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German Pages 662 [664] Year 2009
Ulrich von Zatzikhoven Lanzelet
Ulrich von Zatzikhoven
Lanzelet Text – Übersetzung – Kommentar Studienausgabe
Herausgegeben von
Florian Kragl
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 978-3-11-020546-6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. c Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Hansbernd Lindemann, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Für Susanna und Georg
VORWORT Bald nach Erscheinen der ›großen‹ zweibändigen Ausgabe des ›Lanzelet‹ Ulrichs von Zatzikhoven (2006) war – in Rezensionen, auf Tagungen, in Gesprächen – der Ruf nach einer preiswerten Studienausgabe laut geworden. Dazu war vor allem eines gefordert: Mut zur Kürze. Nur der mittelhochdeutsche Text und die Übersetzung sind, abgesehen von einigen Korrekturen, aus der ›großen‹ Ausgabe übernommen. Erheblich gestrafft sind der Stellenkommentar und die (aktualisierte und nun) Auswahlbibliographie, auf ein Minimum reduziert die Ausführungen zu Überlieferungslage und Editionsverfahren. Vollständig gelöscht sind die synoptische Transkription der Überlieferungszeugen, das philologische Beiwerk (Überlieferungskritik, Begründung des Editionsverfahrens, Handschriftenbeschreibungen, Sprachuntersuchungen), der Forschungsbericht, das Lesartenregister zu den Eigennamen und die Beilage-CD mit Abbildungen zur gesamten Überlieferung sowie einer ›unnormalisierten‹ Fassung der Edition. Neu verfasst ist ein Nachwort (›Zu Text und Ausgabe‹), in dem ich versucht habe, in Verquickung von Forschungsgeschichte und Textanalyse einige – nach meinem Dafürhalten – zentrale und auch, wie ich hoffe, weiter führende Probleme der ›Lanzelet‹-Forschung und -Interpretation darzustellen. Die üblichen Basisinformationen (Autor, Datierung etc.) sind in den Essay integriert. Das angehängte Aufbauschema soll die Orientierung im Text erleichtern. Die Studienausgabe ist keine verkappte Errata-Liste zur ›großen‹ Ausgabe. Sämtliche nötigen Korrekturen sind stillschweigend durchgeführt. Die wenigen Änderungen im mittelhochdeutschen Text betreffen hauptsächlich Probleme der Normalisierung, in seltenen Fällen auch die Zeichensetzung; sie sind für das Textverständnis allesamt irrelevant. Selten sind auch Modifikationen in den Apparaten unter dem mittelhochdeutschen Text. Zahlreich hingegen sind die Eingriffe in die neuhochdeutsche Übersetzung, die vor allem Tippfehler ausmerzen und sperrige Formulierungen in ein leichter lesbares Deutsch bringen sollen. Dass die Studienausgabe so bald nach Erscheinen der ›großen‹ Ausgabe und zu einem erschwinglichen Ladenpreis realisiert werden konnte, ist in erster Linie dem Engagement von Cheflektor Heiko Hartmann zu danken. Weiters gilt mein Dank zahlreichen Freunden und Kollegen, nicht zuletzt auch den Rezensenten der ›großen‹ Ausgabe. Ohne sie wären nicht nur viele Fehler stehen geblieben; auch das Überarbeiten des Kommentars wäre mir ohne ihren Rat um ein Vielfaches schwerer gefallen. Am tiefsten stehe ich wie immer in der Schuld Elisabeth Lamplmayrs. Sie hat den Weg dieses Buches auf Schritt und Tritt begleiten müssen. Gewidmet sei der Band meinen Eltern, ohne die es ihn nicht gäbe. München und Wien, im Sommer 2008
F. K.
INHALT
VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
INHALT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX
TEXT UND ÜBERSETZUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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ZU TEXT UND AUSGABE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Richtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Veni, vidi, basiavi Pathologisches Erzählen im ›Lanzelet‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Aufbauschema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
555
STELLENKOMMENTAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
557
VERZEICHNISSE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
625
1. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.1
Allgemeine Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
625
1.2
Abgekürzt zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Primärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
634
NAMENREGISTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
643
INDEX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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TEXT UND ÜBERSETZUNG
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Text und Übersetzung 1ra Swer rehtiu wort gemerken kan, der gedenke, wi ein wîse man hi vor bî alten zîten sprach, dem sît diu welt der volge jach. In dûhte der niht wol gemuot, der aller der liut willen tuot. den frumen hazzent ie die zagen – daz sol er mæzeclîchen klagen –, sît ez in an ir herze gât, sô sîn dinc wol ze sælden stât. Nuo hœrent, wi ich ez meine: er belîbet friunde aleine, swer nieman für den andern hât. ez ist mîn bet und ouch mîn rât, daz hübsche liut mich vernemen, den lop und êre sol gezemen. der hulde wil ich behalten und wil hi fürder schalten di bœsen nîdære. den fremde got ditz mære, des ich hie wil beginnen. si gânt doch schiere hinnen, swenne si daz liet hœrent sagen; si mügen kûme vertragen, daz eim ritter wol gelanc, der ie nâch stæten tugenden ranc. der was hübsch und wîs und bejagete manigen prîs wît in den landen an stolzen wîganden.
2r P
Dem sit de sit P ¶ fehlt P der welte willen P
zeselden W 2v P hortent P fruntlich P fúr die andern P
sol] wol P
hortent dis liet P
¶P Witten P
1–2 Die beiden Verse sind im Bild Alrams von Gresten im Kodex Manesse zitiert (311 r ): Sws | recht | wort | merch || en ka | ds ged | enche | wie 1 kan W rechts ausgeworfen nach V. 5. 11–20 Die zehn Reimpaare beschließen, bisweilen stark verändert, eine Sammlung von Reimpaarsprüchen (aus Freidank, Boner, dem Cato, Walther u. a.), die sich in der Sammelhandschrift Cod. Pal. germ. 355 (nordalem. mit zahlreichen schwäb. Wortformen, 15. Jahrhundert), fol. 13 r –15 r (die ›Lanzelet‹-Verse fol. 15 r ) findet (Ehrismann, G. 1911, Sp. 160; vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 115–117; Kantola 1982, S. 11; zur Hs. siehe Bartsch 1887, S. 103f.; Wilken 1817, S. 434f.; Miller 2007; sie enthält außerdem Werke von Peter Suchenwirt, dem Mönch von Salzburg, Hans Zukunft, Meister Altswert, Hermann von Sachsenheim, eine Zitatsammlung aus den Kirchenvätern, Rätsel, Lieder, Mären etc.). Da der Eintrag textkritisch irrelevant ist, beschränke ich mich auf einen Abdruck der Stelle; für die Abschrift danke ich Matthias Miller (E-Mail vom 5. Juli 2004): Ez ist sicher gemein | Er blibt gern allein || Wer niemen fur den andern hät | Ez ist min bett vnd och min Rät || Läß mich allen die verniemen | Den lob vnd Er wol zemen || Der selben huld wil ich behalten | Vnd hiefurder schalten || Die boesßen nider | Den fremde got disu mer || Amen 2 wiser Hagen 5 ¶ fehlt HaHagenPiper / dohte Hagen 6 lut Hagen 7–8 Doppelpunkt nach V. 7 und Komma nach V. 8 Ha. 16 HaPiper folgen P 17 ich wil Ha mit Verweis auf P in V. 1011, ebenso Piper 23 daz] diz Ha ditz Piper 29 wîten HaPiper 12 friunde aleine ist wörtlich wohl als ›einsam aller Freunde‹ zu lesen (vgl. Le I 523). 16 Zur Numerusinkongruenz (W) siehe Mhd. Gramm. § 341. 18 schalten als stv. ›stoßen, fortstoßen‹ zu lesen, wie BMZ II/2 78f. vorgeschlagen wird, halte ich für verfehlt; ich lese schelten swv. ›schelten‹ mit ë > a.
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Wer in der Lage ist, rechte Reden zu verstehen, der denke daran, wie ein weiser Mann damals vor langer Zeit sprach, dem die Welt seither zustimmte. Er hielt nichts von dem, der dem Willen aller nachkam. Den Tüchtigen hassen stets die Feigen – darüber soll er in Maßen klagen –, da es ihnen zu Herzen geht, wenn seiner Sache Glück beschert ist.
Nun hört, was ich damit meine:
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Er bleibt ganz ohne Freunde, wer keinen einem anderen vorzieht. Es ist meine Bitte und auch mein Rat, dass höfische Leute mich anhören, denen Lob und Ehre gut anstehen sollen. Deren Gunst will ich dauerhaft erwerben und ich will weiterhin die schwachen Neider schelten. Denen soll Gott diese Erzählung vorenthalten, mit der ich hier beginnen will. Sie entfernen sich ohnedies sogleich, wenn sie das Lied vorgetragen hören; sie können es kaum ertragen, dass ein Ritter guten Erfolg hatte, der immer nach beständiger Tugend rang. Der war höfisch und weise und erjagte so manchen Ruhm weithin in den Landen an stolzen Kriegern.
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Text und Übersetzung noch denn was im unbekant, wi er selbe was genant und welhes adels er wære, unz daz der helt mære geschuof mit sîner manheit, daz im sîn name wart geseit und dar zuo gar sîn künneschaft. ze tugenden hât er blüende kraft: der selbe sælige man ze laster nie muot gewan. 1rb Nuo lânt es iuch niht betrâgen, ich sage iu âne vrâgen, wi sîn gelæze wart bekant. Ein fürste was geheizen Pant, der was künic ze Genewîs. von manigen kriegen wart er grîs; der pflac er âne mâzen vil als maniger, der mê haben wil, dan im daz reht verhenge. daz enloufet doch niht di lenge; er gewinnet dicke widerslac. ditz was sîn sit, des er pflac: wan er des lîbes was ein degen, er wolt algelîche wegen beidiu arm und rîche in sîm künicrîche, di reht ze im solten suochen. Ern wolt niht geruochen, daz wider in ieman spræch ein wort, ern wære dâ ze stete mort. beidiu grâven und herzogen, die hât er alsô überzogen und kêrt an si sô grôzen zorn, daz den herren wol geborn der lîp wart vil swære. si wurden im gevære, wi si im den lîp gewunnen abe.
39 seilige W
40 zelaster W
38–40 HaPiper folgen P fehlt Ha 61 Ha folgt P
dem W denne was ime bekant P
3r P kvnne schaft W
Zuo tugenden hat er blumende craft, Der selbe selige man, Wanne er nÿe zuo laster muo t gewan. Initiale fehlt P frowen P ¶ fehlt P Genevis W künie zegenins P gins P one maze P manigen W doch fehlt P
wolte sy alle gliche P beidiu fehlt P solte P ¶ fehlt P enwolte ouch nit P Das ime wider spreche P zestete W Er enwere P
Grauen vnd hertzogen, 3v Die hat er also vberzogen, ... ... Das in der muo t waz swere.
62 vber zogen P
38 blüende HaPiper
44 ¶ fehlt Ha
54 woltes Ha
55 Ha folgt P
58 Ha folgt P / ¶
31 Konjektur mit PHa, HaA verweist auf Alex (V) 204 noh dan was er ein lutzil kint. noch denne = nochdan = dannoch adv. ›zur Zeit noch‹ (Le II 99; HaA) ist unproblematisch (vgl. Haupt, Sp. 108). 38 kraft stf. (hier) ›Menge, Fülle‹ (Le I 1702; vgl. V. 1267, 1716, 2411, 2885, 3240, 7779, 8396, 9125, 9254, 9411). 42 Lies vröuwen P? 43 gelæze ›Benehmen, Gebahren‹ (Le I 806; BMZ I 953 mit Verweis auf die Stelle). 66 gevære adj. ›heimlich nachstellend, hinterlistig, feindselig‹ (Le I 956; BMZ III 267 mit Verweis auf V. 3324).
31–67
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Da war ihm noch nicht bekannt, wie er selbst hieß und von welcher Geburt er wäre, bis dass es der berühmte Held durch seine Mannheit schaffte, dass ihm sein Name und auch seine Abstammung vollständig gesagt wurden. Er hatte eine blühende Menge an Tugend: Diesem glücklichen Mann kam nie das Laster in den Sinn.
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Er hatte eine blühende Menge an Tugend, dieser glückliche Mann, weil ihm das Laster nie in den Sinn kam.
Nun lasst es euch nicht verdrießen,
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ich erzähle euch ohne viel Fragen, was es mit ihm auf sich hatte. Ein Fürst hieß Pant, der war König in Genewis. Von vielen Kriegen war er grau geworden; von denen führte er übermäßig viele wie viele andere, die mehr haben wollen, als ihnen das Recht zugesteht. Das ist aber auf Dauer nicht möglich; er muss oft einen Rückschlag einstecken. Das war seine Lebensart, der er sich angenommen hatte: da er vom Körper her ein Degen war, wollte er in seinem Königreich Arme wie Reiche, die seiner Rechtssprechung unterstanden, ganz auf dieselbe Art behandeln. Er duldete es nicht, dass irgendjemand gegen ihn sein Wort erhob, ohne diesen sogleich zu töten. Grafen wie Herzöge, die hatte er so überfahren und begegnete ihnen mit so großem Zorn, dass den hochgeborenen Herren das Leben sehr beschwerlich wurde. Sie überlegten heimlich, wie sie ihm das Leben abgewinnen könnten.
Grafen und Herzöge, die hatte er so überfahren, ... ... dass ihr Gemüt bedrückt war.
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Text und Übersetzung si liezen zervliezen gar ir habe und lebten jæmerlîche, die ê des wârn rîche. Vil strenge was des küniges lîp. nuo hât er ein schœnez wîp, stæt und dêmüete. mit wîplicher güete verzart siu manic pîne. ir nam hiez Klârîne. siu het ir dinc sô wol brâht, daz ir zem besten wart gedâht von rittern und von vrouwen. hie sol man wunder schouwen: 1va die ir man des tôdes gunden, di dienten ir, swâ si kunden, wan siu niht wan êren gerte. daz der künic sô lange werte, daz kom von ir milticheit. Nuo gewan diu vrouwe gemeit ein kint, daz maniger sælde wielt. ân ammen siuz selbe behielt in ir kemenâten, dâ wart ez wol berâten. ouch wart ez selten enblanden, mit schœner vrouwen handen wart ez dicke gewaget. im wart daz gewîssaget, daz ez würde ein wîgant. des fröute sich der künic Pant. Als uns dir von ist gezalt, daz kint wart eins jârs alt und neiz wie maniger wochen, dô hâten sich besprochen di erzürneten knehte,
zerflischen W schliffen P edes W hette P
Clarˆyne W clarine P Die hat P Daz es ir alles zu dem P
ir nvo des P ir wz sy P
¶ fehlt P seilde W selden P An ammin so es P wares P Ouch was nicht enplanden P er P
Jn waz das gewissagit, ... er P kunigpant P ¶ statt Initiale P ist vor gezalt P Dz dz kint P
Die ir hurndin guo tte knechte P
101 ir hurndin P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 471, 501, 1295, 2376, 3218, 3609, 4007, 4107, 4541, 4726, 5171, 5221, 5330, 5498, 5720, 5761, 5822, 8994; vgl. Anm. zu V. 777; Hannink, S. 19). 68 slîfen Ha 76 Clârîne Ha 77 sô vollebrâht Spr mit Verweis auf V. 7815, vgl. Hannink folgt P 91 ez] inz La (Ha) 94 Ha folgt P 97 ist vor gezalt Ha
86 ¶ fehlt Ha
87 Ha
68 zervliezen tr. ›zergehn machen‹ (Le III 1092f.; BMZ III 49 mit Belegen mit metaphorischer Bedeutung). 75 verzerten swv. ›verweichlichen, verzärteln, lindern, senften‹ (Le III 318; BMZ III 851; La) 88 An P spricht gegen die obige Lesung. Ist etwa an ammen ›als Amme‹ zu lesen? Die Wendung scheint jedoch mhd. nicht belegt (BMZ I 38–40; Le I 57). 91 ez ist wohl auf das Kind zu beziehen. Die Konjektur von La ändert den Bezug, er paraphrasiert: ouch verdrôz si (schœne vrouwen) des nie. / enblanden stv. ›lasse es mir oder einem mühselig werden, mache zur Arbeit‹ etc. (Le I 545 mit Verweis auf die Stelle; BMZ I 197–200 mit Verweis auf V. 2087, 2472). 94 Die verallgemeinernde Lesung von P scheint sinnvoller, doch könnte auch auf den König (V. 96) oder das Kind Bezug genommen werden.
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Sie ließen ihren Besitz völlig zerfließen und lebten jämmerlich, die zuvor reich gewesen waren.
Der König war sehr streng. Nun hatte er eine schöne Frau, aufrichtig und demütig. Durch weibliche Güte zerstreute sie manches Leid. Ihr Name war Klarine. Sie hatte es erreicht, dass Ritter und Damen das Beste von ihr dachten. Hieran kann man ein Wunder sehen: Die ihrem Mann den Tod vergönnten, die dienten ihr, wo immer sie konnten, da sie auf nichts als auf Ehre bedacht war. Dass der König so lange blieb, das kam von ihrer Mildtätigkeit. Nun bekam die fröhliche Herrin ein Kind, das über viel Glück verfügte. Ohne Amme hütete sie es selbst in ihrer Kemenate, wo es gut umsorgt wurde. Auch wurde es selten zur Belastung, mit schönen Frauenhänden wurde es oft gewiegt. Ihm wurde prophezeit, dass es ein Krieger werden würde. Darüber freute sich der König Pant. Wie uns davon berichtet ist,
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wurde das Kind ein Jahr und ich weiß nicht wie viele Wochen alt, als sich die wütenden Untertanen verschworen hatten,
Ihnen war prophezeit, ...
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Text und Übersetzung di der künic hielt unrehte in swacher handelunge. ein mehtige samenunge gewunnen si mit listen, daz ez di nienân wisten, di den künic solten warnen. dô muost er harte garnen, daz er si sô sêre vilte mit sîm herschilte und in di mâge het erslagen. si gewunnen ein mehtic magen und riten in offenlîchen an. des engalt, ders frumen nie gewan. ze schaden und ze schanden herten si und branden dem künige manic dorf guot. Nuo het er ein heimuot, ein schœne burc bî dem mer. di belac daz kreftiger her, 1vb wan er in dar ûf erspehet was. der liute lützel dô genas, di si in der vorburc funden; si tâten manige wunden den alten zuo den kinden; si enwolten niht erwinden, ê si sie gar ersluogen, wan si riuwic herze truogen. Der künic wart erværet. dô wart daz wort bewæret: er belîbet dicke sigelôs, swer di sîne verkôs. Er was ze grimme an sînen siten, dâ von wârn im entriten di ritter alle gemeine. er beleip vil nâhe aleine, wanne sîne burgære; di wâren helde mære.
behielt P machage P niene P
sô fehlt P her schilte W Vnder in P mahtige magn W machte P
zeschaden W zeschanden W Sy hordin P 4v P ¶ fehlt P habint ir P der creftige heres P verspehet P dô fehlt P inder W
riwe W Initiale fehlt P ir neret P diß wort P
zegrimme W ¶ fehlt P do W Do P werent P
Wame P
115–116 vertauscht P 106 Ha folgt P
118 ¶ fehlt Ha
120 daz kreftige her Ha
130 Ha folgt P
133 ¶ fehlt Ha
103 handelunge stf. ›Behandlung, Aufnahme, Bewirtung‹ (Le I 1167 mit Verweis auf die Stelle). 109 villen swv. ›geiseln, schinden, peinigen‹ (Le III 350; BMZ III 294 mit Verweis auf die Stelle). 110 herschilt stm. ›Heerschild, Heerbann‹ (Le I 1263 mit Verweis auf die Stelle). 112 magen stm. ›Kraft, Macht; Menge‹ (BMZ II/1 8 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2006 mit Verweis auf V. 1241). 120 kreftiger] Der Komp. wirkt ungewöhnlich, ist aber im impliziten Vergleich mit den unterlegenen Belagerten durchaus denkbar. 129 erværen swv. (hier) ›bringe außer Fassung, erschrecke‹ (BMZ III 268 mit Verweis auf die Stelle; Le I 688; vgl. Anm. zu V. 2864).
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die der König unrechtmäßig schlecht behandelte. Schlau versammelten sie eine große Streitmacht, ohne dass es jene bemerkten, die den König hätten warnen sollen. Da musste er bitter bezahlen, dass er sie so sehr mit seinem Heerschild geschunden und ihnen die Verwandten erschlagen hatte. Sie versammelten ein mächtiges Heer und griffen ihn offen an. Das musste büßen, wer nie einen Nutzen davon gewonnen hatte. Dem König zu Schaden und Schmach verheerten und brannten sie viele gute Dörfer.
Nun hatte er eine Zuflucht, 120
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eine schöne Burg am Meer. Das kräftigere Heer (der Aufständischen) belagerte sie, weil sie ihn dort ausgeforscht hatten. Wenige von den Leuten überlebten, die sie in der Vorburg fanden; sie verwundeten viele Alte und Kinder; sie wollten nicht davon ablassen, ehe sie sie (die Einwohner) völlig erschlagen hatten, da sie (die Angreifenden) im Herzen bekümmert waren.
Der König geriet außer sich. 130
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Da bewahrheitete sich das Sprichwort: Wenn einer die Seinigen vernachlässigt, bleibt er oft sieglos. Er war seiner Art nach zu unfreundlich, deshalb hatten ihn alle Ritter zusammen verlassen. Er blieb fast ganz alleine, abgesehen von den Einwohnern seiner Burg; die waren berühmte Helden.
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Text und Übersetzung si werten wol ir vesten, wan si mit den gesten durch nôt muosen strîten. diu burc was ze allen sîten vaste besezzen; dô tûret in daz ezzen. ouch heten si vil kleinen trôst, daz si würden erlôst von deheim lande. daz schuof des küniges schande. Er lie sich kûme dringen und wolte sunderlingen und eine belîben dâ vor. di vînde giengen an daz tor und hiuwen ez vaste der nider, wan si ahten kleine dâ wider, daz man si warf und schôz. dô wart ein sperwehsel grôz under der porte. manic man den tôt bekorte, der wol het gevohten. di burgære, di en mohten 2ra sich niht erwern der geste: si drungen in di veste und gemischten sich an der stunt. Dô wart der künic Pant wunt und di sînen meistic erslagen. dô huop sich wuof und klagen, wan diu burc was gewunnen. Nuo het der künic einen brunnen zwischen der burc und dem sê; dar îlt er, wan im was wê. sam im gienc diu künigîn, diu truoc niht wan daz kindelîn. Nuo begund er sich sô missehaben, daz in diu vrouwe muose laben. als er getranc, dô was er tôt. diu küniginne het grôze nôt
149 s in lies und rn in kvrne W sind unsicher, Deu liest kume
Sy˙ wertent wol ir veste Vnd datin do daz beste, Wanne sy müssent durch not stritten. 5r P
geschuff P lies kvrne W Initiale fehlt P und] Er P do W vigande gingent vntz an P do W
tôt] doth P burge P der] die P Die drungent P gemisten W gemistin P ¶ fehlt P sich huffen vnd P ¶ fehlt P Der kunig hatte P 5v P Inzwuschent P ilter denne ime P Sant ime gie P daz] ir P ¶ fehlt P Do begunde P
kunigin P
176 P hat den Vers zweimal untereinander
139–141 Hannink folgt P 139 La erwägt veste : an/wider die geste 144 tiuret Ha 146 wurden Ha P 163 gemisten Ha 164 ¶ fehlt Ha 168 ¶ fehlt Ha 173 ¶ fehlt Ha 176 Ha folgt P
162 Ha folgt
139 veste W ist hier gegen den mhd. Gebrauch swf. (BMZ III 274f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; vgl. auch den Konjekturvorschlag von La und P, der Hannink folgt). 163 gemissen swv. ›missen, vermissen‹ (Le I 847) gibt wenig Sinn, eher ist an (ge)mischen swv. ›die Kämpfenden geraten untereinander‹ (Le I 2160) zu denken.
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Sie verteidigten ihre Festung gut, weil sie aus Not mit den Eindringlingen kämpfen mussten. Die Burg war von allen Seiten dicht belagert; da waren ihnen Nahrungsmittel teuer. Auch hatten sie kaum Hoffnung, dass sie von irgendeinem Land erlöst würden. Daran war das schändliche Verhalten des Königs schuld.
Er ließ sich kaum bedrängen (nicht mit sich reden) 150
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und wollte alleine und als einziger davor (vor der Burg) bleiben. Die Feinde erreichten das Tor und zerschlugen es gewaltig, denn sie kümmerten sich wenig darum, dass man sie bewarf und beschoss. Da kam es in der Pforte zu einem großen Lanzenwechsel. Viele Männer fanden den Tod, die gut gefochten hatten. Die Einwohner der Burg, die konnten sich nicht gegen die Eindringlinge wehren. Sie drangen in die Festung und stürzten sich sogleich ins Kampfgetümmel. Dabei wurde der König Pant verwundet und die meisten der Seinen erschlagen. Da erhob sich Klagen und Jammer, weil die Burg eingenommen worden war. Nun besaß der König einen Brunnen zwischen der Burg und dem See; dorthin eilte er, weil er verletzt war. Mit ihm ging die Königin, die nichts bei sich trug als das Kindchen. Nun ging es ihm so schlecht, dass ihn die Herrin laben musste. Als er getrunken hatte, starb er. Die Königin war in großer Bedrängnis
11 Sie verteidigten ihre Festung gut und gaben dabei ihr Bestes, denn sie mussten aus Not kämpfen.
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Text und Übersetzung und nam des kindes goume. si vlôch zuo eim boume und wânt dô sîn al eine. Dô kom ein merfeine mit eim dunst als ein wint. siu nam der künigîn daz kint und fuort ez mit ir in ir lant. daz sâhen di vînde zehant. di vrouwen si geviengen, in di burc si wider giengen mit bluotigen swerten und tâten, swes si gerten. Ist ez iu liep an dirr stunt, sô tuon ich iu vil schiere kunt, war daz kint ist bekomen. ez hât ein vrouwe genomen, ein wîsiu merminne, diu was ein küniginne baz danne alle, di nuo sint. Siu hete zehen tûsint vrouwen in ir lande, dern keiniu bekande man noch mannes gezoc. si heten hemede und roc 2rb von pfeller und von sîden. ich enwil daz niht vermîden, ich ensage iu für wâr, ir lant was über allez jâr alse miten meien gebluot. ouch was der vrouwen heimuot schœne, wît und lanc, und wünneclich der învanc. der berc was ein kristalle,
mer feˆyne W merfine P Initiale statt ¶ P dienste P
vînde] jugende P
bluo tigem P wz P Initiale fehlt P ist] wz P 6r P hette P merinne W
¶ fehlt P Siv W Der nuo keine P
pfellar W daz] es P ˙ wart W Ich sage uch das furwar P mitan W Also in dem meyen P hein mvt W Nuo wz P heim muo t P in vanc W
180 davor Zwischentitel P: Wie ein mermynne kam Vnd der kunigin pantz | frowen ir kint nam by dem burnen vnd es en | weg fuo rte 196 ¶ fehlt in W wohl aus Platzgründen (I-Initiale). 179 dâ Ha
180 ¶ fehlt Ha
196 ¶ fehlt Ha
198 der keiniu Ha
203 iu daz für Ha
177 goume (stf. ›prüfendes Aufmerken‹) nemen mit Gen. ›Acht worauf haben‹ (alles Le I 1061f.; vgl. Anm. zu V. 2929). 181 Pérennec, S. 48 hält auch P für möglich, da die Meerfee ja Hilfe bringt. Allerdings wäre dann m. E. unbedingt artikelloses Subst. zu erwarten (mit dienste), weshalb ich keinen Paralleltext setze. Es liegt entweder eine simple Verschreibung vor oder eine dialektale Nebenform zu dunst (Schwäb. Wb. II 471; vgl. Pé, S. 53, Anm. 5, der sich nicht festlegt). 193 merminne ›Meerweib‹ (BMZ II/1 186 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3585; Le I 2115). merin- findet sich noch W, V. 3585 und P, V. 6150, 6181, 6195; es überwiegen die Formen von merm-: W, V. 4933, 5767, 6195; P, Zwischentitel vor V. 180, 193, 3586, 4933, 5767; S, V. 3586; Konjektur nach der häufigeren Form. 199 gezoc stnm. hier wohl ›Rüstung und Kleidung des Ritters, apparatus bellicus‹ (BMZ III 934 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 109] sowie auf V. 3271), freier: ›Aufmachung‹. 201 Die Formen von phellel ›ein feines kostbares Seidenzeug‹ (Le II 235) wechseln in W; vgl. V. 4815, 5690, 8390, 8482.
177–209
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und sorgte sich um das Kind. Sie floh zu einem Baum und glaubte dort alleine zu sein. Da tauchte eine Meerfee aus dem Dunst auf wie der Wind. Sie nahm das Kind der Königin und führte es mit sich in ihr Land. Das sahen die Feinde sofort. Sie ergriffen die Dame, gingen mit blutigen Schwertern wieder zurück in die Burg und taten, wonach ihnen der Sinn stand.
Wenn es euch jetzt beliebt, 190
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dann verkünde ich euch gleich, wohin das Kind gekommen war. Es hatte eine Dame genommen, eine weise Meerfee, die war eine bessere Königin als alle, die es heute gibt. Sie hatte 10.000 Damen in ihrem Land, von denen keine einen Mann oder die Aufmachung eines Mannes kannte. Sie trugen Hemden und Röcke aus verschiedenen Seidenstoffen. Ich will nicht darauf verzichten, euch mit Wahrheit zu sagen, dass ihr Land das ganze Jahr über in Blüte stand wie mitten im Mai. Auch war das Zuhause der Dame schön, weit und lang, und die Einfriedung war herrlich. Der Berg war ein Kristall,
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Text und Übersetzung sinewel als ein balle, dar ûf stuont diu burc vast. si vorhten keinen vremden gast noch deheines küniges her. umb daz lant gie daz mer und ein mûre alsô starc, daz nieman wære alsô karc, der imer des gedæhte, daz er iht lebendes dar über bræhte, wan dort, dâ diu porte was, daz was ein herter adamas; dâ wâren si âne vorhte. swer di burc worhte, der zierte si mit sinnen. siu was ûzen und innen von golde als ein gestirne. dehein dinc wart dâ virne innerthalp dem burcgraben; der ez hundert jâr solt haben, ez wære ie ebenschœne. dâ wart ouch nieman hœne von zorn noch von nîde. di vrouwen wârn blîde, di dâ beliben wonhaft. di steine heten solhe kraft, di an daz hûs wârn geleit, daz man uns der von seit, swer dâ wonet einen tac, daz er niemer riuwe pflac und imer vrœlîche warp biz an di stunt, daz er irstarp. 2va Nuo wuohs ân alle schande daz kint in dem lande mit vröude, âne riuwe. er muose sîn getriuwe, hübsch und wol gemuot. daz hiez in diu vrouwe guot, diu in vil êren lêrte. an spot er sich niht kêrte,
212 gaste W
213 heres P
218 Ha folgt P
als] sam P vaste W
Sy envorchte keinen frömden gast Noch dekeines kuniges her.
also ein karg P
... Daz er icht der vber brechte, ... do WP 6v Do waz ein heitir P do W one worchte P vssenan P do W Ein kein ding wart da P
eben schone W do W Do P enwart P
do W
do WP nyemer gepflag P gewarp P Vntz P Initiale fehlt P wuo chsen alle P freuden P
7r P niene P
218 deß W] eß ist unklar, eventuell ist dez mit Korrektur zu daz zu lesen
230 enwart Ha
240 Ha folgt P
243 Ha folgt P
210 Die breiten Ausführungen bei HaA zu bal, balle sind überflüssig, es ist einfach der ›Ball‹ gemeint (vgl. Haupt, Sp. 109). 222 one P ist wohl aus V. 221 herabgekommen. 226 virne adj. ›alt‹ (BMZ III 302 mit Verweis auf die Stelle; Le III 366). 230 hœne adj. pass. ›verachtet‹ (Le I 1333f. mit Verweis auf die Stelle). 232 blîde adj. ›froh, heiter, freundlich‹ (Le I 307).
210–248 210
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rund wie eine Kugel, darauf stand die befestigte Burg. Sie fürchteten weder einen fremden Eindringling
Sie fürchtete weder einen fremden Eindringling noch das Heer irgendeines Königs.
noch das Heer irgendeines Königs. Um das Land herum war Meer und eine so feste Mauer, dass niemand so listenreich gewesen wäre, dass er einen Weg gefunden hätte, irgendetwas Lebendiges darüber zu bringen, ... irgendetwas darüber zu bringen, ... außer an der Stelle, wo sich die Pforte befand, die ein starker Diamant war; dort lebten sie ohne Furcht. Wer immer die Burg errichtet hatte, der hatte sie klug ausgestattet. Sie war außen und innen aus Gold wie ein Gestirn. Innerhalb des Burggrabens alterte nichts; auch wann man es (ein Ding) dort 100 Jahre behalten würde, würde es immer gleich schön bleiben. Dort wurde auch niemand aus Zorn oder aus Hass verachtet. Die Damen waren heiter, die dort wohnten. Die Edelsteine, die an das Haus gelegt waren, hatten eine solche Kraft, dass man uns davon berichtet, dass, wer dort auch nur einen Tag wohnte, niemals mehr Kummer litt und stets fröhlich lebte bis zu der Stunde, in der er starb.
Nun wuchs das Kind
245
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in dem Land in Freude ohne alle Schande oder Kummer auf. Er (der Bub) musste treu, höfisch und guten Mutes sein. Das befahl ihm die gute Herrin, die ihn viel Anstand lehrte. Um leichtfertige Späße kümmerte er sich nicht,
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Text und Übersetzung als ungeslaht liute tuont. als schiere dô er sich enstuont, waz guot was und wol getan, zuo den vrouwen muos er gan. di heten sîn grôzen schimpf. dô sach er manigen gelimpf, wan si alle hübsch wâren. Si lêrten in gebâren und wider di vrouwen sprechen. ern wolt nie gerechen deheinen wîplichen zorn, wan er von adel was geborn. ze mâze muos er swîgen. harpfen und gîgen und allerhande seiten spil, des kund er mê danne vil, wan des was dâ lantsit. di vrouwen lêrten in dâ mit baltlîche singen. er was an allen dingen bescheiden und sælden rîch. der vrouwen wunschte iegelich, daz er si solte minnen; moht er ir niht gewinnen, daz enwânt ir keiniu sîn ungefuoc, wan er was hübsch und kluoc. Durch des juncherren bete diu vrouwe frumeclîche tete, wan er si dûhte munder. Siu besant merwunder und hiez in lêren schirmen. dô enwolt er nie gehirmen, 2vb ê im niht dar an war. ouch muost er loufen die alebar
vngeslachtes lúte P
sacht er P ¶ fehlt P ime P Er enwolte P
mere P do W Wanne es wz da P do W lerte P haltecliche P seilden W wnschste W wuste P
... Daz sy in solte mynnen; Mochte ers gewinnen, Daz meynde dekein sin vngefug, 7v Wanne der waz kundig genuo g. hette P mer wunder W ¶ fehlt P nicht P louffen allabar P
273 enwent in kein W / vıgefug P ist wohl durch Zusammenrückung von n und g entstanden; eventuell o über zweitem u 254 dâ Ha folgen P
256 ¶ fehlt Ha
265 Ha folgt P
273 daz enmeinde enkein Ha
278 ¶ fehlt HaPiper
282 HaPiper
254 gelimpf stm. ›angemessenes, artiges Benehmen‹ (Le I 817f.; vgl. V. 818, 6077). 273 W ist offensichtlich verderbt, eventuell ist – abweichend von P – mit den obigen kleineren Konjekturen (vgl. V. 179) zu lesen: ›das hielt keine von ihnen für seine Unhöflichkeit‹ oder ›das schien keiner von ihnen eine Unhöflichkeit zu sein‹. 277 munder adj. hier ›lebhaft, aufgeweckt‹ (BMZ II/1 232f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 2229). Oder ist an ›mündig‹ zu denken? 279 schirmen swv. hier wohl ›fechten überhaupt‹ (BMZ II/2 162 mit Verweis auf die Stelle). 280 gehirmen swv. ›ruhen, ablassen‹ (BMZ I 691 mit Verweis auf die Stelle; Le I 790). 282 alebar = barre stf. ›ein ritterliches Spiel, Wettlaufspiel‹ zu jouer aux barres ›spielen in/mit Schranken‹ (Le I 131 mit Verweis auf die Stelle; BMZ I 5; vgl. Haupt, Sp. 106; Suolahti 1915; Suolahti 1929a, S. 10). Es ist nicht zu entscheiden, ob die bar, a le bar oder anderes zu setzen ist, ich bleibe daher bei der Überlieferung.
249–282
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wie es ungeschlachte Leute tun. Sobald er begriff, was gut und recht war, musste er zu den Damen gehen. Die trieben mit ihm viele Scherze. Da sah er viel gutes Benehmen, weil sie alle höfisch waren. Sie lehrten ihn, sich richtig zu verhalten und Gespräche mit Damen zu führen. Er wollte niemals irgendeinen weiblichen Zorn (Tadel) vergelten, weil er von adliger Geburt war. Maßvoll musste er schweigen. Das Spiel auf der Harfe und auf der Geige und allerhand Saitenspiel, von dem beherrschte er mehr als genug, denn das war dort Landsitte. Die Damen lehrten ihn außerdem, kühn zu singen. Er war in allen Sachen unterrichtet und reich an Glück. Eine jede der Damen wünschte, dass er sie lieben sollte; ... dass sie ihn lieben würde; wenn er sie nicht gewinnen konnte, konnte er sie gewinnen, so hielt das keine von ihnen für schlechtes Benehmen, bedeutete das nicht sein schlechtes Benehmen, denn er war höfisch und klug. denn er war schlau genug.
Um der Bitte des jungen Herrn willen setzte die Dame eine tapfere Handlung, weil er ihr aufgeweckt vorkam. Sie sandte nach Meerwundern und befahl, ihn im Kämpfen zu unterrichten. Da wollte er nicht eher ruhen, als bis ihm dabei nichts mehr misslang. Auch musste er in einem ritterlichen Spiel laufen
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Text und Übersetzung und ûz der mâze springen und starclîche ringen, verre werfen steine, beidiu grôz und kleine, und die schefte schiezen – in enwolt niht verdriezen, swaz er vor hôrte sagen –, birsen, beizen und jagen und mit dem bogen râmen. di von dem mer kâmen, di tâten in behenden. Er was an allen enden wîse und manhaft, wan daz er umb ritterschaft enwiste ditz noch daz, wan er ûf ros nie gesaz; harnasch er niht bekande. er wart in dem lande fünfzehen jâr alt. dô gerte der helt balt urloubes ze sîner vrouwen. er wolt gerne schouwen turnieren und rîten und kund ouch gerne strîten. Nuo er urloubes bat, dô fuoget er sich an solhe stat, diu im dar zuo tohte, daz er wol sprechen mohte wider sîn vrouwen, di künigîn. ›Nuo lânt ez mit iuwern hulden sîn‹, sprach er, ›wes ich vrâge, und zeigent mir mîne mâge, wan ich enweiz, wer ich bin. di zît hân ich vertriben hin, daz ich mich es innenclîche schamen – ich en weiz niht mînes namen. wizzent wol, daz ist mir leit!‹
massen P stetteclichen P werfen] wer sin P beidiu fehlt P Jn mochte P
byhende P ¶ fehlt P in allin ende P
Enwuste weder diß P erkantte P 8r P zesîner W vnd in stritten P ritten P ¶ statt Initiale P vrlobes hat vnd bat P fuo get sich P
¶ und ez fehlen P
schame W schamen P name W enkenne P namen P Wissent ir es wol P
318 davor zusätzliche Zeile P: Vnd dine manigualtige not; vgl. V. 322. 286 HaPiper folgen P 294 ¶ fehlt HaPiper 297 HaPiper folgen P fehlt Ha 317 deich mich es inneclich muoz schamen Hannink, S. 56
303 urloubes sîner Ha
312 Ha folgt P / ¶
291 râmen swv. ›zielen‹ (Le II 337f.; vgl. Anm. zu V. 6362). 303 urloup (nemen etc.) ze ist durchaus normalmhd. (BMZ I 1017f.), vgl. HaA, der die (metrischen) Beweggründe für den Eingriff darlegt. 317–318 Konjektur mit Ha, da name mhd. nur swm. (BMZ II/1 305; Le II 30f.). Zur 1. Sg. auf -en siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 367 (im Bair. und Alem.); Alem. Gramm. § 339; Bair. Gramm. § 280; Mhd. Gramm. § 240, Anm. 1 (im Md., besonders im Mfrk., und im Westalem.).
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und außergewöhnlich springen und kräftig kämpfen, Steine weit werfen, große und kleine, und die Schäfte schleudern – ihn konnte nichts verdrießen, was immer er zuvor hatte sagen hören –, auf die Pirsch gehen, mit Beizvögeln jagen, auf die Jagd gehen und mit dem Bogen zielen. Die vom Meer kamen, die machten ihn behände. Er war in jeder Hinsicht klug und mannhaft, außer dass er noch nichts von Ritterschaft wusste, weil er noch nie auf einem Ross gesessen war; Rüstung kannte er nicht. Er wurde in dem Land 15 Jahre alt. Dann verlangte der kühne Held Abschied von seiner Herrin. Er wollte gerne Turnieren und Reiten kennen lernen und wollte auch gerne kämpfen.
Als er um Abschied bat, da wartete er auf eine Gelegenheit, die es ihm ermöglichte, dass er angemessen mit seiner Herrin, der Königin, sprechen konnte. ›Nun nehmt es im Guten auf‹, sprach er, ›was ich frage, und zeigt mir meine Verwandtschaft, denn ich weiß nicht, wer ich bin. Ich habe meine Zeit so hingebracht, dass ich mich im Innersten dafür schäme – Ich weiß meinen Namen nicht. Seid versichert, das ist mir leid!‹
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Text und Übersetzung Si sprach: ›ern wirt dir nimer geseit.‹ 3ra ›durch waz? wer ist der, der ez iu verbot?‹ ›min schamen und mîn manicvalt nôt.‹ ›di tuont mir kunt, swi groz si sint.‹ ›dar zuo bist du noch ze kint, du enkanst dich schaden niht bewarn.‹ ›Sô lânt mich ungenant varn, mîn nam wirt mir wol irchant.‹ ›du muost ê gewinnen oberhant an dem besten ritter, der ie wart.‹ ›den nennent mir, waz sol daz gespart?‹ ›Er ist genant Iweret von dem Schœnen Walde, Behforet, sîn burc heizet Dôdône. daz ich dirs imer lône, sô rich, daz er mir habe getân; und sîst sicher sunder wân, daz dich dîn name wirt verswigen, du en müezest ê an im gesigen. du vindest in, bistu frome. got gebe, daz ez dir wol bekome, wan sîn manheit ist sô grôz, ich enweiz nienân sînen genôz. er treit in allen vor daz zil, den besten, als ich wænen wil.‹ Der junge sprach: ›des hab ich nît. bereitent mich, dêst an der zît, wan sich mîn muot ze im weget, und sagent mir, waz ir guotes meget.‹ Dô diu künigîn daz bevant, daz er gerne rûmte daz lant durch niht wan umb êre, dô gewan im diu vrouwe hêre ein vil zierlichez marc, daz was rosch und starc, dar ûf er moht ervolgen,
¶ fehlt P er P nicht P durch waz fehlt P der der] er der P
›Min schamen vnd din manigualtige not.‹ zechint W ¶ fehlt P 8v P egewinnen ober hant W gewunnen die obern hant P nemment W nemmet P daz] es P ýweret W juert P Initiale fehlt P beforet W walde in bechoferet P Dodône W sîn] Ein P dodone P hat P sicher sunder] des sicher P wirt] wart P
wol kome P also P nyender P Daz zil den besten also sich P ¶ fehlt P han ich nicht nit P muo t hin zuo P Initiale fehlt P daz fehlt P rurmde P vmb] durch P zuo erliches P
9r ... Daz was stuff vnd starck, ... mochte er ervolgen P
347–348 vertauscht P 320 ¶ fehlt Ha 321 der der ez] derz Ha 322 scham und manecvaltiu nôt La / Hannink folgt P mit Verweis auf V. 325; ebenso Pérennec, S. 49; Pé, S. 59, Anm. 9 326 ¶ fehlt Ha 330 sol daz] solz Ha 331 Initiale fehlt Ha 332 schœnen walde Beforet Ha 336 sîst des sicher Ha 342 Ha folgt P 345 ¶ fehlt Ha 347 Ha folgt der Versfolge von P 348 swaz Ha 350 zweites daz] dez Ha 352 diu hêre Ha 354 Hannink folgt P 338 Erwägenswert wäre im angesigen. 354 rosch adj. ›schnell, behände‹ (BMZ II/1 556 mit Verweis auf die Stelle; Le II 489f.). / stüef adj. ›gerade, fest, stark‹ (Le II 1263).
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Sie sprach: ›Er wird dir niemals gesagt.‹ ›Weshalb? Wer ist der, der es euch verboten hat?‹ ›Meine Schmach und meine große Besorgnis.‹
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›Meine Schmach und die vielen Gefahren, denen du ausgesetzt bist.‹
›Die sagt mir, egal wie groß sie sind.‹ ›Dazu bist du noch zu klein, du kannst dich nicht vor Schaden bewahren.‹ ›Dann lasst mich ohne Namen ausziehen, mein Name wird mir sicher bekannt werden.‹ ›Du musst zuerst den besten Ritter überwinden, den es je gab.‹ ›Den nennt mir; was nützt es, wenn man es aufschiebt?‹ ›Er wird Iweret von dem Schönen Wald, Behforet, genannt, seine Burg heißt Dodone. Räche, was er mir angetan hat, damit ich es dir auf immer vergelte; und du kannst völlig sicher sein, dass dir dein Name verschwiegen bleibt, wenn du ihn nicht zuerst besiegst. Du findest ihn, wenn du tapfer bist. Gott gebe, dass du mit ihm fertig wirst, denn seine Mannheit ist so groß, dass ich nirgends seinesgleichen weiß. Er übertrifft sie alle, selbst die besten, wie ich glaube.‹ Der junge sprach: ›Das macht mich rasend. Rüstet mich aus, dazu ist es an der Zeit, weil es mich zu ihm hinzieht, und sagt mir, was ihr an guten Ratschlägen habt.‹
Als die Königin verstanden hatte, 350
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dass er gerne und um nichts außer um der Ehre willen das Land verlassen wollte, da erwarb die edle Herrin für ihn ein schön geschmücktes Ross, das behände und stark war, auf dem er verfolgen konnte,
... das stramm und stark war, ...
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Text und Übersetzung sweme er was erbolgen. Dar zuo im diu vrouwe gewan harnasch wîz als ein swan, den besten, den ie man getruoc. er wart gezimiert genuoc 3rb hart hübschlîche. sîn wâfenroc was rîche von kleinen goltschellen. der zam wol dem snellen, er was wol alles guotes wert. diu vrouwe gab im ein swert, daz het guldîniu mâl und sneit wol îsen und stâl, swenne ez mit nîde wart geslagen. den schilt, den er solt tragen, der was, als er wolde: ein breit âr von golde was en mitten dar ûf gemaht, der rant mit zobele bedaht. Gêûn von Turîe, der vrouwen massenîe, hât irn vlîz an in geleit. er fuort ein wünneclichez kleit. sîn gezoume, daz was allez guot. Nuo fuor er ûf des meres fluot mit maniger vrouwen segene. si warten dem degene, unz si in verrist mohten sehen. und kunde imer daz geschehen, daz si trûric mohten werden, sô enwære ûf al der erden nie baz beweinet ein man von sô maniger vrouwen wol getân.
swenne W Wanne es was P ¶ fehlt P die frowe ime P alsam P geziemert W gezieret P waffen roch W golt schellen W got schellin P
... Er waz wol aller eren wert. ime ouch ein P
solte er P
dar ûf ] vff das brecht P bedacht von turgie P Gevo n von turye W Vers fehlt P hette P furte vonnnecliche P ¶ fehlt P mres P 9v P wartetent P siv W sy P und fehlt P Kundde daz yemir P mohten] solten P al der] allen P geweinit P
375 Gevo n W] G nach Ha unsicher; vgl. Deu; das G ist jedoch einwandfrei lesbar, vgl. etwa G in V. 2277, die Unklarheit ergibt sich alleine daraus, dass der Schreiber das e zuerst zu weit links ansetzte; für eine Lesung als s (Richter 1934, S. 82–84) gibt es keinen Grund 357 ¶ fehlt Ha 366 Ha folgt P 374–375 Pérennec, S. 50 und Pé, S. 61, Anm. 12 folgen P 375 Initiale Ha / Gêûn] saben Richter 1934, S. 82–84; danach Helm 1936, Sp. 300 380 ¶ fehlt Ha 384 kund daz iemer Ha 387 Be folgt P 356 Konjektur, da ervolgen swv. ›einholen, erreichen‹ mhd. nur tr. belegt ist (Le I 691; BMZ III 367f.). 374–375 Die Lesung von P ist eine der unzähligen ›Zusammenschiebungen‹ von Versen, daher kein Paralleltext. Ich teile nicht Pérennecs Überzeugung, dass der Schreiber von P die beiden verderbten Verse zu einem sinnvollen Substitut gekürzt hat. 375 Richter 1934, S. 82–84 zweifelt am Eigennamen und liest s für G, wobei sevo n nichts anderes als ein verderbtes saben sei. Dagegen steht aber nicht nur die Notwendigkeit einer größeren Konjektur, sondern auch die Syntax, die m. E. einen Eigennamen eher begünstigt als einen Gegenstand, für den der Vers ungeschickt als Apposition zu V. 374 oder als Nominalsatz gelesen werden müsste (vgl. We und Webster/Loomis 1951, S. 168). 376 massenîe stf. (hier) ›einzelner Diener‹ oder ›einzelne Dienerin‹ (BMZ II/1 86 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2058).
356–388
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wem immer er zürnte. Außerdem erwarb die Dame für ihn eine Rüstung, weiß wie ein Schwan, die beste, die jemals ein Mann getragen hatte. Sie wurde herrlich und sehr höfisch geschmückt. Sein Waffenrock war prächtig wegen der kleinen Goldschellen. Er passte dem Schnellen gut, er war wohl jeden Reichtum wert. Die Herrin gab ihm ein Schwert, das mit Gold verziert war und wohl Eisen und Stahl schnitt, wenn es mit Hass geschlagen wurde. Den Schild, den er tragen sollte, der war, wie er ihn sich wünschte: Ein breiter Adler aus Gold war in seiner Mitte befestigt, der Rand war mit Zobelpelz bestückt. Geun von Turie, eine Untertanin der Herrin, hatte ihren Fleiß darauf verwendet. Er trug herrliche Kleidung. Sein ganzes Zaumzeug war vollkommen. Nun fuhr er über die Fluten des Meeres mit dem Segen vieler Damen. Sie blickten dem Degen nach, solange sie ihn sehen konnten. Und hätte das jemals geschehen können, dass sie traurig würden, so wäre auf der ganzen Erde nie ein Mann von so vielen schönen Damen heftiger beweint worden.
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... er war wohl jede Ehre wert.
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Text und Übersetzung
Uns seit diu âventiure, 390
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ein merwîp was sîn stiure. ouch fuor diu künigîn in der var mit einer wünneclichen schar. siu mant in und lêrte, daz er al di welt wol êrte und daz er wære stæte und ie daz beste tæte, swâ er sichs gevlîzen kunde. dar nâch in kurzer stunde kômen si ûz an daz lant. urloup nam der wîgant; 3va gezogenlîche tet er daz. ûf sîn ros er gesaz. Nuo vernement seltsæniu dinc: ez enkunde der jungelinc den zoum niht enthalden. er liez es heil walden und habet sich an den satelbogen. daz ros begunde sêre brogen, wan er ruort ez mit den sporn. di vrouwen heten wol gesworn, daz er sich mües erstôzen an manigen boum grôzen. Gelücke was der wîse sîn. daz ros lief den weg în, der nâhe bî dem sêwe lac. sus reit er allen den tac, daz in lützel verdrôz. sîner sælicheit er genôz, diu benam im müewe. des andern tages früewe sach er ein burc stân, hôch und wol getân, nâhen bî der strâze. daz ros nam di mâze und kêrte gein dem burctor. dô hielt ein getweric dâ vor
403 seltzseimiv W
˙ lere P So mante in myn
sich P inkurzs W Kam sy P
roß das er P
Daz waz ein seltsenes ding: Nuo enkunde der jungeling Den zoum nit enthalten. 10r P hatte er sich in dem P
Das roß begunde sere brogen; Do rurte er es vaste mit den sporn. hattint P nüste P boumen P Gelücke] Erlich P
seilicheit W ime manige muo ge P fruo ge P
burc tor W den P do W twergelin do uor P
409 rut W
403 ¶ fehlt Ha 412 Haupt, Sp. 107 folgt P, da ihm zufolge erstôzen eher Dat. Pl. verlangen würde, Begründung oder Vergleichsstellen fehlen aber; ebenso (wohl danach) BMZ II 2 665 mit Verweis auf die Stelle 419–420 müeje : früeje Ha 408 brogen swv. ›sich erheben, in die Höhe richten, bäumen‹ (BMZ I 261f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4892; Le I 358f.). 424 die mâze nemen ist wohl als ›(den Gang) mäßigen‹ zu lesen (so WeBuSpKe). Oder ist mâze als ›Maß (des Weges); Richtung‹ zu lesen, wie Pé mit ›prenant ce cap‹ nahe legt?
389–426
25
Uns erzählt die Aventiure, 390
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dass eine Meerfrau sein Steuermann war. Auch die Königin machte mit einer herrlichen Schar die Fahrt mit. Sie ermahnte und belehrte ihn, dass er aller Welt mit Anstand begegnen und beständig sein und immer das Beste tun sollte, wenn es ihm irgend möglich wäre. Danach erreichten sie bald das Land. Der Kämpfer verabschiedete sich; mit gutem Benehmen tat er das. Er bestieg sein Ross. Nun vernehmt merkwürdige Sachen: Der Jüngling konnte den Zaum nicht halten. Er vertraute auf das Glück und hielt sich am Sattelbogen fest. Das Ross bäumte sich heftig auf, weil er es mit den Sporen berührte. Die Damen hätten wohl geschworen, dass er sich an so manchem großen Baum zu Tode stoßen müsste.
Das Glück war sein Führer. Das Ross lief den Weg hinein, der sich gleich bei dem See befand. So ritt er den ganzen Tag, ohne dass ihn etwas störte. Er profitierte von seinem Glück, das ihm jegliche Mühe benahm. Am Morgen des zweiten Tages sah er eine Burg, hoch und schön gebaut, in der Nähe der Straße stehen. Das Ross mäßigte seinen Gang und wandte sich zum Burgtor. Davor hielt da ein Zwerg
Das war eine seltsame Sache: Nun konnte der Jüngling den Zaum nicht halten.
Das Ross bäumte sich heftig auf; da nahm er es fest mit den Sporen.
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Text und Übersetzung ûf eim pferit, daz was blanc. ein geisel fuort ez, diu was lanc. sîn lîp was êren lære. daz sluoc dem helde mære sîn ros under diu ougen. Dô wânt er âne lougen, daz ez im rehte tæte. der degen alsô stæte di unzuht unhôhe wac, unz daz im selben ein geiselslac von dem schraze wart geslagen. dô enrach er sich niht an dem zagen, wan er dûht in ze swach, aber diu burc, dâ ez geschach, 3vb der ward er hart erbolgen. dem rosse muos er volgen, swâ sô ez hin lief, ez wære trucken oder tief. Doch vrâget er der mære, wer dâ wirt wære, dâ im geschach der unprîs. ›diu burc heizet Plûrîs‹, sprach einer, stuont dâ bî. ›wi aber der wirt genant sî, zwâr des ist mir niht kunt.‹ dannen kêrt er zestunt an ein breite heide mit wünnenclicher spreide. dô kom er, dâ ein wazzer vlôz, daz was ze wênic noch ze grôz und enran niht ageleize. dâ bî was guot gebeize und ein vogelrîchez riet. daz ros en wolt dar în niet, der zoum im bî den ôrn lac.
438 zagn W / andem P
eimpferit W eime pferde blanck P geisselin P Ersluo g P Sine P ¶ fehlt P alrecht P 10v P vnzucht harte vnhohe P schutze P
Den rach er sit niet an dem zagen, ... zeswach W in duchte P do W do es ime geschach P bolgen P War P
do W do W tumpriß P plurýs W pluuis P do W do nohe by˙ P Deiß war das enist P
do ein W zewenic W zegroz W wz wenig nicht noch P enran] nyram P do W Do P r volgeliches W vogelriche reit P roß woltedar an P 11r P im fehlt P
445 Repräsentant nicht aufgelöst P
427 Ha folgt P 432 ¶ fehlt Ha 435 Ha folgt P Ha 451 dêst Ha 460 în] an Ha
440 da’z im geschach Ha
445 Initiale fehlt Ha
449 dâ nâhe bî
437 schraz stswm. ›Waldteufel, Kobold, elbischer Geist‹ (BMZ II/2 205 mit Verweis auf die Stelle; Le II 788; vgl. Schilling 1866, S. 31). 447 unprîs stm. ›Schande, Schimpf‹ (BMZ II/1 553 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1923; vgl. V. 8052). 449 Zum Fehlen eines pron. Subj. siehe Mhd. Gramm. § 399. 454 spreide stf. ›Strauch, Gesträuch‹ (BMZ II/2 521 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; ebenso WePéBuSpKe). Sinnfälliger wirkt indes ›Ausdehnung, Zerstreuung‹ (Le II 1113f. mit allgemeinem Verweis auf ›Lanzelet‹). 457 ageleize adv. ›eifrig, schnell‹ (BMZ I 12f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 27; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 29; vgl. V. 2044). 458 gebeize stn. ›Jagd mit Falken‹ (BMZ I 193 mit nur diesem Beleg; Le I 749 mit einem weiteren). Gemeint ist wohl, dass dort ein gutes Gebiet zur Beizjagd war. 459 riet stn. ›Schilfrohr, Sumpf-, Riedgras, damit bewachsener Grund‹ (BMZ II/1 700 mit Verweis auf die Stelle; Le II 426f.; vgl. HaA).
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auf einem weißen Pferd. Er führte eine lange Geißel mit sich. Er war völlig ehrlos. Er schlug dem Ross des berühmten Helden zwischen die Augen. Da glaubte er (Lanzelet) tatsächlich, dass er (der Zwerg) rechtmäßig handeln würde. Der standhafte Degen achtete kaum auf das Vergehen, bis dass ihm der Kobold selbst einen Geißelschlag versetzte. Da rächte er sich nicht an dem Feigen, denn er hielt ihn für zu schwach, aber der Burg, bei der es geschah, der zürnte er sehr. Er musste dem Ross folgen, wo immer es hin lief, wäre es ein trockener Weg oder eine tiefe Furt gewesen.
Trotzdem erkundigte er sich, wer dort Burgherr wäre, wo ihm die Schmach geschah. ›Die Burg heißt Pluris‹, sprach einer, der in der Nähe stand. ›Wie aber der Burgherr genannt wird, fürwahr, das ist mir nicht bekannt.‹ Er (Lanzelet) kehrte sogleich von dannen, hin zu einer breiten Heide von herrlicher Ausdehnung. Da kam er zu einer Stelle, wo ein Wasser floss, das weder zu klein noch zu groß war und gemächlich dahinströmte. In der Nähe war ein gutes Gebiet zur Beizjagd und ein Schilfgürtel reich an Vögeln. Das Ross wollte nicht hineingehen, der Zaum lag ihm bei den Ohren.
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Den rächte er seither nicht an dem Feigen, ...
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Text und Übersetzung der herre des vil kleine pflac, wan daz erz hiu âne zal. dâ von lief ez zetal ein wîle und niht ze verre. Nuo siht er, wâ ein junger herre balde gegen im reit ûf eim pferit gemeit. daz hâr im bî der erde erwant, ein habich fuort er ûf der hant, gemûzet wol ze rehte. unserme guoten knehte begunde sîn ros weien, trâsen und schreien, dô ez daz pfert het ersehen. Nuo der herre begunde spehen, daz er sô kintlîche reit, er sprach: ›durch iuwer hübscheit, varnt ein wênic schône, daz ich es iu imer lone, 4ra und stôzent mich niht hie nider! mînen dienst biut ich iu dâ wider, ob er iu ze ihte mac gevromen, und sint ouch ir got wilkomen.‹ Des genâdet er im dô. ›sô helf iu got, wi varnt ir sô?‹, sprach Johfrit de Liez – ich wæne, der knappe alsô hiez. ›ist ez ein buoze, diu iu ist gegeben? ... ez ist ein wünneclichez leben, swelich wîp iuch selben ir erkôs. iuwer schilt, der vert sô wîselôs, und lânt den zoum hangen. mit iuwern beinen langen sitzent ir gedrungen.
hieg P do W Do P ez] er P zeverre W ¶ fehlt P siche P junghere P pferde P
zerehte W Gemu “schit P
... Vnd grazen vnd schrigen, ... Der beissere begunde spehen, Das er so kintlich reit. Er sprach: ›durch uwer hubscheit, ...
mich hie nuo went nider P do W sint ir gotte P ¶ statt Initiale P Erstes sô fehlt P yohfrit delýes W jochfrideliez P 11v P knabe P
›Zware diß ist ein busse, Die uch von frowen ist gegebin. Es ist ein wunderliches leben, ... iv W vch ir selben P
471 Gemu “schit P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 480 Lone W abgesetzt mit hellerer Tinte. 483 gefrom P] zwischen o und m unleserliches Zeichen. 490 wnnderliches P 466 ¶ fehlt Ha / saher Ha / juncherre Ha 468 Ha folgt P 474 trâsen] grâzen Ha folgt P 485 Initiale fehlt Ha 489 ez] ditz Ha 490 Ha folgt P
476 Ha folgt P
481 Ha
469 Es ist wohl an das Haar des Pferdes zu denken, entweder an die Mähne oder an den Schweif (so Pé, vgl. aber ebd., S. 65, Anm. 14). Wörtlich genommen könnte es auch das Haar des Reiters sein. 474 drâsen, trâsen swv. ›schnauben‹ (Le I 459). / grâzen swv. ›leidenschaftliche Erregung durch Laute oder Gebärden ausdrücken, schreien, aufschreien, wüten, sich übermütig oder anmaßlich gebärden (von Pferden und Menschen)‹ (BMZ I 568f.; Le I 1075f.).
462–495
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Der Herr achtete kaum darauf und versetzte ihm nur zahllose Hiebe. Dadurch lief es eine Weile talwärts, aber nicht sehr weit. Nun sah er, dass ein junger Herr ihm kühn auf einem stattlichen Pferd entgegenritt. Sein (des Pferdes) Haar reichte bis zum Boden hinab, er ( Johfrit) führte einen Habicht an der Hand, ganz auf rechte Art gemausert. Unserem tapferen Kerl begann sein Ross zu wiehern, schnauben und schreien, als es das andere Pferd erblickte. Als der Herr erkannte, dass er (Lanzelet) so kindlich ritt, sprach er: ›Bei eurem Anstand, fahrt ein wenig ruhiger, damit ich es euch für immer lohne, und stoßt mich hier nicht nieder! Ich biete euch im Gegenzug meinen Dienst an, wenn er euch irgendwie nützlich sein kann, und seid Gott gegrüßt.‹
Dafür dankte er ihm da. ›Bei Gott, wie zieht ihr daher?‹, sprach Johfrit de Liez – ich glaube, der Knappe hieß so. ›Ist es eine Buße, die euch auferlegt ist?‹ ... Es ist ein herrliches Leben, wenn euch eine Frau auserwählt hat. Euer Schild, der hängt so herrenlos, und ihr lasst den Zaum hängen. Mit euren langen Beinen sitzt ihr gedrungen.
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... und wüten und schreien, ... Der Jäger, der auf Beizjagd war, erkannte, dass er (Lanzelet) so kindlich ritt. Er sprach: ›Bei eurem Anstand, ...
›Fürwahr, das ist eine Buße, die euch von den Damen auferlegt ist. Es ist ein sonderbarer Zustand dafür, dass euch eine Frau auserwählt hat.
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Text und Übersetzung iuwer ros gât insprungen und loufet hin und her. dar zuo füerent ir daz sper iu selber kumerlîche. iuwer wâfenroc, der ist rîche und wol gezimieret. ir sint geparelieret als ein rehter wîgant. sweliche iuch ûz hât gesant, dêst wâr, der sint ir niht leit. enwær ez niht unhübscheit, sô spræch ich gern âne zorn, ich gesach, sît ich wart geborn, nie man in disem lande, den ich sô gern erkande. dâ von vrâge ich âne nît, daz ir mir saget, wer ir sît; iuwern namen sult ir mir zellen. und geruochent ir mîn ze gesellen, daz verdien ich immer gerne. mir entouget niht zenberne, swes ir an mich gesinnent. durch di vrouwen, di ir minnent, so ensult ir mich des niht verdagen, swaz ir mir mit fuoge meget gesagen.‹ 4rb ›Ich enhil iu nihtes‹, sprach der degen, ›welt ir mir sicherlîch verpflegen, daz ich niht missetuo dar an. mînes namen ich iu niht gezeln kan, wan ich in selbe nie bevant. mîn friunde sint mir unbekant, dar zuo hân ich vermisset gar, wer ich bin und war ich var. ob ir mirs geloubet,
in sprungen P spers P selben kunberliche P der fehlt P und fehlt P gehimeret P geparrieret P Welliche frowe P der ensint P vn huscheit P Jch engesach P Nyeman P ich] ist P do W Do P 12r P
Entoug mir niet zuo in berne – Wes ir an mich gesynnint – Durch die frowen, die ir mynnent, ... sullent P meget] nuwint P sagen P ¶ statt Initiale P pflegen P misse tv W min P iu fehlt P frúnt die sint P war] wer P
501 gehimeret P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 524 kan rechts ausgeworfen nach V. 525. 496 Ha folgt P 499 selben kumberlîche Ha 500 Ha folgt P 504 Ha folgt P Ha 516 entouc Ha 521 Initiale fehlt Ha / iuch Ha 526 Ha folgt P
505 dern sint Ha
508 ichn gesach
496 ensprungen ›in Sprüngen, im Galopp‹ (Le II 1121 mit Verweis auf V. 2989; vgl. dort). Es liegt kein umlautloser Pl. zu sprunc vor, wie Hannink, S. 38 annimmt. 502 parelieren swv. ›zubereiten, schön zurichten, rüsten‹ (BMZ II/1 465 mit Verweis auf die Stelle; Le II 207; vgl. HaA; Haupt, Sp. 109; vgl. V. 5438). 516–518 Paralleltext mit Pérennec, S. 54. 516 Sw. Flexion von tugen, tügen (W) beginnt bereits im 12. Jahrhundert (Mhd. Gramm. § 271; vgl. W in V. 3424). 522 HaA vermutet für verpflegen hier: ›einem eine obliegenheit oder sorge wegräumen‹ oder ›dieselbe für einen ganz und gar übernehmen‹; freier: ›jemandem etwas versichern‹ (BMZ II/1 505f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 771, 3257, 4717, 5034). 527 vermissen hier wohl einfach ›nicht wissen‹ (HaA).
496–529
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Euer Ross hüpft herum und läuft hin und her. Außerdem führt ihr die Lanze zu eurer Beschämung. Euer Waffenrock, der ist prächtig und gut geschmückt. Ihr seid gerüstet wie ein richtiger Kämpfer. Welche immer euch ausgesandt hat, fürwahr, der seid ihr nicht verhasst. Wäre es nicht unhöflich, so würde ich gerne ohne Groll sagen, dass ich, seit ich geboren wurde, nie einen Mann in diesem Land gesehen habe, den ich so gerne kennen lernen wollte. Deshalb bitte ich ohne böse Absicht, dass ihr mir sagt, wer ihr seid; euren Namen sollt ihr mir verkünden. Und wenn ihr mich als Gesellen wollt, dann will ich das jederzeit gerne verdienen. Mir nützt es nicht, euch etwas abzuschlagen, egal was ihr von mir verlangt. Wegen der Dame, die ihr liebt, sollt ihr mir nicht verschweigen, was immer ihr mir in Anstand sagen könnt.‹ ›Ich verschweige euch nichts‹, sprach der Degen, ›wenn ihr mir versichert, dass ich damit nicht unrechtmäßig handle. Meinen Namen kann ich euch nicht sagen, weil ich ihn selbst noch nicht herausgefunden habe. Meine Freunde sind mir unbekannt, außerdem weiß ich überhaupt nicht, wer ich bin und wohin ich fahre. Ihr könnt mir glauben:
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Wenn ich nicht wegen der Dame, die ihr liebt, davon abstehen soll – egal was ihr von mir verlangt –, ...
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Text und Übersetzung het ich verpfant mîn houbet, daz ez dâ von wær verlorn, ine seit iu, wannen ich wær geborn, sô en weiz ich dar umb niht. daz man mich tôrlîche rîten siht, daz meinet, daz ich es lützel pflac. ez ist hiut êrst der dritte tac, daz ich schiet von eim lande, dâ nieman man bekande: dâ ensint niht wan vrouwen. nuo wolt ich gerne schouwen ritter und ir manheit. und swâ mir würde geseit, dâ man vehtens pflæge, sô bin ich niht sô træge, ich getorst wol wâgen den lîp umb êre und umb diu wîp, sweder ich gelæge under oder obe. ich kœme gerne ze lobe, kund ich dâ nâch gewerben. sol aber ich verderben, daz frist got ze manigen tagen. ich kan iu anders niht gesagen, wan daz ich iu imer dienen muoz durch iuwern hübschen gruoz. ir dunkent mich sô wol gezogen – wær al diu welt als unbetrogen schœner sinne und êre, so wundert mich vil sêre, daz dehein man durch des andern schaden mit gewæffene imer wirt geladen.‹ 4va Der rede lachen began Johfrit, der hübsche man. sîn geverte dûht in spæhe. er jach, daz er nie gesæhe deheinen kindischen degen, der sô schœner worte kunde pflegen und doch sô tôrlîche rite. ›gewerent mich, des ich iuch bite‹,
559 schaden] den rechts ausgeworfen nach V. 558 W
Hat uch P do WP es] er P Jch enseitte wannen ich sy gebons P enwuste ich doch dar vmbe P mch torresch P
do W man fehlt P do W 12v P wanne schöne frowen P
und fehlt P do W] Das P enbin P engetorste P Antweder vmb ere al vmb wip P gelige P zelobe W do nach W
enkan P hubischlichen P
wart P yohfrit W Joffrit ein hubisch man P
Enkeinen P 13r P Gyerent P
561 Repräsentant nicht aufgelöst P
532 wær] sî Ha 533 Ha folgt P 534 tœresch Ha 542 wurde Ha 544 Ha folgt P 545 ichn getorst Ha 546 Ha folgt P 552 Ha folgt P 554 Ha folgt P 568 Ha folgt P 545 Die formale Negation kann im exzipierenden Satz fehlen, wenn der übergeordnete Satz negiert ist (Mhd. Gramm. § 447).
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Selbst wenn ich meinen Kopf darauf verwettet hätte, sodass ich ihn dadurch verlieren würde, würde ich euch nicht sagen, woher ich komme, weil ich es nicht weiß. Dass man mich wie einen Tor reiten sieht, kommt daher, dass ich es noch nicht lange tue. Es ist heute erst der dritte Tag, dass ich ein Land verlassen habe, wo niemand einen Mann kannte: Dort gibt es nur Damen. Nun wollte ich gerne Ritter und ihre Mannheit kennen lernen. Und egal von welchem Ort man mir sagte, dass man dort kämpfen würde; ich bin nicht so träge, dass ich nicht das Leben für Ehre und für die Frauen aufs Spiel setzte, egal ob ich verlieren oder siegen würde. Ich würde gerne Ruhm erlangen, wenn ich es anstellen könnte. Soll ich aber verderben, dann soll das Gott noch viele Tage aufschieben. Ich kann euch nichts anderes sagen, außer dass ich euch wegen eures höflichen Grußes immer zu Diensten sein will. Ihr scheint mir so gut erzogen – wäre die ganze Welt an schönen Sinnen und an Anstand so untadelig, so würde es mich sehr wundern, dass sich ein Mann jemals zum Schaden eines anderen mit Waffen rüstet.‹
Über diese Rede begann Johfrit
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zu lachen, der höfische Mann. Sein Gefährte schien ihm scharfsichtig zu sein. Er sagte, dass er nie irgendeinen kindlichen Degen gesehen habe, der so schöne Worte sprechen konnte und trotzdem so töricht ritt. ›Gewährt mir, worum ich euch bitte‹,
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Text und Übersetzung sprach er zuo dem degen von dem Sê. ›ir tuont iu selber harte wê und dem rosse wol getân. ir sult den zoum ze iu selbe hân imer durch den willen mîn. lât iuwer wipluppen sîn, habt iuwer selbers bezzer war und rîtent dâ lanc, als ich var; daz verdien ich immer mêre. ich erbiut iu lieb und êre, vind ich mîn hûs, als ich ez lie. mîn burc ist niht verre hie. dâ geruochent ir belîben und hübschent mit den wîben; di machent iu kurzwîle. dar ist niht ein halbiu mîle‹, Sprach der degen guoter. ›ich hân noch ein muoter, diu frume liut ie gerne sach. diu biut iu allez daz gemach, des siu sich gevlîzen kan.‹ dô entweich der kindische man, daz im sît zuo staten kam. den zoum er in di hant nam und reit, daz er wol swüere, daz er ê gerne unreht füere, sô gefuoge stapfet er in daz pfat. Nuo kômen si schiere an di stat, daz si di veste sâhen. der wirt begunde gâhen und reit für durch hübscheit. dô vant man vrouwen gemeit, 4vb gegestet, daz in nihtes gebrast. ›Uns kumet ein hübscher gast‹, sprach er zuo in allen, ›der sol iu wol gevallen,
zuo v´ ch han P wibes lappe P dalanc W da lang P lip P Vnd ich P búrg die enist P do W iwe W machet P Dar ynne ist P ¶ fehlt P enhan P
Daz P
Den zoum er in die hant nam Vnd reit, daz man wol swüre, Daz er gerne vnrecht füre, 13v So genuo ge stapfete er in den pfat. ¶ fehlt P di fehlt P durch die hubischeit P
Do vant er frowen gimeit, Gigestet, daz in nútes gebrast. ›Vns kompt ein wunderhubscher gast‹, ... iwe W der] Er P
602 wunder hubscher P 572 Ha folgt P 574 wip, wipf und lupfen La 576 tâlanc Ha 580 burc diun ist Ha fehlt Ha 593 Ha folgt P 596 ¶ fehlt Ha 600 Ha folgt P / dâ Ha 602 Ha folgt P
584 dar enist Ha
585 ¶
574 wipluppen stn. ›Schwanken, Zittern?‹ (BMZ I 1054 und Le III 924 mit Verweis nur auf die Stelle sowie auf V. 6061; vgl. HaA; Haupt, Sp. 109; Schilling 1866, S. 31). 576 Eventuell wäre Ha zu folgen, vgl. V. 842. 590 entwîchen stv. ›nachgeben‹ (BMZ III 616 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; vgl. V. 6092 [P] bzw. 6093 [W]). 595 genuoge (P) adv. ›genugsam, hinreichend‹ (BMZ II/1 359; Le I 866), also etwa: ›er schaffte es gerade, auf dem Weg zu reiten‹ = ›so unbeholfen ritt er auf dem Weg‹? Oder liegt einfach Verlesung u > n vor? 601 gesten swv. ›kleiden, schmücken‹ (BMZ I 486 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8951, 9129 [9134 Ha]; Le I 929).
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sprach er zu dem Degen von dem See. ›Ihr tut euch selbst nichts Gutes und auch dem schönen Ross nicht. Ihr sollt den Zaum mir zuliebe immer bei euch halten. Lasst euer Zappeln sein, achtet besser auf euch selbst und reitet dorthin, wo ich hinfahre; das werde ich euch für immer vergelten. Ich biete euch Freundschaft und Ehre, wenn ich mein Zuhause finde, wie ich es verlassen habe. Meine Burg ist nicht weit von hier. Bleibt doch eine Weile dort und vergnügt euch auf höfische Art und Weise mit den Damen; die werden euch Kurzweil bereiten. Dorthin ist es nicht einmal eine halbe Meile‹, sprach der gute Degen. ›Ich habe auch eine Mutter, die immer gerne tapfere Leute gesehen hat. Sie wird euch alle Annehmlichkeiten bieten, die ihr zur Verfügung stehen.‹ Da gab der kindliche Mann nach, was ihm seither zum Vorteil gereichte. Den Zaum nahm er in die Hand Den Zaum nahm er in die Hand und ritt, dass er ( Johfrit) wohl geschworen hätte, und ritt, dass man wohl geschworen hätte, dass er (Lanzelet) zuvor mit Absicht unbeholfen dass er mit Absicht unrecht fahren würde; gefahren wäre; so tüchtig ritt er auf dem Pfad. so unbeholfen ritt er auf dem Pfad. Nun war es bald soweit, dass sie die Festung sahen. Der Burgherr beeilte sich und ritt aus Höflichkeit voraus. Da fand man fröhliche Damen, Da fand er fröhliche Damen, so herausgeputzt, dass es ihnen an nichts fehlte. so herausgeputzt, dass es ihnen an nichts fehlte. ›Es kommt ein höfischer Gast zu uns‹, ›Es kommt ein wunderbar höfischer Gast zu uns‹, ... sprach er zu ihnen allen, ›der wird euch, meine Jungfrauen
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Text und Übersetzung juncvrouwen und muoter mîn, und lant iu in enpfolhen sîn.‹ Swaz er gebot, daz was getan. di vrouwen muosten ûf stân mit gezogenlicher muoze. si enpfiengen wol mit gruoze den ritter unkunden. an den selben stunden wart diu liebe wol schîn des wirtes zuo dem gesellen sîn. di vrouwen muost er küssen gar in der bezzern schar und di die tiursten waren. wider die kund er gebâren, sô daz ez si dûht lobelich. diu wirtin satzt in neben sich an ir sîten vaste dar nâch, als er sich engaste. dô was er hovebære. si vrâgeten in der mære, der enkund er niht gevristen. si geschuof mit wîbes listen, daz er ir alles des verjach, des im von kintheit geschach unz an di gegenwertigen stunt. dô ez ir allez wart kunt, dô enfriesch siu selchiu mære nie. nuo hœrent, wi siu ez ane vie: Si was der êren rîche und ladet flîzclîche di besten von dem lande, der muot siu wol bekande, daz si behendeclîche riten und nâch turneischen siten wol kunden pungieren;
617 ristin P
iwe W in vch beuolhen P
gezogenlichen W wol] in P
zuo] hin zuo P
Die frowe mue ste er kussen gar Jn der bessern schar, Vnd die in risin waren.
nebensich W sastent nebent P vasten W 14r P als] do P
Sy˙ fragete in der mere, ...
ir fehlt P des] das P kintheit] kint ye P gegewrtigen W enfreisch W] erfuo r P
fleizcliche W dem] irem P behagenlichen P turneischem gesitten P
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617 La (Ha) folgt P, ebenso Sparnaay 1952, S. 413; dagegen Hannink, der W folgt und P für sinnlos befindet; We, Pérennec, S. 55 und Pé, S. 71, Anm. 15 wie Hannink 622 Ha folgt P 624 Ha folgt P 625 Spr zieht den Vers nach unten 617 rîse swstf. ›herabfallender Schleier‹ (BMZ II/1 727f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 458). Während W lediglich den ›Kreis der besseren‹ näher umschreibt und tautologisch wirkt, bietet P mit Lectio difficilior Neues, das eventuell eine weitere Gruppe von Damen anspricht (vgl. La). 624 Der Wechsel vom Pl. (V. 624) zum Sg. (V. 626) in W wirkt zwar ungewöhnlich, ist aber möglich: Alle dringen in ihn, doch erst die Burgherrin kann ihn überrreden.
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und meine Mutter, gut gefallen; und kümmert euch gut um ihn.‹
Was immer er gebot, das wurde getan. 610
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Die Damen mussten mit geziemender Bedächtigkeit aufstehen. Sie empfingen den unbekannten Ritter mit gutem Gruß. Zur selben Zeit zeigte sich die Zuneigung des Burgherrn zu seinem Gesellen deutlich. Die Damen aus dem Kreis der besseren, die auch die vornehmsten waren,
musste er alle küssen. Ihnen gegenüber verhielt er sich so, dass sie es für lobenswert befanden. Die Burgherrin setzte ihn danach mit Bestimmtheit neben sich an ihre Seite, nachdem er die Überkleider abgelegt hatte. Da verhielt er sich höfisch. Sie fragten ihn nach der Geschichte, Sie fragte ihn nach der Geschichte, ... die er nicht aufschieben durfte. Sie (die Wirtin) schaffte es mit der Schläue der Frauen, dass er ihr alles erzählte, was ihm von klein auf bis zur gegenwärtigen Stunde geschehen war. Als es ihr alles bekannt wurde, da hatte sie solche Geschichten noch nie erfahren. Nun hört, wie sie es begann:
Sie war reich an Ehre 635
Die Dame aus dem Kreis der besseren und die, die einen herabfallenden Schleier trugen, musste er alle küssen.
und lud mit großem Eifer die Besten aus dem Land, die sie genau kannte, ein, damit sie behände ritten und nach Art der Turniere gut kämpfen konnten;
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Text und Übersetzung di bat siu burdieren. 5ra Dô si zesamen wâren komen – ich sage iu, als ichz hân vernomen, swen der rede wundert –, ir wâren driu hundert, der ros wâren geleitic und snel. geflôrtiu sper und gügerel und kovertiur von sîden, des endorft keiner den andern nîden. di fuorten si durch hohen muot, und wâpenrocke rîch und guot. Si triben hin und har; des nam der vremde gute war. dô nuo des genuoc geschach und manic degen sîn sper dô brach und diu ros wurden verhouwen, dô muosten aber di vrouwen mit den rittern tanzen. schœniu kint mit kranzen, di giengen wol, sô mans dô pflac. ditz wert unz an den dritten tac, unz ouch sîn ros dem gaste kam. den schilt er ouch ze halse nam und reit mit solcher fuoge, daz in lobeten genuoge, und missefuor ouch sô selten, daz in nieman kunde geschelten. Dô er alsus gebezzert wart, dô was im sô gâhe an di vart. mit urloup er enwec reit, als uns diu âventiure seit, ûf ein strâze, diu was sleht. diu wîset in in ein vôreht, der was vinster und grôz. den degen nihtes verdrôz,
646 Giuolg gerituwe Ha für P
652 derfremde P
puhurdieren P ¶ fehlt P iwe W So sage ich also P warent W wâren] wz vil noch P Jr roß geleitig P gefloýertiv W Giuolg geruuwe sper P kovertivren W geuortúre P 14v P Do endorfte dekeiner P waffin rocke P ¶ fehlt P
... Des nam der fremde guo tte war, Wanne er es do vor nýe gesach. So denne des genuo g geschach ... dô] So P
Das ouch P demke P zehalse W ouch fehlt P
misse fur W ouch fehlt P in aber nyeman kunde bescheltin P gebeisset P sô fehlt P
in an einen P der] Die P nicht erdroß P
667 freier Raum für Initiale P
640 buhurdieren Ha 641 Ha zieht den Vers nach oben / ¶ fehlt Ha 645 der ros geleitic Ha 651 ¶ fehlt Ha 661 daz ouch Ha 662 Ha folgt P 665 Ha folgt P 668 Ha folgt P 640 Die kontrahierte Form burdieren verzeichnen Le I 394 und Fb 60 nur als Substantivierung, sie wird aber wohl auch als Verbalform möglich gewesen sein. Die normale Form steht V. 8348, allerdings leicht entstellt, was wiederum für die Unkenntnis des Wortes und die Annahme eines Verderbnisses spräche. 645 geleitec adj. ›leicht zu lenken, lenksam‹ (BMZ I 977 mit Verweis auf die Stelle; Le I 809), freier wohl ›wendig‹. 646 floitieren ›auf der Flöte blasen‹, an das die Lesart von W denken lässt, ist hier sinnlos, Ha verweist für die Konjektur auf die (inhaltlich) ähnliche Wendung V. 2971. / gügerel stmn. ›Kopfschmuck des Pferdes, vielleicht ein Federbusch‹ (BMZ I 586 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4438; Le I 1114). 647 kovertiur, kovertiure ist mhd. nur stf. (BMZ I 869; Le I 1698). 658 kint meint hier (wegen des Kopfschmucks) wohl nur die Mädchen, nicht alle Tänzer (Walshe 1953, S. 99; Pérennec, S. 55).
640–674 640
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die bat sie zu buhurdieren. Als sie zusammengekommen waren – ich erzähle es euch, wie ich es vernommen habe, falls die Sache jemanden verwundert –, waren es 300 von ihnen, deren Rösser wendig und schnell waren. Geschmückte Lanzen und den Kopfschmuck der Pferde und Satteldecken aus Seide, das brauchte keiner dem anderen neiden. Die führten sie aus ›hohem Mut‹, und außerdem prächtige und gute Waffenröcke. Es ging hin und her; das beobachtete der Fremde genau. Als es nun genug war und viele Degen ihre Lanzen zerbrochen hatten und die Rösser verwundet worden waren, da mussten dann die Damen mit den Rittern tanzen. Schöne Mädchen mit Kränzen, die gingen wohl so, wie es damals üblich war. Dies dauerte bis zum dritten Tag, bis man auch dem Gast sein Ross brachte. Er nahm auch den Schild zu Halse und ritt mit solcher Schicklichkeit, dass ihn viele lobten, und er machte auch so selten einen Fehler, dass ihn niemand schelten konnte.
Als er so gebessert worden war, da hatte er es eilig weiterzufahren. Er nahm Abschied und ritt auf einer geraden Straße weg, wie uns die Aventiure erzählt. Die führte ihn in einen Forst, der finster und groß war. Den Degen beirrte nichts,
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... das beobachtete der Fremde genau, weil er es zuvor noch nie gesehen hatte. Als es dann genug war ...
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Text und Übersetzung wan daz er wunders niht envant. ze âbende kom der wîgant durch den walt wilde an ein breitez gevilde. dô gesach er vehten gelîch vil guoten knehten 5rb zwên ritter vermezzen, der namen wirt niht vergezzen: der eine was genamet sus, mit küenem herzen Kurâus, der von Gâgunne reit durch ruom und durch vermezzenheit. der ander heizet Orpilet der schœne, der ez wol tet durch willen sîner âmîen. er was der massenîen von britânischen rîchen. ir wedere wolt entwîchen, unz daz den vîanden beleip vor den handen niht wan daz armgestelle. der dritte hergeselle, der dar zuo kom gedrabet, sprach: ›mich wundert, daz ir habet gevohten sô zuo ummâzen. ir sulent ez durch mich lâzen, und sweder des niht enlât, der ander mîne helfe hât.‹ sus ret er zuo in beiden, des wurden si gescheiden. Si wâren vehtenes sat und tâtent daz, des er si bat, wan ez in beiden nôt geschach. Orpilet der schœne sprach: ›uns sîget balde zuo diu naht. daz ich sô vil noch hiute vaht, daz riuwet mich vil sêre. ich enweiz tâlanc, war ich kêre,
685 gahunu P?
15r P nyende vant P zeabende W wilden P
wart P genant P kvravs W Mit dem kunen hertzn churaus P Gagvnne W gahunn P Orpˆylet W hieß orplet P
britanischen WP enwedere P
... Vntz daz den wiganden Bleip vor den handen Nicht wanne daz armgestelle. her geselle W Der sprach P sa zuo massen P und sweder] Weller P lat P 15v P zuo] mit P Initiale fehlt P und] Nvo P des] dz P Orpylet W Orphilet P sîget] sagit P
tâlanc] da lag P
695 arm gestelle P
679 dâ Ha 683 Ha folgt P 684 mit dem küenen Ha 687 Orphilet Ha 689–690 âmîe : massenîe Hannink 692 Ha folgt P 693 Ha folgt P 698 Ha folgt P 708 Orphilet Ha 712 ichn weiz Ha 689–690 Der Reim ist problematisch, da âmîe ansonsten swf. (Le I 51), massenîe stf. (Le I 2058, allerdings mit Verweis auf den sw. Gebrauch an dieser Stelle) ist. Da es sich um Fremdwörter handelt, ist die einfachste Erklärung wohl, dass Ulrich sich eine Freiheit geleistet hat. 695 armgestelle stn. ›Gestell an den Schilden für die Arme‹ (BMZ II/2 559 mit nur diesem Beleg; Le I 94 und Fb ohne weiteren Beleg).
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außer dass er keine Wunder fand. Am Abend kam der Kämpfer durch den wilden Wald an ein breites Gefilde. Da sah er zwei verwegene Ritter wie zwei sehr gute Kerle kämpfen, deren Namen ich nicht unterschlagen will: Der eine war so benannt: Kuraus mit dem kühnen Herzen, der aus Ruhm und Verwegenheit von Gagunne ausgeritten war. Der andere heißt Orpilet der Schöne, der es wohl um seiner Geliebten willen tat. Er gehörte zur Gesellschaft aus Britannien. Keiner von ihnen wollte zurückweichen, bis dass den Feinden vor den Händen nichts als die Haltevorrichtung der Schilde übrig blieb. Der dritte Kampfgefährte, der dazu geritten kam, sprach: ›Es wundert mich, dass ihr so maßlos gefochten habt. Ihr sollt es um meinetwillen lassen, und wenn einer nicht davon ablassen will, hat der andere meine Unterstützung.‹ So redete er zu den beiden, damit wurden sie getrennt.
Sie hatten vom Kämpfen genug und taten das, worum er sie gebeten hatte, weil sie beide keine andere Wahl hatten. Orpilet der Schöne sprach: ›Die Nacht bricht bald über uns herein. Dass ich heute noch so viel gekämpft habe, das reut mich sehr. Ich weiß seit Tagen nicht, wo ich mich hinwenden
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... bis dass den Kämpfern vor den Händen nichts als die Haltevorrichtung der Schilde übrig blieb.
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Text und Übersetzung ditz ist ein ungeminnet lant.‹ des antwurt Kurâus zehant: ›zwâr hie ist herte und ist ein ungeverte zuo den liuten von hinnen. als ich mich versinnen, sô en ist hie niendert spîse veile, wan daz uns ze eim heile 5va ein burc hi nâhen stât. dâ gæbe man uns allen rât, wan daz der wirt hât solhe site, er vert dem man übel mite, missetuot er iender, daz ist wâr, als grôz als umb ein hâr; daz ist ein engestlichiu nôt. sîn wîp ist nuo lange tôt. er hât der schœnsten tohter ein, di diu sunne ie beschein. durch der liebe bannet er diu tier, er ist ein rîcher fôrehtier. ich sage iu, daz ich von im weiz: er heizet Galagandreiz, sîn burc ist Môreiz genant. er hât vil manigen man geschant durch harte lîhtsamiu dinc. er ist der hœnden ursprinc, ein strenger urliuges man. swem ich ez widerrâten kan, der ist im niht ze dicke bî, swi schœne doch sîn tohter sî.‹ Dô sprach der junge volcdegen, der in zuo kom ûf den wegen: ›iuwer rede hân ich wol vernomen. ez mac im harte wol gevromen, swer daz beste gerne tuot.
ditz] Das P Kuravs W curaus P
hinhen P niedert W sô fehlt P Hie enist nyender P
... Wanne daz vns zuo vnheile Ein burg vil nohe stat. do W men P sollichen sitten P man lichte vbele P Echt also groß P
16r P di diu] Die P der] die P banýnt P er ein W iwe W sage das P galaga druweiz P Moreýs W moreiß P
hende ein vrspring P vrleuges W wider raten W Wenne P zediche W enist P
... Wie ein schone tochter sy doch sy.
wol] vil wol P
717–718 hie inne : versinne Hannink, S. 56 720 ze einem unheile Ha; dagegen Hannink, We und Sparnaay 1952, S. 413, die W folgen 726 Ha folgt P 738 hœnde ein ursprinc Ha 745 Be folgt P 717 Dass von hinnen hier gar nicht passen würde, wie Hannink, S. 56 meint, ist schlichtweg falsch: von hinnen adv. ›von hier weg, fort‹. hinne ist lediglich die verkürzte Form und ist bedeutungsmäßig nicht von hinnen verschieden (Le I 1300). 718 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 720 Die beiden Optionen stehen völlig gleichwertig nebeneinander, das Glück könnte die Burg (Herberge) an sich bedeuten, das Unglück wäre durch die Informationen über den Burgherrn begründet. Von daher ist auch der Ansatz von Pérennec, S. 56f. hinfällig, heil und unheil per antiphrasim als bedeutungsgleich (›Unheil‹) zu setzen. 725–726 können nach oben (so Ha) oder unten gezogen werden. 731 bannen stv. ›in den Bann tun‹ (Le I 123), hier wohl freier: ›Schonzeit verhängen über‹. / tier stn. bezeichnet im Kontext wohl das ›(Rot-)Wild‹ (Le II 1433f.; vgl. Pérennec 2001, S. 376, Anm. 12). 738 hœnde stf. ›hochfahrendes Wesen, Übermut‹ (BMZ I 708 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1333). 743 volcdegen stm. ›Held, der alles Volk überragt, im ganzen Volk berühmt ist‹ (BMZ I 310 mit Verweis auf die Stelle; Le III 437).
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soll, dies ist ein verhasstes Land.‹ Darauf antwortete Kuraus sogleich: ›Fürwahr, hier ist es unwirtlich und es ist von hier eine beschwerliche Fahrt in bewohntes Gebiet. Wenn ich es recht bedenke, dann gibt es hier nirgends Nahrung, außer dass eine Burg zu unserem Heil hier in der Nähe liegt. Dort würde man uns alle Dinge geben, wenn der Burgherr nicht so wäre, dass er einem Mann übel mitspielt, wenn er, das ist wahr, irgendwie auch nur um ein Haar fehlgeht; das ist eine schreckliche Gefahr. Seine Frau ist nun schon lange tot. Er hat eine der schönsten Töchter, die die Sonne jemals beschienen hat. Aus Liebe zu ihr verhängt er über das Wild ganzjährige Schonzeit, er ist ein reicher Förster. Ich sage euch, was mir von ihm bekannt ist: Er heißt Galagandreiz, seine Burg ist Moreiz genannt. Er hat sehr viele Männer wegen unbedeutender Kleinigkeiten geschändet. Er ist der Quell allen aufbrausenden Wesens, ein unerbittlicher Mann der Fehde. Wenn ich einem davon abraten kann, soll er ihn meiden, wie schön auch seine Tochter sei.‹
Da sprach der junge Volksheld, der unterwegs zu ihnen gekommen war: ›Eure Rede habe ich gut vernommen. Wenn einer immer gerne das Beste tut, kann es ihm sehr viel nützen.
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... außer dass eine Burg zu unserem Verderben in der Nähe liegt.
... eine wie schöne Tochter sie auch sei.‹
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Text und Übersetzung ist dirr wirt alsô gemuot, daz er durch sîn êre unzuht hazzet sêre, waz ob er ouch den willen hât, an swem er zuht sich verstât, daz er des niht gert ze schenden? durch daz wil ich genenden; daz ist wol mîn wille.‹ di zwêne vorhten stille, daz er si bedæhte und si ze rede bræhte. durch daz lobeten ouch si daz, in stüende michels baz, 5vb daz si den jungen êrten und gegen der burc kêrten. sus berieten sich di geste und kêrten gein der veste. Diu burc was michel und hô. got ergâben si sich dô, daz er ir sælden wielte und si alsô behielte, als ez sînen genâden zæme, und ez in rehte kæme. Ich wil iu wærlîche verpflegen, des muotes wâren si bewegen, daz si vertrüegen kleinen haz. idoch gefuor ez michels baz, des muoste si doch belangen. Si wurden wol enpfangen und grüezet nâch ir rehte. gein in liuf vil knehte, di in enpfiengen ros und schilt. Nuo het der wirt gespilt und was im wol gevallen. daz was ein sæld in allen, dâ von wart vrœlich der gruoz,
... Das er yemer mere Vntzucht hasset sere, ...
zeschenden W gert schendin P ernenden P 16v P zene P zerede W ouch fehlt P in] En P krerten P gesten W Initiale fehlt P seilden W also sy P ez fehlt P gezeme P oz W ¶ fehlt P pflegen P
gefures W idoch] Doch P michel P doch fehlt P ¶ fehlt P gegrusset wz rıttecht P
Jngegen im lieffen die knechte, Die enpfingent roß vnd schilt. ¶ fehlt P Der wurt hatte P seild W do W Do P
777 wz P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. V. 8120, 8905; Anm. zu V. 101) / rıttecht P] vermutlich war in der Vorlage/einer Vorstufe r und t schwer zu unterscheiden 753 Ha folgt P 754 Be folgt P 765 Initiale fehlt Ha 768 Ha folgt P 771 ¶ fehlt Ha 776 ¶ fehlt Ha 777 gegrüezet Ha 779 Ha folgt P 780 ¶ fehlt Ha 753 gern ist sowohl mit einfachem Inf. als auch mit ze plus Inf. belegt (BMZ I 533). 754 genenden swv. ›wagen, Mut fassen, sich erkühnen‹ (Le I 855). / ernenden desgleichen (Le I 659). 757 bedenken hier wohl ›verdächtigen‹ (BMZ I 344f.; Le I 140; vgl. V. 7539). 758 ze rede bringen wohl ›ins Gerede bringen‹ (WePéBuSpKe). 771 Zu verpflegen siehe Anm. zu V. 522. 773 klein »much« (We)? 774–775 ›ihr schicksal ward viel beßer: dennoch aber ward es ihnen zu viel‹ (La), was wohl das Richtige trifft. Anders We: ›... that must have pleased them‹, ebenso PéBuSpKe.
748–783
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Hat dieser Burgherr eine solche Einstellung, dass er wegen seines Anstandes die Unzucht sehr hasst; was, wenn er auch den Willen hat, dass er den nicht schänden will, an dem er züchtiges Betragen erkennt? Deshalb will ich Mut fassen; das ist mein ganzer Wille.‹ Die beiden fürchteten im Stillen, dass er sie verdächtigen und ins Gerede bringen würde. Deshalb beteuerten sie auch, dass es günstiger für sie wäre, dass sie den jungen ehrten und sich zu der Burg aufmachten. So berieten sich die Fremden und machten sich zur Festung auf.
Die Burg war groß und hoch. Sie gaben sich da in Gottes Hand, damit er über ihr Glück walten und sie so beschützen sollte, wie es seinen Gnaden anstünde und es ihnen von Vorteil wäre. Ich will euch versichern: Sie hatten eine solche Einstellung, dass sie kleine Feindseligkeiten ertragen wollten. Es erging (ihnen) jedoch viel besser, wenngleich es sie dennoch verdross. Sie wurden gut empfangen und angemessen begrüßt. Viele Knechte liefen ihnen entgegen, die für sie Rösser und Schilde in Empfang nahmen.
780
Nun hatte der Wirt gerade gespielt und es war gut für ihn ausgegangen. Das war ein Glück für sie alle, dadurch wurde der Gruß freundlich,
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... dass er auf immer die Unzucht sehr hasst; ...
Die Knechte liefen ihm (Lanzelet) entgegen, die Rösser und Schilde in Empfang nahmen.
