4). In Reimstellung gesichert sind: alde (V. 2740, 3322), behalden (V. 1011), branden (V. 116, 7651), gerde(n) (V. 2859, 6110), gezelde (V. 2834, 3431), gulde zu gelten (V. 5663), halden (V. 7082), kande(n) (passim), mande (V. 2698), milde (V. 1587, 1736, 4759, 4920, 5235, 6891, 7136), nande (V. 4686, 5507), rande(n) (V. 6367, 7109), sande zu senden (V. 3436, 8902), schilde (V. 5317, 5148, 6270), solde (V. 3274, 4112 W, 8488, 8509), swanden zu swemmen (V. 7520), tranden (V. 4500, 5312), ungenande (V. 1287–1288), werden Adj. (V. 4584), wolde(n) (passim), zalde zu zeln (V. 3939, 9134). Daneben finden sich auch Belege mit t, wenngleich hier nicht selten auch Erweichung angenommen werden kann, die in den Hss. nicht oder nur teilweise überliefert wäre. (Besonders P hat die Erweichung fast durchgehend rückgängig gemacht.) Beispielsweise kann vilte : schilte (V. 109–110) auch als vilde : schilde gelesen werden, gleichfalls schilte : milte (V. 5291–5292) als schilde : milde (so in G). Auffälliger ist intervokalische Erweichung t > d, die sich nur nach Länge (Langvokal oder Diphthong) findet (regional schwer verortbar, die Belege weisen ins obd.; Alem. Gramm. § 180; Weinhold, Mhd. Gramm. § 185): breide : wegescheide (V. 2363–2364 P), kemenâden : Aden (V. 3485–3486, 5085–5086), breide : beide (V. 4663–4664), beide : wârheide (V. 5085–5086), breide : leide (V. 6959–6960 P). Singer 1928, S. 84 nimmt für diese Formen norddt. Einfluss an. Flexion der Substantive, Adjektive, Adverbien, Pronomen, Artikel 27. Eigennamen: (a) Der Großteil der Eigennamen bildet lat. (Augustus, Darîus) oder – häufiger – afrz. Formen (Erec fil de roi Lac, Lanzelet de Lac etc). Teilweise sind auch die
Beobachtungen zur Sprache
859
obliquen Kasus davon betroffen: Artiure Dat. : âventiure (V. 5361), : ungehiure (V. 6741), im Versinnern außerdem V. 7131 W, 7152 P. Daneben steht hûse : Artûse (V. 7677–7678). Im Versinnern sind außerdem die Dat.-Formen Artus, Artuse, Artusen (V. 2830 W und P, 7152 W) überliefert. Iblis bildet den Dat. Iblê : mê (V. 4085–4086) klê (V. 4219–4220). Eventuell wäre auch mit P Iblidê zu lesen. Iblise findet sich nur im Versinnern als ybliſe (V. 8782 W). (b) Allgemein gilt, dass die Formen der Eigennamen relativ variabel sind: Artûs : hûs (V. 2283–2284, 5063–5064, 5385–5386, 5573–5574 W, 5779–5780, 5883–5884, 6945–6946, 7137–7138, 7399–7400, 7563–7564 W, 8471–8472, 8801–8802, 8939–8940, 8997–8998 P, 9271–9272, 9409–9410), daneben Artus : sus W alsus P (V. 6725–6726); Iblîs : wîs (V. 8517–8518) neben sonstigem Iblis : gewis (V. 4059–4060, 4913–4914, 5783–5784, 8687–8688); Lanzelet : valet (V. 4969–4970) gebet (V. 9367–9368) neben Lanzelet(e) : bet(e) (V. 4705–4706, 5113–5114, 5209–5210, 7273–7274, 8049–8050, 8199–8200, 8777–8778);59 Wâlwein : (-)ein (V. 2443–2444, 2515–2516, 6243–6244, 7333– 7334, 7621–7622, 7723–7724, 8065–8066) neben Wâlwân : getân (V. 5371– 5372, 7277–7278) hân (V. 7295–7296) und lân (V. 7777–7778). 28. Die Bildungsweise des Dat. wechselt, Formen mit -e stehen neben endungslosen (apokopierten). Einige Phänomene lassen sich zu Regeln fassen: (a) Dat.-e in Subst. mit Liquid oder Nasal im Stammauslaut (tal, sper etc.) ist nach Langvokal erhalten, nach Kurzvokal apokopiert (vgl. die Verteilungsregel in Mhd. Gramm. § 201). (b) Der Dat. von hûs wird (als alter Lokativ) in fast allen Fällen (anders V. 5779, 7677) ohne -e gebildet. (c) lande Dat. steht neben -lant Dat. in Zusammensetzungen. (d) Die meisten Wörter scheinen lexemspezifisch mit oder ohne -e flektiert, bei den Fem. fehlt bei der endungslosen Form Umlaut. Gelegentlich stehen aber auch Doppelformen bei ein und demselben Wort, z. B. hant neben hende (V. 4840 W?), -heit neben -heite, -keit neben -keite, kraft neben krefte, -schaft neben -schefte, vart neben verte, zît neben zîte (V. 8958).60 (e) Ausnahme ist bruste Dat. Sg. (im Reim V. 8022). Verbalflexion 29. Endungen: (a) Apokopiertes -n im Inf. findet sich einmal bei gesinde : erwinde Inf. (V. 6533– 6534; regional schwer verortbar, siehe Anm. dort). 59 Es ist nicht auszumachen, ob apokopierte oder e-haltige Formen anzusetzen sind, die Lesarten der Hss. wechseln. 60 Für eine umfassende Liste von Wortformen siehe Hannink 1914, S. 42–44, 50–53.
860
Einleitung
(b) 1. Sg. Präs. -en (im gesamten mhd. Sprachgebiet anzutreffen; Mhd. Gramm. § 240, Anm. 8; Alem. Gramm. § 339. 361; Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 215. 399): ich schamen : namen (V. 317–318; vgl. Anm.), hinnen : ich mich versinnen (V. 717–718), ergeben : ich leben (V. 1489–1490), ich leben : geben (V. 2713–2714), ich leben : ergeben (V. 3221–3222 W). Nicht durch Reim gesichert sind: ich minnen (V. 4376 W) im Versinnern sowie sicher sekundäres ich u“ch ſagen : tagen (V. 8961–8962 P), wo mhd. sage : tage gestanden haben muss (so auch Ha). Hannink 1914, S. 56 versucht die m. E. hieb- und stichfesten Reimbelege weg zu konjizieren (vgl. Anmm. zu den betreffenden Stellen). (c) 2. Pl. Präs. endet gewöhnlich auf -et, (alem.) Reime mit -ent, wie häufig in den Hss. steht, fehlen. Allerdings tritt in einigen Fällen Endung -en auf: im Reim ir an mich muoten : guoten (V. 2723–2724 W), im Versinnern ir ... ſolten (V. 4582–4583 W), ir werden ... und müezen (V. 1632–1633 W), ir hân (V. 2238 W). Da die Formen in P fehlen und dem einzigen Reimbeleg nicht allzu großes Gewicht beigemessen werden sollte, könnten die Formen auch sekundär und nur für W typisch sein (Frnhd. Gramm. § M 94). (d) -en im Part. Prät. ist geschwunden bei erschin (erschinen) : in (V. 4243–4244; siehe Anm. dort). 30. Vermischtes zu den st. Verben:61 (a) Prät. von schrîen ist schrê. (b) biuten (Prät. von bûwen) : briuten Ind. (V. 5527–5528; vgl. Anm. dort). (c) Prät. von komen ist immer alem. kam, kâmen, die bair. Formen mit o, ô, die vor allem W passim im Versinneren hat, sind sekundär (Mhd. Gramm. § 160,4). (d) nîden bildet das seltene sw. Prät. nîte (V. 1424, vgl Anm. dort). (e) gedrân als st. Part. Prät. von dræjen swv. steht zweimal im Reim (V. 7122, vgl. Anm. dort, und 8125). 31. Sw. Verben der jan-Klasse:62 (a) Verben auf -ellen/-eln erscheinen nur auf -ellen (und rechnen damit also zu den langstämmigen Verben). Unsicher ist, neben sonstigem zellen – zalte, nur kelte : zelte (V. 8541–8542 W). (b) Bei den langstämmigen Verben ist ›Rückumlaut‹ im Prät. ausnahmslos durchgeführt bis auf zwei Fälle: gebiuste : fiuste (V. 1927–1928), wünste ›wünschte‹ : brünste (V. 3697–3698, nach Ha). Per analogiam ist ›Rückumlaut‹ durchgeführt bei geluste : wuste zu wüschen < wischen (V. 2207–2208; nach Haupt, M. 1845, Sp. 117 schweizer.), betûte : lûte (V. 5863–5864). 61 Verszahlen stehen nur bei seltenen Fällen. 62 Für eine komplette Liste der in aussagekräftigen Reimen (also etwa nicht aufeinander reimende janVerben) belegten jan-Verben siehe Hannink 1914, S. 59–64. Ich gebe wiederum nur in seltenen oder problematischen Fällen Verszahlen an.
Beobachtungen zur Sprache
861
(c) Im Part. Prät. der langstämmigen Verben stehen ›rückumgelautete‹ Formen neben solchen mit Umlaut (gezalt – gezelt, gekant – gekennet, genant – genennet). (d) Kurzstämmige Verben behalten den Umlaut im Prät. bei. 32. Einzelnes zu besonderen Verben:63 (a) Prät. von beginnen ist began und begunde, Part. Prät. ist begunnen. (b) Prät. von kunnen ist stets kunde, nie konde. (c) Pl. Ind. Präs. von mugen ist meist megen, nur einmal gesichert ist wir mugen (V. 4478). Im Prät. wechseln mahte – mohte. (d) Es dominieren alem. Inf. gân, stân (gegenüber bair. gên, stên; Mhd. Gramm. § 160,6). ſtet ›steht‹ statt sonstigem stât findet sich nur vereinzelt (V. 1616 W, 1848 P, 3889 PGK ). Im Prät. von gân ist nur gie gesichert, im Part. Prät. wechseln gegangen und gegân. (e) lân – lâzen wechseln, ebenso im Prät. lie – liez, Part. Prät. ist im Reim einmal verlâzen (V. 4580), sonst gelân. (f ) Die Paradigmen von hân und haben wechseln. Im Ind. Prät. steht häufig hâte, seltener hæte oder hete, Konj. Prät. ist hæte und seltener hete. (g) Ind. Prät. von tuon ist tete, tet, Konj. Prät. tæte. (h) sîn – wesen Inf. und gesîn – gewesen Part. Prät. wechseln, es überwiegen (alem.) sîn – gesîn (Mhd. Gramm. § 282; Alem. Gramm. § 353). (i) Prät. von wizzen ist zumeist wiste neben im Reim einmaligem wesse (V. 5708). Wortlehre 33. erde flektiert st. (V. 1820, 2944, 4763) und sw. (V. 386, 2840, 6752, 9390). 34. just(e) ist die einzige vorkommende Form aus afrz. jouste (im Reim V. 2896, 3068, 4472). 35. nusche swstf. ›Spange‹ (V. 5612) steht neben nüschel stm. dasselbe (V. 5990, 6035, 6045) – allerdings nie im Reim. 36. ritter steht nie im Reim, besonders bei Hand A W und in P aber fast ausnahmslos im Versinnern. rîter reimt ein einziges Mal auf sturmgîter (V. 1781–1782) und wird von Hand B W bevorzugt. 37. ›Welt‹ ist immer welt, nie werlt; der Konsonantenausfall ist besonders bair. (Mhd. Gramm. § 121, Anm. 7). 63 Da es sich in den meisten Fällen um Hilfs- oder Modalverben handelt, sind die Belege Legion. Ich weise nur seltene Auffälligkeiten mit Verszahlen aus. Für vollständige Belege siehe Hannink 1914, S. 64–68.
862
Einleitung
Syntax 38. Nicht durch Reim gesichert, wegen der Einheitlichkeit der Hss. vermutlich aber original ist die Voranstellung der Adversativpartikel (V. 440, 1190, 7710, 8462), die nach Haupt, M. 1845, Sp. 116 schwäb. ist; vgl. generell Frnhd. Gramm. § S 316. Es besteht angesichts der fast erdrückenden Beweislast kein Zweifel, dass der ›Lanzelet‹ – aus Sicht der Reimgrammatik – ein alem. Text ist. Das passt auch zu den (heute üblichen) Hypothesen zur Identität des Autors, des (wahrscheinlich) Thurgauers Ulrich von Zatzikhoven (siehe Kap. II.1.1). Die Annahme einer mittelniederländischen Vorlage, die über md. Vermittlung zu Ulrich gelangt wäre und in einigen Reimen des ›Lanzelet‹ ihr Spuren hinterlassen hätte (siehe Kap. II.3.3), findet im Reimverhalten des Textes so gut wie keinen Anhalt. Jene Phänomene, die in diese Richtung weisen könnten, sind entweder auch im Obd. möglich, nur vereinzelt belegt (was erneut die Frage nach der Relevanz einer strikten reimgrammatischen Untersuchung aufwirft; siehe oben) oder überhaupt in der Deutung unsicher (o > a, md. Senkung, ft > f, ht > t, f(f ) für pf). 4.1.2 Alemannische, schwäbische und/oder schweizerische Wörter oder Wortformen Lit.: Haupt, M. 1845, Sp. 116f.; Schilling 1866, S. 35–37. ald (nur in P: V. 546, 1003, 3928, 4289 [?], 6186, 7254 [?], 7340; W substituiert oder), belangen (V. 775, 2318, 2867, 5379 P bzw. 5380 W, 8919, 9146), erklupfen (V. 1118 P), fluo (V. 7127), galster (V. 7011), goume (V. 177),
goumen (V. 2929), hert (V. 2575 P), hœne (V. 230), hübsch statt hövesch (immer; vgl. Alem. Gramm. §§ 29. 155), klupf (V. 784 P, 2387, 5388 P), lancseime (V. 2690), mate (V. 2671 P, 3327), weien (V. 473).
Ebenfalls auffällig sind – wenn auch nie im Reim gesichert – die vollen Endungen bei innân (V. 1886, 1990, 4674, 4795, 4890, 7398), ûzân (V. 4773 W, Vſſen P), nienâ (V. 4708 W), vgl. Alem. Gramm. § 10; sowie der Genuswechsel mask. > neutr.: daz pfat (V. 595 W), das ſant (V. 3803 P), daz gedranc (V. 5756), daz lantdiet (V. 8309), vgl. Alem. Gramm. §§ 274–276. Allerdings könnten hier auch nur Besonderheiten der Hss. vorliegen. 4.1.3
Altertümliche Wörter und Phrasen
Lit.: Behre 1913, S. 79f.; Combridge 1968, S. 70; Gruhn 1899, S. 289f.; Hannink 1914, S. 29f.; Haupt, M. 1845, Sp. 113–115; Neumaier 1883/84 II, S. 5; Richter 1934, S. 151–155, 214; Schilling 1866, passim; Schütze 1883, S. 22–25.
Beobachtungen zur Sprache
863
Die folgende Liste vereint Wörter, die sonst selten oder nur in ›volksnaher‹ Dichtung – sprich: vor allem nicht oder kaum bei den ›klassischen‹ hochhöfischen Epikern (Hartmann von Aue64 , Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg) – zu finden sind, die nach 1200 nicht oder nur noch vereinzelt belegt sind, und die damit das altertümliche Gehabe des Textes wesentlich mitbestimmen. Stellen werden nur angegeben, wenn ein Wort seltener als an zehnmal vorkommt. In zweifelhaften Fällen, also wenn ein Wort z. B. auch im ›Parzival‹ öfter vorkommt und sonst nicht, wurde das Wort aufgenommen. adel, adelich (V. 33, 260, 1765), ageleize (V. 457, 2044), ahe (V. 7049, 7056, 7079, 7140), (in) alrihte (V. 5758), anseige (V. 1618), âventiure brechen (V. 1344, 2159, 5458– 5459, 5520–5521, 6163, 6374–6375, 9136), balt (passim), baltlîche (V. 267, 3292), ban (V. 1416, 3041), batwât (V. 6433), beinwât (V. 8872), belden (V. 1500 P), bor-, enbor (V. 1147, 1692, 4765, 5981, 6393, 6801, 7048), bouc (V. 5612), breite (›[breites] Feld, Heide‹ V. 2363, 4663, 5434, 6959, meist nur PB), brünne (V. 4500, 4547), buggelære (V. 1121), degen (passim), degenlîch (V. 6281), degenschaft (V. 2588), dietdegen (V. 2934), dietzage (V. 3648), dürkel (V. 3063 P), ecke (metaphorisch für ›Held‹; V. 3308), eingenôte (V. 8671), (sîn baldez) ellen (V. 3382; vgl. K ebd.),
ellenthaft (V. 5311, 6347, 8552), enspuon (V. 4398, 5887), entlîben (V. 2578), ergurren (V. 1455 P), ernde (V. 5796), friuntholt (V. 2126), frümic (V. 4046; nach Haupt, M. 1845, Sp. 114 nur als Subst. weit verbreitet), gate (V. 2672, 5213), gehügede (V. 5447 P), gemeit (passim – nur im Reim)65 , genist (V. 1593 P), gêr (V. 1504), geswâslîch, geswæslîch (V. 1367, 6246), getiusche (V. 1678 P), gevüere (V. 6467), gome (V. 926, 2248, 2827, 3000, 4482, 6613), grisgramen (V. 2660), grimel (V. 4440), grüejen oder grüeten (V. 6688), güfteclîchen (V. 2890), hargen (V. 1463 P), harnschar (V. 1186, 7629, 7881), harteslaht (V. 1466 P), hellezage (V. 2535 P), helt (passim), herschilt (V. 110), hîbære (V. 4996), holtschaft (V. 4227, 8915),
64 Ausgenommen seine Frühwerke, besonders der ›Erec‹. 65 Für Steinmeyer 1889, S. 14 und 20, Anm. 32 ist dies ein Beweis dafür, dass das Wort nicht mehr im alltäglichen Wortschatz gebräuchlich war und nur in der Dichtersprache gleichsam konserviert wurde. Gleiches gilt für wîgant, das ebenfalls nur im Reim vorkommt; vgl. Behre 1913, S. 73.
864
Einleitung
învanc (V. 208), îsenhuot (V. 3810), kampfschilt (V. 1920), krâmschilt (V. 2872), küen (passim), kunder (V. 4885 P), kürlop (V. 6904), leitschalle (V. 2120), leitspil (V. 6210), losen (V. 2888 P), ludem, luden (V. 1899), mâc (passim), magen (V. 112, 1241), marc (V. 353, 1990, 4469), matertelle (V. 8727), menegîn, menigîn (V. 1326, 5489, 6106), muotwillære (V. 2829), niumære (V. 6767, 7711), rant (metaphorisch für ›Schild‹; V. 2378), recke (passim), runs (V. 3895 P), sahs (V. 8505), sarwât (V. 1986), schirmschilt (V. 4039), schuohen (V. 6492 P), schraz (V. 437), selde, selede (V. 7744, 8588), sint (V. 3566, 7456), snel (V. 364, 2935, 3357, 4437, 4530, 7557, 7844, 8068, 8728), sperwehsel (V. 156), stahelvaz (V. 5321), strôdicke (V. 3171), stüef (V. 2768, 3790, 4409, 6674, 7108, im-
mer P), sturmgîte (V. 1781), sungiht (V. 7072), sûse (V. 1547 P), swemmen (V. 7520, 7659), tagalt (V. 3995, 8724, 9029), tobezorn (V. 1513), tokzelen (V. 1457 P), trôric (V. 2198), tûsenvêch (V. 4753), übername (V. 8183 P), uosezzel (V. 6023), urliuge, urliugen (V. 739, 3309, 6601), urmære (V. 1530, 4781), (niht) veige (V. 1617), vermezzen, vermezzenlîche (V. 681, 1397, 2273, 2865, 6680), volcdegen (V. 743), wâc (V. 7141 P [?]), wadelen (V. 5319), warc (V. 1139, 6996), wætlich, wætlîche (V. 1197, 2639, 7018, 8345, 8850), widerwünne (V. 4548), wieren (V. 4807 P), wîgant (passim und ausschließlich im Reim; vgl. Anm. I.65), wipluppen (V. 574, 6061), wunder- (diverse Komposita: V. 602 P, 1169, 1938, 4231, 4401), wuof (V. 166, 1631, 2122, 6867), zalehaft (V. 2914 P), zehenzic (V. 6426), zoumhaft (V. 1293).
Ebenfalls altertümlich sind die Adj. auf -gelich-: kindegelich (V. 6176), lendeglich (V. 1719), mânedeclich (V. 7543), mengelich (V. 8461 P); sühtegelich (V. 3955 P), tegelich (V. 4072, 9064), tiergelich (V. 7068); sowie (nach Haupt) auf -sam:66 lîhtsam (V. 737), lussam (V. 8187, 9369) vancſam (V. 1851).
66 Dagegen Steinmeyer 1889, S. 13; vgl. Behre 1913, S. 75.
Beobachtungen zur Sprache
4.1.4
865
Exkurs: Lehn- und Fremdwörter aus dem Altfranzösischen
Lit.: Kantola 1982, S. 135–141; Märtens 1880, S. 689; Neumaier 1883/84 II, S. 5; Piquet 1898, S. 93; Schilling 1866, S. 33–35; Suolahti 1929a, S. 10. Weder angesichts der vermutlich altfranzösischen Vorlage noch im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Dichtungen überrascht es, dass sich immer wieder altfranzösische Wörter im Text finden. Es handelt sich um folgende Fälle: âkust (V. 1335), alebar (V. 282), âmîe, âmîs (V. 689, 1043, 6196), banier (passim), barbel (V. 4529), barragân (V. 4828), Behforet (V. 332, 3989, 8589, 8644, 8720, 8908, 9255), betschelier (V. 2695), birsen (V. 290), boye (V. 7625), brüeven, prüeven (V. 3082, 8675), buggelære (V. 1121), buhurdieren, burdieren (V. 640, 8348), buhurt (V. 5719, 6802, 7775, 9031 P, 9161), busûne (V. 9073), erkoveren (V. 1857, 9196), failieren (V. 3002), ferrân (V. 4844), (Erec) fil de roi (Lac) (V. 2264, 3006, 7001), fischieren (V. 5802), flôrieren (V. 646), fôreht, vôreht (V. 672, 7034, 7845, 8023), fôrehtier (V. 732, 899, 1248, 1553), Franzoise (V. 5804), garzûn (V. 2595, 6709 P), golter, kulter (V. 4154), gügerel (V. 646), harnasch (passim), juppe (V. 6062), just, justiure, justiuren (passim), kastel (V. 3574), kastelân (V. 5172, 5607, 8722, 8876), kondewieren (V. 6628, 9284),
kovertiure, kovertiuren (V. 647, 1991, 3087, 3272, 4414, 8078, 9099), kroigieren (V. 3111), kumpânîe (V. 8579, 8861), kupfe (V. 2388, 3629, 4208), kursît (V. 885), Lanzelet de (du P) Lac (passim), lâsûr (V. 6298), leisieren (V. 2369), massenîe (passim), materelle, matertelle (V. 8727), merfeine (V. 180, 3565, 3935, 4683, 6127, 6181, 7827), montânge (V. 6565), mort, mortgire (V. 60, 3913, 5342), nigromanzîe (V. 5831), (vor) nône (V. 1756), palas (V. 2845, 4114), parânge (V. 8716), parelieren (V. 502, 5438), pavelûne (V. 2818, 2837, 4805, 5439, 5497, 5689, 6319, 6351, 9075 P), pfellel, pfeller (V. 201, 4815, 5690, 8390, 8482), plânge (V. 2369, 3129, 9031 P), prîs, unprîs, prîsen (passim), prîsant (V. 8477), prisûn (V. 3555, 3682), puneiz (V. 3257, 9157), pungieren (V. 639), râvît (V. 5609), riviere (V. 5137), rotte (V. 2678), salevieren, salûieren (V. 5384, 7727 P, 9104),
866
Einleitung
samît (passim), triblât, tribulât (V. 4817, 4826), turnei, turneisch, turnieren (passim), sarjant (V. 1404), sarrazîn (V. 5272), valet (V. 4969), sarumîn (V. 861), Vallis Iblê (V. 4086), vespereide (V. 2855), schâch (V. 5354), Schâdil li Mort (V. 3550, 3602, 3676), vintâle, vinteile (V. 1385, 4533), schapellîn (V. 868, 4075), wambasch (V. 3811), schaprûn (V. 2596), wanküssen (V. 836), schumpfentiure, en(t)schumpfentiure (V. weifier (V. 4441), 2933), ziklât, ciclât (V. 8484), zimieren (V. 360, 501, 2971, 5271), serpant (V. 7905), sinopel (V. 4421), zinopel (V. 4421). tavelrunde (V. 2279, 5419), 4.1.5
Exkurs: Sprachliche Beziehungen zu Heinrich von Veldeke, Eilhart von Oberge und Hartmann von Aue
Werner Richter (Richter 1934) versuchte, die Nähe Ulrichs zu bzw. Abhängigkeit von Heinrich von Veldeke, Eilhart von Oberge und den frühen Werken Hartmanns von Aue (›Erec‹, ›Büchlein‹, ›Gregorius‹) in sprachlicher Hinsicht festzumachen. Dabei konnte er enge Berührungen besonders mit Heinrich, aber auch mit Eilhart und Hartmann vor allem im Gebrauch der Adjektive und Adverbien feststellen, wenngleich Ulrich Adjektive noch häufiger gebraucht als die anderen Dichter.67 Ähnliches gilt für die Zusätze zu Namen (S. 166–174), hier dominiert klar die Nähe zur ›Eneide‹, der Gebrauch derartiger Wendungen im ›Lanzelet‹ ist diesmal allerdings noch um vieles häufiger als bei den Vergleichstexten. Schließlich verzeichnet Richter noch Reime, die mit Veldeke und/oder Eilhart (S. 176–187) bzw. mit Hartmann (S. 188–194) korrespondieren, Überschneidungen mit Wolframs ›Parzival‹ sind ebenfalls gegeben, fallen aber geringer aus (S. 204–211). Dass eine Nähe zwischen den genannten Texten besteht, ist damit, rein statistisch gesehen, bewiesen, da die Überschneidungen etwa mit Hartmanns ›Iwein‹ viel geringer ausfallen. Problematisch freilich ist die Bewertung des Befundes. Es lässt sich kaum abschätzen, inwieweit hier tatsächlich direkte Beeinflussung durch Kenntnis der genannten Werke angenommen werden muss und wie groß andererseits die Rolle der literarischen Gepflogenheiten des ausgehenden 12. Jahrhunderts war – die sich natürlich wiederum in Texten manifestieren. Auch die Rolle des Dialekts ist bei den Übereinstimmungen mit Hartmann nicht zu unterschätzen. Letztendlich könnte ein guter Teil der Übereinstimmungen auch lediglich auf Zufall beruhen (so die implizite Annahme von Haasch 1954, S. 52, Anm. 1). Dies gilt vor allem für Fälle wie z. B. das Adjektiv heiz (Richter 1934, S. 156): Es steht im ›Erec‹ und im ›Gregorius‹ zweimal, im ›Lanzelet‹ dreimal, und fehlt 67 Richter wertet den Adjektivgebrauch der Texte statistisch aus nach dem Modus: Kommt ein bestimmtes Adjektiv in einem Text vor und wenn ja, wie oft. Siehe für Heinrich von Veldeke S. 151–161, 164f., für Eilhart S. 165f., für Hartmann S. 151–161, 164.
Beobachtungen zur Sprache
867
im ›Büchlein‹, im ›Armen Heinrich‹ und im ›Iwein‹. Ob sich in solchen Fällen, die bei weitem die Hauptmasse des Belegmaterials bei Richter ausmachen, tatsächlich eine Bezugnahme zwischen Dichtungen manifestiert? Vor allem zwei Punkte sprechen dagegen: Zum einen handelt es sich um ein Wort, über dessen Gebrauch vielleicht weniger stilistische Belange und der Wille zur Nachahmung von Vorbildern entscheiden, sondern eher inhaltliche Notwendigkeiten im Handlungsverlauf. Zum anderen sind die Belegzahlen wenig signifikant, sie sind hier wie dort gering. Das soll nun nicht den Wert von Richters Parallelen schmälern, aus ihnen aber eindeutige Ergebnisse ableiten zu wollen, geht wohl zu weit.
4.2 Schreibsprachen der Handschriften und Fragmente 4.2.1
Handschrift W, Hand A
Lit.: Hannink 1914, S. 7–13. Vokalismus: Allgemeines 1. Vokallänge ist nur vergleichsweise selten durch ein Zirkumflex- oder Akut-ähnliches Zeichen signalisiert, teilweise gegen den ›normalmhd.‹ Sprachgebrauch: Dodône (V. 333, 4172), dodôn e (V. 9199), dodône (V. 9180), dîs (V. 5072), ê (V. 281, 1049, 1064, 1066, 1091, 1160, 1292, 1614, 2078, 2099, 2455, 2456, 2482, 2537, 2538, 2747, 2824, 2881, 3236, 3280, 3307, 3312, 3434, 3571, 3867, 3934, 4188, 4554, 4629, 4667, 4668, 4704, 4996, 5052, 5975, 6476, 7516, 7566, 7588, 7660, 8112, 8298, 8737, 9234, 9269), é (V. 5080), erſlân (V. 3562), gân (V. 829, 4000, 4860, 7687 im Reim mit karadygân), genât (V. 4825), getân (V. 3561), gevât (V. 1656), hûs (V. 5884), îeman (V. 6441), îſt (V. 5072), îvſt (V. 6371), karadygân (V. 7688 im Reim mit gân), lôt (V. 933), mê (V. 9233), mîch ›mich‹ (V. 2429), nîden ›une (V. 7983), ônýchelin ˆ ten‹ (V. 5045), nîder ›nieder‹ (V. 3360), nôt (V. 932), nvgern (V. 4119), ſâlevieren (V. 9104), trybvlât (V. 4826), vân ›von‹ (V. 7808), vân ›fangen‹ (V. 830, 2356, 3123), wîrt ›wird‹ (V. 7381). Dehnungs-e liegt eventuell vor in: biem statt bîm = bî dem (V. 1726), geriet : behendichiet statt gereit : behendicheit (V. 7551–7552; siehe unten), pvniez statt puneiz (V. 3257; siehe unten), ſieſt statt sîst (V. 1794). Auch könnte, besonders bei Hand B, mitunter Doppelkonsonanz Langvokal signalisieren, z. B. durchgehend bei (ge)ſezze für (ge)sæze. Allerdings steht bei Hand B Doppelkonsonanz mitunter auch nach Kurzvokal wie im Nhd. (z. B. kunnegin statt künegîn, V. 5255; ſame statt samen, V. 5750). 2. Umlautkennzeichnung fehlt häufig (bei o- und u-Lauten) bzw. wechselt zwischen verschiedenen Formen. Hier dürfte es sich jedoch um Schreibvarianten handeln, wofür die konsequente Umlautung von â > æ (772-mal geschrieben als e, nur 7-mal a) oder ou > öu (geschrieben eu; Ausnahme nur vrovden, V. 4029) zeugt. Ebenso rein graphische Varianten sehe ich in: ei, ey, eý für ei; i und y für i und î (letzteres
868
Einleitung
besonders in Fremdwörtern und lexemspezifisch, etwa: mychel, ysen, kyndes, geyſel, blyde, maſſenˆyen etc.); o, oe, oe für ö, œ; au, ov, ov, o, av für ou; u, v für u, û; v, u, uo, ú, ve, ue für ü; u, v, uo, vo, u, v für uo; u, v, ue, ve, v für üe; w für uw, wu, wü (auch in iw für iuw). 3. Apokope des auslautenden -e ist sehr häufig, besonders im Prät. der sw. Verben, bei Adv. und im Dat. Sg. Enklise von Personalpron. ist häufig, etwa vrageter (V. 1713). 4. Synkope des e ist ebenfalls häufig, besonders in der 1. 3. Sg. Ind. Präs. (z. B. lebt, V. 2755, 3021, 4977), in der 2. Sg. Prät. und im Part. Prät. der sw. Verben (z. B. lebten, V. 69, 7623) sowie in Vor- und Endsilben von Subst. (z. B. hovbt, V. 1070, 1759, 1947, 2137, 2915; seltener in Vorsilben wie gnad e , V. 7640). 5. Diphthongierung ist nur in Einzelfällen zu beobachten: vrleuges statt urliuges (V. 739, 3309), vrleugete statt urliugete (V. 6601).68 Vokalismus: Kurzvokale 6. a > ou (schwäb., bair.?; inkonsequent und lexemspezifisch): ſovnfte, ſaunfte statt sanfte (V. 1113, 1260, 1859, 2999, 4195), sovnfteclich statt sanfteclich (V. 2757). 7. a > e im Nebenton (selten; Alem. Gramm. § 17): harneſch (V. 8883); eventuell satzunbetont wen statt wan ›außer‹ (V. 4919). 8. e > a (Umlaut nicht gekennzeichnet; selten): mahtig e statt mehtige (V. 112). 9. e > a, u im Neben- und Schwachton (alem.; Alem. Gramm. § 23; selten): mitan (V. 205), pfellar (V. 201), witan (V. 1544), zevorderuſt (V. 2416). 10. Epithese von -e bei (Adj. und) Subst. im Nom. Sg. (obd., bes. alem.; Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 448. 452. 454; Frnhd. Gramm. § L 41; Einzelfall): lob e statt lop Nom. Sg. (6557). 11. e > i im Neben- und Schwachton (selten, siehe oben): mvzicheite (V. 930), gelebite (V. 7747), häufig -ic statt -ec bei Adj. u. a. m.; teilweise könnte es sich auch um altes i handeln wie bei pferit (V. 427, 468, 1479 u. ö.). Im Starkton finde ich nur byrillus statt berillus (V. 4141), das aber wegen des Fremdwortcharakters problematisch ist, und lirken statt lerken (V. 1928). 12. e > o bei wellen (zunächst bes. md., ab dem späten 13. Jh. allgemein; Mhd. Gramm. § 277; Weinhold, Mhd. Gramm. § 421; Frnhd. Gramm. § M 146; selten):69 wollen statt wellen (V. 845), wollent statt wellent (V. 2891). Es überwiegen allerdings die Formen mit e. 68 Hannink 1914, S. 9 erwägt die Lesung als urlöuge. 69 Die Zuordnung zur Lautlehre ist problematisch: Entweder ist Einfluss des w anzunehmen, oder man geht von interparadigmatischem Ausgleich (Prät. wold-) aus.
Beobachtungen zur Sprache
869
13. Svarabhaktisches i hat getwerig (V. 426). 14. o > ou (vereinzelt, unsicher, ev. alem.; Alem. Gramm. § 139): genovmen : frovmen (V. 1561–1562), wovchen (V. 7998).70 15. o > uo (vereinzelt): Bei Hand A nur bei vrom-: frvom e statt vrome (V. 339), frvomen statt vromen (V. 1887), frvomen statt vrome (V. 2247); bei Hand B in: gezuogenlichen statt gezogenlichen (V. 5797), herzuogen statt herzogen (V. 5079). 16. u, ü > o, ö (siehe oben; vereinzelt): buhort, bvhort etc. statt buhurt (immer = V. 5719, 6802), geworht e statt gewürhte (V. 9207). 17. u > uo, in der Regel vor Liquid oder Nasal (bes. bair.-österr.; Mhd. Gramm. § 159,10.15; Alem. Gramm. §§ 78. 111. 114; Bair. Gramm. § 114; Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 59. 71; sehr häufig): tvogenden (V. 26), gvonden : kvonden (V. 81–82), frvom und oblique Formen (passim), begvond e (V. 473) u. v. a. m. Vokalismus: Langvokale 18. â > e (æ) (Einzelfall): spet statt spâte (V. 2779). 19. â > o (ô) (nhd. Rundung plus Hebung; bes. alem., aber generell häufig; Mhd. Gramm. § 48; Frnhd. Gramm. § L 22; gelegentlich): on statt âne (V. 984, 1546, 1630 u. ö.), do statt dâ (häufig, aber nicht selten problematisch), chomen : vernomen statt kâmen : vernâmen (V. 6329–6330), chomen : romen statt kâmen : râmen (V. 6361–6362), iso statt isâ (V. 1734), wond e statt wânde (V. 5978), wont statt wânt (V. 432), wonden statt wânden (V. 849) u. a. Gegenläufig könnte die somit hyperkorrekte Form manad e statt mânôde Akk. Pl. (V. 9252) sein. 20. æ > ei (alem., bair.; Mhd. Gramm. § 159,11; Alem. Gramm. §§ 49. 58. 94. 99. 127. 131; Bair. Gramm. §§ 66. 80; Weinhold, Mhd. Gramm. § 89; häufig, bei manchen Wörter fast durchgehend): ſeilic statt sælec und verwandte Wörter, ſeilde statt sælde, ſeltſein statt seltsæn u. a. m. 21. î > ei (nhd. Diphthongierung; Mhd. Gramm. § 42; vereinzelt): dreizic statt drîzec (V. 3209), leit statt lît ›liegt‹ (V. 1778 im Reim!), fleizclich e statt vlîzeclîche (V. 634), vleiz statt vlîz (V. 1543). 22. Unsicher ist der Reim alſo : frov (V. 1601–1602), der nur in W steht (zuo : fruo P). ov hat W ausnahmslos für ou, wodurch bair. ô : ou (vrou ›früh‹?) anzusetzen wäre (Mhd. Gramm. §§ 74. 159). Die andere Variante ist ô : uo (mit regulärem vruo), das ins Md., speziell Mfrk. (und Osthess.) verweist (Mhd. Gramm. §§ 43. 74). In Anbetracht der abweichenden Überlieferung in P und der etwas verworrenen gnomischen Aussage ist die Bewertung der Auffälligkeit schwierig. 70 Für diesen und den nächsten Punkt liegt es am nächsten, die diakritischen Zeichen nicht als Marker für ›uneigentliche‹ oder ›unsichere‹ Diphthonge zu deuten (Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 59. 64), sondern als Signale für den Vokal.
870
Einleitung
Vokalismus: Diphthonge 23. ei > ai, ay (ab Ende 13. Jh. im Alem. nicht selten; Weinhold, Mhd. Gramm. § 123; selten, meist Namen oder Fremdwörter): chaý (V. 5956), chayns (V. 5971), faylieren (V. 3002), Gaylet (V. 6032), Kay (V. 2982, 5946), kaýens (V. 2933), Kaýn (V. 5939), kayns (V. 9266), maiſtich (V. 165), mayſter (V. 4884), maýt (V. 7973, 8034).71 Hannink 1914, S. 9 schließt daraus, dass W nicht bair. ist. 24. ei > e (ê) vor anderen Konsonanten als h, r, w (md., ostfrk.; Mhd. Gramm. §§ 78. 162,1. 166,3; Weinhold, Mhd. Gramm. § 98; Einzelfall, Schreiberversehen?): let statt leit ›legt‹ (V. 6040). 25. ei > i (î?), bei Wâlwein und sonst vereinzelt: Gawin (V. 6825), Walwin, walwin, walwin e , walwins, walwinen (V. 2572, 4961, 5424, 5828, 6099, 6141, 6391, 6411, 6427, 6437, 7484, 7581 – teilweise gegen den Reim!). Eventuell ist davon auszugehen, dass zu î monophthongiert wurde. Dafür sprächen (mit Dehnungs-e) geriet : behendichiet statt gereit : behendicheit (V. 7551–7552), pvniez statt puneiz (V. 3257). Das Phänomen ist rätselhaft. 26. ie > e (mfrk. [?]; Mhd. Gramm. § 43, Weinhold, Mhd. Gramm. § 135; vereinzelt bei Fremdwörtern): geziemert statt gezimier(e)t (V. 360), groigeren statt kroigieren (V. 3111). 27. ie > i (î) (nhd. Monophthongierung; Mhd. Gramm. § 43; selten, außer einige kleine Wörter): die, sie, wie > di, ſi, wi (passim; hier ev. auch Kürzung zu i); chrichen statt kriechen (V. 4815), dinſt statt dienest (V. 1623), gevinc statt gevienc (V. 3986 – im Reim!), lib e statt liebe (V. 4681), libern statt liebern (V. 5387), ſchir e statt schiere (V. 2554, 3784, 8337), tir statt tier (V. 7050), verdinen statt verdienen (V. 2305), vint statt vîent und oblique Formen (V. 152, 184, 2542, 3171, 3293, 3351, 3769), vlihen statt vliehen (V. 4344). 28. ou > au/av (gelegentlich): auch (Normalfall), auge, baum, gavme, gelauben, laufen u. a. m. 29. ou > o (ô) (md.; Mhd. Gramm. §§ 74. 79. 162,1. 166,3; Frnhd. Gramm. § L 22, Anm. 5; Einzelfall bei Hand A): bomes statt boumes (V. 4193). 30. uo > üe (Alem. Gramm. § 74; vermutlich nur graphematisch; vereinzelt): luoet (V. 1872), mvez (V. 5018), ſluec (V. 430), ſvech (V. 3509). 31. üe(j) > uo(w) bei müeje, früeje (bes. ofrk.; Mhd. Gramm. § 119; immer): muow e : fruow e (V. 419–420), fruoie : mvoie (V. 3095–3096), fruoue (V. 5163), fruogem (V. 5744), muw e (V. 6678), frvo (V. 7980). 71 zaigeheit statt zageheit (V. 7571) ist wohl als ›fehlgeschlagene‹ Kontraktion zu deuten.
Beobachtungen zur Sprache
871
Konsonantismus 32. b- > p- (alem., bair., 2. Lautverschiebung; vereinzelt): praht statt brâht (V. 8647), preid e statt breite (V. 4663). 33. b v (vgl. Mhd. Gramm. § 90 b; vereinzelt): ſaven statt saben (V. 3273, 4426). Gegenläufig ist tabelrunde statt tavelrunde (V. 5419). 34. ck > ch (südobd., 2. Lautverschiebung; Regelfall); Ausnahmen: ackers (V. 8845), buggeler e (V. 1121), ſalenicke : dicke (V. 8481–8482). 35. Sandhi d- bei er- > der- (12. Jh. bair., 13. Jh. auch schwäb. und ofrk.; Mhd. Gramm. § 147; selten): dentwederm statt entwederm (V. 2008), vnderwnſchte statt unerwunschte (V. 1114), vndervorhte statt unervorhte (V. 1672). Dieses prothetische d muss schon in der Vorlage gestanden haben, da sich nur so die verballhornten Formen Der bermd e für erbermde (V. 2011), den miten für enmitten (V. 2026) und der want für erwant (V. 6410) erklären lassen. Dies spricht auch dafür, dass die Schreiber – wenn sie auch in einigen Fällen das d korrekt bewahrt haben – mit diesen bair. Formen nichts anzufangen wussten. Vgl. unten zu P. 36. d > t (obd.?; selten): dultet statt duldet (V. 9250), tech e statt decke (V. 3678), traben statt draben (V. 1360), triten, tritten statt dritten (V. 6302, 6701), tuht(e) statt dûhte (V. 1075, 1398), genateten statt genâdeten (V. 5367), gerten statt gerden (V. 2859), hanten statt handen (V. 5822), huntert statt hundert (V. 5454), niter statt nider (V. 5295), vntare statt undære (V. 5566). 37. ft > f in -schaft (siehe oben; vereinzelt): ritterſchaf statt ritterschaft (V. 1715 im Reim!), frivntſchaf statt vriuntschaft (V. 955). 38. h-Prothese (Mhd. Gramm. §§ 138–142. 214; Frnhd. Gramm. §§ L 57,3. M 63; Einzelfall): hvz e statt ûze (V. 3548). 39. ht ist fast in allen Fällen ht. Bei Verben mit ch im Stammauslaut steht im Part. Prät. gelegentlich cht, etwa geruchten (V. 1317). Die übrigen Verben mit Guttural im Stammauslaut haben im Part. Prät. häufig ct, etwa zvctin (V. 1973). Manchmal wechseln die Formen bei einem Wort, so z. B. marchte neben marcte (V. 3323, 3386, 4232, 6652; 2759, 6393). Sw. Verben auf -icken bilden das Prät. auf -cht, z. B. ſchicht- (V. 2148, 2780). Weitere Einzelfälle sind: bedacht zu bedecken (V. 4415), danchte zu danken (V. 8406), vracte zu vrâgen (V. 5862). nich statt niht (V. 3710) werte ich als Schreibvariante. ht > t haben dvter statt dûht er (V. 3816), geſchut e statt geschuohte (V. 3754; vgl. GK ). 40. k im Anlaut vor n, r oder Vokal erscheint in ca. drei Fünftel der Fälle als ch (südobd.; 2. Lautverschiebung). cr- tritt nur bei Fremdwörtern oder Namen auf: criſtall und oblique Kasus (V. 209, 4121), Criſolytus (V. 4142), criſten e (V. 9390). kl- ist stets cl- bis auf eine Ausnahme: chlvpfen (V. 2387).
872
Einleitung
41. lh und lch wechseln im Verhältnis von ca. 1 : 2. 42. m > n (Einzelfall, wohl Verschreibung): chvont statt kumt (V. 1614). Unsicher ist oheimneſ statt œheimes (V. 5573) bei Hand B. 43. mb > m(m) (md., bald auch bair.; Mhd. Gramm. §§ 130. 159,7. 162,6; Einzelfall): kvmerlich e statt kumberlîche (V. 499). 44. Adj. und Adv. auf -lich/-lîche werden häufig mit (scheinbarem) Bindekonsonant n gebildet, was sich als Wortbildungsvariante erklären lässt (Frnhd. Gramm. § L 62,4): geſellenclich e (V. 2717), innenclich e (V. 317), minnenclich e (V. 3468, 8452), minnenclichen (V. 5377, 9107), minnenclicher (V. 805, 4451), ſchallenclich e (V. 2826), wnnenclich (V. 7951), wnnencliche (V. 5525), wnnenclichen (V. 1073), wnnenclicher (V. 454), wnnencliches (V. 828), wo nnenclichen (V. 6327); hierher gehört wohl auch allenſament statt allesament (V. 5344). 45. n(n) > m(m) (Einzelfall, Verschreibung?): benemmet statt benennet (V. 3847). 46. p > pp ist lexemspezifisch und nur in Formen von wipplich (V. 74, 259, 7823). Es dürfte eine reine Schreibvariante vorliegen (Frnhd. Gramm. § L 45,2; Weinhold, Mhd. Gramm. § 167). 47. p > b (binnendeutsche Konsonantenschwächung; Frnhd. Gramm. § L 78; gelegentlich): gebriſet statt geprîset (V. 1820), briſe statt prîse (V. 8890), bruve statt prüeve (V. 3082), brvoueten statt pruovten (V. 8675). 48. pf > p(p), also unverschobene Affrikata (mfrk., 2. Lautverschiebung; vereinzelt, Schreiberversehen?): enpýe statt enpfie (V. 2973), kampbere statt kampfbære (V. 2344). Weitere Ausnahmen gegenüber regulärem pf sind: choppfe (V. 3147), pherit (V. 1452), ſtappfet (V. 595). 49. s und z werden häufig in der Schreibung verwechselt (z. B. es – ez Akk. Sg.), was m. E. aber nicht auf eine andere Lautqualität schließen lässt. Teilweise scheint die Schreibung lexemspezifisch festgelegt, so etwa fast durchgehend waz für was. 50. s > sch (siehe oben; gelegentlich, bei Hand B vor allem vor l): geſchach statt gesach (V. 2968 [?], 4275), geſcheche statt gesæhe (V. 5649), geſchleht(e) statt gesleht(e) (V. 5223, 5749), ſchinne statt sinnen (V. 5548), ſchlegen statt slegen (V. 5320), ſchluogen statt sluogen (V. 5316), ſcholt statt solt (V. 5600, 7427), ſcholdes statt soldes (V. 7708), verſchuochen statt versuochen (V. 5143), verſchochent statt versuochent (V. 5852) und vreiſchlich und oblique Formen statt vreislich etc. (V. 1181, 2033, 3041); vgl. gaiſel ſclac statt geiselslac (V. 5540), ſcluoc statt sluoc (V. 5343, 5470). Nimmt man für V. 2968 tatsächlich den Lautwandel an (vgl. aber ebd.), könnte dieser sogar original sein, da ihn auch P an dieser Stelle hat. 51. Sprosskonsonant t (Mhd. Gramm. § 149; Einzelfall): innerthalp statt innerhalp (V. 228).
Beobachtungen zur Sprache
873
52. t > d (binnendeutsche Konsonantenschwächung; Frnhd. Gramm. § L 78; gelegentlich): ſtridend e statt strîtende (V. 1433), dagalte statt tagalte (V. 3995), dage statt tage (V. 6702), dagen statt tagen (V. 5564), dalanc für tâlanc (V. 576 [?], 842), dohte statt töhte (V. 6793), durnierten statt turnierten (V. 5133), verdruoc statt vertruoc (V. 5180, 5194), woltend irz statt woltent irz (V. 4278); eventuell lotd s statt lotter (V. 4861). 53. t > ht (selten): amehtiſten statt ametisten (V. 4131), luoht statt luot (V. 5580), ſihte statt site (V. 5445), valeht statt valet (V. 4969 im Reim!); eventuell auch (mit th als Schreibvariante für ht) chethen statt keten (V. 8544), ſchilther e statt schiltære (V. 8842). Es dürfte sich um eine reine Schreibvariante für t handeln (Frnhd. Gramm. § L 47,2). 54. tz > s im Prät. von setzen, letzen (vgl. Mhd. Gramm. § 94, Anm. 1; Einzelfall): ſaſten : gelaſten statt satzten : gelatzten (V. 7521–7522). 55. v > w (wohl Schreibvariante; Mhd. Gramm. § 132; gelegentlich): bewalch statt bevalch (V. 6182), einweltic statt einveltic (V. 6089), enworht statt envorht (V. 4135), erworht e statt ervorhte (V. 5038), charwo nchel statt karvunkel (V. 4788), tvſen. wech statt tûsenvêch (V. 4753), warn statt varn (V. 4960). Gegenläufig (hyperkorrekt?) ist gevinnen statt gewinnen (V. 4286). Flexion der Substantive, Adjektive, Adverbien, Pronomen, Artikel 56. Im Gen. Dat. Sg. der fem. i-Stämme stehen gelegentlich endungs- und umlautlose Formen. 57. Adv. gehen meist auf -e, seltener auf -en oder -Ø aus. 58. ir bildet gelegentlich flektierte Formen wie iren, irn (V. 2657, 8453), vgl. Mhd. Gramm. § 216, Anm. 3. 59. iu und iuch werden immer wieder verwechselt (vgl. Mhd. Gramm. § 213, Anm. 5), ca. 10-mal steht iw e statt iu. 60. selber statt selben refl. Dat. (häufig) sowie selbers statt selbes (V. 575) sind typisch obd. (Mhd. Gramm. § 222, Anm. 1). Verbalflexion 61. Die Formen von Inf., Part. Präs. und Gerundium wechseln in W und P in ähnlicher Weise: Gerundium für Gerundium steht in WP V. 1320, 2798, in W V. 5037, 5714, 6587, 6643, 7305, in P V. 913, 1453, 2125, 5378, in S V. 3523. Inf. statt Gerundium (de facto Gerundium mit geschwächter Endung; Mhd. Gramm. § 240, Anm. 9) steht in W V. 913, 1453, 2125, 3523, 5378, in P V. 5714. Inf. statt
874
Einleitung
Part. Präs. steht in P V. 2313. Part. Präs. statt Gerundium steht in P V. 5037, 6587, 6643, 7305, 8959. Ansonsten steht Inf. für Inf., Part. Präs. für Part. Präs. 62. Rückumlaut fehlt eventuell in daz in di held e chvoſten : ſi begvnden ſich dannen rvoſten (V. 7859–7860). 63. Endungen: (a) -n beim Inf. ist abgefallen in gerite (V. 3120; siehe oben). (b) Die 1. Pl. Präs. geht vor wir nicht selten auf -e (teilweise apokopiert) statt auf -en aus (V. 2809, siehe Anm. dort, 3283, 4655, 4748). (c) Die 2. Pl. geht häufig auf -ent aus (zeigent, minnent, ligent u. v. a. m.). (d) Der 1. 3. Sg. Ind. Prät. der st. Verben ist gelegentlich nach dem Vorbild der sw. Verben ein -e angehängt (Mhd. Gramm. § 242, Anm. 6; Frnhd. Gramm. § M 97; Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 349. 355): lage statt lac (V. 3752), ſah e statt sach (V. 6302), zoh e , zohe statt zôch (V. 3405, 6492). (e) Epenthetisches n steht gelegentlich bei -enten statt -eten in der 3. Pl. Prät. (Frnhd. Gramm. § L 62,4): gelobenten statt gelob(e)ten (V. 8455 u. Ähnliches öfter), lobenten statt lob(e)ten (V. 3023), vragenten statt vrâg(e)ten (V. 2662), wagenten statt wag(e)ten (V. 7346). 64. Zu einzelnen Wörtern: (a) Im Prät. von kiesen, das nur einmal als chvſen (V. 7591 – fehlt P) vorkommt, fehlt der Grammatische Wechsel. (b) Das Prät. von komen wird im Versinnern regelmäßig (bair.) als kom, kômen (chom, chomen) gebildet, im Reim wird aber ursprüngliches (alem.) kam, kâmen beibehalten; fehlerhaft ist chom in V. 4207 gegen den Reim. (c) Das Prät. von loufen wird ca. in der Hälfte der Fälle obd. mit iu (< germ. eu bei tiefem Folgevokal vor Dental und h; Mhd. Gramm. §§ 35, Anm. 2. 159,12) gebildet: liuf, liufen etc. (V. 778, 1930, 2057, 2098, 2571, 2595, 3362). (d) Sw. Prät. ſchriten (schrîten) statt st. schriwen ›schrien‹ (V. 1522) ist vor allem obd. (vgl. Weinhold, Mhd. Gramm. § 425). (e) tugen, tügen hat in der 1. 3. Präs. wechselnde Formen: Neben regulärem tovc (V. 1623), entovc (V. 7984) und tovc (V. 9420) steht zweimal ›sw.‹ Präs. entovget (V. 516) und tovget (V. 3424); diese Umbildung zum regelmäßigen sw. Verb beginnt bereits im 12. Jh. (Mhd. Gramm. § 271). (f ) vreget statt vrâgete (V. 1668) erklärt sich wohl über ein Missverständnis der Prät.-Form als Präs. (was darauf schließen lässt, dass in der Vorlage auch schon apokopierte Formen standen)72 und über analogisches e für a im Sg. Präs. der sw. Verben nach Vorbild der st. Verben der Klassen VI (und VII). 72 Dafür spricht auch wirt (< wird) statt wirde in V. 5418.
Beobachtungen zur Sprache
875
Wortlehre 65. buhurdieren ist nie als solches erhalten; es stehen burdieren (V. 640) und bvherdieren (V. 8348). Zu buhurt siehe oben. 66. Der vermutlich ursprüngliche ›unechte‹ Umlaut danne > denne (siehe oben) ist im Versinnern systematisch rückgängig gemacht. 67. ietwederz erscheint einmal als ertwederz (V. 9394) gegenüber drei Formen mit iet(V. 1375, 5321, 8410). 68. (ge)sæze erscheint stets als (ge)ſezze, also mit zz. Soll damit Langvokal markiert werden, wie es teilweise in P der Fall ist? 69. unz ist an vier Stellen durch bis ersetzt (V. 240, 2238, 3003, 6489). 70. Bei vrum, für das im Original ev. durchgehend vrom anzusetzen ist (siehe oben), ist in W u (bzw. u > uo vor Nasal) restituiert. 4.2.2
Handschrift W, Hand B (V. 5074–5360, 5393–5856, 6232–6271)
Lit.: Hannink 1914, S. 13–15. Grundsätzlich gilt das zu Hand A Gesagte. Darüber hinaus treten folgende Charakteristika auf:
Vokalismus 1. Enklise des Pron. ist noch häufiger als bei Hand A. 2. In einigen Fällen ist nebentoniges e erhalten, wo bei Hand A Synkope zu erwarten s wäre: geboren : ſporen (V. 5285–5286), varen (V. 5425, 6237) oder vloren (V. 5357). 3. a > e (›unechter‹ Umlaut, siehe oben; vereinzelt): geneſ statt genas (V. 5341 gegen den Reim!). 4. Svarabhaktisches e vor w (Mhd. Gramm. § 57; Frnhd. Gramm. § L 41; häufig): zewen (V. 5270), zewenne (V. 6235), zewifelz (V. 5781), zewiſchun statt zwischen (V. 5825; südalem. nach Mhd. Gramm. ebd.). 5. Epithese von -e bei Adj. und Subst. im Nom. Sg. (siehe oben; gelegentlich, aber öfter als bei Hand A): beraite Part. Prät. Nom. Sg. (V. 5429), gewiſſe statt gewis Adj. Nom. Sg. (V. 5783), guoté : gemuote Adj. Nom. Sg. (V. 5159–5160), hazze Subst. Nom. Sg. (V. 5181), helte Subst. Nom. Sg. (V. 5341), kamphe Subst. Akk. Sg. (V. 5102, 5176), laide Adj. Nom. Sg. (V. 5251), schilte Subst. Nom. Sg. (V. 5500), wid s ſatze Subst. Nom. Sg. (V. 5729).
876
Einleitung
6. e > a, u, (o) im Neben- und Schwachton (alem., siehe oben; häufiger als bei Hand A; teilweise nicht konjiziert): allan statt allen (V. 5763, 5813), allaſ statt allez (V. 5590), brutun statt briuten (V. 5528), clubun : ſtubun (V. 5293–5294), ellan statt allen (V. 5560), hoſun statt hosen (V. 5184), criſtan statt kristen (V. 5272), lobut statt lobet (V. 5114), pfellol statt pfellel (V. 5690), ſachun statt sâhen (V. 5276), ſahun statt sâhen (V. 5814), ſelbun statt selben (V. 5786), ſprangtan statt sprancten (V. 5150), ſunnun statt sunnen (V. 5704), zer clubun : ſtubun statt zerkluben : stuben (V. 5293– 5294), zugun statt zügen (V. 5304), zewiſchun statt zwischen (V. 5825), zwainzigoſten statt zweinzigesten (V. 5539). 7. e > i in Vor- und Nebensilben (siehe oben; selten): dihein statt dehein (V. 5120, 5709), giſehen statt gesehen (V. 5467), vordir statt vorder (V. 5709), zerbrechin statt zerbræchen (V. 5303); auffällig ist kunegenne (V. 5449) statt sonstigem chvniginne, kvniginne etc. 8. e > o (wohl ö) (nhd. Rundung, siehe oben; Einzelfall): zwolf statt zwelf (V. 5609). 9. i > u (wohl ü) (nhd. Rundung, siehe oben; Einzelfall): numer statt nimmer (V. 5451). 10. â > o (bei Hand A lexemspezifisch häufig) fehlt völlig. 11. â > au (schwäb.; Mhd. Gramm. §§ 70. 160; gelegentlich): aubent statt âbent (V. 5680), haut statt hât (V. 5336, 5445, 5748), hauſt statt hâst (V. 5843), laugen statt lâgen (V. 5694), ſpaute statt spâte (V. 5554). 12. æ ist nun nicht mehr – wie bei Hand A – teilweise zu ei geworden, sondern als e erhalten: ſelicheit (V. 5197), ſelig (V. 5529), ſeligen (V. 5242). Unsicher ist einmaliges s iemen statt vernæmen (V. 5584). æ > ie in vn 13. ô > uo (unsicher;73 gelegentlich): gruoze statt grôz, grôze (V. 5138, 5197, 5397), gruozzeſ statt grôzes (V. 5693), fruo statt vrô (V. 5199). 14. û > a (bair.; Mhd. Gramm. § 76; vereinzelt): kam statt kûme (V. 5131), ramen statt rûmen (V. 5282). 15. û > iu (Einzelfall, Schreiberversehen?): trivt statt trût (V. 5212). 16. ei > a (südbair. [?];74 selten): án statt ein (V. 5138), an statt ein (V. 5431, 5441, 5741, 5751). 73 Ein Lautwandel ô > uo ist rätselhaft. Eventuell liegt eine Schreibvariante für (schwäb.) ou vor, die aber für Hand B sonst nicht nachgewiesen werden kann. Oder soll das diakritische Zeichen Vokallänge anzeigen? 74 Die wenigen Fällen könnten auf südbair. (bes. kärntn.) ei > oa > â deuten (vgl. Mhd. Gramm. § 159,19). Vielleicht liegt aber auch nur eine graphische Variante á für ai vor, bei der das diakritische Zeichen teilweise nicht mehr sichtbar ist (vgl. Frnhd. Gramm. § L 27).
Beobachtungen zur Sprache
877
17. ei > ai (siehe oben; sehr häufig): ain, ainic, kain, rait, ſtain, warhait (gegen den Reim!) u. a. m. 18. ie > e (siehe oben; selten, aber häufiger als bei Hand A): gezimmeret statt gezimieret (V. 5271), hengen statt hiengen (V. 5441), remen statt riemen (V. 5798). 19. ouw > aw, was wohl auw zu lesen ist und mit der auch für Hand A belegten Tendenz ou > au zusammengeht (selten): frawe(n) statt vrouwe(n) (V. 5175, 5183, 5422, 5837). 20. ou > o (ô?) ist häufiger als bei Hand A (siehe oben): och statt ouch (V. 5138, 5193, 5620, 5652, 5762), vrlob statt urloub (V. 5191). 21. öu > ei/ai? (bair. Entrundung; Mhd. Gramm. § 49; Einzelfall, vielleicht auch nur Schreibfehler mit falscher Korrektur): fraeid’ statt vröude (V. 5245). 22. uo > a (Einzelfall; Flexionsfehler?): waz (zu wassen = wahsen) statt wuohs (V. 5132). 23. uo > o (ô) (bes. mfrk. Variante der nhd. Monophthongierung; Mhd. Gramm. § 43; Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 140–142; selten): rom statt ruom (V. 5456, 5670), ſwor statt swuor (V. 5337), verſchochent statt versuochent (V. 5852). 24. üe > o (wohl dasselbe mit fehlender Umlautkennzeichnung; Einzelfall): rorvnge statt rüerunge (V. 5468).
Konsonantismus 25. b > p (alem., bair., siehe oben; selten, aber häufiger als bei Hand A): huepſchen statt hübschen (V. 5449), hupiſcher statt hübescher (V. 5769), lipe statt lîbe (V. 5765), preit statt breit (V. 5815). 26. c im Auslaut ist nur in seltenen Fällen ch: burch (V. 5431, 5444, 5523), gnedich (V. 5267), kunich (V. 5164). 27. ck wird als ck gegeben, selten ist k: deke statt decke (V. 5738), dike statt dicke (V. 5640). 28. f steht vor r und allen u-haltigen Vokalen, ansonsten v, jedoch mit vielen Ausnahmen. 29. hs > z(z) (s[s]), also h-Schwund vor s (bes. westmd., westobd. und oberfrk., seltener ostobd. und böhm.; Frnhd. Gramm. § L 56,3; vereinzelt): wazzend– (wassend–) statt wahsend- (V. 5124), waz (was) statt wuohs (V. 5132), neſte statt næhsten (V. 5582).
878
Einleitung
30. k im Anlaut vor n und Vokal erscheint als k, Ausnahmen sind: chuonre (V. 5279), chomen (V. 5475, 5489, 5679, 6264). Vor r steht nun auch bei gewöhnlichen Wörtern c: craft (V. 5243), crefte (V. 5304), criſtan (V. 5272). Vor l steht wie bei Hand A c. 31. pf begegnet gelegentlich als ph: enphan (V. 5288), enphangen (V. 5415), kamphe (V. 5081, 5102), kemphen (V. 5211), phinſttage (V. 5582). 32. v > pf (unklar;75 Einzelfall): bepfalch statt bevalch (V. 5421).
Substantivflexion 33. Vereinzelt ist Wechsel zwischen st. und sw. Flexion zu beobachten: gnaden statt genâde (V. 5334), ſlegen statt slege Gen. Pl. (V. 5323), frowe statt vrouwen Akk. Pl. (V. 5277).
Verbalflexion 34. Der 1. 3. Sg. Ind. Prät. der st. Verben ist – häufiger als bei Hand A (siehe oben) – nach dem Vorbild der sw. Verben ein -e angehängt (häufig im Reim!). Möglicherweise ist diese stärkere Tendenz bei Hand B mit ihrer Vorliebe für epithetisches -e auch in der Subst.- und Adj.-Flexion zusammenzubringen: enſache statt ensach (V. 5700), geruowe statt gerou (V. 5352), geſchache statt geschach (V. 5149), geſchuofe statt geschuof (V. 5830), twantze statt twanc (V. 5330), vertreibe statt vertreip (V. 5647), vlóze statt vlôz (V. 5137). 35. Rückumlaut fehlt in beherte statt beharte (V. 5742). 36. Konj. Prät. von komen weist bunte Formen auf: Neben regulärem (alem.) chem e (V. 5373), kéme (V. 5657) für kæme findet sich kome statt kæme (V. 5452), koeme statt kæme (V. 5601), komen statt kæmen (V. 5583). Nur einmal steht káme statt kæme (V. 6256). 37. Grammatischer Wechsel fehlt in vermide statt vermite (V. 5778 im Reim!). 38. Zweimaliges brehte statt bræche (V. 5458, 5521 – beide Male gegen den Reim!) ist wohl dadurch zu erklären, dass Hand B das Wort resp. die Wortform schlichtweg nicht verstanden hat. 75 Drei Erklärungsmöglichkeiten bieten sich an: 1. v (< germ. f) wird hyperkorrekt zu pf gegen ostmd. f- für pf- (vgl. Frnhd. Gramm. § L 51). 2. Analogische Übertragung von entf- > enpf- auf bef- > bepf. 3. Schreibvariante: zwischenvokalisch ph für v (Mhd. Gramm. § 132), das vom Schreiber als pf missverstanden wurde.
Beobachtungen zur Sprache
879
Der Dialekt der beiden Schreiber ist wohl schwäb. (Hannink 1914, S. 15), was bei Hand B deutlich stärker durchschlägt als bei Hand A. Dafür sprechen die Formen: ou (au) für a, ei statt æ, liuf statt lief, au für â, epithetisches -e, ai/ay statt ei sowie die vereinzelten diphthongierten Formen. Die Möglichkeit eines bair. Ursprungs der Handschrift (kom, kômen im Versinnern etc.) ist möglich, scheint mir wegen des Unverständnisses von bair. der- für er- aber unwahrscheinlich.76
4.2.3
Handschrift P
Lit.: Hannink 1914, S. 21–28. Die Abweichungen zwischen den beiden Händen sind so gering, dass keine getrennten Rubriken vonnöten sind.
Vokalismus: Allgemeines ˙ für i; i, ii, y, ý 1. Die Schreibungen der Laute wechseln stark: e, ee für ê; i, y, ý, y` , y, ˙ v, v, ˙ v, ´ v“, y, ý für ü, iu; ey, ei für für î; oe, ö, o, ó für ö, œ; u, v, ü77 für u, û; u, ü, ú, u, ¨ vo für uo, üe. Vor allem die ei; ie, ye, ýe für ie; ou, ov, o für ou; u, ü, ue ue, uo, uv, u˘, v, Umlaut- und Diphthongkennzeichnung ist unsystematisch (siehe Kap. I.3.2 und Anm. I.45). Es dürfte sich dabei um rein graphische Phänomene handeln, nicht um dialektale Eigenheiten, wofür erneut sehr konsequentes e für æ (nur vereinzelt a, etwa V. 8, 782, 1753) und eu für öu und sprechen. Relativ konstant sind darüber hinaus a für a, â; e für e, ê und o für o, ô. 2. Vokallänge ist in der Regel nicht ausgewiesen. Eventuell sind e und h an manchen Stellen als Dehnungszeichen zu deuten (etwa V. 1656, 1893). Auch die Großschreibung von E ›ehe‹ könnte Indikator für Länge sein (V. 127, 1066, 1292, 1924, 2482, 2537, 2881, 3280, 3307, 3434, 3571, 3867, 3934, 4667, 4996, 5052, 5080, 5108, 5356, 5656, 5713, 5915, 5975, 6138, 6408, 6476, 7229, 7515, 7741, 8112, 8122, 8174, 8297, 9109, 9115, 9134, 9153, 9234). Hannink 1914, S. 22 deutet die häufige Doppelkonsonanz nach Langvokal (zitten, beratten, vff u. v. a. m.) als Indiz für Länge. Sichere Indikatoren sind nur die Doppelschreibungen bei ee und ii. 3. Synkope des e ist häufig bei Vorsilben (ge-, be-), z. B. bliben, gliche etc. 76 Das hat Folgen für die Bewertung der Schreibertätigkeit: Nach wie vor gilt, dass die Handschrift – was Hand A angeht – sehr gewissenhaft gearbeitet ist und besonders auf den Reim Acht gibt. Da allerdings einige dialektale Formen ins Schwäb., andere ins Bair. verweisen, wird ein Teil dieser Charakteristik der Handschrift schon in Vorstufen angelegt gewesen sein. Oder sollte man von einem süddeutschen, überregionalen Schreibdialekt ausgehen, der schwäb. und bair. Eigenheiten kombiniert? 77 ü sehr selten und fast ausschließlich bei Enklise von tu (z. B. V. 324).
880
Einleitung
Vokalismus: Kurzvokale 4. a > e (›unechter‹ Umlaut, siehe oben, gelegentlich): enpfang statt anpfanc (V. 5377), gedencken statt gedanken (V. 4249), hebde statt habe (V. 1317; b > bd halte ich für ein Schreiberversehen), harneſch (Regelfall mit Ausnahmen), harneſchar statt harnschar (V. 1014), men statt man (häufig), ſchellecliche statt schalleclîche (V. 2826), in menigen statt unmanigen (V. 2240), ſemit statt samît (V. 3086, 4155, 4416, 4810, 4826; Formen mit a in V. 886, 2774, 2868, 8863, V. 8484), wez statt waz ›war‹ (V. 1915). 5. a > o vor Liquid und Nasal (mfrk.; Mhd. Gramm. § 165,5; vereinzelt; oder nur Schreiberversehen?): horte statt harte ›sehr‹ (V. 3078), wunder ſonffte statt wundersanfte (V. 4231). Für die Annahme von Schreiberversehen sprechen die gegenläufigen Fälle o > a: batten statt boten ›Boten‹ (V. 8550), machtent statt mohten (V. 8601), abe für obe (V. 992), wart statt wort (V. 4027). 6. Svarabhaktisches e bzw. i < e (gelegentlich): apite statt abbte (V. 4639), arim statt arm (V. 1925), arin statt ârn (V. 2036), geſelleſchaft statt gîselschaft (V. 1825?), geſterin statt gestern (V. 3267), harneſchar statt harnschar (V. 1014) u. a. 7. e > a (selten, wohl fehlende Umlautkennzeichnung): einualtig statt einveltic (V. 6089), gewarlich statt gewerlich (V. 1753). 8. e > a im Neben- und Schwachton (alem., siehe oben; vereinzelt): minna (V. 4378), halſa (V. 4313), hinna (V. 4340, 6479), dannan (V. 452), vſſenan (V. 224). 9. e > i: meist im Neben- und Schwachton (siehe oben; häufig, bei Hand B etwas seltener als bei Hand A): in- statt en- ›nicht‹, -in statt -en als Flexionsendung bei Verben, Adj. und Subst., Nebensilben bei Dreisilbern wie zobile (V. 6305) etc. Die Eigenheit dürfte schon in der Vorlage begründet sein, wovon einige verderbte Wortformen zeugen (V. 613, 1431, 3286, 4009). Im Starkton steht (eventuell satzunbetont?): ir statt er (V. 901, 2360, 5793, 7208, 8669, 9093). Gegenläufig finde ich nur frúnden statt vriundîn (V. 4944), fru“nden statt vriundîn (V. 5077, 6183), friundén statt vriundîn (V. 5421), En, en statt in ›ihnen‹ (V. 760, 5674, 9036), er ˙ statt ir (V. 4457?), kunigen statt künigîn (V. 4365). 10. e > o, ö (nhd. Rundung, siehe oben; gelegentlich, bei einigen Wörtern häufig): fromd-, frömd- statt vremd- Adj., Verb (Regelfall mit wenigen Ausnahmen wie in V. 652, 2734), hordin statt herten (V. 115), röcken statt recken (V. 6237), wollen statt wellen und oblique Formen (meistens; siehe oben). 11. e > ei (ab dem 14. Jh., bes. im Md.;78 selten und lexemspezifisch): heilt statt helt (V. 1749, 3415 bei Hand A, passim bei Hand B), seinte statt sente (V. 4089). 12. i > u, ü (nhd. Rundung, siehe oben; häufig, bei manchen Formen Regelfall): Inzwuſchent, Jn zwúſchen statt zwischen (V. 169, 1027), kunt statt kint (V. 3565), 78 Nach Weinhold, Mhd. Gramm. § 48 handelt es sich um einen Schwebelaut zwischen e und i.
Beobachtungen zur Sprache
881
numer statt nimmer (V. 5648; sonst nur Formen mit ie, ye, i), Sú statt sie (320), ſturbe statt stirbe (V. 3925), ſuben statt siben (V. 3421), wurdikeit statt wirdicheit (V. 3453), wurs statt wirs (V. 7495), wurt statt wirt ›wird‹ und ›Wirt‹ (Regelfall), wurtſchafft statt wirtschaft (V. 824, 7133, 9187), wuſte statt wiste (Regelfall). 13. o > ou (vereinzelt, ev. alem.; Alem. Gramm. § 139): gelovbin : toubin statt geloben : toben (V. 2507–2508), goulde statt golde (V. 225, 2373, 3273; häufiger golde), vougit statt vogt (V. 3853). 14. u > a (unklar;79 Einzelfall): buhart statt bûhurt (V. 5719). 15. u, ü > i (bair. Entrundung, siehe oben; gelegentlich): hindert statt hundert (V. 1782), vnerwinſchte statt unerwunschte (V. 1114), in menigen statt unmanigen (V. 2240); geflige statt (ge)vlüge Konj. Prät. (V. 1289), Gewinnen statt gewünnen 3. Pl. Konj. Prät. (V. 5896), kimt statt kumt (V. 1614), kinne statt künne (V. 2359), ibele statt übele (V. 9403), vngeliche statt ungelücke (V. 6388). 16. u, ü > o, ö (Senkung, siehe oben; gelegentlich): begond- statt begund- (V. 598 u. ö.; ca. ein Drittel der Fälle), enkonde statt enkunde (V. 826, 1426), from- statt vrum (Regelfall), Geuordert statt gevurdert (V. 1297), Verdolte statt verdult Konj. Prät. (V. 1784); enuorchte statt envürhte (V. 2217), fromıkeit, fromekeit statt vrümecheit (V. 3031, 8399, 8683), fromeclichen statt vrümeclîchen (V. 2446, 7944), vorchte statt vürhte (V. 2458). Vokalismus: Langvokale ˙ wer statt vür wâr (V. 4239). 17. â > e (Einzelfall; Schreiberversehen?): fur 18. â > o (ô) (nhd. Rundung plus Hebung, siehe oben; sehr häufig, bei vielen Lexemen Regelfall): on, one statt âne, ouentúre statt âventiure, ior statt jâr, nohe statt nâhe(n), noch statt nâch, wonde statt wânde (alles Normalfall) u. v. a. m. 19. æ (> â) > o (ô) (vermutlich dasselbe; selten): logent statt lægen (V. 7513), worent statt wæren (V. 8572, 8737), gobe statt gæbe (V. 8659). Hierher gehört wohl auch gobe statt gebe (V. 5770), das der Schreiber als gæbe verstanden haben dürfte. 20. ê > ie (Einzelfall, Schreiberversehen?): gefliehen statt gevlêhen (V. 5900). 21. î > e (Einzelfall, Schreiberversehen?): geſelleſchaft statt gîselschaft (V. 1825?). 22. î > u, ü (nhd. Rundung, vereinzelt): ſude statt sîte (V. 4839), Zwúfelichen statt zwîfelîche (V. 2210), zwu“felß statt zwîfels (V. 2585). 23. î > ei (nhd. Diphthongierung; Mhd. Gramm. § 42; Einzelfall): ſcheını statt schînen Inf. (V. 2819). 79 Möglicherweise ist von nhd. Senkung u > o plus Verschreibung a für o auszugehen.
882
Einleitung
24. ô > a (â) (sehr selten; Schreiberversehen, ev. hyperkorrekt zu â > ô?): harte statt hôrte (V. 5706), graß statt grôz (V. 4707), graſſen statt grôzen (V. 4835), verlaß statt verlôs (V. 3671). 25. œ > e (ê) (omd.; Mhd. Gramm. §§ 75. 166,4; vereinzelt, nur Schreiberversehen?): ede statt œde (V. 3552), hende statt hœnde (V. 738), here statt hœre (V. 3952). 26. û > o (ô) (bes. mfrk.; Weinhold, Mhd. Gramm. § 121; vereinzelt): komme statt kûme (V. 5103), lot statt lût (V. 3472). 27. û > ou (nhd. Diphthongierung, siehe oben; Einzelfall): bouwen statt bûwen ›Einwohner‹ (V. 2421). 28. iu > i (î) (bair. Entrundung, siehe oben; Einzelfall): bit statt biut (V. 482; daneben einmal búttet, V. 588).
Vokalismus: Diphthonge 29. ei > i (î?) (unklar; vereinzelt, Schreiberversehen?): lides statt leides (V. 3561), merfine statt merfeine (V. 180), ſchalckite statt schalcheite (V. 3623). 30. ei > ie (unklar; vereinzelt, Schreiberversehen?): geriet statt gereit (V. 3155), lieben statt leiden (V. 4324?), riet statt reit (V. 3234). 31. ei > öu (unklar;80 Einzelfall): zeu“gete statt zeigte (V. 3737). 32. eint- > ent (Frnhd. Gramm. § L 19, Anm. 4; Einzelfall): entweder statt eintweder (V. 1290). 33. ie > e (ê) (mfrk. [?], siehe oben; vereinzelt): baner statt banier (V. 4424), heng statt hienc (V. 5910). 34. ie > i, y (î) (nhd. Monophthongierung, siehe oben; gelegentlich): fast ausnahmslos im Prät. (Ind. und Konj.) der reduplizierenden Verben ging, ving, hing.81 ſchilt reme statt schiltrieme (V. 1933) und zerhegent statt zerhiewen (V. 2564) gehen wohl als vereinzelte Ausnahmen zu Lasten des Schreibers. 35. ie(w) > iuw (Doppelform durch paradigmatischen Ausgleich aus germ. eu schon ˙ mhd.; Mhd. Gramm. §§ 35, Anm. 1. 81,1; Einzelfall): knuwetent statt knieten (V. 8610). 36. ie > ei (unklar; vereinzelt, Schreiberversehen?): leit statt liet ›Lied‹ (V. 3264), reit statt riet ›Riedgras‹ (V. 459). 80 Wahrscheinlicher als ein Lautwandel ist Substitution von zeigen durch zöugen (Le III 1158). 81 heng (V. 5910) ist wohl Schreiberversehen.
Beobachtungen zur Sprache
883
37. ou > a (â) (bair. im 13. und 14. Jh.; Weinhold, Mhd. Gramm. § 125; Einzelfall): zagtent statt zoucten (V. 8646). 38. uo > ie (unklar; Einzelfall): kielte statt kuolte (V. 4211). 39. üej > uog (?) bei müeje, früeje (bes. alem.; Mhd. Gramm. § 118; Alem. Gramm. §§ 215. 326,3. 353; immer): muoge : fruoge (V. 419–420), muoge (V. 2358), fruoge : müge (V. 3095–3096), Früge (V. 5163), Vrügime (V. 5744), müge (V. 6678), früge (V. 7980). Auch bei einigen anderen Wörtern ist j > g häufig: Drige statt drî (V. 791), gin s statt jener (V. 1704), zweigen statt zwein (V. 1099), zweiger statt zweier (V. 1158), ſige statt sî (V. 1137), ſigent statt sint (V. 1492, 6465), ſigeſt statt sîst ˙ (V. 336), ſchrigender statt schrîender (V. 1517), ſchryget, ſchriget statt schrît (V. 7062, ˙ 7073), weigen : ſchrigen statt weien : schreien (V. 473–474); vgl. aber ſchryende (V. 7085). Konsonantismus 40. Die Auslautverhärtung ist in den meisten Fällen durchgeführt bzw. beibehalten, wobei Hand A konsequenter vorgeht als Hand B. 41. Wie bei den Vokalen wechseln auch bei manchen Konsonanten die Graphe nach einem je nach Fall mehr oder weniger starren Regelsystem, so ſ, ſſ für z im Inlaut und Auslaut nach Kurzvokal, im Auslaut nach Langvokal ß für z, ß für s im Auslaut nach Vokal, tz für z nach Konsonanten, f, v und seltener u für f, v, vor u-haltigen Vokalen (bei Hand B auch vor l, r) meist f mit einigen Ausnahmen, pf neben seltenerem ph oder pph etc. Wiederum gehe ich davon aus, dass es sich nur um Schreibvarianten ohne lautliche Bedeutung handelt. 42. b(b) > p (alem., bair., siehe oben; selten): apite statt abbte (V. 4639), port ſidin statt bortsîden (V. 4875), preide statt breite (V. 2363), prúngen statt brûnen (V. 8079), prüſte statt brüste Dat. Pl. (V. 8022), puhurdieren statt bûhurdieren (V. 640; sonst Formen mit b), koſpere statt kostebære (V. 8841). 43. d > t (obd.?, siehe oben, gelegentlich, vor allem im Anlaut, bei Hand B seltener): entrantent statt entranden (V. 5312), getecke statt gedecke (V. 3678), tegen statt degen (in 12 von 59 Fällen), tach, tachen statt dach, dachen (V. 861, 5738), traben statt draben (V. 1360, 1462, 7084), tringen statt dringen (V. 5727), trungen statt drungen (V. 1402), turne statt duner (V. 4506); ſpreitte statt spreide (V. 454), vntare statt undære (V. 6027), veſpereite statt verspereide (V. 2855). 44. er- > der- (bair. [Vorlage!]; Einzelfall): der dahte statt erdâhte (V. 5651). Vgl. oben zu W. 45. zwischenvokalisch f > ph (Schreibvariante; Mhd. Gramm. § 132; Einzelfall, Hand A): gelphe statt gelfe (V. 3769).
884
Einleitung
46. f > p erscheint nur ein einziges Mal in wepente statt wâfente (V. 6493); ansonsten hat P Formen mit f für wâfen. 47. k im Anlaut ist k vor n und Vokal, sonst c (vor r und l); Ausnahmen (ch vor Vokal, kr-, kl-) sind selten. 48. k im Inlaut nach n, l, r ist ck, gelegentlich steht nct statt nckt. Nach Vokal steht ck, selten sind cg (hecge statt hecke, V. 3307 und brucgen statt brücke, V. 7318), ch (vngeliche statt ungelücke, V. 6388) und g (bruge statt brücke, V. 7163 und brugge, V. 7188). Im Auslaut finden sich Formen auf -g neben solchen auf -ck. 49. (germ.) k > g (ev. md.; Weinhold, Mhd. Gramm. § 222; vereinzelt): gouwen statt kewen (V. 1954), guntſchaft statt kuntschaft (V. 1268?). 50. ht ist fast ausnahmslos cht, hs erscheint 9-mal als hs, 3-mal als chs. 51. Auslautendes h nach l (also lh) ist 27-mal lich (z. B. wellich), 12-mal lch (z. B. beualch), 4-mal lh (z. B. beuolhen). 52. Adj. und Adv. auf -lich/-lîche werden in einigen Fällen mit (scheinbarem) Bindekonsonant n gebildet (siehe oben): jnnenclichen (V. 2501), ſelencliche (V. 9379), ſüſſenclich (V. 4577), willenclichen (V. 8719), wunnenclichen (V. 8404), wurdenclichen (V. 8591, 8635), wurdencliche (V. 8621); vgl. auch kertzenſtal statt kerzstal (V. 888). 53. p(p) > b (binnendeutsche Konsonantenschwächung, siehe oben; selten): brieſter statt priester (V. 4637), bruwe statt prüeve (V. 3082), knab(e) statt knappe (V. 488, 4972). 54. pf > p(p) (mfrk., siehe oben; selten, Schreiberversehen?): geplichten statt gepflihte Dat. Sg. (V. 2725), kluppin statt klupfen (V. 2387), guppin, kuppin, kuppen statt kupfe(n) (V. 2388, 3629, 4208). 55. qu erscheint in verschiedenen Formen: qwale (V. 994), Quid (V. 4852), kellen statt quellen (V. 7486). 56. r-Metathese (Mhd. Gramm. § 122; selten): bruc, brug statt burc (V. 4176, 6572, 7366), burne(n) statt brunne(n) (V. 3706, 4206), dirt- statt drit- ›dritt-‹ (häufig), turne statt duner (V. 4506). 57. sl, sn, sw > schl, schn, schw (Mhd. Gramm. § 155; häufig): ſchluog statt sluoc, ſchloff gaden statt slâfgadem, ſchliffen statt slîfen; ſchnell statt snel u. v. a. m.; beſchwichen statt beswîchen (V. 6994); in freier Stellung steht biſchach statt besach (V. 2133), geſchach statt geſach (V. 2968), geſcheche statt gesæhe (V. 5649), ſcholt statt solt (V. 7427). 58. Umgekehrt findet sich mitunter s oder sc statt sch (bes. alem., 12.–14. Jh.; Weinhold, Mhd. Gramm. § 206): enfreiſe statt envreische (V. 5397), enfrieſſe statt envriesche (V. 8832), Gevörſte statt gevorschte (V. 7875), hubſlich statt hübschlich (V. 1470), ſarff statt scharf (V. 5154), vals statt valsch (V. 921), velſte statt valschte (V.
Beobachtungen zur Sprache
885
˙ ˙ 2611), Wunſtent statt wunschten (V. 5263); hubiſclich, Hubeſclich statt hübschlich (V. 812, 859, 8608), maſclich statt mæzeclîchen (V. 8); vgl. auch Etſclicher statt eteslîcher (V. 2858). Die geringe Anzahl der Fälle und die Ähnlichkeit der Buchstabenfolge ſcl mit ſch legt die Deutung als simples Schreiberversehen nahe. 59. Sprosskonsonant t (siehe oben; gelegentlich): andirthalp statt anderhalp (V. 1151), Inzwuſchent statt zwischen (V. 169), nebent statt neben (immer = V. 620, 2335). 60. t(e)-Ausfall (t-Ausfall bei Mehrfachkonsonanz, siehe oben; Einzelfall): koſpere statt kostebære (V. 8841). 61. t > d (binnendeutsche Konsonantenschwächung, siehe oben; gelegentlich, in den meisten Fällen im Anlaut, bei Hand B seltener als bei Hand A): dag, dagen statt tac, tagen (passim, ca. ein Fünftel der Fälle), dantzen statt tanzen (V. 657, 6802; daneben tantzen, V. 7775), det statt tet (passim, ca. ein Drittel der Fälle), dichten statt tihten (V. 9434) dochter statt tohter (passim, etwas häufiger als Formen mit t-), doth statt tôt (V. 158), Do statt tuo (V. 1040), duot statt tuot (V. 1279, 6441, 7790, 8730, 8972, 9247, 9402, 9408 = ca. ein Drittel der Fälle), drug statt truoc (V. 3535, sonst nur Formen mit t-), Drut statt trût (V. 7862), duſent statt tûsent, vndroſt statt untrôst (V. 7782); beiden statt beiten ›warten‹ (V. 2986), hordin statt herten (V. 115), ſude statt sîte (V. 4839). 62. -(h)t > -th (Schreibvariante, siehe oben; vereinzelt): doth statt tôt (V. 158), gioth statt Gîôt (V. 8221, 8237, 8331), loth statt Lôt (V. 2629), nith statt niht (V. 1025, 3007, 5037, 5867, 6417, 6567, 7181, 7947), sith statt sît (V. 508, 1132). 63. tzt, zt etc. (vgl. Mhd. Gramm. § 94, Anm. 1): (a) Prät. von setzen, Hand A: ſaſtein statt satzt in (V. 809), ſaſtent statt satzte in (V. 620); ſattent statt satztent (V. 891, ähnlich V. 1418, 3224), ſatin statt setzt in (V. 3495), Satter statt satzt er (V. 2019). Hand B: ſaſte statt satzte (V. 4758, 9330); zweimal setzt Hand B nur ſſ: ſaſſen statt satzten (V. 8373), ſoſſen (fehlerhaft) statt satzt in (V. 4205). Häufiger sind bei Hand B aber Formen mit -tzt-: Beſatzt (V. 4179), geſatzte (V. 9353), ſatzte (V. 4233, 8173, 8287), ſatztent (V. 7521, im Reim mit gelatztent); vgl. ergatzte (V. 8174, 9360), gelatztent (V. 7522, im Reim mit ſatztent), ſchatzte (V. 9329). (b) Prät. von erbeizen: erbeiſſete statt erbeizte (V. 2048, 2052, 2848), erbeiſſetent statt erbeizten (V. 2570), erbeiſte statt erbeizte (V. 4270, 5189, 5478), erbeiſtent statt erbeizten (V. 4664, 6268, 6752, 6824), erbeiſſte statt erbeizte (V. 7932). (c) Vgl. auch gruoſte statt gruozte (V. 4271), lutel statt lützel (V. 4181, 4384; sonst über 20mal Formen mit tz). 64. v > w (wohl Schreibvariante, siehe oben; selten): borwil statt borvil (V. 1147), bruwe statt prüeve (V. 3082), gewar statt gevar (V. 3602), gewilde statt gevilde (V. 5147, 6269), vnerworcht statt unervorht (V. 4822).
886
Einleitung
65. w > b nach Liquid (Mhd. Gramm. § 117; Einzelfall): roſeuarbem statt rôsevarwem (V. 4026; sonst Formen mit w, V. 1528, 5817, 6541). 66. (iu)w > (io)g (selten und lexemspezifisch; elsäss.; Alem. Gramm. § 216): Das Phänomen ist häufig nur im Prät. von houwen: hieg statt hie (V. 463, 2908), hiegent statt hiewen (V. 2040), hiogent statt hiewen (V. 153), zerhegent statt zerhiewen (V. 2564), Zerhiege statt zerhie (V. 1531); vgl. aber erhuowe statt erhie (V. 1417). Außer dem findet sich nur noch niu“gelich statt niwelingen (V. 2488). 67. w > v (bes. md. Schreibvariante; Mhd. Gramm. § 115; vereinzelt): beuareſt statt bewarest (V. 5776), geuar statt gewar (V. 3711). 68. z > sch (im Frnhd. bei einzelnen Wörtern häufig; Frnhd. Gramm. § L 54; Einzelfall): Gemu“ſchit statt gemûzet (V. 471). Flexion der Substantive, Adjektive, Adverbien, Pronomen, Artikel 69. -iu-Endung im Sg. der Fem. und Pl. der Neutr. ist gelegentlich durch -ie oder -Ø ersetzt. 70. Die -ez-Endung der Adj. im Nom. Akk. Sg. der Neutr. ist in manchen Fällen zu -e oder -Ø reduziert (unklar, Schreiberversehen?), z. B.: ein ſchone wip statt ein schœnez wîp (V. 72), vogelriche reit statt vogelrîchez riet Akk. Sg. (V. 459), an ſehende leit statt an sehendez leit Nom. Sg. (V. 923), Schone bilde statt schœnez bilde Akk. Sg. (V. 4341) u. a. 71. Im Gen. Dat. Sg. der fem. i-Stämme stehen häufig endungs- und umlautlose Formen. 72. Gen. Dat. Sg. der st. Fem. hat häufig -en-Endung (wohl nach Vorbild der sw. Flexion), etwa: Vnder der porten statt under der porte (V. 157), vz der maſſen statt ûz der mâze (V. 283), erden statt erde Gen. Dat. Sg. (V. 469, 2055, 2915), ſtangen statt stange Dat. Sg. (V. 1729), reiſen statt reise Gen. Sg. (V. 2425), geplichten statt gepflihte Dat. Sg. (V. 2725) u. v. a. m. 73. Nicht selten sind Wechsel zwischen st. und sw. Flexion bzw. Ausgleichsformen in einzelnen Paradigmen (vgl. Mhd. Gramm. § 183), etwa: die ſinen statt die sîne Akk. Pl. (V. 132), boumen statt boum Akk. Sg. (V. 412), ich selben statt ich selbe (V. 525), Die frowe statt die vrouwen Akk. Sg. (V. 615), frowen statt vrouwe Nom. (!) Sg. (V. 1238), ſinen ſitten statt sînen site Akk. Sg. (V. 1259), fridin, friden statt vride Akk. Sg. (V. 1382, 4989, 7236), lantſitten statt lantsite Akk. Sg. (V. 1389, 2758), ſelden statt sælde Akk. Sg. (V. 1657), von dem ſitten statt von dem site (V. 1713), name (namen) statt name Nom. Sg. (V. 1821), kreften : ſcheften statt krefte : schefte Dat. Pl. (V. 2027–2028), kunſten statt künste Gen. Pl. (V. 2034), ſlegen statt slege Gen. Pl. (V. 2061), halſpergen statt halsperge Akk. Sg. (V. 2080), Löbelichen mere
Beobachtungen zur Sprache
887
statt lobelîche mære Akk. Pl. (V. 2735), On allen karg liſten statt ân alle karge liste Akk. Pl. (V. 2737), ſweſtern statt swester Nom. (!) Sg. (V. 2797), eren statt êre Nom. ˙ Sg. (V. 3089), Frowe statt vrouwen Akk. Pl. (V. 5277), luten statt liute Gen. Pl. (V. ˙ 5922), groſſen rúwen, ruwen statt grôze riuwe Akk. Sg. (V. 6536, 6922) u. v. a. m. 74. Vereinzelt sind Genuswechsel zu beobachten, etwa: Sinen botschaft statt sîne botschaft Akk. (V. 2463 – sonst 3mal fem.), Giſelleclichen ſtette statt gesellenclîche stæte (V. 2717), just (tjost) wechselt zwischen fem. und mask. Formen, einen kule statt eine küele Akk. Sg. (V. 3127), eine ſite statt einen site Akk. Sg. (V. 6197), moß ist zweimal fem. (V. 7043, 7109), sonst neutr. (V. 7041, 7062, 7073, 7085, 7117). 75. Adj. nach Art. sind gelegentlich st. flektiert, etwa: an die gegenwertige stunt statt an die gegenwertigen stunt (V. 629), ir wiſe hende statt ir wîzen hende (V. 4325). 76. Adv. gehen in der Regel auf -en oder -Ø aus. 77. iu ist durch iuch ersetzt (siehe oben; geschrieben uch etc.; Regelfall). 78. ir tritt gelegentlich in flektierter Form auf (siehe oben; ire, iren, irem etc.). 79. P kennt keine verallgemeinernden Relativpron. (swer, swaz etc.).
Verbalflexion 80. beginnen plus Verb ist einmal mit Part. Präs. anstatt mit Inf. (oder Gerundium) konstruiert: began ... Slahent statt began slâhen (V. 3398–3399). 81. Zur Bildung des Gerundiums siehe oben unter Hs. W, Hand A. 82. Endungen: (a) -n beim Inf. ist abgefallen (siehe oben) bei vechte (V. 2654). (b) Die 1. Pl. von haben, hân und wesen geht gelegentlich (durch paradigmatischen Ausgleich; Frnhd. Gramm. § M 149) auf -ent aus: wir hant, habent (V. 2459, 2956, 3856, 8290), wir ſint, ſigent statt wir sîn (V. 6320, 6465). (c) Die 2. Pl. Imp. Präs. geht auf -ent, seltener auf -et oder -en aus (Mhd. Gramm. § 240, Anm. 3; Frnhd. Gramm. § M 94). (d) Die 3. Pl. Ind. Präs. geht häufig auf -en statt auf -ent aus (Mhd. Gramm. § 240, Anm. 4). (e) Die 1. 3. Sg. Ind. Prät. der st. Verben hat gelegentlich ein -e angehängt (siehe oben), etwa: lieſſe statt liez 3. Sg. Ind. Prät. (V. 2746). (f ) Die 2. 3. Pl. Prät. geht in den meisten Fällen auf -ent aus (Frnhd. Gramm. § M 95).
888
Einleitung
83. Fehlender Umlaut im Konj. Prät.: gedochte statt gedæhte (V. 217 im Reim mit brechte!; siehe oben für â [æ] > ô). 84. Fehlender ›Rückumlaut‹: wende statt wânde (V. 2367, 3237), velſte statt valschte (V. 2611), geweffet statt gewâfent (V. 4410), wepente statt wâfente (V. 6493). 85. Ausgleich beim Grammatischen Wechsel: verlure statt verliuse (V. 1125), verliern statt verliesen (V. 4286). 86. Ausgleich in Flexionsparadigmen, Wechsel st. und sw. Flexion: blip statt bleip (V. 136), fuorte statt füere (V. 1305), pflegete statt pflac (V. 4442), geuohtent statt gevæhten (V. 5308), ſweifft statt swief (V. 5907), zemet : nemet statt zimet : nimet 3. Sg. Ind. Präs. (V. 5941–5942). 87. Zu einzelnen Wörtern: (a) Prät. von müezen ist häufig müſt-. (b) Prät. von wizzen ist häufig wuſt-. (c) Prät. von schrîen ist ſcrey, ſchreý (V. 6899, 7891). Wortlehre 88. alde steht etwa gleich häufig neben oder. 89. als erscheint meist als alſo, seltener als alſe. 90. dehein- W korrespondiert häufig mit enkein (geschrieben in kein- etc.) P. 91. juncvrouwe erscheint regelmäßig als jvnpfrowe, junpfrowelin und ähnliche Formen. 92. kastelân erscheint als ſchachtelan (V. 8876), ſchahdelan (V. 8722); vgl. (Le II 637). Verballhornt ist capelan (V. 5172). 93. kleinôt steht in der Regel als cleinoter, cleinotor. 94. ›Löwe‹, für das schon ahd. lewe, louwo, leo u. a. möglich ist, erscheint bei Hand A als louw-: louwe und oblique Kasus (V. 2078, 3894, 3992), louwen : gouwen statt lewen : kewen (V. 1953–1954; gouwen wohl wegen Reimzwangs). Hand B setzt demgegenüber löwen (V. 4419, 4422, 6294). 95. morgen steht meist als morne. 96. nâhen ist durch nahe, nohe ersetzt (V. 423, 721, 3351, 4333). 97. niht steht häufig als nit. 98. nün steht einmal für nû, nuo etc. (V. 2603).
Beobachtungen zur Sprache
889
99. stolz, stolzlîche W korrespondiert häufig mit stüef adj. ›gerade, fest, stark, tapfer‹ (ſtüffy, ſtuoſin, ſtuoffe, ſtroffen, Stüffe) P (V. 2768, 3790, 4409, 6674, 7108). Dagegen hat auch P stolz in V. 30, 1395, 1412, 2294, 2402, 2503, 3485, 5770, 6280, 7177. Da P beide Wörter (wenn auch oft verballhornt) kennt und W nur stolz setzt, liegt es nahe, dass W das nicht verstandene stüef durch stolz ersetzt hat und P damit das Ältere überliefert. Bedeutungsmäßig ist die Substitution jedoch irrelevant, ich verzichte daher in diesen Fällen auch auf Paralleltext. 100. unz ist gelegentlich durch Wiſſe (< biz, das die Schreiber scheinbar nicht verstanden) ersetzt, je einmal stehen wirſe (V. 5216) und vierſe (V. 8422). 101. daz vrlop Akk. Sg. statt den urloup (V. 6491; vgl. Le II 2009f.). 102. vîant, vîent, vînt hat in P folgende Formen: vigande (V. 152), jugende (V. 184, 3171, 3293), vigant (V. 2542), iugenden (V. 3351), uiande (V. 3769).82 103. vreischen wurde offenbar nicht mehr verstanden und zweimal durch förſchen ersetzt (V. 8006, 9166). 104. vür guot erscheint einmal als verguot (V. 4592; vgl. Le III 121). 105. wan ist in ca. drei Viertel der Fälle als wanne gegeben. 106. wazzer erscheint einmal als wot (V. 7141; vgl. Anm. dort). 107. wuof stm. war den Schreibern offenbar unbekannt, wie die wechselnden Formen nahe legen: huffen (V. 166), wuoft (V. 1631), woffin (V. 2122), wüffte (V. 7449).
Syntax 108. Immer wieder tritt Dat.-Akk.-Verwechslung auf (V. 187, 256, 638, eventuell 1272, 1295, 1631, 2109, 2601). 109. Gelegentlich regieren Wörter Akk. statt Gen., etwa Geloubint mir eine geſchicht statt ... einer geschiht (V. 2480), Wanne er groſſe liſte wielt statt ... grôzer liste ... (V. 2987). 110. Des öfteren fehlt pron. Subj., vor allem bei ›Vnd [Verb] ...‹ (vgl. Mhd. Gramm. § 399; Frnhd. Gramm. § S 239, 3). Besonders die Formen mit g für j lassen auf alem. Schreibsprache schließen, g für w im Prät. von houwen legt die Vermutung nahe, dass die Schreiber aus dem Elsass stammten (Hannink 1914, S. 28). 82 Zu ju- statt vi- siehe Kap. I.3.2.
890
4.2.4
Einleitung
Fragment B
1. Graphematik: Längenbezeichnungen und diakritische Umlautzeichen fehlen völlig. Rein graphematische Gewohnheiten sehe ich in folgenden Phänomenen: æ erscheint als e; i, î in Fremdwörtern als y; j als i; pf als ph; ü als u; o, ô, ö, œ als o; u, û, v als u, v; iuw als iw; iu als iu, iv, u; uo als uo, vo; öu als ov.
Vokalismus 2. a > e (›unechter‹ Umlaut, siehe oben): ſegete statt sagete (V. 2403). 3. e > a (Ausgleichsform?): allich statt ellich (V. 2326). 4. e-Synkope: gnuoc statt genuoc (V. 2271). 5. o > u (bair., elsäss., auch md.; Mhd. Gramm. § 66; Weinhold, Mhd. Gramm. § 59): ku- | me : v s nume statt komen : vernomen (V. 2353–2354). 6. ie > i: nine statt niene (V. 2393), also bei einem ›kleinen‹ Wort (und daher unsicher). 7. satzunbetont ouw > o bei vrouwe (Mhd. Gramm. § 23, Anm. 2): fro Ade statt vrouwe Ade (V. 2320).
Konsonantismus 8. b > p (alem., bair., siehe oben): preide statt breide (V. 2363). 9. h- und ch-Ausfall vor s, t (bes. westmd., westobd. und oberfrk., seltener ostobd. und böhm., siehe oben): it statt iht (V. 2282), iſ statt ichs (V. 2349), iz statt ichz (V. 2355), nit statt niht (passim). 10. j > g (bes. alem., siehe oben): mvoge statt müeje (V. 2358), gene statt jene (V. 2363). 11. s und z werden streng unterschieden. 12. sch steht durchgehend als sc. 13. t > d (binnendeutsche Konsonantenschwächung, siehe oben): dac statt tac (V. 2398).
Flexionslehre 14. Die 2. Pl. geht (alem.) auf -nt aus (V. 2318, 2354, 2411, 2412).
Beobachtungen zur Sprache
891
Wortlehre 15. alsô steht als alſe (V. 2306). 16. nierge ersetzt niender (V. 2280). Phänomene wie o > u, b > p, j > g und die 2. Pl. der Verben auf -ent weisen mit Bestimmtheit ins (Nieder-)Alem. 4.2.5
Fragment S
1. Graphematik: Längenbezeichnungen und diakritische Umlautzeichen fehlen bis auf seltene Ausnahmen (V. 3571). Rein graphematische Gewohnheiten sehe ich in folgenden Phänomenen: ou steht als ov, o, ou, ov; ö, œ als oe, o; u, v als u, v; ü als u, v und je einmal als ve, uo (V. 3116a, 3208); iu als ui , v, u, iu; öu als oe und einmal als oei (V. 3140); uo als vo, uo, v; üe als ve, v, vo (V. 3168, 3546?); uw und wu als w; j als i; pf als ph; tz als z. h und ch sowie s und z werden bis auf einige Ausnahmen (V. 3093, 3162, 3559; 3114, 3121, 3122, 3143, 3144, 3539) unterschieden. Vokalismus 2. a > e (›unechter‹ Umlaut, siehe oben): menegen statt manegen (V. 3121), meneger statt maneger (V. 3569). 3. e-Apokope: wartet statt wartete, warte (V. 3107), machet statt machete, machte (V. 3113), ſcir statt schiere (V. 3202). 4. e > i satzunbetont und in Nebensilben (siehe oben): iz statt es (V. 3114), zi statt ze (V. 3478), adin statt Aden (V. 3486), minis statt mînes (V. 3507). 5. e > o (Schreiberversehen?): or statt er (V. 3473), roht statt reht (V. 3592). 6. e > ei (schwäb.; Alem. Gramm. § 374; siehe auch oben; vgl. Hannink 1914, S. 28f.): heit statt het ›hatte‹ (V. 3125), ſchachteile mort statt Schâtel le mort (V. 3550). 7. u > o (nhd. Senkung, siehe oben): begonde statt begunde (V. 3102?, 3170, 3504), konde statt kunde (V. 3493). 8. u > uo vor Nasal (bes. bair.-österr., siehe oben): ſvone statt sune ›Sohn‹ (V. 3575). 9. ei > e (ê) vor anderen Konsonanten als h, r, w (md., ostfrk., siehe oben): zwenzec statt zweinzic (V. 3139), nezwie statt neizwie (V. 3532). 10. ei > i: zime statt zeime < zuo eime (V. 3189); vermutlich nur eine fehlerhafte Kontraktion. 11. ie > i (nhd. Monophthongierung, siehe oben): ſcir statt schiere (V. 3202).
892
Einleitung
12. ou > o (md., siehe oben): och statt ouch (immer = V. 3116b, 3137, 3556), hobet statt houbet (V. 3143). Konsonantismus 13. Sprosskonsonant g nach ei (bes. alem.; Mhd. Gramm. § 118): tvrneigſchen statt turneischen (V. 3099). 14. g-Ausfall: kroieren statt kroigieren (V. 3111), also bei Fremdwort (und daher unsicher). 15. j > g (bes. alem., siehe oben): vruege : mvege statt vrüeje : müeje (V. 3095–3096); 16. k > c im Anlaut nur in clagete statt klagete (V. 3502). 17. n > ng, hier wohl nur die graphematische Realisierung von nj: plange : tvmange statt plâne : Tumâne (V. 3129–3130). 18. sch > sc: ſcir statt schiere (V. 3202). 19. v > w (wohl Schreibvariante, siehe oben): wuort statt vuort(e) (V. 3483). 20. z(z) > sch (im Frnhd. bei einigen Wörtern häufig, siehe oben): inſchvſſen statt in zwischen (V. 3153?), genvſchen statt genuzzen (V. 3169), 21. zz > z (Schreiberversehen?): vergezen statt vergezzen (V. 3499). Flexionslehre 22. Dat.-Akk.-Verwechslung findet sich bei in statt im (V. 3096). 23. -iu ist gelegentlich durch -ie ersetzt (z. B. V. 3528, 3540). 24. Ausgleich beim Grammatischen Wechsel im Prät. der st. Verben: verlor statt verlôs (V. 3547). Wortlehre 25. morgen steht als morne (V. 3090). 26. sît steht einmal als ſint (V. 3598). 27. vîende steht als viande (V. 3171 – Sg. nicht belegt). 28. wazzer steht als woir (V. 3538). 29. wîz steht als wizz (V. 3095, 3118, 3182). Das Fragment ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ins alem., vielleicht schwäb. Gebiet zu stellen (e > ei, u > uo vor Nasal, j > g, Sprosskonsonant g nach ei).
Beobachtungen zur Sprache
4.2.6
893
Fragmente G und GK
1. Graphematik: Längenbezeichnungen fehlen und diakritische Umlautmarkierungen sind selten. Rein graphematische Gewohnheiten sehe ich in folgenden Phänomenen: i steht als i und j (Fremdwörter und Namen); ö, œ als o; u als u, v; ü als u und einmal als v´ (V. 4445); æ als e und einmal als æ (V. 3880); ou als ov, ou, au, av; öu als ov, eu; uo als u, v und einmal als ue (V. 3695); üe als u; ouw als ow; ht als cht; j als i; pf als ph. c, k, ck sowie s und z wechseln.
Vokalismus 2. a > e (›unechter‹ Umlaut, siehe oben): zegliche statt zagelîche (V. 3736). 3. e-Synkope: clagbere statt klagebære (V. 3664), zegliche statt zagelîche (V. 3736), zeigt statt zeigete (V. 3738), greite statt gereite (V. 4431), gewarnten statt gewarneten (V. 4448). 4. e-Apokope, Schwund von Endsilben (häufig): har statt hâre (V. 3631), blot statt blœde (V. 3636), dem ſchon wibe statt dem schœnen wîbe (V. 3656), antecke statt âne tecke (V. 3678), hercz statt herze (V. 3733), zeigt statt zeigete (V. 3738), ſchir statt schiere (V. 3784), ſik ſelic statt sigesælige (V. 3789), kluc statt gelücke (V. 4464), wer statt wære (V. 4506), kun statt küene (V. 4528), kovm statt kûme (V. 4541), rucht statt ruohte (V. 5342), sik statt sige (V. 5350). 5. e > i in Neben- und Endsilben (bes. md., siehe oben): zweinczik statt zweinzec (V. 3708), wiczick statt wizzec (V. 3832), wiczig statt wizzec (V. 3832), hofiſcheite statt hövescheite (V. 4432), vngeſelliclichez statt ungeselleclichez (V. 5289). 6. e > u (?): gugvrel statt gügerel (V. 4438), also bei Fremdwort (und daher unsicher). 7. i > u (wohl ü) (nhd. Rundung, bes. alem., schwäb. und ofrk.): murs statt mirs (V. 3663). 8. o > u (bair., elsäss., doch auch md., siehe oben): vernume statt vernomen (V. 3661), genume statt genomen (V. 3709). 9. u > o (md. Senkung, vereinzelt auch alem., siehe oben): doner statt duner (V. 4506). 10. ü > o (wohl ö) (dasselbe): vor statt vür (V. 3633), vordaz statt vürst daz (V. 3682). 11. î > ei (nhd. Diphthongierung, siehe oben): ſe[ı] statt sîn (V. 3849, Lesung unsicher). 12. î > ie (Dehnungszeichen?): liebes statt lîbes (V. 3759). 13. û > ou (nhd. Diphthongierung, siehe oben): hovbe statt hûben (V. 4539), kovm statt kûme (V. 4541), ſav[men] : rovmen statt sûmen : rûmen (V. 5281–5282).
894
Einleitung
14. iu > öu (nhd. Diphthongierung, siehe oben; geschrieben eu): geneuſ statt geniuz (V. 3770), euch statt iuch (V. 3858, 3880), eur statt iuwer (V. 4461). 15. œ > e (ê) (omd., siehe oben): beſten statt bœsten (V. 3722?). 16. ie > i (î) (nhd. Monophthongierung, siehe oben): inder statt iender (V. 3723), ſichem statt siechem (V. 3754), ſchir(e) statt schiere (V. 3784, 4537), banir statt banier (V. 4424), ziren statt zieren (V. 4442), itweder statt ietweder (V. 5288), Itwederz statt ietweders (V. 5321). Konsonantismus 17. Auslautverhärtung fehlt immer wieder (z. B. V. 4524). 18. Vereinfachung von Doppelkonsonanz: roſe statt rosse (V. 3793), ſchute statt schütten (V. 3635), brune(n) statt brunne(n) (V. 3889, 4449), grifen statt griffen (V. 5280). 19. Konsonantengemination: ſcheftte statt schefte (V. 4476). 20. b > p (alem., bair., siehe oben): peiden statt beiden (V. 5306). 21. er- > der-: [de]rſluc statt ersluoc (V. 3825, Lesung unsicher). 22. g > k: kluc statt gelücke (V. 4464). 23. h-Ausfall (bes. westmd., westobd. und oberfrk., seltener ostobd. und böhm., siehe oben): ie : geſie statt gihe : gesihe (V. 3727–3728), geſchut statt geschuohte (V. 3754), ho statt hôhe (V. 4477). 24. h-Prothese (vgl. Mhd. Gramm. §§ 138–142. 214; Frnhd. Gramm. §§ L 57,3. M 63): habat statt abbât (V. 3864). 25. r-Metathese (siehe oben): awentiwer statt âventiure (V. 3854), tiwer statt tiure (V. 4516). 26. Sprosskonsonant t (siehe oben): niemant statt nieman (V. 3881). 27. v > w (wohl Schreibvariante, siehe oben): erwarn statt ervarn (V. 3866). 28. w > b (Mhd. Gramm. § 117, Anm. 1): hieben statt hiuwen (V. 4507). 29. w > v (bes. md. Schreibvariante, siehe oben): varf statt warf (V. 3631), zoven statt zouwen (V. 3764), viderſtan statt widerstân (V. 3839), vigant statt wîgant (V. 4447), vurfen statt wurfen (V. 4511). 30. z, tz > cz: darczu statt dar zuo (V. 3649), czoh statt zôch (V. 3672), hercze ſer statt herzesêr (V. 3707), zweinczik statt zweinzec (V. 3708), hercz statt herze (V. 3733), vncz statt unz (V. 3753), luczel statt lützel (V. 3799), dicz statt ditz (V. 3814), wiczick statt wizzec (V. 3832), wiczig statt wizzec (V. 3864), kurczer statt kurzer (V. 3871), ſtal valcz statt stâlvalz (V. 5321).
Beobachtungen zur Sprache
895
Flexionslehre 31. Wechsel st. und sw. Flexion: ringen statt ringe Akk. Pl. (V. 5313). 32. Stark flektiertes (eventuell substantiviertes) Adj. nach Art.: diſem zagem statt disem(e) zagen (V. 3642), der liſtic statt der listige (V. 3657), einem ſichem statt ei(ne)m siechen (V. 3754), einer ritterlicher statt einer ritterlichen (V. 4472), deſ wildes statt des wilden (V. 4496), der gewonlicher statt der gewonlichen (V. 5323). 33. Analogischer Ausgleich im Ind. Präs. der st. Verben: verphleg statt verpflige 1. Sg. (V. 5278). 34. Prät. von mugen, mügen ist mochte (V. 3817 – gegen den Reim auf ahte). 35. Prät. von müezen wird mit -t- gebildet: muſte statt muose (V. 5327). 36. Beseitigung des Primärberührungseffekts durch analogischen Ausgleich im Prät. der sw. Verben: zuckten : ruckten statt zuhten : ruhten (V. 4479–4480). Wortlehre 37. hübscheit WP korrespondiert mit hövescheite (hofiſcheite) GK (V. 4432). 38. just steht als tjoſte (V. 4472). 39. komen zeigt durchgehend (md.; Mhd. Gramm. § 248, Anm. 1 u. ö.) Formen mit qu- (V. 3682, 3698, 3750, 3784, 3827). 40. kupfe steht als gavffen Akk. Sg. (V. 3629 – Nom. Sg. nicht belegt). 41. wadelen ist durch blecken (Blekende Part. Präs.) ersetzt (V. 5319). 42. wâfen, wâfenen haben durchgehend Formen mit p: gewapet statt gewâfent (V. 3807), wapen roc[k] statt wâfenroc (V. 4428). Die Verortung der Fragmente im Md. hat die größte Wahrscheinlichkeit (e > i in Neben- und Endsilben, u, ü > o, ö, œ > e, ie > i, w > v, komen > quemen). Einige Indizien, die ins Obd. weisen (o > u, Diphthongierung, b > p, er- > der-), sind in der Unterzahl (wohl aus der Vorlage) bzw. im Frnhd. bereits regional weit verbreitet (Diphthongierung).
II. FORSCHUNGSBERICHT For as the French Book saith ... Thomas Malory
1.
Autor, Ort, Zeit
1.1 Ulrich von Zatzikhoven Ulrich von Zatzikhoven, der sich zweimal als Dichter des ›Lanzelet‹ nennt (V. 9344, 9444), ist vermutlich identisch mit dem capellanus Uolricus de Cecinchovin, plebanus Loumeissae (Lommis im Kanton Thurgau, in der Nähe von Zezikon), der in einer auf den 29. März 1214 datierten Urkunde (heute St. Gallen) genannt wird. Andere oder darüber hinausreichende Theorien zur Identität des ›Lanzelet‹-Verfassers bleiben allesamt in hohem Maße spekulativ. Einige Stellen im ›Lanzelet‹ legen die Annahme einer sprachlichen Ausbildung (Latein, Französisch) nahe. Völlig offen ist die Gönnerfrage, eine explizite Gönnernennung fehlt, mögliche Referenzpunkte wären der Staufische, vielleicht auch (aus sprachlichen Gründen jedoch weniger wahrscheinlich) der Wiener Hof (vgl. K zu V. 9322–9341, 9342–9347).
Die frühesten Versuche, den Dichter des ›Lanzelet‹, der sich an zwei Stellen selbst nennt (V. 9344, 9444), zumindest ungefähr geographisch zu verorten, datieren noch aus dem 18. Jahrhundert. Johann Christoph Adelung war wohl der Erste, der Überlegungen in diese Richtung anstellte, und platzierte »Ulrich von Zazichoven oder von Zezam« (nach Casparson 1781, S. 17) in der ersten Abteilung (Gedichte 1130–1200) von seinem ›Chronologischen Verzeichnis der Dichter und Gedichte aus dem schwäbischen Zeitpunkte‹ (Adelung, J. Chr. 1784, S. 11) nach Hartmann von Aue auf Platz 6, wenige Jahre später hielt er Zazichoven und Zezam für gleichermaßen ungermanisch und plädierte für Jakob Püterichs (siehe Kap. II.7.) Säbenhoven (Adelung, J. Chr. 1788, S. 13). Erduin Julius Koch (Koch 1795, S. 34) scheint sich Adelung anzuschließen und bezeichnete Ulrichs Sprache als Schwäbisch. Auf den ersten Blick rätselhaft ist der Lancelot von Genf (!) eines Ulrich, den Karl Michaeler (Michaeler 1786, S. 13f.) erwähnt. Die Identität mit dem ›Lanzelet‹ ist jedoch so gut wie sicher, da je eine Handschrift in Wien und im Vatikan (heute [wieder] Heidelberg) genannt werden (vgl. Adelung, F. 1796, S. 29; Hagen/Büsching 1812, S. 151f.). Es dauerte allerdings noch, bis sich die These vom Schwaben Ulrich von Zatzikhoven allgemein durchsetzte. Dagegen stand zunächst vor allem das Diktum Bernhard Joseph Docens, der in »Ulrich von Zachichoven oder Zezinchoven, – vielleicht Satzenhoven« den Spross einer »adeliche[n] Familie in Baiern« sieht und ihn nach Zatzkofen in Niederbayern setzt (Docen 1809, S. 222). Dem folgten mit einigem Einfluss Wilhelm Wackernagel, der Ulrich mit einer falsch gelesenen Urkunde (vgl. Bächtold 1870, S.
898
Forschungsbericht
18) als Bayer bestätigte (Wackernagel 1833, S. 34, Anm. 55), und Karl Goedeke in seinem ›Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung‹ (Goedeke 1857, S. 28; erneut Goedeke 1871, S. 723; sachlich völlig unmotiviert nochmals Frey 1974, S. 267, Anm. 15, offenbar nur, um Schweizer Patrioten zu sekkieren). Letztendlich fand Docens Erwägung weder Anhänger noch Anhalt im sprachlichen Material des Textes. Prägend für die frühe ›Lanzelet‹-Forschung wurde erst Karl Lachmanns Bestimmung von Ulrich als Thurgauer (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 4928), in einem Brief an Laßberg glaubt er Ulrichs Heimat in Schwaben oder im Thurgau zu erkennen (Lachmann 1868 [1 1826]; ebenso Pupikofer 1828/30 I, S. 415f. II, S. 141, der an das Geschlecht der Toggenburger als mögliche Gönner denkt). Moriz Haupt pflichtete dem in seiner Rezension der Ausgabe Hahns nach einer kurzen Untersuchung der Sprache Ulrichs bei und setzt Ulrich in das Dorf Zezikon am Immenberg im Kanton Thurgau, das im Mittelalter ein Rittersitz war (Haupt, M. 1845, Sp. 117; Belege ebd.). Einer Erklärung harrten damit nur noch jene vereinzelten Sprachformen des ›Lanzelet‹, die laut Wihelm Grimm (Grimm, W. 1846, S. 11) eher ins Mittel- oder Niederdeutsche verweisen. Grimm erklärte sich dies mit einem längeren Aufenthalt des Dichters im mittleren Deutschland, worin ihm (Loomis) besonders Franz Pfeiffer folgte (Pfeiffer, Franz 1857, S. 496; vgl. Pfeiffer, Franz 1858a, S. 491f.; ähnlich auch Foerster 1902, S. XLVI). Als mit Erscheinen von Weinholds ›Alemannischer Grammatik‹ (Weinhold 1863) sich fast alle dieser Beobachtungen als im Alemannischen durchaus möglich erwiesen (vgl. Bächtold 1870, S. 39f. und Anmm.; Neumaier 1883/84 I, S. 36f.), zog dies den heftigen Widerspruch Oskar Jänickes gegen Pfeiffers Thesen nach sich (Jänicke 1868, S. 301f.). Die Vorstellung von einem Aufenthalt Ulrichs im nördlichen Deutschland ist heute obsolet geworden. Allerdings fehlten allen bislang vorgebrachten Argumenten stichhaltige Belege, allenfalls die Bestimmung von Ulrichs Sprache konnte als einigermaßen sicher gelten, zumal Nikolaus Georg Schilling weitere sprachliche Belege beibrachte, die für Ulrich als Alemannen sprechen (Schilling 1866, S. 35–39). Die Ausbeute des Urkundenmaterials jedoch blieb dürftig, Pfeiffer gelang es lediglich, mittels Urkunden die Herren von Zezinchoven als Dienstleute der Grafen von Toggenburg zu belegen (Pfeiffer, Franz 1857, S. 496–498; vgl. Schilling 1866, S. 5; Bächtold 1870, S. 18–20). Ohne Halt äußerte Jakob Bächtold die Vermutung, dass Ulrich ein Johanniter in der Zezikon benachbarten Komturei Tobl gewesen sein und am dritten Kreuzzug teilgenommen haben könnte, wo er schon unterwegs den Stoff seines Romans von Huc de Morville erhalten hätte (Bächtold 1870, S. 20; vgl. kritisch Pupikofer 1828/30 I, S. 414f.). Erst 1874 landete Bächtold den entscheidenden Treffer. Er fand in St. Gallen eine auf den 29. März 1214 datierte Urkunde, die von einer Schenkung Graf Diethelms von Toggenburg, seines Bruders Friedrich und seiner Mutter Guota an das Kloster St. Peterzell berichtet und bei der ein capellanus Uolricus de Cecinchovin, plebanus Loumeissae1 (Lommis im Kanton Thurgau, in der Nähe von Zezikon) als Zeuge genannt wird (Bächtold 1874 mit Abdruck der Urkunde; vgl. auch den Erstdruck der Urkunde bei 1
capellanus ist eventuell nicht auf Ulrich, sondern auf den vorstehenden Werneherus plebanus de Liutinsburch zu beziehen, wie Denecke 1930, S. 113, Anm. 2 notiert.
Autor, Ort, Zeit
899
Wartmann 1863/64, S. 58). Damit war der noch heute gültige Stand des Wissens um Ulrich erreicht: Die Identifikation mit dem plebanus ist zwar nicht sicher (man denke an die viel zitierte Unmoral Ulrichs, siehe Kap. II.2., oder an den zeitlichen Abstand zwischen der vermutlichen Abfassungszeit und 1214), jedoch nicht unwahrscheinlich.2 Besonders der erste der beiden Einwände beschäftigte die weitere Forschung. Wie hätte ein Geistlicher ein derart vor Weltlichkeit strotzendes Werk vollenden können? Friedrich Vogt ging daher davon aus, dass Ulrich die Arbeit am ›Lanzelet‹ schon bald nach 1194 begann und vermutlich bevor er in den Stand der Geistlichen eintrat (Vogt 1893, S. 275). Eingehender polemisierte Ludwig Denecke (Denecke 1930, S. 54, 113– 123) gegen die Vorstellung von Ulrich als einem weltfremden Leutpriester. Ausgehend von der großen Zeitdistanz zwischen 1194 (Terminus post quem des ›Lanzelet‹) und der Urkunde 1214, konstruierte er für Ulrich etwa folgende Biographie: Der Thurgauer besuchte eine gute Lateinschule, vielleicht auf der Reichenau (das von Bächtold in Erwägung gezogene Johanniterhaus Tobl wurde erst 1228 gegründet), und gelangte später – vielleicht als Notarius eines staufischen Fürsten – an den kaiserlichen Hof, vielleicht zu Speyer, wo er Hugh de Morville kennen lernte und den ›Lanzelet‹ dichtete (vgl. K zu V. 9322–9341). Einen Dienst am kaiserlichen Hof selbst, wie ihn Edward Schröder erwogen hatte (Schröder, E. 1908, S. 345), schließt Denecke wegen fehlender Urkunden aus. Erst an seinem Lebensabend kehrte er in den Thurgau zurück und verbrachte seine restliche Zeit im Kloster Lommis.3 Anton Wallner erweiterte Deneckes These noch dahingehend, dass er Ulrich nicht für einen Leutpriester hält, sondern für einen Notar oder Sekretarius, dem die Pfründe der Pfarrei von Lommis oblagen (Wallner 1935, S. 174f.). Deneckes Hypothesen forderten den scharfen Widerspruch Werner Richters heraus (Richter 1934, S. 16–23). Er stellt sich gegen die – in seinen Worten – »phantasievollen Hypothesen« (S. 22) und sucht nach einer engeren Anbindung von Spekulationen über Ulrichs Lebensweg im überlieferten Urkundenmaterial. Die Fragestellung ist, wie ein Zatzikhovener in Verbindung mit dem Kaiserhof Heinrichs VI. gelangen konnte, 2
3
Piper 1892, S. 168f.; Singer 1898b, S. 733; Scherer 1915, S. 186; Hannink 1914, S. 1f.; Singer 1916a, S. 19; Lot 1918, S. 166; Golther 1922, S. 232; Bruce 1928 I, S. 207, Anm. 26; Denecke 1930, S. 113; Nadler, J. 1932, S. 72; Ehrismann, G. 1935, S. 4; Nadler, J. 1939, S. 120; Frappier 1949, S. 271; Webster/Loomis 1951, S. 3; Eis 1953, Sp. 621; Sparnaay 1959, S. 437; Walshe 1962, S. 175; Glinka-Janczewski 1963, zusammenfassend S. 32; Norman 1965, S. 285; Neumann 1966, S. 142; Pérennec 1970, S. 135; Littmann 1975, S. III; Bumke 1979, S. 71; Ruh 1980, S. 35; Cramer 1981, S. 341; Kantola 1982, S. 18; Bertau 1983, S. 30; Mertens 1984, S. 302; Bräuer 1990, S. 243; Boor 1991, S. 81; Huber 1991; Schmid 1992, S. 241f.; Grubmüller 1993, S. 137; Pérennec 1993, S. 129; Wehrli 1997, S. 295; Schultz, J. 1996, S. 481; Nadler, S.-M. 1997, S. 6f.; Schiewer 1997; Mertens 1998, S. 89; Bumke 1999b, S. 683; Johnson, L. 1999, S. 285; Neugart 1999, Sp. 61; Bumke 2000, S. 46, 218; McLelland 2000, S. 18f.; Ranawake 2000, S. 45f.; Birkhan 2002/05 V, S. 60; Brinckmann 2004, S. 153. Danach Leitzmann 1931, S. 300; Schneider 1943, S. 332; Eis 1953, Sp. 621. Auch Kuhn 1952, S. 135 dürfte an der Vorstellung vom ›Lanzelet‹-Dichter als Schweizer Landpfarrer zweifeln, scheint aber Deneckes Hypothesen nicht zu kennen. Für absolut undenkbar hält Spiewok 1995, S. 333 eine Identifikation des ›Lanzelet‹-Autors mit einem Weltgeistlichen (vgl. Spiewok 1997, S. XIIf.; Buschinger 2003, S. 8, 27).
900
Forschungsbericht
wo er vermutlich die verlorene Vorlage des ›Lanzelet‹, das ›welsche Buch‹ (so auch im Folgenden; vgl. K zu V. 7180), von Hugh de Morville bekam. Eine Verbindung über die Kiburger, damals die Herren über den Thurgau, scheint ihm unwahrscheinlich. Richter hält die Vermittlerrolle der Reichenau für wahrscheinlicher, im Speziellen des Abtes Diethelm von Krenkingen, der seit 1169 Abt und anschließend 1189–1206 Bischof von Konstanz war und gute Beziehungen zum staufischen Hof unterhielt. Er könnte dem Leutpriester Ulrich, der seine Jugend auf der Reichenau – vielleicht in Bekanntschaft mit Hartmann von Aue – verbracht haben könnte, seine Vorlage verschafft haben. Einen (längeren) Aufenthalt Ulrichs am Kaiserhof hält Richter für unnötig, für ihn ist die Abgeschiedenheit die plausibelste Erklärung für »die merkwürdige Mischung von Obsoletem und Gewagtem« (S. 22). Freilich sind Richters Hypothesen ebenso spekulativ wie die Deneckes (vgl. Norman 1965, S. 285). In den folgenden Jahrzehnten verebbte das Interesse an der historischen Person Ulrich von Zatzikhoven. Gelegentlich wurde Ulrich als Auftragsdichter der staufischen Zentralgewalt gesehen, da er den Erwerb seiner Quelle, des ›welschen Buches‹, in engen Zusammenhang mit reichspolitischen Vorgängen um die Gefangennahme und Freilassung König Richards Löwenherz bringt (vgl. K zu V. 9322–9341). In die gleiche Richtung weisen die eventuell im ›Lanzelet‹ enthaltenen Anspielungen auf sizilianische4 Lokaltraditionen (vgl. K zu V. 331–333, 3826–3928, 4060–4061, 7041–7078, 8866): In Sizilien haben entscheidende Kontakte zwischen dem anglonormannischen – die Vorlage des ›Lanzelet‹ gilt gemeinhin als anglonormannisches Buch (siehe Kap. II.3.1) – und dem staufischen Königshaus stattgefunden, vor allem durch die Heirat Heinrichs VI. mit Konstanze de Hauteville, Tochter Rogers II. (bes. Pérennec 1970, S. 135; erneut Pérennec 2004, S. 21–27). Der Wiener Hof, der bei der Gefangennahme und Auslösung Richards ebenfalls eine wichtige Rolle spielte, wurde wohl aus sprachlichen Gründen (Ulrich war Alemanne) nur selten als möglicher Aufenthaltsort Ulrichs in Erwägung gezogen (vgl. erneut K zu V. 9322–9341). Eine elaborierte neue Hypothese zur Person Ulrich von Zatzikhoven formulierte erst Jahrzehnte nach Richter Michael Bärmann (Bärmann 1989; danach Feistner 1995, S. 241; vgl. Neugart 1999, Sp. 61; Ranawake 2000, S. 46 und Pérennec 2004, S. 32–34, der sich nicht zwischen alter und neuer Hypothese festlegt). Bärmann hält Deneckes und Richters Vorschläge für nicht überzeugend, vor allem wegen mangelnder Belegbarkeit und der irritierenden Funktion eines Geistlichen als Verfasser eines solchen Artusromans (S. 68). Bärmann denkt für Zatzikhoven eher an Zizingen, für das ein o Vlrich fon Cecichon in einem zwischen 1278 und 1280 angelegten Schadensverzeichnis gelistet ist (Abb. ebd., S. 70). Der Dichter könnte ein Vorfahre dieses Ulrich sein und vielleicht als Meier oder Meierssohn die Güter des Klosters St. Trudpert in Zizingen verwaltet haben. Dies würde auch seine Schulbildung und das Verschweigen seines (niederen) Standes erklären helfen. Als Gönner erwägt Bärmann den Zähringer Bertold V., der (nicht zuletzt über seine Verlobte Ida, Nichte des Auftraggebers des ›Perceval‹) Kontakt mit der französischen Literaturwelt hatte und Gönner Hartmanns von Aue gewesen 4
Sizilien natürlich zur Zeit der Staufer, also (in etwa) die gesamte Halbinsel südlich von Rom.
Autor, Ort, Zeit
901
sein könnte. Bertold V. könnte auch das ›welsche Buch‹ an seinen Autor vermittelt haben, er war zwar in den frühen 1190er Jahren auf der stauferfeindlichen Seite (wenn auch politisch nicht sehr bedeutend), trifft aber 1196 wieder zweimal mit dem Kaiser zusammen. Einen echten Fortschritt gegenüber Denecke und Richter stellt diese These jedoch nicht dar, auch wenn ihr Huber 1991 »gute[] Argumente[]« zubilligt. Sie ist ebenso wenig veri- oder falsifizierbar und hat darüber hinaus keine zeitgenössische Urkunde auf ihrer Seite. Nur selten wurden Überlegungen zum Autor Ulrich von Zatzikhoven angestellt, die über das Problem der geographischen Verortung und die Frage nach möglichen Gönnern hinausreichten. Von weiteren Werken ist nichts bekannt. Schilling 1866, S. 5 hielt es für ausgemacht, dass Ulrich vor dem ›Lanzelet‹ schon andere Werke verfasst hätte (vgl. K zu V. 9342–9347), Bächtold 1870, S. 20f. pflichtete dem bei und wieß außerdem auf Ulrichs (nicht ganz klare) Absicht hin, noch weitere Werke dichten zu wollen (vgl. K zu V. 9434–9437). Neumaier 1883/84 II, S. 9 hielt es sogar wegen der dichterischen Fähigkeiten (!), die Ulrich im ›Lanzelet‹ an den Tag legt, für sicher, dass es nicht sein erstes Werk gewesen sein könnte (vgl. Piper 1892, S. 169f.; Mück 1952, S. 17). Doch auch hier ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Einigermaßen gesichert ist nur, dass Ulrich Französisch (wenn man seiner Darlegung der Quellensituation Glauben schenkt) und Latein (vgl. K zu V. 4849–4859, 7990, 8000, 8522–8539) konnte. Doch selbst die Gelehrsamkeit Ulrichs lässt sich schwer beurteilen, da unklar ist, ob jene Stellen der Dichtung, die gelehrtes Wissen zur Schau stellen (vgl. K zu V. 1741, 4382, 4849–4859, 5022, 7991ff., 8000, 8522–8539, 8866), von Ulrich herrühren, oder ob sie bereits der Vorlage angehörten (vgl. Bächtold 1870, S. 33; Mück 1952, S 16f.; Eis 1953, Sp. 624). Der Ertrag der biographischen Forschungen zu Ulrich von Zatzikhoven bleibt also dürftig. Die Identifikation mit dem plebanus aus Lommis bleibt unsicher, wenn auch wahrscheinlich; die Gönnerfrage ist in Ermangelung einer Gönnernennung – Ulrich spricht nur von lieber vriunde bete, die ihn zum Dichten angeregt habe (vgl. K zu V. 9342–9347) – ungeklärt (vgl. McLelland 2000, S. 18f.; Kerth, Th. 2005, S. 9f.) und wird dies, sollten nicht wider Erwarten neue Quellen auftauchen, wohl auch bleiben.
1.2
Datierung des ›Lanzelet‹ Das wichtigste Indiz zur Datierung des ›Lanzelet‹ sind die Angaben, die Ulrich zum Erwerb seiner Vorlage macht (vgl. K zu V. 9322–9341). Der Text muss nach den geschilderten Vorgängen rund um die Gefangennahme und Freilassung Richards Löwenherz entstanden sein, woraus sich ein Terminus post quem von 1194, allenfalls 1193 ergibt. Nach oben fehlt eine eindeutige Begrenzung der Abfassungszeit, ein vager, schwer in Jahreszahlen zu fassender Terminus ante quem lässt sich aus der Nennung in den Dichterkatalogen Rudolfs von Ems entwickeln. Alles Weitere bleibt unsicher, Überlegungen zur relativen Chronologie haben keine stichhaltigen Ergebnisse erbracht. Nach gängiger Meinung könnte der ›Lanzelet‹ bald nach 1194 verfasst worden sein, die Arbeitsdauer wird unterschiedlich auf wenige Monate bis zu einigen Jahren geschätzt.
902
Forschungsbericht
Das wichtigste Zeugnis zur Entstehungszeit des ›Lanzelet‹ gibt Ulrich selbst mit seinen Angaben zu seiner Vorlage, dem ›welschen Buch‹ (vgl. ausführlich K zu V. 9322– 9341). Die darin angesprochenen Vorgänge der Ereignisgeschichte (Gefangennahme Richards Löwenherz, Freilassung gegen Geiselstellung etc.) legen den Terminus post quem auf 1194, allerfrühestens auf das ausgehende 1193. Als erster machte Bernhard Joseph Docen darauf aufmerksam und setzte den ›Lanzelet‹ auf »um 1192–1194« (Docen 1809, S. 222), womit er sich den Widerspruch Karl Lachmanns einhandelte: Natürlich kann der ›Lanzelet‹ noch nicht während, sonder erst nach der Abwicklung der Geiselstellung und Freilassung Richards gedichtet worden sein, also (nach Lachmann) vermutlich frühestens im Februar 1194 (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 5426, Anm.; vgl. Bächtold 1870, S. 34). Doch wie lange nach 1193 oder 1194 ist der ›Lanzelet‹ anzusetzen? Die Frage kann in Ermangelung weiterer positiver Quellen nur über Hypothesen zur relativen Chronologie gelöst werden. Lachmann zog dazu die Erwähnung des ›Lanzelet‹ in den Dichterkatalogen von Rudolfs von Ems ›Alexander‹ (Ulrich zwischen Wirnt von Grafenberg und Bligger von Steinach) und ›Wilhelm von Orlens‹ (Ulrich zwischen Bligger von Steinach und Wirnt von Grafenberg – also in umgekehrter Chronologie) heran (zu den beiden Stellen siehe Kap. II.7.), was die Sache aufgrund der widersprüchlichen Reihung bei Rudolf nicht einfacher machte; zumal eine streng chronologische Lesart der Dichterkataloge Rudolfs nicht eben unproblematisch ist. Lachmann jedenfalls schloss daraus die Gleichzeitigkeit der drei Dichter (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 4928), was nach damaliger Vorstellung einem Zeitpunkt um 1210 entsprach (Haupt, M. 1881, S. Xf.; ähnlich Koberstein 1847, S. 210; Singer 1898b, S. 733; Singer 1910, S. 50). Der ›Lanzelet‹ wäre demnach auch nach, allenfalls gleichzeitig mit dem ›Erec‹ anzusetzen (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5426). Im Brief an Laßberg konkretisiert Lachmann die Zeitspanne auf das zweite Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts (Lachmann 1868). Darauf aufbauend wurde es bald zum (fast) Gemeinplatz, dass Ulrich den ›Erec‹, mit dem der ›Lanzelet‹ eine Reihe von Namen und Similien teilt (siehe Kap. II.6.2.3), gekannt und benützt hätte (Hahn 1845, S. XIV; vorsichtig Haupt, M. 1845, Sp. 115; Wackernagel 1879, S. 244f. mit der Ergänzung Martins; Genelin 1891, S. 45; Vogt 1893, S. 275; Singer 1898a, S. 434–436; Singer 1898b, S. 733). Eingehend widmete sich dem Problem Nikolaus Georg Schilling, Verfasser der ersten (und einzigen lateinischen) Dissertation zum ›Lanzelet‹. Auch für ihn ist es keine Frage, dass der ›Lanzelet‹ nach dem ›Erec‹ entstanden ist, von dem er deutlich beeinflusst worden sei – die Beeinflussung in die andere Richtung ist wegen der hohen Qualität der Werke Hartmanns und der geringen des ›Lanzelet‹ für Schilling ganz unvorstellbar (Schilling 1866, S. 6). Dem schließt sich Bächtold 1870, S. 37 und Anm. 6 an und kommt so auf eine (nun etwas frühere) Datierung »in den ersten Jahren des XIII. Jahrhunderts« – knapp nach dem ›Erec‹, der auf 1195–1197 datiert wurde (vgl. ähnlich Piper 1892, S. 169, der den ›Lanzelet‹ aus demselben Grund nicht vor 1200 entstanden haben will). Ähnlich argumentiert auch Neumaier 1883/84 II, S. 16–24 und datiert den ›Lanzelet‹ auf 1196–1200. Steinmeyer denkt sich den ›Lanzelet‹ »später als man gemeinhin thut« (Steinmeyer 1889, S. 17, Anm. 8), führt dies aber nicht näher aus.
Autor, Ort, Zeit
903
Der Einzige, der sich dem entgegenstellte und eine Beeinflussung in die umgekehrte Richtung oder zumindest Gleichzeitigkeit annahm, war zunächst Wilhelm Wackernagel (Wackernagel 1879 [1 1848], S. 244f.). Einer der wenigen, der ihm darin folgte, war Bächtold – gegen seine eigene Dissertation! – in seiner Literaturgeschichte (Bächtold 1892, S. 91), jedoch ohne weitere Erläuterung oder Argumentation. Aufsehen erregte dann die Arbeit von Albert Gruhn, der nochmals mit Nachdruck die Priorität Ulrichs behauptete (Gruhn 1899). Freilich scheitert seine eigene Argumentation an denselben Vorwürfen, die er seinen Kontrahenten anlastet: Parallelen zwischen den beiden deutschen Texten, die bei Chrestien fehlen, sind kein Indiz für eine Benutzung des ›Lanzelet‹ durch Hartmann, sondern können mit den von Gruhn selbst gegen Schilling und andere vorgebrachten Argumenten (deutsche Idiomatik, gleicher Dialekt etc.; siehe Kap. II.6.2.3) aufgelöst werden. Vor allem aber übersieht Gruhn, dass Hartmann bei den inhaltlichen Übereinstimmungen mit ›Lanzelet‹ und gegen Chrestien ja auch das ›welsche Buch‹ benützt haben könnte; Kritikpunkte, die in unmittelbarer Reaktion auf Gruhn schon von Konrad Zwierzina (Zwierzina 1901, S. 326, 367f.) und Edward Schröder (Schröder, E. 1909) vorgebracht worden waren. Den ›Lanzelet‹ datiert Gruhn knapp nach dem Terminus post quem, er denkt sich das Werk schon 1195 vollendet (S. 299– 302), was Wilhelm Scherer mit Fragezeichen in seiner Literaturgeschichte übernimmt (Scherer 1915, S. 798). Die einigermaßen heftige Debatte um die Priorität des einen oder anderen Werks zog sich noch über einige Jahre hin, freilich ohne auf ein eindeutiges Ergebnis zu kommen. Immer deutlicher wurde, dass die Bezüge für sich weder mit Eindeutigkeit in diese oder jene Richtung weisen (vgl. Jellinek 1904; Zwierzina 1904; Behre 1913, S. 9, 103f.; Peetz 1911, S. 109; Scherer 1915, S. 738; siehe Kap. II.6.2.3 zum Vergleich ›Erec‹ – ›Lanzelet‹). In Retrospektive ist es vor allem das Ermessen des jeweiligen Forschers, das den ›Lanzelet‹ einmal als quasi ›verdorbenen‹ Hartmann-Roman oder umgekehrt als noch ›rohe‹ Vorstufe der hartmannschen Epik begreift. Allgemein akzeptiert wurde lediglich die Wertung an sich, die den ›Lanzelet‹ weit hinter Hartmanns ›Erec‹ zurückstellte. Dass nach heutiger Ansicht eher der ›Lanzelet‹ aus dem ›Erec‹ geschöpft hat und nicht umgekehrt,5 ergibt sich vor allem aus der heute üblichen Chronologie der höfischen Epik, die den ›Erec‹ wesentlich vor 1194 setzt, und nicht aus stichhaltigen Argumenten bei der Untersuchung der Parallelen zwischen ›Erec‹ und ›Lanzelet‹.6 Zweifel an der Priorität des ›Erec‹ blieben selten,7 eine gleichzeitige Entstehung unter gegenseitiger 5
6 7
Denecke 1930, S. 118; Richter 1934 (zögerlich); Sparnaay 1933/38 I, S. 24 und II, S. 102; Schneider 1943, S. 332; Webster/Loomis 1951, S. 4; Kuhn 1952, S. 135; Trendelenburg 1953, S. 321f. u. ö.; Sparnaay 1959, S. 436; Braches 1961, S. 183; Walshe 1962, S. 176; Brogsitter 1971, S. 83; Littmann 1975, S. IV; Ruh 1975, S. 48; Ó Riain-Raedel 1978, S. 178; Boor 1991, S. 81; Huber 1991; Roeder 1991, S. 922; Hesse 1994, S. 105; Schultz, J. 1996, S. 482; Mertens 1998, S. 100; Daiber 1999, S. 125f.; Neugart 1999, Sp. 65; McLelland 2000, S. 24; Ranawake 2000, S. 49. Auch hat es den Anschein, dass das Modell des Kulturverfalls der Geisteshaltung der Germanisten des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts gelegener kam als das umgekehrte von Vorstufe und Vollendung. Eis 1953, Sp. 624; Helm 1936, Sp. 301f.; Rosenfeld 1936, S. 86; entschieden für eine Priorität des ›Lanzelet‹ plädieren Wallner 1935; danach Scheunemann 1937, S. 34; Krause 1985 (siehe Kap.
904
Forschungsbericht
Beeinflussung wurde wohl aufgrund der damit verbundenen komplizierten Beziehungen nur gelegentlich erwogen.8 Angesichts dieser Aporien aber an einer direkten Berührung der Texte zu zweifeln, hieße eine große Zahl sehr enger, oft wörtlicher Übereinstimmungen herunterzuspielen (siehe Kap. II.6.2.3). Dass dabei manche Parallelen auf ein gemeinsames Reservoir an Artusmotiven oder auf eine Beeinflussung innerhalb der altfranzösischen Überlieferung zurückgehen können, steht dazu in keinem Widerspruch, sondern ist als Ergänzung der Beziehungsstruktur aufzufassen; womit die schwierigste Frage dieser Thematik aufgeworfen ist: Unklar war und ist, geht man von der Priorität des ›Erec‹ aus, was Ulrich aus seiner Vorlage und was aus dem ›Erec‹ adaptiert hat, und wie das Verhältnis zwischen Ulrichs Vorlage und Chrestiens ›Erec‹ war. Max Hermann Jellinek (Jellinek 1904), der sich bzgl. einer Priorität dieses oder jenes deutschen Textes nicht festlegt, erwägt die Beeinflussung zwischen den altfranzösischen Dichtungen, von Chrestien zu Ulrichs Vorlage; Samuel Singer (Singer 1912, S. 151) – der entschieden von der Priorität Hartmanns ausgeht (Singer 1916a, S. 42; Singer 1930, S. 689 ) – glaubt an den Einfluss auf Ulrichs Vorlage von einer verlorenen Erec-Dichtung, da Ulrichs Vorlage älter sei als Chrestiens ›Erec‹, was angesichts der oft sehr engen Parallelen jedoch konstruiert wirkt. Solange Ulrichs Vorlage nicht unerwarteter Weise noch gefunden wird, ist hier freilich kein Weiterkommen. Ein ganz ähnliches Problem wie die Frage nach der Stellung des ›Lanzelet‹ zu Hartmanns ›Erec‹, das ebenfalls hauptsächlich für die Datierungsdebatte fruchtbar gemacht wurde, warf Karl August Hahn in der Vorrede zu seiner Edition auf. Er hielt es für gut möglich, dass Ulrich den wolframschen ›Parzival‹ gekannt hätte (Hahn 1845, S. XIV; zu den möglichen Parallelen siehe Kap. II.6.2.5). Diese Vermutung griff vor allem Samuel Singer in mehreren Publikationen auf (Singer 1898b, S. 733; Singer 1916a, S. 42; Singer 1930, S. 173f.), wodurch der ›Lanzelet‹ erst um 1210 vollendet worden wäre; es bleibt allerdings bei der Äußerung einer Meinung, eine Beweisführung im engeren Sinne blieb Singer schuldig, was ihm den Vorwurf der Unhaltbarkeit durch Bächtold einbrachte (vgl. Bächtold 1870, S. 37). Auch die Belegsammlung Albert Leitzmanns, die Singers Standpunkt hätte festigen sollen, ist wenig aussagekräftig und hat an der Situation wenig geändert (Leitzmann 1931, S. 294–300). Allerdings verhalf die Autorität Singers und Leitzmanns ihren Ansichten zu einiger Prominenz, sodass die chronologische Abfolge ›Parzival‹ – ›Lanzelet‹ allmählich zur Lehrmeinung avancierte. Richter 1934, S. 205, 215, 263–269 u. ö. geht von einer Kenntnis der ersten Bücher des ›Parzival‹ durch Ulrich aus (ebenso Brogsitter 1971, S. 83; Bertau 1983, S. 30; McLelland 2000, S. 26; Wennerhold 2005, S. 36), wobei Ulrich aber auch eine andere als die heute bekannte Redaktion des Romans vorgelegen haben könnte. Lerner 1936, S. 17 lässt Ulrich zwar schon um 1194 mit der Arbeit an seinem ›Lanzelet‹ beginnen, sieht ihn aber dennoch im Laufe seiner Arbeit von Wolframs Epos beeinflusst. Nach Walshe 1937, S. 105 kannte Ulrich einige der 8 9
II.3.4); vorsichtig auch Mück 1952, S. 19–32 Richter 1934, S. 121; Richter 1938, S. 36; vgl. Mück 1952, S. 31 Vgl. dazu die Rezension von Piquet 1931.
Autor, Ort, Zeit
905
frühen ›Parzival‹-Bücher (Walshe 1962, S. 176 spricht von Buch III–VI), das XIII. jedoch nicht mehr; hier hätte eventuell Wolfram aus Ulrich geschöpft (Terre marveile < Dodone, vgl. K zu V. 3940–3947; Joflanze < Djofle, vgl. K zu V. 2670; ähnlich Roeder 1991, S. 922). Ähnliche wechselseitigen Beziehungen erwogen auch Rosenfeld 1936, S. 86f. und Huber 1991. Pastré 1984 datierte den ›Lanzelet‹ aus (höchst problematischen) sprachlichen Gründen nach dem ›Parzival‹ (siehe Kap. II.6.2.5). Cosman 1966, S. 104–135 und Bumke 2000, S. 218 setzten den ›Lanzelet‹ ganz allgemein nach dem ›Parzival‹ an. Diese Überzeugung erlangte jedoch nie die kanonische Geltung, die heute die Reihenfolge ›Erec‹ – ›Lanzelet‹ besitzt. Schon Wallner 1935 polemisierte gegen Richters These und verfocht die Priorität Ulrichs, gleichfalls äußerte Helm 1936, Sp. 301f. Zweifel an der von Richter angenommenen Beziehung, allgemeine Zweifel an der proponierten Reihenfolge ›Parzival‹ – ›Lanzelet‹ meldete Eis 1953, Sp. 624 an. An eine Beeinflussung Wolframs durch den ›Lanzelet‹ wiederum glaubten Fourquet 1949, S. 251, Fourquet 1966, passim und Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 4, 189 (danach Marx 1953/54b, S. 374). Nadler, S.-M. 1997, S. 152 und Johnson, L. 1999, S. 256 sahen im ›Lanzelet‹ den älteren Text. Generell zweifelten an einer direkten Beeinflussung (Ulrichs durch Wolfram) Bräuer 1990, S. 248, Boor 1991, S. 81, Schultz, J. 1996, S. 482 und Daiber 1999, S. 125f. Wirft man jedoch einen Blick auf die von der Forschung beigebrachten Similien (siehe Kap. II.6.2.5), möchte man am ehesten jenen beipflichten, die die Frage offen lassen (Mück 1952, S. 35–36; Sparnaay 1959, S. 437; Ruh 1975, S. 48; kryptischkonjunktivlastig Ruh 1980, S. 35). Die Parallelen sind bei weitem nicht so stichhaltig, weder in Quantität noch in Qualität, wie zwischen ›Erec‹ und ›Lanzelet‹, eine direkte Berührung der Texte ist damit nicht zu beweisen. Es könnte sich ebenso gut um zufällige Übereinstimmungen handeln oder um den Rückgriff auf allgemeines Motivgut, auch die Rolle der altfranzösischen Vorlagen ist von der Forschung nur ungenügend berücksichtigt worden. Für die Datierungsfrage jedenfalls liefert diese Perspektive keine Antworten, eher werden neue Fragen aufgeworfen. Wenig Beachtung fand die These, der ›Lanzelet‹ sei vom ›Wigalois‹ beeinflusst (Singer 1912, S. 147; Walshe 1937, S. 93, 105; vgl. K zu V. 1265). In der jüngeren Forschung findet sich diese Annahme nur noch bei Kasper 1995, S. 584f., die den ›Lanzelet‹ deshalb auf 1210/15–1220 datieren möchte, wofür als einziges, höchst fragwürdiges Argument der Ehrenstein genannt wird (vgl. K zu V. 5178–5179). Doch nicht nur diese Überlegungen sind in hohem Maße problematisch; auch die Gleichzeitigkeit Wirnts und Ulrichs ist schwer vertretbar, vielmehr hat es den Anschein, als wäre der ›Wigalois‹ zu einem nicht geringen Teil vom ›Lanzelet‹ (oder dessen Vorlage?) beeinflusst (vgl. schon Wackernagel 1879, S. 192, Anm. 27; siehe Kap. II.6.2.6). Eine zweifelsfreie Entscheidung ist allerdings auch hier nicht möglich. Man kam und kommt also nicht wesentlich über die Bestätigung des Terminus post quem durch die wahrscheinliche Abhängigkeit von Hartmanns ›Erec‹ hinaus. Offen ist damit aber nicht nur das genaue Entstehungsdatum, sondern auch die Frage nach der Zeitspanne, die Ulrich mit der Arbeit am ›Lanzelet‹ abdeckte. Werner Richter, der
906
Forschungsbericht
als erster diese Problematik ansprach, betont die Bedeutung von 1194 als Terminus a quo (Richter 1934, S. 23, 273–275) und scheint von einem längeren Arbeitsprozess auszugehen (vgl. K zu V. 9325, 9347).10 Da er für Ulrich weiter die Kenntnis des ›Erec‹ und der ersten Bücher des ›Parzival‹ annimmt, setzt er den Abschluss der Arbeiten am ›Lanzelet‹ auf knapp nach 1200, vielleicht 1203/04.11 Vorsichtiger argumentiert Helga Mück, die sich hinsichtlich einer absoluten Chronologie nicht festlegen will (Mück 1952, S. 37–39), jedoch die gelegentlich gleichsam en passant postulierte12 kurze Verfassungszeit betont, da ein Buch (die Vorlage) damals wegen seines hohen Wertes nicht jahrelang hätte ausgeliehen werden können. Das Argument ist freilich an die Annahme einer sehr quellentreuen Übersetzung gebunden und damit an die Bedingung, dass Ulrich nicht mehr oder minder frei nach seiner Erinnerung oder kleineren Exzerpten gearbeitet habe (so Brogsitter 1984, S. 18). Auch bestünde ja die Möglichkeit, dass Ulrich (oder seinem Gönner) das Buch geschenkt13 oder dass es kopiert wurde.14 Joachim Bumke wiederum geht davon aus, dass die französische Vorlage sowohl beim ›Lanzelet‹ als auch in anderen Fällen wieder zurückgegeben wurde (Bumke 1999b, S. 658). Kurz: Die Möglichkeiten sind so verschieden und dennoch mehr oder minder gleichwertig, dass weiterführende Spekulationen im Hinblick auf Datierungsprobleme hier kaum sinnvoll sind. Die meisten Arbeiten, abgesehen von denen, die Richter folgen, vertreten jedoch die Ansicht, der ›Lanzelet‹ sei um oder nicht viel später als 1194 entstanden; prägend wirkte hier wohl die Literaturgeschichte Gustav Ehrismanns.15 Weitere vertretene Meinungen sind (in chronologischer Reihung): um 1195 (Nadler, J. 1939, S. 120; Kennedy, B. 1996); um 1200 (Brewer 1983, S. 4); 1194–1195 (Krause 1985; siehe Kap. II.3.4); bald nach 1195 (Grubmüller 1988, S. 224); »1200 oder später« (Ertzdorff 1991, S. 334); »nach 1193« (Pérennec 1993, S. 129; Pérennec 1998, S. 46); 1193/94 entstanden (Daiber 1999, S. 125); 1194, ca. ein Jahr Arbeitszeit, es sei denn, man hätte eine Kopie 10 Dafür spräche nach Richter auch, dass sich die sprachlichen Gewohnheiten Ulrichs über den Text änderten (Richter 1934, S. 151–215). Dagegen kann jedoch dasselbe gesagt werden wie im Hinblick auf die sprachlichen Beziehungen zu Heinrich von Veldeke, Eilhart, Hartmann und Wolfram (siehe Kap. I.4.1.5). 11 Vgl. auch Richter 1938, S. 37; danach Owen 1968, S. 186; Littmann 1975, S. IV; Ruh 1980, S. 35; Wynn 1988, S. 132; Brogsitter 1971, S. 83: wohl 1195–1200; ebenso Gürttler 1976, S. 166; Ó Riain-Raedel 1978, S. 93; Krohn 1988, S. 38; Mertens 1988, S. 150; Wehrli 1997, S. 295: vermutlich ca. 1194–1205; ebenso Gürttler 1996, S. 184; Schultz, J. 1996, S. 481; McLelland 2000, S. 26f.: 1200–1204 (Kenntnis des ›Parzival‹, aber nicht des ›Iwein‹). 12 Etwa Gruhn 1899, 299–302 (siehe oben); Lot 1918, S. 166 (zwischen Februar und Dezember 1194, i. e. die Zeitspanne, in der die Geiseln in Deutschland waren); Wallner 1935, S. 175 (ca. ein Jahr Arbeitszeit); Kantola 1982, S. 30 (zwischen 3,9 und 6,3 Monaten; Kantola benützt das Rechenschema von Eis 1956; Eis 1962). 13 Walshe 1962, S. 176 nimmt beispielsweise an, dass Hugh de Morville das Buch zurückließ. 14 Bruce 1928 I, S. 207, Anm. 26; vgl. auch K zu V. 9347; Krause 1985 (siehe Kap. II.3.4); Mertens 1998, S. 89. 15 Ehrismann, G. 1935, S. 4; zuvor schon Lot 1918, S. 166; Öhmann 1946, S. 62f.; Frappier 1949, S. 271; Eis 1953, Sp. 621; Frappier 1959b, S. 296; Ruh 1975, S. 47; Nagel 1977, S. 679, 808; Kantola 1982, S. 38; Blank 1993, S. 123; Mertens 1998, S. 89; Wallner 1935, S. 175.
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
907
des ›welschen Buches‹ angefertigt (Johnson, L. 1999, S. 286); 1194/95 (Neugart 1999, Sp. 61), wenn man aber Teile des ›Parzival‹ voraussetzt, wäre eher an 1204/05 zu denken (ebd., Sp. 66); »nach 1195« (Bumke 1999b, S. 25); »um 1210?« (Brunner 2003, S. 194, 263); »um 1210« (Wennerhold 2005, S. 26). Kaum beachtet wurde, im Hinblick auf die Datierung, bisher die Tatsache, dass sich zwischen ›Lanzelet‹ und ›Iwein‹ kaum Bezüge (außer auf sehr allgemeinem Motiv-Niveau – z. B. das Brunnenabenteuer) finden lassen. Wäre das nicht vielleicht ein Indiz, dass die beiden Texte in etwa zeitgleich entstanden sind (vgl. II.6.2.3)? Unklarheit herrscht also auch bzgl. der Frage nach der Dauer der Arbeit am Text, der einzige Fixpunkt der Datierung bleibt der Terminus post quem. Die Methoden der relativen Chronologie konnten diesen nur festigen, nicht um weitere Informationen ergänzen. Bei den einzelnen Vergleichen zwischen verschiedenen Texten ist es, wie schon oben zum ›Erec‹ angedeutet, stets die Frage, ob man dem Modell: von der Blüte zum Verfall, oder: vom rohen Material zur Vollendung huldigt. (Dies gilt auch für andere angestellte Vergleiche, die nicht unmittelbar relevant sind für die Datierung des deutschen ›Lanzelet‹; siehe Kap. II.6.) Einigermaßen konstant sind lediglich (1) die Grundsatzüberzeugung von der minderen Qualität des ›Lanzelet‹ im Vergleich etwa zu Hartmanns oder Wolframs Werken sowie (2) die unkritische Funktionalisierung eines solchen letztlich biologistischen Modells. Vielleicht wäre es der mitunter verfahrenen und sehr persönlich geführten Debatte förderlich gewesen, wenn man sich auf ein Diktum Lachmanns besonnen hätte. Schon früh hatte er notiert, dass die von ihm angenommene Tatsache, dass Ulrich »alterthümlich reich in der sprache und ärmlich in der darstellung ist«, für die Datierung nur wenig impliziert (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 5426, Anm.; ähnlich Schwietering 1957, S. 284).16
2.
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
Die germanistische Forschung bereitete dem ›Lanzelet‹ keine freundliche Aufnahme. Die Aburteilungen begegnen mit solcher Frequenz und mit solcher Heftigkeit, als hätte es zeitweise nachgerade zum guten Ton gehört, ein schlechtes Wort über den ›Lanzelet‹ zu verlieren. Positive und neutrale Wertungen sind demgegenüber klar in der Minderheit, sowohl was Quantität als auch was (rhetorische) Qualität anlangt. Das in diesem Kapitel ausgebreitete, chronologische organisierte Spektrum an Wertungen soll den Prozess fachspezifischer Meinungsbildung über ca. 200 Jahre anhand des ›Lanzelet‹ exemplarisch illustrieren. Für die Interpretation und historische Einordnung des Romans sind in der Hauptsache zwei Punkte von Relevanz, die immer wieder in den Wertungen auftauchen: der Vorwurf der Epigonalität bzw. der Archaizität und das Verdikt Unterhaltungsroman. Die Kontroverse um epigonal/dekadent versus archaisch spielt eine wichtige Rolle in der relativen Positionierung des ›Lanzelet‹ bzw. seiner Quelle zu anderen zeitgenössischen Ro16 Beinahe kurios mutet an, dass Singer 1898a, S. 434 und Leitzmann 1931, S. 293f. dieses Zitat für ihre Argumentation für das junge Alter des ›Lanzelet‹ nutzen und damit gewissermaßen den ebenso problematischen Umkehrschluss ziehen, wogegen sich Gruhn 1899, S. 299–301 wendet.
908
Forschungsbericht manen, die Qualifikation als Unterhaltungsroman formuliert die Frage nach der Zweckbestimmung des Textes.
Wirft man einen Blick auf die Geschichte der Wertungen, mit denen Ulrichs Roman in den letzten ca. 200 Jahren bedacht wurde, tritt eine sonderbare Eigendynamik innerhalb der germanistischen Forschung zutage. Lange Zeit herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass man es hier mit einem unerhört schlechten Roman zu tun hätte, die Kritikpunkte waren unter anderem: der Vorwurf einer unzusammenhängenden, zusammengestückelten Handlung, ›Stoffhuberei‹, die Schilderung unmoralischer Vorgänge (besonders die mehrfache Verheiratung), das unmotiviert wirkende Verschwinden einzelner Personen aus der Handlung, der krisenlose Held, der Mangel an gehaltlicher Tiefe oder der schlichte, ›volkstümliche‹ Stil der Erzählung (vgl. Schmidt, K. 1979, S. 3). Nicht direkt angesprochen wurde das vielleicht irritierendste Moment des ›Lanzelet‹: Man vermisste wohl den allgegenwärtigen kommentierenden auktorialen Erzähler, der durch die kanonische Geltung der ›klassischen‹ Romane Hartmanns, Wolframs oder Gottfrieds als Um und Auf qualitativ ansprechender mittelalterlicher Literatur gegolten haben mag. Im ›Lanzelet‹ tritt dieser Erzähler wesentlich stärker in den Hintergrund als bei den genannten Autoren, was offenbar schon dem ersten Herausgeber nicht ganz geheuer war (vgl. seine Interpunktion V. 4295–4300). Wesentlicher als diese Kritikpunkte im Einzelnen waren aber die Positionen, die autoritative Größen der frühen germanistischen Forschung zum ›Lanzelet‹ eingenommen hatten. Die Wertungen sind historisch gewachsen, bestehende Urteile wurden wegen der Autorität ihrer Sprecher bedenkenlos iteriert (vgl. Soudek 1972a, S. 173), und nicht selten gewinnt man den Eindruck, als verhielte sich die Wertung umgekehrt proportional zur Textkenntnis des Richtenden; anders gesagt: Diejenigen, die am wenigsten mit scharfen Worten geizen, scheinen den Text bisweilen gar nicht gelesen zu haben. Der ›Lanzelet‹ leistete also, so scheint es, zumindest im 19. und frühen 20. Jahrhundert, einen nicht unwesentlichen Beitrag zu einer sonderbaren Solidarisierung und zum Gemeinschaftsgefühl der ›Germanistik‹; ein sozialpsychologischer Vorgang, der leise Zweifel an der wissenschaftlichen Lauterkeit des Faches weckt. Im Folgenden ist eine lange Liste von negativen, dann auch von einigen positiven und neutralen Stellungnahmen zum ›Lanzelet‹ zusammengestellt, angefangen von Karl Lachmann bis zu aktuellen Arbeiten. Zweck der Übung ist es, einen Eindruck von der Wertungsgeschichte des ›Lanzelet‹ zu vermitteln. (Kleinere Sammlungen insbesondere von Negativurteilen finden sich bei Littmann 1975, S. 4–8; Ruh 1975, S. 48; Schmidt, K. 1979, S. 1–6; Thoran 1984, S. 52; Roßbacher 1984/85, S. 187; Krause 1985, S. 4–6; Göller 1996, S. 93f.; Zellmann 1996, S. 13–16.) Nachdem Karl Lachmann – wie erwähnt – Ulrichs Text als »alterthümlich reich in der sprache und ärmlich in der darstellung« bezeichnet hatte (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 5426, Anm.; vgl. Haupt, M. 1845, Sp. 113), war es vor allem das vernichtende Urteil von Georg Gottfried Gervinus (Gervinus 1871 [1 1835], S. 443f., 450–452), das die Verdammung des ›Lanzelet‹ zur Mode werden ließ. Sittenrohheiten und Zuchtlosigkeiten in allen geschlechtlichen Verhältnissen waren die Hauptvorwürfe, die Gervinus
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
909
dem Text entgegenbrachte. In den Worten von Richter 1934, S. 7: »Die deutsche Literaturgeschichte der neueren Zeit setzt nach Gervinus’ berühmtem Muster sogar eine Art Stolz darein, die Inferiorität unserer Dichtung und ihres Verfassers in helles Licht zu rücken.« (vgl. ähnlich Mück 1952, S. 12; Gürttler 1976, S. 173; Webster 1951, S. 17; Norman 1965, S. 291). Dass diese Bewertung in krassem Widerspruch zur Wertschätzung Ulrichs bei seinen Zeitgenossen und Nachfolgern steht (Richter ebd.; siehe Kap. II.7.), steht auf einem anderen Blatt. Ähnlich wie Gervinus nimmt sich Vilmar 1877 (1 1845), S. 135 kein Blatt vor den Mund und hält »die Abenteuer L a n z e l o t s v o m S e e [...], in welchen nicht allein die Zusammenhanglosigkeit, sondern auch der Schmutz der britischen Sage unverhüllt zu Tage liegt« für »noch schwächer [als den ›Wigalois‹]«. Schulz, Al. 1842, S. 66 bewertet Ulrichs Sprache, ebenso wie jene Eilharts, als »unbeholfen und unbequem«, Goedeke 1871 (1 1854), S. 724 spricht von der »unbeholfenheit der kunst Ulrichs«. Schilling 1866, S. 5 funktionalisiert die Wertung als Indiz für die Chronologie: »Quis enim censeat, Hartmannum, poëtam magnae indolis, virum humanitate atque urbanitate politissimum, cujus carmina summa sint orationis suavitate atque elegantia, sectatum esse Ulricum, incultum sermone, ingenio tenuem, qui inter poëtas, qui illa literarum nostrum aetate praeclarissima vivebant, nullo modo excelleat? –« Vogt 1893, S. 275 hält den ›Lanzelet‹ für schmucklos, volkstümlich im negativen Sinne, ohne jede innere (seelische) Motivierung. Vernichtend urteilt Foerster 1899, S. XLV u. ö. in der Einleitung zu seiner Ausgabe von Chrestiens ›Charrette‹ – wohl um den afrz. Text umso mehr strahlen zu lassen. Selbst Bächtold, der immerhin zu Ulrich dissertiert hatte, spricht in seiner Schweizer Literaturgeschichte von »ein[em] Wust dürftig zusammengeflickter Abenteuer, die sich in der Hauptsache wiederholen« (Bächtold 1892, S. 90). Singer 1898b, S. 733 wiederholt stereotyp die Verdikte der älteren Literaur, wenngleich er dem Autor auch eine gewisse Gelehrsamkeit zugesteht.17 Weston 1901, S. 66f. sieht im »Lanzelet of Ulrich von Zatzikhoven [...] an example of a romance arrested in development; the kernel of the whole can be detected, but the parts fit badly, and it has never been really worked up into shape.« Behre 1913, S. 9–11 befindet Gervinus’ Polemik für zu scharf, pflichtet ihm aber im Endeffekt dennoch bei, vor allem das spurlose Verschwinden von Personen (Tochter des Galagandreiz, Ade) hält er für »eine große Unbeholfenheit des Dichters« (Behre 1913, S. 20f., Zitat S. 20; vgl. schon Neumaier 1883/84, II S. 11). Singer 1916a, S. 19 proklamiert ganz unverblümt den geringen ästhetischen Wert von Ulrichs Gedicht. Brown 1919/20, S. 367 bemängelt »[t]he lack of artistic energy« und notiert einen »archaic flavor« sowie »Barbaric details, [which] stare one in the face«. Golther 1922, S. 232–234 vermisst jede künstlerische Qualität und sieht den Text als zusammengestückelte Abenteuerserie. Bruce 1928 I, S. 207 macht die Quelle für »the poor quality of Ulrich’s poem, its immature construction« verantwortlich. Singer 1930, S. 69 nennt den ›Lanzelet‹ ein ›bescheidenes Werklein‹ und befindet es für ›eintönig‹. Für den merkwürdigen Inhalt macht er jedoch ebenfalls vor allem die Vorlage verantwortlich, die weit hinter den Werken Chrestiens zurückge17 Weshalb diese Beurteilung »besser« (oder auch ›schlechter‹) sein sollte als die übrigen (Mück 1952, S. 13), sehe ich nicht.
910
Forschungsbericht
standen hätte (S. 70) und über die sich Ulrich an einer Stelle sogar lustig mache (vgl. K zu V. 5528–5535). Nadler, J. 1932, S. 72 situiert den Roman »eher am Ausgange der Spielmannskunst als im Vorhof der neuen ritterlichen Dichtung«. Walshe 1937 sieht in der von ihm analysierten Geographie des ›Lanzelet‹ (siehe Kap. II.5.1) »the confusion and inconsistencies of its plot« (S. 93) bestätigt, auch fehle es Ulrichs Text an »the psychological subtlety of Parzival« (S. 98). Nach Nadler, J. 1939, S. 121 war für Ulrich »Handlung [...] alles. Und so erzählte er seinen Artusroman, ohne zu beseelen und ohne höhere Ansprüche, doch reichlich aus der Volksdichtung schöpfend.« Schneider 1943, S. 332 schimpft heftig auf Ulrichs Dichtung ein, er sei »viel roher und stofflicher« als Chrestien, seine »weitreichende literarische Bildung« habe bei ihm nicht viel gefruchtet, der Text sei »dürftig, eilig und ist rein sachlich eingestellt«. Schwietering 1957 [1 1932], S. 284 belässt es dabei, Ulrich im Vergleich zu Hartmann oder Wolfram »Rückständigkeit« zu attestieren. Eine Art Höhepunkt in der Wertungsgeschichte ist der Artikel von Gerhard Eis zu Ulrich von Zatzikhoven in der ersten Auflage des ›Verfasserlexikons‹, wenngleich auch er die meisten Mängel schon der Vorlage anlastet: Der ›Lanzelet‹ sei »eine bedenkenlose Kompilation von verschiedenartigem Strandgut barbarischer Herkunft, ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen und christlichen Satzungen des fortgeschrittenen Jahrhunderts« (Eis 1953, Sp. 622; dieselbe Stelle wird noch kritiklos zit. in ›Kindlers Neuem Literatur Lexikon‹, Roeder 1991, S. 921). »Die künstlerische Leistung U[lrich]s v[on] Z[atzikhoven] ist gering. Seine Sprache, Metrik und Reimkunst bleibt [sic!] weit hinter den Meistern zurück. Er bediente sich mundartlicher und veralteter Ausdrücke, die Versfüllung gehorcht nicht den strengen Gesetzen und die Reime sind nicht stets rein. [...] Fern den Mittelpunkten der Hofdichtung lebend, ist U[lrich] v[on] Z[atzikhoven] von den Idealen des Minnewesens noch nicht erfaßt. Die Minne erscheint bei ihm nur als grobsinniger Trieb, die Frauen sind lüstern und niedrig, der Held ist ein unersättlicher Buhler.« (Eis 1953, S. Sp. 624) Neben Eis’ Artikel wirkte Ehrismanns Literaturgeschichte prägend für die nachfolgenden Jahre. Entgegen seiner früheren neutralen Sichtweise (siehe unten) lässt sich Ehrismann darin zu einer aggressiven Polemik hinreißen: »Ulrichs ›Lanzelet‹ ist nicht berührt von dem Verständnis einer neuen, höheren Kunst [...] Die Sprache ist nicht rein von Mundartlichem, und der Ausdrucksweise fehlt stilistischer Charakter, sie hat kein eigenes Gepräge und ist noch nicht frei von veralteten Worten. Auch der ganze Aufbau ist ungeschickt, die gleichen Geschichten werden mehrfach fast unverändert wieder aufgetragen, es sind mehr nur lose aneinandergereihte Szenen, wenn eine Person ausgespielt hat, verschwindet sie einfach vom Schauplatz. Auf Unterhaltung durch merkwürdige Begebenheiten ist es abgesehen, seelische Probleme kennt diese am Äußeren haftende Erzählungsweise nicht. Der Grundfehler liegt in der Arbeitsweise des Urhebers der französischen Quelle: er häuft Abenteuer und Motivwiederholungen aufeinander, ohne eine innere Verbindung im Charakter des Helden herzustellen, daher die abstoßenden Wiederverheiratungen des wîpsæligen Lanzelet (5529), sogar mit Mädchen, deren Väter (bzw. Oheim) er erschlagen hat.« (Ehrismann, G. 1935, S. 6) Auch Helmut de Boor lässt in seiner Literaturgeschichte (Boor 1991, 1 1953) kaum
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
911
ein gutes Haar an Ulrich und seinem ›Lanzelet‹. Er sieht den Text abgleiten »in reine Stofflichkeit, deren einziger Reiz eine gewisse handgreifliche Anschaulichkeit ist« (S. 81). Die »Minne ist nur Sinntrieb«, dem man sich bedingungslos zu unterwerfen hat (S. 82), und »[d]er einzige Anspruch dieses durchschnittlichen Dichters auf Modernität liegt darin, daß er einen modernen Stoff gewählt hat und daß er die Autonomie des diesseitig ritterlichen Menschenbildes durch keine Beziehung zu religiöser Problematik, durch keine religiöse oder moralische Lehrhaftigkeit verwirrt hat« (S. 83). Ulrich wird noch unter Wirnt von Grafenberg gestellt mit dem fragwürdigen Argument, Wirnt wäre »ein sehr bewußter Pfleger der schönen, gemessenen Form und damit ein guter Ausdruck seiner Zeit und ihrer Bestrebungen« (S. 85). Damit setzt sich de Boor über das beinahe einhellige Urteil von Ulrichs sprachlicher Könnerschaft leichtfüßig hinweg. Damit waren die Richtlinien für die späteren Arbeiten vorgegeben. Reed 1953, S. 226 hält den Roman für »poorly motivated and lacking in narrative depth«. Marx 1953/54b, S. 373, 375 gibt sich nach der Lektüre von Websters Übersetzung geradezu erstaunt darüber, wie ›mittelmäßig‹ dieser Roman doch sei. Für Jackson 1956/57, S. 61 ist der Lanzelet »a literary curiosity rather than a great work of art.« Hofer 1959, der den ›Lanzelet‹ bzw. dessen Vorlage als »Flickarbeit« älterer Motive besonders der chrestienschen Erzählliteratur betrachtet, kann diesem unter »Mangel an Materie« leidenden Roman freilich kein gutes Zeugnis ausstellen: Die Ingredienzien eines höfischen Romans wie Erfindungsgabe, psychologische Einfühlung, Seelenanalyse vermisst er ebenso wie dichterische Gestaltungskraft. Besonders der Umgang mit Problemen und deren Auflösung sei unzulänglich, die Folge von Abenteuern lose und beliebig, überhäuft mit Wiederholungen und zusammenhanglos eingeschalteten Episoden. Man könne »daher den französischen Lanzelet als den ersten Dekadenzroman der matière de Bretagne betrachten« (S. 35). Der vielleicht »einzig originelle Einfall des sonst an Erfindungen so armen Lanzeletdichters« sei das Weglassen des Liebesverhältnisses Genover – Lanzelet, das wegen der vielen anderen Liebschaften des Helden den Roman vollends zerstört hätte (alles S. 35f.). Auch in der Verbindung der Namensnennung mit der Iweret-Handlung sieht er »eine gewisse Planmäßigkeit im Ablauf der sonst unzusammenhängenden Abenteuer« (S. 11). Besonders scharf bezeichnet Sparnaay 1959, S. 436–439 den ›Lanzelet‹ als »the work of an uninspired translator of an uninspired original«, ein Werk von »crude composition and archaic diction«, der Autor der Vorlage hätte nicht (wie Chrestien) die dichterische Kapazität besessen, die mündlich tradierten Stoffe (die einzelnen Episoden) zu einem zusammenhängenden Handlungsmuster zu verweben und das Ganze mit entsprechenden ethischen Werten auszustatten. Wapnewski 1960, S. 68 sieht im ›Lanzelet‹ »[d]ie matière de Bretagne [...] zu reiner Unterhaltungsmaterie geworden, das Gesetz des delectare verdrängt die Sorge um das Heil des hiesigen und ewigen Lebens«. Braches 1961, S. 177 kritisiert vor allem die mangelnde Moral: Die Liebe sei im ›Lanzelet‹ nur »Sinntrieb, dem man sich ohne weiteres unterwerfen soll; ihr fehlt die sittliche Kraft, die den Ritter erzieht und seelisch vertieft«, auch kenne der Roman »keinen Reifeprozeß, keine Läuterung und seelische Wiedergeburt. Es gibt auch kaum ein Werk aus dem Hochmittelalter, das von der Kontroverse zwischen Gott und Welt so unbe-
912
Forschungsbericht
rührt geblieben ist. Es läßt keinen Raum für religiöse Problematik und ist unbeschwert von moralischen Skrupeln«. Eggers 1965, S. 141 reiht Ulrich von Zatzikhoven unter die »minderen Geister« seiner Zeit, die »das höfische Ideal zur literarischen Mode herabwürdigen«, der ›Lanzelet‹ wird zum Bestandteil einer »zweitrangige[n] Artusepik« degradiert. Cosman 1966, S. 102 gesteht dem ›Lanzelet‹ zwar eine gewisse sprachliche Qualität zu, setzt dann aber fort: »Magic, mists, and marvels, naïve exhortations to morality, and accidental characterizations all commingle in what is a poor Arthurian romance but a remarkable Arthurian document.« Szövérffy 1975, S. 213 spricht Lanzelet jede »höhere Berufung« ab, der Roman lasse keine »überpersönliche[] Ideenwelt mehr erkennen, die wir z. B. bei Hartmann von Aue finden«, Lanzelets »Minne- und Ritterabenteuer sind rein äußerlich mit den Ritteridealen verbunden, ohne einen tieferen Sinn zu besitzen«. Gürttler 1976, S. 166 stellt den ›Lanzelet‹ in die »Kategorie des primitiveren arthurischen Unterhaltungsromans«. Ganz im Stil der älteren Literaturgeschichtsschreibung verdammt Nagel 1977, S. 678f. (vgl. S. 664) Ulrich zu den »Epigonen aus reiner Stofflust, Liebhaber[n] der sensationell wirkenden abenteuerlichen Themen, sorglose[n] Nachgestalter[n] des populären romantisch-ritterlichen Dichtungsrepertoires, effektbegierige[n] Vielschreiber[n] und Kompilatoren«. Der ›Lanzelet‹ ist damit »eine bedenkenlose Kompilation rohstofflicher Art, in der die ethisch-ästhetischen Ideale von Rittertum und Minne noch keine Rolle spielen, in der lediglich Abenteuer gehäuft werden und psychologische Gesichtspunkte außer Betracht bleiben«. Thomas 1989, S. 19f., 114f. hält den ›Lanzelet‹ für ein schwächeres Stück arthurischer Literatur mit einer frühhöfisch-unbekümmerten Sexualmoral.18 Kibler 1996, S. 269 bezeichnet ihn als »hodgepodge of marvelous adventures«. Und noch McLelland 2003, S. 42 u. ö., die immerhin eine grundlegende Dissertation zum ›Lanzelet‹ verfasst hat, will keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass der ›Lanzelet‹ nicht zu den großen Werken der mittelhochdeutschen Literatur rechnet. Die Motivation für ihr Bekenntnis bleibt unklar: Überdruss am Forschungsgegenstand? Und auch die neueste Dissertation zum ›Lanzelet‹ (Brinckmann 2004) bemüht sich um den Beweis, dass zumindest der Erzähler des ›Lanzelet‹ weit hinter seinen Kollegen bei Hartmann, Gottfried oder Wolfram zurücksteht (siehe Kap. II.5.3.9). Positive Urteile blieben demgegenüber selten und wenn, dann auf sprachliche Eigenheiten des Werks beschränkt, indem man Ulrich von Zatzikhoven zwar kein besonders originelles, aber solides Handwerk mit wenig Dialektalem und glattem Versbau bescheinigte (siehe Anm. I.35 und Kap. I.4.1.1). Schon Lachmann sieht im Brief an Laßberg in Ulrich »wahrlich keinen schlechten« Dichter (Lachmann 1868 [1 1826], S. 490), Hahn 1845, S. V–XIII stellt sich in seiner ›Lanzelet‹-Ausgabe vorsichtig gegen Gervinus’ Verdikt. Scharfsinnig polemisiert Bächtold 1870, S. 21, 33 gegen Gervinus’ vernichtendes Urteil und lässt anklingen, dass die Verachtung, die man dem Text entgegenbrachte, zu einem guten Teil auf den zeitgenössischen Moralvorstellungen beruhte (vgl. auch ebd., S. 12f., Anm. 40). Bächtold weist zwar selbst (S. 33) auf die Schwächen des Gedichts etwa in Charakterzeichnung oder Handlungsführung hin, notiert aber zu18 Allerdings hat Thomas den ›Lanzelet‹ wohl kaum jemals gelesen, zitiert ihn beständig und ohne Grund als »Lanzalet«, und reduziert den Text auf die Frauenabenteuer des ersten Teils.
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
913
gleich, dass »Ulrich gegen das rechte Mass der Erzählung weit weniger gesündigt hat, als Wolfram und Gottfried« (ebd.)! Zum frühen und in mancher Hinsicht energischsten Verteidiger Ulrichs wird Neumaier 1883/84 I, S. 4f., 41f. II, S. 9f. u. ö. und findet die scharfen Urteile und auch deren moralischen Impetus nicht gerechtfertigt. Jene Vorwürfe, die Ulrich in moralischer oder handlungstechnischer Sicht gemacht wurden, könnte man auch gegen jedes andere mittelalterliche Gedicht geltend machen (etwa Laudines Einlenken gegenüber Lunetes Vorschlägen). Vor allem aber wendet er sich gegen die Kritik an Ulrichs Stil und Sprache, von denen er zeigen kann, dass Ulrich hier kaum hinter etwa einem Hartmann von Aue zurücksteht. Auch die »poetische Technik im Lanz. ist keine unbeholfene«, was Neumaier aber der Vorlage zuschreibt (S. 9). Hamilton 1932, S. 37–41 studierte die Landschaftsschilderung im ›Lanzelet‹ und stellt diese weit über jene Hartmanns. Zwar bliebe Ulrich hinter der symbolischen Funktionalisierung von Landschaft bei Wolfram zurück. Doch: »Seine wunderbaren Landschaften, die ganz selbständig und von außerordentlich dichterischer Kraft sind, verstärken den Unterton des Wunderbaren in der epischen Erzählung und machen Ulrich zum Vorbild für seine Zeitgenossen.« Lerner 1936, S. 17–20 gesteht dem ›Lanzelet‹ durchaus einen planvollen Aufbau zu, ähnlich wie jener des ›Iwein‹ oder des ›Parzival‹, vergisst aber nicht zu bemerken, dass »[d]ie ethische Auffassung Ulrichs [...] jedoch im Vergleich zu den Dichtungen Hartmanns und Wolframs verflacht [ist]« (S. 20). Unklar ist, was Sparnaay 1952, S. 412 meint, wenn er einige Jahre vor seinem Negativurteil den ›Lanzelet‹ sprachlich für »eines der interessantesten Werke der mhd. Literatur« hält. Soudek 1972a; Soudek 1972b betrachtet den Roman als gelungenes Stück Literatur, spannend, gut erzählt, reich an Action, aber auch nicht ohne ethischen Gehalt. Blamires 1973, S. 46 ist eigentlich darum bemüht, die Ehre des ›Wigamur‹ als zwar nicht besonders tiefgründigen (wie Hartmanns, Gottfrieds und Wolframs Romane), aber gut erzählten, kunstvoll gebauten Text zu retten, dehnt diese Wertung aber auch auf den ›Lanzelet‹ aus, für den im Wesentlichen dasselbe gelte. Bräuer 1990, S. 87 hält den ›Lanzelet‹ (wie auch den ›Wigalois‹) für interessante Ergänzungen zum Bild des Artusromans um 1200. Die prononcierteste Aufwertung des Textes bietet Münch 2005, die ihre gesamte Dissertation dem Ziel widmet, den ›Lanzelet‹ als verkannten Klassiker zu stilisieren (siehe Kap. II.5.2.26). Ebenso selten wie positive waren neutrale Stellungnahmen. Ehrismann, G. 1905, S. 29f. meldete Bedenken gegenüber der harschen Aburteilung des ›Lanzelet‹ an, wegen der internen Struktur des Textes (alte Märchenmotive, spielmännische Überformung; siehe Kap. II.3.5) und der ihm inhärenten Schwarzweißmalerei könne der Text nicht mit den Maßstäben der Moral gemessen werden. Richter 1934 scheint zwar von der minderen Qualität seines Forschungsgegenstandes überzeugt (vgl. schon das Vorwort S. 4), besonders was die Handlungsführung des Romans angeht (S. 24f. u. ö.), enthält sich aber weitgehend der Schimpftiraden, wie sie die Literaturgeschichtsschreibung seiner Zeit gegen Ulrich von Zatzikhoven und seinen Roman inszenierte. Für ihn ist der ›Lanzelet‹ ein Roman, der »noch ganz die Vorstufe des Hochmittelalters« (S. 38) spiegelt – womit Richter vermutlich nichts anders als ›vorhöfisch‹ meint. Dafür zeichne, neben
914
Forschungsbericht
der mangelnden Religiosität und der teilweise widersprüchlichen Handlungsführung, vor allem die »geringe Stilisierung« und der »Synkretismus« verantwortlich, die die Erzählung auch »dem prosaischeren Lebensgefühl der Spätzeit zugänglicher [machten] als die formgerechte Poesie der größeren Dichter« (ebd. und S. 275); daher also der Erfolg Ulrichs bei den Epigonen oder auch die lobende Erwähnung bei Püterich von Reichertshausen. Andererseits aber unterlässt es Richter nicht, Ulrich eine gewisse Kunstfertigkeit zuzugestehen, insbesondere was einige eigenwillige Reimbindungen und die metrische Versstruktur des Romans anlangt (siehe Anm. I.35 und Kap. I.4.1.1). Eigenwillig ist das Urteil von Wallner 1935, S. 172, der versucht, den Übersetzer Ulrich um den Preis der Verdammung des ›welschen Buches‹ zu rehabilitieren: »Gewiß ist der Lanzelet (eine Sammlung reizloser Aventüren, schlecht verknüpft, ohne Leitgedanken und ohne psychologische Vertiefung) ein minderwertiges Gedicht. Darum ist aber sein Autor noch kein Stümper. Er erzählt und schildert klar und kräftig, aus reichem Wortschatz schöpfend, reimt ungezwungen und rein und baut bessere Verse als Hartmann und Wolfram. Aus Ulrichs französischer Vorlage hätte auch Hartmann kein hohes Kunstwerk schaffen können, aber Chrestiens Erec wäre auch unter Ulrichs Händen eins geblieben.« Nach Öhmann 1946, S. 82 ist »[d]er künstlerische Wert des Lanzelet [...] zwar kein bedeutender, aber trotz der vielen Mängel seiner Darstellung war Ulrich von Zatzikhoven noch lange kein Stümper.« Für Webster 1951, S. 17 ist der ›Lanzelet‹ »loosely constructed, but by no means devoid of courtliness and sophistication; obviously pre-Chrétien in outlook«. Loomis hält fest, dass »[a]s a work of art, Lanzelet is banal in diction and somewhat haphazard in construction«. Jedoch: »The poem displays, too, a natural, if naive, exuberance and zest.« (Webster/Loomis 1951, S. 4) Kuhn 1952, S. 136 teufelt zwar gegen die ›Überwucherung‹ von Sinn und Stoff »von einer verwilderten, planlosen Märchenhaftigkeit«, gesteht dem Aufbau im Ganzen aber doch eine gewisse »Planmäßigkeit« zu, »die stilgeschichtlich zwischen dem Aeneasroman und Chrétien steht«. Walshe 1962, S. 176 hält den Roman für »extremely naïve, with no higher claim to literary excellence, and indeed with singularly few moral scruples«. Das Werk wäre »curiously uneven«, doch im Zuge der Arbeit am Text hätte Ulrich »a certain lightness of touch« entwickelt, »and he was not entirely lacking in humour. Some of his descriptive passages are quite felicitous, and his versification is correct if not notably elegant«. Norman 1965, bes. S. 284, 292 deutet den ›Lanzelet‹ als seichten Unterhaltungsroman, wehrt sich jedoch auch dagegen, den Text als völlig planlos hinzustellen. »Ein großer Meister ist der Dichter nicht. Trotzdem: er ist ein guter Erzähler, unbekümmert und problemlos. Einen sin hat seine âventiure nicht. Wir tun gut daran, keinen sin bei ihm zu suchen und ihn unbekümmert zu lesen.« (S. 292) Brogsitter 1971, S. 84 identifiziert den ›Lanzelet‹ als Unterhaltungsroman, der sein damaliges Publikum nicht enttäuscht haben wird, spricht ihm aber jeden höheren Sinn und jedes tiefere Verständnis für die höfische Kultur ab. Roßbacher 1998, S. 50–53 bietet nochmals eine kurze Retrospektive zur Wertung des ›Lanzelet‹ und stellt das formale Können Ulrichs als versierter Geschichtenerzähler (positiv) gegen die seltsame Unmoral, verbunden mit Blutrünstigkeit, Zynismus und drastische Schwarzweißmalerei (negativ). Der ›Lanzelet‹ wäre dann »eine Art vergröberter und weniger verinnerlichter Entwicklungs-
Neuzeitliche Rezeption: Wertungen
915
roman«, der Dichter »ein durchaus talentierter Gestalter« (S. 53). Kerth, Th. 2005, S. 23f. sieht im ›Lanzelet‹ kein Meisterwerk, scheint ihn aber, salopp gesagt, ›ganz nett‹ zu finden. Es wäre nun natürlich ein Leichtes, für jedes in diesem Panoptikum vorgebrachte Argument pro oder contra ›Lanzelet‹ ein passendes Gegenargument zu suchen, in den meisten Fällen müssten nur die richtigen Zuordnungen im vorhandenen ›Pool‹ von Bewertungen getroffen werden. Aber darum geht es nicht. Es sollte vielmehr die kuriose Prozesshaftigkeit der sukzessiven Folge von Aburteilungen (und parallelen, meist partiellen Rehabilitierungen) vorgeführt werden. Hingewiesen sei jedoch auf zwei Tendenzen der Wertungsgeschichte, die auch eine gewisse Bedeutung für die historische Einordnung und Interpretation des ›Lanzelet‹ entwickelt haben. Die eine lässt sich mit dem Begriffspaar archaisch – epigonal umschreiben (vgl. Kragl 2004, S. 21f.). Während die deutschsprachige Forschung besonders des 19. und frühen 20. Jahrhunderts den ›Lanzelet‹ gerne als epigonalen Text abqualifizierte (Koberstein 1847 [1 1827], S. 202; Scherer 1915, S. 185f.), waren es vor allem Autoren, die sich auf die Suche nach ›alten‹ keltischen Motiven begaben, die im ›Lanzelet‹ bzw. in seiner Quelle ein archaisches Stück Artusliteratur sehen wollten (besonders Loomis in verschiedenen Arbeiten; siehe Kap. II.3.5). Die einhellige Überzeugung von der minderen Qualität des ›Lanzelet‹ diente als Basis für die Kategorisierung als (schlecht und) epigonal bzw. dekadent oder (schlecht und) archaisch. Der ›Lanzelet‹ geriet in die »Zwickmühle als Nachzügler und Vorläufer zugleich« (Schmidt, K. 1979, S. 4), was im Paradoxon eines »verfrühten Spätlings« kulminierte (Göller 1996, S. 100).19 Über die schwer zu leugnende Tatsache, dass der ›Lanzelet‹ zeitlich ziemlich im Zentrum jenes Zeitabschnitts liegt, den dieselben Autoren als ›Klassik‹ oder ›Blütezeit‹ der höfischen Epik bezeichnen – beides Begriffe, die vor diesem Hintergrund fraglich werden –, wurde dabei ebenso kulant hinweggesehen wie über die zeitliche Nähe zwischen dem ›welschen Buch‹ und den Romanen Chrestiens. Interpretatorisch relevant und damit besonders problematisch wurden die entsprechenden Setzungen jedoch erst dann, wenn sie als ›Beweis‹ für die Ausrichtung einer literarischen Bezugnahme eines Autors auf einen anderen in diese oder jene Richtung gebraucht wurden. Die zweite Tendenz betrifft die immer wieder anzutreffende Etikettierung des ›Lanzelet‹ als Unterhaltungsroman (siehe auch Kap. II.5.2.24). Damit ist, gewollt oder ungewollt, eine der Kernfragen nicht nur der ›Lanzelet‹-Forschung aufgeworfen: die nach der Zweckbestimmung mittelalterlicher Dichtungen. Es versteht sich, dass hier nicht der Ort ist, dieses Problem in extenso zu diskutieren. Es seien lediglich zwei reflektierte Positionen der ›Lanzelet‹-Forschung anzitiert: Schmidt, K. 1979, S. 4 macht es sich 19 Vgl. Brogsitter 1971, S. 83 (kritisch dazu Ruff 1990, S. 164f.); Ruh 1975, S. 48; Pérennec 1979, S. 32f.; Pérennec 1984a II, S. 69f.; Schulz, Ar. 1996, S. 475f.; McLelland 2000, S. 20. Zur Problematik des Begriffs ›Epigonentum‹ für die mittelalterliche Literatur vgl. Schmolke-Hasselmann 1980, S. 27 und Anm. 45. Mit fast übertriebenem (G)Eifer polemisiert Frey 1974, S. 266–268 gegen das Geschichtsdenken besonders der älteren Forschung in Vor-, Frühzeit, Blüte und Niedergang, in das sich Werke wie der ›Lanzelet‹ oder auch Ottes ›Eraclius‹ nun einmal schwer einordnen lassen – als frühhöfische oder epigonale Werke zur Zeit der höfischen Klassiker. Ulrich fungiere geradezu als »sein eigener Epigone« (S. 267).
916
Forschungsbericht
möglicherweise zu leicht, wenn er mittelalterliche Literatur pauschal als Unterhaltungsdichtung abqualifiziert: »Überhaupt erscheinen mir Begriffe wie ›Unterhaltungsdichter‹ und ›höfischer Unterhaltungsroman‹ in bezug auf das Mittelalter als äußerst fragwürdig, da sie einer Zeit der Massenpublikation und der differenzierteren Leserschichten entstammen. Wozu, wenn nicht in erster Linie der Unterhaltung und gleichzeitigen Erbauung dienten alle mittelhochdeutschen Romane ihrer homogenen, in sich geschlossenen Leser-/Zuhörerschaft?« Differenzierter argumentiert Pérennec 1998, S. 47 wenn er behauptet, dass der ›Lanzelet‹ durchaus als Unterhaltungsroman gelesen werden kann; dass demgegenüber aber auch weiter reichende Interpretationsansätze zur Verfügung stehen, die auf bestimmten, mehr oder weniger deutlichen architektonischen Signalen des Romans beruhen. Die ›Wahrheit‹ könnte in der Mitte liegen: Das Wesentliche mag die Unterhaltungsfunktion gewesen sein, und das gilt – wie Schmidt andeutet – bestimmt nicht nur für den ›Lanzelet‹. Alles weitere, etwa die elaborierte Lesart Pérennecs (siehe Kap. II.5.2.9), waren wohl kaum entscheidende Motivationen für Autor oder Rezipienten, den Roman zu schreiben oder zu lesen/hören. Den ›Lanzelet‹ beispielsweise n u r als dynastische Legitimierung nach einem bestimmten Modell zu lesen, hieße einen Gutteil des Textes ignorieren. Solche Aussagen hätten sich auch einfacher und vor allem eindeutiger treffen lassen. Von Bedeutung ist allerdings, dass diese Denkmodelle nichtsdestotrotz im Roman angelegt sind, z. T. mit, z. T. ohne Absicht, und dadurch einen Einblick in – in diesem Fall – dynastische Diskussionen der Zeit geben. Diese sind im Roman als, könnte man sagen, Beiwerk mit abgebildet. Doch man würde sich am Text vergehen, wenn man ihn auf diese letztlich sehr einfach gestrickten Ideologeme reduzieren wollte.
3. Stoffgeschichte 3.1
Die Vorlage: das ›welsche Buch‹ Die verlorene Vorlage des ›Lanzelet‹, von der Ulrich spricht (vgl. K zu V. 9322–9341), reizte immer wieder zu Theorien, um welches Buch es sich dabei gehandelt haben könnte, wo und wann es entstanden wäre, wer sein Verfasser, wer sein Gönner gewesen sein könnte. Wenig überraschend kam es zu einigen spannenden, jedoch auch unverbindlichen Hypothesen. Einigen konnte man sich nur auf die sprachgeographische Verortung im Anglonormannischen. Was die Abfassungszeit anlangt, gingen und gehen die Meinungen wiederum auseinander. Je nachdem, ob das ›welsche Buch‹ vor oder nach den bzw. diesen oder jenen Romanen Chrestiens angesetzt wird, schwanken die Datierungen zwischen 1160 und knapp vor 1190 (Terminus ante quem ist die Geiselstellung 1193/94).
Die Vorlage des ›Lanzelet‹, das ›welsche Buch‹, von der nicht mehr bekannt ist, als Ulrich selbst davon preisgibt (vgl. K zu V. 9322–9341), hat etwas Enigmatisches an sich und forderte die Forschung immer wieder aufs Neue zur Formulierung mitunter waghalsiger Hypothesen heraus. Die früheste ›Lanzelet‹-Forschung ist geprägt vom Phantom des provenzalischen
Stoffgeschichte
917
Lancelot-Romans des Arnaut Daniel – eine Hypothese, die zuerst Adelung (Adelung, J. Chr. 1784, S. 11), aufstellte. Sie basiert auf Passagen aus Dante, Petrarca, Ariost und – vor allem – Torquato Tasso (genauere Angaben bei Bächtold 1870, S. 45f.), die mit großer Vorsicht darauf schließen lassen, dass der provenzalische Trobador Arnaut Daniel einen Lancelot-Roman gedichtet habe. Da Ulrich weder Chrestiens ›Charrette‹ noch einen der erhaltenen Prosaromane als Vorlage benützt hat (siehe Kap. II.3.4) und trotzdem von einem ›welschen Buch‹ spricht, glaubte man hier des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Bernhard Joseph Docen (Docen 1809, S. 222, jedoch mit Fragezeichen), Valentin Schmidt (Schmidt, V. 1823; Schmidt, V. 1825), Francois Juste Marie Raynouard (Raynouard 1816/21 II, S. 318), Friedrich Christian Diez (Diez 1826, S. 207f., 210), Georg Gottfried Gervinus (Gervinus 1871, S. 441f.) und Johann Georg Theodor Graesse (Graesse 1842, S. 199) tradierten die Zuschreibung – Zweifel daran äußerten Hofstäter 1811, S. XXV und (ihm folgend?) Rassmann 1822, S. 720 –, bis sie Charles-Claude Fauriel mit höchst problematischen Belegen ausschmückte und ›belegte‹ (Fauriel 1846 II, S. 451; Fauriel 1852, S. 214ff.; Fauriel 1862, S. 521ff.). Der Spuk von einer ›gesicherten‹ Zuschreibung wurde erst Jahrzehnte später von Gaston Paris in einer überzeugenden Widerlegung und vor allem Offenlegung beendet (Paris 1865; Paris 1881, S. 478–486); – was freilich nicht bedeutet, dass die Möglichkeit eines derartigen Romans damit ausgeschlossen wäre (Bächtold 1870, S. 46). Die Wahrscheinlichkeit jedoch spricht gegen einen solchen provenzalischen Lancelot-Roman, eher wird Ulrich ein nordfranzösischer, anglonormannischer Text (siehe unten) vorgelegen haben (Hofmann 1870, S. 48–51 mit weiteren Gegenargumenten, besonders gegen Schmidt; Birch-Hirschfeld 1878, S. 45f.; Märtens 1880, S. 687f.; Bächtold 1892, S. 87; Piper 1892, S. 164; Mück 1952, S. 8). Eine neue Hypothese wagte Jessie L. Weston im Rahmen ihrer Motivstudien zum dreitägigen Turniers mit wechselnder Rüstung, wie es auch im ›Lanzelet‹ begegnet (Weston 1902; siehe Kap. II.3.5). Sie geht von mehreren (verlorenen) altfranzösischen Lancelot-Dichtungen aus, in die das Turnier-Motiv aus Volkserzählungen und Märchen gelangt wäre, und deren eine Walter Map um 1160 gedichtet hätte. Anlass zu dieser Annahme ist ihr eine Stelle im ›Ipomedon‹ (Ipomedon 7186), in der Walter Map als Erzähler einer solchen Turniergeschichte erwähnt wird. Ernst Brugger (Brugger 1906, S. 92f.) und Kenneth G. T. Webster (Webster 1940) folgten Weston in der Annahme einer Autorschaft Walter Maps, die von Weston 1923, S. 379f. (vgl. K zu V. 7041– 7078) nochmals wiederholt wurde. Vergegenwärtigt man sich jedoch die lange Kette an durchwegs unsicheren Hypothesen, die zu dieser Annahme führt,21 haftet auch ihr ein Hauch von Unglaubwürdigkeit an (vgl. K zu V. 76, 278 und bes. 2801–3525). Ebenfalls für eine Autorschaft Walter Maps plädierte viele Jahre später und mit 20 Die Verfasserangabe mit Arnaut Daniel wird hier allerdings Wolfram von Eschenbach zugeschrieben! 21 Gemeint ist die stoffliche Genese des Turniermotivs: Weshalb muss es gerade in einer altfranzösischen Lancelot-Dichtung in den Text gekommen sein, was spricht gegen eine ursprüngliche Verknüpfung mit der Lancelot-Sage (so es eine solche gegeben hat), wieso wird Walter Map nur als Verfasser der Turnier- und nicht einer Lancelot-Geschichte genannt ...? Fragen über Fragen, die in Ermangelung positiver Quellen offen bleiben müssen.
918
Forschungsbericht
anderen Argumenten Karl Otto Brogsitter (Brogsitter 1984, S. 18f.): Walter Map wäre der Mittelpunkt der Literaten-Clique am Königshof von Heinrich II. gewesen, auf seiner Reise nach Rom 1179 fand er in der Champagne gastliche Aufnahme und könnte dort mit dem chrestienschen Modell des Artusromans vertraut gemacht worden sein. Auch das ist gut möglich, jedoch schwer zu beweisen. Vehement gegen einen Lancelot-Roman Walter Maps stellte sich Roger Sherman Loomis (Webster/Loomis 1951, S. 6–19).22 Der ›Lanzelet‹ sei zu primitiv und zu wenig stilisiert, als dass diese Zuschreibung wahrscheinlich wäre. Loomis ordnet das ›welsche Buch‹ dem anglonormannischen Raum zu, aus dem es Hugh de Morville nach Deutschland mitgebracht hätte. Dieser Hugh de Morville wäre jedoch nicht nur der Überbringer gewesen; er oder ein anderes Mitglied seiner Familie kämen auch als Gönner des Romans in Frage, worin ihm besonders Theresa Mary de Glinka-Janczewski (Glinka-Janczewski 196323 ) folgte und eine beträchtliche Zahl von Indizien dafür beibrachte (vgl. ausführlich K zu V. 9322–9341). In den anglonormannischen Raum verweise auch die Faszination für Mirabilia wie die Wachsende Warte, das Schreiende Moor oder der Wilde Ballen (vgl. K zu V. 8105–8129). Den Autor hält Loomis angesichts der Kenntnis lateinischer Literatur (vgl. K zu V. 331–333, 4849–4859, 7530–7559, 7990, 8000) für einen Kleriker, der das Buch nicht vor 1180 verfasst habe, worauf die Kenntnis des Werks von Andreas Capellanus schließen lasse (vgl. K zu V. 6014–6016). Den Stoff hätte er aus mündlichen Erzählungen von bretonischen Conteurs genommen, die ihrerseits aus Stoffen walisischer Erzähler geschöpft hätten (zu Loomis’ Herleitung keltischer Motive siehe Kap. II.3.5). In der (deutschsprachigen) germanistischen Forschung dagegen wurde die Frage nach der Vorlage lange Zeit links liegen gelassen – man hatte ja gewissermaßen schon seinen ›Lanzelet‹ –, bzw. war sie nur im Hinblick auf stemmatische Fragestellungen (siehe Kap. II.3.4) von Interesse. Erst Werner Richter wagte sich an eine neue Hypothese zu Ort und Entstehung, die über das bloße Konstatieren von möglichen Zeit- und Ortspunkten hinausging (Richter 1934, S. 59–62 u. ö.). Basis ist ihm dabei die in der Mantelprobe zur Schau gestellte Minneauffassung des ›Lanzelet‹ (siehe Kap. II.5.3.2). Im Gegensatz zu den sonst bekannten Tugendproben verzichtet Ulrich auf Derbheiten und skizziert die Verfehlungen als subtilere Mängel im Sozial- und Liebesverhalten der getesteten Damen (vgl. K zu V. 5811–6201; vgl. auch K zu V. 6014–6016, 6639–6672). Einige der dabei durchscheinenden Normen bringt Richter mit Maximen aus ›De amore‹ des Andreas Capellanus zusammen. Andreas Capellanus aber wirkte – wie Chrestien de Troyes – am Hof der Marie de Champagne, der Tochter der Eleonore von Poitou und Halbschwester von Richard Löwenherz. In diesen Umkreis sei die Entstehung des ›welschen Buches‹ zu setzen. Die von Richter angenommenen Parallelen sind jedoch derart allgemeiner Natur, dass ich sie nicht im Kommentar aufnehme. Zur Illustration ein Beispiel: Die Botin bezichtigt Keis Freundin nach ihrem Versagen bei der Mantelprobe einer allzu großen 22 Gegen die Annahme von Maps Autorschaft auch Walshe 1953, S. 99; Norman 1965, S. 295. 23 S. 33–105 gibt sie einen ausführlichen Forschungsbericht bis ca. 1960 zur Diskussion der VorlagenFrage.
Stoffgeschichte
919
›Freigebigkeit‹ (V. 5964–5970), was Richter (S. 61) mit der Aussage bei Andreas assoziiert, dass es drei Arten von Frauen gäbe: solche, die den Dienst an ihnen vergelten, solche, die jedem alles gewähren, und solche, die sich stets verschlossen geben (De amore 1,6, Gespräch zwischen Mann und Frau). Dass damit nur ein Typus erwähnt ist und dass der Typus der lasziven Frau wohl keine Erfindung des Andreas ist, gibt Richter offenbar nicht zu denken, Polygenese des Gedankens ist ihm gänzlich unvorstellbar. Auch die Verbindung von Elidia als rihtærîn über di hübscheit (V. 8035) mit historischen Personen ist fraglich (vgl. K zu V. 8035). Richters Hypothese wird so unwahrscheinlich. Rolf Bräuer scheint sich dennoch Richter anzuschließen und ergänzt, dass Eleonore von Poitou im ausgehenden 12. Jahrhundert in Deutschland war, um die Freilassung ihres Sohnes Richard Löwenherz zu betreiben (Bräuer 1990, S. 245); was natürlich auch, wie Bräuer selbst nachträgt, nur Zufall sein kann. Schwer zu beurteilen ist schließlich die vierte und letzte ausführliche These zur sozio-kulturellen Situierung des ›welschen Buches‹ von René Bansard (Bansard 1987, bes. S. 145–147), da diese nur in Fragmenten aus seinem Nachlass (†1971) zugänglich ist und von Gilles Susong in eine halbwegs druckfertige Form gebracht wurde. Bansard scheint das ›welsche Buch‹ für ein anglonormannisches Werk zu halten, geschrieben im Herrschaftsbereich von Hugh de Morville. Das historische Modell für Lanzelet sei Richard du Hommet Connetable, Baron von Varanguebec im Bois de Limors (!) du Cotentin (vgl. K zu V. 1556). Wie Lanzelet Dodone und Behforet, erhält Richard von Heinrich II. die Herrschaft über Dodunton (Doddingston) und Bedefort-Shire (Bedfordshire; vgl. K zu V. 332). Iweret le Géant (?) sei (homonym) nach Auvray le Géant gebildet, dessen Herrschaft Richard übernimmt, was eventuell durch die Nähe von Limors und Auvrairie (bei Varanguebec) bekräftigt wird (vgl. K zu V. 331). Als Autor des Buches wird Pierre le Poète in Erwägung gezogen, der 1167–1213 Abt im Kloster Blanchelande war, das von den Schwiegereltern Richards wenige Kilometer von Varanguebec entfernt gegründet worden war, und der damit auch über den Wald von Limors verfügte. Der geographische Hintergrund des ›Lanzelet‹ wäre folglich mit den Küstengebieten des Ärmelkanals, Südengland und der Normandie, umschrieben. Die Entstehungszeit wird auf um 1160 geschätzt, vielleicht war ja das ›welsche Buch‹ die entscheidende Quelle für Chrestiens Vorstellung vom Artushof. Nicola McLelland (McLelland 2000, S. 4–11) hält Bansards Thesen für verfolgenswert und überlegt, ob Morville nicht auf das gleichnamige Städtchen zurückginge, das einige Kilometer nördlich von Varenguebec und dem Bois de Limors im Cotentin liege; ob also die Vorlage des ›Lanzelet‹ nicht womöglich auf dem Kontinent entstanden sei. Alle Hypothesen haben etwas für sich, für eine klare Entscheidung für diese oder jene Möglichkeit fehlten und fehlen jedoch die maßgeblichen Indizien oder Beweise. Schneller einig wurde man sich dagegen hinsichtlich der Frage nach der Sprache der Vorlage. Nach sehr frühen Vorstellungen eines provenzalischen Buches (Hofstäter 1811, S. 218), wohl unter dem Einfluss der Zuschreibung des ›welschen Buches‹ an Arnaut Daniel, wurde schon bald ein nordfranzösisches Original in Erwägung gezogen (Birch-Hirschfeld 1878, S. 45f.; Märtens 1880, S. 688), da für einen Lancelot-
920
Forschungsbericht
Roman im Süden Frankreichs jeder Hinweis fehlt. Kanonische Geltung erlangte dann das Diktum von Gaston Paris, der sich das ›welsche Buch‹ als anglonormannischen Roman vorstellte (Paris 1881, S. 472). Der überwiegende Großteil der späteren Forscher pflichtete ihm hierin bei.24 Das ›welsche Buch‹ wäre dann auf der Insel verfasst worden, jedoch auf Französisch, was ja letztlich auch gut zur Quellenangabe Ulrichs passt. Vor allem Loomis wurde zum prononcierten Verfechter der anglonormannischen Hypothese (Webster/Loomis 1951, passim, bes. S. 5f.), Indizien sind ihm neben der Quellenangabe im ›Lanzelet‹ die mögliche Gönnerschaft der Morvilles (siehe oben) sowie einige Wortformen, die Loomis als anglonormannisch erkennen will.25 Kontroverser diskutiert wurde das Alter des ›welschen Buches‹, ausschlaggebend war hier die Entscheidung des jeweiligen Forschers, die Vorlage des ›Lanzelet‹ entweder als archaischen oder als epigonalen (gegenüber Chrestiens Romanen) Text zu betrachten (siehe Kap. II.3.4; II.3.5). Einige der vertretenen Meinungen sind (für Details siehe Kap. II.3.4): • um 1160 (Paris, Weston u. a.) • um 1180 oder später (Loomis, Foerster, Hofer; ebenso Frappier 1953a); diese Spätdatierung geht zumeist, wenn auch nicht immer (Loomis, Frappier), mit der Annahme einer Kenntnis von Chrestiens Romanen durch den Autor des ›welschen Buches‹ einher • (dagegen:) früher als 1180 (Walshe 1953, S. 99, um den Romanen Chrestiens aus den Weg zu gehen) • um 1190, vielleicht aber auch schon 1170, je nachdem, ob man nur ›Erec‹ und ›Yvain‹ oder auch den ›Perceval‹ voraussetzt (Ruh 1980, S. 36) • um 1190 (Brogsitter 1984, S. 19) • um 1170 (Mertens 1988, S. 150) • nach Chrestiens ›Erec‹, vielleicht auch nach seinem ›Yvain‹, aber vor bzw. zeitgleich mit der ›Charrette‹ (die der Autor des ›welschen Buches‹ nicht kannte), also um 1188–1189 oder etwas später (McLelland 2000, S. 14) 24 Bächtold 1892, S. 88, 90; Schofield 1906, S. 234; Paton 1960, S. 5 [Hugh de Morville als anglonormannischer Ritter]; Frappier 1953a; Walshe 1953, S. 99; Jones, G. F. 1954, S. 537; Frappier 1959b, S. 296; Hofer 1959, S. 35f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 91 u. ö.; Norman 1965, S. 288; Lievens 1970; Brogsitter 1971, S. 83; Soudek 1971, S. 117; Jackson 1974/75, S. 287; Littmann 1975, S. III; vorsichtig Bumke 1979, S. 154 (die französische Vorlage sei über England nach Deutschland gekommen); Ruh 1980, S. 36; Cramer 1981, S. 341; Ruh 1982, S. 5; Brewer 1983, S. 4; Brogsitter 1984, S. 18; Krause 1985, S. 13; Pérennec 2004, passim; Kerth, Th. 2005, S. 7. 25 Z. B. bûhurt, pavelûn, garzûn, nusche; Galagandreiz, Genewîs, Gurnemanz, Mâbûz, Wâlest; die Annahme von anglonormannischen Formen ist höchst unsicher, da es sich (die Namen ausgenommen) ausschließlich um im Mittelhochdeutschen verbreitete Fremdwörter in durchaus gewöhnlichen Formen handelt; vgl. McLelland 2000, S. 9f.
Stoffgeschichte
3.2
921
Ulrichs Umgang mit der Vorlage Während die ältere Forschung dazu tendierte, im ›Lanzelet‹ eine relativ quellentreue Übersetzung des ›welschen Buches‹ zu sehen, wird heute eher die Ansicht vertreten, dass es sich auch hier (wie bei den meisten anderen zeitnahen Artusromanen) um eine eher freie Bearbeitung einer Vorlage handle. In jedem Fall sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass dem überlieferten Text dadurch eine Art Doppelnatur innewohnt, der Erzähler, wie er dem heutigen Leser entgegentritt, zwei Erzählerrollen in sich vereint.
Vor allem die ältere Forschung war fest davon überzeugt, dass Ulrich seiner Vorlage sehr eng gefolgt sei, und hielt den ›Lanzelet‹ im Wesentlichen für eine getreue Übersetzung des französischen Originals mit nur unwesentlichen Änderungen.26 Am ausführlichsten argumentierte in diese Richtung Paul Märtens in seinem grundlegenden Lancelot-Aufsatz (Märtens 1880, S. 689f.), seine Beweise für eine hohe Quellentreue Ulrichs sind Passagen, an denen Ulrich Fehler in der Handlungsmotivation übernimmt, dabei aber sein Erstaunen bekundet. Allerdings implizieren die von Märtens angeführten Stellen (vgl. K zu V. 1362–1369, 3674–3675) keinerlei Schlüsse in Richtung quellentreue Übersetzung.27 Im Gegensatz zu Märtens’ Deutung, der hier das unmotivierte Weglassen von Figuren sieht, lässt sich für jede dieser Stellen zeigen, dass es sich nicht um ›Fehler‹ in der Handlungsmotivation handelt, die Ulrich quellentreu aber doch mit dem Ausdruck seines Erstaunens übernimmt, sondern dass sich die Motive ebenso wie die zugehörigen Erzählerkommentare schlüssig in den Text einfügen. Lediglich für V. 5137–5162 (siehe K zur Stelle) ist Märtens wohl zuzustimmen, hier liegt tatsächlich ein blindes Motiv vor. Erste Zweifel meldete erst Singer 1916a, S. 42f. an und verwies darauf, dass die vielfachen Berührungen mit Hartmanns ›Erec‹ und einigen weiteren mittelhochdeutschen Gedichten es wahrscheinlich machten, dass Ulrich seiner Vorlage nicht wesentlich treuer war als der ›durchschnittliche‹ Dichter seiner Zeit. Denecke 1930, S. 6, 160–163 nahm – aufbauend auf Singer (der aber später an der Quellentreue Ulrichs festhielt; Singer 1930, S. 70) – an, dass Ulrich sehr frei übersetzt habe. Im Gegensatz zu quellentreuen Werken wie besonders den Romanen Hartmanns habe Ulrich seine Vorlage, das ›welche Buch‹, nur ›gesehen‹, habe es aber nicht konsequent als ›Vor-lage‹ benützen können (vgl. K zu V. 4849–4859). Dafür sprächen vor allem die anfänglich engen Parallelen zwischen ›Lanzelet‹ und ›Prosa-Lancelot‹, die später durch völlig freies Schalten mit den Motiven durch Ulrich verwischt oder verloren gegangen wären (vgl. etwa K zu V. 5811–6201, 6725–7425). 26 Mehr oder weniger explizit: Bächtold 1870, S. 50; Vogt 1893, S. 275; Rosenhagen 1897, 161; Foerster 1899, S. XLIII; Weston 1902, S. 43; Scherer 1915, S. 737 stellt den ›Lanzelet‹ unter die ›quellentreuen Epen‹; Brown 1919/20, S. 362; Bruce 1928 I, S. 206f. (»paraphrase«, »substantially a faithful rendering of the lost French original«); Zenker 1926, S. 93; Nadler, J. 1932, S. 72; Frappier 1949, S. 271; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 4f.; Weigand, H. 1956, S. 5; Norman 1965, S. 284; Lievens 1970; Littmann 1975, S. IV; Ruh 1975, S. 49; Mertens 1988, S. 151; Bumke 2000, S. 218. 27 Vgl. Paris 1881, S. 471f.; Gröber 1882, S. 480; Peter 1883, S. 138; Neumaier 1883/84 II, S. 11, die Märtens allerdings in den wesentlichen Fragen folgen.
922
Forschungsbericht
Richter 1934, S. 270f. u. ö. (danach Rosenfeld 1936, S. 85) dagegen hielt die deutsche Übertragung für relativ quellentreu und lehnte Singers Hypothese einer sehr freien Übersetzung ab: Sämtliche Motive und Themen des ›Lanzelet‹ wären bestimmt schon im ›welschen Buch‹ vorhanden gewesen. Die nach Richter nur sehr lose eingefügte Episode von Pluris wäre zwar erst später in den Text integriert worden, doch sieht er diese Kompilation noch im Französischen. Ulrich hätte lediglich einige wenige neue Andeutungen und dann vor allem einige Ortsnamen und andere kleinere Ausschmückungen beigesteuert (vgl. K zu V. 5175, 6905–6913). Auch das Ausmaß der einzelnen Abenteuer könnte Ulrich verändert haben. Größere Eingriffe spricht ihm Richter aber ab. Breiteren Raum widmete der Thematik erst Kenneth G. T. Webster, dem es – im Zuge seiner Hypothese zum Verhältnis von Ulrich (Z), Chrestien (C) und dem ›ProsaLancelot‹ (R) (siehe Kap. II.3.4) – daran gelegen war, die Quellentreue des ›Lanzelet‹ zu beweisen. Der ›Lanzelet‹ wäre nichts weniger als die getreue Wiedergabe der verlorenen ursprünglichen Lancelot-Dichtung (Webster 1934; vgl. Webster 1951, S. 17; ebenso Briel/Herrmann 1972, S. 138–140). Webster sichtet zu diesem Zweck die zahlreichen quellenbezogenen Wahrheitsbeteuerungen Ulrichs (als uns dervon ist vor gezalt, darnâch als ichz hân vernomen etc.) und ordnet diese zu zwei Großgruppen: solche, die in Episoden stehen, die auch in C und R vorkommen, und solche, die in Episoden stehen, die sich nur in Z finden. Die erste Gruppe würde damit die getreue Übernahme von Episoden bestätigen, die auch in der französischen Urquelle O (als Schnittmenge von Z, C und R) standen; doch auch die zweite Gruppe würde dem nicht widersprechen, da auch solche Episoden, die nur in Z stehen, praktisch ausnahmslos auch für O anzusetzen seien, da sie entweder archaischen Charakters seien oder ganz allgemein ›gut‹ in die Handlung passen – argumentierbare Belege für diese individuelle Einschätzung bleibt Webster schuldig. Bewiesen ist damit eigentlich gar nichts: Da über den gesamten Text hinweg und ungeachtet der Parallelität mit C und/oder R mit ungefähr der gleichen Frequenz Quellenbeteuerungen stehen, werden diese zu unspezifischen Einsprengseln und wirken wie semantisch verblasstes Füllwerk. Der Text unterscheidet diesbzgl. also nicht zwischen verschiedenen Episoden. Dass aber für die nicht in C und R belegten Episoden dasselbe gelte wie für die gemeinsame Schnittmenge – nämlich dass sie in O gestanden hätten – beruht nur auf Websters Wunschdenken. Zudem stehen der Maßstab, nämlich das Vorkommen in C und R, und die Art der Quellenberufung im ›Lanzelet‹ in einem Missverhältnis: Wenn etwa der Knappe, der Walwein und Lanzelet zum Turnier lädt, höfisch gekleidet war, sô man uns seit, so ist dies eine sehr spezifische Wahrheitsbeteuerung, die nicht – wie Webster meint (Webster 1934, S. 220) – auf das Turnier zu Djofle im Allgemeinen zu beziehen ist. Während also die systematische Zusammenstellung der Quellenberufungen einen gewissen Wert beanspruchen kann,28 bleiben die Folgerungen Websters zweifelhaft. 28 Der Vollständigkeit halber gebe ich die Übersicht von Webster 1934, S. 227, Anm. 102 (vgl. Schütze 1883, S. 4–6): »In episodes with parallels in C or R. Definite: vv. 97, 389, 1894, 3264, 3808, 4951, 4953, 5307, 5581, 6215, 7180, 8773, 8859, 8868, 9117 [9112], 9182 [9177], and 9324–47. Vague: vv. 236, 874, 1541,
Stoffgeschichte
923
In der Folge kamen immer größere Zweifel an der vermeintlichen Quellentreue Ulrichs auf. Schneider 1943, S. 332 lässt die Frage zwar offen, scheint aber die Vorlagentreue Ulrichs zu bezweifeln. Eis 1953, Sp. 623 nimmt an, dass Ulrich »den Rohstoff in deutsche Verse [übertrug] ohne auszuwählen oder zu ordnen, ohne Wiederholungen zu beseitigen und den Charakter der Hauptperson gleichmäßig festzulegen«. Er gesteht Ulrich jedoch zu, Streichungen vorgenommen zu haben, »wenn ihm die Quelle zu langatmig schien, auch wenn die psychologische Durchdringung dadurch noch unzulänglicher wurde«, und mitunter neue Elemente eingeflochten zu haben. Glinka-Janczewski 1963, S. 91f. (Forschungsbericht zum Thema bis ca. 1960 S. 76–92) hält Ulrichs Roman für quellentreu in dem Sinne, dass die handlungsbestimmenden Motive auch schon im ›welschen Buch‹ gestanden haben. Das bedeute im Gegenzug nicht, dass Ulrich seiner Quelle sklavisch gefolgt wäre. Corazolla 1988, S. 8 u. ö. sieht in Ulrich in erster Linie einen Übersetzer und Bearbeiter, der seiner Quelle treu gefolgt sei, jedoch Umgestaltungen struktureller und stilistischer Natur vorgenommen habe: beispielsweise komische Einlagen wie die Beschreibung der frivolen Galagandreiz-Tochter oder die Schilderung der Mantelprobe. Explizit stellt sich Mertens 1998, S. 100 gegen die Überzeugung von der Quellentreue und hält ganz zu Recht fest, dass dies nach dem Wissen über Adaptionen um 1200 in keinster Weise den Normalfall darstellte.29 Neugart 1999, Sp. 65 legt sich nicht fest, scheint aber mit der Auffassung der älteren Forschung, es handle sich um eine im Wesentlichen originalgetreue Übersetzung, nicht einverstanden. Ulrich könnte auch maßgeblich in die Struktur der Geschichte eingegriffen haben. McLelland 2000, S. 16f. zweifelt an der Quellentreue Ulrichs, Indiz ist ihr in erster Linie der stilistische Unterschied zwischen Teil 1 und 2: Während Teil 1 in klar voneinander getrennten Episoden erzählt wird und von französischen Namensformen geprägt ist, trägt Teil 2 eine komplexere, verworrene narrative Struktur, deutsche Namen werden häufiger. Ulrich könnte somit in Teil 1 näher an der Vorlage geblieben sein und sich in Teil 2 immer weiter davon entfernt haben; möglicherweise in dem Sinne, dass er eine in nuce bereits vorhandene narrative Struktur wesentlich überformte und/oder erweiterte. Johnson, D. 2005, S. 118 ist sich sicher: »In any event, Ulrich was no slavish translator«. 2348–55, 2598, 3007, 3050, 3188, 3198, 3530, 5535, 6564, 8087, 8097, 8744, 9376, and 9424. In episodes without parallels in C or R. Definite: vv. 670, 3991, 4079, 4094, 4238, 6906, 7533, 7540, 7770, and 8042. Vague: vv. 642, 4116, 4135, 4180, 4412, 4818, 7144, and 7525. In the Elidia episode. Vague: v. 8033. Ambiguous and not counted: vv. 3422, 4924, 8000, 8531, 9048, 9094 [9089], and 9311.« Glinka-Janczewski 1963, S. 77–83 konnte die Liste noch um einige Belege vermehren, ich zitiere sie (mit dem Bonus der numerischen Ordnung) vollständig: V. 97, 236, 389, 642, 670, 874, 1541, 1894, 2352, 2598, 3007, 3050, 3188, 3198, 3264, 3266, 3422, 3530, 3808, 3991, 4079, 4094, 4116, 4135, 4180, 4238, 4412, 4818, 4904, 4951, 4951, 4952, 5179, 5307, 5535, 5581, 6215, 6220, 6509, 6564, 6906, 6912, 7046, 7103, 4144, 4170, 7525, 7533, 7540, 7716, 7770, 7952, 8000, 8006, 8033, 8043, 8059, 8087, 8097, 8364, 8528, 8542, 8744, 8773, 8859, 8868, 8918, 9048, 9089, 9112, 9177, 9190, 9230, 9310, 9323, 9341, 9351, 9376, 9424, 9430. 29 Ob aber, wie er weiter vermutet, Ulrich polemische Schärfen gegen Chrestien aus dem Roman herausgenommen habe, weil das deutsche Publikum diese ohnehin nicht verstanden hätte, ist eine andere Frage (siehe Kap. II.3.4).
924
Forschungsbericht
Aus heutiger Sicht mag also die Annahme von einem eher freien Umgang mit der Vorlage plausibler sein, da die Vorstellung von mehr oder minder wortgetreuen Übersetzungen für kaum einen mittelhochdeutschen Versroman zutrifft. Doch wieder gilt der lapidare Satz: Solange das ›welsche Buch‹ nicht doch noch auftaucht, ist die Frage unentscheidbar (vgl. Krause 1985, S. 13, 49f.). Vielleicht wesentlicher als die ohnedies hypothetische Frage nach Art und Weise der Bearbeitung oder Übersetzung scheint mir aber die Feststellung von Combridge 1973, S. 42, dass man es beim Erzähler des ›Lanzelet‹ mit einer »composite person« zu tun hat (vgl. Littmann 1975, S. V); Pérennec 1979, S. 3 nennt ihn »die synkretische [sic!] welsch-deutsche Figur«. Dies ist eine Tatsache, die beim Hantieren mit dem Text ständig im Hinterkopf behalten werden sollte und die bei vielen Untersuchungen und Interpretationen vielleicht zu wenig ins Kalkül gezogen wurde. Die konkrete Konfiguration dieser Mischfigur bleibt natürlich abermals im Dunkeln.
3.3
Niederrheinische Artusepik Der ›Lanzelet‹ wurde wiederholt in der Diskussion um eine verlorene und damit hypothetische niederrheinische Artusdichtung als Indiz genannt. Dafür sprächen einige auffällige Reime und Namensformen, die besonders Markku Kantola herausgearbeitet hat. Seine These von einem verlorenen mittelniederländischen ›Lanzelet‹, der über mitteldeutsche (ripuarische) Vermittlung zum Alemannen Ulrich gekommen wäre, steht jedoch in ihrer Komplexität in keinem adäquaten Verhältnis zu den wenigen Indizien, die sich dafür im ›Lanzelet‹ finden und die Kantola durch eine oft sehr fragwürdige Argumentation aufzuschwellen sucht. Sein Vorschlag bleibt damit unwahrscheinlich, die allgemeine Frage nach einer niederrheinischen Artusepik offen.
Karl Lachmann war der erste, der die Frage nach einer verloren gegangenen niederrheinischen Artusliteratur als mögliche Quelle für die mittelhochdeutsche Artusepik gestellt hatte (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 925). Anreger waren sprachliche Auffälligkeiten der mittelhochdeutschen Texte, die sich im starren reimgrammatischen Denken nur mit norddeutschen Einflüssen erklären ließen. Lachmanns These fand eine Reihe namhafter Proponenten (darunter Steinmeyer 1889; Jellinek 1904, S. 269; Zwierzina 1904, S. 271; Singer 1912, S. 154ff.; Singer 1928, S. 84; Leitzmann 1931; vgl. auch K zu V. 1264, 2297, 2801–3525, 5939). Auf den Punkt gebracht: Man geht davon aus, »daß es eine rheinische Artusdichtung schon lange vor Hartm[ann] gegeben haben muß, der Wolfr[am] sehr viel, aber auch Hartm[ann] und Ulr[ich] nicht wenig verdanken« (Zwierzina 1901, S. 324; vgl. K zu V. 5939). Eingehend widmete sich Pentti Tilvis der Problematik (Tilvis 1959; vgl. Lecoy 1961). Tilvis sieht vor allem drei Indizien, die für die Annahme einer verlorenen niederrheinischen Artusdichtung sprechen: 1. Namen aus der Artustradition sind schon vor Chrestien in mittelniederländischen oder mittelhochdeutschen Urkunden belegt.
Stoffgeschichte
925
2. Besonderheiten in der sprachlichen Gestalt der Dichtungen, namentlich mittelniederländische (oder mittelfränkische) Elemente in oberdeutschen Dichtungen; einige Wortformen, besonders aber Namen. Für den ›Lanzelet‹: nfrz. Walwain, Walwein > (über ndl. Vermittlung) Walwân; analog Yvain > Iwân.30 3. Die Basis für Tilvis’ Überlegungen ist die Ansicht von Gaston Paris, Jessie L. Weston, Roger Sherman Loomis und anderer, dass bereits vor Chrestien eine teils schriftliche Artustradition bestanden hätte (vgl. z. B. den Tenor in der von Loomis hg. Geschichte der Artusliteratur im Mittelalter, Loomis, R. Sh. 1959; vgl. Cigada 1960b). Andere verschlossen sich der Hypothese und zweifelten an der Möglichkeit einer niederrheinischen Artusepik (z. B. Richter 1934, S. 175). Gegen Tilvis fragte Johnson, L. 1999, S. 260f. kritisch und vielleicht nicht ganz zu Unrecht, ob das Schwanken der Namensformen tatsächlich problematisch ist und nach einer sprachhistorischen Deduktion verlangt; ob Alternativformen von Namen um 1200 womöglich gar keine Besonderheit darstellten. Heute gilt die Hypothese als ungelöstes (und m. E. ohne spektakuläre Handschriftenfunde unlösbares) Problem (vgl. Norman 1965, S. 291; Huber 1991; Pérennec 2004, S. 39f.). Für die ›Lanzelet‹-Forschung wurde eine Arbeit der frühen 1980er Jahre des TilvisSchülers Markku Kantola bedeutsam (Kantola 1982; in Ansätzen schon Kantola 1980; vgl. die Rezensionen Minis 1984; Steinhoff 1984). Kantola bemühte sich um eine praktische Beweisführung am Textmaterial des ›Lanzelet‹. Der Hauptteil seiner Studien ist eine Untersuchung (eines Teilbestandes) der unreinen Reime des ›Lanzelet‹ (S. 43–87). Die mittelniederländische Vorlage hätte durch Übernahme von im Mittelhochdeutschen unreinen Reimen ihre Spuren hinterlassen, die Vermittlung denkt sich Kantola über eine mitteldeutsche Zwischenstufe, die ebenfalls einen Niederschlag im Reimbestand gefunden hätte. Die Beweisführung jedoch kann nicht überzeugen. Die einzigen hieb- und stichfesten Beweise sind die Reime ë : .e und ht : t, die aber weder quantitativ noch qualitativ (im Frühneuhochdeutschen ist beides nicht auffällig) besonderes Aufsehen erregen. Eine Reihe von Reimen, die typisch alemannisch oder oberdeutsch oder auch allgemein im Mittelhochdeutschen verbreitet sind, und bei denen Kantola energisch darauf pocht, dass sie auch mitteldeutsch oder gar mittelniederländisch reine Reime gewesen wären, beweisen nichts.31 Wieso hätte der Alemanne (so auch Kantola) Ulrich diese Reime nicht selbst bilden sollen? Eine Motivierung über eine hypothetische norddeutsche Vorlage ist hier überflüssig. 30 Zwierzina 1901, S. 326 erklärt Ulrichs Formen Walwein, Walwân und Iwân (aber nie Iwein) damit, dass Ulrich Hartmanns ›Erec‹ kannte (in dessen Ambraser Hs. sich die genannten Formen ebenfalls finden), nicht aber seinen ›Iwein‹. Tilvis 1959, S. 199, Anm. 13 zweifelt daran, da in diesem Fall nichts dagegen gestanden hätte, auch die Form Gawein zu adaptieren; er geht von einer autonomen Entwicklung aus. 31 a : â, i : ü, m : n, n(n) > ng, Lenisierung von t nach Liquid oder Nasal oder in freier Position, c > (k)ch, sch(t): s(t), -ihet > -iet, har > her.
926
Forschungsbericht
Die Reimuntersuchung leidet dazu unter einer Fehlerhaftigkeit, die eine Benutzung ohne Nachprüfung ausschließt. Die Belegstellen sind häufig unvollständig, auf Grammatiken wird viel und gerne verwiesen, wenn es in den Rahmen der eigenen Hypothese passt; ansonsten wird mitunter auch Gegensätzliches behauptet (z. B. o : ô als ausschließlich mitteldeutsch) oder an den Belegen gezweifelt, die gegen die eigene Argumentation stehen.32 Der problematische Reim alſo : frov (V. 1601–1602), der nur in W steht (zuo : vruo P!), wird kurzerhand als gewichtiges Indiz für eine mitteldeutsche, wohl ripuarische Zwischenstufe interpretiert (S. 49–52).33 Auslautverhärtung wird als Reimauffälligkeit g : k gedeutet (V. 196–197, 215–216, 427–428).34 Der Reimuntersuchung folgen einige weitere Kapitel, die den Beweis erhärten sollen. Durchwegs zweifelhaft sind die Versuche Kantolas, mittelhochdeutsch verbreitete Kontraktionsformen regional zu differenzieren (S. 89–102); hier ist wohl kaum ein Weiterkommen (vgl. die Anmm. in Mhd. Gramm. §§ 107–111). Auch Doppelformen bei ›kleinen‹ Wörtern wie hart – herte, swâr – swære, vast – veste, sâ – sân, niht – niet, u > o bei vrum- sind wenig aussagekräftig, da bei derartigen, häufigen Wörtern Lautgesetzte bekanntlich nicht selten außer Kraft treten (S. 103–121). Einige besondere Namensformen wie Artiure, Artiuren, Iwân, Keiîn, Wâlwein, Wâlwân (S. 123–133) könnten auch auf die altfranzösische Vorlage zurückgehen. Die flämische oder südwestbrabantische Form Wal(l)ewein, die P teilweise hat (siehe Namenregister), findet sich eben nicht im Reim! Auch die Notizen zu einzelnen Wörtern (S. 135–159; vgl. Anmm. zu V. 1774, 2914, 2984, 4803, 5564) sind durchwegs problematisch: Wo überhaupt Lehneinflüsse plausibel erscheinen, ist das noch lange kein Beweis für eine mittelniederländische Vorlage, es könnten mindestens ebenso gut großflächigere Lehnbeziehungen vorliegen, zumal die Wörter generell im Mittelhochdeutschen verbreitet sind. In seinem Resümee (S. 161–165) wendet sich Kantola explizit gegen die von W. Grimm und Pfeiffer erwogene Möglichkeit (siehe Kap. II.1.1) eines längeren Aufenthalts Ulrichs im Norden als Erklärung für die sprachlichen Auffälligkeiten. Auch die Beeinflussung durch augenscheinliche Vorbilder wie Eilharts ›Tristrant‹ oder Heinrichs von Veldeke ›Eneide‹ geht Kantola nicht weit genug. Die »einfachste und glaubhafteste Erklärung« (S. 163) sei vielmehr, dass ein ›welsches Buch‹ mit Hugh de Morville nach Deutschland gekommen wäre und dort Aufsehen erregt hätte. Da Hugh das Buch wieder mitgenommen hätte, habe man sich nach einer anderen Vorlage umgesehen. Diese war wohl mitteldeutsch (ripuarisch), selbst aber nach einem mittelniederländischen Buch gearbeitet. Ob dies tatsächlich die »einfachste und glaubhafteste Erklärung« ist, scheint mir doch sehr fragwürdig. Grimms oder Pfeiffers biographische Überlegungen sind mindestens so plausibel (wenn auch noch immer nicht überzeugend), der Einfluss früherer Werke auf Ulrich wird von Kantola unterschätzt. Letztendlich ist es eine Frage der lite32 Hier »müsste für jedes Werk zuerst die Quellenfrage gründlich erforscht werden« (S. 65, Lenisierung t > d). 33 Auf die Problematik der Schreibung ov für uo, die sonst W fremd ist, wird nicht eingegangen. 34 Als alem. bzw. obd. lässt Kantola schalch : bevalch (V. 1179–1180) gelten, für unklar befindet er i : î und Abfall von auslautendem ch.
Stoffgeschichte
927
raturwissenschaftlichen Ökonomie: Müssen einige wenige auffällige Reime tatsächlich über nicht weniger als zwei hypothetische Vorstufen motiviert werden, auf die sonst rein gar nichts schließen lässt? Die Beweisdichte ist dazu wohl zu dünn, überdies wirkt die Verbindung der Hypothese mit der im Großen und Ganzen recht plausiblen Quellenangabe Ulrichs gezwungen. Nichtsdestotrotz wiederholte Kantola einige Jahre später seine Hypothese (Kantola 1989, S. 107) mit einer kleinen Erweiterung: Morville könnte eine gleichnamige Ortschaft in Belgien, östlich von Philippeville sein (S. 115). Die Antwort auf die Frage, weshalb Richard Löwenherz ausgerechnet von dort seine Geiseln bezogen haben sollte, wie das mit Hugh de Morville zusammengeht und was das nun für die Vermittlung zwischen ›welschem Buch‹ und vermeintlichem mittelniederländischem Buch bedeutet, bleibt Kantola schuldig. Ulrike Zellmann schließt sich Kantola an (Zellmann 1996, S. 31–37) und beantwortet die von Kantola nur implizit aufgeworfenen Fragen teilweise: Die Morvilles könnten aus Belgien stammen, Zellmann verweist auf die Ansiedelung von Flamen in Pembrokeshire unter Heinrich I. (S. 34f.). Ein weiters Indiz für die von Kantola postulierte ›Lanzelet‹-Überlieferungstradition sieht sie im niederdeutschen ›Tristan‹Fragment (vgl. K zu V. 5034–5072), der Kontakt zwischen ›Tristan‹- und ›Lanzelet‹Tradition könnte auf niederdeutschem Boden (den Kantola aber für den ›Lanzelet‹ ausgeklammert haben will!) erfolgt sein (S. 36). Kritisch gegenüber Kantola äußern sich Roßbacher 1998, S. 46f. (die »These bleibt Konstrukt, mit bloß subjektiver Überzeugungskraft«) und McLelland 2000, S. 14–16: Die auffälligen Reime könnten einfach unrein gewesen sein, Wortformen könnten über literarischen Einfluss (Eilhart, Heinrich von Veldeke) erklärt werden; Kantolas These sei zu kompliziert. Wennerhold 2005, S. 26f., 35f. bedauert, dass die Studie Kantolas nicht mehr Beachtung gefunden hat, und fordert eine kritische Überprüfung von Kantolas Ergebnissen.
3.4
Der ›Lanzelet‹ als Teil der Lancelot-Tradition: stemmatische Überlegungen Das Verhältnis der drei betreffenden Texte – ›Lanzelet‹, Chrestiens ›Charrette‹ und ›Lancelot propre‹ – zueinander stellte die Forschung vor ein Rätsel, das bis heute als ungelöst gelten muss. Im Besonderen konnte man sich auf keine Hypothese zur Stellung des ›welschen Buches‹ zu den Romanen Chrestiens einigen; der Prosaroman wurde schon bald einhellig als Kompilation aus verschiedenen Quellen angesehen, darunter vermutlich auch die ›Charrette‹ und das ›welsche Buch‹ (oder ähnliche Erzählungen). Allgemeine Anerkennung fand lediglich die Annahme, dass zwischen ›Charrette‹ und ›welschem Buch‹ wohl keine direkte Beeinflussung nachzuweisen ist; was aber noch nicht bedeutet, dass keine Kenntnis des ›welschen Buches‹ durch Chrestien oder seiner Romane durch den Autor des ›welschen Buches‹ vorgelegen hätte. Diesbzgl. kristallisierten sich vor allem zwei Standpunkte heraus: Der eine, zurückgehend vor allem auf die Arbeiten Wendelin Foersters, hält die Vorstellung eines volkssprachlichen Artusromans vor oder (unabhängig)
928
Forschungsbericht neben Chrestien für schlechterdings unmöglich und pocht letztlich auf die Genialität des ›Schöpfers‹ des Artusromans. Der ›Lanzelet‹ und seine Vorlage werden zu epigonalen Texten, die die Romane Chrestiens resp. einzelne Motive daraus ungeschickt nachschreiben. Die andere, zuerst vertreten von Paul Märtens und dann vor allem Gaston Paris, verkehrt die Argumentation ins Gegenteil und geht von einer Entwicklung vom Einfachen, Archaischen, aber oftmals auch Geschlossen, Abgerundeten hin zum Komplexen, mitunter auch Kompliziert-Verworrenen aus, wonach das ›welsche Buch‹ zum (zumindest im emphatischen Sinne) ›älteren‹ Text wird. Eine Lösung der Streitfrage bleibt in Ermangelung genauer Kenntnis des ›welschen Buches‹ hypothetisch, auch die Möglichkeit verlorener Texte sollte nicht vorschnell beiseite geschoben werden.