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Text und Übersetzung in wart des êrsten knüpfels buoz. der wirt hiez si sich engesten. dô sach man von in glesten harnasch wîz als ein zin. dô si daz getâten hin, dô enwas dâ nieman, der des jæhe, daz er ie mêr gesæhe drî ritter sô wol getân. man sach si hübschlîchen stân, wan sich iegelicher zühte vleiz. Dô sprach Galagandreiz: ›swem ir di êre geruochet lân, der sol an mîn hant gân. ich wil iuch lâzen schouwen mîn tohter und ir vrouwen.‹ dô enwas dâ widerrede niet. den zwein ir tugent daz geriet, 6ra daz si den jungen stiezen für. der wirt fuort si zuo der tür ûf ein hûs, dâ sîn tohter saz. ez enwurden nie ritter baz gegrüezet noch minnenclîcher. daz gebôt der wirt rîcher. Der ie mit vrouwen umbe gie, des wirtes tohter in gevie und satzt in an ir sîten. im en moht in kurzen zîten an vrœlichen dingen niemer baz gelingen. er hât der vrouwen vor gezalt von minnen vil manicvalt. mit swaz rede siu in an kam, des antwurt er, als ez zam, ze ernst und ze schimpfe, mit guotem gelimpfe. Ouch wâren sîn gesellen geil. der junge ritter het ein heil,
810 inkurzen W 784 Ha folgt P fehlt Ha
17r P clupphis P hieß sichin gesten P
daz] den P do W imer P wolgetan W also P
Galagandreˆyz W galü gadruweiß P ¶ fehlt P swem] Wenne P
und] mit P do wider rede W
do WP
Initiale fehlt P gewie W
Jme mochte in kurtzen zitten 17v Nýemer baz gelingen. Von hubisclichen dingen Vnd von mynnyn manigualt Hatte er der frowen vor gezalt. in fehlt P
... Des antwurt er, also es gezam, Zuo ernste vnd zuo schimpfe. Mit guttem gelimpfe Warent ouch sine gesellen geil. hat P
817 zeschimpfe W 785 Ha folgt P
794 ¶ fehlt Ha
810–814 Ha folgt P
810 enmohte Ha
814 hât Ha
819 ¶
784 knüpfel stm. ›Knüttel‹ (Le I 1655), was aber hier nur bedingt Sinn ergibt. Le denkt daher (mit Verweis auf DWb XI, 1518) für die Stelle sowie für V. 5388 an eine Nebenform zu klupf stm. ›Schreck‹ (BMZ I 849 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2387, 5388; Le I 1639; vgl. HaA; Haupt, Sp. 117; Schilling 1866, S. 35; vgl. Anm. zu V. 1118). Andererseits ist auch bei klupf die Bedeutung ›Schreck‹ sekundär und metonymisch aus ursprünglichem ›Donnerschlag‹ (Le I 1639) entwickelt, was ähnlich durchaus auch für ›Knüttel‹ > ›Schreck‹ denkbar wäre. 818 Zu gelimpf siehe Anm. zu V. 254.
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ihnen blieb der erste Schreck erspart. Der Burgherr hieß sie, es sich bequem zu machen. Da sah man ihre Rüstungen hell wie Zinn glänzen. Als sie diese abgelegt hatten, da war dort niemand, der behauptet hätte, dass er jemals drei Ritter von so schöner Gestalt gesehen hätte. Man sah sie höfisch stehen, weil sich ein jeder um Anstand bemühte. Da sprach Galagandreiz: ›Wem immer ihr die Ehre überlassen wollt, der soll an meiner Hand gehen. Ich will euch meine Tochter und ihre Damen sehen lassen.‹ Nun gab es da keine Widerrede. Ihre Tugend riet es den beiden, dass sie den jungen vorstießen. Der Burgherr führte sie zur Tür in ein Gebäude, wo seine Tochter war. Es wurden nie Ritter besser oder liebevoller gegrüßt. Das gebot der reiche Burgherr.
Der seit jeher mit Damen Umgang pflegte, den nahm die Tochter des Wirtes und setzte ihn an ihre Seite. Ihm konnten in kurzer Zeit nie mehr fröhlichere Sachen geschehen. Er erzählte der Dame Vielerlei von der Minne. Was sie ihn auch fragte, er antwortete darauf, wie es sich gehörte, im Ernst und im Scherz, mit gutem Benehmen. Auch seine Gesellen waren froh. Der junge Ritter hatte das Glück,
Ihm konnte in kurzer Zeit nie besser geschehen. Von höfischen Sachen und vieles von der Minne erzählte er der Dame. ... er antwortete darauf, wie es sich gehörte, im Ernst und im Scherz. Auch seine Gesellen erfreuten sich des guten Benehmens.
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Text und Übersetzung daz im lützel ieman was gehaz. dô er ein wîle alsus gesaz, dô was daz ezzen bereit. swaz ieman von wirtschefte seit und von manigen trahten, daz enkunde nieman geahten, wan in des alles wart gegeben. si heten wünnenclichez leben unz daz si slâfen solten gân. dô muosten si ein anderz an vân. Nuo wart in gebettet wol, als man lieben gesten sol, iegelichem besunder. der wirt gie dar under und hiez in schenken guoten wîn. er leit in diu wanküssîn allen mit sîn selbes hant. er sprach: ›helde, sît gemant, daz ir gezogenlîche liget. der got, der al der welt pfliget, 6rb der behüet iuch wol mit sîner maht und verlîh iu tâlanc guot naht.‹ ouch bâten si sîn got pflegen. Dô sprach der kindische degen: ›ez en sî, daz wir wollen toben, disen wirt, den suln wir imer loben.‹ ... ... Dô si alle ruowe wânden hân, dô kom diu vrouwe gegân, des wirtes tohter, stille. nuo was daz wol ir wille, daz zwei grôziu lieht dâ brunnen. siu wolte gerne kunnen, waz sites di herren pflægen und wi bescheidenlîch si lægen, wan siu von starken minnen bran. Siu hete sich gemachet an wol und hübschlîch genuoc.
do ein W gereit P Wz man P
Do müstent sy es anderß ane van. Jn wart gebettet harte wol, So man lieben frunden sol, ...
inschenken W in fehlt P Jn allen P sît] ir sint P ligent W 18r P
dalanc W guot g naht W ¶ fehlt P
›Es ensy, daz wir wellen toben, Disen wurt sullent wir yemer loben, Waz er noch wunderß ye begie.‹ Mit der rede swigent sie. wonden W frowe dar gegan P
do W zwei fehlt P ˙ gerne da kunnen P sitens W starcker P ¶ fehlt P
824 Ha folgt P 830 muostens an ein anderz vân Spr 836 Ha folgt P 837 Ha folgt P 844 ¶ fehlt Ha 845–848 Ha folgt P / We folgt W 846 wirt den suln Ha 847 noch wunderß] ouch anders Ha 850 Ha folgt P 853 Ha folgt P 858 ¶ fehlt Ha 825 traht, trahte stf. ›aufgetragene Speise, Gericht‹ (BMZ III 79 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8598; Le II 1493f.). 836 wangeküssen, wanküssen stn. ›Kopfkissen‹ (BMZ I 920 mit Verweis auf die Stelle; Le III 679. 681). 856 bescheidenlîche adv. ›nach Gebühr, mit Verstand; bestimmt, deutlich‹ (Le I 204; vgl. V. 7538, 8149, 8592). Der Vers könnte zweideutig sein und zugleich die körperliche Positionierung (als Indiz für Höfischheit und Verstand?) sowie die geistige ›Ein-stellung‹ der drei Ritter ansprechen.
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dass ihn kaum jemand hasste. Als er eine Weile gesessen hatte, war das Essen bereitet. Was immer man von der Bewirtung und von den vielen Speisen sagen würde, niemand könnte das aufzählen, weil ihnen einfach alles gegeben wurde. Sie hatten ein herrliches Leben, bis sie schlafen gehen sollten. Da mussten sie ein anderes anfangen.
Nun wurde ihnen eine gute Bettstatt bereitet,
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wie man es bei lieben Gästen tun soll, einem jeden seine eigene. Der Burgherr kam herbei und ließ ihnen guten Wein einschenken. Er legte ihnen allen die Kopfkissen mit seiner eigenen Hand zurecht. Er sprach: ›Helden, seid ermahnt, dass ihr anständig liegt. Der Gott, der über alle Welt wacht, der soll euch mit seiner Macht gut behüten und heute eine gute Nacht bereiten.‹ Auch sie baten Gott, über ihn zu wachen. Da sprach der kindliche Degen: ›Wenn wir nicht toben wollen, diesen Burgherrn, den müssen wir immer loben. ... ...
Als sie alle Ruhe gefunden zu haben glaubten, 850
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da kam die Herrin herbei geschlichen, die Tochter des Burgherrn. Nun war das wohl ihr Wille, dass da zwei große Lichter brannten. Sie wollte gerne erfahren, welcher Art die Herren wären und wie verständig sie lägen, weil sie von starker Minne brannte. Sie hatte sich gut und höfisch genug zurecht gemacht.
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Da mussten sie es anders anfangen. Ihnen wurde eine sehr gute Bettstatt bereitet, wie man es bei lieben Freunden tun soll, ...
›Wenn wir nicht toben wollen, müssen wir diesen Burgherrn immer loben, egal welche wunderlichen Dinge er sonst begangen hat.‹ Damit schwiegen sie.
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Text und Übersetzung einen rîchen mantel siu truoc. von Sarrazîne was sîn dach, daz best, daz man ie gesach oder ie wart erchant ze Morzî in heidenlant, der zobel und diu veder guot. diu vrouwe, diu gienc âne huot, durch daz siu kintlich wolte sîn. siu truoc ein schapellîn, daz siu mit ir henden vlaht, von schœnen bluomen wol gemaht. siu endorft spæher niht sîn. ir hemde, daz was sîdîn. dar in was siu geprîset, als ich es bin bewîset. siu was ûf anders niht gedenit, wan als der sich nâch minnen senit und dar nâch vil gedenket. siu was der huot entwenket, der alle vrouwen sint gevê. diu minne tet ir alsô wê und twanc si des mit ir gewalt, daz siu muoste werden balt. 6va Doch gienc siu niht aleine: zwô juncvrouwen reine in zwein kursîten von grüenen samîten, di trâten vor in den sal. zwei guldîniu kerzstal truogen diu juncvrouwelîn. di kerzen gâben grôzen schîn. di satzten si zuo den stunden zuo den liehten, diu si dô funden,
864 morzi inheidenlant W 861 sarumîne Ha
sy ane truo g P
Von sarumin waz das tach, Daz beste, daz ie man gesach, ... ... Der zobele vnd die vedere guo t. frowe gie ane P 18v P wolt an sin P schappelikin P
gewisit P enwz P gedenit] werde nit P Wanne der sich also noch mynnen seint P
alle die frowen P
Jr huo t waz wissir danne der sne. ... ... Initiale fehlt P inzwein W
di W dô fehlt P
875 eventuell verde nit P (vgl. HaA) mit zu v geschwärztem w
868 Ha folgt P
883 Initiale fehlt Ha
887 vor ir in Ha
892 Ha folgt P
861 sarumîn stm. ›ein Seidenstoff?‹ (BMZ II/2 57 mit nur diesem Beleg), ›eine Art Samt?‹ (Le II 610 mit nur diesem Beleg). Allerdings ist auch die Herkunftsangabe in W (›aus dem Land der Sarazenen‹) denkbar (vgl. V. 863–864; We; Webster/Loomis 1951, S. 173; Pérennec, S. 60; Pé, S. 81, Anm. 19). / dach stn. (hier) ›die äußerste Bekleidung des Körpers; der Überzug im Gegensatz zum Futter; der Mantel‹ (BMZ I 293f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5738 [in P]; Le I 405f.). 865 vedere, veder stswf. (hier) ›flaumiges Pelzwerk‹ (Le III 38; vgl. Brüggen 1989, S. 258; Pé, S. 81, Anm. 20). 875 denen ›gespannt, gerichtet sein auf‹ (BMZ I 311 mit Verweis auf die Stelle; Le I 417f.; vgl. HaA; vgl. auch V. 5716). 878 entwenken swv. ›entweichen, entgehen‹ (BMZ III 707f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 596f.). 879 gevêch, gevê adj. ›feindselig‹ (BMZ III 285f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 958). 885 kursît stnm. ›Pelzoberrock‹ (Le I 1795f.; vgl. LexMA III 282f.; Pé, S. 83, Anm. 22). 886 samît stm. ›eine Art Seidenbrokat‹ (vgl. K zur Stelle). 887 Zur Konjektur bei Ha besteht kein Anlass, vor ist mhd. ohne weiteres auch adv. ›vorher, vormals‹ (BMZ III 372f.).
860–892 860
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Sie trug einen prächtigen Mantel. Sein Überstoff, der Zobelpelz und das weiche Fell, war aus dem Land der Sarazenen, der beste, den man in Morzi im Heidenland jemals gesehen oder gekannt hatte. Die Dame, die ging ohne Kopfbedeckung, weil sie kindlich wirken wollte. Sie trug ein Kränzchen, das sie mit ihren Händen geflochten hatte, gut gemacht aus schönen Blumen. Sie konnte nicht reizender sein. Ihr Hemd, das war aus Seide. Darin wurde sie gerühmt, wie man mich belehrt hat. Sie war auf nichts anderes gespannt, außer dass sie war wie jene, die sich nach Minne sehnen und viel darüber grübeln. Sie war der Aufsicht entwischt, der alle Damen feind sind. Die Minne tat ihr so weh und zwang sie mit ihrer Gewalt dazu, dass sie kühn werden musste.
Trotzdem ging sie nicht alleine: Zwei reine Jungfrauen in zwei Pelzröcken aus grünem Seidenbrokat, die traten zuvor in den Saal. Die Jungfrauen trugen zwei goldene Kerzenständer. Die Kerzen erzeugten einen hellen Schein. Die stellten sie dann zu den Lichtern, die sie dort fanden,
51
Der Überstoff, der Zobelpelz und das weiche Fell, war aus Seide, ... ..., der beste, den man jemals gesehen hatte.
Ihre Haut war weißer als der Schnee. ... ...
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910
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Text und Übersetzung nâch der vrouwen gebote. dô bevalch si sie gote; des nigen si ir mit zühten. mit schœnen getühten giengen si zuo resten, und beleip bî den gesten des rîchen fôrehtiers barn. siu wolt ez gerne alsô bewarn, daz ir ein wênic würde baz. für Opileten siu gesaz, wan er ir aller næhste lac. ditz was ir rede, der siu pflac: ›Herre got, gesegene, wi swîgent dise degene sô wunderlîchen schiere! jâ, solten helde ziere, di durch diu lant alsus varnt und sich mit hübscheit bewarnt, etwaz reden von den wîben und di zît hin vertrîben mit sprechen den besten wol. ich enweiz, wem ich gelouben sol: Mir ist dicke vil geseit von minnen und ir süezicheit: diu sî bezzer wanne guot. man werde von ir wol gemuot. Si jehent, ditz sî ir wâfen, vil gedenken und lützel slâfen. nuo hân ich wol ir valsch bekort und gedenke an mîns vater wort, 6vb der sprichet: ›minne ist ansehendez leit, ein bilde maniger irrecheit, ein unruoch allerslahte vromen,
911 rede W
19r P schœnen] hubischem P
So wolte er es P ir] er P orpyleten W orphileten P ir der aller P ir] der P
›Herre got, gesagene, Wie swiget diser degene So wunderlichen schiere! Je soltent helde ziere, Die durch das lant alsus farint Vnd guo tter dinge gerne warint, Etswaz reden von wiben Vnd den obent hie vertriben Mit sprechenne den besten wol. Dise rittere hant mir wol geseit Von mynnen vnd von ir sussikeit: diu] Sy˙ P danne P iehen W ¶ fehlt P vals P 19v P an sehendes W ist ein an sehende P
916 wan W
901 wurde Ha 902 Orphileten Ha 903 Be folgt P 905 Initiale fehlt Ha 913 Ha folgt P 915 ¶ fehlt Ha / Hannink folgt P; ebenso Pérennec, S. 60–62 / wol P] vil Hannink 916 Minnen Ha / minnen und ir] minnunder Bä 917 danne Ha 919 ¶ fehlt Ha 920 und fehlt La (Ha) 923 der sprichet fehlt HaPiper 925 ruoche ›Gegenstand der Sorge, des Wunsches‹ Hannink 896 getuht stf. ›Tüchtigkeit, angemessenes Betragen‹ (BMZ III 57 mit Verweis auf die Stelle; Le I 950; vgl. HaA; vgl. Anm. zu V. 9023). 905 got gesegne ›Ausruf der Verwunderung‹ (BMZ II/2 240 mit Verweis auf die Stelle; Le I 907f.; vgl. HaN). Vermutlich sollte auch für P gesegene gelesen werden (Reim!). 906 swîgen stv. als ›schlafen‹ zu lesen, wie Hannink (wegen des dann möglichen Gegensatzes zu V. 920) vorschlägt, scheint mir zu weit hergeholt. 910 warn swv. (P) mit Gen. ›achten auf, beachten‹ (Le III 693; BMZ III 507; vgl. V. 2990). 923 ansehende part. adj. pass. ›angeschaut‹ (Le I 77; Le Nachträge 27 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3714, 7454), freier: ›offensichtlich, offenkundig‹. 925 unruoch stm. ›Sorglosigkeit, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung‹ (BMZ II/1 799f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 1928; vgl. HaN).
893–925
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entsprechend dem Gebot der Dame. Da befahl sie (die Dame) sie (die Jungfrauen) Gott an (entließ sie sie); daraufhin verneigten sie sich züchtig vor ihr. Mit angemessenem Betragen gingen sie zur Rast, und das Kind des reichen Försters blieb bei den Gästen. Sie wollte es gerne so einrichten, dass ihr ein wenig besser würde. Sie setzte sich vor Opilet, weil er ihr am nächsten lag. Dies war ihre Rede, der sie sich annahm: ›Beim Herrgott, warum schweigen diese Degen auf einmal so wunderlich! Ja, schmucke Helden, die so durch die Länder fahren und sich an höfisches Benehmen halten, sollten ein bisschen von den Frauen reden und die Zeit wohl mit den besten Gesprächen vertreiben. Ich weiß nicht, wem ich glauben soll: Mir wurde viel von der Minne und ihrer Süße erzählt: Die sei besser als gut. Man werde von ihr guten Mutes. Sie sagen, dies sei ihre Waffe, viel denken und wenig schlafen. Nun habe ich ihr betrügerisches Wesen gut kennen gelernt und gedenke des Wortes meines Vaters, der sagt: ›Minne ist ein sichtliches Leid, ein Bild vielfacher Verwirrung, eine Vernachlässigung jedweden Nutzens,
›Herrgott, sag’ an, warum schweigt dieser Degen auf einmal so wunderlich! Schmucke Helden, die so durch das Land fahren und gerne auf gute Dinge achten, sollten immer ein bisschen von Frauen reden und den Abend hier wohl mit den besten Gesprächen vertreiben. Diese Ritter haben mir ausführlich von der Minne und von ihrer Süße erzählt:
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Text und Übersetzung ein vorder ungemuotes gomen. den zagen ist siu ein swærer last, des swachen herzen leider gast. siu derret di welt als ein slât, siu ist blœder müezicheite rât. Minne ist ein sache grimmer nôt, der triuwen ein vervalschet lôt.‹ sus redet mîn vater und wil dâ bî, daz ich immer âne man sî. des tæt ich, sammer mîn lîp, wan daz ich gern als anderiu wîp wil leben, di ir sinne an guoter manne minne hânt verlân und den lebent, di in hôhgemüete gebent.‹ Dô siu ditz allez gesprach, Orpilet si an sach und vrâget, waz si wolde. ein vingerlîn von golde bôt siu im in allem gâhen. des getorst er niht enpfâhen. er vorhte spot, des vil geschiht. ›ich enhân dar ûf gedienet niht‹, sprach er, ›daz ichs iht welle.‹ ›neinâ, trût geselle! durch aller ritter êre lœse mich von sêre und von huot, di man an mir begât! der rede mich grôz ernst hât. durch friuntschaft nim ditz vingerlîn und dar nâch allez daz mîn,
936 wurdaz P] a korrigiert eventuell e
vordere P
Dem zagin ist minne ein swerer last, ... siu] Minne P dorret P ¶ fehlt P uireuelschet P do W tetich W sumer mynen P Vnd wurdaz ich verhastewip P V. 937–940 fehlen P
hohegemvte W Initiale fehlt P ditz] das P orpylet siv W Orphilet P
Dz engetorste P han P
20r P und fehlt P
Durch fruntschaft ným daz vingerlin Vnd dar noch mich vnd alles daz mýn,
937 davor Des en gedorste er nicht enpfohen P (vgl. V. 946).
955 friuntschaf W
926 vorderunge, vürderunge ›Förderung‹ Hannink / korder ungemuoten Richter 1934, S. 219, Anm. 166 931 ¶ fehlt HaPiper 932 verwälschet Piper (wohl Druckfehler) 934 âne minne Hannink 942 Orphilet Ha 945 allen Ha 953 Ha folgt P 956 Ha folgt P, dagegen BeHannink, die W folgen 926 HaA ist der Vers unverständlich. / vorder, vordere swmf. ›Vater, Mutter (im übertragenen Sinne von origo, causa)‹ (Zacher 1875; danach Le III 463 mit Verweis auf die Stelle). / ungemuot adj. ›übel gesinnt, böse‹ (Le II 1850f.). / gome swm. ›Mann‹ (BMZ I 554 mit Verweis auf V. 2248, 2827, 3000, 4482, 6613; Le I 1051; vgl. HaA zu V. 2827; Schilling 1866, S. 29). / Ich teile jedoch nicht Zachers Übersetzung: ›Die liebe ist eine mutter des mismutes für die männer.‹ Kaum zutreffend ist die Deutung von Haupt, Sp. 114: ›... eine Forderung der Traurigkeit für die Menschen‹ (mit ungemüetes statt ungemuotes). Die Konjekturen von Hannink zu V. 925–926 sind idealisierend, wie schon Richter anmerkte. Wie er aber mit seiner Konjektur auf ›eine Vernachlässigung des Gewinns aller Art‹ kommt (Richter 1934, ebd.), ist mir völlig unverständlich. Singer 1928, S. 83 möchte gomen als goumen (mit thurg. Monophthongierung) lesen und übersetzt sehr frei: ›ein Förderer des Wahrnehmens von Unbehaglichkeit‹. Ich lese: ›Minne ist eine/die Mutter/die Urheberin des bösen Mannes (= macht Männer böse, verursacht Konflikte etc.).‹ 929 slât stm. ›Schlot, Rauchfang, Kamin‹ (BMZ II/2 392 mit Verweis auf die Stelle; Le II 963). 932 vervelschen swv. ›verfälschen‹ (Le III 287 mit nur diesem Beleg; weitere Belege Fb 424). 939 den Dat. Pl. ›für die, für jene‹ (vgl. BMZ I 954f.).
926–956 eine Mutter des bösen Mannes. Den Feigen ist sie eine schwere Bürde,
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Dem Feigen ist die Minne eine schwere Bürde, ...
dem schwachen Herzen ein leidvoller Gast. Sie verdörrt die Welt wie ein Schlot, sie ist der Ratgeber unnützer Müßigkeit. Minne ist eine Sache grimmer Not, ein verfälschtes Lot (Richtmaß) der Treue.‹ So redet mein Vater und will dabei, dass ich immer ohne Mann sein soll. Das würde ich tun, bei meinem Leben, wenn ich nicht gerne wie andere Frauen leben wollte, die ihre Sinne der Minne zu guten Männern überlassen haben und für jene leben, die ihnen Frohsinn bescheren.‹
Als sie dies alles gesprochen hatte, sah Orpilet sie an und fragte, was sie wollte. Sie bot ihm in aller Eile einen goldenen Ring. Den getraute er sich nicht anzunehmen. Er fürchtete, verspottet zu werden, wie es häufig geschieht. ›Ich habe mich nicht darum bemüht‹, sprach er, ›wie wenn ich irgendetwas davon haben wollte.‹ ›Nein, nein, trauter Geselle! Bei der Ehre aller Ritter, erlöse mich vom Leid und von der Aufsicht, die man über mich ausübt! Diese Sache ist mir sehr ernst. Nimm diesen Ring um der Freundschaft willen und dazu alles, was mir gehört,
Nimm diesen Ring um der Freundschaft willen und dazu mich und alles, was mir gehört,
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Text und Übersetzung swaz ich dir zuo gefüegen mac.‹ Orpilet dâ von erschrac und gedâhte, daz der alte untriuwe ûf in bezalte in kampfes wîs; daz was sîn site. ›vrouwe, tuont, des ich iuch bite! 7ra sît ich iuwer rede hân vernomen, ich wil schier her wider komen. geruochet ir mich minnen, ich füer iuch gern hinnen und enwil mich niht betrâgen, ich entürre durch iuch wâgen êre und lîp, swi verre ich kan. nuo kêr ich mich ze niht dran.‹ Dô sprach diu juncvrouwe guot: ›neinâ, ritter wol gemuot! gedenke, daz du ie wære hübsch und mære, erbær und wol gezogen, schœner sinne umbetrogen. schouwe mînen schœnen lîp! ich bin ein ritterlichez wîp. dar zuo ger ich einer bet, daz vrouwe nie mê getet, daz du dîne sinne kêrest an mîne minne, wan du sô reht schœne bist. ich red ez ân argen list. dar nâch, als ichz gemerken kan, sô gesach ich nie keinen man, durch den ein sældehaftez wîp beidiu ir êre und ir lîp gerner solte wâgen. allen mînen mâgen gund ich sô wol guotes niht sô dir, ob daz geschiht, daz du mich ze disem mâle
957 mügen P
Waz ich dir zuo vügen mag.‹ Orpylet W Orphilet P do WP dochte P
har komen P
in wil W engeturre P wi W enkere P zuo nichte P Initiale fehlt P
hubsche W erbær] Biderbe P 20v P Schone mynne vnd schonen P bete P nie nie W Daz nie frowe nie getette P
sô fehlt P
Jch rede dis an kargen list. en geschach P deckeinen P den fehlt P beide ir fehlen P
abe P
984 on W
958 Orphilet Ha 959 Ha folgt P 964 Ha folgt P 984 âne kargen list Hannink 991 wol] vil Bä
970 Ha folgt P
975 Ha folgt P
979–980 bete : getete Ha
967 Konjektur, da betrâgen mhd. nur unpers. belegt ist (BMZ III 80; Le I 239). 984 reden an (P) verzeichnet BMZ II/1 602 als ›reden über‹, was hier schlechten Sinn gibt. Eher wird an als ›mit‹ (für abstrakte Verhältnisse) zu lesen sein (Le I 57). / karc (hier) adj. ›klug, listig, schlau‹ (BMZ I 788f. mit Verweis auf V. 7676; Le I 1517); Hannink denkt offenbar an die neuere Bedeutung ›hinterlistig‹, was nur über Konjektur möglich ist, jedoch gut zu V. 2737 stimmt. Generell überwiegt im Text die neuere Bedeutung, die positive ältere finde ich nur noch V. 216.
957–993
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985
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was immer ich dir bescheren kann.‹ Orpilet erschrak davon und dachte, dass der Alte ihm die Untreue im Kampf heimzahlen würde; das war seine Art. ›Herrin, tut, worum ich euch bitte! Da ich eure Rede vernommen habe, will ich bald wiederkehren. Wünscht ihr, mich zu lieben, führe ich euch gerne von hier weg, und es soll mich nicht verdrießen, wenn ich um euretwillen Ehre und Leben aufs Spiel setzte, so gut ich kann. Jetzt aber will ich mich dem um keinen Preis zuwenden.‹
Da sprach die gute Jungfrau: ›Nein, nein, wohlgemuter Ritter! Bedenke, dass du stets höfisch und bekannt warst, ehrenhaft und von guter Erziehung, unbetrogen an schönen Sinnen. Schaue meinen schönen Körper an! Ich bin eine ritterliche Frau. Außerdem habe ich eine Bitte, wie sie eine Dame noch nie verlangt hat, nämlich dass du deine Sinne nach meiner Minne ausrichtest, weil du so richtig schön bist. Ich sage das ohne hinterhältige List. Wenn ich es recht verstehe, so habe ich nie einen Mann gesehen, um dessentwillen eine glückliche Frau sowohl ihre Ehre wie ihr Leben lieber aufs Spiel setzen wollte. Allen meinen Verwandten würde ich nicht so viel Gutes gönnen wie dir, wenn das geschieht, dass du mich hier und nun
57 was immer ich dir geben kann.‹
Ich sage dies mit klugem Verstand.
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Text und Übersetzung lœsest von der quâle, von der ich grôzen kummer dol. geschach dir ie von wîbe wol, sô ensolt du, ritter, niht verzagen noch dînen lîp mir versagen. Man vindet manigen wîgant, der in unkundiu lant durch schœne vrouwen strîchet, der keiniu mir gelîchet 7rb deweder an guot noch an getât. helt, nim ze dir selben rât, küsse güetlîchen mich, ich gedienez immer umb dich, und tuo mir dînen willen kunt!‹ Dô sprach Orpilet zestunt: ›ich fürht mîner êre. gedenkent sîn nimmer mêre! mîn triuwe wil ich behalden. getorst ich an iu erbalden, daz ich iuwern vater niht verlür, ein harnschar ich erkür, daz ich gevangen wær ein jâr.‹ diu vrouwe sprach: ›daz ist wâr: er gewan nie manlichen muot, der niht tôrlîche tuot etswenne durch diu wîp.‹ der helt sprach: ›samir mîn lîp, ichn wil durch iuch sterben niet.‹ mit zorne siu dô von im schiet. ... ... Noch enwas siu niht von minnen vrî. nuo lac Kurâus dâ bî, enzwischen den gesellen. nuo lânt iu wunder zellen:
1011 d in behalten W ist unsicher, eventuell wäre t zu lesen
Geschach dir ie von wibin wole, ... dv ensolt W So soltü P dinim P entsagen P ¶ statt Initiale P enkunde P keine W Der ein keine mir gelicheit P div weder W Weder an gúte alde an P ˙ zuo der selbeme P 21r P myn
tvo n W orpylet W orphilet P ¶ fehlt P
˙ ›Jch ervörchte myner, gedenckent an ere! Es wurt nyemir mere. ich wil P an uch P ich dar vmbe er kúre P
engewan P
se mir P Jch enwil P ersterben P
Mit zorne sy von ime schiet Vnd mit ruwe beide; So engestunt ir nie so leide. nith mynne P kvraus do W curaus by P Jn zwúschen P iwe W
1024 engenstunt P
998 entsagen Be 999 Initiale fehlt Ha 1002 keine Ha 1003 Ha folgt P 1008 ¶ fehlt Ha / Orphilet Ha 1011 Ha folgt P 1012 torst ich an iuch Ha 1014 Ha folgt P 1018 tœrlîche Ha 1021 HaBä folgen P / niht Ha (gegen Reim!), dagegen Neumaier 1883/84 I, S. 34 1022 Ha folgt P / We folgt W 1023–1024 La (Ha) folgt P, dagegen Hannink, der die Verse für unecht hält 1024 son geschach Ha, dagegen Haupt, Sp. 106, der jon geschach setzt / Ha schließt den Vers mit Komma. 1025 Ha folgt P / Initiale fehlt Ha 1012 an ist mhd. mit Dat. und Akk. möglich (Le I 57). / erbalden an swv. ›in Hinsicht auf etwas Mut fassen‹ (BMZ I 82 mit Verweis auf die Stelle und V. 1500; Le I 606f.; vgl. auch V. 8102). 1014 harnschar = harmschar stf. ›Strafe, Plage, Not; schmerzliche und beschimpfende Dienstleistung‹ etc. (BMZ II/2 153 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1184f. 1186 mit Verweis auf V. 7629, 7881; vgl. V. 3712). 1024 Zu ez stât etc. ›der Zustand, die Lage ist‹ plus Dat. der Pers. und Adv. vgl. BMZ II/2 572. Vgl. auch V. 5225.
994–1028
995
von der Qual erlöst, wegen der ich großen Kummer leide. Geschah dir je Gutes von einer Frau, dann sollst du, Ritter, weder verzweifeln noch dich mir verweigern.
59
Geschah dir je Gutes von Frauen, ...
Man findet so manchen Kämpfer, 1000
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der um schöner Frauen willen in unbekannte Länder zieht, von denen mir keine weder an Besitz noch an Taten vergleichbar ist. Held, nimm dir ein Herz, küsse mich freundlich, ich werde es dir für immer vergelten, und tue mir deinen Willen kund!‹ Da sprach Orpilet sofort: ›Ich fürchte um meine Ehre. Denkt nicht mehr daran! Ich will meine Treue behalten. Würde ich wagen, mich an euch zu ermutigen, ohne dass ich euren Vater verlöre (tötete), würde ich eine Strafe auf mich nehmen, dass ich ein Jahr gefangen wäre.‹ Die Dame sprach: ›Das ist wahr: Der ist niemals mannhaft, der nicht bisweilen um der Frauen willen töricht handelt.‹ Der Held sprach: ›Bei meinem Leben, ich will um euretwillen nicht sterben.‹ Mit Zorn schied sie da von ihm. ... ...
Noch war sie nicht frei von Minne. Nun lag Kuraus daneben, zwischen den anderen beiden Gesellen. Nun lasst euch Wundersames erzählen:
›Ich fürchte um mich, denkt an die Ehre! Es kann niemals sein.
Mit Zorn schied sie von ihm und auch mit Betrübnis; sie hatte nie solches Leid erfahren.
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Text und Übersetzung diu vrouwe het den gedanc, wan si diu minne sêre twanc, daz siu warp umb sînen lîp, daz nie kein man durch kein wîp gepflac sô ernstlicher bet. siu sprach: ›swelch ritter ie daz beste tet, der en darf an eim wîbe niht verzagen. ich wil dir wærlîche sagen, daz ich rehte hân vernomen, wi du bist vollekomen an der manheite dîn. tuo dîn ellent an mir schîn und minne an mir ein schœne maget. ist, daz dir ein wîp behaget, diu ir âmîes schônet, sô wirt mir wol gelônet 7va von dir, als ich ez gemerken kan. Mir verbôt mîn vater alle man, âne mich wænt er niht genesen. nuo wil ich doch der volge entwesen. ich wirbe ê selbe umb einen man, der witz und êre pflegen kan, dan ich des mannes bîte, der gern sam mir strîte. Dar zuo hân ich dich erkorn. du bist stæt und wol geborn und getarst wol alliu dinc bestân. zwâr und triuget mich mîn wân, sô enwird ich nimmer manne holt.‹ Dô sprach Kurâus: ›du solt frumen rittern holt sîn. wan daz ich êre den vater dîn durch di triuwe, di er an mir begie, mir geschach sô liebe nie, sô ob ich dich solte minnen. doch wil ich ê gewinnen von dir die missewende, ê ich mîn heil geschende. ich wil aber imer got klagen, daz ich an dir muoz verzagen. dâ von lâz mich ûz dîner ahte.‹ der helt daz houbt dahte
21v P
... Das sy warp vmb sinen lip. Jch enwil, daz nyeman durch wip Gepflag so ernstlicher bette. tette P
Do din ellen an mir schin Vnd mynne an mir eine schone magit, ... Die ir amys hulde schonet. So wurt mir wol gelonit Von dir, also ich es gemercken kan. ¶ fehlt P Ane P
Jch wurbe e selbe vmb einen degen, Der witze an eren kan gepflegen, ... semnir P ¶ fehlt P
22r P Kav ravs W curaus P ¶ fehlt P ritter P an mir er P geschach noch so P sô fehlt P
Dar zuo wil ich gotte clagen, ... do W
1045 als es W 1033–1034 bete : tete Ha 1034 siu sprach fehlt Ha, dagegen Bä, der WP folgt 1035 dern darf Ha / eim fehlt Spr 1038 sîst Bä 1040 nu tuo BäSpr 1046 ¶ fehlt Ha 1053 ¶ fehlt Ha 1058 ¶ fehlt Ha 1062 geschæhe lieber nie Bä 1063 Ha folgt P
1029–1070
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Die Dame verfolgte den Gedanken – weil sie die Minne sehr bedrängte –, um ihn (Kuraus) so zu werben, dass nie ein Mann eine Frau so flehentlich umworben hatte. Sie sprach: ›Wenn ein Ritter immer das Beste tat, dann braucht er bei einer Frau nicht zu verzagen. Ich will dir wahrhaftig sagen, dass ich genau vernommen habe, wie vollkommen du an deiner Mannheit bist. Zeige deine Tapferkeit an mir und liebe an mir eine schöne Maid. Wenn dir eine Frau gefällt, die auf ihren Geliebten Rücksicht nimmt, dann wirst du mir sehr dankbar sein, wenn ich es recht verstehe. Mir hat mein Vater alle Männer verboten, er glaubt, ohne mich nicht sein zu können. Nun will ich dem nicht Folge leisten. Ich werbe lieber selbst um einen Mann, der Verstand und Ehre hat, als dass ich auf einen Mann warte, der von sich aus gerne mit mir ›streiten‹ will. Dazu habe ich dich erkoren. Du bist standhaft und von guter Geburt und getraust dich wohl, alle Dinge in Angriff zu nehmen. Fürwahr, und trügt mich meine Hoffnung, dann werde ich niemals einem Mann hold.‹ Da sprach Kuraus: ›Du sollst tapferen Rittern hold sein. Würde ich nicht deinen Vater wegen der Treue ehren, die er mir entgegengebracht hat, wäre mir nie etwas so lieb gewesen, wie dich zu lieben. Trotzdem will ich lieber von dir Schande gewinnen, als dass ich mein Glück schädige. Ich will aber immer Gott klagen, dass ich bei dir feige werden muss. Entlasse mich deshalb aus deinem Vorhaben.‹ Der Held bedeckte das Haupt
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... um ihn zu werben. Ich will nicht, dass jemand Frauen so flehentlich umwerben würde.
Zeige deine Tapferkeit an mir und liebe an mir eine schöne Maid, ... die auf das Wohlwollen ihres Geliebten Rücksicht nimmt. Dafür wirst du mir sehr dankbar sein, wenn ich es recht verstehe.
Ich werbe lieber selbst um einen Degen, der sich auf Ehre versteht, ...
Außerdem will ich Gott klagen, ...
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1105
Text und Übersetzung und enpfie di rede für ein gamen. des begunde sich diu vrouwe schamen. Dô der wünnenclichen maget als harte wart versaget, daz dûhte si ein vremdez dinc. Innân des lac der jungelinc und gedâht an sîm muote: ›herre got der guote, ist mir diu sælde beschert, daz diu vrouwe vollevert, des muoz ich immer vröude hân.‹ zehant kom siu gegân, wan si diu minne twanc. der junge ritter ûf spranc 7vb und sprach: ›vrouwe mîn, du solt grôz willekomen sîn dem rîchen got und mir. ich wil gern dienen dir. du endarft umb mich niht werben. zehant wolt ich ersterben, ê ich dich hinnen lieze. swi ich es missenieze, daz wil ich allez lieber sehen. mir enmoht lieber niht geschehen; daz muoz an dir werden schîn.‹ er leit si an den arm sîn und kuste si wol tûsent stunt. in wart diu beste minne kunt, diu zwein gelieben ie geschach. den gesellen was daz ungemach. daz liez er allez ze einer hant. der vrouwen er sich underwant harte lieblîche. si wârn vröuden rîche und heten wünne die maht
tuhte W frömde P Jnna W dachte in sinem P diu] dise P volle vert W sy zuo gegan P 22v P
grôz fehlt P Initiale P
hine P
... Das wil ich alles vbersehen. leider P arne W
zweigen lieben P
freudenriche P wunnen P
1073 Repräsentant nicht aufgelöst P 1087 davor Zwischentitel P: Wie acuraus die kunigin vmbe ving vn | ir seitte dz er sy nemen wolte zuo ds ee 1093 vber sehen P 1103–1104 in einer Zeile W. 1103 lieblîche z W] libliche z Deu, der überlegt, ob eventuell in einer Überlieferungsstufe z mit ; resp. : (also einem Zeilentrenner) verwechselt worden ist. 1075 tûhte Ha
1076 indes Ha
1077 Ha folgt P
1082 Ha folgt P
1086 Ha folgt P
1093 Ha folgt P
1071 gamen stm. ›Spiel, Spaß, Lust‹ (BMZ I 460 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 1686; Le I 732; vgl. Haupt, Sp. 109f.). 1101 allez ze einer hant lâzen ›sich nichts daraus machen‹ (BMZ I 947). 1102 sich eines dinges underwinden stv. kann das Sich-Kümmern, jedoch auch das Sich-Bemächtigen bezeichnen, auch in sexueller Hinsicht (Le II 1811f.). Im Kontext des chauvinistischen Agierens von Lanzelet könnte man sagen: Er hat sich um die Tochter des Hausherrn ›gekümmert‹. 1105 die maht ist wohl adverbial (eigentlich adnominal) zu wünne als Ausdruck der Quantität im Sinne von ›soviel der ..., eine so große ...‹ zu lesen (Mhd. Gramm. § 356); vgl. V. 1900.
1071–1105
63
und nahm die Sache als Spaß. Das beschämte die Dame.
1075
1080
1085
1090
1095
1100
1105
Als die herrliche Maid so sehr zurückgewiesen wurde, fand sie das merkwürdig. Inzwischen lag der Jüngling und dachte bei sich: ›Guter Herrgott, wenn mir das Glück beschert ist, dass die Dame die Sache zu Ende führt, dann werde ich deshalb immer Freude haben.‹ Sogleich kam sie gegangen, weil die Minne sie drängte. Der junge Ritter sprang auf und sprach: ›Meine Herrin, du sollst mir und dem reichen Gott sehr willkommen sein. Ich will dir gerne dienen. Du brauchst nicht um mich zu werben. Lieber wollte ich sogleich tot sein, ehe ich dich weg ließe. Wie groß auch der Nachteil sei, den ich davon gewinne, das will ich alles lieber in Kauf nehmen. Mir hätte es nicht besser ergehen können; das soll sich an dir zeigen.‹ Er legte sie an seinen Arm und küsste sie wohl tausendmal. Sie lernten die beste Minne kennen, die zwei Verliebten je geschah. Den Gesellen war das unlieb. Das war ihm alles einerlei. Er ›kümmerte‹ sich sehr liebevoll um die Dame. Sie waren reich an Freude und hatten soviel Wonne
... das will ich alles gering achten.
64
1110
1115
1120
1125
1130
1135
1140
Text und Übersetzung und di aller besten naht, die kein vrouwe ie gewan mit deheim kindischen man. doch enmoht er vergezzen nie, daz siu ze jungest zuo im gie. des versweig er si dâ, siu engaltes aber anderswâ. Dô dirr helt sô sanfte lac, dô erschein der unerwunschte tac und was diu süeze naht für. dô stiez mit zorn an di tür der wirt nôtveste. des erschrâken di geste, wan er zwei scharpfiu mezzer truoc, spizzic und lanc genuoc, und zwên buggelære. sîn herze was im swære. diu mezzer beidenthalben sniten. er sprach: ›daz wære baz vermiten. oder ich verliuse daz leben, 8ra ich wil di morgengâbe geben, der mir nieman danc seit. daz ist trûren und leit und êwiclich riuwe, wan ir iuwer triuwe und iuwer êre hânt verlorn. sît ich êrst wart geborn, sô erbôt ich ez nie manne baz danne iu. waz half mich daz? ez was dô wol mîn wille. nuo ligent alle stille, als lieb iu allen sî der lîp, und sagent mir: wes ist daz wîp, mîn kint, ein ungetriuwer warc?‹ diu vrouwe sich verbarc
23r P Die ye kein frowe P mochte P vergesse P des] Das P sovnfte W Initiale fehlt P vnderwnschte W süeze] liebe P not veste W erschrachent W ercluftent P
buckeliere P Jme was sin hertze P daz] diz P
23v P nyemanne P Denne ouch v´ ch P es do W Alle P
... Vnd sagint mir: wa ist daz wip, ... junpfrowe P
1107 Ha folgt P 1111 Ha folgt P 1118 Ha folgt P 1122 Ha folgt P Bä / Hannink folgt P 1139 ein] er Bä 1140 Ha folgt P
1125–1126 vertauscht Bä
1138 daz fehlt
1111 verswîgen mit Akk. der Pers. und Gen. der Sache ist mhd. selten, aber möglich; häufiger ist doppelter Akk. wie in P (Le III 263f.). 1112 ›sie musste aber anderswo dafür bezahlen‹, ebenso WePéBuKe; anders und zu frei (anderswâ!) Sp: ›da sie es auf andere Weise reichlich wieder gut machte‹; vgl K zu V. 1109–1112. 1118 erklupfen (PHa) swv. ›erschrecken‹ (BMZ I 849 mit Verweis auf die Stelle; Le I 643; vgl. Anm. zu V. 784). 1121 buckelære, buckeler, buggeler stm. ›Schild mit einem Buckel‹, vgl. frz. bouclier, engl. buckler (BMZ I 275f.; Le I 376f.). 1124 daz ... vermiten] La und Ha deuten den Satz nicht als direkte Rede, sondern als eingeschobenen Erzählerkommentar wie in V. 7768 (?). 1125 Zu oder am Beginn eines Vordersatzes im Sinne von ›wenn nicht, es wäre denn‹ siehe Le II 140 mit Verweis auf die Stelle. Vgl. V. 7770. 1138 wes übersetzt Ha als ›in wessen Besitz, wer hat‹. Sinnvoller (ohne doppelte Apposition) scheint mir jedoch die Lesung als ›weshalb‹ (Le III 766). 1139 warc stm. ›Wolf, Teufel, Verdammter; Mensch von roher, verbrecherischer Denk- und Handlungsweise, Wüterich‹, hier einfach als Scheltwort (BMZ III 524 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6996; Le III 688; vgl. Schilling 1866, S. 31).
1106–1140
1110
1115
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1125
1130
1135
1140
65
und die allerbeste Nacht, die eine Dame jemals mit einem kindischen Mann gewann. Trotzdem konnte er nie vergessen, dass sie zu ihm zuletzt gekommen war. Das verschwieg er ihr hier, sie musste aber anderswo dafür ›bezahlen‹.
Als dieser Held so sanft gebettet lag, da erschien der unerwünschte Tag, und die süße Nacht war vorüber. Da stieß der tapfere Burgherr zornig an die Tür. Darüber erschraken die Gäste, weil er zwei scharfe Messer trug, ziemlich spitz und lang, und zwei Buckelschilde. Sein Herz war ihm schwer. Die Messer schnitten auf beiden Seiten. Er sprach: ›Das hätte man besser bleiben lassen. Wenn ich nicht das Leben verliere, will ich eine Morgengabe geben, für die mir niemand danken wird. Das ist Trauer und Leid und ewige Betrübnis, weil ihr eure Treue und eure Ehre verloren habt. Seit ich geboren wurde, habe ich niemand besser behandelt als euch. Was habe ich davon? Es war zuvor mein ganzer Wille. Nun liegt alle still, wenn euch das Leben lieb ist, und sagt mir: Bei wem ist die Frau, mein Kind, der untreue Teufel?‹ Die Dame verbarg sich
... und sagt mir: Wo ist die Frau, ...
66
1145
1150
1155
1160
1165
1170
Text und Übersetzung under ir friunt, den jungen degen, und wolt dô sîn tôt gelegen. Des nam der vater war. er lief îlende dar und drôt in harte sêre. Er sprach: ›swer mir mîn êre nimpt, der geniuzet es enbor vil. ein spil ich iu teilen wil: nement disen schirm an iuwer hant und belîbent hi bî dirr want; sô wil ich anderhalp gân und wil iu di wal lân. ich nim iuwer êre oder ir di mîn. unser einer muoz der êrer sîn. swer dâ driffet, dêst sîn gewin; der ander treit den schaden hin.‹ Der junge lobete den rât. ›sît mir daz ze wer stat, sô dünket mich daz billich, daz ir werfent ê dan ich, leider spilgeselle. got gebe iu ungevelle! ob got wil, ir vermissent mîn.‹ dô trôst er sich der künste sîn und nam des swehers guote war. 8rb sînen schirm bôt er allez dar. si spilten nôtlîch âne bret. Kurâus und Orpilet, di wæren wundergerne dan. der wirt huop daz spil an und warf den jungen wîgant durch den ermel in di want
frunden jungen P dô] da P
Der sweher nam des war. drat W drowete P ˙ P mir nympt myn nimpt fehlt P enbor vil] borwil P teilen] ver teilen P
anderhap W
Jch nyme daz uwer vnd ir das mýn. erre P do W des sin W] dz ist P 24r P ¶ statt Initiale P
›Sit mir der zweiger wal stat, So duncket mich billich, ... spil geselle W
nement P schirm den bot P Kuravs und orpylet W Suraus vnd orphilet P wnder gerne W den] dem P den] einen P
1143 davor Zwischentitel P: Wie acuraus sin sweher zuo tode sluo g in | der kamerin wanne in der sweher wolte | han getoe tet 1158 zewer W 1142 Ha folgt P 1146 er sprach fehlt Ha / mir nimpt mîn Ha 1147 Ha folgt P / borvil Ha 1153 Ha folgt P 1154 Ha folgt P 1155 sîn fehlt Ha 1166 Ha folgt P 1167 nîtlich Schütze 1883, S. 17, Anm. 1 mit Verweis auf V. 2042, 2544, 2559, 2580–2581, 3184; ebenso Behre 1913, S. 98 1168 Orphilet Ha 1147 enbor vor Adj. und Adv. steigernd, manchmal (wie hier) auch mit der ironischen Bedeutung ›wenig, gering‹ (Le I 547; vgl. V. 5981; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 174). / bor dasselbe (Le I 326), borvil (hier) ›wenig, gar nichts‹ (BMZ III 314 mit Verweis auf die Stelle; Le I 329 mit Verweis auf V. 6393, 6801). Vgl. auch HaN. 1148 spil teilen ist schwer zu übersetzen, es könnte ›Wahl‹, ›Spiel‹ und ›Kampf‹ gemeint sein (vgl. jeux parti bzw. geteiltez spil in der Lyrik), die wahlweise ›vorgeschlagen‹ oder ›erklärt‹ werden (vgl. Pérennec, S. 64f.; Pé, S. 93, Anm. 27). Der Sinn freilich bleibt derselbe, es geht um den Messerkampf, zu dem Galagandreiz Lanzelet zwingt. 1158 HaA bezieht den Vers auf V. 1153 (recte V. 1152?), ist aber von ze wer irritiert. / ze wer ›in (meiner) Gewalt‹ zu wer stf. ›Besitzrecht, Besitz, Gewalt‹ (BMZ III 586 mit Verweis auf die Stelle; Le III 767; vgl. auch Pérennec, S. 66; Pé, S. 95, Anm. 28). 1162 ungevelle stn. ›Unfall, Missgeschick‹ (BMZ III 224 mit Verweis auf die Stelle). 1169 wundergerne adj. ›sehr gern‹ (Le III 989 mit Verweis auf die Stelle).
1141–1172
67
unter ihrem Geliebten, dem jungen Degen, und wollte da tot sein.
1145
1150
1155
1160
1165
1170
Das bemerkte der Vater. Er lief schnell hin und drohte ihnen sehr. Er sprach: ›Wer mir meine Ehre nimmt, dem nützt das wenig. Ich will euch ein Spiel erklären: Nehmt diesen Schutz an eure Hand und bleibt bei dieser Wand hier; ich werde auf die andere Seite gehen und euch die Wahl lassen. Ich nehme eure Ehre oder ihr die meine. Einer von uns muss der erste sein. Wenn einer dabei trifft, ist das sein Sieg; der andere trägt den Schaden davon.‹ Der junge lobte den Rat. ›Da es in meiner Gewalt steht, so scheint es mir billig, dass ihr vor mir werft, leidiger Spielgeselle. Gott soll euch Missgeschick geben! Wenn Gott will, verfehlt ihr mich.‹ Da vertraute er auf seine Fertigkeiten und achtete genau auf den Schwiegervater. Er bot ihm seinen Schutz völlig dar. Sie spielten in ernstem Kampf, nicht am Brett. Kuraus und Orpilet, die wären sehr gerne von dort weg gewesen. Der Burgherr begann das Spiel und heftete den jungen Kämpfer mit starker Kraft
Der Schwiegervater bemerkte das.
Ich nehme das Eure und ihr das Meine.
›Da die Wahl zwischen beidem an mir liegt, so scheint mir billig, ...
68
1175
1180
1185
1190
1195
1200
Text und Übersetzung mit starker volleiste. ein wênic er sîn vleiste, daz er daz bluot rêrte. Dô gedâht der gesêrte, wi er sich schaden möht erholn. er lie daz werfen und daz boln und lief hin an den schalch. mit dem mezzer er im bevalch einen vreislîchen stich, daz er viel ûf den esterich und nie kein wort ersprach. dô liten si êrst ungemach in der kemenâten. di tür si zuo tâten. di frechen ellende wunden ir hende, daz si âne swert dô muosten sîn. aber des ritters friundîn, diu gap in harte guoten trôst, daz si wol würden erlôst. Diu gie ûz durch ir bete, di tür siu nâch ir zuo tete und besant der tiursten ein teil, an den siu helf und heil aller wætlîchest vant. Siu sprach: ›helde, sint gemant, daz ich ie di ritter êrte und daz beste zuo in kêrte, und stânt mir friuntlîchen bî. ich wæne, mîn vater tôt sî, der ie grimmecheite wielt
1193 Repräsentant nicht aufgelöst P
1200 zuo kerte P
geferte W Initiale fehlt P erholn] erhaben P hin] wider P mit fehlt P vreischlichen W 24v P ûf den] an das P Vnd er nie einkein P
Die recken ellende Wundent ire hende, ... da P
Diu] [s]Y P ûz] hin vz P
weltlichste P
Sy˙ sprach: ›helde, ir sint gemant, Das ich ye die ritter erte Vnd das beste zuo in kerte. ˙ Jr stant mir fruntlichen by, ˙ vatter tot sý, Wane myn Der ye grymmekeit wielt
1203 grym keit P
1174 vreiste Bä 1176 Initiale fehlt Ha 1182–1183 daz er ûf den esterich | viel unde nehein wort ensprach Bä 1187 Ha folgt P 1189 Ha folgt P 1192 wurden Ha / wurden wol Bä 1193 Ha folgt P 1198 ¶ fehlt Ha 1174 vleischen, vleisen swv. ›fleischen, zerfleischen, verwunden‹ (BMZ III 340 mit Verweis auf die Stelle; Le III 395f.). 1175 rêren swv. ›fallen machen, vergießen‹ etc. (BMZ II/1 676; Le II 408). 1176 Lectio difficilior hat zweifellos P, vgl. auch den Reim. In W liegt simple Verschreibung von Schaft-s zu f vor (Reim!). 1178 boln stn. ›Schleudern, Werfen‹ (BMZ I 118 mit nur diesem Beleg; Le I 324 und Fb 53 mit weiteren Belegen). 1180 bevelhen hat Le I 248 mit Verweis auf die Stelle (nach HaA, der W folgt) als ›(einen Schlag) versetzen‹. Weniger auffällig wäre P mit bevelhen als ›übergeben, überlassen, anempfehlen‹ etc. (ebd.), das aber mit V. 1181 nicht zusammengeht. 1183 ersprechen stv. ›zu sprechen anfangen, durch Sprechen von sich geben‹ (BMZ II/2 529 mit Verweis auf die Stelle; Le I 674) 1193 ûz ›hinaus‹ (W) ist mhd. durchaus möglich (Le II 2018). 1197 wætlîche adv. (hier) ›wahrscheinlich, was man leicht haben kann, was leicht geschehen kann; schwerlich (ironisch)‹ (BMZ III 779 mit Verweis auf die Stelle; Le mit Verweis auf V. 8850; vgl. HaA; vgl. Anm. zu V. 1819, 2639). / Zu P siehe K zur Stelle. 1198–1204 Der Paralleltext für P ist fraglich und nur über Konjektur für V. 1200 möglich. Auch sî statt zu erwartendem ist sowie wanne ohne Gemination (beides V. 1202) irritieren. 1202 Wane P ist wanne, nicht wæne, wie Hannink, S. 22 annimmt.
1173–1203
1175
1180
1185
1190
69
durch den Ärmel an die Wand. Er verwundete ihn ein wenig, sodass er Blut vergoss.
Da überlegte der Verwundete, wie er sich vom Schaden erholen könnte. Er ließ das Werfen und das Schleudern und lief hin zu dem treulosen Mensch. Er versetzte ihm mit dem Messer einen schrecklichen Stich, sodass er auf den Boden fiel und nie mehr ein Wort sprach. Da erst erlitten sie Unannehmlichkeiten in der Kemenate. Sie machten die Türe zu. Die kühnen Fremden rangen ihre Hände, weil sie da keine Schwerter hatten. Die Geliebte des Ritters aber, die spendete ihnen sehr guten Trost, dass sie bestimmt erlöst würden.
Die fremden Recken rangen ihre Hände, ...
Sie ging auf ihre Bitte hin hinaus, 1195
1200
verschloss nach sich die Tür und schickte nach einigen von den Teuersten, an denen sie Hilfe und Glück am ehesten finden konnte. Sie sprach: ›Helden, erinnert euch, dass ich die Ritter stets geehrt und ihnen das Beste entgegengebracht habe, und steht mir als Freunde bei. Ich glaube, mein Vater ist tot, der stets Grimmigkeit walten ließ
Sie sprach: ›Helden, ihr sollt daran erinnert sein, dass ich die Ritter stets geehrt und ihnen das Beste entgegengebracht habe. Ihr sollt mir als Freunde beistehen, denn mein Vater ist tot, der stets Grimmigkeit walten ließ
70
1205
1210
1215
1220
1225
1230
1235
Text und Übersetzung und iuch unrehte hielt. nuo hân ich einen jungen man, 8va den tiursten, den ie wîp gewan. den erkôs mîn vater für einen zagen und wolt in ze tôde hân erslagen, als er vil manigen hât getân. dô en mohtez langer niht gestân, der ritter werte sich durch nôt. Sît mîn vater nuo ist tôt, sô ist daz erbe an mich komen. ich schaffe gern sînen vromen, swer mir triuwe erscheinet und mich von herzen meinet.‹ Dô sprach der ritter einer zehant: ›sagent, wer ist der wîgant? ist ez, der nehtin bî iu saz, sô geschach nie keiner vrouwen baz. er ist sô sæliclîch getân, mich triege danne aller mîn wân, sô enwart nie tiurer man geborn. sît wir den herren hân verlorn, er endarf uns niht entsitzen umb ein hâr – daz sult ir wizzen für wâr –, weder durch slâhen noch durch vâhen.‹ Di andern alle jâhen: ›wir suln tuon, swaz mîn vrouwe wil, beidiu ze ernst und ze spil.‹ sus wart diu suon in ein getragen. man hôrt den wirt lützel klagen, als ez dicke noch ergât: swâ man sich der milt enstât, dâ verklaget man wol des argen schaden. di recken wurden ouch entladen unmuotes, des ir herze wielt. diu vrouwe si vil wol behielt,
1208 zetode W 1215 scheint HaA für P ausgeworfen nach V. 1234 1207 Ha folgt P Ha
1208 hân ze tôde Ha
Vnd vch vnrechte behielt. ˙ vatter zuo eime zagen Den erkoß myn Vnd wolte in zuo tode erslahen, 25r Also er vil manigeme hette getan. Do enmochte es lenger nit bestan, Der reche werte sich die not. ¶ fehlt P ist an das P
Es mag harte wol komýn, ... seheint P Initiale fehlt P einer fehlt P nahete v´ ch baz sas P engeschach nye frowen P seiliclich W
... Mich entriege mýn wan, ... So wir den heren hant verlorn, So handelin es mit witzen; Er endarff vns nicht entsitzen, Weder durch slahen oder durch vahin. ¶ fehlt P waz W] dz P
So zuo stunt wart er begraben, ... man die miltikeit enstat P do W 25v P men P vn mvtes W di W frowen P
1225 har W rechts ausgeworfen nach V. 1224 1212 ¶ fehlt Ha
1222 Ha folgt P
1235 schaden W] den rechts
1225–1226 Ha folgt P
1228 ¶ fehlt
1208 Der Reim spricht für die Lesung von W. 1211 die not P ist problematisch. Entweder liegt Verderbnis (durch – die) vor, oder es ist von einem adverbialen, modalen (›in der Bedrängnis‹; vgl. Mhd. Gramm. § 356) oder kausalen (›wegen der Bedrängnis, aus Not‹) Akk. auszugehen. 1214 P ist wohl zu lesen als: ›Es kann (dem) gut bekommen, ...‹. 1216 meinen swv. ›eine gute Gesinnung gegen jemandem haben, ihn lieben‹ etc. (BMZ II/1 107; vgl. V. 9262). 1225 entsitzen stv. ›erschrecken, fürchten vor‹ (BMZ II/2 334 mit Verweis auf V. 1751, 6965; Le I 586f.; vgl. auch V. 2531, 7765). / Nicht-bezeichnetes pron. Subj. in P ist wir. 1234 entstân ›verstehen‹ ist bereits mhd. refl. mit Gen. und mit Akk. möglich (BMZ II/2 580f. mit mehreren Belegen aus ›Lanzelet‹).
1204–1238
1205
1210
1215
1220
1225
1230
1235
und euch unrecht behandelte. Nun habe ich einen jungen Mann, den teuersten, den je eine Frau gewonnen hat. Den hielt mein Vater für einen Feigling und wollte ihn totgeschlagen haben, wie er es bei vielen getan hat. Da konnte es nicht länger so weitergehen, der Ritter wehrte sich aus Bedrängnis. Da mein Vater nun tot ist, so ist das Erbe an mich gekommen. Ich fördere gerne den Nutzen von dem, der mir Treue bezeugt und mir von Herzen gewogen ist.
Da sprach einer der Ritter sogleich: ›Sagt, wer ist der Kämpfer? Ist es der, der nächtens bei euch gesessen hat, dann ist es nie einer Dame besser ergangen. Er ist so vom Glück gesegnet, dass, wenn mich nicht alles täuscht, nie ein vortrefflicherer Mann geboren wurde.
71 und euch unrecht behandelte.
Den hielt mein Vater für einen Feigling und wollte ihn totschlagen, wie er es bei vielen getan hat. Da konnte es nicht länger so weitergehen, der Recke wehrte sich in der Bedrängnis.
Es kann dem wohl bekommen, ...
Er ist so von Glück gesegnet, dass, wenn ich mich nicht täusche, nie ein vortrefflicherer Mann geboren wurde. Da wir den Herren verloren haben, handeln wir mit Verstand; er braucht uns nicht zu fürchten, weder dass wir ihn schlagen noch dass wir ihn gefangen nehmen.‹
Da wir den Herren verloren haben, braucht er uns nicht um ein Haar zu fürchten – das sollt ihr fürwahr wissen –, weder dass wir ihn schlagen noch dass wir ihn gefangen nehmen.‹ Die anderen sprachen alle: ›Wir sollen tun, was immer meine Herrin will, egal ob im Ernst oder im Scherz.‹ So wurde die Versöhnung vereinbart. Man hörte selten, dass der Burgherr beklagt wurde, So wurde er sogleich begraben, ... wie es noch oft geschieht: wo immer man sich auf Mildtätigkeit versteht, dort verschmerzt man leicht den Schaden eines Bösen. Die Recken wurden auch von der Betrübnis entlastet, die in ihrem Herzen nistete. Die Dame kümmerte sich so gut um sie,
72
1240
1245
1250
1255
1260
1265
1270
Text und Übersetzung sô siu aller beste kunde. Dar nâch in kurzer stunde kom der welt ein michel magen. in vil unlangen tagen, dô begruop man in, als ez gezam. diu vrouwe den jungen ritter nam und enpfalh im gar in sîn hant 8vb beidiu liut und lant. sus erbet er, dô er genas, daz ê des fôrehtieres was. Dô was vil milte der wirt, als den daz guot lützel swirt. daz der sweher sparte, rîlîch er daz zarte, wan erz mit manheit gewan. dô schuof er sîn amptman nâch wîser liut lêre. er warp niht wan umb êre, als ein hübsch ritter kan. Orpilet, der küene man, dô der ersach sînen site, daz er in fuor sô sanfte mite und er doch nieman liez enstân, wi sîn geverte was getân, durch daz lobet er im zehant des küniges Artûses lant und Karidôl di mæren. er saget im, daz dâ wæren der besten ritter diu kraft, ›di mit ir ritterschaft erwerbent lop und prîs. der künic selbe ist sô wîs,
aller fehlt P inkurzer W ¶ fehlt P kurtzen stunden P
Man horte den wurt lutzil clagen, ˙ o p man in, also es gezam. Doch bygru beualch gar P erbete do P forchtierers P
Do waz er ein vil milter wurt, Also meniger, dem daz guo t nicht swúrt. daz] es P ampt man W enwarp P kam P orpylet W Orphilet P sin W 26r P gesach sinen sitten P sovnfte W sô fehlt P niem W
... Durch daz lobete er in zuo hant Jn des kuniges Artusis lant, Zuo Karidol der merren; Vnd sagete, daz ime da weren Der besten ritter die kraft, Die mit yr kuntschaft Erwurbent lob vnd priß. ›Der kunig selbe ist so wise,
1243 by˙ gruo p P 1249 wir W / er vil beuilte milte wurt P 1250 lutlzel W 1259 davor Wiederholung von V. 1255–1257 ˙ yr die guntschaft P mit irrelevanten graphischen Abweichungen 1264 artuses W 1265 karydol W 1266 do W 1268 miit ˙ unsicher; Länge des k in guntschaft angesetzt, g darüber P] miit 1240 ¶ fehlt Ha
1251 besparte La (Ha)
1252 erz zezarte La (Ha)
1256 Ha folgt P
1258 Orphilet Ha
1241 Zu magen siehe Anm. zu V. 112. 1252 zarte ist eventuell (mit irregulärem ›Rückumlaut‹?) zu zern swv. ›aufzehren, verbrauchen, hinbringen‹ (Le III 1074f.) zu lesen. Die Konjektur bei Ha zu zerzerren swv. ›auseinanderreißen, zerreißen‹ (BMZ III 905 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1095f.) ist aber (wegen der geringen Differenz zwischen zerren und zerzerren) in keinem Fall notwendig. 1261 enstân, enstên (so V. 5100) = entstân stv. mit Gen. oder Akk ›merken, verstehen, wahrnehmen, einsehen‹ (BMZ II/2 580ff. mit Verweis auf V. 3216, 4303, 5100, 7257; Le I 590; vgl. V. 3015, 5977, 8243, 8574). 1263–1273 Der Paralleltext ist fraglich, vgl. auch K zur Stelle. 1267 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 1268 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede, insbesondere innerhalb einer Periode, siehe Mhd. Gramm. § 494, 2; vgl. HaA; Schütze 1883, S. 20f. mit älterer Literatur; Neumaier 1883/84 II, S. 11f.; vgl. V. 4356, 4975. / guntschaft P scheint sonst nirgends belegt, möglich wäre eventuell kuntschaft als ›Nachricht; Zeugnis‹ (Le I 1784f.).
1239–1270
1240
wie sie nur irgend konnte. Danach kam eine große Menge Leute in kurzer Zeit aus aller Welt. Binnen weniger Tage begrub man ihn, wie es sich gehörte.
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Man hörte selten, dass der Burgherr beklagt wurde, doch begrub man ihn, wie es sich gehörte.
Die Dame nahm den jungen Ritter und legte sowohl Leute wie Land ganz in seine Hand. So erbte er, als er alles gut überstanden hatte, was zuvor dem Förster gehört hatte.
Da war der Burgherr sehr freigebig, wie jene, denen der Besitz wenig gilt. Was der Schwiegervater gespart hatte, das verbrauchte er prunkvoll, weil er es mit Mannheit gewonnen hatte. Er bestellte Verwalter nach dem Rat weiser Leute. Er warb um nichts als um Ehre, wie ein höfischer Ritter tun soll. Orpilet, der kühne Mann, als der sein (Lanzelets) Verhalten sah, dass er (Lanzelet) sie so sanftmütig behandelte und doch niemanden sehen ließ, wie es um ihn stand, lobte er deshalb vor ihm (Lanzelet) sogleich das Land von König Artus und das berühmte Karidol. Er sagte ihm, dass dort viele der besten Ritter seien, ›die mit ihrer Ritterschaft Lob und Ruhm erringen. Der König ist selbst so weise,
Da war er ein sehr freigebiger Burgherr, wie mancher, dem der Besitz nichts gilt.
... lobte er ihn deshalb im Land von König Artus, beim berühmten Karidol; und er sagte, dass er dort viele der besten Ritter hätte, die ihrem Zeugnis nach Lob und Ruhm errungen hätten. ›Der König selbst ist so weise,
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Text und Übersetzung daz erz wol erbieten kan eim iegelichen man nâch sîner werdicheit. swer ie durch manheit ûz gereit, der sol mîns herren hof sehen. ich wil iu wærlîche jehen, diu küniginne ist sô gemuot, daz siu gerner zwei guot tuot dan ein karcheit. dâ sint ouch ander vrouwen gemeit, der tugent ist sô reine, und wær ir niht wan eine in eim künicrîche, dâ solten billîche alle ritter hübsch sîn. 9ra di gesehent, dêst der rât mîn!‹ Dô sprach der ungenande: ›ez wære ein michel schande, daz ich flüge ungeveder. ich wil es eintweder schaden vâhen oder vromen, ê ich immer welle komen zuo solcher zoumhefte und zuo der geselleschefte. Waz solt ich in ze rede geben, di mit nîtspil ir leben gehœhert hânt vil sêre? ez wær ein unêre, ob ich mich anders werte. got erlâz mich der verte! ich wil gern wesen alsus.‹ Dô bât in aber Kurâus gegen Gâgunne kêren. des enwolt er in niht geweren, daz er mit im füere.
Das er wol erbeitten kan Einen jegelichen man Noch siner werdikeit. gesehen P
... Das sy gerner zehen guo t Duo t danne ein kargheit. do W Do P ouch fehlt P enwerent P do W] Die P 26v P Alle die ritter P gesehent si dest W
geflige P es] ee P oder] also P zvo mschefte W
Ouch solte ich in zuo rede gebin, Die mit nitspil ir leben Geuordert hant vil sere.
ich gern W Kuravs W curaus P ¶ fehlt P Gahgvo nne W gahunge P
Des enwolte er ýn nicht geeren, Das er mit ime fuo rte.
1272 Eime P 1273 sinerwerdikeit P 1287 Repräsentant nicht aufgelöst P 1295 Ouch P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) / ime P 1296 nit spil P 1278 Hannink folgt P
1295 ¶ fehlt Ha
1302 ¶ fehlt Ha
1304 Ha folgt P
1271–1272 erbeiten swv. ›erwarten, warten auf‹ ist mhd. zunächst nur mit Gen. oder Nachsatz, später auch mit Akk. möglich (BMZ I 175; Le I 610). Eventuell liegt in P nicht seltene Dat.-Akk.-Verwechslung vor. 1293 zvo mschefte W ist mit Sicherheit Schreiberirrtum (Hannink, S. 10). / zoumhaft stf. ›Fesselung vermittelst eines Zaumes‹ (BMZ I 603 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1160; vgl. HaA). 1296 nîtspil ›Spiel des Hasses, Feindseligkeit‹, (hier) ›Kampf‹ (BMZ II/2 502 mit Verweis auf die Stelle; Le II 88 mit Verweis auf V. 3886 und 5280). 1297 Lies für P gevürdert. 1299 ›wenn ich mir anderes gestatten würde‹, vgl. BMZ III 582 mit analogen Konstruktionen; vgl. W in V. 1304. 1304 Der Reim und der Wechsel der Bezüge in W (in – im) spricht für die Lesung von P.
1271–1305
1275
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1290
1295
1300
1305
dass er einen jeden Mann genau seiner Würde entsprechend behandeln kann. Wer jemals um der Mannheit willen ausgeritten ist, der soll den Hof meines Herren sehen. Ich will euch wahrlich sagen, dass die Königin ein solches Gemüt hat, dass sie lieber zwei gute Dinge tut, als einmal zu knausern. Dort sind auch andere fröhliche Damen, deren Tugend so rein ist, dass, gäbe es in einem Königreich auch nur eine einzige von ihnen, dort alle Ritter mit Recht höfisch sein sollten. Schaut sie euch an, das ist mein Rat!‹
Da sprach der Ungenannte: ›Es wäre eine große Schande, wenn ich ohne Federn fliegen würde. Ich will entweder Niederlage oder Erfolg erwerben, ehe ich jemals in solche Bande und zu dieser Gesellschaft kommen will. Was sollte ich ihnen zum Reden geben, die ihr Leben mit Kampf sehr aufgewertet haben? Es wäre eine Unehre, wenn ich mir anderes gestatten würde. Gott soll mir diese Fahrt erlassen! Ich will es gerne damit bewenden lassen.‹ Da bat ihn aber Kuraus, nach Gagunne zu kommen. Das wollte er ihnen nicht gewähren, dass er mit ihm fahren würde.
75 dass er auf einen jeden Mann seiner Würde entsprechend warten kann.
... dass sie lieber zehn gute Dinge tut, als einmal zu knausern.
Ich sollte ihnen auch etwas zum Reden geben, die ihr Leben mit Kampf sehr befördert haben.
Damit wollte er ihn nicht ehren, dass er mit ihm fahren würde.
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Text und Übersetzung sîn gesinde wol allez swüere, daz er dô belibe stæte mit der vrouwen, diu in dô hæte ze alsô grôzen êren brâht. des was im idoch ungedâht. Nuo enwolten sîne gesellen mit im niht lenger twellen, di zwêne wîgande. si wolten heim zuo lande. Dô ez gienc an ein scheiden, dô gâbet er in beiden, swaz si sîner hab geruochten. di recken wol besuochten, daz er guoten willen truoc. lobens tâten si im genuoc von siten und von manheit. ze Karidôl wart ouch geseit, daz Orpilet dô kæme. daz was in vil genæme, wan er lange was gesîn. 9rb nuo vrâget in al diu menegîn von wunder und von mære, wâ er sô lange wære. Er sprach: ›daz kan ich wol gesagen. ich was in unlangen tagen, dâ man mir bôt guot gemach und ich den tiursten degen sach, den ie getruoc dehein wîp. Sîn sældehafter lîp ist blôz vor âküste. er ist nach mîner küste ein der vordereste man, des ich kunde ie gewan. im vert vil sældicheit mite. sô ist daz ein hübscher site, er enweiz niht, was trûren ist.
1307–1308 in einer Zeile P nach V. 1328
geswuo re P da were stette P dô fehlt P zealso W idoch] doch vil P 27r P Initiale fehlt P By˙ ime P
Sy˙ rittint heim zuo lande. ¶ Do gienc W ¶ fehlt P gebette P hebde ruo htin P
im fehlt P zecharydol P karedol P orpylet W orphilet P dô fehlt P sin P Jn fragete alle P
Initiale fehlt P ich vch wol P do W Do P
luste P 27v P ich ie kunde P seildicheit W selikeit P Das ist ein hubischlicher P
1317 bd in hebde P ist m. E. nur Schreiberversehen 1329 gesagen W] gen rechts ausgeworfen
1307 Ha folgt P 1308 Ha folgt P 1310 Ha folgt P 1315 ¶ fehlt Ha 1316 Ha folgt P 1323 Orphilet Ha 1329 Initiale fehlt Ha 1336 Hannink, S. 35 folgt P / nach mîner] in sîner Kraus 1919, S. 30, Anm. 1 1338 Ha folgt P 1339 Ha folgt P 1310 mir ist ungedâht eines dinges ›ich denke es nicht‹ (BMZ I 344 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1833). 1316 gâben swv. ›eine gâbe austeilen‹ (Le I 721). 1335 âkust stf. ›Schlechtigkeit, Tücke‹ (BMZ I 827 mit Verweis auf die Stelle; Le I 32). 1336 kust stf. ›Prüfung, Schätzung, Befund, Beschaffenheit‹ (BMZ I 826f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 1805; Le I 1802). 1339 sældecheit = sælecheit (Le II 580 mit Verweis auf die Lesart) .
1306–1341
1310
77
Sein ganzes Gefolge hätte wohl geschworen, dass er da auf immer bei der Dame bleiben würde, die ihm da zu so großer Ehre verholfen hatte. Er dachte jedoch anders.
Nun wollten seine Gesellen,
1315
1320
1325
die zwei Kämpfer, nicht länger bei ihm verweilen. Sie wollten heim in ihr Land. Als es an ein Scheiden ging, da schenkte er ihnen beiden, was immer sie von seinem Besitz haben wollten. Die Recken erkannten genau, dass er ihnen wohl gesonnen war. Sie lobten ihn genug wegen seines Charakters und seiner Mannheit. In Karidol wurde auch die Rede laut, dass Orpilet kommen würde. Das war ihnen (den Tafelrundern) sehr angenehm, weil er lange ausgeblieben war. Nun fragte ihn die gesamte Menge nach Wundergeschichten und Neuigkeiten, und wo er so lange gewesen wäre.
Er sprach: ›Das kann ich genau erzählen. 1330
1335
1340
Ich war vor kurzem, wo man mich gut behandelte und wo ich den vortrefflichsten Degen sah, den je eine Frau austrug. Er ist vom Glück gesegnet und ohne Tücke. Er ist meiner Meinung nach einer der besten Männer, von denen ich je Kunde gewann. Eine große Menge an Glück begleitet ihn. Es ist das eine sehr höfische Sache, dass er nicht weiß, was Kummer ist.
Sie ritten heim in ihr Land.
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Text und Übersetzung bî im ist guot mitewist. swer dô sæhe, daz ich sach, wi er di âventiure brach ze Môreiz ûf der veste, der spræch im wol daz beste. man möht in gerne erkennen; ern wil sich nieman nennen, swaz man redet oder tuot.‹ Orpilet, der helt guot, saget von êrst unz an daz zil von sîner manheite vil und von sîner sigenünfte. dô wunschte sîner künfte Artûs, der schanden vrîe, und al diu massenîe. Innan des, dô daz geschach, dô enlie sich niht an sîn gemach der, von dem daz mær ist erhaben. er begunde tegelîchen traben durch jagen ûz in den walt. sich bedâhte der helt balt, durch waz er ûz was geriten. ze lange dûht in des gebiten. eines tages, dô ez schœne was, 9va dô nam er sîn harnas geswâslîch an sînen lîp. ez enwiste man noch wîp, Waz daz was, daz in twanc. vier tageweide lanc reit er für sich balde ûz engegen einem walde. dâ vant er drî strâzen. di zwô begund er lâzen ze ietwederr sîten, di mitelen begund er rîten. diu gienc ûf ein burc vast. dar enkom nie kein gast, weder tump noch wîs,
mite wist W ist fehlt P Wer das sehe P Moreýs W moreis P wol fehlt P Er enwil P Orpylet W Orphilet P von êrst] zuo dem ersten P sigenvo fte W sime P wunste P artus W Arthus P diu] sine P ¶ Nnan W ¶ fehlt P daz] dis P der fehlt P daz] dise P
sich] Sy˙ P 28r P zelange W des] das P harnasch W Gyweß liche P enwisse weder man P ¶ fehlt P er sich W Vntz gegen dem P do W Do P
vaste W gaste W Dar in kam in keiner slachte gast P
1367 Gyweß liche P] die Wortform zeugt vermutlich von einer automatischen Ersetzung von swer, swaz etc. durch Formen ohne s (Hannink, S. 21); ob dies erst in P oder schon vorher erfolgte, ist nicht zu beantworten 1343 Ha folgt P 1350 Orphilet Ha 1357 Initiale statt ¶ Ha 1359 der fehlt Ha 1365–1366 Deu bringt den unreinen Reim mit dem Spaltenwechsel in W zusammen 1369 ¶ fehlt Ha 1372 unz gegen einem Ha 1342 mitewist stf. ›das Zusammensein mit einem, Beiwohnen‹ (BMZ III 770 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2184). 1353 sigenunft stf. ›Siegnahme‹ (Le II 917). 1367 geswâslîche, geswæslîche adv. ›heimlich, für sich, vertraulich‹ (BMZ II/2 766 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6246; Le I 938).
1342–1379
1345
1350
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1370
1375
Bei ihm ist man gerne. Wer da gesehen hätte, was ich sah, als er auf der Burg Moreiz das Abenteuer bestand, der würde wohl das Beste von ihm erzählen. Man würde ihn gerne kennen lernen wollen. Er will sich aber niemandem nennen, was immer man redet oder tut.‹ Orpilet, der gute Held, erzählte von Anfang bis zum Ende viel von seiner (Lanzelets) Mannheit und von seiner (Lanzelets) Siegnahme. Da hofften Artus, der schandlose, und der gesamte Hof auf seine (Lanzelets) Ankunft. Während das geschah, da machte es sich der, von dem diese Geschichte erzählt, nicht bequem. Er begann, täglich um der Jagd willen hinaus in den Wald zu reiten. Der kühne Held besann sich, weshalb er ausgeritten war. Er glaubte, schon zu lange darauf gewartet zu haben. Eines Tages, als es schön war, da nahm er seine Rüstung heimlich an sich. Weder Mann noch Frau wussten, was es war, das ihn zwang (antrieb). Er ritt vier Tagesritte schnell vor sich dahin, hinaus zu einem Wald. Da fand er drei Straßen. Die zwei äußeren ließ er sein, er nahm die mittlere. Die ging zu einer befestigten Burg. Dorthin kam nie ein Gast, weder ein törichter noch ein weiser, ohne dass
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Text und Übersetzung er fuort ein ölboumes rîs. daz was ein wortzeichen, daz er vride wolte reichen. und swer gewæfent dar kam, den helm in di hant nam und lie di vinteilen nider, oder ez gerou in aber sider, Swenne er di burc an sach. dem aber alsô geschach, daz er vermeit den site, dem fuor man sô übel mite, daz er nimmer genas, swi rîche oder swi edel er was. dirr sit was verborgen. daz kom im ze sorgen, dem stolzen wîgande, der sîn selbes niht erkande. Vermezzenlîch er für si reit. daz dûht ein michel tumpheit, di in ab der burc gesâhen. Si begunden alle gâhen, di alten zuo den jungen. ze dem burctor si ûz drungen mit gewæffen aller hande. zem êrsten di sarjande, di bestuonden in mit scharn. 9vb dô kom aber dar nâch gevarn manic gewæffent man, di fuorten ringez gespan, helm mit den schilten. di bestuonden den milten in eim buocholze. dô werte sich der stolze, wan er gerne genas. der wec tief und enge was, dâ si in zem êrsten kômen an. daz wart manigem ze ban.
1393–1394 vertauscht P 1384 Ha folgt P
dihant W helm er in P vintellen W ven talle P ¶ fehlt P lantsitten P 28v P also P riche vnd edele P Der P zesorgen W daz] Es P zuo allin sorgen P
DEr mezeclichen er fúr schreit P tuht W
zedem burc tor W dem ore sy˙ P allerhande W Zuo merist die P
büchenin (bücheinn?) holtze P were P
do W] Die P zemersten W zeban W manigem man zuo P
1411 bvo chóltze W] Oder ô? Deu liest bvochi oltze
1387 ¶ fehlt Ha
1389 Ha folgt P
1397 si] sich Ha
1398 tûht Ha
1402 tor Ha
1380 Zur fehlenden Negation siehe Anm. zu V. 545. 1385 vintâle, vinteile stswf. ›Visier des Helmes‹ (BMZ III 325 mit Verweis auf die Stelle; Le III 360; vgl. V. 4533). 1404 sarjant stm. ›Fußknecht, Kriegsmann zu Fuße‹ (BMZ II/2 57; Le II 609). 1408 gespan stn. ›Panzerringe, runde kupferne Scheibe‹ (BMZ II/2 482 mit Verweis auf die Stelle; Le I 921). 1411 buochholz stn. ›Buchenwald‹ (BMZ I 706 mit Verweis auf die Stelle; Le I 387 ohne weiteren Beleg). 1416 ban swm. ›Untergang, Verderben‹ (BMZ I 82f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3041; Le I 119; vgl. Schilling 1866, S. 29).
1380–1416 1380
1385
1390
1395
er den Zweig eines Ölbaumes mit sich führte. Das war ein Wortzeichen, dass er in Frieden kommen würde. Und wer immer gewaffnet dorthin kam, nahm den Helm in die Hand und ließ das Visier herab, oder er würde es später bereuen, sobald er in Sichtweite der Burg kam. Wem es aber zufiel, dass er diesen Brauch überging, dem spielte man so übel mit, dass er niemals davon kommen konnte, wie reich oder edel er auch wäre. Dieser Brauch war geheim. Das brachte den stolzen Kämpfer, der sich selbst nicht kannte, in Sorgen.
Er ritt kühn vor sie hin. 1400
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Das hielten jene für eine große Dummheit, die ihn von der Burg herab erblickten. Sie beeilten sich alle, die alten und die jungen. Sie stürmten mit allerhand Bewaffnung aus dem Burgtor hinaus. Als erstes das Fußvolk, das griff ihn in Scharen an. Da kamen aber danach viele bewaffnete Männer gefahren, die leichte Panzerringe und Helme sowie Schilde führten. Die griffen den Freigebigen in einem Buchenwald an. Da verteidigte sich der Stolze, weil er gerne am Leben bleiben wollte. Der Weg war tief und eng, in dem sie ihn zuerst anfielen. Das wurde manchem zum Verhängnis.
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Text und Übersetzung
Er erhiu sich von dem fuozher. 1420
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di ritter satzten sich ze wer, wan er in niht moht entrîten, si begunden mit im strîten, als er in den vater het erslagen. des begund er in sich vor tragen ûf dem velde an der wîte. ir keiner den andern nîte der gâbe, di der junge gap. si gerou der urhap beidiu vor und sider. er stach ir zweinzic der nider von den rossen ûf daz gras, daz etslicher nie genas. zehen ir dô tôt beliben. gein der burc si in triben, daz er allez strîtende reit. in bestuont daz here breit als ein wildez swîn di hunde. daz er wol strîten kunde, daz zeiget er in harte. daz swert er lützel sparte. daz lantliut allez ûf in schrê. daz tet inneclîchen wê den vrouwen ûf den zinnen. daz er niht moht entrinnen, des ward er sêre beklaget. ûf der burc was ein maget, daz in dem lande 10ra nieman bekande enkeine juncvrouwen, di man gerner möhte schouwen durch schœne noch durch hübscheit. dô ir daz vehten wart geseit, ir êren siu niht vergaz: ûf ir pferit siu gesaz, daz ir ze rîten gezam. geloubent mirs, ez was niht lam,
hiv W fuo z her W 29r P ¶ statt Initiale P zewer W sattint P
vater ter het W den] iren P sich in P dem P di der] der der P
stach wol z wentzig P
Zuo hine ir da P stridende W wildeswin P
¶P
Das tet in mynnecliche we, Den frowen vnd den vff den zinnen. 29v P Das er sere wart P
möhte] dorfte P daz] dis P ir] ein P zeriten W zuo rittene P
Gloubent mir es, es waz nit lam,
1441 vnd den P] den eventuell gestrichen 1417 Initiale fehlt Ha 1425 Ha folgt P 1431 dâ Ha 1452 Ha folgt P 1453 Ha folgt P 1454–1471 We folgt W, übersetzt die Beschreibung aus P jedoch in der Anm. zur Stelle bei Webster/Loomis 1951, S. 178; dagegen Pérennec, S. 76f., der P für authentisch hält 1419 kann nach oben (so Ha) oder unten gezogen werden. 1422 sich vor tragen mit Dat. ist wohl als ›von jemandem wegeilen, jemandem vorauseilen‹ zu lesen, ebenso WePéBuSp. Anders Ke: ›So he moved to engage them on a wide, open field.‹ 1424 nîden als sw. Verb ist äußerst selten (Mhd. Gramm. § 245, Anm. 4 mit nur diesem Beleg).
1417–1454
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Er schlug sich aus dem Fußheer heraus. 1420
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1445
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Die Ritter setzten sich zur Wehr, weil er ihnen nicht entreiten konnte; sie begannen, mit ihm zu kämpfen, als hätte er ihnen den Vater erschlagen. Deshalb eilte er auf dem Feld von ihnen weg ins offene Gelände. Keiner von ihnen beneidete den anderen um die Gabe, die der junge austeilte. Sie bereuten den Kampf sowohl zuvor als auch danach. Er stach 20 von den Rössern auf das Gras nieder, sodass so mancher nicht mit dem Leben davon kam. Zehn von ihnen blieben da tot. Sie trieben ihn zu der Burg, wobei er die ganze Zeit kämpfend ritt. Ihn griff das breite Heer an wie Hunde ein Wildschwein. Dass er gut kämpfen konnte, das zeigte er ihnen deutlich. Er schonte das Schwert wenig. Das Volk des Landes schrie alles auf ihn ein. Das tat den Damen auf den Zinnen im Innersten Leid. Er wurde sehr bedauert, weil er nicht entkommen konnte. Auf der Burg war eine Maid, dass niemand in dem Land irgendeine Jungfrau kannte, die man um ihrer Schönheit oder Höfischheit willen lieber anschauen mochte. Als ihr vom Kampf erzählt wurde, vergaß sie nicht auf ihre Ehre: Sie setzte sich auf ihr Pferd, das ihr zum Reiten recht war. Glaubt es mir, es war nicht lahm,
Das tat ihnen aus Minne Leid, den Damen und denen, die auf den Zinnen waren.
Glaubt es mir, es war nicht lahm,
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Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... vil schœne und edel ez was. sîn har gleiz als ein spiegelglaz. âne vingerzeigen was ez gar. ez was alles snêgevar, wan eines buoges, der was rôt. es enwære kein nôt, daz iu ieman seite von bezzerm gereite, dan daz ûf daz pferit was geleit, daz diu juncvrouwe reit, diu dente nâch den scharn.
1455 Jr gurrit P
1457 thozilande P
1455–1471 Ha folgt P
1466 harts lacht P
Jrgurrit, magir noch zuo crang. Vz dem wege es selten drang, Wanne es nicht tokzelinde truo g. Es enbeis noch ensluo g Vnd ließ vff sich wol sittzen. Man sach es selten switzen. Es enwas zerbrochen noch beschaben Vnd enkonde ouch andirß traben. Es in hargite nocht in struchte, Wie vil man es gewurchte. Die füsse warent im nicht zuo sat. Es enhatte hartslacht noch spat, Es enwaz galling noch blint. Es bewarte wol ein cleine kint. 30r Dar zuo was es nicht wegeschie. Durch not es hubslich gie, Wanne es schone und edel waz. spiegel glaz W vinger zeigen W Ane jungerzeige P sne gevar W snevare P [n]V were enkein P
... Die da ilte noch den scharn.
1469 wege schie P
1464 gebrûchte Ha wohl wegen des Reims
1476 Repräsentant nicht aufgelöst P
1473 vingerzeige Lei (nach P)
1455 ergurren swv. ›zu einer gurre werden, schlecht wie eine gurre laufen‹ (BMZ I 593 mit nur diesem Beleg; Le I 634 mit weiterem Belegmaterial; vgl. Schilling 1866, S. 31) zu gurre ›schlechte Stute, schlechtes Pferd‹ (BMZ I 592; Le I 1124f.). 1457 tokzelen, tokzelende tragen swv. ›hin und her bewegen, schwanken‹ (BMZ III 45f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 1458; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 9; Schilling 1866, S. 31). 1462 Der Vers ist nicht ganz klar. Vermutlich ist gemeint, dass das Pferd nichts anderes kann als traben = gemächlich, (für die Reiterin) bequem reiten (vgl. Le I 456). 1463 hargen swv. ›stutzig sein, sich wälzen, rollen, kugeln‹ (Le I 1183 mit Verweis auf die Stelle; Bayer. Wb. I 1161; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 10; Haupt, Sp. 110; Schilling 1866, S. 31), in ist Negationspartikel. 1465 sat adj. (hier) ›voll, geschwollen‹ (Le II 610f. mit Verweis auf die Stelle). 1466 harteslaht ›Herzschlächtigkeit, Engbrüstigkeit, eine Pferdekrankheit‹ (BMZ II/2 388 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1190; HaA; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 11; Schilling 1866, S. 32; Pé, S. 105, Anm. 31; Bu, S. 61, Anm. 10). / spat ›Kniesucht der Pferde (ein Tumor)‹ (BMZ II/2 489 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1072; vgl. HaA; Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 12f.; Haupt, Sp. 110; Pé, S. 105, Anm. 31; Bu, S. 61, Anm. 9). 1467 gallinc adj. ›mit der galle behaftet‹ (BMZ I 459 mit nur diesem Beleg; Le I 729 ohne weiteren Beleg) zu galle swf. ›weiches Geschwulst über dem Knie am Hinterbein des Pferdes‹ (Le I 729; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 12). 1469 wegeschiehe, wegeschie adj. ›wegscheu, scheu‹ (Le III 729 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3820; vgl. Pfeiffer, Friedr. 1855, S. 9; Haupt, Sp. 110). 1473 ân vingerzeigen ›ohne Tadel‹ zu vingerzeigen stn. ›das, worauf man tadelnd, spottend mit dem Finger zeigt‹ (BMZ III 867 mit Verweis auf die Stelle). 1478 gereite stn. ›Reitzeug, Ausrüstung (des Pferdes)‹ (BMZ II/1 743f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4262, 6277, 8576 [irrtümlich als V. 8577], 8880; Le I 876; vgl. V. 4431, 8839, 8896). 1481 denen intr. ›dahin gerichtet, darauf gespannt sein‹ (BMZ I 311 mit Verweis auf die Stelle).
1455–1481 1455
1460
1465
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
1470
1475
1480
... ... es war sehr schön und edel. Sein Fell glänzte wie Spiegelglas. Es war völlig ohne Tadel. Es war überall weiß wie Schnee, ausgenommen eine Schulter, die rot war. Es wäre überflüssig, wenn euch jemand von einem besseren Reitzeug erzählen würde, als es auf das Pferd gelegt war, das die Jungfrau ritt, die zu den (kämpfenden) Scharen strebte.
85 weder ein schlechtes Pferd noch mager oder schwach. Es kam selten vom Weg ab, weil es nicht schwankend ging. Weder biss noch schlug es aus und es ließ sich gut reiten. Man sah es selten schwitzen. Es war weder gebrochen noch geschunden und konnte nichts anderes als traben. Weder wälzte es sich noch strauchelte es, wie sehr man es auch bearbeitete. Die Füße waren ihm nicht zu geschwollen. Es litt weder an Engherzigkeit noch an Kniesucht, es hatte weder Geschwülste über den Knien noch war es blind. Man hätte ihm ohne weiteres ein kleines Kind anvertrauen können. Außerdem war es nicht wegscheu. Es musste höfisch gehen, denn es war schön und edel.
... die da zu den (kämpfenden) Scharen eilte.
86
1485
1490
1495
1500
1505
1510
Text und Übersetzung siu kom von der burc gevarn reht als ein wolkenschôz. dô sach siu slâhen manic gebôz und stechen manic sper ûf den ritter, der dort her balde gegen ir reit. Siu bat in umb sicherheit, daz er sich ir wolt ergeben. siu sprach: ›imer, unz ich leben, hân ich iuch zeim vriunde erkorn, ob ir sint sô wol geborn, als iuwerr manheit gezimet. swer iu den lîp hiut nimet, dêswâr der missetuot dar an. ich hülf iu, wær ich ein man, und sult doch vil gewis sîn, sô ich meiste mac, der günst mîn. doch enweiz ich, wâ von ich ez tuo, wan daz mich daz herze twinget dar zuo.‹ Des enmohter geantwurten niht, 10rb idoch sprach er: ›swaz mir geschiht, des sint iuwer genâde grôz.‹ manigen gêren man ûf in schôz, wan si zim niht mohte komen. diu vrouwe wolt im gerne vromen, wan daz si daz her underdranc. doch kom er under ir danc vor in ûf di burc geriten. dô wart dâ sêre gestriten. Als er vor in în kam, eim ritter er sîn sper nam, als in twanc sîn tobezorn.
wolchen schoz W
¶ fehlt P unz] muo ß P
30v P iwe W so meiste W günst] liebe P
So weiß ich, wo von ich daz tuo , Min herze beldet mich dar zü.‹ waz W sin W Das P in fehlt W ger P
... Wenne sy˙ zuo ime nit mochtin kommen.
vnder dranc W Wanne da sy P
Do kam er sunder iren dang Vor in vff die burg gerittin. wart do P ¶ fehlt P genam P tobe zorn W
1499 Der gvnste mýn so P 1500 zvo rechts ausgeworfen nach V. 1499 / here P Spaltenendes) schon beim vorigen Vers. 1508 kamer P
1501 Initiale W steht (wohl wegen
1488 ¶ fehlt Ha 1490 iemer, sol ich leben Hannink, S. 56 1499 doch weiz ich Hannink für P; dagegen Pérennec, S. 77, der für V. 1499–1500 Ha folgt 1500 Ha folgt P 1503 Ha folgt P 1504 Ha folgt P 1505 Ha folgt P 1508 Hannink folgt P 1511 ¶ fehlt Ha 1512 Ha folgt P 1483 wolkenschôz stn. ›Blitz‹ (BMZ II/2 175 mit nur diesem Beleg; Le III 971 ohne weiteren Beleg). 1484 gebôz stn. ›Schlag, Stich‹ (BMZ I 191 mit Verweis auf die Stelle; Le I 758). 1500 belden ›balt machen‹ (siehe Anm. zu V. 1012). 1504 gêr, gêre ›Wurfspieß‹ ist mhd. swstm. (Le I 869). 1505 Während in P die Feinde nicht bis an ihn herankommen können und deshalb mit Wurfspießen auf Lanzelet schießen, ist es in W die Jungfrau, die nicht bis zu ihm durchdringen (vgl. V. 1506–1507) und dadurch dem Kampf Einhalt gebieten kann. 1507 underdringen stv. mit Akk. ›sich zwischen jemanden und einen anderen drängen‹ (BMZ I 394 mit Verweis auf V. 3378; Le II 1783). 1508 ir] der Feinde; wodurch der Unterschied zwischen W und P marginal wird.
1482–1513
1500
Sie kam ganz wie ein Blitz von der Burg geschossen. Da sah sie, dass viele Hiebe und viele Lanzen auf den Ritter geschlagen und gestochen wurden, der ihr von dort kühn entgegenritt. Sie bat ihn, ihr ›Sicherheit‹ zu schwören und sich ihr zu ergeben. Sie sprach: ›Immer, solange ich lebe, will ich euch als Freund auserkoren haben, wenn ihr von so guter Geburt seid, wie es eurer Mannheit anstünde. Wenn einer euch heute das Leben nimmt, fürwahr, macht er damit einen Fehler. Ich würde euch helfen, wäre ich ein Mann, und ihr könnt euch auf mein Wohlwollen verlassen, soviel in meiner Macht steht. Dennoch weiß ich nicht, weshalb ich es tue, außer dass mich das Herz dazu zwingt.‹
1505
Darauf konnte er nicht antworten, doch er sprach: ›Was immer mit mir geschieht, euer Wohlwollen ist groß.‹ Man schoss viele Wurfspieße auf ihn, weil sie nicht bis zu ihm durchdringen konnte.
1485
1490
1495
1510
Die Dame wäre ihm gerne beigestanden, doch das Heer drängte sich zwischen sie. Trotzdem erreichte er gegen ihren Willen vor ihnen die Burg. Nun wurde dort heftig gekämpft. Als er vor ihnen hineinkam, nahm er einem Ritter seine Lanze, wozu ihn seine Raserei zwang.
87
Ich weiß auch, weshalb ich das tue, mein Herz gibt mir den Mut dazu.‹
... weil sie nicht bis an ihn herankommen konnten.
Da erreichte er gegen ihren Willen vor ihnen die Burg.
88
1515
1520
1525
1530
1535
1540
1545
Text und Übersetzung daz ros ruort er mit den sporn und kêrt gegen der bürge wider. er stach manigen der nider der nâch schrîender diet. eim degen er ûf den schilt erriet gegen den vier nageln hin. er stach in gein dem herzen în durch beide halsperge wende. si schrîten dem ellenden alle vast ûf daz leben, wan er des wirtes râtgeben ze tôde het erstochen. dô wart von im zerbrochen manic schilt, daz er zekloup, und daz diu varwe ûf stoup, als ez genibelt wære. der degen urmære zerhiu des tages manigen schaft. dô en moht er wider überkraft und mit als guoten knehten langer niht gevehten. Dô ergab er sich der selben maget, von der ich ê hân gesaget, durch triuwe und ûf genâde. Siu was genant Ade, daz suln wir niht verswîgen. Patricius von den Bîgen, der was ir vater, hôrt ich sagen. 10va der het an birsen und an jagen meistic sînen vlîz bewant. der selbe was wîtân bekant. er het wol hundert winde, ân ander huntgesinde, bracken und leithunt. im was wol umb spürn kunt. swâ ein hirz funden wart,
e
1521 wendn W
den] beiden P kerte in gegen P manigen man da nider P Eným P Engegen P hin] in P
Er stach in vff den arm sin 31r Vnd durch beide halspergen wende. Dem recken ellende Schruwent sý alle vff das leben, ... zetode W
vber chraft W Nicht lenger P Initiale fehlt P magen P und] nvo n P ¶ fehlt P patricius von den bigen W Patricius von den bijgin P
vleiz W selbe herre was erkant P on ander hvo nt gesinde W
31v ... Bracken, suse vnd leithunt.