Die Geschichte von Lancelot zählt zu den beliebtesten Erzählstoffen des Mittelalters überhaupt. Den mit Abstand größten Erfolg hatte – nach seiner Verbreitung zu schließen – der altfranzösische Prosaroman von Lancelot (›Lancelot propre‹). Er begegnet nicht nur in zahlreichen Handschriften und Drucken, sondern wurde auch, oft wiederholt, in fast alle mitteleuropäische Sprachen übertragen, zu nennen sind etwa der mittelhochdeutsche ›Prosalancelot‹, Ulrich Füetreres Lancelot-Romane (in Prosa und in Versen), Fragmente von niederdeutschen und mittelniederländischen Romanen, italienische, spanische, portugiesische und englische Texte (vgl. schon Märtens 1880, S. 557 und passim). Während sich unter diesen Dichtungen zumeist recht einfache Abhängigkeitsverhältnisse aufzeigen lassen, da es sich oft um – z. T. nicht nur für mittelalterliche Verhältnisse – ziemlich originalgetreue Übersetzungen handelt (zum ›Prosa-Lancelot‹ nun die profunde Untersuchung von Hennings 2001), fällt die Einschätzung der Bezüge zwischen dem altfranzösischen Prosaroman und zwei weiteren, für sich singulären Lancelot-Dichtungen erheblich schwerer: Chrestiens ›Charrette‹ und eben Ulrichs ›Lanzelet‹. Der anonyme ›Lancelot propre‹ (R), in den Handschriften und von der früheren Forschung meist Walter Map (Villemarqué 1842 I, S. 63f.) oder Robert de Borron zugeschrieben (vgl. Märtens 1880, S. 608f.; Gervinus 1871, S. 443, Anm. 431), ist vermutlich der jüngste dieser drei Texte und wird seit der monumentalen Studie von Paul Märtens meist ins frühe 13. Jahrhundert, vielleicht um 1215–1230 datiert, als Verfasser denkt man sich aufgrund zahlreicher christlicher Einschübe möglicherweise einen Mönch (Märtens 1880, S. 607–611). Deutlich älter ist Chrestiens Roman (C), im Auftrag von Marie de Champagne verfasst um 1177–1180, der von Chrestien wohl mit Absicht abgebrochen (bei oder um V. 6167) und von Godefroi de Leigny vollendet wurde. Es ist der einzige Roman Chrestiens, bei dem keine einzige Spur einer Übertragung ins Mittelhochdeutsche überliefert ist.35 Wenngleich Hauptheld und -thema (Lancelot – Ginover) von R und C ähnlich sind, ist die Handlungsfolge recht unterschiedlich. 35 Über mögliche Gründe für diese Auffälligkeit wurde immer wieder nachgedacht. Norman 1965, S. 285 beispielsweise hält es für möglich, dass Chrestiens Lancelot-Roman nicht ins Deutsche übertragen wurde, weil mit dem ›Lanzelet‹ bereits eine deutschsprachige Lancelot-Dichtung vorlag. Nach Soudek 1971 wiederum kam die Handlungsstruktur weder des ›Lanzelet‹ (bzw. seiner Vorlage) noch der ›Charrette‹ dem entgegen, was Autoren wie Hartmann oder Wolfram interessierte: auf der einen Seite ein gänzlich unproblematischer, heiter-vergnügter, sorgloser, immerglücklicher Held, auf der anderen Seite ein ewiger Zweifler, sklavisch der Königin (!) untergeben. Beides reibe sich mit der höfischen
Stoffgeschichte
929
Die Beurteilung der Unterschiede ist bis heute strittig, in der ersten ausführlichen Studie zum Thema versuchte Märtens zu zeigen, dass keine direkte gegenseitige Abhängigkeit bestehe, dass demgegenüber aber beide auf eine Zwischenstufe o zurückgehen, von der aus zu C noch mindestens eine weitere Stufe c anzunehmen sei (S. 645–687). Ulrichs von Zatzikhoven Roman (Z) steht zeitlich zwischen C und R, präsentiert aber für Märtens eine ältere Stufe des Lancelot-Stoffs: Vieles in der Handlungsführung von Z wirke altertümlich und weniger nach den Gesetzen der höfischen Dichtung gestaltet, sie ist einfacher, klarer und kürzer, sodass Märtens einen Archetyp O annahm, der sich in o und in die altfranzösische Vorlage Ulrichs (z) aufsplittet, die Ulrich allerdings fast wörtlich ins Deutsche übersetzt habe (S. 687–700; vgl. Bächtold 1870, S. 50). C dürfte Ulrich nicht gekannt haben (Märtens 1880, S. 697, Anm. 1). Das ergibt das z. T. bis heute in den Grundzügen anerkannte Stemma (S. 700; xy sind weitere mögliche Zwischenstufen):36
O @
@
z
@
@
@ @
o @
Z
c
@ @
xy?
C R
Idealisierung der Minne oder mit höfischen Idealbegriffen wie mâze oder stæte. Man kam und kommt nicht über sehr allgemeine Spekulationen hinaus. 36 Vgl. in Ansätzen schon Schulz, Al. 1847, S. 94 (der den »Kern der Lancelotsage« vor allem in der Handlungsstruktur des Prosaromans sah) und Hofmann 1870, S. 51f. (der die Quelle Chrestiens für dem Prosaroman ähnlich hält); nach Märtens dann Peter 1883, S. 135–138; Piper 1892, S. 165; Ehrismann, G. 1935, S. 5; Mück 1952, S. 8f.; Richter 1934, S. 45f.; ansatzweise (Priorität des ›Lanzelet‹, ältere Fassung bei Ulrich, keine direkte Beeinflussung) auch: Richey 1950, S. 30; Frappier 1953a; Walshe 1953, S. 99; Marx 1953/54b, S. 374; Haasch 1954, S. 52; Frappier 1959b, S. 296f., 300; Tilvis 1959, S. 166; Paton 1960, S. 185f.; Walshe 1962, S. 176f.; Neumann 1966, S. 142; Soudek 1971, S. 117; Littmann 1975, S. V; Trzepacz 1975, S. 170f.; Ó Riain-Raedel 1978, S. 7, 195 u. ö.; Wolf 1979, S. 212; Kantola 1982, S. 19f. (der die Priorität des ›Lanzelet‹ gegen die ›Charrette‹ als Gemeinplatz hinstellt und nur Hofer als einzigen Gegner nennt); Funcke 1985, S. 16; Beltrami 1989, S. 244; Bräuer 1990, S. 246f.; Ströbele 1993, S. 52f.; Kibler 1996, S. 270.
930
Forschungsbericht
Unbestritten (bis auf einzelne Ausnahmen) blieb daran, dass zwischen z/Z und C keine direkte Berührung vorliegt und dass C nicht nach R gearbeitet ist. Anderes wurde bald als problematisch gesehen: Schon wenige Jahre nach Märtens vertrat Gaston Paris den Standpunkt, R und C gingen nicht auf einen gemeinsamen Schnittpunkt o zurück, sondern R sei, was seine ›Charrette‹-Episode angeht, nichts anderes als eine Nachdichtung von C (Paris 1883, S. 485–498; vgl. Foerster 1899, S. XXVIII–XXX; Richter 1934, S. 46) – eine Ansicht, die im Wesentlichen noch heute vom Großteil der Forschung gestützt wird (Glass 1986, S. 6–9; vgl. aber Tilvis 1957, S. 210–212). Logische Folge davon war, dass nun eine gemeinsame Quelle für z/Z und C (daraus R) anzusetzen war, die aber – über C hinausgehend – weitere biographische Episoden aus dem Leben des Helden beinhalten musste, und zwar insbesondere jene, die sich in z/Z und R finden (Foerster 1899, S. XLI–XLVII; ähnlich Rosenhagen 1897, S. 154). Wendelin Foerster hingegen sah die Quellen für C ausschließlich und unmittelbar in mündlichen Erzählungen bretonischer Sänger (Foerster 1899, S. LXVIf.). Damit wäre die ›Charrette‹ die erste erhaltene und vor allem die erste längere Lancelot-Dichtung überhaupt, die biographischen Romane R und z/Z hätten gewissermaßen die Keimzelle der Entführungs- und (bei R) Liebesgeschichte aus C um weitere Zutaten erweitert, die wiederum anderen Romanen Chrestiens (›Yvain‹, ›Perceval‹; für die Parellelen siehe Kap. II.6.1.1) entnommen worden wären (vgl. auch Foerster 1914, S. 75*–87*).37 Das ›welsche Buch‹ wäre so erst knapp vor Ulrichs Übersetzung anzusetzen, bestimmt erst nach 1180. Die Lancelot-Sage wird zur genialischen Erfindung Chrestiens, als einziges ›altes‹ Motiv wird die Herkunft bzw. Erziehung Lancelots beim See/durch eine Dame vom See akzeptiert, da dies auch bei Chrestien durch den Namen (del Lac) gesichert ist (Bruce 1928 I, S. 214f.). Diese Datierung des ›Lanzelet‹ nach der ›Charrette‹ durch Foerster 1899, S. XLV– XLVII (vgl. Richter 1934, S. 46f.) ist nicht zuletzt als Huldigung an ›seinen‹ Chrestien zu verstehen (und verstanden worden), um diesem die Priorität auch unter den LancelotDichtungen zu sichern. Die Argumentation Foersters, die Vorlage Ulrichs sei in der Handlungsführung ›schwach‹ – hierüber ließe sich streiten – und daher ›spät‹, wird alleine dadurch absurd, dass zwischen der ›Charrette‹ (siehe oben) und 1194 (dem Terminus ante quem für Ulrichs Vorlage) allerhöchstens 20 Jahre liegen. Die meisten Forscher schlossen sich daher zunächst Gaston Paris an, der das ›welsche Buch‹, den biographischen Roman, vor der ›Charrette‹ um 1160 ansetzte, gleichsam mit der umgekehrten Argumentation: schlecht = früh (Paris 1881, S. 471; wieder Paris 1890, S. 247; Paris 1893, S. 166f. [gegen Golther 1892, S. 169]).38 Für Samuel Singer ist insbesondere die im Reim gesicherte Nebenform von Artûs, Artiur, ein Beleg dafür, dass Ulrichs Quelle zu den vor-chrestienschen Artusepen rechne37 Foerster folgen Golther 1892, S. 169; Golther 1900, S. 3f.; Bruce 1928 I, S. 206–216; Holmes 1962, S. 175 geht sogar so weit, in der ›Charrette‹ die einzige Quelle des ›Lanzelet‹ zu sehen. 38 Vgl. Wechssler 1898, S. 156f.; Weston 1902, passim, zusammenfassend S. 43; Zenker 1926, S. 68f., 92–102; App 1929, S. 15f., 23; Webster 1934, S. 203; Sparnaay 1933/38 I, S. 120 mit Anm. 1 und II, S. 29, Anm. 2; Richter 1934, S. 47; Micha 1950, S. 351f.; Norman 1965, S. 287; Wachsler 1972, S. 191 u. ö.; implizit auch Krause 1985, S. 49 u. ö.
Stoffgeschichte
931
te, da sich diese Form bei Chrestien nur an einer Stelle (Erec/CdT 1992) findet und in den deutschen Romanen sonst nirgends (Singer 1898a, S. 435; vgl. K zu V. 1264). Singer würde die Vorlage daher »in recht alte Zeit [...] hinaufrücken« (Singer 1910, S. 50), einer genaueren zeitlichen Verortung enthält er sich, scheint aber mit Paris’ Datierung einverstanden (Singer 1916b, S. 124). Auf jeden Fall spiegle der Roman »eine ältere Stufe der Sage von Lancilot«, wodurch er mehr für die französische als für die deutsche Literaturgeschichte von Interesse wäre (Singer 1916a, S. 19; Letzterem schließt sich Golther 1922, S. 233f. an). Auch Foersters – gegenüber Märtens und Paris – geradezu diametral verkehrtes Stemma blieb nicht ohne Widerspruch. Am intensivsten vertritt Kenneth G. T. Webster die Auffassung, Ulrichs Roman spiegle – als quellentreue Übersetzung eines französischen Originals (O) – die Urfassung des Lancelot-Stoffes sehr genau wider (Webster 1934). Man könne diese »old Lancelot biography« auch »Lancelot’s quest for Iblis and Dodona« nennen (Webster 1951, S. 124). Auf O beruhten wiederum C (eine Kombination dieser Lancelot-Biographie und der Orgeluse/Gawain-Handlung im ›Perceval‹) und R, im Wesentlichen liegt also Märtens Stemma vor, allerdings in vereinfachter Form (mit getilgten oder zumindest nicht erwähnten Zwischenstufen). Webster entwickelt diese Schlussfolgerung über einen Vergleich von Z mit C und Z mit R (siehe Kap. II.3.2), wobei die jeweiligen Gemeinsamkeiten (von Z/C und Z/R, nicht nur von Z/C/R) der Fassung O, wie Z und R ein biographischer Roman, zugeschrieben werden: Lanzelets Jugend (Tod des Vaters, Entführung durch die Dame vom See, Erziehung durch dieselbe), diverse Einzelheiten (Freundschaft Lancelot – Gawein, ein besonderes Turnier, Lancelots Gefangenschaft etc.), Rückeroberung des väterlichen Königreichs, Wiedersehen der Mutter. Jene Passagen aus Z, die sich weder in C noch in R finden (z. B. Lanzelets Besuch bei Johfrit de Liez, das wunderbare Zelt, die Figuren Lout und Esealt, die ›britische‹ Landschaft rund um Malducs Burg, die Elidia-Episode, die Mantelprobe), stellt Webster ebenfalls zu O, wofür in erster Linie die (etwas fragwürdig ›bewiesene‹) Quellentreue Ulrichs spräche. Dass diese Episoden auch stilmäßig, etwa wegen ihres archaischen Charakters oder als typische Ingredienzien eines Artusromans, in das ältere Original gehörten, beruht freilich lediglich auf der persönlichen Einschätzung Websters. So ist Websters Hypothese zwar gut möglich, reicht aber kaum über Märtens Untersuchung hinaus und kann vor allem über eines nicht hinwegtäuschen: Dass die Gemeinsamkeiten zwischen Z, C, und R über weite Strecken doch eher selten und oft oberflächlicher Natur sind, und dass es keineswegs ausgemacht ist, dass Ulrich immer das Ursprünglichere tradiert. Damit sind die wesentlichen Argumente im Streit um die Bezüge zwischen den drei Texten gesagt. Der größere Teil der späteren Studien lässt sich in die beiden Lager Märtens/Paris oder Foerster einordnen. Für die Priorität Ulrichs bzw. des ›welschen Buches‹ traten, zumindest implizit, eine Reihe von Forschern ein, die Ulrichs Roman zu Vergleichszwecken als ›Rohstoff‹ der Lancelot-Geschichten heranzogen (so bereits Lot 1918, S. 166–169). Jean Frappier etwa äußert sich zwar nicht explizit zu quellenkritischen Fragen, bedient sich jedoch Ulrichs Roman, um die Kindheitsgeschichte des ›Prosa-Lancelot‹ mit seiner vermeint-
932
Forschungsbericht
lichen anglonormannischen Quelle (die eben in Ulrichs Roman ziemlich unverändert konserviert sei, also das ›welsche Buch‹) zu vergleichen (Frappier 1949, bes. S. 271f.). Richter 1934, S. 30 sieht sich – vermutlich auf Grund der engen Verwandtschaft der Kindheitsgeschichte im ›Lanzelet‹ und im ›Prosa-Lancelot‹ – dazu veranlasst, hierin die »Urfabel« des Lanzelet-Stoffes zu sehen. Hendricus Sparnaay geht davon aus, dass der Autor des ›welschen Buches‹ im Prinzip genauso arbeitete wie Chrestien: Er sammelte älteres (mündliches) Erzählgut und baute daraus eine mehr oder weniger zusammenhängende Geschichte um seinen Helden, wenn ihm dies auch (nach Sparnaay) viel weniger glückte als seinem berühmten Zeitgenossen, sodass sein biographischer Roman »an Arthurian romance in its most elementary stage« – nämlich nur wenig weiter entwickelt als das zusammenhanglose Repertoire von professionellen Geschichtenerzählern – sei. Dabei hätte der unbekannte Dichter schlichtweg anderes Lancelot-Material verwendet als Chrestien in seiner ›Charrette‹. Auch die Enfances hätte der Anonymus einer anderen Quelle entnommen als der ›Prosa-Lancelot‹, da die Unterschiede das Gemeinsame überwiegen (Sparnaay 1959, S. 438f.). Karl Otto Brogsitter sieht, ähnlich wie schon Märtens, den Kern der Lancelot-Fabel in einer simplen Lancelot-Geschichte, die zur Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden wäre und aus der Chrestien wie auch der Verfasser des ›welschen Buches‹ geschöpft hätten. Den Ursprung der Ehebruchsgeschichte(n) vermutet er in der ›Vita Gildae‹ (vgl. K zu V. 6725–7425). Die restlichen Motive wären schließlich aus der Märchen-, Wunder- und Zauberwelt anderer zeitgenössischer Erzählungen, aus Antikenromanen, aus Jenseits- und Visionsliteratur oder aus Reiseberichten gekommen, genauere Angaben fehlen (Brogsitter 1971, S. 84). Debora B. Schwartz verfolgt einen sehr ähnlichen Ansatz wie Webster, allerdings ohne auf diesen zu verweisen, wenn sie den ›Lanzelet‹ als Basis für ihre Deutung von Chrestiens ›Charrette‹ heranzieht. Der ›Lanzelet‹ resp. das ›welsche Buch‹ ist hier zwar nicht unmittelbare Vorlage Chrestiens, jedoch wesentlicher Teil der matière, die Chrestien vorgelegen haben mag. Schwartz’ Deutung stellt demnach ab auf die Änderungen, die Chrestien gegenüber seiner vermeintlichen Vorlage vorgenommen hätte (Schwartz 1996).39 Andere wiederum glaubten an die Abhängigkeit des ›Lanzelet‹ bzw. seiner Vorlage von den Romanen Chrestiens, wenn auch nicht notwendigerweise von der ›Charrette‹. Kurt Ruh etwa setzt für den ›Lanzelet‹ zumindest ›Erec‹ und ›Yvain‹, vielleicht auch den ›Perceval‹ voraus, eventuell auch Andreas Capellanus, jedoch keine Kenntnis der ›Charrette‹: Der ›Lanzelet‹ basiere auf einer anderen Lancelot-Tradition, seine Abhängigkeit 39 Minnethematik: An die Stelle der lockeren Handhabung von Liebe bzw. Minne im ›Lanzelet‹ tritt bei Chrestien der selbstvergessene, passionierte Liebhaber Lancelot. Lanzelet überlistet Iblis, um das Fierbaiser-Abenteuer bestehen zu können; Lancelot würde niemals gegen den Willen seiner Minnedame handeln. Namensuche: Statt unentwegt nach Ruhm und Ansehen als bester Ritter zu streben wie Lanzelet, der seine Identität suchen muss, kümmert sich Lancelot nicht um seine persönliche Stellung, er kennt seinen Namen und seine Identität, verschweigt sie aber. »... the well-known womanizer ›Lanzelet‹ transformed into a fin’amant by the power of love« (S. 22).
Stoffgeschichte
933
von Chrestien sei rein strukturell-modellhafter Natur (Ruh 1975, S. 49f.; Ruh 1980, S. 36; Ruh 1982, S. 5; vgl. Kap. II.5.2.4; vgl. Bertau 1983, S. 30; Martin, A. 1984, S. 46; Ranawake 2000, S. 49; vorsichtig Neugart 1999, Sp. 65). Haug 1978, S. 52, Anm. 65 (vorsichtiger S. 15) schloss sich dem an und nahm auch die Priorität und Kenntnis von Chrestiens Lancelot-Roman an; stellte sich zugleich aber gegen ein traditionelles stoffgeschichtliches Denken, mit dem insbesondere der Motivkomplex der Entführung Ginovers nicht gefasst werden könnte (vgl. K zu V. 4981–5025). Auch für Pérennec (Pérennec 1979, S. 33–37; vgl. Pérennec 1984a II, S. 75–82; Pérennec 2004, S. 28–30 gegen Grubmüller [siehe unten]) setzt der ›Lanzelet‹ den Strukturentwurf des chrestienschen Artusromans voraus (vgl. Brogsitter 1984, S. 19; Huber 1988, S. 364; Ringeler 2000, S. 196 und Anm. 57; dagegen Bräuer 1990, S. 247). Pérennec 1984b, S. 181 wiederholt die These, zumindest den ›Erec‹ müsste der Autor des ›welschen Buches‹ gekannt haben. Stemmatische Fragen im Hinblick auf die Lancelot-Tradition jedoch scheint Pérennec für wenig zielführend zu halten, der Interpretation des ›Lanzelet‹ als ursprünglich steht immer zugleich die Deutung als Reduktion (vgl. Haug) des chrestienschen Schemas und damit Ulrichs Posteriorität gegenüber (S. 181–183; vgl. K zu V. 44–45). Die stofflichen Parallelen zwischen ›Lanzelet‹ und ›Charrette‹ seien von so geringer Zahl, dass der ›Lanzelet‹ nur als Kontrastmodell zu Chrestien in Frage kommt, wobei man freilich nicht den ›Lanzelet‹ als autonomen Text vergessen sollte (S. 183–187). Nicht ganz klar ist, was Mertens 1984, S. 302 meint, wenn er das ›welsche Buch‹ in der zeitlichen Umgebung der Romane Chrestiens entstanden denkt. Soll damit auch eine gegenseitige Kenntnis suggeriert werden? Mertens hält ›Lanzelet‹ und ›Charrette‹ für voneinander unabhängig, »es sei denn, man sähe in Chrétiens Fassung einen Gegenentwurf im Geist der höfischen Minneideologie: der existenziell treue Karrenritter gegen den viermal verheirateten Lanzelet.« Damit bezieht er die Gegenposition zu Ruh, Haug etc. Über das Schema hinaus gehen einige neuere Studien zur Thematik, die allesamt das streng stemmatische Denken tendenziell ablehnen und versuchen, die historischen Prozesse zumindest ungefähr über interpretatorische Operationen am Textmaterial fasslich zu machen. Vor allem Richard H. Krause (Krause 1985) unternimmt eine umfängliche Neusichtung der Argumente, die auf Bezüge des ›Lanzelet‹ bzw. des ›welschen Buches‹ vor allem zu Chrestiens und Hartmanns Werken abzielen. Das erste Mal liegt damit eine Studie vor, in der das Material nicht nur systematisch gesammelt verfügbar ist, sondern die auch konsequent zwischen dem ›welschen Buch‹ und dem ›Lanzelet‹ zu unterscheiden versucht. Am Beginn der Untersuchung steht die Frage nach dem Verhältnis des ›welschen Buches‹ zu Chrestiens Werken. Krause versucht zu zeigen, dass sämtliche Parallelen, die der ›Lanzelet‹ bzw. das ›welsche Buch‹ zu ›Perceval‹ (S. 15–20), ›Yvain‹ (S. 20–23), ›Cligès‹ (S. 23–26) oder ›Erec‹ (S. 26–28) aufweisen, entweder nicht stichhaltig sind oder zugleich eine Parallele in der ›Charrette‹ (S. 28–43) haben, sodass die Annahme von weiteren Beziehungen überflüssig wird. Einzig die Jagd des Weißen Hirsches im ›Erec‹ (vgl. K zu V. 6730–6738) ist auf diese Weise nicht erklärbar. Sollte man nichtsdestotrotz
934
Forschungsbericht
Querverbindungen außer jene zur ›Charrette‹ annehmen wollen, wäre Chrestien in allen Fällen der Nehmende.40 Das ›welsche Buch‹ sei, wie von Weston (siehe Kap. II.3.5) vorgeschlagen, als Komposition verschiedener Lais mit ursprünglich keltischen Stoffen anzusehen, wobei das ›welsche Buch‹ zeitlich sogar vor Chrestiens ›Erec‹ zu setzen wäre (S. 43–49): Chrestien erwähnt Lancelot im ›Erec‹ und im ›Cligès‹, der Beiname du Lac ist nur bei Ulrich verständlich, generell sind die Namen im vermeintlichen ›welschen Buch‹ besser in die Handlung integriert (vgl. K zu V. 44–45, 1264, 5034–5072, 6052). Das einzige Gegenargument ist die wichtige Rolle, die Erec im ›Lanzelet‹ zukommt, was Krause mit einem Hinweis auf mögliche weitere (mündliche) ›Erec‹-Traditionen auflöst, von denen sich Chrestien selbst explizit distanziert (Erec/CdT 19ff.). So gesehen steht nichts gegen die Annahme, dass das ›welsche Buch‹ zumindest einen gewichtigen Teil der matière für Chrestiens ›Charrette‹ ausmachte. Der zweite Teil der Studie gilt der Frage nach der relativen Chronologie der deutschsprachigen Artusromane. Nachdem Krause den ›Lanzelet‹ vor den ›Wigalois‹ (S. 74–77; vgl. K zu V. 1265) platziert hat, wird auch in der Verbindung ›Lanzelet‹ – ›Parzival‹ Wolfram in allen Punkten – so überhaupt Parallelen vorliegen – als der Nehmende dargestellt.41 Ulrich könnte das Vorbild, Muster, der ›Lanzelet‹ ein stoffliches Reservoir für Wolfram gewesen sein, über das er nach den ersten ›Parzival‹-Büchern hinauswuchs. Der springende Punkt ist sodann der Vergleich mit Hartmanns ›Erec‹ (S. 89–114). In einigen Fällen, wo ›Erec‹ und ›Lanzelet‹ gemeinsam eine Parallelstelle mit ›Eneide‹ oder ›Tristrant‹ teilen, wäre Ulrich als Vermittler zwischen den beiden anderen Texten zu sehen (vgl. K zu V. 1980–1981, 4471–4481, 5798, 8866). Wenig aussagekräftig sind Namen und Motive, wenn sie bei Chrestien, Hartmann und Ulrich begegnen, da in diesen Fällen der Kontakt schon auf französischer Seite stattgefunden habe. Will man trotzdem konkrete Verbindungen annehmen, sei wiederum Ulrich der Gebende, da hier die Namen stärker in der Handlungskontext eingebunden seien.42 Vor allem sind es schließlich die Motive, die sich nur Hartmann und Ulrich teilen, bei denen Ulrichs Priorität deutlich wird (vgl. K zu V. 2801–3525, 4760–4911, 8498ff.). Für die absolute Chronologie hieße dies, dass der ›Lanzelet‹ in kürzester Zeit, etwa bis 1195, hätte abgefasst werden müssen, unmittelbar danach der ›Erec‹ 1196/97, dann ›Gregorius‹ und ›Armer Heinrich‹ bis 1199 und der ›Iwein‹ vor 1202/04 (S. 114f.). Auch abgesehen von der sehr knappen Chronologie, können Krauses Ergebnisse nicht restlos überzeugen. Zwar ist die Studie in sich schlüssig, fragwürdig indes sind die zu Grunde liegenden Überzeugungen: Die bessere Integration einer Episode in ein Werk spricht nicht unbedingt für das höhere Alter des Textes. So könnte man etwa für Dodi40 Die einzelnen Ergebnisse sind im Kommentar ausgewertet: zum ›Perceval‹ K zu V. 180–303, 849– 1112, 4704–4711, zum ›Yvain‹ K zu V. 3871–3919, zum ›Cligès‹ K zu V. 2801–3525, zum ›Erec‹ K zu V. K zu V. 420–441, zur ›Charrette‹ K zu V. 420–441, 849–1112, 2326–2331, 2801–3525, 3940–3947, 4704–4711, 4981–5025, 7146. 41 Zu den übereinstimmenden Namen K zu V. 331–333, 448, 734, 2630, 2670, 2936, 3052, 3131–3135, 3188, 6032, 7098, 8000, 9015–9016, zu Motiven K zu V. 180–303, 403ff, 466–668, 1454–1481, 2855, 4428–4429. 42 Namen: K zu V. 44–45, 734, 1556, 2629, 2630, 2781, 2936, 5898, 6017, 6052, 6597, 6891, 7098, 7185, 7844, 8076; Motive: K zu V. 420–441, 1454–1481, 6730–6738.
Stoffgeschichte
935
nes (vgl. K zu V. 7098), dessen Epitheton ›der Wilde‹ nur im ›Lanzelet‹ von der Handlung her motiviert ist, genauso gut annehmen, dass ein späterer Autor ein bei Chrestien bzw. Hartmann nebuloses Epitheton zu einer Episode ausgestaltete. Mehrfachbezüge, also die Referenz auf mehr als einen Text, wie sie Krause kategorisch ausschließt, könnten durchaus möglich gewesen sein. Das Auftreten eines Motivs oder eines Namens im ›Prosa-Lancelot‹ und bei Ulrich ist noch lange kein sicherer Beleg, dass das Motiv oder der Name ursprünglich Teil der Lancelot-Tradition sind, zumal der Prosaroman in hohem Maße kompendialen Charakter hat. Überdies wären auch Entlehnschemata wie: Chrestien > ›welsches Buch‹ > Prosaroman durchaus denkbar. Ergibt sich eine Übereinstimmung zwischen Chrestien und Ulrich, ist dies kein Beleg dafür, dass die Bezugnahme schon auf französischer Seite erfolgt sein muss, wenn eine Parallele auch bei Hartmann oder Wolfram steht. Je länger man Krauses Argumente reflektiert, desto mehr gewinnt man den Eindruck, als lachten einem die Aporien der Stoffgeschichte ins Gesicht. Klaus Grubmüller lässt die stemmatisch-chronologische Frage zunächst offen, der ›Lanzelet‹ stelle einen »Typus von Artusroman dar, der noch viel näher an den Quellen bleibt« (Grubmüller 1988, S. 224). Ob man ihn aber als ein Werk betrachten sollte, dass von Chrestiens Formwillen noch nicht erreicht wurde, oder als einen Roman, der sich seinem Einfluss verweigert (S. 225)? Wenig später (Grubmüller 1991, S. 6f., Anm. 16) wiederholt er seine Ansicht, betont aber zugleich, dass der ›Lanzelet‹ auf keinen Fall eine Banalisierung des chrestienschen Modells oder ein Gegenentwurf dazu (Ruh, Pérennec) wäre. Die Ausformulierung und Begründung der These folgt in einer weiteren Studie (Grubmüller 1993; vermutlich danach Gürttler 1996, S. 184; zweifelnd Ranawake 2000, S. 48). Grubmüller referiert zunächst die ›alte‹, arrivierte These von Chrestien als Schöpfer des Artusromans. Auf ihn zurück gingen die ethischen Verhaltensweisen und das ideelle Thema der Romane, das Strukturmodell der Handlung, das Personeninventar und eine Reihe von Motiven, die Chrestien aus älterem Material bezogen, jedoch entscheidend überformt hätte. Dem gegenüber repräsentiert der ›Lanzelet‹ andere Verhaltensweisen und Themen (Minnekonzeption, Mord etc.), ein anderes Strukturmodell. Lediglich das Personeninventar und die einzelnen Motive weisen mehr oder weniger große Überschneidungen auf, wenn auch die Motive im ›Lanzelet‹ ursprünglicher wirken, weniger stark reinterpretiert sein mögen. Grubmüller exemplifiziert das Problem an der Figur des Königs (vgl. Johnson, L. 1999, S. 147). Artus ist bei Chrestien Exempel, ein statischer Ruhepol und Repräsentant eines Ideals. Diese Konzeption klingt auch bei Ulrich an, Artus als höfischer König, der Feste feiert und einrichtet oder auf die Jagd nach dem Weißen Hirsch geht (V. 1270, 1266–1275, 1355, 2946, 2947, 3406, 4947–4948, 2286ff., 2469–2470, 5574ff., 6697, 6733). Daneben jedoch zeichnet sich ein anderes, mit Chrestien unvereinbares Artusbild ab, das den König als aktiven Ritter zeigt. Zum einen betrifft dies das Turnier zu Djofle, zu dem der König mit seinem gesamten Hof aufbricht. Zum anderen ist es vor allem die Befreiung der Königin, an der der König maßgeblich beteiligt ist. Wenn er zunächst nicht selbst gegen Valerin antritt und sich durch Lanzelet vertreten lässt, könnte dies
936
Forschungsbericht
auch ein Reflex der gelebten Rechtspraxis des 12. Jahrhunderts sein. In dieser Hinsicht also erinnerte der ulrichsche Artus viel eher an den König bei Geoffrey of Monmouth, bei Wace oder in der ›Vita Gildae‹. Ähnliches wie zur Artusfigur ließe sich zu sämtlichen zuvor genannten Punkten anführen. Alle entscheidenden Errungenschaften des chrestienschen Artusromans fehlen bzw. sind nur in Partikeln vorhanden. Der springende Punkt ist nun die Frage: Ist Ulrich ›programmatisch normal‹ oder ›ziemlich normal‹ (S. 147)? Setzt er, wie gemeinhin angenommen wird, Chrestien voraus, oder nicht? Grubmüller optiert für die zweite Option: »Ein Gegenmodell kann nicht dadurch entstehen, daß alles Entscheidende und Prägende bloß nicht zur Kenntnis genommen wird; es bedürfte dafür eines sehr viel entschiedeneren (oppositionellen) Bezuges.« (S. 148) Das bedeute freilich keineswegs, dass der ›Lanzelet‹ die Vorlage für Chrestien war.43 Es lägen lediglich »die gleichen halbgeformten Materialien (Episoden, Figuren, Konstellationen, vielleicht auch Verlaufsformen) [zu Grunde], von denen auch Chrestien ausgegangen sein muß« (S. 149). Volker Mertens (Mertens 1998, S. 97, 99f.) folgt Grubmüller, was seine Bewertung der Artus-Figur bei Ulrich und die Stellung des ›Lanzelet‹ zu den Romanen Chrestiens angeht. Allerdings kann sich Mertens offenbar nur schwer vorstellen, dass der Autor des ›welschen Buches‹ Chrestien nicht gekannt habe, sodass der ›Lanzelet‹ als »Alternativund nicht als Gegenprogramm« (S. 100) zu lesen sei. Der ›Lanzelet‹ setze Chrestiens Romane zumindest bis zum ›Yvain‹ voraus, nehme aber nicht kritisch dazu Stellung (als ›Gegenprogramm‹). Dabei hält es Mertens überdies für gut möglich, dass Ulrich stärkere parodistische Züge seiner französischen Vorlage gemildert hat, da das deutsche Publikum mit solchen Spitzen gegen Chrestien wenig anzufangen gewusst hätte. Mertens versucht also zwischen den Extrempositionen zu vermitteln, gerät damit aber in einen sehr vagen Bereich (was genau ist der Unterschied zwischen ›Alternativ-‹ und ›Gegenprogramm‹?). Einen völlig anderen, unkonventionellen Zugang versucht Danielle Buschinger (Buschinger 2001b; Buschinger 2003) im Anschluss an die Thesen Wolfgang Spiewoks (siehe Kap. II.5.3.2). Der ›Lanzelet‹ wird als genuin deutschsprachiges Werk gesehen und neben ›Krone‹, ›Daniel‹ oder ›Tandareis‹ in die Reihe der ›post-klassischen‹ Artusromane gestellt. Der Text sei aus diversen Motiven und Episoden unterschiedlicher Romantraditionen (Artusroman, Alexanderroman etc.) zusammengestoppelt, Ergebnis sei ein »patchwork« (Buschinger 2003, S. 14), gearbeitet nach französischen und deutschen Quellen, mit deutlich parodistischen Zügen in Richtung des arthurischen Heldentums.44 Einher geht eine Spätdatierung ins frühe 13. Jahrhundert. Damit ist die These des Epigonentums Ulrichs auf die Spitze getrieben. Jedoch sind die Überlegungen letztlich weder falsi- noch verifizierbar, woraus Buschinger selbst keinen Hehl macht. Ich zweifle vor allem an der Grundvoraussetzung der Hypothese: 43 Die entsprechende These Websters (siehe Kap. II.3.2) hält Grubmüller für »absurd« (S. 148f., Anm. 44). 44 Zu den einzelnen Versatzstücken vgl. K zu V. 403ff., 420–441, 466–668, 1951–1977, 2297, 2630, 2781, 2801–3525, 2890, 3871–3919, 3940–3947, 4760–4911, 5811–6201, 6234, 6730–6738, 6891, 7817– 7939.
Stoffgeschichte
937
Nichts spricht für die Annahme einer Quellenfiktion (siehe Kap. II.5.3.2 zu Spiewok), ja die Konkretheit von Ulrichs Angaben (Richard Löwenherz, Geiselnahme, Hugh de Morville) legt es nahe, im Zusammenhang mit einer hypothetischen Quellenfiktion geradezu von Betrug zu sprechen. Ein Betrug, der vielleicht ironisch rezipiert worden sein könnte, doch: cui bono? Eine Wahrheitsbeteuerung wäre das jedenfalls wohl kaum, zumal Hugh de Morville durch seine vermutliche Beteiligung am Mord an Thomas Becket nicht eben eine Identifikationsfigur par excellence ist (kritisch zur Hypothese einer Quellenfiktion auch Pérennec 2004, S. 36–39). Im Endeffekt ist also auch hier nichts zu beweisen, die Frage nach Stemma und Priorität ist offen (Schiewer 1997; Wehrli 1997, S. 296; Bumke 2000, S. 218), Grund ist erneut die mangelhafte Kenntnis des ›welschen Buches‹. Nach wie vor ungelöst, und wegen der konstanten Überlieferungssituation wohl auch unlösbar, sind die Fragen: wie es kommt, dass R, besonders durch die Kindheitsgeschichte des Helden, zwischen C und Z steht;45 und welche der beiden Lancelot-Geschichten nun die ältere ist: jene mit oder jene ohne (so meistens, wie Paris 1881, S. 486–496 als erster postulierte; vgl. Brown 1919/20, S. 362–365) der ehebrecherischen Liebe zur Königin. Kaum in Rechnung gestellt wurde, abgesehen vom ›welschen Buch‹ und dem komplexen Stemma von Märtens, die Möglichkeit von verlorenen Romanen (vgl. Singer 1903, S. 170; Richter 1934, S. 145, Anm. 102). Besonders die Annahme eines weiteren deutschen Lancelot-Romans durch Gustav Rosenhagen, welcher Vorlage für Pleiers ›Tandareis‹, Wolframs ›Parzival‹ und Strickers ›Daniel‹ gewesen sein könnte, wirkt plausibel, wenn sie auch letztlich nicht nachweisbar ist (vgl. K zu V. 1357–2249, 2801–3525). Eine solche Dichtung könnte auch Heinrich von dem Türlin vorgelegen haben (Paris 1883, S. 505–508), wenngleich seine Anspielungen auf die Lancelot-Geschichte zu unbestimmt sind, als dass hier auch nur annähernd Gewissheit herrschen könnte. Otto Warnatsch ging wiederum von einem verlorenen Lanzelet-Roman Heinrichs von dem Türlin selbst aus (vgl. K zu V. 180–303, 4706, 5811–6201; dagegen Kratz 1977). In der neueren Forschung wurde das streng stemmatische Denken dadurch aufgeweicht, dass R nicht als Produkt einer stringenten Überlieferung, sondern als umfassende Kompilation aus verschiedensten Texten gesehen wurde. Gleiches könnte auch für Z gelten. Die Annahme von Parallelquellen, die auf ähnliche Weise eine ähnliche Geschichte erzählen, fand allmählich Eingang auch in die ›Lanzelet‹-Forschung. Doch auch damit sind die Probleme, die von den drei Texten aufgeworfen werden, keinesfalls geklärt. Die prinzipielle Krux liegt ein weiteres Mal in der Frage, ob ein historischer Prozess vom Einfachen zum Komplexen und Komplizierten oder umgekehrt fortschreitet (vgl. die Kritik an Krause).46 Weder das eine noch das andere Denkschema 45 C, Z und R berichten von der Erziehung des Helden in einem Feenreich, doch während dies in C nur angedeutet und bis zu einem gewissen Grad als Allgemeinwissen vorausgesetzt wird, sind die Schilderungen von R und Z wesentlich ausführlicher – gerade was die Geburt und Entrückung des Helden ins Feenreich angeht – und eng miteinander verwandt. 46 Absurd ist freilich der bis ins späte 20. Jahrhundert zu beobachtende Geniekult um Chrestien, der nur ihn als ›Schöpfer‹ des Artusromans in Frage kommen lassen will. Das einzige, was daraus ableitbar ist, ist die Befindlichkeit des jeweiligen Autors.
938
Forschungsbericht
ist generalisierbar, die beiden Optionen stehen unvermittelt und gleichwertig nebeneinander. Und selbst wenn man hier eine Entscheidung fällen könnte, bliebe die Frage nach der relativen Positionierung der drei Texte schwierig. Der alte Vorwurf von der unmotivierten, zusammengestückelten Handlungsführung des ›Lanzelet‹ hat längst der Überzeugung Platz machen müssen, dass der ›Lanzelet‹ ebenso gut wenn nicht besser motiviert ist als die Romane Chrestiens, aus dem Schema einfach/roh – komplex wurde allmählich die Dichotomie geschlossen – offen. Und dies ist vielleicht das eigentlich bemerkenswerte und überraschende Ergebnis dieser Thematik: Der ›Lanzelet‹ weist dort, wo Parallelen anzunehmen sind, oftmals eine straffere Motivierung und größere Geschlossenheit auf als die zum Vergleich herangezogenen Romane.
3.5
Keltische und/oder märchenhafte Elemente In diesem Abschnitt sind mitunter recht verschiedene Arbeiten versammelt, denen aber gemeinsam ist, dass sie den ›Lanzelet‹ auf welche Weise immer aus märchenhaften bzw. keltischen Erzählungen herzuleiten versuchen; oder dass sie gegen diese Möglichkeit Partei ergreifen. Nirgends in der ›Lanzelet‹-Forschung schlugen die Wogen der Empörung so hoch wie bei dieser Frage, kam es zu ähnlich persönlichen und scharfen Polemiken (ein extremes Beispiel ist die Arbeit Stefan Hofers). Letztendlich mag ein Mittelweg zwischen den Extrempositionen am wahrscheinlichsten sein; wahrscheinlich in dem Sinne, dass die Parallelen zu keltischen Erzählungen oder zur keltischen Mythologie schwer in Abrede zu stellen, in der Dichte, wie sie etwa Roger Sherman Loomis plakativ postulierte, aber auch nicht haltbar sind. Auf jeden Fall sollte die Tatsache nicht aus den Augen verloren werden, dass das Aufzeigen von Motivparallelen in keinster Weise zum Verständnis des Textes beiträgt, die eventuell im ›Lanzelet‹ vorhandenen Mythologeme sind nur diachron als solche erkennbar, spielen und spielten aber für eine synchrone Rezeption keine Rolle.
3.5.1
Pro
Schon die erste ausführliche Arbeit zu dem in der Überschrift angesprochenen Themenkreis stellt in ihrer Art eine Besonderheit dar und lässt sich schwer einordnen. Es handelt sich um die Studie von Jessie L. Weston über »The Legend of Sir Lancelot du Lac«, die mit ihrer These ein gewisses Aufsehen erregte, dass der Lancelot-Stoff keineswegs zu den alten Sagenkreisen rund um König Artus gehört hätte, sondern vielmehr erst eine späte Zutat aus dem 12. Jahrhundert darstellte. Beweis ist ihr das gänzliche Fehlen der Figur in vor-chrestienscher Überlieferung. Umso mehr erstaunt, dass ihm Chrestien schon in seinen frühen Werken die zweite Stelle nach Gawein in der Rangliste der Artusritter zuweist (Erec/CdT 1674; Cligès 4765ff. – Gawein rangiert stets an erster Stelle, der zweite Platz wechselt, Lancelot ist jeweils Dritter), während er ihn im ›Yvain‹ nur beiläufig erwähnt (Yvain 4735–4749) und im ›Perceval‹ den Namen ganz verschweigt (Weston 1901, S. 1–7; vgl. Bruce 1928 I, S. 192f.; Ruh 1980, S. 36; Kerth, Th. 2005, S. 1). Ein weiteres Indiz wäre die (nach Weston) germanische, also nicht-keltische Herkunft des Namens (siehe K zu V. 4706). Lancelot wäre demnach »no part of the insular Arthurian tradition« (ebd., S. 10).
Stoffgeschichte
939
Weston postuliert von hier ausgehend, dass der Lancelot-Stoff und vor allem der ›Lanzelet‹ nichts anderes als eine Kompilation einer Reihe von Lais wären, die von diversen namenlosen Helden verschiedene Geschichten erzählen (vgl. Wachsler 1972, S. 260; Richter 1934, S. 66; Ó Riain-Raedel 1978, S. 193): die Mantelprobe, der Fier baiser, die Fraueninsel mit Fee etc. Kern der Lancelot-Geschichte sei die Entführung eines Königssohns durch eine Dame vom See, also der ›größte gemeinsame Teiler‹ aller Lancelot-Geschichten: »there is but one thing, and one only, fixed and certain, he is Lancelot du Lac« (S. 21). Der ›Lanzelet‹ repräsentiere dieses stoffgeschichtlich zentrale Motiv noch am deutlichsten, weil es hier am besten motiviert sei (vgl. K zu V. 180–303). Überdies stelle er die älteste und ›archaischste‹ Ausprägung des Stoffes dar, wovon in erster Linie die missglückte Konstruktion und der häufig märchenhafte Charakter (vgl. K zu V. 5034–5072) zeugten. Die Genover-Entführung könnte ebenfalls aus diesem zentralen Motiv abgeleitet sein, da in der ›Krone‹ (Kr 24517–24520) eventuell ein Hinweis auf ein sexuelles Verhältnis Lancelots zur Meerfee zu finden ist; dies wäre mit dem bereits alten Motiv von der Gefangenschaft Ginovers in der Anderwelt kombiniert worden. Den großen Erfolg des entsprechenden Lais schreibt Weston seiner Melodie zu; wäre auch der Text von hoher Qualität gewesen, wäre er bestimmt überliefert (Weston 1901, S. 17–25 u. ö.). Ein Jahr später präzisierte und erweiterte Weston ihre Thesen (Weston 1902) im Rahmen einer Untersuchung des Motivs vom dreitägigen Turnier mit wechselnder Rüstung. Sie versucht zu zeigen, dass das Motiv ursprünglich aus Volkserzählungen und Märchen stamme und von dort aus in die Romanliteratur Eingang gefunden habe. Daraus schließt sie auf mehrere altfranzösische Lancelot-Dichtungen, von denen eine – die Vorlage von Ulrichs ›Lanzelet‹ – vielleicht von Walter Map um 1160 gedichtet worden wäre, da dieser in Ipomedon 7186 als Erzähler der Turniergeschichte erwähnt wird (siehe Kap. II.3.1). Damit erscheint der Lancelot-Stoff zunächst als eine Redaktion verschiedenster Elemente, deren Zentrum die Entführung und Erziehung des Protagonisten durch die Fee eines Inselreichs bildet. Dazu kommen bald die Geschichte vom Toren, der in die Welt zieht, die aus dem ›Perceval‹ gekommen sei (vgl. K zu V. 403ff.),47 die Errettung einer Prinzessin aus den Fängen eines Monsters oder aus der Anderwelt (wie sie sich in mehreren Märchen findet, die auch vom dreitägigen Turnier berichten) und die Teilnahme an einem dreitägigen Turnier mit wechselnder Rüstung.48 Singer folgt in seiner Rezension Weston in den wesentlichen Punkten, wenn er auch nicht jede ihrer bisweilen gewagten Hypothesen stützt. Vor allem betont er die Notwendigkeit der Annahme verschiedener Quellen für mittelalterliche Texte und wendet sich explizit gegen das Diktum Foersters, »dass die Annahme zweier Quellen für einen mit47 Dies ist problematisch, die Parallelen zwischen dem Parzival- und dem Lancelot-Stoff sind ziemlich dünn (siehe auch unten), hier könnte es auch leicht sein, dass die Erzählung von einem Toren, der in die Welt zieht, gängiges Erzählgut war und als solches in verschiedene Romane eingegangen ist. 48 Kaum haltbar sind die verworrenen Spekulationen Westons über die Frage, welches Element nun kontinental und welches insular wäre (Weston 1902, S. 45–50). Um die Elemente zu einer längeren Geschichte zu verbinden, müssen nicht quasi halbfertige Versionen des Lancelot-Stoffs hin- und hergeschickt werden, mindestens ebenso wahrscheinlich ist es, dass die Geschichte an e i n e m Ort kompiliert wurde und der Redaktor resp. Autor Kenntnis von den verschiedenen Motiven hatte.
940
Forschungsbericht
telalterlichen Dichter oder Romanbearbeiter von vorneherein jeder Wahrscheinlichkeit entbehrt« (Foerster 1899, S. CXL; vgl. Singer 1903, S. 169). Die Liste von Motiven, die zum Lancelot- bzw. Lanzelet-Stoff zusammengefügt worden wären, ergänzt er um: die sizilianische Lokalsage (?) von Iblis und Iweret (vgl. K zu V. 331–333), Limors und Schadil li Mort, die – nach Singer – Entführung Genovers aus dem Totenreich (vgl. K zu V. 6725–7425), das Schreiende Moor (vgl. K zu V. 7041–7078), den Fier baiser und die Episode vom Mantel (Singer 1903, passim, zusammenfassend S. 180). Demselben Paradigma war Gustav Ehrismann verpflichtet, als er den ›Lanzelet‹ im Rahmen seiner berühmten Abhandlung über das »Märchen im höfischen Epos« untersuchte (Ehrismann, G. 1905; vgl. Knoll 1966, S. 10–12). Grundthese ist abermals, dass die Artusromane aus einzelnen Episoden bestehen, die für sich in den meisten Fällen auf Motive des keltischen Mythos zurückgehen. Insbesondere zwei Motive seien wegen ihrer Häufigkeit hervorzuheben: das Verlockungsmotiv, i. e. die Entführung eines Jünglings durch eine Fee, entweder causa amoris oder für eine bestimmte Aufgabe; und das Befreiungsmotiv, i. e. eine von einem Ungeheuer, Drachen oder dergleichen gefangene Jungfrau wird von einem Held befreit, der sie dann in der Regel auch heiratet. Dazu kommen weitere Motive wie etwa die Tapferkeitsprobe (eine Jungfrau nimmt nur den Tapfersten zum Mann) oder die Dümmlingssage (nach einer Kindheit in Abgeschiedenheit zieht der Held als Tor in die Welt, schafft es aber zum besten Ritter). Die Quellen für diese Vorstellungen sieht Ehrismann in den irischen Dämonenreichen: dem der Side (vgl. auch Ruh 1980, S. 37), der freundlich gesinnten Gottheiten, die z. B. auf wonnevollen Inseln hausen und das Vorbild vor allem für die Feengestalten der Romane gaben; und das der feindlich gesinnten Fomore, den Bewohnern einer Burg auf der Insel Torinis, die der nördlichen Küste Irlands gegenüber liegt. Zwei Anderwelten also, die beide ursprünglich als Totenreiche gedacht wurden und per Schiff oder über eine gefährliche Brücke49 zu erreichen sind. Diese Erreichbarkeit, der schwierige Weg in die anderweltlichen Regionen, ist die Basis für die Verwertung der Mythologeme in erzählenden Texten (ebd., S. 14–21). Den ›Lanzelet‹ wählt Ehrismann als Ausgangspunkt seiner Untersuchungen, »denn in ihm ist der rohstoff noch am wenigsten künstlerisch verarbeitet, hier stehen die episoden noch deutlich isoliert nebeneinander, hier herrscht noch die freude vor an den bunten bildern und noch ist die materie nicht an einer einheitlichen idee umgebildet« (S. 15). Besonders deutlich zeige sich im ›Lanzelet‹ der Einfluss der Anderwelten schon im Lokalkolorit der Landschaften und Burgen: das Inselreich der Meerfee, der schöne Wald Behforet, das amoene Vallis Ible; Iwerets Schloss, die Zauberburgen von Mabuz, Dodines (vgl. K zu V. 7122–7123), Malduc und Valerin (S. 20f., 28f.). Hauptsächlich gibt Ehrismann dann eine Auflistung der verschiedenen, nach seinem Dafürhalten märchenhaften Motive des Textes.
49 Man denke an Chrestiens ›Charrette‹ mit der Schwert- und Wasserbrücke; die Deutung des Reichs von Bademagus, des ›Landes, aus dem niemand wiederkehrt‹, als mythisches Totenreich kann als etabliert gelten; vgl. K zu V. 4981–5025.
Stoffgeschichte
941
• Im ersten Teil50 V. 1–4959 (ebd., S. 21–25) dominiert zunächst das Verlockungsmotiv (vgl. K zu V. 180–303), das dann in die Dümmlingssage (vgl. K zu V. 403ff.) übergeht, auf welche wiederum die dreifache Ausgestaltung des Befreiungsmotivs folgt (vgl. K zu V. 705–4959). An weiteren Märchenmotiven begegnen: der böse Zwerg (vgl. K zu V. 420–441), die Dreizahl (vgl. K zu V. 705–1356, 1373), zwei Todesschlösser (vgl. K zu V. 1556, 3550), das Sich-selbst-Verlieren des Helden (vgl. K zu V. 3542–3549), die Szenerie des Friedhofs (vgl. K zu V. 3826–3928), die Quellengeschichte (vgl. K zu V. 3871–3919). • Im zweiten Teil V. 4960–7816 (ebd., S. 25–27) steht dagegen die Doppelung der Entführungsgeschichte in zwei völlig unterschiedlichen Ausführungen im Zentrum (vgl. K zu V. 40981–5025, 6725–7425), besonders die zweite Entführungsgeschichte enthält zahlreiche Hinweise auf eine Rettung aus dem Totenreich (vgl. K zu V. 6725–7425, 7089). An weiteren Märchenmotiven kommen vor: die Mantelprobe (vgl. K zu V. 5811–6201), das Abenteuer auf Pluris (vgl. K zu V. 5429– 5573/6159–6562), der Ehrenstein (vgl. K zu V. 5178–5179), die Stummheit des Gilimar (vgl. K zu V. 6639–6672), das Wachstum des Esealt (vgl. K zu V. 7530– 7559). • Im dritten Teil V. 7817–9444 steht eher die Verlängerung der Geschichte unter höfischen Gesichtspunkten im Vordergrund, die Märchenmotive sind selten: der Fier baiser (vgl. K zu V. 7817–7939), der Wilde Ballen (vgl. K zu V. 8105–8129), das märchenhafte Ende des Romans (Heirat, Kinder, Lanzelet und Iblis leben glücklich bis ans gemeinsame Lebensende).
Weniger deutlich sei das märchenhafte, mythische Gepräge bei der Charakterisierung des Helden Lanzelet. Er ist zwar »der echte typus des in die welt hinausziehenden glückskindes im märchen«, doch die »beimischung von frohlaune und kindlicher sorglosigkeit gehört nicht zu den eigenschaften eines recken der heldensage, Lanzelets charakter ist also nicht mehr der ursprüngliche eines – irischen oder bretonischen – nationalhelden, sondern auf diese gestalt ist etwas von der leichtfertigen moral des spielmanns übertragen« (S. 29) – die alten Märchenstoffe wären von den Spielmännern umgeformt worden, bevor sie zu höfischen Romanen verschriftlicht wurden. In seiner Literaturgeschichte übernahm Ehrismann seine Ansichten (Ehrismann, G. 1935, S. 5), erweiterte sie aber um ein pointiertes Fazit (Ehrismann, G. 1935, S. 7): Im ›Lanzelet‹ überkreuzen sich zwei Lebensbereiche: die Märchenwelt und die höfische Kultur. Sie sind aber »nicht zu einer harmonischen Einheit verschmolzen, und das keltisch Märchenhafte ist nicht restlos in das ritterliche Gesellschaftskostüm gekleidet.« So erklärten sich die »moralischen Ungeheuerlichkeiten«, das Schicksal des Helden als Glückskind, die Lüsternheit der Mädchen, die Bösartigkeit der Väter/Onkel, überhaupt der »Mangel an sittlichem Empfinden« und das »bloß Triebhafte[]« gegenüber der wesentlich kultivierteren ›Charrette‹. 50 Zu seiner Einteilung des Textes siehe Kap. II.5.1.
942
Forschungsbericht
Werner Richter schloss sich Ehrismann weitgehend an (bes. Richter 1934, S. 40– 42) und sah in beinahe jedem Motiv des ›Lanzelet‹ eine Reminiszenz an UnterweltMythen: der feige Mabuz im Schadil li Mort, der wilde Dodines als Führer in die Unterwelt, die Zauberer Malduc und Valerin, der Verworrene Tann, das Schreiende Moor, der Stiebende Steg, der Fier baiser (vgl. K zu V. 7817–7939; Richter 1934, S. 30, 35, 68, 73–76). Auch Gerhard Eis (Eis 1953, Sp. 622f.) folgte Ehrismanns stoffgeschichtlicher Herleitung, fasst allerdings Ehrismanns Teil 2 und 3 als Teil 2 zusammen und hält diesen für einen »ausgesprochene[n] Artusroman«, was wohl nichts anderes als eine Fokussierung der stärker höfischen Ausrichtung dieser Teile der Handlung ist, wie sie schon Ehrismann erwähnt: Denn einem typischen Artusroman sind diese im Kollektiv erledigten Abenteuer eher fremd. Später adaptierte Hulda H. Braches Ehrismanns Thesen und interpretierte faktisch sämtliche Einzelheiten des ›Lanzelet‹ als Relikte ursprünglich keltischer Feenmärchen (Braches 1961, S. 176–188): die Jugend in einem ›jenseitigen‹ Gebiet (vgl. K zu V. 180– 303), das Abenteuer auf Moreiz, jenes auf Limors (Totenreich; vgl. K zu V. 1556), Schadil li Mort, Dodone und das Brunnenabenteuer (vgl. K zu V. 3871–3919), das Abenteuer im ›Feenreich‹ Pluris, Genovers Entführung in die und Rettung aus der ›Unterwelt‹ (Mabuz, Valerin etc.; vgl. K zu V. 6725–7425), das Schreiende Moor (vgl. K zu V. 7041– 7078), der Stiebende Steg (vgl. K zu V. 7146), die Burg des Malduc im Nebelsee, der Fier baiser (vgl. K zu V. 7817–7939). Die Beweisführung lässt jedoch sehr zu wünschen übrig, in den meisten Fällen begnügt sich Braches damit, ein Motiv ohne weitere Argumentation als Feenmärchen zu deklarieren (weshalb auch nicht alle Fälle im Kommentar aufgenommen sind). Ebenfalls auf der Suche nach (keltischen) Märchenmotiven war Arthur C. L. Brown. Er setzt an beim Vergleich einiger Motive aus dem Parzival- und Lanzeletstoff. Besonders die Schilderung der Kindheit des Helden (vgl. K zu V. 180–303), das Ungeschick beim ersten Ritt auf einem Pferd (vgl. K zu V. 403f.) und die Erschlagung eines roten Ritters (vgl. K zu V. 3871–3919) zeigten eine deutliche Nähe des ›Lanzelet‹ zum ›Sir Perceval‹, was Brown nicht mit gegenseitiger Beeinflussung, sondern über die gemeinsame Abhängigkeit von einem Reservoir märchenhafter, letztlich keltischer Motive und Erzählungen erklärt. Gegenüber Chrestien stünden die beiden Texte ihren Vorbildern noch wesentlich näher, vor allem der ›Lanzelet‹ hätte das Märchenhafte besser erhalten bzw. weniger modifiziert (Brown 1918/19, S. 559–563), während z. B. – der andere Extremfall – im ›Prosa-Lancelot‹ die oft gleichen Motive wesentlich stärker »rationalised« sind; – womit Brown nicht eigentlich ›rationalisiert‹, sondern eher ›ent-motiviert‹ meint: Die übergreifenden Zusammenhänge in den einzelnen Episoden, etwa die Feindschaft zwischen der Meerfee und Iweret und die daran gekoppelte Namensnennung, gehen verloren (Brown 1919/20, S. 373–375; vgl. Frappier 1959b, S. 297f.). Im Anschluss macht sich Brown daran, den Kern der Lanzelet-Geschichte zu extrahieren. Er sieht diesen in zwei märchenhaften Episoden: 1. Eine Fee zieht einen Helden zu einem bestimmten Zweck auf und belohnt ihn nach dem bestandenen Abenteuer mit ihrer Liebe, weil er sich als ihrer würdig erwiesen hat (im ›Lanzelet‹ leicht modifiziert).
Stoffgeschichte
943
2. Eine Prinzessin wird vom Helden aus einer Notlage erlöst. Angeschlossen bzw. eigentlich vorangestellt sind die Enfances des Helden (Brown 1919/20, S. 361f.). Die Fee (Meerfee) erweist sich dabei als ständige Lenkerin des Geschicks des Helden (Erziehung, Auftrag, Belohnung) – wenn auch die Argumentation hier manchmal über das Ziel hinausschießt (vgl. K. zu V. 403ff.). Das Motiv 2 wird im ›Lanzelet‹ mehrfach variiert in den Episoden um Galagandreiz, Linier und Elidia (Brown 1919/20, S. 356f.). (Dass dabei die notwendige Vermählung des Helden mit der Erretteten umgangen würde, beruht aber auf einer sehr ungenauen Lektüre des Textes: Nur Elidia wird n i c h t Lanzelets Gemahlin.) Während die grundsätzliche Möglichkeit solcher Erwägungen keineswegs ausgeschlossen werden darf, ist doch die Anpassung an die Lanzeletgeschichte oft sehr oberflächlich geschehen. Beispielsweise umfasst das ›main framework‹, nämlich die FeeMabuz-Iweret-Geschichte, nur einen Teil der ersten Romanhälfte; die Genover-Geschichte und das Abenteuer auf Pluris werden von Brown völlig ausgeklammert. Vor allem aber scheint es übertrieben, Iblis und die Meerfee als ursprünglich gleichwertige Feengestalten und gewissermaßen ›Motoren‹ der Handlung zu betrachten, ja sogar zu überlegen, ob nicht Iblis ›ursprünglich‹ die ›echte‹ Fee und die Meerfee nur eine Botin à la Lunete war (Brown 1919/20, S. 375f.). Ziel der Interpretation ist offenbar, die von Brown postulierte Parallele zu einer Erzählung der keltischen Sagenwelt zu beweisen, in ¯ der die Schwesterfeen Liban und Fand vom (sterblichen Helden) CuChulainn aus den Fängen von Senach Sábortha, Eochaid Iúil und Eogan Inbir gerettet werden. Tatsächlich haben die beiden Erzählungen wenig gemeinsam. Roger Sherman Loomis (Webster/Loomis 1951, zusammenfassend S. 10–19) gelang es als erstem, die keltischen Ursprünge des Stoffes nicht nur zu vermuten, sondern auch ganz konkret mit einer großen Masse an Motivparallelen nachzuweisen. Folge ist, dass – etwas emphatisch – der gesamte Romanstoff letztendlich auf keltische Motive zurückgeführt wird. Der Lancelottradition selbst misst Loomis eine nur geringe Bedeutung bei, sie wäre um 1150 entstanden, Kern wären die Gemeinsamkeiten des ›Lanzelet‹ mit der ›Charrette‹ und dem ›Prosa-Lancelot‹ (Eltern, Kindheit bei der Fee, Konflikt mit einem feindseligen Zwerg, Besuch am Friedhof, das dreitägige Turnier, Verteidigung der Königin). In der Hauptsache bestünde der ›Lanzelet‹ jedoch aus lose zusammengefügten Episoden, die ihren Zusammenhang erst durch die Substitution des Helden durch den (neuen) Titelhelden erhalten haben. Dieser Titelheld wiederum ginge zurück auf den irischen Gott Lug, dem sich über mehr oder weniger gewagte Konstruktionen die meisten der Abenteuer zuordnen ließen. Ebenso entspräche Pant Bran dem Gesegneten, die Meerfee wäre niemand anders als Morgain le Fay und in weiterer Folge die Göttin Modron, Mabuz deren Sohn Mabon etc. Geographisch betrachtet weisen die Parallelen häufig in die Region um Snowdon in Wales, dem früheren Caer Seint. Beeindruckend an Loomis’ Ausführungen ist vor allem die zuvor ungekannte Materialfülle, wenn auch ein nicht unerheblicher Teil seiner Hypothesen den Anschein erweckt, den Beweis um eines vorgefassten Ergebnisses willen zu führen (vgl. kritisch Sparnaay 1952, S. 414; Marx 1953/54b, S. 374–376; Brogsitter 1971, S. 82). Besonders die zahllosen Bezüge auf den Gott Lug und die geographische Verortung, ge-
944
Forschungsbericht
wissermaßen die zentralmotivische Ebene, wirken reichlich konstruiert,51 während den aufgezeigten Parallelen im Einzelnen – also ohne den Anspruch auf eine gemeinsame Ableitung aus Snowdon oder von Lug – kaum ihre Stichhaltigkeit abgesprochen werden kann. Angesichts dieser schillernden, wenn auch nicht immer unproblematischen Belegfülle erscheint die Berliner Dissertation von Günther Haasch über »Das Wunderbare im höfischen Artusroman« (Haasch 1954) als Rückschritt. Haasch, in offensichtlicher Unkenntnis der zu diesem Zeitpunkt bereits zahllosen Arbeiten von Loomis, setzt letztlich bei Ehrismanns Märchen-Aufsatz an und erweitert Ehrismanns These. Dazu dient ihm der Begriff des Wunderbaren (Einleitung, S. 1–16). Haasch versteht darunter mehr oder minder die Produkte dichterischer Phantasie, die nicht auf quasi realen Vorlagen basieren wie etwa die Handlungsmotive aus Chanson de geste oder Antikenroman. Quelle sei zumeist die irokeltische Mythologie, z. T. auch Volkstümliches, deren mythische Motive im Artusroman aber in völlig neuer, säkularisierter Funktion verwendet werden. Das Wunderbare wird so zur »Kompositionsgrundlage« der Artusromane (S. 16), ist »das eigentlich dichterische Element« (S. 1), »[d]ie keltische Sagenüberlieferung wird zum Gleichnis für das abenteuerliche Ritterleben« (S. 16). Im ersten Hauptteil der Arbeit untersucht Haasch die Artusromane von Erec, Iwein, Parzival, Lanzelet und Gwigalois auf ihren spezifischen Umgang mit dem Wunderbaren (S. 17–60). Der ›Lanzelet‹ (S. 46–53) dient ihm als ›alter‹ Text, den bzw. dessen Vorlage er sich vor bzw. neben Chrestiens Romanen entstanden denkt: ein unproblematischer Abenteuerroman, ähnlich den späthöfischen Epen, in dem aber die höfischen Werte – wenn auch weniger zentral als etwa bei Hartmann von Aue – (noch) präsent sind. Er wäre ein Beispiel, »wie die durchschnittliche Artusepik ausgesehen haben mag« (S. 52). Die Wunderwelt nimmt darin einen ganz zentralen Stellenwert ein, das Wunder an sich (und nicht als Symbol oder dergleichen) interessiert, es dominiert den »Gestaltungswillen« des Dichters (S. 48). Es ist nicht in der höfischen Welt gebrochen wie bei Hartmann oder Wolfram, sondern es hat einen starken Eigenwert und dominiert über das Höfische; z. B. bedarf es der Hilfe des Zauberers Malduc, um den Bann der Zauberburg Valerins zu brechen. Das Wunderbare ist verabsolutiert, der Protagonist ist erfolgreich, weil er sich damit arrangiert (und nicht weil er es überwindet). Der zweite Hauptteil diskutiert dann einzelne »Wundermotive im Artusroman und ihre Entsprechungen in Mythus, Sage und Märchen« (S. 61–178).52 Die Ergebnisse bestätigen das einleitend Gesagte: Das Wunderbare gilt als »die materielle und erzählerische Grundlage dieser Sonderform mittelalterlicher Dichtung [scil. des Artusromans, F. K.] überhaupt« (S. 175), es kompensiert den »Verzicht auf jede geglaubte historische Realität des Dargestellten« (S. 177), Quellen für die Erzählstoffe sind Sage und niederer 51 Für Genaueres siehe K zu V. 44–45, 76, 180–303, 181, 278, 487, 1474–1475, 1838, 2264, 2326–2331, 2348–2356, 2629, 3188, 3198, 3270, 3551, 4704–4711, 3998–4005, 4060–4061, 4215–4240, 4704– 4711, 4706, 5045, 5059, 5178–5179, 5811–6201, 6735–7425, 6730–6738, 6990, 6991, 7041–7078, 7089, 7185, 7312–7313, 7817–7939. 52 Vgl. für den ›Lanzelet‹ K zu V. 196–240, 209, 331–333, 3871–3919, 5124–5136, 6725–7425, 7041– 7078, 7146, 8000, 8105–8129, 8522–8539.
Stoffgeschichte
945
Mythos, meist irokeltischen Ursprungs, jedoch beides in je neuer (höfischer) Funktionalisierung. Der kurze dritte Hauptteil (S. 179–203) schließlich widmet sich explizit Ehrismanns These vom Artusroman als höfischem ›Märchen‹. Haasch pocht auf die poetische Eigengesetzlichkeit der Märchen, die (natürlich) in den Artusromanen kein Abbild findet. Es handle sich nicht um Märchen, sondern um märchenhafte bzw. mythische Elemente, die aus der irokeltischen Feen- und Heldensage stammen und sich hauptsächlich in die Bereiche des Grauenhaft-Schrecklichen und Schön-Erhabenen aufteilen. Daran ist im Ganzen wenig auszusetzen, jedoch auch wenig Neues. Allenfalls der schwammige Begriff vom Wunderbaren ist fragwürdig, zumal das Wunderbare einmal als das ›Nicht-Menschenweltliche‹ (z. B. Drachen), das andere Mal wieder ganz allgemein als das Fiktive (nicht [Pseudo-]Reale) durchgeht. Beides sind in erster Linie neuzeitliche Begrifflichkeiten, deren Relevanz um 1200 zumindest einer eingehenderen Diskussion bedurft hätte. Daneben verstört die geringe Belegdichte der Arbeit, sowohl was die ›wunderbaren‹ Motive der Artusromane angeht (kein Wort etwa zu Moreiz oder Limors) als auch was die motivgeschichtlichen Parallelen betrifft. Bei Letzteren liegt Haasch’ Augenmerk fast ausschließlich auf der irokeltischen Tradition, wodurch andere, z. B. antike Parallelen ohne ersichtlichen Grund ins Hintertreffen geraten und beiläufig abgetan werden. Aufgesetzt endlich wirkt die rabulistische Kritik an Ehrismanns Märchen-Aufsatz. Dass Artusromane keine Märchen im eigentlichen Sinne sind, ist banal, und die harsche Kritik ist umso unangebracher, als Haasch ja letztlich nichts anderes tut, als Ehrismanns Ansatz weiter- und auszuschreiben (gute und böse Anderwelt, bes. S. 61–106 und im Resümee S. 183–185). Wenig rezipiert wurde die ungedruckte Dissertation von Arthur Alexander Wachsler (Wachsler 1972), der der Frage nach den Zusammenhängen zwischen keltischen Erzähltraditionen und der Artusliteratur über Methoden der strukturalistischen Erzählanalyse, vor allem nach Vladimir Propp, beizukommen hoffte. Sein Ziel ist es, in Engführung inhaltlicher und struktureller Untersuchungen Bezüge zwischen irischen Erzählungen, den (walisischen) Mabinogion sowie dem ›Lanzelet‹ aufzuzeigen. Thematischer Schwerpunkt ist die ›Reise in die Anderwelt‹, Basis sind ca. zwei Dutzend irische Erzählungen, die von Wachsler nach drei Aspekten beschrieben und gruppiert werden: 1. Motivation, 2. Schema des Handlungsablaufs, 3. Auffüllung des Schemas mit bestimmten typischen Handlungselementen. Dabei werden vier Arten von Motivation unterschieden (S. 66, 141): I. Quest to Fulfill an Unknown Destiny; II. Journey to Render Aid; III. Journey to Sample Marvels; IV. Journey to Marry Fairy Maiden. Die Handlungsverläufe bestehen durchgehend aus fünf Teilen, die (fast) immer in derselben Reihenfolge auftreten (S. 61 u. ö.): a. Encounter; b. Preparations; c. Journey; d. Sojourn; e. Return. Die einzelnen Teile können verschieden stark hervorgehoben werden, wobei sich Wachsler vor allem an der Länge der Abschnitte orientiert. Im Schema wird dies durch Großschreibung ausgedrückt, eventuell in Verbindung mit Unterstreichung, sodass zwischen Primary und Secondary Stress unterschieden werden kann. Bei Wiederholungen wird die entsprechende Teilsequenz in eckige Klammern gestellt. Die Handlungselemente sind vielfältig und von der Art,
946
Forschungsbericht
wie man sie in den diversen Motivlexika findet: Locus amoenus (meist d, Beschreibung der Anderwelt), Supernatural Encounter (meist a), Safe Return (meist e) etc. Diese drei Momente können jedoch nicht beliebig verbunden werden, sondern stehen in vergleichsweise festem Zusammenhang: Einer bestimmten Motivation entspricht oder entsprechen ein oder wenige Schemata des Handlungsablaufs, die mit geringer Varianz immer mit denselben Handlungselementen aufgefüllt werden. Damit ergibt sich eine Hauptordnung nach der Motivation, mithin vier mögliche Typen von Erzählungen, von denen der vierte allerdings kaum vertreten ist und nur aus je besonderen Einzelfällen besteht. Um einen Eindruck von der Studie zu vermitteln, gebe ich das Schema von Typ I wieder, der wiederum aus zwei Untergruppen besteht (S. 105, 142): Motivation I: b [C D] e b [C D]
e
Equipage of the Vessel Perilous Passage (Minor Sojourn) Visit to a Locus Amoenus Encounter with the Helpful Fairy Ceaseless Entertainment Tryst (Major Sojourn) Sub-group 1 Visit to a Locus Amoenus Combat: Release of Prisoners Ceaseless Entertainment Tryst Reward: Fairy-Bride, Sovereignty, Gifts (Major Sojourn) Sub-group 2 Visit to a Locus Amoenus Preview of the After-Life Ceaseless Entertainment Tryst Safe Return
In den Mabinogion finden sich dieselben Modelle, wenngleich etwas freier gehandhabt. Zudem fehlen Typ III und IV. Der Schwerpunkt der Arbeit besteht dann aus der entsprechenden Analyse des ›Lanzelet‹ (S. 188–290). Grund für die Auswahl gerade dieses Artusromans ist dessen (nach Wachsler) primitiver Charakter und dessen schlechte Konstruktion, was Wachsler, wie viele vor ihm, als Wesensmerkmal eines ›frühen‹ Textes auslegt (S. 191). Die Einteilung des Textes übernimmt Wachsler von Ehrismann, der auch für die Untersuchung der keltischen Motivstrukturen als Wachslers Vorbild gelten kann (vgl. Wachslers Strukturschema oben). Die Episoden werden wie folgt den Strukturtypen beigeordnet:53 53 Vgl. Webster/Loomis 1951, S. 180, wo neun Episoden des Romans als anderweltlich gelten: das Reich
Stoffgeschichte
947
• Teil I: 5 (von 10) Anderwelt-Abenteuer: Entführung durch die Meerfee (III), Moreiz (I), Limors (I), Schadil li Mort (II), Dodone (I); dreitägiges Turnier (II) • Teil II: 3 (von 4) Anderwelt-Abenteuer: Pluris (I), Entführung und Rettung der Genover: Malduc (I) – Genover (II) – Erec und Walwein (I); Reise nach Karadigan (II) • Teil III: 1 (von 5) Anderwelt-Abenteuer: Fier baiser (I?).
Nicht selten begegnen Mischungen aus Typ I und II wie in der dreiteiligen GenoverEpisode (I – II – I) und bei der Verbindung der Episoden auf Schadil li Mort und in Dodone (II – I). Nicht nur die einzelnen Episoden, auch die Großkonzeption des ›Lanzelet‹ sei den Strukturschemata verpflichtet. Im Besonderen gelte dies für Teil I. Durch die spätere Kontextualisierung mit der Hilfeleistung an Mabuz wird die zunächst als Typ III wirkende Episode im Inselreich zu Typ II, sodass ein Handlungsbogen aufgespannt wird von der Entführung hin zu Schadil li Mort, das wiederum mit Dodone eng verbunden ist. Dazwischen stehen einzelne Abenteuer, die einander ähneln und eine sich steigernde Reihe bilden. Durch sie wird der Protagonist auf die Erfüllung der Hauptaufgabe vorbereitet. Ähnlich verhalte es sich mit Teil II, wo die Forderung Valerins und die Befreiung Genovers (sowie Erecs und Walweins) die Handlung einrahmen, in die die übrigen Abenteuer integriert sind. Die von Wachsler genannten Unterschiede zwischen den keltischen Erzählungen und dem ›Lanzelet‹ (S. 278–287) betreffen – aus heutiger Sicht beinahe ironisch – exakt jene Punkte als Besonderheiten des Romans, deren Fehlen ansonsten dem ›Lanzelet‹ angekreidet worden ist: die Entwicklung des Helden, höfische Minne und Minnedienst, die Umdeutung keltischer Elemente in höfische (höfische Feste, Zelebrierung der Machtübergabe), Rationalisierung der Handlung (kaum noch begegnen Supernatural Encounter, Perilous Passage [nur noch bei der Wachsenden Warte und bei der Reise zum Nebelsee] oder die Befreiung von Gefangenen, der Locus amoenus ist verhöfischt; handlungsimmanente Begründungen für die Reise in die Anderwelt, die als Burg bzw. Hof geschildert ist: Übernachtungsgelegenheit auf Moreiz, Unkenntnis der Landessitten bei Limors etc.).54 Positiv anzurechnen ist Wachsler die penible Genauigkeit seiner Studie, besonders und gerade was die detaillierten und aufschlussreichen Handlungsanalysen angeht. Auch ist der Zusammenhalt der Gruppe von irokeltischen Erzählungen durch die Analysen der Meerfee, Moreiz, Limors, Schadil li Mort, Dodone/Behforet, Verworrener Tann, Pluris, Malduc, Fier baiser. Littmann 1975, S. 75 schließt sich dem an, nimmt aber Moreiz, Limors und Pluris aus, da hier die keltische Anderwelt so stark verfremdet sei, dass sie durch nichts mehr greifbar ist. 54 In diesem Zusammenhang fällt auch Wachslers einzige interpretatorische Aussage zum Roman. Die drei Teile mit den drei Höhepunkten Dodone (inklusive Vorgeschichte), Genover-Entführung und Fier baiser entsprächen dem Erwerb von Liebe, Ehre und Macht (S. 278). Das stimmt im Wesentlichen mit den zahllosen inhaltsanalytischen Studien überein, die dem Text seit den 1970er Jahren gewidmet worden sind.
948
Forschungsbericht
gut dokumentiert. Tatsächlich scheint hier die Varianzbreite innerhalb der verschiedenen Typen gering. Schwieriger ist das bereits bei den Mabinogion, und noch mehr beim ›Lanzelet‹. Aussagekräftig wäre hier nur eine ebenso starre Kombination von Motivation, Schema und Handlungselementen. Doch gerade das ist nicht der Fall. Die Freiheiten, die sich der Roman gegenüber den Typen herausnimmt, sind mitunter erheblich, besonders problematisch sind das Turnier, die Pluris-Episode, die Reise nach Karadigan und der Fier baiser. Dass hier identische oder ähnliche Motivationen vorliegen, beweist an sich noch wenig, und die somit gelockerten, unspezifischen Typen passen auf so gut wie jede Abenteuergeschichte. Diese Unsicherheit ist auch dem Duktus der Studie anzumerken, wenn etwa das Turnier kurzerhand als Kampf zwischen Ritschart und Lot umgedeutet wird, um als Hilfestellung (Typ II) gelten zu können (S. 219). Schließlich ist auch die Zuordnung einzelner Elemente zu keltischen Motiven nicht immer eindeutig, den Locus amoenus, »the most Celtic of the themes preserved in the romance« (S. 286), haben die irischen Erzählungen nicht für sich alleine gepachtet, und oft ist es sogar fraglich, ob bei den Episoden im ›Lanzelet‹ überhaupt an die Anderwelt gedacht werden sollte. Denn die ›Höfisierung‹ bringt eben mit sich, dass es sich um Burgen und Schlösser, Wiesen und Auen handelt, deren anderweltlicher Charakter manchmal noch durchscheinen mag (z. B. die ›Todesschlösser‹ oder das Feenreich), an vielen Stellen aber gänzlich der Spekulation anheim fällt. Wachsler kümmert sich um dieses Problem nicht weiter und belässt es bei Pauschalverweisen auf die Forschung (etwa S. 196). Diese Bemerkungen sollen jedoch nicht dazu dienen, die Arbeit Wachslers grundsätzlich zu untergraben. Die Zweifel mögen lediglich signalisieren, dass hier noch weitere Arbeit nötig wäre. Vor allem die Bewertung der analytischen Ergebnisse ist m. E. nach wie vor offen, nämlich die Frage, ob nun die Gemeinsamkeiten zwischen den Erzählungen und dem Roman für Ähnlich- oder für Unähnlichkeit sprechen. Die Mittel zum Zweck wären hier analoge Analysen von anderen Erzähltraditionen, ich denke etwa an mitteleuropäische Märchen. Nur vor einem solchen Hintergrund könnte eine derartige Bewertung stattfinden, ohne bloß Artikulation der persönlichen Überzeugungen des Wertenden zu sein. Ein ähnliches Ziel wie Wachsler verfolgte Dagmar Ó Riain-Raedel in ihrer fast zeitgleich abgeschlossenen Dissertation (gedruckt als Ó Riain-Raedel 1978; vgl. dazu Green 1980). Sie zeigt sich ebenfalls skeptisch gegenüber der loomisschen Methode, beliebige Motivparallelen als beweisende Indizien für keltische Herkunftshypothesen heranzuziehen, und fordert eine Engführung von inhaltlichen und strukturellen Parallelen (S. 7–12). Unter dieser Prämisse werden ausgewählte Aventiuren aus dem ›Lanzelet‹ sowie aus Hartmanns ›Erec‹ und ›Iwein‹ im Hinblick auf deren vermeintliche »mythische Struktur« abgeklopft und mit einem bestimmten Entwicklungsmodell des Helden koordiniert; für den ›Lanzelet‹: seine Jugend im Reich der Meerfee ( Jugend des Helden, S. 70–78), sein Kampf gegen Linier und die Gewinnung von Ade sowie sein Aufenthalt bei der Königin von Pluris (Abenteuer – Erprobung der Kräfte, S. 79–95), sein Abenteuer auf Schadil li Mort (Initiation, S. 96–102), die Brunnenepisode, der Aufenthalt auf der Burg des Galagandreiz sowie der Fier baiser (Erringung der Vorherrschaft, S.
Stoffgeschichte
949
177–213). Die beiden letzten Stufen des Schemas, der Verlust der Herrschaft und die Bewährung durch gute Taten mit Wiedererringung der Vorherrschaft (also ein doppelter Kursus), fehlen im ›Lanzelet‹. Dieser Makrostruktur entspricht eine bestimmte mythische Struktur der einzelnen Episoden, bestehend aus den Elementen Erniedrigung – Kampf – Erhöhung, wobei die Betonung der drei Elemente nicht immer gleichmäßig ausfällt (S. 264 u. ö.). Den ›Lanzelet‹ betrachtet Ó Riain-Raedel als Repräsentant einer frühen Stufe höfischer Literatur, der den mythischen Quellen noch näher stünde als die übrigen erhaltenen Werke (S. 7, 195 u. ö.). Was sie zu seinen einzelnen Episoden ausführt, bleibt in der Regel auf der Ebene eines inhaltlichen Vergleichs mit keltischen Texten oder anderen Artusromanen. Die Jugendgeschichte sei ein keltischer Jugendmythos mit den typischen Ingredienzien: hohe Abstammung, frühe Gefährdung, Rettung und Erziehung durch ein anderweltliches Wesen, Aufbruch zu einem Abenteuer im Alter von ca. 15 Jahren, Anonymität. Die Abenteuer auf Moreiz, Limors und in Behforet gestalten das Motiv des mythischen Erwerbs von Landesherrschaft und Frau durch Tötung ihrer Vaterfigur. In Pluris fällt die Vaterfigur weg, doch bleibt die Koordination von Frau und Land in Verbindung mit der Ein-Jahres-Formel und mit dem Heimwehmotiv. Das Abenteuer auf Schadil li Mort gilt als Initiationsritus (vgl. K zu V. 3542–3549), der Fier baiser als ›Sovereigntymyth‹ und Bewährungsabenteuer (vgl. K zu V. 7817–7939). Alle diskutierten Episoden gehörten schon ursprünglich zum Lanzelet-Stoff. Darauf verweisen für die Jugendgeschichte im Reich der Meerfee sein Beiname (S. 73), für das (nur am Rande erwähnte) dreitägige Turnier die Anonymität des Helden (S. 84), für das Abenteuer bei Galagandreiz die vorhöfische Struktur der Episode (Messerwurf, laszive Tochter, S. 196). Der Kern der ursprünglichen Lanzelet-Fabel sei das Abenteuer in Behforet (S. 190), zu dem als Vorbereitung der Aufenthalt auf Schadil li Mort rechne (S. 96). Dass der ›Lanzelet‹ älter als die chrestienschen Romane und näher am Mythos sei, zeige etwa das Fehlen der Ginover-Liebe (S. 93; K zu V. 4981–5025) und die handlungslogisch bessere Ausgestaltung der Aventiure in Behforet (die einzelnen Elemente des Brunnens sind besser motiviert als bei Hartmann, S. 186). Die Bewertung des ›Lanzelet‹ fällt dabei unterschiedlich aus, zum einen folgt Ó Rian-Raedel den Verdikten der älteren Forschung und betrachtet den Text als unzusammenhängende Reihe von Episoden (S. 85f., 90 u. ö.), zum anderen betont sie immer wieder die planmäßige Gestaltung des Romans (S. 86 u. ö.). Alles in allem ein lobenswerter Vorsatz, der jedoch weit hinter der präzisen Arbeit von Wachsler zurücksteht und vor allem daran scheitert, dass Ó Riain-Raedel die eigenen methodologischen Prämissen nicht in die Tat umsetzt. Die ›mythische‹ Struktur des Heldenlebens ist ebenso universal wie die dreiteilige Grundstruktur der einzelnen Episoden und keineswegs ein Indiz für diese oder jene Quellenhypothese, die einzelnen Beobachtungen bringen kaum Neues und sind im Wesentlichen den Arbeiten von Brown, Loomis, Paton, Webster und weiteren verpflichtet. Eberhard W. Funcke hat dem Fortleben der (irischen) Morr¯ıgan (walisisch Modron, später die Fee Morgain; vgl. K zu V. 193) in der mittelhochdeutschen Literatur einen grundlegenden Aufsatz gewidmet (Funcke 1985). Entscheidend ist nicht, dass der Na-
950
Forschungsbericht
me erwähnt wird (im ›Lanzelet‹ V. 7185), sondern vielmehr eine bestimmte Art von Handlungsabfolge, die Funcke mit der keltischen Gottheit verbindet. Das Vorgehen ist also ein ähnliches wie bei Wachsler. Das Grundmotiv ist, dass der Held den ›Wächter‹ einer Fee besiegt und damit dessen Position einnimmt; ein Handlungsmotiv, das durch Kontakt mit dem antiken Diana-Mythos mit der keltischen Figur verbunden worden wäre.55 Den ›Lanzelet‹ untersucht Funcke als, motivgeschichtlich, besonders ›alten‹ Text (S. 16–22; vgl. Ströbele 1993, S. 53–60). Er könnte eine Matière-de-Bretagne-Geschichte darstellen, wie sie Chrestien vorgelegen haben mag. Das genannte Schema findet sich hier viermal (die vier Frauen Lanzelets), vermutlich wären ursprünglich selbständige Episoden zu einer Geschichte verbunden worden, daher auch die polygame Struktur. Auch die Entführung Genovers und die Hilfe der Malduc-Tochter für die Artusritter gegen ihren eigenen Vater wären im Hinblick auf dieses Handlungsmuster zu deuten. Ebenfalls keltischer Herkunft wären das wundersame Reich der Meerfee und das Vallis Ible (vgl. K zu V. 196–240, 3940–3947) sowie die Zauberdinge der Meerfee (Zelt: K zu V. 4760–4911, Mantel: K zu V. 5811–6201), die Funcke mit den Vorstellungen von Morgain le Fee (idyllisches Avalon) zusammenbringt. Unsicher ist sich Funcke bzgl. weiterer Wunderdinge wie etwa der landschaftlichen Besonderheiten (Valerins Burg, das Schreiende Moor etc.), die eher aus anderen Quellen geschöpft wären, auch der Fier baiser wäre eher als Füllsel anzusehen, das aus anderen Stofftraditionen stammt (es fehlt die Wächterfigur und die Verbindung des Helden mit der Frauenfigur). Funckes Arbeit trifft, einmal abgesehen von der eher ›dünnen‹ Argumentation im Vergleich etwa zu Wachsler, derselbe Vorwurf wie fast alle derartigen Untersuchungen: Allzu spezifisch scheinen die Grundmuster nicht zu sein. Und darüber hinaus haben sie, wie Funcke selbst notiert, viel größere Ähnlichkeit mit antiken Kulten wie dem der Diana oder – für den ›Lanzelet‹ – dem des Zeus (was Funcke entgangen ist; vgl. K zu V. 3871–3919). Funcke sieht das als Überformung einer keltischen Basis, doch streng genommen ist das gesamte Schema über die antike Folie erklärbar: der Wächter eines kultischen Ortes, der besiegt werden muss, wobei der Sieger der neue Wächter wird. Und selbst hier ist die Übereinstimmung m. E. noch von so allgemeiner Natur, dass ebenso gut Polygenese angenommen werden kann.56 Allerdings muss Funcke zugute gehalten werden, dass er sich nicht in apodiktischen Setzungen verliert (wie etwa Loomis, dem der Großteil von Funckes Arbeit verpflichtet ist) und dass er vor allem die Relevanz derartiger Studien nicht unnötig überschätzt und ihre Methode nicht für den Universalschlüssel literarhistorischer Arbeit ausgibt: Ulrich war sich selbst, so Funcke, wohl kaum dessen bewusst, dass er hier keltische Motive verarbeitete, er bediente sich lediglich eines vorhandenen Motivinventars. Ob es ihm dabei nur und ausschließlich darum ging, eine möglichst spannende Geschichte zu erzählen (S. 20), steht auf einem anderen Blatt. Andere Forscher kamen nur kurz auf die keltische oder auf die Märchenthematik 55 Roswitha Ströbele untersuchte den exakt gleichen Gegenstandsbereich und schrieb Funckes Aufsatz zu einer Magisterarbeit aus (Ströbele 1993), ohne jemals über Funcke hinauszukommen. 56 Ausgenommen die Iweret-Iblis-Geschichte, wo die Verbindung von Motivstruktur und Namensgleichheit ein sehr deutliches Indiz für eine Entlehnung abgeben.
Stoffgeschichte
951
zu sprechen. Nach Schneider 1943, S. 332 etwa ist »[d]ie Lanzeletgeschichte [...] von Haus aus eine keltische Jenseitsfabel«. Norman 1965, S. 284 glaubt den Ursprung des Stoffes, vor allem der Frauenfiguren, in der »keltischen Märchenwelt«. Brewer 1983, S. 4f. sieht im ›Lanzelet‹ – ohne näher auf diese Frage einzugehen – eine Mischung aus keltischen Motiven und aus dem Typus des ›Schönen Unbekannten‹, reduziert dabei die ›Lanzelet‹-Handlung auf die Namensuche im ersten Teil und fasst den gesamten zweiten Teil offenbar nur noch als Appendix auf, der kaum der Erwähnung wert ist (S. 5; ähnlich Thomas 1992, S. 19f.). Bendinelli Predelli 1994 äußert sich zwar nicht zur Märchenproblematik oder zu möglichen keltischen Quellen für den ›Lanzelet‹, sieht ihn aber – mit dem ›Peredur‹ – als typisches Beispiel für einen biographischen Zyklus, der aus diversen, oft heterogenen Einzelepisoden konstruiert ist. Wesentlich an dieser Konstruktion ist, dass man trotz bestimmter literarischer Operationen (Aufsplittung von Episoden, Anpassen des Figureninventars etc.) ihre Diversität noch deutlich erkennen kann, die Texte stünden damit an der Schwelle zwischen mündlicher und schriftlicher Erzähltradition. Etwas aus der Reihe tanzte Jean-Marc Pastré, der sich in seinen ›Lanzelet‹-Aufsätzen auf die Entwicklung indogermanischer Motivparallelen konzentriert, wobei der ›Lanzelet‹ als uralter, archaischer Text gesehen wird. Dies betrifft etwa Motive wie die Figur der Meerfee (vgl. K zu V. 180–303) oder Lanzelets Schwächung auf Schadil li Mort (vgl. K zu V. 3542–3549). Die drei Hauptabenteuer des ersten Teils analysiert Pastré nach Vladimir Propp und stellt dabei insbesondere für die Galagandreiz-Episode diverse Parallelen zu indischen Texten des ›Rig Veda‹ fest (Dreizahl: Orpilet, Kuraus, Lanzelet, Motiv des Helfers; vgl. K; Pastré 1996a, S. 97–100; Pastré 1996b, S. 116f.; z. T. auch Pastré 1997). Seine Inhaltsanalyse (Pastré 1999) gibt sich größtenteils als Nacherzählung, die Postulierung einiger ungefähr symmetrischer Strukturen um das Zentrum Dodone (z. B. Gefangenschaft Lanzelets auf Schadil li Mort – Gefangenschaft Erecs und Walweins bei Malduc, S. 435) erinnert an die Analysen von James A. Schultz (siehe Kap. II.5.2.11; kritisch auch Wennerhold 2005, S. 33f.). Der Titelheld wird als Instrument in mehrfacher Hinsicht begriffen: als Instrument des Schicksals, der Meerfee, der (natürlich feenhaften, magischen) Frauen in der Revolte gegen ihre Väterfiguren. All dies wären Hinweise auf eine sehr primitive Struktur (S. 425, 436). Damit erweist sich Pastré als, forschungsgeschichtlich betrachtet, Zu-spät-Gekommener, was in erster Linie zur Folge hat, dass Pastré kaum auf etwas aufmerksam macht, was nicht bereits Ehrismann, Weston, Brown, Lewis, Wachsler oder andere (deren Arbeiten Pastré kaum zu Rate zieht) herausgearbeitet haben. Die Analysen nach Propp sind vor allem Selbstzweck und helfen bzgl. der Struktur des Romans ebenso wenig weiter wie bei der Beschreibung der (längst evidenten) märchenhaften Züge. Konkretere Parallelen, wie vor allem jene zu den indischen Texten, wirken gezwungen. 3.5.2
Contra
Diese auf so verschiedene Art und Weise geübte Praxis der Herleitung arthurischer Romane des französischen und deutschen Mittelalters primär aus keltischen Jenseitsvorstel-
952
Forschungsbericht
lungen und anderen (keltischen) Märchenmotiven blieb nicht ohne Widerspruch. Was die ›Lanzelet‹-Forschung betrifft, richtete sich zuerst Hugo Kuhn gegen die vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts florierende Märchenforschung im Bereich des Artusromans und dessen Herleitung aus keltischen Mythen (Kuhn 1952, S. 136). Ihm zufolge »reicht eine Addition lose umlaufender keltischer Feenmärchen auf keinen Fall aus zur Erklärung dieses [des ›Lanzelet‹, F. K.] Aufbaus. Am wahrscheinlichsten hat hier, soweit von Ulrichs Gedicht auf seine Vorlage zu schließen ist, ein Unterhaltungsdichter Chrétiens Werk, und zwar auch schon den ›Parzival‹, in seiner Sphäre und mit frühhöfischen Mitteln nachgeahmt; vielleicht wollte er Chrétiens ›Lancelet‹ eine ›echtere‹ Artusfassung entgegenstellen.« Nähere Angaben, wie Kuhn zu dieser gewagten und spannenden Hypothese gelangt ist, bleibt er dem Leser freilich schuldig. Am heftigsten polemisierte Stefan Hofer (Hofer 1959; in Ansätzen schon Hofer 1954, S. 127, Anm. 3; vgl. Cigada 1960a; Lecoy 1962) gegen die diachrone Erklärung des ›Lanzelet‹ aus altem, oft mythischem Erzählgut, nur »weil eben alle Motive der Artusepik Märchen sein müssen, die irgendwie auf einen Archetyp zurückgeführt werden können« (S. 14). Er bemühte sich statt dessen um den Nachweis, der ›Lanzelet‹, bzw. das ›welsche Buch‹ sei in toto aus Motiven früherer französischer Literatur: vor allem aus Chrestiens Romanen, dem Alexanderroman und einigen weiteren Texten, zusammengeflickt.57 Der Autor des ›welschen Buches‹ habe diese Motive in der für seine Geschichte passenden Weise umgestaltet, hätte aber im Wesentlichen nichts anderes getan als vorhandenes Erzählmaterial neu organisiert. Die Varianz eines Motivs wird damit nicht mehr der (mündlichen, märchenhaften, volkstümlichen) Überlieferung angelastet, sondern mit der individuellen gestalterischen Entscheidung eines bestimmten Autors erklärt. Die Annahme von im ›Lanzelet‹ konservierten alten (keltischen) Sagenoder Märchenstoffen erübrigt sich damit, die Vorlage wird auf nach 1180 datiert, sie sei »aller Wahrscheinlichkeit nach in England verfaßt und abgeschrieben worden« (S. 35). Warum hätte Hugh de Morville auch ein altes, nicht mehr aktuelles Buch in seine Geiselhaft mitnehmen sollen? Eine Lancelot-Sage, von der bisher sogar jene Forscher ausgegangen waren, die (wie besonders Foerster) das schöpferische Talent Chrestiens herausstreichen wollten, habe nie auch nur annähernd in dem Ausmaß bestanden, wie von der Literaturwissenschaft angenommen, der ›Lanzelet‹ sei nichts als eine Aufschwellung der von Chrestien in der ›Charrette‹ vorgezeichneten Handlung und deren Überführung in einen biographischen Roman, die Liebe zur Königin wurde ausgelassen, weil sie neben den anderen vier Liebschaften den Roman vollends unglaubwürdig gemacht hätte (passim, bes. S. 35f.). Den Beweis für diese Thesen sucht Hofer in einer kommentierten Inhaltsanalyse zu erbringen, indem er Episode für Episode und Motiv für Motiv mit Vergleichsstellen aus (ihm zufolge) älteren Texten belegt. Die in nicht wenigen Fällen zweifelhafte Argumentation – häufig wirken die angeblichen Parallelen völlig beliebig – ist im Stellenkommentar aufgearbeitet.58 Auch Hofers Standpunkt, dass Chrestien in allen Fäl57 Woher die Motive dieser älteren Texte wären, darum kümmert sich Hofer nicht, seiner Theorie eignet damit eine gewisse Kurzsichtigkeit. 58 Vgl. K zu 180–303, 196–240, 261, 278–293, 393–397, 420–441, 466–668, 705–1356, 1357–2249,
Stoffgeschichte
953
len der Gebende war, ist nicht aus dem Material selbst ablesbar, sodass es nicht verwundert, dass Hofer wenig später eine stark polemische Kritik erntete (Tilvis 1959, S. 200–204), die ihm – ebenso wie Foerster oder Bruce – nichts weniger als dogmatisierende Chrestien-Idolatrie und die Ignoranz widersprechender Argumente vorwarf (ähnlich Norman 1965, S. 287f.; Brogsitter 1971, S. 83). Ganz ähnlich wie Hofer sah auch Douglas Owen (Owen 1968, S. 186–194) im ›Lanzelet‹ ein Stückwerk aus verschiedenen vorhandenen literarischen Motiven, wobei der Autor des ›welschen Buches‹ vor allem aus der Tradition des ›Schönen Unbekannten‹, vielleicht direkt aus Renauts ›Bel Inconnu‹ (Bel Inconnu), geschöpft habe. Der ›Lanzelet‹ sei damit nicht primär Teil der Lancelot-Tradition und mit dieser nur über einige Entlehnungen aus Chrestiens ›Charrette‹ verbunden. Mit dem ›Schönen Unbekannten‹ teilt der ›Lanzelet‹: die Erziehung bei der Meerfee, die Affäre mit einer Frau, deren Beschützer er tötet, die späte Namensfindung und den ›Fier baiser‹; weiters die Pluris-Episode, die eine Kombination der beiden Abenteuer der Ile d’Or im ›Bel Inconnu‹ wäre, sowie die zweite Entführung Genovers (vgl. K zu V. 3551, 4981, 7817–7939). Weiteres Material sei aus Chrestiens Artusromanen gekommen, vor allem aus ›Erec‹, ›Yvain‹ (vgl. K zu V. 1538, 3871–3919), ›Perceval‹ (vgl. K zu V. 466–668, 487, 2630, 3899, 4422) und der ›Charrette‹, das Liebesverhältnis zur Königin hätte neben den anderen vier Frauengeschichten keinen Platz mehr gehabt. Drittens schließlich weise der ›Lanzelet‹ aber doch auch älteres Sagengut aus der Region von Caer Seint auf, Owen bezieht sich ausschließlich auf die von Loomis postulierte Parallele des Traums der Iblis im Traum von Maxen (vgl. K zu V. 4215–4240). Tatsächlich ist mit diesen Meinungsäußerungen keine der angerissenen Fragen gelöst (wie Owen suggeriert), ja eigentlich nicht einmal abgehandelt: Owen zitiert fast ausschließlich seine Vorgänger, und selbst dies äußerst unvollständig, etwa was Loomis’ Hypothesen zur Region um Caer Seint angehen. Lässt man die zahlreichen Hypothesen zur Genese des Lancelot-Stoffes nochmals Revüe passieren, wird der ›Lanzelet‹, besonders in seiner Stellung zu Chrestiens ›Charrette‹, zum mustergültigen Exempel für die Thesenbildung über die Entstehung des (altfranzösischen) Artusromans. Wie schon im Unterkapitel zu den stemmatischen Überlegungen angedeutet, lassen sich auch aufs Ganze gesehen die diversen Ansichten zwei Theorien zuschlagen, die Pentti Tilvis in bewundernswert klarer Weise auf den Punkt brachte (Tilvis 1959, S. 200f.; zit. auch bei Wachsler 1972, S. 188f.): Die eine, vertreten u. a. von W. Foerster, E. Faral, D. J. Bruce und heute [i. e. 1959, F. K.] z. B. von St. Hofer, deren Ansichten jedoch in Einzelfragen mehr oder weniger voneinander abweichen, sieht in Chrétien den Schöpfer des afrz. Artus-Romans und in Goeffreys Historia, für die sie nur eine ›literarisch hochgezogene‹ Legende von Artus als Grundlage 705–4959, 1113–1183, 1263–1273, 1362–1369, 1538, 1556, 1838, 1905–1950, 2194–2208, 2283ff., 2322ff., 2629, 2630, 3871–3919, 1357–2249, 2889–2925, 2983–3022, 2801–3525, 3551, 3542–3549, 3790–3823, 3826–3928, 4611ff., 4676, 4760–4911, 4761–4763, 4959, 4981–5025, 5034–5072, 5137– 5162, 5178–5179, 5429–5573/6159–6562, 5811–6201, 6234, 6725–7425, 6730–6738, 6891, 6905– 6910, 6990, 7041–7078, 7089, 7122–7123, 7530–7559, 7817–7939, 7828–7881, 8522–8539, 9424– 9425.
954
Forschungsbericht gelten läßt, sowie in Waces Brut seine einzigen Quellen, soweit es sich um den Artus-Stoff handelt; die kymrischen Prosaerzählungen von Geraint, Owen und Peredur – unbegründet auch die Maginogion genannt – seien wiederum nur Umarbeitungen bzw. Nachdichtungen von Chrétiens Erec, Yvain und Perceval; auch die sonstige Artus-Überlieferung der Kelten sei erst jungen Datums und beruhe ebenfalls zunächst auf dem Einflusse der Werke von Chrétien, Wace und Geoffrey.[ 59 ] Die andere, u. a. von G. Paris, H. Zimmer, J. L. Weston, R. Zenker und heute vor allem von R. Sh. Loomis, allerdings unter z. T. starken individuellen Abweichungen im einzelnen, vertretene Theorie dagegen sieht in Chrétien zwar auch einen großen Dichter, der wahrscheinlich als erster Episoden der matière de Bretagne in gebundener Form meisterhaft und dem Geschmack der höfischen Kreise entsprechend behandelte, aber nicht den Schöpfer des afrz. Artus-Romans im weiteren Sinne des Wortes; denn er habe schon aller Wahrscheinlichkeit nach für seinen Erec, Yvain, Lancelot und Perceval Prosavorlagen gehabt, denen er inhaltlich im allgemeinen getreu folgte [und in deren Nähe das ›welsche Buch‹ anzusiedeln wäre, F. K.]. Auf diese oder ähnliche afrz. Prosaerzählungen sollen nach Loomis auch die kymrischen Geraint, Owen und Peredur zurückgehen; daher ihre inhaltliche Ähnlichkeit mit den entsprechenden Chrétienschen Werken. Doch liege auch den angenommenen vor-Chrétienschen Prosaerzählungen, auf welche Chrétiens eigene Quellenhinweise bezogen werden, eine im 12. Jh. schon reich entwickelte und durch die frz.-kundigen bretonischen conteors im ganzen anglonormannischen und frz. Sprachbereich, ja in Einzelfällen sogar darüber hinaus, bekanntgemachte, von Geoffreys Historia und anderen lat. Quellen unabhängige keltische Artus-Tradition zugrunde, in der Mythen und Heldensagen aller keltischen Stämme mit der ursprünglich walisischen Artus-Sage verschmolzen seien.[ 60 ]
Tilvis selbst hält freilich die erste Möglichkeit für gänzlich unwissenschaftlich und sympathisiert mit den Hypothesen Loomis’. Tatsächlich aber fällt eine Entscheidung schwer, vieles muss offen bleiben. Mit der nötigen Vorsicht könnte man einen Mittelweg als zumindest nicht unwahrscheinlich bezeichnen, zumal die Vertreter beider Theorien, oftmals angespornt von sehr persönlichen, subjektiven Überzeugungen, in polemischer Zuspitzung nicht selten weit über das Ziel hinausschossen. Bei all dem sollte jedoch nicht übersehen werden – was häufig übersehen wurde –, dass alle diese Arbeiten streng genommen nicht das Geringste zur Erklärung oder zum besseren Verständnis des Textes beitragen. Nur weil der ›Lanzelet‹ beispielsweise Elemente tradiert, die ursprünglich aus der keltischen Mythologie stammen könnten, ist der ›Lanzelet‹ noch lange kein mythischer Text. Die diachron sichtbaren Zusammenhänge spielten um 1200 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die geringste Rolle. Der ›Lanzelet‹ wird vereinnahmt für bestimmte Theorien, ist Mittel für eine letzten Endes ideologische Demonstration, die in allen besprochenen Fällen einem Zirkelschluss ähnelt: Egal, wie sich ein Forscher zur Frage des Ursprungs der Artusromane stellt – der ›Lanzelet‹ ist ihm ein willkommener Beweis. Der Text selbst in seiner historischen Verortung droht dabei außen vor zu bleiben. 59 Tilvis verweist in einer Fußnote auf Hofer 1954, Kap. III. 60 Tilvis verweist in einer Fußnote auf Loomis, R. Sh. 1949, Kapp. I–V und LXXX.
Untersuchungen zum Stil
955
Gesondert hingewiesen sei abschließend auf die Motivuntersuchung des ›Lanzelet‹ nach Stith Thompson (Thompson, S. 1955/58) durch Karin Lichtblau (Lichtblau 1989 II, S. 487–530 [nach Motiven geordnet], 796–815 [nach Verszahlen geordnet]). Lichtblau hat die einzelnen Handlungsmotive des ›Lanzelet‹ in akribischer Handarbeit nach der Kategorisierung von Stith Thompson aufgeschlüsselt und verschlagwortet. Die Ergebnisse werden demnächst im von Helmut Birkhan u. a. herausgegebenen »MotivIndex der deutschsprachigen weltlichen Erzählliteratur von den Anfängen bis 1400«61 bequem nachzuschlagen sein. Die Ergebnisse Lichtblaus sind im Stellenkommentar der vorliegenden Arbeit ausgewertet und über den Index (s. v. ›Motive‹) nachzuschlagen.
4.
Untersuchungen zum Stil
Sprachlich und stilistisch bewegt sich der ›Lanzelet‹ auf einer Ebene mit den übrigen mittelhochdeutschen Epen um 1200. Die These von der Volkstümlichkeit des ›Lanzelet‹, wie sie vor allem von der früheren Forschung verfochten wurde, ist heute weitgehend obsolet geworden, Grund ist nicht zuletzt die Problematik des Begriffs ›volkstümlich‹. Als Besonderheiten des ›Lanzelet‹ können die Dominanz des Stofflichen bzw. der Handlung gegenüber der Beschreibung, ein fast durchgehend präsenter ironischer Unterton sowie eine ausgesprochene Vorliebe für proverbiale Wendungen gelten.
Lachmann war der erste, der auf den bisweilen altertümlichen, gegenüber den ›klassischen‹ hochhöfischen Epikern wie Hartmann, Wolfram oder Gottfried etwas eigenwilligen Sprachgestus Ulrichs hinwies (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 5426, Anm.), was eine ganze Reihe von Forschern zur Sammlung auffälliger, altertümlicher Wörter des ›Lanzelet‹ anregte (siehe Kap. I.4.1.3). 1883 verfasste dann Paul Schütze eine Dissertation über »Das volkstümliche Element im Stil Ulrich von Zatzikovens« (Schütze 1883) und suchte dies – neben der Betonung des Handlungsmomentes gegenüber reflektierenden Passagen (S. 26) – in Quellenberufungen, Wahrheitsbeteuerungen62 , (besonders häufigen) Anreden an die Zuhörer, Vor- und Rückdeutungen, epischen Übertreibungen, Vergleichen, typischen Reimverbindungen, typischen Schilderungstechniken und im Wortschatz (siehe Kap. I.4.1.3) nachzuweisen. So beeindruckend die fast vollständigen Zusammenstellungen der Belegstellen sind,63 so problematisch ist deren Deutung: Schütze sieht in ihnen ein Indiz für die Volkstümlichkeit der Dichtung, den Nachweis eines wesentlichen quantitativen Unterschieds zur ›Kunstpoesie‹ bleibt er jedoch schuldig, da er prinzipiell nur Vergleichs61 http:// www.oeaw.ac.at/ motiv-index/ projekt.html. 62 Schütze hält diese in erster Linie für Stilmittel, wogegen sich Viëtor 1922, S. 107 entschieden aussprach. Sie spielten auch inhaltlich eine gewichtige Rolle in der so genannten ›Spielmannsdichtung‹ und Volkspoesie, gerade auch im Sinne einer Verteidigung gegen Angriffe aus kirchlicher Sicht. 63 Im Kommentar sind nur jene zur Quellenfrage (vgl. K zu V. 23, 7180, 9322–9341) und einzelne, für sich interessante oder aussagekräftige Passagen diskutiert (vgl. etwa K zu V. 472). Die zahllosen formelhaften Wendungen (wizzent wol, ich sages iu niht nâch wâne, dêst zwîfel dehein, als ich iuch berihten sol, ich wil des niht vergezzen, ze dem liede ich wider kêre etc.) wurden beiseite gelassen.
956
Forschungsbericht
stellen aus – seines Erachtens – anderen Volksdichtungen gibt (Heldendichtung, Spielmannsdichtung etc.). Die Texte der ›Klassiker‹, die womöglich in durchaus ähnlicher Weise von solchen stehenden Wendungen durchzogen sind, wurden eben nicht ausgewertet. Nichtsdestotrotz wurde die Beurteilung des ›Lanzelet‹ als volks-, altertümlich oder der Spielmannsdichtung nahe stehend zum Gemeinplatz vor allem der älteren Forschung (vgl. zusammenfassend Mück 1952, S. 13f.; Eis 1953, Sp. 624; Sparnaay 1959, S. 436). Helmut Peetz postulierte Volkstümlichkeit für die (kurzen, teilweise gesprochenen) Kampfmonologe bei Ulrich (Peetz 1911, S. 108f., 118; vgl. Mück 1952, S. 16), setzte sich dabei jedoch über die Tatsache hinweg, dass die Unterschiede in der Länge bzw. eigentlich der Kürze der Monologe zu denen des ›Erec‹ (der ihm als Referenzpunkt dient) marginal sind (die Monologe bewegen sich fast alle im einstelligen Verszahlbereich) und gesprochene Monologe auch bei Hartmann vorkommen (Peetz 1911, S. 116). Denecke stellte Ulrich neben Herbort von Fritzlar und vor allem neben Wolfram als Opposition zu Hartmann und Gottfried und sah in ihren Werken einen stärker volkstümlichen Charakter (Denecke 1930, S. 8, 159–163). Als weiteres Indiz neben den bereits genannten bringt er die Seltenheit von offensichtlicher Gelehrsamkeit ein (vgl. K zu V. 1741, 4382, 4849–4859, 5022, 8866). Ausgehend von dieser Gruppenbildung bezieht er Gottfrieds berühmte Polemik (Trist 4636–4688) nicht – wie üblich – nur auf Wolfram, sondern insbesondere auch auf Ulrich von Zatzikhoven und mithin auf die »›volkstümliche‹ Richtung (im Sinne einer im besonderen d e u t s c h e n Kunst), die den Stoff mehr liebte als die Form« (S. 160). Besonders die freie Stoffbehandlung hätte den Widerspruch Gottfrieds gegen Ulrichs »unhöfische[n] Vagantenstil« (ebd.) erregt. Ähnlich argumentierte Rolf Bräuer (Bräuer 1990, S. 243) und machte das Volkstümliche bei Ulrich besonders an dessen Interesse für Mythen- und Märchenwelten sowie am Bemühen um farbenprächtige Eindeutschungen (Schrîendez Mos, Stiebender Stec, Wahsende Warte etc.) fest (S. 248). Eine Antwort auf die Frage, was denn im Mittelalter mythen- oder märchenhaft gewesen wäre, ob hier eine einfache Rückprojektion heutiger Perzeptionsformen zulässig ist oder nicht, sucht man freilich vergebens. Adolf Behre verfasste nach Schütze die zweite größere Arbeit zum Stil des ›Lanzelet‹, diesmal über »Die Kunst der Personenbeschreibung bei Ulrich von Zatzikhoven« (Behre 1913). Sein Ausgangspunkt ist die Behauptung Bächtolds, dass im ›Lanzelet‹ die Charakterzeichnung ›noch‹ weit hinter dem Handlungsfortgang zurückstehe (Bächtold 1870, S. 33; vgl. Behre 1913, S. 10). Ziel ist es daher »zu prüfen, wie weit die Kunst der Personenschilderung bei Ulrich v. Zatzikhoven vorgeschritten ist, wie uns die Gestalten seiner Dichtung entgegentreten.« (Behre 1913, S. 10f.) Der Hauptteil der Arbeit besteht sodann aus einer Zusammenstellung von Textpassagen nach verschiedenen Aspekten:64 die Einführung von Personen, entweder durch deren Auftritt 64 Ich gebe in den folgenden Fußnoten nur die wichtigsten, ausführlichsten Beschreibungen als Referenzen an, vgl. auch die kurze Übersicht bei Brinkmann 1928, S. 127f. Kürzere Passagen, im Extremfall z. B. nur einzelne Epitheta, sind ausgespart, da sie (1) in sehr hoher Zahl vorkommen und (2) kaum ein besonderes Charakteristikum dieses Textes darstellen. In einem gewissen Sinne gilt dies selbst für die ausführlicheren Beschreibungen, weshalb sie im Kommentar in der Regel keine besondere Berück-
Untersuchungen zum Stil
957
oder durch Erwähnung des Erzählers oder in einer Figurenrede; die Schilderung von Personen durch Aufzählungen von Kleidung, Rüstung und dergleichen;65 sukzessives Erscheinenlassen (in der Regel beim Anlegen einer Rüstung);66 die Schilderung von Personen im Fortgang der Handlung (vor allem im Kampf );67 Charakterschilderungen durch Aufzählung von Charaktereigenschaften;68 ›indirekte‹ Schilderung einer Person durch Schilderung ihrer Wirkung auf eine andere Person (ausgeprägt nur beim Treffen von Lanzelet und Johfrit de Liez, V. 486–510, 564–567; Behre 1913, S. 68f.); oder die Schilderung einer Person durch eine andere Person der Handlung.69 Der Großteil der untersuchten Eigenheiten sind zur Zeit der Abfassung des Romans jedoch keineswegs Besonderheiten, etwa die Einführung von Personen, deren Bekanntheit bereits vorausgesetzt wird (vgl. Behre 1913, S. 12) oder die späte Namensnennung (vgl. ebd., S. 13, 18), die besonders bei Chrestien de Troyes geradezu zum Stilmittel avancierte.70 Als Besonderheiten des ›Lanzelet‹ können demgegenüber gelten: • Die Handlung steht im Vordergrund gegenüber der retardierenden Beschreibung von Äußerlichkeiten; zwar ist es übertrieben, wie Schütze 1883, S. 26 zu behaupten, dass die Deskription keine oder kaum eine Rolle spielt – man denke an die Schilderung von der Burg der Meerfee (V. 202–240), von Behforet (V. 3940ff.), von Iwerets Burg (V. 4091–4177), des Zeltes (V. 4760–4911), der Geschenke der Boten aus Iwerets Land (V. 8477–8547) oder des Zaubermantels (V. 5811ff.). Dass aber derartige statische Beschreibungen, besonders wenn es sich um Lebewesen handelt, im ›Lanzelet‹ – etwa im Vergleich mit Hartmanns ›Erec‹ (man denke an Enites Pferd) – einen eher geringen Raum einnehmen, scheint evident (Behre
65
66 67
68
69
70
sichtigung finden; es sei denn natürlich, dass sich aus ihnen ein interpretatorisches Problem entwickeln lässt. – Bei manchen Schilderungen ist die Klassifikation, wie auch Behre gelegentlich anmerkt, unklar, so sind etwa bei Esealt die Beschreibung von Körper und Charakter eng ineinander verwoben. Die Zuordnung erfolgt nach meinem oder Behres Ermessen, eine gewisse Beliebigkeit ist dem freilich nicht abzusprechen. Die Tochter des Galagandreiz (V. 858–874), Lanzelet selbst (V. 3264–3273), Iwerets Bewaffnung (V. 4408–4443), die Botin der Meerfee (V. 5794–5810), Lanzelets Gefolgsmänner (V. 8858–8896) und weitere; Behre 1913, S. 24–32. Das Anlegen der Rüstung durch Linier (V. 1982–1989), Lanzelet (V. 1992–1997, 3752–3756, 6491– 6504), Walwein (V. 2539–2540), Erec (V. 2970–2971) etc.; Behre 1913, S. 33–38. Vor allem die Kämpfe Lanzelets (V. 1170–1183, 1397–2113, 4463–4557, 5268–5329), der Krieg gegen König Pant (V. 149–165), der Kampf zwischen Kuraus und Orpilet (V. 679–704), das große Turnier (V. 2907–3405), die Kämpfe auf Pluris (V. 6350–6437); Behre 1913, S. 39–54. Pant (V. 44–70), Klarine (V. 72–89), der Vater von Ade (V. 1540–1553), Tibalt (V. 2780–2793), Mabuz (V. 3551–3577), Iblis (V. 4015–4063), Gilimar (V. 6575–6589, 6596–6609), Lout (V. 6882–6890), Esealt (V. 7531–7563), die Boten aus Iwerets Land (V. 8731–8755); Behre 1913, S. 55–64. Sehr häufig: Lanzelet (V. 602, 1330–1339, 2267–2275, 2734–2738, 3018–3022, 3039–3046, 3645– 3655, 4650–4655), Galagandreiz (V. 722–742), die Tafelrunde (V. 1263–1286), Linier (V. 1715–1717, 1748–1751, 1755), Iweret (V. 3838–3863, 3872–3877, 4355–4357), Klarine (V. 4720–4725), Valerin (V. 5034ff.), die Meerfee (V. 5766–5769), Walwein, Karjet, Erec und Tristrant (V. 6292–6307), Genover (V. 6982–6987); vgl. auch die Kommentare der Botin bei der Mantelprobe (V. 5811–6201); Behre 1913, S. 70–72. Ausgenommen ist hier natürlich die extrem verspätete Nennung von Lanzelets Namen. Diese fällt nicht unter die Rubrik ›Stil‹, sondern ist vom Handlungsablauf bedingt.
958
Forschungsbericht
1913, S. 23 u. ö.) und lässt sich bis zum Gebrauch der Epitheta nachweisen, von denen nur die wenigsten äußerliche Eigenschaften benennen (S. 79). Die Beschreibungen sind kursorisch und es ist schwer zu sagen, weshalb Ulrich einmal dies, einmal jenes Detail genauer hervorhebt und andere vernachlässigt oder ganz übergeht. Daraus aber wie Behre den Schluss zu ziehen, dass »diese Art der Personendarstellung bei Ulrich noch wenig entwickelt« sei (S. 32), ist vielleicht übertrieben. Hinter der beobachteten Nachlässigkeit könnte durchaus auch poetisches Kalkül stecken, der Dichter könnte die Akzentuierung des progressiven Moments der Handlung ja auch bewusst vorgenommen haben.71 Wie dies vom mittelalterlichen Publikum gesehen, ob es goutiert oder abgelehnt, ob es überhaupt als Abweichung rezipiert wurde, ist schwer zu sagen. Merkwürdig ist Behres Abwertung dieser Eigenheit, wo er doch wenige Seiten zuvor derartige in mittelalterlichen Texten häufige, im ›Lanzelet‹ aber seltene Beschreibungen als – aus heutiger Sicht – »ganz unkünstlerisch und langweilig« abgetan hat (S. 23). • Auffällig breiten Raum nehmen dagegen die Schilderungen der Charaktere ein. Wenngleich sie häufig typenhaft erscheinen und gezeichnet werden, etwa wegen fixer Epitheta bestimmter Personen (vgl. Behre 1913, S. 82, 108 u. ö.), begegnen auch durchaus individuell gestaltete, dynamische und gewissermaßen glaubhafte – Behre sagt: ›naturalistische‹ (S. 103) – Charaktere wie der verschlagene Valerin, der bösartige Zauberer Malduc, der stumme Gilimar etc. (vgl. ebd., S. 64, 84; vgl. Brinkmann 1928, S. 128; Knoll 1966, S. 146, 151, 154f., 157f.).72 • Die Schilderungen selbst, besonders die der Charaktere, wirken lebhaft und abwechslungsreich, auch wenn es sich häufig nur um Aufzählungen von bestimmten Merkmalen handelt. Ulrich entgeht der Gefahr einer statischen Schilderung durch intensive sprachliche Variation, etwa durch den häufigen Wechsel des Verbs, durch die Vermeidung von einfachen Aufzählungen etc. (Behre 1913, S. 58, 64, 108).
Ähnlich wie in Behres Dissertation fällt die Bewertung der Personenzeichnung Ulrichs durch Hiltrud Katharina Knoll aus (Knoll 1966). Auch sie vermisst bei Ulrich 71 Daran denkt möglicherweise Hennig Brinkmann, wenn er diese Eigenheit (wohl ohne beabsichtigte Wertung) als »Kennzeichen primitiverer Art« interpretiert, wie man sie auch bei Homer finde (Brinkmann 1928, S. 128). 72 Das ist allerdings nur dann eine Besonderheit, wenn man hauptsächlich Hartmann von Aue als Vergleichsfolie wählt, wo praktisch sämtliche agierenden Figuren höfisch stilisiert sind. Bei Chrestien ist die Charakterschilderung oft durchaus jener Ulrichs ähnlich, man denke etwa an den hinterhältigen Meleagant. Dass auch strukturelle Bösewichte positiv gezeichnet werden, wie es bei Hartmann der Fall ist, ist m. E. erst typisch für die deutschen Texte. – Dass der »Ausdruck der Gemütsbewegung« noch »ziemlich primitiv« wäre, weil Männer etwa klagen, weinen, die Hände ringen oder schreien, scheint mir nicht überzeugend (Behre 1913, S. 53f., 66f.; vgl. V. 1187–1188, 6717, 6754, 6773, 6834ff.). Die Behauptung Behres, dass diese Gemütsregungen der Männer in den hochhöfischen Epen fehlen würden, ist schlichtweg nicht richtig, sie begegnen vielmehr auf Schritt und Tritt. Vgl. etwa die explizite Aufwertung des Weinens der Artusritter in Parz 159,23–24 angesichts des Todes Ithers: und manec ritter weinde, | der klagende triwe erscheinde.
Untersuchungen zum Stil
959
»die sittliche Verfeinerung« und die »inneren Konflikte, vor die Hartmann seine Menschen stellt«, die Handlungsträger im ›Lanzelet‹, allen voran der Titelheld selbst, bleiben »innerlich ungerührt und unverändert« und erinnern an mythische Helden, die nicht mit herkömmlichen ethischen Normen gemessen werden können (S. 42). Auffällig sei weiters, dass den oft tyrannischen Männern (Pant, Galagandreiz, Linier, Iweret, Valerin, Mabuz, Malduc) gütige, positiv gezeichnete Frauengestalten gegenübergestellt werden (Meerfee, Ade, Iblis; Knoll 1966, S. 150). Gabriele Aichberger untersuchte des »Frauenbild« im ›Lanzelet‹ und versteht darunter in erster Linie die äußere Beschreibung von Frauenpersonen (Aichberger 1994, S. 38–46). Nur selten gelingt es ihr, über eine einfache Nacherzählung der entsprechenden Passagen hinauszukommen. Ergebnis ist schließlich, dass – auch im Vergleich mit zeitgenössischen Artusromanen (vgl. bes. die Tabellen S. 117, 122) – nur wenig von den Körpergestalten berichtet wird, dagegen die Schilderung von Kleidungsstücken mitunter breiteren Raum einnimmt. Weder Volkstümliches noch die Personenbeschreibung (unter)suchte Heinrich Lichtenberg, der in seiner Abhandlung über »Die Architekturdarstellungen in der mittelhochdeutschen Dichtung« (Lichtenberg 1931) auch kurz auf den ›Lanzelet‹ zu sprechen kommt (S. 83). Analysiert wird Ulrichs Architekturdarstellung vor allem anhand der Burg Dodone (V. 4091ff.), Lichtenberg schreibt Ulrich eine »ungezügelte Freude am Ornamentalen« sowie eine »Neigung zum Seltsamen« zu (vgl. Knoll 1966, S. 115). Dominique Corazolla analysierte die makrostrukturellen Momente von Ulrichs Erzähltechnik (Corazolla 1988, S. 49–54) und sah vor allem zwei wesentliche poetische Techniken, die Ulrich zur formalen Gestaltung des ›Lanzelet‹ verwendet: Zum einen ist es das Prinzip der Steigerung, vor allem in den drei Fraueneroberungen des ersten Teils, jedoch auch in mikrostruktureller Hinsicht; etwa bei der Beschreibung des ZimbelSchlagens in Behforet (V. 4200, 4314, 4362–4363), wo einerseits eine Steigerung in der Intensität des Schlagens vorliegt, zum anderen auch die Abstände zwischen den Schlägen kürzer werden und die Spannung verdichten. Zum anderen verwendet Ulrich immer wieder eine Art Verschachtelungstechnik (vgl. K. Schmidt, siehe Kap. II.5.2.10) und stellt Verknüpfungen durch Motivparallelen oder ähnlich gestaltete Erzählblöcke her, z. B. Prolog – Epilog oder die Aufsplittung der Pluris-Aventiure. Dazu tritt als drittes erzähltechnisches Mittel der Kontrast, etwa zwischen Walwein und Keie (Kämpfe, Mantelprobe) oder zwischen Iblis und der Königin von Pluris (›gute‹ vs. ›schlechte‹ Minne). Fraglich bleibt auch hier, ob diese drei Mittel tatsächlich Besonderheiten des ›Lanzelet‹ sind; ob damit nicht vielmehr sehr allgemeine Schemata genannt sind, die nicht nur in der Literatur um 1200 eine prominente Rolle gespielt haben. Die jüngere Forschung konzentrierte sich wieder stärker auf die Sprache selbst, beließ es aber bei eher beiläufigen Anmerkungen. Man löste sich von den durch Schützes Dissertation genährten Vorurteilen und sah den ›Lanzelet‹, was die sprachlichen Mittel angeht, auf der Höhe seiner Zeit (Ruh 1980, S. 48; Neugart 1999, Sp. 66; vorsichtiger Ranawake 2000, S. 49; siehe Anm. I.35 und Kap. I.4.1.1), geprägt von einem »easy, slightly ironic tone« (Schultz, J. 1996, S. 482; siehe Kap. II.5.2.11). Dieser ›up-do-date‹-Status spiegelt sich auch im rhetorischen Ornatus des ›Lanze-
960
Forschungsbericht
let‹, auffällig ist allenfalls die geringe Dichte der Metaphern und Vergleiche (Schütze 1883, S. 15; vgl. Behre 1913, S. 98). Die nachstehende Liste versammelt die wichtigsten rhetorischen Figuren und Tropen des Textes (vgl. Neumaier 1883/84, passim; Schütze 1883, S. 11–17; Behre 1913, S. 89–103; Leitzmann 1931, S. 302; Pérennec 1970, S. 79): • Alliteration: K zu V. 1196, 4858, 5316, 7623, 8915–8916 • Antithese: 81–82, 1277–1279, 1689–1691, 3267–3273, 3687–3690, 4430, 4904– 4905, 6894, 7935–7939, 8521 • Klimax: 6358/6380/6399/6422–6427 • Figura etymologica: K zu V. 1946, 3291 • Vergleich: siehe Kap. II.5.3.9 • Gleichnis: V. 3304–3307, 9074–9079 • Metaphern: V. 1161, 1167, 1170, 1996, 2042, 2066–2067, 3170–3171, 3172–3173, 3308–3309, 3886, 4039, 4496–4497, 5280, 5316–5319, 6538–6541, 8667 • Hyperbel (sehr häufig wie generell in der höfischen Literatur): (negierter) Komparativ: 195, 384–388, 804, 871, 986, 1223, 1445, 1552, 2260, 2320, 3245, 3501, 4020, 4258, 4410, 4725, 5107, 5120, 5308, 5408–5409, 5508, 5769, 6421, 6590, 6673, 6884, 6992, 7181, 7321, 7131, 7549, 8206–8207, 8873, 8920, 9178, 9224; mit sô verstärkter (negierter) Positiv: 508–510, 564–567, 789–791, 1884, 2280– 2282, 2692, 3021–3022, 3881, 3466–3471, 3590, 4304, 5086–5087, 6598, 7548, 8574, 9172, 9388–9392; Superlativ: 329, 1206, 1332–1333, 1337–1338, 1588– 1589, 2221, 2603, 2736–2738, 3762, 4651–4652, 4947–4948, 6056, 6865, 7535, 7801–7802, 7921, 7938, 8044–8045, 8817; durch diverse Zusätze: 729–730, 1884, 2736, 3021, 3762–3763, 4062–4063, 5531–5533, 5739, 6993, 7537, 7801, 8206– 8207, 9390 • Asyndetische Aufzählung, tautologische Struktur: K zu V. 2675
Als Besonderheit kann demgegenüber möglicherweise die Häufung von proverbialen Wendungen gelten. Im Einzelnen ist schwer zu sagen, in welchen Fällen allgemein bekannte Sprichwörter anzusetzen und welche Formulierungen bzw. Gedanken dem Autor der Vorlage oder Ulrich zuzuschreiben sind, sofern nicht Parallelen in anderen Werken nachgewiesen werden können. Kommentiert sind lediglich jene Stellen, deren Sinn dunkel ist oder zu denen Parallelen in anderen Dichtungen zu finden sind.73 Zusammenstellungen finden sich bei Hahn 1845, S. IVf.; Neumaier 1883/84 II, S. 14f.; 73 Es steht jedoch zu vermuten, dass sich auch zu einigen der bislang unkommentierten Stellen noch Parallelen werden finden lassen, da der »Thesaurus proverbiorum medii aevi« (TPMA) gegenwärtig über keinen rückläufigen Index verfügt und die Präsentation bzw. Einteilung des Materials alles andere als ›sucherfreundlich‹ ist. Eine elektronische, durchsuchbare Version ist ein Desideratum.
Interpretationen
961
Leitzmann 1931, S. 300–302; Zellmann 1996, S. 283, Anm. 6 (siehe Kap. II.5.2.22); Münch 2005, S. XXXVIII–L (siehe Kap. II.5.2.26).74 Es handelt sich um die Stellen: V. 1ff., 5–6, 7, 12–13, 48–51, 131–132, 746–747, 919–920, 1017–1018, 1234–1235, 1288– 1289, 1600–1601, 1613–1614, 1636–1638, 2352–2353, 2445ff., 2619–2622, 3515ff., 3658–3660, 4054–4056, 4345, 4296–4297, 4389–4392, 4391–4392, 4574–4575, 4602– 4607, 4767ff., 4849–4859, 5020–5021, 5358–5359, 5542–5544, 5636–5640, 5874–5875, 5879–5880, 6014–6016, 6039ff., 6046–6048, 6092–6094, 6440–6441, 6505–6508, 6644– 6647, 6666–6670, 6682–6685, 6955, 7323–7324, 7344–7345, 7380–7394, 7504–7507, 7670–7671, 7715–7716, 7754–7756, 7764ff., 7788–7790, 7806, 8003ff., 8029–8032, 8046ff., 8351ff., 8398–8402, 8401–8402, 8436–8438, 8585, 8676–8679, 8680, 8913– 8916, 8973–8974, 9040, 9247–9250, 9371–9372, 9400–9405. Offenbar war diese Vorliebe Ulrichs für Sentenzen und Sprichwörter schon früh aufgefallen, bzw. war der ›Lanzelet‹ entsprechend rezipiert worden, bedenkt man, dass die Verse 11–20 des ›Lanzelet‹ in leicht abgeänderter Form Aufnahme in eine frühneuzeitliche Sammlung von Reimpaarsprüchen (15. Jahrhundert) gefunden haben (vgl. Anm. zu V. 11–20, Näheres ebd.). Wie sehr sich der ›Lanzelet‹ in dieser Hinsicht tatsächlich von zeitgenössischen Texten unterscheidet, müsste freilich erst im Rahmen einer grundlegenden Studie zu proverbialen Wendungen in der mittelhochdeutschen Literatur vergleichend untersucht werden.
5. Interpretationen Abgesehen von einigen frühen Strukturanalysen, setzte die Deutungsgeschichte des ›Lanzelet‹ erst vergleichsweise spät ein. Unmittelbare Folge davon ist, dass nur eine sehr beschränkte Anzahl forschungsgeschichtlicher Paradigmata an den Text herangetragen wurde:75 Den Anfang machten strukturalistische, textimmanente Analysen und Interpretationen der 1970er und frühen 1980er Jahre, von Anfang an eng verbunden mit einer intensiven Diskussion der Stellung des ›Lanzelet‹ in der Gattung Artusroman und sozialgeschichtlichen Überlegungen (wegweisend Soudek, Combridge, Jackson und Ruh). Die über lange Zeit einzige fundierte und breit angelegte Interpretation stammt von René Pérennec, der als erster mit Nachdruck die Frage nach einem möglichen Programm des Textes stellte, die er mit der Identifikation des ›Lanzelet‹ als »Familienroman« beantwortete. Die beiden neueren grundlegenden Studien zum ›Lanzelet‹ von Ulrike Zellmann und Nicola McLelland arbeiten sich an dieser Deutung ab: Zellmann, indem sie im Prinzip Pérennecs Ansatz folgte, diesen radikalisierte und den ›Lanzelet‹ zum »ABC-Buch« des 74 Die Liste bei Münch geht weit über die Proverbien im engeren Sinne hinaus. Sie verzeichnet auch viele formelhafte, einen Gedanken abschließende oder eine bestimmte Einstellung artikulierende Wendungen (z. B. V. 9–10 oder 3388–3389); ich übernehme lediglich jene Fälle, die mir tatsächlich ›sprichwortverdächtig‹ scheinen. 75 Dies ist zugleich der Grund für die rein chronologische Sortierung der Gesamtinterpretationen. Eine Feingliederung nach verschiedenen Paradigmata ist kaum möglich, da alle Arbeiten im Grunde strukturalistische Analysemethoden verwenden, zumeist im Hinblick auf sozialgeschichtliche Prozesse (sofern sie überhaupt extra-textuelle Fragestellungen verfolgen). Die einzige krasse Ausnahme formieren die psychoanalytischen Notizen Bertaus.
962
Forschungsbericht Adels erklärte; McLelland, indem sie sich besonders von der Interpretation Zellmanns distanzierte und nicht länger das (im engeren Sinne) funktionale Potential des Textes betonte, sondern dessen Qualität als ›reiner‹ Unterhaltungsroman herausstellte. Fast allen Interpretationen gemeinsam ist das basale Anliegen, den Text gegen die vernichtenden Urteile vor allem der älteren Forschung zu rehabilitieren. Anstatt in diesem Abstract die einzelnen Interpretationen quasi im Zeitraffer nachzuzeichnen oder eine Art idealtypische ›Lanzelet‹-Interpretation gewissermaßen als größten gemeinsamen (und, nebenbei bemerkt, dennoch relativ kleinen) Teiler der vorliegenden Deutungen zu fixieren (vgl. den Versuch von Kerth, Th. 2005, S. 14–23), will ich auf ein zentrales Interpretationsproblem des Textes aufmerksam machen, um das die einzelnen Deutungen zwar immer wieder kreisen, das jedoch nur äußerst selten und wenn, dann allenfalls en passant bewusst gemacht wurde (namentlich von James A. Schultz). Es betrifft das merkwürdige Zusammenspiel von Erzähler und Erzähltem: In kaum einem anderen Text gehen diese beiden narratologischen Instanzen derart auseinander wie im ›Lanzelet‹. Häufig hat es den Anschein, als würde der Erzählerkommentar mit seinen Wertungen und Sentenzen exakt das Gegenteil dessen behaupten, was die Handlung nahe legen würde. Grob gesagt gilt: Der Erzähler vermittelt den Eindruck eines statischen, perfekten, krisenlosen Helden in einer Erzählwelt, die kategorisch in Gut und Böse unterteilt ist. Die Handlung dagegen zeichnet ein dynamisches Heldenleben von der Kindheit bis zur erfolgreichen Übernahme der Herrschaft im elterlichen Erbreich, wobei der Titelheld fast schematisch Stufe für Stufe der ritterlich-höfischen Idealität erklimmt. Ob dieses krasse Missverhältnis nun Absicht war oder ob es in der mangelnden Kompetenz des Erzählers bzw. Autors begründet ist, lässt sich schwer pauschal beurteilen: Der latente ironische Unterton spricht für die erste Variante, eine Reihe von ›Fehlern‹ im Erzählduktus (siehe Index s. v. ›Erzähltheorie‹) für die zweite. Auf jeden Fall aber gilt: Diesen Fragen nachzugehen und nicht länger – wie häufig geschehen – das jeweils der eigenen Interpretation adäquatere Element mehr oder minder eklektisch ins Rampenlicht zu stellen, könnte sich für die zukünftige Forschung als fruchtbar erweisen.
5.1
Analytische Arbeiten zur narrativen Struktur
Inhaltssynopsen des ›Lanzelet‹ finden sich bei: Gervinus 1871, S. 444–450; Fauriel 1852, S. 212–223; Bächtold 1870, S. 22–32; Goedeke 1871, S. 724; Bächtold 1892, S. 88–90; Piper 1892, S. 170–198; Weston 1901, S. 11–17; Brown 1919/20, S. 367–371; Golther 1922, S. 232f.; Bruce 1928, S. 208–210; App 1929, S. 13f.; Richter 1934, S. 28–40; Ehrismann, G. 1935, S. 4f.; Richey 1950, S. 30f.; Kuhn 1952, S. 135f.; Hofer 1959, passim (unterbrochen von motivgeschichtlichen Bemerkungen); Sparnaay 1959, S. 437; Walshe 1962, S. 176; Norman 1965, S. 283f.; Owen 1968, S. 187; Combridge 1973, passim (unterbrochen von interpretierenden Notizen); Haug 1978, S. 53–58; Pérennec 1984a II, S. 369–380; Fisher 1980, S. 277; Ruh 1980, S. 36–45; Bertau 1983, S. 34–37; Martin, A. 1984, S. 48–58; Thoran 1984, S. 56– 75 (unterbrochen von interpretierenden Bemerkungen); Gottzmann 1986, S. 168–186; Gottzmann 1989, S. 72f.; Bräuer 1990, S. 243–246 (unterbrochen von interpretierenden Bemerkungen); Boor 1991, S. 81f.; Huber 1991; Roeder 1991, S. 921; Pérennec 1993, S. 129–133; Kibler 1996, S. 269; Roßnagel 1996, S. 53–63 (unterbrochen von
Interpretationen
963
interpretierenden Bemerkungen); Nadler, S.-M. 1997, S. 12–20; Spiewok 1997, S. XVI–XIX; Mertens 1998, S. 90–95; Pérennec 1998, S. 47; Neugart 1999, Sp. 62– 64; Bumke 2000, S. 217; Buschinger 2001b, S. 143f.; Buschinger 2003, S. 8–10; Pérennec 2004, S. 6–12; Kerth, Th. 2005, S. 14–22 (mit einer tabellarischen Episodenübersicht und kombiniert mit einer ›idealtypischen‹ Interpretation); Wennerhold 2005, S. 38–52 (unterbrochen von kommentierenden Bemerkungen). Lange Zeit wurde der ›Lanzelet‹ nur als Reservoir für die Stoff- und Motivgeschichte betrachtet (vgl. Jones, G. F. 1954, S. 538; Jackson 1956/57, S. 61). Erst spät setzte sich allmählich die Überzeugung durch, die René Pérennec in einem Überblicksartikel zum ›Lanzelet‹ festhielt: »Wer gerne strukturanalytisch arbeitet und dementsprechend die Analyse gegenstandsinterner Relationen als Primäraufgabe betrachtet, der dürfte im Lanzelet eine Erzählung nach seinem Geschmack finden.« (Pérennec 1993, S. 133) Zunächst freilich, in der älteren Forschung, wurde immer wieder auf die angeblich lose, widersprüchliche Konstruktion des Romans hingewiesen (vgl. die negativen Wertungen in Kap. II.2.; ausführlicher Foerster 1899, S. XLIV; Weston 1901, S. 17 u. ö.). Indizien sah man im insgesamt viermaligen Frauenerwerb des Helden, im Vorkommen zwei oder drei verschiedener Todesschlösser (Moreiz, Limors, Schadil li Mort), im plötzlichen Verschwinden von Figuren aus der Handlung (die Tochter des Galagandreiz und Ade), in der Mantel- und der Fier-Baiser-Episode, die man als Interpolationen betrachtete, im überlangen Schlussteil, im plötzlichen Abbruch des Kampfes bei der Wachsenden Warte oder in blinden Motiven wie dem Netz mit dem Stein Galazia, mit dessen Hilfe man Zauberei erkennen kann. Eine Erklärung für diese vermeintliche Strukturlosigkeit suchte man, wenn man den Grund nicht schlichtweg im minderen Talent Ulrichs von Zatzikhoven oder des Autors der Vorlage sehen wollte, in der Vorstellung vom Entstehungsprozess des ›welschen Buches‹. Vor allem Jessie L. Weston betrachtete den Roman als Stückwerk einer Reihe von Lais, die vom Autor des ›welschen Buches‹ ungeschickt zu einer längeren Geschichte verwoben worden wären (Weston 1901, S. 18–25): der ›Lanzelet‹ als schlecht gelungene »Verkettung ursprünglich unabhängiger Geschichten« (Soudek 1971, S. 117; ebenso Sparnaay 1952, S. 414; Weigand, H. 1956, S. 7; Norman 1965, S. 283). Besonders Werner Richter (Richter 1934 S. 24–40) zeigte sich bemüht, die – aus seiner bzw. aus heutiger Sicht – mangelnde Qualität im Aufbau des ›Lanzelet‹, so gesehen ein Episodenroman, darzulegen. Gegenüber der planvollen Struktur der Artusromane Hartmanns von Aue, die nicht nur auf die äußere Richtigkeit, sondern auch auf die innere Motivierung der Handlung (psychologische Durchdringung) bedacht seien, herrsche bei Ulrich die Lust an der Handlung an sich, am Wunderbar-Seltsamen, der Duktus sei rasch und hastig, ausgenommen der zerdehnte Schluss. Der so konstruierten Abfolge von Episoden fehle es jedoch vor allem an innerer Folgerichtigkeit, und so ist Richter in erster Linie bestrebt, die verschiedenen Lücken der Motivationsstruktur aufzuzeigen: die dreimalige (bzw. viermalige, wenn man das Plurisabenteuer ebenso wertet) variierte, aber unmotivierte Wiederholung des Motivs von der Erringung von Frau und Herrschaft; das Verlassen der ersten Frau (vgl. aber K zu V. 1362–1369); das Verschwinden Ades aus der Handlung; die Existenz von Nebenfiguren wie Johfrit de Liez, die
964
Forschungsbericht
Herzogin vom Weißen See oder der stumme Gilimar, die nur kurz in der Handlung auftauchen und wie blinde Motive wirken; diverse Kuriositäten, die nur kurz erwähnt werden, wie die Wachsende Warte, der Verworrene Tann, das Schreiende Moor, der Stiebende Steg; die Mutter des Helden wird von den Widersachern ihres Mannes gefangen und dennoch gut behandelt. Der erste, der sich intensiver Gedanken über den Aufbau des Romans machte, war Gustav Ehrismann in seinem Märchen-Aufsatz (Ehrismann, G. 1905, passim; siehe Kap. II.3.5). Ehrismann geht von drei Abschnitten des Textes aus: V. 1–4959: Fee, Dümmlingssage, dreimaliges Befreiungsmotiv; V. 4960–7816: doppelte Entführungsgeschichte, mehrere andere Einschübe (Mantel, Pluris); und V. 7817–9444: Auflösung der Handlungsfäden, vor allem Verlängerung der Geschichte, höfische Feiern, Eingeschobenes (Fier baiser). Später bezeichnet Ehrismann diese seines Erachtens eher lose Fügung von Motiven aus verschiedenen Sagenkreisen als »Schachtelkomposition« (Ehrismann, G. 1935, S. 4). Ehrismanns Strukturschema fand Nachfolge vor allem in der ›Lanzelet‹-Forschung des mittleren 20. Jahrhunderts (Braches 1961, S. 178 u. ö.; Homberger 1969, S. 46; Soudek 1972a, S. 185, Anm. 14.), Gerhard Eis adaptierte es, fasste aber Teil 2 und 3 zu einem zweiten Teil zusammen (Eis 1953, Sp. 622f.). Arthur Alexander Wachsler übernahm ebenfalls Ehrismanns Schema und füllte es systematisch durch Auflistung der einzelnen Episoden aus (Wachsler 1972, S. 196, 240, 272; Formatierung und Namen sind behutsam geändert): Teil I (V. 1–4959) 1. the Rebellion at Genewis (V. 97–188) 2. the Abduction of Lanzelet (V. 189–401) 3. the Encounter with the Rude Dwarf (V. 402–451) 4. the Sojourn with Johfrit de Liez (V. 452–666) 5. the Adventure at Moreiz (V. 667–1369) 6. the Adventure at Limors (V. 1370–2356) 7. the Joust with Walwein (V. 2357–2593) 8. the Three Days Tournament (V. 2594–3525) 9. the Adventure at Schadil li Mort (V. 3526–3825) 10. the Adventure at Dodone (V. 3826–4959) Teil II (V. 4960–7816) 11. the Journey to Karadigan (V. 4960–5428) 12. the Journey to Pluris and the Mantle test (V. 5429–6562) 13. the Sojourn with Gilimar (V. 6563–6672) 14. the Rescue of Ginover (V. 6673–7716 [sic! recte: 7816]) Teil III (V. 7817–9444) 15. the Fête in Lanzelet’s honor (V. 7717 [sic! recte: 7817]–7790 [sic! recte: 7827]) 16. the Dragon-Kiss (V. 7828–8040) 17. the Return to Genewis (V. 8041–8468) 18. the Messengers from Dodone (V. 8469–8810) 19. the Return to Dodone (V. 8811–9444)
Interpretationen
965
Zwischen Interpretation und Strukturanalyse oszilliert die Arbeit Behres, der von zwei ›tiefenstrukturellen‹ Hauptmotiven ausgeht, die den ›Lanzelet‹ – mehr als andere höfische Romane – prägten: Kampf und Liebe (Behre 1913, S. 64–66). Unter Kampf versteht Behre in erster Linie Kampflustigkeit, z. B. beim Treffen des Helden mit Walwein (V. 2523–2526; Behre 1913, S. 46). Liebe ist der Gegensatz von Minne: »Liebe als eine veredelnde Empfindung, die die rauhen Sitten und den unmäßigen Willen des Mannes bändigt, Minne also im Sinne einer höfischen, sittlichen Kulturmacht kennt Ulrich nicht. Es ist bei ihm der bloß sinnliche Trieb.« (Behre 1913, S. 65) Beides wären typisch volksepische Züge. Fraglich ist, ob dies tatsächlich so unhöfisch ist. Die Liebe von Erec und Enite hat mit idealisierter Minne, wie sie vor allem die Lyriker (!) schildern, wenig zu tun, ebenfalls die von Parzival und Condwiramurs oder zwischen Iwein und Laudine (in die sich Iwein richtiggehend ›verschaut‹). Auch würde ich nicht zögern, die drei genannten Artusritter auch als ziemliche Haudegen zu bezeichnen, Erec kämpft rasend, bis er in den Scheintod fällt, Parzival hat über weite Strecken nichts anderes zu schaffen, als jeden Ritter zum Kampf zu fordern, der ihm begegnet, und die, man könnte sagen: ›Abenteuerlust‹ Iweins galt vor allem in der älteren Forschung als seine ›Schuld‹. Gawein dagegen, der in allen genannten Romanen ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt, agiert zurückhaltender und umsichtiger.76 Ich würde also vorsichtig sein, diese Gewichtung von Kampf und Liebe als Besonderheiten des ›Lanzelet‹ zu sehen.77 Die erste detaillierte Analyse des Aufbaus des ›Lanzelet‹ stammte von Luise Lerner (Lerner 1936, S. 17–20; vgl. Göller 1996, S. 95). Sie teilt den ›Lanzelet‹ in folgende Episoden (S. 17): I Lanzelets Erziehung zum Ritter 44ff. 1. Geburt und Aufenthalt bei der Meerfee 44ff. 2. Erlernung der Kampftechnik bei Johfrit 389ff. 3. Unhöfischer Messerkampf gegen Galagandreiz 667ff. 4. Unerhörte Kraftleistung auf Limors 1357ff. 5. Ritterlicher Zweikampf gegen Iweret von Dodone 3522ff. II Lanzelets Erziehung zum Landesherrn 4958ff. 1. Kampf für Ginover am Artushof 4958ff. 2. Abenteuer in Pluris 5429ff. 3. Befreiung Ginovers, Erecs und Walweins 6673ff. 4. Erlösung der verzauberten Prinzessin Elidia 7817ff. 5. Übernahme des Erblandes Genewis, Regierungsantritt in Dodone 8041ff. Die beiden Teile zu je fünf Episoden folgen einem einheitlichen Aufbauprinzip: Jede Episode übertrifft, vor allem im Hinblick auf die Schwierigkeit, die vorige, wobei die inhaltliche Steigerung (zumindest im ersten Teil) formal von einer Steigerung der 76 Gottfrieds ›Tristan‹ und insbesondere seine Idealisierung der ehebrecherischen Liebe fällt gegenüber den anderen vier Texten völlig aus der Reihe. 77 Viel bedeutsamer erscheint es mir, dass es eben n u r darum geht, dass es weder eine innere Krise des Helden (Erec, Iwein) noch einen Gral (Parzival) gibt, was in der ›Lanzelet‹-Forschung erst viel später wahrgenommen wurde.
966
Forschungsbericht
Länge der Episoden begleitet wird. Im ersten Teil wird der Held zum ausgezeichneten Helden und Frauenritter, ähnlich den Helden Hartmanns und Wolframs. Lediglich die Gesamtmotivierung weicht leicht ab: Lanzelet handelt nicht (nur) aus dem Streben nach Ritterschaft und eigener Vervollkommnung, sondern will vor allem die von der Meerfee gestellte Aufgabe bewältigen und so seinen Namen erfahren. Im zweiten Teil folgt Lanzelets Erziehung zum Landesherrn (Handeln in und für die Gemeinschaft, Treueprobe Pluris), wodurch auch die beiden Hauptteile nach dem Prinzip der Steigerung verbunden wären: An die Stelle von egoistischen Beweggründen im ersten Teil treten im zweiten altruistische im Gemeinschaftsdienst des Artushofes (an den Lanzelet schon im ersten Teil herangeführt wird: Orpilet, Walwein, Turnier in Djofle). Der ›Lanzelet‹ wäre damit – wie auch der ›Iwein‹ oder der ›Parzival‹ – eine »Endgipfelkomposition«, die sich durch stufenweise Steigerung der Einzelhandlungen und mithin durch eine planvolle Komposition auszeichnet; wenn er auch ethisch nicht an die Werke Wolframs oder Hartmanns heranreichen kann. Die kurze Vorgeschichte (Genewis, Meerfee, Johfrit de Liez) ist nur Vorbereitung für spätere Handlungsmotive (Dodone, Mantelprobe, Rückkehr ins Erbland) und nicht – wie etwa im ›Parzival‹ oder im ›Tristan‹ – eine Antizipation der Handlung und des Charakters des Helden durch das Schicksal des Vaters/der Eltern (vgl. K zu V. 44–179). Armgart Trendelenburg (Trendelenburg 1953) untersuchte, ausgehend von Hugo Kuhns epochalem Aufsatz zur Struktur des ›Erec‹ (Kuhn 1948), den Aufbau des ›Lanzelet‹ im Hinblick auf die Struktur anderer zeitnaher höfischer Romane: ›Eneide‹, ›Tristrant‹ (»frühhöfische Romane«, S. 43–62); ›Erec‹, ›Iwein‹, ›Parzival‹ (»Romane der Blütezeit«, S. 62–107); ›Wigalois‹, ›Krone‹, ›Daniel‹ (»neben-klassische Romane«, S. 108–129); Chrestiens ›Charrette‹ (S. 131–150). Ihre Basis ist folgendes Aufbauschema des ›Lanzelet‹ (S. 10f.):78 I. Teil (Weg zum Artushof ) A. Lanzelets Jugend (vom Dümmling zum Ritter) 1) Seine Eltern 2) Erziehung bei der Meerfee 3) Zwergenbeleidigung vor Pluris 4) Ritterunterweisung durch Johfrit de Liez B. Minneabenteuer (Ritterliche Vervollkommnung bis zur Aufnahme in die Tafelrunde) B.1) Messerkampf mit Galagandreiz C. (Artusbereich)79 C.1.a) Orphilet lädt Lanzelet zum Artushof ein – 1. Ablehnung C.1.b) Orphilet erzählt am Artushof von Lanzelet B.2) Gefangenschaft auf Limors – âventiure des Linier – Verbindung mit dessen Nichte Ade 78 Evidente Tippfehler sind stillschweigend gebessert. Das Schema von Gottzmann 1986, S. 169 ist offensichtlich von Trendelenburg inspiriert. 79 Die dreistufige Annäherung an den Artushof sieht auch Homberger 1969, S. 50.
Interpretationen
967
C.2.a) Erzählung am Artushof von Lanzelets Sieg – Botschaft Walweins, Zweikampf – 2. Ablehnung C.2.b) Das dreitägige Turnier – siegreiche Zweikämpfe mit Artusrittern B.3) Zaubrische Gefangenschaft bei Mabuz Sieg über Iweret – Verbindung mit dessen Tochter Iblis Das Zelt der Meerfee – Lanzelet erfährt seinen Namen C.3.a) Knappe vom Artushof: Erzählung von der Bedrohung Ginovers durch Valerin Episode: Einkehr beim Herzog vom Wîzen Sê C.3.b) Ankunft am Artushof: Sieg über Valerin Aufnahme in die Tafelrunde II. Teil (Artushof ist Rahmen, ist wiederholter Ausgangspunkt für die Handlung) A. Pluris 1. Artusszene: Lanzelets heimlicher Ausritt nach Pluris 1) Bestehen der âventiure – Verbindung mit der Königin – Minnehaft 2. Artusszene: Klage um Lanzelet – Mantelprobe – Ausritt der Freunde 2) Befreiung Lanzelets Episode: Einkehr beim wîsen stummen Gilimar B. Ginover 3. Artusszene: a) Knappe vom Artushof: Erzählung vom Raub der Ginover durch Valerin b) Klage um Ginover – Beratung – Aufbruch zu Malduc 1) Fahrt zu Malduc (Artusszene: Einwilligung von Erec und Walwein) 2) Zug gegen Valerin, dessen Vernichtung: Befreiung der Ginover 4. Artusszene: Klage um Erec und Walwein, Malducs Geiseln – heimlicher Ausritt Lanzelets und seiner Freunde 3) Zug gegen Malduc, dessen Vernichtung: Befreiung von Erec und Walwein 5. Artusszene: Hoffest, Freude – Ausritt Lanzelets zum Wurm-Abenteuer Episode: Schlangenkuss: Erlösung der Elidia (III. Teil) C. Heimkehr Lanzelets 6. Artusszene: Artusheer gegen Genewis gerüstet Episode: Der Wilde Ballen 1) Vergleich mit den Fürsten zu Genewis Krönung zu Genewis 7. Artusszene: Boten von Dodone 2) Hoffest Lanzelets zu Dodone, Artus ist sein Gast – Krönung von Lanzelet und Iblis zu Dodone Abschied von Artus und den Seinen Glückliche Herrschaft von Lanzelet und Iblis
968
Forschungsbericht
Die Motivationsstruktur unterteilt Trendelenburg in verschiedene thematische Bereiche, innerhalb derer sie vor allem die Unterschiede von Teil 1 und 2 aufzeigt. Ich versuche, ihre Ergebnisse mittels einer Tabelle zu veranschaulichen (vgl. S. 9–42): Thema Ritterschaft
Teil 1 Ritterwerdung in mehreren Steigerungsstufen individueller Bewährung
Teil 2 Bewältigung diverser Abenteuer durch märchenhafte Hilfestellungen (Botin der Meerfee erzählt am Artushof von Pluris, Malduc, Esealt), generell Vorliebe für Wunderbares (Fier baiser, märchenhafte Landschaft) Minne mehrere individuell erlebte Wegfall der Steigerung (von der Königin von Pluris zurück zu Steigerungsstufen der Minneerfahrung, ähnlich der Iblis), im Vordergrund steht der Ritterwerdung abstrakte bzw. exemplarische Minnediskurs (Mantelprobe, Fier baiser, Gilimar) Artushof Weg hin zum Artushof, Artushof als Basis, als fester Höhepunkt durch die Aufnahme Rahmen für die diversen an der Tafelrunde Abenteuer Gefangenschaften verschiedener Gefangenschaft Gefangenschaft des Protagonisten in Figuren (Lanzelet, Ginover, Erec ›Todesschlössern‹ als individuelle und Walwein), kollektive Befreiungsaktionen mit Machtlosigkeit bzw. als Folge märchenhafter Unterstützung davon, Befreiung aus eigenem Antrieb Vorbestimmung Prophezeiung bzw. Auftrag der stärker ereignisorientiert, weniger der Handlung Meerfee (Kampf mit Iweret, Vorausdeutungen Namensfindung) als handlungsbestimmendes Element Teil 3 versteht Trendelenburg als Ausbreitung eines konventionellen Schlusses, bei dem allenfalls das Thema Landesherrschaft als zentrale Motivation gesehen werden kann. Sein Realismus steht in einem gewissen Kontrast zum Wunderbaren von Teil 2. Der Handlung eignet damit eine gewisse Folgerichtigkeit, sie ist nicht nur eine planlose Aneinanderreihung zusammenhangloser Episoden. Andererseits fehlt jeder Hinweis seitens des Erzählers auf einen derartigen Plan. »[D]urch die Handlung ist ein planmäßiger Aufbau des Werkes gegeben, der jedoch keine tiefgehende Bedeutung, keine innere Dynamik aufweist, sondern in reihenhafter Aneinanderfügung die Handlung in Beziehung auf den Artushof als Ausdruck für die höfische Daseinsform gliedert.« (S. 42) Im Vergleich mit den genannten Texten (vgl. bes. S. 150f.) stellt Trendelenburg den ›Lanzelet‹ vor allem zum hartmannschen ›Erec‹, dem er der Handlungsstruktur nach
Interpretationen
969
am nächsten stünde. Besonders äußere sich dies in der stufenweisen Anlage der Handlung, die sich z. T. auch im ›Iwein‹ und im ›Parzival‹ nachweisen lasse. Im Gegensatz zu diesen Romanen der ›Blütezeit‹ fehle dem ›Lanzelet‹ jedoch jede innere Dynamik, vor allem was die Frage nach der Schuld und Wandlung des Helden anlangt. Die mehrfachen Minnebindungen sowie die intensive Thematisierung der Minne im zweiten Teil erinnern an die frühhöfischen Romane und an Chrestien, mit dem der ›Lanzelet‹ einige Motive teilt. Die Entwicklung vom Dümmling zum Ritter hat ihr Pendant im ›Parzival‹. Die märchenhaft-wunderbare Hilfe, die im zweiten Teil eine große Rolle spielt, ist schon im ›Iwein‹ angedeutet, wird dann aber ein typisches Merkmal der neben- und nachklassischen Romane. Eine etwas extravagante Hypothese zur Struktur des Textes formulierte Michel Huby (Huby 1969) im Anschluss an die Untersuchungen Jean Fourquets zum ›Armen Heinrich‹ (Fourquet 1961a; Fourquet 1961b). Ausgangspunkt ist die Annahme von Blöcken zu vier Initialen-Abschnitten als wesentlichen Elementen des makrostrukturellen Aufbaus einer Dichtung. Diese Blöcke können dynamisch sein, also auf vorhergehende oder nachfolgende Blöcke verweisen bzw. mit diesen in einem engen Zusammenhang stehen, oder statisch, quasi in sich abgeschlossen. Huby bildet aus diesen Blöcken wieder größere Einheiten und stellt sich den (symmetrischen) Aufbau des ›Lanzelet‹ um die Mitte der Namensnennung (V. 4688) folgendermaßen vor (die Tabelle ebd., S. 150f.): La jeunesse du héros l’aventure chez Galagandreiz 5 blocs 5 blocs (1–666) (667–1310 666 vers 644 vers Les exploits de l’inconnu 15 blocs (1311–3928) 2618 vers La victoire sur Iweret 5 blocs (3929–4688) 760 vers Lanzelet contre Valerîn 15 blocs (4689–7524) 2836 vers Lanzelet, roi de Genewîs Lanzelet, roi de Dôdône 5 blocs 5 blocs (7525–8468) (8469–9308) 944 vers 840 vers Épilogue 1 bloc (9309–9444) 136 vers
970
Forschungsbericht
Bei den 5er-Gruppen nehme der mittlere Block eine zentrale Stellung als Übergang zwischen den beiden Zweiergruppen an, die exakte Gliederung wäre (ich nenne jeweils den Anfangvers des Blocks): 1–97–241 [5!]–389–521, 667–807–905 [5!]–1073 [5!]–1193, 3929 [5!]–4141 [5!]–4275 [5!]–4447 [3!]–4563, 7525–7717–7947 [5!]–8185– 8333, 8469 [5!]–8653 [3!]–8811–9041 [z. T. Lücke W]–9199. Die 15er-Gruppen werden nur grob unterteilt: Thematisch sei die erste davon in drei 5er-Gruppen zu teilen: 4689 [26!]–5733 [22!]–6543 [22!], die zweiten in zwei 6er- und eine 3er-Gruppe: 1311 [25!]–2187 [13!]–2649 [28!]. Die Zahlen in eckigen Klammern zeigen die mitunter nicht geringen Abweichungen vom 4er-System80 gegenüber W an, der Huby zu folgen angibt. Hinweise zum Nicht-Beachten von einzelnen Initialen sucht man vergebens, was die Glaubwürdigkeit der Studie ganz erheblich einschränkt (kritisch auch Pérennec 1970, S. 4–6, Anm. 1; Wennerhold 2005, S. 28). Eine von den bisherigen Versuchen ebenfalls relativ stark abweichende Einteilung des Werks hat Rodney W. Fisher vorgeschlagen (Fisher 1980). Er sieht den ›Lanzelet‹ als mehrfache Erfolgsgeschichte (»nothing succeeds like success«, S. 278) des Titelhelden, seine Einteilung richtet sich nach den Erfolgen Lanzelets. Mit den übrigen Strukturanalysen (siehe auch Kap. II.5.2 passim) hat Fisher nur die Annahme einer Zweiteilung des Romans gemein, die erste Hälfte endet mit dem Erringen von Namen und Identität, von dauerhafter Liebe und mit der Aufnahme an den Artushof. Verbunden sind die beiden Teile durch einige Handlungsfäden wie den Kampf gegen Valerin81 , das Auftauchen einer Botin der Meerfee oder den Erwerb von bzw. den Einzug in Dodone. Eine feinere Einteilung nimmt Fisher dann nach vier Gipfeln des Erfolgs vor, sie lässt sich schematisch etwa folgendermaßen darstellen (vgl. ebd., S. 280): Prolog und Vorgeschichte, V. 1–399 I. Vom Dümmling zum perfekten Ritter (S. 283–286) 1. Pluris – Johfrit – Galagandreiz, V. 400–1356 2. Limors – Linier – Ade, V. 1357–2310 3. Walwein – Turnier zu Djofle, V. 2311–3499 II. Von Anonymität zu Ansehen, Erwerb von dauerhafter Liebe, Aufnahme in die Artusrunde (S. 286–288) 4. Mabuz – Iweret – Iblis, V. 3500–4557 5. Abschied aus Dodone – Botin mit Zelt – Name und Identität, V. 4558–4959 6. Aufnahme in Tafelrunde – Valerin, V. 4960–5419 III. triuwe in der Liebe zu Iblis und zur Artusgemeinschaft (S. 289–291) 7. Pluris (und Mantelprobe), V. 5420–6562 8. Valerin – Malduc – Genover, Walwein, Erec, V. 6563–7816 9. Elidia, V. 7817–8040 IV. König Lanzelet (S. 291–292) 80 Bei den 5er-Gruppen: 20er-System, bei den 6er-Gruppen: 24er-System, bei der 3er-Gruppe: 12erSystem. 81 Der Zweikampf gegen Valerin wird von Fisher einmal zum ersten, einmal zum zweiten Teil gerechnet, in diesem Fall natürlich zum ersten.
Interpretationen
971
10. Genewis, V. 8041–8468 11. Karadigan, V. 8469–9040 12. Dodone, V. 9041–9308 Epilog und Ausblick auf Lanzelets weiteres Leben, V. 9309–9444 Besonders ausgeprägt ist die Struktur der vier Teile in der ersten Romanhälfte. In je drei Episoden erreicht der Held, ausgehend von einer unglücklichen Ausgangslage, den erwünschten Erfolg. Im ersten Teil sind die drei Episoden sogar annähernd von gleicher Länge. Im zweiten Romanteil verliert sich diese Struktur immer mehr, in Teil IV schließlich fehlt jede Dynamik und Lanzelet wird – statisch – als idealer Herrscher gefeiert. Die Dreizahl der (frühen) Teile hat eine Entsprechung z. B. im dreifachen Rüstungswechsel in Djofle, in den drei Königreichen Iwerets, im dreifachen Schlag auf den bronzenen Gong (um Iweret zu rufen) oder in den 300 Rittern, mit denen Artus Iblis eskortieren lässt. Fraglich bleibt, ob mit dieser Einteilung tatsächlich wesentlich zum Verständnis des Romans beigetragen wird. Die Zwölfteiligkeit wirkt beliebig, z. B. werden so heterogene Episoden wie der Geißelschlag durch den Zwerg und das Galagandreiz-Abenteuer als eine Einheit betrachtet. Auch das System der Erfolgs-Abschnitte ist problematisch, da die Bezüge im Text komplexer sind, als Fishers Schema suggeriert: Das Streben nach Ansehen und die Suche nach dem Namen prägt den gesamten ersten Teil und geht parallel zum Streben nach Ritterschaft, die Ausbildung zum perfekten Ritter ist nicht mit dem Turnier in Dodone beendet, sondern erst mit dem Kampf gegen den (zuvor) besten Ritter, Iweret. In der zweiten Hälfte gehen die einzelnen Erzählstränge noch stärker ineinander, z. B. die (von Fisher kaum gewürdigte) Mantelepisode und das PlurisAbenteuer. Es mag daher ein, vielleicht etwas simplifizierendes, Strukturschema in dieser Weise möglich sein. »In Search of ›Sens‹« (Untertitel der Studie) befindet man sich damit jedoch kaum. Neben diesen allgemeinen Analysen des Aufbaus des ›Lanzelet‹ stehen solche, die sich nur einem bestimmten, mehr oder weniger Struktur bildenden Aspekt widmen. Maurice O’Connel Walshe untersuchte die fiktive Geographie des ›Lanzelet‹, indem er (größtenteils als Nacherzählung) den Weg des Helden nachzeichnete und in erster Linie vermerkte, ob die Wege zwischen den verschiedenen Lokalitäten beschrieben werden und – wenn ja – ob sie sich zu einem schlüssigen geographischen System fügen lassen (Walshe 1937). Das Wesentliche kann seiner abschließenden Übersicht (S. 105f.) entnommen werden: Child Lanzelet carried off from Genewîs to Meidelant in lake 184. Description 204–240. 1. The Lake to Liez. a. Lanzelet brought ashore by merwîp. b. Plûrîs. Journey without definite goal through forest. Night spent in open. c. Liez. Further aimless journey to heath and river. With Johfrit to nearby castle. 2. Liez to Môreiz. Further aimless journey (one day) along road through dark forest to clearing, thence to castle. a. Orphilet to Karidôl: no description. 3. Môreiz to Lîmors. Four days’ journey without definite goal through big forest to three
972
Forschungsbericht
branching roads. L. chooses middle one. Through narrow valley to castle. a. Wâlwein’s journey to Lîmors: no description. b. Lîmors to Djoflê: no description. 4. Djoflê to Beforet. a. Schâtel le mort. L. sets out for Plûrîs. Comes to castle in flat country. b. Beforet. Through wood to monastery, where L. sleeps. Thence half a mile to Beforet. Description of wonderful castle and forest. 5. Beforet to Kardigân. a. One mile to beautiful heath (cf. land round Schâtel le mort). b. Wîzen sê: five days’ ride, night and day. c. Wahsende Warte: no description. d. Kardigân. L. hastens on on new horse. 6. Plûrîs. No description. This time L. takes correct road. 7. Plûrîs to Kardigân. a. Gilimâr: flight through forest until nightfall, when they take refuge in castle. b. Kardigân: idyllic description of journey till they meet messenger, three days before K. They hasten on. 8. Der Genibelete sê. From Kardigân through forest (uncertain of way). On fourth day by mistake to screaming swamp. Then with Dodines’ help, via Stiebenden stec to Malducke’s castle. Return by different way âne brücke und âne stec (7318). 9. Der Verworrene tan. No description. 10. Der Genibelete sê. This time with proper guides; no difficulty. No description. 11. Der Wilde walt. (Elidia). No description. 12. Lanzelet’s return home. Via Wilden ballen to Genewîs, afterwards to Dôdône. No description. Ergebnis ist, dass Ulrich wenig Wert auf die konsequente Deskription der geographischen Verhältnisse legt,82 was Walshe freilich als Schwäche wertet.83 Im Gegensatz besoders zum ›Parzival‹, wo sich die geographischen Angaben zu einem vollständigen geographischen Schema zusammenfügen und die Beschreibung der Landschaft eine Einleitung und Vorbereitung auf kommende Abenteuer darstellt, ist »Ulrich’s mastery of his material [...] incomplete«, wenngleich er ›offensichtlich‹ (?) diesem Ideal nachstreben würde (vgl. das Fazit S. 104f.). Dass diese Flüchtigkeit der Beschreibung mit wechselnd starker Fokussierung auch poetisches Kalkül sein könnte und es Ulrich vielleicht gar nicht daran gelegen war, eine fertige und abgeschlossene literarische Welt zu beschreiben; ja dass in dieser Sprunghaftigkeit auch der Grund für die Rasanz und damit für den Reiz des Textes liegen könnte, wird ausgeblendet. Hiltrud Katharina Knoll widmete ihre Studie dem Aufbau der fiktiven (realen und außerrealen, also wunderbaren) Welt in den vier Artusromanen ›Erec‹, ›Iwein‹, ›Lanzelet‹ und ›Wigalois‹ und wies dem ›Lanzelet‹ folgende Besonderheiten zu (Knoll 1966): 82 Vgl. Johnson, L. 1999, S. 289. Auch Trachsler 1979, S. 83–95 hält fest, dass jede Art von Wegmetaphorik im ›Lanzelet‹ gänzlich fehle, zumindest finde sich dafür keinerlei Indiz vonseiten des Erzählers. 83 Z. B. S. 102: »After the clear and lucid description of Dôdône and its neighbourhood, Ulrich has once more lapsed into geographical nebulosity.«
Interpretationen
973
• Ulrich zeigt kaum ein Interesse an den Dimensionen der Zeit, noch weniger als Hartmann oder Wirnt, »er legt einzig und allein Wert auf bunte Handlungsfülle, wobei er die Episoden wie Perlen aneinanderreiht, ohne daß die Dimension der Zeit berücksichtigt wird«, es fehlt die Verbindung von »seelischer und zeitlicher Tiefe«, die Zeit (z. B. der Wechsel von Tag und Nacht) wird nicht in zeichenhafter Weise verwendet (S. 33; vgl. S. 35f., 43f.).84 • Die im Text geschilderte Geographie ist kaum in eine reale Geographie umzusetzen wie auch bei Hartmann oder Wirnt. Allerdings ist bei Wirnt und besonders bei Ulrich der Anteil wunderbarer Länder deutlich höher – man denke nur an die Kindheitsgeschichte der Helden –, für Ulrich sieht Knoll einen noch sehr deutlichen Bezug zur »mythischen Formenwelt« (S. 49–51, 52f.; vgl. K zu V. 209). Ausnahme ist die Schilderung von Thile, die auf dem gängigen ›Schulwissen‹ der Zeit beruht (S. 52f.). • Die Schilderung von Naturlandschaft ist im ›Lanzelet‹ nur sehr oberflächlich, wenngleich Ulrich Raum beschreibenden Wörtern häufiger bestimmende Adjektiva beiordnet als Hartmann. Eine semantische Einbindung des Raumes in die Handlung fehlt, so wird der Wald, in dem Lanzelet Elidia erlöst, nicht als Ort der Gefahr beschrieben, zwei wunderbare Orte (Weißer See, Wachsende Warte) werden geschildert, ohne ihre Besonderheit in die Handlung zu integrieren; es dominiert das Interesse am Wunderbaren an sich (S. 56–58, 63, 68, 75f.). • Auch bei der Schilderung von Kulturlandschaften (Behforet, Wilder Ballen, Vallis Ible etc.) stellt Ulrich auf Wunderbares ab, ohne es – ausgenommen vielleicht der Schöne Wald als amoene Aventiure-Landschaft – in den Handlungskontext einzubetten, die Schilderungen sind weniger descriptio als vielmehr enumeratio (S. 91–95). • Die erwähnten Burgen sind im ›Lanzelet‹ mit der Anzahl 17 recht häufig, die Schilderung ist jedoch oft noch knapper gehalten als bei Hartmann oder Wirnt. Wieder scheint sich Ulrich nur dann eingehender mit Bauwerken zu beschäftigen, wenn er Wunderbares von ihnen berichten kann (Burgen von Dodines, Valerin, Malduc, Mabuz), erneut sind Anklänge an den Mythos auszumachen (S. 124f.). • Die Tierwelt im ›Lanzelet‹ ist weniger realistisch gehalten als in den beiden Artusromanen Hartmanns, der Drache (Elidia) ist ganz märchenhaften Zügen verschrieben (S. 133), Löwen, Bären, (Rot)Wild und Elefanten hausen in ein und demselben Schönen Wald (V. 3992–3997), eine symbolische Nutzbarmachung der Tierfiguren fehlt. • Menschen werden von Ulrich (wie auch in den übrigen Texten) als Typen, nicht als individuelle Charaktere gezeichnet, auffallend ist jedoch die häufige Ausstattung von adligen Personen mit übernatürlichen, wunderbaren Fähigkeiten (Meer84 Für ein vollständiges Zeitschema der Handlung des ›Lanzelet‹ siehe ebd., S. 20–25.
974
Forschungsbericht
fee, Mabuz, Valerin, Malduc, Esealt). Ebenfalls eine Besonderheit ist die Vernachlässigung der äußeren Gestalt und die Konzentration auf das Innere der Charaktere, die überdies roher, weniger stilisiert wirken als bei Hartmann (S. 142f., 146, 151, 154f., 157f.; siehe Kap. II.4.). • Kleidung und Kostbarkeiten beschreibt Ulrich nur sporadisch, etwas eingehender widmet er sich den Rüstungen, doch weder bei diesen noch beim Gewand ist eine zeichenhafte Funktion der Beschreibung zu notieren. Gleiches gilt für die ausführliche Schilderung des Pferdes (vgl. K zu V. 1454–1481), die breite Schilderung von Lanzelets Zelt führt Knoll ebenso auf Ulrichs Interesse am Wunderbaren zurück und spricht ihm jede symbolische Funktion ab (S. 164f., 177, 186–188). • Wunderbarer Besitz ist im ›Lanzelet‹ ebenfalls nur Ornatus der Handlung und steht in keinem inneren Zusammenhang z. B. mit dem Besitzer des jeweiligen Gegenstandes. Die drei wunderbaren Besitztümer (der von Lanzelet verschenkte Ring, der Zaubermantel und der Stein Galazia) sind nur lose mit der Handlung verknüpft, es sollen lediglich die Hauptfiguren durch den Besitz aufgewertet werden (S. 194–196, 202f.).
In Summe ist damit eine gewisse Ähnlichkeit zum frühhöfischen Roman und zum so genannten ›Spielmannsepos‹ sowie zum Märchen auszumachen (Zeitstruktur, vgl. ebd., S. 33; Charakterzeichnung, vgl. ebd., S. 158). Es dominiert das Interesse am Wunderbaren an sich, dessen Elemente locker aneinander gefügt sind, der Akzent liegt alleinig auf der Effekt heischenden Abfolge möglichst außergewöhnlicher Dinge, wobei das Wunderbare eine eigene magisch-mythische Welt aufspannt. Der Text hat demnach nur Unterhaltungscharakter und wäre am besten als höfischer Trivialroman zu bezeichnen. Ähnlich verhält es sich mit dem ›Wigalois‹, dessen Konstruktion Knoll aber für dichter und damit besser hält. Auffällig ist im ›Lanzelet‹ hinsichtlich dieser Bewertung die – gegenüber Hartmann und Wirnt – detaillierte Charakterzeichnung (S. 238–242). Dieses Fazit spiegle auch die gesamte Konstruktion des Romans wieder, der es an Zusammenhang fehle und deren mehr oder minder beliebiger Häufung von Abenteuern es an einer übergreifenden Idee mangle. Die einzelnen Aventiuren sind Selbstzweck und austauschbar, zentral sind höchstens der Auftrag der Meerfee (Tötung Iwerets) und die damit verbundene Identitätsfindung; der Rest der Abenteuer ist um diese Mittelachse angeordnet. Davor stehen: der Kampf mit Galagandreiz, die Kämpfe auf Limors und das große Turnier; danach: der Kampf an der Wachsenden Warte, der Kampf gegen Valerin, das Abenteuer auf Pluris, die Befreiung der Königin, der Kampf gegen Malduc und die Erlösung der Königstochter von Thile. Dabei sind die Abenteuer der ersten Gruppe Variationen des Kampfs gegen Iweret, während im zweiten Teil die additive Technik, die den ›Lanzelet‹ abermals in die Nähe vor- und frühhöfischer Epen stelle, überhand nimmt, allenfalls die Befreiung einer Dame (der Königin) könne als kohäsives Moment der wunderbaren Abenteuer festgemacht werden (S. 232–234). Wiederum wird der Text mehr oder minder als Stückwerk gesehen, wiederum wird ihm eine komplexe Struktur abgesprochen.
Interpretationen
5.2
Gesamtdeutungen
5.2.1
Ernst H. Soudek
975
Die vielleicht erste konzise Gesamtdeutung, die den Roman als literarischen Text ernst nahm und nicht nur als motiv- oder stoffgeschichtliches Reservoir betrachtete, stammt von Ernst H. Soudek (Soudek 1972a; vgl. Gottzmann 1989, S. 74; Göller 1996, S. 96). Er wollte sich nicht damit abfinden, den ›Lanzelet‹ als flott und spannend erzählten Unterhaltungsroman, bestehend aus lose aneinander gefügten Episoden, zu werten. Vielmehr sei der ›Lanzelet‹ nach einem ganz bestimmten ethischen Modell gestaltet. Im ersten Teil ist es die Suche des Helden nach seinem Namen und damit nach seiner Identität (vgl. V. 31–37), die all seine Handlungen bedingt (vgl. K zu V. 1362– 1369), der logische Verlauf besteht aus mehreren gestuften Zweikämpfen. Der zunächst dümmliche Jüngling, dessen Handlungsweisen noch unhöfisch und unritterlich sind und auch im Roman als solche bewertet werden (vgl. K zu V. 1397, 1673–1675, 1880–1885, 2037/2045), erwirbt durch die Bekanntschaft mit Walwein die Attribute eines höfischen Ritters (vgl. K zu V. 2357ff.), steigert diese mit den Erfolgen im Turnier zu Djofle, bis er sich schließlich durch den Kampf mit Iweret als bester Ritter auszeichnet. Erst jetzt gestattet er es sich, ja hat es sogar sehr eilig, an den Artushof zu gehen, dessen frühere Einladungen er ausgeschlagen hatte (vgl. K zu V. 1288–1301). Der erste Romanteil (Soudek folgt Ehrismann, siehe Kap. II.5.1) stünde damit im »ureigensten Interesse« (ebd., S. 182) des Helden. Da aber ein Ritter auch caritas zeigen muss und auch das Bild vom unstæten Frauenhelden einer Berichtigung bedarf, schließt sich ein zweiter Teil an (dazu auch Soudek 1972b, S. 18), der die Figur Lanzelet vervollkommnet: In Pluris hängt er den Gedanken an seine dritte Frau nach – erweist sich also als stæte (vgl. K zu V. 5528–5535) – und flieht, für die Gemeinschaft befreit er Genover, Walwein und Erec sowie Elidia (vgl. aber K zu V. 7828–7887). Noch im selben Jahr erweiterte Soudek seine These (Soudek 1972b), indem er sich der Frage widmete, wie im ›Lanzelet‹ Spannung erzeugt werde. Spannung sei nicht mit dem heutigen poetologischen Begriff gleichzusetzen, da im Mittelalter von einer stärkeren Identifikation der Rezipienten mit den Handlungsträgern ausgegangen werden müsse, wodurch schon eine gewisse Grundspannung durch ökonomische und soziale Schwierigkeiten gegeben gewesen sei (S. 1–3, 21f.). Für die praktische Analyse und Interpretation geht es Soudek dann jedoch eher darum, die Erzählstrategie des Romans offenzulegen, die er in »four major thematic strands« (S. 4) aufgeteilt sieht: 1. Lanzelets Identitätssuche (S. 4–9), 2. das Pluris-Abenteuer (S. 9–12), 3. Lanzelets Kampfserie im ersten Handlungsteil mit einer Reihe berühmter Ritter (S. 12–18), 4. die Entführung und Rettung Genovers (S. 19–21). Für die Punkte 1 und 3 kann auf seine vorhergehende Arbeit verwiesen werden, abgesehen von der nun englischen Publikationssprache ist vieles wörtlich übernommen worden: Lanzelet wird zum Ritter, indem er seine Identität findet, zugleich hat er eine Reihe sich steigender Kämpfe zu bestehen. Das PlurisAbenteuer (2) bezeichne dem gegenüber einen Erzählstrang, der in der Begegnung mit dem Zwerg zunächst nur kurz angerissen und erst später, nach dem ersten Sieg über
976
Forschungsbericht
Valerin, wieder aufgenommen wird.85 Die Intervention der Meerfee ist nötig, damit Lanzelet Hilfe vom Artushof erhält und das Abenteuer zu Ende bringen kann. Die Rettung Genovers und im Anschluss diejenige Walweins und Erecs (4) sei schließlich ganz Lanzelets neuem Altruismus anzulasten, vor allem bei der Rettung seiner beiden Freunde ist er federführend. Dem Roman eigne somit eine durchdachte Struktur, die von der älteren Forschung mechanisch konstatierte Planlosigkeit sei so nicht gegeben. Ob damit der ›Lanzelet‹ aber gleich ein ausgezeichneter Roman sei, wie Soudek suggeriert (bes. S. 21f.), ist eine andere Frage bzw. ist ein nicht weniger subjektives Urteil als die früheren Verdammungen des Textes. 5.2.2 Rosemary N. Combridge Wenig später und offenbar in Unkenntnis von Soudeks Arbeiten stellte sich Rosemary Norah Combridge (Combridge 1973; zusammenfassend Gottzmann 1989, S. 74) denselben Fragen und versuchte in einer – könnte man sagen – interpretierenden Nacherzählung des Textes, dessen Struktur darzustellen, wiederum besonders im Hinblick auf die zuvor oftmals behauptete Plan- und Problemlosigkeit des Romans (S. 43f.). Basis für eine neue Bewertung des Textes ist die Ablösung des Romans vom Schema der chrestienschen Artusromane, im Gegensatz zu deren Einsträngigkeit liege im ›Lanzelet‹ ein mehrsträngiger Roman vor (S. 45–47), wie auch Soudek betonte. Werden die Individuum-zentrierten chrestienschen Romane nicht als Maß aller Dinge gesetzt, wirkt auch das kollektive Handeln im zweiten Romanteil plötzlich weniger exotisch (S. 47). Nicht einmal die Problemlosigkeit kann ohne weiteres konstatiert werden, immerhin geschehen im zweiten Teil des Romans immer wieder große Unglücke (Pluris, Valerin, Malduc), die vom gesamten Artushof und ganz besonders von Lanzelet betrauert werden (S. 60f.). Den Roman deutet Combridge dann aber doch ausschließlich als biographische Erfolgsgeschichte des Titelhelden (S. 49–63), die letztlich schon – wie nicht anders bei Tristan, Parzival oder Gregorius – in der Verfehlung des Vaters wurzelt, die es zu überwinden gilt. Hauptziel des Protagonisten ist es demnach, die ihm zustehende Königsherrschaft zu erringen. Der Weg dorthin führt über mehrere Questen, also einzelne, teilweise miteinander verwobene Handlungsstränge, deren bedeutendster zunächst das Erfahren der eigenen Identität ist. Darunter fällt auch der quasi angeborene Drang, Ritter zu werden. Die zweite Queste ist der Zug gegen Iweret, der freilich mit der ersten über die Aufgabe der Meerfee ursächlich verbunden ist – im Gegensatz zu Soudek gelingt es Combridge, die Verbindungen zwischen den Handlungssträngen besser herauszustreichen. Die letzte Aufgabe ist schließlich, die eigene Ehre zu verteidigen, also die Pluris-Episode. Die Verteidigung der Königin setzt Combridge in Parallele zum Erwerb von Iblis: Iblis als seine Königin, Genover als die des Artushofes. Alle bisherigen Abenteuer sind damit an den Erwerb einer Königin geknüpft. Vorbestimmt ist dem Helden 85 Dass diese offene Stelle wiederholt angesprochen würde, etwa V. 2481–2482, 2706–2709, 2718–2723 (Soudek 1972b, S. 9f.), ist fraglich. Lanzelet dürfte hier eher auf seine Aufgabe Nummer 1, die Namensuche, rekurrieren, was Soudek z. T. selbst einräumt.
Interpretationen
977
Iblis, sie besteht die Mantel-Aventiure und ermöglicht dadurch den Beistand der Artusritter auf Pluris. Das letzte Abenteuer, die Erlösung Elidias, die Lanzelets Erfolg – verbunden mit der erfolgreichen Befreiung Walweins und Erecs – letztgültig krönt, lernt er erst aus der Erzählung Iblis’ kennen. Damit hat Lanzelet, unterstützt von der Macht der sælde, sein Ziel erreicht, was ausladend zelebriert wird, wobei dynastische Überlegungen (Kinder) nicht fehlen. 5.2.3
William H. Jackson
Auch eine sozialgeschichtliche Interpretation ließ in den 1970er Jahren nicht lange auf sich warten: William H. Jackson untersuchte das Verhältnis von Zentralmacht und Fürsten im ›Lanzelet‹ (Jackson 1974/75). Der ungerechte und tyrannische König Pant, Lanzelets Vater, wäre ein negatives Beispiel für eine radikal ausgeübte Zentralgewalt aus Sicht der unterdrückten Fürsten, ein Problem, mit dem vor allem französische Adlige angesichts der im 12. Jahrhundert beständig anwachsenden Macht des Königs zu kämpfen hatten – während in Deutschland das umgekehrte Problem einer ständigen Schwächung der Zentralgewalt die politische Lage instabil machte. Vielleicht portraitiert die Figur Pant auch ganz konkret Heinrich II. (vgl. K zu V. 97–188). Lanzelet ist demgegenüber ein Vorbild an milte (vgl. auch K zu V. 8389), ein idealer Herrscher wie noch deutlicher König Artus, der am Ende des Romans die auf Konsens beruhende Kooperation mit seinen Fürsten sucht. Damit wäre der ›Lanzelet‹ ein Rekurs auf damals aktuelle politische Debatten mit dem schon im Zusammenhang mit Pant formulierten Fazit: Wer sich gegen die eigenen Leute stellt, verliert (als Sentenz V. 131–132). Das stünde jedoch in keinem Widerspruch zu Glinka-Janczewskis These von Ulrich als Auftragdichter des Stauferhofes (vgl. K zu V. 9322–9341), da auch die Fürsten im ›Lanzelet‹ ihren Teil zu einem funktionierenden Staat beitragen. Der Text würde somit die Propaganda beider Seiten vereinen, die Fürstensicht aus dem ›welschen Buch‹, die Sicht der Zentralgewalt aus der Überarbeitung durch Ulrich. 5.2.4
Kurt Ruh
Kurt Ruh, dem immer wieder etwas vorschnell die ›Entdeckung‹ der Struktur des ›Lanzelet‹ zugeschrieben wurde (z. B. Zellmann 1996, S. 19), kam tatsächlich zu einem ganz ähnlichen Ergebnis wie Soudek und Combridge (Ruh 1975; vgl. Ruh 1980, S. 34–4986 ; Mertens 1981, S. 19f.87 ; Grubmüller 1988, S. 224; Bräuer 1990, S. 247; zusammenfassend Gottzmann 1989, S. 74; Göller 1996, S. 95f.). Seine drei Ausgangspunkte (S. 47–50): der ›Lanzelet‹ wurde von den späteren Dichtern gut aufgenommen (siehe Kap. II.7.) und war also ein beliebtes Buch; die Bewertung durch die ältere Forschung 86 Dazu Welz 1981, S. 199f.; Jackson 1982; Poag 1982; Lecouteux 1982; Ertzdorff 1984; Borchardt 1984/85; Johnson, S. 1985. 87 Das Strukturschema auf S. 20 veranschaulicht die Folge von Aufstieg zum und Bewährung als Artusritter, ist aber leider etwas ungenau geraten: Elidia ist natürlich nach der Befreiung von Genover, Erec und Walwein (der überhaupt unterschlagen wird) zu stellen, der Zweikampf mit Valerin fehlt.
978
Forschungsbericht
ist paradox, wenn sie ein eher frühes Werk als epigonal bezeichnet (siehe Kap. II.2.); die Artuswelt im ›Lanzelet‹ setzt die Kenntnis zumindest des ›Erec‹ und des ›Yvain‹ voraus.88 Das Programm des ersten Teils (S. 50f.), dessen Ende Ruh mit dem Sieg über Valerin und der Aufnahme am Artushof setzt (nach V. 5428; vgl. Ruh 1980, S. 40; danach wohl Bräuer 1990, S. 245; dagegen Welz 1981, S. 199f.),89 ist geprägt von der Namensfindung, zugleich Selbstverwirklichung, umgesetzt als Weg zum Artushof. Parallel verläuft die Steigerung der ritterlichen Bewährung und der Minnebegegnungen in den drei gleichgeschalteten Abenteuern. Programm des zweiten Teils (S. 51–53) ist nun nicht (wie beim doppelten Kursus der chrestienschen Artusromane) die erneute Selbstfindung, sondern die quasi-statische Bewährung als bester Ritter, ausgehend vom Bezugspunkt Artushof: dessen viermalige Trauer (Lanzelet in Pluris, Genover bei Valerin, Forderung Malducs, Gefangenschaft Walweins und Erecs); Befreiungsaktionen, vor allem der Genover (doch auch auf Pluris, gegen Malduc, bei Elidia), Bewährung der Liebe zu Iblis auf Pluris mit eingeschalteter Bewährung von Iblis in der Mantelprobe. Am Ende steht eine »Apotheose des ›besten Ritters‹« (S. 53). Auch der Minnediskurs sei auf der Höhe der Zeit und keineswegs anstößig, die Irritation der Forschung beruhe nur auf dem Kontrast zum Minnediskurs des (deutschen) Minnesangs (vgl. K zu V. 5528–5535, 6014–6016, z. T. mit Kritik an Ruh). Gleiches gelte für die gemeinschaftlichen Handlungen im zweiten Teil: Nur weil die übrigen Artusromane in der Regel individuelle Schicksale schildern, ist dies noch lange nicht unhöfisch, selbst die Märchenhilfe (Malduc, Esealt etc.) würde diesem gemeinschaftlichen Handeln entgegenkommen. An die Stelle der individuellen sælde des Protagonisten im ersten Teil trete das allgemeine Heil.90 Damit wäre der ›Lanzelet‹ ein Artusroman im Stil seiner Zeit, jedoch nicht im Gefolge Chrestiens, sondern im Sinne eines neuen Modells im Kontrast zu den chrestienschen Romanen (S. 54f.). 5.2.5
Helga Schüppert
Auch Helga Schüppert (Schüppert 1975; zusammenfassend Gottzmann 1989, S. 74) ist darum bemüht, den ›Lanzelet‹ vom Verdikt des moralisch Ungeheuerlichen und Strukturlosen zu befreien, Mittel zum Zweck ist ihr eine subtile Analyse der drei ›Minnestationen‹ Lanzelets im ersten Teil, und dies in dreifacher Hinsicht: Zum ersten fragt Schüppert nach der Art des Minneerwerbs, nach der Relation von Aventiure und Minne (S. 128–130). Die Galagandreiz-Episode wirkt diesbzgl. wie eine Pervertierung des üblichen Schemas: Minneerwerb durch bestandene Aventiure. Lanzelet erwirbt vielmehr 88 Hier ist Ruh, entgegen seinen sonstigen Ausführungen, streng traditionell: Die Möglichkeit, dass der Autor der Vorlage selbst an der Struktur der Artuswelt entscheidend feilte, oder dass diese Struktur schon vor Chrestien, z. B. in mündlichen Erzählungen, vorhanden gewesen wäre, wird ganz einfach negiert. 89 Damit widerspricht sich Ruh z. T. selbst, da er den Kampf gegen Valerin von den anderen Duellen des ersten Teils abgrenzt (S. 51), da Lanzelet hier bereits für die Gemeinschaft handle – was ja das Charakteristikum von Teil 2 ist! 90 Dies lässt sich am Text nicht verifizieren!
Interpretationen
979
eine Aventiure, das unhöfische Messerwurf-Abenteuer, durch die Liebesnacht mit der Tochter des Burgherrn (vgl. K zu V. 948–949). In der Minne zu Ade fehlt eine innere Verbindung von Minne und Aventiure, sie stehen nebeneinander und sind nur über Ades Hilfsbereitschaft verbunden. Erst mit dem Kampf gegen Iweret und dem damit verbundenen Erwerb der Minne zu Iblis handelt Lanzelet ›richtig‹ nach dem Muster des höfischen Minnedienstes. Analog verläuft, zweitens, die Variation der Minneauffassung: Die anonyme Galagandreiz-Tochter ist ganz dem Zwang der Minne erlegen und erinnert an hingebungsfreudige Mädchen des frühen Minnesangs (vgl. K zu V. 849–1112). In der Ade-Episode nimmt die Minne nur einen untergeordneten Stellenwert ein, Ade minnt im ›Lanzelet‹ den Tapferen, also seinen Status; als er diesen verliert, verlässt sie ihn (vgl. K zu V. 3670–3673). Die metaphysische Iblis-Minne jedoch folgt den Konventionen der höfischen Minne, Iblis ist Lanzelet vorbestimmt (Traum, Spiegel-Szene, Mantel). Der dritte Aspekt betrifft die Zeichnung von Minnedame und Minneort (S. 133–136): Die Galagandreiz-Tochter ist nur nach außen hin höfisch und schön (V. 858–874), es fehlen Hinweis auf ihre inneren Qualitäten – außer dass sie im Verlangen nach Minne vergeht. Ade ist vortrefflich in praktischer Hinsicht, etwa eine ausgezeichnete Reiterin (vgl. K zu V. 1454–1481), als Minnedame bleibt sie ein unbeschriebenes Blatt. Iblis endlich ist »die ideale Gattin des idealen Ritters« (S. 134) und wird immer wieder mit dem Topos der Unüberbietbarkeit beschrieben. Ihre äußere Erscheinung wird mit kurzen topischen Bemerkungen abgetan (V. 4258–4259), im Brennpunkt steht ihr edler Charakter. Die Minneorte wechseln, dazu passend, von der Herberge über das freie Feld zum Locus amoenus in Behforet. Die Deutung ist schlüssig und überzeugend, klammert aber die Pluris-Episode aus, auf die Schüppert nur im »Ausblick« (S. 136–138) kurz zu sprechen kommt. Die Liebe zur dortigen Königin, übrigens wieder eine namenlose Figur, ist der zu Iblis weit unterlegen, sie spielt kaum eine Rolle im Handlungsverlauf, kein Traum und kein anderes Zeichen rechtfertigt die Verbindung, der Minneort wird kaum geschildert, Lanzelet ist in Minnehaft. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schüppert mit dieser vierten Minneaventiure nicht ganz zu Rande kommt, es wäre das Feld für weitere Untersuchungen; wenngleich man konzedieren muss, dass man diese Episode, wie öfter geschehen, als Bestätigung der Iblis-Minne (in Kombination mit der Mantelprobe!) lesen kann. Interessanter und auch problematischer scheinen mir zwei andere Fragen, die Schüppert nur am Rande aufwirft. Die erste betrifft eine Grundtendenz der strukturalistischen Interpretationen der frühen 1970er Jahre (die allesamt mehr Strukturbeschreibungen als Interpretationen sind): Die immer wieder ähnlich begriffene Handlungslogik des Romans findet in den Erzählerkommentaren wenig Rückhalt, ja sind zu diesen fast gegenläufig, denn aus Sicht der Erzählinstanz ist Lanzelet auch schon am Beginn seiner Geschichte der ideale Ritter, egal, was er gerade tut (vgl. S. 130, Anm. 27). Die zweite Frage betrifft die Wertung der konstatierten Handlungsabläufe: Es wird gemeinhin angenommen, dass eine Entwicklung zum Positiven vorliege, etwa die Steigerung der Minneaventiuren bis zum Höhepunkt Iblis. Der Seitenblick nach Pluris zeigt aber auch, dass dieses Kalkül nicht ganz aufgeht und dass es einiger interpretatorischer Rechtferti-
980
Forschungsbericht
gung bedarf. Werden etwa nur verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, die eher ein Auf und Ab als eine streng lineare Entwicklung skizzieren (vgl. S. 132, Anm. 36)? 5.2.6 Angelica Konczal Trzepacz Angelica Konczal Trzepacz ist die nächste in der Reihe, die elaborierte Struktur des ›Lanzelet‹ zu beweisen und gegen die Vorwürfe der früheren Forschung zu verteidigen (Trzepacz 1975, bes. S. 169–187, 261–263); wenngleich sie eingesteht, dass es Ulrich nicht gelungen sei, diese Struktur erzähltechnisch hervorzuheben (S. 172). Entsprechend der Zielsetzung ihrer Dissertation versucht sie besonders, »the visionary« an der Gestalt Lanzelets herauszustreichen, womit sie weniger ›Visionäres‹, sondern eher ›Übernatürliches‹ meint. Im Wesentlichen gibt sie dann eine kommentierte Nacherzählung des Romans, ihre strukturellen Erkenntnisse decken sich mit den bereits genannten: Namensuche im ersten Teil, Artushof im zweiten Teil, idealer Ritter Lanzelet plus ideale Frau Iblis, Perfektionierung der Minne in drei Stufen, Pluris-Abenteuer als Bewährung etc. Problematischer sind ihre Thesen, was das ›Übernatürliche‹ angeht: Lanzelet sei durch den Kontakt mit der Meerfee in eine übernatürliche Abenteuerkette eingebunden, an deren Ende der Sieg über Iweret steht. Lanzelet agiere damit quasi ferngesteuert im Dienst der Fee, die diesen Sieg vor allem deshalb anstreben würde, weil sie die beiden ähnlichen Glücksreiche (vgl. K zu V. 3940–3947, 4067), ihr Meerreich und Iwerets Behforet, verbinden wolle, sie sei neidisch auf Iweret. Die Hilfe für Mabuz und sein Totenreich wäre nach Trzepacz keine ausreichende Motivation (S. 178); eine Begründung fehlt. Nach dem erfolgreichen Absolvieren dieser Aufgabe verliere sich das Übernatürliche, der zweite Teil sei hauptsächlich von weltlichen Abenteuern bestimmt, wodurch der Roman eine weitere Strukturebene erhalte. Allerdings ist dieser Konstruktion schwerlich beizupflichten: Elidia (vgl. ebd., S. 186) und Malduc, Valerin, Esealt, der Verworrene Tann, das Schreiende Moor usf. (die nur nebenher erwähnt werden) sind allesamt nicht wenige übernatürlich als Mabuz, Iweret oder Dodone, auch das behauptete Nachlassen der sælde des Protagonisten – eines »visionary« Charakteristikums – findet im Text keine Bestätigung, die Gleichung geht nicht auf. Und die Folgerung, dass ein Held, der mit Übernatürlichem konfrontiert ist, damit selbst ein »visionary protagonist« werde, scheint mir etwas kurz geschlossen. Zuzustimmen ist demgegenüber der Beobachtung Trzepaczs, dass dieses »visionary« im ›Lanzelet‹ ein überflüssiges Element ausmacht, keine wirkliche strukturelle Funktion besitzt – etwa im Gegensatz zur ›Charrette‹, wo die Macht der Minne als metaphysisches Moment Motor der Handlung ist (vgl. ebd., S. 188–191). 5.2.7
Karin Gürttler
Diesen neuen Ansätzen gegenüber stellt Karin Gürttlers Analyse des Artusbildes im ›Lanzelet‹ einen Rückschritt dar (Gürttler 1976, S. 165–176, 189). Sie bringt gegenüber der älteren Forschung kaum Neues. Den Roman sieht sie als oberflächliche Verbindung von keltischen Sagen- und Märchenmotiven mit dem höfischen Bezirk des Ar-
Interpretationen
981
tuskreises, der jedoch zugleich die Protagonisten für die älteren Erzählschichten stellen muss. Der älteren Schicht gehörten Motive an wie das Auftreten Artus’ als aktiver Held (z. B. in der Fahrt zu Malduc), der ursprüngliche Gestus der Entführungsgeschichte (vgl. K zu V. 4981–5025, 6725–7425) oder das Plündern der Burg Valerins durch die Artusritter (vgl. K zu V. 7370–7375/7408–7419). Dem stehen zahlreiche höfische Festlichkeiten gegenüber (V. 5361–5428, 5574–5624, 5679–6228, 7757–7827, 8773–9308), bei denen Artus als Vorbild der Gastfreundschaft und der milte auftritt – was freilich im Vergleich zu anderen Dichtungen alles andere als eine Besonderheit ist.91 Die Mantelprobe sei ein primitives, ›spätes‹ Einsprengsel in diese höfische Welt. Was schließlich die Handlungsstruktur angeht, folgt Gürttler der Analyse von Lerner (siehe Kap. II.5.1): Nach einem ersten Teil mit Namensuche, dreifachem Frauenerwerb und dreifacher Hinführung zur Tafelrunde dominiert im zweiten Teil der Artuskreis das Geschehen. Der Roman wäre damit eine serielle Folge von Abenteuern, ein innerer oder engerer Zusammenhang wird diesen abgesprochen. Dass dem nicht ganz so ist, haben die bereits referierten Analysen ausführlich gezeigt. Vor allem aber irritiert bei Gürttler der ›unmittelbare‹ Umgang mit Literatur, wenn sie etwa jene Elemente, die der neuzeitlichen Moral zuwiderlaufen, unreflektiert auch als unhöfisch markiert (vgl. pars pro toto die Problematik von V. 7370–7375/7408–7419 und K dazu). 5.2.8
Walter Haug
Walter Haugs dichte und viel beachtete92 Lancelot-Studie (Haug 1978) ist, was Ulrichs Roman angeht, über weite Strecken den Beobachtungen Kurt Ruhs verpflichtet. Ziel ist ein Vergleich zwischen Chrestiens ›Charrette‹ und dem ›Lanzelet‹ in struktureller Hinsicht. Chrestiens Roman, dem der überwiegende Teil der Studie gilt, wird verstanden als Literatur über Literatur, als Reflexion über den (beim Publikum als bekannt vorausgesetzten) Lancelot-Stoff im Rahmen des chrestienschen Artusroman-Modells: Durch das ständige Vagieren zwischen Erlösungsmythos und Ehebruchsgeschichte werden beide traditionellen Strukturmodelle in gewissem Sinne neutralisiert, »die neue Wahrheit realisiert sich im Rezeptionsvorgang quer sowohl zur transliterarischen Wahrheit des Mythos als auch zur bloßen Fiktionalität, der die Wahrheit gleichgültig ist« (S. 70). Das ›Land, aus dem niemand wiederkehrt‹ wird zur Chiffre »für die Ausgrenzung des Geschehens aus der Wirklichkeit, es bedeutet, daß die liebende Vereinigung mit dem Du als Einbruch des Absoluten nur in einem aller Bedingtheit enthobenen Augenblick möglich ist« (S. 45). Die ›Charrette‹ ist damit zugleich auch Chrestiens Tristan-Roman, insofern beide Texte eine Verabsolutierung der Liebe in Abgrenzung von sozialen Realitäten zum Hauptthema haben (S. 87). Vor diesem Hintergrund wird nun Ulrichs Roman als eine Art Gegenentwurf zur 91 Gleiches gilt für die topische Schlusswendung des Romans (V. 9434–9437, vgl. K dazu). Derartige Hinweise sind kaum wörtlich zu nehmen. 92 Vgl. die Rezensionen Oostrom 1979; Cormeau 1980; Pérennec 1980; Ringger 1980; Warnock 1980; Welz 1980, S. 66–67; Kennedy, E. 1981; Verhuyck 1984. Walliczek 1980, Sp. 1081 folgt, was den ›Lanzelet‹ angeht, Haug.
982
Forschungsbericht
›Charrette‹ interpretiert (S. 52–71; zur Datierung siehe Kap. II.3.4), für die Strukturanalyse kann auf Ruhs Deutung (vgl. Kap. II.5.2.4) verwiesen werden. Deutlicher herausgearbeitet wird ein mögliches Programm des Romans: die Treulosigkeit des ersten Teils, die mit Namensfindung, Vermählung mit Iblis und Aufnahme in die Artusrunde endet, wechselt zu einer schier endlosen Bekräftigung der Treue in den diversen Befreiungstaten des zweiten Teils (S. 58f.; vgl. K zu V. 7817–7939): der Roman als Fürstenspiegel (S. 63; Haug zitiert Jackson [siehe Kap. II.5.2.3]). An Stelle »eines Prozesses, der die verschiedenen Beziehungen in ihrer gegenseitigen Verflechtung problematisiert und integriert [i. e. der Doppelweg-Struktur, F. K.], wird im ›Lanzelet‹ mit einer additiven Reihung von Möglichkeiten gearbeitet« (S. 60). Mit dem zweiten Teil »bleibt das Geschehen in der Demonstration des Ergebnisses stecken« (S. 63), der ›Lanzelet‹ bietet eine reduzierte Struktur der ›Charrette‹ (S. 64); genau so, wie die chrestiensche Struktur im Prosaroman in die Rationalität der Stofffülle aufgelöst (integriert) erscheint. Das Verdienst Haugs ist es in erster Linie, eine ansprechende Neuinterpretation der ›Charrette‹ als eines struktur- und stoffkritischen Romans vorgelegt zu haben, für den ›Lanzelet‹ bringt er wenig Neues. Die von Haug namhaft gemachten Unterschiede zwischen ›Lanzelet‹ und ›Charrette‹ sind im Wesentlichen das, was bereits Ruh als Abweichung des ›Lanzelet‹ vom Modell des chrestienschen Artusromans notierte – und die Abweichung beispielsweise zum ›Erec‹ oder ›Yvain‹ ist viel deutlicher als zur ›Charrette‹, deren Struktur – wie Haug gezeigt hat – komplizierter und problematischer gehalten ist. Das bedeutet aber auch, dass der ›Lanzelet‹ für seine Struktur die ›Charrette‹ nicht braucht, eine chronologische oder stoffgeschichtliche Umsetzung von Haugs Ergebnissen scheidet damit aus (vgl. Cormeau 1980, S. 25; Welz 1980, S. 66–68). Was hingegen eine Diskussion der Beziehung der beiden Lancelot-Romane gefordert hätte, nämlich eine Berücksichtigung auch des Stoffes, bleibt völlig außen vor – Haug hätte für seinen Vergleich genauso gut den ›Wigalois‹ statt des ›Lanzelet‹ heranziehen können. Nicht ganz einsichtig ist auch die erneute Aburteilung des ›Lanzelet‹ als Roman von additiver, prozessloser Struktur: Wenige Seiten vor diesem Urteil hat Haug eine mögliche Struktur des ›Lanzelet‹ mit der Treueproblematik nicht unzutreffend umschrieben (kritisch auch Wennerhold 2005, S. 64). Das Urteil wirkt wie ein Relikt aus der älteren Literaturgeschichtsschreibung, richtiger wäre wohl: andere, vielleicht einfachere Struktur. 5.2.9
René Pérennec
Einen Schritt weiter als diese sich noch weitgehend in vorgefertigten Bahnen bewegenden Strukturanalysen ging René Pérennec.93 Ausgehend von den strukturanalytischen Befunden bei Ruh und Schüppert versucht er zu zeigen, dass die Deutung des ›Lanzelet‹ nur als Minne- und Aventiureroman nicht aufgeht. Nicht nur, dass man vielleicht eher 93 Pérennec 1979; erweiterte Fassung als Pérennec 1984a II, S. 3–97, 369–411; vgl. die Rezensionen Green 1986; Wolf 1987; Albert 1989; in Ansätzen bereits Pérennec 1970, S. 4–25; zusammenfassend Pérennec 1984b, S. 180f.; Peters 1990, S. 418–421; Huber 1991; Pérennec 1993, S. 133–144; Schiewer 1997; Pérennec 1998, S. 47f.; Ranawake 2000, S. 46f.; Pérennec 2004, S. 12–30; kritisch Brogsitter 1984, S. 26, Anm. 8.
Interpretationen
983
von Minnetheorie und Abenteuerkunde als von Minne und Abenteuer sprechen sollte; vor allem das Pluris-Abenteuer (das strukturell auf Teil 1 rückverweist), aber auch die (völlig deplatziert wirkende) Fier-baiser-Episode müssen von strukturanalytischer Seite als Brüche empfunden werden (Pérennec 1979, S. 4–7; Pérennec 1984a II, S. 6–14). Pérennec sucht daher einen anderen Weg und findet diesen in Vorgeschichte und Schluss: in dem von der Kindheitsgeschichte und von den großen, eine deutlich realistische Tendenz (vgl. auch K. zu V. 6891, 6947) zeigenden Feierlichkeiten am Romanende aufgespannten Exil-Rückkehr-Schema (Pérennec 1979, S. 7–9). Darin eingebettet ist ein zweiteiliger Mittelteil, in dessen erster, in Questen erzählten Hälfte die Namensuche im Zentrum steht. Diese Namensuche ist jedoch nicht – wie bei anderen zeitgenössischen Romanen (vgl. K zu V. 4704–4711) – eine Chiffre für Selbstfindung (vgl. Ruh), sondern ist nur eine Suche nach Information: nach Information über den eigenen Namen und über die eigene Abstammung. Die Suche kann, so gesehen, geradezu als Parodie auf das sonst übliche Schema Namensuche = Selbstfindung gelesen werden (Pérennec 1979, S. 9–14; Pérennec 1984a II, S. 14–28). Mit dieser veränderten Struktur einher geht auch eine der ersten Hälfte inhärente Komik, da Lanzelet in Bezug auf seine Namenlosigkeit immer wieder in bedeutungsschwangeren Äußerungen schwelgt, die in seiner Biographie deplatziert wirken (z. B. V. 2474, 2481–2482, 3462–3463; vgl. bes. Pérennec 1984a II, S. 70–74). Die Namensuche ist somit auch und vor allem Suche nach der eigenen Familie, nach der eigenen familiären Identität (V. 31–37, 312–315), selbst die Hinwendung zum Artushof kann (m. E. mit Abstrichen) als Kontaktsuche mit den eigenen Verwandten gelten – Lanzelet ist ja Artus’ Neffe (vgl. K zu V. 4946–4950, 4962–4963). Die zweite Hälfte des Mittelteils steht dann ganz im Dienste der Familie, Lanzelet agiert also nicht im idealistischen Sinne altruistisch (wie die Helden Chrestiens), sondern tut nichts anderes, als seine Verwandten zu schützen. Damit verliert auch der Artushof an Idealität, er wird zum konventionellen Adelshof, der in erster Linie seine eigenen, partikularen Interessen vertritt und diese gegen Angriffe von außen durchsetzen muss. Artus und sein Hof sind nicht mehr die ideale Instanz wie bei Chrestien, das Konzept ist nicht mehr »gesamtadelig« (Chrestien), sondern »familiär« (Pérennec 1979, S. 14–18; Pérennec 1984a II, S. 28–37; Zitat Pérennec 1979, S. 18). Selbst Artus wird durch die Integration seines Sohnes Lout in das Romangeschehen zum Familienmenschen (vgl. K zu V. 6891, 6905–6913): der ›Lanzelet‹ als dynastischer Familienroman, der Freundschaft, Verwandtschaft und höfische Gesellschaft zusammenführt (vgl. Meyer, M. 2003, S. 99). Wie fügen sich die beiden strukturellen Problemfälle, das Abenteuer auf Pluris und der Fier baiser, in diese Interpretation ein?94 Die Erklärung des Fier-baiser-Abenteuers 94 Episoden wie die Wachsende Warte, das Schreiende Moor oder die diversen Minnekasus betrachtet Pérennec als narratives ›Streugut‹. Bemerkenswert daran sei allenfalls, dass solche Episoden ausschließlich in der zweiten Hälfte begegnen, »so, als müßte von dem Augenblick an, wo der Held im Leben Fuß faßt, die damit verbundene Wirklichkeitsnähe durch Einflechtung literarisierten Materials kompensiert werden« (Pérennec 1993, S. 139f., Zitat S. 140). Das ist natürlich sehr frei assoziiert. – Eine lokale Verortung der einzelnen Traditionen hält Pérennec m. E. zu Recht für problematisch, da es sich hierbei um weit verbreitetes Erzählgut handeln könnte (Pérennec 2004, S. 15).
984
Forschungsbericht
als Mitleids- und triuwe-Handlung lehnt Pérennec ab. (Dies würde ja auch seinem Konzept von einem nur den Verwandten gegenüber altruistischen Helden widersprechen.) Tatsächlich geben im Text alleine Lanzelets Neugier und sein Tatendrang den Anlass zur Aventiure (wenngleich man anmerken muss, dass kaum eine strukturelle Beobachtung zum Roman im Text einen expliziten Anhalt, etwa in Erzählerkommentaren, findet). Lanzelet erweise sich durch die Erlösung Elidias einfach als bester Ritter (V. 7921) und damit als herrschaftsfähig, die Aventiure sei nichts anderes als ein Souveränitätsmythos, wie er schon in der keltischen Erzählung von Niall vorliege (vgl. K zu V. 7817–7939, 8206–8207; Pérennec 1979, S. 18–26; Pérennec 1984a II, S. 49–58; Pérennec 2004, S. 367, Anm. 121). Komplizierter liegen die Sachen auf Pluris: Die Episode steht strukturell ganz klar zwischen den beiden Romanhälften, der Ablauf des Abenteuers ist den drei Minneabenteuern der ersten Hälfte verwandt, wirkt aber gegenüber diesen schematisch und – wegen der Befreiungsaktion – verzerrt (Pérennec 1979, S. 7; Pérennec 1984a II, S. 8).95 Auf jeden Fall setze das Pluris-Abenteuer das Iweret-Abenteuer voraus, da Lanzelet ja seine Pluris-Angelegenheit schon zu Romanbeginn hätte erledigen können. Die Episode ist also bewusst in der zweiten Hälfte platziert, ebenso wie sie bewusst als Rahmen der Mantelepisode dient: Beide Erzählungen beweisen die Treue Lanzelets und Iblis’ zueinander, es geht um die Bestätigung der Ehegemeinschaft als Herz der Kernfamilie. Wo dies von Ironie gebrochen erscheint, ist diese niemals zerstörerisch, sondern bleibt an der Oberfläche des momentanen Geschehens (vgl. K zu V. 5528–5535, 6207–6213; Pérennec 1979, S. 26–29; Pérennec 1984a II, S. 58–65). Zugleich aber bestätigt die Pluris-Episode die Priorität der Iblis-Ehe. Die Liebe zur Königin von Pluris ist defizitär, weil hier die Figur des (Schwieger-)Vaters fehlt, eine Heirat ist demnach nur dann erstrebenswert, wenn »die Herrschaft wahrhaft patrimonialen Charakter hat«. Dies erklärt schließlich auch, weshalb die Krönung in Genewis vor jener in Dodone steht: »weil sie wertmäßig davor rangiert« (Pérennec 1993, S. 137–139, Zitate S. 139). Der thematische Rahmen von Ehe, Familie und Sippe wird weiter gefestigt durch die Erprobung der Artusehe durch die beiden Valerin-Episoden. Schon ihre Abfolge im Roman koppelt symptomatisch Sippen- und Ehetreue in einer Art »Einschachtelungsverfahren« (Pérennec 1979, S. 31), das die gegenseitige Abhängigkeit von Kernfamilie und Sippe verdeutlicht: Nach der Bewährung in der Sippentreue im Zweikampf mit Valerin wird die Ehetreue von Lanzelet und Iblis auf die Probe gestellt, anschließend wird erneut die Sippentreue Lanzelets in der Befreiung Genovers (sowie Erecs und Walweins) bewiesen (Pérennec 1979, S. 29–32; Pérennec 1984a II, S. 65–69). Damit gilt: »Der Lanzelet ist zugleich ein humoristischer Suche-Roman und eine Erzählung, die in einem neutraleren Farbton gehalten ist und unter dem Zeichen der Reproduktion bzw. der Restauration steht. [...] beide Erzählungen lassen sich leicht auf dieselbe Perspektive bringen: was soll das selbstquälerische Suchen, wenn man mit der Verteidigung des Gegebenen und der Rückerwerbung des Verlorenen schon alle Hände voll zu tun hat?« (Pérennec 1979, S. 33) Und das, was rückerworben oder restauriert werden soll, sind 95 Ob man aus diesem Grund von einem »doppelten Kursus« (Pérennec 1979, S. 27) sprechen sollte, sei dahingestellt (kritisch auch Ruh 1980, S. 41f.; Thoran 1984, S. 55).
Interpretationen
985
ausschließlich dynastische Familienangelegenheiten (vgl. auch Mertens 1988, S. 151). Vergleicht man diesen Entwurf mit den Romanen Chrestiens, kann der ›Lanzelet‹ als deren Gegenentwurf gelten. Freundschaft und Verwandtschaft fallen in Eins, es herrscht eine andere Form von Altruismus, der Queste-Held der ersten Romanhälfte ist weitgehend unproblematisch (vgl. K zu V. 1373–1376), ein sælde-»Impfungsprogramm« (Pérennec 1979, S. 35) macht Lanzelet und Iblis immun gegen Kummer und Sorge (bes. V. 4832–4835, 6197–6199). Lanzelet kann zwar beispielsweise trauern, doch nur, wenn er einen guten, rationalen (verwandtschaftlichen) Grund dafür hat (bes. Pérennec 1984a II, S. 75–79). So ist er beispielsweise auf Pluris wîlent trûric, wîlent frô (V. 5645), der unbekümmerte Queste-Frohsinn der ersten Hälfte konkurriert mit der Iblis-Treue der zweiten. Doch nach der Befreiung Genovers, als Walwein und Erec noch in Malducs Turm darben, ist Lanzelet zu Tode betrübt, während der restliche Hof zwischen Freude und Leid schwankt (V. 7480–7487). Nach Pérennec setzt der ›Lanzelet‹ daher, wie schon Ruh betonte, Chrestien voraus (Pérennec 1979, S. 33–37; Pérennec 1984a II, S. 75–82). Schwierig falle eine gattungsmäßige Zuordnung, der typisch französische Roman stehe irgendwo zwischen Heldenepos und höfischem Roman. Am ehesten könne man noch an das Schema der Enfances (nach Wolfzettel 1973/74) denken, mit denen der ›Lanzelet‹ die Zirkelstruktur (Exil-Rückkehr-Fabel), die Verherrlichung der Sippe und die reproduktive Tendenz (väterliches Erbe), kurzum: die restaurative Ideologie gemein hat. Doch auch hier ergeben sich Unterschiede: An die Stelle der Vasallen-Thematik der Chansons de geste ist es nun ein Königssohn, der Konflikt muss daher schon auf väterlicher Seite stattfinden, er erfolgt nicht zwischen Vater und König/Verräter, sondern zwischen dem Vater und seinen Untergebenen, was den Vater zugleich in die Rolle des Bösewichts abdrängt. Der ›Lanzelet‹ erweist sich dadurch als endogen französisches Buch, mehr Teil der französischen, genauer: anglonormannischen als der deutschen Literaturgeschichte (Pérennec 1979, S. 37–41; Pérennec 1984a II, S. 82–88).96 Die Enfance-Struktur ist ins Romanhafte transponiert (vgl. Ruh 1980, S. 48; Grubmüller 1988, S. 224).97 96 Der Vorwurf bei Münch 2005, S. 35, »Pérennec ordne[] im Ergebnis seiner Studien den ›Lanzelet‹Roman der französischsprachigen epischen Tradition zu [...], o b w o h l Wolfzettel mit dem Verweis auf die Provenienz der enfances aus dem anglo-normannischen Sprach- und Literaturraum ausdrücklich auf die problematische Übertragung des Schemas auf Texte außerhalb dieses soziokulturellen Kontextes hinweist« (Hervorhebung von mir); – dieser Vorwurf ist mir, nicht nur wegen der sperrigen Formulierung (Verweis ... hinweist), völlig unverständlich. Es ist Münchs einziges Beispiel für die »offenkundigen logischen Fehler« in Pérennecs Arbeiten zum ›Lanzelet‹. 97 Wolfzettel 1973/74 erwähnt den ›Lanzelet‹ nur kurz als (gegenüber dem Prosaroman) eigenständige Lancelot-Tradition (1974, S. 19), geht aber ausführlich auf die französischen Artusromane ein (1974, S. 9–24) und zeigt, wie in ihnen das Enfance-Schema der Chanson de geste adaptiert und zugleich gebrochen wird. Paradigmatisch und in seiner Radikalität einzigartig ist der Fall Lancelots: »Rachezyklus und Vatersuche klaffen auseinander, ja vollziehen sich gleichsam auf zwei verschiedenen Ebenen, die untereinander jede Verbindung verloren haben. Lancelots Schicksal ist das des epischen ›enfant‹; die Handlungsmotivation jedoch baut auf einem dem Bastardbegriff verwandten Schuldmotiv auf, das Lancelot immer weiter auf der hoffnungslosen Suche nach dem Vater treibt, ohne daß er sich je mit ihm identifizieren könnte. Vielleicht ist dies auch der tiefste Grund für den Verzicht des Helden auf das
986
Forschungsbericht
Zwei Fragen lässt diese bislang hauptsächlich werkimmanente Interpretation offen: Die viermalige Heirat Lanzelets wäre zur Durchführung dieser Struktur ebenso wenig nötig gewesen wie die jeweilige Tötung der Schwiegerväter (oder deren Stellvertreter). Warum also? Eine Erklärung wird in sozialgeschichtlichen und literatursozilogischen Überlegungen gesucht. Das Schwiegervater-Problem sei wesentlich eine Umsetzung des Exogamiegesetzes, die Väter, die sich gegen eine exogame Verbindung ihrer Töchter wehren und z. T. inzestuös wirken (vgl. K zu V. 331–333), haben in der exogamen Lanzelet-Welt keinen Platz (Pérennec 1979, S. 41–46; Pérennec 1984a II, S. 88–94). Das ehefreudige Verhalten des Frauenhelden Lanzelet, seine Zwangssituation zwischen exogamem Frauenheld (erste Hälfte) und treuem Ehemann (zweite Hälfte), sei wiederum nichts anderes als ein Abbild der Situation des Iuvenis im Hochmittelalter:98 Die jungen Männer werden aus der väterlichen Obhut geradezu vertrieben und müssen eine Frau ›erobern‹, da erst die Heirat die erneute Eingliederung ins familiäre Leben ermöglicht (Pérennec 1979, S. 46–48; Pérennec 1984a II, S. 94–97).99 Es besteht kein Zweifel darüber, dass Pérennec mit seinen Studien die Lanzelet-Forschung auf ein ganz neues Niveau gehoben hat. Gegenüber den früheren strukturanalytischen Arbeiten, die ihre Berechtigung vor allem vor dem Hintergrund der unüberlegten Verdikte der Literaturgeschichtsschreibung hatten und denen es insbesondere an einer strukturierten Inhaltsanalyse gelegen war, liegt hiermit erstmals eine umfassende Interpretation der strukturellen Irritationen vor. Im Einzelnen kann man freilich anderer Meinung sein, z. B. ist es m. E. nicht notwendig, dass der ›Lanzelet‹ Chrestien voraussetzt: die Kombination von Freundschaft und Verwandtschaft, der familien- und sippenbezogene Altruismus und die simplifizierte Queste-Struktur müssen nicht als Reduktion eines komplexeren Systems, sondern können auch als davon unabhängiges, eigenes, dann aber ›primitiveres‹ Schema gedeutet werden. Und dies ist wohl der archimedische Punkt schlechthin von Pérennecs Interpretation: Sie steht und fällt mit der Annahme eines hoch gebildeten, subtilen, parodistisch gelaunten Autors. Verweigert man dieses Zugeständnis, verkehrt sich die Deutung eroberte Erbe, das jeden Sinnbezug mit der Vaternachfolge eingebüßt hat« (1974, S. 22). Die Enfances der Artustradition könnten »allgemein als Entkonkretisierung der Herrschaftsverhältnisse« bezeichnet werden, an die Stelle der lignagegebundenen, konkreten Herrschaft tritt eine geistig-mythische Überhöhung des Schemas. – Dies steht natürlich im krassen Gegensatz zum ›Lanzelet‹, wo zwar das Schema – grob gesehen – ähnlich durchgeführt ist wie etwa im ›Lancelot propre‹ (Rückgewinnung des Erbes etc.), der radikale Bruch damit aber ausbleibt – wenn auch, wie von Pérennec gezeigt, kleinere Differenzen zum Schema auftreten. Dem ›Lanzelet‹ fällt damit auch innerhalb der Artustradition eine Sonderstellung zu. 98 Grundlegend Duby 1964; vgl. Peters 1990. 99 Ebenbauer 1984, bes. S. 40–44 appliziert eine ähnliche (dynastische) Deutung auf den ›Wigamur‹ und macht den ›Lanzelet‹ (nach der pérennecschen Interpretation) als Vergleichsfolie nutzbar: Während im ›Lanzelet‹ neben der genealogischen Argumentation auch das Idoneitätsprinzip durchscheint, ist der ›Wigamur‹ rein dynastisch orientiert; während im ›Lanzelet‹ neben der Ehe auch das höfische Minnethema angeschlagen wird, zeigt der ›Wigamur‹ nur Interesse an der Ehe. Auch das Exogamiethema interessiert den ›Wigamur‹-Dichter nicht, Lespia, seine Entführerin, die mit dem Königssohn eine ›gute Partie‹ für eine ihrer Töchter zu machen erhofft, wird gleichsam mit ihrem und ihrer Kinder Tod bestraft, weil sie eine unstandesgemäße Heirat propagiert.
Interpretationen
987
ins Gegenteil: die Namensuche ist keine Parodie, sondern stümperhaft, die Familienund Sippenbindung ist kein Gegenentwurf, sondern ethisch unvollkommen, das PlurisAbenteuer und der Drachenkuss sind nicht diffizile, auf den thematischen Rahmen abgestimmte Einschübe, sondern stoffliche Relikte älterer Überlieferungsstufen oder Resultate epigonaler Stofflust, die viermalige Heirat ist kein Plädoyer für Exogamie, sondern Produkt erotischer Phantasien und moralisch indifferenter Kompilationsfreude, der Zwiespalt zwischen Frauenheld und Ehemann ist nicht Programm, sondern kompositorische Schwäche. Die Entscheidung fällt schwer, vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Was aber insbesondere zu denken geben sollte, ist, dass der Erzähler keinen Hinweis darauf gibt, dass es ihm auf mehr angekommen ist als auf die unterhaltende Abfolge von stoffreichen Episoden. 5.2.10
Klaus M. Schmidt
Klaus M. Schmidts Deutungsversuch ist, abgesehen von der obligaten Verteidigung des Romans gegen die frühere Forschung, vor allem ein Gegenentwurf zu Ruhs Deutung des ›Lanzelet‹ als Artusroman mit dem Hauptziel Artusidealität (Schmidt, K. 1979; danach Göller 1996, S. 96f., 103 und Anm. 43). Er sieht in Lanzelet eher einen Frauen- als einen Artusritter (vgl. Thoran 1984, S. 55), im Unterschied zu den anderen arthurischen Helden muss Lanzelet nicht gegen eine Schuld ankämpfen, ist nicht in seiner Persönlichkeit bedroht, sondern sucht seinen Weg zum idealen Ritter und Herrscher. Dieser führt über eine Reihe von Frauenbegegnungen, männliche Mentoren oder Vorbilder fehlen, die Kontakte mit dem magisch-mythischen Bereich dienen dazu, den idealischallegorischen Charakter des Helden zu unterstreichen (S. 7f.). Die Makrostruktur des Romans wäre ein Doppelweg, gesichert durch die zweimalige Vereinigung mit Iblis im Schönen Wald zu Dodone, wenn auch die Mitte keine Krise einleitet, sondern im zweiten Teil die Erfolgsgeschichte eine ungebrochene Fortsetzung findet (S. 10). Der erste Weg führt über Frauenbegegnungen steigender Idealität zum exemplarischen Heldentum und zur Vereinigung mit Iblis (S. 10f.). Durch Beschreiten des zweiten Weges wird Lanzelet idealer Herrscher, wiederum durch Bewältigung verschiedener Abenteuer, die allesamt durch Frauen hervorgerufen werden: Bei der GenoverEntführung handelt Lanzelet für die Gemeinschaft, auf Pluris beweist er seine Treue (wie parallel Iblis bei der Mantelprobe), die Befreiung Elidias ist ein »reines Erlösungswerk« (S. 13) und zeigt abermals Lanzelets stæte und Opferbereitschaft. Am Ende steht ein staatsmännisch agierendes Herrscherpaar. Verknüpft sind die beiden Teile über die Gestalten Genover (die sich im ersten Teil Lanzelet an den Artushof wünscht) und die Königin von Pluris (S. 12). Besonders weist Schmidt auf die Verschachtelungstechnik bei der Pluris-Aventiure und der Mantelprobe hin, eine »ungewöhnliche Erzählweise, die fast schon auf moderne Simultantechnik deutet« (S. 12). Programm des Romans wäre es damit, das männliche Element durch das weibliche zu mäßigen und zu steuern, nur so ist das Ideal des perfekten Herrscherpaares zu erreichen. Zwar bleiben auch in diesem Roman die Frauen passiv, doch ohne sie scheitern die Männer auf der Suche nach einem richtigen Lebenswandel, Negativbeispiele
988
Forschungsbericht
für übertriebene und zu wenig Männlichkeit sind Pant und Mabuz (S. 14). Gegenüber dieser Bedeutung der Frauen als ethisches Regulativ erscheint der Artushof schwach und ist weit davon entfernt, ein Leitbild zu sein. Lanzelet siegt in Djofle problemlos über die Artusritter, will lange (aus Geringschätzung) nicht an den Artushof kommen, bei der Mantelprobe scheitern die Damen des Artushofes, bei den Schlussfeierlichkeiten verfügt Lanzelet über die größte Pracht, die es gibt (V. 9123–9135, 9230–9235), die Beziehungen Artus/Genover und Lanzelet/Iblis verhalten sich wie Wirklichkeit und Ideal. Der Roman könnte daher auch als Artuskritik gelesen werden, sozialgeschichtlich als Indiz für die weiter wachsende Souveränität der Territorialfürsten (S. 15–18). Der rhetorische Modus für diese Probleme ist der eines »heitere[n] Spiel[s] mit Problemen« (S. 18), immer wieder untermischt mit Komik und Ironie (vgl. K zu V. 1140–1142, 2348–2356, 5528–5535). Der Roman verfolgt damit ein anderes literarisches Modell als seine berühmteren Zeitgenossen, doch hinsichtlich der literarischen Qualität »hält [...] der ›Lanzelet‹ durchaus einen Vergleich mit den um Tiefsinn ringenden literarischen Gegenstücken seiner Zeit aus« (S. 18). So erfreulich diese radikale Aufwertung des ›Lanzelet‹ sein mag, so wenig kann die Deutung im Detail überzeugen: Es gibt natürlich männliche Mentoren ( Johfrit), Artus ist gerade gegen Ende des Romans der Maßstab schlechthin, die Doppelwegstruktur ist im Vergleich zu den chrestienschen Romanen mehr als blass (vgl. Thoran 1984, S. 55), vor allem aber wird die Namensuche überhaupt nicht gesehen und daher die Bedeutung des Artushofes völlig unterbewertet (Stichwort ›Geringschätzung‹). Gilimar, der als Mann nicht recht in die Frauen-Struktur passen will, wird stillheimlich am Rande als weiteres Beispiel für stæte erwähnt (S. 12f.). Auch die Verknüpfung von Teil 1 und 2 über die Königin von Pluris wirkt gezwungen, die Verknüpfung erfolgt über die Struktur des Abenteuers und über den Zwerg, die Königin hat damit nichts zu tun. Ähnliches gilt für Genover, die sich zwar tatsächlich wünscht, Lanzelet zu sehen, doch nicht mehr oder weniger als der Rest der Artusrunde. Das, was als Schwächung des Artushofes ausgegeben wird, ist in den anderen Artusromanen der Zeit nicht viel anders (wie Schmidt selbst S. 17 ansatzweise zugesteht), der sozialgeschichtliche Ansatz wird fraglich, wenn man bedenkt, dass Lanzelet selbst ein gleich vierfacher König (!) ist und sich seinerseits mit Vasallen herumplagen muss. Die ›revolutionäre‹ Simultantechnik findet sich z. B. im ›Parzival‹ viel ausgeprägter (Gawein- und Parzival-Bücher). Die ethische Regulierung des Männlichen durch das Weibliche schließlich ist ein neuzeitliches Gedankenmodell, Pant und Mabuz mögen auf uns als zu viel und zu wenig Mann wirken, im ›Lanzelet‹ oder generell in der mittelhochdeutschen Epik fehlt für einen solchen Ansatz jeder Hinweis, die Deutung wirkt wie ein Produkt zu intensiver Goethe-Lektüre. 5.2.11
James A. Schultz
Innovativ und anregender ist die Interpretation von James A. Schultz (Schultz, J. 1980; danach Brogsitter 1984, S. 18; vgl. Göller 1996, S. 98). Er notiert zu Recht, dass frühere Strukturanalysen und Interpretationen des ›Lanzelet‹ die Tendenz haben, Widersprüche, die sich während der Analyse ergeben, zu kaschieren (S. 164–170; vgl. auch
Interpretationen
989
Schultz, J. 1983, S. 170–184, z. T. mit denselben ›Lanzelet‹-Beispielen). Insbesondere betrifft dies – wie schon oben gelegentlich angemerkt wurde – die Diskrepanz zwischen Erzählerhaltung und Handlung. Der Erzähler ist, erstens, was seine Bemerkungen und auch was einige kleinere Episoden (etwa die Rede von Galagandreiz’ Tochter, Iblis’ Minnerede, das Zelt, die Mantelprobe, Elidia) angeht, auf der Höhe des Minnediskurses seiner Zeit. Alleine, der Protagonist scheint sich darum wenig zu kümmern, trauert auf Pluris zwar ein wenig um Iblis, aber ist auch wîlent frô (V. 5645), wieder zurück am Artushof beschäftigt er sich lange Zeit nicht mit ihr (vgl. K zu V. 7821–7822). Zweitens findet die Namensuche im Charakter des Helden kaum einen Niederschlag, zwar wird sie immer wieder angesprochen (V. 311–348, 524–528, 1287, 1348–1349, 1396, 1664–1688, 1880, 1903–1994, 2045, 2241, 2269, 3226–3228), doch ändert sich Lanzelets Verhalten durch diese Aktualisierung nicht (vgl. Thoran 1984, S. 54). Drittens schließlich finden sich im Text immer wieder Entwicklungsstrukturen, etwa die gestufte Reihenfolge der drei Frauenabenteuer im ersten Teil, auf denen die bisherigen Interpretationen vor allem aufbauten. Lanzelet jedoch zeigt keine entsprechende Veränderung und ist sich immer selbst der gleiche. Dies alles sei also nur Beiwerk der Geschichte, um den Anschein von Kohärenz zu erwecken. Tatsächlich basiere der Roman auf zwei anderen Grundfesten, die beide die Figur des Titelhelden betreffen (S. 170–172): zum einen Lanzelets Eigenschaft, der beste Ritter zu sein, und zwar von klein auf (V. 1343–1346, 1332–1333, 2161, 2260, 4707, 7800–7802, 7811, 7921); zum anderen seine Befähigung zum idealen Herrscher, nicht erst am Ende des Romans, sondern z. B. schon in der Galagandreiz-Episode (V. 1249–1263), wodurch Lanzelet die Kontrastfigur zu den bösen Herrschern Pant und Galagandreiz darstellt. Im Gegensatz zu den Widersprüchen in der Oberflächenstruktur des Romans bestünde Konsistenz in zwei Bereichen: Lanzelet der makellose Held und das Modell politischer Stabilität. Wie verhält sich diese Beobachtung zur Struktur des Romans (S. 173–183; vgl. Thoran 1984, S. 55f.)? Zentrum ist – hierin stimmt Schultz mit Soudek, Combridge, Pérennec, Ruh etc. überein – der Kampf gegen Iweret und die damit verbundene Namensnennung, was zugleich die numerische Mitte des Romans ist – »a notable felicity in an author celebrated for his carelessness« (S. 173). Um dieses Zentrum wären die verschiedenen Episoden symmetrisch angeordnet. Von innen nach außen entsprechen einander (in Parenthese die jeweiligen Gemeinsamkeiten): Schadil li Mort – Botin mit Zelt, Namensnennung (Abhängigkeit von der Meerfee; Abhängigkeit vom dazwischen liegenden Kampf; Magie: Mabuz’ Burg, Zelt, Ring), Kontakt mit Walwein und Turnier zu Djofle – Kampf gegen Valerin (Anwesenheit des Artushofes; Demonstration von Lanzelets Tapferkeit vor diesem; Lanzelets Bemühen um êre), Limors – Pluris (agressive, aktive Frauenfiguren gegenüber der Passivität von Iblis; Bedeutung der Frauengestalten für die Aventiure100 ), Johfrit/Galagandreiz – Befreiung von Genover, Erec, Walwein/Elidia ( Johfrit – Elidia: vom gebezzerten, V. 667, zum besten riter, der nuo lebet, V. 7921; Galagandreiz – Befreiungsaktionen: Bewährung durch individuelle Tapferkeit auf Moreiz, 100 Statt dem sigesæligen (V. 3789) des vorhergehenden Paares ist Lanzelet nun der wîpsælige (V. 5529).
990
Forschungsbericht
bester Ritter, V. 7811, trotz Passivität bei Befreiung), Pants Untergang/Aufenthalt bei der Meerfee – Krönung in Genewis/in Dodone (symmetrische Struktur wie im Prolog, vgl. K zu V. 1–40: gemeinsame Thematik in 1 und 2 [Kindheit] sowie in 3 und 4 [Krönung], zugleich Koordination von 1 und 3 [Erbe] sowie von 2 und 4 [Aufgabe der Meerfee]). Die heroische und politische Stabilität werde von dieser symmetrischen Struktur, per se ein stabiles Strukturschema, getragen. Im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Romanen erweist sich der ›Lanzelet‹ als Besonderheit in doppeltem Sinne (S. 183–188): Die Betonung des dynastischen Aspekts (Pant, Galagandreiz, Lanzelet als idealer Herrscher) fehlt den übrigen Artusromanen und findet sich nur in Literatur, die (im weitesten Sinne) auf historischen Tatsachen beruht (so genannte ›Spielmannsepen‹, ›Kaiserchronik‹, ›Alexander‹, ›Wilhelm von Orlens‹), von denen sich der ›Lanzelet‹ aber in seiner Natur als Artusroman ebenso unterscheidet wie in dem geringeren Ausmaß, mit dem im ›Lanzelet‹ (nur am Anfang und am Schluss) diese politische Diskussion geführt wird. Den makellosen Helden hat der ›Lanzelet‹ mit einer Reihe von Romanen des 13. Jahrhunderts gemein (›Wigalois‹, ›Krone‹, ›Tandareis und Flordibel‹, ›Meleranz‹, ›Garel‹, ›Daniel‹), dürfte aber in dieser Reihe den chronologisch ersten Platz beanspruchen dürfen. Schultz’ Analyse besticht durch das Aufzeigen der Widersprüche zwischen Erzählerfigur und Handlungsablauf. Weniger plausibel ist die Abwertung der Namensuche und der im Roman angelegten Entwicklungsfolgen. Diese Strukturschemata sind sehr wohl im Text formiert, nur werden sie eben vom Erzähler nicht ausreichend gewürdigt, was sich vor allem in der Charakterzeichnung des Helden niederschlägt. Wäre es aber in diesem Fall nicht einfacher, das durch die Handlungsfolge suggerierte Strukturschema als wesentliches oder zumindest als gleichwertiges anzuerkennen und davon auszugehen, dass der Bearbeiter, also vermutlich Ulrich von Zatzikhoven, aus irgendeinem Grund nicht fähig oder willens war, dieses Muster auch im Hinblick auf den Erzähler umzusetzen? Anders gesagt: Schultz geht davon aus, dass diese Widersprüche zu einem gewissen Teil absichtlich gesetzt sind, weil den Erzähler etwa das Phänomen Namensuche nicht kümmere, während ihm anderes, namentlich die doppelte Idealität Lanzelets, wichtiger sei. Aber kann dies nicht auch einen Mangel signalisieren? Immerhin ist es leichter, stereotyp die Idealität einer Figur mit den immer gleichen Epitheta herauszustreichen, als eine dynamische Entwicklung des Charakters nachzuzeichnen. Schultz’ Deutung bleibt freilich möglich, doch – wie man ehrlicherweise wird eingestehen müssen – nicht mehr oder weniger als die abwertenden Urteile der älteren Literaturgeschichtsschreibung zu Ulrichs Erzählkunst (die Einseitigkeit an Schultz’ Deutung des Befundes kritisieren auch Thoran 1984, S. 56; Wennerhold 2005, S. 55f., 64f.). Schwerlich überzeugen kann dagegen sein eigenes, symmetrisches Strukturschema. Manches mag in diese Richtung weisen, aber als Ganzes erweckt es den Eindruck des Gezwungenen und Konstruierten, dem wohl kaum jemand folgen will oder kann (kritisch auch Thoran 1984, S. 56; Roßnagel 1996, S. 117; Wennerhold 2005, S. 31f.). Und dies mag auch, obwohl hier eine Beweisführung nicht möglich ist, für mittelalterliche Rezipienten gegolten haben. Möglicherweise dachte Schultz später selbst ähnlich, wenn er in Lacys »Arthurian
Interpretationen
991
Encyclopedia« den ›Lanzelet‹ umschreibt als »composed of a series of more or less independent episodes, which [...] fall into three occasionally overlapping categories«: das Exil-Rückkehr-Schema (inklusive Namensuche, Behforet-Abenteuer); den dreimaligen Erwerb von Land und Frau durch Tötung des Landesherrn; und die fortschreitende Integration in den Artuskreis (Schultz, J. 1996). 5.2.12
Dieter Welz
Schon wieder konventionell ist die ungemein ›lässige‹ Interpretation von Dieter Welz (Welz 1980). Welz’ Strukturanalyse entspricht über weite Strecken den Arbeiten von Soudek, Combridge, Ruh, Schüppert oder Pérennec, es kommt Welz vor allem darauf an, den ›Lanzelet‹ von der chrestienschen Tradition abzukoppeln (bes. S. 64, 66–68; vgl. Welz 1981, S. 199f.) und als eigenständiges Strukturmodell zu rehabilitieren: die durch mehrere Prüfungen vorbereitete Hauptprüfung im Schönen Wald ist nicht Abschluss der Ritterkarriere (die Rolle Iblis’ wird völlig unterbewertet, vgl. S. 55; kritisch auch Thoran 1984, S. 62f., Anm. 43), sondern nur vorläufiger Höhepunkt und Ausgangspunkt für weitere Abenteuer (vgl. Klaus M. Schmidt), die dann erst in der Glorifizierung des immer glücklichen Helden münden (S. 61). Lanzelets Namensuche ist folglich im doppelten Sinne zu verstehen: als Suche nach dem individuellen Namen und als Suche nach Ansehen, nach êre und prîs (›sich einen Namen machen‹), im sozialen Bereich. Diese beiden Bereiche seien im ›Lanzelet‹ korreliert, eine Reihe von Prüfungen führt immer wieder von einer negativen Ausgangslage zum gewünschten Erfolg (S. 64f.; vgl. Fisher in Kap. II.5.1). Der ›Lanzelet‹ wäre damit – wie bei Pérennec – ein restaurativer und reproduktiver Roman (S. 65), ein humoristisches und »polemisches Triumphlied auf die weltsetzende Subjektkraft höfisch-ritterlicher Provenienz«; polemisch, weil Erfolg Glückssache bleibt (S. 66). Im Ganzen ist das wenig Neues, dafür umso ›pointierter‹ formuliert101 (vgl. die Kritik bei Borck 1984, S. 342, Anm. 27; Corazolla 1988, S. 4, Anm. 4 und S. 8, Anm. 31; Ringeler 2000, S. 182, Anm. 13). 5.2.13 Patrick M. McConeghy Ganz im Sinne von Gervinus oder Ehrismann machte sich Patrick M. McConeghy über den ›Lanzelet‹ her (McConeghy 1982). Mittel zum Zweck der Aburteilung ist ein struktureller Vergleich mit Hartmanns ›Iwein‹ im Hinblick auf das Zusammenspiel von minne und âventiure – ungeachtet bereits vorliegender Ergebnisse zur Struktur des ›Lanzelet‹. Während der erste Handlungsteil dem chrestienschen Doppelweg-Schema gut entspricht (wie schon anderswo wiederholt festgestellt worden war), gilt dies für Teil 2 nicht mehr. Es fehlt die Krise des Protagonisten, ausgelöst durch einen Konflikt zwischen dem Drang nach âventiure und der Verpflichtung zu minne, Ehe und Herrschaft. Im ›Lanzelet‹ ist der zweite Teil nichts anderes als eine Reihe von Abenteuern, allesamt 101 So ist z. B. die Pluris-Episode für Welz nur ein Witz (S. 62), »ein rechtes Gaudi« (S. 63), was zudem die strukturelle Funktion der Aventiure arg herabspielt (vgl. Thoran 1984, S. 71, Anm. 58) – und das in einer dem Selbstverständnis nach strukturalistischen Interpretation!
992
Forschungsbericht
motiviert über den ungebändigten Tatendrang des Helden. Erst mit der vollen Anerkennung durch Artus kommt Lanzelet zur Ruhe. Die Liebe im ›Lanzelet‹ wiederum hat nichts mit der hartmannschen Minne gemein, sie muss durch âventiure erworben werden (Iweret), hat etwas von Zauberei (Iblis’ Minnemonolog) und setzt keine innere Anteilnahme voraus. Zweck der Liebe ist es alleine, die sexuellen Bedürfnisse der Partner zu befriedigen und einen tapferen König mit einer schönen Königin zu vereinen: Lanzelet, den »aggressive, headstrong, ›macho‹ character« (S. 64), mit der passiven Iblis. Ein moralisch völlig wertloser Roman. Eine solche Interpretation zu so später Zeit (1982) verwundert gehörig und kann mit den übrigen strukturanalytischen Interpretationen nicht annähernd konkurrieren: Wenn Lanzelet etwa nur von seinem Tatendrang bestimmt wäre – wie überhaupt könnte seine Geschichte ein solches Ende finden? Die Anerkennung durch Artus ist ihm doch schon zuvor sicher. Um seine These zu stützen, muss McConeghy überdies den Text ziemlich zurechtstutzen. Dass Lanzelet im zweiten Teil etwa vor allem aus altruistischen Beweggründen handle, wird als belanglos und nebensächlich abgetan, dass die IblisMinne genauso wenig Zauberei ist wie die Minne Lavinias in der ›Eneide‹ und dass hier eine groß angelegte Metaphorik am Werk ist, wird nicht wahrgenommen, dass Lanzelet gelegentlich auch trauert, gerade auf Pluris, und damit auch Treue zu Iblis beweist, hat nach McConeghy keinen Aussagewert. Selbst der Geißelschlag des Zwerges könne den Groll Lanzelets gegen Pluris und seinen Aufbruch zur dortigen Aventiure nicht erklären! Wie würde McConeghy dieses Motiv wohl bewertet haben, wenn er die Parallelität in Hartmanns ›Erec‹ bemerkt hätte? 5.2.14
Karl Bertau
Zwischen verschiedenen Interpretationsansätzen vagiert Karl Bertau (Bertau 1983, S. 30–41). Zum einen ist er bemüht, die Widersprüche des Romans hervorzuheben: die beiden möglichen Reduktionsstufen auf eine Entwicklung vom rex iniustus (Pant) zum rex iustus (Lanzelet), die Namensuche im ersten Teil und die Bewährung im zweiten Teil (S. 32f.), dann aber vor allem die zahllosen feineren Ungereimtheiten, wenn immer wieder das Glück ohne rechte Motivation in die Handlung funkt (S. 34–37). Der Held sei durch und durch krisenfrei, auf die »weltsetzende Kraft der Subjektivität« (vgl. Welz, siehe Kap. II.5.2.12) würde »eher gepfiffen« (S. 39). Bertaus Fazit ist dann wieder eher konventionell. Im ›Lanzelet‹ stünden einander Idoneität und erbdynastisches Prinzip gegenüber, ebenso Ehe-Minne und Minnekasuistik. Die »humoristische Parodie traf zugleich den arthurischen Bewährungsroman und die legitimistische ›Enfances‹-Epik und brachte dabei den glücklichen Zufall als neuen Haupthelden hinter der Szene hervor« (S. 40). Ein »bedeutendes Kunstwerk« ist der Roman damit freilich nicht, denn »[v]on Kunst erwarten wir, daß sie ihren historischen Augenblick mit Entschiedenheit ausspricht, daß sie allenthalben Prägnanz erreicht« (ebd.). Eingestreut in diese Deutung sind psychologische Erwägungen zur Lanzelet-Figur und zu einer möglichen anderen Motivation der Handlung. Warum braucht Lanzelet die Mutter, bevor er die Landesherrschaft antreten kann? Bertau erklärt dies mit einer
Interpretationen
993
Form des »Don-Juanismus, der in jeder Frau die Mutter sucht und sie natürlich in keiner findet, eine Verkleidung für latente Homosexualität, die aus der übermächtigen Mutterbindung resultiert« (S. 34). Teil 1 wäre dann der Weg von der Mutter zum Mutterbruder (Artus), Teil 2 der Rückweg zur Mutter (S. 36). Nur so könnte auch die Elidia-Episode erklärt werden, deren Deutung als Gemeinschaftsabenteuer durch Ruh und Pérennec Bertau ablehnt. Die Erlöste wird an den Hof des Mutterbruders gebracht, denn »[e]r ist das libidinöse Zentrum, in dem sich Mutterbindung und Männerfreundschaft zusammenfinden können; aber ohne die wiedergefundene Mutter fehlt diesem Zentrum eben die handlungsschließende Effizienz. Auch das Motiv ›versagter Minnelohn ist falsche Minne‹ läßt sich vom Modell der Mutterliebe her generieren; auch daß die Frau des Mutterbruders im ›Lanzelet‹ tabu bleibt« (S. 38). Einmal abgesehen davon, dass mir die letzten beiden Gedanken in dieser Form nicht einleuchten wollen und genauerer Erörterung bedürften: Hier werden, wenn man mit bertauscher Brachialität und dem Bildrepertoire der Psychoanalyse antworten darf, der Text zum psychpathologischer Fall erklärt, Lanzelet als Psychopath diagnostiziert (vgl. skeptisch auch Margetts 1984, S. 399f.; vernichtend Wennerhold 2005, S. 17 [»offensichtliche Abwegigkeit«]). Es lässt sich freilich nicht über die Relevanz eines solchen Ansatzes diskutieren; es handelt sich – wie generell bei Methodendiskussionen – um Glaubensfragen. Festgehalten werden kann aber, dass in diesem konkreten Fall auch ungenau genug gelesen werden muss, um zu einem solchen Schluss zu kommen, gerade die Rolle der Mutter ist ja im Text selbst stark unterbelichtet und nebensächliches Requisit eines obligaten Happy End. Der andere Ansatz Bertaus ist verständlicher (wenn auch nur in seiner Radikalität neu), wie nun aber diese beiden Ansätze zu vereinen wären oder in welcher Weise sie gegeneinander stehen, wird nicht thematisiert. Dazu kommen eine immer wieder ungenaue Textanalyse102 und ein ›eigenwilliges‹ Verständnis der Forschungsliteratur103 , die Bertaus Interpretation insgesamt kein gutes Zeugnis ausstellen. 5.2.15
Karl Heinz Borck
Karl Heinz Borck setzt bei den Strukturanalysen von Ruh und Pérennec an und bemüht sich um eine Konkretisierung der von Pérennec aufgezeigten dynastischen Thematik des Romans (Borck 1984). Die Charakterzüge besonders Lanzelets entsprächen in paradigmatischer Weise den adligen Kardinaltugenden nobilitas, virtus, honor, fortuna, mhd. geburt, tugent, êre, sælde (S. 340 mit weiterführender Literatur), der als Adliger geborene Lanzelet wird von der Meerfee angemessen erzogen (S. 341f.), die ersten beiden Frauen können den adligen Ansprüchen nicht genügen (Laszivität, Gier nach einer ›guten 102 Z. B. braucht man nicht den Zufall oder sonst etwas bemühen, um Lanzelets Weigerungen, an den Artushof zu kommen, zu verstehen (S. 35). Er könnte sich auch einfach für seinen Namen schämen, wie schon vor Bertau x-fach vorgeschlagen wurde. 103 Ich wäre mir z. B. nicht so sicher wie Bertau, dass Welz das Thema des Romans (›weltsetzende Kraft der Subjektivität‹) so todernst verstanden haben wollte. Und von einer Gemeinschaftsleistung bei der Erlösung Elidias war nie die Rede, Lanzelet hilft damit jemand anderem (altruistisch) und erweist sich dabei ein weiteres, finales Mal als bester Ritter.
994
Forschungsbericht
Partie‹), erst Iblis verkörpert die »Grundwerte adeligen Daseins nobilitas carnis (4047), honor (4031), virtus (4042) und felicitas (4039, 4061)« (S. 343). Die Namenlosigkeit ist Schande, weil dadurch der Bezug zur nobilitas des eigenen Geschlechts verloren geht (ebd.). Besonders hervorgehoben werden gerade im zweiten Teil die Fürstentugenden largitas und fortitudo (S. 343f.), also Lanzelets milte und seine sælde, sein gelücke, heil. Der Gerichtskampf für Genover ist dann vor allem die Abwendung von Gefahr für ein Königsgeschlecht (S. 345). Das Netz genealogischer Beziehungen (vgl. K zu V. 4946–4950) bestätigt die Interpretation. Für die Deutung des Handlungsverlaufs kann auf Pérennec verwiesen werden. Gegen Pérennec will Borck jedoch keine innere Entwicklung oder Bewährung des Helden als bester Ritter annehmen, für Lanzelet »ist Herrschaft eine Pertinenz adeligen Daseins und keine Frage der Idoneität« (S. 348). Geburtsadel wird dem Geblütsadel der zeitgenössischen Artusromane gegenüber gestellt, woraus sich auch die archaischen Züge der Dichtung erklären ließen: der Messerkampf mit Galagandreiz mit dem Regelverstoß Lanzelets, das häufige Töten der Gegner, selbst wenn sie um Gnade flehen (wie Iweret), das Bekämpfen von hilflosen Tieren (vgl. K zu V. 2047), das Nehmen von Beute (vgl. K zu V. 5158–5162), die Verwüstung der Burgen Valerins und Malducs (vgl. K zu V. 7370–7375/7408–7419, 7630–7631), die Treueproben auf Pluris und durch den Mantel (vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562). Demgegenüber erscheinen seltene höfische Wendungen (V. 7593, 7925–7928, 9260–9261) wie Leerformeln. Fraglich freilich bleibt, welches Interesse der Geburtsadel – sieht man den ›Lanzelet‹ als dessen Fürsprecher – daran gehabt haben könnte, seine Tugenden auf diese Weise gegenüber den höfischen Idealen herabzusetzen. Anders gesagt: Ich zweifle an einem Rezeptionsmodus, der einen Text zuerst intensiven Strukturanalysen unterzieht, und sich erst auf dieser Basis einer möglichen ›Aussage‹ nähert. Wenn man das aber nicht tut und eine Rezeption vorstellt, die zugleich Lanzelets hohe Geburt und sein problematisches Verhalten in Rechnung stellt, und die zudem eine Verbindung zur dynastischen Problematik schlägt: Wäre der ›Lanzelet‹ dann nicht genauso gut als Parodie auf den rohen, nonchalanten Geburtsadel deutbar?104 5.2.16 Barbara Thoran Als Summa der bisherigen strukturanalytischen Interpretationen mit einigen neuen Aspekten kann die Studie von Barbara Thoran gelten (Thoran 1984; vgl. Göller 1996, S. 97f.; Wennerhold 2005, S. 67f. u. ö.; z. T. kritisch Kasper 1995, S. 569–583105 ).106 Thoran wirft die Analogien zum Doppelwegschema über Board und betont, dass im 104 Borck 1984, S. 352, Anm. 51 stellt sich gegen eine Deutung des Romans als vorwiegend humoristisch und will lieber an das horazische Ideal des prodesse et delectare denken. 105 Kaspers interpretatorische Ansätze bleiben weitgehend bisherigen Deutungsversuchen verhaftet, wo sie darüber hinausgeht, gerät sie in den Bereich poststrukturalistischer Essayistik (vgl. als Beispiel K zu V. 5876–5878). 106 Der einzige problematische Aspekt von Thorans ausgezeichnetem Beitrag liegt in der oftmals etwas kleinlichen Kritik gegenüber ihren Vorgängern, z. B. S. 67, Anm. 51 und 53.
Interpretationen
995
›Lanzelet‹ die Krise nicht in der Mitte des Romans, sondern zu dessen Beginn steht: Es ist das zweimalige Schema ›Verlust – Rittertüchtigkeit – Wiedergewinnung‹ (S. 76), das den Roman prägt: einmal in der Schuld, die Lanzelet von seinem Vater Pant erbt und die das Motiv der Haupthandlung ist; zum anderen in der Beleidigung, die Lanzelet durch den Geißelschlag des Zwerges erfahren hat und die die Pluris-Episode auslöst. Aus dieser Ausgangssituation ergibt sich auch, dass keine innere Schuld des Helden vorliegt, damit auch keine individuelle Krise, eine individuelle Läuterung ist überflüssig, es handelt sich lediglich um einen »doppelten Weg der Bewährung« (S. 77). Lanzelet muss demnach seinen Namen finden und seine Verwandtschaft und Herkunft kennen lernen, indem er seine ritterlichen Qualitäten unter Beweis stellt; der Artushof ist nicht Ziel wegen seiner Idealität (Ruh), sondern weil dort Lanzelets Verwandte sind (Artus, Walwein etc.). Nicht ohne Zufall führt der Weg zum Artushof über die Burg der Herzogin vom Weißen See, ebenfalls eine Verwandte des Helden. Ist dieses Ziel erreicht, setzt sich Lanzelet für die Königsmacht ein (die ihn wiederum später bei seinem Herrschaftsantritt unterstützt), zeigt sich als kompetenter Organisator und Heerführer, und bestätigt seine Idealität durch die Erlösung Elidias (ein ›Bestätigungsabenteuer‹ wie die Joie de la Cort im ›Erec‹, S. 58). Erst jetzt ist der Einzug in Genewis möglich: Sein Ansehen am Artushof verschafft Lanzelet die nötige (militärische) Unterstützung, seine Qualitäten als bester Ritter sind in seinem Heimatland bereits bekannt und garantieren einen freundlichen Empfang (vgl. K zu V. 8206–8207). Eine Zweiteiligkeit der Handlung wäre dadurch nicht gegeben, wenngleich auch Thoran von einem ›Teilziel‹ zur Hälfte des Romans spricht. Die Pluris-Episode wäre so gesehen nicht als vierte Frauenerwerb-Episode zu deuten, sondern als Fortführung des zweiten Handlungsstranges. Dass dieser erst so spät wieder aufgegriffen wird, erklärt sich mit seiner Funktionalisierung als Treueprobe und als Auszeichnung des besten Ritters (nur Lanzelet besiegt alle 100 Gegner). Der Aufenthalt bei Gilimar ist auch strukturell die Überleitung zum Haupthandlungsstrang, in der Figur des Gilimar als (nach Lanzelet) vorbildlich Liebenden (V. 6665–6670) ist das Treue- und Minnemodell der Pluris-Episode nochmals prägnant zusammengefasst. Kurzum: »Politisch formuliert: Der Territorialfürst gewinnt sein Erbe zurück und stabilisiert seine Herrschaft in engem Kontakt mit der zentralen Königsmacht.« Es handelt sich um nichts anderes als um »Fall und Wiederaufstieg der Könige von Genewîs«, vermittelt durch eine »humor- und phantasievolle Darstellungsweise« (alles S. 77). Thorans grafische Übersicht ist selbsterklärend (S. 75f., die grafische Darstellung ist leicht vereinfacht): E x p o s i t i o n: Vergehen Pants. Lanzelet verliert Namen, Verwandtschaft und Land. Kindheit bei der Meerfee. Aufbruch zur âventiure. (1. Handlungsstrang) (2. Handlungsstrang) 1. Peitschenschlag des Zwerges vor Plûrîs 1. Siegreicher Kampf gegen Galagandreiz
996
Forschungsbericht
2. Siegreiche Lînier-Aventiure 3. Turnier von Djoflê 2. Lanzelet will nach Plûrîs 4. Sieg über Iweret T e i l z i e l: Lanzelet gewinnt seinen Namen und einen Teil seiner Verwandtschaft 5. Siegreicher Kampf gegen Valerîn 3ab. Aufbruch nach Plûrîs. Sieg über die Ritter der Königin. Vorübergehende Minnehaft (Mantelprobe) 4ab. Flucht Lanzelets. Demütigung der Königin (Gilimâr als Beispiel für Bewährung in der Minneprobe) 6. Gemeinschaftssieg über Valerîn. Befreiung Ginovers 7. Führerfunktion beim Gemeinschaftssieg über Malduc. Befreiung Erecs und Wâlweins 8. ›Bestätigungs-Abenteuer‹: Erlösung Elidîâs Z i e l: Lanzelet gewinnt sein ererbtes Land und den Rest seiner Verwandtschaft S c h l u s s: Krönung in Genewîs und Dôdône. Sicher fundamentiertes Herrscherleben. 5.2.17
Roland Roßbacher
Eine weitere sozialgeschichtliche Interpretation lieferte Roland Roßbacher (Roßbacher 1984/85). Er setzt an bei einer Deutung der Quellennennung und sieht darin eine Stellungnahme für die staufische Partei Kaiser Heinrichs (vgl. K zu V. 9327). Die Analyse des Textes ist konventionell: Zur Hälfte des Romans erreicht Lanzelet die Ziele: Frau bzw. Landesherrschaft, bester Ritter, Aufträge von Mabuz und der Meerfee (S. 192). Die zweite Romanhälfte zeigt ihn als Retter der Artusgemeinschaft, aus dem chevalier errant des ersten Teils ist ein chevalier d’office der Rittergemeinschaft geworden (S. 195f.). Ohne Lanzelet droht der schwächelnde Artushof (vgl. K. Schmidt, siehe Kap. II.5.2.10) den märchenhaften (und damit besonders bedrohlichen) Gefährdungen zu erliegen, mit der Erlösung Elidias begeht Lanzelet eine individuelle Befreiungstat. Auch das Pluris-Abenteuer, wegen des Wortschwurs »ein grandioses Kabinettstück über Sein und Schein« (S. 196) des komischen und ironischen Romans, zeigt erneut Lanzelet als Problemlöser, der über List und Hilfe der Freunde und Standesgenossen verfügt
Interpretationen
997
(S. 197f.). Schließlich hat Lanzelet Macht, dynastische Herrschaftsansprüche und ist gewählter König (S. 199). Dieser Superheld mit der ebenbürtigen Frau an seiner Seite ist nicht nur Überwinder schlechter, böser Herrscher (Pant, Galagandreiz, Linier, Iweret), sondern zugleich eine unentbehrliche Hilfe für die weit weniger perfekte Zentralmacht. Damit ist auch das »Identifikationspotential des ›Lanzelet‹« umschrieben: »näher spezifiziert spricht er wohl die Haltung jener Fürsten aus, die mit Heinrich VI. grundsätzlich nicht verfeindet waren, die vielleicht 1192 noch auf seiner Seite standen, sich jedoch in der Ablehnung des Erbreichsplans einer Festschreibung der staufischen Macht entgegenstellten.« (S. 200) Gerade die Bedeutung der fürstlichen Allianzen in Krisenzeiten soll betont werden, eine neue Krise könnte sich bereits in V. 9274–9276 abzeichnen. Das mag alles durchaus so sein, nur ist die Schwächung der Artusrunde m. E. nicht annähernd so weit fortgeschritten bzw. im Kontext anderer Artusromane so auffällig, wie dies Roßbacher (nach K. Schmidt) annehmen möchte. Auch die Stellungnahme des Dichters für die staufische Partei ist zweifelhaft (vgl. K zu V. 9327). Schließlich aber ist Lanzelet, wie erwähnt, vor allem selbst König, mag er auch gelegentlich als Fürst bezeichnet werden (V. 44 [Pant], 8645). Wäre der Roman tatsächlich unter der von Roßbacher gezeichneten Motivation entstanden: Wieso empfängt dann Lanzelet gegen Ende, bevor er seine Lehen austeilt, nicht auch ein Lehen von Artus (vgl. K zu V. 8939) oder wird eine vergleichbare hierarchische Struktur nirgends angedeutet? Zehn Jahre später untersuchte Roßbacher erneut und diesmal ungleich ausführlicher die herrschaftspolitischen Aspekte des ›Lanzelet‹ im Rahmen seiner Salzburger Dissertation »Artusroman und Herrschaftsnachfolge« aus dem Jahr 1995; Untersuchungsgegenstand sind neben dem ›Lanzelet‹ noch Strickers ›Daniel‹ und Pleiers ›Garel‹ (Roßbacher 1998107 ). Nach einer umfassenden, hauptsächlich referierenden Darstellung der einzelnen herrschaftspolitisch relevanten Episoden des Romans (S. 39–119), die nochmals in einer tabellarischen Übersicht zusammengefasst ist (S. 138–142), diskutiert Roßbacher die einzelnen Aspekte von Herrschaftsfolge im Roman (S. 120–137): Macht, besonders dynastische, ist im ›Lanzelet‹ Männersache. Der Erwerb von Herrschaft ist in den meisten Fällen verbunden mit dem Erwerb einer Frau, die Minnebindung ist konstitutiv für die neue Herrschaft. Aventiurekampf, Minne und Reichspolitik sind handlungslogisch eng in- und miteinander verwoben. Scheitert eine Minnebindung, kommt es also zur Lösung einer Konsensehe (Roßbacher folgt hier Margetts, siehe Kap. II.5.3.2) und scheitert auch die Herrschaft. Moreiz, Limors und Pluris bleiben schließlich als herrscherlose Königreiche über. Die Frau ist dem Mann untergeordnet und hat nur insofern eine aktive Rolle inne, als sie ihr Gefolge auf den neuen Herrscher einstimmt. Aktiv agierende Frauen wie Ade oder die Königin von Pluris sind zum Scheitern verurteilt. Der Roman zeigt sich als Abfolge exemplarischer Fälle von Herrschaftsfolgen. Der Protagonist erfährt dadurch zwar keine innere, psychologische Entwicklung, doch stehen die Fälle (zumindest teilweise) in einem Steigerungsverhältnis: der tyrannische Pant, 107 Brinckmann 2004, S. 159–165 folgt in ihrer Inhaltsübersicht zum ›Lanzelet‹ in den wesentlichen Punkten den Vorschlägen von Roßbacher.
998
Forschungsbericht
der aber die genealogische Erbfolge durch einen Sohn sichert; der ebenso tyrannische, jedoch auch egozentrische Galagandreiz, der seine eigene Nachfolge hemmt; der verantwortungsbewusste Linier, der die Tochter seines Bruders zur Nachfolgerin bestimmt, jedoch seinen Untertanen kein idealer, ausgeglichener Herrscher ist; der von seinen Untertanen geschätzte Iweret, der eine rücksichtslose Außenpolitik betreibt. Weitere Fälle sind der hilflose Mabuz, dessen Herrschaft nach seinem Tod kaum eine Fortsetzung finden wird, sowie der Artushof, der im ›Lanzelet‹ zwar tendenziell geschwächt (Lanzelet übertrifft Artus z. B. an Pracht und Freigebigkeit), dennoch aber im Bestand gesichert ist (Lout). Im Gegensatz zum ›Daniel‹ oder zum ›Garel‹, die Roßbacher als zynische (Stricker) bzw. fabulierfreudige und gattungsfixierte (Pleier) Texte betrachtet, sieht er im ›Lanzelet‹ eine relativ konkrete, ernst gemeinte Stellungnahme zur Reichspolitik des ausgehenden 12. Jahrhunderts. Zwei dynastische Modelle werden geschildert: die Erbfolge durch den Sohn in Genewis und die Fürstenwahl in Dodone. Dies könnte unter Umständen eine Anspielung auf die staufische Herrschaft in Deutschland und Sizilien sein. Wesentlich aber ist die Situation in Genewis, der Aufstand gegen Pant und die bereitwillige Akzeptanz gegenüber Lanzelet als Pants legitimer Nachfolger. Roßbacher setzt also nicht länger beim Artusreich an, sondern sieht den Kern der dynastischen Problematik des ›Lanzelet‹ in den Herrscherqualitäten der Titelfigur. Konkret würde hier der Erbreichsplan Heinrichs VI. aus der kritischen Distanz der Position der Reichsfürsten diskutiert, die sich dadurch in ihrer Macht eingeschränkt sahen. Die könnte auch zu Bärmanns These über die Verfasserschaft des Textes stimmen (vgl. auch S. 47–49), die den ›Lanzelet‹ in die Nähe der Zähringer stellt (siehe Kap. II.1.1). Das bewegte Leben von Ida von Boulogne, Gattin des Zähringers Berthold V., mit Brautraub und späterer Rückgewinnung (dazu Tervooren 1991) könnte in der Genover-Entführung gespiegelt sein. Dies wirft die Frage auf, ob es sich nicht um einen genuin deutschen Text handle, das ausführliche Quellenzitat etwa eine Quellenfiktion wäre. Seltsam ist das Fehlen der Kreuzzugsthematik, eventuell eine implizite Stellungnahme gegen diese (so gesehen) ›Ablenkungsversuche‹ der Zentralgewalt von der Reichspolitik. Alles in allem eine »beachtliche kommunikative und literarische Leistung« (S. 137). Was die textinterne Analyse angeht, ist den Ausführungen Roßbachers nichts hinzuzufügen. Sie bringen allerdings auch wenig Neues, das Meiste (Steigerung, Zusammenspiel von Frauen- und Landeserwerb etc.) war schon längst gesagt worden. Problematischer ist die Verbindung zur Reichspolitik, z. B.: Die Wahl durch die Fürsten in Dodone ist m. E. nur sekundär, wesentlich ist die Verbindung mit Iblis und die Tötung Iwerets, wie überhaupt die Herrschaftsfolgen – Genewis ausgenommen – in erster Linie über die Tötung der Vorgänger motiviert sind: ein mythischer (?) Zug, den Roßbacher völlig ausblendet. Lässt man Roßbachers kursorische Bemerkung über die staufische Herrschaft in Sizilien beiseite, fällt dieser Aspekt der ›erheirateten‹ Reiche aus der Deutung völlig heraus – ungeachtet der Tatsache, dass Lanzelet am Ende vor allem Herrscher von Dodone ist, während er für Genewis Verwalter einsetzt! Die Gleichung von Text und Realität geht also nicht auf. Literaturinterne Traditionslinien wie die Ginover-Entführung bleiben unberücksichtigt, wenn diese etwa lapidar mit einem
Interpretationen
999
Hinweis auf das Leben der Ida von Boulogne zusammengebracht wird. Allerdings ist Roßbacher bei all dem zu Gute zu halten, dass er apodiktische Setzungen vermeidet und in der Reichspolitik nur einen Faktor des Romans sieht (S. 131). Dennoch: Eine Engführung von literatur- und sozialgeschichtlicher Analyse, wie sie für derartige Fragestellungen wohl unabdingbar wäre, ist Roßbacher nicht gelungen (kritisch auch Wennerhold 2005, S. 58f.). 5.2.18
Carola L. Gottzmann
Carola L. Gottzmann (Gottzmann 1986; zusammenfassend Gottzmann 1989, S. 74108 ) beginnt ihre ›Lanzelet‹-Interpretation mit einer Reihe von Fragen, die ihres Erachtens bisher unbeachtet geblieben sind (S. 159): Warum darf Lanzelet seinen Namen nicht erfahren? Weshalb die vielen Minnebegegnungen und die vier Herrscherämter, wenn er nur als bester Ritter und idealer Herrscher gezeichnet werden soll? Was dann folgt, ist schon dutzendfach gesagt worden (Zweiteilung, Identitätsfindung und Bewährung etc.). Neu ist alleine die Verbindung zwischen Minne und Herrschaftsproblematik: Pant sei – nach mittelalterlicher Auffassung – ein schlechter König, weil es ihm an Liebe zu Gott mangelt (S. 160–168). Lanzelet, mit dieser ›Erbschuld‹ belastet, hat sich daher vor allem in Minneangelegenheiten zu bewähren (vgl. K zu V. 4849–4859), erst die Bewährung in Minnefragen (z. B. Pluris, Mantelprobe) sichert die Herrschaftswürdigkeit (S. 186 u. ö.). Der Preis dieser Rückführung der gesamten Romanstruktur auf ein Zentralmotiv, die Gleichsetzung von Gottes-, Nächsten- und sexueller Liebe nämlich, scheint Gottzmann für unproblematisch zu halten (vgl. kritisch auch McLelland 2000, S. 182, Anm. 18; Wennerhold 2005, S. 59f.). Einige Bemerkungen zur Funktion des Artushofes im ›Lanzelet‹ reichen ebenfalls nicht über das schon früher Gesagte (Pérennec, K. Schmidt u. a.) – das Gottzmann mit fast bewundernswerter Konsequenz nicht zur Kenntnis nimmt (vgl. Zellmann 1996, S. 21f., Anm. 44) – hinaus (›Ent-Idealisierung‹ des Artushofes109 : Verwundung des Königs, Mantelprobe, dafür Verwandtschaftsbeziehungen etc., S. 188–193). 5.2.19
Dominique Corazolla
Dominique Corazolla setzte seiner Magisterarbeit (Corazolla 1988) zum Ziel, die divergenten Meinungen zum ›Lanzelet‹ einer erneuten Prüfung zu unterziehen und zu versuchen, dieses forschungsgeschichtliche Problem am Text selbst abzuhandeln. Zentral ist dabei die Frage nach der Intention des Dichters, jedoch auch die Frage, wie viel Gehalt dem Werk beigemessen werden kann (S. 4–9). Corazolla geht von folgenden Prämissen aus (S. 9–12): Ulrich verfolgte eine bestimmte Intention, als er den ›Lanzelet‹ dichtete, wenn es für eine solche auch oftmals keinen Anhalt gibt (womit Corazolla wohl die Seltenheit von Erzählerkommentaren und dergleichen anspricht). Ulrich war 108 Zu Letzterem vgl. die vernichtende Rezension von Bumke 1990. 109 Dass Lanzelet gar nicht an den Artushof kommen möchte (S. 188), ist falsch, Gottzmann ist hier offenbar die Scham wegen der Unkenntnis des eigenen Namens entgangen.
1000
Forschungsbericht
aber nicht im eigentlichen Sinne Dichter, sondern eher Übersetzer und Bearbeiter (siehe Kap. II.3.2), sodass der Wert des ›Lanzelet‹ eher in formaler, weniger in inhaltlicher Gestaltung zu suchen wäre. Ulrich wäre kein so großes Talent wie Hartmann, Gottfried oder Wolfram gewesen, der ›Lanzlet‹ kein Meisterwerk, doch zeigten sich immerhin originelle und humoristische Züge. Die Verdammungen des Textes auf Basis der Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts seien abzulehnen, Maßstab müsse die historische Wirklichkeit zur Zeit Ulrichs sein. Auf dieser Basis diskutiert Corazolla die seines Erachtens wesentlichen thematischen Größen des ›Lanzelet‹. Dominant wären die beiden Themenkreise der Minne und des Artusbereichs (siehe Kap. II.5.3.2 und II.5.3.6). Beide sieht Corazolla von der historischen Realität um 1200 geprägt, der ›Lanzelet‹ wäre in dieser Hinsicht ein typisches Kind seiner Zeit. Darüber hinaus behandelt Corazolla einige weitere Aspekte des Textes: Lanzelets Namenlosigkeit, seine Prädestination, das Motiv von Ohnmacht und Befreiung und einige formale Charakteristika des Textes, jedoch ohne konkret fassbaren Bezug zu seiner Fragestellung.110 Sein Fazit bringt schließlich wenig Neues (S. 55–63): Wenn auch nur Tendenzen erkennbar wären, so sei doch wahrscheinlich, dass der Autor auf eine Zweiteilung abstellte, vielleicht sogar mit einem gewissen Hang zu Zahlensymbolik. Die Handlungsfolge des ersten Teils ist linear, die des zweiten Teils wesentlich dichter und sprunghafter. Der erste Teil behandelt Lanzelets Identitätsfindung, der zweite seine Bewährung. Inhaltlich wäre eine Dreiteilung möglich: V. 1–3826, 3827–6562, 6563–9444. Der Kontrast zwischen der Minne zu Iblis und zur Königin in Pluris schließlich könnte allegorisch als Kontrast zwischen ›guter‹ und ›schlechter‹ Minne gelesen werden, wobei die Iblis-Minne nicht zuletzt mit Hilfe der Sælde (personifiziert in der Meerfee) siegt. Summa summarum liege ein völlig anderer Typus des Artusromans vor als bei den höfischen ›Klassikern‹, sodass für einen Vergleich »die gemeinsame Vergleichsgrundlage« fehle (S. 63). Der große Gewinn in Corazollas Arbeit liegt in der Fülle an teils überraschenden Einzelbeobachtungen (etwa zur Minne- und Frauenthematik) und in seinem Bemühen um eine neue Strukturanalyse. Sie kulminiert in einem ausgezeichneten Strukturschema (S. 69), das Komplexität und Übersichtlichkeit auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Fragestellung sowohl in ihrer Formulierung wie in ihrer Beantwortung problematisch ist: Verschiedene Ansätze werden ohne ersichtlichen Grund miteinander vermengt (moralische Bewertung, strukturelle Analyse, Anbindung an historische Realität, thematische Analyse von Einzelaspekten), die zentrale Frage nach dem Grund für die verschiedenen divergierenden Interpretationen und Bewertungen des Textes wird nicht beantwortet, die Relevanz der einzelnen Kapitel (Minne, Artusbereich etc.) für die Fragestellung ist häufig unklar. Die Ergebnisse sind folglich weniger eine Zusammenfassung des Erarbeiteten als vielmehr eine Wiederholung der Prämissen, die die gesamte Studie prägen und m. E. 110 Zu Prädestination (Sælde) und zum Ohnmachtsmotiv siehe Kap. II.5.3.1, zu den formalen (stilistischen, erzähltechnischen) Aspekten siehe Kap. II.4. Zur Namenlosigkeit (S. 39–42) bietet Corazolla kaum Neues, einer Entscheidung, ob es sich nun um Selbstfindung (Ruh) oder nur um die Suche nach Information handle (Pérennec), weicht er aus.
Interpretationen
1001
zu starr formuliert sind. Würde man beispielsweise Autor und Werk besser bewerten, könnte man manche Ansätze wesentlich weiter treiben, wie dies etwa Pérennec oder J. A. Schultz schon zuvor getan hatten. Was sich darüber hinaus in den Schlussfolgerungen findet, entbehrt häufig einer Begründung: Weshalb eine inhaltliche Dreiteilung? Und weshalb eine Antithese zwischen Iblis und der Königin von Pluris, was ist mit den übrigen Minnebeziehungen?111 Und was ist daran ›allegorisch‹, sollte man nicht besser von ›symbolisch‹ sprechen?112 Auch die Feststellung der Unmöglichkeit eines Vergleichs des ›Lanzelet‹ mit Werken Hartmanns, Gottfrieds oder Wolframs scheint übertrieben: Niemals ist es die Frage, ob, sondern immer nur wie man etwas vergleichen kann. Kurzum: Im Endeffekt wirkt Corazollas Arbeit wegen der knappen und unvollständigen Ausarbeitung der Argumentation mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Die Chance, die zahlreichen spannenden neuen Beobachtungen zum Text in einen übergreifenden interpretativen Zusammenhang zu stellen, wird nicht genützt. 5.2.20
Volker Mertens
Volker Mertens versuchte in einer Kurzinterpretation eine Verbindung der Deutungsansätze von Ruh, Schüppert und Pérennec (Mertens 1990, S. 85f.). Er sieht den ›Lanzelet‹ als Gegenmodell zum chrestienschen Artusroman und als wesentliche makrostrukturelle Folie für die so genannten ›postklassischen‹ Artusromane. Der Held durchläuft keinen doppelten Entwicklungsweg, es fehlt jede innere Krise, die Handlung ist nichts als ein Stufenweg mit steigenden Anforderungen an die ritterlichen Aventiuren und Liebesbegegnungen. Die Didaxe zielt nicht auf höfische Werte ab, sondern bestätigt eine »archaische Adelsmoral«, Herrschaftslegitimation beruht auf dem Prinzip der genealogischen Folge. Es dominieren »[a]ltadlige Lebensmaximen«, ohne dass sie irgendwie kritisch hinterfragt würden.113 – Fraglos liegt hier eine Interpretation vor, die abermals dem sozialgeschichtlichen Paradigma verpflichtet ist, dem Text damit aber nur in Teilen gerecht wird. Jegliche Unterhaltungsfunktion, jedes Spiel mit der Tradition (wie es Pérennec betonte), all dies bleibt bei einer solchen Deutung außen vor. In einer späteren Arbeit (Mertens 1998, S. 88–100) bietet Mertens eine Zusammenschau der prominentesten Interpretationsansätze und schließt sich in seiner Deutung hauptsächlich Pérennec an (Name, Artuswürdigkeit; Herrschaftsfähigkeit; patrilinear vor matrilinear). 111 In Ansätzen beantwortet Corazolla diese Frage damit, dass die Pluris- und die Iblis-Handlung je zwei Drittel des Romans ausmachen; was m. E. weit am Text vorbeigeht: Die Pluris-Episode ist kurz und bündig, die Antizipation durch den Geißelschlag ändert daran wenig. Und Iblis spielt bekanntermaßen im zweiten Handlungsteil über weite Strecken kaum eine Rolle. Die Genover-Entführung mit ihrer Vorgeschichte und ihren Folgen nimmt beispielsweise weit mehr Raum ein. 112 Oder ist ›allegorisch‹ im Sinne von ›zur (mittelalterlichen) Allegorese gehörig‹ gemeint? 113 Eng verwandt scheinen die interpretatorischen Notizen bei Cramer 1981, S. 341. Cramer polemisiert gegen die Verdikte der älteren Forschung, die den Text fälschlicherweise vor der Folie der hartmannschen Epik gemessen hätte, und deutet den Roman mit seiner »unproblematische[n] Entfaltung von Heldentum als Kraftmeierei und von ästhetischer Erfahrung als Darstellung von äußerer Repräsentation« als eine Art »exotische[r] Darstellung feudaladliger Mannestugend«.
1002
5.2.21
Forschungsbericht
Elisabeth Hesse
Elisabeth Hesses ›Lanzelet‹-Deutung reicht kaum einmal über Pérennecs Vorschläge hinaus (Hesse 1994). Sie verspricht im Aufsatztitel, »Zauber und Zauberer« im ›Lanzelet‹ zu studieren, verfolgt dann aber eine Gesamtdeutung des Romans, ohne wesentlich Neues aufzeigen zu können. Ihr Augenmerk gilt – abgesehen von der Wiederholung älterer Forschungsliteratur – dem Handlungsmuster, dem Lanzelet und mit ihm der Artushof frönen: Es ist das rational-pragmatische Handeln, das dem Protagonisten seine Überlegenheit sichert (S. 108). Zum einen betrifft dies die Kommunikationsfertigkeiten des Helden. Während Lanzelet – nach Hesse – im Gespräch mit Johfrit (V. 555–560; vgl. K zu V. 489) nur im defizitären »weiblichen Rederegister« (S. 101) sprechen kann, eignet er sich im ersten Romanteil auch das (aggressive) »männliche Rederegister« (S. 101) an und setzt es im Streitgespräch mit ›Iweret‹ (V. 4454–4461) ein. In Pluris gelingt ihm mit Hilfe sprachlicher Fertigkeiten die Flucht. Zum anderen zeigt sich das männlich-rationale Paradigma in der Konfrontation mit dem Wunderbaren. Das Wunderbare ist mit Ausnahme des Ehrensteins aus dem arthurischen Bereich verbannt bzw. besitzt dort keinen hohen Stellenwert; so wird beispielsweise das Zelt von Iblis und Lanzelet am Ende des Romans ohne langes Zögern an Genover verschenkt (V. 9264). Wo Lanzelet oder der Artushof mit dem Wunderbaren in Kontakt kommen, werden die damit verbundenen Gefahren mit nüchternen Problemlösungsstrategien bewältigt (Fier baiser, Valerin und Malduc, die geographischen Mirabilia). Auch der Erzähler selbst eliminiert zusehends Wunderbares, die Sturmquelle des Iwein entspricht einem verharmlosten Locus amoenus in Behforet, die Feenwelt der Meerfee wird durch die Kontamination mit Minnedienstideologie ins Rationale gebrochen. Das alles ist höchst problematisch. Schon die von Hesse gebildeten Kategorien sind schwammig: Warum ist rational = männlich (und was hätte wohl Lunete dazu gesagt)? Was sind männliche und weibliche Kommunikationsformen? Weshalb ist Lanzelet bei Johfrit überhaupt weniger erfolgreich als im Gespräch mit Iweret? Wie erklärt sich Hesse, dass Lanzelet in V. 320–323 mit der Meerfee ebenso spricht (nämlich in Stichomythie) wie mit Iweret? Und was hat die List auf Pluris mit konkreten Rederegistern, also mit Stilebenen, zu tun? Doch auch innerhalb der Argumentationsstruktur findet sich eine Reihe von Lücken. Zauberei bzw. Wunderbares werden beispielsweise keineswegs demontiert oder gar dekonstruiert, wie Hesse nahe legen möchte, sondern werden vielmehr als ernste Bedrohungen perzipiert und entsprechend behandelt. Valerin kann nur mit Hilfe von Malduc, eines Zauberers (!), besiegt werden, und auch für den Sieg gegen Malduc ist die Hilfe dessen Tochter nötig. Alle weiteren Mirabilia werden nicht aufgelöst wie Don Quichotes Riesen in Windmühlen, sondern bleiben als Elemente der Erzählwelt bestehen. Hinterfragt werden sie in keinem Fall. Dass sie in eine höfische Welt eingebunden sind, ist ein Gemeinplatz, der nicht nur für den ›Lanzelet‹, sondern für sämtliche Artusromane der Zeit zutrifft. Gleiches gilt für das Thema Rationalität. Soweit ich sehe, handeln die meisten der Artushelden rational, Paradebeispiel wäre etwa Gawan in Parzivalroman, wenn er sich als mehrfacher Konfliktlöser profiliert. Alles in
Interpretationen
1003
allem ist Hesses Deutung also eine eminent neuzeitliche Lektüre,114 die im mittelhochdeutschen Text wenig Rückhalt findet. 5.2.22
Ulrike Zellmann
Ulrike Zellmanns Dissertation zum ›Lanzelet‹ (Zellmann 1996115 ) ist der erste breit elaborierte Interpretationsversuch seit Pérennecs Studien. Zellmann entwickelt ihren Ansatz in der Auseinandersetzung mit einer der zentralen Fragen der ›Lanzelet‹-Forschung: dem Verhältnis des ›welschen Buches‹ zu Chrestiens Romanen (S. 40–61). Zellmann stellt sich gegen die Sichtweise Ruhs, Haugs und vieler anderer, die Ulrich vor dem Strukturmuster des chrestienschen Artusromans betrachten und z. T. auch bewerten (S. 40–44). »Diese Crux der Deutung [die Suche nach dem Doppelweg im ›Lanzelet‹, F. K.] hat die wissenschaftliche Rezeption sich selbst geschaffen.« (S. 43) Doch auch die Deutung Pérennecs wird bezweifelt: Wenn der ›Lanzelet‹ als Familienroman ein durch und durch ›welsches Buch‹ wäre: weshalb dann die Übersetzung? Zudem setzt Zellmann weniger Vertrauen in die literarischen, letztlich ironischen und parodistischen Qualitäten des ›Lanzelet‹-Autors. Pérennecs Interpretation des ›Lanzelet‹ als ironische Replik auf den chrestienschen Artusroman-Entwurf wird folglich ebenso abgelehnt. Es liege keinerlei bewusste Ignoranz gegenüber dem chrestienschem Schema vor (S. 44–50). Zellmann hält es folglich mit Grubmüller (siehe Kap. II.3.4) und sieht im ›Lanzelet‹ einen völlig eigenständigen Strukturentwurf, der auch ›einfacher‹ als die ›nachklassischen‹ Artusromane sei, einen weniger verworrenen Handlungsablauf aufweise: Das Grundschema ist das einer Biographie, den Rahmen gibt eine politische Fabel, der Roman gehorcht einem additiven Reihungsverfahren. Geprägt wird der Entwurf von dem Fehlen jeglicher Infragestellung gültiger sozio-kultureller Normen, Held und Roman glänzen mit einer absoluten Schicksalsgewissheit; paradigmatisch V. 6955: ez geschiht niht, wan daz sol geschehen (S. 51–61). Im Zentrum des Erzählplans steht Lanzelet, eine »plane Glücksfigur«, die den Sieg des Guten und Richtigen garantiert (S. 64). Der Plan selbst folgt dem Modell des religiösen Spezialisten und schreibt das Schema des perfectus-Typs fort (S. 66f.). Das Gute und Richtige aber setzt nun doch Chrestien voraus, wenn auch nur das von seinen Romanen getragene Werteinventar. Schon der Prolog des ›Lanzelet‹ versammelt ein komplettes Inventar adliger Leitvorstellungen (vgl. K zu V. 11–40), besondere Bedeutung kommt dem Solidaritätsappell zu (vgl. K zu V. 12–13) (S. 62–70). Der Roman wird dadurch zur Fibel, zum »ABC-Buch des Adeligen« (S. 76 u. ö.); zu einem »organisierende[n] Prinzip, das Fiktionalität und Didaxe in der Form der Vita verschwistert zur biographisch organisierten Herrenlehre« (S. 77), die auf laikale Unterweisung abzielt (S. 76–78). Die zentralen Inhalte werden in Sentenzen und Sprüchen fest114 Der Fier baiser als »nahezu naturwissenschaftliche[r] Forscherdrang« (S. 105), Lanzelet agiert »mit ›gesundem Menschenverstand‹ und ein wenig Mut« (S. 106), zeigt eine »beinahe draufgängerische Neugierde« (S. 107). 115 Vgl. die Rezensionen Schulz, Ar. 1996; Düwel 1997; Lozar 1998; Russ 1998; Meyer-Swietlik 2001; Pérennec 2001.
1004
Forschungsbericht
gehalten, die Klugrede fungiert als zweckorientierte Argumentationshilfe (S. 74–76).116 Die Vermittlungsinstanz, der Erzähler, zielt demnach ab auf eine enge Bindung zu seinem Publikum, es dominiere die mündliche Vermittlung im Vortrag (vgl. K zu V. 9441), doch auch die sprachliche Disposition erzeuge nach und nach ein Bild der Vertrautheit zwischen Erzähler und Publikum: Das ich/iuch des Prologs (V. 41–43) weicht bald dem dominanten uns (V. 97), das auch in Beglaubigungsstrategien greift (z. B. als uns diu âventiure seit etc.; V. 389, 670, 1894, 4094 [vgl. K dazu], 4412, 4818, 4951, 5307, 6220); wenn auch gelegentlich noch hôrt ich sagen und dergleichen zu finden ist (V. 874, 1541, 3198, 6564). Es liegt eine Kommunikationskette ich–ir, ir–wir, wir–ez, ez–uns (S. 74; vgl. S. 287) vor (S. 70–74). Der Titel von Zellmanns Arbeit ist Programm: »Lanzelet. Der biographische Artusroman als Auslegungsschema dynastischer Wissensbildung«. Nach dieser produktiven Diskussion älterer Ansätze baut Zellmann im zweiten Teil der Arbeit ihren Ansatz auf breiter Basis aus, indem sie die einzelnen »Bausteine biographischer Wissensorganisation und Wissensvermittlung« (Titel des Kap.) listet und untersucht. Organisierendes Raster des ›ABC-Buches‹ sind die verschiedenen Lebensabschnitte des Protagonisten: die Theorie der Lebensalter (S. 80–102). Sie spiegelt sich z. T. auch in der Terminologie des Romans wider, Lanzelet ist zunächst der junge (V. 345, 743, 761, 801, 820, 1156, 1171, 1244, 2036, 2129, 2167, 4447), dann der jungelinc (V. 1075, 3461), der kindische man (V. 590, 1105) oder der tumbe (V. 2045), dann fehlen Altersattribute, zuletzt wird er mit grôzen êren alt (V. 9423) (S. 80f., Anm. 5). Jedem Altersabschnitt sind bestimmte Eigenschaften zugeordnet, besondere Bedeutung hat die (vorbildliche) Jugend als Symbol für Labilität, Intrige, Übermut, Unruhe, Leichtfertigkeit, Eitelkeit, Anmaßung etcetc. (S. 101); auf den Punkt gebracht in der jugent-tugent(bzw. puer-senex-) Formel wie in V. 9415–9416 (S. 102). Das entsprechende Viten-Modell (S. 103–136) ist das des religiösen Spezialisten; ein perfectus-Schema, das dazu dient, die Idealität (des Heiligen) in einer epischen Struktur abzubilden. Kennzeichnend für den Protagonisten ist dabei völlige Gelassenheit (etwa bei Lanzelets Namensuche) und die unerschütterliche Gewissheit des Erfolgs (S. 114). Wie im ›Lanzelet‹ liegt den Viten eine Art Exil-Rückkehr-Schema zugrunde nach dem Muster: Ablösung von Zuhause, Konfrontation mit der Welt, Isolation, Rückwendung zur Gesellschaft (S. 117f. am Beispiel der Antonius-Vita). Was im ›Lanzelet‹ mit proverbialen Wendungen bewerkstelligt wird, leistet in der Heiligen-Vita biblisches Wissensgut als Argumentationshilfe. Die Übertragung auf ein weltliches Modell diskutiert Zellmann konkret anhand der Vita des Wilhelm Marschall (›Guillaume le Maréchal‹).117 116 Lehrsätze: V. 1–2, 5–6, 12–13, 131–132, 746–747, 1018–1019, 1234–1235, 1600–1601, 1637ff., 2445ff., 3515ff., 4054ff., 4296–4297, 4391–4392, 4767ff., 5020–5021, 5358–5359, 5639–5640, 6014ff., 6039ff., 6046ff., 6092, 6507–6508, 7323–7324, 7379–7380, 7504ff., 7764ff., 7788–7789, 8003ff., 8046ff., 8397–8398, 8676ff., 8973–8974, 9400ff. Vergleiche: V. 1254ff., 2150–2151, 3515–3516, 3658ff., 4089–4090, 5636–5637, 8351ff., 8728ff., 8970ff., 9368ff. Gewissheitsklauseln: V. 4076ff., 5881, 6682ff., 7670–7671, 7712–7713, 7754ff., 8029ff., 8436ff. (S. 283, Anm. 6); siehe Kap. II.4. 117 Zellmann steht mit diesem Ansatz in der Folge von Max Wehrli, der das Deutungsmuster der Heiligenlegende auf die Struktur- und Existenzform des Artusromans appliziert hat (Wehrli 1969). Der wesentliche Unterschied zwischen Legende/Vita und Artusroman, wie ihn auch Wehrli signalisiert,
Interpretationen
1005
Zwei Themenkreise dominieren die didaktischen Ziele des ›ABC-Buches‹. Der eine ist der Aspekt der domus, der Abstammung und Genealogie (S. 137–163). Hauptziel ist die Sicherung der genealogischen Abfolge und des richtigen Herrscherwechsels. Zellmann adaptiert hier, ohne explizit darauf hinzuweisen, die von Pérennec formulierte Exogamie-Regel des ›Lanzelet‹.118 Der zweite Aspekt betrifft jenen der institutio, der Erziehung zum idealen Herrscher (S. 164–189). Die Frage nach dem richtigen und rechten Herrschen prägt vor allem den Rahmen (Genewis-Handlung) des ›Lanzelet‹, der so gesehen zum »Lehrstück« (S. 169) über und für den guten Herrscher wird, zur universalen Verhaltensregel. Abschreckendes Beispiel ist Pant, der die Untertanen geradezu zum Einsatz des Widerstandsrechts nötigt (vgl. K zu V. 97–188, 131–132), im Rahmen einer formellen reparatio werden Lanzelet sein Land und seine Rechte zurückgegeben (vgl. K zu V. 8214–8215/8370–8402, 8398–8402).119 Die Unterweisung des zukünftigen Herrschers diskutiert Zellmann am Beispiel des ›Ruodlieb‹, wo die Erziehung einerseits als Vorbild-Nachahmung-Kommunikation am Hof, andererseits durch Weitergabe von rezeptartigen Lebensregeln erfolgt. Der dritte und letzte Teil der Untersuchung demonstriert den Interpretationsansatz im Zuge eines Close reading des ›Lanzelet‹. Zentral sind die »Leitbausteine der biographischen Konstruktion«: »[d]ie Schulungs- und Legitimationsinstanz ›Hof‹, die komplementären Schemata iuvenis-senior und das hochaktuelle Inter-aktionsmodell [sic!] ›Turnier‹« (S. 191). Den Leitfaden der Interpretation gibt die Abfolge von Lebensaltern, besonderes Augenmerk liegt auf den jeweiligen Übergängen von einem Stadium zum nächsten. • pueritia – adolescentia: Die pueritia (S. 191–202) ist geprägt von zwei Themenkreisen: dem Kindesraub, der in mehrfacher Hinsicht der Sicherung einer genealogischen Reihe dient (Genewis, Meerfee–Mabuz), verbunden mit dem Auftrag der Meerfee, der Lanzelet den einzig richtigen Weg zu Ruhm, Ehre, Heirat und Landesherrschaft weist; und natürlich die für diese Zwecke nötige Erziehung, die aus einem höfischen Erziehungsprogramm par excellence besteht. Der Edelstein, der Lanzelet von Geburt an ist, bekommt im Frauenreich und auf der Burg Liez gleichsam den entsprechenden Schliff, Lanzelet ist ein guter und eifriger Schüler (vgl. K zu V. 180–303, 270–274, 403ff., 4704–4711). Mit der adolescentia (S. 202–223) setzen Lanzelets Aventiuren ein. In Moreiz überwindet der Jüngling eine repressive Vaterinstanz, bricht damit eine endogame Struktur auf, erobert ein Mädchen nach allen Regeln der (Minne-)Kunst, sichert souverän die höfische Norm bei der Liebeswerbung und stellt durch eine gute (milte) Herrschaft seine Herrschaftsfäbesteht in der (inneren) Krisenlosigkeit des Heiligen. Er hat keine Geschichte, ist entwicklungslos, es fehlt jegliche grundlegende Reflexion, sei es durch oder über den Protagonisten; ganz im Gegensatz zum Roman à la Chrestien. 118 Ob man deshalb den Autor/Erzähler gleich als Hauschronisten sehen muss, nur weil er sich gelegentlich mit seinem fiktiven Publikum zur 1. Pl. (uns) verbrüdert und seine Zuhörer/Leser V. 3475 als Mîne friunde (W) anspricht? 119 Der Roman sei daher nicht auf ein bestimmtes Reichsthema festzulegen (vgl. Kap. II.5.2.3), sondern formuliere ganz allgemeine Verhaltensnormen.
1006
Forschungsbericht
higkeit unter Beweis. Doch sein jugendlicher Tatendrang treibt ihn fort (vgl. K zu V. 745–755, 1049–1052, 1078–1089, 1085ff., 1249ff., 1288–1289; vgl. die zahlreichen Parallelen zu Heinrichs Eneasroman). Limors kann als Steigerung von Moreiz gelten (vgl. K zu V. 1373–1376, 1636–1638). Kurz vor dem Turnier zu Djofle kommt es beinahe zum ersehnten Zweikampf mit Walwein, der aber abgebrochen werden muss. Lanzelet nützt dafür die Chance zur ritterlichen Bewährung beim Turnier und erwirbt manheit und prîs. • adolescentia – iuventus (S. 224–251): Schadil li Mort wird neben seiner Funktion als Prüfungsinstanz für den Besten zum »Spielraum genealogischer Wissenslagerung« (S. 228; Zellmann folgt hier der Deutung Schmids, siehe Kap. II.5.3.5; vgl. K zu V. 3542–3549, 3676ff.). Von dort gelangt Lanzelet nach Behforet, wo ein paternales Gefängnis jungfräuliche Enthaltung erzwingt und eine endogame Struktur etabliert (nach Schmid; vgl. K zu V. 3763–3765, 3871–3919, 4080–4082). Dodone dient als Idealbild einer Burg (vgl. K zu V. 4091–4184, 4119ff., 4446). Lanzelet sichert mit seinem Sieg über Iweret die richtige genealogische Erbfolge, an der Liebe Iblis – Lanzelet besteht durch ihren Traum und die schicksalhafte Vita Lanzelets kein Zweifel. Lanzelet wird zum Erwachsenen (iuventus), mit Iblis bildet er ein ideales Ehe- und Herrscherpaar (vgl. K zu V. 4512–4514, 4624–4643, 4760– 4911). • iuventus – gravitas (S. 252–280): Der Erfolg im Turnier zu Djofle und die durch die Namensnennung öffentlich gemachte genealogische Bindung an die Artusfamilie rechtfertigen Lanzelets Status als Artusritter. Als solcher übt er sich im Einsatz für Verwandte: im hofinternen Konflikt durch den Kampf gegen Valerin (vgl. K zu V. 5032, 5124–5136, 4981–5025), in hofexternen Konflikten in Pluris (Minnekasus und Bewährungsprobe; vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562, 6237), beim Königinnenraub (Demütigung des Hofes und der Familienehre und Rechtsbruch; vgl. K zu V. 6952ff., 6955, 7274ff., 7323–7324, 7343–7345) und bei der Geiselnahme Erecs und Walweins (Herstellung des Rechtsfriedens; vgl. K zu V. 7370–7375/7408– 7419). Lanzelet behält in jeder Situation kühlen Kopf und agiert überlegt rational. Das Familienglück wird wieder hergestellt, die Gefahren abgewehrt bzw. überwunden (vgl. K zu V. 7788–7790, 7806), der Fier baiser bestätigt den Besten als Besten. Mit der Gründung einer Familie und dem zweifachen Herrschaftsantritt wird Lanzelet zum Senior und Gründer einer Dynastie (ein Kind pro Königreich).
Das klingt zunächst alles sehr überzeugend – und in einigen Punkten dann doch nicht ganz. Die Kritik muss vor allem bei zwei zentralen Fragen ansetzen: 1. Wie fügt sich der ›Lanzelet‹ in das proponierte Deutungsraster ein? 2. Worin liegen die Vor- und Nachteile einer derartigen Interpretation, welchen Erkenntnisgewinn bringt sie, und um welchen Preis?120 120 Nur am Rande sei auf die m. E. übertrieben metaphorische und nicht selten überpointierte Sprache der Studie hingewiesen, die die Lektüre weder vereinfacht noch der Argumentation zuträglich ist, z. B.: »Das Profil des insularen Helden paßt in die Falzen des Musters ›Lanzelet‹.« (S. 48). Die Schärfe von Zellmanns Pointen beschneidet die Lesbarkeit. Vgl. Düwel 1997, S. 147.
Interpretationen
1007
Ad 1. Zellmanns Untersuchung basiert im Wesentlichen auf einer einzigen grundlegenden Annahme: Der Held Lanzelet ist vollkommen, perfekt, entwicklungs- und krisenlos. Mit dieser Annahme steht und fällt die Applizierbarkeit des Deutungsmusters. Warum der Held aber diese Eigenschaften trägt, thematisiert Zellmann immer nur nebenher, eine Hinterfragung dieser basalen Überzeugung findet nicht statt. Das ist umso bedauerlicher, als diese Fragestellung ins Herz der ›Lanzelet‹-Interpretation führt. Dass nämlich Lanzelet schon als Kind perfekt ist, dass er ein Edelstein ist, der nur geschliffen werden muss, dass seine Abenteuer immer Bewährungen des perfectus-Status und nicht Fortschritte zu einer neuen Existenzebene sind: all das weiß der Interpret fast ausschließlich aus Erzählerkommentaren. Gilt dies aber auch für die Struktur der Fabel? Ein Gedankenexperiment: Man stelle sich eine Nacherzählung des Textes vor, etwa jene in Pipers ›Höfischer Epik‹ (siehe Literaturverzeichnis). Abgesehen von einigen wörtlichen Zitaten, fehlen in diesen Metatexten die Ansichten der Erzählinstanz, der neue Erzähler bemüht sich um möglichste Zurückhaltung, was deutende Einschübe angeht. Ein Leser wird sich nun viel unvoreingenommener seine ›Lesart‹, und der ›chrestiensch‹ vorbelastete Leser wird sich aus den erzählten, quasi positiven Inhalten eine Entwicklungsstruktur konstruieren, bestehend aus Krisen, Herausforderungen, kritischen Situationen, Erfolgen usf.; so, wie es Ruh und andere längst bereits getan haben, mit der gleichen Ignoranz gegenüber der Erzählinstanz, wie sie Zellmann der ›unbearbeiteten‹ Fabel entgegenbringt. Zellmann schlägt sich also auf die Seite des Erzählers. Warum und wieso, bleibt offen; die Diskrepanz, die natürlich immer auch Relativierung der Interpretation ist, wird nicht thematisiert. Neben diese fundamentale Entscheidung, die einer näheren Ausführung bedurft hätte, treten einige Einzelfälle, bei denen Zellmanns Interpretation problematisch wird (vgl. Russ 1998). Kaum überzeugen kann die Behauptung einer steigenden Vertrautheit des Erzählers mit seinem imaginierten Publikum, eher liegt ein stets wechselnder Zugriff auf verschiedene kommunikative Register vor. Entsprechend überpointiert ist die ›Kommunikationskette‹ ich–ir, ir–wir, wir–ez, ez–uns. Wieso fällt es Zellmann darüber hinaus so schwer, sich von der negativen Wertung des Textes zu lösen, weshalb stellt sie immer wieder die lanzeletsche Trivialität vor der Folie des ›klassischen‹ Artusromans fest (etwa S. 65, 67; vgl. Meyer-Swietlik 2001, S. 137)? Nicht klar wird auch, weshalb auch Zellmann das Vorbild Chrestien braucht: Ist der Kanon an realen, oftmals realpolitischen höfischen Verhaltensmustern tatsächlich die Erfindung eines Literaten? Anders gesagt: Ist Chrestien die Basis von Thomasin von Zerklaere? Worin genau zeichnet sich der Übergang von adolescentia zu iuventus ab? Das Kardinalargument Zellmanns (vgl. K zu V. 4512–4514) ist fragwürdig, eine ›alters‹-mäßige Veränderung des Protagonisten bzw. seiner Rolle ist schwer nachvollziehbar. Auch die Behauptung, der ›Lanzelet‹ versammle eine ungewöhnliche Vielzahl an Sprichwörtern, bedürfte – wenn sie auch auf den ersten Blick plausibel wirkt – einer genaueren Überprüfung (vgl. Pérennec 2001, S. 372). Und um die Diskrepanz zwischen Erzählerposition und Fabel auch an einem konkreten Fall zu exemplifizieren: Wie verträgt es sich, dass sich der perfekte Vorbildritter Lanzelet von einer unhöfischen List in die nächste rettet, pausenlos heiratet, Gegner (Galagandreiz) durch bewusste Regelverstöße erschlägt, Frauen gegenüber (Pluris-Königin, Iblis vor der
1008
Forschungsbericht
Schlangekuss-Aventiure) ein verlogenes Gehabe zeigt? Der Vergleich mit anderen zeitgenössischen Romanen (vgl. zahllose K-Stellen) signalisiert, dass diese Fragen nicht nur neuzeitlichen Moralvorstellungen verpflichtet sind. Ad 2. Lässt man diese Einwände beiseite und fragt nach der Relevanz der Interpretation, gewissermaßen nach ihren externen Voraussetzungen, stellt sich sofort die Frage ein: Wozu das alles? Angenommen, der ›Lanzelet‹ wäre tatsächlich als ›ABC-Buch‹ konzipiert, als didaktisches Sammelsurium zu einigen zentralen Themenkreisen der höfischen Kultur: Wo liegt dann der Vorteil gegenüber didaktischer Literatur im eigentlichen Sinne, worin besteht der Unterschied zum ›Welschen Gast‹? Zellmanns Antwort wäre wohl: im größeren Reiz des literarischen Textes. Aber wie funktioniert die literarische Einbettung des didaktischen Wissensgutes? Zellmanns Ansatz folgt der Fragestellung: Wo ist das Didaktische in der Literatur? Die Ergebnisse sind oftmals offensichtlich, jedoch auch nicht selten diffizil und werfen neue Perspektiven auf einzelne Textpassagen des ›Lanzelet‹. Hierin, in dieser feinsinnigen Lektüre des Textes im Hinblick auf kulturhistorische Parallelen liegt das große Verdienst der Arbeit. Unberücksichtigt bleibt damit aber die mindestens ebenso spannende Kehrseite der Medaille: Wo ist das Literarische im Didaktischen (vgl. Pérennec 2001, S. 374–377)? Mit welchen anderen Erzählmustern ist das biographische Schema überlagert (Schulz, Ar. 1996, S. 480)? Liegt nicht eher eine Spannung zwischen Ironie, Didaxe, Konventionalität und Unterhaltung vor (Meyer-Swietlik 2001, S. 137)? Wobei man wieder bei der Frage nach dem Zusammenspiel von Erzähler und Erzähltem wäre ... Der ›Lanzelet‹ ist vielleicht auch, kaum aber ausschließlich oder hauptsächlich ein ›ABC-Buch‹ des Adels. 5.2.23
Frank Ringeler
Nur kurz erwähnt sei die chronologisch nächste ›Lanzelet‹-Interpretation durch Frank Ringeler (Ringeler 2000). Ringeler geht es in seiner Dissertation um die »Konzeption der Protagonistenidentität im deutschen Artusroman um 1200«, die er als exemplarischen Fall für den Wiklichkeitsbezug des Artusromans verstanden haben will: Es gehe nicht um ein »Abbildverhältnis zur historisch-sozialen Realität«, sondern um die »Reflexion über die Modalitäten der Wahrnehmung von Realität« (S. 296). Was Ringeler allerdings zum ›Lanzelet‹ ausführt, bleibt nicht nur hinter diesem selbstgesteckten Ziel zurück, sondern erweist sich auch im Hinblick auf die Interpretationsgeschichte des ›Lanzelet‹ als konventionell und altbekannt (S. 178–197): Der Roman besteht aus zwei Teilen, der erste Teil zeigt in der Konfrontation mit strukturell ähnlichen Bösewichten Lanzelets Weg zur Ritterschaft und zur Erkenntnis seiner Identität (seiner Verwandtschaft), der zweite Teil schildert Lanzelets verwandtschaftliche Integration in den Artuskreis und seine altruistischen Bemühungen. Der erste Teil ist Werdegang, der zweite Affirmation des Erreichten. Nicht neu, neu aber in der Radikalität der Argumentation ist die Rückbeziehung des gesamten Romangeschehens auf die Vorgeschichte. Teil 1 wird so zum mehrfachen Konflikt gegen dem Vater ähnliche (böse) Opponenten, Teil 2 zur Bestätigung des mütterlichen Vorbildes der milte. Ziel ist die Restitution bzw. ›Verbesserung‹ der väterlichen Herrschaft in Genewis durch
Interpretationen
1009
die Überwindung der Schattenseiten Pants und durch die Bestätigung der Tugenden Klarines. Dagegen ist nichts zu sagen, außer dass man es im Prinzip schon bei Soudek und weiteren nachlesen kann. Fraglich ist lediglich die Reduktion des Romans auf eine Thematisierung der Vorgeschichte. Zweifellos ist Pant böse und ähnelt damit einigen Kontrahenten Lanzelets, zweifellos ist Klarine das Idealbild einer guten Herrscherin. Doch erweckt Ringelers Argumentation den Eindruck, als müsste Lanzelet nach dem Guten streben, nicht weil es gut ist, sondern weil der Vater böse und die Mutter gut waren. Andere ›Instanzen‹ des Romangeschehens, allen voran der Artushof, geraten so stärker in den Hintergrund, als dies am Text festzumachen wäre. Tatsächlich ist die Vorgeschichte ja ziemlich kurz, nur selten wird explizit auf sie rekurriert, und man könnte wohl mit dem gleichen Recht sagen, dass die im Großen und Ganzen sehr schematische Vorgeschichte so konzipiert wurde, dass sie möglichst reibungslos zum Romangeschehen passt! Der ›Lanzelet‹ gilt als »Simplifikation« (S. 196) des chrestienschen Modells, was Ringeler nicht als Abwertung, sondern als eine »Möglichkeit der Variation des Gattungsprogramms« (S. 196) verstanden haben möchte. Dem ›Lanzelet‹ fehle jegliche dynamische Problematisierung der vorgestellten Thematik, sein Ziel sei die Didaxe mittels relativ stringenter, kommentararmer, unproblematischer Schilderungen von akzeptierten Verhaltensnormen: die »Explikation von als Lehre verwertbaren Handlungsmaximen« (S. 197). Was dies mit der Vergangenheitszentrierung des Romans auf die Vorgeschichte hin zu tun hat, deren Herausarbeitung Ringelers Anliegen ist, wird nicht klar. Eine radikale Verschiebung der Krise an den Anfang bedeutet m. E. noch lange nicht die Absenz von »narrativ dynamisierten Kognitionsprozessen« (S. 195). Das Fazit erinnert mehr an Zellmanns Interpretation als an Ringelers eigene Analyse. 5.2.24
Nicola McLelland
Gegen diese zellmannsche Überzeugung zog Nicola McLelland mit ihrer Dissertation zu Felde (McLelland 2000121 ) und legte damit die bis dato letzte ›große‹ Interpretation zu Ulrichs Roman vor. Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Im ersten (S. 2–80) gibt McLelland zunächst eine allgemein gehaltene Einführung in den Gegenstand (Autor, Quelle, Zeit der Abfassung etc.). Anders als Loomis, Pérennec u. v. a. betrachtet sie den ›Lanzelet‹ als Werk der deutschen Literaturgeschichte und nicht als bloße Übersetzung eines verlorenen ›welschen Buches‹. Vor allem der zweite Teil des Romans beinhalte viel Neues, das erst durch Ulrich in den Text gekommen wäre (siehe Kap. II.3.2). Ihren Interpretationsansatz entwickelt McLelland dann im zweiten der insgesamt acht Kapitel, das dem Erzähler des ›Lanzelet‹ gewidmet ist (S. 31–61). Versammelt ist unter diesem Etikett hauptsächlich Kritik an Zellmanns Ansatz: Im Prolog steht nichts von einem didaktischen Programm (vgl. K zu V. 1–40), der Held ist nicht als exemplarische Figur geeignet (vgl. K zu V. 7). Vielmehr sei der ›Lanzelet‹ ein modischer Que121 Vgl. die Rezensionen Hafner 2001; Schirok 2001; Hasty 2002; N. N. 2002; Dunphy 2003; Rushing 2003; Schiewer 2003; Zellmann 2004. McLelland wiederholt ihre Thesen in McLelland 2003, einem Vortrag von 1999, ohne nennenswerte Änderung.
1010
Forschungsbericht
stenroman (vgl. K zu V. 27–40) mit einem dominant auktorialen Erzähler (siehe Kap. II.5.3.9), die Fiktionalität des Erzählten wird immer wieder betont (S. 54–57 [ohne fundierte Argumentation]; vgl. K zu V. 2326–2331, 4072–4078, beides problematisch), der Roman setzt ein mündiges Publikum voraus, dem die Entscheidung über ›Wahrheit‹ und ›Lüge‹ überlassen wird (S. 57–59; vgl. K zu V. 7394). Die von Zellmann so betonten Sprichwörter steigern in erster Linie die Bindung des Erzählers an sein Publikum durch die Referenzierung eines gemeinsamen Erfahrungsbereichs, der vordergründige Inhalt der einzelnen Redewendungen ist gleichgültig (S. 59f.). Alles in allem geht es im ›Lanzelet‹ – da vom Erzähler kein explizites Programm genannt wird – nur um »entertainment« (S. 61).122 Dem entspricht die Struktur des Textes (S. 62–79, Kap. 3). McLelland äußert sich mit Nachdruck gegen die These von einem Weg des Helden hin zur Artuswürdigkeit, wie ihn Ruh und andere formuliert hatten. Der Held sei von Beginn (Geburt) an Teil der Artusfamilie, von einer steigenden Perfektion Lanzelets könne keine Rede sein (S. 62– 70). Pérennecs Erklärung wird als nur für das ›welsche Buch‹ gültig und als insgesamt defizitär abgelehnt (S. 70–72), das von Zellmann postulierte Vitenschema sei nichts als ein Märchenschema (S. 72f.). McLelland schließt sich letztlich Schultz’ These von einer symmetrischen Struktur um die Zentralepisode in Behforet an, wenn auch das schultzsche Modell z. T. etwas gezwungen wirken mag (S. 73–78). Die Struktur erfülle das Paradigma »variation within repetition« (S. 78) und ist damit einem ästhetischen Kriterium verpflichtet, das wiederum auf den Unterhaltungscharakter des Ganzen abstellt. McLellands eigenes Strukturschema kann als Weiterentwicklung des schultzschen Schemas gelten (S. 77; siehe nächste Seite). Es folgt der zweite, Hauptteil der Untersuchung, der dem »style« des Romans gewidmet ist (S. 81–170). Vorangestellt (S. 83–89, Kap. 4) ist eine Definition von Stil (Zitat S. 87): »A particular style is understood as the result of selections, made more or less consciously by the author in his narration of an episode, between various linguistic options, as well as between options on the macrostylistic level.« Auf dieser Basis macht sich McLelland an ein »close reading« (S. 89, 128) des Textes (S. 90–131 [Kap. 5 = erster Handlungsteil], 132–169 [Kap. 6 = zweiter Handlungsteil]). McLelland konstatiert ein bewusstes Changieren zwischen verschiedenen Stilen, das sich in ihrem Resümee folgendermaßen darstellt: »Märchen-like (the pre-history [vgl. K zu V. 97–188]), humorous (Lanzelet’s ›further education‹ [vgl. K zu V. 403ff.]), Schwanklike (Moreiz [vgl. K zu V. 705–1356]), heroic epic (Limors [vgl. K zu V. 1357–2249]), courtly (the Wâlwein encounter and Djôflê [vgl. K zu V. 2357ff.]), humorous (Schâtel le Mort [vgl. K zu V. 3542–3549]), high-courtly (Behforet [vgl. K zu V. 3940–3947]), and – for want of a better term – ›post-classical‹ (the menacing forces which threaten Arthur’s court in the Ginover complex)« (S. 165f., vgl. S. 235; Ergänzungen in eckigen Klammern von mir). 122 In ihrer Dissertation sieht McLelland im ›Lanzelet‹ noch den ersten deutschen Unterhaltungsroman (S. 234–236). Später nimmt sie diese Einschätzung zurück (McLelland 2003, S. 58) – soviel gattungstheoretisches Gewicht will sie dem ›Lanzelet‹ nicht aufbürden – und bleibt bei der Klassifizierung ›Artusroman‹, dessen Anliegen es allerdings gewesen wäre, sein Publikum zu unterhalten.
Interpretationen
prologue (1–40)
1011
epilogue (9309–9351; 9434–9444) 6
?
biographical framework
birth, childhood and education (41–666)
kingship, old age and death (8041–9433)
hero answers a maiden’s peal when others fear to
Moreiz (667–1356)
dragon-kiss (7817–8040)
harsh captivity and release against all odds
Limors (1357–2282)
Ginover, Erec and Wâlwein captivities (6563–7816)
celebration of Arthurian knightly/courtly life
Wâlwein and Djôflê tournament (2283–3521)
Whitsuntide festival and Mantelprobe (5679–6228)
humorous yet threatening captivity of hero
Schâtel le Mort (3522–3748)
Plûrîs (5429–5678; 6229–6562)
hero’s swift, routine victory over opponents posing a threat to others
defeat of Iweret’s marauders (3749–3830)
journey to Karidôl, defeats Valerîn (4958–5428)
Behforet (3831–4256)
the tent (4744–4957)
elaborate descriptive passages
central episode
6 @ R victory over Iweret, @
winning of Iblis and revelation of the hero’s name (4257–4743)
1012
Forschungsbericht
Während die Analyse des ersten Handlungsteils Episode für Episode erfolgt (und daher im Kommentar diskutiert ist, vgl. die angegebenen Stellen), berücksichtigt McLelland in ihrer Analyse des zweiten Handlungsteils dessen narrative Struktur, die in einem Geflecht aus verschiedenen Handlungsfäden besteht, und konzentriert sich stärker auf makrostrukturelle Gesichtspunkte, die den gesamten zweiten Teil betreffen. Basis der Handlungen ist der Artushof, die Einzelabenteuer des ersten Teils sind von Gruppenabenteuern abgelöst worden. Die Abenteuer selbst ›kommen‹ an den und betreffen den gesamten Artushof und werden nicht von einzelnen Artusrittern in der Wildnis gesucht. Die Hauptsorge und damit das entscheidende Movens für sämtliche Handlungen ist der Verlust der vröude am Artushof, wie er durch die Genover-Entführung und die Gefangenschaft Erecs und Walweins geschieht.123 Der zweite Teil nähere sich damit in mehrfacher Hinsicht den »post-classical« Artusromanen wie ›Wigalois‹ oder ›Krone‹ an. Mit ihnen teilt er die verworrene Handlungsstruktur, die Gruppenabenteuer, die existenzielle Bedrohung des Artushofes durch den Verlust der vröude, aber auch einzelne Momente wie die Häufung von Mirabilia. Damit hafte dem Roman eine Art »stylistic development« (S. 166) an, das McLelland zur Frage Anlass gibt: »Might Ulrich himself have seen his work as reflecting some sort of loose chronological or even hierarchical stylistic progression, as moving through stylistic ›registers‹ to the goal of the latest post-classical fashion?« (S. 166) Der Ansatz wird jedoch nicht weiter verfolgt, er würde sich ja – ist man versucht zu ergänzen – mit der These ›Lanzelet‹ = Unterhaltungsroman reiben. Lanzelet erweist sich im gesamten Roman als der stets perfekte Held, der alle möglichen Situationen mit Bravour meistert (S. 115, 129). Maßgeblich für die Art der literarischen Gestaltung (verschiedene höfische Motive, heroische Elemente, Humor) sei der Publikumsgeschmack gewesen (S. 128). Im dritten und letzten Teil (S. 171–236) wirft McLelland dann doch auch einen Blick auf thematische Aspekte des ›Lanzelet‹. Die Fokussierung des Unterhaltungsaspekts durch Ulrich schließe eine Thematisierung von ethischen und sozialen Werten nicht aus (S. 173), wenn sie auch nicht als Zentrum des Werks angesehen werden könnten (S. 70). Der erste der beiden thematischen Schwerpunkte ist mit der manheit des Helden zu umschreiben, der Essenz aller Lanzelet-Aventiuren (S. 173–199, Kap. 7). Schon im Prolog wird eine Engführung von guot und frum praktiziert (vgl. K zu V. 1– 40), im Fier baiser erweist sich Lanzelet als bester (weil tapferster) Ritter (vgl. K zu V. 7817–7939), der Titelheld erscheint umso tapferer, als ihm immer wieder feige Figuren als Kontrast an die Seite gestellt werden (Orpilet, Karjet, Linier, Mabuz; S. 178–184). Das Primat der Tapferkeit bedinge auch die radikale Ablehnung swacher suone (vgl. K zu V. 4542–4545), Lanzelets Gegner müssen immer mit dem Leben bezahlen. Gefährlich werden der manheit nur seine drei Gefangenschaften auf Limors, Schadil li Mort und Pluris, aus denen er sich aber letztendlich immer selbst befreien kann (S. 184–189). Minne tritt als Thema hinter die Tapferkeit zurück (vgl. K zu V. 27–40). Sie ist nur insofern von Bedeutung, als sie die Präsenz oder Absenz von manheit in einem bestimmten Charakter anzeigt oder zur manheit anregt. Ein ›Eigenleben‹ wird von McLelland 123 Die Pluris-Episode gilt als Vorbereitung auf die Katastrophe, vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562.
Interpretationen
1013
nur der Lanzelet-Iblis-Liebe zugestanden (S. 189–192). Die gelegentlich in die Handlung eingestreuten Minnekasus des zweiten Teils (Gilimar, Elidia, Mantelprobe) reichen nicht aus, um von einer konsistenten Thematisierung der Minne im Roman zu sprechen (S. 192–195). Der ›Lanzelet‹ spiegle mit dieser Fokussierung der Zentraltugend manheit die kulturhistorische Situation um 1200 wider. McLelland folgt damit dem Entwurf von Georges Duby (Duby 1973), der gegen Ende des 12. Jahrhunderts eine Veränderung im ritterlichen Tugendsystem sieht: an die Seite der Treue treten Höfischheit, Freigebigkeit und Tapferkeit. In der deutschen Literatur stehe der ›Lanzelet‹ mit seiner Haltung in der Nähe des ›Nibelungenliedes‹. Zuvor, etwa im ›Erec‹, fehlt die Verdammung der Angst als Untugend, sie besitzt eine Signal- und Schutzfunktion. Später, im ›Parzival‹ oder auch im ›Wigalois‹, hat die manheit ihre absolute Gültigkeit bereits wieder verloren, indem sie einer kritischen Reflexion unterzogen wird (S. 196–199; McLelland folgt für die deutsche Literatur der Arbeit von Lehmann 1991). Den zweiten thematischen Schwerpunkt macht McLelland in der sælde des Helden aus (S. 200–233; siehe Kap. II.5.3.1). Lanzelet ist von Geburt an mit Glück gesegnet, als Garanten seines Glücks wirken die verschiedenen, Lanzelet durchwegs wohl gesonnene Frauenfiguren des Romans. Auch in dieser Hinsicht stehe der Unterhaltungsroman ›Lanzelet‹ zwischen den ›klassischen‹ Artusromanen à la Hartmann und den ›postklassischen‹ Artusromanen wie ›Wigalois‹ und ›Krone‹: Im ›Lanzelet‹ ist die sælde des Helden nicht mehr an Tugendhaftigkeit gebunden, doch ist sie auch noch nicht in einer komplexen Allegorie (vrou Sælde) gestaltet. McLelland macht aus dem Vorbild ihrer Arbeit keinen Hehl: Es ist Schultz’ These vom »flawless hero« Lanzelet, den McLelland schon im Vorwort (S. XI) anzitiert und als Argument gegen die Suche nach einer kohärenten ›Sinnstruktur‹ (Artuswürdigkeit, Doppelter Kursus etc.) des ›Lanzelet‹ setzt. McLelland fällt jedoch hinter ihr Vorbild zurück, da sie im Gegensatz zu Schultz doch auch wieder eine stringente Deutung anstrebt: die nämlich als Unterhaltungsroman, der zwischen verschiedenen Stilebenen wechselt und die thematischen Zentren manheit und sælde fokussiert. Auch die von Schultz erstmals aufgezeigte Diskrepanz zwischen Erzähler und Erzähltem berücksichtigt McLelland allenfalls beiläufig, die Frage nach dem »spielenden Erzähler Ulrich von Zatzikhoven« ist nach wie vor offen (Zellmann 2004, S. 350).124 McLellands Stilanalyse beschreibt einen weißen Fleck in der lanzeletschen Forschungsgeschichte, sieht man einmal von dem längst überholten Versuch Schützes (siehe Kap. II.4.) ab. Dass McLellands Close reading dabei zu einem Großteil Nacherzählung ist und ihre interpretativen Schlussfolgerungen nicht immer überzeugen können (vgl. die K-Stellen), stellt nur einen unbedeutenden Nachteil dar. Der Ansatz öffnet neue Perspektiven, wenn auch eine stärkere Differenzierung des Stilbegriffs eventuell förderlich gewesen wäre. So bleibt alles, der Stilbegriff und die Analysen selbst, ein wenig 124 McLellands Strukturschema ist ebenfalls kein Fortschritt gegenüber Schultz und wirkt gleichermaßen gezwungen, bedenkt man etwa die Aufsplittung von Episoden (Pluris) oder auch fragliche Bezüge wie zwischen Djofle und der Mantelprobe: Zweifellos liegt hier eine thematische Gemeinsamkeit vor (Artushof ) ... aber ob diese auch wirklich den Kern der Episoden trifft?
1014
Forschungsbericht
schwammig (vgl. Rushing 2003, S. 571; Dunphy 2003), einmal ist es die Handlung (Dümmlingsmotiv), einmal die Lexematik (Limors), dann das Verhältnis zwischen beschreibenden und erzählenden Passagen (Behforet), die für eine Episode als stilprägend angesehen werden; jeweils um den Preis der Vernachlässigung von anderen Charakteristika.125 Die thematischen Analysen reiben sich mit McLellands These vom ›Lanzelet‹ als reinem Unterhaltungsroman, ihre halbherzige Argumentation: ein bisschen thematisch, aber nicht zu viel, wirkt beliebig. Fraglich ist auch, ob die manheit tatsächlich ein dermaßen zentrales Denkmotiv des Textes ausmacht. Lanzelet ist überall perfekt, also auch in dieser Hinsicht, immerhin ist er ja auch der beste Liebhaber und noch freigebiger als König Artus etc.! Und so ganz tapfer ist er ja auch nicht, an einer Stelle erscheint er als ziemlicher Feigling, woraus der Erzähler auch keinen Hehl macht (vgl. K zu V. 6560–6562; vgl. auch K zu V. 1–40). M. E. spricht also nichts dafür, dass ein Thema zentraler als das andere wäre, insofern es sich um konkrete Tugenden handelt. Das ist zugleich die Bestätigung für McLellands zweiten thematischen Ansatz: Das Glück des Helden rangiert über den anderen Tugenden und Eigenschaften Lanzelets, es begründet seine Perfektion in jeder Hinsicht. Das mag nichts Neues sein, neu ist aber die breite Ausarbeitung des Themas inklusive der semantischen Analysen der einzelnen GlücksBegriffe.126 Problematisch ist dagegen McLellands literarhistorische Verortung des ›Lanzelet‹. Die Argumentation läuft über drei Schienen: 1. Der ›Lanzelet‹ folgt im ersten Teil der narrativen Struktur des ›klassischen‹, im zweiten Teil der des ›post-klassischen‹ Artusromans. 2. Die unkritische und absolute Betonung der manheit und Abwertung der Angst (Feigheit) teilt der ›Lanzelet‹ mit dem ›Nibelungenlied‹, zuvor (bei Hartmann) war Angst durchaus auch positiv gesehen worden, später (ab Wolfram) wurde die unkritische Idolatrie der manheit problematisch. 3. Lanzelets sælde stünde zwischen der moralisch gebundenen sælde des ›klassischen‹ und der allegorisierten sælde des ›postklassischen‹ Artusromans. Abgesehen davon, dass McLellands These zur manheit, der Vergleich mit dem ›Nibelungenlied‹ (kein Artusroman) und die schematische Abfolge von Stilebenen nicht ganz überzeugend ist, ist auch das angelegte historische Modell fraglich. Begriffe wie ›klassisch‹ und ›post-klassisch‹ oder dergleichen sind längst in Verruf gekommen, und wer sie als Festpunkte einer Interpretation verwendet, sollte auch Rechenschaft darüber ablegen, was er damit meint. Genau das tut McLelland nicht (vgl. Rushing 2003, S. 572). Weiters ist, wenn man in solchen traditionellen literarhistorischen Schemata bleiben möchte, die Frage zu stellen, ob nicht der ›Lanzelet‹ genauso gut als ›prae-klassisch‹ bezeichnet werden könnte (vgl. Schiewer 2003); zumal das von McLelland als ›postklassisch‹ Bezeichnete von der früheren Forschung mit ähnlicher Argumentation als ›archaisch‹ bezeichnet wurde. Alles Fragen, die McLelland unbeantwortet lässt. 125 Dieses Vagieren zwischen verschiedenen Optionen mögen Wennerhold 2005, S. 17 dazu veranlasst haben, McLellands Arbeit »substanzlose Weitschweifigkeiten« zu attestieren. 126 Wenn man auch ihrer Interpretation der sælde-Thematik nicht überall folgen möchte, z. B. was die Funktion der Frauenfiguren angeht.
Interpretationen
1015
Wendet man den Blick nochmals dem Kontrastverhältnis zwischen Zellmann und McLelland zu, liegt die ›Wahrheit‹ wohl auf halber Strecke. Der ›Lanzelet‹ ist nicht nur didaktischer Roman, er ist aber auch nicht nur banales ästhetisches Vergnügen;127 er dürfte, soweit man das heute beurteilen kann, beides kombiniert haben. Das ist auch nichts Besonderes, die festgefahrenen Positionen bei Zellmann und McLelland sind forschungsgeschichtlich zu erklären: bei Zellmann als Abkehr von den negativen Urteilen der älteren Forschung durch eine Rehabilitierung des ›Lanzelet‹ als funktionaler Text; bei McLelland als Reaktion auf die extreme Positionierung Zellmanns. 5.2.25
Mark E. Nesbitt-Daly
Die Dissertation von Mark E. Nesbitt-Daly über »Minne, Magic and Governance in Lanzelet and Wigalois« (Nesbitt-Daly 2003) stellt vor allem ein Problem für die Kategorisierung des Forschungsberichts dar. Nesbitt-Daly sucht einen Zugang zur Struktur der beiden Texte, verfolgt zu diesem Zweck aber eine inhaltliche Analyse, wobei es letztlich darum geht, den vom Erzähler bzw. Autor (Nesbitt-Daly differenziert nicht klar) intendierten Entwurf herauszuschälen. Wenn die Arbeit dennoch unter den Interpretationen diskutiert wird, so liegt das vor allem daran, dass Nesbitt-Daly in vielen Punkten auf bereits von anderen Gesehenes zurückgreift, um seine Strukturanalyse zu stützen. Das Hauptanliegen Nesbitt-Dalys kann wohl mit: ›weg vom Doppelweg‹ umschrieben werden. In seiner Einleitung (S. 1–10) formuliert er das Anliegen, »a more historically appropriate approach« (S. 8) zur Struktur der beiden ›post-klassischen‹ Artusromane ›Lanzelet‹ und ›Wigalois‹ zu finden, als fruchtbar könnte sich dabei das Konzept der conjointure (Chrestiens Prolog des ›Erec‹; Erec/CdT 1ff.) erweisen. Im zweiten Kapitel folgen theoretische Überlegungen zur Struktur mittelalterlicher Romane (S. 11–35). Nesbitt-Daly, angeregt von den Arbeiten von William Ryding (Ryding 1971) und Eugène Vinaver (Vinaver 1971), setzt das Prinzip der amplificatio zentral: die Ausdehnung des Materials durch »repetition, description, circumlocution, apostrophe, digression, exposition and interpretation« (S. 157). Der Doppelweg ist zwar Teil der damit angesprochenen Möglichkeiten, als exklusives und alleinig gültiges und paradigmatisches Modell aber überbewertet. Für die beiden Texte bedeutet dies, dass die Biographie des Helden den Rahmen abgibt, innerhalb dessen Kernthemen wie Minne, Herrschaft und Ritterschaft sowie Magie und Wunderbares verhandelt werden können. »The driving force behind the narrative is the interplay of the hero’s biography and key courtly themes.« (S. 29) Die folgenden drei Hauptkapitel der Arbeit sind den drei auch im Titel der Dissertation angesprochenen Themenkreisen gewidmet. Am Beginn stehen das Wunderbare und die Magie (S. 36–84, Kap. 3). Die Geschichten von Lanzelet und Gwigalois werden als Emanzipation von der Dominanz des Magischen und Wunderbaren gedeutet, für den ›Lanzelet‹: die Emanzipation von der 127 Im Prolog steht beides nicht, gar kein Programm bedeutet nicht: Unterhaltung als Programm, wie McLelland kurzschließt. Auch die Sprichwörter sind m. E. keineswegs nur ›bedeutungslose‹ Füllsel, die relativ unmotiviert quer über den Text verstreut sind. Sie passen vielmehr exakt zur jeweiligen Situation im Romangeschehen! Vgl. auch Rushing 2003, S. 571; Zellmann 2004, S. 349f.
1016
Forschungsbericht
Ziehmutter Meerfee. Weitere verstreute Thematisierungen des Wunderbaren und der Magie dienen meist dazu, höfische Problemfelder anzusprechen (S. 52), etwa im Fier baiser (vgl. K zu V. 7817–7939). Der Bereich der Minne (S. 85–127, Kap. 4) zerfällt in die Bereiche der positiven und negativen Minne. Positiv sind die Minnebeziehungen Lanzelets mit dem Höhepunkt in der Iblis-Minne, positiv sind in erster Linie die Werte triuwe, stæte und exogames Minneverhalten; negativ jene seiner Antagonisten, deren abwegiges Minneverhalten zumeist mit einem schlechten Herrscherverhalten einhergeht (S. 91f.). Im zweiten Romanteil werden verschiedenste Minnekasus abgehandelt, die den Zweck verfolgen, Lanzelet als idealen Ritter und Herrscher (Heerführer) auszuzeichnen.128 Hinsichtlich Ritterschaft und Königsherrschaft (S. 128–155, Kap. 5) sind Lanzelet und Gwigalois gleichermaßen perfekte Helden. Dies schließe aber, wie häufig behauptet, eine Entwicklung nicht aus. Die gilt es dann nachzuzeichnen, im Blickpunkt stehen Lanzelets Konflikte mit schlechten Herrschern oder (seltener) seine eigenen Fähigkeiten, ein guter König zu sein. Nesbitt-Dalys Studie ist ein weiteres Beispiel der Rehabilitierung zweier Texte, deren Existenz von der älteren Forschung am liebsten geleugnet worden wäre, vom Verdikt der Strukturlosigkeit. Dies wirkt, in einer forschungsgeschichtlichen Situation, die bereits die Arbeiten von Trendelenburg, Ruh, Thoran, Pérennec, Zellmann oder McLelland gesehen hat, verspätet. Die zentrale Frage für eine Kritik muss daher lauten: Hat Nesbitt-Daly tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, mit der Struktur zumindest zweier ›post-klassischer‹ Artusromane zu Rande zu kommen? Ich fürchte, nicht ganz. Dabei ist seiner Darlegung die innere Schlüssigkeit nicht abzusprechen: Zweifellos handelt es sich um biographische Romane, zweifellos spielen die drei von Nesbitt-Daly herausgestellten Themen eine zentrale Rolle. Aber ist das um 1200 oder im frühen 13. Jahrhundert tatsächlich eine Besonderheit? Anderes gefragt: Für welchen Artusroman dieses Zeitraums gilt dies nicht? Wenn, so müsste sich eine Besonderheit der Texte in der spezifischen Behandlung der Themen abzeichnen. Doch gerade dies ist nicht der Fall, zumindest nicht nach Nesbitt-Dalys Darlegung. Die Thematisierung des Wunderbaren als eine Gegenmacht und als Unterstützung für den Helden ohne allzu stringente Motivation ist ein Gemeinplatz, gleichfalls die Art der höfischen Minne und der Weg des Helden zur Königsherrschaft. Aber gibt es einen übergreifenden Zusammenhang der Themen, sind die Texte didaktisch und/oder ironisch? Antworten darauf bleibt Nesbitt-Daly schuldig. Unterschlagen werden sämtliche Aspekte der Texte, die tatsächlich als Besonderheit gelten könnten, etwa die Zentralposition der sælde des Protagonisten. Auch der gelegentlich angesprochene Wiederholungs- und Steigerungsaspekt der Episoden des ›Lanzelet‹ verliert sich in einer bunten Fülle aus Exzerpten zu den drei Hauptthemen. Nesbitt-Daly fällt damit hinter die Arbeiten von Lerner, Trendelenburg und anderen zurück. 128 Nicht ganz folgen kann ich Nesbitt-Daly, wenn er Lanzelets Polygamie aus mittelalterlicher Sicht für gänzlich unproblematisch hält (S. 93). Argument sind ihm die Paradigmata der ›Hohen Minne‹, wo ebenfalls außereheliche Beziehungen stilisiert würden. Das ist aber etwas ganz anderes als Lanzelets Promiskuität, zumal sämtliche weiteren obligaten Charakteristika solcher Minnebeziehungen in den Verhältnissen Lanzelets fehlen!
Interpretationen
1017
Im Einzelnen verstört der generöse Umgang mit Sekundärliteratrur. Dafür, dass die Arbeit in den drei Hauptkapiteln – wo sie denn überhaupt über eine bloße Exzipiertätigkeit hinausreicht – fast ausschließlich aus bereits Gesagtem besteht, zitiert NesbittDaly überraschend selten, selbst bei sehr speziellen Deutungsansätzen (vgl. etwa K zu V. 4512–4514). Auch verwundert die Konzentration auf die drei im Titel genannten Themen insofern, als diese in der jüngeren ›Lanzelet‹-Forschung zu den ›heißen Eisen‹ rechnen: Über Lanzelets Minne wurde zumindest seit Richter immer wieder gehandelt, Magie und Wunderbares des ›Lanzelet‹ hat Chamberlin in seiner Dissertation untersucht, die Herrschaftsthematik wird vor allem von den Arbeiten von Pérennec und Zellmann abgedeckt. So gesehen liest sich Nesbitt-Dalys Dissertation wie ein Forschungsbericht zu den ›Highlights‹ der ›Lanzelet‹-Forschung, der sein eigenes Naturell verschleiern möchte. Die Unterkapitel zum ›Wigalois‹ sind schon fast verdächtig kurz geraten ... 5.2.26
Almut Münch
Almut Münchs Dissertation über »Die Nebenfiguren in Ulrichs von Zatzikhoven ›Lanzelet‹« setzt an, wo schon viele vor ihr ansetzten: bei einer Kritik an der Kanonbildung der Altgermanistik (S. 1–6). Sie »macht es sich zur Aufgabe, den bis ins späte Mittelalter hoch geschätzten und weit bekannten ›Lanzelet‹-Roman von den Nachteilen vorschneller wissenschaftlicher Beurteilung zu befreien« – zu befreien vom »›Schmutz der literaturwissenschaftlichen Mißverständnisse‹« (S. 4). Mittel zum Zweck ist eine Analyse der Figuren und Figurenbeziehungen im Roman, wobei der Schwerpunkt nicht auf die Hauptfigur, sondern auf die Nebenfiguren gelegt wird. Zu zeigen ist, dass der ›Lanzelet‹ »Unterhaltung u n d Wissensvermittlung gleichermaßen« bietet (S. 6; Hervorhebung original durch Fettdruck) und aus diesem Grund ein guter Text ist. Einen ersten ›Beweis‹ für die Notwendigkeit einer Neubewertung und für den Erfolg des Romans sieht Münch in der mittelalterlichen Rezeptionsgeschichte des ›Lanzelet‹ (S. 7–14; siehe Kap. II.7.). Dieser stellt sie die Aburteilungen des Textes durch die neuzeitliche Wissenschaft, geordnet nach vier Kategorien (Struktur und Aufbau, Ästhetik [Dichterhandwerk], Stilistik, Wert- und Normvorstellungen), gegenüber (S. 15–27). Ein kursorischer Forschungsüberblick (S. 29–36) soll zeigen, dass es nicht nur in Bezug auf das Thema Nebenfiguren, sondern ganz generell an textnahen, analytischen Arbeiten zum ›Lanzelet‹ mangle. Den Ausgang nehmen Münchs Untersuchungen dann bei einer eingehenden Analyse von Prolog (S. 37–64; vgl. K zu V. 1–40), Epilog (S. 77–90; vgl. K zu V. 9309ff.) sowie den (recht häufigen) proverbialen Wendungen des Textes (S. 65–76; vgl. Kap. II.4.). Alle drei, vor allem aber der Prolog, etablieren ein antithetisches Wertungsschema, das klar unterscheidet zwischen vrum und zage, gut und böse. Damit ist zugleich ein Rahmenwerk für die ethisch-moralische Klassifizierung des Handlungspersonals gegeben und eine Übertragbarkeit von der Fiktion in die Realität – als didaktische Verhaltensnorm – gewährleistet. Die Zuordnung der einzelnen Figuren zum Guten oder Bösen ist dabei immer eindeutig (S. 73, 75, 82, 89 u. ö.). Sie lassen sich »als Exemplifikatoren des Romanprogramms begreifen, die in der Interaktion und den sich daraus ergeben-
1018
Forschungsbericht
den Konflikten oder Beziehungsstrukturen ein Eigenleben entfalten, das der zeitlichüberzeitlichen menschlichen conditio humana nicht unähnlich ist« (S. 93f.). Allerdings erschöpft sich das narrative Potential des Textes nicht in dieser starren Schematik. Die »reine Typisierung des Narrationspersonals in die Kategorien ›gut‹ und ›schlecht‹ [ist] aufgehoben zugunsten einer individuelleren Darstellung des Figurenpersonals«; die Zuordnungen sind klar, die Figuren werden aber dennoch dynamisiert, ihre Aktionen plausibilisiert (S. 100). Der ›Lanzelet‹ wird damit zum horazischen Text. Er »erscheint [...] als ein die beiden (funktional determinierten) Lesarten des delectare bzw. des prodesse verzahnender Text. Die sinnsuchende und die sinnstörende bzw. sinnfreie Ebene überlappen sich und interagieren im Verlaufe der Erzählhandlung unausweichlich miteinander, so daß sich eine hermeneutische Annäherung auf Rezipientenseite zu einem autonom zwischen den Polen der Sinnzuschreibung und des ästhetischen Genusses oszillierenden hermeneutischen Spiels [sic! recte: Spiel] als selbstzweckhafter Vollzug von Wahrnehmung und Imagination entwickelt.« (S. 92f.) Der Hauptteil des Buches bietet dann eine interpretierende Handlungsanalyse des Romans in Abhängigkeit von den diversen Nebenfiguren. Diskutiert werden: • die Muttergestalten: Klarine als, sehr real konzipierte, ideale Herrscherfigur, die als Stabilisator und Vermittler in der gespannten Lage in Genewis wirke (vgl. K zu V. 76) und deren Rückzug ins Private (zur Erziehung Lanzelets) die Situation in Genewis eskalieren lasse (S. 103–110); und die Meerfee, die Lanzelet eine – allerdings defizitäre (vgl. K zu V. 180–303, 393–397) – Erziehung angedeihen lässt, die aber auch weiterhin durch den Iweret-Auftrag und generell als schicksalshafte Instanz das Geschick ihres Zöglings lenkt (S. 110–122) • die (allesamt bösen bzw. schlechten) Vatergestalten: Pant, das realistisch gezeichnete Negativbild eines idealen Herrschers, dessen Verfehlungen Lanzelet erst nach seinem Stationenweg wettmachen kann (S. 124–130; vgl. K zu V. 97–188); Galagandreiz als Sinnbild der unmâze, vor allem was den Umgang mit seiner Tochter angeht (S. 130–139); Linier, dem es an stæte mangelt und dem sein irrationaler zorn zum Verhängnis wird (S. 139–152; vgl. K zu V. 2037/2045); und Iweret als gnadenloser Verfechter eines fatalen Endogamie-Prinzips (S. 152–163) • der Ziehbruder Mabuz als Gegenbild zum Helden Lanzelet (S. 165–174; vgl. auch K zu V. 3551) • die Gattinnenfiguren: die Galagandreiz-Tochter, mit der Lanzelet eine ›kindische, unreife‹ Liebesbeziehung anfängt, die sich aber für die Erwachsenen (sprich: für Galagandreiz) als gefährlich erweist (S. 177–187); Ade, die kluge Taktikerin und Retterin Lanzelets, von der er das Prinzip der stæte lernt, die ihn aber zur Minne regelrecht zwingt und deren Aktivität dem Titelhelden bald zuviel wird (S. 189– 197); Iblis als Gegenfigur zu Iweret und Seelverwandte Lanzelets (S. 199–208); die Pluris-Königin, die den ›Vertrag‹ bricht und ihren Eroberer zum Gefangenen macht, diesen dadurch aber zur Reflexion anregt (S. 209–223)
Interpretationen
1019
• Figuren in mythischer Entourage: Iweret und die Meerfee als früheres Liebespaar, deren Kinder Mabuz und Iblis wären (daher die angrenzenden Herrschaftsgebiete von Iweret und Mabuz, daher tappen Iwerets Ritter nicht in Mabuz’ ›Umkehrfalle‹; Mabuz als defizitäres Ergebnis einer Mahrtenehe; S. 225–257; vgl. K zu V. 4849–4859); der auffällige Verzicht des Erzählers auf klärende Worte in Bezug auf Artus’ Widersacher Valerin und Malduc (S. 259–262); die Erlösung Elidias im Abschlussabenteuer (S. 263–267) • der Artushof als geschwächte und degenerierte Instanz, der nur noch im schönen Schein der Repräsentation existiert und von Lanzelet abhängig ist, anstatt umgekehrt (S. 268–291)
Zugleich reflektiert Münch stets die Funktion einer Nebenfigur in Bezug auf die Hauptfigur Lanzelet. Sein Weg wird gedeutet als Entwicklungs- bzw. Stationenweg vom der tumpheit zur wîsheit, wobei Lanzelet einerseits (wie der ideale Rezipient) aus den Negativbeispielen der anderen Figuren und andererseits aus eigenen Fehlern lernt. Sein Aufenthalt auf Moreiz ist geprägt von unmâze, ›unmäßig‹ ist Galagandreiz bei der Abschirmung seiner Tochter, ›unmäßig‹ sind aber auch die Tochter und Lanzelet, denen es in Liebesdingen an Reife fehlt. Auf Limors kommt Lanzelet seine Unkenntnis von Sitten und Bräuchen teuer zu stehen (vgl. aber K zu V. 1397) und er gerät in Minnezwang; allerdings hat Linier seine Erbfolge deutlich besser geregelt als Galagandreiz. Die nächste Steigerungsstufe – nach dem Verlust an êre auf Schadil li Mort – ist Dodone, wo das Problem der Herrschaftsfolge mittels eines Rituals geregelt ist. Lanzelet lässt sich, nachdem er auf Moreiz die Zweikampfregeln krass missachtet hatte und in Limors in eine ausweglose Situation geraten war, erstmals aus freien Stücken auf ein Abenteuer ein. Die Namensuche, die Münch emphatisch als Identitätsfindung versteht, ist mit der erfolgreichen Absolvierung der Aufgabe der Meerfee abgeschlossen, Lanzelet ist bester Ritter, die Kenntnis der Abstammung bringt die neue Aufgabe mit sich: die Rückeroberung von Genewis. Dazu fehlt es Lanzelet allerdings noch an wîsheit, die er erst in den sozialen Abenteuern für den Artushof erwerben muss. Besondere Bedeutung misst Münch der PlurisEpisode bei. Lanzelet ginge es nicht um die Rache am Zwerg, sondern er führe das Schema des ersten Teils mit Land- und Frauenerwerb einfach fort. Allerdings funktioniert das Schema nicht, die Königin setzt ihn gefangen, Lanzelet ist irritiert und wird zur Reflexion angeregt. Erst jetzt erkenne er die Bedeutung von Verwandtschaft (zum Artushof ) und êre und in der Folge auch der Bindung an Iblis (vgl. aber K zu V. 5429– 5573/6159–6562). Das Bewährungsabenteuer mit Elidia bestätigt ihn endlich als besten Ritter, Lanzelet hat wîsheit erworben und kann nach Genewis zurückkehren. »Erzählprogramm« des Textes wäre damit eine »Tugend- und Charakterlehre«, präsentiert durch Haupt- und Nebenfiguren: Aufgerollt wird ein »bunter Teppich der conditio humana«, der eingespannt ist »zwischen den Polen vrum und zage« (S. 294). Gute und schlechte Beispiele (Figuren) tragen das didaktische Potential, das in lebensnahen Lehren besteht. Der ›Lanzelet‹ schlage einen »Spannungsbogen zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung« (S. 295), sei »ein unterhaltsam und spannend zu lesendes Bre-
1020
Forschungsbericht
vier des menschlichen Miteinander und eine große Liebesgeschichte« (S. 296), ergo: ein guter Text. »Es ist an der Zeit, den ›Lanzelet‹-Roman aus dem Verlies der unüberprüften kanonischen Beurteilung zu befreien.« (S. 296) Ich frage mich, ob er nicht schon längst begnadigt wurde. Zwar werden die vernichtenden Werturteile aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert z. T. noch weiter tradiert; im Großen und Ganzen kann der ›Lanzelet‹ aber, zumindest was die ›Lanzelet‹Forschung angeht, als rehabilitiert gelten. Und ich frage mich, ob die primäre Aufgabe der Altgermanistik – ohnehin nicht mit einer unermesslichen Textfülle gesegnet – tatsächlich darin liegt, Texte als gut oder schlecht zu bewerten. Auch der Vorwurf an die ›Lanzelet‹-Forschung, es fehle an analytischen Arbeiten, ist nach den Arbeiten von Soudek, Combridge, Ruh, Pérennec, Zellmann oder McLelland schwer nachvollziehbar.129 Doch auch ungeachtet dieser Kritik ist es erfreulich, dass Münch eine Lanze für die Nebenfiguren bricht und versucht, einen ganz neuen Blick auf den Text zu werfen. Neu ist daran vor allem die neue Disposition der analytischen und interpretierenden Betrachtungen, die durchaus zu neuen Einblicken verhilft. Die Ergebnisse an sich dagegen sind sehr stark abhängig von den Ansätzen Zellmanns und Roßbachers, Schmids und einiger weiterer, die Münch – natürlich mit einigen neuen und eigenen Akzentuierungen (z. B. der Aspekt der wîsheit) – nachzeichnet (siehe, auch für kritische Überlegungen, Kap. II.5.2.17; II.5.2.22; II.5.3.5; II.5.3.6). Münch verfolgt dabei stets einen traditionellen hermeneutischen Ansatz – zu enträtseln ist eine bis ins Letzte folgerichtige Autorintention, die bruchlos in die Wirkungsgeschichte mündet –, sodass es wenig verwundert, dass die einleitend und abschließend behaupteten unterhaltenden Qualitäten des Romans viel zu kurz kommen. Die Arbeit McLellands, in der diese Thematik ausführlich zur Sprache kommt, wird nur sporadisch rezipiert. Schade ist, dass Münch – wohl ebenfalls bedingt von ihrem streng hermeneutischen Zugriff – dazu tendiert, offene Widersprüche im Textsystem zu glätten. Es ist schon lange gesehen worden, dass der Erzähler des ›Lanzelet‹ Schwarz-weiß-Malerei praktiziert (Ehrismann u. a.). Dass diese nicht immer und unbedingt zum Verlauf der Geschichte passt, ist gleichermaßen offensichtlich. So durchläuft Lanzelet einerseits einen Entwicklungsweg, wird andererseits aber als statisches Ideal präsentiert. Münch jedoch geht es nicht darum, Widersprüche zu erkennen und als solche zu diskutieren, sondern sie ist stets bestrebt, in der Handlung Plausibilisierungen der Erzählerkommentare zu finden. Die Widersprüche werden nicht produktiv gemacht, sondern abgetragen und, so gut es geht, interpretatorisch zurechtgebogen. Dabei hätte gerade die Untersuchung der Figurenkonstellationen zu einer differenzierten Sicht dieses Problems verhelfen können! 129 Was die Rezeption dieser Forschung angeht, weist Münchs Arbeit große Lücken auf. Ausführlich geht sie nur auf eine Handvoll Studien ein, besonders die englisch- und französischsprachige Forschungsliteratur wird weitgehend ausgeblendet oder sehr unachtsam zitiert (z. B. McLellands Schema der Forschungsgeschichte, siehe Kapp. I.2.5; Pérennecs Prolog-Einteilung, siehe K zu V. 1–40; Münchs Kritik an Pérennecs Interpretation, siehe Kap. II.5.2.9; S. 155 fehlt ein Verweis auf Pérennecs grundlegende Arbeiten zur Endogamie-Exogamie-Thematik). Die Lektüre wird weiters dadurch erschwert, dass Münch einen sehr gelehrten Stil pflegt, mit endlosen Partizipialgruppen und exzessivem Fremdwortgebrauch.
Interpretationen
5.3
Einzelne Themenkreise
5.3.1
Sælde, gelücke, heil
1021
Das beinahe penetrante Glück, das den Titelhelden verfolgt, ist eines der auffälligsten wenn nicht überhaupt das auffälligste Charakteristikum des Romans (vgl. Kap. II.5.2 passim). Lanzelet ist der Glückspilz schlechthin. Umso erstaunlicher ist, dass die Forschung diese Eigenheit des ›Lanzelet‹ lange unberücksichtigt ließ. Theodor Scharmann etwa findet den ›Lanzelet‹ in seinen »Studien über die Saelde in der ritterlichen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts« nicht einmal einer Erwähnung wert (vgl. Scharmann 1935, S. 95). Eine erste knappe Analyse bot erst Willy Sanders, der die Funktionalisierung des ›Glücks‹ in mittelhochdeutschen Dichtungen untersuchte. Sanders stellt bei Ulrich einen gegenüber der früheren Dichtung (vor allem Heinrich von Veldeke) veränderten Gebrauch der Formel vom Walten des Glücks fest (Sanders 1965, S. 185–187, Zitat S. 187): »Sie äußert sich erstens in einer voraussetzungsloseren Anwendung, die sich nicht nur auf Situationen des Kampfes, der äußersten Lebensgefahr beschränkt; zweitens in einer Auffassung des gelücke als ›Kampfglück, Sieg‹ und in einem Sinn, der sogar zum Fortunabegriff hin tendieren kann; drittens in einer Vermischung der Formel vom Walten des Glücks mit der anderen, im Mittelhochdeutschen gebräuchlicheren an daz heil lâzen«. Auch spätere Arbeiten ließen den Aspekt häufig unbeachtet. Wolf 1979, S. 230 bezeichnete Lanzelet (im Vergleich zu Lancelot) als »besonders fröhliche Gestalt«, Borck 1984 deutete Lanzelets beständiges Glück als Fürstentugend (?), Corazolla 1988, S. 42–44 u. ö. sah in der Meerfee die personifizierte Sælde, ihr vor allem im ersten Handlungsteil häufiges Eingreifen als Wirken von Lanzelets Schicksal: Entführung, Erziehung, Auftrag, Botin mit Minnezelt, Mantelprobe. Die entsprechenden Belegstellen sammelten Schmidt, K. 1979, S. 7 und Anm. 21 und Peschel-Rentsch 1998, S. 123– 133, Letzterer allerdings vielfach in fragwürdiger Deutung und ohne Rücksichtnahme auf textgeschichtliche Fragen (siehe Kap. II.5.3.5). Erst Nicola McLelland schloss die Forschungslücke und präsentierte eine ausgefeilte semantische Analyse der ›Glücks‹-Begriffe des ›Lanzelet‹ (McLelland 2000, S. 200–216), die ich in gekürzter, z. T. leicht veränderter oder ergänzter Form wiedergebe: • heil:
– Glück in einer bestimmten Situation: V. 820, 5015, 9135 – Eigenschaft einer Person, dass sich die Dinge für sie zum Guten wenden: V. 6287, 6413, 7804 – ein glückliches, gutes Ergebnis: V. 720, 8427 – das (unspezifische) Glück, das man jemandem wünscht: V. 5263, 6328, 9288 – eine ansatzweise personifizierte Instanz, die Angelegenheiten zu einem guten Ende bringt: V. 406, 2132
1022
Forschungsbericht
– Glück, das von Gott kommt: V. 1789, 3164, 6997 – Sicherheit (vor einer Gefahr): V. 1196, 1066 • gelücke:
– Erfolg im Kampf: V. 1741, 5022, 3117 (WP) – Eigenschaft einer Person, dass sich die Dinge für sie zum Guten wenden: V. 1741, 8504 – eine ansatzweise personifizierte Instanz, die Angelegenheiten zu einem guten (oder schlechten) Ende bringt: V. 413, 4039, 4464, 7342, 7807, 8808 – Glück, das von Gott kommt: V. 1789 – Fügung, Schickung: V. 8469 • sældehaft: positive Eigenschaft einer Person (glücklich, glückselig): V. 987, 1334, 4343130 • sæleclich, -lîche:
– eine positive Eigenschaft einer Person (glücklich, glückselig; weise): V. 1221, 7299, 8398 – ein glückliches, gutes Ergebnis: V. 9379 • sælde:
– ein glückliches Schicksal, Besitz desselben: V. 10, 87, 269, 782, 1582, 1996, 3022 (P), 4835, 8439, 8761, 9046, 9367 – Glück, das von Gott kommt: V. 767, 1079, 1789, 6205 – Schicksal (religiös?): V. 1657, 3162 – Erfolg im Kampf: V. 7959, 4405 – eine positive Eigenschaft einer Sache: V. 4940 • sælecheit:
– ein glückliches Schicksal, Besitz desselben: V. 418, 1339, 2748, 3402, 4390, 6984, 7691 – Glück, das von Gott kommt: V. 1909 – Schicksal (religiös?): V. 9317 – Erfolg im Kampf: V. 1598, 3238, 3333 – eine positive Eigenschaft einer Person: V. 2618, 4061, 5197, 8810, 9095 130 Keineswegs muss es sich dabei um körperliche Schönheit handeln, wie McLelland 2000, S. 209 behauptet.
Interpretationen
1023
– ein glückliches, gutes Ergebnis: V. 8566 • sælic:
– eine positive Eigenschaft einer Person (glücklich, glückselig): V. 39, 5242 – ein glückliches Schicksal, Besitz desselben: V. 2756, 4707, 4723, 4736, 4767, 7801, 8437 – Glück, das von Gott kommt: V. 7955 – Schicksal (religiös?): V. 6464, 9442 – Erfolg im Kampf: V. 4569, 5014, 5874, 8502 Kurz: Die verschiedenen Begriffe decken eine Reihe sehr ähnlicher Konzepte ab, die einander nicht widersprechen, sondern überschneiden und ergänzen. Hinsichtlich der Frage nach dem Grund für die auffällige Häufung von Glück in der Person Lanzelets diskutiert McLelland die vier zeitgenössischen Konzepte von sælde (McLelland 2000, S. 216–233): (1) als beatitudo, (2) als fortuna, (3) als Belohnung für weltliche Tugenden (also ein ›moralisiertes‹ Schicksal) und (4) als Lohn für den Frauendienst, Geschenk von Frauen. Die ersten drei genannten Konzepte spielen im ›Lanzelet‹ kaum eine Rolle: Lanzelet strebt nicht nach jenseitigem Glück, Religiosität oder Gottesbezug fehlen fast gänzlich (vgl. K zu V. 1078–1089), geschweige denn, dass auf den Gral abgestellt würde (vgl. K zu V. 180–303, 8522–8539); eine konsequente Allegorisierung einer vrou Sælde fehlt; den Erwerb von sælde hat Lanzelet nicht nötig, ist er doch von Geburt an damit überhäuft. Demgegenüber scheint Lanzelet all sein Glück aus Frauenhand empfangen zu haben: die Entführung durch die Meerfee, die Leitung seines Geschicks durch ihre Aufgabe und ihre Interventionen (Botin, Zelt, Mantelprobe), der Aufenthalt bei Johfrit de Liez oder vielmehr bei seiner Mutter, die Sympathie der Galagandreiz-Tochter für Lanzelet (V. 807–809), Ades Hilfestellungen, Iblis als Ansporn für den Kampf gegen Iweret. Dies würde auch bedeuten, dass im ›Lanzelet‹ ein tendenziell positives Frauenbild gezeichnet wird. Dass der Erzähler das Glück, das Lanzelet bei Frauen hat, z. T. auch ironisiert, tut dem keinen Abbruch (vgl. K zu V. 5528–5535, 6207–6213). Allerdings scheint sich McLellands Argumentation hier in einem Widerspruch zu verfangen. Wenn Lanzelet – und dagegen wird kaum jemand Einspruch erheben wollen – von Geburt an mit Glück gesegnet ist: Weshalb benötigt er dann weibliche Agenzien, um Glück zu haben? Es hat vielmehr den Anschein, als würde Lanzelets immerwährendes Glück auch sein Verhältnis zu Frauen beeinflussen, allenfalls die Meerfee könnte als eine Art Glücksfee gesehen werden. Das ist aber nichts Besonderes und nicht mehr oder weniger auffällig als seine vorprogrammierten Erfolge in den diversen Zweikämpfen und Abenteuern. Zuzustimmen ist dagegen McLellands Feststellung, dass der ›Lanzelet‹ mit seinem sælde-Konzept zwischen den ›klassischen‹ Artusromanen steht, die ein moralisierendes sælde-Konzept zur Schau tragen, und den ›post-klassischen‹ Romanen wie ›Wigalois‹ und ›Krone‹, wo die Determination des Helden durch das Glück nochmals gesteigert wird durch die konsequente Allegorisierung einer vrou Sælde (Fortuna). Ob aber
1024
Forschungsbericht
diese analytische, synchrone Beobachtung tatsächlich eine historische Zwischenstellung bedeutet (vgl. Kap. II.5.2.24 zu McLellands Interpretation)? 5.3.2
Minne
Die merkwürdigen, nicht den christlichen Normen entsprechenden Moralvorstellungen des Textes, insbesondere was die Sexualmoral anlangt, verstörten die Forschung des 19. und früheren 20. Jahrhunderts gehörig, was sich vor allem in einer Vielzahl negativer Wertungen niederschlug. Um Erklärungen bemühte man sich erst spät. So sieht Loomis die Minnehändel des ›Lanzelet‹ als realistisches Abbild des höfischen Lebens im ausgehenden 12. Jahrhundert, bemerkt aber im selben Moment, dass damit noch lange nicht die skandalöse Qualität erreicht wäre, wie sie Chrestiens ›Charrette‹ (Ehebruch der Frau des Königs mit dessen Vasall) zu eigen ist (Webster/Loomis 1951, S. 9f.). Soudek 1971, S. 117, 119 ordnet die Liebesauffassung des ›Lanzelet‹ einer vorhöfischen Erzählstufe zu, die »auf einem primitiveren, Veldekes Venusliebe ähnelnden Empfinden ruht« (S. 119). Wolf 1979, S. 218, 232 hält Lanzelet für ungestümer als den Karrenritter, diagnostiziert aber für den Lancelot-Stoff an sich eine besonderes enge Bindung an die Minnethematik (vgl. K zu V. 849–1112, 5528–5535). Blank 1993, S. 124 überlegt, ob nicht die unbekümmerte »Freude-Qualität des liebenden Helden bei Ulrich in klarem Kontrast zum melancholischen Lancelot Chrétiens« gesehen werden könne. Nicht ganz einsichtig ist es, weshalb Mertens 1988, S. 151 den ›Lanzelet‹ als »Verherrlichung altadliger erotischer Privilegien« und »ihrer nur oberflächlichen höfischen Liebeskonzeption« unter Hinweis auf nicht näher genannte »neuere Forschung« (S. 150) bezeichnet (kritisch dazu auch Zellmann 1996, S. 27f.). Einen eigenwilligen Zugang zur Minnethematik des ›Lanzelet‹ und insbesondere zum Changieren des Titelhelden zwischen vier verschiedenen Frauen haben Henri de Briel und Manuel Herrmann gefunden (Briel/Herrmann 1972, S. 143–145). Sie notieren die Diskrepanz zwischen der gelegentlich vom Erzähler betonten Idealität des Helden und seinem unmoralischen Umgang mit Liebesverhältnissen, und suchen eine Lösung des Widerspruchs im Begriff welsch für die Vorlage: Dieser bezeichne eine walisische Geschichte, vermutlich in französischer Sprache abgefasst, Hugh de Morville hätte ein letztlich walisisches Buch nach Deutschland gebracht. Die Unmoral wäre dann keine, da sich in walisischen Rechtstexten Regeln finden, die es sowohl dem Mann als auch der Frau ermöglichen, eine eheliche Bindung nach Belieben zu trennen und sich wieder zu verheiraten (Briel/Herrmann zitieren Rhys/Brynmor-Jones 1906, S. 188). Lanzelet würde gegen das Gesetz nur verstoßen, würde er gleichzeitig mehrere Frauen haben, was er aber nicht tut. – Das wirkt alles sehr konstruiert, die Gleichsetzung von welsch und ›walisisch‹ ist höchst problematisch, und die Sensation hätte für das höfische Publikum (und für seinen Dichter) unbeschadet der walisischen Rechtslage – die man wohl kaum kannte – weiter bestanden (vgl. Ó Riain-Raedel 1978, S. 89f., die sich Lanzelets Frauenwechsel mit der Kompilation unterschiedlicher Episoden erklärt). Ausführlich widmete sich der Minnethematik im ›Lanzelet‹ John Margetts (Margetts 1984). Sein Ziel ist es, die auf den ersten Blick haarsträubenden Partnerwechsel
Interpretationen
1025
des Protagonisten, die besonders der älteren Forschung Kopfzerbrechen bereiteten und bei den Forschern Entrüstung auslösten, zu erklären. Zum einen tut er das mit einem Hinweis auf den Ehediskurs in der gelehrten theologischen Literatur (S. 386–389): Erst mit Thomas von Aquin ist die Zeugung zum zentralen Moment der Eheschließung avanciert,131 so wie im ›Lanzelet‹ die Ehe mit Iblis als einzige mit Kindersegen aufwarten kann, der noch dazu den krönenden Abschluss des Romans bildet. Zum anderen ist Margetts bemüht, den ›unerhörten‹ Partnerwechsel mit Seitenblicken auf die historischen Vorgänge in den Fürsten- und Königshäusern des 12. Jahrhunderts zu relativieren, wo Scheidung und Wiederverheiratung an der Tagesordnung waren (S. 395–398). Diese opportunistische Handhabe der Ehe sei auch im ›Lanzelet‹ anzusetzen, wodurch der Roman, im Hinblick auf die Minnehändel, nichts anderes als ein realistisches Abbild seiner Zeit wäre. Ausgeklammert wird die Frage, wie die Minnethematik des ›Lanzelet‹ im Kreis zeitgenössischer Dichtungen einzuordnen wäre, in weiterer Folge die Frage, wie es um das Zusammenspiel von Realität und Fiktionalität stünde. Um es ganz plakativ zu sagen: Angenommen in einem Hollywood-›Blockbuster‹ unserer Zeit würden Liebesverhältnisse so geschildert, wie sie im Alltag begegnen, also möglichst realistisch – wären wir dann nicht doch verstört, weil Erwartungshaltungen nicht erfüllt werden?132 Eine zweite Gruppe der Arbeiten zur Minnethematik des ›Lanzelet‹ ließ die im Text angelegten Irritationen, zumal aus Sicht der Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts, beiseite, und konzentrierte sich stärker auf den in den Erzählerkommentaren präsenten Minnediskurs. Zuerst wurde dies von Werner Richter breiter erörtert (Richter 1934, S. 216–243). Ulrich erweist sich darin als mit dem Minnediskurs seiner Zeit vertraut, was sich insbesondere an zahlreichen Similien zeigt, die zumeist in Richtung des Minnesangs, des Eneasromans oder auch lateinischer Literatur weisen (vgl. K zu V. 649, 878, 927–928, 4026, 4391–4392, 4664–4669, 4849–4859). Vielleicht kam Ulrich über Heinrich VI., selbst Minnesänger und Gönner anderer Lieddichter, in Kontakt mit dem Thema der höfischen Liebe, vielleicht auch der Autor des ›welschen Buches‹ über die von Richter angenommene Verbindung zu Marie de Champagne (siehe Kap. II.3.1). Allerdings spricht Richter dem ›Lanzelet‹ ein durchgehendes und konsequentes Minnesystem ab, vielmehr habe man es mit vereinzelten Gedanken oder sprichwörtlichen Redewendungen zu tun, die kein kohärentes Ganzes formen (vgl. auch 4349–4352). Die Anklänge an den höfischen Minnediskurs bleiben in einem gewissen Sinne oberflächlich, ebenso wie tiefere Gemütsbewegungen fehlen bzw. nicht geschildert werden, die mystische Überhöhung der Minne (wie bei Gottfried) fehlt genauso wie die »sittliche und erzieherische Kraft der Minne« (S. 243). Immer wieder wird die höfische Minnewelt gebrochen von – nach Richter – altertümlichen, volkstümlichen, märchenhaften und/oder ›spielmannshaften‹ Anklängen: derb-drastischen Minneszenen wie auf der Burg des Galagandreiz, die unbekümmerte Minne der Frauen zu Lanzelet, deren Vater bzw. Onkel er kurz zuvor erschlagen hat etc. (vgl. K zu V. 1102–1108, 1242–1246, 2348–2356). 131 Was im Übrigen nicht ganz der Wahrheit entspricht: Die Zeugung von Nachkommenschaft war schon bei den Dekretisten des 12. Jahrhunderts der Hauptgrund für das Eingehen einer Ehegemeinschaft (Weigand, R. 1981). 132 Vgl. auch die Kritik bei Wennerhold 2005, S. 61f.
1026
Forschungsbericht
Nach Richter machte nochmals Peters 1972, bes. S. 127f. eindringlich und zu Recht auf einige Anspielungen im ›Lanzelet‹ auf das Motiv des ›Minnehofes‹ aufmerksam (vgl. K zu V. 489, 6014–6016, 6639–6672, 8035), andere betonten das Durchspielen verschiedener Minnekasus, im Gegensatz zum Monogamiemodell der ›klassischen‹ Artusromane (Wehrli 1997 [1 1980], S. 296; Mertens 1998, S. 95f.). Ein ähnlich spielerisch-kasuistischer Umgang mit der Minnethematik begegne in der GawanHandlung des ›Parzival‹ (Mertens 1998, S. 96). Erst spät versuchte sich Dominique Corazolla an einer konsequenten und umfassenden Analyse der Liebesbegegnungen Lanzelets (Corazolla 1988, S. 13–31), wobei er sich einerseits den Frauenfiguren (unter dem Aspekt der Minne), andererseits der Minnetheorie widmete. Nach Corazolla ist die Minnethematik neben dem Artusbereich der zweite tragende Themenkreis des Textes, wenngleich merkwürdigerweise weder in Pronoch Epilog davon gesprochen wird. Drei Frauenfiguren im Text bleiben namenlos: die Meerfee, die Königin von Pluris und die Galagandreiz-Tochter. Während Corazolla für die ersten beiden eine Erklärung in deren allegorischer Funktion sucht (Sælde bzw. ›schlechte‹ Minne), sieht er den Grund für die Namenlosigkeit der Galagandreiz-Tochter in deren Unreife und unhöfischer Art (vgl. K zu V. 849–1112). Die Galagandreiz-Tochter ist zugleich die erste in der Reihe der Lanzelet-Frauen. Eine Steigerung ist das Verhältnis zu Ade, was sich auch im Verhalten Lanzelets spiegelt: Hatte er auf Moreiz noch bewusst das Gebot des Gastgebers missachtet, verletzt er den Brauch bei Limors (Ölzweig) ohne Absicht. Die Beziehung zu Ade scheitert an ihrer mangelnden Fähigkeit zu triuwe und stæte, als Lanzelet auf Schadil li Mort in Bedrängnis kommt. Perfekt ist erst die Beziehung zu Iblis, die über die Aufgabe und Weissagung der Meerfee, Iblis’ Traum, die Mantelprobe etc. mehrfach legitimiert ist. Parallelen zu Iblis als exemplarischer Ehefrau und Herrscherin sieht Corazolla in Klarine, Lanzelets Mutter, und in Genover, wenn Letztere auch nicht völlig makellos scheint (Mantelprobe). Die Königin von Pluris fällt, obgleich sie die vierte Frau Lanzelets wird, aus diesem Schema heraus, Lanzelets Aufenthalt auf Pluris ist eher als Bewährungsabenteuer in Verbindung mit Iblis’ Bewährung in der Mantelprobe zu sehen.133 Waren diese Figuren eher Teil der praktischen Minnehandlung vor allem des ersten Teils, so rechnet Elidia, abgesehen von ihrer Funktion als ›Requisit‹ der Bewährungsprobe für Lanzelet als besten Ritter, zur theoretischen Minnediskussion verschiedener 133 Wenig zielführend scheint mir die von Corazolla vorgeschlagene ergänzende und alternative Sichtweise der vier Minnebeziehungen Lanzelets: Die Episode auf Moreiz und auf Pluris bildeten einen Rahmen um die Ade- und Iblis-Minne. Die beiden Rahmenteile wären aufeinander bezogen durch die Namenlosigkeit der Frauen sowie durch die Kontraste: Unreife Lanzelets vs. Vollkommenheit Lanzelets, verkehrte und richtige Reihenfolge der Aventiure (Minne – Abenteuer vs. Abenteuer – Minne). Ade und Iblis wären durch die in beiden Fällen funktionierende Minnebeziehung parallel geschaltet, wenngleich Ade nicht die Perfektion von Iblis erreicht. Problematisch an dieser These ist die m. E. zu enge Parallelisierung von Ade und Iblis, der Widerspruch zu Corazollas eigener Erklärung der Namenlosigkeit (Übermotivierung) und die konstruiert wirkende Verbindung zwischen Moreiz und Pluris (die richtige Reihenfolge des Minneerwerbs gilt auch bei Ade und Iblis; Vollkommenheit ist ein relativer Begriff, wenn man die Abenteuer von Teil 1 und den Fier baiser in die Betrachtung mit einbezieht).
Interpretationen
1027
Minnekasus. Den Übergang vom praktischen zum theoretischen Teil bildet das Minnezelt, das einerseits die Verbindung Lanzelet – Iblis besiegelt, andererseits mit seinen lateinischen, also gelehrten Inschriften in den Bereich der Theorie verweist. Im zweiten Teil werden dann verschiedene Minnekasus durchgespielt: die Pluris-Königin und Valerin als Exempel für Maßlosigkeit und übertriebene huote (?), die Mantelprobe, der stumme Gilimar, Elidia. Auffällig ist, dass alle ›realen‹, nicht allegorischen Frauengestalten irgendwie von Männern abhängig sind und keine eigenständigen Figuren darstellen. Besonders deutlich tritt das bei der Mantelprobe zutage, wo die Frauen mitunter als Indikatoren für das Fehlverhalten der Männer funktionalisiert werden. Damit sind die Frauen in den meisten Fällen auch passive Figuren, wo dies nicht der Fall ist (Galagandreiz-Tochter, Ade, Königin von Pluris, eventuell auch Genover), wird ihr Ansehen in Mitleidenschaft gezogen. Besonders krass ist das Missverhältnis zwischen weiblicher und männlicher ›Treue‹ bei der Mantelprobe und auf Pluris. Was aber aus heutiger Sicht wie Chauvinismus aussieht, stimme mit den mittelalterlichen Ansichten zur Stellung der Frau in der höfischen Gesellschaft überein (Corazolla verweist sehr allgemein auf Bumke 1999b, Kap. V und Dinzelbacher 1981, S. 205–208). Den unkonventionellsten Zugang zur Minnethematik wählte Wolfgang Spiewok, der abermals in der Minnethematik das thematische Zentrum des Werks sah (Spiewok 1993). Ausgangspunkt für seine Überlegungen ist die Struktur der Handlung, die er mit zwei ›Achsen‹ (S. 137–141) umschreibt: der Namensuche und Artuswürdigkeit im ersten Teil und der Bewährung im zweiten Teil. In jedem Teil dominiert ein einheitliches Strukturschema die Episoden (1. Tl.: Erwerb von Frau und Land gegen Schwiegervater, 2. Tl.: Befreiungs- und Erlösungsabenteuer), Mittelpunkt ist der erste Aufenthalt am Artushof (Tugendstein, Valerin-Kampf, Einladung von Iblis, Fest). Eine Gradation (vgl. Ruh) der Abenteuer in den beiden Teilen will Spiewok nicht anerkennen, er betont aber die »Wohlkomponiertheit« (S. 141) des Romans. Was nun das Thema Minne angeht, sei der ›Lanzelet‹ als Exemplifikation verschiedener Kasus zu lesen: die Sexualgier der Galagandreiz-Tochter, die Überlegenheit von Ade, die Aktivität der Frau bei Iblis, die Ehehaft auf Pluris. Über die Wertung lässt der Erzähler keine Zweifel aufkommen, extremer Feminismus wird abgelehnt und mit Namenlosigkeit – die auch die Sphäre der Ziehmutter trifft – bestraft. Die Lösung besteht in der treuen Ehe-Minne zu Iblis. Lanzelet wird so zum vom Glück überhäuften »superman« (S. 143),134 der Roman zu einem Gegenmodell zu Chrestiens ›Charrette‹ und der Lancelot-Ginover-Liebe (S. 143f.). Paradigmatisch formulieren der zweite und der dritte Spruch am Zelt Lanzelets die angeprangerte falsche Minnekonzeption (S. 144; vgl. K zu V. 4849–4859). Zwei Jahre später erweiterte Spiewok seine Thesen nochmals geringfügig (Spiewok 1995; erneut dann Spiewok 1997135 ). Spiewok setzt die Minnethematik des ›Lanzelet‹ 134 Spiewok 1997, S. XXVIII zitiert dann auch noch 007 herbei. 135 Hier wird S. XXVII noch die Mantelprobe als Indiz für die Kontraposition zur Hohen Minne angeführt. Spiewok sieht nicht, dass die Mantelprobe gerade auf Basis der Hohen Minne funktioniert – im Gegensatz zu allen anderen mir bekannten Tugendproben der mittelalterlichen Literatur!
1028
Forschungsbericht
in Verbindung mit jener des ›Parzival‹ (Parz; vgl. dazu auch Nadler, S.-M. 1997, S. 152). Wie im ›Lanzelet‹ finden sich dort dreistufige Minne-Modelle (Gawan-Handlung, Gahmurets Beziehungen), in vielen weiteren Fällen wird das Thema Minne problematisiert (Anfortas, Clinschor, Isenhart, Galoes, Söhne des Gurnemanz), Ideal ist wiederum die Ehegemeinschaft. Ähnliches gelte auch für die übrigen Werke Wolframs (Willehalm, Tit, ›Gegen-Tagelied‹). Dies spreche dafür, dass der ›Lanzelet‹ von einem Adepten Wolframs von Eschenbach gedichtet worden sei, es handle sich um einen originär deutschen Roman, die Quellenfiktion mit Hugh de Morville sei der Kyot-Fiktion Wolframs vergleichbar.136 Nicht von ungefähr wurden Spiewoks Überlegungen von der ›Lanzelet‹-Forschung so gut wie nicht zur Kenntnis genommen (harsche Kritik erntete er bei Wennerhold 2005, S. 33). Die Ausarbeitung der Argumente ist lückenhaft, der Fier baiser, Gilimar und weitere Problematisierungen des Minnethemas werden gar nicht erst diskutiert, das angeblich neue Strukturschema ist altbekannt, wie übrigens auch die Bedeutung des Minnediskurses allgemein im Werk. Unschlüssig ist, dass im ›Lanzelet‹ Feminismuskritik geübt werde; nicht nur wegen der unreflektierten und ahistorischen Begriffsverwendung, sondern auch, weil Iblis – das Ideal der Weiblichkeit – nicht gerade eine passive Liebhaberin ist. Sie ist es ja schließlich, die von Lanzelet träumt und sich ihm nähert! (Passiv wirkt sie erst im Vergleich zu den anderen Frauenfiguren des Romans.) Ein kritischer Bezug auf die Lancelot-Ginover-Liebe oder eine vergleichbare ehebrecherische, zugleich idealtypische Liebeskonstellation fehlt völlig, der Minnediskurs des ›Lanzelet‹ setzt nicht die ›Charrette‹ voraus. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Forschung hätte Spiewok hier nützlich sein können, die Fragen sind schließlich 1993/95 nichts Neues. Analoges gilt für die postulierten Zusammenhänge zum Werk Wolframs: Eine Thematisierung der Minne ist um 1200 wahrlich keine außergewöhnliche Besonderheit eines Romans, die Dreizahl ebenso wenig. Und dass, wenn man schon an die ›gefundene‹ Querverbindung glauben möchte, der ›Lanzelet‹ auch älter sein könnte als der ›Parzival‹, wird sowieso nicht überlegt. Wesentlich scheint, dass die Minnethematik immer wieder als thematisches Zentrum des ›Lanzelet‹ betrachtet wurde. Auch Bräuer 1990, S. 247f. sah – neben der feudaladligen Solidaritätsgemeinschaft im zweiten Romanteil (vgl. Pérennec etc.) – in der Minnethematik das maßgebliche Identifikationsangebot des Textes: zum einen in der Illusion, »die Welt sei voller schöner junger erbberechtigter Frauen«, die es zu erringen gilt; zum anderen im positiven wie negativen Identifikationsangebot der verschiedenen zur Schau gestellten Varianten von Minneverhalten. Die Minneauffassung Ulrichs stellt Bräuer letztlich in die ovidianische Tradition, wie sie auch von ›Eneide‹ und ›Tristrant‹ präsentiert werde. Xenja von Ertzdorff stellte die Minneszenen des ›Lanzelet‹ zusammen und zog ein vorsichtiges Fazit (Ertzdorff 1991, S. 334–338): Lanzelet ist der unproblematische Frauenheld, die freizügige Gewährung von Liebe an einen tapferen Ritter das Um und Auf des Romans. So versteht es sich auch, dass Elidia für ihre Zurückhaltung harsch bestraft (in einen Drachen verwandelt) wird. Die Treue von Männern und 136 Die Thesen Fourquets (vgl. K zu V. 8155) nimmt Spiewok nicht zur Kenntnis.
Interpretationen
1029
Frauen wird sehr unterschiedlich bewertet, Iblis erweist sich bei der Mantelprobe als tugendhafte Gemahlin, während es für die männliche Treue Lanzelets schon ausreicht, dass er nach einem Jahr aus freien Stücken Pluris wieder verlassen möchte – nicht ohne es vorher genossen zu haben. Ob damit eine komische oder parodistische Wirkung erzielt werden sollte, lässt Ertzdorff offen, sie hält auch verschiedene Wirkungsweisen für möglich. Selbst in der mittelalterlichen Rezeption wurde bereits nicht selten auf die Liebesbeziehungen Lanzelets abgestellt (siehe Kap. II.7.). Fraglich bleibt indes, ob diese Aufwertung der Minnethematik tatsächlich im Text selbst eine Stütze findet. Der Minnediskurs bleibt abstrakt. Immer wieder wird die Macht der Liebe betont (V. 800–882, 924, 1030–1031, 1083, 4054–4056, 4330–4331, 4336–4337, 4383–4384, 4398–4399, 4597–4598, 4853–4858, 6644–6647), teilweise vom Erzähler, teilweise von Figuren der Handlung. Geballt präsentiert wird der Minnediskurs in der Rede von Galagandreiz’ Tochter (V. 905–940), in Iblis’ Minnemonolog (V. 4373–4405), in der Beschreibung des Zelts (V. 4852–4859) oder in der Mantelprobe (V. 5868–6094) (Schultz, J. 1980, S. 164–166). Die handlungsrelevanten Minneepisoden wie die Liebschaften Lanzelets oder die diversen Minnekasus des zweiten Teils (Genover, Pluris, Elidia) formen aber, wie schon Richter gesehen hatte, kein konsistentes System (ähnlich Pérennec und Schultz, siehe Kapp. II.5.2.9; II.5.2.11; vgl. auch Wennerhold 2005, S. 63). Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass nach Schnell 1985, S. 177f. im ›Lanzelet‹ zwei Liebesauffassungen einander gegenüberstehen: eine optimistische, ›höfische‹, wie etwa bei der frivolen Liebesnacht auf Moreiz (vgl. K zu V. 948–949), und eine pessimistische, moraltheologische wie in den gelehrten Inschriften auf dem Minnezelt (vgl. K zu V. 4849–4859). Dass schlussendlich das Happy End auch der Liebeshandlung(en) »ein einseitiges ›Ausmanövrieren‹ der pessimistischen Einschätzung sexueller Liebe« bedeuten könnte (S. 178), ist unsicher. Man findet also in gewissem Sinne tatsächlich bei der Minnethematik die gegenteilige Situation vor wie bei der Frage nach Lanzelets sælde. Die mit hoher Frequenz und doch eher unsystematisch über den Text verstreuten Einsprengsel der Minnethematik wurden möglicherweise überbewertet, wenn man sie als Zentralthema des ›Lanzelet‹ stilisierte; während das offenbar wichtigste Charakteristikum des Helden, seine unerschütterliche ›Glücklichkeit‹, vielleicht weniger Beachtung fand, als sie verdient hätte. 5.3.3
Frauenbild
Eng verwandt mit der Minnethematik ist die Frage nach dem Frauenbild des ›Lanzelet‹ (vgl. die Ansätze Schüpperts und Corazollas in Kapp. II.5.2.5 und II.5.2.19). Ingeborg Henderson (Henderson 1979, bes. S. 141–145) untersuchte die Frauendarstellung im nachklassischen Artusroman: ›Wigalois‹, ›Lanzelet‹ und ›Daniel‹. Für den ›Lanzelet‹ folgt sie vor allem den Ausführungen Schüpperts. Ulrichs Roman erweist sich aus dieser Perspektive als harsche Frauenkritik: Dreimal werden Frauen als Exempel unrechten Minneverhaltens und der Perversion höfischer Konvention präsentiert: die Galagandreiz-Tochter als erotisch werbende Frau in einer schwankhaften Episode, Ade als repräsentations-süchtige Herrin, die Königin von Pluris als übermächtige Minneher-
1030
Forschungsbericht
rin. Alle drei Frauen versagen in je verschiedener, jedoch stets aktiver Hinsicht mit ihren Minnebestrebungen. Auch die Elidia-Episode demonstriert nochmals eine Variante unrechten Verhaltens, ebenso die Mantelprobe, die vor allem dazu dient, die Blößen der Damen offen zu legen. Ihr Kontrast ist Iblis, die eher passive Minneheldin, die IblisLiebe ist der einzige Fall, in dem das höfische idealtypische Minneschema (Dienst – Lohn, Gegenseitigkeit der Minne) eingehalten wird; Iblis die einzige, die den hohen Anforderungen an die Rolle der Frau als Minneherrin gerecht wird. Etwas dürftig ist die Darstellung bei Petra Kellermann-Haaf (Kellermann-Haaf 1986, S. 33–38), die nicht über eine Nacherzählung der Episoden um Iblis, die Königin von Pluris, die Galagandreiz-Tochter und Ade hinauskommt. Dass Iblis ein eher passives Frauenbild verkörpert, während die anderen, zumindest sobald sie mit der Herrschaft betraut sind, aktiver agieren, wurde bereits früher notiert. Die erste umfassende Analyse des Frauenbildes im ›Lanzelet‹ erarbeitete Kathleen J. Meyer unter Bezugnahme auf Vokabular und Denkmuster der ›Gender studies‹ (Meyer, K. 1999). Was die Deutung des gesamten Romans angeht, schließt sie sich im Wesentlichen Pérennec an, ihr Interesse gilt dann im Besonderen drei Frauenfiguren: der Tochter des Galagandreiz, Iblis und der Königin von Pluris. Prägend für die damit angesprochenen Konstellationen sind restriktive Väterinstanzen, von denen die weibliche Sexualität, ganz im Gegensatz zur männlichen,137 maßgeblich eingeschränkt wird. Doch auch die Frauen finden Möglichkeiten, die Befangenheit ihrer Sexualität zu überwinden (S. 161f.). In der Galagandreiz-Episode (S. 162f.) wird die Tochter des Landesherrn durch dessen costume und durch dessen Belehrung über die Schäden der Liebe unter Kontrolle gehalten; was aber letztendlich keine erfolgreiche Strategie gegen deren Sexualgier ist. Iweret (S. 163–168) schirmt seine Tochter in der abgeschieden gelegenen Festung Dodone von der Außenwelt ab, der Weg zu Iblis geht ausschließlich über die BrunnenAventiure des Vaters, der überdies im Inzest mit seiner Tochter zu leben scheint (vgl. K zu V. 331–333). Dennoch träumt Iblis von Lanzelet, begibt sich aus freien Stücken zu ihm und trägt ihm, und nur ihm, ihre Liebe an. Auch die Rolle des Helden hat sich gewandelt: Während auf Moreiz noch das Vergnügen vor der Arbeit kam, visiert Lanzelet in Behforet Iblis als erklärtes Ziel an, seine Handlungen sind überlegt. Doch sobald Iblis aus den Fängen des Vaters gelöst ist, erfolgt eine weitere »enclosure« ihrer Sexualität. Während ihr Lanzelet seine Liebe versichert, verlangt er von ihr unbedingte Treue (V. 4570–4573). In Pluris (S. 168–170) sind die Strukturen radikal verändert. Hier fehlt die Vaterfigur, die Königin nützt »self-imposed structures to contain her sexuality« (S. 168), wieder wird Lanzelet von der aggressiven Sexualität einer Frauenfigur in den Bann gezogen. Erfolg beschieden ist alleine Iblis, zu der Lanzelet schließlich zurückkehrt. Gegenüber der ziellosen Sexualität der Galagandreiz-Tochter zielt Iblis’ Verlangen von Anfang 137 Das zeigt sich etwa sehr deutlich in der Galagandreiz-Episode: Während Lanzelet die Landeserbin verlässt, weil sie ihn erst nach Orpilet und Kuraus um seine Liebe bittet (vgl. K zu V. 1109–1112), wird an keiner Stelle explizit gemacht, dass der Titelheld selbst gleichermaßen wahllos und ihm eine jede Sexualpartnerin von Herzen willkommen ist (S. 163).
Interpretationen
1031
an auf Lanzelet. Die Königin von Pluris kann, da sie selbst die Position der männlichen Restriktion übernimmt, bestenfalls als Kuriosität oder Gefährdung des Systems gelten. Durch die Ehe von Iblis und Lanzelet werden sodann kirchliche und laikale Sicht zusammengeführt: die Bändigung von (weiblicher) Lust und Leidenschaft einerseits, das Erzeugen von Nachkommen andererseits (S. 171). Meyers Ausführungen bestechen durch den klaren Blick auf innertextliche Zusammenhänge, gehen aber in manchem zu weit. Problematisch ist vor allem die Bezugnahme auf kirchliches und laikales Eheverständnis im Fazit der Studie, die kirchliche Sicht ist wesentlich facettenreicher, als von Meyer angenommen (vgl. Weigand, R. 1981). Doch auch, was die Aggressivität der weiblichen Sexualität angeht, ist Meyer nicht überall zu folgen. So ist beispielsweise die Königin von Pluris keineswegs »the sexual aggressor« (S. 169). Lanzelet scheint sehr genau zu wissen, was er will (V. 5530), und die übrigen Artusritter können das offenbar gut verstehen (V. 6207–6213). Auch bei Galagandreiz brennt er schon längst auf die Gelegenheit zum Stelldichein, noch bevor sich das Mädchen überhaupt an ihn wendet. Dass Lanzelet die Heirat mit Iblis durch das Brunnenabenteuer von sich aus aktiv betreibt, streicht Meyer selbst heraus. Die weibliche Sexualität ist der männlichen also an Aggressivität um nichts voraus, der Unterschied besteht vielmehr darin, dass die männliche keinerlei (väterlichen, sozialen) Zwängen unterworfen ist. 5.3.4
Das Wunderbare
Besonders die Forschung des späteren 20. Jahrhunderts machte wiederholt auf die Häufung von Wunderbarem, von Mirabilia und dergleichen im ›Lanzelet‹ aufmerksam.138 An erster Stelle ist Walter Blank zu nennen, der sich der Feenmotivik im ›Lanzelet‹ bediente, um seine These von einer ›narrativen Bildstruktur‹ zu exemplifizieren (Blank 1992). Damit ist eine, im weitesten Sinne bildhafte (metaphorische), hermeneutische Struktur angesprochen, die auf Sinnkonstitution abzielt und als lineare Entfaltung innerhalb einer narrativen Struktur ohne verbindliche Deutungsmuster ein Gegenmodell zur mittelalterlichen Allegorese formt: Im ›Lanzelet‹ (bes. S. 33–38) ruft die Fee mit dem Kindesraub zunächst die Dimension des Wunderbaren und Fremden, die Märchen- und Zauberwelt auf, reißt damit aber zugleich den Hörer aus seiner Distanz zum Erzählten und wirft die Fragen auf, was es mit diesem Raub auf sich hat und was weiter mit dem Kind geschehen wird. Damit ist »ein Grundakkord der Erzählung angeschlagen, der weiterführt« (S. 34). Von nun an tritt die Feendimension an allen entscheidenden Punkten des Romans auf (Namensuche, Mabuz, Iweret und Iblis, Mantelprobe). Sie wird grundlegend für die Sinnstruktur des Romans. Dies zeigt sich zum einen an der Form der Erziehung, wie sie besonders krass beim Ausritt des Titelhelden zutage tritt: Die Erziehung im Frauenland ist in ethischer und sportlicher Hinsicht perfekt, vermittelt dem Jüngling aber keinerlei Kenntnisse über Ritterschaft. Damit ist die Frage nach der rechten Form von Herrschaft gestellt, Lanzelet wird schon früh auf Distanz zu seinem 138 Zur Arbeit von Haasch, die ebenfalls auf das Wunderbare im Artusroman abstellt, damit aber hauptsächlich Ehrismanns Märchen-Hypothese kopiert und erweitert, siehe Kap. II.3.5.
1032
Forschungsbericht
tyrannischen Vater gesetzt. Zum anderen wird die Feendimension bis hin zur zentralen Episode auf Schadil li Mort bzw. in Behforet fortgeschrieben: Mabuz als Sohn der Meerfee, Behforet als amoenes Äquivalent zum Feenreich, das Zelt als Geschenk der Meerfee; und sogar darüber hinaus, wenn die Mantelbotin mit ihrem Hinweis auf den Verbleib Lanzelets einen entscheidenden Impuls für den weiteren Handlungsverlauf gibt. Blanks, man könnte sagen: Lektüremodell überzeugt als Annäherung an textinterne Verweisstrukturen. Fraglich ist alleine die zentrale Bedeutung, die Blank der märchenund feenhaften Dimension beimisst. Wie beispielsweise das letzte Romandrittel, in dem die Feendimension praktisch nicht mehr vorkommt, in dieses Deutungsmuster zu integrieren wäre, lässt Blank unbeantwortet. Sabine-Maria Nadler widmete ihre Wiener Diplomarbeit den »wundersamen Motiven« des ›Lanzelet‹ (Nadler, S.-M. 1997). Nach einem kurzen Forschungsbericht listet sie diese in mehreren Gruppen auf. • Landschaften: Reich der Meerfee (vgl. K zu V. 196–240), Schadil li Mort (vgl. K zu V. 3542–3549), Iwerets Brunnen (vgl. K zu V. 3871–3919), Behforet (vgl. K zu V. 3940–3947), Vallis Ible (vgl. K zu V. 4080–4082), Verworrener Tann (vgl. K zu V. 5034–5072, 6725–7425), Wachsende Warte (vgl. K zu V. 5124–5136), Schreiendes Moor (vgl. K zu V. 7041–7078), Stiebender Steg (vgl. K zu V. 7146), Vernebelter See (vgl. K zu V. 6725–7425), Wilder Ballen (vgl. K zu V. 8105–8129), Dodone (vgl. K zu V. 4091–4184), Dodines’ Burg (vgl. K zu V. 7122–7123) • Personen: Esealt (vgl. K zu V. 7530–7559), Elidia (vgl. K zu V. 7817–7939, 7990, 8000) • Gegenstände: Minnezelt (vgl. K zu V. 4760–4911), Ring (vgl. K zu V. 4940–4955), Ehrenstein (vgl. K zu V. 5178–5179), Zaubermantel (vgl. K zu V. 5811–6201), Netz (der Stein Galazia; vgl. K zu V. 8522–8539)
Zweck bzw. Funktion der ›wundersamen‹ Motive wären die Hervorhebung Lanzelets, die Demonstration von Macht und Unüberwindbarkeit, diverse (Tugend-)Proben, Identitätsfindung (Aufnahme in die Artusgesellschaft), die Bestätigung der Artuswürde oder auch nur die Belebung des Romans (S. 126–143). Angeschlossen ist eine forschungsberichtartige Zusammenstellung der Parallelen zwischen ›Lanzelet‹ und anderen mittelhochdeutschen Romanen. Teilweise postuliert Nadler neue Parallelen, die aber samt und sonders nicht stichhaltig sind, da sie um 1200 weit verbreitete literarische Topoi benennen (woraus Nadler selbst keinen Hehl macht, vgl. S. 175f.), z. B. das bloße Vorkommen von Riesen. Sie sind daher nur in Ausnahmefällen im Kommentar verzeichnet. Nadlers Studie ist solide gearbeitet und bietet für die genannten Aspekte eine brauchbare Übersicht gerade auch zur älteren Forschung. An Neuem fehlt es leider oft, und wo sich Nadler zu einer neuen Überlegung durchringen kann, bleibt es häufig bei Vergleichen von sehr allgemeiner Natur. Auch wird nicht so recht klar, was nun eigentlich ›wundersame‹ Motive sind. Nadlers Begrifflichkeit, die von ihr nicht reflektiert wird, ist offensichtlich von neuzeitlichen Vorstellungen geprägt. Daraus resultiert eine bunte
Interpretationen
1033
Sammlung an Motiv-Exzerpten aus dem ›Lanzelet‹, deren Zugehörigkeit zu einer Wahrnehmungskategorie für mittelalterliche Verhältnisse vehement bezweifelt werden muss (z. B. gelehrtes Wissen um Thile vs. typische Artusroman-Motive wie der Ehrenstein). Richard Walter Chamberlin bemühte sich redlich, nicht ebenfalls in diese Falle zu tappen, und stellt seiner Dissertation über »The Marvelous as Allegory in Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet« (Chamberlin 1997139 ) eine ausführliche theoretische Einleitung voran, um sich den Begriffen aus mittelalterlicher Perspektive nähern zu können (S. 1–80). Chamberlins Ziel (S. 1–16) ist es, das Wunderbare (im Sinne des mittelalterlichen Publikums) im ›Lanzelet‹ zu untersuchen (S. 2f.), wobei eine allegorische Deutung der wunderbaren Elemente angestrebt wird: das Wunderbare trage ein »special spiritual meaning« für die Figur Lanzelet und für den Rezipienten (S. 16), der Roman funktioniere auf zwei Ebenen: einer realen, handlungsintensiven, und einer wunderbaren, allegorischen, die die Erzählung mit einem tieferen Sinn ausstattet. Die anschließende Definition von »allegory« und »marvelous« (S. 18–43) nimmt sich trivial aus, was die Allegorie angeht: Chamberlin stellt hier ab auf die mittelalterliche Praxis der Allegorese. Größere Probleme scheint der Begriff des Wunderbaren zu verursachen. Nach Chamberlin liege die »source of the marvelous [...] in the confrontation with an object of desire or fear that reality does not ordinarily offer« (S. 39), wodurch ein sozialgeschichtlicher Horizont für die Wahrnehmung des Wunderbaren aufgerufen wird. Wunderbar ist demnach zum einen, was der Erzähler als wunderbar definiert.140 Zum anderen ist wunderbar, was einen Bruch in der realen Kausalitätskette verursacht: (1) göttliches Wirken, (2) Feen, Zauberer bzw. Zauberei und (3) Mirabilia (S. 42). Ein weiteres Kapitel (S. 45–80) bemüht sich, das Vorkommen von (eigentlich ja religiöser) Allegorese in weltlicher Literatur plausibel zu machen.141 Der zweite Hauptteil der Arbeit ist ein schrittweiser Durchgang durch den Roman (S. 82–176) und zum allergrößten Teil Nacherzählung des Inhalts, gespickt mit interpretativen Anmerkungen. Aus diesen kristallisieren sich drei Grundthesen heraus: • Besonders der Prolog zeige (vgl. K zu V. 1–40), dass eine allegorische Lektüre des Textes auch vom Erzähler beabsichtigt sei; die allegorische Interpretation des ›Lanzelet‹ ist die ›richtige‹. • Lanzelet ist nicht der perfekte Held, wie ihn der Erzähler schildert. Die Figur hat auch dunkle Seiten, schlittert in Krisen und paradoxe Situationen zwischen Perfektion und Untergang. Diese zweite Seite, die »inner world of spiritual qualities« (S. 178), spiele sich komplett im allegorisch-wunderbaren Bereich ab und könne als zweite Sinnebene des Romans gelten. Die unablässige Behauptung der Perfektion 139 Eine gekürzte Fassung, in der die These anhand der Elidia-Episode (vgl. K zu V. 7817–7939) entwickelt wird, erschien als Chamberlin 1998. 140 Z. B. für die Episode des Fier baiser (S. 38f.): vremede (V. 7835, 8006), vreislich (V. 7848), ungehiure (V. 7853), wunderlîch (V. 7886), wunder (V. 7907, 7940, 7953, 7996, 8001, 8041). 141 Chamberlin entwickelt somit letztendlich einen ähnlichen Ansatz wie Blank, stellt sich aber gegen Blanks prinzipielle Unterscheidung von narrativer Bildstruktur und statischer Allegorese (S. 77f.) und will darin keinen fundamentalen Bruch sehen.
1034
Forschungsbericht
des Helden durch den Erzähler kann so gesehen als Provokation und mithin als Anreiz zur Reflexion gelten (S. 84, 108, 112f. u. ö.).142 • Die Struktur des postulierten inneren Wegs ist der Erwerb von Herrschaft und Minne, die letztlich im Zentralmotiv der Gottesminne mit ihren Grundwerten Caritas und Misericordia zusammenfielen (S. 87ff.; Chamberlin folgt hier Gottzmann). Lanzelet muss zum einen den Fehler seines Vaters ausmerzen, zum anderen die rationale, herrschaftspolitische Weisheit mit ihrem Gegenpol Minne als »miraculous, divine power« (S. 174) vereinen. Die tiefreligiöse Haltung des Romans spiegle sich auch in weiteren Passagen wider.143
Die Abenteuer auf Moreiz, Limors und Schadil li Mort werden so zu einer »series of allegorized memento mori«, die außerhalb der christlichen Ordnung stehen (S. 100 u. ö.). Zu überwinden sind von Grund auf böse Gegenspieler, die untriuwe und unminne symbolisieren (vgl. K zu V. 4542–4545, 5330–5355). Die jeweilige Bedrängnis des Helden (Unterlegenheit, Gefangenschaft etc.) bilde mit seiner Überlegenheit auf der rationalen Handlungsebene ein Paradoxon. Hauptabenteuer ist dann der Kampf mit Iweret in Behforet (S. 114ff.). Lanzelet verfolgt drei Ziele: (1) Kenntnis seines Namens und seiner Herkunft, (2) Rache für die Meerfee und (3) den Erwerb von Iblis und der Landesherrschaft. Die Gewichtung für Lanzelet ist genau umgekehrt, zumindest nach der Häufung der Hinweise auf eines der Ziele vor dem Kampf zu schließen. Dies demonstriere »his selfless intentions and purity of heart« (S. 119) und leite über zum zweiten Teil, der das egozentrische Handeln des ersten Teils durch altruistisches Handeln im Kollektiv ersetzt. Das Zelt symbolisiert den endgültigen Erfolg des Helden. Es ist Zeichen für Lanzelets Herrschaftsfähigkeit und für seine Liebe zu Iblis zugleich, die Minne, in den drei Inschriften als Gegenstück zur Weisheit skizziert (S. 127f.), geht mit der ihr diametral entgegengesetzten Weisheit eine Art unio mystica ein, deren Pole von Iblis und Lanzelet verkörpert werden und die unter göttlichem Schutz steht (S. 130–133, 135; vgl. K zu V. 4780–4781, 4788–4791). Dodone wird der »marvelous counterpart« zum weltlichen Genewis (S. 124) und auch zum weltlichen Artus-Bereich (vgl. K zu V. 8498ff.). Der zweite Handlungsteil zeigt Lanzelets soziale Qualitäten im Einsatz für die Gemeinschaft, nach dem abermals paradoxen Erwerb der eigenen Gefangenschaft in Pluris (S. 137–141). Der Dreizahl der Abenteuer des ersten Teils entsprechen die drei gefährlichen Landschaften: Verworrener Tann, Schreiendes Moor, Vernebelter See, die »represent a collective and societal memento mori« (S. 152). Drei wunderbare Verbündete – Dodines, Malducs Tochter und Esealt – stehen Lanzelet und dem Artushof in krisenhaften Situationen bei (S. 152). Am Ende bestätigt sich, was in Dodone bereits klar war. Die in Behforet erworbene innere Synthese wird in die Welt hinausgetragen (vgl. K zu V. 8498ff.). 142 Später widerruft Chamberlin, absichtlich oder nicht, diese letzte These und spricht dem Erzähler die Kraft ab, die inneren Prozesse abzubilden (S. 165). 143 Vgl. K zu V. 420–441, 5873, 7593, 7620–7623, 7817–7939, 8783–8787/8801 (durchwegs problematisch).
Interpretationen
1035
Chamberlin fällt damit hinter seine eigene Zielsetzung zurück: Sein Begriff des Wunderbaren, wie er ihn schon in der Einleitung darlegt, ist neuzeitlich (Bruch der Kausalkette!), in den analytischen Kapiteln wird er vollends verwässert: Wunderbar ist fast der gesamte Roman, und wo doch nicht, dann gilt eben: der Kontext des Wunderbaren rechtfertigt die Integration in die Analyse (z. B. im Falle des Turniers in Djofle, S. 110). Auch Chamberlins »allegory« hat letztendlich mit Allegorese im mittelalterlichen Sinne doch sehr wenig gemein und erweist sich im Endeffekt als methodische ›Fundierung‹ mitunter relativ waghalsiger, frei assoziativer Interpretationen, nicht selten beschränkt auf einzelne Handlungsepisoden. Eine Synthese, wie sie eben dargestellt wurde, gibt Chamberlin selbst ja nicht. Seine Deutungsvorschläge treten umfangsmäßig weit hinter der Nacherzählung des Romans zurück, vieles, was Chamberlin anspricht, wurde bereits vielfach gesagt (z. B. Lanzelet vs. Pant, altruistischer zweiter Teil etc.), frühere Forschung wird nur sehr exklusiv zitiert. Die gottzmannsche These vom Gottesbezug kann nicht überzeugen, die Identifikation von Minne und Gottesminne ist eine beliebige Festlegung, die weiteren von Chamberlin genannten Stellen im besten Fall deutungsoffen. Auch zu den ›paradoxen‹ Situationen braucht es weder Allegorie noch Wunder. Bedrängnis und erfolgreiche Überwindung derselben ist der Kern einer jeden Aventiure, eines jeden Konflikts, nicht nur im ›Lanzelet‹, sondern in jedem anderen Artusroman der Zeit. Was Chamberlin entgeht, ist eine andere Eigenheit des ›Lanzelet‹. Der Widerspruch liegt nicht zwischen realer und allegorisch-wunderbarer Handlung, sondern zwischen Erzählerkommentaren (die Chamberlin mit der realen Handlung vertauscht) und erlebter Geschichte des Protagonisten. Der Erzähler steuert gegen seine eigene Geschichte mit ironischen Brechungen, Umdeutungen, Verkehrungen, haltlosen Behauptungen etc. Dem nachzugehen, wäre eventuell ergebnisreicher gewesen als die Applikation blasser Begriffe vom Allegorischen und Wunderbaren. Im Einzelnen sind die Deutungen oft übertrieben. So sieht Chamberlin z. B. Wasser als Symbol für Wandel: Pant trinkt vor seinem Tod, Lanzelet wird im Nebel entführt, er ist ›vom See‹, die Quelle in Behforet, Elidia beendet ihre Verwandlung in einer Quelle (S. 89f., 118, 123 u. ö.). Das mag für Elidias Fall stimmen, in den anderen Szenen ist Wasser aber m. E. nur Wasser, und nichts außer Chamberlins Assoziation spricht für eine tiefere Bedeutung. Ein anderes Beispiel wäre die Behauptung, Lanzelets Erziehung im Inselreich der Meerfee repräsentiere, »from the male perspective, a kind of antiseptic, embryonic ideal state« (S. 93). Warum? Wenn Chamberlin den Charakter der mittelalterlichen Allegorese in praktischer Hinsicht erfasst hat, dann mit seinen kategorischen Setzungen, denen er apodiktische Geltung beimisst. 5.3.5
Psychoanalytische Deutungsansätze
Ansätze zu einer psychoanalytischen Deutung des ›Lanzelet‹ finden sich schon bei Bertau (siehe Kap. II.5.2.14), jedoch ohne konsequente Durchführung. Die lieferte Elisabeth Schmid mit einer elaborierten psychoanalytischen Interpretation des Romans – oder zumindest eines wesentlichen Teils davon – nach (Schmid 1992). Was die Ereig-
1036
Forschungsbericht
nisstruktur des ›Lanzelet‹ und seine Deutung betrifft, schließt sie sich im Wesentlichen den Thesen von Ruh und Pérennec an. Ihr eigentliches Interesse gilt dann nicht dieser »Tagseite des Romans«, sondern der »Nachtseite [...], den zu Hause Gebliebenen« (S. 254): Mabuz als Sohn der Meerfee (vgl. K zu V. 3551), Iblis als Tochter von Iweret. Basis für die Analyse der Mutter-Sohn-Beziehung, in die auch das Verhältnis Ziehsohn – Ziehmutter (Lanzelet – Meerfee) hineinspielt, ist die Szene auf Schadil li Mort. In Isolation von der Außenwelt unter dem Protektorat der Mutter entfaltet sich eine verkehrte Welt (vgl. K zu V. 3542–3549), in der die Tapferen feige und die Feigen tapfer werden. Diese Verkehrung betrifft nicht den Charakter der Betroffenen, ist aber eindeutig negativ konnotiert: Mabuz wird zwar tapfer, er bleibt aber ein Bösewicht (tötet z. B. unablässig Gefangene), Lanzelet wird zwar feige, verliert seine Manieren etc., hängt aber nach wie vor an ritterlichen Idealen und schämt sich z. B. für seine ›verkehrte‹ Existenz. »Die intensive Mutter-Sohn-Beziehung wird [...] als Hort der zivilisationsfeindlichen Stagnation vorgeführt, in welcher die autonomen und exogamen Strebungen der jungen Männer zum Erliegen kommen« (S. 248). Besseres Licht fällt auf die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Iweret und Iblis. Iblis ist, anders als Mabuz, ein Muster an Höfischheit, was auf den ersten Blick auf eine vorbildliche Vatererziehung schließen lässt. Zugleich aber ist die Konfiguration in Behforet gezeichnet von Stillstand, Iblis’ Existenz erweist sich als ewiges Warten, verbunden mit der endogamen, inzestuösen Bindung an den Vater (vgl. K zu V. 331–333). Sinnbild dafür ist das Blumenpflücken in Vallis Ible, wo eine jede ausgerissene Blume sogleich durch eine neue ersetzt wird (vgl. K zu V. 4080–4082). Es geht darum, die Unversehrtheit der Wiese zu erhalten. Inzest ist dann eine »Negation der Kultur, somit der gesellschaftlichen Ordnung«, die Beziehung zwischen Iweret und Iblis »endogame Stagnation« (beides S. 253). In beiden Fällen wird Endogamie gegen Exogamie ausgespielt, wobei die mütterliche Protektion – die keine sexuelle Beziehung zum Sohn beinhaltet – hilflose oder tyrannische Kleinkinder, die väterliche Obhut dagegen Stillstand evoziert. Als notwendige und schließlich auch erfolgreiche Lösung des Problems wird ein radikaler Bruch mit der Herkunft vorgestellt, durch den erst die gesuchte Autonomie möglich wird – was freilich nur bei Iblis (und Lanzelet) gelingt. Damit ist Schmid nicht weit über das hinausgekommen, was schon Pérennec zur Thematisierung von Endo- und Exogamie im ›Lanzelet‹ gesagt hatte: »was der Text [...] ablehnt, sind Eltern, die ihre Kinder nicht in die Autonomie entlassen wollen« (Meyer, M. 2003, S. 101, der Schmid folgt). Dort, wo Schmid über Pérennec hinausgeht, namentlich bei der Deutung der mütterlichen Protektion, werden ihre Thesen zweifelhaft. Denn während etwa die Inzestthematik der Iblis-Iweret-Beziehung im Text angelegt und einigermaßen verifizierbar ist, bezieht das Konstrukt um Mabuz, Lanzelet und die Meerfee seine Berechtigung alleine aus psychoanalytischen Kategorien der Neuzeit. Anders gesagt: Ohne die Grundannahme, dass die verkehrte Welt auf Schadil li Mort Ausdruck einer verqueren Mutterdominanz ist, gibt es auch keine entsprechende Deutung. Weshalb sollte beispielsweise Mabuz nicht von sich aus einen üblen Charakter haben, an Beispielen aus der mittelalterlichen Erzählliteratur mangelt es hier schließlich nicht
Interpretationen
1037
(Valerin, Meleagant, Genelun etcetc.). Warum sollte Lanzelets ›Ent-Ehrung‹ nicht auch einfach Resultat seiner Schwächung sein? Schließlich darf nicht vergessen werden, dass die Meerfee im Text durchwegs als positive Instanz geschildert wird, ihr Reich ist ideal, sie besiegelt Lanzelets Bund mit Iblis durch das Zelt, ihre Botin greift hilfreich in die Handlung ein. Diese bruchlose positive Zeichnung der Fee im ›Lanzelet‹ ist aber mit Schmids Deutung schwer vereinbar (vgl. Wennerhold 2005, S. 46–48, der ebenfalls Schmids Interpretation grundsätzlich überzeugend, in mancher Hinsicht aber zu weitgehend findet). Um vieles problematischer ist der Aufsatz von Dietmar Peschel-Rentsch (PeschelRentsch 1998): »Lanzelet, glückliches Kind: Müttersohn und Vätermörder«. Der erste Teil des Aufsatzes, »sælec von der Wiege bis zur Bahre«, diskutiert sämtliche Textstellen, an denen das Wort sælde oder Ableitungen davon vorkommen: Lanzelet hat das Glück stets auf seiner Seite. Im zweiten Teil, »Kind von der Geburt bis zum Tod«, gilt das Augenmerk der Personenkonstellation des Romans, besonders den Vater-Tochter- und Mutter-Sohn-Beziehungen aus mehr oder weniger psychoanalytischer Sicht: Lanzelet das Muttersöhnchen, dessen Emanzipationsversuch (= die Fabel des Romans) scheitert. Die Argumentation in Teil 1 ist über weite Strecken schlüssig, das Glück waltet über Lanzelet und zu dessen Gunsten, entsprechend übel ergeht es seinen Gegnern. Problematisch ist lediglich die Emphase, mit der diese doch recht augenscheinliche Beobachtung präsentiert wird. Es reicht nicht zu sagen, dass Lanzelets Gegner Unglück haben: Nein, die legen sich geradezu mit dem Glück an; was so im Text natürlich an keiner Stelle steht. Kurzum: Der erste Teil ist nachvollziehbar, schießt aber regelmäßig und besonders in seinem Fazit (S. 132f.) über das Ziel hinaus. Anders verhält es sich mit dem zweiten Teil. Hier sind den assoziativen Phantasien keine Grenzen mehr gesetzt, insbesondere was die postulierten (meist sexuellen) Beziehungen zwischen diversen Figuren angeht. Vater/Onkel-Tochter-Verhältnisse werden kurzerhand als geradezu typisch und generell inzestuöse Konstellationen markiert (S. 135: »väterliches Interesse an der Tochter impliziert immer auch sexuelles Interesse«), kaum eine Figur, der nicht im weitesten Sinne psychopathologisches Verhalten unterstellt würde. Ich gebe nur ein Beispiel: Peschel-Rentsch spekuliert darüber, weshalb die Meerfee ›eigentlich‹ Lanzelet auf Iweret ansetzt. Dass der das Land ihres missratenen Sohnes verheert etc., reicht nicht: »wer glaubt’s, daß das der wirkliche Grund sei?« Die schame der Meerfee lege ein sehr enges Verhältnis zwischen ihr und Iweret nahe: »Da muß eine intime Beziehung gewesen sein. Ich denke, Iweret ist der Vater des Mâbûz, Mâbûz der Sohn einer Meerfee und eines Ritters.« (alles S. 141) Diese Art der Interpretation bleibt sich bis zum Schluss des Aufsatzes treu, Verwandtschafts- und Beziehungsverhältnisse werden in abenteuerlicher Weise nivelliert, wodurch die angeschlossene Übersicht zu den Verwandtschafts- und Heiratsbeziehungen (S. 146f.) entscheidend an Wert verliert. Freilich: Über (psychoanalytische und ahistorisch anthropologische) Zugriffe auf literarische Texte lässt sich vortrefflich streiten. Auch mag es dahingestellt bleiben, ob eingestreute fragmentarische Erlebnisberichte wie jener über die emotionale Verarbeitung früher sexueller Erfahrungen von und durch Peschel-Rentsch (S. 125) hier am rechten
1038
Forschungsbericht
Ort sind. Das eigentliche Problem dieses Aufsatzes liegt aber woanders: Peschel-Rentsch deutet sich den Text zurecht, wie er ihn braucht. Da werden Topoi gegen jede interpretatorische Ökonomie wörtlich genommen (an dirre stunt, S. 140; dâ von lât iuch niht belangen, S. 144 u. v. a. m. – alles inflationär gebrauchte Wendungen in der Literatur um 1200), dafür das Happy End ohne Argumentation als aufgesetzt (quasi als topisch) definiert usf. Das setzt sich bis auf die Wortebene fort. Und so ist es schlichtweg unnötig, über irritierende Schamgefühle (bei der Meerfee und anderswo) zu spekulieren, wenn mhd. schame ganz einfach auch ›Beschämung, Schmach, Schande‹ bedeutet;144 erübrigen sich komplizierte Konstruktionen zum kindlichen/kindischen Titelhelden, wenn kint auch als ›Ritter, Kerl‹ gelesen werden kann. Um es auf den Punkt zu bringen: Die sehr allgemeine Quintessenz des Aufsatzes: Lanzelets Glück und seine Frauenbindung, kannte man auch schon früher (PeschelRentsch arbeitet weitgehend ohne Hilfe der Sekundärliteratur) und bedarf kaum einer derart aufwendigen Interpretation; was nicht heißt, dass die übersichtliche und systematische Zusammenstellung und Vergleichung der saelde-Passagen im ersten Teil der Studie nicht durchaus ihren Wert hätte.145 Alles, was über diese Gemeinplätze hinausgeht, ist bei genauerem Hinsehen entweder unhaltbar (falsche Übersetzung von Wörtern oder Phrasen, hartnäckige Ignoranz gegenüber topischen Wendungen) oder derart vageassoziativ, dass ein Erkenntnisgewinn fraglich ist. Nur am Rande erwähne ich Christine Kaspers beiläufige Notiz, man könne den ganzen Roman in tiefenpsychologischer Deutung »als Suche nach dem Weiblichen (der Mutter?) interpretieren« (Kasper 1995, S. 583) – Punkt. 5.3.6
Gattung
In gewissem Sinne mag es müßig sein, die Frage nach der Gattung des ›Lanzelet‹ zu stellen. Zweifellos handelt es sich dabei um einen Exponenten der Gattungsreihe Artusroman. Doch ist dies nicht mehr als eine Grobklassifizierung, die am Auftreten des Artushofes im Geschehen hängt. Bei genauerem Zusehen treten nicht unerhebliche Differenzen des ›Lanzelet‹ bzw. des ›welschen Buches‹ zu den zeitgenössischen Romanen Chrestiens de Troyes bzw. Hartmanns von Aue oder Wolframs von Eschenbach zutage. Lanzelet ist ein paradigmatisch krisenloser Held (siehe Kap. II.5.3.1), der Text und vor allem die Handlungen des Protagonisten sind nicht selten geprägt von unhöfischen Verhaltensmustern (siehe Kap. II.5.2.15; vgl. Margetts 1984, S. 58f.) und Listmotiven (zuungunsten von Lanzelet: K zu V. 3542–3549; zugunsten von Lanzelet: K zu V. 1113–1183, 5651–5659, 6480–6490). Die ethischen Vorstellungen des Textes, die häufig nicht mit den Vorstellungen in den anderen Romanen konform gehen (vgl. Lanzelets 144 Vgl. Yeandle 2001 (dazu Hennig 2002), zum ›Lanzelet‹ S. 126–130. Im ›Lanzelet‹ steht schame oder ein Derivat an 13 Stellen, in allen Fällen in einer ›nicht-ethischen‹ Bedeutung. Vgl. V. 317, 322, 1072, 1822, 2493, 2527, 2644, 5858, 5957, 6176, 6775, 6926, 8991. 145 Zwecks Vermeidung von manchmal peinlichen Fehlern hätte man hier jedoch auch den Apparat der hahnschen Ausgabe benutzen sollen, was Peschel-Rentsch offensichtlich – vgl. S. 123f. zu der nicht als solche erkannten Lachmann-Konjektur wîlsælde – verabsäumt hat.
Interpretationen
1039
Polygamie), sind einer rigorosen Schwarzweißmalerei in Gut und Böse verpflichtet, was Ehrismann mit der Märchenstruktur des Textes zusammengebracht hat (Ehrismann, G. 1905, S. 29f.). Der Artusbereich verliert an Glanz gegenüber den Texten der anderen genannten Autoren, die Idealität ist leicht angekratzt (Grubmüller 1988, S. 225; siehe Kap. II.3.4). Lanzelet ist immer ein klein wenig besser als Artus oder seine Ritter. Nicht Lanzelet sucht Artus, sondern der Artushof sucht Lanzelet, bei der Ritterprobe auf Pluris deklassiert er die übrigen Artusritter, seine Herrschaft übertrifft jene seines Onkels an Pracht und Freigebigkeit. Andererseits wird die Idealität von König Artus und seines Hofes auch nicht durch dessen passive Existenz gesichert, was ihm in den ›klassischen‹ Texten die Vergleichbarkeit mit dem Titelhelden nimmt. In diese Richtung weist auch die Untersuchung der Affizierung der Handlung durch leit und schame von Ann G. Martin (Martin, A. 1984, S. 46–59): Der Artushof wird zweimal von außen mit Schande befleckt, einmal durch den Sieg Lanzelets über alle Artusritter in Djofle, zum anderen durch die Entführung Genovers, beides wird durch die Aufnahme Lanzelets in die Artusrunde abgewendet. Weniger kritisch seien die Bedrohungen von innen durch den Spötter Kei und die Mantelprobe, hierbei handelt es sich weniger um existenzielle Bedrohungen und eher um teils topische (Kei), auf jeden Fall aber komische Effekte. Dennoch bleibt der Artushof auch im ›Lanzelet‹ vorbildlich, vor allem was höfische Verhaltensmuster und das Ideal der ritterlichen Freundschaft angeht (V. 7670–7672; vgl. Corazolla 1988, S. 32–37). Man könnte sagen: Lanzelet ist der beste Ritter, gerade weil er der beste Artusritter ist (vgl. auch Wennerhold 2005, S. 56f.).146 Diese Beobachtungen führten dazu, dass für den ›Lanzelet‹ ein modifiziertes Gattungsraster erarbeitet wurde, Vorreiter waren hier die Studien Pérennecs (siehe Kap. II.5.2.9), die den Einfluss des altfranzösischen Enfances-Modells postulierten. Für Brogsitter nimmt der ›Lanzelet‹ eine Zwischenstellung zwischen dem gewöhnlichen Aventiureroman und den so genannten ancestral romances ein (Brogsitter 1984, S. 18); die Anklänge an den Artusroman chrestienscher Prägung könnten ihm zufolge in Walter Maps Urheberschaft begründet sein (siehe Kap. II.3.1). Ahnlich bezeichnet Roeder 1991, S. 922 den ›Lanzelet‹ als »eine merkwürdige Mischung aus Vorhöfischem und Höfischem«. Eine rückblickende Zusammenschau der Forschung zum Thema ›nachklassische‹ Artusepik veranstaltete Franz Roßnagel (Roßnagel 1996; vgl. Bastert 1999; Bein 1997). Sein Anliegen ist es, den Wandel der Artusepik vom ›Erec‹ bis zu Pleiers ›Garel‹ nachzuzeichnen und die so genannten ›nachklassischen‹ Texte vom Verdikt der Epigonalität zu befreien. Berücksichtigt werden (außer den beiden genannten Texten) ›Iwein‹, ›Lanzelet‹, ›Wigalois‹, ›Daniel‹ und die ›Krone‹. Die Texte werden nach den Kategorien: Heldenbild, Handlungsstruktur, Artusbild und Intertextualität (literarische Anspielungen) untersucht. Den ›Lanzelet‹ wertet Roßnagel dabei als »strukturiertes Frühwerk der 146 Corazolla 1988, S. 37 bringt den Artusbereich mit sozialgeschichtlichen Ansätzen zusammen, wie sie auch von Jackson formuliert wurden (siehe Kap. II.5.2.3). Allerdings will sich Corazolla nicht festlegen, ob nun Artus und sein Hof oder ob Lanzelet die Identifikationsfigur wäre. Warum aber dann überhaupt ein derartiges Identifikationspotential annehmen?
1040
Forschungsbericht
nachklassischen Zeit« (S. 61) – von der Dichotomie klassisch/nachklassisch kann sich Roßnagel nie ganz lösen: • Der Protagonist ist, wie die meisten Helden der ›nachklassischen‹ Romane, krisenlos, was aber nicht gleichbedeutend ist mit statischer Idealität. Lanzelet sucht zunächst seinen Namen und bemüht sich um Ritterschaft, später sucht er Walwein (und findet den Artushof ), schließlich erwirbt er die Herrschaft über sein Erbreich (S. 53–63). (Roßnagel folgt hier dem Handlungsverlauf in Form einer konventionellen Analyse und Interpretation; dass der Erzähler sehr wohl auf eine statische Idealität seines Helden abzielt, lässt er außer Acht). • Die Makrostruktur teilt Roßnagel in drei Teile (ähnlich wie Ehrismann, siehe Kap. II.5.1). Diese drei Teile sind klar über die jeweilige Zielsetzung definiert: Namensuche und Ritterschaft – Kontakt zu Walwein – Streben nach Herrschaft. Die Zweiteiligkeit der chrestienschen Romane mit der Krise als Zäsur findet im ›Lanzelet‹ wie generell in den ›nachklassischen‹ Texten keine Fortsetzung. Die Motivation für weitere Handlungsteile liegt nicht in einer Krise des Protagonisten, sondern in externen, je verschiedenen Gründen bzw. Zielen (S. 116–119). • Artus und sein Hof sind, wie schon bei Hartmann, schwächelnde Instanzen. Allerdings verlieren sie in den ›nachklassischen‹ Texten zunehmend ihre Funktion als ethische Regulativa. Artus und seine Ritter werden moralisch fragwürdig (vgl. K zu V. 5876–5878, 7370–7375/7408–7419), sind feige (etwa bei der Befreiung Elidias) und können dem Helden nicht das Wasser reichen. Zugleich haben Artus und sein Hof ihre Statik eingebüßt und werden selbst, im Kolletiv, zu Handlungsträgern. Folglich sucht Lanzelet auch nicht Artus, sondern Walwein, Ulrich spricht an keiner Stelle von einer zentralen Bedeutung des Artushofes (S. 136–139). (Hier folgt Roßnagel nun plötzlich dem Erzähler und nicht länger der Handlung. Aus letzterer Sicht spielt der Artushof gerade im zweiten Teil eine wesentliche Rolle, Lanzelets Herrschaft wird schlussendlich sogar von Artus nobilitiert.) • Die ›nachklassischen‹ Texte sind in hohem Maße von literarischen Anspielungen geprägt, allen voran Heinrichs ›Krone‹. Der ›Lanzelet‹ jedoch fällt in diesem Aspekt aus der Textgruppe heraus, das Potential für literarische Anspielungen (namentlich in der Mantelprobe, vgl. K zu V. 6089–6094) wird nicht genützt (S. 163f.).
Auffällig ist also in fast allen genannten Punkten abermals die Nähe des ›Lanzelet‹ zu den Artusromanen des früheren 13. Jahrhunderts wie ›Wigalois‹ und ›Krone‹, wie sie bereits für die sælde-Thematik angenommen werden konnte. Das bedeutet jedoch nicht zugleich, dass der ›Lanzelet‹ bzw. das ›welsche Buch‹ mit diesen Texten zu einer klar umrissenen Gruppe gefasst werden sollte. Auch zu diesen Texten finden sich (in anderen Bereichen: z. B. die ausnehmend klare Handlungsführung des ›Lanzelet‹) erhebliche Differenzen. Man steht ein weiteres Mal vor der Frage nach dem Verhältnis von Archaizität – Klassizität – Epigonalität. Ist der ›Lanzelet‹ ein früher Epigone
Interpretationen
1041
der Artustradition? Oder haben Archaisches und Epigonales Entsprechungen gegen das eingeschaltete Klassische? Die weitere Diskussion dieser aporiehaften Thematik müsste beim Kern des Problems ansetzen: bei der Annahme eines ›klassischen‹ Artusromans. Zu fragen wäre, ob nicht die von der Forschung immer wieder als maßgebend und basal gesehene Struktur der ›hochhöfischen‹ Romane eine historisch stark eingegrenzte Besonderheit darstellt, und nicht die so genannten ›vor-‹ oder ›nachklassischen‹ Texte (vgl. Brogsitter 1984, S. 18f.; Mertens 1984, S. 303; Grubmüller 1988, S. 225; Gottzmann 1989, S. 72; Bein 1997, S. 219; Ranawake 2000, S. 47; Wennerhold 2005, S. 68–70). 5.3.7 Erzeugen von Spannung Dem Thema der Erzeugung von Spannung im ›Lanzelet‹ hatte sich zunächst bereits Soudek (siehe Kap. II.5.2.1) gewidmet, kam dabei allerdings kaum über eine, wenn auch hervorragende, Inhaltsanalyse hinaus. Zum Gegenstand einer ganzen Dissertation machte das Thema wenig später Esther Gorny Littmann (Littmann 1975). Ihr Ausgangspunkt sind die vielfachen negativen Wertungen, die Ulrichs Text erfahren hat und deren Urteil sie zu revidieren sucht. Gegenstand der Untersuchung ist die ›objektive Spannung‹: »literary means by which the author arouses a state of suspension and defers arrival at a final goal« (S. 16). Nacheinander werden die verschiedenen dafür eingesetzten Mittel abgehandelt, wobei Littmann insbesondere jene Optionen fokussiert, die in einem heutigen Roman nicht oder zumindest nicht in derselben Art und Weise hätten funktionalisiert werden können: • Antizipation von späteren Handlungsinhalten (S. 20–35; vgl. K zu V. 1–40; über kurze Erzählstrecken etwa auch V. 1876–1879, 3596–3599). • Der Anfang des Romans, V. 1–188 (S. 36–66): Prolog, Vorgeschichte (V. 41–188). Zum Prolog siehe K zu V. 1–40. Die Vorzüge der Vorgeschichte liegen nach Littmann in den Punkten »congruency, provocativeness, intensity« und »integrity«. Die Vorgeschichte als Erzählung von den Eltern passt zu einem biographischen Roman, der Gegensatz Pant – Klarine erzeugt Spannung (vgl. K zu V. 76), die aufgeworfenen Probleme werden nur teilweise gelöst (Klarines und Lanzelets Schicksal bleibt offen), die Szenenfolge ist dicht und rasch, ohne redundante Informationen (vgl. auch Richter 1934, S. 8), und hebt sensorische Eindrücke oder Gefühle der Involvierten hervor. In sich ist die Erzähleinheit abgerundet und wirkt als geschlossenes Ganzes. • Übernatürliches, Mirabilia (S. 67–107): Zur Spannungserzeugung trägt das Übernatürliche in jenen Episoden bei, wo es auch eng mit der Handlung der Episode verbunden ist, also beim Reich der Meerfee und auf Schadil li Mort. Nur einleitend begegnet es beim Verworrenen Tann und in Dodone/Behforet. Malducs übernatürliche Kräfte hält Littmann für wenig glaubhaft, da er schließlich leicht überwunden werden kann – sie übersieht hier die ebenfalls übernatürlichen Kräfte
1042
Forschungsbericht
Esealts. Im Fier baiser schließlich sei das Übernatürliche verharmlost, vielleicht um die Spannung nicht zu überdrehen. Als Grund für die verschiedenen Nutzbarmachungen des Übernatürlichen im Text sieht sie die Genese des Textes als Kombination zunächst eigenständiger Episoden mit je eigener Geschichte. • Wiederholung (S. 108–134): In den meisten Fällen begegnet dreifache Wiederholung, verbunden mit einer Steigerung der Intensität (Dreizahl mit Achtergewicht). In diese Kategorie fallen die Kämpfe auf Limors, das dreitägige Turnier in Djofle (wo am ersten Tag wiederum vier Artusritter in Serie besiegt werden), die drei Einladungen an den Artushof, die drei Episoden von Moreiz, Limors und Dodone,147 und die Episoden rund um Genovers Entführung (Malduc – Valerin – Malduc). • Vorausdeutung (S. 134–148) begegnet im ›Lanzelet‹ eher selten: als Antizipation (im Prolog), Erzeugen von Unsicherheit beim Publikum (V. 1109–1112, 5353– 5355, 6682–6685), Erzeugen einer bestimmten Atmosphäre (V. 6682–6692), dramatische Ironie (V. 1876–1879, 1880–1885) oder Festigung der Handlungsstruktur (V. 34–37, 3590–3599). • Held in Not (S. 149–162): In Bedrängnis (Gefangenschaft, schwierige Kämpfe) befindet sich Lanzelet vor allem auf Limors und Schadil li Mort, von der Kampfschilderung in Dodone zeigt sich Littmann enttäuscht. • Verkettung von Episoden (S. 162–173) ist selten und findet sich nach Littmann nur bei der Genover-Entführung (Malduc – Valerin – Malduc). Der Zusammenhang von Pluris-Episode und Mantelprobe ist Littmann entgangen. • Publikumsanrede (S. 174–198) kann verschiedene Zwecke erfüllen: Steigerung der Aufmerksamkeit, Betonung einer wichtigen Information, Wahrheitsbeglaubigung, Floskeln zur Reimfüllung, aber auch Erzeugen von Spannung.148 • »pathetische Rede« (nach Emil Staiger; S. 199–205) wird nur selten als spannungssteigerndes Mittel verwendet (V. 3665–3669, 4372–4382, 4386–4388, 4396, 4406). 147 Bei Letzterem sieht Littmann den Höhepunkt auf Limors, da sie sich nur an der Kampfschilderung orientiert. Dass Lanzelet erst in Dodone gegen den besten aller Ritter kämpft (V. 329), ist ihr entgangen. 148 Littmann hat alle Stellen aus dem Roman zusammengetragen, Asterisk bezeichnet jene Fälle, die Littmann als spannungssteigernd sieht: (vgl. die Liste S. 193–198): 11, 41–42*, 80, 189–190*, 203, 403, 632, 642, 733, 771, 1028*, 1866*, 1897*, 2105*, 2239, 2318–2319*, 2356, 2380, 2850, 3076, 3300, 3319*, 3364, 3426, 3451*, 3491, 3850, 3940, 3963, 4015, 4058–4059, 4091–4092, 4094, 4147, 4170, 4214*, 4257, 4276*, 4556, 4610*, 4827, 4924, 5119, 5126, 5149*, 5246, 5306*, 5380, 5472, 5502, 5530, 5542, 5614, 5641*, 5677*, 5794–5797, 5800, 6058, 6095, 6214, 6219, 6400, 6401, 6423, 6448*, 6505, 6519*, 6576, 6596, 6608, 6639, 6642, 6644, 6673, 6860*, 6868, 6901, 6912–6913, 6914*, 6917, 7042*, 7071, 7356*, 7394, 7397, 7402*, 7464, 7474, 7532, 7538–7539*, 7584–7585*, 7705, 7717, 7791*, 7978, 7985*, 7989*, 8016, 8106–8107, 8184*, 8316, 8469, 8656, 8694, 8731, 8776, 8788–8789*, 8847, 8886– 8889, 8919, 8922, 8961, 8985, 9113, 9147, 9228, 9309, 9351*, 9393, 9420, 9426, 9440, 9442–9443.
Interpretationen
1043
Damit sieht Littmann bestätigt, was bereits Frederick Norman (Norman 1965, S. 292) behauptet hatte: dass der ›Lanzelet‹ ein guter Unterhaltungsroman, Ulrich ein »guter Erzähler« ist (vgl. S. 63, 144, 217 u. ö.). Der Text sei kein Stückwerk aus Episoden (vgl. Ehrismanns Urteil oder Westons Lai-Hypothese, siehe Kapp. II.2. II.3.5), sondern ein konsistent erzähltes Stück Literatur, vergleichbar etwa Ian Flemmings 007 (S. 34). Auch der Fortgang der Handlung weise keine Motivierungslücken auf und werde konsequent zu Ende geführt. So könne etwa die Namensnennung nicht den Schluss bilden, weil noch die Aufnahme in die Tafelrunde aussteht, doch auch nach dieser sind die Themen Pluris (Geißelschlag) und Valerin (vgl. die Antizipation V. 5352ff.) nicht fertig erzählt. Den Vorwurf der Unmoral tut Littmann mit einem Hinweis auf die Funktion des ›Lanzelet‹ als Unterhaltungsroman ab. Dem ist wenig hinzuzufügen, wenn auch der Terminus ›Unterhaltungsroman‹ für das Mittelalter nicht unproblematisch ist (siehe Kap. II.2.). Ebenso offensichtlich ist jedoch, dass es sich bei Littmanns Analysen in den allermeisten Fällen um ziemlich augenfällige Beobachtungen handelt, abgesehen von dem eigenwilligen Duktus der Arbeit, die sich selbst im – hier nicht besonders spannungssteigernden – Mittel der Wiederholung und Antizipation übt. 5.3.8
Ironie
Auf die parodistischen und ironischen Qualitäten des ›Lanzelet‹ wurde, seit man den Text als interpretatorische Herausforderung akzeptiert hatte, immer wieder hingewiesen (siehe Kap. II.5.2 passim). Schon Paris 1881, S. 476 hielt die dreifache Wiederholung der Brautwerbungsgeschichte für durchaus ironisch, Corazolla 1988, passim sprach dem Roman humoristische und komische Qualitäten zu, einige ironische Passagen sind bei Roßbacher 1998, S. 41–44 aufgelistet.149 Zur Vorsicht ermahnte Fromm 1962, S. 332 und zweifelte daran, dass die bzw. alle heute komisch wirkenden Züge des ›Lanzelet‹, etwa seine mehrmalige Verheiratung nach Tötung des Schwiegervaters oder des Onkels der Braut, auch im Mittelalter unter einem humoristischen Aspekt gesehen wurden. Das ist freilich die ewige Krux bei der Frage nach ironischen Qualitäten eines Textes, nicht nur eines mittelalterlichen. Nichtsdestotrotz finden sich nicht wenige Stellen, bei denen die Ironiesignale sehr deutlich bis explizit werden, wobei die jeweilige Art der Ironie ein breites Themenspektrum von Ironie gegenüber dem erzählten Stoff bis hin zu Ironie gegenüber der Gattungsreihe zeichnet.150 Erst vergleichsweise spät machte sich Edith Feistner daran, eine Zusammenschau des Themas zu veranstalten. Ihr Titel ist These: »Der Lanzelet Ulrichs von Zatzikho149 Teilweise handelt es sich dabei aber um Stellen, die wohl nur ein neuzeitlicher Rezipient, der den Gattungskontext beiseite lässt, für ironisch hält (z. B. dass Lanzelet Walwein V. 2380–2541 völlig unnötig zum Zweikampf provoziert oder dass in Limors die Löwen fasten müssen, V. 1892–1893). 150 Vgl. vor allem K zu V. 403ff., 674–675, 705–1356, 800–801, 1078–1089, 1126, 1140–1142, 1143ff., 1373–1376, 1421, 1454–1481, 1928, 2348–2356, 2890, 3674–3675, 4040–4041, 4238–4239, 4704– 4711, 5528–5535, 5542–5544, 5876–5878, 5975, 6207–6213, 6237, 6480–6490, 6990, 7757–7759, 8022–8025, 8394, 8089–8099, 9324, 9347; vgl. auch V. 1682–1683, 2347, 3350–3352, 4450–4451.
1044
Forschungsbericht
fen als ironische Replik auf den Problemhelden des klassischen Artusromans« (Feistner 1995; ›verdächtig‹ ähnliche Ansätze bei Spiewok 1997, S. XXIII–XXV, doch ohne Feistner zu zitieren). Voraussetzung ist der arthurische Roman im Gefolge Chrestiens. Ironiesignale glaubt Feistner zunächst auf der Ebene der Erzählerkommentare ausmachen zu können (S. 243–245): Die Bekanntheit der Materie151 , die Wahrheitsbeteuerungen und Demutsformeln des Unwissens152 und die Konventionalität der literarischen Vermittlung153 würden Klischees bloßstellen und könnten nicht für bare Münze genommen werden. Wichtiger noch ist das der Geschichte inhärente Ironiepotential (S. 245–252): Das bivium wird ›trivialisiert‹ (vgl. K zu V. 1373–1376), Lanzelet durchläuft eine krisenlose Bilderbuchkarriere, ist ein notorisch fröhlicher Held, dessen Verstand nicht von der Liebe zur Königin getrübt ist, und genießt die Liebe mehrerer Frauen. Besonders stark ist die Ironisierung der Minnethematik: Johfrits Missverständnis der Namenlosigkeit des Titelhelden (vgl. K zu V. 489), die Geilheit der Galagandreiz-Tochter und die feige Reaktion der Ritter auf Moreiz (vgl. K zu V. 705–1356), die »signifikant asymmetrische Treueprobe« bei der Mantelprobe und in der Pluris-Episode (S. 248), der Erzählerkommentar zur Minne in der zweiten und dritten Zeltinschrift (vgl. K zu V. 4849–4859), Elidias Ernennung zur Minnerichterin, als welche sie wohl zu Gunsten der Männer und freizügig-locker agieren wird, um sich nicht einer erneuten Bestrafung aussetzen zu müssen. So lobenswert der Versuch Feistners ist, so wenig vermag die Darlegung im Einzelnen überzeugen (vgl. auch die Kritik bei Ranawake 2000, S. 49). Irreführend sind die Bemerkungen zu den Erzählerkommentaren, hier werden festgefahrene rhetorische Konventionen plötzlich wörtlich und völlig ohne Rücksicht auf ihre literarische Qualität ›ernst‹ genommen – als gäbe es derartiges nur im ›Lanzelet‹! Was die Ironiesignale der Geschichte selbst angeht, ist die Beurteilung schwierig und von Fall zu Fall verschieden (vgl. den Kommentar). Darüber hinaus fehlt vieles, was man in einem Aufsatz über Ironie im ›Lanzelet‹ erwartet hätte (siehe Index s. v. ›Ironie‹ und ›Parodie‹). Damit soll jedoch keineswegs in Abrede gestellt werden, dass der ›Lanzelet‹ erhebliche ironische Züge aufweist; aber eben nicht ausschließlich, wie Feistner selbst einräumt, wenn sie etwa die Genover-Episoden des zweiten Handlungsteils als weitgehend ernst gemeintes Handlungselement versteht (S. 250f.). Es kann kaum genug betont werden, was Feistner selbst am Ende ihrer Darlegung andeutet (S. 252): dass nämlich der ›Lanzelet‹ damit »aufs Ganze gesehen noch kein Anti-Roman ist«. Bzw. wenn er es wäre, fehlten uns die nötigen Signale oder auch Rezeptionszeugnisse, um dies ausreichend plausibel zu machen (sehr vorsichtig bzgl. einer ironischen Lesart gibt sich Wennerhold 2005, S. 71f.). Eine umsichtige Diskussion der (möglichen) Ironiesignale des Textes und deren 151 Ehrenstein-Motiv (V. 5179). 152 V. 1897, 2348–2356, 4847–4848, 4855 (problematisch, vgl. Anm. zur Stelle), 7394. 153 Das Wunderzelt, das erst nachträglich Stangen bekommt (V. 4862–4864); der Ring, bei dem der Erzähler zunächst darauf vergisst, seine wichtigste Eigenschaft zu nennen (V. 4952–4954); die zahllosen Superlative bei Beschreibungen; Amplifikation, aber auch Abbreviation.
Interpretationen
1045
systematische Klassifikation in verschiedene Arten ironischer Brechungen – vielleicht ähnlich wie es Dennis H. Green (Green 1979; vgl. dazu Schröder, W. 1981; Groos 1982) für einige andere (vor allem) mittelhochdeutsche Artusromane unternommen hat – bleibt vorerst weiterhin eines der großen Desiderata der ›Lanzelet‹-Forschung. 5.3.9
Erzähler
Ähnlich erstaunlich wie die späte Analyse der ironischen Qualitäten des Textes ist, dass auch die Figur des Erzählers bzw. die Erzählerkommentare erst in jüngster Zeit Beachtung fanden. Nicola McLelland (McLelland 2000, S. 51–54; siehe die Belegstellen unten) leitete vor allem aus der großen Anzahl von Vor- und Rückverweisen sowie aus dem nicht seltenen Entschluss, nicht mehr Worte über ein Thema zu verlieren, eine hohe Autorität des Erzählers über sein Material ab – eine Tendenz, wie sie auch in Hartmanns ›Erec‹ zu finden sei. Bestätigt und ergänzt wird dieses Bild eines fast übertrieben auktorialen Erzählers auch von Passagen, in denen der Erzähler aus einer überlegenen Perspektive auf seine Geschichte blickt und damit spielt; etwa V. 3072–3074: nuo sul wir in lâzen rîten ze herberge unz morgen fruo, und sehent danne, waz er getuo! Dadurch stellt sich der Erzähler auch über das Publikum und treibt mit seinen Rezipienten ein humoriges Spiel, das einen beinahe an Goethes notorisch nonchalanten ›Wahlverwandtschaften‹-Erzähler erinnern könnte (Eduard, so nennen wir einen Baron im besten Mannesalter ... etc.). In der jüngsten, (noch?) ungedruckten Dissertation zum ›Lanzelet‹ schließlich untersuchte Ute Brinckmann die Erzählerfigur oder eigentlich die Erzählerkommentare des ›Lanzelet‹ (Brinckmann 2004). Nach einer umfassenden Übersicht zur mittelalterlichen Poetik, deren Relevanz für die Themenstellung nicht immer klar ist (S. 1–148), und einer kurzen Einführung zu Autor und Werk (S. 149–165) analysiert Brinckmann sämtliche Stellen des Erzählerhervortretens im ›Lanzelet‹, Ergebnis ist eine positivistische Zusammenschau der betreffenden Passagen (S. 166–205). Im letzten Abschnitt der Arbeit (S. 206–259) werden die Besonderheiten des ›Lanzelet‹-Erzählers im Vergleich mit seinen Zeitgenossen (Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Wolfram von Eschenbach) gesucht. Das Ergebnis: Besonders sind die anderen, der ›Lanzelet‹Erzähler agiert höchst konventionell, ergeht sich in formelhaften Wendungen und liefert ein solides Werk ab; erreicht aber weder Hartmanns ausgeprägtes Wechselspiel zwischen Erzähler und Publikum noch Gottfrieds artifizielle und ausgefeilte Rhetorik noch Wolframs Reflexionsniveau. Bewiesen ist damit, was auch schon Hahn oder Haupt wussten: Der ›Lanzelet‹ ist »kein herausragendes Werk seiner Zeit« (S. 246), ist »nicht gerade das künstlerisch hochstehende Werk der mittelhochdeutschen Literatur« (S. 247); hinsichtlich der Erzählerfunktion vergleicht Brinckmann immer wieder Heinrichs von Veldeke ›Eneide‹. S. 248–259 folgt noch eine unmotivierte Zusammenschau der verschiedenen Thesen zur Datierung und Vorlage des ›Lanzelet‹ (Prioritätsfrage ›Erec‹ oder ›Lanzelet‹, Kantolas niederrheinischer Lanzelet-Roman etc.); Brinckmann bringt weder Neues,
1046
Forschungsbericht
noch unterzieht sie die bisherigen Arbeiten einer (längst überfälligen) kritischen Hinterfragung. Der Vorteil der Arbeit, ihr Materialreichtum im Referieren sowohl der Primär- wie der Sekundärliteratur, ist zugleich ihr größtes Manko. Die Substanz der Dissertation ist dünn, zwischen den umfänglichen Referaten der Primärtextpassagen und der Forschungsliteratur ist wenig Platz für Eigenes. Etwas verwunderlich mutet der Vergleich mit den ›klassischen‹ mittelhochdeutschen Romanen und an. Wenn der ›Lanzelet‹ von seiner Erzählkonzeption her in die »nachklassische Epik« einzuordnen ist (S. 228) – wieso dann nicht ein Vergleich mit ›Wigalois‹, ›Wigamur‹, ›Krone‹, ›Garel‹ etc.? Die entsprechend negative Wertung des ›Lanzelet‹ wirkt angesichts der Forschungsgeschichte des ›Lanzelet‹ etwas abgestanden. Was – könnte man provokant fragen –, wenn man den Spieß umkehren, das Ideal im ›nachklassischen‹ Roman sehen und die historisch schmale Erscheinung der ›klassischen‹ Texte abqualifizieren würde? Will sagen: Worin liegt der Nutzen der Urteile, Selbstvergewisserung ausgenommen? Schmerzlich vermisst man auch eine Diskussion der eigentlich spannenden Frage zum ›Lanzelet‹-Erzähler, wie sie J. A. Schultz angedeutet hatte: das Zusammenspiel des Erzählers mit seiner Geschichte, der Widerspruch zwischen Handlungsführung (Entwicklung) – besonders was die ›Entwicklung‹ des Helden angeht – und Erzählerkommentaren (Idealität Lanzelets). Eine profunde Studie dieses vielleicht spannendsten Aspekts des ›Lanzelet‹ ist ein echtes Desideratum, im Moment kann nur auf die Kapitel zu den diversen Gesamtdeutungen des Romans (Kap. II.5.2, bes. Kapp. II.5.2.5; II.5.2.11; II.5.2.22) verwiesen werden. Dies alles soll aber das Verdienst von Brinckmanns Studie nicht schmälern, eine nach positivistischen Gesichtspunkten gearbeitete, äußerst brauchbare Zusammenschau zum Hervortreten des Erzählers im ›Lanzelet‹ geboten zu haben, deren Resultate zumindest in Form von (teilweise ergänzten) Verszahlen festgehalten werden mögen (Korrekturen und Ergänzungen sind stillschweigend durchgeführt): • brevitas-Formel: V. 41ff., 2239–2242, 2814, 3424, 3448–3449, 3522–3523, 3673– 3674, 4170–4171, 4257, 4896, 5378–5379, 5614, 6226ff., 6639–6643, 6912–6913, 7474–7475, 7777, 8016, 9147, 9228–9229 • Vorausdeutungen, zukunftsgewisse (vgl. die Listen bei Schütze 1883, S. 9f. und McLelland 2000, S. 52f. zu den Vor- und Rückverweisen): V. 66–67, 302–306, 590–591, 745–755, 771–774, 1309–1310, 1393–1396, 1660ff., 1876–1879, 2760– 2761, 3472ff., 3598–3599, 4050–4052, 5352ff., 5423ff., 5568–5574, 5646, 6235ff., 6556–6557, 6664–6665, 6763–6764, 7018–7019, 7332–7348, 7496–7503, 7562– 7563, 7944ff., 8766–8772 • Vorausdeutungen, zukunftsungewisse: V. 94–95, 1785ff., 2068ff., 2366–2367, 3072ff., 3094–3097, 3786–3787, 4241–4245, 4718–4719, 4958–4961, 5652, 6258– 6263. • Rückwendungen: V. 1535–1538, 1573ff., 1886–1889, 2105–2113, 2824–2825, 3236, 3410–3413, 4013–4014, 4188–4189, 5455, 5794, 6095, 6160–6171, 6444– 6445, 7397, 7574, 8026, 8473, 8922, 8980, 9134, 9269, 9309, 9322
Interpretationen
1047
• Situationsbericht bzw. Zusammenfassung des bereits Erzählten: V. 148, 300–301, 1689ff., 3072ff., 3676–3677, 3822–3823, 4190, 4858–4859, 5429, 5527–5528, 6678–6679, 7078, 7445, 7768–7769 • Wahrheitsbeteuerungen: V. 432, 771, 874, 1454, 3364, 4212, 4478, 4487, 4847, 4865, 4904–4905, 4914, 4924, 5278, 5472, 5706, 5816, 6214, 6219, 6300, 6400, 6576, 6598, 6894, 6901, 7046, 7103, 7180, 7533, 7536, 7539, 7770, 8521, 8656, 8694, 8886–8887, 9229, 9235, 9239, 9375 • Einzigartigkeitshyperbel: V. 341–344, 357ff., 729, 1032, 1099, 1106–1107, 1223, 1332, 1337–1338, 1445ff., 1478, 1588–1589, 1884–1885, 1986–1987, 2280–2281, 2736ff., 2839–2840, 3512–3513, 3725, 3761–3762, 3881ff., 4020–4021, 4258– 4259, 4410, 4708, 4714–4715, 4725, 4842–4843, 5065–5066, 5087, 5091, 5120– 5121, 5161–5162, 5170–5171, 5308, 5376–5377, 5387, 5392, 5731, 5818–5819, 6134–6135, 6222ff., 6558–6559, 6720–6721, 6886–6887, 6903–6904, 6918ff., 7125, 7470–7471, 7535ff., 7938–7939, 8044–8045, 8364–8365, 8450–8451, 8574ff., 8657, 8848ff., 8920–8921, 9084ff., 9106–9107, 9123ff., 9179–9180, 9230– 9238 • Unsagbarkeitsformel: V. 3368–3371, 3490–3495, 4146–4147, 4664–4671, 5164– 5168, 7464–7465, 7978–7982, 8959–8960, 9065–9069, 9428–9429 • Überbietungsformel: V. 4760–4765 • Erzähler als Vergleichsperson: V. 3392–3393, 3880–3883, 5397, 7185ff., 8656– 8661, 9084ff., 9106–9107 • Vergleiche (vgl. Neumaier 1883/84, passim; Schütze 1883, S. 11–17; Behre 1913, S. 89–103): V. 180–181, 210, 204–205, 219–220, 225, 248–249, 358, 359, 366ff., 618–619, 626, 662–666, 786–787, 1249–1253, 1254–1255, 1288–1289, 1434– 1435, 1474, 1483, 1529, 1607, 1965ff., 2148–2152, 2454–2455, 2588–2591, 2782, 2944–2945, 3170–3171, 3267–3268, 3305, 3515–3516, 3533–3534, 3546, 3632, 3658–3660, 3942, 3971–3976, 4048–4049, 4089–4090, 4155, 4417, 4430, 4505– 4506, 4678, 4752–4755, 4774, 4785–4786, 4790ff., 4811, 4866, 5059, 5625–5628, 5636–5637, 6538, 7849, 7891–7892, 8063, 8728–8730, 8864, 8970–8972, 9368ff. • Vergleiche mit der idealen Norm: V. 1243, 1855, 1991, 2163, 2661, 2719, 2808, 5253, 5396, 5632, 8221–8222, 8325–8329, 8357–8358, 8372–8375, 8505ff., 8508– 8509, 8597ff., 9179–9182, 9357 • Vergleiche mit der realen Norm: V. 570–576, 610–611, 635–639, 775ff., 799ff., 878–879, 1249–1250, 1450–1453, 2007ff., 2016–2017, 2146–2151, 4595–4596, 6104ff., 6235ff., 6634–6638, 6733–6734, 7475–7479, 7736–7739, 8135–8138, 8141ff., 8640–8641, 8950–8651, 8970ff., 9024ff.
1048
Forschungsbericht
• Quellenberufungen: V. 389, 642, 670, 1536, 1894, 2598, 2782, 2836, 3007, 3188, 3198, 3264, 3411, 3422, 3448–3449, 3991, 4079, 4094, 4135, 4180, 4951, 5307, 5535, 5581, 6215, 6564, 7525, 7533, 7540, 7770, 8000, 8007, 8043, 8087, 8097, 8773, 8859, 8868, 9048, 9089, 9112, 9177, 9324, 9346–9347, 9376, 9424 • negative Quellenberufungen (Unwissen des Erzählers): V. 4849–4850, 5157, 5502– 5507, 6301, 7952, 8540–8543, 9169, 9275–9276, 9295, 9426–9427 • Publikumsanreden (vgl. die Listen bei Littmann 1975, S. 193–198 (siehe Kap. II.5.3.7) und McLelland 2000, S. 51–54): V. 11, 202–203, 403, 632, 642, 771, 1028, 1454, 1477, 1573, 1866, 2105, 2239, 2318–2319, 2356, 2380, 2749, 2814, 2830, 2889, 3074, 3076, 3231, 3300, 3319, 3364, 3370, 3411, 3451, 3512, 3600– 3601, 3674–3675, 4015, 4040–4041, 4058–4059, 4064–4066, 4091–4092, 4147, 4188–4189, 4214, 4257, 4260, 4276, 4556, 4610, 4766, 4865, 4882, 4914, 4924, 5119, 5126, 5149, 5179, 5245, 5278, 5306, 5378–5380, 5472, 5502, 5504, 5641, 5684, 5794, 5797, 5800, 5816, 6058, 6078, 6095, 6214, 6218–6219, 6400–6401, 6423, 6445, 6448, 6505, 6576, 6596, 6608, 6639, 6642, 6644, 6673, 6756, 6860, 6868, 6901, 6912, 6914, 6917, 7071, 7193, 7356, 7397, 7402, 7464, 7474, 7532, 7538, 7584–7585, 7705, 7717, 7750, 7791, 7978, 7985, 7889, 8006, 8015–8016, 8106, 8316, 8469, 8560, 8656, 8694, 8731, 8776, 8788, 8847, 8886, 8889, 8919, 8922, 8961, 8980, 8985, 9106, 9113, 9146–9147, 9162, 9166, 9226–9227, 9232, 9239, 9309, 9322, 9350, 9376, 9393, 9406, 9420, 9426, 9440, 9442–9443 • Fragen (indirekte und direkte): V. 2348–2349, 2814–2815, 3424, 3116–3117, 4556–4557, 4658ff., 5575–5576, 6616–6619, 6673–6677, 6852ff., 7575–7576, 7718–7723, 7983–7988, 8846–8850, 8948, 9227, 9428–9429 • weitere Möglichkeiten, die sich schwerer fassen lassen: Umschreibungen (Periphrasen), Lob und Tadel für Figuren der Dichtung; zu den Sentenzen siehe Kapp. II.4.; II.5.2.22
5.3.10
Weitere Ansätze
Einige weitere Themenkreise wurden in Bezug auf den ›Lanzelet‹ nur angeschnitten und nicht in extenso diskutiert. Heinz Bodensohn widmete dem ›Lanzelet‹ ein kurzes Kapitel in seinen Studien zur Festschilderung in der mittelhochdeutschen Dichtung (Bodensohn 1936, S. 27–29). Der ›Lanzelet‹ steht unter diesem Aspekt in der Reihe frühhöfischer Festschilderungen: Anstelle von ausladenden Erzählungen stehen knappe Hinweise auf große Hoffeste, eine längere Festschilderung wird ausdrücklich abgelehnt (V. 7777), das Hauptinteresse des Erzählers gilt der formelhaft praktizierten milte des Königs (Artus’ oder Lanzelets). Die wohl mit Abstand kurioseste Interpretation des ›Lanzelet‹ legte Ronald J. Elardo vor (Elardo 1980). Seine These: Der Selbstfindungs- und Individualisierungsprozess im Zuge der Namensfindung – der, wie Pérennec gezeigt hat, eigentlich gar kein
Interpretationen
1049
Selbstfindungsprozess ist – entspricht der Aufgabe der Alchemie. Weitere strukturelle Überlegungen fehlen, der gesamte Aufsatz besteht in eine Zuordnung einzelner Elemente des Romans zu alchemistischen Ideen, etwa: Die beiden Teile des Romans betonen mit ihren je vier Episoden (Galagandreiz, Linier, Djofle, Iweret; Valerin, Malduc, Pluris, Elidia) die Vierzahl, die in der Alchemie eine wichtige Rolle spielt (S. 140f.). Die vielen Frauenbegegnungen entsprechen Paracelsus’ Mater Ecclesia und Mater Natura, mithin Goethes Ewig-Weiblichem (S. 141). Durch den Erwerb einer Frau setzt der Held ein weibliches Gegenstück seiner selbst frei und nähert sich der androgynen Gleichung Ich = Du an (S. 143f.). Der zweite Teil ist dem Kampf des Helden gegen die Mächte der Finsternis gewidmet (S. 147) usf. Der Aufsatz liest sich stellenweise wie ein Fantasy-Roman und kann schwerlich ernst genommen werden. Ein ›Grubenhund‹? Petra Giloy-Hirtz (Giloy-Hirtz 1986) betrachtete die Hofschilderungen in den Romanen Hartmanns, im ›Lanzelet‹ (bes. S. 261–266) und in der ›Krone‹ und möchte die Höfe geradezu als Motoren der jeweiligen Handlung und der Gattung insgesamt verstehen. In allen Fällen lasse sich ein manisches Interesse am Hof feststellen. Während dies bei Hartmann aber vor allem auf den Artushof als ideales Muster, auf den Hof als soziale Institution im Hinblick auf pädagogische Ideen abziele, verliere der Artushof im ›Lanzelet‹ seine Idealität (vgl. Pérennec), es dominiere – wie in der ›Krone‹ – das Interesse an einer immer bunteren phantastischen Eigenwelt der Höfe. Der ›Lanzelet‹ wird ein weiteres Mal als interpretatives Leichtgewicht genommen, eine genauere Studie der Funktion der Höfe bleibt aus, sodass ein anderes, vielleicht stärker auf die Strukturierung des Romans (z. B. Stichwort ›Todesschlösser‹) abhebendes Ergebnis weder möglich noch beabsichtigt scheint. Dominique Corazolla (Corazolla 1988, S. 44–49) machte zu Recht auf die Häufigkeit des Motivs von Ohnmacht bzw. Gefangenschaft und Befreiung im Roman aufmerksam. Im ersten Handlungsteil befreit Lanzelet drei Frauen von ihrem Vater bzw. Onkel, wobei der Eindruck entsteht, dass auch das Volk von einem Tyrannen befreit würde. Die Befreiungsaktionen erfolgen unter dem Aspekt des Minnelohns. Im zweiten Teil dagegen erlöst Lanzelet drei Opfer von Minnevergehen: auf Pluris sich selbst, Genover von Valerin und Elidia aus der Drachenhaut. Dazu treten weitere Schilderungen von Ohnmachten: Iblis beim Kampf Iweret – Lanzelet; die Ohnmacht der Königin von Pluris, als Lanzelet flieht; die Ohnmacht Ades, als sie sich auf Anraten ihres Bruders von Lanzelet trennt; Ohnmacht als betäubende Macht der Minne. Lanzelet selbst gerät zweimal, auf Limors und auf Schadil li Mort, in die Situation der Ohnmacht, kann sich aber mit List und Tapferkeit daraus befreien. Auch die Befreiung Erecs und Walweins bei Malduc läuft unter seiner Regie ab. Die Extremsituationen von Ohnmacht und Gefangenschaft geben damit die Folie für zahlreiche Bewährungen Lanzelets sowohl in Minneangelegenheiten als auch in Ritterschaft. Thomas Möbius widmete dem ›Lanzelet‹ in seiner umfassenden Studie zum Rachegedanken in der mittelhochdeutschen Literatur einen kurzen Exkurs (Möbius 1993, S. 217f.). Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Rache spielt im ›Lanzelet‹ so gut wie keine Rolle und wird nur an zehn Stellen thematisiert (V. 258, 438, 1637, 1845, 1985, 3249, 3777, 3798, 4293, 4588). Der ›Lanzelet‹ stünde hinsichtlich seiner Rachethema-
1050
Forschungsbericht
tik zwischen ›Eneide‹ und ›Iwein‹: Während Eneas nur für seine Zwecke agiert und Rache als göttliches Instrument erscheint, ist Lanzelet stärker altruistisch ausgerichtet, das Motiv der Rache ausgedünnt. Im ›Iwein‹ schließlich wird dieses schon im ›Lanzelet‹ angedeutete ritterliche Selbstverständnis explizit gemacht zu einer Forderung nach höfischer Humanität. Beate Göller untersuchte »Kampfauffassung, Kampf, Sterben und Tod« vor allem in Hartmanns ›Iwein‹, jedoch ebenso im ›Lanzelet‹ (Göller 1996). Ihre Ergebnisse zur Kampfszenerie sind (erwartungsgemäß): Progression zum höfischen Idealkampf im ersten Handlungsteil, Schlachten zwischen Heeren im zweiten Teil (Handeln im Kollektiv). Göller betont überdies, dass der Tod als solcher im Text kaum thematisiert und immer nur am Rande erwähnt wird. Zum Teil lassen sich dafür innertextliche Gründe vermuten: Pant als rex iniustus, V. 175 (S. 110), Galagandreiz als unhöfischer Kämpfer, V. 1180–1183 (S. 115), der Riese als bösartiger Gegner per se, V. 1946–1950 (S. 118), der ungerechte, seine Vorteile ausnützende Linier, V. 2100–2104 (S. 121), Iweret, V. 4550– 4557, 4656–4657 (S. 125f.), Valerin, V. 7376–7377 (S. 129) und Mabuz, V. 7630–7631 (S. 129f.). Bei Iweret fällt eine Begründung schwer, die Bösewichte Valerin und Malduc werden kommentar- und erbarmungslos von den Artusrittern niedergemetzelt. Fraglich erscheint indes, ob diese Ausklammerung des Sterbens und des Todes eine Besonderheit des ›Lanzelet‹ ist; ob hier nicht eine allgemeine Charakteristik der Artusromane durchschlägt? Für die Charakterzeichnung Ulrichs, insbesondere zur Figur Lanzelet, siehe den Index s. v. ›Charakterzeichnung‹ und ›Krisenlosigkeit‹, Kap. II.5.2 passim sowie speziell Kapp. II.5.1; II.5.2.11; II.5.3.6. Zu Fragen der Politik siehe Kapp. II.5.2.3; II.5.2.10; II.5.2.17.
6.
Vergleiche mit zeitnahen Texten
Ziel und Zweck dieses Kapitels ist es nicht in erster Linie, die verschiedentlich geäußerten Meinungen zum Verhältnis des ›Lanzelet‹ zu anderen Texten des 12. und 13. Jahrhunderts zu versammeln; diese sind zum Großteil bereits in den Kapiteln zur Stoffgeschichte und Interpretation des ›Lanzelet‹ diskutiert. Es geht vor allem darum, eine Übersicht über die Texte zu geben, mit denen der ›Lanzelet‹ in Zusammenhang gebracht wurde, und für jeden dieser Texte die entsprechenden Kommentarstellen anzugeben, bei denen eine ausführlichere Diskussion der möglichen Querbezüge nachgelesen werden kann.
Am eifrigsten bemühte sich die ältere ›Lanzelet‹-Forschung, den ›Lanzelet‹ über das Auffinden von Similien literarhistorisch in den Griff zu bekommen, besonders heftig wurde über das Verhältnis zwischen ›Lanzelet‹ und Hartmanns ›Erec‹ debattiert. Man sammelte eine schiere Unmenge von Parallelstellen, nicht selten von sehr zweifelhaftem Wert, zumal es sich häufig um Allerweltsformulierungen handelte. Wenn es im Folgenden darum geht, einen Überblick zu diesen möglichen Parallelstellen zu geben und damit den literarischen Spielraum des ›Lanzelet‹ abzugrenzen, werden nur solche Stel-
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1051
len aufgenommen, die zumindest einigermaßen stichhaltig sind und auf eine Berührung zwischen zwei Texten schließen lassen. Was die Schlussfolgerungen aus dem gesammelten Material angeht, ist Frederick Norman (Norman 1965, S. 288–290) gänzlich beizupflichten, wenn er die eifrigen Bemühungen und heißen Debatten besonders der älteren Forschung über Bezugnahmen zwischen Dichtern dahingehend relativiert, dass in den allermeisten Fällen kaum etwas zu beweisen sei. Tatsächlich lässt sich m. E. aus dem Material, das besonders im Hinblick auf Hartmanns ›Erec‹ gesammelt wurde, kein sicherer Schluss auf eine Bezugnahme in diese oder jene Richtung ableiten, noch viel weniger ist das bei Wolfram oder anderen Dichtern möglich. Dass es beim ›Erec‹, aber auch beim ›Tristrant‹ und bei der ›Eneide‹ gut möglich ist, dass Ulrich die Werke kannte und sprachlich auswertete, beruht vor allem auf der wahrscheinlichen Chronologie, Sicherheit ist aber auch hier nicht zu gewinnen. Kaum haltbar sind die postulierten Bezüge zum ›Nibelungenlied‹ und weiteren Dichtungen. Dies gilt vor allem für sprachliche Belange. Anders verhält es sich beim Motivinventar. Hier sind oftmals Übereinstimmungen gegeben, die eine Bezugnahme fast zwingend nahe legen, doch wiederum ist die Richtung kaum abzuschätzen. Es liegt im Ermessen des Einzelnen, wie er Parallelen wertet, wobei ein ähnliches Problem vorliegt wie bei der Textkritik: Folgt man quasi dem Prinzip der Lectio difficilior, ist jene Dichtung älter, früher, ursprünglicher, besser, die ein Motiv am plausibelsten im Handlungszusammenhang verortet; wo das Motiv am rundesten, kohärentesten ist. Bemerkenswerterweise ist das häufig der ›Lanzelet‹! Geht man dagegen davon aus, dass ein Motiv gewissermaßen ab ovo über die Jahre ausgebildet wurde, ist die komplexeste Form zugleich die späteste. Auch hier dominiert die (oft etwas zu wörtlich genommene) biologische Metaphorik, nur geht es nun nicht um Verfall, sondern um das Wachsen einer Keimzelle zur Blüte. Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit einer Bezugnahme zwischen zwei Werken steigt mit der Anzahl an Parallelstellen, die in manchen Fällen so groß ist, dass Zufall so gut wie ausscheidet. Was dagegen die Richtung der Entlehnung angeht, lässt sich aus dem Textmaterial wenig Verbindliches ableiten.
6.1
Französische Texte
6.1.1
Chrestien de Troyes
Die Frage, ob die Vorlage des ›Lanzelet‹ von den Romanen Chrestiens beeinflusst worden sei oder nicht, oder ob sogar von einer Kenntnis des ›welschen Buches‹ durch Chrestien auszugehen sei, entzweite die Gemüter (siehe Kapp. II.3.4; II.3.5). Besonders Stefan Hofer (Hofer 1959) machte sich für die These stark, dass das ›welsche Buch‹ nicht viel mehr als eine Kompilation aus den Romanen Chrestiens gewesen wäre, wenn auch mit durchwegs zweifelhaften Argumenten. Doch auch in die andere Richtung war letztlich nichts zu beweisen. So hat man es mit einer Fülle verschiedener Meinungen zu tun, z. B. dass der Autor des ›welschen Buches‹ ›Yvain‹ und ›Perceval‹ gekannt hätte (Bruce 1928 I, S. 207, Anm. 26 u. ö.), kommt über solche Konstatierungen aber kaum hinaus.
1052
Forschungsbericht
• ›Erec‹ (Erec/CdT): Richter 1934, S. 85–102 versuchte vor allem an dem Vorkommen der Namen Enite (vgl. K zu V. 6098–6099) und Guivreiz (vgl. K zu V. 6017) sowie an der Erzählung von der Jagd auf den Weißen Hirsch (vgl. K zu V. 6730–6738) zu zeigen, dass bereits Ulrichs Vorlage den ›Erec‹ Chrestiens gekannt habe. Die Argumentation ist durchaus plausibel, nur lässt Richter bei dieser Problematik einen Einwand unberücksichtigt, den er nur wenige Seiten später (S. 121) in Bezug auf die Beziehungen zwischen Hartmann und Ulrich selbst einbringt: Es ist keineswegs ausgemacht, dass die Kenntnis vom ›Erec‹-Stoff auch gleichzeitig die Kenntnis des Romans Chrestiens impliziert, will man nicht davon ausgehen, dass Chrestien die Romane völlig autonom erfunden hat. Das ›welsche Buch‹ könnte ebenso gut von einer anderen, heute nicht mehr zugänglichen Fassung des ›Erec‹Stoffes beeinflusst sein, die stofflichen Parallelen sind letztendlich nicht so dicht, dass nur der Kontakt mit Chrestiens Roman als Erklärung möglich ist. Eine umgekehrte Beeinflussung, wie sie ebenfalls denkbar wäre, schließt Richter aus. Vgl. K zu V. 44–45, 420–441, 1370, 1556, 1905–1950, 2322ff., 2630, 3790–3823, 3940–3947, 4611ff., 5429–5573/6159–6562, 6017, 6052, 6098–6099, 6730–6738, 6891, 7089, 7844. • ›Yvain‹ (Yvain): vgl. K zu V. 705–4959, 1362–1369, 1538, 1905–1950, 2194–2208, 3826–3928, 3871–3919, 5034–5072, 5429–5573/6159–6562, 9163–9165. • ›Cligès‹ (Cligès): vgl. K zu V. 2801–3525. • ›Charrette‹ (Charrette): Es ist ein Gemeinplatz der Lancelot-Forschung, dass die Motivparallelen zwischen ›Charrette‹ und ›Lanzelet‹ minimal bis nicht vorhanden sind. Tatsächlich findet sich sehr wohl eine Reihe von ähnlichen Motiven, was freilich lange nicht bedeutet, dass hier eine direkte Bezugnahme vorläge. Auffällig ist vor allem, dass die Funktionalisierung gleicher oder ähnlicher Motive in den beiden Texten häufig stark abweichend ist (vgl. Bächtold 1870, S. 49; Webster 1934, S. 203–214; Trendelenburg 1953, S. 145–150154 ): Lanzelet und Lancelot werden von einer Meer- bzw. Seefee erzogen (vgl. K zu V. 180–303), beide treffen einen bösen Zwerg mit Peitsche (vgl. K. zu V. 420–441), beide begegnen einem lasziven Fräulein (vgl. K zu V. 849–1112), beide geraten in Gefangenschaft und erhalten Hilfe von einer weiblichen Verwandten des Gegners (vg. K zu V. 1357–2249), in beiden Texten wird das Verhalten zwischen Ritter und Dame beim Ausritt thematisiert (vgl. K zu V. 2326–2331), beide nehmen inkognito an einem Turnier teil (vgl. K zu V. 2801–3525), Lancelot und Lanzelet gelangen beide auf ihrem Weg an eine Abtei bzw. an eine Kirche und einen Friedhof und führen mit dem dortigen Abt ein längeres Gespräch (vgl. K zu V. 3826–3928), der Held bleibt in der gesamten ersten Romanhälfte ohne Namen (vgl. K zu V. 4704–4711), die Entführung Ginovers ist ein zentrales Moment der Texte (vgl. K zu V. 4981–5025), beide kämpfen mit einem Ritter bei einer Furt (vgl. K zu V. 5137–5162), Brücken 154 Ich übernehme nur jene Parallelen, die mir plausibel erscheinen. Jene speziell von Webster angenommenen Gemeinsamkeiten, die eher konstruiert wirken, lasse ich unberücksichtigt.
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1053
führen in ein mehr oder weniger verzaubertes Land (vgl. K zu V. 7146), der Stein Galazia bzw. Lancelots Ring schützen vor Zauber (vgl. K zu V. 8522–8539). • ›Perceval‹ (Perceval): vgl. K zu V. 44–45, 180–303, 261, 393–397, 466–668, 705– 1356, 1263–1273, 2629, 2630, 2283ff., 2889–2925, 3899, 4422, 4676.
6.1.2
Weitere Texte
Rätselhaft sind einige Motivparallelen zwischen dem ›Lanzelet‹ resp. dem ›welschen Buch‹ und einigen französischen Texten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Bezugnahme oder eine gemeinsame Quelle schließen lassen, jedoch durch ihre geringe Dichte pro Text verstören. Es handelt sich um den altfranzösischen ›Roman d’Alexandre‹ (Roman d’Alexandre), der mit dem ›Lanzelet‹ besonders die Beschreibung eines Wunderzelts teilt (vgl. K zu V. 3542–3549, 4760–4911), sowie den ›Bel Inconnu‹ (Bel Inconnu), der mit dem ›Lanzelet‹ die Schilderung eines Fier baiser gemein hat (vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562, 7817–7939). Hofer 1959 geht davon aus, dass das ›welsche Buch‹ aus dem Alexanderroman schöpfte, auch Roberts de Boron ›Roman de l’Estoire dou Graal‹ (vgl. K zu V. 5178–5179) sowie die Lais der Marie de France (vgl. K zu V. 4676, 4761–4763) wären benützt worden, was angesichts der hier wesentlich blasseren Parallelen fraglich erscheint. Ähnlich wie mit der ›Charrette‹ verhält es sich mit dem Prosaroman von Lancelot (LancFr; LancDt).155 Der ›Lanzelet‹ teilt sich mit ihm eine Reihe von Motiven, deren Platz im Romangeschehen aber oft ein ganz anderer ist (vgl. sporadisch Bächtold 1870, S. 49; eingehend Märtens 1880, S. 690–699; Foerster 1899, S. XLIIIf.; Lot 1918, S. 166–169; Webster 1934, S. 214–218; Frappier 1949): kriegerische Zustände bei Lancelots Geburt und der Tod des Vaters (vgl. K zu V. 97–188), Erziehung im Feenreich (vgl. K zu V. 180–303), das Tragen einer weißen Rüstung (vgl. K zu V. 358), bösartige Zwerge (vgl. K zu V. 420–441), einzelne Begebenheiten bei Lanzelets Aventiure auf Limors (vgl. K zu V. 1357–2249), Walweins Suche nach Lanzelet (vgl. K zu V. 2311– 2314), die Teilnahme an einem Turnier (vgl. K zu V. 2801–3525), Lanzelets Begleiter Tibalt (vgl. K zu V. 2791–2792), Graf Ritschart = Roi des Cent cheualiers (vgl. K zu V. 3131–3135; vgl. aber K zu V. 5454), ein Kloster, wo Gefallene bestattet werden (vgl. K zu V. 3826–3928), das Brunnenabenteuer (vgl. K zu V. 3871–3919), die Entführung Ginovers (vgl. K zu V. 4981–5025), der Kampf mit einem Ritter bei einer Furt (vgl. K zu V. 5137–5162), ein Hoffest, um neue Nachricht von Lanzelet zu erhalten (vgl. K zu V. 5576–5584), die Verkündung von Lanzelets Gefangenschaft durch die Meerfee bzw. eine Botin derselben (vgl. K zu V. 6158–6167), der Riese Esealt (vgl. K zu V. 6725– 7425), ein Zauberer bzw. eine Zauberin als Feind bzw. Feindin Walweins (vgl. K zu V. 155 Jene Fälle, wo der ›Lanzelet‹ eine Ähnlichkeit mit einer Passage der ›Charrette‹ aufweist, die mehr oder minder unverändert in den Prosaroman intergriert ist, sind in der Regel nur unter Chrestien verzeichnet. (Dies gilt auch für den Stellenkommentar.)
1054
Forschungsbericht
7006–7011), die Zurückgewinnung des väterlichen Landes und die Tröstung der Mutter (vgl. K zu V. 9358–9366).156
6.2
Deutsche Texte
6.2.1 Heinrich von Veldeke: ›Eneide‹ Ulrichs Kenntnis der ›Eneide‹ (En) kann als Communis opinio der altgermanistischen Forschung gelten (vgl. etwa Bräuer 1990, S. 248; Roeder 1991, S. 922; Ranawake 2000, S. 49 u. v. a. m.). Auf die Zusammenhänge machte zuerst Otto Behagel (Behagel 1880; vgl. Bächtold 1892, S. 91; Mück 1952, S. 18) aufmerksam, der zeigen konnte, dass Ulrich eine ›Eneide‹-Hs. der Gruppe BMw gekannt haben muss. (Aus diesem Grund übernehme ich für den Vergleich die ›Eneide‹-Zitate von Behagel, die diesem Umstand Rechnung tragen und dem ›Lanzelet‹ damit oft näher stehen als die verfügbaren Ausgaben.) Später widmete sich vor allem Richter der Frage nach den Beziehungen zwischen Ulrich, Heinrich, Eilhart und Hartmanns ›Erec‹ (Richter 1934, S. 124–146). Sein Ergebnis ist, dass Ulrich zweifellos Eilhart kannte, vor allem aber aus Heinrich von Veldeke schöpfte, die Beziehung zu Hartmann lässt er offen.157 Vgl. K zu V. 445–451, 1101, 1102, 1380–1382, 2022–2025, 2066–2067, 2552– 2553, 4080–4082, 4101–4104, 4120–4124, 4129–4132, 4159–4161, 4341, 4364–4368, 4372, 4376–4377, 4382, 4386–4387, 4396–4397, 4471–4481, 4664–4669, 4673, 4778– 4781, 5528–5535, 6666, 6724–6925, 7577–7579, 8196.
6.2.2 Eilhart von Oberge: ›Tristrant‹ Für Eilharts ›Tristrant‹ (Tristrant) gilt im Wesentlichen das zu Heinrich von Veldeke Gesagte: Ulrichs Kenntnis des ›Tristrant‹ ist so gut wie gesichert (vgl. etwa wiederum Bräuer 1990, S. 248; Roeder 1991, S. 922; Ranawake 2000, S. 49 u. v. a. m.). Eine Sammlung von Parallelstellen veranstaltete zuerst Franz Lichtenstein (Lichtenstein 1877), Paul Schütze (Schütze 1883) vermehrte die Belege wesentlich (wenngleich ein guter Teil seiner ›Parallelen‹ nur vage Anklänge sind und auf keine gegenseitige Kenntnis schließen lassen). In welcher Weise bereits der Autor des ›welschen Buches‹ Kenntnis des Tristan-Stoffes hatte, die über den bloßen Namen des Protagonisten hinausging (und von der Hofer 1959 überzeugt war), ist schwer zu beurteilen. Vgl. K zu V. 278–293, 975–976, 1277–1279, 2014, 5798, 6601–6602, 6234, 6848– 6851, 6979. 156 Da es sich beim deutschen ›Prosalancelot‹ um eine penible Übersetzung des altfranzösischen Textes handelt, gebe ich im Kommentar in der Regel die Belegstellen für beide Texte an. Fehlt ein Element dann doch in einem der beiden Texte, steht nur der Beleg des anderen Textes. 157 Ich verzeichne nur jene von seinen gefundenen Parallelstellen, die über weite Strecken deckungsgleich sind; Similien, die nur eine ungefähre Ähnlichkeit haben, bleiben im Kommentar unberücksichtigt.
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1055
6.2.3 Hartmann von Aue Die Frage nach dem Verhältnis zwischen ›Lanzelet‹ und ›Erec‹ (Er) wühlte die ältere ›Lanzelet‹-Forschung auf wie kaum ein anderes Thema.158 Schon Lachmann (Lachmann 1964 [1 1827], zu ›Iwein‹ 5426, Anm.) hatte den Vergleich des ›Lanzelet‹ mit dem ›Erec‹ angeregt, den er sich früher oder allenfalls gleichzeitig mit dem ›Lanzelet‹ entstanden dachte. Hahn folgte diesem Vorschlag nur bedingt, notierte in seinen Anmerkungen zwar immer wieder Vergleiche mit dem ›Erec‹, war sich aber selbst deren Unvollständigkeit bewusst (Hahn 1845, S. XIV). Die erste ausführliche Untersuchung der (vermuteten) Beeinflussung des ›Lanzelet‹ durch den ›Erec‹ verfasste Nikolaus Georg Schilling (Schilling 1866). Dass der Weg des Einflusses nur in diese Richtung hat erfolgen können, erhellt für Schilling aus der Wertung der beiden Texte (ebenso Bächtold 1870, S. 37 und Anm. 6). Alexander Neumaier (Neumaier 1883/84) brachte noch einige wenige weitere Stellen bei und adaptierte die Ansichten Schillings und Bächtolds. Dem folgte eine harsche Kritik Albert Gruhns (Gruhn 1899; vgl. kritisch Zwierzina 1901, S. 326; Jellinek 1904; Zwierzina 1904) an der Methodik seiner Vorgänger (Hahn, Schilling, Bächtold, Neumaier), die allerdings nur zum Teil berechtigt scheint: Gruhn ist darin zuzustimmen, dass die meisten der beobachteten Parallelen für sich keine eindeutigen Indizien für eine Bezugnahme in die eine oder andere Richtung geben, dass die Ähnlichkeiten vielmehr auch auf Rechnung der altfranzösischen Vorlagen, der älteren deutschen Epik, auf die (vermutlich) gleiche (alemannische) Mundart der Verfasser oder auf allgemeine formelhafte oder zumindest weit verbreitete Redewendungen gehen könnten (S. 271 u. ö.). Dies gilt nur bedingt auch für seine Beweisführung zu den einzelnen Stellen, wo er häufig nur einzelne Elemente der Parallelstellen (etwa einzelne seltene Wörter) in anderen Dichtungen nachweist, die syntaktisch-prosodische Ähnlichkeit, die bei diesen Stellen meist zwischen Hartmann und Ulrich herrscht, aber sonst nicht belegen kann. Auch die Beobachtung, dass häufig Parallelen zwischen Ulrich und Hartmann keine Entsprechung in Chrestiens ›Erec‹ haben, bedeutet noch lange nicht, dass deshalb – wie Gruhn meint – Ulrich hier der Gebende war. Der Gegenbeweis also, dass nämlich die beiden Dichtungen unabhängig von einander wären, ist damit nicht erbracht (was Gruhn auch nicht behauptet), und der Dichte der Belege ist doch eine gewisse Aussagekraft zuzusprechen – gerade deshalb, weil die Verbindungen zu anderen Dichtungen, auch was eher unspezifische Ähnlichkeiten angeht, doch um einiges seltener zu sein scheinen. Helmut Peetz untersuchte den Monolog im ›Lanzelet‹ und im ›Erec‹ vor allem in quantitativer Hinsicht und kam zu dem Ergebnis, dass hierin keine enge Verwandtschaft der Dichtungen anzusetzen sei: Bei Ulrich ist der Monolog generell seltener, wenn Bezüge anzusetzen wären, dann zwischen dem Monolog der Iblis im ›Lanzelet‹ und dem Minnemonolog der Lavinia der ›Eneide‹ (vgl. K zu V. 4372, 4376–4377, 4386–4387, 4396–4397; Peetz 1911, S. 104–108; vgl. Richter 1934, S. 26f.). 158 Siehe Kap. II.1.2. Hier werden nur jene Arbeiten aufgelistet, die sich nicht mit dem bloßen Äußern dieser oder jener Meinung begnügen, sondern argumentativ auf die Problematik eingehen.