1522 schriten alle dem W
1520 er stach engegen dem herzen in Hannink, S. 32 (wegen des Reims) 1521 halspercwende Ha folgt P 1538 ¶ fehlt Ha 1544 Ha folgt P 1547 Ha folgt P / We folgt W
1522–1523 Ha
1518 errâten stv. ›treffen auf, geraten‹ (BMZ II/1 580f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 662f.). 1522–1523 schrîen kann mhd. auch schwach flektiert werden (Mhd. Gramm. § 245, Anm. 2; Weinhold, Mhd. Gramm. § 425). 1530 urmære adj. ›herrlich‹ (BMZ II/1 70 mit Verweis auf die Stelle; Le II 2010; vgl. V. 4781 [P]). 1540 bîge f. ›aufgeschichteter Haufe‹ (Le I 270 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2337; vgl. K zur Stelle). 1547 bracke swm. ›Bracke, Spürhund‹ (Le I 339 mit Verweis auf die Stelle) / sûse swm. ›eine Art Jagdhund‹ (Le II 1328 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Pérennec, S. 77) / leithunt stm. ›am Seil geführter Jagdhund, der die Spur des Wildes aufsucht‹ (BMZ I 728 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1874).
1514–1549
1515
1520
1525
1530
1535
1540
1545
Er gab dem Ross die Sporen und wandte sich wieder zur Burg. Er stach viele aus der ihm nachschreienden Menge nieder. Einen Degen traf er auf den Schild genau auf die vier Nägel. Er stach ihn durch das Herz durch beide Rüstungsringe. Sie schrieen alle lauthals und trachteten dem Fremden nach dem Leben,
89
Er stach ihn auf den Arm und durch beide Rüstungsringe. Sie schrieen alle und trachteten dem fremden Recken nach dem Leben, ...
weil er den Ratgeber des Burgherrn tot gestochen hatte. Da wurden von ihm viele Schilde zerbrochen, die er spaltete, sodass die Farbe aufstieb, als ob es nebelig wäre. Der herrliche Degen zerschlug an diesem Tag so manchen Schaft. Da konnte er aber gegen die Übermacht und gegen so gute Kerle nicht länger kämpfen.
Da ergab er sich derselben Maid, von der ich bereits erzählt habe, um der Treue und der Gnade willen. Sie hieß Ade, das wollen wir nicht verschweigen. Patricius von den ›Biegen‹, der war ihr Vater, wie ich sagen hörte. Der kümmerte sich fast ausschließlich um die Pirsch und die Jagd. Er war weithin bekannt. Er hatte wohl 100 Windhunde, nicht eingerechnet andere Hunderassen, Bracken und Fährtenhunde. Er verstand sich gut auf die Fährtensuche. Wo immer ein Hirsch entdeckt wurde,
... Bracken, Jagdhunde und Fährtenhunde.
90 1550
1555
1560
1565
1570
1575
1580
1585
Text und Übersetzung sô wist er wol sîne vart, war er lief und wâ er beleip. di zît er baz hin treip dan dehein fôrehtier. Sîn bruoder was genant Lînier. des was disiu burc vast; diu hiez Lîmors, der nihtes gebrast, swes man dâ haben solde. Lînier daz schaffen wolde, ob er âne erben stürbe, daz sîn guot niht verdürbe. durch daz het er an sich genomen beidiu ze êren und ze fromen sîns bruoder tohter, dise maget, wan siu het bejaget der êren prîs und allez guot. swâ mit ein wîp daz beste tuot, daz was an ir bestricket. ez was alsô geschicket, swenne ir veter tôt læge, daz siu des landes pflæge und dar zuo swem siu es günde, an swem siu tugent und êre fünde. Als ir hi vor hânt vernomen, nuo was der vremde gast komen in der vrouwen gewalt. dô enwas dâ nieman alse balt, der im iht leides tæte, fürst daz er ir gesichert hæte. si liezen ez durch ir êre und durch di vrouwen hêre. er müest anders sîn verlorn. 10vb diu sælde het zuo im gesworn zeim stæten ingesinde. siu huote sîn von kinde, durch daz er tugent an sich las. als er dar nâch entwâffent was, dô was der degen milde ein daz schœneste bilde, daz dehein muoter ie getruoc.
er by˙ bleip P vertreip P Lýnier W linier P ¶ fehlt P dise W des] Dz P Lymors W limorß P brast P do W Lýnier W Linier P
s wan W
ir] mir P Soire P des P und êre fehlt P 32r P Initiale fehlt P
enwas do W nyemal P er geschirt P
andir sy hers sin P in gesinde W sîn] sich P kinder P
Also er nuo entwaffint was, Do waz der degen milte Das schonste bilde, ...
1581 hers P unsicher 1552 Ha folgt P
1554 ¶ fehlt Ha
1556 Ha folgt P
1569 Ha folgt P
1571 Ha folgt P
1572 Ha folgt P
1551 In der obigen Form ist der Vers Attributsatz zur vart des Wildes. Eventuell wäre zu swar ... swâ ... zu bessern. 1578 vürst (hier) ›von da an dass, seitdem‹ (BMZ III 378 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3682).
1550–1589 1550
1555
1560
1565
1570
91
da fand er immer seine Spur, wohin er lief und wo er blieb. Er vertrieb sich die Zeit besser als irgendein anderer Förster. Sein Bruder hieß Linier. Dem gehörte diese befestigte Burg; die hieß Limors, der es an nichts fehlte, was immer man da haben wollte. Linier wollte es sicherstellen, dass sein Besitz nicht verloren ginge, wenn er ohne Erben sterben sollte. Deshalb hatte er sich sowohl der Ehre als auch des Nutzens willen dieser Maid, der Tochter seines Bruders, angenommen, denn sie hatte den Ruhm der Ehre und alles Gut(e) erreicht. Womit eine Frau auch immer das Beste tun kann, das war in ihr vereint. Es war so eingerichtet, dass, wenn ihr Vetter sterben würde, sie über das Land herrschen sollte, und mit ihr, wem immer sie es gönnen wollte, und an wem immer sie Tugend und Ehre fände.
Wie ihr zuvor vernommen habt, 1575
1580
1585
war nun der fremde Gast in die Gewalt der Dame geraten. Da war dort niemand so kühn, dass er ihm ein Leid angetan hätte, seitdem er ihr ›Sicherheit‹ geschworen hatte. Sie unterließen es um ihrer Ehre willen und wegen der edlen Dame. Er wäre sonst verloren gewesen. Das Glück hatte ihm immerwährende Gefolgschaft geschworen. Es behütete ihn von klein auf, damit er Tugend in sich versammelte. Als er danach entwaffnet worden war, da gab der freigebige Degen eines der schönsten Bilder ab, das je eine Mutter ausgetragen hatte.
Als er nun entwaffnet worden war, da gab der freigebige Degen das schönste Bild ab, ...
92 1590
1595
1600
1605
1610
1615
Text und Übersetzung diu vrouwe wart im genuoc und jach, siu enmoht niht verklagen, wær er mit unschulde erslagen. sînes genesens was siu vrô. doch entsaz siu zorn und drô von ir vetern, dem helde balt, wan er zem tôde was gezalt, swer âne vride in sîn hûs reit. ouch was daz ein michel sælicheit, Ern was des tages dâ heim niht. swâ guoten liuten wol geschiht, daz gefüeget sich wol alsô. ouch enkom er niht vor morgen fruo. Dô Lînier hin heim kam und er rehte vernam, wi ez wart gehandelt, dô wart sîn muot verwandelt. von zorn wart er fiurrôt, wan er schande und nôt dâ heim in sîm hûse vant. Den gevangen wîgant wolt er ze tôde hân erslân. dô en moht ez niht alsô ergân, wan nieman ersterben mac, ê im kumt sîn endes tac. den enwendet brest noch genuht, ze dem tôde stêt dehein fluht. Ouch enwas der helt niht veige, swi im anseige der rîche wirt wære.
1596 v in verschult P unsicher
warteteime P ennochtent P er nit schildig erslagen P Sinir geiliste P zorn dro P helde] wurte P was verschult P an fride P seilicheit W Doch wz ein P do W 32v P ¶ fehlt P Er was P
Wa rechten luten wol geschicht, Das gefügit sy wol da zuo . Jo kume er nicht ee morne fruo P Lynier W linier da heim P ver nam W was P ver wandelt P fivr rot W daheim W ¶ fehlt P zetode W er gân W Do mochte P chvo nt W kimt P Den wendet bresten noch genuo ght P stat in keine P wz P ane seic P
1602 frov W
1591 siun möhten niht Ha 1593 sînre geniste Ha 1594 zorndrô Ha 1598 Ha folgt P 1599 ¶ fehlt Ha 1601 daz] dâ Ha / sich wîlsælde zuo La (Ha), ebenso Haupt, Sp. 115; Ke, S. 175; dagegen Bä, der eher vro Sælde setzen würde und dem Lei, S. 301 und We (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 180) folgen; Pérennec, S. 78, Pé, S. 111, Anm. 33, Zellmann 1996, S. 281 und Bu, S. 64, Anm. 11 folgen W 1605 Ha folgt P 1610 ¶ fehlt Ha 1611 erslagen hân La (Ha) 1617 ¶ fehlt Ha 1590 Lies wartet (Ha), vgl. Bair. Gramm. § 282; vgl. auch V. 3107, 6025, 8826. 1601 Deu befindet die Konjektur von La (zu dieser vgl. auch HaA) für fragwürdig, m. E. sind auch die weiteren Vorschläge unnötig, die Wendung ist gnomisch (ab V. 1600): ›Wenn Leuten Gutes geschieht, dann geschieht das wohl auf diese (eine solche) Weise.‹ Oder, vielleicht treffender: ›Wo immer guten Leuten Gutes geschieht, gehört sich das auch so‹. Kryptisch ist P. Eventuell ist zu lesen: ›Wo immer rechten Leuten Gutes geschieht, richtet sie (die Sælde?) es so trefflich ein.‹ 1615 brest stm. ›Mangel‹ (BMZ I 256 mit Verweis auf die Stelle; Le I 350). / genuht stf. ›Genüge, Fülle‹ (BMZ II/1 354f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4008; Le I 865). 1617 veige adj. ›zum Tod oder Unglück bestimmt; verdammt; furchtsam, feige‹ (BMZ III 289f.; Le III 45f.; vgl. Schilling 1866, S. 28). Es ist nicht klar auszumachen, ob die alte Bedeutung (›verdammt‹ etc.) vorliegt und damit das Vorhergehende wiederholt wird (so WePéBuKe) oder ob Lanzelet – außerdem – nicht ›furchtsam‹ war. Wahrscheinlicher ist jedoch die ältere Bedeutung, die jüngere kommt erst im 13. Jahrhundert auf (vgl. die Belege in den Wbb.). 1618 anseige ›zudringlich, feindlich‹ (BMZ II/2 267 mit nur diesem Beleg; Le I 77 ohne weiteres Belegmaterial).
1590–1619 1590
1595
1600
1605
1610
1615
93
Die Dame achtete gut auf ihn und sagte, dass sie es nicht hätte verschmerzen können, wenn er unschuldig erschlagen worden wäre. Sie war froh, dass er mit dem Leben davongekommen war. Trotzdem fürchtete sie den Zorn und die Drohung ihres Vetters, des kühnen Helden, weil man dem Tod ausgeliefert war, wenn man ohne Frieden in seine Burg ritt. Auch war das ein großes Glück, dass er an diesem Tag nicht zuhause war. Wo immer guten Leuten Gutes geschieht, Wo immer rechten Leuten Gutes geschieht, gehört sich das auch so. richtet sie (die Sælde?) es so trefflich ein. Er kam auch nicht vor morgen Früh zurück.
Als Linier nach Hause kam und erfuhr, was geschehen war, da änderte sich seine Stimmung. Er wurde feuerrot vor Zorn, weil er daheim in seiner Burg Schande und Not fand. Den gefangenen Kämpfer wollte er totschlagen. Da konnte es aber nicht so geschehen, denn niemand kann sterben, ehe ihm seine Stunde schlägt. Weder Mangel noch Überfluss können das abwenden, vor dem Tod gibt es kein Entrinnen. Auch war der Held nicht zum Unglück bestimmt, wie feindlich ihm der reiche Burgherr auch war.
94 1620
1625
1630
1635
1640
1645
1650
1655
Text und Übersetzung dem was sîn herze swære, wan ez von unmuote wiel. 11ra diu juncvrouwe im ze fuozen viel. siu sprach: ›waz touc der dienst mîn‹ – siu bat in guotes muotes sîn – ›der dienst, den ich iu von kinde tete, entwerent ich mich der bete?‹ ir sulnt den ritter lâzen leben, der sich mir hât ergeben, wan ich wol hân vernomen, er ist ân alle schulde komen in disen engestlichen wuof. ir werden alder welt ein ruof und müezen imer sîn ein wiht, ob im am lîbe iht geschiht. dâ von volgent mîner lêre. ez ist ein unêre, swer sich alsô rîchet, daz man im übel sprichet. diu buoz ist bezzer dan der tôt. der recke werte sich durch nôt. er ist an der getæte wol, daz er widerdienen sol, swaz er iu ze leide hât gefrumet. waz, ob er iu noch ze staten kumet?‹ Des antwurt mit zorne Lînier der wol gebornen: ›sînen dienst wil ich lâzen varn; ich wil ez gern alsô bewarn, daz er mir nimmer mê getuot weder übel noch guot, noch deheim weltlichem man. vil wol ich in behalten kan, daz er mîn laster garnet. mîne friunt sîn gewarnet: swer in mit rede bestat,
1622 zefuozen W 1655 by˙ bestat P
1624 tuo c P
1625 den W
dem was sîn] Vnd sine P
Die junpfrowe ime zuo fuo ssen viel Vnd bat in gutis muo tis sin. 33r Sy˙ sprach: ›was tovc der dienist mýn, Den ich uch von kynde tete, ...
on W er] Es P indisen W Jn disem P wuo ft P ruo fft P amlibe W do von W] Wanne die P mîner fehlt P
Dirre recke P wider dienen W er es wider dienen P zeleide W zestea ten W er zuo statten noch kumet P
Des antwurt mit zorne Linier, der wol geborne: Vnd wil P 33v P mes P Enweder leit noch P weltlichen P
Min frúnt, sint gewarnet! Wer ime mit rede by˙ stat,
1646 Lynier W linier P
1649 mes P] Abbreviatur weit über Zeile
1625 Ha folgt P 1626 dirre La (Ha), dagegen Be, der WP folgt 1633 enwiht Bä 1635 von diu Ha / mîner fehlt Ha, dagegen Hannink, der W folgt 1650 weder leit noch Be 1651 Ha folgt P 1655 im mit rede bî stât Ha 1632 ir werden ein ruof ›ihr kommt ins Geschrei‹ (HaA). / Zur 2. Pl. auf -en siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 369 u. ö.; Frnhd. Gramm. § M 94. 1641 getæte nf. ›Gestalt, Beschaffenheit‹ (Le I 942). 1646 Zwar spricht der Reim gegen W, inhaltlich wäre es aber durchaus möglich, hier an die Angesprochene zu denken. 1651 Schwache Flexion nach Art. ist mhd. bereits der Normalfall, die Regel ist jedoch weniger streng als im Nhd. (Mhd. Gramm. § 390). 1653 laster stn. ›Schmähung, Schmach, Schimpf, Schande‹ (Le I 1836). 1655 mit rede bestân mit Akk. (W) ist wohl als ›mit Rede an jemanden herantreten‹ (vgl. Le I 224) zu lesen, freier: ›jemanden ansprechen‹.
1620–1655 1620
1625
1630
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1640
1645
1650
1655
Dem war sein Herz schwer, weil es vor Aufgebrachtheit bebte. Die Jungfrau fiel ihm zu Füßen. Sie sprach: ›Was taugt all mein Dienst‹ – sie bat ihn, guten Mutes zu sein – ›der Dienst, den ich euch von klein auf tat, wenn ihr mir diese Bitte abschlagt?‹ Ihr sollt den Ritter am Leben lassen, der sich mir ergeben hat, weil ich genau erkannt habe, dass er ohne alle Schuld in diesen schrecklichen Jammer geraten ist. Ihr werdet überall ins Gerede kommen und werdet nichts mehr gelten, wenn ihm etwas zustößt. Deshalb sollt ihr meinem Rat folgen. Es ist eine Unehre, wenn einer sich so rächt, dass man schlecht von ihm spricht. Die Buße ist besser als der Tod. Der Recke wehrte sich aus Not. Er ist von guter Art, sodass er es wieder gutmachen wird, was er euch an Leid angetan hat. Was, wenn er euch noch nützen kann?‹
Darauf antwortete Linier der Wohlgeborenen mit Zorn: ›Auf seinen Dienst kann ich gut verzichten; ich will gerne dafür sorgen, dass er mir nie mehr weder Gutes noch Böses antut, und auch keinem anderen Mann auf der Welt. Ich kann ihn leicht dazu anhalten, dass er meine Schmach büßt. Meine Freunde sollen gewarnt sein: Wer immer mit ihm zu sprechen beginnt,
95
Die Jungfrau fiel ihm zu Füßen und bat ihn, guten Mutes zu sein. Sie sprach: ›Was taugt all mein Dienst, den ich euch von klein auf tat, ...
Darauf antwortete Linier, der wohlgeborene, mit Zorn:
Meine Freunde, seid gewarnt! Wer für ihn das Wort ergreift,
96
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1685
1690
Text und Übersetzung daz er schaden dar an gevât. daz ziuh ich ûf di sælde mîn.‹ hi von sweic diu niftel sîn, wan si wol erkande sînen zorn und sîn schande; daz er ân erbermde fuor, 11rb swenne er zornlîche swuor. di andern swigen alle. in disem zornschalle und mit ougen bluotvar hiez er den helt füeren dar, den gevangen wîgant, und vrâget in zehant, wer er wær und wannen, daz er im und sînen mannen so grôz sêre worhte. Dô sprach der unervorhte: ›ich wil iu sagen ungelogen, ich bin mit vröude hi vor erzogen und enweiz nuo, wer ich bin.‹ einen wüetenden sin gewan dô Lînier der mære. er wând, ez sîn schimpf wære, des ze nôt nieman bedarf. in ein turn er in warf, dâ er sunnen noch den mânen sach. dâ was im allez gemach tiur und übel veile. Mit ungeræte geile was der ritter âne namen. im was al sîn nôt ein gamen, und solt er tôt sîn gelegen. ... Nuo lît der êrbære in eim karkære, der ist unsûberkeite vol.
1687 ertot P
Das er schaden drane geuaht. hi] Da P
Wenne ertobeclichen P zorn schalle W bluot var W
vreget W
So grosser P vndervorhte W ¶ fehlt P 34r P hie uor mit freuden P
Lynier W linier P Erwonde dz sin getúsche were P zenot W Das P do W Do P do W Das wz ime allis vngemach P ¶ fehlt P
Jme waz alle sin not ein gamýn. Vnd solte er tot sin gelegen, Er enkunde doch nit ruwen pflegen. vW waz vnsuns keite P
1689 freier Raum für Initiale W / Repräsentant nicht aufgelöst P
1672 ¶ fehlt Ha 1674 vrowen La (Ha) 1686–1688 Ha folgt P
1684 ¶ fehlt Ha / ungeræte der geile Ha, dagegen Hannink, der WP folgt
1657 ein dinc ûf iemen ziehen ›es ihm zurechnen‹ (BMZ III 924 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3162), hier (und bei V. 3162) wohl freier: ›schwören bei etwas‹. 1678 getiusche (P) stn. ›Täuschung, Betrug, Belustigung anderer‹ (BMZ III 156 mit Verweis auf V. 4904; Le I 944f.). 1682 P gäbe für sich genommen guten Sinn, doch fände V. 1683 keinen syntaktischen Anschluss. 1683 übel ist Subst. (vgl. Pérennec, S. 78). 1684 ungeræte stn. ›Mangel, Armut, Not, Unglück‹ (BMZ II/1 575; Le II 1858), also: ›trotz des Unglücks froh‹ (vgl. Hannink). 1686 Zu gamen siehe Anm. zu V. 1071.
1656–1691
1660
1665
1670
1675
1680
1685
der handelt sich damit Schaden ein. Das schwöre ich bei meinem Schicksal.‹ Darauf schwieg seine Nichte, weil sie seinen Zorn und seine Schmach genau erkannte; und (sie wusste,) dass er erbarmungslos war, wenn er im Zorn fluchte. Die anderen schwiegen alle. In diesem Zornausbruch und mit blutunterlaufenen Augen hieß er den Held herbringen, den gefangenen Kämpfer, und fragte ihn sogleich, woher er käme und wer er wäre, dass er ihm (Linier) und seinen Männern so großen Schmerz zufügte. Da sprach der Furchtlose: ›Ich will euch ehrlich sagen, dass ich einst in Freude erzogen worden bin und nun aber nicht weiß, wer ich bin.‹ Da überkam den berühmten Linier große Wut. Er glaubte, dass er sich über ihn lustig machte, was in der Not niemand nötig hat. Er warf ihn in einen Turm, wo er weder Sonne noch Mond sah. Da war ihm jede Bequemlichkeit teuer und das Übel billig. Der Ritter ohne Namen war trotz des Unglücks froh. Er nahm seine ganze Not wie einen Scherz auf, selbst wenn er den Tod finden sollte. ...
Nun liegt der Ehrenhafte 1690
in einem Kerker, der voller Dreck ist.
97 der handelt sich damit Schaden ein.
Er nahm alle seine Not wie einen Scherz auf. Und selbst wenn er den Tod finden würde, konnte er doch nicht Kummer leiden.
98
1695
1700
1705
1710
1715
1720
1725
Text und Übersetzung dô wær eim andern man enbor wol, der des lîbes wær ein zage. im was geschicket alle tage niht wan wazzer und brôt. von gesmacke leid er grôze nôt. des was er nâhe verdorben und jæmerlîch erstorben, wan daz in dicke trôste diu vrouwe, diu in lôste. diu tet ir güet an im schîn: bette, spîse und wîn 11va liez siu dar în stille. daz was ouch jener wille, di sîn huoten über al. diu maget dicke sich dar stal und vrâget, was er tæte. dô was er allez stæte, daz er sîn leit mit zühten truoc. eines tages siu im gewuoc von der âventiure nôt, di ir veter ûz bôt. dô vrâgeter gar von dem site. diu vrouwe êrt in dermite, Siu sprach: ›durch sîne ritterschaft und durch sîner übermüete kraft ist mîn veter zuo gevarn und enbôt ûz mit manigen scharn in aller lendegelich, swelch ritter wolt prîsen sich mit sterk oder mit manheit oder mit deheiner vermezzenheit, daz der her kæme und sîn âventiure næme. Ich sage iu, wie diu ist getân: man sol bîm êrsten bestân einen risischen man, des sterke nieman wizzen kan.
man borwol P geschaffit P wazzer brot W smacke P noch P erbarmklich P 34v P erloste P
sich dicke P
sitten P der mite W ritterschaf W ¶ fehlt P
lendelich W lendiglic P
[ J]ch W Initiale fehlt P
35r Man sol zuo dem ersten bestan Einen risenischen man, Des stercke ich gemercken kan
1725 links ausgeworfener Repräsentant W unsicher, wohl J; Deu notiert das Fehlen einer Initiale 1692 Ha folgt P 1696 Ha folgt P Ha 1728–1729 Ha folgt P
1697 Ha (nâch) folgt P
1706 Ha folgt P
1726 biem W
1715 ¶ fehlt Ha
1725 Initiale fehlt
1692 Zu bor, enbor siehe Anm. zu V. 1147. borwol ›sehr wohl, ironisch gar nicht wohl‹ (BMZ III 800 mit Verweis auf V. 4765; Le I 330; vgl. V. 7045). 1710 gewahenen, gewähenen stv. ›sagen, berichten, erwähnen‹ (BMZ III 458 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4862, 6136, 7268, 7305; Le I 971; Mhd. Gramm. § 252, Anm. 5). 1716 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 1717 zuo varn stv. (hier) ›sich aufmachen, etwas unternehmen, zu Werke gehen‹ (BMZ III 246; Le III 1188).
1692–1728
1695
1700
1705
1710
1715
1720
1725
99
Ein anderer Mann hätte sich da kaum wohl gefühlt, wenn er ein Feigling gewesen wäre. Ihm wurde täglich nichts als Wasser und Brot geschickt. Er konnte den Gestank kaum ertragen. Daran wäre er beinahe zugrunde gegangen und jämmerlich gestorben, wenn ihn nicht die Dame, die ihn erlöst hatte, oft getröstet hätte. Die zeigte an ihm ihre Güte: Bettzeug, Speise und Wein ließ sie heimlich dorthin bringen. Das war auch der Wille von jenen, die ihn unablässig bewachen mussten. Die Maid schlich sich oft dorthin und fragte, was er tun würde. Da verhielt er sich völlig standhaft, sodass er sein Leid mit Anstand ertrug. Eines Tages erzählte sie ihm von der gefährlichen Aventiure, die ihr Vetter veranstaltete. Da fragte er genauer nach. Die Dame ehrte in, indem sie sprach: ›Wegen seiner Ritterschaft und seines extrem hochfahrenden Gemüts hat sich mein Vetter aufgemacht und hat mit einer großen Schar in allen Ländern verkündet, dass, wenn ein Ritter sich mit Stärke oder Mannheit auszeichnen wollte oder durch irgendeinen Wagemut, der herkommen und seine Aventiure nehmen sollte.
Ich sage euch, wie diese beschaffen ist: Man soll zuerst eine Riesen bekämpfen, dessen Stärke niemand fassen kann.
Man soll zuerst einen Riesen bekämpfen, dessen Stärke ich zum Teil
100
1730
1735
1740
1745
1750
1755
1760
Text und Übersetzung er treit eine stange; mit michelm gedrange erhebent si kûme zwêne man. swer dem risen gesiget an, daz doch kûme mac ergân, der muoz isô bestân zwên lewen wilde, grimme und unmilde, di sint vermûret und begraben. swer si bestât, der sol niht haben gewæfens mê danne ein swert. und wirt er danne des gewert, daz sîn gelücke pfliget, daz er den lewen an gesiget – 11vb daz ist ein engestlichez dinc –, der muoz zehant in einen rinc, mit mîm vetern vehten nâch ritters rehten, ze ros und zallen gerechen. ich wil daz wol sprechen, daz er des lîbes ist ein helt, zallen nœten ûz erwelt. deheinen man er entsaz. diu âventiur ist durch daz gemachet sô gewerlich, er wil doch behüeten sich. sîn lîp halt er schône! swelich degen sich vor nône eines tages der nôt niht wert, dem ist zehant der tôt beschert: man sleht im daz houbt abe. Swaz ich dir gesaget habe, dêst ein wort niht gelogen.‹ dô sprach der ritter wol gezogen: ›genâde, vrouwe hêre. durch dîn selbes êre
1743 engeliches P
Ein teil by˙ sinir stangen: erheben W
mere wanne sin P
... Das sin ein guo t gelucke pfliget Vnd er den louwen an gesiget – Daz ist ein engestliches ding –, Der muo ß zuo hant in einen ring, Mit myme vettern vechten, Also sitt ist guo ten knechten Zuo roß vnd zuo allen gerechen.
er nye entsaz P 35v P
Sinin lip, den haltet er schone. erwert P
¶ fehlt P Do enist P ertzogen P
›Genadent mir, frowe here, Durch got vnd durch din ere
1747 zeros W
1739 mêre dan sîn Ha 413 1751 Ha folgt P
1741 Ha folgt P 1742 Ha folgt P 1746 Ha folgt P / We folgt W; ebenso Sparnaay 1952, S. 1755 lîp den halt Ha 1760 ¶ fehlt Ha 1764 Ha folgt P
1747 zuo gereche oder Pl. zuo gerechen ›in guter Verfassung, geordnet, bereit‹ zu gerech stm. ›gehörige Beschaffenheit, guter Zustand, Wohlbefinden‹ (BMZ II/1 587f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6586, 8069; Le I 872; vgl. HaA; Haupt, Sp. 110; vgl. auch Anm. zu V. 1963, 3328, 5967). 1751 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 1753 gewerlich ist wohl nicht mit BMZ III 513 als ›wehrhaft, streitbar‹ (nur mit diesem Beleg, fälschlich als V. 1754) zu lesen, sondern (wie BMZ selbst erwägt) einfach als ›aufmerksam, sorgfältig, vorsichtig‹ (Le I 987). 1755 Während P eindeutig indikativisch ist, kann W auch als Konj. Präs. ›soll halten‹ mit apokopiertem -e (wie in W üblich) gelesen werden; vgl. K zur Stelle.
1729–1764
1730
1735
1740
1745
1750
1755
1760
Er trägt eine Stange; mit großer Anstrengung können sie zwei Männer kaum heben. Wenn einer den Riesen besiegt, was allerdings kaum geschehen kann, muss er sogleich zwei wilde Löwen bekämpfen, grimmig und unbarmherzig, die eingemauert und eingegraben sind. Wenn einer sie bekämpft, darf er nicht mehr Waffen als ein Schwert haben. Und fällt es ihm dann zu, dass das Glück ihn hütet, sodass er die Löwen besiegt – das ist eine Furcht erregende Sache –, muss er sogleich in einen Ring, um mit meinem Vetter nach ritterlichem Recht zu fechten, zu Ross und in der rechten Art. Ich kann versichern, dass er in körperlicher Hinsicht ein Held ist, wie geschaffen für alle Drangsal. Keinen Mann hat er je gefürchtet. Die Aventiure ist deshalb so sorgfältig eingerichtet, weil er sich trotzdem schützen will. Er soll gut auf sein Leben Acht geben! Wenn ein Degen nicht an einem einzigen Tag und vor der None die Bedrängnis abwehrt, ist er sofort des Todes: Man schlägt ihm das Haupt ab. Von all dem, was ich dir gesagt habe, ist nicht ein einziges Wort gelogen.‹ Da sprach der gut erzogene Ritter: ›Habt Dank, edle Herrin. Um deines ehrenhaften Verhaltens
101 an seiner Stange messen kann:
... dass ein gutes Glück ihn hütet und er die Löwen besiegt – das ist eine Furcht erregende Sache –, muss er sogleich in einen Ring, um mit meinem Vetter zu fechten, wie es die Art guter Kerle ist, zu Ross und in der rechten Art.
Sein Leben, auf das gibt er gut Acht.
›Erlaubt mir, edle Herrin, um Gottes und deiner Ehre
102 1765
1770
1775
1780
1785
1790
1795
Text und Übersetzung und durch dîn adelich site gewer mich, des ich dich bite. hilf mir umb ein bezzer leben! du endarft mir niht anders geben wan der einigen stiure, daz ich zuo der âventiure von dîner bet müeze komen. dar nâch als ich ez hân vernomen, sô wil ich gerner vehten, denne ich langer müeze wehten in dirr vinsternisse. enswiu ich vermisse, mir ist einhalp als andersît, wan mîn tôt an der wâge lît. ich enruoch, waz mir dâ geschiht, dâ ich mîn swert hân insiht‹, sprach der sturmgîter. ›ich bestüend hundert rîter, 12ra dan ich des tôdes âhte verdult in disem bâhte.‹ Dô diu vrouwe erhôrte, daz sich der helt erbôrte ûf der âventiure wân, dô sprach diu maget wol getân: ›gelücke, sælde und heil, des gebe dir got ein michel teil! des wünsch ich dir von minnen, mit herzen und mit sinnen. ich müese fröude an dir geleben. dem himelischen got sîst du ergeben, der trœst dîn gemüete!‹ des genâdet er ir mit güete. Sus gienc diu valsches âne
1776 en wi W 1766 Ha folgt P
1777 ander sit W
1778 leit W
1780 hân unde siht Ha
Vnd durch din edeliche sitte, Geere mich, des ich dich bitte. anderß nit P einigen der P
lange P
Jch enweiß, wie ich vermisse, 36r Wanne mýn tot an der wage lit. Mir ist ein halp also andersit. ˙ swert habe vnd sicht, Das ich myn Jch enruche doch, waz mir geschicht‹, ... sturm gitir P ritter W bestunde ee hindert P
Initiale fehlt P horte P verborte P
Des wnnsche ich dir von ynnen, ˙ Mit hertzen vnd mit synnen. muo ß P
Dem himelschen gotte soltü ye geben, Der tröstet dir din gemüte.‹ ir fehlt P des W Initiale fehlt P der valsches ane P
1779 do W
1782 Ha folgt P
1794 siest W 1793 müeze Ha
1769 stiure stf. ›Unterstützung, Beihilfe‹ (BMZ II/2 650f. mit Verweis auf V. 2765, 5109, 5447; Le II 1202–1204; vgl. V. 8077 [W]). 1774 wehten = wahten swv. ›Wache halten‹ (BMZ III 452 mit Verweis auf die Stelle; Le III 645. 735; vgl. HaA). Kantola 1982, S. 149–153 erwägt Bedeutungsentlehnung aus mnl. wachten ›warten‹, das aber wohl auch ohne mnl. Einfluss möglich war. 1776 enswiu = in swiu wohl ›womit auch immer, wie auch immer, egal wie‹ (vgl. Le II 1381f. mit Verweis auf die Stelle). 1779 daz P ist wohl konditional als ›wenn‹ oder kausal als ›da‹ zu lesen. 1780 insiht = ensiht ›vor Augen‹ (Le I 567 mit Verweis auf die Stelle), (in)siht hân ›sehen können‹ (HaA). 1781 sturmgîte adj. ›kampfbegierig‹ (BMZ I 537 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1278). 1784 bâht stn. ›Mist, Unrat, Kehricht, Kot, Pfütze‹ (BMZ I 78 mit Verweis auf die Stelle: ›in diesem schmutzigen Gefängnis‹; Le I 113). 1786 erbœren swv. ›erheben‹ (BMZ I 153 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7890; Le I 618; vgl. HaA). 1791 Vgl. P in V. 1828. 1794 P wirkt befremdlich: Lanzelet soll Gott gleichsam bestechen? Vielleicht sollte dich ergänzt und gelesen werden: ›Du sollst dich immer in die Hand des himmlischen Gottes geben.‹
1765–1797 1765
1770
1775
1780
und deiner adeligen Art willen, gewähre mir, worum ich dich bitte. Verhilf mir zu einem besseren Leben! Du brauchst mir nichts anderes geben als die eine Unterstützung, dass ich durch dein Fürbitten (bei Linier) die Aventiure versuchen darf. So wie ich es verstanden habe, will ich lieber kämpfen, als dass ich länger in dieser Finsternis Wache halten muss. Egal auf welche Art ich versage, mir ist das eine wie das andere, weil mein Tod auf der Waagschale liegt. Mich kümmert nicht, was mir dort geschieht, wo ich mein Schwert vor Augen habe‹,
103 und um deiner adeligen Art willen, und ehre mich an dem, worum ich dich bitte.
Ich weiß nicht, was das Schlimmere wäre, denn mein Tod liegt auf der Waagschale. Mir ist das eine wie das andere. Wenn ich mein Schwert habe und sehe, kümmert mich ohnehin nicht, was mir geschieht‹, ...
sprach der Kampfbegierige. ›Ich würde lieber 100 Ritter bekämpfen, als den sicheren Tod in diesem Dreckloch zu ertragen.‹ 1785
1790
1795
Als die Dame hörte, dass sich der Held in die Hoffnung auf Aventiure hineinsteigerte, da sprach die schöne Maid: ›Glück, Schicksal und Heil, von dem soll dir Gott ein großes Stück geben! Das wünsche ich dir aus Liebe mit dem Herz und mit dem Verstand. Ich sollte an dir Freude erleben. Der himmlische Gott soll sich deiner annehmen, der soll dein Gemüt trösten!‹ Dafür dankte er ihr huldvoll.
So trat jene, die ohne Falsch war,
Das wünsche ich dir aus dem Innersten mit dem Herz und mit dem Verstand. Du sollst immer den himmlischen Gott beschenken, er wird dir dein Gemüt trösten.‹
104
1800
1805
1810
1815
1820
1825
1830
Text und Übersetzung in zwîvellichem wâne für irn vetern stân. Siu sprach: ›swaz ich dir gedienet hân, wær des vil, des vröut ich mich. genâde suoch ich an dich umb den helflôsen degen, der nuo lange ist gelegen in verdrozzenlicher küste. weizgot, sîner verlüste solten sich guote liute klagen! doch wil ich dir ein mær sagen, des ich in selbe hôrte jehen – im ist grôz unreht geschehen –: er hôrt loben dîne kraft und dar zuo dîn ritterschaft, und wolt dîn âventiure nemen. nuo solt du dîm zorn gestemen und danke got der êre von dis ritters herkêre, wan du an im funden hâst, dâ mit du nuo lange umbe gâst. ez ist wærlich, daz werde geprîset ûf der erde beidiu dîn burc und dîn nam. des râtes ich mich nimmer gescham, 12rb wan der helt ist sô gemuot, daz er vil mit sîm lîbe tuot. dar zuo gib ich dir gîselheit umb den ritter gemeit, daz er dir niht entrinnet. des hât er mich wol ginnet, umb in setz ich mîn houbet. ob dîn genâde mirz erloubet, des ich dir getriuwe wol,
ire vettern P
36v P helffe losen P
solten W doch] Do P grosse vnrecht P
solte din zorn gestemen P her chere W dissis P do W nuo fehlt P gebriset W vff al der P name P Disses P beschame P
Dar zuo gibe ich dir geselleschaft Vmb den ritter mynnehaft, Das er vns nicht entrinnet. Des enhat er mich wol gemynnet, ˙ houbit. 37r Ensetze ich myn
1828 hat P 1800 Siu sprach fehlt Ha 1818 Ha folgt P 1819 wætlich Ha; vgl. Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 1191 1820 gebrîset Ha 1821–1822 name : geschame Ha 1825–1826 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt 1825 gîselschaft Ha 1805 Zu kust siehe Anm. zu V. 1336. 1814 gestemen stv. (?) ›Einhalt tun‹ scheint intr. nicht belegt (BMZ II/2 639 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5466; Le I 929; MHDBDB; vgl. Haupt, Sp. 111), weshalb die Lesung von P verderbt sein dürfte. Vgl. auch P tr. (refl.) in V. 5466 und Anm. 1819 wætlich (Ha) adj. (hier) ›angemessen, was man gut und gerne tun kann‹ (BMZ III 779 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7018; vgl. V. 8345; vgl. Anm. zu V. 1197, 2639). Ich sehe jedoch keinen Grund für den Eingriff, da wærlich adj. ›wahr, wahrhaftig‹ (Le III 691) mindestens ebenso gut möglich ist. 1820 Konjektur, um die Verwechslung mit brîsen stv. ›schnüren, einschnüren‹ (Le I 355) zu vermeiden. 1825 gîselheit = gîselschaft (P) stf. ›Bürgschaft‹ (BMZ I 537; Le I 1023, beide mit Verweis auf die Stelle). 1826 minnehaft adj. ›liebend‹ (BMZ II/1 185; Le I 2149, beide nur mit diesem Beleg; ein weiterer in Fb 243). 1828 Vgl. P in V. 1791. Ich lese für V. 1828–1829: ›Da hätte er mich nicht gut (= wohl schlecht) geminnt, wenn ich nicht meinen Kopf auf ihn setzte.‹
1798–1831
1800
1805
1810
1815
1820
1825
1830
in zweifelsvoller Hoffnung vor ihren Vetter. Sie sprach: ›Wenn das, womit ich dir gedient habe, viel war, dann freue ich mich darüber. Ich suche bei dir Gnade für den hilflosen Degen, der sich nun schon lange in verdrießlicher Lage befindet. Weißgott, gute Leute sollten über seine Unglück klagen! Trotzdem will ich dir eine Geschichte berichten, die ich ihn selbst sagen hörte – ihm ist großes Unrecht widerfahren –: Er hörte, dass deine Kraft gelobt wird und dazu deine Ritterschaft, und er möchte deine Aventiure versuchen. Nun sollst du deinem Zorn Einhalt gebieten, und danke Gott für die Ehre, dass dieser Ritter hergekommen ist, weil du an ihm gefunden hast, wonach du schon lange suchst. Es ist wahr, dass sowohl deine Burg als auch dein Name auf der Welt gelobt werden würden. Für diesen Rat schäme ich mich nimmer, denn der Held ist von solchem Gemüt, dass er noch vieles vollbringen wird. Außerdem gebe ich dir Bürgschaft für diesen herrlichen Ritter, dass er dir nicht entfliehen wird. Das hat er mir völlig versichert, für ihn setze ich meinen Kopf. Wenn es mir deine Gnade erlaubt – dessen bin ich mir bei dir sicher –,
105
Außerdem gebe ich dir Bürgschaft für diesen liebevollen Ritter, dass er uns nicht entfliehen wird. Da hätte er mich wohl schlecht geliebt, wenn ich nicht meinen Kopf auf ihn setzte.
106
1835
1840
1845
1850
1855
1860
Text und Übersetzung ob ich in her ûz nemen sol, unz er gewinne wider sîne maht, von morgen über vierzehen naht lâz ich in gerne schouwen ritter und vrouwen und alle dîne mâge vor dîner wurmlâge. Dar zuo ist ein gedinge mîn, daz du mir daz harnasch sîn heizest geben und sîn ors.‹ Dô sprach Lîniers von Lîmors: ›ich wil ez tuon durch einen list, wan mir wol ze muot ist, daz ich mich an im gereche sô, daz ers nimmer werde vrô und es ouch nimmer man gespote.‹ diu maget sprach: ›daz stât an gote.‹ Als es her zuo was komen, dô wart der ritter ûz genomen von der vancsamen stat. diu vrouwe hiez im machen ein bat und schuof, daz man im genuoc guoter spîse für truoc, diu lieben gesten gezam, dâ von er schiere wider kam und erkovert sich an sîner kraft. diu vrouwe hielt in in ir haft sanft und ungebunden. Siu bôt im zallen stunden êren, sô vil siu mahte. siu mint in ûz der ahte 12va durch sîne tugende stæte. waz aber der wirt tæte,
1839 Repräsentant nicht aufgelöst P W
1847 ninms W
vz her P wider fehlt P
wrm lage W ist fehlt P
... Das dü mir den harnesch din heissest geben vnd sin roß.‹ Lyniers von Lymors W linior die limorß P durch] vmb P zemvt W reche P wurde P
... Vnd es in ouch einer man gespotte.‹ Also es har zuo was komin, Do wart der ritter vz genomen Von der wisunge stat. Die frowe hieß ime machen bat “r truo g Vnd schuo ff, das man ime fu o Gutter spise genug, 37v Die lieben gesten gezam, Do von er schiere bekam Vnd kouerte sich an sinir kraft. Die frowe hielt erhaft, Sanfte vnd vngebunden. ¶ fehlt P êren] Ein P
1850 genom W
1851 wissageny P
1856 do W
1859 sovnft
1833 Ha folgt P 1838 würme lâge Ha 1839 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 1842 Lîniers de Lîmors Ha 1852 Ha folgt P 1853–1854 Ha folgt P 1856 Ha folgt P / dâ Ha 1860 ¶ fehlt Ha 1838 wurmlâge = würme lâge = wurmgarte ›ein Gebüsch oder Garten, wo Schlangen oder Drachen verborgen liegen, vor welchem man sich mit Spielen belustigt‹ (BMZ I 995; Le III 1010, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. V. 5048 und K zur Stelle). 1840 P ist vor allem sinnvoll, wenn man harnesch din verallgemeinernd als ›eine deiner Rüstungen‹ liest; vgl. V. 1914–1915; vgl. aber auch V. 1992–1993. 1851 vancsame stat ›Gefängnis‹ (Le III 18 mit Verweis auf die Stelle). / wissagenyn P] La vermutet wîzenunge, ähnlich Hannink, der wîzegunge ›Strafe, Pein‹ setzt. Ich lese wîsunge stf. ›Züchtigung‹ (Le III 946f.). 1856 wider komen ›wieder zu Kräften kommen, erholen‹ (Le III 840) / bekomen stv. dasselbe (BMZ I 904f. mit Verweis auf die Stelle). 1857 erkoveren, erkoberen (WHa) swv. refl. ›sich erholen, sich erholen von (mit Gen.)‹ (BMZ I 855 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9201 [nach Ha; = V. 9196]; Le I 643). / koveren (P) swv. ›erlangen, gewinnen, sich erholen (refl.)‹ (Le I 1658f.). 1858 Akk.-Obj. ist in P eingespart.
1832–1864
1835
107
und wenn ich ihn aus seinem Kerker nehmen darf, bis er wieder zu seinen Kräften kommt, zeige ich ihn morgen in 14 Tagen gerne den Rittern und Damen und allen deinen Verwandten vor deinem ›Wurmgarten‹.
Überdies ist es meine Bitte, 1840
1845
dass du mir seine Rüstung und sein Ross geben lässt.‹ Da sprach Linier von Limors: ›Ich will es mit einer bestimmten Absicht tun, weil es mir gefällt, dass ich mich an ihm auf diese Weise rächen kann, dass er davon nimmer froh wird und auch kein Mann darüber spotten kann.‹
... dass du mir eine deiner Rüstungen und sein Ross geben lässt.‹
... und auch der eine oder andere Mann deshalb über ihn spottet.‹
Die Maid sprach: ›Das liegt in Gottes Hand.‹
Als es soweit war, 1850
1855
1860
da wurde der Ritter aus dem Gefängnis genommen. Die Dame ließ ihm ein Bad machen und befahl, ihm genug gute Speisen vorzutragen, wie sie lieben Gästen zustand, und wovon er sich schnell wieder erholte und wieder zu Kräften kam. Die Dame hielt ihn in ihrer Haft sanft und ohne Fesseln. Sie brachte ihm jederzeit so viel Ehre entgegen, wie sie konnte. Sie liebte ihn maßlos wegen seiner standhaften Tugend. Was aber der Burgherr tat,
Als es soweit war, da wurde der Ritter aus der Stätte der Züchtigung genommen. Die Dame ließ ihm ein Bad machen und befahl, ihm genug gute Speisen vorzutragen, wie sie lieben Gästen zustand, und wovon er sich schnell erholte und wieder zu Kräften kam. Die Dame behandelte ihn ehrenhaft, sanft und ohne Fesseln.
108 1865
1870
1875
1880
1885
1890
1895
Text und Übersetzung Lînier, der übermüetic man, daz sage ich iu, als ichz vernomen hân. In den selben zîten besant er sich vil wîten nâch vriunden und mâgen und di der lande pflâgen, diu im wâren gelegen. di luot der tiurliche degen ze sîner hôhgezîte und ouch zuo dem strîte, daz sîn âventiur hiez. nieman er hinder im liez, den er dar moht geladen, dâ er beidiu laster und schaden und einen grimmen tôt erkôs. er sprach: ›er ist manne lôs, der ritter, der dâ vehten wil. er nimpt ez allez zeim spil, swaz man redet oder tuot. ez enlebet niht mannes sô gemuot. daz kumpt von grôzer kintheit.‹ Innân des was ouch bereit, swaz der âventiur solt fromen. der starke man was ouch komen, von dem vor ist geseit. Lînier begienc ein karcheit: daz enwolt er niht lengen, di lewen hiez er twengen, er lie si vasten drî tage. nâch der âventiur sage, sô ist ez komen an di naht, daz der junge ritter morgen vaht. des geloub, swer der welle,
1865 vber mve tich W
1866 vs nom W
1881 do W
Lynier W Lanier P vber muo te P
... Das sage ich v´ ch, also ich es kan. Initiale fehlt P vnd noch magen P di W luo et W di] Do P zesîner W
den er dar] Do P do W
Er sprach: ›er ist nameloß, 38r Der ritter, der da vechten wil.
Der starcke man, der was komin, Vnd was sin knecht brachin starck. Limir beging einin karck: ...
er] Vnd P
Dis gloube der, der welle,
1886 eventuell fehlendes ¶ W (Jnnan)
1865 Ha folgt P 1866 Ha folgt P 1867 Initiale fehlt Ha 1869 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt 1880 Ha folgt P 1888 man der was ouch komen Ha 1890 ¶ fehlt Ha 1866 Das Reimverhalten spricht für die Lesung von P. 1871 Es ist nicht zu entscheiden, ob es sich um Länder handelt, die Linier unterworfen hat/die ihm untergeben sind (BMZ I 988; so We), oder die an sein Land angrenzen (ebd.; so PéBuSpKe). 1874–1875 Auch möglich wäre, V. 1874 mit Punkt zu schließen, wodurch für V. 1875 zu lesen wäre: ›So wollte es seine Aventiure.‹ 1880 Lectio difficilior bietet zweifellos P. W muss entweder als ›ohne Gefolgsleute‹ oder als manlôs ›unmannhaft, mutlos‹ (BMZ II/1 34; Le I 2034, beide mit demselben einzigen Beleg) gelesen werden. Schließlich wäre auch die prädikative Lesung ›er ist ein ›loser‹ Mann‹ möglich zu lôs, das wiederum ›anmutig, lieblich; leichtfertig [vgl. V. 4032]; durchtrieben, verschlagen‹ bedeuten kann (BMZ I 1034; Le I 1956). 1889 Lies für P: pranken stark ›stark an/mit den Pranken‹, vgl. lat. brachium, afrz. brace (TL I 1103f.). 1890 karc für karcheit (P) scheint in den Wbb. nicht auf, es könnte allenfalls substantiviertes Adj. angenommen werden. 1892 twengen stv. ›bändigen‹ (Le II 1598 mit Verweis auf die Stelle).
1865–1897 1865
Linier, der hochmütige Mann, das erzähle ich euch, wie ich es vernommen habe.
109
... das erzähle ich euch, so gut ich kann.
Zu derselben Zeit 1870
1875
1880
1885
1890
1895
sandte er weithin nach Freunden und Verwandten und nach denen, die über die Länder herrschten, die an seine Ländereien grenzten. Die lud der ausgezeichnete Degen zu seinem Fest und auch zu dem Kampf, den man ›seine (Liniers) Aventiure‹ nannte. Er ließ niemanden aus, den er dorthin einladen konnte, wo er sowohl Laster wie Schaden und einen grimmigen Tod erleiden würde. Er sprach: ›Der Ritter ist ohne Gefolge, der da kämpfen will. Er hält es alles für einen Scherz, was immer man redet oder tut. Es lebt nirgends ein Mann mit solchem Gemüt. Das kommt von großer Kindlichkeit.‹ Inzwischen war auch bereit, was zur Aventiure notwendig war. Der starke Mann war auch gekommen, von dem zuvor erzählt worden war. Linier beging eine List: Er wollte nicht länger warten, er ließ die Löwen bändigen, er ließ sie drei Tage lang fasten. Der Erzählung der Aventiure zufolge ist nun die Nacht gekommen, an deren Morgen der junge Ritter kämpfen sollte. Es soll glauben, wer will:
Er sprach: ›Der Ritter ist ohne Namen, der da kämpfen will.
Der starke Mann, der war gekommen, und sein (Liniers) Knecht war stark an den ›Pranken‹. Linier beging eine List:
Dies soll der glauben, der will:
110
1900
1905
1910
1915
1920
1925
Text und Übersetzung dâ was grôz geschelle, beidiu luden und braht, und ritter diu maht, dar zuo maniger muoter barn, di alle bâten got bewarn 12vb den tiurlichen wîgant, des namen dâ nieman was erkant. Morgen, dô ez tac wart, dô was des vremden ritters vart zem êrsten, daz er sich got ergap, wan er ist ein urhap aller sælicheite. dar nâch gienc er gereite in einen rinc, sô man in hiez. niht gewæfens man in tragen liez wan sîn swert und einen huot und einen niuwen schilt guot, der nâch sîm was gemaht. dâ mit er menlîche vaht. diu vrouwe het in im geben. nuo pflac der rise al sîn leben einer stange grôze und lanc. einen kampfschilt er für sich twanc. dâ mit er kampflîchen stuont, als dicke grôz liute tuont. Nuo hât der junge liste. ê ez der rise wiste, den arm er im abe sluoc, dâ er di stange mit truoc. mit slegen er in vil gebiuste. mit der lirken fiuste werte sich der starke man.
Das waz groß zorngeschelle Vnd ludin vnd bracht Vnd rittere die macht, Dar zuo maniger muo ter barn. Sy˙ machtent in alle got bywarn, Wartt ouch bewart der edele wigant, Des namen do nyeman wart erkant. [M]orgen W 38v P
er] der P seilicheite W
... Der nach synnen waz gemacht. do W het im W gegeben P grossen stangen lang P champf schilt W do W kanpfende P Nuo] Do P ez] dz P do W Do P mit] jnne P
Mit slegen er in buste. Mit der lengern vuste 39r Werte sich aber der starcke man.
1898 do W zorn geschelle P 1902 machtent alle P 1904 namen donyemans P 1905 davor (nach dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Wie der vngenente ritter mit dem risen str | eit vnd ime daz houbit abe schluo g / Initiale W ist nur in Umrissen vorhanden, Deu interpretiert dies wohl zurecht als Tilgung 1915 wez P 1920 fur rechts ausgeworfen nach V. 1919 mit Einfügungsvermerk in V. 1920 W 1917 Ha folgt P folgt P
1919 grôz Ha
1923 Initiale fehlt Ha
1927 Ha folgt P
1928 linken Sp; vgl. Deu
1929 Ha
1898 geschelle stn. ›Lärm, Getöse‹ (BMZ II/2 125f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 899f.). 1899 ludem, luden stm. ›Rufen, Geschrei‹ (BMZ I 1050 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1976). / braht ›Lärm, Geschrei‹ (Le I 339). 1900 Zu diu maht siehe Anm. zu V. 1105. 1902–1903 sind in P offensichtlich verderbt. Vielleicht ist mit Konjektur zu lesen: ›Sie ›machten‹ (bemühten sich darum, bewirkten etc.), dass Gott ihn beschützte (zu machen mit nachfolgendem daz siehe BMZ II/1 16; die Inf.-Konstruktion scheint in dieser Form sonst nicht belegt), (und) der edle Kämpfer wurde auch beschützt (= und die Bitte ging in Erfüllung) ...‹ Zum Stirnsatz mit fehlendem Subj. (Platzhalter-ez) vgl. Frnhd. Gramm. § S 239, 3. 1919 Nachgestelltes Adj. ist meist endungslos, flektierte Formen sind seltener (Mhd. Gramm. § 391). 1927 biuschen swv. ›schlagen, klopfen‹ (BMZ I 285 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 2545; Le I 289). Wer schlägt, ist nicht eindeutig, wohl der Riese. 1928 Zu P siehe K zur Stelle.
1898–1929
1900
da war großes Getöse, sowohl Geschrei wie Lärm, und eine große Menge von Rittern, dazu viele Menschenkinder, die alle Gott baten, den ausgezeichneten Kämpfer zu beschützen, dessen Name dort niemand bekannt war.
1905
1910
1915
1920
111 Das war ein großes zornerfülltes Getöse und Geschrei und Lärm und eine große Menge von Rittern, dazu viele Menschenkinder. Sie alle bewirkten, dass Gott ihn beschützte, und der edle Kämpfer wurde auch beschützt, dessen Name dort niemand bekannt wurde.
Morgens, als es Tag wurde, da war die erste Handlung des fremden Ritters, dass er sich Gott anbefahl, denn er (Gott) ist der Ursprung allen Glücks. Danach ging er alsbald in einen Ring, wie man ihm befohlen hatte. Man ließ ihn keine Waffen tragen außer sein Schwert und einen Helm und einen neuen guten Schild, der nach dem Vorbild seines eigenen gemacht war. Damit kämpfte er mannhaft. Die Dame hatte ihn ihm gegeben. Nun besaß der Riese sein ganzes Leben über eine große und lange Stange. Einen Kampfschild presste er vor sich. So stand er zum Kampf bereit wie viele andere große Leute.
... der mit Verstand gemacht war.
Nun hatte der junge Verstand. 1925
Ehe der Riese richtig bei der Sache war, schlug er ihm den Arm ab, mit dem er die Stange trug. Er schlug mit vielen Hieben auf ihn ein. Mit der linken Faust wehrte sich der starke Mann.
Er schlug mit Hieben auf ihn ein. Mit der längeren Faust wehrte sich wiederum der starke Mann.
112 1930
1935
1940
1945
1950
1955
1960
Text und Übersetzung er liuf den jungen an und stiez in alsô vaste, daz er nider taste und im der schiltrieme brast. schier erholte sich der gast, snelleclîch er ûf spranc, als in des diu nôt twanc, und sluoc dem risen einen slac, daz er wunderhart erschrac und er ûz dem ringe wolte vlien. der junge îlt im nâch zien und sluoc im hinden in dem schart. dô der grôze des gewar wart, 13ra dô wolt er vor in allen den ritter ervallen. dâ von wart ein michel schal, idoch vervâlte sich der val. der ritter sluoc im daz houbt abe. er sprach: ›ich hân dich zuo grabe und zuo der langen hervart bereit, swem ez sî liep oder leit.‹ Lînier sîn ungelücke schalt. er nam den recken alse balt und fuort in zuo sînen lewen; di heten hungerige kewen. in daz hûs er in stiez. der lewen einer niht enliez, als er engegen im trat, er sluoc dem ritter ein spat mit den klâwen von der sîten. dô enfrumet dehein bîten: gein dem lewen er sich kêrte, der in alsus gesêrte.
jungen degen an P
schilt rieme W schilt reme P
diu fehlt P vnder hart W
in hinden in den schrat P
do W Doch P sich fehlt P
vart P Lynier W 39v P LJnier P in hin zuo P gouwen P
en gegen W der] den P
˙ Do muste er balde stritten: Jn gegen P geerte W
1951 davor Zwischentitel P: Wie der ritter on namen mit den louwen | streit vnd sy˙ ersluo g vnd es den ritter ly˙ | nier verdroß 1930 Ha folgt P
1941 in hinden lideschart La (Ha)
1949 Ha folgt P
1953 Ha folgt P
1932 nider tasten ›mit einem Klatschlaut niederfallen‹ (Le II 1407f. mit Verweis auf die Stelle). 1938 Konjektur, da unter adv. ohne Zusatz als ›dabei, hierbei‹ etc. nicht belegt scheint (BMZ III 186–189; Le II 1777f.). / wunderharte adv. ›gar sehr‹ (Le III 990). 1941 lideschart (LaHa) adj. ›an den Gliedern zerhauen, verstümmelt‹ (BMZ II/2 157 mit nur diesem Beleg; Le I 1901 und Fb 223 mit weiterem Belegmaterial). Die Lesung von W kann dagegen auf zweierlei Weise gedeutet werden: entweder als ›Scharte‹ (das DWb XIV 2222 auch mask. ausweist), wobei allerdings der Sinn dunkel bleibt (›Genick‹?; eine schon geschlagene Wunde (?) nach Se; Webster erwägt ›Schritt‹, Webster/Loomis 1951, S. 181; ebenso Pérennec, S. 79; unsicher Pé, S. 125, Anm. 39; Ke, S. 175); oder – mit kleinerer Konjektur – als swart, swarte swstf. ›behaarte Kopfhaut‹ (Le II 1343), wobei die für dem zu setzen wäre (ebenso Hannink). 1944 ervallen stv. ist auch sonst als tr. ›zu Fall kommen, herunterstürzen; töten‹ belegt (BMZ III 219); die Annahme von ervellen mit a für e. (Hannink, S. 37) erübrigt sich. 1958 spât, spat (?) stm. ›abgerissenes Stück, Splitter‹ (Le II 1072 mit Verweis auf die Stelle). 1962 Konjektur mit P und Ha, da eine ironische Verwendung von êren weder in den Wbb. verzeichnet ist (BMZ I 445f.; Le I 625) noch ich eine solche dem Text zutraue.
1930–1962 1930
1935
1940
1945
1950
1955
1960
113
Er lief den jungen an und stieß ihn so fest, dass er auf den Boden krachte und ihm der Schildriemen zerbrach. Der Gast erholte sich schnell, geschwind sprang er auf, weil ihn die Not dazu zwang, und schlug dem Riesen einen Hieb, dass er gar sehr erschrak und aus dem Ring fliehen wollte. Der junge beeilte sich ihm nachzufolgen und schlug ihm hinten in die Scharte (ins Genick?). Als der große das bemerkte, da wollte er vor ihnen allen auf den Ritter fallen und ihn so erschlagen. Deshalb erhob sich großer Lärm, jedoch ging der Fall (des Riesen) fehl. Der Ritter schlug ihm das Haupt ab. Er sprach: ›Ich habe dich zum Grab und zu der langen Heerfahrt bereit gemacht, egal ob das jemandem lieb oder leid ist.‹
Lînier schalt sein Unglück. Er nahm den so tapferen Recken und führte ihn zu seinen Löwen; die hatten hungrige Kiefer. Er trieb ihn in die Burg. Einer der Löwen ließ, als er ihm entgegentrat, nicht davon ab, dem Ritter mit den Klauen ein Stück (Fleisch) von der Seite zu schlagen. Da nützte kein Warten: Er wandte sich dem Löwen zu, der ihn so verwundet hatte.
Da musste er tapfer kämpfen:
114
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
Text und Übersetzung dô was der ander hantgerech, wan in der hunger tet frech: er kratzt im ein wunden grôz, daz daz bluot dâ nider schôz, als ez ein brunne wære. sîn snellecheit was mære, des nieman misselouben darf. gein dem selben er sich warf und sluoc in durch daz houpt nider. der ander bestuont in aber sider und zuctin, daz er nider kam. den lewen macht er dô lam, daz er des swankes verzagete. der helt in umb jagete und tet in beiden sampt den tôt. dô gienc ez êrst an di nôt. Als er von den lewen streich, dô was er varlôz und bleich und ersigen von dem bluote. zehant iesch der unguote, 13rb der wirt Lînier von Lîmors, beidiu harnasch und sîn ors. er wolte rechen di getât. di aller besten sarwât, di dehein ritter ie gewan, di leit er zornlîchen an, wan sîn herzen sêre was starc. innân des was ouch sîn marc gekovertiuret ze rehte. unserm guoten knehte, dem was ouch sîn harnasch brâht. er was doch vil wol bedâht, daz er sich weren wolde. der stæten sælden holde, der leit ouch sîn gewæfen an. daz bluot im durch di ringe ran
1966 do W
hant gerech W frech] schrech P
... Das daz bluo t da nider floß, ... schnellikeit die wz P Engegen dem P bestvo nt aber W dô fehlt P slages P 40r P
Do hies der P Lynier von Lymors W linier die limeroß P roß P
ye dekein ritter P zorneclichen P herzen sêre] hertzeleit P des] dz P zerehte W Gigouirturet P
Dem fromden guo ten knechte Wart ouch sin harnasch bracht. wz des wol P selde W
1979 davor Zwischentitel P: Wie der Junge vngenente ritter streit mit | herns linier vnd in zuo tode sluo g
1975 Ha folgt P, dagegen Be, der W folgt
1983 Lîniers de Lîmors Ha
1994 doch] des Ha
1963 hantgerech ›bereit, gerüstet‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1173 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. Anm. zu V. 1747, 3328, 5967). 1969 misselouben swv. ›nicht glauben‹ (Le I 2168 mit Verweis auf die Stelle). 1981 ersîhen stv. ›auströpfeln, erschöpft oder entleert werden, erschöpft oder entleert sein‹ (BMZ II/2 286 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5318 [recte 5328]; Le I 671). 1982 eischen stv. ›fordern, heischen‹ (Le I 533 mit Verweis auf die Stelle). / P gibt für sich keinen Sinn (es fehlt ein Inf.), daher kein Paralleltext. 1991 kovertiuren swv. ›mit einer kovertiure (›schützende und schmückende Verdeckung des Rosses‹, Le I 1698f.) versehen‹ (BMZ I 869; Le I 1699, beide mit nur diesem Beleg; vgl. Fb 207).
1963–1998
1965
1970
1975
Da war der andere gerüstet, weil ihn der Hunger kühn machte: Er kratzte ihm eine große Wunde, dass das Blut dort herab schoss, als wäre es eine Quelle. Seine Schnelligkeit war fabelhaft, daran darf niemand zweifeln. Er warf sich diesem entgegen und schlug ihn durch das Haupt nieder. Der andere griff ihn aber erneut an und riss ihn zu Boden. Den Löwen machte er da lahm, sodass er (der Löwe) vom Hieb verzagte. Der Held jagte ihn herum und tötete sie beide. Nun nahm die Not erst ihren Anfang.
115
... dass das Blut dort herabfloss, ...
Als er sich von den Löwen entfernte, 1980
1985
1990
1995
da war er farblos und bleich und hatte viel Blut verloren. Sogleich forderte der Ungute, der Burgherr Linier von Limors, seine Rüstung und sein Ross. Er wollte die Tat rächen. Die allerbeste Rüstung, die je ein Ritter erwarb, die legte er zornig an, denn sein Herzeleid war groß. Inzwischen war auch sein Pferd ordentlich gesattelt worden. Unserem guten Kerl, dem war ebenfalls seine Rüstung gebracht worden. Er war doch sehr darauf bedacht, dass er sich wehren wollte. Der dem beständigen Glück Holde, der legte auch seine Waffen an. Das Blut rann ihm aus den tiefen
Dem fremden guten Kerl wurde ebenfalls seine Rüstung gebracht.
116
2000
2005
2010
2015
2020
2025
2030
2035
Text und Übersetzung ûz den tiefen wunden, wan si wâren niht gebunden. daz erbarmet vil manigen man. swer ie milten muot gewan, der dise nôt an sach, ze got er sîn gebet sprach, daz er sîn niht wolde vergezzen. nuo wârn si ûf gesezzen, beidiu wirt und gast, daz ir entwederm nihtes brast, swes eim guoten ritter zimet, swenne er den schilt ze halse nimet. Erbermde was in tiure. ze der êrsten justiure starken zorn der wirt truoc. daz sper er under sluoc und twanc den schilt für sich. sîn gebærde was ritterlich, wan er wol rîten kunde. isâ zer selben stunde satzter sich ebene, der helt, der niht vergebene niemanne wolt entwîchen. dô liezen si dar strîchen, 13va sô si beide mit ir ahten aller meist gewinnen mahten ûz ir rossen, diu si riten. durch di schilte enmiten stâchen si mit ir krefte diu sper, daz di schefte zerbrâsten und hôh vlugen. zwei scharpfiu swert si zugen, diu in wol gezâmen. si gâben und nâmen manigen freislichen slac. Lînier grôzer künste pflac, wan er niht wan ze staten sluoc. der junge, der den arn truoc, der vaht âne liste,
ûz] Von P 40v P vs bunden P
zegot W
dentwederm W gebrast P guoten fehlt P zehalse W Der bermde W Initiale fehlt P Erbermde P
Daz sper er vnder den arm sluo g ...
ritin wol P zuo den selben stunden P Satter sich vil ebene P Der helt virgeben P Nemene P
gewinnent m ahten W di W 41r P den miten W schilt in almitten P kreften P scheften P Zerbrachent P sy do zugen P
freischlichen W Lynier W Linier P zestaten W
2024 m ahten W ist unsicher, m ist an das auslautende t von gewinnent angehängt und könnte auch eine Oberschleife sein, Deu liest ahten 2011 Derbermde Ha
2014 Ha folgt P
2026 Ha folgt P
2030 Hannink folgt P
2014 daz sper underslâhen ›den Speer unter den Arm nehmen und zum Angriffe senken‹ (Le II 1801; vgl. HaN). virgebener ›unnützer‹ (Le III 111) helt macht keinen Sinn, daher kein Paralleltext.
2020 Ein
1999–2037
2000
2005
2010
117
Wunden durch die Ringe, denn sie (die Wunden) waren nicht verbunden. Das erbarmte viele Männer. Wer immer jemals ein barmherziges Gemüt gewann und diese Not ansah, sprach sein Gebet zu Gott, dass er (Gott) nicht seiner (Lanzelets) vergessen sollte. Nun waren sie aufgesessen, sowohl Burgherr wie Gast, sodass es keinem von beiden an irgendetwas fehlte, das einem guten Ritter ansteht, wenn er den Schild zum Hals nimmt.
Erbarmung war ihnen teuer.
2015
2020
2025
2030
2035
Zu der ersten Tjost trug der Burgherr großen Zorn. Er senkte die Lanze zum Angriff und presste den Schild vor sich. Seine Gebärde war ritterlich, weil er gut reiten konnte. Nun, zur gleichen Zeit, setzte er sich zurecht, der Held, der vor niemandem ohne Gegenwehr zurückweichen wollte. Da ritten sie aufeinander zu, so wie sie beide mit ihren Bemühungen am meisten aus ihren Rössern herausholen konnten, die sie ritten. Sie stachen mit voller Kraft die Lanzen mitten durch die Schilde, sodass die Schäfte zerbrachen und hoch aufstoben. Sie zogen zwei scharfe Schwerter, die ihnen gut passten. Sie gaben und nahmen viele Furcht erregende Schläge. Linier verfügte über große Kunstfertigkeit, denn er schlug nie daneben. Der junge, der den Adler trug, der kämpfte rasend,
Er schlug die Lanze unter den Arm ...
118
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
2075
Text und Übersetzung wan er wol wiste, waz im ze leide was getân. si hiuwen beide manigen spân ein ander von den schilten. nîtlîchen si spilten ein wîle in dem kreize. idoch sluoc ageleize der sinnelôse tumbe den eltern ritter umbe und verhiu im daz ors. dô erbeizte Lîniers von Lîmors zehant ûf di erde mit grôzem unwerde. sîn ros er lesterlîche schalt. ouch erbeizte der degen balt zuo dem wirt an daz grâz, wan ouch sîn marc müede was. Dô si zer erde kâmen, di schilt si für sich nâmen und liufen balde ein ander an. Lînier, der küene man, und der ritter âne namen, di zwên begunden grisgramen von der slege schalle. in wuohs diu nîtgalle 13vb von dem zorn, den si truogen. diu scharpfen swert si sluogen ûf ein ander, daz si erklungen, und von den helmen sprungen des fiures flamen blicke. di kapfære wânten dicke, daz einer solte gesigen und der ander tôt geligen. Sô jener disen her sluo c, unlange er daz vertruoc, er treib in schiere hin wider. ze jungest sluoc der wirt nider den gast, daz er kom ûf diu knie
2044 Je doch P
2047 zeu “gete P
2045 Ha folgt P
2048 Lîniers de Lîmors Ha
war im zeleide W
Jedoch schluo g ageleisse Der namelose tumbe Den eltern vmbe Vnd zerhiogete ime daz roß. Lyniers von Lymors W linior de limorß P 41v P vnvv erde W grosse vnwerde P der junge degen P ouch fehlt P Initiale fehlt P
... Vnd lieffent beide ein ander an. Lynier W Linier P ¶ fehlt P begundent in grisamýn P nit galle W
den fehlt P des] Die P
Die kemphere wandin dicke, Das sy ein ander solten gesigen Vnd der ander tot ligen. ¶ fehlt P diser P 42r P zeivngest W
2067 unleserliche Schreiberkorrektur unter des W 2058 ¶ fehlt Ha
2067 Ha folgt P
2071 ¶ fehlt Ha
2044 Zu ageleiz siehe Anm. zu V. 457. 2044 umbe slâhen ›niederschlagen, besiegen‹ (BMZ II/2 372). 2060 grisgramen swv. ›mit den Zähnen knirschen, brummen, knurren‹ (BMZ I 575 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1089; vgl. Schilling 1866, S. 31). 2062 nîtgalle swf. ›bitterer Hass, Zorn‹ (BMZ I 459; Le II 87). 2069 Ob die reziproke Wendung in P im Sinne von ›dass einer den anderen besiegen würde‹ möglich ist, ist unsicher. Sollte an gesigen gelesen werden?
2038–2075
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
2075
denn er wusste wohl, was man ihm zu Leide getan hatte. Sie hieben beide einander manchen Splitter von den Schilden. Sie ›spielten‹ hasserfüllt eine Weile in dem Kreis. Jedoch schlug der Wahnsinnige schnell den älteren Ritter nieder und zerhieb ihm das Ross. Da stieg Linier von Limors sofort mit großer Schmach auf die Erde ab. Er schalt sein Ross auf lästerliche Weise. Auch der kühne Degen stieg zu dem Burgherrn auf die Wiese ab, denn auch sein Pferd war müde.
Als sie auf die Erde abstiegen, hielten sie die Schilde vor sich und liefen einander kühn an. Linier, der kühne Mann, und der Ritter ohne Namen, die zwei knirschten mit den Zähnen vom Lärm der Schläge. Ihnen schwoll der bittere Hass von dem Zorn, den sie trugen. Sie schlugen die scharfen Schwerter aufeinander, sodass sie klangen und Blitze von Feuerflammen von den Helmen spritzten. Die Zuseher glaubten oft, dass einer siegen und der andere getötet würde. Wenn jener diesen in die eine Richtung schlug, ließ dieser sich das nicht lange gefallen und trieb ihn schnell wieder zurück. Schließlich schlug der Burgherr den Gast nieder, sodass er auf die Knie sank
119
Jedoch schlug der namenlose Dümmling schnell den älteren nieder und zerhaute ihm das Ross.
... und liefen sich gegenseitig an.
Die Kämpfer glaubten oft, dass einer den anderen besiegen und der andere getötet würde.
120
2080
2085
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2110
2115
Text und Übersetzung und den schilt von im lie. di sîten er ûf kêrte, dâ in ê der lewe sêrte. dô wundet in aber Lînier în durch di halsperge sîn eine wunden tief und wît. Des erholte sich der helt enzît. er spranc ûf als ein degen. des schiltes moht er niht gepflegen, hinder rücke er in stiez, als in sîn grimmer muot hiez. der kampf dûht in enblanden. er nam mit beiden handen daz swert, dâ mit er vaht. von den wunden wart im unmaht und ouch von dem zorne. dô gedâht der wol geborne: ›ez muoz her gân oder hin. sît ich alsus gesêret bin, ich wil versuochen einen slac, dâ werde ûz, swaz werden mac. mîne kraft kêr ich alle dran.‹ dâ mit liuf er den wirt an, der in ê het betoubet. er sluoc durch daz houbet Lîniern, den helt guot, daz im daz swert ze tal wuot, 14ra unz ez im an den zenen erwant. dâ von starp der wîgant. Merkent alle besunder ein seltsæn wunder umb des jungen ritterschaft: er sluoc den wirt mit solcher kraft, mit verbizzem zan, daz im daz bluot ûz ran ze den ôren und ze dem munde und im zer selben stunde geswant, daz er nider kam. daz volc es guot war nam und heten alle wol gesworn, daz si beide wæren verlorn,
2076 Ha folgt P (und er den)
Vnder den P do W Do P ê fehlt P Lynier W linier P
Des erholte er sich in kurtzer zit.
Vff den rucken P gehieß P Der den kampf P do W vn maht W
sus P do W waz W wurt was es werden P 42v P betobz P schluo g in durch sin houbet P Lyniern W Linieret P zetal W unz] Vnd P widerwant P do W Do P Initiale fehlt P seltseim W
Er sluo g den schlag mit sollicher craft ... verbissenen P zedem W] zuo den P zerselben W wolch W
2079 dâ Ha / wundet] La erwägt sluoc
2081 wunde Ha
2082 ¶ fehlt Ha
2081 wunde ist mhd. swstf. (Le III 986). 2087 Zu enblanden siehe Anm. zu V. 91. 2102 waten stv. (hier) ›dringen‹ (BMZ III 534f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 704f.; vgl. Anm. zu V. 7608). 2113 mir geswindet ›ich verliere das Bewusstsein, falle in Ohnmacht‹ (BMZ II/2 798 mit Verweis auf die Stelle; Le I 940f.; vgl. V. 4364).
2076–2116
2080
2085
2090
2095
2100
2105
2110
2115
und ihm der Schild aus der Hand fiel. Er kehrte die Seite (seines Körpers) in die Höhe, an der ihn zuvor der Löwe verwundet hatte. Da verwundete ihn Linier wiederum an dieser Stelle durch seine Rüstungsringe hindurch mit einer tiefen und breiten Wunde. Davon erholte sich der Held bald. Er sprang auf wie ein Degen. Um den Schild konnte er sich nicht kümmern, er stieß ihn hinter seinen Rücken, wozu ihm sein grimmiges Gemüt riet. Der Kampf schien ihm mühselig. Er nahm das Schwert, mit dem er kämpfte, mit beiden Händen. Von den Wunden und auch von dem Zorn wurde er schwach. Da überlegte der, der von hoher Geburt war: ›Es muss so oder so ausgehen. Da ich so verwundet bin, will ich einen Schlag versuchen, aus dem werden mag, was immer werden kann. Ich lege alle meine Kraft hinein.‹ Damit lief er den Burgherrn an, der ihn zuvor entkräftet hatte. Er schlug Linier, den guten Helden, durch das Haupt, dass ihm das Schwert nach unten drang, bis es ihm bei den Zähnen zum Stillstand kam. Davon starb der Kämpfer.
Achtet alle besonders auf ein merkwürdiges Wunder an der Ritterschaft des jungen: Er schlug den Burgherrn mit solcher Kraft, mit verbissenen Zähnen, dass ihm das Blut aus Ohren und Mund rann und er sofort ohnmächtig wurde, sodass er niedersank. Das Volk beobachtete es genau und sie alle hätten geschworen, dass sie beide verloren wären,
121
Davon erholte er sich in kurzer Zeit.
Er schlug den Schlag mit solcher Kraft, ...
122
2120
2125
2130
2135
2140
2145
2150
2155
Text und Übersetzung durch daz si sô unwerde vielen ûf di erde. Dâ von erschrâken si alle. in disem leitschalle wart Lînier în getragen. beidiu wuof und klagen, des was vil ob dem wirte. die maget ouch nieman irte ze tuon, swaz si wolde. dô hiez diu friuntholde ritter, di ez tâten, daz si in ein kemenâten den jungen degen truogen. di tür si zuo sluogen. siu selbe stal sich dar în. von heile kom ir der sin, daz siu besach den wîgant. einen kleinen âten siu bevant, der im von dem munde gie. diu vrouwe daz niht enlie, siu hiez im daz houbt ûf haben und snelleclîche laben. ouch wart er entwæfent gar. man machet im ein fiur dar; dar zuo leit man den degen. 14rb sîn wart wol gepflegen von der vrouwen hêre. siu bôt im guot und êre, sô siu meist mahte, und schuof dô ein wahte ir vetern vil drâte. siu schictez gar nâch râte swaz ûf der burc uneben stuont, als dicke wîse liut tuont, die ein grôz erbe an kumet und di wol wizzent, waz in frumet. Vil wol siu ez allez schafte. der lîbes zwîfelhafte, der lac aber stille.
2117 HaA erwägt für P alle = alse 2147 HaA vermutet für P gar = dar
2121 Ha folgt P
sy alle vnwerde P Melin vff der erde P Dâ] hie P leit schalle W Lynier W] hers linier P des] Dz P div W 43r P zetvo n W Zuo tune wes sy P frivnt holde W
bischach dem P atem P mude P enhiesße P
warte W wart harte wol P
vettns gar vil P
43v P Initiale fehlt P geschafte P des W Des libes zwu “felte P abir uil stille P
2125 ze tuonne Ha
2134 Ha folgt P
2142 Ha folgt P
2120 leitschalle stm. ›lauter Ausdruck des Leides, Klage‹ (BMZ II/2 125; Le I 1875, beide mit nur disem Beleg). 2135 mude P wohl wegen fehlenden Nasalstrichs. 2137 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 2138 laben swv. ›waschen, mit Wasser benetzen‹ (BMZ I 939 mit Verweis auf V. 4564; Le I 1806f.). 2142 warte W lässt einen Schreibfehler aus wart harte vermuten. 2154–2155 Zwar wäre auch denkbar, dass der des l. z. etc. in Umstellung gegeben wird, was aber m. E. die Satzstellung arg strapazieren würde; daher Konjektur mit Ha.
2117–2155 weil sie so schmachvoll auf die Erde fielen. 2120
2125
2130
2135
2140
2145
2150
Davon erschraken sie alle. Unter dieser großen Klage wurde Linier ins Haus getragen. Sowohl Jammergeschrei wie Klagen, das geschah viel wegen des Burgherrn. Auch hinderte niemand die Maid zu tun, was immer sie wollte. Da befahl sie, die dem Freund treu war, einigen Rittern, die es auch taten, dass sie den jungen Degen in eine Kemenate tragen sollten. Die Tür schlugen sie zu. Sie selbst stahl sich dort hinein. Glücklicherweise kam ihr die Idee, den Kämpfer genau anzusehen. Sie fand einen schwachen Atem, der aus seinem Mund strömte. Die Dame verabsäumte nicht, dass sie ihm das Haupt aufheben und geschwind mit Wasser benetzen ließ. Auch wurde er ganz entwaffnet. Man machte ihm dort ein Feuer; daneben bettete man den Degen. Die edle Dame kümmerte sich gut um ihn. Sie bot ihm Bequemlichkeit und Aufmerksamkeit, so gut sie konnte, und richtete für ihren Vetter sehr bald eine Totenwache ein. Sie ordnete alles, das auf der Burg nicht zum Besten stand, wie man ihr geraten hatte, und wie es weise Leute oft tun, denen ein großes Erbe zufällt und die genau wissen, was ihnen nützt. Sie regelte das alles sehr gut.
2155
Der, der um sein Leben fürchten musste, der lag aber still.
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124
2160
2165
2170
2175
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2185
2190
Text und Übersetzung ez was ir aller wille, di in sâhen ze dirr verte, daz in got ernerte, wan er di âventiure brach. menneclich im wol sprach. zem besten man in ûf huop. Schier man ouch den wirt begruop mit êren wol, als ez gezam. daz liut allesament kam, ritter und vrouwen. si wolten gerne schouwen, ob der junge möht genesen. si bâten im genædic wesen di juncvrouwen wît erkant und verkurn in ir hant, swaz er in ze leide ie getete. gern hôrte siu di bete, diu milte maget Ade. diu het sîn genâde gevangen, dô siu in êrst sach. daz lantvolc allez jach: ›dirr wirt ist wol ersetzet. der in des lîbes hât geletzet, dem wir teilen guot und wîp, genert im got sînen lîp.‹ 14va Der vrouwen mâge sprâchn ouch daz, ir gezæm michels baz der ritter und ein michel guot, danne siu dicke widermuot von ir vetern solte tragen. dô muost siu in durch nôt verklagen. Sît ez allen liuten wol geviel, der juncvrouwen ir herze wiel ûf tugentliche stæte. waz ir siech tæte, daz wolt siu gern hân bekort.
2184 wids mvo t W 2164 Ha folgt P setzt
ginerte P meneclich W Mengelich P
wol fehlt P allis samint P
zeleide W
diu] Sy P lant volch W allis samint iach P 44r P Dem erteilen wir P ¶ fehlt P zeme P
... Dem sy dicke wider muo t Von irem vettern solte tragin.
tugentlicher P
2185 iren P 2174 die Ha
2179 Ha folgt P
2181 ¶ fehlt Ha
2187 Initiale fehlt Ha, der nach V. 2186 Komma
2174 gnâde stf. ist hier wohl als ›Gunst, Geneigtheit, Zuneigung‹ zu übersetzen (vgl. BMZ I 337–342; Le I 850); WeBuSpKe übersetzen ›Charm‹. Auf jeden Fall ist es in W eindeutig Ade, die ›einfängt‹, und nicht – wie Ha und nach ihm die Übersetzungen nahe legen – Lanzelet. 2184 widermuot stm. ›Widerwille, Betrübtheit, Aversion; Widerspruch, Widersinnigkeit, Ungemach‹ (BMZ II/1 267 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7976; Le III 845; vgl. auch V. 5412). 2184–2185 ›dem sie (eigentlich) ihres Vetters wegen sehr zürnen sollte‹ (P).
2156–2191
2160
2165
2170
2175
2180
2185
2190
125
Es war der Wille von ihnen allen, die ihn in diesem Zustand sahen, dass Gott ihn gesund machen sollte, weil er die Aventiure bestanden hatte. Alle lobten ihn. Man bezeichnete ihn als den Besten. Bald begrub man auch den Burgherrn gut und in Ehren, wie es sich gehörte. Alle Leute kamen herbei, Ritter und Damen. Sie wollten gerne erfahren, ob der junge gesunden würde. Sie baten die weithin bekannte Jungfrau, ihm gnädig zu sein, und gaben ihr die Hand darauf, alles zu vergessen, was er ihnen zu Leide getan hätte. Gern hörte sie diese Bitte, die sanftmütige Maid Ade. Sie hatte seine Zuneigung gefangen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Bevölkerung des Landes sagte einhellig: ›Dieser Burgherr ist gut ersetzt worden. Dem, der ihn ums Leben gebracht hat, übergeben wir Besitz und Frau, wenn Gott ihn gesund macht.‹
Die Verwandten der Dame sprachen auch, dass ihr der Ritter und großer Besitz viel besser anstünden, als wegen ihres Vetters oft schwermütig zu sein. Da musste sie gezwungenermaßen ihre Trauer überwinden. Da es allen Leuten gut gefiel, wogte das Herz der Jungfrau auf beständiger Tugend. Was ihr Kranker tun würde, das wollte sie gerne erfahren haben.
... dem sie eigentlich ihres Vettern wegen sehr zürnen sollte.
126
2195
2200
2205
2210
2215
2220
2225
Text und Übersetzung noch ensprach er niht ein wort. im wârn diu ougen zuo getân. idoch durch bezzerunge wân nam diu hübsche wirtîn beidiu olei und wîn und wuosch im ze den stunden sîne bluotige wunden und verband in wîslîche. diu maget tugentrîche begund in allenthalben meisterlîche salben mit einer salben alsô guot, daz im daz verch und daz bluot ein solche hitze gewan, daz den kampfmüeden man des lîbes geluste und er die ougen wuste. Dar nâch schiere er ûf sach zwîfelîche und sprach: ›mir ist harte wê, wâ bin ich? und wi ez stê, des wundert mich. er begât sîn êre, swer mirz saget.‹ des antwurt im diu maget, diu in hielt in ir pflegen: ›gehabe dich wol, tiurer degen, und enfürhte dir fürnamens niht! diu âventiur ist ein wiht, di mîn veter ûz bôt. ez lît von dînen handen tôt 14vb ein der küeneste man, der ritters namen ie gewan. daz was Lînier der mære. sîn tôt was klagebære. ich muoz imer riuwic wesen doch des alein; maht tu genesen,
enwort W Noch denne sprach er ni wort P durch die besserunge han P
den fehlt P bluotige] trorige P
... Vnd verbrant in wißliche. tvgent riche W tugende riche P
salbe W 44v P werg P champf mve den W Des lebennes geluste P div W ¶ fehlt P er schiere P Zwúfelichen P des] das P siner P behielt P fur namens W fu “rnemıs P vs in bot P ez] Vnd P ye ritterß namyn P Lynier W linier P
Sin tot ist clagebere. Jch muo ß sin yemir ruwig wesen. Doch des allein: machtü geniessen,
2192 noch denne ensprach Ha 2207 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt 2209 ¶ fehlt Ha 2210 Ha folgt P 2220 Ha folgt P 2224–2225 Ha folgt P 2226 doch dês al ein Ha 2198 trôric adj. ›bluttriefend, blutig‹ (BMZ III 114; Le II 1526, beide mit nur diesem Beleg; Bayer. Wb. I 674; Schilling 1866, S. 29). Die Deutung als trûric (Hannink, S. 22) ist mit Sicherheit abzulehnen. 2203 salbe ist mhd. nur swf. (BMZ II/2 41f.; Le II 577f.). 2204 verch stn. ›Leib und Leben, Fleisch und Blut‹ (BMZ III 302f. mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 2205]; Le III 87f.). 2208 wuste = wuschte zu wischen, wüschen (vgl. HaA). 2217 vürnamens adv. ›vorzugsweise, ganz und gar, in der Tat‹ (Le III 604f. mit Verweis auf die Stelle). 2226 doch des alein W ist problematisch, die bisherigen Übersetzungen fassen ihn durchwegs als Einschub auf, wie P (der Ha folgt; vgl. auch V. 3414, 4393, 6119, 7012) auch nahe legt: ›But that makes no real difference‹ (We), ›Mais, en dépit de tout‹ (Pé), ›Mais peu importe‹ (Bu), ›Doch dies bedeutet mir wenig‹ (Sp), ›But be that as it may‹ (Ke). Mir scheint hier jedoch auch die syntaktische Einbindung in V. 2225 möglich: ich muoz doch des alein imer riuwic wesen ›ich muss doch alleine deswegen immer traurig sein‹.
2192–2226
2195
2200
2205
2210
2215
2220
2225
Noch sprach er kein Wort. Seine Augen waren verschlossen. Trotzdem nahm die höfische Burgherrin in der Hoffnung auf Besserung sowohl Öl wie Wein und wusch ihm sogleich seine blutige Wunde und verband ihn geschickt. Die tugendreiche Maid salbte ihn überall meisterhaft mit einer so guten Salbe, dass sein Fleisch und sein Blut so heiß wurden, dass der vom Kampf ermüdete Mann wieder Lust auf das Leben bekam und er sich die Augen rieb. Gleich danach blickte er unsicher auf und sprach: ›Ich habe große Schmerzen, wo bin ich? Und ich wüsste gerne, was los ist. Wer immer es mir sagt, der vermehrt seine Ehre.‹ Darauf antwortete ihm die Maid, die sich um ihn kümmerte: ›Beruhige dich, teurer Degen, und fürchte dich nur ja nicht! Die Aventiure ist zunichte, die mein Vetter ausgerufen hatte. Von deinen Händen liegt einer der kühnsten Männer erschlagen, der jemals den Titel eines Ritters gewonnen hat. Das war der berühmte Linier. Sein Tod war beklagenswert. Ich muss alleine deshalb immer traurig sein; doch wenn du gesund wirst,
127
Sein Tod ist beklagenswert. Ich muss deshalb immer traurig sein. Doch einerlei: Wenn du gesund wirst,
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2230
2235
2240
2245
2250
2255
2260
Text und Übersetzung sô ist entzwei geteilet mîn sêr. enhabez niht ringe, degen hêr, ob ich iht liebes dir getuo, daz du gedenkest wol dar zuo. dâ mit du mir lônest, ob du dîn selbes schônest. daz ist wol mîn wille. nuo swîge vil stille oder rede aber senfticlîche.‹ ›ich tuon billîche, swaz ir gebietent‹, sprach der degen. ›ir hân mîn wol biz her gepflegen.‹ Sô lât iu kurzlîche sagen, daz in unmanigen tagen der namelôse genas, daz im arges niht enwas. diu handelunge was vil rîch, die im diu vrouwe tegelîch mit guoten willen erscheinde. dô er genas, wan siu ez meinde im ze minnen und ze frome, des was der tiurliche gome balt und herlîche vrô. Nuo ist ez komen alsô, daz sich sîn manheit niht verhal und sîn prîs ûz erschal allenthalben in diu lant. sînen kampf sach manic wîgant und volkes ein michel wunder. dâ wârn ouch ritter under, di wârn komen von Karadigân. di sâhen in ouch Lîniern slân, und jach ir aller gemeiner munt, in würde nie bezzer ritter kunt, 15ra daz sich sîn lop alsus für nam,
2227 sere W 2231 do W 2261 Das sich P
So ist in zwey geteilet mýn ser. Das in habe nicht P dir liebes icht P
45r ... Das dü gedenckest wol der zuo Vnd din selbis schonist Vnd mir da mitte lonest. nuo fehlt P
[d]O P in in menigen P
div W guo tem willen scheinde P wan] das P zeminnen W zefrvo men W fromen P gomen W gomen P
... Balt vnd hertzeclichen fro. ¶ fehlt P
... Vnd sin vechten vz erschal Jn allinthalben in die lant.
do W Karadigan W karedigan P 45v P Lyniern W liniern P in fehlt P alle gemeine P 9r B (erstes Wort unlesbar)
B ... in newere nit bezzers riters kunt. daz mere sich alsus vur nam,
2239 Repräsentant nicht aufgelöst P
2228 enhebez Lei 2230–2232 Ha folgt P Ha 2260 ward Ha
2245 scheinde Ha
2260–2262 P folgt B 2249 Ha folgt P
2260 innewere B Jn enwere P
2250 ¶ fehlt Ha
2257 Kardigân
2228 Die Konjektur von Lei halte ich für überflüssig, da haben im Sinne von ›halten‹ mindestens ebenso gut passt wie heben. 2248 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 2253 Jn P kann als freier Dat. gelesen werden. 2255 wunder stn. (hier) ›eine erstaunliche Menge, sehr viel‹ (BMZ III 814f.; vgl. V. 7184 und Anm. dazu). 2261 Eine der wenigen Stellen, in denen die überlieferten Lesarten relativ eindeutig in eine chronologische Reihe von Verschreibungen gebracht werden können: Ursprünglich ist vermutlich B, in einer zweiten Überlieferungsstufe ist mere ausgefallen, wodurch der Vers ungrammatisch wurde (P). Um dem beizukommen, wurde in einem dritten Schritt sîn lop (W) ergänzt und der Artikel daz als konsekutive Konjunktion umgedeutet.
2227–2261
2230
2235
dann ist mein Leid halbiert. Halte es nicht für nichtig, edler Degen, wenn ich dir irgendetwas Liebes tue; denke vielmehr gut daran. Damit belohnst du mich, wenn du dich selbst schonst. Das ist mein ganzer Wille. Nun schweige ganz still oder rede aber sanft.‹ ›Ich tue gerne, was immer ihr verlangt‹, sprach der Degen. ›Ihr habt euch bis jetzt gut um mich gekümmert.‹
129 dann ist mein Leid halbiert.
... denke vielmehr gut daran und schone dich selbst und belohne mich damit.
Nun lasst euch in aller Kürze erzählen, 2240
2245
2250
2255
2260
dass der Namenlose in wenigen Tagen gesund wurde, sodass es ihm an nichts mehr fehlte. Die Behandlung war hervorragend, die ihm die Dame täglich mit Wohlwollen angedeihen ließ. Da wurde er gesund, weil sie es für ihn aus Liebe und zum eigenen Nutzen tat; deshalb war der vortreffliche Mann kühn und über die Maßen froh. Nun war es so gekommen, dass seine Mannheit nicht verklang und sein Ruhm allenthalben durch die Länder erschallte. Viele Kämpfer und eine große Menge von Leuten hatten seinen Kampf gesehen. Darunter waren auch Ritter, die von Karadigan gekommen waren. Die sahen auch, wie er Linier erschlug, und sie behaupteten alle einstimmig, dass sie nie einen besseren Ritter gekannt hätten, sodass sich sein Lob so sehr verbreitete,
... kühn und von Herzen froh.
... und die Erzählung von seinem Kampf ihnen allenthalben durch die Länder erschallte.
B ... dass sie nie einen besseren Ritter gekannt hätten. Die Geschichte verbreitete sich so sehr,
130
Text und Übersetzung unz er zer massenîe kam, der Artûs, der künic, pflac. Dô sprach Erec fil de roi Lac:
2265
2270
2275
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2285
2290
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›saget uns ieman, wer er sî?‹ des antwurt Orpilet dâ bî: ›dar nâch, als uns ist gezalt, sô ist ez der helt balt, der selbe niht sînes namen weiz. von Môreiz Galagandreiz, der hât sîn immer genuoc. daz er nuo Lîniern sluoc vermezzenlîchen, sô man seit, daz was ein michel manheit. er muoz wol getiurt sîn.‹ dô wunschte diu künigîn Genovere, daz siu in solte sehen. dô wart über lût verjehen, ... ... ez enwære dehein degen sô stæte, der ie bezzers getæte. Dô sprach der künic Artûs, dô er saz in sîm hûs, ze sînen gesellen über lût: ›hân ich deheinen holden trût, diweder mâc oder man, dem lôn ich, sô ich beste kan, ob er den helt bringet her. ez ist mîn oberestiu ger, möht ich den ritter gesehen, dem ich der manheit hœre jehen. man nennet in und anders niht mê, wan ›der stolze degen von dem Sê‹. er ist durch neizwaz namelôs.‹ diu massenîe dô erkôs Wâlweinen, den helt balt – wan er zen tiursten was gezalt –,
unz ez zer massenie kam, ... Artus W arthus P Art9 B ¶ fehlt PB erec fylderoylac W erec vil de roilag P Erec ˙ B fildroylac er] der P ieman] iene B orpylet W orphilet P Orphilet B
sins namin neine P sines name nine B Moreiz W moreiz galaga druweiß P moreiz galagaderweiz B
B daz er nu Linieren slvo c vermezzenliche, so man uns seit, daz ist ein michel manheit. er mvo z es wol geturret sin.‹ giluste P geluste B Genüren P Ginouern B ensolte P insolte B
B ime wart uber lut veriehen obe der tauelrunde, daz man niergen funde deheinen degen so stete, ... ie bezzers it getete B Artus W arthus P Art9 B 46r P Initiale fehlt PB da B (unsicher) zesinen W nur noch zesine (unsicher) lesbar B V. 2286–2303 Lücke B di weder mac vnder W Weder mage noch alle die man P ich dem ich W
... Dem ich der manheit horte iehen. nicht andirß me P von neme P neizwaz] ein neiß was P Walweinen W Wallewein P
... Wanne er zuo dem túrsten waz gezalt –,
2272–2274 P folgt B 2272 liniern WP Liniere B nu B fehlt P 2273 vs mezzenliche B 2275 ez B / muo ß es also wol P 2278–2281 P folgt B 2278 vs iehe B 2279 tauelrunge P 2280 nyender P 2281 Jn keinim P 2264 ¶ fehlt Ha 2266 Orphilet Ha 2277 Ginovere Ha 2279–2281 Ha folgt P 2280 niender Ha 2281 enkeinen Ha 2293 Ha folgt P 2294 den stolzen degen Hannink 2294 Die Konjektur von Hannink erübrigt sich bei der Lesung als Zitat, vgl. Lei.
2262–2298
2265
2270
2275
2280
2285
2290
2295
bis es zu dem Gefolge kam, über das Artus, der König, herrschte. Da sprach Erec, der Sohn von König Lac: ›Kann uns irgendjemand sagen, wer er ist?‹ Darauf antwortete Orpilet dort: ›Nach dem, was uns erzählt wurde, ist es der kühne Held, der selber seinen Namen nicht kennt. Galagandreiz von Moreiz, der hat auf immer genug von ihm. Dass er nun Linier wagemutig erschlagen hat, wie man erzählt, das war sehr mannhaft. Er soll entsprechend gepriesen werden.‹ Da wünschte die Königin Genover, ihn zu sehen. Da wurde lauthals behauptet, ... ... es gäbe keinen so standhaften Degen, der jemals Besseres vollbracht hätte.
Da sprach der König Artus, während er auf seiner Burg war, lauthals zu seinen Gesellen: ›Wenn ich irgendeinen lieben Vertrauten habe, egal ob Verwandter oder Gefolgsmann, dann belohne ich ihn, so gut ich kann, wenn er den Held herbringt. Es ist mein größtes Verlangen, den Ritter zu sehen, dessen Mannheit ich loben höre. Man nennt ihn ›der stolze Degen von dem See‹ und nicht anders. Er ist aus ich weiß nicht welchem Grund ohne Namen.‹ Das Gefolge wählte da Walwein aus, den kühnen Held – weil er zu den Vortrefflichsten gezählt wurde –,
131 bis sie zu dem Gefolge kam, ...
B Dass er nun Linier wagemutig erschlagen hat, wie man uns erzählt, das ist sehr mannhaft. Er soll deshalb entsprechend gepriesen werden.‹
B Von ihm wurde an der Tafelrunde lauthals behauptet, dass man nirgends einen so standhaften Degen finden könnte, ...
... dessen Mannheit ich loben hörte.