1056
Forschungsbericht
Richter (Richter 1934, S. 102–123; erneut Richter 1938, S. 36) kam bei seiner Untersuchung der Parallelen zu keinem klaren Ergebnis. Die festzumachenden Ähnlichkeiten sprechen weder mit Eindeutigkeit für eine Beeinflussung Ulrichs durch Hartmann noch umgekehrt, wohl aus Gründen der Forschungstradition hält Richter dann doch die Priorität des ›Erec‹ für wahrscheinlicher. Als weitere Möglichkeit will Richter das parallele Entstehen der Romane in gegenseitiger Beeinflussung nicht ausschließen (S. 121; vgl. Mück 1952, S. 31). Vehement gegen eine Priorität des ›Erec‹ stellte sich nach Gruhn vor allem Anton Wallner in seiner Rezension von Richters Dissertation (Wallner 1935). Ausgangspunkt ist ihm die allgemeine Überlegung, dass sich Ulrichs Werk problemlos aus der volksepischen Tradition erklären lasse – doch wer wäre das Vorbild für Hartmann von Aue? Den Beweis seiner These tritt er mit einigen Einzelstellen an (vgl. K zu V. 1454–1481, 2022– 2025, 2552–2553, 2666–2668, 2855, 3346, 4760–4911, 5798), deren Deutung freilich auch in die umgekehrte Richtung (Beeinflussung von Ulrich durch Hartmann) möglich wäre. Ernst Scheunemann (Scheunemann 1937, S. 34) schloss sich dem an und zog als Beispiel das dreitägige Turnier heran: Während dies im ›Erec‹ nur ein totes Motiv sei, wäre es im ›Lanzelet‹ durch den Handlungszusammenhang motiviert (vgl. Mück 1952, S. 31). Eine Neusichtung der verschiedenen geäußerten Meinungen unternahm dann Helga Mück (Mück 1952, S. 19–32), die sich zwar nicht festlegt, jedoch den Thesen Gruhns zugeneigt scheint. Insbesondere polemisiert sie gegen die Vorstellung vom qualitativen Gefälle vom Vorbild zur Nachahmung (Mück 1952, S. 39). Armgart Trendelenburg ging davon aus, dass Hartmann in einigen Fällen den ›Lanzelet‹ benutzt hat (Zeltbeschreibung, dreitägiges Turnier – durchwegs zweifelhaft); über eine umgekehrte Nützung des ›Erec‹ durch Ulrich ist sie sich unsicher (Trendelenburg 1953, zusammenfassend S. 321f.). Letztlich ist weder zu entscheiden, wer der Gebende und wer der Nehmende war – alleine die heute gültige Chronologie der höfischen Romane macht Ulrich zum Nehmenden und Hartmann zum Gebenden –, noch was auf direkter Beeinflussung beruht und welche Parallelen sich demgegenüber aus der zeitlichen und vermutlich auch räumlichen Nähe der Dichter ergeben (zu Letzterem vgl. Denecke 1930, S. 118–121; Sparnaay 1933/38 II, S. 102159 ). Nur die Tatsache, dass eine irgendwie geartete Berührung vorgelegen haben muss, lässt sich in Anbetracht der großen Zahl an Motivparallelen (die freilich z. T. auch von Chrestiens ›Erec‹ herrühren könnten) und Similien kaum bestreiten (vgl. Pérennec 1970, S. 27–38; Pérennec 1984a II, S. 380; Kerth, Th. 2005, S. 11; Wennerhold 2005, S. 37). Similien: vgl. K zu V. 903 (P), 975–976, 1167, 1518–1519, 1980–1981, 2014, 2022– 2025, 2066–2067, 2552–2553, 2561–2562, 2575, 2666–2669, 3288–3289, 3703, 4008– 4011, 4061–4062, 4421, 4778–4781, 4819–4821, 6305, 8383, 8498ff. Motive und Namen: vgl. K zu V. 420–441, 684, 734, 1556, 2630, 1905–1950, 2322ff., 2855, 2890, 2936, 3130, 3790–3823, 3940–3947, 3981–3987, 4413, 4611ff., 159 Mück 1952, S. 32 notierte den Widerspruch bei Sparnaay, der den ›Erec‹ in die 1180er Jahre rückdatiert, trotzdem aber eine Beeinflussung Hartmanns durch Ulrich für möglich erachtete.
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1057
5178–5179, 5429–5573/6159–6562, 5798, 6017, 6025–6030, 6032, 6052, 6098–6099, 6730–6738, 6891, 7089, 7185, 7828–7887, 7844, 8076, 8082–8085, 8866, 8878, 9412. Unklar ist die Stellung des ›Lanzelet‹ zu Hartmanns ›Gregorius‹ (Greg; vgl. Sparnaay 1959, S. 437 u. a.). Ulrichs Kenntnis des ›Gregorius‹ wurde mit ziemlicher Bestimmtheit angenommen von Richter 1934, S. 260 und erwogen u. a. von Walshe 1962, S. 176 und McLelland 2000, S. 24. Die geringe Dichte von Parallelen (vgl. K zu V. 6538–6539, 9371–9372) gestattet aber kein einwandfreies Urteil. Einhelliger fiel die Bewertung der Stellung Ulrichs zu Hartmanns ›Iwein‹ (Iw) aus. Communis opinio ist, dass hier keinerlei direkte Beziehung anzunehmen ist.160 Einzig Öhmann 1946, S. 78, Anm. 1 hält die Kenntnis des ›Iwein‹ durch Ulrich für möglich, seine drei Parallelstellen sind aber ebenso unverbindlich wie seine Vergleiche zwischen ›Nibelungenlied‹/›Klage‹ und ›Lanzelet‹ (siehe das Folgende). Bemerkenswert ist aber die Nicht-Beziehung zwischen ›Lanzelet‹ und ›Iwein‹ insbesondere im Kontrast zur intensive Similiensammlung ›Lanzelet‹ – ›Erec‹. Wurde hier womöglich parallel gedichtet? Vgl. K zu V. 705–4959, 1362–1369, 1538, 1693, 1905–1950, 2194–2208, 3826–3928, 3871–3919, 5034–5072, 5429–5573/6159–6562, 6905–6913, 6955, 9412.
6.2.4
›Nibelungenlied‹ und ›Klage‹
Ernst Öhmann nahm sich eine Bemerkung Wilhelm Braunes (Braune 1900, S. 89) zum Anlass, Ulrichs Dichtung mit ›Nibelungenlied‹ (Nib) und ›Klage‹ (Klage) zu vergleichen und zu zeigen, dass die beiden Werke aus Ulrich geschöpft hätten (Öhmann 1946; wohl danach Brogsitter 1971, S. 83). Konkret verglich er Reime, wobei ihm eine Parallele dann als gesichert schien, wenn (1) der Reim auffällig war oder (2) außer dem Reim auch noch andere Wörter in seiner Umgebung übereinstimmten. Tatsächlich kann keine einzige seiner Parallelstellen (Liste S. 61–77) überzeugen, was die Annahme einer direkten Beeinflussung angeht. Die Stellen sind von so allgemeiner Natur, dass sie nicht im Kommentar aufgenommen werden. Dazu kommt, dass Öhmann sowohl für das ›Nibelungenlied‹ wie auch für die ›Klage‹ nur eine handvoll Stellen beibringen kann. Zur Illustration dieser Behauptung ein Beispiel: V. 843–844 ouch bâten si sîn got pflegen. | Dô sprach der kindische degen:, was Öhmann zu Nib 1103,3–4 stellt: si bat got den guoten siner sêle phlegen. | vil dicke wart beweinet mit grozen triuwen der degen. Sämtliche Fundstellen Öhmanns sind von dieser Qualität, sie sind unspezifisch und belegen keineswegs eine wie auch immer geartete Beziehung zwischen den Texten oder Dichtern (vgl. auch die Kritik bei Ruh 1975, S. 47; Günzburger 1983, S. 45; Bumke 1996, S. 582).
160 Zwierzina 1901, S. 326; Singer 1912, S. 150; Singer 1916a, S. 42; Singer 1930, S. 173f.; Leitzmann 1931, S. 294; Sparnaay 1933/38 I, S. 24; Richter 1934, S. 260–263; Walshe 1937, S. 105; Mück 1952, S. 33f.; Sparnaay 1959, S. 436; Ó Riain-Raedel 1978, S. 178; Boor 1991, S. 81; Schultz, J. 1996, S. 482; Daiber 1999, S. 125f.; Johnson, L. 1999, S. 256.
1058
Forschungsbericht
6.2.5 Wolfram von Eschenbach Nach der Frage nach der Priorität von ›Erec‹ oder ›Lanzelet‹ war jene um die Stellung des ›Lanzelet‹ zu Wolframs ›Parzival‹ (Parz) das umstrittenste Problem vor allem der Forschung um 1900.161 In diesem Fall war es Hahn, der als erster die Frage aufgeworfen hatte, ob nicht Ulrich auch Wolframs ›Parzival‹ gekannt haben könnte; er entschied sich für ein Ja (Hahn 1845, S. XIV). Energisch optierte später Singer für Ulrichs Kenntnis des ›Parzival‹ (Singer 1898a, S. 433f.), wodurch der ›Lanzelet‹ auch nach dem ›Wiglois‹ zu datieren wäre, weil Ulrich schon das 13. Buch des ›Parzival‹ (mit Maurîn; vgl. K zu V. 3052) gekannt haben müsste (vgl. Singer 1916a, S. 42). Dem folgt über weite Strecken Weston 1901, S. 25–29 und Lerner 1936, S. 17. Später (Singer 1930, S. 173f.) ging Singer davon aus, dass Ulrich den gesamten ›Parzival‹ gekannt hätte. Albert Leitzmann versuchte, Singers Hypothese mit Belegen zu untermauern, kam aber kaum über das Aufzeigen von sehr allgemeinen Parallelen (etwa die gemeinsame Verwendung seltener Wörter) hinaus (Leitzmann 1931, S. 294–300). In der Hauptsache notierte er äußerst unspezifische Übereinstimmungen, die aufgrund ihrer zweifelhaften Relevanz nicht im Kommentar notiert sind: • das (häufige) Verwenden des Wortes pîn (V. 75, 7582, 9250; als Verb in V. 5703) • Formen wie unser helt, unser geselle, unser degen, unser guoter kneht, unser recke, unser ritter, unser vriunt (vgl. Schütze 1883, S. 10) • das Lehnwort fôreht und seine Ableitung fôrehtier (V. 7034, 7845, 8023; 732, 899, 1248, 1553) • zahlreiche Fälle von Antiphasis162 wie niht verbern, niht vergezzen, niht vermîden, niht verswîgen etc. • vorangestellte Attributivsätze von der Art: der ie mit vrouwen umbe gie (V. 807) • unmittelbarer Wechsel zwischen direkter und indirekter Rede im Satz (V. 1267– 1268, 4355–4356, 4974–4975) • die Verwendung von historischem Präsens (im Reim V. 6383) • eingestreute Fragen, die aus der Sicht der Rezipienten formuliert sind (z. B. ob er ie bî ir gelæge, V. 2348) • die Verwendung des Wortes plâne, plânge (V. 2369, 3129, 9031) • sân neben sâ (V. 2427, 5287, 5811) • die Wendung sunder failieren (V. 3002; vgl. Parz 211,17. 465,24) 161 Wiederum werden hier nur ausführlichere Argumente referiert, bloße Meinungsäußerungen sind in Kap. II.1.2 nachzulesen. 162 Antiphasis (›Widerspruch‹) verstehe ich hier nicht, Leitzmann meint wohl: Litotes.
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1059
• substantivierte Adj. wie der gefüege (V. 4466) • die Verstärkung eines positiven Ausdrucks durch den entgegengesetzten negativen wie: Es ist ein worheit, nit ein lug (V. 6894 P), di frumen, niht di bœsen (V. 7568), ez ist ein wârheit, niht ein spel (V. 8521) • justiure (V. 8077 P) im Sinne von ›Kämpfer‹ • erkant in Verbindungen wie und in nicht flühte was erkant (V. 8081), • beiläufige ironische Wendungen wie in V. 1682–1683, 2347, 3350–3352, 4450– 4451
Richter (Richter 1934, S. 205, 263–269; erneut Richter 1938, S. 34–36) äußerte teilweise Zweifel gegenüber Leitzmanns Argumentation, sieht aber die Beeinflussung Ulrichs durch den ›Parzival‹ vor allem wegen der gemeinsamen Reimwörter für erwiesen an. Er hält es jedoch für möglich, dass Ulrich eine andere Redaktion des wolframschen ›Parzival‹ vorlag als die heute bekannte (S. 215, Anm. 161). Vor allem hätte Ulrich nur die ersten Bücher des ›Parzival‹ gekannt, die häufigen Parallelen im 13. Buch des ›Parzival‹, die vor allem auf Ähnlichkeiten in den Personennamen beruhen163 , hält Richter für nicht aussagekräftig. Die punktuelle Häufung bei Wolfram sei eher durch eine Kenntnis des ›welschen Buches‹ durch Wolfram zu erklären. Eine Kenntnis des ›Lanzelet‹ findet Richter offenbar nicht einmal erwähnens- geschweige denn erwägenswert. Auch Walshe 1937, S. 105 nahm Ulrichs Kenntnis der frühen ›Parzival‹-Bücher als gesichert an, das XIII. Buch jedoch hätte er nicht mehr gekannt; hier schöpfte eventuell Wolfram aus Ulrich (Terre marveile < Dodone, K zu V. 3940–3947; Joflanze < Djofle, K zu V. 2670). Cosman 1966, S. 104–135 wollte am Beispiel der Kindheitsgeschichten zeigen, dass Ulrich von Wolfram beeinflusst ist (vgl. K zu V. 180–303). Bertau 1983, S. 30 war überzeugt von der Benutzung des ›Parzival‹ durch Ulrich (vgl. K zu V. 9172–9174), ebenso Spiewok 1993, S. 142 und Spiewok 1995, S. 336–330 (siehe Kap. II.5.3.2). Pastré 1984 bemühte sich, die Frage über die Analyse von Worthäufigkeiten zu lösen, und stellt eine lexematische und phraseologische Nähe zwischen ›Lanzelet‹, ›Tristan‹ und ›Parzival‹ fest. Natürlich kann in so einer Situation Ulrich nicht der Gebende sein, auch begegnet er nicht in Gottfrieds Literaturexkurs (was wenig heißt – dort fehlen viele), weshalb der ›Lanzelet‹ zwischen 1200 und 1220 zu datieren sei; was wiederum gut zur Urkunde über den Leutprister von 1214 passe (bes. S. 155f.). Der Versuch ist doppelt problematisch: zum einen in der chronologischen Umsetzung von Befunden zur Wortdistribution, die per se nur ungefähre Größen als Ergebnis liefern; zum anderen in der Voraussetzung, dass stets ein chronologisches Gefälle von gut zu schlecht vorliegt (kritisch auch McLelland 2000, S. 27; Wennerhold 2005, S. 26). Andere sprachen sich für die Priorität des ›Lanzelet‹ aus und nahmen einen umgekehrten Einfluss an. Wallner (Wallner 1935) hatte Richter schon widersprochen, was die Priorität des ›Erec‹ anlangt, und stellt daher auch den ›Parzival‹ nach den ›Lanzelet‹. 163 Ibert/Iblis-Geschichte (vgl. K zu V. 331–333), Karjet – Gaherjet (vgl. K zu V. 3188), Johfrit – Jofreit (vgl. K zu V. 487), Ritschart (vgl. K zu V. 3131–3135), Maurin (vgl. K zu V. 3052).
1060
Forschungsbericht
Auch Karl Helm (Helm 1936, Sp. 301f.) äußerte Zweifel an Richters These und sieht die Gemeinsamkeiten eher in einer »gewissen Prädisposition für den Stil Wolframs« bei Ulrich (die Richter 1938, S. 36 kategorisch ablehnt). Damit wäre aber auch die angenommene Chronologie ›Erec‹ – ›Lanzelet‹ überdenkenswert. An einen Einfluss von Ulrich auf Wolframs ›Parzival‹ glaubte Fourquet (Fourquet 1949, S. 251 und Fourquet 1966, passim; vgl. bes. K zu V. 8237, 4060–4061), der ›Lanzelet‹ wäre um 1200 »une nouveauté remarquée et discutée« (S. 978) gewesen. Schlussendlich können die oftmals sehr vagen Parallelen nicht überzeugen, weder was einen Einfluss Ulrichs auf Wolfram oder umgekehrt, noch was eine direkte Beeinflussung angeht. Die Frage ist völlig offen und wird dies wohl auch bleiben (vgl. Mück 1952, S. 35–36; Pérennec 1970, S. 38–43). Vgl. K zu V. 393–397, 403ff., 448, 466–668, 705–1356, 734, 1263–1273, 1454– 1481, 2283ff., 2629, 2630, 2801–3525, 2855, 2936, 3052, 3188, 3899, 4422, 4676, 5058, 5254, 6032, 8237, 8585, 9016, 9172–9174 (fast durchwegs problematisch und unsicher). Ein Einfluss des ›Lanzelet‹ auf Wolframs ›Willehalm‹ (Willehalm) wurde nur von Richter (Richter 1934, S. 268f.; danach Sparnaay 1959, S. 437) ernsthaft in Erwägung gezogen, Wolfram habe vor allem für die Schlusspassagen des ›Willehalm‹ den ›Lanzelet‹ benützt. Die spärlichen Parallelen scheinen aber höchst fraglich und von so allgemeiner Natur, dass ich sie mit einer Ausnahme (vgl. K zu V. 131–132) nicht im Kommentar aufnehme. 6.2.6
Wirnt von Gravenberg: ›Wigalois‹
Die gängige Meinung sieht den ›Wigalois‹ (Wigal) nach dem ›Lanzelet‹, wobei an einigen Stellen ein Einfluss Ulrichs auf Wirnt zu konstatieren sei (Bethge 1881, S. 78; Richter 1934, S. 274; Bauer 1936, S. 82: ›Lanzelet‹ vor allem als Vorbild für die Schilderung des Artushofes; Nadler, S.-M. 1997, S. 161). Eine Ausnahme machen nur Singer 1912, S. 147 und Walshe 1937, S. 93, 105, die den ›Lanzelet‹ vom ›Wigalois‹ beeinflusst sehen möchten (vgl. K zu V. 1265), was in Anbetracht der heute gültigen Chronologie kaum wahrscheinlich ist. Parallelstellen zwischen ›Lanzelet‹ und ›Wigalois‹ sammelten Öhmann 1946, S. 77–81 und Bauer 1936, S. 69–71, 78f. Für sie gilt jedoch in der Regel dasselbe wie für Öhmanns Parallelen zwischen ›Nibelungenlied‹ bzw. ›Klage‹ und ›Lanzelet‹. Sie sind größtenteils nicht im Kommentar aufgenommen. Gegen die Annahme einer direkten Beziehung zwischen den beiden Texten, speziell aber gegen Walshe und Öhmann stellte sich Ruh 1975, S. 47. Vgl. K zu V. 59–60, 2322ff., 2595–2599, 5034–5072, 5178–5179, 5798, 7592, 7530– 7559. 6.2.7 Heinrich von dem Türlin: ›Krone‹ – und der ›Mantel‹ Über die Stellung des ›Lanzelet‹ zu Heinrich von dem Türlin machte sich vor allem Otto Warnatsch Gedanken, der Heinrich nicht nur als Autor der ›Krone‹ (Kr), sondern auch
Vergleiche mit zeitnahen Texten
1061
des ›Mantel‹-Fragments (Mantel) erkennen wollte. Warnatsch nimmt für den ›Mantel‹ den Einfluss des ›Lanzelet‹ (Mantelprobe) an (Warnatsch 1883, S. 71; ebenso Nadler, S.-M. 1997, S. 153f.), jedoch nicht zwingend für die ›Krone‹, wo Heinrich auch auf seinen eigenen ›Lanzelet‹-Roman anspielen könnte (der nur als Fragment, nämlich als ›Mantel‹, erhalten wäre).164 Die These von Heinrichs Autorschaft für den ›Mantel‹ blieb lange Zeit akzeptiert, bis sie Bernd Kratz in eindrucksvoller Weise widerlegte (Kratz 1977). Ob dies aber zugleich bedeute, dass Heinrich für die ›Krone‹ Ulrichs ›Lanzelet‹ (und vielleicht eine weitere Mantelerzählung) benützt hätte (ähnlich Schultz, J. 1996, S. 482), ist schwer be- oder widerlegbar; auch Rosenhagens Hypothese eines verlorenen Lancelot-Romans ist nicht von der Hand zu weisen (siehe Kap. II.3.4). Selbst die Stellung des ›Lanzelet‹ zum ›Mantel‹-Fragment, ungeachtet dessen Verfasserschaft, ist nicht geklärt, die Vielzahl an überlieferten Mantelerzählungen sträubt sich gegen eine eindeutige stemmatische Kategorisierung. Vgl. K zu 180–303, 196–240, 2587, 3542–3549, 4091–4184, 4706, 4981, 4981– 5025, 5034–5072, 5811–6201, 8667. 6.2.8
›Wigamur‹
Besonders die Jugendgeschichte Wigamurs (Wigam) gilt gemeinhin als Nachahmung der Enfances Lanzelets.165 In gewisser Hinsicht kann der prüdere Wigamur als Gegenfigur zum wîpsæligen Lanzelet gelesen werden (Ebenbauer 1984 [siehe Anm. II.99]; Thomas 1992, S. 12–31; Brunner 1999, Sp. 1062; Bumke 2000, S. 232; McLelland 2000, S. 29; Kerth, Th. 2005, S. 24). Vgl. K zu V. 180–303, 234–240, 372, 403ff., 466–668, 4704–4711. 6.2.9
Weitere Texte
Unsicher ist der Zusammenhang zwischen dem ›Lanzelet‹ und den ›Herzog Ernst‹Dichtungen (konkret der Fassung B; Herzog Ernst). Die Kenntnis des ›Lanzelet‹ durch den ›Herzog Ernst‹-Dichter ist gut möglich (so auch z. B. Roeder 1991, S. 922; McLelland 2000, S. 28; Wennerhold 2005, S. 38), doch auch die umgekehrte Bezugnahme ist nicht auszuschließen. Vgl. K zu V. 1838, 4101–4111. Auf die Querverbindungen zwischen ›Lanzelet‹ und Trist(r)an(t)-Stoff wurde bereits hingewiesen. Die Bezüge beschränken sich jedoch nicht nur auf Eilharts Roman, 164 Einige Similien zwischen ›Krone‹ und ›Lanzelet‹ hat Warnatsch 1883, S. 89 zusammengestellt. Mit Ausnahme der Palastbeschreibung (vgl. K zu V. 4091–4184) sind die Parallelen jedoch unspezifisch und beruhen auf sehr allgemeinen Wendungen oder Allerweltsreimen, sodass sie nicht im Kommentar aufgenommen sind. 165 Bächtold 1870, S. 55; Sarrazin 1879, S. 3f.; Khull 1879, S. 358f.; Khull 1880, S. 111f. [mit einer Reihe von wenig aussagekräftigen Parallelen]; Genelin 1891, S. 46; Singer 1903, S. 177; Sparnaay 1959, S. 441; Blamires 1973; Mertens 1984, S. 326; Thomas 1992, S. 15; Zellmann 1996, S. 37; Nadler, S.-M. 1997, S. 168–170; Brunner 1999, Sp. 1061f.; Meyer, M. 2003, S. 96; Wennerhold 2005, S. 38.
1062
Forschungsbericht
teilweise könnte ein Kontakt zu Gottfrieds ›Tristan‹ (Trist) angenommen werden (wobei die Richtung der Bezugnahme abermals unklar ist),166 teilweise wäre auch eine Verbindung zu anderen, älteren (verlorenen) Tristan-Romanen erwägenswert. Vgl. K zu V. 278–293, 905, 1101, 2629, 5798. Der Stricker könnte den ›Lanzelet‹ gekannt und für seinen ›Daniel‹ (Daniel) daraus geschöpft haben (Rosenhagen 1897, S. 163; unsicher Eis 1953, Sp. 624). Vgl. K zu V. 217–219, 1357–2249, 3940–3947, 7041–7078.
7. Rezeption im Mittelalter Die breite Rezeption des ›Lanzelet‹ im Mittelalter erstaunt angesichts der eher schmalen Überlieferung und hätte die ältere Forschung, die den Text radikal abqualifizierte, eigentlich in Erklärungsnotstand bringen müssen. Rezeptionszeugnisse sind vor allem die Erwähnung von zentralen Figuren des ›Lanzelet‹ in anderen Texten, die bewusste Referenzierung des Romans z. B. in Dichterkatalogen und das Bild Alrams von Gresten im ›Codex Manesse‹. Mit der Neuzeit brach die kontinuierliche Rezeptionsgeschichte des ›Lanzelet‹ ab und setzte erst wieder mit (frühen germanistischen Arbeiten und) Franz Felix Hofstäters Übersetzung von 1811 ein.
Die Geringschätzung des ›Lanzelet‹ durch die Forschung des 19. und früheren 20. Jahrhunderts und die eher schmale Überlieferung ist kein Abbild der breiten Rezeption, die der Roman im Mittelalter gefunden hatte (Richter 1934, S. 6; Ruh 1975, S. 47; Ruh 1980, S. 36; Neugart 1999, Sp. 67; McLelland 2000, S. 30; Pérennec 2004, S. 45, Anm. 1). Ein Indiz dafür bietet die Erwähnung wichtiger Figuren des ›Lanzelet‹ in anderen mittelalterlichen Texten.167 Der Pleier kannte augenscheinlich Ulrichs Roman, er nennt Kanves (Tandareis 17400) oder Gamvis und Todone (Garel 17673, 20167, 20170) als Heimat Lanzilets, der zudem mit Ibilis liiert ist (Garel 20173).168 Der belesene Johann von Konstanz stattete seine ›Minnelehre‹ mit Reminiszenzen an den ›Lanzelet‹ aus (vgl. K zu V. 4849–4859), Ybilis wird an die Seite von Ysot gestellt (Minnelehre 911), 166 Pastré 1984 datiert den ›Lanzelet‹ aus (fragwürdigen) sprachlichen Gründen nach dem ›Tristan‹ (siehe Kap. II.6.2.5). 167 Der Personenname Lanzelet ist dagegen nur sehr spärlich belegt, darunter zweimal in Kärnten 1240 und 1285 (Kegel 1905, S. 125; vgl. Richter 1934, S. 6; Glinka-Janczewski 1963, S. 193). Häufiger sind Namen wie Lanto, Lando, Lantger etc. (Belege bei Glinka-Janczewski 1963, S. 193), was aber angesichts der Hypothesen zum Ursprung des Namens des Titelhelden (vgl. K zu V. 4706) wohl keinen Rückschluss auf eine Kenntnis des Gedichts Ulrichs zulässt. Fechter 1935, S. 77ff. verzeichnet mittelalterliche Belege für die Personennamen Lanzelet und Iblis. 168 Vgl. Garel 80, 176, 215, 18825, 18892, 18906, 18994, 19006, 19270, 19364, 19695, 19889, 20046; vgl. Singer 1898b, S. 733; Eis 1953, Sp. 624; Richter 1934, S. 6; Pérennec 1984b, S. 184f.; Zellmann 1996, S. 37, Anm. 115; Münch 2005, S. 11f.; Kerth, Th. 2005, S. 24. Allerdings vermengt der Pleier ›Lanzelet‹ und ›Charrette‹, da Lanzilet auch der Befreier Ginovers aus der Hand Meliakanczes ist (Garel 17610ff.).
Rezeption im Mittelalter
1063
Lantzilet in Minnelehre 757 erwähnt: Lantzilet (der Name) steht auf dem Wagen der Minne, Ybilis auf ihrem Köcher (vgl. Walshe 1962, S. 290; Pérennec 1984a II, S. 383; Münch 2005, S. 12; Kerth, Th. 2005, S. 24). Im ›Jüngeren Titurel‹ wird Yblis einmal als Teil einer Schar schöner Frauen am Artushof erwähnt, unter denen Tschionatulander die Schönste auswählen möchte (JT 1645,2169 ). Wenige Strophen später scheint sie abermals in einer Liste von Frauen auf, die beim dortigen Hoffest anwesend sind (JT 1815,1; vgl. Singer 1898b, S. 733; Eis 1953, Sp. 624; Roeder 1991, S. 922). Und in der ›Kolmarer Handschrift‹ sind Lanzilet und Yblis diu guote neben anderen Figuren der mittelhochdeutschen Artusliteratur ein Beispiel für ein großartiges Minnepaar in einem Meisterlied Im zarten dôn, prîsliet, das den Minnedienst, z. T. rückblickend, idealisiert (Kolmar. Hs. 49,4 und 49,27; vgl. Warnatsch 1883, S. 78).170 In der ›Minneburg‹ gelten Lanzelet und Iblis als ideales Liebespaar (Minneburg 3169–3173; vgl. Ruh 1975, S. 47; Grubmüller 1993, S. 137; Nadler, S.-M. 1997, S. 11f.; McLelland 2000, S. 29; Münch 2005, S. 12f.; Wennerhold 2005, S. 38): Helena und auch Paris, Lantzelet und Yblis, Wygoleis und Larie Waren sulcher freuden frye, Die wille sie hie uff erden lebten. Ähnlich werden die beiden im ›Königsteiner Liederbuch‹ stilisiert (Königst. Liederb. Nr. 16, Str. III; vgl. Ruh 1975, S. 47; Zellmann 1996, S. 37, Anm. 115 und S. 287, Anm. 17; Münch 2005, S. 13; Kerth, Th. 2005, S. 24; Wennerhold 2005, S. 38): Nie smertz kein hertz so gar verwont als Lantzelot den ritter duer. durch glück ein blick macht in gesunt Übles die schön mit krefftes stuer. o frauw, ach wend min leit behend, want mir sust kein want du allein mit diner schönd gehelffen kan. 169 so [dass sie den höchsten Preis verdient hätte] gihet einer Yblis zallen ziten, die Anspielung geht wohl ganz konkret auf den ›Lanzelet‹. 170 Wohl nicht auf den ›Lanzelet‹, sondern auf den Lancelot der ›Charrette‹ oder des Prosaromans sind einige Zeilen aus Hermanns von Sachsenheim ›Spiegel‹ zu beziehen (Spiegel 185,13–18; vgl. Singer 1898b, S. 733; Eis 1953, Sp. 622): Die fraw zu Karidol, Die sas uff anderm stul, Da Luselet ir bul Durch sie ze ritter wart Und manig herlich fart Durch iren willen dett. Ganz gleich, ob man die fraw mit fraw Druw und Stet (185,10) bzw. einer der beiden identifiziert, oder ob man darunter (wahrscheinlicher) die Geliebte des Ritters versteht: Lanzelet handelt bei Ulrich weder hauptsächlich um Iblis willen, noch ist er ein Beispiel von stæte oder triuwe. Eine Anspielung auf den ›Lanzelet‹ ist demnach eher unwahrscheinlich; zumal mit der fraw zu Karidol, deren bul Luselet ist, wohl Ginover gemeint ist.
1064
Forschungsbericht
Die Strophe ist nicht ganz einfach: ›Niemals verwundete der Schmerz ein Herz so sehr wie Lanzelet, den teuren Ritter. Durch Glück machte ihn ein Blick gesund, die schöne Iblis mit mächtigen Gaben. O Herrin, ach verkehre schnell mein Leid, da mir sonst keine helfen kann außer du allein mit deiner Schönheit.‹171 In anderen Fällen erwähnen spätere Autoren in Dichterkatalogen und dergleichen bewusst Ulrich von Zatzikhoven und/oder seinen offenbar weithin bekannten Roman. Die ersten beiden dieser Stellen finden sich bei Rudolf von Ems.172 Im ›Wilhelm von Orlens‹ wird Ulrich im Dichterkatalog nach Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg und Bliker von Steinach genannt, unmittelbar danach folgt Wirnt von Gravenberg (Wilh. v. Orl. 2193–2195): Von Zezinchoven her Uolrich der uns tihte Lanzeleten, hæt mich wol an iu vertreten. In Rudolfs ›Alexander‹ steht Ulrich erneut nach Heinrich, Hartmann, Wolfram und Gottfried, dem sich aber noch Konrad von Heimesfurt (der im anderen Katalog fehlte) anschließt. Erst folgt Wirnt, nach ihm Ulrich und anschließend Bliker. Bliker und Wirnt haben also die Position um Ulrich gewechselt (Rud., Alex. 3199–3204): Von Zezinchoven her Uolreich sol ouch an witzen bezzern mich, der uns daz mære und die getât künsteclîche getihtet hât, wie Lanzelet mit werdekeit manigen hôhen prîs erstreit. Die Namensform lässt darauf schließen, dass Rudolf ein Manuskript kannte, das die Vorlage von P oder mit dieser verwandt war. Nicht ganz eindeutig ist eine Stelle in der ›Ritterschaft des Johann von Michelsberg‹ Heinrichs von Freiberg,173 da nur die Namensform auf die Kenntnis von Ulrichs Werk schließen lässt (Joh. v. Mich. 16–21): Die schrift der buoche uns tuot bekant, waz Parzivâl, Îwein, Gâwân 171 McLelland 2000, S. 29, Anm. 129 betont energisch, dass diese Passage auf Chrestiens ›Charrette‹ zu beziehen sei und auf die dortige Thematisierung des Verhältnisses Ginover – Lancelot. Der Eigenname Übles (Rundung!), der ein recht eindeutiges Indiz in Sachen Referenzierung abgibt, ist ihr scheinbar entgangen. 172 Vgl. Haupt, M. 1881, S. X; Paris 1865, S. 252; Bächtold 1870, S. 17, Anm. 1; Singer 1898b, S. 733; Müller, K. 1933, S. 24, 89; Eis 1953, Sp. 622; Richter 1934, S. 6f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 6f.; Norman 1965, S. 290; Soudek 1972b, S. 3f.; Ruh 1980, S. 49; Thoran 1984, S. 53, Anm. 12; Krause 1985, S. 58f.; Bräuer 1990, S. 253, 438; Roeder 1991, S. 922; Grubmüller 1993, S. 137; Schultz, J. 1996, S. 482; Nadler, S.-M. 1997, S. 11f.; Schiewer 1997; Johnson, L. 1999, S. 286; Neugart 1999, Sp. 67; Ranawake 2000, S. 49; Brinckmann 2004, S. 150; Pérennec 2004, S. 40f.; Münch 2005, S. 11; Kerth, Th. 2005, S. 24; Wennerhold 2005, S. 37. Vgl. auch K zu V. 466–668. 173 Vgl. Richter 1934, S. 6; Glinka-Janczewski 1963, S. 7f.; Norman 1965, S. 290; Krause 1985, S. 60; Grubmüller 1993, S. 137; Nadler, S.-M. 1997, S. 11f.; McLelland 2000, S. 29; Wennerhold 2005, S. 37.
Rezeption im Mittelalter
1065
ritterschaft gepflogen hân, her Êrec unde Gamuret, Wîgalois und Lanzilet, margrâve Wilhelm und Titurel. In Anbetracht der Tatsache, dass in den mittelhochdeutschen Romanen des 13. Jahrhunderts auch dann Lanzelet (oder Ähnliches) steht, wo Lancelot (also ›Charrette‹ oder Prosaroman) gemeint ist (vgl. K zu V. 4706), ist die Zuschreibung fraglich. Dasselbe gilt für die Parallelen zu Lanzelets Pluris-Kämpfen in der ›Magdeburger Schöppenchronik‹ (Schöppenchronik; vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562): Auch hier wäre es denkbar, dass ein anderer, ähnlicher Bericht Brun von Schönbeck den Anlass zu seinem ›Gralspiel‹ gab. Ulrich Füetrer folgt für seine Lancelot-Dichtungen nicht dem ›Lanzelet‹, sondern Redaktionen des Prosaromans (Märtens 1880, S. 594; Peter 1883, S. 168f.). Allerdings wird er der erste, der die Arbeit der Germanistik gewissermaßen antizipiert und zwischen verschiedenen Versionen der Lancelot-Geschichte unterscheidet. Nach einem kurzen Katalog vorbildlicher Dichter (Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Hartmann von Aue, Rudolf [von Ems], Wirnt [von Gravenberg], [Heinrich oder Ulrich] von dem Türlin, Albrecht, Johann von Würzburg) notiert er (Füetrer, Lannz. 109,5–110,7):174 : Von Satzenhofen her Ulrich hat gesprochen ains tails von herrn Lannzilet; wie er die awentewr hat ser zerprochen, || do gib ich schullde kaine dem künsten reichen mann. vernembt, wie ich das maine! den grund der abentewr ich durch lesen han. wolt got, hiet ers zu end alls ich gelesen, er hiet es euch berichtet so das mein kunst gen im werdt nicht wär ainer vesen.175 Ulrich hätte also eine der schlechten Versionen der Lancelot-Geschichte gekannt, wofür er jedoch nichts gekonnt hätte; sonst hätte er seine Sache bestimmt besser gemacht. Die Namensform lässt vermuten, dass Füetrer W oder eine damit verwandte Handschrift in Händen hatte. Jakob Püterich von Reichertshausen nennt in seinem ›Ehrenbrief‹ Fünffe Lanczelu˘ndt, | der ich nu˘r ainen han. – die er also großteils nicht gelesen hat, darunter wohl der ›ProsaLancelot‹ (Ehrenbrief 98,1–2). Er scheint aber Ulrichs ›Lanzelet‹ zu kennen (als sechsten Lancelotroman oder als jenen der fünfe, den er kennt?), wenn er wenige Strophen weiter unten schreibt:176 174 Vgl. Bächtold 1870, S. 17, Anm. 1; Peter 1883, S. 168; Singer 1898b, S. 733; Müller, K. 1933, S. 77; Eis 1953, Sp. 622; Glinka-Janczewski 1963, S. 8; Roeder 1991, S. 922; Kerth, Th. 2005, S. 24. 175 vese swf. ›Spreu; bildlich das Geringste‹ (Le III 324f.). 176 Vgl. Hagen/Büsching 1812, S. 152; Paris 1865, S. 252; Warnatsch 1883, S. 110; Piper 1892,
1066
Forschungsbericht
Sam hat au˘ch Lantzilot von Sähenhoven [scil. Säbenhoven] auß welich [scil. wel(i)sch] Ulrich gedichtet, das mag man leßen schon in allen hofen. Bemerkenswert ist, dass Püterich den ›Lanzelet‹ gelesen zu haben scheint, nicht aber ›Charrette‹ und Prosaroman! Um 1500 scheinen Lanzelet und Iblis noch im ›Spruch von den Tafelrundern‹ auf, einer Liste mit Namen vor allem aus der Artustradition (Tafelrunder 122f.): Lantzelet da manign streit | Durch Iblis tet sein suesse amey (vgl. Münch 2005, S. 14).177 Ob die Bibliothek von Everwyn van Güterswik, Graf von Bentheim (†1454) ein Exemplar von Ulrichs Dichtung beherbergte, muss offen bleiben: In einer Notiz ist nur die Rede von item twe nye boke van Lantslotte un eyn olt boek van Lanslotte (Nordhoff 1874, S. 302; vgl. Fechter 1935, S. 38, 85; Glinka-Janczewski 1963, S. 106). Werner Fechter (Fechter 1935, S. 84f.) hält es für möglich, dass auch in der Bibliothek der Grafen von Zimmern und in derjenigen der Grafen Otto VII. und Friedrich II. von Hoya und Bruchhausen Exemplare des ›Lanzelet‹ standen. Ein eigenwilliges Rezeptionszeugnis ist die ›Ausschlachtung‹ der ›Lanzelet‹-Verse 10–20 für eine Sammlung von Reimpaarsprüchen des 15. Jahrhunderts (siehe Anm. zu V. 11–20). Ein besonders Aufsehen erregendes Rezeptionszeugnis des ›Lanzelet‹ konnte erst Hellmut Salowsky 1975 identifizieren (Salowsky 1975; vgl. Zellmann 1996, S. 38f.; Spiewok 1997, S. XIV; Neugart 1999, Sp. 67; McLelland 2000, S. 29; Ranawake 2000, S. 49; Pérennec 2004, S. 45–47, Anm. 1; Münch 2005, S. 7–9; Kerth, Th. 2005, S. 24; Wennerhold 2005, S. 38f.). Es handelt sich um die Miniatur zu Alram (Waltram?) von Gresten im Codex Manesse (Cod. Manesse 311r ; Abb. bei Salowsky 1975, S. 42, 44). Im Zentrum sitzen eine Frau und ein Mann unter einem Baum, offenbar in ein Gespräch verwickelt, im Baum hängt ein Wappen mit der Aufschrift AMOR. Die Frau hält ein aufgeschlagenes Buch mit der linken Hand, der Zeigefinger der rechten weist auf den Text: Sw s | recht | wort | merch || en ka | d s ged | enche | wie. Er bereitete der Forschung lange Zeit Kopfzerbrechen (vgl. ebd., S. 40–45), bis ihn Salowsky mit den Anfangsversen (V. 1–2) des ›Lanzelet‹ identifizieren konnte.178 Das Zitat ist in erster Linie ein kaum widerlegbarer Beweis für die Popularität des ›Lanzelet‹-Romans im frühen 14. Jahrhundert, da man davon ausgehen muss, dass sowohl der Maler wie auch der Auftraggeber die Anspielung verstanden und als Incipit von Ulrichs Roman auflösen konnten. Schwieriger fällt die Deutung. Die Zuordnung zu Alram könnte man sich damit erklären, dass über diesen Minnesänger, dessen Lieder in der Kleinen Heidelberger LieS. 166; Singer 1898b, S. 733; Fechter 1935, S. 38, 59; Eis 1953, Sp. 622; Richter 1934, S. 6; Glinka-Janczewski 1963, S. 8; Norman 1965, S. 290; Soudek 1972a, S. 173 und 183f., Anm. 3; Soudek 1972b, S. 4; Ruh 1975, S. 47; Salowsky 1975, S. 46; Koppitz 1980, S. 127 und Anm. 18; Roeder 1991, S. 922; Zellmann 1996, S. 39; Nadler, S.-M. 1997, S. 11f.; McLelland 2000, S. 28; Ranawake 2000, S. 49; Brinckmann 2004, S. 150; Münch 2005, S. 14; Kerth, Th. 2005, S. 24; Wennerhold 2005, S. 37. 177 Die Quellenangabe durch den Herausgeber Menhardt (in Tafelrunder, S. 155) mit dem Schlussgedicht von Füetrers ›Buch der Abenteuer‹ ist zweifelhaft, da dort von Iblis keine Rede ist. 178 Eine Zuordnung zu W oder P ist nicht möglich.
Rezeption im Mittelalter
1067
derhandschrift anderen Autoren zugeordnet sind, vielleicht schon damals kaum etwas in Erfahrung zu bringen war, sodass der Maler fremdes Material für die Miniatur heranziehen musste. Dafür spricht auch das unspezifische AMOR-Wappen. Warum aber das ›Lanzelet‹-Epos? Salowsky (S. 48–51) geht davon aus, dass nicht der gesamte Roman ins Gedächtnis gerufen werden sollte, sondern nur der erste Gedanke des Prologs (V. 1–6), also etwa: Nach Auskunft eines Weisen ist von dem, der nach jedes Pfeife tanzt, nichts zu halten. Dies sei aber nun nicht nur als Gemeinplatz zu verstehen, sondern sei konkret in die Gesprächssituation des Bildes eingebunden: Die Dame benützt die Sentenz als Antwort auf das ungestüme Werben des Mannes, wie es in Alrams erstem Lied (Cod. Manesse 311v ) geschildert wird. Die Möglichkeit, dass mit dem Incipit der gesamte Roman aufgerufen werden sollte, lehnt Salowsky kategorisch ab: Der ›Lanzelet‹ sei zu bedeutungslos, stehe zu weit hinter den hochhöfischen Epen zurück, als dass man im Manesse-Kreis diesen Roman etwa als symptomatisch für Minnehändel hätte zitieren können. Dass sich Salowsky damit in ein gewisser Weise selbst widerspricht, liegt auf der Hand: Das Bild belegt eindrucksvoll die Kenntnis des Romans um/nach 1300, und hätte man über Ulrichs Text gedacht wie z. B. Gustav Ehrismann in seiner Literaturgeschichte (siehe Kap. II.2.), wäre ein Zitat so oder so unmöglich gewesen. Man muss also wohl davon ausgehen, dass der ›Lanzelet‹ sich einer gewissen Beliebtheit erfreute, was angesichts der Aussagen Rudolfs von Ems oder auch Püterichs von Reichertshausen nicht besonders verwundert. Auch die Möglichkeit, dass auf den Roman als Minneroman angespielt wird, ist damit nicht auszuschließen, die Minnethematik spielt im Roman eine kaum zu übersehende Rolle, wenn sie auch im Vergleich mit den anderen zeitgenössischen Romanen etwas verquer wirken mag und wenn Ulrich sie auch im Prolog merkwürdigerweise nicht erwähnt. Dem gegenüber wirkt Salowskys Deutung etwas konstruiert, vor allem, weil ein Incipit in dieser ungrammatischen, offenen Sprachform viel eher dazu dienen mag, einen kompletten Text aufzurufen als nur eine bestimmte Passage – vielleicht im Sinne von »versagter Lohn ist valsche minne« (Ruh 1980, S. 46; vgl. Pérennec 1984a II, S. 384)? Noch dazu, wo die von Salowsky herangezogene Auswahl der ersten sechs Verse völlig beliebig ist: Der erste Gedankeneinschnitt liegt – worauf in W auch äußerlich hingewiesen wird – nach V. 4, die Zäsur V. 4/5 ist wesentlich größer als zwischen V. 6/7. Wenn man also bei Salowskys These bleiben möchte, dass sich die Anspielung nur auf den Prologteil bezieht, wäre es viel näher liegend, den gesamten Prologus praeter rem (z. B. V. 1–26) mit einzubeziehen und als Hinweis z. B. auf die Gelehrsamkeit des Alram von Gresten zu deuten – immerhin wurde der Prolog auch später als Sentenzen-Spender ausgeschlachtet (siehe oben). Eine Entscheidung zwischen diesen Optionen indes halte ich für nicht möglich, dazu sind die Kenntnis, die wir von Alram haben, zu gering und Alrams Œvre zu schmal (vgl. auch die Kritik bei Pérennec 2004, S. 45–47, Anm. 1). An der Schwelle zwischen Rezeptionsgeschichte und wissenschaftlicher Erforschung steht die Übersetzung des ›Lanzelet‹ von Felix Franz Hofstäter. Sie ist teilweise eher textnah (in abgesetzten, reimlosen Versen) gehalten, teilweise paraphrasiert Hofstäter längere Abschnitte, teilweise werden Passagen auch ganz ausgelassen (vgl. Sparnaay 1952, S. 412). Um einen Eindruck des vergleichsweise schwer zugänglichen Textes zu vermit-
1068
Forschungsbericht
teln, gebe ich zwei Beispiele (| = Zeilenwechsel, || = Absatz, Schaft-s wird als rundes s transkribiert): V. 849–1142 (die schlüpfrige Bettszene) paraphrasiert Hofstäter sehr frei: »Nicht alle achteten der Warnung [des Burgherrn, F. K.]. Die Tochter kam, klagte über Strenge ihres Vaters, der ihr durchaus keinen Gatten geben will, und suchte einen der Ritter für ihre Absicht zu ge-[S. 31]winnen. Diese war, den strengen Vater auf mildere Gesinnungen zu bringen. Aber die zwey ältern Ritter sahen Unrecht und Gefahr, wollten die Gastfreundschaft nicht mit Undank vergelten, und zogen sich weislich zurück. Nun der jüngste und unerfahrenste schwoll empor, und nahm den Antrag an, gerührt durch das Unrecht des Vaters und durch die Leiden der Tochter. Der Tag brach heran. Wüthend stieß Lanlagandries an die Thüre des Schlafgemachs. Man erschrak, als er mit zwey Schildern eintrat. Er sah schnaubend umber, und fand bald den Gegenstand seiner Rache, den jungen Helden.« (S. 30f.) V. 7886–7934 ist näher am mittelhochdeutschen Text: »Wie wirsch das Ungeheuer schien, | Umgab’s ihn doch mit neuem Glanz. | Kaum sah der Drach den kühnen Mann, | Und hörte seines Mundes Laut, | Da regt er freudig sich empor, | Rief einem fremden Weibe gleich | Mit seltner Stimm’ ihm zu: | O weh, wie lange harr’ ich dein! || Nun bebten die Gefährten neun: | Ihr Haar empörte sich vor Grauen, | Und starr am Munde hieng der Laut. | Nicht so der kühne Lanzelet; | Er sprach: nun sage mir vorerst | Woher die Menschenstimme kam. | So grimmig sah ich noch kein Thier | Und von so schrecklicher Gestalt. | Zu Wasser und zu Lande nicht, | Wohin ich je gerathen bin; | [S. 196] Und träte mir nicht stete Schande nach, | So blieb’ ich lieber fern von dir. || Nein, Held, entzieh dich nicht, | So rief die große Schlang’ ihm zu: | Dem Menschen hat, den Ländern Gott, | Durch Wunder oft hervorgebracht, | Geheime Kraft geschenkt. | Der seltnen Dinge bin ich eins. | O fände sich der Ritter nur, | Der küssen wollte meinen Mund, | So schauerlich er scheint, | Wie glücklich wär’ ich, und wie schön! || Allein vergebens harrt’ ich stets; | Sie flohen alle, die mich sahn, | Flohn ohn’ Erbarmen weit von mir. | Es sollte doch, ein Ritter, wie er sey, | Sich eilen, bald zu küssen mich; | Denn wer nach diesem Loose wirbt, | Ist ohne falsch, und hohes Sinns, | Der beste Ritter, der nun lebt. || [S. 197] Wie schwer es dir auch dünkt, | So heile meine Wunden bald: | Auf deiner Lippe schwebt mein Heil! | Mein Herz, es hüpft vor Freud’ in mir, | Und spricht dich meinen Retter aus. | Entschließ dich dann, o theurer Held! | Heil mir! entschließ dich ritterlich: | Um aller Schönen Ehre komm! | Zum letzten Male fleh’ ich dir, | Ach säume nicht und küsse mich. || Ich thu’ es auch, sprach Lanzelet, | Es mag nun werden, was da will. | Er schwingt sich rasch vom Kastellan, | Und küßt den schauerlichsten Mund, | Wie sehr sich Graun und Ekel sträubt.« (S. 195–197) Einem wissenschaftlichen Anspruch selbst im weitesten Sinne konnte Hofstäters Übersetzung freilich in keinster Weise genügen, was Jacob Grimm zu einer ziemlich boshaften Rezension Anlass gab (Grimm, J. 1812). Friedrich Rassmann druckte dessen ungeachtet Hofstäters Übersetzung erneut (Rassmann 1822) als Teil 5 seiner »Deutschen Anthologie oder Blumenlese aus den Klassikern der Deutschen«. Rassmann kürzte nach eigenen Angaben (Rassmann 1822, S. 8) lediglich die Prosapassagen leicht. Tatsächlich sind z. T. auch weitere kleinere Änderungen vorgenommen, z. B. der Aus-
Rezeption im Mittelalter
1069
tausch einzelner Wörter. Im Großen und Ganzen folgt Rassmann Hofstäter aber recht genau.179
179 Die Angaben zu Rassmanns Abdruck bei Grosse/Rautenberg 1989, S. 277 sind ungenau, Nr. 2291 und 2292 sind identisch.
III. STELLENKOMMENTAR 1–40 Der relativ kurze Prolog präsentiert in mittelalterlichen Dichtungen weit verbreitetes Gedankengut, das sich ganz ähnlich etwa auch in Eilharts ›Tristrant‹ (Tristrant 1ff. [Prolog], 3119–3136; vgl. Schütze 1883, S. 37; Richter 1934, S. 142f.; allgemein Kerth, Th. 2005, S. 149f.) findet. Der Prolog, bzw. richtiger: der Prologus praeter rem (zur Einteilung siehe unten) ist, wie beispielsweise auch die Prologe von Chrestiens ›Erec‹ (Erec/CdT) oder ›Perceval‹ (Perceval), geprägt von gnomischen Sentenzen (Webster/Loomis 1951, S. 157). In heute befremdlich wirkender Weise werden, unter Berufung auf eine autoritative Instanz (der wîse man), verschiedene Thematiken miteinander verwoben, deren einzige Gemeinsamkeit in der Präsentation als starre Antithesen liegt: • 1.a) Man soll nicht jedem Wunsch Folge leisten; vulgo: Man kann es nicht allen Recht machen. • 1.b) Man muss sich zwischen den Leuten entscheiden, man muss seine Freunde auswählen. • 2. Die Feigen, die Neider sind immer den Tüchtigen, Erfolgreichen, mit Glück Überhäuften gram. • 3. Die folgende Erzählung ist nur für hübsche liut gedacht. Die bœsen nîdære haben sie nicht verdient und würden sie ohnehin nicht zu schätzen wissen, da sie den Erfolg von anderen (des Protagonisten) unmöglich ertragen können.
Probleme verursachte die Einteilung des Prologs: Wenig überzeugen kann das Strukturschema bei Littmann 1975, S. 36–40,1 das den Prolog in zwei Hauptteile von je 19 Versen teilt, die durch V. 20–21 zu einem symmetrischen Ganzen verbunden wären. Jeder Teil bestünde wiederum aus zwei Abschnitten zu je ca. 10 Versen: V. 1–10 (Sprichwort), 11–19 (Reflexionen des Autors dazu), 22–30 (Vorstellung des Helden), 31–40 (sein Problem). Das Schema ist unmöglich mit dem Text in Einklang zu bringen, besonders eklatant sind V. 20–23, die den Gedanken von Teil 1 fortführen und keineswegs mit dem Helden zu tun haben. Ähnlich ist das Prologschema, das Wolf 1979, S. 213, Anm. 4 nur in Andeutungen skizziert. Er sieht den Prolog dreiteilig (10 + 20 + 10 Verse), wobei Teil 1 als Prologus praeter rem gegen Teil 2 und 3 als Prologus ante rem stünde. Während Teil 2 die ritterliche Hauptgestalt vorstellt und rühmt, gilt Teil 3 dem (nach Wolf ) Hauptthema des Romans, der Namensuche. Schultz, J. 1980, S. 160–164 folgt offenbar Littmann und teilt den Prolog ebenfalls in vier Sektionen zu je zehn Versen, die eine symmetrische Struktur ausbildeten: Sektion 1 und 2 haben mit der Unterscheidung in gute und böse Menschen das glei1
Die Übersicht S. 37f., wo der zweite Teil bei V. 26 einsetzt, stimmt nicht zum sonst von Littmann Behaupteten.
1072
Stellenkommentar
che Thema, ebenso Sektion 3 und 4, die beide auf die Erzählung vorausweisen; also Prologus praeter und ante rem. Funktional indes sind Sektion 1 und 3 sowie 2 und 4 aneinander gebunden: 1 und 3 haben beide Abstraktes und Absolutes zum Thema (allgemein gültige Regeln in 1, Modell eines Epos und der Rezeptionsmodalitäten in 3), während 2 und 4 konkreter wirken (Performativität, konkrete Geschichte). Wie bei Littmann ist auch hier die Diskrepanz mit dem Text nicht zu verbergen, das Schema wirkt gezwungen (kritisch auch Münch 2005, S. 39–42; Wennerhold 2005, S. 39f.). Ein weniger in symmetrischen Relationen denkendes, stärker am inhaltlichen Verlauf ausgerichtetes und überzeugenderes Strukturschema hatte dagegen schon zuvor Pérennec 1970, S. 44f. ausgearbeitet: V. 1–10 formulieren ein Exemplum, das in V. 11–26 kommentiert wird, beides zusammen bildet den Prologus praeter rem. Dann folgt (mit fließendem Übergang V. 25–26) bis V. 40 ein Prologus ante rem (vgl. ebenso Thoran 1984, S. 56f.; Brinckmann 2004, S. 166–169; Münch 2005, S. 42f.2 ). Durch die deutliche Absetzung von Prolog und Erzählung (V. 40/41) kann der Prolog zum abgesetzt-allgemeinen Prologtypus gerechnet werden (Kobbe 1969, S. 417f., zum ›Lanzelet‹ S. 425), im Ganzen ist der Prolog vergleichsweise einfach und konventionell gehalten (vgl. auch Ruff 1990, S. 156–158; allgemein Brinkmann 1964; kritisch dazu Münch 2005, S. 42f. und Anm. 185). Die recht weit reichende Antizipation des Handlungsverlaufs im Prolog drängt die Was-Spannung zugunsten einer Wie-Spannung in den Hintergrund (Littmann 1975, S. 26f.). Von daher erstaunt es wenig, dass eingehende Interpretationen des Prologs rar sind. Zweifelhaft ist der Versuch von Chamberlin 1997, S. 82–84, den Prolog als Aufforderung an das Publikum (die Guten und Weisen) zu verstehen, den ›Lanzelet‹ mit den Mitteln der Allegorese zu deuten. McLelland 2000, S. 33–44 sieht, in Anlehnung an Kobbe 1969, im Prolog den Schlüssel zu Autorintention und Autorbewusstsein; in ihrer Analyse des Prologs folgt sie der symmetrischen Deutung von Schultz. Die zentrale Aussage (des ersten Prologteils) liege in der Engführung der Dichotomien guot – bœse und frum – zage (vgl. auch K zu V. 9348–9349): Gut ist, wer tapfer ist, und böse, wer feige ist, die Begriffe scheinen in den Prologversen austauschbar, wodurch eines der thematischen Zentren des Romans, die manheit (Lanzelets), aufgerufen sei.3 (Das zweite zentrale Thema ist nach McLelland die sælde des Helden, vgl. Kap. II.5.2.24.) Eine didaktische Qualität jedoch werde im Prolog an keiner Stelle angedeutet, wie insbesondere im Vergleich zu Eilharts ›Tristrant‹-Prolog deutlich werde: Wie Ulrich appelliert Eilhart an die Guten und distanziert sich von den Bösen (Tristrant 21–25); doch anstatt es wie Ulrich dabei zu belassen, wird unmittelbar im Anschluss daran die Nützlichkeit der Dichtung 2 3
Weshalb sie dennoch S. 42 den Prologus ante rem schon mit V. 11 ansetzt, ist mir unverständlich. Pérennecs Arbeit scheint sie nicht zu kennen. Die Konstanz dieses Themas ist im Roman allerdings nicht in der von McLelland angenommenen Konsequenz gegeben: Bei der Flucht aus Pluris erweisen sich Lanzelet und seine Begleiter als die ärgsten Feiglinge (vgl. K zu V. 6560–6562), und dies aus Sicht des Erzählers, der keinerlei Anstalten macht, das Verhalten der Flüchtigen zu beschönigen.
1–40/12–13
1073
für die Hörer betont (Tristrant 27–30). Die einzige Rechtfertigung des ›Lanzelet‹ läge dann in seiner ästhetischen Qualität, er sei ein ›Unterhaltungsroman‹ im positiven Sinne. Gegen diese Interpretation steht freilich die proverbiale und damit wohl auch zu einem guten Teil didaktische Qualität des Prologs, wovon nicht zuletzt die ›Ausschlachtung‹ des Prologus praeter rem in einer spätmittelalterlichen Spruchsammlung zeugt (vgl. Anm. zu V. 11–20). Und immerhin ist auch von der unterhaltenden Qualität des Romans im Prolog keine Spur zu finden. Kein Programm bedeutet nicht: ästhetisches Programm. Münch 2005, S. 39–64 tut es McLelland gleich und macht ebenfalls den Prolog zum Ausgangspunkt ihrer Interpretation. Wie McLelland hebt auch sie ab auf die »Opposition zwischen Gut und Böse bzw. Laster und Tugendhaftigkeit« (S. 61), sieht darin aber, anders als McLelland, ein moraldidaktisches Potential. Der Prolog präsentiere »ein dual zwischen den beiden Antithesen ›moralisch-gut‹ bzw. ›schlecht‹ strukturiertes und an gesamtgesellschaftlich für gut befundenen Sozialstrukturen und Normen orientiertes Weltbild« (ebd.). Alle Wertungen – nicht nur des Prologs, sondern sämtlicher Erzählerpassagen – ließen sich nach diesem dichotomen Schema ordnen, das damit das wesentliche Konstituens der moraldidaktischen Folie ist, auf der sich die konkreten Figureninteraktionen des Romans entfalten (siehe Kap. II.5.2.26). 1 Trzepacz 1975, S. 170 scheint anzunehmen, dass diese Adresse an kluge Köpfe in Gottfrieds Widmung des ›Tristan‹ an edele herzen ein Echo gefunden habe. Ich denke, dass beide Prologtexte auch ohne Kenntnis des anderen verfasst werden konnten, konkrete und zwingende Parallelen fehlen. Eine ähnlich topisch Unterscheidung zwischen ›Guten‹ und ›Bösen‹ findet sich etwa auch im Prolog des ›Wigalois‹ (Wigal 1ff.; vgl. Bethge 1881, S. 36) oder bei Eilhart von Oberge (vgl. K zu V. 1–40). 7 Die Wendung ist sprichwörtlich, vgl. auch V. 7806 und Bit 2486–2487: ez was ie der bœsen site, | daz man die vrumen hazzen tuo (Leitzmann 1931, S. 300; weiteres Materlial bei TPMA X 145f., vgl. ebd. IV 123ff. VIII 454ff.). McLelland 2000, S. 44–46 notiert, dass diese als allgemein gültig formulierte Regel für den Helden Lanzelet eben nicht gilt: Obwohl er zweifellos ein frume ist, lässt sein Glück keinen Neid aufkommen (V. 7804). Lanzelet würde so zur unnachahmbaren Figur, was zugleich einen (didaktischen) Exempelstatus des Helden ausschlösse. Damit wäre das zweite zentrale Thema des Romans genannt: die einzigartige sælde des Helden, die ihn von Geburt an begleitet und die Lanzelet ebenso wenig erwerben muss, wie sie ein anderer erwerben könnte. McLelland unterstellt dem Roman damit allerdings eine inhaltliche Folgerichtigkeit, die besonders im Zusammenspiel zwischen Handlung und Erzählerrede nicht nachvollziehbar ist, vgl. Kap. II.5.2.24. Überdies könnten V. 3316–3318 (vgl. K zur Stelle) durchaus so gelesen werden, dass auch Lanzelet die Missgunst der Neider trifft. 11–40 Die Charakterisierung des Titelhelden als vom Glück Gesegneter und als vorbildlicher, nachgerade krisenloser Kämpfer (vgl. Kap. II.5.3.1; K zu V. 4700ff.) ist Programm und findet sich immer wieder den gesamten Roman hindurch, vgl. etwa wenig später V. 86–96. 12–13 Dieser Solidaritätsappell durchzieht den gesamten Text und taucht häufig an zen-
1074
Stellenkommentar
tralen Stellen als Argumentationskrücke auf: V. 129–132, 5358–5360, 7670–7672, 8397–8402, 8910–8916 (Zellmann 1996, S. 69 und Anm. 22). Fast könnte man meinen, es handle sich um einen ›Lieblingsgedanken‹ des Autor-Erzählers. 23 Die Erzählung wird im Text öfters als liet bezeichnet (V. 23, 3264 [?], 3808 – hier kündet das liet dem Publikum die Geschichte, 6509, 7540, 8918 mit Konjektur, 9314, 9351, 9432, 9441), was aber zur Zeit der Abfassung – wenn auch vielleicht etwas altertümlich – nichts Außergewöhnliches war. liet konnte ganz allgemein und unspezifisch für ein episches Gedicht stehen. Nur an einer Stelle findet sich getihte (V. 9321), eher selten ist rede (V. 5614, 4877, 7777, 7791 in formelhafter Wendung). mære dagegen, das mit wesentlich höherer Frequenz auftritt, benennt weniger die Dichtung selbst (eindeutig nur V. 4608 [formelhaft], 9311, 9433) als vielmehr ihren Stoff und Inhalt (passim): »mære geht mehr auf die Geschichte im Sinne eines überlieferten Stoffes, während mit liet auf das zum Hören oder zur Lektüre kommende von Ulrich abgefaßte Werk abgehoben wird.« (Düwel 1983, S. 89; vgl. Zellmann 1996, S. 71) Im Gegensatz zu liet kann mære auch einzelne Episoden oder Stoffteile (V. 4214, 4549, 6664, 6912) oder andere Erzählungen (V. 6885) benennen. In Quellenberufungen ist die Vielfalt der Begriffe größer: âventiure (V. 389, 670, 1894, 4951, 5307, 5581, 6906, 7533), buoch (V. 4094, 4238, 7180, 7770, 9117, 9182, 9324, 9341), liet (V. 3264, 3808, 7540), mære (V. 8043, 8773), sage (V. 3991, 6215), wârheit (V. 6214; vgl. V. 6894, 8521, 9228). Vgl. Haupt, M. 1845, Sp. 112; HaN zu V. 8918; Wackernagel 1879, S. 188, Anm. 10; Ehrismann, G. 1935, S. 4; Eis 1953, S. 621; besonders Düwel 1983, S. 88–90; McLelland 2000, S. 49–51; vgl. zur Quellenfrage außerdem K zu V. 7180, 9322–9341. 27–40 Durch das bestimmte Fürwort der wird die allgemeine Thematik des Prologus praeter rem endgültig in einen konkreten Prologus ante rem überführt (Anzeichen sind bereits gelanc [Prät.!] in V. 25 und der in V. 26). Zellmann 1996, S. 68 sieht in diesem zweiten Prologteil eine Abbreviatur des Heldenlebens, wobei der Erzähler »das komplette Inventar adeliger Leitvorstellungen durch[dekliniert]«. Diese Leitvorstellungen gelte es im Roman exemplarisch durchzuspielen (vgl. Kap. II.5.2.22 für ihren Interpretationsansatz). McLelland 2000, S. 46–49 dagegen deutet den »›trailer‹ of the plot« als Captatio benevolentiae: Der Erzähler signalisiert mit dem Abriss des Heldenlebens, dass sein Roman ein modischer Questenroman sein werde, und erfüllt damit die Erwartungshaltung des zeitgenössischen Publikums. Auffällig ist, dass Lanzelets Liebesangelegenheiten, die nicht nur die germanistische Forschung, sondern offenbar auch schon die mittelalterlichen Rezipienten faszinierten (vgl. Kap. II.7.), im Prolog mit keinem Wort erwähnt werden. Dagegen hat die in der Forschung zu findende Bevorzugung bzw. stärkere Berücksichtigung des ersten Romanteils im Prolog eine wundersame Entsprechung: Mit kaum einem Wort wird auf den zweiten Romanteil mit seiner verworrenen Abenteuerstruktur und der Genover-Entführung hingewiesen. Dies könnte ein Indiz für McLellands Hypothese zu Ulrichs Umgang mit seiner Vorlage sein (McLelland 2000, S. 16f.; siehe Kap. II.3.2).
12–13/44–45
1075
31–37 Es kann als fast einhellige Meinung der Forschung gelten, dass mit diesen Versen das Programm des ersten Romanteils (Namensuche) umschrieben ist, vgl. Kap. II.5.2 passim. 38 Die Verbindung von tugent mit blüen oder mit der Metaphorik des Aufblühens, Ersprießens ist im Mittelhochdeutschen topisch, vgl. z. B. Parz 613,9; Trist 235–236 (Pérennec 1970, S. 44). 44ff. Die Erzählung von Lanzelets Kindheits- und Jugendgeschichte teilt eine Reihe von Merkmalen mit anderen mittelalterlichen Erzählungen, die jeweils eine mehr oder weniger große Auswahl aus einem »Overall-System« treffen, um die frühen Jahre ihres Helden zu skizzieren (Pörksen 1980, bes. S. 264–269; kritisch Russ 2000, S. 387, die das Schema für zu allgemein hält nur nur zwischen puer-senex-Schema und Dümmlingsmotiv unterscheiden möchte):4 hohe Abkunft*, ungewöhnliche Zeugung, Weissagungen vor oder bei der Geburt*, frühes (teilweises) Verwaisen (Tod Pants)*, Geburt im Verborgenen, frühe Konfrontation mit existenziellen Gefahren*, wunderbare Rettung*, Aufwachsen in unangemessener, wilder Umgebung*, Offenbarung von (Un-)Tugenden (sælec)*, besondere, erstaunliche Handlungen der Kinder oder Jugendlichen (Djofle, Iweret etc.)*, Unwissenheit um den eigenen Namen*. 44–179 Die Eröffnung einer Erzählung mit einem Rückblick auf das Schicksal des Vaters oder der Eltern ist in zeitgenössischen Dichtungen nicht selten und in breiter Ausführung vor allem aus dem ›Parzival‹ Wolframs (Parz I–II) und aus Gottfrieds ›Tristan‹ (Trist 243–1788; bei Eilhart nur kurz: Tristrant 47ff.) bekannt. Anders als dort, wo die Geschichten der Eltern schon alleine dem versmäßigen Umfang nach breiten Raum einnehmen und die Natur des Vaters/der Eltern den Charakter des Helden antizipiert, ist die Vorgeschichte im ›Lanzelet‹ nur als Vorbereitung für spätere Handlungszüge (vor allem die Rückgewinnung des Erblandes im zweiten Teil) motiviert (Lerner 1936, S. 19f.). Ähnliches wie für den ›Lanzelet‹ gilt für den ›Wigalois‹: Zwar geht es hier nicht um die Rückgewinnung eines Erblandes, fehlt also der dynastische Aspekt, auch nimmt die Vorgeschichte etwas mehr Raum ein; doch wie im ›Lanzelet‹ fehlt ein Doppelungsmotiv in den Charakteren der Figuren, die Vorgeschichte ist kurz und rundet in erster Linie den Lebensweg des ebenfalls mit Glück gesegneten Helden ab (Wigal 145–1219; vgl. Bethge 1881, S. 37). 44–45 Pant ist das Äquivalent zum Namen des Vaters von Lancelot im ›Lancelot‹, afrz. Ban de Benoÿc, mhd. Ban von Bonewig (LancFr; LancDt; vgl. Märtens 1880, S. 688; Lot 1918, S. 167; Richter 1934, S. 47f.), begegnet aber als Bans de Ganieret bzw. Beals von Gomoret auch in Erec/CdT 1923 bzw. Er 1977 (vgl. Krause 1985, S. 100), am Turnier in Bel Inconnu 5449ff. nimmt ein Ban de Gomoret teil. Da der Name im ›Erec‹ nur am Rande erwähnt wird, geht Krause 1985, S. 45 davon aus, dass Chrestien hier dem ›welschen Buch‹ gefolgt wäre. Freilich könnte man ebenso gut umgekehrt sagen, dass im ›welschen Buch‹ ein bei Chrestien nur beiläufig gefallener Name mit ›Leben‹ versehen wird. In der ›Charrette‹ erwähnt Chrestien Lancelots Vater nicht, berichtet im ›Perceval‹ jedoch von einem König roi Ban de Gomorret (Per4
Jene Merkmale, die auch im ›Lanzelet‹ vorkommen, sind mit Asterisk markiert.
1076
Stellenkommentar
ceval 467), bei dem einer der Brüder Percevals im Dienst gestanden hätte. Außer der Namensform lässt jedoch nichts auf eine Identität dieses Königs mit Lancelots Vater schließen. Besonders die ältere Forschung machte sich mit einer Fülle an Hypothesen über den Personen- und Herkunftsnamen her: Brugger 1905, S. 82–84 leitet den Namen vom schottischen Namen Bain (Nebenformen Baine, Baines, Bayne, Baynes) ab, der gälisch ›weiß‹ bedeuten würde (ebenso Lot 1918, S. 166; Brugger 1926, S. 465; dagegen Bruce 1919, S. 54f., Anm. 119). Benoïc ist nach Lot 1895, S. 335; Lot 1918, S. 147f., Anm. 8 nichts anderes als eine verderbte Form von Ulrichs (›richtigem‹) Genewîs, das anlautende g ist als b verlesen worden. Auf die ursprüngliche Form (mit g) ließe auch der ›Rigomer‹ (Rig) schließen, wo die Rede ist von Lancelot de Gavoni, also aus *Ganovi[c]. Es handle sich um den nördlichsten Teil von Wales, Gwynedd (vgl. auch Bächtold 1870, S. 29, Anm. 5; Bächtold 1892, S. 88), geschrieben Guinet, Guined, das sich auch bei Chrestien in der Form Ganieret bzw. Gomeret (Erec/CdT 1923) und (danach) bei Wolfram von Eschenbach als Personenname bei Parzivals Vater Gahmuret finde. Brugger 1905, S. 53 (danach Bruce 1919, S. 54f., Anm. 119) leitet den Namen dagegen aus altbretonisch Guenet (> *Guenes > *Gevenis > Genewîs), einem alten Namen für Vannes, ab, Pant von Genewis entspräche dann ursprünglich Alain de Guenet (le Gros), Percevals Vater; auch Brugger nimmt Verschreibung g > b an. Wiederum dagegen halten Newstead und Loomis den Namen für eine Verschreibung aus *Bran le Benoit (walisisch Bran le Béni) ›Bran der Gesegnete‹, der im Mabinogi von ›Branwen‹ als Bruder der Branwen und riesenhafter Herrscher über die Insel der Starken (England) gilt (Mab, übs. Guest, S. 369ff., übs. Buber, S. 47ff.). Die Verlesung g > b ginge in die umgekehrte Richtung, aus le sei, wiederum über Verschreibung, de geworden, die Endungsform -it > -is hält Loomis für anglonormannisch (Newstead 1939, S. 12–27, 155–163; Newstead 1945; Webster/Loomis 1951, S. 157; vgl. K zu V. 76, 181, 331; vgl. auch Pérennec 1970, S. 45f.). Pérennec 1984b, S. 183–185 zweifelt an diesen drei älteren Hypothesen und fragt, ob hinter Genewîs nicht eher Gaunes stünde (König Bohort von Gaunes ist im Prosaroman der Vater von Bohort und Lionel und Bruder von Ban). Es wäre mehrfache Verwechslung n – u – v anzusetzen: Gannes ist als Variante von Gaunes belegt, *ganves kann über ›Tandareis und Flordibel‹ erschlossen werden, wo Lanzilets Land Kanves (ganwes) genannt wird (Tandareis 17400). Dass aber der Pleier nicht (nur) die ›Charrette‹ oder den Prosaroman, sondern Ulrichs ›Lanzelet‹ gekannt hat, belegen zwei Stellen im ›Garel‹, wo Lanzilet über Gamvis und Todone herrscht (Garel 17673, 20167, 20170) und mit Ibilis liiert ist (Garel 20173). Ulrich hätte demnach Gaunes in einer Form verwendet, die ganwis nahe steht, und die in W und P als Genewîs umgesetzt wurde. Pant könnte dann eine Kombination aus den Figuren Ban, Bohort und (dem Bösewicht) Claudas des Prosaromans sein; oder auch der Ursprung aller drei Figuren (vgl. in Ansätzen schon Pérennec 1970, S. 46f.; vgl. Pérennec 2004, S. 47–49, Anm. 2). Die Thesen haben alle etwas für und gegen sich. Die älteren kränkeln daran, dass
44–45/88
1077
ihre Herleitung spekulativ und nicht belegbar ist, bei Pérennec könnte man den Spieß auch für die Herleitung der Namensform umdrehen und sagen, dass die Formen beim Pleier aus Genewîs (> *ganewis > *ganwes > Kanves; > *ganewis > *ganwis > Gamvis) verschrieben sind. Etwas abenteuerlich ist die Hypothese bei Briel/Herrmann 1972, S. 140, dass Pant rein gar nichts mit Ban, dafür aber mit einem gewissen Pant, Name eines Anführers auf den britischen Inseln, zu tun habe, wie er in Rhys/Brynmor-Jones 1906, S. 87–88, Anm. 3 erwähnt wird. Vgl. zu den Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 210–212, 252–254; Kerth, Th. 2005, S. 148f. Mot. P 12.2.1. Tyrannical king. 59–60 Vgl. Wigal 7515–7518: sin getorste niemen scheiden, noch dar zuo gesprechen ein wort, wan der wære gewesen mort von im, des hêt er gesworn. 76 Klârine entspricht Elaine im ›Lancelot propre‹ (LancFr; LancDt), Richter 1934, S. 50 hält es für gut möglich, dass die Varianz aus Verschreibungen entstanden ist (danach Loomis, R. Sh. 1949, S. 458). Loomis erwägt für die Verbindung von Ban/Pant und Elaine/Klarine den Einfluss der Mabinogion von ›Branwen‹ (Bran der Gesegnete; Mab, übs. Guest, S. 369ff., übs. Buber, S. 47ff.) und des ›Traum des Maxen‹ (Helen ist Maxens Frau; Mab, übs. Guest, S. 443ff.): Die Namen Bran und Helen (vgl. K zu V. 44–45) könnten von Erzählern, die die Geschichten nur ungenau oder teilweise kannten, als väterliches Ehepaar für Lanzelet imaginiert worden sein (Loomis, R. Sh. 1947, S. 522–526; Webster/Loomis 1951, S. 158 = Kerth, Th. 2005, S. 149f.; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 146–148; vgl. K zu V. 4215–4240). Vgl. zur Figur Klarine/Elaine auch K zu V. 4946–4950. Die Verbindung von bösem König – Göller 1996, S. 106 spricht vom Idealbild eines Herrschers ex negativo, Meyer, M. 2003, S. 97 von einer »gender-spezifische[n] Differenzierung des Elternpaares« – und guter Königin (Klârîne, also die ›Herrliche, Reine‹; vgl. Meyer, M. 2003, S. 97) sieht Webster bei Walter Map (Map nug. cur. 5,5) vorgezeichnet (Webster/Loomis 1951, S. 157f. = Kerth, Th. 2005, S. 149), was aber eher als Huldigung an seine Theorie von Maps Urheberschaft für das ›welsche Buch‹ zu deuten ist (vgl. Kap. II.3.1): die Kombination könnte man ebenso gut als topisch bezeichnen. Littmann 1975, S. 44 deutet die antithetische Struktur als Mittel, um Spannung und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Vielleicht ist es schließlich sogar Klarines Rückzug ins Private – zur Erziehung Lanzelets –, der den Konflikt auf Genewis eskalieren lässt, weil sie nicht mehr als ausgleichende Instanz (V. 74f., 84f.) wirken kann (Münch 2005, S. 108f.)? 88 Das Säugen des eigenen Kindes durch eine adlige Dame galt im Mittelalter offenbar als Besonderheit. Die Dichter nutzten diese Tatsache, um dieses außergewöhnliche Verhalten als Symbol für innige Mutterliebe zu stilisieren, vgl. etwa Parz 113,9–10;
1078
Stellenkommentar
Chevalier au Cygne I, S. 26. Von einer derart intensiven Liebe von Lancelots Mutter zu ihrem Sohn wird auch am Ende des ›Merlin‹ des Vulgata-Zyklus im Rahmen des Ausblicks auf Lancelots Geburt berichtet (LancFr, ed. Sommer II, S. 464f., übs. Lacy I, S. 423f.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 158 = Kerth, Th. 2005, S. 150; Jackson 1956/57, S. 61f., Anm. 1). 89 Die Kemenate war ein – im Gegensatz zur übrigen Burg – geheizter Aufenthaltsraum für die adligen Damen und ihr Gefolge (Schultz, A. 1889 I, S. 101–103; Webster/Loomis 1951, S. 198 = Kerth, Th. 2005, S. 176; LexMA V, Sp. 1101f.; vgl. K zu V. 4118). 94–95 Mot. M 311.0.1. Heroic career prophesied for child. 97–188 Auch im ›Prosa-Lancelot‹ herrschen zur Zeit von Lancelots Geburt und danach Unruhen im Land seines Vaters Ban, der von Claudas, dem Beherrscher des Nachbarlandes von Benoÿc (mhd. Bonewig), angegriffen wird. Ban stirbt jedoch nicht im Kampf, sondern aus Schmerz über den Verrat seines Seneschalls und vor allem über seine Niederlage. Auch wird Ban als guter König beschrieben, während im ›Lanzelet‹ kein Hehl daraus gemacht wird, dass Lanzelets Vater ein Tyrann war, was Loomis für einen nachträglichen Versuch zur Plausibilisierung des Aufstandes hält (LancFr, ed. Sommer III, S. 1–16, ed. Micha VII, Kapp. Ia–IIIa, übs. Lacy II, S. 3–9; LancDt I, S. 1–13; vgl. Märtens 1880, S. 691f.; Lot 1918, S. 167; Richter 1934, S. 47f.; Webster 1934, S. 215; K zu V. 9358–9366; Webster/Loomis 1951, S. 157; Frappier 1959b, S. 297; vgl. auch Malory I, IV u. ö.). Jackson 1974/75, S. 288f. (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 149) vermutet in der Zeichnung des tyrannischen Vaters Pant, der von der Erzählerinstanz und sämtlichen Figuren des Romans passim als schlechter Herrscher verurteilt wird, einen Hinweis auf die Gönnerschaft des ›welschen Buches‹ im Umkreis der Familie Morville. Der attackierte König wäre dann Heinrich II. (Herrschaft 1154–1189), mit dem sich Hugh de Morville – der vermeintliche Transporteur der Vorlage nach Deutschland (vgl. K zu V. 9322–9341) – zwar zeitweise gut verstand, mit dem der Lord von Cumberland aber auch ernstzunehmende Streitigkeiten auszufechten hatte.5 Auf jeden Fall ist Pant das krasse Gegenbild zum idealen Herrscher, wie ihn die didaktische Literatur des 13. Jahrhunderts schildert. Vorbildlich wären das friedliche und einvernehmliche Zusammenleben mit den Untergebenen, Rücksichtnahme auf die Armen usf. (WG 12421ff.; vgl. Zellmann 1996, S. 165 und Anm. 3). Die Auflehnung der Untertanen nicht im Sinne einer Revolution sondern zur Restitution des Rechts entspricht durchaus mittelalterlichen Rechtsauffassungen (vgl. das Widerstandsrecht in Sachsenspiegel LdR III 78 § 2; vgl. Gottzmann 1986, S. 166; 5
Wenig aussagekräftig sind zwei weitere Argumente für diese Identifikation, die Jackson beibringt: einmal die Teilnahme Artus’, des idealen Königs im ›Lanzelet‹, am Turnier von Djofle – Heinrich II. hatte Turniere in England verboten; zum anderen der bereitwillige Empfang eines jeden fahrenden Ritters am Artushof – Heinrich II. hatte keine Freude mit dahergelaufenen Rittern. Da es sich hier jedoch um fixe Topoi der Artustradition handelt, ist eine derart konkrete Interpretation abzulehnen. Man könnte höchstens ganz allgemein sagen, dass dies das Königsbild des Artushofes war – aber dazu braucht es keinen oder nicht nur einen Heinrich II. als Gegenbild.
88/168–175
1079
Zellmann 1996, S. 165 und Anm. 4; Chamberlin 1997, S. 87; Münch 2005, S. 125–130). McLelland 2000, S. 90–93 nennt den Stil dieser ersten Episode des Romans ›märchenhaft‹ und macht dies vor allem an der typenhaften Charakterzeichnung fest (böser Vater und Herrscher, gutmütige Mutter). Dies würde den Ursprüngen des Helden einen ahistorischen und mythologischen Zug geben. Zu bedenken gibt freilich, dass die Figurenzeichnung in dieser Episode nicht wesentlich von späteren Erzählabschnitten abweicht, auch Valerin etwa, der spätere Genover-Entführer, ist ein musterhafter Bösewicht, die Gegner Lanzelets im ersten Handlungsteil sind durchwegs tyrannisch und zornig usf. Zudem ist die Schilderung der Vorgänge auf Genewis höchst realistisch gehalten, vergleicht man sie mit dem eher bunten Inventar an sonderbaren Schauplätzen des späteren Romans. So einfach, wie es McLelland darstellt, ist die Episode um Pants Niedergang nicht gestrickt. Mot. M 16.0.1. Regicide. 114 Sprichwort: Man büßt für etwas, von dem man keinen Nutzen hat (siehe TPMA II 159). 119 Bullock-Davies 1968/70, S. 138 (vgl. Zellmann 1996, S. 24) erinnert daran, dass auch die Burg der Morvilles, Burgh by Sands, von Wasser umgeben war; was als Indiz für die Verbindung des ›Lanzelet‹ mit den Morvilles (vgl. K zu V. 9322–9341) zu werten wäre. 131–132 Die Sentenz formuliert prägnant die Problematik von Pants Regentschaft, die Wendung ist sprichwörtlich und findet sich auch bei Wackernagel, Leseb. 1165,17 (aus einer Grazer Papierhs. [?]): der den seinen ie verchôs, der wart dick siglôs (vgl. Leitzmann 1931, S. 300; ähnliche Sentenzen bei TPMA VI 37ff.). Die proverbiale Wendung steht überdies in Willehalm 412,19–20: swer die sînen ie verkôs, | der wart ouch eteswenne sigelôs. (vgl. Richter 1934, S. 269; Pérennec 1970, S. 46; Pérennec 2001, S. 372) und schließlich noch in der ›Limburger Chronik‹ des späten 14. Jahrhunderts. Dort heißt es von einem nuwe lit in Duschen landen, daz was gar gemeine zu pifen unde zu trompen unde zu aller freude: | Wisset, wer den sinen i vurkois | und ane alle scholt getruwen frunt vurlois, | der wirt vil gerne sigelois. | Getruwen frunt den ensal niman lassen, | want man vurgelden daz nit enkan (Limb. Chr. 22). Vgl. Zellmann 1996, S. 166, Anm. 6 mit einigen weiteren ähnlichen Belegen. Im Vergleich dazu weit hergeholt ist der Verweis bei Kerth, Th. 2005, S. 150 auf Parz 415,21f.: kunnet ir niht vürsten schônen, | wir crenken ouch die krônen. 168–175 Die Szenerie (und nur diese!) erinnert sehr entfernt an eine kurze Episode bei Malory bzw. in der ›Merlin Continuation‹. Nach Malory: Sir Pellinor begegnet auf der Verfolgung der Dame und des Ritters der Hirschszene bei Artus’ und Gueneveres Hochzeit (Malory III,5) per Zufall einer Dame, die bei einer Quelle sitzt und ihren schwer verwundeten Geliebten in Armen hält. Sie bittet Pellinor unzählige Male um Hilfe, doch Pellinor ist in Eile und ignoriert das Flehen. Daraufhin verflucht ihn die Dame und wünscht Pellinor, dass er einst ebenso hilfsbedürftig-hilflos sein möge. Bald nachdem Pellinor weitergeritten ist, stirbt der verwundete Ritter. Aus Trauer stürzt sich die Dame in des Ritters Schwert (Malory III,12). (Später passiert Pellinor auf
1080
Stellenkommentar
seinem Rückweg zu Arthur erneut die Quelle, begräbt den Ritter und nimmt den Kopf der Dame – der restliche Leichnam ist mittlerweile von Löwen und anderen Tieren zerfressen worden – mit zur Tafelrunde. Dort belehrt in Merlin, dass die Dame seine, Pellinors, Tochter sei, die er mit Lady von Rule gezeugt habe, dass ihr Name Eleine sei, und dass Pellinor zur Strafe für die unterlassene Hilfe einst in allergrößter Not von seinem Freund im Stich gelassen werden wird; Malory III,14–15.) Vgl. LancFr, übs. Lacy IV, S. 227f., 238, (244f.). 169 Loomis bringt bereits diesen See mit dem Namen Lanzelets (›vom See‹, vgl. das Namenregister) in Verbindung, es wäre hier ein ursprünglicher Zug der LancelotGeschichte erhalten geblieben, den Ulrich allerdings widersprüchlich mit einer Jugend auf einer Insel im Meer (!) zusammengebracht habe (Webster/Loomis 1951, S. 159 = Kerth, Th. 2005, S. 150; vgl. auch K zu V. 180–303, 4076). Doch selbst wenn man von diesen Überlegungen ausgeht, ist nicht klar, ob zuerst der Beiname de Lac (so Hofer 1954, S. 148) oder ob zuerst die Kindheitsgeschichte mit Lanzelet verbunden wurde (so Weston 1901, S. 24, Anm.; Brown 1919/20, S. 369, Anm. 3; Reid 1938, S. 87), in welche Richtung also die Motivation ging. Ich denke, dass man hierbei in jedem Fall auch an das Inselreich der Meerfee denken müsste, da sê auch ›Meer‹ bedeuten kann, wie V. 214 vs. 415 demonstrieren; oder umgekehrt mer ›(großer) See‹, die Begriffe sind teilweise deckungsgleich (vgl. Pérennec 1970, S. 47f.; Pérennec 2004, S. 51, Anm. 3). Für die Vorlage ist mit Loomis wohl eher an einen See (lac) zu denken. 175 Die »grosse Einfachheit dieser Darstellung« (dieses Satzes; Märtens 1880, S. 692) sehe ich nicht, die Kürze und Prägnanz ist stilistisch nicht ungeschickt – immerhin geht es um den Tod eines Tyrannen. 180–303 Die Kindheitsgeschichte des ›Lanzelet‹ gab Anlass zur intensiven Suche nach Parallelen, die mehr oder weniger stichhaltig ausfielen. Auch im ›Wigamur‹ (Wigam 111ff.) wird der Titelheld von einer Meerfee namens Lespia entführt und zwölf oder zehn Jahre (Wigam 1290, 4064) lang in einer Höhle behalten, anschließend nochmals acht Jahre von einem Meerwesen, von dem er eine Erziehung erhält, die derjenigen Lanzelets im Frauenreich bis in einzelne Details (z. B. die Liste der Sportarten) gleicht (Wigam 344–345) und was daher gemeinhin als Nachahmung des ›Lanzelet‹ gesehen wird (Heinzel 1872, S. 77, Anm. 1; Sarrazin 1879, S. 3; Paris 1881, S. 476; Singer 1903, S. 177; Sparnaay 1959, S. 441; Blamires 1973, S. 37, 42; Miklautsch 1991, S. 98–100; Thomas 1992, S. 15; Birkhan 2002/05 V, S. 136). Auch der Karrenritter (Charrette 2354–2362; vgl. K zu V. 8522–8539) hat schon in jungen Jahren eine ausgezeichnete Ausbildung im ritterlichen Kampf bzw. Schwertkampf genossen (Charrette 7073–7076; vgl. Webster 1934, S. 203f.). Gleiches gilt für den ›Prosa-Lancelot‹, wo als weitere Parallele hinzukommt, dass Lancelot auch dort auf eigenen Wunsch das Feenreich verlässt. Die Erziehung ist im Prosaroman allerdings viel ausführlicher geschildert und zu einem kompletten System moralischer und körperlicher Unterweisung erweitert und von zahlreichen Einschüben unterbrochen; auch handelt dort die Dame vom See aus Gutmütigkeit (?), während sie im ›Lanzelet‹ sehr konkrete eigene Interessen verfolgt (LancFr, ed. Sommer
168–175/180–303
1081
III, S. 10–131, ed. Micha VII, Kapp. IIIa–XXIIa, übs. Lacy II, S. 10–68; LancDt I, S. 14–131; vgl. Lot 1918, S. 167; Richter 1934, S. 47f.; Webster 1934, S. 215; ausführlicher Vergleich bei Frappier 1949; Frappier 1959b, S. 297; Sparnaay 1959, S. 438, der die Unterschiede als Indiz für leicht abweichende Quellen interpretiert; Kennedy 1984 vergleicht vor allem die Kindheitsepisoden von Prosaroman und ›Perceval‹; Nadler, S.-M. 1997, S. 171f.). Im Gegensatz zur gängigen Forschungsmeinung, die dem Prosaroman stärkere ›rationale‹ Motivierung zuschreibt, liegt hier ein Fall vor, wo das Geschehen im ›Lanzelet‹ (durch den Racheplan der Meerfee) wesentlich stärker entmythisiert ist als in den übrigen Lancelot-Dichtungen (vgl. Berthelot 2002, S. 59f., die ansonsten hauptsächlich die ›Rationalisierungstendenzen‹ des Prosaromans herausstreicht). Ob die Jugendgeschichte Lanzelets auch im von Warnatsch postulierten Lanzeletroman Heinrichs von dem Türlin (dessen Anfang als ›Mantel‹ erhalten wäre) in der Form enthalten war, wie sie im ›Lanzelet‹ überliefert ist (so Warnatsch 1883, S. 107 und Anm. 2, S. 132f.), ist zweifelhaft, zumal die Annahme eines derartigen Romans vom Großteil der heutigen Forschung abgelehnt wird (grundlegend Kratz 1977). Warnatsch beruft sich auf Kr 24517–24522, wo Kei in der Handschuhprobe auf ein Liebesverhältnis6 (!) Lanzelets mit seiner göttinne, die ihn zoh in dem se, anspielt (vgl. K zu V. 270–274). Allerdings könnte sich die Passage der ›Krone‹ auch direkt auf den ›Lanzelet‹ oder auf eine andere Lanzeletdichtung beziehen (wie Warnatsch 1883, S. 133 selbst zugesteht). Panzer 1901, S. 209–213 geht davon aus, dass auch die Erzählung von Hagens Kindheit in der ›Kudrun‹ nach dem Vorbild des ›Lanzelet‹ gestaltet ist: Hagen wird von Greifen entführt, kann diesen aber bald entfliehen, wobei er en passant gleich auch noch drei Prinzessinnen rettet, die auf der Insel der Greifen gefangen sind (Kudrun 67ff.; vgl. Brown 1919/20, S. 367, Anm. 7; Blamires 1973, S. 42). Brown 1918/19, S. 561f. verweist auf die ähnliche Kindheitsschilderung im ›Sir Perceval‹, wo der Held ebenfalls in einer amoenen Umgebung in der Nähe von Wasser, umgeben nur von Frauen (Sir Perceval 406, 1787), aufwächst. Das Feenreich im ›Lanzelet‹ sei nach Brown – wie auch sonst vielfach vermutet wurde (vgl. schon Paris 1881, S. 473, Anm. 2 und S. 476; danach Zenker 1926, S. 69, Anm. 117) – als ursprüngliches Unterwasserreich zu denken (Brown 1918/19, S. 561f.; Brown 1919/20, S. 367, Anm. 6). Schließlich erinnert auch die Schilderung der Kindheit des Helden in ›Floriant et Florete‹ (zwischen 1250 und 1275; Floriant 549–574, 733–767: Entführung durch Fee, angemessene Erziehung, Abschied und Zug zur Tafelrunde, später Helfer der Fee) sowie im ›Maugis d’Aigremont‹ (13. Jahrhundert; Maugis, S. 26–30: Kindheit bei der Fee Gloriande, später Liebhaber der Fee) an die Enfances des ›Lanzelet‹ und wurde vielleicht nach dem Vorbild des ›Lanzelet‹ gestaltet (Webster/Loomis 1951, S. 161 = Kerth, Th. 2005, S. 153; Micha 1959, S. 383f.; Berthelot 2002, S. 54). Eine vage Parallele liegt in der Beziehung zwischen der Dame von Narison und 6
Warnatsch 1883, S. 133 hält dies für eine Erfindung Heinrichs.
1082
Stellenkommentar
Yvain/Iwein vor, die den Wahnsinnigen gesund pflegt, damit er als ihr Ritter agiert (Yvain 2891ff.; Iw 3397ff.; vgl. Thoran 1984, S. 58, Anm. 35). Die Reihe ließe sich fast beliebig fortsetzen, bedenkt man, dass die Erziehung eines Helden durch ein im weitesten Sinne feenhaftes oder übersinnliches Wesen seit der Antike immer wieder in der europäischen Erzählliteratur auftaucht (z. B. Achil¯ les, CuChulainn; vgl. Rhys 1891, S. 213; Philippot 1897, S. 299; Webster/Loomis 1951, S. 161f. = Kerth, Th. 2005, S. 153f.). Am intensivsten wurde das Verhältnis der Kindheit Lanzelets zu jener Percevals bzw. Parzivals diskutiert: Bruce 1928 I, S. 211 sieht die Passage im ›Lanzelet‹ von Chrestiens ›Perceval‹ (Kindheit des Helden in Soltane, Perceval 69ff.; ausführlicher bei Wolfram, Parz, Buch III) beeinflusst (ebenso Hofer 1959, S. 2; dagegen Zenker 1926, S. 96, der die Übereinstimmung für zu allgemein befindet). Dass Lanzelet nur daz kint genannt wird, bringt Hofer 1959, S. 4 (m. E. sehr frei assoziativ) mit dem biaus filz des ›Perceval‹ zusammen, wie der Held von der veve dame, die das Pendant zur Meerfee sei (wieso?!), genannt wird. Cosman 1966, S. 104–135 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 11f.) sieht demgegenüber eine größere Nähe des ›Lanzelet‹ zu Wolframs ›Parzival‹ und nimmt für die gesamte Erziehungsgeschichte Lanzelets (Meerfee – Herzeloyde, Johfrit – Gurnemanz, Dümmlingsmotiv, erste ritterliche Begegnung, Unkenntnis von Namen und Herkunft; vgl. K zu V. 403ff., 420–441, 466–668, 4704–4711) einen Einfluss Wolframs auf Ulrich an, da das Motiv im ›Lanzelet‹ schlecht in die Handlung integriert wäre und daher nicht ursprünglich in den Lancelot-Stoff gehörte (vgl. aber Kap. II.3.4). Beweis ist ihr auch die relativ große Distanz der Kindheitsschilderung im Prosaroman zum ›Lanzelet‹ (guter vs. böser Vater, ethische vs. praktische Erziehung, gute Fee vs. eigennützige Fee). Krause 1985, S. 17f., 82f. stellt sich mit Recht gegen diese Annahmen und zweifelt, ob hier ein Bezug angenommen werden sollte. Auch sei die Kindheitsschilderung im ›Lanzelet‹ archaischer als jene im ›Perceval‹/›Parzival‹. Von dieser stoff- und motivgeschichtlichen Perspektive löst sich erst Zellmann 1996, S. 191–199, die in Lanzelet das Gegenbild zu Perceval/Parzival erblickt. Zwar sieht sie Übereinstimmungen in diversen Einzelheiten der Erziehung, die Funktionalisierung dieser Motive in den Texten ist aber geradezu diametral verschieden: Percevals/Parzivals Mutter will den Sohn von der Welt abschirmen, um ihn zu schützen, Perceval/Parzival mangelt es folglich an einer höfischen Erziehung, er ist tatsächlich der naive Dümmling. Lanzelet dagegen wird von der Meerfee entführt, um nicht der Revolte gegen seinen Vater zum Opfer zu fallen. Ziel der Meerfee ist nicht die totale Abschottung Lanzelets von der Außenwelt, sondern das ideale Vorbereiten des Kindes auf ein perfektes höfisches Dasein als Minneritter und Landesherr. Die Meerfee will die genealogische Folge nicht unterbrechen, sondern sichern (vgl. K zu V. 270–274, 4704–4711). Neben der Parallelensuche war die Forschung von der Frage nach den Ursprüngen der Kindheitsgeschichte geprägt: Weston 1901, S. 22 weist mit Recht darauf hin, dass dieses Motiv im ›Lanzelet‹ am besten motiviert ist: Nur hier zieht ihn die Meerfee auf, damit er später ihren Sohn von seinem lästigen Widersacher Iweret erlöst. Weston hält das Reich ursprünglich für eine keltische Fraueninsel, der ›Lanzelet‹ stünde
180–303
1083
dem vermeintlichen Urmotiv (Fee sucht sich einen Helfer und eventuell auch Liebhaber) noch sehr nahe. Ehrismann, G. 1905, S. 21 bringt die Geschichte auf ähnliche Weise mit dem märchenhaften, letztlich keltischen Verlockungsmotiv zusammen: Eine Fee raubt ein Kind oder einen Jüngling zu einem bestimmten Zweck, entweder zur Liebe oder – wie hier – als Helfer gegen irgendeine Bedrohung, hier zur Befreiung ihres Sohnes Mabuz von Iwerets Übergriffen (ebd., S. 16f.). Ähnliches dürfte Patch gedacht haben, der das Frauenreich als positives keltisches Anderwelt-Motiv und das Schloss der Meerfee als Anderwelt-Schloss deutet (Patch 1950, S. 304f., Anm. 225 und S. 324). Braches 1961, S. 177 spricht von der »Jugendzeit in einem jenseitigen Gebiet«. Ebenfalls für eine keltische Herleitung, doch nun mit viel konkreteren Argumenten, optiert Loomis, der Lancelot/Lanzelet auf den Helden und Gott Lug Lamfada der irischen Mythologie zurückführt (vgl. K zu V. 278, 3270, 4704–4711, 4706, 5178–5179, 7817–7939) und in dessen Geschichte den Ursprung des Lancelot-Stoffes schlechthin erblickt. Dieser wurde von der Feenkönigin Tailltiu aufgezogen, bis er ins waffenfähige Alter kam. Die Rolle der Tailltiu wäre in walisischen Fassungen mit der Herrscherin über ein Frauen- bzw. Feenreich auf einer Insel verbunden worden. Zu seinem Beinamen ›vom See‹ wäre der Held allerdings erst durch ein Missverständnis (vgl. K zu V. 4706) bretonischer Geschichtenerzähler gekommen (Webster/Loomis 1951, S. 159, 161, 201f. = Kerth, Th. 2005, S. 153). Wachsler 1972, S. 197 nimmt zwar ebenfalls eine keltische Quelle für die Schilderung des Feenreichs an (vgl. K zu V. 196–240), weist aber darauf hin, dass die Entführung eines Kindes um seiner Erziehung willen nur ein einziges Mal in irokeltischer Literatur begegnet, und zwar in ›Tochmarc Emire‹, wo es sich allerdings um die Aus¯ bildung des bereits erwachsenen CuChulainns handelt (vgl. ebd., S. 304–312). Pastré 1995a sieht in der Verbindung Lanzelets zur Meerfee einen indoeuropäischen »mythe melusinien«, bestehend aus folgenden zentralen Komponenten: die Entführung und Erziehung durch eine Fee (das Wasserreich wird ausgeblendet) in einem idealen Glücksreich, die teilweise unfertige Erziehung (im Lanzelet: das Fehlen einer ritterlichen Ausbildung), die Unterweisung durch einen Helfer (Lanzelet: Johfrit), die Namenlosigkeit, die Bedeutung der Dreizahl (Lanzelet mit zwei Begleitern zu Galagandreiz, dreimaliger Erwerb von Frau und Land). Der Haken an der Darlegung ist, dass ein Großteil der Parallelen auf die Artustradition beschränkt ist, oft betreffen sie nur den ›Lanzelet‹ und den ›Parzival‹. Was darüber hinausgeht, ist sehr oft mit einer gewissen Unschärfe verbunden, beispielsweise ist die Erziehung von Achilles (ebd., S. 302) auf der Mädcheninsel von der Jugend Lanzelets schon sehr weit entfernt, und vor allem weist das restliche Schicksal des griechischen Helden kaum noch Übereinstimmungen mit dem Artusritter Lanzelet auf. Die These einer indogermanischen Genese des gesamten Motivkomplexes wird damit fraglich. Auch die Überlegung, dass mit dem mythischen Reich der Meerfee eine Stelle des Stoffes gefüllt würde, die in jüngeren Artusromanen vom Gral eingenommen wird (Bächtold 1870, S. 53), scheint mir sehr weit hergeholt. Intratextuell ist die Funktion der Episode als Erziehung einerseits und Aufga-
1084
Stellenkommentar
benstellung andererseits sehr eindeutig festgelegt (was Meyer, M. 2003, S. 112 daran zweifeln lässt, dass hier Rekonstruktionsversuche einer keltischen Anderwelt sinnvoll seien; vgl. K zu V. 705–4959). Lanzelet erwirbt eine höfische Erziehung in viererlei Hinsicht: (1) höfisches Betragen gegenüber Frauen, (2) musikalische Ausbildung an Harfe und Geige sowie Erlernen jeder Art von Saitenspiel und Gesang, (3) körperliche Ertüchtigung in Laufen, Springen, Ringen, Steinwurf und Schießen, (4) Jagd. Bei der Fahrt auf dem Meer wird noch eine kurze Tugendlehre in nuce nachgetragen (V. 393–397). Dennoch bleibt die Erziehung defizitär, da Lanzelet keine Kenntnisse in Ritterschaft erwirbt; die Ausbildung ist realitätsfern wie das Reich der Meerfee. Somit sind mehrere zu erreichende Ziele miteinander verquickt: Lanzelet strebt nach Ritterschaft und nach Kenntnis seines Namens sowie seiner Herkunft, dazu muss er Iweret besiegen, der wiederum der ›beste Ritter‹ (V. 329) ist (nach Russ 2000, S. 189–192; vgl. ähnlich Miklautsch 1991, S. 95f.; Roßnagel 1996, S. 54; Meyer, M. 2003, S. 101; Münch 2005, S. 112–117; vgl. zur Kindheit des Helden [Wiegen, Stillen, Pflege] auch Arnold 1905, S. 45, 50, 84, 87, 106, der allerdings nur die betreffenden Textpassagen referiert). Die Meerfee ist in der Passage, ungeachtet ihrer möglichen mythischen Vorbilder oder Parallelen, durch ihre (Mutter-)Rolle als Erzieherin und Beschützerin des Helden eine durch und durch positive Figur. Dass sie ›Lanzelet‹ für ihre Zwecke gebraucht, steht dazu in keinem Widerspruch. Das Argument von Nesbitt-Daly 2003, S. 54f., sie wäre eine zweifelhafte Figur, da die Rettung des Kleinkindes angesichts der respektvollen Behandlung der Mutter durch die Revolutionäre unnötig gewesen sei, ist nicht überzeugend: Ein männlicher Nachkomme ist etwas anderes als eine einsame Mutter, es ist keineswegs ausgemacht, dass Lanzelet ohne die Meerfee am Leben geblieben wäre. Mot. F 324.3. Youth [child] abducted by fairy; R 10.3. Child abducted; F 371. Human being reared in fairyland; F 311.3. Fairy foster-mother; P 272. Foster mother; P 275. Foster son; F 617. Boy reared in ignorance of the world; L 101. Unpromising hero. 181 Loomis weist darauf hin, dass um 1860 oder 1870 Kinder, die am Bergsee Llyn Dwythwch lebten, von ihren Müttern angehalten wurden, bei Nebel oder Dunst (vgl. auch K zu V. 5045, 6991) nicht an den See zu gehen.7 Zudem liege dieser See nur wenige Kilometer südöstlich vom Ort Caer Seint (in Caernarfonshire), mit dem Bran (den Loomis zu Pant stellt) und Branwen im Mabinogi ›Branwen‹ verbunden werden: Branwen benachrichtigt ihren Bruder Bran von der Drangsal, die sie in Irland erleiden muss, via ›Luftpost‹, der Bote (ein Vogel) erreicht Bran in Caer Seint (Mab, übs. Guest, S. 376, übs. Buber, S. 56; Webster/Loomis 1951, S. 159 = Kerth, Th. 2005, S. 151; vgl. K zu V. 44–45, 331–333, 2670, 2790–2793, 4215–4240, 4704–4711, 7817–7939). dunst wird von Pérennec 2004, S. 53, Anm. 5 als »(violent) déplacement d’air« gedeutet und entsprechend als »tourbillon« übersetzt, Pérennec denkt hierbei an eine 7
Dass die Kinder sich auch einfach nur verirren könnten, gilt Loomis freilich nichts.
180–303/196–240
1085
ähnliche Szene in den ›Merveilles de Rigomer‹ (Rig 7983–8436). Allerdings fehlt im Mittelhochdeutschen jede Spur dieser älteren (?) Bedeutung (BMZ I 403; Le I 477). 193 Grimm, J. 1875/78 I, S. 360f., 403f. III, S. 122, 142f. stellt die merminne und ähnlich bezeichnete Gestalten (< merimanni < mer + man ›homo‹ oder anord. man ›virgo‹ [?]) in eine nicht näher bestimmte Kategorie höherer, übermenschlicher, z. T. weissagender Wesen der Mythologie (ausführliches Belegmaterial ebd.). Loomis hält es für beinahe gesichert, »that Morgan le Fay and the Lady of the Lake were originally the same person« (Loomis, R. Sh. 1927, S. 193; vgl. K zu V. 1563, 4060–4061, 4760–4911, 4769, 5811–6201, 7185). Ihr entspräche im Walisischen Modron, die Mutter (des Owein und) des Mabon bzw. Morfudd, der wiederum dem Mabuz im ›Lanzelet‹ gleichzusetzen wäre (Webster/Loomis 1951, S. 160f.; Bromwich 1959, S. 49f.).8 Mabon und Modron seien von (Apollo) Maponos ›großer Sohn‹ und Matrona ›große Mutter‹ herzuleiten, wie sie sich in britisch- und gallorömischen Inschriften (unter anderem in Cumberland) finden. Die Identifikation von Sonne (Apoll) und Todesherrscher (Mabuz im Schadil li Mort) wäre ein typisch bretonischer Zug (Loomis, R. Sh. 1945, S. 190, 194f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 46, 88–92, 124, 165, 179, 364; Webster/Loomis 1951, S. 192f. = Kerth, Th. 2005, S. 186f.; Whitehead/Loomis 1959, S. 338; Glinka-Janczewski 1963, S. 201; kritisch zur Identifikation von Morgana und Modron Ó Riain-Raedel 1978, S. 31, 73; vgl. K zu V. 3551; keltischen Ursprung der Figur nimmt auch Wieshofer 1995, S. 106 an). Das irokeltische Pendant zu Modron wäre, nach Motivparallelen zu schließen, die Göttin Morr¯ıgan, sie beide wären, kombiniert mit Elementen aus dem antiken Diana-Kult (vgl. K zu V. 3871–3919), zur Fee Morgain geworden (Funcke 1985, S. 4–13, der in dieser Figur den Ursprung fast aller Frauengestalten des ›Lanzelet‹ sieht; vgl. Ströbele 1993, S. 1–47). Jackson 1956/57, S. 61 warnt wohl nicht ganz zu Unrecht davor, derart allgemeine Prototypen auf einzelne konkrete Vorlagen zurückzuführen, mit demselben Recht könnte man antike Figuren als Ursprung annehmen (beispielsweise Sirenen, vgl. Kerth, Th. 2005, S. 150f.), eine genaue Verortung ist streng genommen nicht möglich, die Parallelen sind fraglich (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 152f.). Zum Namen merminne wäre zu überlegen, ob der irritierende zweite Bestandteil minne hier als Kosewort für ›Mutter‹, vielleicht ›Ziehmutter‹ (wohl entwickelt aus minne = Geliebte) zu lesen sei, was nach DWb XII 2241 allerdings erst bei Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) belegt ist. Mot. F 235. Visibility of fairies; F 252.2. Fairy queen. 196–240 Die Beschreibung des Inselreichs der Meerfee erinnert an eine kurze Episode 8
König Urien trifft Modron am Ford von Denbigshire, wo sie sich, als Wäscherin verkleidet, als Tochter des Königs Annwn ausgibt. Die Zwillinge Owein und Mabon sind das Ergebnis dieses Zusammentreffens. Die Wäscherinnenszene ist zugleich das wichtigste Indiz für die Identifizierung von Modron und Morr¯ıgan, die, ebenfalls als Wäscherin verkleidet, am Fluss Unius in Connaught die blutbefleckte Kleidung jener Helden ausspült, die im Kampf fallen werden. Als der Dagda vorbeikommt, bietet sie ihm ihre Liebe an (nach Funcke 1985, S. 7).
1086
Stellenkommentar
aus Heinrichs von dem Türlin ›Krone‹ (Kr 17312–17499; vgl. Weston 1901, S. 22; Trendelenburg 1953, S. 206f.; Haasch 1954, S. 63; Nadler, S.-M. 1997, S. 157): Gawein gelangt eher zufällig zum See Aifayes, in dessen Mitte sich ein gar ödes lant befindet. Ein schwimmender wase ›Rasenstück‹ setzt Gawein über und beweist damit die Vollkommenheit des Protagonisten, da Unwürdige von dem wasen nicht befördert werden. Auf der Insel mit Namen der megde lant (vgl. K zu V. 4685) findet Gawein die Burg Rohur auf einem runden Felsen (?), worin die Dame Leuenet mit 100 Jungfrauen wohnt. Sie bewirten Gawein aufs Beste und lassen ihm die Wahl zwischen zwei Geschenken: Entweder heiratet er die Dame des Landes und übernimmt die Herrschaft, oder sie verschaffen ihm ewige Jugend. Gawein wählt das Letztere, woraufhin ihm ein goldenes Kästchen gegeben wird, mit dessen Inhalt er sich bei Gelegenheit baden solle. Die Episode steht vereinzelt am Beginn des ›Parzival‹-Teils des Textes und wird weder vorher noch später nochmals aufgegriffen, der Jugendspender ist ein blindes Motiv. Es wäre möglich, dass Heinrich hier nach dem ›Lanzelet‹ (oder dessen Vorlage bzw. Vorstufen) gearbeitet hat. Den Ursprung des Motivs der Jungfraueninsel sieht Loomis in keltischen Erzählungen, unter anderem in der ›Apfelinsel‹ Avalon (ebenso Funcke 1985, S. 20; vgl. Ströbele 1993, S. 59; Haasch 1954, S. 64f.), auf die nach Geoffrey of Monmouth (Vita Merlini 908ff.) Artus entrückt wurde.9 Eine Glasburg liege vor in Kaer Loyw im ›Peredur‹, das mit Gloucester identifiziert wurde (Mab, übs. Guest, S. 124, übs. Birkhan, S. 175), tatsächlich aber nichts anderes als ›glänzende/durchsichtige Festung‹ bedeute. Ähnlich ist Kerglou in Geoffreys of Monmouth ›Historia‹, das dort mit Gloucestria identifiziert wird (Hist. reg. Brit. 5,15). Der Ersatz einer Glasburg durch einen Glasberg (V. 209) könnte eventuell germanische Ursprünge haben (Loomis, R. Sh. 1945, S. 188, Anm. 2; Loomis, R. Sh. 1949, S. 362, 455f. mit weiteren Belegen; Webster/Loomis 1951, S. 159–161 = Kerth, Th. 2005, S. 151f. mit weiterführender Literatur und Belegen; vgl. schon Paton 1960, S. 45; Patch 1918, S. 607–611; Haasch 1954, S. 65–67 mit Belegen aus der altnordischen Literatur;10 Berthelot 2002, S. 54 u. ö.). Hofer 1959, S. 3 verweist mit Recht ganz allgemein auf die Vorstellung, die man im Mittelalter von Frauenstaaten hatte, und zitiert als Belege den ›Roman d’Alexandre‹ (Roman d’Alexandre II, S. 218 [Bois des puceles] und 308 [Amazonen]) sowie erneut die Insula pomorum que Fortunata vocatur (Avalon) der ›Vita Merlini‹. Die Schilderung der Insel und der Jugend des Helden rechne nicht zur Lancelot-Sage, da Chrestien sie ansonsten mit Sicherheit in die ›Charrette‹ aufgenommen hätte. M. E. ist dadurch jedoch nichts bewiesen: Was, wenn Chrestien diesen Teil der Sage weniger gut kannte? Was, wenn er bewusst nur unklare Andeutungen (wie den Namen, del Lac) gab, um die novellenhafte Kompaktheit seines Romans nicht zu ›zerzählen‹? Wachsler 1972, S. 200–202 deutet das Inselreich, ebenso wie den ›Schönen 9
Vgl. einen Reflex auch in Maheloas, dem Herrn vom glesînen werde (Er 1919–1920; vgl. Erec/CdT 1896; vgl. Haasch 1954, S. 48, 62f.; vgl. K zu V. 6725–7425). 10 Haasch hält es für möglich, dass die Glasbergvorstellung auf einem Unverständnis der alten Bedeutung von glas ›glänzend‹ beruht.
196–240/209
1087
Wald‹, als typisch keltischen Locus amoenus (ebenso Wieshofer 1995, S. 105). Dafür sprächen die Charakteristika: rein weibliche Bevölkerung, herrliche Kleidung, ewiger Frühling/Sommer, wundersame und prächtige Behausung, ewige Jugend und Schönheit, Abwesenheit jeglicher Sünde, ewiges Glück der Bewohner. Ob diese Elemente allerdings tatsächlich nur auf die keltische Literatur und von ihr beeinflusste Texte beschränkt sind?11 Ganz allgemein entspricht die Meerfee-Insel zum einen den Vorstellungen von der keltischen Anderwelt (vgl. Ehrismann u. a. in Kap. II.3.5 passim), zum anderen mittelalterlichen Vorstellungen vom irdischen Paradies, wie sie vor allem in den Brandan-Erzählungen oder in Visionsliteratur zu finden sind (vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 45–52; Münch 2005, S. 231–233). Inwieweit in den erwähnten Vergleichstexten irgendwie geartete genetische Parallelen vorliegen, lässt sich schwer abschätzen, da die Schilderungen von idealen Frauenreichen zu einem großen Teil topisch und unverbindlich sind (Schönheit, ewige Jugend, Freude, Friede, Kostbarkeit usf.). Die für Anderweltszenarien so typischen Mirabilia, über die das Numinose in den Handlungskontext einbricht, und die im zweiten Romanteil so häufig sind (die Burgen von Valerin, Dodines und Malduc, das Schreiende Moor, der Stiebende Steg usf.), fehlen fast zur Gänze (vgl. Russ 2000, S. 187–192; Meyer, M. 2003, S. 102f., der eventuell die Zeugung des Mabuz als solches Anderwelt-Motiv sehen möchte; vgl. K zu V. 3551). Vgl. auch K zu V. 4685. Mot. F 112.0.1. Fairyland inhabited by women only; F 213. Fairyland on island; F 161.1. Perpetual summer in otherworld; F 148. Wall around otherworld; F 222. Fairy castle; D 1131. Magic castle; F 771. Extraordinary castle; F 771.1.1. Golden castle; F 163.1.2. Golden castle in otherworld; F 751. Glass mountain; D 1349.2. Magic object produces immunity from old age; F 167.9. Otherworld people [things] ever young, ever beautiful; F 165.6. Only joy felt in otherworld dwelling; F 173. Otherworld land of happiness. 200 Die Härte des Diamanten war im Mittelalter sprichwörtlich (vgl. Engelen 1978, S. 301, Anm. 26). 201 pfeller < mlat. palliolum < lat. pallium ›Decke, Mantel‹ ist eine Art orientalischer Seidenstoff (vgl. Anm. zur Stelle mit den ›Lanzelet‹-Belegstellen) und wird in den mittelhochdeutschen Romanen geradezu inflationär verwendet, um die Kostbarkeit eines Stoffes oder Gewandes hervorzuheben (vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 333; Webster/Loomis 1951, S. 159 = Kerth, Th. 2005, S. 151; Brüggen 1989, S. 51, 274– 276; Pérennec 2004, S. 55, Anm. 6). 209 Von einer Burg mit kristallenen Mauern ist auch im ›Wigalois‹12 und in der ›Krone‹13 die Rede. Vgl. auch K zu V. 196–240. 11 Zum Locus amoenus vgl. grundsätzlich Curtius 1993, S. 202–206. 12 Die Burg Korntin, Wigal 4591–4608. Die Burg Glois des bösen Riesen Roaz besitzt einen Boden aus Glas, Wigal 8315. 13 Kr 14272ff., Teil der ersten ›Wunderkette‹, die Burg wird von einem Riesen zerschlagen; vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 157.
1088
Stellenkommentar
Knoll 1966, S. 50, 219 assoziiert die Vorstellung vom (irdischen) Paradies (so schon Haasch 1954, S. 63, Anm. 2 und S. 169) oder vom Aufenthaltsort der Seligen als Glasberg. Ähnlich denkt Stanesco 2002, der das Motiv in den Zusammenhang anderer Berichte von Glasgebäuden stellt, in denen z. T. Menschen gefangen sind. Als Ausgangspunkt dient Stanesco eine Episode im ›Perlesvaus‹, wo der Held einen Mann findet, der in einem durchsichtigen Behältnis (Glas?) eingeschlossen ist. Perlesvaus spricht den Mann an, bekommt aber keine Antwort. Daraufhin erkundigt er sich zweimal nach dem Namen des Mannes, den man ihm jedoch erst nach erfolgreichem Bestehen eines Abenteuers nennen will (Perlesvaus, S. 388, 390). Als der Text abbricht, ist das Geheimnis noch ungelöst. Wie Knoll ist auch Stanesco der Auffassung, dass es sich bei diesen (allerdings z. T. höchst unterschiedlichen!) Motiven um Symbole für das (keltische) Totenreich handle. 217–219 Pérennec 1970, S. 48 und Nadler, S.-M. 1997, S. 165 vergleichen die Beschreibung des Landes Cluse, über das König Matur herrscht, in Daniel 510–514: daz hât ein gebirge bewart, daz gât umbe sîn lant. ez ist nieman erkant daz iht lebendez drüber müge, wan ein vogel, der dâ flüge. 234–240 Die Edelsteine machen offenbar glücklich. Von einem Stein mit gleicher Wirkung ist, wie im ›Lanzelet‹ auch dort nur kursorisch, in Wigam 1208–1221 die Rede, wo ein glücklich machendes Bad – das freilich nur bei einem makellosen Helden wirkt (vgl. K zu V. 6197–6199) – gewissermaßen von den Mächten des Steins ›beseelt‹ ist, der als Badewanne dient (vgl. Khull 1880, S. 112). Jackson 1956/57, S. 61, Anm. 1 erwägt eine Verbindung zum lebenserhaltenden Stein im ›Parzival‹, dem Gral. Dass die Aussage nicht ganz stimmt, da die Meerfee ja sehr wohl Sorgen kennt (namentlich um ihren Sohn), hat Pastré 1999, S. 426 gesehen (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 153). Die Topik der Schilderung würde sich dann an der narrativen Dynamik reiben. Man könnte auch hinterfragen, ob die Sorgen der Meerfee zugleich riuwe bedeuten – man verfängt sich in Spitzfindigkeiten. Mot. D 1359.3. Magic object causes joy. 261 Hofer 1959, S. 5 sieht hier einen Reflex der Lehre des Gornemant an Perceval, nicht geschwätzig zu sein (Perceval 1655f.). Das richtige Verhältnis von passenden Worten und Schweigen zeichnet jedoch ganz allgemein den höfischen Menschen aus, vgl. WG 711–724; KChr 1648–1651 (Zellmann 1996, S. 193 und Anm. 4). 267 Die Kunst des Singens und des Saitenspiels rechnet zum fixen Bestandteil einer höfischen Erziehung (ausführlich Kerth, Th. 2005, S. 154), wie sie auch Ruodlieb (Ruodlieb XI 37ff.), Alexander (Alex S 207ff.), Tristan (Trist 2095ff.) oder auch Hartmanns Armer Heinrich (AH 70ff.) erhalten. baltlîche singen jedoch klingt merkwürdig; vgl. baltlîche ›kühn, mannhaft‹ (BMZ I 81 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3292; vgl. dort). Was genau ›kühner‹ Gesang sein soll, wird nicht so recht klar. Geht es gar um anzügliche Lieder?
209/278
1089
270–274 Lanzelet wird von allen Damen im Inselreich begehrt, ist aber – wohl aufgrund seiner Jugend – noch nicht in der Lage, eine von ihnen zu minnen (vgl. K zu V. 4731). Eventuell liegt ein schwacher Reflex der Liebe des Helden zu der ihn aufziehenden Fee vor (z. B. in Floriant 753–764; Maugis, S. 29), wie sie Ehrismann, Brown (siehe Kap. II.3.5) und besonders Weston 1901, S. 22f. und Brugger 1943, S. 139–144 für das ursprüngliche (keltische) Motiv ansetzen; eine Liebe, die aber im ›Lanzelet‹ sonst völlig fehlt (vgl. K zu V. 180–303; neutral Pérennec 1970, S. 48f.; skeptisch Trendelenburg 1953, S. 216f.; Pérennec 1979, S. 42). Im ›Prosa-Lancelot‹ ist sie nur angedeutet (LancFr, ed. Sommer III, S. 86–90, ed. Micha VII, Kap. XVa, übs. Lacy II, S. 45f.; LancDt I, S. 91–95). Vgl. auch Paton 1960, S. 194, Anm.; Webster/Loomis 1951, S. 162 = Kerth, Th. 2005, S. 155. Eine Kombination von mütterlichen und erotischen Gefühlen, also eine im weitesten Sinne ödipale Situation (Schmid 1980, S. 44), sehe ich in dieser Bemerkung nicht zwingend, weder sind es Mütter Lanzelets, noch reagiert er auf ihr Werben. Der Text sagt mit der Passage nicht mehr, als dass Lanzelet schon von klein auf ein begehrenswerter Mann bzw. Jüngling war und Bescheid wusste (in der höfischen Liebe). Die Art, wie diese These formuliert wird, schwankt allerdings zwischen den Handschriften enorm: In W ist Lanzelet der intellektuell perfekte höfische Liebhaber, wenn auch noch etwas zu jung, um die Damen tatsächlich zu umwerben. P traut dem Jüngling in Liebesdingen offenbar wesentlich mehr zu und lässt die Frage, ob nun Lanzelet etwas mit einer oder mehreren der Feen hatte, offen. Sollte es der Fall gewesen sein, würde ihm daraus aber kein Vorwurf erwachsen, weil er schon über die entsprechenden Umgangsformen verfügte. Lanzelet ist auch in dieser Hinsicht ein Gegenbild zum jungen Perceval/Parzival, der bei seiner ersten Begegnung mit einem Mädchen bzw. einer Dame ( Jeschute) keinen Schimmer hat, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll, und in sturer Applikation des verknappten Ratschlags seiner Mutter eine kleine Katastrophe herbeiführt (Perceval 635ff.; Parz 129,27ff.). 275–277 Der Sinn des Satzes ist dunkel, irritierend ist vor allem die Verwendung von frumeclîche und munder. Das Nachfolgende legt nahe, dass es lediglich darum geht, dass die Meerfee sich ein Herz fasste und dem aufgeweckten Jüngling eine ritterliche Erziehung gönnte, so gut es im Inselreich ging. 278–293 Die vielfältigen höfischen Fertigkeiten (springen, ringen, loufen, steine werfen, schefte schiezen, birsen, beizen, jagen, mit dem bogen râmen) errinnern an die Enfances der Tristan-Romane (Tristrant 130ff.; Trist 2091ff.), auf die auch in einer Passage bei Chrestien (Cligès 2789–2791) angespielt wird (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 162 = Kerth, Th. 2005, S. 154; Hofer 1959, S. 4). Sie sind, ebenso wie das Musizieren und die Ausbildung in höfischen Umgangsformen, typische Bestandteile der höfischen Erziehung (vgl. Bumke 1999b, S. 433ff.; Zellmann 1996, S. 193 und Anm. 3). 278 merwunder deutet Knoll 1966, S. 219 offensichtlich als Eigennamen und interpretiert die Figur als Meermann – in einem Frauenreich! Ansätze zu einer solchen Deutung finden sich auch bei Webster/Loomis 1951, S. 161f. = Kerth, Th. 2005,
1090
Stellenkommentar
S. 153f., wo auf Tristan verwiesen wird, der ab seinem achten Lebensjahr männliche Erzieher zugeordnet bekommt, Cosman 1966, S. 104 spricht von »mermen«, Soudek 1972a, S. 174 übersetzt ›Wassermänner‹, Wachsler 1972, S. 203 denkt sich »male masters«, ähnlich Miklautsch 1991, S. 96; Blank 1992, S. 36f.; Schmid 1992, S. 246; Russ 2000, S. 190. Ich sehe jedoch nicht, was zu dieser Interpretation Anlass geben würde, die Meerwunder (Pl.!) dürften schlichtweg im oder am Meer lebende Fabelwesen sein, die bei der Erziehung des Jungen behilflich sind. Ob diese männlich oder weiblich sind, halte ich für irrelevant (ebenso Zellmann 1996, S. 193, die an eine Art Zwitterwesen denkt; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 157). Das trifft sich auch mit der Studie zum merwunder von Claude Lecouteux (Lecouteux 1977; vgl. Pérennec 2004, S. 57, Anm. 8; Kerth, Th. 2005, S. 156f.): Das merwunder bezeichnete zunächst, um 1200, ein wunderbares Wesen, das im Meer lebt, eine Nixe oder Undine oder einen Fischmenschen oder auch (wie im ›Lanzelet‹) eine sonst nicht näher bestimmte Figur; im ›Lanzelet‹ könnte eine Reminiszenz an Chiron, den Lehrer des Achilles, vorliegen. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts diente der Begriff dann immer mehr dazu, ein Mischwesen aus Mensch und Tier zu benennen, und füllte damit eine Lücke im mittelhochdeutschen Lexeminventar. Von da an rechneten die ›Meerwunder‹ zum Bestand der mittelalterlichen Bestiarien (vgl. etwa Konr. v. Megenb., S. 230f.). Für das Wort siehe die ziemlich vollständige Liste bei Lecouteux 1977. Vgl. auch Grimm, J. 1875/78 I, S. 408. III, S. 143, der das Wesen allerdings zu sehr auf bestimmt physiognomische Merkmale festlegen möchte (z. B. langer Bart, grüne Farbe etc.). Webster nennt weiters eine Reihe von ähnlichen Lebewesen (Webster/Loomis 1951, S. 162f. = Kerth, Th. 2005, S. 155f.): den Meermann im ›Wigamur‹ (Wigam 336ff. u. ö.), den Fischmann und Boten des Zauberbechers in der ›Krone‹ (Kr 940ff.), das Monster Vulgan, eine Mischung aus Fisch- und Pferdemann, im ›Garel von dem Blühenden Tal‹ (Garel 7260ff.), den fürchterlichen und lärmenden Fischritter im ›Chevalier du Papegau‹ (Papegau, S. 14f., 22); oder auch den Meermann Nicholas Pipe, der nach Walter Map im 11. Jahrhundert in Sizilien gelebt und seinen Tod wegen zu langen Wasserentzugs gefunden habe (Map nug. cur. 3,13). Loomis sieht den Ursprung des Motivs des ›Lanzelet‹ in einer anderen mit Lug verbundenen irischen Tradition, in der Lug von seinem Vater Kian an den Meermann (dem Meeresgott; vgl. dazu Birkhan 1999, S. 680ff.) Manannan zur Erziehung gegeben wird (Webster/Loomis 1951, S. 163f. = Kerth, Th. 2005, S. 156 mit Literaturhinweisen; vgl. K zu V. 180–303). Mot. G 308. Sea-monster; F 253. Extraordinary powers of fairies; D 2197. Magic dominance over animals (?). 282 Das Wettlaufspiel ›die alebar/bar(re) laufen‹ wird unter anderem auch von Wolfram von Eschenbach (Willehalm 187,19) und weiteren (vgl. die Wbb., siehe Anm. zur Stelle) erwähnt (Suolahti 1915; Webster/Loomis 1951, S. 164 = Kerth, Th. 2005, S. 157). 285 Das Steinwerfen war nach dem Zeugnis der literarischen Texte eine beliebte sportliche Betätigung der Adligen. Hugo von Trimberg fühlte sich immerhin berufen, gegen
278/320–323
1091
diese beliebte Sitte zu wettern (Renner 11651–11676; vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 167; Webster/Loomis 1951, S. 162): Hât der witze, die sint klein, Swer einen slegel oder einen stein Ûf hebet über alle sîne kraft, Und wênt ez sî grôz meisterschaft Ob er in wirfet von der stat, Dâ er mit fride gelegen hât, An ein ander stat hin dan. Sprichet ze dem durch spot ein man, Er habe geworfen als ein helt, Sô loufet er aber hin und quelt Mit dem grôzen steine Fleisch, âdern und gebeine Und daz vil lihte ein rippe brichet. Dirre arbeit lôn ist daz man sprichet: ›Wê wie ein wurf!‹ Diz lobelîn Machet manigem tôren unsenfte pîn, Swenne sîn gelider beginnent queln Tougenlich und er daz muoz heln. Ein nützer werc wölt ich im zeigen: Daz er würfe an hôhen steigen Grôz und kleine steine ûz dem wege Und daz er brücken unde stege Mechte swâ sîn würde nôt: Des genüzze sîn sêle, swenne er wêr tôt. Jene arbeit hât er gar verlorn, Die möhte er lieber hân verborn. 300–301 Mit 15 Jahren war offensichtlich das richtige Alter zur ersten Ausfahrt und/oder für den Ritterschlag erreicht, die entsprechende Zahlenangabe findet sich in der mittelalterlichen Literatur allenthalben, z. B. Greg 1232–1333 oder Ort. Walw., S. 395. 304–306 Hofer 1959, S. 2 sieht hier einen Widerspruch zu V. 296–299, wo erwähnt wird, dass Lanzelet keinen blassen Schimmer von Ritterschaft hat. Weshalb aber sollte er sich nicht trotzdem für ritterliches Gehabe interessieren? V. 296–299 können durchaus so gelesen werden, dass Lanzelet zwar Kunde von Ritterschaft hatte, jedoch selbst schlichtweg nicht ausreichend darin unterrichtet war. 320–323 Stichomythie ist im ›Lanzelet‹ selten und findet sich außer an dieser Stelle noch in V. 4454–4461, beim Gespräch zwischen Lanzelet und Iweret, das den Kampf der beiden vorbereitet bzw. einleitet. Es könnte demnach eine vom Autor oder Übersetzer bewusst hergestellte Verbindung zwischen Auftrag und Erfüllung vorliegen (Pérennec 1970, S. 49). Pérennec ist dabei freilich entgangen, dass auch das Gespräch zwischen Lanzelet und Iblis stichomythisch ist (V. 4342–4345), der postulierte Querbezug wird damit fraglich.
1092
Stellenkommentar
322 Je nachdem, ob man W oder P folgt, handelt es sich um die Sorge der Meerfee um ihren Sohn (und in weiterer Folge um die Sorge um Lanzelet, der gegen Iweret antreten soll); oder um die Einschätzung von Lanzelets Situation durch die Fee. 331–333 Iweret, sein Reich Dodone und seine Tochter Iblis entstammen mit hoher Wahrscheinlichkeit antikem Sagengut, worauf erstmals Bartsch 1872, S. 154f. (vgl. Martin, E. 1903, S. 451) und dann besonders Singer 1898a, S. 430–432 aufmerksam machten (vgl. Knoll 1966, S. 92; Trzepacz 1975, S. 178, Anm. 8 und S. 181, Anm. 9; ausführlich Pérennec 2004, S. 21–27 sowie S. 213–215, Anm. 72 und 73). Iblis, die auch in Parz 656,26–27 als Gattin des Ibert von Sizilien14 vorkommt (vgl. auch K zu V. 3871–3919, 4760–4911; vgl. Richter 1934, S. 267; Pérennec 1970, S. 38–42; Krause 1985, S. 77; Schmid 1992, S. 251; Kerth, Th. 2005, S. 188), verweist auf Hybla, einen südostsizilianischen Stadt- und Bergnamen (nach der gleichnamigen antiken Göttin).15 Bestärkt wird diese Zuordnung von der Geschichte des Vallis Iblê (V. 4086), das nach Iblis benannt sei, weil diese und ihre Mädchen dort immer Blumen gepflückt hätten (zu Iblis vgl. K zu V. 4060–4061). Im Altertum war das vallis Hyblae wegen seiner Blumenfülle berühmt. Auffällig ist, dass Iweret im ›Lanzelet‹ der Vater von Iblis ist, während Ibert im ›Parzival‹, der Iweret entsprechen dürfte, ihr Gatte ist. Andeutungen auf eine inzestuöse Beziehung finden sich aber auch bei Ulrich (V. 4148–4149, 4162–4164; vgl. K zu V. 4274, 4072–4078; vgl. Settegast 1907, S. 83f., Anm. 1; Lewis 1932, S. 129; Pérennec 1970, S. 100; Pérennec 1979, S. 42; Corazolla 1988, S. 44, der dies mit der mittelalterlichen Sozialgeschichte zusammenbringt; Schmid 1992, S. 243, 249, 253; Göller 1996, S. 123; Meyer, K. 1999, S. 164f.; Kerth, Th. 2005, S. 194; dagegen Richter 1934, S. 43f., dem diese Indizien nicht genügen).16 Statt in Sizilien leben Iweret und Iblis im ›Lanzelet‹ in Dodone, das letztendlich wohl zum griechischen Dodona mit seinem Zeustempel (vgl. K zu V. 3871–3919) gehört; das aber auch in Carm. Bur. 119,4 zu Hybla gestellt wird: Quot sunt apes in Hyble vallibus, quot vestitur Dodona frondibus et quot natant pisces equoribus, tot abundat amor doloribus. ›So viele Bienen es im Tal der Hybla gibt, mit so viel Blätterwerk Dodona gekleidet 14 Iblis betrügt im ›Parzival‹ Ibert mit Clinschor, bis Ibert die beiden erwischt und Clinschor kastriert. Erst dadurch wird Clinschor zum boshaften Zauberer, der nicht zuletzt Gawans gesamte weibliche Verwandtschaft in Schastel marveile einsperrt. 15 Hybla Maior (auch Hybla Geleatis) lag im Altertum am Lauf des Symaethus, südlich am Fuße des Aetna (in etwa die geographische Position des heutigen Belpasso). Hybla Minor bzw. Megara Hybla war eine Küstenstadt nördlich von Siracusa im Golfo di Augusta (heute befindet sich dort eine Raffinerie). Hybla Heraea entspricht dem heutigen Ragusa Ibla. Hyblaeus war im Altertum der Name des Dirillo. Als Provinzbezeichnung meinte Hybla das südöstliche Sizilien. Noch heute heißt die Gebirgskette nördlich von Ragusa I Monti Iblei. 16 Haasch 1954, S. 110f. und Ó Riain-Raedel 1978, S. 188f. deuten dies als Relikt einer früheren Stufe des (ihnen zufolge letztendlich keltischen) Mythos, in dem Iblis und Iweret noch Mann und Frau waren, Iblis also den Typus einer verlockenden und die Männer an sich bindenden Fee darstellte.
322/331
1093
ist, und so viele Fische in den Gewässern schwimmen; so viele Schmerzen gibt die Liebe.‹ Die Verbindung von Hybla mit Blumen hatte schon (Pseudo-?)Ovid in ›Ibis‹ (!) hergestellt (Ov. ib. 197): Nam neque quot flores Sicula nascantur in Hybla ... ›Denn es konnte niemals so viele Blumen im sizilianischen Hybla geben ...‹ Iweret könnte über Ibert und Jupert zu Jupiter gestellt werden, der – ähnlich wie Iweret im Schönen Wald = Behforet – seinen Tempel im Eichenhain von Dodona hat. Auch die Glocke, mit der man den Herrn des Waldes ruft, hat sein Vorbild im antiken Dodona (Belege bei Singer), wenn auch dort an Stelle der Linde eine Eiche bei der Quelle steht. Folgt man dieser Assoziationskette bis hierher, kann bzgl. der inzestuösen Vater-Tochter-Beziehung an Jupiter und Proserpina gedacht werden, die wiederum ihrerseits bei Ovid vor ihrem Raub als Blumen pflückend geschildert wird (Ov. met. 5,390–394; Ov. fast. 4,425–444; vgl. auch Schmid 1992, S. 251; Kerth, Th. 2005, S. 191f.). Die Ähnlichkeit mit dem ›Parzival‹ deutet nach Singer (in diesem Fall) nicht auf gegenseitige Kenntnis hin, sondern eher werden die beiden altfranzösischen Vorlagen aus einer gleichen Quelle geschöpft haben. Seriöserweise kann über die Zwischenstufen kaum etwas gesagt werden, die Annahme einer normannischen Vermittlung von Richter 1934, S. 44 ist nichts als Spekulation, angeregt wohl von der Quellenhypothese zum ›Lanzelet‹. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann nur gelten, dass Verweise auf das (antike, griechische) Sizilien und auf die griechische Götterwelt in welcher Weise immer zu einem merkwürdigen Geflecht verwoben wurden. Ob es tatsächlich eine sizilianische Lokaltradition ist, die hier durchschimmert (Singer 1903, S. 170f.; vgl. auch Campion 1917, S. 417), bleibt offen. Denecke 1930, S. 123 hält die Herleitung für möglich, spricht Ulrich aber die Kenntnis des Motivursprungs ab. Bemerkenswert scheint mir, dass auch das anglonormannische Königshaus dynastisch mit dem sizilianischen verbunden war (Pérennec 1970, S. 135; erneut Pérennec 2004, S. 21–27; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 192; siehe Kap. II.1.1). Loomis erwähnt die von Singer und anderen aufgezeigten Parallelen nur nebenher und sieht das eigentliche Vorbild für Dodone im walisischen Senaudone, auch Segontium, von den Walisern Caer Seint genannt und heute Snowdonia, das mit den antiken Motiven überblendet worden wäre. Tertium comparationis ist für Loomis die Tatsache, dass sowohl in einer walisischen Tradition als auch im ›Lanzelet‹ ein Traum der Auslöser für Liebe ist (Webster/Loomis 1951, S. 196–198 = Kerth, Th. 2005, S. 192–194 [kritisch]; vgl. K zu V. 4215–4240). Im Vergleich zu den aufgezeigten antiken Parallelen kann Loomis’ bemüht ausladende Beweisführung jedoch kaum überzeugen und erweckt den Eindruck, als würde er seine Herkunftshypothese des Lanzelet-Stoffes aus der Gegend um Caer Seint um jeden Preis festigen und gegen andere Optionen verteidigen wollen (vgl. K zu V. 181). Nur der Vollständigkeit halber sei noch die Hypothese bei Hofstäter 1811, S. 218, Anm. erwähnt, der Dodone über Theodonis villa und Thionville auf Diedenhofen in Brabant (vgl. K zu V. 9172–9174) zurückführt. Vgl. zu den Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 244–246. 331 Bartsch 1872, S. 154f. leitet den Namen aus Guibert her, das wiederum germ.
1094
Stellenkommentar
Wî(c)bert entsprechen würde (vgl. Martin, E. 1903, S. 451). Für eine keltische Herleitung optiert Rhys 1891, S. 128–133, der den Namen letztlich auf walisisch Ywerit, den Vater von Bran le Benoit (vgl. K zu V. 44–45), zurückführt, dessen Namen (Y Werydd) Loth 1913 I, S. 121, Anm. als ›Meer‹ deutet. Brugger 1926, S. 452f. erklärt den Namen als bretonische Nebenform zu Guivret, etwa in Guivrez li Petiz in Chrestiens ›Erec‹ (vgl. K zu V. 6017). Der Rolle nach entspräche die Figur nach Brugger im ›Erec‹ König Evrain (Mabonagrains Onkel) und dem ›wilden‹ Evrain, neben seinem älteren Bruder und Zauberer-Kollegen Mabon der zweite Bösewicht im ›Bel Inconnu‹ (Bel Inconnu 3253ff.). Allerdings fehlen allen Vorschlägen stichhaltige Argumente, die wesentlich über die bloße Ähnlichkeit in der Lautung hinausgehen (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 165). Der Name Ybert oder Ibert ist überdies in den Chansons de geste häufig. Soudek 1972b, S. 17 erinnert die Figur an den Grünen Ritter in ›Sir Gawain and the Green Knight‹ (GGK). Bansard 1987, bes. S. 145–147 schlägt als Anschlussmöglichkeiten Auvray le Géant, einen Gefährten Wilhelms des Eroberers, oder – vielleicht in Kombination – die Auvrairie (bei Varanguebec) vor (siehe Kap. II.3.1). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 180–182; Kerth, Th. 2005, S. 158. 332 Der Name ist durchsichtig und wird von Ulrich glossiert, sehr pointiert übersetzt Pérennec 2004, S. 59, Anm. 9: »Iweret de la belle forêt de Beforet«. Im weiteren Verlauf wechseln der französische und der deutsche Name (vgl. Namenregister). Es handelt sich um einen typischen Locus amoenus, vgl. ausführlich K zu V. 3940–3947. Bansard 1997, bes. S. 145–147 denkt an eine realhistorische Verbindung von Behforet und Dodone mit Bedefort-Shire (Bedfordshire) und Dodunton (Doddingston; siehe Kap. II.3.1). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 235; Kerth, Th. 2005, S. 158f. 352–352 Loomis hält das Geschenk eines außergewöhnlichen Pferdes (sowie einer prächtigen Rüstung) durch die Fee an ihr Ziehkind für ein typisches Motiv arthurischer Literatur und vermutet einen irischen Ursprung, zurückgehend auf die Figur Morgain/Modron (Loomis, R. Sh. 1945, S. 183–194; Loomis, R. Sh. 1949, S. 88f.; Webster/Loomis 1951, S. 165 mit Literatur). Ich verstehe jedoch weder, worin die außergewöhnliche Natur dieses Pferdes liegen soll, noch sehe ich eine andere Möglichkeit, wie der Held eines Romans voller ›Pferdemenschen‹ seinen Zug in die Welt unternehmen soll. 358 Eine weiße Rüstung trägt Lancelot auch im ›Lancelot propre‹ (LancFr; LancDt; vgl. ausführlich K zu V. 2801–3525; Lot 1918, S. 167), was aber kaum eine besonders stichhaltige Parallele sein dürfte: Das Betonen der weißen Farbe einer Rüstung meint wohl eher deren Glanz und infolgedessen deren exzellente Beschaffenheit, genau wie die anderen aufgelisteten Utensilien dient auch die Rüstung dazu, auf die Kostbarkeit der Ausrüstung hinzuweisen (vgl. Schultz, A. 1889 II, S. 30–33, 42– 45; Webster/Loomis 1951, S. 165f. = Kerth, Th. 2005, S. 159). Dass die Rüstung Lanzelets auch purity and innocence bedeute (Chamberlin 1997, S. 95), geht nicht aus dem Text hervor und beruht auf einer ahistorischen (?) Binsenweisheit (weiß = ...).
331/375
1095
362–363 Der ›Waffenrock‹ war ein leinener oder seidener Überwurf, der über der Rüstung getragen wurde und ca. bis auf die Knie hinabreichte. Er trug das Wappen und schützte den Träger vor Nässe und Hitze (Schultz, A. 1889 II, S. 40f., 57–60; Webster/Loomis 1951, S. 166 = Kerth, Th. 2005, S. 159f.; LexMA VIII, Sp. 1904). Auch Iweret trägt später einen Waffenrock mit goldenen Schellen (V. 4428– 4429; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 166f. = Kerth, Th. 2005, S. 160; Trzepacz 1975, S. 181; vgl. zum Schmuck Schultz, A. 1889 I, S. 317), was allerdings in der höfischen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts keine Besonderheit ist (vgl. etwa Rol 1619). Ob damit aber eine symbolische Identifikation geleistet werden soll, etwa im Sinne: Vorgänger – Nachfolger (vgl. die Deutungen zum Brunnenabenteuer, K zu V. 3871–3919)? Es könnte auch in diesem Fall nur die Kostbarkeit der Ausrüstung gemeint sein. 366–369 Paton 1960, S. 199, Anm. 1 hält dieses Schwert für ein »fairy sword«. Ich sehe dazu keine Veranlassung: Ein mit Gold verziertes Schwert, das Eisen und Stahl schneidet, wenn es ›mit Hass‹ (also heftig) geführt wird, ist nichts Ungewöhnliches. 372 Der Adler ist das Wappentier Lanzelets (V. 2036, 2372, 2930, 3305; vgl. V. 4780– 4781, 4895), überdies führt auch einer der vier Befreier Lanzelets in Pluris einen Adler als Wappen (V. 6299). Der Adler war als Wappentier besonders in Deutschland beliebt (Schultz, A. 1889 II, S. 93, Anm. 15. II, S. 777 und Glinka-Janczewski 1963, S. 94f. mit Belegsammlung; vgl. die Belegstellen BMZ I 48f.; Le I 87f.; vgl. auch Pérennec 1970, S. 49f.; LexMA I, Sp. 153f.), was wohl auf seine Eigenschaft als kaiserliches Wappen zurückzuführen ist (vgl. Jackson 1974/75, S. 290; es war auch das Wappen des Zähringers Bertold V., Bärmann 1989, S. 77). In den Fresken auf der Burg Runkelstein trägt Iwein den Adler (Loomis 1938, Abb. 61). Vgl. Webster/Loomis 1951, S. 168; Glinka-Janczewski 1963, ebd.; Kerth, Th. 2005, S. 161. Der zweite prominente Ritter mit dem Adler aus der Literatur um 1200 ist Wigamur, bei dem die Wappenbezeichnung narrativ motiviert wird: Wigamur erlegt einen Geier, als dieser einen Adler angreift, als Konsequenz folgt ihm der Adler bei allen seinen weiteren Abenteuern (Wigam 1448ff.). 375 Geun bringt Glinka-Janczewski 1963, S. 165f. zusammen mit Parz 481,12, wo Gêôn als einer der vier Flüsse genannt wird, die im Paradies entspringen; freilich hätte Ulrich zu einer solchen Anspielung nicht den ›Parzival‹ gebraucht, eine ungefähre Kenntnis der kanonischen Bibelstelle Vulgata, Gn 2,10–14 hätte gereicht!17 Einleuchtender ist die zweite von Glinka-Janczewski genannte Parallele zu Willehalm 429,28, wo ein Kîûn von Munlêûn als Schmied der Stange Rennewarts vorkommt. Allerdings ist auch hier ein Zusammenhang fraglich und wenn, dann nur auf einer Reminiszenz Ulrichs oder Wolframs beruhend. Vgl. auch Pérennec 1970, S. 50. 17
10
et fluvius egrediebatur de loco voluptatis ad inrigandum paradisum qui dividitur in quattuor capita nomen uni Phison ipse est qui circuit omnem terram Evilat ubi nascitur aurum 12 et aurum terrae illius optimum est ibique invenitur bdellium et lapis onychinus 13 et nomen fluvio secundo Geon ipse est qui circuit omnem terram Aethiopiae 14 nomen vero fluminis tertii Tigris ipse vadit contra Assyrios fluvius autem quartus ipse est Eufrates. 11
1096
Stellenkommentar
Turîe, das m. W. sonst nicht belegt ist (vgl. MHDBDB), könnte eventuell aus Turkîe (Wigal 9895, 11002), Turkanîe (Willehalm 29,3. 56,4. 206,14. 255,24) oder Syrie verderbt sein, es fehlt aber jeglicher Anhaltspunkt (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 161f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 285f.). 393–397 Hofer 1959, S. 6 vergleicht die Lehren, die Perceval vor seinem Aufbruch von seiner Mutter erhält. Im Gegensatz zu der unspezifischen und nichtssagenden Stelle im ›Lanzelet‹ (êre, stæte) wird bei Chrestien (Perceval 527–572; etwas abweichend Parz 127,11–128,2) aber viel exakter gelehrt (›Perceval‹: Damen in Not beistehen, Kuss bekommen, Ring oder Täschchen der Dame erwerben, Männer nach Namen fragen, Umgang mit edlen Männern suchen, in die Kirche gehen) und werden die Lehren später allzu wörtlich befolgt, die Parallele leuchtet mir nicht ein. Dass beispielsweise Lanzelet später auf Moreiz den Wünschen der Galagandreiz-Tochter nachgebe, weil er gelernt habe, alle Welt zu ehren (Münch 2005, S. 113), scheint mir etwas weit hergeholt: Lanzelet kann es ja schon zuvor gar nicht erwarten, bis das Fräulein endlich auch ihn um Minne bittet. Wohl zutreffender hält Braches 1961, S. 178 die guten Ratschläge für ein allgemein beliebtes Motiv und verweist auf den ›Ruodlieb‹, wo der Titelheld vom Rex Major vor seinem Aufbruch zwölf gute Ratschläge erhält, die er dann später auch in die Tat umsetzen kann (Ruodlieb V 392–584). 403ff. Ähnlich wie Lanzelet reiten auch Perceval/Parzival (Perceval 496ff. und Parz 126,15ff.) und Wigamur (Wigam 552ff.) als Toren – die keine (vollständige) ritterliche Ausbildung erhalten haben und daher vor allem nicht reiten können – und aufs gerate Wohl in die Welt hinaus mit dem Wunsch, die Abgeschiedenheit ihrer Kindheit hinter sich zu lassen und Ritterschaft zu erwerben.18 Die Schuld an der Situation trägt in allen Fällen die Erziehungsinstanz, im ›Lanzelet‹ die Meerfee und ihre Frauen, die entweder nicht willens oder – wahrscheinlicher – nicht in der Lage sind,19 Lanzelet eine ritterliche Ausbildung zukommen zu lassen; wenngleich die Szenen zweifellos auch eine, vielleicht beabsichtigte, komische Wirkung evozieren (vgl. Roßbacher 1998, S. 41). Perceval/Parzival wird von der Mutter von der Männerwelt abgeschirmt, weil die Mutter den gewaltsamen Verlust eines weiteren nahen männlichen Verwandten vermeiden will. Während aber der junge Perceval/Parzival gar keine höfische Erziehung genießt und sein Ausritt von der Mutter nicht gut geheißen wird, tut die Meerfee im ›Lanzelet‹ ihr Bestes und macht keinerlei Anstalten, Lanzelet dauerhaft an sich zu fesseln. Sie könnte damit gewissermaßen als ein »Antityp zu Herzeloyde gesehen werden« (Miklautsch 1991, S. 100). Analoges gilt für Lanzelet und Perceval/Parzival: Während der naive Perceval/Parzival als Tor in die Welt reitet, ohne es zu bemerken 18 Vgl. Heinzel 1872, S. 77, Anm. 1; Sarrazin 1879, S. 3f.; Weston 1901, S. 26, 94; Richter 1934, S. 114; Walshe 1937, S. 94; Schneider 1943, S. 332; Cosman 1966, S. 106 u. ö.; Blamires 1973, S. 37; Ruh 1975, S. 49; Bräuer 1990, S. 244; Thomas 1992, S. 15; Spiewok 1993, S. 142; Nadler, S.-M. 1997, S. 151; Buschinger 2003, S. 18; Birkhan 2002/05 V, S. 136. 19 Damit würde sich auch der Widerspruch auflösen, dass die Meerfee Lanzelet zum einen als ihren Kämpfer gegen Iweret auserwählt, ihn zum anderen aber nicht entsprechend ausbildet (vgl. Wieshofer 1995, S. 106).
375/420–441
1097
(Kleidung!), und zudem seine Unfähigkeit in ritterlichen Dingen durch nichts kompensieren kann, ist es Lanzelet ein Leichtes, seine Nachteile durch entsprechendes höfisches Verhalten – Lanzelet bedient sich im Gespräch hauptsächlich des rhetorischen Registers des Minnesangs – wettzumachen und Johfrit zum versöhnlichen Lachen zu bringen (Zellmann 1996, S. 200f.). Die Basis dafür wird früh gelegt (V. 250–252): Lanzelet lernt bald die Unterscheidung von Gut und Böse – und zwar ohne mütterliches Patentrezept (Engel [Perceval 138ff.] bzw. Gott [Parz 121,30ff.] versus Teufel; vgl. K zu V. 4428–4429) – und die Bedeutung des höfischen Verhaltens gegenüber Damen.20 Das Dümmlingsmotiv an sich ist im Märchen weit verbreitet und könnte auf keltischen Vorstufen beruhen (Ehrismann, G. 1905, S. 18 21f.), Brown 1918/19, S. 561 weist auf die Parallele im ›Sir Perceval‹ (Sir Perceval 404–412, 492–497) hin. Da es auch im ›Prosa-Lancelot‹ begegnet, ist die Annahme eines Einflusses von Wolfram auf Ulrich (Cosman 1966, S. 109–111, die das Motiv im ›Lanzelet‹ für unmotiviert hält; vgl. aber Kap. II.3.4) eher abzulehnen (Krause 1985, S. 82), wenngleich es durchaus möglich wäre, dass Ulrich und der ›Prosa-Lancelot‹ aus der Parzival-Tradition schöpften. Schließlich dürfte die Verbreitung des Motivs am ehesten dafür sprechen, dass es so bekannt war, dass eindimensionale Bezugnahmen fragwürdig werden. McLelland 2000, S. 93–99 nimmt Lanzelets naives Verhalten und die daraus resultierende Komik zum Anlass, den Stil des gesamten Erziehungs- und Kindheitskomplexes des Romans, also Lanzelets Aufenthalt im Inselreich der Meerfee und auf der Burg Liez, als humoristisch zu umschreiben (vgl. auch K zu V. 440–444, 489). Dass sie dabei nur einen Einzelaspekt der Episode herausgreift und andere, wohl bedeutsamere Strukturzusammenhänge21 unberücksichtigt lässt, ist evident. Eine Festlegung der Kindheit Lanzelets n u r oder schwerpunktmäßig auf den humoristischen Bereich halte ich für übertrieben, McLelland fällt damit hinter das von Zellmann (siehe Kap. II.5.2.22) und anderen zu Lanzelets Kindheit Gesagte zurück. Im Zuge seiner Interpretation des Textes als Märchen ist es für Brown 1919/20, S. 369, Anm. 1 keine Frage, dass das Pferd des Dümmlings von der Meerfee ›ferngesteuert‹ wird. Ich denke jedoch, dass hier die Motivation durch das allgegenwärtige ›Glück‹ völlig ausreicht. Mot. H 1221. Quest for adventure; M 242. Bargains and promises between mortals and supernatural beings; L 101. Unpromising hero. 420–441 Der ungerächte Geißelschlag des Zwerges, den Lanzelet soziokulturell offenbar nicht richtig einordnen kann und einfach als gegeben hinnimmt (V. 432–433), ist am prominentesten am Beginn des ›Erec‹ (Erec/CdT 219ff.; Er 28ff.). Auch im Prosaroman begegnen immer wieder bösartige Zwerge, mitunter auch solche, die Gegner 20 Leicht überpointiert ist die Notiz bei Meyer, M. 2003, S. 100f., wo Parzivals und Lanzelets Mutter verglichen werden: Die Meerfee rette gewissermaßen Lanzelets Mutter das Leben, indem sie das Kind schon früh entführt und die Mutter so vor der (tödlichen) Konfliktsituation beim Eintritt Lanzelets in die Ritterschaft bewahre. 21 Z. B. die ideale, geradezu vorbildhafte Erziehung, der schillernde Kontrast zwischen ›un-ritterlicher‹ Erziehung im Frauenreich und vorbildhafter Courtoisie (abseits der komischen Aspekte).
1098
Stellenkommentar
ihres Herren auf dessen Befehl mit der Geißel schlagen (LancFr, ed. Sommer II, S. 280. IV, S. 307, 344. V, S. 237, ed. Micha II, Kapp. LIV, LXVI, XCI, übs. Lacy I, S. 322. II, S. 76, 100, 233; vgl. Märtens 1880, S. 692f.; Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162). Der Karrenritter trifft ebenfalls auf einen Zwerg, der eine Peitsche führt, von einem Geißelschlag ist jedoch an keiner Stelle die Rede (Charrette 5077–5101; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 80f.; Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162; Ó Riain-Raedel 1978, S. 86f.). Der Zwerg, der offensichtlich zu Meleagants Schergen gehört, bittet Lancelot, mit ihm zu reiten, und führt Lancelot (vermutlich) in einen Hinterhalt. Lancelot wird gefangen genommen (vgl. K. zu V. 1357–2249, 4981–5025, 5429–5573/6159–6562) und zuerst auf der Burg eines Seneschalls festgehalten, später in einem eigens dafür errichteten Turm an der Meeresküste. Die meisten Forscher gingen und gehen von einem Einfluss eines der beiden Erec-Romane auf den ›Lanzelet‹ aus.22 Gegen eine solche Bezugnahme Ulrichs auf Hartmann argumentiert vor allem und vielleicht nicht zu Unrecht Pérennec 1970, S. 52: Während bei Hartmann der Zwerg einen Namen (Maliclisier) erhält und als moralische Instanz auftritt, findet sich im ›Lanzelet‹, wie auch bei Chrestien, das Motiv in einer ›ursprünglicheren‹ Variante (böser Zwerg). Krause 1985, S. 26, 108f. stellt sich ebenso gegen eine Bezugnahme auf den ›Erec‹ (allerdings auf den Chrestiens) und nimmt eine enge Bindung von ›Lanzelet‹ und ›Charrette‹ an, was jedoch aufgrund der hier größeren Abweichungen des Motivs nicht plausibel scheint. Für abwegig halte ich die Argumentation bei Cosman 1966, S. 107, die den Zwerg mit dem roten Ritter Ither im ›Parzival‹ (Parz 145,17ff.; vgl. Perceval 871ff.) zusammenbringt, da es sich in beiden Fällen um einen ersten kämpferischen Kontakt des unerfahrenen Protagonisten handle. Die ganz erheblichen Differenzen zwischen den Passagen scheinen Cosman nicht zu stören. Ehrismann, G. 1905, S. 22 sieht im Geißelschlag des Zwergs eines der vielen märchenhaften Motive des Textes. Ähnlich argumentiert Webster, der die Königin von Pluris für ein übernatürliches Wesen hält, das auf diese Weise die von ihr ausgewählten Helden zu sich lockt (Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162). Loomis führt das Motiv des aggressiven Zwerges auf die walisische Figur Beli zurück (ebd. und Loomis, R. Sh. 1949, S. 80, 139–143, 213, 321, 434–437; ebenso Harward 1958, S. 78–81, 129). Dass Lanzelet einen Kampf mit dem offensichtlich Unterlegenen unterlässt, deutet Harward 1958, S. 118 als Indiz, dass im ›Lanzelet‹ (wie in den meisten anderen hochmittelalterlichen Romanen) die ursprünglich übernatürliche Kraft der Zwerge bereits keine Rolle mehr spielt. Chamberlin 1997, S. 95 hält Lanzelets Zurückhaltung frei assoziativ für einen Akt christlicher Caritas, wofür 22 Vgl. Bächtold 1870, S. 37, der dieses Motiv den Mabinogion zuordnet; Heinzel 1872, S. 77, Anm. 1; Neumaier 1883/84 II, S. 22; Singer 1898a, S. 436, der eine Entlehnung aus dem ›Erec‹ annimmt; Richter 1934, S. 89, 272; Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162; Loomis, R. Sh. 1949, S. 80f.; Hofer 1959, S. 6 wie Singer; Braches 1961, S. 183; Ruh 1975, S. 49; Ó Riain-Raedel 1978, S. 86f.; Thoran 1984, S. 58; Nadler, S.-M. 1997, S. 145f.; Birkhan 2002/05 V, S. 62–64; Buschinger 2003, S. 20 wie Singer.
420–441/460–463
1099
die leicht kuriose Szene (immerhin kann Lanzelet nicht einmal vernünftig reiten) nun wirklich keinen Anlass gibt. Vor dem Hintergrund dieser sehr divergenten Interpretationen sollte vielleicht, auch mit Blick auf den Prosaroman und die ›Charrette‹, festgehalten werden, dass Zwerge im Artusroman häufig auf die Rolle von hinterhältigen Bösewichten festgelegt sind. Dies geht so weit, dass in Bel Inconnu 592ff. u. ö. mehrmals explizit gemacht werden muss, dass der dortig Zwerg, einer der Begleiter [Guinglains] auf seiner Fahrt zum Fier-baiser-Abenteuer, ein guter, nicht verlogener oder hinterhältiger Zwerg ist. Vielleicht steht also beim ›Lanzelet‹ weniger die Figur des Zwerges im Zentrum, der eine bestimmte Handlung ausführt, sondern vielmehr der Affront und die Aggression gegen Lanzelet, die sich nun einmal gut mithilfe einer Zwergenfigur erzählt lassen. Mot. F 451.5.2. Malevolent dwarf; J 1805.5.5. Misinterpretation of manners. 440–444 Die Realität erweist sich als Gegenteil dessen, was wenige Verse zuvor noch vom Erzähler als Tatsache geschildert worden war. Keineswegs kann Lanzelet auf seinem Pferd folgen, wem immer er möchte (V. 355–356). Tatsächlich muss er dem Pferd folgen, egal wem er zürnt. Der Reim erbolgen : volgen stärkt die inhaltliche Bindung; ein weiteres komisches Moment in Lanzelets unbeholfenem ersten Ausritt (McLelland 2000, S. 96). 445–451 Pérennec 2001, S. 372–374 vergleicht Eneas Erkundigung bei einem Boten nach der Herrschaft in Karthago, En 608–616 (32,26–34): her sprach ›waz habet ir funden?‹ »allez gût«. ›unde waz?‹ »Kartâgô.« ›waz is daz?‹ »ez is ein borch hêre.« ›dorch got, saget mêre, is si verre?‹ »nein, s’is nâ.« ›fundet ir den kunich dâ?‹ »da nis kuneges niht.« ›wie denne sô?‹ »dâ is diu frouwe Dîdô.« In gewisser Weise sei die Königin von Pluris eine ›zweite Dido‹, beide Frauen herrschen über ein eigenes Königreich, ohne dass eine männliche Herrscherfigur (z. B. als verstorbener Vater oder verstorbener Gemahl) irgendwie greifbar wäre. 448 Richter 1934, S. 84 erinnert der Name an den Namen Plurien, der sich auf alten (und auch neueren, F. K.) Landkarten der Bretagne finde. Loomis denkt an chastel des Pleurs im ›Tristan en prose‹, wenngleich er zugesteht, dass ansonsten keine Parallele zur Pluris-Episode besteht (Webster/Loomis 1951, S. 191; vgl. Chamberlin 1997, S. 96). Walshe 1953, S. 100 dagegen erwägt eine Verbindung mit Wolframs Prurîn (Parz 134,12; vgl. Er 2240, 2353; kritisch Krause 1985, S. 78). Vgl. GlinkaJanczewski 1963, S. 273, die weiters anmerkt, dass Namen mit Plou- in der Bretagne generell häufig sind. Vgl. Kerth, Th. 2005, S. 207. 460–463 Die Schilderung ist zu ungenau, als dass man sich eine genaue Vorstellung machen könnte. Am ehesten dürfte damit, dass dem Pferd der Zaum bî den ôren lac, gemeint sein, dass dieser von bzw. direkt bei den Ohren herunterhängt, weil ihn ja
1100
Stellenkommentar
Lanzelet eben nicht zu benützen scheint, sondern nur planlos auf das Pferd einschlägt; mit mäßigem Erfolg, denn das Pferd läuft nur ein kleines Stück weit. 466–668 Der Aufenthalt bei Johfrit de Liez, bei dem Lanzelet gewissermaßen eine ritterliche Grundausbildung erhält, erinnert an die Unterweisung Percevals/Parzivals bei Gornemans/Gurnemanz (Perceval; Parz).23 Dass Johfrit als ritterlicher Helfer und Lehrer auch dem Knappen Yonet (Iwanet) gleiche (Perceval 1130ff.; Parz 155,29), der Perceval beim Anlegen der roten Rüstung behilflich ist (Hofer 1959, S. 6; Pastré 1995a, S. 305), halte ich für problematisch. Eine ähnliche Funktion wie Johfrit haben im ›Wigamur‹ Glakotelosfloyr, der dort den Titelhelden in ritterlichen Fertigkeiten unterweist, nachdem Wigamur ihn im Duell besiegt hat, sowie besonders Yttra, bei dem sich der junge Wigamur einige Zeit aufhält und bei dem er eine vollständige ritterliche Ausbildung erhält (Wigam 555–793, 1100–1443; vgl. Thomas 1992, S. 15). Auffällig ist, dass auch der Erzieher und Ziehvater des Helden im ›Wilhelm von Orlens‹ (Wilh. v. Orl.) Johfrit, genauer: Johfrit von Brabant, heißt. Johfrit herrscht über das Nachbarland von Wilhelms Vater und steht mit diesem im Krieg. Als Wilhelms Vater, der Graf von Hennegau, sein Leben verliert und seine Frau ihm aus Kummer nachstirbt, nimmt Johfrit den Waisen in seine Obhut. Hat Rudolf von Ems, der den ›Lanzelet‹ kannte (siehe Kap. II.7.), hier den Namen samt Funktion von Ulrich adaptiert? Russ 2000, S. 192 macht darauf aufmerksam, dass Lanzelet bei Johfrit nur einen Teil der Ritterausbildung, nämlich die Praxis ritterlicher Fertigkeiten, erlernt. Idee und Ethos des Rittertums, wie sie Perceval/Parzival bei Gornemans/Gurnemanz vermittelt bekommt, fehlen hier. Somit wäre also nur ein Teil des Defizits der Ausbildung auf der Fraueninsel beseitigt (vgl. K zu V. 180–303). Fraglich ist jedoch, ob Lanzelet diesen nach Russ fehlenden Teil nicht schon auf der Fraueninsel erworben hat, bedenkt man etwa die dortige Unterweisung in so gut wie allen höfischen Verhaltensnormen und das gekonnte (wenngleich komische) Erproben derselben im Gespräch mit Johfrit. Mot. H 839. Knight as helper; P 561. Tournaments; H 1561.1. Test of valor: tournament. 472 Personen, mit denen sich der Erzähler (und mit ihm – quasi per definitionem – das Publikum) identifizieren zu können glaubt, werden gerne mit unser helt, unser recke, unser degen, unser guoter kneht, mîn herre und dergleichen vereinnahmt, allen voran natürlich Lanzelet; die Stellen gehen in die Dutzende, für eine vollständige Liste siehe Schütze 1883, S. 10. 487 Die Form des Personennamens erinnert an Jofreit fîz Idoel, der Parz 665,2 genannt wird (Richter 1934, S. 267), noch ähnlicher ist Jofreit von Sâlîs in Willehalm 23 Vgl. schon Paris 1881, S. 473, Anm. 3; meist wird ein Einfluss Wolframs auf Ulrich angenommen: Singer 1898a, S. 433; Weston 1901, S. 27; Brown 1919/20, S. 369, Anm. 4; Loomis, R. Sh. 1949, S. 361; Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162; Hofer 1959, S. 6; Cosman 1966, S. 107–109; Owen 1968, S. 189; Pérennec 1970, S. 53; Ruh 1975, S. 49; Zellmann 1996, S. 202; Buschinger 2003, S. 18; dagegen Krause 1985, S. 83.
460–463/640
1101
437,12 (Glinka-Janczewski 1963, S. 182). Singer 1912, S. 146 (ebenso Owen 1968, S. 189) denkt für das Land an Lîz, das Königreich des Meljanz in Parz 344,15 u. ö.24 Walshe 1937, S. 95 lässt die Frage offen. Pérennec 1970, S. 52–54 verbindet die Hypothesen und nimmt an, dass Ulrich aus Jofreit fîz Idoel und Meljanz von Lîz eine Figur gemacht hätte, Grund der (unabsichtlichen?) Verwechslung könnte die Erwähnung beider Figuren im Zusammenhang mit Barbigoel sein (Parz 413,18–19. 665,1–2). Bartsch 1872, S. 119 dachte für das wolframsche Lîz an die ›Lilie‹. Wahrscheinlicher ist wohl die Herkunfts-Hypothese von Lot 1895, S. 322, der Liez mit walisisch llys ›Burg‹ zusammenbringt (vgl. Weston 1906/09 I, S. 302–307; Newstead 1939, S. 70–85; Webster/Loomis 1951, S. 168 = Kerth, Th. 2005, S. 162; GlinkaJanczewski 1963, S. 262f.). Loomis führt Johfrit über afrz. Giflet fis Do zurück auf walisisch Gilfaethwy, der in späteren Traditionen als Erzieher von Llew (dem »prototype« Lanzelets; vgl. K zu V. 4704–4711) genannt wird (Webster/Loomis 1951, S. 168f. = Kerth, Th. 2005, S. 162). Der Name Jofroi ist in den Chansons de geste häufig (Glinka-Janczewski 1963, S. 182). 489 Johfrit denkt ganz in den Bahnen der höfischen Minneideologie (vgl. Hesse 1994, S. 100–103; Kerth, Th. 2005, S. 162) und interpretiert das Verschweigen des eigenen Namens durch Lanzelet als eine Buße, die ihm von einer Minneherrin auferlegt worden sei. Ganz ähnlich ist später die Geschichte des stummen Gilimar (vgl. K zu V. 6639–6672), der tatsächlich unter einem Schweigegebot steht. Feistner 1995, S. 246 sieht hier wohl zu Recht ein Ironiesignal (vgl. McLelland 2000, S. 98). Man könnte noch weiter gehen und auch Johfrits Reaktion in den ironischen Diskurs einbeziehen: Sowohl Lanzelets Verhalten als Dümmling als auch Johfrits Denken in starren Bezügen werden auf die Schaufel genommen. 536 Wenn dies bereits der dritte Tag von Lanzelets Ausfahrt ist, fehlen im Erzählzusammenhang eine Nacht und ein Tag (Walshe 1937, S. 95). 615–617 Die rîse (P) ist ein Schleier, der zur Tracht der Frauen gehörte, und der beim Küssen auf die Seite geschoben werden musste (Schultz, A. 1889 I, S. 183; Weinhold 1897 II, S. 307; Sparnaay 1952, S. 413; Brüggen 1989, S. 97f., 241; Kühnel 1992, S. 210f.; Pérennec 2004, S. 71, Anm. 15; LexMA V, Sp. 1436f.). Wer genau die Schar der ›besseren‹ sind (P), und was es mit dem Schleier (P) auf sich hat, wird nicht so recht klar, die Lesarten stehen unvermittelt nebeneinander; vgl. Anm. zur Stelle. 640 Die Buhurt ist eine der Formen des mittelalterlichen Turniers, bei der zwei geschlossene Gruppen gegeneinander antreten. Es dürfte sich dabei um eine Art Formationsund Schaureiten, verbunden mit weniger harten Kämpfen, gehandelt haben, wobei das Geschick, besonders im Umgang mit dem Pferd, im Zentrum stand; was jedoch nicht bedeutet, dass es sich nur um ein harmloses Schauspiel gehandelt hätte (Schultz, A. 1889 II, S. 113; Niedner 1881, S. 15, 35; Webster/Loomis 1951, S. 170 = Kerth, 24 Eine Verbindung, die freilich bereits in Er 1635 (Meljanz von Lîz) und Erec/CdT, ed. Rousse 1698 (Melianz de Liz) hergestellt ist. Auch in Kr 2294 heißt das Heimatland des Ginover-Entführeres und Widersachers von Lanzelet Lyz.
1102
Stellenkommentar
Th. 2005, S. 163f.; Bumke 1999b, S. 357–360; LexMA VIII, Sp. 1115f.). Die Herkunft des Wortes buhurt bzw. buhurdieren ist unklar, sicher ist nur die Entlehnung aus dem Altfranzösischen (Suolahti 1929a, S. 64). 646 gügerel bezeichnet einen ornamentalen Kopfschmuck der Pferde, der teilweise das Wappen des Ritters zeigt (Schultz, A. 1889 I, S. 499, Anm. 8. II, S. 102–104; Webster/Loomis 1951, S. 200 = Kerth, Th. 2005, S. 195f.). 649 hôher muot (vgl. V. 2637, 6001) ist einer der höfischen Zentralbegriffe schlechthin, gerade was den Bereich des Minnesangs angeht, und als solcher kaum adäquat ins Neuhochdeutsche zu übertragen. Bei Ulrich wird der Begriff so gut wie nicht thematisiert und es wird nicht klar, was man sich hier darunter vorzustellen hat, bzw. ob überhaupt ein besonders spezialisiertes Denotat anzusetzen ist (vgl. Richter 1934, S. 233f.). 674–675 Pérennec 1970, S. 55 hält die Stelle für eine Parodie des Aventiure-Waldes, den Gemeinplatz fast aller mittelhochdeutschen Artusromane. Vgl. K zu V. 8022– 8025. 684 HaA verweist für Kuraus auf Er 1656, wo Lis von quinte carous ›Lis von den fünf Breitschwertern‹, der Sohn des Königs von Ganedic, als ein Ritter der Tafelrunde erwähnt wird (vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 23).25 Im ›Lanzelet‹ jedoch ist nur Orpilet explizit ein Artusritter, von Kuraus wird nichts dergleichen behauptet (bzw. erst bei Gottzmann 1986, S. 189; Roßnagel 1996, S. 55). Auch wäre es wenig sinnvoll, wenn zwei Artusritter (und damit) in gegenseitiger Kenntnis ihrer Identität gegeneinander kämpfen würden. Singer 1912, S. 146 verweist auf Hardîz, den König von Gascône im ›Parzival‹ (Parz 89,7–22 u. ö.), die Verschreibung Gâgunne – Gascône sei unproblematisch. Richter 1934, S. 82 erweitert Singers Hypothese mit einem Hinweis auf die Prosaromane von Parzival (Manessiers Continuation und der ›Perlesvaus‹), wo ein Covart chevalier ›feiger Ritter‹ eine Jungfrau befreit und dadurch den Beinamen Le Hardi erhält. Von Covart zu Kurâus ist es wiederum nicht weit. Wolframs ›Parzival‹ stünde bereits mitten in dieser Entwicklung, während bei Chrestien im ›Erec‹ die beiden Ritter noch getrennt sind als fünfter und sechster Artusritter: li Biax Coarz und li Lez Hardiz (Erec/CdT 1676–1677; vgl. Nitze 1932/37 II, S. 124–133; Brugger 1941). Loomis folgt für den Namen Richter (anglonormannisch cuars), erwägt für den Ortsnamen jedoch eine Herleitung von Gauvoie = Galloway (Webster/Loomis 1951, S. 170 = Kerth, Th. 2005, S. 164). Walshe 1953, S. 100 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 164) hält die Herleitung von cuars ›feige‹ für unwahrscheinlich und denkt an corageus, wonach die tautologische Namensbildung parallel zum Schœnen Walt Behforet wäre. Das Problem ist nach wie vor ungelöst (vgl. Pérennec 1970, S. 55f.). Weitere ähnliche Namen finden sich im Kursaus von Barberîe (Willehalm 74,13) sowie besonders Coaurons quens de Guincestre in Waces ›Brut‹ (Wace, Brut, ed. Arnold 10532; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 188f.). Vgl. zu den Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 249f. 25 Richter 1934, S. 82 missversteht Hahn, wenn er den Bezug auf Gaveros von Rabedic (Er 1654) hin auflöst.
640/705–4959
1103
687 Zu Orpilet (und Torfilaret) siehe K zu V. 5898. 705–4959 Die drei Episoden von der Erringung einer Frau und der Herrschaft über ein Land durch Tötung des Landesherrn und Vaters bzw. Onkels der Frau sind offensichtlich Wiederholungen ein und desselben Motivs, das ein viertes Mal in der Pluris-Episode anklingt, worauf als erster Gaston Paris (Paris 1881, S. 472, Anm. 1) hinwies (vgl. die Interpretationsansätze in Kap. II.5.2 passim). Als kurze Summe der Deutungsversuche kann gelten, dass die drei Aventiuren in einem Steigerungsverhältnis zueinander stehen, da von Fall zu Fall das Höfische vor allem der Gegner und der Liebesverhältnisse, jedoch auch der Kämpfe an sich zunimmt: unhöfischer Messerkampf mit Galagandreiz, laszives Mädchen – höfischer Linier, der aber seinen Vorteil schamlos ausnützt, dominante Ade – ›bester Ritter‹ Iweret, ideale Minnedame Iblis (ausführliche Inhaltsanalyse bei Pastré 1997; Kerth, Th. 2005, S. 14–18, vgl. ebd., S. 165f.). Die fast zahllosen negativen Wertungen, die der ›Lanzelet‹ von der älteren Forschung erfahren hatte (siehe Kap. II.2.), betonen nicht selten die Einfallslosigkeit und Primitivität der Wiederholungsstruktur; dass damit auch ein Deutungsspielraum erschlossen wird und es mit der Umschreibung der Handlung (des ersten Teils) als simple Folge von identen Wiederholungen nicht getan ist, wurde erst mit den strukturalistischen Inhaltsanalysen der 1970er deutlich. Ob hier tatsächlich eine Parallele zu den drei Minneoptionen Parzivals ( Jeschute, Liaze, Condwiramurs) vorliegt (so Schüppert 1975, S. 127, Anm. 19; Loomis, R. Sh. 1963, S. 30 verweist außerdem auf die vielen ›seriellen‹ Minnebeziehungen Peredurs; vgl. Krause 1985, S. 19), halte ich für fraglich: Eine solche Annahme für den ›Parzival‹ ist gewagt und am Text höchstens zwischen den Verszeilen nachvollziehbar, während im ›Lanzelet‹ die ganze erste Romanhälfte auf diese Thematik hin ausgelegt ist. Wenn, so müsste man eher auf Gahmurets und Gawans Liebesverhalten bei Wolfram verweisen (vgl. Spiewok in Kap. II.5.3.2). Ehrismann, G. 1905, S. 17f., 22–25 bringt das Grundmotiv mit dem märchenhaften, letztlich wohl keltischen Befreiungsmotiv zusammen, bei dem ein Held eine Jungfrau aus den Fängen eines wie auch immer gearteten Widersachers, hier eines restriktiven Vormunds, befreien muss. Konkreter könnte man mit Birkhan 2002/05 V, S. 67 auf den ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 217–258, übs. Birkhan II, S. 33– 106) verweisen, wo ebenfalls die Tötung des Vaters (des Oberriesen Ysbadadden) Voraussetzung für die Erringung der Braut ist. Der ›Kulhwch‹ teilt mit dem ›Lanzelet‹, genauer: mit dessen zweitem Teil, überdies die Vorliebe für Kollektiv-Abenteuer, in denen der gesamte Artushof oder zumindest ein erheblicher Teil davon auszieht, um diverse, in der Regel höchst wundersame, in den Bereich des Mythischen reichende Aufgaben zu lösen. Hofer 1959, S. 6f. leitet das Motiv aus dem ›Yvain‹ (Yvain; vgl. Iw) und dem dortigen Brunnenabenteuer her, wo der Held das Land und die Frau (anstatt der Tochter oder der Nichte) des von ihm Erschlagenen erwirbt; vgl. K zu V. 3871–3919. Russ 2000, S. 193–201 deutet den gesamten ersten Romanteil als Überwindung des Defizits der Erziehung im Frauenreich (vgl. K zu V. 180–303, 466–668). Bei Galagandreiz handelt Lanzelet noch unhöfisch, verletzt die triuwe des Gastgebers und
1104
Stellenkommentar
besiegt ihn, indem er die Regeln des Messerkampfs verletzt. Bei Linier ist Lanzelets Kampfverhalten bereits näher an den höfisch-ritterlichen Normen, weitere Tendenzen der Verfeinerung signalisieren die Kämpfe mit Walwein und schließlich mit Iweret, dem besten Ritter. Damit hat Lanzelet die Aufgaben seiner Jugend erfüllt, ist bester Ritter geworden und hat den Auftrag der Meerfee erledigt. Ganz ähnlich interpretiert auch Meyer, M. 2003, S. 97–101 u. ö. den ›Lanzelet‹ als Überwindung der mit der Jugendgeschichte (Feenreich) erworbenen Defizite, namentlich der Unkenntnis von Ritterschaft. Lanzelet erreicht die kulturelle Integration in den Artusbereich, den er aus freien Stücken wieder verlässt, um auf einer neuen Stufe das Erbe seines Vaters anzutreten (S. 111). (Diese straffe intratextuelle Motivierung der Jugendgeschichte bedeute zugleich, dass die Meerfee-Episode – wie auch im ›Prosa-Lancelot‹ oder im ›Wigamur‹ – »untauglich [sei] für Rekonstruktionsversuche einer keltischen Anderwelt«; S. 112.) Dem ist grosso modo zuzustimmen, allerdings sollte man vorsichtig sein, was eine interne Entwicklung des Titelhelden anlangt. Es hat vielmehr den Anschein, als ob die Entwicklung Lanzelets tatsächlich eine Entwicklungsreihe seiner Kontrahenten ist: Wenn Lanzelet etwa bei Galagandreiz unhöfisch agiert, passt er sich damit der Art seines Gastgebers an (z. B. Messerkampf statt ritterlicher Kampf ). Nicht Lanzelet entwickelt sich, sondern die Stationen seines Wegs konstituieren – mehr als bei anderen Helden zeitgenössischer Romane und nicht psychoanalytisch-abstrakt gesprochen, sondern ganz konkret gedacht – seine Entwicklung. 705–1356 Die Galagandreiz-Episode diente vor allem der Forschung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als motivgeschichtliches Spielfeld. Eine Reihe von Parallelen wurde aufgezeigt, darunter ›Gawain and the Green Knight‹ (spätes 14. Jahrhundert), Episoden im ›Carl of Carlisle‹ (15. Jahrhundert), im ›Le Chevalier à l’Epée‹ (1220/25) und im ›Wolfdietrich‹.26 In allen genannten Texten findet sich die Motivstruktur: Besuch bei einem unheimlichen Gastgeber, Versuchung, Tapferkeitstest. Detaillierte Übereinstimmungen wie etwa die Dreizahl der Gäste, die Leidenschaft des Gastgebers zur Jagd oder seine Tätigkeit als Waldaufseher, die Versuchung durch die Tochter27 oder der Messerwurf-Kampf mit dem Gastgeber umfassen je nur eine Auswahl der Texte. Loomis sieht den Ursprung des Motivkomplexes in (mündlichen) Erzählungen von bretonischen Conteurs des 12. (?) Jahrhunderts, welche die Episode wiederum aus verschiedenen keltischen Quellen gebildet hätten (Loomis, R. Sh. 1933, S. 1007– 1012, 1022–1028; Loomis, R. Sh. 1943, S. 170–173; Loomis, R. Sh. 1945, S. 186f.; Webster/Loomis 1951, S. 171f. = Kerth, Th. 2005, S. 165 mit Literatur). Der 26 Grundlegend Kittredge 1916, S. 6, 83–106, 218–220, 257–266; vgl. auch Schütze 1883, S. 32; Webster 1906, S. 360–363 (›Wolfdietrich‹); Schneider 1913, S. 259, 261–263, 326, 332 (›Wolfdietrich‹); Richter 1934, S. 62f.; Webster/Loomis 1951, S. 171–173 = Kerth, Th. 2005, S. 165–167; Sparnaay 1959, S. 438; Ó Riain-Raedel 1978, S. 195–205, die sich nur auf die Parallele zu ›Gawain and the Green Knight‹ konzentriert und die ›Wolfdietriche‹ völlig außer Acht lässt; Bräuer 1990, S. 435; Semmler 1991, S. 94f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 162f. (›Wolfdietrich‹). 27 Umgekehrt im ›Wolfdietrich‹: Befehl durch den Gastgeber, mit der Tochter zu schlafen!
705–4959/705–1356
1105
springende Punkt an Loomis’ Argumentation ist, ob dieser Komplex von Motiven tatsächlich ein kohärentes und spezifisches Episodengerüst abgibt, oder ob hier nicht vielmehr eine sehr allgemeine Handlungsfolge als beweiskräftiges Indiz für genetische Beziehungen zwischen verschiedenen Texten nutzbar gemacht wird. Beispiel sei ›Sir Gawain and the Green Knight‹ (GGK), der der Episode im ›Lanzelet‹ näher als die meisten übrigen Texte kommt. Die Unterschiede: Der Held ist alleine, nicht zu dritt unterwegs; die Versuchung erfolgt nicht durch die Tochter, sondern durch die Frau des Gastgebers, durch diese aber dreimal; Gawain widersteht den verführerischen Künsten bis auf einige Küsse; die Verführung stellt sich im Nachhinein als Probe von Gawains Aufrichtigkeit dem Gastgegeber gegenüber heraus;28 der Zweikampf erfolgt nicht durch Messerwurf, sondern durch das bekannte ›Beheading Game‹; statt bewusster Missachtung der Regeln durch Lanzelet bleibt Gawain den gleichwohl absurden Regeln des ›Beheading Game‹ treu; das Ganze ist keine existenzielle Gefährdung, sondern eher ein Test für Gawain. Als Gemeinsamkeit bleibt dann nur noch die Koordination von Versuchungs- und Zweikampf-Motiv, und diese Verbindung ist von so allgemeiner Natur, dass es nicht als gesichert gelten kann, dass hier eine Bezugnahme auf irgendeiner motivgeschichtlichen Stufe stattgefunden hat (so auch Loomis, L. H. 1959, S. 533–537, bes. S. 536). Man wird also Pérennec 1970, S. 66–73 durchaus beipflichten können, dass die einzige stichhaltige Parallele wohl in der Falkenis-Episode von ›Wolfdietrich‹ B, D und K vorliegt (Wd B 532ff.; D 1060ff.; K 252ff.; vgl. Miklautsch 2005, S. 161– 166, 212–218). Wolfdietrich gelangt auf seiner Rückreise von Jerusalem zur Burg eines Heiden, die in D Falkenis heißt; der Heide und seine Tochter werden in B Belian und Marpaly genannt. Auf den Türmen der Burg sind dutzende Köpfe von Rittern (Christen) aufgespießt, die bei der Aventiure der Burg ums Leben gekommen sind: Die Helden werden von der Heidentochter angelockt, mit einem Schlaftrunkt betäubt und am nächsten Morgen vom Burgherrn getötet, weil es ihnen nicht gelungen ist, seine Tochter zu entjungfern. Wolfdietrich, der sich als Rächer seiner Vorgänger erweist, bezaubert jedoch die Heidentochter, sodass sie den Schlaftrunk wegschüttet und ihn in der Nacht sexuell bedrängt: In BK legt sie sich nackt zu ihm, er versucht, ihren Zudringlichkeiten durch ein Religionsgespräch zu entgehen und legt ein Schwert zwischen sich und die Heidin, das sie kurzerhand entfernt. Wie es ihm gelingt, keusch 28 An drei aufeinander folgenden Tagen geht der Gastgeber auf die Jagd, während Gawain auf der Burg bleibt. Der Gastgeber vereinbart mit Gawain, sich gegenseitig das untertags Erworbene am Abend zu schenken: Der Gastgeber schenkt jeweils ein erjagtes Tier, Gawain gibt dem Gastgeber die erhaltenen Küsse der Gastgeberin zurück. Nur den am dritten Tag erhaltenen Gürtel, der seinen Träger vor dem Tod schützt, behält Gawain. Beim ›Beheading Game‹ schlägt der Wirt (den Gawain erst jetzt als Gegenspieler erkennt) dreimal zu, zweimal verfehlt er Gawain absichtlich, beim dritten Schlag bringt er ihm eine kleine Schramme am Hals bei, da Gawain den Gürtel verschwiegen und behalten und damit nicht ganz aufrichtig gehandelt hat. Noch weiter entfernt vom ›Lanzelet‹ ist die Integration des ›Beheading Game‹ in ›La Mule sanz Frain‹ und in die entsprechende ›Krone‹-Passage (das ›Beheading Game‹ in Mule 567–633; Kr 13103–13185). Eine mögliche Beziehung Gauvains/Gaweins zur Burgherrin ist dort kaum noch greifbar, Ziel ist der Erwerb eines kostbaren Zaumzeugs, weshalb ich hier nicht näher auf die Passagen eingehe.
1106
Stellenkommentar
zu bleiben, bleibt offen. In D ist Wolfdietrich zunächst machtlos, rettet sich dann aber durch ein Gebet zur Jungfrau Maria, einen Zauber der Heidentochter kann er mit dem Kruzifix abwehren, die Heidin muss die ganze Nacht über nackt vor ihm stehen. Am nächsten Morgen kommt der Burgherr und fordert Wolfdietrich zum obligaten Messerkampf: Die Recken sind nur mit einem Hemd bekleidet, beide müssen auf einem dreibeinigen Stuhl stehen, jeder hat drei Würfe frei. Der Heide beginnt, Wolfdietrich bleibt durch Gottes Hilfe und durch das Schutzhemd des Heiligen Pankratius unverletzt und tötet den Heiden mit dem letzten Wurf. Daraufhin zaubert die Heidentochter rund um die Burg einen riesigen schwarzen See, den Wolfdietrich in mehreren Abenteuern überwinden muss. Sie selbst fliegt als schwarzer Vogel davon. Es lässt sich schwer in Abrede stellen, dass diese Episode des ›Wolfdietrich‹ mit der Galagandreiz-Episode zu tun hat, wenn auch die konkrete Modalität des Einflusses nicht rekonstruierbar ist; hier wäre eventuell mit verlorenen (mündlichen?) Ausgestaltungen zu rechnen. Die Berührungen zwischen ›Lanzelet‹ und ›Wolfdietrich‹ betreffen das laszive Fräulein, deren Schwanken zwischen Einhaltung und Bruch der höfischen Konvention, den bösartigen Burgherrn und den Ablauf des MesserwurfKampfes, wobei im ›Wolfdietrich‹ jene Kampfabfolge eingehalten wird, die Lanzelet gegen Galagandreiz bricht. Die Unterschiede liegen, einmal abgesehen von der makrostrukturellen Einbettung in zwei ansonsten sehr verschiedene Erzählkontexte, vor allem in der religiösen Durchdringung des Geschehens im ›Wolfdietrich‹ (HeidenProblematik), die im ›Lanzelet‹ so gut wie keine Rolle spielt, und natürlich – vermutlich dadurch bedingt – im konträren Verhalten des Helden gegenüber dem Mädchen. Daneben stehen kleinere Änderungen, etwa die sehr verschiedene Funktionalisierung des Schlaftrunks: im ›Lanzelet‹ als selbstverständliche Geste der Höflichkeit gegenüber dem Gast, im ›Wolfdietrich‹ als hinterhältige List. Dazu tritt der latente ironische Unterton der ›Lanzelet‹-Episode. Nicht zu Unrecht deutet Pérennec 1970, S. 66–73 daher die Umgestaltungen (?), die der ›Lanzelet‹-Dichter vorgenommen hat, als Verhöfischung, jedoch nicht (nur) um des Höfischen und um der Gattung willen, sondern auch, um dieses Höfische in ein ironisches Licht zu rücken (Feigheit der Begleiter, Geilheit der Tochter, Brutalität des Galagandreiz; vgl. auch das Folgende und Feistner 1995, S. 246f.; Münch 2005, S. 179–184). Zugleich hat der Held Gelegenheit, das erste Mal seine Einzigartigkeit durch die Überwindung eines schrecklichen und per se bösen Gegners unter Beweis zu stellen. Hofer 1959, S. 6 setzt Galagandreiz mit Gornemant (Perceval; Gurnemanz im Parz) gleich, da auch für Perceval die erste Burg, zu der er kommt, von großer Bedeutung ist. Die Tochter des Galagandreiz kann dann freilich nur noch Blancheflor (Perceval; Condwiramurs im Parz) entsprechen: Der Held muss einen Zweikampf bestehen, um sie zu erringen. Die Beliebigkeit dieser Setzungen bedarf kaum der Erwähnung (vgl. Krause 1985, S. 17). In ähnlicher Weise, allerdings wesentlich umsichtiger als Hofer argumentiert McLelland 2000, S. 99–105. Sie sieht in der nächtlichen Szene im Gemach der drei Ritter eine Art Parodie auf Condwiramurs’ nächtlichen Besuch bei Parzival (Parz 192,1ff.; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 167). Im Gegensatz zu Condwiramurs, die Parzi-
705–1356/734
1107
vals Beistand gegen Clamide sucht, ist die Galagandreiz-Tochter auf der recht handfest inszenierten Suche (sie putzt sich heraus etc.) nach körperlicher Liebe. Am nächsten Morgen folgt eine Persiflage der Tagelied-Szenerie. Anstatt dass eine idealtypische Liebesbeziehung verheimlicht würde, findet Galagandreiz die beiden und fordert Lanzelet zum Duell. Der Stil der Episode wäre demnach ›schwankhaft‹, wobei das Schwankhafte nicht zuletzt Resultat des Kontrastes zwischen dem tapferen Jüngling Lanzelet und seinen beiden feigen ritterlichen Begleitern ist. Dieser Rezeptionsmodus ist als Möglichkeit, auch bei der Frage nach der Autorintention (um die es McLelland ja schließlich geht), nicht auszuschließen. Irritierend ist jedoch die Parallele des Messerwurfkampfes in den ›Wolfdietrich‹-Epen. Wird damit nicht genau jene heldenepische Stilebene aufgerufen, die nach McLelland (ebd., S. 105–110) erst für die Limors-Episode (vgl. K zu V. 1357–2249) in Frage kommt?29 Dass Lanzelet mit zwei Begleitern, also insgesamt zu dritt zu Galagandreiz kommt und zudem die beiden Gefährten bei der ›Probe‹ versagen, deutet Ehrismann, G. 1905, S. 23 als märchenhaften Zug. Mot. P 320. Hospitality: [vindicative host]. 732 Ein fôrehtier ›Förster‹ war wohl weniger Förster im heutigen Sinne als ein Adliger, der einen Wald in seiner Obhut hatte. Hugh de Morville, der das ›welsche Buch‹ nach Deutschland brachte (vgl. K zu V. 9322–9341), war Förster von Cumberland (Webster/Loomis 1951, S. 172 = Kerth, Th. 2005, S. 166; Glinka-Janczewski 1963, S. 76; vgl. Pérennec 1970, S. 57), die königlichen forestarii waren eine typische Erscheinung des anglonormannischen Raumes (Pérennec 2004, S. 20f.). 734 Erec/CdT 1706 bzw. Er 1662 nennen einen Galagaundris li Galois bzw. Galegantins li Galois als Ritter der Tafelrunde (HaA; Neumaier 1883/84 II, S. 24; Richter 1934, S. 84; Webster/Loomis 1951, S. 172 = Kerth, Th. 2005, S. 166; Krause 1985, S. 100), Parz 205,9 und 208,15 einen Galogandres, den Herzog von Gippones, der bei der Belagerung von Pelrapeire fällt. Wegen dieser eher losen und nur lautlichen Übereinstimmung einen Einfluss des ›Parzival‹ (Singer 1898a, S. 433; Weston 1901, S. 27; gegenläufig Krause 1985, S. 78) oder Hartmanns ›Erec‹ (Neumaier 1883/84, ebd.; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 172 = Kerth, Th. 2005, S. 166) auf Ulrich anzunehmen, scheint mir übertrieben. Zu Recht notiert Pérennec 1970, S. 57– 59, dass sich die Forschung hier im blinden Vertrauen stets auf die Form von W berief, während P und das aus dem frühen 13. Jahrhundert (!) stammende Fragment B eine wesentlich abweichende Namensform (galagaderweiz in B, V. 2270, vgl. Namenregister) aufweisen. Wurde die Verbindung zu Galagaundris/Galegantins/Galogandres 29 Zu allem Überfluss verweist McLelland noch darauf, dass die Kampffolge (Aventiure) auf Limors einem Text der Dietrichepik alle Ehre gemacht hätte (ebd., S. 110). Die Parallele für die Moreiz-Episode (und besonders den Messerwurfkampf ) im ›Wolfdietrich‹, der ja immerhin zumindest am Rande der Dietrichtradition steht, notiert sie zwar (S. 104, Anm. 31), hält sie aber nicht für diskussionswürdig! (Freilich heißt das noch lange nicht, dass alles, was in der Dietrichepik vorkommt, per definitionem heroisch ist. Hier ist vielmehr auch der umgekehrte Weg vom Artusroman zur Heldendichtung in Rechnung zu stellen. Will sagen: Moreiz ist nicht zwangsweise der Ort einer ›heroischen‹ Aventiure. Aber Limors ebenso wenig.) Später revidiert McLelland ihre Deutung der Moreiz-Episode und sieht deren zweiten Teil auch von heldenepischen Momenten geprägt (McLelland 2003, S. 48f.).
1108
Stellenkommentar
etwa erst durch den Schreiber von W hergestellt? Allerdings muss man auch zugestehen, dass die Formen von P und B verdächtig nach Verschreibung aussehen, die ja auch schon zu Beginn der Überlieferung hätte geschehen können. Hat also doch wiederum W das Ältere? Und wer schrieb dann wann und wie von wem ab? Loomis führt den Namen zurück auf Gorlagon in der lat. Erzählung von ›Arthur und Gorlagon‹, der Arthur, Gawein und Kai in seiner Burg aufnimmt und überdies eine liederliche Gemahlin hat; -reiz könnte auf anglonormannisch reis ›König‹ zurückgehen. Eine weitere Parallele könnte in der Figur Gurlagant im ›Perlesvaus‹ (Perlesvaus II, 1730–1743, 1977–2074) vorliegen, bei dem Gawein einkehrt und von dessen Burg nur die wenigsten zurückkehren. Letztendlich liege der Ursprung des Namens aber im Riesen Wrnach des ›Kulhwch‹ (Webster/Loomis 1951, S. 172 = Kerth, Th. 2005, S. 166; vgl. auch K zu V. 2630). Diesen Riesen zu töten, ist eine der Aufgaben, die Kulhwch zur Gewinnung der Olwen lösen muss; in diesem Fall ist es Kei, der das Abenteuer bewältigt, sich als Schwertfeger ausgibt, in die Burg des Riesen eingelassen wird und diesen mit dessen eigenem Schwert erschlägt (Mab, übs. Guest, S. 243– 245, übs. Birkhan II, S. 65–69). Wie allerdings diese z. T. sehr verschiedenen Namen lautgeschichtlich oder ›verschreibungstechnisch‹ in ein Reihe zu bringen wären, führt Loomis nicht aus. Vgl. zum Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 163–165. 735 Moreiz fehlt in der sonstigen Artusliteratur fast völlig, eventuell damit zusammengehört ein chastel de Morois in Durmart 4305 und/oder Yder de la terre as Morois im ›Livre d’Artus‹ (LancFr, ed. Sommer VII, S. 38). Brugger 1905, S. 84f. erklärt Marès oder Mores als Moray in Nordschottland, womit vermutlich ganz Schottland gemeint sei. Loomis identifiziert Moreiz und Morois (ebenfalls) mit der Waldregion von Moray im nordöstlichen Schottland (Webster/Loomis 1951, S. 173 = Kerth, Th. 2005, S. 167), Glinka-Janczewski 1963, S. 270 hält auch eine Ableitung von li mors für möglich (vgl. auch K zu V. 1556). Das -eiz könnte in Analogie zu Galagandreiz gebildet sein (vgl. K zu V. 734). Pérennec 1970, S. 59 erwägt, ob ein Anagramm zu Morzi (V. 864) vorliege, die Struktur der Galagandreiz-Episode spräche für eine Verortung in heidnischem Umfeld. Mot. F 771. Extraordinary [perilous] castle. 745–755 Lanzelets Argumentation besteht im Wesentlichen aus einer Auflistung höfischer Tugenden: eine Klugrede, gegen die sich die beiden Ritter Orpilet und Kuraus beim besten Willen nicht wehren können, ohne eine massive Einbuße an êre zu erleiden (Zellmann 1996, S. 203f.). 787 Die Wendung harnasch wîz als ein zin begegnet nochmals ähnlich in V. 8883–8884: ir harnesch, der gie mit in, | brûn, lûter als ein zin (vgl. Haupt, M. 1845, Sp. 110; BMZ III 895 mit Verweis auf V. 8884; Le III 1122 mit Verweis auf V. 787; Schütze 1883, S. 15). Irritierend ist, dass ›Zinn‹ einmal mit dem Konnotat ›weiß‹ zusammengebracht wird, was sonst nicht belegt scheint; das andere Mal mit ›hell, rein, klar, lauter‹, was in mittelhochdeutschen Dichtungen inflationär ist (vgl. die Wbb.). Am ehesten wird wîz in diesem Fall als ›glänzend‹ zu lesen sein (Le III 957, gegen V. 358, 2599 u. ö.). Vgl. auch ähnliche Vergleiche in V. 358, 8062–8063.
734/860–865
1109
800–801 sind wohl als ironischer Seitenhieb auf das höfische Tugendsystem zu lesen: die Tugend wird zum ›Beweggrund‹ für Feigheit (vgl. Pérennec 1970, S. 60). 831ff. Wie auch aus dem Folgenden erhellt, standen die Betten alle in einem großen Schlafgemach, was in der hochmittelalterlichen Literatur der Normalfall ist (Schultz, A. 1889 I, S. 96; Webster/Loomis 1951, S. 173 = Kerth, Th. 2005, S. 167). Nach dem Text zu schließen (V. 833), war es schon eine Besonderheit, wenn ein Ritter ein eigenes Bett hatte. 835 Das Reichen eines Nachttrunkes war – den literarischen Zeugnissen nach – im Hochmittelalter üblich (Schultz, A. 1889 I, S. 436; Webster/Loomis 1951, S. 173 = Kerth, Th. 2005, S. 167). 849–1112 Auch der Karrenritter erlebt eine Aventiure mit einem ähnlich lasziven Fräulein (Charrette 941–1292; vgl. Webster 1934, S. 204f.; Wolf 1979, S. 218; Krause 1985, S. 17, 29f.): Lancelot, dessen einzige Gelegenheit zur Herberge die Burg des Fräuleins ist, muss sich ihrem Willen fügen, mit ihr (in einem Bett) zu schlafen. Bevor es jedoch dazu kommt, wird das Fräulein Opfer eines Vergewaltigungsversuchs, der sich im Nachhinein als Inszenierung ihres Gesindes entpuppt und bei dem der unbewaffnete Lancelot seine Tapferkeit unter Beweis stellen muss. In der anschließenden Bettszene widersteht Lancelot der Versuchung, sodass sich das Fräulein resigniert in ein anderes Schlafgemach zurückzieht. Später begleitet sie ihn einige Zeit auf seiner Suche nach Ginover (vgl. K zu V. 3826–3928; 4704–4711). Die einzige Gemeinsamkeit der Texte besteht somit in der Charakterzeichnung des Mädchens. In mancher Hinsicht erinnert die von der Minne überwältigte, hingebungsfreudige Galagandreiz-Tochter an die Mädchenfiguren des frühen Minnesangs (vgl. Schüppert 1975, S. 130), jedoch ebenso an das Personeninventar beispielsweise der Vagantendichtung. Sie ist damit ein Gegenbild zur höfischen Minnedame, wie sie im hochhöfischen deutschen Minnesang gezeichnet wird. Pastré 1997, S. 100f. vergleicht den offenherzigen Sexualtrieb der GalagandreizTochter mit dem Brief Ampflises an Gahmuret in Wolframs ›Parzival‹ (Parz 76,23– 77,18). Indes fehlt dort eine Konkretisierung der minne auf sexuelle Handlungen hin völlig, das laszive Moment sehe ich nicht, bzw. ist es aufgrund der Kürze des Briefes nicht eindeutig auszumachen. Auffallend ist die Anonymität des Mädchens. Corazolla 1988, S. 17 setzt diese in Verbindung mit ihrer Indifferenz gegenüber den potentiellen Sexualpartnern: auch sie kümmert sich nicht darum, mit wem sie schlussendlich ins Bett steigt. Mot. T 50.1.2. Girl carefully guarded by father; T 55. Forthputting woman; T 71. Women scorned in love; T 331.2. Knight unsuccessfully tempted by host’s daughter; T 0. Love. 860–865 sarumîn P ist mir rätselhaft, ich halte es für gut möglich, dass Hahn hier eine schlichtweg verderbte Lesart in seinen Text aufgenommen und damit deren Weg in die Wörterbücher geebnet hat. Die Herkunftsangabe in W ist dagegen einleuchtend, Stoffe aus dem Orient bzw. Heidenland galten im Hochmittelalter wohl als besonders kostbar (Schultz, A. 1889 I, S. 334–351; Webster/Loomis 1951, S. 173 = Kerth, Th. 2005, S. 167; Pérennec 2004, S. 81, Anm. 19; LexMA V, Sp. 1198–1201).
1110
Stellenkommentar
Morzi kann nicht mit Eindeutigkeit aufgelöst werden. Richter 1934, S. 84 hält eine Verbindung mit Moretance der altfranzösischen Epik für möglich, wo es gute Pferde gäbe. Vielleicht handelt es sich um eine aus Moriane entwickelte Form, also Mauretanien (so Loomis in Webster/Loomis 1951, ebd.). In Willehalm 125,13 wird im Zusammenhang mit kostbaren phellen das Môrlant (neben Adramahût und Arâbî) erwähnt (Glinka-Janczewski 1963, S. 271f.). Vgl. Kerth, Th. 2005, ebd. Ich würde jedoch wegen der angehängten Formel in heidenlant eher an eine Stadt denken wollen. Oder ist das Apposition? 878 Die huote (vgl. V. 953, 5879; vgl. K zu V. 5876–5878) ist einer der Zentralbegriffe des höfischen Minnesangs, wo sie eines der – im hochhöfischen Sang – unüberwindlichen Hindernisse für das Liebespaar symbolisiert. Bei Ulrich wird die huote stets als etwas höchst Negatives gezeichnet, was Richter 1934, S. 228–230 dazu veranlasst hat, diesen Aspekt von Ulrichs Minneauffassung in der Nähe von Reinmar dem Alten oder Heinrich Morungen anzusiedeln: Im früheren Minnesang (vor allem bei Dietmar von Eist) würde die huote noch als etwas Positives gesehen, im späteren Minnesang würde sie stärker thematisiert und dadurch aus ihrer Rolle als Feindbild schlechthin wieder teilweise gelöst. Seibold 1932, S. 88f. stellt Ulrichs negatives huote-Bild zur huote-Auffassung in Ottes ›Eraclius‹ (Eracl 3950–3953, 4408–4416), Ulrich und Otte wären in dieser Hinsicht unmittelbare Vorläufer Gottfrieds von Straßburg. Rätselhaft ist aber, dass Ulrich eine unverheiratete Jungfrau unter den Zwang der huote stellt – ansonsten sind davon verheiratete Frauen betroffen (Webster/Loomis 1951, S. 173f. = Kerth, Th. 2005, S. 168). Kümmerte sich Ulrich etwa doch weniger als angenommen um die ›Gesetzmäßigkeiten‹ des Minnesangs? 885 kursît (< afrz. corset) bezeichnet ein weites, vermutlich pelzgefüttertes Obergewand für Frauen und Männer, Letztere tragen es über dem Waffenrock (Schultz, A. 1889 I, S. 263; Webster/Loomis 1951, S. 174 = Kerth, Th. 2005, S. 168; Brüggen 1989, S. 78f., 230; LexMA V, Sp. 1590). 886 samît (vgl. V. 2774, 2868, 3086, 4155, 4416, 4810, 4826, 8484, 8863) bezeichnet nicht eigentlich den heutigen ›Samt‹, sondern ein mehrfädriges Seidengewebe: Das < ›sechs‹ und ›Faden‹ (BMZ II/2 Wort geht zurück auf griech. 50 mit Verweis auf V. 8863; Le II 601; Kluge s. v. ›Samt‹) – also ursprünglich ein sechsfädiges (Seiden-)Gewebe, eine Art Seidenbrokat. Im ›Lanzelet‹ ist der Stoff, der offensichtlich die Kostbarkeit von Kleidungsstücken und Geschenken herausstreichen soll, stets mit dem Attribut grün versehen, sofern auf die Farbe Bezug genommen wird (vgl. die angegebenen Stellen). Vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 343f.; Webster/Loomis 1951, S. 174 = Kerth, Th. 2005, S. 168; Brüggen 1989, S. 279–281; Kühnel 1992, S. 216; Pérennec 2004, S. 83, Anm. 23; LexMA VII, Sp. 1347f. 903 Vgl. zu der Wendung in P Er 2566: Êrec der êrste an si kam. (Schilling 1866, S. 12). 905ff. Die folgende Minnereflexion der Tochter des Galagandreiz erinnert besonders an die Minnemonologe der Lavinia im Eneasroman, aus dem Ulrich für das Folgende einige Gedanken, z. T. mit wörtlichen Anklängen, geborgt haben dürfte (Web-
860–865/933–934
1111
ster/Loomis 1951, S. 174 = Kerth, Th. 2005, S. 168); vgl. die folgenden Anmerkungen. 905 HaN verweist für die Redewendung auf Trist 13694 (»got segene!« sprach diu künigîn). Ich halte die Stelle für unproblematisch. 915–932 Der Kontrast zwischen Freud und Leid der Minne ist topisch, vgl. etwa En 9872–9881 (263,20–29) (Richter 1934, S. 218f.). Ob man wirklich von zwei verschiedenen Minneauffassungen im ›Lanzelet‹ ausgehen sollte (so Schnell 1985, S. 59)? Es könnte auch mit einem Oxymoron auf die Natur der Minne an sich abgehoben werden. Immerhin stellt auch die Kombination der Allmacht der Liebe mit einer sittigenden Kraft kein Problem dar (vgl. bei Iblis V. 4049ff. und 4391ff.; vgl. Schnell 1985, S. 235 und Anm. 151). 915–916 P rekurriert wohl auf das Gespräch zwischen der Tochter des Galagandreiz und Lanzelet, wo auch von der Minne die Rede ist. Die Motivierung von P ist somit hier dichter als jene von W, wo das Verhalten der Tochter nur aus ihrem Charakter erklärt werden kann (vgl. Hannink 1914, S. 72 und Pérennec 1970, S. 60–62, die P folgen). Andererseits ist die Formel bezzer danne guot allgemein verbreitet (vgl. K zu V. 917), was für die unpersönliche Lesung von W spricht (vgl. Pérennec 2004, S. 85, Anm. 24). Die Entscheidung zwischen W und P bleibt damit offen. 917 Der Formel bezzer danne guot hat Touber 1970 eine eigene Studie gewidmet, in der er vor allem dem Vorkommen der Formel in der mittelhochdeutschen Lyrik nachgeht. Sie könnte eine Lehnübersetzung aus afrz. miehls de be sein. Wie im ›Lanzelet‹ wird sie auch in der Lyrik häufig in Zusammenhang mit Minne oder mit dem Frauenpreis gebraucht, direkte Bezüge zwischen einzelnen Lieddichtern (z. B. Rudolf von Fenis oder Walther von Klingen) und dem ›Lanzelet‹ sind möglich, aber letztlich nur hypothetisch und alleine über das Vorkommen der Formel nicht nachweisbar (ausführlich Pérennec 1970, S. 136f.). 920 Vgl. in En 9841–9843 (262,29–31): solich sint ir [der Minne, F. K.] wâfen: sie benimt imz slâfen und ezzen unde trinken. (vgl. Pérennec 1970, S. 61). 921 Es wird nicht klar, ob ir auf die Lehren (so Sp), auf die Ratgeber (nach P also auch Lanzelet und Konsorten; vgl. Pérennec 1970, S. 61) oder auf die Minne Bezug nimmt. Die Entscheidung ist abhängig von der Lesung von V. 915 (vgl. Pérennec 2004, S. 85, Anm. 25): Folgt man W, ist es eher eine Bezugnahme auf die Minne, folgt man P, sind es eher Lanzelet und seine Begleiter. 927–928 Richter 1934, S. 221 vergleicht Ov. amor. 1,2,17–18: acrius invitos multoque ferocius urget | quam qui servitium ferre fatentur Amor. ›Amor drängt die Widerwilligen schärfer und viel wilder als jene, die sich ihm bereitwillig ergeben.‹ Der Zusammenhang scheint mir sehr vage. Das swache herze ist ein Topos vor allem im frühen Minnesang, etwa bei Dietmar von Eist (MF 33,12; vgl. Richter 1934, S. 238). 933–934 Auch der Heidenkönig Aron im ›Oswald‹ (Oswald) will, dass seine Tochter
1112
Stellenkommentar
niemals heiratet – und damit stets bei ihm bleibt, quasi als Reserve, falls seine Frau sterben sollte (explizit im Bericht des Pilgers Warmunt, Oswald 315–322). Ähnliche, der Tendenz nach inzestuöse Vater-Tochter-Beziehungen begegnen in der mittelalterlichen Epik immer wieder (alleine im ›Lanzelet‹ dreimal), man könnte sie, wie häufig geschehen (siehe Kapp. II.2. und II.3.5), als archaisches Motiv werten. Allerdings ist der Wunsch Galagandreiz’ vom Text her gut motiviert: Er will nicht, dass seine Tochter die Qualen der Liebe erleiden muss, auch könnte er ohne sie nicht sein (V. 1047). Vgl. Pérennec 1970, S. 62f. 948–949 Durch diese Bemerkung des Orpilet wird die Unvereinbarkeit des lasziven Minneverhaltens des Fräuleins mit den höfischen Normen offenbar: ›Normal‹ wäre der Erwerb der Minne durch Aventiure-Dienst, in der Galagandreiz-Episode ist diese Kausalität verkehrt (Schüppert 1975, S. 129). Gottzmann 1986, S. 190 interpretiert die Stelle ähnlich, sieht aber den Fehler auf beiden Seiten; die ideale Iblis-Minne Lanzelets werde auch von Orpilets Ideologie nicht erreicht. Andererseits ist offensichtlich, dass das Hauptmotiv für Orpilets ablehnendes Verhalten nicht unbedingt die unhöfische Sitte des Fräuleins ist, sondern vielmehr seine (genauso wie Kuraus’) Feigheit und Furcht vor Galagandreiz (vgl. Thoran 1984, S. 59, Anm. 38; Roßbacher 1984/85, S. 193; Schnell 1985, S. 178; Kerth, Th. 2005, S. 166). Auch ist es fraglich, ob die Offenheit der Galagandreiz-Tochter und Lanzelets freudiges Entgegenkommen im ausgehenden 12. Jahrhundert und im 13. Jahrhundert tatsächlich Entrüstung auslösten, immerhin begegnen derartige Szenen öfters und die meisten weltlichen Autoren denken gar nicht daran, dem Ritter ein solches Verhalten zum Vorwurf zu machen (vgl. Schnell 1985, S. 42 und Anm. 141, S. 48 und Anm. 178 mit Belegen). Schnell 1985, S. 178 geht aus diesem Grund sogar so weit, diese unbeschwerte Liebesszene als ›höfisch‹ zu bezeichnen. Die Deutungen klaffen auseinander. Vgl. auch K zu V. 1049–1052, 1078–1089. 950ff. Das Gespräch der Galagandreiz-Tochter mit Orpilet, Kuraus und Lanzelet ist der erste Fall im Roman, wo Duzen und Ihrzen ohne oder mit nur erahnbarem System wechseln: Die Galagandreiz-Tochter duzt alle drei Ritter, Orpilet ihrzt sie, Kuraus und Lanzelet adaptieren ihre Redeweise. Wenn Lanzelet später mit seinen Geliebten spricht, wechseln Singular und ›höfischer Plural‹ (Grimm), besonders krass ist V. 1725, wo Lanzelet in einer formelhaften Wendung Ade ihrzt, während sie ihn nur wenig später V. 1760 duzt. Ade spricht ihren Onkel Linier bei ihrer ersten Bitte im Plural an (V. 1625), bei der zweiten verwendet sie – aus Zuversicht? – die SingularForm (V. 1800). Die Botin der Meerfee ihrzt Lanzelet (V. 4691), den König Artus dagegen duzt sie – wegen der Gleichrangigkeit von König Artus und ihrer Auftraggeberin? – als Mantelbotin (V. 5835), der seinerseits in der Mantelprobe seine Gemahlin Genover ihrzt (V. 5852). Lanzelet und Walwein ihrzen sich zunächst als gesellen (V. 2716, 3456), in den freundschaftlichen (?) Abschiedsworten Lanzelets an Walwein duzt er ihn (3508–3509). In Lanzelets Gefangenschaft auf Schadil li Mort ihrzt (?) der unterlegene Lanzelet seinen Überwinder Mabuz, der seinerseits seinen Gefangenen duzt (V. 3740–3748). Selten und kontextuell bedingt ist die Anrede in der dritten Person: Orpilet spricht in dieser Weise bei der Mantelprobe von seiner Geliebten, die
933–934/1078–1089
1113
Rede ist in erster Linie an sie gerichtet, wird aber vor dem versammelten Artushof gehalten (V. 5901–5906). Ähnlich preist Elidia die Tapferkeit ihres Erlösers Lanzelet in dessen Beisein vor den übrigen anwesenden Rittern (V. 7954–7962). Das Publikum wird vom Erzähler mit ir, iu, iuch oder – in Verbindung von Publikum und Erzählinstanz – in der 1. Pl. angesprochen (uns); rätselhaft sind Stellen in P, wo die imaginierte Rezeptionsinstanz in der 2. Sg. angesprochen wird (z. B. V. 5472). Vgl. die Analyse bei Ehrismann, G. 1904, S. 156; zur Thematik allgemein auch Grimm, J. 1870/98 IV, S. 356–376; Ehrismann, O. 1995, S. 55–60. Die Regelung der Anredeformen im ›Lanzelet‹ ist also relativ frei, einige Stellen lassen sich, wie angedeutet, zumindest über Hypothesen erklären, in anderen Fällen ist der Wechsel uneinsichtig (z. B. V. 2472–2474) und deutet auf einen Mischstil, einen bloß formalen Wechsel zwischen Duzen und Ihrzen hin – was Ehrismann ebd. zur Aburteilung des Textes als ›roh‹ und ›unhöfisch‹ nutzbar machte. 975–976 Vgl. Tristrant 2425–2426: wârhaft unde wol gezogin, | sîner sinne unbetrogin. und Er 2736–2737: ... stæte unde wol gezogen, | sîniu wort unbetrogen. (vgl. Schütze 1883, S. 39; Richter 1934, S. 136). 1030 Vgl. die ähnliche Wendung V. 1083 sowie En 848 (38,26): ... wan sie diu minne sêre dwanc. und ähnlich En 1726 (60,18), 2431 (78,5), 10467 (278,19), 11370 (300,40) (vgl. Richter 1934, S. 139). 1049–1052 Die Galagandreiz-Tochter inszeniert einen Rollentausch und schlüpft in die üblicherweise männlich besetzte Rolle des Werbenden. Was hier recht unproblematisch klingt, konnte um 1200 offenbar auch einigen Diskussionsstoff abgeben, etwa Laudine in Iw 2328–2331 (vgl. Zellmann 1996, S. 205 und Anm. 29): ê ich iuwer enbære ich bræche ê der wîbe site: swie selten wîp mannes bite, ich bæte iuwer ê. Die Problematik wird von der Galagandreiz-Tochter auch schon gegenüber Orpilet angedeutet (V. 979–982). Vgl. aber K zu V. 948–949, 1078–1089. 1052 strîten ist hier natürlich nicht wörtlich zu nehmen (We), sondern metaphorisch auf den ›Liebeskampf‹ zu beziehen, vgl. etwa auch Kr 24137–24138 (vgl. Pérennec 1970, S. 63). 1078–1089 Die Koordination von sexuellem Verlangen und Gottesanrufung mutet geradezu skurril an (vgl. Bräuer 1990, S. 244) und entspricht der radikalen Säkularisierung der Romanwelt, in der Gottesanrufungen auch sonst nur in formelhaften Wendungen zu finden sind. Ob hier eine parodistische oder ironische Wirkung tatsächlich beabsichtigt ist, oder ob der Humor erst Produkt einer neuzeitlichen Rezeption ist, lässt sich freilich kaum entscheiden. Für den Wertehorizont des Romans entscheidender mag sein, dass Lanzelet hier den Spieß wieder umkehrt, soll heißen: den aktiven Part des Werbenden ergreift und die Frauenfigur wieder in die traditionell passive Rolle verweist, aus der die Galagandreiz-Tochter aus Liebeshunger kurzfristig ausgebrochen war (vgl. K zu V. 948–949, 1049–1052): Lanzelet als Garant der höfischen Norm (Zellmann 1996,
1114
Stellenkommentar
S. 206) – ganz anders als beispielsweise der junge Perceval/Parzival im Zelt der Jeschute (Perceval 635ff.; Parz 129,5ff.; vgl. Zellmann 1996, S. 208). 1085ff. In der Episode werden die »fünf Stufen der Liebe« in Szene gesetzt: visus (Lanzelet beobachtet das Fräulein beim Gespräch mit seinen Begleitern), colloquium (V. 1085–1086), tactus (V. 1096), osculum (V. 1097) und actus (1098, 1102–1103). Vgl. Zellmann 1996, S. 209 und Anm. 37; Münch 2005, S. 185; allgemein Schnell 1985, S. 26ff. 1101 Vgl. die ähnlichen Wendungen in En 1950–1951 (66,4–5): si [Dido, F. K.] liez êre unde gemach | al zeiner hant gân, Trist 14223–14224: ich [Isolde im Gespräch mit Marke, F. K.] lâze ez allez z’einer hant | beide liut unde lant und Wigal 10030: daz [dass ihr Lion seine Hand und sein Reich anbot, F. K.] gienc ir [Liamere, F. K.] allez zeiner hant. Kartschoke 1997, zu ›Eneide‹ 66,4f. erwägt, ob nicht statt der üblicherweise angesetzten Bedeutung (siehe Anm. zur Stelle) eher ein rechtssprachlicher Terminus angenommen werden sollte. Schließlich formuliert er als Übersetzungsvorschlag: ›zusammengehen lassen, vereinbaren, was doch nicht in Einklang zu bringen ist‹ (vgl. auch Kartschoke 1983, S. 109f.; Zellmann 1996, S. 207, Anm. 30). Der Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist jedoch fraglich: Kartschoke stößt sich an der Wendung bei Heinrich von Veldeke, wo Dido ihr gemach gleichgültig zu sein scheint, obwohl dieses gemach in En 1905 (64,37) explizit an die Liebe zu Eneas gebunden ist. Mir scheint es indes ökonomischer, gemach hier an die funktionierende Landesherrschaft und die daraus erwachsenden Vorteile (also an êre) zu koppeln, als eine neue Bedeutung für eine sonst eindeutige Phrase anzusetzen, zumal Kartschokes Vorschlag mit den Passagen in ›Lanzelet‹, ›Tristrant‹ und ›Wigalois‹ schwer vereinbar ist. 1102–1108 Trotz der häufigen Similien mit Heinrich von Veldeke (vgl. die K-Stellen oben und bes. K zu V. 1102) ordnet Richter 1934, S. 223 diese ziemlich direkte Anspielung auf den Liebesakt dem ›Spielmannshaften‹ zu. 1102 Vgl. En [B] 1842 (63,14): der frouwen er sich onderwant (Behagel 1880, S. 344; Kartschoke 1997, zu ›Eneide‹ 63,14; Zellmann 1996, S. 207, Anm. 30). Vgl. Anm. zur Stelle. 1109–1112 sind interpretatorisch offen. Entweder folgt man der m. E. zu freien Paraphrase von Sp (siehe Anm. zur Stelle), derzufolge die Tochter des Galagandreiz ihre Verfehlung wohl durch Minne wieder gut machte; wobei aber das Distanz aufbauende anderswâ schlecht in den Text passt. Oder man muss – viel wahrscheinlicher – wie Webster/Loomis 1951, S. 174, Pérennec 1970, S. 64 und Meyer, K. 1999, S. 163 davon ausgehen, dass hier auf das baldige Verlassen der Frau und des Königreichs durch Lanzelet angespielt wird (vgl. K zu V. 1362–1369). 1113–1183 Nach Hofer 1959, S. 7 ist der Messerkampf aus Ansätzen der altfranzösischen Epik entwickelt (Verweise siehe ebd.). Allerdings handelt es sich dabei nur um die Bestrafung eines Boten durch einen Wurf mit dem Messer! Ganz allgemein sind Messerkämpfe in der mittelalterlichen Erzählliteratur nur sehr selten anzutreffen, sie galten offenbar als nicht besonders ritterlich (Schultz, A. 1889 I, S. 130; Webster/Loomis 1951, S. 174f. = Kerth, Th. 2005, S. 168f. mit einigen Belegen). Schneider 1913, S. 318f. sieht den Ursprung des Messerwurf-Kampfes (nach der
1078–1089/1152
1115
Anregung durch Meyer, E. H. 1894) in sarazenischen Kriegsbräuchen, wie sie die Kreuzfahrer als Fechtübung nach Mitteleuropa mitgebracht haben könnten. Irritierend ist, dass Lanzelet offensichtlich das Reglement des Kampfes verletzt (Borck 1984, S. 348; Semmler 1991, S. 94f.), man würde eigentlich erwarten, dass er sich mit einer solchen List der Verachtung der höfischen Welt resp. des Erzählers aussetzt (vgl. K zu V. 1178–1179). Münch 2005, S. 136f. versucht zu zeigen, dass Lanzelet im Messerkampf genau jene Lerninhalte nützt, die er im Reich der Meerfee bei der Ausbildung durch die Meerwunder erworben hat (V. 275–291). Die Übereinstimmungen sind aber sehr vage, zumal Lanzelets Verhalten im Messerkampf ja nun wirklich keiner besonderen Schulung bedarf. Mot. Q 292.3. Abuse of hospitality punished; S 11.4.1. Jealous father vows to kill daughter’s suitors; H 1591. Shooting contest; H 1561.2. Single combat to prove valor. 1124 daz wære baz vermiten könnte sowohl Erzählerkommentar (so La, Ha; vgl. Anm. zur Stelle) oder bereits direkte Rede des Galagandreiz sein. Während aber die Lesung als Erzählerkommentar eher von einem gewissen Verlangen nach sprachlicher Kompliziertheit motiviert zu sein scheint, die Satzstellung selbst für mittelhochdeutsche Verhältnisse verquer wirkt und die Aussage letztendlich formelhaft wirkt (der Erzähler steht zu seinem bedrohten Helden), ist die Lesung als direkte Rede gänzlich unproblematisch: Galagandreiz gefällt es nicht, was Lanzelet in der Nacht mit seiner Tochter gemacht hat. 1126 Die Morgengabe ist (wie auch heute noch) das Geschenk an die Braut am Morgen nach der Hochzeitsnacht (Schultz, A. 1889 I, S. 636; Webster/Loomis 1951, S. 174 = Kerth, Th. 2005, S. 168; LexMA VI, Sp. 837f.; Pérennec 2004, S. 93, Anm. 26). Eine ähnlich grimmige Morgengabe erteilt Dankwart im ›Nibelungenlied‹ Blödelin, indem er ihn erschlägt (Nib 1926,4–1927,3; vgl. Zellmann 1996, S. 209 und Anm. 38). Roßbacher 1998, S. 77 (danach Münch 2005, S. 135) nimmt den leicht ironischen Vers m. E. zu ernst und leitet daraus, wenn auch verbunden mit einer quasi selbstreflexiven Warnung vor Überinterpretation, ab, dass Galagandreiz von einer geschlossenen Konsensehe ausgeht. 1140–1142 Es entbehrt nicht jeglicher (anzüglichen) Komik, dass sich das Fräulein ausgerechnet u n t e r Lanzelet vor ihrem Vater verstecken will (vgl. Schmidt, K. 1979, S. 16; Corazolla 1988, S. 21); zumal sie dort am liebsten tôt gewesen wäre (petite mort?). 1143ff. In V. 1143, 1165 und 1251 wird Galagandreiz als sweher, also wohl als ›Schwiegervater‹ (Le II 1350 mit Verweis auf V. 1251) Lanzelets bezeichnet, was im Hinblick auf Lanzelets Bruch des Gastrechts, Galagandreiz’ radikale Reaktion und den brutalen Messerkampf ironisch wirkt. 1152 Die wal bezieht sich wohl in erster Linie darauf, dass Galagandreiz Lanzelet entscheiden lässt (V. 1158–1161), wer den Kampf beginnt. Rätselhaft ist dann aber V. 1158: Wenn Lanzelet entscheiden kann, wieso wirft er dann nicht zuerst? Pérennec 1970, S. 65f. vermutet, es könnte sich auch darum handeln, wer als erster das Leben
1116
Stellenkommentar
lässt; eine Deutung, die besonders durch V. 1154 möglich scheint, die aber in krassem Widerspruch zu V. 1160 steht. Will Lanzelet vielleicht einfach seinen Mut – bzw. der Erzähler den Mut seines Helden – unter Beweis stellen? Oder handelt Lanzelet auf einmal höfisch-ritterlich um der êre willen, obwohl er wenige Verse später in gar nicht lobenswerter Weise Galagandreiz ersticht? 1167 Eine ähnliche Metaphorik begegnet in Er 942–943: doch jener die besten würfe warf | der kein zabelære bedarf (Schilling 1866, S. 9; Gruhn 1899, S. 276). 1178–1179 Lanzelet begeht hier ganz offensichtlich eine krasse Regelverletzung, was immer wieder von Interpreten herausgestrichen wurde (siehe Kap. II.5.2 passim). Dass die Duellregeln und die unorthodoxe Waffenwahl dies entschuldigten und Lanzelet »nur ein sekundäres Unrecht« beginge (Roßbacher 1998, S. 77f.), scheint mir nicht überzeugend. Die einzige Rechtfertigung bietet die Erzählerinstanz durch die Abwertung der Galagandreiz-Figur. Er bezeichnet den auch sonst als ungerechten Herrscher geschilderten König kurzerhand als schalc (Le II 640f.), es soll wohl der Eindruck entstehen, als ob Galagandreiz den Tod ohnehin verdient hätte. Das ist freilich weder eine Entschuldigung noch eine eigentliche Thematisierung, sondern allerhöchstens ein Kaschieren des lanzeletschen Vergehens. Vgl. K zu V. 1113–1183. 1197 Die Lesung von P ist wohl als verderbt anzusehen. Zwar könnte gemeint sein, dass hier nicht die Geistlichkeit, sondern die weltlichen Fürsten zur Hilfe geholt wurden; auch könnte man auf V. 1651 verweisen, wo der weltlîche man wohl einfach ein ›Mann auf der Welt‹ ist. Doch selbst diese Lösungen wirken m. E. gezwungen und konstruiert. 1232–1233/1242–1243 In den beiden Stellen haben W und P abweichende Fassungen mit einer chiastischen Vertauschung. Allerdings ist der Sinn leicht unterschiedlich: Während in W nur die Rede davon ist, dass Galagandreiz wenig beklagt und bald nach guten Sitten beigesetzt wurde, hebt die Fassung von P auf den darin inhärenten Widerspruch ab: Galagandreiz wird wenig nachgetrauert, und trotzdem begräbt man ihn, wie es sich gehört. Pérennec 1970, S. 73f. stößt sich wohl aus demselben Grund wie P an der Formulierung als ez gezam (V. 1243), da damit der Eindruck entstünde, man würde Galagandreiz eine Ehre erweisen. Er übersetzt den Nebensatz schlicht mit »dare-dare«. Ob die Passage so widersprüchlich sein muss, wie P und Pérennec nahe legen, ist jedoch fraglich: Es könnte genauso gut sein, dass es sich einfach so gehört – no matter what –, auch steht eigentlich nichts gegen ein ›normales‹ Begräbnis: Man verdammt ja Galagandreiz nicht explizit, nur indirekt durch die plötzliche Akzeptanz seines Mörders distanziert man sich vom Toten. Will sagen: Die gleichsam asyndetische Version bei W ist ebenfalls durchaus möglich. Was umgekehrt natürlich nicht bedeuten soll, dass die Reflexion in P nicht bemerkenswert wäre. 1236 recken: wohl Orpilet, Kuraus und (eventuell auch) Lanzelet; vgl. auch V. 1313. 1242–1246 Die Trauer der Tochter um ihren Vater Galagandreiz ist nur von kurzer Dauer. Ähnlich wird es auch bei Ade und ihrem Onkel Linier (V. 2224–2227) sowie bei Iblis und ihrem Vater Iweret (V. 4595–4601) sein, die Gefolgsmänner der Erschlagenen sind ebenfalls stets schnell beschwichtigt (vgl. Richter 1934, S. 225–227). Die Frauen stellen sich sogleich auf die Seite Lanzelets, in der Regel wohl aus Liebe (ex-
1152/1265
1117
plizit V. 4594), und schützen ihn vor ihrem Gefolge (vgl. auch die Motiv-Parallele in V. 1186, 1194, 2130; Pérennec 1970, S. 73, 79f.), was eine der maßgeblichen Grundlagen für die moralischen Vorwürfe gegen den Text vor allem in Literaturgeschichten des 19. und früheren 20. Jahrhunderts war (siehe Kap. II.2.). Kerth, Th. 2005, S. 169 denkt hier (mit Verweis auf Rees 1961, S. 271) an die Tradition von »the Celtic wooing expedition«, die zum »larger genre of the quest for ›the treasure hard to obtain‹« gehöre. Fixer Bestandteil dieser Tradition sei ein schwer überwindbarer Feind, dessen Tod konstitutiv an den Erwerb des Gutes, bzw. dann: der Tochter des Wächters, gebunden ist. Er wird nicht betrauert. Mot. T 127. Girl weds husband’s [father’s] slayer; P 17.11. Slayer of king [sovereign] marries widow [daughter] and inherits kingdom [domain]. 1249ff. Lanzelet erweist sich nach seinem zweifelhaften Sieg über Galagandreiz als idealer Herrscher und Gegenbild seines Vaters: Er handelt nach dem Gebot der milte ›Freigebigkeit‹ – gewissermaßen eine der Kardinaltugenden der höfischen Welt (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 175 = Kerth, Th. 2005, S. 169; vgl. K zu V. 8389) –, wahrt und vermehrt den erworbenen Besitz, pflegt einen achtungsvollen Umgang mit seinen Untergebenen und hört auf seine Ratgeber (vgl. Zellmann 1996, S. 209). 1263–1273 Die Änderungen von P gegenüber W scheinen zunächst möglich: Orpilet schwärmt nicht vor Lanzelet von König Artus, sondern erzählt der Tafelrunde vom ruhmreichen Ritter Lanzelet. Spätestens mit der direkten Rede ab V. 1270 wird aber klar, dass Orpilet vor Lanzelet von Artus erzählt, an dessen Hof er erst V. 1322ff. wieder zurückkehrt. Die Lesungen von P wären nur über die Annahme einer komplexen Erzähltechnik oder über Versausfall erklärbar, scheinen aber im Ganzen verderbt. Ich setze dennoch Paralleltext, da die variierende Fassung in P zumindest über einige Verse hinweg möglich ist. Die Unkenntnis Lanzelets von Artus’ Hof erinnert Hofer 1959, S. 7 ein weiteres Mal an den jungen Perceval (Perceval; vgl. Parz), der, in der Wildnis erzogen, ebenfalls keine Kunde von der Tafelrunde hat. 1264 Artûs ist, nach chrestienschem Vorbild, die gewöhnliche mittelhochdeutsche Namensform des Primus inter pares der Tafelrunde und entspricht dem Arthur der lateinischen und insularen Tradition. Für Singer 1898a, S. 435 ist die im ›Lanzelet‹ gelegentlich im Reim gesicherte oblique Form Artiure der zwingende Beweis dafür, dass das ›welsche Buch‹ vor Chrestiens ›Erec‹ (der landläufig als erster Artusroman gilt) anzusetzen wäre (ebenso Krause 1985, S. 44), sie ist auch in niederdeutschen Artusepen belegt (Glinka-Janczewski 1963, S. 143, zum Namen vgl. S. 142–145). Im ›Erec‹ findet sich eine vergleichbare Form nur an einer Stelle (Erec/CdT 1992). Zur Geschichte des Namens (und der Figur) siehe die breiten Ausführungen von Loomis bei Webster/Loomis 1951, S. 175f. = Kerth, Th. 2005, S. 169f. 1265 Karidôl (auch in V. 1322, 2730, 4973, 7035) dürfte im Text synonym mit dem häufigeren Karadigân (21 Stellen) gebraucht werden (vgl. Knoll 1966, S. 112), beide bezeichnen den Hauptsitz der Tafelrunde und die Residenz von König Artus. Dafür spricht vor allem, dass ein Bote von Karidol Lanzelet über die Entführung Genovers unterrichtet (V. 4973), woraufhin sich Lanzelet nach Karadigan aufmacht (V. 4983)!
1118
Stellenkommentar
Dies war offenbar bereits den Schreibern aufgefallen, sodass in V. 7035 Karadygan W neben karedol P steht. Walshe 1937, S. 96f., 100f. erklärt dies damit, dass Karidôl aus dem ›Wigalois‹ übernommen worden wäre, wo ebenfalls ein Knappe aus Karidol kommt (Wigal 1416ff.; vgl. Bethge 1881, S. 43), was m. E. nicht stichhaltig ist (kritisch auch Krause 1985, S. 74–77). Dass die Beschreibung dieses Knappen wiederum Ähnlichkeiten mit V. 2595–2599 aufweist (siehe K dazu), wo Walwein und Lanzelet zum Turnier von Djofle eingeladen werden, scheint Walshe entgangen zu sein. Glinka-Janczewski 1963, S. 261 nimmt an, dass der Bote aus Karidol kommt, jedoch von einem Vorfall in Karadigan berichtet, von dem er selbst nur gehört hätte. Könnte aber nicht ein Ort mit zwei Namen belegt sein, vielleicht einer zur Bezeichnung der Burg, einer für den Ort? Oder einer für die Stadt, einer für das Land? Karidol entspricht afrz. Carduel oder Cardoil, also dem englischen Carlisle, das aber von Chrestien und dann von seinen Nachfolgern (Er 7805; Erec/CdT 52; häufiger ist Kardigan, Er 1100, 1111, 1797, 2852; Erec/CdT 28, 249) nach Wales ›verlegt‹ wurde (Webster/Loomis 1951, S. 176 = Kerth, Th. 2005, S. 170f. mit einer ausführlichen Diskussion der Problematik). Geht man davon aus, dass die Vorlage des ›Lanzelet‹ tatsächlich einer der ältesten Artusromane und vielleicht sogar Chrestien bekannt war – über die Problematik derartiger Überlegungen siehe Kap. II.3.4 –, könnte das Rätsel der Dislozierung von Karidol durch die frühe, bei Chrestien und Nachfolgern teils wieder korrigierte Verwechslung bzw. Gleichsetzung mit Karadigan (das heutige Cardigan im Südwesten von Wales; vgl. dazu Zimmer 1891, S. 87f.; Webster/Loomis 1951, S. 181 = Kerth, Th. 2005, S. 176; es könnte durch bretonische Geschichtenerzähler in die Artustradition gekommen sein) gelöst werden, wie sie im ›Lanzelet‹ allem Anschein nach vorliegt. Die andere Option ist, Karidol mit dem ostwalisischen Cardiff zu identifizieren (Walshe 1953, S. 100), womit Annahme einer Dislozierung obsolet würde und nur noch die Verwechslung im ›Lanzelet‹ irritiert. Vgl. zu den Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 258–262 mit weiterem Belegmaterial aus mittelhochdeutschen Dichtungen. Kerth, Th. 2005, S. 171 weist darauf hin, dass Carlisle ganz in der Nähe von Burgh by Sands liegt, das vermutlich dem Überbringer des ›Lanzelet‹ – Hugh de Morville – als Familienwohnsitz diente (vgl. K zu V. 9322–9341). 1277–1279 Vgl. Tristrant 175–177: wen he was selbe sô gemûd, | daz he lîber zwei gûd | ted wan eine bôsheit (Lichtenstein 1877, S. CXCV; Schütze 1883, S. 39). 1288–1301 Lanzelet wird noch zweimal eine Einladung an den Artushof ausschlagen: beim Treffen mit Walwein (vgl. K zu V. 2357ff.) und im Turnier zu Djofle (V. 3462– 3465). Es spricht alles dafür, dass sich Lanzelet für seine Identitätslosigkeit zutiefst schämt (explizit V. 3227–3228; vgl. V. 1396, 2481–2482, 2706–2709, 2718–2723; K zu V. 4704–4711).30 Die Wertschätzung eines Namens zeigt sich schon an Lanzelets Frage an Walwein, wer er denn überhaupt sei (V. 2474), worauf Walwein – anders als Lanzelet – âne schame antworten kann. Vgl. Pérennec 1970, S. 75f.; Soudek 1972a, 30 Dass daher auch seine Teilnahme am Turnier zu Djofle inkognito rührt (Soudek 1972b, S. 7), glaube ich nicht. Zumindest muss man wohl auch eine gewisse Topik des Motivs in Rechnung stellen (vgl. K zu V. 2801–3525).