... weil er für den Vortrefflichsten gehalten wurde –,
132
2300
2305
2310
Text und Übersetzung daz er durch di künigîn und durch di lieben gesellen sîn den künic gewert dirre bete. dô warp er, als er ie tete. 15rb Er sprach gezogenlîche: ›ich versuoch ez minneclîche und wil ez verdienen immer mêr, daz der degen alsô hêr mînes herren hof beschouwe.‹ dô enwas dehein vrouwe, diu ze den stunden daz vermite,
Das er durch die kunigin Vnd durch die liebe der gesellen sin Den kunig gewerte dirre bette.
9v B gediene B
enkein P da newas B di zeden W ver mite W 46v P Die do zuo stunt P daz] da B wnschten W enwuste wol dz er P siv ne wunscte B
si wunschte, daz er wol gerite. Zehant leit er sîn harnasch an, Walwein der hübsch man,
Initiale fehlt P er fehlt PB an] dran P sîn] den B walwein W Walwein PB derhuo bsch W] der (ds B) wol gezogene PB
und reit vorschende manigen tac hin gegen, dâ Lîmors lac, 2315
2320
2325
2330
2335
vorschen P reit mit vorsce B do W Lymors W Hin in gegen den limors lag P hin engegen da Limors B
ein burc guot und vast. dô was genesen der gast, der ê dâ was gevangen. nuo lânt iuch niht belangen eines mæres, des ich iu sagen sol: vrouwe Ade schuof ir dinc wol, sô nie dehein juncvrouwe baz. eines tages siu ûf ir pfert saz, daz nieman mêre mit ir reit wan der ritter gemeit, des si ungern âne rite. hi vor was alles site, daz ez dem man niht was leit, swâ ein vrouwe hin reit, selb ander oder aleine. nuo pflegent es vrouwen deheine; si lânt ez durch der manne zorn. diu juncvrouwe wol geborn wolte gerne süenen ir vater und den küenen, der neben ir reit, ir vartgenôz.
B do was gesezzen der gast, ... do W fehlt B enlant B Eine mer die ich P ade W schuo ffet P kein B Dz nyeman nieman mere P nie[ma me] B an P
Hie vor waz ein elich sitte: Daz was deme manne leit, Wa ein frowe hin reit, Selbe ander oder alleine. Nuo pfliget es wibe enkeine; So P
Jrem P Do nebentir reit P
2301 Der P 2316 fehlt P 2320 schuo ffet P] et unsicher, eventuell gestrichen 2326 B folgt P 2327 ganze Zeile unsicher B 2328–2345 Lücke B 2329 ander alleine P 2310 enwunschte Ha
2319 des i’u sagen Ha
2326 Ha folgt P
2310 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545.
2330 Ha folgt P
2299–2335
2300
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2310
dass er um der Königin und seiner lieben Gesellen willen dem König diese Bitte erfüllen sollte. Da verhielt er sich wie immer. Er sprach höflich: ›Ich werde mich freundlich bemühen und will alles daran setzen, dass der so edle Degen den Hof meines Herren kennen lernt.‹ Da war keine Dame, die es dabei unterließ, ihm eine gute Ausfahrt zu wünschen.
133 dass er um der Königin und um der Freundschaft seiner Gesellen willen dem König diese Bitte erfüllen sollte.
Sofort legte er seine Rüstung an,
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Walwein, der höfische Mann, und ritt viele Tage auf Kundschaft dorthin, wo Limors lag, eine gute und wehrhafte Burg. Währenddessen war der Gast gesund geworden, der dort zuvor gefangen gewesen war. Nun lasst euch eine Geschichte nicht langweilig werden, die ich euch erzählen will: Frau Ade richtete ihre Angelegenheiten gut ein, besser als jede andere Jungfrau. Eines Tages saß sie auf ihr Pferd, und niemand ritt mit ihr außer der fröhliche Ritter, ohne den sie ungern geritten wäre. Damals war es überall Brauch, dass es dem Mann nicht leid war, wo immer eine Dame hinritt, mit einem Begleiter oder alleine. Nun unternehmen das keine Damen mehr; sie lassen es wegen des Zorns der Männer. Die Jungfrau von guter Geburt wollte gerne ihren Vater und den Kühnen versöhnen, der neben ihr ritt, ihr Reisebegleiter.
B Währenddessen war der Gast dort wohl auf, ...
Vormals war es ein allgemeiner Brauch: Es war dem Mann leid, wo immer eine Dame hinritt, mit einem Begleiter oder alleine. Nun unternimmt das keine Frau mehr;
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Text und Übersetzung des weges si lützel verdrôz, der hin gein den Bîgen lac. der degen wunscht al den tac, daz im got zuo sande einen helt, daz er bekande, waz er an im selben möhte hân. er jach, er getorste wol bestân 15va einen man – swer er wære –, der in dûhte kampfbære. Dest mêr was sîner manheit, wan er bî der vrouwen reit, diu zen êren niht was træge. ob er ie bî ir gelæge, des enweiz ich niht, wan ichz niht sach. swaz in solches ie geschach, daz enwas niht offenbære. ez wære ein übel mære, solten alliu dinc ûz komen. dar nâch, als ichz hân vernomen, sô ziuhe ichz für der wîbe wân. nuo swîgent, lânt mich fürbaz vân! Dô di lieben geverten unfröude sich erwerten mit fröude maniger künne, und ir ein niuwe wünne gelîch und ebene pflac, und ez itze wart mitter tac; dô reit über jene heide gegen einer wecscheide Wâlwein, dem diu welt des besten jach. als unser ritter daz ersach, dô wânder vinden sîne ger. vor fröuden warf er ûf daz sper
47r P Des waz sy P býgen W bigen P hin in gegen P Do wunschete der tegen P gisantte P selbe W
Er iach, er getorste wol bestan Einen man – wes syn er were –, ... kampbere W 10r B (nur letzten beiden Worte lesbar) e zenern W niht was] nie wart PB des] Das P ensach P solliches dinges ye beschach P ie fehlt B
Solte yegelich ding P solte iegelich dinc B
B dar nach, als irz hant vernumen, so zivhe iz uf der wibe wan. mich] mir B
B Do die lieben geverten aller mvo ge sich erwerten mit vrovde maneger kunne, und ir ein niwiv wunne gelichliche und ebene phlac, und ez ieze was mitter tac; do reit uber gene preide gegen ir wegesceide Walwein, dem al div welt wol sprach. alse unser vrunt daz gesach, ... wonder W wende er P Von freuden P von vrovde B daz] sin B
2343 erwere P 2345 Repräsentant nicht aufgelöst P 2354–2355 P folgt B 2354 vs nume B 2357 Initiale fehlt P 2358 P folgt B 2359 mit fehlt B / k in kunne unsicher B / freuden P 2360 Zeilenede unlesbar B / ir] er P 2361 47v P / Glicheclich vnebene P 2362 P folgt B 2363 riet aber eine preide P 2365–2366 P folgt B 2365 Walwein W 2366 er sach W 2338 Ha folgt P 2339 Ha folgt P 2342 torste Ha 2343 swes sun er Ha 2353 Ha folgt PB 2355 Ha folgt PB 2358 Ha folgt PB / müeje Ha 2359 Ha folgt P 2361 gedîhteclîche La (Ha); dagegen Bu, S. 76, Anm. 13 und Ke, S. 179, die WP folgen 2362 Ha folgt PB 2363 reit über ein breide Ha 2365–2366 Ha folgt PB 2337 Zu bîge siehe Anm. zu V. 1540. 2343 syn P ist wohl nur schwerlich mit Ha als sun zu lesen. Wahrscheinlicher ist sin, wodurch auf das Folgende vorausgegriffen wird (Walweins Sinn steht ja nicht nach Zweikampf ). 2355 Wohl: ›rechne ich den Vermutungen der Frauen an‹, ›stelle ich den Vermutungen der Frauen anheim‹? Vgl. BMZ III 924 (ziehen ûf) mit Verweis auf V. 1657; ähnlich WePéBuSpKe. Gleiches gilt wohl für ziehen für (W), da ›appellieren‹ (BMZ ebd. mit nur einem Beleg im ›Passional‹) hier wenig Sinn ergibt. 2359 Konjektur für B, da doppelter Gen. verdächtig scheint. 2363 breite, breiten stf. ›Breite (breites Feld)‹ (BMZ I 237 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4663; Le I 347f.; vgl. auch V. 5434, 6959 [P]).
2336–2368
2340
Der Weg war ihnen wenig beschwerlich, der hin zu den ›Biegen‹ führte. Der Degen wünschte den ganzen Tag, dass ihm Gott einen Helden schicken möge, sodass er erkennen könnte, was er von sich selbst erwarten konnte. Er sagte, er getraute sich bestimmt, einen Mann anzugreifen – egal wer er wäre –, der ihm zum Kampf tauglich erscheinen würde.
2345
Seine Mannheit war umso größer,
2350
als er mit einer Dame ritt, die nicht müßig war, sich anständig zu verhalten. Ob er je mit ihr geschlafen hat, das weiß ich nicht, weil ich es nicht gesehen habe. Was immer ihnen von solchen Dingen zufiel, das war nicht öffentlich. Es wäre eine üble Geschichte, würden alle Dinge zum Vorschein kommen. Dem entsprechend, wie ich es vernommen habe,
2355
stelle ich es den Vermutungen der Frauen anheim.
135
Er behauptete, er getraute sich bestimmt, einen Mann anzugreifen – egal was der wollte –, ...
B Dem entsprechend, wie ihr es vernommen habt, stelle ich es den Vermutungen der Frauen anheim.
Nun schweigt, lasst mich fortfahren!
Als die lieben Gefährten 2360
2365
sich mit mancherlei Freude gegen Unfreude wehrten und sich eine neue Wonne gleichmäßig und sorgfältig um sie kümmerte, und es schon Mittag wurde; da ritt über jene Heide Walwein, von dem die Welt das Beste sprach, zu einer Weggabelung. Als unser Ritter das erblickte, da glaubte er sein Verlangen erfüllt. Vor Freude erhob er die Lanze
B Als die lieben Gefährten sich mit mancherlei Freude gegen alle Verdrießlichkeiten wehrten und sich eine neue Wonne gleichmäßig und sorgfältig um sie kümmerte, und es schon Mittag war; da ritt über jene Lichtung Walwein, von dem die Welt das Beste sprach, zu ihrer Weggabelung. Als unser Freund das erblickte, ...
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2395
2400
Text und Übersetzung und leisiert über di plângen. der helt von Britângen, der wartet im vaste, daz im ein are glaste von golde ab dem schilte. dô gedâhte der milte: ›ditz mac wol sîn der wîgant, durch den ich ûz bin gesant.‹ Von sage hâter in bekant, wan sîn zobelîner rant, der was gar zerhouwen. hi mugent ir wol schouwen, daz Wâlwein hart hübsch was. er stach daz sper in daz gras 15vb und leinde sînen schilt dran. dâ mit reit er für sich dan, daz er den helm ab bant und fuort in an der hant. âne allerslahte klupfen liez er nider di kupfen, daz der wîcspæhe dester baz sæhe, daz er ze den zîten mit im niht wolte strîten und er sich im niht werte. der vrouwen geverte jach, ez wær im ande. in dûht ein michel schande der sit, des Wâlwein pflac. doch bôt er im guoten tac, als in sîn zuht stiurte. Wâlweinen niht betiurte, er neic im schône der wider. der stolze ritter vrâget in sider, waz er mæres sagete.
laschierte P plange P letztes Wort unlesbar B brittangen W pritange P V. 2370–2388 Lücke B wartete P ore P dachte P ditz] Das P ûz] uch P Initiale fehlt P
walwein W walewein P
in in der P 48r P An P kluppin P guppin P
... Das der wicspehe deste bas gesehe So wendelichen wehe, ... zeden W zedise B niht] niene P nine B Der iach P ds iach B
B in duhte michel scande der gewerp, des her Walwein phlac. P Do bot er ime guten dag, ... Walweinen W Walwein P Walweine B
meres er B
2376 uch P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 2389 wic spehe W / wic spehe P / 10v B 2390 destebaz B 2396 induhte B 2397 walwein W / gewerp des heren valwein P 2369–2370 plâne : Britâne Ha
2374 Ha folgt P
2390 deste baz gesæhe Ha
2395 Ha folgt PB
2397 Ha folgt B
2369–2370 Zum Reim vgl. Alem. Gramm. § 201 mit Verweis auf die Stelle; vgl. (Anm. zu) V. 7543; vgl. V. 3129–3130, 6565–6566, 8715–8716, 9031–9032. 2369 leisieren swv. ›das Ross mit verhängtem Zügel laufen lassen‹ (BMZ I 962 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1870). 2378 rant stm. (hier für) ›Schildrand‹ (BMZ II 1 554 mit Verweis auf die Stelle; Le II 342; vgl. Haupt, Sp. 115). 2387 Zu klupf siehe Anm. zu V. 784. 2388 kupfe swf. ›Kopfbedeckung unter dem Helm‹ (BMZ I 915 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3629, 4208; Le I 1788). 2390 wendeliche wæhe ›wandelbare Schönheit‹? 2395 ande adj. ›schmerzlich, unleidlich‹ etc. (BMZ I 34 mit Verweis auf die Stelle; Le I 55). 2400 betiuren swv. ›(den Wert von etwas) schätzen‹, unpers. ›zu kostbar dünken, dauern‹ (Le I 237f.).
2369–2403
2370
2375
und ließ das Ross über die Ebene laufen. Der Held von Britanje, der bemerkte bald, dass ihm (Lanzelet) ein goldener Adler auf dem Schild glänzte. Da überlegte der Gütige: ›Dies könnte leicht der Kämpfer sein, wegen dem ich ausgesandt bin.‹
Er hatte ihn nach der Erzählung erkannt, 2380
2385
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2400
denn sein mit Zobelpelz bezogener Schildrand, der war völlig zerhauen. Hier könnt ihr genau erkennen, dass Walwein sehr höfisch war. Er stach die Lanze in das Gras und lehnte seinen Schild daran. So ritt er weiter, wobei er den Helm löste und ihn in der Hand trug. Ohne jede Furcht ließ er die Kopfbedeckung unter dem Helm herunter, damit der Kampfbegierige ... damit der Kampfbegierige so wandelbare Schönheit (?) umso besser sehen könnte, umso besser sehen könnte, und ... dass er zu dieser Zeit nicht mit ihm kämpfen wollte und sich nicht gegen ihn wehren würde. Der Gefährte der Dame sagte, dass es ihm zuwider wäre. Er hielt das Verhalten B Er hielt das Handeln Walweins für eine große Schande. Herrn Walweins für große Schande. Trotzdem grüßte er ihn, P Da grüßte er ihn, ... wie ihm sein Anstand eingab. Walwein war es nicht zu teuer, dass er sich angemessen verbeugte. Der stolze Ritter fragte ihn nun, was er an Neuigkeiten zu erzählen hätte.
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138
2405
2410
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2440
Text und Übersetzung Wâlwein niht gedagete: ›ich en weiz niht mæres wanne guot und hân einen vrœlichen muot und einen lieplichen wân, daz ich iuch nuo funden hân. iuwer tugent hœr ich sagen genuoc; sît ir, der Lîniern sluoc, dâ begiengent ir ellens kraft. nuo vernement mîne botschaft: Iu hât enboten verre der künic Artûs, mîn herre, und al diu massenîe sîn und ze vorderst diu künigîn, daz ir si geruochent sehen. ich wil iu gewærlîch jehen, ob ir dar kêret, ir werdent wol geêret von rittern und von vrouwen. ir mugent dâ manic dinc schouwen, 16ra des iuch niht darf erdriezen. ouch sulnt si geniezen wider iu ein teil der reise mîn, sît ich ir aller bot muoz sîn.‹ Dô sprach der vremde riter sân: ›herre, ez enwær niht wol getân, daz ir mich mit disen dingen ze mære woltent bringen. ob ich mit iu alsus füere, swer daz sæhe, der geswüere wol, deich iuwer gevangen wære. ouch wiss ich gerne ein mære, ob es iuch niht verdrüzze, war an iuwer der künic genüzze, sult ir ein sô übel herre sîn, daz ir mich über den willen mîn ihtes betwingen woltent. dêst wâr, ir ensoltent
walwein WB Walwein P
nuo fehlt PB
B iwer tugent hore ich loben gnvo c; ir sit, der Linieren slvo c. da begiengent ir ellens kraft. Ende Fragment B (ganze Zeile unsicher) Uch W 48v P Initiale fehlt P artus W arthus P der fehlt P zevorderust W ruchent gesehen P
Jch wil úch werliche iehen, Ob ir dar kerent, ir werdint wol geerit, Von rittern vnd von frowen gekerit One alle sunder bouwin. do W des] Daz P verdriessen P
Initiale fehlt P
›Here, es enwere nicht wol getan, Das ir mich mit disen dingen Zuo ime woltent bringen. alsus mit vch P wold ich W] Das ich P gevange ne W
sô] also P 49r P Deß war P
2409 P folgt B / gnvo c B] gein (gern?) P 2410 Lyniern W linierin P liniere B / P folgt B W / begent ellendes P 2419 cherent W 2420 werden W geerent W 2430 zemere W 2409 Ha folgt B 2411 dâ ir begiengent Ha 2420 werden HaA 2431 Ha folgt P
2411 do W / chrarft
2413 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5
2418 Ha folgt P
2411 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 2419–2420 Der Reim in W ist wohl von der häufigen, aber nicht reimenden -ent-Endung für die 2. Pl. motiviert, an die das Part. Prät. in V. 2420 angepasst wurde. 2420 kêren (P) ist hier wohl als ›sich kümmern um‹ zu lesen, das mhd. allerdings nur mit an oder zuo und nicht tr. belegt ist (Le I 1552f.). 2421 bûwe P = inbûwe swm. ›Einwohner‹ (Le I 403. 1430).
2404–2440
2405
2410
Walwein schwieg nicht: ›Ich weiß nur gute Neuigkeiten und habe ein fröhliches Gemüt und eine freundliche Hoffnung, weil ich euch nun gefunden habe. Ich habe oft von eurer Tugend erzählen hören; seid ihr der, der Linier erschlagen hat, dann habt ihr damit großen Mut gezeigt. Nun vernehmt meine Botschaft:
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B Ich habe oft eure Tugend loben hören; ihr seid der, der Linier erschlagen hat. Da habt ihr großen Mut gezeigt.
Nach euch haben der König Artus, 2415
2420
mein Herr, und sein ganzes Gefolge und vor allem die Königin weithin gesandt, damit ihr euch vor ihnen sehen lasst. Ich will euch versichern: Wenn ihr euch dorthin begebt, werdet ihr von Rittern und Damen sehr geehrt.
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2435
2440
Ich will euch versichern: Wenn ihr euch dorthin begebt, werdet ihr sehr geehrt, Ritter und Damen werden sich um euch kümmern, einmal abgesehen von allen anderen Einwohnern.
Ihr werdet dort mancherlei sehen, das euch nicht verdrießen wird. Auch werden sie an euch ein wenig von meiner Ausfahrt profitieren, denn ich bin der Bote von ihnen allen.
Da sprach der fremde Ritter so: ›Herr, das wäre nicht gut, wenn ihr mich auf diese Weise berühmt machen/ins Gerede bringen wolltet. Wenn einer sehen würde, dass ich mit euch so fahre, würde er wohl schwören, dass ich euer Gefangener sei. Auch wüsste ich gerne, wenn es euch nichts ausmacht, was der König von euch haben soll, wenn ihr ein so schlechter Herr seid, dass ihr mich gegen meinen Willen zu etwas zwingen wollt. Fürwahr, ihr hättet mir diese Rede
›Herr, das wäre nicht gut, wenn ihr mich auf diese Weise zu ihm (Artus) bringen wolltet.
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Text und Übersetzung wider mich di rede niht hân getân. daz ich iuch hiut gegrüezet hân, daz ist immer mîner leid ein.‹ Dô sprach der stolze Wâlwein: ›ez ist ein wîslicher muot, swelch degen frümeclîchen tuot, daz ez in niht geriuwe. ûf mîne triuwe, daz wâren ie di sinne mîn.‹ ›herre, lât di rede sîn‹, sprach der vrouwen vartgenôz, ›wan mich nie nihtes sô verdrôz sô guoter rede âne werc. wærent ir grœzer danne ein berc, ich müest ê mit iu strîten, ê dan ich iender wolte rîten, wan dar mich mîn vrouwe hieze. ich fürhte, si verdrieze der mære, der wir hân gesaget.‹ ›entriuwen neinez!‹, sprach diu maget. ›ez ist billich und reht, daz ein iegelich guot kneht 16rb sîne botschaft sô bewende, daz er wizze an ein ende, wi er antwürt oder wes.‹ Wâlwein genâdet ir des und vienc sîn rede wider an; er sprach: ›gedenkent, frumer man: swer mînes herren hof niht ensiht, der enist vollekomen niht in allen disen landen.‹ ›nuo wis niht enblanden, daz verdiene ich gern ze aller zît! idoch enweiz ich niht, wer ir sît‹, sprach der ritter von dem Sê. ›ich enbit iuch nihtes mê, lât mich mit mîner vrouwen varn, und müez iuch der rîche got bewarn, wan ich en wil mit iu niht. geloubent mir einer geschiht: ich en mac ze Britânje nimmer komen,
Do sprach der hubische Walwein:
vart genoz W gute W
ê fehlt P dar] der P vorhte P Das mere dz wir hant P
ein fehlt P Sinen P 49v P Walwein WP
gesiet P ist P enwiß P ich yemir gern P Jo enweiß P bitte v´ ch vnd nichtes P
iwe W Wan zuo ware ich P eine P zebrittanie W pritane P chom W
2444 walwein WP 2444 ¶ fehlt Ha 2456 Ha folgt P 2469 siht Ha 2472 weset Ha 2474 Ha folgt P 2476 Ha folgt P 2481 Britân Ha 2453 verdriezen regiert mhd. nur Gen. (BMZ I 397; Le III 98).
2472 Zu enblanden siehe Anm. zu V. 91.
2441–2481
2445
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nicht halten sollen. Dass ich euch heute gegrüßt habe, das wird mir immer Leid tun.‹ Da sprach der stolze Walwein: ›Es zeugt von Weisheit, dass, wenn ein Degen tapfer handelt, es ihn nicht reuen soll. Bei meiner Treu’, das war immer meine Absicht.‹ ›Herr, lasst die Rede sein‹, sprach der Reisegefährte der Dame, ›denn nie hat mich etwas so verdrossen wie schöne Worte ohne Tat. Wärt ihr größer als ein Berg, müsste ich dennoch mit euch kämpfen, ehe ich irgendwo hinreiten würde, außer dorthin, wohin mich meine Herrin befiehlt. Ich fürchte, ihr ist das Gespräch langweilig, das wir geführt haben.‹ ›Nein, ist es nicht!‹, sprach die Maid. ›Es ist billig und recht, dass ein jeder guter Kerl seine Botschaft so überbringt, dass er (der Empfänger) genau weiß, wie oder worauf er antworten soll.‹ Walwein dankte ihr dafür und fing abermals mit seiner Rede an; er sprach: ›Denkt daran, tapferer Mann: Wer den Hof meines Herren nicht sieht, der gilt in all diesen Ländern nicht als vollkommen.‹ ›Nu bemühe dich nicht länger, das werde ich jederzeit leicht erreichen! Jedoch weiß ich nicht, wer ihr seid‹, sprach der Ritter von dem See. ›Ich bitte euch um nichts mehr, als dass ihr mich mit meiner Dame weiterreisen lasst, und möge euch der herrliche Gott schützen, denn ich will mich euch nicht anschließen. Eine Sache könnt ihr mir glauben: Ich kann nie und nimmer nach Britanje kommen,
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Da sprach der höfische Walwein:
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Text und Übersetzung ê ich anderiu mære habe vernomen.‹ Dô sprach der ritter, der ê in luot: ›war umbe, herre, dâ ist doch guot? sî ez mîner vrouwen wille, sô swîgent ein wîl stille und lânt mich reden fürbaz. ir sprâchent niuwelingen, daz ir enwistent, wer ich wære. möht ich nuo mîniu mære iht gebezzeren dar an, sô bin ich ein der man, der sich iu nennet âne schame: Wâlwein, sô heizet mîn name, des küniges Artûses swester barn, und bin durch guot nâch iu gevarn, oder mich triuget mîn wân. ob aber ich vermisset hân, daz ir sît ein ander wîgant, daz ich den mînen helm ie ab gebant, daz ist mir inneclîche leit, wan ir hând ez lîhte für ein zageheit.‹ 16va des was der stolze ritter vrô und gedâht in sîm muot alsô: ›hi bin ich êrst zuo komen eim ritter biderm und vromen. ichn gehôrte nie nieman baz geloben. nuo wær ez ouch an mir ein toben, enversuoht ich niht mîne kraft; und wird ich an im sigehaft, des hân ich immer mêre beidiu prîs und êre. ob aber er mir an gesiget, daz ist, daz mich unhôhe wiget und ist ouch wunder enkein.‹ er sprach: ›lieber her Wâlwein, ich wil iu sagen mînen sin. ir endurfent ruochen, wer ich bin. ir hânt mich lîhte unreht ersehen.
2484 do W
2494 Walwein W
2495 artuses W
›War vmbe here, da ist doch guo t?‹, So sprach der ritter, der in luo t.
fur baz W niu “gelich P 50r P
... So bin ich ein ander man, Der sich “vch nennit one schaden vnd schamen: Walwein heisset myn namen, Des kuniges Arthus swester barn, Vnd bin durch guo t noch vch geuarn. Obe aber ich missegriffen han, Oder mich truo get myn wan, ... ˙ P ich denne myn ein fehlt P Initiale P duchte P biderbe P
Jch engehorte nyeman bas gelov bin Vnd wolte namenlichen toubin, Jch enuersuchte myne kraft;
er mir aber P mir WP 50v P Walwein W wallewein P
Jr endurffint ruo chen, wer ich bin, Vnd hant mich lichte nvo recht ersehen.
2496 iwe W
2483 ¶ fehlt Ha / ê fehlt Ha 2500 Ha folgt P 2502 Ha folgt P 2503 Initiale Ha 2504 dâhte Ha 2508–2509 Ha folgt P 2514 ez wiget mich stv. ›ich mache mir etwas (viel, nichts) woraus‹ (BMZ III 628f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. La [Ha] mit wohl irrtümlichem Verweis auf V. 7782). 2519 W nimmt Bezug auf die Vergangenheit (den Anfang der Begegnung), P auf die gegenwärtige, aktuelle Situation.
2482–2519 ehe ich nicht andere Geschichten erfahren habe.‹ Da sprach der Ritter, der ihn zuvor eingeladen hatte: ›Warum, Herr, dort ist es doch gut? 2485
2490
Wenn es meiner Dame Recht ist, so schweigt ein Weilchen still und lasst mich weiterreden. Ihr habt gerade gesagt, dass ihr nicht wisst, wer ich bin. Könnte ich nun damit meine Botschaft irgend aufbessern, dann will ich der Mann sein, der sich euch ohne Scham vorstellt:
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Walwein, so heiße ich, der Sohn von König Artus’ Schwester, und ich bin im Guten nach euch ausgeritten, wenn mich nicht meine Vermutung täuscht. Wenn ich aber geirrt habe und ihr ein anderer Kämpfer seid, dann ist es mir im Innersten leid, dass ich meinen Helm je abgebunden habe, weil ihr es leicht für Feigheit halten könntet.‹ Darüber war der stolze Ritter froh und überlegte bei sich folgendermaßen: ›Hier habe ich endlich einen angesehenen und tapferen Ritter getroffen. Ich habe nie jemanden mehr loben hören. Nun wäre ich nicht ganz bei Sinnen, wenn ich nicht meine Kraft erproben würde; und wenn ich ihn besiege, habe ich davon auf immer sowohl Ruhm wie Ehre. Wenn aber er mich besiegt, dann ist mir das einerlei und auch nicht weiter verwunderlich.‹ Er sprach: ›Lieber Herr Walwein, ich will euch meine Meinung sagen. Es braucht euch nicht zu kümmern, wer ich bin. Ihr habt euch wahrscheinlich in mir geirrt.
143
›Warum, Herr, dort ist es doch gut?‹, so sprach der Ritter, der ihn eingeladen hatte.
... dann will ich mich anders verhalten und der Mann sein, der sich euch ohne Schaden oder Schande vorstellt: Walwein ist mein Name, der Sohn von König Artus’ Schwester, und ich bin im Guten nach euch ausgeritten. Wenn ich mich aber geirrt habe oder wenn mich meine Vermutung täuscht ...
Ich haben niemandem mehr loben hören und wäre in der Tat nicht ganz bei Sinnen, wenn ich meine Kraft nicht erproben würde;
Es braucht euch nicht zu kümmern, wer ich bin, ihr habt mich nun wahrscheinlich richtig erkannt.
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2550
2555
Text und Übersetzung sit iu sô leide sî geschehen, daz ir den helm hânt abe genomen, sô mugent irs schiere wider komen. nement den schilt und iuwer sper! ich wil erteilen, daz er gunêret sî immer mê, swer des strîtes abe gê.‹ Der rede schamte sich der bote. er begunde vlêhen gote, daz er im sîn êre behuote. er sprach: ›mir wart nie ze muote, daz ich einen man iht entsæze, swi vil er sich vermæze. ouch möht mîn vrouwe wol jehen, di wir hi gegenwertic sehen, daz ich wære ein rehter zage. geloubent mir, waz ich iu sage: ê ich lasterlîche entwîche einen fuoz, daz ich ê zwâre sterben muoz.‹ Wâlwein den helm ûf bant und nam ouch sînen schilt zehant: ze strît er sich bereite. sîn vîent ouch niht beite, 16vb er enwarnete sich dergegen. von nîtlichen sporslegen begunden si diu ors biuschen. dô liezen si dar riuschen mit erbolgenem muote. di degen alsô guote, diu sper si vaste stâchen durch di schilt, daz si zerbrâchen und zesprungen unmâzen. diu ros in ouch gesâzen ûf di hehsen der nider. schire wâren si ûf wider, als si ir herren leiten. di ritter nienâ beiten,
2527 Repräsentant nicht aufgelöst P
2534 gegen warte P
sô fehlt P Jr mu “gent es P er teilen dises P
DEr rede schamte sich der bote Vnd flehete er gotte, ...
Ouch möchte myn frowe balde yehen, Das wir hie zuo gegenwarte sehen, Das ich were ein hellezage. waz] dz P ersterben P Walwein WP zestrit W 51r P vigant W beittete P der gegen W spor slegen W sporen slegen P si] sich P roß bruschen P da W erbolgene W erbolgenlichem P
brachin P vnmaze W zersprissen zuo vnmassen P Vff den hesenýn P Also ir herren sy in leiten P
2535 helle zage P
2526 Ha folgt P 2535 Ha folgt P 2536 Ha folgt P 2537 lasterlîche fehlt La (HaHaN) 2550 Ha folgt P 2551 Ha folgt P 2522 Sinn ist, dass Walwein sein erfahrenes Leid, seine Schmach sogleich wieder überwinden kann (WePéBuKe); nicht, dass er seinen Helm wieder aufsetzen soll (Sp). 2531 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 2534 sehen P ist (gegen den Reim) als sæhen zu lesen. 2545 Zu biuschen siehe Anm. zu V. 1927. Für P wäre sich biuschen ›sich aufbäumen‹ (?) zu erwägen, das aber sonst nirgends belegt scheint; vgl. HaA. 2546 riuschen swv. ›in sausendem Galopp dahersprengen‹ (BMZ II/1 822 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3408). Zur Nichtbezeichnung des nominalen Obj. siehe Mhd. Gramm. § 492 F mit vielen analogen Beispielen.
2520–2556 2520
2525
2530
Da euch solches Leid geschehen ist, weil ihr den Helm abgenommen habt, so könnt ihr es gleich überwinden. Nehmt den Schild und eure Lanze! Ich bestimme, dass der auf immer seine Ehre verlieren soll, der nicht in den Kampf einwilligt.‹
Wegen dieser Rede schämte sich der Bote.
Wegen dieser Rede schämte sich
Er flehte Gott an, dass er ihm seine Ehre behüten möge. Er sprach: ›Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich mich vor einem Mann irgendwie fürchten würde, egal wie wagemutig er wäre. Auch könnte meine Dame, die wir hier
der Bote und flehte Gott an, ...
momentan sehen, wohl behaupten, 2535
2540
2545
2550
2555
145
dass ich ein ziemlicher Feigling wäre. Glaubt mir, was ich euch sage: Ehe ich einem lästerlich auch nur um eine Fußbreit ausweiche, würde ich fürwahr lieber sterben.‹ Walwein band sich den Helm auf und nahm auch sogleich seinen Schild: Er bereitete sich auf den Kampf vor. Sein Feind zögerte auch nicht, sich dagegen zu schützen. Die Rösser bäumten sich unter hasserfüllten Sporenschlägen auf. Da ließen sie die Rösser mit zornigem Gemüt dahinsprengen. Die so guten Degen, die stachen die Lanzen heftig durch die Schilde, sodass sie zerbrachen und völlig zersplitterten. Auch kamen ihre Rösser auf die Hinterbeine zu sitzen. Geschwind waren sie wieder auf den Beinen, wie sie ihre Herren lehrten. Die Ritter warteten nie,
Auch könnte meine Dame leicht behaupten, dass wir (man) hier im Moment sehen würde(n), dass ich ein Erzfeigling wäre.
146
2560
2565
2570
2575
2580
2585
2590
Text und Übersetzung si begunden sich sêre houwen. daz erbarmet di vrouwen, wan si nîtlîche riten und mit solchem muote striten, als in beiden wære der lîp ze niht mære. Ouch buten si di schilte dar und zerhiuwen di sô gar, daz si an in kûme gehiengen. manigen slac si enpfiengen. unlange si sich sûmden. diu ros von den munden schûmden mêre, dan si wæren gewon. dô erbeizten si der von und liufen beide ein ander an, Wâlwein und der küene man, den des kampfes niht verdrôz. krûtes wart diu erde blôz, wan siz vertrâten gar, beidiu hin slâhende und har, dô si ein ander umb triben, wan si den swerten niht entliben, diu si in den handen truogen. si stâchen und sluogen ein ander nîtlîche. Wâlwein, der tugende rîche, 17ra der gevorhte nie sô sêre sîner weltlichen êre; er vaht ein wîl mit zwîfelslegen. dô begunde der junge zuo legen, sich wider niuwete sîn kraft. er sluoc mit solcher degenschaft ûf di herten ringe, als fiurîn urspringe dâ wæren ensprungen.
erbarmden P nawazlichen P
zeniht W 51v P zerhegent sy so P ime kume hingen P si in enpfingen P
Die roß von muo di schumdin Mere, danne sy werent gewan. der van P Walwin W Walwein P
... wanne sy˙ vertrattent es in den hert, her slahind vnd hinwert, ... Da P enbliben P di W
Walwein WP Der in geuorchte P
Er vacht ein teil mit zwu “felß slegen. wider nuo witen P degenhaft W 52r P do W
2563 davor (vor dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Aso walwein vnd der junge vngenite ritter | mit ein ander strittent vnd ein herolt zuo in | kam vnd sy von ein ander schiet 2576 slahin vnd den hin wert P 2585 zwifel slegen W 2563 Initiale fehlt Ha 2568 Ha folgt P 2575–2576 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 39 2587 iteniuwete La (Ha), dagegen Hannink, der WP folgt
2585 ein teil mit Ha
2558 erbarmden P macht wenig Sinn: Weder sind mehrere Frauen anwesend, noch scheint es (wegen V. 2559–2562) wahrscheinlich, dass sie die Dame erbarmte (erbarmden = erbarmde in). 2575 hert stm. ›Erdreich, Boden‹ (BMZ I 671 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1264; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 35). 2578 entlîben stv. ›verschonen, schonen‹ (BMZ I 968 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 2538]; Le I 575; vgl. HaA; Haupt, Sp. 110). 2588 degenschaft stf. ›Heldenhaftigkeit, Mannhaftigkeit, Tapferkeit‹ (BMZ I 310 nur mit diesem Beleg; Le I 415 ohne weiteres Belegmaterial). degenhaft W ist nur als Adj. belegt (Le I 415; Fb 65).
2557–2591
2560
2565
2570
2575
2580
2585
2590
147
sie schlugen wild aufeinander ein. Das erbarmte die Dame, weil sie hasserfüllt ritten und mit einer solchen Einstellung kämpften, als wäre ihnen das Leben beiden nichts wert.
Auch boten sie die Schilde dar und zerhauten die so sehr, dass sie kaum noch an ihnen hingen. Sie empfingen viele Schläge. Sie säumten sich nicht lange. Die Rösser schäumten aus den Mäulern mehr als gewöhnlich. Da stiegen sie deshalb ab und liefen beide aufeinander los, Walwein und der kühne Mann, dem der Kampf nicht lästig wurde. Die Erde war bar von Gräsern, weil sie sie völlig zertreten hatten beim Hin- und Herschlagen, als sie einander umher trieben, weil sie die Schwerter nicht schonten, die sie in den Händen trugen. Sie stachen und hieben einander hasserfüllt. Walwein, der tugendreiche, der fürchtete nie so sehr um seine weltliche Ehre; er kämpfte ein Weilchen mit unsicheren Schlägen. Da legte der junge zu, seine Kraft erneuerte sich. Er schlug mit solcher Heldenhaftigkeit auf die harten Rüstungsringe, (dass man den Eindruck hatte,) als wären dort Feuerfontänen entsprungen.
Die Rösser schäumten aus Ermüdung mehr als gewöhnlich.
... weil sie sie ins Erdreich getreten hatten beim Hin- und Herschlagen, ...
er kämpfte ein wenig mit unsicheren Schlägen.
148
2595
2600
2605
2610
2615
2620
2625
Text und Übersetzung von den helmen drungen di ganeister, wan er balde vaht. dô si iezuo striten in aller maht, dô liuf zuo in ein garzûn. scharlât was sîn schaprûn, und was in aller wîs sîn kleit als eins hübschen knappen, sô man seit: wîz hantschuohe, niuwer huot. er sprach zuo den helden alsô guot: ›Ich enwil entwedern ûz scheiden, wan ich gebiut iu beiden von den besten, di nuo lebent, den guote liute lop gebent, daz ir daz vehten lâzent stân, des ir vil hânt getân, wan mæzic lop dâ von geschiht, sô ez niht wan einer siht in dirr wilden wüeste. getorst ich und müeste, sô valscht ich iuch vil sêre. welt ir prîs und êre und grôz manheit bejagen, sô wil ich iu ein mære sagen, wâ ir des vil mugent begân. beidiu stechen und slân, des werdent ir vil wol bereit nâch ritterlicher sælicheit; und ist ein lobelich getât, swâ man iht guotes begât, daz ez wol mugent schouwen beidiu ritter und vrouwen. 17rb Hœrent, wi ich daz meine: ichn sagez iu niht aleine. unser sint wol hundert gesant
geneistern P alle P sîn] in P
... Vnd waz in al wiz sin cleit Also eins hubschen knappen, so man vns seit. weiz W Wissin P alsô fehlt P Initiale fehlt P enwedems P
... Wanne ich gebute uch beiden Von den bestin frowen, die nün lebint, ... ir dis vechtin P do W einer] vnner P
velste P
52v P V. 2615–2620 fehlen P
seilicheit W
¶ Wa ir des vil mu “gen P beidiu fehlt P orent W Initiale fehlt P Jch en sage P
2597 alwiz P 2608 vnner P] zweites n unsicher, HaA liest vntier 2614 Unleserliches links ausgeworfen W, eventuell Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen 2623 freier Raum für Initiale W 2597 alle Ha 2601 Initiale fehlt Ha 2603 Ha folgt P, HaA verweist auf V. 2655–2656 2622 Ha folgt P 2623 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 2593 ganeister = ganeist, ganeiste stf. swm. ›Funke‹ (Le I 735 mit Verweis auf die Stelle). 2596 scharlât stn. ›feines gefärbtes Wollzeug (gewöhnlich rot, aber auch braun)‹ (BMZ II/2 87 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8872; Le II 664; vgl. V. 8390 [P]; vgl. K zur Stelle). / schaprûn stm. ›Kapuze, die bis über die Schulter reicht; kurzer Mantel‹ < afrz. chaperon (BMZ II/2 87 mit Verweis auf die Stelle; Le II 660f.; vgl. Brüggen 1989, S. 244; Pé, S. 151, Anm. 47). 2603 Die bessere Lesart hat wohl P, vgl. den Querverweis von Ha. 2611 velschen swv. (hier) ›herabwürdigen, für treulos erklären‹ etc. (Le III 56f.). 2615–2620 Der Versausfall in P erklärt sich wohl über die Verwechslung der Verse 2615 und 2621, die in P V. 2621 kontaminiert erscheinen (vgl. Hannink, S. 15, Anm. 1). Das Ergebnis ist ungrammatisch, daher kein Paralleltext.
2592–2625
2595
2600
2605
2610
2615
2620
Von den Helmen sprangen die Funken, weil er tapfer kämpfte. Als sie nun mit aller Kraft aufeinander einschlugen, da lief ein Knappe zu ihnen. Sein Mäntelchen war aus feinem Wollzeug und sein Gewand war in jeder Hinsicht wie das eines höfischen Knappen, so sagt man:
... und sein Gewand war in jeder Hinsicht wie das eines höfischen Knappen, so sagt man uns:
weiße Handschuhe, ein neuer Hut. Er sprach zu den so guten Helden: ›Ich will keinen von euch ausnehmen, denn ich gebiete euch beiden von den Besten, die nun leben, und die von guten Leuten gelobt werden, dass ihr das Kämpfen sein lassen sollt, das ihr viel getan habt, denn das Lob davon ist mäßig, wenn es niemand außer einem sieht in dieser wilden Wüste. Würde ich es wagen und wäre es meine Aufgabe, so würde ich euch ziemlich herabwürdigen. Wollt ihr Ruhm und Ehre und große Mannheit erjagen, dann will ich euch berichten, wo ihr Gelegenheit dazu findet. Sowohl Stechen wie Schlagen, das wird euch wohl zuteil entsprechend der ritterlichen Glücklichkeit; und es ist eine lobenswerte Sache, wenn sowohl Ritter wie Damen genau zuschauen können, wenn man etwas Gutes vollbringt.
Hört, was ich damit meine: 2625
149
Ich erzähle es nicht euch allein. Von uns sind wohl 100
... denn ich gebiete euch beiden von den besten Damen, die nun leben, ...
150
2630
2635
2640
2645
2650
2655
2660
Text und Übersetzung allenthalben in diu lant nâch guoten rittern und fromen. einen turnei hât genomen der künic Lôt von Johenîs wider Gurnemanz, den fürsten wîs, einen tiurlichen degen. si hânt sich beide des verpflegen, daz si den turnei wellen wern. ir tweder mac enbern drîer tûsent ritter oder mêr, ân ander wîgande hêr, di ûf minne und ûf hôhen muot zinsent lîp und guot. der wirt wætlich manic schar. der künic Artûs kumpt ouch dar mit allen, di er gewinnen mac. Swer ie turneie pflac oder nuo lebet in ritters namen, der mac sich unmæzclîch schamen, swenne er disen hof verlît. ob ir guot liut sît, sô scheident iuch ûf sæligen wân, dar nâch als ich iu gesaget hân.‹ Dô er alsus gesagete, Wâlwein, der unverzagete, der antwurt im vil schône: ›Nach guoter wîbe lône wil ich gewerp immer hân. ich wil mîn vehten lâzen stân. sît ich sô tiur bin besworn bî allen vrouwen wol geborn, sô verdient ich ungern iren haz.‹ der vremde ritter sprach ouch daz: ›swaz mîn her Wâlwein tuot – der ist sô hübsch und sô guot –, des volge ich, wan daz ist reht.‹
2636 on W hers P
2644 vn mezclich W
hant W turne P Lot von iohenis W loth vnd lohenis P gvrnemantz dem W garnemantz den P
Jr enweder mag enberin ˙ Dryer tusent alde mer An andern wiganden her, ... vnd hoch gemuo t P
artus W arthus P ouch fehlt P ¶ fehlt P gepflag P
53r ... Der mag sich mynneclichen schammen, ...
... So scheident vch vff sollichen wan, ... vch W Walwein WP ¶ fehlt P ich uch gewerpyemir P ich] Vnd P vechte P gesworn P
Versende fehlt W walwein WP des] Dz P
2647 seiligen W
2634 Ha folgt P 2637 und hôhen Ha 2642 ¶ fehlt Ha / turneies Hannink Hannink 2647 Ha folgt P 2652 ¶ fehlt Ha 2654 ich] und Ha
2644 unmæzlîche Ha / inneclîchen
2629 Gegen vnd P spricht, dass ein iohenis oder lohenis – im Gegensatz zu Lot und Gurnemanz – später nicht mehr genannt wird; vgl. HaADeu. 2630 wider Präp. mit Dat. und Akk. (Le III 824f.); Konjektur wegen V. 2631. 2639 wætlich adj. (hier) ›schön, stattlich‹ (BMZ III 779; vgl. Anm. zu V. 1197, 1819). 2642 turneie kann auch Gen. Pl. sein, wodurch sich die Konjektur von Hannink erübrigt. 2644 Eventuell wäre für P mit Hannink inneclîchen zu lesen, vgl. V. 317.
2626–2661
2630
2635
2640
2645
nach guten Rittern und Damen überall in die Länder ausgesandt. Der König Lot von Johenis hat ein Turnier gegen Gurnemanz, den weisen Fürsten, einen vortrefflichen Degen, genommen. Sie haben sich beide darauf geeinigt, dass sie das Turnier begehen wollen. Keiner von beiden kann auf 3.000 Ritter oder mehr verzichten, abgesehen von anderen edlen Kämpfern, die für Minne und ›Hohen Mut‹ Leben und Besitz einsetzen. Von denen wird es viele stattliche Scharen geben. Auch der König Artus wird dorthin kommen mit allen, die er dafür gewinnen kann. Wer jemals Turniere geritten ist oder nun mit der Bezeichnung Ritter lebt, der soll sich unendlich schämen, wenn er diesen Hoftag versäumt. Wenn ihr tapfere Leute seid, dann trennt euch mit glücklicher Hoffnung, so wie ich es euch gesagt habe.‹
Als er so gesprochen hatte, 2650
2655
2660
antwortete ihm Walwein, der unverzagte, sehr höflich: ›Um den Lohn guter Damen will ich mich immer bemühen. Ich will mein Kämpfen sein lassen. Da ich so vortrefflich bei allen Damen von hoher Geburt beschworen bin, so möchte ich ungern ihren Hass erwerben.‹ Auch der fremde Ritter sprach Folgendes: ›Was immer mein Herr Walwein anfängt – der ist so höfisch und gut –, dem schließe ich mich an, weil es richtig ist.‹
151
Keiner von beiden kann auf 3.000 oder mehr von anderen edlen Kämpfern verzichten, ...
... der soll sich gütigst schämen, ...
... dann trennt euch mit solcher Hoffnung, ...
152
2665
2670
2675
2680
2685
2690
2695
Text und Übersetzung dô vrâgeten si den hübschen kneht, 17va daz er in liez werden schîn, wâ der turnei solte sîn. Er sprach: ›merkent, waz ich sage: von dem næhsten mântage dar nâch über drî wochen ist der turnei gesprochen ûf den gebannenen klê bî der niuwen stat ze Djoflê. Ich sagiu von der selben schaten: dâ vindet menlich sînen gaten, swes sô man tuon wil, beidiu ze ernst und ze spil. vehten, rennen, springen, loufen, schirmen, ringen, zabeln und kugelspil, rotten, gîgen, harpfen vil und krâm allerhande von aller welt lande, daz vint man tegelîches dâ, mêr dan iender anderswâ. Des ist der turnei dar geleit. dâ ist allerslaht hübscheit. daz velt ist breit und sleht. dar kumpt manic guot kneht durch lop und ûf gelückes wân. Sît ich mîn hern Wâlwein funden hân, sô bin ich wol heime. daz ich in sô lancseime hân erkant, daz ist mîn zorn, wan ez enwart nie ritter geborn an den êren alsô stæte, der sô gern wol tæte.‹ Dirr betschelier gemeit
2680 allr P] zweites l unsicher; HaA liest aller
vragenten W
ich uch sage P
dyofle W ioifle P 53v P
Jch sage vch von der selben matin: do W swes] Wz P zespil W Luffen P kuguls spil P kan P allr der welte P Dis P tegelichen P wan W iender] yemer P ¶ fehlt P do W] Daz P
walwein WP ¶ fehlt P wolle P mîn] mir P an den] Dem die P getette P 54r P Initiale fehlt P baschilier P
2689 wolle P] le eventuell gestrichen
2669 Gebannenen clê Ha 2671 HaPiper folgen P / Initiale fehlt HaPiper, ebenso Hannink, S. 5 2680 alder Ha al der Piper 2683 ¶ fehlt HaPiper 2688 ¶ fehlt HaPiper 2691 HaPiper folgen P 2692 ezn wart HaPiper 2694 HaPiper folgen P 2669 Die Annahme eines Ortsnamens scheint mir überflüssig, der gebannene klê ist einfach der ›Gerichtsacker‹ oder ›Marktplatz‹ (WePéBuSpKe; so schon Glinka-Janczewski 1963, S. 252; Pérennec, S. 81; Pé, S. 155, Anm. 49; Bu, S. 81, Anm. 16; Ke, S. 180; Sp übernimmt jedoch die Großschreibung von Ha). 2671 mate (P) swstf. ›Wiese‹ (BMZ II/1 88 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2060; vgl. V. 3327). / schate (W) swstm. ›Schatten‹ (BMZ II/2 88; Le II 671f.) ist rätselhaft. Auf jeden Fall wird der selben damit zum Gen.: ›der Schatten der Wiese‹. Ist eine metaphorische Bedeutung (vgl. die Wbb.), etwa im Sinne von: der ›Schatten‹ = das ›Spiegelbild‹ = die ›Eigenschaft‹ (der Wiese) anzusetzen? 2672 gate swm. ›Genosse‹ (BMZ I 487f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5213; Le I 743; Haupt, Sp. 114; Schilling 1866, S. 30). 2695 betschelier stm. ›Knappe, junger Ritter‹ < afrz. bachelier, ital. baccalare (BMZ I 109 mit Verweis auf die Stelle; Le I 242).
2662–2695
2665
2670
Da fragten sie den höfischen Kerl, dass er ihnen anzeigen sollte, wo das Turnier sein würde. Er sprach: ›Passt auf, was ich sage: Am nächsten Montag in drei Wochen ist das Turnier auf den Gerichtsanger bei der neuen Stadt in Djofle festgesetzt.
Ich will euch von deren ›Schatten‹ erzählen:
2675
2680
2685
2690
2695
153
Dort findet ein jeder Mann seinen Partner, egal was man tun will, sowohl im Ernst wie im Spiel. Fechten, Rennen, Springen, Laufen, Ringen, Verteidigen, Schach- und Kugel-, Rotten-, Geigen- und viel Harfenspiel und allerhand Kram aus aller Welt Länder, das findet man dort täglich, mehr als irgendwo anders. Deshalb ist das Turnier dort angesetzt. Dort gibt es jede Art von Höfischheit. Das Feld ist breit und eben. Dorthin kommen viele gute Kerle um des Lobes willen in der Hoffnung auf Glück. Da ich meinen Herrn Walwein gefunden habe, so kann ich gut wieder heimkehren. Dass ich ihn so langsam erkannt habe, das macht mich zornig, denn es wurde nie ein Ritter geboren, der in der Ehre so standhaft war und der so gerne Gutes tat.‹
Dieser fröhliche Knappe
Ich will euch von dieser Wiese erzählen:
154
2700
2705
2710
2715
2720
2725
2730
Text und Übersetzung hât di ritter bereit mære maniger hande. Wâlwein sich des mande und was sîn laden aber grôz. er bat der vrouwen vartgenôz, daz si gesellen wæren und niht verbæren 17vb den turnei und di ritterschaft. ›diu rede ist unendehaft‹, Sprach der kindisch helt. ›ob ir mirs gelouben welt, sô en mac ich ze disen zîten mit iu niht gerîten. daz enpfâhent niht für unwert. swes anders iuwer wille gert, des sint an mir bereit durch iuwer grôz frümicheit! ich sol iu dienen, unz ich leben, und wil iu mîn triuwe geben, der êren pfant daz meiste, daz ich iu gerne leiste gesellencliche stæte, ob ich mîn dinc hæte dar nâch gesetzet, als ich sol; sô möht mir nimmer geschehen sô wol, als daz ich mit iu rite und niht des vermite, des ir an mich muoten.‹ sus wurden si guoten mit reiner gepflihte. als dô Wâlweine ze nihte enfromet sîn langiu bete, vil hübschlîch er tete. dô er in mit deheinen dingen ze Karidôl moht bringen,
Wallebein sich des nante, vnd wart sin laden aber groß. vart genoz W
¶ fehlt P mir P So mag P iwe W fúr enweg vnd vnwert P
... Des sint ir an mir bereit Durch uwere grosse frummkeit.
Giselleclichen P
enmochte mir nyeman also wol P V. 2721–2722 fehlen P 54v P Was ir gebuttint muo ten P werdent P geplichten P
Joch zimmit es zuo nichte, Was doch lenge bette Walwein hubischlichen tette. en keinen P zecharidol W karedol P
2726 walweine zenihte W 2705 ¶ fehlt Ha 2708 mit iu enwec niht rîten Hannink (vgl. V. 2709) 2711 Ha folgt P 2713 dienen al mîn leben Hannink, S. 56 mit (m. E. nichtssagendem) Verweis auf V. 1918 2720 enmöht Ha nimmer sô wol Ha 2721 geschehen als Ha 2723–2725 hält Hannink, S. 56 für verderbt 2724 wurben Ha 2698–2699 In W beherzigt Walwein die Forderungen des Boten und dringt erneut in Lanzelet, mit ihm zu ziehen. Für P dagegen kann Subjektswechsel für V. 2699 angenommen werden, wo nach der Namensnennung der Bote nochmals seine Einladung an Walwein erneuert. 2704 unenedehaft ›was nicht beendigt, zustande gebracht werden kann‹ (BMZ I 431); besser ist wohl ›unnütz, zwecklos‹ (Le II 1818). 2723 Zur 2. Pl. auf -en siehe Anm. zu V. 1632. 2724 werden ist Hilfsverb mit inchoativingressiver Bedeutung (Mhd. Gramm. § 315e) in Verbindung mit guoten swv. ›guot sein‹ (BMZ I 591; Le I 1122); vgl. Pérennec, S. 81; Pé, S. 157, Anm. 52. 2725 gephliht stf. ›Zusammensein, Gemeinschaft‹ (BMZ II/1 509 mit Verweis auf die Stelle und gegen La und HaA, die ›gegenseitige Sorgfalt‹ vermuteten; Le I 868).
2696–2730 hat den Rittern vielerlei Neuigkeiten erzählt. Walwein erinnerte sich daran und drang abermals mit Einladungen (in Lanzelet). 2700
2705
2710
2715
2720
2725
2730
Er bat den Reisegefährten der Dame, dass sie Gefährten wären und dass sie das Turnier und die Ritterschaft nicht auslassen sollten. ›Die Rede ist unnütz‹, sprach der kindliche Held. ›Ihr könnt mir glauben, ich kann im Moment nicht mit euch reiten. Legt das nicht als unwürdiges Verhalten aus. Zu allem anderen, das euer Wille verlangt, sollt ihr wegen eurer großen Tapferkeit meine Zustimmung haben! Ich werde euch dienen, solange ich lebe, und will euch meine Treue darauf geben, das größte Ehrenpfand, dass ich euch gerne geselligen Beistand leisten würde, wenn ich meine Sache so eingerichtet hätte, wie ich soll; dann könnte mir niemals so Gutes widerfahren, als mit euch zu reiten und nicht zu vermeiden, was ihr von mir verlangt.‹ So schlossen sie aufrichtig Freundschaft. Als nun Walwein seine lange Bitte nichts nützte, handelte er sehr höfisch. Als er ihn mit nichts nach Karidol bringen konnte,
155
Walwein nannte sich nun, worauf seine Einladungen abermals zunahmen.
... habt ihr meine Zustimmung wegen eurer großen Tapferkeit.
Jedoch brachte es nichts, egal wie lange Walwein auch höfisch bat.
156
2735
2740
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2760
2765
Text und Übersetzung dô erbôt er im michel êre und ouch der vrouwen hêre. Mit minnen schiet er von in dan und seit von dem vremden man vil loblich mære, daz er der tiurst ritter wære ân alle karge liste, den er iendert lebendic wiste. Des wundert balde beidiu junge und alde, man und wîp gelîche, in künic Artûs rîche, 18ra daz er niht wolde schouwen beidiu ritter und vrouwen, di zem hôhesten prîse wâren behart. durch nieman liez er sîn vart, ê er mit der vrouwen heim reit. dâ schein wol sîn sælicheit, als ich iuch berihten sol. man enpfienc in inneclîchen wol und liez in dâ michels baz. der vrouwen vater liez allen den haz; er tet in ûf durch der tohter bet lîp, guot und swaz er het. der lebt der gast ân argen zorn, wan er was sælic geborn. man fuor im sanfteclîchen mite. dô er gesach den lantsite, dô marctern alze guote. eines tages wart im ze muote, daz er den turnei wolte sehen. sîner vrouwen muoster des verjehen. in rou, daz er niht was geriten durch hern Wâlweines biten. ze der reise gert er stiure;
... Do bot er michel ere Vnd der frown here. ¶ fehlt P vil fehlt P Löbelichen P allen karg listen P yenden leben P Initiale fehlt P
artus W Jn des kuniges artusis P az der W
gereit P
Da sehent wol sine selikeit, 55r Also ich uch berichten sol! Man enpfing in mynneclichen wol Vnd bot es ime michels bas. Er tet ime vff der tochter bette lip vnd guo t, waz er hette. Des leibete der gast on argen zorn, ... seilic W sovnfteclichen W [m]An P alzegute W Den marchte er alle P zemvte W] zuo nuo te P turne P er es nit P walweines W Durch des heren walweins P zeder W
2748 do W / seilicheit W 2751 do W 2755 on W / Dz P 2757 Initiale fehlt P, Repräsentant mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung der sonst verwendeten Schrift 2733 ¶ fehlt Ha 2735 lobelîcher mære Ha 2742 Ha folgt P 2744 beidiu fehlt Ha 2750 Hannink folgt P; ebenso Combridge 1968, S. 72–74 mit ausführlicher Argumentation 2751 Ha folgt P 2753 tet im durch der Ha 2755 Ha folgt P 2732 Vnd P hier als ›auch‹ (vgl. Le II 1775f.). 2745 beherten swv. ›fest und sicher machen, erhalten, behaupten‹ (BMZ I 639 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3125 [problematisch], 5742, 7981, 8205; Le I 155). 2751 Zu lâzen mit Akk. der Pers. und prädikativer Bestimmung durch ein Adj. siehe BMZ I 945. 2753 ûf tuon ›auftun, öffnen‹ (Le II 1706), freier: ›eröffnen, entgegenbringen‹. 2755 ›davon ließ er ohne böse kargheit etwas übrig‹ (La für Ha = P). Vgl. leiben swv. ›übrig lassen, schonen‹ (BMZ I 970 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1862). 2765 Zu stiure siehe Anm. zu V. 1769.
2731–2765
2735
2740
2745
2750
2755
2760
2765
da erzeigte er ihm und auch der edlen Dame große Ehre. In Freundschaft schied er von ihnen und erzählte von dem fremden Mann viele Geschichten voll des Lobes, dass er (Lanzelet) ohne jeden Betrug der vortrefflichste Ritter wäre, den er irgendwo lebendig wüsste.
Das verwunderte bald sowohl junge wie alte, Männer und Frauen gleichermaßen, im Reich von König Artus, dass er (Lanzelet) weder Ritter noch Damen kennen lernen wollte, denen der höchste Ruhm sicher war. Wegen niemandem ließ er von der Fahrt ab, ehe er mit der Dame heimgeritten war. Daran zeigte sich deutlich sein Glück, wie ich euch berichten soll. Man empfing ihn sehr vertraut und richtete es ihm dort zum Besten ein. Der Vater der Dame ließ allen Hass sein; er eröffnete ihnen auf Bitte der Tochter hin seinen Dienst, Besitz und was immer er hatte. Wegen dieser Sachen lebte der Gast ohne bösen Zorn, denn er war unter dem Schutz des Glücks geboren. Man behandelte ihn sanftmütig. Als er die Art des Landes kennen lernte, da studierte er sie genau. Eines Tages kam ihm in den Sinn, dass er das Turnier sehen wollte. Das sagte er seiner Herrin. Es reute ihn, dass er nicht auf die Bitten von Herrn Walwein hingeritten war. Er verlangte nach Unterstützung für die Ausfahrt;
157 ... da erzeigte er auch der edlen Dame große Ehre.
Daran erkennt sein Glück, wie ich euch berichten soll! Man empfing ihn auf sehr liebenswerte Weise und kam ihm sehr entgegen. ... er gab ihm auf Bitte der Tochter hin Dienst und Besitz, was immer er hatte. Davon ließ der Gast ohne bösen Zorn etwas übrig, ...
158
2770
2775
2780
2785
2790
2795
2800
2805
Text und Übersetzung diu wart im untiure. im gewan diu vrouwe wol gemuot zwei stolziu ros und guot zuo dem sîm, daz er dâ reit. fünfuntzweinzic knappen wol bereit, der enmoht er niht enbern, mit starken wol gevarweten spern. der helt bedâhte sich inzît. neizwi manigen samît und rîche zerunge gewan im diu vrouwe junge, wan er ir ze herzen lac. vrouwe Ade sîn vil wol pflac beidiu spât und fruo. siu schict im ouch ir bruoder zuo; der was geheizen Tibalt. swaz uns von knappen ist gezalt, 18rb daz ist wider in ein wint. ez was ein wîse, hübschez kint, mit manigen tugenden behaft, wol gezogen und êrhaft. ze Britânje was im wol kunt. er was ouch ze maniger stunt bî grôzen turneien gesîn. in zôch der milte Buroîn, der herzoge von dem Wîzen Sê. dâ von wister künste mê dan dehein sîn genôz. den knappen lützel verdrôz, eren diente vaste dem ellenden gaste, der mit sîner swester geriten kam. swes in ze habene gezam, des gewan der vremde ritter vil, beidiu ze ernst und ze spil. Nuo nâhet balde der tac, ûf den der turnei gelac mit rîcher gastunge. dô sprach Tibalt der junge ze dem lieben herren sîn: ›nuo sît ir nâch dem willen mîn
stolziu] stüffy P Zuo simen P
Funff vnd zwentzig knappen wol becleit, Der mochte er ouch nit enberen, Mit starcken, wol geuierten spern. 55v P neizwi] Ein eißwie P Vnd gewan P zeherzen W spet W tybalt W diepalt P ime P Er wz P
zebrithanýe W Zepritange P zemaniger W inzoch W bvroin W buroin P
Do von wuste er zuchte me Danne dekein sin genoß.
zehabene W ime P 56r P zespil W nahent W Initiale fehlt P
tybalt W diepalt P den willen W
2792 do W 2772 Hannink folgt P 2781 Diepalt Ha 2784 Ha folgt P 2787 Britân Ha 2795 er endiente Ha 2804 Diepalt Ha 2772 fieren, vieren (P) swv. ›fier machen, stattlich und prächtig machen, schmücken‹ (BMZ III 306; Le III 340).
2766–2806
2770
2775
2780
2785
2790
2795
2800
die wurde ihm zuteil. Die freundliche Dame erwarb für ihn zwei stolze und gute Rösser zusätzlich zu seinem, auf dem er da ritt. Auf 25 gut ausgestattete Knappen mit starken und schön gefärbten Lanzen, auf die konnte er nicht verzichten. Der Held bereitete sich rechtzeitig vor. Ich weiß nicht, wie viel Seidenbrokat und reichliche Verpflegung die junge Dame für ihn erwarb, weil er ihr am Herzen lag. Frau Ade kümmerte sich den ganzen Tag lang gut um ihn. Sie schickte ihm auch ihren Bruder; der wurde Tibalt genannt. Was uns jemals von Knappen erzählt wurde, das ist gegen ihn ein Nichts. Er war ein kluges und höfisches Kind, mit vielen Tugenden versehen, gut erzogen und ehrenhaft. Er kannte sich in Britanje gut aus. Er war auch oft bei großen Turnieren gewesen. Ihn hatte der gütige Buroin aufgezogen, der Herzog vom Weißen See. Aus diesem Grund verstand er sich auf mehr Fertigkeiten als irgendeiner seinesgleichen. Den Knappen verdross es wenig, sondern er diente dem fremden Gast eifrig, der mit seiner Schwester geritten kam. Was immer sie haben wollten, von dem erwarb der fremde Ritter viel, sowohl im Ernst wie im Spiel.
Nun nahte bald der Tag,
2805
auf den das Turnier mit prächtigen Festlichkeiten festgesetzt war. Da sprach der junge Tibalt zu seinem lieben Herrn: ›Nun seid ihr nach meinem Willen
159
Auf 25 gut bekleidete Knappen mit starken und schön geschmückten Lanzen, auf die konnte er auch nicht verzichten.
Aus diesem Grund hatte er mehr Anstand als irgendeiner seinesgleichen.
160
2810
2815
2820
2825
2830
2835
2840
Text und Übersetzung und nâch mîm wân hart wol bereit, als ein ritter sol; des sul wir rîten nuo zestunt. mir ist der wec wol kunt. wir hân zît, welt ir den turnei wern.‹ dô enwolt vrouwe Ade niht enbern, siu füer mit irn gesellen. durch waz solt ich iu zellen, wi lange si wâren under wegen? Si kômen, dâ si manigen degen funden mit übermuot. maniger pavelûne huot sâhen si vor in schînen. der künic Lôt mit den sînen hât des veldes vil belegen und het sich des bewegen, 18va daz im nieman möht widerstân. diu stat, von der ich iu ê geseit hân, Djoflê, diu rîche, in der lac schallenclîche Gurnemanz mit sînen gomen. im was manic ritter komen, muotwillære und gesellen. von dem künic Artûs lânt iu zellen und von den sînen, der er pflac. ûf eim schœnen bühel er lac, einsît an dem velde. ez schein an sîm gezelde sîn tugentlichiu hôhvart. swaz uns ie gesaget wart von pavelûne rîcheit, sô endorfte mit der wârheit nie kein bezzere werden geworht ûf al der erden. Dô sich der hof mêrte, Tibalt für kêrte zeim sînem kunden.
bereit] Gezoumit P
Es ist zit, wellent ir den turney weren.‹ vrowe ade W] freúde alde P enfure mit ir P
¶ fehlt P do WP vber mvo t W pauelinen P Lot W lot P Der hette P
... Vnd waz sin hertze bewegen, 56v Das ime nyeman wolte wider stan. uch gesagit P dyofle W Joifle P schellecliche P ¶ Gvrnemantz W Garnemans P ¶ fehlt P
artus W arthuse P
ein sit W
Vnd sehen an sime gezelde Sin tügentliche hochuart!
der fehlt P nie kein] Enkein P al der] allen P Initiale fehlt P tybalt W Diebalt P Zuo eime sime P
2823 wider stan W 2811 Ha folgt P 2813 Ha folgt P 2816 ¶ fehlt Ha 2817 durch übermuot Hannink, S. 44 2824 ich ê hân La (Ha) 2825 geseit, Djoflê La (Ha) 2827 ¶ fehlt Ha 2842 Diebalt Ha
2821 Ha folgt P
2809 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) statt -en mit nachgesetztem wir siehe Mhd. Gramm. § 240, Anm. 2. 2813 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 2817 Die Konjektur von Hannink ist damit begründet, dass der Dat. von muot ansonsten auf -e ausgeht; ich halte aber auch den Wechsel der Form für möglich. 2827 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 2829 muotwillær, muotwillære stm. ›der aus freiem Antrieb, nach seiner Neigung handelt, die freiwillig den Kriegsdienst nehmen‹ (BMZ III 663 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2247f.; vgl. HaA).
2807–2843
2810
2815
2820
2825
2830
2835
2840
und nach meiner Einschätzung sehr gut vorbereitet, wie es sich für einen Ritter gehört; deshalb sollen wir nun sogleich losreiten. Ich kenne den Weg gut. Es ist Zeit für uns, wenn ihr das Turnier versuchen wollt.‹ Da wollte Frau Ade nicht darauf verzichten, mit ihren Gesellen zu reisen. Weshalb sollte ich euch erzählen, wie lange sie unterwegs waren? Sie kamen dorthin, wo sie viele übermütige Degen fanden. Sie sahen vor sich viele Zeltdächer glänzen. Der König Lot hatte mit den Seinen einen großen Teil des Feldes belegt und war sich dessen sicher, dass es niemand mit ihm aufnehmen könnte. Die Stadt, von der ich euch zuvor erzählt habe, im prächtigen Djofle lag Gurnemanz lärmend mit seinen Männern. Zu ihm waren viele Ritter gekommen, Freiwillige und Gesellen. Lasst euch von dem König Artus erzählen und von den Seinen, über die er herrschte. Er lagerte auf einem schönen Hügel auf der einen Seite des Feldes. An seinem Zelt zeigte sich seine tugendhafte Pracht. Egal was man uns jemals von der Herrlichkeit von Zelten erzählt hatte – es konnte in Wahrheit auf der ganzen Welt nie ein besseres gemacht werden.
Als immer mehr Volk zu dem festgesetzten Ort kam, machte sich Tibalt zu einem von seinen Bekannten auf.
161
Es ist Zeit, wenn ihr das Turnier versuchen wollt.‹
... und sein Herz war sich sicher, dass es niemand mit ihm aufnehmen könnte.
Und seht an seinem Zelt seine tugendhafte Pracht!
162
2845
2850
2855
2860
2865
2870
2875
Text und Übersetzung er gewan ze den selben stunden ein herberge und einen palas, diu vor in der bürge was ze gemache in alle wîs gelegen. dâ erbeizte unser degen und diu vrouwe wol getân. ir sult daz wizzen sunder wân, ir reise wær niht guot vermiten. Nuo ist Tibalt ûz geriten und vrâgete mære schône. dô was ez nâch der nône gein der vespereide dô riten über jene heide dort zwêne, dâ her drî. etslicher was dâ bî und manige, di des gerden, daz si âne wolten werden ir sper gefuoclîchen. dô begunde wider strîchen 18vb Tibalt mit sînen mæren. er en mohte niht erværen sînen herren vermezzen, wan er was ûf gesezzen, dô in belanget der zît. er het einen grüenen samît ze einer banier gemaht. mit dem selben was ouch bedaht sîn ros dem küenen. er het einen kramschilt grüenen durch di unkünde genomen. Nuo sach er Tibalden komen. dem begegent er an der strâze mit knappen guoter mâze, di etwaz wolten bejagen.
2844 zeden W
2846 bvrc W
2847 zegemache W
Er gewan zuo den selben stunden Ein herberge in eime palas, Der vornýn in der burge waz 57r Zuo gemache in alle wiß gelegen. do W
enwere P tybalt W diepalt P ¶ fehlt P es ouch noch none P Jn gegen P
Etsclicher P gerten W gerden P ane P
Tybalt W Diepalt P
der] die P
57v P chram schilt W vnerkene P tybalden W die paliden P ¶ fehlt P ander W
... Vnd wolte ouch etswaz beiagen.
2859 gerten W] t korrigiert d
2845 Ha folgt P 2846 Ha folgt P 2851 Ha folgt P 2852 ¶ fehlt Ha / Diepalt Ha / ist] was Hannink 2855 Ha folgt P 2856 dô fehlt La (Ha) 2858 etslich tôre was La (Ha); dagegen Pérennec, S. 81, Pé und Bu, S. 85, Anm. 21, die WP folgen 2863 Diepalt Ha 2864 ern mohte Ha 2870 ouch fehlt La (Ha) 2871 ouch sîn La (Ha) 2874 ¶ fehlt Ha / Diepalden Ha 2846 W handelt entweder nur von der Herberge, oder es liegt Numerusinkongruenz vor. 2855 ist Konstruktion Apokoinu (Mhd. Gramm. § 493), wobei (en)gegen einmal zeitlich, einmal räumlich zu lesen ist. 2859 Konjektur mit Ha wegen des Reims. 2861 gevuoclîche(n) adv. (hier) ›mit Geschicklichkeit‹ (Le I 969 mit Verweis auf die Stelle). 2864 erværen swv. (hier) ›erfassen, erwischen, erlauschen‹ (BMZ III 268 mit Verweis auf die Stelle; Le I 688; vgl. Anm. zu V. 129). 2872 krâmschilt stm. ›aus einer krâme erkaufter Schild‹ (BMZ II/2 130; Le I 1707, beide mit nur diesem Beleg). 2873 durch di unkünde ›um unbekannt zu sein‹ (Le I 913 mit Verweis auf die Stelle) zu unkünde stf. ›Unkenntnis, Unbekanntschaft‹ (BMZ I 813 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8585; Le II 1904).
2844–2877
2845
2850
2855
2860
2865
2870
2875
Er erwarb dabei eine Herberge und einen Palas, die vorne in der Burg in jeder Hinsicht angenehm gelegen waren. Dort stiegen unser Degen und die schöne Dame ab. Ihr sollt dessen versichert sein, dass es keine gute Idee gewesen wäre, hätten sie auf ihre Ausfahrt verzichtet. Nun war Tibalt ausgeritten und erkundigte sich höflich nach Neuigkeiten. Da war es nach der None Zeit zur Vespereide; zu dieser ritten da über jene Wiese hier zwei, dorther drei. So mancher nahm daran teil und viele, die es gelüstete, ihre Lanzen geschickt loszuwerden. Da machte sich Tibalt mit seinen Neuigkeiten auf den Rückweg. Er konnte aber seinen wagemutigen Herren nicht finden, denn er war aufgesessen (und weg geritten), als ihm zeitlang wurde. Er hatte einen Banner aus einem grünen Seidenbrokat. Damit war auch das Ross des Kühnen bedeckt. Er hatte einen nagelneuen grünen Schild genommen, um unerkannt zu bleiben. Nun sah er Tibalt herbeikommen. Dem begegnete er an der Straße mit einer großen Menge von Knappen, die etwas erjagen (erleben) wollten.
163 Er erwarb dabei eine Herberge in einem Palas, der vorne in der Burg in jeder Hinsicht angenehm gelegen war.
... und wollte auch etwas erjagen (erleben).
164
2880
2885
2890
2895
2900
2905
2910
Text und Übersetzung der knappe begunde im sagen von den gesellescheften. ›irn sulnt iuch niht beheften, ê daz irz allez hânt bekort. der künic Artûs lît dort mit al der massenîe sîn. di vermîdent, dêst der rât mîn, wan dâ ist kraft und manheit.‹ der vremde helt für sich reit, dar im was widerrâten. nuo hœrent, wi si im tâten: Als in diu massenîe ersach, Kei guotelîchen sprach: ›ob irs alle wollent jehen, sô hân ich einen gouch ersehen, der gegen uns ûf warf sîn sper. nuo tuont ein wênic, des ich ger: büezent mir mînen gelust und erloubent mir den êrsten just. ich wil den tumben bestân. lânt mich daz ros vor ûz han. swenne ich ez im abe gewinne, ich teile danne mit minne sîn harnasch und swaz er hât.‹ di gesellen lobten di getât 19ra und heten lîht doch gesehen, wær im ein unêre geschehen, wan er sich spottes an nam, der nie stæten man gezam. Her Kei ûf sîn ors gesaz und hiu ez ie baz und baz. er vorht, der vremde wancte, der im doch engegen sprancte. er stach hern Keien sô, daz im di füeze harte hô ûf ze berge kaften
2885 do W
2889 vns P
Das kint begonde P iv W] vz P Jr P artus W arthus P
... Wanne daz ist kraft von manheit.‹ helt do fúr P wider raten] wider dann P hœrent] losint P ratin P
Also in die massenie sach, Koinnen gufteclichen sprach: alle fehlt P
58r P mir ersten W ûz fehlt P abe] an P mynnen P
Die gesellen lobten die getat Vnd hettent gerne doch gesehen Wer ime vbele geschehen, ...
key W koin P Initiale fehlt P roß P hieg P ie fehlt P
keyen W koin P er] Vnd P zeberge W
2890 Key W, Koınen P
2886 Ha folgt P 2888 losent Ha 2890 Ha folgt P / Keiîn Ha man Ha 2907 Keiîn Ha 2911 Keiînen Ha
2896 die Ha
2903 Ha folgt P
2906 stætem
2885 Zu kraft (in P) siehe Anm. zu V. 38. 2890 guotlîche, guotelich, güetlich (W) adj. adv. ›gut, freundlich; ruhmvoll‹ (Le I 1123), was eine ironische Lesung nahelegt. / güfteclîchen (P) ›auf übermütige, prahlende Weise‹ (BMZ I 587 mit nur diesem Beleg; Le I 1112; Fb 154; vgl. Schilling 1866, S. 32) 2896 tjoste, just etc. ist mhd. stfm. (Le II 1451), das Genus wechselt vor allem in P, W ist (wegen möglicher Apokopierung) nicht immer eindeutig; Ha setzt durchwegs fem. Formen. 2906 Für Sg. Ha sehe ich keine Veranlassung. 2913 kapfen swv. ›schauen, richten‹ (BMZ I 786 mit Verweis auf die Stelle). Vgl. aber auch kepfen swv. ›blicken; ragend in die Höhe stehen‹ (Le I 1549).
2878–2913
2880
2885
Der Knappe erzählte ihm von den Gruppen: ›Ihr sollt euch nicht für eine Seite entscheiden, ehe ihr alles erfahren habt. Der König Artus liegt dort mit seinem ganzen Gefolge. Die meidet, das ist mein Rat, denn dort ist Kraft und Mannheit.‹ Der fremde Held ritt (genau) dorthin weiter, wovon ihm abgeraten worden war. Nun hört, wie sie auf ihn reagierten:
Als ihn die Menge erblickte, 2890
2895
2900
2905
sprach Kei ›freundlich‹: ›Wenn ihr mir zustimmt, dann habe ich einen Narren gesehen, der seine Lanze gegen uns erhoben hat. Nun tut ein bisschen, was ich mir wünsche: Stillt mir meine Begierde und erlaubt mir die erste Tjost. Ich will den Dummen angreifen. Lasst mich als ersten das Ross nehmen. Sobald ich es ihm abgewonnen habe, teile ich dann seine Rüstung und alles, was er besitzt, gerne.‹ Die Gesellen lobten das Vorhaben und hätten dennoch leicht gesehen, wenn ihm eine Unehre geschehen würde, weil er sich um Spott annahm, der sich für standhafte Männer nicht gehörte.
Herr Kei bestieg sein Ross 2910
und schlug mehr und mehr darauf ein. Er fürchtete, dass der Fremde umkehren würde, obwohl ihm der entgegensprengte. Er stach Herrn Kei so, dass ihm die Füße sehr hoch in die Höhe ragten
165
... denn das ist eine Menge Mannheit.‹
Als in die Menge erblickte, sprach Kei prahlend:
Die Gesellen lobten das Vorhaben und hätten dennoch gerne gesehen, wenn ihm ein Übel geschehen würde, ...
166
2915
2920
2925
2930
2935
2940
Text und Übersetzung und dem schalchaften daz houbt gein der erde fuor. ez was ein horwigez muor, dâ diu just zem êrsten geschach. durch des truhsæzen ungemach wart ez nemelîch erhaben, wan er viel in einen graben, daz im daz hor durch di ringe dranc. beidiu der val und der stanc heten in getân vil nâhe enwiht. dô lachten von der geschiht alle, di ez gesâhen. Sîn gesellen ouch des jâhen, daz si in des teiles liezen vrî. nuo was ouch Tibalt dâ bî, der sînes herren wol kunde gewarn. daz ros nam er an den arn, daz der arcsprechende reit. doch was sumelichen leit Keiens entschumpfentiure. ein dietdegen tiure, der was hübsch und snel, der hiez Iwân de Nônel, der kêrte von den sînen dan und rant den jungen ritter an und fuor ein teil unschône. dâ von wart im ze lône, daz in der vremde ritter stach, daz man in verre vallen sach
2914 zale haftin P
2928 tybalt do W / diepalt P
... Vnd dem zalehaftin Daz houbit gegen der erden fuo r. horiges W do W Do P 58v P des] das P nemenlichen P
... Wanne er uiel in einen graben; Die gulle ime durch die ringe dranck. getan in vil noch ein wicht P
¶ fehlt P des] das P
˙ Nvo was Diepalt by, Der wol sins heren goumde. Das frömde roß er zoumde, Das der arcspreche reit. kaýens W koinis intschempfenture P diet degen W ywan von denolel W ywan de lonel P
... Vnd fuo r ein teil ime schone. do W Do P zelone W 59r P
2931 ar spreche P
2914 Ha folgt P 2919 ez dâ namelîch La (Ha) 2926 ¶ fehlt Ha 2928 Diepalt Ha 2929–2930 Ha folgt P 2933 Keiînes schumpfentiure Ha 2936 Krause 1985, S. 79f. folgt P; ebenso Pé, S. 167, Anm. 57; vgl. K zur Stelle 2914 zalehaft adj. ›geschwätzig, prahlerisch‹ (BMZ III 843; Le III 1025, beide mit Verweis nur auf die Stelle; vgl. HaA). Kantola 1982, S. 156–159 (vgl. Zellmann 1996, S. 33, Anm. 96) sieht einen Einfluss über die hypothetische Vorlage aus mndl. tale, tael, das auch die Sonderbedeutung ›schimpfen, boshaft sprechen‹ trage. zale ist jedoch auch mhd. zur Genüge als ›Erzählung, Bericht, Rede‹ belegt (BMZ III 842; Le III 1024), für die konnotative Bedeutungsnuance braucht es wohl keinen speziellen Entlehnprozess. 2916 horwec, horwic adj. ›kotig, schmutzig‹ (BMZ I 710f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1344). 2921 hor stn. ›Kot, Schmutz‹ (BMZ I 710 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1337f.). 2923 Kei hatte offenbar kaum Schaden genommen trotz Sturz und Gestank (WePéBuKe), sie machten ihm eben nicht ›arg zu schaffen‹ (Sp). 2929 goumen swv. mit Gen. ›Acht geben auf etwas, ins Auge fassen‹ (BMZ I 559f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1062; vgl. Anm. zu V. 177). 2930 Für W ist wohl zu lesen: ›Er nahm das Ross für den Adler‹, also metaphorisch für Lanzelet, dessen Wappen der Adler ist. Die Lesung arm mit Reim m : n (so Hannink, S. 33) wäre zwar denkbar, ist aber Lectio facilior. 2931 arcsprechende part. adj. ›übel sprechend‹ ist wohl Hapax legomenon (BMZ II/2 527; Le I 90), hat aber eine Parallele in V. 5939; vgl. K zu ebd. 2933 entschumpfentiure = enschumpfentiure = schumpfentiure stf. ›Besiegung, Niederlage, Unfall‹ (BMZ II/2 233; Le I 567. II 816f., beide mit Verweis auf die Stelle). 2934 dietdegen stm. ›das ganze Volk überragender, im Volk bekannter Held‹ (BMZ I 309 mit Verweis auf die Stelle; Le I 430; vgl. HaA). 2936 Konjektur wegen des Reims. 2939 unschône adv. ›auf ungebührliche, gemeine, grobe, unbarmherzige Weise‹ (BMZ II/2 193 mit Verweis auf die Stelle).
2914–2942
2915
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2925
2930
2935
2940
und das Haupt des Schalkhaften auf die Erde schlug. Es war ein dreckiger Morast, wo die Tjost zuerst geschehen war. Dem Truchsess zum Leid war es nämlich ein kleiner Hügel, denn er fiel in einen Graben, sodass ihm der Dreck durch die Rüstungsringe drang. Sowohl der Sturz als auch der Gestank hatten ihm fast nichts getan. Da lachten darüber alle, die es sahen. Seine Gesellen sagten auch, dass sie auf ihren Anteil verzichten würden. Nun war auch Tibalt dabei, der gut auf seinen Herren achtete. Er nahm das Ross für den Adler, das der Spötter geritten hatte. Trotzdem tat einigen Keis Niederlage Leid. Ein alle überragender Held, höfisch und schnell, Iwan de Nonel mit Namen, der entfernte sich von den Seinen und rannte den jungen Ritter an und verhielt sich ein wenig (durchaus) grob. Davon erhielt er den Lohn, dass ihn der fremde Ritter stach, sodass man ihn schmachvoll
167 ... und das Haupt des Prahlers auf die Erde schlug.
... denn er fiel in einen Graben; die Drecksuppe drang ihm durch die Rüstungsringe.
Nun war Tibalt dabei, der gut über seinen Herrn wachte. Das fremde Ross nahm er beim Zaum, das der Spötter geritten hatte.
... und verhielt sich ihm gegenüber durchaus angemessen.
168
2945
2950
2955
2960
2965
2970
2975
Text und Übersetzung 19rb von dem rosse unwerde. er kom alsô zer erde, als er niht bein hæte. dô sprach der êren stæte, Artûs, der künic rîch: ›dirr ritter wil uns alle gelîch ze grôzem laster bringen. möht im misselingen, daz würb ich gern in allen vlîz.‹ Dô sprach der marcgrâve wîz, des hûs stuont bî der Lîle: ›mir ist hiut alle wîle ditz laster und der schade zorn. wir hân zwei guotiu ros verlorn. gevâh ich in, diu giltet er.‹ dâ mit warf er ûf sîn sper und sprancte von den sînen. dô liez aber schînen der grüene ritter, wer er was. er stach ouch disen ûf daz gras, der ê sich dâ über in vermaz. Tibalt sîn selbes nie vergaz: als iegelich ritter nider kam, zehant er daz ros nam und fuortez balde sînen wec. Dô daz geschach, der milte Erec dô tet, als ez im gezam: den schilt er ze halse nam und ein gezimieret sper. Tibalt brâhte ouch einez dâ her, daz enpfie sîn herre küene. der schaft was ouch grüene, dem andern wâfen gelîch. dô sprach menegelîch: ›swi ez her nâch ergât, der grüene ritter hât daz beste hînaht getân.
2964 tybalt W
iht W artus W Arthus P riche W allegelich W zegrozem W
¶ fehlt P Lyle W lile P hiut fehlt P Es laster schade vnd zorn P hant WP sîn] dz P
dâ fehlt P
Also Dieppalt sin selbes vergas:
59v P
W’ Dô daz gesach der milte Erec, dô tet er, als ez im gezam: zehalse W tybalt W Diepalt P do W einez] yenis P enpýe W
2968 ¶ fehlt P daz] dis P ereg P
2951–2952 wîs : wîs La (Ha) nach einem Vorschlag von Friedrich Heinrich von der Hagen 2952 ¶ fehlt Ha 2954 HaA erwägt Lesung mit P oder hiut und alle wîle 2964 Diepalt Ha / niene Ha 2968–2969 Ha wie die rechte Spalte 2968 ¶ fehlt Ha 2972 Diepalt Ha 2978 dirre La (Ha) 2952 wîz ist mit Hannink, S. 43 (mit Verweis auf V. 3095, 3182, 3199) beibehalten. 2963 vermezzen stv. refl. mit Gen. oder abhängigem Satz ›sich etwas bestimmt vornehmen; etwas behaupten, versichern‹ (BMZ II/1 214f. mit Verweis auf V. 6248, 7389, 7393; Le III 178f.; vgl. auch V. 8975). 2968–2969 Der Paralleltext dient hier ausnahmsweise einer zweiten möglichen Fassung von W, die handschriftlichen Lesungen zu den Konjekturen sind jeweils der anderen Spalte zu entnehmen. Es ist nicht zu entscheiden, welche Konjektur das Richtige trifft.
2943–2979
2945
2950
2955
2960
2965
2970
2975
weit vom Ross fallen sah. Er prallte auf die Erde auf, als ob er keine Beine hätte. Da sprach der an Ehren standhafte, Artus, der herrliche König: ›Dieser Ritter will uns alle auf die gleiche Weise in großes Laster stürzen. Ich würde mich gerne mit aller Kraft bemühen, dass er daran scheitert. Da sprach der weiße Markgraf, dessen Burg bei der Lile stand: ›Mich machen dieses Laster und der Schaden heute sehr zornig. Wir haben zwei gute Rösser verloren. Wenn ich ihn fasse, dann wird er dafür bezahlen.‹ Damit erhob er seine Lanze und sprengte von den Seinen davon. Da zeigte der grüne Ritter abermals, von welchem Schlag er war. Er stach auch diesen auf die Wiese, der sich da leichtsinnig mit ihm eingelassen hatte. Tibalt verlor nie den Kopf: Sobald einer der Ritter niederfiel, nahm er sogleich das Ross und führte es schnell weg. Als das geschehen war, da tat der gütige Erec, wie es sich für ihn gehörte: Er nahm den Schild zu Halse und eine geschmückte Lanze. Tibalt brachte auch eine daher, die sein kühner Herr empfing. Der Schaft war ebenfalls grün, entsprechend der restlichen Bewaffnung. Da sprach manch einer: ›Egal wie es danach weitergehen wird, der grüne Ritter hat heute Nacht das Beste getan.
169
So vergaß Tibalt seiner selbst:
Als das der gütige Erec gesehen hatte, da tat er, wie es sich für ihn gehörte:
170 2980
2985
2990
2995
3000
3005
3010
Text und Übersetzung mac er Erecke vor enthân, entriuwen sô ist er niht sô swach, als in der herre Kei ersach.‹ 19va Hie mit liezen si diu wort und kampften wider und vort, swi ez ergân solde. Erec niht beiten wolde, wan er grôzer liste wielt. den zoum er zim hielt und lie sîn ros ensprungen varn. des begunde der grüene ritter warn und was im ernst und gâch. si kômen ein ander sô nâch, daz si diu sper stâchen durch di schilt, daz si brâchen, und gesâzen doch beide vaste. Erecke und dem gaste brâht man zwei anderiu sper. den vremden dûhte, daz er ze sanfte wære dar komen. di zwên tiurliche gomen, di begunden justieren sunder failieren, biz si zehen sper vertâten wider ein ander und doch hâten dar zuo geslagen manigen slac. dô enwolt Erec fil de roi Lac dar niht mêre, ist uns geseit. der künic Artûs dô reit und sprancte mit den sînen gar. des nam der grüene ritter war und entweich in sîn letze wider. Mîn her Wâlwein kom sider, der ie mit tugenden was behaft.
2980 ereche W
2983 Die W
2982 Ha folgt P / Keiîn Ha fehlt Ha
2985 wi W
Mag er Erecke vor gestan, ... Kay W Also in koin P
Hie mitte liessent sy die wort Vnd kaftin wider vnd vort, Wie es ergan solte. grosse P behielt P
Des begonde der fremde ritter warn ... 60r P
doch fehlt P ¶ Erech W Erecce P ¶ fehlt P
zesaunfte W werin P genomı P begondent so justieren P valieren P
... Das sy˙ die zehen sper vertaten Wider ein ander vnd doch hatten Dar zuo geslagen manigen slag. erec fylderoilac W erec filderoi lag P artus W arthus P uereit P
walwein WP ¶ fehlt P
2996 Erette P?
2984 Ha folgt P
2995 Ha folgt P
2996 ¶ fehlt Ha
3009 gar] dar Ha
3012 ¶
2980 enthaben vor plus Dat. (W) swv. ›jemandem standhalten‹ (BMZ I 600 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 3040). 2984–2985 Während P unproblematisch ist, muss für W Subjektswechsel angenommen werden: Hier kämpfen natürlich nicht die Zuseher, die sich zuvor unterhalten haben, sondern Erec und Lanzelet. Entsprechend ist für V. 2985 zu konjizieren (›wie auch immer ...‹). 2984 Kantola 1982, S. 153–155 denkt für die Wendung wider und vort (vgl. V. 3110, 3416) an eine Beeinflussung durch die hypothetische nordwestliche Vorlage; vort ist allerdings im Mhd. so verbreitet, dass die Entlehnung nicht für den Einzelfall erklärt werden muss. 2991 mir ist, wirt gâch ›ich habe Eile, strebe mit Eifer‹ (Le I 722). 3000 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. 3002 failieren swv. ›fehlen‹ (BMZ III 215; Le III 6). 3008 ue- in uereit P hält Hannink für ûz. 3011 letze stf. (hier) ›Schutzwehr, Grenzbefestigung‹ (Le I 1890f. mit allgemeinem Verweis auf den ›Lanzelet‹).
2980–3013 2980
2985
2990
2995
3000
3005
3010
171
Wenn er auch Erec standhalten kann, dann ist er bei meiner Treue nicht so schwach, wie Herr Kei von ihm dachte.‹
Wenn er vor Erec bestehen kann, ...
Hiermit hörten sie zu reden auf
Hiermit hörten sie zu reden auf
und (Lanzelet und Erec) kämpften hin und her, egal wie es ausgehen würde. Erec wollte nicht abwarten, weil er über großes Können verfügte. Er hielt den Zaum an sich und ließ sein Ross dahinsprengen. Das nahm der grüne Ritter wahr und es war ihm ernst und er hatte es eilig. Sie kamen einander so nahe, dass sie die Lanzen durch die Schilde stachen, sodass sie brachen, und doch blieben beide sicher im Sattel. Erec und dem Gast brachte man zwei andere Lanzen. Der Fremde glaubte, dass er zu sanft gekämpft hätte. Die zwei vortrefflichen Männer, die tjostierten ohne zu fehlen, bis dass sie zehn Lanzen gegeneinander
und gafften hin und her, wie es ausgehen würde.
vertan und doch dabei viele Schläge geschlagen hatten. Da wollte Erec, der Sohn von König Lac, nicht mehr weitermachen, erzählt man uns. Da ritt König Artus selbst und sprengte mit allen seinen Gesellen los. Das sah der grüne Ritter und kehrte wieder in seinen Schutzwall zurück. Mein Herr Walwein kam später, der stets mit Tugenden behaftet war.
Das nahm der fremde Ritter wahr ...
... sodass sie die zehn Lanzen gegeneinander vertan und doch dabei viele Schläge geschlagen hatten.
172
3015
3020
3025
3030
3035
3040
3045
Text und Übersetzung er was schouwen di ritterschaft. als schier man in liez enstân, wi ez sînen gesellen was ergân, des antwurt er zehant: ›daz ist der selbe wîgant, von dem uns dicke ist gesaget, der sô manigen prîs hât bejaget. ûf der erde lebt sîn gelîche niht; diu welt im gar des besten giht.‹ 19vb Si lobeten alle sîne maht. noch dô vor der selben naht bejaget sich der küene mit sîm schilte grüene ûf dem velde in alle wîs, daz er êre und prîs ze herbergen brâhte und man sîn sît gedâhte ze aller slaht hübscheit. Wâlwein vorschende reit zuo den vremden gesinden. er wolt gerne bevinden den helt an tugenden ûz genomen. swar er danne was komen zuo den rittern, sô sprâchen si ie: ›er was niuwelingen hie und hât uns grôzen schaden getân. im enkan nieman vor enthân. er würket vreislichen ban und ist ein unmüezic man. Swi ez morgen gevar, er hât vil nâch ir êre gar, di hînaht ûz kâmen und schilt ze halse nâmen.‹ Nuo was ez alsô ergangen, daz er het gevangen
3020 So der P
3031 zeallerslaht W
3032 Walwein WP
ließ in P
60v ... Wie es sime gesellen was ergan, Des antwurte er ime zuo hant: ›Diß ist ye der selbe wigant, Von deme vns dicke ist gesaget, Der so manige manheit hat beiaget. Vff der erden lebet nit sin gelich; Er ist k¨vne vnd aller selden rich. ‹ lobenten W Initiale fehlt P
zeherbergen W
... Vnd man sin sit gedachte Zuo allir slachte frommikeit. Wâlwein valschende bereit Zuo den frömidisten gesinden. finden P
wz nuo nüwenlichen P
61r Jme enmag nyeman vor bestan. vreischlich inban W ¶ fehlt P
zehalse W Vnd die schilte P [e]S was also P
3047 Repräsentant nicht aufgelöst P
3021–3022 Ha folgt P 3021 ûf erden Spr 3031 Ha folgt P 3041 vreislich inban Ha 3043 ¶ fehlt Ha 3047 Ha folgt P 3014 Zur Umschreibung des einfachen Verbs mit wesen plus Part. Präs. siehe Le III 799 mit Verweis auf die Stelle; vgl. BMZ I 128. Die Konstruktion dient in der Regel der Hervorhebung des durativen Charakters des Verbalvorgangs (Mhd. Gramm. § 329, 1). HaA übersetzt: ›er war weggegangen um die ritter zu sehen‹. 3025 bejagen swv. refl. ›sich (auf löbliche Weise) beschäftigen, sein Leben hinbringen, erhalten‹ (BMZ I 765f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6171, 6607; Le I 162; vgl. HaA zu V. 6171; Haupt, Sp. 111). 3032–3033 Der Paralleltext ist problematisch und wirkt im Kontext unpassend: Walwein führt auf betrügerische Weise Krieg (zu berîten intr. siehe BMZ II/1 735) mit sehr fremden Gruppen. 3040 Zu enthaben (W) siehe Anm. zu V. 2980. 3041 Konjektur mit P, Le I 1428, Bä und Hannink; HaA ist die Stelle in W ein Rätsel. / Zu ban siehe Anm. zu V. 1416.
3014–3048
3015
3020
Er hatte sich die Ritter angeschaut. Sobald man ihm beibrachte, wie es seinen Gesellen ergangen war, antwortete er sogleich darauf: ›Das ist derselbe Kämpfer, von dem uns oft erzählt wird und der so vielen Ruhm erjagt hat. Auf der Erde lebt nicht Seinesgleichen; die Welt spricht von ihm nur das Beste.‹
173
... wie es seinem Gesellen ergangen war, antwortete er ihm sogleich darauf: ›Das ist bestimmt derselbe Kämpfer, von dem uns oft erzählt wird und der so viel Mannheit erjagt hat. Auf der Erde lebt nicht Seinesgleichen; er ist kühn und reich an allem Glück.‹
Sie lobten alle seine Kraft. 3025
3030
3035
3040
3045
Noch vor dieser Nacht jagte der Kühne mit seinem grünen Schild auf dem Feld so sehr herum, dass er Ehre und Ruhm zur Herberge brachte und man ihm seither jede Art Höfischheit zudachte. Walwein ritt auf Nachforschung zu den fremden Gruppierungen. Er wollte gerne den Held mit den hervorragenden Tugenden finden. Wo immer er dann zu Rittern hinkam, so sprachen sie stets: ›Er war vor kurzem hier und hat uns großen Schaden zugefügt. Ihm kann niemand standhalten. Er verbreitet schreckliches Verderben und wird des Kampfes niemals müde. Was auch morgen geschieht, er besitzt beinahe die Ehre von ihnen allen, die heute Nacht hinausgekommen sind und Schilde zu Halse genommen haben.‹
Nun war es so ergangen, dass er nur einen einzigen
... und man ihm seither jede Art Tüchtigkeit zudachte. Walwein führte auf betrügerische Art Krieg mit den fremdesten Gruppierungen.
Vor ihm kann niemand bestehen.
174
3050
3055
3060
3065
3070
3075
3080
Text und Übersetzung niht wan einen stæten helt, von dem uns dicke ist gezelt, daz er der tiurste wolte sîn, mit den liehten schenkeln her Maurîn. den vienc er niht wan umbe daz, daz man wiste dester baz, daz er mêr wol het getân. den gevangen sant er in allen gân sîner vriundinne reine. der gewin was ouch niht kleine, den sîne knappen nâmen, sô di ritter nider kâmen, di ir herre von den rossen stach. sînen schilt man wol zerhouwen sach, 20ra zerfüeret in manic ende. daz der ellende sô manic sper brach entzwei und doch von dem turnei mit êren fuor und âne verlust, daz er begie sô manic just, ein michel wunder dâ geschach, wan er dâ vor nie gesach vier man mit ein ander strîten. nuo sul wir in lâzen rîten ze herberge unz morgen fruo, und sehent danne, waz er getuo! Zeruowe schuof er sîn gemach. nuo merkent rehte, wi er sprach: ›sît nieman weiz, wer ich bin, sô ist daz harte wol mîn sin, daz ich mînen gewerp nieman sage. Tibalt, morgen, als ez tage, sô brinc mir einen schilt wîz. dar zuo brüeve in allen vlîz ein banier wîz von sîden.
er ein der P mavrin W maurin P schenckelin P er in etwenne vmbe P Vers fehlt P wol mere P frundýnne der reine P Mit den knappin P heren P
... Turgele in manigem ende. sper entzwei W 61v P zerbrach P
erbegie W manigen P do W ein fehlt P do WP Merman mit andns P
˙ ritten Nuo lant in fur Zuo herbergen vntze morne fruo ... tuo P eruwe W
horte P tybalt W Diepalt P moren W Dar noch bruwe in allem filiß P
3071 Merman ist wohl durch einfache Verschreibung entstanden, noch in P ist m oft nur schwer von ui zu unterscheiden 3073 zeherberge W 3075 freier Raum für Initiale W 3051 Ha folgt P 3056 sant er sân La (Ha), dagegen Lei, der WP folgt 3063 Ha folgt P / in fehlt Spr ˙ P] fürbaz Hannink 3074 Ha folgt P 3080 Diepalt Ha P 3072 Hannink folgt P / fur
3069 Ha folgt
3053–3055 Lanzelet fängt Maurin alleine deshalb, um damit zu beweisen, dass er leicht mehr Ritter gefangen nehmen hätte können (vgl. WePéBuKe); nicht um zu zeigen, dass er der Beste sei (Sp). 3056 Lies in allen gâhen ›eilgst‹ (BMZ I 454 mit Verweis auf V. 945, 5916; Le I 724; vgl. Lei). Die kontrahierte Form scheint sonst nicht belegt, ist aber in Analogie zu hâhen > hân, vâhen > vân etc. (Mhd. Gramm. § 284) leicht auflösbar. 3063 dürkel (PHa) adj. ›durchbohrt, durchlöchert‹ (Le I 495 mit Verweis auf die Stelle). 3072 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) siehe Anm. zu V. 2809. 3082 prüeven, brüeven swv. ›herbeischaffen‹ (BMZ II/1 537 mit Verweis auf die Stelle); keine Konjektur, da die unverschobene Form auch in die Wbb. aufgenommen ist; vgl. V. 8675.
3049–3083
3050
3055
3060
3065
3070
3075
3080
standhaften Held gefangen hatte, von dem uns oft erzählt wird, dass er der vortrefflichste sein wollte: Herr Maurin mit den hellen Schenkeln. Den fing er nur deshalb, dass man daran erkannte, dass er wohl mehr hätte tun (fangen) können. Den Gefangenen sandte er in aller Eile seiner reinen Geliebten. Auch der Gewinn war nicht gering, den seine Knappen nahmen, wenn die Ritter niederfielen, die ihr Herr von den Rössern stach. Seinen Schild sah man sehr zerhauen, zerschlagen an Ecken und Enden. Dass der Fremde so viele Lanzen entzwei brach und sich trotzdem mit Ehren und ohne Verlust von dem Turnier entfernte, und dass er so viele Tjosten genommen hatte, daran geschah ein großes Wunder, weil er davor noch nicht einmal vier Männer gegeneinander kämpfen gesehen hatte. Nun sollen wir ihn zur Herberge reiten lassen bis zum nächsten Morgen, und seht dann, was er tut!
Er schaffte sich eine angenehme Nachtruhe. Nun passt genau auf, wie er sprach: ›Da niemand weiß, wer ich bin, so ist das mein wichtigstes Anliegen, dass ich niemandem mein Vorhaben sage. Tibalt, morgen, wenn es tagt, dann bringe mir einen weißen Schild. Dazu schaffe mir mit allem Fleiß ein weißes Banner aus Seide herbei.
175
... durchlöchert an Ecken und Enden.
Nun lasst ihn zur Herberge weiter reiten bis zum nächsten Morgen ...
176
Text und Übersetzung
du solt daz niht vermîden, mîn wâfenroc sî alsam.‹ Tibalt einen wîzen samît nam und machet ein kovertiure guot. er was hübsch und fruot, wan im êre wol behagete. 3090 morgen, als ez tagete, dô het erz allez bereit ze rehter gelegenheit nâch sînes herren gebote. nuo bevalch sich dem rîchen gote 3095 der wîze ritter früeje, daz er im vor aller müeje des tages behuote sîn leben. dar nâch hiez er im geben einen turneischen imbîz, 3100 wan im stuont aller sîn vlîz an justieren und an strîten. er begunde ûz rîten, 20rb dô er sîner ougen wünne sach. So iener disen nider stach, 3105 daz was im vil genæme. Wenne der grüene ritter kæme, des wart manic helt gemeit. der wîze ritter dô niht enbeit, er nam dem grüenen gar daz wort 3110 und kêrt wider und vort, dô er hôrt kroigieren. er begunde justieren und machte satel lære, als es vermisset wære; 3115 sô stach er manigen der nider. wer solte setzen sich der wider, 3116a ... 3116b ... 3085
3105 geneine P?
ensolt P alsan P tybalt W Diepalt P semit nan P
eren W 1ra S 62r P da S zerehter W bevalch er sich S fruo ge P vrue ge S im] in S aller slahte mve ge S im fehlt S Essen turneischen P iusten vnd vff stritten P zweites an fehlt S sin W synier P ¶ fehlt PS einer S
... Das was ime vil geneme dan. Wanne der grune ritter kam, ... wartete P wartet S beit P vnd fúr dort P groigeren W kreyeren P kroieren S machte den sattel P Alse er es P 62v P
S wer solte sich setzen der wider, wan sin gelve ke nie gebrach – so man dar och wol gesach –
3106 groze S
3084 Ha folgt P 3086 Diepalt Ha 3095–3096 vrüeje : müeje Ha 3103 da Ha 3104 Ha zieht den Vers nach oben und schließt ihn mit Punkt / ¶ fehlt Ha 3107 warte Ha 3108 ritter fehlt Ha, der (HaA) auf V. 3199 verweist 3111 da Ha 3088 vruot adj. ›wacker, artig, fein‹ (BMZ III 389 mit Verweis auf die Stelle). 3096 Paralleltext für S ist nicht angebracht, da auch S in V. 3097 sin (leben) hat. 3105–3107 Der Paralleltext für P ist fraglich, da in V. 3106 wie in W Konj. Prät. zu erwarten wäre; auch der neue (?) Reim ist problematisch. 3107 Lies für W warte (= wartete) (Ha), vgl. Anm. zu V. 1590. 3110 Zu wider und vort siehe Anm. zu V. 2984. 3111 kroigieren = kroiieren etc. ›den Schlachtruf erheben, schreien‹ (BMZ I 886 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1745). 3114 kann nach oben und unten gezogen werden; Ha setzt Punkt nach V. 3113. Gemeint ist wohl, dass Lanzelet die Gegner mit einer Leichtigkeit aus dem Sattel hebt, als würde er ins Leere stechen (vgl. WePéBuKe). ›Wen immer es danach verlangte, den stach er aus dem Sattel‹ (Sp für V. 3114–3115) trifft den Sinn nicht.
3084–3116b
3085
3090
3095
3100
3105
3110
3115
Du sollst es nicht unterlassen, dass auch mein Waffenrock so ist.‹ Tibalt nahm einen weißen Seidenbrokat und machte eine gute Satteldecke. Sie war höfisch und fein, weil ihm die Ehre gut behagte. Am nächsten Tag, als es hell wurde, da hatte er es alles in der richtigen Weise nach dem Gebot seines Herrn vorbereitet. Nun befahl sich der weiße Ritter früh dem herrlichen Gott an, dass er ihm untertags sein Leben vor allen Beschwerden behüten sollte. Danach ließ er sich einen dem Turnier angemessenen Imbiss geben, denn sein ganzer Sinn stand ihm nach Tjostieren und Kämpfen. Er ritt aus, als er seine Augenwonne (Ade, das Turnier?) sah. Wenn jener diesen niederstach, war ihm das sehr angenehm. Wann der grüne Ritter kommen würde, darauf achteten viele fröhliche Helden. Der weiße Ritter wartete da nicht, sondern er brachte den grünen völlig um den Ruhm und eilte hin und her, wo er Schlachtgeschrei hörte. Er begann zu tjostieren und machte die Sattel leer, als hätte er in die Luft gestochen; so stach er viele nieder. Wer hätte sich da dagegen wehren können,
3116a ... 3116b ...
177
... war ihm das dann sehr angenehm. Wann der grüne Ritter kommen würde, ...
S Wer hätte sich da dagegen wehren können, wo sein Glück doch nie zerbrach – wie man dort auch gut sehen konnte –
178
3120
3125
3130
3135
3140
3145
3150
3155
Text und Übersetzung wan sîn gelücke nie vergaz? Man sprach dem wîzen ritter baz, danne man dâ ieman tæte, wan er wol gerîte hæte. Er stach manigen ûf daz gras und enruohte, wer in ûf las. er enwolt des morgens nieman vân. beidiu an stechen und an slân het er sînen vlîz bekart, unz er ein teil müede wart. dô wolt er ein küele vân und etsliche ruowe hân und kêrt ûf ein plânge. dô lac von Tumânge Grâve Ritschart, ein milter helt. hundert ritter ûz erwelt, di heten under in gesworn und in ze herren erkorn, daz si under sîner baniere riten. dise heten alle wol gestriten und wârn ouch sêre geslagen. in was in den zwein tagen gevangen zweinzic ritter abe. des was ir vröude und ir habe dest miner, sô si jâhen. als di unsern friunt gesâhen, 20va daz im daz houpt bar was, dô luoden si in an daz gras. ûf sprungen al gelîche und schancten im minniclîche in eim kopfe guoten wîn. er muost in grôz willekomen sîn, wan si sageten im ze mære, daz ir rede niht anders wære, wan daz si alle mit ir künsten sînes lîbes wünsten. si sâhen in zwischen den scharn des morgens ritterlîche varn; des was ir dienst im bereit.
3117 nyene P
und sin got nie vergaz? ¶ fehlt PS 1rb S
S ... wan er wol geritten hete. ruo hte S ern wolte S stechenne S
rui we S tvmange WS lag manig tumange P ¶ fehlt PS ûz fehlt S zeherren W in fehlt P heren vß er korn P sinen P
63r P als di] Do sý P do siv S unsern] iren P
algeliche W sprvngen si alle PS schantin P in fehlt P grôz fehlt PS zemere W zuo zuo P 1va S wnschten W wunsten P zwischen] inschvssen S die nist ime geriet P gereit S
3120 P folgt S
3118 ¶ fehlt Ha 3120 Ha folgt PS 3123 Ha folgt S 3125 behart La (Ha) 3131 ¶ fehlt Ha 3145 Ha folgt PS 3148 Ha folgt S 3155 Ha folgt S
3129–3130 plâne : Tumâne Ha
3120 gerîte (gerite?) stn. ›das Reiten; Reitzeug‹ (Le I 883) ist möglich, wenn auch die Lesungen von PS treffender sind. 3125 bekêren an swv. ›zu etwas hinwenden‹ (BMZ I 797f.; Le I 164f.). Zu beherten La (Ha) siehe Anm. zu V. 2745. 3129 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 3152 Konjektur mit PHa wegen des Reims.
3117–3155
3120
wo ihn das Glück doch nie vergaß? Man sprach vom weißen Ritter besser als von irgendeinem anderen Mann, weil er gut im Reiten war.
Er stach viele auf die Wiese
3125
3130
3135
3140
3145
3150
3155
und kümmerte sich nicht darum, wer sie aufsammelte. Er wollte an diesem Morgen niemanden gefangen nehmen. Er hatte seinen Fleiß sowohl aufs Stechen wie aufs Schlagen verwendet, bis er etwas müde wurde. Da wollte er Abkühlung finden und ein wenig Ruhe haben und wandte sich einem freien Platz zu. Da lag Graf Ritschart von Tumange, ein gütiger Held. 100 auserwählte Ritter hatten ihm ihren Eid geleistet und ihn als Herrn gewählt, dass sie unter seinem Banner ritten. Diese hatten alle gut gekämpft und waren auch sehr geschlagen worden. In den zwei Tagen waren 20 Ritter von ihnen in Gefangenschaft geraten. Deshalb war ihre Freude und ihr Besitz umso weniger, wie sie sagten. Als diese unseren Freund erblickten und sahen, dass sein Haupt unbedeckt war, da luden sie ihn ein, sich bei ihnen auf der Wiese niederzulassen. Alle sprangen zugleich auf und schenkten ihm freundlich in einem Becher guten Wein ein. Er musste ihnen sehr willkommen sein, denn sie erzählten ihm, dass sie von nichts anderem redeten, als dass sie sich alle sehnlichst seinen Beistand erhofften. Sie hatten ihn am Morgen zwischen den Gruppen ritterlich fahren sehen; deshalb wollten sie ihm dienen.
179 und Gott nie auf ihn vergaß?
S ... weil er gut geritten war.
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3185
3190
Text und Übersetzung schier was ouch im geseit ir schade und ir geverte. dô sprach der unverherte an lîbe und an den êren: ›welt irs iuch niht behêren, sô lânt mich iuwern gesellen sîn. ich ziuhe ez ûf di sele mîn, daz ich iu gern wil gestân. got lâz ez uns ze heil ergân!‹ Des wârn si allesamit vrô. grâve Ritschart hiez dô ein vremde banier binden an. nuo sâzen ûf di küene man und genuzzen ir gesellen, wan der begunde vellen di vînde strôdicke. er sluoc, daz di fiures blicke hôhe von den helmen vlugen. swâ di sîne hin zugen, dâ zoumden si und nâmen. Sô si wider ûz kâmen, sô was er in spotes âhte, der niht wan einen brâhte. er sluoc sô sêre den man, daz er sich lützel versan, war man in treip oder zôch. den wîzen ritter maniger vlôch, 20vb der anders doch küene was genuoc, wan er sô nîtlîche sluoc. alle ervorhten si daz. des tages nieman im vor gesaz, der im ze rosse widerreit, niht wan Karjet, sô man uns seit: der gesaz im zeim stiche. wi schier er von im striche, des endarf nieman vorsche hân.
S vil schiere wart ime geseit ir schade und ir geverte.
iv W irs ivch es niht S uwer geselle P ui wer geselle S
S ich zui ch ez vf die selde min, ... zeheil W gan P ze gvo te gan S Initiale fehlt PS 63v P alle fro P alle vro S Initiale S sassent sy vff P genvschen S er PS stro diche W jugende P
S er slvo c, daz fivres blicke hohe von dem himel slvgen. do WS zovmden vnd W ¶ fehlt PS er fehlt PS mit wanne P nie wan S
maniger] man P doch fehlt PS 1vb S
ime nyeman gesas P im nieman S zerosse wider reit W orsse S karyet W kariet P garriet S
64r P Dz P vorsche] froge P vor sehe S
3156 Schiere wart ime ouch P 3157 schande P 3162 P folgt S 3167 Initiale S nach MoHaA gegen Gr 3172 schluo g des fures P / die Mo für S 3173 himeln S 3162 Ha folgt PS 3172 Ha folgt S folgt PS 3186 Ha folgt S
3176 ¶ fehlt Ha
3177 Ha folgt PS und verweist (HaA) auf V. 1359
3183 Ha
3160 behêren swv. refl. (Akk.) mit Gen. ›sich stolz über etwas erheben‹ (Le I 154f. mit Verweis auf die Stelle). 3162 Zu ein dinc ûf iemen ziehen siehe Anm. zu V. 1657. 3171 strôdicke adv. ›so dicht wie die Halme, das Stroh eines Getreidefeldes‹ (Le II 1246f. mit Verweis auf die Stelle). 3173 Konjektur, da himel mhd. nur st. flektiert (BMZ I 685; Le I 1282f.). Vermutlich ist das auslautende -n ein Indiz für die Verschreibung aus helmen. Die Differenz der Verben lässt sich dagegen schwer beurteilen.
3156–3191
3160
3165
3170
3175
3180
3185
3190
Bald war ihm auch ihr Schaden und ihre Situation erzählt. Da sprach der an Körper und an Ehre Unversehrte: ›Wenn ihr euch dazu nicht zu gut seid, dann lasst mich euer Geselle sein. Ich schwöre bei meiner Seele, dass ich euch gerne beistehen will. Gott möge uns Glück schenken!‹
Darüber waren sie allesamt froh. Graf Ritschart befahl da, ein unbekanntes Banner anzubinden. Nun saßen die kühnen Männer auf und profitierten von ihrem Gesellen, denn der begann, die Feinde zu fällen wie dichtes Stroh. Er schlug, dass die Feuerfunken hoch von den Helmen spritzten. Wo immer die Seinen hinzogen, zäumten sie Pferde und machten Gefangene. Als sie wieder aus dem Kampfgetümmel kamen, da war jener dem Spott ausgeliefert, der nur einen daherbrachte. Er (Lanzelet) schlug so sehr auf den Mann ein, dass er wenig darauf achtete, wohin man ihn trieb oder zog. Viele flohen vor dem weißen Ritter, die doch sonst sehr kühn waren, weil er so hasserfüllt zuschlug. Alle fürchteten sich davor. Untertags konnte sich niemand gegen ihn im Sattel halten, der ihn zu Ross anritt, außer Karjet, wie man uns erzählt: Der hielt sich beim Stechen gegen ihn im Sattel. Wie schnell er sich von ihm entfernte, danach soll niemand fragen.
181 S Sehr bald wurde ihm ihr Schaden und ihre Situation erzählt.
S Ich schwöre bei meinem Schicksal, ...
S Er schlug, dass die Feuerfunken hoch vom Himmel prasselten.
182
3195
3200
3205
3210
3215
3220
3225
Text und Übersetzung er enwolte sîn niht mêr bestân. daz was ein michel wîsheit. als im Karjet entreit, dô bestuont in zehant ein herzoge wîten erkant; der wolte prîs an im bejagen. er was von Wâlest, hôrt ich sagen. den übersluoc der wîze. ez was nâch imbîze, daz er den fürsten gevienc. als schiere daz ergienc, den antwurt er sîner vrouwen, daz si wol möhte schouwen, daz er an si gedæhte. als es dem âbende næhte, dô schuof der wîze ritter daz, daz grâve Ritschart fürbaz über hundert ritter drîzic vie, als diu naht an gie. di antwurt man Tibalde, beidiu junge und alde, durch sînes herren êre. Doch en nam er niht mêre, wan als ez guot wart getân. di gesellen wolten ouch enstân, wer der wîze ritter wære. der recke sprach: ›daz mære wirt iu sô schiere niht gesaget. Morn fruo, als ez taget, kum ich gern, sô ich leben. dâ mit lânt mich got ergeben 21ra und mit iuwern hulden rîten.‹ di sporn satzter ze sîten und reit ze herbergen. daz tet er niht durch bergen, wan daz in dûhte ein schande,
Er enwolte sy nit bestan. Initiale PS chariet W kariet PS in treit P
waleist W walest P wallist S
S den vberslvo c der wize und warp mit allem vlize, ... fúrstent P
gedahte S næhte W] moe chte P nahte S Dz dz der ritschart P dreizic W
... Also sy˙ die nacht an gie. aventvr W tybalde W diepalde P diebalde S herere P stnes S 64v P ¶ fehlt PS en fehlt PS er ir niht S Ende Fragment S als fehlt P was P
daz] dich P schiere] lichte P
Morne fruo , also es tagit, Kume ich gerne, sol ich leben. do W zesiten W satte er P zeherbergen W
3192 wolt S / mêr] bi in S 3193 freier Raum für Initiale P 3199–3200 P folgt S 3200 er W 3213 sines Mo für S 3218 dich P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 3199–3200 Ha folgt PS 3205–3206 gedâhte : nâhte Hannink 3211 Diepalde Ha 3214 Ha folgt S 3215 Ha folgt P 3218 daz] ditz Ha 3219 Ha folgt P 3220 ¶ fehlt Ha 3221 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 56 3206 Prät. von næhen ist næhte (BMZ II/1 294), die Konjektur von Hannink ist daher abzulehnen. 3210 mich gât ein dinc ane (P) ›wandelt mich an, trifft mich‹ (Le I 59). 3221 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 3222 Pérennec, S. 86 erwägt Fehlen von sîn, da normalerweise der sich Verabschiedende von den anderen erbittet, ihn Gott anzubefehlen. Vgl. aber analoge Konstruktionen bei BMZ I 504f.
3192–3227
3195
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3225
Er wollte ihn nicht mehr angreifen. Das war eine große Weisheit. Als ihm Karjet entritt, da griff ihn sogleich ein weithin bekannter Herzog an; der wollte an ihm Ruhm erjagen. Er war von Wales, hörte ich erzählen. Den besiegte der Weiße. Es war nach dem Imbiss, dass er den Fürsten fing. Sobald das geschehen war, überantwortete er ihn seiner Herrin, damit sie gut erkennen konnte, dass er an sie dachte. Als der Abend nahte, da hatte es der weiße Ritter geschafft, dass Graf Ritschart noch über 130 Ritter gefangen nahm, als die Nacht hereinbrach. Die überantwortete man Tibalt, sowohl junge wie alte, der Ehre seines Herrn willen. Dennoch nahm er nicht mehr, als es sich gehörte. Die Gesellen wollten auch wissen, wer der weiße Ritter wäre. Der Recke sprach: ›Diese Geschichte wird euch so schnell nicht erzählt. Morgen früh, sobald es tagt, komme ich gerne, wenn ich es erlebe. Hiermit erlaubt mir, mich Gott anzubefehlen und mit eurem Wohlwollen zu reiten.‹ Er setzte die Sporen an die Seite und ritt zur Herberge. Das tat er nicht, um sich zu verstecken, sondern weil er es für eine Schande hielt,
183 Er wollte sie nicht angreifen.
S Den besiegte der Weiße und bemühte sich mit allem Fleiß, ...
... als die Nacht über sie hereinbrach.
Morgen früh, sobald es tagt, komme ich gerne, wenn ich es erleben werde.
184
3230
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3240
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3255
3260
3265
Text und Übersetzung daz er sîn selbes niht erkande. er enwolt ze rede werden niet. mit urloube er dannen schiet. und wizzent wol, swi gern er vaht, er gewan ein wünnecliche naht. An dem driten tage fruo, dô reit manic banier zuo ûf daz velt ze Djoflê. grâve Ritschart, von dem ich saget ê, der wânde vinden vil bereit sîn âbentliche sælicheit. durch daz huop er di ritterschaft mit starker übermüete kraft, wan im was wol gelungen. di schilt für sich twungen beidiu di sîne und ouch er. si zerstâchen manic sper und riten sô, daz nieman baz. dâ von wart im ouch gehaz Wâlweines vater, der künic Lôt. sînen rittern er gebôt und bat, daz daz würde gerochen, daz sime vil abe gebrochen des âbendes hâten. als daz wart gerâten, dô was ir vil, di des geswüeren, daz si wânden besnüeren den schadelichen wîzen degen. als es dem künige was verpflegen, des wart ein puneiz erhaben niht verre von dem burcgraben, des liehte helme wurden schart. dô verlôs grâve Ritschart sîner gesellen ein michel teil. man liez in niht sô vil sô ein seil. 21rb des wart der grâve erbliuget. ob uns daz mær niht liuget, sô enhal sich mit müezicheit
zerede W
Mit vrlobe er von in schiet.
riet P dyofloyde W] zuo joifle P gesagete P seilicheit W vber mvte W 65r P
Die schilte sy fur sich drungen, Beide sy vnd ouch er.
do W Do P in P Walweines W walweins P Lot W lot P bat das wurde jrrochin P sy ime aber vil brochin P diß P geswo rn W des fehlt P Vers fehlt P
pvniez W pungiez P des] Vnd P wurden fehlt P
niht vil ein seil W Den ließ man P mær] leit P
... So enhielt sich mit müssikeit ...
3233 Repräsentant nicht aufgelöst P 3228 ern selbe niht La (Ha) 3229 ern wolt Ha 3243 die sînen HaA 3249 bat daz wurde Ha 3253 dô was vil ir dis geswüeren Bä 3262 Ha folgt P / zweites sô fehlt Ha 3264 mær] liet Ha 3265 Ha folgt P 3240 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 3254 besnüeren swv. ›umschnüren, einschnüren‹, hier bildlich (BMZ II/2 455 mit Verweis auf die Stelle; Le I 221). 3257 Zu verpflegen siehe Anm. zu V. 522. 3259 schart adj. ›schartig, zerhauen, unganz‹ etc. (BMZ II/2 156f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 669). 3263 erbliugen swv. ›einschüchtern‹ (Le I 617 mit Verweis auf die Stelle).
3228–3265
3230
dass er sich selbst nicht kannte. Er wollte nicht ins Gerede kommen. Er nahm Abschied und entfernte sich.
185
Er nahm Abschied und entfernte sich von ihnen.
Und seid versichert, wie gerne er auch gefochten hatte, er gewann eine wunderbare Nachtruhe.
3235
3240
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3255
3260
3265
Am dritten Tag in der Früh, da ritten viele Banner herzu auf das Feld zu Djofle. Graf Ritschart, von dem ich zuvor erzählte, der glaubte, sein abendliches Glück erneut für ihn bereit zu finden. Deshalb erhob er die Ritterschaft mit einer großen Menge Übermut, denn es war ihm gut gelungen. Sowohl die Seinen wie auch er zwängten die Schilde vor sich. Sie zerstachen viele Lanzen und ritten besser als alle anderen. Deshalb wurde ihm auch Walweins Vater, der König Lot, verhasst. Er gebot seinen Rittern und bat, dass das gerächt würde, dass sie (die Leute Ritscharts) ihm am Abend große Verluste zugefügt hatten. Als das vorgeschlagen worden war, da waren es viele, die es schworen, dass sie den schädlichen weißen Degen einschnüren würden. Als/Wie es dem König versichert worden war, begann da ein Kampf unweit des Burggrabens, bei dem glänzende Helme schartig wurden. Da verlor Graf Ritschart einen großen Teil seiner Gesellen. Man nahm ihnen alles. Davon wurde der Graf eingeschüchtert. Wenn uns die Geschichte nicht belügt, so versteckte sich der nicht in Untätigkeit,
Sie pressten die Schilde vor sich, sowohl sie wie auch er.
... so hielt sich der nicht mit Untätigkeit auf, ...
186
3270
3275
3280
3285
3290
3295
3300
Text und Übersetzung der, von dem uns ist geseit, des schilt gester wîz was und dâ vor grüene als ein gras. der fuorte hiut, als er gebôt, ein banier und einen schilt rôt, und ist anders sîn gezoc, kovertiur und wâfenroc, ein saben rôt von golde. dô tet er, als er solde; sîner triuwe er niht vergaz. ûf sîn ros er gesaz, daz er brâht von dem mer. er reit ûz in daz her, daz er niht erwant, ê er grâven Ritscharden vant. der klaget im sîn ungemach. der rôte ritter dô sprach: ›Wol dan, versuoche wir, waz wir megen getuon mit stichen und mit slegen!‹ dâ mit liezen si strîchen dar ûf die dickesten schar, dâ man di meisten herte vant. dô was der turnei als ein want stênde worden gein in. des nâmen grôzen gewin, di mit dem rôten ritter riten, wan si baltlîche striten, sô daz di vînde wichen. manigen si bestrichen, der sô sêre was geslagen, daz er muoste verzagen. Hie vie Ritschart, der helt, ahtzehen ritter ûz erwelt, und riten aber anderswar. ob ich ez iu sagen getar, swâ der degen milde mit dem rôten schilde
65v P do W
Vnd ist ander groß geuirture gezock P Vnd ein ander sin waffen rock P ˙ P saben] samyn
er fehlt P
E er den grauen vant P
Initiale fehlt P versuo chen wz P
do W vf dichesten W Vff die kisten P do W Do P meisti P
roter W 66r P vînde] jugende P
Initiale fehlt P Ahtehin P gesagen tar P
3273 saven W 3271 ander Ha
3279 niht ê erwant La (Ha)
3283 Ha folgt P
3288 dâ Ha
3300 Ha folgt P
˙ 3271–3273 Die Passage in P ist verderbt: Die Wörter sind stark entstellt (guirture, samyn), die Wortstellung der Verse ist durcheinander geraten. 3273 saben stm. ›feine ungefärbte Leinwand und daraus verfertigte Kleidungsstücke‹ (BMZ II/2 2 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4426; Le II 562). 3283 Zur 1. Pl. Präs. auf -e siehe Anm. zu V. 2809. 3294 bestrîchen ›einholen, erreichen, stoßen auf‹ (BMZ II/2 686f. mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 3296]; Le I 229).
3266–3302
3270
3275
3280
3285
3290
3295
von dem uns erzählt wurde, dessen Schild gestern weiß und davor grün wie Gras war. Der führte heute nach seinem Befehl einen roten Banner und ein rotes Schild, und seine Ausrüstung, Satteldecke und Waffenrock, war aus einer roten Leinwand aus Gold. Da tat er, wie er sollte; er vergaß nicht seine Treue. Er bestieg sein Ross, das er vom Meer hergebracht hatte. Er ritt hinaus in das Getümmel, sodass er nicht umkehrte, ehe er Graf Ritschart gefunden hatte. Der klagte ihm sein Unglück. Da sprach der rote Ritter: ›Wohl dann, versuchen wir, was wir tun können mit Stichen und mit Schlägen!‹ Damit ritten sie auf den dichtesten Haufen los, wo man die größte Härte finden konnte. Da war das Turnier zu ihnen hin wie eine Wand zum Stehen gekommen. Davon kamen die, die mit dem roten Ritter ritten, zu großem Gewinn, weil sie tapfer kämpften, sodass die Feinde zurückwichen. Sie stießen auf so manchen, der so sehr geschlagen worden war, dass er verzagen musste.
Hier fing Ritschart, der Held, 3300
18 auserwählte Ritter, dann ritten sie wieder woanders hin. Wenn ich wage, es euch zu erzählen, so wankte, wo immer der gütige Degen mit dem roten Schild
187
188
3305
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3335
Text und Übersetzung 21va hin mit den sînen sprancte, daz her von im wancte als kleiniu vogelîn vor dem arn: di enwænent sich nienân bewarn, ê si erstieben in di hecke. unser helt, der was ein ecke und ein guot urliuges tür. Swen er gevazzet für, der enwânde nimer genesen. ê ez miter tac moht wesen, dô wâren sîn gesellen rîch, di ê des grôzen beswîch vor sîner künfte dolden. vil wol si sich erholden. ... ... Nuo hœrent, lânt iu zellen von unserm gesellen. der turnierte balde, unz beidiu junge und alde marcten sîn gebære und wurden im gevære. des wart dâ schaden vil genomen. Nuo was ein ander fürste komen durch gewin ûf di selben maten. der het gerech ze allen staten zweihundert ritter wol gemuot. er selbe was ein degen guot und was des grâven künne. dô er gesach di wünne und di grôzen sælicheit, swâ der rôte ritter hin reit, daz ez allez was verlorn, dô reit der fürst wol geborn ze dem grâven und bat in,
cleine vogele von dem P enwenýnt nyender sich bewarn P sy zuo stiebint P vrleuges W Swen] Wanne P
edes W] ye des P
Vil wol sy gescholten Den nit, der nyeman lange wert, Wanne der tugende vnd erin gert. 66v P
do W ¶ Nuo] Do P zeallen W girech wol zuo allen P
seilicheit W Vers fehlt P dô reit fehlt P
3319 Repräsentant nicht aufgelöst P 3305 Ha folgt P 3306 Ha folgt P 3315–3316 dulten : geschulten Ha 3316–3318 Ha (für V. 3317–3318 mit La) folgt P 3317 lâge La (Ha); dagegen Pérennec, S. 87; Pé, S. 181, Anm. 61; Bu, S. 92, Anm. 26 3326 ¶ fehlt Ha 3337–3338 baten : staten Ha / unde bat : ze stat Hannink 3308–3309 HaA deutet den Vergleich: ›Er war dem Feinde gefährlich, dem freunde eine sichere schutzwehr. Der andringende feind nahm schaden bei ihm wie wer gegen eckige und schneidende gegenstände rennt. Seinem anlauf war ein ziel gesetzt, wie wenn man vor eine gut verschloßene tür kommt.‹ Danach auch Pérennec, S. 86f.; Bu, S. 92, Anm. 25. Die Einwände von Haupt, Sp. 110f. gegen diese Deutung sind spitzfindig und bringen keinen neuen Sinn. 3314 beswîch stm. ›Abgang, Schaden‹ (BMZ II/2 784 mit Verweis auf die Stelle; Le I 223). 3327 Zu mate siehe Anm. zu V. 2671. 3328 gerech adj. ›wohl besorgt und geordnet, passend, gehörig, in guter Ordnung und Verfassung, bereit‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle; Le I 872; vgl. Anm. zu V. 1747, 1963, 5967, 7033–7034).
3303–3337
3305
3310
3315
mit den Seinen hinsprengte, das Heer vor ihm wie kleine Vöglein vor dem Adler: Die glauben, sich unmöglich retten zu können, ehe sie in die Hecke stieben. Unser Held, der war eine Schwertschneide (gegen die Feinde) und ein gutes Tor des Kampfes (für die Freunde). Wen immer er sich vornahm, der glaubte, nicht mit dem Leben davonzukommen. Ehe es Mittag wurde, da waren seine Gesellen reich, die ehedem, vor seiner Ankunft, großen Schaden erdulden mussten. Sie erholten sich sehr gut. Sie schalten heftig den Hass, ... der bei niemandem lange anhält, ... außer bei dem, der nach Tugend und Ehre strebt.
Nun hört, lasst euch von 3320
3325
3330
3335
unserem Gesellen erzählen. Der turnierte tapfer, bis sowohl jung wie alt seine Art erkannten und ihm feindselig wurden. Davon kamen viele zu Schaden. Nun war ein anderer Fürst um des Gewinnes willen auf dieselbe Wiese gekommen. Der hatte 200 tüchtige Ritter bei sich, die zu allem bereit waren. Er selbst war ein guter Degen und vom Geschlecht des Grafen. Als er die Wonne und das große Glück erblickte, dass, wo immer der rote Ritter hinritt, alles verloren war, da ritt der Fürst von guter Geburt zu dem Grafen und bat ihn,
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190
3340
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3365
3370
Text und Übersetzung daz si stüenden ze statin ein ander mit ir banieren zwein. dô wart der rôter in ein, daz ez in daz beste wære; wan ez was ein allich mære und reten alle gelîche daz, 21vb daz ez der vremde tæte baz dan ieman ûf dem velde; und vermârtin ouch melde, daz ez allez ein man solte sîn, der in den tagen allen drîn sô manigen het erschellet. nuo hât er sich gesellet und rît den vînden nâhen bî. dâ zoum in der, dir from sî! Hi wart gestochen und geslagen, daz man ez lange möht sagen. si gemischten sich an beiden sît ûf gewin und ûf nît vlizzen sich di gesellen. man hôrt lûte schellen slege und schefte brechen und sach der nider stechen manigen tiurlichen degen. diu ros liufen an den wegen irre und herren lære. ich sage iu daz ze mære, daz unser helt bejagete den prîs, von deiz tagete unz ez verre naht wart; und vie grâve Ritschart guoter knehte gelîche als vil, daz ich ez iu verswîgen wil; man geloubete mirs lîhte niht. nuo gefuocte sich daz von geschiht,
3352 do W
zestatin W warrt W der rote ritter in ein P
alle die ritter das P
... Der fromde degen dete es bas Danne yeman vff dem velde; 67r Vnd vermarchten ouch melde, ...
in schellet P iugeden P
˙ Da zoume in der, der frömde sy! Si W Vnd gunstent sich in beide P
... Vff gewin vnd durch nit Flissin sich die schnellin.
Jre vnd ir herin P zemere W von den es P wi W] ving P gelîche fehlt P
67v P
3353 Repräsentant nicht aufgelöst P
3340 wart des Ritschart enein Ha / Be folgt P 3343 Ha folgt P 3346 vermârt in ouch Melde La (Ha) 3352 derder Ha 3355 sich in beide Ha 3357 Ha folgt P 3369 Ha folgt P 3370 iuch Ha 3340 Stark flektiertes Adj. nach Art. ist mhd. selten, aber durchaus möglich (Mhd. Gramm. § 391). 3346 vermæren (W) swv. ›berühmt machen, kund tun‹ etc. (BMZ II/1 71 mit Verweis auf die Stelle; Le III 174f.). Oder ist lediglich h ausgefallen wie auch sonst öfters? / melde stf. (hier) ›Gerücht‹ (BMZ II/1 135 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2093f.), sowohl die Lesung als Pl. als auch jene als Enklise (Ha mit La) ist möglich. / vermerken (P) swv. ›merken, bemerken‹ etc. (Le III 178). 3349 erschellen swv. ›erschüttern, zu Fall bringen‹ (BMZ II/2 127 mit Verweis auf die Stelle). 3352 dir = der (Le I 439). 3356 ist wohl Konstruktion Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855); Ha setzt Punkt nach V. 3355. 3357 Lectio difficilior haben PHa. 3366 von deiz steht nach HaA für von diu daz ez ›von da an, daß es; seitdem es‹.
3338–3372
3340
3345
3350
dass sie einander mit ihren zwei Bannern unterstützen sollten. Da stimmte der Rote zu, dass es das Beste für sie wäre; denn es war eine allbekannte Geschichte und es behaupteten alle gleichermaßen, dass der fremde Ritter besser wäre als irgendjemand auf dem Feld; und es machten ihn auch Gerüchte bekannt, dass es alles derselbe Mann wäre, der in allen drei Tagen so viele zu Fall gebracht hatte. Nun hat er sich mit seinen Gesellen versammelt und reitet nahe an die Feinde heran. Da möge ihn der zäumen, der tapfer ist!
191
... der fremde Degen wäre besser als irgendjemand auf dem Feld; und Gerüchte bemerkten auch, ...
Da möge ihn der zäumen, der fremd ist!
Hier wurde gestochen und geschlagen, 3355
3360
3365
3370
dass man lange davon erzählen könnte. Sie vermischten sich auf beiden Seiten, nach Gewinn und nach Hass befleißigten sich die Gesellen. Man hörte Schläge laut schallen und Schäfte brechen und sah, dass viele teure Degen niedergestochen wurden. Die Rösser liefen orientierungslos und herrenlos auf den Wegen. Ich will euch erzählen, dass unser Held den Ruhm erjagte, vom Tagesanbruch bis in die späte Nacht hinein; und Graf Ritschart fing so viel gute Kerle, dass ich es euch verschweigen will; man würde es mir wahrscheinlich nicht glauben. Nun geschah es durch Zufall,
... nach Gewinn und aus Hass befleißigten sich die Schnellen.
192
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Text und Übersetzung daz Wâlwein, der küene man, und unser vriunt ein ander an geranden und stâchen, daz in diu sper brâchen, und vâhten wol. des was niht lanc, ê man di degen underdranc. des muoste maniger komen ze nôt. Dô sach der milte künic Lôt, wi sêre der rôt ritter sluoc. sîn baldez ellen in dar truoc, 22ra daz er ein sper ûf im zerstach. der vremde sich alsô gerach, deiz im niht stuont vergebene. er marct in ûz vil ebene und greif im in den zoum sîn. hi solt êrst werden schîn, wi lieb ein frumer herre sî. di sîne wârn im nâhe bî mit triuwen, âne valschen wanc. dô wart der grœzte gedranc, dâ von ich ie gehôrte sagen. welch ritter solte dâ verzagen, dô der künic was in nôt? dô wart von bluote harte rôt manic ros und man. Der vremde ritter began slâhen sô freislîchen, daz im muose entwîchen, an swen er sich bekêrte. sîn sælicheit in êrte, daz ez im sô wol ergienc, daz er Wâlweines vater gevienc und zôch in von den sînen dan. als daz der êrengernde man, der künic Artûs, bevant, dô kom er rûschende zehant und begunde di unseren bestân. dô wart dâ êrst vil getân. wan iu ist ofte geseit, wi wol diu massenîe reit, der Artûs, der künic, wielt. doch dês alein, hi behielt unser helt daz beste wort,
3398 ¶ rechts ausgeworfen W 3380 ¶ fehlt Ha
Walwein W walwein P küene] frome P gestachin P in fehlt P zerbrachin P vnder dranc W nuo ste P Lot W lot P ¶ fehlt P in fehlt P erstach W in P
... Das er nicht in bestunt vergebene. in] an P
Hie sol erist werden schin, Wie liep ein fromder ritter sy. Die sine warent nyemanne by Mit truwen, one valschen wang. gedanc W do W Do P
68r P ¶ fehlt P Slahent hin so P
seildicheit W seldikeit P also P walweines W walweins P ving P zohe W artus W arthus P vnsere W
Do wart do erist wol getan. Vff vch ist dicke geseit P artus W arthus P
Doch des alleine, hie behielt Vnser heilt daz beste wort.
3410 do W
3392 grœste Ha
3398 ¶ fehlt Ha
3410 Ha folgt P
3373–3415
3375
3380
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3390
3395
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dass Walwein, der kühne Mann, und unser Freund einander anrannten und stachen, dass ihnen die Lanzen zersplitterten, und tüchtig kämpften. Das dauerte nicht lange, bis man die Degen auseinander drängte. Davon mussten viele in Bedrängnis kommen. Da sah der gütige König Lot, wie heftig der rote Ritter schlug. Seine tapfere Kraft brachte ihn dazu, dass er eine Lanze auf ihm zerstach. Der Fremde rächte sich so, dass es für ihn nicht vergebens war. Er beobachtete ihn sehr sorgfältig und griff ihm in seinen Zaum. Hier sollte sich erst zeigen, wie freundlich ein tapferer Herr sein soll. Die Seinen waren standhaft und treu in seiner Nähe. Da erging das größte Drängen, von dem ich jemals sagen hörte. Was für ein Ritter sollte da feige werden, als der König in Bedrängnis war? Da wurden viele Rösser und Männer vom Blut ganz rot. Der fremde Ritter begann so furchtbar zu schlagen, dass ihm entweichen musste, an wen immer er sich wandte. Sein Glück ehrte ihn, dass es ihm so gut erging, dass er Walweins Vater gefangen nahm und ihn von den Seinen hinweg brachte. Als das der nach Ehre strebende Mann, König Artus, herausfand, da kam er sogleich angerauscht und griff die Unseren an. Jetzt erst war dort viel los. Denn euch ist oft erzählt worden, wie gut die Schar ritt, über die Artus, der König, befahl. Doch einerlei, hier behielt unser Held das letzte Wort,
193
... dass er ihn nicht vergebens angriff.
Hier soll sich erst zeigen, wie freundlich ein tapferer Ritter sein soll. Die Seinen waren standhaft und standen niemand anderem bei. (?)
Jetzt ging es dort erst richtig los.
Doch einerlei, hier behielt unser Held das letzte Wort.
194
3420
3425
3430
3435
3440
3445
Text und Übersetzung wan er vil het gewort über al di ritterschaft. er tet sô vil mit sîner kraft, daz sô maniger wart geletzet, daz der von wart ûf gesetzet der turnei, der noch dô siben tage solte weren nâch der sage, 22rb als er was ûf gesprenget. waz touget daz mær gelenget? Diu ritterschaft sich zerlie. nuo gehôrtent ir nie sô manige vorsche, sô dâ wart, wâ der grâve Ritschart und der guoter ritter wære. Dô saz der êrbære in des grâven gezelde. ern wolt von dem velde in di stat niht komen, ê daz er hæt vernomen mære maniger hande. den künic Lôten er sande sîner vrouwen durch ir êre. er twalte dannoch mêre, unz in gesach manic schar. durch hübschen riten si dar als zeiner juncvrouwen. der künic Artûs muos in schouwen ze diu, daz er erkande den helt, der sich niht nande. Wâlwein mit sîm herren reit und manic ritter gemeit;
3425 freier Raum für Initiale P
3442 artus W
Das iach man wider vnd vort Vber alle die ritterschaft.
... Daz der vone wart vff gesetzet Der turney do noch suben tage Solte weren noch der sage, 68v Also er waz us gesprengit. toug P gehôrtent] frieschent P do W guo te P ¶ fehlt P Er enwolte P stat ee nicht P daz fehlt P Loten W lothin P
gesac W
Durch hubischeit rittent sy alle dar Also zuo einir junpfrowen. Der kunig Arthus müste in schouwen Zuo dienen, daz er en ir erkante, Den helt, der sich nit nante. Walwein WP
3443 zediu W / daz erchande W
3416 Hannink, S. 35 folgt P; dagegen Kraus 1919, S. 30, Anm. 2 3421 dô fehlt Ha 3423 Ha folgt P 3424 Ha folgt P 3425 Initiale fehlt Ha 3430 ¶ fehlt Ha 3431 zelde Ha 3432 Ha folgt P 3433 Ha folgt P 3440 ritens alle dar Ha 3443 daz ern erkande Ha 3416 Lies für W geworht (vgl. HaA, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 2). / Zu wider und vort siehe Anm. zu V. 2984. 3420 ûf setzen (hier) ›aussetzen, aufgeben‹ (BMZ II/2 351; Le II 1701f.; vgl. HaA; vgl. anders V. 8173). 3421 P hat Konstruktion Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855), gemeinsames Glied ist Der turney. 3423 Offensichtlich liegt Verschreibung f – (langes) s vor; es ist jedoch nicht zu entscheiden, ob ursprünglich ûf oder ûz stand, beides ist mit sprengen gut und ohne wesentliche Bedeutungsdifferenz möglich (BMZ II/2 544f.; Le II 1115). 3424 Zur sw. Flexion von tugen, tügen (W) siehe Anm. zu V. 516. 3429 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 3442–3444 Der Paralleltext ist problematisch, insbesondere das Zuo dienen (V. 3443), eventuell ist schouwen als ›sorgen für/um etwas‹ oder refl. (in) als ›sich nach etwas umsehen‹ (dies vor allem bair.) zu lesen (DWb XIV 2313; Bayer. Wb. II 349). Le und BMZ kennen diese Bedeutung nicht, doch steht ihr hohes Alter (schon got. usskaws für lat. cavere) nach DWb außer Frage. Also etwa: ›Artus musste zusehen, den Dienst zu leisten, damit er ihn ihr bekannt machte, den Held ...‹ oder: ›Artus musste sich darum bemühen, ihnen (wem?) zu dienen, damit ...‹. erkennen wäre dann im Sinne von ›anzeigen‹ zu lesen: Artus bestätigt (Ade? Genover?) die Tapferkeit Lanzelets.
3416–3446
3420
weil er viel mehr als die gesamte Ritterschaft vollbracht hatte. Er vollbrachte mit seiner Kraft so viel, dass so viele verletzt wurden, dass das Turnier deshalb beendet wurde, das da noch sieben Tage hätte dauern sollen nach der Vereinbarung, als es ausgerufen worden war. Was bringt es, wenn man die Geschichte in die Länge zieht?
3425
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3445
Die Ritterschaft ging auseinander. Nun habt ihr noch nie von so viel Nachforschungen gehört, wie sie da geschahen: wo der Graf Ritschart und der gute Ritter wären. Da saß der Ehrenhafte im Zelt des Grafen. Er wollte nicht vom Feld in die Stadt kommen, ehe er mancherlei Geschichten vernommen hätte. Er sandte den König Lot seiner Herrin um ihrer Ehre willen. Er wartete dann noch länger, bis ihn viele Gruppen gesehen hatten. Aus Höfischheit ritten sie dorthin, wie (man) zu einer Jungfrau (reitet). Der König Artus wollte ihn deshalb treffen, damit er den Held kennen lernen würde, der sich nicht nannte. Walwein ritt mit seinem Herrn und (mit ihm) viele fröhliche Ritter;
195 Das behauptete man hier wie da in der gesamten Ritterschaft.
... dass das Turnier deshalb beendet wurde, (das) da noch sieben Tage hätte dauern sollen nach der Vereinbarung, als es ausgerufen worden war.
Aus Höfischheit ritten sie alle dorthin, wie (man) zu einer Jungfrau (reitet). Der König Artus musste zusehen, den Dienst zu leisten, damit er ihn ihr bekannt machte, den Held, der sich nicht nannte.
196
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3475
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Text und Übersetzung di wurden alle enpfangen wol. Swaz man von spæhen mæren sol diweder singen oder sagen, der muoz ich vil von in verdagen, wan einez, daz lânt iu zellen: unserm gesellen, dem bôt man grôz werdicheit. Wâlwein wær ouch liep geseit, war sîn vater wære komen: ›geselle, sît got willekomen! ich zeig in iu vor dirr naht‹, sprach der helt, der gerne vaht. Nuo wâren si beide ein ander vrô. der künic Artûs luot in dô hin heim, den vremden jungelinc. ›herre, mir stânt mîniu dinc 22va sô nider‹, sprach der helt balt. dô wær in allen liep gezalt, wi ez umb sîne sache möht gestân, wan er was sô wol getân und schœner zühte sô rîche und gebârt sô minnenclîche, daz im ze keinen stunden di liute enkunden verzîhen der ougen. überlût noch tougen gewarp er valschlîchen nie, dâ von ez im doch wol ergie. Sîne friunde ich niht verhil, daz unser helt wil ze sîner vrouwen in di stat. zehant er im gebieten bat di ritter al gelîche, und schiet er minneclîche von in, als ez gezam. hern Wâlweinen er zuo im nam
69r P di weder W Duwe der kunden alle sagen P ich vch vil P in] ir P
wurdikeit P Walwein W Walweine P war] Wer P
›Giselle, sint ir wilkommen, Jch zeigen uch vor dirre nacht‹, Do sprach der helt, der gerne vacht. ´ Nuo fehlt P [S]Vwarint beide P artus W arthus P hin] En P
›Here, mir stant myn ding So nyender‹, sprach der helt balt. nuo ste stan P sô fehlt P sô fehlt P zecheinen W zuo enkeinen P
Vber lot P 2ra S valslichen W 69v P er] or S do W
S mine vrvnt, ich niht verhil, daz vnser vrvnt riten wil ze siner vro ˘wen in die stat. in gebetten S
S ... und schiet so gezogenliche von in, als ez ime gezam. walweinen W walwein PS
3459 Initiale nicht ausgeführt P, Repräsentant mit Bleistift, also wohl von neuzeitlicher Hand, allerdings in Nachahmung der sonst verwendeten Schrift 3473 er Mo für S 3475–3477 P folgt S 3475 Initiale fehlt P 3476 vrvnt S] helt P 3477 zesiner W 3480 er] so P 3481 P folgt S 3459 Nuo fehlt Ha / si wâren beide Ha 3463 Ha folgt P 3467 Ha folgt P 3468 Ha folgt P 3470 liute niene kunden Ha 3475–3477 Ha folgt PS 3475 Initiale Ha / We folgt W; dagegen Zellmann 1996, S. 147, Anm. 42 3476 Ha folgt P 3481 Ha folgt PS 3457 Lies zeigen = zeige in P. 3471 verzîhen swv. (hier) ›abwenden‹ (BMZ III 879 mit Verweis auf die Stelle). 3475 verheln stv. ist sowohl mit doppeltem Akk. (W) als auch mit Akk. und Dat. möglich (BMZ I 675f.; Le III 127f.). 3478 gebieten stv. mit Dat. ›jemanden gehen lassen, verabschieden‹ (Le I 754).
3447–3482
3450
3455
3460
3465
3470
3475
3480
die wurden alle gut empfangen. Was immer man von wundersamen Geschichten entweder singen oder sagen soll, von denen muss ich hier viel über sie verschweigen, außer eine, die lasst euch erzählen: Unserem Gesellen, dem bot man große Wertschätzung. Walwein wollte auch gerne wissen, wohin sein Vater gekommen wäre. ›Geselle, seid Gott willkommen! Ich zeige ihn euch vor dieser Nacht‹, sprach der Held, der gerne kämpfte. Nun freuten sie sich beide miteinander. Der König Artus lud ihn da zu sich ein, den fremden Jüngling. ›Herr, meine Verhältnisse stehen so niedrig‹, sprach der tapfere Held.
197
›Geselle, seid willkommen, ich zeige ihn euch vor dieser Nacht‹, sprach da der Held, der gerne kämpfte.
›Herr, meine Verhältnisse stehen wie nirgends sonst‹, sprach der tapfere Held.
Da wollten sie alle gerne wissen, wie es um seine Sache stehen mochte, denn er war von so schöner Gestalt und so reich an gutem Anstand und verhielt sich so freundlich, dass die Leute keine Sekunde die Augen von ihm abwenden konnten. Weder im Offenen noch im Verborgenen verhielt er sich je falsch, was ihm doch zugute kam.
Seinen Freunden verberge ich nicht, dass unser Held zu seiner Herrin in die Stadt will. Sogleich bat er alle Ritter zusammen, ihn zu verabschieden, und er schied freundlich von ihnen, wie es sich gehörte. Er nahm Herrn Walwein zu sich
S Meine Freunde, ich verberge nicht, dass unser Held zu seiner Herrin in die Stadt reiten will.
S ... und schied so anständig von ihnen, wie es sich für ihn gehörte.
198
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3505
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3520
Text und Übersetzung und fuort in dar, daz er jach, daz er nie mêr gesach sô stolze kemenâden. dô vant er vrouwen Aden und Maurîn, den herzogen, und sînen vater wol gezogen. der saz bî sîner vriundîn, diu enpfienc wol den gesellen sîn. ich endarf iu niht sagen mêre, wan siu bôt im al di êre, di siu kunde erdenken: siu hiez im balde schenken und satzt in zuo ir nider. Siu gap im sînen vater wider und di gevangen beide. des strîtes an der heide, des wart ouch dâ vergezzen niet. Wâlwein sô von ir schiet, daz im geviel nie vrouwe baz. sîn geselle klaget ouch im daz, 22vb waz im ze Plûrîs was geschehen. er begunde im offenbâre jehen, daz er durch daz dar wolte varn. er sprach: ›wil mich got bewarn, daz ich mînes willen iht gefrume, sô wizzest wol, daz ich kume und suech dich, swâ du bist, wan mir ze muot ist, daz ich dir nihtes abe gê.‹ Ir gehôrtent nie mê sô getriuwelichez scheiden als dâ von in beiden. Si reten von ein ander wol, als ein getriuwer friunt sol, wan friuntschaft ze ougen gewant und danne wenken zehant, sô man des man nienân siht, daz ist ein lasterlich geschiht.
fuo rtent dar P wuo rt S dc er des iach S nyemer P niemer S kein matten S
S do vant er mine vrowen Adin und Mauren und den herzogen und sinen vater wol gezogen. frundinnen vatter wol P diu] Sie P gisel S iwe W sagen nicht mere P sagen nit mere S Initiale S wan fehlt PS di fehlt S kundent P schenche W in PS satin P ¶ fehlt PS geuangengenyn P
Walwein WP walwein S 70r P
S ... daz ime geviel nieman do baz. ime och S zeplvris W pluris PS offenlichen PS 2rb S
iht] v´ t P willen fehlt S wizze dc S zemvt W mir wol zuo P mir wol ze S
S ir gehortent nie me so trvriglich scheiden ... do WP
... Also ein getriwer man sol, ... zeovgen W] zuo eigen P zo ˘egen S des] dz P
3486–3488 P folgt S 3487 mavrin W maurin P 3491 Initiale S nach MoHaA gegen Gr 3501 P folgt S / do S fehlt P 3507 nach iht S (?) bei Mo. 3512 engehortent P 3513 truweclichen P / trvriglich HaA, truriglich Mo, trv...lich Gr für S 3517 Gr erwägt ze ˘ ogen, Mo setzt zoe˘gen 3483 er des jach Ha 3485 nach Mo fehlen danch mindestens zwei Verse 3486 dâ Ha 3487 Ha folgt PS 3491 Ha folgt PS 3492 Ha folgt P 3496 ¶ fehlt Ha 3504 Ha folgt PS 3510 Ha folgt PS 3512 Ha folgt P 3513 Hannink folgt S 3511 abe gân ›einem etwas verweigern‹ (BMZ I 466 mit Verweis auf V. 8284).
3483–3520
3485
3490
3495
3500
3505
3510
3515
3520
und führte ihn dorthin, sodass er behauptete, dass er niemals eine so stolze Kemenate gesehen hätte. Da fand er Frau Ade und Maurin, den Herzog, und seinen tüchtigen Vater. Der saß bei seiner Freundin, die seinen Gesellen gut empfing. Ich brauche euch nicht mehr zu sagen, als dass sie ihm all die Ehre erbot, die sie erdenken konnte: Sie ließ ihm bald einschenken und setzte ihn neben sich. Sie gab ihm seinen Vater und die beiden Gefangenen zurück. Der Kampf an der Heide, der wurde da auch nicht vergessen. Walwein schied so von ihr, dass ihm nie eine Dame besser gefiel. Sein Geselle klagte ihm auch das, was zu Pluris geschehen war. Er sagte ihm offen, dass er deshalb dorthin fahren wollte. Er sprach: ›Wenn mich Gott schützt, sodass mir mein Wille irgendwie nützlich ist, dann sei versichert, dass ich komme und dich suche, wo immer du bist, weil mir der Sinn danach steht, dass ich dir nichts abschlage.‹ Ihr habt niemals von so getreuem Scheiden gehört wie dort von ihnen beiden. Sie sprachen voneinander gut, wie ein treuer Freund soll, denn die Freundschaft von Angesicht zu Angesicht vorzugeben und sogleich davon abzuschweifen, wenn man den Mann nirgends sieht, das ist eine lästerliche Sache.
199
S Da fand er meine Herrin Ade und Maurin und den Herzog und seinen tüchtigen Vater.
S ... dass ihm da niemand besser gefiel.
S Ihr habt niemals von so traurigem Scheiden gehört ...
... wie ein treuer Mann soll, ...
200
3525
3530
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3545
3550
Text und Übersetzung ditz wart von in vil wol vermiten. war di andern riten, daz ist ze sagen ze lanc, wan unser helt, dem wol gelanc, sîn gesinde heim sante. ûf den wec er nante, der ze Plûrîs solte gân. diu juncvrouwe wol getân und ir bruoder Tibalt, von den ist uns daz gezalt, daz si sîne reise niht vermiten. dô si neizwi manigen tac geriten, dô kômen si in ein schœne lant; daz was sleht als ein want. ein breitiu strâze truoc si dar. dô wurden si einer burc gewar an ebem velde stânde. ein wazzer drumbe gânde, daz was geheizen der Kâl. diu burc was ûzen gemâl und seltsænlîch bedaht. siu was mit zouber sô gemaht, 23ra als ieman dar în trat, den es der wirt niht enbat, der muost dâ ein zage sîn. und was er küene als ein swîn, er verlôs dâ muot und kraft. der aber ûze was zagehaft, der vertrüege dâ nieman ein wort. diu burc hiez Schâdil li Mort, der wirt hiez Mâbûz der blœde. sîn herze, daz was œde von êren und von manheit.
Diß wart von in wol vermitten. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Do sy eneißwie manigen dag geritten, ... Initiale S eine schone S
S daz was sleht als ein hant. 70v P 2va S da si wrden S ebenen P walde S Vnd ein wasser P vn ein woir S der chal W der kal PS
S die burc was vzen gemal und mit ziegele bedaht. getracht P Denne P der fehlt P nyene bat P niene bat S do W und fehlt PS do W muo tkraft S hvze W do W vertrug P vertruo c S schadilimort W Da burche es schatlemort P schachteile mort S burc fehlt S mabvz W] mabus P in abere S hiez fehlt PS det bloede S herze] ere P ede P ere oder von S
3521 S folgt P 3523 zesagen zelanc W] ze sagenne niht gvo t S 3524 der vroemede ritter wol gemvo t S 3527 zeplvris W / den er ze pluris wande gan S 3529 tybald W diebalt S 3530 von den] da von S 3533 schone S] Wort abgeschnitten nach Gr, Mo setzt lant 3540–3541 P folgt S 3540 vssenan P 3541 seltseinlich W 3550 schachteile mort HaA, Schachteilemort Mo, schachtelle mort Gr für S 3551 Inabere der blœde Mo für S 3523 sagenne Ha 3526 genante Hannink, S. 63 3529 Diebalt Ha 3534 Ha folgt S, ebenso Ke, S. 185; dagegen Lei, Pérennec, S. 93 und Bu, S. 96, Anm. 27, die WP folgen (und die aber hant für eine Konjektur von Ha halten); auch We folgt W, scheint aber die Lesart von S nicht bemerkt zu haben 3536 dâ Ha 3539 Derkâl Ha; dagegen We 3549 Ha folgt PS 3550 Schâtel le mort Ha 3551 Ha folgt PS 3522–3531 Hannink, S. 15, Anm. 1 deutet die vermeintliche Lücke in P als Schreiberversehen, zu dem die beiden vermiten (V. 3521 und 3531) geführt hätten. 3524 Vgl. für S V. 3329. 3526 nenden swv. ›Mut fassen, sich erkühnen, wagen‹ (Le II 56). Die Konjektur von Hannink zu genante < genenden dasselbe (Le I 855) ist überflüssig. 3549 Sowohl Ind. (PSHa) wie Konj. (W) sind möglich.
3521–3553
3525
3530
3535
3540
3545
3550
Dies wurde von ihnen sehr gut vermieden. Zu erzählen, wohin die anderen ritten, würde zu lange dauern, denn unser Held, der großen Erfolg hatte, sandte sein Gesinde nach Hause. Er machte sich auf den Weg, der nach Pluris gehen sollte. Die schöne Jungfrau und ihr Bruder Tibalt, von denen wird uns das erzählt, dass sie seine Ausfahrt nicht vermieden. Als sie ich weiß nicht wie viele Tage geritten waren,
201 Dies wurde von ihnen gut vermieden. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Als sie ich weiß nicht wie viele Tage geritten waren, ...
da kamen sie in ein schönes Land; eben wie eine Wand war es. S eben wie eine Hand war es. Eine breite Straße trug sie dorthin. Da bemerkten sie eine Burg, die auf ebenem Feld stand. Das Gewässer, das um sie herumging, wurde der Kal genannt. Die Burg war außen bemalt S Die Burg war außen bemalt und seltsam eingedeckt. und mit Ziegeln eingedeckt. Sie war mit Zauber so gemacht, dass, wenn jemand dort eintrat, den der Wirt nicht darum gebeten hatte, dieser dort ein Feigling sein musste. Und wenn er auch eine wilde Sau war, verlor er dort Mut und Kraft. Wer aber außen feig war, der würde sich dort von niemandem auch nur ein Wort gefallen lassen. Die Burg hieß Schadil li Mort, der Burgherr hieß Mabuz der Schwache. Sein Herz, das war öde an Ehren und an Mannheit.
202
3555
3560
3565
3570
3575
3580
3585
Text und Übersetzung swen er gevie, der wart geleit in ein prisûne, diu was wît. dâ lac ouch zer selben zît hundert ritter und mêr. di heten alle herzesêr durch tôdes vorhte alle vart. swenne Mâbûz erzürnt wart und im iht leides wart getân, sô hiez er einen man erslân. Alsus kuolt er sînen muot. dirr zage als unguot, der was der merfeine kint, diu unsern ritter an den sint fuort in daz schœne lant, dâ er wuohs und dâ er genâde vant von maniger vrouwen gemeit. der merfeine waz daz geseit, ê si den sun gebære, daz er immer ein zage wære. durch daz sô vleiz siu sich umb daz kastel wunderlich, daz ez ir sune wære vor. daz lant was sîn urbor, ir sun was Mâbûz genant. der het noch ein guot lant, daz stiez an den Schœnen Walt, den Iweret, der helt balt, het in sîner pflihte. daz lant nôz er ze nihte: 23rb er getorste dar gewarten nie. hi von warp sîn muoter ie, diu wîse merminne, mit allem ir sinne, daz Iweret würde erslagen, wan er ir sune, dem zagen, daz lant hæt genomen.
brisvne W presvn P prisvn S do WS Do P zerselben W und] oder S herze ser W herzen ser S Durch des dodes P dvrch des todes S mabvz WS mabiz P vnd ich leides W lides P 71r P Initiale fehlt P erkvo lt S mer feine W kunt P
S ... die vnsern ritter an den sint 2vb vvo rte vnd in daz schone lant, ... zweimal do W vnd genade P da vvo er hs vn S
S dirre kvnegin was vor geseit, ê si disen svn gebere, ... sô fehlt P diß P diz S
S daz lant was sin vrbor, ir svnes, der Mabvz was genant. Er P er S noch] ouch P ýweret W meret P iveret S zenihte W Des (des S) landes PS engetorste P
S hie von warp gar ir leben ie mit allem irme sinne div wis merminne, ... yweret W meret P ivrent S
... Wanne er ir sunde, dem zagen, 71v Diß lant hette genomen.
3566–3567 P folgt S 3566 di W / vnsirme P 3567 indaz W 3570–3571 P folgt S 3576–3577 P folgt S 3576 Diß P 3577 mabvz W mabus P barbvz S 3581 hielt HaA für S 3584–3586 P folgt S 3585 merinne W 3555 brisûn Ha 3563 Initiale fehlt Ha 3576–3577 Ha folgt PS
3565 merfeinen Ha
3567 BeHannink folgen PS
3570–3571 Ha folgt PS
3566–3567 Lectio difficilior haben zweifellos PS: Lanzelet wird nicht einfach nur entführt, sondern dabei auch ans Meer gebracht (vgl. Pérennec, S. 94). 3566 sint ›Weg, Gang, Reise, Fahrt; Meeresflut‹ (BMZ II/2 294 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7456; Le II 934f.; vgl. Haupt, Sp. 115). HaA vermutet an den sint ›weg, fort‹. 3576–3577 Lectio difficilior haben SPHa. 3576 urbor stfn. ›zinstragendes Grundstück, Zinsgut‹ (Le II 2000f. mit Verweis auf V. 3828, 4625, 8300). 3583 gewarten swv. ›schauen, schauend beobachten‹ (BMZ III 531 mit Verweis auf die Stelle; Le I 978).
3554–3589
3555
3560
203
Wen immer er gefangen nahm, der wurde in ein riesiges Gefängnis geworfen. Dort lagen auch zur selben Zeit 100 Ritter und mehr. Die litten alle immerfort furchtbare Todesangst. Wann immer Mabuz erzürnt war und ihm irgendetwas zu Leide getan wurde, so ließ er einen Mann erschlagen.
So kühlte er sein Gemüt. 3565
3570
3575
Dieser so boshafte Feigling, der war das Kind der Meerfee, die unseren Ritter weg in das schöne Land geführt hatte, wo er aufwuchs und Behagen fand von vielen fröhlichen Damen. Der Meerfee war prophezeit worden, ehe sie den Sohn zur Welt brachte, dass er immer ein Feigling sein würde. Deshalb befleißigte sie sich um die wunderbare Burg, um ihren Sohn zu schützen. Das Land war sein Eigentum, ihr Sohn wurde Mabuz genannt.
3580
3585
Er besaß noch ein anderes gutes Land, das an den Schönen Wald stieß, über den Iweret, der tapfere Held, herrschte. Von diesem Land hatte er nichts: Er wagte nie, danach zu sehen. Deshalb bemühte sich seine Mutter stets, die weise Meerfrau, mit all ihrem Verstand, dass Iweret erschlagen würde, weil er ihrem Sohn, dem Feigen, das Land genommen hatte.
S ... die unseren Ritter ans Meer und in das schöne Land geführt hatte, ...
S Dieser Königin war prophezeit worden, ehe sie diesen Sohn zur Welt brachte, ...
S Das Land war das Eigentum von ihm, von ihrem Sohn, der Mabuz genannt wurde.
S Deshalb bemühte sich die weise Meerfee ihr ganzes Leben lang mit all ihrem Verstand, ... ... weil er ihrer Sünde, dem Feigen, dieses Land genommen hatte.
204 3590
3595
3600
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3620
Text und Übersetzung Si wist nieman als fromen, der im den lîp næme und ir dar zuo reht kæme, ez tæte danne der eine, der wîse und der reine, den siu zartlîch hât erzogen. ir wân het si niht betrogen, den siu dingende truoc, wan er sît Iwereten sluoc, einen helt an manheit ûz genomen. doch ensîn wir dar niht komen. Nuo nement des zem êrsten war, wi ez ze Schâdil li Mort gevar und welich wunder dâ geschach: als unser helt di burc gesach, und Tibalt und diu vrouwe hêr, dô entwelten si niht mêr, si kêrten gein dem burctor ûf di brücke, diu der vor über ein drætic wazzer gie. einen hôhen turn gesâhen sie, dâ mit daz tor was überzogen. er hete drî swibogen, dâ di liute durch riten. als si kômen in al miten und si des gewelbes verdrôz, di vrouwen und ir vartgenôz – des riten si balde für sich ûz –, dô bekom in her Mâbûz, gewâfent wol ze rehte. unserm guoten knehte stach er durch den schilt sîn und lie zehant wol werden schîn, 23va daz er ie schalcheite pflac. er sluoc dem vremden manigen slac,
¶ fehlt PS enwuste P ne wiste S roht S entette P en tete S danne fehlt P
si] ir PS dingende] tugende P gen dinginte S ywereten W juereten P ivnrehten S sint S Ende Fragment S ensint P nicht dar noch komen P [n]N P zeschadilimort W schachte lemort P gewar P do W tybalt W diepalt die frowe P
vnd div W tratis P do W do W al miten W 72r P vart genoz W] geuartnoß P si] sich P mabvz W mabuß P begegente P zerehte W Dem stach P schalckite P
3592 Mo schlägt für S Lesung als reht vor 3597 Dingnite Mo für S 3598 ivnrehten S] Gr hält für ivn auch von für möglich 3601 Repräsentant nicht aufgelöst P / N P ähnelt V, allerdings ist V nie (wie hier N) nach unten offen 3590 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 3593 Ha folgt S 3595 Punkt fehlt Ha (wohl Druckfehler) 3598 Iunrehten Mo für S 3600 dar noch niht Ha 3602 Schâtel le mort Ha 3605 Diebalt Ha 3609 drætez Ha 3618 Ha folgt P 3621 Ha folgt P 3609 drætic = dræte adj. ›eilig, schnell, reißend (vom Wasser)‹ (BMZ I 387; Le I 459f., beide mit Verweis auf die Stelle). Eventuell wäre mit PHa zu konjizieren, da (c)h in dretich W aus dem alten Graph für z verlesen sein könnte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6). 3611 überziehen ›über-, beziehen, bedecken‹ (BMZ III 929 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1682f. mit Verweis auf V. 3892), freier eventuell: ›überwölben‹. 3623 schalcheit stf. ›Arglist, Bosheit‹ (BMZ II/2 77f. mit Verweis auf V. 9402; Le II 641f.).
3590–3624 3590
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Sie kannte niemand, der so tapfer wäre, dass er ihm das Leben nehmen würde und ihr dabei behilflich wäre, wenn es nicht der eine täte, der weise und der reine, den sie fürsorglich erzogen hatte. Ihre Hoffnung hatte sie nicht betrogen, die sie zuversichtlich trug, weil er schließlich Iweret tötete, einen Held von außergewöhnlicher Mannheit. Doch sind wir noch nicht soweit gekommen.
Nun vernehmt zuerst,
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wie es zu Schadil li Mort erging und welches Wunder dort geschah: Als unser Held die Burg erblickte, und Tibalt und die edle Dame, da warteten sie nicht länger, sie wandten sich zu dem Burgtor auf die Brücke, die davor über ein reißendes Gewässer ging. Sie erblickten einen hohen Turm, mit dem das Tor überwölbt war. Er hatte drei Schwibbogen, wo die Leute durchritten. Als sie in die Mitte kamen und sie genug vom Gewölbe hatten, die Dame und ihr Reisegefährte – deshalb beeilten sie sich, hinaus zu reiten –, da kam Herr Mabuz zu ihnen, nach guter Art bewaffnet. Unserem guten Kerl stach er durch seinen Schild und machte sogleich deutlich, dass er stets arglistig war. Er schlug viele Schläge auf den Fremden,
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Text und Übersetzung daz er sich nie gewerte. als er in dô vil geberte, den helm er im abe brach, daz er nie kein wort gesprach. di kupfen er im abe stroufte. Mâbûz in dô roufte und warf in bî dem hâre nider von dem rosse, daz er sider für tôt lac und stille. ditz was des wirtes wille, daz er in hiez schüten ûz. dô hiez der blœde Mâbûz daz harnasch und daz ros bewarn. nuo ez alsus ist gevarn, daz sach Tibalt allez an und sprach zer swester sîn: ›wol dan! wan du reht hâst gesehen, wi disem zagen ist geschehen.‹ diu rede was der vrouwen zorn. ›du hâst in unreht erkorn‹, sprach siu, ›lieber bruoder mîn. wir müesen es geunêret sîn, wær unser veter erslagen von eim dietzagen. dar zuo hâst du sît gesehen, wilt du der wârheit jehen, dâ sehs tûsent ritter was, daz man in ûz in allen las ze dem tiursten âne widerstrît. wâ gesæhe du ie ze keiner zît untugent an sîm lîbe?‹ dô sprach zuo dem wîbe der listige Tibalt: ›als uns di wîsen hânt gezalt, sô siht man an dem ende beidiu lop und missewende.
er enkein wort ensprach P 1ra G K er nie wort G K kuppen P gavffen G K mabvz W Mabuß P mabuz G K varf G K ors G K für] vor G K
mabvz W mabuß P blot mabuz G K hiez] gebot PG K Den harnesch P den harnas G K ors G K Initiale P tybalt W dyepalt P tiebalt G K
GK ... und sprach zu siner swester wol getan: daz
72v P wan du recht G K ersehen G K div vr rede W hast vnreht W hast in ime rechte P V. 3646–3647 unleserlich G K
... Wer vnser vetter Linier erslagen Von einme dietzagen.
do W man vs P zedem W wider strit W zecheins W einer G K
Do sprach zuo dem schonen wibe Der listige Diepalt: ›also vns die wisen hant gezalt mit prise, ... beidiu fehlt PG K
3638 freier Raum für Initiale P 3639 Initiale G K 3640 zerswester W / getan G K rechts ausgeworfen nach V. 3639 3641 daz G K unsicher, Lesung mit Me 3648 einem bosen dietzagen G K 3656 G K folgt P 3657 tybalt W tyebalt G K 3628 er enkein wort Ha 3636 Ha folgt PG K 3639 Diepalt Ha 3641 Ha folgt G K 3647 Ha folgt P 3654 du] de Ha 3657 Diepalt Ha 3660 Ha folgt PG K 3626 gebern swv. ›schlagen‹ (BMZ I 144 mit Verweis auf die Stelle; Le I 752). 3629 Zu kupfe siehe Anm. zu V. 2388. 3635 ûz schüten (hier) ›des Panzers entkleiden‹ (BMZ II/2 229f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 833f.). 3640 Der Paralleltext ist wegen der syntaktischen Struktur der Folgeverse problematisch. 3648 dietzage swm. ›Erzfeindling‹ (Le I 431).
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ohne dass dieser sich wehrte. Als er ihn da sehr geschlagen hatte, brach er ihm den Helm herunter, ohne dass dieser ein Wort sprach. Die Kopfbedeckung unter dem Helm streifte er ihm herab. Mabuz zerraufte ihn dabei und riss ihn beim Haar vom Pferd herunter, sodass er nun wie tot und still lag. Dies war der Wille des Burgherrn, dass er ihm befahl, die Rüstung abzulegen. Da befahl der schwache Mabuz, die Rüstung und das Ross in Verwahrung zu nehmen. Als es nun so gekommen war, betrachtete Tibalt das alles und sprach zu seiner Schwester: ›Wohlan denn! GK ... und sprach zu seiner schönen Schwester: Denn du hast genau gesehen, wie es diesem Feigling ergangen ist.‹ Die Rede erzürnte die Dame. ›Du hast ihn falsch beurteilt‹, sprach sie, ›mein lieber Bruder. Wir würden davon unsere Ehre verlieren, wäre unser Vetter von einem ... wäre unser Vetter Linier von einem Erzfeigling erschlagen worden. Erzfeigling erschlagen worden. Außerdem hast du gesehen, wenn du bei der Wahrheit bleibst, dass man ihn dort, wo 6.000 Ritter waren, aus ihnen allen ohne Widerrede zum Teuersten gekürt hat. Wo hättest du jemals zu irgendeiner Zeit Untugend an ihm beobachtet?‹ Da sprach der kluge Da sprach der kluge Tibalt Tibalt zu der Frau: zu der schönen Frau: ›Wie uns die ›Wie uns die Weisen erzählt haben, Weisen ruhmvoll erzählt haben, ... so sieht man erst am Schluss sowohl Lob wie Tadel.
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Text und Übersetzung swaz ich ie von im vernomen hân, er hât daz bœst nuo getân. 23vb er wirt mir ôt nimer mære.‹ dô sprach diu klagebære: ›owê mir sîner êre! nuo getar ich nimer mêre samt im gevarn einen fuoz. ach, ach, daz ich in lâzen muoz umb solch geschiht!‹ Siu enwist umb daz zouber niht und verlôs von leide den sin. ir bruoder Tibalt zôch si hin, daz siu enwiste, war si reit. iu enwirt mêr niht geseit von ir twederm ein wort. nuo lît ze Schâdil li Mort gevangen unser recke. im was âne tecke als mær sô mit gewande. er was durch sîne schande im selben worden alse gram. fürst daz er in di prisûn kam, dâ manic ritter inne lac, sô daz er nie gepflac dehein zît sînes dankes weder âzes noch trankes; wan sô di gevangen sâzen ze tisch schôn und âzen, sô nam er brôt an sîn hant und smucte sich zuo einer want. dâ saz er und kou genuoc, daz er di hende nie getwuoc, und zeiget eins bœsen wihtes art. er wart der fûlest, der ie wart, âne muot und âne maht.
vernom W ie] e P 1rb G K beste P ern wirt murs nımer G K Ja we P Nuo engetarich P in W 73r P Sant P
¶ fehlt PG K den zouber P west vmb den zovber G K
... vnd verlos vor leide nach den sin. tybalt WG K diepalt P Doch so enwuste wer sy˙ P ˙ vch ˙ mere hie nit P vch wirt nicht me hie Vnd enwurt geseit G K zeschadˆylˆymort W schahtele mort P schatelamort G K o [n]V P an getecke P V. 3679–3681 unleserlich G K worde W brisvn W “ psune P vordaz er in den prisvn G K do W Do P nýene pflag P Zuo enkeinir zit P ze deheiner zit G K weder fehlt PG K dranckest P zetisch W an] in G K smeúchte sich an siner P
GK da kow er und nuck, daz er di hende nicht entwuck, ... zoute P bösewichtes P Vers fehlt P 1va G K
3668 in W in sehr kleiner Schrift über Zeile nachgetragen, eventuell von anderer Hand 3671 G K folgt P nicht aufgelöst P 3691–3692 P folgt G K 3691 do W / Do P 3692 73v P / nyene twuo g P
3676 Repräsentant
3661 Ha folgt P 3670 ¶ fehlt Ha 3671 Hannink folgt PG K 3672 Diepalt Ha 3676 Schâtel le mort Ha 3679 mære als mit Ha 3682 brisûn Ha 3684 niene Ha 3691 dâ saz er unde kou und nuoc Hannink / Ke, S. 187 folgt G K P 3692 niene Ha 3673 daz ist hier wohl kausal zu lesen: Ade ist ohnmächtig, daher weiß sie nicht, wohin sie reitet (Pérennec, S. 94; Bu, S. 98, Anm. 29). Allerdings ist auch die konsekutive Deutung (WeKe) möglich. 3678 decke stf. ›Decke, Bedeckung‹ (Le I 413 mit Verweis auf die Stelle), hier (und V. 5738 in W) wohl im Sinne von dach (dazu siehe Anm. zu V. 861). 3682 Zu vürst siehe Anm. zu V. 1578.
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Egal, was ich bisher von ihm gehört habe, er hat nun das Schwächste getan. Er wird mir deshalb auch nimmer lieb.‹ Da sprach die Beklagenswerte: ›Weh mir über seine Ehre! Nun traue ich mich niemals mehr mit ihm zusammen nur einen Fuß weit zu reisen. Ach, ach, dass ich ihn wegen einer solchen Sache aufgeben muss!‹ Sie wusste nichts von dem Zauber und verlor vor Leid den Verstand. Ihr Bruder Tibalt führte sie weg, weil sie nicht wusste, wohin sie ritt. Euch wird von keinem von beiden kein Wort mehr erzählt. Nun liegt unser Recke in Schadil li Mort gefangen. Ihm war keine Kleidung genau so lieb wie Gewand. Er war wegen seiner Schande gegen sich selbst sehr zornig geworden. Seitdem er in das Gefängnis gekommen war, in dem viele Ritter lagen, da dachte er nie zu irgendeiner Zeit an Essen oder an Trinken; denn wenn die Gefangenen schön zu Tisch saßen und aßen, dann nahm er etwas Brot in seine Hand und schmiegte sich zu einer Mauer. Da saß er und kaute viel, ohne sich jemals die Hände zu waschen, und zeigte das Verhalten eines schwachen Wichtes. Er wurde der Verdorbenste, den es je gab, ohne Mut und ohne Kraft.
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... und verlor vor Leid fast den Verstand.
GK Da kaute und nagte er, ohne sich die Hände zu waschen, ...
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Text und Übersetzung Sus lac er vierzehen naht, daz er des tôdes wünste. dô kom von einer brünste, daz si ûf der bürge begunden warn, wâ si ritter sæhen varn, di Mâbûzen branden. di burgære si erkanden, 24ra und sprach kint ze kinde: ›jenez ist Iweretes gesinde von dem Schœnen Walde. diu dörfer brennent balde!‹ daz was Mâbûzes herzen sêre. ir was zweinzic und lützel mêre. si heten grôzen roup genomen. der wirt getorste dar niht komen, dâ er des fiures wart gewar. er vorht, daz im ein harnschar Iweret het geleit. in rou daz ansehende leit und gedâht in sîm muote: ›ich hân in mîner huote etswen sô nôtvesten under allen mînen gesten, der wol ervarn getorste, ob ieman in dem vorste mir ze lâge sî geriten. ich wils den aller bœsten biten, den ich iender vinde in dem gevangenen gesinde. der ist der tiurste, swenne er kumet hin ûz, dâ im der luft frumet. Er ist bewæret, des ich gihe. ob aber ich in nimer gesihe, daz sol ich wegen gar unhô.‹
¶ fehlt PG K wo nschte W wunste P bvrc W burg P mabvzen W mabuzen P mabuz G K bekantin P bekanden G K zechinde W
GK ›iens ist Iuretes gesinde von dem Schonen walde.‹ di dorf brunen balde. mabvzes W mabuzis P mabuzes G K hertze P hercze ser GK und fehlt P lützel fehlt G K nich W geuar P harnischar P yweret W Jureit P V. 3713–3714 unleserlich G K dachte P dacht G K sine G K not vesten W 74r P Der vil wol P torste G K zelage W
GK ich wils den aller besten bitten ... gevangene W do W im] ynne P luste P
GK 1vb Ez ist beweret, des ich gie. nyemer me gesihe P nıms me gesie G K gar] harte P hart G K
3704 yweretes W meretis P iuretes G K 3706 di W / P folgt G K 3712 G K nur bis im lesbar 3722 P folgt G K 3727 ie G K / P folgt G K / Initiale fehlt P / des] das P
3717–3718 vertauscht G K
3696 ¶ fehlt Ha 3702 Ha folgt PG K 3706 Ha folgt PG K 3708 Ha folgt P 3712 hâlschar Ha, das Me für G K (unleserlich) übernimmt; dagegen Be, der WP folgt 3715 dâht Ha 3724 gevangeme Ha 3727 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 3728 Ha folgt PG K 3729 Ha folgt PG K 3697 Konjektur mit PHa wegen des Reims. 3712 Zu harnschar (WP) siehe Anm. zu V. 1014. / hâlschar (HaMe) stf. ›Falle, Hinterhalt‹ (BMZ II/2 152f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1156). 3714 Zu ansehende siehe Anm. zu V. 923. 3722 Der Paralleltext ist problematisch, da (1) die Unterscheidung zwischen und insbesondere in P schwierig ist und (2) auch Entrundung angenommen werden könnte. Vgl. V. 3662. 3727 Lectio difficilior hat wohl W, wenngleich auch die Lesung von PG K nur auf den ersten Blick wie ein Lückenfüller aussieht. Tatsächlich ist mit der inversen Tugendprobe das bewiesen, was der Erzähler schon immer behauptet hat: dass nämlich Lanzelet der Allerbeste ist.
3696–3729
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So lag er 14 Nächte, während er sich den Tod wünschte. Da geschah es wegen einer Feuersbrunst, dass sie auf der Burg Ausschau hielten, wo sie Ritter fahren sehen würden, die gegen Mabuz brandschatzten. Die Burgleute erkannten sie und einer sprach zum anderen: ›Jenes sind die Leute von Iweret von dem Schönen Wald. Die Dörfer werden bald brennen!‹ Das schmerzte Mabuz im Innersten. Sie waren 20 oder wenig mehr. Sie hatten großen Raub genommen. Der Burgherr wagte nicht, sich dorthin zu begeben, wo er das Feuer sah. Er fürchtete, dass Iweret für ihn eine Strafe vorbereitet hätte. Ihn reute das offensichtliche Leid und er dachte bei sich: ›Ich habe in meinem Gewahrsam unter allen meinen Insassen irgendjemand, der so furchtlos ist, dass er sich wohl getraute herauszufinden, ob in dem Forst irgendjemand geritten wäre, um mir einen Hinterhalt zu legen. Ich will den Allerschwächsten darum bitten,
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GK ›Jenes sind die Leute von Iweret von dem Schönen Wald.‹ Bald brannten die Dörfer.
GK Ich will den Allerbesten darum bitten, ...
den ich irgendwo unter dem gefangenen Gesinde finden kann. Der ist der teuerste, wenn er hinaus kommt, wo ihm die Luft nützt.
Er hat die Probe bestanden, das behaupte ich. Wenn ich ihn aber niemals mehr sehen werde, soll mir das gleichgültig sein.‹
Es ist gesichert, was ich behaupte.
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Text und Übersetzung mit der rede gienc er dô, dâ di gevangen wâren, und marht ir gebâren, beidiu herz und muot. dô barc sich unser helt guot, dô di andern ûf stuonden. den zagelîche tuonden, den vie Mâbûz bî der hant und zeiget im den brant. er bat in sîn sînen wartman. ›herre, ich enkêr mich niht dran‹, Sprach der ungenge. ›ich kæm es in ein gedrenge, 24rb solt ich niht wan in di burc gân. von diu sult ir mich es erlân, wan ich stürbe in kurzen zîten.‹ ›entriuwen, du muost rîten‹, Sprach der blœde Mâbûz, ›swaz joch imer werde drûz.‹ Nuo truogen si den helt enbor, unz er kom für daz tor verre über di brücke. dô lac er am rücke, unz man im di hosen an geschuohte als eim siechen man. dô leit man im an sich gar. ... ouch reget er sich ein wênic baz. als er ûf daz ors gesaz, dô zergie sînes lîbes brœde. Dô sprach Mâbûz der blœde: ›ich man dich, ritter, daz du bist der tiurste, der nuo lebend ist. tuoez durch alle vrouwen und lâ dir balde zouwen!
do W gevagen G K machet W Beide ir hercz vn ir mut G K dô] So P mabvz W mabuz PG K
kere P ich ich kere G K ¶ fehlt PG K es manige drenge P kum in dehein drenge G K
GK ... Sold ich izu fur di burc gan. svltir W er lan W Wanne dü solt mich P da von sult G K V. 3745–3746 unleserlich G K 74v P mabvz W mabuz PG K joch imer] idoch G K Initiale fehlt P
lage W rucken P geschute W Schuo chte P sichem G K
GK dar nach legt er an sich gar sin harnasch, daz er brachte dar, und regte sich ein wenic baz. roß P ros G K bruo de P liebes G K mabvz W mabus P mabuz G K ¶ fehlt PG K 2ra G K túrste helt der du lebende P der tiwrist helt der nu ist G K und fehlt PG K
3731 gevagen G K ] offensichtlich fehlt Nasalstrich (vgl. Me) 3743 P folgt G K / yezen P 3755–3757 P folgt G K 3755 dar nach G K ] Do P 3756 harnesch brachte er dar P 3759 bruo de P ist wohl nur Schreiberversehen bzw. -korrektur 3735 Ha folgt P 3740 ichn kêr Ha 3741 ¶ fehlt Ha 3743 Ha folgt PG K / ieze Ha 3745 stirbe Ha, dagegen Bä, der WP folgt 3755–3756 dô leiten si in an gar | sînen harnasch, den man brâhte dar. La (Ha) 3760 ¶ fehlt Ha 3764 Ha folgt PG K 3741 ungenge adj. ›ungangbar, nicht leicht zu gehen‹, hier: ›der nicht gern, nicht ohne Mühe geht‹ (Le II 1854 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 3755 anlegen (W) ist, wenn die Stelle nicht überhaupt als verderbt gelten muss (Reim!), als intr. ›anziehen‹ zu lesen, das BMZ und Le allerdings nicht verzeichnen und DWb I 395f. nur mit Belegen ab dem 16. Jahrhundert hat; sich wäre eventuell zu streichen. 3764 lâ dir balde zouwen ›beeile dich‹ (BMZ III 943 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5479; Le III 1161f.; vgl. V. 6317, 7695, 8799 [refl. ›sich beeilen‹]; vgl. HaA).
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Mit dieser Rede ging er nun dorthin, wo die Gefangenen waren, und beobachtete ihr Verhalten, sowohl an Herz wie an Gemüt. Da verbarg sich unser guter Held, als die anderen aufstanden. Den Feigen, den nahm Mabuz an der Hand und zeigte ihm das Feuer. Er bat ihn, sein Wächter zu sein. ›Herr, ich will mich nicht damit beschäftigen‹, sprach der Behäbige. ›Ich würde davon in Bedrängnis kommen, wenn ich woanders hin als in die Burg gehen würde.
213
GK ... sollte ich jetzt vor die Burg gehen.
Deshalb sollt ihr es mir erlassen, denn ich würde binnen kurzem sterben.‹ ›Bei meiner Treu’, du musst reiten‹, sprach der schwache Mabuz, ›was auch immer daraus werde.‹
Nun trugen sie den Held hinauf, 3750
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bis er vor das Tor weit über die Brücke hinaus kam. Da lag er am Rücken, bis man ihm die Hose angezogen hatte wie einem kranken Mann. Da zog man ihn ganz an. ... Auch bewegte er sich ein wenig besser. Als er auf das Ross aufsaß, da zerging seine Gebrechlichkeit. Da sprach Mabuz der Schwache: ›Ich ermahne dich, Ritter, dass du der Teuerste bist, der nun lebt. Tu es für die Damen und beeile dich!
GK Danach zog er sich seine Rüstung ganz an, die er dorthin mitgebracht hatte, und bewegte sich ein wenig besser.
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Text und Übersetzung sende uns ein liebez mære! mîn herz ist mir imer swære, daz ich ie getruobet dînen sîn. Sihestu, wâ si riten hin, di vînde, mit gelfe? geniuz ich dîner helfe, daz du mir rettest den roup, sô werd ich blint oder toup, ob ich niht durch den willen dîn mîn gevangen lâze sîn ein jâr, daz ich ir niht erslân. swaz mir ze leide wirt getân, daz wil ich anders rechen.‹ Der gast begunde sprechen: ›Uf di rede wil ich sehen, ob in iht leides mac geschehen von mir, di iuch hânt verbrant.‹ dâ mit reit er zehant ûf der brennære slâ 24va und kom in schire alsô nâ, daz er si bat kêren. er wolt den vrouwen zêren einen prîs gern hân bejaget. er was sîns muotes unverzaget, der sigesælige man. er rant einen stolzen ritter an, der di banier fuorte. gein im er balde ruorte. er stach in von dem rosse nider. di andern kêrten alle wider über ir gesellen schiere. der ritter wâren viere, di samit ûf in stâchen und ir gesellen râchen. swi lützel er doch wiche von ir deheines stiche, idoch zerbrâchen si diu sper. der selben einen stach er, daz er tôt viel ûf den sant.
3766 Ha folgt PG K
3768 rîtent Ha
3771 Ha folgt P
liebe P uns] vz G K mir fehlt PG K
den] mynen P rettest] behaldest G K
GK ... so wer ich blint oder toup, ... 75r P ir fehlt G K zeleide W V. 3777–3780 unleserlich G K (einige wenige noch sichtbare Striche stimmen mit W überein)
Do begonde der gasst sprechen: V. 3779–3780 fehlen P gebrant G K do W
nit verzaget P sîns muotes fehlt G K sige seilige W stolzen] stuo sin P fehlt G K
er] Vnd P vn G K 2rb G K
GK ... di vf in vintlichen stachen ... gellen W geselle G K
75v P zerbrechen P einen] ein den P einen den G K den] das P
3779 Initiale fehlt Ha
3792 er] der Ha
3803 Ha folgt P
3768 Ha folgt wohl P (ritint), das aber eher als Prät. zu deuten ist. 3769 gelf, gelph stm. ›lautes Tönen, Brüllen, Bellen‹ (Le I 812 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 3768]; vgl. V. 8349). 3772 Vielleicht könnte G K freier als ›dann wäre ich töricht‹ oder dergleichen gelesen werden? 3779–3780 Hannink, S. 15, Anm. 1 bringt den Versausfall mit der Ähnlichkeit von sprechen und geschehen zusammen. 3798 gelle (W) swm. ›Nebenbuhler‹ (Le I 821; unsicher) gibt wenig Sinn.
3765–3803 3765
3770
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3785
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3795
3800
Sende uns eine angenehme Nachricht! Mein Herz ist mir auf immer bedrückt, dass ich je deinen Verstand getrübt habe. Siehst du, wo sie brüllend hingeritten sind, die Feinde? Wenn ich Nutzen aus deiner Hilfe ziehe, dass du mir den Raub rettest, dann soll ich blind oder taub werden, wenn ich nicht um deinetwillen meine Gefangenen ein Jahr lang unbehelligt lasse, indem ich sie nicht erschlage. Was immer mir zu Leide getan wird, das will ich auf andere Weise rächen.‹ Der Gast sprach: ›Auf diese Rede hin will ich sehen, ob ihnen von mir irgendein Leid geschehen kann, die bei euch gebrandschatzt haben.‹ Damit ritt er sogleich auf die Spur der Brandschatzer und kam ihnen schnell so nahe, dass er sie bat, kehrt zu machen. Er wollte zu Ehren der Damen gerne Ruhm erjagen. Er war unverzagt in seinem Gemüt, der siegessichere Mann. Er rannte gegen einen stolzen Ritter, der das Banner führte. Er bewegte sich kühn auf ihn zu. Er stach ihn vom Ross herunter. Die anderen kehrten sich alle schnell zu ihrem Gesellen um. Es waren vier Ritter, die zugleich auf ihn einstachen und ihren Gesellen rächten. Egal wie wenig er doch von ihr aller Stiche zurückwich, sie zerbrachen trotzdem die Lanzen. Einen von diesen stach er, dass er tot auf den Sand fiel.
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... dann wäre ich töricht, ...
... die feindlich auf ihn einstachen ...
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3830
3835
Text und Übersetzung Dô zôch der edel wîgant sîn scharpfez swert zer selben stunt. dâ mit teter manigen wunt, wan si enwâren wol gewâfent niet. fürbaz kündet iu daz liet, ir geverte was ze roube guot: Schilt, banier, îsenhuot, reiniu wambesch, snelliu ros, daz si berc und mos dest schiere möhten überkomen – ditz moht in allez niht gevromen; er entworht si alle gelîche. sich selben dûhter rîche, swer im entrinnen mahte. si heten lützel ahte des roubes und fluhen sie. sus liez er si wegeschie varn, swar si wolten; und was diu brunst vergolten nâch des blœdes wirtes bet. 24vb Mâbûz sîn gelübde tet und sluoc des jâres nieman. Nuo reit unser ritter dan vnd kom für einer zellen tor. zer Jæmerlichen Urbor, sô nant man daz klôsterlîn. dâ muost er über naht sîn. Der meister über di münche was, daz was ein witzic abbas. der behielt vil schône sînen gast, daz im nihtes gebrast, und saget im ze mære, daz Iweret wære über daz klôster herre. ›weder nâhe noch verre mac im nieman widerstân.
¶ fehlt PG K zerselben W warent P ware gewapet G K
GK furbaz kundet vns daz liet, ... zerovbe W geverte] gerov te P isen huo t W ¶ fehlt P V. 3810–3813 unleserlich G K
... Cleine wambasch, schnelle roß, ... siv W des W vber chomen W schierer mochten komen P dis W erworht W dvter W entrinne W möchte P im trinnen mochte G K
si] sin P er wie geschie G K swa G K bloe den P mabvz W Mabuz P mabuz G K sine gelubde P erschluo g P dersluc G K rittet P 2va G K vnch W 76r P ein zelle tor P
do W mvnse W albas G K der] Vnd P vil fehlt G K zemere W und] Er P yweret W iueret P iuret G K herre] ere P wider stan W
3808 P folgt G K / daz liet G K abgeschnitten, nur noch Oberlänge von daz zu erahnen, Ergänzung nach WP 3813 G K ist kaum lesbar (Zeile durchgeschnitten), scheint aber eher zu W als zu P zu passen 3825 de in dersluc G K unsicher 3833 erstes Wort G K abgeschnitten 3804 ¶ fehlt Ha
3807 wâren Ha
3808 Ha folgt PG K
3810 ¶ fehlt Ha
3811 Ha folgt P
3815 erworht W wäre allenfalls als ervorht zu lesen, das aber – da Lanzelet nun wieder Mut gefasst hat – gegen den Sinn steht. 3820 Zu wegeschie siehe Anm. zu V. 1469. 3823 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 3827 zelle swstf. ›kleines Nebenkloster, Klostergut, Kloster, Abtei‹ (BMZ III 869; Le III 1053). 3828 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. Die Übersetzungsvorschläge sind uneinheitlich: ›Sorrowful Fief‹ (WeKe) und ›Fief des Lamentations‹ (Bu) sind dem Text am nächsten, Pé setzt ›Terre de Lamentation‹, zu frei ist wohl ›Zum Totenacker‹ Sp.
3804–3839
3805
3810
3815
3820
3825
3830
3835
Da zog der edle Kämpfer in diesem Moment sein scharfes Schwert. Damit verwundete er viele, denn sie waren nicht gut gewaffnet. Weiters kündet euch das Lied, dass ihre Ausrüstung nur zum Rauben gut war: Schild, Banner, Helm, reine Wämser, schnelle Rösser, sodass sie Berg und Moor umso schneller überwinden konnten – dies alles konnte ihnen nichts nützen; er machte sie alle gleichermaßen zunichte. Er konnte sich selbst glücklich schätzen, wer ihm entkommen konnte. Sie achteten nicht auf den Raub und flohen. So ließ er sie durch das Dickicht fahren, wohin sie wollten; und die Feuersbrunst war entsprechend der Bitte des schwachen Burgherrn vergolten. Mabuz hielt sein Gelübde und erschlug in diesem Jahr niemanden. Nun ritt unser Ritter weiter und kam vor das Tor eines kleinen Klosters. Zum Jammervollen Zinsgut, so nannte man das Klösterlein. Dort musste er die Nacht über bleiben.
Der, der den Mönchen vorstand, der war ein verständiger Abt. Der nahm seinen Gast sehr gut auf, sodass es ihm an nichts fehlte, und erzählte ihm, dass Iweret der Herr über das Kloster wäre. ›Weder nah noch fern kann jemand gegen ihn bestehen.
217
... kleine Wämser, schnelle Rösser, ...