1265/1357–2249
1119
S. 177f.; Soudek 1972b, S. 6–8; Roßnagel 1996, S. 56; Schultz, J. 1996, S. 482; generell die Interpretationen in Kap. II.5.2 passim. Mot. P 10. Kings: [king’s famous court]. 1288–1289 Das schon antike Sprichwort der avicula implumis findet sich in einer großen Zahl lateinischer und deutscher Texte des Mittelalters (Belege bei Singer 1944/47 I, S. 114; Zellmann 1996, S. 210, Anm. 39; TPMA III 299–301). Besonders einprägsam ist die Ausgestaltung des Proverbiums zu einer kleinen Episode bei Bon 64,50 (vgl. Haupt, M. 1845, Sp. 117; Leitzmann 1931, S. 300): ungeveder nieman vliegen sol beschließt das Gedicht Von einem sneggen und einem arn. Die Schnecke will unbedingt fliegen, der Adler hebt sie auf ihren Wunsch in die Lüfte und lässt sie fallen, wobei ihr Haus zu Bruch geht. Erst jetzt erkennt die Schnecke die Hybris ihres Bestrebens. Im ›Lanzelet‹ zeigt das Sprichwort an, dass Lanzelet noch nicht familienfähig ist, es drängt ihn nach weiteren Taten – typische Charakteristika mittelalterlicher Adoleszenzvorstellungen. Bemerkenswert ist dabei, dass Lanzelet in alterskluger Manier selbst seine Verfassung pointiert zur Sprache bringt, Kommentator und Protagonist in einem ist (Zellmann 1996, S. 210f.). 1357–2249 Für die Limors-Episode wurden von der älteren Forschung eine Fülle von Parallelen beigebracht, die letztendlich allesamt auf dem Motiv der ›amorous jaileress‹ basieren, das im ›Lanzelet‹ nochmals in der Pluris-Episode anklingt (vgl. Ó RiainRaedel 1978, S. 84; K zu V. 5429–5573/6159–6562). So erinnert Lanzelets Aufenthalt bei Linier entfernt an die Einkerkerung Lancelots durch Meleagant in der ›Charrette‹. Allerdings ist dort Lancelot in einem eigens für ihn errichteten und zugemauerten Turm gefangen, aus dem er erst mit der Hilfe von Meleagants Schwester – also hier wie dort eine nahe Verwandte des (strukturellen) Bösewichts – fliehen kann (Charrette 6132–6165, 6394–6717; vgl. Bächtold 1870, S. 49; Webster 1934, S. 208; Hofer 1959, S. 8; K zu V. 420–441, 4981– 5025, 5429–5573/6159–6562). Es könnte auch die Gefangenschaft Lancelots beim Seneschall Meleagants verglichen werden, aus der er – wenn auch nur zeitweise – mit Hilfe der Frau des Seneschalls freikommt, um an einem Turnier teilzunehmen (vgl. K zu V. 2801–3525). Beide Parallelen sind aber recht unverbindlich. Ähnlich unklar sind die Bezüge zum Prosaroman: Lancelot kämpft in der Burg Malehaut gegen eine Übermacht, tötet unter anderem den Seneschall und wird von der Dame von Malehaut vor ihren Leuten in Schutz und dann gefangen genommen. Zweimal entlässt sie Lancelot befristet aus der Haft, um Artus im Kampf gegen Galehaut beizustehen, wozu sie Lancelot jeweils mit Rüstung (zuerst rot, später schwarz!) und Pferd ausstattet. Nach seinem ersten Erfolg verliebt sich die Dame von Malehaut in ihn, freilich vergebens. In den Kämpfen bleibt Lancelot inkognito, wird aber von den zusehenden Frauen, allen voran Ginover, angefeuert. Beim dritten Kampf gelingt es Lancelot, den Streit zu schlichten: Er wechselt auf die Seite Galehauts, der den (nun schwarzen) Ritter bewundert, allerdings unter der Bedingung, dass er bei Galehaut eine Bitte frei hat. Als Artus und seine Ritter kurz vor der Niederlage stehen, fordert Lancelot von Galehaut die Aufgabe der Kampfhändel und versöhnt die Kontrahenten (LancFr, ed. Sommer III, S. 208–268, ed. Micha VII, Kap. XLVIIIa–VIII,
1120
Stellenkommentar
Kap. LIIa, übs. Lacy II, S. 113–149; LancDt I, S. 233–303; vgl. Märtens 1880, S. 694; Richter 1934, S. 48; Loomis, R. Sh. 1949, S. 255–258; Steinhoff 1995, S. 901; vgl. K zu V. 2801–3525; 3131–3135; 5429–5573/6159–6562; 5454). Die Pflege von Lanzelet durch Ade erinnert Märtens (ebd.; vgl. wieder Richter 1934, ebd.) weiters an Lancelots Heilung durch die Dame von Nohaut. Lancelot steht der Dame von Nohaut vor seinem großen Abenteuer auf Dolereuse Garde gegen den König von Northumberland bei (LancFr, ed. Sommer III, S. 132–143, ed. Micha VII, Kap. XXIIIa, übs. Lacy II, S. 68–75; LancDt I, S. 125–140). Später, während des ersten Kampfes zwischen Artus und Galehaut, wird Lancelot im Kampf gegen Malaguin, den König der Hundert Ritter (!) und Cousin Gelehauts (vgl. zur Figur K zu V. 3131–3135), schwer verwundet und auf seine eigene Bitte hin auf einer Bahre weggetragen (er will nicht erkannt werden). So findet ihn die Dame von Nohaut, lässt ihn auf ihre Burg bringen, pflegt ihn und behält ihn bei sich, bis er wieder vollständig geheilt ist (LancFr, ed. Sommer III, S. 177–186, ed. Micha VII, Kapp. XXXIVa– XXXVIIIa, übs. Lacy II, S. 94–100; LancDt I, S. 197–207). Märtens (ebd.) denkt außerdem an Lancelots Rettung und Heilung durch eine Jungfrau, nachdem er aus einer von Schlangen vergifteten Quelle getrunken hat (LancFr, ed. Sommer V, S. 148–168, ed. Micha IV, Kap. LXXXIII, übs. Lacy III, S. 183–194; LancDt II, S. 369–379). Fraglich ist jedoch, ob sich die Parallelen tatsächlich so konkret mit bestimmten Episoden angeben lassen: Die Figur eines hilfreichen Fräuleins begegnet im Prosaroman auf Schritt und Tritt, dass die eine Episode näher beim ›Lanzelet‹ stünde als die andere, lässt sich schwer argumentieren. Eng verwandt mit der ›Charrette‹ dürfte die Schilderung von Tandareis’ Gefangenschaft bei Kandalion in ›Tandareis und Flordibel‹ sein (Tandareis 10081ff.). Der böse Kandalion hält Tandareis in seiner Burg Montâniklûse im Turm Malmort gefangen, woraus ihn die gute Schwester des Feindes (mit ähnlichen Utensilien wie Meleagants Schwester bei Chrestien) befreit und für längere Zeit versteckt hält. (Die Befreiung Tandareis’ aus dem Turm wurde wiederum von Ulrich von dem Türlin für seinen ›Willehalm‹ ausgeschrieben [Willehalm/UvT A* 58,1ff.; vgl. Singer 1893, S. XXXIVf.; vgl. K zu V. 1702–1703].) Als Artus ein Turnier ausrufen lässt, um so Neuigkeiten von Tandareis zu erfahren resp. diesen anzulocken, erlaubt Kandalions Schwester Tandareis – wie bei Chrestien die Frau des Seneschalls – die Teilnahme am Turnier (vgl. K zu V. 2801–3525). Anm.: Gustav Rosenhagen (Rosenhagen 1890, S. 63–66; Rosenhagen 1897, passim) schließt nicht zuletzt aus dieser Stelle auf einen verlorenen deutschen ›Lancelot‹, der zwar Chrestiens Roman als Vorlage gehabt hätte, mit dieser aber vergleichsweise frei hantiert hätte; danach Webster in Webster/Loomis 1951, S. 176f. = Kerth, Th. 2005, S. 171. Ein Hauptindiz dafür ist der Name Montâniklûse, die auch als muntâne Clûse in Parz 382,24 erwähnt wird als jener Ort, wo Poydiconjunz dem Artus viele Ritter abgewonnen hat – jener Poydiconjunz, der bezeichnenderweise im ›Tandareis‹ der Lehnsherr von Kandalion und der im ›Parzival‹ der Vater des Meljacanz (= Meleagant) ist. In Strickers ›Daniel‹ gibt es das Land Cluse, über das König Matur herrscht und das von hohen Bergen umschlossen ist (Daniel 510–514; vgl.
1357–2249/1362–1369
1121
K zu V. 217–219). Dass es sich bei der freien Bearbeitung der ›Charrette‹ um einen deutschen Text gehandelt hat, erhellt ebenfalls aus dem Namen: ein ›geschlossener Berg‹ ist wohl kaum gemeint, während die Inszenierung besonders im ›Parzival‹ gut zu einem Felsenengpass passt, und Felsenengpässe könnten auch die Abgrenzung des Landes von Kandalion gegenüber der Außenwelt sein. Des Weiteren wird die Parallele von der Zeichnung des Charakters Kandalions bestätigt, der sowohl beim Pleier als auch bei Wolfram als schändlicher Vergewaltiger gilt (Tandareis 10738–10746; Parz 343,24–30; 344,1–9; 356,21–23). Wolfram hätte dann also nicht Chrestiens Roman gekannt, sondern seine diversen Anspielungen auf die Lancelot-Ginover-Geschichte gingen auf Kosten dieses postulierten deutschen Lancelot-Romans (Parz 357,21–24. 387,1–8. 583,8–11). Bedenkt man überdies, dass Püterich von Reichertshausen nicht weniger als vier oder fünf (?) weitere, heute unbekannte Lancelot-Romane neben dem des Ulrich von Zatzikhoven zu nennen weiß (siehe Kap. II.7.), so ist die Hypothese Rosenhagens nicht ganz von der Hand zu weisen. Loomis (Webster/Loomis 1951, S. 181 = Kerth, Th. 2005, S. 176) assoziiert Ades energisches Eintreten für Lanzelet gegenüber ihrem Onkel (V. 1797ff.) sowie die gesamte Situation mit einer kurzen Episode im ›Peredur‹. Der Held gerät dort in Gefangenschaft und erhält, wie Lancelot, von der Tochter seines Gegners Hilfe und unter anderem auch ›Ausgang‹ für die Teilnahme an einem Turnier (Mab, übs. Guest, S. 118ff., übs. Birkhan I, S. 170ff.). Ein eindeutiges Vorbild für die Episode fehlt, Birkhan vermutet vielleicht nicht zu Unrecht, dass sie von dem unmittelbar vorgeschalteten Abenteuer Gwalchmeis (die Antikonie-Aventiure des ›Parzival‹) angeregt sein könnte (ebd., Anm. 74 auf S. 260f.). Die Parallelen zum ›Lanzelet‹ beschränken sich auf die Charakterzeichnung des Fräuleins, im Übrigen sind die Analogien zu Chrestien und zum Prosaroman dichter. Listen mit weiteren verschiedenen Erzählungen, in denen einem Gefangenen von seiner Aufseherin geholfen wird, meist um an einem Turnier teilnehmen zu können, finden sich bei Loomis, R. Sh. 1933, S. 1028; Loomis, R. Sh. 1945, S. 187; Loomis, R. Sh. 1949, S. 255–258; Webster/Loomis 1951, S. 176–178 = Kerth, Th. 2005, S. 171f.; Krause 1985, S. 18; Kerth, Th. 2005, S. 176. Trendelenburg 1953, S. 299–313 vergleicht auch andere Zwangszustände im weitesten Sinne, also etwa Iweins Wahnsinn, was aber m. E. zu weit hergeholt ist. Auffallend an der Limors-Episode ist die stilistische Nähe zum Heldenepos. Lanzelet sieht sich gleich bei seiner Ankunft einer unüberwindbaren Übermacht ausgeliefert, die drei Kämpfe von Liniers Aventiure triefen vor Blut, das Vokabular der Heldenepik ist hochfrequent: diet, gêr, grisgrame, recke, zorn usf. (McLelland 2000, S. 105–110; vgl. schon Schütze 1883, S. 26–30). Der Stil der Episode wäre demanch ›heroisch‹ (McLelland; vgl. kritsch K zu V. 705–1356). Mot. N 831. Girl as helper; Q 411. Death as punishment; R 41.3. Captivity in dungeon; R 162. Rescue by captor’s daughter; Z 71.1. Formulistic number: three; H 924.1. Tasks assigned as ransom; T 127. Girl weds father’s [uncle’s] slayer; P 17.11. Slayer of king marries widow [niece] and inherits domain. 1362–1369 Lanzelet erinnert sich an seine ursprüngliche Motivation, Iweret und damit
1122
Stellenkommentar
seinen Namen zu finden (vgl. Combridge 1973, S. 54); daher verlässt er Königreich und Frau. Dass dieser Entschluss unmotiviert wäre (Märtens 1880, S. 689f.), ist unzutreffend (vgl. Paris 1881, S. 473f., Anm. 4; Neumaier 1883/84 II, S. 11, 15), lediglich die neuen Untertanen Lanzelets verstehen sein Handeln nicht. Die unfreundliche Art, seine Frau ohne ein Wort des Abschieds zu verlassen, liegt in der von Lanzelet erfahrenen Kränkung begründet, als seine Frau ihn zuletzt, nach Orpilet und Kuraus, um Minne gebeten hat (vgl. K zu V. 1109–1112). Richter 1934, S. 28, 37 nimmt an, dass dem Dichter diese Motivation zuerst vorschwebte, dass er sie aber vergessen hätte, da sie beim eigentlichen Abschied nicht mehr erwähnt wird. Allerdings liegen zwischen der Darlegung der Absicht und der Handlung gerade einmal 200 Verse! Könnte dies nicht auch eine bewusste Aussparung sein? Hofer 1959, S. 7f. sieht den Ursprung dieses heimlichen Aufbruchs im Verlassen des Artushofes durch den Löwenritter, um das Brunnenabenteuer zu bestehen (Yvain 723ff.; Iw 945ff.); die Parallele ist unspezifisch. Mot. H 1229.1. Quest undertaken by hero to fulfill promises; T 71. Women scorned in love; T 230. Faithlessness in marriage. 1370 Eine viertägige Reise ist nach Walshe 1937, S. 97 in mittelhochdeutschen Romanen unüblich, findet sich aber in Chrestiens ›Erec‹ (Erec/CdT 2314). 1373–1376 Dass es genau drei Straßen sind, ist vermutlich ein märchenhafter Zug (Ehrismann, G. 1905, S. 23; Trachsler 1979, S. 56, 220f.). Lanzelets Entscheidung für die mittlere symbolisiert möglicherweise »to ride on straight ahead without turning to the right or left«, ein Motiv, das ähnlich in Parz 180,16 (geradeaus, Weganzahl nicht spezifiziert) begegnet (Walshe 1937, S. 97); in Yvain 173ff./Iw 259ff. entscheidet sich Kalogrenant für die rechte von zwei Straßen (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 172). Für Pérennec 1979, S. 33–37 ist diese Szene das Paradebeispiel für die (im neutralen Sinne) unbeschwerte Krisenlosigkeit des Helden (so auch Zellmann 1996, S. 211f.). Lanzelet muss sich nicht zwischen zwei Wegen entscheiden, er kann schnurstracks und ohne groß zu überlegen den Mittelweg gehen, auch wenn dieser vielleicht letztendlich die größte Gefährdung (Riesen, Löwen, Linier) birgt. Man könnte geradezu eine Parodie auf den chrestienschen Problemhelden vermuten (vgl. Pérennec 1970, S. 74f.; Brogsitter 1984, S. 19; Kerth, Th. 2005, S. 172). Ob es (deshalb zugleich) eine ›Trivialisierung‹ des biviums ist, wie Feistner 1995, S. 246 pointiert meint, scheint mir fraglich. 1380–1382 Vgl. En [B] 6090 (169,25): sie hadden alle genomen | einen öleboumes twîch; | dat beteikende frede. (Behagel 1880, S. 345) Bei Geoffrey of Monmouth tragen die Römer ebenfalls Ölzweige als Zeichen des Friedens (Hist. reg. Brit. 5,9; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 178), später auch zwölf Boten, die einen Brief von Lucius Tiberius an Arhur überbringen (Hist. reg. Brit. 9,15). Auch in Oswald 201 trägt der Pilger, der Oswalt die Heidentochter als Gemahlin vorschlägt und den Raben ins Spiel bringt, einen Palmzweig, gleichfalls die Boten der Heiden im ›Rolandslied‹ (Rol 595, 678), wo dieses Requisit aber von Karl als heilsgeschichtliches Element (Einzug Jesu in Jerusalem) gedeutet wird, weshalb er die Boten auch unbeschadet lässt (Rol 825–829). Ó Riain-Raedel 1978, S. 80–82 bringt einige zweifelhafte irische Paral-
1362–1369/1454–1481
1123
lelen bei, wo der jeweilige Zweig aber nicht von einem Ölbaum stammt und häufig nicht einmal als Friedenszeichen gebraucht wird! Ausgehend von den irischen Vergleichstexten wäre der (nach Ó Riain-Raedel) keltisch-anderweltliche Zweig nicht mehr (nur) Friedenszeichen, sondern vielmehr Zeichen der Herausforderung an den Burgherrn, vergleichbar etwa der Glocke in Behforet. Kerth, Th. 2005, S. 172 folgt Ò Riain-Raedel und nennt überdies (mit Verweis auf Zenker 1921, S. 97) den Zweig, der Aeneas seine Unterweltfahrt ermöglicht (vgl. K zu V. 4080–4082); auch Kerth sieht die Wurzeln der Tradition in keltischen Anderwelt-Fahrten. Der Text bietet freilich nicht den geringsten Anhaltspunkt für diese Deutung. Ich sehe keine Veranlassung, dieses Requisit in der keltischen Anderwelt zu verorten. Warum kann es nicht ganz einfach ein (christliches?) Friedenssymbol sein? Mot. Z 157. Olive branch as symbol of peace. 1397 Soudek 1972a, S. 176 deutet vermezzen im Hinblick auf Lanzelets Unbekümmertheit, keinen Ölzweig zu tragen (ähnlich Münch 2005, S. 140–142). Tatsächlich agiert der junge Held etwas sorglos – wie ja auch sonst fast den gesamten Roman über. Den Brauch jedoch konnte er nicht kennen, und es war offenbar nicht allgemeine Sitte, in der Umgebung fremder Burgen nur mit Ölzweigen aufzutauchen, zumindest finden sich dafür in der Literatur nicht besonders viele Anhaltspunkte. Im Text (V. 1393) wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass dieser Brauch geheim war. Man muss also doch wohl davon ausgehen, dass hier eine etwas ungewöhnliche Costume vorliegt, wodurch auch die negative Konnotation von vermezzen abgeschliffen wird (vgl. Fisher 1980, S. 285 und Anm. 19; Ó Riain-Raedel 1978, S. 80). 1421 Dieser Vergleich entbehrt nicht jeglicher Komik: Immerhin erschlägt Lanzelet am Ende der Aventiure den (Landes-)Vater, seinen Gegner, und unmittelbar zuvor hatte er dasselbe in Moreiz getan (vgl. Roßbacher 1998, S. 44, Anm. 16 und S. 127). 1427 Vor und nach – ihrem Tod (so Pérennec 1970, S. 76)? Oder handelt es sich lediglich um einen Füllvers wegen des Reimes? 1454–1481 Die ausführliche Schilderung von Pferden ist in den zeitgenössischen Romanen ein beliebtes Thema (etwa Er 1414–1453; vgl. ausführlich Knoll 1966, S. 178–184). Die meisten Gemeinsamkeiten, vor allem was die Pferdekrankheiten angeht, hat das ›Litotes-Pferd‹ im ›Lanzelet‹ mit der Schindmähre, wie sie Heinrich von dem Türlin beschreibt und die sich wie eine Gesamtschau aller negativen Eigenschaften liest, die man einem Reittier irgendwie zuschreiben kann (Kr 19787–19938). Am berühmtesten jedoch ist freilich die Schilderung von Enites Pferd in Hartmanns ›Erec‹ (Er 7264–7766; vgl. Richter 1934, S. 87f.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 178 = Kerth, Th. 2005, S. 173), an die auch die merkwürdige Farbgebung des Pferdes im ›Lanzelet‹ erinnert, und die wiederholt mit der Passage im ›Lanzelet‹ verglichen wurde. Im Gegensatz zur Schilderung in den Erec-Romanen spricht Knoll jener Ulrichs jede symbolische Überhöhung ab (Knoll 1966, S. 187). Dass Ulrich hier der Beschreibung in Chrestiens ›Erec‹ (Erec/CdT 1360–1402; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 178 = Kerth, Th. 2005, S. 173) näher stünde als jener Hartmanns (so Wallner 1935, S. 173; Krause 1985, S. 107f.), mag sein, die Parallelen (siehe ebd.) sind aber zu beiden Erec-Romanen derart blass, dass sie m. E. auf kei-
1124
Stellenkommentar
ne direkte Bezugnahme schließen lassen. Vor allem aber belegt das nicht (wie ebd. angenommen), dass Ulrich Chrestien benützte und damit in einer Zeit dichtete, in der es Hartmanns ›Erec‹ noch nicht gab; die Bezüge sind, so man sie überhaupt als gewollte Nachahmung deuten möchte, auch als rein französische Angelegenheit zwischen Chrestien und dem Autor des ›welschen Buches‹ erklärbar (vgl. Richter 1938, S. 38). Der vorrangige Zweck der Pferdebeschreibung ist offensichtlich, die Reiterin des Tieres auszuzeichnen (Schüppert 1975, S. 134). Dies geschieht über das Mittel der Ironie, die Singer 1898a, S. 433 hier für typisch wolframisch hält, was er sich durch einen entsprechenden Einfluss von Wolfram auf Ulrich erklärt (ebenso Leitzmann 1931, S. 299). Zu denken wäre hierbei an die Schilderung des mieselsüchtigen Pferdes, auf dem Jeschute bei der zweiten Begegnung mit Parzival reitet (Parz 256,13–257,7). Direkte Anspielungen zwischen den Texten fehlen aber (Krause 1985, S. 82). Auch ist der ›Lanzelet‹ ganz allgemein und nicht nur an dieser Stelle ein höchst ironischer Text (vgl. Kap. II.5.3.8), m. E. fällt die Stelle nicht sonderlich aus dem Werkganzen heraus. Mot. B 731.0.1. Animals of strange and varied coloring. 1474–1475 Webster und Loomis halten diese Farben für ein keltisches Motiv (Loomis, R. Sh. 1949, S. 90f., 141; Webster/Loomis 1951, S. 178f. = Kerth, Th. 2005, S. 173f.). Während schon dies zweifelhaft scheint – warum sollte nicht auch eine nichtkeltische Pferdebeschreibung die Farben Weiß und Rot verwenden dürfen? –, ist es nicht einzusehen, weshalb selbst die Schnelligkeit eines Pferdes (V. 1482–1483) als Attribut eines übernatürlichen Pferdes der keltischen Sagenwelt erklärt werden muss (Webster/Loomis 1951, ebd. = Kerth, Th. 2005, S. 174). 1488–1489 ›Sicherheit‹ geben bzw. erbitten ist in mittelhochdeutschen Romanen die Bezeichnung für jene Geste, mit der ein im Kampf Unterlegener seine völlige Unterwerfung signalisiert. Der Sieger kann dann frei über den Besiegten verfügen, ihm etwa einen Auftrag erteilen oder was immer. Irritierend ist in dieser Passage die syntaktische Realisierung: ›Richtig‹ müsste es heißen, dass Ade Lanzelet dazu anhält, von ihr ›Sicherheit‹ zu erbitten. Ohne den Kontext müsste man V. 1488 so verstehen, dass Ade sich ergibt, nicht Lanzelet. 1501–1502 Der Satz ist rätselhaft. Corazolla 1988, S. 25 deutet ihn als Zögern Lanzelets gegenüber dem Angebot Ades, wodurch schon im Voraus die Imperfektion der Beziehung zwischen den beiden angedeutet würde. Ich tendiere eher zu der Lesung von idoch als wan daz: Er konnte nichts antworten außer ...; also: er hat ohnehin keine Wahl. Oder soll mit den Versen einfach nur angezeigt werden, dass der ununterbrochen attackierte Lanzelet kaum Zeit findet, ein Wort zu sprechen? 1512 Singer 1893, S. XXXVI notiert, dass auch der Willehalm Ulrichs von dem Türlin in Bedrängnis einem Feind eine Waffe, in diesem Fall ein Schwert, entreißt (Willehalm/UvT A* 52,9). Ob Ulrich von dem Türlin zu dieser Schilderung aber tatsächlich den ›Lanzelet‹ als Vorbild brauchte, sei dahingestellt – so unerhört genialisch scheint mir der Einfall nicht zu sein. 1518–1519 Vier Nägel (auf einem Schild) werden auch V. 5290 und Er 2794–2795
1454–1481/1540
1125
erwähnt: nû erriet er in daz ers emphant | zen vier nageln gegen der hant, sowie Er 9090: zen vier nageln gegen der hant, vgl. weiters Er 9202 (Schilling 1866, S. 8; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). 1538 Der Name von Liniers Nichte, Ade, ist sonst in der arthurischen Literatur nicht nachweisbar, begegnet aber in den Chansons de geste, wo Aude, Alde, Audain oder Audein die Tochter des Renier de Genève, Schwester Oliviers und Verlobte Rolands ist, im deutschen ›Rolandslied‹ hat die Figur die Namensformen Alda, Alde oder Alte (Glinka-Janczewski 1963, S. 142; vgl. K zu V. 1554). Loomis, der die Figur letztlich von Morgain le Fay bzw. der keltischen Gottheit Modron ableitet (K zu V. 193, 4060–4061), geht davon aus, dass Personen aus dem Umfeld von Hugh de Morville, vielleicht der Auftraggeber des ›welschen Buches‹ (vgl. K zu V. 9322–9341), für den Namen Pate gestanden haben: Seine Mutter und seine Tochter hießen Ade oder Alda, und auch sein 1162 verstorbener Verwandter und Namensvetter hatte eine Tochter namens Ade (Webster/Loomis 1951, S. 179; Glinka-Janczewski 1963, S. 56, 75, 142; Norman 1965, S. 288; Jackson 1974/75, S. 288; Ó Riain-Raedel 1978, S. 83, Anm. 10; Mertens 1998, S. 88; Kerth, Th. 2005, S. 7, 174). Die These besticht auf den ersten Blick, allerdings gibt die von Loomis selbst erwähnte Tatsache, dass auch Prinz Heinrich von Schottland 1139 eine Ada heiratete, zu denken. Es wird also vermutlich mehrere Frauen mit dem Namen Ade gegeben haben, für die oder für deren Angehörige das ›welsche Buch‹ verfasst worden sein könnte, die Überlegung ist »little more than suggestive« (Walshe 1953, S. 99). Ade entspräche nach Hofer 1959, S. 8 als hilfsbereites Fräulein der Lunete, die Yvain/Iwein zur Seite steht (Yvain; Iw; vgl. Owen 1968, S. 188). Die Parallele ist jedoch blass, die Konstellation der beiden Figuren im Handlungskontext völlig verschieden, die Zuordnung damit beliebig. In ihrer Entscheidungsfreudigkeit erinnert Ade an eine domina, ähnlich der Dame des höfischen Minnesangs (Borck 1984, S. 350). Mot. P 298. Niece; P 293. Uncle. 1540 Hinter Patricius von den Bigen steckt vielleicht niemand anders als der heilige Patricius. Er erhält der Legende nach entweder den Stab Jesu, mit dem er (wie Mose) Wasser aus dem Felsen schlagen konnte, oder – nach einer anderen Fassung – einen Stab von einem Eremiten. Afrz. bigue (frz. baguette) meint aber nichts anderes als ›langes Holzstück‹ (Richter 1934, S. 81f.; vgl. Pérennec 1970, S. 77). Webster andererseits denkt an mhd. bîge ›Haufen‹ und überlegt, ob von den Bîgen nicht ›von dem (Burg-)Hügel‹ meinen könnte (Webster/Loomis 1951, S. 179 = Kerth, Th. 2005, S. 174). Glinka-Janczewski 1963, S. 212 erweitert Richters Patricius-Hypothese mit einem Hinweis auf das ›St. Patrick’s Purgatory‹, wo Owen – wie Lanzelet beim Kal (V. 3539) – eine enge und gefährliche Brücke überqueren muss, um seine AnderweltVision zu erleben, hält aber die Herleitung von bigue für unwahrscheinlich: Ulrich hätte die französische Sprache bestimmt besser beherrscht, und für eine Übertragung in den Plural bestünde kein Anlass. Bzgl. der Herkunftsbezeichnung hält sie daher die These Websters für ansprechender, weist aber darüber hinaus auf eine Volksgrup-
1126
Stellenkommentar
pe in Südfrankreich hin, les Bigot, die in der altfranzösischen Epik vorkommen (ebd., S. 236). Vgl. auch Pérennec 2004, S. 109, Anm. 32. 1547 bracken und leithunde begegnen in der mittelhochdeutschen Literatur auf Schritt und Tritt, sûse sind seltener. Um welche Art von Jagdhund es sich bei Letzteren genau handelt, ist unklar (vgl. die Verweise in der Anm. zur Stelle und Webster/Loomis 1951, S. 179f. = Kerth, Th. 2005, S. 174). 1554 Linier ist eine sonst unbekannte Figur (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 180 = Kerth, Th. 2005, S. 174). Glinka-Janczewski 1963, S. 195 bietet zwei Hypothesen zur Herkunft des Namens: Einmal könnte er aus Olivier (mit fehlendem O, z. B. bei fehlenden Initialen), dem Bruder Audes oder Aldes, oder aus Renier, dem Vater Aldes in der Rolandsgeste herstammen (vgl. K zu V. 1538). Zum anderen wäre es denkbar, dass die Figur in der Vorlage keinen Namen hatte, sondern dass Ulrich eine Wendung wie li niés ›Neffe‹ oder li nïes ›der Verrückte‹ als Namen missverstand (was freilich Glinka-Janczewskis These von Ulrichs guten Französischkenntnissen widerspricht, vgl. K zu V. 1540). In V. 1842 und 2048 hat der Name auslautendes -s, wohl ein Rudiment der altfranzösischen Substantivflexion (Pérennec 2004, S. 121, Anm. 36). 1556 Limors wird im ›Erec‹ als Burg des cuens orguilleus (Erec/CdT 4911) bzw. des Grafen Oringles (Er 7270) genannt (den Hofer wenig stichhaltig als Vorbild für den Namen Linier deutet, Hofer 1959, S. 8), dessen Heiratsantrag sich Enite nur mit knapper Not entziehen konnte (HaA; Paris 1881, S. 474, Anm. 1; Neumaier 1883/84 II, S. 24; Singer 1898a, S. 436; Richter 1934, S. 89; Krause 1985, S. 100). Nur en passant wird Limors als Ortsname in Bel Inconnu 3915ff. erwähnt. Der Name ist etymologisch durchsichtig, dahinter steckt natürlich altfranzösisch ›der Tod‹ (vgl. Singer 1903, S. 175), was strukturell nicht schlecht zu den Begebenheiten auf der Burg sowohl im ›Erec‹ als auch im ›Lanzelet‹ passt. Das zweite ›Todesschloss‹ des Lanzelet ist Schadil li Mort (vgl. K zu V. 3550), eventuell könnte auch Môreiz (vgl. K zu V. 735) entsprechend gedeutet werden (vgl. Pérennec 1984a II, S. 12; Kerth, Th. 2005, S. 167). Derartige ›Todesschlösser‹ finden sich in der mittelalterlichen Literatur immer wieder, etwa im ›Tandareis‹ (der Turm Malmort; Tandareis 10756 u. ö.) oder im ›Livre d’Artus‹ (Chastel de la Mort; LancFr, ed. Sommer VII, S. 292–294). Vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 162–168; Webster/Loomis 1951, S. 180 = Kerth, Th. 2005, S. 174f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 274f.; Littmann 1975, S. 77. Ehrismann, G. 1905, S. 23f. sieht dahinter alte mythologische Vorstellungen von einem Totenreich aus dem keltischen Totenkult (ebenso Haasch 1954, S. 90f.; Braches 1961, S. 179f.). Auch Loomis glaubt an einen keltischen Ursprung und weist auf den maskulinen Artikel hin (Li-mors, Schâdil li Mort), es handle sich also nicht um Schlösser des Todes, sondern des/der Toten. Dem entspricht auch die Handlung: Erec wird leblos auf einer Bahre getragen, Lanzelet verliert später im Schadil li Mort jede Haltung. Eine weitere Parallele findet sich im ›Livre d’Artus‹: Oriles verliebt sich in die Gräfin von Limos (!), die aber als Gegenleistung für ihre Liebe von Oriles einen Sieg über Gauvain verlangt. Oriles’ Mutter installiert zur Sicherheit ihres Sohnes drei Zauber: einen merkwürdigen Schrei, der alle, die ihn hören, tötet; zwei kläffende Riesen; und einen Garten nahe ihrem Schloss, dem niemand entkommen kann, der die
1540/1689
1127
dort wachsenden Äpfel isst. Als es später zum Zweikampf zwischen Oriles und Gauvain kommt, sucht Oriles feige das Weite, seine Gefährten werden von Gauvain in die Flucht geschlagen, Gauvain wird Geliebter der Gräfin von Limos. Sagremor gelingt es, die Zauber der Mutter von Oriles zu lösen und aus dem Garten eine Zahl von Artusrittern zu befreien, die nach dem Genuss der Äpfel willen- und antriebslos geworden sind (LancFr, ed. Sommer VII, S. 170f., 265–267, 298, 312–318; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 162–168; Webster/Loomis 1951, S. 192 = Kerth, Th. 2005, S. 186; Birkhan 2002/05 V, S. 68; vgl. zu Lanzelets Ohnmacht auch K zu V. 3542–3549). Dass in den Burgen keine ›echten‹ Toten zugegen sind (so der Einwand von Ó Riain-Raedel 1978, S. 99), ist bei dieser Argumentation irrelevant. Glinka-Janczewski 1963, S. 75f., 264f., 271 sieht einen Zusammenhang der ›Todesschlösser‹ mit dem Überbringer und eventuell Gönner des ›welschen Buches‹, Hugh de Morville (vgl. K zu V. 9322–9341), dessen Familienname von William von Canterbury in der ›Descriptio spiculatorum‹ etymologisierend als mortis vel mortuorum villa gedeutet wurde (Abdruck bei Robertson 1875/85 I, S. 128; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 167). Allerdings ist es fraglich, ob die drei vermeintlich damit angesprochenen Schlösser, zugleich Behausungen dreier Bösewichte, darunter ein schrecklicher Feigling, sich gut als Gönnerlob gemacht hätten. Bansard 1987, bes. S. 145–147 erwägt einen historischen Zusammenhang mit dem Bois de Limors in der Normandie (siehe II.3.1; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 175). Mot. F 771. Extraordinary [perilous] castle. 1568–1572 Das ›Weiberlehen‹, wie es hier thematisiert wird, war in der Realität des deutschen Mittelalters zunächst sehr selten und setzte sich erst allmählich durch (weiterführende Literatur bei Zellmann 1996, S. 212, Anm. 44). In der Literatur der Zeit ist es dagegen geradezu der Regelfall: Fast alle Artusritter in den Romanen à la Chrestien finden eine alleinstehende Herrscherin und erwerben mit ihrer Liebe auch die Herrschaft über ihr Land (Laudine, Condwiramurs, alle vier Frauen Lanzelets usf.). 1613–1616 Eine weitere Sentenz als Argumentationshilfe für die Handlungsführung: Es stirbt nur, wer sterben soll (vgl. Zellmann 1996, S. 215f.; TPMA XI 355). 1636–1638 Vgl. ähnliche sentenzhafte Stellen bei Zingerle 1864, S. 115; vgl. Leitzmann 1931, S. 301. Die Klugheit wird erneut durch Klugrede signalisiert, diesmal durch Ade. Linier hält sich nicht daran und verliert in der Folge das Leben (Zellmann 1996, S. 214). 1673–1675 Soudek 1972a, S. 176f. (der Ha folgt) geht davon aus, dass das Verschweigen des eigenen Namens durch Lanzelet von Linier als Affront verstanden werden musste (vgl. Soudek 1972b, S. 5f.). Die Deutung ist möglich, am Text selbst aber schwer dingfest zu machen. 1689 Der unvermittelte Wechsel ins Präsens dürfte bewusst als Mittel zur Steigerung der Spannung und Veranschaulichung sowie ›Vergegenwärtigung‹ der höchst kritischen Situation gesetzt worden sein. Er findet sich im Text immer wieder, und zwar meist an kleineren Zäsuren der Handlung, z. B. nach Exkursen, bei Szenenwechseln etc. (›Praesens historicum‹; vgl. Mhd. Gramm. § 305).
1128
Stellenkommentar
1693 Vgl. Iw 4913: daz ich des lîbes sî ein zage (Richter 1934, S. 262). 1702–1703 Singer 1893, S. XXXVI verweist auf Willehalm/UvT A* 68,11, wo berichtet wird, dass Arabel dem gefangenen Willehalm bettelachen, rîche[] wât und spîse zukommen lässt. Generell könnte die Schilderung Arabels bei Ulrich von dem Türlin von der Figur Ade im ›Lanzelet‹ beeinflusst sein. Freilich: Die Parallele ist nicht besonders schlagend, und die Zeichnung Arabels könnte auch von Meleagants Schwester in der ›Charrette‹ oder anderen ähnlichen Figuren inspiriert sein. Vgl. K zu V. 1357–2249. 1729 Eine riesige Stange oder ein Baumstamm sind die typischen Waffen eines Riesen in der mittelhochdeutschen Literatur, vgl. etwa Asprian und Widolt (Rother), Wate (Kudrun) oder Rennewart (Willehalm). 1741 guot gelücke (P, vgl. V. 5022) ist vermutlich lat. bona fortuna (Denecke 1930, S. 122). 1749 Die Rede ist wohl von Linier: Er ist dem Körper nach ein Held. Das Aussparen der geistig-seelischen Komponente ist wohl Absicht: Hierin erweist sich Linier in der Ausnützung aller Vorteile gegenüber seinem Gefangenen (Einkerkerung, Löwen, Riesen) letztlich als feige und hinterhältig. 1755 In W könnte Ade, wenn man Konj. Präs. liest, auf den Kampf mit Lanzelet vorausdeuten: Linier soll nur ja gut auf sich aufpassen! Die Überlieferung ist jedoch unsicher (halt = halte oder helt?). 1782 100 Ritter bekämpft Lanzelet später tatsächlich in der Aventiure von Pluris. Ich denke jedoch nicht, dass eine Antizipation vorliegt. 100 bedeutet hier ganz einfach: ›unglaublich viele‹ (während in der Pluris-Episode die Hundertschaft ein Maß für Lanzelets Tapferkeit ist, vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562). 1838 Nicht nur Liniers, sondern auch Valerins Burg liegt in einer wurmlâge bzw. einem wurmgarte (V. 5048). Grimm, W. 1846, S. 65f. diskutiert das Wort eingehend (zu ›Athis‹ C* 28 und D 56): »es ist ein Gebüsch, eingehegter [sic!] Garten in der Nähe der Burg, wo Schlangen und Drachen verborgen liegen, vor welchem man sich aber mit Spielen belustigt« (Zitat S. 65; vgl. noch Kerth, Th. 2005, S. 175). Hauptzeugen sind ihm die beiden ›Lanzelet‹-Stellen, weitere von ihm genannte Parallelen beschränken sich zumeist auf die bloße Verwendung des Wortes ohne nähere Angaben. Die vielleicht interessanteste Parallele findet sich aber als wurmlâge und wurmgarte in Herzog Ernst 2373 u. ö., wo es nicht ein ›Schlangengehege‹, sondern (vermutlich) einen begrünten Innenhof der Burg (der Grippianer) bezeichnet, in dem Sitzgelegenheiten und Tische mit Essen bereit stehen.31 Schultz, A. 1889 I, S. 51–53, Anm. 5 stellt sich daher vehement gegen eine Deutung als ›Schlangengehege‹ und hält den Ort für eine Art Labyrinth, die Wörterbücher (vgl. Anm. zur Stelle) versuchen den Spagat zwischen den beiden Deutungen. Die Herkunft des Motivs und die merkwürdige Aufsplittung in zwei schwer vereinbare Bedeutungsbereiche ist ungeklärt. Richter 1934, S. 75 kann für das Motiv 31 Im ›Herzog Ernst‹ ist das Wort ein bedeutender Beleg für den deutschen Ursprung des Gedichts, da es als Lehnwort in den lateinischen Fassungen auftritt. Eventuell liegt hier eine Übernahme aus dem ›Lanzelet‹ vor (vgl. Ruh 1975, S. 47).
1693/1951–1977
1129
keine genauen Parallelen nennen, Hofer 1959, S. 8 ordnet es ganz allgemein dem Volksepos zu, es erscheine häufig in den Chansons de geste. Pérennec 1970, S. 78f. orientiert sich an der späteren Stelle (V. 5048) und geht davon aus, dass im ›Lanzelet‹ beide Male an ein ›Schlangengehege‹ zu denken sei. Es wäre jedoch durchaus denkbar, dass Ulrich an den beiden Stellen die beiden verschiedenen Bedeutungen verwendet. Schließlich könnte es sogar sein, dass Ulrich das Wort als ›Burggarten‹ kennen gelernt und gekannt, und bei der Erzählung von Valerins Burg (wo eben tatsächlich im wurmgarte Schlagen hausen) den Begriff durch seine bewusste Verwendung ›volksetymologisch‹ gedeutet hätte. (Dass Ulrich, umgekehrt gedacht, die Schlangen um des Wortes willen erfunden hätte, glaube ich nicht; sie spielen im späteren Handlungszusammenhang bei der Belagerung von Valerins Burg eine nicht unwesentliche Rolle.) Ebenfalls unklar ist das Verhältnis zur nordischen Schlangengrube (vgl. Petsch 1917; Webster/Loomis 1951, S. 208 = Kerth, Th. 2005, S. 204; Knoll 1966, S. 94). Zenker 1921, S. 248 erwägt eine Herkunft aus der irischen Sagenwelt, konkret ¯ ¯ aus dem ›Phantom Chariot of CuChulainn‹, wo CuChulainn von seinem Kampf mit zehn Schlangen in einer Grube erzählt. Er zerfetzt sie mit bloßer Hand, um gleich anschließend von weiteren drachenartigen Monstern angegriffen zu werden (nach Webster/Loomis 1951, ebd.). Des Weiteren verweist Zenker auf ›La Mule sanz Frain‹, wo Kex ein Tal von granz coluevres et sarpenz durchqueren muss (Mule 181–184); ein Tal, das Kay natürlich auch in der entsprechenden Passage in der ›Krone‹ überwinden muss (Kr 12776–12804). Der gesamte Motivkomplex bleibt rätselhaft. Vgl. auch K zu V. 5034–5072. 1880–1885 Linier nimmt diesen dahergelaufenen Jüngling, der weder seinen Namen weiß oder nennt noch sich vor der großen Herausforderung scheut, offenbar nicht für ganz voll (vgl. Soudek 1972a, S. 177; Soudek 1972b, S. 6). 1897 Vgl. K zu V. 7394. 1902 P lässt die Zuseher Gott richtiggehend beschwören (wenn die Stelle nicht einfach verderbt ist), während in W nur lapidar um göttlichen Beistand gebeten wird. 1905–1950 Der Kampf mit dem Riesen ist, wie Webster/Loomis 1951, S. 180 = Kerth, Th. 2005, S. 175 und Hofer 1959, S. 8 zu Recht notieren, ein epischer Gemeinplatz, Hofer verweist auf Yvain 3857ff. (Kampf mit dem Riesen Harpin; vgl. Iw 4453ff.) und Erec/CdT 4299ff. (Kampf gegen zwei Riesen; vgl. Er 5378ff.). Vgl. zum Riesenkampf auch Kerth, Th. 2005, S. 175f. Mot. H 1561.2. Single combat to prove valor; H 1166.1. Task: fighting with giant warrior; F 531.4.5.2. Giant with bar as weapon; F 531.6.12.6. Giant slain by man; F 628.2.3. Strong man kills giant. 1928 Wenn die Lesung von P ernst genommen werden darf, steht dahinter eine höchst makabre Vorstellung, deren Radikalität wohl als Humorsignal aufgefasst werden kann. Man denke etwa, ahistorisch assoziierend, nur an den berühmten ›Garden Party‹Sketch in ›Monty Pythons’s Flying Circus‹. 1951–1977 Auch der Kampf mit einem oder mit mehreren Löwen ist ein epischer Gemeinplatz der Artusliteratur, am bekanntesten sind freilich die Kämpfe Gauvains/Gawans/Gaweins gegen den Löwen auf der ›Wunderburg‹ in den Romanen von Per-
1130
Stellenkommentar
ceval/Parzival und in der ›Krone‹ (Perceval 7849–7870; Parz 571,11–572,23; vgl. Buschinger 2003, S. 18; Kr 20890–20943). Die Kombination des Löwenkampfes mit anderen Gefährdungen wird auf die Spitze getrieben in ›La Mule sanz Frain‹ bzw. in der entsprechenden ›Krone‹-Passage, wo Gauvain/Gawein nach dem ›Beheading Game‹ gegen zwei Löwen, einen merkwürdigen verwundeten Ritter und zwei schreckliche Drachen kämpfen muss (Mule; Kr 12627–13900). Loomis hält diese Löwen für realistische Varianten derjenigen Monster, die ¯ CuChulainn in Curois drehender Festung antrifft (Webster/Loomis 1951, S. 180f. = Kerth, Th. 2005, S. 175 mit einigen weiteren Löwen-Stellen). Mot. H 1161. Task: killing ferocious beast. 1980–1981 Vgl. Er 5720–5722: des bluotes was er gar ersigen, | die slege heten in erwigen | daz im diu varwe gar erbleich (Schilling 1866, S. 9; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 275f.; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). Die Parallele in En 10722 (284,32), wo nur die Wendung varlôs unde bleich steht, ist unspezifisch und vage. Die Annahme von Krause 1985, S. 96f., hier wäre die ›Eneide‹ über den ›Lanzelet‹ an den ›Erec‹ vermittelt worden, ist durch nichts zu beweisen. 2014 Vgl. Er 809: daz sper er undern arm sluoc und Er 5502–5503: wan undern arm sluoc er | mit guotem willen daz sper (vgl. Schilling 1866, S. 8; Bächtold 1870, S. 36; Gruhn 1899, S. 272f.; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). Vgl. außerdem Tristrant 855: under die arme sie si slûgen (Lichtenstein 1877, S. CLXIX); Iw 5025–5026: under den arm sluoc er | mit guotem willen daz sper; Greg 1596–1597: ... und daz sper als ez gezam | und daz undern arm gesluoc (Neumaier 1883/84 II, S. 18). Die Wendung ist topisch. 2022–2025 Vgl. Er 812–815: si liezen zesamene strîchen | alsô krefteclîchen | sô si meiste von ir sinnen | ûz den rossen mohten gewinnen; vgl. V. 3285, 4468; Er 766, 909, 9084 (vgl. HaN; Schilling 1866, S. 8; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 18; Gruhn 1899, S. 273; Richter 1934, S. 129; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). Ähnliche Formulierungen finden sich auch in En 7530 (205,18), 8935 (240,11), 11958 (315,28), 12364 (325,36) (Richter 1934, S. 130). Weshalb der ›Erec‹ die Formulierung aus dem ›Lanzelet‹ und damit indirekt aus der ›Eneide‹ haben sollte (so Wallner 1935, S. 174; Krause 1985, S. 97), sehe ich nicht. 2036 Zum Adlerwappen Lanzelets siehe K zu V. 372. 2037/2045 sind unklar: Linier kämpft offenbar gut, doch Lanzelet ohne Verstand? Dagegen stehen V. 2093–2097, wo Lanzelet kühl kalkuliert und überlegt handelt und dadurch auch den Sieg erringt (vgl. Münch 2005, S. 148–151). Die plausibelste Erklärung ist wohl, sich Lanzelet als wütenden Berserker vorzustellen, der auf Teufel komm raus kämpft – etwas anderes bleibt ihm auch kaum übrig. Ob man hierin auch ein Indiz für Lanzelets noch unvollkommene Ritterwerdung sehen darf (Soudek 1972b, S. 14), ist kaum zu entscheiden. Mot. H 1166. Task: duel. 2047 Das Erschlagen von hilflosen Tieren ist quasi eine ritterliche Todsünde und kann auf Lanzelets Unerfahrenheit deuten, kann aber auch als Beispiel für die unhöfischen Tendenzen des Romans verstanden werden (so Borck 1984, S. 349).
1951–1977/2277
1131
2066–2067 Vgl. die fiures flamen blicke auch in V. 3172–3172, 4496–4497 und Er 9149: die heizen viures blicke (vgl. Schilling 1866, S. 8; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 18f.; Gruhn 1899, S. 273; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). Vgl. auch Tristrant 885–887: von den slegin sach man dicke daz heizze wilde vûr blickin ûz den helmen ûz erwelt. Ebenso En 7169–7171 (196,17–19): vil manech helm dâ erklank, daz daz fûre drûz sprank brinnende ze berge. sowie En 12420–12424 (327,12–15): dô was der helm sô herde, daz her sich niene gebouch. daz fûre ouch dar ûz flouch, daz grôz unde lieht was. Vgl. Richter 1934, S. 132. 2146–2147 wahte bezeichnet wohl die Totenwache für Linier. 2194–2208 Ades Hilfsbereitschaft, ihre Caritas, ist ihre prägende Charaktereigenschaft. Das Pflegen der Wunden mit Öl und Wein könnte eine Anspielung auf Vulgata, Lc 10,33f. (... et adpropians alligavit vulnera eius infundens oleum et vinum ...) sein (Schüppert 1975, S. 131, Anm. 32). 2194–2208 Loomis erwägt einen Einfluss der Passage auf die Heilung Gawans durch Arnive in Wolframs ›Parzival‹ (Parz 578,2ff.), eine schlagende Parallele scheint mir aber zu fehlen. Hofer 1959, S. 8 denkt an die Heilung von Yvains Wahnsinn, die ebenfalls mit einer Salbe bewerkstelligt wird (Yvain 2885ff.; Iw 3345ff.). Er übersieht dabei, dass (1) körperlicher gegen geistigen Schaden steht, und dass (2) die Salbe im ›Lanzelet‹ nur eines von mehreren eingesetzten Heilmitteln ist. 2224–2227 Vgl. K zu V. 1242–1246. 2246 Ade handelt ze minnen und ze fromen: also wohl einerseits, weil sie ihn liebt, und andererseits, weil sie einen neuen Herrscher für ihr Land sucht. 2257 Zu Karadigan vgl. K zu V. 1265. 2264 Erec ist einer der wichtigsten Artusritter und vor allem der Held des (vermutlich) ältesten und gleichnamigen Artusromans, der auch in Deutschland mit Hartmanns Übertragung das Kapitel Artusroman in der Literaturgeschichte aufschlug. Zu Hypothesen über die keltische Herkunft des Namens (< bretonisch Guerec < zwei Gweirs, Söhne des Llwch ›Wind-Hand‹ im ›Kulhwch‹; Mab, übs. Guest, S. 226, übs. Birkhan II, S. 100; vgl. K zu V. 2629, 3188) vgl. Webster/Loomis 1951, S. 181f. = Kerth, Th. 2005, S. 176. Vgl. zum Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 157f. 2277 Genover (< walisisch Gwenhwyvar im ›Kulhwch‹; vgl. zum Namen Meyer-Lübke 1917, S. 167, Anm. 38; Webster/Loomis 1951, S. 182 = Kerth, Th. 2005, S. 176f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 168), die Gemahlin von König Artus, erscheint im ›Lanzelet‹ meist als Genover oder Genovere, (auch) die Nominativ-Formen wechseln
1132
Stellenkommentar
ohne erkennbare Regel. Lesarten mit i sind im Ganzen seltener (vgl. das Namenregister). 2279 Die Tafelrunde als zentrales Element in der Hofhaltung von Artus wird in verschiedenen altfranzösischen Texten als notwendiges Mittel erklärt, um Streitigkeiten um Positionen an der Tafel zu unterbinden. Der erste, der davon berichtet, ist Wace (um 1155; Wace, Brut 9751, 10285, 13269). Bei Chrestien ist sie bereits (?) fixer, nicht weiter thematisierter, aber wesentlicher Bestandteil der Artustradition (ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 182f. = Kerth, Th. 2005, S. 177f.). 2283ff. Gauvain/Gawan als Bote, der den Helden an den Artushof bringen soll, begegnet auch in der Blutstropfen-Szene in Perceval 4414ff./Parz 300,1ff. (Hofer 1959, S. 9). Der Kontext ist jedoch ein ganz verschiedener: Lanzelet ist am Artushof noch weitgehend unbekannt, Perceval/Parzival kannte man bereits von der Erschlagung des Roten Ritters, Perceval/Parzival ist zufällig in der Nähe des Hofes und muss nur aus seiner Gedankenversunkenheit befreit werden, Lanzelet befindet sich in der Ferne, bei Chrestien und Wolfram versuchen sich zunächst Sagremor/Segramors und Keu/Keye, im ›Lanzelet‹ wird sogleich Walwein von Artus gebeten, die Aufgabe auf sich zu nehmen. Die Bitte des Königs an seinen Neffen findet sich – neben dem ›Lanzelet‹ – nur bei Chrestien, nicht aber bei Wolfram, wo Gawans Handeln als Reaktion auf Keyes Sticheleien erscheint. 2297 Wâlwein ist die häufigere Form, selten steht auch Wâlwân im Reim (siehe Namenregister). Die Form Wâlwân ist auch für Er 1152 und 9915 belegt, steht als Waliwan in den Wolfenbütteler ›Erec‹-Fragmenten (Er 4786) und findet sich auch bei Eilhart (Tristrant 5027–5484 passim; vgl. Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 73; HaN zu V. 7277; Neumaier 1883/84 II, S. 23; Gruhn 1899, S. 297f.). Für die Namensform (Walewein) wurde wiederholt der Einfluss einer niederrheinischen Artusepik angenommen (Jellinek 1904, S. 269; Zwierzina 1904, S. 271; Singer 1928, S. 84; Tilvis 1959, passim mit einer ziemlich vollständigen Übersicht über die Entwicklung der Namensformen; vgl. auch die Listen bei Homberger 1969, S. 6, Anm. 1; Bumke 1979, S. 352, Anm. 277). Glinka-Janczewski 1963, S. 227f. denkt dagegen an das Vorbild von Geoffrey und Wace. Der Personenname Walwân findet sich in späterer Zeit auf norddeutschem Gebiet (Kegel 1905, S. 124, der wiederum eine gegenläufige Beeinflussung durch den ›Lanzelet‹ für möglich hält). Für Hypothesen zur keltischen Herkunft siehe Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 183f. = Kerth, Th. 2005, S. 178f. (mit Kritik an Loomis), der einen Einfluss des Epithetons Gwallt Avwyn ›blondes oder helles, Strubbel-Haar‹ annimmt, wie es Gwrvan, einem Artusritter, im ›Kulhwch‹ zugeschrieben wird (Mab, übs. Guest, S. 226, übs. Birkhan II, S. 101). Ein ähnliches Epitheton trägt Gwri, der Gwallt Euryn ›mit goldenem Haar‹ ist (Mab, übs. Guest, S. 355) und den Loomis für den Prototyp Walweins/Gaweins hält. Gwri könnte mit dem Epitheton Gwrvans zu Galvaginus (Relief in der Kathedrale von Modena) verbunden worden sein (vgl. auch Loomis, R. Sh. 1927, S. 62f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 147–150). In den Artusromanen seit Chrestien ist Gawein, Artus’ Neffe, gewissermaßen die rechte Hand des Königs, der vollkommene Artusritter schlechthin, und damit
2277/2326–2331
1133
zugleich Maßstab aller übrigen. Dieselbe Funktion übt er im ›Lanzelet‹ aus: er ist der Bote (Repräsentant) des Artushofes, sein Charakter ist makellos, ›Lanzelet‹ besteht einen ›Initiationskampf‹ gegen ihn (wie die meisten arthurischen Helden), Walwein wird zum besten Freund des Titelhelden (vgl. zur Figur in den deutschen Artusepen Homberger 1969, zum ›Lanzelet‹ S. 46–55, 65; vgl. Buschinger 2003, S. 21). Daiber 1999, S. 134–142 (dazu allgemein Classen 2001; Kugler 2001; Kerth 2002) analysiert die Figur Walweins bei Ulrich im Kontext vor allem von Hartmanns ›Erec‹, mit dessen Gawein der ulrichsche Walwein über weite Strecken konform geht. Hier wie dort ist er der ideale, mustergültige Artusritter, ist Wert- und Wertungsinstanz für die übrigen Protagonisten. Allerdings bewirkt die veränderte Konzeption der Hauptfigur als ›bester Ritter‹ auch ein leicht abgewandeltes Walwein-Bild. Lanzelet verdrängt Walwein tendenziell aus seiner zentralen Rolle am und für den Artushof, Lanzelet wird der Beschützer, der ideale Ritter, der ›Macher‹. Vgl. auch K zu V. 2890 zur Figur Keies. 2311–2314 Die Suche Lancelots durch Gauvain und umgekehrt (vgl. V. 4960–4961) ist ein häufiges Motiv in der ›Charrette‹ (Charrette) und vor allem im ›Lancelot propre‹ (LancFr; LancDt), spielt aber im ›Lanzelet‹ keine wesentliche Rolle (Märtens 1880, S. 694; Webster 1934, S. 211, 215; Webster/Loomis 1951, S. 206 = Kerth, Th. 2005, S. 202). 2322ff. Den gemeinsamen Ausritt von Ade und Lanzelet bringt Loomis, R. Sh. 1949, S. 101 mit dem gemeinsamen Ausritt von Erec und Enide zusammen (Erec/CdT 2572ff.; Er 3050ff.; vgl. auch K zu V. 4611ff.). Zum Ausritt selbst kommen als weitere Motivparallelen das Treffen mit Gawein sowie die Einkehr auf einem Todesschloss (Schadil li Mort im ›Lanzelet‹, Limors im ›Erec‹). Hofer 1959, S. 9 sieht in der ›Erec‹-Passage die Vorlage für den Ausritt im ›Lanzelet‹. Das eigentliche Charakteristikum der Passage im ›Erec‹ – die Krise des Helden und auch, wenn man so will, der Partnerschaft – fehlt im ›Lanzelet‹ freilich völlig, was an einer Bezugnahme zweifeln lässt. Auch Richter 1934, S. 87 hält dies für keine stichhaltige Parallele und verweist auf einen ähnlichen Ausritt (Gwigalois und Nerejas?) im ›Wigalois‹ (Wigal 1812ff.), weitere Belege zu strukturell ähnlichen Passagen finden sich bei Kaiser 1983. Vgl. auch K zu V. 4611ff. 2326–2331 Laudatio temporis acti: Früher konnten Damen alleine oder in Begleitung von nur einem Ritter ausreiten, heute ist das wegen des ›Zorns‹ – vermutlich das unehrenhafte, triebgeleitete Verhalten (?) – der Herren nicht mehr möglich (W). Gegensätzlich argumentiert P, wo offenbar nicht das Ausreiten, sondern das ZuhauseBleiben das Anstrebenswerte aus der alten Zeit ist. Heute scheren sich die Männer nicht mehr um diese alte Sitte und kümmern sich scheinbar nicht darum, ob Frauen ausreiten oder nicht. Merkwürdig sind in P allerdings V. 2330–2331, es müsste ja eigentlich nun heißen, dass die Damen heutzutage ständig herumreiten. Die Gleichung ist nur dadurch aufzulösen, dass V. 2330 als ›nun hält sich keine (mehr) daran‹ gedeutet und der ›Zorn‹ der Männer ganz allgemein als ›Raserei, Wahnsinn‹ aufgefasst wird. Aufs Ganze gesehen hat also wohl W den stimmigeren Text, P ist hart am Un-
1134
Stellenkommentar
sinn. Man könnte es dabei belassen und den Paralleltext streichen. Allerdings erregt P, wenn man ihr eine gewisse grundsätzliche Folgerichtigkeit attestieren will, in einem weiteren Punkt Aufsehen: Die Zeitstrukturen sind verschoben. In W ist die Romanwelt das Repräsentamen der verloren gegangenen Idealität: Ade steht pars pro toto für die Damen dieser alten Zeit, die unbeschwert in der Gegend umher reiten konnten. Anders P: Hier liegt das Ideal in einer unverortbaren, nebulosen Vergangenheit, die Romanwelt rückt an die Gegenwart der Produktion bzw. Rezeption (des 15. Jahrhunderts!) heran, sowohl zu Lanzelets Zeiten a l s a u c h zu Zeiten der Elsässischen Werkstatt von 1418 war bzw. ist das Ideal schon verloren. Mit anderen Worten: Die beiden Optionen von W und P sind geprägt von zwei völlig verschiedenen (kultur-)historischen Konzepten (vgl. Kragl 2006). Was um 1200 gang und gäbe war – nämlich das Stilisieren der Vergangenheit im fiktiven (?) Raum des Artusromans (vgl. etwa den berühmten Prolog in Iw)32 –, wurde 1420 nicht mehr so ganz verstanden ... Oder würde man mit dieser Deutung die Passage überstrapazieren?33 In der ›Charrette‹ findet sich eine ähnliche Erwähnung eines alten Brauchs, der aber gerade gegensätzlich zu dem in W geschilderten ist – P steht zwischen Chrestien und W: Dort, bei Chrestien, wird erzählt, dass es zur Zeit von Lancelot (also nicht davor!) den Brauch gab, dass ein Fräulein mit einem Ritter ausreiten sollte. Wenn nun ein anderer Ritter Anspruch auf das Fräulein erheben wollte, musste er mit ihrem Begleiter kämpfen. Besiegte er diesen, konnte er mit dem Fräulein machen, was er wollte, ohne sich der Schande auszusetzen (Charrette 1314–1333; vgl. Märtens 1880, S. 694f.; Webster 1934, S. 210; Krause 1985, S. 30). Dies ist auch der (nach den Gesetzen neuzeitlicher Rationalität nicht ganz verständliche34 ) Grund, weshalb das Fräulein mit Lancelot ausreitet (vgl. K zu V. 849–1112, 3826–3928, 4704–4711). Weitere Parallelstellen finden sich etwa im ›Perceval‹, in der ›Krone‹, im ›Wigalois‹ oder im ›Wigamur‹ (Richter 1934, S. 49; Webster/Loomis 1951, S. 184f. = Kerth, Th. 2005, S. 17935 ). Allerdings sind die Abweichungen größer, sodass eine unmittelbare Verwandtschaft zwischen den Texten fraglich ist: Im Percevalroman ist es Orguelleuse, die Gauvain schnippisch darauf hinweist, sie sei keines der dummen Mädchen, die sich von Rittern auf ihren Heldentaten mitschleppen ließen. Er würde es nicht schaffen sie mitzunehmen – außer vielleicht, wenn er es probiert (Perceval 6702–6719). Bei Heinrich von dem Türlin ist nur die Rede davon, dass früher, zur Zeit von Artus nämlich, Jungfrauen getrost ein ganzes Jahr mit einem Ritter ausrei32 Unverständlich ist mir, weshalb dieser Modus des Vergangenheitsbezugs zugleich ein Indiz für die Fiktionalität eines Textes sein soll, ja: wieso derartige Passagen beim mittelalterlichen Publikum das Bewusstsein der Fiktionalität ausgelöst haben sollen, wie McLelland 2000, S. 56f. behauptet. 33 Mit einer späteren Stelle, die in ähnlicher Weise funktioniert wie hier W, hatte der Schreiber von P offenbar kein Problem und übernahm den Topos unverändert; vgl. K zu V. 4072–4078. Vgl. auch K zu V. 8528 zu einer ähnlichen Verschiebung der Zeitkonzepte zwischen W und P. 34 Sie hätte ja auch sicher auf ihrer Burg bleiben können. 35 Danach findet sich eine entsprechende Stelle auch im Prosaroman (vgl. auch Märtens 1880, S. 694f.), die ich nicht nachweisen kann. Auf jeden Fall aber kann daraus nicht geschlossen werden, dass die Notiz auch im ›Urlancelot‹ gestanden habe, der Gedanke ist, wie die anderen Vergleichsstellen zeigen, ein weit verbreiteter Topos.
2326–2331/2348–2356
1135
ten konnten, ohne von ihm bedrängt zu werden (Kr 19403ff.). Wenn sich ein Ritter dennoch vermaß, ihr Gewalt anzutun, wurde er geächtet und eingesperrt. Es ist der Kommentar zur Lohenis-Episode, die der Urenis-Episode im ›Parzival‹ entspricht. Wirnt von Gravenberc setzt seinen Exkurs im Anschluss an jene Szene, in der Gwigalois mit Nereja auf die alleine reitende, verzweifelt klagende Jungfrau Elamie trifft (der man den Schönheitspreis geraubt hat). Der Erzähler idealisiert die alte Zeit, in der eine ( Jung-)Frau, egal ob arm oder reich, bedenkenlos alleine ausreiten konnte. Heute muss sie den Spott der bösen Leute fürchten (Wigal 2358–2395; vgl. Bethge 1881, S. 47). Im ›Wigamur‹ (Wigam 1566–1568) heißt es lapidar, dass zu den zeytten [scil. der Zeit Wigamurs, F. K.] wz der sytt, daz nÿemant kainem weyb icht tät, es vergunde dan gern ir muot. Für Loomis liegt die Sache klar auf der Hand: Der im Hochmittelalter seltsame Umstand von alleine oder nur mit geringer Begleitung ausreitenden hochadligen Damen, den die Autoren derart bemerkenswert fanden, dass sie sich regelmäßig zu entsprechenden Kommentaren hinreißen ließen, kann nur in der Natur der Damen als Feen begründet liegen, die wiederum der keltischen Mythologie entstammen (Webster/Loomis 1951, S. 185 = Kerth, Th. 2005, S. 179). Selbst wenn dies zutreffen würde – immerhin könnte man es den Autoren auch zutrauen, dieses Motiv bloß in der idealtypischen Abgrenzung gegen die gelebte Realität eingeführt zu haben: für die Interpretation des Textes ist eine derartige Herkunftshypothese wenig relevant. 2343 Lectio difficilior hat vermutlich P, wo in pointierter Verknappung auf das Treffen mit Walwein und Walweins ablehnende Haltung gegenüber einem Zweikampf (sozusagen sein sin) vorausgegriffen wird (vgl. Anm. zur Stelle). W wirkt dagegen gewöhnlich und konventionell. 2348–2356 Völlig unvermittelt äußert der Dichter, dass er nicht weiß, ob Lanzelet mit Ade geschlafen hat, um daran einen erzähltechnischen Miniexkurs anzuschließen: Nur jene Geschichte ist gut, die nicht alles erzählt. Er überlässt das Spekulieren über Ungesagtes dem wân der Frauen (Tratsch?). Das Ende des Exkurses bildet eine fiktive Publikumsanrede, ihn fortfahren zu lassen.36 Indirekt wird durch den Exkurs die Glaubwürdigkeit des Erzählten gesteigert: Wenn der Erzähler das bereitwillig verschweigt, was er nicht gesehen hat, sagt er damit ja nichts anderes, als dass er den Rest gewissermaßen aus erster Hand weiß. Im Übrigen findet sich eine fast wörtliche, freilich altfranzösische Entsprechung in Bel Inconnu 4692ff., wo der Erzähler aus dem selben Grund – er hat es nicht gesehen und war nicht dabei – zunächst keine definitive Aussage über das Techtelmechtel Guinglains mit der Herrin der Ile d’Or machen will. Ähnlich ›zurückhaltend‹ gibt sich Ulrich beim Stelldichein von Lanzelet und Iblis (V. 4661ff.). Zwar lässt er hier keinen Zweifel daran, was geschehen ist, enthält sich aber einer detaillierten Schilderung (vgl. Richter 1934, S. 224). Loomis erklärt 36 Ob dies tatsächlich als Indiz zu werten ist, dass die Dichtung laut vorgetragen wurde (Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 185 = Kerth, Th. 2005, S. 179), scheint mir fraglich; es könnte sich auch um eine topische Wendung handeln. Zur Thematik vgl. K zu V. 4018–4019, 9441.
1136
Stellenkommentar
die (aus christlicher Sicht) moralische Nonchalance mit der Herkunft der Motive aus der irischen Mythologie (Webster/Loomis 1951, S. 185 = Kerth, Th. 2005, S. 179). Angesichts der ironischen Grundstimmung des Romans könnte man auch einfach davon ausgehen, dass Ulrich die erotischen Momente durch das vordergründige, dann aber frivole Nicht-Sagen absichtlich hervorhebt (vgl. Schmidt, K. 1979, S. 16; Margetts 1984, S. 390). 2348 Die Similie in Willehalm/UvT A* 148,22 ob der markîs bî ir iht læge, die Singer 1893, S. XXXVI anführt, ist wenig überzeugend. Wie sollte der Sachverhalt denn sonst formuliert werden? 2357ff. Die gesamte nachfolgende Szene mit der Begegnung von Lanzelet und Walwein könnte als eine Art erste Initiation in den Kreis der Artusritter gelesen werden (vgl. K zu V. 2297). Durch den (unentschiedenen) Kampf gegen den besten aller Artusritter erweist sich Lanzelet als würdig, Soudek 1972a, S. 178f. geht sogar so weit, diesen Erfolg des Titelhelden als Signal dafür zu deuten, dass Lanzelet nun endlich die Grundbegriffe des ritterlichen Tugendsystems beherrscht (vgl. Soudek 1972b, S. 7, 15). Auffällig ist lediglich, dass dieser Kampf ansonsten am Ende des Weges eines Helden an den Artushof steht, im ›Lanzelet‹ macht er (fast) den Anfang; hieraus aber eine veränderte Funktion der Walwein-Figur abzuleiten (Ruh 1975, S. 54; Ruh 1980, S. 47), scheint mir verfehlt, zumal der ›Lanzelet‹ nur schwerlich auf das Streben des Helden nach Artuswürdigkeit reduziert werden kann (siehe die Forschungsdiskussion in Kap. II.5.2 passim). Der Charakter des Kampfes als Wettstreit zweier völlig ungleicher Ritter zeigt sich auch in den Reaktionen der Protagonisten: Während Walwein um seine weltlîche êre bangen muss (V. 2582–2584) – was natürlich auch eine Aufwertung des Titelhelden ist –, hat sich Lanzelet schon zuvor einen klaren Kopf über diese Situation verschafft: Wenn er verliert, hat er halt gegen den Besten verloren, wenn er aber siegen sollte, wird sein ritterlicher Wert mit einem Schlag um Klassen gesteigert (V. 2505–2515). Für McLelland 2000, S. 111–115 sind Lanzelets Begegnung mit Walwein und das anschließende Turnier zu Djofle eindeutige Indizien, dass der Stil des Romans nun auf ›höfisch‹ gewechselt hat. Dafür sprechen die Art des ehrenhaft-ritterlichen Zweikampfs von Walwein und Lanzelet, vor allem aber die detaillierte Beschreibung eines hochmittelalterlichen Musterturniers bis in Details (vgl. K zu V. 2801–3525). Zur Einladung an den Artushof, die Lanzelet wiederholt und hier erneut ausschlägt, vgl. K zu V. 1288–1301. Mot. H 126. Identification by coat of arms; H 1561.2. Single combat to prove valor. 2370 Britânje ist wohl Britannien (und nicht die Bretagne) und begegnet in der mittelhochdeutschen Literatur immer wieder (einige Belege bei Glinka-Janczewski 1963, S. 237). Die idealtypische Unterscheidung zwischen Britanje und Bertâne (bzw. britânisch und britûnisch) funktioniert im ›Lanzelet‹ offensichtlich nicht: Die Varianz ist groß (siehe Namenregister), obwohl vermutlich stets dasselbe gemeint ist (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 215).
2348–2356/2596
1137
2372 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. 2388 Die kupfe, koife ist eine gepolsterte Kettenhaube mit Kinnbinde, die der Ritter unter dem Helm trägt und die mit dem Kettenhemd verbunden ist (Schultz, A. 1889 II, S. 50f.; Webster/Loomis 1951, S. 185; LexMA IV, Sp. 1941). 2552–2553 Vgl. die ähnliche Formulierung V. 4481 sowie En 7368–7370 (201,16–18) und Er 774–776, 4391–4392 (Schilling 1866, S. 8; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 274). Wallner 1935, S. 174 nimmt abermals an, Hartmann habe die Formulierung über Ulrich aus Heinrich von Veldeke genommen. 2561–2562 Vgl. eine ähnlich Wendung in Er 708–709, 6678–6679, 8472–8473 (HaN; Schilling 1866, S. 8; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 275). 2575 Vgl. Er 9163–9164: unz daz si gar vertrâten | beide bluomen unde gras (Schilling 1866, S. 8; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 274f.). 2587 In Kr 2089ff. wird erzählt, dass Lanzelets Kraft jeden Tag von Mittag an beständig größer wird (vgl. Pérennec 1970, S. 81), die Parallele ist jedoch vage. 2595–2599 Ein ähnlich gekleideter Knappe wird in Wigal 1416–1434 beschrieben: nu kom gegen im geloufen her ûf dem wege ein garzûn. der truoc einen schaprûn, gesniten von fritschâle; mit rôtem zendale was er gefurrieret. sîn huot was gezieret mit bluomen und mit loube. sus lief er in dem stoube. des rôten seites von der gran truoc er einen roc an, gebrîst mit grôzem vlîze; hantschuohe wîze hêt er an den henden. den stap begunde er wenden nâch der garzûne sit: dâ vürdert er sîn loufen mit. sîne hosen wâren guot genuoc; zwêne brîsschuoch er an truoc. Vgl. Öhmann 1946, S. 79; K zu V. 1265. 2596 scharlât (< afrz. escarlate < mlat. scarlata, scarlatum) bezeichnete im Mittelalter nicht (wie heute) eine Farbe, sondern ein fein gewebtes, kostbares Wollzeug, meist aus Flandern oder England, häufig von roter Farbe, was wohl zum heutigen Denotat geführt hat (Schultz, A. 1889 I, S. 354f.; Webster/Loomis 1951, S. 231 = Kerth, Th. 2005, S. 230; Brüggen 1989, S. 47ff., 282–287; Pérennec 2004, S. 151, Anm. 48; LexMA VII, Sp. 1441). Das zugehörige Adj. (das Sp in V. 2596 übersetzt) scheint erst spät, jedenfalls nhd. aufgekommen zu sein (vgl. auch DWb XIV 2201).
1138
Stellenkommentar
Das schaprûn ›Kapuze‹ (vgl. Anm. zur Stelle) gehörte zur typischen Bekleidung eines Knappen in der deutschen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts, vgl. auch Tristrant 8232–8235; Wigal 1418 (Pérennec 2004, S. 151, Anm. 47). 2608–2609 Der Knappe (bzw. der Erzähler) hat wohl vergessen, dass Ade auch anwesend ist. Oder sollte gelesen werden: sô ez niht wan eine siht? Die einfachste Erklärung liegt wohl darin, dass ein Kampf nur dann Ruhm einbringt, wenn ihn v i e l e ( Z u s e h e r i n n e n ) mitverfolgen (vgl. K zu V. 5278–5279). 2629 Lot(h) ist schon bei Chrestien der Vater Gaweins und Schwager von Artus (Perceval 8135–8138; vgl. Hofer 1959, S. 9). Der Name rechnet zu den ältesten Namen der Artustradition und kann vielleicht mit dem Llwch Llawwynnyawg im ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 226, übs. Birkhan II, S. 99f.) zusammengebracht werden, von dem bzw. über den Loomis auch den Namen Lancelot/Lanzelet herleitet (Loomis, R. Sh. 1949, S. 187–190; Webster/Loomis 1951, S. 186 = Kerth, Th. 2005, S. 180); vgl. K zu V. 2264, 3188, 4706. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 196f. Ob hierher auch der Loz li rois bzw. Los aus der Liste der Tafelrunder im ›Erec‹ gehört (Erec/CdT 1705; Er 1667), ist fraglich (vgl. Krause 1985, S. 100, 103). Über Lots Land verliert Chrestien aber kein Wort. In den meisten deutschen Texten herrscht Lot über Norwegen (etwa Parz 66,11) oder Orcanie (vgl. Märtens 1880, S. 688), im ›Lanzelet‹ (V. 8066) heißt Walweins Land jedoch Garnanz. Die Konstellation der Ländernamen und Herrschaftsbereiche ist verwirrend: HaA erwägt, ob vielleicht ein hierarchisches Verhältnis der beiden Ländereien (etwa: Garnanz als Teil von Johenis) vorliege, hält aber auch ein Schwanken zwischen den Quellen für möglich. Er vergleicht dazu auch die Herkunftsfrage von Tristans Vater Riwalin, der nach Gottfried aus Parmenie kommt, während aber andere, nämlich Eilhart (Tristrant 76, 635 u. ö.), (nach Gottfried: falsch) behaupten würden, er käme aus Lohnois (Trist 322–328) – das kurioser Weise an das lohenis von P erinnert (vgl. auch V. 8090; Lichtenstein 1877, S. CXCV; Kerth, Th. 2005, S. 226). Richter 1934, S. 126–128, Anm. 95 erweiterte die Belege für Walweins Heimatland um ›De ortu Waluuanii‹, wo Loth über Norwegen herrscht (Ort. Walw., S. 390, 431), Gervasius’ ›Otia imperialia‹, wo Loths Herrschaftsgebiet sich neben Londonie ›Lothian‹ auch über Hiberniam, Orcades insulas, Daciam, Gothlandiam et Norueiam erstreckt (Gerv. ot. 2,17 [S. 424]), und um die Angabe der Herrschaft Loths über Lothian bei Geoffrey of Monmouth (Hist. reg. Brit. 9,9), das Wace zu Loenois machte (Wace, Brut 9637); bei beiden herrscht er allerdings auch über Norwegen. Von hier ist es nicht weit zu iohenis W bzw. lohenis P; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 185f. = Kerth, Th. 2005, S. 180. Dass später wie erwähnt eine andere Herkunftsbezeichnung genannt wird, erklärt Richter damit, dass das Land Loths (ebenso wie die Herkunft Tristans) in der Artustradition nicht so klar definiert war wie etwa Destregals/Destregalis als Land Erecs, dessen Hauptstadt Karnant (Er 2865; vgl. Erec/CdT 2259) offenbar Pate stand für das Garnanz als Land Walweins im ›Lanzelet‹. Ob Ulrich hier bewusst änderte oder einfach eine Verwechslung eingetreten war – Erec kommt ja wenige Verse später V. 8074–8076 aus Destregalis, das auch bei Hartmann und Chrestien in unmittelbarer Nähe steht –, lässt sich schwer beurtei-
2596/2670
1139
len. Loomis rechnet mit einem Einfluss von Hartmann auf Ulrich (Webster/Loomis 1951, S. 227 = Kerth, Th. 2005, S. 225).37 Auch wäre es möglich, dass Walwein nur im Auftrag Artus’ (?) Ritter aus Garnanz (Nantes?) herbeiführt, ohne dass damit sein Heimatland bezeichnet würde (Glinka-Janczewski 1963, S. 251f.). Glinka-Janczewski 1963, S. 265–267 geht davon aus, dass im ›welschen Buch‹ das Land Lots Lohenis war, was entweder Ulrich oder die deutschen Schreiber mit Tristans Herkunft assoziierten und daher besserten: W in iohenis, P zu einem Personennamen. Verwirrend bleiben aber die scheinbar okkasionellen Übereinstimmungen, besonders von ›Tristan‹ und P. Und just an dieser Stelle des ›Tristan‹ reflektiert Gottfried auch noch über das Namenproblem. Ist es womöglich gar ein Ludus ingenii, bei dem sich die Autoren gegenseitig und schmunzelnd das ›Namensknäuel‹ zuspielen (vgl. Ähnliches in K zu V. 8155) – dem verbissenen Ernst der Arthurologen zum Trotz? 2630 Die Namensform Gurnemanz aus W stimmt genau mit Gurnemanz de Grâharz, dem Erzieher Parzivals, überein (Parz 68,22; bei Chrestien Gornemans de Gorhaut, Perceval 1548; vgl. Singer 1898a, S. 433, der die Priorität Wolframs annimmt; ebenso Leitzmann 1931, S. 298; Webster/Loomis 1951, S. 186 = Kerth, Th. 2005, S. 180; Hofer 1959, S. 9; Cosman 1966, S. 116; Owen 1968, S. 189; Buschinger 2003, S. 15; dagegen Krause 1985, S. 78). Etwas weiter entfernt ist Gornemanz de Goort bzw. Gornemanz von Grôharz aus Erec/CdT 1675/Er 1632 (vgl. Krause 1985, S. 99; Kerth, Th. 2005, S. 180), am Turnier in Bel Inconnu 5449ff. nimmt ein Gornemant de Gohort teil. Inhaltliche Übereinstimmungen fehlen jedoch in allen Fällen. Loomis, ebd. hält die Namensform für anglonormannisch und sieht den Ursprung des Namens im walisischen Riesen Wrnach (Loomis, R. Sh. 1949, S. 361; vgl. K zu V. 734). Vgl. zur Figur auch Glinka-Janczewski 1963, S. 171. 2666–2668 Vgl. Er 2236–2238: der turnei wart gesprochen über drî wochen von dem næhsten mântage. (vgl. Behre 1913, S. 106; Richter 1934, S. 113; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). Da diese genaue Zeitangabe bei Chrestien fehlt, geht Wallner 1935, S. 173 davon aus, dass Hartmann hier Ulrich gefolgt wäre. Wahrscheinlicher ist, dass hier beide, Hartmann und Ulrich, nur eine weit verbreitete Gewohnheit des Turnierwesens abbilden: »Die Einladung zum Turnier erging in der Regel drei bis sechs Wochen im voraus. Als Turniertag wurde meistens ein Montag gewählt.« (Bumke 1999b, S. 348 mit weiteren Belegen) Im Übrigen wäre auch der umgekehrte Weg einer Beeinflussung nicht auszuschließen. 2670 Walshe 1937, S. 98 (erneut Walshe 1953, S. 100) identifiziert Djoflê – m. E. ohne Grund (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 244f.) – mit Jôflanze aus dem ›Parzival‹ 37 Zum Namen siehe weiters Loomis, R. Sh. 1949, S. 70–75 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 225): Hartmanns Karnant könnte aus dem Caruent der chrestienschen ›Erec‹-Handschrift A stammen, was wiederum Cair Guent, das heutige Caerwent in Monmouthshire bezeichne.
1140
Stellenkommentar
(Parz 611,2), schon Bartsch 1872, S. 152 hielt es für möglich, dass Wolfram hier die ulrichsche Namensform adaptierte (vgl. auch Krause 1985, S. 78). Ebenfalls gezwungen wirkt Loomis’ Herleitung aus dem walisischen Erdwall Dinnleu bei Snowdon, ca. drei Meilen südlich von Caernarfon, das im Mabinogi von ›Math‹ als Dinas Dinllev erwähnt wird (Mab, übs. Guest, S. 424 mit Anm., übs. Buber, S. 106) und das erneut in die Region um Caer Seint (vgl. K zu V. 181) verweisen würde. o in Djofle wäre aus n verschrieben (?) worden, fl für walisisch ll ist regulär (Webster/Loomis 1951, S. 186). Vgl. Kerth, Th. 2005, S. 180. Glinka-Janczewski 1963, S. 243 nimmt Verschreibung ſt > fl an, hinter dem Namen stünde nichts anderes als afrz. dejoste ›neben, abseits‹. 2675–2678 Derartige asyndetische Aufzählungen sind im Mittelhochdeutschen äußerst beliebt, vgl. auch V. 4749–4755. Vergleichbar sind die zahllosen, in der Regel zweigliedrigen tautologischen Wendungen wie: wuof und klagen (V. 166), hübsch und wol gemuot (V. 245, 6578), guot was und wol getân (V. 251), trûren und leit (V. 1128), êre und prîs (V. 3028), hübsch und wolgetân (V. 4071), trûric und unvrô (V. 7446), trûren und muotsenen (V. 9278) u. a. m. (vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 13f.). Die beschriebenen Tätigkeiten gehören zum festlichen Standardinventar der höfischen Romane, für die Musikinstrumente vgl. z. B. Kr 22085–22110 (vgl. auch Schultz, A. 1889 I, S. 533–563; Eitschberger 1999). Der Hinweis von Loomis (Webster/Loomis 1951, S. 187 = Kerth, Th. 2005, S. 180) auf Waces ›Brut‹ (Wace, Brut 10521–10588) erübrigt sich damit in gewisser Weise. 2688–2699 Hier erst wird gesagt, dass der Bote extra auf Suche nach Walwein ausgefahren ist. Weshalb aber hat er dann den Rittern zuvor von dem Turnier erzählt, als er noch nicht wusste, um wen es sich handelt? Die Logik der Szene ist etwas verquer. Schlichtweg unsinnig sind V. 2698–2699 in P: Der Knappe hat Walwein ja bereits nach eigenen Angaben erkannt (V. 2690), Anlass dazu müsste ihm spätestens die Erwähnung von Walweins Namen durch Lanzelet in V. 2659 gegeben haben. Ich setze dennoch Paralleltext, da P, zumindest auf sprachlicher Ebene, nicht falsch ist; der eklatante Widerspruch ergibt sich erst aus dem inhaltlichen Kontext. 2781 Tibalt entspricht eventuell dem Tibaut bei Chrestien (Perceval 4840 u. ö.), dem Herrscher über Tintaguel (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 187 = Kerth, Th. 2005, S. 180), man könnte auch an Tiebauz li Esclavons in Erec/CdT 5728 bzw. Tibaut in Er 8506 denken. Krause 1985, S. 100, 103 geht von der Priorität des ›welschen Buches‹ aus, da bei Chrestien die Figur substanzlos bleibt. Abgesehen davon ist der Name jedoch auch in den Chansons de geste häufig und begegnet nicht zuletzt in Wolframs ›Willehalm‹ (Glinka-Janczewski 1963, S. 148f.; Buschinger 2003, S. 15). Es dürfte in allen genannten Fällen kaum mehr als zufällige Namensgleichheit von im Übrigen unterschiedlichen Figuren vorliegen. 2790–2793 Buroin, der Erzieher Tibalts, ist Herzog bei einem weißen See und ist daher (?) im Besitz vieler Fertigkeiten. Ob der ›Weiße See‹ – der erstaunlicher Weise bislang von der kärntnerischen Heimatforschung (Weißensee) unbehelligt blieb – derselbe ist, der später (mit der Herzogin vom Weißen See) erwähnt wird (V. 5079, 5375), ist nicht eindeutig zu sagen.
2670/2801–3525
1141
Märtens 1880, S. 695 (danach Richter 1934, S. 49) identifiziert Tibalt daher mit dem Lionel des ›Lancelot propre‹ (LancFr; LancDt), dem Sohn Bors’, Bruder Bors’ ( Junior) und Cousin Lancelots, der ebenfalls von der Dame vom See aufgezogen wird. Später schickt sie ihn Lancelot, dem er fortan als treuer Begleiter folgt. Der Name Buroin steht nur im ›Lanzelet‹, Glinka-Janczewski 1963, S. 145f. veranstaltet eine Sammlung (nicht besonders) ähnlich klingender Namen aus verschiedenen mittelhochdeutschen Romanen, die kaum mit Buroin zu tun haben dürften. Loomis erwägt (im Hinblick auf seine geographische Verortung der Geschichte; vgl. K zu V. 181) mit Vorbehalten eine Verbindung zu Llyn Gwynant, dem ›See im Weißen Tal‹, der in südöstlicher Richtung am Fuße des Snowdon liegt (Webster/Loomis 1951, S. 187 = Kerth, Th. 2005, S. 180f.; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 291). 2801–3525 Wie Lanzelet nimmt auch Lancelot inkognito an einem Turnier teil, wofür er gegen den Eid, nach dem Turnier umgehend zurückzukehren, von der Frau des Seneschalls, auf dessen Burg er gefangen ist (vgl. K zu V. 420–441, 1357–2249, 4981– 5025), die Erlaubnis erhält (Charrette 5379–6078). Ansonsten sind die Turniere aber völlig verschieden: Das Turnier in der ›Charrette‹ erfolgt zwischen der Dame von Pomelegloi und jener von Noauz, Ziel ist es, tapfere Ritter zum Heiraten für Hofdamen des Artushofes zu finden. Die große Teilnehmerzahl ist durch die Anwesenheit Ginovers bedingt, alleine deshalb will auch Lancelot am Turnier teilnehmen. Er kommt in einer roten Rüstung (andere Farben trägt er nicht), wie beim ersten Zweikampf gegen Meleagant erkennt ihn (außer einem Herold, der ihn daraufhin in höchsten Tönen preist) nur Ginover, die ihm – um sich seiner Identität zu vergewissern – aufträgt, so schlecht wie nur möglich zu kämpfen (vgl. K zu V. 4345, 5278– 5279). Am zweiten Tag ergeht von ihr ein gegenteiliger Wunsch, Lancelot besiegt den ›Favoriten‹, den Sohn des Königs von Irland (der für die Dame von Pomelegloi kämpft), wird der Held des Turniers und kann es unerkannt wieder verlassen, um in seine Gefangenschaft zurückzukehren. Daraus könnte der ›Prosa-Lancelot‹ geschöpft haben, wo Lancelot zunächst in glänzend weißer Rüstung und unerkannt am Artushof erscheint und lange Zeit als Blanc Chevalier gilt. Von der Dame von Malehaut befristet aus der Gefangenschaft entlassen, nimmt er am Turnier zwischen Artus und Galehaut in roter Rüstung teil. Bei einem neuerlichen Aufeinandertreffen der Könige trägt Lancelot eine schwarze Rüstung, sodass er schließlich behaupten kann, in weiß, rot und schwarz für seine Dame, die Königin, gekämpft zu haben (LancFr, ed. Sommer III, S. 143ff., ed. Micha VII, Kap. XXIVaff., übs. Lacy II, S. 74ff.; LancDt I, S. 154ff. [weiß]; LancFr, ed. Sommer III, S. 208–268, ed. Micha VII, Kap. XLVIIIa–VIII, Kap. LIIa, übs. Lacy II, S. 113–149; LancDt I, S. 233–303 [rot und schwarz]; vgl. zu Chrestien und zum Prosaroman Weston 1902, S. 9f.; Märtens 1880, S. 695; Webster 1934, S. 215; Richter 1934, S. 53–55; Birkhan 2002/05 V, S. 63; vgl. K zu V. 1357–2249). Um vieles ähnlicher ist dagegen die Parallele im ›Ipomedon‹ des Hue de Rotelande (Ipomedon; um 1170–1190): Ipomedon, der Sohn des Königs von Apulien, wirbt um die Hand von La Fière, der Prinzessin von Calabrien. Dies geschieht unter anderem in einem dreitägigen Turnier, an dem Ipomedon inkognito in je verschie-
1142
Stellenkommentar
dener Rüstung (weiß, rot, schwarz) teilnimmt, während er La Fière und die anderen Anwesenden glauben macht, dass er auf der Jagd sei. Er gewinnt das Turnier und damit die Hand der Angebeteten, die er dann aber erst nach weiteren Abenteuern am Ende des Romans heiratet (vgl. Weston 1902, S. 2f.; Delcourt-Angélique 1981, S. 168–170). Ebenfalls nahe am ›Lanzelet‹ ist die Turnierschilderung in Chrestiens ›Cligès‹, wo Cligès an vier (!) Turniertagen in je verschiedener Wappnung (schwarz, grün, rot, weiß) unter anderem Sagremor, Lancelot und Perceval besiegt, bis er schließlich gegen Gauvain antritt und der Kampf (erwartungsgemäß) unentschieden endet (Cligès 4575ff.; vgl. Foerster 1899, S. XLIII; Weston 1901, S. 5; Weston 1902, S. 14f. u. ö.; Richter 1934, S. 54f.; Trendelenburg 1953, S. 284–298; DelcourtAngélique 1981, S. 163–165; Buschinger 2003, S. 21f.; Birkhan 2002/05 IV, S. 246 und Anm. 291). Hinsichtlich des Ablaufs ähnelt das Turnier im ›Lanzelet‹ denjenigem im ›Erec‹ (vgl. Richter 1934, S. 111–114; Trendelenburg 1953, S. 284–298), die Annahme einer direkten Bezugnahme scheint mir jedoch angesichts der bereits genannten, ungleich näheren Parallelen unangebracht. Wenn überhaupt, beschränken sich solche Bezugnahmen auf Similien, vgl. dazu die folgenden Anmerkungen. Auch sind viele Übereinstimmungen zwischen ›Lanzelet‹ und ›Erec‹ von der Art, dass man sie auch als typische Bestandteile von Turnieren erklären könnte, ohne eine Beziehung zwischen den Texten zu bemühen. Das Motiv des Waffen- und Rüstungswechsels schließlich, also das distinktive Merkmal des Turniers im ›Lanzelet‹, begegnet im ›Erec‹ nur am Rande, als der Held seine zerhauene Rüstung gegen eine neue und damit auch gegen ein neues Banner tauschen muss (Er 2589–2598). Geht man von einer Bezugnahme aus, ist der ›Lanzelet‹ hier also wesentlich straffer motiviert (vgl. Pérennec 1970, S. 87–89; Krause 1985, S. 109f.). Auch Tandareis nimmt inkognito an einem Turnier teil und wechselt an den drei Turniertagen die Rüstungsfarben Schwarz, Rot und Weiß (Tandareis 12233– 12261); sein Wappen ist eine poye (›Fessel‹), wohl deshalb, weil er an und für sich noch in der Gefangenschaft Kandalions ist (dieselbe Funktion der boie als Wappen in Kr 1034) und nur von dessen Schwester für das Turnier ›freigestellt‹ worden war – ähnlich wie Lancelot bei Chrestien und im Prosaroman (der hier die Quelle gewesen sein könnte; vgl. aber K zu V. 1357–2249). Beim Turnier wird er, ähnlich wie Lancelot von Ginover, von Flordibel erkannt (Tandareis 13753–13769; vgl. Rosenhagen 1897, S. 155f.; Richter 1934, S. 54f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 257, Anm. 13; Pérennec 1970, S. 89). Verwandt scheint auch die Turnierschilderung im ›Escanor‹ des Girart d’Amiens (spätes 13. Jahrhundert), wo Kez – neben Gauvain der Held des Romans – am Turnier von Northumberland teilnimmt, ohne seine Identität preiszugeben. Auch er nützt dazu den Rüstungswechsel, auch er ist der Star des Turniers. Die anderen Ritter rätseln über die Identität des neuen Ritters, die von Kez angebetete Andriuete, um derentwillen er am Turnier teilnimmt, verschaut sich regelrecht in den Unbekannten (nach Escanor, S. VIIIf.; vgl. Richter 1934, S. 54f.).
2801–3525
1143
Nur andeutungsweise spricht Eilhart von Tristrants Wechsel der Rüstung dorch stolzigheit, um unerkannt zu bleiben (Tristrant 5076–5079; vgl. Hofer 1959, S. 10). Vgl. zu den verschiedenen Schilderungen auch Pérennec 1984a I, S. 249–254. Eine von Loomis aufgezeigte Parallele für die insulare Arthurtradition findet sich im ›Peredur‹ in der Episode von der Kaiserin von Konstantinopel. Peredur kommt auf seiner Aventiure-Fahrt in ein Flusstal voller Wasser- und Windmühlen und findet Unterkunft im Haus eines Müllers. An drei aufeinander folgenden Tagen nimmt er an einem Turnier teil, das am nahe gelegenen Hof der Kaiserin von Konstantinopel ausgetragen wird. Die erworbenen Güter schickt er der mürrischen Müllerin, die geschlagenen Ritter zur Kaiserin. Nach Abschluss des Turniers bittet ihn die neugierig gewordene Kaiserin dreimal, zu ihr zu kommen. Als Peredur nicht reagiert, will sie ihn mit der Gewalt von 100 Rittern herbeischaffen, die Peredur besiegt. Schließlich begibt er sich aber aus freien Stücken zu ihr und herrscht an ihrer Seite 14 Jahre (Mab, übs. Guest, S. 211–214, übs. Birkhan I, S. 157–160 [vgl. auch Birkhans Anm. 68 auf S. 259]; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 257, Anm. 13; vgl. K zu V. 3131–3135; 5429– 5573/6159–6562). Im Allgemeinen scheinen aber die Unterschiede das Gemeinsame (eigentlich nur die Dreizahl der Tage des Turniers und die Hundertschaft der Ritter) zu überwiegen. Die Teilnahme an einem Turnier, ohne seine Identität preis zu geben, ist in mittelhochdeutschen Dichtungen generell nichts Ungewöhnliches, vgl. etwa auch Engelh 2626–2631. Ulrich von Liechtenstein parodiert entsprechende Schilderungen, wenn er als Grüner Ritter im Turnier zu Friesach für seine Angebetete kämpft und siegt (Frauendienst 214ff.). Geradezu inflationär wird das Inkognito-Motiv, teilweise auch mit Rüstungswechsel und nicht nur – wenn auch oft – bei Lanzelot, dann später bei Malory. Gelegentlich kämpft Lanzelot in diesen Fällen, wie im Prosaroman, auf Seiten von Arthurs Gegner (Malory VII,26ff., X,70 [Tristram wechselt von grün auf rot], XVIII,10ff. u. ö.). Allerdings erstaunt die Parallelität einiger Texte durch die Verheimlichung der Identität und bzw. durch den Wechsel von Rüstungen verschiedener Farben. Mit Ausnahme des ›Prosa-Lancelot‹ und des ›Tandareis‹, die mit ziemlicher Sicherheit letztlich (eventuell über den ›Lancelot propre‹) aus Chrestien oder einer verlorenen Lancelot-Dichtung geschöpft haben, sind die Bezüge zwischen den Texten schwierig zu beurteilen. Jessie L. Weston kann darüber hinaus eine große Menge von weiteren Belegen aus Märchen beibringen (Weston 1902, S. 21–34), wo ebenfalls von einem dreitägigen Turnier mit den wechselnden Rüstungsfarben weiß, rot, schwarz (›Ipomedon‹, ›Prosa-Lancelot‹) oder grün, weiß, rot (›Lanzelet‹) erzählt wird; häufig verbunden mit der Geschichte von der Befreiung einer Prinzessin aus der Anderwelt oder aus der Gefangenschaft bei einem Monster, mitunter sogar in Kombination mit der abschließenden Entführung des Protagonisten durch eine Meerfee.38 Schon hierin deutet sich eine enge Beziehung zum Lancelot-Stoff an (Befreiung Gi38 Weniger eng ist die Verwandtschaft zum Märchen ›Goldener‹, wo nur das Kämpfen inkognito und ohne mehrmaligen Wechsel der Rüstungsfarben begegnet; was die Germanistik jedoch nicht daran hinderte, in Bezug auf den ›Lanzelet‹ von »Goldenermotiv« zu sprechen (etwa Rosenfeld 1936, S. 85; Richter 1938, S. 33).
1144
Stellenkommentar
novers, Entführung, im ›Lanzelet‹ allerdings als Kind, durch eine Meerfee bzw. durch die Dame vom See), vermutlich liegt eine Beeinflussung der Romane durch das populäre Erzählgut vor, wenn auch der umgekehrte Weg nicht ausgeschlossen ist. Weiter abseits steht der ›Cligès‹, wo vier Farben an vier Tagen verarbeitet werden, was wohl nicht zuletzt darin seinen Grund hat, dass neben Cligès vier weitere Haupthelden vorkommen, die im Turnier alle vier besiegt bzw., bei Gawein, zumindest bekämpft werden wollen. Eine Priorität des ›Cligès‹ anzunehmen (so Foerster 1899, S. XLIII, CXXVI, CXXVIII, CXXXVIII; ebenso Bruce 1928 I, S. 211f.; Hofer 1959, S. 10; Buschinger 2003, S. 21f.; dagegen Zenker 1926, S. 97), ist eher eine Konzession an das Genie Chrestien, dass das Motiv strukturell im ›Cligès‹ besser integriert sei als im ›Ipomedon‹ oder im ›Lanzelet‹ (so Delcourt-Angélique 1981 mit ausführlichen Analysen des Motivs in ›Cligès‹, ›Lanzelet‹ und ›Ipomedon‹), sagt über dessen Alter wenig aus;39 zumal Chrestien Lancelot im ›Cligès‹ (wie schon im ›Erec‹; siehe Kap. II.3.5) erwähnt, eine umgekehrte Kenntnis des ›Cligès‹ im Lancelot-Stoff aber nicht nachzuweisen ist. Damit könnte schon vor dem ›Cligès‹ eine LancelotGeschichte bekannt gewesen sein, die Weston auf um 1160 datiert und die vielleicht auch die Vorlage des ›Lanzelet‹ war. Ihr Autor könnte Walter Map gewesen sein (vgl. zu dieser These auch Kap. II.3.1), der im ›Ipomedon‹ – für dessen Turnierschilderung die Lancelot-Dichtung vielleicht die Vorlage war (Webster 1940, S. 279) – als der Erzähler einer solchen Turniergeschichte erwähnt wird (alles Weston 1902, passim, zusammenfassend S. 43; ähnlich die Analysen von Carter 1909; Walter Map als Verfasser des ›welschen Buches‹ erwägen auch Brugger 1906, S. 92f.; Webster 1940).40 Bruce 1928 I, S. 211f. hält umgekehrt den ›Ipomedon‹ für die Vorlage des Autors des ›welschen Buches‹, sodass dieses auf jeden Fall erst nach 1190 zu datieren wäre! Krause 1985, S. 23–26, 29 folgt in den wesentlichen Punkten Weston, nimmt 39 Delcourt-Angélique kehrt damit die Argumentation von Weston ins Negativ: Während bei Weston das Motiv und dessen innere Geschlossenheit als Indikator für hohes Alter angesehen werden, sind es bei Delcourt-Angélique die Integration in die übrige Handlung, die entscheidet. Eine eindeutige Entscheidung ist freilich bei der Bewertung der Abhängigkeitsverhältnisse nicht zu treffen. 40 Die Bewertung der einzelnen Indizien bei Weston ist emphatischer als im obigen Referat und z. T. übertrieben. So ist es für sie schließlich eindeutig, dass die Romane aus den Volkserzählungen schöpfen, dass sehr enge Beziehungen zwischen konkreten Märchen und einzelnen Romanen bzw. deren hypothetischen Vorlagen anzunehmen seien etc. Nüchtern betrachtet lässt hier die Überlieferung aus: die Aufzeichnung der Märchen erfolgte spät, meist erst im 19. Jahrhundert, neben den bekannten Romanen hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit noch andere zu stehen, über die sich jedoch kaum etwas Verbindliches sagen lässt. Ich denke daher, dass die grundsätzlichen Einsichten bei Weston durchaus den Punkt treffen, manche ihrer sehr weit reichenden Hypothesen aber doch über das Ziel hinausschießen. Vor allem die Beziehung zur Blutstropfenszene im ›Perceval‹ bzw. ›Parzival‹, wo neben den Blutstropfen (rot) im Schnee (weiß) im ›Peredur‹ auch noch ein Rabe (schwarz) sitzt und Pervecal/Parzival Kei und Sagremor/Segramors besiegt (Mab, übs. Guest, S. 97, übs. Birkhan I, S. 134; vgl. Weston 1901, S. 11f., 41), scheint mir reichlich weit hergeholt: Die Gemeinsamkeit beschränkt sich auf die Farben (von denen die dritte bei Chrestien und Wolfram erst recht wieder fehlt), dass Lancelot Kei besiegt, gehört sozusagen zum guten Ton der Artusgeschichten, Sagremor kommt nur noch im ›Cligès‹ zum Handkuss, und das ist wiederum durch die interne Struktur des ›Cligès‹ bedingt.
2801–3525/2889–2925
1145
aber weiters an, dass ein enger Zusammenhang mit der Turnierschilderung in der ›Charrette‹ bestünde. Freilich: Alles das sind nur Hypothesen und ihre Zusammenschau letztendlich nur die Formulierung einer ungelösten und m. E. unlösbaren Frage. Vielleicht sollte man gerade im Hinblick auf die Formelhaftigkeit des Turniers stärker die Möglichkeit heute nicht mehr greifbarer mündlicher Überlieferungstraditionen in Rechnung stellen, wie es Weston ansatzweise durch (etwas gewagte) Konstruktionen über die Krücke von Volksmärchen versucht. Wenig hilfreich scheint mir die Annahme einer niederrheinischen Artusdichtung als Vermittlungsinstanz zu den genannten deutschen Romanen für die (eventuell selbständige) Schilderung eines derartigen Turniers (Pérennec 1970, S. 90). Zu realienkundlichen Ausführungen zum Turnier vgl. Schultz, A. 1889 II, S. 106–150; Webster 1913; Webster/Loomis 1951, S. 187f. = Kerth, Th. 2005, S. 180f.; Bumke 1999b I, S. 342ff.; LexMA VIII, Sp. 1113–1118. Zellmann 1996, S. 219, Anm. 59 betont zu Recht, dass Lanzelet an einem regelrechten »Bilderbuchturnier nach französischer Art« teilnimmt (vgl. dazu auch K zu V. 2357ff.). Mot. P 561. Tournaments; H 1561.1. Test of valor: tournament; R 222. Unknown knight (three day’s tournament); L 400. Pride brought low; P 555.4. Defeated [adversary] sent to [lady]. 2824 Der Rückverweis auf zuvor Erzähltes kann hier nur auf den Bericht des Knappen von Djofle (V. 2671ff.) abstellen. Der Erzähler rekurriert damit auf eine Schilderung in direkter Rede, die Grenze zwischen Erzähler- und Figurenrede wird unscharf. 2834–2835 Während W sich damit begnügt, die Pracht des Zeltes von Artus zu betonen, formuliert P eine Publikumsanrede, wobei die Illusion genährt wird, die Zuhörer oder Leser könnten sehen, was erzählt wird: nämlich die Pracht des Zeltes; ein grundsätzlich geschickter rhetorischer Trick, der natürlich nur dann aufgeht, wenn das Zelt auch – möglichst lebhaft und unmittelbar – beschrieben wird! Die bessere Lesung scheint demnach W zu haben. 2855 Die vespereide ist der typische Anfang des mittelalterlichen Turniers am Vorabend (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 182), wie es in den literarischen Texten geschildert wird, vgl. etwa Er 2454 (vgl. Richter 1934, S. 113; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3; Pérennec 2004, S. 163, Anm. 53) oder Parz 68,24. Wallner 1935, S. 173 sieht in dem Wort einen Einfluss Ulrichs auf Hartmann. Weston 1901, S. 27f. geht von einer Beeinflussung Ulrichs durch Wolfram aus, ohne von der Hartmann-Stelle Notiz zu nehmen. Krause 1985, S. 87 denkt eher an eine Bezugnahme von Wolfram auf Ulrich. Letztendlich ist die Frage offen. Da es sich um einen Terminus technicus handelt, ist selbst die Annahme einer wie auch immer gearteten Einflussnahme zweifelhaft. 2872 Ein krâmschilt ist vermutlich ein zum Verkauf angebotener Schild, zwar bereits (wie offensichtlich) lackiert, aber noch ohne Schmuck und Wappen (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 188; Pérennec 1970, S. 81f.; Buschinger 2003, S. 22, Anm. 22; Pérennec 2004, S. 163, Anm. 55). 2889–2925 Ähnliche Szenen finden sich in fast jedem Artusroman (vgl. ausführlich K zu V. 2890): Ein – zumindest dem Anschein nach – fremder Ritter nähert sich dem
1146
Stellenkommentar
Artushof, Kei fleht um Erlaubnis, den Fremden anzugreifen, es wird ihm gewährt und er unterliegt, nicht selten zur allgemeinen Belustigung, schmachvoll. Charakteristisch ist dabei die prahlerische Haltung des Truchsessen, die fixer Bestandteil der Artustradition ist, Hofer 1959, S. 9 denkt etwa an Perceval 4273ff. Ob aber wirklich die Kenntnis des ›Perceval‹ notwendig ist, um die Stelle zu erklären? 2890 Die Namensform zum Truchsess des Artushofes, in altfranzösischen Texten Kex oder Keu, wechselt in den Handschriften. Ursprünglich wird wohl Kein oder Keiîn sein, da P – in derartigen Fragen oft die verlässlichere Handschrift – diese Form konstant, allerdings mit o statt e, bewahrt hat und W zwischen Formen mit und ohne -n wechselt, vgl. auch den Reim V. 5939–5940. Formen mit -n haben auch Er und Iw (HaN zu V. 5939 unter Verweis auf Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 74; Schilling 1866, S. 12f.; Neumaier 1883/84 II, S. 23; Gruhn 1899, S. 290), ein Beleg für eine Beziehung zwischen den beiden Texten ist dies aber kaum (Pérennec 1970, S. 82). Vgl. zum Namen und zur Figur auch Glinka-Janczewski 1963, S. 185–187; Pérennec 2004, S. 165, Anm. 56. Während Kei in der keltischen Überlieferung und auch bei Geoffrey of Monmouth einer der großen Helden des Artuskreises ist, wird er in der Romanliteratur seit Chrestien als Spötter und Lästermaul charakterisiert (ausführlich zur Figur Loomis, R. Sh. 1949, S. 154f., 274f., 357f.; Webster/Loomis 1951, S. 188 = Kerth, Th. 2005, S. 182; Haupt, J. 1971). Kei fällt es in den meisten Artusromanen zu, gegen den Helden oder einen anderen Ankömmling am Artushof zu kämpfen, wobei er typischerweise unterliegt: Im ›Lanzelet‹ ist dies der Fall im Kampf gegen den Titelhelden im Turnier zu Djofle. Ebenso bittet er im ›Yvain‹/›Iwein‹ um den ersten Kampf gegen den unerkannten Iwein als Herrn des Brunnenabenteuers (Yvain 2228ff.; Iw 2549ff.). Im ›Erec‹ spottet Kei solange über Erec, als sich dieser nach dem ersten Kampf mit Guivreiz dem Artuslager nähert, bis ihn dieser aus dem Sattel hebt (Er 4628; 3937ff.). In der ›Charrette‹ droht er mit seinem Abschied vom Hof, bis ihm König und Königin eine beliebige Bitte gewähren, die er dazu nützt, gegen den Entführer Ginovers zu kämpfen; die fatale Folge ist der (temporäre) Verlust der Königin (Charrette 84ff.). Im ›Perceval‹/›Parzival‹ ist Kei der zweite nach Sagremor/Segramors, der den gedankenversunkenen Helden in der Blutstropfenszene attackieren darf; bei Chrestien auf Aufforderung des Königs hin, bei Wolfram eingeleitet durch die Bitte Keis (Perceval 4274; Parz 290,2ff.). In der ›Krone‹ unterliegt Kei als erster von drei Artusrittern (neben ihm Gales und Aumagwin) Gasoein, dem Entführer Ginovers (Kr 3698ff.). Später erwirbt Kei als erster Sgoydamurs Erlaubnis, für sie das zauberhafte Zaumzeug zurückgewinnen zu dürfen, scheitert aber bald aus Furcht vor einem gefährlich schmalen Steg über ein Gewässer (Kr 12713ff.). In allen Szenen versagt der Spötter schmachvoll, zumeist begleitet von süffisanten Kommentaren des Erzählers; nur im ›Wigalois‹ ist die Niederlage gegen den Gürtelboten Joram auf bloßes Kampfgeschehen reduziert (Wigal 451–457). Zur Niederlage Keis vgl. auch die Zusammenstellung bei Trendelenburg 1953, S. 262–284. Zur Figur im ›Lanzelet‹ vgl. Buschinger 2003, S. 22. Haupt, J. 1971, S. 106–108 konstatiert für den ›Lanzelet‹ sowie für die späthö-
2889–2925/2936
1147
fischen Romane im Allgemeinen eine Ent-Funktionalisierung der Figur: Er verliert seine zentrale Rolle als (Mindest-)Maßstab für neue Artusritter tendenziell, erhalten bleiben jedoch die Kämpfe, die dafür umso drastischer ausgemalt werden. Ich kann der Argumentation jedoch nicht ganz folgen, auch im ›Lanzelet‹ ist der Kampf mit Kei in typischer Weise in Szene gesetzt, dass sich der Erzähler wieder einmal an einer Stelle ausschweigt, an der Hartmann oder Wolfram zu seitenlangen Erklärungen angesetzt hätten, hat nichts mit der konkreten Figur zu tun. In der ›Krone‹ aber wiederum findet man z. B. exakt jene Züge, die Kei auch in früheren Dichtungen zu eigen sind. Daiber 1999, S. 127–134 sieht den ›Lanzelet‹, was die Figur des Truchsessen anlangt, zwischen ›Erec‹ und ›Parzival‹. Zwar wird das Keie-Bild Hartmanns fortgeschrieben, doch erfährt der Truchsess eine indirekte Aufwertung durch die gewandelte Funktion des Helden: Der Roman, und besonders die beiden Szenen, in denen Kei präsent ist (Djofle, Mantelprobe), dient der Exemplifizierung der Mustergültigkeit seines Helden. Die Abwertung Keies werde dadurch sekundär, in Djofle muss Kei zwar am meisten einstecken (fällt in den Morast), doch trifft es nicht nur ihn alleine. Und bei der Mantelprobe geht es nicht darum, die einzelnen Damen und gerade Keis Geliebte ins Bodenlose zu verdammen, sondern auch sie bleiben Teil der grundsätzlich positiv gezeichneten höfischen Gesellschaft des Artushofes, an deren ideeller Spitze die Geliebte Lanzelets steht. Vgl. auch K zu V. 2297 zur Figur Walweins. guotlîchen in W ist fraglich: Entweder wurde güfteclîchen nicht mehr verstanden und mehr schlecht als recht ersetzt, oder die Stelle ist ironisch zu lesen. 2930 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. 2936 Iwan de Nônel kommt auch Parz 234,12 (Iwân von Nônel wie in W; der Vater einer der Jungfrauen in der Gralsburg; vgl. Singer 1898a, S. 433, der eine Entlehnung aus dem ›Parzival‹ annimmt; ebenso Weston 1901, S. 27; Leitzmann 1931, S. 298) und Erec/CdT, ed. Rousse 1707 bzw. Er 1643 (Yvains de Loenel bzw. Îwân von Lônel wie in P; ein Ritter der Tafelrunde) vor (vgl. schon HaA). Auch sonst ist der Name Iwan bzw. Iwein (zur Lautform vgl. Kap. II.3.3) häufig (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 176f.). Loomis optiert für die Lesung von P und stellt sich (ohne Argumentation) gegen Singers These. Es handle sich um Iwan (Owain) von Loeneis (Lothian), den Sohn des Urien, Ulrich habe aus Hartmann geschöpft (Webster/Loomis 1951, S. 188f. = Kerth, Th. 2005, S. 182f. mit breiten Ausführungen zur keltischen Herkunft des Namens); – der jedoch bei Chrestien als eigener Tafelrunder (Yvains, li fiz Uriien; Erec/CdT, ed. Rousse 1706) gelistet wird! Krause 1985, S. 79f. hält die Lesung von W für einen Schreiberirrtum, während P authentischer (weil näher am ›Erec‹) als der ›Parzival‹ sei und damit allenfalls Ulrich einen Einfluss auf Wolfram ausgeübt hätte; die Beziehung zwischen den ›Erec‹-Romanen lässt er für diesen Fall offen (ebd., S. 99; ebenso Pérennec 2004, S. 167, Anm. 57). Warum aber sollte nicht auch Ulrich mit Wolfram einen Namen teilen, der vielleicht mit dem Namen im ›Erec‹ nichts zu tun hat, und der erst vom Schreiber von P mit dem Iwan Hartmanns und Chrestiens zusammengebracht wurde? Auch könnte Ulrich die, wenn man so will, ›falsche‹ Form von Wolfram übernommen haben und könnte ein späterer Schreiber den ›Fehler‹ kor-
1148
Stellenkommentar
rigiert haben. Was nicht heißen soll, dass nicht auch der Name im ›Lanzelet‹, sei es nun die eine oder andere Variante, die ursprüngliche Form repräsentieren könnte, die dann von Chrestien (und Hartmann) und Wolfram abgeschrieben worden wäre. Tatsächlich also lässt sich mit diesem Belegmaterial kaum abschätzen, wer hier von wem abgeschrieben hat und inwieweit überhaupt Bezüge zwischen den verschiedenen Texten vorliegen. Alleine dass es Berührungen zumindest zwischen je zwei Texten gegeben hat, scheint angesichts der auffälligen Ähnlichkeit von Namen und Beinamen evident. Vgl. zu den Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 176–180, 272; Pérennec 1970, S. 83f.; K zu V. 6075, 8155. 2952–2953 Wer dieser Markgraf von Lile war, ist völlig ungeklärt (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 189 = Kerth, Th. 2005, S. 183). Glinka-Janczewski 1963, S. 263 erwägt eine Herkunft von Lile < l’Ille, l’Isle, Name und Herkunftsbezeichnung wären dabei verloren gegangen. Sie vergleicht Maheloas, Li sire de l’Isle (Erec/CdT 1896–1897), der in Bel Inconnu 5518 seinen Namen verloren hat und zum Herren de l’Ille Noires geworden ist. Vgl. Kerth, Th. 2005, ebd. 2964 Der Paralleltext in P ist rätselhaft: Es besteht kein Anlass, in Tibalts Verhalten als Knappe irgendeine Verfehlung erkennen zu wollen. 2983–3022 hält Hofer 1959, S. 10 – der an und für sich den gesamten ›Lanzelet‹ bzw. seine Quelle als Kompilation vor allem aus den Romanen Chrestiens ansieht – für eine Zutat des Dichters des ›welschen Buches‹. 3011 Die letze (›Schutzwall‹) ist der neutrale Platz im Turniergeschehen, ein abgelegenes Stück des Turnierfeldes, auf das sich die Ritter aus dem Kampfgeschehen zurückziehen können (Webster/Loomis 1951, S. 189 = Kerth, Th. 2005, S. 183). 3052 Vgl. Parz 662,19.24, wo von einem mit den schœnen schenkeln Maurîn die Rede ist (vgl. HaA; Singer 1898a, S. 433; Weston 1901, S. 27; Richter 1934, S. 267; Krause 1985, S. 78). In welche Richtung die Bezugnahme geht – falls überhaupt eine solche konkret zwischen diesen beiden Texten anzusetzen ist und nicht Maurin generell als ›schönbeinig‹ galt – ist m. E. nicht zu entscheiden, dass Wolfram Ulrich beeinflusst habe und nicht umgekehrt, wie Singer (dazu kritisch Campion 1917, S. 418) und nach ihm Leitzmann 1931, S. 298 mit Bestimmtheit annehmen, ist eher eine Konzession an den Status Wolframs als ein deduzierbares Ergebnis. An die Priorität Ulrichs glauben Bartsch 1872, S. 127; Denecke 1930, S. 162, Anm. 2; Walshe 1937, S. 105; Fourquet 1949, S. 251; Glinka-Janczewski 1963, S. 206–209; Bräuer 1990, S. 248. Skeptisch gibt sich Pérennec 1970, S. 39f., 84–86; Pérennec 2004, S. 171, Anm. 58. Loomis vergleicht überdies Mauron von Worcester bei Geoffrey of Monmouth (Hist. reg. Brit. 9,12) sowie einen Mauron, Graf von Guirecestre bei Wace (Wace, Brut 10258); Layamon nennt weiters einen Maurin von Winchester als Gefolgsmann von Artus (Layamon, Brut 20238, 24336). Loomis geht davon aus, dass der Autor der Vorlage den Namen aus Wace hatte. Der Beiname könnte auf Sgilti Yscawndroed ›Leichtfuß‹, den Sohn des Erim im ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 224f., übs. Birkhan II, S. 43) zurückgehen (Loomis, R. Sh. 1949, S. 337; Webster/Loomis
2936/3131–3135
1149
1951, S. 189 = Kerth, Th. 2005, S. 183; vgl. K zu V. 6597). Sgilti vermeidet Straßen, geht auf den Wipfeln der Bäume und auf den Spitzen des Riedgrases, ohne dass sich ein Grashalm unter seinen Füßen biegt oder gar bricht (vgl. K zu V. 7105–7106). Die Umdeutung der Leichtfüßigkeit zu ›Schönfüßigkeit‹ scheint mir aber nicht unproblematisch. Überdies findet sich ein Maurin auch in Texten, die mit der anglonormannischen Literatur nichts zu tun haben, etwa im ›Alexandre de Paris‹ und in Gautiers von Arras ›Ille et Galeron‹, eine keltische Herkunft ist keineswegs gesichert (Pérennec 1970, S. 85). 3056–3057 Der Brauch, die Besiegten seiner Dame zu schicken, ist im Artusroman häufig anzutreffen. Besonders inflationär ist die Ausgestaltung im ›Parzival‹ (Parz), wo der Titelheld jeden Ritter (1) zur Gralssuche und (2) zur Unterwerfung bei Condwiramurs zwingt. Vgl. auch V. 3436–3437 und Märtens 1880, S. 695f. (zum ›Lancelot propre‹). Beim Turnier ist es üblich, dass Besiegte automatisch in die Obhut des Siegers übergehen und vom Kampfgeschehen ausgeschlossen sind. Später müssen sie gegen Geld ausgelöst werden (ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 190f. = Kerth, Th. 2005, S. 184f.). 3070–3071 Die Aussage, Lanzelet hätte noch niemals auch nur vier Ritter gegeneinander kämpfen gesehen, ist wohl falsch. Immerhin hat Lanzelet ja gleich nach seiner Ausfahrt auf der Burg von Johfrit de Liez ein Turnier miterlebt und auch selbst daran teilgenommen. 3094–3097 ist eine der seltenen Stellen, in denen Lanzelet auf den Beistand Gottes vertraut, auch hier nur in Form einer topischen, blassen Allerweltswendung. 3099 Der turneische imbîz könnte eine ungezwungene Mahlzeit bezeichnen (Schultz, A. 1889 II, S. 135; Pérennec 1970, S. 86). 3103 Was mit der ›Augenwonne‹ Lanzelets gemeint ist, bleibt unklar. Mögliche Referenzpunkte sind das Turnieren Ritter und der Anblick seiner Geliebten Ade. 3116–3117 Der Paralleltext für S ist auffällig und gegenläufig zur sonstigen Tendenz des Romans, religiöse Themen und Gottesbezüge möglichst weit außen vor zu halten. In S wird stattdessen der Hinweis auf das allgegenwärtige Glück Lanzelets zu Gunsten der Obhut Gottes geopfert. Den ›besseren‹, stimmigeren Text bieten daher WP. 3130 Tumânge bzw. Tumâne könnte nach Glinka-Janczewski 1963, S. 284f. ein Anagramm zu Muntâne sein und damit ein weiteres Indiz für die Gönnerschaft der Morvilles (vgl. K zu V. 9322–9341): Diese waren eng mit den Grafen von Egremont verbunden. Die Namensform könnte nach Glinka-Janczewski von Hartmanns Tulmein oder Tulmeîn, der Burg von Graf Imain in Er 174, 1297, 1406, 9719 (vgl. Parz 401,17), beeinflusst sein. Vgl. Kerth, Th. 2005, S. 183. 3131–3135 HaA verweist für Ritschart auf Parz 665,7, wo ein kuns Ritschart de Nâvers genannt wird (vgl. Richter 1934, S. 267). Die Parallele ist jedoch – abgesehen von der buchstabengetreuen Übereinstimmung der Namensform – kaum größer als beispielsweise zu Ritschart (von Tortûne), einem Fürsten Karls im ›Rolandslied‹ (Rol 1183), oder zum Bösewicht in Konrads von Würzburg ›Engelhard‹, genannt Ritschier (Engelh 1668 u. ö.); es dürfte zufällige Namensgleichheit vorliegen (vgl. Krause 1985, S. 81). Aufschlussreicher ist es dagegen, an Malaguin, den Roi des Cent cheualiers zu
1150
Stellenkommentar
denken, der im ›Prosa-Lancelot‹ als Vasall (und Cousin) Galehauts mit diesem in den Krieg gegen Artus zieht und dort unter anderem Lancelot schwer verwundet (LancFr, ed. Sommer III, S. 177–180, ed. Micha VII, Kapp. XXXIVa, übs. Lacy II, S. 94– 96; LancDt I, S. 197–200; vgl. Märtens 1880, S. 695; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 189f. = Kerth, Th. 2005, S. 183; vgl. K zu V. 1357–2249; vgl. aber K zu V. 5454). Eine eventuell vergleichbare Hundertschaft findet sich, mit den Rittern der Kaiserin von Konstantinopel, auch im ›Peredur‹ (Mab, übs. Guest, S. 111–114, übs. Birkhan I, S. 157–160; vgl. K zu V. 2801–3525, 5429–5573/6159–6562). Und noch Malory erzählt von einem König der 100 Ritter, der zu den sechs Königen gehört, gegen die Arthur zu Beginn seiner Herrschaft Krieg führt und der später nochmals als Turnierteilnehmer erwähnt wird (Malory I,13, IX,31 u. ö.). Glinka-Janczewski 1963, S. 214f. (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 184) bringt den Namen mit dem Geschlecht der Morvilles zusammen, beide Schwiegersöhne von Hugh de Morville hätten den Namen Richard geführt (vgl. K zu V. 9322–9341). Dem würde auch die Farbgebung von Lanzelets Rüstung entsprechen, denn als er mit und für Ritschart kämpft, trägt er Weiß, die Farbe der englischen Kreuzfahrer. Grün wäre sodann Flandern, rot Frankreich beizuordnen. Allerdings wird diese Interpretation fraglich, wenn man die Motivparallelen des Turniers bedenkt (vgl. K zu V. 2801–3525). Auch gibt es schließlich nicht unendlich viele Grundfarben – bleiben ja nur noch Gelb, Blau und (als Nicht-Farbe) Schwarz –, sodass derartige Übereinstimmungen nicht sonderlich beweiskräftig scheinen. 3172–3172 Siehe K zu V. 2066–2067. 3188 Karjet entspricht dem Gueheriet, Gaheriet, mhd. Guerehes, dem zweiten Bruder Gauvains, im ›Lancelot propre‹ (siehe LancFr, übs. Lacy [Namenregister]; vgl. Märtens 1880, S. 688; Bruce 1928 I, S. 209; Weston 1901, S. 15; Lot 1918, S. 168), Loomis führt den Namen zurück auf Gweir, die gleichnamigen Söhne Llwchs im ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 226, übs. Birkhan II, S. 100; Loomis, R. Sh. 1949, S. 71–75; Webster/Loomis 1951, S. 190 = Kerth, Th. 2005, S. 184; vgl. K zu V. 2264, 2629). Parz 664,30 und 673,3 nennen einen Gaherjêt als Cousin Gawans (vgl. Bartsch 1872, S. 118), der aber wegen der Parallele im ›Prosa-Lancelot‹ nicht aussagekräftig ist für eine Kenntnis des ›Parzival‹ durch Ulrich (wie sie Singer 1898a, S. 433 und Leitzmann 1931, S. 298 annehmen; dagegen Richter 1934, S. 267; Krause 1985, S. 77). Beim Pleier (Meleranz 157, 2391, 3800, 12596, 12601) ist Gahar(i)et wie im ›Parzival‹ der Cousin von Meleranz und Gawan. Wohl nichts zu tun mit Karjet hat der Ortsname Gahart in der ›Krone‹ (Kr 14944, 15017, 27702; vgl. auch V. 14543). 3198 Wâlest ›Wales‹ könnte nach Loomis eine Verderbnis aus anglonormannisch Wales (Marie de France, Chevrefoil, V. 105) sein (Webster/Loomis 1951, S. 190 = Kerth, Th. 2005, S. 184). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 288f.; Buschinger 2003, S. 90, Anm. 24; Pérennec 2004, S. 177, Anm. 60. Es könnte aber auch ›le Valois‹ gemeint sein (unentschieden Pérennec 1970, S. 86), was jedoch im Hinblick auf die wohl insulare Quelle des ›Lanzelet‹ unwahrscheinlich sein dürfte. Beim Herzog könnte es sich um Torfilaret handeln (vgl. K zu V. 8071).
3131–3135/3424
1151
3227–3228 Lanzelet hält es für eine Schande, dass er seinen Namen nicht kennt, vgl. K zu V. 1288–1301. 3262 HaN verweist auf die ähnliche Phrase V. 5563. 3270 Loomis hält die rote Farbe für ein keltisches Motiv, das letztlich auf die Verbindung der Farbe mit Lug, dem ›Prototyp‹ Lancelots/Lanzelets, zurückginge (Loomis, R. Sh. 1949, S. 192; Webster/Loomis 1951, S. 190 = Kerth, Th. 2005, S. 184 [kritisch]; vgl. K zu V. 180–303). Bedenkt man, dass Lancelot/Lanzelet keineswegs der einzige rote Ritter der mittelalterlichen Literatur ist – prominent etwa Ither und später Parzival im ›Parzival‹ – und dass Rot nun einmal keine besonders seltene Farbe ist, wird die (Notwendigkeit einer) Herleitung fraglich (vgl. Marx 1953/54b, S. 375). 3288–3289 Vgl. Er 2625: dô der turnei stânde wart (Behre 1913, S. 106). 3305 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. Die raffinierte Metaphorik des Bildes, das neben dem Denotat ›Lanzelet versus Feinde‹ auch eine Wesensdeutung der Kampfhandlungen mit sich bringt, ist in der mittelhochdeutschen Literatur selten und könnte auf Ulrich selbst zurückgehen (vgl. Zips 1976, S. 291f.). 3316–3318 Die Verse rekurrieren auf eines der zentralen Themen des Prologs: Der Erfolgreiche, Gute, Tugendhafte wird von den Neidern gehasst. Ob dieser Hass nur Ritschart und seine Mannen, oder ob er auch Lanzelet trifft, bleibt dunkel. Vgl. K zu V. 1–40, 7. 3341 in bezeichnet nach Pérennec 1970, S. 87 den neu angekommenen Heerführer und seine Leute, da Ritschart ja bereits mit Lanzelet verbündet sei. Das ist möglich, jedoch nicht gesichert: Primär verbünden sich ja Ritschart und sein Verwandter, und weshalb sollte es nicht auch Ritschart, seinen Leuten und schließlich sogar Lanzelet nützen, wenn ihre Allianz ausgebaut wird? 3346 melde ›Gerüchte‹ mit Hartmanns vrouwe Melde (Er 2516) gleichzusetzen und dies als unstrittigen Einfluss des ›Lanzelet‹ auf den ›Erec‹ auszugeben (Wallner 1935, S. 173), halte ich für gewagt. Selbst die Annahme einer Personifikation nach La und Ha (so auch Webster/Loomis 1951, S. 191 = Kerth, Th. 2005, S. 185) ist nicht notwendig und verkompliziert den Text nur. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 209. 3382 sîn baldez ellen ist eine alte Formel, vgl. die ahd. Merkverse vom Eber in Notkers Rhetorik: Der heber gât in lîtun, trégit spér in sîtun: sîn báld éllin ne lâzet ín véllin. Imo sînt fûoze fûodermâze, ímo sínt búrste ébenhô fórste únde zéne sîne zuuélifélnîge. (Ahd. Leseb. XL b; vgl. Haupt, M. 1845, Sp. 114). 3424 Neumaier 1883/84 II, S. 15f. schließt aus dieser und weiteren ähnlichen Wendungen (V. 5378, 5502, 5614, 8016; vgl. auch die Liste bei Schütze 1883, S. 6f.), dass Ulrich hinsichtlich seiner Erzählhaltung dem Prinzip der mâze gefolgt sei (ähnlich schon Hahn 1845, S. VIIIf.). Wahrscheinlicher ist, dass hier schlicht und einfach topische Wendungen vorliegen.
1152
Stellenkommentar
3436–3437 Siehe K zu V. 3056–3057. 3462–3465 Zur ausgeschlagenen Einladung an den Artushof vgl. K zu V. 1288–1301. 3475 In P spricht der Erzähler das fiktive Publikum als seine ›Freunde‹ an, was freilich auch topisch gelesen werden könnte (vgl. Kap. II.5.2.22). Dagegen definiert W das Publikum als Freunde Lanzelets, also ihres Helden, wodurch die Unmittelbarkeit des Erzählten gesteigert wird. 3504 offenbâre (W) bzw. offenlîchen (PS) ist nicht nur Versfüllsel, sondern weist darauf hin, dass Lanzelet hier das erste Mal ein Mitglied des Artushofes in seine Vorhaben einweiht. 3506 er könnte sowohl Lanzelet wie Walwein sein. Für die zweite Möglichkeit spricht, dass Lanzelet Walwein später an das frühere Versprechen Walweins erinnert, er würde Lanzelet nichts abschlagen (V. 5203–5207; vgl. Pérennec 1970, S. 93; Pérennec 2004, S. 189, Anm. 63). 3539 Derkâl Ha könnte nach Richter 1934, S. 84 vom Wald Derval in Südengland abgeleitet sein. Der Kâl dagegen wird von Loomis mit mhd. quâle, kâle etc. ›Qual‹ in Zusammenhang gebracht (vgl. Pérennec 1970, S. 93), das ›Todesschloss‹ würde sozusagen vom ›Fluss der Qualen‹ umspült. Loomis vergleich den Fluss um die Burg des Baudemagus bei Chrestien (Charrette 3025f.) sowie den Fluss, der die rotierende Burg (vgl. K zu V. 7122–7123) in Païens ›La Mule sanz Frain‹ umschließt (Mule 426ff.) und der auch in der Parallelstelle der ›Krone‹ erwähnt wird (Kr 12954– 12958). Der Ursprung des Motivs liegt für Loomis und Patch selbstredend in der keltischen Anderwelt (Patch 1950, S. 80–130, 302–305; Webster/Loomis 1951, S. 191 = Kerth, Th. 2005, S. 185). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 241. 3540 Bemalte Burgen lassen sich für das Mittelalter realhistorisch schwer nachweisen und dürften ein Produkt der Literatur sein (vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 61; Webster/Loomis 1951, S. 191f. = Kerth, Th. 2005, S. 185). 3542–3549 In der Burg des Mabuz werden die Tapferen zu Feiglingen und die Feiglinge werden tapfer: Es ist eine verkehrte Welt (vgl. Schmid 1992; Mertens 1998, S. 92; Zellmann 1996, S. 224f.; Russ 2000, S. 199; Münch 2005, S. 245 u. v. a. m.; siehe auch Kap. II.5.2 passim und Kap. II.5.3.5; grundlegend zum Topos Curtius 1993, S. 104–108); und nicht nur eine allgemeine ›Enttapferung‹, wie häufig angenommen wird (etwa Brown 1919/20, S. 69; Braches 1961, S. 180; Blamires 1973, S. 43; Ó Riain-Raedel 1978, S. 96; Trachsler 1979, S. 109f.). Auch die Annahme, diese Verzauberung treffe nur den Tapfersten aller Ritter (und daher sei Lanzelet der Tapferste; so Trzepacz 1975, S. 179), findet im Text keine Stütze. Vgl. V. 3725–3726: Mabuz ist sich dieser Eigenschaft seiner Burg genau bewusst und bringt das (eventuell) mit der Luft zusammen. Mabuz will auch zu seiner Verteidigung den besten der Gefangenen auswählen und nimmt daher gerade jenen, der sich am feigsten gibt (V. 3722–3762) – eine »Tapferkeitsprobe a contrario« (Pérennec 1993, S. 131). Märtens 1880, S. 696 erinnert Schadil li Mort an den ›Verlorenen Wald‹ im ›Lancelot propre‹, wo die Durchreisenden ebenfalls Kraft und Willensfreiheit einbüßten. Tatsächlich heißt es im Text nur, dass aus dem Wald noch niemals jemand zu-
3436–3437/3542–3549
1153
rückgekehrt ist (LancFr, ed. Sommer V, S. 122f., ed. Micha IV, Kap. LXXIX, übs. Lacy III, S. 170; LancDt II, S. 315). Wilmanns 1901, S. 247f. verweist auf den ›Roman d’Alexandre‹, wo Alexanders Soldaten in einer Höhle von einer vergleichbaren ›Umkehrung‹ betroffen sind (Roman d’Alexandre, ed. Michelant 70,15–22; Roman d’Alexandre 2524–2532; vgl. K zu V. 4760–4911; Wilmanns 1901, S. 245–247; Hofer 1959, S. 10f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 53–55; Kerth, Th. 2005, S. 185f.). Auch das Tugend-Bad im ›Wigamur‹ (vgl. K zu V. 6197–6199) hat eine ähnliche (wenn auch konträre) Funktion, wenn es die Guten noch stärker und die Bösen noch schwächer macht (Blamires 1973, S. 43). Irritierend ist Laamorz von Janfrüge in der ›Krone‹, der ähnlich wie Mabuz nur innerhalb der Mauern seiner Burg die Stärke von 30 Männern besitzt, außerhalb aber diese Stärke verliert (Kr 15294–15324; vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 155). Zugleich erinnert er mit seinem Namen an Li-mors. Zufall? Oder handelt es sich gar um eine Kombination der beiden ›Lanzelet‹-Motive? Foerster sieht sich von der Burg des Mabuz an eine Burg im ›Rigomer‹ (Rig) erinnert, das dortige Schloss stellte den »Kern« des Romans dar (Foerster 1899, S. XLIII; vgl. Singer 1903, S. 180, Anm. 1). Ehrismann, G. 1905, S. 23f. sieht dahinter märchenhaft-mythologische, keltische Vorstellungen (ebenso Patch 1950, S. 304f., Anm. 225; Soudek 1972b, S. 16) vom Sichselbstverlieren des Helden, ähnlich in Gwigalois’ Ohnmacht nach seinem Kampf mit dem Drachen Pfetan (Wigal 5122ff.), Parzivals Geistesabwesenheit angesichts der drei Blutstropfen im Schnee (Parz 281,12ff.), Iweins Wahnsinn (Iw 3257ff.) oder Gawans Bewusstlosigkeit auf Schastel marveile (Parz 573,1ff.). Er führt das Motiv letztlich auf die irische Erzählung ›Serglige Conchulainn‹ zurück, wo allerdings die Schwächung des Helden einen ganz anderen Zweck verfolgt als im ›Lanzelet‹. Während hier Mabuz vor Feinden geschützt wird, ist dort die Schwächung ein Mittel, um den Helden zum Aufbruch in die Anderwelt zu bewegen, wo Heilung versprochen wird (Wachsler 1972, S. 228f., 372–385). Settegast 1907, S. 83f., Anm. 1 (danach Nadler, S.-M. 1997, S. 55f.) glaubt den Ursprung des Feigheitsmotivs in der antiken Kybele-Attis-Sage. Dort heißt es von den Galli, den Tempeldienern der Kybele, dass sie nach ihrer Entmannung immer weiblicher und damit zugleich verweichlicht wurden. Der Name des Eunuchenkults, Mabog oder Mabbug, wäre im Lauf der Zeit zum Personennamen Mabuz geworden. Eine realistische Erklärung des Phänomens strebt Knoll 1966, S. 114 an, wenn sie den Torweg mit drei swîbogen (V. 3612), von dem die Ankömmlinge bald genug haben (V. 3615), für einen tiefen, dunklen Gang von der Art hält, wie die Araber und Byzantiner ihre Toranlagen gestalteten. Lanzelet wäre demnach einfach hilflos gewesen, weil er aus der Helligkeit plötzlich in ein dunkles Gewölbe kam. Ó Riain-Raedel 1978, S. 96–102 versteht das Abenteuer vor der Folie ethnographischer Vorstellungen von Initiationsriten: Lanzelet wird in einen Zustand der Dunkelheit, der Schwäche, an einen Tiefpunkt versetzt (Entkräftung und Gefangenschaft), von wo aus er eine neue Stufe seiner Existenz (Wiedergewinnung der Kräfte)
1154
Stellenkommentar
erreicht. Selbstredend sei hier an keltische mythologische Vorstellungen zu denken. Zweifelhaft wird die These jedoch schon dadurch, dass Lanzelet in der Gefangenschaft keine nennenswerte Veränderung seiner Persönlichkeit erfährt, er ist nach dem Aufenthalt auf Schadil li Mort derselbe fröhliche Superheld wie zuvor. Einen gänzlich anderen Zugang wählte Pastré 1996a, S. 100–104 (vgl. Pastré 1999, S. 427), der die Schwächung Lanzelets bei Mabuz mit einem Abenteuer Indras im ›Satapatha Brâhmana‹ und einer Episode im ›Roman d’Yder‹ vergleicht. Ziel ist es, das Motiv als indogermanisches Gemeingut zu etablieren. Indra trinkt verzauberten Soma und wird dadurch geschwächt anstatt gestärkt, sodass ihm die übrigen Götter gegen den Dämon Namuci zu Hilfe kommen müssen. Yder wiederum wird nach einem erfolgreichen Kampf gegen zwei Riesen durch den feigen Kei mit Wasser aus einer vergifteten Quelle gelabt, wodurch Yder sukzessive seine menschliche Gestalt verliert (sich auflöst) und von seinen Gefährten (einigen Artusrittern) für tot gehalten wird. Schließlich helfen ihm aber zwei Ritter, seine Kraft und Gestalt wiederzuerlangen, Yder vergibt Kei. Ob damit aber bewiesen ist, dass die Geschichten einen gemeinsamen Ursprung haben? Was nämlich in den Vergleichstexten völlig fehlt, ist das Motiv einer verkehrten Welt, auch die Personenkonstellationen lassen sich schwerlich in Deckungsgleichheit bringen. Bleibt nur die Idee der Schwächung bzw. ›Ent-Körperung‹, eigentlich nur die eines bösen Zaubers, und diese Idee scheint mir weder sehr spezifisch noch besonders ausgefallen zu sein. Zu weiteren, vor allem von Loomis aufgezeigten Hypothesen siehe K zu V. 1556. Für die textimmanente Deutung scheint bemerkenswert, dass der Erzähler darauf bedacht ist, die List des Mabuz schon im Vornherein als solche darzustellen, um nur ja kein schlechtes Licht auf seinen Helden fallen zu lassen. Lanzelet verliert durch seine vermeintliche Niederlage also nichts von seiner Idealität (Semmler 1991, S. 59f.); ebenso, wie er durch seine momentane ›Verrückung‹ in keinster Weise eine charakterliche Veränderung erfährt (wie etwa Iwein): Lanzelet bleibt sich, wie immer, selbst der gleiche (vgl. Zellmann 1996, S. 226). McLelland 2000, S. 116f. macht es sich möglicherweise zu leicht, wenn sie Lanzelets Aufenthalt auf Schadil li Mort hauptsächlich als humoristische Episode betrachtet. Dass die Verkehrung durch die Gesetzmäßigkeiten der verkehrten Welt auch eine implizite Nobilitierung Lanzelets ist, hält sie offenbar für nicht bedeutsam. Auch mag es fraglich sein, ob Lanzelets miserabler Zustand bei Mabuz tatsächlich komisch wirkt, egal ob für mittelalterliche oder neuzeitliche Rezipienten. Könnten hier nicht Mitleid und Abscheu eine wesentlich größere Rolle gespielt haben? Ähnlich fragwürdig ist der Vorschlag von Nesbitt-Daly 2003, S. 140f., die Szene auf Schadil li Mort als Kritik an der manheit zu sehen, da sich durch ihr plötzliches Verschwinden zeige, wie wenig sie als alleinige Tugend, ohne den Rückhalt anderer Qualitäten, von Nutzen ist. Tatsächlich sind aber Lanzelets Lage und auch sein Verhalten negativ über seine Idealität bedingt. Auch kann man, erinnert man sich an die Erziehung im Reich der Meerfee und bei Johfrit de Liez, nicht behaupten, dass Lanzelet nicht auch in anderen höfischen Tugenden beschlagen wäre. Auf Schadil li Mort
3542–3549/3551
1155
verliert er außerdem nicht nur seine manheit, sondern ganz generell jeden höfischen Anstand (Manieren). Mot. D 1837. Magic weakness; D 1336. Magic object gives weakness; D 50. Magic changes in man himself; D 1381. Magic object protects from attack; M 355. Prophecy: unborn child to be [coward]; W 121. Cowardice; D 1711.5. Fairy as magician; D 1719.5. Magic power of fairy; F 254. Mortal characteristics of fairies; R 41.1. Captivity in castle; R 51.4. Prisoners killed; Z 200. Heroes. 3550 Schâdil li Mort ist das ›Schloss des Todes/Toten (?)‹ (Singer 1912, S. 156) und damit neben Lîmors das zweite seiner Art im Text, vgl. ausführlicher K zu 1556. Mot. F 771. Extraordinary [perilous] castle; D 1131. Magic castle. 3551 Mabuz: Im ›Maugis d’Aigremont‹ ist Mabon ein heidnischer Zauberer (Maugis 542). Eventuell liegt ursprünglich auch eine Verbindung mit der Figur des wîsen Maldûz vor (V. 6052, siehe K zur Stelle). Hofer 1959, S. 10 hält die Bindung von Namen und Epitheton für ein Indiz, dass hier die Namensgebung bei Chrestien Vorbild war. Rhys 1891, S. 132 und Loomis, R. Sh. 1927, S. 193 identifizieren Mabuz mit dem keltischen Mabon, dem Sohn der Modron (und Bruder des Owein), der auch im Mabon des ›Bel Inconnu‹ (Bel Inconnu 3253ff.) bzw. des ›Libeaus Desconus‹ fortlebt (Webster/Loomis 1951, S. 192f. = Kerth, Th. 2005, S. 186f.; vgl. K zu V. 193, 331) und besonders im ›Kulhwch‹ eine nicht unerhebliche Rolle spielt (Mab, übs. Guest, S. 240 u. ö., übs. Birkhan II, S. 62 u. ö.). Nach Philippot 1896, S. 281–289 entspricht die Figur weiters dem Mabon im ›Prosa-Tristan‹, Mabonagrin (< Mabon + Evrain41 [Lot 1895, S. 321] oder < Mabon ab [›Sohn von‹] Grain [Paris 1891a, S. 153, Anm. 4]?) im ›Erec‹, dem Schwarzen Ritter im ›Conte del Graal‹ und schließlich dem Zauberer Malduc im ›Lanzelet‹ selbst (vgl. K zu V. 6990). Die narrative Nähe zur keltischen Figur ist nur noch durch die Isoliertheit des Mabuz in Schadil li Mort gegeben. Vgl. Birkhan 2002/05 V, S. 67–69, bes. Anm. 94. Meyer, M. 2003, S. 101–103 lässt die Motivparallelen beiseite und bemüht sich um eine Erklärung der Figur und besonders ihres Charakters aus dem gelehrten Wissen des Hochmittelalters, konkret: aus der scholastischen Diskussion über die menschliche Sexualität. Hier wird seit dem 12. Jahrhundert intensiv um die Existenz eines weiblichen Samens und seinen Anteil an der Zeugung debattiert. Die ZweiSamen-Theorie besagt, dass bei der Zeugung männlicher und weiblicher Samen zusammenwirken, wenn freilich auch der weibliche Samen qualitativ weit hinter dem männlichen zurückstehe. Die Konsequenz davon ist, dass – rein theoretisch – auch der weibliche Samen alleine, zumal bei einer sehr ›männlichen‹ Frau, zeugungsfähig sein könnte. Das Kind wäre dann äußerst schwächlich, unvollkommen, krankheitsgefährdet etc. – genau wie Mabuz, der ja bekanntlich der Sohn einer Meerfee ist, die über ein reines Frauenreich (!) herrscht.42 Meyer weist selbst darauf hin, dass dieser Gedanke in der scholastischen Diskussion nicht in extenso durchgespielt worden ist; die Parallelität zu Mabuz ist dennoch frappant. 41 Der zweite Bösewicht im ›Schönen Unbekannten‹, vgl. K zu V. 4704–4711, 7817–7939. 42 Schon Schmid 1992, S. 246 hatte überlegt, ob der Vater etwa ein Monster gewesen wäre. Vgl. Kerth, Th. 2005, S. 187.
1156
Stellenkommentar
Münch 2005, S. 166–170 stellt ab auf die Ziehbruderschaft von Mabuz und Lanzelet und versucht, diese auch anhand von bestimmten Verhaltensweisen zu demonstrieren, die beide in der Meerfee-Erziehung gelernt hätten. Vor allem würden Lanzelet und Mabuz einen ähnlichen Kampfstil pflegen (V. 278–291, 3621–3629, 3790–3806). Besonders auffällig scheinen mir aber Kampftechniken wie slagen, stôzen, rennen, schirmen, loufen, springen etc. nicht zu sein. Dass Mabuz eine Art Gegenbild zu Lanzelet ist, ist aber evident und wurde auch immer wieder notiert (vgl. Kap. II.5.2 passim, bes. Kap. II.5.2.24; II.5.3.5). Vgl. zum Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 199–201; Pérennec 1970, S. 93. 3577 Der Vers wirkt deplatziert – Mabuz wurde ja bereits vorgestellt (V. 3551)! 3658–3660 Eine weitere Sentenz (vgl. TPMA II 475): die Wahrheit zeigt sich erst zuletzt. Quelle ist vermutlich der Bibelspruch Vulgata, Sir 11,29: ... et in fine hominis denudatio operum illius ›und (erst) im Tod des Menschen werden seine Werke offenbar.‹ Zellmann 1996, S. 225 betont, dass die Klugrede immer Recht behält, in diesem Fall sogar gegen ihr Medium: Tibalt und Ade warten nicht bis zum Ausgang der Aventiure und erkennen nicht, dass Lanzelets tiefer Fall eigentlich seine Auszeichnung ist. Diese Deutung ist jedoch nicht ganz unproblematisch: Die Interpretation zehrt von der Annahme, dass Sentenzen gleichsam dynamisch sind, eine überzeitliche Wahrheit besitzen, die so weit geht, dass sie ihren Träger überlauern können. Das impliziert freilich ein hohes Maß an Reflexion auf der Ebene der Rezeption, das ich sonst im ›Lanzelet‹ schwer ausmachen kann. Keine weitere Sentenz im gesamten Roman hat eine vergleichbare dynamische Struktur. Demgegenüber ist alles einfach und banal, wenn man davon ausgeht, dass Tibalt schlichtweg seiner Überzeugung durch eine sprichwörtliche Weisheit zum Ausdruck verhilft (bzw. der Erzähler ihn das tun lässt): das Sprichwort als Vehikel der claritas, nicht als hintergründige Motivierungsstruktur. Dass Zellmann die kompliziertere, doppelbödige, natürlich auch spannendere Deutung bevorzugt, liegt angesichts ihrer Interpretation (siehe Kap. II.5.2.22) freilich auf der Hand. 3670–3673 Eine mögliche Deutung der plötzlichen Abkehr Ades von Lanzelet wäre: Ade war vom ersten Blick an von Lanzelets Tapferkeit, damals im Kampf gegen die Leute Liniers, fasziniert, deshalb half sie ihm, deshalb verliebte sie sich in ihn. Lanzelet war interessant wegen des Ansehens als tapferer Ritter. Sobald er dieses einbüßt, wird er für Ade unnütz, sie verlässt ihn (Schüppert 1975, S. 131). Beltrami 1989, S. 242 assoziiert das Turnier in der ›Charrette‹, in dem Lanzelet auf Befehl von Ginover so schlecht wie möglich kämpft, die übrigen Anwesenden aber nichts von diesem Grund ahnen (vgl. K zu V. 2801–3525). Mot. T 230. Faithlessness in marriage; T 75. Man scorned by his beloved; H 1556.4. Fidelity in love tested. 3674–3675 Der im Vergleich zum sonstigen Text geradezu nonchalante Erzählerkommentar ließ Märtens 1880, S. 690 vermuten, dass schon Ulrich selbst von diesem plötzlichen Verschwinden der beiden Figuren, besonders Ades, irritiert war. Er hätte es in der Vorlage, mit der diese Motivationsschwäche in den Text gekommen wäre,
3551/3811
1157
so vorgefunden. Dass aber deshalb der Abschied unmotiviert wäre, ist aus der Luft gegriffen, Tibalt und Ade haben mit Lanzelets Feigheit – die sie ja nicht durchschauen (können) – einen guten Grund, sich von ihm zu distanzieren. Wenn man schon nach einer quasi psychologischen Motivierung fragt, müsste man schließlich auch bedenken, dass Lanzelet vor nicht allzu langer Zeit deren Vetter erschlagen hat. Zudem wird Ade nun, da Lanzelet bald seine dritte Frau gewinnen wird, auch erzähltechnisch gesehen überflüssig; wenn man die drei Werbungsepisoden denn als erzähltechnisches Programm des ersten Handlungsteils – sei es nun parodistisch oder nicht – versteht. Lanzelets Gleichgültigkeit gegenüber derartigen Fragen, die Märtens offenbar am meisten irritiert, hat Ulrich offenbar nicht gestört und spielt im Text keine Rolle. 3676ff. Die völlige Isolation, den Nahrungsentzug und die körperliche Verwahrlosung deutet Zellmann 1996, S. 224f. als typische Bestandteile von rites de passage (in Anlehnung an Gennep 1909; vgl. auch Ó Riain-Raedel 1978, S. 98ff.; Kerth, Th. 2005, S. 186). Lanzelets Aufenthalt auf Schadil li Mort wäre eine Ausprägung eines Schemas, das den Übergang vom Leben zum Tod (als Bedingung einer Neugeburt) schildert. Ich würde einfacher und ohne theoretisches Brimborium formulieren: Lanzelet schwebt in tödlicher Gefahr. Eine ›rituelle‹ Qualität ist, sollte es sie gegeben haben, nicht mehr greifbar. 3686 âz bezeichnet nach HaA eher die Speise von Tieren als von Menschen. Dass Lanzelet weder isst noch trinkt (was allerdings im Folgenden etwas abgeschwächt wird), bringt Loomis mit dem Aberglauben zusammen, dass man im Land der Toten keine Speise zu sich nehmen dürfe. Entsprechend verweigert auch Enide/Enite das Essen, als sie in Limors ist (Webster/Loomis 1951, S. 193 = Kerth, Th. 2005, S. 187; vgl. Ó Riain-Raedel 1978, S. 15f.; Kerth, Th. 2005, ebd.). Die Verweigerung im ›Erec‹ ist jedoch gut motiviert: Enide/Enite will nicht essen, ehe auch Erec etwas zu sich nimmt, verweigert die Mahlzeit also aus Kummer und Trauer um ihren tot geglaubten Gatten (Erec/CdT 4775ff.; Er 6434ff.). 3703 Vgl. Er 7771: kind ze kinde (Haupt, M. 1845, Sp. 115). 3763–3765 Der plötzliche Appell an höfische Konventionen (Minnedienst etc.) wirkt angesichts der Situation fast kurios. Was Zellmann 1996, S. 229 als »Nützlichkeitsspiel« des Erzählers mit der höfischen Konvention umschreibt, könnte man auch schlichtweg als aufgesetzt und übertrieben (ironisch) werten. Vgl. K zu V. 3790–3823. 3790–3823 Der Kampf gegen die Leute Iwerets erinnert Hofer 1959, S. 12 an Erecs Kampf gegen die Räuber (Erec/CdT 2791ff. 2921ff.; Er 3106ff. 3291ff.). Der Ablauf ist jedoch ein anderer: Während die Räuber Erec aus dem Hinterhalt überfallen und er sich mit Mühe zur Wehr setzt, ist hier Lanzelet der Aggressor, dem ein turnierähnlicher Kampf vor Augen schwebt (vgl. Zellmann 1996, S. 229). Mot. P 550.1.1. Aggression; H 924.1. Tasks assigned as ransom; M 220. Other bargains; N 839. Knight as helper. 3811 wambas, wambes (›Wams‹) bezeichnet eine Art Untergewand, das unter der Rüstung getragen wurde (Schultz, A. 1889 II, S. 51; Webster/Loomis 1951, S. 193 = Kerth, Th. 2005, S. 188; LexMA VIII, Sp. 2008f.).
1158
Stellenkommentar
3826–3928 Für die Friedhofsszene hat die Forschung mehrere Motivparallelen, vor allem in den anderen Lancelot-Dichtungen, gefunden. So gelangt auch der Karrenritter auf seiner Suche nach Ginover an eine Kirche und einen Friedhof, über die ein Mönch waltet (Charrette 1841–2007; vgl. dazu Webster 1951, S. 31–36; Loomis, R. Sh. 1949, S. 232–236; Webster/Loomis 1951, S. 193 = Kerth, Th. 2005, S. 188; Hofer 1959, S. 12; Birkhan 2002/05 V, S. 63). Während Lanzelet vom Abt in erster Linie Informationen über Land, Landesherrn und den Ablauf des Brunnenabenteuers erhält, findet Lancelot am Friedhof die zukünftigen Gräber der Artusritter. Das prächtigste Grab führt noch keinen Namen. Als Lancelot aber die riesige Grabplatte aufhebt, erkennt ihn der Abt als den Ritter, der einst in dem Grab liegen wird. Zugleich erweist sich Lancelot damit als zukünftiger Retter all jener, die als Fremde (z. T. aus Lancelots Heimat Logres) in dem Land von Bademagus (›aus dem niemand wiederkehrt‹) gefangen sind. Nachdem Lancelot und das Fräulein, das ihn nach wie vor begleitet (vgl. K zu V. 849–1112; 4704–4711), den Mönch wieder verlassen haben, ohne dass ihm Lanzelet seinen Namen verraten hatte (er nennt nur seine Herkunft aus Logres), kommen ein Ritter und sein Vater zum Friedhof. Unmittelbar zuvor hatte der Vater seinen Sohn mit Gewalt daran gehindert, gegen Lancelot zu kämpfen, da der Vater ihn als Tapfersten erkannt hatte, während der Sohn, der von Lancelots Karrenfahrt wusste, Lancelot für einen schändlichen Ritter hielt. Als sie von der Begebenheit mit der Grabplatte erfahren, sieht sich der Vater bestätigt und auch der Sohn ist überzeugt. Die Gemeinsamkeit zwischen den Texten beschränkt sich demnach auf die Lokalität (Kloster – Kirche, Friedhof ) und die Person eines Abtes bzw. Mönchs. Verwandt ist auch die Funktionalisierung des Friedhofs, der im einen Fall als spätere Grabstätte Lanzelets geschildert wird (wenn Lanzelet gegen Iweret unterliegt), im anderen als spätere Ruhestätte aller Artusritter und besonders Lancelots gilt. Ähnlich unspezifisch ist der Bezug zum ›Lancelot propre‹, wo Lancelot bald nach seinem ersten Auftritt am Artushof zur Dolereuse Garde gelangt, dort sein erstes großes Abenteuer (in mehreren Etappen) besteht und die Dolereuse Garde schließlich zur Joyeuse Garde erlöst. Nach dem ersten Erfolg auf Dolereuse Garde bringt man ihn zum dortigen Friedhof, auf dem alle Ritter bestattet sind, die das Abenteuer bisher versucht haben und daran gescheitert sind. Lancelot findet eine Grabplatte, deren Inschrift erklärt, dass sie nur von demjenigen aufgehoben werden kann, der einst in dem Grab liegen wird. Lancelot, zu diesem Zeitpunkt der ›Weiße Ritter‹ genannt, hebt die Platte auf und liest seinen Namen sowie seine Abstammung von Ban (LancFr, ed. Sommer III, S. 143–153, ed. Micha VII, Kap. XXIVa, übs. Lacy II, S. 75–80; LancDt I, S. 164–166; vgl. Märtens 1880, S. 696; Richter 1934, S. 49f.; vgl. K zu V. 4704–4711). Die Parallele weist also vor allem in Richtung ›Charrette‹ und beschränkt sich, was den ›Lanzelet‹ angeht, hauptsächlich auf die Ähnlichkeit des Namens (Pérennec 1970, S. 42, 94). Die Friedhofsszene der ›Charrette‹, die bei dieser Episode offenbar Pate stand, ist bei deren Integration in den Prosaroman entsprechend abgeändert worden: Lancelot findet nicht sein eigenes Grab, sondern lüftet den Grabdeckel des zukünftigen Grabes des Gralserlösers Galahads, seines (noch nicht gezeugten) Sohnes. Daraufhin zeigt man Lancelot auch noch das Grab von Si-
3826–3928
1159
meon, des Neffen Josephs von Arimathea. Lancelot steigt in die Gruft hinab und findet dort einen Feuerring rund um das Grab. Eine Stimme – es ist der Geist von Simeon – erklärt Lancelot, dass erst Galahad den Ring durchschreiten und ihn (Simeon) von seinen Qualen erlösen wird. Auch er, Lancelot, sei ursprünglich auf den Namen Galahad getauft, jedoch von seinem Vater im Andenken an seinen Vorfahren (den Großvater) Lancelot genannt worden. Außerdem werde (der junge) Galahad auf dem Siège Perilous sitzen und den Gral erlösen. Lancelots Mutter Elaine sei noch am Leben (LancFr, ed. Sommer IV, S. 174–178, ed. Micha II, Kap. XXXVII, übs. Lacy III, S. 12–14; LancDt I, S. 614–618). Ebenfalls eher zur ›Charrette‹ als zum ›Lanzelet‹ gesellt sich eine Episode in den ›Merveilles de Rigomer‹, wo Cligès bei einer Kapelle 30 Sarkophage findet, alle gefüllt mit Leichen. Ein weiterer steht bereit für einen leblos daliegenden Ritter, ein anderer wird eben mit einer Inschrift versehen. In einer Burg in der Nähe erfährt Cligès von zwei Jungen, dass der Friedhof Astres Maleïs genannt wird und dass jeden Fremden dort der Tod erwarte, so auch ihn. Nach einem prächtigen Mahl wird Cligès zurück zur Kapelle geführt, wo er gegen den zuvor Leblosen kämpft und siegt, der dann an Stelle von Cligès beigesetzt wird (Rig 9136–9490; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 232– 236). Der Zusammenhang mit der Terre de Lâbûr in Parz 656,14, wie ihn Weston 1901, S. 27 herstellt (ebenso Richter 1934, S. 44; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 188), ist schief: Terre de Labur ist nicht das Heimatland von Iblis, sondern das von Clinschor. Wenn überhaupt, so liegt hier ein Missverständnis Wolframs vor (vgl. K zu V. 331– 333). Eine Terre de Labor begegnet außerdem in Floriant 6756. Pérennec 2004, S. 27 lässt die Frage, ob hier ein Zusammenhang mit ›Charrette‹ und Prosaroman oder mit Wolfram vorliege, offen, betont aber, dass von Terre de Lâbûr erneut ein Weg nach Italien bzw. Sizilien (vgl. K zu V. 331–333) führt: einerseits über die Beiordnung im ›Parzival‹, zum anderen über die italienische Terra di Lavoro bzw. Terra Laboris (ein Landstrich hinter Neapel, vgl. z. B. Gerv. ot. 3,13). Hofer 1959, S. 12, 14 identifiziert die funktionale Rolle des Abtes als Unterweiser in das Brunnenabenteuer ziemlich beliebig mit jener Kalogrenants in den IweinRomanen (Yvain 142ff.; Iw 243ff.). Laut Ehrismann, G. 1905, S. 34 geht die Passage sowohl bei Ulrich als auch bei Chrestien auf Vorstellungen von einem keltischen Totenkult zurück, was mir aber insbesondere bei Ulrich zweifelhaft scheint. Hier ist der – wenn man so will – mythische Hintergrund zumindest so weit entmythisiert, dass er eigentlich nicht mehr mit Sicherheit zu erkennen ist. Gleiches gilt für die Notiz bei Brown 1919/20, S. 370, Anm. 2, dass es sich bei dem Abt um »[t]he hospitable host of this otherworld journey« handle. Ó Riain-Raedel 1978, S. 179, die das Brunnenabenteuer ebenfalls als keltischen Mythos deutet, erwägt, dass der Abt mit der Christianisierung des Stoffes eingeführt worden wäre. Zuvor wären Gastgeber, Gegner und Bestätiger des Sieges ein und dieselbe Person gewesen. Ganz allgemein betrachtet liegt mit dem Abt das Motiv des freundschaftli-
1160
Stellenkommentar
chen Gastgebers vor, wie es in der arthurischen Literatur allenthalben begegnet (vgl. Brown 1905, S. 677, Anm. 4). Vgl. zum Kloster auch Glinka-Janczewski 1963, S. 258; Pérennec 1970, S. 94f. Mot. V 118. Monasteries; V 60. Funeral rites; H 1233.3. Holy man as helper on quest. 3871–3919 Die Brunnen-Aventiure, wie sie hier vom Abt geschildert und später in exakt dieser Form von Lanzelet erlebt wird, hat ihre auffälligste Entsprechung43 in Chrestiens ›Yvain‹ bzw. in Hartmanns ›Iwein‹, und zwar im dortigen Brunnenabenteuer, worauf wiederholt hingewiesen und was auf mitunter sehr verschiedene Weise bewertet wurde (meist wird Priorität Chrestiens oder Hartmanns angenommen: Heinzel 1872, S. 77, Anm. 1; Paris 1881, S. 474, Anm. 4; Foerster 1902, S. XXXVIff.; Foerster 1914, S. 110*ff.; Zenker 1921, S. 84ff.; Lewis 1932, S. 19–29; Ruh 1975, S. 49; Buschinger 2003, S. 20f.; kritisch Krause 1985, S. 21; Bräuer 1990, S. 24444 ). Foerster will hier natürlich abermals (wie bei der Frage ›Charrette‹ – ›Lanzelet‹Vorlage; siehe Kap. II.3.4) ›seinem‹ Chrestiens den ersten Platz sichern (vgl. Bruce 1928 I, S. 212; dagegen Zenker 1926, S. 97, der an einer direkten Beziehung zweifelt), was allerdings nur »eine bloße Behauptung« ist (Sparnaay 1933/38 II, S. 30, Anm. 2), und was Foerster später selbst vorsichtig revidierte (Foerster 1914, S. 111*–113*). Hofer 1959, S. 6f. hält das Brunnenabenteuer des ›Yvain‹ für die wesentliche Vorlage des gesamten ersten Teils des ›Lanzelet‹; vgl. K zu V. 705–4959. Später (S. 13–16), für die Behforet-Aventiure, folgt er weitgehend Foerster, abgesehen davon, dass er die Herleitung aus einem Märchenmotiv keltischer Herkunft ablehnt. Ulrich wäre im Prinzip Chrestien gefolgt, habe aber die psychologische oder kasuistische Durchgestaltung aufgegeben und stattdessen andere Beweggründe (vor allem den Traum Iblis’) eingeführt. Derartige Hypothesen kränkeln allerdings stark daran, dass Ulrich in diesem Fall doch vieles bewahrt haben dürfte, was bei Chrestien bereits fehlt. Unverständlich ist mir auch die Argumentation Richters, der zuerst davon ausgeht, dass hier »die Iweinfabel mit zu Pate gestanden haben muß« (Richter 1934, S. 29), sich aber wenige Seiten danach der singerschen Hypothese (vgl. K zu V. 331–333) anschließt (ebd., S. 42–45) und auch später davon spricht, dass die Brunnenabenteuer bei Hartmann und Ulrich keine Züge einer direkten Beeinflussung zeigten (ebd., S. 261). Haasch 1954, S. 85 u. ö. sieht im ›Yvain‹ die komplexere Ausgestaltung, da dort das Brunnenmotiv (als Gewitterquelle) in die Handlungsmotivation eingebunden sei und nicht nur schmückendes Beiwerk darstelle wie im ›Lanzelet‹. Owen 1968, S. 188 hält den Einfluss ›Yvains‹ auf ›Lanzelet‹ für außer Zweifel. Gegen einen direkten Kon43 Die von Lewis 1932, S. 96–120 (vgl. Braches 1961, S. 181) und Märtens 1880, S. 696 angenommenen, äußerst vagen Parallelen zum Vulgata-Zyklus sowie zu Malory beschränken sich auf einzelne Momente wie etwa die Glocke (bzw. dort: ein Horn) als Signal zur Herausforderung eines Gegners und dergleichen, was mich nicht überzeugt. 44 Bräuer hält die Episode im ›Lanzelet‹ für ursprünglicher, weil hier »Iweret (= Iwein) in der Rollenvertauschung noch der ursprüngliche Herr des Brunnens ist.« Was freilich sehr spekulativ ist und eine Reihe von Forderungen an die Stoffgeschichte stellt, die sich in der Überlieferung nicht erfüllen.
3826–3928/3871–3919
1161
takt spricht sich besonders Ó Riain-Raedel 1978, S. 152, 157, 176 aus: Hätte Ulrich den ›Iwein‹ gekannt, hätte er – wegen seiner Vorliebe für Mirabilia – bestimmt das Motiv des Wassergießens anstelle des realistischeren Glockenschlages übernommen. Weniger eindeutig, was die Übereinstimmungen zwischen den Texten angeht, ist die Beziehung zur Episode von Dunostre im ›Huon de Bordeaux‹ (erste Hälfte 13. Jahrhundert; vgl. Foerster 1902, S. XL; Foerster 1914, S. 115*; Lewis 1932, ebd.; Pérennec 1970, S. 95). Der Inhalt der Episoden ist in etwa folgender: ›Lanzelet‹: Lanzelet kommt zu einer Quelle unter einer Linde im amoenen Wald Behforet, bei der ein Eisengefäß resp. eine Glocke (?) mit einem Hammer hängt. Der Held schlägt dreimal mit dem Hammer auf die Glocke und signalisiert dadurch dem Landesherrn Iweret seine Bereitschaft zum Kampf. Verliert der Aggressor (Lanzelet) wie viele vor ihm, erwartet ihn der Tod. Gewinnt er, erwirbt er damit die Landesherrschaft (wird also Nachfolger des Gegners) und die Hand der Tochter des Landesherrn. Lanzelet tötet Iweret und kommt in den Genuss von Herrschaft und Frau. ›Yvain‹ (Yvain 800ff.) bzw. ›Iwein‹ (Iw 989ff.): Yvain gelangt zur von Kalogrenant beschriebenen Quelle in Broceliande, die unter einer Pinie entspringt. Der Baum ist voll mit Vögeln. Neben der Quelle befindet sich eine Emeraldplatte, die der Held mit Wasser begießt, was ein schreckliches Unwetter (Regen, Gewitter) und im weiteren Verlauf das Erscheinen von Esclados/Ascalon dem Roten, dem Landesherrn, zur Folge hat. Niederlage und Sieg haben dieselben Konsequenzen wie im ›Lanzelet‹, außer dass dem Sieger nun die Hand der Landesherrin (und nicht der Tochter des Landesherrn) winkt. Yvain behält die Oberhand und wird neuer Landesherr. ›Huon‹ (Huon 4590ff.): Huon schlägt dreimal auf ein goldenes Becken, das auf einer Säule befestigt ist. Daneben befinden sich zwei Automaten, die ohne Unterlass mit Peitschen in die Luft schlagen. Niemand kann das dadurch abgesperrte Gebiet betreten, solange die Automaten nicht aufhören, in die Luft zu schlagen. Die erste Person, die den von Huon verursachten Lärm wahrnimmt, ist bezeichnenderweise das Fräulein Sébile, ein Anagramm zu Iblis (vgl. K zu V. 4060–4061)! Sie stellt daraufhin die Automaten ab und ermöglicht Huon so den Zutritt ins Land, wo Huon schließlich den bösen Riesen Dunostre erschlagen kann. (Eine amouröse Verbindung zwischen Huon und Sébile liegt nicht vor.) Die ältere Forschung sah in diesen Episoden ein Märchenmotiv, das auf eine gemeinsame Quelle rückführbar sei (Foerster 1902, S. XLI; Settegast 1907, S. 60, Anm. 1; Foerster 1914, S. 109*ff.; Zenker 1921, S. 87) und welches letztendlich auf der keltischen Mythologie, vielleicht auf Vorstellungen von der keltischen Anderwelt beruhe (Ehrismann, G. 1905, S. 24; zusammenfassend zur älteren Literatur Lewis 1932, S. 1–19, 55–60; vgl. noch Webster 1934, S. 223; Patch 1950, S. 296–299; Haasch 1954, S. 69–85 [der die ungleich stichhaltigeren antiken Parallelen beiläufig und ohne Grund abtut]; Braches 1961, S. 181f.; Ó Riain-Raedel 1978, S. 177–195). Dafür sprächen auch vergleichbare Berichte von einer Wunderquelle (die allerdings nur Regen und nicht Unwetter produziert), die von verschiedenen Autoren ( Jakob von Vitry, Thomas von Cantimpré, Wace) in der Bretagne oder in Irland verortet wurde (Textstellen bei Lewis 1932, S. 47–50).
1162
Stellenkommentar
Dagegen wandte sich vor allem Charles Bertram Lewis (vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 56–62; Birkhan 2002/05 V, S. 68), der in der ersten breit angelegten Studie zu dieser Frage (was den ›Lanzelet‹ betrifft) die Herkunft aus dem antiken Zeuskult in Dodona nachzuweisen suchte und damit in die Fußstapfen von Samuel Singer45 , Franz Settegast46 und William Albert Nitze47 trat: Lewis deutet den Zeus-Kult von Dodona (Lewis 1932, S. 30–46) als Form von ›sympathetic magic‹, konkret als Ritual des Regen- (und Gewitter-)machens. Dabei werden die einzelnen Bestandteile eines Unwetters durch Nachahmung der Naturphänomene beschworen: Regen durch das Begießen eines lapis manalis ›streaming stone‹, der zwar in Dodona nicht nachgewiesen werden konnte, jedoch sonst als Behelf bei Ritualen des Regenmachens verbreitet ist (Lewis 1932, S. 63-66); Donner durch das Schlagen von Bronzekesseln, die in Dodona belegt sind; und Blitz durch einen besonderen Schlägel, die ›Peitsche des Zeus‹, die aus einem glitzernden Stab mit daran hängenden glitzernden Fäden bestand (Lewis 1932, S. 74). Daneben treten Ähnlichkeiten der Lokalität: In der Nähe des Zeustempels entspringt eine Quelle, typisch für den Ort ist eine große Eiche mit goldenen Tauben, auch der Locus amoenus Behforet in Dodone im ›Lanzelet‹ (vgl. K zu V. 3940–3947) wird als ›dodonaesk‹ gewertet. Die Obhut über den Tempel obliegt dem Priester-König von Dodona, der seine Stellung durch seine Stärke sichern muss: unterliegt er im Kampf, verliert er sein Amt und sein Nachfolger erhält zudem die Hand seiner Tochter. Allerdings ist ein derartiger Kampf einem Herausforderer nur unter der Bedingung gestattet, dass er zuvor das Ritual des Regenmachens erfolgreich absolviert hat. Die Ähnlichkeiten sind auf den ersten Blick frappant, und werden von Lewis Punkt für Punkt detailreich analysiert (Lewis 1932, S. 47–130). Vergleichsfolie ist ihm dabei freilich im Endeffekt nicht der konkrete Text, sondern ein aus den genannten Texten extrahierter Idealtypus des Brunnenabenteuers, dessen Konstruktion sich an der Nähe zum antiken Mythos orientiert. Für den ›Lanzelet‹ im Speziellen erwägt Lewis einen Einfluss des antiken Mythus um Œnomaüs, den König von Pisa und Priester des Zeus, der – wie Iweret – seine Tochter Hippodamia gegen alle Werber verteidigt. Jene, die ihm im Wagenrennen unterliegen, werden geköpft. Wird er jedoch besiegt, wie dies schlussendlich durch Pelops der Fall ist, wird der Sieger sein 45 Siehe K zu V. 331–333; Lewis scheint Singers namenkundliche Hypothese nicht zu kennen. 46 Der nur nebenher den Paradiesgarten des ›Lanzelet‹ mit dem Kult in Dodona assoziierte und das Brunnenabenteuer letztendlich auf die Mysteriensage von Attis und Kybele zurückführte (Settegast 1907, S. 58, Anm. 1; vgl. Knoll 1966, S. 12). 47 Der den Ursprung der ›Yvain‹-Episode im italienischen Mythos der Diana von Aricia sah (Nitze 1905; vgl. Knoll 1966, S. 12; Funcke 1985, S. 12f.; Ströbele 1993, S. 46f.; K zu V. 193; Birkhan 2002/05 IV, S. 102f.). Die Grundzüge des Diana-Mythos entsprechen dem im Folgenden ausführlicher geschilderten Zeus-Mythos (Hüter des Heiligtums, dessen Besieger wird sein Nachfolger etc.), im Einzelnen stimmt die Behforet-Episode im ›Lanzelet‹ aber besser zum Zeus-Kult von Dodona (Namen, Baum, Gong, Tochter etc.). Für alle genannten Hypothesen gilt, dass sie – direkt oder indirekt und meist ohne expliziten Hinweis – offensichtlich unter dem Einfluss von Frazers Überlegungen zum Diana-Kult des Nemi-Sees (bei Rom) entstanden sind, die als roter Faden von Frazers Hauptwerk »The Golden Bough« (Frazer 1922) gelten können.
3871–3919
1163
Nachfolger (Olympische Spiele) und erhält die Hand der Tochter (Lewis 1932, S. 127–129). Die Weitergabe des antiken Brauchs erklärt sicht Lewis über Kontakte mit dem Orient über den ersten und zweiten Kreuzzug: Kreuzfahrer hätten, vielleicht in Konstantinopel, Kreta oder auch in Rom Wissen um den Kult von Dodona erworben und nach Mitteleuropa (Frankreich) gebracht. Der Möglichkeit der Quelle in einem (wieder nach antikem Vorbild entstandenen?) keltischen Regenkult in der Bretagne oder in Irland, wie ihn Wace und andere (siehe oben) beschreiben, hält Lewis für unwahrscheinlich, da die Kulthandlungen dort wesentlich weniger ausgeprägt seien als bei Chrestien und Ulrich (Lewis 1932, S. 200–222). So sicher der Bezug zum antiken Dodona, und so faszinierend Lewis’ Hypothese sein mag: Seine Vermutungen zum magischen Ritus stehen auf schwachen Beinen. Einerseits betrifft dies das aus den Texten gebildete Konglomerat, das dem DodonaKult möglichst nahe kommen soll und dessen Bildung den Eindruck von Eklektizismus aufkommen lässt: Im ›Lanzelet‹ fehlen Blitz, Donner und Regen, im ›Yvain‹ ist von einem Gong allenfalls noch ein Rudiment übrig, ganz zu schweigen von Texten wie ›Erec‹ ( Joie de la Cort; Erec/CdT 5532ff.; Er 8170ff.) oder ›Bel Inconnu‹ (das Abenteuer der Ile d’Or; Bel Inconnu 1870ff.48 ), wo streng genommen nur noch der grobe Ablauf der Landesverteidigung übereinstimmt. Andererseits ist aber schon die Interpretation des Zeuskults als Regenkult alles andere als gesichert und – wie Lewis selbst zugibt – von der Altertumswissenschaft keineswegs gestützt. Was nicht heißen soll, dass Lewis’ Vorschlag in toto abzulehnen sei; man denke nur an die Parallelhypothese Singers (vgl. K zu V. 331–333)! Ein irgendwie gearteter Zusammenhang ist kaum in Abrede zu stellen. Im Einzelnen ist aber schwer oder nicht zu entscheiden, wo Lewis Recht behält und wo er zu Gunsten seiner Hypothese über den Fakten schwebt (vgl. Pérennec 1970, S. 96). Brown 1918/19, S. 560 bringt die Erschlagung des ›roten Ritters‹ Iweret mit der Erschlagung Ithers durch Perceval/Parzival zusammen. Besonders im ›Sir Perceval‹ sei diese Tat – wie im ›Lanzelet‹ – als Schicksal des Helden schlechthin imaginiert; wie Brown aus der m. E. eher stereotypen Wendung schließt, dass nur Perceval den roten Ritter hätte erschlagen können (Sir Perceval 562–568). Dass auch Esclados im ›Yvain‹ ein roter Ritter, Esclados le Roux, ist, scheint Brown hier entgangen zu sein (vgl. aber eine Liste ›roter Ritter‹ bei Brown 1905, S. 678, Anm. 1 und 2). 48 [Guinglain] gelangt auf dem Weg zur Erlösung der Esmerée zur Festung auf der Ile d’Or, wo folgender Brauch gilt: Jeder Ritter, der die Festung passiert (und die Herrin der Burg zur Geliebten wünscht), muss einen Kampf mit dem bisherigen Wächter der Burg bestehen und dieses Amt dann für sieben Jahre erfolgreich bekleiden. Gelingt ihm dies, ist ihm die Hand der Herrin sicher. Die Burgherrin (mit den Weißen Händen) ist von [Guinglain], der den Wächter fast spielend überwindet, so hingerissen, dass sie ihre Costume kurzerhand abschafft. [Guinglain] flieht am frühen Morgen des nächsten Tages, um sein ursprüngliches Ziel (die Befreiung Esmerées der Blonden) zu erreichen, kehrt später aber auf die Ile d’Or zurück, da er die Burgherrin nicht vergessen kann, und wird ihr Gemahl. Als Arthur jedoch zum Turnier ausruft und Guinglain (er kennt nun bereits seinen Namen) der Versuchung nicht widerstehen kann, wird er gleichsam aus dem anderweltlichen Paradies verstoßen und wacht eines Morgens alleine mit seinem Knappen im Wald auf.
1164
Stellenkommentar
Zellmann 1996, S. 240 und Anm. 45 nimmt zwar Lewis’ Hypothese nicht zur Kenntnis (der Verweis S. 232, Anm. 13 ist oberflächlich), ist aber dennoch der Ansicht, das »psychodramatische Substrat Dodonas [sic!]« verweise auf Zeus: die Angst vor den eigenen Nachkommen (Iweret und Lanzelet?!?) und um die eigene Herrschaft. Für eine textimmanente Betrachtung ist bedeutsam, dass Lanzelet hier zum ersten Mal eine Aventiure angeht, die gleichsam wie ein offenes Buch vor ihm liegt: Weder in Moreiz noch in Limors konnte er erahnen, was ihn jeweils erwartete, erst in Behforet wird Lanzelet eindringlich bewusst gemacht, worauf er sich einlässt. Der Konflikt mit Iweret trägt den »Charakter der Gegenseitigkeit«; anders übrigens auch als das Brunnenabenteuer im ›Yvain‹/›Iwein‹, zumindest aus Sicht Kalogrenants (Zellmann 1996, S. 231; vgl. Kap. II.5.2.22). Mot. T 68. Princess offered as price; H 332.3. Suitor test: duel with father-inlaw; T 50.1.2. Girl carefully guarded by father; F 716. Extraordinary fountain; Z 71.1. Formulistic number: three; H 1229.1. Quest undertaken by hero to fulfill promises; P 556.0.1. Challenge to single combat. 3888 Kerth, Th. 2005, S. 189 deutet den Lindenbaum wegen seiner herzförmiger Blätter als Liebessymbol. Die Linde wäre dann zugleich Antizipation der Liebe von Lanzelet und Iblis. 3895 Löwenmäuler sind in der mittelalterlichen Ikonographie häufig (vgl. Loomis 1938, S. 194; Webster/Loomis 1951, S. 194 = Kerth, Th. 2005, S. 189). 3899 Owen 1968, S. 189 bringt die Glocke mit den Glöckchen am Zauberbett der Perceval-Tradition (Perceval 7823) zusammen. 3940–3947 Im Schœnen Walt herrscht Zeitlosigkeit resp. ist es ein der Zeit entrückter, stereotyper Locus amoenus, »eine Art mittelalterliches Schlaraffenland« (Soudek 1972a, S. 180; vgl. Soudek 1972b, S. 16; Trachsler 1979, S. 158; Göller 1996, S. 123): Die Bäume blühen und tragen zugleich (auf der anderen Seite) Früchte, wie schon die Bäume in Mabonagrins Garten in Erec/CdT 5689–5714 bzw. Er 8719– 8722, der ebenfalls als amoene Landschaft im Kontrast zu den Schrecknissen der Joie de la Cort steht. Die Erzählung scheint Hartmann näher zu stehen als Chrestien.49 Auch der Kampfplatz, auf dem Lancelot bei Chrestien schlussendlich über Meleagant siegt, ist eine wundervolle immergrüne Heide, die bis in manche Einzelheiten an den ›Lanzelet‹ erinnert (Charrette 6987–7022; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 234, 264f.; Webster/Loomis 1951, ebd. = Kerth, Th. 2005, ebd.; Krause 1985, S. 21–23; Birkhan 2002/05 V, S. 63).50 Derartige amoene Natur- und Landschafts49 Schilling 1866, S. 10; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 20; Richter 1934, S. 105; Loomis, R. Sh. 1949, S. 234; Webster/Loomis 1951, S. 193f. = Kerth, Th. 2005, S. 189; Braches 1961, S. 180; Knoll 1966, S. 91f., 97; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3; Schmid 1992, S. 249f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 147; Mertens 1998, S. 100; Meyer, K. 1999, S. 164; McLelland 2000, S. 118; Buschinger 2003, S. 20; Münch 2005, S. 241f.; Kerth, Th. 2005, S. 189; zumeist wird ein Einfluss von Hartmann auf Ulrich angenommen. 50 Da es sich um eine topische Schilderung handelt, ist es schwer zu sagen, ob hier stichhaltige Parallelen vorliegen oder nicht. Bemerkenswert scheint jedoch, dass selbst die Kampfszenen eine gewisse Ähnlichkeit haben, da in beiden Fällen dem Gegner eine Verletzung an Nase und Mund beigebracht wird
3871–3919/3940–3947
1165
schilderungen begegnen in der mittelalterlichen Literatur immer wieder, selbst im ›Lanzelet‹ könnte auf das Reich der Meerfee verwiesen werden (Trendelenburg 1953, S. 177–179; Blank 1992, S. 37; Nadler, S.-M. 1997, S. 63–6751 ), was die ansonsten kontrastive Bindung von Meerfee und Iweret (als ihr Antipode) stärken würde (Corazolla 1988, S. 16) und auch Iblis’ Lustgarten mit Vorstellungen vom keltischen Avalon verbindet (Funcke 1985, S. 21; Ströbele 1993, S. 57; vgl. zur Insel der Meerfee K zu V. 196–240, 4067). Walshe 1937, S. 99f. etwa denkt bei der Landschaft von Dodone an Terre marveile im ›Parzival‹ (Parz 557,7. 600,20ff.), die Annahme einer Bezugnahme Wolframs auf Ulrich (oder umgekehrt) ist m. E. aber überflüssig. Trendelenburg 1953, S. 192–218, 227–230 vergleicht die Schilderung im ›Lanzelet‹ außer mit ›Erec‹ und ›Parzival‹ auch mit dem Land des Königs Matur in Strickers ›Daniel‹ (Daniel 508ff. u. ö.) und mit dem Anger zu Korntin im ›Wigalois‹ (Wigal 4590ff.; wunderbare Natur, Unzugänglichkeit), mit dem Brunnenabenteuer im ›Iwein‹ (vgl. K zu V. 3871–3919) und dem Anger zu Colurmein in der ›Krone‹ (Kr 21094ff.; wunderbare Natur), sowie mit dem Reich Jorams im ›Wigalois‹ (Wigal 634ff., 1095ff.; wunderschöne Natur, alles blüht) und dem Land zur Grünen Au im ›Daniel‹ (Daniel 2477ff.; Unzugänglichkeit). Auch für diese Fälle gilt in der Regel, dass das wunderbare Ambiente den kontrastierenden Hintergrund für besonders gefährliche Abenteuer, oft im Kampf mit dem Landesherrn, mitunter aber auch für Minneabenteuer (im ›Lanzelet‹ für beides), bildet. Hier jedoch auch noch Gottfrieds Minnegrotte für einen Vergleich zu bemühen (Trendelenburg 1953, S. 218–221; vgl. Meyer, M. 2003, S. 99, der die Minnegrotte mit dem ähnlich amoenen Reich der Meerfee zusammenbringt), halte ich für übertrieben. Bemerkenswert ist eine Stelle in den ›Basler Jahrbüchern‹, wo für den 15. August 1276 vermerkt wird, dass mehrere Bäume zugleich Früchte und Blüten getragen hätten (Gruhn 1899, S. 282; Richter 1934, S. 105; Nadler, S.-M. 1997, S. 65).52 McLelland 2000, S. 118–128 notiert, dass in der Behforet-Episode die Handlung deutlich hinter die Beschreibung zurücktritt. Besonders zeigt sich dies in der Descriptio des wunderbaren Waldes, jedoch ebenso bei der Beschreibung des Vallis Ible, von Iwerets Rüstung oder später des wunderbaren Zelts, das Lanzelet von der Meerfee geschenkt wird (vgl. K zu V. 4091–4184, 4760–4911). Der Kampf mit Iweret nimmt demgegenüber nur einige wenige Verse ein und wird damit wesentlich knapper geschildert als etwa der Kampf auf Limors. Dazu kommt der höfische Minnemonolog von Iblis (vgl. K zu V. 4372–4406). Die Episode sei folglich auf der Stilebene ›hochhöfisch‹ angesiedelt. Beiseite lässt McLelland das Kampfverhalten Lanzelets (das sie in anderem Zusammenhang diskutiert; vgl. K zu V. 4542–4545), der die Bitte seines Gegners um Gnade ausschlägt, sowie die gesamte komplexe Struktur der Brunnen(V. 4528–4533; Charrette 7096–7102; vgl. Krause 1985, S. 23). 51 Nadler bringt außerdem einige weitere Parallelen u. a. aus dem keltischen Bereich bei, deren Übereinstimmung mit Behforet allerdings nur in der amoenen Grundstimmung der Lokalitäten besteht; vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 189. 52 Gruhn zitiert die Stelle mit »Schönbach 465«, was ich nicht auflösen kann. Richter und Nadler folgen Gruhn.
1166
Stellenkommentar
Aventiure. Sie nur auf höfisches Geplänkel zurückzuführen, hieße wohl einen wesentlichen und zentralen Teil des Textes banalisieren. Mot. F 162.3.3. Tree in otherworld in perpetual fruit [foliation]; F 811. Extraordinary tree; F 812. Extraordinary forest; D 941. Magic forest; F 162.1.3. Trees bloom, bear concurrently in otherworld garden; F 813. Extraordinary fuits; D 981. Magic fruits; D 1665.3. Fruit has any taste desired; F 161.1. Perpetual summer in otherworld; B 845. Wild animals herded; D 2197. Magic dominance over animals. 3948–3951 Münch 2005, S. 243 vergleicht das ›Tischleindeckdich‹ mit der Gralsdarstellung in Parz 293,1–5: Môraz, wîn, sinôpel rôt, swâ nâch den napf ieslîcher bôt, swaz er trinkens kunde nennen, daz mohter drinne erkennen allez von des grâles kraft. 3958–3961 Das Behandeln von Wunden mit Kräutern und dergleichen war im Mittelalter gang und gäbe (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 194 = Kerth, Th. 2005, S. 189 mit Literaturverweisen). Die Besonderheit im ›Lanzelet‹ besteht darin, dass es sich um – etwas ungewöhnlich – Obst handelt, und vor allem dass dieses praktisch jede nur erdenkliche Wunde heilt, wenn der Patient noch nicht das Zeitliche gesegnet hat; eine erneute Überhöhung von Iwerets Wald, jedoch zugleich der Ansatz zur folgenden Erklärung seiner quasi übermenschlichen Stärke (vgl. Soudek 1972a, S. 180; Soudek 1972b, S. 16f.). Dass Iweret auch eine gewisse Resistenz gegenüber Zauberkräften aufweise, weil er gegen den Willen der Meerfee in das Land ihres Sohne einfallen kann, wie Soudek (ebd.) annimmt, ist jedoch fraglich: Hier geht es wohl eher um die beschränkte Zauberkraft der Meerfee, denn dort, wo sie einen Zauber ausspricht resp. aussprechen kann (nämlich im Schloss ihres Sohnes), kann auch der »seltsame[] Vegatarierprinz[]« (ebd.) nichts ausrichten. Mot. D 1500.1.5. Magic healing fruit; D 2161.2. Magic cure of wound; D 1830. Magic strength; D 1335. Object gives magic strength. 3981–3987 Vgl. erneut den Garten Mabonagrins in Er 8730–8738: nû was der wâz alsô guot von dem obeze und von der bluot und der vogele widerstrît den si uopten zaller zît und solh diu ougenweide, swer mit herzeleide wære bevangen, kæme er dar in gegangen, er müeste ir dâ vergezzen. (Schilling 1866, S. 10; Neumaier 1883/84 II, S. 20f.; Gruhn 1899, S. 282). Münch 2005, S. 156f. sieht in dieser Eigenschaft des Waldes eine Möglichkeit für Iweret, seine Greueltaten immer wieder aufs Neue zu vergessen. Das setzt freilich voraus, dass ihn überhaupt Gewissensbisse wegen seines Handelns plagen.
3940–3947/4060–4061
1167
3997 helfant ist die typisch mittelhochdeutsche, volksetymologische Schreibung für ›Elefant‹. Elefanten galten im Mittelalter vor allem als hilfreiche Nutztiere (Kriegselefanten, Reitelefanten, Begleittiere von Damen, Lasttiere), vgl. die Zusammenstellung für deutsche Texte bei Buschinger 1997. Die Funktionalisierung von Elefanten als wunderbare Beutetiere wie hier im ›Lanzelet‹ ist selten (ebd., S. 36), wird aber auch von der späteren Erwähnung in P (V. 7901) bestätigt, die auf den Elefanten als besonders großes Beutetier abstellt. 3998–4005 Loomis verweist auf Geoffreys Bericht von einem quadratischen Teich, in dessen vier Ecken vier Arten von Fischen leben, ohne jemals in den Bereich der anderen Art zu schwimmen (Hist. reg. Brit. 9,7; ähnlich Wace, Brut 9528–958653 ; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 194 = Kerth, Th. 2005, S. 189). 4008–4011 Vgl. Er 7124–7128: ez [Guivreiz’ Burg Penefrec] stuont enmitten in einem sê: der gap im genuoc und dannoch mê der aller besten vische die ie ze küneges tische dehein man gebrâhte, swelher hande man gedâhte. (Schilling 1866, S. 10f.; Neumaier 1883/84 II, S. 21; Gruhn 1899, S. 283 sowie Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). 4015–4090 Corazolla 1988, S. 21 streicht die Zweiteilung der Frauenbeschreibung in äußere (V. 4015–4041) und innere (V. 4042–4090) Werte heraus und will darin das Verhältnis des Goldenen Schnitts (1:2) erkennen – was aber schon zahlenmäßig nicht ganz aufgeht. 4018–4019 Zur Problematik von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vgl. K zu V. 2348– 2356, 9441. Hier wird, im Gegensatz zu den beiden anderen Stellen, nicht die Rezeption des ›Lanzelet‹ thematisiert, sondern ganz allgemein Literatur, in der es (unter anderem) um das Verhalten von Frauen geht. 4026 Der rôsevarwen munt wurde vor allem bei Heinrich Morungen zur stehenden Formel (MF 130,30. 142,10; vgl. Richter 1934, S. 238f.). 4040–4041 Die Publikumsanrede sucht in ihrer Radikalität ihresgleichen: Wer des Lebens überdrüssig ist, der soll ihn, den Erzähler, (beim Lob von Iblis) zum Schweigen bringen. Steckt in der krassen Drohung ein Ironiesignal, dessen Substanz sich gegen den hyperbolischen Frauenpreis in der Literatur um 1200, besonders des Minnesangs, richtet? 4060–4061 Iblis ist der erwunschte lîp von sælicheit. Loomis deutet Iblis als Anagramm zu Sibil (Sibylle; ebenso Pérennec 1984a II, S. 384; Schmid 1992, S. 251), sodass Vallis Iblê (V. 4086) als vallis Sybillae zu lesen wäre. Iblis/Sibil entspräche strukturell Ade und beide Figuren gingen, ebenso wie die Meerfee (vgl. K zu V. 193), letztendlich zurück auf Morgain le Fay. Die wunderbare Landschaft von Dodone entspräche somit der Vorstellung vom Paradies der 53 Hofer 1959, S. 30f. vergleicht die Stelle, ziemlich weit hergeholt, mit dem Schreienden Moor (vgl. K zu V. 7041–7078) im ›Lanzelet‹.
1168
Stellenkommentar
Sibylle im Apennin, die Wahl des Namens Sibil wäre zudem durch die Beliebtheit des Namens in hohen anglonormannischen Kreisen bedingt (Webster/Loomis 1951, S. 194–196 = Kerth, Th. 2005, S. 190f. mit breiter Beweisführung; Ströbele 1993, S. 57; Mertens 1998, S. 88; kritisch Ó Riain-Raedel 1978, S. 181f.). Fourquet 1966, S. 977f. folgt Loomis, was die Deutung des Namens als Anagramm anlangt; Wolfram, der Ibert (Iweret) und Iblis aus dem ›Lanzelet‹ übernommen hätte (so schon Fourquet 1949, S. 251; vgl. außerdem K zu V. 331–333), hätte nach dem Vorbild Ulrichs noch weitere Anagramme (Sigune – cousine, Arnive – Iverne) gebildet. Auch GlinkaJanczewski 1963, S. 174 stützt Loomis’ These: Ulrich hätte durch die anagrammatische Umbildung eine Verwechslung mit der Sibille aus Kunis (V. 8866) vermeiden wollen. Überdies könnte der Name Iblis mit einer Vorfahrin von Hugh de Morville namens Ibria Engaine oder Ybri zu tun haben (vgl. K zu V. 9322–9341). Der Hinweis Singers und Lewis’ auf die schlagkräftigen Parallelen im antiken Dodona-Kult (K zu V. 331–333, 3871–3919) wird von Loomis kaum zur Kenntnis genommen, lässt sich aber über Sébile im ›Huon de Bordeaux‹ (K zu V. 3871–3919) mit Loomis’ Hypothese in Einklang bringen. Pérennec 1970, S. 98–100 geht noch einen Schritt weiter: Sébile im ›Huon de Bordeaux‹ ist nicht die Geliebte des Helden, sondern entspricht vielmehr dem Typus des gutmütigen Fräuleins, das einem in Gefangenschaft geratenen Helden beisteht. Dass dieser Typus mit Sibille/Iblis verbunden wurde, bestätige eventuell auch die dänische Version des ›Floovent‹ (›Floovents saga Frakka konungs‹), wo das Fräulein Marsibille (< Marsille [die Prinzessin ist Heidin] + Sibille) heißt. Iblis/Sibylle führt weiters zu Ibelîn in der ›(Heidelberger) Virginal‹ (Virginal, Str. 315ff.), die ebenfalls dem Helden, nun Dietrich, in seiner Gefangenschaft bei Nitger auf der Burg Muter beisteht. Ibelin kümmert sich um Dietrich und hilft ihm, einen Brief nach Jeraspunt (an Hildebrand) zu schicken. Hildebrand ruft die Berner Helden, Biterolf und Dietleib sowie König Imian von Ungarn herbei, zusammen ziehen sie aus, um Dietrich zu befreien. Der Konflikt wird in elf Einzelkämpfen, an denen auch der gefangene Dietrich teilnehmen darf, zu Gunsten der Berner entschieden. Die Riesen im Gefolge von Nitger – darunter der Riese Warmunt, der Dietrich gefangen genommen hatte – werden allesamt erschlagen, Nitger wird Lehnsmann von Dietrich. Nach Pérennec könnte diese Figur in der ›Virginal‹ dem ›welschen Buch‹ oder aber einer anderen, verwandten Tradition, in der der Name mit dem beschriebenen Typus verbunden gewesen wäre, entnommen sein. Eine Entlehnung aus dem ›Lanzelet‹ hält Pérennec wegen der Namensform (nur einmal ibeline in P, V. 8782) für unwahrscheinlich. Den Ursprung des anagrammatischen Spiels sieht Pérennec auf französischem Boden, wo aus Sébile, einem hilfsbereiten Fräulein, Iblis wurde. Auch Hybla wäre in dieser Hypothese unterzubringen: Sizilien war im Mittelalter einer der Kontaktpunkte mit dem Orient, und Iblis gilt als der König der Dämonen im Islam (erneut Pérennec 2004, S. 25). Die Verifizierbarkeit dieser Reihe von Hypothesen ist kaum noch gegeben, eine Vermutung schließt an die andere an, eine jede ist möglich, aber keineswegs gesichert. Vor allem Pérennecs komplizierte Herleitung der Figur in der ›Virginal‹ halte ich für
4060–4061/4079
1169
problematisch: Hier könnte ebenso gut auch der ›Lanzelet‹ als Namensspender benützt worden sein, die Variabilität des Namens liegt weit unter der Grenze des sonst im Mittelhochdeutschen möglichen (man denke nur an den Namen von Artus’ Vater), der Typus des gütigen Fräuleins ist auch in Iblis angelegt; wenngleich der Einfluss etwa von Meleagants Schwester und anderen hilfsbereiten Frauen nicht ausgeschlossen werden sollte. Ob auch Jamphye, Ianfit, Lanzelets Geliebte in Heinrichs ›Krone‹ (Kr 24079, 24113), auf eine Verschreibung aus Iblis (über Janblîe?) zurückzuführen ist (so die Vermutung bei Warnatsch 1883, S. 107f. und Anm. 1, S. 133, Anm. 1; vgl. Rosenhagen 1897, S. 164; Kratz 1977, S. 14 notiert zu Recht, dass es Heinrich auch sonst nicht so genau nimmt mit den Namen), mag dahingestellt sein.54 Die Anspielung des Erzählers in der Handschuhprobe der ›Krone‹ auf Jamphyes Erfolg bei einer früheren Mantelprobe muss sich nicht, wie Warnatsch annahm, auf einen verlorenen Lanzeletroman Heinrichs von dem Türlin beziehen, sondern könnte dann auch auf den ›Lanzelet‹ Bezug nehmen, wo ja Iblis als Siegerin hervorgeht (vgl. Kratz 1977, S. 13f.). Zu Iblis siehe auch K zu V. 331–333. Mot. N 831. Girl as helper. 4061–4062 Vgl. Er 339–341: ich wæne got sînen vlîz an si hâte geleit von schœne und von sælekeit. (Behre 1913, S. 107; Knoll 1966, S. 93). 4067 Iblis und ihre Jungfrauen werden von Trzepacz 1975, S. 178 mit den Jungfrauen im Reich der Meerfee verglichen (vgl. K zu V. 3940–3947). 4072–4078 Auf Iblis und ihre Gespielinnen (vgl. auch K zu V. 9148–9151) gehe der Brauch zurück, aus Blumen Kränzchen zu binden (zum Brauch vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 236, 448; Webster/Loomis 1951, S. 196 = Kerth, Th. 2005, S. 192)! Schmid 1992, S. 253 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 192) deutet das Pflücken der sofort nachwachsenden Blumen als Symbol für die ›endogame Stagnation‹ der inzestuösen Iblis-Iweret-Beziehung. Vgl. Kap. II.5.3.5; K zu V. 331–333. Fraglich scheint mir die Behauptung von McLelland 2000, S. 57, dass diese Referenz auf eine längst vergangene Zeit vom mittelalterlichen Publikum als Signal für die Fiktionalität rezipiert wurde. Die Möglichkeit ist freilich nicht auszuschließen; doch mit dem gleichen Recht könnte man behaupten, dass derartige ›Ursprungsmythen‹ wie hier jener des Kränzchenbindens geglaubt wurden. Eine Entscheidung über diese Frage auf Basis des ›Lanzelet‹ ist m. E. nicht möglich. 4079 Wer sind die ›Meister‹, von denen der Erzähler hier spricht? Gewöhnlich ist in mittelhochdeutschen Dichtungen nur von einem ›Meister‹ im Singular die Rede, und 54 Die Figur dürfte auf jeden Fall nicht identisch sein mit Janphye, Japhye aus Kr 9001, wie Warnatsch 1883 ebd. annimmt. Zumindest spricht nichts für eine Identifikation dieser Person, der Gawein gegen ihre Schwester beisteht, und der Freundin Lanzelets. Identische Namen für verschiedene Figuren sind in der ›Krone‹ nichts Besonderes.
1170
Stellenkommentar
dieser meint den Dichter der (gewöhnlich altfranzösischen) Vorlage. Hier könnte der Dichter der Vorlage und der Verfasser von dessen Vorlage gemeint sein, wie Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5426, Anm. vermutet. Die andere Option wäre, an mehrere Vorlagen zu denken, was aber wiederum gegen die ausführliche Quellenangabe Ulrichs steht (vgl. K zu V. 9322–9341; Schütze 1883, S. 3f.). Die Frage ist ungelöst. Irritierend ist nicht zuletzt, dass die Quellenverweise im Plural im ›Lanzelet‹ nur im Rahmen der Behforet-Aventiure, hier aber dafür sehr konzentriert vorkommen (vgl. K zu V. 4094, 4238–4239). Hat Ulrich für diesen Teil das ›welsche Buch‹ nach anderen Erzählungen ergänzt? 4080–4082 Die vom Erzähler als geradezu sagenhaft inszenierte Perfektion im Tal der Iblis ist textimmanent relativ eindeutig auf die Stilisierung der Figur Iblis und in weiterer Folge ihres zukünftigen Geliebten ausgerichtet. Das Bild von der automatischen und sofortigen Erneuerung des Urzustands ist dennoch einigermaßen ungewöhnlich. Am ehesten vergleichbar ist noch En [B] 2830–2835 (88,4–9): dô sanden sie in [Eneas, F. K.] an die stat rechte, dâ er et vant. dô tô ert [den goldenen Zweig, F. K.] ût met der hant. dô er dat hadde gedân, ein ander sach er dâ stân, dat dem gelîch was. Während Eneas diesen goldenen Zweig braucht (vgl. auch K zu V. 1380–1382), um in die Unterwelt hinabsteigen zu können, liegt im ›Lanzelet‹ ein blindes Motiv vor. Es bezeichnet allenfalls die Idealität des Tales und seiner Namensgeberin, hat aber keine weitere Bedeutung für die Handlung (vgl. Behagel 1880, S. 345). Dem Symbol der Fruchtbarkeit im Eneasroman steht im ›Lanzelet‹ ein Symbol für die Unwandelbarkeit der erreichten Schönheit (der Wiese) gegenüber, das antike Motiv ist, wenn es überhaupt als solches bewusst in Szene gesetzt ist, nur Einsprengsel (Schmid 1992, S. 251–253). Wenn es sich also um ein ursprünglich antikes Motiv handelt, ist es in die Sphäre der höfischen Romanwelt umgebogen: das Zweigbrechen als Lustbarkeit, man denke an die Wendungen bluomen, schapel brechen, im Mittelhochdeutschen fast habitualisierte Metaphern für das Erleben von Lust oder für Defloration (Belege bei Zellmann 1996, S. 233, Anm. 17). Das »Tun der Damen [wird] zur Urszene des lieblichen, höfischen Zeitvertreibs« (Schmid 1992, S. 253). Ob es auch »ein dezentes Spiel mit der unbewußten, aber gewünschten Defloration« (Zellmann 1996, S. 233) ist? Weniger treffend ist der von Loomis vorgeschlagene Vergleich mit dem ›Kulhwch‹, wo in den Fußstapfen der Heldin Olwen vier weiße Kleepflanzen sprießen, weshalb sie Olwen ›Weiß-Spur‹ genannt wird (Mab, übs. Guest, S. 233, übs. Birkhan II, S. 54; Webster/Loomis 1951, S. 196). Ebenso ziemlich weit hergeholt ist Plinius’ Bericht von ägyptischen und persischen Bäumen, deren Früchte ständig nachwachsen (Plin. nat. 13,17,60–61; vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 69). Mot. F 162.1.1. Everblooming garden in otherworld; F 756. Extraordinary valleys and plains; D 937. Magic plain [valley]; D 965. Magic plant; D 1359.3. Magic
4079/4091–4184
1171
object causes joy; P 600. Customs; Z 704. Eponymous account of island [valley]; F 814. Extraordinary flower; D 975. Magic flower; D 1652. Inexhaustible object. 4086 Zum Vallis Ible und dem Motiv vom Blumenpflücken siehe K zu V. 331–333, 4060–4061, 4080–4082. Richter 1934, S. 45 denkt an den amoenen Garten Vergils, wie er von Gervasius von Tilbury in den ›Otia imperialia‹ (um 1212) beschrieben wird (Gerv. ot. 3,13), und der auf dem mons Virginum (!) liegt. Die Parallele scheint mir jedoch eher blass (kein Blumenpflücken, die Jungfrauen nur im Namen). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 256f. 4091–4184 Dodone: Nach Walshe 1937, S. 100 ähnelt die Beschreibung von Iwerets Burg jener von Penevrec im ›Erec‹ (Er 7124ff.), während der Stil und der Aufbau der Passage an Wolframs Beschreibung von Schastel marveile (Parz 564,27ff.) erinnerten. Nach dem Vorbild im ›Lanzelet‹ dürfte die Beschreibung des Palastes der Saelde in Heinrichs von dem Türlin ›Krone‹ gestaltet sein (Kr 15664–15789; vgl. Warnatsch 1883, S. 89), vor allem die genannten Edelsteine finden sich hier wie dort. Patch 1950, S. 304f., Anm. 225 deutet Iwerets Burg als keltisches Anderwelt-Motiv, nähere Ausführungen fehlen. Buschinger 2001a, S. 69f. hält es für denkbar, dass die Schilderung der Burg symbolisch zu deuten sei, formuliert aber keinen konkreten Vorschlag einer synthetischen Deutung und bleibt bei fragwürdigen Einzelheiten hängen (weiß symbolisiert ..., rot symbolisiert ..., der Edelstein bedeutet ...); solche semantische Einrastung ist alleine deshalb problematisch, weil die mittelalterliche Allegorese die Bedeutung per antiphrasim kannte, von verschiedenen Auslegungen ganz zu schweigen.55 Zellmann 1996, S. 234–241 sieht in Dodone das Ideal einer Burg um 1200 verwirklicht. Von Märchenburgen unterscheide sich Dodone durch die konkrete Beschreibung der Architektur und der verwendeten Materialien, Dodone sei keine unspezifische Masse an Gold und Edelsteinen. burc sei als Rechtsort bewusst und in Differenz zum hof gesetzt. Die z. T. von Zellmann selbst angeführten Parallelen in einer Reihe von Burgen in zeitgenössischen Romanen spricht jedoch nicht unbedingt für diese These, die auf ein Spezifikum des ›Lanzelet‹ abstellt (siehe die folgenden K-Stellen). Zu Recht betont Nadler, S.-M. 1997, S. 85–88, dass es sich im Fall von Dodone um eine typische mittelalterliche, literarische Schilderung einer Burg handelt.56 Dodone ist in ihrer wunderbaren Art wohl eher das Ideal einer hochhöfischen Burgbeschreibung als ein positivistisches Zeugnis für mittelalterlichen Burgbau (McLelland 2000, S. 120; vgl. K zu V. 3940–3947). Mot. F 771.1. Castle of unusual material; F 781. Extraordinary rooms. 55 Das Hauptziel Buschingers ist es, anhand der Romane ›Lanzelet‹ und ›Wigalois‹ eine Vorstudie zur Untersuchung der Typologie von Burgen und Schlössern in mittelalterlichen Texten zu geben. Da es sich primär um eine Nacherzählung der Schilderungen in den beiden Texten handelt und keine Interpretation gleich welcher Art angestrebt wird, sind die Notizen nicht im Kommentar eingearbeitet. Buschingers Ergebnis ist eine Typologie verschiedener Burgarten (reale Schlösser in realer Umgebung [real = im 13. Jahrhundert möglich], reale Schlösser in irrealer [quasi märchen-, zauberhafter] Umgebung etc.) mit dem Fazit, dass Reales und Irreales in den meisten Fällen durcheinander geht. 56 Was streng genommen die Aufnahme der Burg unter die ›wunderbaren‹ Motive des ›Lanzelet‹ bei Nadler eigentlich ausschließen würde.
1172
Stellenkommentar
4094 als uns diu buoch kunt tuont deutet Zellmann 1996, S. 72 als Anspielung auf die im 12. Jahrhundert hochaktuell werdende Gattung der Minnelehren (›Bücher‹). Das ist möglich, scheint mir aber sehr weit hergeholt, zumal der Erzähler z. B. auch seine Quelle unablässig als buoch bezeichnet. Das eigentliche Rätsel der Stelle, nämlich der Plural ›Bücher‹, ist ungelöst. Vgl. auch K zu V. 4079, 4238–4239. 4101–4111 Die Stelle ähnelt der Beschreibung der Burg Grippia in den ›Herzog Ernst‹Dichtungen (vgl. Herzog Ernst 2212ff. 2547ff.). Rosenfeld 1930 geht davon aus, dass die Schilderung im ›Lanzelet‹ (ebenso wie V. 5056–5058 und einige andere mittelhochdeutsche Dichtungen) davon inspiriert ist. Allerdings sind viele der von Rosenfeld geltend gemachten Übereinstimmungen eher blass (etwa Wörter wie erbûwen, mûre, schône etc.), das Hauptargument ruht auf der Verwendung des Wortes geschâchzabelt, das aber durchaus auch mehrere Male entlehnt worden sein könnte; Polygenese ist m. E. nicht ausgeschlossen. Auch eine umgekehrte Benutzung des ›Lanzelet‹ durch den Dichter des ›Herzog Ernst‹ der Fassung B wäre denkbar (vgl. Ruh 1975, S. 47). 4101–4104 Vgl. En [B] 8279–8282 (224,3–6; das Grabmal des Pallas): ... wale gewarcht met sinne end wale gesieret binnen end was betalle hêrlîch. nedene was der esterîch ... (Behagel 1880, S. 345; Richter 1934, S. 134). 4118 Die Kemenate (vgl. K zu V. 89) steht im Zentrum der Burgbeschreibung als »Ausdrucksschema des Intimen, des Geheiligten, der mystischen Vereinigung, des kostbaren Wissens, der artifiziellen Schönheit« (Zellmann 1996, S. 239). Ihre spezifische Gestaltung in dieser Passage, besonders die Vielfalt an Edelsteinen, hat mehrere Parallelen im höfischen Roman: die Kemenate der Königin Candacis im ›Alexanderroman‹ (Alex S 5980–5996), der Grabtempel der Camille bei Heinrich von Veldeke (En 9464ff. [253,20ff.]), Schastel marveile im ›Parzival‹ (Parz 589,1ff.) oder das Haus der Frau Saelde in der ›Krone‹ (Kr 15679–15783). Vgl. Zellmann 1996, S. 236, Anm. 26. 4119ff. Die Aufzählung der verschiedenen Edelsteine scheint in den meisten Fällen nur der hyperbolischen Betonung der Pracht zu dienen, eine Semantik kann den Steinen – mit Ausnahme des Karfunkels – hier nicht zugeschrieben werden (vgl. Ó RiainRaedel 1978, S. 181). Ähnliche Listen begegnen in der mittelhochdeutschen Literatur auf Schritt und Tritt, vgl. etwa Rol 1551ff. Zellmann 1996, S. 237 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 194) sieht die ›Lanzelet‹-Passagen dennoch in der Tradition christlicher Hermeneutik (Himmlisches Jerusalem) und als Tradierung eines Bestandteils gelehrten Wissens. An Belegen für eine solche Deutung ist der Text jedoch arm. Vgl. zu den einzelnen Edelsteinen die entsprechenden Kapp. bei Engelen 1978. Mot. D 1645.1. Incandescent carbuncle; D 1071. Magic jewel; D 1380.11. Magic jewel protects. 4120–4124 Vgl. En [B] 8282–8284 (224,7–8; wiederum zum Grabmal des Pallas): ... van lûtern cristallen | van jaspiden end corallen. (Behagel 1880, S. 345; Richter 1934, S. 134).
4094/4215–4240
1173
4124 Der Jaspis verleiht dem Schlafgemach Iwerets etwas Paradiesisches, da er zu den Edelsteinen der Himmelsstadt (Vulgata, Apc 21,19) gehört und in der mittelalterlichen Literatur fast ausschließlich in diesem oder einem ähnlichen Zusammenhang gebraucht wird (Engelen 1978, S. 322f.). 4129–4132 Vgl. En 5789–5792 (162,3–6): smaragde und rubîne, topazîe und sardîne, crisolite und amatisten, die wâren mit listen ... (Richter 1934, S. 134). 4134–4135 Offenbar wird den Edelsteinen die Funktion zugeschrieben, das Böse abzuwehren (vgl. Pérennec 1970, S. 100). 4141–4145 Der Glaube, dass der Karfunkelstein leuchtete, war im Hochmittelalter weit verbreitet (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 203 = Kerth, Th. 2005, S. 198; Engelen 1978, S. 324–332). 4148–4161 Zum mittelalterlichen Bett vgl. Webster/Loomis 1951, S. 198 = Kerth, Th. 2005, S. 194; Schultz, A. 1889 I, S. 85–89; LexMA I, Sp. 2087. 4148ff. Zur eventuell inzestuösen Beziehung von Iblis und Iweret siehe K zu V. 331– 333. 4159–4161 Vgl. En [B] 1273–1274 (49,7–8; zum Bett des Eneas in Karthago): daz lîlaken kleine, wît ende reine ... (Behagel 1880, S. 345). 4215–4240 Loomis hält Iblis’ Traum für eine abgewandelte Version des Traums von Maxen im gleichnamigen Mabinogi (Mab, übs. Guest, S. 443–452), wo der römische Imperator Maxen von Helen, der Tochter Eudavs, träumt und sich dabei unsterblich in sie verliebt. Da Helens und Eudavs Zuhause mit Caer Seint (vgl. K zu V. 181) angegeben wird, hat Loomis hier einen weiteren Beleg für seine geographische Herkunftshypothese (zumal Loomis Helen mit Lancelots Mutter identifiziert; vgl. K zu V. 76): Die Geschichte wäre von bretonischen Conteurs in der Snowdon-Region aufgeschnappt und dann – unter vielfacher Variation – weitererzählt worden (Webster/Loomis 1951, S. 198 = Kerth, Th. 2005, S. 193f.; vgl. Loomis, R. Sh. 1947, S. 524f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 458f.; Owen 1968, S. 191f.). Zu bedenken gibt, dass die Träume doch recht verschieden sind, im einen Fall sind sie handlungsbestimmend, im anderen eher ein Beiwerk des Geschehens – Iblis hätte sich ja auch einfach so in Lanzelet verlieben können, der Traum könnte auch als bloße Plausibilisierungsstrategie und als Mittel zur Hervorhebung der Liebe zwischen Iblis und Lanzelet, gerade im Vergleich mit seinen anderen Liebschaften, gedeutet werden. Auch wechselt der Traum von der Männer- zur Frauenrolle. Alles, was über die Tatsache, dass geträumt und dann geliebt wird, hinausgeht, passt nicht zusammen. Für den Traum als Vorausdeutung und Leitfaden braucht es freilich keine keltische Parallele (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 194), man denke nur an Herzeloydes berühmten Traum im ›Parzival‹ (Parz 103,25–104,30). Der Traum als Wahrsagung ist in mittelalterlichen Erzählungen (wie schon in der Bibel, vgl. etwa die Träume in Vulgata, Dn 2 und 7) der Regelfall, er besitzt die Qualität einer höheren Wahrheit (vgl. Corazolla 1988, S. 18) – was den
1174
Stellenkommentar
Erzähler des ›Lanzelet‹ allerdings nicht davon abgehalten hat, die Geschehnisse als vermdiu mære (V. 4214) zu bezeichnen! Mot. T 11.3. Love through dream; D 1812.3.3.9. Future husband (wife) revealed in dream; M 146. Vow to marry a certain woman [man]; H 24. Recognition from dream. 4238–4239 Der Verweis auf die ›Bücher‹ ist rätselhaft, da ansonsten in der Regel auf ein singuläres buoch als Quelle verwiesen wird (vgl. K zu V. 4079, 4094). Zellmann 1996, S. 242 geht so weit zu überlegen, ob der Erzähler hier über eine überlieferte Reaktion auf das Erzählte witzelt. Eine andere Lösung könnte darin bestehen, die Stelle ganz allgemein als ironisch gegen übertriebene Quellenberufungen zu lesen, womöglich sogar als Replik auf Hartmann, der ja bekanntlich ein ritter so gelêret was, | daz er an den buochen las (AH 1–2). 4257–4261 Der Erzähler äußert sich kurz zum Kleid von Iblis, um sogleich abzubrechen: man würde es ihm nicht glauben und es für unziemlich halten, würde er es erzählen – ein extern motivierter Unsagbarkeitstopos. 4266 Der Dialog zwischen Lanzelet und Iblis ist in gewissem Sinne das Gegenbild zum Dialog zwischen Lanzelet und der Tochter des Galagandreiz: Während die laszive Tochter einen tapferen Ritter als Liebespartner fordert (V. 1034–1035), ist bei Iblis die Minne ein Grund, sturer Tapferkeit abzuschwören (V. 4345). Vgl. Pérennec 1970, S. 100f. 4274 Obwohl Iweret noch am Leben ist, wird Iblis bereits hier als Königin bezeichnet. Entweder liegt eine Vorausdeutung vor (die zukünftige Königin), oder es wird auf das eventuell inzestuöse Verhältnis von Vater und Tochter angespielt (vgl. K zu V. 331– 333). 4315 Lanzelet schlägt erst zum zweiten Mal die Glocke und wundert sich trotzdem, dass Iweret noch nicht kommt – obwohl ihm der Abt erklärt hatte (V. 3904–3907), dass man dreimal schlagen muss, damit sich Iweret zeigt! Entweder kann Lanzelet nicht zählen, oder dem Erzähler resp. Autor ist ein Lapsus unterlaufen. 4322 Zuerst behauptet Iblis, sie könne nicht zwischen Vater und Traum-Geliebtem entscheiden; was ihr aber wenig später (V. 4404–4405) unter Einfluss der Minne doch ziemlich leicht fällt. Schließlich (V. 4599–4601) lässt sie die Minne schnell darauf vergessen, dass Lanzelet der Mörder ihres Vaters ist. 4341 Vgl. En [B] 8054 (218,20; Eneas in seiner Klage über Pallas!): skône belede, reine degen. und En 9326–9327 (250,2–3): ... Kamille, | schônez bilde, reiniu maget, ... (Behagel 1880, S. 345; Richter 1934, S. 135). 4345 Kerth, Th. 2005, S. 194 fühlt sich an Ginovers Befehl an Lancelot erinnert, beim Turnier möglichst schlecht zu kämpfen (Charrette 5672ff.; vgl. K zu V. 2801– 3525). Die Bezüge sind aber unscharf. 4349–4352 Die Reaktion Lanzelets auf Iblis’ Liebe könnte als Konfrontation älterer und neuerer Minneauffassung verstanden werden: Iblis’ Minne ist geprägt von der Minnekasuistik des ausgehenden 12. Jahrhunderts, während bei Lanzelet ein eher brachiales Prinzip des Frauen-›Erwerbs‹ vorherrscht (Soudek 1972b, S. 17f.). Wie so oft lässt einen aber der Erzähler bei dieser Frage im Stich, es könnte immerhin auch
4215–4240/4376–4377
1175
sein, dass Lanzelet hier ebenso höfisch denkt wie Iblis und ihr nur seinen Minnedienst anbieten möchte. 4364–4368 Vgl. En [B] 2160–2162 (71,14–16): dô viel sie [Dido, weil sie Eneas nicht von seinem Entschluss abzureisen abbringen konnte; F. K.] in onmacht. | onder sîne arme he sie nam, | went er dat herte weder quam. (Behagel 1880, S. 345). 4372–4406 Der folgende Monolog der Iblis weist zahlreiche Übereinstimmungen mit dem Minnemonolog der Lavinia in Heinrichs von Veldeke ›Eneide‹ auf (vgl. Ruh 1980, S. 48), vgl. für Similien die folgenden K-Stellen. Ähnliche Passagen finden sich auch bei Eilhart im Minnemonolog der Isalde (Tristrant 2398ff.; vgl. Richter 1934, S. 217–221). Für eine detaillierte Gegenüberstellung der drei Monologe, von denen Ulrichs der bei weitem kürzeste und auch vermutlich jüngste ist, siehe Trendelenburg 1953, S. 154–173, die überdies davon ausgeht, dass Eilhart von der ›Eneide‹ beeinflusst war. Die Monologe bzw. in weiterer Folge die darin problematisierten Liebesbeziehungen teilen folgende wesentliche Charakteristika (Pérennec 1970, S. 102f.): • Die allegorisierte Minne erscheint als ungerecht gegenüber der Protagonistin. • Sie scheint jemanden zu lieben, der ihre Liebe nicht erwidert. • Die daraus resultierende Frage: Warum liebe ich ihn dann eigentlich (Tristrant 2413ff.)? • Die Rücknahme dieser Frage (En 10306 [274,18]; Tristrant 2413). • Die Liebeskrankheit. • Die Bitte an die Minne, sich von einem abzuwenden (En 10251 [273,3]ff.; Tristrant 2480ff.). • Kurz wird eine mögliche Therapie erwogen. • Zu guter Letzt bekennt sich die Heldin zu ihrer Liebe.
Im ›Lanzelet‹ ist dieses, wenn man so will, ›klassische‹ Schema der Situation von Iblis angepasst, ihrer Zerrissenheit zwischen der Liebe zum Helden und der Liebe zum Vater. Während Lavinia und Isalde gegen ihr ›irrationales‹ Gefühle ankämpfen, gibt sich Iblis dem ›süßen Wahnsinn‹ Minne ganz hin (V. 4406), sodass der Iblis-Monolog mit Abstrichen auch als Parodie der beiden anderen Schilderungen gelten könnte. Kaum zu beurteilen ist, ob bzw. in welcher Weise hier Querbezüge zwischen den Texten vorliegen: ob etwa der Monolog schon im ›welschen Buch‹ stand, oder ob er erst von Ulrich eingefügt wurde (alles nach Pérennec 1970, S. 103–105). Zweifellos aber liegt hier ein, wenn auch möglicherweise ironischer, Idealtypus eines solchen hochhöfischen Minnemonologes vor, ein Muster höfischen Minnediskurses (McLelland 2000, S. 121–123; vgl. K zu V. 3940–3947). Mot. H 1556.4. Tests of fidelity in love; F 1041.21.7. Swooning from grief. 4372 Vgl. En [B] 10476 (278,28): ›ôwê‹, sprach sie, ›Minne‹ ... (Behagel 1880, S. 345; Peetz 1911, S. 107). 4376–4377 Vgl. En [B] 10401–10403 (276,33–276,35; Minnemonolog der Lavinia): ... dat ich den man môt minnen, | de alsus veret hinnen, | dat he mich niet ane siet. Vgl.
1176
Stellenkommentar
Tristrant 2552–2555 (Behagel 1880, S. 345; Peetz 1911, S. 107f.; Pérennec 1970, S. 102). 4382 von liebe brinnen ist wohl lat. cupidine ardere (Denecke 1930, S. 122) und findet sich auch bei Heinrich von Veldeke in En 841 (38,19), 11154 (295,24). 4386–4387 Vgl. En [B] 10251 (273,3; erneut im Minnemonolog der Lavinia): Minne, nu gesachte mir etwat, | dat ich dir gedienen moge diu bat. (Behagel 1880, S. 346; Peetz 1911, S. 108). 4391–4392 Hinter der Formulierung in W steht wohl die mittelalterliche Vorstellung von der Minne als Krankheit, wie sie besonders dominant im Minnemonolog der Lavinia zutage tritt (En 10061ff. [268,9ff.]; vgl. Tristrant 2497ff.; vgl. Richter 1934, S. 217f.). Bemerkenswert ist die Wendung der Macht der Minne ins Positive durch P, wo die Minne den Geist offenbar so stärkt, dass ihm kein Trank (Gift?) etwas anhaben kann. 4396–4397 Vgl. (besonders zu P) En [B] 10306 (274,18–19; wiederum in Lavinias Minnemonolog): owî, war umbe sprac ich dat? | ich enmochtet niemer gedôn. (Behagel 1880, S. 346; Peetz 1911, S. 108). 4391 Minne übersetzt hier (als Schütze) ganz eindeutig Amor (Denecke 1930, S. 122). 4413 Ein zunderfarbiges Ross hat auch Mabonagrin in Er 9016 (vgl. HaA; Schilling 1866, S. 9; Neumaier 1883/84 II, S. 21; Gruhn 1899, S. 279), der – wie in einem gewissen Sinne auch Iweret im (ersten Teil des) ›Lanzelet‹ – der ›Endgegner‹ des Helden ist. 4414 Die Panzerung von Pferden ist zur Zeit der Abfassung des ›Lanzelet‹ im Aufkommen und wird erst im 13. Jahrhundert allgemein üblich. Frühe Zeugnisse reichen aber bis ins mittlere 12. Jahrhundert zurück (Schultz, A. 1889 II, S. 100f., Abb. 89; Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth, Th. 2005, S. 194f.; LexMA VI, Sp. 1743). 4418 Eine mit dem Wappen geschmückte Satteldecke ist zuerst in einem Mosaik in Brindisi aus dem Jahr 1178 belegt (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth, Th. 2005, S. 195 mit Literaturhinweisen). 4421 Vgl. Er 2296, wo ebenfalls ein Schild von sinopel rôt ist (Schilling 1866, S. 9; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 276f.). sinopel (< mlat. sinopis) bezeichnete im Mittelalter zuerst einen roten, später auch einen grünen Farbstoff, der aus der Stadt Sinope am Schwarzen Meer importiert wurde (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth, Th. 2005, S. 195; Buschinger 2003, S. 110, Anm. 35; Pérennec 2004, S. 227, Anm. 77). 4422 Der rote Löwe, Iwerets Wappen, entspricht dem Wappen des englischen Königshauses. Geoffrey von Anjou, der Vater Heinrichs II., führte goldene Löwen auf einem blauen Schild, und das Wappen von Heinrichs Sohn Richard I. bestand aus zuerst zwei, später drei Löwen auf rotem Grund (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth, Th. 2005, S. 195). Da aber solche Wappen häufig waren und eine derartige Annahme die These Loomis’ von der anglonormannischen Herkunft des Buches widerspricht – wieso hätte ein anglonormannischer Autor bzw. Gönner den Erzfeind des Protagonisten mit dem Königshaus der Plantagenets vergleichen sollen? –, hält Loomis (ebd.) eine solche Bezugnahme für unwahrscheinlich.
4376–4377/4471–4481
1177
Den Löwen auf Iwerets Wappen mit dem Kampf Gaweins mit einem Löwen im ›Parzival‹ (und in der ›Krone‹) zu verbinden und noch dazu eine ganz eindeutige Bezugnahme auf die Perceval-Tradition anzunehmen (so Owen 1968, S. 189), ist angesichts der Häufigkeit von Löwenkämpfen (vgl. K zu V. 1951–1977) ziemlich kühn. 4427 Richter 1934, S. 119 hielt einen Einfluss von En 7332 für möglich, wo ein Pferd aus einem fernen Land von einem König von Marroc geschickt wird, doch erklärt dies nicht die Verbindung mit dem kostbaren Stoff im ›Lanzelet‹. Wenig aufschlussreich sind diesbzgl. auch Parz 15,17. 561,24 und Willehalm 73,19. 94,13. 96,7. 236,19. 357,1 (das Land von König Akarin) und eine Reihe weiterer Stellen (vgl. MHDBDB), die nur den Landesnamen nennen. Eine mögliche Parallele liegt in Nib 364,1 vor, wo Marroch und Libyân als Herkunftsländer für die beste sîde erwähnt werden. Höchstwahrscheinlich ist es nur eine topische Beiordnung eines kostbaren Stoffes zu einem fernen, exotischen und heidnischen Land (vgl. K zu V. 860–865). 4428–4429 Ähnlich ist die Beschreibung der Ritter, die Parzival im Wald begegnen (vgl. K zu V. 403ff.): Ihr Anführer trägt ebenfalls einen wâpenroc mit guldîn schellen und erscheint dem Jüngling als ein got getân (Parz 121,30ff.). Von Engeln ist demgegenüber, wie im ›Lanzelet‹, im ›Perceval‹ die Rede (Perceval 138ff.), was Krause 1985, S. 85f. zu dem Schluss Anlass gab, einen Einfluss von Ulrich auf Wolfram (und nicht umgekehrt) anzusetzen. Im Übrigen scheint der Vergleich von prächtigen Rittern mit Engeln aber topisch (geworden) zu sein, Gawein etwa schein in Kr 6375–6376 auz den ringen | Sam eins engels bilde. Allerdings vergisst der Erzähler nicht zu ätzen: Parzival hätte ihn wohl für einen Gott gehalten (Kr 6377–6379). Siehe auch K zu V. 362–363, 9163–9165. 4438–4439 Glinka-Janczewski 1963, S. 22f. bringt dies mit dem Wappen der Herren von Zezikon zusammen, wo sich über einem goldenen Dreiberg eine grüne Pflanze mit drei silbernen Blüten in goldenen Kelchen erhebt. Mir scheint der Zusammenhang keineswegs zwingend, überdies geht es hier nicht um das Wappen Iwerets (vgl. dazu K zu V. 4422), und auch das postulierte Identifikationspotential über den Antagonisten erregt Zweifel. 4446 Es ist nicht eindeutig, auf wen der Tod wartet. Bezieht man den Vers auf Lanzelet, so geht es um die Iweret-Aventiure (so WeSp); bezieht man ihn jedoch auf Iweret selbst, handelt es sich um eine Vorwegnahme von Iwerets Tod. Zellmann 1996, S. 241 nimmt einen Bezug auf Lanzelet an und deutet die Angst, m. E. etwas übertrieben, als typischen »Topos der Spezialistenausbildung«. 4454–4461 Siehe K zu V. 320–323. 4460–4461 Wie Ehrismann, G. 1905, S. 24f. zu Recht anmerkt, ist die von Lanzelet angegebene Motivation für den Kampf mit Iweret – er wolle sein Land und seine Tochter erringen – nicht seine ursprüngliche; er war ja ausgefahren, um Iweret zu besiegen und seinen Namen zu erfahren. Der Kampf ist doppelt bzw. dreifach motiviert. 4471–4481 Vgl. En [B] 7357–7369 (201,5–17): ... als sie beide luste. sie dâden eine juste harde ridderlîke,
1178
Stellenkommentar
die twêne helede rîke, âne arge liste. er neweder vermiste, beide sie wale stâken, dat die skechte brâken end die skeveren hôge flogen. in beidenthalf sie die swert togen, des sie niet vergâten. er beider ros gesâten op die hassen neder. (Behagel 1880, S. 344; Kartschoke 1997, zu ›Eneide‹ 201,6–17). Die von Krause 1985, S. 97 angenommene Parallele in Er 786f. (wan daz si diu sper ûf stâchen | daz si gar zebrâchen) ist weder sicher noch ist es ein Indiz dafür, wie Krause behauptet, dass hier Ulrich der Vermittler zwischen Heinrich und Hartmann war. 4481 Siehe K zu V. 2552–2553. 4496–4497 Siehe K zu V. 2066–2067. 4512–4514 Zellmann 1996, S. 243, 250 verlegt die Rezeptionsinstanz hier in die Figur Iweret: Er hätte erkannt, dass Lanzelet nun, durch den Kampf gegen Iweret nämlich, vom Jüngling zum Mann geworden sei. Nesbitt-Daly 2003, S. 142 folgt dem Vorschlag, allerdings ohne Zellmann auch nur zu erwähnen! M. E. wirkt diese These im Hinblick auf die sehr klare Erzählstruktur des ›Lanzelet‹ überspannt; geschweige denn, dass Iweret kaum auf den ersten Teil seines Kampfes mit Lanzelet Bezug nehmen dürfte: Der Plural mit kinden signalisiert eine Vielzahl, die Passage erzählt nicht mehr (aber auch nicht weniger), als dass alle bisherigen Gegner Iwerets – begraben im Kloster zum Jammervollen Zinsgut – wie Kinder gekämpft haben im Vergleich zu Lanzelet. 4529 Die barbiere ist in Deutschland ein Novum der Ritterausrüstung im ausgehenden 12. Jahrhundert nach französischem Vorbild und bezeichnet eine Metallplatte mit Atemlöchern, die zum Schutz der unteren Gesichtshälfte am Helm befestigt ist (Bumke 1999b, S. 25f.). Pérennec 2004, S. 231, Anm. 80 schließt daraus, dass die Rüstung Iwerets als modern markiert werden sollte. 4542–4545 Iweret wünscht Frieden, aber Lanzelet ist gegen eine ›verächtliche‹ – so der Erzähler! – Versöhnung. Die Aussage irritiert, zumal die übrigen deutschen Artusromane um 1200 genau gegensätzliche Moralvorstellungen tradieren. Wenig später schont Lanzelet den Bösewicht Valerin, was sich im Nachhinein als Fehler erweist (Valerin entführt Genover) und damit ebenfalls Gnade als etwas Verwerfliches markiert (vgl. K zu V. 5330–5355). Chamberlin 1997, S. 139, 154 versuchte, dem über einen Verweis auf christliche Vorstellungen von Misericordia beizukommen, die dann außer Kraft trete, wenn der Gegner das Böse schlechthin verkörpere. Das mag sein, freilich mit der Einschränkung, dass zu einer solchen Argumentation die religiöse Komponente nicht notwendig ist. Ähnlich denkt wohl McLelland 2000, S. 126f., die Lanzelets Verhalten vom (nun weltlichen) Zentralmotiv der manheit herleitet. Daher erschlägt er Iweret, daher rächt sich die Schonung Valerins im Nachhinein.
4471–4481/4661ff.
1179
4556–4557 Der Erzähler lässt das Publikum wünschen, dass Lanzelet Iweret köpft. Homberger 1969, S. 48, Anm. 2 hält es für möglich, dass der Dichter hier auf Distanz zu seinem »unhöfischen Stoff« geht. 4595–4601 Vgl. K zu V. 1242–1246. 4602–4607 Die Passage ist knifflig und lässt einen interpretatorischen Spielraum offen. Ich verstehe sie so: Lanzelet hat Iblis durch die Tötung Iwerets ein Leid zugefügt, hat das aber nicht mit Absicht getan (die Tötung sehr wohl, aber nicht, um Iblis zu schaden). Tatsächlich ist er (gerne) bereit, ihr alle Tage dienst zu leisten. Da wäre es ja in der Tat töricht, wenn die (allegorisierte) Dankbarkeit da die entsprechende Belohnung hintan halten würde. 4611ff. Dass der gemeinsame Ausritt von Iblis und Lanzelet Hofer 1959, S. 16 gerade an den Ausritt von Erec und Enide/Enite erinnern soll (Erec/CdT 2572ff.; Er 3050ff.; vgl. auch K zu V. 2322ff.), ist schwer nachvollziehbar. Erstens handelt es sich um keinen Ausritt im eigentlichen Sinn, sondern um das gemeinsame Zurücklegen einer Wegstrecke (nicht um des Reitens willen), zweitens ist die Harmonie zwischen Iblis und Lanzelet geradezu konträr zur spannungsgeladenen Situation zwischen Erec und Enide/Enite. Kaiser 1983 (zum ›Lanzelet‹ bes. S. 81–84) widmet dem gemeinsamen Ausritt von Ritter und Minnedame eine eigene Studie und betont die prekäre Qualität dieser Situation, in der chevalier errant, die höfische Geliebte und die âventiure zusammen geführt werden müssen (S. 80). Die Spannung resultiert aus der ambivalenten Sinnstruktur zwischen dem Konnex von minne und âventiure einerseits sowie der zentrifugalen Kraft der Liebe andererseits, die von der Gemeinschaft des Hofes fortstrebt (S. 96). Im ›Lanzelet‹ freilich wird diese Problematik kaum angesprochen, auch fehlt das Element âventiure der Szene über weite Strecken, und es verwundert, weshalb Kaiser nicht stattdessen den Ausritt von Lanzlet und Ade untersucht hat (vgl. K zu V. 2322ff.). Auch dass »das Thema der schuldbeladenen, der ordnungsgefährdenden Liebe« (S. 83) angeschlagen wäre (wegen der Tötung Iwerets), lässt sich am Text schwer nachvollziehen. 4624–4643 Nach dem Kampf mit Iweret begegnet Lanzelet und Iblis der Abt, der über den Ausgang des Kampfes höchst verwundert ist und sich nach der ganzen Geschichte erkundigt; aber es wird nicht einmal angedeutet, dass es ihm erzählt würde! Fast hat es den Eindruck, als ob nach V. 4636 ein paar Verse ausgefallen wären. Durch das Verschwinden aus Behforet und durch den Auftrag an den Abt umgeht Iblis geschickt die zu erwartende Rache der Gefolgsleute Iwerets. Lanzelet erwirbt die Herrschaft nicht nur durch den Zweikampf mit Iweret, sondern vor allem durch das reibungslose Zusammenspiel mit Iblis (Zellmann 1996, S. 245f.). Mot. T 127. Woman weds father’s slayer; P 17.11. Slayer of king marries [daughter] and inherits kingdom. 4661ff. Das Stelldichein im amoenen Grünen (inklusive Linde etc.) ist ein Topos des zeitgenössischen Minnesangs, man denke nur etwa an Walthers berühmtes ›Lindenlied‹ (Walther v. d. V. L 39,11ff.; vgl. Knoll 1966, S. 72). Zur Erzählerrolle vgl. K zu V. 2348–2356.
1180
Stellenkommentar
4662 Die welsche mîle ist problematisch. Vermutlich meint es eine französische, auch: ›kurze‹ Meile (miliarum Gallicum = Lieue, 4,450 km [?]; vgl. LexMA VI, Sp. 471f.; Buschinger 2003, S. 115, Anm. 39; Pérennec 2004, S. 237, Anm. 82; Kerth, Th. 2005, S. 196, der eher an das Ausmaß einer ›amerikanischen‹ Meile denkt), doch könnte es nach Loomis auch une liwe galesche übersetzen, wie es dreimal im ›Perlesvaus‹ vorkommt, und womit eine walisische Meile (4,827 km) gemeint wäre (Webster/Loomis 1951, S. 200 = Kerth, Th. 2005, S. 196). Die angegebenen Maße sind freilich nur grobe Richtwerte und allesamt neuzeitlich, welche Entfernung man sich im Mittelalter tatsächlich unter einer Meile vorstellte, ist nicht mit Eindeutigkeit zu sagen, zumal auch der bequeme Reim auf wîle eine Rolle gespielt haben mag (vgl. ganz ähnlich Kr 11464–11465: weile : vier wälhisch meile). Wie sehr also eine realistische Deutung überhaupt angebracht ist, scheint fraglich (vgl. Knoll 1966, S. 75 und dazu S. 253, Anm. 89). Ob bei den anderen mîlen im ›Lanzelet‹ (V. 584, 3914, 4925, 8003, 8108, 8113) auch ›welsche Meilen‹ gemeint sind, ist nicht zu klären. Pérennec 2004, ebd. deutet das Verlassen des Kampfplatzes als Symbol für die Suche nach einer Balance zwischen »la prudence, la décence et l’ardeur amoureuse«. 4664–4669 Vgl. En [B] 1827–1833 (62,39–63,5; Didos und Eneas’ Stelldichein auf der Jagd): do gesâgens einen boum stân. dar tô quâmen si gerant. dô halp der mâre wîgant der frouwen tô der erden. dô môste dat werden, des lange gegert was. (Behagel 1880, S. 346; Richter 1934, S. 222f.) Richter 1934, S. 141 überlegt, ob diese Parallele nicht auch auf eine Beeinflussung des ›welschen Buches‹ durch den altfranzösischen Eneas-Roman zurückgehen könnte. Wolframs Minnekritik in der so genannten ›Blutstropfenszene‹ setzt nicht zuletzt bei diesem Minne-Baum-Bild an, das im Übrigen erst von Heinrich von Veldeke in die Eneastradition eingeführt wurde; Parz 292,18–21: hêr Heinrich von Veldeke sînen boum mit kunst gein iwerm [der Minne, F. K.] arde maz: het er uns dô bescheiden baz wie man iuch süle behalten! (Kartschoke 1997, zu ›Eneide‹ 62,39). 4673 Vgl. En [B] 1851 (63,23; wiederum Stelldichein zwischen Eneas und Dido): als et frouwe Vênus geriet (Behagel 1880, S. 346; Zellmann 1996, S. 247, Anm. 53). 4676 Für die Überbringung einer Nachricht durch eine Botin vergleicht Hofer 1959, S. 16 Perceval 4611 (Parz 312,2) und Marie de France, Lanval 55ff. 473ff. 513ff. Doch wer sonst sollte denn eine Nachricht bringen, wenn nicht ein Bote oder eine Botin?! Mot. F 234.2.6. Fairy as messenger from fairyland; M 242. Bargains and promises between mortals and supernatural beings.