218 3840
3845
3850
3855
3860
3865
3870
Text und Übersetzung sîn site ist alsô getân, swaz er bejaget mit ritterschaft, des ist er her zêndehaft. swem er den lîp gewinnet abe, den bestatet man hie ze grabe, und swaz got dem gebieten wil – ez sî lützel oder vil – sînes guotes, daz benennet er durch sîner sêle willen her. hi von sîn wir rîche. ich enkunde iu wærlîche ze gloube nimer daz gesagen, waz er ritter hât erslagen, Iweret, der vogt mîn, den an der âventiure sîn ist harte misselungen. wir haben in gesungen und allez ir reht getân. herre, ir sult iuch erlân, daz ir der rede niht gert, dâ von der lîp unlange wert, wan ir sint sô schœne. daz in got gehœne, mînen herren, ob er iuch slât!‹, 25ra sus sprach der witzic abbât. ›Dâ vor sol mich got bewarn‹, sprach der gast und wolt ervarn, ê er ûz der zelle rite, von der âventiure site, wan es wundert in harte. dô sprach der êwarte: ›ich tuonz iu kunt in kurzer vrist. mîn her Iweret, der ist ein rîche fürste wol gemuot.
zendenhaft W cehindehaft P zehendehaft G K V. 3843–3846 unleserlich G K
... Den bestattent wir hie zuo grabe, ...
benemmet W daz] da G K sint P zeglov be W gelovben G K 76v P yweret W Jeurit P Iuret G K
GK ... dem an der awentiwer sin ist harte misselungen. wir haben in gesungen vnd vnser rechte getan. herre, ir sult euch erlan, 2vb daz ir der eren nicht engeret, ... do W Wanne ire schoe ne P
Das in got gehoe ne, ˙ Mynen heren, obe er vch es erlat!‹, ...
sus] So P so G K habat G K Do W DO P Initiale fehlt G K wolte ouch ervans P E dz er P e daz er G K
iwe W inchvrzer W Ich sag ez vch G K ýweret W Meret P ivret G K
3844 zegrabe W 3853 Iure in Iuret G K unsicher (nur t erhalten) 3854–3858 die Versanfänge in G K sind heute nicht mehr lesbar und mit WPMe ergänzt 3855 misselvo nge W 3857 P folgt G K / Vnd alles vnsir P 3858 iv W 3859 P folgt G K / nyene gert P 3863 iv W / erslat G K 3844 Ha folgt P
3846–3847 Ha schließt die Parenthese erst nach guotes (V. 3847)
3859 Ha folgt P
3842 zehendehaft adj. mit Gen. ›den Zehnten wovon geben‹ (BMZ III 862; Le III 1044, beide mit nur diesem Beleg). 3847 benennen swv. ›namenlich bestimmen, verheißen, anweisen‹, hier: ›(dem Kloster) vermachen‹ (BMZ II/1 312f.). 3848 Es bleibt offen, ob hier das Seelenheil des Erschlagenen (so WePé) oder jenes Iwerets gemeint ist. 3851 ze gloube ›zuverlässig, genau‹ (BMZ I 1019 mit Verweis auf die Stelle; HaA). 3854–3855 Der Paralleltext ist fraglich, da nicht klar ist, weshalb oder wie Iweret an seiner âventiure gefehlt haben soll. 3863 P ist problematisch, der sonderbare Sinneswandel des Abtes ist wenn überhaupt, dann nur mit der Unabdingbarkeit der âventiure Iwerets zu erklären. 3870 êwart swstm. ›Priester‹, eigentlich: ›Hüter des Gesetzes‹ (BMZ III 527 mit Verweis auf die Stelle; Le I 715; vgl. V. 4631).
3840–3873 3840
3845
3850
3855
3860
Seine Art ist so, dass, was immer er mit Ritterschaft erjagt, er uns den Zehnten davon geben muss. Wem immer er das Leben abgewinnt, den trägt man hier zu Grabe, und was immer Gott dem (Iweret) von seinem (des Erschlagenen) Besitz geben will – es sei wenig oder viel –, das vermacht er (Iweret) uns um seiner Seele willen. Deshalb sind wir reich. Ich könnte euch wahrhaftig niemals genau sagen, wie viele Ritter er erschlagen hat, Iweret, mein Vogt, denen seine Aventiure zum Verderbnis geworden ist. Wir haben für sie gesungen und alles getan, was ihnen zusteht. Herr, ihr sollt es euch erlassen, sodass ihr nicht nach der Sache verlangt, aufgrund der das Leben nicht lange dauert, denn ihr seid so schön. Dass ihn Gott verachte, meinen Herrn, wenn er euch erschlägt!‹, so sprach der verständige Abt.
3865
3870
›Davor soll mich Gott bewahren‹, sprach der Gast und erkundigte sich, ehe er aus dem kleinen Kloster ritt, nach der Art der Aventiure, denn es interessierte ihn sehr. Da sprach der Priester: ›Ich werde es euch in aller Kürze erzählen. Mein Herr Iweret, der ist ein reicher, fröhlicher Fürst.
219
... den tragen wir hier zu Grabe, ...
GK ... dem seine Aventiure oft misslungen ist. Wir haben für sie gesungen und unsere Schuldigkeit getan. Herr, ihr sollt es euch erlassen, sodass ihr nicht nach der Ehre verlangt, ...
Dass ihn Gott verachte, meinen Herren, wenn er es euch erlässt!‹, ...
220
3875
3880
Text und Übersetzung er hât driu künicrîche guot, diu in sint von erbe an komen, ân ander, daz er hât genomen den, di im gesezzen sint. er hât niht wan ein kint, ein tohter êrbære. ich sagiu daz ze mære, ingehôrte nie nieman jehen,
Die ensint P im G K V. 3876–3879 unleserlich G K 77r P enhat P
... Ein tohtir hibere. zemere W] zimiere P Jch gehorte nie nyeman des veryehen P Ich horte niemant des veriehen G K
3885
3890
3895
3900
3905
daz er hæte gesehen dehein magt sô wol getân. mîn herre hât sich ûz getân, swelich ritter sîn tohter wil, der muoz in mit nîtspil in dem Schœnen Walde bestân under einer linden wol getân. dar under stât ein brunne kalt, den Iweret, der helt balt, hât mit wæhen swibogen harte wol überzogen. getriben ûf von grunde, ûz eines lewen munde fliuzet der brunne in ein vaz. ein edel marmel ist daz, dar in swebet daz wazzer klâr. diu linde ist grüene durch daz jâr. ein êrin zûber ist gehenket dran, daz ein iegelich man mit eim hamer dran slât, der muot ûf mîne vrouwen hât und der manheit wil bejagen. 25rb Sô zem dritten mâle wirt geslagen in daz selbe glockelîn, sô kumpt Iweret, der herre mîn, gewâfent ritterlîchen wol.
3879 habire P
dehein] ein G K siner G K nit spli G K
yweret W meret P ivret G K Ende Fragment G K
Vssir P brunne] rinis P
grüne alles dz P zubil ist daran P Gemachit dz P
77v P ¶ fehlt P in] An P ywaret W moret P
3895 rvns HaA für P
3875 diu in an sint erbe komen Bä / die an in sint von erbe komen Spr 3878 Ha folgt P 3881 Ha folgt PG K 3899 zimbel ist dar an Ha 3900 gehenket, daz Ha 3904 ¶ fehlt Ha 3905 Ha folgt P 3906 Iwaret Ha 3875 ane komen mit Akk. ›an, zu oder über einen kommen‹ (Le I 60). Auch die verderbte Lesung von P lässt auf in schließen. 3877 die im gesezzen sint ›die bei ihm ansässig, seine Nachbarn waren‹ (Le I 912 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Haupt, Sp. 111). Die Deutung von HaA ›die ihm stand gehalten haben, nicht vor ihm geflohen sind‹ ist problematisch. 3879 hîbære (P) mit Hannink; vgl. Pé, S. 205, Anm. 68. Wenn die Vermutung zutrifft, hat P eindeutig den aufschlussreicheren Text gegenüber dem eher nichtssagenden êrbære W. 3891 wæhe adj. ›mit Kunst herrlich und fein vollendet, schön, fein, kunstreich‹ etc. (BMZ III 459f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 641). 3899 zûber ist problematisch, eventuell wäre mit Ha zu konjizieren. Allerdings ist es auch denkbar, dass allgemein die Rede von einem Eisengefäß ist, das im Folgenden als kleine Glocke (zimbel, glockelîn) bezeichnet wird.
3874–3907
3875
3880
3885
3890
3895
3900
3905
Er hat drei gute Königreiche, die ihm als Erbe zugefallen sind, ausgenommen andere, die er seinen Nachbarn genommen hat. Er hat nur ein Kind, eine ehrenhafte Tochter. Ich versichere euch, dass ich nie jemanden behaupten hörte, dass er irgendeine so schöne Maid gesehen hätte. Mein Herr hat verkündet, wenn irgendein Ritter seine Tochter will, dass der ihn im Kampf in dem Schönen Wald unter einer prächtigen Linde angreifen muss. Darunter befindet sich eine kalte Quelle, die Iweret, der tapfere Held, mit kunstreichen Schwibbogen sehr gut überwölbt hat. Aus dem Boden getrieben, fließt die Quelle aus einem Löwenmaul in ein Behältnis. Das ist ein edler Marmor, in dem sich das klare Wasser sammelt. Die Linde ist das ganze Jahr über grün. Ein Eisengefäß ist daran gehängt, damit ein jeder Mann mit einem Hammer dagegen schlägt, dem der Sinn nach meiner Herrin steht und der Mannheit erjagen will. Wenn zum dritten Mal in dieses Glöcklein geschlagen wird, dann kommt Iweret, mein Herr, gut ritterlich gewaffnet.
221
... eine Tochter im heiratsfähigen Alter.
222
3910
3915
3920
3925
3930
3935
3940
3945
Text und Übersetzung Swer mit im vehten sol, der bedarf wol âventiure. er hât vert und hiure manigem man den tôt getân, di wir hie bestatet hân, zer linden, dâ daz mort geschiht. dar ist volle ein halbiu mîle niht. di vermîdent, dêster rât mîn! doch sult ir des gewis sîn, ersleht iuch her Iweret, ir habent imer mîn gebet und mînen vaterlichen segen.‹ ›iuwer genâde‹, sprach der degen. ›ouch nement mîner rede war. swi ez umb mich gevar, Iweret, der küene helt, der wirt des kampfes bezelt von mir, oder ich stirbe. swaz ich dar an erwirbe, daz wirt des næhsten tages schîn. ez ist mîn tôt oder aber der sîn.‹ Der guote man sweic dar zuo. morgen reit der gast fruo. der mære het er kûme erbiten, wan er was ûz geriten, sô daz er niht erwünde, ê er Iwereten fünde, durch der merfeine klage. als ez nâhet dem tage, dô bevalcher sich dem hœhesten gote. dar nâch wîset in ein bote gein dem Schœnen Walde. ich enweiz, ob ich iu zalde, wi des waldes site was: er was grüene als ein gras beidiu winter und sumer. 25va dâ stuont manic boum sô frumer, der aldaz jâr obez truoc, zîtig und guot genuoc, und anderhalp doch bluote.
¶ fehlt P vernynt P
zerlinden W do WP dar] Der P dz ist myn rat mýn P yweret W uch mýn here meret P Vnd nuo in naturlichem segen P
Wie es vmb die sele geuar, ... yweret W Moret P wurt konpfis bezelt P swaz] Wie P daz] Des P
˙ tot alde ich der sin.‹ Es ist myn Initiale fehlt P ˙ P Mornyn 78r P erwinde P ywereten W] in erten P
Jn gegen dem P
do W Do P
3908 ¶ fehlt Ha 3917 iuch mîn her Ha 3923–3924 Iweret der helt balt | der wirt kampfes bezalt. Bä, ebenso Hannink, S. 63 3925 erstirbe Bä 3928 Ha folgt P / Es P] er La (Ha) 3924 des kampfes bezeln ›bekämpfen‹ (BMZ III 847 mit Verweis nur auf die Stelle; Le I 259 mit weiterem Belegmaterial). Erwägenswert wäre auch, ob nicht (mit den Belegen in Le) ›dem wird das Kämpfen heimgezahlt‹ gelesen werden könnte, wodurch der Gegensatz mit dem oder ich stirbe im Folgevers an Schärfe gewinnen würde: Lanzelet siegt oder stirbt. 3928 Lectio difficilior haben PHa
3908–3947
3910
3915
3920
3925
Wer mit ihm fechten will, der hat wohl Aventiure nötig. Er hat vergangenes Jahr und heuer vielen Männern bei der Linde, wo der Mord geschieht, den Tod gegeben, die wir hier bestattet haben. Dorthin ist es nicht einmal eine halbe Meile. Die (die Linde) vermeidet, das ist mein Rat! Doch könnt ihr euch darauf verlassen: Werdet ihr von Herrn Iweret erschlagen, dann habt ihr auf immer mein Gebet und meinen väterlichen Segen.‹ Der Degen sprach: ›Ich danke euch. Vernehmt nun meine Rede. Was immer mit mir geschieht, Iweret, der kühne Held, dem wird von mir das Kämpfen heimgezahlt, oder ich sterbe. Was immer ich dabei erwerbe, das wird sich am nächsten Tag zeigen. Es ist mein Tod oder aber der seine.‹
Der gute Mann schwieg dazu. 3930
3935
3940
3945
Am nächsten Tag ritt der Gast früh weg. Er hatte die Sache kaum abwarten können, denn er war wegen der Klage der Meerfee ausgeritten und wollte nicht umkehren, ehe er Iweret gefunden hätte. Als der Tag heranrückte, da befahl er sich dem höchsten Gott an. Danach führte ihn ein Bote zu dem Schönen Wald. Ich weiß nicht, ob ich euch erzählt habe, von welcher Art der Wald war: Er war im Winter wie im Sommer grün wie Gras. Dort stand so mancher tüchtiger Baum, der das ganze Jahr über Obst trug, reif und ausreichend viel, und der trotzdem auf der anderen Seite blühte.
223
Was immer mit der Seele geschieht, ...
Es ist mein Tod oder ich der seine.‹
224
3950
3955
3960
3965
3970
3975
3980
3985
Text und Übersetzung Swes iemen was ze muote, daz man solt ezzen – des enwil ich niht vergezzen –, dar nâch smahte daz obez. swer ez hœre, der lobez, wan ez was ein spæher site. man buozet ouch den liuten mite aller sühtelich, swer êt moht geregen sich sô vil, daz er daz obez nôz. kein wunde was sô grôz, der daz obez dran bant, siu heilet zehant, unz oht der lîp di sêle truoc. daz Iweret sô manigen sluoc – daz ist reht, daz ich ez iu sage –, ez kom dâ von, in sîm hage stuonden würze alse hêr, daz er gerte nihtes mêr, wan daz er dran gesmahte. sô wart er ûz der ahte starc, küene und geil. ouch half dar zuo ein michel teil, Vor sîner bürge lac ein tal, kein krût was sô smal noch sô lanc noch sô breit, daz kein edel bluomen treit, daz enwære dâ in solcher art, sô ez ie aller schœnest wart. sô stuont diu heide für sich an als rehte wol getân, ân wandel an ir stæte. swi daz weter tæte, sô was der wert und der walt allez sumerlîch gestalt. daz was billich genuoc. 25vb Swaz ungemüetes ieman truoc, der disiu beidiu durchgienc,
iem W zemvo te W
smathe W Wer dz here P
suchteclich P 78v P regen P er des obes P Enkein P enheilte P echt P yweret W moret P do WP wurtzel P
So wart er vß der achte Starck genuo g vnd geil. ˙ halff dz der zoume ein P Initiale fehlt P burg do lag P
... Ein kein krut, daz ist so smal Noch so spitz noch so breit, ... blvme W dekeinen dilin P do insolcher W ie] zuo P
Sus stunt die heide fúr sich an, Das sy nyemir gewan Wandil an ir stette.
allez fehlt P 79r P dvrch gienc W
3977 fvrsich W 3949 daz man wolte ezzen Hannink 3955 sühtegelich Ha 3958 Ha folgt P 3960 Ha folgt P 3971 Initiale fehlt Ha 3972 Ha folgt P / daz fehlt Ha 3974 deheinen edelen bluomen Ha 3977–3979 Ha folgt P 3955 süchtlich adj. ›krankhaft‹ (DWb XX 904f.). 3960 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 3970 Kein Paralleltext, da nirgends sonst von einem zoum die Rede ist. 3974 bluome ist mhd. nur swmf. (BMZ I 216; Le I 315). 3977–3979 Das Reimverhalten spricht für die Lesung von P. 3981 wert stm. ›Insel, Halbinsel, erhöhtes wasserfreies Land zwischen Sümpfen‹ (Le III 796 mit Verweis auf die Stelle).
3948–3985
3950
3955
3960
3965
3970
3975
3980
3985
Was immer jemandem zu essen zumute war – darauf will ich nicht vergessen –, danach schmeckte (roch) das Obst. Wer immer es hört, der soll es loben, denn es war eine herrliche Eigenart. Man konnte damit auch Leuten helfen, die irgendeine Krankheit hatten, sofern einer sich noch so viel rühren konnte, dass er das Obst genoss. Keine Wunde war so groß, dass sie nicht sofort heilte, wenn einer das Obst daran band, wenn der Körper noch die Seele trug. Dass Iweret so viele erschlagen hatte – das ist Recht, dass ich es euch erzähle –, das kam davon, dass in seinem Hag so hehre Wurzeln standen, dass er nichts anderes verlangte, als sie zu schmecken (riechen). So wurde er über die Maßen stark, kühn und froh. Da half auch sehr,
dass vor seiner Burg ein Tal lag, sodass kein Kraut so schmal noch so lang noch so breit war, das irgendeine edle Blume trug, dass es nicht dort in solcher Art gewesen wäre, wie es je am allerschönsten war. So stand die Heide immergleich so wunderschön, ohne Wandel in ihrer Existenz. Egal wie das Wetter war, so waren die Wiese und der Wald immer sommerlich geartet. Das war billig genug. Egal welchen Unmut jemand mit sich führte; den, der diese beiden durchstreifte,
225
So wurde er über alle Maßen stark und froh.
... sodass kein Kraut so schmal noch so spitz noch so breit war, ...
So stand die Heide immergleich, sodass sie niemals eine Veränderung ihrer Existenz erfuhr.
226
3990
3995
4000
4005
4010
4015
4020
Text und Übersetzung ein solche vröude er gevienc, daz er trûricheit vergaz. den walt nant man durch daz Behforet, den Schœnen Walt. sîn gezierde was sô manicvalt, des uns diu sage niht verhilt: Lewen, bern und wilt, swîn, und swaz man jagen wil, des was dâ mêr danne vil ze rehter tagalte. vil dicke man dâ valte manigen grôzen helfant. Des waldes art was sô gewant: in schiet ein wazzer wol getân, und muosten einhalp gân diu tier; daz was ir urganc. anderhalp was vogelsanc und gefügel allerhande, di man noch ie bekande, swaz êt hât gevidere. her über noch hin widere kom ir tweders ûz ir zuht. daz wazzer brâht ouch genuht von allerhande vischen, di man ze küniges tischen mit êren möht bringen. mit allen guoten dingen was der walt vollekomen, als ir wol hânt vernomen. Verdrüzze iuch niht, des man iu saget, sô merkent von der schœnen maget, diu Iweretes tohter was. swaz man von wîbe ie gelas oder imer mê sol gelesen, sô endorft kein vrouwe wesen hübscher noch sô wol getân. siu was gar alles valsches ân. zuht enwisse nieman baz. 26ra beidiu nît und haz,
men P Berforet P Vers fehlt P des] Die P
Louwen, beren, rotwilt, ... do W des] Das P zerehter dagalte W do W ¶ fehlt P Es beschiet P ˙ ein halp W mustint in einhalb P
79v P
noch enwidere P kan ir yEnwedirß vß P aller slachte enschin P
Jr drvzze W ¶ statt Initiale P des] dz P yweretes W Jueritis P
an P wise P
3990 Beginnend mit V. 3990 werden in P V. 3982–3988 mit nur unwesentlichen Abweichungen wiederholt. W] das erste h ist wohl aus dem alten Graph für z verlesen (vgl. Anm. zu V. 101) 3990 gezierde] getier daz (dc) Hannink
3992 Ha folgt P
3998 ¶ fehlt Ha
z
4007 huht
4015 Verdrieze Ha
3995 tagalt stf. ›Spiel, Zeitvertreib, Scherz‹ (BMZ III 10f. mit Verweis auf V. 8724; Le II 1386 mit Verweis auf V. 9029; vgl. Haupt, Sp. 115; Schilling 1866, S. 30). 4001 urganc stm. ›Gang, Ausgang‹ (Le II 2004 mit Verweis auf die Stelle).
3986–4024
3990
3995
4000
4005
4010
überkam eine solche Freude, dass er die Traurigkeit vergaß. Den Wald nannte man deshalb Behforet, den Schönen Wald. Sein Schmuck war so vielfältig, den uns die Erzählung nicht verschweigt: Löwen, Bären und Wild, Schweine und was immer man jagen will, von dem gab es dort mehr als viel zu rechtem Zeitvertreib. Sehr oft erlegte man dort viele große Elefanten. Die Sitte des Waldes war so eingerichtet: Ihn umgab ein schönes Gewässer, und die Tiere mussten auf der einen Seite gehen; das war ihr Ausgang. Auf der anderen Seite waren Vogelgesang und allerhand Vogelarten, alles, das man jemals gesehen hatte, das irgendwie Federn hat. Weder hin- noch herüber kam eines von beiden aus ihrem Gehege. Das Gewässer brachte auch genug von allerhand Fischen, die man mit Ehren dem König hätte auftischen können. Der Wald war an allen guten Dingen vollkommen, wie ihr genau vernommen habt.
4015
Wenn euch nicht langweilt, was man euch erzählt,
4020
dann hört von der schönen Maid, die Iwerets Tochter war. Dem zufolge, was man je von Frauen gelesen hat oder jemals noch lesen soll, so konnte keine Dame höfischer sein oder gleich schön. Sie war ganz ohne jeden Makel. Niemand verstand sich besser auf Anstand. Sowohl Neid wie Hass,
227
Löwen, Bären, Rotwild, ...
228 4025
4030
4035
4040
4045
4050
4055
4060
Text und Übersetzung daz was, des siu niht kunde. von ir rôsenvarwen munde kom nie wort, ez enwære guot. man gesach si nimer ungemuot, wan ie mit schœnen vröuden leben. swaz siu moht gegeben durch êre, des was siu bereit. siu was lôs mit senfticheit, wîse, reine was ir lîp. siu êrte man und wîp, dar nâch si wirdic wâren. des endorft nieman vâren, daz siu solches ie würde gezigen, daz ir liep wære verswigen. gelücke was ir schirmschilt. swen nuo des lebens bevilt, der mac mich wol gesweigen. alliu tugent was ir eigen, diu wîbes namen wol gezimet. Swer aber mich gern vernimet, dem sag ich von der vrouwen mêre. siu was frümic und hêre, von küniges künne hôhe geborn. swaz siu gesprach, daz was gesworn: so stæt wârn ir sinne, wan daz si sît diu minne brâht an solchiu mære, der si doch gern enbære. dô enhalf si wîsheit noch ir list, wan nieman alsô kündic ist, der sich der minne müge erwern, in welle dann got der vor ernern, der alliu dinc wol mac gezamen. welt ir der vrouwen namen, den sage ich iu, des sint gewis. Siu hiez diu schœne Iblis, der erwunschte lîp von sælicheit. an si was gotes vlîz geleit an allerslahte getât. 26rb swes muot in solcher wîse stât,
irem roseuarbem P wart P
80r P des] dz P Wiß P
wurdin P schirm schilt W
... Der mag mich schiere gesweigen.
¶ fehlt P
erbons P
80v P Jn enwelle got P genern P junpfrowen P den] Dem P yblis W ybeliß P seilicheit W Der ir wunste von P an] Mit P insolcher W
4026 rôsevarwen HaPiper 4027 ezn wære HaPiper 4033 wîz Hannink mit Verweis auf V. 4159 4040 lobennes HaPiper 4044 ¶ fehlt HaPiper 4045–4046 mêr : hêr HaPiper 4047 HaPiper folgen P 4056 in enwelle got HaPiper 4057 mac wol Piper 4058 HaPiper folgen P 4033 Die Lesung von Hannink ist gut möglich, allerdings passt m. E. auch wîse, wenn man auch reine nicht als ›sauber‹, sondern metaphorisch liest; gegenüber V. 4159, wo es um ein Leintuch geht! 4040 beviln mit Gen. (oder Akk.) swv. ›mir ist dessen viel oder zu viel, es verdrießt mich‹ (Le I 249 mit Verweis auf V. 7739; vgl. V. 6383). Die Konjektur von Ha ›entschärft‹ den Vers.
4025–4064 4025
4030
4035
4040
4045
4050
4055
4060
das war es, worauf sie sich nicht verstand. Von ihrem rosenfarbenen Mund kam nie ein Wort, wenn nicht ein gutes. Man sah sie niemals missmutig, sondern stets in schönen Freuden leben. Was immer sie in Ehre geben konnte, dazu war sie bereit. Sie war verschwenderisch mit Sanftmut, weise und rein war sie. Sie ehrte Männer und Frauen entsprechend ihrer Würde. Es brauchte niemand zu fürchten, dass sie jemals einer Sache bezichtigt würde, von der es ihr lieber wäre, wenn sie verschwiegen worden wäre. Das Glück war ihr Schutzschild. Wenn einer nun des Lebens müde ist, kann er mich gerne zum Schweigen auffordern. Ihr eignete jede Tugend, die einer Frau gut geziemt. Wenn einer mir aber gerne zuhört, erzähle ich ihm mehr von der Dame. Sie war tapfer und edel, hochgeboren vom Geschlecht eines Königs. Was immer sie sprach, das galt für geschworen: So beständig war ihr Gemüt, außer dass sie später die Minne zu solchen Geschichten brachte, auf die sie doch gerne hätte verzichten können. Da half ihr weder Weisheit noch ihre List, denn niemand ist so verständig, dass er sich gegen die Minne wehren könnte, wenn ihn nicht Gott davor schützen will, der alle Dinge gut zähmen kann. Wollt ihr den Namen der Dame, dann sage ich ihn euch, dessen seid gewiss. Die schöne Iblis hieß sie, das Ideal an Glücklichkeit. An sie war in jeder Hinsicht der Fleiß Gottes verwendet worden. Wessen Gemüt in solcher Verfassung ist,
229
... kann er mich schnell zum Schweigen auffordern.
230 4065
4070
4075
4080
4085
4090
4095
4100
Text und Übersetzung daz er mir gelouben mac, dem sage ich, wes diu vrouwe pflac: Siu het gespiln hundert, alle ûz gesundert von drîen künicrîchen. di wârn billîchen hübsch und wol getân. di muosen tegelîchen gân mit der vrouwen in daz tal und brâchen bluomen über al und mahten schapellîn dâ mite. hi von huop sich der site, daz es guot liut niht enlânt, si entuon ez, swâ die bluomen stânt. ob uns di meister niht enlugen, sô si ein bluomen ûz zugen, sô stuont ein ander zehant dort, dâ man den erren vant. daz het got alsô gelân. ditz selbe tal wol getân heizet hiut und imer mê nâch der vrouwen Vallis Iblê, wan siu dar an gerne was, als dicke als siu dâ bluomen las, sô sich senet ir muot, als ez den vrouwen lîht tuot. Welt ir vernemen fürbaz, sô wil ich iu sagen daz, wi Iweretes hûs stuont. als uns diu buoch kunt tuont, ez lac harte schône. diu rîche burc Dôdône, als hiez siu, ist mir geseit. an si was michel vlîz geleit. wan der berc was niht ze smal, siu lac hôhe ob dem tal, erbûwen wol mit sinnen. beidiu ûzen und innen schein siu betalle hêrlich.
daz] Des P
Nv hatte gespiln hundert Also vz gesundirt Von drin kunigin richen: wolgetan W
do W schappel P niht] jene P blvme W niene lugen P 81r P do WP
vallis yble W vallis v´ bele P
... Wanne sy dar an gerne waz, Vil dicke so sy blumen laz Vnd so sich senite ir muo t, ... Initiale fehlt P ýweretes W Jueritis P dunt kunt P
Die riche Dodone Hieß die burg mit warheit, Vnd waz michel fliß an sy geleit. zesmal W siu] So P ˙ vnd innen P beidiu fehlt P Vssenyn
4067 rechts neben Initiale P Bleistiftvermerk S von neuzeitlicher Hand michel P
4088 do W
4077 Ha überlegt für P jene < niene 4086 vâls Iblê La (Ha) 4088–4089 Ha folgt P Verweis auf V. 8972 4096–4097 Ha folgt P 4102 Ha folgt P / ûzenân Ha 4067 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (P) siehe Anm. zu V. 449.
4096 dodone W
4098 wz mit
4090 HaA erwägt er für ez mit
4065–4103 4065
dass er mir glauben kann, dem sage ich, was die Dame für Gewohnheiten hatte:
Sie hatte 100 Gespielinnen, 4070
4075
4080
4085
4090
231
alle ausgewählt aus drei Königreichen. Die waren entsprechend hübsch und schön. Die mussten täglich mit der Dame in das Tal gehen und brachen überall Blumen und machten Kränzchen daraus. Davon entstand der Brauch, dass gute Leute nicht davon ablassen, es zu tun, wo Blumen stehen. Wenn uns die Meister nicht anlügen, so stand, sobald sie eine Blume ausrissen, sogleich eine andere dort, wo man die vorherige gefunden hatte. Das hatte Gott so eingerichtet. Dieses selbe schöne Tal heißt heute und in Zukunft nach der Dame Vallis Ible, weil sie dort gerne war, so oft sie dort Blumen sammelte, wenn sie sich danach sehnte, wie es den Damen oft geschieht.
Nun hatte sie 100 Gespielinnen, auf folgende Weise ausgewählt von drei reichen Königen:
... weil sie dort gerne war, so oft sie Blumen sammelte und sie sich danach sehnte, ...
Wenn ihr weiter zuhören wollt,
4095
4100
dann will ich euch davon erzählen, wie Iwerets Burg beschaffen war. Wie uns die Bücher kundtun, war sie sehr schön gelegen. Die prächtige Burg Dodone, so hieß sie, wurde mir gesagt. Auf sie war viel Fleiß verschwendet worden. Denn der Berg war nicht zu schmal, hoch über dem Tal lag sie, gut erbaut mit Verstand. Sowohl außen wie innen schien sie völlig herrlich.
Die prächtige Dodone hieß die Burg in Wahrheit, und auf sie war viel Fleiß verschwendet worden.
232
4105
4110
4115
4120
4125
4130
4135
Text und Übersetzung 26va niden was der esterich von marmel gemaht. diu mûre was der selben slaht. geschâzavelt genôte, beidiu wîz und rôte, wârn di steine gezieret. diu mûre was gemuosieret harte wol von golde. dâ der wirt sîn solde und dâ sîn wonunge was, daz was ein rîche palas, michel und mære. man seit uns, daz er wære mit maniger schônheit geladen. Dar inne stuont ein slâfgaden, des mûren wâren ônichelîn. der esterich, der muose sîn lûter von kristallen und von edelen korallen. dâ wâren striche an gemaht von jaspidê maniger slaht. dâ was grôze rîcheit schîn. di siule wârn silberîn. dâ enmitten lâgen steine: saffîre vil reine, smâragden und rubîne, topâzjen und sardîne, grânât und ametisten, di wârn alle mit listen nâch ein ander an geleit. swanne Iweret dar în schreit, sô envorht er nieman, hôrt ich sagen.
4112 do W
niden] Vidinin P marmilstein P 81v P Geschachzauilt P beidiu fehlt P So worent P
Do der wurt sin wolte ... do si W richer P
slaf gaden W ¶ fehlt P mûren] jure P zweites der fehlt P edelem P do W Do P aspidin P do W Do P richeit ane schin P
Die pfilere warent silberin. mitten P vil fehlt P Smaragde P tapazzien W Copazin P amehtisten W Gramant vnd amatisten P an fehlt P yweret W meret P 82r P si enworht nieman W
4130 Copazin P] C entspricht in P T ohne den Querbalken, also wohl Schreiberversehen; vgl. analog V. 8071
4105 Ha folgt P 4108 Ha folgt P 4109 gevieret La (Ha) 4110 gezieret La (Ha); dagegen Grimm, W. 1846, S. 78 (zu ›Athis‹ F 82), Lei, Pérennec, S. 100, Pé, S. 215, Anm. 74 und Bu, S. 105, Anm. 33, die WP folgen 4118 ¶ fehlt Ha 4122 kôrallen Ha 4125 anschîn Lei 4107 geschâchzabelt = geschâzavelt part. adj. ›gewürfelt‹ (BMZ III 833 mit Verweis auf die Stelle; Le I 895. 897 ohne weiteren Beleg; Fb 129 mit weiteren Belegstellen; vgl. Rosenfeld 1930). Eventuell beruht zz in geschazzavelt W auf Verlesung von hz, da die Vorlage vermutlich den alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 6). / genôte adv. ›eng; dringlich, unablässig, eifrig, sehr‹ (Le I 860f.). 4110 muosieren = mûsieren swv. ›ausgelegte Arbeit anbringen‹ (BMZ II/1 241; Le I 2241; vgl. ausführlich zur Wortgeschichte Grimm, W. 1846, S. 78 [zu ›Athis‹ F 82]). 4119 mûre ist mhd. swstf. (BMZ II/1 274f.; Le I 2251). 4125 anschîn (Lei) stm. ›Deutlichkeit, Verständnis‹ (Le I 76). Lei meint mit dieser Konjektur P zu folgen, deren Worttrennung ich dagegen an dieser Stelle für korrekt halte (ane ›daran‹). 4129 smaract, smaragde etc. ist mhd. stswm. (Le II 1002). 4135–4136 Die Verderbnisse in W sind eventuell durch die versehentliche, noch vom Schreiber selbst korrigierte Umstellung der Verse bedingt.
4104–4135
4105
4110
4115
4120
4125
4130
4135
Unten war der Estrich aus Marmor gemacht. Die Mauer war von derselben Art. Die Steine waren verziert und mit einem feinen, rot-weißen Würfelmuster versehen. An die Mauer war ausgelegte Arbeit aus Gold sehr gut angebracht. Wo der Burgherr sein sollte und wo seine Wohnung war, dort befand sich ein prächtiger Palas, groß und herrlich. Man erzählt uns, dass er mit vielen schönen Dingen ausgestattet war. Darin befand sich ein Schlafgemach, dessen Mauern aus Onyx waren. Der Estrich, der musste von Kristallen und von edlen Korallen hell sein. Dort waren Streifen von vielerlei Jaspiden angebracht. Dort zeigte sich große Pracht. Die Säulen waren silbern. Dort in der Mitte lagen Steine: ganz reine Saffire, Smaragde und Rubine, Topaze und Sardine, Granate und Ametysten, die waren alle kunstfertig nach einander hingelegt. Wann immer Iweret dort hineinging, so fürchtete er niemanden, hörte ich sagen.
233
Wo der Burgherr sein wollte ...
Die Pfeiler waren silbern.
234
4140
4145
4150
4155
4160
4165
Text und Übersetzung daz himelze was durchslagen von golde und von gesteine wol, ... ... der ich ein teil nennen sol: Dâ lac kalzedôn und berillus, ônix und krisolîtus, jâchant und karfunkel; dâ von wart niemer dunkel in der kemenâten. 26vb noch was si baz berâten, als ich iu zellen mac: daz spanbette, dâ ûf lac der wirt und sîn kint reine, daz was von helfenbeine und von rôtem golde. di steine, di er wolde, di wâren dar an geleit. ein golter was dar ûf gespreit von samît grüen als ein gras. diu betwât vil linde was, der pfulwe und ouch daz küssîn, diu zieche guot sîdîn. wîz und reine, niuwe und kleine was daz lîlachen. mit gewerlichen sachen minnet her Iweret sîn tohter, wan siu dicke tet, des er gelachen mohte. swaz ze den êren tohte, des was diu burc berâten mit der kemenâten, an gesinde und an aller habe.
Das himelze waz durchslagen Von golde und von gesteine. Saffire reine, Smaragde, die weis ich noch mere wol, ... nemen P Do W DO P byrillus W und fehlt P
do W Do P nieman W tunckel P
do W vff do P sine reine P roten W
kuter P geleit P semit P ˙ kusse P
... Die zieche guo t sidin vnd reine waz. ...
82v P
˙ Mit getruwelichen sachen Trut herre Iweret sin tochter, wonde sie dicke tet, ... zeden W zuo eren wol dochte P
4136 swaz dvrch slagen W / durch slagen P 4158 di ziechen W 4163–4164 in einer Zeile P 4163 ýweret W vieret P
4160–4161 in einer Zeile WP
4162 gewerlicher W
4136–4139 Ha folgt P 4139 Smaragde P fehlt Ha / ich und noch Ha 4141 Initiale fehlt Ha / und fehlt Ha 4142 crisolitus Ha 4144 niener La (Ha) / tunkel Ha 4149 HaA erwägt des wirtes kint reine 4154 kulter Ha 4162 gemellîchen La (Ha) / Pérennec, S. 100 folgt P; Bu, S. 106, Anm. 34 folgt W; Pé, S. 217, Anm. 75 ist unentschieden 4163 Ha folgt P 4136 himelze = himelize ›Decke eines Zimmers‹ (BMZ I 686 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1285f., 1291). 4144–4145 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4154 golter = kulter ›gefütterte Steppdecke‹ (BMZ I 899f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1047. 1766). 4157 phulwe, phülwe swmn. ›Federkissen‹ (BMZ II/1 516 mit Verweis auf die Stelle; Le II 266f.). 4158 ziech, zieche swstf. ›Bettdecken-, Kissenüberzug‹ (BMZ III 874 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1101). 4162 Zu gewerlich siehe Anm. zu V. 1753. 4169 Erwägenswert wäre, an durch ân zu ersetzen, wodurch der Fokus auf die Kemenate gestellt würde.
4136–4169
4140
4145
4150
4155
4160
4165
Die Zimmerdecke war von Gold und von Gestein gut durchschlagen, ... ... von denen ich einen Teil nennen will:
Da lagen Kalzedon und Berillus, Onyx und Krisolit, Jachant und Karfunkel; deshalb wurde es in der Kemenate niemals finster. Außerdem war sie noch besser eingerichtet, wie ich euch erzählen kann: Das Spannbett, auf dem der Burgherr und sein reines Kind lagen, das war aus Elfenbein und aus rotem Gold. Die Steine, die er wollte, die waren darin eingelegt. Darauf war eine Steppdecke ausgebreitet, aus Seidenbrokat, grün wie Gras. Das Bettzeug war sehr weich, der Polster und auch das Kissen, die Überzüge aus guter Seide. Weiß und ohne Makel, neu und fein war das Leintuch. Herr Iweret liebte seine Tochter mit Sorgfalt, weil sie es oft schaffte, dass er lachen konnte. Was immer zu Ehren gereichte, damit war die Burg an der Kemenate, am Gesinde und an allem Besitz ausgestattet.
235 Die Zimmerdecke war von Gold und von Gestein durchschlagen. Reine Saffire, Smaragde – ich kenne wohl noch mehr davon, ...
... die Überzüge waren aus guter Seide und makellos. ...
Herr Iweret liebkoste seine Tochter mit Treue, weil sie es oft schaffte, ...
236
Text und Übersetzung
ich zaltiu wunder drabe, wan daz ich iht anders sagen sol. Dôdône stuont ze wunsche wol, wan der wirt het genuoc, swaz wazzer oder lant truoc 4175 und swes sîn lîp gedâhte. di burc er vollebrâhte, daz ir nihtes enbrast. siu was guot und vast, besatzt mit burgæren. 4180 ich hôrt sagen, ir wæren sehzic und lützel mêr. si wârn rîch und hêr und heten vröude under in: der tac was dâ schiere hin. 4185 Ouch hôrt man der glocken schal in der burc über al, 27ra sô man an den zimbel sluoc, dâ von ich ê hân genuoc gesaget, ob irz hânt vernomen. 4190 Nuo ist unser ritter komen. als er kom zuo der linden, 4191a ... sîn ros begund er binden zuo des boumes aste, sanft und niht ze vaste, 4195 wan er woltez wider hân genomen, swenne er den wirt sæhe komen. den schilt leit er ûf daz sant. dô nam der edel wîgant den hamer in di hant sîn 4200 und sluoc in daz zimbellîn sô vast, daz ez lûte schal und manz hôrt über al in der burc und in dem walde. dô enstricter ab balde 4205 sîn helm und satztin an daz gras. er gienc eine, dâ der brunne was. als er zuo dem wazzer kam, 4170
4182 here W] hochgestelltes e eventuell Zierstrich des r 4206 do W
zalte wunder noch dar abe P ich ander sagen P ¶ Dodône W] Dodone P zewo nsche W Wanne daz der P swaz] Wes P oder] alle P sîn fehlt P volle brahte W bruc P nicht P
höre P lutel P here W do WP Initiale fehlt P ˙ An der burge P 83r P an fehlt P do W Do P han ich genüc P
Nuo ist vnßer ritter dar komen, Also er kam zü der linden. Also er zuo der linden do Begunde binden Sin roß zuo des bomes aste, ... sovnft W zevaste W
... Wanne er den figent sehe komen. er fehlt P sant] lant P
in] an P erschal P manz] man si P enstriche P satztin] sossen P
Er ginck hin, do der burne waz. chom W
4190 vnß P
4192 Begunde er binden P
4196 sigent P?
4170 wunder noch dar abe Ha 4172 ¶ fehlt Ha 4174 swes Ha 4185 Initiale fehlt Ha 4190 ¶ fehlt Ha 4200 Ha folgt P 4206 Ha folgt P 4190–4193 Der Paralleltext ist problematisch. Ich lese für V. 4190–4191: ›Nun ist unser Ritter dorthin (in dieses Land) gekommen, als er zu der Linde kam.‹ 4196 figent P = vîgent = vîent (Le III 333).
4170–4207 4170
4175
4180
4185
4190
Ich würde euch Wunderbares (unendlich) davon erzählen, wenn ich euch nicht anderes sagen müsste. Dodone war vollkommen, denn der Burgherr hatte genug von dem, was immer Wasser oder Land hervorbrachten und was immer er wollte. Die Burg hatte er so gebaut, dass es ihr an nichts fehlte. Sie war gut und stark befestigt, besetzt mit Einwohnern. Ich hörte sagen, dass sie 60 oder ein wenig mehr gewesen wären. Sie waren reich und edel und hatten unter sich Freude: Die Tage vergingen dort schnell.
Auch hörte man den Klang der Glocke überall in der Burg, wenn man die Glocke schlug, von der ich zuvor genug erzählt habe, wenn ihr es gehört habt. Nun ist unser Ritter gekommen. Als er zu der Linde kam,
4191a ... band er sein Ross an den Ast des Baumes, sanft und nicht zu fest, 4195 denn er wollte es wieder nehmen, wenn er den Burgherrn kommen sehen würde.
4200
4205
237
Den Schild legte er auf den Boden. Da nahm der edle Kämpfer den Hammer in seine Hand und schlug so fest in das Glöckchen, dass es laut erschall und man es überall in der Burg und im Wald hörte. Da band er kühn seinen Helm ab und setzte ihn ins Gras. Er ging alleine hin, wo die Quelle war. Als er zu dem Wasser kam,
Nun ist unser Ritter dorthin (in dieses Land) gekommen, als er zu der Linde kam.
Er band also sein Ross dort zu der Linde an den Ast des Baumes, ...
... sobald er den Feind kommen sehen würde.
Er ging dorthin, wo die Quelle war.
238
4210
4215
4220
4225
4230
4235
4240
Text und Übersetzung di kupfen er abe nam, der degen ellende twuoc sîne hende und kuolt sich under den ougen. des en ist dehein lougen, er enschin vröudebære. nuo vernement vremdiu mære: In der næhsten naht, dô Iweret morgen vaht mit unserm guoten knehte, dô troumde vil rehte der schœnen maget Iblê, wi si durch den schœnen klê zuo der linden kom gegân. dâ sach siu einen ritter wol getân, des gebærde was sô guot, daz siu herze und muot und alle ir sinne kêrt an sîn minne, 27rb und was diu liebe vil grôz. deheines dinges si verdrôz, wan daz siu in dâ vor nie gesach. swaz er tet und sprach, dâ was ir wundersanfte mite. si marcte lîp und site und satzt di in ir herzen schrîn. waz solt seltsæner sîn? Ditz was unser helt balt: er was rehte gestalt in ir troum, als in ir herzen was. sît manz an den buochen las, sô sî iu für wâr gesaget, vor liebe wachet diu maget. Diu vrouwe sich versan, wan siu gedâht an den man,
kuppen P Vnd trüg P 83v P kielte P enkein P Der P ein frömde mere P In] An P yweret W meret mornn sach P
˙ yble W vblide P schöne P keme P do W Do P
... Des geberde duchte sie so guo t, ...
ir] sine P
... Vnd waz die holtschafft vil groß. Nie keins P do WP nie fehlt P do W Do P wunder sanfte W und] min P
... Vnd satzte in in irs hertzen schrin. Ditz] Daz P vnß P 84r P als er in hertzen P dem P ˙ P wer P furwar W si es uch
... Vor liebe erwachte die maget. Do die frowe sich versan Vnd sie gedochte an den man,
4240 ir P 4210 und twuoc Ha 4221 Ha folgt P 4222 wol getân] stân La (Ha) 4227 Ha folgt P 4233 Ha folgt P 4235 Initiale fehlt Ha 4237 in ir troum fehlt Ha / als er in Ha 4239 Ha folgt P 4241–4242 Ha folgt P 4241 Initiale Ha 4208 Zu kupfe siehe Anm. zu V. 2388. 4227 holtschaft stf. ›Gewogenheit, Freundschaft‹ (BMZ I 705 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8915; Le I 1328). 4231 wundersanfte adv. ›sehr leicht, angenehm‹ (Le III 992 mit Verweis auf die Stelle). 4236–4237 Die Hss. sind, anders als Ha, zweideutig: Entweder ist Lanzelet in ihrem Herzen wie in ihrem Traum, oder er ist in Herz und Traum so, wie er wirklich ist. Die Syntax scheint mir eher für die erste, der inhaltliche Zusammenhang für die zweite Variante zu sprechen. 4237 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4241 versinnen stv. refl. ›zur Besinnung, zum Bewusstsein, Verstand kommen‹ (Le III 229f.).
4208–4242
4210
4215
4220
4225
4230
239
nahm er die Kopfbedeckung ab, der fremde Degen wusch sich seine Hände und kühlte sich unter den Augen ab. Es ist ungelogen, dass er gut aufgelegt war. Nun vernehmt merkwürdige Geschichten:
In der vergangenen Nacht, an deren Morgen Iweret mit unserem guten Kerl kämpfen sollte, da träumte der schönen Maid Iblis ganz genau, wie sie durch den schönen Klee zu der Linde gegangen kam. Da sah sie einen schönen Ritter, dessen Verhalten so gut war, dass sie Herz und Gemüt und all ihren Sinn an seine Minne wandte, und die Liebe war sehr groß. Nichts verdross sie, außer dass sie ihn zuvor nie gesehen hatte. Was immer er tat und sprach, das war ihr wunderbar angenehm. Sie beobachtete Körper und Art (des Ritters) und setzte die in den Schrein ihres Herzens.
... dessen Verhalten sie so gut dünkte, ...
... und die Zuneigung war sehr groß.
... und setzte ihn in den Schrein ihres Herzens.
Was könnte seltsamer sein? 4235
Dies war unser tapferer Held:
4240
Er war in ihrem Traum und in ihrem Herzen ganz so beschaffen, wie er auch in Wirklichkeit war. Da man es an den Büchern gelesen hat, so sei euch wahrhaftig erzählt, dass die Maid vor Liebe wach blieb.
... dass die Maid vor Liebe erwachte.
Die Dame kam zur Besinnung, denn sie dachte an den Mann,
Als die Dame zur Besinnung kam und sie an den Mann dachte,
240
4245
4250
4255
4260
4265
4270
4275
Text und Übersetzung der ir vor was erschin. den troum erscheinde siu ûf in dar nâch, als ez im ist komen. Siu sprach: ›von mir wirt genomen nimer man, des muoz ich jehen, wan den ich hînaht hân gesehen.‹ mit gedanken wart siu des in ein, dâ ir der ritter dô erschein, daz si di stat êrte und imer dar kêrte, sô man den zimbel ruorte. Den muot siu vollefuorte und kom zuo der linden fruo genuoc, dô unser friunt den zimbel sluoc. Nuo wil ich iu kurzlîch sagen, ez endorft nie wîp getragen hêrer kleit, danne siu truoc. ez dûht iuch lîht ein ungefuoc, ob ich dâ von iht seite. ir pfert und ir gereite, daz was schœne und guot. siu hete noch den selben muot, des siu in dem troume pflac. Siu bôt dem helde guoten tac, 27va den siu bî dem brunnen vant, wan siu sach wol zehant, daz ez der selbe ritter was. Siu erbeizte zuo im an daz gras und gruoztin harte schône. dô neic er ir ze lône, wan im seit daz herze sîn, daz ez wære diu künigîn. Als er di schœne maget gesach, nuo mugent ir hœren, wi er sprach: ›genâde, vrouwe wol getân! woltent irz für guot hân, ich seit iu gern mînen muot.
Das ir waz vor erschin, ... tröm den ich meinte si P Dar nach as es im kam in P ¶ fehlt P des] das P gedenken P do W] Daz P dô] vor P
man] mid P volle furte W fro P den zimbel] die glocken P v W Das wil P
... Ez endorffte nie wip getragen Besser cleit, danne sie truo g. ˙ lichte ein vngefuo g, Es duchte uch v 84 Obe ich vil do von geseit.
¶ fehlt P
¶ fehlt P an] in P zelone W seite ie sa daz P Das er was der junge kúnigin P
Also er ir schoe ne gesach, ... Genade mir frowe P
˙ guo t enpfan, ... Woltent es fur
4257 freier Raum für Initiale W 4258 Er P 4259 herez W 4260 fvo c in vngefvo c rechts ausgeworfen nach V. 4261 W 4261 do W 4275 schonen W / geschach W 4278 woltend W 4243–4244 erschinen : inen La (Ha); Haupt, Sp. 113 / der ir vor erscheinde. | den troum siu ûf in meinde Hannink 4245 im] nu La (Ha) 4246 ¶ fehlt Ha 4250 dô] vor Ha 4266 ¶ fehlt Ha 4270 ¶ fehlt Ha 4275 Ha folgt P 4243 Zum Schwund des -en beim Part. Prät. siehe Mhd. Gramm. § 198, Anm. 3. / Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme (P) siehe Mhd. Gramm. § 426. 4262 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 4278 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449.
4243–4279
4245
4250
4255
der ihr zuvor erschienen war. Den Traum deutete sie auf ihn dem entsprechend, wie es ihm tatsächlich ergehen sollte. Sie sprach: ›Ich werde niemals einen Mann heiraten, das muss ich sagen, außer den, den ich heute Nacht gesehen habe.‹ In Gedanken wurde sie sich darüber klar, dass sie die Stätte ehren würde, wo ihr der Ritter da erschienen war, und sie immer dorthin gehen wollte, wenn man die Glocke bewegte. Die Absicht führte sie aus und kam früh genug zu der Linde, als unser Freund die Glocke schlug.
241 der ihr zuvor erschienen war, deutete sie den Traum auf ihn dem entsprechend, wie es ihm tatsächlich ergehen sollte.
Nun will ich euch kurz erzählen, 4260
4265
4270
4275
dass eine Frau nie ein vornehmeres Kleid tragen durfte, als sie trug. Ihr würdet es leicht für Frevel halten, wenn ich euch irgendetwas davon erzählte. Ihr Pferd und ihr Reitzeug waren schön und gut. Sie hatte noch dieselbe Absicht, wie sie im Traum hatte. Sie sagte dem Helden guten Tag, den sie bei der Quelle fand, denn sie erkannte sofort, dass es derselbe Ritter war. Sie stieg zu ihm auf das Gras ab und grüßte ihn sehr freundlich. Da verbeugte er sich dankbar gegen sie, denn sein Herz sagte ihm, dass es die Königin wäre.
... dass eine Frau nie ein besseres Kleid tragen durfte, als sie trug. Ihr würdet es leicht für Frevel halten, wenn ich euch viel davon erzählte.
Als er die schöne Maid sah,
Als er ihre Schönheit sah, ...
nun hört, wie er da sprach: ›Habt Dank, schöne Herrin! Wenn ihr es im Guten aufnehmt, sage ich euch gerne meine Meinung.
Wenn ihr es im Guten empfangt, ...
242 4280
4285
4290
4295
4300
4305
4310
4315
Text und Übersetzung ir sint sô schœne und sô guot, als ich di liute hœre jehen und als ich selbe hân gesehen, daz ich durch deheine schulde wan bînamen durch iuwer hulde und umb iuwern schœnen gruoz gewinnen oder verliesen muoz. ist ez wâr, sô man mir seit, sô ist mir der tôt bereit oder ir und dar zuo michel guot. ob mir got genâde tuot, wâ geschach ie deheim man baz? selfiu got, en sint mir niht gehaz!‹ ›Waz ræch ich an iu‹, sprach diu maget, ›ist ez, als mir mîn herze saget und als ez iuwerm lîbe zimet? swelich vrouwe sich des an genimet, daz si gern wol tuot, swâ siu kan, diu êret alle hübsche man. dêswâr, der muget ir wol einer sîn. doch zürn ich an di sinne mîn, daz ich iuch niht mêre hân gesehen und ich iu doch muoz verjehen, dar nâch als ich mich enstân, mich gedûht nie man sô wol getân.‹ Er geloubt ir wol und nam ir war. siu seit im an ein ende gar, 27vb wi ir in dem troume was gesîn. ›ir sult durch den willen mîn der âventiur abe gân!‹ er sprach, er en moht ir niht verlân. doch wart ir bete harte vil. er sprach: ›vrouwe, ich enwil! ich hæt sîn unêre.‹ er sluoc den zimbel sêre. in verdrôz, daz Iweret niht kam. den schilt er ze halse nam und was in alle wîs bereit. dô weinde diu vrouwe gemeit,
4289–4290 vertauscht W
enkeine P
gevinnen W 85r P sô] daz P oder] Also P keinem P ˙ got sit merige haz P hellffe uch Daz W Initiale fehlt P herre W Wele P
des war W fehlt P der] Diser P Joh P dir sinne mim P iv W iehen P Do nach ich alleine mich P enduchte P sô] Also P Initiale fehlt P gelopte P
˙ es nit P er mote 85v P
›Zwar, frowe, ich en wil! er] Jr P ýweret W meret P zehalse W halsa P
4304 Also wol geton in eigener Zeile P, davor ¶
4312 in enwil W
4289 ir] êre Hannink 4293 Initiale fehlt Ha 4295 Ha schließt die direkte Rede am Versende 4299 dêswâr fehlt Ha 4300 Ha lässt die direkte Rede wieder einsetzen / joch Ha / sinne] sælde Ha 4304 endûht Ha 4305 Initiale fehlt Ha 4310 ern möht Ha 4284 bînamen = benamen ›im vollen Sinne des Wortes, wirklich‹ (Le I 278); vgl. V. 4492, 5198, 6827, 6925 (P). 4289 Hannink macht den Text moralischer, als er ist.
4280–4318 4280
4285
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4295
4300
4305
4310
4315
243
Ihr seid so schön und so gut, wie ich die Leute sagen höre und wie ich selbst gesehen habe, dass ich wirklich wegen nichts wenn nicht wegen eurer Huld und für euren schönen Gruß gewinnen oder verlieren soll. Ist es wahr, was man mir erzählt hat, dann wartet auf mich der Tod oder ihr und dazu großer Besitz. Wenn mir Gott diese Gnade erweist, wo wäre es dann irgendeinem Mann besser ergangen? Bei Gott, hasst mich nicht!‹ ›Was sollte ich an euch rächen‹, sprach die Maid, ›wenn es so ist, wie mir mein Herz sagt und wie es euch angemessen ist? Wenn eine Dame sich dessen annimmt, gut zu handeln, wo immer sie kann, ehrt sie alle höfischen Männer. Fürwahr, von denen dürftet ihr wohl einer sein. Jedoch zürne ich meinen Sinnen, dass ich nicht mehr von euch gesehen habe und ich trotzdem von euch behaupten muss, soweit ich es beurteilen kann, dass ich nie einen Mann für so schön befunden habe.‹
Er glaubte ihr aufs Wort und betrachtete sie. Sie erzählte ihm genau, was ihr in dem Traum geschehen war. ›Ihr sollt meinetwillen von der Aventiure abstehen!‹ Er sprach, er könnte nicht von ihr ablassen. Trotzdem wurden ihre Bitten sehr zahlreich. Er sprach: ›Herrin, ich will nicht! Ich würde dadurch Unehre erwerben.‹ Er schlug die Glocke sehr stark. Ihn ärgerte, dass Iweret nicht kam. Er nahm den Schild zum Hals und war in jeder Hinsicht vorbereitet. Da weinte die fröhliche Dame,
›Fürwahr, Herrin, ich will nicht!
244
4320
4325
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4335
4340
4345
4350
4355
Text und Übersetzung wan si den strît ungerne sach. siu saz nider und sprach: ›nuo helf iu got beiden, wan ich enkan iuch niht gescheiden. daz ist des schult, ich en mac. ich gelebete nie sô leiden tac.‹ siu want ir wîzen hende. ir klage was âne ende. siu dinget und vorhte, wer dâ den schaden worhte. Dô siu alsô riuwelîche saz, diu minne schuof, daz siu vergaz ir wîsheit und ir witze. siu gewan ein solch hitze, diu senendem muot nâhen lît. Siu sprach: ›ritter, ob ir hübsch sît, sô sult ir mich bedenken niet. mîn herze mir an iuch geriet; dâ wider kan ich niht gestreben. di wîl ich imer mac geleben, so muoz ich iuch minnen. nuo füerent mich mit iu hinnen, schœnez bilde, reiner lîp!‹ er sprach: ›neinich, liebez wîp!‹ ›jâ ir, sældehafter man!‹ ›ich bin, der niht vliehen kan.‹ ›durch wîp man dicke wenken sol.‹ ›durch êr wirbe ich iu ze rehte wol. 28ra swaz ir mir danne liebez tuot, des vröut sich lîp und ouch mîn muot. ob ir mich minnent, als ir jehent, sô ist mir liep, daz ir gesehent, daz ich durch iuch getar wol bestân, swaz ein ritter sol.‹ Diu vrouwe saget im mære, daz ir vater wære ein alsô vreislich man:
˙ P 4346 zerehte W / erwurbe uch
wan fehlt P kan P ich en mac] daz inemac P
Nuo gelepte ich nie so lieben tag.‹
wise P
do W fehlt P rüweclich P Daz wisheit P wisse P sennende P ¶ fehlt P
do W 86r P Danne kan ich wider nicht P
Schone P nenich W] niem ich P jâ] So P nit wol fliehen P
˙ zuo rechte wol. ›Joch erwurbe ich uch
Vnd ob P
˙ harte wol ... Das ich durch uch Getar geston, also ich sol. ¶ fehlt P
4352 waz W
4322 Ha folgt P 4324 nu gelepte ich nie Ha folgt P 4346 Ha folgt P 4353 ¶ fehlt Ha
4334 ¶ Siu sprach fehlt Ha
4335 mich] iuch Hannink
4344 Ha
4324 Der Paralleltext ist fraglich und nur dann sinnvoll, wenn man liest: ›Nun werde ich niemals einen so freudvollen Tag erleben, (dass ich mich zwischen euch und meinem Vater entscheiden kann).‹ Oder ist einfach von ei > ie auszugehen? 4335 bedenken swv. mit Akk. der Pers. ›Verdacht auf jemanden werfen‹ (BMZ I 344f.; Le I 140; vgl. WeBuKe), freier wohl: ›schlecht von jemandem denken‹ (vgl. PéSp). Die Konjektur von Hannink ist unnötig. 4336 einem an ein dinc râten ›jemandem zu etwas raten‹ (BMZ II/1 563). 4341 Eventuell wäre dieser Vers schon zur folgenden Rede Lanzelets zu ziehen. 4346 Konjektur in P der Lesbarkeit halber.
4319–4355
4320
4325
weil sie den Kampf ungern sah. Sie setzte sich nieder und sprach: ›Nun helfe euch beiden Gott, denn ich kann euren Streit nicht schlichten. Das ist dessen Aufgabe, ich vermag es nicht. Ich habe niemals einen so leidvollen Tag erlebt.‹
245
Nun werde ich nie einen so freudigen Tag erleben (dass ich mich zwischen euch und meinem Vater entscheiden kann).‹
Sie rang ihre weißen Hände. Ihre Klage war unendlich. Sie hoffte und fürchtete, wer da das Verderben (für den anderen) bringen würde.
Als sie so traurig saß, 4330
4335
4340
4345
4350
4355
schuf die Minne, dass sie ihre Weisheit und ihren Verstand vergaß. Es überfiel sie eine solche Hitze, wie sie dem sehnsuchtsvollen Gemüt nahe liegt. Sie sprach: ›Ritter, wenn ihr höfisch seid, dann sollt ihr nicht schlecht von mir denken. Mein Herz riet mir zu euch; dagegen kann ich nicht ankämpfen. Solange ich lebe, muss ich euch lieben. Nun führt mich mit euch von hier weg, schönes Bild, reiner Körper!‹ Er sprach: ›Ich kann nicht, liebe Frau!‹ ›Oh doch, glückseliger Mann!‹ ›Ich bin einer, der sich nicht aufs Fliehen versteht.‹ ›Um der Frauen willen soll man oft wankelmütig sein.‹ ›Für die Ehre will ich um euch werben, wie es sich ›Trotzdem werde ich euch erwerben, wie gehört. es sich gehört. Was immer ihr mir dann Liebes tut, darüber freut sich der Körper und auch mein Gemüt. Wenn ihr mich liebt, wie ihr behauptet, dann ist es mir lieb, dass ihr erkennt, dass ich um euretwillen wage, tapfer ... dass ich um euretwillen wage, sehr tapfer in Angriff zu nehmen, was immer ein Ritter soll.‹ zu bestehen, was ich soll.‹ Die Dame erzählte ihm, dass ihr Vater ein sehr Furcht erregender Mann wäre:
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4365
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Text und Übersetzung ›im gelîchet nieman und ist vil an in versuoht. ob ir mîner minne geruoht, herre, sô gedenkent mîn.‹ ›daz dinc muoz etswenne sîn‹, sprach der edel wîgant. dâ mit ruorter zehant den zimbel, als er wuote. dô geswant von unmuote der vil edelen künigîn. siu vorht irs vater und sîn. der helt si an den arm nam, unz daz siu zuo ir selber kam und ir wart ein wênic baz. zehant er ûf sîn ors gesaz; des trûrten ir sinne. Siu sprach: ›ôwê minne, war umb hâstu mich geschant? daz mir von minnen ie geswant, daz enwær mînes rehten nît. ich minnen den, der mir verzît, daz er mich füere hinnen. waz sol ich an im minnen? wê, waz sprich ich tumbez wîp! beidiu tugent und sînen lîp, di muoz ich imer minnen. von liebe möht ich brinnen. minne tuot mir alsô heiz, daz ich itze lützel weiz und mich al mîn list niht vervât. Minne tuot mir solchen rât, 28rb daz ich ir diene imer mê. ach leider, wê mir wê! Minne ist nieman bereit, ez enkome von grôzer sælicheit.
4367 arn W
›Jme gesigte nie nieman an ... versuo chet P rüchet P
86v P do W Do P ruo re er P von] vor P ˙ kunigen P Initiale P unz] Wisse roß P ¶ fehlt P
... Was hastu mich geschant! mynne P rechtes P verziecht P minna P tumbez wîp] tumbi P
itze] so P nicht al min list P
Minne, tuo mir selten rat, 87r Das ich dir diene iemer me! zweites wê] owe P ¶ fehlt P seilicheit W
4387 mer W
4356 Ha folgt P / gesiget Ha 4358 Ha folgt P 4372 ¶ fehlt Ha 4375 Ha folgt P 4375–4376 niht : verziht La (Ha) 4381 diu Ha 4386 Minne, tuo mir selhen rât, Ha 4387 Ha folgt P 4388 Ha folgt P 4389 ¶ fehlt Ha 4356 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede siehe Anm. zu V. 1268. 4364 Zu geswinden siehe Anm. zu V. 2113. 4373 waz (P) ist hier wohl steigernd als ›wie, wie sehr‹ zu lesen (DWb XXVIV 92). 4375 rechte swn. (subst. Adj.) ›die richtige, gerechte Sache‹ etc. (BMZ II/1 613; Le II 379). / We zieht den Vers nach unten. 4375–4376 Der Reim bei Ha ist problematisch (vgl. auch HaA), da verzîht zu erwarten wäre. nît für niht ist dagegen mhd. belegt (Le II 83). 4376 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. / verzîhen, verzîen stv. mit Dat. und untergeordnetem Satz ›versagen, abschlagen‹ (BMZ III 878; Le III 319f., beide mit Verweis auf die Stelle). 4386 Eventuell wäre für P mit Ha zu konjizieren. Oder ist zu lesen: ›Minne, berate mich selten (= lasse mich zufrieden), damit ich dir auf immer dankbar bin.‹?
4356–4390
4360
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4380
4385
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›Niemand tut es ihm gleich und er wurde schon oft herausgefordert. Wenn euch etwas an meiner Liebe gelegen ist, Herr, dann denkt an mich.‹ ›Die Sache muss irgendwann geschehen‹, sprach der edle Kämpfer. Damit bewegte er sogleich die Glocke, als würde er rasen. Da wurde die so edle Königin vor Unglück ohnmächtig. Sie fürchtete um ihren Vater und um ihn. Der Held nahm sie an den Arm, bis sie zu Bewusstsein kam und es ihr ein wenig besser ging. Sogleich bestieg er sein Ross; das machte sie traurig. Sie sprach: ›O weh, Minne, wieso hast du mich geschändet? Dass ich jemals aus Liebe ohnmächtig geworden bin, das war nicht nach meiner Art. Ich liebe den, der mir abschlägt mich fortzuführen. Was soll ich an ihm lieben? Weh, was spreche ich törichte Frau! Sowohl die Tugend wie ihn, die werde ich immer lieben. Vor Liebe könnte ich brennen. Die Minne bringt solche Hitze über mich, dass ich jetzt kaum weiter weiß und mir all mein Verstand nichts nützt. Die Minne gibt mir einen solchen Rat, dass ich ihr für immer dienen muss. Ach leider, weh mir, weh! Die Minne hilft niemandem, es sei denn, jemand hat großes Glück.
247 Niemand hat ihn bisher besiegt ...
... wie sehr hast du mich geschändet!
Minne, lass mich zufrieden, damit ich dir für immer dankbar bin!
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Text und Übersetzung swen Minne ie herzelîche traf, den vervie nie krût noch sîn kraf. doch dês alein; möht ich komen ze dem schœnen tal, mir möhte fromen mîn schœne bluomen etwaz. wê, war umbe sprich ich daz? möht ich wol, ine wolt ez niht tuon. mich hât diu minne alsô enspuon, daz ich di wîsheit wol verbir. min süeziu tumpheit râtet mir, daz ich dem wunderschœnen man mînes lîbes und des siges gan. daz wert mir natûre. mînes herzen nâchgebûre, dem gan ich sælden aller meist. ach Minne, waz du wunders weist!‹ Dô sus alle ir sinne striten, dô kom ir vater zuo geriten ûf eim stolzen ors grôz, gewâfent, daz nie sîn genôz mit bezzerm îsen wart bereit. sîn ors was, sô man uns seit, zundervar vil tiure. mit einer îsern kovertiure ez was bedaht ûf den strît. dar obe lac ein samît, geworht grüene als ein gras. sîn wâfen ouch dar an was, rôte lewen von golde. sîn schilt was, als er wolde, von zinopel rôt genuoc. einen guldînen lewen er truoc, der was ûf daz bret erhaben. daz er zeiner banier solt haben,
swenne W hertzeclich P
˙ ... Den enruwe nit crut noch wurtzen safft. ˙ Doch des alleyin; mochte es komen Zü dem schönen tal mir, mir soltent fromen Min edel bo˘me etwaz. rede P wol ioh enwil ich ez P enspuon] ensampt P enbir P süeziu fehlt P mir daz P
... Das ich dem wunderschönen man Mins lobes vnd dez siges gan. daz] Dis P mir die nature P nach gebvre W seilden W wunder P Initiale fehlt P strtin P eime stuo ffe rosse P geweffet P besser P wer P
Sin roß was, so man vns seit, ˙ 87v Sunder uar, vil ture. komertu “re P Waz es P semit P
... Rote löwen von golde fin. sinopilerot P 1ra G baner P
4392 ver vie W 4394 zedem W / Mir soltent fromen in nächster Zeile P (Großschreibung stillschweigend normalisiert) 4401 den W / wnder schonen W wunder schönen P 4412 was ro so P 4413 zvnder var W 4392 noch würze saf Ha W
4394 möhten Ha
4398 mir lât La (Ha)
4409 rosse Ha
4421 sinopele Ha, HaA folgt
4393 Zu komen mit Dat. und Präp. (P) siehe BMZ I 900. 4394 Zur Numerusinkongruenz (W) siehe Anm. zu V. 16. 4398 ich lâze mir enspuon (Ha) ›lasse mir angelegen sein‹ (BMZ II/2 554 mit nur diesem Beleg; Le I 567 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. HaA; V. 5887). Vgl. spuon anv. unpers. mit Dat. ›von statten gehen, gelingen‹, spuon lâzen mit Dat. und Gen. ›sich etwas angelegen sein lassen, sich sputen‹ (Le II 1124). Die geringe Belegdichte scheint mir aber die Form von W nicht auszuschließen. Ich lese daher – im Hinblick auf spanen stv. – ›locken, reizen, antreiben‹ (Le II 1067). 4403 ›das verbieten mir die bande der natur.‹ (HaA); ebenso We. Anders PéBuSpKe, die wern als ›gewähren‹ lesen. 4413 zundervar adj. ›feuerrot‹ (Le III 1177 mit Verweis auf die Stelle). 4421 zinopel = sinopel stn. ›roter Farbstoff‹ (BMZ II/2 317f.; Le II 934, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. Paris 1883, S. 490f.).
4391–4424 Wen die Minne im Herzen getroffen hat, dem nützt kein Kraut und keine Kraft.
4395
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Doch einerlei; könnte ich zu dem schönen Tal kommen, könnten mir meine schönen Blumen ein wenig helfen. Weh, weshalb spreche ich so? Selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Mich hat die Liebe so aufgereizt, dass ich auf die Weisheit gut verzichten kann. Meine süße Torheit rät mir, dass ich dem wunderschönen Mann mich und den Sieg gönne. Das verbietet/erlaubt mir die Natur. Dem Nachbar meines Herzens, dem gönne ich das Glück am meisten. Ach Minne, auf welche seltsamen Dinge du dich verstehst!‹
Als all ihre Sinne so stritten, da kam ihr Vater auf einem großen, stolzen Ross herbeigeritten, gewaffnet, dass nie einer seiner Genossen (ein Kämpfer) mit besserem Eisen ausgestattet wurde. Sein Ross war, wie man uns erzählt, prächtig feuerrot. Es war für den Kampf mit einer eisernen Satteldecke bedeckt. Darauf lag ein Seidenbrokat, der grün wie Gras gewebt war. Auch sein Wappen war darauf, rote Löwen aus Gold. Sein Schild war, wie er wollte, rot von viel rotem Farbstoff. Er trug einen goldenen Löwen, der auf dem Brett befestigt war. Das, was er als Banner haben sollte,
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... den betrübt weder ein Kraut noch Wurzelsaft. Doch einerlei; könnte ich zu dem schönen Tal kommen, würden mir meine edlen Bäume ein wenig helfen.
... dass ich dem wunderschönen Mann meinen Beifall und den Sieg gönne.
Sein Ross war, wie man uns erzählt, farblos, sehr wertvoll.
... rote Löwen aus feinem Gold.
250
Text und Übersetzung
daz was ein van unz an di hant von dem besten sabin, sô man vant 28va in des küniges lande von Marroc. des selben einen wâfenroc fuort er und guldîn schellen dran. 4430 er schein ein engel, niht ein man, an allem sîm gereite. ze einer hübscheite fuort er sîden mouwen. man möht in gern schouwen, 4435 swâ erz in guot meinde. von kind er wol bescheinde, daz er gemuot was und snel. guldîn was sîn gügerel, ein boum mit löubern niht ze breit. 4440 ein grimel was dar an bereit 4440a ... mit sîdînen weifieren. sus pflac er sich zieren beidiu an helm und an sporn. im was an den gast zorn, 4445 als im sîn übermuot gebôt. im was niht vor wan der tôt. Dô er den jungen wîgant wol gewarneten vant zuo der linden bî dem brunnen, 4450 dô enwart dâ niht begunnen minnenclicher grüeze. der wirt sprach unsüeze, 4425
... Daz waz ein fan vntze an die hant Von dem besten semit, den man fant Jn des ku “niges lande von Maroe. G des selben was sin wapen rock, Guldine schellen hiengen dran. er erschein P sine G zeeiner W hofischeite G
inguo t W erschein P scheinte G Das dz er genuo g wz P r l W gugvrel G 88r P gvrge
G ... Ein bovm mit lovbern nicht ze breit, listiclichen wol bereit, Als vns daz mere hat geseit, mit sidinen weifiren. pflegete P an] mit G
G er furt vreislichen zorn, ...
¶ statt Initiale P vigant G
(zweites) do W fehlt P wart G Do sprach der wirt P 1rb G vnzuze G
4425 wiz W 4426 den W / savin W / samit G 4427 indes W 4428–4429 P folgt G 4428 was sin G fehlt P / k in rock kaum lesbar G 4439 zebreit W 4440 listiclichen G mit HaA, eventuell nur sticlichen / breit P 4440a Versende nicht lesbar G, Ergänzung nach Reim 4444 P folgt G 4425 Hannink folgt W 4426 sô] den Ha / We folgt PG, vgl. Webster/Loomis 1951, S. 200; ebenso Pérennec, S. 105; Pé, S. 227, Anm. 78; Bu, S. 111, Anm. 36; Ke, S. 195 4437 La erwägt gemuot] gezal, genuo g geht wohl auf gevuoc oder gevüege zurück (HaA; Hannink); Haupt, Sp. 107 befindet W für gut möglich 4451–4452 gruoze : unsuoze Ha 4425 Die Entscheidung von Hannink leuchtet mir nicht ein, W ist m. E. ungrammatisch; es sei denn, man liest wiz = biz, was aber semantisch völlig irrelevant ist. 4426 Zu saben siehe Anm. zu V. 3273. 4431 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 4433 mouwe stswf. ›Ärmel, besonders der weite Ärmel der Frauen‹, hier als Schildzeichen (BMZ II/2 225 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6305; Le I 2210; vgl. auch K zu V. 6305). 4438 Zu gügerel siehe Anm. zu V. 646. 4440 grimel irritiert HaA und Schilling 1866, S. 32, BMZ I 573 verzeichnet die Stelle mit Fragezeichen. Le I 1084 hat einen weiteren Beleg und vermutet grimel = grintelen (= grindel, grintel ›Riegel‹; Le I 1086?). Schultz, A. 1889 II, S. 103 schlägt vor, gimpel stn. ›Kopftuch‹ (< afrz. guimple, vgl. nhd. Wimpel) etc. (Le I 1017) zu lesen, das WePéBuSpKe übernehmen. Ich halte die Stelle für ungelöst, ebenso Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 200 = Kerth 2005, S. 196; Pérennec, S. 105; Pé, S. 227, Anm. 79. 4440a Der Vers ist offenbar späteres Füllsel (Reim!) und inhaltlich belanglos. 4441 weifier irritiert HaA, BMZ III 625 vermutet ›Wimpel‹, Le III 742 (mit weiterem Beleg) erwägt ›Spitzen‹; danach Pé, S. 227, Anm. 79. 4451 Das Ansetzen des seltenen stf. gruoze (BMZ I 583 mit Verweis auf V. 6343; Le I 1106; vgl. Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 1191, Anm.; Haupt, Sp. 111; Hannink, S. 38) erübrigt sich bei der hier vorgeschlagenen Lesung.
4425–4452 4425
das war eine Fahne, die bis an die Hand reichte, aus der besten Leinwand, die man im Land des Königs von Marokko finden konnte. Einen Waffenrock daraus
4430
4435
trug er, mit goldenen Schellen daran. Er wirkte wie ein Engel, nicht wie ein Mann, mit all seinem Reitzeug. Aus Höfischheit führte er seidene Ärmel. Man hätte ihn gerne gesehen, wohin auch immer er im Guten gekommen wäre. Von Kind auf machte er deutlich, dass er mutig und schnell war. Der Kopfschmuck seines Pferdes war golden, ein Baum mit nicht zu breiter Krone.
4440 Ein Wimpel mit seidenen 4440a ... Spitzen war daran befestigt. So pflegte er sich zu schmücken, sowohl am Helm wie an den Sporen. Er zürnte dem Gast, 4445 wie ihm sein Hochmut gebot. Auf ihn wartete nichts als der Tod.
4450
Als er den jungen Kämpfer bei der Linde bei der Quelle gut vorbereitet fand, da ergingen dort keine freundlichen Grüße. Der Burgherr sprach unfreundlich,
251 ... das war eine Fahne, die bis an die Hand reichte, aus dem besten Seidenbrokat, den man im Land des Königs von Marokko finden konnte. G Der Waffenrock war aus demselben Material, goldene Schellen hingen daran.
G ... ein Baum mit nicht zu breiter Krone, kunstvoll ausgestattet, wie uns die Geschichte erzählt hat, mit seidenen Spitzen.
G Er war schrecklich erzürnt, ...
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4455
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4470
4475
4480
4485
Text und Übersetzung wan er ein grimmic herze truoc: ›wer ist, der den zimbel sluoc?‹ Der gast sprach: ›daz hân ich getân.‹ ›durch waz?‹ ›ich moht es niht gelân.‹ ›welt ir mîn âventiure nemen?‹ ›jâ ich.‹ ›des lât iuch niht gezemen.‹ ›ich en mac ez iu mit êren niht versagen.‹ ›nuo, waz welt ir hie bejagen?‹ ›Ein schœne wîp und iuwer lant.‹ dô zurnt Iweret zehant. diu sper si nider halten. gelücke muos es walten, swer ez dâ hin trüege. dô enwolt der gefüege 28vb dem eltern niht entwîchen. dô liezen si dar strîchen mit verhancten zoumen diu marc. ir übermuot was starc, dâ von si wol geluste einer ritterlichen juste. ... ... beide si wol stâchen, daz di schefte brâchen und di schever hôhe vlugen. für wâr wir daz sagen mugen: sô si diu swert zuhten, diu ros ouch wider ruhten, wan si ûf di hehsen wârn komen. di zwêne tiurlich gomen gesâzen kûme beide. zehant erschrac von leide Iweret umb daz,
grime P grimme G ¶ fehlt PG hab P
G ›durch was mocht irz nicht gelan? welt ir min awentiwer nemen?‹ ˙ nit gezem P La ich dez lat dez uch ˙ nit P en fehlt G iu fehlt G entsagen G enmag mit eren uch hie fehlt G schones G yweret W meret P ivret G 88v P Initiale PG do WP wold G Sie liessent dar P si liezen dar G zovme W verhentem zo ˘me P verhakte G ˙ vber mvo t W der uber müt der waz P vbermut der was G do W Do P ritterliche P ritterlicher tioste G
G daz geschach an arg liste. ir tweder vermiste, Beide si wol stachen, ... scheffern hoch fliegen P stucke G
G vur war wir daz sagen mugen, daz si di swert zuckten. di ros ovch wider ruckten, wan si da nider waren nach. den herren was zu an ander gach. 1va kovm gesazen si beide. do erschrac ein teil vor leide Ivret vmbe daz, ...
4453 grimine Combridge für G 4455 gast sprach G] dazwischen der mit Fleck (Korrektur?) darüber (Combridge) 4456 Durch daz ich in möchte zuo nicht gelan P 4457 Wolte er (lies ir) P / nıema P 4459 auslautendes en in entsagen G beschnitten 4461 eur lant G nach Combridge, eur könnte auch ein sein 4469 Die march P links vor V. 4470 / verhahte G? Es scheint eine Schreiberkorrektur vorzuliegen; ob von h zu k oder umgekehrt, ist nicht zu entscheiden 4473–4474 P folgt G 4473 ane arge P 4474 entwedere P 4478 Versende beschnitten G 4479 P folgt G / zuckten G] rofftent P 4481 di] den P / heissen P 4482 genomen W / gach nach g beschnitten G, Ergänzung nach Reim 4483 ie gesassent P / k in kovm unsicher G 4484 P folgt G / erschrac G] ir strich P vor G] von P 4485 yweret W Merret P Ivret G 4455 ¶ fehlt Ha 4459 ichn magez Ha / iu fehlt Ha 4463 Initiale Ha 4468 Ha folgt G 4470 Ha folgt G 4473– 4475 Ha folgt PG, ebenso Hannink, S. 3, Anm. 1, der sich den Ausfall in W durch die graphische Ähnlichkeit von juste und vermiste erklärt 4474 Ha folgt P 4479 Ha folgt G 4463 helden swv. ›neigen, senken‹ etc. (BMZ I 619 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 446]; Le I 1228 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA; Hannink, S. 61). 4482 Zu gome siehe Anm. zu V. 926.
4453–4485
4455
weil er ein grimmiges Herz trug: ›Wer ist es, der die Glocke geschlagen hat?‹ Der Gast sprach: ›Das habe ich getan.‹ ›Weswegen?‹ ›Ich konnte es nicht lassen.‹ ›Wollt ihr meine Aventiure in Angriff nehmen?‹
4460
4465
4470
4475
4480
4485
›Ich will.‹ ›Das ist nichts für euch.‹ ›Ich kann es euch nicht in Ehre ausschlagen.‹ ›Nun, was wollt ihr hier erwerben?‹ ›Eine schöne Frau und euer Land.‹ Da zürnte Iweret sogleich. Sie neigten die Lanzen nieder. Das Glück musste darüber walten, wer auch immer es mit sich davontragen würde. Da wollte der Höfliche dem Älteren nicht ausweichen. Da ließen sie die Pferde mit verhängtem Zaum losreiten. Ihr Hochmut war groß, deshalb verlangten sie sehr nach einer ritterlichen Tjost. ... ... Sie stachen beide gut, sodass die Schäfte brachen und die Splitter hoch flogen. Wir können das wahrhaftig sagen: Als sie die Schwerter zogen, sprangen auch die Rösser wieder auf, weil sie auf die Hinterläufe (zu sitzen) gekommen waren. Die zwei teuren Männer konnten sich beide kaum im Sattel halten. Sofort erschrak Iweret aus Leid deshalb,
253
G ›Weswegen konntet ihr es nicht unterlassen? Wollt ihr meine Aventiure in Angriff nehmen?‹
G Das geschah ohne Arglist. Keiner von beiden verfehlte (den anderen), beide stachen sie gut, ...
G Wir können das wahrhaftig sagen, dass sie die Schwerter zogen. Auch die Rösser sprangen wieder auf, weil sie beinahe zu Boden gekommen waren. Die Herren hatten es eilig zueinander. Sie konnten sich beide kaum im Sattel halten. Da erschrak Iweret ein wenig aus Leid deshalb, ...
254
4490
4495
4500
4505
4510
4515
4520
Text und Übersetzung wan im dâ vor nie gesaz dehein ritter mit der wârheit, der im ze rosse widerreit. Ze hôher buoze stuont der strît. si vahten wol ze beider sît und gedâhten niht wan an di nôt, daz er bînamen læge tôt, der dem andern wære entwichen. von slegen und von stichen sâhen si beide dicke des wilden fiures blicke, di ûz den helmen sprungen. diu scharpfen swert erklungen in beiden in den handen. di brünjen sich entranden, daz sich di ringe zerkluben und di wâfenrocke zestuben harte wît umb sie. Sô ez an ein dringen gie, sô hôrt man der schilte stôz, als ez wære ein duner grôz. si hiuwen sich sô sêre, daz si diu ros niht mêre 29ra zesamen bringen mohten. dô wart dâ êrst gevohten. Beide wurfen si sich abe. dô sprach Iweret: ›ich habe gestriten mit kinden unz her. ditz ist ein man; idoch muoz er beidiu wîp und lant sô tiur koufen, daz sîn pfant dar umb hôhe stênde wirt und ez in iemer mêre swirt.‹ dâ mit sluoc er vaste dem unkunden gaste niderhalp der hant durch den andern rant den dritten teil des schiltes hin.
P ... Wanne jme do vor nie gesaß 89r Ein kein ritter, daz ist ein worheit, Der jme zuo rosse widerseit. Zehoher W zebeider W] enbeide P in beids G dachtent P dahte G
wildes fiwer blicke G dem helm P diu] Jr P an den PG
˙ Die brungen sie zertranden, ... do G Vers fehlt P stuben G sie] sich P ¶ Sô] Wanne P swe G sô] do G
diu] das P do WPG Initiale fehlt P vurfen G yweret W meret P ivret G 89v P 1vb G ditz] daz P Die beide P sô] Zuo P hant P im P in fehlt G swe.irt G do W Do P
daz dritteil G
4486–4487 G folgt P 4486 do W / do vor P fehlt G (Lesung nach HaA und Combridge) 4487 ein P fehlt G 4488 zerosse wider reit W 4496 e in fiwer G nicht mehr lesbar 4500 brünjen] halsperc G / ze tranden G 4501 do G nach Combridge, d ist stark verblasst 4513 gestritten rechts ausgeworfen nach V. 4512 P 4518 e.i in swe.irt G unsicher (Loch), Ergänzung mit Combridge 4491 Ha folgt P
4499 Ha folgt PG
4502 Ha folgt G
4492 Zu bînamen = benamen siehe Anm. zu V. 4284.
4504 ¶ fehlt Ha
4522 underen La (Ha)
4486–4523 weil gegen ihn wahrhaftig zuvor niemals irgendein Ritter im Sattel geblieben war, der zu Ross gegen ihn angeritten war.
255 P ... weil gegen ihn zuvor niemals irgendein Ritter im Sattel geblieben war, das ist wahr, der ihm zu Ross den Kampf angesagt hatte.
Der Kampf hatte einen hohen Preis. 4490
4495
4500
4505
4510
Sie fochten auf beiden Seiten gut und dachten allein an die Gefahr, dass er den sicheren Tod fände, der dem anderen ausweichen würde. Von Schlägen und von Stichen sahen sie beide oft wilde Feuerfunken, die aus den Helmen spritzten. Die scharfen Schwerter erklangen in ihrer beider Hände. Die Brustpanzer zerfielen, sodass sich die Ringe spalteten und die Waffenröcke sehr weit um sie herumflogen. Als das Drängen begann, da hörte man das Schlagen der Schilde, als wären es große Donnerschläge. Sie hieben so sehr aufeinander ein, dass sie die Rösser nicht mehr zusammenbringen konnten. Da wurde da erst richtig gefochten.
Beiden warfen sich gegenseitig ab.
4515
4520
Da sprach Iweret: ›Ich habe bisher mit Kindern gekämpft. Dies ist ein Mann; jedoch muss er sowohl Frau wie Land so teuer kaufen, dass sein Pfand dafür hoch sein und es ihn auf immer schmerzen wird.‹ Damit schlug er dem unbekannten Gast unterhalb der Hand kräftig durch den anderen Schildrand ein Drittel des Schildes herunter.
Sie zertrennten die Brustpanzer, ...
256
4525
4530
4535
4540
4545
4550
4555
Text und Übersetzung dô huop sich zorn under in und wart in beiden alsô heiz, daz in beiden der sweiz ûz der mâze wê tet. des wart der küene Iweret geslagen durch di barbel, daz der degen alsô snel bluoten begunde zer nasen vnd zem munde durch di vintâlen nider. der rîche wirt sluoc dâ wider den gast ûf di molte. der gast sich des erholte und spranc schiere her dan, daz er dem bluotenden man durch helm und durch di hûben sluoc ein tief wunden wît genuoc. daz swert er kûme wider gezô. Iweret, der gerte dô eines vrides an den jungen. dem degen unbetwungen was niht swacher suone kunt. si sluogen beide zestunt manigen slac ûf di brünnen. von dem widerwünnen möht ich manic mære sagen. 29rb hi wart Iweret geslagen, daz er undankes nider kam. der vremde es guote war nam und liez in nie wider ûf komen, ê er im hæt benomen beidiu lîp und êre. nuo, waz welt ir mêre, wan daz er im daz houpt abe sluoc? ein vrœlich gemüet er truoc und gie hin, dâ diu vrouwe lac.
alsô fehlt P
G ... daz in von mude der sweiz vz der maze we tet. yweret W meret P ivret G des] do G di] sinen P sin G degen] helt G zer] ze G zem] ze G vintallen W das fentelle P fantalien G do W da dar nider P gast] helt P held G spranc so schiere P
G ... daz er den blutigen man durch helm und durch hovben sluc ein wunde groz genuc. gezoe W] so P yweret W Merret P ivret G der fehlt G Ende Fragment G
˙ brunigen P wider wo nnen W wider wunien P yweret W meret P guo ten P Vnd enlie sin wider vff nit komen P
irs P hovp W Sin hende er frölichen truo g P do WP
4526 P folgt G / daz in G unsicher, Lesung mit Combridge 4531–4532 in einer Zeile W 4538 P folgt G / 90r P 4541 hochgestelltes e in gezoe W könnte auch c sein / so P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 4525 beiden fehlt Hannink 4529 Ha folgt G 4536 Ha folgt PG Zusammenschreibung 4553 Ha folgt P / enliez in Ha 4556 Ha folgt P
4548 wider wünnen Ha, Spr wählt
4529 barbel = barbier, barbiere (< afrz. barbiere) stfn. ›unter dem Helm befindliche Abdeckung des Gesichtes‹ (BMZ I 88 mit Verweis auf die Stelle; Le I 126). Zur Konjektur bei Ha siehe HaA. 4533 Zu vintâle siehe Anm. zu V. 1385; eventuell wäre auch gegen Ha an Konjektur zu vinteile zu denken. 4535 molte swstf. ›Erde, Erdboden‹ (BMZ II/1 27 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2195). 4548 widerwinne, widerwünne swm. ›Widersacher, Gegner, Feind‹ (Le III 873 mit Verweis auf die Stelle).
4524–4559
4525
4530
4535
4540
4545
4550
4555
Da erhob sich unter ihnen Zorn und es wurde ihnen beiden so heiß, dass ihnen der Schweiß beiden über die Maßen zusetzte. Dabei wurde der kühne Iweret durch den Gesichtsschutz geschlagen, sodass der so flinke Degen aus der Nase und aus dem Mund durch das Visier herab zu bluten begann. Der reiche Burgherr schlug im Gegenzug den Gast zu Boden. Der Gast erholte sich davon und sprang schnell wieder auf, sodass er dem blutenden Mann eine tiefe, ziemlich breite Wunde durch den Helm und die Kettenhaube schlug. Er konnte kaum das Schwert herausziehen. Iweret, der wollte da mit dem jungen Frieden schließen. Der unbezwungene Degen kannte keine verächtliche Versöhnung. Sie schlugen beide sogleich viele Schläge auf die Brustpanzer. Von dem Gegner könnte ich viele Geschichten erzählen. Hier wurde Iweret geschlagen, sodass er gegen seinen Willen zu Boden kam. Der Fremde achtete genau darauf und ließ ihn nie wieder aufstehen, ehe er ihm sowohl Leben wie Ehre genommen hatte. Nun, was wollt ihr mehr, als dass er ihm das Haupt abschlug? Er war guten Mutes und ging dorthin, wo die Dame lag.
257
G ... dass ihnen der Schweiß wegen der Anstrengung über die Maßen zusetzte.
G ... sodass er dem blutigen Mann eine große Wunde durch den Helm und die Kettenhaube schlug.
258 4560
4565
4570
4575
4580
4585
4590
4595
Text und Übersetzung der was geswunden al den tac und enwisse niht von der geschiht, wer dâ wol vaht oder niht. Di maget er ûf habete, mit brunnen er si labete und trôst si, als er kunde. diu vrouwe dô begunde ir vriundes vil genôte warn. Siu sprach: ›wi ist ez gevarn?‹ ›vil wol‹, sprach der sælige. ›ich hân erworben iuch mit sige und wil iuch imer liep hân. ir sult triuwe an mir begân, daz gezimt wol iuwer gebürte. guot antwürte vröut den ellenden man. vrouwe, nuo gedenkent dran und sprechent mir güetlîchen zuo. ob ich imer an iu missetuo, sô müez ich sîn verwâzen. wi möht ich hân verlâzen, dô ich gesach iuwern lîp, ich enwürbe, daz ir mîn wîp von rehte solten werden? Iwereten, den werden, getorst niht ein zage bestân, wan daz ich ez durch iuch hân getân. sît ir den vater hânt verlorn, sô rechent selbe den zorn, swi ir gebietent, an mir. 29va zwâr ir sint mir lieber zwir, denn ir im wurdent ie.‹ diu vrouwe daz für guot enpfie. wizzent wol, daz tet ir nôt, wan ez ir diu liebe gebôt, doch si daz niht vermite, siu weinde nâch der wîbe site. diu minne was ir alles bî. si jehent, daz niht sô starc sî.
alle P enwuste sie nicht P do WP 90v P
dô] die P friunder P ¶ fehlt P seilige W iv W
zimpt P
Guo t antwurte fromete den ellenden man. Frowe, nuo gedenckent dar an Vnd sprechent mir süssenclich zü.
enwurbe also daz P wrden W ywereten W Mereten P Den entörste kein zagen P
˙ vatter nuo hat den lip verlorn, ... 91r Sit uwer
den W verguo t P daz] es P ir fehlt P daz] dez P
niht fehlt P
4563 davor (nach dem Seitenumbruch) Zwischentitel P: Also meret daz houbet ab geslagen wart | Von dem froe mden gast von der frowen wege 4574–4575 in einer Zeile P 4587 ist P 4589–4590 vertauscht P 4568 ¶ fehlt Ha
4573 Ha folgt P
4597 allez Ha
4579 verwâzen stv. ›verderben, zugrunde gehen‹ (Le III 296f.).
4560–4598 4560
259
Sie war den ganzen Tag ohnmächtig gewesen und wusste nichts von der Sache, wer da gut gefochten hätte und wer nicht.
Er setzte die Maid auf, 4565
4570
4575
4580
4585
4590
4595
labte sie mit Quellwasser und tröstete sie, so gut er konnte. Die Dame betrachtete da ihren Freund sehr genau. Sie sprach: ›Wie ist es ausgegangen?‹ ›Sehr gut‹, sprach der Glückliche. ›Ich habe euch mit dem Sieg erworben und will euch immer lieben. Ihr sollt an mir Treue erzeigen, das ziemt eurer Abstammung gut. Eine angenehme Antwort freut den fremden Mann. Herrin, nun denkt daran und sprecht freundlich zu mir. Wenn ich jemals übel gegen euch handle, so soll ich mein Verderben finden. Wie hätte ich davon ablassen können (um euch zu werben), nun da ich euch gesehen habe, ohne mich zu bemühen, dass ihr rechtens meine Frau werdet? Iweret, den ehrenvollen, hätte kein Feigling anzugreifen gewagt, doch ich habe es um euretwillen getan. Da ihr den Vater verloren habt, so rächt selbst den Zorn an mir, was immer ihr gebietet. Gewiss seid ihr mir doppelt so lieb, als ihr ihm jemals gewesen seid.‹ Die Dame nahm das gut auf. Wisst wohl, dass musste sie tun, weil es ihr die Liebe gebot, doch vermied sie es nicht, nach Art der Frauen zu weinen. Die Minne war stets bei ihr. Man sagt, dass nichts so stark sei.
Eine angenehme Antwort würde dem fremden Mann nützen. Herrin, nun denkt daran und sprecht süß zu mir.
Da euer Vater nun das Leben verloren hat, ...
260
4600
4605
4610
4615
4620
4625
4630
4635
Text und Übersetzung daz geloubent alle deste baz, wan si sô schiere vergaz, daz er ir vater het erslagen. der nuo dem andern zallen tagen mit willen nimer leit getuot und im allen sînen muot ze dienste hât bereit, daz wære ein unverwizzenheit, ob genâde dâ lôn verbære. her wider an daz mære grîf ich durch iuwer bet. nuo hœrent, wi diu vrouwe tet: Siu bat den helt, daz er niht bite und er von der linden rite, wan siu vorht ir vater man. der ritter selbe sich versan und gedâht, wi siu ez meinde. diu maget im dô bescheinde mit triuwen rehte stæticheit: ez wær im liep oder leit, siu enwolt nimer von im komen. den selben muot hât er genomen, daz er sô holt niemanne wart. nuo was im gâch an di vart und riten von dem walde dan. dô begegent in der guote man von der Jæmerlichen Urbor mit einer bâr, als er dâ vor nâch den tôten was gevarn. er wolt in gern bewarn als manigen, den er ê begruop. 29vb sîn hende ûf ze gote huop der selbe êwarte. in wunderte harte, wi ez gevarn wære. in dûhte ein vremde mære, daz unser ritter genas und Iweret tôt was. Der priester kêrte dannen.
4605 zedienste W
er fehlt P
... Vnd er allen sinen muo t Jme zuo dienst hat geleit, ... vnwissenheit P do WP Grife aber ich P nuo fehlt P
Sie bat den herren, daz er nit bite ... 91v P
... Vnd erfuo r es, wie sie es meinde.
er ouch genome P
Nuo waz in goh an die vart ... Do by˙ begegente P
... Mit einer bare, also er do vor Nach dem toten was geuarn.
zegote W hende er vff P
yweret W meret P Initiale fehlt P briester P
4626 do W
4604–4605 Ha folgt P
4605 bereit Ha
4609 Ha folgt P
4615 dâhte Ha
4622 Ha folgt P
4630 Ha folgt P
4602 Im Hinblick auf V. 4606–4607 wäre zu überlegen, swer statt der zu setzen (›Wenn einer ...‹). Ich halte jedoch auch die vorliegende Struktur (mit Anakoluth) für möglich. 4606 unverwizzenheit stf. ›Unwissenheit, Unkenntnis‹ (BMZ III 792 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1972). 4625 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. 4631 Zu êwart siehe Anm. zu V. 3870.
4599–4637
4600
4605
4610
4615
4620
4625
4630
4635
261
Das sollt ihr alle umso mehr glauben, weil sie so schnell vergaß, dass er ihren Vater erschlagen hatte. Wer nun dem anderen in allen Tagen niemals willentlich ein Leid tut und ihm mit all seinem Gemüt zu dienen bereit ist; – das wäre eine Torheit, wenn die Dankbarkeit da mit Lohn geizen würde. Ich kehre wegen eurer Bitte wieder zur Geschichte zurück. Nun hört, was die Dame tat:
... und er ihm sein ganzes Gemüt zum Dienst vorgelegt hat; – ...
Sie bat den Helden, nicht zu warten
Sie bat den Herrn, nicht zu warten ...
und von der Linde wegzureiten, denn sie fürchtete die Männer ihres Vaters. Der Ritter überlegte selbst und dachte, was sie damit meinte. Die Maid bezeigte ihm da mit Treue rechte Standhaftigkeit. Wäre es ihm lieb oder leid, sie wollte ihn nie mehr verlassen. Er hatte die gleiche Absicht, weil er niemanden so liebte. Nun eilte es ihn zur Fahrt und sie ritten aus dem Wald hinaus. Da begegnete ihnen der gute Mann vom Jammervollen Zinsgut mit einer Bahre, wie er zuvor nach den Toten ausgezogen war. Er hätte ihn gerne schützen wollen wie viele, die er früher begraben hatte. Derselbe Priester hob seine Hände zu Gott empor. Er war sehr neugierig, wie es ergangen wäre. Er hielt es für eine merkwürdige Geschichte, dass unser Ritter am Leben geblieben und Iweret tot war.
Der Priester zog seines Weges.
... und erfuhr es, wie sie es meinte.
Nun eilte es sie zur Fahrt ...
... mit einer Bahre, wie er zuvor nach dem Toten ausgezogen war.
262
4640
4645
4650
4655
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4665
4670
4675
Text und Übersetzung diu vrouwe enbôt ir mannen bî dem abbte zehant, daz si burc und lant behielten wol nâch êren; si wolt wider kêren, swenne ez ir reht kæme. diu botschaft was genæme allen ir holden, wan daz si wizzen wolden, wer ir herren hæt erslagen. dô enkund in nieman gesagen, wer er was und war er fuor. der guote man vil tiure swuor, ez wære der schœneste man, der ritters namen ie gewan. ›sin gebærd ist guot, und wirbet sô, wir solten imer wesen vrô, möht wir in ze herren haben.‹ Nuo wart Iweret begraben, dâ unser ritter solte ligen. wi solt daz werden verswigen, war der vremde ritter kam und diu maget, di er zer linden nam? Nuo riten si ein wîle, wol ein welsche mîle, und kômen ûf ein breide. dâ erbeizten si beide under ein grüene linden. si enwolten niht erwinden, ê si gesâzen ûf daz gras. swes ê von in gegert was, des wart dô begunnen, 30ra doch wirs niht enkunnen gesagen noch gezellen. si wurden gesellen, als in diu minne geriet. innân des, sô ditz geschiet und in daz mære wol behaget, sô sehent si ein schœne maget, diu zuo in gerne wolte sîn.
4668 geger P
92r P jrem manne P bi abbte W apite P
ir es P
im W kunde es niema P
ie ritters name P
... Wir soltent es werden fro, ... zeherren W yweret W jueret P ¶ fehlt P do W Do P ritter] helt P ¶ stat Initiale P Nuo fehlt P Sie rittent P preide W breite P do W Do P 92v P einer P
Wez er von ir gegert was, Des wart do begunnen, Doch were es nit wol komen Gesagen noch gezelen.
Nieman sie dez beschiet Vnd in des das mere wol behaget. So sehent sie ein schoe ne maget Die gerne zuo jme wolte sin.
4675 des mere W / es P
4656 ¶ fehlt Ha 4653 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 4655 Zur 1. Pl. Präs. auf -e (hier apokopiert) siehe Anm. zu V. 2809. 4663 Zu breite siehe Anm. zu V. 2363. 4670–4671 Zu komen mit Inf. (P) – allerdings meist mit Bewegungsverben – siehe Frnhd. Gramm. §§ S 189. S 213.
4638–4677
4640
4645
4650
4655
4660
263
Die Herrin ließ ihren Männern sogleich über den Abt ausrichten, dass sie Burg und Land in guten Ehren hielten; sie wollte zurückkehren, wann immer es ihr passend erschiene. Die Botschaft war allen ihren Treuen angenehm, nur wollten sie wissen, wer ihren Herrn erschlagen hätte. Da konnte ihnen niemand sagen, wer es wäre und woher er käme. Der gute Mann beteuerte, es wäre der schönste Mann, der jemals den Titel eines Ritters gewonnen hat. ›Sein Gebaren ist gut, und er verhält sich so, dass wir immer froh sein sollten, ... dass wir uns darüber freuen sollten, ... könnten wir ihn als Herren haben.‹ Nun wurde Iweret begraben, wo unser Ritter liegen sollte. Wie könnte es verschwiegen werden, wohin der fremde Ritter und die Maid, die er bei der Linde erworben hatte, kamen?
Nun ritten sie ein Weilchen,
4665
4670
4675
wohl eine welsche Meile, und kamen auf eine Lichtung. Dort setzten sie beide unter einer grünen Linde ab. Sie wollten es nicht unterlassen, sich auf das Gras zu setzen. Was immer sie zuvor begehrt hatten, das wurde da getan, doch können wir es weder sagen noch erzählen. Sie wurden Gesellen, wie ihnen die Minne geraten hatte. Unterdes, als dies geschah und ihnen die Sache gut gefiel, da sahen sie eine schöne Maid, die zu ihnen hineilte.
Was immer sie von ihm begehrt hatte, das wurde da getan, doch wäre es nicht gut zu sagen oder zu erzählen.
Niemand hielt sie davon ab, und deshalb gefiel ihnen die Sache gut. Da sahen sie eine schöne Maid, die zu ihm hineilte.
264
4680
4685
4690
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4700
4705
4710
4715
Text und Übersetzung ein harmblankes miullîn reit diu wol getâne. dô bekant siu nâch wâne den helt, dem liebe was geschehen; wan er het si dâ vor ouch gesehen bî der merfeine. ez was der vrouwen eine von der meide lande. bî namen er si nande. ... ... Des genâdet im diu stæte. ›ob ichs erwünschet hæte‹, sprach siu, ›sô fünd ich iuch niht baz.‹ als siu zuo in gesaz, siu hiez den ellenden sich vröuwen und menden und saget im dienst und allez guot von der küniginne wol gemuot, diu in zôch und tugende lêrte und ir vlîz an in kêrte und diu im gap zem êrsten swert. ›Sît ir mîn vrouwen hânt gewert, des si iuch bat‹, sprach der bot, ›sô dankent ir und got, daz ir sît sus wol gedigen. iuwer name was iu ê verswigen; den vernement durch mîn bet: ir sint geheizen Lanzelet, von gebürt sælic und grôz. ich weiz nienâ iuwern genôz. iuwer vater, der hiez Pant. Genewîs was sîn lant, daz ist iuwer reht erbe. 30rb ez wirt in unbederbe, di sich des hânt underwunden. der man wirt nimer funden, der iu eines tages an gesige. daz ist wâr, wan ichs iu verpflige
˙ muligin P wolgetane W
Do bekande sie noh wone Der helt, dem liebin was geschehen; do WP ouch fehlt P ez fehlt P megte P
˙ Bynamen er sie erkante Vnd hieß sie wilkomen sin Jme vnd siner fru “ndin. 93r P in P siu fehlt P enfunde P
Also sie zuo jme gesas, ...
gabt zemersten W zuo erste dz swert P ¶ fehlt P
˙ ˙ verswigen; Vwer name waz sus uch Den vernement durch mynre frowen bete: lantzilet W Laculet P seilic W graß P Vers fehlt P
Vwer vatter heisset der kunig Pant. Genevis W] Gewiß P
93v P der] Das P
4706 Latulet P? 4680–4681 Ha folgt P 4681 liebe Ha 4682 Ha folgt P 4704 iuch Ha 4705–4706 bete : Lanzilete Ha
4687–4688 Ha folgt P
4690 ichz Ha
4700 ¶ fehlt Ha
4678 miullîn stn. ›kleines Maultier‹ (BMZ II/1 232; Le I 2195, beide mit nur diesem Beleg). 4686 Zu bînamen (P) siehe Anm. zu V. 4284. 4694 menden swv. ›freuen‹ (BMZ II/1 52 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2098).
4678–4716
4680
4685
Die Schöne ritt ein hermelinweißes Maultier. Da wähnte sie, den Held zu erkennen, dem Liebes widerfahren war; denn er hatte sie auch früher bei der Meerfee gesehen. Es war eine der Damen aus dem Land der Jungfrauen. Er nannte sie beim Namen. ... ...
265
Da glaubte der Held, dem Liebes widerfahren war, sie zu erkennen;
Er erkannte sie wirklich und hieß sie, ihm und seiner Geliebten willkommen zu sein.
Dafür dankte ihm die Standhafte. 4690
4695
4700
4705
4710
4715
›Wären all meine Wünsche in Erfüllung gegangen‹, sprach sie, ›hätte ich euch in keiner besseren Situation antreffen können.‹ Als sie sich zu ihnen setzte, Als sie sich zu ihm setzte, ... hieß sie den Fremden sich freuen und glücklich zu sein und richtete ihm von der frohsinnigen Königin Verehrung und alles Gute aus, die ihn aufgezogen und Tugenden gelehrt und ihren Fleiß auf ihn verwendet und die ihm zum ersten Mal ein Schwert gegeben hatte. ›Da ihr meiner Herrin gewährt habt, worum sie euch gebeten hat‹, sprach die Botin, ›so dankt ihr und Gott, dass es euch so gut ergangen ist. Euer Name wurde euch bisher verschwiegen; Euer Name war euch nun verschwiegen; den vernehmt nach meinem Befehl: den vernehmt nach dem Befehl meiner Herrin: Ihr werdet Lanzelet genannt, von Geburt mit Glück überhäuft und herrlich. Ich weiß nirgends euresgleichen. Euer Vater, der hieß Pant. Euer Vater heißt König Pant. Genewis war sein Land, das ist euer rechtes Erbe. Es wird ihnen, die sich dessen angenommen haben, wenig nützen. Der Mann wird niemals gefunden werden, der euch irgendwann besiegen würde. Das ist wahr, weil ich es euch im Namen
266
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Text und Übersetzung von mîner vrouwen wârheit. ez ist ir allez wol geseit, waz wunders iu geschehen sol. iuwer muoter hât gedienet wol an allen dingen mit tugent, daz ir an alter und an jugent von rehte müezet sælic sîn, Klârîne, diu künigîn. ez gelebete nie vrouwe baz. diu welt was ein teil gehaz iuwerm vater, wan er zornes pflac. er wart, als ich iu sagen mac, erslagen von sînen mannen. min vrouwe fuort iuch dannen und hât iuch zartlîch erzogen. daz ich iu niht hân gelogen, des sol mîn wortzeichen sîn, den ich hi bringe, dirr schrîn. ein guot gezelt dâ inne lît. daz ir von rehte sælic sît, daz ist an dirr gâbe schîn.‹ dô genâdet er der künigîn. der mære vröute sich sîn lîp. gerne hôrt ez ouch sîn wîp, Iblis diu guote, und wart ir wol ze muote, daz ir sô reht was geschehen. dar nâch îlte si besehen daz gezelt, wan si der bote bat. ez was ein wunderlich stat, dâ si wârn gesezzen; des muge wir niht vergezzen: Diu heide was von bluomen gar rôt, wîz, weitvar, brûn, grüen und gel, 30va swarz, mervar, wolkenhel, tûsenvêch, trûbeblâ,
siner P
Es ist ir alles vor geseit, ...
mit jr tugent P seilich W Claryne W] Claurine P nie kein frowe P geh P
˙ minneclich erzogen. ... Vnd hat uch ˙ nit ein wort han gelogen, ... Das ich uch des] Das P hi fehlt P do WP seilic W
Do begnodete er die ku “nigin. 94r P ez] er P yblis W Jblis P zemvo te W ir fehlt P
Dar nach iltent sie besehen Das gezelt, wanne sie der botte bat. Es waz ein wunnecliche stat, ... do W Do sie ie so waren P Initiale fehlt P weit. var W brvne W Brune P mer var. Wolchen hel W tvsen. wech. trvbe . bla W Tusin werg P
4726 geh P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 4731 er zogen P 4718 Ha folgt P 4721 Ha folgt P 4722–4724 Campion 1914 hält die Verse für unverständlich, behauptet für W in V. 4722 Ausfall von ir und schlägt vor: daz an alter und an jugent | von rehte müeze sælic sîn | Clârîne diu künigîn. Vgl. K zur Stelle 4724 ¶ fehlt Ha / Clârîne Ha 4744 Ha folgt P 4745 La erwägt sis 4746 Ha folgt P 4749 Initiale fehlt Ha 4748 Zur 1. Pl. Präs. auf -e siehe Anm. zu V. 2809. 4750 weitvar = weitin adj. ›blau, bläulich‹ (BMZ III 240 mit Verweis auf die Stelle; Le III 747f.). 4753 tûsenvêch adj. ›gelbbunt‹ (BMZ III 285; Le II 1591; vgl. HaA).
4717–4753
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4745
meiner Herrin versichere. Es ist ihr alles genau gesagt worden, was euch an Wundern geschehen wird. Eure Mutter hat sich an allen Dingen tugendhaft verhalten, dass ihr im Alter und in der Jugend rechtens glücklich sein könnt, Klarine, die Königin. Es lebte niemals eine bessere Dame. Eurem Vater war die Welt zum Teil übel gesinnt, weil er vom Zorn erfüllt war. Er wurde, wie ich euch sagen kann, von seinen Männern erschlagen. Meine Dame führte euch weg und hat euch fürsorglich erzogen. Dass ich euch nicht angelogen habe, dafür soll dieser Schrein, den ich hier bringe, mein Wortzeichen sein. Darin befindet sich ein gutes Zelt. Dass ihr tatsächlich vom Glück begünstigt seid, das zeigt sich an diesem Geschenk.‹ Da dankte er der Königin. Er freute sich über die Neuigkeiten. Auch seine Frau hörte es gerne, die gute Iblis, und es gefiel ihr, dass es ihr so gut ergangen war. Danach eilte sie, das Zelt zu begutachten, weil sie die Botin darum gebeten hatte. Es war eine wunderbare Stätte, wo sie gesessen waren; darauf wollen wir nicht vergessen:
Die Heide war von Blumen ganz 4750
rot, weiß, bläulich, braun, grün und gelb, schwarz, meerfarben, wolkenhell, gelbbunt, graublau,
267
Es ist ihr alles geweissagt worden, ...
... und hat euch liebevoll erzogen. Dass ich euch nicht mit einem einzigen Wort angelogen habe, ...
Da richtete er der Königin seine Dankbarkeit aus.
Danach eilten sie, das Zelt zu begutachten, weil sie die Botin darum gebeten hatte. Es war eine wonnigliche Stätte, ...
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Text und Übersetzung stahelbleich, îsengrâ, purpurbrûn, sîtval. di vogel mit ir süezen zal, di vlugen ûf daz schœne velt. dâ enmitten satzte sîn gezelt Lanzelet der milde. daz gewürhte was sô wilde, daz Salomôn und Dârîus und der rîche künic Augustus – den zwein diente al diu erde –, di en mohten nâch ir werde daz gezelt vergelten enbor wol, als ich iu bescheiden sol. Swelch man ie sô sælic wart, daz er drîn getet eine vart, der was imer mê gesunt und erschein im an der selben stunt sîn vriunt, der im aller holdest was. daz ober teil was ein spiegelglas, ûzân und innen eben klâr. alsô grôz sô ein hâr gewunnez nimer einen krac weder durch wurf noch durch slac. sus was ez oben gemaht. ein guldîn knopf hat ez bedaht, der was lobebære. von golde ein ar vil mære was dar ûf gemezzen. an dem was niht vergezzen, swaz ze meisterlichen dingen touc; âne daz eine, daz er niht vlouc, sô stuont er, als er lebete, vogelîche er swebete. Sîn gezierde was niht kleine. zwên karvunkel reine
... Stahelbleich, wisgra, Purpurbruo n, sideval. schœne fehlt P do W Do P en mitten W Lantzelet W Lantzulet P salomon WP darýus W dari9 P augustin9 P
... Dem diente alle die erden –, Die enmöchten nach sinneme werde Das gezelt vergelten borwol, ... vch bescheinden W 94v P seilic W sô fehlt P
... Das was iemer me gesunt Vnd erschein jme an der rechten stunt Sin frúnt, der jme aller holdest waz. erbteil W] oberste teil P spiegel glaz W eben] oben P sô] alß P
waz oben W gemach P Das P
˙ Von golde ein guldin are Vrmere was gemessen. An dem was nicht vergessen, Was zuo meisterlichem wercke do˘g; âne] Wanne P
... Voe lleclichen er swepte. charwo nchel W
4754 isen gra W / Stahel bleich, wis gra P 4755 sit val W / Purpur bruo n side val P 4765 bor wol P 4781 waz was P 4783 zemeisterlichen W
4764 enmöchte P werden P
4755 sîdeval Ha 4756 suezen hal BäBe gal Hannink, S. 6, 43 4761 La erwägt Salmôn Ha / Hannink folgt P; ebenso Pérennec, S. 107 4764–4765 Ha folgt P 4774 Ha folgt P
4763 den diente
4755 sîdeval (PHa) adj. ›gelb wie Seide‹ (BMZ III 213; Le II 907, beide mit Verweis auf die Stelle). Allerdings begegnet mhd. auch sîtvarwe = sîdevarwe = seydvarb, crocus (Le II 907. 944; vgl. Bayer. Wb. II 338), also ›safrangelb‹, wonach die Lesung von W beibehalten werden kann. 4760 gewürhte ›Gewebe‹ (BMZ III 595 mit Verweis auf die Stelle; Le I 998f.; vgl. V. 9207). 4763 W ist unklar, allerdings ist wohl P gegenüber Ha zu bevorzugen; vgl. K zur Stelle. 4765 enbor = bor- adv. (ironisch) ›wenig, gering‹ (Le I 326. 547). 4775 krac stm. ›Riss, Spalte, Sprung‹ (BMZ I 869f.; Le I 1700). 4781 Zu urmære siehe Anm. zu V. 1530. / messen stv. (hier) ›abmessend gestalten, bilden‹ (Le I 2129f.).
4754–4788
4755
4760
4765
bleich wie Stahl, grau wie Eisen, purpurbraun, safrangelb. Die Vögel flogen in ihrer süßen Schar auf das schöne Feld. Dort in der Mitte stellte Lanzelet, der freigebige, sein Zelt auf. Das Gewebe war so wunderbar, dass Salomon und Darius und Augustus, der reiche König – den beiden diente die ganze Welt –, dass die das Zelt kaum mit ihrer Würde hätten abgelten können, wie ich euch erklären will. Wenn ein Mann jemals so glücklich wurde, dass er darin herumgehen konnte, war er für immer gesund
4770
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und zur selben Stunde erschien ihm sein Freund, der ihm am meisten zugetan war. Der obere Teil war ein Spiegel aus Glas, außen und innen gleichermaßen glänzend. Weder durch ein Geschoß noch durch einen Schlag bekam es jemals einen Kratzer auch nur von der Größe eines Haares. So war es oben gemacht. Eine goldene Kugel bedeckte es, die lobenswert war. Darauf war ein herrlicher Adler aus Gold angebracht. An dem war nicht vergessen worden, was immer zu meisterhaften Sachen gehörte; einzig ausgenommen, dass er nicht fliegen konnte, so stand er, als wäre er lebendig, vogelgleich schwebte er. Sein Schmuck war nicht gering. Zwei reine Karfunkel
269 ... bleich wie Stahl, weißgrau, purpurbraun, seidengelb.
... dem diente die ganze Welt –, dass die das Zelt kaum seinem Wert entsprechend hätten bezahlen können, ...
... war das für immer der Gesundheit förderlich und zur rechten Stunde erschien ihm sein Freund, der ihm am meisten zugetan war.
Ein goldener Adler aus Gold war überaus herrlich angebracht. An dem war nicht vergessen worden, was zu einem Meisterwerk gehörte;
... er schwebte ganz und gar.
270
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Text und Übersetzung wâren im für ougen gemaht. dâ von gesach man durch di naht, als ez wære ein sunnen schîn. 30vb ouch was im der munt sîn gemaht, daz er ginte hô, sô man ein keten zô. er was innân aller hol und sanc prîslîchen wol einen wunderlichen tôn. sîn zunge was ein ammetistôn, ein stein hitze rîche. der brinnet êwiclîche, wan der êrst wirt enbrant. der liuhtet ouch in daz lant und behebet sîn perze baz danne ein michel kerze. Ditz was der pavelûne huot. niderhalp was siu harte guot, mit berlen gezieret. diu winde was gefieret. siu was hôhe und wît. ein teil was ein samît, rehte grüen als ein gras. manic bilde dran was mit starken listen gemaht. ez was verre bezzer slaht danne ze kriechen dehein pfellôl sî. daz ander teil was dâ bî ein richer tribulât, brûn, sô man uns gesaget hât;
˙ ougen jme P fur ˙ do W Do von sach ma uber nacht P 95r P nunt sin gemacht P gemaht fehlt P er wol ginte P
don P
Sin zunge was ein abeston, ... Vnd ein P
˙ daz er einest wurt enbrant. ... Fur behabet P perse P
Anderthalb waß sie harte güt, Mit berlin gewiret. gemieret P semit P
zechrichen W kriech kein pfeller P do WP 95v P titlac P
4817 ciclat P? 4797 Ha folgt P 4798 HaWe folgen P 4801 Ha folgt P erwägt er 4815 pfellel Ha 4817 triblât Ha
4803 Ha folgt P
4805 Initiale fehlt Ha
4814 HaA
4793 ginen ›das Maul weit aufsperren, gähnen‹ (BMZ I 527 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1017f.). 4798 ammetistôn (ammetyston) = ametiste, amatist (Le I 51 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 4785]). / abestôn ›ein Edelstein‹ (BMZ I 5 mit Verweis auf die Stelle; Le I 13). 4801 ›wenn der erst (einmal) angezündet wird‹ (W). / Lies wirt P. 4803 beheben stv. ›erhalten, erwerben, behalten, behaupten‹ (Le I 152). / behaben (PHa) swv. dasselbe. / perze stf. ›stechender, durchdringender Glanz‹ (Le II 219) zu frz. perce zu percer, it. pertugiare, lat. pertundere. Dagegen Suolahti 1929b, S. 142f., der das Wort als Ableitung von mhd. berht ›glänzend‹ oder einem dazu gehörigen Verb auffasst. Kantola 1980 (erneut Kantola 1982, S. 145–148; danach Zellmann 1996, S. 33, Anm. 96) wiederum stellt sich gegen Suolahti (dem er völlig zu Unrecht unterstellt, perze als ›Werkzeug‹ deuten zu wollen) und erwägt eine Herleitung von afrz. pers ›dunkelblau, bläulich‹ über mnl. peers, pers, persch, paers (im Reim auf mnl. keers, caers). Dass hier jedoch offenbar ein Subst. vorliegt und dass Ulrich sonst kaum ungewöhnliche Fremdwörter, schon gar nicht in unreinen Reimstrukturen, aufnimmt, stört ihn dabei nicht. 4807 wieren swv. ›Gold läutern; mit eingelegtem Gold, mit goldgefassten Edelsteinen schmücken, überhaupt schmücken‹ (Le III 877f.). 4808 winde swf. (hier) ›Zelttuch‹ (BMZ III 682 mit Verweis auf die Stelle; Le III 899). / Zu fieren siehe Anm. zu V. 2772. 4817 triblât, driblât stm. ›ein Seidenstoff‹ (BMZ III 89 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 4826; Le II 1510). Angesichts der oft sehr breiten Varianz bei der Schreibung von Fremdwörtern nehme ich an dem Sprossvokal keinen Anstoß.
4789–4818
4790
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4800
4805
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4815
waren ihm als Augen gemacht. Dadurch konnte man in der Nacht sehen, als würde die Sonne scheinen. Auch war ihm sein Mund so gemacht, dass er weit aufgesperrt war, wenn man an einer Kette zog. Innen war er ganz hohl und sang sehr herrlich eine wunderbare Melodie. Seine Zunge war ein Ametyst, ein Stein von großer Hitze. Der brennt ewig, wenn er erst einmal angezündet wird. Der leuchtet auch in das Land und erhält seinen Glanz besser als eine große Kerze.
Dies war die Kuppel des Zelts. Darunter war es sehr schön, mit Perlen verziert. Das Zelttuch war prächtig gestaltet. Es war hoch und breit. Ein Teil war aus Seidenbrokat, ganz grün wie Gras. Viele Bildnisse waren daran kunstvoll angebracht. Er war von viel besserer Art als irgendeine Seide aus Griechenland. Der zweite Teil dort war ein kostbarer Seidenstoff, braun, wie man uns erzählt hat;
271
Seine Zunge war ein Abeston, ...
... wenn er einmal angezündet wird.
Auf der anderen Seite war es sehr schön, mit Perlen geschmückt.
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Text und Übersetzung dar an rôtiu bilde, gelîch vogellînen und wilde, meisterlîch wol geworht. daz gezelt stuont unervorht vor aller slaht wetere. guldîn was daz etere, dâ mit zesamene was genât der samît und der tribulât. Ich sagez iu niht nâch wâne, von rôtem barragrâne was diu dritte sîte. siu lûhte harte wîte in dem grüenen klê. 31ra im kunde nimer werden wê, dem daz in teile was getân, daz er drîn mohte gân; er hât an sælden grôzen prîs. ez was ein irdisch paradîs, des muoz man jehen zwâre. von wîzem visches hâre was daz vierd ende mit wilder wîbe hende geworht mit guoter ruoche. ez was deheim tuoche niender gelîch getân, vil scharpfer danne farrân und di zoten niht ze lanc. wünneclich was der înganc. es geloubt niht ein kint sînem vater, diu tür was ein guldîn gater. Dâ stuonden buochstaben an, der ich gemerken nienâ kan, wan einer sprach dâ vor:
vögelin P vnerworcht P allerslaht W Von P daz] der P do W Do mitte sie woren zuo same genat P semit P triblat P niht fehlt W ensage P laragrane P siu] Die P den gruo neten P enkunde P dar in solte gan P Der harte an P grassen P man fehlt P
Von wisseme visches hare Was das uierde sude Mit vil der wibe hende Geworcht mit guo ter ruo che. jn keime P 96r P Jn der geliche P
... Vil speher danne ferran ... zelanc P zogten P Vers fehlt P
Es geloubte eime kinde nicht sin vatter, ... Do W Do P nit enkan P do W sprach beuor P
4820 Ha folgt P 4826 triblât Ha 4827 sages Ha 4828 barragâne Ha 4831 grüenesten La (Ha) 4840 durch wilder (resp. vil der) wîbe hende Hannink, S. 52 4844 Ha folgt P 4846 was fehlt Ha 4847 Ha folgt P 4849 Initiale fehlt Ha 4851–4852 sind nach Hannink umzustellen, da in der Folge zwei Übersetzungen des lat. Zitats gegeben würden (einer – der ander) 4851 dâ bevor Ha 4824 eter swstm. (hier) ›Saum‹ (BMZ I 449 mit Verweis auf die Stelle; Le I 713). 4826 Zu triblât siehe Anm. zu V. 4817. 4828 barragân stm. = barchent (BMZ I 89 mit nur diesem Beleg; Le I 131 ohne weiteres Belegmaterial; vgl. HaA; K zur Stelle). Eventuell wäre zu konjizieren, im Hinblick auf die Freiheit der Graphie bei Fremdwörtern übernehme ich aber die Lesung von W. 4833 einem ein dinc in teile (enteile, enteil) tuon ›einem etwas zuteilen, bestimmen‹ (HaA; vgl. BMZ III 22 mit Verweis auf die Stelle). 4839 Lies sîte für P. 4840 hende ist problematisch (vgl. Hannink, S. 51f.), in W muss wohl oder übel Dat. Sg. gelesen werden, obwohl Pl. zu erwarten wäre. Grammatikalisch besser passt hende Gen. Pl. in P (›viele von den Händen der Frauen‹), wenn auch die Lesart ansonsten verblasst wirkt. Eine mögliche Lösung, die beide Vorzüge vereint, ist die von Hannink vorgeschlagene Konjektur. 4844 ferrân stm. (?) ›ein Zeug von Seide und Wolle‹ (BMZ III 303; Le III 195, beide mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). / scharpf W irritiert, eventuell wäre an ›rauh‹ zu denken (Le II 666f.), was sich aber wieder schlecht mit der Vorstellung eines kostbaren Stoffes verträgt. Vermutlich liegt eine metaphorische Bedeutung zugrunde, die heute nicht mehr auflösbar ist.
4819–4851
4820
4825
273
darauf rote Bildnisse, gleich Vöglein und wundersam, meisterhaft gut eingewebt. Das Zelt brauchte kein Wetter zu fürchten. Der Saum war golden, mit dem der Seidenbrokat und der Seidenstoff zusammengenäht waren.
Ich habe es nicht erfunden: 4830
4835
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aus rotem Barchent (Stoff aus Kamelhaar) war die dritte Seite. Sie leuchtete sehr weit in dem grünen Klee. Dem das bestimmt war, dass er hineingehen durfte, dem konnte niemals ein Leid geschehen; er verfügte über alles Glück. Es war ein irdisches Paradies, das muss man wahrhaftig behaupten. Das vierte Stück war aus weißem Fischhaar mit der Hand wilder Frauen mit großer Sorgfalt gewebt. Nirgends gab es ein vergleichbares Tuch, viel ›schärfer‹ als Ferran (ein Stoff ) und die Zotte nicht zu lang. Der Eingang war wonniglich. Es würde ein Kind seinem Vater nicht glauben, die Türe war ein goldenes Gatter.
Da standen Inschriften darauf, 4850
die ich niemals erfassen kann, doch eine lautete dort:
Die vierte Seite war aus weißem Fischhaar mit vielen Frauenhänden mit großer Sorgfalt gewebt.
... viel schöner als Ferran (ein Stoff ) ...
Es würde ein Vater seinem Kind nicht glauben, ...
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Text und Übersetzung ›quid non audet âmor?‹ – daz spricht: ›was getar diu minne niht bestân?‹ der ander sprach, daz ist mîn wân: ›minne ist ein werender unsin.‹ sît ich ze ellende worden bin, sô stuont dar nâch geschriben: ›minne hât mâze vertriben; sine mugent samit niht bestân.‹ In ditz gezelt moht nieman gân, der guoten liuten lotter truoc. der zeltstange ich niht gewuoc; daz meinet ungefüegiu diet, di geloubent mir des mæres niet. doch sag ich iu, daz siu was verre grüener danne ein gras, lûter, sleht, smaragdîn. diu grœze moht wol sîn als zweier spannen enge. zweir sperschefte was diu lenge. siu wuohs noch, swi man wolde. 31rb di stecken wâren von golde, di dar zuo tohten, diu wintseil geflohten von kleiner bortsîden. ir sult des niht vermîden, ir merkent mîn rede hie: swâ ein nât über di ander gie und sich zesamene prîste, dar über gienc ein lîste, der ich vergezzen niht enmac. ich sage iu, waz dran lac: Dâ was geworht von golde, als ein wîse meister wolde, seltsæniu wunder,
4855 worender W?
4871 wi W
wes en getar P
Die andere sprach: ›waz ist min wan? – Minne ist ein suo sser vnsin.‹ ze fehlt P dar] hie P Sie enmúgent P ¶ fehlt P lotds W zelt stange W Die gezelt stange P genuo g P meinet wann vngefuo ge P
ein fehlt P 96v P zwo spangen P sper schefte W
Sie wuo chs noch, wie man solde.
Vnd die P cleinem port sidin P daz P niht fehlt P Jn niemer kint min P
Das P lac fehlt W
Das was geworcht von golde. Ein wiser meister wolte Seltzenu˙ kunder,
4882 unleserliche Rasur am Versende W
4885 seltseiniv W
4853 daz spricht fehlt Ha 4856 zellende Ha / zelnde Bä 4860 ¶ fehlt Ha / gezelt enmohte gân Bä fehlt Ha 4885 Ha folgt P, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 3
4883 Initiale
4854–4855 Lectio difficilior wäre in V. 4854 W, im Folgevers P; vgl. K zu V. 4849–4859. 4856 Die Konjekturen von Ha und Bä sind einleuchtend, möglich wäre aber auch, sît adversativ als ›obgleich‹ zu lesen (Le II 941), also (ähnlich Hannink; danach Pérennec, S. 109; Pé, S. 245, Anm. 93; Bu, S. 118, Anm. 43): Obwohl der Erzähler weit davon (von dem Vorgehen oder von der Minne? – Letzteres vermutet Hannink) entfernt ist (räumlich, zeitlich oder in der Erinnerung – vgl. V. 4850), glaubt er, dass die dritte lautete ... 4861 lotter stn. ›lockeres Wesen, Bösartigkeit‹ (BMZ I 1044 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1962). 4862 Zu gewahenen, gewähenen siehe Anm. zu V. 1710. 4871 Der Paralleltext für P ist hart an der Stilblüte, weshalb soll die Zeltstange wachsen, wie man (im Allgemeinen) wachsen soll? 4874 wintseil stn. ›Seil, womit das Zelt gespannt/befestigt wird‹ (BMZ II/2 288 mit Verweis auf die Stelle; Le III 919).
4852–4885
4855
›Quid non audet amor?‹ – das bedeutet: ›Was getraut sich die Minne nicht in Angriff zu nehmen?‹ Die zweite lautete, wie ich glaube: ›Die Minne ist ein ständiger Unsinn.‹ Obgleich ich zu weit davon entfernt bin, so stand danach geschrieben: ›Die Minne hat das Maßhalten vertrieben; sie können nicht zusammen bestehen.‹
4860
Niemand vermochte in dieses Zelt zu gehen,
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4885
der bösartig gegenüber guten Leuten war. Die Zeltstange habe ich noch nicht erwähnt; das zielt auf unzüchtige Menschen, die mir die Geschichte nicht glauben. Doch ich sage euch, dass sie viel grüner als Gras war, ebenmäßig, gerade, smaragden. Sie war wohl so groß (breit) wie die Länge von zwei Spannen. Die Länge entsprach zwei Lanzenschäften. Sie wuchs noch, wie man wollte. Die Stecken, die dazu gehörten, waren aus Gold, die Zeltschnüre aus feiner Bortseide geflochten. Ihr sollt es nicht vermeiden, hier auf meine Rede aufzupassen: Wo immer eine Naht über die andere ging und sie zusammengepresst waren, ging darüber eine Leiste, die ich nicht vergessen will. Ich erzähle euch, was es damit auf sich hatte:
Dort waren, wie ein weiser Meister wollte, aus Gold seltsame Merkwürdigkeiten,
275
Die zweite lautete: ›Wie meine ich? – Die Minne ist ein süßer Unsinn.‹
Sie wuchs noch, wie man auch sollte.
Das war aus Gold gewebt. Ein weiser Meister wollte seltsame Ungeheuer,
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4915
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Text und Übersetzung vische, merwunder, tier, gefügel und man. ditz was allez dran, mit spæhen listen erhaben, hol und innân ergraben. sô der wint kom drîn gevlogen, sô begund ez allesampt brogen, als ez wolte an di vart. iegelichez sanc nâch sîner art und hulfen dem arn, der ob in schrê. von dem gezelt sag ich niht mê wan einer natûre, der ez wielt: swenne manz zesamene vielt, sô wart ez sô gefüege, daz ez lîhte trüege ein juncvrouwe in ir handen. siu endorft nimer ganden daz spæhe zeltgeriusche. ditz ist niht ein getiusche, ez ist wâr und ungelogen. swenne ez wart ûf gezogen, sô enswârt ez an nihte. swenne manz ûf gerihte, sô wart ez, als ez solte, dar nâch sîn herre wolte, beidiu hôhe und wît. 31va daz besuohten zer selben zît Lanzelet und vrouwe Iblis: di giengen dar în, des sît gewis, und sâhen in daz spiegelglas. daz under in niht valsches was, des muosen si von schulden jehen. wan er kunde niht ersehen wan der vrouwen bilde. Iblis diu milde, ich weiz, ir rehte alsam geschach, daz si ir selben niht ensach
4917 weltvvon P
4918 erchvo nde W
Vische vnd merwunder, Der vögelin vnd man. ditz] Das P
dar in kam P alles sament P 97r P an] jn P
... Vnd hulffen dem aren, der oben schre.
˙ gezelt gerusche P Das P
Also es zuo samen wart gebogen, ... entswart W
zerselben W besuo chte zuo der zit P Lantzelet WP yblis W vnd iblis P ging P sach W spiegel glaz W
97v ... Dez muo ß die welt von schulden jehen. Wanne er enkunde nicht sehen Wanne das frowe Iblide. Jblis P wies P selber ersach P
4919 wen W
4892 Ha folgt P 4895 La (Ha) folgt P / half La (Ha) 4897 La erwägt ein nâtûr, Haupt, Sp. 107 wan einer nâtûre ez wielt 4906 Hannink folgt P im Hinblick auf V. 4898, 4908 4913 Ha folgt P 4914 diu Ha 4918 enkunde Ha 4892 Zu brogen siehe Anm. zu V. 408. 4902 ganden = geanden swv. ›zum Vorwurf machen, rügen‹ (Le I 746 mit Verweis auf die Stelle). 4903 zeltgeriusche stf. Kollektivum zu rûsch ›rauschende Bewegung‹ (Le II 555. III 1056 mit Verweis auf die Stelle). 4904 getiusche stn. ›Täuschung, Betrug‹ (BMZ III 156 mit Verweis auf die Stelle; Le I 944f.). 4919 Wanne das P = wan daz ›außer‹, also: ›außer (dass er) Frau Iblis (sehen konnte)‹.
4886–4922
4890
4895
4900
4905
4910
4915
4920
Fische, Meerwunder, Tier, Geflügel und Menschen, gewebt. Dies war alles darauf, mit kluger Scharfsicht eingeprägt, hohl und nach innen zu eingegraben. Wenn der Wind hinein fuhr, begann sich alles aufzubäumen, als wollte es sich auf den Weg machen. Ein jedes sang nach seiner Art und sie unterstützten den Adler, der oberhalb von ihnen schrie. Von dem Zelt erzähle ich nichts mehr bis auf eine Eigenart, über die es verfügte: Wenn man es zusammenfaltete, dann war es so zierlich, dass eine Jungfrau es leicht mit ihren Händen tragen konnte. Sie brauchte die kunstvollrauschende Bewegung des Zelts nicht zu schelten. Dies ist ein keine Täuschung, es ist wahr und nicht gelogen. Sobald es zusammengeschnürt wurde, wog es kaum noch etwas. Wenn man es aufrichtete, so wurde es, wie es sollte, entsprechend den Wünschen seines Besitzers, sowohl hoch wie breit. Lanzelet und Frau Iblis besuchten es zugleich: Die gingen hinein, dessen seid versichert, und blickten in das Spiegelglas. Dass es unter ihnen keine Lüge gab, das konnten sie mit Recht behaupten. Denn er konnte nichts sehen außer das Bild der Dame. Iblis, die gütige, ich weiß, ihr erging es ebenso, dass sie sich selbst nicht sah
277 Fische und Meerwunder, Vögel und Menschen.
... und sie unterstützten den Adler, der oben schrie.
Wenn es zusammengelegt wurde, ...
... das kann die Welt mit Recht behaupten. Denn er konnte nichts sehen außer Frau Iblis.
278
4925
4930
4935
4940
4945
4950
4955
Text und Übersetzung niht wan ir gesellen. für wâr lât iu zellen, wær er über tûsent mîle gesîn, si ensæhe doch niht wan sînen schîn. Es müesen wîse liute jehen, dô Lanzelet het ersehen daz gezelt, daz er sich mante. den boten er heim sante wider in der meide lant. der wol gezogen wîgant enbôt der merminne, daz siu ûf leit in ir sinne, swaz siu selbe wolte, wan er daz tuon solte, geriet ez nâch unz an den tôt. vrouwe Iblis ir ouch enbôt, daz siu in ir hulde wolte sîn. von golde ein sælde vingerlîn, daz gap der herre Lanzelet der meide, diu im den dienst tet und diu in sînes namen berihte ze sîner vriundîn angesihte. diu miete muost ir wol behagen. siu jach, ez heten an geslagen von dem aller miltesten man, den diu welt ie gewan. ... ... Diu âventiur seit uns daz. mir ist leit, daz ich vergaz, daz vingerlîn was der geschiht, 31vb man verzêh im betliches niht, swer ez an der hant truoc. Diu maget danket im genuoc,
für] Nuo P dinen P Lantzelet W lantzelet P hein P megte P wolgezogen W Vnd bot P
... Das er tuo n solte, ... yblis W ibelis P selden P Lantzelet W lantzelet P 98r P megte P zesiner W frúnden P muo ß P
˙ Der kunig Arthus von Karedigan, Der was sin öhen sunder won. ˙ saget mirs. Die auenture Das mir leit ist, das ich vergis, Das vingerlin was das gericht, ...
¶ fehlt P
4951 davor zwei Leerzeilen (wohl für Zwischentitel) P 4949–4950 Ha folgt P Ha
4949 Artûs Ha / Kardigân Ha / HaA erwägt dem
4951 Initiale fehlt Ha
4956 ¶ fehlt
4927 Konjunktiv ist nur sinnvoll, wenn man liest: ›Weise Leute müssten sagen (wenn sie denn überhaupt reden würden), dass ...‹. Andernfalls ist müezen zu lesen. 4934 ûf legen swv. ›ausdenken, ersinnen‹ (BMZ I 992 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 5445; Le II 1690; vgl. HaA). Allerdings irritiert auch bei dieser Lösung wan in V. 4936, das nun konsekutiv oder im Sinne von: ›aber nur, wenn er es ausführen sollte‹ gelesen werden muss, wobei die zweite Variante eine merkwürdige Beschneidung der Wünsche der Meerfee darstellt. Ist vielleicht einfach nur daz siu ûf in leit ir sinne zu setzen? Oder ist – m. E. syntaktisch etwas verquer – wan in jedem Fall kausal zu lesen? 4946 Lies heten = hete in. / ein dinc sleht mich an ›überkommt mich, kommt mir zu, ist mir angestammt‹ (BMZ II/2 371 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 4953 Der Paralleltext ist problematisch, ich lese das als mhd. des (und mithin als Platzhalter für V. 4954–4955; zu übertragen als ›so‹) und gericht zu rihten ›einrichten‹ (Le II 433f.).
4923–4956
4925
279
sondern nur ihren Gesellen. Lasst euch wahrhaftig erzählen, selbst wenn er mehr als 1.000 Meilen entfernt gewesen wäre, hätte sie trotzdem nichts als sein Abbild gesehen.
Weise Leute müssten bestätigen, 4930
4935
4940
4945
4950
dass Lanzelet, als er das Zelt gesehen hatte, wieder klare Gedanken fasste. Er schickte die Botin wieder heim ins Jungfrauenland. Der wohlerzogene Kämpfer ließ der Meerfee bestellen, falls sie sich etwas wünschte – was immer sie auch wollte –, dass nur er das ausführen würde, selbst wenn es den Tod brächte. Frau Iblis ließ ihr auch bestellen, dass sie in ihrer Huld sein wollte. Herr Lanzelet gab der Maid einen wunderschönen Goldring, die ihm den Dienst getan und die ihm seinen Namen im Beisein seiner Geliebten kundgetan hatte. Der Lohn musste ihr gut gefallen. Sie sagte, es wäre ihm von dem aller mildesten Mann angestammt, den es auf der Welt jemals gegeben hatte. ... ...
Die Aventiure erzählte uns das. Es ist mir leid, dass ich vergessen habe (zu sagen),
4955
dass der Ring von der Art war, dass man ihm keine Bitte abschlagen konnte, wenn ihn einer an der Hand trug. Die Maid dankte ihm ausreichend,
... er würde es ausführen, ...
Der König Artus von Karadigan, der war ohne Zweifel sein Onkel.
Die Aventiure erzählte es mir. Das ist mir leid, dass ich vergessen habe (zu sagen), dass der Ring so gemacht war, ...
280
Text und Übersetzung
und dêr dannen was komen, sus hât Lanzelet vernomen, daz er was Artûs swester barn. 4960 nuo gedâht er, daz er wolte varn, dâ er Wâlweinen fünde, wan er im baz guotes günde danne deheim sîm mâge. alsus reit er mit vrâge, 4965 dâ er in êrst wânde sehen. Nuo ez alsus was geschehen, daz er balde für sich reit und sîn vriundîn gemeit, dô begegent in ein valet; 4970 den gruozte her Lanzelet und vrâget in umb mære. der knappe sprach, er wære von Karidôl niuwens komen; dâ hæt er ein wunder vernomen: 4975 ›dâ von alliu wîsiu diet grôzes übels sich versiet: diu künigîn lebt in grôzer klage.‹ Lanzelet sprach: ›nuo sage, waz betiut ez oder waz mac ez sîn?‹ 4980 ›des gedaget mir, ich tuon iu ez schîn.‹ Er sprach: ›künic Valerîn 4981a von dem Verworren Tan, der ist mitalle ein müelich man; der kom ze Karadigân geriten. den künic begund er biten, 4985 daz er im gæbe geleite, daz er mit gewarheite rete, swaz er gerte. der künic in dô gewerte,
4980 mimecliche P
4981–4981a in einer Zeile W
dannen siv waz W Vnd do danne er waz P Lantzelet W lantzelet P artus W arthusis P warn W dachte P do W Do P walwinen W walwenen P
do W Do P êrst] schierste P
Nuo es alsus solte geschehen, ...
fvrsich W 98v P er do balde P valeht W uahelet P yme P Lantzelet W lantzelet P knab P ˙ charydol W karedol P nuwes P do W Do P er von dir vernome P do W Do P von sich alle P sich fehlt P Lantzelet WP
˙ Es?‹ ... Was betutet ˙ vil minnecliche schin.‹ ›Jch tün es uch s
valin W fallerin P sprach der kunig P vn W bitallerin mülit P Karadigan W karedigan P Do begunde er den kunig bitten P
dô] dez P
4981a ren tan rechts ausgeworfen bei V. 4980 W
4957 und fuor dannen siu was komen Ha, der folglich kein Komma nach V. 4956 setzt / HaA überlegt, ob do P für zô steht 4959 Ha folgt P 4960 Ha folgt P 4961–4962 funde : gunde Ha 4965 Ha folgt P 4966 ¶ fehlt Ha 4974 heter Ha 4979–4981 waz betiutet ez?‹ ›ich tuonz iu schîn.‹ | er sprach ›der künic Valerîn | von dem Verworrenen tan La (HaHaN) 4981a fehlt La (HaHaN) 4982 betalle Ha 4983 Kardigân Ha 4984 Ha folgt P 4957 W ergibt in der überlieferten Form keinen Sinn, die Konjektur bei Ha scheint mir jedoch zu stark in den Text einzugreifen. Einfacher ist es, sich an P zu halten: dêr W ist demnach kontrahiertes dô er, siv könnte von einem Schreiber eingefügt worden sein, der den Vers nicht verstanden hatte. 4969 valet stm. = frz. valet ›Diener, Knecht‹ (Le III 9 mit nur diesem Beleg). 4975 Zum Übergang aus indirekter in direkte Rede vgl. Anm. zu V. 1268. 4976 versehen stv. refl. ›erwarten‹ etc. (BMZ II/2 279–281 mit Verweis auf die Stelle; Le III 222f.; vgl. V. 8280, 8780). 4979–4981 Der Dreireim ist der einzige im Text, die Konjektur von La und Ha scheint mir jedoch zu gewagt. Ich bleibe daher bei W, wenngleich die handschriftliche Lesart hier in recht krassem Widerspruch zur sonst regelmäßig-glatten Paarreimtechnik des Textes steht. 4981a tan ist mhd. üblicherweise Mask., nur selten Neutr. wie immer im ›Lanzelet‹ (Le II 1400f.).
4957–4988
4960
4965
4970
4975
4980
und als er sich entfernt hatte, da hatte Lanzelet erfahren, dass er der Sohn von Artus’ Schwester war. Nun dachte er, dass er dorthin fahren wollte, wo er Walwein finden könnte, weil er ihm das Gute mehr vergönnte als irgendeinem von seinen Verwandten. So ritt er fragend dorthin, wo er ihn am ehesten zu sehen hoffte. Als es nun so geschehen war, dass er schnell für sich dahinritt mit seiner fröhlichen Geliebten, da begegnete ihnen ein Knappe; den grüßte Herr Lanzelet und fragte ihn nach Neuigkeiten. Der Knappe sprach, er wäre gerade von Karidol gekommen; dort hätte er etwas Seltsames erfahren: ›Davon erwarten alle weisen Leute großes Unglück: Die Königin lebt in großer Klage.‹ Lanzelet sprach: ›Nun sag’, was bedeutet es oder was kann das sein?‹ ›Seid still, ich werde es euch sagen.‹
Er sprach: ›König Valerin 4981a aus dem Verworrenen Tann, der ist in der Tat ein unangenehmer Zeitgenosse; der kam nach Karadigan geritten. Er bat den König, 4985 dass er ihm die Erlaubnis erteilte, dass er offen reden könnte, was immer er wollte. Der König gewährte ihm da,
281
Als es nun so geschehen sollte, ...
... was bedeutet es?‹ ›Ich werde es euch sehr gerne sagen.‹
282
4990
4995
5000
5005
5010
5015
5020
5025
Text und Übersetzung daz er vride hæte, swaz rede er tæte, und er niht zürnen wolde. Valerîn sprach, er solde Genoveren billîcher hân 32ra danne Artûs âne wân, wan siu im gemehelt wære, ê siu wurde hîbære. Artûs sprach und al sîn diet, si enwisten umb di rede niet. Dô sprach der künic Valerîn: ›entriuwen, herre, siu ist mîn! ich wil beherten mîn reht mit kampf als ein guot kneht, und swer dâ widerstên wil, der neme der rede ein kurzez zil. ob er ist mîn genôz, wær er als ein rise grôz, ich getar in harte wol bestân. doch wil ich ein gedinge hân, daz mit mir ze rehte niht wan einer vehte. Mit mîner wârheit ich verpflig, ob ich verliuse den sige, so lâz ich mîne vrouwen vrî. ob aber ich sô sælic sî, daz mir daz heil gevalle, sô lânt mich rîten alle und gebent mir di künigîn.‹ künic Artûs sprach: ›wan daz muoz sîn.‹ Dirr rede ist im ein tac geleit. er muoz imer sîn gemeit, swer di künigîn fürstât, ob er guot gelück hât; dem wirt dicke wol gesprochen. von morn über ein wochen hât Valerîn kampf genomen.‹ ›Möht ich inzît imer dar komen?‹,
4994 artus W
5003 do wider sten W
valerin W Fallerin P 99r P Gewinnen billichen P
... Danne Arthus, das was sin wan, ... wer W bere P Artus W Arthus P enwisse P valerin W fallerin P ¶ fehlt P
... Vnd wer da wider striten wil, ... er ein ist P harte] rechte P
... Das sant mir zuo rechte one wan Ein man fechte. ¶ fehlt P
seilic W 99v P ritter P
Der kunig Arthus sprach: ›daz sal sin.‹ rede fehlt W ¶ statt Initiale P muo ß es iemer wesen P verstat P
˙ Von morne uber ein wochen Hat Fallerin den kampff gewunnen.‹ ¶ fehlt P
5009 zerehte W / ane P
5018 artus W
5025 valerin W
4993 Ginoveren Ha 4999 ¶ fehlt Ha 5003 Ha folgt P 5011 ¶ fehlt Ha 5012 verliese Hannink 5018 Ha folgt P 5019 Initiale fehlt Ha, ebenso Hannink, S. 5 5020 muoz es imer Ha 5025 Valerîn den kampf Ha 5026 ¶ fehlt Ha / dar imer Ha 4995 Konjektur wegen des Reims. 5009 Lies samt für P (Le II 597). 5012 Eventuell wäre mit Hannink zu bessern. 5021 vürstân stv. ›vertreten, beschützen‹ (BMZ II/2 589 mit Verweis auf die Stelle; Le III 611).
4989–5026
4990
4995
5000
5005
5010
5015
dass er unbehelligt bliebe, egal welche Rede er beginnen würde, und dass er ihm nicht zürnen wollte. Valerin sprach, er hätte zweifellos ein größeres Anrecht auf Genover als Artus, weil sie mit ihm vermählt worden wäre, ehe sie heiratsfähig wurde. Artus und all sein Volk sprachen, dass sie von dieser Sache nichts wüssten. Da sprach der König Valerin: ›Fürwahr, Herr, sie ist mein! Ich will mein Recht mit Kampf bekräftigen wie ein tapferer Kerl, und wenn einer sich dagegen stellen will, soll er nicht lange herumreden. Wenn er meinesgleichen (vom selben Stand?) ist, und wäre er auch so groß wie ein Riese, wage ich sehr wohl, gegen ihn anzutreten. Doch ich will um eines bitten, nämlich dass mit mir von Rechts wegen nur ein einziger fechten soll. Ich gebe mein Wort darauf, dass ich meine Herrin freilasse, wenn ich den Sieg verliere. Wenn aber ich so glücklich bin, dass mir das Heil zufällt, dann lasst mich alle (in Frieden) wegreiten und gebt mir die Königin.‹ König Artus sprach: ›Nun, das muss sein.‹
283
Valerin sprach, er hätte ein größeres Anrecht auf Genover als Artus, das war seine Ansicht, ...
... und wenn einer dagegen kämpfen will, ...
... nämlich dass mit mir zusammen von Rechts wegen ganz bestimmt nur ein Mann fechten soll.
Der König Artus sprach: ›Das soll sein.‹
Für diese Sache wurde ihm ein Tag festgesetzt. 5020
5025
Er kann auf immer fröhlich sein, der die Königin beschützt, wenn er gutes Glück hat; von dem wird oft gut gesprochen werden. Morgen in einer Woche hat Valerin den Kampf genommen.‹ ›Könnte ich rechtzeitig dorthin kommen?‹,
Für morgen in einer Woche hat Valerin den Kampf erreicht.‹
284
5030
5035
5040
5045
5050
5055
5060
Text und Übersetzung sprach Lanzelet der stæte. daz er der reise hæte genuoc, sô was des knappen sage, beidiu ze naht und ze tage. ditz ist ein vremde mære, wer Valerîn wære; des vrâget Lanzelet, der degen. 32rb der knappe sprach: ›ich wil pflegen, er ist ein künic wol gemuot und het ein burc alsô guot, ze der niht ze bietenn ist. si ervorhte aller manne list so grôz niht als umb ein hâr. ich wil iu sagen für wâr, vor der burc leit ein hac, dâ nieman durch komen mac vor grôzem ungezibele. dâ ist allez ein genibele niden an der halden. von würmen manicvalden ist der hac behüetet harte. ez ist gar ein wurmgarte. dâ durch gât ein strâze; di würme nement di mâze, daz si nimer koment dran, ê Valerîn, der küene man, in gebiutet, daz si komen. mêre hân ich niht vernomen, wan daz ich iu sagen sol, diu burc ist oben wol erbûwen harte schône. siu ist aller vest ein krône und liuhtet als diu sunne. dâ ist ûf ein guot brunne. der wirt ist selbe ein frumer man.
Lantzelet W lantzelet P reisen P zenaht W zetage W Beide nacht vnd den tage P ditz] ¶ Daz P valerin W falleryn P Lantzelet W lantzelet P ˙ pflegen P wil uch
het fehlt P zeder W zebietenn W zuo biettende P erworthe W Sie uorrhtet allen manne P 100r P lit P do W Do P Von P
Das ist alles an genibel Nidenen anderthalben.
wur me garte P do W] Dar P
valerin W vallerin P meres W ich fehlt W Mit vihe daz habe ich vernomen P
... Die burg ist obenen wol Erbuwen vnd schone. als] so P do W Do P
5044 do W / genibibel P 5031 ditz] Daz Ha 5034 verpflegen Ha 5037 ze bieten Ha 5041 Ha folgt P 5048 würmegarte Ha 5054 enhân Ha 5056 obenân Ha 5034 pflegen im Sinne von ›versichern, berichten‹ etc. ist in den Wbb. nicht verzeichnet, eventuell wäre mit Ha zu konjizieren. 5037 bieten ze (vgl. BMZ I 182 mit Verweis auf die Stelle, aber ohne spezielle Bedeutungsangabe) ist hier wohl so zu lesen, dass die Burg so vollkommen ist, dass es nichts gibt, was man noch hätte fordern können; ebenso PéBuSp; anders We: ›that there is nothing to compare with‹, ähnlich Ke. 5043 ungezibele = ungezibere stn. ›Ungeziefer‹ (Le II 1892 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 5048 Zu wurmgarte siehe Anm. zu V. 1838. 5054 Bei einem möglichen Paralleltext für P müsste der Vers nach oben gezogen werden; allerdings ist der syntaktische Anschluss ab V. 5055 unsicher.
5027–5061
5030
5035
5040
5045
5050
5055
5060
sprach Lanzelet, der standhafte. Er hätte es, so sagte der Knappe, sowohl in der Nacht wie am Tag eilig bei dieser Ausfahrt. Dies ist eine sonderbare Geschichte, wer Valerin wäre; das fragte Lanzelet, der Degen. Der Knappe sprach: ›Ich kann versichern, er ist ein König, der guten Mutes ist, und hat eine so gute Burg, dass bei ihr nichts mehr zu ergänzen wäre. Sie fürchtete den Scharfsinn aller Männer nicht so viel wie ein Haar. Ich will euch fürwahr erzählen, dass vor der Burg ein Hag liegt, den wegen großen Ungeziefers niemand durchqueren kann. Dort unten am Abhang ist alles voller Nebel. Der Hag wird von vielerlei Schlangen/Drachen stark beschützt. Es ist ein richtiger ›Wurmgarten‹. Da hindurch geht eine Straße; Die Schlangen/Drachen mäßigen sich so, dass sie niemals dorthin kommen, ehe Valerin, der kühne Mann, ihnen zu kommen gebietet. Mehr habe ich nicht vernommen, außer dass ich euch erzählen soll, dass die Burg oben sehr sehr schön erbaut ist. Sie ist die Krone aller Festungen und leuchtet wie die Sonne. Dort oben ist eine gute Quelle. Der Burgherr ist selbst ein tapferer Mann.
285
Unten auf der anderen Seite ist alles voller Nebel.
... dass die Burg oben gut erbaut und schön ist.
286
Text und Übersetzung
daz Verworrene Tan, sô heizt diu burc und daz hûs. mîn herre, der künic Artûs, 5065 der enhât in sîm rîche kein burc, diu ir gelîche. er mages wol angest hân, swer Valerîn sol bestân, und muoz sich leides nieten. 5070 dâ mit sult ir mir gebieten‹, sprach der knappe wol gezogen, ›wan zwâre ditz ist niht gelogen.‹ Dô hiez Lanzelet zestunt 32va den knappen wesen gesunt 5074a und tet aber sînen milten schîn: 5074b dem knappen gaber ein vingerlîn 5075 und reit er naht und tac, daz er lützel ruowe pflac, und sîn friundîn alsam. an dem fünften tage er kam zuo des herzogen hûse von dem Wîzen Sê. 5080 der was des vordern tages ê gegen dem kampfe geriten. dô begunde diu herzogîn biten die müeden gesellen, daz sir geruohten zellen, 5085 wer si wæren beide, wan si mit wârheide sô schœne liute nie gesach. Lanzelet ir verjach, wiez umb in was gewant. 5090 dô bekande sie in zehant und gelebte nie lieberen tac. Si sprach: ›Lanzelet de Lac, dîn vater was der neve mîn und ist diu liebe muoter dîn 5095 mînes herren künne.
... So heisset der berg vnd das huß. artus W Arthus P
100v P valerin W fallerin P do W Do P
... ›Wanne zwar ich han nit gelogen.‹
DO hieß Lantzelet zuo stunt
Den knappen wessen wol gesunt ... ... Vnd reit er nacht vnd tag, ... fru “nden P zuo] Von P hûse] burg P Wîzen Sê] wisme P
warhait W sie die worheite P lantzelet W Lantzelet P ir] ie do P vmbin W
lantzelet delac W lantzelt du lag ¶ fehlt P vatter der was P 101r P
5073 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers / lantzelet W 5062 dâ zem Verworrenen La (Ha), dagegen Hannink, S. 43, der WP folgt 5068 Valerînen Ha 5074 Ha folgt P 5074a–5074b Ha folgt P 5092 Lanzelet du Lac Ha 5093 Ha folgt P
5073 liez Ha
5063 P hat eindeutig den besseren Text. 5069 nieten swv. (hier) ›mit etwas Unangenehmem zu schaffen haben, es ertragen, leiden müssen‹ (BMZ II/1 349 mit Verweis auf die Stelle; Le II 79f.; vgl. Anm. zu V. 7767). 5070 gebieten stv. (hier) ›verabschieden‹ (BMZ I 187; Le I 774f.). 5074a–5074b Ha findet die Verse im Kontext störend, da Lanzelet sich schon im vorigen Vers verabschiedet habe und danach sogleich seine Eile beschrieben würde, und verkennt damit eine rhetorische Figur (Hysteron proteron). 5086 Konjektur mit Ha wegen des Reims.
5062–5095
5065
5070
Der Verworrene Tann, so heißen die Burg und das Haus. Mein Herr, der König Artus, der hat in seinem Reich keine Burg, die ihr gleichen würde. Er kann mit Recht bangen, wer auch immer Valerin entgegentreten wird, und muss sich im Leid üben. Damit sollt ihr mich aufbrechen lassen‹, sprach der wohlerzogene Knappe, ›denn dies ist fürwahr nicht gelogen.‹
Da wünschte Lanzelet sogleich dem Knappen Gesundheit 5074a und erzeigte erneut seine Freigebigkeit: 5074b Er gab dem Knappen einen Ring 5075 und er ritt Nacht und Tag ohne auszuruhen, und seine Freundin ebenso. Am fünften Tag kam er zur Burg des Herzogs vom Weißen See. 5080 Der war schon am Vortag zum Kampf geritten. Da bat die Herzogin die müden Gesellen, dass sie ihr erzählen sollten, 5085 wer sie beide wären, weil sie so schöne Leute wahrhaftig noch nie gesehen hatte. Lanzelet sagte ihr, wie es um ihn bestellt war. 5090 Da erkannte sie ihn sogleich und erlebte nie einen freudigeren Tag. Sie sprach: ›Lanzelet de Lac, dein Vater war mit mir verwandt, und deine liebe Mutter ist 5095 vom Geschlecht meines Herrn.
287
... so heißen der Berg und das Haus.
... ›denn ich habe fürwahr nicht gelogen.‹
Da wünschte Lanzelet sogleich dem Knappen gute Gesundheit ... ... und er ritt Nacht und Tag ...
288
5100
5105
5110
5115
5120
5125
5130
Text und Übersetzung ez ist mir ein michel wünne, daz du dîne friundîn bî mir hie lâzest sîn, unz si geruowe eteswaz. ich enstên an dîner gæhte daz, daz du gerne woltest sehen den kampf, der dâ sol geschehen. Idoch kumestu kûm dar inzît. zwei geruowetiu râvît, diu lîhe ich dir an dîne var und einen ritter, der dich dar zuo dem kampfe bringet alsô fruo, ê man grîfe dar zuo. die stiure tuon ich gerne dir, daz frou Iblis bî mir dîn güetlîche bîte. 32vb zehant nâch deme strîte sô kum her wider durch mîn bete.‹ dô lobet ir daz Lanzelete. Er sprach, wie gern erz tæte. dâ mit fuor der stæte bald ûf sîne strâze. ob ichz ungesaget lâze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie diheiner baz noch sô schône wart gepflegen. nuo ist Lanzelet under wegen und gâhete für sich harte. zuo der Wahsenden Warte kam er von geschihten. nuo lât mich iuch berihten, wiez um die wart was gewant. man sach über allez Engellant und noch verrer dannen. zwein vehtenden mannen was der bühel kûm wît.
˙ 5097 dinen frunden P
5100 müste P
5102 kamphe W
˙ Es ist mir ein lutzel wunne, ˙ Das du dine frunden By˙ mir gerüchest lossen sin, ... unz] Wisse P
Jch vriesche an diner gehe daz, Das du gerne woltest sehen Den kampffe vnd was da sol geschehen. kumest W in zit W Doch P kûm] komme P
einen fehlt W zuo dem dem bringet W
yblis W jbelis P
kome du her durch P lobut dir W lantzelete W lantzelet P gernerz W ¶ statt Initiale P sinen W doch wol wissen P 101v P kein frowe baz P lantzelıet W lantzelet P fursich W zuo der wazzender W iv W über] dir P engenlant P dannan W Vnd verirret danne min P
Zwein vnkunden mannen ˙ Was der buhel kume wit. 5131 kam W
5100 gæhe Ha 5103 doch Ha 5111 gûetlîche Ha (wohl Druckfehler) 5115 Initiale fehlt Ha 5120 deheiner vrowen baz Ha 5097 Lies vriundîn für P. 5100 gæhte = gæhe stf. ›Eile, Schnelligkeit‹ (Le I 724). / müste P ist offensichtlich verderbt, eventuell ist – über mehrere Überlieferungsstufen – eine ›sukzessive‹ Verschreibung (m < ur c[h]; vgl. Anm. zu V. 101) / wider glantz P 5690 pfelle Ha / hütten Ha 5701 Ha folgt P 5705 lûterlîche und clâre Ha 5712 wolte Ha erwägt (für W) denen : jenen 5715 den] dien Ha 5716 Ha folgt P 5720 Ha folgt P
5714–5715 La
5690 Zu pfellôl siehe Anm. zu V. 201. / hütte ›Hütte, Zelt‹ ist mhd. stswf. (Le I 1409; vgl. Pérennec, S. 116, der für ›Zelt‹ plädiert). 5692 Zu vâre siehe Anm. zu V. 5669. 5693 schal stm. (hier) ›Freudenlärm, fröhlicher Jubel, Freude‹ (BMZ II/2 124f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 637f.). 5701 diu W ist wohl als Instr. zu lesen, wenngleich hier eher von diu zu erwarten wäre. 5702 Konjektur wegen des Reims. 5715–5716 Die Reimsituation ist schwierig. Älter ist wohl P, der Ha folgt, mit alem. bzw. schwäb. dien für den Dat. Pl. (vgl. Haupt, Sp. 115; Neumaier 1883/84 I, S. 36; Mhd. Gramm. § 217). denen, das für W angesetzt werden muss, kommt dagegen erst im 14. Jh. auf (Frnhd. Gramm. § M 68). 5716 denen (W) swv. ›gespannt, gerichtet sein auf‹ (vgl. Anm. zu V. 875). 5718–5720 Se liest: ›Statt des Essens wurde Buhurt und Tanz geboten, dazu zahlreiche blendend schöne Damen ...‹
5690–5723 5690
5695
5700
5705
5710
5715
5720
und viele gute Gebäude sehen, denn dort waren reiche Könige und Fürsten, die danach strebten, großen Freudenlärm zu verbreiten. Die Nacht über lagen sie angenehm ganz nach ihrem Belieben. Was immer man rechtens bei großen Festen haben sollte, von dem war dort auf schöne Art zweifellos genug. Man sah keinen Frevel, über den sich irgendjemand hätte beklagen können. Am Morgen, als es hell wurde, da sah man die Sonne sich quälen, rein und klar aufzugehen. Da hörte man fürwahr viele schöne Messen. Nun wusste da niemand irgendeine so vortreffliche Neuigkeit, die man dem Burgherrn öffentlich hätte sagen können, denn er sollte nicht essen, ehe er eine Sache vernommen hätte, die es wert sei, seinem Gefolge und all jenen gesagt zu werden, die sich darum kümmern würden, damit sie sich um Ehre befleißigten. Da sie nicht aßen, so waren dort Buhurt und Tanz wegen des Widerscheins vieler Damen, die man gerne ansah. Der König Artus brach alle seine Schatzkammern auf.
323
Und es geschah dort nie irgendein Frevel, wegen dem sich irgendjemand hätten beklagen können.
... die es wert sei, seinen Männern und all jenen gesagt zu werden, die sich darum annehmen würden, ...
... so waren dort Buhurt und Tanz und Widerschein vieler Damen, ...
324
5725
5730
5735
5740
5745
5750
5755
Text und Übersetzung er begunde geben mit schalle, swaz man wolt enpfâhen. dâ endorft nieman gâhen noch für den andern dringn: man gab in sunderlingn; dâ enwaz kein widersatz. gewant, ros und schatz, des en wart eines tages sô vil nie gegeben, als ich wænen wil. Genovere, diu künegîn, diu liez ir milte wesen schîn. si gab ze dem anpfange mentel vil lange, gezobelt wol unz an die hant, mit der besten decke, sô mans vant in allen künicrîchen, mit invillen rîchen, und swaz ein frouwe geben sol. dâ mit beharte si wol ir êre ze vlîze. früegem imbîze begundez harte nâhen. die rîter dô sâhen von verre rîten die maget, diu Lanzelet hât gesaget sîn gesleht und sînen namen. dô sprach diu massenîe alle samen: ›jenez mac wol ein bot sîn, daz ist an sîner gæhe schîn. er bringet niuwe mære.‹ 36vb Wâlwein der êrbære begie sîne zuht, des haber danc: er fuorte die maget durch daz gedranc zuo des wirtes angesihte. dô sprach si in alrihte
... Vnd gebete mit schalle, ...
sunderlinge P wids satze W V. 5729–5730 fehlen P Des wart nie eines P wenen W nie fehlt P Ginovere W Genure P kvnegin W ¶ statt Initiale P schîn] sin P zedem W] zuo einem P vil fehlt P
... Mit den besten tachen, so man vant Jn allen kúnigrichen, Mit federn harte riche, ... an W 110v P beherte W erbise P harte] balde P gesahent P
... Die Lantzelete gesaget Vil dinges hatte vnd sinen namen. Do sprach der herre alzuo samen: an W Jener P gehin W nivve W walwein W Walwer der enbere P be gie W habet W des] das P gedanc W an gesihte W Vers fehlt W
5724 gebiete P 5737 gezobelt rechts ausgeworfen nach V. 5736 P 5738 fant W 5740 minen willen riche W 5748 die W / lantzelet W / haut W 5749 geschleht W 5750 same W 5724 Ha folgt P, dagegen Be, der W folgt 5731 enwart nie eines Ha 5732 Ha folgt P 5733 Ginovere Ha 5738 Ha folgt P / dachen diu man Ha 5744 früegem Ha 5750 alsamen Ha 5752 HaA folgt W mit Verweis auf V. 139 5758 in alrihte adv. ›alsbald, sogleich‹ (BMZ II 1 628 mit Verweis auf die Stelle; Grimm, Gramm. III 145). 5737 gezobelt part. adj. ›mit Zobelpelz verbrämt‹ (BMZ III 945 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1006; vgl. HaA zu V. 5740) 5738 Zu decke siehe Anm. zu V. 3678. / Zu dach siehe Anm. zu V. 861. / Normalisierung W der Lesbarkeit halber. 5740 inville stn. ›Pelzfutter‹ (BMZ III 294 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8865; Le I 1446; vgl. HaA). 5742 Zu beherten siehe Anm. zu V. 2745. 5750 der herre P ist wohl als Gen. ›(einige) von den Herren‹ = ›die Herren‹ zu lesen; HaA denkt an daz her. 5752 Konjektur, da gæhe ›Schnelligkeit, Ungestüm‹ mhd. nur stf. ist (BMZ I 454 mit Verweis auf V. 5100, vgl. Anm. dort; Le I 725).
5724–5758
5725
5730
Er verteilte mit Freudenschall, was immer man bekommen wollte. Dort brauchte sich niemand zu beeilen oder sich vor den anderen zu drängen: Man beschenkte sie jeden für jeden; dort gab es keine Feindseligkeiten. Gewänder, Rösser und Schätze, von denen wurde niemals an einem Tag so viel verschenkt, wie ich glauben will.
325 ... und verteilte mit Freudenschall, ...
Genover, die Königin, 5735
5740
5745
5750
5755
die zeigte ihre Freigebigkeit. Sie verschenkte bei dem Empfang sehr lange Mäntel – bis an die Hand mit Zobelpelz verbrämt, mit dem besten Überzug, den man in allen Königreichen finden konnte, und mit prächtigem Futter –, und was immer eine Dame verschenken soll. Damit sicherte sie ihre Ehre gut mit Beflissenheit. Das Frühstück rückte heran. Da sahen die Ritter jene Maid von fern herreiten, die Lanzelet seine Abstammung und seinen Namen gesagt hatte. Da sprach die ganze Menge zusammen: ›Das mag leicht ein Bote sein, das zeigt sich an seiner Eile. Er bringt Neuigkeiten.‹ Walwein, der ehrenhafte, handelte höflich, dafür habe er Dank: Er führte die Maid durch das Gedränge vor das Angesicht des Burgherrn. Da sprach sie sogleich
... mit den besten Überzügen, die man in allen Königreichen finden konnte, mit sehr prächtigen Federn –, ...
... die Lanzelet viele Dinge und seinen Namen gesagt hatte. Da sprachen die Herren zusammen:
326
5760
5765
5770
5775
5780
5785
5790
Text und Übersetzung mit gezogenlichen worten, daz ez die fürsten hôrten: ›Künic, du müezest gereht sîn von guot und ouch diu künegîn, und alle, den du guotes ganst, wan duz wol verschulden kanst mit guote und mit dem lîbe dîn. des wünschet dir diu frouwe mîn, ein wîse merminne. si ist ein küneginne, hübischer dan nuo iemen lebe. si sendet dir ein stolze gebe; daz en mac widerreden niht dhein wîse man, der si gesiht. guotes gan sie niemanne baz. ûf ein gedinge tuot si daz, daz du, künic hêre, wol bewarst dîn êre, und tuo ein dinc, des ich dich bite.‹ ›wie ungerne ich daz vermite‹, sprach der wirt dâ ze hûse, der riche künic Artûse, wand er nit zwîfels hæte, daz si iht wan fuoge bæte. Swaz er gesprach, daz was gewis. nuo lac mîn frowe Iblis von jâmer siech und ungesunt. si enwas dâ niht zer selben stunt, dô diu maget kom geriten. diu enmöhte niemer hân vermiten, si enhæt si bekennet, gegrüezet und genennet, wan si sament wâren gesîn, dô ir Lanzelet daz vingerlîn gab, daz ir wol behagete. als ich iu nuo sagete,
˙ ›Kunig, du müssest geeret sin ˙ Von gotte – vnd ouch die kunigin – Vnd allen, den du güttes ganst, ... lipe W dir ouch die P 111r P hupischer den W lebet W niema P gobe P wider reden nit W en mac] enkan wol P der] das P niemene W Alles guo ttes P daz du] Die P be warst W] beuarest P t bite W ein] din P des] das P dich fehlt P vermide W zehuß P artuse W arthus P wan ds W zewifelz W nit fehlt P fuo ge wan W iht] ich P daz gewisse W Swaz] Als P sprach P yblis W ybelis P selbun W da W] Sie P Sin herre hette sy P
... Gegrüsset vnd gemeinet, ... lantzelet WP ir] er P iu fehlt P
5761 muo hest W] h ist wohl aus der h-ähnlichen alten Schreibung für z verlesen, die merkwürdige Form an dieser Stelle lässt darauf schließen, dass der Schreiber den alten Graph nachbilden wollte (vgl. Anm. zu V. 101). 5762 die W 5763 allan W den güttes P 5764 Vers fehlt hier in W und steht nach V. 5792 5781–5782 Verse eingerückt W (vermutlich Schreiberversehen wegen Initiale V. 5783) 5761–5763 Ha folgt P
5761 ¶ fehlt Ha
5773 niemen Ha
5779–5780 Ha folgt P
5779–5780 Dat. von hûs und Nom. Sg. von Artûs auf -e ist Ausnahme, nach dem sonstigen Gebrauch wäre hûs : Artûs zu erwarten. 5788–5790 Die pron. Bezüge sind unklar, es kann die Rede sowohl von der Botin als auch von Iblis sein. 5788– 5789 Kein Paralleltext, da unklar ist, wer Sin herre sein soll; wenn, so müsste ir herre = Lanzelet gelesen werden. 5790 meinen (P) swv. ›seine Gedanken auf etwas/jemanden richten, oft wohlwollend‹ (Le I 2080f.).
5759–5794
5760
mit angemessenen Worten, sodass es die Fürsten hörten: ›König, du sollst mit Besitz gerecht sein (?) und auch die Königin,
5765
5770
5775
5780
327
und dazu alle, denen du Gutes gönnst, weil du es selbst und mit deinem Besitz gut verdienen kannst. Das wünscht dir meine Herrin, eine weise Meerfee. Sie ist eine Königin, höfischer als alle, die nun leben. Sie sendet dir ein stolzes Geschenk; daran kann kein weiser Mann etwas aussetzen, wenn er es sieht. Niemandem gönnt sie mehr Gutes. Sie tut das in der Hoffnung, dass du, edler König, deine Ehre gut bewahrst und eine Sache tust, um die ich dich bitte.‹ ›Wie ungern würde ich das vermeiden‹, sprach der Burgherr dort im Haus, der reiche König Artus, denn er hatte keine Zweifel, dass sie nur um Schickliches bitten würde.
›König, du sollst von Gott und dazu von allen, denen du Gutes gönnst, geehrt sein, und auch die Königin, ...
Was immer er sprach, das war unwiderruflich. 5785
5790
Nun lag meine Herrin Iblis krank vor Jammer und ungesund darnieder. Sie war zu der Zeit nicht dort, als die Maid geritten kam. Die hätte es niemals vermeiden können, dass sie sie erkannt, begrüßt und beim Namen genannt hätte, denn sie waren zusammen gewesen, als Lanzelet ihr den Ring gegeben hatte, der ihr gut gefiel. Wie ich euch nun erzählt habe,
... begrüßt und sich mit ihr unterhalten hätte, ...
328 5795
5800
5805
5810
5815
5820
5825
5830
Text und Übersetzung 37ra sô sult ir fürbaz verstân, wie der megede ernde was getân, sît irz hœrent gerne. Mit eime riemen von Iberne was si begürtet hart wol. als ich iuch berihten sol, ir roc was gezieret, wol gefischieret rîterlîche an ir lîp, alse franzoise wîp pflegent, die wol geschaffen sint. ditz selbe wîse hübsche kint, daz truoc an dem gürtele sîn ein mæzigez teschelîn; daz wart hart wæhe geworht mit fremeder spæhe. dar ûz nam diu maget sân einen mantel wunderlîch getân; der wuohs in allan gâhen, daz siz an sâhen. er wart lanc und breit. für wâr sî iu daz geseit, daz alle diu varwe dran erschein, die eht menschen dhein ie gesach oder erkande. an disem fremeden gewande was geworht allerslahte mit wîbes handen ahte: tier, vogel, merwunder. swaz ûf der erde oder drunder und zwischen himel und erde ist erkant, daz eht mit namen ist genant, daz stuont dran, als lebte. sô ez iezuo hie swebte, sô ruct iz aber fürbaz. ein zouberlist geschuof daz von nigromanzîe.
fur baz W
111v ... Wie daz megete sy geton. ˙ Jr sullent es hören gerne. Mit eime riemen von Yberne ˙ Was su˙ begurtet harte wol, ˙ berichten sol; Also ich uch Vnd was ir rouch berichtet wol, ... Gezieret ritterlich an jr lip, Also der Francoisen wip Pflegent, die wol geschaffen sint. ˙ hve bsich W wise vnd hubsche P messeclich P was P da W
... Das sie es alle sohent. preit W lancke P die W alle farwe P manne P erkanden W Nie P
An diseme frömden gewande Waz geworcht allerslachte 112r Mit wises hertzin achte: Tier, uoe gelin, merwunder. oder] mun P ˙ zewischun hinmel W Vnd in zwuschent dem helme ist P ehte W stuo nt do also Es lepte P es ie also swepte P aber hin baz P
Ein zo˘berlist geschüff daz, ...
5798 remen W yberne WP 5800 iv W 5804 frae nschov se W 5814 sahun W 5822 hanten W / herhin P] Die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101) 5830 zuo berlist geschuo fe W 5797 La erwägt sî daz irz
5809 Ha folgt P
5822 Ha folgt P
5825 und erde fehlt Ha
5827 als ez lebete Ha
5796 ernde = ârant stm. ›Auftrag, Botschaft‹ (BMZ I 52 mit Verweis auf die Stelle; Le i 88; vgl. HaA; Haupt, Sp. 114; Schilling 1866, S. 30). 5800 Zu berihten siehe Anm. zu V. 5126. 5802 fischieren swv. ›mit einer Spange befestigend gürten‹ (Le III 371 mit Verweis auf die Stelle). 5826 Konjektur, da hier kaum ›acht‹ gemeint sein wird. 5827 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (W) siehe Anm. zu V. 449. 5829 Lies iz = ez (so Ha). 5831 nigromanzî(e) stf. ›schwarze Kunst, Zauberei‹ (Le II 83 mit Verweis auf die Stelle).
5795–5831 5795
5800
5805
5810
5815
5820
5825
5830
so sollt ihr weiter vernehmen, wie es um die Botschaft der Maid bestellt war, weil ihr es gerne hört. Mit einem Gürtel aus Iberne war sie sehr schön umgürtet. Wie ich euch berichten soll, war ihr Rock verziert, ritterlich gut mit einer Spange an ihr befestigt, wie es französische Frauen zu tun pflegen, die schön beschaffen sind. Dieses selbe weise, höfische Kind, das trug an seinem Gürtel ein kleines Täschchen; das war sehr kostbar mit sonderbarer Kunstfertigkeit gefertigt worden. Daraus nahm die Maid nun einen wundersamen Mantel; der wuchs in aller Eile, sodass sie es sehen konnten. Er wurde lang und breit. Es sei euch versichert, dass alle Farben darauf schimmerten, die irgendein Mensch jemals gesehen oder erkannt hatte. An diesem sonderbaren Gewand war mit der Bedachtsamkeit von Frauenhänden allerlei eingewebt: Tiere, Vögel, Meerwunder. Was immer auf der Erde oder darunter und zwischen Himmel und Erde bekannt ist, sodass es irgendeinen Namen hat, das befand sich darauf, als wäre es lebendig. Kaum schwebte es hier, bewegte es sich schon wieder weiter. Eine Zauberkunst bewirkte das durch schwarze Magie.
329
... wie es um die Maid bestellt war. Ihr werdet es gerne hören. Mit einem Gürtel aus Iberne war sie sehr schön umgürtet, wie ich euch berichten soll; und ihr Rock war gut gemacht, ... sie war ritterlich damit geschmückt, wie die Frauen der Franzosen zu tun pflegen, die schön beschaffen sind.
... sodass sie es alle sehen konnten.
An diesem sonderbaren Gewand war mit der Bedachtsamkeit weiser Herzen allerlei eingewebt: Tiere, Vöglein, Meerwunder.
Eine Zauberkunst bewirkte das, ...
330
5835
5840
5845
5850
5855
5860
5865
Text und Übersetzung dô ditz diu massenîe und künic Artûs ersach, diu maget im zuo sprach: 37rb ›Künic, du solt den mantel nemen und gibin in, dâ er müge zemen under allen den frouwen. ouch wil ich gerne schouwen, wer diu sî, der er kome. und swâ er stê dheine frome, dâ solt du in geben fürbaz. des gert mîn frouwe und wil ich daz, wan du ez hâst gesprochen.‹ ›es enwirt niht zerbrochen‹, sprach Artûs, ›ez müeze ergân, swaz ich dir gelobet hân.‹ dâ mit gên die frouwen dar ûz der massenîe schar, die dâ stætelîchen wolten sîn. der künic sprach zuo der wirtîn: ›dês allein, swiez ergê, versuochent, wie iu der mantel stê, legent in snelleclîchen an. ich bin, der sîn iu wol gan, wan mir nieman lieber ist.‹ dâ wider was kein frist. Genover leit den mantel an, dâ von siu schame gewan, wan ir daz selbe gewant ob den enkelin erwant, alsô daz er ir niht tohte. der bot vrâcte, ob er mohte sagen, waz ez betûte. der wirt sprach harte lûte, daz ez manic fürste vernam, er würd ir nimer drumbe gram und schadet ir diu rede niht ein hâr.
5832 die W
5847 Gar am Beginn von V. 5848 P
... ˙ Das der kunig Arthus gesach. Die maget aber jme zuo sprach:
gib jn do P gezemen P frawen W den] dinen P Wer der sy˙ das er P enkein P geben] gen P des] Das P haust W artus W arthus P
Do mitte ging die frowe gar Vß der mossenie schar, Die steteclich do müstent sin. ˙ ˙ 112v Der kunig sprach zü der kunigin: ergie W verschochent W iu fehlt P sneleclichen W “ uch sin P
Genure P ¶ statt Initiale P
... Do von sie ein teil schame gewan, ... der anckelin P er] es P er W] das P ver nam W Er enwurde ir dar vmbe niemer gran P enhar W Vnd enschadete die P
5852 ste rechts ausgeworfen nach V. 5851 W
5858 do W
5834 im aber zuo Ha 5835 Initiale fehlt Ha 5836 Ha folgt P 5840 stê] sîe La (Ha), also ›wo er kein nutzen sei, d. h. wo man ihn nicht benützen, sich seiner bedienen könne.‹ (HaA) 5842 und ich baz La (Ha) 5844 es Ha 5847–5848 dâ mite gienc diu frowen schar | ûz der massenîe dar, La (Ha) 5854 Ha folgt P 5857 Initiale fehlt Ha / Ginovere Ha 5858 Ha folgt P 5861 Ha folgt P 5867 ir schadet Ha 5833 Das P ist als relativer Anschluss zu lesen. 5851 ergie W ist am ehesten als falsche Zeitform (Prät. statt Konj. Präs.) zu erklären. 5860 enkel stm. ›Knöchel am Fuß‹ (Le I 560).
5832–5867 Als dies die versammelte Menge und König Artus erblickten, sprach die Maid zu ihm: 5835
5840
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5850
5855
›König, du sollst den Mantel nehmen, und gib ihn denen, denen er unter allen den Damen am besten passt. Auch will ich gerne sehen, wer sie sei, der er passt. Und wo immer er zu keinem Nutzen gereicht, dort sollst du ihn weitergeben. Das verlangt meine Herrin und ich will es, weil du es versprochen hast.‹ ›Es (das Versprechen) wird nicht gebrochen‹, sprach Artus, ›sondern es muss geschehen, was immer ich dir gelobt habe.‹ Damit kamen die Damen aus der Schar der Versammelten herbei, die da standhaft sein wollten. Der König sprach zur Burgherrin: ›Einerlei, was geschieht, versucht, wie euch der Mantel steht, legt ihn geschwind an. Ich bin es, der es euch gerne vergönnt, weil mir niemand lieber ist.‹ Dagegen half kein Zögern.
331 ... was der König Artus sah. Die Maid sprach erneut zu ihm:
Damit löste sich die Dame alleine aus der Schar der Versammelten, die da standhaft sein sollten. Der König sprach zur Königin:
Genover legte den Mantel an, wodurch sie Schande erwarb,
5860
5865
weil ihr das selbe Gewand nur bis oberhalb der Knöchel reichte, sodass er (der Mantel) ihr nichts nützte. Die Botin fragte, ob sie sagen dürfte, was das bedeutet. Der Burgherr sprach lauthals, sodass es viele Fürsten vernahmen, dass er ihr deshalb niemals zürnen würde und ihr diese Rede nicht um ein Haar schaden würde.
... wodurch sie ein wenig Schande erwarb, ...
332
5870
5875
5880
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5890
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5900
Text und Übersetzung Diu maget sprach: ›daz ist wâr, Genover ist hübsch und guot, an den werken hât siu sich behuot, daz siu niewan wol getete. doch durch wîbes zwîfels bete ist siu an den gedenken missevarn. 37va ein sælic man sol wol bewarn sîn wîp mit allem guote. swer der künigîn unreht huote, sô hæt siu dicke daz dinc getân, daz si sus durch ir êre hât verlân. starkiu huot und ungetriuwer muot, di machent stætiu wîp unguot. daz ist gewis sam der tôt.‹ Diu künigîn den mantel von ir bôt und sprach der künic Artûs: ›di vrouwen gar in mîme hûs, di müezen in versuochen, und wil es got geruochen. dâ von lânt iu alle enspuon. ir sult ez dester gerner tuon, wan ich ez für iuch hân gelobet. diu des niht tuot, diu ertobet und hât gevelschet mich.‹ Dô bedâhten si alle sich, daz si gerner wolten dulden laster zuo den schulden, danne si von im imer mêre gewünnen liep noch êre. Dô der künic sîn rede getet, dô antwurt im Orpilet, der fürst, ein bescheiden man: ›sô ich imer meist gevlêhen kan, sô biut ich mîne vriundîn, daz siu nuo diu êrst welle sîn. swaz siu unz her getân hât, ob siu michs hinnen hin verlât,
5871 nie wan W
5876 Der P
˙ Genure P hubesche ein vnd P
˙ ... Das sie nicht ubels getete.
seilich W
˙ minre huo te, 113r Wer der kunigin So hatte sie dicke daz getan, Das sie sus durch ere hat verlon.
sam] so P ¶ fehlt P artus W arthus P suo chen P und fehlt P
hân fehlt P des] ez P die hat ertobet P ¶ fehlt P
Gewinnen P sîn] die P
˙ ... Do antwurte jme Torfilaret, ... der] Ein P ein wol bescheiden P gefliehen P
˙ ... So bitte ich mine frundin, ... 113v P nuo fehlt P
˙ ... Obe su˙ mich es furdir male lat,
5898 Orpylet W torfiılaret P
5869 Ginovere Ha 5872–5873 doch ist siu durch zwîfels bete | an den gedenken missevarn. La (Ha) 5876–5878 Ha folgt P 5876 Pérennec, S. 117 folgt W 5880 diu Ha 5882 ¶ fehlt Ha 5892 ¶ fehlt Ha 5897 Ha folgt P 5898 Orphilet Ha / Richter 1934, S. 57 folgt P; ebenso Pérennec, S. 117; Pé, S. 287, Anm. 106 5901 Ha folgt P 5904 Ha folgt P 5887 Zu enspuon siehe Anm. zu V. 4398. 5895 Lies niemer (Hannink). 5901 Der Paralleltext ist fraglich, da bitte P wohl auch (mit langem i trotz Doppelkonsonant) als ›biete‹ gelesen werden kann. 5904 hinnen hin ›von nun an‹ (Le I 1300). / vürdermâl, vürdermâle (P) adv. ›von jetzt ab, ferner hin‹ (BMZ II/1 23 mit Verweis auf die Stelle; Le III 595).
5868–5904
5870
5875
Die Maid sprach: ›Es ist wahr, Genover ist höfisch und gut, an den Taten hat sie sich behütet, sodass sie immer nur Gutes tat. Doch im Bann des weiblichen Zweifels hat sie mit den Gedanken gefehlt. Ein glücklicher Mann soll auf seine Frau mit allen Mitteln gut Acht geben. Wenn man die Königin unrecht bewachen würde, so hätte sie die Sache oft getan, die sie so um ihrer Ehre willen untergelassen hat.
5880
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5900
333
... sodass sie nichts Schlechtes tat.
Wenn man die Königin weniger bewacht hätte, so hätte sie das oft getan, das sie so um der Ehre willen untergelassen hat.
Starke Bewachung und untreues Gemüt, die machen standhafte Frauen schlecht. Das ist so sicher wie der Tod.‹ Die Königin gab den Mantel von sich und der König Artus sprach: ›Alle Damen in meinem Haus, die müssen ihn probieren, so Gott will. Deshalb lasst es euch allen angelegen sein. Ihr sollt es umso lieber tun, weil ich es an eurer statt gelobt habe. Die es nicht tut, die tobt und hat sich an meiner Treue vergangen.‹ Da kamen sie alle zu dem Schluss, dass sie lieber berechtigte Schmach ertragen wollten, als dass sie von ihm niemals mehr weder Zuneigung noch Ehre erwerben würden.
Als der König seine Rede getan hatte, da antwortete ihm Orpilet, der Fürst, ein kluger Mann: ›So gut ich flehen kann, so biete ich meine Geliebte, dass sie nun die erste sein soll. Was immer sie auch bisher getan hat; wenn sie es mir in Zukunft erspart,
... da antwortete ihm Torfilaret, ...
... so bitte ich meine Geliebte, ...
... wenn sie es mir in Zukunft erspart,
334 5905
5910
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5935
5940
Text und Übersetzung sô sî mit triuwen ditz verkorn.‹ Diu rede was der vrouwen zorn; den mantel siu doch an swief. dô wart er ir alsô tief, daz er ir verre nâch gienc, wan ein ort, daz vor ir hienc, daz was sô sêre ûf gangen, daz ez niht moht gelangen wan ein lützel für daz knie. 37vb vil harte wundert es sie, di den mantel sô kurzen sâhen. Diu maget sprach in allem gâhen: ›ich wil iu sagen über lût, der vrouwen ist ir man ze trût; und swenne er ir abe gât, des er si gewenet hât, sô müezen alle ir sinne an vremder liut minne sich vil senlîch vlîzen. ich en wil ir niht verwîzen, dâ von siu mir sî gehaz. einer andern stât der mantel baz.‹ Dô diu rede alsus ergienc, Wâlwein den mantel enpfienc und bat sîne vriundîn, daz siu durch den willen sîn den mantel umbe wolte nemen. dô muoster er ir vil nâch gezemen, als ez wære ein reitkleit. Diu maget sprach: ›iu sî geseit, kœme der mantel niemanne baz, sô trüege in billîch âne haz diu vrouwe, diu in an hât. siu lebt aber, der er baz stât.‹ Dô sprach der arcspreche Keîn: ›an des mantels lenge ist schîn, daz er mîm wîbe zimet.‹ zehant ouch si den mantel nimet. daz volc es alles war nam.
˙ So sy˙ mit truwen dis verlorn.‹ Der frowen was der rede zorn P sweifft P ir fehlt P ir fehlt P heng P was also vff gegangen P daz fehlt P niht moht] enmöchte nit P lützel] wenic P
... Die den mantel e kurtz sohent. ¶ fehlt P saigen P zetruo t W der] Dirre P ir] der P zertruckt P
sich fehlt W vil fehlt P Jch wil P do W Do P
Einer andern komet der mantel baz.‹ Dô] ¶ Also P gerging P Walwin W Walwein P 114r P bat] lat P Den selben mantel wolte P reit cleit W ¶ fehlt P dirre P trüge sie in P aber] noch P
Do sprach der nidere Koin: ist wol schin P
Zuo hant sie den mantel nemet, Die zuo frúndinne yme zam.
5917 saigen P ist wohl einfach ein Schreibfehler: der linke Abstrich von g wurde doppelt gesetzt 5914 es Ha
5916 ¶ fehlt Ha / allen Ha
5923 Ha folgt P
5934 ¶ fehlt Ha
5939 Kaýn W
5939 Keiîn Ha
5939 arcspreche swm. ›Übelsprecher, Lästerer‹ ist wohl Hapax legomenon (BMZ II/2 534; Le I 90), hat aber eine Parallele in V. 2931; vgl. auch K zur Stelle. 5942 W könnte eventuell noch zur direkten Rede gehören.
5905–5943 5905
5910
5915
5920
5925
5930
5935
5940
so werde ich es ihr bestimmt vergeben.‹ Die Rede erzürnte die Dame; trotzdem warf sie sich den Mantel über. Da wurde er ihr so lang, dass er weit hinter ihr herschleifte, bis auf ein Ende, das vor ihr hing, das so sehr nach oben gegangen war, dass es nur mehr ein wenig über das Knie reichte. Es wunderte sie außerordentlich, die den Mantel so verkürzt sahen. Die Maid sprach in aller Eile: ›Ich will euch lauthals verkünden, dass dieser Dame ihr Mann zu lieb ist; und wenn immer er sie bei dem vernachlässigt, das er ihr angewöhnt hat, so müssen sich alle ihre Sinne sehnlichst nach der Liebe anderer Leute befleißigen. Ich will sie nicht zurechtweisen, weil ich ihr davon verhasst wäre. Einer anderen steht der Mantel besser.‹
335 so werde ich es ihr bestimmt nachsehen.
... die den Mantel zuvor verkürzt gesehen hatten.
Einer anderen passt der Mantel besser.‹
Als die Sache/Rede so geschehen war, empfing Walwein den Mantel und bat seine Geliebte, dass sie um seinetwillen den Mantel anziehen sollte. Da musste er ihr nachgerade so stehen, als wäre er ein Reitkleid. Die Maid sprach: ›Euch sei gesagt, würde der Mantel niemandem besser passen, dann könnte ihn die Dame, die ihn anhat, billig und gerne tragen. Es lebt aber eine, der er besser steht.‹ Da sprach das Lästermaul Kei: ›An der Länge des Mantels zeigt sich, dass er meiner Frau ziemt.‹ Sie nahm auch sogleich den Mantel. Das Volk achtete auf das alles.
Da sprach der ›niedere‹ Kei:
Sie nahm sogleich den Mantel, die ihm als Geliebte ziemte.
336
Text und Übersetzung
ich wæn, er ir vorne wol kam, gegen irm man, dâ er saz. Kei sprach: ›er kumpt ir baz dan allen disen vrouwen. wer mac dar an schouwen buozwirdiges iht umb ein hâr?‹ 5950 der mantel was hinden für wâr gerumpfen ûf an den gürtel hô. swi vil man in nider zô, sô denter sich fürnamens niet. 38ra Dô sprach alliu diu diet: 5955 ›daz ist ein wol stândez kleit!‹ als Kei gesach di wârheit, dô wart er vor schame rôt. sîn wîp er hiez und gebôt, daz siu gienge zuo der künigîn; 5960 und wes siu wert solte sîn, daz siu wânde, daz ir daz kæme, daz der künigîn missezæme durch deheines lasters âhte. Diu aber den mantel brâhte, 5965 diu zêch si, daz siu gerne willic wære ze werne, und daz siu gereche tæte, swes man si gebæte, und, swi man ez versuohte, 5970 daz siu des alles ruohte. 5970a des huop diu massenîe über al 5970b im hove grôzen schal. Dô Keins vriundîn misselanc, mit zühten dô her für dranc 5945
5957 schame uar P
vorna P do W Gegen der do ir man sas P Kay W Koin P beschowen P iht] als P fvo rwar W ˙ An den gurtel vff gerumpffen ho P jn hin nider P ˙ niemas P endente er P fur ¶ fehlt P chaý W koin P
114v ... Do war er schameuar vnd rot.
sie vuo rit wolte sin P letztes daz fehlt P
... Das siner frowen missezeme Durch keines lasters achte. ¶ fehlt P daz siu fehlt P
... Vnd das sie gerechte dete, ... ... Das sie das alles ruo chte. ... ... DO Koinens frúndin misselanc, ...
5971 chayns W koinens frúnde misse lanc P
5946 Kaiîn Ha 5950 hinden was Ha 5951 Ha folgt P 5954 ¶ fehlt Ha 5956 Kaiîn sach Ha 5960 wolte Ha 5961 Ha folgt P 5962 Ha folgt P 5964 ¶ fehlt Ha 5970a–5970b La (Ha) folgt P, dagegen Be, der W folgt 5971 Kaiîns Ha 5951 rimphen stv. ›zusammenziehen, falten, krümmen‹ (BMZ II/1 704 mit Verweis auf die Stelle; Le II 439). 5960– 5963 Wohl: ›und (fragte) was sie sich auf sich einbildete, dass sie glaubte, dass ihr das bekommen würde, das (schon) der Königin ohne irgendeinen Vorwurf eines Lasters übel angestanden hatte‹; ebenso PéBu. Ebenso möglich (mit swes in V. 5960 und Komma nach V. 5962) ist We: ›and say that regardless of what her own merits might be, she believed that the thing which had displeased the queen had by no means happened to her on account of any wrong-doing‹. Allerdings scheint mir die Schelte Keis wahrscheinlicher. Zu frei ist wohl Ke: ›He called his wife and bid her go to the queen and say, regardless of what her own real merits might be, that she believed that she did not deserve any public accusation of wrongdoing since none had been made against his liege lady, the queen.‹ Kaum zutreffend ist Sp: ›Wenn sie [die Königin, F. K.] für sich irgendwelche Verdienste in Anspruch nähme, so möge sie deklarieren, man dürfe seiner Gattin nicht das anlasten, was man auch ihr nicht als Verfehlung angerechnet habe.‹ 5960 HaA erwägt vuo rit P = vürer ›weiter, fernerhin, mehr, eher‹ (Le III 597). 5967 gereche (W) ›ordentlich, gehörig, recht, richtig, gerade, genau‹ (BMZ II/1 587 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6252 [irrtümlich ebenfalls als V. 5967 ausgewiesen]; Le I 872; vgl. Anm. zu V. 1747, 1963, 3328). / gereht (P) adj. ist hier am ehesten als ›gerade, geradewegs‹ (vgl. Le I 874) zu lesen.
5944–5972
5945
5950
5955
5960
337
Ich glaube, er passte ihr vorne gut, ihrem Mann zu, wo er saß. Kei sprach: ›Er passt ihr besser als allen diesen Damen. Wer kann daran auch nur um ein Haar irgendetwas Büßenswertes erkennen?‹ Der Mantel war hinten wahrhaftig bis auf den Gürtel hinauf zusammengezogen. Wie viel man ihn auch herunterzog, so dehnte er sich dennoch überhaupt nicht.
Da sprach das ganze Volk: ›Das Kleid steht ihr gut!‹ Als Kei die Wahrheit erkannte, da wurde er rot vor Scham. Er befahl und gebot seiner Frau, dass sie zur Königin gehen sollte; und was sie sich auf sich einbildete, dass sie glaubte, dass ihr das bekommen würde, was schon der Königin ohne den Vorwurf irgendeines Lasters übel angestanden hatte.
Die aber den Mantel gebracht hatte, die bezichtigte sie, dass sie gerne bereitwillig gewähren und genau tun würde, worum immer man sie bäte, und dass, was immer man probierte, 5970 sie sich um all das annähme. 5970a Darüber erging von der Menge überall 5970b bei Hof großes Gelächter.
... da war er schamfarbig und rot.
... was schon seiner Herrin ohne den Vorwurf irgendeines Lasters übel angestanden hatte.
5965
Als Keis Geliebte versagte, da drang Loifilol, der standhafte,
... und geradewegs tun würde, ...
... sie sich um all das annähme. ... ...
Als Keis Geliebte versagte, ...