4662/4704–4711
1181
4679 Maultiere sind häufig die Reittiere von Damen, vgl. etwa Charrette 2794–2802; Perceval 4612; Parz 312,7; die schon im Titel darauf hinweisende Erzählung ›La Damoiselle à la Mule‹ (auch bekannt als ›La Mule sanz Frain‹; Mule); oder die Integration der Maultier-Erzählung in der ›Krone‹ (Kr 12627–13900). Vgl. Webster/Loomis 1951, S. 200f. = Kerth, Th. 2005, S. 196. 4685 meide in der meide lande (vgl. auch V. 4931) kann streng genommen nur Gen. Pl. sein, da die Meerfee ja bereits ein Kind hat (vgl. aber die Interpretation von M. Meyer, K zu V. 3551). Es bezieht sich wohl auf die anderen Bewohnerinnen der Insel. Die Jungfräulichkeit wäre dann vielleicht auch die Quelle des ewigen Glücks im Reich der Meerfee, so wie Brunhilde im ›Nibelungenlied‹ (Nib) Stärke und Macht besitzt, solange sie Jungfrau bleibt (Trzepacz 1975, S. 176 und Anm. 7). Oder sollte einfach nur ›Frauenland, -reich‹ gelesen werden? Vergleichbar mit der meide lant (vgl. K zu V. 4685) sind auch l’Isle as Puceles (Yvain) 5257 bzw. der Juncvrouwen wert (Iw 6326) oder das Castiel as Puceles in Bel Inconnu 5302 u. ö., im ›welschen Buch‹ könnte terre as puceles gestanden haben (Paris 1881, S. 473, Anm. 2; Haasch 1954, S. 63f.), große Ähnlichkeit hat das Jungfrauenreich mit der megde lant in der ›Krone‹ (Kr 17312–17499; vgl. K zu V. 196–240). Glinka-Janczewski 1963, S. 268f. hält auch einen Zusammenhang mit Connelant (vgl. K zu V. 8866) für denkbar, wenn man kone, ahd. quena ›Frau‹ setzt. Fraglich ist die von Wulff 1885, S. 353 erwogene Parallele im Smameyjaland des ›Samson le Beau‹. Glinka-Janczewski 1963, S. 268 setzt das ›Jungfrauenreich‹ als Eigennamen an, wozu ich keine Veranlassung sehe. Zur Beschaffenheit des Frauenreichs vgl. K zu V. 180–303, 196–240. 4700ff. In der Rede der Botin wird offenbar, dass Lanzelet schon von Geburt an und auch wegen der Tugendhaftigkeit seiner Mutter (vgl. K zu V. 4722–4724) mit Glück überhäuft ist. Die sælecheit ist die wichtigste Charaktereigenschaft Lanzelets. Vgl. Kap. II.5.3.1; K zu V. 11–40. 4704–4711 Erst jetzt erfährt der Protagonist seinen Namen, während er zuvor stets umschrieben werden musste als: der namelôse (V. 1879, 2045, 2241, 2295), der ritter âne namen (V. 2059), der helt balt, der selbe niht sînes namen weiz (V. 2268–2269), der helt, der sich niht nande (V. 3444), der ungenande (V. 1287) oder auch der degen/ritter von dem Sê (V. 2294, 2475); vgl. Behre 1913, S. 19. Brown 1919/20, S. 368, Anm. 2 geht davon aus, dass Lanzelets Name geheim gehalten wird, damit er nicht von seinen Feinden (den Feinden der Meerfee oder Pants?) ermordet wird. Ich halte das für unnötig kompliziert: Lanzelets Unwissen um seinen Namen ist ausreichend motiviert als Druckmittel der Fee. Wie Lanzelet ist auch der Karrenritter in der ersten Hälfte der ›Charrette‹ namenlos (vgl. Webster 1934, S. 206f.). Im Gegensatz zu Lanzelet weiß Lancelot seinen Namen jedoch sehr wohl, verrät ihn aber niemand. Auf die eindringliche Bitte des Mönchs bei der Kirche und dem zukünftigen Artusritter-Friedhof nennt er nur seine Herkunft aus Logres (Charrette 1941f.), auch dem Fräulein, das ihn dabei begleitet (vgl. K zu 849–1112, 3826–3928), verschweigt er seinen Namen (Char-
1182
Stellenkommentar
rette 2009–2019). Seinen im Land von Bademagus gefangenen Landsleuten nennt er ebenfalls nur seine Herkunft (Charrette 2093f.). Erst beim ersten Zweikampf mit Meleagant erkennt ihn Ginover und gibt seinen Namen, Lanceloz del Lac, preis (Charrette 3676f.). Der ›Prosa-Lancelot‹ steht zwischen Chrestien und Ulrich: Wie im ›Lanzelet‹ kennt der Held seinen Namen und seine Herkunft nicht und erfährt diese erst, als er die Information, der Szenerie nach ähnlich der ›Charrette‹, auf seinem Grabdeckel in der Dolereuse Garde gelesen hat (LancFr, ed. Sommer III, S. 143–153, ed. Micha VII, Kap. XXIVa, übs. Lacy II, S. 75–80; LancDt I, S. 164–166; vgl. Märtens 1880, S. 692; Lot 1918, S. 167; Pérennec 1979, S. 11; vgl. K zu V. 3826–3928). Wiederum zum ›Lanzelet‹ passt, dass in Dolereuse Garde, als Lancelot seinen Namen unter dem schweren Stein liest, eine Botin der Dame vom See zugegen ist – der Karrenritter Chrestiens wird nur von dem lasziven Fräulein begleitet –, die die Inschrift ebenfalls lesen kann (und die ihm beim Abenteuer der Dolereuse Garde mit drei Kräfte steigernden Schilden ausgeholfen hatte). Lancelot, dem dies unangenehm ist, da er (aus manchmal wenig einsichtigen Gründen) fast den ganzen ›Lancelot propre‹ über ein eigenwilliges Katz-und-Maus-Spiel mit den Tafelrundern und besonders Gauvain treibt, hält sie dazu an, den Namen einstweilen für sich zu behalten. Die Identitätssuche ist also, zumal er seinen Namen und seine Herkunft weiterhin verheimlicht, mit der Namensfindung nicht abgeschlossen (Pérennec 1979, S. 11). Perceval bzw. Parzival hat zunächst ebenfalls keine Kenntnis von seinem Namen. Bei Chrestien erfährt er ihn erst spät, als er nach den Ereignissen auf der Gralsburg seine Cousine trifft und auf ihre Frage, wie er heiße, intuitiv den richtigen Namen angibt, ohne ihn zu wissen (Perceval 3575). Bei Wolfram wird dem Helden sein Name schon bald nach Beginn seines Auszugs von Sigune mitgeteilt (Parz 140,16). Cosman 1966, S. 106 sieht hier einen Einfluss des ›Parzival‹ auf Ulrich. Zellmann 1996, S. 199 hält aber zu Recht fest, dass die Namenlosigkeit in den beiden Texten gänzlich anderer Natur ist. Während Lanzelet schon als Jüngling sein Unwissen um seinen Namen als Manko empfindet, also in den Kategorien höfischer Kultur zu denken imstande ist, macht sich Perceval/Parzival nicht viel aus seiner Unkenntnis und wirkt ungleich naiver, wenn er sich etwa als bon fîz, scher fîz, bêâ fîz (Parz 140,6) ausgibt, wie ihn seine Mutter genannt habe. Im ›Bel Inconnu‹ muss der Titelheld (Guinglain), Sohn Gauvains und der Fee Blanchemal, zuerst die bösen Zauberer Mabon und Evrain (dazu vgl. K zu V. 7817– 7939) besiegen und Esmerée die Blonde aus ihrer Drachengestalt erlösen, ehe ihm sein Name von einer mysteriösen Frauenstimme mitgeteilt wird (Bel Inconnu 3127ff.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 201 = Kerth, Th. 2005, S. 196f.; Pérennec 1984a II, S. 15–19). Später (Bel Inconnu 4862ff.) erfährt Guinglain von der Herrin über die Ile d’Or (vgl. K zu V. 3871–3919), dass sie es war, die sein Schicksal seit seiner Geburt gelenkt (Fahrt zum Artushof, Aufbruch zum Fier baiser etc.) und ihm gleichsam aus dem Off seinen Namen genannt hat. Gwigalois kennt seinen Namen von klein auf, erfährt aber die Identität seines Vaters (Gawein) und damit seine väterliche Herkunft erst unmittelbar vor (!) Beginn
4704–4711
1183
der zentralen Abenteuer in und rund um Korntin, konkret vor seinem Kampf gegen den Drachen Pfetan. Gwigalois erhält die Information von dem früheren König des Landes ( Jorel), der eben das zehnte und letzte Jahr seiner Fegefeuerstrafe erduldet und, in ein Tier verwandelt, Gwigalois den Weg nach Korntin weist (Wigal 4792ff.; vgl. Bethge 1881, S. 55).57 Wigamur lernt seine Abstammung kennen, als er kurz davor steht, sich sich mit seinem Vater zu duellieren (Blamires 1973, S. 37, 39; Meyer, M. 2000, S. 101). Wigamur erzählt vor dem Duell von seiner Entführung, woran ihn sein Vater erkennt, der Konflikt löst sich in Wohlgefallen auf (Wigam 3965ff.).58 Die Übereinstimmung mit dem ›Lanzelet‹ ist hier besonders schlagend, da auch Wigamur mehrmals aufgrund der Unkenntnis seines Namens Angebote ausschlägt. Bei Lanzelet handelt es sich hierbei dreimal um die Einladung an den Artushof (vgl. K zu V. 1288–1301). Wigamur dagegen verzichtet aus Scham auf einen längeren Aufenthalt bei Yttra (Wigam 1417–1420); auf die Heirat mit Eydes und auf die Herrschaft über ihr Land (Wigam 1954–1971); auf die Herrschaft über das Land Deleprosat, das ihm als Turniersieger zustehen würde (Wigam 2260–2261); und auf das Land und die Hand der Königin Ysopey, die Wigamur mit den Artusrittern vor dem zudringlichen Heidenkönig Sartzein schützt (Wigam 3329ff.). Auffällig ist auch die Übereinstimmung mit der Jugend von Waluuanius in ›De ortu Waluuanii‹ (Ort. Walw.). Der junge Waluuanius wird von seinen Eltern, König Loth und Prinzessin Anna (Arthurs Schwester), als Säugling weggegeben, um die (noch) ungesetzliche Liaison zu verheimlichen. Kaufleute sollen ihn in ihr Land mitnehmen und ihm mit den beigegebenen Kostbarkeiten eine angemessene Erziehung geben, ein ebenfalls beigelegtes Dokument informiert über die Abstammung des Knaben. Über mehrere Zwischenstationen gelangt das Kind in die Obhut des römischen Kaisers, wird mit 15 Jahren zum Ritter geschlagen und heißt fortan Miles cum tunica armature. Er kämpft für die Christen erfolgreich um Jerusalem und will schließlich den berühmten König Arthur kennen lernen. In gegenseitiger Unkenntnis treffen Arthur (und Kay) sowie der Unbekannte aufeinander und es kommt zum Kampf (vgl. K zu V. 4981–5025), den der Unbekannte für sich entscheiden kann. Wenig später, an Arthurs Hof, wird das Geheimnis um die Identität des jungen Ritters gelüftet, nicht ohne nochmals zuvor seine Tapferkeit im Kampf gegen die Heiden unter Beweis gestellt zu haben. Allerdings beschränkt sich die ›herkunftslose‹ Jugend nicht nur auf die Artusritter: Auch Arthur selbst ist in den großen Prosaromanen ein ähnliches Schicksal bestimmt. Erst nach seinen ersten (kriegerischen) Erfolgen und lange nach seinem 57 Die Struktur der Identitätsfindung ist allerdings nicht besonders einleuchtend: Gwigalois kennt Namen und Taten des Vaters schon als Kind (Wigal 1305, 1275ff.) und erkennt ihn dennoch nicht, als er ihn am Artushof trifft (Wigal 1597ff.). Auch Gawein bleibt sonderbar ahnungslos, als er Gwigalois vom umschlossenen Land erzählen hört (ebd.). Vgl. Seelbach 2005, S. 292. 58 Nicht ganz klar wird, ob Wigamur nur seine Abstammung nicht kennt, oder ob ihm auch sein Name unbekannt ist. Der Text ist widersprüchlich: Wigamur behauptet immer wieder, ihm wäre nicht bekannt, wer er sei (etwa Wigam 4052–4053), doch scheinen andere Figuren des Romans seinen Namen zu kennen (etwa Wigam 3884, 4188–4189).
1184
Stellenkommentar
Königsantritt (Stichwort: Arthurs Schwerter) teilt ihm Merlin die Wahrheit über seine Herkunft mit (Malory I,20; vgl. K zu V. 9358–9366). Krause 1985, S. 15f. sieht in der Version von ›Lanzelet‹ und ›Bel Inconnu‹ eine archaische Variante des Motivs, sodass Chrestiens ›Perceval‹ nicht die Vorlage für das ›welsche Buch‹ gewesen sein könnte. Wenn eine Verbindung vorliegt, ginge die Entlehnung in die umgekehrte Richtung. Loomis erwägt erneut einen keltischen Ursprung des Motivs und sieht diesen ein weiteres Mal in einer mit Lug verbundenen Tradition: Lug würde in einer alten irischen Legende als verbotenes Kind der Tochter eines Riesen vorgestellt und bleibt ohne Namen, bis es seinem Vater gelingt, den Riesen zu überlisten, wonach dieser ihn Lug mit der langen Hand nennt. Die Geschichte findet sich in ähnlicher Weise im Mabinogi von ›Math‹ wieder, wo das Kind allerdings Llew Llaw Gyffes (›der Löwe mit der zielsicheren Hand‹) genannt wird (Mab, übs. Guest, S. 424, übs. Buber, S. 105).59 Auch die Verbindung zu Caer Seint (vgl. K zu V. 181) ist erneut gegeben, da Llew seine Jugend nur wenige Kilometer entfernt in Caer Arianrod (Arianrod ist seine Mutter) und Dinas Dinllew verbringt (Mab, übs. Guest, S. 424; Webster/Loomis 1951, S. 164f. = Kerth, Th. 2005, S. 158; vgl. K zu V. 180–303). Im Gegensatz zum ›Iwein‹ Hartmanns oder Wolframs ›Parzival‹, wo die Identitätslosigkeit des Helden (Iweins Wahnsinn, Parzivals Kindheit in Soltane) und das Überwinden derselben mit einer inneren Entwicklung verbunden ist, scheint sich der Charakter Lanzelets durch die Namensnennung nicht zu ändern (Knoll 1966, S. 43). Dies hat am schärfsten Pérennec 1979, S. 9–14 über einen Vergleich mit ›Charrette‹ und Prosaroman herausgearbeitet, in der erweiterten Fassung Pérennec 1984a II, S. 14–28 wird auch der ›Schöne Unbekannte‹ (siehe oben) berücksichtigt: Im Gegensatz vor allem zu den Lancelots geht es im ›Lanzelet‹ tatsächlich nur um die Suche nach dem Namen, die Suche ist nicht auch, wie man erwarten würde, Chiffre für die Suche nach der eigenen Identität. Offen ist die Deutung dieses Befundes: Entweder geht man davon aus, dass die Namensuche trotzdem in gewisser Weise als Wesenssuche inszeniert ist; dann befindet man sich in der Sphäre des Märchens, die gegenüber den reflektierten Problemstellungen des chrestienschen Romans naiv wirken muss. Oder aber, was Pérennec für wahrscheinlicher (und in Pérennec 1984a II, S. 27f. für praktisch gesichert) hält, der Dichter stellt sich bewusst unwissend, »markiert [...] den vom Subjektivismus gänzlich unberührten Hinterwäldler« (Pérennec 1979, S. 11) und parodiert letztendlich das chrestiensche Modell. Nur selten wurde auf ein erzähltheoretisch interessantes Faktum hingewiesen, dass auf jeden Fall mit der Teilung des Romans in zwei Teile korrespondiert, damit aber auch mit der Namensuche, über die diese Teilung ja meist motiviert wird (vgl. Kap. II.5.2 passim), zusammenhängen könnte: Im zweiten Teil ist nicht nur Lanzelets Name bekannt, auch die übrigen Namen klingen – für das ›mittelhochdeutsche Ohr‹ – vertrauter. An die Stelle altfranzösischer Lautfolgen treten Ortsnamen wie die ›Wachsende Warte‹, das ›Schreiende Moor‹ etc. Man gewinnt den Eindruck, als würde hier 59 Dieser ›Löwe‹ fand als Sohn Gaweins, Lion oder Lionaius, Eingang in die Artustradition (Loomis, R. Sh. 1930, S. 432–438; Webster/Loomis 1951, S. 165 = Kerth, Th. 2005, S. 158).
4704–4711/4706
1185
die Weltsicht des Protagonisten abgebildet – sei dies nun autorintentional oder nicht. Lanzelet kennt sich selbst, findet dadurch seinen (vor allem genealogisch definierten) Platz in der Welt (zunächst am Artushof ) und kann erst auf dieser Basis seine Umgebungswelt verstehen (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 136f.; Combridge 1973, S. 55). Das Motiv der Botin erfreut sich in der mittelalterlichen Literatur hoher Beliebtheit, man denke nur an Lunete in Iw (Paris 1881, S. 476), Cundrie in Parz, die Handschuh-Botin in Kr etcetc. Vgl. auch V. 5746–5749, wo dieselbe Botin den Zaubermantel an den Artushof bringt. Mot. J 1730.1. Hero does not learn his name until after first adventure; T 617.2. Hero learns his name at time of first adventure; Z 252. Nameless hero. 4706 Die Nebenform Lanzelet (zu Lancelot) findet sich auch in der Romania bei den Troubadours Guiraut de Calanson und Guiraut de Cabrera als Lanselet oder Lansolet (Paris 1881, S. 471; Lejeune 1959, S. 395). Sie hat auch Heinrich von dem Türlin in der ›Krone‹, wo Lanzelet (Lantzelet, Lantzeleth, Lanzelet, Lanzelett, Lanzvlet) den (wohl z. T. verderbten) Beinamen von Lac, Arlach, Arlet, Harlach (vgl. Er 1631) trägt (Kr, Namenregister; vgl. Warnatsch 1883, S. 107, 131), was Warnatsch freilich auf den vermeintlichen Lanzeletroman Heinrichs von dem Türlin zurückführt, was aber ebenso gut von Heinrichs Kenntnis des ›Lanzelet‹ zeugen könnte. Auch im ›Wigalois‹ findet sich die Form auf -et (Lanzelet der Arlac, Wigal 10071, daneben die Lesarten lancelot sowie Lanzulet), gleichfalls in den meisten deutschen Artusromanen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts60 , wenngleich dort, wo die Figurendarstellung über die bloße Namensnennung hinausgeht, nicht auf Ulrichs, sondern auf Chrestiens Lancelot-Geschichte rekurriert wird (Buschinger 1984b mit umfangreichem Belegmaterial; vgl. Pérennec 1970, S. 106). Der Wortlaut des Namens Lancelot beschäftigte vor allem die frühe Forschung, insbesondere im Zusammenhang mit einem hypothetischen keltischen Ursprung der Sage. Zuerst war es Theodore Hersart de la Villemarqué, der ›Lancelot‹ in auf den ersten Blick faszinierender Klarheit nach den ›ältesten Handschriften‹ als Zusammenrückung von Artikel + Ancelot herleitete, wobei Ancelot als Diminutiv zu Ancel ›Dienstmann‹ gestellt wird. Dieser Name entspräche dem walisischen Namen Mael, den ein Häuptling des 6. und 7. Jahrhunderts getragen habe, und der wiederum in Dichtungen seit dem 7. Jahrhundert dieselben Charakterzüge wie der Romanheld Lancelot aufweise: Schönheit, Tapferkeit, Freigebigkeit, jedoch auch unzüchtiges und unmoralisches Verhalten, in einer Erzählung sogar mit der Königin Gwennivar (Villemarqué 1842 I, S. 63–75 mit einer Zusammenstellung der literarischen Zeugnisse; ebenso Gervinus 1871, S. 442; Schulz, Al. 1847, S. 94–98; Bächtold 1870, S. 52; 60 Daniel 984, 7998 (launtzilet, lanzelock); Tandareis, vgl. das Namenregister (Lanzilet); Garel 17669, 20166 u. ö.; Gauriel 5270 (Lanzelot); Lorengel K 26,21 (Lantzlin); Lohengrin 561 (Lantzlin); Colin/Wisse 22,31. 179,14 472,39. 472,39. 478,36. 479,3. 525,27. 528,28. 793,38. 348,9 (Lanszelet, Lansulet, Lanszelehte); Frauendienst 1430,4 (von Spiegelberc her Lanzilet; vgl. V. 1446,6. 1520,5. 1528,8. 1529,2. 1550,1; vgl. Richter 1934, S. 6). Nach Buschinger 1984b; vgl. auch Schirok 1988, S. 18.
1186
Stellenkommentar
Neumaier 1883/84 I, S. 3, Anm. 1; Genelin 1891, S. 45; aus kritischer Distanz, aber ohne Widerlegung Piper 1892, S. 164f.). Einer genaueren Kritik, insbesondere jener Gaston Paris’, konnte diese These jedoch nicht standhalten (Paris 1881, S. 488–493, für Belege siehe dort): Die Schreibung Ancelot begegne nur in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts, statt l’Ancelot wäre li anceloz zu erwarten (was nirgends belegt ist), ein afrz. Wort ancel existiert nicht, die Etymologie von mael führt zur Grundbedeutung ›groß‹, und einen Mael gab es nie, sondern der Name ist eine Kontamination aus den Figuren Mailcun (Maglocun, Mailgun, Maelguin, Malgun) und Maelwas, von denen nur Letzterer ein literarisches Nachleben hatte – allerdings nicht als Lancelot, sondern als Meleagant (was wiederum angezweifelt wurde, vgl. K zu V. 6725–7425). Ob dennoch ein keltischer Ursprung anzunehmen sei, ist offen (Paris 1881, S. 492, Anm. 2). Einen Beweis in diese Richtung (so noch Schulz, Al. 1847, S. 105) bietet die Namensgeschichte auf jeden Fall nicht. Auch die Annahme von John Rhys (Rhys 1891, S. 133; vgl. Briel/Herrmann 1972, S. 111), Lancelot wäre eine Lehnübersetzung zu Peredur, da dieser auf Pâr ›Lanze‹ basiere,61 fand kaum Anhänger, die Herleitung von Peredur (so auch Brugger 1905, S. 83) ist problematisch und für eine besondere Beziehung Lancelots zu einer ›Lanze‹ fehlt jeder Hinweis. Plausibel ist die Herleitung durch Joseph Loth, der auf den Ort Lansuluc (heute Sellack) in Herefordshire hinweist, aus dem der Name entstanden sein könnte (Loth 1892, S. 495). Lot 1925 bringt Lancelot, jedoch »avec tremblement«, mit Llenlleawc bzw. Llenvlauc, einem Helden in ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 225f., 252, übs. Birkhan II, S. 99f.), zusammen: einem der Gefährten Arthurs, der an der Expedition nach Irland teilnimmt und selbst aus Irland stammen könnte, wie sein Beiname Wyddel anzeigen dürfte. Die lautgeschichtliche Entwicklung von Llenlleawc zu Lancelot hält Lot jedoch für ungeklärt.62 Diesen Hypothesen zu einem keltischen Ursprung des Namens stehen solche gegenüber, die eine germanische Herkunft postulieren. Gaston Paris (Paris 1881, S. 492, Anm. 2) und ausführlicher Heinrich Zimmer (Zimmer 1891, S. 43–58) erwägen die Herleitung über eine Diminutivform zu Lant-, Land-, wie es sich häufig in Namen findet (Landebertus, Lanfred, Landonus; Lando, Landolin, Lanzo etc.), worin ihnen Foerster 1899, S. XXXIX–XLI (der sich besonders gegen die bloße Möglichkeit eines keltischen Ursprungs wendet), Weston 1901, S. 8f., Brugger 1926, S. 459–465, Bruce 1928 I, S. 192f. und Kerth, Th. 2005, S. 3f. folgen. Eine Verbindung der beiden Hypothesen versuchte Loomis (Loomis, R. Sh. 1927, S. 90–97, 330, 357) und leitet Lancelot von Lugh Loinnbheimionach ›Lug of the mighty blows‹ ab, dem keltischen Gott der Sonne und des Blitzes, der zugleich 61 Peredur hat den Beinamen ›Langspeer‹ (Mab, übs. Guest, S. 111, 114, übs. Birkhan I, S. 156, 161). 62 Nach den knappen Angaben im ›Kulhwch‹ kommt der Held vom Vorgebirge Gamon, die Figur findet sich zudem als Llwch Llenlleawg im kurzen Text von der ›Beraubung der Anderen Welt‹ (Übersetzung in Mab, übs. Birkhan II, S. 107–109, hier S. 107). Birkhan (ebd., Anm. 132 auf S. 243) erwägt eine Herleitung von Llenlleawg über einen Schreibfehler aus Lleu (= Llew) Lleawg ›(Gott) Lug der Töter‹, hält dies aber aufgrund der Unabhängigkeit der Traditionen von ›Kulhwch‹ und ›Beraubung‹ letztlich für wenig wahrscheinlich.
4706/4722–4724
1187
¯ Vater CuChulainns (nach Loomis das Alter ego Gaweins) und mit diesem identisch ist. Aus Lugh Loinnbheimionach wird walisisch Llwch Lleminawc oder Llawwynawc mit diversen Varianten, dessen Llwch wohl von Bretonen mit ›See‹ (wie es in walisischen Ortsnamen begegnet) gleichgesetzt wurde, sodass Llwch Lleminawc oder Llawwynawc als Llawwynawc of the Lake verstanden wurde. Dies wiederum wurde mit dem französischen Eigennamen Lancelin verbunden, aus dem über die Zwischenstufe Lanceloc of the Lake (wegen Verlesung/Verschreibung c–t) Lancelot of the Lake entstand. Dieser missverstandene Beiname hätte dazu geführt, dass Lancelots Erziehung von einer Insel im Meer (so noch im ›Lanzelet‹) in bzw. unter einen See verlegt wurde. Später änderte Loomis seine Hypothese leicht ab, als Ursprung setzt er nun den jugendlichen Helden und Gott Lug oder Luch Lamfada ›mit der langen Hand‹ der irischen Mythologie, der zu walisisch Lluch Llauynnauc ›Lluch mit der weißen (?) Hand‹ (vgl. Lluch Lleminawc/Llawwynawc) geworden wäre. Von da an folgt er seiner älteren Hypothese (Webster/Loomis 1951, S. 159, 161, 201f.; vgl. Walshe 1953, S. 99; Briel/Herrmann 1972, S. 111; vgl. K zu V. 180–303). Die letzte, abermals leicht abgeänderte Version seiner These findet sich bei Loomis, R. Sh. 1958, S. 57–62: Ausgangspunkt ist nun (wieder) Lugh Loinnbheimionach, König von Irland, Zwischenstufe ist Llenlleawg (›Kulhwch‹), die Namensänderung durch den Einfluss von Lancelin wird weiterhin angenommen. Im Zentrum der Beweisführung steht nun aber die irische Herkunft weniger des Namens als vielmehr der Figur. Loomis zitiert eine Reihe von Stellen, wo Lancelot, Lanceor oder Lansolet (die wiederum ursprünglich identisch wären) als (meist) Sohn des Königs von Irland bezeichnet werden (für Belege siehe ebd.). Inhaltliche Parallelen der Figuren listet Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 15–17; Loomis, R. Sh. 1958, S. 60; für den ›Lanzelet‹ siehe die Verweise in K zu V. 180–303. Die Beweisführung wirkt jedoch konstruiert, zumal lautgeschichtliche Probleme außen vor bleiben (Kerth, Th. 2005, S. 4, 197). Boutet 1989 erweiterte Loomis’ These und leitet den Charakter Lancelot aus einem indogermanischen Typus (Lug, Heimdallr, Dyu-Bhisma) her (vor allem die Verbindung mit der Dame vom See). Brogsitter 1971, S. 84 dagegen versetzt Loomis’ Hypothese ins »Reich der Phantasie«. Vgl. zum Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 189–194. 4722–4724 Campion 1914 konjiziert (vgl. Anm. zur Stelle) und deutet seine ›gebesserte‹ Lesung als Variante des Sprichworts »Wer gut dient und sich auf das Warten versteht, dem geht noch einmal Alles gut aus« (Schönbach 1899, S. 72). Parallelen lägen in den ersten beiden Versen von Heinrichs von Veldeke Lied Swer wol gedienet und erbeiten kan, | dem ergêt ez wol ze guote. (MF 67,33–34) vor, sowie bei Eilhart (Tristrant 7417–7421): swer sô wol gebeitin mag, her gelebit dicke den tag daz im gesenftit wirt sîn mût, daz im lîp unde gût geschît dicke beide: Ich sehe jedoch keinen Grund, gegen WP in die m. E. unproblematische Stelle ein-
1188
Stellenkommentar
zugreifen: Klarine ist so tugendhaft, dass Lanzelet immer sælic ist. Als Interpretation bieten sich zwei Möglichkeiten an: Entweder bedeutet die Stelle ganz einfach, dass Lanzelet auf seine Mutter stolz sein kann; oder die große Tugendhaftigkeit der Mutter wirkt sich auf die (fast sprichwörtliche) sælde Lanzelets aus (vgl. K zu V. 4700ff.). 4731 Hier hat P gegenüber W Lectio difficilior: Denn dass Lanzelet nach/mit der Minne erzogen wurde, geht aus der Kindheitsgeschichte deutlich hervor; er war gewissermaßen der ›Hahn im Korb‹ (vgl. ausführlich K zu V. 270–274, zu möglichen Ursprungshypothesen siehe ebd.). 4732–4737 Die Argumentationsstruktur der Rede der Botin geht nicht ganz auf. Wenn man sich exakt an den Text hält, wird durch nichts klar, weshalb das Zelt das Glück Lanzelets beweist und wieso es außerdem die Erzählungen der Botin bestätigt. Geht es schlichtweg um die Kostbarkeit und Pracht des Zelts? 4749–4757 Die heide ist im Artusroman, ebenso wie das fast synonyme velt, die Voraussetzung für eine idealtypische, amoene Landschaft, was in dieser farbenfrohen Schilderung Ulrichs besonders deutlich zum Ausdruck kommt (Knoll 1966, S. 72). Zu der Aufzählung vgl. K zu V. 2675–2678. 4760–4911 Ausführliche Zeltbeschreibungen begegnen in der mittelalterlichen Literatur immer wieder, vgl. etwa Laries Zelt in Wigal 10837–10865 oder die Parallelen zu Hartmanns ›Erec‹ und zur ›Eneide‹ in den folgenden Kommentareinträgen. Für eine indirekte Beeinflussung Hartmanns durch Heinrich über Ulrich (Wallner 1935, S. 174) sehe ich allerdings keinen Grund. Problematisch ist auch die These von McLelland 2000, S. 123–125, die von einem Einfluss von Hartmann auf Ulrich ausgeht und Ulrich unterstellt, dass er Hartmann noch hätte übertreffen wollen.63 Die von Ruh 1980, S. 33 genannte Parallele in Ruodlieb V 5–12 ist blass. Am auffälligsten indes sind die Übereinstimmungen zu einer Zeltbeschreibung im ›Roman d’Alexandre‹: Alexander verfügt bei seinem Zug gegen Darius über ein wundervolles Zelt, das ihm seine Mutter Olympias geschenkt hat, die Säulen des Zelts sind aus Elfenbein, es hat einen goldenen Himmel, allerlei Edelsteine etcetc. Auf dem Zelt thront (an Stelle des knopfes; vgl. Engelen 1978, S. 197) ein Adler, der bei Luftzug seine Stimme erhebt – also ein Automat –, das Zelt ist geräumig, lässt sich aber bei Bedarf zu einer handlichen Größe zusammenlegen, sodass es von nur einer Jungfrau getragen werden kann. Nur gute Menschen haben Zutritt zu dem Zelt. In unmittelbarer Nähe werden auch Salemon und Daire erwähnt (Roman d’Alexandre, ed. Michelant 54,17–34; Roman d’Alexandre I 191ff. [›Venediger Redaktion‹] und II, 1,91ff. [›Alexandre de Paris‹]; vgl. Alex S 5949ff.; vgl. Wilmanns 1901, S. 245– 247; Richter 1934, S. 106; Webster/Loomis 1951, S. 202 = Kerth, Th. 2005, S. 197f.; Mück 1952, S. 19; Hofer 1959, S. 16f.; Glinka-Janczewski 1963, S. 216f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 105–113; Buschinger 2003, S. 22f.). Wilmanns nimmt an, dass der Einfluss von der altfranzösischen Lancelot-Dichtung oder deren Vorlage zur Alexanderdichtung gegangen sei, nicht umgekehrt, vgl. auch die Parallele zur Episode von Schadil li Mort (K zu V. 3542–3549). Eine umgekehrte Entlehnung, 63 Zuzustimmen ist dagegen McLellands Beobachtung, dass das Zelt Idealität schlechthin ist (vgl. K zu V. 3940–3947).
4722–4724/4760–4911
1189
wie sie Hofer und Buschinger vermuten, ist möglich, angesichts der losen Einbindung des Mirabiliums im Alexanderroman und der dichten Motivation im ›Lanzelet‹ aber nicht wahrscheinlich (vgl. auch Pérennec 1970, S. 111). Krause 1985, S. 111 sieht die Nähe zum Alexanderroman als Indiz, dass hier nur Hartmann aus Ulrich geschöpft haben könnte, nicht umgekehrt. Allerdings könnten die Parallelen im ›Erec‹ auch Zufall sein, oder punktuelle Entlehnungen Ulrichs aus Hartmann. Mit ziemlicher Sicherheit war Ulrich von dem Türlin von der Zeltschilderung des ›Lanzelet‹ beeinflusst, als er das Zelt Tybalts schilderte, das vor Aveniun aufgeschlagen ist (Willehalm/UvT 259,20–262,25). Das Zelt ist aus den kostbarsten Stoffen, knallbunt und mit viel Gold verziert, alle Abbildungen wirken lebendig, obenauf thront ein goldener Adler, darunter befindet sich ein Spiegel, in dessen Bild man seine Tugend messen kann. Unter den Abbildungen sind Episoden aus Arabels und Tybalts Liebe sowie die Liebesgötter Tervigant und Appollo, die ihrerseits Briefe mit Minnesprüchen in Händen halten, die Ulrich von dem Türlin auch mitteilt. Das Zelt ist damit, wie jenes im ›Lanzelet‹, eine Art Minnezelt. Loomis sieht den Ursprung der wunderbaren Zelte in der Feenwelt, die Zelte seien – wie im ›Lanzelet‹ (Meerfee ~ Morgain; vgl. K zu V. 193) – Geschenke von Feen an ihre Schützlinge (Webster/Loomis 1951, S. 202f. = Kerth, Th. 2005, S. 198 mit weiteren, m. E. weniger spezifischen Parallelen; vgl. Funcke 1985, S. 21; Ströbele 1993, S. 59f.). Knoll 1966, S. 185–188 wertet die Beschreibung als reine Aufzählung von Wunderbarem, einen tieferen Sinn spricht sie Ulrichs Schilderung ab. Bemerkenswert ist, dass Iblis im ›Parzival‹ ihrem Geliebten Clinschor ein Zelt zum Beweis ihrer Liebe schenkt, wodurch ihre Liebe offenbar wird (Parz 668,10ff.; vgl. Ó Riain-Raedel 1978, S. 183; Pérennec 2004, S. 25). Dies stärkt die Bindung der beiden Iblis-Gestalten (vgl. K zu V. 331–333). Das Zelt mit Gottfrieds Minnegrotte zu vergleichen,64 nur weil in beiden Fällen ein idyllisches Gebäude in idyllischer Szenerie beschrieben wird, halte ich für übertrieben. Zellmann 1996, S. 248f. begreift das Zelt mit seinem üppigen Schmuck und seinen scheinbar lebendigen Teilen (z. B. der Adler) als Abbild des Universums bzw. des Garten Eden, die Lanzelet und Iblis – zu ergänzen ist: als dem idealen Herrscherpaar – in die Hände gelegt werden (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 198). Gleiches gelte für den Zaubermantel. Der Ansatz zu einer solchen Deutung ist im Text zwar gelegt (vgl. K zu V. 4883–4893, 5816–5831), die Ausführung ist aber m. E. zu knapp und unspezifisch, als dass hier weitergehende Schlüsse gezogen werden könnten. Stoffe, die mit Abbildungen geschmückt sind, die wie lebendig wirken, finden sich in mittelalterlichen Literatur allenthalben und signalisieren wohl nicht viel mehr als die Pracht und Kostbarkeit des jeweiligen Stoffes, vgl. z. B. einen Mantel in Bel Inconnu 5055ff. 64 Trzepacz 1975, S. 176; Schmidt, K. 1979, S. 11, Anm. 26; Welz 1980, S. 58 [»transportable Minnegrotte«]; Roßbacher 1984/85, S. 193; Bräuer 1990, S. 244 [»fahrbare Minnegrotte«]; Ertzdorff 1991, S. 335; Wieshofer 1995, S. 109; Chamberlin 1997, S. 128–133; Birkhan 2002/05 V, S. 66; Nesbitt-Daly 2003, S. 104; Kerth, Th. 2005, S. 198.
1190
Stellenkommentar
Mot. M 312.9. Prophecy: none will be able to overcome hero; M 301.6. Fairies as prophets; D 1810.0.4. Magic knowledge of fairies; Q 140. Miraculous or magic rewards; Q 72. Loyalty rewarded; D 813. Magic object received from fairy; F 340. Gifts from fairies; F 775. Extraordinary tent; D 1138. Magic tent; F 567.1. Wild women; D 1342. Magic object gives health; D 2161. Magic healing power; D 1359.3. Magic object causes joy; D 631.3.2. Compressible tent; D 482. Stretching objects; D 1620.2. Automatic statue of animal; D 1645.1. Incandescent jewel; D 1615. Magic singing object; D 1652.6. Ever-burning lamp; F 855.2. Statues animated by water or wind; D 1163. Magic mirror; D 1323.1. Clairvoyant mirror; D 1652. Inexhaustible object; H 411.15. Magic mirror as chastity index; H 1556.4. Fidelity in love tested; H 1550. Test of character. 4761–4763 Salomon gilt im Mittelalter (wie auch heute) als Muster für Weisheit (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 216f.), Darius ist vermutlich der große orientalische Herrscher, der dem Mittelalter hauptsächlich durch den Alexanderroman bekannt war (Glinka-Janczewski 1963, S. 148) und der Alexander zwar schließlich unterliegt, jedoch einen Ehrentod sterben darf. Ihre gemeinsame Erwähnung verdanken sie wohl der Kenntnis des Alexanderromans durch Ulrich oder den Autor der Vorlage. Die andere, m. E. weniger wahrscheinliche Möglichkeit wäre, mit Zellmann 1996, S. 248 für Darius eine Referenz auf die Legende von Daniel in der Löwengrube anzunehmen. Daniel ist einer der drei obersten Beamten unter dem Perserkönig Darius. Die Satrapen intrigieren gegen ihn aus Missgunst und drängen Darius dazu, ein Gesetz gegen die Anbetung fremder Götter zu erlassen. Daniel hält sich nicht daran und muss von Darius gegen dessen (Darius’) Willen in die Löwengrube geworfen werden. Daniel überlebt durch ein göttliches Wunder, die Verräter werden selbst den Löwen vorgeworfen, Darius bekennt sich in einem öffentlichen Schreiben zu Daniels Gott (Vulgata, Dn 6,2–29; eine andere Fassung in Vulgata, Dn 14,29–42). Es wäre auch möglich, dass beide Erzählungen zum Darius-Bild des ›Lanzelet‹-Autors oder -Übersetzers beigetragen haben. Die Erwähnung von Augustus hält Hofer 1959, S. 17 für eine Anspielung auf den Lai ›Lanval‹ der Marie de France, wo Octovian mit dem wunderbaren Zelt der Fee – das ebenfalls von einem goldenen Adler gekrönt ist! – in Zusammenhang gebracht wird (Marie de France, Lanval 85). Weder er noch Semiramis, die Königin von Babylon, noch irgendein anderer König hätten sich, selbst am Gipfel ihrer Macht, dieses kostbare Zelt leisten können. Glinka-Janczewski 1963, S. 145 verweist auf En 13398 (351,28), wo aber außer der Erwähnung des römischen Kaisers jede Ähnlichkeit zum ›Lanzelet‹ fehlt. Bei Ulrich geht es in allen drei Fällen hauptsächlich darum, eine berühmte, reiche, wohl durchaus positiv gesehene historische Figur für den Überbietungstopos nutzbar zu machen (vgl. Kern in LAGDTM, zu Augustus S. 125–128, zu Darius S. 202–207). Mit Darius und Augustus wird zugleich eine heilsgeschichtliche Perspektive eröffnet (persisches und römisches = zweites und viertes Weltreich), die aber unvollständig (Nemrot bzw. Balsazer und Alexander fehlen) und damit rätselhaft bleibt. V. 4763 ist laut Hannink 1914, S. 76 eine Anspielung auf Vulgata, Lc 2,1
4760–4911/4795–4797
1191
(factum est autem in diebus illis exiit edictum a Caesare Augusto ...), wonach also P den besseren Text hätte; ebenso Pérennec 1970, S. 107; unentschieden Pérennec 2004, S. 241, Anm. 85. 4769 Die heilende Wirkung des Zelts deutet Loomis als Indiz für die Identifikation der Meerfee mit Morgain le Fay (vgl. K zu V. 193), da auch diese heilende Kräfte besessen habe (Loomis, R. Sh. 1949, S. 144f., 179, 309f.; Webster/Loomis 1951, S. 203; vgl. Paton 1960, Index s. v. ›Morgain, balm of‹). 4770–4771 Siehe K zu V. 4914–4926. 4778–4781 Vgl. En [B] 9224–9225 (247,20–21; zum Zelt des Eneas vor Laurentum): der knop was goldîn | dar op sat ein goldîn are. (Behagel 1880, S. 346; Richter 1934, S. 132f.; Trendelenburg 1953, S. 224). Diese Schilderung dürfte auch Hartmann von Aue vorgelegen haben, vgl. Er 8915–8917 zum Zelt des Mabonagrin: daz der knoph wesen solde, | daz was ein wol geworht ar, | von golde durchslagen gar. (Schilling 1866, S. 10; Neumaier 1883/84 II, S. 20; Gruhn 1899, S. 280; Trendelenburg 1953, ebd.; Nadler, S.-M. 1997, S. 146). Ob Ulrich hier Heinrich oder Hartmann folgt, ist schwer auszumachen. Die ausführlichere Schilderung im ›Lanzelet‹ ließe eher Gegenteiliges vermuten. Ein Adler obenauf, der lebendig aussieht, galt aber offenbar überhaupt als recht schmuck. So sagt Ecke, als er Dietrich seine Rüstung (seinen Brustpanzer?) präsentiert und nachdem er allerlei Einlegarbeiten aufgezählt hat: ain adalar darobe swebt | von golde, reht alsam er lebt (Eckenlied E1 95,4f.). Was man sich darunter genau vorzustellen habe, bleibt offen, am wahrscheinlichsten ist es, dass der Adler die prächtigste oder die am weitesten oben befindliche Einlegarbeit am Panzer ist. Oder spricht Ecke von seinem Helm? Oder ist die Formulierung topisch geworden, in dem Sinne, dass ein obenauf schwebender Adler einfach dazugehört, auch wenn er nicht so recht dazupasst? 4780–4781 Der Adler ist zugleich das Wappentier Lanzelets, siehe K zu V. 372. Geht man davon aus, dass der ›Lanzelet‹ älter ist als Wolframs ›Parzival‹, dann ist hier erstmals die Bemühung bezeugt, »eine lebensnahe Gestaltung der Wappentiere – und zwar nicht nur auf den Substraten – als Ausdruck ihrer Lebendigkeit durch allerlei Hilfsmittel zu erzielen« (Zips 1973, S. 162). Bei Wolfram ist es dann das ›Drachenzelt‹, in das später Orilus (der Drachenritter) am Artushof einziehen wird, auf dem ein Drache sitzt, den die Zeltseile quasi festhalten müssen, damit er nicht davonfliegt – so lebendig sieht er aus (Parz 278,14–18). Wenig überzeugend angesichts der textinternen Festlegung als Wappentier Lanzelets ist die Deutung des Adlers durch Chamberlin 1997, S. 130 als biblisches Symbol für den Aufstieg der Seele in den Himmel (Vulgata, Ex 19,4; Vulgata, Apc 12,14). 4788–4791 Zum Karfunkel siehe K zu V. 4141–4145. Chamberlin 1997, S. 130 deutet den Karfunkel für diese Stelle nach Hrabanus Maurus als Symbol für die Vertreibung der Dunkelheit durch das Wort Gottes, was sich freilich im Text nicht verifizieren lässt. 4795–4797 Der Adler ist wohl als Automat zu verstehen, was im Alexanderroman (vgl. K zu V. 4760–4911) viel klarer wird als im ›Lanzelet‹. Automaten erfreuten sich in
1192
Stellenkommentar
der mittelalterlichen Erzählliteratur einer hohen Beliebtheit (vgl. Webster 1906, S. 361–365; Webster/Loomis 1951, S. 203 = Kerth, Th. 2005, S. 198f.). 4797 dôn, tôn bezeichnet (im Minnesang) die metrisch-musikalische Struktureinheit einer Lied- oder Spruchstrophe, nhd. in etwa mit ›Melodie‹ übersetzbar (vgl. BMZ I 381f.; Le I 446). Chamberlin 1997, S. 132 bringt die Zeltmusik mit (angeblich) pythagoräischen Vorstellungen einer Sphärenharmonie zusammen, die hauptsächlich von Boethius von der Antike an das Mittelalter vermittelt worden waren und Eingang in die ArtesLehre fanden (vgl. Haas 1998, Sp. 330f.).65 Die Musik könnte damit ein weiteres Zeugnis für die perfekten Proportionen des Zelts sein. 4798 Webster bevorzugt die Lesung von P, da der Abeston, von manchen auch Asbestos genannt, im Mittelalter als besonders wunderbarer Stein galt. In der gelehrten Literatur wird er als Stein aus Arcadien beschrieben, der die Farbe von Eisen hat. Wird er erst einmal entzündet, brennt er für immer und lässt sich nie wieder löschen.66 Loomis hält (wohl unzutreffend; vgl. K zu V. 8522–8539) das Steinbuch von Marbod von Rennes (†1123) für Ulrichs Quelle (Marb. lap., Sp. 1759f.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 203f. = Kerth, Th. 2005, S. 199 mit weiteren Belegstellen); vgl. Engelen 1978, S. 84, 394. 4817 triblât bezeichnete ursprünglich einen dreifädrigen Stoff, konnte aber bald auch ein dreifärbiges Gewebe (einen dreifärbigen Damast) bezeichnen (Schultz, A. 1889 I, S. 344f.; Webster/Loomis 1951, S. 204 = Kerth, Th. 2005, S. 199; Brüggen 1989, S. 290; Nadler, S.-M. 1997, S. 109; Pérennec 2004, S. 243, Anm. 86). 4819–4821 Die Zeltwände von Mabonagrins Zelt tragen dieselben Bilder (Er 8908– 8912; vgl. Schilling 1866, S. 10; Neumaier 1883/84 II, S. 20; Gruhn 1899, S. 280; Trendelenburg 1953, S. 225). Gruhn 1899, S. 281 denkt dabei an den Palast der Candacis in Alex S 5798ff., die Ähnlichkeiten sind aber eher sporadisch (vgl. Wilmanns 1901, S. 245). 4815 Griechenland, das im ›Lanzelet‹ stets mit kostbaren Stoffen zusammengebracht wird (vgl. V. 8480), wird beiläufig in Parz 563,8. 712,9 und Trist 8276 erwähnt. Näher ist Wigal 10715, wo Griechenland (neben der heidenschaft) als Herkunftsland für prächtige Gewänder genannt wird; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 262. 4828 barragân (< afrz. barracan, span. barragán < arabisch barrakàn; nhd. Barchent) benennt einen Stoff arabischer Herkunft, der hauptsächlich aus Wolle gefertigt ist (Schultz, A. 1889 I, S. 352; Webster/Loomis 1951, S. 204 = Kerth, Th. 2005, S. 199; Pérennec 1970, S. 108; Kühnel 1992, S. 23; Pérennec 2004, S. 243, Anm. 88; LexMA I, Sp. 1454f.). 4836 Zum Irdischen Paradies siehe K zu V. 196–240. Vgl. K zu V. 4883–4893. 4839–4840 Das Fischhaar, das von den Händen wilder wîbe zum vierten Zeltteil gewebt ist, gibt ein Rätsel auf. Eventuell handelt es sich dabei um Fischhaut oder einen an65 Boethius unterscheidet musica mundana (etwa: Harmonie der Welt), musica humana (Ausgeglichenheit des Menschen) und musica instrumentalis (Musik im heutigen Sinne). 66 Es dürfte sich eigentlich um eine fasrige Hornblende handeln, ein Mineral, das u. a. Magnesium enthält und daher leicht brennbar ist (Nadler, S.-M. 1997, S. 108, Anm. 375).
4795–4797/4839–4840
1193
deren, aus maritimem oder aquatischem Material hergestellten Stoff. Möglich wäre Robbenfell, im wahrsten Sinn des Wortes ›näher‹ liegen die begehrten Biber- und Fischotterpelze (dazu LexMA II, Sp. 106; LexMA IV, Sp. 501f.; Wis 1984, S. 145). Interessante literarische Parallelen finden sich im ›Parzival‹, im ›Wigalois‹, in der ›Krone‹ und im ›Trojanerkrieg‹: Parz 570,1–4 wird die Kleidung des Burschen beschrieben, der auf Schastel marveile den Löwen auf Gawan loslässt. Der war ... freislîch getân. von fisches hiute truoger an ein surkôt unt ein bônît, und des selben zwuo hosen wît. Wigal 802ff. wird, geradezu gegensätzlich, von einem wunderschönen Mantel der Florie berichtet, dass in seinen Stoff Mond und Sterne von einer hiute vischîn ›hineingeschnitten‹ waren, deren hâr weither aus Îberne ›Irland‹ (vgl. K zu V. 5798) gebracht worden war. Eventuell hierher gehört auch Kr 987f., wo berichtet wird, dass das Pferd des ›Fischmannes‹ (des Boten von König Priure) anstelle eines Schweifs visches gran hatte. Am ausführlichsten weiß Konrad von Würzburg bei der Beschreibung eines Kleides von dem Stoff zu berichten (Troj 20240–2059): ez rinnet ûz dem paradîs ein wazzer lûter unde frisch, daz biuwet einer hande visch, der hât an im ein edel hût. mit sînem glanzen velle trût gestemmet stuont diu rîche wât. sô wunneclichen schînât getruoc nie ritter noch gebûr. noch blâwer danne ein fîn lâsûr schein dâ sîn varwe reine und glizzen tropfen cleine von golde ûz sînem velde blâ, die wâren von in selber dâ gewahsen an der hiute und heten si niht liute getröufet noch gemachet drîn. mit dem schînâte vischîn stuont diz gewant gebræmet ... Weitere Erwähnungen finden sich in Nib 363,1; Alex S 5479–5481; Bit 155–157; Kudrun 1326f.; AlexU 23411–23413. Vgl. bes. Wis 1984 sowie Schultz, A. 1889, S. 358f.; Webster/Loomis 1951, S. 204 = Kerth, Th. 2005, S. 199f.; Seelbach 2005, S. 290; Kerth, Th. 2005, S. 200. Es wäre zu überlegen, ob im ›Lanzelet‹ (und eventuell auch in den anderen zitierten Stellen) nicht bloß die wunderbare Beschaffenheit des Stoffes betont werden soll, worauf auch die Urheberschaft der ›wilden Frauen‹ hinweist und was die extreme Deutungsoffenheit (furchbar im ›Parzival‹, wunderschön im ›Lanzelet‹, im ›Wigalois‹
1194
Stellenkommentar
und im ›Trojanerkrieg‹) erklären könnte. Wilde Leute wurden in der mittelalterlichen Literatur und bildenden Kunst als außerhalb der Zivilisation, in der Regel im Wald lebende Geschöpfe dargestellt, oft nackt und mit behaarten Körpern, entweder als positiver oder negativer Gegenentwurf zur ›realen‹ Welt (grundlegend Bernheimer 1952; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 200). 4844 ferrân (~ afrz. farrandine) ist vermutlich ein dünner Wollstoff mit seidenen Schnüren von (eisen-)grauer Farbe (Schultz, A. 1889 I, S. 353; Webster/Loomis 1951, S. 205 = Kerth, Th. 2005, S. 200; Brüggen 1989, S. 291; Nadler, S.-M. 1997, S. 109; Pérennec 1970, S. 109; Pérennec 2004, S. 245, Anm. 90). 4847 W und P verfolgen dasselbe Ziel: die unvorstellbare Pracht des Zelts zu betonen. Die Mittel sind gegensätzlich gebraucht: Während es in W ein Kind seinem eigenen Vater nicht glauben würde, wie prächtig das Zelt ist, ist es in P umgekehrt der Vater, der dem eigenen Kind keinen Glauben schenken würde. Eine Entscheidung zwischen den beiden Lesungen ist kaum möglich. P hat einen realistischen Unterton, W treibt die Metaphorik auf die Spitze, gerät damit aber zugleich in den Bereich der Ironie. 4849–4859 Die Inschriften auf der goldenen Tür des Zelts: Der erste Spruch, quid non audet amor, stammt aus Ovid: quid non amor improbu audet (Ov. fast. 2,331), die Verkürzung geht wohl auf Kosten der Einpassung in das deutsche Versmaß. Der zweite Spruch (in Lectio difficilior; vgl. Anm. zu V. 4854–4855) geht zurück auf Pub. Syr. sent. 276: In Venere semper dulcis est dementia. – und ist bestimmt keine zweite Übersetzungsvariante des ersten (wie Hannink 1914, S. 76 annimmt); der dritte auf Verg. ecl. 2,68 (vgl. V. 6646): quis enim modus adsit amori? (alles Haupt, M. 1845, Sp. 111; vgl. Bächtold 1870, S. 33; Neumaier 1883/84 II, S. 25f.; Richter 1934, S. 221; Caflisch-Einicher 1936, S. 279; Webster/Loomis 1951, S. 205; vgl. die Belege bei TPMA III 408ff., bes. VII 423f.). Zu sentenzhaften Wendungen vgl. K zu V. 131–132. Vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 200f. Irritierend ist, dass Ulrich zunächst behauptet, er könnte sich die Inschriften nicht merken (verstehen?), dann aber unverzüglich damit beginnt, die Sprüche (oder nur einen Teil davon?) in Original und Übersetzung aufzulisten. Denecke 1930, S. 161 sieht in V. 4850 (der ich gemerken nienâ kan) und 5854 W (daz ist mîn wân) seine Hypothese bestätigt, dass Ulrich sich auf keine Vorlage im wörtlichen Sinne stützen konnte, sondern die Geschichte aus dem Gedächtnis niedergeschrieben hat. Die Beteuerung der Quellentreue in V. 9323 hält er dagegen für topisch. Dass freilich auch die umgekehrte Sichtweise möglich wäre oder überhaupt beides topisch sein könnte, erwägt Denecke nicht. Schnell 1985, S. 178 deutet die Inschriften als Ausdruck einer pessimistischen und moraltheologischen Minneauffassung, im scharfen Kontrast etwa zum Stelldichein zwischen Lanzelet und der Tochter des Galagandreiz (vgl. Kap. II.5.3.2). Ganz anders stellt Gottzmann 1986, S. 187 eine Verbindung zwischen dem zweiten Spruch und der (falschen) Minne der Galagandreiz-Tochter her; genauso, wie der Hinweis auf mâze Ade sowie Linier und Iweret zuzuordnen sei (mir unverständlich). Insgesamt biete das Zelt damit eine Schau über die falschen Minnebeziehungen des Romans, quasi die Vorbedingungen, die erfüllt sein wollen, bevor das Zelt der
4839–4840/4849–4859
1195
wahren, richtigen Liebe betreten werden kann. Dass der erste Spruch von dieser Deutung unberücksichtigt bleibt, scheint Gottzmann nicht zu irritieren. Ähnlich wertet Spiewok 1993, S. 144 (vgl. Kap. II.5.3.2) den zweiten und dritten Spruch als Kommentar der negativ gesehenen Beziehungen Lanzelets zu ›starken‹ Frauen, denen mit der Ehe-Minne zu Iblis ein positives Kontrastmodell entgegengestellt würde. Dagegen spricht, dass auch Iblis sehr aktiv agiert, wie Spiewok zunächst selbst notiert (S. 142) – passiv wirkt sie nur im Vergleich zur Galagandreiz-Tochter und zu Ade –; ebenso die Tatsache, dass alle drei Sprüche literarische Anspielungen und keineswegs bloß intratextuell zu wertende Erzählerkommentare sind. Dieselbe Kritik kann der Deutung durch Feistner 1995, S. 251f. entgegengehalten werden, wenn sie in den letzten beiden Inschriften eine Ironisierung der Minneproblematik durch den Erzähler orten möchte. Zellmann 1996, S. 249 lässt zunächst Vorsicht walten. Sie enthält sich einer expliziten Deutung der »Störparolen« und verweist auf die Aussage des Erzählers, dass er sich ja so genau nicht mehr erinnern könnte (V. 4850). Später (S. 285 und Anm. 12) betont sie die Verbindung von Lob der und Warnung vor der Minne, die Sprüche stellt sie in den Kontext der Minnetheorien und -didaktiken des 13. Jahrhunderts. Münch 2005, S. 252 scheint zunächst Gottzmann und Spiewok zu folgen, wenn sie Spruch 1 der Iblis-Minne, Spruch 2 der Galagandreiz-Tochter-Minne und Spruch 3 der Ade-Minne (oder auch Liniers Zorn?!) zuordnet. Wenig später (S. 255f.) präsentiert sie ein zweites Assoziationsspektrum, das auf der Grundlage basiert, Iweret und die Meerfee hätten ein (im Roman verschwiegenes) Minneverhältnis gehabt; Iweret wäre dann der Vater von Mabuz, die Meerfee die Mutter von Iblis (vgl. Kap. II.5.2.26). Spruch 1 wird wiederum Iblis und Lanzelet zugeordnet, Spruch 2 und 3 signalisierten aber die Unnatürlichkeit und die fragile Natur der Mahrtenehe. Man wird es wohl letztlich mit Meyer, K. 1999, S. 168 halten müssen und die Sprüche schlichtweg als Einschreibungen der »excessive nature of love«, jedoch m. E. nicht nur der weiblichen (wie Meyer anzunehmen scheint), zu lesen haben. In Verbindung der Behauptung, sich nicht recht erinnern zu können, mit der exakten Zitation von Autoritäten präsentiert der Erzähler teils widersprüchliche Aussagen zur Minne, die sich nur mit Mühe mit den Minnehändeln des Romans zusammenbringen lassen. Der Rezipient wird ein weiteres Mal der Ratlosigkeit überlassen, der in sich widersprüchliche Erzählerkommentar steht, wie häufig, gegen den Text, ein ironischer Unterton – freilich ein anderer als der handfeste, von Feistner gesehene – ist der Passage nicht abzusprechen. Ein explizites Minneprogramm oder gar das Programm des Romans schlechthin möchte ich darin nicht sehen. Möglicherweise vom ›Lanzelet‹ beeinflusst ist eine ähnliche Passage in der ›Minnelehre‹ des Johann von Konstanz, wo sich auf dem Wagen der Frau Minne folgende Inschriften finden (Minnelehre 717–740; vgl. Pérennec 1970, S. 110): Do stvond vornan an dem tor: ›ego cuncta vincere conor.‹ diz sprichet, ›das die Minne hab sich vermessen in ir sinne,
1196
Stellenkommentar
si welle mit gewalt twingen ivnge vnde alt vnd alles, daz vf erde lept vnd ir gebot wider strept.‹ dar nach stvont gescriben da: ›amori nulla sunt inpossibilia.‹ dis sprichet, als ich versinne mich, ›der minne ist niht ze vnmuogelich.‹ do sah ich aber fui rbaz, daz ich daz gescriben laz an der selben porte dort an ainem orte: ›omnis sauciatus a me fit sanatus cum me piis precibus adorat flexis genibus.‹ daz sprichet, ›der von minnen ist wunt, den hailat si in kurtzer stvnt, swen er ir ze diensten stan wil vnd ir gebot han.‹ 4858 Die kontrastive Bindung von minne und mâze, rhetorisch gefestigt durch die Alliteration (Neumaier 1883/84 I, S. 41), ist topisch: Die Verletzung der mâze ist eine Folge der intensiven minne, der Widerspruch zwischen diesen beiden Tugendbegriffen prägt die hochmittelalterliche Literatur (Rücker 1975, S. 384f.). Zur mâze vgl. Rücker 1975, passim, zu ihrer Verwendung im ›Lanzelet‹ bes. S. 452. 4867–4871 Die Eigenschaft der Zeltstange und mithin des Smaragds, seine Größe quasi-beliebig zu verändern, ist ohne Parallele (Engelen 1978, S. 93 und Anm. 48 sowie S. 195, Anm. 9). 4869 Eine Spanne ist – wie Hand(-breite), Finger u. a. – eine Unterteilung der Elle, des im Mittelalter gebräuchlichen Längenmaßes in fast allen gewerblichen Bereichen. Da schon die mittelalterliche Elle zwischen knapp 40 und etwas über 80 cm schwankt, lässt sich auch für die Spanne kein exaktes Maß angeben (LexMA III, Sp. 1845f.). Im Allgemeinen wird man sich an der Spanne einer Hand orientieren können, was knapp 20 cm entspräche. Zwei Spannen sind dann an die 40 cm. Die Zeltstange ist also ein ziemlich massiver Stamm. Vgl. K zu V. 6084. 4875 bortsîde ist ein Bordürenstoff aus Seide, in der Regel mit Gold oder Silber bestickt (vgl. Pérennec 2004, S. 245, Anm. 94). 4883–4893 Huber 1988, S. 364f. deutet dies als möglichen (direkten oder indirekten) Reflex auf den ›Planctus‹ des Alanus ab Insulis, wo auf dem Gewand der Natura alle Lebewesen, nach Elementarräumen verteilt, abgebildet sind, als wären sie dort in Wirklichkeit (Alan. planct. 816,193ff.). »Die Wundermaschine ist ein Bild des Kosmos als Raum des Lebendigen« (Zitat S. 364), wozu auch das Irdische Paradies (V. 4836) gut passt. Vgl. K zu V. 5816–5831.
4849–4859/4931
1197
4895 Der Adler ist zugleich das Wappentiers Lanzelets, siehe K zu V. 372. 4897 natûre bezeichnet im Mittelalter in der Regel den Schöpfungswillen, die hier angesetzte Bedeutung als ›Eigenschaft, Eigenart‹ ist ein Sonderfall und verstärkt erst in der Frühen Neuzeit anzutreffen (Grubmüller 1999, S. 16). 4903 Das ›Zeltgeräusch‹ bezieht sich wohl auf den eben beschriebenen ›Gesang‹ des Adlers (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 205). 4914–4926 Lanzelet und Iblis erkennen ihre gegenseitige Treue daran, dass jeder im Spiegel nur das Bild des anderen erblickt, was schon zuvor in Prolepse angedeutet worden war (V. 4770–4771). Richter 1934, S. 79 verweist auf ähnliche Spiegel in der altfranzösischen Epik und anderswo, doch scheinen mir die Parallelen nicht zwingend. Vielmehr stellt sich die Frage, weshalb eigentlich das Spiegelbild eine Aussage darüber gibt, ob valsches zwischen ihnen ist oder nicht. In gewisser Weise wird hiermit auch – bewusst oder unbewusst – dem Auto-Erotismus des Narziss-Motivs eine Absage erteilt, ähnlich wie im ›Roman de la Rose‹ des Guillaume de Lorris, wo der Liebende im Brunnen zwei Kristalle erblickt, die den Augen der Liebsten gleichen (Pérennec 1970, S. 112f.). Nadler, S.-M. 1997, S. 110f. beschreibt den Spiegel als (abgewandeltes) Heiratsorakel, das den zukünftigen Partner anzeigt. Vielleicht könnte hier sogar weiters an die allegorische Funktionalisierung des Spiegel-Motivs in der ›Minneburg‹ gedacht werden: Gleich zu Beginn des Textes, als der Erzähler über einen Flusslauf zur Minneburg gelangt, findet er darin eine merkwürdig-wunderbare Säule von unermesslicher Pracht. Sie ist im Innenraum mit mehreren Spiegeln ausgestattet, sodass sich die beiden darin befindlichen Standbilder (?) hundertfach widerspiegeln. Auch die fünf Fenster sind aus spigel glaz, spiegeln aber auch Bilder aus dem Draußen, und zwar genauer und wahrhaftiger, als man sie draußen – ohne visuelle Vermittlung – sehen kann. Die beiden Standbilder, ein Mann und eine Frau, stehen über einander, doch gelegentlich beugt sich die Frau nach unten und sieht den Mann an. Eines Tages tut sie dies länger als sonst und wird davon schwanger, ihr Kind wird die Minne sein (Minneburg 146–308). Auch hier werden also Spiegel und Spiegelbild als ›Werkzeuge‹ der Minne stilisiert. Mit der wahrhaftigen Reflexion des Draußen wird dem Spiegel zugeschrieben, dass er das ›Wahre‹, gleichsam Tiefenstrukturelle – im ›Lanzelet‹: das im Herzen Befindliche –, zutage bringt. Später im Text (Minneburg 4973) erscheint spigel als Metapher für die Geliebte. Man könnte eventuell noch weiter gehen und an die breit ausgeführte (und in hochmittelalterlicher Literatur inflationäre) ›Liebe-geht-durch-die-Augen‹-Metaphorik, z. B. bei der Schilderung der Liebe zwischen Alexander und Soredamors in Cligès 575ff. denken. Hierbei gilt das Auge als ›Spiegel des Herzens‹, womit freilich in erster Linie gemeint ist, dass die/der Geliebte durch die Augen den Weg ins Herz des anderen findet (erstaunlicherweise ohne dass die Augen davon Schaden nehmen etc.). Kurz: Die im ›Lanzelet‹ angelegte Metaphorik oder Automatik bleibt zwar sonderbar, steht aber im Mittelalter nicht alleine da. Zu den Spiegeln im Hochmittelalter vgl. generell Schultz, A. 1889 I, S. 231; Webster/Loomis 1951, S. 203 = Kerth, Th. 2005, S. 198; LexMA VII, Sp. 2100f. 4931 Zu meide lant siehe K zu V. 4685.
1198
Stellenkommentar
4940–4955 Richter 1934, S. 79 verweist auf den Lai ›Lanval‹ der Marie de France, wo eine Jungfrau einem Ritter die Gabe erweist, dass alles, was immer er sich wünscht, in Erfüllung gehen wird (Marie de France, Lanval 136f.). Die Parallele ist jedoch sehr blass, da es sich dort nur um eine kursorische Bemerkung handelt. Ringe mit vergleichbaren Eigenschaften finden sich auch in mittelalterlichen Lapidarien (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 205f. = Kerth, Th. 2005, S. 201 mit Belegen), auch in jenem des ominösen Evax, das Ulrich oder ein Vorlagenautor für die Beschreibung des Steins Galazia herangezogen haben wird, der eine ähnliche Wirkung entfaltet (Pitra III, S. 333; vgl. Kerth, Th. 2005, ebd.; K zu V. 8522–8539). Nadler, S.-M. 1997, S. 113f. verweist ganz allgemein auf die Beliebtheit von Zauberringen in der mittelalterlichen (Artus-)Literatur. An späterer Stelle (S. 149) vergleicht sie den Glücksring mit dem unsichtbar machenden Ring, mit dem Lunete Iwein das Leben rettet (Iw 1202ff.), sowie mit dem Glück und Zufriedenheit spendenden Ring, den Iwein von Laudine erhält (Iw 2945ff.). Vgl. Kerth, Th. 2005, ebd. Knoll 1966, S. 194f. wundert sich darüber, dass einer Bewohnerin des idealtypischen Inselreiches ein Glücksring geschenkt wird. Allerdings ist im Zusammenhang mit dem Reich der Meerfee an keiner Stelle davon die Rede, dass den dortigen Bewohnern alle Wünsche erfüllt werden, der Ring ist also keineswegs unnütz für die Botin! Der Trugschluss ist alleine durch Knolls Abstraktionen (Inselreich = Glücksreich = wunschloses Glück, Ring = Wunschring = Glücksring) bedingt. Wenn man den Text schon derart seziert, müsste man auch fragen, woher Lanzelet den Ring überhaupt hat. Ich glaube, dass man mit solchen streng rationalen Fragestellungen an der poetologischen Struktur des Romans vorbeiargumentiert. Eine einleuchtende textimmanente Interpretation hat Pérennec 1970, S. 113f. vorgeschlagen: Nicht nur demonstriert Lanzelet durch das Geschenk seine Großzügigkeit; der Ring ist auch der Botin hilfreich, als sie später an den Artushof kommt und von Artus einen freien Wunsch erbittet, den sie mit der Aufforderung zur Mantelprobe füllt. Sicherlich spielt hier auch die sprichwörtliche milte von Artus eine Rolle, begegnet dieses Motiv des freien Wunsches (rash boon bzw. don contraignant) in der Artusliteratur allenthalben. Doch immerhin bedarf es im ›Conte du mantel‹ der Intervention Gauvains, um der Bitte des Mantelboten Gehör zu verschaffen, während dies im ›Lanzelet‹ nicht notwendig ist. Vgl. auch K zu V. 8522–8539. Mot. D 1076. Magic ring; D 1470.1.15. Magic wishing-ring; D 810. Magic object as gift; Q 114. Gifts as rewards. 4946–4950 Was in W nur angedeutet ist, ist von P ausgeführt und wird V. 4959 nochmals bekräftigt: Lanzelet ist der Schwestersohn von Artus, Klarine ist demnach Artus’ Schwester. Diese Verwandtschaftskonstellation ist nur dem ›Lanzelet‹ eigen, in allen anderen Lancelot-Dichtungen ist Lancelot der Sohn eines Verbündeten von Artus (Weston 1901, S. 21; App 1929, S. 226, Anm. 11). Hofer 1959, S. 17 hält dies daher für eine Zutat des Autors des ›welschen Buches‹. Offenbar hatte der ›Lanzelet‹-Dichter eine Vorliebe für verwandtschaftliche Ver-
4940–4955/4981–5025
1199
hältnisse (vgl. K zu V. 5093), denn während Walwein auch sonst Artus’ Neffe ist, wird hier auch Karjet zu Lanzelets Cousin (V. 2495, 6231). Die Einbindung Erecs ist unklar, ob er auch ein Schwestersohn von Artus ist (Combridge 1973, S. 55), wird nicht eindeutig gesagt. Er ist auf jeden Fall auch mit Artus verwandt (V. 7473). Dass sich die Stelle in V. 6231 – wonach er Cousin Lanzelets wäre – auch auf ihn (und dann auch auf Tristrant) bezieht, ist m. E. unwahrscheinlich. Allerdings sollte bei dieser textimmanenten Perspektivierung nicht übersehen werden, dass die Verschwisterung von Klarine und Artus eine zugleich interessante und irritierende stoffgeschichtliche Parallele im Prosaroman hat: Im ›Merlin‹ (LancFr) werden zunächst zwei (ed. Micha LXXII, übs. Lacy I, S. 207) bzw. drei (ed. Sommer II, S. 73) Halbschwestern von Artus erwähnt, von denen eine, Morgain, von König Neutres von Garlot zur Frau genommen wird. Später jedoch heißt es, dass König Neutres mit Blasine bzw. Elaine (!), der Halbschwester von Artus, verheiratet war (ed. Sommer II, S. 127, übs. Lacy I, S. 236). Elaine ist im Prosaroman aber zugleich der Name von Lancelots Mutter (vgl. K zu V. 76). Gehen die Irritationen womöglich auf Verwechslungen im Figureninventar zurück? Dass man es hier nicht so genau nahm, zeigt schon, dass zwischen den beiden zitierten Passagen im ›Merlin‹ noch ein weiteres Mal von Halbschwestern von Artus erzählt wird: nun aber plötzlich von fünf (!) verschiedenen (ed. Sommer II, S. 96, übs. Lacy I, S. 220). Mot. P 293. Uncle. 4962–4963 Pérennec 1979, S. 16 weist darauf hin, dass die Logik dieser Aussage etwas verquer ist: Lanzelet hat ja soeben erfahren, dass Walwein sein Verwandter ist. Pérennec deutet die Irritation dahingehend, dass es dem Autor darauf angekommen wäre, das Freundschaftsprinzip der chrestienschen Artusromane ins eigene Verwandtschaftskonzept einzubinden. Das ist gut möglich, ebenso denkbar wäre jedoch, dehein als ›irgendeinem anderen‹ zu lesen, Walwein also auch in dieser Aussage unter die Verwandten eingeordnet zu sehen, nur eben unter diesen als den Besten. Auch könnte man die mâgen als die engeren Verwandten auflösen oder schlichtweg ein Versehen des Autors oder Übersetzers annehmen. Will sagen: Zu großes interpretatorisches Gewicht sollte man der floskelhaften Wendung m. E. auch nicht aufbürden. 4981–5025 Der Anspruch eines anderen auf die Königin Ginover und deren Entführung ist das Hauptthema der ›Charrette‹ (Charrette passim). Anders als im ›Lanzelet‹, wo der Kampf Lanzelet – Valerin rein präventiven Charakter hat (Weston 1901, S. 14) und die Mitte des Romans bildet, wird dort Ginover gleich zu Beginn des Romans entführt, Lancelot und Gawein nehmen die Verfolgung auf. Fast exakt zur Hälfte des Textes findet der erste Zweikampf zwischen Lancelot und dem notorisch bösartigen Meleagant (Pendant zu Valerin67 ) statt, der auf Wunsch von Meleagants Vater Bademagus unterbrochen wird. Man einigt sich auf die Fortsetzung des Kampfes am Artushof. (Wenig später kämpft Lancelot nochmals in einem Gerichtskampf für Keu gegen Meleagant, der Kampf wird wie der erste abgebrochen und vertagt.) Der Kampf 67 Eine Verbindung zwischen Valerin und Meleagant, den Entführern der Ginover in der ›Charrette‹ und im ›Lanzelet‹, stellte bereits der Schreiber der ›Parzival‹-Handschrift g her, als er Parz 583,10 die beiden Namen vertauschte (vgl. Warnatsch 1883, S. 126, Anm. 3).
1200
Stellenkommentar
am Artushof bildet den Abschluss des Romans: Lancelot, der gerade rechtzeitig mit Hilfe der Schwester Meleagants (die ihm schon den Weg in das Land ihres Vaters gewiesen hatte) aus der Gefangenschaft entrinnen kann (vgl. K zu V. 420–441, 1357– 2249, 5429–5573/6159–6562), enthauptet Meleagant. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch nicht nur in der anders gestalteten Disposition der Entführungsgeschichte (z. B. späterer Massenkampf gegen Valerin vs. Einzelkampf Lancelot – Meleagant, Gefangennahme Lancelots durch Meleagant etc.), sondern vor allem darin, dass Lancelot und Ginover durch ein Liebesverhältnis aneinander gebunden sind und Lancelot gerade deshalb auf ihre Rettung bedacht ist; während Lanzelet in dieser Hinsicht keinerlei Interesse an der Königin zeigt (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 207f. = Kerth, Th. 2005, S. 203). Jene Forscher, die an der Priorität des chrestienschen Lancelot-Romans festhalten wollen, sehen in diesem Motiv die Keimzelle der Lancelot-Sage (siehe Kap. II.3.4 zum Stemma-Problem). Die Änderung durch Ulrich (die Eliminierung des Liebesverhältnisses) erklärt sich etwa Bruce 1928 I, S. 213f. damit, dass dieses damals noch nicht jene literarische Autorität besaß wie heute und als ungewöhnliche Innovation leicht weggelassen werden konnte: eine sehr waghalsige Spekulation, gegen die vor allem Zenker 1926, S. 100 anschrieb. Gleichfalls spekulativ ist die Annahme bei Hofer 1959, S. 35f., das Verhältnis mit der Königin wäre in Anbetracht der bereits zahlreichen übrigen Liebesbeziehungen des Helden ausgespart worden (siehe unten). Für den ›Lancelot propre‹ gilt im Wesentlichen das zu Chrestien Gesagte, die beiden altfranzösischen Texte stehen einander in dieser Hinsicht viel näher als dem deutschen Text, Chrestiens ›Charrette‹ wurde mit relativ geringfügigen, hier nicht weiter bedeutsamen Änderungen in den Prosaroman integriert (LancFr, ed. Sommer IV, S. 155ff., ed. Micha II, Kapp. XXXVIff., übs. Lacy III, S. 3ff.; LancDt I, S. 598ff.; vgl. Märtens 1880, S. 696f.; Lot 1918, S. 469; Richter 1934, S. 50–52). Die Ehe Artus – Ginover galt jedoch allgemein als problematisch, eine Erzählung, ein vremdez mære (Iw 4528), von der Entführung Ginovers ist auch im ›Iwein‹ Hartmanns von Aue als Angelpunkt des doppelten Cursus eingeschaltet. Die Struktur ist ähnlich wie in den Lancelot-Romanen: Der Entführer erbittet sich einen Wunsch frei, Artus gewährt diesen, der Entführer wünscht sich Ginover, ist aber bereit, sie sofort wieder frei zu geben, wenn er von einem anderen (de facto von einem Artusritter) besiegt wird. Kei, Kalogrenant, Dodines, Segremors und weitere treten an und scheitern, dann bricht die Episode ab, irgendwann später kehrt Gawein (als Retter?) mit Ginover an den Artushof zurück (Iw 4291–4302, 4528–4739, 5678–5681). Während Chrestien hier (Yvain 4740ff.) eindeutig auf die ›Charrette‹ Bezug nimmt, sind die Parallelen bei Hartmann undeutlicher, was man sich so erklärt hat, dass Hartmann die ›Charrette‹ nicht kannte und nur eine vage Vorstellung von ihrem Inhalt hatte (Rosenhagen 1896; Rosenhagen 1897, S. 150; vgl. Ehrismann, G. 1935, S. 5, Anm. 1; Haug 1978, S. 9). Eine direkte Beziehung zum ›Lanzelet‹ dürfte auf jeden Fall nicht vorliegen (Richter 1934, S. 261f.). Anders verhält es sich mit der ›Krone‹ Heinrichs von dem Türlin, wo Gasoein de Dragoz (für Varianten siehe das Namenverzeichnis in Kr) einen ähnlichen An-
4981–5025
1201
spruch auf die Königin erhebt wie Valerin im ›Lanzelet‹: Er beruft sich wie dieser auf ein früheres Verhältnis68 und fordert Artus bzw. die Artusritter zum Kampf um die Königin auf, an späterer Stelle des Romans entführt er Ginover (Kr 3273–5468, 10113–12610; vgl. Webster 1906, S. 341–347; Webster/Loomis 1951, S. 206f. = Kerth, Th. 2005, S. 202f.; zu einer Identifikation Gasoein = Valerin siehe auch K zu V. 5034–5072; allgemein zur Entführungsgeschichte in der ›Krone‹ Jillings 1975). Freilich sind auch die Unterschiede nicht zu übersehen: Gasoein besiegt mehrere Artusritter und kämpft schließlich gegen Artus selbst, der Kampf endet unentschieden. Ginover ist selbst von Gasoein fasziniert, als er im bloßen Hemd durch den eisigen Winterwald reitet, und stellt dies Artus als Vorbild hin. Bei der Entführung, die zunächst die Errettung vor einem weiteren Ritter ist, vergewaltigt Gasoein die Königin beinahe, Gawein kommt gerade noch rechtzeitig, um dazwischen zu gehen. Wenig später heiratet Gasoein Sgoidamur, die Schwester von Gaweins Freundin Amurfina, die Liebe zur Königin scheint verflogen. Auch hat Lanzelet nichts mit der Befreiung Ginovers zu tun, doch fehlt andererseits auch jeder Hinweis auf eine Kenntnis des Liebesverhältnisses Lanzelet – Ginover (zu Letzterem vgl. Warnatsch 1883, S. 131f.). Daraus und aus den Andeutungen im ›Iwein‹ aber den Schluss zu ziehen, Gawein wäre der ursprüngliche Retter der Königin (Weston 1897, S. 73), lässt sich freilich weder beweisen noch widerlegen. Auch die wichtige Rolle, die Walwein bei der zweiten Entführung im ›Lanzelet‹ als Geisel des Zauberers Malduc einnimmt (vgl. Homberger 1969, S. 53f.), verschafft hier kaum Eindeutigkeit.69 Im altfranzösischen Roman von ›Durmart le Galois‹ (13. Jahrhundert) wird, nach Ulrichs Quelle (?), auf ganz ähnliche Weise wie später im ›Lanzelet‹ von der Entführung der Königin erzählt: Ginover wird während der Jagd in der Nähe von Glastonbury, begleitet nur von Yder, von Brun de Morois entführt. Der Entführer unterzieht sich abermals von selbst der Bedingung, einen ritterlichen Kampf um die Königin zu führen. Der Titelheld erfährt durch einen Knappen von der Entführung. Ginover wird von Brun auf seine Burg, Chastel de Morois, verschleppt, umgeben von Wassergräben und Sümpfen und befestigt mit sieben Wänden mit je einem eisernen Tor. Auf den Wänden sind die Schilde jener Ritter befestigt, die Brun erschlagen hat. Als Durmart, Yder und weitere die Burg erreichen, warnen die Stadtleute die Ritter, dass 68 Wallbank 1981, S. 254–256 u. ö. sieht hierin ein entscheidendes Indiz für die Verwandtschaft von ›Lanzelet‹ und vor allem ›Krone‹ mit der irischen Geschichte von Etain und Mider; vgl. K zu V. 6725– 7425. 69 Der Kampf bei der Furt in der ›Krone‹ (vgl. K zu V. 5137–5162) ähnelt in seiner Schilderung und Voraussetzung dem Kampf von Artus (und Kay) mit Waluuanius bei der Furt in ›De ortu Waluuanii‹ (Ort. Walw., S. 451f.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 206 = Kerth, Th. 2005, S. 202f.), wo Gwendoloena ihrem Gemahl prophezeit, dass ein ihm überlegener Held am Hof erscheinen werde. Tatsächlich werden Arthur und Kay vom Fremden vom Pferd gefällt und landen im Wasser, nach dem Kampf erweist sich der Fremde, der weder seine Identität noch seinen Namen kennt, als Arthurs Neffe, dessen Erziehung in Rom abgeschlossen ist und der nun an den Hof seines Onkels kommt (vgl. K zu V. 4704–4711). Loomis folgert daraus, dass eine alte Tradition bestanden haben muss, in der Gawein der Liebhaber Ginovers war, was sehr nach erzwungener Unilinearität klingt (zweifelnd auch Kerth, Th. 2005, S. 202f.). Doch wie auch immer: Alleine deshalb Valerin eher mit Gawein als mit Meleagant zu vergleichen, scheint mir übertrieben.
1202
Stellenkommentar
im Falle einer Niederlage Yders Kopf vor der Burg auf einer Lanze aufgespießt würde. Durmart bleibt jedoch siegreich, die Königin wird befreit (Durmart 4185–4340; vgl. Rosenhagen 1897, S. 159f.; Webster/Loomis 1951, S. 215f.; vgl. K zu V. 6730– 6738). Doch die Entführungsgeschichten um Ginover sind nicht auf die Romantradition beschränkt: Schon bei Geoffrey of Monmouth ist die Rede davon, dass sich Mordred, der von seinem Onkel Arthur als Reichsverweser eingesetzt wurde, der Krone und auch Gueneveres bemächtigt habe, die später in ein Kloster eingetreten sei (Hist. reg. Brit. 10,13–11,1). Wace übernimmt den Bericht, gestaltet die Schilderung des Ehebruchs (?) aber drastischer: Ginover selbst gibt sich ihrem Verlangen nach Mordret hin und bereut es bald zutiefst (Wace, Brut 13205–13222).70 Die Entführungsgeschichte der ›Vita Gildae‹ des Caradoc von Llancarfan (Mitte 12. Jh.) korrespondiert sogar relativ eng mit der (zweiten) Entführung Genovers im ›Lanzelet‹ (Vita Gildae, S. 109; dazu ausführlich in K zu V. 6725–7425). Auch ikonographisch wurde das Thema schon früh an der Kathedrale von Modena in Szene gesetzt (Loomis 1938, S. 32–34; Frappier 1959a, S. 177f.; Birkhan 2002/05 V, S. 62 und S. 280, Abb. 14, 15). Rätselhaft sind die beiden mittelkymrischen Fragmente von ›Melwas und Gwenhwyvar‹, die wohl spärliche Überbleibsel von Gesprächen zwischen Melwas, Gwenhwyvar und Kei sind (deutsch in Mab, übs. Birkhan II, S. 110–112; vgl. Birkhan 2002/05, S. 62, Anm. 86).71 Die Beurteilung der verschiedenen Entführungsgeschichten war besonders in der früheren Forschung eines der am heftigsten debattierten Probleme der ChrestienForschung. Die größte Akzeptanz erntete die These Gaston Paris’, der mehrere Stufen des Stoffes annahm: Nicht überlieferte Erzählungen bretonischer oder anglonormannischer Herkunft hätten ihren ersten literarischen Niederschlag in der erwähnten Passage der ›Vita Gildae‹ gefunden, wo Artus mit seinem Heer (und der vermittelnden Hilfe Gildas’ und des Abtes von Glastonbury) seine Frau aus der Gewalt des Melvas befreit. Die nächste greifbare Stufe läge im ›Lanzelet‹ vor: Die (zweite, endgültige) Befreiung (als Heereszug) weist bestimmte Parallelen zur ›Vita‹-Fassung auf (siehe auch K zu V. 6725–7425), allerdings haben die Figuren gewechselt: Der Entführer heißt nun Valerin. Nicht Artus, sondern (besonders bei der ersten Gefährdung) Lanzelet ist der Held, der die Königin erlöst. Die Königin wird nur einer Gedankensünde (siehe gleich und K zu V. 5873) bezichtigt. Die dritte Stufe wäre sodann Chrestiens ›Charrette‹: Lancelot bleibt Befreier, doch zur Befreiung tritt ein (von Chrestien nach Vorgabe der Marie de Champagne erfundenes?) ehebrecherisches Liebesverhältnis zwischen Entführter und Befreier. Alle diese Varianten basierten aber letztendlich auf Vorstellungen von einem keltischen Totenmythos (vgl. etwa Foerster 1914, S. 86*; Bruce 1928 I, S. 201f. u. v. a. m.), der vor allem noch im Lokalkolorit des Reichs des Ent70 In beiden Fällen, bei Geoffrey und bei Wace, fehlen aber die für die übrigen Entführungsgeschichten so charakteristischen wunderbaren, anderweltlichen Elemente (Brown 1940). 71 Für einen detaillierten Vergleich der Entführungsgeschichten in ›Lanzelet‹, ›Charrette‹, ›Krone‹ und ›Iwein‹, jedoch ohne wesentliche neue Erkenntnisse, siehe Trendelenburg 1953, S. 230–261. Vgl. auch die Übersicht bei Haug 1978, S. 1–16.
4981–5025
1203
führers durchscheint: in der ›Vita‹ die Unzugänglichkeit von Glastonbury (Dickicht, Fluss), im ›Lanzelet‹ das Reich von Dodines, Malduc und Valerin, in der ›Charrette‹ das ›Land, aus dem niemand wiederkehrt‹, mit Schwert- und Wasserbrücke (alles Paris 1883, passim, bes. S. 510–534). Paris’ Thesen fanden breite Zustimmung (etwa Schoepperle 1913, S. 528–540; Trendelenburg 1953, S. 261; Frappier 1959a, S. 177f.; Gürttler 1976, S. 168f.; Ó Riain-Raedel 1978, S. 93; Bräuer 1990, S. 247; Kennedy, B. 1996; Kerth, Th. 2005, S. 5; z. T. ohne Kenntnisnahme von Paris’ Urheberschaft der These; zu weiteren, keltischen Vorstufen vgl. K zu V. 6725–7425), bis ihnen namentlich Stefan Hofer entgegentrat, der (wie auch in anderen Belangen) die Rückführung von arthurischen Motiven auf keltische Mythen kategorisch ablehnte (siehe Kap. II.3.5). Hofers Hauptargument gegen Paris ist die Beobachtung, dass bei Geoffrey of Monmouth – trotz seiner kompilatorischen, alles integrierenden Arbeitsweise – die Entführungsgeschichte, wie sie sich in den Romanen findet, mit keinem Wort erwähnt würde. Sie wäre daher im frühen 12. Jahrhundert noch nicht bekannt gewesen. Vielmehr läge die Basis der Entführungsgeschichte in Geoffreys ›Historia‹, nämlich in der erwähnten Passage, wo Mordred sich der Gemahlin von Artus bemächtigt. Von Geoffrey oder von der drastischeren Schilderung bei Wace wäre es nicht mehr weit bis zur Ausgestaltung einer größeren Entführungs- und Ehebruchsgeschichte, wie sie bei Chrestien (und in der ›Vita‹) vorliegt, aus dessen ›Charrette‹ wiederum der Autor des ›welschen Buches‹ geschöpft habe; die Annahme einer Ginover-›Legende‹ erübrige sich damit. Nebenquellen könnten andere Erzählungen von Entführungen und Ehebrüchen einer Königin gewesen sein, wie sie besonders die Tristan-Tradition mit der Entführung Isoldes in der Gandin-Episode (›Rotte und Harfe‹) kennt (Trist 13101–13454; ein Vergleich der Episode mit den Berichten von Ginovers Entführung bei Schoepperle 1913, S. 528–540). Das Motiv fand so auch Eingang etwa in den Lai ›Lanval‹ der Marie de France, wo die Ginover dem Lanval ihre Liebe anträgt (Marie de France, Lanval), von einer ›Gedankensünde‹ der Königin berichten die Erzählungen von der Horn- oder Mantelprobe (vgl. K zu V. 5811–6201). Die Änderungen gegenüber Chrestien, die der Autor des ›welschen Buches‹ durchgeführt habe, erklären sich nach Hofer dadurch, dass Lanzelet ja ohnehin bereits mit vier Damen ein Verhältnis eingeht. Der Ehebruch wird daher auf die Figur Valerin verschoben, der nicht nur als bösartiger Entführer auftritt, sondern auch (nicht hinterfragte!) ältere Ansprüche auf die Königin geltend machen möchte. Diese Umgestaltung hätte der Episode im ›Lanzelet‹ den »Schein der Selbständigkeit« gegeben, der nach Hofer wohl die Forschung vor ihm geblendet habe (Hofer 1959, S. 17–25, Zitat S. 25). Im Großen und Ganzen ähnlich wie Paris, hält auch Wachsler 1972, S. 248– 251 die Erzählung im ›Lanzelet‹ für die ältere gegenüber der ›Charrette‹. Ausgehend von seinem Schema von vier möglichen Erzähltypen (siehe Kap. II.3.5) bei Anderwelt-Reisen, sieht er bei Chrestien die Vermischung von Typ I und II: Während in Typ I der Held durch Zufall (Schicksal) in die Anderwelt gelangt und dort in der Regel einer Fee gegen ihren (dämonischen) Vater beisteht, worauf diese ihn heiratet, hilft der Held in Typ II zwar einer in Bedrängnis geratenen Fee, heiratet diese aber
1204
Stellenkommentar
nicht, eventuell wird er mit der Heirat einer anderen Fee belohnt. Bei Chrestien fallen die drei Feenfiguren in Ginover zusammen, während bei Ulrich Genover eindeutig die verheiratete Fee aus Typ II ist, die nur zu retten, aber nicht zu ehelichen ist. Krause 1985, S. 33–43 geht davon aus, dass die Entführungsgeschichte im ›Lanzelet‹ wesentlich archaischer ist als jene in der ›Charrette‹, wofür vor allem die Nähe des ›Lanzelet‹ zu ›Tochmarc Etain‹ (vgl. K zu V. 6725–7425) sowie zur ›Vita Gildae‹ sprächen. Chrestien könnte seinen Stoff dann aus dem ›welschen Buch‹ bezogen haben. Heute muss man es wohl mit der Feststellung von Haug 1978, S. 14 halten, dass mit den Berichten von der Entführung Ginovers, von denen hier nur die dem ›Lanzelet‹ am nächsten stehenden Zeugnisse gestreift wurden,72 »ein schillernder Figurenkomplex mit einem Geflecht von mehr oder weniger undurchsichtigen Bezügen [vorliegt], in deren Schnittpunkt die Königin steht«. Weniger pathetisch schon Schoepperle 1913, S. 536: »It is impossible to classify the versions of Guinevere’s abduction«. Konstruktionen wie jene von Paris haben nur für eine Auswahl aus den Texten Geltung, sobald weitere Zeugnisse mit einbezogen werden, z. B. die ›Krone‹, gerät das Modell ins Wanken bzw. ist es genötigt, die unerklärlichen Abweichungen als epigonales Machwerk abzutun. Es herrscht eine »Motivwirrnis« (Cormeau 1980, S. 24), die m. E. kaum anders als über die Annahme von verschiedenen, unfesten, ursprünglich wohl mündlich tradierten Fassungen erklärt werden kann, mit denen man offenbar nicht in der streng philologisch-stemmatischen Weise hantierte, wie dies die neuzeitliche Wissenschaft gerne gesehen hätte. Eine sozialgeschichtliche Deutung zur literarischen Tradition der Ginover-Entführung legte Wynn 1988 auf der Basis von ›Iwein‹, ›Lanzelet‹ und ›Krone‹ vor. Entführungen von gesellschaftlich angesehenen und bedeutenden Frauen waren im Hochmittelalter keine Seltenheit, man hätte die literarischen Schilderungen wohl kaum als Märchenmotiv oder Teil der arthurischen ›Mythologie‹, sondern als reales Phänomen rezipiert. Das kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine literarische Tradition ausgebildet wurde, die mit realen Entführungen kaum noch etwas zu tun hatte, man denke nur an Artus’ Bewilligung einer jeden Bitte, bevor sie geäußert wird, an die schwache Königsfigur, die (häufig, nicht im ›Lanzelet‹) emphatische Betonung und Idealisierung der Liebesbeziehung, die intertextuell relativ feste Rollenaufteilung usf. Grubmüller 1991 untersuchte die verschiedenen Entführungsgeschichten im Hinblick auf die Position der Artusfigur. Im ›Lanzelet‹, den Grubmüller für ein vorchrestiensches Relikt der Artustradition hält (vgl. Kap. II.3.4), ist Artus nicht bzw. noch nicht, wie dann etwa in der Entführungsgeschichte im ›Iwein‹, zur Wertinstanz entkonkretisiert, er ist ein tat- und kampfkräftiger Held, der sich erfolgreich gegen 72 Vgl. etwa Garel 31–92, 17609–17619 (Kürzestfassung der Ginover-Entführung nach der ›Charrette‹, merkwürdigerweise unter Referenz auf Hartmanns ›Iwein‹!); Malory XIX (relativ stark gekürzte, modifizierte und gegen Ende des Zyklus [!] integrierte ›Charrette‹-Version); ›King Arthur and King Cornwall‹ in Child 1882, S. 274–288 (aufgrund der fragmentarischen Überlieferung sehr nebulos). Vgl. Schoepperle 1913, S. 534, Anm. 1.
4981–5025/4984–4991
1205
seine Feinde zur Wehr setzt (S. 6). Bei Hartmann dagegen wird die Entführungsszene zum Test der milte des Königs, wenn es darum geht, eine Bitte im Voraus zu gewähren und trotz der Ungeheuerlichkeit des Verlangten Haltung zu wahren und sein Wort nicht zu brechen (S. 8). Dieser utopische Entwurf der Artusfigur ist aber in der Geschichte des Artusromans nur eine kurze Episode, schon bei der GinoverEntführung in der ›Krone‹ wird Artus wieder »zu einer Figur seiner Romane« (S. 13), die er in weiterer Folge bleibt. Aufällig ist, dass der Artushof beim Gerichtskampf und angesichts der nicht unerheblichen Bedrohung des Kerns der Artussozietät relativ gelassen bleibt, eine Art Massenhysterie, wie sie im ›Iwein‹ unter den Artusrittern ausbricht, wird mit keinem Wort angedeutet. Daseinsängste oder labile psychische Strukturen lässt die lanzeletsche Schicksalsgewissheit nicht zu, dies sei auch der Grund, weshalb eine Liebesbeziehung Lanzelets zur Königin undenkbar wäre (Zellmann 1996, S. 257f.). Nicht übersehen sollte werden, dass Valerins Ansprüche auf die Königin an keiner Stelle von der Erzählinstanz als irrig dargestellt werden, die eigentlich zentrale Frage des Entführungsproblems bleibt offen (vgl. McLelland 2000, S. 151; Kerth, Th. 2005, S. 209f.). Vgl. zur zweiten, eigentlichen Entführung der Königin K zu V. 6725–7425. Einen Überblick über die Handlungen Genovers im gesamten Roman sowie im Speziellen über die beiden Entführungsepisoden gibt Webster 1951, S. 18–20; vgl. dazu Frappier 1953b. Mot. T 61. Betrothal; T 92. Rivals in love; H 218. Trial by combat; R 111.9.1. Princess rescued from undesired suitor. 4981 Der Name Valerîn erinnert Singer 1903, S. 176 an den Valesius oder Valerius, den Initiator des Kults des Dis und der Proserpina in Rom, die Übereinstimmung beschränkt sich jedoch auf die Namensform (Val. Max. 2,4,5); vgl. Richter 1934, S. 75; Knoll 1966, S. 94; Pérennec 2004, S. 249, Anm. 95. Eventuell ist die Figur identisch mit Gasoein de Dragoz, dem Entführer Ginovers in der ›Krone‹ (vgl. K zu V. 4981–5025, 5034–5072). Owen 1968, S. 191 deutet den Namen als Anagramm zu Evrain, einem der beiden bösen Zauberer im ›Schönen Unbekannten‹ (vgl. K zu V. K zu V. 7817–7939), über das fehlende l schweigt sich Owen aus. Bemerkenswert scheint mir, dass Valerin trotz seiner handlungstragenden Rolle einer der wenigen Protagonisten ist, zu dessen Namen keine stichhaltigen Parallelen vorliegen. Es wäre von daher durchaus möglich, einen sprechenden Namen zu vâlant ›Teufel‹ anzusetzen. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 221–223. 4981a Zum ›Verworrenen Tann‹ siehe K zu V. 5034–5072. 4984–4991 Das Motiv des vorbehaltlosen Versprechens, des rash boon oder don contraignant, ist eines der topischen Merkmale des Artus der chrestienschen Romane (vgl. K zu V. 4981–5025). Es ist zugleich das auslösende Moment der Ginover-Entführung in der ›Charrette‹, bringt aber den König und seinen Hof allenthalben in Bedrängnis (z. B. bei den beiden Tugendproben in der ›Krone‹). Im ›Lanzelet‹ spielt es nur eine
1206
Stellenkommentar
untergeordnete Rolle (vgl. Grubmüller 1993, S. 146). Vgl. zum Motiv und möglichen keltischen Hintergründen Frappier 1973.73 Mot. M 223. Blind promise (rash boon). 5022 Zu guot gelücke siehe K zu V. 1741. 5032 Dass sich Lanzelet vor dem Kampf nach der Identität und damit nach der gesellschaftlichen Position des Gegners erkundigt, entspricht der mittelalterlichen Forderung nach der Ebenbürtigkeit von Streitenden (Sachsenspiegel LdR I 63 § 43; vgl. Zellmann 1996, S. 253 und Anm. 1). 5034–5072 Die Beschreibung der Burg Valerins im ›Verworrenen Tann‹ (vgl. V. 5062– 5063, 7359–7363) verbindet Weston 1901, S. 19 mit dem Märchen von Dornröschen (vgl. K zu V. 7405–7407). Brown 1905, S. 689, Anm. 2 verweist auf ›Siaburcharpat ¯ Conculaind‹, wo CuChulainns Reise in die Anderwelt über ein Gebiet mit allerhand monströsen Wesen führt. Webster weist auf die Parallele im ›Wigalois‹ hin, wo die Burg der Florie durch ein vestez hac befridet ist (Wigal 669; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 207 = Kerth, Th. 2005, S. 203). In der ›Krone‹ wird Lanzelets Karrenritt damit begründet, dass er sein Pferd verloren hatte und zu Fuß nicht gedreng vnd dorn (Kr 2105) hätte durchqueren können, als Milianz die Königin entführt hatte (Pérennec 1970, S. 115). Hofer 1959, S. 24 sieht die Vorbilder für die Schilderung in Erzählungen der Marie de France (Marie de France, Guigemar, V. 89 und Marie de France, Bisclavret, V. 64–65) oder in der Schilderung des Dickichts, von dem die Stadt Glastonbury nach der ›Vita Gildae‹ umgeben ist (Vita Gildae, S. 109; vgl. K zu V. 4981–5025, 6725–7425). Bereits diese Verweise sind sehr unspezifisch, da die erwähnten Schilderungen viel kürzer und kursorischer sind als jene von Valerins Burg. Völlig aus der Luft gegriffen scheint mir aber die Parallele zum Kampf Yvains/Iweins gegen die Schlange, die den Löwen attackiert (Yvain 3344–3390; Iw 3835–3864): Nicht jede Schlange der mittelalterlichen Literatur muss ein Vorbild für das gewürme des ›Lanzelet‹ gewesen sein! Spannend ist die Hypothese bei Warnatsch 1883, S. 126, Anm. 2 (vgl. auch Pérennec 2004, S. 249, Anm. 96), der überlegt, ob von dem verworren tan mit afrz. d’estraint gaut = Estrangot gleichzusetzen wäre. So wäre eine Verbindung hergestellt zwischen dem Ritter der Tafelrunde Garravains d’Estrangot (Erec/CdT, ed. Rousse 1710) bzw. Gasosîn von Strangot (Er 1647), womit die Brücke zum Entführer Ginovers in der ›Krone‹, Gasoein de Dragoz, geschlagen wäre (vgl. K zu V. 4981–5025). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 286f.; Pérennec 1970, S. 114f.; Kerth, Th. 2005, S. 203. Krause 1985, S. 47 geht davon aus, dass Chrestien die Figur aus dem ›welschen Buch‹ übernahm, gibt aber keine Erklärung, weshalb die Figur im ›Lanzelet‹ Valerin heißt. Buschinger 1983/84, S. 5, 10 (vgl. Buschinger 2003, S. 120, Anm. 45) weist 73 Beispielsweise bildet die vorbehaltslose Gewährung einer Bitte auch das Zentralmotiv des Mabinogi von ›Pwyll‹ aus, als Pwyll dadurch beim Hochzeitsfest seine Zukünftige, Rhiannon, an deren Verehrer Gwawl verliert (Mab, übs. Guest, S. 348ff., übs. Buber, S. 28ff.). Im ›Kulhwch‹, den man sich ebenfalls als unabhängig von der kontinentalen Arthurtradition vorstellt, gewährt Arthur dem Titelhelden eine beliebige Bitte (Mab, übs. Guest, S. 222, übs. Birkhan II, S. 40).
4984–4991/5093
1207
auf eine Parallele im niederdeutschen ›Tristan‹-Fragment Cod. Vind. Ser. Nov. 3968 hin (ediert ebd., S. 14–18), nach Buschinger eine relativ getreue Übersetzung nach Thomas, wo der Entführer der Königin die stolte | van dien verwornen holte (15/16) genannt wird. Während Buschinger die stolte als verderbte Form zu Thomas’ l’Orgilius stellt, könnte das verworne holt auf eine Kenntnis des ›Lanzelet‹ durch den Übersetzer schließen lassen. Der Verworrene Tann hat weiters eine (nur auf die Namensform beschränkte) Parallele in Tericams Forest Desvoiable ›Undurchdringlicher Wald‹, mhd. walt des Gestudes im ›Lancelot propre‹ (LancFr, ed. Sommer V, S. 219, ed. Micha V, Kap. LXXXVII, übs. Lacy III, S. 223 u. ö.; LancDt II, S. 478 u. ö.; vgl. Buschinger 1983/84, S. 5). Zellmann 1996, S. 36, die Buschinger folgt, hält es für möglich, dass der Kontakt auf niederdeutschem Boden erfolgte, was in etwa zu Kantolas These von einer niederdeutschen ›Lanzelet‹-Vermittlung passen würde (vgl. Kap. II.3.3). Knoll 1966, S. 95 (mit weiterführender Literatur) notiert vorsichtig, dass sich Kreuzfahrer bei der Schilderung von Valerins Burg an die berüchtigte Zauberburg Yilan Kaleri in Kilikien hätten erinnern können. Zum wurmgarte siehe K zu V. 1838. Zur Totenreich-Hypothese siehe K zu V. 6725–7425. Mot. F 771. Extraordinary castle; F 812. Extraordinary forest; F 771.5.1. Castle guarded by beasts; B 576.1. Animal as guard of person or house; B 11.6. Deeds of dragons; D 2197. Magic dominance over animals; F 962.10. Extraordinary mist (darkness). 5045 Webster deutet den Nebel oder Dunst als typische Umgebung von AnderweltBehausungen (Webster 1931, S. 72; Webster/Loomis 1951, S. 208 = Kerth, Th. 2005, S. 204). Das Motiv sei nach Webster irokeltischer Herkunft, während es Zenker 1926, S. 69–76 – wie überhaupt einen Großteil der Landschaft im zweiten ›Lanzelet‹-Teil und wohl ausgehend von realen Klimaverhältnissen (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 219 = Kerth, Th. 2005, S. 216) – für typisch englisch hält. Als Schutz einer Burg begegnet es in der Artustradition relativ häufig (vgl. die Belege bei Brown 1905, S. 677f., Anm. 8). Vgl. auch K zu V. 181, 6991. 5056–5058 Vgl. K zu V. 4101–4111. 5059 Das Glänzen ist nach Loomis eine charakteristische Eigenschaft von AnderweltBehausungen (Webster/Loomis 1951, S. 208 = Kerth, Th. 2005, S. 204) – allerdings ist es wohl auch ganz einfach eine charakteristische Eigenschaft einer prächtigen Burg. 5058 Leitzmann 1931, S. 298 vergleicht Parz 350,20: aller ander bürge ein krône, das ebenfalls auf schône reimt. 5093 Ein weiteres Indiz für die Vorliebe für Verwandtschaftsbeziehungen beim ›Lanzelet‹-Dichter oder -Übersetzer (vgl. K zu V. 4946–4950): Wie genau die Herzogin vom Weißen See mit Lanzelets Vater verwandt ist, wird nicht deutlich. Sie könnte seine Tante sein, seine Cousine, oder auch nur allgemein seine Verwandte. Auf jeden Fall ist sie die einzige Figur des Romans (außer Lanzelet), die in Verwandtschaft zu Pant steht (vgl. Zellmann 1996, S. 254 und Anm. 3). Zu allem Überfluss ist auch noch ihr Mann mit Lanzelets Mutter verwandt.
1208
Stellenkommentar
5096–5099 Richter 1934, S. 34 hält dies für »ein ganz totes Motiv«. Demgegenüber haben Trendelenburg 1953, S. 21 und Pérennec 1970, S. 115 darauf aufmerksam gemacht, dass Iblis, wäre sie schon vor dem Valerin-Kampf mit Lanzelet am Artushof erschienen, nicht in der gleichen Weise hätte gefeiert werden können. 5124–5136 Richter 1934, S. 77 vergleicht für die ›Wachsende Warte‹ zwei Stellen bei Gervasius von Tilbury. In der einen ist die Rede von einem großen Hügel, auf dessen Spitze man um die Mittagszeit Ritter mit Lanzen gegeneinander kämpfen sieht, die allerdings verschwinden, sobald man den Berg besteigt (Gerv. ot. 3,58; vgl. auch Haasch 1954, S. 174; Nadler, S.-M. 1997, S. 74f.; Pérennec 2004, S. 255, Anm. 98): In Catalonie est rupes in aliquantam planiciem extensa, in cuius summitate circa meridianam horam conspiciuntur milites arma gestantes seseque more militum hastis impellentes. Si uero ad locum quis accesserit, nihil prorsus huiuscemodi rei apparet. An einer anderen Stelle erzählt Gervasius von einem tunnelartigen Berg (Tunnel in einem Berg?), in dessen Schatten es laut Vergil unmöglich ist, seinen Feinden einen Hinterhalt zu legen (Gerv. ot. 3,16). Ähnliches wie in der ersten Gervasius-Stelle berichtet Sikes 1880, S. 107 von einer Tradition unter dem Landvolk von Glamorganshire. Vgl. auch Webster/Loomis 1951, S. 208f. = Kerth, Th. 2005, S. 204f. Glinka-Janczewski 1963, S. 287f. weist darüber hinaus auf eine Stelle in Chaucers ›Franklin’s Tale‹ hin, wo es heißt (Chaucer, Canterbury Tales IV 1198–1204): Tho saugh he knyghtes justyng in a playn; And after this he dide hym swich plesaunce That he hym shewed his lady on a daunce, On which hymself he daunced, as hym thoughte. And whan this maister that this magyk wroughte Saugh it was tyme, he clapte his handes two, And farewel! al oure revel was ago ... Birkhan 2002/05 V, S. 69 verweist auf die Schilderung des Grabhügels von Anir (Amr), dem Sohn Arthurs’,74 der nach Nennius (Nenn 73) seine Größe ständig ändert und in der Länge bald sechs, neun, zwölf oder 15 Fuß misst. Zellmann 1996, S. 254f., die ebenfalls von einer Verbindung zur ersten GervasiusStelle ausgeht, identifiziert das Grundmotiv als keltischen fairy battle, der aber im ›Lanzelet‹ zur reinen »Männlichkeitsschau« (S. 254), verbunden mit dem Bemühen um Tradierung von Mirabilienwissen, umfunktionalisiert sei. Die meisten dieser Parallelstellen haben ihre Berechtigung nur, wenn man Hahns Interpunktion folgt (vgl. Anm. zu V. 5136–5141). Schließt man sich dagegen dem überzeugenden Vorschlag von McLelland 2000, S. 141–144 an, ändert sich die Szenerie von Grund auf: Das Sonderbare ist nicht länger der Kampf zwischen Heeren, sondern die Besonderheit der Wachsenden Warte liegt, neben ihrer variablen Größe, in der auf den oder die Herankommenden abgestimmten Gegnerschar. Die Zahlenangabe in V. 5133 signalisiert dann nur, dass dort schon sehr viele Ritter gefochten haben! 74 Ein Amhar wird als Sohn Arthurs im ›Gereint‹ erwähnt (Mab, übs. Guest, S. 145, übs. Birkhan I, S. 180).
5096–5099/5178–5179
1209
Mot. D 932.2. Magic hill; D 482. Stretching objects; D 1825.2.2. Magic power to see whole country at once. 5137–5162 Die kurze Aventiure bei der ›Wachsenden Warte‹ wirkt, wie schon Märtens 1880, S. 690 bemerkt hat, wie ein Fremdkörper und fällt als blindes Motiv aus dem Handlungskontext heraus. Lanzelets kurz geschilderter Kampf bei dem Bach erinnert an diverse Kämpfe Lancelots an Furten im ›Lancelot propre‹ (LancFr, siehe das Namenregister s. v. ›Ford‹ in übs. Lacy V, S. 402; vgl. Märtens 1880, S. 697; Lot 1918, S. 469). Webster 1934, S. 205f. denkt dagegen an den Kampf des von der Königin träumenden Karrenritters gegen einen Ritter, der eine Furt bewacht. Lancelot hört dessen Warnungen nicht und wird ins Wasser gestoßen. Beim anschließenden ritterlichen Kampf behält Lancelot die Oberhand, schenkt aber dem Ritter auf Bitten eines Fräuleins das Leben (Charrette 734–940; vgl. Richter 1934, S. 78f.; Hofer 1959, S. 26; Birkhan 2002/05 V, S. 63). Die Parallele ist jedoch in beiden Fällen sehr blass, wie generell der Kampf an einer Furt in Artusromanen (breit ausgestaltet etwa in Bel Inconnu 320ff.) und nicht nur dort – man denke an das Mabinogi von ›Pwyll‹ (Mab, übs. Guest, S. 341ff., übs. Buber, S. 17ff.) – häufig wiederkehrt; Annahmen konkreter Querbezüge zwischen einzelnen Texten werden damit fraglich (vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 127–132, 227f.; Webster/Loomis 1951, S. 209 = Kerth, Th. 2005, S. 205; in der ›Krone‹ kämpfen Artus und Gasoein, in ›De ortu Waluuani‹ Waluuanus und Arthur/Kay bei einer Furt, vgl. K zu V. 4981–5025; vgl. zur ›Krone‹ Jillings 1975, S. 25). Loomis (Webster/Loomis 1951, ebd.) sieht den Ursprung des Motivs zum einen im Mabinogi von ›Pwyll‹, wo der Titelheld mit König Arawn [nach Loomis: ›Sommer-Weiß‹] von Annwvyn für ein Jahr die Rollen tauscht und für diesen dessen Widersacher Hafgan besiegt (Mab, übs. Guest, S. 340ff., übs. Buber, S. 15ff.);75 zum anderen im ›Lai de l’espine‹, wo erzählt wird, dass jedes Jahr zu Mittsommer eine übernatürliche Gestalt auf einem weißen Pferd bei einer Furt erscheint, die es zu besiegen gilt. In beiden Fällen bemächtigt sich der Sieger, wie auch im ›Lanzelet‹ und in den meisten anderen Vergleichstexten, des Pferdes des Besiegten. Ursprung des Motivs wäre ein mythologischer Kampf zwischen Winter und Sommer, der aber – wie Loomis selbst zugesteht – im ›Lanzelet‹ so gut wie nicht mehr greifbar ist. 5158–5162 Beute zu nehmen ist ein weiteres Beispiel für die ›Unhöfischheit‹ Lanzelets (Borck 1984, S. 349). Für eine mythologische Deutung siehe K zu V. 5137–5162. 5172 Kastilianer galten im Hochmittelalterliche als höchst wertvolle und edle Pferde (Schultz, A. 1889 II, S. 100; Webster/Loomis 1951, S. 209 = Kerth, Th. 2005, S. 205; LexMA VI, Sp. 2029f.; vgl. K zu V. 8878). 5178–5179 Von einem Stein am Artushof weiß auch Er 1199–1207 zu berichten, er dient allerdings König Artus zum Besteigen der Pferde, die Parallele ist blass, eine Bezugnahme in gleich welche Richtung eher unwahrscheinlich (vgl. HaA und La; Neumaier 1883/84 II, S. 23; kritisch Gruhn 1899, S. 293; Richter 1934, S. 88, 271, der erwägt, dass der Ehrenstein erst durch Ulrich in den Text gekommen ist). 75 Pwyll kämpft n i c h t gegen Arawn, wie Loomis (ebd.) behauptet!
1210
Stellenkommentar
Das Motiv vom Siège Perilous (›gefährlichen Sitz‹) ist allerdings in der Artusliteratur weit verbreitet (vgl. Trzepacz 1975, S. 184, Anm. 12; Nadler, S.-M. 1997, S. 114f.; Birkhan 2002/05 V, S. 64), es handelt sich in der Grundform um einen Sitz an der Tafelrunde, auf dem nur ein Würdiger sitzen kann, ohne mit schlimmen Konsequenzen rechnen zu müssen.76 Am engsten ist die Verwandtschaft der Szene im ›Lanzelet‹ mit einer Passage im ›Wigalois‹ (Wigal 1477–1517; vgl. HaA; Bethge 1881, S. 44; Trendelenburg 1953, S. 187f.; Haasch 1954, S. 168; Pérennec 1970, S. 115f.; Schiewer 1993, S. 153; Nadler, S.-M. 1997, S. 114f., 159; Pérennec 2004, S. 257, Anm. 99; Seelbach 2005, S. 291f.): In der Nähe des Artushofes befindet sich ein viereckiger Stein mit roten und gelben Streifen, auf der anderen Seite ist er blau wie Spiegelglas. Nur den absolut Tugendhaften ist es möglich, den Stein zu berühren oder sich gar darauf niederzulassen. Wigalois ist nach Artus der einzige, dem dies gelingt – selbst Gawein versagt, weil er als Jugendlicher ein Mädchen genötigt hatte –, als er sich unbekümmert und ohne Wissen um die Natur des Steins darauf niederlässt. Die Funktion der Episode ist die gleiche wie im ›Lanzelet‹, die Tugendhaftigkeit des Helden wird erwiesen, lediglich eine moralische Deutung wie im ›Wigalois‹ fehlt bei Ulrich völlig (Zellmann 1996, S. 255). Aus der Parallele aber eine Beeinflussung Ulrichs durch den ›Wigalois‹ zu erschließen (Singer 1912, S. 147), scheint fragwürdig (Campion 1917, S. 418), es wäre auch die umgekehrte Entlehnrichtung denkbar.77 In der ›Queste del Saint Graal‹ ist es Galahad, der als unbekannter Ritter an den Artushof gelangt und sich unbeschadet auf dem gefährlichen Sitz niederlassen kann. Zusätzlich zur impliziten Nobilitierung Galahads durch die ›Akzeptanz‹ des Sitzes erscheint auch noch sein Name am Sitz, sodass jeder Irrtum ausgeschlossen wird. Die unschuldige Naivität und Ignoranz (Unkenntnis), die Lanzelet und Gwigalois bei den Ehrenstein-Szenen an den Tag legen bzw. auf die es den Erzählern besonders ankommt, spielt im Prosaroman keine wesentliche Rolle (LancFr, ed. Sommer IV, S. 88–11, übs. Lacy IV, S. 5f.; LancDt III, S. 10; vgl. Malory III,4, XIII,2.4 u. ö.). Ehrismann, G. 1905, S. 27 deutet den Ehrenstein als sagenhaftes Motiv. Loomis vermutet den Ursprung des Motivs in irischen und walisischen Sagen, denen zufolge sich der junge Lug (vgl. K zu V. 180–303) erfolgreich auf dem ›Sitz der Weisen‹ am Hof von König Nuada niederlassen konnte und damit seine Weisheit unter Beweis stellte (Webster/Loomis 1951, S. 209f. = Kerth, Th. 2005, S. 205f.). Wenig überzeugend ist die Herleitung durch Glinka-Janczewski 1963, S. 249 aus Erec/CdT, ed. Rousse 1175, dessen perron real Wort für Wort als ›royal stone‹ hätte übersetzt werden können, dem dann in weiterer Folge Mirabilia-Attribute zuge76 Hofer 1959, S. 26 nimmt den Einfluss von Roberts de Boron ›Roman de l’Estoire dou Graal‹ an, wo Moyses, als er sich auf einen leeren Sitz niederlässt, von der Erde verschlungen wird. Es ist dies aber nur eine von vielen möglichen Parallelen. Für Belege siehe Webster/Loomis 1951, S. 209f. = Kerth, Th. 2005, S. 205f. 77 Eine ausführliche Analyse der Passagen im ›Lanzelet‹ und im ›Wigalois‹ bietet Kasper 1995, S. 256– 267, die ebenfalls Wirnt vor Ulrich setzen möchte, da Ulrich die Bekanntheit des Steines ja voraussetze. Die Möglichkeit mündlicher Traditionen oder verlorener Texte wird kaum zur Kenntnis genommen, das Motiv des ›Siège Perilous‹ (dazu ebd., S. 267–282) kurzerhand als etwas ganz anderes abgetan (S. 266).
5178–5179/5278–5279
1211
schrieben worden wären. Der Weg scheint mir jedoch sehr weit. Auch ihre Annahme eines Eigennamens halte ich für überflüssig. Zu vergleichen ist auch der Stein Aptor und das darin eingelassene Bad im ›Wigamur‹ (vgl. K zu V. 6197–6199; vgl. Birkhan 2002/05 V, S. 129). Mot. F 931. Magic rock (stone); F 800. Extraordinary rocks and stones; H 1550. Tests of character. 5184–5185 Genover legt Walwein die Rüstung an: Wenn es auch um den Kampf für sie gegen Valerin geht, ist das doch etwas merkwürdig, schließlich ist sie die Königin, die Passage ist verstörend. 5198 Engellant ist natürlich England und in der mittelhochdeutschen Literatur nicht selten. V. 7054 werden Engellender genannt (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 247). 5203–5207 Zum Versprechen Walweins siehe K zu V. 3506. 5238–5244 Walwein überlässt Lanzelet den Kampf nicht, weil Lanzelet einst beim Turnier Walweins Vater ohne Lösegeldforderung freigegeben hatte (so Hofer 1959, S. 26; Soudek 1972b, S. 19), sondern deshalb, weil er Lanzelet für einen ausgezeichneten Kämpfer hält und ihm früher vorbehaltlos versprochen hatte, ihm nichts auszuschlagen (vgl. K zu V. 3506, 5203–5207; zum Motiv des ›Rash Boon‹ vgl. Kerth, Th. 2005, S. 206 und K zu V. 4984–4991)! Nicht unähnlich muss Lancelot auch bei Chrestien sein Recht einfordern, um Gauvain im Kampf gegen Meleagant ersetzen zu dürfen (Charrette 6798–6927; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 210 = Kerth, Th. 2005, S. 206). 5254 Beim Gerichtskampf geht es darum, dass Gott jenen siegen lässt, der im Recht ist; es handelt sich um eine von vielen möglichen Spielarten des Gottesgerichts (man denke nur an Feuerproben, Wasserproben etc.). Der Gerichtskampf hat in der mittelhochdeutschen Literatur eine lange Tradition, wobei sich die Literatur im Allgemeinen als resistenter gegenüber Zweifeln an der Instanz Gottesgericht erweist als die ›Realität‹, in der der Gerichtskampf schon sehr früh in Verruf kam. Die literarischen Belege sind bei Schnell 1993 ausgewertet und eingehend diskutiert, auch mit Blick auf die historischen Vorgänge. Für weiterführende Literatur siehe ebd. Leitzmann 1931, S. 298 vergleicht Parz 707,26: got ez ze rehte erscheine. 5259 Zenker 1926, S. 56–60, 99 assoziiert die Schar von 1.000 Frauen mit den 80 gefangenen Frauen der Joie de la Cort im Erec-Stoff (Erec/CdT 5532ff.; Er 8170ff.) und weiteren gefangenen Frauengruppen (Belege bei Zenker, ebd.). Dass es sich im ›Lanzelet‹ jedoch um keine Gefangenen handelt und die Traurigkeit überdies ganz eindeutig aus dem aktuellen Handlungszusammenhang motiviert ist, wird bei Zenker nicht thematisiert. 5272 Weder Christen noch Heiden: niemand also. 5278–5279 Das weibliche Publikum macht die Kämpfer erst richtig tapfer, wie überhaupt ein Kampf ohne Zuseherinnen keinen rechten Sinn machen würde (vgl. K zu V. 2608–2609). Die wohl früheste Erwähnung des Topos in der Artustradition findet sich bei Geoffrey (Hist. reg. Brit. IX 14; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 210; Kerth, Th. 2005, S. 206f.). Berühmt ist der Kampf zwischen Erec und Mabonagrin, wo beide Protagonisten ihre Kraft aus dem Anblick ihrer Geliebten gewinnen, was
1212
Stellenkommentar
Hartmann in gewohnt gelehrter Manier breit ausführt (Er 9169–9187). Gwigalois holt sich im Kampf gegen den Bösewicht Roaz neue Kraft durch den Anblick der umstehenden Frauen (oder nur einer Frau, nämlich Roaz’ Gemahlin Japhite?) in Roaz’ Burg Glois, was den Erzähler prompt zu einem Exkurs über die Kraft steigernde Wirkung der Frauen anregt, die ihm für sein Schaffen bisher leider verwehrt geblieben sei (Wigal 7559–7580). Eine, man könnte fast sagen: Persiflage des Topos liegt in der ›Charrette‹ (bzw. dann natürlich auch im ›Lancelot propre‹) vor, wenn die Königin Lancelot aufträgt, als Zeichen seiner Liebe zu ihr so schlecht wie nur irgend möglich zu kämpfen (vgl. K zu V. 2801–3525). 5288–5289 Während W offenbar auf Lanzelets bevorstehenden Sieg vorausdeutet, belässt es G bei der Bemerkung, dass hart gekämpft wurde; die Spannungsstruktur variiert zwischen Wie- und Was-Spannung. 5290 Siehe K zu V. 1518–1519. 5330–5355 Weshalb Lanzelet nun plötzlich Gnade walten lässt und Valerin nicht wie seine bisherigen Gegner mehr oder minder kaltblütig erschlägt, wird im Erzählkontext nicht so recht klar. Bezeichnenderweise ist die Entscheidung nicht von Erfolg gekrönt: Die proleptische Aussage lässt bereits eine weitere Havarie vermuten, wie sie dann durch die zweite Entführungsgeschichte tatsächlich geschieht, und weckt Spannung beim Publikum (Soudek 1972b, S. 19f.). Auch die Haltung Artus’, die zunächst mit seiner grundlegenden milte erklärt werden könnte, verwundert, bedenkt man die spätere Verwüstung der Burgen Valerins und Malducs durch die Artusritter (vgl. K zu V. 7370–7375/7408–7419, 7630–7631). Chamberlin 1997, S. 139, 154 schließt daraus, dass die Verfehlung nicht in der Ermordung von Galagandreiz, Linier und besonders Iweret (vgl. K zu V. 4542– 4545) zu suchen ist, sondern dass Lanzelet vielmehr gegenüber Valerin falsch handelt: Valerin und die anderen Bösewichte bzw. Gegner Lanzelets sind derart von Grund auf schlecht, dass christliches Mitleid hier unangebracht ist. Das mag sein, ob aber die gezeigte Gnade tatsächlich religiös zu deuten ist, scheint mir fragwürdig. 5423–5425 Wie schon zuvor (V. 3502–3503) vertraut sich Lanzelet während des Hoffests seinem Freund Walwein an. Die Aussage steht jedoch in krassem Widerspruch dazu, dass im Folgenden niemand eine Ahnung hat, wo sich Lanzelet aufhalten könnte, bis die Botin der Meerfee nach der Mantelprobe den versammelten Artushof darüber aufklärt (Pérennec 1970, S. 116). Mot. P 634. Feasts; Z 201.9.1. Hero’s famous possessions – Arthur’s Round Table. 5427 mit listen deutet Semmler 1991, S. 100 als emphatische Betonung der Klugheit Lanzelets; ich halte die Stelle für ziemlich formelhaft, die Wendung wird kaum mehr besagen, als dass Lanzelet sein Vorhaben (das Verheimlichen seines Aufbruchs) klug bzw. geschickt in die Tat umsetzt. 5429–5573/6159–6562 Die Pluris-Episode war zunächst eine motivgeschichtliche Herausforderung für die Forschung: Weston 1902, S. 41 assoziiert die 100 Ritter der Kaiserin von Konstantinopel, die diese im ›Peredur‹ aussendet, um den tapferen Turnierritter Peredur zu ihr zu bringen (Mab, übs. Guest, S. 111–114, übs. Birkhan I, S.
5278–5279/5429–5573/6159–6562
1213
157–160; vgl. K zu V. 2801–3525). Krause 1985, S. 18f., 86 schließt sich Weston an und verweist außerdem auf Herzeloyde in Wolframs ›Parzival‹, deren Ehe Gahmuret mit seiner Tapferkeit im Turnier erwirbt (Parz, Buch II). Webster 1934, S. 208 bringt die Episode in Zusammenhang mit der Einkerkerung Lancelots in der ›Charrette‹ und seiner amoureusen Aufseherin (vgl. K zu V. 1357–2249; Ó Riain-Raedel 1978, S. 84). Hier wäre zudem an die Gefangenschaft Lancelots im Prosaroman bei der Dame von Malehaut zu denken (vgl. K zu V. 1357–2249). Hofer 1959, S. 27–29 schwankt zwischen verschiedenen möglichen Vorbildern: Man könne das Motiv als eine Art Joie de la Cort (Erec/CdT 5532ff.; Er 8170ff.) betrachten (so auch Birkhan 2002/05 V, S. 67) oder an die Gefangenschaft Lancelots im Turm in der ›Charrette‹ (vgl. K zu V. 420–441, 1357–2249, 4981–5025) denken. Wahrscheinlicher scheint ihm indes, dass der Autor des ›welschen Buches‹ hier die Bitte Yvains/Iweins an Laudine (Yvain 2476ff.; Iw 2764ff.) vor Augen hatte, sich ritterlich betätigen zu dürfen. Owen 1968, S. 186–194 vergleicht die Feen-Geliebte Guinglains, des Bel Inconnu, auf der Ile d’Or, deren Aventiure er fast im Vorbeigehen erledigt, von der er sich aber heimlich davonstehlen muss, um seine ursprüngliche Aufgabe (die Befreiung Esmerées) zu erledigen. Später verbringt Guinglain nochmals einige Zeit in teils selbstgewählter ›Minnehaft‹ auf der Ile d’Or, entscheidet sich aber schließlich für das Ritterleben und heiratet letztendlich Esmerée die Blonde (Bel Inconnu 1870ff., 3661ff.; vgl. ähnlich Mertens 1984, S. 320; vgl. K zu V. 3871–3919). Noch nicht hingewiesen wurde, soweit ich sehe, auf eine kurze Episode im ›Peredur‹, wo eine nicht namentlich genannte Gräfin (die ›Herrin der Heldentaten‹) dem Brauch unterliegt, dass jener Ritter sie zur Frau nehmen kann bzw. muss bzw. darf, der ihre dreihundert Mann starke Kriegerschar besiegt. Peredur besteht die Aventiure, verheiratet die Gräfin aber mit seinem eben erst kennen gelernten Freund und Gefährten Edlym Rotschwert (Mab, übs. Guest, S. 107, 110f., übs. Birkhan I, S. 150, 154f.). Auch Odysseus’ Aufenthalt bei Kalypso wurde bislang nicht für einen Vergleich herangezogen. Abermals wurde ein keltischer, anderweltlicher Ursprung des Motivs angesetzt: Entfernt erinnere die Episode an die Entführung Lanzelets durch die Meerfee, für Ehrismann, G. 1905, S. 27 liegt in beiden Fällen das Verlockungsmotiv vor (K zu V. 180–303). Loomis führt das Motiv aus diesem Grund zurück auf Morgain le Fay und darüber hinaus auf deren walisische Entsprechung Modron (Loomis, R. Sh. 1945, S. 186f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 176–179; Webster/Loomis 1951, S. 211 = Kerth, Th. 2005, S. 207; vgl. K zu V. 193), was freilich schon sehr gewagt ist (vgl. kritisch auch Littmann 1975, S. 79). Die Interpreten haben wiederholt darauf aufmerksam gemacht (vgl. Kap. II.5.2 passim und K zu V. 5811–6201), dass die Pluris-Episode – die Welz 1980, S. 62f. für einen bloßen Scherz hält – gewissermaßen das Pendant zur Mantelprobe am Artushof ist: Lanzelet und Iblis beweisen je für sich die Treue zum anderen (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 20). Diesen Charakter der Aventiure als Bewährungsprobe beweist schon der einleitende Erzählerkommentar (V. 5429): erst jetzt, da Lanzelet Artusritter geworden ist, sozusagen seine Jugend hinter sich gelassen hat, ist er reif für eine solche Probe (vgl. Corazolla 1988, S. 27). Dass hierbei dem Mann wesentlich größere Freiheiten
1214
Stellenkommentar
zugebilligt werden als der Frau, liegt auf der Hand (vgl. Schmidt, K. 1979, S. 12; Borck 1984, S. 351). Überdies erzeugt bzw. löst die Episode einen Spannungsbogen durch die Antizipation im Geißelschlag des Zwerges, auch erweist sich Lanzelet ein weiteres Mal als bester Ritter, da seine vier Befreier, im Gegensatz zu Lanzelet, allesamt mehr oder weniger (Karjet – 64, Erec – 73, Tristrant – 89, Walwein – 99 von 100 Gegnern) an der Pluris-Aventiure scheitern (vgl. Roßnagel 1996, S. 59). Einzig Roßbacher 1998, S. 115f. stellt sich speziell gegen die Deutung der Episode als Probe und sieht eher einen Vergleich zwischen Iblis und der Pluris-Königin: Der (positiven) Passivität und unbedingten Treue von Iblis werden die (negative) Aktivität und Treueforderung der Königin von Pluris gegenübergestellt. Darin aber einen Widerspruch zur Korrespondenz von Pluris- und Mantelepisode zu sehen, halte ich für verfehlt. Zellmann 1996, S. 260–263 schließt sich dieser Deutung von Mantelprobe und Pluris-Episode an, betont aber zugleich die kasushafte Inszenierung der Minnebeziehungen Lanzelets, dem Pluris als kint verschlossen bleibt (Geißelschlag) und erst als Mann zur lokalisierbaren Größe wird. Die Pluris-Königin versucht, Lanzelet durch ihre Minne an sich zu binden, muss aber scheitern, da ihre Herrschaft nicht den Spielregeln der Patrilinearität gehorche (kein Vater oder Onkel als Konfliktpartner). McLelland 2000, S. 144–152 ergänzt weiters die Parallele zwischen Lanzelets Bewährung im Pluris-Abenteuer als bester Ritter (er alleine besiegt alle 100 Ritter, seine Retter können es ihm nicht gleich tun) und Iblis’ Bewährung in der Mantelprobe als beste (i. e. treueste) (Ehe-)Frau. Die Pluris-Episode selbst allerdings hält McLelland für ein Verwirrspiel des Erzählers mit seinem Publikum. Der Abschnitt verschließe sich mit seinen vielen Ungereimtheiten einer stringenten Interpretation, zu divergent sind die einzelnen Handlungselemente: Lanzelet besteht ein Abenteuer und wird dafür gefangen genommen, die durch das Abenteuer erworbene Frau interessiert ihn nur teilweise und er sehnt sich nach seiner vorigen (!) Liebschaft, bitterer Ernst und ironische Komik wechseln einander ständig ab. Die Unsicherheit der Pluris-Episode bereite auf die folgende Katastrophe vor: die Entführung Genovers sowie später die Gefangenschaft Erecs und Walweins. Konstruiert wirkt die Interpretation der Pluris-Episode durch Münch 2005, S. 209–223. Um auch diesen Abschnitt des Textes mit ihrer These vom edukativen Stationenweg Lanzelets in Einklang zu bringen (siehe Kap. II.5.2.26), wird das Argument der Rache auf den Geißelschlag kurzerhand nicht ernst genommen: Lanzelet hätte schon zuvor immer wieder darauf vergessen, er hätte schon längst in Pluris sein müssen. Das Pluris-Abenteuer wird zum weiteren Frauen- und Landerwerb, nur dass das Schema diesmal nicht funktioniert: Die Königin nimmt Lanzelet in Minnehaft, er wird durch das Scheitern zur Reflexion auf seine Situation angeregt, und erst so erkennt er die Bedeutung von Verwandtschaft (zum Artushof ), von êre und – als Folge davon – von seiner Bindung an Iblis. Diese Deutung findet allerdings kaum Rückhalt im Text. Es wird also doch näher liegen, die Rache-These beizubehalten. Weshalb soll sich Lanzelet auch nicht einfach nach einigen Zwischenabenteuern wieder an die Kränkung durch den Zwerg erinnert haben?
5429–5573/6159–6562/5528–5535
1215
Realiengeschichtlich interessant ist die Tatsache, dass ein dem Ablauf nach ganz ähnlicher Wettkampf um 1280 tatsächlich in Magedburg ausgerichtet wurde: Die ›Magdeburger Schöppenchronik‹ erzählt, dass die kunstabelen, dat weren der rikesten borger kinder, zu Pfingsten immer wieder diverse Spiele veranstalteten wie den Roland, den schildekenbom, tabelrunde und ander spel. ein kunstabel de heit Brun van Sconenbeke, dat was ein gelart man, organisierte einst einen gral. Brun von Schönbeck lud als Teilnehmer Kaufleute aus Goslar, Hildesheim, Braunschweig, Quedlinburg und anderen Städten, Preis des Turniers war eine schone vruwen, de heit vrow Feie – wohl eine Prostituierte. Nun wurden die Schilde der kunstabelen an einen Baum gehängt, und wenn jemand einen der Schilde berührte, musste bzw. konnte er gegen dessen Besitzer eine Tjost reiten. Schlussendlich vordeinde vrowen Feien ein olt kopman van Goslere, der sie verheiratete und ihr soviel Reichtümer gab, dass sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen konnte (Schöppenchronik I, S. 168f.). Ob Brun von Schönbeck hier tatsächlich den ›Lanzelet‹ nachspielen ließ, oder ob ihm eine andere, ähnliche Erzählung vorschwebte, lässt sich schwer abschätzen, zumal solche ›Tafelrunden‹ außer in Magdeburg auch in St. Ingelvert bei Calais 1389, in Saumur 1446 und zwischen Calais und St. Omer 1449 nachweisbar sind (Webster/Loomis 1951, S. 210f. = Kerth, Th. 2005, S. 207). Mot. H 1228. Quest undertaken by hero for vengeance; T 68. Princess offered as price; H 331.2. Suitor contest: tournament; H 1561.1. Test of valor: tournament; P 556.0.1. Challenge to single combat; F 451.5.1.7. Dwarfs serve mortals; T 136.1. Wedding feast; T 257. Jealous husband or wife; R 52. Benevolent captivity; R 41.1. Captivity in castle. 5454 Lot 1918, S. 168 überlegt, ob diese Hundertschaft Anlass für den Roi des Cent cheualiers des ›Prosa-Lancelot‹ gewesen sein könnte; vgl. aber K zu V. 3131–3135; vgl. auch K zu V. 1357–2249, 5429–5573/6159–6562. 5508 Wer hier mit dînem angesprochen wird, ist unklar, eventuell wäre zu konjizieren (vgl. Anm. zur Stelle). Oder liegt eine sehr persönliche Anrede des unbekannten Gönners vor? 5528–5535 Lanzelet, der wîpsælige, muss schon wieder heiraten resp. beischlafen, das Folgende spricht eher für die stärker sexuell ausgerichtete Variante (vgl. V. 5545–5547, 5571). Auf jeden Fall lässt der Erzähler deutlich und ziemlich ironisch durchklingen, dass es Lanzelet wohl nicht gerade unlieb war (vgl. Weston 1901, S. 14; Singer 1930, S. 70 hält es für Ironie gegenüber der Vorlage; Homberger 1969, S. 51, Anm. 2 versteht das wîpsælec als »euphemistisch«; vgl. auch Pérennec 1979, S. 27; Schmidt, K. 1979, S. 16; Bertau 1983, S. 39; Margetts 1984, S. 390; McLelland 2000, S. 147; Wennerhold 2005, S. 62). Das macht es m. E. auch unwahrscheinlich, dass Ulrich das nur hier belegte wîpsælec nach dem Vorbild minnesâlec bei En 10023 (267,11) gebildet hat, wie Kartschoke 1997, zu ›Eneide‹ 267,11 annimmt (vgl. Schnell 1985, S. 453). Dies wäre so, als würde man heute ›Liebhaber‹ und ›Frauenheld‹ (Schneider 1943, S. 332: »Weiberheld«) gleichsetzen: Eneas nimmt die Minne ›ernst‹, er schwankt zwischen ›nur‹ zwei Frauen, in seinem Minnemonolog quält er sich mit – wenn auch späten – Gewissensbissen bzgl. seines Verhaltens gegenüber Dido herum
1216
Stellenkommentar
(En 11180–11186 [296,10–16]). Lanzelet kennt derartige Überlegungen nicht, bei ihm scheint – zumindest im ersten Teil des Romans – der ›sportliche Aspekt‹ im Vordergrund zu stehen. Wenn also Ulrich an diese Stelle der ›Eneide‹ gedacht hat, liegt eine bewusste und fast parodistische Verkehrung vor. Zwar trauert er in Pluris ein wenig vor sich hin, aber dominant wird dieser Trauergestus kaum jemals. Allenfalls schimmert im zweiten Romanteil ein etwas beständigerer Liebhaber durch (Soudek 1972b, S. 18; Combridge 1973, S. 59), aber hieraus eine Dichotomie zum ersten Teil zu konstruieren, findet im Text kaum Rückhalt. Auch das Argument von Ruh 1975, S. 53f. (vgl. Ruh 1980, S. 48), der Held sei ja eher passiv und werde ständig von der Frauenwelt begehrt und geradezu bedrängt, ja dem Autor sei es gar nicht darum gegangen, pikante Szenen zu schildern, sondern er wollte nur einen (im Übrigen zur Minneidolatrie des hochhöfischen Minnesangs konträren) Minnekasus – den der eigensüchtigen Frau, die ihre Minne verweigert nämlich (vgl. K zu V. 6014–6016; Ruh vergleicht den ›Moriz von Craun‹) – exemplifizieren; dieses Argument halte ich nicht für stichhaltig: Die Szene in der Burg des Galagandreiz, wo sich dessen junge Tochter den drei Männern offenherzig anbietet, ist in mindestens gleichem Maße männliche erotische Phantasie,78 dasselbe gilt für die Eigenart Lanzelets, sofort jedes weibliche Herz zu knacken. Ein Frauenheld muss ja deshalb nicht unbedingt gleich ein Wüstling sein (vgl. Schmidt, K. 1979, S. 7; Wolf 1979, S. 218). Doch offenbar darf dies nicht sein, ein hochmittelalterlicher Roman hat eben nicht erotisch zu sein. (Was freilich nicht heißen soll, dass Ruhs These gänzlich zu verwerfen ist: Nur kann sie den Minnediskurs des ›Lanzelet‹ nicht in toto erklären.) McLelland 2000, S. 223 sieht in der Passage nicht nur eine ironische Spitze gegen Lanzelets Frauenbeziehungen, sondern ebenso gegen seine sælde, die Lanzelet den verschiedenen Frauenfiguren des Romans verdanken würde. Die These ist jedoch problematisch, vgl. Kap. II.5.3.1. Mot. T 210.2. Faithful husband (?). 5542–5544 Hier schlägt wohl leichte Ironie durch, der Erzähler distanziert sich von seiner Geschichte (Combridge 1973, S. 57). 5576–5624 Artus hofft, über ein Hoffest neue Informationen über Lanzelets Verbleib zu erhalten. Dass, wohl parallel dazu, auch Boten und Ritter ausgesandt werden, um Lanzelet zu suchen, wird erst spät und nur nebenbei (von Iblis) erwähnt (V. 7839– 7843). Parallelstellen: Bei Chrestien hat das Turnier von Pomelegloi (vgl. K zu V. 2801– 3525) zumindest den Effekt, Lancelot herbeizulocken; ob dieses Ziel auch bewusst verfolgt wurde (so Webster 1934, S. 211), sei dahingestellt. Im ›Lancelot propre‹ ist es Baudemagus, der sich auf verschiedene Art und Weise (Briefe, Turnier) bemüht, Nachricht von dem gefangenen Lancelot zu erhalten (LancFr, ed. Sommer IV, S. 213ff., ed. Micha II, Kapp. XLff., übs. Lacy III, S. 26ff.; LancDt II, S. 6ff.; vgl. Märtens 1880, S. 697). Das Motiv gehört gleichsam zum Grundstock des arthuri78 Wissenschaftlich formuliert: ein »kommunikatives Ereignis innerhalb eines zum Großteil aus Männern bestehenden Rezipientenkreises« (Roßbacher 1998, S. 115f.).
5528–5535/5708–5717
1217
schen Motivinventars. Für weitere Bspe. siehe Loomis, R. Sh. 1949, S. 115f.; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 211 = Kerth, Th. 2005, S. 207f. Mot. P 634. Feasts; W 11.2. Munificent monarch. 5582 Die Frühlings- und Sommerzeit mit den großen Festen Ostern und Pfingsten ist traditionell die Zeit der Zusammenkünfte und Feste des Artushofes (vgl. Knoll 1966, S. 37f.). Besonders das Pfingstfest (vgl. auch V. 8783–8787/8801) wurde zum Inbegriff der Feierlichkeiten in den Artusromanen, wohl ausgehend von der Beschreibung des Pfingstfestes bei Geoffrey of Monmouth (Hist. reg. Brit. 9,12; vgl. Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 230 = Kerth, Th. 2005, S. 228f.). Hierin eine unmittelbare und spezifische Referenz des Autors auf christlich-religiöse Vorstellungen zu sehen (Chamberlin 1997, S. 173), bedeutet ein fundamentales Missverständnis der gattungsinternen Gesetzmäßigkeiten. 5596–5619 Die Verse formulieren das Programm, dass ein Herrscher sein Ansehen (êre) durch milte gegenüber Untertanen, Fahrenden etc. steigert. Es firmiert, für die Sphäre der Fahrenden, meist unter der Formel guot umb êre nemen, die freilich aus der Sicht der Nehmenden gebildet ist. Die Künstler erhalten materiellen Besitz und fördern im Gegenzug das Ansehen des Gönners, sei dies durch unmittelbare Darbietungen, sei dies durch spätere Bekundungen seiner Freigebigkeit. Das Beschenken von Fahrenden und Spielleuten war ein wesentlicher Bestandteil des mittelalterlichen Gesellschaftslebens (vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 575f.; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 231f. = Kerth, Th. 2005, S. 230f. mit weiterer Literatur; grundlegend Bäuml 1960; Dobozy 1992, bes. S. 360f.; Bumke 1999b, S. 697f.). Im höfischen Roman wird diese soziale Struktur in der Regel, wie im ›Lanzelet‹ auch, positiv bewertet: als gegenseitiger Profit. Kritischere Töne, wie sie in der Spruchdichtung angeschlagen werden, finden sich hier kaum. Im ›Lanzelet‹ wird das Thema noch zwei weitere Male aufgegriffen (V. 8394 und K dazu, 9192–9194), in beiden Fällen mit konkreter Bezugnahme auf das fahrende Volk, die in der gegenwärtigen Stelle ausbleibt. 5625–5640 Die Sehnsucht der Iblis trägt wohl auch sehr körperlich-materielle Züge (V. 5631–5632). Mot. T 210.1. Faithful wife; H 1556.4. Fidelity in love tested. 5651–5659 Welche Auswirkungen diese List Lanzelets zeitigt, wird erst später klar, vgl. K zu V. 6480–6490. 5708–5717 Diese Costume des Artushofes, nicht zu essen, bevor man eine Neuigkeit oder Aventiure erfahren hat, ist eines der zentralen Motive der europäischen Artustradition und findet sich auch in einer Zahl deutscher Artusromane, unter anderem in Parz 390,6ff. 648,18ff. (vgl. HaA), Wigal 247ff., Kr 920ff., Daniel 75ff., 400ff. und JT 2315ff. Ertzdorff 1989 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 208), die dieser site einen kleinen Aufsatz gewidmet hat, erwägt Wolframs Urheberschaft des Brauches, nicht zuletzt weil der ›Parzival‹ nach heutiger Meinung vor den anderen Texten zu datieren sei. Zur Problematik dieser Datierungsfrage vgl. aber Kap. II.1.2. Im Übrigen zweifle ich daran, dass diese Costume tatsächlich erst mit den deutschen Texten in die Artustradition gekommen sei, zumal sie später kanonisch geworden ist (Malory VII,1, XIII,2, in beiden Fällen als Pfingstbrauch).
1218
Stellenkommentar
Mot. M 151. Vow not to eat before hearing of adventure. 5736–5740 Vgl. Er 1567–1572: mit einem mantel behangen der im ze mâze mohte sîn, daz geville hermîn, daz dach ein rîcher sigelât. disiu küneclîche wât was gezobelt ûf die hant. (vgl. Schilling 1866, S. 9; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 20; Gruhn 1899, S. 277f.; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3). 5746–5749 Zur Funktion der Botin siehe K zu V. 4704–4711. 5783 Die unbedingte Gültigkeit von Artus’ Aussagen und Versprechen ist ein Gemeinplatz der Artustradition. Loomis erwägt einen irischen Ursprung des Motivs (Webster/Loomis 1951, S. 222 mit Literaturverweisen). Man könnte jedoch wohl ebenso gut die Stilisierung einer idealen Herrschaft als Beweggrund für dieses Attribut sehen. Vgl. Kerth, Th. 2005, S. 208. 5798 Ein rieme von Îberne dient auch Enite in Er 1558 als Gürtel (HaA; Schilling 1866, S. 9; Neumaier 1883/84 II, S. 23; Gruhn 1899, S. 278f.). Richter 1934, S. 119f. geht davon aus, dass Iberne, das auch bei Gottfried vorkommt (Trist 8818), aus Eilhart stammt (Tristrant 59), in beiden Tristan-Romanen bezeichnet es Irland. Ob Hartmann oder Ulrich die Priorität bzgl. der Verbindung mit dem Gürtel zufällt, lässt Richter offen. Wallner 1935, S. 174 geht ebenfalls von einem Einfluss aus der Tristan-Tradition aus und hält es weiters für erwiesen, dass Hartmann hier aus Ulrich und damit indirekt aus Eilhart schöpfte (ebenso Krause 1985, S. 98); was m. E. keineswegs bewiesen ist. Loomis dagegen nimmt (unter Berufung auf Richter!) eine umgekehrte Bezugnahme an (Webster/Loomis 1951, S. 211 = Kerth, Th. 2005, S. 208). Tatsächlich lässt sich, auch wenn man den Reim mit einbezieht, auf Basis dieser Similie keine stichhaltige Aussage über die Chronologie von ›Lanzelet‹, ›Tristrant‹ und ›Erec‹ treffen (Pérennec 1970, S. 116f.). Ein riemen von Iberne findet sich weiters auch in Wigal 10557 als Kleidungsstück der Larie, Neidh 125,28 erwähnt eine spiegelsnuor diu kom her von Iberne (vgl. zu beidem Wallner 1935, ebd.), in Kr 8276 trägt Amurfina einen riemen aus Irlant. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 254–256; Pérennec 1970, ebd.; K zu V. 7100. Wenig überzeugend scheint mir die These von Wis 1984, S. 146 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 208), dass mit Iberne nicht Irland, sondern Ibroine gemeint sei, das in Roman d’Alexandre II, S. 240 als fabelumwobenes orientalisches Land genannt wird und das wohl mit Iberia im Kaukasus zusammengehört; es lag auf der antiken Straße nach Indien. Wis’ Argument ist die Stelle im ›Wigalois‹, wo nicht nur Laries Gürtel, sondern auch die kostbare (?) Fischhaut aus Iberne kommt (vgl. K zu V. 4839–4840): Wirnt müsse hier an ein exotisches, weit entferntes Land gedacht haben. Aber war das nicht, wenn auch vielleicht nicht so extrem wie ›Indien‹, auch Irland? Und passt ›Fischhaut‹, denkt man an realienkundliche Anschlüsse wie Biberpelz oder Robbenfell, nicht wunderbar zu einem Inselreich?
5708–5717/5811–6201
1219
5804 Die Bemerkung zeugt von dem hohen Stellenwert, den die französische Kultur im deutschsprachigen Raum genoss (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 211 = Kerth, Th. 2005, S. 208). 5808 Zum teschelîn ›Täschlein‹ der Damen siehe Schultz, A. 1889 I, S. 277; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 211 = Kerth, Th. 2005, S. 208. 5811–6201 Ein Zaubermantel (vgl. V. 5831: von nigromanzîe) findet sich in gleicher Funktion auch im altfranzösischen ›Conte du Mantel‹ (Manteau), im danach gearbeiteten mittelhochdeutschen Mantelfragment (Mantel), das früher Heinrich von dem Türlin zugeschrieben wurde, und in einer Reihe weiterer Texte. Während der deutsche Text schon bald nach Beginn der Mantelprobe abbricht, erweist sich im französischen Text Bresbraz, die Geliebte von Carados Briebraz, als einzige makellose Dame am Hof. Sie darf den Mantel behalten, der noch heute in einer Abtei en Gales gezeigt werde. Ähnlich sind einige weitere Tugendproben, vor allem die Trinkhornproben, wie sie im Hornlai des Robert Bikez (Hornlai) und danach in der ersten ›Perceval‹-Fortsetzung (Perceval-Cont I, 8500–8720) sowie in Heinrichs von dem Türlin ›Krone‹ (Kr 917–3131) vorkommen; des weiteren die Handschuhprobe, die ebenfalls in der ›Krone‹ überliefert ist (Kr 22990–24719). Für einen Überblick zu den Tugendproben in der gesamteuropäischen Überlieferung seit der Antike bis zu den Meisterliedern und Fastnachtspielen siehe die Literaturverweise unten. Stefan Hofer, der diesen Motivkomplex eingehend untersuchte, stellte fest, dass die Mantel-Episode des ›Lanzelet‹ am engsten mit dem ›Conte du Manteau‹ übereinstimmt (minutiöser Vergleich bei Hofer 1957, S. 480–483; vgl. auch Warnatsch 1883, S. 70f.; Trendelenburg 1953, S. 173–187; Pérennec 1970, S. 119–122; Kasper 1995, S. 577–581), abgesehen von einigen Kürzungen und einigen kleineren Änderungen ist die Handlungsfolge praktisch identisch. Selbst die Reihenfolge der getesteten Frauen inklusive deren Verfehlungen ist in den beiden Erzählungen ähnlich. Die Änderungen sind in der Hauptsache von einer Verfeinerungstendenz bedingt, die darauf abzielt, die groben Derbheiten und Zoten des ›Conte‹ zu eliminieren. Darauf beruht wohl auch der bedeutendste Unterschied: Statt Keu, der im französischen Text die Funktion des Kommentators innehat (und sich dabei, wie auch in den meisten anderen Tugendproben, kein Blatt vor den Mund nimmt), begleiten nun die deutlich gemäßigten und verhalteneren Kommentare der Botin die Szene, die Verfehlungen sind häufiger geistiger Natur und aufs Ganze gesehen weniger ›handfest‹, die ironischen Qualitäten der Probe sind deutlich reduziert bzw. subtiler gestaltet (vgl. K zu V. 6147–6153). Dass Iblis als Siegerin hervorgeht, ergibt sich freilich aus der Einbettung der Probe in den Romankontext. Sie erhält den Mantel als Geschenk, das sie vor Jammer schützt, und wird ihn später bei den Krönungsfeierlichkeiten tragen (V. 9204 – ein Mittel zur Steigerung der Kohärenz). Aus der frauenfeindlichen Spötterei ist eine Apotheose der weiblichen, ehelichen Treue geworden. Es steht nicht die Treue einer Dame zu ihrem Ritter im Vordergrund, sondern das Verhalten in höfischen Liebesdingen allgemein (vgl. Kalinke 1996, S. 82). Iblis ist nicht die einzig Gute unter lauter Schlechten, sie ist die Beste der Besten. In welche Richtung nun die Beeinflussung ging, ob die Episode zuerst als selb-
1220
Stellenkommentar
ständige Erzählung kursierte oder im Romanzusammenhang geschaffen wurde, ist umstritten. Warnatsch 1883, S. 61, 69f. (ebenso Richter 1934, S. 94) ging davon aus, dass der deutsche Text die ältere (und damit überhaupt die älteste überlieferte) Mantelprobe repräsentiere, da sie »in der Behandlung des anstössigen Stoffes harmloser und naiver« sei (Zitat S. 70). Dagegen stellte sich Hofer 1957, S. 483–485 (vgl. erneut Hofer 1959, S. 27f.), der dem Prinzip des fallenden Kulturguts (in diesem Fall) nicht folgen wollte79 und in der roheren ›Conte‹-Fassung die ältere Ausgestaltung sah (die wiederum aus dem ›Hornlai‹ geschöpft habe), die bei der Integration in den höfischen Roman den höfischen Idealen angepasst worden wäre. Zwischen den Extrempositionen ordnet sich die These von Richter 1934, S. 55–58 ein. Er hält die Probe des ›Lanzelet‹ für eine alte Fassung, vor allem weil der Name Percevals/Parzivals nicht vorkommt, der ja erst mit Chrestiens Roman bekannt geworden wäre. Doch dies trifft, wie er selbst anmerkt, auch für den Hornlai zu, zur Frage nach der Priorität von Hornlai und ›Lanzelet‹ äußert sich Richter nicht. Loomis nimmt einen keltischen Ursprung des Motivs an, Beweggründe sind ihm vor allem die Erwähnung der Aufbewahrung des Mantels en Gales im ›Conte‹ und die Aussendung des Mantels durch die Meerfee, die ja Morgain le Fay entspräche (Loomis, R. Sh. 1949, S. 97, 99f.; Webster/Loomis 1951, S. 211f. = Kerth, Th. 2005, S. 209 [kritisch]; ähnlich Funcke 1985, S. 21; Ströbele 1993, S. 59f.; vgl. K zu V. 193; vgl. zu möglichen keltischen Ursprüngen auch Pérennec 1970, S. 119f. mit Literatur). Birkhan 2002/05 V, S. 69 bringt den Zaubergegenstand mit der keltischen Dingbeseelung (dazu Birkhan 1999, S. 809ff.) zusammen. Letztlich ist schwer zu entscheiden, wie und in welche Richtung die vielfältig möglichen Beeinflussungen gingen, zumal das Thema der Tugendprobe, auch in Kombination mit einem zauberhaften Gegenstand, in den meisten kulturellen Situationen quer durch Raum und Zeit zu finden ist (Warnatsch 1883, passim; Nadler, S.-M. 1997, S. 116–121). Ob die Mantelprobe von Anbeginn an mit dem Lanzeletstoff verwoben war, ist freilich umstritten. Warnatsch 1883, S. 106f. glaubt an einen ursprünglichen Zusammenhang, um damit seine Argumentation für einen Lanzeletroman Heinrichs von dem Türlin – dessen Anfang in Form des ›Mantels‹ erhalten wäre – zu stärken. Im ›Lancelot propre‹ wäre die Probe durch die Probe des ›Tals der ungetreu Liebenden‹ (›Tal ohne Wiederkehr‹) ersetzt worden, das Lancelot (in Begleitung von Yvain und Galescalain) passieren muss, um Gauvain aus der Dolereuse Tour zu befreien: Nur wer seiner Geliebten immer treu war, kann das Tal wieder verlassen, so hat es Morgain mit Zauberei eingerichtet. Lancelot hat als einziger Erfolg und überwindet die Aventiure (LancFr, ed. Sommer IV, S. 116f., ed. Micha I, Kap. XXII, übs. Lacy II, S. 305f. u. ö.; LancDt I, S. 568f. u. ö.; vgl. Märtens 1880, S. 697; vgl. K zu V. 7006–7011). Die Gemeinsamkeit beschränkt sich freilich einzig auf das Motiv der Treueprobe, ein genetischer Zusammenhang ist unwahrscheinlich. Foerster 1899, S. XLIV hält die Mantelepisode für ein »wohl dem Deutschen gehörendes Einschieb79 Genau umgekeht verläuft Hofers Argumentation, was den ›Lanzelet‹ als Ganzes angeht. Er sei nicht altertümlich, sondern ganz bestimmt ein epigonales Machwerk, siehe Kap. II.3.5.
5811–6201/5873
1221
sel«, worin ihm Denecke 1930, S. 161 folgt. Zu denken gibt, dass die Mantelprobe im ›Lanzelet‹, in Verbindung mit der Bewährungsprobe Lanzelets in Pluris, nicht ungeschickt motiviert ist (vgl. Kap. II.5.2 passim und K zu V. 5429–5573/6159–6562), sie also keineswegs aus dem Erzählzusammenhang herausfällt! Um eine realgeschichtliche Herleitung des Motivs bemühte sich Hatto 1960 (zum ›Lanzelet‹ S. 438), der den Mantel bzw. allgemein die Kleidung der Frau als Symbol für ihre Treue deutete. Als Belege dienen ihm zum einen entsprechende Passagen aus der mittelhochdeutschen Literatur: Jeschutes Büßerinnenkleid in Parz, Enides Kleidung bei der Ausfahrt mit Erec in Er und Erec/CdT bzw. im ›Geraint‹ (Mab, übs. Guest 141–184), die diversen Mantelproben, zum anderen Strafvorschriften mittelalterlicher Gesetzestexte (Büßerkleid). Es sollte jedoch bei einer solchen Deutung nicht außer Acht gelassen werden, dass der Zaubermantel, zumindest im ›Lanzelet‹, ganz eindeutig als Mirabilium präsentiert und damit ansatzweise aus der Erzählwelt herausgehoben wird. Es besteht kein Zweifel: er bzw. Teile von ihm sind von nigromanzîe gemacht (V. 5831). Der Weg zu Hattos realgeschichtlichem Background ist, wenn es ihn denn gibt, nicht zuletzt aus diesem Grund ein ziemlich weiter. Vgl. zum Motivkomplex auch (mit weiterführenden Hinweisen) Paris 1881, S. 477; Neumaier 1883/84 II, S. 9f.; Loomis, R. Sh. 1949, S. 95–100; Webster/Loomis 1951, S. 211f.; Ackerman 1959, S. 518; Paton 1960, S. 121–123; Knoll 1966, S. 195f.; Buschinger 2003, S. 19. Die vielleicht besten Überblicke zu den verschiedenen Mantel-, Trinkhorn-, und Tugendproben allgemein bieten noch immer Child 1882, S. 257–274 (inklusive der Edition der englischen Ballade ›The Boy and the Mantle‹) und Warnatsch 1883, S. 55–84. Mot. N 770.0.1. Feast as occasion for beginning of adventures or the arrival of questers; F 234.2.6. Fairy as messenger from fairyland; F 340. Gifts from fairies; D 813. Magic object received from fairy; M 223. Blind promise (rash boon); D 1053. Magic mantle; D 482. Stretching objects; F 821.4. Extraordinary beautiful mantle; D 1266.2. Magic picture; T 23. Childhood love; H 411.7. Mantle as chastity test; T 0. Love; D 1359.3. Magic object causes joy. 5816–5831 Huber 1988, S. 365f. erwägt auch für diese Passage eine Verbindung zum Gewand der Natura in Alanus’ ›Planctus‹ (Alan. planct. 816,193ff.; vgl. K zu V. 4883–4893). Genauso eröffnet Alanus die Kleider-Beschreibung seiner Personifikation (Alan. planct. 813,138ff.). Ob hier eine direkte Referenz auf Alanus anzusetzen ist, oder ob das Wissen anderweitig vermittelt wurde, ist, wie schon beim Zelt, schwer zu beurteilen. Die reflektierte allegorische Denkform ist in den Bereich der Wundermechanik und Zauberei überführt. Parallel ist jedoch der Ordnungsanspruch, bei Alanus der der Natur, im ›Lanzelet‹ der des Feenreichs. Das Zelt könnte als locus universitatis, als aus der Realität entrückter Minneort gedeutet, der Mantel als Requisit der Tugendprobe in ein universales kosmisches Gesetz eingeordnet werden. Schließlich wird auch Iblis’ Liebe zu Lanzelet von der natûre motiviert. Vgl. auch K zu V. 4760–4911. 5873 Genovers ›Gedankensünde‹ ist, verbunden mit dem Fehlen jeglichen Hinweises
1222
Stellenkommentar
auf ein Liebsverhältnis zwischen ihr und dem Titelhelden, ein wesentliches Indiz für die Annahme, der ›Lanzelet‹ tradiere eine ältere oder zumindest andere Version der Lancelotsage als Chrestien (vgl. Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 212; kritisch Kerth, Th. 2005, S. 209f.; K zu V. 4981–5025). Chamberlin 1997, S. 142 sieht in den gedanklichen Verfehlungen zu Recht (vgl. K zu V. 5811–6201) den Kern der Kritik in der Mantelprobe, tatsächliche Handlungen wären dagegen weniger bedeutsam. Deshalb aber die gesamte Mantelprobe als Referenz auf Vulgata, Mt 5,2880 zu deuten, scheint mir übertrieben, zumal der Text nicht den geringsten Anhalt für eine religiös-allegorische Deutung bietet. 5876–5878 Pérennec 1970, S. 117 folgt W und hält P schlechterdings für sinnlos; ebenso Zellmann 1996, S. 261; Pérennec 2004, S. 285, Anm. 105. So eindeutig scheint mir die Sache nicht zu sein: W ist zweifellos konventioneller als P, die Königin ist von sich aus gut, und überflüssige huote (zur huote vgl. K zu V. 878) hätte sie nur negativ in ihrem Verhalten beeinflusst: Genover als ehrenhafte Minnedame. Dagegen ist P spöttisch und ironisch: Hätte man die Königin nicht unablässig bewacht, wäre sie oft vom Pfad der Tugend gewichen (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 168). So aber – unter ständiger Bewachung – hat sie das unterlassen; natürlich primär ›um ihrer Ehre willen‹. Die êre als höfische Kardinaltugend wird zur rein repräsentativen Floskel ohne irgendeinen ethischen Gehalt. Kasper 1995, S. 578f., Anm. 416 folgt W und deutet unrecht im weiteren Sinne als Anspielung auf »zu scharfe[] Überwachung«. Dem Autor (Erzähler?) unterstellt sie in diesem Zusammenhang »feministische[s] Engagement«. Die ahistorische Applizierung des Begriffs einmal beiseite gelassen: Wie wäre denn dann das Sexualverhalten des Titelhelden zu verstehen, wie die – aus heutiger Sicht – unerhört sexistische Koordination von männlicher ›Tugendprobe‹ in Pluris und weiblicher Tugendprobe im Manteltest?81 Roßnagel 1996, S. 137–139 folgt Ha (also P) und deutet die Stelle ohne nähere Ausführungen als implizite Kritik an Artus’ »dubiose[n] Umgang mit Ginover« (Zitat S. 139). 5879–5880 Ähnliche Sentenzen sind häufig, vgl. die Belege bei Zingerle 1864, S. 36, 73; Leitzmann 1931, S. 301; TPMA III 382. 5898 Richter 1934, S. 57 hält die Lesart von P für authentisch, da Torfilaret – Corz li filz au roi Arés in Erec/CdT 1508 bzw. Estorz fil Ares in Er 1661 (vgl. Krause 1985, S. 99) und des chünges svn Filares in Kr 2320 – offenbar ein großer Fürst ist (vgl. V. 8071), während Orpilet nur ein einfacher Ritter sei. Auch komme Torz li fils Ares in anderen Mantelerzählungen (oft an zweiter Stelle nach König Artus) vor (z. B. Manteau 307), woraus Krause 1985, S. 101 folgert, dass hier eher keine Beziehung zwischen den ›Erec‹-Romanen und dem ›Lanzelet‹ anzusetzen sei. Loomis folgt Richter (Web80 ego autem dico vobis quoniam omnis qui viderit mulierem ad concupiscendum eam iam moechatus est eam in corde suo. ›Ich aber sage euch allen, dass, wenn einer eine Frau lüstern ansieht, er in seinem Herzen Ehebruch mit ihr begangen hat.‹ 81 Dies nur als ein beliebig herausgegriffenes, nichtsdestoweniger aber typisches Beispiel für den ahistorisch-assoziativen Gestus der interpretatorischen Skizzen Kaspers zum ›Lanzelet‹.
5873/6014–6016
1223
ster/Loomis 1951, S. 212), gleichfalls Pérennec 1970, S. 117f.; Pérennec 2004, S. 287, Anm. 106; vgl. Buschinger 2003, S. 135, Anm. 52. Ich bezweifle jedoch, ob Ulrich oder seine Vorlage tatsächlich in derart scharfen Kategorien der adligen Stände dachten, im Text finde ich keinen Hinweis darauf. Es könnte also durchaus auch Orpilets Geliebte an der Mantelprobe teilnehmen; immerhin ist das Personeninventar der Tugendproben – in manchen Texten mehr, in anderen weniger – variabel (vgl. K zu V. 5811–6201). Webster zweifelt ebenso an Richters Hypothese und erwägt in umgekehrter Richtung, ob nicht in V. 8071 Orpilet statt Torfilaret gelesen werden sollte (Webster/Loomis 1951, S. 171 = Kerth, Th. 2005, S. 164f.; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 210). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 218. 5939 Das Epitheton arcspreche (vgl. auch V. 2931) hat wohl nichts mit Hartmanns quâtspreche ›Verleumder‹ (Er 4664) zu tun (wie öfters behauptet, z. B. Haupt, J. 1971, S. 107; Daiber 1999, S. 130), zumindest eine direkte Beziehung zwischen den Texten ist damit nicht erwiesen (vgl. Pérennec 1970, S. 82f.). Zwierzina (Zwierzina 1901, S. 324 und Zwierzina 1904, S. 271), der ebenfalls an die Beziehung zum ›Erec‹ glaubt (nd. quât ›böse, schlimm‹; BMZ I 792; Le II 316), hält es für ein Indiz für die niederrheinische Artusdichtung. 5973 Loifilol ist ein sonst unbekannter Name (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 212 = Kerth, Th. 2005, S. 210). Glinka-Janczewski 1963, S. 196 hält es für möglicht, dass der Name auf li fedeilz ›der stæte‹ zurückgeht. 5975 Egal, welche Übersetzungsvariante man wählt (vgl. Anm. zur Stelle): Fest steht, dass hier das Motiv der ›angeborenen‹ Liebe parodiert wird. 5990 Zu nüschel ›Spange, Schnalle, Brosche, Gewandnadel‹ siehe auch Schultz, A. 1889 I, S. 277f.; Webster/Loomis 1951, S. 212f.; Brüggen 1989, S. 237. Dass es sich dabei um ein anglonormannisches Wort handle (Loomis), ist aber eher Wunschdenken des Kommentators (ahd. nuskil < ahd. nusca; vgl. Sparnaay 1952, S. 414). 6014–6016 Die Stelle reflektiert den Minnediskurs der Zeit, wie eine ähnliche Sentenz bei Andreas Capellanus bezeugt (De amore 2,7,19; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 213 = Kerth, Th. 2005, S. 210; Ruh 1975, S. 53; Ruh 1980, S. 46; Schnell 1985, S. 119 und Anm. 495). Ob damit jedoch, wie Loomis ebd. anmerkt, bewiesen ist, dass die Vorlage Ulrichs nicht vor den späten 1170er Jahren verfasst worden sei, ist fragwürdig: Die Aussage ist nicht sonderlich spezifisch, könnte m. E. sogar ohne unmittelbare Kenntnis von Andreas Capellanus erdacht worden sein, und schließlich ist nicht gesagt, dass derartige Diskurse z. B. nicht auch schon in den Jahrzehnten davor geführt worden wären. 15 oder 20 Jahre sind in geistesgeschichtlicher Hinsicht eine sehr kurze Zeitspanne. Die chronologische Implikation derartiger Parallelen mit einer solchen Genauigkeit scheint mir problematisch. Die epische Ausgestaltung dieser Sentenz bietet der ›Lanzelet‹ knapp 2000 Verse später mit der Geschichte von Elidia (V. 8008–8012): Die Königstochter aus Thile wird bestraft, weil sie mit ihrer Minne über die Gebühr geizt. Dies ist zugleich die Grundthese des ›Moriz von Craun‹ (MvC), wie sie Kurt Ruh herausgearbeitet hat (Ruh 1970, zum Vergleich mit dem ›Lanzelet‹ S. 86f.; vgl. Peters 1972, S. 127f.). Vgl. auch K zu V. 5528–5535.
1224
Stellenkommentar
6017 Der Zwerg Guivrez li Petiz bzw. Guivreiz le pitîz ist eine wichtige Figur im ›Erec‹, wo er als König von Irland bezeichnet wird (Erec/CdT 3848 u. ö.; Er 4477 u. ö.; vgl. HaA; Neumaier 1883/84 II, S. 24; Singer 1898a, S. 436; Harward 1958, S. 71, Anm. 60; Krause 1985, S. 100; vgl. K zu V. 6025–6030). Guivret, der König der Iren, ist auch Teilnehmer am Turnier in Bel Inconnu 5449ff. Richter 1934, S. 96–102 leitet unter anderem daraus die Kenntnis von Chrestiens ›Erec‹ durch den Autor des ›welschen Buches‹ ab. Loomis denkt zuerst an die Benutzung von Hartmanns ›Erec‹ (Loomis, R. Sh. 1949, S. 141), sieht den Zwerg später aber als alten Bestandteil der Mantelprobe, da er in den meisten Mantelproben anzutreffen sei (Webster/Loomis 1951, S. 213 = Kerth, Th. 2005, S. 210; ebenso Harward 1958, S. 84f.). Krause 1985, S. 101 betont ebenfalls die Zugehörigkeit zum Personeninventar der Mantelprobe und zweifelt, m. E. etwas rabulistisch, an einer Beziehung zwischen Chrestien/Hartmann und Ulrich, da Guivreiz einmal der König von Irland, das andere Mal nur ein einfacher Ritter der Tafelrunde sei. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 169f. und K zu V. 331, 6025–6030. 6025–6030 Die Tatsache, dass hier mit der Zwergengestalt des Guivreiz gespielt wird, ist das Hauptindiz für eine Kenntnis des ›Erec‹, wo Guivreiz ein Zwerg ist (Zwierzina 1901, S. 368; vgl. K zu V. 6017). Andererseits könnte die Figur Guivreiz auch ohne Hartmanns, vielleicht auch ohne Chrestiens Roman dem Autor des ›welschen Buches‹ bekannt geworden sein; in diesem Fall müsste mit verlorenen (mündlichen?) Quellen kalkuliert werden. Natürlich ist auch der Einfluss des Lanzelet-Stoffes auf die ErecRomane nicht auszuschließen. Durch die Kontrastierung von geringer Köpergröße und großer Tugend wird die im Mittelalter dominante Struktur vom direkten Abbild des Inneren im Äußeren (kodifiziert z. B. in WG 10436–10440) ausnahmsweise durchbrochen (Rücker 1975, S. 399). 6032 Gailet: Er 1672 nennt einen Gahillet als Ritter der Tafelrunde (vgl. HaA; Neumaier 1883/84 II, S. 24, der eine Entlehnung von Hartmann annimmt), Parz 65,16 und 261,3 einen Kailet als Teilnehmer am Turnier Herzeloydes und als König von Dolet, was gegen eine direkte Beeinflussung durch den ›Parzival‹ spricht (so Singer 1898a, S. 433; Leitzmann 1931, S. 298; umgekehrte Bezugnahme vermutet Bartsch 1872, S. 127; zweifelnd Krause 1985, S. 77). Loomis geht davon aus, dass hier erst Ulrich einen Namen aus Hartmanns ›Erec‹ übernahm, der noch nicht im ›welschen Buch‹ stand (Webster/Loomis 1951, S. 213 = Kerth, Th. 2005, S. 210). Die Herkunft des Namens ist ungewiss, Bartsch 1872, S. 137 hält den Namen für ein Diminutiv zu germ. Gailo. Vgl. auch Fourquet 1951/52, S. 196f.; GlinkaJanczewski 1963, S. 183f.; Pérennec 1970, S. 119. 6052 Der weise Malduz: Erec/CdT 1679 bzw. Er 1636 nennen einen Mauduiz li Sage bzw. Maldwîz li sages als Ritter der Tafelrunde, ebenso Kr 2295 einen Maldvz der weise (HaA; Neumaier 1883/84 II, S. 24; Zwierzina 1901, S. 368; Weston 1901, S. 80; Zenker 1926, S. 71f., Anm. 120; vgl. K zu V. 6990). Nach Loomis hat Ulrich die Figur (den ›Statisten‹) aus Hartmann übernommen, für Chrestien wäre eventuell eine Verbindung zum Maudiut in der ›Chanson de Roland‹, dem Schatzmeister von König
6017/6098–6099
1225
Marsilie, zu erwägen (Ch. de Roland 643). Für wahrscheinlicher hält Loomis indes die Verbindung zum keltischen Mabon, die lautlichen Unterschiede wären wohl als Verschreibungen zu erklären (Webster/Loomis 1951, S. 213f. = Kerth, Th. 2005, S. 211 [kritisch]; vgl. K zu V. 3551). Krause 1985, S. 45f., 99 dagegen denkt an eine Entlehnung aus dem ›welschen Buch‹ durch Chrestien. Glinka-Janczewski 1963, S. 205f. wiederum sieht eine Beeinflussung durch Ch. de Roland 1551, wo der Vater des Malquidant als König Malcud erwähnt wird, Varianten sind Maalgu, Malduz, Malguz, Maguz. Das Epitheton wîse ginge dann vielleicht auf ein falsch übersetztes vieil ›alt‹ zurück. 6062 Die juppe war eine kurze, eng anliegende Jacke, die als Überwurf getragen wurde (Webster/Loomis 1951, S. 214 = Kerth, Th. 2005, S. 211). 6075 Dieser Iwan ist zweifellos identisch mit dem früher erwähnten Iwan de Nônel (V. 2936, vgl. K dazu; vgl. Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 214), er ist von dem späteren Boten Iwan Peneloi (vgl. Namenregister) zu unterscheiden. Während Letzterer scheinbar nur ein einfacher Bote ist, zählt Iwan de Nonel zum engeren Kreis der Artusritter, wovon seine Integration in die Mantelprobe zeugt. 6084 Die Elle ist das Standardlängenmaß des Mittelalters, dessen Wert relativ stark schwankt, eine Hand(-breit) ist eine Unterteilung davon (vgl. K zu V. 4869). Als Richtmaß könnte man sich für eine Elle ca. 60–70, für eine Hand ca. 10–15 cm denken. Auf jeden Fall (W versus P) ist der Mantel zu lang und schleift auf dem Boden. 6089–6094 Roßnagel 1996, S. 164 glaubt in diesen Versen die einzige intertextuelle Anspielung, hier auf den ›Yvain‹, innerhalb der lanzeletschen Mantelprobe zu erkennen: »Iwâns Turnierstreben und sein Terminversäumnis gegenüber Laudine, worauf der Verweis sicherlich abzielt, werden von der Botin als tumpheit bezeichnet. Die Einfalt und die daraus resultierende unbedingte Durchsetzung ihres Willens, die die Botin Iwâns vriundîn anlastet, können sich nur schlüssig auf die Aufkündigung der Gemeinschaft beziehen, wo Laudine ihren Willen durchsetzt, während sie sonst auf Ratgeber angewiesen ist.« Ich bin mir nicht sicher, ob diese Deutung mit dem Text in Einklang zu bringen ist; auf jeden Fall setzt sie einen relativ komplexen Wechsel der Bezugstrukturen zwischen V. 6091 und 6092 voraus. Wäre es da nicht einfacher, die Annahme eines Querverweises auf Chrestien (oder Hartmann) beiseite zu lassen, alles auf Iwans Geliebte zu beziehen und das beim strîte belîben als Metapher für die Sturheit der Dame zu lesen? 6098–6099 Weshalb Ulrich Enite nur kurz erwähnt, ohne ihr Versagen bei der Mantelprobe genau zu schildern, ist rätselhaft. Rein hypothetisch ist die Annahme von Singer 1898a, S. 434, Ulrich habe Erecs Freundin geschont, weil er Hartmanns Gedicht gekannt hätte (so noch Kerth, Th. 2005, S. 211, allerdings mit Bezug auf Chrestien). Ähnlich denkt Richter 1934, S. 94–96, allerdings in Bezug auf Ulrichs Vorlage und Chrestiens ›Erec‹. Loomis hält den Namen für eine nachträgliche Ergänzung (Webster/Loomis 1951, S. 214; zum Namen vgl. auch ebd. und Loomis, R. Sh. 1949, S. 100f.). Argumentierbar sind derartige Vermutungen jedenfalls nicht, vielleicht ist es am einfachsten anzunehmen, dass Ulrichs Vorlage (oder deren Vorlage ...) die beiden Damen nicht erwähnte und Ulrich oder einer seiner Vorgänger erstaunt
1226
Stellenkommentar
darüber war, dass die Geliebte eines so prominenten Artusritters nicht in der Probe genannt wird (ähnlich Gruhn 1899, S. 293–295; Zwierzina 1901, S. 367f.)? Krause 1985, S. 103f. versucht dem Problem (und auch einer möglichen Bezugnahme auf Hartmann resp. Chrestien) zu entgehen, indem er P (nach ihm: enmitten) folgt. Über sein Verständnis der m. E. verderbten Stelle in P gibt er keine Auskunft. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 156f. 6147–6153 Im Gegensatz zu vielen anderen Tugendproben übernimmt Kei im ›Lanzelet‹ nicht die Funktion eines Kommentators der gesamten Szene (vgl. K zu V. 5811–6201). Seine Rede bleibt kurz und ist auf seine Geliebte beschränkt, die in Tugendproben häufige latente und oft auch radikale Ironie klingt nur kurz an. 6197–6199 Diese Glück bringende Eigenschaft des Mantels vergleicht sich mit einigen anderen Objekten der mittelhochdeutschen Erzählliteratur. Häufig handelt es sich wie auch hier um Gegenstände, die zugleich die Tugendhaftigkeit des Helden oder einer Figur erproben (vgl. Warnatsch 1883, S. 71 und Anm. 1): Im ›Wigamur‹ befindet sich am Hof von König Yttra ein wunderbarer Stein namens Aptor (Wigam 1100ff.; vgl. K zu V. 234–240), der ausgehöhlt ist und eine Art Badewanne bildet, die ständig von zwei Quellen, einer heißen und einer kalten, gespeist wird. Steigt ein tapferer, tugendhafter, keuscher usf. Ritter in das Bad, wirkt es Kräfte steigernd, wer aber schlecht ist, wird geschwächt (Wigam 1202–1211): und in dem selben stain badet kain man, der falschen muet ye gawan, er wurde kranck, plaich, misevar und des laybs unkrefftig gar. wer aber in daz pad gÿe, der raine tugent mynnet ÿe, von des staines macht und türe und von des prunnen nature, so er in das pad gesaß, aller swere er vergaß ...82 Doch auch der Stein wirkt erhebend (Wigam 1131–1134; vgl. Kasper 1995, S. 263): so wirt nÿmer kain tag, wen er den stain an siecht, das im kain ungeschicht ymer wider far; Die Wirkung des Steins ist jedoch z. T. an die Keuschheit des Betrachters gebunden. Für Jungfrauen und für Männer, die nicht am selben Tag mit einer Frau geschlafen haben, hat er eine intensive rote Farbe, die umso kräftiger ist, je länger man hinsieht; für alle übrigen ist der Stein grau und trübe. Ob diese Unterscheidung jedoch auch für das vom Stein ausgehende Glück gilt, wird nicht klar. Auf jeden Fall erfüllen der Stein bzw. das Bad damit einen ähnlichen Zweck wie der Ehrenstein im ›Lanzelet‹ (vgl. K zu V. 5178–5179). 82 Die unterschiedliche Wirkung auf Gute und Böse erinnert an die Episode auf Schadil li Mort; vgl. K zu V. 3542–3549.
6098–6099/6234
1227
Im ›Wigalois‹ findet sich ein Glück spendender Gürtel, denn als ihn die Königin Ginovere umbindet, dô hêt diu vrouwe sâ zehant vreude unde wîsheit: sine truobte deheiner slahte leit (Wigal 331–333); der Stein desselben Gürtels (Wigal 795–800): als si dehein swachez leit truobte in ir gemüete, sô benam des steines güete mit süezem schîne ir ungemach, sô si sîn varwe rehte ersach; an tugende was er niht swach. Zu vergleichen ist schließlich auch ein Smaragd im schapel von Amurfina, Gaweins amîe, in der ›Krone‹ (Kr 8251–8252): Der behuot si vor zorn Vnd chvnd ir sælicheit geben. 6182 Eine der wenigen Referenzen auf Religion und Gott, die aber, wie in fast allen vergleichbaren Fällen auch, nicht über eine floskelhafte Wendung hinausreicht. 6207–6213 Die Artusritter hätten sich an Lanzelets Stelle in der ›Minnehaft‹ auf Pluris ziemlich wohl gefühlt; ein weiterer Fall, wo sich der Autor/Erzähler in ironischer Weise über seine Geschichte zu amüsieren scheint, als Vehikel dient ihm anzüglicher Humor, Ziel seines Spotts sind hier die Artusritter. Vgl. Pérennec 1979, S. 28, Anm. 49; McLelland 2000, S. 233. 6231 Siehe K zu V. 4946–4950. 6234 Tristrant ist natürlich der berühmte Liebhaber Isoldes. Vgl. zur Figur Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 214 = Kerth, Th. 2005, S. 211f. mit einem längeren Exkurs zur keltischen Herkunft des Tristanstoffes. Welchen Tristanroman der Autor des ›welschen Buches‹ kannte, ist wegen der spärlichen Hinweise auf die Tristantradition völlig unklar. Gesichert scheint nur, dass Ulrich den Tristanroman Eilharts kannte (vgl. Kap. II.6.2.2). Die Namensform Tristrant (W) korrespondiert mit dem ›Tristrant‹ Eilharts, von dem auch die Wendung der listige Tristrant (V. 6979) herstammen könnte (Tristrant 42, 4776; vgl. Lichtenstein 1877, S. CXCV; Mück 1952, S. 18; Hofer 1959, S. 30; Ruh 1975, S. 49; Buschinger 2003, S. 16; Pérennec 2004, S. 301, Anm. 107). Allerdings ist diese Eigenschaft Tristrants beinahe topisch – wegen seiner Listen gegenüber König Marke –, ein Bezug zu Eilhart nicht zwingend (vgl. die Zusammenstellung bei Schoepperle 1913, S. 282–317; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 218 = Kerth, Th. 2005, S. 215). Die Namensform ist hier wie in V. 6409, 6521, 6979, 7030, 7289 und 7525 durch den Reim gesichert. Auch Isalde (V. 8093) passt zu Eilharts Text (vgl. Walshe 1953, S. 100; Buschinger 2003, S. 16). Die nicht unwesentliche, wenn auch Nebenrolle der Figur im Romanganzen lässt jedoch kaum die Vermutung zu, erst Ulrich hätte die Figur in den Roman interpoliert. Vgl. zu Tristrant auch K zu V. 2629, 8089–8099; Glinka-Janczewski 1963, S. 218f.
1228
Stellenkommentar
6237 in recken wîs erinnert Zellmann 1996, S. 262 und Anm. 18 an Nib 341,1–4, wo Siegfried, Gunther, Hagen und Dankwart ebenso nach Isenstein ziehen. Das Zitat unterstreiche die ironische Bagatellisierung der Rettung aus Königinnenhand. Abgesehen von den nicht unerheblichen chronologischen Problemen, die eine solche Deutung aufwirft, stellt sich hier die Frage, ob das Argument nicht eher der germanistischen Kanonbildung verpflichtet ist als einer stichhaltigen Argumentation: denn sonderlich auffällig ist die Wendung keineswegs. 6244–6263 Walwein und seine Gefährten geben sich wohl deshalb nicht zu erkennen, um bei der Aventiure von Pluris nicht in Verdacht zu geraten, ihrem Freund helfen zu wollen. Weshalb sie aber auch schon vom Artushof heimlich wegreiten, ist völlig unklar bzw. unmotiviert (vgl. Wachsler 1972, S. 259). 6299 Der Adler ist auch das Wappen Lanzelets, siehe K zu V. 372. 6305 Vgl. Er 2306: mouwe zobelîn. Eine mouwe ›Ärmel der Frauenkleidung‹ (afrz. mance) als Schildschmuck bzw. Minnepfand begegnet überdies V. 4433 (sîden) und Er 2293 (golden), 2298 (silbern), 2312 (vgl. HaA zu V. 4433; Schilling 1866, S. 9; Bächtold 1870, S. 36; Neumaier 1883/84 II, S. 19; Gruhn 1899, S. 275; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3) und ist auch sonst in der mittelhochdeutschen Literatur häufig (Brüggen 1989, S. 234). 6307 Der Panther ist als Wappentier in mittelhochdeutscher Dichtung nicht selten, vgl. die Belegsammlung bei Harris 1999, S. 66, Anm. 3. 6332–6333 Die kritiklose Übereinstimmung mit dem Herrn dürfte eine bedeutsame mittelalterliche Verhaltensnorm gewesen sein, worauf unter anderen die Darstellung der Thematik in Exempla hinweist (Kittredge 1916, S. 93–104; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 214f.). 6382 Auch bei Hartmann von Aue ist Erec der tugentrîche (Er 1806–1807, 5712; vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 22; Glinka-Janczewski 1963, S. 157). Das Epitheton wird jedoch im ›Lanzelet‹ bereits zuvor Walwein zugeordnet (V. 2582) und könnte daher ebenso gut ein Gemeinplatz sein, zumal auch im ›Erec‹ die Verwendung nicht auf die eine Figur fixiert ist (Er 4898 zu Gawein, 6795 zu Enite u. a. m.). 6385 geschelle (W) passt mehr schlecht als recht in den Kontext, gestelle (P) ist eindeutig zu bevorzugen. Es bezeichnet eine Haltevorrichtung für den Schild bei der Tjost (vgl. Pérennec 2004, S. 307, Anm. 110). 6401 Die Lesung von W (ich) dürfte gegenüber P (Man) vorzuziehen sein: Der Erzähler spricht von sich selbst üblicherweise nur in der 1. Sg. oder Pl., nicht aber in der dritten Person. 6480–6490 Die Treuebeteuerung des Erzählers für Lanzelet an dieser Stelle ist geradezu ironisch. Sp rechtfertigt Lanzelet und integriert die Pointe in seine Übersetzung: »Damit handelte er durchaus nicht treulos, denn er trug mit keinem der vier bis zu seinem Lebensende eine Tjost aus, so daß er den geleisteten Schwur nicht brach.« Ein Trick, eine List Lanzelets, die auf blindem Verständnis zwischen Lanzelet und seinen Rettern beruht und die von Lanzelet zumindest in Ansätzen schon lange zuvor geplant worden war (V. 5651–5659). Vgl. Richter 1934, S. 32; Homberger 1969, S. 51, Anm. 2; Ó Riain-Raedel 1978, S. 95; Semmler 1991, S. 95f., 162f. (Richter
6237/6560–6562
1229
und Ó Riain-Raedel verkennen die ironische Brechung im abschließenden Statement des Erzählers.) Birkhan 2002/05 V, S. 67 assoziiert die List mit dem ›Segremorsfragment‹. In den erhaltenen vier Fragmenten des deutschen Textes, genauer: im dritten davon wird eine Aventiure beschrieben, die in etwa jener Lanzelets in Pluris oder in Behforet oder auch etwa jener Erecs bei Mabonagrin entspricht: Eine Fee namens Karmente herrscht über eine Insel und hat einen Ritter bzw. Geliebten, der ihr Reich verteidigen muss. Unterliegt er, muss der Sieger dessen Stellung einnehmen (Segremors B 145ff.). Mehr ist von dieser Episode im mittelhochdeutschen Text nicht überliefert. Aus dem ›Meraugis de Portlesguez‹ des Raoul von Houdenc (frühes 13. Jahrhundert), der wohl eine der Hauptquellen für den mittelhochdeutschen ›Segremors‹ war, lässt sich jedoch erschließen, dass Meraugis (~ Segremors) auf der Suche nach Gauvain auf diese Insel gerät, wo Gauvain bereits zuvor den Herrn der Insel besiegt hat und damit – gegen seinen Willen – Gefangener der Fee geworden ist. Im Zweikampf erkennen Gauvain und Meraugis einander dann rechtzeitig, Gauvain stellt sich tot und entkommt so dem magischen Zwang der Fee durch List (alles nach Birkhan 2002/05, ebd.; vgl. zum Motiv Landesherrin – Geliebter/Wächter K zu V. 3871–3919). Mot. J 1110. Clever persons; K 620. Escape by deceiving the guard; H 1385.0.1. Unspelling quest: journey to disenchant (free) captives; N 839. Knight as helper; H 126. Identification by coat of arms; H 1561.1. Test of valor: tournament; P 556.0.1. Challenge to single combat; R 169.5. Hero rescued by friends; M 105. Equivocal oath; K 550.1. Escape by equivocal oath; K 2312. Oath literally obeyed; K 620. Escape by deceiving the guard; R 210. Escape; F 1041.21.7. Swooning from grief; T 71. Women scorned in love; R 260. Pursuits. 6480 Die Konjektur von Bä (siehe Anm. zur Stelle) ist banalisierend und zerstört die antithetische Struktur: Lanzelet überzeugt die Königin durch Zorn bzw. Aufgebrachtheit u n d durch Schmeichelei, womöglich auch durch seine Liebe. 6538–6539 Die Metaphorik in W ist außergewöhnlich (vgl. Schilling 1866, S. 33), P hat nur einen Abglanz davon bewahrt. Richter 1934, S. 117–119 (danach Walshe 1953, S. 100; McLelland 2000, S. 149) sieht darin eine Nachahmung von Greg 2499–2500: ir vreuden sunne wart bedaht | mit tôtvinstere naht. Die Rede ist von der Verzweiflung von Gregorius’ Mutter/Gemahlin. Während im ›Gregorius‹ die deklamatorische Zerdehnung auf einen bestimmten Effekt zugespitzt sei, sei sie bei Ulrich unmotiviert, was eine Nachahmung des ›Gregorius‹ im ›Lanzelet‹ wahrscheinlich mache (vgl. Mück 1952, S. 32f.). Dagegen stellt sich Krause 1985, S. 89, der mit Recht anmerkt, dass eine umgekehrte Bezugnahme ebenso gut denkbar wäre; weshalb sollte die Trauer der Königin von Pluris nichts gelten? Zellmann 1996, S. 263 und Anm. 19 denkt wiederum an ein Zitat des ›Gregorius‹ im ›Lanzelet‹, ihr zufolge diene das Zitat der (parodistischen?) Demonstration des Leides der Pluris-Königin. Schließlich wäre auch Polygenese möglich (vgl. Norman 1965, S. 288f.; Kantola 1982, S. 27). 6560–6562 Die Flucht in der finsteren Nacht ist unritterlich und dafür wohl umso realistischer (Trachsler 1979, S. 153). Lanzelet und seine Begleiter verhalten sich wie die schlimmsten Feiglinge (V. 6530).
1230
Stellenkommentar
6597 Der Name Gilimar könnte aus Wace entlehnt sein, wo ein irischer König namens Gillamarus, Gillomur bzw. Gillamur (Lesarten) Arthur gegen die Schotten unterstützt (Wace, Brut 9455 u. ö.). Inhaltliche Übereinstimmungen fehlen jedoch (Richter 1934, S. 64f.; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 215 = Kerth, Th. 2005, S. 212; vgl. zur Benutzung von Waces ›Brut‹ auch K zu V. 3052). Weitere von Richter angenommene Parallelen im ›Erec‹ (Guingamars, Erec/CdT 1904; Gimoers, Er 1930; vgl. Krause 1985, S. 100) und im ›Merlin‹ (Guiomar, Guionmar, LancFr, ed. Sommer II, S. 215 u. ö., übs. Lacy I, S. 285 u. ö.) haben mit Gilimar wohl nichts zu tun, genau so wie Gilemar d’Escot, der dreimal im ›Charroi de Nimes‹ genannt wird (vgl. Loomis, ebd.), und Kilimar in ›Tandareis und Flordibel‹ (Tandareis 12293 u. ö.; Pérennec 1970, S. 124). Glinka-Janczewski 1963, S. 166–168 sieht im Namen einen Hinweis auf die Herkunft des ›welschen Buches‹ aus dem Kreis der Morvilles, da in Cumberland nahe bei Lanercost von einem Gilmor, Sohn des Gilander, eine Kapelle gestiftet wurde, als deren Kaplan man dessen Verwandten Gillemor einsetzte (vgl. K zu V. 9322–9341). 6601–6602 Vgl. Tristrant 56: der orlôgete starke (: Marke) (Schütze 1883, S. 40). 6639–6672 Die Geschichte von der Stummheit des Gilimar als sagenhaftes Motiv zu deuten (Ehrismann, G. 1905, S. 27), scheint mir übertrieben. Die Geschichte ist hinreichend aus der Handlung motiviert und fügt sich m. E. nahtlos in die minnebelastete Idealwelt des höfischen Romans ein – anders etwa als der ständig wachsende Esealt oder der Zauberer Malduc. Richter 1934, S. 63–67 (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 212) erklärt das Motiv mit Hinweisen auf ähnliche Begebenheiten in der provenzalischen Lyrik, eine verwandte Geschichte bietet Marie de France im Lai ›Lanval‹: Lanval, der Geliebte einer Fee, bricht das dieser gegebene Versprechen, nicht über ihre Beziehung zu sprechen, als Ginover ihm (durchaus auch körperlich) ihre Liebe anbietet. Er lobt seine Geliebt über alle anderen Damen, sodass die Königin gekränkt ist und Artus über Lanval zu Gericht sitzen will. Erst im letzten Moment wird Lanval von seiner Fee gerettet (Marie de France, Lanval).83 Dass die Liebe nur solange am Leben bleibt, wie sie geheim ist, steht schon bei Andreas Capellanus (De amore, passim), der ebenfalls von einem Ritter berichtet, der das Gebot des Schweigens bricht und dafür von einem Frauengericht zu Liebesentzug und öffentlicher Verdammung verurteilt wird (De amore 2,7,18). Eine bislang in der ›Lanzelet‹-Forschung m. W. nicht beachtete Ausgestaltung des Motivs liegt in Konrads von Stoffeln ›Gauriel von Muntabel‹ vor (Gauriel), wo es das Zentralmotiv der gesamten Handlung bildet: Gauriel, der Geliebte einer Liebesgöttin, verstößt gegen ihr Gebot, niemals von ihr zu sprechen. Als Konsequenz verliert er seine Schönheit und wird verbannt. Zusammen mit einem Bock zieht er auf Abenteuer aus, um die Gunst seiner Dame durch Ritterschaft zurückzugewinnen. Dies gelingt ihm, indem er (nach ihrer Anweisung) einige der besten Artusritter besiegt und mit diesen in das (schwer zugängliche!) Land Fluratrone reitet. Er erhält 83 Deshalb aber die Episode aus dem ›Lanzelet‹ gleich mit der Motiv der gestörten Mahrtenehe zu verbinden, wie Richter es tut, halte ich für übertrieben und letztlich haltlos.
6597/6725–7425
1231
seine Schönheit zurück und wird erneut der Geliebte der Göttin. Dann folgt er den Artusrittern für ein Jahr an den Artushof. Nach Ablauf der Frist erscheint auch die Göttin dort, den Abschluss bildet ein großes Fest am Artushof. Peters 1972, S. 128, Anm. 32 sieht wohl zu Recht eine Verbindung mit dem Motiv der ›Minnehöfe‹ in der altfranzösischen Literatur (vgl. K zu V. 8035; vgl. auch K zu V. 489). Corazolla 1988, S. 30 erkennt in der Geschichte Gilimars die Exemplifizierung des Minnekasus der mangelnden Rücksichtnahme und verbindet dies mit Lanzelets Umgang mit der Galagandreiz-Tochter. Durch die Weisheit des Gilimar würde so rückblickend Lanzelets Vergehen relativiert. Wo genau die Parallelen zwischen diesen beiden Minnekasus liegen würden und wie sich das mit Gilimars Schweigegebot verträgt, lässt Corazolla offen, mir scheint die Parallelisierung überspannt. Mot. T 0. Love; Q 430.1. Imposition of tabu as punishment; Q 535.1. Penance: not to speak; Q 580. Punishment fitted to crime; F 681. Marvelous runner; Q 64. Patience rewarded. 6646 Die ›maßlose‹ Minne wurde bereits in den Sprüchen auf Lanzelets Zelt festgeschrieben (vgl. K zu V. 4858; vgl. HaA). 6666 Vgl. En 1890 (64,22): daz is der rehten minnen art. (Richter 1934, S. 139). 6725–7425 Die zweite, eigentlich die einzige Entführungsgeschichte (bei der ersten wurde ja durch den Kampf am Artushof ›vorgebeugt‹; vgl. K zu V. 4981–5025) hat mit den anderen Geschichten von Ginovers Entführung in den Artusromanen des Hochmittelalters kaum noch etwas gemein: nirgends sonst macht sich der gesamte Artushof zu ihrer Befreiung auf, wird das Abenteuer zur kollektiven Angelegenheit, nirgends sonst ist Artus so direkt an der Befreiung beteiligt, keine andere Geschichte kennt in solchem Zusammenhang die Hilfe durch einen Zauberer (Malduc) und einen zwielichtigen, zumindest in Ansätzen ebenfalls anderweltlichen Gesellen (Dodines). Besonders aber irritiert, dass der Held der Geschichte für diese Episode zum einfachen Mitläufer degradiert wird: Die Idee stammt vom ›listigen‹ Tristrant, entscheidende Hilfe kommt von Dodines und dann von Malduc, die Geiseln an Malduc sind Erec und Walwein (vgl. Weston 1901, S. 15f.). Die Passage fällt damit strukturell auf bzw. in gewisser Weise aus dem Erzählzusammenhang heraus, während das kollektive Bestehen eines Abenteuers in Artusromanen höchst unüblich ist, stört noch mehr das passive Verhalten Lanzelets, der erst bei der Befreiung von Walwein und Erec wieder ins Zentrum des Geschehens tritt. Webster 1951, S. 20f. sieht die Doppelung der Entführungsgeschichte mit dem einjährigen Abstand, die Struktur der zweiten Entführungsgeschichte als regelrechten Feldzug sowie den übernatürlichen Helfer (Malduc) als Indizien für die Verwandtschaft des Stoffes mit der ›Vita Gildae‹, wo der Beistand des Abtes von Glastonbury und von Gildas vonnöten ist, damit Arthur, der mit einer großen Streitmacht angerückt ist, nach einer einjährigen Suche seine Guennuvar von Melvas84 , dem König der 84 Frappier 1959a, S. 178 leitet Melvas = Maelwas aus walisisch mael + gwas ›Prince-Youth‹ her. Birkhan 1999, S. 560 und Anm. 4 deutet den Namen als ›Milchknabe‹. Braches 1961, S. 185 und Krause 1985, S. 39 identifizieren ihn – gegen Paris (vgl. K zu V. 4706) – mit Maheloas, dem Herrn vom glesînen werde
1232
Stellenkommentar
aestiva regio (›Sommerland‹), aus der Stadt Glastonbury (volksetymologisch als Vitrea Civitas ›gläserne Stadt‹ erklärt) befreien kann (Vita Gildae, S. 109; vgl. Bruce 1928 I, S. 196–198; Frappier 1959a, S. 178; Haug 1978, S. 6f.; Ruh 1980, S. 43). Um den möglichen keltischen Hintergrund der Entführungsgeschichte, z. B. mögliche Verbindungen zur Geschichte von Mider und Etain (siehe gleich), kümmert sich Webster bewusst nicht (S. 124; siehe aber gleich), was ihm von Seiten der Rezensenten negativ angelastet wurde (Newstead 1953, S. 252); er sieht jedoch im ›Lanzelet‹ nicht zuletzt auf Grund der Doppelung eine ursprünglichere Variante der Entführungsgeschichte als bei Chrestien. Ehrismann ist vor allem die Handlungsabwicklung im Kollektiv der Beweis dafür, dass diese zweite Entführungsgeschichte sagenhaften Ursprungs ist. Da der Organisator der Befreiung Artus selbst ist, könnte die Version von höherem Alter sein als die delegierten Befreiungen bei der ersten Entführung und in den anderen LancelotDichtungen (Ehrismann, G. 1905, S. 25f.). Birkhan 2002/05 V, S. 67f. scheint ihm darin zu folgen und hält ebenfalls das Handeln im Kollektiv für einen höchst archaischen Zug, wie er sich besonders auch im ›Kulhwch‹ finde (Mab, übs. Guest, S. 217–258, übs. Birkhan II, S. 33–103). Die Situation wird jedoch daduch kompliziert, dass Artus als Heerführer auch beim Stricker (Daniel) und beim Pleier (Garel; Tandareis) auftritt – bei den so genannten ›nachklassischen‹, ›epigonalen‹ Artusromanen also (Roßnagel 1996, S. 154). Noch ausgeprägter ist diese Eigenheit dann im Vulgata-Zyklus (LancFr; LancDt) und bei Thomas Malory (Malory). Wiederum interessierte die ältere Forschung vor allem die Frage nach möglichen (keltischen) Ursprüngen des Stoffes: Singer 1903, S. 175 deutet die zweite Entführung als überformte Version einer Entführung in das und Rettung aus dem Totenreich bzw. aus der Anderwelt, worin ihm Ehrismann, G. 1905, S. 25–27, Richter 1934, S. 30, 35, 73–76 u. ö., Brown 1940, S. 9, Braches 1961, S. 183–187, Knoll 1966, S. 67, 94, Soudek 1972b, S. 19, Gürttler 1976, S. 169 und Nadler, S.-M. 1997, S. 70–73; Kerth, Th. 2005, S. 204 beizupflichten scheinen (Verworrener Tann, Vernebelter See, Dickicht, Ungetier etc.). Die Beweisführung lässt aber zu wünschen übrig, das Gewässer, über das man ins Totenreich gelangt, liegt nicht bei Valerins, sondern bei Malducs Burg – dessen Reich allerdings ebenfalls ein Unterweltreich sei (Singer 1903, S. 179) –, und so bleibt nur noch der nicht sehr überzeugende Hinweis auf den Schlaf der Damen, als Malduc die Burg Valerins einnimmt (vgl. die Beschreibung von Valerins Burg V. 5034–5072 und K dazu). Anders gesagt: Wenn tatsächlich hinter der Entführungsgeschichte letztlich ein Hinweis auf eine Entführung aus dem Totenreich stecken sollte – was hier keineswegs in Abrede gestellt werden soll –, so ist der Weg zu dieser ursprünglichen Geschichte ein sehr weiter und ist diese im ›Lanzelet‹ so ›verunstaltet‹, dass die Hypothese für eine Interpretation von Ulrichs Text nicht relevant ist (vgl. Soudek 1972b, S. 23, Anm. 27). Übrig wären nur noch die versprengten, lose gekoppelten Motive wie der Verworrene Tann (vgl. K zu V. 5034–5072), das Schreiende Moor (nach Knoll 1966, S. 67 der schwierige Übergang in die andere Welt; vgl. (vgl. die Volksetymologie zu Glastonbury in der ›Vita‹!), der als Gast auf Erecs Hochzeit erscheint (Er 1919–1920; vgl. Erec/CdT 1896).
6725–7425
1233
K zu V. 7041–7078), der Stiebende Steg, der Vernebelte See (die Singer 1916a, S. 19 und Denecke 1930, S. 161 für Schweizer Lokalnamen bzw. Erfindungen Ulrichs halten!85 vgl. K zu V. 6991; Kerth, Th. 2005, S. 226), Malducs und Valerins Burg, der wilde Dodines etc. Patch 1950, S. 302–306, 318f. (vgl. Zenker 1926, S. 69–76 [oberflächlich]; Marx 1953/54a; Haasch 1954, S. 90f., 114, 118f., 171–175 [der aber für den Stiebenden Steg Singers Hypothese von einer Schweizer Lokaltradition folgt]; Glinka-Janczewski 1963, S. 277; Kerth, Th. 2005, S. 217) hält diese Elemente samt den Charakteren Valerin und Malduc (genauso wie das Reich des Meleagant in der ›Charrette‹) für Motive der keltischen Anderwelt und ordnet sie dem ›Waste Land‹-Motiv zu. Sie könnten Reminiszenzen an eine Meeresszenerie sein, oder aber an das Sumpfland um Glastonbury zur Regensaison oder an eine andere Lokalität. Gegen eine Herleitung aus keltischen Motiven stellt sich Hofer 1959, S. 21, 31 und hält die Mirabilia größtenteils für Erfindungen des Dichters des ›welschen Buches‹; schwer zugängliche Burgen seien ihm zufolge ein epischer Gemeinplatz. Die konkreteste Theorie stammt ein weiteres Mal aus der Feder von Loomis. Loomis, R. Sh. 1927, S. 326–328 sieht in dieser zweiten Entführungsgeschichte drei ursprünglich verschiedene Geschichten verwoben: (1) die Entführung Genovers, (2) die Gefangenschaft von Erec und Walwein, und (3) die Befreiung einer Jungfrau und die Tötung von deren Vater. Eine enge Parallele liege in der Erzählung ›Tochmarc Etaine‹ (›The Wooing of Etain‹; Etain) (15. Jahrhundert) vor, die auch bei Cross/Nitze 1930, S. 61 den Hauptteil ihres Schemas der ›ursprünglichen‹ Königinnenentführung (vgl. auch Brewer 1983, S. 5f.) ausmacht: der angeblich ältere Anspruch auf die Frau, die Doppelung des Entführungsversuchs, die Hilfe durch einen Zauberer, die Zerstörung der Burg des Entführers (Webster 1906, S. 348–350; Webster/Loomis 1951, S. 216; Loomis, R. Sh. 1958, S. 61f.; Wallbank 1981, S. 254– 256). Die Erzählung wird, zumindest von jenen Forschern, die den Artusroman im Wesentlichen auf keltische Motive rückführen, gemeinhin als Ursprung aller Entführungsgeschichten gesehen (vgl. etwa neben Loomis auch Rhys 1891, S. 64; Webster 1906, S. 349–351; weitere Literatur bei Schoepperle 1913, S. 528f., Anm. 3).86 Der Inhalt: Eochaid Airem, der hohe König von Irland, nimmt die wunderschöne Etain, Tochter Echrads, zur Frau. Als Eochaids Bruder Aillil aus Liebe zu Etain erkrankt, verabredet sie sich dreimal mit diesem zu einem Stelldichein – nicht aus Liebe, sondern um ihn zu heilen. An seiner Stelle erscheint jedes Mal ein Fremder, wie sich später herausstellt ist es der Elfenkönig Mider von Bri Leith, der behauptet, Etains Mann gewesen zu sein, als sie von Eochaid zur Königin gemacht wurde. (Etain war im Elfenreich die Lieblingsfrau Miders gewesen und von einer eifersüchtigen Rivalin in eine Fliege verwandelt worden. Als solche gelangte sie ins Reich der 85 Richter 1934, S. 35f., 271 schließt sich dieser Erklärung nur halbherzig an, da er mit Recht darauf aufmerksam macht, dass damit noch nichts erklärt ist, was die Einbettung der Motive in die Handlungsstruktur angeht. Vgl. aber seine Ausführungen zum Stiebenden Steg, vgl. K zu V. 7146. Auch McLelland 2000, S. 16f. hält die Namen für Einfügungen Ulrichs, vgl. Kap. II.5.2.24. 86 Der Weg eines Einflusses von den Artusromanen auf den sehr späten irischen Text schließt Loomis aus (Webster/Loomis 1951, S. 216).
1234
Stellenkommentar
Menschen, fiel in den Becher einer Königin und wurde wenig später als deren Tochter wiedergeboren.) Etain weigert sich jedoch, mit Mider zu kommen. Etwa ein Jahr später erscheint Mider am Hof Eochaids und spielt mit diesem Schach. Mider verliert jedes Spiel bis auf das letzte, dessen Sieger einen Wunsch frei hat. Er wünscht Etain. Eochaid zögert die Einlösung des Wunsches auf einen Monat und einen Tag hinaus und versammelt in dieser Zeit alle Heere und Helden Irlands. Nichtsdestotrotz gelingt dem Feenkönig Mider sein Vorhaben. In einer groß angelegten, neunjährigen Offensive wird Miders Burg von Eochaid belagert, bis sie schließlich fällt. Als Eochaid seine Frau holen will, trifft er auf 60 wie Etain aussehende Frauen. Eochaid irrt beim ersten Mal und wählt die Tochter Etains; später entdeckt er den Irrtum, zerstört das Feenreich völlig und gewinnt dir ›richtige‹ Etain zurück. (Die Zusammenfassung ist ein Konstrukt aus den verschiedenen überlieferten Versionen.) Dies alles erinnere, so Loomis weiter, in mehrfacher Hinsicht an die keltische Geschichte von der Entführung der Blathnat von ihrem Vater Mider. Der Name Malduc wird über die Formen Mardoc (Modena; vgl. Cross/Nitze 1930, S. 23; K zu V. 4981–5025) und Medrot aus Mider abgeleitet (was Loomis später revidierte; vgl. K zu V. 6990). Esealt, der bei der Episode eine bedeutende Rolle spielt, entspräche ¯ dann CuChulainn, den Namen erklärt Loomis, einem Vorschlag von Lot 1918, S. 168 folgend, als Verderbnis aus Galehalt, Galeholt oder Galahaut, das auf ein Epithe¯ ton CuChulainns zurückgehe (zur späteren Meinung von Loomis vgl. K zu V. 7530– ¯ 7559), der wiederum von sich im ›Phantom Chariot of CuChulainn‹ erzählt, einige Dutzend Männer über den Ozean transportiert zu haben; die namenlose Königstoch¯ ter, die CuChulainn rettet, kann dann natürlich nur Blathnat sein (ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 224; vgl. Loomis 1927, S. 328; Bruce 1928 I, S. 405, Anm.; Webster 1934, S. 226, Anm. 99; Kerth, Th. 2005, S. 221): Ulrich las vermutlich ſ für l, das anlautende g könnte wegen fehlender Rubrizierung gefehlt haben. – Die Verifizierbarkeit ist bei einer so weit ausgreifenden Asssoziationsreihe freilich nur mehr sehr beschränkt gegeben. Mot. R 10.5. Abduction of queen; R 41.1. Captivity in castle; T 75.2.1. Rejected suitor’s revenge; R 18. Abduction by rejected suitor; D 1711. Magician; N 845. Magician as helper; H 1381.8. Quest for helper. 6730–6738 Die Jagd nach dem Weißen Hirsch wird ähnlich auch in Erec/CdT 43–48; Er 1750–1791 erklärt, hier wie dort unter Hinweis auf Artus’ Vater als Urheber des Brauchs (HaA; Schilling 1866, S. 11; Neumaier 1883/84 II, S. 22f.; Hofer 1959, S. 29, der natürlich eine Beeinflussung vom ›Erec‹ auf den ›Lanzelet‹ annimmt; ebenso Knoll 1966, S. 134; Ruh 1975, S. 49; Buschinger 2003, S. 20; neutral Birkhan 2002/05 V, S. 64). Der erwähnte Streit ist einer unter den Artusrittern, von denen jeder den Kuss für seine Dame in Anspruch nehmen will. Er ist ausführlich geschildert in Erec/CdT 291–322, was Hartmann von Aue – aus Pietät? – übergeht (Er 1112– 1117, wenngleich er Er 1750–1752 von einem strît der Ritter berichtet). Ob davon vielleicht in dem verlorenen Anfang von Hartmanns ›Erec‹ die Rede war, kann nur vermutet werden. Wenn ja, könnte Ulrich darauf Bezug nehmen (Zwierzina 1904, S. 270), wenn nicht, bezieht er sich bzw. bezieht sich der Autor der Vorlage eventuell
6725–7425/6858–6859
1235
auf Chrestien (Jellinek 1904, S. 268f.; Richter 1934, S. 91–94; vgl. Pérennec 1970, S. 125). Dass die Anspielung aber ohne einen solchen konkreten Bezug dem Leser oder Hörer unverständlich war, möchte ich bezweifeln, da die Costume der Jagd auf den Weißen Hirsch, mündliche und verlorene Überlieferung mit eingerechnet, zu den zentralen Ritualen des Artushofes rechnet (vgl. Webster 1951, S. 89–104) und wohl allgemein bekannt, mithin ohne präzisen literarischen Anhaltspunkt verwertbar und verständlich war. Sollte dieser Brauch tatsächlich nur eine Erfindung Chrestiens sein (unentschieden Krause 1985, S. 27f., 108)? Die Selbstverständlichkeit, mit der in den Romanen darauf verwiesen wird, scheint mir gegen diese starre Sichtweise zu sprechen. Dass es sich im ›Lanzelet‹ um ein totes Motiv handle (so Knoll 1966, S. 134), ist schlichtweg falsch, da die Jagd nach dem Weißen Hirsch – schon alleine wegen der prekären Situation, dass eine unter den Damen als ›beste‹ ausgezeichnet werden soll – fast eine topische Gefährdung des Artushofes ist (vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 77, der außerdem auf die Entführung in Durmart 4185–4340 hinweist; vgl. K zu V. 4981–5025) und somit als symbolische Vorwegnahme einer kommenden Gefahr durchaus verständlich ist bzw. gewesen sein wird. Weston 1906/09 I, S. 115, Anm. 1 geht sogar soweit, im Weißen Hirsch einen Agenten Valerins zu sehen, der diesen bei der Entführung Genovers unterstützt (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 213). In der älteren Forschung wurde vielfach ein mythischer Ursprung des Brauchs erwogen (vgl. Sparnaay 1933/38 I, S. 69ff.; Knoll 1966, S. 134 und dazu S. 260, Anm. 29 mit Literatur), Loomis sieht den Ursprung der Jagd auf eine weiße Bestie im Mabinogi von ›Manawyddan‹ (die es dort allerdings nicht gibt!), die damit verbundene Sitte vom Kuss der schönsten Dame hält er jedoch für eine Erfindung Chrestiens (Webster/Loomis 1951, S. 215f. = Kerth, Th. 2005, S. 213 [mit Kritik]). Mot. F 989.15. Hunt for extraordinary (magic) animal; B 731.7.3. Milk-white deer; H 1592. Hunting contest; H 1596. Beauty contest; P 14. Particular practices of kings. 6734 Urprandagon ist natürlich eine verderbte Form des Namens von Arthurs Vater, der bei Geoffrey of Monmouth Uterpendragon lautet, zu Varianten des Namens in der deutschen Artusepik vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 220f. Zu einer möglichen Herleitung des Namens siehe Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 216f. = Kerth, Th. 2005, S. 213f. 6804–6811 Es ist ein typisches Merkmal von Entführungen in der keltischen und in der Artustradition (vgl. etwa die ›Charrette‹), dass der Entführten keine Gewalt angetan wird (Loomis, R. Sh. 1949, S. 203f.; Webster/Loomis 1951, S. 217 = Kerth, Th. 2005, S. 214). Aus der Reihe schlägt, fast, die ›Krone‹ (vgl. K zu V. 4981–5025). 6848–6851 Vgl. Tristrant 112–115 (Schütze 1883, S. 40): her want die hende sîne und weinete bittirlîchen: sô tâtin si alle gelîche die dâ mit ime wârin. 6858–6859 Dass hier plötzlich die Treue als Grund für übermäßigen Schmerz angegeben
1236
Stellenkommentar
wird, erscheint – zumindest aus heutiger Sicht – angesichts der gar nicht sehr ›treuen‹ Lebensweise des Helden ironisch. Galagandreiz, Linier und Iweret sind schnell vergessen, hypothetische Gedanken an (von Treue motivierte) Blutrache fehlen im Text völlig, so sehr sie sich auch anbieten würden (Leicher 1927, S. 110f.). Mot. F 1041.21. Reactions to excessive grief. 6891 Im ›Erec‹ ist nur am Rande die Rede von Loholz, li filz le roi Artu bzw. Lohût fil roi Artûs (Erec/CdT 1700 bzw. Er 1664; vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 24; Singer 1898a, S. 436; Hofer 1959, S. 30 betrachtet die Figur als Erfindung Chrestiens; Krause 1985, S. 99, 101 dagegen weist dem ›Lanzelet‹ bzw. dem ›welschen Buch‹ Priorität zu, da hier die Person stärker in die Handlung eingebunden ist). Etwas weiter entfernt sind die Namensformen in Parz 383,4 und Tit 147,1–148,4 (Ilinôt, der Geliebte Flories) sowie in Kr 2322 (Loes ly fil li rey). Als handelnde Figur kennen ihn außer dem ›Lanzelet‹ nur der Vulgata-Zyklus, wo der Name Lohot, mhd. Lohos lautet (LancFr, ed. Sommer II, S. 124, 316. III, S. 160, 163, ed. Micha VII, Kapp. XXVIIa. XXIXa, übs. Lacy I, S. 235, 343. II, S. 84. 86; LancDt I, S. 174, 179; vgl. Märtens 1880, S. 688; Lot 1918, S. 168 und Anm. 5; Richter 1934, S. 50, 84; Pérennec 1979, S. 48), sowie der ›Perlesvaus‹ (Perlesvaus 4902ff., 6291ff.; Pérennec 1979, S. 48; Buschinger 2001b, S. 147; Buschinger 2003, S. 16f.87 ). In beiden Fällen ist ihm nur ein kurzes literarisches Leben beschieden, er fällt einem (im Prosaroman) nur angedeuteten, verräterischen Mordanschlag durch Keu (!) zum Opfer; was Pérennec (ebd.) zu der Überlegung Anlass gibt, ob hier nicht der ewige Sündenbock der Artusrunde und zugleich höchste Beamte am Artushof eine Sache beseitigen muss, die schlichtweg nicht sein darf: nämlich ein Sohn des idealen, überzeitlichen, unsterblichen Königs. Die Stofftradition ist unklar, Busby 1981 geht davon aus, dass eine alte walisische Tradition vom frühen Tod des Sohnes von Arthur, z. T. erhalten im ›Lanzelet‹, mit einer Drachentöter-Geschichte kombiniert wurde, wie sie unter anderem im ›Perlesvaus‹ vorliegt: Loholt tötet den Riesen Logres und schläft auf dem Leichnam seines Gegners ein, wie es sein Brauch ist. So findet ihn Keu, der Loholt köpft. Später wird die Sache publik, Keu wird vom Hof Arthurs vertrieben und er schließt sich Arthurs Feind Brien des Illes an. Im ›Lancelot propre‹ wurde diese Geschichte leicht modifiziert, um den Sohn Arthurs als störendes Moment für die Nachfolge und rechte Hand Arthurs, Gauvain, darzustellen (Loholt als Sprössling der illegitimen Verbindung von Arthur mit Lisanor, die chronologisch vor der Ehe mit Ginover liegt). Im ›Lanzelet‹ agiert die Figur atypisch, vor allem im Vergleich zu ihrem Vater (vgl. Pérennec 1979, S. 48–51; Pérennec 1984a II, S. 37–39): Lout tritt auf wie ein Deus ex machina, ist aktiver Heerführer, regiert und herrscht, pocht auf das Recht seines Vaters (V. 6947 und K dazu) – und verschwindet schließlich wieder sangund klanglos aus der Handlung; was Pérennec 1984a II, S. 47f. als Kompromiss des Erzählers zwischen dem ›klassischen‹ Artusroman und seiner Familienkonzeption deutet: Auch Artus darf Vater sein, doch Lout darf nur kurz auftreten, nach seinem 87 Buschinger sieht hierin ein Indiz für eine Spätdatierung des ›Lanzelet‹, da die Verbindung von Genover (als Mutter) und Lout erst für das 13. Jahrhundert anzusetzen sei.
6858–6859/6924–6925
1237
Verschwinden übernimmt Lanzelet quasi die Funktion des Sohnes (als Befreier der Mutter), die mütterliche Verwandtschaft wird über die Vaterschaft gestellt. Vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 214f. Der Name geht eventuell zurück auf Llacheu, den Sohn Arthurs in ›Rhonabwys Traum‹ (Mab, übs. Guest, S. 312, übs. Birkhan II, S. 140) sowie in einer Triade. Llachleu gehört vermutlich zum ältesten keltischen Sagenbestand um Arthur und wird zusammen mit Kei schon in einer der ältesten Arthurtraditionen, ›Wer ist der Pförtner?‹ (Übersetzung bei Mab, übs. Birkhan II, S. 104–106, hier S. 105; vgl. Birkhans Notiz ebd., Anm. 230 auf S. 258), erwähnt. Vgl. Bruce 1912, S. 179f.; Webster/Loomis 1951, S. 217 = Kerth, Th. 2005, S. 214; Nitze 1959, S. 267; GlinkaJanczewski 1963, S. 197–199; kritisch Busby 1981, S. 28. Vgl. zur Figur allgemein Bruce 1912, S. 179–184; Busby 1981. Mot. P 30. Princes; P 233. Father and son. 6905–6913 Die Hoffnung der Briten auf die Rückkehr von Artus und Lout ist ein Gemeinplatz vor allem in der mittellateinischen Literatur (seltener im volkssprachigen höfischen Roman) und ist vergleichbar z. B. mit der Kyffhäusersage um Friedrich Barbarossa. Hofer 1959, S. 30 geht davon aus, dass diese Anspielung bereits im ›welschen Buch‹ gestanden hat, während Richter 1934, S. 217 die Urheberschaft Ulrichs erwägt. Was genau damit gemeint ist, dass man diese Geschichte bereits häufig gehört hat, ist unklar, es bieten sich zu viele Referenzpunkte an: Hartmann behauptet im Prolog zum ›Iwein‹, dass sî [die lantliute von Artus, F. K.] jehent er lebe noch hiute (Iw 14), ebenso Chrestien, der das als Meinung bretonischer Spielleute ausgibt, u. v. a. m. Kanonisch schließlich ist der (beinahe) Schluss von Malorys ›Morte Darthur‹, wo der Erzähler nach Arthurs Tod berichtet, dass einige Leute in England behaupten, Arthur wäre nie gestorben und würde einst wiederkehren, um das heilige Kreuz zu gewinnen. Auf seinem Grabstein stünde: Hic Jacet Arthurus, Rex Quondamque Rex Futurus – eine Meinung, der sich Malory freilich nicht anschließen will (Malory XXI,7). Vgl. die Belege bei Loomis, R. Sh. 1949, S. 9, 15, 18, 20, 198f.; Webster/Loomis 1951, S. 217f. = Kerth, Th. 2005, S. 215. Fraglich ist, ob die Erzähler des Hochmittelalters diesen mythischen Zug tatsächlich noch ernst nahmen. Fromm 1962, S. 333 sieht ein Schmunzeln über Chrestiens und Hartmanns Lippen huschen, wenn sie davon berichten, und hält die Verse für humorvoll distanziert; freilich eine sehr heikle Frage, deren Beantwortung vielleicht mehr über den Leser als über den Text verrät. Die auffällige Besonderheit der Notiz im ›Lanzelet‹ ist, dass Lout das Schicksal seines Vaters teilt (vgl. Bruce 1912, S. 181; Kerth, Th. 2005, ebd.), was Pérennec 1979, S. 50f.; Pérennec 1984a II, S. 48f. als weiteres Indiz für die Familienlastigkeit des Romans deutet. Allerdings wird auch im ›Perlesvaus‹ Loholts abgeschlagenes Haupt von Artus nach Avalon entsendet (Perlesvaus 6291ff.; vgl. Busby 1981, S. 30f.), was Pérennecs These z. T. relativieren dürfte. Mot. A 580. Culture hero’s (divinity’s [king’s]) expected return. 6924–6925 Vgl. En [B] 5319–5320 (150,13–14): ... nam er die forsten alle samen; | somelîke nande er sie met namen. (Behagel 1880, S. 346).
1238
Stellenkommentar
6947 Die Art, wie Lout hier die Gegenleistung für die milte seines Vaters einfordert, trägt ein hohes Maß an Realismus und ist der arthurischen Literatur der Zeit ansonsten fremd in dem Sinne, dass darüber nicht gesprochen wird; wenn es sich auch um einen der wichtigsten Stützpfeiler der höfischen Kultur handeln mag (vgl. Pérennec 1979, S. 49f.; allgemein Köhler 1970, S. 22–36). 6952ff. Die Beratung der Artusritter erfolgt im Modus der judizialen Rede, die Figurenreden präsentieren Themenstellung (propositio) und Beweisführung (argumentatio), die abschließenden Reden Erecs und Tristrants formieren gemeinsam eine Beweisführung, die sich weiter in probatio (Tristrant) und refutatio (Erec) gliedert (Zellmann 1996, S. 267). 6955 Eines der häufigsten Sprichwörter im Mittelhochdeutschen. Die Belegmasse ist bei Zingerle 1864, S. 50, Leitzmann 1931, S. 301, Richter 1934, S. 262, Zellmann 1996, S. 266, Anm. 25 und TPMA IV 401–403 gesammelt. Im ›Lanzelet‹ beschließt das Sprichwort die kurze rationale Klugrede Lanzelets, der als einziger der Artusritter kühlen Kopf behält und damit die schlussendlich erfolgreiche Befreiungsaktion einleitet (Zellmann 1996, S. 266). 6979 Zum ›listigen‹ Tristrant siehe K zu V. 6234. 6990 Dass der wîse Maldûz (vgl. K zu V. 6052) und der wîse Malduc (V. 7353) dieselbe Person sind, ist mehr als zweifelhaft. Der auch von Chrestien, Hartmann und Heinrich von dem Türlin genannte Artusritter hat mit dem Zauberer offensichtlich nichts als den Namen gemeinsam. Zumindest für die Handlungsfolge im ›Lanzelet‹ ist es undenkbar, da Malduc ein erklärter Feind des Artushofes ist und es keinen Sinn machen würde, wenn er plötzlich als einer der oder zumindest unter den Artusrittern auftauchen würde. Wenn überhaupt, so ist nur ein stoffgeschichtlicher, diachroner Konnex denkbar, der auf den (parodistischen?) Kompilationscharakter des ›Lanzelet‹ schließen lassen würde. Dass die von Chrestien und anderen genannte Figur des (rationaleren) Artusritters später als der Zauberer sei – wofür auch die handlungsmäßige Umsetzung des Epithetons der wîse bei Ulrich sprechen würde – und dies also ein Indiz dafür, dass die Vorlage des ›Lanzelet‹ schon um 1150 existiert habe (so Weston 1901, S. 80; Weston 1902, S. 19; Singer 1903, S. 174; Zenker 1926, S. 71f.), scheint mir problematisch; hier könnte auch umgekehrt z. B. die Geschichte von einem Zauberer mit dem vorhandenen Namen der Artustradition zusammengebracht worden sein (so in Ansätzen Hofer 1959, S. 30). Vielleicht ist es auch ein Hinweis auf die spätere Interpolation der Mantelprobe in die Geschichte (vgl. K zu V. 5811–6201), die dann von Ulrich selbst (?) aus verschiedenen bekannten Begebenheiten (vgl. K zu 6025–6030) zusammengestellt worden wäre (vgl. Zwierzina 1901, S. 368). Verschiedene Vorlagen bzw. Quellen wurden erwogen: Hofer 1959, S. 24, 30 verweist auf den Zauberer Maugis, der im ›Renaut de Montauban‹ (Renaut) als ein um Unterstützung gebetener Helfer fungiert. Tertium comparationis wäre wohl die Einflussnahme eines Zauberers auf das Kampfgeschehen,88 ansonsten haben die beiden Zauberer wenig miteinander gemein. Richter 1934, S. 50, 74 denkt an den Bö88 Maugis, Renauts Cousin, verzaubert im Dienste Renauts das feindliche Karlsheer, an einer Stelle lässt er Karls Barone in den Schlaf sinken etc.
6947/7016
1239
sewicht Malduit le Geant des ›Lancelot propre‹ (LancFr, ed. Sommer V, S. 226, ed. Micha V, Kap. LXXXVIII, übs. Lacy III, S. 227 u. ö.; LancDt II, S. 492), der einzige Überlebende eines Riesengeschlechts, das von Artus getötet wurde. Malduit setzt besonders Yvain im Kampf arg zu, wird aber schließlich von Bors erschlagen. Die Figur des Malduit könnte nach Richter im ›Lanzelet‹ in Malduc und Esealt zerfallen sein, oder umgekehrt könnte Malduit aus diesen Figuren entstanden sein. Loomis postuliert, dass die Figur des Zauberers Malduc von drei keltischen Traditionen beeinflusst wurde: (1) vom irischen Druiden Dalan, der in ›Tochmarc Etain‹ bei der Befreiung der Etain behilflich ist (vgl. K zu V. 6725–7425); (2) vom walisischen Merlin, dem berühmten Zauberer der Artustradition; und (3) von Mabon, der nach Loomis auch der Ursprung der Figuren Mabuz und Malduz ist (vgl. K zu V. 3551). Vgl. Webster/Loomis 1951, S. 218f. = Kerth, Th. 2005, S. 215f. Glinka-Janczewski 1963, S. 204 verweist auf einen bei Healough gefundenen Stein mit der Aufschrift MADUG, was als weiters Indiz für die Verbindung des ›welschen Buches‹ mit den Morvilles zu werten sei (vgl. K zu V. 9322–9341). Maksymiuk 1996, S. 87–98 ist demgegenüber bemüht, in synchroner Analyse die Nähe der Malduc-Figur zu hochmittelalterlichen Vorstellungen von Zauberer und Zauberei aufzuzeigen. Die wesentlichen Punkte sind dabei: Malduc ist ein gelehrter Mann (wîse). Er genießt hohes Ansehen und hat eine gehobene soziale Position inne, worauf schon seine Bekanntheit am Artushof, die höfische Bildung seiner Tochter und ihr aristokratischer Lebenswandel schließen lassen. Der Zauberer ist nicht böse, sondern ein komplexer Charakter, der, obwohl Feind des Artushofes, keineswegs als betrügerisch gezeichnet wird, Malduc hält seine Versprechen (ganz im Gegensatz zu den Artusrittern); sein Groll, den er gegen den Artushof hegt, ist gut begründet. Auch seine Magie ist nicht dämonisch, sondern eigentlich harmlos, wenn sie auch verheerende Folgen (die Verwüstung von Valerins Burg) nach sich zieht. Eine ähnlich rationale Sicht der Magie als gelernter ars weise bereits zuvor das Minnezelt Lanzelets auf, das wie ein mittelalterlicher Automat wirke. Vgl. weitere Hypothesen zur Herleitung des Namens in K zu V. 6725–7425. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 201–205. Mot. D 1711. Magician; N 845. Magician as helper. 6991 Zum Motiv des Dunstes oder Nebels vgl. K zu V. 181, 5045, zur Herkunft des Motivs vom ›Vernebelten See‹ vgl. K zu V. 6725–7425. Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 254. Mot. F 962.10. Extraordinary mist; F 713. Extraordinary lake; F 162.6. Lakes in otherworld; D 1258. Magic bridge; D 1980. Magic invisibility. 7006–7011 Im ›Lancelot propre‹ muss Gauvain im Gefängnis Dolereuse Tour des Ritters Karados harren, dessen Mutter, eine Zauberin, Gauvain zürnt, weil er ihren Bruder Gadras den Schwarzen erschlagen habe (LancFr, ed. Sommer IV, S. 112f., ed. Micha I, Kap. XIV, übs. Lacy II, S. 287f.; vgl. Märtens 1880, S. 698; vgl. K zu V. 5811– 6201). Vgl. V. 7259. 7016 Der Vers ist zweideutig: Meint Erec nur (erneut) die Sühne gegen Malduc, oder denkt er an die Entführung Genovers?
1240
Stellenkommentar
7036–7039 Das Verirren, das die Möglichkeit zu einer metaphorischen Überhöhung der Reise gäbe, wird als rein gegenständliches und völlig unproblematisches Phänomen behandelt, die Ritter verirren sich, haben aber Glück und es wird ihnen geholfen (Trachsler 1979, S. 173f.). 7041–7078 Das ›Schreiende Moor‹ wurde vor allem als stoffgeschichtliches Problem begriffen. Ihm ähnlich ist die zweite der drei Plagen Britanniens, wie sie im Mabinogi von König Lludd und seinem Bruder Llevelys erzählt werden: Am ersten Mai erhebt sich über Britannien ein Getöse, das alle Menschen und Tiere affiziert. Männer verlieren ihre Kraft, Frauen gebären vorzeitig, die jungen Menschen verlieren den Verstand, und Tiere und Bäume werden unfruchtbar (Mab, übs. Guest, S. 460; vgl. Singer 1903, S. 179; Braches 1961, S. 185f.; Richter 1934, S. 76; Haasch 1954, S. 174; Nadler, S.-M. 1997, S. 76–7989 ). Die Plage wird später im Text von Llevelys gedeutet als das Geschrei eines Drachen beim Kampf mit einem anderen Drachen, die Drachen werden von Llud nach dem Rat Llevelys in eine Falle gelockt und an einem sicheren, abgelegenen Ort verwahrt (Mab, übs. Guest, S. 462–464). Ähnlich ist auch die Behauptung Kulhwchs zu Arthurs Pförtner, falls das Tor nicht geöffnet würde, würde er drei Schreie von sich geben, die man weithin hören und die Missgeburten und – bei den nicht schwangeren Frauen – Unfruchtbarkeit an Arthurs Hof nach sich ziehen würden (Mab, übs. Guest, S. 220f., übs. Birkhan II, S. 38; vgl. Braches 1961, S. 185f.; Kerth, Th. 2005, S. 217). Loomis weist noch auf eine verwandte Begebenheit im Mabinogi von ›Manawyddan‹ hin, wo nach einem schrecklichen Unwetter alle Einwohner (bis auf Pryderi, Manawyddan, Rhiannon und Kicva), Tiere und der Großteil der Häuser des Landes Dyved vom Erdboden verschwunden sind (Mab, übs. Guest, S. 399, übs. Buber, S. 73), sieht aber die bessere Parallele im Mabinogi von ›Ludd‹ (Webster/Loomis 1951, S. 219f. = Kerth, Th. 2005, S. 216f.). Richter 1934, S. 75f. denkt an die Schilderung von Geräuschen bei Erdverschiebungen bei Plin. nat. 2,80, in deren unmittelbarer Nähe Plinius auch von warmen Quellen berichtet, in denen viele Fische leblos umherschwimmen. Richter nennt weiters Gerv. ot. 3,19 (vgl. Haasch 1954, S. 174), wo von ähnlichen Phänomenen in dem zum Sumpfgebiet ausgetrockneten See Auernus inter Neapolim et Puteolum die Rede ist (i. e. wohl der Lago Averno in den Campi Flegrei, der allerdings von Neapel aus h i n t e r Pozzuoli liegt). Dort sterben alle Lebewesen, selbst die Vögel, wenn sie die Dämpfe des Ortes einatmen (vgl. auch Honor. Aug. im. 49). Steckt – so müsste man weiter fragen – hinter der Schilderung im ›Lanzelet‹ also einfach ein Vulkanszenario (so auch Loomis bzgl. der Hitze des Wassers; Webster/Loomis 1951, S. 220; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 217)?90 Andere Parallelen sind weniger überzeugend: Weston 1923, S. 379f. ist wegen der Dichte der Beschreibung davon überzeugt, dass es sich nur um eine englische Lokaltradition handeln könne, was wiederum für die Autorschaft von Walter Map spre89 Weitere von Nadler postulierte Parallelen stimmen nur in Einzelmomenten mit dem Schreienden Moor überein und sind daher nicht stichhaltig. 90 Richters These von einer keltischen Unterweltszenerie ist aus der Luft gegriffen, die Behauptung bleibt ohne Beleg. Nicht jeder magisch-düstere Ort ist ein keltisches Totenreich!
7036–7039/7098
1241
che (vgl. Kap. II.3.1). Eine Schilderung eines unheimlichen, nebeligen Moores findet sich auch in Wigal 6714–6926 beim sumpfigen Gebiet vor der und um die Burg Glois des Riesen Roaz (Knoll 1966, S. 66f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 159; Seelbach 2005, S. 303). Das Moor ist stets mit schwarzem Nebel bedeckt, der der Sonne ihr Licht nimmt und der sich nur abends für kurze Zeit lichtet. Dabei entdeckt Gwigalois die einzige Brücke durch den Sumpf, die allerdings von einem Rad unterbrochen wird, das von einem Fluss angetrieben wird. Gwigalois legt sich verzweifelt schlafen, wird aber vom Sohn der Heiligen Jungfrau errettet. Dieser schlägt den Nebel mit einem starken Wind ins Wasser nieder, wodurch das Rad kurz stehen bleibt und Gwigalois passieren kann. Singer 1903 verweist auch auf das ›schreiende Tier‹ in Strickers ›Daniel‹: Es handelt sich dabei um einen Automaten ganz aus Gold, der als eine Art Wachmechanismus des Landes Cluse fungiert. Sobald dem ›Tier‹ das Banner, das es im Maul trägt, herausgezogen wird, ertönt ein schreckliches Geschrei, das den König des Landes zum Zweikampf herbeiruft (Daniel 740ff.). Kerth, Th. 2005, ebd. fühlt sich an das Unwetter bei Iweins Brunnen-Abenteuer erinnert (Yvain/Iw; vgl. K zu V. 3871–3919). Pérennec 1970, S. 126 hält das stoffgeschichtliche Problem für ungelöst. Später (Pérennec 2004, S. 333, Anm. 116) weist er auf eine Parallele bei Giraldus Cambrensis in dessen ›Itinerarium Cambriae‹ (Gir. Camb. it. 1,2; vgl. auch Birkhans Einleitung in Mab, übs. Birkhan II, S. 16) hin, wo von einem See namens Clamosus erzählt wird, der im Winter, wenn er zugefroren ist, entsetzliche Geräusche, ähnlich dem Gebrüll einer Rinderherde, produziert. (Im Übrigen wechselt er ständig seine Farbe, manchmal ist er hellgrün, manchmal blutrot.) Die Erklärung wird mitgeliefert: Es handle sich um das Krachen des Eises und die Explosion von Luftbläschen, die im Eis eingeschlossen sind. Vgl. auch K zu V. 3998–4005, 6725–7425 (Schweizer Lokaltradition, Sumpfgebiet um Glastonbury); Glinka-Janczewski 1963, S. 275–277. Mot. D 915. Magic river; D 921. Magic lake (pond [swamp]); F 932.7. River boils; D 1610.35. Speaking [shrieking] [body of water]; F 162.6. Perilous lake [swamp] in otherworld; D 1402. Magic object kills; D 2060. Death or bodily injury by magic; D 620. Periodic transformation; D 1812.5. Prodigy as evil omen; C 841.2. Tabu: hunting birds; C 920. Death for breaking tabu; Q 411. Death as punishment. 7054 Zu den Engländern vgl. K zu V. 5198. 7098 Dodines: Dodins li Sauvages bzw. der wilde Dodines wird Erec/CdT 1680 bzw. Er 1637 als (neunter) Ritter der Tafelrunde genannt, der Name steht auch Yvain 54 und Iw 87 sowie in Rig 13577 (vgl. HaA; Richter 1934, S. 84; Hofer 1959, S. 31 nimmt den Einfluss des chrestienschen ›Erec‹ auf den ›Lanzelet‹ an; umgekehrt Krause 1985, S. 47, 99, da nur im ›Lanzelet‹ das Epitheton sinnfällig ist). Im ›Parzival‹ ist Dodines der Bruder von Taurian, dem hier das Epitheton ›wild‹ zufällt (Parz 271,12–13; vgl. Krause 1985, S. 78), auch Wigal 458 nennt einen Didones, der im Kampf dem Gürtelboten Joram unterliegt. Dynodes der greise in Kr 2296 ist wohl verderbt. Vgl. auch Gauriel 1339. Im Vulgata-Zyklus gilt Dodinel der Wilde als einer der besten Ritter der Tafelrunde und nimmt an zahlreichen Abenteuern teil. Die Figur wird im ›Mer-
1242
Stellenkommentar
lin‹ als großer Jäger eingeführt (LancFr, ed. Sommer II, S. 171–174, übs. Lacy I, S. 260–262; vgl. Märtens 1880, S. 688; Lot 1918, S. 168). Vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 149–155. Brugger 1905, S. 95f. leitet den Namen, angeregt von der Deutung als törlin bei Colin/Wisse 281,8, von afrz. dodins ›Dummkopf, Narr‹ ab. Huet 1914, S. 96f. (danach Zenker 1926, S. 69, Anm. 120) geht davon aus, dass die Figur ursprünglich ihre Funktion als Führer von Chevaliers errants hatte und später mit der Tafelrunde zusammengebracht wurde, und zwar unter dem Kompromiss, die beiden Funktionen (wie im ›Lanzelet‹) auf je ein halbes Jahr zu beschränken. Dem schließt sich MeyerLübke 1917, S. 169 weitgehend an, der den Namen als ›kunstfertig, listig‹ deutet und die Priorität von Chrestiens ›Erec‹ annimmt, wogegen Zenker 1926, S. 71f. Ulrichs Figur in ihrer wunderbar-mythischen Rolle für die ältere Ausprägung hält. Brugger 1927, S. 166–169 betont überdies, dass nur im ›Lanzelet‹ eine Erklärung für die Doppelnatur der Figur gegeben wird. Seine frühere Erklärung des Namens wird verfeinert: Dodinel < Dodins + el (Diminutivsuffix); Dodins < dod ›verrückt, dumm‹ (vgl. port. doido) + in (Diminutivsuffix). Loomis übernimmt Bruggers Deutung des Namens als ›Dummkopf‹, die entwicklungsgeschichtlich jüngere Figur Dodinel hätte in dieser Funktion die Rolle des jungen Perceval/Parzival übernommen. Dies impliziere weiter, dass Ulrich oder der Autor des ›welschen Buches‹ den Namen von Chrestien oder Hartmann übernahmen – im ›Lanzelet‹ ist Dodines alles andere als ein Narr (Webster/Loomis 1951, S. 220 = Kerth, Th. 2005, S. 217f.; vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 339f.). Allerdings ist er das, einmal abgesehen von der Unsicherheit einer solchen Hypothese, auch bei Hartmann und Chrestien nicht, eine Übernahme in die andere Richtung wäre ebenso denkbar (vgl. Pérennec 1970, S. 126f.). Ehrismann, G. 1905, S. 26f. vergleicht mit Dodines den keltischen Gott des Ozeans, Manannan, der den Seefahrern mit einem auf dem Wasser fahrenden Wagen entgegenkommt. Zudem wäre Dodines ursprünglich als Führer ins Totenreich zu lesen (vgl. Richter 1934, S. 35). Ob zu Dodines auch Malorys Gareth zu stellen ist, der die größten Hände hat, die man je gesehen hat, ist schwer zu sagen (Malory VII; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 220 = Kerth, Th. 2005, S. 218). Vgl. zur Figur auch Kerth, Th. 2005, S. 218. Mot. N 839. Knight as helper; F 151.0.1. Hospitable host entertains adventurer. 7100 Irland begegnet im Artusroman allenthalben, für einige Belege aus der deutschen Literatur siehe Glinka-Janczewski 1963, S. 257f. Irritierend ist, dass Ulrich offenbar zwei Wörter für Irland verwendet: hier und V. 8082 Irlant und Iberne in V. 5798. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Iberne als Teil einer fixen Redewendung (vgl. K zu V. 5798) in den Text aufgenommen wurde, während die ›normale‹ Landesbezeichnung Irlant lautet. 7100–7101 Warum Dodines beim König von Irland brandschatzt, ist ungeklärt. 7105–7106 Das Motiv vom Pferd, das den Boden nicht berührt, hat eine Parallele im Mabinogi von ›Kulhwch‹, wo das Ross des Titelhelden ebenfalls einen so leichten Schritt hat, dass sich das Gras unter seinen Hufen nicht beugt (Mab, übs. Guest, S.
7098/7146
1243
219f.).91 In derselben Erzählung wird auch von Sgilti Yscawndroed berichtet, dass er so leicht war, dass sich das Gras unter seinem Schritt weder beugte noch brach (ebd., S. 224f.; vgl. K zu V. 3052). Vgl. Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 221 = Kerth, Th. 2005, S. 218. Mot. B 184.1.1. Horse with magic speed; F 989.17. Marvelously swift horse. 7122–7123 Die ›Drehung‹ des Steins bring Ehrismann, G. 1905, S. 20 mit Vorstellungen von der keltischen Anderwelt zusammen, die ursprüngliche Vorstellung wäre, dass sich der Felsen oder die Burg dreht. Man könnte, was Ehrismann unterlässt, auch an die Burg erinnern, die in der ›Krone‹ der Zauberer Gansguoter für Amurfina und ihre Schwester Sgoydamur errichtet hat: Dise burg vnd den palas Hatt er also erbuwen Disen zwein jumpfrauwen, Das es vmb lieff alwegen, ` Das nyeman vber brùcke noch stege Jn die burg mohte komen. (Kr 13040–13045; vgl. schon Kr 12959–12961; vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 155f.) Gawein trifft dort (auf der Suche nach einem zoum) Gansguoter und erlebt mit dem Zauberer das Köpfungs-Abenteuer, wie es auch in ›Sir Gawain and the Green Knight‹ (GGK) überliefert ist. Mit nur wenigen Abweichungen entspricht der Passage der ›Krone‹ die Erzählung von ›La Mule sanz Frain‹ (die rotierende Burg in Mule 426ff.; vgl. K zu V. 3539). Ich zweifle allerdings daran, ob diese Parallele stichhaltig ist; ob nicht vielmehr gedrân im ›Lanzelet‹ einfach als ›gedrechselt‹ zu lesen ist und die Perfektion des Berges resp. der Burg beschreiben soll, etwa wie in Parz 226,15 die Gralsburg stuont reht als si wære gedræt. Andererseits findet sich abermals in der ›Krone‹ eine ähnliche Beschreibung einer Burg (Kr 17372–17375), die ebenfalls einer feenartigen Gestalt als Behausung dient (vgl. K zu V. 196–240), was Ehrismanns These entgegenkäme. Dass aber, drittens, eine fast wortgleiche Schilderung in Kr 6992ff. begegnet, wo es um keine Burg, sondern um ein automatenhaftes und/oder magisches eisernes Standbild geht, verweist wiederum auf die Formelhaftigkeit derartiger Formulierungen und lässt an Ehrismanns These zweifeln. Kardinalargument für eine keltische Herkunft wäre schließlich Nenn 75, wo unter den Wundern der Isle of Man erzählt wird: Secundum miraculum est ibi mons qui gyratur tribus vicibus in anno. ›Das zweite Wunder dort ist ein Berg, der jährlich drei Umdrehungen gedreht wird.‹ Mot. F 771. Extraordinary castle; F 163.1. Castle in otherworld.(vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 89f.).92 7146 ›Stiebender Steg‹: Auch die Reise zu Bademagus und seinem bösartigen Sohn Meleagant, die gleichfalls in einer Art Zauberreich leben, führt über die Wasser- oder die Schwertbrücke (Charrette 651–703 u. ö.; vgl. Haasch 1954, S. 171 [der einen 91 Birkhan dagegen übersetzt, dass sich die Haarspitzen des Pferdes nicht bewegten, da sein Gang so leicht war (Mab, übs. Birkhan II, S. 37). 92 Vgl. auch Hofer 1959, S. 26, der die Nennius-Stelle wohl irrtümlich der Wachsenden Warte zuordnet und sich natürlich gegen jede Art keltischer Herkunftshypothese sträubt.
1244
Stellenkommentar
genetischen Zusammenhang der ihm zufolge keltischen Motive annimmt]; Braches 1961, S. 186; Krause 1985, S. 41). Gawein versucht sich bei der Wasserbrücke, Lancelot überwindet die Schwertbrücke. Eine gefährliche Brücke mit einem das Wasser aufpeitschenden Mohren, bei der Gansguoter Gawein und seine Gefährten nur mit knapper Not vor dem Ertrinken bewahren kann, findet sich auch in der ›Krone‹ (Kr 27503–27650). Im ›Lanzelet‹ sind es dagegen zwei Brücken, die alle beide auf dem Weg zum Zauberer Malduc überquert werden müssen, hier der Stiebende Steg, später die unsichtbare Brücke, die vom Seeufer auf die im Vernebelten See gelegene Burg des Zauberers führt (V. 7163–7165). Webster 1931, S. 72 setzt die Brücken des ›Lanzelet‹ mit denen der ›Charrette‹ in Verbindung und geht davon aus, dass es sich bei der Brücke zu Malducs Burg um eine Unterwasserbrücke handelt. Dafür fehlt im Text freilich jeder Hinweis, wie auch Loomis notiert (Webster/Loomis 1951, S. 221 = Kerth, Th. 2005, S. 218f.). Loomis verweist ebd. auf eine ähnliche Brücke im so genannten ›Huth Merlin‹ (13. Jahrhundert), wo Merlin Arthur von einer Brücke erzählt, die ebenfalls zu wunderbaren Häusern in der Mitte eines Sees führt und die nur für die dort lebenden Frauen sichtbar ist (Huth Merlin I, S. 201). Richter verweist darauf, dass es im Vorderrheintal einen ›Stiebenden Bach‹ (aquae sparsae) gab und dass die Brücke über die Reuß am Gotthard als der stiebende stec bezeichnet worden ist (Richter 1934, S. 35f., für weiterführende Literatur siehe ebd.; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 278; Nadler, S.-M. 1997, S. 80f.; K zu V. 6725– 7425). Dieser Stiebende Steg in der Schöllenen an der Gotthardroute ist erstmals 1309 belegt, Heinrich VI. könnte bei seiner Rückkehr vom zweiten Romzug 1195 die Gotthardroute benützt haben (Trachsler 1979, S. 37, Anm. 35; vgl. Pérennec 2004, S. 14). Mot. F 152. Bridge to otherworld; F 842. Extraordinary [perilous] bridge. 7163–7165 Zur Brücke siehe K zu V. 7146. 7174–7179 Loomis deutet die Ausstattung (Vogel, Hund) als Versuche der bretonischen Conteurs, die Szene durch Einsprengsel aus der hochmittelalterlichen Realität plausibel zu gestalten (Webster/Loomis 1951, S. 221f. = Kerth, Th. 2005, S. 219; vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 473–485, Abb. 146, 149). 7180 Das welsche buoch bezeichnet Ulrichs (vermutlich) anglonormannische Quelle, vgl. V. 9177, 9324 und 9341. Weitere formelhafte Quellenberufungen (âventiure, mære, sage; sô man uns saget etc.) finden sich V. 97, 236, 389, 642, 670, 874, 1541, 1894, 2598, 3188, 3198, 3991, 4079, 4094, 4116, 4135, 4180, 4412, 4818, 4951, 5307, 5535, 5581, 6215, 6564, 7046, 7144, 7525, 7533, 7770, 8033, 8043, 8087, 8744, 8773, 8859, 8868, 9048, 9182, 9190, 9376, 9424 (Märtens 1880, S. 988; Schütze 1883, S. 3f.), vgl. auch die unter K zu V. 23 angeführten Stellen. Zur Quellenfrage siehe K zu V. 9322–9341 und Kap. II.3. 7180–7184 Belesene und gebildete Frauen waren im Mittelalter keine Seltenheit, man denke nur Abaelards Heloise (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 222 = Kerth, Th. 2005, S. 219) oder auch an den Kreis um Eleonore von Poitou und Marie de Champagne (vgl. Kap. II.3.1; grundlegend zur Thematik Grundmann 1936). Pastré 1999, S. 433f. (vgl. Kerth, Th. 2005, S. 219) notiert, dass Ulrich zur Be-
7146/7357–7367
1245
schreibung der Künste der Malduc-Tochter nicht die Termini zouberære oder gougelære verwendet – was sich wohl am ehesten über die Genderspezifik der Begriffe erklären lässt. 7185 Ein ausführliches Lob der verschiedenen Zauberkünste von Fâmurgân gibt Hartmann von Aue (ohne Vorlage bei Chrestien, wo nur der Name steht; Erec/CdT 4194) in Er 5153–5242 (vgl. Gruhn 1899, S. 298f.; allgemein zur Figur GlinkaJanczewski 1963, S. 162f.). Wer hier wen beeinflusst hat, oder ob Ulrich und Hartmann hier überhaupt derselben Traditionslinie angehören, ist aber unentscheidbar (Pérennec 1970, S. 127). Im ›Lanzelet‹ dient die Nennung wohl alleine dazu, die außergewöhnliche Weisheit der Malduc-Tochter herauszustreichen (vgl. Wieshofer 1995, S. 114). Vgl. zu Morgain le Fay K zu V. 193; Webster/Loomis 1951, S. 222; Kerth, Th. 2005, S. 219f. 7259 Siehe K zu V. 7006–7011. 7270–7273 Die Reaktion von Artus ist höchst erstaunlich: Vor dem Hintergrund der ›klassischen‹ Texte würde man eher erwarten, dass er sich vehement dagegen wehrt, dass Walwein und Erec sich für ihn bzw. Genover mit dem Leben einsetzen. Im ›Lanzelet‹ scheint ihn das wenig zu stören, ja, er erwartet es geradezu, unterschätzt aber die Untergebenheit seiner Tafelrunder, die – nun ganz schematisch – natürlich alles für König und Königin tun würden und (in weiterer Folge) auch werden. Artus versteht seine eigene Welt nicht mehr. Ironie? 7274ff. Wieder leitet die Rede des rational kalkulierenden Lanzelet die kluge und retrospektiv vom Erfolg bestätigte Entscheidungsfindung ein (Zellmann 1996, S. 268f.). 7312–7313 Zu Artus’ Versprechen siehe K zu V. 5783. 7318 Der Rückweg ist also ein anderer als der Hinweg, da Letzterer über den Stiebenden Steg (V. 7146) geführt hatte (Walshe 1937, S. 103f., 106). Er scheint auch ohne Probleme befahrbar zu sein, was – rational betrachtet – die Frage aufwirft, weshalb man nicht gleich diese Route eingeschlagen hat; eine dem Artusroman freilich völlig unangemessene Fragestellung (vgl. Trachsler 1979, S. 139). 7323–7324 Sprichwort: Vgl. Tirol 26,3: dîn liute soltû willic hân; Freid 121,16: Vil manic laster in vergât, | der sîne gebûre willic hât. Ähnlich, aber weniger sentenzartig ist auch Rol 4676–4678: vil willec wâren si im [dem Heiden Targis seine Vasallen, F. K.], want er milteclîchen gab, die wîle er der marke phlac. Vgl. Leitzmann 1931, S. 301. Die Sentenz bringt die Hilfs- und Aufopferungsbereitschaft Walweins und Erecs auf den Punkt (Zellmann 1996, S. 270). 7343–7345 Abermals eine proverbiale Wendung (TPMA XI 354f.): Die Binsenweisheit vom ›Man stirbt nur einmal‹ dient als Auszeichnung der optimistischen Grundhaltung der ›Spezialisten‹ (Zellmann 1996, S. 270; zu ihrer Definition von ›Spezialist‹ siehe Kap. II.5.2.22). 7357–7367 Die Beschwichtigung des Ungeziefers erinnert Richter 1934, S. 75 an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln, vgl. auch K zu V. 1838.
1246
Stellenkommentar
Mot. N 845. Magician as helper; D 1364.22. Sleep-charm; D 1960. Magic sleep; D 2091.9. Magic paralysis [sleep] drawn down on foe. 7370–7375/7408–7419 Die Artusritter beim Plündern und Verwüsten (vgl. Borck 1984, S. 349)! Fast fühlt man sich an Stellen wie etwa jene im ›Rolandslied‹ erinnert, wo Roland und Olivier einen verspäteten Ausfall der Heiden im Keim ersticken und dabei mit ihren Schwertern Durindart und Alteclere ein regelrechtes Gemetzel anrichten (Rol 886–890): dâ wart manic helt vil sêre ir [der Schwerter, F. K.] blicke wâren vreissam. mit swerten kolten si die man, mit fiure kint unde wîb. dâ wart verendet der strît. Kartschoke 1996 zu ›Rolandslied‹ 888f. kommentiert: »Eine höchst anstößige Aussage von den gerechten Gottesrittern, wenn man sich nicht damit abfinden will, daß hier Formeln der Kampfdarstellung eingesetzt werden, die nicht prägnant zu verstehen sind.« Wenn sich auch Kartschoke offenbar nicht mit dieser Erklärung abfinden will – ausgeschlossen ist sie deshalb nicht; besonders dann nicht, wenn man bedenkt, dass später im Text Roland in der Rede an sein Schwert Durindart erklärt, dass es ihm vom Kaiser ze beschirmen witewen unt waisen (Rol 6868) gegeben worden sei. Selbst der Stricker, der wohl bereits das ganz andere Heidenbild des ›Willehalm‹ gekannt hat, sah sich nicht veranlasst, hier zu ändern, und übernahm die Passage fast wörtlich (Karl 1493–1509). Er lässt einzig die Schwertnamen aus und formuliert noch eindringlicher: die kristen sluogen zetal | beidiu man kint unde wîp (Karl 1506–1507). Vgl. auch Kragl 2004. In dieselbe Kerbe schlägt auch Wates Verhalten beim Erstürmen der Burg Hartmuts in der ›Kudrun‹: Wate mordet wahllos Männer, Frauen und Kinder, seine Mitstreiter machen sich daran, die Schätze der Burg zu plündern (Kudrun 1494ff.). Im Gegensatz zu den anderen genannten Texten wird dieses Verhalten in der ›Kudrun‹ jedoch thematisiert: Irolt, Wates Freund und Waffengefährte, macht Wate sein Verhalten, zumal gegenüber den Wehrlosen, zum Vorwurf. Worauf sich Wate damit rechtfertigt, dass einst die Kinder der (erschlagenen) Feinde Rache nehmen würden, wenn man sie nicht jetzt tötete (Kudrun 1502–1503). Der Erzähler hält sich bedeckt, er schildert Wate zwar als rasenden Wüterich, gibt aber keinen Hinweis, ob dieses Toben nun positiv oder negativ zu werten sei. Die Interpretationen zur Stelle sind, abgesehen von der Adaptierung der kartschokeschen Bemerkung, dünn gesät: Gürttler 1976, S. 169 weist die Brutalität der Schilderung der primitiven, archaischen Erzählstufe zu, die sich im ›Lanzelet‹ oberflächlich mit einem höfischen Bezirk verbinde. Zellmann 1996, S. 271 bringt das Schleifen der Burg mit mittelalterlichen Rechtsvorstellungen zusammen. So unterrichtet Sachsenspiegel LdR III 1 § 1f., dass ein Gebäude, unter dessen Dach Notzucht mit mait adir wip getrieben wurde – was im ›Lanzelet‹ jedoch nicht geschehen ist! –, zerstört und alle seine Einwohner enthauptet werden können. Roßnagel 1996, S. 138 und Anm. 21 ist ebenfalls irritiert, versucht aber wenigstens die Verwüstung
7357–7367/7405–7407
1247
der Burg Malducs dadurch zu erklären, dass dieser ja Erec und Walwein misshandelt habe. Auf die Schuld der Artusritter gegenüber der Familie Malducs geht Roßnagel nicht ein. Vgl. dasselbe Phänomen bei der Besiegung von Malduc V. 7630–7631 und den Deutungsversucht Chamberlins in K zu V. 5330–5355. Mot. K 2350. Military strategy; R 111.1.9. Princess rescued from undesired suitor; R 111.2. Princess rescued from place of captivity; Q 213. Abduction punished; Q 411. Death as punishment; Q 411.6. Death as punishment for murder (?); Q 211. Murder punished (?); Q 450. Cruel punishment; H 1385.0.1. Unspelling quest: journey to disenchant (free) captives. 7380–7394 Der Sinn der Reflexionen in W und P ist im Wesentlichen derselbe, die Abweichung ist in erster Linie stilistischer Natur. Wer sich redlich bemüht, dem soll sein Erfolg vergönnt sein (Sentenz). W schließt an: Wer Frauen zum Laster verleiten will, der verliert Glück und Ehre. Nach P hingegen hätte Valerin sein Ansehen durchaus wahren können, obwohl er eine verheiratete Frau und noch dazu die Königin geraubt hat. Es geht nicht primär um seine ehebrecherischen Absichten, sondern das Handeln gegen den Willen der Frau ist es, was ihn verdammenswert macht.93 Sonderbarerweise wird in P die Reflexion Malduc (als Identifikationsfigur!?) in den Mund gelegt, dem sich aber die Artusritter samt König einmütig anschließen. Vgl. Kap. I.1.3 und Combridge 1993, S. 45f. 7394 Dieselbe Formulierung steht schon V. 1897 (vgl. HaA). Es scheint sich um eine simple Beglaubigungsformel zu handeln.94 Der Sarkasmus, den Roßbacher 1998, S. 110 in V. 7394 sieht, verflüchtigt sich damit. 7405–7407 Loomis vermutet hinter dem Motiv das Märchen von Dornröschen (KHM, S. 257–260; vgl. auch K zu V. 5034–5072), vergleicht allerdings auch die schottische Ballade ›Child Rowland‹ (18. Jahrhundert), in der Burd Ellen, die Tochter von König Arthur, von Feen auf das Schloss von König Elfland entführt wird. Erst Child Rowland, dem jüngsten Bruder, gelingt die Befreiung nach den Instruktionen Merlins, nachdem bereits seine älteren beiden Brüder gescheitert und in einen Zustand der Bewusstlosigkeit versetzt worden waren (Webster/Loomis 1951, S. 223 = Kerth, Th. 2005, S. 220f.). Charakteristisch für den ›Lanzelet‹ bzw. seinen Erzähler ist, dass er seinen Leser bzw. Hörer bei der Deutung des sonderbaren Schlafes völlig sich selbst überlässt. Es bleibt offen, ob es sich um einen Zauber handelt, oder ob die Frauen einfach ganz zufällig gerade tief schlafen. Mot. D 1978. Waking from magic sleep. 93 Man fühlt sich unweigerlich an den Tristan-Stoff erinnert. 94 Ich bezweifle, ob damit die Instanz der Wertung von wahr und falsch auf die Rezipientenseite verlagert wird (McLelland 2000, S. 58). Eher ist es ein weiteres Indiz für die stark ausgeprägte Auktorialität und auch Autorität des Erzählers nach dem Denkmuster: Ob ihr das nun glaubt oder nicht, ist mir doch völlig gleichgültig. Der perlokutive Effekt des illokutiven Aktes: Es wird umso mehr geglaubt. Denn wenn es dem Sprecher egal ist, ob etwas geglaubt wird, geht es ihm nicht um die Beeinflussung seiner Hörer/Leser, sondern nur um die Richtigkeit des Gesagten.
1248
Stellenkommentar
7473 Siehe K zu V. 4946–4950. 7499 W ist ganz konventionell: Die 100 Ritter, die Lanzelet findet, setzen für ihn ihr Leben aufs Spiel. Sonderbar und irritierend ist dagegen die Lesung von P, wenn man sie nicht einfach als verderbt betrachten möchte. Hier setzen die 100 Ritter ihr Leben durch uns aufs Spiel, also für den Erzähler und sein Publikum. Zwei Deutungen bieten sich an: 1. Die Distanz zwischen Erzähltem und Erzählsituation wird merklich reduziert zu einer Art unmittelbarer Performanz-Konstellation, das Identifikationspotential der Artuswelt für das Publikum wird herausgestrichen. 2. (m. E. wahrscheinlicher) Der Erzähler reflektiert die Fiktionalität seiner Geschichte und inszeniert seine eigene, absolute Auktorialität. Er changiert seine Figuren wie auf dem Schachbrett. durch uns bedeutet dann: damit die Geschichte weiter geht. 7512–7514 Hier schlägt der Realismus des Kriegshandwerks durch, mit ritterlicher Tapferkeit und Lust auf Aventiure hat diese ausgeklügelte Taktik nichts zu tun (Trachsler 1979, S. 153). 7515–7516 Während in W die lantliut nur die Bewohner von Malducs Land sein können, lässt P auch eine Referenzierung auf Artus’ Leute zu, denen Lanzelet und seine Gefährten ja ihren Aufbruch verheimlichen (vgl. Pérennec 1970, S. 127f.). 7530–7559 Esealt der Lange wird schon vom Erzähler als Mirabilium präsentiert (ein vremde man, V. 7531; Artus ›hält‹ ihn bei sich durch ein wunder, V. 7547). Das Erstaunliche ist nicht nur das unendliche und maßlose Wachstum, sondern auch dessen Kombination mit großer Geschicklichkeit. Bächtold 1870, S. 32, Anm. möchte Efealt = Ephialtes lesen, von dem Servius Grammaticus in seinem Kommentar zur ›Aeneis‹ anlässlich Vergils Aloidas geminos erzählt: Aloeus Iphimediam uxorem habuit, quae conpressa a Neptuno duos peperit, Otum et Ephialten, qui digitis novem per singulos menses crescebant. freti itaque altitudine, cum adhuc novem annorum essent, caelum voluerunt subvertere, sed confixi sunt Dianae et Apollinis telis. Aloidas autem sic dixit, sicut de Hercule Amphitryoniades dicimus. (Serv. ad Aen. 6,582) ›Aloeus hatte Iphimedia zur Frau, die, nachdem Neptun sie beschlafen hatte, zwei (Kinder) gebar, Otus und Ephialtes, die pro Monat neun Fingerbreiten wuchsen. Als sie neun Jahre alt waren, wollten sie, begünstigt von ihrer Größe, den Himmel erstürmen, wurden aber von den Pfeilen Dianas und Apollos durchbohrt. Aloidas aber nennt man sie so, wie wir von Hercules als Amphitryoniaden sprechen.‹ Vgl. Richter 1934, S. 81; Webster 1934, S. 226, Anm. 99. Ehrismann, G. 1905, S. 27 sieht im Wachstum des Esealt ein märchenhaftes Motiv und erinnert unter anderem an den jungen Gwigalois, der in einem Jahr mehr wuchs als ein anderes Kind in zwei Jahren (Wigal 1226–1227). Loomis verweist auf einige keltische Parallelen und sieht im lateinischen Text nur die Quelle für den Namen, der Autor des ›welschen Buches‹ hätte mit seinem gelehrten Wissen protzen wollen (Webster/Loomis 1951, S. 223f. = Kerth, Th. ¯ 2005, S. 221). Die Figur dagegen stamme letztendlich von CuChulainn ab (vgl. K zu V. 6725–7425). Hofer 1959, S. 32 will der m. E. zwingenden Parallele zu Ephialtes allenfalls teilweisen Einfluss auf den jungen Helden im ›Lanzelet‹ zugestehen und kann sich
7473/7620–7623
1249
auch eine Erfindung des Dichters vorstellen. Die Figur sei vom Rainoart/Rennewart der Willehalm-Dichtungen beeinflusst – der außer der riesenhaften Statur und der Zugehörigkeit zu einem Königshof wirklich nichts mit Esealt gemein hat! Nadler, S.-M. 1997, S. 93–97 referiert die bisherigen Vorschläge mit besonderer Sympathie für Hofers These und verweist überdies auf Bran den Gesegneten, der sich im Mabinogi von ›Branwen‹ im Feldzug gegen Irland als Brücke für seine Leute über einen Fluss legt (Mab, übs. Guest, S. 378, übs. Buber, S. 59) und damit eine vergleichbare Funktion erfüllt wie Esealt bei der Befreiung Erecs und Walweins. Schon zuvor musste er von der Insel der Starken (England) nach Irland durchs Meer waten, weil ihn wegen seiner Größe kein Schiff aufnehmen konnte. Dabei saßen ebenfalls unzählige Gefolgsleute auf seinen Schultern. Singer 1903, S. 180, Anm. 1 hält es für möglich, dass die Befreiung der Artusritter mit Hilfe des turmhohen Riesen vom Verfasser des ›Rigomer‹ (Rig) benützt worden sein könnte. Vgl. zum Namen auch Glinka-Janczewski 1963, S. 158–161. Mot. F 531.2.1. Extremely tall giant; F 531.5.1. Giant friendly to man; T 615. Supernatural growth; N 812. Giant as helper. 7543 Zur Spanne siehe K zu V. 4869. Esealt muss also an die 40 m groß gewesen sein (vgl. Nadler, S.-M. 1997, S. 93). 7564–7565 Die Situation erinnert an eine frühe Episode der ›Krone‹ (Kr 3208ff.): Die Artusritter erfahren, dass demnächst ein Turnier vor Jaschune stattfinden wird. Da man und besonders Gawein davon ausgeht, dass Artus die Teilnahme des Hofes am Turnier nie und nimmer gestatten würde, organisiert Gawein geschickt und in aller Heimlichkeit den Aufbruch fast der gesamten männlichen Belegschaft des Artushofes im bzw. noch vor dem Morgengrauen. 7577–7579 Vgl. En [B] 1803 (62,15): die den wech konden | die wîsten nâ den honden und 4559–4560 (121,6–7): die wîsten sie dare, | die den wech konden. (Behagel 1880, S. 346). 7592 Der Mond bzw. das Mondlicht als gespenstische Ingredienz einer wunderbaren Szenerie findet sich auch im ›Wigalois‹, als der Held zur Burg Glois des Teufelsbündlers Roaz gelangt (Wigal 7055–7056; vgl. Knoll 1966, S. 37). 7593 Chamberlin 1997, S. 155 misst der m. E. topischen Wendung zu großes Gewicht bei, wenn er sie als dezidierten Hinweis auf das göttliche Wohlwollen gegenüber Lanzelet und seinen Gefährten deutet. 7589 Zum Motiv des Nebels vgl. K zu V. 5045. 7604–7613 Loomis führt diese Szene auf eine ähnliche Übersetzung von Männern durch ¯ CuChulainn zurück, vgl. K zu V. 6725–7425, 7530–7559. 7620–7623 Die Gefangenschaft von Erec und Walwein wird als mein ›Unrecht‹ bezeichnet! Die anschließende Befreiung ist nicht von feiner Art. Auch das Verhalten der Tochter Malducs ist nicht nachvollziehbar – es war nirgendwo die Rede davon, dass sie ihrem Vater gram sei. Chamberlin 1997, S. 155f. versucht, das hermeneutische Problem durch Hinweis auf Malducs Verhalten gegenüber seinen Gefangenen wegzudiskutieren: Malduc hätte »the courtly/Christian code of caritas and forgiveness«
1250
Stellenkommentar
(S. 156) verletzt. Und die Artusritter?! Ebenso unverständlich ist mir Chamberlins These (S. 156f.) zum Verhalten der Malduc-Tochter: Sie entspräche strukturell der Galagandreiz-Tochter, Ade und Iblis, doch fehle die Liebe zu Lanzelet, da es sich nun um ein kollektives und nicht länger individuell-egozentrisches Abenteuer handle. Wenn aber die Liebe fehlt: Worin liegt dann die Motivation für die Tochter Malducs, den Untergang ihres eigenen Vaters mit zu betreiben? Mot. N 831. Girl as helper; M 220. Other bargains; Q 100. Nature of rewards; Q 53. Reward for rescue; S 200. Cruel sacrifices; R 41.3. Captivity in dungeon; R 51.1. Prisoners starved; R 51.2. Prisoners confined in chains; R 169.5. Hero rescued by friends; Q 53. Reward for rescue; Q 151. Life spared as reward; Q 114. Gifts as reward. 7630–7631 Vgl. K zu V. 7370–7375/7408–7419. 7640–7644 Corazolla 1988, S. 18 sieht hierin eines der wesentlichen Merkmale des lanzeletschen Frauenideals formuliert. Es sei letztlich der Grund, weshalb Lanzelets Beziehung zu Ade scheitert, die sich auf Drängen ihres Bruders vom ›ent-mutigten‹ Lanzelet lossagt. Allerdings fehlt eine vergleichbare Bewährungsprobe für Iblis – obgleich man wohl wird annehmen dürfen, dass Iblis eine solche mit Bravour bestanden hätte. 7670–7671 Ein weiteres Sprichwort. Vgl. Kindheit Jesu 1622–1624: wan sîn vil dicke lôn geschiht, ez sî ubel oder guot, daz gebûr anderm tuot. Reinh 298: daz ein gebvre dem andern tvt, | Kvmt dicke lon, des hore ich iehen. (vgl. Leitzmann 1931, S. 301; TPMA VIII 35). 7704 Die Tradition des kostbaren und prächtigen botenbrôtes als Belohnung für das Überbringen einer guten Nachricht ist in der mittelalterlichen Literatur weit verbreitet, vgl. Nib 553,1; Iw 2204; Wigal 8933; Helmbr 708. Der Brauch ist freilich nicht auf das Mittelalter beschränkt, vgl. schon Vulgata, II Sm 4,10 (vgl. Zellmann 1996, S. 273 und Anm. 35). 7757–7759 Bertau 1983 sieht in der Passage eine der ironischen Distanzierungen des Erzählers zu seiner Geschichte, hier konkret gegenüber dem notorischen Hoffest am Hof Artus’ nach dem erfolgreichen Bestehen einer gefährlichen Aventiure. Mot. P 634. Feasts; Z 200. Heroes. 7788–7790 Sprichwort: Vgl. eine ähnliche Wendung Heinrichs des Teichners (Teichner Nr. 311, V. 96–98 [= Bd. II, S. 28]; zit. auch bei Karajan 1855, S. 107, Anm. 31): ir habt gehoeret manig zeit, wer einem frumen dienen chan, daz er nichtz verleuſt dar an. Vgl. Leitzmann 1931, S. 301. Die Parallelstelle spricht für die in Anm. zur Stelle vorgeschlagenen Übersetzung. Das Sprichwort ist überdies besonders im Romanischen weit verbreitet als: Qui bon seigneur est, bon loyer atent. Vgl. Singer 1944/47 II, S. 86; Zellmann 1996, S. 275; TPMA II 241f.
7620–7623/7817–7939
1251
7806 Vgl. K zu V. 7 (vgl. HaA; Leitzmann 1931, S. 300). Der Rückblick zum Prolog leitet nach Zellmann 1996, S. 275 langsam das Ende der iuventus ein. 7817–7939 Die Geschichte vom Fier baiser wird im ›Lanzelet‹ bzw. in seiner Vorlage wohl das erste Mal erzählt, sie findet sich weiters vor allem in den Fassungen der Geschichte vom ›Schönen Unbekannten‹, im ›Bel Inconnu‹ des Renaut de Beaujeu (um 1190)95 , im ›Libeaus Desconus‹ (zwischen 1337 und 1375) sowie im ›Carduino‹ (1375). Im Gegensatz zum ›Lanzelet‹ sind es dort jedoch Zauberer (im ›Bel Inconnu‹ Mabon [!] und sein jüngerer Bruder Evrain), die eine Prinzessin in einem Zauberschloss gefangen halten und in eine Schlange bzw. in einen Drachen verwandelt haben. Der ›Schöne Unbekannte‹, der namenlose Sohn Gaweins, muss im Zauberschloss zunächst mehrere Gefahren nach einem strengen Leitfaden überstehen, bis er schließlich die doppelt Gefangene erlöst, indem er sich von ihr küssen lässt (und damit wesentlich passiver agiert als Lanzelet!). Quasi als Belohnung wird ihm von einer Frauenstimme aus dem ›Off‹ sein Name und seine Herkunft mitgeteilt (Bel Inconnu 2493ff.; vgl. K zu V. 4704–4711). Ebenfalls nahe verwandt ist eine Episode aus Bojardos ›Orlando Innamorato‹, wo Brandimarte durch seinen Kuss eine Fee aus der Schlangengestalt erlöst. Anders als bei den übrigen Texten handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine Verzauberung der Fee durch andere (Zauberer, die Leute von Thile), sondern die Verwandlung ist von ihrem Lebensschicksal vorbestimmt und muss durch den Kuss rückgängig gemacht werden. (Für genauere Inhaltsangaben siehe Frank 1928, S. 17–22; Micha 1959, S. 370f.; vgl. auch Paris 1881, S. 477; Singer 1906, S. 41–48 [mit Parallelen aus der Schweizer Märchenliteratur]; Ruh 1975, S. 49; Ruh 1980, S. 44f.; Buschinger 2003, S. 18f.; Birkhan 2002/05 V, S. 131 und Anm. 197; Kerth, Th. 2005, S. 21). Die Forschung begnügte sich zunächst damit, die Parallelen (auch der Volksüberlieferung) zu sammeln, die Heimat des Motivs sah man in Märchen oder Sagen, in der Regel nahm man eine keltische Herkunft des Motivs an (etwa Weston 1901, S. 18f., Anm. 1, S. 98f.). Einzig Gaston Paris wollte sich dem nicht anschließen und postulierte wenig überzeugend – Basis sind ihm lediglich die Reisebeschreibung Mandevilles sowie der Roman ›Tirant lo blanch‹ – eine orientalische Herkunft der Sage: Mandeville erzählt (Mandeville, S. 70–72), dass Diana die Tochter des Hippocrates auf der Insel Kos in eine Schlange verwandelt habe; nur der Kuss eines Ritters könne sie aus der Verzauberung lösen (Paris 1881, S. 477; Paris 1886, S. 17f.; Paris 1891b, S. 301; danach nur Nadler, S.-M. 1997, S. 98–102, die aber auch die übrigen Ansätze zur Kenntnis nimmt). Aus diesen sehr späten Zeugen ein antikes Motiv abzuleiten, ist zumindest ein motivgeschichtliches Wagnis (vgl. Loomis, R. Sh. 1951). Jacob Grimm stellte die Erlösung der Elidia ohne nähere Ausführungen unter die Varianten der genuin deutschen Volkssage von den weißen Frauen (Grimm, J. 1875/78 II, S. 809f.), worin ihm Ludwig Laistner (Laistner 1889, S. 252f.) und Paul 95 Bruce 1928 I, S. 212f. hält diesen für die Vorlage des Autors des ›welschen Buches‹. Mit Recht argumentiert dagegen Zenker 1926, S. 97: der ›Bel Inconnu‹ ist, folgt man der gängigen Datierung, höchstwahrscheinlich jünger als das ›welsche Buch‹ und das Motiv selbst vermutlich ohnehin noch wesentlich älter.
1252
Stellenkommentar
Herrmann (Herrmann 1898, S. 76, 173f.) folgten. Eine ganze Reihe von Belegen vor allem aus der Märchenliteratur brachten Bolte/Polívka 1913/32 II, S. 271f. bei. Eine eingehende Untersuchung legte jedoch erst Emma Frank 1928 vor (vgl. den dortigen Forschungsbericht, Frank 1928, S. 9–16).96 Ihr Ausgangspunkt ist eine Vermutung, die in Bezug auf den ›Lanzelet‹ bereits von Gustav Ehrismann, wenn auch eher zwischen den Zeilen, geäußert wurde: dass das Motiv des Fier baiser der jüngeren Volksüberlieferung nicht eine alte, quasi ursprüngliche Gestalt der Sage darstellt, sondern dass die Volkstradition das Motiv vielmehr der Romantradition entnommen hat (Ehrismann, G. 1905, S. 27).97 Ihr wichtigstes Argument bezieht Frank aus der mythischen Gestaltung der Episode im ›Orlando Innamorato‹, auch seien die deutschen Märchen-Belege auffällig selten und ließen sich nicht alle Bestandteile der Episoden als Märchenmotive erklären; – wenn auch die Geschichten vom ›Schönen Unbekannten‹ das Motiv stark ins Märchenhafte (Zauberer, Zauberschloss etc.) ziehen. Es sei daher von einem Wandermythos auszugehen, der in den erhaltenen Texten in oft sehr verschiedenen Fassungen bewahrt ist und dessen Ursprünge letztendlich in der keltischen Mythologie und in der Vorstellung von Wesen (Feen) zu suchen seien, die an der Schwelle zum Totenreich existieren (Wald im ›Lanzelet‹, Zauberschloss in den übrigen Texten) und zwischen Dies- und Jenseits wechseln (können). Auch die Gestaltveränderung an sich und besonders jene in eine Schlange wertet Frank als mythisch. Im ›Lanzelet‹ wäre das Motiv höfisch überarbeitet und mehr sagen- als märchenhaft inszeniert: Die Fee wurde zur Fürstentochter, der Held ist der tapferste Ritter, nach der Verwandlung trägt Elidia höfische Kleidung. Dass Lanzelet Elidia nicht (wie zu erwarten) heiratet, erklärt sich aus der Einbettung der Episode in den Roman (Frank 1928, S. 23–30; vgl. Richter 1934, S. 67f.). Die spätere volkstümliche Überlieferung – im Norden in Saga und Ballade, im deutschsprachigen Raum in Sage und Legende98 – und deren artistische Verarbeitung (Goethe, Mörike, Uhland) ist eher dünn und hinsichtlich der Motivstrukturen vollständig aus den erhaltenen Romanzeugnissen zu erklären (Frank 1928, S. 165–168). Loomis nimmt wie Frank einen keltischen Ursprung des arthurischen Motivs an, kann diesen aber stärker konkretisieren (Webster/Loomis 1951, S. 224–226 = Kerth, Th. 2005, S. 221f.; bes. Loomis, R. Sh. 1951; danach Micha 1959, S. 371f.; ähnlich Wachsler 1972, S. 272f.): Ausgehend von der Situierung des Abenteuers in den Erzählungen vom ›Schönen Unbekannten‹ in den Ruinen der Stadt Sinadon führt Loomis den Ursprung der Geschichte zurück auf Segontium = Snowdon, womit auch dieses Motiv an die Region um Caer Seint gekoppelt wäre (vgl. K zu V. 181). Für das Motiv selbst zieht er die Erzählung von den ›Abenteuern der Söhne des Eochaid Mugmedon‹ heran (Cross/Slover, S. 508–513; vgl. auch Ó Riain-Raedel 1978, S. 208; Pérennec 1979, S. 21; Pérennec 1984a II 51f.; Birkhan 2002/05 V, S. 131 96 Zu einigen allesamt beiläufigen, kursorischen Interpretationen des Motivs etwa als Sühnekuss (Theodor Siebs), der Erlösten als ›herabgesunkener‹ Göttin (Grimms) und dergleichen siehe Frank 1928, S. 13– 16. Derartige Assoziationen sind weder zu be- noch zu widerlegen, weshalb ich sie hier übergehe. 97 Zu ähnlichen Hypothesen der Bel-Inconnu-Forschung siehe Frank 1928, S. 12f. 98 Vgl. ausführlich Frank 1928, S. 31–165.
7817–7939
1253
und Anm. 197; Kerth, Th. 2005, S. 222–223): In einem Wald lebt neben einem Gewässer eine fürchterliche Frau (Hexe?), die von allen, die auf sie treffen, einen Kuss verlangt. Sämtliche Anwärter fliehen aus Furcht, bis sich Niall, der fünfte und letzte Sohn Eochaids, an die Herausforderung wagt: Er würde sie nicht nur küssen, er erklärt sich sogar dazu bereit, auf der Stelle mit ihr zu schlafen. Während er auf ihr liegt und sie küsst, verwandelt sie sich plötzlich in das schönste Fräulein und gibt sich als die ›Souveränitit‹ von Erin aus. Als die Geschichte später am Königshof erzählt wird, erwirbt Niall dadurch große Ehre und erhält schließlich die Königsherrschaft. Niall wird von Loomis in weiterer Folge mit Lug (vgl. K zu V. K zu V. 180–303) identifiziert, womit man wieder bei Lancelot/Lanzelet wäre (Webster/Loomis 1951, ebd. mit weiteren Parallelversionen; vgl. Loomis, R. Sh. 1927, S. 296–299; Loomis, R. Sh. 1949, S. 376–379; Sparnaay 1959, S. 438; Braches 1961, S. 187f.). Ganz ähnlich funktioniert die Geschichte der fünf Söhne von Daire Doimthech, allesamt mit Namen Lugaid, die auf Vorschlag eines Druiden eine Jagd auf ein besonderes Reh veranstalten, um zu entscheiden, wer Herr über Irland werden soll. Lugaid Laigde wird durch einen Zaubernebel von den anderen getrennt und erjagt das Reh. Die Jagd wird fortgesetzt und man gelangt zu einem sonderbaren Haus, bewohnt von einer hässlichen alten Frau, die alle fünf Lugaids auffordert, mit ihr zu schlafen. Alle lehnen ab außer Lugaid Laigde, woraufhin die Hexe ihre Gestalt wechselt und sich als ›Souveränität‹ ausgibt. Damit hat Lugaid Laigde auf doppelte Weise die Königsherrschaft erworben. Am nächsten Morgen, als die Brüder aufwachen, sind Hexe und Haus verschwunden und die Brüder finden sich auf einer leeren Wiese wieder (nach Ó Riain-Raedel 1978, S. 208; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 223). Wie bei der Geschichte Nialls und dem Fier baiser liegen ›Sovereigntymyth‹ und Bewährungsabenteuer gekoppelt vor (Ó Riain-Raedel 1978, S. 207f.). Das alles bedeutet freilich noch lange nicht, dass auch die Episode des ›Lanzelet‹ als Mythos zu lesen bzw. deuten wäre. Zellmann 1996, S. 278 notiert m. E. richtig, dass die alte mythische Struktur der Idoneitätsmythen der keltischen Erzählungen im ›Lanzelet‹ über weite Strecken fehlt; der Mythos ist rationalisiert und im höfischen Diesseits gebrochen. Zellmann stellt sich damit gegen die Deutung von Pérennec (bes. Pérennec 1979, S. 18–26; siehe oben und Kap. II.5.2.9), der in diesem letzten Abenteuer Lanzelets den mythischen Erwerb von Herrschaftsfähigkeit ortet. Auch McLelland 2000, S. 176 zweifelt, ob der mythische Grundzug der Aventiure Ulrich oder seinem Publikum noch zugänglich war. Im Vergleich zu den keltischen Parallelen wenig zielführend sind die motivgeschichtlichen Ausführungen bei Hofer 1959, S. 32f., der die strafende Verwandlung in Tiere in verschiedenen Lais (Belege ebd.) vergleicht und an eine Wunderquelle des Alexanderromans denkt (Roman d’Alexandre II, S. 210. II, S. 224). Das zentrale Charakteristikum, der Kuss, fehlt in Hofers Sammlung. Über die Deutung der Episode im Gesamtzusammenhang des ›Lanzelet‹ herrscht Uneinigkeit, es hat den Anschein, als fiele die Aventiure völlig aus dem sonstigen Handlungskontext heraus (so schon Paris 1881, S. 477 u. v. a. m.). Um diese Unstimmigkeit zu beseitigen, deutete man das Abenteuer entweder als weitere Befreiungs-
1254
Stellenkommentar
und Mitleidstat des nunmehr triuwen Lanzelet (z. B. Soudek 1972a, S. 182; Schmidt, K. 1979, S. 13; Haug 1978, S. 58f. sieht eine allegorische Überwindung von Lanzelets eigener Untreue; siehe Kap. II.5.2), oder man sah das Abenteuer als Bewährung des Titelhelden als bester Ritter (z. B. Schwartz 1996, S. 20; vgl. Kap. II.5.2 passim). Etwas aus der Reihe fällt die Interpretation von Chamberlin 1997, S. 158– 168. Er versteht Lanzelets finales Abenteuer als krönenden Akt christlicher Caritas und Misericordia. Zugleich verweise Elidia ihren Retter zurück auf Gott (V. 7851, 7906, 7925). Elidias Vergehen wiederum sei ein Vergehen gegen Gott, da Chamberlin (nach Gottzmann; vgl. Gottzmann 1986, S. 186 sowie Kapp. II.5.2.18 und II.5.3.4) Minne und Gottesminne in Eins setzt. Das ursprünglich mythische Abenteuer wäre in christliche Zusammenhänge verpflanzt worden. Ob hier aber tatsächlich religiöse Deutungsmuster bemüht werden müssen? Lanzelets Handeln ist das des ›besten Ritters‹, und wenn er hier nach christlichen Maximen handelt, dann tut er das nicht mehr oder weniger als jeder Held jedes mittelalterlichen Artusromans. Die apodiktische Identifizierung von Minne und Gottesminne ist problematisch. Und dass Elidia sich als Geschöpf Gottes gibt, scheint mir kein tiefsinniges, existenzielles Signal an Lanzelet mit dem Impetus zur Selbstreflexion zu sein. Feistner 1995, S. 251 deutet die Befreiung Elidias als symbolische Befreiung des Artushofes von ungehorsamen Frauen – was freilich daran krankt, dass Elidia ja nicht von dort stammt, die Bezüge wären also schief. McLelland 2000, S. 174–177 zweifelt an der Bewährungs-These: Sie würde im Text nicht angedeutet, und weshalb sollte sich auch einer bewähren, der ohnehin von Geburt an Idealität und Perfektion verkörpert? Vielmehr unterscheide der Fier baiser die Tapferen von den Feigen, die guoten und frumen von den bœsen und zagen. Lanzelets letztes Abenteuer würde damit eines der beiden thematischen Zentren, die manheit, aufgreifen und deren Stellung im Roman als höchste ritterliche Tugend festigen (vgl., z. T. kritisch, auch Kap. II.5.2.24 und K zu V. 1–40). Einen integrativen Standpunkt vertritt Nesbitt-Daly 2003, S. 67–69, 111–114, 145f. und deutet die Elidia-Episode zugleich als (1) Bewährung Lanzelets in Sachen manheit, verbunden mit der Thematisierung von (2) triuwe und (3) minne (Elidias Vergehen und ihre spätere Aufgabe am Artushof ) und mit (4) Lanzelets Königswürde (keltischer Souveränitätsmythos). Diese Zusammenschau kann aber schwerlich darüber hinwegtäuschen, dass man nicht so recht mit der Episode klar kam. Ging es womöglich, wie Soudek 1972b, S. 4 vorschlug, nur darum, »the audience’s craving for the spectacular and unusual« zu befriedigen? Auch wenn die interpretatorischen Probleme dadurch nicht gelöst, sondern nur verschoben sind – man sollte diesen Aspekt vielleicht nicht zu weit außen vor halten. Vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 223f. Entfernt verwandt mit dem Motiv des Fier baiser ist wohl die Rauhe-ElseSigeminne-Handlung in ›Wolfdietrich‹ B und D (Wd B 308ff.; D 494ff.; vgl. Miklautsch 2005, S. 139–144). Nach der Niederlage im Erbschaftsstreit gegen seine Brüder gelangt Wolfdietrich mit seinen Gefährten in einen Wald, wo er – wie auch in der Fassung A – von einer wilden Frau entführt wird. Wolfdietrich bleibt längere Zeit in der Gewalt dieser Rauhen Else, wird von ihr unter anderem auch zu einer Art wil-
7817–7939/7828–7887
1255
den Mann verzaubert und entstellt (Haarschnitt etc.), kann sich aber erfolgreich gegen ihre sexuelle Zudringlichkeit behaupten. Schließlich greift Gott mittels eines Engels in das Geschehen ein, die Rauhe Else muss Wolfdietrich wieder zurückverwandeln, auch geht Wolfdietrich auf die nun bereits dritte Minne-Forderung der Rauhen Else ein; unter der Bedingung freilich, dass sie sich taufen lässt. Die Taufe geschieht in einem Jungbrunnen (der auch Wolfdietrich zu einem zwölfjährigen Knaben macht), der zugleich die Rauhe Else erlöst und sie in die wunderschöne Sigeminne verwandelt. Ein Grund für ihre Verzauberung wird nur in D angegeben: Eine böse Stiefmutter habe ihr das hässliche Aussehen einer wilden Frau gegeben, bis sich ein Mann fände, der sie dennoch lieben würde. Parallelen zum ›Lanzelet‹ liegen zum einen im Bad, das die Verwandlung letztendlich bewirkt; zum anderen in der Motivation, die in D angedeutet wird. Ob aber der ›Wolfdietrich‹-Dichter bzw. -Redaktor den ›Lanzelet‹ gekannt und vielleicht die Elidia-Episode ausgeschrieben hat, oder ob die Ähnlichkeiten eher auf Zufall beruhen, lässt sich schwer beurteilen. Vgl. Frank 1928, S. 25f., Anm. 11; Braches 1961, S. 188; Nadler, S.-M. 1997, S. 163f. Mot. H 1223. Quest to undertake feats of valor; H 1400. Test of fear; B 11.4.5. Talking dragon; B 11.2.0.1. She-dragon; D 735. Disenchantment by kiss; D 1794. Magic results from kissing; H 1561. Tests of valor; B 11.1.3.0.1. Transformed princess as dragon; D 766.1. Disenchantment by bathing (immersing); D 5. Enchanted person; F 707. Extraordinary kingdom; Q 280. Unkindness punished; Q 551.3.2. Punishment: transformation into animal; D 199.2. Transformation: man to dragon; D 661. Transformation as punishment; Z 200. Heroes. 7821–7822 Erst jetzt wendet sich Lanzelet wieder an Iblis, obwohl er schon nach der Rückkehr aus Pluris oder der Befreiung Genovers Gelegenheit dazu gehabt hätte. Bzw.: Wenn Lanzelet und Iblis sich auch zwischendurch sahen, fand der Erzähler das nicht erzählenswert. J. A. Schultz sieht hier eine Inkonsequenz angesichts des zuvor so intensiv geführten Minnediskurses (siehe Kap. II.5.2.11), zweifellos ist in nuce die Diskrepanz zwischen Minne und Aventiure angedeutet. Pérennec 1970, S. 128 überlegt, ob das Zusammensein mit Iblis etwa eine Konsequenz (eine Art Belohnung?) der bestandenen Abenteuer sei. 7828–7887 Die Art, wie Lanzelet vom Abenteuer erfährt, nämlich von seiner Geliebten im Bett, erinnert Hofer 1959, S. 33 (ähnlich Kerth, Th. 2005, S. 221) an die Szene, in der Enide/Enite Erec (unvorsichtigerweise) vom Gerede der Leute in Kenntnis setzt (Erec/CdT 2492ff.; Er 3029ff.). Er übersieht dabei den m. E. nicht unwesentlichen Unterschied, dass es sich im ›Erec‹ um ein unbedachtes Wort Enides/Enites handelt, während im ›Lanzelet‹ der Held ohne Zutun seiner Geliebten nachzuforschen beginnt. Ähnlich bringt Hesse 1994, S. 105 und Anm. 24 die Szene mit Erecs verligen zusammen (vgl. K zu V. 9412): der ›Lanzelet‹ als Anti-›Erec‹. Dies wäre ihr zufolge das wichtigste Indiz, dass Ulrich Hartmanns Text kannte. Freilich: Im ›Lanzelet‹ fehlt jegliche Thematisierung dieses Problems, der Zusammenhang ist nicht einmal vage. Bedeutsamer als die Auflistung solcher unspezifischer Parallelen ist die implizite Charakterisierung Lanzelets. Der Held wirkt in dieser Szene wie ein ausgekochtes
1256
Stellenkommentar
Schlitzohr: Er erkundigt sich bei seiner Freundin nach dem größten Abenteuer, das ihr bekannt ist, und tut zunächst ›unschuldig‹, schlägt dann aber die Bitte und Warnung von Iblis in den Wind. Wieder benützt er, in P, eine List, um seinen Willen durchzusetzen: Würde ihn ein Mann (!) darum bitten, vom Abenteuer abzulassen, würde er der Bitte natürlich nachkommen (V. 7788–7790; vgl. Lanzelets Flucht aus Pluris). Anders als W kommentiert P sein Verhalten auch klipp und klar (vgl. bes. V. 7864–7872): Sus begunde er der frowen spotten (V. 7872). W ist einfacher gestrickt, Lanzelet lügt auf Teufel komm raus. Er ist also auf Abenteuer aus, auf weitere ritterliche Bewährung, und er wird ja auch als der beste ritter (V. 7921, 8020) bestätigt. Ob damit wirklich auf Lanzelets soziales Handeln Bezug genommen wird, ob die Bewährung im Handeln für die Gemeinschaft bzw. für jemand anderen besteht, wie Soudek 1972a, S. 182f. annimmt, ist von daher fraglich. Der Text gibt keinen Hinweis in diese Richtung, hier hat es eher den Anschein, als müsste sich der Held selbst durch Einsatz seines Mutes erneut bewähren, im Zentrum der Schilderung steht schließlich ganz eindeutig der Furcht erregende Drache. Dass der übrige Artushof bei der Aventiure gescheitert ist, mag ein weiterer Ansporn sein (Kerth, Th. 2005, S. 221 denkt an Yvains/Iweins Aufbruch zur Brunnen-Aventiure in Yvain/Iw; vgl. K zu V. 3871–3919). Ob sich der Drache dann in eine Frau verwandelt oder z. B. in Luft auflöst, scheint mir im Hinblick auf Lanzelet zunächst von untergeordneter Bedeutung zu sein. 7839–7843 Davon war zuvor nie die Rede; vgl. K zu V. 5576–5584. 7844 HaA vergleicht zu Roidurant Er 2693, wo Erec im Turnier den Ritter Boidurant besiegt (Neumaier 1883/84 II, S. 24), vgl. auch Randuraz in Erec/CdT 2128 (vgl. Richter 1934, S. 84; Krause 1985, S. 99) und Raidurains, der am Turnier in Bel Inconnu 5449ff. teilnimmt. Die veränderte Namensform bei Hartmann könnte auf die Rechnung eines Schreibers gehen (Singer 1898a, S. 436). Loomis hält den Namen im ›Lanzelet‹ für eine Entlehnung aus Hartmann (Webster/Loomis 1951, S. 224 = Kerth, Th. 2005, S. 221). Der Name begegnet als Rinduran auch in bretonischen und kornischen Handschriften (Brugger 1926, S. 479; Webster/Loomis 1951, ebd.). Ob hierher auch Poydiconjunz aus Wolframs ›Parzival‹ (Parz 343,21 u. ö.) zu stellen ist (so Bartsch 1872, S. 148), scheint mir wegen der in diesem Fall erheblichen lautlichen Unterschiede fraglich. Selbst die Gleichsetzung mit Boidurant im ›Erec‹ wird problematisch, wenn man die ›dekomponierte‹ Form in P berücksichtigt (Pérennec 1970, S. 128). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 215f. 7847 Was man sich im Mittelalter unter einem Drachen vorstellte, ist schwer zu sagen. Die Dichtungen zeichnen ein z. T. widersprüchliches Bild, die Wörter wurm, serpant, slange, trache, mitunter in Komposita (lint-), umschreiben ein sehr breites semantisches Feld, das von der Schlange bis zum fliegenden, Feuer speienden Drachen reicht. Gemeinsam ist diesen Wesen, dass ihr physiognomischer Grundbestandteil ein Schlangenkörper ist und dass dieser um weitere, schreckliche Gliedmaßen ergänzt ist (vgl. die ausführliche Studie von Lecouteux 1979). Im ›Lanzelet‹ erfährt man über die Gestalt nur sehr wenig, und was der Erzähler verlauten lässt, ist sonderbar genug: nämlich dass der Drache ›bärtig‹ ist.
7828–7887/8000
1257
7864–7872 Vgl. zu den Fassungsunterschieden K zu V. 7828–7887. 7901 Zum Elefanten (P) siehe K zu V. 3997. 7935–7939 Die Verwandlung durch ein Bad ist ein häufiges Sagenmotiv (siehe ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 226 = Kerth, Th. 2005, S. 224). Vgl. K zu V. 7817– 7939. 7990 Für den Namen Elidîâ (clidra P!) bietet Richter 1934, S. 71f. zwei Herleitungen (vgl. Hofer 1959, S. 32f.; Webster/Loomis 1951, S. 226): Die eine setzt bei griech. ›ich schlängle mich‹ an, die Märchenschlange hätte einen gelehrten Namen erhalten. Die andere hat ihren Ausgang in den ›Etymologien‹ Isidors von Sevilla, wo von einer Chelydros serpens die Rede ist (Isidor. orig. 12,4,24; vgl. schon Serv. ad Georg. 3,415): Chelydros serpens, qui et chersydros dicitur, quia et in aquis et in terris dicunt Graeci terram, aquam. Die Schlange blieb in weimoratur. Nam terer Folge dem enzyklopädischen Wissen des Mittelalters erhalten und ist noch bei Konrad von Megenberg (Konr. v. Megenb., S. 267) als Cilider mit Verweis auf Isidor aufgelistet. In jedem Fall wäre P gegenüber W zu bevorzugen (vgl. auch Pérennec 1970, S. 130; Ruh 1975, S. 52; Pérennec 1979, S. 5; Schmidt, K. 1979, S. 8, Anm. 24; Ruh 1980, S. 44; Borck 1984, S. 349f.; Corazolla 1988, passim; Hesse 1994, S. 103; Feistner 1995, S. 249, S. 251; Kasper 1995, S. 575 und Anm. 414; Pérennec 2004, S. 373, Anm. 122; Kerth, Th. 2005, S. 224; unsicher Thoran 1984, S. 68 und Anm. 54). Wulff 1885, S. 353, Anm. 2 vergleicht darüber hinaus auch eine Elida im ›Samson le Beau‹. Unwahrscheinlich ist, in Anbetracht der richterschen Hypothese, die Zuordnung Elidias bzw. Clidras zur ›Urschlange‹ Echidna (Kern in LAGDTM, S. 235, der die Zuordnung selbst als »unsicher« bezeichnet). Vgl. zum Namen auch GlinkaJanczewski 1963, S. 156; Nadler, S.-M. 1997, S. 102. 8000 Romære buoch meint nach Haupt, M. 1845, Sp. 112 vielleicht Plinius oder Solinus. Bächtold 1870, S. 33 dachte an Vergils ›Georgica‹, wo ein ultima Thule allerdings nur kurz als Insel im äußersten Norden erwähnt wird (Verg. georg. 1,30; so schon Hofstäter 1811, S. 200 mit weiteren Verweisen auf Claudian, Seneca), und Prokops Gotengeschichte (vgl. wiederum Hofstäter), die allerdings auf Griechisch (!) geschrieben ist. Leitzmann 1931, S. 305 hält alle vier Vorschläge für verfehlt, bringt aber selbt keine weiteren Hypothesen bei. Frank 1928, S. 22 erwägt Boethius, ›De consolatione philosophiae‹, wo vermutlich nach Vergil abermals ein ultima Thule (Boet. cons. phil. 3, Prosa 5, Metrum) steht, oder möglicherweise die notkersche Übersetzung. Die schlagende Parallele jedoch fand erst Richter 1934, S. 68f., der sich als erster die Mühe machte, der schon bei Haupt geäußerten Vermutung nachzugehen und in Plinius’ ›Naturalis historia‹ nachzuschlagen. Dort ist dreimal die Rede von einem Thule, in dem die Tage im Sommer, im Winter die Nächte länger sind (Plin. nat. 2,77. 4,16. 6,34; vgl. in Ansätzen schon Schönbach 1899, S. 48). Von dort aus wird die Nachricht von Thule als letzter Insel (im Norden), nahe Britannien, vermutlich in die spätantike und mittelalterliche Geographie Eingang gefunden haben (vgl. auch Verg. georg. ibd.; Serv. ad ibd.; Boet. cons. phil. ibd.; Isidor. orig. 14,6,4). Dass aber Thule/Thile, das der Herausgeber von Boethius etwas überstürzt als
1258
Stellenkommentar
Island auflöst, die Heimat von Schlangen ist, dürfte erst durch die Verbindung mit einem anderen Thile möglich geworden sein (Richter 1934, S. 70f.): Solinus, der das Thyle ultima ähnlich wie Plinius mit den Angaben über die Ausdehnung von Nacht und Tag verzeichnet (Sol. 22), kennt auch ein Tylos als eine Indiae insula (Sol. 52), wo unter anderem arbos nascitur, numquam caret folio, also ein blätterloser Baum wächst. Diese beiden Länder wurden in der mittelalterlichen Topographie verwechselt, sodass bei Honorius Augustodunensis von einem Thile in der Nähe Britanniens, also vom ultima Thule die Rede ist, cujus arbores nunquam folia deponunt (Honor. Aug. im. 1,31) – wie im indischen Tylos bei Solinus! Giraldus Cambrensis sah sich daraufhin sogar angehalten, in der ›Topographia Hibernica‹ klarzustellen, dass es sich um zweierlei Regionen handelt: Illa enim Tylis, haec Tyle vocatur (Gir. Camb. hib. 17). Schlangen aber waren nun typische Tiere Indiens (vgl. etwa Honor. Aug. im. 1,13), womit der Kreis geschlossen ist. Vgl. auch Webster/Loomis 1951, S. 226 = Kerth, Th. 2005, S. 224; Haasch 1954, S. 134; Glinka-Janczewski 1963, S. 279–283; Nadler, S.M. 1997, S. 102–104; Münch 2005, S. 266f. (Ob Elidia aber von Ulrich als Schlange oder Drache gedacht wurde, ist freilich wegen der lexematischen Indifferenz nicht zu ermitteln; vgl. K zu V. 7847.) Die Schilderung war wohl nicht eine oder zumindest nicht nur eine Beschreibung eines wunderbaren Landes, sondern sie war Ausdruck des gelehrten Wissens der Zeit (Knoll 1966, S. 52, die sonst Richter folgt). Bartsch 1872, S. 127 hält es für möglich, dass Wolframs Thîler (Parz 770,20) von Ulrichs Thîle inspiriert ist (vgl. auch Krause 1985, S. 78). Patch 1950, S. 304f., Anm. 225 deutet das wundervolle Thile als ein keltisches Anderwelt-Motiv. Ähnlich denkt wohl Ó Riain-Raedel 1978, S. 206, die außerdem davon ausgeht, es handle sich hier um Grönland. Beides wirkt gegenüber der richterschen Herleitung wenig wahrscheinlich. 8008–8012 Davon war bereits in der Mantelprobe die Rede, vgl. K zu V. 6014–6016. Sehr entfernt erinnert diese Motivation für die Verwandlung Elidias in einen Drachen, also die Strafe für verweigerte Minne, an Esmerées Verzauberung in einen Drachen im ›Bel Inconnu‹. Esmerée war von Mabon, einem der beiden Zauberer, die sie gefangen halten, in Aussicht gestellt worden, sie auf Dauer aus ihrer Drachengestalt zu erlösen, wenn sie ihm ihre Liebe schenkt; was Esmerée selbstredend abgelehnt hat (Bel Inconnu 3253ff.). Der Kontext ist also doch ein wesentlich anderer: hier verweigerter Minnedienst, dort ein gescheiterter Erpressungsversuch. 8022–8025 Die Stelle demonstriert besonders eindrucksvoll und nicht ohne ironischen Unterton, wie eng Aventiure und Wald zusammengehören. Hier sucht sich die Aventiure geradezu ihren Wald, natürlich in der Nähe der tapferen Artusritter (Trachsler 1979, S. 157f.). Vgl. K zu V. 674–675. 8035 Richter 1934, S. 61 sieht hier eine Verbindung zu Andreas Capellanus’ ›De amore‹ (De amore), wo die Urteile der Marie de Champagne, der Eleonore von Poitou und der Gräfin von Narbonne in Liebessachen festgehalten sind (iudicia amoris) – so zumindest das literarische Referenzierungsspiel. Loomis interpretiert die Stelle ebenfalls als Reminiszenz an die ›Minnehöfe‹ (Webster/Loomis 1951, S. 226 = Kerth, Th. 2005, S. 225; ebenso Ruh 1975, S. 52; Bräuer 1990, S. 245; Johnson, L. 1999,
8000/8089–8099
1259
S. 286f.). Die Praxis des Frauenurteils, die hier sozusagen kodifiziert ist, brauchten Ulrich oder der Autor des ›welschen Buches‹ aber weder von Andreas noch an einem der Höfe, wo diese Frauen wirkten, lernen, sie konnten es genauso gut der zeitgenössischen französischen Lieddichtung (Partimen) und der höfischen Unterhaltung entnehmen, wo der ›Cour d’amour‹ eine bedeutende Rolle spielte. Gegenüber der Auffassung der älteren Forschung, es handle sich hier um reale ›Minnehöfe‹, an denen über Liebhaber zu Gericht gesessen wurde, denkt man heute eher an literarische Inszenierungen, bei denen das Disputieren über ein Problem oder einen Fall an sich im Vordergrund stand, weniger dessen Lösung (Peters 1972; vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 225). Da dieses Motiv in Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert nur in Anspielungen greifbar ist, muss man wohl davon ausgehen, dass die Episode bereits in der Vorlage stand (ebd., S. 127f.). Vgl. K zu V. 6639–6672. Mot. T 0. Love; T 5. Court of love. 8060ff. Dass Artus mit einem seiner Ritter in dessen Heimatland zieht, um dort die Herrschaftsübernahme zu verfolgen und feiern, stellt eine Ausnahme in der Artustradition dar. Die einzige Parallelstelle ist m. W. der Schluss des ›Bel Inconnu‹, wo Artus mit Guinglain und Esmerée der Blonden in Esmerées Heimatland zieht, um der Hochzeit Esmerées mit Guinglain beiwohnen zu können (Bel Inconnu 6142ff.). 8066 Zum Heimatland (?) Walweins siehe K zu V. 2629. 8071 Zu Torfilaret vgl. K zu V. 3198, 5898. 8076 Destregalis kommt auch in Erec/CdT 1826 u. ö. (d’Estre-Gales), Er 1819 u. ö. (Destregales, Destrigales; Krause 1985, S. 100), Parz 382,16 (Destrigleis; vgl. Bartsch 1872, S. 124) und Garel 4831 (Testregîs) vor. Es bezeichnet stets Erecs Heimat (vgl. Gruhn 1899, S. 296). Singer 1912, S. 150 geht von einer Beeinflussung Ulrichs durch den ›Erec‹ aus, Krause 1985, S. 104f. nimmt andere, verlorene Quellen an, um einer solchen Annahme zu entgehen. Vgl. K zu V. 2629. Zur Herleitung des Namens (›rechter Teil‹ ~ walisisch Deheubarth von Gales, also Südwales) vgl. Loomis, R. Sh. 1949, S. 70; Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 227. Vgl. auch GlinkaJanczewski 1963, S. 241f.; Pérennec 2004, S. 375, Anm. 124; Kerth, Th. 2005, S. 225. 8082–8085 Hinter diesen Versen dürfte die Vorstellung stecken, dass Britannien und Irland nahe beieinander liegen, auch im ›Erec‹ sind sie nur durch einen Wald getrennt (Er 6750ff.; vgl. Knoll 1966, S. 45), Konewâl ist natürlich Cornwall, das vor allem in den Tristanromanen häufig ist (Tristrant 55, 369, 991, 1003, 5624, 7380, 8725 [Kornevâlis oder Kurnevâles]; Trist passim [Curn(e)wal(e)]; vgl. auch Parz 429,17 [Kurnewâls]). Vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 262. 8089–8099 Der Erzähler gestattet sich offenbar einen ironischen Seitenhieb auf die Liebesbeziehung von Tristrant und Isalde. Die Elemente der Tristantradition, die anzitiert werden, fügen die ›Lanzelet‹-Handlung bzw. zumindest die aktuelle Episode in Tristrants Flucht bzw. Vertreibung und seine temporäre Zuflucht am Artushof ein (Tristrant 5016ff.). Dass Tristrant also nur ins Personeninventar übernommen worden wäre, ohne auf seine Sage Bezug zu nehmen (so Golther 1877, S. 9), trifft in
1260
Stellenkommentar
dieser Eindeutigkeit nicht zu. Auch die Namensform spricht dafür, dass Ulrich den Roman Eilharts gekannt hat (vgl. K zu V. 6234 und Kap. II.6.2.2). Gleiches gilt für den Ortsnamen bzw. die Herkunftsbezeichnung Lohenis (vgl. K zu V. 2629; vgl. Ruh 1975, S. 49). 8093 Isalde ist natürlich die berühmte Geliebte Tristrants, siehe K zu V. 6234. Loomis (Webster/Loomis 1951, S. 227 = Kerth, Th. 2005, S. 225f.; vgl. GlinkaJanczewski 1963, S. 175f.) leitet den Namen aus walisisch Essylt (›Blondhaar‹ und ›Weißhals‹) im ›Kulhwch‹ (Mab, übs. Guest, S. 229, übs. Birkhan II, S. 47f.) her. Tatsächlich ist der Zusammenhang der ›Kulhwch‹-Stelle mit den altfranzösischen und mittelhochdeutschen ›Tristan‹-Romanen ungeklärt (vgl. Birkhan ebd., Anm. 52 auf S. 229). 8105–8129 Der Wilde Ballen wird nicht nur vom Erzähler als wunderlich (V. 8129) präsentiert und damit, salopp formuliert, als Märchenmotiv markiert, sondern er repräsentiert eine Verkehrung der Welt: Entgegen der ›realen‹ Verhältnisse, wo Dinge umso größer erscheinen, je mehr man sich ihnen nähert, wird der Wilde Ballen immer kleiner. Man könnte pointiert sagen: Der Zuwachs an Größe wird umgeleitet in einen Zuwachs an Dichte, sodass die Kugel unendlich schwer zu sein scheint und unmöglich von der Stelle zu schaffen ist. Dies mag nun sehr nach neuzeitlicher Interpretation klingen. Dass aber auch im Mittelalter über derartige Dinge nachgedacht wurde, belegt eine Stelle aus dem ›Parzival‹, wo ein Turm – in der unreflektierten Wahrnehmung des törichten jungen Parzivals – aus dem Horizont ›wächst‹. Parzival ist überzeugt, dass solche Dinge nur König Artus ›säen‹ kann (Parz 161,23–162,5). Ehrismann, G. 1905, S. 27 hält die gegossene Kugel, die niemand aufheben kann, für ein märchenhaftes Detail und erinnert an die Grabplatte bei der Kirchhofszene in Chrestiens ›Charrette‹, die nur Lancelot zu heben vermag (vgl. K zu V. 3826–3928). M. E. ist die gesamte Szenerie märchenhaft, die Parallele zu Chrestien leuchtet mir jedoch nicht ein – immerhin ist es nur eine Kugel, und sie wird auch von niemandem aufgehoben. Richter 1934, S. 77f. (vgl. Knoll 1966, S. 69) vergleicht die keltischen Menhire. Das entscheidende Merkmal der Wachsenden Warte, ihr merkwürdiges Wachsen nämlich, ist damit freilich nicht erklärt. Ebenfalls problematisch ist der Hinweis auf ein keltisches (?) Elfenmärchen, wo Feen in der Nähe von Tipperbury am Fuße eines Hügels mit kugelrunder Kuppe in immer wechselnder (Tier-)Gestalt die Ernte zu vereiteln suchen, weil sie es leid sind, dass Grund und Boden von Kühen und Ochsen zertreten werden (Richter 1934, S. 78 mit unzureichender Quellenangabe). Geschichten von sich verwandelnden Personen, seien es nun Menschen oder Feen, finden sich wie Sand am Meer. Das Auffällige des Wilden Ballens: dass er einmal leblos ist, einmal lebendig, und dass er mit abnehmender Entfernung immer kleiner wird, ist damit in keinster Weise angetastet. Selbst Loomis hält Richters Vergleichsstellen für nicht überzeugend und verweist ganz allgemein auf die Vorliebe für landschaftliche Mirabilia bei Nennius, Giraldus Cambrensis oder Gervasius von Tilbury (Webster/Loomis 1951, S. 227f. = Kerth, Th. 2005, S. 226). Ziemlich beliebig ist auch die These bei Haasch 1954, S. 174f., es handle sich
8089–8099/8155
1261
um ein irokeltisches Element, da sich die optische Täuschung »als Folge einer Luftspiegelung erklären [ließe], die von der feuchten Inselluft hervorgebracht sein mag«. Etwas näher am Wilden Ballen ist eine von Glinka-Janczewski 1963, S. 289– 291 zitierte Stelle bei Walter Map (Map cambr. epit. 265–272; vgl. auch Birkhans Einleitung in Mab, übs. Birkhan II, S. 16): Ad Crucmaur in West-Walliis est tumulus mirabilis, qui se conformen cuilibet advenienti exhibet; ubi si arma relinquantur in vespera, confracta proculdubio reperies diluculo ›Bei Crucmaur in West-Wales gibt es ein wundersames Hügelchen, das sich dem sich Nähernden in was immer für einer Form präsentiert; wenn dort am Abend intakte Waffen zurückgelassen werden, wirst du sie bei Tagesanbruch zweifellos zerbrochen wiederfinden.‹ Glinka-Janczewski weist weiters darauf hin, dass die Burg der Ritter von Zatzikhoven Wildenrain hieß (nach dem Hügel, auf dem sie stand), und dass rain im Schweizer Dialekt auch für ›Hügel‹ stehen könne. Ulrich könnte die Passage also auch nach seinem Familiensitz gestaltet haben. Nadler, S.-M. 1997, S. 82–84 und Birkhan 2002/05 V, S. 69 verweisen auf Nennius, der vom Stein mit dem Pfotenabdruck von Arthurs Hund am Hügel von Carn Cabal99 behauptet, dass er, egal wie weit man ihn auch wegtragen würde, immer wieder an die gleiche Stelle zurückkehrte (Nenn 73). Ähnliches wird auch von einem Stein auf der Insel Anglescea behauptet, der die Form eines menschlichen Schenkelknochens hat (vgl. Birkhans Einleitung in Mab, übs. Birkhan II, S. 17). Mot. F 759.1. Mountain with marvelous object on top; D 2031. Magic illusion; D 1368. Magic object causes illusions; D 1654. Immovable object; D 1256. Magic ball. 8155 Iwan Peneloi ist von dem oben genannten Iwan de Nonel (vgl. K zu V. 2936, 6075) zu unterscheiden (vgl. Zwierzina 1901, S. 326; Kerth, Th. 2005, S. 227). Die Herkunft von Peneloi, offenbar der Zuname Iwans, ist ein Rätsel (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 228 = Kerth, Th. 2005, S. 227). Glinka-Janczewski 1963, S. 176–180, bes. S. 177 (vgl. auch Pérennec 1970, S. 131) denkt an eine Zusammenrückung von pene und loi, Penelôî wäre dann soviel wie ›Quälrecht, Störerecht‹, es handle sich daher um Yvain l’Avoltre ›Yvain den Bastard‹. Vgl. Pérennec 2004, S. 379, Anm. 125. Fourquet 1966 widmete der Figur Giot (oder eigentlich: dem Namen Giot), der Loomis unerklärlich war (Webster/Loomis 1951, S. 228 = Kerth, Th. 2005, S. 226; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 169 mit Hinweis auf den ›Parzival‹), eine kleine Studie (vgl. schon Fourquet 1951/52; zusammenfassend Pérennec 1970, S. 130f.; Bräuer 1990, S. 269; Kerth, Th. 2005, ebd.; vgl. Ähnliches in K zu V. 2629). Ausgangspunkt ist die merkwürdige Koordination von Giot und Iwan: Wäh99 Cavall als Name für Arthurs (Lieblings-)Jagdhund begegnet auch im ›Gereint‹ bei der Jagd auf den Weißen Hirsch (Mab, übs. Guest, S. 153, übs. Birkhan I, S. 196).
1262
Stellenkommentar
rend Iwan (de Nonel) eine auch sonst im Roman agierende Person ist (V. 2936, 6075) und zum Standardrepertoire an Artusrittern rechnet – dass der Bote Iwan Peneloi (V. 8233) vermutlich eine andere Person ist als der bekannte Artusritter, dürfte Fourquet entgangen sein –, fehlt von Giot scheinbar jede Spur. Fourquet deutet dies als Indiz dafür, »que le Giot du Lanzelet s’explique comme une allusion à une personnalité contemporaine qu’il faudrait chercher dans le milieu des otages du roi d’Angleterre [...] ou dans l’entourage de l’empereur Henri VI« (S. 976), Vorbild war Fourquet die Herleitung des Namens Ade durch Loomis (vgl. K zu V. 1538). Dieser (neu erfundene) Giot nun wäre von Wolfram im ›Parzival‹ gewissermaßen nachgeschaffen worden. Während nämlich Chrestien im ›Perceval‹ nur von einem (namenlosen) Onkel Blancheflors spricht (Perceval 1910–1914), macht Wolfram aus der einen Figur zwei und nennt sie den werden Manpfilyôt und von Katelangen Kyôt (Parz 186,21f. 190,9). Vorbild war ihm dabei außerdem Malivliôt von Katelange aus Er 1679. Die Doppelung der Rolle, den Einschub von Kyot (inklusive der Vertauschung der Bezüge: Kyot von Katelange) führt Fourquet darauf zurück, »qu’il [Wolfram, F. K.] ait voulu simplement faire sourire des connaisseurs, en leur rappelant l’ingénieuse introduction du nom de Giot dans le Lanzelet«. Ähnlich verhielte es sich mit Maurin (vgl. K zu V. 3052), Ibert und Iblis (vgl. K zu V. 331–333). Schließlich wäre sogar Kyôt der Provenzâl (Parz 416,25 u. ö.) auf ein literarisches Spiel mit dem ›Lanzelet‹ zurückzuführen: Die (nach Fourquet) Quellenfiktion, die der scherzhaften Beteuerung von Wolframs skurrilen Ausschmückungen der Handlung diene, wäre ein bewusst inszeniertes und von einem »auditoire d’initiés« (S. 979) leicht zu durchschauendes literarisches Spiel, mithin eine weitere Pointe gegen Ulrich und seine erfundene (!) Figur. 8191–8192 Wer dieser Richter bzw. die Figur, die im Folgenden auftritt, ist, wird nicht recht klar. Eventuell liegt Identität mit Herzog Aspiol vor (vgl. Roßbacher 1998, S. 95). 8196 Vgl. En [B] 615 (32,33): da nes koninges niet. wie danne so? (Behagel 1880, S. 346). 8206–8207 Die Landsleute Lanzelets haben scheinbar von seinem Drachen-Abenteuer erfahren, vgl. V. 7921. Die »Fier baiser«-Episode wird damit zum Herrschaft legitimierenden Abenteuer (vgl. Pérennec 1979, S. 23; Thoran 1984, S. 69). 8214–8215/8370–8402 Zellmann 1996, S. 167f. deutet V. 8214–8215 als förmliches Angebot der reparatio: wandeln (V. 8215 P) wäre zu wandelunge ›Schadensersatz‹ zu stellen (vgl. Iw 1644–1646), es benennt den Interessensausgleich zwischen Herrscher und Volk. Nach Lanzelets Ankunft in Genewis folgt den Worten die Tat (Krönung, Belehnung), die reparatio wird von der satisfactio abgeschlossen. Vgl. K zu V. 8398– 8402. Mot. P 17.0.2. Son succeeds father as king; P 13.5. Crowning of kings; P 50.0.1. Feudality [enfeoffment]; M 100. Oath of allegiance. 8263 Der loyale Fürst Aspiol, Lanzelets Onkel, ist außerhalb des ›Lanzelet‹ nirgends belegt (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 228 = Kerth, Th. 2005, S. 227). GlinkaJanczewski 1963, S. 145 hält es für möglich, dass er der Held eines verlorenen Textes
8155/8497
1263
war. Im ›Karlmeinet‹ begegnet ein Ospinel, Wulff 1885, S. 353, Anm. 2 vergleicht einen Asper aus ›Samson le Beau‹, im ›Erec‹ finden sich ein Opiniax (Erec/CdT 5729) bzw. ein Opinaus (Er 8504; Glinka-Janczewski 1963, ebd.). Die Ähnlichkeit der Namensformen ist wenig überzeugend. Mot. P 110.0.1. Faithful steward [knight] as regent; P 293. Uncle. 8313 Eine Burg namens Timant oder Iwant (P) ist sonst unbekannt. Loomis überlegt, ob nicht diament ›Diamant‹ gelesen werden sollte (Webster/Loomis 1951, S. 228 = Kerth, Th. 2005, S.. 227). Glinka-Janczewski 1963, S. 283 hält dies für unwahrscheinlich. 8383 Vgl. Er 5141: dehein übel nie dar zuo gesluoc. (Schilling 1866, S. 13). 8389 Die angeborene miltikeit könnte Lanzelet von seiner Mutter haben (V. 85); vgl. Combridge 1973, 50f.; Jackson 1974/75, S. 286; Kerth, Th. 2005, S. 169. Mot. W 11.2. Munificent monarch. 8394 Zu guot umb êre nemen vgl. K zu V. 5596–5619. Atypische ist die Erweiterung in V. 8395: Der abstrakte ethische Diskurs über den Erwerb von Ansehen wird in rationales Gefolgschaftsdenken umgebogen und damit banalisiert. Ironie? Hingewiesen sei auf die komplexe Ausgestaltung des Diskurses im ›Engelhard‹ Konrads von Würzburg. Hier ist es zunächst Engelhard, der Dietrich – als dieser auf sein Erbe verzichten will, um bei Engelhard bleiben zu können – ermahnt: ein man sol ûf die wâge | lîp unde guot umb êre legen. (Engelh 1528–1529) Gemeint ist wohl, Dietrich solle nicht auf sein Erbe verzichten, weil er nur so in die Situation kommt, guot um der êre willen geben zu können. Daher wohl lebte Dietrich dann auch als ein vil hôher fürste wert | der beide guotes und êren gert (Engelh 1627–1628). Im Gegensatz zur stehenden Formel im Hinblick auf Spielleute, die guot umb êre nehmen, wird hier die Sichtweise der Gebenden vermittelt. 8398–8402 Vgl. einen ähnlichen Gedanken bei Freid 61,13: swer lop in sînem lande treit, | deist diu grœste werdekeit (Leitzmann 1931, S. 301; vgl. Ähnliches in TPMA VI 37–39). Die proverbiale Sentenz (vgl. Pérennec 1970, S. 131) bringt die Restitution der Erbfolge in Genewis und die damit verbundenen, nun überwundenen Probleme auf den Punkt (Zellmann 1996, S. 168; vgl. K zu V. 8214–8215/8370–8402). 8436–8438 Sprichwort; vgl. ähnliche Sprüche bei Zingerle 1864, S. 25; vgl. Leitzmann 1931, S. 302. 8481 Salenique wird in Cligès 1285 als Heimat von Ferolin (eines Waffengefährten Alexanders) genannt, in Willehalm passim ist es das Land König Hectors (GlinkaJanczewski 1963, S. 273f.). 8484 Zum ziklât siehe Anm. zur Stelle. 8494–8497 Gemeint ist wohl, dass dieser krâm, nämlich ein (Mücken-)Netz und ein Schwert, an und für sich nicht wertvoll ist; dass aber speziell jenes Netz und jenes Schwert außergewöhnlich kostbar sind. 8497 Die Mark ist eines der am weitesten verbreiteten Münz- bzw. Gewichtsmaße des Mittelalters, sie schwankt in etwa zwischen 200 und 250 g, meist ist eine Mark Silber oder Gold gemeint (vgl. LexMA VI, Sp. 296f.; Kerth, Th. 2005, S. 227). Im ›Lanzelet‹ geht es schlichtweg darum, die Kostbarkeit der Gegenstände zu betonen.
1264
Stellenkommentar
8498ff. Das Netz ist wohl eine Art Fliegengitter. Vgl. BMZ II/1 330f. mit Verweis auf die Stelle, der das mückennetze in Wigal 10360–10391 vergleicht (ebenso Bauer 1936, S. 71; Pérennec 1970, S. 131; Nadler, S.-M. 1997, S. 159f.; Buschinger 2003, S. 177, Anm. 72; Pérennec 2004, S. 393, Anm. 131; Seelbach 2005, S. 312). Im ›Wigalois‹ dient es Larie in ihrem Turmgemach auf dem Rücken eines Elefanten; das Mückennetz wird als ebenso exotisch geschildert wie das Tier. Im Netz hängt ein Kristall, ein Rubin, der hell wie Kerzenlicht leuchtet und mit wohlriechendem Balsam gefüllt ist. Der Balsam wiederum, bzw. dessen unglaublich süßer Geruch ist so beschaffen, dass er jedes Leid zerstreut und jede Krankheit heilt. Der Balsam kommt aus heidnischen Ländern, konkret von des Alten lant, und wird aus wurzen gemacht, die so kostbar sind wie Gold. Wie im ›Lanzelet‹ ist das Netz mit Schellen behängt. In der ›Kudrun‹ verschenkt Wate bei den finalen Festlichkeiten zum Zeichen seiner milte ein netze rîche, das mit Gold und Edelsteinen aus Abalî dem lande geschmückt ist. Wie im ›Lanzelet‹ hat es an jeder Masche einen Edelstein. Allerdings handelt es sich hier nicht um ein Mückennetz, sondern offenbar um einen Überwurf für prächtige Gewänder der Männer, die Wate verteilt (Kudrun 1683–1684). Während die Schilderung eines prächtigen Netzes als Überwurf von Gottfried beeinflusst sein könnte (Trist 11118–11121; so Bartsch im Kommentar zur ›Kudrun‹-Stelle), könnte die Distribution der Edelsteine auf dem Netz aus dem ›Lanzelet‹ übernommen sein; wenn es sich nicht ganz allgemein um eine zeitgenössische Machart von kostbaren Netzstoffen handelt, wofür ein weiteres Überwurf-Netz mit kostbaren Steinen in Konrads von Würzburg ›Trojanerkrieg‹ spricht (Troj 32554–32566; vgl. allgemein Brüggen 1989, S. 236). Für letztere Option spricht, dass auch bei der Pferdbeschreibung im ›Erec‹ ein am Sattel befestigtes Netz erwähnt wird, das ebenfalls aus goldenen Schnüren zusammengesetzt ist, an deren Kreuzungspunkten Edelsteine befestigt sind (Er 7715–7729; vgl. Schilling 1866, S. 11; Neumaier 1883/84 II, S. 21; Gruhn 1899, S. 283, 288f.; Richter 1934, S. 107; Pérennec 1970, S. 28, Anm. 3; Kerth, Th. 2005, S. 227). Krause 1985, S. 111 hält die Stelle im ›Lanzelet‹ für besser motiviert, weshalb hier nur Ulrich der Gebende sein könnte. Ob aber überhaupt eine direkte Beziehung anzusetzen ist, scheint mir fraglich. Den Hinweis bei Richter 1934, S. 133 auf das von Vulkanus geschmiedete Netz, mit dem er sich Gewissheit über die Untreue der Venus verschafft (vgl. En 5632ff. [158,6ff.]), halte ich für beliebig: außer dass es sich um ein Netz handelt, liegt keine Parallele vor. Chamberlin 1997, S. 171f. deutet Schwert und Netz als Symbole für Macht bzw. Sicherheit, Wohlstand und Frieden. Wenn man nun Dodone als »marvelous realm« dem »familiar realm« von Karadigan gegenüberstellt, wird die Schenkung von Schwert und Netz an Artus und Genover zu einer Art von »divine dispensation of goodness into the world« (Zitate S. 172). Das Um und Auf dieser Interpretation ist freilich Chamberlins (zweifelhafte) Gleichsetzung der wunderbaren mit der spirituellgeistigen Sphäre, vgl. dazu Kap. II.5.3.4. Mot. P 17.11. Slayer of king marries widow [daughter] and inherits kingdom; F 847. Extraordinary web [net]; D 810. Magic object as gift.
8498ff./8522–8539
1265
8522–8539 galazîâ ist m. E. ganz eindeutig ein etymologisch durchsichtiger, sprechender Name zu lat. glacies. Bächtold 1870, S. 33 sieht den Ursprung der Schilderung in Plin. nat. 25, wo ich jedoch nur die zweimalige Erwähnung des Ortsnamens Galatia finde (ebd., 25,35.157). Von einem chalazias ist erst Plin. nat. 35,73 die Rede: Chalazias grandinum et candorem et figuram habet, adamantinae duritiae, ut narrent in ignes etiam additae manere suum frigus. ›Der Stein Chalazias gleicht nach Figur und Temperatur einem Hagelkorn, hat (aber) die Beständigkeit eines Diamanten, und man erzählt, dass er seine Kälte selbst dann behält, wenn man ihn ins Feuer legt.‹ Dies gab wohl die Anregung für Sol. 37: chalazias grandinis et candorem praefert et figuram, duritia robustissima et invicta. Nur die Bemerkung zum Feuer fehlt (könnte aber in einer anderen Handschrift gestanden haben?). Daraus oder aus einer ähnlichen Quelle schöpfte Isidor von Sevilla (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 228f.), wenn er Isidor. orig. 16,10,5 behauptete: Chalazias grandinis et candorem praefert et figuram, duritie quoque invicta, ut adamas; etiam in igne positae manet suum frigus. Und wenig später 16,13,4: Chalazias grandinum, et candorem, et figuram adamantinae duritiae. Etiam in igne positae manet suum frigus. Dieses Wissen wurde in den mittelalterlichen Lapidarien tradiert, etwa bei Marbod von Rennes, in dessen Steinbuch Loomis die Quelle für den ›Lanzelet‹ sieht. Dort heißt es de gelacia: At quae candorem fert grandinis atque figuram Ictibus innumeris invicta Gelacia gemma, Cujus naturae vis tanta probatur ut omni Tempore frigida sit, nulloque calescat ab igne. (Marb. lap., Sp. 1761; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 228f.; Kerth, Th. 2005, S. 227) – also wieder derselbe Inhalt. Überdies beruft sich Marbod ganz zu Beginn seines Steinbuches auf einen (wohl fiktiven) Evax100 (Marb. lap., Sp. 1737; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 229): Evax rex Arabum legitur scripsisse Neroni, Qui post Augustum regnavit in Urbe secundus, Quot species lapidum, quae nomina, quive colores, Quaeve sit his regio, vel quanta potentia cuique. ›Wir lesen, dass Evax, der König von Arabien, für Nero, der nach Augustus als zweiter in der Stadt (Rom) herrschte, niedergeschrieben hat, wie viele Arten von Steinen es gibt, welche Namen sie haben, welche Farben, aus welcher Region sie kommen und wie große oder welche Kraft sie besitzen.‹ Es fehlen jedoch die nicht-materiellen Eigenschaften des Steines, wie sie der ›Lanzelet‹ erwähnt: dass nämlich der Stein seinen Besitzer vor Armut und böser Zauberlist bewahrt. Die Bezugnahme auf Evax dagegen ist in der Steinkunde topisch und mithin wenig beweiskräftig (Engelen 1978, S. 42). Ulrich oder der Autor der Vorlage dürften daher vielmehr das Steinbuch des Damigeron benützt haben (abgedruckt bei Pitra III, S. 324–335; vgl. K zu V. 4940–4955), wo zum Lapis Galacites [scil. Galactites] – hinsichtlich seiner vielfältigen Wirkung ei100 Dass dieser Evax schon bei Plin. nat. 25 stehe, wie Hofstäter 1811, S. 210f. und (danach?) Caflisch-Einicher 1936, S. 279, Anm. 2 anmerken, kann ich nicht nachweisen. Auch in Plin. nat. 37, dem Steinbuch der ›Naturalis historia‹, finde ich nichts dergleichen.
1266
Stellenkommentar
ne Art Universalstein – unter anderem zu lesen ist: Amplius etiam adversus invidiam et fascinum resistit. Qui eum portat, nunquam fascinabatur. (S. 333) ›Nochmehr indes schützt er vor Hass und Bedrängnis. Wer ihn trägt, wird niemals verzaubert.‹ (vgl. Schütze 1883, S. 3 und Anm. 5; Leitzmann 1931, S. 305; Richter 1934, S. 79f.; Caflisch-Einicher 1936, S. 279; Haasch 1954, S. 169; Hofer 1959, S. 34; Knoll 1966, S. 195; Glinka-Janczewski 1963, S. 161f.; Pérennec 1970, S. 132; Nadler, S.-M. 1997, S. 121–123; Pérennec 2004, S. 395, Anm. 132f.; Kerth, Th. 2005, S. 227f.).101 Auch der Karrenritter verfügt über einen Ring, der ihn resistent gegen den Zauber macht und der ihm von der Fee, die ihn aufgezogen hatte (vgl. K. zu V. 180–303), geschenkt worden war. Im Gegenzug zum ›Lanzelet‹, wo der Stein ein blindes Motiv ist, benützt ihn Lancelot an zwei Stellen: einmal, um ein verschlossenes Fallgitter als real (nicht Zauberwerk) zu erkennen (Charrette 2338–2367), das andere Mal, um zwei Löwen und zwei Leoparden, die auf dem anderen Ende der Schwertbrücke wachen, als Trugbilder zu entlarven (Charrette 3132–3143; vgl. Pérennec 1970, S. 113f.).102 Der ›Prosa-Lancelot‹ hat das Motiv von Chrestien übernommen, dabei aber noch wesentlich erweitert. Wie in der ›Charrette‹ erhält Lancelot den Ring schon als Kind, und zwar beim Abschied von der Dame vom See (LancFr, ed. Sommer III, S. 122– 124, ed. Micha VII, Kap. XXIIa; LancDt I, S. 130). Später dient er Lancelot nicht nur als Hilfsmittel, Zaubereien zu entlarven (LancFr, ed. Micha III, Kap. XXIV*; LancDt I, S. 572; LancFr, ed. Micha III, Kap. XXXVIII*; LancDt I, S. 629 – hier kämpft er zunächst mit den Löwen bei der Schwertbrücke, bis er bemerkt, dass sie nur Trugbilder sind), sondern auch als Ausweis seiner Identität (LancFr, ed. Sommer III, S. 183–185, ed. Micha VII, Kap. XXXVIIa, übs. Lacy II, S. 98f.; LancDt I, S. 205. 598). Schließlich geht der Ring an Ginover (LancFr, ed. Sommer V, S. 66f., ed. Micha IV, Kap. LXXIV, übs. Lacy III, S. 143f.; LancDt II, S. 231), die wiederum ihrerseits (im ›Prosa-Lancelot‹) Lancelot einen Ring schenkt, dessen Stein unspezifisch große Kraft hat und der aber auch Ginover symbolisiert (LancDt I, S. 302f.). Vgl. Steinhoff 1995, S. 869; Pérennec 1970, S. 113. Tendenziell gerät also die Zauberwirkung des Rings ins Hintertreffen, wichtiger wird, dass der Ring seinen Schenker vertritt, der Träger oder die Trägerin den Geber durch den Ring gleichsam mit sich trägt. Bächtold 1870, S. 53 denkt bei dem Stein an den Gral, offenbar um diesen wenigstens andeutungsweise auch in diesem Artusroman von Lanzelet unterzubringen, die Parallele kann aber kaum überzeugen. 101 Bei Damigeron steht allerdings nichts über den Abeston (vgl. K zu V. 4798), Ulrich könnte also auch ein anderes Steinbuch vorgelegen haben. Andererseits wiederum sind die von Ulrich gemachten Angaben zum Abeston Allgemeingut der mittelalterlichen Steinkunde, der Bezug zu Damigeron kann also nicht ausgeschlossen werden. 102 Webster 1934, S. 204 vergleicht den Ring der ›Charrette‹ mit dem Ring, den Lanzelet der Botin der Meerfee überreicht (V. 4940–4955, vgl. K dazu; ebenso Webster/Loomis 1951, S. 205f. = Kerth, Th. 2005, S. 201; Birkhan 2002/05 V, S. 63).
8522–8539/8842–8845
1267
Einen Eigennamen anzusetzen, wie dies Glinka-Janczewski 1963, S. 230f. suggeriert, halte ich für unnötig, es ist letztlich ein Edelstein wie jeder andere auch, ›magische‹ Kräfte haben im Mittelalter auch andere, ›richtige‹ Edelsteine. Mot. F 809.11. Extraordinary cold stone; D 1071. Magic jewel; D 1389.9.1. Magic stone protects against poverty; D 1385.3.2. Magic stone protects against witchcraft. 8528 Die Quelle des Wissens um den Stein Galazia wird in W und P verschieden dargestellt. Zwar ist es jeweils der König Evax von Arabia, von dem das Wissen ausgeht; doch während die Wissensvermittlung in W in der Gegenwart des Textes stattfindet und König Evax anscheinend dem Artushof Auskunft gibt über die Natur des Steines, wird in P das Wissen als handlungsextern beschrieben und zwischen Romanund realer, gelehrter Welt unterschieden. Implizit konstruiert W mit dieser Strategie eine Identität zwischen Romanwelt und realer Welt, indem eine im Mittelalter wohl als real-lebensweltlich vorgestellte Figur (Evax) als Bindeglied fungiert zwischen Romanwelt und gelebter Welt. In P herrscht demgegenüber eine strenge, chronologisch geschichtete Sektion in Fiktionales und Reales. Vgl. auch K zu 2326–2331. 8531 Arabien ist ein gerne genannter Herkunftsort bei Wolfram von Eschenbach (Parz und Willehalm passim), steht aber auch etwa Wigal 10903, Trist 4893 u. ö.; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 234. 8539 Pérennec 1970, S. 132 weist darauf hin, dass manche Zaubersteine unterschiedliche Auswirkungen auf Männer oder Frauen hatten. Da hier aber explizit die Rede vom Schutz gegen Magie und Zauberei ist, erübrigt sich eine solche These wohl. 8585 Ähnliche Sentenzen finden sich in der mittelhochdeutschen Literatur relativ häufig, vgl. etwa Parz 351,13: unkünde dicke unminnen sint oder Wilhelm von Wenden 5709: unkunde noch unminne sint (vgl. Leitzmann 1931, S. 302; Richter 1934, S. 268). 8667 Der metaphorische Gebrauch von stam für eine Person ist sonst selten, vgl. aber Parz 128,28 (Schilling 1866, S. 33). Interessanterweise begegnet eine ähnliche Formulierung, ebenfalls auf Artus gemünzt, in Mantel 188: Artûs der êren stam (Neumaier 1883/84 II, S. 10). Im altfranzösischen Fabliau fehlt die Metaphorik, wo es Manteau 47 nur dou bon rei Artu heißt. 8783–8787/8801 Siehe zum Pfingstfest K zu V. 5582. 8842–8845 schiltære von Ackers glaubt HaA schon anderswo gelesen zu haben. Weston 1925, S. 350 wundert sich über die Erwähnung von Akkon als Handelsplatz, da dessen Bedeutung nicht so groß gewesen sei, dass er für Ulrich von Relevanz gewesen wäre. Leitzmann 1931, S. 305 hält es dagegen für wahrscheinlich, dass diese Anspielung »irgendwie mit den erlebnissen des königs Richard Löwenherz im heiligen lande zusammenhängen [dürfte], die Ulrich durch dessen geisel Hugo von Morville bekannt geworden sein könnten«. Thompson, J. W. 1937 sieht in der Rückeroberung von Akkon aus der Hand Saladins durch Richard Löwenherz am 13. Juli 1191 einen möglichen Anlass und deutet dies als entscheidendes Indiz zur Datierung des ›Lanzelet‹ – ein Indiz, dass nur wenig relevant ist, wenn man die Angaben Ulrichs zu seiner Quelle (Hugh de Morville etc.) ernst nimmt. Über das Datum des ›welschen
1268
Stellenkommentar
Buches‹ erfährt man dadurch wenig. Zudem ist es unklar, ob sich ze den stunden auf die Gegenwart des Erzählers oder die Gegenwart der Handlungsebene bezieht. Kurzum: Das alles lässt sich sehr schwer beurteilen. Vgl. auch Pérennec 1970, S. 132f.; Pérennec 2004, S. 407, Anm. 136. Es steht demgegenüber fest, dass Akkon einer der großen Kreuzfahrerhäfen des 12. Jahrhunderts und (dadurch) bedeutender Handelsplatz war, wo die Fabrikation von Waffen zur Verteidigung des Heiligen Grabes wohl einen wichtigen Handwerkszweig ausmachte (Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 230 = Kerth, Th. 2005, S. 229; vgl. LexMA I, Sp. 252f.). Glinka-Janczewski 1963, S. 233 betont, dass die Schildmacher in Akkon tatsächlich im Hafen zuhause waren, Ulrich könnte also auch durch einen persönlichen Kontakt Kenntnis von Akkon erhalten haben (weiterführende Literatur ebd., Anm. 3). Vgl. auch K zu V. 8862. 8862 Alexandria war (neben Akkon) ein weiterer wichtiger Hafen und Umschlagplatz der Kreuzfahrer und ein Zentrum der Stoffproduktion (Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 230 = Kerth, Th. 2005, S. 229; vgl. LexMA I, Sp. 382–384). Wirnt nennt Alexandria ebenfalls als Herkunft kostbarer Stoffe (Wigal 10350), der Name wird außerdem erwähnt in Parz 21,21. 103,11; Willehalm 79,17: ze Alexandrîe in der habe könnte eine Reminiszenz an Ulrichs Wendung zu Akkon sein; vgl. GlinkaJanczewski 1963, S. 234. 8866 Sibille ist zweifellos diu prophêtisse, die Erythräische Sibylle (Parz 465,23), wie sie immer wieder in mittelhochdeutschen Texten auftaucht (Er 5216; Parz 482,1; Willehalm 218,13; vgl. Bartsch 1872, S. 217; Glinka-Janczewski 1963, S. 217). Sie soll nach einer auf Augustinus (Aug. civ. 18,23) zurückgehenden Tradition mit ihren Prophetien Christus vorhergesagt haben. Allgemein zur Sibylle bzw. Sibylla in mittelhochdeutschen Texten siehe Kern in LAGDTM, S. 575–579. Schwerer deutbar ist die Herkunftsbezeichnung Kunis. HaA verweist auf Er 2003, wo von einem Connelant (vgl. auch K zu V. 196–240) die Rede ist, über das der Sultan herrsche und woher der beste Zobel komme, den es in der Welt gibt (vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 24). Warum aber Kûnis als Heimatort der Sibille und weshalb importiert man von dort Zobel? Wackernagel 1853, S. 563 sah die Herkunft des Stoffes in Quenolant = Finnland. Denecke 1930, S. 122 erklärt sich die Stelle durch eine Vergil- oder Lucan-Lektüre Ulrichs, geht aber nicht näher darauf ein. Fourquet 1934 dagegen leitete Hartmanns Conne aus afrz. conins ›Hase, Kaninchen‹ her, die Suche nach der tatsächlichen Herkunft des zobel würde sich bei der Annahme einer solchen fiktiven Herkunftsbezeichnung erübrigen: Es würde sich um Hasenfell handeln, dessen Bezeichnung für einen Ortsnamen genommen und mit Cumae bzw. Iconium zusammengebracht wurde (für den ›Lanzelet‹: Krause 1985, S. 90–95). Die wahrscheinlichste Variante ist, dass der Name – mit oder ohne ›Hase‹ – über Verderbnisse entstanden ist, in Verg. aen. 6,98 (und in zahllosen weiteren Texten) ist als Heimat der Sibille Cumae (im Altertum eine Küstelstatt nordwestlich des Lago Averno) angegeben – was ein weiteres Indiz für Sizilianische Lokaltraditionen wäre –, En 2601 (82,15) nennt Îcônje < Iconium, das heutige türkische Konya (Richter 1934, S. 118f.). Wer aber als erster die Verbindung mit dem Zobel hergestellt hat,
8842–8845/9015–9016
1269
Hartmann oder Ulrich, und ob zuerst der zobel mit Conne und dann (durch Verwechslung?) Conne mit Cumis, oder ober der zobel direkt mit dem Land der Sibylle zusammengebracht wurde, ist kaum zu entscheiden (vgl. Rosenhagen 1917; Richter 1934, ebd.; Rosenfeld 1936, S. 86; Walshe 1953, S. 100). Dass es sich hierbei jedoch um eine direkte Anspielung des einen auf den anderen bzw. um einen Leitfehler handelt, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Loomis äußert zwar Zweifel an dieser Herleitung, scheint sich ihr aber dann doch anzuschließen (Webster/Loomis 1951, S. 230f. = Kerth, Th. 2005, S. 229f. mit Literatur zur Erythräischen Sibylle), kritisch auch Pérennec 1970, S. 133. Pérennec 2004, S. 409–411, Anm. 137 folgt weitgehend der Hypothese Richters, weist aber auch auf die Möglichkeit einer Beeinflussung durch den ›Roman d’Eneas‹ hin. Vor allem aber will er sich nicht mit der (nach Richter) rein zufälligen Verbindung von Zobel und Sibylle abfinden; eine Frage, die er vorderhand offen lässt und jüngst damit beantwortet, dass Sébile in einem altfranzösischen Text mit einem (mantel) sebelin ›Mantel mit Zobelbesatz‹ assoziiert wurde (Pérennec 2002; zit. nach Birkhan 2002/05 V, S. 61, Anm. 83). Mot. M 301.21. Sibyl as prophet. 8878 Pferde aus Spanje begegnen auch in Er 2327 (vgl. HaA; Schilling 1866, S. 9; Neumaier 1883/84 II, S. 23; Gruhn 1899, S. 279f.; Behre 1913, S. 27, Anm. 1, S. 103, Anm. 2); Erec/CdT 2395; Charrette 1651, 6777; Yvain 2331; Parz 400,4; Trist 6660 u. ö. (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 277f.). Dass Pferde aus Spanien im Mittelalter beliebt und bekannt waren, zeigt schon das mhd. Wort kastelân, vgl. V. 5172 (und K dazu), 5607, 8722, 8876 (Gruhn 1899, ebd.). Auch Apulien und Dänemark galten als Herkunftsländer hervorragender Pferde (Glinka-Janczewski 1963, S. 273). Vgl. auch Kerth, Th. 2005, S. 230. Ob Apulien ein »name of topical interest« war, nur weil ein Staufer auch von Pülle künec (Walther v. d. V. L 28,1) war (Glinka-Janczewski, ebd.), sei dahingestellt. 8883–8884 Siehe K zu V. 787. 8910–8916 Laudatio temporis acti: Damals waren den Herren Freundschaft und freundliche Worte lieber als Hass und ... ja als was? Als hort ›Reichtum‹? Piper ist irritiert und schlägt vor, in V. 8916 mort statt hort zu lesen, was gut möglich ist. Andererseits steht wohl auch fest, dass Lectio difficilior eindeutig WP haben: Aus der banalen Bemerkung, dass man damals die Freundschaft dem Hass vorzog, wird ein komplexes Tugendschema in nuce, das der Freundschaft gegenüber dem Reichtum den Vorzug gibt. 8939 Aus diesem Vers (sîn herre) abzuleiten, dass Artus der Lehnsherr von Lanzelet ist, ist höchst problematisch, wie selbst Roßbacher 1998, S. 99f., dem eine solche Deutung entgegenkommen würde, notiert. Eher liegt eine topische Wendung (ehrenvolle Anrede) vor. 9015–9016 Ramueret ist rätselhaft. Singer 1898a, S. 433 erwägt eine Verbindung zu Parzivals Vater Gahmuret (kritisch Krause 1985, S. 78). Loomis verweist zunächst auf Rummaret von Wenelande in Wace, Brut 9710: einen der drei Könige, die sich Arthur nach seinem Feldzug nach Irland und Island unterwerfen; hält dann aber eben-
1270
Stellenkommentar
falls Gahmuret für den wahrscheinlicheren Referenzpunkt. Das passe auch zu Karjet, der Gaheriet, einem Sohn Loths, entsprechen dürfte (vgl. K zu V. 3188), da in manchen Traditionen Percevals Vater von den Söhnen Loths getötet wird (Loomis, R. Sh. 1949, S. 399–407; Webster/Loomis 1951, S. 231 = Kerth, Th. 2005, S. 230). Vgl. auch Glinka-Janczewski 1963, S. 213f. 9091 Ich sehe keinen Grund, das schœne lant als Eigenname auszuweisen (so GlinkaJanczewski 1963, S. 275). 9148–9151 Die Gespielinnen der Iblis (vgl. K zu V. 4072–4078) sind, seit Iblis sie mit Lanzelet verlassen hatte, keusch (ohne Mann) geblieben. Die Motivation dafür ist unklar, der Kontext spricht für eine Treuebezeugung gegenüber ihrer Herrin. Mot. T 300. Chastity and celibacy. 9163–9165 Die Verwechslung von Rittern mit Engeln erinnert an die Szene zu Beginn des ›Perceval‹, wo der naive Bub Perceval drei heranreitende Ritter für Engel hält (Perceval 138; vgl. Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 231 = Kerth, Th. 2005, S. 230; K zu V. 4428–4429). 9172–9174 HaA verweist auf Greg 1575–1578: swelch ritter ze Henegouwe, ze Brâbant und ze Haspengouwe ze orse ie aller beste gesaz, sô kan ichz mit gedanken baz. Brabrant (Brabant) wird auch mehrmals von Wolfram erwähnt, ähnlich wie im ›Gregorius‹ in Parz 89,17 (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 237). Brabant galt offenbar als Inbegriff des Turnierwesens: Wer turnieren wollte, machte sich nach Brabant auf, wie nicht zuletzt die ›cross-ge-dressed-te‹ Protagonisten des ›Borte‹, als sie sich auf die Suche nach ihrem Ehemann begibt (Borte 403). Hofstäter 1811, S. 218, Anm. geht davon aus, dass Dodone in Brabrant liege (siehe K zu V. 331–333). Bertau 1983, S. 30 verweist für V. 9170ff. auf Parz 158,13ff. und sieht darin einen zwingenden Beweis für die Benutzung des ›Parzival‹ durch Ulrich: als uns diu âventiure gieht, von Kölne noch von Mâstrieht kein schiltære entwürfe in baz denn alse er ûf dem orse saz. Ich halte die Parallele für blass: baz : saz ist ein Allerweltsreim, zwar mag man eine geographische Verbindung herstellen, doch im einen Fall geht es um Schildmacher, im anderen um Ritter! 9177 Siehe K zu V. 7180. 9192–9194 Vgl. zur Formel guot umb êre nemen sowie zur Problematik des Beschenkens von Fahrenden K zu V. 5596–5619, 8394. Mot. W 11.2. Generous monarch. 9208–9217 Die auch hier eher knapp geschilderte Lehnsübergabe wird in Artusromanen generell selten erzählt, findet sich aber auch ähnlich in Wigal 9549–9552, wo Gwigalois seine Gefolgsleute belehnt. Die genaue Rechtslage zwischen König und
9015–9016/9309ff.
1271
Lehnsmännern bzw. auch zwischen Artus und den übrigen Rittern der Tafelrunde aber, die in der Regel ja auch Könige sind (?), wird nie explizit angesprochen und bleibt offen (Knoll 1966, S. 41f.). Auch die Festlegung von Lanzelet als des küniges her (V. 9352) ist unklar: erstens was die rechtliche Bedeutung der Wendung angeht, zweitens da her (im ›Lanzelet‹ in der Regel mit Kurzvokal) nicht reimt. Dem ›Lanzelet‹ eignet damit aber, gegen Ende zu, dennoch ein – für einen Artusroman – sonderbarer Realismus (vgl. Roßbacher 1984/85, S. 189; Kerth, Th. 2005, S. 231), der sich mit dem moralisch-ethischen Prinzip des Primus inter pares der Tafelrunde nicht widerspruchslos in Einklang bringen lässt. Mot. P 634. Feasts; P 13.5. Crowning of kings; P 50.0.1. Feudality: [enfeoffment]; M 100. Oath of allegiance. 9236–9239 Die Denkstruktur ist eigenwillig: Wenn dort, am Hof – in der Erzählung also –, nicht ein riesengroßes Fest vonstatten ging, dann soll das Publikum, sollen die Leser dem Erzähler nicht glauben, was er berichtet. Dass dort aber ein solches ungeheures Fest am Laufen war, das weiß man wiederum vom Erzähler! Die Argumentation ist zirkelschlüssig. Oder sollte man lesen: Wenn ihr mir nicht (einmal) glauben wollt, dass dort ein entsprechendes Fest war, dann braucht ihr mir überhaupt nichts mehr zu glauben? 9274–9276 Die Anspielung bleibt völlig unklar. Roßbacher 1984/85, S. 201 hält es für möglich, dass der Artushof schon wieder von einer neuen Bedrohung gefährdet wird, präsentiert diese Vermutung aber als pointierten Abschluss seiner Studie. Ähnlich situiert ist die Überlegung bei Münch 2005, S. 291, dass Artus gleichsam von Lanzelets Macher-Qualitäten ›angesteckt‹ sei und sich mit zuvor ungekannter Tatkraft aufmache, um seine eigenen Probleme selbst in die Hand zu nehmen; das gäbe dem Ende eine optimistische Note. Oder sind es gar nur die normalen Regierungsgeschäfte, die auf Artus warten, was der realistischen Zeichnung des Schlussteils entgegenkäme? 9308 Bemerkenswerterweise leben Iblis und Lanzelet nicht an seiner (Lanzelets) väterlichen Burg, sondern im Reich ihres Vaters. Combridge 1973, S. 62 geht davon aus, dass hierdurch die Bedeutung von Iblis nochmals herausgestellt werden soll, vielleicht kann Lanzelet seinen Mannen auch mehr vertrauen (und überlässt ihnen daher eher sein Königreich zur Verwaltung) als den Leuten Iwerets. Man sollte jedoch bedenken, dass die meisten Artusritter in ein Königreich einheiraten, etwa Iwein, Parzival und schon dessen Vater Gahmuret; Ausnahme ist Erec. Eventuell liegt der Grund also in literarischer Konvention. Vgl. auch Kap. II.5.2 passim. 9309ff. Der Epilog des ›Lanzelet‹ hat, abgesehen von einzelnen Elementen wie der Quellenberufung (siehe K zu V. 9322–9341), in der Forschung wenig Beachtung gefunden. Eine umfassende Analyse des Schlussteils ab V. 9309 hat erst Münch 2005, S. 77–90 unternommen. Sie bezieht den Epilog auf den Prolog (vgl. K zu V. 1–40): Wieder würde die Gut-Böse-Dichotomie thematisiert, doch während der Prolog dabei auf das Schicksal des Helden vorausweist, blickt der Epilog zurück auf das Erreichte und zeigt Lanzelet als Muster eines vrumen. Auch der Aufbau des Epilogs entspräche dem des Prologs, wenn, beginnend mit V. 9350, der allgemeine Epilog-Teil übergeleitet wird in einen Abschnitt, der konkret auf den Protagonisten zugeschnitten ist.
1272
Stellenkommentar
Man könnte – was Münch nicht tut – durchaus von ›Epilogus praeter‹ und ›post rem‹ sprechen. Doch auch in dieser Deutung bleibt die Passage sperrig: Die Thematik des Epilogs ähnelt allenfalls jener des Prologs; während die Werte-Dichotomie, die den Prolog prägt, im Epilog nur angedeutet ist, dominiert nun eine Captatio benevolentiae den allgemeinen Teil (V. 9309–9321), die im Prolog wiederum allenfalls implizit gegeben ist. Von einer strengen Parallelisierung, wie sie Münch (S. 81f.) mit ihrem Übersetzungsvorschlag erzwingen will, kann keine Rede sein. Auch die Quellenberufung samt Autornennung (V. 9322–9349), die schon dem Umfang nach der wichtigste Teil des ›Epilogus praeter rem‹ ist, lässt sich in Münchs Interpretation schwer integrieren. Und schließlich hat der Epilog am Ende (ab V. 9433) noch einen dritten Teil, der vor allem dem Gönneranruf dient. Der Rückfall in die Handlung, der zwischen den allgemeinen Teilen eingeschaltet ist, nimmt sich vor diesem Hintergrund sonderbar aus, zumal er nicht nur bereits Gesagtes summiert, sondern auch neue Informationen über Lanzelet und seine Familie bietet, die Handlung also eigentlich fortsetzt. All das zusammengenommen, stellt sich – gerade im Rückblick auf den blockartig konzipierten und relativ klar strukturierten Prolog – die Frage, ob Münchs glättende Lesung den raschen Registerwechseln des Textes gerecht wird; ja, ob hier überhaupt ein konsequent ausgearbeiteter Epilog vorliegt. 9322–9341 Die Quellenangabe ist – trotz ihrer Deutlichkeit – eines der strittigsten Probleme in der Forschung. Eindeutig sind die historischen Fakten: Der englische König Richard Löwenherz, im Übrigen selbst der arthurischen Literatur zugetan (Schmolke-Hasselmann 1980, S. 202f.), wurde am 21. oder 22. Dezember 1192 von Herzog Leopold von Österreich gefangen genommen, in der Küenringer Burg Dürnstein festgesetzt und schließlich Kaiser Heinrich VI. überantwortet. Seine Freilassung erfolgte im Februar 1194 unter Anerkennung staufischer Lehnsherrschaft über England und unter Zahlung einer heute wie damals kaum vorstellbaren Lösegeldsumme von 100.000 Mark (zur Mark siehe K zu V. 8497). Im Zuge der Freilassung wurden 60 Geiseln an den staufischen, sieben an den Wiener Hof gestellt, die später gegen weitere 30.000 bzw. 20.000 Mark an Kaiser Heinrich bzw. Herzog Leopold ausgelöst werden sollten (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5426, Anm.; Hahn 1845, S. XIIIf.; Paris 1865, S. 251; Schilling 1866, S. 5 u. v. a. m.; eingehend Zellmann 1996, S. 22f.; Nadler, S.-M. 1997, S. 7f.; McLelland 2000, S. 3f.; Brinckmann 2004, S. 154). Unter diesen Geiseln befand sich offenbar ein Huc de Morville, mit hoher Wahrscheinlichkeit der 1204 gestorbene Hugh de Morville, Lord de Burgh (by Sands) of Cumberland, der vermutlich (zweifelnd Kerth, Th. 2005, S. 8) zu den Mördern von Thomas Becket, des Bischofs von Canterbury, zählte.103 Die vor 103 Hutton 1894; Paris 1881, S. 471 (gegen seine frühere Meinung); Bächtold 1892, S. 87; Gruhn 1899, S. 301; Schofield 1906, S. 234; Maynadier 1907, S. 85; Bruce 1928 I, S. 207, Anm. 26; Webster 1940, S. 272f.; Webster/Loomis 1951, S. 5, 232; eingehend Glinka-Janczewski 1963, S. 33–93; vorsichtig Norman 1965, S. 286f.; Brogsitter 1971, S. 83; Kantola 1982, S. 15–18; Brogsitter 1984, S. 26, Anm. 6; Funcke 1985, S. 17; Bräuer 1990, S. 243; Zellmann 1996, S. 23–26; Wehrli 1997, S. 295; Mertens 1998, S. 88; Johnson, L. 1999, S. 285; McLelland 2000, S.
9309ff./9322–9341
1273
allem in der älteren Literatur zu findende Annahme, es handle sich um den gleichnamigen Bischof von Coutances, der zu dieser Zeit allerdings erst ein junger Geistlicher war,104 ist nicht auszuschließen, aufgrund der engeren Bindung des anderen Hugh ans britische Königshaus und seiner damit verbundenen hohen gesellschaftlichen Position jedoch unwahrscheinlich (eingehend Richter 1934, S. 13–15; vgl. Mück 1952, S. 7; unentschieden Bertau 1983, S. 31). Daraus ergibt sich der terminus post quem für den ›Lanzelet‹ mit Februar 1194, allenfalls kann Frühling oder Sommer 1193 angenommen werden, wenn man wie Albert Gruhn davon ausgeht, dass die Ankunft der Geiseln bereits einige Monate vor der Freilassung Richards erfolgte (Gruhn 1899, S. 301). Schwierig zu beurteilen ist insbesondere die Frage, wie Ulrich zu diesem ›welschen Buch‹ kam. Doch bereits seine eigene Darstellung ist mehrdeutig (vgl. GlinkaJanczewski 1963, S. 69–71): Kamen die Geiseln, unter denen sich der ominöse Huc befand, zuerst zu Leopold nach Wien, von wo sie dann Kaiser Heinrich zu sich an den Stauferhof befahl? War der Weg ein umgekehrter? Oder war Leopold überhaupt nur der Fordernde, und die Geiseln wurden von Anfang an der Gewalt des Staufers direkt unterstellt? Und wo hat Ulrich sein Buch bekommen? Die Hypothesen zu diesen Fragen sind relativ zahlreich, bestehen zumeist aber nur aus beiläufig geäußerten Vermutungen: Einige Forscher sahen den Kontakt am Kaiserhof (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5426; Neumaier 1883/34 II, S. 17; Bumke 1979, S. 153f.; Cramer 1981, S. 341; Bumke 1997, S. 105f.; Bumke 1999b, S. 652), andere am Wiener Hof (Fauriel 1852, S. 215; Schilling 1866, S. 1; Paton 1960, S. 5; Schofield 1906, S. 234). Nimmt man an, dass der Kontakt am Stauferhof stattgefunden habe, wäre dies das einzige Werk der mittelhochdeutschen Epik um 1200, für das direkte Beziehungen zum Kaiserhof vorliegen. Bächtold erwägt eine Teilnahme Ulrichs am Kreuzzug, wobei er Hugh de Morville kennen gelernt haben könnte (Bächtold 1870, S. 20; kritisch Pupikofer 1828/30 I, S. 414f.). Schröder, E. 1908, S. 345 hält es für wahrscheinlich, dass Ulrich als Kaplan in kaiserlichen Diensten stand und dort auch Französisch gelernt hätte. Dagegen folgert Denecke 1930, S. 114–117 aus der Passage, dass Ulrich vielleicht als Notarius eines fürstlichen Herrn am kaiserlichen Hof geweilt habe, wo er vor der Italienreise des Kaisers das ›welsche Buch‹ von Hugh de Morville erhalten habe. Da die Handschriften zum Großteil ins Elsass weisen, denkt er an Speyer, wo Heinrich die Verhandlungen mit Richard Löwenherz führte und die Geiseln empfing. Wallner 1935, S. 171f. nimmt als Treffpunkt von Ulrich und Hugh die Hagenau an, Kuhn 1952, S. 135f. sieht Hugh zuerst in Wien, dann am Kaiserhof. Walshe 1962, S. 176 geht davon aus, dass Hugh in der Schweiz einquartiert war. Eine elaborierte Hypothese entwickelte erst Glinka-Janczewski 1963, S. 94– 4f.; Ranawake 2000, S. 46; Brinckmann 2004, S. 155; Pérennec 2004, S. 35f.; Wennerhold 2005, S. 35; zur Familie der Morvilles allgemein Dahood 1994, umfassende Literaturverweise bei Kerth, Th. 2005, S. 231. 104 Paris 1865, S. 253; Bächtold 1870, S. 35; Märtens 1880, S. 687f.; Piper 1892, S. 169; Wallner 1935, S. 175, der es für unmöglich erachtet, dass ein Mörder als königliche Geisel fungierte.
1274
Stellenkommentar
105 (für einen Abriss der früheren Forschung vgl. ebd., S. 33–105). Sie versucht zu zeigen, dass Ulrich mit dem kaiserlichen Hof verbunden war, was auch Jackson 1974/75, S. 291f. für gut möglich hält. Dafür spräche nicht nur, dass Lanzelets Wappen der (kaiserliche) Adler ist (vgl. K zu V. 372), sondern vor allem einige Motive der Geschichte, die an das reale Leben vor allem Friedrichs II. erinnerten: beispielsweise die Trennung von der Mutter (Konstanze) als Baby bzw. Kleinkind, die Regentschaft über das herrscherlose Land durch einen Getreuen (Philipp von Schwaben), die Heirat mit 15 Jahren, die doppelte Krönung etc. Allerdings macht es vor allem die kompakte interne Motivierung des ›Lanzelet‹ unwahrscheinlich, dass hier gleichsam von außen in die Handlung ›hineinmotiviert‹ worden wäre. Glinka-Janczewski, die sich dieses Einwandes bewusst ist, kontert, dass dies ein Grund für Ulrich gewesen sein könnte, genau diesen Roman zu übersetzen. Doch dazu sind die Parallelen m. E. zu unspezifisch (z. B. doppelte Krönung bei Lanzelet, weil er über zwei Königreiche herrscht; bei Friedrich, weil das erste Mal eine ›halbe Sache‹ war; kritisch auch Krause 1985, S. 62).105 Ebenso problematisch ist die Rolle Hughs de Morville. Während es nach anfänglich hitzigen Debatten nunmehr als ausgemacht gelten kann, dass es sich nicht um den Bischof, sondern um den Becket-Mörder handelt, ist dessen Zusammenhang mit der Dichtung noch ungeklärt. Vor allem Loomis und nach ihm Glinka-Janczewski nehmen an, dass Hugh de Morville nicht nur der Überbringer der Vorlage war, sondern dass er oder ein Mitglied seiner Familie der Gönner für das (anglonormannische) ›welsche Buch‹ gewesen wäre (Webster/Loomis 1951, S. 5 u. ö.; Marx 1953/54b, S. 374; Glinka-Janczewski 1963, S. 75f. u. ö.; Bullock-Davies 1968/70, S. 138; Brogsitter 1984, S. 18; vgl. Pérennec 1970, S. 25, 134f.; Zellmann 1996, S. 24; McLelland 2000, S. 5; Kerth, Th. 2005, S. 7f.; vgl. K zu V. 97–188, 119, 732, 1265, 1538, 1556, 3130, 3131–3135, 4060–4061, 6597, 6990). Walshe 1953, S. 99 hält es sogar für möglich, dass das für Hugh gearbeitete ›welsche Buch‹ seinerseits nur eine Bearbeitung einer Vorlage war. Schlussendlich muss man eingestehen, dass vieles unklar bleibt (vgl. Bumke 1979, S. 23): Gab es ein ›welsches Buch‹ (vgl. K zu V. 7180), war es provenzalisch oder anglonormannisch (vgl. Kap. II.3.1), wenn ja: von welchem Autor, in welche Zeit ist es zu datieren, oder ist Ulrichs Roman eine neue Kompilation, handelt es sich etwa gar, wie möglicherweise bei Wolframs ›Parzival‹, um eine Quellenfiktion, wie Spiewok, Buschinger und Roßbacher (siehe Kapp. II.3.4, II.5.3.2 und II.5.2.17; K zu V. 9327) etwas abenteuerlich vermuten? Auf jeden Fall bemerkenswert scheint mir die Tatsache, dass ein Mann wie Hugh de Morville, Quellenfiktion hin oder her,106 ein Buch auf seinen längeren Aus105 Auf jeden Fall zu weit geht Glinka-Janczewski, wenn sie etwa den Empfang zweier Boten durch Friedrich, die ihm von seiner Ausrufung zum König von Nürnberg berichten, mit den beiden Boten Iwan und Giot im ›Lanzelet‹ verbindet, oder einen Triumphzug Friedrichs mit den Schlussfeierlichkeiten im ›Lanzelet‹ und dergleichen; vgl. K zu V. 9347. 106 Dann wäre eben das Erzählen eines solchen Hergangs, den man anscheinend für verisimile hielt, das Bemerkenswerte.
9322–9341/9336
1275
landsaufenthalt mitnimmt, wohl zum persönlichen Zeitvertreib (Bumke 1979, S. 66). Nimmt man die Angaben Ulrichs ernst, liegt damit ein nicht unwesentliches Zeugnis für die (sonst so spärlich bezeugte) Vermittlung und Verbreitung von (französischer) Literatur – von der praktisch keine einzige Handschrift im deutschen Sprachraum erhalten ist (Bumke 1999b, S. 658)! – im Hochmittelalter vor. 9323 Zur Quellenbeteuerung siehe auch K zu V. 4849–4859. 9324 Der Paralleltext für P ist sehr problematisch, der Erzähler bringt seine eigene Quelle in Misskredit. Wenn auch der ›Lanzelet‹ ein latent ironischer Text ist: soviel Selbstironie traue ich dem Erzähler nicht zu. Siehe zum ›welschen Buch‹ auch K zu V. 7180. 9325 Was von êrst hier bedeuten soll, wird nicht recht klar (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 70f.). Schon Richter 1934, S. 12 hatte auf diese Merkwürdigkeit durch eine Sperrung hingewiesen und S. 274 vermutet, dass hier ein Indiz für einen längeren Arbeitsprozess am Text vorliege, über den Ulrich als Rückblickender spricht. Damit ist die Formulierung jedoch m. E. nicht gänzlich erklärt, von êrst bedeutet ›zuerst, erst‹, nicht ›damals‹ (vgl. ähnlich nochmals vor in V. 9340). Hatte Ulrich die Geschichte etwa öfters kennen gelernt, kannte er verschiedene Lancelot-Dichtungen, kam er in den Besitz mehrerer Kopien ein und desselben ›Buches‹, konnte er über ein und dasselbe Exemplar nicht durchgehend verfügen? Oder ist es doch bloß eine rhetorische Floskel? 9327 Roßbacher 1984/85, S. 188–191 interpretiert das als got wolte als politische Stellungnahme des Dichters für die staufische Seite: Die Regentschaft Heinrichs VI. war gerade zu Anfang krisengeschüttelt, die Gefangennahme des englischen Königs stellte einen wichtigen Schritt in Richtung Festigung der Zentralmacht dar. Eventuell sei die ausladende Quellenberufung dann überhaupt nicht für bare Münze zu nehmen (»wichtigtuerische[s] Geflunker«, S. 191) und nur Quellenfiktion; eine freilich, wie auch Roßbacher anmerkt, nicht zu beweisende Vermutung (so auch in seiner späteren Arbeit Roßbacher 1998; siehe Kap. II.5.2.17). Ich würde noch weiter gehen und auch an der von Roßbacher so bestimmt vermuteten politischen Stellungnahme zweifeln. als got wolte klingt doch sehr nach einer festen Wendung, und wenn man es schon wörtlich nehmen möchte, dann könnte man es sich auch z. B. dadurch erklären, dass die Weltgeschichte nun einmal so ablaufen m u s s, wie es Gott w i l l: Schicksalsgewissheit (durch sælde) ist eines der wesentlichen Merkmale des Titelhelden. Doch Sicherheit ist auch hier nicht zu gewinnen. 9328 Leopold V., Herzog von Österreich, starb 1194 an den kuriosen Folgen eines unglücklichen Reitunfalls. Er nahm Richard Löwenherz gefangen und übergab ihn später der Obhut Heinrichs VI. Bei der Freilassung Richards erhielt Leopold einen Anteil am Lösegeld sowie sieben Geiseln (gegenüber 60 am Kaiserhof ) als Sicherheit für den noch ausständigen Betrag (vgl. ausführlich K zu V. 9322–9341; Glinka-Janczewski 1963, S. 195; Pérennec 2004, S. 427, Anm. 142). 9335 Der Staufer Heinrich VI., Sohn Friedrichs I. Barbarossa, war deutscher Kaiser 1190–1197. Vgl. ausführlich K zu V. 9322–9342; Glinka-Janczewski 1963, S. 171. 9336 Die deutschen Lande werden hier merkwürdigerweise von Österreich unterschie-
1276
Stellenkommentar
den (Glinka-Janczewski 1963, S. 284), was im Hochmittelalter nicht unbedingt der Regelfall war. 9340 Im uns sieht Zellmann 1996, S. 29 einen relativ engen, vertraulichen Rezipientenkreis angesprochen, der in die eben referierten politischen Geschehnisse näher involviert war (vgl. K zu V. 9342–9347). Allerdings ist nicht gesagt, dass der mit dem uns angesprochene Personenkreis tatsächlich mit den Rezipienten deckungsgleich ist – wenn nicht überhaupt Autorenplural (Mhd. Gramm. § 429) zu lesen ist. 9341 Siehe K zu V. 7180. 9342–9347 Daraus, dass Ulrich von Freunden aufgefordert worden ist, dieses Werk auf sich zu nehmen und das romanische Buch ins Deutsche zu übertragen, folgert Schilling 1866, S. 5, dass Ulrich bereits ein bekannter Dichter gewesen und bereits mit anderen Werken in Erscheinung getreten sein muss. Bumke 1979, S. 153f. sieht in diesen Freunden literarisch interessierte Mitglieder des Hochadels, die in Kontakt mit den englischen Geiseln gestanden hätten. Johnson, L. 1999, S. 285 hält es für möglich, dass diese Freunde der ausschlaggebende Faktor für Ulrichs Dichten waren. Denn hätte er einen konkreten Gönner gehabt, hätte er diesen mit Sicherheit auch genannt, wenn man die ausführlichen Angaben zur Herkunft der Quelle bedenkt. Übersehen wird dabei freilich, dass Ulrich ja auf eine konkrete, wenn auch namenlose Gönnerfigur anspielt (V. 9434–9440). Weshalb er dies hätte tun sollen, wenn er keinem bestimmten Gönner folgte, lässt Johnson unbeantwortet. Zellmann 1996, S. 29f. schließlich macht aus der Not eine Tugend und deutet – gegensätzlich zu Johnson – das Fehlen einer konkreten Gönnernennung als »Indiz für die selbstverständliche mäzenatische Bindung der höfischen Literatur oder, unter dem Banner der Hausliteratur, für die familiare Gebrauchsfunktion« (Zitat S. 29). Besonders der Epilog spreche einen überschaubaren, vertraulichen Rezipientenkreis an, der auch in die etwas delikaten politischen Geschehnisse eingeweiht war, unter denen das Buch entstand (vgl. K zu V. 9322–9341, 9340, 9438–9441). 9344 Zur Herkunft des Dichters siehe Kap. II.1.1. 9347 vremd kann (hier) sowohl ›fremd‹ wie ›merkwürdig‹ meinen. Richter 1934, S. 274 sieht in dieser Formulierung eine gewisse Distanz angedeutet, die er dahingehend interpretiert, dass Ulrich von etwas rede, das schon länger zurückliege, den Epilog also erst einige Zeit nach dem Abschluss des Romans hinzugefügt habe. GlinkaJanczewski 1963, S. 103 nimmt den Vers in ähnlicher Weise wie Richter wörtlich und bringt ihn damit zusammen, dass Ulrich länger am Text gearbeitet und dabei eine Reihe von Wendepunkten im Leben Friedrichs II. in die literarische Komposition hätte einfließen lassen (vgl. K zu V. 9322–9341). Es blieb vorerst bei diesen relativ unverbindlichen Hypothesen. Dies änderte sich erst, als Pérennec 1970, S. 133f. auf eine ähnliche Stelle in Tandareis 18304 hinwies: Disiu vremde mære hât der Pleiære von der wälsche in die tiutsche brâht. Dies spricht dafür, dass auch im ›Lanzelet‹ die ›Fremdheit‹ (Fremdsprachigkeit?) und nicht die ›Fremdartigkeit‹ der Geschichte angesprochen wird. Andererseits, so könn-
9336/9367–9387
1277
te man entgegnen, fehlt beim Pleier eben dieses lange, das dem vremden mære eine Bedeutungsnuance gibt, die eher in Richtung ›Merkwürdigkeit‹ weist. Die Beobachtung von Richter und Glinka-Janczewski, dass hiermit Distanz ausgedrückt würde, ist also nicht ganz von der Hand zu weisen. Nur dürfte es sich eher um eine abstrakte Distanz zum Stoff handeln, wie sie auch immer wieder durch Ironiesignale des Erzählers formuliert wird, und weniger um eine konkret fassbare, räumliche oder zeitliche. 9348–9349 Die Widmung an das weibliche Publikum in P wirkt topisch, man fühlt sich an Wolframs ›zweiten‹ Prolog des ›Parzival‹ erinnert, wo der dortige Erzähler auf ironische Weise mit der Topik zu spielen scheint (Parz 114,5ff.). W bietet demgegenüber einen Verweis auf die Einleitung (vgl. nochmals V. 9405), wo Ulrich (V. 7) die frumen gegen die zagen ausspielt und Letztere quasi vom Genuss der Dichtung ausschließt (Pérennec 1970, S. 136; vgl. ausführlich K zu V. 1–40). 9352 Zur Wendung in P (des küniges her) siehe K zu V. 9208–9217. 9358–9366 Auch im ›Prosa-Lancelot‹ lebt Lancelots Mutter noch, nachdem er sein väterliches Erbland Benoÿc (mhd. Bonewig) am Ende des Romans (vor dem Wechsel in die Gralserzählung) von Claudas zurückgewonnen hat. Anders als bei Ulrich stirbt die Mutter aber bald nach dem Wiedersehen (LancFr, ed. Sommer V, S. 376–378, ed. Micha VI, Kap. CV, übs. Lacy III, S. 319; LancDt II, S. 776f.; vgl. Märtens 1880, S. 699; Lot 1918, S. 469; Webster 1934, S. 217; K zu V. 97–188; Richter 1934, S. 50). Eine ähnliche Struktur findet sich bei Arthur und Igraine in den Prosaromanen: Nachdem Arthur von Merlin von seiner Herkunft erfahren hat (vgl. K zu V. 4704–4711), findet er auch seine, dadurch überglückliche, Mutter. Freilich steht dies, anders als bei den Lancelots, nicht am Ende, sondern (ziemlich) zu Beginn der Arthurgeschichte (Malory I,21). Überpointiert könnte man sagen, dass Lanzelet und Lancelot in extenso das erleben, was Arthur bei Malory schon zur Hälfte des ersten Buches hinter sich hat. Die Anlage der Jugendgeschichte scheint aber tatsächlich ähnlich, es sind gleichsam arthurische ›Muster-Enfances‹. Mot. P 231. Mother and son. 9367–9387 Hinweise auf die nachfolgende Generation stehen hier zum ersten Mal in einem deutschen Artusroman und fehlen bei Hartmann von Aue völlig. Sie begegnen bald danach – wenn man den ›Lanzelet‹ nicht nach den ›Parzival‹ setzt – auch bei Wolfram von Eschenbach (Parz 823,27–826,38; Loherangrin) und im ›Wigalois‹ (Wigal 11626–11652; Gwiglois’ tapferer Sohn Lifort Gawanides; vgl. Schiewer 1993, S. 148). Im ›Lanzelet‹ festigen sie den dynatischen, verwandtschaftlichen und familiären Themenkreis (vgl. Kap. II.5.2, bes. die Interpretation von Pérennec in Kap. II.5.2.9). Eine vage Parallele liegt in ›Wolfdietrich‹ D vor. Dort wird erzählt, dass Herbrant, der Sohn Berchtungs, den Wolfdietrich mit der Bürgerstochter Amie verheiratet hat, mit dieser insgesamt vier Kinder hatte: die drei Söhne Hiltebrant, Nere und Eilsan sowie die Tochter Mergart (Wd D 2099. 2109; vgl. Miklautsch 2005, S. 192f.). Hiltebrant wird zum Helfer und Gefolgsmann des Berners, auf Mergart gehen die Wülfinge und der küne Wolfhart zurück. Mot. P 253.0.3. One sister and three brothers.
1278
Stellenkommentar
9371–9372 Vgl. Iw 2907–2908: nû muget ir mit dem guote | volziehen dem muote. (vgl. Neumaier 1883/84 II, S. 8). Ähnlich Greg 619–620: sô mac si mit dem guote | volziehen dem muote (Singer 1912, S. 150; Richter 1934, S. 194). Deshalb aber wie Singer einen Einfluss des ›Gregorius‹ auf den ›Lanzelet‹, oder wie Richter eine Beziehung zwischen Hartmann und Ulrich anzunehmen, ist übertrieben; die ohnehin seltenen Parallelen zwischen den Texten sind unverbindlich und lassen nicht auf eine Kenntnis in die eine oder andere Richtung schließen. Die Formel ist topisch und findet sich etwa auch in Trist 4519–4521 (Pérennec 1970, S. 135f.). Pérennec (ebd.) hält den Sinn der Stelle offenbar für problematisch und schwankt zwischen den Bedeutungen: Gutes für die Kinder tun oder den Kinderwunsch erfüllt bekommen (guot als ›Realität‹). Ich halte die Stelle für ganz eindeutig und sprichwörtlich (vgl. Ähnliches in TPMA V 298): Lanzelet und Iblis sind, wie sämtliche weiteren positiv besetzten Helden der hochhöfischen Artusromane, durch und durch milte. Dies zeichnet sie am meisten aus, und diesem innersten Gemütswunsch kommen sie mit ihrem Besitz nach, nämlich indem sie ihn verschenken. Es wird abermals die Idealität des Paares betont, das, nicht zuletzt wegen dieser Tugendhaftigkeit, nun auch mit Kindern gesegnet wird. 9405 Siehe K zu V. 9348–9349. 9412 Diese Stelle, namentlich das Wort verligen, für das wichtigste Indiz zu halten, dass Ulrich den ›Erec‹ kannte (Hesse 1994, S. 105, Anm. 24; vgl. Kerth, Th. 2005, S. 231; K zu V. 7828–7887), scheint mir übertrieben. Ein kritisches Bewusstsein im Sinne einer Reflexion über Erecs verligen-Problem signalisiert diese lapidare Bemerkung noch lange nicht. Und wie hätte man es denn sonst formulieren sollen? Aus heutiger Sicht ist es natürlich schon irritierend, dass in V. 9409–9413 die ›traditionelle‹ Interpretation der beiden Artusromane Hartmanns (verligen im Er vs. verrîten im Iw) in ein kompaktes Oxymoron verpackt wird. Lanzelet wäre wieder einmal besser als alle anderen, auch besser als die intertextuellen Referenzpunkte. Nur: Was war hier – bei der Forderung nach guter Herrschaft und tapferer Ritterschaft – zuerst, die Henne oder das Ei? 9424–9425 Dass Lanzelet und Iblis gleichzeitig sterben, könnte nach Hofer 1959, S. 34 aus der antiken Erzählung von Philemon und Baucis stammen, die in Ovids ›Metamorphosen‹ (Ov. met. 8,621ff.) integriert ist und von daher im Mittelalter bekannt gewesen sein dürfte. Dasselbe Motiv begegnet auch in ›Flore und Blanscheflur‹, wo das rührende Liebespaar 100 Jahre alt wird (Flore und Blanscheflur sind ja am selben Tag geboren), am selben Tag zur selben Stunde stirbt und in ein gemeinsames Grab gelegt wird (Flore 7888–7895). Mot. T 214. Husband and wife die at the same time. 9426–9429 Kerth, Th. 2005, S. 231 überlegt vorsichtig, ob V. 9428–9429 nicht ein Indiz dafür sein könnte, dass Ulrich – entgegen seiner vorherigen Behauptung – sehr wohl auch andere Lanzelet-Geschichten kannte. Dass er das just in dem Moment anspricht, als er Lanzelets vollkommenen Ruhm zu Ende erzählt hat, ließe weiters vermuten, dass der Held in diesen anderen Geschichten weniger glorreich abschneidet: es könnten Erzählungen von der ehebrecherischen Liebe Lanzelets zu Ginover
9371–9372/9441
1279
sein. Auszuschließen ist das freilich nicht, zu beweisen aber auch nicht (wie Kerth selbst betont). Ein weiteres Mal steht Topik gegen Interpretation. 9430–9444 Die Demutsformel ist in der weltlichen Erzählliteratur des deutschen Hochmittelalters einzigartig und dürfte nach dem Vorbild geistlicher Dichtungen gestaltet sein (Schwietering 1895, S. 10, 16; vgl. Richter 1934, S. 141). 9434–9437 Bächtold 1870, S. 20f. schließt daraus, dass Ulrich noch weitere Dichtungen plante. Gürttler 1976, S. 172 folgt ihm darin und nimmt an, dass der Gönner mit Gütern eher geizte, da wir nichts von weiteren literarischen Werken Ulrichs wissen. Es ist jedoch nicht eindeutig, ob hier tatsächlich die Arbeit als Dichter angesprochen ist. Wenn doch, stünde Ulrich mit seinem Vorschlag, der wohl nicht angenommen wurde, nicht alleine dar: Ähnlich stellt Wirnt von Gravenberc im Epilog des ›Wigalois‹ ein weiteres Werk in Aussicht, wenn – Wirnt ist hier weniger ökonomisch und stärker ideell orientiert als Ulrich – sein werc die wîsen guot dünken würde (Wigal 11669). Auch hier ist es vermutlich bei der Ankündigung geblieben. 9438–9441 Die Anrede an Gönner und Vertraute (?) evoziert die Wirkung der Unmittelbarkeit, was Zellmann 1996, S. 29 zur Vermutung Anlass gibt, hier würden »Rezipienten eines überschaubaren Lebenskreises« angesprochen (vgl. K zu V. 9342–9347). Oder ist die Wendung dennoch eher topisch aufzufassen? 9441 Mediales: Die Frage nach der Vermittlung mittelhochdeutscher Literatur zählt spätestens seit der germanistischen Rezeption der Arbeiten Paul Zumthors (etwa Zumthor 1994) zu den am heftigsten umstrittenen Problemkreisen der Altgermanistik. Die Diskussion scheint immer mehr auf einen Kompromiss zuzulaufen, der weder die orale (Vortrag) noch die schriftliche Rezeption (Buch) ausschließt (vgl. etwa den viel zitierten Band Müller, J.-D. 1996). Wie die Situation im konkreten Fall ›Lanzelet‹ aussieht, ist schwer zu beurteilen, da eine Wendung wie hœren oder lesen (dazu Green 1990; ausführlich Green 1994, zum ›Lanzelet‹ vgl. die Verweise S. 440) auch als feste Formel gedeutet werden kann und für den konkreten Fall nicht unbedingt eine ›Mischsituation‹ indizieren muss (Zellmann 1996, S. 30). Zwar sind Anspielungen auf eine mündliche Vermittlung leicht in der Mehrzahl107 , doch scheint mir das Fehlen dominanter formelhafter sprachlicher Strukturen (wie etwa in den so genannten ›Spielmannsepen‹) und die relative Konstanz der Überlieferung, zumindest was die Aspekte der Produktion und Tradierung anlangt, eher in Richtung einer – für mittelalterliche Begriffe – schriftliterarischen Kultur zu weisen.
107 hœren: V. 11, 23, 632, 2623, 3319, 4610, 5677, 5797, 6448, 7356, 7791, 8184, 9441. vernemen: V. 403, 2412, 4214, 4705, 5149, 5306, 6214, 6642, 7538, 9162 (Zellmann 1996, S. 73 und Anm. 30). Dagegen lesen nur: V. 4018–4019, 4238, 7182, 8868, 9441. Vgl. K zu V. 2348–2356, 4018–4019. Eine klare Gewichtung kann ich in dieser quantitativen Gegenüberstellung nicht erkennen.
IV. VERZEICHNISSE
1. 1.1
Abkürzungen
Allgemeine Abkürzungen
Abb. = Abbildung Afrz. = Altfranzösisch Akk. = Akkusativ Alem. = Alemannisch Anm. = Anmerkung Anord. = Altnordisch -arb. = -arbeitet Art. = Artikel Aufl. = Auflage Betr., betr. = Betreuer, betreut Bibl. = Bibliothek bibliograph. = bibliographisch Böhm. = Böhmisch bes. = besonders bzgl. = bezüglich bzw. = beziehungsweise Dat. = Dativ ebd. = ebenda durchges. = durchgesehen Elsäss. = Elsässisch eingel. = eingeleitet Einl. = Einleitung Engl. = Englisch erg. = ergänzt Erl., erl. = Erläuterung, erläutert erw. = erweitert ev. = eventuell Fr. = Fragment Frnhd. = Frühneuhochdeutsch Frz. = Französisch Gen. = Genitiv Got. = Gotisch Griech. = Griechisch
Hd. = Hochdeutsch Hess. = Hessisch Hg., hg. = Herausgeber, herausgegeben Hs. = Handschrift i. e. = id est (das ist) ibd. = ibidem (ebendort) Imp. = Imperativ Ind. = Indikativ Instr. = Instrumentalis It. = Italienisch Jh. = Jahrhundert Kap. = Kapitel Kärntn. = Kärntnerisch Komm. = Kommentar Komp. = Komparativ Konj. = Konjunktiv Lat. = Latein, Lateinisch Lit. = Literatur Md. = Mitteldeutsch Mfrk. = Mittelfränkisch Mhd. = Mittelhochdeutsch Mlat. = Mittellatein Mnl. = Mittelniederländisch N. F. = Neue Folge N. N. = Nomen nescio Nachw. = Nachwort Nd. = Niederdeutsch Ndr. = Nachdruck, Neudruck Nhd. = Neuhochdeutsch Nom. = Nominativ Obd. = Oberdeutsch Ofrk. = Ostfränkisch Part. = Partizip
1282
Verzeichnisse
m, Mask. = Maskulinum Pers. = Person n, Neutr. = Neutrum Pl. = Plural Port. = Portugiesisch tr. = transitiv u. ö. = und öfter Präs. = Präsens u. (v.) a. (m.) = und (viele) andere(s) (mehr) Prät. = Präteritum resp. = respektive Übertr., übertr. = Übertragung, übertragen S. = Seite übs. = übersetzt s. v. = sub verbum (unter dem usf. = und so fort [Stich-]Wort) usw. = und so weiter V. = Vers (des ›Lanzelet‹, wo nicht anders Schwäb. = Schwäbisch angegeben) Schweizer. = Schweizerisch scil. = scilicet (ergänze; versteht sich) Verb. = Verbindung vers. = versehen Sg. = Singular Vok. = Vokativ Span. = Spanisch Subj. = Subjekt vs. = versus Z. = Zeile Subst. = Substantiv z. B. = zum Beispiel Thür. = Thüringisch zit. = zitiert Thurg. = Thurgauisch z. T. = zum Teil f, Fem. = Femininum intr. = intransitiv
1.2
Abgekürzt zitierte Literatur
ABäG = Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. AfdA = Anzeiger für deutsches Altertum. Alem. Gramm. = Karl Weinhold: Alemannische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 1), Berlin 1963 [Ndr. Amsterdam 1967]. Annales = Annales [Wechselnde Titel: Annales d’histoire sociale (seit 1939), Mélanges d’histoire sociale (seit 1942), Annales. Économies, sociétés, civilisations (seit 1946), Annales. Histoire. Sciences sociales (seit 1994)]. Archiv = Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. ATB = Altdeutsche Textbibliothek. B = Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f. Bä = Jakob Bächtold: Der Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven (zugl. Tübingen, Diss. 1870), Frauelfeld 1870, S. 41–44 [Textbesserungen, teilweise von Conrad Hofmann]. BBIAS = Bibliographical Bulletin of the International Arthurian Society. Be = Otto Behagel: Zum Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven [Besserungen nach E. Pfaff ], in: Germania 35 = N. R. 23 (1890), S. 413. Bair. Gramm. = Karl Weinhold: Bairische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 2), Berlin 1867 [Ndr. Wiesbaden 1968]. Bayer. Wb. = Johannes Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch, 2 Bde., 2. Ausg. bearb. von Karl Frommann, München 1872–1877.
Abkürzungen
1283
BMZ = Georg Friedrich Benecke, Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3 Bde. [davon 1 Bd. in 2 Halbbden.], Leipzig 1854–1866. Briquet = C[harles] M[oïse] Briquet: Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier dès leur apparition vers jusqu’en 1600, 4 Bde., Paris 1907. Bu = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduit en français par Danielle Buschinger (Traductions des classiques du moyen âge 65), Paris 2003 [Übersetzung]. [1. Aufl. als: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, Texte établi et présenté par Danielle Buschinger (Reineke Taschenbuch-Reihe 12), Greifswald 1996.] Bumke = Joachim Bumke: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150–1300, München 1979, S. 470f. [Edition von V. 9309–9349, 9433–9441]. Co = Rosemary N. Combridge: Das Fragment B des Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven, in: Euphorion 57 (1963), S. 200–209 [Transkription]. Combridge = Rosemary N. Combridge zu Fragment G (brieflich und per E-Mail). Deu = Georg Deutscher (Hg.): Die Wiener Handschrift des Lantzelet Ulrichs von Zatzikhoven (Philologica Germanica 24 ; [zugl. Wien, Univ. Dipl. 2001]), Wien 2002 [Transkription]. DTM = Deutsche Texte des Mittelalters. DVjs = Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. DWb = Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, 32 Bde., München 1985 [Ndr. d. 1. Aufl. in 16 Bden., Leipzig 1854–1960]. Einl. = Einleitung der vorliegenden Arbeit (in FB, K, Edition und Transkription). FB = Forschungsbericht der vorliegenden Arbeit. Fb = Kurt Gärtner [u. a.]: Findebuch zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Mit einem rückläufigen Index, Stuttgart 1992. Frnhd. Gramm. = Frühneuhochdeutsche Grammatik, hg. von Oskar Reichmann und Klaus Peter Wegera (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 12), Tübingen 1993. G = Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80. GAG = Göppinger Arbeiten zur Germanistik. GK = Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47. Gr = E[berhard] G[ottlieb] Graff: Diutiska. Denkmäler deutscher Sprache und Literatur, aus alten Handschriften zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [1. Jg.], Stuttgart, Tübingen 1826, S. 31–39 [Fr. S, Transkription]. Graff = E[berhard] G[ottlieb] Graff: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache, etymologisch und grammatisch bearb. von E. G. G., 6 Bde., Berlin 1834–1842. Bd. 7: Gedrängtes althochdeutsches Wörterbuch oder Vollständiger Index zu Graff ’s althochdeutschem Sprachschatze, ausgearb. von H[ans] F[erdinand] Massmann, Berlin 1846. Grimm, Gramm. = Jacob Grimm: Deutsche Grammatik. Neuer, verm. Abdr. bes. durch Wilhelm Scherer, 4 Bde., Belin 1870–1898 [zit. nach Seitenzählung der Erstausgabe]. GRM = Germanisch-romanische Monatsschrift.
1284
Verzeichnisse
Ha = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Eine Erzählung, hg. von K[arl] A[ugust] Hahn, Frankfurt a. M. 1845. Ndr. mit einem Nachw. und einer Bibliographie von Frederick Norman (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters), Berlin 1965 [Text]. HaA = K[arl] A[ugust] Hahn: Lesarten und Anmerkungen, in: Ha, S. 221–281. Hagen = Friedrich Heinrich von der Hagen: Altdeutsche Handschriften der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst 1 (1809), S. 547–648, hier S. 603f. [leicht normalisierter und mit Interpunktion versehener Abdruck von V. 1–10, 9324–9346]. HaN = K[arl] A[ugust] Hahn: Berichtigungen und Zusätze [Nachträge, F. K.], in: Ha, S. 281f. Hannink = Oskar Hannink: Vorstudien zu einer Neuausgabe des Lanzelet von Ulrich von Zazikhoven, Göttingen, Diss. 1914. [Wo keine Seitenzahl angegeben ist, beziehe ich mich auf Hanninks textkritische Vorschläge S. 71–78.] Haupt = Moriz Haupt: [Rez. von Ha], in: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Juli 1845, Sp. 105–118. JEGPH = The Journal of English and Germanic Philology. K = Stellenkommentar der vorliegenden Arbeit. Ke = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, transl. by Thomas Kerth, with additional notes by Kenneth G. T. Webster and Roger Sherman Loomis (Records of Western Civilization), New York 2005. Kluge = Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24., durchges. und erw. Aufl. bearb von Elmar Seebold, Berlin 2002 (CD-ROM-Version). La = Anmerkungen von Karl Lachmann in HaA. La (Ha) = Lesarten von Ha auf Vorschlag von Karl Lachmann. LAGDTM = Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. von Manfred Kern und Alfred Ebenbauer unter Mitw. von Silvia Krämer-Seifert, Berlin, New York 2003. Le = Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bde. und Nachträge, Leipzig 1872–1878. Lei = Albert Leitzmann: Zu Ulrichs Lanzelet, in: PBB 55 (1931), S. 293–305 [die Besserungen S. 302–305 sind ohne Seitenangabe zit.]. LexMA = Lexikon des Mittelalters, 9 Bde. und 1 Registerbd., München, Zürich 1980– 1999. Me = Hermann Menhardt: Das neue Klagenfurter Lanzelet–Bruchstück GK , in: ZfdA 66 (1929), S. 257–267 [Transkription]. MGH = Monumenta Germaniae Historica. Mhd. Gramm. = Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik, 24. Aufl. überarb. von Peter Wiehl und Siegfried Grosse (Sammlungen kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 2), Tübingen 1998. MHDBDB = Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank, Leitung: Margarete Springeth, Koordination: Ulrich Müller, URL: http:// mhdbdb.sbg.ac.at/, benützt 2003–2005. MLN = Modern Language Notes. MLR = The Modern Language Review.
Abkürzungen
1285
Mo = Franz Joseph Mone: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 4 (1835), Sp. 321– 326 [Fr. S, Transkription]. Mot. = Motiv-Klassifizierung nach Stith Thompson: Motif-Index of Folk-Literature. A Classification of Narrative Elements in Folktales, Ballads, Myths, Fables, Mediæval Romances, Exempla, Fabliaus, Jest-Books and Local Legends, rev. and enlarged Ed., Kopenhagen 1955–1958. Ich folge für den ›Lanzelet‹ der Aufschlüsselung der Motive bei Karin Lichtblau: Motiv-Index der mittelhochdeutschen Artusromane bis 1240, 3 Bde., Wien, Diss. [masch.] 1989, bes. Bd. 2, S. 487–530 [nach Motiven geordnet], 796–815 [nach Verszahlen geordnet]. MTU = Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. P = Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371. PBB = Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur [Paul und Braunes Beiträge]. Pé = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Texte présenté, traduit et annoté par René Pérennec (Moyen Âge européen), Grenoble 2004 [Übersetzung; Seitenzahl wird nur angegeben, wenn aus dem Fußnotenkommentar zitiert wird]. Pérennec = René Pérennec: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduction en français moderne accompagné d’une introduction et des notes. Bd. 1: Traduction. Bd. 2: Introduction, Notes, Paris (Sorbonne), These 1970 [alle Zitate aus Bd. 2]. Piccard = Gerhard Piccard: Wasserzeichen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg), Stuttgart 1961ff. [bisher 18 Bde.] Piper = Paul Piper: Ulrich von Zazichoven [Forschungsbericht und Inhaltsangabe], in: Höfische Epik. 2. Tl.: Hartmann von Aue und seine Nachahmer, bearb. von P. P. (Kürschners Deutsche National-Literatur 4,1,2), Stuttgart o. J. [1892; Ndr. Tübingen, Tokyo 1974], S. 163–198, bes. S. 170–198 [V. 1–40, 131–132, 189–191, 278–301, 923–932, 2671–2694, 4018–4066, 5879–5881, 6900–6913, 7996–8017, 8910–8917, 9309–9351, 9433–9444]. PMLA = Publications of the Modern Language Association of America. RUB = Reclam Universal-Bibliothek. S = Straßburg, Stadtbibliothek, unsigniert [verbrannt], olim Johanniter-Bibliothek A 107 [nach Gr und Mo]. Schwäb. Wb. = Hermann Fischer: Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adelbert v. Keller begonnenen Sammlungen und mit Unterstützung des württembergischen Staates bearb. von H. F. Zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, 7 Bde., Tübingen 1904–1936. Sp = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, mhd./nhd. von Wolfgang Spiewok (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 58; WODAN 71), Greifswald 1997 [Übersetzung]. Spr = R. Sprenger: Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten [Besserungsvorschläge zum Lanzelet], in: ZfdPh 7 (1875), S. 92. SM = Sammlung Metzler. TL = Adolph Tobler und Erhard Lommatzsch: Altfranzösisches Wörterbuch, 11 Bde., Wiesbaden 1915–2002. TPMA = Ricarda Liver [u. a.] (Hg.): Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lexikon der
1286
Verzeichnisse
Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters, hg. vom Singer der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, begr. von Samuel Singer, wissenschaftliche Leitung R. L., 13 Bde. und Quellenverzeichnis, Berlin, New York 1995–2002. VL = Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, unter Mitarb. zahlreicher Fachgenossen hg. von Wolfgang Stammler, ab Bd. 3 von Karl Langosch, 5 Bde., Berlin 1933–1955. 2 VL = Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, begr. von Wolfgang Stammler, fortgef. von Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Aufl. unter Mitarb. zahlr. Fachgel. hg. von Kurt Ruh (Bd. 1–8) und Burghart Wachinger (Bd. 9ff.), Berlin, New York 1977ff. [bislang 10 Bde.]. W = Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, olim Ms. Ambras. 422. WAGAPH = Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie. Wbb. = Bayer. Wb., BMZ, DWb, Fb, Le. We = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. A Romance of Lancelot, transl. from the middle high german by Kenneth G. T. Webster, revised and provided with additional notes and an introduction by Roger Sherman Loomis (Records of Civilization, Sources and Studies 47), New York 1951 [Übersetzung]. Weinhold, Mhd. Gramm. = Karl Weinhold: Mittelhochdeutsche Grammatik, 2. Ausg., Paderborn 1883 [Ndr. Paderborn 1967]. WW = Wirkendes Wort. ZfdA = Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. ZfdPh = Zeitschrift für deutsche Philologie. ZfrPh = Zeitschrift für romanische Philologie. ZFSL = Zeitschrift für französische Sprache und Literatur.
2.
Ausgaben und Übersetzungen des ›Lanzelet‹
Combridge, Rosemary N.: Das Fragment B des Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven, in: Euphorion 57 (1963), S. 200–209. Deutscher, Georg (Hg.): Die Wiener Handschrift des Lantzelet Ulrichs von Zatzikhoven (Philologica Germanica 24; [zugl. Wien, Univ. Dipl. 2001]), Wien 2002. Graff, E[berhard] G[ottlieb]: Diutiska. Denkmäler deutscher Sprache und Literatur, aus alten Handschriften zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [1. Jg.], Stuttgart, Tübingen 1826, S. 31–39 [Fr. S]. Hofstäter, Felix Franz: Altdeutsche Gedichte aus den Zeiten der Tafelrunde aus Handschriften der k. k. Bibliothek in die heutige Sprache übertragen. I. Theil. Lanzelet de Lac von Ulrich von Zatzikhoven, Wien 1811 [nach W]. Menhardt, Hermann: Das neue Klagenfurter Lanzelet–Bruchstück GK , in: ZfdA 66 (1929), S. 257–267.
Weitere Primärliteratur
1287
Mone, Franz Joseph: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 4 (1835), Sp. 321–326 [Fr. S]. Pérennec, René: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduction en français moderne accompagné d’une introduction et des notes. Bd. 1: Traduction. Bd. 2: Introduction, Notes, Paris (Sorbonne), These 1970. Rassmann, Friedrich (Hg.): Deutsche Anthologie oder Blumenlese aus den Klassikern der Deutschen, Bd. 5: Lanzelet de Lac, Zwickau 1822 [nach Hofstäter]. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, transl. by Thomas Kerth, with additional notes by Kenneth G. T. Webster and Roger Sherman Loomis (Records of Western Civilization), New York 2005. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. A Romance of Lancelot, transl. from the middle high german by Kenneth G. T. Webster, revised and provided with additional notes and an introduction by Roger Sherman Loomis (Records of Civilization, Sources and Studies 47), New York 1951. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Eine Erzählung, hg. von K[arl] A[ugust] Hahn, Frankfurt a. M. 1845. Ndr. mit einem Nachw. und einer Bibliographie von Frederick Norman (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters), Berlin 1965. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, mhd./nhd. von Wolfgang Spiewok (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 58; WODAN 71), Greifswald 1997. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Texte présenté, traduit et annoté par René Pérennec (Moyen Âge européen), Grenoble 2004. Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduit en français par Danielle Buschinger (Traductions des classiques du Moyen Âge 65), Paris 2003. [1. Aufl. als: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, Texte établi et présenté par Danielle Buschinger (Reineke Taschenbuch-Reihe 12), Greifswald 1996.] Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Volltext-Digitalisat der Handschrift P, URL: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg371; benützt 2003–2005.
3.
Weitere Primärliteratur
AH = Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mhd./Nhd., übs. von Siegfried Grosse, hg. von Ursula Rautenberg (RUB 456), Stuttgart 1993. Ahd. Leseb. = Althochdeutsches Lesebuch. Zusammengest. und mit Wb. vers. vers. von Wilhelm Braune, fortgef. von Karl Helm, 17. Aufl. bearb. von Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen 1994. Alan. planct. = Alanus ab Insulis: De planctu Naturae, hg. von Nikolaus M. Näring, in: Studi Medievali 19 (1978), S. 797–879. Alex = Lamprechts Alexander, nach den drei Texten mit dem Fragment des Alberic von Besançon und den lateinischen Quellen hg. und erklärt von Karl Kinzel (Germanistische Handbibliothek 6), Halle a. d. S 1884. [V = Vorauer, S = Straßburger Alexander.] AlexU = Ulrich von Etzenbach: Alexander, hg. von Wendelin Toischer, Tübingen 1888.
1288
Verzeichnisse
Aug. civ. = Aurelius Augustinus: De civitate Dei, in: PL 41, Sp. 13–804. Bel Inconnu = Renaut de Beaujeu: Le bel inconnu ou Giglain, fils de messire Gauvain et de la fee aux blanches mains, poème de la table ronde, hg. von C[elestin] Hippeau, Paris 1860. Benützt wurden die Übs.: Le Bel Inconnu. Roman d’aventures du XIIIe siècle, traduit en Français moderne par Michèle Perret et Isabelle Weill (Traduction des classiques français du Moyen Âge), Paris 1991. Renaut de Beaujeu: Der Schöne Unbekannte. Ein Artusroman. Übertr. aus dem Afrz. und Nachw. von Felicitas OlefKrafft (Manesse Bibliothek der Weltliteratur), Zürich o. J. [1995]. Bit = Biterolf und Dietleib, hg. von André Schnyder (Sprache und Dichtung, N. F. 31; zugl. Bern, Diss. 1975), Bern [u. a.] 1980. Boet. cons. phil. = Anicius Manlius Severinus Boethius: De consolatione philosophiae libri V, in: PL 63, Sp. 547–1074. Bon = Ulrich Boner, Der Edelstein, hg. von Franz Pfeiffer (Dichtungen des deutschen Mittelalters 4), Leipzig 1844. Borte = Otto Richard Meyer: Der Borte des Dietrich von der Glezze. Untersuchungen und Texte (Germanistische Arbeiten 3), Heidelberg 1915. Carm. Bur. = Carmina Burana, mit Benutzung der Vorarb. von Wilhelm Meyers krit. hg. von Alfons Hilka und Otto Schumann, 3 Bde., Heidelberg 1930–1970. Ch. de Roland = La Chanson de Roland. Das Rolandslied, übs. und kommentiert von Wolf Steinsieck, Nachw. von Egbert Kaiser (RUB 2746), Stuttgart 1999. Charrette = Chrestien de Troyes: Lancelot [Le Chevalier de la Charrette], übs. und eingel. von Helga Jauss-Meyer (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 13), München 1974. Chaucer, Canterbury Tales = Geoffrey Chaucer: Canterbury Tales, in: The Works of G. Ch., 2. Aufl., hg. von F. N. Robinson, Boston (Mass.) 1957, S. 17–265. Chevalier au Cygne = La Chanson du chevalier au cygne et de Godefroy de Bouillon, hg. von C[elestin] Hippeau, 2 Bde., Paris 1874/1877. Cligès = Christian von Troyes: Cligès, hg. von Wendelin Foerster (Chr. von Tr.: Sämtliche erhaltene Werke 1), Halle a. d. S. 1884. Cod. Manesse = Codex Manesse (Große Heidelberger Liederhandschrift). Cod. Pal. germ. 848 der Universitätsbibliothek Heidelberg. Volltext-Digitalisat, URL: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/ cpg848; benützt 2005–03–14. Colin/Wisse = Parzifal von Claus Wisse und Philipp Colin (1331 - 1336). Eine Ergänzung der Dichtung Wolframs von Eschenbach, hg. von Karl Schorbach (Elsässische Litteraturdenkmäler aus dem 14. bis 17. Jahrhundert 5), Straßburg 1888 [Ndr. Berlin 1974]. Cross/Slover = Tom Peete Cross und Clark Harris Slover (Hgg.): Ancient Irish Tales, 2. Aufl. mit erw. Bibliographie von Charles W. Dunn, Dublin 1969. Daniel = Der Stricker: Daniel von dem Blühenden Tal, hg. von Michael Resler, 2., neu bearb. Aufl. (ATB 92), Tübingen 1995. De amore = [Andreas Capellanus:] Andreae Capellani regii Francorum de amore libri tres, hg. von Emil Trojel, Kopenhagen 1892 [Ndr. München 1964]. Durmart = Li Romans de Durmart le Galois. Altfranzösisches Rittergedicht, zum ersten
Weitere Primärliteratur
1289
Male hg. von Edmund Stengel (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 116), Tübingen 1873. Eckenlied = Das Eckenlied. Sämtliche Fassungen hg. von Francis B. Brévart, 3 Tle. (ATB 111), Tübingen 1999. Ehrenbrief = Jakob Püterich von Reichertshausen: Ehrenbrief, in: Martha Mueller, Der ›Ehrenbrief‹ Jakob Püterichs von Reichertshausen, die ›Turnierreime‹ Johann Hollands, der ›Namenkatalog‹ Ulrich Füetrers: Texte mit Einl. und Komm., New York, Diss. 1985, S. 67–117. En = Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mhd./Nhd. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Nhd. übs. mit einem Stellenkomm. und einem Nachw. von Dieter Kartschoke, durchges. und bibliograph. erg. Aufl. (RUB 8303), Stuttgart 1997. Bei Vergleichen werden z. T. die Textzitate von Behagel 1880 bevorzugt, die ich als ›En [B]‹ ausweise. Die Verszählung folgt aber in jedem Fall der Ausgabe Kartschokes. Engelh = Konrad von Würzburg: Engelhard, hg. von Ingo Reiffenstein, 3., neubearb. Aufl. der Ausg. von Paul Gereke (ATB 17), Tübingen 1982. Er = Hartmann von Aue: Erec, hg. von Albert Leitzmann, fortgef. von Ludwig Wolff, 6. Aufl. bes. von Christoph Cormeau und Kurt Gärtner (ATB 39), Tübingen 1985. Eracl = Otte: Eraclius, hg. von Winfried Frey (GAG 348), Göppingen 1983. Erec/CdT = Chrétien de Troyes: Erec et Enide. Erec und Enide. Afrz./Dt., übs. und hg. von Albert Glier (RUB 8360), Stuttgart 1987. Da die verschiedenen Erec-Editionen im Versbestand z. T. erheblich voneinander abweichen, zitiere ich in seltenen Fällen auch nach (mit entsprechendem Hinweis): Chrétien de Troyes: Erec et Enide. Introduction, édition et traduction par Michel Rousse (Collection GF), Paris 1994. Escanor = [Girart d’Amiens:] Der Roman von Escanor von Gerard von Amiens, hg. von H[einrich] Michelant (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 178), Tübingen 1886. Etain = Osborn Bergin und Richard Irvine Best: Tochmarc Etaine, in: Eriu 12 (1937), S. 143–193. Flore = [Konrad Fleck:] Flore und Blanscheflur. Eine Erzählung von Konrad Fleck, hg. von Emil Sommer (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 12), Quedlinburg und Leipzig 1846. Floriant = Floriant et Florete, hg. von Harry F[ranklin] Williams (University of Michigan Publications, Language and Literature 23), Ann Arbor 1947. Frauendienst = Ulrich von Lichtenstein: Frauendienst, hg. von Franz Viktor Spechtler (GAG 485), Göppingen 1987. Freid = [Freidank:] Fridankes Bescheidenheit, hg. von H[einrich] E[rnst] Bezzenberger, Halle 1872. Füetrer, Lannz. = Ulrich Fuetrer: Lannzilet (Aus dem ›Buch der Abenteuer‹). Str. 1– 1122 [›Buch der Abenteuer‹, Str. 5657–6768], hg. von Karl-Eckhard Lenk (ATB 102), Tübingen 1989. Ulrich Füetrer: Lannzilet aus dem ›Buch der Abenteuer‹. Str. 1123-6009 [›Buch der Abenteuer‹, Str. 6769–11655], hg. von Rudolf Voß (Schöninghs mediävistische Editionen 3) Paderborn [u. a.] 1996. Vgl. Ulrich Füetrer: Das Buch der Abenteuer, nach der Hs. A (Cgm. 1 der Bayer. Staatsbibl.) in Zs.-Arb. mit [...] hg.
1290
Verzeichnisse
von Heinz Thoelen, 2 Bde. (GAG 638), Göppingen 1997 [Str. 1–3003, 3004–5646]. Garel = Der Pleier: Garel von dem bluenden Tal, hg. von Wolfgang Herles (WAGAPH 17; zugl. Wien, Diss. 1981), Wien 1981. Gauriel = Der Ritter mit dem Bock. Konrads von Stoffeln ›Gauriel von Muntabel‹, neu hg., eingel. und komm. von Wolfgang Achnitz (Texte und Textgeschichte 46), Tübingen 1997. Gerv. ot. = Gervasius Tilberiensis: Otia imperialia. Recreation for an Emperor, hg. und übs. von S. E. Banks und J[ames] W. Binns (Oxford Medieval Texts), Oxford [u. a.] 2002. GGK = Sir Gawain and the Green Knight. Engl./Dt., hg. und übs. von Manfred Markus (RUB 9667), Stuttgart 1974. Gir. Camb. hib. = [Giraldus Cambrensis:] Giraldi Cambrensis Opera. Bd. 5: Topographia Hibernica et Expugnatio Hibernica, hg. von J. F. Dimock (Rerum britannicarum medii aevi scriptores or Chronicles and Memorials of Great Britain and Ireland during the Middle Ages 21), London 1867 [Ndr. Nendeln/Liechtenstein 1964]. Gir. Camb. it. = [Giraldus Cambrensis:] Giraldi Cambrensis Opera. Bd. 6: Itinerarium Cambriae et Descriptio Cambriae, hg. von J. F. Dimock (Rerum britannicarum medii aevi scriptores or Chronicles and Memorials of Great Britain and Ireland during the Middle Ages 21), London 1868 [Ndr. Nendeln/Liechtenstein 1964]. Greg = Hartmann von Aue: Gregorius, der gute Sünder. Mhd. Text nach der Ausg. von Friedrich Neumann. Übertr. von Burkhard Kippenberg. Nachw. von Hugo Kuhn (RUB 1787), Stuttgart 1963. Helmbr. = Wernher der Gärtner: Helmbrecht. Mhd./Nhd., hg., übs. und erl. von Fritz Tschirch, durchges. und verbess. Ausg. (RUB 9498), Stuttgart 1978. Herzog Ernst = Herzog Ernst. Ein mittelalterliches Abenteuerbuch. In der mhd. Fassung B nach der Ausg. von Karl Bartsch mit den Bruchstücken der Fassung A hg., übs., mit Anm. vers. von Bernhard Sowinski, durchges. und verbss. Ausg. (RUB 8352), Stuttgart 1979. Hist. reg. Brit. = Geoffrey of Monmouth: Historia regum Britanniae [u. a.], hg. von Edmond Faral, 3 Bde. (La Légende Arthurienne), Paris 1911–1929. Honor. Aug. im. = Honorius Augustodunensis: De imagine mundi libri tres, in: PL 172, Sp. 115–188. Hornlai = Robert Bikez: Hornlai, in: Ferdinand Wolf: Über die Lais, Sequenzen und Leiche. Ein Beitrag zur Geschichte der rhythmischen Formen und Weisen der Volkslieder und der volksmässigen Kirchen- und Kunstlieder im Mittelalter. Heidelberg 1841, S. 327–341. Huon = Huon de Bordeaux, hg. von Pierre Ruelle (Université libre de Bruxelles, Travaux de la Faculté de philosophie et lettres 20), Bruxelles 1960. Huth Merlin = Merlin. Roman en prose du XIII. siecle, publie avec la mise en prose du poeme de Merlin de Robert de Boron, d’apres le manuscrit appartenant a Alfred H. Huth par Gaston Paris et Jacob Ulrich, 2 Bde. (Societe des anciens textes francais 24,1.2), Paris 1886. Ipomedon = Ipomedon. Poème de Hue de Rotelande (fin du XIIe siècle), ed. A. J. Hol-
Weitere Primärliteratur
1291
den, Paris 1979. Isidor. orig. = Isidor von Sevilla: Etymologiarum libri XX [Etymologiae sive origines], in: PL 82, Sp. 9–728. Iw = Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausg. von G. F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übs. und Nachw. von Thomas Cramer, 4., überarb. Aufl., Berlin, New York 2001. Joh. v. Mich. = Heinrich von Freiberg: Die Ritterfahrt des Johann von Michelsberg, in: Heinrich von Freiberg, mit Einleitungen über Stil, Sprache, Metrik, Quellen und die Persönlichkeit des Dichters hg. von Alois Bernt, 2 Tle., Halle 1906 [Ndr. Hildesheim, New York 1978], Tl. 2, S. 239–248. JT = Albrechts von Scharfenberg Jüngerer Titurel. Bd. I (Strophe 1–1957), Bd. II/1 (Strophe 1958–3236), Bd. II/2 (Strophe 3237–4394), nach den ältesten und besten Hss. krit. hg. von Werner Wolf. Albrechts Jüngerer Titurel. Bd. III/1 (Strophe 4395– 5417), Bd. III/2 (Strophe 5418–6327), nach den Grundsätzen von W. W. krit. hg. von Kurt Nyholm. Bd. IV: Textfassungen von Handschriften der Mittelgruppe, hg. von K. N. (DTM 45. 55. 61. 73. 77. 79), Berlin 1955–1995. Karl = [Der Stricker:] Karl der Grosse von dem Stricker, hg. von Karl Bartsch (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 35), Quedlinburg, Leipzig 1857. KChr = Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, hg. von Edward Schröder (MGH, Dte. Chron. I,1), Berlin 1895 [Ndr. Berlin, Zürich 1964]. KHM = Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Mit einem Anhang sämtlicher nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen, hg. von Heinz Rölleke (Reihe Reclam), Stuttgart 1997. Kindheit Jesu = Konrad von Fußesbrunnen: Die Kindheit Jesu. Krit. Ausg., hg. von Hans Fromm und Klaus Grubmüller, Berlin, New York 1973. Klage = Joachim Bumke: Die vier Fassungen der Nibelungenklage. Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 8 [242]), Berlin 1996. Kolmar. Hs. = Meisterlieder der Kolmarer Handschrift, hg. von Karl Bartsch (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 68), Stuttgart 1862. Königst. Liederb. = Königsteiner Liederbuch, hg. von Paul Sappler (MTU 29), München 1970. Konr. v. Megenb. = Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache, hg. von Franz Pfeiffer, Stuttgart 1861 [3. Ndr. Hildesheim, Zürch, New York 1994]. Kr = Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 1–12281). Nach der Hs. 2779 der Österr. Nat.-Bibl. nach Vorarb. von Alfred Ebenbauer, Klaus Zatloukal und Horst P. Pütz hg. von Fritz Peter Knapp und Manuela Niesner (ATB 112), Tübingen 2000; Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 12282–30042). Nach der Hs. Cod. Pal. germ. 374 der Universitätsbibl. Heidelberg nach Vorarbeiten von F. P. K und K. Z. hg. von A. E. und Florian Kragl (ATB 118), Tübingen 2005 [im Druck]. Kudrun = Kudrun, nach der Ausg. von Karl Bartsch hg. von Karl Stackmann (ATB 115), Tübingen 2000.
1292
Verzeichnisse
LancDt = Der deutsche ›Prosa-Lancelot‹. Ich zitiere nach: Lancelot. Nach der Kölner Papierhs. W. f◦ 46* Blankenheim und der Heidelberger Pergamenths. Pal. Germ. 147 hg. von Reinhold Kluge, 3 Bde. Bd. 4: Namen- und Figurenregister, bearb. von HansHugo Steinhoff und Klaudia Wegge (DTM 42. 47. 63. 80), Berlin 1948–1997. – Die Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar von Hans-Hugo Steinhoff folgt Kluge und verzeichnet Kluges Seitenzählung: Lancelot und Ginover I–II (Prosalancelot I– I). Lancelot und der Gral I–II (Prosalancelot III–IV). Nach der Heidelberger Hs. Cod. Pal. germ. 147, hg. von Reinhold Kluge, erg. durch die Hs. Ms. allem. 8017– 8020 der Bibl. de l’Arsenal Paris, übs., komm. und hg. von Hans-Hugo Steinhoff, 4 Bde. (Bibliothek des Mittelalters 14. 15. 16. 17; Bibliothek deutscher Klassiker 123. 183), Frankfurt a. M. 1995/2003. LancFr = Der altfranzösische Lancelot en prose, wobei ich darunter sämtliche Texte des (Post-)Vulgata-Zyklus bzw. des Lancelot-Graal-Zyklus zitiere, die über folgende Editionen bzw. Übersetzungen zugänglich sind: The Vulgate Version of the Arthurian Romances, hg. von H[einrich] O[skar] Sommer, 8 Bde., Washington 1902–1916. – Lancelot. Roman en prose du XIIIe siècle. Edition critique avec introduction et notes par Alexandre Micha, 9 Bde. (Textes littéraires français 247. 249. 262. 278. 283. 286. 288. 307. 315), Paris, Genf 1978–1983. – Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation, hg. von Norris J. Lacy [u. a.], 5 Bde. (Garland Reference Library of the Humanities 941. 1826. 1878. 1896. 1964), New York, London 1993–1996. Layamon, Brut = [Layamon:] Layamons Brut, or Chronicle of Britain. A Poetical Semisaxon Paraphrase of the Brut of Wace, now first publ. from the Cottonian msc. in the British Museum, accompanied by a literal translation, notes, and a grammatical glossary by Frederic Madden, 3 Bde., London 1847 [Ndr. Osnabrück 1967]. Limb. Chr. = Die Limburger Chronik des Tilman Elhen von Wolfshagen, hg. von Arthur Wys (MGH, Dte. Chron. 4,1), Hannover 1883. Lohengrin = Lohengrin. Edition und Untersuchungen, hg. von Thomas Cramer (zugl. Karlsruhe, Habil.), München 1971. Lorengel = Lorengel, edité avec introduction et index par Danielle Buschinger (GAG 253), Göppingen 1979. Mab = Mabinogion [im weiteren Sinne]. Ich zitiere der leichten Auffindbarkeit halber mehrere Ausgaben: Mabinogion. From the Welsh of the Llyfr Coch o Hergest (the Red Book of Hergest) in the Library of Jesus College, Oxford, trans., with notes by Lady Charlotte Guest, London 1877 [alle elf Texte]. – Die vier Zweige des Mabinogi. Ein keltisches Sagenbuch. Dt. von Martin Buber (Insel-Bücherei 886), Frankfurt a. M. 1966 [die vier Mabinogion im engeren Sinne]. – Keltische Erzählungen vom Kaiser Arthur. Aus dem Mittelkymrischen übertr., mit Einf., Erl. und Anm. vers. von Helmut Birkhan, 2 Tle. (Erzählungen des Mittelalters 1), Kettwig 1989 [Ndr. 2000; Tl. 1: Geschichte der Gräfin vom Brunnen, ›Peredur‹, ›Gereint‹; Tl. 2: ›Kulhwch‹, ›Rhonabwys Traum‹ und einige kleinere Texte, die ich der Einfachheit halber ebenfalls mit ›Mab‹ zitiere]. Malory = Sir Thomas Malory: Die Geschichten von König Artus und den Rittern seiner
Weitere Primärliteratur
1293
Tafelrunde, übertr. von Helmut Findeisen auf der Grundl. der Lachmannschen Übs., mit einem Nachw. von Walter Martin, mit Ill. von Aubrey Beardsley, 3 Bde. (insel taschenbuch 239), Frankfurt a. M., Leizpig 1977. Mandeville = Das Reisebuch des Ritters John Mandeille, ins Nhd. übertr. und eingel. von Gerhard E. Sollbach, Frankfurt a. M. 1989. Manteau = F. A. Wulff: Le Conte du Mantel. Texte français des dernières années du XIIe siècle, édité d’après tous les mss., in: Romania 14 (1885), S. 343–380. Mantel = Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlîn. Nebst einer Abhandlung über die Sage vom Trinkhorn und Mantel und über die Quelle der Krone, hg. von Otto Warnatsch (Germanistische Abhandlungen 2), Breslau 1883 [Ndr. Hildesheim 1977]. Map cambr. epit. = Walter Mapes: Cambriæ Epitome, in: The Latin Poems Commonly Attributed to Walter Mapes, hg. von Thomas Wright, London 1841, S. 131–145. Map nug. cur. = Walter Map: De nugis curialium. Courtiers’ Trifles, hg. und übs. von Mongague Rhodes, bearb. von Christopher N. L. Brooke (Oxford Medieval Texts), Oxford 1983 [Ndr. 1994]. Marb. lap. = Marbodus Redonensis Episcopus [Marbod von Rennes]: Liber Lapidum, in: PL 171, Sp. 1735–1777. Marie de France = Marie de France: Die Lais, übs., mit einer Einl., einer Bibliographie sowie Anmm. vers. von Dietmar Rieger unter Mitarb. von Renate Kroll, (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 19), München 1980. Maugis = Maugis d’Aigremont, hg. von F. Castets, Montpellier 1893. Meleranz = Der Pleier: Meleranz, hg. von Karl Bartsch, mit einem Nachw. von Alexander Hildebrand (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 60), Stuttgart 1861 [Ndr. Hildesheim, New York 1974]. MF = Des Minnesangs Frühling, unter Benutzung der Ausgen. von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. von Hugo Moser und Helmut Tervooren, Bd. 1: Texte, 38., ern. rev. Aufl, mit einem Anhang: Das Budapester und Kremsmünsterer Fragment, Stuttgart 1988. Bd. 2: Editionsprinzipien, Melodien, Handschriften, Erläuterungen, 36., neu gest. und erw. Aufl., Stuttgart 1977. Minneburg = Die Minneburg, nach der Heidelberger Pergamenthandschrift (cpg. 455) unter Heranziehung der Kölner Handschrift und der Donaueschinger und Prager Fragmente hg. von Hans Pyritz (DTM 43), Berlin 1950. Minnelehre = Die Minnelehre des Johann von Konstanz. Nach der Weingartner Liederhandschrift unter Berücksichtigung der übrigen Überlieferung hg. von Dietrich Huschenbett, Wiesbaden 2002. Moytura = Whitley Stokes: The Second Battle of Moytura [Ed. und Übs.], in: Revue Celtique 12 (1891), S. 52–130, 306–308. Mule = Païen de Maisières: La Damoisele à la Mule (La Mule sanz Frain). Conte en vers du cycle Arthurien, nouv. ed. critique accomp. d’une étude philologique de recherches sur les thèmes compris dans le conte et d’un index complet de formes par Boleslav Ortowski, Paris 1911. MvC = Mauritius [i. e. Moriz] von Craûn, hg. von Heimo Reinitzer (ATB 113), Tübin-
1294
Verzeichnisse
gen 2000. Neidh = [Neidhart:] Neidharts Lieder, hg. von Moriz Haupt, 2. Aufl. neu bearb. von Edmund Wießner, Leipzig 1923. Nenn = Nennius: Historia Brittonum, in: Chronica Minora. Saec. IV. V. VI. VII, Bd. 3, hg. von Theodor Mommsen (MGH, Auct. Ant. 13), Berlin 1898, S. 111–222. Nib = Das Nibelungenlied. Mhd./Nhd., nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor ins Nhd. übs. und komm. von Siegfried Grosse, durchges. und verbess. Ausg. (RUB 644), Stuttgart 1999. Ort. Walw. = J[ames] Douglas Bruce: De ortu Waluuanii: An Arthurian Romance Now First Edited From the Cottonian MS. Faustina B. VI., of the British Museum, in: PMLA 13 (1898), S. 365–456. Oswald = Der Münchner Oswald. Mit einem Anhang: die ostschwäbische Prosabearbeitung des 15. Jahrhunderts, hg. von Michael Curschmann (ATB 76), Tübingen 1974. Ov. amor. = Publius Ovidius Naso: Amores. Lat./Dt., übs. und hg. von Michael von Albrecht (RUB 1361), Stuttgart 1997. Ov. fast. = [Publius Ovidius Naso:] P. Ovidi Nasonis Fastorum libri sex, hg. von Ernst. H. Alton, 3. Aufl. (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1988. Ov. ib. = Publius Ovidius Naso: Ibis. Fragmente Ovidiana. Lat.-Dt., hg., übs. und erl. von Bruno W. Häuptli (Sammlung Tusculum), München, Zürich 1996. Ov. met. = Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Lat./Dt., übers. und hg. von Michael von Albrecht (RUB 1360), Stuttgart 1998. Papegau = Le Chevalier du Papegau, nach der einzigen Pariser Hs. zum ersten mal hg. von Ferdinand Heuckenkamp, Halle a. d. S. 1896 [am Umschlag: 1897]. Parz = Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausg. Mhd. Text nach d. 6. Ausg. von Karl Lachmann. Übers. von Peter Knecht. Einf. zum Text von Bernd Schirok, Berlin, New York 1998. Perceval = Chrétien de Troyes: Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal. Der Percevalroman oder Die Erzählung vom Gral. Afrz./Dt., übs. und hg. von Felicitas OlefKrafft (RUB 8649), Stuttgart 1991. Perceval-Cont = The Continuations of the Old French ›Perceval‹ of Chrétien de Troyes, hg. von William Roach, 5 Bde., Philadelphia 1949–1983. Perlesvaus = Le haut livre du Graal. Perlesvaus, hg. von William A[lbert] Nitze, 2 Bde. (The Modern Philology Monographs of the University of Chicago), Chicago 1932/37. Pitra = J[ean]-B[aptiste-Francois] Pitra: Spicilegium Solesmense, 4 Bde., Paris 1852– 1858. PL = Patrologiae cursus completus, series latina, hg. von Jean-Paul Migne, Paris 1844– 1864. Plin. nat. = [Gaius Plinius Secundus:] C. Plini Secundi Natvralis historiae libri XXXVII, hg. von Ludwig Jahn und Karl Mayhoff (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Stuttgart 1967–2002. Pub. Syr. sent. = [Publilius Syrus:] Publilii Syri Sententiae, ad fidem codicum optimorum
Weitere Primärliteratur
1295
primum recensuit Eduardus Woelfflin. Accedit incerti auctoris liber qui vulgo dicitur de moribus, Leipzig 1869. Reinh = Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich, unter Mitarb. von Katharina von Goetz, Frank Henrichvark und Sigrid Krause hg. von Klaus Düwel (ATB 96), Tübingen 1984. Renaut = Renaut de Montauban, edition critique du manuscrit Douce par Jacques Thomas (Textes littéraires français 371), Genf 1989. Renner = Hugo von Trimberg: Der Renner, hg. von Gustav Ehrismann (Bibliothek des Litterarischen Vereins Stuttgart 247. 248. 252. 256), 4 Bde., Tübingen 1908–1912 [Ndr. 1970]. Rig = Jehan: Les Mervelles (Merveilles) de Rigomer. Altfranzösischer Artusroman des 13. Jahrhunderts, zum ersten Mal hg. von Wendelin Foerster (Gesellschaft für romanische Literatur 19), Dresden 1908. Rol = Das Rolandslied des Pfaffen Konrad. Mhd./Nhd., hg., übs. und komm. von Dieter Kartschoke (RUB 2745), Stuttgart 1996. Roman d’Alexandre = The medieval French Roman d’Alexandre, hg. von Milan S[ylvanus] La Du, Edward C. Armstrong [u. a.], 7 Bde. (Elliott Monographs 36–42), Princeton (New York) 1937–76. – In einigen Fällen auch (mit entsprechendem Hinweis) zit. nach: Li romans d’Alixandre par Lambert Li Tors et Alexandre de Bernay, hg. von Heinrich Michelant (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 13), Stuttgart 1846. Rother = König Rother. Mhd. Text und nhd. Übs. von Peter K. Stein, hg. von Ingrid Bennewitz unter Mitarb. von [...] (RUB 18047), Stuttgart 2000. Rud., Alex. = Rudolf von Ems: Alexander. Ein höfischer Versroman des 13. Jahrhunderts, hg. von Victor Junk, 2 Bde. (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 272. 274), Leipzig 1928/29. Ruodlieb = Gordon B. Ford: The Ruodlieb. Linguistic Introduction, Latin Text, and Glossary, Leiden 1966. Sachsenspiegel = Eike von Repgow: Sachsenspiegel, hg. von Karl August Eckhardt, 2 Bde., Göttingen 1955/56. Schöppenchronik = Magdeburger Schöppenchronik, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte. Magdeburg 1. 2 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis zum 16. Jahrhundert 7. 27), Leipzig 1869/99 [Ndr. Göttingen 1962]. Segremors = Segremors, in: Mittelhochdeutsche Übungsstücke, zusammengest. von Heinrich Meyer-Benfey, Halle a. d. S. 2 1920, S. 166–180. Serv. = [Servius Grammaticus:] Servii Grammatici qui feruntur in Vergilii carmina commentarii, recensuerunt Georgius Thilo et Hermannus Hagen, 3 Bde., Leipzig 1881– 1887. Sir Perceval = Sir Perceval of Gales. Mit einer Tafel, hg. von J[ohn L.] Campion und F[erdinand] Holthausen, Heidelberg, New York 1913. Sol. = C. Julius Solinus: Collectanea rerum momorabilium, erneut hg. von Theodor Mommsen, Berlin 1895 [1. Aufl. Berlin 1864]. Spiegel = Hermann von Sachsenheim: Der Spiegel, in: Meister Altswert, hg. von W[ilhelm
1296
Verzeichnisse
Ludwig] Holland und A[delbert von] Keller (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 21), Stuttgart 1850. Tafelrunder = Hermann Menhardt: Ein Spruch von den Tafelrundern, in: PBB (T) 77 (1955), S. 136–164, 316–332. Tandareis = Tandareis und Flordibel. Ein höfischer Roman von dem Pleiaere, hg. von Ferdinand Khull, Graz 1885. Teichner = Die Gedichte Heinrichs des Teichners, hg. von Heinrich Niewöhner, 3 Bde. (DTM 44. 46. 48), Berlin 1953–1956. Tirol = Winsbeckische Gedichte nebst Tirol und Fridebrant, hg. von Albert Leitzmann, 3., neubearb. Aufl. hg. von Ingo Reiffenstein (ATB 9), Tübingen 1962. Tit = Wolfram von Eschenbach: Titurel, hg., übs. und mit einem Komm. und Materialien vers. von Helmut Brackert und Stephan Fuchs-Jolie, Berlin, New York 2002. Trist = Gottfried von Straßburg: Tristan, nach der Ausg. von Reinhold Bechstein hg. von Peter Ganz, 2 Bde. (Deutsche Klassiker des Mittelalters 4), Wiesbaden 1978. Tristrant = Eilhart von Oberge: [Tristrant], hg. von Franz Lichtenstein (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker 19), Straßburg, London 1877 [Ndr. Hildesheim 1973]. Troj = [Konrad von Würzburg:] Der Trojanische Krieg von Konrad von Würzburg, nach den Vorarb. K[arl] Frommanns und F[riedrich] Roths zum 1. Mal hg. von Adelbert von Keller (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 44), Stuttgart 1958. Val. Max. = Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia, hg. von John Briscoe, 2 Bde. (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana), Stuttgart, Leipzig 1998. Verg. aen. = Publius Vergilius Maro: Aeneis, in Zs.-arb. mit Maria Götte hg. und übs. von Johannes Götte, mit einem Nachw. von Bernhard Kytzler, 8. Aufl. (Sammlung Tusculum), München, Zürich 1994. Verg. ecl. = Publius Vergilius Maro: Landleben [Eclogae vel Bucolica]. Lat./Dt., hg. von Johannes und Maria Götte, 6., vollst. durchges. Aufl. (Sammlung Tusculum), Zürich 1995. Verg. georg. = Publius Vergilius Maro: Georgica. Vom Landbau. Lat./Dt., übs. und hg. von Otto Schönberger (RUB 638), Stuttgart 1994. Virginal = Albrecht von Kemenaten: Dietrichs Abenteuer [darunter: Heidelberger Virginal]. Nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan, hg. von Julius Zupitza (Deutsches Heldenbuch 5), Berlin 1870 [Ndr. 1968]. Vita Gildae = Vita Gildae, in: Chronica Minora. Saec. IV. V. VI. VII, Bd. 3, hg. von Theodor Mommsen (MGH, Auct. Ant. 13), Berlin 1898, S. 107–110. Vita Merlini = Geoffrey of Monmouth: Vita Merlini, hg. mit [engl.] Übs. von Basil Clarke, Cardiff 1973. Vulgata = Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, hg. von Robert Weber, 4., verbess. Aufl. bearb. von Roger Gryson, Stuttgart 1994. Wace, Brut = [Wace:] Wace’s Roman de Brut. A History of the British, hg. und übs. von Judith Weiss (Exeter Medieval English Texts and Studies), Exeter 1999. Bei von Weiss nicht edierten Passagen folge ich (mit entsprechendem Hinweis): Wace: Le
Sekundärliteratur
1297
roman de Brut, hg. von Ivor Arnold, 2 Bde., Paris 1938/40. Wackernagel, Leseb. = Wilhelm Wackernagel: Altdeutsches Lesebuch. Neue Ausg. d. 2. Aufl. Mit einem Wörterbuche (W. W., Deutsches Lesebuch 1), Basel 1847. Walther v. d. V. = Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche, 14., völlig neubearb. Aufl. der Ausg. Karl Lachmanns mit Beitr. von Thomas Bein und Horst Brunner, hg. von Christoph Cormeau, Berlin, New York 1996. Wd = Wolfdietrich-Dichtungen. B: Ortnit und die Wolfdietriche. Nach Müllenhoffs Vorarb. hg. von Arthur Amelung und Oskar Jänicke (Deutsches Heldenbuch 3), Berlin 1871 [Ndr. Dublin, Zürich 1968]. D: Ortnit und Wolfdietrich D. Krit. Text nach Ms. Carm 2 der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a. M., hg. von Walter Kofler, Stuttgart 2001. K: Der Helden Buch in der Ursprache, hg. von Friedrich Heinrich von der Hagen und Alois Primisser, Bd. 1., Berlin 1820. WG = Thomasin von Zirklaria [Zerklaere]: Der Welsche Gast, hg. von Heinrich Rückert, Quedlinburg, Leipzig 1852 [Ndr. Berlin 1965 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters)]. Wilh. v. Orl. = Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, hg. von Victor Junk (DTM 2), Berlin 1905. Willehalm = Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Nach der Hs. 857 der Stiftsbibl. St. Gallen, hg. von Joachim Heinzle (ATB 108), Tübingen 1994. Willehalm/UvT = Ulrich von dem Türlin: Arabel. Die ursprüngliche Fassung und ihre Bearbeitung, krit. hg. von Werner Schröder, Stuttgart 1999. Wigal = Wirnt von Grafenberg: Wigalois. Der Ritter mit dem Rade, hg. von J[ohn] M[arie] N[eele] Kapteyn, Bd. 1: Text [mehr nicht erschienen] (Rheinische Beiträge und Hülfsbücher zur germanischen Philologie und Volkskunde 9), Bonn 1926. Wigam = Wigamur, edité avec introduction et index par Danielle Buschinger (GAG 320), Göppingen 1987. Wilhelm von Wenden = Ulrich von Etzenbach: Wilhelm von Wenden, krit. hg. von Hans-Friedrich Rosenfeld (DTM 49), Berlin 1957. Yvain = Chrétien de Troyes: Yvain, übs. und eingel. von Ilse Nolting-Hauff (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 2), München 1983.
4.
Sekundärliteratur
Ackerman, Robert W.: English Rimed and Prose Romances, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 480–519. Adelung, Friedrich: Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind. Nebst einem Verzeichnisse derselben und Auszügen, Königsberg 1796 [bes. S. 29]. Adelung, Johann Christoph: [Zum ›Lanzelet‹], in: Magazin für die deutsche Sprache, Bd. 2, 3. Stück (1784), S. 11. Adelung, Johann Christoph: Jacob Püterich von Reicherzhausen. Ein kleiner Beytrag zur
1298
Verzeichnisse
Geschichte der deutschen Dichtung im schwäbischen Zeitalter, Leipzig 1788 [bes. S. 13]. Aichberger, Gabriele: Das Frauenbild in den Artusromanen. Erec, Iwein, Lanzelet, Parzival, Wigalois, Der Mantel, Diu Crone, Wien, Univ. Dipl. [masch.] 1994 [bes. S. 38–46, 117, 122]. Albert, Mechthild: [Rez. von Pérennec 1984a], in: Cahiers de civilisation médiévale 32 (1989), S. 383f. Alker, Hugo: Ketten- und Langsticheinbände aus der Österreichischen Nationalbibliothek, in: Gutenberg Jahrbuch 1966, S. 331–335 [bes. S. 332]. App, A[ugust] J[oseph]: Lancelot in English Literature. His Rôle and His Character, Washington, Diss. 1929 [bes. S. 12–16]. Arnold, Fr[iedrich] Carl: Das Kind in der deutschen Literatur des XI.–XV. Jahrhunderts, Greifswald, Diss. 1905 [bes. S. 45, 50, 84, 87, 106]. Bächtold, Jakob: Der Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven (zugl. Tübingen, Diss. 1870), Frauelfeld 1870. Vorrede separat gedruckt in: J. B.: Kleine Schriften. Mit einem Lebensbilde von W[alther] von Arx hg. von Theodor Vetter, Frauenfeld 1899, S. 57–60. Bächtold, Jakob: Ulrich von Zatzikhoven, in: Germania 19 = N. R. 7 (1874), S. 424–426. Bächtold, Jakob: Geschichte der Deutschen Literatur in der Schweiz, Frauenfeld 1892 [bes. S. 87–91]. Backes, Martina: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters (Hermaea, N. F. 68). Tübingen 1992 [bes. S. 113f.]. Bansard, René: Notes inedites sur le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven (présentation par Gilles Susong), in: Les Romans de la Table Ronde. La Normandie et au delà ..., Ouvrage édité avec le concours du Conseil régional de Basse-Normandie, d’Orne-Animation dans le cadre de l’Université rurale Normandie-Maine-Perche, et de l’association »Présence et Recherche du Graal«, Conde-sur-Noireau 1987, S. 135– 147. Bärmann, Michael: Ulrich von Zatzikhoven und die Entstehung des mittelhochdeutschen Lanzelet-Romans. Überlegungen zur Herkunft des Dichters und zur Gönnerschaft, in: Das Markgräflerland, Jg. 1989, H. 2, S. 62–84. Bartsch, Karl: Die Eigennamen in Wolframs Parzival und Titurel, in: Germanistische Studien. Supplement zur Germania 14 = N. R. 2 (1872), S. 114–159. Bartsch, Karl: Die altdeutschen Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg (Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg 1), Heidelberg 1887 [bes. Nr. 198]. Bastert, Bernd: [Rez. von Roßnagel 1996], in: ZfdPh 118 (1999), S. 448–453. Bauer, Ruth: Studien zum Wigalois des Wirnt von Gravenberc (Germanische Studien 180), Berlin 1936 [bes. S. 69–71, 78f., 82]. Bäuml, Franz: Guot umb êre nemen and Minstrel Ethics, in: JEGPH 59 (1960), S. 173– 183. Behagel, Otto: Heinrich von Veldeke und Ulrich von Zazikhoven, in: Germania 25 = N. R. 13 (1880), S. 344–347.
Sekundärliteratur
1299
Behagel, Otto: [Rez. von Neumaier 1883/84, Tl. 1], in: Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 6 (1885), Sp. 8f. Behagel, Otto: Zum Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven [Besserungen nach E. Pfaff ], in: Germania 35 = N. R. 23 (1890), S. 413. Bein, Thomas: [Rez. von Roßnagel 1996], in: Leuvense Bijdragen 86 (1997), S. 219f. Behre, Adolf: Die Kunst der Personenschilderung bei Ulrich von Zatzikhoven, Greifswald, Diss. 1913. Beltrami, Pietro G.: Lancelot entre Lanzelet et Eneas: Remarques sur le sens du »Chevalier de la Charrete«, in: ZFSL 99 (1989), S. 234–260. Bendinelli Predelli, Maria: Alle origini del »Bel Gherardino«, Florenz 1990 [mir nicht zugänglich; Abstract von Fabrizio Cigni in BBIAS 43 (1991), S. 123]. Bendinelli Predelli, Maria: Il motivo del torneo in incognito e la genealogia dei primi poemi cortesi, in: L’imaginaire courtois et son double. Actes du VIe Congrès Triennal de la Société International de Littérature Courtoise – ICLS, 24–28 juillet 1989, Napoli 1992, S. 225–234 [mir nicht zugänglich; Abstract von Maria Fumagalli in BBIAS 45 (1993), S. 127f.]. Bendinelli Predelli, Maria: Early Cyclical Narrative. The Biographical Romans of Peredur and Lanzelet, in: Cyclification. The Development of Narrative Cycles in the Chansons de Geste and the Arthurian Romances. Proceedings of the Colloquium, Amsterdam, 17–18 December, 1992, hg. von Bart Besamusca [u. a.] (Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Verhandelingen, Afd. Letterkunde, Nieuwe Reeks 159), Amsterdam [u. a.] 1994, S. 195–197. Benecke, Georg Friedrich, Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3 Bde. [davon 1 Bd. in 2 Halbbden.], Leipzig 1854–1866. Bernheimer, Richard: Wild Man in the Middle Ages. A Study in Art, Sentiment, and Demonology, Cambridge 1952.
Bertau, Karl: Über Literaturgeschichte. Literarischer Kunstcharakter und Geschichte in der höfischen Epik um 1200, München 1983 [bes. S. 30–41]. Berthelot, Anne: Le Lac de Lancelot, in: Hüe/Ferlampin-Acher 2002, S. 51–63. Besch, Werner [u. a.] (Hg.): FS Siegfried Grosse zum 60. Geburtstag (GAG 423), Göppingen 1984. Bethge, Richard: Wirnt von Gravenberg. Eine literarhistorische Untersuchung, Berlin 1881. Beywl, Cleophas: Reimwörterbuch zu Ulrichs Lanzelet (Prager Deutsche Studien 15), Prag 1909 [Ndr. Hildesheim 1975]. Birch-Hirschfeld, Adolf: Über die den provenzalischen Troubadours des XII. und XIII. Jahrhunderts bekannten epischen Stoffe, Leipzig, Habil. 1878. Birkhan, Helmut: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur, Wien 3 1999.
Birkhan, Helmut: Geschichte der altdeutschen Literatur im Licht ausgewählter Texte, 8 Bde. (Edition Praesens Studienbücher 5. 7. 8. 9. 12. 13. 16. 17), Wien 2002–2005. Bischoff, Bernhard: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik 24), 2., überarb. Aufl., Berlin 1986.
Blamires, David: The Sources and Literary Structure of Wigamur, in: Studies in Medie-
1300
Verzeichnisse
val Literature and Languages in Memory of Frederick Whitehead, hg. von W[illiam] Rothwell, W. R. J. Barron, D. B., Lewis Thorpe, Manchester 1973, S. 27–46. Blank, Walter: Zur narrativen Bildstruktur im Mittelalter, in: Bildhafte Rede in Mittelalter und früher Neuzeit. Probleme ihrer Legitimation und ihrer Funktion, hg. von Wolfgang Harms und Klaus Speckenbach in Verb. mit Herfried Vögel, Tübingen 1992, S. 25–41. Blank, Walter: Zu den Schwierigkeiten der Lancelot-Rezeption in Deutschland, in: Jones/Wisbey 1993, S. 121–136. Bodensohn, Heinz: Die Festschilderungen in der mittelhochdeutschen Dichtung (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 9), Münster 1936, [bes. S. 27–29]. Bolte, Johannes und Georg Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, 5 Bde., Leipzig 1913–1932 [bes. II, S. 271f.]. Boor, Helmut de: Die höfische Literatur. Vorbereitung, Blüte, Ausklang. 1170–1250, 11. Aufl. bearb. von Ursula Hennig (Geschichte der deutschen Literatur 2), München 1991 [1 1953; bes. S. 81–83]. Borchardt, Frank L.: [Rez. von Ruh 1980], in: Tristania 10 (1984/85), S. 73f. Borck, Karl Heinz: Lanzelets adel, in: Besch [u. a.] 1984, S. 337–353. Boutet, Dominique: Lancelot: Préhistoire d’un héros arthurien, in: Annales 44 (1989), S. 1229–1244. Braches, Hulda H.: Jenseitsmotive und ihre Verritterlichung in der deutschen Dichtung des Hochmittelalters (Studia Germanica 3; zugl. Utrecht, Diss.), Assen 1961 [bes. S. 176–188]. Brandt, Hermann: Die Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 154), Straßburg 1912 [bes. S. 60]. Bräuer, Rolf [u. a.]: Der Helden minne, triuwe und êre. Literaturgeschichte der mittelhochdeutschen Blütezeit. In memoriam Ewald Erb (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart 2), Berlin 1990 (Sonderausg.) [bes. S. 242–248, 899f.]. Braune, Wilhelm: Die Handschriftenverhältnisse des Nibelungenliedes, in: PBB 25 (1900), S. 1–222 [bes. S. 89]. Brewer, Derek: The Presentation of the Character of Lancelot: Chrétien to Malory, in: Arthurian Literature III, hg. von R. Barber, Woodbridge [u. a.] 1983, S. 26–52; wieder in: Walters 1996, S. 3–27 [zit. danach]. Briel, Henri de und Manuel Herrmann: King Arthur’s Knights and the Myths of the Round Table. A New Approach to the French Lancelot in Prose (Collection Le Roi Arthur 4), Paris 1972 [bes. S. 111, 137–146]. Brinckmann, Ute: Beobachtungen zum Erzähler im »Lanzelet« Ulrichs von Zatzikhoven im Vergleich zu seinen Dichterkollegen, Wien, Diss. [masch.] 2004. Brinkmann, Hennig: Zu Wesen und Form mittelalterlicher Dichtung, Halle a. d. S. 1928 [Ndr. Tübingen 1979] [bes. S. 127–129]. Brinkmann, Hennig: Der Prolog im Mittelalter als literarische Erscheinung: Bau und Aussage, in: WW 14 (1964), S. 1–21.
Sekundärliteratur
1301
Briquet, C[harles] M[oïse]: Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier dés leurs apparition vers jusqu’en 1600, 4 Bde., Paris 1907.
Brogsitter, Karl Otto: Artusepik, 2., verb. und erg. Aufl. (SM 38), Stuttgart 1971. Brogsitter, Karl Otto: Der Held im Zwiespalt und der Held als strahlender Musterritter. Anmerkungen zum Verlust der Konfliktträgerfunktion des Helden im deutschen Artusroman, in: Wolfzettel 1984, S. 16–27. Bromwich, Rachel: The Welsh Triads, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 44–51. Brown, Arthur C. L.: The Knight of the Lion, in: PMLA 20 (1905), S. 673–706 [bes. S. 677f., 689]. Brown, Arthur C. L.: The Grail and the English Sir Perceval, in: Modern Philology 16 (1918/19), S. 553–568. Brown, Arthur C. L.: The Grail and the English Sir Perceval [Fortsetzung], in: Modern Philology 17 (1919/20), S. 361–382. Brown, Arthur C. L.: Arthur’s Loss of Queen and Kingdom, in: Speculum 15 (1940), S. 3–11 [bes. S. 9]. Bruce, James Douglas: Arthuriana, in: The Romanic Review 3 (1912), S. 173–193. Bruce, James Douglas: The Composition of the Old French Prose Lancelot (Continuation), in: The Romanic Review 10 (1919), S. 48–66. Bruce, James Douglas: The Evolution of Arthurian Romance from the Beginnings down to the Year 1300, 2. Aufl with a supplement by Alfons Hilka, 2 Bde., Baltimore 1928 [Ndr. Gloucester (Mass.) 1958] [bes. Bd. 1, S. 192–216; Bd. 2, S. 397f.]. Brüggen, Elke: Kleidung und Mode in der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts (Beihefte zum Euphorion 23; zugl. Köln, Diss. 1986/87), Heidelberg 1989. Brugger, Ernst: Ein Beitrag zur Arthurischen Namenforschung, in: Aus romanischen Sprachen und Literaturen. FS Heinrich Morf zur Feier seiner 25-jährigen Lehrtätigkeit, Halle a. d. S. 1905, S. 53–96 [bes. S. 82–84]. Brugger, Ernst: »L’Enserrement Merlin«. Studien zur Merlinsage, in: ZFSL 29 (1906), S. 56–140; 30 (1906), S. 169–237. Brugger, Ernst: Eigennamen in den Lais der Marie de France, in: ZFSL 49 (1926), S. 201–252, 381–484. Brugger, Ernst: Bliocadran, the Father of Perceval, in: Medieval Studies in memory of Gertrude Schoepperle Loomis, Paris 1927, S. 147–174 [bes. S. 166–170]. Brugger, Ernst: Der ›Schöne Feigling‹ in der arthurischen Literatur, in: ZfrPh 61 (1941), S. 1–44; 63 (1943), S. 123–173, 275–328; 65 (1949), S. 121–192, 289–433. Brunner, Horst: ›Wigamur‹, in: 2 VL 10 (1999), Sp. 1060–1063 [bes. Sp. 1061f.]. Brunner, Horst: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick, durchges. und bibliograph. erg. Aufl. (RUB 9485), Stuttgart 2003 [bes. S. 194, 261–263]. Bullock-Davies, Constance: Lanval and Avalon, in: Bulletin of Celtic Studies 23 (1968/70), S. 128–142 [bes. S. 138]. Bumke, Joachim: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150–1300, München 1979 [bes. S. 153f., 470f.]. Bumke, Joachim: [Rez. von Gottzmann 1989], in: ZfdA 119 (1990), S. 233–239. Bumke, Joachim: Die vier Fassungen der Nibelungenklage. Untersuchungen zur Über-
1302
Verzeichnisse
lieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 8 [242]), Berlin 1996 [bes. S. 43, 582]. Bumke, Joachim: Autor und Werk. Beobachtungen und Überlegungen zur höfischen Epik, in: ZfdPh 116 (1997), Sonderheft, S. 87–114, bes. S. 105f. Bumke, Joachim (Hg.): Die ›Nibelungenklage‹. Synoptische Ausgabe aller vier Fassungen, Berlin 1999 [a].
Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter (dtv 30170), München 9 1999 [b]. Bumke, Joachim: Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter, 4., aktualisierte Aufl. (Geschichte der deutschen Literatur im Mittelalter 2; dtv 30778), München 2000 [bes. S. 217f.]. Busby, Keith: The Enigma of Loholt, in: Varty 1981, S. 28–36. Buschinger, Danielle: Le fragment du Roman de Tristan bas-francique (cod. Vind. Ser. Nov. 3968), in: Tristania 9 (1983/84), S. 3–24. Buschinger, Danielle (Hg.): Lancelot. Actes du colloque de 14 et 15 janvier 1984 (GAG 415), Göppingen 1984 [a]. Buschinger, Danielle: Le personnage de Lancelot dans la littérature allemande du Moyen Âge, in: Buschinger 1984a [b], S. 17–28. Buschinger, Danielle und Wolfgang Spiewok (Hgg.): Lancelot – Lanzelet. Hier et aujourd’hui. FS Alexandre Micha zum 90. Geburtstag (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 38; WODAN 51), Greifswald 1995. Buschinger, Danielle: Note sur les éléphants et les chameaux dans quelques textes allemands du Moyen Âge, in: Hommes et animaux au Moyen Âge. 4. Tagung auf dem Mont Saint-Michel, Mont Saint-Michel, 31. Octobre–1er Novembre 1996 (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 59; WODAN 72), Greifswald 1997, S. 33–40. Buschinger, Danielle: Châteaux réels et châteaux irréels dans le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven et le Wigalois de Wirnt von Gravenberg, in: Château et société castrale au Moyen Age. Actes du colloque des 7–8–9 mars 1997, hg. von Jean-Marc Pastré (Publications de l’Université de Rouen 239), Rouen 1998 [mir nicht zugänglich]; wieder in: Études Médiévales. Revue publiée par D. B., 3,3 (2001 [a]), S. 65–75. Buschinger, Danielle: Le ›Lanzelet‹ d’Ulrich von Zatzikhoven. Quelques remarques, in: D. B.: Parzival, Arthur et le Graal. Recueil d’articles (Médiévales 18), Amiens 2001 [b], S. 143–148. Buschinger, Danielle (Übs.): Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduit en français par Danielle Buschinger (Traductions des classiques du Moyen Âge 65), Paris 2003. [1. Aufl. als: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, Texte établi et présenté par Danielle Buschinger (Reineke Taschenbuch-Reihe 12), Greifswald 1996; Introduction S. 7–36, Anm. passim]. Caflisch-Einicher, Emma: Die lateinischen Elemente in der mittelhochdeutschen Epik des 13. Jahrhunderts (Prager Deutsche Studien 47), Reichenberg i. B. 1936 [Ndr. Hildesheim 1974; bes. S. 278f.] Campion, John L.: Zu Ulrichs Lanzelet 4720ff., in: MLN 29 (1914), S. 86f. Campion, John L.: [Rez. von Peetz 1911; Singer 1912; Behre 1913; Hannink 1914], in:
Sekundärliteratur
1303
MLN 32 (1917), S. 416–421. Campion, John L.: Zu Ulrich von Zatzikhoven, in: AfdA 44 (1925), S. 149f. Carter, Charles Henry: Ipomedon. An Illustration of Romance Origins, in: Haverford Essays: Studies in Modern Literature Prepared by Some Former Pupils of Professor Francis B. Gummere in Honor of the Completion of the Twentieth Year of his Teaching in Haverford College, Haverford 1909 [Ndr. New York 1967], S. 245–255. Casparson, W[ilhelm] J[ohann] C[hristoph] G[ustav] (Hg.): Wilhelm der Heilige von Oranse. 1. Theil. Aus einer handschrift hg. durch W. J. C. G. C., Cassel 1781 [bes. S. 17]. Cerquiglini, Bernard: Eloge de la variante. Histoire critique de la philologie, Paris 1989.
Chamberlin, Richard Walter: The Marvelous as Allegory in Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet, Michigan, Diss. [masch.] 1997. Chamberlin, Rick: »Got hât liut unde lant von manegem wunder gemaht«: An Example of the Marvelous as Allegory in Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet, in: Michigan Germanic Studies 24 (1998), S. 8–17. Child, Francis James (Hg.): The English and Scottish Popular Ballads, Bd. I, London 1882 [Ndr. New York 1956; bes. S. 257–274]. Chroust, Anton: Monumenta Paleographica. Denkmäler der Schreibkunst des Mittelalters, 3 Bde., MünchenLeipzig 1902–1939.
Cigada, S.: [Rez. von Hofer 1959], in: Studi Francesi 4 (1960) [a], Sp. 317. Cigada, S.: [Rez. von Loomis 1959], in: Studi Francesi 4 (1960) [b], Sp. 317f. Classen, Albrecht: [Rez. von Schmidt, K. 1993], in: ABäG 40 (1994), S. 187f. Classen, Albrecht: [Rez. von Daiber 1999 (bei Classen: »Daibler«)], in: Neuphilologische Mitteilungen 102 (2001), S. 121f. Combridge, Rosemary N.: Das Fragment B des Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven, in: Euphorion 57 (1963), S. 200–209. Combridge, Rosemary N.: The Problems of a New Edition of Ulrich von Zatzikhoven’s ›Lanzelet‹, in: Probleme mittelalterlicher Überlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, hg. von Peter F. Ganz und Werner Schröder, Berlin 1968, S. 67–80. Combridge, Rosemary N.: Lanzelet and the Queens, in: Essays in German and Dutch Literature, hg. von W[illiam] D. Robson-Scott (Publications of the Institute of Germanic Studies 15), London 1973, S. 42–64. Combridge, Rosemary N.: [Rez. von Kinnear/Lofmark 1972], in: German Life and Letters 31 (1977/78), S. 192f. Combridge, Rosemary N.: Der ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven im Kreuzfeuer der Editionsprinzipien, in: Methoden und Probleme der Edition mittelalterlicher Texte. Bamberger Fachtagung 26.–29. Juni 1991, Plenumsreferate, hg. von Rolf Bergmann und Kurt Gärtner (Beihefte zu editio 4), Tübingen 1993, S. 40–49. Corazolla, Dominique: Überlegungen zu Struktur und Konzeption des ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven, Freiburg i. Br., Magisterarbeit [masch.] 1988. Cormeau, Christoph: [Rez. von Haug 1978], in: AfdA 91 (1980), S. 23–25. Cosman, Madeleine Pelner: The Education of the Hero in Arthurian Romance, Chapel Hill 1966 [bes. S. 102–135].
1304
Verzeichnisse
Cramer, Thomas: Der deutsche höfische Roman und seine Vorläufer, in: Henning Kraus: Europäisches Hochmittelalter, in Verb. mit [...] (Neues Handbuch der Literaturwissenschaft 7), Wiesbaden 1981, S. 323–356 [bes. S. 341f.]. Cross, Tom Peete und William Albert Nitze: Lancelot and Guinevere: A Study on the Origins of Courtly Love, Chicago 1930. Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 11. Aufl., Tübingen, Basel 1993 [1 1948].
Dahood, Roger: Hugh de Morville, William of Canterbury, and Anecdotal Evidence for English Language History, in: Speculum 69 (1994), S. 40–56. Daiber, Andreas: Bekannte Helden in neuen Gewändern? Intertextuelles Erzählen im ›Biterolf und Dietleib‹ sowie am Beispiel Keies und Gaweins im ›Lanzelet‹, ›Wigalois‹ und der ›Crone‹ (Mikrokosmos 53; zugl. München, Diss. 1997), Frankfurt a. M. [u. a.] 1999. Degering, Hermann: Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek. Bd. 2: Die Handschriften in Quartformat, Leipzig 1926. Delcourt-Angélique, Janine: Le motif du tournoi de trois jours avec changement de couleur destiné à préserver l’incognito, in: Varty 1981, S. 160–186. Denecke, Ludwig: Ritterdichter und Heidengötter (1150–1220) (Form und Geist 13), Leipzig 1930. Deutscher, Georg: Einleitung, in: Die Wiener Handschrift des Lantzelet Ulrichs von Zatzikhoven, hg. von G. D. (Philologica Germanica 24; [zugl. Wien, Univ. Dipl. 2001]), Wien 2002, S. 7–22. Diez, Friedrich Christian: Die Poesie der Troubadours, Zwickau 1826 [bes. S. 207f.]. Dinzelbacher, Peter: Über die Entdeckung der Liebe im Hochmittelalter, in: Saeculum 32 (1981), S. 185– 208.
Dobozy, Maria: Beschenkungspolitik und die Erschaffung von Ruhm am Beispiel der fahrenden Sänger, in: Frühmittelalterliche Studien 26 (1992), S. 353–367. Docen, B[ernhard] J[oseph]: Versuch eine vollständigen Literatur der älteren Deutschen Poesie, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst 1 (1809), S. 126–234 [bes. S. 222]. Duby, Georges: Les ›jeunes‹ dans la société aristocratique dans la France du Nord-Ouest au XIIe siècle, in: Annales 19 (1964), S. 835–846; wieder in: G. D.: Hommes et structures du moyen âge. Recueil d’articles (Le savoir historique 1), Paris 1973, S. 213–225. Duby, Georges: Guerre et société dans l’Europe féodale, in: Concetto, Storia, Miti e Immagini del Medioevo, hg. von Vittore Branca, Florenz 1973; wieder in: G. D.: Wirklichkeit und höfischer Traum. Zur Kultur des Mittelalters, übs. von Grete Osterwald, Berlin 1986, S. 133–170.
Dunphy, Greame: [Rez. von McLelland 2000], in: The Medieval Review (http:// name.umdl.umich.edu/ baj9928.0305.011), online seit 03.05.2003. Düwel, Klaus: Werkbezeichnungen der mittelhochdeutschen Erzählliteratur (1050–1250) (Palaestra 277; teilw. zugl. Göttingen, Diss. 1965), Göttingen 1983 [bes. S. 88–90]. Düwel, Klaus: [Rez. von Zellmann 1996], in: Germanistik 38 (1997), S. 145f. Ebenbauer, Alfred: Wigamur und die Familie, in: Wolfzettel 1984, S. 28–46. Eggers, Hans: Deutsche Sprachgeschichte II. Das Mittelhochdeutsche, Hamburg 1965
Sekundärliteratur
1305
[bes. S. 141]. Ehrismann, Gustav: Duzen und Ihrzen im Mittelalter, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 1 (1901), S. 117–149; 2 (1902) S. 118–159; 4 (103), S. 210–248; 5 (1904), S. 127–220 [bes. 1904, S. 156]. Ehrismann, Gustav: Märchen im höfischen Epos, in: PBB 30 (1905), S. 14–54. Ehrismann, Gustav: [Rez. von Beywl 1909], in: Deutsche Literaturzeitung 32 (1911), Sp. 159f. Ehrismann, Gustav: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, 2. Tl: Die mittelhochdeutsche Literatur, Schlussband = Bd. II 2,2, München 1935 [unveränd. Ndr. als Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen 6,2,2,2, München 1954] [bes. S. 4–7]. Ehrismann, Otfrid: Ehre und Mut, Avetiure und Minne. Höfische Wortgeschichten aus dem Mittelalter, München 1995.
Eis, Gerhard: Ulrich von Zatzikhoven, in: VL 4 (1953), Sp. 621–625. Eis, Gerhard: Von der verlorenen altdeutschen Dichtung. Erwägungen und Schätzungen, in: GRM 37 = N. F. 6 (1956), S. 175–189. Eis, Gerhard: Über das Arbeitstempo der mittelhochdeutschen Dichter. Forschungen und Fortschritte, in: Nachrichtenblatt der deutschen Wirtschaft und Technik 36 (1962), S. 16–22.
Eitschberger, Astrid: Musikinstrumente in höfischen Romanen des deutschen Mittelalters (Imagines Medii Aevi 2; zugl. Würzburg, Diss. 1997), Wiesbaden 1999. Elardo, Ronald J.: »Lanzelet«, Alchemy, and Individuation, in: Symposium 34 (1980), S. 138–154. Engelen, Ulrich: Die Edelsteine in der deutschen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts (Münstersche Mittelalter-Schriften 27), München 1978. Ertzdorff, Xenja von: [Rez. von Ruh 1980], in: Göttingische gelehrte Anzeigen 236 (1984), S. 214–222. Ertzdorff, Xenja von: König Artus’ site: »nehein rîter vor im az | des tages swenn aventiure [sic!] vergaz | daz si sînen hof vermeit« (Parz. 309,6ff.), in: Ist zwîvel herzen nâchgebûr. Günther Schweikle zum 60. Geburtstag, hg. von Rüdiger Krüger, Jürgen Kühnel und Joachim Kuolt (Helfant Studien S 5), Stuttgart 1989, S. 193–201. Ertzdorff, Xenja von: Über die Liebe in den deutschen Artusromanen, in: BBIAS 43 (1991), S. 332–356. Fauriel, Claude Charles: Histoire de la poésie provençale, 3 Bde., Paris 1846 [bes. Bd. 2, S. 451]. Fauriel, Claude Charles: Histoire littéraire de la France, Bd. 22: Suite du treizième siècle, Paris 1852 [bes. S. 212–223]. Fauriel, Claude Charles: Histoire littéraire de la France, Bd. 24: Quatorzième siècle, Paris 1862 [bes. S. 521ff.]. Fechter, Werner: Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung (Deutsche Forschungen 28; zugl. Heidelberg, Diss. 1934), Frankfurt a. M. 1935. Feistner, Elisabeth: er nimpt ez allez zeime spil. Der Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven als ironische Replik auf den Problemhelden des klassischen Artusromans, in: Archiv 232 (1995), S. 241–254.
1306
Verzeichnisse
Fingernagel, Andreas und Martin Roland: Mitteleuropäische Schulen 1 (ca. 1250–1350), Bd. 1: Textband, Bd. 2: Tafel- und Registerband (Österr. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschriften 245; Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters I,10), Wien 1997 [bes. Bd. 1, S. 318–320, Tafeln Bd. 2, Abb. 410–413]. Fisher, R[odney] W.: Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet: In Search of ›Sens‹, in: Archiv 217 (1980), S. 277–292. Fischer, Hanns: [Rez. von Hahn 1845, Ndr. 1965], in: Germanistik 7 (1966), S. 69f. Fischer, Hermann: Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adelbert v. Keller begonnenen Sammlungen und mit Unterstützung des württembergischen Staates bearbeitet von H. F. Zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, 7 Bde., Tübingen 1904–1936.
Foerster, Wendelin: Einleitung, in: Christian von Troyes: Der Karrenritter (Lancelot) und das Wilhelmsleben (Guillaume d’Angleterre), hg. von W. F. (Chr. von Tr.: Sämtliche erhaltene Werke 4), Halle a. d. S. 1899 [Ndr. 1965], S. I–CLXXXII [bes. S. XX–LXIX]. Foerster, Wendelin: Einleitung, in: Kristian von Troyes: Yvain (der Löwenritter), hg. von W. F., 2., umgearb. und verm. Aufl., Halle 1902, S. S. I–LXVI. Foerster, Wendelin: Kristian von Troyes, Wörterbuch zu seinen sämtlichen Werken, unter Mitarb. von Hermann Breuer verfaßt und mit einer literargeschichtlichen und sprachgeschichtlichen Einl. vers. (Romanische Bibliothek 21), Halle a. d. S. 1914 [bes. S. 71–94]. Fourquet, Jean: ›Zobel aus Connelant‹, in: ZfdA 71 (1934), S. 268. Fourquet, Jean: Les noms propres du Parzival, in: Hœpffner 1949, S. 245–260 [bes. S. 251]. Fourquet, Jean: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: Bulletin de la Faculté des Lettres de l’Université de Strasbourg 30 (1951/52), S. 196–199. Fourquet, Jean: La structure du ›Pauvre Henri‹, in: Études germaniques (1961 [a]), S. 19–26. Fourquet, Jean: Über den Aufbau im ›Armen Heinrich‹, in: WW (1961 [b]), S. 12–24.
Fourquet, Jean: Le »Giot« du Lanzelet et les deux »Kyot« du Parzival, in: Mélanges offerts à René Crozet à l’occasion de son soixante-dixième anniversaire, hg. von Pierre Gallais und Yves-Jean Riou, Poitiers 1966, Bd. 2, S. 975–980. Frank, Emma: Der Schlangenkuß. Die Geschichte eines Erlösungsmotivs in deutscher Volksdichtung (Forschung und Geist 9), Leipzig 1928. Frappier, Jean: L’»institution« de Lancelot dans le Lancelot en prose, in: Hœpffner 1949, S. 269–278 [bes. S. 271f.]. Frappier, J[ean]: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: Revue de littérature comparée 27 (1953 [a]), S. 100. Frappier, J[ean]: [Rez. von Webster 1951], in: Revue de littérature comparée 27 (1953 [b]), S. 101–103. Frappier, Jean: Chrétien de Troyes, in: Loomis, R. Sh. 1959 [a], S. 157–191. Frappier, Jean: The Vulgate Cycle, in Loomis 1959 [b], S. 295–318. Frappier, Jean: Le motif du ›don contraignant‹ dans la littérature du Moyen Âge, in: Travaux de linguistique et de littérature, publiés par le Centre de philologie et de littératures romanes de l’Université de Strasbourg
Sekundärliteratur
1307
7,2 (1969), S. 7–46; wieder in: J. F.: Amour courtois et table ronde (Publications romanes et françaises 126), Genf 1973, S. 225–264. Frazer, James George: The Golden Bough. A Study in Magic and Religion, Abridged Ed., New York 1922.
Frey, Winfried: Zur Datierung des ›Eraclius‹, in: Studien zur frühmittelhochdeutschen Literatur. Cambridger Colloquium 1971, hg. von L. P[eter] Johnson, H[ans]-H[ugo] Steinhoff und R[oy] A. Wisbey, Berlin 1974 (Publications of the Institute of Germanic Studies 19), S. 264–274. Fromm, Hans: Komik und Humor in der Dichtung des deutschen Mittelalters, in: DVjs 36 (1962), S. 321–339 [bes. S. 332f.]. Frühmorgen-Voss, Hella: Text und Illustration im Mittelalter. Aufsätze zu den Wechselbeziehungen zwischen Literatur und bildender Kunst, hg. von Norbert H. Ott (MTU 50), München 1975 [bes. S. 24]. Funcke, Eberhard W.: Morgain und ihre Schwestern. Zur Herkunft und Verwendung der Feenmotivik in der mittelhochdeutschen Epik, in: Acta Germanica 18 (1985), S. 1–64. Ganz, Peter F.: Lachmann as an Editor of Middle High German Texts, in: Probleme mittelalterlicher Überlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966, hg. von P. F. G. und Werner Schröder, Berlin 1968, S. 12–30. Gärtner, Kurt [u. a.]: Findebuch zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Mit einem rückläufigen Index, Stuttgart 1992.
Genelin, Placid: Unsere höfischen Epen und ihre Quellen, Innsbruck 1891 [zit. danach]; zuvor in: Zwanzigster Jahresbericht über die deutsche Staats-Oberschule in Triest. Schuljahr 1898/90, Triest 1890, S. 1–45; Fortsetzung in: Einundzwanzigster Jahresbericht über die deutsche Staats-Oberschule in Triest. Schuljahr 1890/91, Triest 1891, S. 1–70 [bes. S. 45f.]. Gennep, Arnold van: Les rites de passage. Étude systématique des rites de la porte et du seuil, de l’hospitalité, de l’adoption, de la grossesse et de l’accouchement, de la naissance, de l’enfance, de la puberté, de l’initiation, de l’ordination, du couronnement des fiançailles et du mariage, des funérailles, des saisons, etc., Réimpr. de l’éd. de 1909, augmentée en 1969, Paris 2000.
Gervinus, G[eorg] G[ottfried]: Geschichte der deutschen Dichtung. 5., völlig umgearb. Aufl., Bd. 1, Leipzig 1871 [bes. S. 441–452]. Giloy-Hirtz, Petra: Der imaginierte Hof, in: Höfische Literatur. Hofgesellschaft. Höfische Lebensformen um 1200. Kolloquium am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (3. bis 5. November 1983), hg. von Gert Kaiser und Jan-Dirk Müller (Studia humaniora 6), Düsseldorf 1986, S. 253–273. Glass, Waltraud: Der »Prosa-Lancelot«. Ein Forschungsbericht, Wien, Univ. Dipl. [masch.] 1986.
Glinka-Janczewski, Theresa Mary de: Ulrich von Zatzikhoven’s ›Lanzelet‹: A Critical Study, London, Diss. [masch.] 1963 [published on microfiche Godstone]. Goedeke, Karl: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, Hannover 1857. Goedeke, Karl: Die Deutsche Dichtung im Mittelalter. 2. Ausg., verm. um Buch XII: Niederdeutsche Dichtung. Nebst einem vollst. Sachreg., Dresden 1871 [bes. S. 723– 729]. Göller, Beate: Kampfauffassung, Kampf, Sterben und Tod in Hartmanns von Aue Iwein
1308
Verzeichnisse
und Ulrichs von Zatzikhoven Lanzelet, Graz, Univ. Dipl. [masch.] 1996. Golther, Wolfgang: Die Sage von Tristan und Isolde. Studie über ihre Entstehung und Entwicklung im Mittelalter, München 1887. Golther, Wolfgang: Von den ersten Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters (Geschichte der deutschen Literatur 1), Stuttgart 1892 [bes. S. 169]. Golther, Wolfgang: [Rez. von Foerster 1899], in: ZFSL 22 (1900), S. 1–5. Golther, Wolfgang: Die deutsche Dichtung im Mittelalter 800–1500, 2. Aufl. (Epochen der deutschen Literatur 1), Stuttgart 1922. Gottlieb, Theodor: Die Büchersammlung Kaiser Maximilians I. Mit einer Einleitung über älteren Bücherbesitze im Hause Habsburg (Die Ambraser Handschriften. Beitrag zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek 1), Leipzig 1900 [bes. S. 25]. Gottsched, Johann Christoph: Nachrichten von altdeutschen bisher ungedruckten Gedichten, in: Unterhaltungen, hg. von Daniel Schiebeler und Johann Joachim Eschenburg, Bd. 8, Hamburg 1769, S. 296–320, 518–529 [bes. S. 296ff.]. Gottzmann, Carola L.: Deutsche Artusdichtung. Bd. 1: Rittertum, Minne, Ehe und Herrschertum. Die Artusepik der hochhöfischen Zeit, Frankfurt a. M., Bern (Information und Interpretation 2), New York 1986 [bes. S. 158–193, 340–346]. Gottzmann, Carola L.: Artusdichtung (SM 249), Stuttgart 1989. Graesse, Johann Georg Theodor: Die großen Sagenkreise des Mittelalters, zum ersten Male historisch entwickelt, kritisch beleuchtet und in ihrem Zusammenhang mit einander dargestellt (Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte 2,3), Dresden 1842 [bes. S. S. 199]. Graff, E[berhard] G[ottlieb]: Diutiska. Denkmäler deutscher Sprache und Literatur, aus alten Handschriften zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [1. Jg.], Stuttgart, Tübingen 1826, S. 31–39 [Fr. S]. Graff, E[berhard] G[ottlieb]: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache, etymologisch und grammatisch bearb. von E. G. G., 6 Bde., Berlin 1834–1842. Bd. 7: Gedrängtes althochdeutsches Wörterbuch oder Vollständiger Index zu Graff ’s althochdeutschem Sprachschatze, ausgearb. von H[ans] F[erdinand] Massmann, Berlin 1846.
Greg, W. W.: [Rez. von Weston 1901], in: Folk-Lore 12 (1901), S. 486ff. [mir nicht zugänglich]. Green, Dennis H.: Irony in the Medieval Romance, Cambridge 1979.
Green, D[ennis] H.: [Rez. von Ó Riain-Raedel 1978], in: MLR 75 (1980), S. 933–935. Green, D[ennis] H.: [Rez. von Pérennec 1984a], in: MLR 81 (1986), S. 529–532. Green, D[ennis] H.: Hören und Lesen. Zur Geschichte einer mittelalterlichen Formel, in: Erscheinungsformen kultureller Prozesse, hg. von Wolfgang Raible (ScriptaOralia 13), Tübingen 1990, S. 23–44.
Green, D[ennis] H.: Medieval Listening and Reading. The Primary Reception of German Literature 800–1300, Cambridge 1994. Grimm, Jacob: [Rez. von Hofstäter 1811], in: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur 5 (1812), Bd. 1, Nr. 39, S. 620–624; wider in: J. G.: Kleinere Schriften, Bd. 6, Berlin 1882 [Ndr. Hildesheim 1965], S. 71–74. Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Neuer, verm. Abdr. bes. durch Wilhelm Scherer, 4 Bde., Belin 1870– 1898 [zit. nach Seitenzählung der Erstausgabe].
Sekundärliteratur
1309
Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie, 4. Ausg., 3 Bde., Berlin 1875–1878 [Ndr. mit einem Vorw. von Helmut Birkhan ( Jacob und Wilhelm Grimm, Werke I 26–28), Hildesheim, Zürich, New York 2001–2003]. Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, 32 Bde., München 1985 [Ndr. d. 1. Aufl. in 16 Bden., Leipzig 1854–1960].
Grimm, Wilhelm: Athis und Prophilias. Gelesen in der Königlichen Akademie der Wissenschaften am 18. und 22. Januar 1844, in: Abhandlungen der königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin, phil.-hist. Kl., Berlin 1846, S. 347–467; auch als Separatdruck (S. 3–123); wieder in: W. G.: Kleinere Schriften, hg. von Gustav Hinrichs, Bd. 3, Berlin 1883, S. 212–336 [bes. S. 11, 65f., 78; zit. nach Seitenzählung des Separatdrucks]. Gröber, G.: [Rez. von Paris 1881], in: ZfrPh 6 (1882), S. 480. Gröchenig, Hans, Günther Hödl und Erhard Pascher: Katalog der Ausstellung. Handschriftenfragmente von 500–1500 (armarium 1), St. Paul im Lavanttal 1977 [Selbstverlag; GK = Nr. 35, S. 173–176]. Groos, Arthur: [Rez. von Green 1979], in: PBB 104 (1982), S. 141–144.
Grosse, Siegfried und Ursula Rautenberg: Die Rezeption mittelalterlicher deutscher Dichtung. Eine Bibliographie ihrer Übersetzungen und Bearbeitungen seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, Tübingen 1989. Grubmüller, Klaus: Artus- und Gralromane, in: Liebertz-Grün 1988, S. 216–235 [bes. S. 224f.]. Grubmüller, Klaus: Der Artusroman und sein König. Beobachtungen zur Artusfigur am Beispiel von Ginovers Entführung, in: Positionen des Romans im späten Mittelalter, hg. von Walter Haug und Burghart Wachinger (Fortuna Vitrea 1), Tübingen 1991, S. 1–20. Grubmüller, Klaus: Die Konzeption der Artusfigur bei Chrestien und in Ulrichs Lanzelet: Mißverständnis, Kritik oder Selbständigkeit? Ein Diskussionsbeitrag, in: Jones/Wisbey 1993, S. 137–149. Grubmüller, Klaus: Natûre ist der ander got. Zur Bedeutung von natûre im Mittelalter, in: Robertshaw/Wolf 1999, S. 3–17. Gruhn, Albert: Erek und Lanzelet, in: ZfdA 43 (1899), S. 265–302. Grundmann, Herbert: Die Frauen und die Literatur im Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte 26 (1936), S. 129–161.
Günzburger, Angelika: Studien zur Nibelungenklage. Forschungsbericht – Bauform der Klage – Personendarstellung (Europäische Hochschulschriften I 685), Frankfurt a. M., Bern, New York 1983 [bes. S. 45]. Gürttler, Karin R.: »Künec Artûs der guote«. Das Artusbild der höfischen Epik des 12. und 13. Jahrhunderts (Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik 52), Bonn 1976 [bes. S. 165–176, 189]. Gürttler, Karin R.: German Arthurian Literature (Medieval), in: Lacy 1996, S. 182–188. Haas, Max: Mittelalter, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Einzyklopädie der Musik, 2., neu bearb. Ausg. hg. von Ludwig Finscher, Sachteil, Bd. 6, Kassel [u. a.] 1998, Sp. 325–354.
Haasch, Günther: Das Wunderbare im höfischen Artusroman. Ein Beitrag zur Motivgeschichte mittelalterlicher Epik und zur Klärung des Verhältnisses von Artusroman
1310
Verzeichnisse
und Märchen, Berlin, FU Diss. 1954. Hafner, Susane: [Rez. von McLelland 2000], in: Arthuriana 11,3 (2001), S. 137f. Hagen, Friedrich Heinrich von der: Altdeutsche Handschriften der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst 1 (1809), S. 547–648 [bes. S. 565, 603f.]. Hagen, Friedrich Heinrich von der und Johann Gustav Büsching (Hg.): Deutsche Gedichte des Mittelalters, 2 Tle., Berlin 1808/25. Hagen, Friedrich Heinrich von der und Johann Gustav Büsching: Literarischer Grundriß zur Geschichte der Deutschen Poesie von der ältesten Zeit bis in das sechzehnte Jahrhundert, Berlin 1812 [bes. S. 151–153]. Hahn, K[arl] A[ugust]: Vorwort, in: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Eine Erzählung, hg. von K. A. H., Frankfurt a. M. 1845. Ndr. mit einem Nachw. und einer Bibliographie von Frederick Norman (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters), Berlin 1965, S. V–XX. Hamilton, Jean Isabel: Landschaftsverwertung im Bau höfischer Epen, Bonn, Diss. 1932 [bes. S. 37–41]. Hannink, Oskar: Vorstudien zu einer Neuausgabe des Lanzelet von Ulrich von Zazikhoven, Göttingen, Diss. 1914. Harris, Nigel: gar süezen smac daz pantir hât. Der Panther und sein Atem in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters, in: Robertshaw/Wolf 1999, S. 65–75. Harward, Vernon J., Jr.: The Dwarfs of Arthurian Romance and Celtic Tradition (zugl. New York, Columbia Univ. Diss. 1953), Leiden 1958 [bes. S. 71, 78–81, 84f., 118, 129]. Hasty, Will: [Rez. von McLelland 2000], in: JEGPH 101 (2002), S. 592–595. Hatto, A[rthur] T[homas]: Enid’s Best Dress. A Contribution to the Understanding of Chrétien’s and Hartmann’s Erec and the Welsh Gereint, in: Euphorion 54 (1960), S. 437–441 [bes. S. 438]. Haug, Walter: »Das Land, von welchem niemand wiederkehrt«. Mythos, Fiktion und Wahrheit in Chrétiens »Chevalier de la Charrete«, im »Lanzelet« Ulrichs von Zatzikhoven und im »Lancelot«-Prosaroman (Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte 21), Tübingen 1978. Haupt, Jürgen: Der Truchseß Keie im Artusroman. Untersuchungen zur Gesellschaftsstruktur im höfischen Roman (Philologische Studien und Quellen 57; zugl. Freiburg i. Br., Diss. 1967), Berlin 1971. Haupt, Moriz: [Rez. von Hahn 1845], in: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Juli 1845, Sp. 105–118. Haupt, Moriz: Vorrede, in: Hartmann von Aue: Der arme Heinrich und die Büchlein, hg. von M. H., 2. Aufl. besorgt von E[rnst] Martin, Leipzig 1881 [1 1842], S. V–XX. Heinzel, Richard: Ein französischer Roman des dreizehnten Jahrhunderts, in: Österreichische Wochenschrift für Wissenschaft und Kunst, N. F. 1872, II, S. 385–394, 427– 439, 460–471; wieder in: R. H.: Kleine Schriften, hg. von M[ax] H[ermann] Jellinek und C[arl] von Kraus, Heidelberg 1907, S. 63–116 [bes. S. 76–79; zit. danach]. Heinzle, Joachim: Laudatio auf K. Stackmann, in: Karl Stackmann: ›Ich theile ... nicht die Ansicht von
Sekundärliteratur
1311
Gervinius‹. Wilhelm Grimm über die Geschichte der Poesie. Reden anläßlich der Verleihung des BrüderGrimm-Preises 1991 (Mainzer Universitätsreden 17), Marburg 1992, S. 3–9.
Helm, Karl: [Rez. von Richter 1934], in: Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 57 (1936), Sp. 299f. Henderson, Ingeborg: Die Frauendarstellung im nachklassischen Roman des Mittelalters, in: ABäG 14 (1979), S. 137–148. Hennig, Beate: [Rez. von Yeandle 2001], in: Germanistik 43 (2002), S. 213f. Hennings, Thordis: Altfranzösischer und mittelhochdeutscher Prosa-Lancelot. Übersetzungs- und quellenkritische Studien (Beiträge zur älteren Literaturgeschichte; zugl. Kiel, Diss. 2000), Heidelberg 2001.
Herrmann, Paul: Deutsche Mythologie in gemeinverständlicher Darstellung, Leipzig 1898 [Ndr. Essen 1985; bes. S. 76, 173f.]. Hesse, Elisabeth: Zauber und Zauberer im ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven, in: Zauberer und Hexen in der Kultur des Mittelalters. 3. Jahrestagung der Reineke-Gesellschaft e. V., San Malo, 5.–9. Juni 1992, hg. von Danielle Buschinger und Wolfgang Spiewok (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 18; WODAN 33), Greifswald 1994, S. 95– 113. Heusinger, Christan von: Studien zur oberrheinischen Buchmalerei und Graphik im Spätmittelalter, Freiburg i. Br., Diss. o. J. [1953] [bes. S. 23ff.]. Hilka, Alfons (Hg.): Historia Alexandri Magni (Historia de Preliis). Rez. J2 (Orosius Rezension), 1. Tl. zum Druck besorgt durch H.-J. Bergmeister (Beiträge zur klassischen Philologie 79), Meisenheim am Glan 1976. 2. Tl. zum Druck besorgt durch R. Grossmann (Beiträge zur klassischen Philologie 89), Meisenheim am Glan 1977. Hilka, Alfons und Karl Steffens (Hg.): Historia Alexandri Magni (Historia de preliis). Rez. J1 (Beiträge zur klassischen Philologie 107), Meisenheim am Glan 1979.
Hofer, Stefan: Chrétien de Troyes. Leben und Werk, Graz, Köln 1954 [bes. S. 127]. Hofer, Stefan: Untersuchungen zum Mantellai, in: ZfrPh 73 (1957), S. 469–485. Hofer, Stefan: Der »Lanzelet« des Ulrich von Zatzikhoven und seine französische Quelle, in: ZfrPh 75 (1959), S. 1–36. Hofmann, Conrad: Über ein niederdeutsches Lancelotfragment und einige daran sich knüpfende literargeschichtliche Fragen, in: Königl. Bayer. Akad. d. Wiss., phil-hist. Kl., Sitzungsberichte, München 1870, Bd. 2, S. 39–52. Hofmann von Fallersleben, August Heinrich: Verzeichnis der Altdeutschen Handschriften der K.K. Hofbibliothek zu Wien, Leipzig 1841 [bes. Nr. XIV]. Hofstäter, Felix Franz: Altdeutsche Gedichte aus den Zeiten der Tafelrunde aus Handschriften der k. k. Bibliothek in die heutige Sprache übertragen. I. Theil. Lanzelet de Lac von Ulrich von Zatzikhoven, Wien 1811 [nach W]. Holmes, Urban Tigner Jr.: A History of Old French Literature from the Origin to 1300, überarb. Aufl., New York 1962 [bes. S. 175]. Hölscher, [Bernhard]: [Rez. von Neumaier 1883/84], in: Archiv 73 (1885), S. 450. Homberger, Dietrich: Gawein. Untersuchungen zur mittelhochdeutschen Artusepik, Bochum, Diss. 1969 [bes. S. 46–55]. Hœpffner, Ernest: Mélanges de Philologie romane et de littérature médiévale. FS E. H. (Publications de la Faculté des Lettres de l’Université de Strasbourg 113), Paris 1949.
1312
Verzeichnisse
Huber, Christoph: Die Aufnahme und Verarbeitung des Alanus ab Insulis in mittelhochdeutschen Dichtungen. Untersuchungen zu Thomasin von Zerklære, Gottfried von Straßburg, Frauenlob, Heinrich von Neustadt, Heinrich von St. Gallen, Heinrich von Mügeln und Johannes von Tepl (MTU 89; zugl. München, Habil. 1984), München, Zürich 1988 [bes. S. 364–366]. Huber, Christoph: Ulrich von Zatzikhoven, in: Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache, hg. von Walther Killy, Bd. 11, Gütersloh [u. a.] 1991, Sp. 483– 485. Huby, Michel: Remarques sur la structure du ›Lanzelet‹, in: Mélanges pour Jean Fourquet. 37 Essais de linguistique germanique et de littérature du Moyen Âge français et allemand, hg. von Paul Valentin und Georges Zink, München, Paris 1969, S. 147– 156. Hüe, Denis und Christine Ferlampin-Acher (Hgg.): Le Monde et l’Autre Monde. Actes du colloque arthurien de Rennes (8–9 mars 2001), Orléans 2002. Huet, G.: Deux personnes arturiennes, in: Romania 43 (1914), S. 96–102. Hutton, W. H.: Morville, Hugh de, in: Dictionary of National Biography, hg. von Sidney Lee, Bd. 39, London 1894, S. 168f. Jackson, W[illiam] T. H[enry]: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: Romance Philology 10 (1956/57), S. 61f. Jackson, W[illiam T.] H[enry]: Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet and the Theme of Resistance to Royal Power, in: German Life and Letters 28 (1974/75), S. 285–297. Jackson, William [T.] Henry: [Rez. von Ruh 1980], in: MLR 77 (1982), S. 989–991. Jackson, W[illiam T.] H[enry] und S[ilvia] A. Ranawake (Hgg.): The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature (Arthurian Literature in the Middle Ages 3), Cardiff (Wales) 2000. Jänecke, Karin: ›Der spiegel des lidens cristi‹. Eine oberrheinische Handschrift aus dem Beginn des XV. Jahrhunderts in der Stadtbibliothek zu Colmar (Ms. 306) (Freiburg i. Br., Diss. 1963), Hannover 1964 [bes. S. 105 und Anm. 518]. Jänicke, Oskar: [Rez. von Pfeiffer 1867], in: Zeitschrift für das Gymnasialwesen 22 = N. F. 2 (1868), S. 296–305 [bes. S. 301f.]. Jellinek, M[ax] H[ermann]: Erec und Lanzelet, in: ZfdA 47 (1904), S. 267–270. Jillings, Lewis: The Abduction of Arthur’s Queen in »Diu Crône«, in: Nottingham Mediaeval Studiaes 19 (1975), S. 16–34. Johnson, David F.: [Rez. von Kerth, Th. 2005], in: Arthuriana 15,3 (2005), S. 117f. Johnson, L. Peter: Die höfische Literatur der Blütezeit (1160/70–1220/30) (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. 2: Vom hohen zum späten Mittelalter, Tl. 1), Frankfurt a. M. 1999. Johnson, Sidney M.: [Rez. von Ruh 1980], in: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 77 (1985), S. 94–96. Jones, George Fenwick: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: MLN 69 (1954), S. 537– 540. Jones, Martin H. und Roy [A.] Wisbey (Hgg.): Chrétien de Troyes and the German Middle Ages. Papers from an International Symposium (Arthurian Studies 26), Cam-
Sekundärliteratur
1313
bridge 1993. Jones, William J[ervis]: [Rez. von Schmidt, K. 1993], in: Medium Ævum 63 (1994), S. 350f. Kaiser, Gert: Liebe außerhalb der Gesellschaft. Zu einer Lebensform der höfischen Liebe, in: Krohn 1983, S. 79–97. Kalinke, Marianne E.: Chastity Tests, in: Lacy 1996, S. 81–83. Kantola, Markku: Zur Herkunft von mhd. perze (Lanzelet 4803), in: Neuphilologische Mitteilungen 81 (1980), S. 66–68. Kantola, Markku: Studien zur Reimsprache des Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven. Ein Beitrag zur Vorlagenfrage (Annales Universitatis Turkuensis, Ser. B, Bd. 157; zugl. Turku, Diss. 1982), Turku 1982. Kantola, Markku: Zu Wolframs Kyot-Problem, in: ZfdPh 108 (1989), Sonderheft, S. 104–115. Karajan, Theodor Georg von: Über Heinrich den Teichner, in: Denkschriften der Kais. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 6 (1855), S. 85–168.
Kartschoke, Dieter: Didos Minne – Didos Schuld, in: Krohn 1983, S. 99–116 [bes. S. 109f.]. Kartschoke, Dieter: Kommentar und Literaturhinweise, in: Das Rolandslied des Pfaffen Konrad. Mhd./Nhd., hg., übs. und komm. von D. K. (RUB 2745), Stuttgart 1996, S. 627–777. Kartschoke, Dieter: Stellenkommentar und Literaturhinweise, in: Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mhd./Nhd. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Nhd. übs. mit einem Stellenkomm. und einem Nachw. von D. K., durchges. und bibliograph. erg. Aufl. (RUB 8303), Stuttgart 1997, S. 759–844. Kasper, Christine: Von miesen Rittern und sündhaften Frauen und solchen, die besser waren: Tugend- und Keuschheitsproben in der mittelalterlichen Literatur vornehmlich des deutschen Sprachraums (GAG 547), Göppingen 1995 [bes. S. 569–585]. Kautzsch, Rudolf: Notiz über einige elsässische Bilderhandschriften aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts, in: Philologische Studien. Festgabe für Eduard Sievers zum 1. Oktober 1896, Halle 1896, S. 287–293 [bes. S. 293]. Kegel, Ernst: Verbreitung der mittelhochdeutschen erzählenden Literatur in Mittel- und Niederdeutschland. Nachgewiesen auf Grund von Personennamen (Hermaea 3), Halle 1905 [bes. S. 125]. Kellermann-Haaf, Petra: Frau und Politik im Mittelalter (GAG 456; zugl. Köln, Diss. 1983), Göppingen 1986 [bes. S. 33–38]. Kennedy, Beverly: Guenevere, in: Lacy 1996, S. 215. Kennedy, Elspeth: [Rez. von Haug 1978], in: Cahiers de civilisation médiévale 24 (1981), S. 293–295. Kennedy, Elspeth: Lancelot und Perceval: Zwei junge unbekannte Helden, in: Wolfram Studien 9 (1984), S. 228–241. Kerth, Sonja: [Rez. von Daiber 1999], in: ZfdPh 121 (2002), S. 147–150. Kerth, Thomas (Hg.): Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, transl. by Thomas Kerth, with additional notes by Kenneth G. T. Webster and Roger Sherman Loomis (Records
1314
Verzeichnisse
of Western Civilization), New York 2005. [Auf Kommentare, die Kerth (eventuell gekürzt) aus Webster/Loomis 1951 übernommen hat, wird mit »=« hingewiesen.] Kern, Manfred und Alfred Ebenbauer (Hgg.): Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, unter Mitw. von Silvia Krämer-Seifert, Berlin, New York 2003. Khull, Ferdinand: [Rez. von Sarrazin 1879], in: AfdA 5 (1879), S. 358–363 [bes. S. 358f.]. Khull, Ferdinand: Zu Wigamur, in: ZfdA 24 (1880), S. 97–124 [bes. S. 111f.]. Kibler, William W.: Lancelot, in: Lacy 1996, S. 269–271. Kienle, M. von: Der Schicksalsbegriff im Altdeutschen (Wörter und Sachen 15), Heidelberg, Diss. 1933 [bes. S. 81ff., 110; mir nicht zugänglich]. Kinnear, Teresa und Carl Lofmark: A Word Index to Ulrich von Zatzikhoven’s ›Lanzelet‹, Lampeter (Wales) 1972. Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24., durchges. und erw. Aufl. bearb von Elmar Seebold, Berlin 2002 (CD-ROM-Version).
Kittredge, George Lyman: A Study of Gawain and the Green Knight, Cambridge (Mass.) 1916. Knoll, Hiltrud Katharina: Studien zur realen und außerrealen Welt im deutschen Artusroman (Erec, Iwein, Lanzelet, Wigalois), Bonn, Diss. 1966. Kobbe, Peter: Funktion und Gestalt des Prologs in der mittelhochdeutschen nachklassischen Epik des 13. Jahrhunderts, in: DVjs 43 (1969), S. 405–457 [bes. S. 425]. Koberstein, August: Grundriß der Geschichte der deutschen National-Literatur, 4., durchgängig verbess. und zum größten Theil völlig umgearb. Aufl., Bd. 1, Leipzig 1847 [1 1827]. Koch, Erduin Julius: Grundriss einer Geschichte der Sprache und Literatur der Deutschen von den ältesten Zeiten bis auf Lessings Tod, Bd. 1, Berlin 1795 [bes. S. 34]. Köhler, Ernst: Ideal und Wirklichkeit in der höfischen Epik. Studien zur Form der frühen Artus- und Graldichtung, 2., erg. Aufl. (Beihefte zur ZfrPh 97), Tübingen 1970.
Koppitz, Hans-Joachim: Studien zur Tradierung der weltlichen mittelhochdeutschen Epik im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert, München 1980 [bes. S. 34–36]. Kragl, Florian: Das Archaische als dynamische Konstruktion. Mit Beispielen aus der Musik- und aus der deutschen Literaturgeschichte des Hochmittelalters, Vortrag, gehalten bei der DFG-Tagung »Die Konstruktion des Archaischen« (Leitung: Gregor Vogt-Spira), Villa Vigoni (Menaggio, Lago di Como), 25.–27. November 2004 [Druck in Vorbereitung, zit. nach Manuskript (22 S.), bes. S. 21f.]. Kragl, Florian: Gibt es Heldenzeit? Vergangenheitskonzepte in hoch- und spätmittelalterlicher Literatur, Vortrag für das 9. Pöchlarner Heldenliedgespräch (Leitung: Alfred Ebenbauer), Frühjahr 2006 [Druck in Vorbereitung]. Kratz, Bernd: Die Ambraser Mantel-Erzählung und ihr Autor, in: Euphorion 71 (1977), S. 1–17. Kraus, Carl von: Metrische Untersuchungen über Reinbots Georg (Abhandlungen der königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl., N. F. 6,1), Berlin 1902 [bes. S. 167–210].
Sekundärliteratur
1315
Kraus, Carl von: Mittelhochdeutsche Bruchstücke, in: ZfdA 55 (1917), S. 296–301 [bes. S. 296]. Kraus, Carl von: Der rührende Reim im Mittelhochdeutschen, in: ZfdA 56 (1919), S. 1–76 [bes. S. 29–31]. Krause, Richard Henry: Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet and the Urlanzelet: A Reconsideration of Medieval Epic Chronology, Edmonton (Alberta), MA Thesis 1985. Krohn, Rüdiger: Kulturgeschichtliche Bedingungen, in: Liebertz-Grün 1988, S. 29–45 [bes. S. 38]. Krohn, Rüdiger (Hg.): Liebe als Literatur. Aufsätze zur erotischen Dichtung in Deutschland, München 1983. Kugler, Hartmut: [Rez. von Daiber 1999], in: Germanistik 42 (2001), S. 626. Kuhn, Hugo: Erec, in: Festschrift für Paul Kluckhohn und Hermann Schneider. Gewidmet zu ihrem 60. Geburtstag, hg. von ihren Tübinger Schülern, Tübingen 1948, S. 17–48.
Kuhn, Hugo: Die Klassik des Rittertums in der Stauferzeit 1170–1230, in: Annalen der deutschen Literatur, Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. von Heinz Otto Burger, Stuttgart 1952, S. 99–178 [bes. S. 135f.]. Kühnel, Harry (Hg.): Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung. Vom Alten Orient bis zum ausgehenden Mittelalter (Kröners Taschenausgabe 453), Stuttgart 1992.
Lachmann, Karl: Brief an Laßberg, 7. April 1826, in: Germania 13 = N. R. 1 (1868), S. 490f. Lachmann, Karl: Lesarten [zum ›Iwein‹], in: Iwein. Eine Erzählung von Hartmann von Aue. Mit Anmerkungen von G[eorg] F[riedrich] Benecke und K[arl] Lachmann, 6. Ausg. = unveränd. Ndr. der 5., von Ludwig Wolff durchges. Ausg., Berlin 1964 [1 1827], S. 358–554. Lacy, Norris J. (Hg.): The New Arthurian Encyclopedia, durchges. und erw. Ausg. (Garland Reference Library of the Humanities 931), New York, London 1996. Laistner, Ludwig: Das Rätsel der Sphinx. Grundzüge einer Mythengeschichte, Bd. I, Berlin 1889 [bes. S. 252f.]. Lambecius, Petrus [Peter Lambeck]: Petri Lambecii Hamburgensis Sacrae Caesareae Maiestati Consiliarii Historiographii Ac Bibliothecarii Commentatorium de Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi Liber secundus, Wien 1666. Lecouteux, C[laude]: Le »merwunder«: Contribution à l’étude d’un concept ambigu, in: Études germaniques 32 (1977), S. 1–11. Lecouteux, Claude: Der Drache, in: ZfdA 108 (1979), S. 13–31. Lecouteux, C[laude]: [Rez. von Ruh 1980], in: Études germaniques 37 (1982), S. 232f. Lecoy, Félix: [Rez. von Tilvis 1959], in: Romania 82 (1961), S. 276f. Lecoy, Félix: [Rez. von Hofer 1959], in: Romania 83 (1962), S. 276f. Lehmann, Angelika: Angst, Gefahr und Angstbewältigung, in: An den Grenzen höfischer Kultur. Anfechtungen der Lebensordnungen in der deutschen Erzähldichtung des hohen Mittelalters, hg. von Gert Kaiser, München 1991, S. 211–236.
Leicher, Richard: Die Totenklage in der deutschen Epik von der ältesten Zeit bis zur Nibelungen-Klage (Germanistische Abhandlungen 58), Breslau 1927 [Ndr. Hildesheim 1977] [bes. S. 109–111].
1316
Verzeichnisse
Leitzmann, Albert: Zu Ulrichs Lanzelet, in: PBB 55 (1931), S. 293–305. Lejeune, Rita: The Troubadours, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 393–399. Lerner, Luise: Studien zur Komposition des höfischen Romans im 13. Jahrhundert (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 7), Münster 1936. Lewis, Charles Bertram: Classical Mythology and Arthurian Romance. A Study of the Sources of Chrestien de Troyes’ »Yvain« and Other Arthurian Romances (St. Andrews University Publications 32), London [u. a.] 1932. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bde., Leipzig 1872–1878. Lexikon des Mittelalters, 9 Bde. und 1 Registerbd., München, Zürich 1980–1999.
Lichtblau, Karin: Motiv-Index der mittelhochdeutschen Artusromane bis 1240, 3 Bde., Wien, Diss. [masch.] 1989 [bes. Bd. 2, S. 487–530, 796–815]. Lichtenberg, Heinrich: Die Architekturdarstellungen in der mittelhochdeutschen Dichtung (Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung 4), Münster 1931 [bes. S. 83]. Lichtenstein, Franz: Einleitung, in: Eilhart von Oberge, hg. von F. L. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker 19), Straßburg, London 1877 [Ndr. Hildesheim 1973], S. VII–CCV. Liebertz-Grün, Ursula (Hg.): Aus der Mündlichkeit in die Schriftlichkeit: Höfische und andere Literatur 750–1320 (Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte 1), Reibeck bei Hamburg 1988. Lievens, R.: [Rez. von Hahn 1845, Ndr. 1965], in: Leuvense Bijdragen (bijblad) 59 (1970), S. 56. Littmann, Esther Gorny: Techniques of Creating Suspense in Ulrich von Zatzikhoven’s ›Lanzelet‹, Michigan, Diss. [masch.] 1975. Liver, Ricarda [u. a.] (Hg.): Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lexikon der Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters, hg. vom Singer der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, begr. von Samuel Singer, wissenschaftliche Leitung R. L., 13 Bde. und Quellenverzeichnis, Berlin, New York 1995– 2002. Loomis, Laura Hibbard: Gawain and the Green Knight, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 528–540. Loomis, Roger Sherman: Celtic Myth and Arthurian Romance, New York 1927. Loomis, Roger Sherman: Some Names in Arthurian Romance, in: PMLA 45 (1930), S. 416–443 [bes. S. 432–438]. Loomis, Roger Sherman: The Visit to the Perilous Castle: A Study of the Arthurian Modifications of an Irish Theme, in: PMLA 48 (1933), S. 1000–1035. Loomis, Roger Sherman: More Celtic Elements in Gawain and the Green Knight, in: JEGPH 42 (1943), S. 149–184 [bes. S. 170–173]. Loomis, Roger Sherman: Morgain la Fée and the Celtic Goddesses, in: Speculum 20 (1945), S. 183–203; wieder in: Loomis, R. Sh. 1956, S. 105–130 [zit. nach Speculum]. Loomis, Roger Sherman: From Segontium to Sinadon, in: Speculum 22 (1947), S. 520– 533; wieder in: Loomis, R. Sh. 1956, S. 1–18 [zit. nach Speculum]. Loomis, Roger Sherman: Arthurian Tradition and Chrétien de Troyes, New York 1949.
Sekundärliteratur
1317
Loomis, Roger Sherman: The Fier Baiser in Mandeville’s Travels, Arthurian Romance and Irish Saga, in: Studi Medievali, N. S. 17 (1951), S. 104–113. Loomis, Roger Sherman: Wales and the Arthurian Legend, Cardiff 1956. Loomis, Roger Sherman: Some Objections to the Celtic Origin of the »Matière de Bretagne«, in: Romania 79 (1958), S. 47–77 [bes. S. 57–62]; wieder in: Loomis, R. Sh. 1970, S. 213–243 [zit. nach Romania]. Loomis, Roger Sherman (Hg.): Arthurian Literature in the Middle Ages. A Collaborative History, Oxford 1959 [Ndr. London 1961]. Loomis, Roger Sherman: The Development of Arthurian Romance (The Norton Library 518), London 1963. Loomis, Roger Sherman: Studies in Medieval Literature: A Memorial Collection of Essays (Essays in Literature and Criticism 92; Burt Franklin Research and Source Works Series 599), New York 1970. Loomis, Roger Sherman und Laura Hibbard Loomis: Arthurian Legends in Medieval Art, New York 1938. Lot, Ferdinand: Celtica, in: Romania 24 (1895), S. 321–338 [bes. S. 322, 335]. Lot, Ferdinand: Étude sur le Lancelot en prose (Bibliothèque de l’École des Hautes Études), Paris 1918 [Ndr. 1954]. Lot, F[erdinand]: L’origine du nom de Lancelot, in: Romania 51 (1925), S. 423. Loth, J[oseph]: Des nouvelles théories sur l’origine des romans arthuriens, in: Revue celtique 13 (1892), S. 475–503. Loth, J[oseph] (Übs.): Les Mabinogion. Livre Rouge de Hergest avec les variantes du Livre Blanc de Rhydderch, traduits du gallois avec une introduction, un commentaire explicatif et des notes critiques par J. L., 2. Aufl., 2 Bde., Paris 1913 [Anmerkungen]. Lozar, Angelika: [Rez. von Zellmann 1996], in: ABäG 50 (1998), S. 241–244. Maksymiuk, Stephan: The Court Magician in Medieval German Romance (Mikrokosmos 44; zugl. Washington, Diss. 1992 u. d. T.: »Knowledge, Politics and Magic. The Figure of the Court Magician in Medieval German Literature«), Frankfurt a. M. [u. a.] 1996. Margetts, John: Eheliche Treue im ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven, in: Besch [u. a.] 1984, S. 383–400. Märtens, Paul: Zur Lanzelotsage, in: Romanische Studien 5 (1880), S. 557–706. Martin, Ann G.: Shame and Disgrace at King Arthur’s Court (GAG 387; zugl. Amherst, University of Massachusetts, Diss. 1979), Göppingen 1984 [bes. S. 46–59]. Martin, Ernst (Hg.): Wolfram von Eschenbach: Parzival und Titurel. Bd. 2: Kommentar (Germanistische Handbibliothek 9,2), Halle a. d. S. 1903. Marx, Jean: [Rez. von Patch 1950], in: Études celtiques 6 (1953/54 [a]), S. 379f. Marx, J[ean]: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: Études celtiques 6 (1953/54 [b]), S. 373–376. Mayer, Hartwig: [Rez. von Schmidt, K. 1993], in: Cahiers de civilisation médiévale 38 (1995), S. 72*f. Maynadier, Gustavus Howard: The Arthur of the English Poets, Boston und New York 1907 [bes. S. 85].
1318
Verzeichnisse
Mazal, Otto: Lehrbuch der Handschriftenkunde (Elemente des Buch- und Bibliothekswesens 10), Wiesbaden 1986.
McConeghy, Patrick M.: Aventiure and Anti-Aventiure in Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet and Hartmann von Aue’s Iwein, in: The Germanic Review 57 (1982), S. 60–69. McLelland, Nicola: Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet. Narrative Style and Entertainment (Arthurian Studies 46; zugl. Sidney, Diss.), Cambridge 2000. McLelland, Nicola: Stil und Dialog: Stilistische Variation im ›Lanzelet‹, in: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im deutschen Mittelalter. Hamburger Colloquium 1999, hg. von Nikolaus Henkel, Martin H. Jones und Nigel F. Palmer, Tübingen 2003, S. 41–59. Menhardt, Hermann: Das neue Klagenfurter Lanzelet–Bruchstück GK , in: ZfdA 66 (1929), S. 257–267. Menhardt, Hermann: Die altdeutschen Ambrasiani der Österreichischen Nationalbibliothek, in: Das Antiquariat 8 (1952),13–18 (Festschrift für Josef Stummvoll, Alois Kisser, Ernst Treubler zum 50. Geburtstage, dargebracht von Kollegen, Freunden und Mitabeitern), Wien 1952, S 56f. Menhardt, Hermann: Verzeichnis der Altdeutschen Literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1 (Dte. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1960 [bes. S. 133f.]. Mertens, Volker: Iwein und Gwigalois – der Weg zur Landesherrschaft, in: GRM 62 = N. F. 31 (1981), S. 14–31. Mertens, Volker: Artus, in: Epische Stoffe des Mittelalters, hg. von V. M. und Ulrich Müller (Kröners Taschenausgabe 483), Stuttgart 1984, S. 290–340. Mertens, Volker: Rezeption der französischen Adelsliteratur, in: Liebertz-Grün 1988, S. 135–157 [bes. S. 150f.]. Mertens, Volker: »gewisse lêre«. Zum Verhältnis von Fiktion und Didaxe im späten deutschen Artusroman, in: Artusroman und Intertextualität. Beiträge der deutschen Sektionstagung der Internationalen Artusgesellschaft vom 16.–19. Nov. 1989 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., hg. von F[riedrich] Wolfzettel, Gießen 1990, S. 85–106. Mertens, Volker: Der deutsche Artusroman (RUB 17609, Literaturstudium), Stuttgart 1998 [bes. S. 88–100]. Mertens, Volker und Friedrich Wolfzettel (Hgg.): Fiktionalität im Artusroman. Dritte Tagung der deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft Berlin vom 13.– 15. Februar 1992, Tübingen 1993. Meyer, Elard Hugo: Quellenstudien zur mittelhochdeutschen Spielmannsdichtung II, in: ZfdA 38 (1894), S. 65–95.
Meyer, Kathleen J.: Lanzelet and the Enclosure of Female Sexuality, in: New Texts, Methodologies, and Interpretations in Medieval German Literature (Kalamazoo Papers 1992–1995), hg. von Sibylle Jefferis (GAG 670), Kümmerle 1999, S. 159–172. Meyer, Matthias: Intertextuality in the Later Thirteenth Century: Wigamur, Gauriel, Lohengrin and the Fragments of Arthurian Romances, in: Jackson/Ranawake 2000, S.
Sekundärliteratur
1319
98–114. Meyer, Matthias: Das defizitäre Wunder – Die Feenjugend des Helden, in: Das Wunderbare in der arthurischen Literatur. Probleme und Perspektiven, hg. von Friedrich Wolfzettel, Tübingen 2003, S. 95–112. Meyer-Lübke, W.: Chrestien von Troyes Erec und Enide, in: ZFSL 44 (1917), S. 129– 188. Meyer-Swietlik, Iwona: [Rez. von Zellmann 1996], in: Archiv 283 (2001), S. 136–138. Micha, A[lexandre]: Sur les sources de la »Charrette«, in: Romania 71 (1950), S. 345– 358 [bes. S. 351f.]. Micha, Alexandre: Miscellaneous French Romances in Verse, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 358–392. Michaeler, Karl (Hg.): Iwain, ein Heldengedicht vom Ritter Hartmann, der nächst um die Zeiten K. Friedrich des Rothbarts lebte, zur Seite nach heutiger Mundart erklärt, Bd. 1, Wien 1786 [bes. S. 13f.]. Miklautsch, Lydia: Studien zur Mutterrolle in den mittelhochdeutschen Großepen des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts (Erlanger Studien 88), Erlangen 1991 [bes. S. 95–100]. Miklautsch, Lydia: Montierte Texte – hybride Helden. Zur Poetik der WolfdietrichDichtungen (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 36 [270]; zugl. Wien, Habil. 2002), Berlin, New York 2005. Miller, Matthias: [Katalogisat von Cod. Pal. germ. 338], Stand 2004–02–17 (Manuskriptausdruck M. M.); erscheint in: Zimmermann/Miller 2005/06 [zit. als Miller 2004a]. Miller, Matthias: [Katalogisat von Cod. Pal. germ. 355], Stand 2004–06–30 (E-Mail vom 5. Juli 2004); erscheint in: Zimmermann/Miller 2005/06 [zit. als Miller 2004b]. Minis, Cola: [Rez. von Kantola 1982], in: ABäG 21 (1984), S. 158–160. Möbius, Thomas: Studien zum Rachegedanken in der deutschen Literatur des Mittelalters (Europäische Hochschulschriften I 1395), Frankfurt a. M. [u. a.] 1993. Mone, Franz Joseph: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 4 (1835), Sp. 321–326 [Fr. S]. Mück, Helga: Ulrich von Zatzikhoven in der germanistischen wissenschaftlichen Literatur, Wien, Hausarbeit 1952. Müller, Jan-Dirk (Hg.): »Aufführung« und »Schrift« in Mittelalter und früher Neuzeit. DFG-Symposion 1994 (Germanistische Symposien, Berichtsbände 17), Stuttgart [u. a.] 1996.
Müller, Karl Friedrich: Die literarische Kritik in der mittelhochdeutschen Dichtung und ihr Wesen (Deutsche Forschungen 26; zugl. Heidelberg, Diss. 1932), Frankfurt a. M. 1933 [Ndr. 1967; bes. S. 24, 76f., 89]. Münch, Almut: Die Nebenfiguren in Ulrichs von Zatzikhoven »Lanzelet«. »iu enwirt mê niht geseit / von ir dewederem ein wort« (V. 3674f.) (Europäische Hochschulschriften I 1917), Frankfurt a. M. [u. a.] 2005. [N. N.: Rez. von McLelland 2000], in: Forum for Modern Language Studies 38 (2002), S. 119. Nadler, Josef: Literaturgeschichte der deutschen Schweiz, Leipzig, Zürich 1932.
1320
Verzeichnisse
Nadler, Josef: Literaturgeschichte des Deutschen Volkes. Dichtung und Schrifttum der deutschen Stämme und Landschaften, Bd. 1: Volk (800–1740), Belin 4 1939 [1 1929]. Nadler, Sabine-Maria: Der ›wundervolle‹ Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven. Versuch einer Klärung der Provenienz der wundersamen Motive des Werkes nebst Forschungsübersicht und abschließendem Vergleich mit späteren Werken, Wien, Univ. Dipl. [masch.] 1997. Nagel, Bert: Staufische Klassik. Deutsche Dichtung um 1200, Heidelberg 1977 [bes. S. 679, 808]. Nesbitt-Daly, Mark E.: Minne, Magic and Governance in Lanzelet and Wigalois, Kansas, Diss. [masch.] 2003. Neugart, Isolde: Ulrich von Zatzikhoven, in: 2 VL 10 (1999), Sp. 61–68. Neumaier, Alexander: Der Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven. I. Die metrischen Eigentümlichkeiten des Gedichtes, in: Programm des Staatsgymnasiums in Troppau für das Schuljahr 1882/83, Troppau 1883, S. 3–42. II. Die Beziehungen des Lanzelet zu den Werken Hartmanns v. Aue, in: Programm des Staatsgymnasiums in Troppau für das Schuljahr 1883/84, Troppau 1884, S. 3–26. Neumann, Friedrich: Geschichte der altdeutschen Literatur (800–1600). Grundriß und Aufriß, Berlin 1966 [bes. S. 142]. Newstead, Helaine: Bran the Blessed in Arthurian Romance (Columbia University Studies in English and Comparative Literature 141), New York 1939. Newstead, Helaine: Perceval’s Father and Welsh Tradition, in: The Romanic Review 36 (1945), S. 3–31. Newstead, Helaine: [Rez. von Webster 1951], in: JEGPH 52 (1953), S. 250–252. Niedner, Felix: Das deutsche Turnier im 12. und 13. Jahrhundert, Berlin 1881. Nitze, William A[lbert]: A New Source of the »Yvain«, in: Modern Philology 3 (1905), S. 267–280. Nitze, William A[lbert] (Hg.): Le haut livre du Graal. Perlesvaus, 2 Bde. (The Modern Philology Monographs of the University of Chicago), Chicago 1932/37 [Kommentar, Anmerkungen]. Nitze, William Albert: Perlesvaus, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 263–273. Nordhoff, [ Joseph Bernhard]: Maerlants Merlin, in: Germania 19 = N. R. 7 (1874), S. 300–302.
Norman, F[rederick]: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet [Mitteilung], in: Euphorion 56 (1962), S. 219. Norman, Frederick: Nachwort und Bibliographie, in: Hahn 1845, Ndr. 1965, S. 283– 295. Ó Riain-Raedel, Dagmar: Untersuchungen zur mythischen Struktur der mittelhochdeutschen Artusepen. Ulrich von Zatzikhoven, ›Lanzelet‹ – Hartmann von Aue, ›Erec‹ und ›Iwein‹ (Philologische Studien und Quellen 91), Berlin 1978. Öhmann, Emil: Anklänge an Ulrichs von Zatzikhoven Lanzelet in Nibelungenlied, Nibelungenklage und Wigalois, in: Neuphilologische Mitteilungen 47 (1946), S. 61–82. Oostrom, F. P. van: [Rez. von Haug 1978], in: Rapports – het franse boek 49 (1979), S. 108–114. Österreichische Nationalbibliothek (Hg.): Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Die
Sekundärliteratur
1321
Bibliothek. Katalog der Ausstellung im Prunksaal, 28. Mai bis 30. September 1965, Wien 1965. Owen, D[ouglas] D[avid] R[oy]: The Evolution of the Grail Legend (St. Andrews University Publications 58), Edinburgh, London 1968. Pagel: Frommann, Georg Karl F., in: Allgemeine deutsche Biographie 49 (1904), S. 179–184.
Panzer, Friedrich: Hilde-Gudrun. Eine sagen- und literargeschichtliche Untersuchung, Halle 1901 [bes. 209–213]. Paris, Gaston: Ulrich de Zazikhoven et Arnaud Daniel, in: Bibliothèque de l’École des Chartes, Jg. 26 = Ser. 6, Bd. 1 (1865), S. 250–254. Paris, Gaston: Études sur les romans de la Table Ronde. [Lancelot du Lac. I. Le Lancelet d’Ulrich von Zatzikhoven], in: Romania 10 (1881), S. 465–496. Paris, Gaston: Études sur les romans de la Table Ronde. Lancelot du Lac. II. Le conte de la Charrette, in: Romania 12 (1883), S. 459–534. Paris, Gaston: Études sur les romans de la Table Ronde. Guinglain ou Le bel inconnu, in: Romania 15 (1886), S. 1–24 [bes. S. 17f.]. Paris, Gaston: La Littérature française au moyen âge (11.–14. siècle), 2. Aufl., Paris 1890. Paris, Gaston: [Rez. von Christian von Troyes: Erec und Enide, hg. von Wendelin Foerster (Chr. von Tr: Sämtliche Werke 3), Halle a. d. S. 1890], in: Romania 20 (1891 [a]), S. 148–166 [bes. S. 153]. Paris, Gaston: [Rez. von Libeaus Desconus. Die mittelenglische Romanze vom schönen Unbekannten, nach 6 Handschriften kritisch hg. von Max Kaluza (Altenglische Bibliothek 5), Heilbronn 1890 und von Albert Mennung: Der Bel Inconnu des Renaut de Beaujen in seinem Verhältnis zum Lybeaus Disconus, Carduino und Wigalois. Eine litterar-historische Studie, Halle a. d. S, Diss. 1890], in: Romania 20 (1891 [b]), S. 296–302 [bes. S. 301]. Paris, Gaston: [Rez. von Golther 1892], in: Romania 23 (1893), S. 164–167 [bes. S. 166f.]. Pastré, Jean-Marc: L’ornement difficile et la datation du Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven, in: Buschinger 1984a, S. 149–162. Pastré, Jean-Marc: Figure de Guerier et mythe mélusinien dans le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven, in: Buschinger/Spiewok 1995 [a], S. 301–309. Pastré, Jean-Marc: Les mariages dans le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven, in: Speculum Medii Aevi 2 (1995 [b]), S. 63–74 [mir nicht zugänglich]. Pastré, Jean-Marc: Le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven et le conte merveilleux, in: La Grande Bretagne et la France. Relations culturelles et littéraires au Moyen Âge. III. Tagung auf dem Mont Saint-Michel, Mont Saint-Michel, 31. Octobre–1er Novembre 1995 (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 46; WODAN 59), Greifswald 1996 [a], S. 97–104. Pastre, Jean-Marc: Le Réglement d’un partage difficile: les trois bêtes et le tueur de dragon dans la tradition celtique, in: Reinardus 9 (1996 [b]), S. 109–119. Pastré, Jean-Marc: Trois manières de déclarer l’amour: les trois femmes du Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven, in: La déclaration amoureuse au Moyen Âge. Actes du col-
1322
Verzeichnisse
loque du Centre d’Études Médiévales et Dialectales de Lille III. Université Charlesde-Gaulle, Lille 3, 21, 22 et 23 septembre 1995, textes réunis par Aimé Petit (Bien Dire et Bien Aprandre 15), Lille 1997, S. 95–107. Pastré, Jean-Marc: Merveilles et enchantements dans le Lanzelet d’Ulrich von Zatzikhoven, in: Magie et illusion au Moyen Âge (Sénéfiance 42), Aix-en-Provence 1999, S. 423–437. Patch, Howard Rollin: Some Elements in Mediaeval Descriptions of the Otherworld, in: PMLA 33 (1918), S. 601–643. Patch, Howard Rollin: The Other World According to Descriptions in Medieval Literature (Smith College Studies in Modern Languages, N. F. 1), Cambridge (Mass.) 1950. Paton, Lucy Allen: Studies in the Fairy Mythology of Arthurian Romance, 2. Aufl., enlarged by a Survey of Scholarship on the Fairy Mythology since 1903 and a Bibliography (Burt Franklin Bibliographical Series 18), New York 1960 [1 1903]. Paul, Hermann: Mittelhochdeutsche Grammatik, 24. Aufl. überarb. von Peter Wiehl und Siegfried Grosse (Sammlungen kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 2), Tübingen 1998.
Peetz, Helmut: Der Monolog bei Hartmann von Aue. Mit einem Anhang: Der Monolog bei Ulrich von Zatzikhoven und Wirnt von Gravenberg, Greifswald, Diss. 1911. Pérennec, René: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduction en français moderne accompagné d’une introduction et des notes. Bd. 1: Traduction. Bd. 2: Introduction, Notes, Paris (Sorbonne), These 1970 [alle Zitate aus Bd. 2]. Pérennec, René: Artusroman und Familie: Daz welsche buoch von Lanzelete, in: Acta Germanica 11 (1979), S. 1–51. Pérennec, René: [Rez. von Haug 1978], in: Études germaniques 35 (1980), S. 342f. Pérennec, René: Recherches sur le roman arthurien en vers en Allemagne aux XIIe et XIIIe siècles, 2 Bde., Göttingen 1984 [a] [bes. Bd. 2, S. 3–97, 369–411]. Pérennec, René: Le livre français dans l’adaptation d’Ulrich von Zatzikhoven. Recherche d’un mode d’emploi, in: Buschinger 1984a [b], S. 179–189. Pérennec, René: Ulrich von Zazikhoven: Lanzelet, in: Mittelhochdeutsche Interpretationen. Romane und Heldenepen, hg. von Horst Brunner (RUB 8914), Stuttgart 1993, S. 129–145. Pérennec, René: Ulrich von Zatzikhoven, Lanzelet, in: Reclams Romanlexikon, hg. von Frank Rainer Max und Christine Ruhrberg, Bd. 1: Deutschsprachige Vers- und Prosadichtung vom Mittelalter bis zur Klassik (RUB 18001), Stuttgart 1998, S. 46–48. Pérennec, René: De l’usage de la littérature de fiction. À propos d’un ouvrage récent sur le Lanzelet d’Ulrich von Zazikhoven [Rez. von Zellmann 1996], in: Cahiers de civilisation médiévale 44 (2001), S. 369–377. Pérennec, René: Fit und Misfit im romanisch-deutschen Kulturkontakt um 1200, Vortrag, gehalten beim Symposion »West-östliche Palimpseste«. Zu Ehren von Karl Bertau am 1. November 2002 im Wassersaal der Universität Erlangen [mir nicht zugänglich]. Pérennec, René (Übs.): Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Texte présenté, traduit et annoté par R. P. (Moyen Âge européen), Grenoble 2004 [Introduction und Notice S.
Sekundärliteratur
1323
5–41, Éléments de bibliographie 435–444, Anm. passim]. Peschel-Rentsch, Dietmar: Lanzelet, glückliches Kind: Müttersohn und Vätermörder. Zum biographischen Roman Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven, in: D. P.-R.: Pferdemänner. Sieben Essays über Sozialisation und ihre Wirkungen in mittelalterlicher Literatur (Erlanger Studien 117), Erlangen, Jena 1998, S. 123–147. Peter, Arthur: Die deutschen Prosaromane von Lanzelot, ihr Verhältnis zur Quelle und zu einander (zugl. Leipzig, Diss. 1883), Wien 1883; wieder in: Germania 28 = N. R. 16 (1883), S. 129–185 [mit identen Seitenumbrüchen; zit. nach Germania]. Peters, Ursula: Cour d’amour – Minnehof. Ein Beitrag zum Verhältnis der französischen und deutschen Minnedichtung zu den Unterhaltungsformen ihres Publikums, in: ZfdA 101 (1972), S. 117–133. Peters, Ursula: Von der Sozialgeschichte zur Familienhistorie. Georges Dubys Aufsatz über die Jeunes [Duby 1964] und seine Bedeutung für ein funktionsgeschichtliches Verständnis der höfischen Literatur, in: PBB 112 (1990), S. 404–436. Peters, Ursula: Autorbilder in volkssprachigen Handschriften des Mittelalters. Eine Problemskizze, in: ZfdPh 119 (2000), S. 321–368 [bes. S. 343]. Petsch, Robert: Gunnar im Schlangenturm, in: PBB 41 (1917), S. 171–179. Pfeiffer, Franz: [Rez. von Goedeke 1857], in: Germania 2 (1857), S. 491–505 [bes. S. 496–498]. Pfeiffer, Franz: [Rez. von Karl Lachmann und Moriz Haupt (Hgg.): Des Minnesangs Frühling, Leizpig 1857], in: Germania 3 (1858 [a]), S. 491–508 [bes. S. 491f.; zit. danach]; wieder in: Pfeiffer 1867, S. 415–448. Pfeiffer, Franz: Uosezzel, in: Germania 3 (1858 [b]), S. 480. Pfeiffer, Franz: Freie Forschung. Kleine Schriften zur Geschichte der deutschen Literatur und Sprache, Wien 1867. Pfeiffer, Friedrich: Das Ross im Altdeutschen. Eine Abhandlung, Breslau, Habil. o. J. [1855]. Philippot, Emmanuel: Un épisode d’Érec et Énide. La ›Joie de la Court‹ – Mabon l’enchanteur, in: Romania 25 (1896), S. 258–294 [bes. S. 284–287]. Philippot, Emmanuel: [Rez. von Schofield 1895], in: Romania 26 (1897), S. 290–305. Piccard, Gerhard: Wasserzeichen (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg), Stuttgart 1961ff. [bisher 18 Bde.]
Piper, Paul: Ulrich von Zazichoven [Forschungsbericht und Inhaltsangabe], in: Höfische Epik. 2. Tl.: Hartmann von Aue und seine Nachahmer, bearb. von P. P. (Kürschners Deutsche National-Literatur 4,1,2), Stuttgart o. J. [1892; Ndr. Tübingen, Tokyo 1974], S. 163–198. Piquet, F[elix]: De vocabulis quae a Gallis Germani assumpserint, Paris, Diss. 1898 [bes. S. 93]. Piquet, F[elix]: [Rez. von Singer 1930], in: Revue germanique 22 (1931), S. 60f. Poag, James F.: [Rez. von Ruh 1980], in: JEGPH 81 (1982), S. 379–381. Pörksen, Gunhild und Uwe: Die ›Geburt‹ des Helden in mittelhochdeutschen Epen und epischen Stoffen des Mittelalters, in: Euphorion 74 (1980), S. 257–286. Pucker, Hartwig (Red.): Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900
1324
Verzeichnisse
Jahre Benediktinerstift, Bd. I: Katalog, red. und bearb. unter der Leitung von H. P., Klagenfurt 1991 [GK = Nr. 9.28, S. 166]. Pupikofer, Johann Adam: Geschichte des Thurgaus, 2 Bde., Bischofzell, Zürich 1828/30 [bes. Bd. 1, S. 414–416; Bd. 2, S. 41]. Ranawake, Silvia [A.]: The Emergence of German Arthurian Romance: Hartmann von Aue and Ulrich von Zatzikhoven, in: Jackson/Ranawake 2000, S. 38–53. Rassmann, Friedrich: Vorwort, in: Deutsche Anthologie oder Blumenlese aus den Klassikern der Deutschen, hg. von Friedrich Rassmann, Bd. 5: Lanzelet de Lac, Zwickau 1822, S. 5–8. Raynouard, François Juste Marie: Choix de poésies originales des Troubadours, 6 Bde., Paris 1816-1821 [bes. Bd. 2, S. 318]. Reed, Carroll E.: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: MLQ 14 (1953), S. 225f. Rees, Alwyn und Brinley: Celtic Heritage. Ancient Tradition in Ireland and Wales, London 1961. Reichmann, Oskar und Klaus Peter Wegera (Hgg.): Frühneuhochdeutsche Grammatik (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 12), Tübingen 1993.
Reid, Margaret J. C.: The Arthurian Legend. Comparison of Treatment in Modern and Mediaeval Literature. A Study in the Literary Value of Myth and Legend, London 1938 [Ndr. 1960]. Rhys, John: Studies in the Arthurian Legend, Oxford 1891 [Ndr. New York 1966]. Rhys, John und David Brynmor-Jones: The Welsh People. Chapters on their Origin, History, Laws, Language, Literature and Characteristics, London 1906.
Richey, Margaret Fitzgerald: The German Contribution to the Matter of Britain, with Special Reference to the Legend of King Arthur and the Table Round, in: Medium Ævum 19 (1950), S. 26–42 [bes. S. 30f.]. Richter, Werner: Der Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven (Deutsche Forschungen 27), Frankfurt a. M. 1934. Richter, Werner: Der literarische Raum des Lanzelet von Ulrich von Zatzikhoven, in: ZfdA 75 (1938), S. 33–39. Ringeler, Frank: Zur Konzeption der Protagonistenidentität im deutschen Artusroman um 1200. Aspekte einer Gattungspoetik (Europäische Hochschulschriften I 1752; zugl. Bonn, Diss. 1999), Frankfurt a. M. [u. a.] 2000 [bes. S. 177–197]. Ringger, Kurt: [Rez. von Haug 1978], in: ZfrPh 96 (1980), S. 409f. Robertshaw, Alan und Gerhard Wolf (Hgg.): Natur und Kultur in der deutschen Literatur des Mittelalters. Colloquium Exeter 1999, Tübingen 1999. Robertson, James Craigie (Hg.): Materials for the History of Thomas Becket, Archibishop of Canterbury, 5 Bde., London 1875–1885. Roeder, Anke: Ulrich von Zatzikhoven. Lanzelet, in: Kindlers Neues Literatur Lexikon, hg. von Walter Jens, 20 Bde., München 1988–1992, Bd. 16 (1991), S. 921f. Roethe, [Gustav]: [Vorrede], in: Friedrich von Schwaben, aus der Stuttgarter Handschrift hg. von Max Jellinek (DTM 1), Berlin 1904, S. V–VII. Römer, Jürgen: Geschichte der Kürzungen. Abbreviaturen in deutschsprachigen Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (GAG 645; zugl. Marburg a. d. Lahn, Diss. 1996), Göppingen 2 1999.
Rosenfeld, Hans-Friedrich: Geschâchzabelt, in: Neuphilologische Mitteilungen 31 (1930),
Sekundärliteratur
1325
S. 85–92 [bes. S. 88f.]. Rosenfeld, Hans-Friedrich: [Rez. von Richter 1934], in: Archiv 169 (1936), S. 84–87. Rosenhagen, Gustav: Untersuchungen über Daniel vom Blühenden Tal, Kiel, Diss. 1890 [bes. S. 65, Anm.]. Rosenhagen, G[ustav]: Die Episode vom Raube der Königin in Hartmanns Iwein, in: Philologische Studien. FS Eduard Sievers zum 1. Oktober 1896, Halle 1896, S. 231–236.
Rosenhagen, G[ustav]: Muntane Cluse, in: ZfdPh 29 (1897), S. 150–164. Rosenhagen, Gustav: Zobel von Connelant, in: ZfdA 55 (1917), S. 301f. Roßbacher, Roland [Franz]: ›Lanzelet‹. Artusritter, Königssohn und gewählter König. Ulrichs von Zatzikhoven politische Stellungnahme, in: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft 3 (1984/85), S. 187–201. Roßbacher, Roland Franz: Artusroman und Herrschaftsnachfolge. Darstellungsform und Aussagekategorien in Ulrichs von Zatzikhoven »Lanzelet«, Strickers »Daniel von dem Blühenden Tal« und Pleiers »Garel von dem Blühenden Tal« (GAG 649; zugl. Salzburg, Diss. 1995), Göppingen 1998. Roßnagel, Franz: Die deutsche Artusepik im Wandel. Die Entwicklung von Hartmann von Aue bis zum Pleier (Helfant Studien S 11), Stuttgart 1996 [bes. S. 53–63, 116– 119, 136–139, 163f.]. Rücker, Helmut: Mâze und ihre Wortfamilie in der deutschen Literatur bis um 1220 (GAG 172), Göppingen 1975 [vgl. das Register]. Ruff, Thomas: Untersuchungen zur »ritterlichen Standesethik« in mhd. Epik der klassischen und nachklassischen Zeit, Bochum, Diss. 1990 [bes. S. 156–165]. Ruh, Kurt: Moriz von Craûn. Eine höfische Thesenerzählung aus Frankreich, in: Formen mittelalterlicher Literatur. FS Beyschlag zu seinem 65. Geburtstag, hg. von Otmar Werner und Bernd Naumann (GAG 25), Göppingen 1970, S. 77–90 [bes. S. 86f.]. Ruh, Kurt: Der ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven. Modell oder Kompilation?, in: Deutsche Literatur des späten Mittelalters. Hamburger Colloquium 1973, hg. von Wolfgang Harms und L. Peter Johnson, Berlin 1975, S. 47–55 [zit. danach]; wieder in: K. R.: Kleine Schriften. Bd. 1: Dichtung des Hoch- und Spätmittelalters, hg. von Volker Mertens, Berlin, New York 1984, S. 63–71. Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Tl. 2: ›Reinhart Fuchs‹, ›Lanzelet‹, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg (Grundlagen der Germanistik 25), Berlin 1980 [bes. S. 34–49]. Ruh, Kurt: Lancelot. Wandlungen einer ritterlichen Idealgestalt. Festvortrag anläßlich der Überreichung des Brüder-Grimm-Preises am 30. Oktober 1981 (Marburger Universitätsreden 2), Marburg 1982 [bes. S. 5]. Rushing, James A.: [Rez. von McLelland 2000], in: Speculum 78 (2003), S. 570–572. Russ, Anja: [Rez. von Zellmann 1996], in: Arbitrium 16 (1998), S. 173f. Russ, Anja: Kindheit und Adoleszenz in den deutschen Parzival- und Lancelot-Romanen. Hohes uns spätes Mittelalter (zugl. Mainz, Diss. 1999), Stuttgart 2000. Ryding, William: Structure in Medieval Narrative, The Hague 1971.
Salowsky, Hellmut: Ein Hinweis auf das Lanzelet-Epos Ulrichs von Zazikhoven in der
1326
Verzeichnisse
Manessischen Liederhandschrift. Zum Bilde Alrams von Gresten, in: Heidelberger Jahrbücher 19 (1975), S. 40–52. Sanders, Willy: Glück. Zur Herkunft und Bedeutungsentwicklung eines mittelalterlichen Schicksalsbegriffs (Niederdeutsche Studien 13), Köln 1965 [bes. S. 185–187]. Sarrazin, G.: Wigamur. Eine litterarhistorische Untersuchung (Quellen und Forschungen 35), Straßburg und London 1879 [bes. S. 3f.]. Saurma-Jeltsch, Lieselotte Esther: Neuzeitliches in einer mittelalterlichen Gattung. Zum Wandel der illustrierten Handschrift, in: Hours in a Library, hg. vom Zentrum zur Erforschung der frühen Neuzeit der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Mitteilungen, Beiheft 1, 1994, S. 70–112 [bes. S. 78, 102]. Saurma-Jeltsch, Lieselotte E[sther]: Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung. Bilderhandschriften aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau, Wiesbaden 2001 [bes. Bd. 1, S. 12f., Bd. 2, S. 69f., Nr. 47, Abb. 15–16]. Schaefer, Ursula: Von Schreibern, Philologen und anderen Schurken. Bemerkungen zu New Philology und New Medievalism in den USA, in: Das Mittelalter 5 (2000), H. 1, S. 69–82. Scharmann, Th[eodor]: Studien über die Saelde in der ritterlichen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts, Würzburg 1935.
Scherer, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur, Berlin 1915 [1 1883; bes. S. 185f., 737f.]. Scheunemann, Ernst: Artushof und Abenteuer (Libelli 304), Breslau 1937 [Ndr. Darmstadt 1973; bes. S. 34f., 42, 95f.]. Schiewer, Hans-Jochen: Ein ris ich dar vmbe brach/ Von sinem wunder bovme. Beobachtungen zur Überlieferung des nachklassischen Artusromans im 13. und 14. Jahrhundert, in: Deutsche Handschriften 1100–1400. Oxforder Colloquium 1985, hg. von Volker Honemann und Nigel F. Palmer, Tübingen 1988, S. 222–278 [bes. S. 231f., 248f.]. Schiewer, Hans-Jochen: Prädestination und Fiktionalität in Wirnts ›Wigalois‹, in: Mertens/Wolfzettel 1993, S. 146–159. Schiewer, H[ans]-J[ochen]: U[lrich] v[on] Zatzikhoven, in: LexMA VIII (1997), Sp. 1205. Schiewer, Hans-Jochen: [Rez. von McLelland 2000], in: Germanistik 44 (2003), S. 768. Schilling, Nikolaus Georg: De usu dicendi Ulrici de Zatzikhoven, Halle, Diss. [1866]. Schirok, Bernd: Als dem hern Êrecke geschach. Literarische Anspielungen im klassischen und nachklassischen deutschen Artusroman, in: LiLi 70 (1988), S. 11–25 [bes. S. 18]. Schirok, Bernd: [Rez. von McLelland 2000], in: Arbitrium 19 (2001), S. 286–288. Schirokauer, Arnold: Studien zur mhd. Reimgrammatik, in: PBB 47 (1923), S. 1–126. Schmeller, Johannes Andreas: Bayerisches Wörterbuch, 2 Bde., 2. Ausg. bearb. von Karl Frommann, München 1872–1877.
Schmid, Elisabeth: Verwandtschaft und Blutsverwandtschaft im Mittelalter, in: Acta Germanica 13 (1980), S. 31–46 [bes. S. 44]. Schmid, Elisabeth: Mutterrecht und Vaterliebe. Spekulationen über Eltern und Kinder im Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven, in: Archiv 220 (1992), S. 241–254. Schmidt, Klaus M.: Frauenritter oder Artusritter? Über Struktur und Gehalt von Ulrichs
Sekundärliteratur
1327
von Zatzikhoven ›Lanzelet‹, in: ZfdPh 98 (1979), S. 1–18. Schmidt, Klaus M.: Begriffsglossar und Index zu Ulrichs von Zatzikhoven ›Lanzelet‹ (Indices zur deutschen Literatur 25), Tübingen 1993. Schmidt, Valentin: [Zu Arnaut Daniel], in: Wiener Jahrbücher der Literatur 24 (1823), S. 160. Schmidt, Valentin: [Zu Arnaut Daniel], in: Wiener Jahrbücher der Literatur 29 (1825), S. 93. Schmolke-Hasselmann, Beate: Der arthurische Versroman von Chrestien bis Froissart. Zur Geschichte einer Gattung (Beihefte zur ZfrPh 177), Tübingen 1980 [vgl. das Register]. Schneider, Hermann: Die Gedichte und die Sage von Wolfdietrich. Untersuchungen über ihr Entstehungsgeschichte, München 1913 [siehe Register]. Schneider, Hermann: Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung, neugestalt. und verm. Ausg. (Geschichte der deutschen Literatur 1), Heidelberg 1943. Schnell, Rüdiger: Causa Amoris. Liebeskonzeption und Liebesdarstellung in der mittelalterlichen Literatur (Bibliotheca Germanica 27; zugl. Basel, Habil. 1978/79), Bern, München 1985 [vgl. das Register]. Schnell, Rüdiger: Rechtsgeschichte, Mentalitäten und Gattungsgeschichte. Zur literarischen Autonomie im Mittelalter, in: Literarische Interessensbildung im Mittelalter. DFG-Symposion 1991, hg. v. Joachim Heinzle (Germanistische Symposien Berichtsbände 14), Stuttgart, Weimar 1993, S. 401–430. Schnell, Rüdiger: Was ist neu an der ›New Philology‹. Zum Diskussionsstand in der germanistischen Mediävistik, in: Alte und neue Philologie, hg. von Martin-Dietrich Gleßgen und Franz Lebsanft, Tübingen 1997, S. 61–95.
Schoepperle, Gertrude: Tristan und Isolt. A Study of the Sources of the Romance, 2 Bde. (New York University Ottenorfer Memorial Series of Germanic Monographs 3. 4), Frankfurt a. M. 1913 [durchpaginiert, alle Zitate aus Bd. 2; bes. S. 528–540]. Schofield, William Henry: Studies on the Libeaus Desconeus (Harvard Studies and Notes in Philology and Literature 4), Cambridge (Mass.) 1895 [mir nicht zugänglich]. Schofield, William Henry: English Literature from the Norman Conquest to Chaucer, London 1906 [Ndr. 1914; bes. S. 234]. Schönbach, Anton E.: Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke. Bd. 1: Die älteren Minnesänger (Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl., Sitzungsberichte 141,2), Wien 1899 [bes. S. 48]. Schröder, Eward: Der Dichter der Guten Frau, in: Untersuchungen und Quellen zur germanischen und romanischen Philologie, Johann von Kelle dargebracht von seinen Kollegen und Schülern, Tl. 1 (Prager Deutsche Studien 8. 9), Prag 1908, S. 339–352 [bes. S. 345]. Schröder, Edward: Zur Chronologie der höfischen Epik, in: ZfdA 51 (1909), S. 106– 109. S[chröder], E[dward]: [Rez. von Beywl 1909], in: AfdA 34 (1910), S. 111. Schröder, Werner: [Rez. von Green 1979], in: AfdA 92 (1981), S. 25–30.
Schultz, Alwin: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger, 2., verm. und verbess.
1328
Verzeichnisse
Aufl, 2 Bde., Leipzig 1889 [Ndr. Osnabrück 1965]. Schultz, James A.: ›Lanzelet‹: A Flawless Hero in a Symmetrical World, in: PBB 102 (1980), S. 160–188 [zit. danach]; wieder in: Walters 1996, S. 29–54. Schultz, James A.: The Shape of the Round Table, Toronto, Buffalo, London 1983 [bes. S. 170–179]. Schultz, James A.: Ulrich von Zatzikhoven, in: Lacy 1996, S. 481f. Schulz, A[lbert] (Ps. San Marte) (Hg.): Die Arthur-Sage und die Mährchen des rothen Buchs von Hergest (Bibliothek der gesammten deutschen Nationalliteratur 2,2), Quedlinburg, Leipzig 1842 [bes. S. 58, 66]. Schulz, A[lbert] (Ps. San Marte): Beiträge zur bretonischen und celtisch germanischen Heldensage (Bibliothek der gesammten deutschen Nationalliteratur 2,3), Quedlinburg, Leipzig 1847 [bes. S. 91–105]. Schulz, Armin: [Rez. von Zellmann 1996], in: PBB 118 (1996), S. 475–481. Schüppert, Helga: Minneszenen und Struktur im ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven, in: Würzburger Prosastudien II. Untersuchungen zur Literatur und Sprache des Mittelalters. FS Kurt Ruh zum 60. Geburtstag, hg. von Peter Kesting (Medium Aevum 31), München 1975, S. 123–138. Schütze, Paul: Das volkstümliche Element im Stil Ulrich von Zatzikhovens, Greifswald, Diss. 1883. Schwartz, Debora B.: The Horseman before the Cart: Intertextual Theory and the Chevalier de la Charrette, in: Arthuriana 6,2 (1996), S. 11–27. Schwietering, Julius: Die Demutsformel mittelhochdeutscher Dichter (Abh. d. Königl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl., N. F. 17,3), Göttingen 1895 [Ndr. 1970]. Schwietering, Julius: Die deutsche Dichtung des Mittelalters, Darmstadt 1957 [1 1932; bes. S. 284]. Seelbach, Sabiune und Ulrich Seelbach (Hgg.): Wirnt von Grafenberg: Wigalois. Text der Ausgabe von J. M. N. Kapteyn, übs., erl. und mit einem Nachw. vers. von S. S. und U. S. (de Gruyter Texte), Berlin, New York 2005 [vereinzelte Kommentareinträge]. Seibold, Lili: Studien über die Huote (Germanische Studien 123), Berlin 1932 [bes. S. 88f.]. Semmler, Hartmut: Listmotive in der mittelhochdeutschen Epik. Zum Wandel ethischer Normen im Spiegel der Literatur (Philologische Studien und Quellen 122), Berlin 1991. Settegast, Franz: Antike Elemente im altfranzösischen Merowingercyklus nebst einem Anhang über den Chevalier au Lion, Leipzig 1907 [bes. S. 58, 60, 83f.]. Sikes, Wirt: British goblins. Welsh Folk-lore, Fairy Mythology, Legends and Traditions. With Illustrations by T. H. Thomas, London 1880 [Ndr. Wakefield 1973].
Singer, Samuel: Einleitung, in: Willehalm. Ein Rittergedicht aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts von Meister Ulrich von dem Türlin, hg. von S. S. (Bibliothek der mittelhochdeutschen Literatur in Bœhmen 4), Prag 1893, S. I–LXXXVI [bes. S. XXXIV–XXXVI]. Singer, Samuel: Bemerkungen zu Wolframs Parzival, in: Abhandlungen zu germanischen Philologie. FS Richard Heinzel, Halle a. d. S. 1898 [a], S. 353—436 [bes. S.
Sekundärliteratur
1329
430–436]. Singer, S[amuel]: Zatzikhoven, Ulrich von, in: Allgemeine deutsche Biographie 44 (1898 [b]), S. 733f. Singer, S[amuel]: [Rez. von Weston 1901 und Weston 1902], in: Beiblatt zur Anglia 14 (1903), S. 168–180. Singer, Samuel: Schweizer Märchen. Anfang eines Kommentars zu der veröffentlichten Schweizer Märchenliteratur, Bd. 2 (Untersuchungen zur neueren Sprach- und Literaturgeschichte 10), Bern 1906 [bes. S. 41–48]. Singer, S[amuel]: Mittelalter und Renaissance. Die Wiedergeburt des Epos und die Entstehung des neueren Romans. Zwei akademische Vorträge (Sprache und Dichtung 2), Tübingen 1910 [bes. S. 50]. Singer, Samuel: Lanzelet, in: S. S.: Aufsätze und Vorträge, Tübingen 1912, S. 144–161 [Kombination von Singer 1898 und Singer 1903; zit. nach den Erstpublikationen, nur die Ergänzungen aus der Kombination]. Singer, Samuel: Literaturgeschichte der deutschen Schweiz im Mittelalter (Sprache und Dichtung 17), Bern 1916 [a] [Ndr. Nendeln 1970] [bes. S. 19, 42f.]. Singer, S[amuel]: Wolframs Stil und der Stoff des Parzival (Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl., Sitzungsberichte 180,4), Wien 1916 [b] [bes. S. 124]. Singer, Samuel: Schweizerdeutsch (Die Schweiz im deutschen Geistesleben 58), Frauenfeld, Leipzig 1928 [bes. S. 81–84]. Singer, Samuel: Die mittelalterliche Literatur der deutschen Schweiz (Die Schweiz im deutschen Geistesleben 66/67), Frauenfeld, Leipzig 1930 [bes. S. 68–72, 173f.]. Singer, Samuel: Sprichwörter des Mittelalters, 3 Bde., Bern 1944–1947. Soudek, Ernst H.: Lancelot und Lanzelet. Zur Verbreitung der Lancelotsage auf deutschem Sprachgebiet, in: Rice University Studies 57 (1971), H. 4, S. 115–121. Soudek, Ernst [H.]: Die Funktion der Namensuche und der Zweikämpfe in Ulrich von Zatzikhovens Lanzelet, in: ABäG 2 (1972 [a]), S. 173–185. Soudek, Ernst H.: Suspense in the Early Arthurian Epic: An Introduction to Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet, in: Rice University Studies 58 (1972 [b]), H. 1, S. 1–23. Sparnaay, H[endricus]: Hartmann von Aue. Studien zu einer Biographie, 2 Bde., Halle a. d. S. 1933/38. Sparnaay, H[endricus]: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: JEGPH 51 (1952), S. 417– 419. Sparnaay, Hendricus: Hartmann von Aue and his Successors, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 430–442. Spiewok, Wolfgang: Zur Minneproblematik im ›Lanzelet‹ des Ulrich von Zatzikhoven, in: Mertens/Wolfzettel 1993, S. 135–145. Spiewok, Wolfgang: Der »Lanzelet« des Ulrich von Zatzikhoven – Ein Werk Wolframs von Eschenbach?, in: Buschinger/Spiewok 1995, S. 329–339. Spiewok, Wolfgang: Vorwort und Einleitung, in: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, mhd./nhd. von W. Sp. (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 58; WODAN 71), Greifswald 1997, S. IX–XXXVII. Sprenger, R.: Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten [Besserungs-
1330
Verzeichnisse
vorschläge zum Lanzelet], in: ZfdPh 7 (1875), S. 92. Springeth, Margarete (Leitung) und Ulrich Müller (Koordination): Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank, URL: http:// mhdbdb.sbg.ac.at/, benützt 2003–2005. Stackmann, Karl: Mittelalterliche Texte als Aufgabe, in: FS Jost Trier zum 70. Geburtstag, hg. von Werner Foerste und Karl Heinz Borck, Köln und Graz 1964, S. 241–267. Stackmann, Karl: Die Edition – Königsweg der Philologie?, in: Methoden und Probleme der Edition mittelalterlicher deutscher Texte. Bamberger Fachtagung 26.-29. Juni 1991, Plenumsreferate, hg. von Rolf Bregmann und Kurt Gärtner, Tübingen 1993, S. 1–18. Stackmann, Karl: Neue Philologie?, in: Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, hg. von Joachim Heinzle, Frankfurt a. M. 1994, S. 398–427.
Stammler, Wolfgang: Wort und Bild. Studien zu den Wechselbeziehungen zwischen Schrifttum und Bildkunst im Mittelalter, Berlin 1962 [bes. S. 141]. Stanesco, Michel: Une merveille bien énigmatique: le chevalier dans un tonneau de verre, in: Hüe/Ferlampin-Acher 2002, S. 359–368. Stange, Alfred: Deutsche Malerei der Gotik. Südwestdeutschland in der Zeit von 1400 bis 1450 (A. St.: Deutsche Malerei der Gotik 4), München, Berlin 1951 [bes. S. 52, Abb. 78]. Steffens, Karl (Hg.): Die Historia de preliis Alexandri Magni. Rez. J3 (Beiträge zur klassischen Philologie 73), Meisenheim am Glan 1975.
Steinhoff, Hans-Hugo: [Rez. von Kantola 1982], in: Germanistik 25 (1984), S. 814. Steinhoff, Hans-Hugo: [Rez. von Schmidt, K. 1993], in: Germanistik 34 (1993), S. 683f. Steinhoff, Hans-Hugo: Stellenkommentar, in: Lancelot und Ginover II (Prosalancelot II). Nach der Heidelberger Hs. Cod. Pal. germ. 147, hg. von Reinhold Kluge, erg. durch die Hs. Ms. allem. 8017–8020 der Bibl. de l’Arsenal Paris, übs., komm. und hg. von H.-H. St., Frankfurt a. M. 1995 (Bibliothek des Mittelalters 15; Bibliothek deutscher Klassiker 123), S. 790–1064. Steinmeyer, Elias: Über einige Epitheta der mhd. Poesie. Rede beim Antritt des Protektorates der Königlich Bayerischen Friedrich-Alexanders-Universität Erlangen, Erlangen 1889. Ströbele, Roswitha: Das iro-keltische und das antike Erbe der Fee Morgain und ihrer Schwestern: Feenmotivik in den mittelhochdeutschen Artuswerken Lanzelet, Erec, Iwein, Parzival und Tristan, Waterloo (Canada), MA Thesis 1993. Strohschneider, Peter: Situationen des Textes. Okkasionelle Bemerkungen zur ›New Philology‹, in: ZfdPh 116 (1997), Sonderheft: Philologie als Textwissenschaft. Alte und Neue Horizonte, hg. von Helmut Tervooren und Horst Wenzel, S. 62–86.
Suolahti, Hugo: Der Ausdruck barlaufen, in: Neuphilologische Mitteilungen 17 (1915), S. 117–120. Suolahti, Hugo: Der französische Einfluß auf die deutsche Sprache im dreizehnten Jahrhundert, in: Mémoires de la Société Néo-Philologique de Helsingfors 8 (1929 [a]), S. 1–311 [bes. S. 10]. Suolahti, Hugo: Einige Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Texten, in: Neuphilologische Mitteilungen 30 (1929 [b]), S. 142–146 [bes. S. 142f. zu ›Lanzelet‹ 4802ff.].
Sekundärliteratur
1331
Szövérffy, Joseph: Bruch mit der Tradition: »Subjektivierende« Tendenzen in der Epik des 13. Jahrhunderts, in: Gesellschaft · Kultur · Literatur. Rezeption und Originalität im Wachsen einer europäischen Literatur und Geistigkeit. Beitr. Luitpold Wallach gewidmet, hg. von Karl Bosl (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 11), Stuttgart 1975, S. 209–222 [bes. S. 213]. Tervooren, Helmut: Literaturwege: Ida von Boulogne, Gräfin in Geldern, Herzogin von Zähringen, in: ZfdPh 110 (1991), S. 113–120.
Thelen, Christian: Das Dichtergebet in der deutschen Literatur des Mittelalters (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung 18), Berlin, New York 1989 [bes. S. 438f.; mir nicht zugänglich]. Thomas, Neil: The Medieval German Arthuriad. Some Contemporary Revaluations of the Canon (Europäische Hochschulschriften I 1153), Bern 1989 [bes. S. 19f., 114f.]. Thomas, Neil: The Defence of Camelot. Ideology and Intertextuality in the ›Post-Classical‹ German Romances of the Matter of Britain Cycle (Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700), Bern 1992 [bes. S. 12–31]. Thomas, Neil: The Sources of Wigamur and the German Reception of the Fair Unknown Tradition, in: Reading Medieval Studies 19 (1993), S. 7–11 [mir nicht zugänglich]. Thompson, James Westfall: On the Date of the Lancelot, in: MLN 52 (1937), S. 172. Thompson, Stith: Motif-Index of Folk-Literature. A Classification of Narrative Elements in Folktales, Ballads, Myths, Fables, Mediæval Romances, Exempla, Fabliaus, Jest-Books and Local Legends, rev. and enlarged Ed., Kopenhagen 1955–1958.
Thoran, Barbara: Zur Struktur des ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven, in: ZfdPh 103 (1984), S. 52–77. Tilvis, Pentti: Prosa-Lancelot-Studien (Suomalaisen Tiedeakatemian toimituksia B 110), Helsinki 1957.
Tilvis, Pentti: Über die unmittelbaren Vorlagen von Hartmanns ›Erec‹ und ›Iwein‹, Ulrichs ›Lanzelet‹ und Wolframs ›Parzival‹, in: Neuphilologische Mitteilungen 60 (1959), S. 29–65, 129–144; wieder in: Der arthurische Roman, hg. von Kurt Wais (Wege der Forschung 157), Darmstadt 1970, S. 165–214 [zit. danach]. Tobler, Adolph und Erhard Lommatzsch: Altfranzösisches Wörterbuch, 11 Bde., Wiesbaden 1915–2002.
Touber, Anton H.: bezzer danne guot. Das Leben einer Formel, in: DVjs 44 (1970), S. 1–8. Trachsler, Ernst: Der Weg im mittelhochdeutschen Artusroman (Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik 50), Bonn 1979 [vgl. das Register]. Trendelenburg, Armgart: Aufbau und Funktion der Motive im Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven. Im Vergleich mit den deutschen Artusromanen um 1200, Tübingen, Diss. [masch.] 1953. Trzepacz, Angelica Konczal: Tristan – Lancelot – Perceval. The Visionary Protagonist in Medieval Romance, Washington, D. C. (Catholic University), Diss. [masch.] 1975 [bes. S. 169–191, 261–263]. Unterkircher, Franz: Inventar der illuminierten Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalbibliothek. Tl. 1: Die abendländischen Handschriften (Museion, N. F. 2,2,1), Wien 1957 [bes. S. 82]. Varty, Kenneth (Hg.): An Arthurian Tapestry. Essays in Memory of Lewis Thorpe,
1332
Verzeichnisse
Glasgow 1981. Verhuyck, P.: [Rez. von Haug 1978], in: Revue belge de philologie et d’histoire 62 (1984), S. 642f. Viëtor, Karl: Die Kunstanschauung der höfischen Epigonen, in: PBB 46 (1922), S. 85– 124 [bes. S. 107]. Villemarqué, Th[eodore Hersart] de la: Contes populaires des anciens Bretons précédés d’un Essai sur l’origine des épopées chevaleresques de la Table-ronde, 2 Bde., Paris, Leipzig 1842 [bes. Bd. 1, 63–65]. Vilmar, A[ugust] F[riedrich] Ch[ristian]: Geschichte der deutschen National-Literatur, 18., verm. Aufl., Marburg, Leipzig 1877. Vinaver, Eugène: The Rise of Romance, Oxford 1971.
Vogt, Friedrich: Mittelhochdeutsche Literatur, in: Grundriß der germanischen Philologie, hg. von Hermann Paul, Bd. 2,1: Heldensage – Literaturgeschichte – Metrik, Straßburg 1893, S. 245–418 [bes. S. 275]. W. M. C.: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: Medium Ævum 22 (1953), S. 46–48. Wachsler, Arthur Alexander: The Celtic Concept of the Journey to the Otherworld and its Relationship to Ulrich von Zatzikhoven’s Lanzelet: A Structural Approach to the Study of Romance Origins, Los Angeles (University of California), Diss. [masch.] 1972. Wackernagel, Wilhelm: Die Verdienste der Schweizer um die deutsche Literatur. Academische Antrittsrede, Basel 1833 [bes. S. 34]. Wackernagel, Wilhelm: Gewerbe, Handel und Schifffahrt der Germanen, in: ZfdA 9 (1853), S. 530–578 [bes. S. 563]. Wackernagel, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur. Ein Handbuch, 2., verm. und verbess. Aufl. von Ernst Martin, Bd. 1 (Deutsches Lesebuch 4,1), Basel 1879 [1 1848]. Wallbank, Rosemary E.: Heinrichs von dem Türlîn ›Crône‹ und die irische Sage von Etain und Mider, in: Die mittelalterliche Literatur in Kärnten. Vorträge des Symposions in St. Georgen/Längsee vom 8. bis 13. 9. 1980, unter Mitarb. von A. Cella hg. von Peter Krämer (WAGAPH 16), Wien 1981, S. 251–268. Walliczek, W[olfgang]: Artus (Arthur), Artussage, Artusromane. III. Mittelhochdeutsche Literatur, in: LexMA I (1980), Sp. 1080–1085 [bes. Sp. 1081]. Wallner, Anton: [Rez. von Richter 1934], in: AfdA 54 (1935), S. 171–175. Walshe, M[aurice] O’C[onnel]: The Fabulous Geography of Lanzelet, in: London Mediæval Studies 1 (1937), S. 93–106. Walshe, Maurice O’Connel: [Rez. von Webster/Loomis 1951], in: MLR 48 (1953), S. 99f. Walshe, Maurice O’Connel: Medieval German Literature, Cambridge 1962 [bes. S. 175–177]. Walters, Lori J. (Hg.): Lancelot and Guinevere. A Casebook, hg. und mit einer Einl. vers. von L. J. W. (Arthurian Characters and Themes 4; zugl. Garland Reference Library of the Humanities 1513), New York, London 1996. Wapnewski, Peter: Deutsche Literatur des Mittelalters. Ein Abriß (Kleine Vandenhoeck-
Sekundärliteratur
1333
Reihe 96/97), Göttingen 1960 [bes. S. 68]. Warnatsch, Otto (Hg.): Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlîn. Nebst einer Abhandlung über die Sage vom Trinkhorn und Mantel und über die Quelle der Krone (Germanistische Abhandlungen 2), Breslau 1883 [Ndr. Hildesheim 1977]. Warnock, Robert G.: [Rez. von Haug 1978], in: Michigan Germanic Studies 6 (1980), S. 147–149. Wartmann, Heinrich (Bearb.): Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, Zürich 1863/64 [bes. S. 58]. Webster, K[enneth] G. T.: Arthur and Charlemagne, in: Englische Studien 36 (1906), S. 337–369. Webster, Kenneth G. T.: The Twelfth-Century Tourney, in: Anniversary Papers, by colleagues and pupils of George Lyman Kittredge, presented on the completion of his 25. year of teaching in Harvard University, Boston und London 1913, S. 327–334. Webster, Kenneth G. T.: The Water-Bridge in Chrétien’s ›Charrette‹, in: MLR 26 (1931), S. 69–73. Webster, Kenneth G. T.: Ulrich von Zatzikhoven’s »Welsches Buoch«, in: Harvard Studies and Notes in Philology and Literature 16 (1934), S. 203–228. Webster, K[enneth] G. T.: Walther Map’s French Things, in: Speculum 15 (1940), S. 272–279. Webster, Kenneth G. T.: Guinevere. A Study of Her Abductions, Milton (Mass.) 1951. Webster, Kenneth G. T. und Roger Sherman Loomis: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. A Romance of Lancelot, transl. from the middle high german by K. G. T. W., revised and provided with additional notes and an introduction by R. Sh. L. (Records of Civilization, Sources and Studies 47), New York 1951. [Bei unproblematischen Informationen zitiere ich ohne Angabe des Urhebers einer Anmerkung, in allen anderen Fällen gebe ich an, ob eine Notiz auf Webster oder Loomis zurückgeht. Die Einl. S. 3–21 stammt von Loomis.] Wechssler, Eduard: Die Sage vom heiligen Gral in ihrer Entwicklung bis auf Richard Wagners Parsifal, Halle a. d. S. 1898 [bes. S. 156f.]. Wegener, Hans: Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek, Leipzig 1927 [bes. S. 18f. (mit Abb. 18), S. 112]. Wehrli, Max: Roman und Legende im deutschen Hochmittelalter, in: M. W.: Formen mittelalterlicher Erzählung. Aufsätze, Zürich, Freiburg i. Br. 1969, S. 155–176.
Wehrli, Max: Geschichte der deutschen Literatur im Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, 3. Aufl. [= Ndr. der 2., durchges. Aufl. von 1984 mit neu erarb. Bibliographie für die 3. Aufl. von Dorothea Klein], Stuttgart 1997 [bes. S. 295f.]. Weigand, Hermann J.: Three Chapters on Courtly Love in Arthurian France and Germany: Lancelot – Andreas Capellanus – Wolfram von Eschenbach’s Parzival (University of North Carolina Studies in the Germanic Languages and Literatures 17), Chapel Hill 1956 [bes. S. 5–7, 10, 50].
1334
Verzeichnisse
Weigand, Rudolf: Liebe und Ehe bei den Dekretisten des 12. Jahrhunderts, in: Love and Marriage in the Twelfth Century, hg. von Willy van Hoecke und Andries Welkenhuysen (Mediaevalia Lovaniensia I 8), Leuven 1981, S. 41-58. Weinhold, Karl: Alemannische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 1), Berlin 1863 [Ndr. Amsterdam 1967]. Weinhold, Karl: Bairische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 2), Berlin 1867 [Ndr. Wiesbaden 1968]. Weinhold, Karl: Mittelhochdeutsche Grammatik, 2. Ausg., Paderborn 1883 [Ndr. Paderborn 1967]. Weinhold, Karl: Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, 2 Bde., 3. Aufl., Wien 1897.
Welz, Dieter Walter: Lanzelet im Schoenen Walde: Uberlegungen zu Struktur und Sinn des Lanzelet-Romans (mit einem Exkurs im Anhang [Rez. von Haug 1978]), in: Acta Germanica 13 (1980), S. 47–68. Welz, Dieter Walter: Fröhliche Offenheit [Rez. von Ruh 1980], in: Acta Germanica 14 (1981), S. 195–212. Wennerhold, Markus: Späte mittelhochdeutsche Artusromane. ›Lanzelet‹, ›Wigalois‹, ›Daniel von dem Blühenden Tal‹, ›Diu Crône‹. Bilanz der Forschung 1960–2000 (Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie 27), Würzburg 2005 [bes. S. 20–73]. Weston, Jessie L[aidley]: The Legend of Sir Gawain. Studies upon its Original Scope and Significance (The Grimm Library 7), London 1897. Weston, Jessie L[aidley]: The Legend of Sir Lancelot du Lac. Studies upon its Origin, Development, and Position in the Arthurian Romantic Cycle (The Grimm Library 12), London 1901. Weston, Jessie L[aidley]: The Three Day’s Tournament. A Study in Romance and FolkLore. Being an Appendix to the Author’s ›Legend of Sir Lancelot‹ (The Grimm Library 15), London 1902. Weston, Jessie L[aidley]: The Legend of Sir Perceval. Studies upon its Origin, Development, and Position in the Arthurian Cycle, 2 Bde. (The Grimm Library 17. 18), London 1906/09. Weston, Jessie L[aidley]: ›A Shrieking Bog‹, in: Folk-Lore 34 (1923), S. 379f. Weston, Jessie L[aidley]: The Relation of the Perlesvaus to the Cyclic Romances, in: Romania 51 (1925), S. 348–362 [bes. S. 350]. Whitehead, Frederick und Roger Sherman Loomis: The Livre d’Artus, in: Loomis, R. Sh. 1959, S. 336–338. Wieshofer, Natascha: Fee und Zauberin. Analysen zur Figurensymbolik der mittelhochdeutschen Artusepik bis 1210 (zugl. Wien, Univ. Dipl. 1994), Wien 1995. Wilken, Friedrich: Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen. Nebst einem Verzeichniß der aus der pfaelzischen Bibliothek im Vatican an die Universität Heidelberg zurückgegebenen Handschriften, Heidelberg 1817 [bes. S. 450f.]. Wilmanns, W[ilhelm]: Alexanderroman und Lanzelet, in: ZfdA 45 (1901), S. 245–248. Wis, Marjatta: Zum Problem der vremder visce hiute im Nibelungenlied, in: Neuphilologische Mitteilungen 85 (1984), S. 129–151. Wolf, Alois: Ja por les fers ne remanra (Chrétiens ›Karrenritter‹ V. 4600). Minnebann,
Sekundärliteratur
1335
ritterliches Selbstbewußtsein und concordia voluntatum, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft, N. F. 20 (1979), S. 31–49; wieder in: A. W.: Erzählkunst des Mittelalters. Komparatistische Arbeiten zur französischen und deutschen Literatur, hg. von Martina Backes, Francis G. Gentry und Eckart Conrad Lutz, Tübingen 1999, S. 211–250 [zit. danach]. Wolf, Alois: [Rez. von Pérennec 1984a], in: Arbitrium 5 (1987), S. 136–139. Wolfzettel, Friedrich: Zur Stellung und Bedeutung der Enfances in der altfranzösischen Epik, in: ZFSL 83 (1973), S. 317–348; 84 (1974), S. 1–32 [bes. 1974, S. 19]. Wolfzettel, Friedrich (Hg.): Artusrittertum im späten Mittelalter. Ethos und Ideologie. Vorträge des Symposiums der deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft vom 10. bis 13. November 1983 im Schloß Rauischholzhausen (Universität Gießen). Wilhelm Kellermann zum Gedächtnis (Beiträge zur deutschen Philologie 57), Gießen 1984. Wulff, F. A.: Le Conte du Mantel. Texte français des dernières années du XIIe siècle, édité d’après tous les mss., in: Romania 14 (1885), S. 343–380. Wynn, Marianne: The Abduction of the Queen in German Arthurian Romance, in: Chevaliers errants, demoiselles et l’Autre: höfische und nachhöfische Literatur im europäischen Mittelalter. FS Xenja von Ertzdorff zum 65. Geburtstag, hg. von Trude Ehlert (GAG 644), Göppingen 1998, S. 131–144. Yeandle, David N.: ›schame‹ im Alt- und Mittelhochdeutschen bis um 1210. Eine sprachund literaturgeschichtliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Herausbildung einer ethischen Bedeutung (Beiträge zur älteren Literaturgeschichte), Heidelberg 2001 [bes. S. 126–130]. Zacher, Julius: Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten [Zu ›Lanzelet‹ 926], in: ZfdPh 7 (1875), S. 92–94. Zellmann, Ulrike: Lanzelet. Der biographische Artusroman als Auslegungsschema dynastischer Wissensbildung (Studia humaniora 28; zugl. Düsseldorf, Diss. 1994), Düsseldorf 1996. Zellmann, Ulrike: [Rez. von McLelland 2000], in: PBB 126 (2004), S. 348–350. Zenker, Rudolf: Forschungen zur Artusepik. I. Ivainstudien (Beihefte zur ZfrPh 70), Halle 1921. Zenker, Rudolf: Weiteres zur Mabinogionfrage, in: ZFSL 48 (1926), S. 1–102 [bes. S. 92–102]. Zimmer, H[einrich]: Beiträge zur Namenforschung in den altfranzösischen Arthurepen, in: ZFSL 13 (1891), S. 1–117 [bes. S. 43–58]. Zimmermann, Karin: [Katalogisat von Cod. Pal. germ. 371], Stand 2004–02–17 (Manuskriptausdruck K. Z.); auch online, URL: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/ sammlung1/ cpg/ katcpg371.pdf; 2004–04–28; erscheint in: Zimmermann/Miller 2005/06 [zit. als Zimmermann 2004]. Zimmermann, Karin und Matthias Miller: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304–471) (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 8), Wiesbaden 2005/06 (?). Zingerle, Ignaz Vincenz: Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter, Wien 1864.
1336
Verzeichnisse
Zips, Manfred: Einige Zeugnisse aus der mittelhochdeutschen Epik zur Beziehung zwischen dem ritterlichen Helden und seinem Wappensymbol, in: Jahrbuch der HeraldischGenealogischen Gesellschaft »Adler«, Jg. 1971/73, Folge 3, Bd. 8, Wien 1973, S. 155–182. Zips, Manfred: Wappendeutung in der mittelhochdeutschen Dichtung, in: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Jg. 1976, Bd. 10 (24), S. 289–296. Zumthor, Paul: Die Stimme und die Poesie in der mittelalterlichen Gesellschaft, München 1994.
Zwierzina, Konrad: Mittelhochdeutsche Studien 1–9, in: ZfdA 45 (1901), S. 1–116, 253–316, 345–419 [bes. S. 367f.: Excurs über das Verhältnis des Erec zum Lanzelet]. Zwierzina, K[onrad]: Brief an Max Hermann Jellinek, datiert 21. Januar 1902, in: ZfdA 47 (1904), S. 270f.
V. NAMENREGISTER
1.
Register der Haupteinträge
Ackers ON 8845
Britânje ON 2370, 2481, 2787, 6566, 8023, 8715, 8816, 9032
Ade PN 1538, 2173, 2320, 2778, 2812, Britûne VN 6329, 6909 3486 Alexandrîe ON 8862
Buroîn PN 2790
Arabîâ ON 8531
Dârîus PN 4761
Artûs PN 1264, 1355, 2263, 2283, 2414, 2495, 2640, 2742, 2830, 2882, 2947, 3008, 3407, 3413, 3442, 3460, 4949, 4959, 4994, 4997, 5018, 5064, 5224, 5346, 5354, 5361, 5385, 5398, 5410, 5574, 5596, 5606, 5617, 5722, 5780, 5833, 5845, 5883, 6106, 6221, 6726, 6741, 6787, 6888, 6907, 6945, 6946, 7009, 7079, 7093, 7131, 7137, 7152, 7166, 7197, 7209, 7240, 7312, 7328, 7371, 7392, 7399, 7461, 7546, 7564, 7678, 7724, 7742, 7757, 7762, 7786, 7792, 8045, 8060, 8252, 8369, 8471, 8565, 8602, 8667, 8714, 8801, 8818, 8923, 8935, 8939, 8975, 8997, 9042, 9122, 9251, 9271, 9283, 9291, 9304, 9410
Destregâlis ON 8076
Aspiol PN 8263, 8296, 8313, 8416 Augustus PN 4762
Djoflê ON 2670, 2825, 3235 Dodines PN 7098, 7107, 7115, 7154, 7294, 7316 Dôdône ON 333, 4096, 4172, 8423, 8578, 8623, 8645, 8709, 8767, 8811, 8829, 8963, 9119, 9143, 9180, 9199, 9233, 9240, 9255, 9284, 9308 Elidîâ PN 7990 Engellant ON 5128, 9326 Engellender VN 7054 Enîte PN 6098 Erec PN 2264, 2968, 2980, 2996, 3006, 6234, 6377, 6382, 7259, 7277, 7296, 7332, 7459, 7580, 7622, 7664, 7723, 7778, 9022
2986, 7001, 7485, 8074,
Behforet ON 332, 3989, 8589, 8644, Esêalt PN 7544, 7602, 7617, 7686, 7692, 8720, 8908, 9255 7709 Bîgen PN 1540, 2337 Evax PN 8531 Brâbrant ON 9172 Franzoise VN 5804 Britânische rîche ON 691 Fêmurgân PN 7185
1338
Namenregister
Iwân Penelôî PN 8155, 8182, 8221, 8233, 8331, 8338
Gâgunne ON 685, 1303 Gailet PN 6032
Iweret PN 331, 3580, 3587, 3598, 3704, 3713, 3836, 3853, 3872, Garnanz ON 8066 3890, 3906, 3917, 3923, 3934, 3962, 4017, 4093, 4134, 4163, 4216, 4315, Genewîs ON 45, 4710, 8051, 8133, 8150, 4462, 4485, 4512, 4528, 4542, 4550, 8163, 8261, 8317, 8357, 8440, 8465, 4563, 4584, 4636, 4656, 8425, 8476, 8473, 8641, 8759, 8854, 8895, 9356, 8499, 8553, 8736, 8746, 9137, 9218, 9383 9382 Genibelter Sê ON 6991, 7158 Jæmerlichiu Urbor ON 3828, 4625 Genover(e) PN 2277, 4993, 5182, 5235, 5365, 5388, 5611, 5733, 5857, Johenîs ON 2629 5869, 6769, 6889, 7401, 7430, 7476, Johfrit PN 487, 562 7477, 7746, 8662, 8946, 9013, 9264, Kâl ON 3539 9300 Karadigân ON 2257, 4949, 4983, 5162, Gêûn PN 375 5678, 5687, 6703, 6880, 7035, 7349, Gilimâr PN 6597, 6612, 6672 7425, 7477, 7688, 7964, 8103, 8466, 8556, 8757, 8888, 8963 Gîferreiz PN 6017 Galagandreiz PN 734, 794, 2270
Gîôt PN 8155, 8182, 8221, 8237, Karidôl ON 1265, 1322, 2730, 4973, 7035 8331 Karjet PN 3188, 3194, 6229, 6347, Gurnemanz PN 2630, 2827 6354, 6362, 7030, 7294, 7527, 7598, Heinrich PN 9335 9015 Hûc PN 9338 Iberne ON 5798 Iblis PN 4060, 4219, 4741, 4913, 4920, 4938, 5110, 5373, 5379, 5393, 5625, 5673, 5784, 6115, 6201, 7702, 7829, 8518, 8587, 8668, 8688, 8770, 8782, 8907, 9020, 9092, 9148, 9154, 9180, 9265, 9280, 9288, 9292, 9297, 9368, 9386, 9392, 9422
4919, 5380, 6188, 8653, 8964, 9202, 9306,
Kei PN 2890, 2907, 2911, 2933, 2982, 5939, 5946, 5956, 5971, 6146, 9266 Klârîne PN 76, 4724, 8268, 8418, 8902 Konewâl ON 8082 Kriechen ON 4815, 8480 Kûnis ON 8866
Irlant ON 7100, 8082
Kurâus PN 684, 714, 1026, 1058, 1087, 1143, 1168, 1302
Isalde PN 8093
Lac ON s. v. Lanzelet
Iwân PN 2936, 6075
Lac PN 2264, 3006, 7001
Register der Haupteinträge
Lanzelet PN 4706, 4759, 4928, 4941, 4958, 4970, 4978, 5033, 5073, 5088, 5092, 5122, 5142, 5152, 5158, 5203, 5209, 5217, 5230, 5242, 5268, 5269, 5322, 5331, 5340, 5368, 5405, 5415, 5429, 5470, 5512, 5517, 5529, 5541, 5545, 5578, 5622, 5631, 5642, 5748, 6160, 6178, 6183, 6204, 6230, 6288, 6309, 6391, 6448, 6520, 6529, 6605, 6610, 6621, 6671, 6704a, 6817, 6896, 6952, 7274, 7293, 7480, 7496, 7508, 7570, 7596, 7683, 7703, 7736, 7820, 7829, 7869, 7888, 7896, 7943, 7947, 7962, 7974, 7982, 8042, 8050, 8100, 8131, 8137, 8171, 8200, 8239, 8258, 8260, 8305, 8320, 8334, 8349, 8355, 8374, 8397, 8403, 8413, 8431, 8462, 8472, 8503, 8590, 8638, 8692, 8703, 8758, 8778, 8790, 8907, 8936, 8999, 9058, 9075, 9198, 9200, 9208, 9223, 9256, 9288, 9293, 9305, 9311, 9341, 9368, 9381, 9392, 9407, 9422, 9445 Liez ON 487
4913, 5027, 5114, 5187, 5252, 5349, 5494, 5556, 5792, 6250, 6524, 6692, 7031, 7561, 7800, 7930, 8028, 8151, 8269, 8367, 8459, 8664, 8851, 9135, 9281, 9352, 9429,
1339
Lôt PN 2629, 2820, 3247, 3380, 3436 Lôût PN 6891, 6921 Mâbûz PN 3551, 3560, 3577, 3618, 3630, 3636, 3701, 3707, 3737, 3747, 3760, 3824 Malduc PN 6990, 6999, 7165, 7302, 7353, 7364, 7414, 7428, 7492 Maldûz PN 6052 Maria PN 9448 Marroc ON 4427 Maurîn PN 3052, 3487 Minne AL 4386, 4389, 4391, 4406 Môreiz ON 735, 1345, 2270 Morville ON 9338 Morzî ON 864 Nônel ON 2936 Orpilet PN 687, 708, 902, 942, 958, 1008, 1168, 1258, 1323, 1350, 2266, 5898 Pant PN 44, 96, 164, 180, 4709, 8211, 8230, 9384 Patricius PN 1540
Plûrîs ON 448, 3503, 3527, 5425, 5430, 5459, 5475, 5662, 6161, 6171, 6236, 6265, 6525 Lîmors ON 1556, 1842, 1983, 2048, 2314 Pûlân ON 8878 Lîle ON 2953
Lînier PN 1554, 1558, 1603, 1677, 1842, 1865, 1890, 1951, 1983, 2034, 2048, 2058, 2079, 2121, 2223, 2258, 2272, 3647
1646, Ramueret PN 9016 1979, 2101, Ritschart PN 3131, 3166, 3208, 3236, 3260, 3280, 3297, 3368, 3428 2410, Roidurant PN 7844
Liupolt PN 9328
Rœmære VN 8000
Lohenîs ON 8090
Salenicke ON 8481
Loifilol PN 5973
1340
Namenregister
Salomôn PN 4761
Uolrich PN 9344, 9444
Sarrazîne VN 861, 5272
Urprandagôn PN 6734
Schâdil li Mort ON 3550, 3602, Valerîn PN 4981, 4992, 4999, 5032, 5052, 5068, 5164, 5245, 3676 5324, 5333, 5353, 5369, 6743, Schœner Walt ON 332, 3579, 3705, 6799, 6804, 6806, 6961, 6995, 3887, 3939, 3989, 9133 7376, 7385, 7395 Schrîendez Mos ON 7041, 7085 Vallis Iblê ON 4086 Sê ON 569, 2294, 2475, 6107 Verworren Tan ON 4981a, 5062, Sibille PN 8866 7363 Spangenlant ON 8878
Wahsende Warte ON 5124
Stiebender Stec ON 7146
Wâlest ON 3198, 8071
Tenelant ON 8878
Wâlwein PN 2297, 2312, 2381, 2397, 2400, 2404, 2444, 2494, 2516, 2539, 2563, 2572, 2650, 2659, 2688, 2698, 2726, 2764, 3012, 3032, 3247, 3373, 3445, 3454, 3482, 3500, 4961, 5190, 5199, 5208, 5213, 5221, 5372, 5423, 5424, 5754, 5928, 6141, 6229, 6243, 6391, 6411, 6437, 6620, 6696, 6704, 6825, 7259, 7277, 7296, 7333, 7459, 7581, 7622, 7664, 7723, 7778, 9020
Thîle ON 7991, 7994, 8004 Tibalt PN 2781, 2804, 2842, 2852, 2863, 2874, 2928, 2964, 2972, 3080, 3086, 3211, 3529, 3605, 3639, 3657, 3672 Tîmant ON 8313 Tiutschiu lant ON 9336 Torfilaret PN 5898, 8071
Tristrant PN 6234, 6394, 6409, 6521, 6528, 6979, 7030, 7289, 7525, 7599, Wilder Ballen ON 8105 8089 Tumânge ON 3130
Wîzer Sê ON 2791, 5079, 5375
Turîe ON 375
Zatzichoven ON 9344
5025, 5268, 6759, 7354,
6789,
2365, 2466, 2582, 2728, 3404, 5177, 5239, 6099, 6427, 7007, 7484, 8066,
Lesartenregister
2.
1341
Lesartenregister
Ackers ON 8845 Hs. W ackers 8845 Hs. P achers 8845 Ade PN 1538, 2173, 2320, 2778, 2812, 3486 Hs. W ade 2320, 2812 ade 1538, 2173, 2778 aden 3486 Hs. P ade 1538, 2173, 2320, 2778 aden 3486 alde [verderbt] 2812 Hs. B Ade 2320 Hs. S adin 3486 Alexandrîe ON 8862 Hs. W alexandrye 8862 Hs. P alexandry“e 8862 Arabîâ ON 8531 Hs. W a2abya 8531 Hs. P arabia 8531 Artûs PN 1264, 1355, 2263, 2283, 2414, 2495, 2640, 2742, 2830, 2882, 2947, 3008, 3407, 3413, 3442, 3460, 4949, 4959, 4994, 4997, 5018, 5064, 5224, 5346, 5354, 5361, 5385, 5398, 5410, 5574, 5596, 5606, 5617, 5722, 5780, 5833, 5845, 5883, 6106, 6221, 6726, 6741, 6787, 6888, 6907, 6945, 6946,
7009, 7079, 7093, 7131, 7137, 7152, 7166, 7197, 7209, 7240, 7312, 7328, 7371, 7392, 7399, 7461, 7546, 7564, 7678, 7724, 7742, 7757, 7762, 7786, 7792, 8045, 8060, 8252, 8369, 8471, 8565, 8602, 8667, 8714, 8801, 8818, 8923, 8935, 8939, 8975, 8997, 9042, 9122, 9251, 9271, 9283, 9291, 9304, 9410 Anm.: Artiur 5361, 6741, 7131 Anm.: Artiure 7152 Anm.: Artus 6726 Anm.: Artûse 5780 Hs. W art9 5224, 5606, 5722 artiv2e 5361 artuſ 5346, 5398, 5410, 5574, 5617, 5833, 5845 artuſe 5780 artuſe 5354 artuſes 1264 artvſ 5596 a2tiv2e 6741 a2ture 7131 a2tus 1355, 2414, 2640, 2742, 2830, 2882, 2947, 3008, 3407, 3413, 3442, 3460, 4959, 4994, 5018, 5064, 5385, 5883, 6106, 6221, 6726, 6888, 7009, 7079, 7137, 7166, 7209, 7240, 7312, 7328, 7399, 7564, 7762, 8045, 8252, 8369, 8471, 8565, 8602, 8801, 8923, 8939, 9122, 9251, 9271, 9291, 9304, 9410 A2tus 2263, 2283, 4997, 6945, 8060, 8667, 8714 a2tuſe 6907, 7678, 7792 a2tuſen 7152, 9283 a2tuſes 2495, 7093, 7461, 7546, 8818 fehlt 4949, 6787, 6946, 7197, 7371, 7392, 7724, 7742, 7786, 8975, 8997, 9042
1342
Namenregister
Hs. P art9 7093, 8565 arthure 5361 Arthus 1355, 2947, 4997, 5064, 6106, 7209, 7762, 8060, 8667, 8714, 9042, 9291 arthus 2263, 2283, 2414, 2495, 2640, 2882, 3008, 3407, 3413, 3442, 3460, 4949, 4994, 5018, 5224, 5346, 5354, 5385, 5398, 5410, 5722, 5780, 5833, 5845, 5883, 6221, 6726, 6787, 6888, 6946, 7009, 7079, 7131, 7137, 7166, 7240, 7312, 7328, 7371, 7392, 7399, 7461, 7742, 7786, 8045, 8252, 8369, 8471, 8602, 8801, 8923, 8939, 8975, 8997, 9122, 9251, 9271, 9304, 9410 arthus [Zwischentitel vor] 7757 arthus [Zwischentitel vor] 8935 arthuſe 2830, 6907, 7792 arthuſe [unsicher] 7197 arthuſes 8818 arthuſis 4959 arture 6741 Arturen 7152 Artus 7724 artuſis 1264, 2742 fehlt 5574, 5596, 5606, 5617, 6945, 7546, 7564, 7678, 9283 Hs. B Art9 2263, 2283 Hs. G artus 5346 artuſe 5354 Aspiol PN 8263, 8296, 8313, 8416 Anm.: von Tîmant 8313 Hs. W aſpyol 8313, 8416 Aſpýol 8263 aſpýol 8296 Hs. P aſpiol 8263, 8296, 8416 Aſpiol 8313
Augustus PN 4762 Hs. W auguſtus 4762 Hs. P auguſtin9 4762 Behforet ON 332, 3989, 8589, 8644, 8720, 8908, 9255 Anm.: Vgl. Schœner Walt Hs. W befo2et 332 behfo2et 3989 behtfo2et 8589, 8644, 8720, 8908 behtfo2tet 9255 Hs. P bechforet 8589 bechoferet 332 beforet 8720 behforet 8644, 8908, 9255 Berforet 3989 Bîgen PN 1540, 2337 Hs. W bigen 1540 býgen 2337 Hs. P bigen 2337 bijgin 1540 Brâbrant ON 9172 Hs. W b2ab2ant 9172 Hs. P prabant 9172 Britânische rîche ON 691 Hs. W b2itaniſchen richen 691 Hs. P britaniſchen richen 691 Britânje ON 2370, 2481, 2787, 6566, 8023, 8715, 8816, 9032 Hs. W b2ithanie 8023
Lesartenregister
1343
ioifle 2670 b2ithanýe 2787 Joifle 2825 b2ittangen 2370 joifle 3235 b2ittanie 2481 b2ytange 8715 Dodines PN 7098, 7107, 7115, 7154, 7294, b2ytanie 8816 7316 b2ýtange 6566 Hs. W fehlt 9032 dodynes 7115, 7154, 7316 Hs. P dodýnes 7098, 7107 pritane 2481 Dodýnes 7294 pritange 2370, 2787, 8023, 8715, 8816, Hs. P 9032 dodines 7098, 7107, 7115, 7154 pritgange 6566 Dodines 7294, 7316 Britûne VN 6329, 6909 Dôdône ON 333, 4096, 4172, 8423, 8578, Hs. W 8623, 8645, 8709, 8767, 8811, 8829, 8963, b2yttvo nen 6329 9119, 9143, 9180, 9199, 9233, 9240, 9255, b2ýtanien 6909 9284, 9308 Hs. P Hs. W ˙ 6329 prutunnne dodone 8423, 8623, 8645, 8709, 8811, 9119, pritange 6909 9143, 9233, 9308 Buroîn PN 2790 dodone 4096, 8578, 8767, 8829, 9240, 9255, Anm.: der herzoge von dem Wîzen Sê 9284 Hs. W dodône 9199 bv2oin 2790 Dodône 333, 4172 Hs. P dodône 9180 buroin 2790 fehlt 8963 Hs. P Dârîus PN 4761 dodone 333, 4096, 8423, 8578, 8623, 8645, Hs. W 8709, 8767, 8811, 8829, 8963, 9119, 9143, da2ýus 4761 9180, 9199, 9233, 9240, 9255, 9308 Hs. P Dodone 4172 dari9 4761 fehlt 9284 Destregâlis ON 8076 Elidîâ PN 7990 Hs. W Anm.: von Thîle deſtregalýs 8076 Hs. W Hs. P elýdia 7990 deſtregalis 8076 Hs. P Djoflê ON 2670, 2825, 3235 clidra 7990 Hs. W Engellant ON 5128, 9326 dyofle 2670, 2825 Hs. W e dyofloyd 3235 engellant 5128, 9326 Hs. P Hs. P
1344
Namenregister
Engelant 9326 engenlant 5128 Engellender VN 7054 Hs. W engellendes 7054 Hs. P engellen das 7054 Enîte PN 6098 Hs. W Enýte 6098 Hs. P Ennnitten 6098
eſealt 7544, 7602, 7617, 7692, 7709 Hs. P fehlt 7544, 7602, 7617, 7686, 7692, 7709 Evax PN 8531 Anm.: von Arabîâ Hs. W evax 8531 Hs. P euax 8531
Franzoise VN 5804 Hs. W frae nſchov ſe wip 5804 Hs. P Erec PN 2264, 2968, 2980, 2986, 2996, der francoiſen wip 5804 3006, 6234, 6377, 6382, 7001, 7259, 7277, 7296, 7332, 7459, 7485, 7580, 7622, 7664, Fêmurgân PN 7185 7723, 7778, 8074, 9022 Hs. W Anm.: fil de roi Lac 2264, 3006, 7001 femv2ganen 7185 Hs. W Hs. P erc 6382 femurgane 7185 erec 2264, 2968, 2986, 3006, 6234, 6377, Gâgunne ON 685, 1303 7001, 7259, 7277, 7296, 7332, 7459, 7485, Hs. W 7580, 7622, 7664, 7723, 7778, 8074 Gagvnne 685 Erech 2996 Gahgvo nne 1303 ereche 2980 Hs. P fehlt 9022 gahunge 1303 Hs. P gahunn 685 erec 2264, 3006, 6234, 7259, 7277, 7296, Gailet PN 6032 7459 Erec 2986, 6382, 7001, 7332, 7723, 7778, Hs. W Gaylet 6032 8074, 9022 Hs. P Erecce [Erette?] 2996 oruilet 6032 erecke 2980 Erecken 7485 Galagandreiz PN 734, 794, 2270 ereg 2968, 6377 Anm.: von Môreiz 2270 fehlt 7580, 7622, 7664 Hs. W Hs. B Galagand2eˆyz 794 Erec 2264 Galagand2eiz 734, 2270 Esêalt PN 7544, 7602, 7617, 7686, 7692, 7709 Hs. W eſealden 7686
Hs. P galaga druweiz 734 galaga druweiß 2270 galü gadruweiß 794
Lesartenregister
Hs. B galagaderweiz 2270 Garnanz ON 8066 Hs. W Garnantz 8066 Hs. P garnans 8066
1345
Gener [verderbt] 5182 Genure 5235, 5388, 5733, 5857, 5869, 6769, 7430, 7477, 7746, 8662 genure 5365, 6889, 7401, 8946, 9013 Genuren 9264, 9300 Genüren 2277 Gewinnen [verderbt] 4993 Hs. B Ginouern 2277 Hs. G gynower 5365
Genewîs ON 45, 4710, 8051, 8133, 8150, 8163, 8261, 8317, 8357, 8440, 8465, 8473, 8641, 8759, 8854, 8895, 9356, 9383 Hs. W Gêûn PN 375 Genevis 45, 4710 Anm.: von Turîe Genewis 8051, 8133, 8150, 8163, 8261, 8317, Hs. W 8357, 8465, 8473, 8641, 8759, 8854, 8895, Gevo n 375 9356, 9383 Hs. P genewis 8440 fehlt 375 Hs. P fehlt 8261 Gilimâr PN 6597, 6612, 6672 genins 45 Hs. W Gewiß 4710 Gylimare 6612 jenewis 8051, 8440, 8465, 8473, 8641, 8759, Gylima2es 6672 8895, 9383 gýma2 6597 jenewiß 8854 Hs. P jenuwis 8133, 8150, 8163, 8317, 8357, 9356 gilimar 6597 gilmare 6612 Genibelter Sê ON 6991, 7158 gilmaris 6672 Genover(e) PN 2277, 4993, 5182, 5235, 5365, Gîferreiz PN 6017 5388, 5611, 5733, 5857, 5869, 6769, 6889, Hs. W 7401, 7430, 7476, 7477, 7746, 8662, 8946, Gyferreiz 6017 9013, 9264, 9300 Hs. P Hs. W geureis 6017 fehlt 7401, 7477, 8946, 9013 Genover 5365, 5388, 5857, 6889, 7476, 7746 Gîôt PN 8155, 8182, 8221, 8237, 8331 genover 5869 Anm.: Gîot 8155 Genovere 6769, 7430, 8662 Hs. W Gyot 8182, 8221, 8237, 8331 Genovere 2277 ýotten 8155 Genoveren 4993, 9264, 9300 Hs. P ginouere 5235 angioten [Dittographie der Präp.] 8155 ginovere 5182, 5611 Giot 8182 Ginovere 5733 gioth 8221, 8237 Hs. P Gioth 8331 fehlt 5611, 7476
1346
Gurnemanz PN 2630, 2827 Hs. W gv2nemantz 2630 Gv2nemantz 2827 Hs. P Garnemans 2827 garnemantz 2630 Heinrich PN 9335 Anm.: keiser Hs. W heinrich 9335 Hs. P heinrich 9335 Hûc PN 9338 Anm.: von Morville Hs. W Huc 9338 Hs. P ˙ 9338 Huc Iberne ON 5798 Hs. W yberne 5798 Hs. P yberne 5798
Namenregister
9297, 9306, 9368, 9386, 9422 ybliſ 5110, 5393, 5625, 5673, 5784 ybliſe 8782 Hs. P ˙ vblide 4219 fehlt 5379, 7702, 9288 ibeles 6188 ibeline 8782 ibelis 4938, 5373, 5380, 5673, 6115, 8587, 8964, 9148, 9154, 9180, 9202, 9280, 9306, 9368, 9422 iblide 4919 ibliden 9392 iblis 4913, 5625 Jbeles 9297 jbelis 5110, 8770, 9092, 9265 Jbelis 5393, 6201, 7829, 8668, 8688, 8907, 9020, 9292, 9386 jbilis 8518 Jblis 4741, 4920 YBelis 8653 ybelis 5784 ybeliß 4060 Hs. G yblis 5373
Iblis PN 4060, 4219, 4741, 4913, 4919, 4920, Irlant ON 7100, 8082 4938, 5110, 5373, 5379, 5380, 5393, 5625, Hs. W 5673, 5784, 6115, 6188, 6201, 7702, 7829, irlanden 7100 8518, 8587, 8653, 8668, 8688, 8770, 8782, irlant 8082 8907, 8964, 9020, 9092, 9148, 9154, 9180, Hs. P 9202, 9265, 9280, 9288, 9292, 9297, 9306, fehlt 8082 ir landen 7100 9368, 9386, 9392, 9422 Anm.: Iblîs 8518 Isalde PN 8093 Hs. W Hs. W blis [fehlende Initiale] 8653 yſalden 8093 fehlt 4919, 5380, 8964, 9020 Hs. P yble 4219 Ýſaliden 8093 yblen 9392 Iwân PN 2936, 6075 yblis 4060, 4741, 4913, 4920, 4938, 5373, Anm.: de Nônel 2936 5379, 6115, 6188, 6201, 7702, 7829, 8518, Hs. W 8587, 8668, 8688, 8770, 8907, 9092, 9148, ywan 2936 9154, 9180, 9202, 9265, 9280, 9288, 9292,
Lesartenregister
ýwan 6075 Hs. P ywan 6075 ywan 2936 Iwân Penelôî PN 8155, 8182, 8221, 8233, 8331, 8338 Anm.: V. 8183 siehe 8182 Hs. W fehlt 8338 ywan 8155, 8221, 8331 ywan peneloy 8182 ywan vnd penoloý 8233 Hs. P ˙ Ywan pene loý 8233 Jwan 8155 jwan 8221, 8331 Jwan peneloý 8182 ywans 8338
1347
juert 331 Jureit 3713 luo reters 8425 Meret 3872 meret 3580, 3587, 3890, 3917, 4134, 4216, 4315, 4462, 4512, 4528, 4550, 4636, 8499, 8736, 9218, 9382 meret [Zwischentitel vor] 4563 merete 9137 Mereten 4584 mereten 8553 meretes 8476, 8746 meretis 3704 Merret 4485, 4542 moret 3906, 3962 Moret 3923 vieret 4163 Hs. S iveret 3580 ivnrehten 3598 ivrent 3587 Hs. G ivret 4462, 4512, 4528, 4542 Ivret 4485 Hs. GK iuret 3836, 3853 iuretes 3704 ivret 3872, 3890
Iweret PN 331, 3580, 3587, 3598, 3704, 3713, 3836, 3853, 3872, 3890, 3906, 3917, 3923, 3934, 3962, 4017, 4093, 4134, 4163, 4216, 4315, 4462, 4485, 4512, 4528, 4542, 4550, 4563, 4584, 4636, 4656, 8425, 8476, 8499, 8553, 8736, 8746, 9137, 9218, 9382 Hs. W ywa2et 3906 yweret 3587, 3713, 3836, 3853, 3890, 3917, 3923, 3962, 4134, 4216, 4462, 4485, 4512, Jæmerlichiu Urbor ON 3828, 4625 4528, 4542, 4550, 4636, 4656, 8499, 8736, Johenîs ON 2629 9218, 9382 Hs. W ýweret 331, 3580, 3872, 4163, 4315, 9137 iohenis 2629 ywereten 3598, 3934, 4584, 8553 Hs. P yweretes 3704, 4017, 8476 lohenis [PN] 2629 ýweretes 4093, 8746 ywaretis 8425 Johfrit PN 487, 562 Hs. P Anm.: de Liez 487 in erten 3934 Hs. W iueret 3836 yohfrit 562 Jeurit 3853 yohfrit 487 jueret 4656 Hs. P juereten 3598 jochfrideliez [Zusammenrückung] 487 Jueritis 4017, 4093
1348
Joffrit 562 Kâl ON 3539 Hs. W chal 3539 Hs. P kal 3539 Hs. S kal 3539
Namenregister
Hs. P karedol 1322, 2730, 4973, 7035 karidol 1265
Karjet PN 3188, 3194, 6229, 6347, 6354, 6362, 7030, 7294, 7527, 7598, 9015 Hs. W cha2iet 3194 fehlt 9015 Karyet 6229, 6362 Karadigân ON 2257, 4949, 4983, 5162, karyet 7294 5678, 5687, 6703, 6880, 7035, 7349, 7425, karyeten 7527 7477, 7688, 7964, 8103, 8466, 8556, 8757, Karýet 6347 8888, 8963 Karýeten 6354 Hs. W ka2yet 3188 fehlt 4949, 8963 Ka2yet 7030 Karadigan 2257, 4983, 6703 Ka2ýet 7598 karadigan 5162, 5678, 5687 Hs. P karadygan 8466 cariet 6229, 7294 karadygân 7688 fehlt 7527, 7598 karadýgan 8888 karet 7030 ka2adigan 6880, 7477, 8556, 8757 kariet 3188, 3194, 6347, 9015 Ka2adigan 7964 Kariet 6362 Ka2adygan 7035, 7425 karietten 6354 ka2adygan 8103 Hs. S Ka2adýgan 7349 garriet 3188 Hs. P kariet 3194 [karedol] 7035 Kei PN 2890, 2907, 2911, 2933, 2982, 5939, fehlt 7688 5946, 5956, 5971, 6146, 9266 karediga 8103 Anm.: Keîn 5939 karedıga 8757, 8888 Hs. W karediga 6703, 7349 karedigan 2257, 4949, 4983, 5162, 5678, chayns 5971 5687, 6880, 7425, 7477, 7964, 8466, 8556, chaý 5956 cheinen 6146 8963 Kay 2982, 5946 karedigan [Zwischentitel vor] 5678 kayns 9266 Karidôl ON 1265, 1322, 2730, 4973, 7035 kaýens 2933 Hs. W Kaýn 5939 [Ka2adygan] 7035 Key 2890 charidol 2730 key 2907 charydol 1322 keyen 2911 cha2ydol 4973 Hs. P karydol 1265 Koınen 2890
Lesartenregister
koin 2907, 2911, 2982, 5939, 5956 Koin 5946 koinens 5971 koinis 2933, 9266 kun 6146 Klârîne PN 76, 4724, 8268, 8418, 8902 Hs. W Clarˆyne 76 Claryne 4724 cla2inen 8268 cla2ýne 8418 cla2ýne 8902 Hs. P clarine 76, 8418, 8902 clarinne 8268 Claurine 4724
1349
Hs. P acuraus [Zwischentitel vor] 1087 acuraus [Zwischentitel vor] 1143 churaus 684 curaus 714, 1026, 1058, 1302 Suraus 1168 Lac ON s. v. Lanzelet Lac PN 2264, 3006, 7001 Hs. W lac 2264, 3006, 7001 Hs. P lac 7001 lag 2264, 3006 Hs. B lac 2264
Lanzelet PN 4706, 4759, 4913, 4928, 4941, 4958, 4970, 4978, 5027, 5033, 5073, 5088, 5092, 5114, 5122, 5142, 5152, 5158, 5187, 5203, 5209, 5217, 5230, 5242, 5252, 5268, 5269, 5322, 5331, 5340, 5349, 5368, 5405, 5415, 5429, 5470, 5494, 5512, 5517, 5529, 5541, 5545, 5556, 5578, 5622, 5631, 5642, 5748, 5792, Kriechen ON 4815, 8480 6160, 6178, 6183, 6204, 6230, 6250, 6288, Hs. W 6309, 6391, 6448, 6520, 6524, 6529, 6605, ch2ichen 4815 6610, 6621, 6671, 6692, 6704a, 6817, 6896, kriechen 8480 6952, 7031, 7274, 7293, 7480, 7496, 7508, Hs. P 7561, 7570, 7596, 7683, 7703, 7736, 7800, kriech 4815 7820, 7829, 7869, 7888, 7896, 7930, 7943, kriechen 8480 7947, 7962, 7974, 7982, 8028, 8042, 8050, Kûnis ON 8866 8100, 8131, 8137, 8151, 8171, 8200, 8239, 8258, Hs. W 8260, 8269, 8305, 8320, 8334, 8349, 8355, kvnis 8866 8367, 8374, 8397, 8403, 8413, 8431, 8459, Hs. P 8462, 8472, 8503, 8590, 8638, 8664, 8692, kunis 8866 8703, 8758, 8778, 8790, 8851, 8907, 8936, Kurâus PN 684, 714, 1026, 1058, 1087, 1143, 8999, 9058, 9075, 9135, 9198, 9200, 9208, 1168, 1302 9223, 9256, 9281, 9288, 9293, 9305, 9311, Hs. W 9341, 9352, 9368, 9381, 9392, 9407, 9422, Kav ravs 1058 9429, 9445 kv2aus 1026 Anm.: de Lac 5092, 5158, 5545, 5631, 6610, Kuravs 714, 1168, 1302 6692, 7736, 7962, 7982, 8100, 8239, 8260, kv2avs 684 8367, 8403, 9058, 9281, 9381 Konewâl ON 8082 Hs. W Konewal 8082 Hs. P fehlt 8082
1350
Namenregister
Anm.: de Lâc 5578 Hs. W fehlt 6621, 6896, 7888, 8999, 9058, 9075, 9445 Lantzelet 4759, 4913, 4928, 4941, 4958, 4970, 4978, 5027, 5033, 5368, 6160, 6178, 6204, 6288, 6309, 6391, 6448, 6524, 6529, 6671, 6817, 6952, 7274, 7480, 7496, 7561, 7596, 7683, 7703, 7800, 7820, 7829, 7869, 7896, 7930, 7943, 7947, 8028, 8042, 8050, 8131, 8151, 8171, 8200, 8305, 8320, 8349, 8355, 8397, 8413, 8431, 8459, 8472, 8503, 8590, 8638, 8664, 8692, 8703, 8758, 8790, 8851, 8907, 9135, 9198, 9200, 9208, 9223, 9256, 9288, 9293, 9305, 9311, 9352, 9368, 9407, 9422, 9429 Lantzelet [unsicher] 6605 lantzelet 5073, 5088, 5142, 5152, 5187, 5203, 5209, 5217, 5230, 5252, 5269, 5322, 5331, 5340, 5415, 5429, 5470, 5494, 5512, 5517, 5529, 5578, 5622, 5642, 5748, 5792, 6250, 6520, 7031, 7293, 7508, 8936 Lantzelet dac Lac 7982 Lantzelet de lac 6610 Lantzelet de Lac 7736, 7962, 8100, 8239, 8260, 8367, 8403, 9281, 9381 lantzelet delac 5092, 5545, 5631 Lantzelet delac 5158 Lantzelet deLac 6692 Lantzelete 6704a, 8778, 9341 lantzelete 5556 lantzelete 5114, 5541, 9392 lantzeleten 5242, 5349, 7570 Lantzeleten 8258, 8334, 8374 lantzeletes 6183 Lantzeletes 7974, 8137, 8269, 8462 lantzeleteſ 5405 lantzelıet 5122 lantzilet 4706 Lantzlet 6230 Hs. P fehlt 5494, 5512, 5517, 5529, 5541, 5545, 5556, 5578, 5622, 6520, 6605, 6704a, 7561, 7570,
7596, 7683, 7703, 8459 Laculet [Latulet?] 4706 lantzaleten [lantzuleten?] 5242 Lantzelet 4913, 4978, 5088, 5142, 5217, 5322, 5331, 5340, 5368, 5470, 6309, 6524, 7480, 7820, 8397, 8431, 8503, 8664, 8851, 9200 lantzelet 4928, 4941, 4958, 4970, 5027, 5033, 5073, 5114, 5122, 5152, 5187, 5203, 5209, 5252, 5269, 5349, 5415, 5429, 5642, 5792, 6160, 6178, 6204, 6230, 6250, 6288, 6391, 6448, 6529, 6671, 6817, 6952, 7031, 7274, 7293, 7496, 7508, 7800, 7829, 7869, 7888, 7896, 7930, 7943, 7947, 8028, 8042, 8131, 8171, 8200, 8320, 8349, 8374, 8472, 8590, 8638, 8692, 8703, 8778, 8936, 8999, 9135, 9198, 9208, 9223, 9256, 9288, 9293, 9305, 9311, 9341, 9352, 9368, 9407, 9422 lantzelet [Zwischentitel vor] 5268 lantzelet da lag 6692 lantzelet den du lac 7962 lantzelet den lac 5158 lantzelet do lac 5631, 6610 lantzelet du lac 7736, 8100, 8239, 9058, 9281 lantzelet du lag 5092, 7982 lantzelet dulac 8260 lantzelet dvlac 9381 lantzelete 5748, 8050, 8790, 9392 lantzeleten 6621, 6896, 8258, 8334, 8758 Lantzeleten 8151 lantzeletes 5405, 7974, 8137, 8462, 9445 Lantzeletes 6183, 8269, 9075 lantzilet 8355, 8907 Lantzilet 8413 lantzilet dulac 8367 lantzilet dv lac 8403 Lantzileten 8305 Lantzulet 4759, 5230 lantzulet 9429 Hs. G lancylet 5322, 5340 Lancylet 5331 lancyleten 5349, 5368
Lesartenregister
Liez ON 487 Hs. W lýes 487 Hs. P liez 487 Lîle ON 2953 Hs. W Lyle 2953 Hs. P lile 2953 Lîmors ON 1556, 1842, 1983, 2048, 2314 Hs. W Lymo2s 1556, 1842, 1983, 2048, 2314 Hs. P limeroß 1983 limors 2314 limorß 1556, 1842, 2048 Hs. B Limo2s 2314 Lînier PN 1554, 1558, 1603, 1646, 1677, 1842, 1865, 1890, 1951, 1979, 1983, 2034, 2048, 2058, 2079, 2101, 2121, 2223, 2258, 2272, 2410, 3647 Anm.: Lîniers von Lîmors 1842 Anm.: Lîniers von/de Lîmors 2048 Anm.: von Lîmors 1983 Hs. W fehlt 3647 liniern 2272 Lynier 1603, 1646, 1677, 1865, 1890, 1951, 1983, 2034, 2058, 2079, 2121, 2223 Lýnier 1554, 1558 Lyniern 2101, 2258, 2410 Lyniers 1842, 2048 Hs. P Lanier 1865 Limir 1890 linier 1554, 1603, 1646, 1677, 1983, 2079, 2121, 2223, 3647 Linier 1558, 2034, 2058 linier [Zwischentitel vor] 1979
1351
Linieret 2101 linierin 2410 liniern 2258, 2272 linior 1842, 2048 LJnier 1951 ˙ lynier [Zwischentitel vor] 1951 Hs. B Liniere 2272 liniere 2410 Liupolt PN 9328 Hs. W livpolte 9328 Hs. P ˙ lupolde 9328 Lohenîs ON 8090 Hs. W Lohenis 8090 Hs. P lohens 8090 Loifilol PN 5973 Hs. W Loyfilol 5973 Hs. P Loiphilol 5973 Lôt PN 2629, 2820, 3247, 3380, 3436 Anm.: von Johenîs 2629 Hs. W Lot 2629, 2820, 3247, 3380 Loten 3436 Hs. P lot 2820, 3247, 3380 loth 2629 lothin 3436 Lôût PN 6891, 6921 Hs. W Lont 6891, 6921 Hs. P lont [lout laut lant?] 6891 Lont 6921 Mâbûz PN 3551, 3560, 3577, 3618, 3630, 3636,
1352
Namenregister
Hs. W 3701, 3707, 3737, 3747, 3760, 3824 maldvz 6052 Hs. W mabvz 3551, 3560, 3577, 3618, 3630, 3636, Hs. P maldus 6052 3737, 3747, 3760, 3824 mabvzen 3701 Maria PN 9448 mabvzes 3707 Hs. W Hs. P fehlt 9448 mabiz 3560 Hs. P mabus 3551, 3577, 3760 maria 9448 mabuz 3737, 3747 Marroc ON 4427 Mabuz 3824 Hs. W mabuzen 3701 ma2roc 4427 mabuzis 3707 Hs. P mabuß 3618, 3636 maroe 4427 Mabuß 3630 Hs. S Maurîn PN 3052, 3487 barbvz 3577 Hs. W in abere [verderbt] 3551 mav2in 3052, 3487 mabvz 3560 Hs. P Hs. GK maurin 3052, 3487 mabuz 3630, 3636, 3701, 3737, 3747, 3760, Hs. S 3824 mauren 3487 mabuzeſ 3707 Minne AL 4386, 4389, 4391, 4406 Malduc PN 6990, 6999, 7165, 7302, 7353, Môreiz ON 735, 1345, 2270 7364, 7414, 7428, 7492 Hs. W Hs. W Mo2eiz 2270 malduch 7165 Mo2eýs 735, 1345 maldvc 7353, 7364, 7428 Hs. P maldvche 7492 moreis 1345 Maldvchen 6990 moreiß 735 maldvchen 7302 moreiz 2270 maldvches 7414 Hs. B maldvkes 6999 moreiz 2270 Hs. P maladvc 7428 Morville ON 9338 maleduc 7165 Hs. W Maleducken 7302 mo2ville 9338 maleduckes 6999, 7414, 7492 Hs. P maledvc 7353 morille 9338 Maledvc 7364 Morzî ON 864 Maledvcken 6990 Hs. W Maldûz PN 6052 morzi 864
Lesartenregister
Hs. P fehlt 864 Nônel ON 2936 Hs. W nolel 2936 Hs. P lonel 2936
1353
5475, 5662, 6161, 6171, 6236, 6265, 6525 Hs. W pluris 6171 pluriſ 5425, 5459 plurys 6525 plurýs 448, 6161 plvriſ 5430, 5475, 5662, 6236, 6265 plv2is 3503, 3527 Hs. P fehlt 3527 pluris 3503, 5425, 5430, 5459, 5475, 5662, 6161, 6171, 6236, 6265, 6525 pluuis 448 Hs. S pluris 3503, 3527
Orpilet PN 687, 708, 902, 942, 958, 1008, 1168, 1258, 1323, 1350, 2266, 5898 Hs. W orpylet 1168 Orpylet 708, 958 orpyleten 902 O2pylet 1350, 5898 o2pylet 942, 1008, 1258, 1323, 2266 Pûlân ON 8878 O2pˆylet 687 Hs. W Hs. P pulan 8878 [torfiılaret] 5898 Hs. P orphilet 1008, 1168, 1323, 2266 fehlt 8878 Orphilet 708, 942, 958, 1258, 1350 Ramueret PN 9016 orphileten 902 Hs. W orplet 687 fehlt 9016 Hs. B Hs. P Orphilet 2266 ramueret 9016 Pant PN 44, 96, 164, 180, 4709, 8211, 8230, Ritschart PN 3131, 3166, 3208, 3236, 3260, 9384 3280, 3297, 3368, 3428 Hs. W Hs. W pant 44, 96, 164, 4709, 8211, 9384 ritſchart 3131 pantes 8230 ritſcha2den 3280 Hs. P pant 44, 96, 164, 4709, 8211, 9384 ritſcha2t 3166, 3208, 3236, 3260, 3297, 3368, panthis 8230 3428 pantz [Zwischentitel vor] 180 Hs. P fehlt 3280 Patricius PN 1540 ritſchart 3131, 3166, 3208, 3236, 3260, 3297, Anm.: von den Bîgen 1540 3368, 3428 Hs. W Hs. S patricius 1540 ritſchart 3131, 3166, 3208 Hs. P Patricius 1540 Roidurant PN 7844 Hs. W Plûrîs ON 448, 3503, 3527, 5425, 5430, 5459, roydv2ant 7844
1354
Namenregister
Hs. P roido rant 7844 Rœmære VN 8000 Hs. W roe mere 8000 Hs. P rümere 8000 Salenicke ON 8481 Hs. W ſalenicke 8481 Hs. P ſalwecke 8481 Salomôn PN 4761 Hs. W ſalomon 4761 Hs. P ſalomon 4761 Sarrazîne VN 861, 5272 Hs. W ſarr azin 5272 ſarrazine [unsicher] 861 Hs. P fehlt 861 ſarreſin 5272 Hs. G ſarracin 5272 Schâdil li Mort ON 3550, 3602, 3676 Hs. W ſchadˆylˆymo2t 3676 ſchadilimo2t 3550, 3602 Hs. P ſchachte lemort 3602 ſchahtele mort 3676 ſchatlemort 3550 Hs. S ſchachtelle mort 3550 Hs. GK ſchatelamo2t 3676
Anm.: Vgl. Behforet Schrîendez Mos ON 7041, 7085 Sê ON 569, 2294, 2475, 6107 Anm.: Vgl. Lac [ON] s. v. Lanzlet Sibille PN 8866 Hs. W ſibille 8866 Hs. P ſibille 8866 Spangenlant ON 8878 Hs. W ſpangen lant 8878 Hs. P ſpangen 8878 Stiebender Stec ON 7146 Tenelant ON 8878 Hs. W fehlt 8878 Hs. P tenelant 8878 Thîle ON 7991, 7994, 8004 Hs. W thyle 8004 thylen 7991, 7994 Hs. P thile 8004 thilen 7991 Tilen 7994
Tibalt PN 2781, 2804, 2842, 2852, 2863, 2874, 2928, 2964, 2972, 3080, 3086, 3211, 3529, 3605, 3639, 3657, 3672 Hs. W tybald 3529 tybalde 3211 tybalden 2874 tybalt 2781, 2804, 2842, 2852, 2928, 2964, 2972, 3080, 3086, 3605, 3639, 3657, 3672 Schœner Walt ON 332, 3579, 3705, 3887, Tybalt 2863 Hs. P 3939, 3989, 9133
Lesartenregister
1355
die paliden 2874 Hs. P Diebalt 2842 fehlt 7525, 7599 ˙ diepalde 3211 tryſtant 6521, 7289 ˙ diepalt 2781, 2804, 2852, 2928, 3605, 3657, Tryſtant 8089 3672 triſtant 6234, 6409, 6979, 7030 Diepalt 2863, 2972, 3080, 3086 Triſtant 6394, 6528 dieppalt 2964 Tumânge ON 3130 dyepalt 3639 Hs. W fehlt 3529 tvmange 3130 Hs. S Hs. P diebalde 3211 tumange 3130 diebalt 3529 Hs. S Hs. GK tvmange 3130 tiebalt 3639 Turîe ON 375 tybalt 3672 Hs. W tyebalt 3657 turye 375 Tîmant ON 8313 Hs. P Hs. W fehlt 375 Týmant 8313 Uolrich PN 9344, 9444 Hs. P Anm.: von Zatzichoven 9344 jwant 8313 Hs. W o Tiutschiu lant ON 9336 Vlrich 9344, 9444 Hs. W Hs. P tutſchiv lant 9336 vo lrich 9344, 9444 Hs. P Urprandagôn PN 6734 ˙ tutſche lant 9336 Hs. W Torfilaret PN 5898, 8071 Vrp2andagon 6734 Hs. W Hs. P [O2pylet] 5898 vpandagron 6734 To2fylaret 8071 Valerîn PN 4981, 4992, 4999, 5025, 5032, Hs. P 5052, 5068, 5164, 5245, 5268, 5324, 5333, Corfilaret 8071 5353, 5369, 6743, 6759, 6799, 6804, 6806, torfiılaret 5898 6961, 6995, 7354, 7376, 7385, 7395 Tristrant PN 6234, 6394, 6409, 6521, Hs. W 6528, 6979, 7030, 7289, 7525, 7599, 8089 falerin 5268, 5353, 6804, 7376, 7395 Hs. W faleryne 6961 Triſtant 6521 falerýn 6743 triſtrande 7599 falerýnen 6995, 7354 triſtrant 6234, 7030, 7289, 7525 fallerin 5245 Triſtrant 6394, 6409, 6528, 6979 fehlt 6806, 7385 Tryſtrant 8089
1356
Namenregister
s
valin 4981 valerin 4992, 4999, 5025, 5032, 5052, 5068, 5324, 5333, 5369, 6759 valerine 6799 vallerin 5164 Hs. P fallerin 4981, 4999, 5025, 5068, 5164, 5245, 5333, 5353, 5369, 6806, 6961, 7376, 7385, 7395 Fallerin 4992, 6995, 7354 fallerine 6799 falleryn 5032 fehlt 6804 vallerin 5052, 5268, 5324, 6743, 6759 vallerin [Zwischentitel vor] 5268 Hs. G falerin 5324, 5333 Vallis Iblê ON 4086 Hs. W vallis yble 4086 Hs. P vallis v´ bele 4086 Verworren Tan ON 4981a, 5062, 6789, 7363 Wahsende Warte ON 5124 Wâlest ON 3198, 8071 Hs. W waleiſt 3198 ¨ 8071 walweſt Hs. P waldeſt 8071 waleſt 3198 Hs. S walliſt 3198 Wâlwein PN 2297, 2312, 2365, 2381, 2397, 2400, 2404, 2444, 2466, 2494, 2516, 2539, 2563, 2572, 2582, 2650, 2659, 2688, 2698, 2726, 2728, 2764, 3012, 3032, 3247, 3373, 3404, 3445, 3454, 3482, 3500, 4961, 5177, 5190, 5199, 5208, 5213, 5221, 5239, 5372, 5423,
5424, 5754, 5928, 6099, 6141, 6229, 6243, 6391, 6411, 6427, 6437, 6620, 6696, 6704, 6825, 7007, 7259, 7277, 7296, 7333, 7459, 7484, 7581, 7622, 7664, 7723, 7778, 8066, 9020 Anm.: Gawein 6825 Anm.: Wâlwân 5372, 7277, 7296, 7778 Hs. W fehlt 2728, 5423, 6620, 9020 Gawin 6825 walwıene 5208 walwan 5372, 7277, 7296, 7778 walwein 2312, 2381, 2397, 2404, 2444, 2659, 2688, 3012, 5177, 5199, 5213, 5239, 5754, 6243, 6704, 7007, 7259, 7333, 7459, 7622, 7664, 7723 Walwein 2365, 2466, 2494, 2516, 2539, 2582, 2650, 2698, 3032, 3373, 3445, 3454, 3500, 6229, 6696, 8066 walweine 2726 walweine 5190 Walweinen 2297, 2400 walweinen 3482 walweines 2764, 3404 Walweines 3247 walweinz 5221 Walwin 2572, 5928 walwin 5424, 6141, 6391, 6411, 6437, 7581 walwine 7484 walwinen 4961, 6427 walwins 6099 Hs. P fallerin [verderbt] 5177 fehlt 2726, 5213, 5424, 6427, 6704, 7581, 7622, 7664 gawen 6825 valwein 2397 walewein 2381 Wallebein 2698 Wallewein 2297 wallewein 2516 walwan 5372, 7296, 7778, 8066 Walwein 2312, 2365, 2400, 2404, 2466,
Lesartenregister
2494, 2539, 2572, 2582, 2650, 2728, 3032, Hs. B walwein 2312, 2404 3445, 3500, 5928, 6229, 6620, 6696 walwein 2444, 2659, 2688, 3012, 3373, 3482, Walwein 2397 5199, 5239, 6141, 6243, 6391, 6411, 6437, Walweine 2400 Hs. S 7007, 7259, 7277, 7333, 7484, 9020 walwein 3482, 3500 walwein [Zwischentitel vor] 2563 Walweine 3454 Wilder Ballen ON 8105 walweine 5190, 5208, 5423 Wîzer Sê ON 2791, 5079, 5375 walweines 5221 walweinis 6099 Zatzichoven ON 9344 walweins 2764, 3247, 3404 Hs. W walwen 7459, 7723 zatzichoven 9344 walwenen 4961 Hs. P Walwer 5754 zezichoue 9344
1357
INDEX
ABC-Buch des Adels, 1003 Abeston, 1192 Abt, 1158, 1179 Achilles, 1082, 1083 *Ackerman 1959, 1221 Ackers, 1267, 1268 Ade, 1018, 1121, 1125, 1126, 1131, 1135, 1156, 1195, 1250, 1262 *Adelung, F. 1796, 838, 897 *Adelung, J. Chr. 1784, 831, 897, 917 *Adelung, J. Chr. 1788, 897 Adler, 1095, 1151, 1188, 1191, 1197, 1274 *AH, 1088, 1174 *Ahd. Leseb., 1151 *Aichberger 1994, 959 Akkon, 1267, 1268 *Alan. planct., 1196, 1221 *Albert 1989, 982 Alchemie, 1048 *Alem. Gramm., 18, 136, 424, 854–858, 860–862, 868–870, 881, 883, 886, 891 *Alex, 4, 1088, 1172, 1188, 1192, 1193 Alexandrie, 1268 *AlexU, 1193 *Alker 1966, 830 Allegorese, 1031, 1033, 1072, 1171 Alram von Gresten, 1066 Anagramm, 1108, 1149, 1161, 1167, 1205 Ancelot, 1185 Anderwelt keltische, 1152 Anderwelt, keltische, 938–951, 1082, 1088, 1123, 1125, 1126, 1135, 1136, 1143, 1153, 1155, 1159, 1161, 1165, 1171, 1189, 1202, 1203, 1207, 1213, 1231, 1232, 1239, 1240, 1242–1244, 1252, 1258 Anir, Grabhügel des, 1208 *App 1929, 930, 962, 1198
Apulien, 1269 Arabia, 1265, 1267 Arbeitsdauer des ›Lanzelet‹, 906 Arcadien, 1192 Archaizität, 903, 907, 915, 920, 928–938, 955, 1040, 1112, 1144, 1184, 1220, 1232 Architekturdarstellung, 959 Arnaut Daniel, 917 *Arnold 1905, 1084 Artus, 930, 935, 1019, 1117, 1204, 1245, 1260 Aspiol, 1262 *Aug. civ., 1268 Augustus, 1190 Ausritt, 1133, 1179 Automat, 1161, 1188, 1191, 1197, 1221, 1239, 1243 Auvrairie, 919, 1094 Auvray le Géant, 919, 1094 Avalon, 1086, 1165 Aventiure, 1102, 1103, 1107, 1112, 1164, 1165, 1213, 1214, 1217, 1231, 1248, 1250, 1255, 1256, 1258 *Bä, 52, 56, 58, 60, 64, 68, 92, 94, 172, 184, 212, 220, 222, 268, 274, 340, 364, 390, 414, 430, 456, 1229 *Bächtold 1870, 798, 830, 852, 897, 898, 901, 902, 904, 912, 917, 921, 929, 956, 962, 1052, 1053, 1055, 1061, 1064, 1065, 1076, 1083, 1098, 1119, 1125, 1130, 1131, 1137, 1164, 1185, 1194, 1218, 1228, 1248, 1257, 1265, 1266, 1273, 1279 *Bächtold 1874, 340, 898 *Bächtold 1892, 903, 909, 917, 920, 962, 1054, 1076, 1272
1360
Index
*Backes 1992, 838, 839 Bad, 1088, 1153, 1211, 1226, 1257 *Bair. Gramm., 18, 92, 424, 854, 855, 857, 869 Balsam, 1264 *Bansard 1987, 919, 1094, 1127 *Bansard 1997, 1094 Barchent, 1192 *Bärmann 1989, 839, 900, 1095 *Bartsch 1872, 1092, 1093, 1101, 1140, 1148, 1150, 1224, 1256, 1258, 1259, 1268 *Bartsch 1887, 2, 533, 838 *Bastert 1999, 1039 *Bauer 1936, 1060, 1264 *Bäuml 1960, 1217 *Bayer. Wb., 84, 126, 268, 400 *Be, 22, 42, 44, 52, 54, 58, 94, 114, 190, 202, 210, 268, 312, 324, 336, 342, 388, 398, 478 Bedfordshire, 919, 1094 Befreiungsmotiv, keltisches, 940, 1103 *Behagel 1880, 1054, 1114, 1122, 1170, 1172–1176, 1178, 1180, 1191, 1237, 1249, 1262 *Behagel 1885, 364, 820, 852 Behforet (Schöner Wald), 1086, 1094, 1102, 1164–1166 *Behre 1913, 66, 496, 852, 862–864, 903, 909, 956–958, 960, 965, 1047, 1139, 1151, 1169, 1181, 1269 *Bein 1997, 1039, 1041 *Bel Inconnu, 953, 1053, 1075, 1094, 1099, 1126, 1135, 1139, 1148, 1155, 1163, 1181, 1182, 1189, 1209, 1213, 1224, 1251, 1256, 1258, 1259 *Beltrami 1989, 929, 1156 *Bendinelli Predelli 1994, 951 *Bernheimer 1952, 1194 *Bertau 1983, 899, 904, 933, 962, 992, 1059, 1215, 1250, 1270, 1273 *Berthelot 2002, 1081, 1086 *Bethge 1881, 1060, 1073, 1075, 1118,
1135, 1183, 1210 Bett, 1164, 1173 Bewährung, 978 *Beywl 1909, 852 Biberpelz, 1193 Biographie, 962, 976, 1003 *Birch-Hirschfeld 1878, 917, 919 *Birkhan 1999, 1090, 1220, 1231 *Birkhan 2002/05, 899, 1080, 1096, 1098, 1103, 1127, 1141, 1142, 1155, 1158, 1162, 1164, 1189, 1202, 1208–1211, 1213, 1220, 1229, 1232, 1234, 1251, 1252, 1261, 1266, 1269 *Bischoff 1986, 836, 837, 843 *Bit, 1073, 1193 *Blamires 1973, 913, 1061, 1080, 1081, 1096, 1152, 1153, 1183 *Blank 1992, 1031, 1090, 1165 *Blank 1993, 906, 1024 Blumenkränzchen, 1169 *BMZ, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 62, 64, 66, 68, 70, 72, 74, 76, 78, 80, 84, 86, 88, 90, 92, 96, 98, 100, 102, 104, 106, 108, 110, 112, 114, 118, 120, 122, 124, 126, 128, 134, 136, 140, 142, 144, 146, 148, 150, 152, 154, 156, 158, 160, 162, 164, 166, 168, 170, 172, 174, 176, 178, 180, 182, 184, 186, 188, 190, 194, 196, 198, 202, 204, 206, 210, 212, 216, 218, 220, 222, 224, 226, 232, 234, 238, 244, 246, 248, 250, 252, 256, 260, 264, 266, 268, 270, 272, 274, 276, 278, 280, 282, 284, 286, 288, 292, 294, 296, 298, 300, 302, 304, 306, 308, 312, 314, 316, 320, 322, 324, 328, 332, 334, 336, 338, 340, 342, 344, 348, 350, 352, 354, 356, 358, 360, 362, 364, 368, 370, 372, 376, 378, 380, 382, 388, 390, 394, 396, 398, 400, 402, 404, 406, 408, 410, 416, 424, 428, 430, 432, 436, 438, 452, 456, 458, 460, 462, 466, 470, 472, 476, 478, 482, 486, 488,
*Backes 1992 – *Bumke
492, 504, 506, 508, 510, 512, 516, 522, 524, 528, 1085, 1088, 1095, 1108, 1110, 1192, 1223, 1264 *Bodensohn 1936, 1048 *Boet. cons. phil., 1257 Boethius, 1192 Bois de Limors, 919, 1127 Bois de Limors (Cotentin), 919 *Bolte/Polívka 1913/32, 1252 *Bon, 1119 *Boor 1991, 899, 903, 905, 910, 962, 1057 *Borchardt 1984/85, 977 *Borck 1984, 991, 993, 994, 1021, 1115, 1125, 1130, 1209, 1214, 1246, 1257 *Borte, 1270 Bortside, 1196 Bote/in, 1099, 1117, 1132, 1133, 1137, 1138, 1140, 1145, 1180, 1185, 1188, 1201, 1212, 1216, 1218, 1219, 1225, 1250, 1266, 1274 *Boutet 1989, 1187 Brabant, 1100, 1270 Brabrant, 1270 *Braches 1961, 903, 911, 942, 964, 1083, 1096, 1098, 1126, 1152, 1160, 1161, 1164, 1231, 1232, 1240, 1244, 1253, 1255 *Brandt 1912, 838, 840 *Bräuer 1990, 839, 899, 905, 913, 919, 929, 933, 956, 962, 977, 978, 1028, 1054, 1064, 1096, 1104, 1113, 1148, 1160, 1189, 1203, 1258, 1261, 1272 *Braune 1900, 1057 Bretagne, 930, 1099, 1136, 1161, 1202 *Brewer 1983, 906, 920, 951, 1233 *Briel/Herrmann 1972, 922, 1024, 1077, 1186, 1187 *Brinckmann 2004, 830, 899, 912, 997, 1045, 1064, 1066, 1072, 1272, 1273 *Brinkmann 1928, 956, 958 *Brinkmann 1964, 1072 *Briquet, 839, 840 Britanje, 1136
1361
Britannien, 1136, 1237, 1240, 1257, 1259 *Brogsitter 1971, 801, 830, 903, 904, 906, 914, 915, 920, 932, 943, 953, 1057, 1187, 1272 *Brogsitter 1984, 906, 918, 920, 933, 982, 988, 1039, 1041, 1122, 1272, 1274 *Bromwich 1959, 1085 Brosche, 1223 *Brown 1905, 1160, 1163, 1206, 1207 *Brown 1918/19, 942, 1081, 1097, 1163 *Brown 1919/20, 909, 921, 937, 942, 943, 962, 1080, 1081, 1097, 1100, 1152, 1159, 1181 *Brown 1940, 1202, 1232 *Bruce 1912, 1237 *Bruce 1919, 1076 *Bruce 1928, 899, 906, 909, 921, 930, 938, 962, 1051, 1082, 1144, 1150, 1160, 1186, 1200, 1202, 1232, 1234, 1251, 1272 Brücke, 1125, 1203, 1243, 1245, 1266 *Brüggen 1989, 50, 148, 476, 1087, 1101, 1110, 1137, 1192, 1194, 1223, 1228, 1264 *Brugger 1905, 1076, 1108, 1186, 1242 *Brugger 1906, 917, 1144 *Brugger 1926, 1076, 1094, 1186, 1256 *Brugger 1927, 1242 *Brugger 1941, 1102 *Brugger 1943, 1089 Brunnenabenteuer, 1158, 1160–1164 *Brunner 1999, 1061 *Brunner 2003, 907 *Bu, 24, 26, 44, 64, 82, 84, 92, 108, 124, 126, 134, 144, 152, 162, 166, 174, 176, 188, 200, 208, 216, 232, 234, 244, 248, 250, 274, 284, 290, 302, 316, 336, 346, 356, 364, 374, 376, 400, 404, 406, 412, 424, 436, 466, 470, 472, 482, 488, 496, 512 Buhurt, 1101 *Bullock-Davies 1968/70, 1079, 1274 *Bumke, 520, 522, 528
1362
Index
*Bumke 1979, 899, 920, 1132, 1273–1276 *Bumke 1990, 999 *Bumke 1996, 802, 810, 811, 1057 *Bumke 1997, 1273 *Bumke 1999a, 802 *Bumke 1999b, 899, 906, 907, 1027, 1089, 1102, 1139, 1145, 1178, 1217, 1273, 1275 *Bumke 2000, 899, 905, 921, 937, 963, 1061 Burg, 973, 1126, 1128, 1152, 1155, 1171, 1172, 1206, 1207, 1263 Burg, rotierende, 1130, 1152, 1243 Burgh by Sands, 1079, 1118, 1272 Buroin, 1140 *Busby 1981, 1236, 1237 *Buschinger 1983/84, 1206, 1207 *Buschinger 1984b, 1185 *Buschinger 1997, 1167 *Buschinger 2001a, 1171 *Buschinger 2001b, 830, 936, 963, 1236 *Buschinger 2003, 800, 830, 899, 936, 963, 1096, 1098, 1100, 1130, 1133, 1139, 1140, 1142, 1144–1146, 1150, 1160, 1164, 1176, 1180, 1188, 1206, 1221, 1223, 1227, 1234, 1236, 1251, 1264 Caer Seint, 1084, 1093, 1140, 1173, 1184, 1252 *Caflisch-Einicher 1936, 1194, 1265, 1266 *Campion 1914, 266, 1187 *Campion 1917, 849, 1093, 1148, 1210 *Campion 1925, 849 Cardiff (Wales), 1118 Cardigan (Wales), 1118 Carlisle (England), 1118 *Carm. Bur., 1092 *Carter 1909, 1144 *Casparson 1781, 897 *Cerquiglini 1989, 802 *Ch. de Roland, 1225 *Chamberlin 1997, 1033, 1072, 1079, 1094, 1098, 1099, 1178, 1189, 1191,
1192, 1212, 1217, 1222, 1249, 1254, 1264 *Chamberlin 1998, 1033 Chanson de geste, 944, 1125, 1224 Charakterzeichnung, 956, 958, 959, 973, 989, 1040, 1079, 1167 *Charrette, 1052, 1080, 1098, 1109, 1119, 1133, 1134, 1141, 1146, 1152, 1158, 1164, 1165, 1174, 1181, 1182, 1199, 1209, 1211, 1243, 1266, 1269 *Chaucer, Canterbury Tales, 1208 *Chevalier au Cygne, 1078 *Child 1882, 1204, 1221 *Chroust 1902/39, 832 *Cigada 1960a, 952 *Cigada 1960b, 925 *Classen 1994, 852 *Classen 2001, 1133 Clidra, 1257 *Cligès, 938, 1052, 1089, 1142, 1197, 1263 *Co, 595–599 *Cod. Manesse, 1066, 1067 *Colin/Wisse, 1185, 1242 *Combridge, 252, 254, 256, 296, 300, 302, 304, 655–658, 678, 680–682 *Combridge 1963, 599, 799, 805, 807, 845, 846 *Combridge 1968, 156, 400, 799, 801, 807, 808, 811, 844, 848, 862 *Combridge 1973, 799, 924, 962, 976, 1122, 1185, 1199, 1216, 1263, 1271 *Combridge 1977/78, 852 *Combridge 1993, 799, 803, 808–811, 830, 838, 844, 845, 847, 848, 850, 1247 *Corazolla 1988, 923, 959, 991, 999, 1021, 1026, 1039, 1043, 1049, 1092, 1109, 1115, 1124, 1165, 1167, 1173, 1213, 1231, 1250, 1257 *Cormeau 1980, 981, 982, 1204 Cornwall, 1259 *Cosman 1966, 905, 912, 1059, 1082, 1090, 1096–1098, 1100, 1139, 1182 Cotentin, 919
*Bumke 1979 – *Eis 1962
*Cramer 1981, 899, 920, 1001, 1273 *Cross/Nitze 1930, 1233, 1234 *Cross/Slover, 1252 ¯ CuChulainn, 943, 1082, 1083, 1129, 1130, 1187, 1206, 1234, 1248, 1249 *Curtius 1993, 1087, 1152
1363
Dodona, 1092, 1162 Dodone, 1092, 1171 Don contraignant, 1146, 1198, 1204, 1205, 1211 Doppelter Kursus, 982, 984, 987, 988, 991, 994, 1001, 1003, 1015 Dornröschen, 1206, 1247 Drache, 1128, 1191, 1236, 1240, 1251, *Dahood 1994, 1273 1256, 1258, 1262 *Daiber 1999, 903, 905, 906, 1057, 1133, Dreizahl, 1083, 1104, 1107 1147, 1223 *Duby 1964, 986 Dänemark, 1269 *Daniel, 1062, 1088, 1120, 1165, 1185, *Duby 1973, 1013 Dümmlingsmotiv, 1096, 1099 1190, 1217, 1232, 1241 *Dunphy 2003, 290, 1009, 1014 Darius, 1188, 1190 *Durmart, 1108, 1202, 1235 Datierung, 901–907, 1272–1275, 1276 *Düwel 1983, 1074 *De amore, 919, 1223, 1230, 1258 *Düwel 1997, 1003, 1006 *Degering 1926, 831, 839 Duzen und Ihrzen, 1112, 1113 *Delcourt-Angélique 1981, 1142, 1144 *DWb, 46, 112, 194, 212, 224, 246, 352, Demutsformel, 1279 382, 398, 400, 470, 1085, 1137 *Denecke 1930, 898, 899, 903, 921, 956, 1056, 1093, 1128, 1148, 1176, 1194, 1221, 1233, 1268, 1273 *Ebenbauer 1984, 986, 1061 Derkal, 1152 *Eckenlied, 1191 Destregalis, 1138, 1259 Edelstein, 1088, 1171–1173, 1264, 1265 *Deu, 10, 22, 62, 78, 80, 92, 98, 110, 116, *Eggers 1965, 912 150, 314, 482, 533–658, 660–700, 702– *Ehrenbrief, 1065 718, 720–778, 783–792, 814, 835, 836, Ehrenstein, 1209–1211 838 *Ehrismann, G. 1904, 1113 *Deutscher 2002, 798, 800, 830–832, 838 *Ehrismann, G. 1905, 913, 940, 964, 1039, Deutschland, 1275 1083, 1097, 1098, 1103, 1107, 1122, Diamant, 1087, 1263 1126, 1153, 1159, 1161, 1177, 1210, Diana-Kult, 950, 1085, 1162 1213, 1230, 1232, 1242, 1243, 1248, Diedenhofen (Brabant), 1093 1252, 1260 *Diez 1826, 917 *Ehrismann, G. 1911, 2, 533, 852 Dingbeseelung, keltische, 1220 *Ehrismann, G. 1935, 899, 906, 910, 929, *Dinzelbacher 1981, 1027 941, 962, 964, 1074, 1200 Dis, 1205 *Ehrismann, O. 1995, 1113 Djofle, 1139 Einladung, 1118, 1136, 1152, 1183 Djofle-Episode, 1141–1145 *Eis 1953, 801, 808, 899, 901, 903, 905, *Dobozy 1992, 1217 906, 910, 923, 942, 956, 964, 1062– *Docen 1809, 838, 897, 902, 917 1066, 1074 Doddingston, 919, 1094 *Eis 1956, 906 Dodines, 1241, 1242, 1242 *Eis 1962, 906
1364
Index
*Eitschberger 1999, 1140 *Elardo 1980, 1048 Elefant, 1167, 1264 Eleonore von Poitou, 918, 919, 1244, 1258 Elidia, 919, 1223, 1257 Eltern, 1075, 1207 *En, 1054, 1099, 1111, 1113, 1114, 1122, 1130, 1131, 1137, 1170, 1172–1177, 1180, 1190, 1191, 1215, 1216, 1231, 1237, 1249, 1262, 1264, 1268 Enfances, 985, 1039, 1277 Engel, 1177, 1270 *Engelen 1978, 1087, 1172, 1173, 1188, 1192, 1196, 1265 *Engelh, 1143, 1149, 1263 England, 1137, 1150, 1207, 1211, 1240, 1241 Enite, 1225 Entführung, 932, 939, 1199–1205, 1212, 1214, 1231–1234, 1235, 1237 Epigonalität, 903, 907, 915, 920, 928–938, 936, 1040, 1144, 1220, 1232 Epilog, 1017, 1271–1279 *Er, 1055, 1075, 1086, 1097, 1099, 1101, 1102, 1107, 1110, 1113, 1116, 1118, 1123–1126, 1129–1133, 1137– 1140, 1142, 1145–1147, 1149, 1151, 1157, 1163, 1164, 1166, 1167, 1169, 1171, 1176, 1178, 1179, 1185, 1191, 1192, 1206, 1209, 1211–1213, 1218, 1221–1224, 1228, 1230, 1232, 1234, 1236, 1241, 1245, 1255, 1256, 1259, 1262–1264, 1268, 1269, 1278 *Eracl, 1110 Erec, 1131, 1138, 1228, 1233, 1249, 1259 *Erec/CdT, 931, 934, 938, 1015, 1052, 1071, 1075, 1076, 1086, 1097, 1101, 1102, 1107, 1117, 1118, 1122, 1123, 1126, 1129, 1133, 1138–1140, 1147, 1148, 1157, 1163, 1164, 1179, 1206, 1210, 1211, 1213, 1221, 1222, 1224, 1230, 1232, 1234, 1236, 1241, 1245, 1255, 1256, 1259, 1263, 1269
*Ertzdorff 1984, 977 *Ertzdorff 1989, 1217 *Ertzdorff 1991, 906, 1028, 1189 Erzähler, 924, 968, 989, 1009, 1020, 1045– 1048, 1072, 1073, 1099, 1100, 1115, 1138, 1156, 1167, 1178, 1195, 1214– 1216, 1227, 1247, 1248, 1250, 1259, 1271 Erzähltheorie, 957, 972, 989, 992, 1020, 1045–1048, 1074, 1133, 1135, 1138, 1140, 1145, 1149, 1151, 1152, 1154, 1170, 1174, 1177–1179, 1184, 1188, 1194, 1195, 1199, 1208, 1209, 1212, 1214, 1225, 1229, 1240, 1245, 1247, 1248, 1255, 1267, 1268, 1271, 1276, 1277, 1279 Erziehung, 1018, 1080, 1083, 1088–1091, 1096, 1100, 1103, 1156, 1188 *Escanor, 1142 Esealt, 1230, 1248, 1249 Essen, 1149, 1157, 1217 *Etain, 1233 Evax, 1265, 1267 Evrain, 1094 Fahrende, 1217, 1263, 1270 Fairy Battle, 1208 Familienroman, 983 Farben, 1124, 1137, 1141, 1150, 1151, 1171, 1176 *Fauriel 1846, 917 *Fauriel 1852, 917, 962, 1273 *Fauriel 1862, 917 *Fb, 38, 40, 54, 68, 104, 112, 114, 146, 164, 232, 352, 382 *Fechter 1935, 838, 1062, 1066 *Feistner 1995, 900, 1044, 1101, 1106, 1122, 1195, 1254, 1257 Ferran, 1194 Fest, 1048, 1140, 1212, 1216, 1217, 1250, 1264, 1267, 1271 Fier baiser, 983, 1251–1255, 1262 *Fingernagel/Roland 1997, 830, 831, 834
*Eitschberger 1999 – *Genelin 1891
Finnland, 1268 Fische, 1167 *Fischer, Ha. 1966, 798 Fischhaar, 1192 Fischotterpelz, 1193 *Fisher 1980, 962, 970, 1123 Flandern, 1137, 1150 Fliegengitter, 1264 *Flore, 1278 *Floriant, 1081, 1089, 1159 *Foerster 1899, 909, 921, 930, 940, 963, 1053, 1142, 1144, 1153, 1186, 1220 *Foerster 1902, 898, 1160, 1161 *Foerster 1914, 930, 1160, 1161, 1202 Fomore, 940 Forschungsbericht, 824–827, 999 Förster, 1107 *Fourquet 1934, 1268 *Fourquet 1949, 905, 1060, 1148, 1168 *Fourquet 1951/52, 800, 1224, 1261 *Fourquet 1961a, 969 *Fourquet 1961b, 969 *Fourquet 1966, 520, 905, 1060, 1168, 1261 *Frank 1928, 1251, 1252, 1255, 1257 Frankreich, 865, 1145, 1150, 1163, 1178, 1180, 1219, 1259 *Frappier 1949, 899, 906, 921, 932, 1053, 1081 *Frappier 1953a, 800, 920, 929 *Frappier 1953b, 1205 *Frappier 1959a, 1202, 1203, 1231, 1232 *Frappier 1959b, 906, 920, 929, 942, 1078, 1081 *Frappier 1973, 1206 *Frauendienst, 1143, 1185 Fraueninsel, 1085–1087, 1169, 1181 Fräulein, laszives, 1109, 1112, 1174, 1182 *Frazer 1922, 1162 *Freid, 1245, 1263 Freundschaft, 1071, 1133, 1199, 1211, 1212, 1228, 1269 *Frey 1974, 898, 915
1365
Friedhofsszene, 1158–1160 Friedrich I. Barbarossa, 1237, 1275 Friedrich II., 1274, 1276 Friedrich II. von Hoya und Bruchhausen, 1066 *Frnhd. Gramm., 94, 110, 262, 322, 390, 860, 862, 868–878, 882, 886, 887, 889, 894 *Fromm 1962, 1043, 1237 *Frühmorgen-Voss 1975, 840 *Füetrer, Lannz., 1065 *Funcke 1985, 929, 949, 1085, 1086, 1162, 1165, 1189, 1220, 1272 Furt, Kampf bei, 1201, 1209 Gailet, 1224 Galagandreiz, 1018, 1107 Galagandreiz-Episode, 1104–1107 Galagandreiz-Tochter, 1018, 1096, 1104, 1109, 1111–1113, 1195, 1250 Galazia, 1265–1267 *Ganz 1968, 797 *Garel, 508, 1062, 1076, 1090, 1185, 1204, 1232, 1259 Garnanz, 1138 Gattung, 985, 1000, 1015, 1038–1041 *Gauriel, 1185, 1230, 1241 Gedankensünde, 1202, 1203, 1221 Gefangenschaft und Befreiung, 1049, 1119, 1141, 1153, 1157, 1168, 1200, 1213, 1214, 1227, 1228, 1231, 1233, 1239, 1249, 1250, 1253, 1255 Gegenentwurf zu Chrestien, 932, 933, 935, 976, 978, 981, 985, 1026, 1027, 1044 Geißelschlag, 1097–1099 Gelehrtes Wissen, 901, 956, 1155, 1172, 1192, 1239, 1244, 1248, 1257, 1258, 1267 Gemeinschaft, 975 Gender, 987, 1002, 1023, 1026, 1029– 1031, 1077, 1195, 1213, 1215–1217, 1222, 1244, 1245, 1250, 1267 *Genelin 1891, 902, 1061, 1186
1366
Index
Genewis, 1076, 1262, 1263 *Gennep 1909, 1157 Genover, 939, 1131, 1199, 1205, 1211, 1221 Geographie, fiktive, 971, 973 Gerichtskampf, 1211 *Gerv. ot., 1138, 1159, 1171, 1208, 1240 *Gervinus 1871, 908, 917, 928, 962, 1185 Geun, 1095 *GGK, 1094, 1105, 1243 Gilimar, 1230 *Giloy-Hirtz 1986, 1049 Giot, 1261, 1262, 1274 *Gir. Camb. hib., 1258 *Gir. Camb. it., 1241 Glamorganshire, 1208 Glasberg, 1086 Glasburg, 1086, 1087 *Glass 1986, 930 Glastonbury, 1201–1203, 1206, 1231– 1233 *Glinka-Janczewski 1963, 2, 152, 533, 699, 701, 797, 799, 825, 827, 834, 839, 846, 849, 899, 918, 920, 923, 1062, 1064– 1066, 1077, 1085, 1093–1096, 1099, 1101, 1102, 1107, 1108, 1110, 1117, 1118, 1125–1127, 1131, 1132, 1136, 1138–1141, 1146–1152, 1156, 1160, 1168, 1171, 1177, 1181, 1185, 1187, 1188, 1190, 1192, 1205, 1206, 1208, 1210, 1211, 1218, 1223–1228, 1230, 1233, 1235, 1237, 1239, 1241, 1242, 1244, 1245, 1249, 1256–1263, 1266– 1270, 1272–1276 Glocke, 1093, 1123, 1161, 1164, 1174 *Goedeke 1857, 898 *Goedeke 1871, 797, 830, 898, 909, 962 *Göller 1996, 908, 915, 965, 975, 977, 987, 988, 994, 1050, 1077, 1092, 1164 *Golther 1877, 1259 *Golther 1892, 930 *Golther 1900, 930 *Golther 1922, 899, 909, 931, 962
Gönner, 1215, 1217, 1244, 1276, 1279 Gottesgericht, 1211 Gotthard, 1244 *Gottlieb 1900, 830 *Gottsched 1769, 830 *Gottzmann 1986, 962, 966, 999, 1078, 1102, 1112, 1194, 1254 *Gottzmann 1989, 962, 975–978, 999, 1041 *Gr, 180, 198, 200, 204, 618–620, 628– 630, 632 *Graesse 1842, 917 *Graff, 340 *Graff 1826, 847 Gral, 1083, 1088, 1166, 1266 *Green 1979, 1045 *Green 1980, 948 *Green 1986, 982 *Green 1990, 1279 *Green 1994, 1279 *Greg, 1057, 1091, 1130, 1229, 1270, 1278 Griechenland, 1192 *Grimm, Gramm., 324, 340 *Grimm, J. 1812, 1068 *Grimm, J. 1870/98, 1113 *Grimm, J. 1875/78, 1085, 1090, 1251 *Grimm, W. 1846, 232, 898, 1128 *Gröber 1882, 921 *Gröchenig [u. a.] 1977, 850, 851 Grönland, 1258 *Groos 1982, 1045 *Grosse/Rautenberg 1989, 1069 *Grubmüller 1988, 906, 935, 977, 985, 1039, 1041 *Grubmüller 1991, 935, 1204 *Grubmüller 1993, 899, 935, 1063, 1064, 1206 *Grubmüller 1999, 1197 *Gruhn 1899, 862, 903, 906, 907, 1055, 1116, 1130–1132, 1137, 1146, 1165– 1167, 1176, 1191, 1192, 1209, 1218, 1226, 1228, 1245, 1259, 1264, 1269, 1272, 1273
Genewis – *Hahn 1845
1367
*Grundmann 1936, 1244 506, 508, 510, 512, 514, 516, 518, 520, Guiraut de Cabrera, 1185 522, 524, 526, 528, 624, 629, 637, 638, Guiraut de Calanson, 1185 781, 812, 813, 818, 819, 858, 860, 1115, Guivreiz, 1094, 1167, 1224 1127, 1151, 1152, 1222 *Günzburger 1983, 1057 *HaA, 4, 10, 14, 18, 26, 30, 34, 46, 50, Guot umb êre, 1217, 1263, 1270 52, 54, 66, 68, 70, 72, 74, 84, 92, 94, Gurnemanz, 1139 100, 102, 122, 126, 138, 144, 146, 148, Gürtel, 1105, 1146, 1218, 1227, 1241 150, 152, 154, 160, 166, 168, 172, 176, *Gürttler 1976, 906, 909, 912, 980, 1203, 180, 184, 188, 190, 194, 198, 200, 202, 1232, 1246, 1279 212, 218, 220, 230, 234, 246, 248, 250, *Gürttler 1996, 906, 935 252, 254, 256, 266, 270, 272, 278, 280, Gwynedd (Wales), 1076 284, 290, 296, 300, 302, 304, 308, 312, 314, 316, 320, 324, 328, 330, 336, 340, 354, 362, 372, 376, 378, 388, 394, 398, *Ha, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 400, 402, 408, 410, 414, 416, 422, 428, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 430, 436, 438, 442, 444, 450, 452, 454, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 458, 466, 470, 472, 478, 486, 488, 490, 64, 66, 68, 70, 72, 74, 76, 78, 80, 82, 84, 504, 514, 524, 535–537, 539, 541, 543, 86, 88, 90, 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104, 546, 550, 551, 557, 560, 564–567, 573, 106, 108, 110, 112, 114, 116, 118, 120, 574, 577, 589, 593, 601, 605–609, 612, 122, 124, 126, 128, 130, 132, 134, 136, 613, 619, 620, 628–631, 636, 640, 655, 138, 140, 142, 144, 146, 148, 150, 152, 656, 659, 672, 675, 678, 681, 683, 687, 154, 156, 158, 160, 162, 164, 166, 168, 694, 703, 707–709, 723, 724, 729, 730, 170, 172, 174, 176, 178, 180, 182, 184, 734–736, 743, 747–752, 754, 756, 757, 186, 188, 190, 192, 194, 196, 198, 200, 761–763, 766, 769, 772–774, 786, 836, 202, 204, 206, 208, 210, 212, 214, 216, 844, 847, 1102, 1107, 1126, 1138, 1147– 218, 220, 222, 224, 226, 228, 230, 232, 1149, 1157, 1176, 1209, 1210, 1217, 234, 236, 238, 240, 242, 244, 246, 248, 1218, 1224, 1228, 1231, 1234, 1241, 250, 252, 254, 256, 258, 260, 262, 264, 1247, 1251, 1256, 1267–1270 266, 268, 270, 272, 274, 276, 278, 280, 282, 284, 286, 288, 290, 292, 294, 296, *Haas 1998, 1192 298, 300, 302, 304, 306, 308, 310, 312, *Haasch 1954, 866, 929, 944, 1086, 1088, 1092, 1126, 1160, 1161, 1181, 1208, 314, 316, 318, 320, 322, 324, 326, 328, 1210, 1233, 1240, 1243, 1258, 1260, 330, 332, 334, 336, 338, 340, 342, 344, 1266 346, 348, 350, 352, 354, 356, 358, 360, 362, 364, 366, 368, 370, 372, 374, 376, *Hafner 2001, 1009 378, 380, 382, 384, 386, 388, 390, 392, *Hagen, 2, 522 394, 396, 398, 400, 402, 404, 406, 408, *Hagen 1809, 797, 830 410, 412, 414, 416, 418, 420, 422, 424, *Hagen/Büsching 1808/25, 830, 838 426, 428, 430, 432, 434, 436, 438, 440, *Hagen/Büsching 1812, 797, 830, 838, 897, 1065 442, 444, 446, 448, 450, 452, 454, 456, *Hahn 1845, 798, 830, 831, 838, 847–849, 458, 460, 462, 464, 466, 468, 470, 472, 902, 904, 912, 960, 1055, 1058, 1151, 474, 476, 478, 480, 482, 484, 486, 488, 1272 490, 492, 494, 496, 498, 500, 502, 504,
1368
Index
*Hamilton 1932, 913 *HaN, 52, 66, 116, 144, 280, 308, 394, 450, 512, 537, 813, 1074, 1111, 1130, 1132, 1137, 1146, 1151 *Hannink, 6, 10, 18, 20, 30, 36, 40, 42, 52, 54, 56, 58, 64, 68, 74, 76, 78, 86, 88, 94, 96, 104, 106, 112, 116, 126, 130, 138, 146, 148, 150, 152, 154, 156, 158, 160, 162, 166, 168, 170, 172, 174, 182, 188, 194, 198, 200, 202, 204, 208, 210, 214, 220, 222, 224, 226, 228, 232, 240, 242, 244, 250, 252, 256, 268, 272, 274, 276, 282, 286, 296, 312, 318, 332, 342, 346, 354, 360, 362, 364, 366, 372, 376, 384, 388, 396, 398, 404, 406, 414, 416, 422, 440, 442, 446, 456, 470, 478, 490, 500, 504, 514, 528, 535, 561, 571, 632, 646, 667, 674, 694, 750 *Hannink 1914, 402, 798, 805, 807, 808, 830, 837, 838, 841, 842, 845, 847–849, 852, 853, 855, 856, 859–862, 867, 868, 870, 875, 879, 889, 891, 899, 1111, 1190, 1194 *Harris 1999, 1228 *Harward 1958, 1098, 1224 *Hasty 2002, 1009 *Hatto 1960, 1221 *Haug 1978, 801, 933, 962, 981, 1200, 1202, 1204, 1232, 1254 *Haupt, 4, 14, 16, 24, 30, 34, 46, 54, 58, 62, 84, 92, 100, 104, 136, 146, 152, 172, 188, 202, 220, 226, 240, 250, 276, 300, 322, 328, 364, 376, 400, 402, 420, 424, 438, 458, 488, 500 *Haupt, J. 1971, 1146, 1223 *Haupt, M. 1845, 798, 808, 830, 852, 855, 856, 858, 860, 862, 863, 898, 902, 908, 1074, 1108, 1119, 1151, 1157, 1194, 1257 *Haupt, M. 1881, 902, 1064 Heiden, 1106, 1109, 1111, 1122, 1183, 1192, 1264 Heilung, 1120, 1131, 1166, 1191, 1264
Heinrich I., 927 Heinrich II., 918, 919, 977, 1078, 1176 Heinrich VI., 899, 900, 996–998, 1025, 1244, 1262, 1272, 1275 *Heinzel 1872, 1080, 1096, 1098, 1160 *Heinzle 1992, 802 Heldenepik, 1121 Helferin, 1119–1121, 1131, 1168, 1200, 1249, 1250 *Helm 1936, 22, 801, 903, 905, 1060 *Helmbr, 1250 *Henderson 1979, 1029 *Hennig 2002, 1038 *Hennings 2001, 928 Herefordshire, 1186 *Herrmann 1898, 1252 Herrschaft, 977, 983, 990, 993, 997, 1005, 1078, 1079, 1099, 1117, 1177, 1179, 1189, 1190, 1214, 1217, 1218, 1228, 1236, 1238, 1246, 1254, 1259, 1262– 1264, 1269–1271, 1277 *Herzog Ernst, 1061, 1128, 1172 Herzogin vom Weißen See, 1207 *Hesse 1994, 903, 1002, 1101, 1255, 1257, 1278 *Heusinger 1953, 838, 840 *Hilka/Bergmeister/Grossmann 1976/77, 803 *Hilka/Steffens 1979, 803 Hirsch, Weißer, 1234, 1235, 1261 *Hist. reg. Brit., 1086, 1122, 1138, 1148, 1167, 1202, 1211, 1217 *Hofer 1954, 952, 954, 1080 *Hofer 1957, 1219, 1220 *Hofer 1959, 911, 920, 952, 962, 1051, 1053, 1054, 1082, 1086, 1088, 1089, 1091, 1096, 1098, 1100, 1103, 1106, 1114, 1117, 1119, 1122, 1125, 1126, 1129, 1131–1133, 1138, 1139, 1143, 1144, 1146, 1148, 1153, 1155, 1157– 1160, 1167, 1179, 1180, 1188, 1190, 1198, 1200, 1203, 1206, 1209–1211, 1213, 1220, 1227, 1233, 1234, 1236–
*Hamilton 1932 – *Johnson, L. 1999
1238, 1241, 1243, 1248, 1253, 1255, 1257, 1266, 1278 Höfischheit, Un-, 941, 965, 1102, 1112, 1115, 1117, 1130, 1157, 1165, 1178, 1179, 1196, 1198, 1205, 1209, 1212, 1216, 1217, 1220, 1222, 1238, 1239, 1246, 1247, 1249, 1250, 1255, 1256, 1264, 1270, 1278 *Hofmann 1870, 917, 929 *Hofmann von Fallersleben 1841, 830 *Hofstäter 1811, 797, 830, 917, 919, 1093, 1257, 1265, 1270 *Holmes 1962, 930 *Hölscher 1885, 820 *Homberger 1969, 964, 966, 1132, 1133, 1179, 1201, 1215, 1228 *Honor. Aug. im., 1240, 1258 *Hornlai, 1219 *Huber 1988, 933, 1196, 1221 *Huber 1991, 899, 901, 903, 905, 925, 962, 982 *Huby 1969, 969 *Huet 1914, 1242 Hugh de Morville, 937, 1078, 1079, 1107, 1125, 1127, 1149, 1150, 1168, 1230, 1239, 1267, 1272–1275 *Huon, 1161 Huote, 1110, 1222 *Huth Merlin, 1244 *Hutton 1894, 1272 Hybla (Sizilien), 1092
1369
Irland, 1141, 1161, 1186, 1187, 1193, 1218, 1224, 1233, 1242, 1253, 1259, 1261, 1269 Ironie, 1043–1045, 1099, 1101, 1106, 1109, 1113, 1115, 1124, 1136, 1147, 1157, 1167, 1174, 1175, 1194, 1214– 1216, 1219, 1222, 1226–1229, 1236, 1245, 1250, 1258, 1259, 1263, 1275, 1277 Isalde, 1227, 1259, 1260 *Isidor. orig., 1257, 1265 Island, 1258, 1269 Isle of Man, 1243 *Iw, 1057, 1082, 1103, 1113, 1122, 1125, 1128–1131, 1134, 1146, 1153, 1159, 1161, 1181, 1185, 1198, 1200, 1206, 1213, 1237, 1241, 1250, 1256, 1262, 1278 Iwan de Nonel, 1147, 1148, 1225, 1261 Iwan Peneloi, 1225, 1261, 1274 Iweret, 1018, 1092, 1093, 1095, 1166, 1171, 1271 Iweret-Episode, 1158–1164
*Jackson 1956/57, 800, 911, 963, 1078, 1085, 1088 *Jackson 1974/75, 920, 977, 1078, 1095, 1125, 1263, 1274 *Jackson 1982, 977 Jagdhunde, 1126 Jahreszeit, 1217 *Jänecke 1964, 838, 840 Ibert, 1092, 1094, 1262 *Jänicke 1868, 898 Iblis, 1018, 1092, 1167–1169, 1250, 1255, Jaspis, 1173 1262, 1271, 1278 *Jellinek 1904, 903, 904, 924, 1055, 1132, Ikonographie, 1132, 1164, 1202, 1234 1235 Inhaltsangaben, 962 *Jillings 1975, 1201, 1209 Inkognito, 1118, 1119, 1141 *Joh. v. Mich., 1064 Inschriften (Zelt), 1194–1196 Johenis, 1138 Interpretationen, 975–1017 Johfrit de Liez, 1100 Intertextualität, 1040, 1225 *Johnson, D. 2005, 800, 801, 923 Inzest, 1092, 1112, 1169, 1173, 1174 *Johnson, L. 1999, 899, 905, 907, 925, 935, *Ipomedon, 917, 939, 1141 972, 1057, 1064, 1258, 1272, 1276
1370
Index
*Johnson, S. 1985, 977 *Jones, G. F. 1954, 800, 920, 963 *Jones, W. 1994, 852 *JT, 1063, 1217 Juppe, 1225 *Kaiser 1983, 1133, 1179 Kal, 1152 *Kalinke 1996, 1219 Kalypso, 1213 *Kantola 1980, 270, 925 *Kantola 1982, 2, 102, 166, 170, 270, 314, 533, 799, 830, 831, 838, 839, 845, 847, 848, 850, 852, 865, 899, 906, 925, 929, 1229, 1272 *Kantola 1989, 927 Karadigan, 1117 *Karajan 1855, 1250 Karfunkel, 1172, 1173, 1191 Karidol, 1117 Karjet, 1150, 1270 *Karl, 1246 Karnant, 1138 Kärnten, 1140 *Kartschoke 1983, 1114 *Kartschoke 1996, 1246 *Kartschoke 1997, 1114, 1178, 1180, 1215 *Kasper 1995, 905, 994, 1038, 1210, 1219, 1222, 1226, 1257 *Kautzsch 1896, 838, 840 *KChr, 1088 *Ke, 24, 26, 44, 64, 82, 92, 108, 112, 124, 126, 134, 144, 152, 166, 174, 176, 200, 208, 216, 244, 248, 250, 284, 290, 302, 316, 336, 338, 346, 356, 364, 374, 376, 400, 404, 406, 412, 424, 436, 466, 470, 472, 476, 488, 496, 506, 512 *Kegel 1905, 1062, 1132 Kei, 1145, 1146 *Kellermann-Haaf 1986, 1030 Kemenate, 1078, 1172 *Kennedy 1984, 1081 *Kennedy, B. 1996, 906, 1203
*Kennedy, E. 1981, 981 *Kerth 2002, 1133 *Kerth, Th. 2005, 250, 798, 800, 801, 803, 825, 901, 915, 920, 938, 962, 963, 1056, 1061–1066, 1071, 1077– 1090, 1092–1096, 1098–1104, 1106– 1112, 1114, 1115, 1117, 1118, 1120– 1141, 1145–1153, 1155, 1157–1159, 1164–1169, 1172–1174, 1176, 1180– 1182, 1184, 1186–1189, 1192–1194, 1197, 1198, 1200, 1201, 1203, 1205– 1211, 1213, 1215, 1217–1220, 1222– 1225, 1227, 1230, 1232–1235, 1237, 1239–1245, 1247, 1248, 1251–1266, 1268–1274, 1278 *KHM, 1247 *Khull 1879, 1061 *Khull 1880, 1061, 1088 *Kibler 1996, 912, 929, 962 Kilikien, 1207 *Kindheit Jesu, 1250 Kindheitsgeschichte, 1075, 1078–1084, 1096, 1097, 1183, 1188 *Kinnear/Lofmark 1972, 828, 852 *Kittredge 1916, 1104, 1228 *Klage, 1057 Klarine, 1018, 1077 Kleidung und Stoffe, 974, 1087, 1095, 1101, 1110, 1137, 1157, 1174, 1177, 1192–1194, 1196, 1223, 1225, 1228, 1263, 1264, 1268 Klima, insulares, 1084, 1207, 1240, 1261 *Kluge, 1110 Knappe, 1100, 1118, 1137, 1138, 1140, 1145, 1201 *Knoll 1966, 940, 958, 959, 972, 1088, 1089, 1092, 1117, 1123, 1129, 1153, 1162, 1164, 1169, 1179, 1180, 1184, 1188, 1189, 1198, 1205, 1207, 1217, 1221, 1232, 1234, 1235, 1241, 1249, 1258–1260, 1266, 1271 *Kobbe 1969, 1072 *Koberstein 1847, 902, 915
*Johnson, S. 1985 – Laudatio temporis acti
*Koch 1795, 897 *Köhler 1970, 1238 Kollektives Handeln, 1231, 1232, 1250 *Kolmar. Hs., 1063 Komik, 1096, 1097, 1099, 1115, 1123, 1129, 1154, 1214, 1237 *Königst. Liederb., 1063 *Konr. v. Megenb., 1090, 1257 Konstanze de Hauteville, 900 Konye (Türkei), 1268 *Koppitz 1980, 838, 1066 Kosmos, 1189, 1196, 1197, 1221 *Kr, 378, 939, 1060, 1081, 1086, 1087, 1090, 1101, 1105, 1113, 1123, 1129, 1130, 1135, 1137, 1140, 1142, 1146, 1150, 1152, 1153, 1165, 1169, 1171, 1172, 1177, 1180, 1181, 1185, 1193, 1200, 1201, 1206, 1217–1219, 1222, 1224, 1227, 1236, 1241, 1243, 1244, 1249 *Kragl 2004, 915, 1246 *Kragl 2006, 1134 *Kratz 1977, 937, 1061, 1081, 1169 *Kraus 1902, 820 *Kraus 1917, 849 *Kraus 1919, 76, 194, 274, 382, 412, 852 *Krause 1985, 166, 903, 906, 908, 920, 924, 930, 933, 1064, 1075, 1082, 1092, 1097–1100, 1103, 1106, 1107, 1109, 1117, 1118, 1121, 1123, 1124, 1126, 1130, 1134, 1138–1140, 1142, 1144, 1145, 1147–1150, 1160, 1164, 1165, 1177, 1178, 1184, 1189, 1204, 1206, 1213, 1218, 1222, 1224–1226, 1229– 1231, 1235, 1236, 1241, 1244, 1256, 1258, 1259, 1264, 1268, 1269, 1274 Kreuzzug, 1115, 1150, 1163, 1207, 1268, 1273 Krisenlosigkeit, 962, 989, 990, 994, 997, 1003, 1005, 1007, 1023, 1038, 1040, 1044, 1073, 1122 *Krohn 1988, 906 *Kudrun, 1081, 1128, 1193, 1246, 1264
1371
*Kugler 2001, 1133 *Kuhn 1948, 966 *Kuhn 1952, 899, 903, 914, 952, 962, 1273 *Kühnel 1992, 1101, 1110, 1192 Kunis, 1268, 1269 Kuraus, 1102, 1108, 1112, 1116 Kursit, 1110 Kybele-Attis-Sage, 1153, 1162 *La, 6, 10, 20, 34, 36, 44, 52, 58, 72, 92, 94, 96, 106, 112, 120, 134, 142, 144, 146, 154, 156, 160, 162, 166, 168, 174, 178, 184, 186, 188, 190, 212, 222, 230, 232, 234, 238, 240, 246, 248, 250, 254, 266, 268, 272, 276, 280, 286, 298, 312, 318, 322, 328, 330, 332, 336, 340, 342, 344, 346, 356, 360, 364, 366, 374, 376, 378, 386, 388, 400, 420, 428, 432, 436, 438, 450, 460, 472, 488, 496, 502, 504, 506, 577, 1115, 1151, 1209 *Lachmann 1868, 898, 902, 912 *Lachmann 1964, 104, 250, 312, 348, 898, 902, 907, 908, 924, 955, 1055, 1132, 1146, 1170, 1272, 1273 *LAGDTM, 1190, 1257, 1268 *Laistner 1889, 1251 *Lambecius 1666, 830, 831 *LancDt, 1053, 1075, 1077, 1078, 1081, 1089, 1094, 1120, 1133, 1141, 1150, 1153, 1158, 1159, 1182, 1200, 1207, 1210, 1216, 1220, 1232, 1236, 1239, 1266, 1277 Lancelot-Tradition, 928–938 *LancFr, 1053, 1075, 1077, 1078, 1080, 1089, 1094, 1098, 1108, 1119, 1120, 1126, 1127, 1133, 1141, 1150, 1153, 1158, 1159, 1182, 1199, 1200, 1207, 1209, 1210, 1216, 1220, 1230, 1232, 1236, 1239, 1242, 1266, 1277 Lanzelet (Name), 1080, 1138, 1185–1187 Lanzeletromane, verlorene, 937, 1081, 1169, 1185, 1220 Laudatio temporis acti, 1133–1135, 1269
1372
Index
*Layamon, Brut, 1148 *Le, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 62, 64, 66, 68, 70, 72, 74, 76, 78, 80, 84, 86, 88, 92, 94, 96, 98, 100, 102, 104, 106, 108, 110, 112, 114, 116, 118, 120, 122, 124, 126, 134, 136, 138, 140, 146, 148, 150, 152, 154, 156, 158, 160, 162, 164, 166, 168, 170, 172, 174, 176, 178, 180, 182, 184, 186, 188, 190, 194, 196, 200, 202, 204, 206, 208, 210, 212, 214, 216, 218, 220, 222, 224, 226, 228, 232, 234, 236, 238, 242, 244, 246, 248, 250, 252, 256, 258, 260, 264, 266, 268, 270, 272, 274, 276, 278, 280, 282, 284, 286, 288, 290, 294, 296, 298, 300, 302, 304, 306, 308, 312, 314, 316, 318, 320, 322, 324, 326, 328, 330, 332, 334, 336, 338, 340, 342, 344, 346, 350, 352, 354, 356, 358, 360, 362, 364, 366, 368, 370, 372, 376, 378, 380, 382, 384, 386, 388, 390, 392, 394, 396, 398, 400, 402, 404, 406, 408, 410, 416, 422, 424, 428, 432, 436, 438, 440, 442, 444, 450, 452, 454, 456, 458, 460, 462, 464, 466, 468, 470, 472, 474, 476, 478, 480, 482, 486, 488, 492, 494, 498, 504, 506, 508, 510, 512, 516, 518, 520, 522, 524, 526, 528, 819, 882, 888, 889, 1065, 1085, 1095, 1108, 1110, 1115, 1116, 1192, 1223 *Lecouteux 1977, 1090 *Lecouteux 1979, 1256 *Lecouteux 1982, 977 *Lecoy 1961, 924 *Lecoy 1962, 952 *Lehmann 1991, 1013 Lehnsrecht, 1127, 1270 *Lei, 84, 92, 128, 130, 174, 200, 232, 300, 374, 402, 428, 446, 526 *Leicher 1927, 1236 *Leitzmann 1931, 899, 904, 907, 924, 960, 961, 1057, 1058, 1073, 1079, 1119,
1124, 1127, 1139, 1147, 1148, 1150, 1207, 1211, 1222, 1224, 1238, 1245, 1250, 1251, 1257, 1263, 1266, 1267 *Lejeune 1959, 1185 Leopard, 1266 Leopold V., Herzog von Österreich, 1272, 1275 *Lerner 1936, 904, 913, 965, 1058, 1075 *Lewis 1932, 1092, 1160–1163 *LexMA, 50, 1078, 1095, 1101, 1102, 1109, 1110, 1115, 1137, 1145, 1157, 1173, 1176, 1180, 1192, 1193, 1196, 1197, 1209, 1263, 1268 *Lichtblau 1989, 955 *Lichtenberg 1931, 959 *Lichtenstein 1877, 1054, 1118, 1130, 1138, 1227 *Lievens 1970, 798, 920, 921 Liez, 1101 Lile, 1148 *Limb. Chr., 1079 Limors, 919, 1126, 1127, 1155 Limors-Episode, 1119–1121 Linier, 1018, 1126 List, 1115, 1154, 1217, 1227, 1228, 1231, 1238, 1242, 1256 *Littmann 1975, 899, 903, 906, 908, 920, 921, 924, 929, 947, 1041, 1048, 1071, 1072, 1077, 1126, 1213 Llenlleawc, 1186 Llwch, 1187 Llwch Llawwynnyawg, 1138 Llyn Gwynant, 1141 Locus amoenus, 1087, 1094, 1162, 1164, 1179, 1188 *Lohengrin, 1185 Loifilol, 1223 *Loomis 1927, 1234 *Loomis 1938, 839, 1095, 1164, 1202 *Loomis, L. H. 1959, 1105 *Loomis, R. Sh. 1927, 1085, 1132, 1155, 1186, 1233, 1253 *Loomis, R. Sh. 1930, 1184
*Layamon, Brut – Maultier
*Loomis, R. Sh. 1933, 1104, 1121 *Loomis, R. Sh. 1943, 1104 *Loomis, R. Sh. 1945, 1085, 1086, 1094, 1104, 1121, 1213 *Loomis, R. Sh. 1947, 1077, 1173 *Loomis, R. Sh. 1949, 954, 1077, 1085, 1086, 1094, 1098, 1100, 1120, 1121, 1124, 1126, 1127, 1132, 1133, 1138, 1139, 1142, 1143, 1146, 1148, 1150, 1151, 1158, 1159, 1164, 1173, 1191, 1209, 1213, 1217, 1220, 1221, 1224, 1225, 1235, 1237, 1242, 1253, 1259, 1270 *Loomis, R. Sh. 1951, 1251, 1252 *Loomis, R. Sh. 1958, 1187, 1233 *Loomis, R. Sh. 1959, 925 *Loomis, R. Sh. 1963, 1103 *Lorengel, 1185 *Lot 1895, 1076, 1101, 1155 *Lot 1918, 899, 906, 931, 1053, 1075, 1076, 1078, 1081, 1094, 1150, 1182, 1200, 1209, 1215, 1234, 1236, 1242, 1277 *Lot 1925, 1186 Lot von Johenis, 1138 *Loth 1892, 1186 *Loth 1913, 1094 Lout, 1236–1238 Löwe, 1129, 1164, 1176, 1206, 1266 *Lozar 1998, 1003 Lug, 943, 1083, 1151, 1184, 1187 Lugh Loinnbheimionach, 1186 *Mab, 1076, 1077, 1084, 1086, 1103, 1108, 1121, 1131, 1132, 1138, 1140, 1143, 1144, 1148, 1150, 1155, 1170, 1173, 1184, 1186, 1202, 1206, 1208, 1209, 1212, 1213, 1221, 1232, 1237, 1240– 1243, 1249, 1260, 1261 Mabon, 1085, 1155, 1225, 1251 Mabuz, 1018, 1085, 1152, 1155 Mabuz-Episode, 1152–1157 Maelwas, 1186, 1231
1373
Mahrtenehe, 1019, 1195, 1230 *Maksymiuk 1996, 1239 Malduc, 1019, 1238, 1239, 1244, 1249 Malduc-Tochter, 1239, 1245, 1249 Malduz, 1224, 1238 *Malory, 1078–1080, 1143, 1150, 1184, 1204, 1210, 1217, 1232, 1237, 1242, 1277 *Mandeville, 1251 *Manteau, 1219, 1222, 1267 *Mantel, 1061, 1219, 1267 Mantel, Zauber-, 1185, 1189, 1219–1221, 1224, 1226 *Map cambr. epit., 1261 *Map nug. cur., 1077, 1090 *Marb. lap., 1192, 1265 Märchen, 940, 941, 956, 1079, 1083, 1097, 1098, 1103, 1107, 1122, 1143, 1145, 1153, 1160, 1161, 1171, 1184, 1204, 1206, 1210, 1230, 1232, 1245, 1247, 1248, 1251, 1252, 1257, 1260 *Margetts 1984, 993, 1024, 1038, 1136, 1215 Marie de Champagne, 918, 928, 1025, 1202, 1244, 1258 *Marie de France, Bisclavret, 1206 *Marie de France, Chevrefoil, 1150 *Marie de France, Guigemar, 1206 *Marie de France, Lanval, 1180, 1190, 1198, 1203, 1230 *Märtens 1880, 865, 917, 919, 921, 928, 929, 1053, 1065, 1075, 1078, 1080, 1098, 1120, 1122, 1133, 1134, 1138, 1141, 1149, 1150, 1152, 1156, 1158, 1160, 1182, 1200, 1209, 1216, 1220, 1236, 1239, 1242, 1244, 1273, 1277 *Martin, A. 1984, 933, 962, 1039 *Martin, E. 1903, 1092, 1094 *Marx 1953/54a, 1233 *Marx 1953/54b, 800, 905, 911, 929, 943, 1151, 1274 *Maugis, 1081, 1089, 1155 Maultier, 1181
1374
Index
Mauretanien, 1110 Maurin, 1148, 1149, 1262 *Mayer 1995, 852 *Maynadier 1907, 1272 *Mazal 1986, 832, 837, 846 Maze, 1196 *McConeghy 1982, 991 *McLelland 2000, 290, 825, 899, 901, 903, 904, 906, 915, 919, 920, 923, 927, 999, 1009, 1021–1023, 1045, 1046, 1048, 1057, 1059, 1061–1064, 1066, 1072– 1074, 1079, 1097, 1099, 1101, 1106, 1121, 1134, 1136, 1154, 1164, 1165, 1169, 1171, 1175, 1178, 1188, 1205, 1208, 1214–1216, 1227, 1229, 1233, 1247, 1253, 1254, 1272, 1274 *McLelland 2003, 912, 1009, 1010, 1107 *Me, 206, 210, 212, 218, 633–640, 678 Meerfee, 1018, 1084, 1085, 1166, 1169 Meerwunder, 1089 Meile, welsche, 1180 *Meleranz, 1150 Melusine, 1083 *Menhardt 1929, 799, 805, 807, 808, 848– 852 *Menhardt 1952, 830 *Menhardt 1960, 830 Menhire, keltische, 1260 Meraugis de Portlesguez, 1229 *Mertens 1981, 977 *Mertens 1984, 899, 933, 1041, 1061, 1213 *Mertens 1988, 906, 920, 921, 985, 1024 *Mertens 1990, 1001 *Mertens 1998, 899, 903, 906, 923, 936, 963, 1001, 1026, 1125, 1152, 1164, 1168, 1272 Messerkampf, 1104, 1106, 1114–1116 *Meyer, E. H. 1894, 1115 *Meyer, K. 1999, 1030, 1092, 1114, 1164, 1195 *Meyer, M. 2000, 1183 *Meyer, M. 2003, 983, 1036, 1061, 1077,
1084, 1087, 1097, 1104, 1155, 1165 *Meyer-Lübke 1917, 1131, 1242 *Meyer-Swietlik 2001, 1003, 1007, 1008 *MF, 802, 1111, 1167, 1187 *Mhd. Gramm., 2, 18, 26, 30, 32, 62, 70, 72, 82, 88, 94, 98, 110, 144, 154, 160, 172, 174, 190, 240, 294, 306, 312, 368, 370, 378, 396, 400, 402, 406, 422, 424, 430, 444, 454, 462, 472, 478, 496, 500, 512, 526, 624, 819, 854–861, 868–878, 880–887, 889, 890, 892, 894, 895, 926, 1127, 1276 *Mhd. Gramm. § 217, 322 *MHDBDB, 104, 382, 398, 1096, 1177 *Micha 1950, 930 *Micha 1959, 1081, 1251, 1252 *Michaeler 1786, 897 *Miklautsch 1991, 1080, 1084, 1090, 1096 *Miklautsch 2005, 1105, 1254, 1277 *Miller 2004a, 840 *Miller 2004b, 2, 533 *Minis 1984, 925 Minne, 918, 965, 978, 983, 987, 1000, 1012, 1024–1029, 1066, 1074, 1089, 1101, 1103, 1107, 1109, 1110–1112, 1113, 1114, 1135, 1172, 1174–1176, 1179, 1180, 1194–1196, 1200, 1214– 1216, 1217, 1221, 1223, 1229–1231, 1254, 1255, 1258, 1259 *Minneburg, 1063, 1197 Minnegrotte, 1165, 1189 *Minnelehre, 1062, 1063, 1195 Minnemonolog, 1110, 1175 Minnesang, 979, 1102, 1110, 1167, 1179, 1192, 1216, 1230 Mirabilia, 918, 944, 972–974, 1015, 1031– 1035, 1041, 1087, 1090, 1161, 1165, 1167, 1171, 1189, 1192, 1193, 1202, 1205, 1206, 1208–1210, 1219, 1221, 1226, 1233, 1240, 1242, 1243, 1245, 1248, 1249, 1258, 1260, 1264 *Mo, 180, 182, 196, 198, 200, 204, 618– 621, 628–632
Mauretanien – Motiv-Index
*Möbius 1993, 1049 Modena, Relief der Kathedrale, 1132, 1202, 1234 Modron, 943, 949, 1085, 1094, 1125, 1155, 1213 Mond, 1249 *Mone 1835, 847 Moray (Schottland), 1108 Moreiz, 1107, 1108 Morgain le Fay, 943, 949, 1085, 1094, 1125, 1167, 1189, 1191, 1213, 1220, 1245 Morgengabe, 1115 Morzi, 1108, 1110 *Mot., 1077–1079, 1084, 1085, 1087, 1088, 1090, 1097, 1099, 1100, 1107– 1109, 1115, 1117, 1119, 1121–1125, 1127, 1129, 1130, 1136, 1145, 1155– 1157, 1160, 1164, 1166, 1169–1172, 1174, 1175, 1179, 1180, 1185, 1190, 1198, 1199, 1205–1207, 1209, 1211, 1212, 1215–1218, 1221, 1229, 1231, 1234–1237, 1239, 1241–1244, 1246, 1247, 1249, 1250, 1255, 1259, 1261– 1264, 1267, 1269–1271, 1277, 1278 Motiv-Index, 954 A 580, 1237 B 11.1.3.0.1, 1255 B 11.2.0.1, 1255 B 11.4.5, 1255 B 11.6, 1207 B 184.1.1, 1243 B 576.1, 1207 B 731.0.1, 1124 B 731.7.3, 1235 B 845, 1166 C 841.2, 1241 C 920, 1241 D 1053, 1221 D 1071, 1172, 1267 D 1076, 1198 D 1131, 1087, 1155 D 1138, 1190
D 1163, 1190 D 1256, 1261 D 1258, 1239 D 1266.2, 1221 D 1323.1, 1190 D 1335, 1166 D 1336, 1155 D 1342, 1190 D 1349.2, 1087 D 1359.3, 1088, 1170, 1190, 1221 D 1364.22, 1246 D 1368, 1261 D 1380.11, 1172 D 1381, 1155 D 1385.3.2, 1267 D 1389.9.1, 1267 D 1402, 1241 D 1470.1.15, 1198 D 1500.1.5, 1166 D 1610.35, 1241 D 1615, 1190 D 1620.2, 1190 D 1645.1, 1172, 1190 D 1652, 1171, 1190 D 1652.6, 1190 D 1654, 1261 D 1665.3, 1166 D 1711, 1234, 1239 D 1711.5, 1155 D 1719.5, 1155 D 1794, 1255 D 1810.0.4, 1190 D 1812.3.3.9, 1174 D 1812.5, 1241 D 1825.2.2, 1209 D 1830, 1166 D 1837, 1155 D 1960, 1246 D 1978, 1247 D 1980, 1239 D 199.2, 1255 D 2031, 1261 D 2060, 1241
1375
1376
D 2091.9, 1246 D 2161, 1190 D 2161.2, 1166 D 2197, 1090, 1166, 1207 D 482, 1190, 1209, 1221 D 5, 1255 D 50, 1155 D 620, 1241 D 631.3.2, 1190 D 661, 1255 D 735, 1255 D 766.1, 1255 D 810, 1198, 1264 D 813, 1190, 1221 D 915, 1241 D 921, 1241 D 932.2, 1209 D 937, 1170 D 941, 1166 D 965, 1170 D 975, 1171 D 981, 1166 F 1041.21, 1236 F 1041.21.7, 1175, 1229 F 112.0.1, 1087 F 148, 1087 F 151.0.1, 1242 F 152, 1244 F 161.1, 1087, 1166 F 162.1.1, 1170 F 162.1.3, 1166 F 162.3.3, 1166 F 162.6, 1239, 1241 F 163.1, 1243 F 163.1.2, 1087 F 165.6, 1087 F 167.9, 1087 F 173, 1087 F 213, 1087 F 222, 1087 F 234.2.6, 1180, 1221 F 235, 1085 F 252.2, 1085
Index
F 253, 1090 F 254, 1155 F 311.3, 1084 F 324.3, 1084 F 340, 1190, 1221 F 371, 1084 F 451.5.1.7, 1215 F 451.5.2, 1099 F 531.2.1, 1249 F 531.4.5.2, 1129 F 531.5.1, 1249 F 531.6.12.6, 1129 F 567.1, 1190 F 617, 1084 F 628.2.3, 1129 F 681, 1231 F 707, 1255 F 713, 1239 F 716, 1164 F 751, 1087 F 756, 1170 F 759.1, 1261 F 771, 1087, 1108, 1127, 1155, 1207, 1243 F 771.1, 1171 F 771.1.1, 1087 F 771.5.1, 1207 F 775, 1190 F 781, 1171 F 800, 1211 F 809.11, 1267 F 811, 1166 F 812, 1166, 1207 F 813, 1166 F 814, 1171 F 821.4, 1221 F 842, 1244 F 847, 1264 F 855.2, 1190 F 931, 1211 F 932.7, 1241 F 962.10, 1207, 1239 F 989.15, 1235
Motiv-Index
F 989.17, 1243 G 308, 1090 H 1161, 1130 H 1166, 1130 H 1166.1, 1129 H 1221, 1097 H 1223, 1255 H 1228, 1215 H 1229.1, 1122, 1164 H 1233.3, 1160 H 126, 1136, 1229 H 1381.8, 1234 H 1385.0.1, 1229, 1247 H 1400, 1255 H 1550, 1190, 1211 H 1556.4, 1156, 1175, 1190, 1217 H 1561, 1255 H 1561.1, 1100, 1145, 1215, 1229 H 1561.2, 1115, 1129, 1136 H 1591, 1115 H 1592, 1235 H 1596, 1235 H 218, 1205 H 24, 1174 H 331.2, 1215 H 332.3, 1164 H 411.15, 1190 H 411.7, 1221 H 839, 1100 H 924.1, 1121, 1157 J 1110, 1229 J 1730.1, 1185 J 1805.5.5, 1099 K 2312, 1229 K 2350, 1247 K 550.1, 1229 K 620, 1229 L 101, 1084, 1097 L 400, 1145 M 100, 1262, 1271 M 105, 1229 M 146, 1174 M 151, 1218
M 16.0.1, 1079 M 220, 1157, 1250 M 223, 1206, 1221 M 242, 1097, 1180 M 301.21, 1269 M 301.6, 1190 M 311.0.1, 1078 M 312.9, 1190 M 355, 1155 N 770.0.1, 1221 N 812, 1249 N 831, 1121, 1169, 1250 N 839, 1157, 1229, 1242 N 845, 1234, 1239, 1246 P 10, 1119 P 110.0.1, 1263 P 12.2.1, 1077 P 13.5, 1262, 1271 P 14, 1235 P 17.0.2, 1262 P 17.11, 1117, 1121, 1179, 1264 P 231, 1277 P 233, 1237 P 253.0.3, 1277 P 272, 1084 P 275, 1084 P 293, 1125, 1199, 1263 P 298, 1125 P 30, 1237 P 320, 1107 P 50.0.1, 1262, 1271 P 550.1.1, 1157 P 555.4, 1145 P 556.0.1, 1164, 1215, 1229 P 561, 1100, 1145 P 600, 1171 P 634, 1212, 1217, 1250, 1271 Q 100, 1250 Q 114, 1198, 1250 Q 140, 1190 Q 151, 1250 Q 211, 1247 Q 213, 1247
1377
1378
Q 280, 1255 Q 292.3, 1115 Q 411, 1121, 1241, 1247 Q 411.6, 1247 Q 430.1, 1231 Q 450, 1247 Q 53, 1250 Q 535.1, 1231 Q 551.3.2, 1255 Q 580, 1231 Q 64, 1231 Q 72, 1190 R 10.3, 1084 R 10.5, 1234 R 111.1.9, 1247 R 111.2, 1247 R 111.9.1, 1205 R 162, 1121 R 169.5, 1229, 1250 R 18, 1234 R 210, 1229 R 222, 1145 R 260, 1229 R 41.1, 1155, 1215, 1234 R 41.3, 1121, 1250 R 51.1, 1250 R 51.2, 1250 R 51.4, 1155 R 52, 1215 S 11.4.1, 1115 S 200, 1250 T 0, 1109, 1221, 1231, 1259 T 11.3, 1174 T 127, 1117, 1121, 1179 T 136.1, 1215 T 210.1, 1217 T 210.2, 1216 T 214, 1278 T 23, 1221 T 230, 1122, 1156 T 257, 1215 T 300, 1270 T 331.2, 1109
Index
T 5, 1259 T 50.1.2, 1109, 1164 T 55, 1109 T 61, 1205 T 615, 1249 T 617.2, 1185 T 68, 1164, 1215 T 71, 1109, 1122, 1229 T 75, 1156 T 75.2.1, 1234 T 92, 1205 V 118, 1160 V 60, 1160 W 11.2, 1217, 1263, 1270 W 121, 1155 Z 157, 1123 Z 200, 1155, 1250, 1255 Z 201.9.1, 1212 Z 252, 1185 Z 704, 1171 Z 71.1, 1121, 1164 Motive, indogermanische, 951, 1083, 1154, 1187 Motivstruktur, 1082 Mouwe, 1228 *Mück 1952, 798, 808, 825, 830, 838, 847, 848, 850, 853, 901, 904–906, 909, 917, 929, 956, 1054, 1056, 1057, 1060, 1188, 1227, 1229, 1273 Mückennetz, 1264 *Mule, 1105, 1129, 1130, 1152, 1181, 1243 *Müller, J.-D. 1996, 1279 *Müller, K. 1933, 1064, 1065 *Münch 2005, 825, 913, 961, 985, 1062– 1064, 1066, 1072, 1073, 1077, 1079, 1084, 1087, 1096, 1106, 1114, 1115, 1123, 1130, 1152, 1156, 1164, 1166, 1195, 1214, 1258, 1271 Musik, 1088, 1192, 1197 Mutter, 1263 Mutterbindung, 1077, 1084, 1089 *MvC, 1223
Motive, indogermanische – *Ov. fast.
1379
Mythos, antiker, 1092, 1162, 1205, 1248 *Newstead 1953, 1232 Mythos, keltischer, 938–951, 1083, 1085, *Nib, 1057, 1115, 1177, 1181, 1193, 1228, 1092, 1135, 1136, 1159, 1161, 1187, 1250 1209, 1210, 1237, 1242, 1252, 1253 Niederrheinische Artusepik, 898, 924– 927, 1117, 1132, 1145, 1207, 1223 *Niedner 1881, 1101 *N. N. 2002, 1009 *Nitze 1905, 1162 *Nadler, J. 1932, 899, 910, 921 *Nitze 1932/37, 1102 *Nadler, J. 1939, 839, 899, 906, 910 *Nadler, S.-M. 1997, 801, 825, 830, 899, *Nitze 1959, 1237 905, 963, 1028, 1032, 1060, 1061, 1063, *Nordhoff 1874, 1066 1064, 1066, 1081, 1086–1088, 1096, *Norman 1962, 799, 845, 846 1098, 1104, 1153, 1162, 1164, 1165, *Norman 1965, 799, 813, 824, 846, 849, 899, 900, 909, 914, 918, 920, 921, 925, 1170, 1171, 1188, 1191, 1192, 1194, 928, 930, 951, 953, 962, 963, 1043, 1197, 1198, 1208, 1210, 1220, 1232, 1051, 1064, 1066, 1125, 1229, 1272 1240, 1241, 1243, 1244, 1249, 1251, Normandie, 919 1255, 1257, 1258, 1261, 1264, 1266, Norwegen, 1138 1272 Nüschel, 1223 *Nagel 1977, 906, 912 Namensuche, 975, 978, 983, 1075, 1121, 1127, 1129, 1151, 1177, 1181–1185 *Ó Riain-Raedel 1978, 903, 906, 929, 939, Natura, 1189, 1196, 1197, 1221 948, 1024, 1057, 1085, 1092, 1098, Nebel, 1084, 1207, 1239, 1241, 1249 1104, 1119, 1122, 1123, 1125, 1127, Nebenfiguren, 1018 1152, 1153, 1157, 1159, 1161, 1168, *Neidh, 1218 1172, 1189, 1203, 1213, 1228, 1252, *Nenn, 1208, 1243, 1261 1253, 1258 *Nesbitt-Daly 2003, 1015, 1084, 1154, Odysseus, 1213 1178, 1189, 1254 *Öhmann 1946, 800, 906, 914, 1057, 1060, Netz, 1264 1137 *Neugart 1999, 899, 900, 903, 907, 923, Ölzweig, 1122, 1123 933, 959, 963, 1062, 1064, 1066 *Oostrom 1979, 981 *Neumaier 1883/34, 1273 Optische Täuschung, 1260 *Neumaier 1883/84, 58, 72, 322, 340, 364, Orient, 1109, 1163, 1168 820, 852, 862, 865, 898, 901, 902, 909, Orpilet, 1103, 1108, 1112, 1116, 1222 913, 921, 960, 1047, 1055, 1098, 1102, *Ort. Walw., 1091, 1138, 1183, 1201 1107, 1122, 1125, 1126, 1130–1132, Ostern, 1217 1137, 1140, 1146, 1151, 1164, 1166, Österreich, 1275 1167, 1176, 1186, 1191, 1192, 1194, *Österreichische Nationalbibliothek 1965, 1196, 1209, 1218, 1221, 1224, 1228, 830 1234, 1236, 1256, 1264, 1267–1269, *Oswald, 1111, 1112, 1122 1278 Otto VII. von Hoya und Bruchhausen, *Neumann 1966, 899, 929 1066 *Newstead 1939, 1076, 1101 *Ov. amor., 1111 *Newstead 1945, 1076 *Ov. fast., 1093, 1194
1380
Index
*Ov. ib., 1093 *Pastré 1999, 951, 1088, 1154, 1244 *Ov. met., 1093, 1278 *Patch 1918, 1086 *Owen 1968, 906, 953, 962, 1100, 1101, *Patch 1950, 1083, 1152, 1153, 1161, 1125, 1139, 1160, 1164, 1173, 1177, 1171, 1233, 1258 1205, 1213 *Paton 1960, 920, 929, 1086, 1089, 1095, 1191, 1221, 1273 Patricius von den Bigen, 1125 *Pagel 1904, 848 Patricius, Hl., 1125 Pant, 1018, 1075, 1077, 1079, 1207 *Pé, 12, 20, 22, 24, 26, 28, 36, 44, 50, 64, Panther, 1228 66, 82, 84, 92, 108, 112, 126, 134, 144, *Panzer 1901, 1081 148, 152, 154, 162, 166, 174, 176, 188, *Papegau, 1090 216, 218, 220, 232, 234, 244, 248, 250, Paradies, irdisches, 1087, 1088, 1095, 274, 284, 290, 302, 316, 332, 336, 338, 1162, 1167, 1173, 1192, 1196 346, 356, 364, 366, 374, 376, 378, 400, *Paris 1865, 917, 1064, 1065, 1272, 1273 404, 406, 412, 424, 436, 466, 470, 472, *Paris 1881, 917, 920, 921, 930, 937, 1043, 476, 482, 488, 496, 512 1080, 1081, 1100, 1103, 1122, 1126, *Peetz 1911, 903, 956, 1055, 1175, 1176 1160, 1181, 1185, 1186, 1221, 1251, Peneloi, 1261 1253, 1272 *Perceval, 1053, 1071, 1076, 1082, 1088, *Paris 1883, 248, 930, 937, 1203 1089, 1096–1098, 1100, 1106, 1114, *Paris 1886, 1251 1117, 1130, 1132, 1134, 1138–1140, *Paris 1890, 930 1146, 1164, 1177, 1180–1182, 1262, *Paris 1891a, 1155 1270 *Paris 1891b, 1251 *Perceval-Cont, 1219 *Paris 1893, 930 *Pérennec, 12, 20, 22, 30, 36, 38, 42, 50, Parodie, 1043–1045, 1099, 1102, 1106, 52, 66, 82, 86, 88, 92, 96, 112, 152, 154, 1107, 1113, 1122, 1157, 1175, 1184, 162, 182, 188, 200, 202, 208, 232, 234, 1216, 1223, 1229, 1238 250, 268, 274, 322, 332, 338, 366, 374, Partimen, 1259 400, 422, 512 *Parz, 508, 958, 1028, 1058, 1075, 1077, 1079, 1082, 1089, 1092, 1095–1102, *Pérennec 1970, 800, 825, 828, 899, 900, 960, 970, 982, 1056, 1060, 1072, 1075, 1106, 1107, 1109, 1114, 1117, 1120– 1076, 1079, 1080, 1088, 1089, 1091– 1122, 1124, 1130–1132, 1138–1140, 1093, 1095, 1098, 1100–1102, 1105– 1145–1150, 1153, 1159, 1165, 1166, 1109, 1111–1118, 1122, 1123, 1125, 1171–1173, 1177, 1180–1182, 1185, 1129–1131, 1137, 1139, 1142, 1145, 1189, 1191–1193, 1199, 1207, 1211, 1146, 1148–1152, 1156, 1158, 1160, 1213, 1217, 1221, 1224, 1236, 1241, 1161, 1163, 1164, 1167, 1168, 1173– 1243, 1256, 1258–1260, 1262, 1267– 1176, 1185, 1189, 1191, 1192, 1194, 1270, 1277 1195, 1197, 1198, 1206, 1208, 1210, *Pastré 1984, 905, 1059, 1062 1212, 1218–1220, 1222–1224, 1228, *Pastré 1995a, 1083, 1100 1230, 1235, 1241, 1242, 1245, 1248, *Pastré 1996a, 951, 1154 1255–1257, 1261, 1263, 1264, 1266– *Pastré 1996b, 951 1269, 1274, 1276–1278 *Pastré 1997, 951, 1103, 1109
*Ov. ib. – Rationalisierung
*Pérennec 1979, 915, 924, 933, 982–986, 1089, 1092, 1122, 1182, 1184, 1199, 1215, 1227, 1236–1238, 1252, 1253, 1257, 1262 *Pérennec 1980, 981 *Pérennec 1984a, 915, 933, 962, 982–986, 1056, 1063, 1067, 1126, 1143, 1167, 1182, 1184, 1236, 1237, 1252 *Pérennec 1984b, 933, 982, 1062, 1076 *Pérennec 1993, 899, 906, 962, 963, 982– 984, 1152 *Pérennec 1998, 906, 916, 963, 982 *Pérennec 2001, 42, 1003, 1007, 1008, 1079, 1099 *Pérennec 2002, 1269 *Pérennec 2004, 800, 801, 900, 920, 925, 933, 937, 963, 982–984, 1062, 1064, 1066, 1067, 1076, 1080, 1084, 1087, 1090, 1092–1094, 1101, 1107, 1109– 1111, 1115, 1126, 1137, 1138, 1145– 1148, 1150, 1152, 1159, 1168, 1176, 1178, 1180, 1189, 1191, 1192, 1194, 1196, 1205, 1206, 1208, 1210, 1222, 1223, 1227, 1228, 1241, 1244, 1257, 1259, 1261, 1264, 1266, 1268, 1269, 1273, 1275 Performanz, 1135, 1167, 1279 *Perlesvaus, 1088, 1108, 1236, 1237 *Peschel-Rentsch 1998, 1021, 1037 *Peter 1883, 921, 929, 1065 *Peters 1972, 1026, 1223, 1231, 1259 *Peters 1990, 982, 986 *Peters 2000, 838, 840 *Petsch 1917, 1129 *Pfeiffer, Franz 1857, 898 *Pfeiffer, Franz 1858a, 312, 898 *Pfeiffer, Franz 1858b, 340 *Pfeiffer, Friedr. 1855, 84 Pfeller, 1087 Pferd, 1094, 1099, 1123, 1124, 1176, 1181, 1209, 1242, 1264, 1269 Pfingsten, 1217 Philipp von Schwaben, 1274
1381
*Philippot 1896, 1155 *Philippot 1897, 1082 *Piccard, 839 Pierre le Poète, 919 *Piper, 2, 4, 16, 18, 52, 54, 152, 228, 388, 450, 498, 520, 522, 528, 1269 *Piper 1892, 797, 899, 901, 902, 917, 929, 962, 1065, 1186, 1273 *Piquet 1898, 865 *Piquet 1931, 904 *Pitra, 1198, 1265 *Plin. nat., 1170, 1240, 1257, 1265 Pluris, 984, 1099, 1212, 1227, 1228, 1255 Pluris-Episode, 1018, 1212–1215 *Poag 1982, 977 Politik, 977, 996 Politische Geschichte, 977, 996 *Pörksen 1980, 1075 Probe, Tapferkeits-, 940, 989 Probe, Tugend-, 1105, 1107, 1205, 1213, 1219–1223, 1224, 1226, 1254 Prolog, 1017, 1041, 1071–1074, 1251 Proserpina, 1093, 1205 Psychoanalytische Interpretation, 992, 1035–1038 *Pub. Syr. sent., 1194 Publikum, 1100 *Pucker 1991, 850, 851 Pulan (Apulien), 1269 *Pupikofer 1828/30, 898, 1273 Pythagoras, 1192 Questenroman, 976 Rache, 1049, 1236 Ramueret, 1269 *Ranawake 2000, 899, 900, 903, 933, 935, 959, 982, 1041, 1044, 1054, 1064, 1066, 1273 Raoul von Houdenc, 1229 Rash Boon, 1146, 1198, 1204, 1205, 1211 *Rassmann 1822, 797, 917, 1068 Rationalisierung, 947, 1081
1382
Index
Ratschläge, gute, 1096 Rattenfänger von Hameln, 1245 *Raynouard 1816/21, 917 Realismus, 1079, 1130, 1153, 1161, 1180, 1194, 1229, 1238, 1248, 1260, 1264, 1271 *Reed 1953, 800, 911 *Rees 1961, 1117 *Reid 1938, 1080 *Reinh, 1250 Religion, 999, 1023, 1024, 1033, 1097, 1098, 1113, 1129, 1131, 1149, 1177, 1178, 1205, 1212, 1217, 1222, 1227, 1249, 1254, 1264, 1275, 1279 *Renaut, 1238 *Renner, 1091 Rezeption, 1062–1069 Rhein, 1244 Rhetorik, 959 *Rhys 1891, 1082, 1094, 1155, 1186, 1233 *Rhys/Brynmor-Jones 1906, 1024, 1077 Richard du Hommet Connetable, 919 Richard Löwenherz, 918, 919, 927, 937, 1262, 1267, 1272, 1273, 1275 *Richey 1950, 929, 962 *Richter 1934, 22, 54, 332, 400, 543, 798, 808, 820, 839, 848, 849, 853, 862, 866, 899, 903, 904, 906, 909, 913, 918, 922, 925, 929, 930, 932, 937, 939, 942, 962, 963, 1025, 1041, 1052, 1054–1057, 1059, 1060, 1062, 1064, 1066, 1071, 1075, 1077–1079, 1081, 1092, 1093, 1096, 1098–1100, 1102, 1104, 1107, 1110, 1111, 1113, 1114, 1116, 1120, 1122, 1123, 1125, 1126, 1128, 1130, 1131, 1133–1135, 1138, 1139, 1141, 1142, 1145, 1148–1150, 1152, 1158– 1160, 1164, 1165, 1167, 1171–1177, 1180, 1185, 1188, 1191, 1194, 1197, 1198, 1200, 1205, 1208, 1209, 1218, 1220, 1222, 1224, 1225, 1228–1233, 1235–1238, 1240–1242, 1244, 1245, 1248, 1252, 1256–1258, 1260, 1264,
1266–1269, 1273, 1275–1279 *Richter 1938, 904, 906, 1056, 1059, 1060, 1124, 1143 Richter von Genewis, 1262 Riese, 1129, 1249 *Rig, 1076, 1085, 1153, 1159, 1241, 1249 Ring, 1198, 1266 *Ringeler 2000, 933, 991, 1008 *Ringger 1980, 981 Rise, 1101 Rites de passage, 1153, 1157 Ritschart, 1149, 1151 Ritterschaft, 1084, 1091, 1096, 1100, 1130, 1229, 1254 Robbenfell, 1193 *Robertson 1875/85, 1127 *Roeder 1991, 903, 905, 910, 962, 1039, 1054, 1061, 1063–1066 *Roethe 1904, 802 Roger II. von Sizilien, 900 Roidurant, 1256 *Rol, 1095, 1122, 1149, 1172, 1245, 1246 *Roman d’Alexandre, 1053, 1086, 1153, 1188, 1218, 1253 *Roman d’Alexandre, ed. Michelant, 1188 Roman d’Yder, 1154 Romanstruktur, 938, 945, 959, 963–974, 976–978, 980–982, 987, 989, 993, 994, 998, 1010, 1015, 1033, 1040, 1041, 1074, 1075, 1083, 1103, 1104, 1164, 1177, 1195, 1236, 1240, 1245, 1253 *Römer 1999, 843 Römische Bücher, 1257, 1258 *Rosenfeld 1930, 232, 1172 *Rosenfeld 1936, 496, 903, 905, 922, 1143, 1269 *Rosenhagen 1890, 1120 *Rosenhagen 1896, 1200 *Rosenhagen 1897, 921, 930, 1062, 1120, 1142, 1169, 1200, 1202 *Rosenhagen 1917, 1269 *Roßbacher 1984/85, 908, 996, 1112, 1189, 1271, 1275
Ratschläge, gute – *Schneider 1913
*Roßbacher 1998, 914, 927, 997, 1043, 1096, 1115, 1116, 1123, 1214, 1216, 1247, 1262, 1269, 1275 *Roßnagel 1996, 962, 990, 1039, 1084, 1102, 1119, 1214, 1222, 1225, 1232, 1246 Roter Ritter, 1098, 1132, 1151, 1163 *Rother, 1128 Rubin, 1264 *Rücker 1975, 1196, 1224 Rückkehr Artus’, 1237 *Rud., Alex., 1064 *Ruff 1990, 915, 1072 *Ruh 1970, 1223 *Ruh 1975, 903, 905, 906, 908, 915, 921, 933, 977, 1057, 1060, 1062, 1063, 1066, 1096, 1098, 1100, 1128, 1136, 1160, 1172, 1216, 1223, 1227, 1234, 1251, 1257, 1258, 1260 *Ruh 1980, 899, 905, 906, 920, 933, 938, 940, 959, 962, 977, 978, 984, 985, 1062, 1064, 1067, 1136, 1175, 1188, 1216, 1223, 1232, 1251, 1257 *Ruh 1982, 920, 933 *Ruodlieb, 1088, 1096, 1188 *Rushing 2003, 1009, 1014, 1015 *Russ 1998, 1003, 1007 *Russ 2000, 1075, 1084, 1087, 1090, 1100, 1103, 1152 Rüstung, 1094, 1095, 1102, 1124, 1137, 1145, 1157, 1176–1178, 1211, 1228, 1270 Rüstungswechsel, 1142, 1143, 1150 *Ryding 1971, 1015
1383
*Sarrazin 1879, 1061, 1080, 1096 Satapatha Brâhmana, 1154 *Saurma-Jeltsch 1994, 838 *Saurma-Jeltsch 2001, 838, 840, 841 Schadil li Mort, 1152, 1155, 1226 *Schaefer 2000, 802 Scharlat, 1137 *Scharmann 1935, 1021 *Scherer 1915, 899, 903, 915, 921 *Scheunemann 1937, 903, 1056 *Schiewer 1988, 803, 830, 845, 847, 848, 850 *Schiewer 1993, 1210, 1277 *Schiewer 1997, 899, 937, 982, 1064 *Schiewer 2003, 1009, 1014 *Schilling 1866, 26, 34, 46, 54, 64, 80, 84, 92, 118, 126, 146, 152, 164, 226, 250, 300, 328, 376, 388, 394, 396, 400, 486, 852, 862, 865, 898, 901, 902, 909, 1055, 1110, 1116, 1125, 1130, 1131, 1137, 1146, 1164, 1166, 1167, 1176, 1191, 1192, 1218, 1228, 1229, 1234, 1263, 1264, 1267, 1269, 1272, 1273, 1276 *Schilling 1866, S. 31, 84 *Schirok 1988, 1185 *Schirok 2001, 1009 *Schirokauer 1923, 858 Schlange, 1120, 1128, 1206, 1251, 1252, 1256–1258 Schleier, 1101 *Schmid 1980, 1089 *Schmid 1992, 899, 1035, 1090, 1092, 1093, 1152, 1155, 1164, 1167, 1169, 1170 *Schmidt, K. 1979, 908, 915, 987, 1021, 1115, 1136, 1189, 1214–1216, 1254, *Sachsenspiegel, 1078, 1206, 1246 1257 Saelde, 1013, 1021–1024, 1073, 1181, *Schmidt, K. 1993, 852 1188, 1205, 1216, 1275 *Schmidt, V. 1823, 917 Salenicke, 1263 *Schmidt, V. 1825, 917 Salomon, 1188, 1190 *Schmolke-Hasselmann 1980, 915, 1272 *Salowsky 1975, 831, 1066 Schnalle, 1223 Samt, 1110 *Schneider 1913, 1104, 1114 *Sanders 1965, 1021
1384
Index
*Schneider 1943, 899, 903, 910, 923, 951, 1096, 1215 *Schnell 1985, 1029, 1111, 1112, 1114, 1194, 1215, 1223 *Schnell 1993, 1211 *Schnell 1997, 802 *Schoepperle 1913, 1203, 1204, 1227, 1233 *Schofield 1906, 920, 1272, 1273 Schöllene, 1244 *Schönbach 1899, 1187, 1257 *Schöppenchronik, 1065, 1215 Schreiendes Moor, 1167, 1240, 1241 *Schröder, E. 1908, 899, 1273 *Schröder, E. 1909, 903 *Schröder, E. 1910, 852 *Schröder, W. 1981, 1045 *Schultz, A. 1889, 250, 1078, 1087, 1091, 1094, 1095, 1101, 1102, 1109, 1110, 1114, 1115, 1128, 1137, 1140, 1145, 1149, 1152, 1157, 1169, 1173, 1176, 1192–1194, 1197, 1209, 1217, 1219, 1223, 1244 *Schultz, J. 1980, 988, 1029, 1071 *Schultz, J. 1983, 989 *Schultz, J. 1996, 899, 903, 905, 906, 959, 991, 1057, 1061, 1064, 1119 *Schulz, Al. 1842, 909 *Schulz, Al. 1847, 929, 1185, 1186 *Schulz, Ar. 1996, 915, 1003, 1008 *Schüppert 1975, 978, 1103, 1109, 1112, 1124, 1131, 1156 *Schütze 1883, 66, 72, 862, 922, 955, 957, 960, 1046, 1047, 1054, 1058, 1071, 1100, 1104, 1108, 1113, 1118, 1121, 1151, 1170, 1230, 1235, 1244, 1266 *Schwäb. Wb., 12 *Schwartz 1996, 932, 1254 Schweizer Lokaltradition, 1233 Schwert, 1095 *Schwietering 1895, 1279 *Schwietering 1957, 907, 910 *Seelbach 2005, 1183, 1193, 1210, 1241,
1264 *Segremors, 1229 *Seibold 1932, 1110 Sellack (Herefordshire), 1186 *Semmler 1991, 1104, 1115, 1154, 1212, 1228 *Serv., 1248, 1257 *Settegast 1907, 1092, 1153, 1161, 1162 Sibylle, 1167, 1268, 1269 Sicherunge, 1124, 1178, 1212 Side, 940 *Sikes 1880, 1208 *Singer 1893, 1120, 1124, 1128, 1136 *Singer 1898a, 902, 907, 931, 1058, 1092, 1098, 1100, 1107, 1117, 1124, 1126, 1139, 1147, 1148, 1150, 1224, 1225, 1236, 1256, 1269 *Singer 1898b, 899, 902, 904, 909, 1062– 1066 *Singer 1903, 937, 940, 1061, 1080, 1093, 1126, 1153, 1205, 1232, 1238, 1240, 1241, 1249 *Singer 1906, 1251 *Singer 1910, 902, 931 *Singer 1912, 904, 905, 924, 1057, 1060, 1101, 1102, 1155, 1210, 1259, 1278 *Singer 1916a, 798, 801, 899, 904, 909, 921, 931, 1057, 1058, 1233 *Singer 1916b, 931 *Singer 1928, 54, 852, 854, 856–858, 924, 1132 *Singer 1930, 904, 909, 921, 1057, 1058, 1215 *Singer 1944/47, 1119, 1250 *Sir Perceval, 1081, 1097, 1163 Sizilianische Lokaltradition, 900, 1092, 1159, 1168, 1240, 1268 Smaragd, 1196 Snowdon, 1093, 1140, 1141, 1173, 1252 *Sol., 1258, 1265 *Soudek 1971, 920, 928, 929, 963, 1024 *Soudek 1972a, 908, 913, 964, 975, 1066, 1090, 1118, 1123, 1127, 1129, 1136,
*Schneider 1943 – Thurgau
1164, 1166, 1254, 1256 *Soudek 1972b, 913, 975, 976, 1064, 1066, 1094, 1118, 1119, 1127, 1129, 1130, 1136, 1153, 1164, 1166, 1174, 1211, 1212, 1216, 1232, 1254 Sovereigntymyth, 949, 984, 1253, 1254, 1262 Sozialgeschichte, 986, 996, 1039 *Sp, 24, 26, 44, 64, 82, 108, 110, 124, 126, 134, 144, 152, 166, 174, 176, 216, 244, 248, 250, 284, 290, 302, 316, 336, 346, 356, 364, 376, 400, 404, 406, 412, 424, 436, 466, 470, 472, 488, 512, 586, 1111, 1114, 1137, 1177, 1228 Spange, 1223 Spanje, 1269 Spannung, 975, 1041–1043 *Sparnaay 1933/38, 857, 903, 930, 1056, 1057, 1160, 1235 *Sparnaay 1952, 36, 42, 100, 800, 801, 913, 943, 963, 1067, 1101, 1223 *Sparnaay 1959, 899, 903, 905, 911, 932, 956, 962, 1057, 1060, 1061, 1080, 1081, 1104, 1253 Sphärenharmonie, 1192 *Spiegel, 1063, 1197 *Spiewok 1993, 1027, 1059, 1096, 1195 *Spiewok 1995, 899, 1027, 1059 *Spiewok 1997, 800, 801, 899, 963, 1027, 1044, 1066 *Spr, 6, 36, 48, 60, 108, 126, 172, 174, 220, 256, 382, 438, 450, 454, 472, 476, 494, 496 Sprichwort, 960, 1004, 1017, 1071, 1073, 1079, 1119, 1127, 1156, 1187, 1194, 1222, 1238, 1245, 1247, 1250, 1263, 1267, 1278 Spruchdichtung, 1217 *Stackmann 1964, 802 *Stackmann 1993, 802 *Stackmann 1994, 802 *Stammler 1962, 838 *Stanesco 2002, 1088
1385
*Stange 1951, 838–840 *Steffens 1975, 803 *Steinhoff 1984, 925 *Steinhoff 1993, 852 *Steinhoff 1995, 1120, 1266 *Steinmeyer 1889, 863, 864, 902, 924 Stichomythie, 1091 Stiebender Steg, 1243–1245 Stiluntersuchungen, 955–961, 1010 *Ströbele 1993, 929, 950, 1085, 1086, 1162, 1165, 1168, 1189, 1220 *Strohschneider 1997, 802 Stummheit, 1230, 1231 Suche, 1133 *Suolahti 1915, 16, 1090 *Suolahti 1929a, 16, 865, 1102 *Suolahti 1929b, 270 Syrien, 1096 *Szövérffy 1975, 912 Tafelrunde, 1039, 1117, 1118, 1132, 1152, 1183, 1205, 1217, 1246, 1271 *Tafelrunder, 1066 *Tandareis, 1062, 1076, 1120, 1121, 1126, 1142, 1185, 1230, 1232, 1276 Tapferkeit, 1012, 1072, 1104, 1109, 1152, 1154, 1156, 1174, 1178, 1208, 1248, 1254 *Teichner, 1250 Terre de Labur, 1159 *Tervooren 1991, 998 Teufel, 1097, 1205 Thile, 1223, 1257 *Thomas 1989, 912 *Thomas 1992, 951, 1061, 1080, 1096, 1100 *Thompson, J. W. 1937, 1267 *Thompson, S. 1955/58, 955 *Thoran 1984, 908, 962, 984, 987–991, 994, 1064, 1072, 1082, 1098, 1112, 1257, 1262 Thule, 1257 Thurgau, 898
1386
Index
Tibalt, 1140 Tierwelt, 973 *Tilvis 1957, 930 *Tilvis 1959, 924, 925, 929, 953, 1132 Timant, 1263 *Tirol, 1245 *Tit, 1028, 1236 *TL, 108 Toggenburg, Grafen von, 898 Torfilaret, 1103, 1222 *Touber 1970, 1111 *TPMA, 960, 1073, 1079, 1119, 1127, 1156, 1194, 1222, 1238, 1245, 1250, 1263, 1278 *Trachsler 1979, 972, 1122, 1152, 1164, 1229, 1240, 1244, 1245, 1248, 1258 Trauer, 1116, 1157, 1174, 1211, 1216, 1229, 1235 Traum, 1173, 1174 *Trendelenburg 1953, 903, 966, 1052, 1056, 1086, 1089, 1121, 1142, 1146, 1165, 1175, 1191, 1192, 1202, 1203, 1208, 1210, 1219 Treue, 1197, 1213, 1214, 1217, 1219– 1221, 1228, 1235, 1254, 1270 Triblat, 1192 *Trist, 398, 956, 1062, 1075, 1088, 1089, 1111, 1114, 1138, 1192, 1203, 1218, 1259, 1264, 1267, 1269, 1278 *Tristrant, 1054, 1071–1073, 1075, 1089, 1113, 1118, 1130–1132, 1138, 1143, 1175, 1176, 1187, 1218, 1227, 1230, 1235, 1259, 1260 *Troj, 1193, 1264 *Trzepacz 1975, 830, 929, 980, 1073, 1092, 1095, 1152, 1169, 1181, 1189, 1210 Tugend, Un-, 1152, 1188, 1190, 1198, 1213, 1216, 1217, 1222, 1226, 1238, 1247, 1254, 1263, 1264, 1269, 1270, 1278 Tumange, 1149 Turie, 1096 Türkei, 1096
Turnier, 917, 1101, 1139, 1141–1145, 1148, 1149, 1156, 1216 Übersetzungen, 1067–1069 Ulrich von Zatzikhoven, 897–901, 1126, 1273, 1279 Ulrichs Lebenszeugnis, 898 Unterhaltungsroman, 915, 1009, 1043 *Unterkircher 1957, 830 Unterwasserreich, 1081 Urprandagon, 1235 *Val. Max., 1205 Valerin, 1019, 1128, 1199, 1205, 1247 Valesius, Valerius, 1205 Vallis Ible, 1092, 1171 Varanguebec, 919, 1094 *Verg. aen., 1268 *Verg. ecl., 1194 *Verg. georg., 1257 Vergil, 1171, 1208 *Verhuyck 1984, 981 Verkehrte Welt, 1152, 1260 verligen, 1255, 1278 Verlockungsmotiv, keltisches, 940, 1083, 1089, 1098, 1213 Vernebelter See, 1232, 1239, 1244 Verwandtschaft, 1005, 1075, 1078, 1092, 1103, 1112, 1116, 1117, 1125, 1132, 1138, 1151, 1156, 1174, 1175, 1194, 1198, 1199, 1201, 1207, 1214, 1262, 1277 Verworrener Tann, 1205–1207, 1232 *Viëtor 1922, 955 *Villemarqué 1842, 928, 1185 *Vilmar 1877, 909 *Vinaver 1971, 1015 *Virginal, 1168 *Vita Gildae, 1202, 1206, 1232 *Vita Merlini, 1086 *Vogt 1893, 899, 902, 909, 921 Volkstümliches, 955 Vorgeschichte, 1041, 1075
Tibalt – *Webster/Loomis 1951
*Vulgata, Apc, 1173, 1191 *Vulgata, Dn, 1173, 1190 *Vulgata, Ex, 1191 *Vulgata, Gn, 1095 *Vulgata, II Sm, 1250 *Vulgata, Lc, 1131, 1190 *Vulgata, Mt, 1222 *Vulgata, Sir, 1156 *W. M. C. 1953, 416, 800 *Wace, Brut, 1102, 1132, 1138, 1140, 1148, 1167, 1202, 1230, 1269 Wachsende Warte, 1208, 1209 *Wachsler 1972, 930, 939, 945, 953, 964, 1083, 1086, 1090, 1153, 1203, 1228, 1252 *Wackernagel 1833, 898 *Wackernagel 1853, 1268 *Wackernagel 1879, 902, 903, 905, 1074 *Wackernagel, Leseb., 1079 Waffenrock, 1095 Wahrsagung, 1173 Wald, Aventiure-, 1102, 1258 Wales, 1076, 1083, 1093, 1094, 1098, 1101, 1118, 1140, 1150, 1187, 1210, 1213, 1236, 1259, 1261 Walest, 1150 *Wallbank 1981, 1201, 1233 *Walliczek 1980, 981 *Wallner 1935, 820, 899, 903, 905, 906, 914, 1056, 1059, 1123, 1130, 1137, 1139, 1145, 1151, 1188, 1218, 1273 *Walshe 1937, 801, 904, 905, 910, 971, 1057, 1059, 1060, 1096, 1101, 1118, 1122, 1139, 1148, 1165, 1171, 1245 *Walshe 1953, 38, 316, 798, 800, 918, 920, 929, 1099, 1102, 1118, 1125, 1139, 1187, 1227, 1229, 1269, 1274 *Walshe 1962, 899, 903, 905, 906, 914, 929, 962, 1057, 1063, 1273 Walter Map, 917, 928, 939, 1039, 1077, 1090, 1144, 1240, 1261 *Walther v. d. V., 1179, 1269
1387
Walwein, 1132, 1132, 1133, 1135, 1136, 1211, 1228, 1233, 1249 Wams, 1157 *Wapnewski 1960, 911 Wappen, 1095, 1102, 1176, 1177, 1191, 1228, 1274 *Warnatsch 1883, 1061, 1063, 1065, 1081, 1169, 1171, 1185, 1199, 1201, 1206, 1219–1221, 1226 *Warnock 1980, 981 *Wartmann 1863/64, 899 Was-Spannung, 1072, 1212 *Wd, 1105, 1254, 1277 *We, 22, 24, 26, 36, 42, 44, 48, 50, 58, 64, 82, 88, 92, 100, 108, 124, 126, 134, 144, 152, 166, 174, 176, 196, 200, 208, 216, 218, 244, 246, 248, 250, 270, 284, 290, 302, 316, 336, 338, 346, 356, 364, 374, 376, 400, 404, 406, 412, 416, 424, 436, 466, 470, 472, 488, 496, 506, 512, 524, 1113, 1177 *Webster 1906, 1104, 1192, 1201, 1233 *Webster 1913, 1145 *Webster 1931, 1207, 1244 *Webster 1934, 922, 930, 931, 1052, 1053, 1078, 1080, 1081, 1109, 1119, 1133, 1134, 1141, 1161, 1181, 1209, 1213, 1216, 1234, 1248, 1266, 1277 *Webster 1940, 917, 1144, 1272 *Webster 1951, 800, 909, 914, 922, 931, 1158, 1205, 1231, 1235 *Webster/Loomis 1951, 22, 50, 66, 82, 92, 112, 250, 406, 800, 825, 830, 899, 903, 905, 914, 918, 920, 921, 943, 946, 1024, 1071, 1076–1078, 1080– 1087, 1089–1091, 1093–1096, 1098– 1102, 1104, 1107–1111, 1114, 1115, 1117, 1118, 1120–1127, 1129–1141, 1145–1152, 1155, 1157, 1158, 1164, 1166–1170, 1173, 1176, 1180–1182, 1184, 1187–1189, 1191–1194, 1197, 1198, 1200–1202, 1206–1211, 1213, 1215, 1217–1225, 1227, 1228, 1230,
1388
Index
1233–1235, 1237, 1239, 1240, 1242– 1245, 1247, 1248, 1252, 1253, 1256– 1263, 1265, 1266, 1268–1270, 1272, 1274 *Wechssler 1898, 930 *Wegener 1927, 838–840 Weggabelung, 1122 *Wehrli 1969, 1004 *Wehrli 1997, 899, 906, 937, 1026, 1272 *Weigand, H. 1956, 921, 963 *Weigand, R. 1981, 1025, 1031 *Weinhold 1863, 898 *Weinhold 1897, 1101 *Weinhold, Mhd. Gramm., 18, 88, 94, 368, 854, 855, 857, 858, 860, 868–870, 872, 874, 877, 880, 882–884, 890 Weißer See, 1140, 1207 Welsches Buch (Vorlage), 900–903, 907, 914, 915, 916–924, 926, 930–937, 952– 954, 963, 977, 1003, 1009, 1010, 1025, 1038, 1040, 1051–1054, 1059, 1075, 1077, 1078, 1093, 1107, 1117, 1124, 1125, 1127, 1139, 1140, 1144, 1148, 1168, 1169, 1172, 1174, 1175, 1180, 1181, 1184, 1198, 1203, 1204, 1206, 1213, 1224, 1225, 1227, 1230, 1233, 1234, 1236–1239, 1242, 1244, 1248, 1251, 1259, 1267, 1272–1275 *Welz 1980, 981, 982, 991, 1189, 1213 *Welz 1981, 977, 978, 991 *Wennerhold 2005, 801, 803, 825, 904, 907, 927, 951, 963, 970, 982, 990, 993, 994, 999, 1014, 1025, 1028, 1029, 1037, 1039, 1041, 1044, 1056, 1059, 1061, 1063, 1064, 1066, 1072, 1215, 1273 Wertungen des ›Lanzelet‹, 908–916, 980, 991 *Weston 1897, 1201 *Weston 1901, 801, 909, 938, 939, 962, 963, 1058, 1080, 1082, 1086, 1089, 1096, 1100, 1107, 1142, 1144, 1145, 1147, 1148, 1150, 1159, 1186, 1198, 1199, 1206, 1215, 1224, 1231, 1238,
1251 *Weston 1902, 917, 921, 930, 939, 1141– 1144, 1212, 1238 *Weston 1906/09, 1101, 1235 *Weston 1923, 917, 1240 *Weston 1925, 1267 *WG, 1078, 1088, 1224 *Whitehead/Loomis 1959, 1085 Wie-Spannung, 1041, 1072, 1212 *Wieshofer 1995, 1085, 1087, 1096, 1189, 1245 *Wigal, 1060, 1073, 1075, 1077, 1087, 1096, 1114, 1118, 1133, 1135, 1137, 1138, 1146, 1153, 1165, 1183, 1185, 1188, 1192, 1193, 1206, 1210, 1212, 1217, 1218, 1227, 1241, 1248–1250, 1264, 1267, 1268, 1270, 1277, 1279 *Wigam, 1061, 1080, 1088, 1090, 1095, 1096, 1100, 1135, 1183, 1226 Wilde Leute, 1194 Wilder Ballen, 1260, 1261 *Wilh. v. Orl., 1064, 1100 *Wilhelm von Wenden, 1267 *Wilken 1817, 2, 533, 838 *Willehalm, 1028, 1060, 1079, 1090, 1095, 1096, 1100, 1102, 1110, 1128, 1177, 1263, 1267, 1268 *Willehalm/UvT, 1120, 1124, 1128, 1136, 1189 *Wilmanns 1901, 1153, 1188, 1192 *Wis 1984, 1193, 1218 *Wolf 1979, 929, 1021, 1024, 1071, 1109, 1216 *Wolf 1987, 982 *Wolfzettel 1973/74, 985 Wrnach, 1108, 1139 *Wulff 1885, 1181, 1257, 1263 Wurmgarte, wurmlage, 1128, 1206 *Wynn 1988, 906, 1204 *Yeandle 2001, 1038 *Yvain, 938, 1052, 1082, 1103, 1122, 1125, 1129, 1131, 1146, 1159, 1161, 1181,
*Wechssler 1898 – *Zwierzina 1904
1200, 1206, 1213, 1241, 1256, 1269 *Zacher 1875, 54 Zatzikhoven, 897–901, 1177, 1261 Zauberei, 1126, 1146, 1152, 1154, 1155, 1166, 1182, 1185, 1189, 1198, 1201, 1205, 1207, 1219–1221, 1230, 1231, 1233, 1238, 1239, 1243, 1245, 1251– 1253, 1265–1267 Zeitstruktur, 973 *Zellmann 1996, 92, 166, 196, 270, 438, 801, 825, 908, 927, 961, 977, 999, 1003, 1024, 1061–1063, 1066, 1074, 1078, 1079, 1082, 1088–1090, 1097, 1100, 1108, 1113–1115, 1117, 1119, 1122, 1127, 1145, 1152, 1154, 1156, 1157, 1164, 1170–1172, 1174, 1177– 1180, 1182, 1189, 1190, 1195, 1205– 1208, 1210, 1214, 1222, 1228, 1229, 1238, 1245, 1246, 1250, 1251, 1253, 1262, 1263, 1272, 1274, 1276, 1279 *Zellmann 2004, 1009, 1013, 1015 Zelt, wunderbares, 1188–1196
1389
*Zenker 1921, 1123, 1129, 1160, 1161 *Zenker 1926, 921, 930, 1081, 1082, 1144, 1160, 1200, 1207, 1211, 1224, 1233, 1238, 1242, 1251 Zeus-Kult, 950, 1092, 1162 Zezikon (Thurgau), 898 Ziklat, 1263 *Zimmer 1891, 1118, 1186 *Zimmermann 2004, 838–841 *Zingerle 1864, 1127, 1222, 1238, 1263 *Zips 1973, 1191 *Zips 1976, 1151 Zobel, 1268 *Zumthor 1994, 802, 1279 Zweikampf, 965, 975, 1050, 1104, 1130, 1135, 1136, 1177, 1178, 1199, 1206, 1209, 1211 Zwerg, 1097, 1224 *Zwierzina 1901, 858, 903, 924, 925, 1055, 1057, 1223, 1224, 1226, 1238, 1261 *Zwierzina 1904, 903, 924, 1055, 1132, 1223, 1234