338
5975
5980
5985
5990
5995
6000
6005
6010
Text und Übersetzung Loifilol der stæte, der sîn wîp geminnet hæte, ê siu wurde geborn ein jâr. er gezurnde nie für wâr mit ir, des siu sich kunde enstân. des wânde er dô genozzen hân und wolt ir triuwe schouwen. under allen den vrouwen was enbor vil ieman baz getân. ir keiniu wart des vor gelân, diu ir man holder wære. daz verdient der êrbære mit triuwen als ein hübsch man. nuo leit er ir den mantel an. dô stuont er ir ze wunsche wol, wan als ich iu sagen sol: dô enwaz nieman ze stunde, der ir den nüschel kunde gelegen wol ze rehte. 38rb daz was dem guoten knehte swær und âne mâze leit und ouch der vrouwen gemeit. Diu maget, diu ez allez beschiet, diu versweic di massenîe niet, wâ von daz dinc was komen. siu sprach: ›diu vrouwe hât genomen gewerp und dienst genuoc, dâ von siu in ir herzen truoc wunne und dicke hôhen muot. doch was siu des vil wol behuot, daz siu durch iemannes minne nâch tumbes herzen sinne diu werc ie getæte durch iemannes ræte; wan daz siu ez tete umbe daz, daz ir gemüet deste baz ze vröuden stüende und ze spil. für wâr ich iu daz sagen wil, ez ist noch maniger vrouwen site,
5981 Ha folgt P
5995 Initiale fehlt Ha
Loyfilol W Loiphilol P geborn wurde P ir das su˙ kunde P wonde W wonde P
Was borvil P
Jr enkein wart des verlon, ... 115r P
zewo nsche W zestvo nde W zerehte W wol fehlt P
¶ statt Initiale P
Gewerp mit dienstes P do W Do P dicke fehlt P Dach P niemans P ie] iemer P
... Wie vil man si es gebete, ...
zespil W vnd ouch zü spil P manige P
5999 dienstes Ha
6006 Ha folgt P
6009 Ha folgt P
5975 Wörtlich: ›ein Jahr bevor sie geboren wurde‹ (vgl. WeKe). Oder sollte man mit Pérennec, S. 118 und Pé lesen: ›seit sie ein Jahr alt war‹? 5981 Zu enbor und borvil siehe Anm. zu V. 1147. 5990 nüschel stm. ›Spange, Schnalle, die den Mantel um den Hals festhält‹ (BMZ II/1 424 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6035, 6045; Le II 123; vgl. V. 5612, 6051).
5973–6011
5975
5980
5985
5990
5995
6000
6005
6010
dort mit Anstand hervor, der seine Frau schon geliebt hatte, ein Jahr bevor sie geboren wurde. Er hatte ihr wahrhaftig niemals gezürnt, soweit sie sich erinnern konnte. Davon glaubte er da zu profitieren und wollte ihre Treue prüfen. Unter all den Damen hatte kaum eine eine schönere Gestalt. Keiner von ihnen wurde diesbezüglich der Vorzug gegeben, dass sie ihrem Mann mehr zugetan wäre. Das hatte sich der Ehrenhafte mit Treue wie ein höfischer Mann verdient. Nun legte er ihr den Mantel an. Da stand er ihr vollkommen gut, jedoch muss ich euch sagen: Es war dort zur Stunde niemand da, der ihr die Mantelspange ordentlich zurecht legen konnte. Das bedrückte den guten Kerl und tat ihm über die Maßen Leid, und auch der wunderschönen Dame.
Die Maid, die es alles erklärte, die verschwieg der versammelten Menge nicht, weshalb diese Sache geschehen war. Sie sprach: ›Die Dame hat genug Geschäfte und Dienste angenommen, wegen der sie in ihrem Herzen oft Lust und Hochmut trug. Trotzdem hütete sie sich gut davor, dass sie wegen der Liebe zu irgendjemand nach dem Willen des törichten Herzens oder wegen irgendjemandes Rat jemals diese Dinge getan hätte; sie tat es nur deshalb, damit ihr Gemüt umso freudiger und vergnügter wäre. Ich will euch fürwahr sagen, dass es noch die Art so mancher Dame ist,
339
Keiner von ihnen wurde das zugestanden, ...
... – wie viel man sie auch darum gebeten hätte – ...
340
6015
6020
6025
6030
6035
6040
Text und Übersetzung diu sich wirden wænet dâ mite. nein, siu swechet sich vil sêre! ez ist laster und unêre, swelich wîp des mannes gâbe enpfât und im doch ungelônet lât.‹ Dô hiez der künic Gîferreiz sîn vriundîn treten in den kreiz. als siu den mantel an genam, al umbe er ir reht bekam, wan ein michel loch gie dar în; daz solt doch vermachet sîn mit eim uosezzele breit, der ir doch was unbereit. Diu maget sprach: ›ditz betiut, daz diu vrouwe ist ir man gehaz durch daz er ist undære, swi doch vil bezzer wære ein mæzlich man mit fuoge danne grôzer manne gnuoge.‹ diu vrouwe den mantel von ir tet. 38va dô hiez der küene Gailet sîn vriundîn in an legen. für wâr wir iu daz sagen megen, der brach der nüschel zehant. dâ mit wart daz bekant, daz er mit ir ze vil umbe fuor. Diu maget des vil tiure swuor, ez wære ein unwîsheit, swer sîm wîbe di stat leit und ir niht êren lieze und si dâ wesen hieze, dâ siu niht gerne wære.
˙ sich do mitte. 115v ... Die wenet turen vil fehlt P
doch fehlt P
Doch hies der ku“nig Geureis Sine frúndin tretten jn den creiß. Alvmb vnd vmb er P kam P doch fehlt P jrsessede P
... Der in doch do waz vnbereit. ¶ fehlt P Dise P vils W Ein mercket man P Denne grosse tene gnüge P ¶P
Do hies der herre Oruilet Sine frúndin in an legen. fuo rwar W do W Do P wart aber daz P ¶ fehlt P 116r P ein fehlt P
˙ ... Wer syme wibe tete leit ...
niht gerne] vngerne P
6012 do W 6015 fat in enpfat W rechts ausgeworfen nach V. 6014 6017 Gyferreiz W ausgeworfen nach V. 6019 / frúnde P 6032 Gaylet W 6040 let W
6018 inden W / kreiz W rechts
6012 Ha folgt P 6017 Gîvreiz Ha 6020 Ha folgt P 6022 Ha folgt P 6025 ¶ fehlt Ha herre Kailet Ha, HaA liest Gailet mit W 6038 ¶ fehlt Ha 6040 Ha folgt P
6032 Initiale Ha / der
6023 uosezzel (WP) deutet La (mit Verweis auf Graff I 69 und Grimm, Gramm. II 784, die ahd. uo as. ô als lat. re-, postauflösen) als ›Lehnsessel, Rücksessel, reclinatorium‹, was aber im Kontext wenig Sinn ergibt. BMZ II/2 339 verzeichnet die Stelle mit Fragezeichen, Le II 1998 übersetzt (nach Bä, der ›Zusatz, Nachsatz‹ annimmt; vgl. auch Bächtold 1874, S. 426; Neumaier 1883/84 II, S. 6) ›Aufsatz‹, was m. E. die einfachste Lösung ist. Die weit hergeholte Konjektur von Pfeiffer, Franz 1858b zu fürfezzede oder fürfezzel ›Fürtuch, Schürze‹ (vgl. nhd. Fetzen) erübrigt sich damit. 6025 Lies betiutet (PHa), vgl. Anm. zu V. 1590. 6027 undære adj. ›unpassend, unangenehm; schlecht; (hier wohl:) unansehnlich‹ (BMZ I 308; Le II 1775, beide mit Verweis auf die Stelle [bei Le als V. 6029]). 6029 mæzlich adj. ›von mäßiger Größe, gering, klein‹ etc. (BMZ II/2 210 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2067). 6035 Zu nüschel siehe Anm. zu V. 5990. 6040 die stat legen (W) ist unklar. Soll es heißen: ›festsetzen, bestimmen‹? Oder ist gar an stat ›Grabstätte‹ (vgl. BMZ II/2 599–601 mit ähnlichen Wendungen) zu denken, also: ›ins Grab bringen‹, metaphorisch: ›ins Verderbnis stürzen‹? Se erwägt: ›wer immer seiner Frau ihren Stand/ihre Stellung verleidet‹ (zu leiden).
6012–6043 die dadurch ihr Ansehen zu steigern wähnt.
6015
6020
6025
6030
6035
6040
341 ... die dadurch ihren Wert zu steigern wähnt.
Nein, sie erniedrigt sich sehr stark! Es ist Laster und Unehre, wenn eine Frau die Gabe des Mannes empfängt und es ihm nicht vergilt.‹
Da befahl der König Giferreiz seiner Geliebten, in den Kreis zu treten. Als sie den Mantel entgegennahm, kam er ihr rundherum recht, außer dass ein großes Loch darin war; das hätte doch mit einem breiten Aufsatz zugemacht sein sollen, den sie aber nicht bei der Hand hatte. Die Maid sprach: ›Das bedeutet, dass der Dame ihr Mann verhasst ist, weil er unansehnlich ist, obwohl doch ein kleiner Mann mit Anstand viel besser ist als die meisten großen Männer.‹ Die Dame gab den Mantel von sich weg. Da befahl der kühne Gailet seiner Geliebten, ihn anzulegen. Wir können euch das wahrhaftig sagen, dass ihr sogleich die Mantelspange zerbrach. Dadurch wurde es erwiesen, dass er mit ihr zu viel herumritt. Die Maid beteuerte es, dass es unklug wäre, wenn einer seine Frau ›ins Grab brächte‹ und ihr keine Ehren lassen und befehlen würde, dort zu bleiben, wo sie nicht gerne ist.
Trotzdem befahl der König Giferreiz seiner Geliebten, in den Kreis zu treten.
... den sie aber da nicht bei der Hand hatten.
Da befahl der Herr Gailet seiner Geliebten, ihn anzulegen.
... wenn einer seiner Frau ein Leid zufügen ...
342
6045
6050
6055
6060
6065
6070 6073 6075
6080
Text und Übersetzung diu nâhe gânde swære tuot manigen nüschel brechen. man sol dem übel sprechen, der weder lützel noch vil sînem wîb entwîchen wil. der mantel an di erde sleif. diu maget in ir taschen greif und zôch einen nüschel her ûz. dô hiez der wîse Maldûz, sô daz kleit genüschet wære, daz sîn vriundîn niht verbære, si enleiten balde an den lîp. ditz was daz minneste wîp under allen den vrouwen. hi sol man wunder schouwen: dô siu den mantel an getet mit vorhten und mit gebet und mit ir wipluppe, dô wart er ir als ein juppe, daz er fürnamens ir nie für den gürtel nider gie, doch si diu minniste wære. Diu maget sprach: ›ich bewære, daz ditz ist ein vremde dinc. über allen disen rinc kan nieman spotten alsô wol; daz sage ich iu, wan ichz tuon sol. siu lat alle liut durch ir hende gân. 38vb dâ von ist ir ditz getân.‹ Dar nâch hiez her Iwân sîn vriundîn ûf stân; dar an schein sîn gelimpf. ich sage iu einen schœnen schimpf: siu was sô lanc, daz siu erschein des houptes lenger wan ir dehein.
nahegange W Duo nt P
wibe nit entwichen P
Der mantel an die erde sweiff. teschen W maldvz W maldus P enbere P enleite balde W Su˙ leite in balde an jren lip P ditz] Das P
˙ Hie sullent ir wunder schowen: mit ir gebet P vnd ir wib luppe W wibe luppe P
... Do wart er also ein wippe, ... ˙ niemans P ir fur gegie P die W 116v P ¶ fehlt P ditz] das P fremdes P
˙ Jch sage uch, wanne ich es tuo n sol, ˙ durch ir hende gan. Sie lat alle die lute do W Do P ditz] daz P ýwan W ywan P [¶] statt Initiale P erschein P
wan] danne P
6075 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P 6052 Initiale Ha 6058 Ha folgt P 6059–6060 getete : gebete Ha, dagegen Be, der WP folgt 6062 ir fehlt Ha 6063 ir fürnamens Ha 6066 ¶ fehlt Ha 6070–6073 daz sage ich iu, wan ichz tuon sol: | siu lât alle liute | mit worte und mit gediute | durch ir hende gegân, La (Ha), La erwägt auch (für V. 6072): vîende unde triute; dagegen Hannink, der ebenfalls die hier vorgeschlagene Lösung wählt 6080 Ha folgt P 6045 Zu nüschel siehe Anm. zu V. 5990. 6053 nüschen swv. ›mit einer nusche [vgl. Anm. zu V. 5612, 5990] versehen, damit zuheften, überhaupt zusammenbinden, verknüpfen‹ (BMZ II/1 424 mit Verweis auf die Stelle; Le II 123). 6055 Lies enleite in balde mit Ha. 6061 Zu wipluppe = wipluppen (?) siehe Anm. zu V. 574. 6062 juppe swf. ›Jacke‹ (BMZ I 774 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1482f.). / wippe stn. ›Gewebe‹ (BMZ III 612; Le III 924). Der Paralleltext ist problematisch. 6077 Zu gelimpf siehe Anm. zu V. 254.
6044–6080
6045
6050
6055
6060
6065
6070
Dieses eindringliche Leid bricht viele Mantelschnallen. Man soll übel von dem sprechen, der seiner Frau weder wenig noch viel von der Seite weichen will. Der Mantel ging bis auf die Erde hinab. Die Maid griff in ihre Tasche und zog eine Mantelspange heraus. Da befahl der weise Malduz, als das Kleidungsstück wieder von einer Spange zusammengehalten wurde, dass seine Geliebte nicht unterlassen sollte, ihn bald anzulegen. Dies war die kleinste Frau unter all den Damen. Hier soll man ein Wunder schauen: Als sie den Mantel mit Angst und mit Gebet und mit ihrem Zittern anzog, da wurde er ihr wie eine Jacke, sodass er ihr nicht einmal bis über den Gürtel hinab ging, obgleich sie die kleinste war. Die Maid sprach: ›Ich versichere, dass dies eine merkwürdige Sache ist. In diesem ganzen Kreis kann niemand so gut spotten; das sage ich euch, weil ich muss. Sie lässt alle Leute durch ihre Hände gehen. Deshalb ist ihr dies geschehen.‹
6075
Danach befahl Herr Iwan
6080
seiner Geliebten aufzustehen; daran zeigte sich sein angemessenes Benehmen. Ich sage euch einen schönen Scherz: Sie war so lang, dass sie um einen Kopf größer als irgendjemand von ihnen zu sein schien.
343
Der Mantel reichte bis auf die Erde.
Hier sollt ihr ein Wunder schauen:
... da wurde er wie ein (loses, schlechtes?) Gewebe, ...
Ich sage euch, weil ich es tun soll, dass sie alle die Leute durch ihre Hände gehen lässt.
344
6085
6090
6095
6100
6105
6110
6115
Text und Übersetzung als siu sich in den mantel twanc, dô wart er alsô lanc, daz er nâch ir lac gespreit ûf der erde drî elen breit mit unebem schrôte. des nâmen si war genôte. Diu maget sis aber beschiet; siu sprach: ›er enkumet ir ouch niet: siu ist ze einveltic und ze alwære. swes ir ze muot wære, daz enliez siu durch nieman. er ist tump, swer niht enkan entwîchen, an sîm strîte belîbet zaller zîte.‹ Als ir unz her hânt vernomen, der mantel wære genuogen komen vil wol unz an vil kleine. Enîte, diu reine, und Wâlweins vriundîn – der vrouwen moht manigiu sîn, diu in vil wol haben solte, wan daz diu maget enwolte, diu in dar brâhte. Als ez dô izuo nâhte, daz von reht solt enbizzen sîn Artûs und al sîn menegîn und diu maget von dem Sê – zwei hundert vrouwen und mê versuochten den mantel nâch ir werde –, der bot noch dô gerde, daz der künic hieze für gân eine vrouwen wol getân, diu noch niht dô für was komen; 39ra wan siu hât wol vernomen, daz Iblis diu getriuwe durch senelich riuwe – als ir stæte wol gezam – des tages niht für kam.
Also sie sich in dem mantel trang, Do wart er jr also lang, Das er nach ir lag gespreit Vff der erden drýer hande breit Mit vnbenomen schrote. Das P sie aber dez P er kompt P einweltic W einualtig P wez ir zemuo t W verliesse P
Er ist dumb, der nit entwichen kan Vnd der an sime strite Belibet zuo aller zite.‹ 117r P genuo ge P (zweites) vil] ein P Enýte W Ennnitten P walwins W walweinis P
... Noch müste der frowen menige sin, Die in haben solte, ...
Also er ir do also nahte P enbrissen solte P artus W Arthus P
... Zwey˙ hundert frowen vnd me Versuo chtent noch ir werde –, ... Do bot noch der gerde P ˙ ku “nig hie zuo furgan P wolgetan W
... Die nicht waz mit den andern komen; yblis W ibelis P senecliche P ˙ P nicht hin fur
6082 Ha folgt P 6084 Ha folgt P 6088 ern kumet Ha 6089 ze einveltic und fehlt La (Ha) 6092–6093 Ha folgt P 6097 Ha folgt P 6099 Wâlweines Ha 6105 enbizzen Ha 6109 versuochtenz nâch Ha 6113 Ha folgt P 6118 Ha folgt P 6081 Eventuell wäre für P zu in den mantel zu konjizieren. 6085 schrôt stm. ›Schnitt (hier: des Mantels)‹ (BMZ II/2 221 mit Verweis auf die Stelle; Le II 803f.). Was allerdings ein unbenomener schrôt (P) sein soll, ist unklar: Der Schnitt wurde nicht daran gehindert, seine volle Pracht zu entfalten? Oder ist etwa (mit schrôt als ›Schnitt, Hieb‹; vgl. BMZ und Le ebd.) gemeint, dass der Mantel nicht abgeschnitten/gekürzt war? 6089 alwære adj. ›einfältig, albern‹ (BMZ I 27. III 521 mit Verweis auf die Stelle; Le I 46). 6092–6093 Zu entwîchen siehe Anm. zu V. 590. 6093–6094 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (W) siehe Anm. zu V. 449.
6081–6118
6085
6090
6095
6100
6105
6110
6115
Als sie sich in den Mantel zwängte, da wurde er so lang, dass er hinter ihr auf der Erde drei Ellen breit in Falten ausgebreitet da lag. Das nahmen sie genau wahr. Die Maid erklärte es ihnen abermals; sie sprach: ›Er bekommt auch ihr nicht: Sie ist zu einfältig und zu albern. Wonach immer ihr der Sinn stand, davon ließ sie wegen niemandem ab. Er ist dumm, der nicht nachgeben kann, der zu aller Zeit an seinem ›Kampf‹ festhält.‹
345 Als es ihr in dem Mantel eng wurde, da wurde er ihr so lang, dass er hinter ihr auf der Erde drei Hände breit in lockerem Schnitt ausgebreitet da lag.
Er ist dumm, der nicht nachgeben kann und der zu aller Zeit an seinem ›Kampf‹ festhält.‹
Wie ihr bisher vernommen habt, passte der Mantel vielen bis auf Kleinigkeiten sehr gut. Enite, die reine, und die Geliebte Walweins – es gab viele Damen, die ihn sehr gut hätten haben können, wenn nicht die Maid dagegen gewesen wäre, die ihn dorthin gebracht hatte. Als nun schon die Zeit nahte, dass Artus und sein ganzes Gefolge und die Maid von dem See rechtens essen sollten – 200 Damen und mehr hatten den Mantel probiert, um ihren Wert zu erfahren –, da verlangte die Botin noch, dass der König eine schöne Dame herkommen ließe, die sich da noch nicht gezeigt hatte; denn sie hatte genau vernommen, dass Iblis, die treue, sich aus sehnsüchtiger Betrübnis – wie ihrer Standhaftigkeit gut ziemte – untertags nicht zeigte.
... noch waren es viele Damen, die ihn hätten haben sollten, ...
... 200 Damen und mehr erprobten noch ihren Wert –, ...
... die nicht mit den anderen gekommen war;
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Text und Übersetzung doch dês alein, siu muoste her. daz was der massenîe ger, wan siu begie nie valschiu dinc. als si dô kom in den rinc, dô gruozte siu di selben maget, diu dô hât gesaget wunder, als siu kunde. mit lachendem munde neig ir der merfeine bote und beswuor si bî gote, daz siu den mantel an leite. Diu vrouwe dô niht beite, siu leit in vor in allen an. dô sprach wîp und man, ez wære mit der wârheit daz baz stênde kleit, daz ie dehein vrouwe getruoc. der aber von im des gewuoc, daz dar an iht missezæme, ê man daz volle vernæme, sô schicte sich der mantel dar alsô, daz im niht enwar. Dô wart mîn her Wâlwein mit ganzer volge des in ein, daz an dem mantel niht würre. nuo velschin, der getürre, wan ez nieman frumer tuot. ez dûht ouch Keinen guot. Er sprach zuo sîner vriundîn: ›ir müezent mir wol liep sîn, wan ir iuch hânt des wol bewart, daz ir in der mêren schar vart. daz in der tiufel henke, der dis gevertes immer mêr gedenke wan ze guote und âne haz!‹ 39rb dô lobten si allesament daz durch des küniges êre,
6136 Das P / genuo g P Zeilentrennvermerk
6141 walwin W
6142 inein P
Doch des allein, sie müß nuo her. 117v P selbe P
nunde P V. 6127–6128 fehlen P
¶ fehlt P
... Es were mit worheit Das aller beste cleit, ... Der aber von nide des gewuo g, ...
Do wart der herre Walwein Mit gantzer volge das in ein, ... Nuo velsche in, der getrúwe, ... Er duchte joch Kun guo t, “ndin: Vnd sprach zuo siner fru ˙ so wol hant bewart, ... ... Wande ir uch 118r P mêr fehlt P zegute W
6146 cheinen W
6149 Bewart P links vor V. 6150 mit
6123 sie diu selbe maget Hannink 6124 dâ Ha 6130 ¶ fehlt Ha / enbeite La (Ha) 6134 daz aller beste stênde cleit Ha 6136 Ha folgt P 6143 daz dem mantel niht enwürre Ha 6146 Keiînen Ha 6152 gevertes] gwerbes La (Ha) / mêr fehlt Ha 6123 Iblis grüßt die Botin (WePéBuKe), nicht umgekehrt (so HanninkSp); V. 6126–6127 erwidert die Botin den Gruß. 6136 Zu gewahenen, gewähenen siehe Anm. zu V. 1710. 6143 werren stv. ›durcheinander bringen, verwickeln; stören, schaden, verdrießen‹ etc. mit an ist mhd. möglich (Le III 791–793 mit Verweis auf V. 8037).
6119–6155
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Doch einerlei, sie musste her. Das war das Verlangen der versammelten Menge, denn sie hatte nie etwas Falsches getan. Als sie da in den Kreis kam, da grüßte sie dieselbe Maid, die da Verwunderliches erzählt hatte, so gut sie konnte. Die Botin der Meerfee nickte ihr mit lachendem Mund zu und beschwor sie bei Gott, den Mantel anzulegen. Die Dame zögerte da nicht, sie legte ihn vor ihnen allen an. Da sprachen Frauen und Männer, dass es wahrhaftig das am besten passende Kleidungsstück wäre, das je eine Dame getragen hätte. Wenn aber einer von ihm (dem Mantel) behauptete, dass daran irgendetwas nicht stimmte, so richtete sich der Mantel, ehe man es (die Verunglimpfung) ganz gehört hatte, so, dass er ohne Tadel war.
Doch einerlei, sie muss nun her.
Da wurde mein Herr Walwein mit allen darüber einig, dass der Mantel ohne Tadel war. Nun verleumde ihn, wer es wagt, weil es kein Tüchtiger tut. Auch Kei schien es gut zu sein. Er sprach zu seiner Geliebten: ›Ich muss euch sehr lieben, denn ihr habt gut dafür gesorgt,
Da wurde der Herr Walwein mit allen darüber einig, ...
dass ihr zur größeren Gruppe gehört. Dass ihn der Teufel henke, der jemals noch an diese Umstände denkt, es sei denn im Guten und ohne Hass!‹ Da lobten sie es allesamt um der Ehre des Königs willen,
... dass es wahrhaftig das aller beste Kleidungsstück wäre, ... Wenn aber einer aus Neid behauptete, ...
Nun verleumde ihn, wer sich getraut, ... Auch Kei schien er gut zu sein, und er sprach zu seiner Geliebten: ... weil ihr so gut auf euch Acht gegeben habt, ...
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Text und Übersetzung
daz es nimer mêre ze übel würde gedâht. diu den mantel hât brâht, diu saget in ze mære, 6160 daz Lanzelet wære ze Plûrîs gevangen, vnd wi ez was ergangen, dô er di âventiure brach und hundert ritter nider stach, 6165 und wi er pflæge minne mit einer küniginne, anders danne er gerte. Siu saget ouch, daz noch werte diu âventiur umb daz, 6170 daz sich ein ritter deste baz ze Plûrîs möht bejagen. Dô siu daz begunde sagen, dô îlten si an schouwen beidiu ritter und vrouwen. 6175 si liezen gar den êrern haz, sîner schame kindegelich vergaz, und wurden von dem mære vrô, daz Lanzelet noch dô lebet und was gesunt. 6180 Urloup nam dô zestunt der wîsen merfeine bot. siu bevalch dem oberesten got Lanzeletes vriundîn. siu enwolt dâ niht lenger sîn 6185 durch des küniges bete. sweder man si hete 6186a für übel oder für guot, 6186b dar umb truoc siu ringen muot; siu vorht ir harte kleine. Vrowe Iblis, diu reine, diu kust si mit triuwen. 6190 umb irn mantel niuwen genâdet siu minneclîche
gedach P zemere W Lantzelet W lantzelet P
... Vnd wie es jme were ergangen, ˙ Do er die antwurte brocht, Das er hundert ritter nider stach, ...
¶ fehlt P
zepluris W pluris P ¶ fehlt P beidiu fehlt P kinndeclich P 118v P Lantzelet W lantzelet P vnd er was P ¶ fehlt P merinne P bewalch W lantzeletes W Lantzeletes P fru “nden P
Sie enwolte do nicht lenger sin ˙ Durch dez richen kuniges bette; Weder man sie liep ald anders hette, ... ... Daz huo b ir harte cleine. yblis W ibeles P ¶ fehlt P ir P
6160–6161 in einer Zeile P: Das lantzelet zü pluris were gevangen
6161 zeplurýs W
6187 Do P
6168 ¶ fehlt Ha 6172 ¶ fehlt Ha 6174 Ha folgt P 6180 ¶ fehlt Ha 6181–6182 bote : gote Ha 6185–6187 Ha folgt P 6188 ¶ fehlt Ha 6191 genât Ha 6163 Die antwürte (P) auf die erfahrene Beleidigung durch den Zwerg, also die ›Rache‹? 6170–6171 Zu sich bejagen siehe Anm. zu V. 3025. 6187 heben (P) tr. mit refl. Dat. ›etwas dünkt gewichtig, nicht gewichtig, man macht sich viel, wenig daraus‹ (BMZ I 644 mit Verweis auf die Stelle). 6191 Die angeblich ›schlechte‹ (Lachmann 1964, zu ›Iwein‹ 5441) Form genât steht nicht in den Hss.
6156–6191 dass man niemals mehr im Schlechten daran denken sollte. Die den Mantel gebracht hatte, die erzählte ihnen, 6160 dass Lanzelet in Pluris gefangen wäre, und wie es ergangen war, als er die Aventiure gebrochen und 100 Ritter niedergestochen hatte, 6165 und wie er die Königin gegen seinen Willen lieben musste. Sie erzählte auch, dass die Aventiure noch deshalb fortdauerte, 6170 damit ein Ritter in Pluris umso besser seine Zeit ruhmvoll hinbringen konnte. Als sie das zu erzählen begann, da eilten sowohl Ritter wie Damen, um sie anzuschauen (zu hören). 6175 Sie ließen gänzlich vom vorherigen Hass ab, ein jeder vergaß seine Schmach, und sie wurden von der Neuigkeit froh, dass Lanzelet da noch lebte und gesund war. 6180 Da verabschiedete sich die Botin der weisen Meerfee zur selben Zeit. Sie befahl Lanzelets Geliebte dem obersten Gott an. Sie wollte trotz der Bitte des Königs 6185 nicht länger dort bleiben. Ob man sie 6186a für böse oder für gut hielt, 6186b das kümmerte sie kaum; sie fürchtete sie/es sehr wenig. Frau Iblis, die reine, die küsste sie in Treue. 6190 Für ihren neuen Mantel dankte sie der reichen
349
... und wie es ihm ergangen wäre, als er die ›Antwort‹ brachte, dass er 100 Ritter niederstach, ...
Sie wollte trotz der Bitte des reichen Königs nicht länger dort bleiben; ob man sie mochte oder nicht, ... ... das kümmerte sie sehr wenig.
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Text und Übersetzung 39va der küniginne rîche, diu ir di gâbe sande und si niht bekande, wan daz diu merminne wîs si êrte durch ir âmîs. Der mantel het noch einen site: swer in truoc, daz er vermite jâmer und senedez klagen. des bedorft wol in disen tagen Iblis, der er wol gezam. als diu meit enwec kam, dô huop sich rede manicvalt, wi Lanzelet, dem helde balt, di sælde got zuo gefuogete, der tûsent man genuogete. si wunderte, wes im wære diu gevancnisse swære. dâ was ritter harte vil, di imer in dem leitspil gerne wolten sîn beliben und di zît hin vertriben, als in von im was geseit. Nuo vernement nâch der wârheit: dirr hof wert nâch der sage mê danne drîzic tage mit voller vröude für sich an. dar nâch als ichz gesagen kan und ir mirs gelouben welt, uns ist nie vor gezelt, daz Artûs, der künic hêr, sô grôzen hof ie mêr gewunne mit solchem schalle sô hie, dâ di vrouwen alle den mantel hæten getragen. dâ mit wil ich gedagen der geste und wi si wurben sît, wan si riten, dô sis dûhte zît. Wâlwein und Karjet,
merinne P DEn mantel harte nohe eine site P senendes P bedörffte ouch wol zuo dissen P yblis W Jbelis P 119r P maniualt P
... Wie Lantzelet, dem helde balt, Die selde zü gefügte. Des findet man gnuo ge. wes] was P gevanchenisse W do W Do P leit spil W hin han vertriben P
Nuo vernement mit rechter worheit: Dirre hoffe werte nach der sage Me danne xiii tage ˙ sich an. Mit voller fröide fur Vnd also vil ir nnir es P So ist vns niender vor P artus W arthus P iemer P do W So das die P do W Do P sis] ez sie P Walwein WP Karyet W cariet P ¶ statt Initiale P
6196 davor buchstabengetreue Wiederholung von V. 6193 in P 6205 got gefuogte (: genuogte) Ha
6212 Ha folgt P
6204 Lantzelet W
6214 ¶ fehlt Ha
6219 nnir W
6224 do W
6219 und als vil ir Ha
6204–6205 gevüegen ohne Akk. mit Dat. (P) ist mhd. nicht belegt, es kann aber wohl auf analoge Konstruktionen mit vüegen verwiesen werden (BMZ III 441), die am ehesten mit ›etwas kommt jemandem zu‹ übertragen werden können. 6210 leitspil stn. ›Leiden, das wie ein Spiel, wie ein Zeitvertreib aussieht‹ (BMZ II/2 502; Le I 1876, beide mit nur diesem Beleg).
6192–6229
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Königin freundlich, die ihr die Gabe geschickt hatte, ohne sie zu kennen, abgesehen davon, dass die weise Meerfee sie wegen ihres Geliebten ehrte.
Der Mantel hatte noch eine Eigenart: dass, wer immer ihn trug, gegen Jammer und sehnsüchtiges Klagen gefeit war. Dessen bedurfte Iblis, der er gut passte, in diesen Tagen allerdings. Als die Maid sich entfernt hatte, da erhoben sich viele Gespräche, wie Lanzelet, dem kühnen Helden, Gott das Glück zugefügt hatte, das für 1.000 Männer reichen würde. Es wunderte sie, weshalb ihm die Gefangenschaft beschwerlich war. Da gab es sehr viele Ritter, die immer gerne in dem leidvollen Zeitvertreib geblieben und sich die Zeit vertrieben hätten, wie ihnen von ihm erzählt wurde. Nun vernehmt nach der Wahrheit: Dieser Hof dauerte nach der Erzählung mehr als 30 Tage mit vollkommener Freude an. So wie ich es erzählen kann und wenn ihr es mir glauben wollt, ist uns nie zuvor erzählt worden, dass Artus, der edle König, jemals mehr einen so großen Hof mit solchem Lärm erworben hatte wie hier, wo alle die Damen den Mantel getragen hatten. Damit will ich von den Gästen schweigen und von dem, was sie seither taten, denn sie ritten, als es ihnen an der Zeit schien. Walwein und Karjet,
... wie Lanzelet, dem tapferen Helden, das Glück zugefallen war. Davon fand man genug.
Nun vernehmt mit rechter Wahrheit: Dieser Hof dauerte nach der Erzählung mehr als 13 Tage mit vollkommener Freude an.
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Text und Übersetzung dô di vernâmen, daz Lanzelet, ir muomen sun, gevangen lac, 39vb vil nâhen in daz ze herzen wac. dâ von gerten si zehant, daz Erec und Tristrant, die zwêne degene alse wîs, mit in gegen Plûrîs in recken wîs wolten varn, wan si mit sæze noch mit scharn dâ niht erwerben kunden. die gesellen dô funden an ein ander, des sie bâten. dô si ditz gelobet hâten, dô wart her Wâlwein mit den drîn des in ein, daz si niemannes biten und geswæslîchen riten gegen der âventiure. si vermâzen sich vil tiure, als in ir herze geriet, enwære Lanzelet dâ niet gefangen, als in was gesaget, si hæten doch gereche bejaget etesliche werdicheit. Sus hâten si alle ir vlîz geleit deste mê dar an, daz er kæme mit in dan. des wolten si immer wesen frô. si wurden des in ein alsô, ob sie in immer gesæhen, daz sie des niht verjæhen, daz in ir dheiner bekande, und die wîgande von im niht hæten vernomen. mit der rede sint si komen ze Plûrîs ûf daz schœne velt, dâ mit den schilten daz gezelt
Lantzlet W lantzelet P 119v P Do sie gehortent das P
... Vil nohe in das zuo hertze lag. tristrant W tristant P zewenne W plvris W Mit in engegen gen pluris P var en W röcken P wolte P
... Wanne sie mit gesessen noch mit scharn Do nicht biderben kunden.
daz P walwein WP wart der herre P
... Das sie niemans býten Vnd geswiglichen ritten ˙ Gegen der oventure. ˙ Sie vermossent sich alle ture, Also in ir herre geriet, ... lantzelet WP nit W
... Sie hettent gerechte do beiaget Etliche wurdikeit. allen P 120r P
V. 6259–6260 fehlen P Das ir keiner in erkante P Vnd das die P
plvris W pluris P mit enschulten P
6230 let in Lantzlet W rechts ausgeworfen nach V. 6229 6246 geswailichen W 6249 hereze W / inir P 6252 gerechen W 6253 eteslichen W 6234 Tristant Ha
6262 Ha folgt P
6238 sæze stn. ›Belagerung‹ (BMZ II/2 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6915, 7325; Le II 619). 6239 biderben swv. intr. ›nütlich sein‹ (Le I 265). 6246 Zu geswæslîche(n) (WHa) siehe Anm. zu V. 1367. / geswîglîche(n) (P) ist in den Wbb. nicht verzeichnet, kann aber unschwer als ›schweigsam‹ oder ›verschwiegen‹ aufgelöst werden. Vgl. swîglîche ›tacite (schweigsam, leise, geheim)‹ (Le II 1373; Fb 342; DWb XV 2435) 6248 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963. 6249 kann nach oben und unten gezogen werden. 6252 Zu gereche siehe Anm. zu V. 5967.
6230–6266 6230
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als die vernahmen, dass Lanzelet, der Sohn ihrer Muhme, gefangen lag, bedrückte das ihr Herz sehr. Deshalb verlangten sie sogleich, dass Erec und Tristrant, die beiden so weisen Degen, mit ihnen in Reckenart nach Pluris fahren sollten, weil sie weder mit Belagerung noch mit Heerscharen dort irgendetwas erwerben konnten. Die Gesellen fanden da aneinander, worum sie gebeten hatten. Als sie das gelobt hatten, da wurde Herr Walwein mit den drein darüber einig, dass sie auf niemanden warten und heimlich nach der Aventiure reiten sollten. Sie waren fest dazu entschlossen, wie ihnen ihr Herz riet, und wäre Lanzelet dort nicht gefangen gewesen, wie ihnen erzählt worden war, hätten sie trotzdem geradewegs etliches Ansehen erjagt. So befleißigten sie sich alle umso mehr dazu, dass er mit ihnen von dannen käme. Darüber würden sie für immer froh sein. Sie einigten sich darauf, dass sie, wenn sie ihn sehen würden, das nicht zu erkennen geben sollten, dass ihn einer von ihnen kannte und (dass sie vorgeben sollten,) dass die Kämpfer (sie) von ihm nichts vernommen hätten. Mit dieser Vereinbarung kamen sie nach Pluris auf das schöne Feld, wo das Zelt mit den Schilden
353
... ging ihnen das sehr zu Herzen.
... weil sie weder mit Belagerung noch mit Heerscharen dort irgendetwas ausrichten konnten.
... dass sie auf niemanden warten und verschwiegen nach der Aventiure reiten sollten. Sie waren fest dazu entschlossen, wie ihnen ihr Herr riet, ...
... hätten sie dort rechtens etliches Ansehen erjagt.
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Text und Übersetzung hart wol gezieret was. sie erbeizten alle ûf daz gras und schouweten daz gevilde, daz gezelt und die schilde, und wie der site wære. 40ra dô kômen schier mære alhin ûf di veste, dâ wæren komen geste, schœner ritter viere, hübsch mit geziere an rossen und an gereite, sô daz mit wârheite nieman kunde gezellen von sô stolzen gesellen, di degenlîcher ie geriten. Ouch wart dâ nit vermiten, man sagete, wes in was gedâht: ir wille hât si ûz brâht ûf der âventiure wân, und daz ir keiner wolt lân, er versuohte sîn heil. dô wart Lanzelet vil geil und bat im schiere rüegen, waz wâffenrocke si trüegen. Der bote hât in des bereit; er sprach: ›der ritter einer treit, der mich gruozte schône, einen lewen mit einer krône, von golde erhaben harte wol. der schilt ist, als ich iu sagen sol, ûz und inne harte rîch, von lâsûre al gelîch. der ander einen arn treit von golde, dêst ein wârheit. von dem kan ich niht mê gesagen. Den dritten ritter sach ich tragen von harmen einen schilt wîz. dar ûf ist in allen vlîz
erbestent P ûf ] an P ge vilde W] gewilde P vnd ouch die P chom W do W Do P viere] mere
So von P dinglicher P enwart P wes] was P 120v P
Lantzelet W lantzelet P
... Was woffens sie trügent.
Das ist also ich sagen sol P Jrtzie vnd mynne harte rich P
Jch enkan nit wol von jme gesagen. Den dirten ritter sach man tragen Von harm einen schilt wiß.
6302 tritten W / sahe W 6268 Hannink folgt P unter Verweis auf V. 4270, 5478 6270 Ha folgt P 6277 ross Ha 6282 Ha folgt P 6284 hætes ûz Ha 6290 Ha folgt P 6296 iu fehlt Ha 6302 ¶ fehlt P 6303 Ha folgt P 6277 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 6289 rüegen swv. ›melden, mitteilen, andeuten, sagen, zu verstehen geben‹ etc. (BMZ II/1 786 mit Verweis auf die Stelle; Le II 527; vgl. HaA). 6291 bereit zu bereden swv. (hier – vgl. Anm. zu V. 5230) ›beweisen, dartun‹ etc. (Le I 187). 6303 harm ›Hermelin‹ ist mhd. stswm. (BMZ I 635 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1184).
6267–6304
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sehr schön geschmückt war. Sie stiegen alle auf das Gras ab und betrachteten die Wiese, das Zelt und die Schilde, und was es damit auf sich hätte. Da kamen schnell Neuigkeiten hin auf die Festung, dass da Gäste gekommen wären, vier schöne Ritter, höfisch mit Schmuck an Rössern und an Reitzeug, sodass wahrhaftig niemand von so stolzen Gesellen hätte erzählen können, die jemals degenhafter geritten wären. Auch unterließ man es nicht zu erzählen, was sie sich vorgenommen hatten: Ihr Wille hatte sie in Hoffnung auf die Aventiure ausfahren lassen, und keiner von ihnen wollte davon ablassen, ehe er sein Glück versucht hätte. Da wurde Lanzelet sehr froh und bat, ihm schnell mitzuteilen, welche Waffenröcke sie tragen würden.
355
... welche Waffen sie tragen würden.
Der Bote tat ihm das kund;
6295
6300
er sprach: ›Einer der Ritter, der mich freundlich grüßte, trägt einen Löwen mit einer Krone, sehr gut aus Gold getrieben. Der Schild ist, wie ich euch sagen soll, außen und innen sehr prachtvoll, überall gleichmäßig mit Lasur überzogen. Der andere trägt einen Adler aus Gold, das ist wahr. Von dem kann ich nicht mehr erzählen. Den dritten Ritter sah ich einen weißen Schild mit Hermelinpelz tragen. Darauf ist mit allem Fleiß
Ich kann von ihm nicht gut erzählen. Den dritten Ritter sah man einen weißen Schild mit Hermelinpelz tragen.
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Text und Übersetzung ein mouwe von zobel gemaht. der vierde schilt was bedaht mit eim pantiere.‹ dô erkant si alle viere Lanzelet der milte beidiu ritter und schilte, und wisse wol âne vrâge, 40rb daz si wârn sîne mâge und sîn gesellen guote; des wart im wol ze muote. er entet niene dem gelîch, er bat di künigîn rîch, daz siu ir balde lieze zouwen und mit rittern und vrouwen gein der pavelûne riten. Er sprach: ›wir sîn vermiten beidiu vert und hiure an unser âventiure. daz wirt gebüezet hiute. got gebe, daz unser liute sô gerîten, daz ich es êre habe. dâ mit fuorn si hin abe gein der wünnenclichen stat. doch wisse nieman, daz er heiles bat den Britûnen, di dô kâmen, wan alle, di in vernâmen, di stuonden im des wünschens bî. ich wæn, ez noch ein site sî, daz man den wirten nâch giht. si erkanten aber sîns herzen niht. Dô si di unkunden grüezen begunden beidiu ritter und vrouwen, dô moht man wol schouwen, daz si stolz wâren und starc. ir iegelicher sich verbarc, als si der rede iht wisten.
6328 mit P
6329 bryttvo nen W / chomen W
Der vierde schilt, der ist bedacht Mit eime pantiere.‹ bekante P Lantzelet WP
121r P zemvo te W wart] was P den W Er tet aber niender die gelich P er] Vnd P erstes und fehlt P vnd mit frowen P
V. 6321–6322 fehlen P
es fehlt P do W Do P
Doch enwustent sie nit, daz er heiles bat ˙ Den Prutunnne, die do kament. Alle, die jn vernoment, Die stünden jme dez wunsches bi. giht] jet P
Sie kanten aber sins hertzen nicht. ¶ statt Initiale P enkundent P grzvzen W
... Do mochtent sie schowen, 121v Das die uiere worent starc.
6330 vernomen W
6331 dz P
6338 da W
6339 mere P
6306 Ha folgt P 6310 beidiu fehlt Ha 6315 entet ab niene Ha 6316 Ha folgt P 6328 Ha folgt P / La erwägt daz ers bat 6329 dâ Ha 6331 Ha folgt P 6337 beidiu fehlt Ha 6338 Ha folgt P / si wol schouwen Ha 6305 Zu mouwe siehe Anm. zu V. 4433. 6307 pantier etc. stn. ›Panther‹ (BMZ II/1 462f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 201f.). 6317 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764. 6318–6319 Subj. sind nun Lanzelet und die Königin, zu fehlendem pron. Subj. siehe Anm. zu V. 449. 6341 rede ist wohl einfach als ›Sache‹ zu lesen (so auch PéBuKe), nicht als ›Landessprache‹ (WeSp gegen die Wbb.): Sie taten, als wüssten sie nicht, worum es geht/woran sie waren.
6305–6341 6305
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ein Ärmel aus Zobelpelz gemacht. Der vierte Schild war mit einem Panther bedeckt.‹ Da erkannte Lanzelet, der freigebige, alle die vier, sowohl Ritter wie Schilde, und wusste genau, ohne zu fragen, dass sie seine Verwandten waren und seine guten Gesellen; deshalb war ihm wohl zu Mute. Er ließ es sich nicht anmerken, sondern er bat die reiche Königin, dass sie sich beeilen und mit Rittern und Damen zu dem Zelt reiten sollte. Er sprach: ›Wir wurden sowohl voriges Jahr wie heuer hinsichtlich unserer Aventiure gemieden. Dem wird heute ein Ende gemacht. Gott gebe, dass unsere Leute so reiten, dass ich davon Ehre habe. Damit fuhren sie hinab zu der herrlichen Stätte. Doch wusste niemand, dass er für das Heil der Britunen betete, die da kamen, sondern alle, die ihn hörten, die schlossen sich seinen Wünschen an. Ich glaube, es ist noch Brauch, dass man den Burgherren nachspricht. Sie erkannten aber sein Herz nicht.
Als sowohl Ritter wie Damen die Unbekannten zu grüßen begannen, da konnte man gut erkennen, dass sie stolz und stark waren. Ein jeder von ihnen gab vor, nicht zu wissen, worum es sich handelte.
357
Der vierte Schild, der ist mit einem Panther bedeckt.‹
Doch sie wussten nicht, dass er für das Heil der Britunen betete, die da kamen. Alle, die ihn hörten, die schlossen sich seinem Wunsch an.
Sie kannten aber sein Herz nicht.
... da konnten sie gut erkennen, dass die vier stark waren.
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Text und Übersetzung Mit wîslichen listen enpfiengen si di gruoze. idoch in der unmuoze hiez in diu künigîn schenken. dô begunde sich bedenken der ellenthafte Karjet. nâch sînem willen er tet, den er ûz fuorte: der schilt er einen ruorte, der an der pavelûne hienc. 40va dâ von diu êrste just ergienc. Des gesindes ein werder man, der rant Karjeten an. den stach er balde der nider und der andern sô vil sider, unz ir vil schiere Sehzic und viere vielen als der êrst man. dar nâch rant in einer an: als si zesamen kâmen, dô wolt Karjet râmen, daz er sîn sper behafte. sîn ros ûf gnafte, daz im der schuf den stich benam und der ritter für kam. beide si sich underranden. Dô sprach zuo den wîganden diu wol gezogen künigîn: ›dirr ritter muoz wol geêret sîn der just, der wir hân gesehen. ich muoz im von schulden jehen, daz er wol hât gestochen; doch hât er niht zerbrochen mîn âventiure, sin müez wern, unz daz ir ander liute gern.‹ Der rede antwurt Erec: ›vrouwe, si varnt niht sô enwec,
6349–6350 in einer Zeile P 6342 ¶ fehlt Ha
6352 do W
¶ fehlt P vn mvze W Doch P
Karýet W kariet P sinen W
erstes der fehlt P
Do von die erste iust enpfing Des gesindes ein vorder man; Der rante Karietten an. Vnd die andern alle sider P vil fehlt P ¶ fehlt P sehstzig P Den uielen P Vers fehlt P chomen W komet P Karyet romen W dô fehlt P Kariet wolte ranne P roß jme vff P schupff P nam P vnder randen W 122r P ¶ fehlt P ge eret W juste die wir P
Jch wil jme mins danckes iehen, Er hat vil wol gestochen; ... enhat P wern fehlt P unz] Wisse P ir fehlt P erec W ereg P
›Frowe, sie gent also nicht enweg!
6354 Karýeten W
6353 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha
6357–6358 in einer Zeile P
6358 ¶ fehlt Ha
6368 ¶ fehlt Ha
6343 Zu gruoze stf. siehe Anm. zu V. 4451. 6362 râmen swv. ›als Ziel ins Auge fassen, aufs Korn nehmen, zielen, trachten, streben‹ (BMZ II/1 549f. mit Verweis auf die Stelle; Le II 337f.; vgl. Anm. zu V. 291). 6364 gnepfen swv. ›sich neigen, hinken, aufbäumen (?)‹ (BMZ II/1 315 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1042). 6365 schupf, schuf stm. ›Schwung, schaukelnde Bewegung‹ (BMZ II/2 170; Le II 826, beide mit Verweis auf die Stelle). 6367 underrennen swv. refl. ›sich gegenseitig anrennen‹ (BMZ II/1 720 mit Fragezeichen; Le II 1794, beide mit Verweis auf die Stelle). Passender scheint mir jedoch: ›aneinander vorbeirennen‹.
6342–6378
6345
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6355
6360
6365
6370
6375
Sie empfingen die Begrüßung mit klugem Verstand. Die Königin ließ ihnen trotzdem sogleich einschenken. Da besann sich der tapfere Karjet. Er handelte nach seinem Willen, den er ausführte: Er berührte einen der Schilde, die an dem Zelt hingen. Dadurch erging die erste Tjost. Ein würdiger Mann aus dem Gefolge, der rannte Karjet an. Den stach er sogleich nieder und anschließend so viele andere, bis von ihnen schnell 64 gefallen waren wie der erste Mann. Danach rannte ihn einer an: Als sie aufeinander trafen, da strebte Karjet danach, seine Lanze ins Ziel zu setzen. Sein Ross bäumte sich auf, sodass ihm der Schubs den Stich vereitelte und der Ritter vorbei kam. Sie rannten beide aneinander vorbei. Da sprach die wohlerzogene Königin zu den Kämpfern: ›Dieser Ritter muss wegen der Tjost, die wir gesehen haben, wohl geehrt werden. Ich muss ihm rechtens zugestehen, dass er gut gestochen hat; doch er hat meine Aventiure nicht zerbrochen, sie muss weiter bestehen, bis dass andere Leute nach ihr verlangen.‹
Auf diese Rede antwortete Erec: ›Herrin, sie können nicht so ihres Weges fahren,
359
Davon empfing die erste Tjost ein hervorragender Mann aus dem Gefolge; der rannte Karjet an.
Ich will ihm meinen Dank zugestehen, er hat sehr gut gestochen; ...
›Herrin, sie gehen nicht so ihres Weges!
360
6380
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6405
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6415
Text und Übersetzung ich versuoche, waz der rede sî.‹ er stach ir sibenzic und drî nider snellîche, Erec, der tugentrîche, wan in ritterscheft niht bevilt. er stach ir einen ûf den schilt, daz daz geschelle gar zerbrach und man den schilt vallen sach verre, und der man gesaz. ein ungelücke fuocte daz. sus muost in misselingen. in disen têdingen wart Lanzelet und Wâlwein alles ir dinges in ein, 40vb daz ez enbor vil ieman marcte. Tristrant sich ouch niht sparte, er enwolt niht lenger bîten: er begunde balde rîten gegen den hûsgenôzen. er tet in schaden grôzen: im gesaz under niunzigen enkein, geloubent mirs, wan ir ein. ich wil iu sagen, wi ez geschach. sîn sper er gar durch in stach, daz der edel wîgant für sich reit unz an di hant und der wunde von dem sper mohte komen hin noch her. sînes undankes er gesaz – er wære doch gevallen baz. alsus muoste Tristrant verfælt hân, daz er erwant. Dô sprach her Wâlwein: ›des ist zwîfel in kein, ich müeze ouch mîn heil besehen.‹ dô muosten si im alle jehen, daz er wol pungierte
6381–6382 in einer Zeile W
6410 der want W
Jch wil versuo chen, was die rede sý.‹ snelleclich P erc W tvgent riche W] tugende riche P
Er traff einen vff den schilt, Das daz gestelle gar zerbrach ...
Sus muo ste jme misselingen. Lantzelet W lantzelet P walwin W walwein P 122v P
... Dez boruil ieman warte. Tristant P er] Vnd P balde] sere P gegen] Wider P jme P nivzigen W V. 6399–6400 fehlen P
˙ sagen, wie es geschach. Man wil uch in] den P
... Er were e geuallen baz. Alsus müste Tristant Vervelet han, daz er want. walwin W walwein P ¶ statt Initiale P sprach der herre P
... Jch müß ouch min vnheil bisehin.‹ er fehlt P
6413 bis hin P
6379 diu Ha 6382 Ha folgt P / La erwägt êrst der tugentrîche 6385 Ha folgt P 6389 Ha folgt P 6393 Ha folgt P 6394 Tristant Ha 6396 er] und Ha 6399 under] von La (Ha) 6409 Tristant Ha 6410 derwant Ha 6412 zwîfels Ha 6383 Zu beviln siehe Anm. zu V. 4040. – Der Reim legt die Annahme von historischem Präs. nahe (Hannink, S. 44). 6385 geschelle stn. coll. ›Schellen am Reitzeug‹ (Le I 900). / gestelle stn. ›Gestell (hier: am Schild)‹ (BMZ II/2 559 mit Verweis auf die Stelle; Le I 928). P hat offensichtlich den besseren Text. 6390 têdinc = teidinc (Ha) stf. ›Verhandlung; Zweikampf, Schlacht‹ (Le II 1387). 6393 Zu enbor und borvil siehe Anm. zu V. 1147. 6412 Lies enkein (Ha).
6379–6415 ohne dass ich versuche, wie es um die Sache steht.‹ 6380
6385
Er stach 73 von ihnen schnell nieder, Erec, der tugendreiche, weil ihn die Ritterschaft nicht verdross. Er stach einen von ihnen auf den Schild, sodass die Schellen völlig zerbrachen
6410
und man den Schild weit fallen sah, doch der Mann blieb im Sattel. Ein Unglück fügte das. So musste es ihnen misslingen. Während dieser Kämpfe wurden sich Lanzelet und Walwein in allen Dingen einig, ohne dass es jemand bemerkte. Auch Tristrant schonte sich nicht, er wollte nicht länger warten: Er begann, kühn gegen die Einwohner zu reiten. Er fügte ihnen großen Schaden zu: Gegen ihn blieb unter 90 keiner im Sattel, glaubt es mir, bis auf einen. Ich will euch sagen, wie es geschah. Er stach seine Lanze völlig durch ihn, sodass der edle Kämpfer weiter ritt bis an die Hand (Tristrants) und der Verwundete sich wegen der Lanze weder hin- noch herbewegen konnte. Zu seinem Unglück blieb er im Sattel – er wäre doch besser gefallen. So hatte Tristrant gefehlt, sodass er aufhörte.
6415
Da sprach Herr Walwein: ›Darüber besteht kein Zweifel, ich muss auch mein Glück versuchen.‹ Da mussten ihm alle zugestehen, dass er gut kämpfte
6390
6395
6400
6405
361 Ich will versuchen, wie es um die Sache steht.‹
Er traf einen auf den Schild, sodass das Gestell des Schildes völlig zerbrach ...
So musste es ihm misslingen.
... was kaum jemand wahrnahm.
Man will euch sagen, wie es geschah.
... er wäre besser zuvor gefallen. So hatte Tristrant gefehlt, wie er meinte.
... ich muss auch mein Unheil ergründen.‹
362
6420
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6445
6450
Text und Übersetzung und alsô justierte, daz niht der vor moht wern. Si begunden wünschen und gern sînes lîbes und sîner site. si jâhen, daz er wol rite und sô, daz nieman baz. der hundert ritter im gesaz enkeiner, wan als ich iu sol sagen: dô er harte wol niun und niunzic nider gestach, Dô daz der zehenzigest ersach, dô rant er Wâlweinen an. dô wolt in der küene man mit dem sper treffen hô. dô geriet der stich alsô, daz er in ze hôhe stach und im den helm durch brach, 41ra ob den ringen durch di batwât. dô en was des dehein rât, di riemen brâchen von dem sper, der helm viel und gesaz er, daz Wâlwein sîn niht nider stach. der gast gezogenlîchen sprach: ›mir was nâhe gelungen wol. sô aber daz dinc niht wesen sol, sô enhilft niht, swaz ieman tuot. ein versuochen ist etswenne guot.‹ Dô in alsus missegie an kleinen dingen, als ir hie von mir hânt vernomen, doch was ez in baz komen danne jenen, di man dâ nider stach. Nuo hœrent, wi Lanzelet sprach zuo der künigîn, diu sîn huote: ›vrouwe, mir ist ze muote, daz ich trûric imer lebe, ez en sî, daz dîn genâde gebe
6447 do W
¶ fehlt P und] min P 123r P vnd ouch siner P
Keiner P
¶ fehlt P hunderste P walwinen W V. 6427–6431 fehlen P
zohohe W di] daz P enkein P Der remen P walwin W walwein P daz] Do P noch P sô] Wenne P waz W niht] mit P versuochen] bistüm P
Do in allen sus missegie Jn cleinen dingen, also ir hie ˙ Von mir nuo nuwes hant vernomen, Do was in doch baz bekomen Danne ieman, die man do nider stach. Lantzelet W lantzelet P ¶ fehlt P 123v P iemer trurig P dîn] sin P
6452 Gebe P links vor V. 6453
6418 ¶ fehlt Ha 6419 Ha folgt P 6426 ¶ fehlt Ha besuochen 6445–6446 Ha folgt P 6448 ¶ fehlt Ha
6439 Ha folgt P (nâch)
6442 HaA erwägt bistüm P =
6427–6431 Hannink, S. 15, Anm. 1 sieht den Grund für den Versausfall in P in der Ähnlichkeit von gestach : ersach (V. 6425–6426) und stach (V. 6431). 6433 batwât ›Kopfbedeckung unter dem Helm‹ (BMZ III 777 mit Verweis auf die Stelle; Le I 135; vgl. HaA). 6447 Eventuell wäre für P zu jenen zu konjizieren; andernfalls ist zu lesen: ›... als irgendjemand (von denen), die ...‹.
6416–6452
6420
6425
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6435
6440
und so tjostierte, dass nichts davor standhalten konnte. Sie wünschten und verlangten nach seinem Körper und seiner Art. Sie behaupteten, dass er gut reiten würde und besser als irgendjemand anders. Von den 100 Rittern blieb gegen ihn keiner im Sattel, doch muss ich euch sagen: Als er 99 sehr gut niedergestochen hatte und als das der hundertste sah, da rannte er Walwein an. Da wollte ihn der kühne Mann mit der Lanze weit oben treffen. Da geriet der Stich so, dass er ihn zu weit oben traf und ihm den Helm durchbrach, oberhalb der Ringe durch die darunter liegende Kopfbedeckung. Dagegen half nichts, die Riemen brachen wegen der Lanze, der Helm fiel und er (der Ritter) blieb im Sattel, sodass Walwein ihn nicht niederstach. Der Gast sprach anständig: ›Mir ist es beinahe gut gelungen. Da aber die Sache nicht sein soll, so hilft nichts, was immer einer auch tut. Einen Versuch ist es immer wert.‹
Als es ihnen wegen Kleinigkeiten auf diese Weise 6445
6450
363
misslang, wie ihr hier von mir vernommen habt, war es ihnen doch besser ergangen als jenen, die man dort niederstach. Nun hört, wie Lanzelet zu der Königin sprach, die über ihn wachte: ›Herrin, mir scheint, dass ich immer traurig leben werde, es sei denn, dass deine Gnade mir die Erlaubnis
Als es ihnen wegen Kleinigkeiten auf diese Weise misslang, wie ihr hier von mir nun als Neuigkeit vernommen habt, da bekam es ihnen dennoch besser als jenen, die man dort niederstach.
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6460
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6475
6480
6485
Text und Übersetzung mir ein urloup, daz ich hiere niht wan einest justiere; wan alle, di sich iht verstânt, di jehent, daz di recken hânt vervâlt von ungelücke grôz. ich gesach nie dihein ir genôz. si füerent grôzen ruom hin, dâ von ich imer trûric bin, ob ich es ein teil niht wider tuo. si kômen leider her ze fruo. daz bedenke, hêriu künigîn. daz du imer müezest sælic sîn! si wænent, daz wir sîn alle zagen. ich kan dir reht niht gesagen, waz du dîner êren begâst, ob du mich justieren lâst wider der selben ritter ein. ez ist ein spot und ein mein, daz si als guote knehte wider ritter rehte 41rb gelestert und gehœnet hânt. ob sis alsus hin gânt, daz tuot mir inneclîche wê, und wolt nemelîche ê lebende werden begraben, danne ich ditz laster müese haben, daz si mîn êre fuorten hinnen.‹ Mit zorn und mit minnen beret er si, daz siu in rîten liez. vil tiure er ir gehiez mit sîner manne sicherheit, dar zuo swuor er ir einen eit, daz er isô wider kæme, als er ein juste genæme wider ir deheinen, di er dâ sach.
justieren P
... Wanne alle, die sich hie verstant, ... johent P ˙ vervelt W Sich verwalt von jme gelucke groß P fuo rtent P do W Do P
seilich W selig müssest P wir alle sigent zagen P enkan dir nit rechte P
... Was du dins gefüres drane begast, ... rittern P vnd enmein P alsus P
124r P wolte ich nemelichen P
... Danne ich dis laster wolte tragen, Das sie vnnere fuo rte hinnan.‹ ¶ fehlt P vnd nu “men P er daz si virtin ließ P
ir fehlt P wider fehlt P
... So er einen iust geneme Wider ir dikeinen, den der do sach.
6487 dick einen P 6453–6454 mir ein urloup daz ich koste | niwan einer tjoste Bä (um den Reim zu vermeiden), ebenso Neumaier 1883/84 I, S. 36 6464 Ha folgt P 6465 daz fehlt La (Ha) 6466 enkan Ha 6467 Ha folgt P 6480 ¶ fehlt Ha / und unminnen Bä 6481 beretter daz Ha 6453–6454 Die Konjektur von Bä ist nicht minder problematisch als das Überlieferte, da tjoste im ›Lanzelet‹ stets als just erscheint, was erst recht nicht reimt (vgl. auch Hannink, S. 38). Überdies ist hiere, das nicht nur die reimsensible Hs. W, sondern auch P hat, bei Otfried von Weißenburg als hiare belegt (Behaghel 1885, Sp. 9). 6467 gevüere (P) stn. ›was einem zuträglich, vorteilhaft ist; Nutzen, Nützlichkeit, Gewinn, Vorteil‹ (BMZ III 265 mit Verweis auf die Stelle; Le I 968; Haupt, Sp. 114). 6472 reht ist hier als Subst. zu lesen (vgl. WePéBuSpKe). 6479 Der Paralleltext ist eventuell so zu lesen, dass die Unehre sie hinwegtreibt, dass sie also fortreiten, weil es in Pluris (bei den Feigen) keine Ehre zu erwerben gibt. 6480 Zur Konjektur von Bä siehe K zur Stelle. 6481 Lies beredete, vgl. Anm. zu V. 6025. 6483 ›seine vasallen versprachen, er schwur‹ (La). 6486 Lies eine just (Ha).
6453–6487
6455
6460
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6470
6475
6480
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gibt, dass ich hier nur ein einziges Mal tjostierte; denn alle, die sich irgendwie darauf verstehen, die behaupten, dass die Recken wegen eines großen Unglücks gefehlt haben. Ich sah niemals jemand ihresgleichen. Sie führen großen Ruhm dahin, weshalb ich immer traurig sein werde, wenn ich nicht ein wenig dagegenhalte. Sie kamen leider zu früh her. Das bedenke, edle Königin. Dass du immer glücklich sein mögest! Sie glauben, dass wir alle Feiglinge sind. Ich kann dir gar nicht recht sagen, wie viel Ehren du dir erwirbst, wenn du mich gegen einen dieser Ritter tjostieren lässt. Es ist ein Spott und ein Frevel, dass sie so gute Kerle gegen das ritterliche Recht dem Laster und der Schande übergeben haben. Wenn sie so dahin gehen, tut mir das im Innersten weh, und ich würde gewiss lieber lebendig begraben werden, als dass ich dieses Laster ertragen müsste, dass sie meine Ehre hinweg führten.‹ Mit Zorn und mit Liebe redete er auf sie ein, bis sie ihn reiten ließ. Er beteuerte ihr bei dem Versprechen seiner Männer und er schwor ihr einen Eid, dass er sogleich wiederkommen würde, sobald er eine Tjost gegen einen von ihnen, die er da sah, genommen hätte.
365
... denn alle, die sich hier darauf verstehen ...
... welchen Vorteil du dir erwirbst, ...
... als dass ich dieses Laster würde ertragen wollen, dass die Unehre sie vertriebe.‹
... sobald er eine Tjost gegen einen von ihnen, den er da sah, genommen hätte.
366
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6510
6515
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Text und Übersetzung sîn triuwe er niht enbrach, wan erz bis an sînen tôt vermeit; alsus behielt er sînen eit. Dô er den urloup gewan, dô zôch er sîn hosen an und wâffent sich in sîn harnas, der im vor behalten was. er endorft wîzer niht sîn. dô gap im diu künigîn einen wâfenroc sô vremde, daz bezzer roc noch hemde dehein künic nie getruoc. des kleinœdes was ouch genuoc, des siu im vil hiez dar tragen. dâ von wil ich lützel sagen, wan erz niht sô hôhe wac, als vil doch tiure dran lac. ir wizzent wol: durch ein swachez geben muoz maniger mit vröude leben, und fromet ein grôz gâbe niht, dô man sich triuwen niht versiht. Nuo grîfen wir an daz liet. diu künigîn vermeit niet, siu kuste ir gesellen. unlange twellen 41va bat in diu vrouwe hêr. doch enweiz ich, ob er imer mêr gesunt her dan gewende. di recken ellende, di wârn mit grôzem nîde. ungern ich noch vermîde, ich ensage iu noch fürbaz. Dô Lanzelet ûf sîn ors gesaz, dô liez ouch her Tristrant sîn ros springen zehant, als er justieren solte.
6496–6497 in einer Zeile P
˙ Siner truwe er nicht zerbrach. ... ... ¶ fehlt P daz P zohe W] süchte P harnasch W harnesch P wepente P wîzer niht] mit wiser P
Daz bessern rock nie kein ku “niginne P Vers fehlt P cleinoters P Das P do W Do P wil ich fehlt P Wanne er nicht zuo hohe was P doch] so P lebn W 124v P manig man P fröiden P
˙ kunigin in vermeit P Sine P Des bat P
›Jo enweis ich, ob ich iemer mer Gesunt har denne gewende. Die recken ellende, Die worent mit grosseme nide. Vngerne ich sie doch mide.‹ Mit der rede ging er hin baz. ¶ fehlt P lantzelet W] er P ross P ˙ Tristant W trystant P er] es P
6515 gewunder P
6491 ¶ fehlt Ha 6492 schuohte Ha (vgl. P) 6493 La erwägt inz mit daz statt der in V. 6494 6495 Ha folgt P (niht wîzer) 6498 bezzern Ha 6506 vreuden Ha 6509 wir] wider La (Ha) 6511 Ha folgt P (siun) 6513 Ha folgt P 6514–6519 Hannink folgt P 6517 varn Hannink für P 6518 noch] doch Ha 6520 ¶ fehlt Ha / Lanzelet] er Ha 6521 Tristant Ha 6506 vröude ist mhd. swstf. (Le III 537). 6508 versehen refl. mit Gen. der Sache ›rechnen auf, Zuversicht haben‹ etc. (Le III 222f.). 6514–6519 Der Paralleltext kann nur als direkte Rede von Lanzelet, und zwar als Replik auf V. 6512–6513, aufgefasst werden. Sie wirkt im Kontext allerdings deplatziert, auch irritiert das wohl verderbte gewunder (V. 5615) sowie das Prät. in V. 6517 (vgl. ähnlich Pérennec, S. 122f.; Pé, S. 313, Anm. 112 betrachtet die Varianten als gleichwertig).
6488–6523
6490
6495
6500
6505
Er brach seine Treue nicht, weil er es bis zu seinem Tod vermied; so hielt er seinen Eid. Als er die Erlaubnis gewonnen hatte, da zog er sein Hose an und waffnete sich mit seiner Rüstung, die ihm zuvor aufbewahrt worden war. Er konnte nicht weißer sein. Da gab ihm die Königin einen so merkwürdigen Waffenrock, dass niemals ein König weder besseren Rock noch Hemd getragen hatte. Es waren auch viele Kleinodien, die sie ihm zuhauf hintragen ließ. Davon will ich wenig erzählen, weil er es nicht so hoch schätzte, wiewohl sie wertvoll waren. Ihr wisst genau: Mit einer kleinen Gabe können viele mit Freude leben, und eine große Gabe nützt nichts, wenn man sich nicht auf die Treue verlassen kann.
367 Er zerbrach nicht an seiner Treue. ... ...
Nun kehren wir zum Lied zurück. 6510
6515
6520
Die Königin unterließ es nicht, ihren Gesellen zu küssen. Die edle Dame bat ihn, sich nicht lange aufzuhalten. Trotzdem weiß ich nicht, ob er jemals noch gesund zurückkehren würde. Die fremden Recken, die führten großen Hass. Ich lasse aber ungern davon ab, euch noch weiter zu erzählen. Als Lanzelet auf sein Ross aufgesessen hatte, da ließ auch Herr Tristrant sogleich sein Ross springen, als würde er tjostieren.
›Ja, ich weiß nicht, ob ich jemals noch gesund zurückkehren werde. Die fremden Recken, die führten großen Hass. Ich meide sie jedoch ungern.‹ Hiermit ging er dahin.
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6525
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6550
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Text und Übersetzung Lanzelet niht wolte ze Plûrîs langer wirt sîn. daz wart dô snelleclîchen schîn. als er sîn ros sprancte, Tristrant wider wancte. dô begunde Lanzelet jagen. nuo vluhen si alle als zagen, di vier hergesellen. daz begunde missevellen der vrouwen und ir gesinde, Dô er niht wolt erwinde; des gewan diu künigîn zehant sô grôze riuwe, daz ir geswant und daz siu viel in unmaht. diu tôtvinster naht der bitterlichen minne, diu benam ir di sinne und ir varwe und ir kraft: siu was mit leide behaft. Als ir der sin wider kan, dô wârn di fünf man ir ûz den ougen entriten. dô begunde siu vlêhen und biten starclîch ûz der ahte alle, di siu mahte, daz man ir man vienge; und swenne ez alsô ergienge, der si mit im beriete, dem gæbe siu guot miete, 41vb ein herzogentuom, des siu pflac. ir gebôt dô nieman verlac, der êt ze rosse moht komen. des wart manigem benomen beidiu lob und êre.
6529 Lantzelet W 6527 ersprancte Ha 6557 Ha folgt P
6538 tot vinster W tot vinstere P 6528 Tristant Ha
Lantzelet WP zeplurys W pluris P ensprangte P Tristant hin wider P
Do begunde in Lantzelet jagen.
125r P ¶ fehlt P er winden P grossen P
Die totvinstere nacht ˙ Der bitterlichen grume, Die benamen ir die stúme Vnd varwe vnd ir krafft: Also ir der müt kam wider dan, ... vsser P vertritten P
man vienge] manige P
... Vnd wanne es so wol erginge, ... der] Das P hertzogen tüm sie P
Dez wart manigeme benomen Beide lip vnd ere.
6539 Das P
6529 Ha folgt P
6543 cham W
6557 lobe W
6533–6534 gesinden : erwinden Ha
6534 ¶ fehlt Ha
6534 Lies erwinden. Zu apokopiertem -n bei Inf. siehe Weinhold, Mhd. Gramm. §§ 215. 399 (danach vor allem im Alem. und Bair.); Mhd. Gramm. §§ 126. 240, Anm. 8 (danach besonders im Md. [vor allem Thür., § 167], Ofrk. [§ 161,3], aber auch im Obd.). / Der Vers kann nach oben (so Ha) und nach unten gezogen werden. 6538–6541 W hat ziemlich eindeutig Lectio difficilior. Die antithetische Struktur V. 6539 ist in P zu relativ simpler ›bitter(böser) Wut‹ geworden, anstatt vor Leid in ˙ Ohnmacht zu fallen, verschlägt es der Königin nur noch die Stimme. 6539 grume P = grimme stf. = grim stm. ›Wut, Grimm‹ etc. (BMZ I 574 mit Verweis auf V. 5261, vgl. dort; Le I 1084). 6540 Pl. in P kann nur über Numerusinkongruenz oder über ˙ Doppelsubj. (die totfinstere Nacht und die Wut – in diesem Fall wäre für V. 6539 Die bitterliche grume zu lesen) erklärt werden. 6543 Konjektur mit Ha wegen des Reims, zum Reim m : n (besonders im Bair. und Alem.) siehe Weinhold, Mhd. Gramm. § 216 mit Verweis auf den ›Lanzelet‹; vgl. auch V. 7355–7356, 7611–7612, 7757–7758.
6524–6557
6525
6530
6535
6540
6545
6550
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Lanzelet wollte nicht länger Burgherr zu Pluris sein. Das zeigte sich da schnell. Als er seinem Ross die Sporen gab, wandte sich Tristrant um. Da begann Lanzelet dahinzujagen. Nun flohen sie alle wie Feiglinge, die vier Kriegsgefährten. Das missfiel der Dame und ihrem Gefolge, als er nicht umkehren wollte; davon erwarb die Königin sogleich so großen Schmerz, dass ihr die Sinne schwanden und sie in Ohnmacht fiel. Die totfinstere Nacht der bitteren Minne, die raubte ihr den Verstand sowie ihre Farbe und ihre Kraft: Sie war in Leid befangen.
Als sie wieder Verstand fasste, da waren ihr die fünf Männer aus den Augen entritten. Da begann sie übermäßig stark alle anzuflehen und zu bitten, die sie erreichen konnte, dass man ihren Mann fangen sollte; und wenn es so ergehen würde, würde sie dem, der ihn ihr bringen würde, reich belohnen mit einem Herzogtum, über das sie herrschte. Ihren Befehl überging da niemand, der irgendwie über ein Pferd verfügte. So wurde vielen sowohl Ruhm wie Ehre genommen.
369
Da begann Lanzelet, ihn zu jagen.
Die totfinstere Nacht der bitteren Wut, die raubte ihr die Stimme sowie ihre Farbe und Kraft: Als sie dann wieder zu sich kam, ...
... und wenn es so gut ergehen würde, ...
So wurde vielen sowohl Leben wie Ehre genommen.
370
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6585
6590
Text und Übersetzung ez engestriten nie mêre rîter als balde. si muosens einem walde danken und der vinstern naht, daz man niht mê mit in vaht. Alsus kûme kômen si hin. dâ nâch, als ich bewîset bin, sô riten si ûf ein montânge. di rihte gein Britânge, der enmohten si niht gevârn, wan si verirret wârn. dô si des âbendes striten, al di naht si für sich riten unz morgen fruo an den tac. dô kômen si, dâ ein burc lac ûf eim bühel niht ze hô; dâ gein kêrten si dô. Der wirt, der der bürge pflac, der was, als ich iu sagen mac, wîse, biderb und guot, hübsch und wol gemuot, an allen dingen vollekomen. swaz er het vernomen, daz zêren und ze lobe stuont, daz warp er, sô di frumen tuont. er versuohtes ie sîn ahte, wan daz er tet, als er iht mahte dehein wort gesprechen. er was in den gerechen, swaz im ze tuonn gezam, daz er daz allez vernam mit einer hande getiute. ez enwurden nie liute baz enpfangen dan di fünf man. der wirt sich schiere versan 42ra in allen ir gebâren, daz si müede wâren.
125v Es engestritten nie mere Fu “nff ritter also balde.
... Das man nit sere mit jn vacht. koment sie kume P ich es gewiset vff einen wintsange P brýtange W Jr rechte engegen pritgange P Dar jm möchten sie P ver irret W
Wisse morne früg P do W sie do an ein brug P zeho W do W Do P ¶ fehlt P
... An allen tugenden vollekomen. zelobe W ie fehlt P 126r P er also dete P Daz kein P gesprochen P waz wol in P gerichten P zetvo nn W zuo tuo nde P einerhande W] einer slachte P ez] Nuo P dan fehlt W in] An P geberin P daz] Do P werent P
6560 davor Vers in P: Sie müstent es also balde (kontaminiert aus V. 6559–6560) 6579 volle komen W 6591 baz P rechts nach V. 6590 6563 Ha folgt P
6565–6566 montâne : Britâne Ha
6575 ¶ fehlt Ha
6584 daz fehlt Ha
6593 an allem Ha
6565–6566 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 6566 Ha erwägt Jr rechte = enrihte P. 6567 gevâren swv. ›wonach lauern, trachten, streben, (hier) treffen‹ (BMZ III 271 mit Verweis auf die Stelle; Le I 957). 6581 Es wäre eher Konj. Prät. zu erwarten; eventuell bestimmte der Reimzwang die Tempusbildung. Andererseits kann nach Verba dicendi et sentiendi auch Ind. Prät. stehen, wodurch die Aussage als Faktum markiert wird (Mhd. Gramm. § 485). 6586 Zu gereche siehe Anm. zu V. 1747.
6558–6594
6560
Es kämpften nie mehr so kühne Ritter. Sie mussten es einem Wald und der finsteren Nacht danken, dass man nicht mehr mit ihnen focht.
371 Es kämpften nie mehr fünf derart kühne Ritter.
... dass man nicht besonders mit ihnen focht.
So kamen sie gerade noch davon. 6565
6570
6575
6580
6585
6590
Nach dem, wie ich unterwiesen wurde, so ritten sie auf einen Berg. Den Weg nach Britanje, den konnten sie nicht nehmen, weil sie sich verirrt hatten. Nachdem sie am Abend gekämpft hatten, ritten sie die ganze Nacht für sich dahin bis zum Tagesanbruch. Da kamen sie an einen Ort, wo eine Burg auf einem nicht besonders hohen Hügel lag; dorthin wandten sie sich sogleich. Der Burgherr, der über die Burg herrschte, der war, wie ich euch sagen kann, weise, tapfer und gut, höfisch und guten Mutes, in jeder Hinsicht vollkommen. Wovon immer er gehört hatte, dass es zu Ehre und Ruhm gereichte, das erwarb er, wie es die Tapferen tun. Darum bemühte er sich stets, nur dass er so tat, als könnte er kein einziges Wort sprechen. Er war so, dass, was immer er tun wollte, er das alles mit den Gesten einer Hand ausdrückte. Es wurden niemals Leute besser empfangen als die fünf Männer. Der Burgherr erkannte schnell an ihrem ganzen Auftreten, dass sie müde waren.
... in allen Tugenden vollkommen.
372 6595
6600
6605
6610
6615
6620
6625
Text und Übersetzung dô schuof er in gemaches vil. Er hiez, als ich iu sagen wil, der rîche stumme Gilimâr. er was sô snel, daz ist wâr, daz ûf zwein füezen nie dehein man sneller gie. er urliugete starke, wan er pflac einer marke. im was manic man bereit durch sîn unbedrozenheit, swi in doch Lanzelet zige, daz er durch eine vrouwen swige. Mit êren hât er sich bejaget. ditz hân ich iu durch daz gesaget, wan er stæter tugende pflac. nuo muose Lanzelet de Lac und di vier, sîn gesellen, bî Gilimâre twellen, unz daz di tiurliche gomen ir müede heten überkomen und in diu ros wol mahten. wer möht daz geahten, waz si schœner mær sageten, di wîl daz si tageten ûf des stummen veste? ... ... ... ... nuo wolten ouch di geste belîben niht mêre. durch sîn selbes êre fuor der wirt mit in dan und kondewierte di vremden man
in fehlt P
Er hieß, also ich úch sagen wil, Der wise stume Gilimar.
man So sneller gergie P vrleugete W] verlugete P
... Vnd pflag einer marcke. Das was jme manig man bereit Durch sine vnverdrossenheit, ˙ zige, ... Wie in sin lantlute ¶ statt Initiale P ditz] Das P
... Wanne er siner geste wol pflac. Lantzelet W lantzelet do lac P 126v P Gylimare W gilmare P
˙ ... Wisse daz die gruwelichen gomen ˙ Müde hattent uberkomen ... Wer kunde dez gelachen, ... dageten W
Walwein det daz beste: Er begunde Lantzeleten enbarn, Wie es vmb den mantel waz gefarn Von erste vntze hin zuo leste. enwoltent P Do nit beliben mere P
conduwierete P
6597 gýmar W 6600–6601 in einer Zeile P 6600 kein ma P rechts neben V. 6599 ˙ chomen W / uber komen P 6620–6623 Vgl. V. 6704–6705 in W
6605 Lantzelet W
6614 vber
6597 Ha folgt P 6600 gegie Ha 6602–6606 Ha setzt Komma nach V. 6602, Punkt nach V. 6604 und Komma nach V. 6606 6605 Ha folgt P 6607 ¶ fehlt Ha 6609 Ha folgt P 6610 Lanzelet du Lac Ha 6620–6623 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 3, Anm. 1, der sich den Ausfall durch die graphische Ähnlichkeit von veste und leste erklärt 6624 Ha folgt P 6601 urliugen swv. ›Krieg führen, kämpfen, streiten‹ (BMZ I 994 mit Verweis auf die Stelle; Le II 2008f.). 6603 Lies eventuell Das = des P (so auch HaA). 6605 Wahrscheinlicher ist PHa. Für W müsste man für zîhen eine scherzhafte Konnotation (mit einem falschen Freund: ›aufziehen‹) annehmen. Überdies steht W in leichtem Widerspruch mit V. 6671–6672. 6613 Zu gome siehe Anm. zu V. 926. / Lies Wisse = biz, unz P. 6616 geahten swv. (hier) ›angeben, zählen‹ (BMZ I 17 mit Verweis auf die Stelle; Le I 746; vgl. V. 7997). 6621 enbarn swv. ›bar machen, entblößen; entdecken, aufdecken, eröffnen‹ etc. (Le I 544 mit Verweis auf die Stelle; vgl. V. 6704a). 6628 kondewieren swv. ›führen, geleiten‹ (BMZ I 859 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9284; Le I 1672).
6595–6628 6595
6600
6605
Da schuf er ihnen viele Annehmlichkeiten. Er hieß, wie ich euch erzählen will, der reiche stumme Gilimar. Er war so schnell, das ist wahr, dass auf zwei Füßen niemals ein Mann schneller ging. Er führte viele Kriege, denn er herrschte über eine Mark. Ihm standen viele Männer um seiner Unverdrossenheit willen zur Seite, obgleich ihm aber Lanzelet vorwarf,
373
Er hieß, wie ich euch erzählen will, der weise stumme Gilimar.
... und herrschte über eine Mark. Deshalb standen ihm viele Männer um seiner Unverdrossenheit willen zur Seite, obgleich ihm seine Landsleute vorwarfen, ...
dass er wegen einer Dame schweigen würde.
Er hatte sich mit Ehren ausgezeichnet. Dies habe ich euch deshalb erzählt, weil er über beständige Tugend verfügte. 6610
6615
6620
6625
Nun mussten Lanzelet de Lac und die vier, seine Gesellen, bei Gilimar ausharren, bis dass die wertvollen Männer ihre Müdigkeit überwunden hatten und ihre Rösser wieder zur Ausfahrt fähig waren. Wer könnte das zählen, was sie an schönen Geschichten erzählten, während sie in der Festung des Stummen die Tage dahinbrachten? ... ... ... ... Nun wollten auch die Gäste nicht länger verweilen. Um seiner eigenen Ehre willen fuhr der Burgherr mit ihnen dahin und geleitete die fremden Männer
... weil er sich gut um seine Gäste kümmerte.
... bis dass die schrecklichen Männer die Müdigkeit überwunden hatten ... Wer könnte darüber lachen, ...
Walwein tat das Beste: Er begann, Lanzelet vom Beginn bis hin zum Schluss zu entdecken, was mit dem Mantel passiert war.
374
6630
6635
6640
6645
6650
6655
6660
6665
Text und Übersetzung mit manigem guoten knehte, unz daz si kômen rehte zuo ir bekanten wegen. dô bâten si sîn got pflegen und aller der sînen. Dô liez aber der wirt schînen, daz er verstandenlîchen fuor. mit sînen gebærden er swuor, 42rb daz er den helden mære sînes dienstes willic wære. Ich enweiz, wi iu daz behaget, daz ich sô kurz hân gesaget von dem hübschen swîgære. vernement irz niht für swære, sô wære von im ze sagene guot. ir wizzent wol, wi minne tuot, swâ si den liuten an gesiget, daz si deheiner mâze pfliget, wan siu aller vröude nimt den zol. daz schein an disem ritter wol. er dient einer vrouwen, daz ist wâr, mit stæter triuwe manic jâr. mit rede er ir niht vergaz, unz di liute marcten daz, und zêh in einer: ›ez ist diu‹, der ander sprach: ›nein, siu. ich wæne, erz allez durch eine tuot, diu beidiu hübsch ist und guot.‹ sus wart er maniges bezigen. dô enmoht daz mære niht geligen: etslicher riet di wârheit. daz wart der vrouwen geseit, des enbôt siu im dise buoze. durch kein unmuoze enwolter si zebrechen niet. ditz mær merke, hübschiu diet, wan es im sît wol gelônet wart. ez ist der rehten minne art, daz getriuwen liuten wol geschiht und er sich es lange rüemet niht, der mit valsch dient oder dienst nimet,
bekennigin P
¶ fehlt P der wirt fehlt P ˙ vernunffteclichen P 127r P enswuo r P
[ J]Ch W
irz] es P zesagene W wære] ist P zuo redende P
deheiner] in keiner P aller der fröide P
˙ steten truwen P unz] Wisse das P ez] das P
... Die ander sprach: ›nein, sie. ˙ ... Die ist so hubesch vnd so güt.‹ verligen W
127v P en kein P So wölte es zerbrechen P merckte P Das jme es alles wol P mime P
der] Wer P
6631 bekeningin oder bekeinngin P? 6639 links ausgeworfener Repräsentant für J-Initiale W, für die allerdings kein Platz gelassen wurde 6664 hubsche W 6669 Oder dienste nemet in neuer Zeile P 6631 Ha folgt P 6634 ¶ fehlt Ha / der wirt] er Ha 6636 bærden La (Ha) 6649 vrowen clâr La (Ha); dagegen Lei, We, Pérennec, S. 124, Pé, S. 317, Anm. 113, Bu, S. 147, Anm. 57 und Ke, S. 212, die WP folgen 6655 eine] jene La (Ha) 6656 Ha folgt P 6662 Ha folgt P
6629–6669
6630
6635
375
mit vielen guten Kerlen, bis dass sie schließlich zu den ihnen bekannten Wegen kamen. Da baten sie Gott, über ihn und all die Seinen zu wachen. Da zeigte der Burgherr abermals, dass er verständig zu handeln pflegte. Er schwor mit seinen Gebärden, dass er den berühmten Helden mit seinem Dienst ergeben wäre.
Ich weiß nicht, wie es euch behagt, 6640
6645
6650
6655
6660
6665
dass ich so kurz von dem höfischen Schweiger erzählt habe. Wenn ihr es nicht für beschwerlich haltet, dann soll von ihm mehr erzählt werden. Ihr wisst wohl, wie die Liebe verfährt, wo immer sie die Leute überwindet: dass sie das Maßhalten vergisst, weil sie für alle Freuden den Zoll kassiert. Das zeigte sich an diesem Ritter gut. Er diente einer Dame, das ist wahr, mit beständiger Treue viele Jahre. Er sprach immer wieder von ihr, bis die Leute es bemerkten, und der eine sagte über ihn: ›Es ist die‹, der andere sprach: ›Nein, sie. Ich glaube, er tut es alles wegen einer (einzigen), die sowohl höfisch wie gut ist.‹ So wurde ihm vieles angedichtet. Da konnte das Gerede nicht zum Erliegen kommen: viele errieten die Wahrheit. Das wurde der Dame gesagt, deshalb hat sie ihm diese Buße auferlegt. Er wollte sie wegen nichts brechen. Achtet auf diese Geschichte, höfische Leute, weil er dafür seither gut belohnt wurde. Es ist die Art der richtigen Liebe, dass es guten Leuten gut ergeht und der sich nicht lange dessen rühmen kann, der auf unredliche Weise dient oder Dienst nimmt,
... die andere sprach: ›Nein, sie. ... die so höfisch und so gut ist.‹
376
Text und Übersetzung
wan ez weiz got niht enzimet. des selben Lanzelet verjach, dô er Gilimâres triuwe sach. Wâ gehôrten ir ie gezellen von stolzern gesellen 6675 dan ouch di vremden geste, di von des stummen veste 42va mit vröude niuwens sint geriten? swi vil si müewe hânt erliten, des was in nuo vergezzen. 6680 di helde vermezzen wâren geil und harte vrô; wan ez kumet dicke alsô, sô dem man iht leides geschiht, daz im des sîn herze vergiht 6685 dâ vor mit ungedulticheit. Di herren, von den uns ist geseit, den wart nie baz ze muote, wan diu heide gruote und sungen in dem walde 6690 diu vogellîn vil balde: in gantzer vröude ir hüge lac, sît Lanzelet de Lac sîn selbes man wesen mahte. ouch was ir aller ahte, 6695 daz si inzît kœmen heim. Wâlwein sprach: ›mîn œheim sol den wîzen hirz jagen.‹ dô er in daz begunde sagen, dô was in ernst und gâch. 6700 nuo sint si komen alsô nâch, daz si sanfte an dem driten tage wæren heim geriten ûf di burc ze Karadigân. dô begunde Wâlwein in vân 6704a und begunde Lanzelete inbarn, 6670
es wers got gezemet P Lantzelet W lantzelet P Das selbe P Gylimares W gilmaris P ersach P Wâ] ¶ Do P von stolzern] Vnd stroffen P Div P
Was sie müge hant erlitten, Dez was jme vergessen. Werent P
... Wanne das komet dicke also, So dem man icht leides sol geschehen, Das jme dez müß sin hertze iehen 128r Do vor mit vngedultikeit. Die herren, von den ich han geseit, ... zemvo te W heiden gruo nte P
... Vnd sungen jn dem walde Die cleinen vogel balde: Lantzelet deLac W Sit her lantzelet da lag P wesen] sin P hein P Walwein WP öhein P Sol nü den P was] wart P triten W sie vil sanffte P dage W worent hein P Karadigan W karediga P
Sie iahent, das sie woltent han ...
6685 davor (als erste Zeile der neuen Seite) P: Daz jme dez müß sin hertze jehen 6704 walwein W 6704a Lantzelete W
6704–6705 Vgl. V. 6620–6623.
6678 müeje Ha 6682–6686 Ha folgt P 6686 ¶ fehlt Ha 6692 Lanzelet du Lac Ha folgt P 6703 Kardigân Ha 6704–6716 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 39
6693 Ha folgt P
6701 Ha
6673 Zur 2. Pl. auf -en siehe Anm. zu V. 1632. 6688 grüejen swv. ›grünen, wachsen‹ (BMZ I 580 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1097; vgl. HaA; Haupt, Sp. 111; Schilling 1866, S. 32). Möglich wäre auch grüeten swv. ›in gruot (›das Grünen, der frische Wuchs‹, Le I 1105) stehen‹ (BMZ I 581; Le I 1099; vgl. Hannink, S. 63), das vielleicht sogar besser zum durativen Charakter der imaginierten Szenerie (Singen der Vögel, allgemeine Freude) passt. 6691 hüge stf. ›Sinn, Geist‹ (BMZ I 726 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1378; vgl. V. 8973). 6693 Lanzelet ist wieder sein eigener Herr; vgl. WePéBuSpKe. Vgl. auch La. 6704a Zu enbarn siehe Anm. zu V. 6621.
6670–6704a 6670
377
weil es sich weiß Gott nicht gehört. Dasselbe behauptete Lanzelet, als er Gilimars Treue sah.
Wo habt ihr jemals von stolzeren 6675
6680
6685
Gesellen erzählen hören als von diesen fremden Gästen, die von der Festung des Stummen jüngst mit Freude fortgeritten sind? Wie viele Mühen sie auch erlitten hatten, das vergaßen sie nun. Die verwegenen Helden waren heiter und sehr fröhlich; denn es kommt oft so, wenn einem Mann irgendein Leid geschieht, dass ihm das sein Herz zuvor mit Aufregung anzeigt. Die Herren, von denen uns erzählt wurde,
denen wurde nie besser zumute, denn die Heide stand in Grün und im Wald sangen 6690 die Vöglein sehr kühn: Ihr Sinn stand in vollkommener Freude, weil Lanzelet de Lac sein eigener Herr sein konnte. Auch stand ihr ganzer Sinn danach, 6695 dass sie beizeiten nach Hause kämen. Walwein sprach: ›Mein Oheim will den weißen Hirsch jagen.‹ Als er ihnen das sagte, da strengten sie sich an und beeilten sich. 6700 Nun waren sie so weit gekommen, dass sie am dritten Tag bequem auf die Burg nach Karadigan hätten heimreiten können. Da nahm ihn (Lanzelet) Walwein zu sich 6704a und entdeckte Lanzelet vom Beginn
Was sie auch für Mühe erlitten hatten, das vergaß er.
... denn es kommt oft so, wenn einem Man irgendein Leid geschehen soll, dass ihm das sein Herz zuvor mit Aufregung anzeigen muss. Die Herren, von denen ich erzählt habe, ...
... und im Wald sangen die kleinen Vögel kühn:
Sie sagten, dass sie ihre Gesellen ...
378
Text und Übersetzung
6704b wi ez umb den mantel was gevarn 6705 von êrst und an daz ende gar.
6710
6715
6720
6725
6730
6735
Nuo sehent si, wâ loufet har ein garzûn ûf der strâze; der îlt âne mâze. zehant si in nanden, wan si in wol bekanden, und vrâgeten in umb mære, wâ der künic wære, und was er niuwez sagete. der knappe niht gedagete; ... ... 42vb mit weinenden ougen er sprach: ›es ist dehein lougen, vernement irs niht ze disen tagen, sô wil ich iu daz grœst mære sagen, daz wir alle ie vernâmen.‹ di helde sich des erkâmen und sprâchen, si wisten niht von keiner grôzen geschiht. Dô huop er an und seit in sus; er sprach: ›mîn herre, der künic Artus mit aller massenîe sîn und mîn vrouwe, diu künigîn, di wolten ir spil begân: den wîzen hirz si wolten vân, und daz der künic danne næme von rehte, als im gezæme, der schœnsten kus; daz was sîn lôn. sîn vater Urprandagôn, der het ez alsô ûf geleit. di selben gewonheit behielt der sun imer sît. nuo ist verendet der nît, der dâ von solte komen.
6706 begonde P
6710 mantent P
6723 sprach W
... Jr gesellschafft gerne gesehen. Also si des begonden jehen Vnd sie geil worent zuo vnmosse, Do kam in vff der strosse 128v Ein garzun, den sie bekantent. By˙ namme sie in nantent Und frogtent in vmbe mere, Wo der kúnig were, Vnd was ouch das ir froge, Obe sich ir moge Wol gehapten alde wie. Noch do versüchten sie. dehein] one P zedisen W vernement] Gehortent P
˙ das gröste sagen, ... ... So wil ich uch ie fehlt P
Die heilde sich dez erkantent Vnd sprachent, daz sie enwústent nicht Von einer grossen vngeschicht. Der knappe sagete jme alsus; Er sprach: ›der kúnig Arthus Mit aller der mossenie sin ˙ Vnd min frowe, die kunigin, Die woltent ir spil began Vnd den wißen hirtze van, Vnd das der ku “nig danne neme, Dar nach es jme gezeme: Der schoe nsten kus waz sin lon. Sin alter vatter Vpandagron, Der hette es also vff geleit. 129r P selbe P Die behielt sin sun P mir endet P
6734 Vrprandagon W
6705 gern ir geselleschaft Ha 6707 wâren geil Ha 6716 versuochter La (Ha) 6719 Ha folgt P 6720 Ha folgt P 6723 enwisten Ha 6724 Ha folgt P 6727 Ha folgt P 6731 danne] dâ La (Ha) 6734 Utpandragôn Ha 6705 Lies unz für und W (so auch HaA; vgl. V. 6779)? 6716 Es ist von eingespartem Akk.-Obj. (vgl. Mhd. Gramm. § 492) auszugehen: ›Sie erkundigten [Le III 259] sich da noch (nach mehreren Dingen).‹ Vgl. Pé, S. 321, Anm. 114. 6722 erkomen (WHa) stv. ›erschrecken‹ (BMZ I 905 mit Verweis auf die Stelle; Le I 644). / sich erkennen (P) mit Gen. ist hier wohl als ›sich bedenken über‹ zu lesen (vgl. BMZ I 810). 6734 Ich konjiziere nicht, da der Name von Artus’ Vater auch in anderen Texten (vgl. etwa das Namenregister von Kr) eine außerordentliche Formenvielfalt zeigt.
6704b–6739 6704b bis zum Schluss, 6705 was mit dem Mantel passiert war. Nun sehen sie, dass ein Knappe auf der Straße daherläuft; der eilte über die Maßen. Sogleich nannten sie ihn beim Namen, 6710 weil sie ihn gut kannten, und fragten ihn nach Neuigkeiten, wo der König wäre, und was er Neues zu sagen hätte. Der Knappe schwieg nicht; 6715 ... ...
6720
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6730
6735
mit weinenden Augen sprach er: ›Es ist ungelogen: Wenn ihr es in diesen Tagen nicht vernommen habt, so will ich euch die größte Neuigkeit erzählen, die wir alle je vernommen haben. Die Helden erschraken darüber und sagten, dass sie nichts von irgendeiner großen Sache wüssten.
Da hob er an und erzählte ihnen Folgendes; er sprach: ›Mein Herr, der König Artus mit all seinem Gefolge und meine Herrin, die Königin, die wollten ihren Zeitvertreib beginnen: Sie wollten den weißen Hirsch fangen, und damit der König dann rechtens, wie es ihm ziemte, den Kuss der Schönsten nehmen würde; das war sein Lohn. Sein Vater Urprandagon, der hatte es so festgesetzt. Dieselbe Gewohnheit behielt der Sohn für immer. Nun ist der Hass geschehen, der davon kommen musste.
379 ... gerne sehen würden. Als sie das sagten und sie über die Maßen heiter waren, da kam ihnen auf der Straße ein Knappe entgegen, den sie kannten. Sie nannten ihn beim Namen und fragten ihn nach Neuigkeiten, wo der König wäre, und es war auch das ihre Frage, ob es ihren Verwandten gut ging oder wie (es ihnen ging). Sie erkundigten sich da noch (nach mehr Dingen).
... so will ich euch das Größte sagen, ... Die Helden bedachten sich darüber und sagten, dass sie nichts von irgendeiner großen Untat wüssten.
Der Knappe erzählte ihm Folgendes; er sprach: ›Der König Artus mit all seinem Gefolge und meine Herrin, die Königin, die wollten ihren Zeitvertreib beginnen und den weißen Hirsch fangen, und damit der König dann nehmen würde, wie es ihm ziemte: Sein Lohn war der Kuss der Schönsten. Sein alter Vater Urprandagon, der hatte es so festgesetzt.
380 6740
6745
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Text und Übersetzung mîn vrouwe, diu künigîn, ist genomen mîm herren, künic Artiure. daz hât der ungehiure künic Valerîn getân. ir verstênt mich wol und ist mîn wân, der künic sî sêre selbe wunt. dar zuo ist mir unkunt, wi vil der ritter sî erslagen, di mit dem künic wâren jagen. ez was vil ungehœret, daz alsus zestœret unser vröude solte werden.‹ Dô erbeizten zuo der erden di küenen hûsgenôze. ungehabe alsô grôze, di si heten under in, di enkunde ein kranker sin 43ra ze rehter mâze niht verjehen. wenne ditz wære geschehen und war der künic Valerîn wære komen mit der künigîn, daz wart in allez kunt getân. nuo muosten si aber ir vröude lân, unz – ob si got sô gêrte – daz er ir leit verkêrte. Dô di fünf degen hêr gewunnen michel herzesêr von solhem niumære, daz ir vrouwe wære, Genovere, gevangen, und wi ez was ergangen dem künige und den sînen, dô liezen si wol schînen, daz in sô leide nie geschach. michel was ir ungemach, als di sich lasters schament. nuo sâzen si ûf alle sament und riten harte balde
6741 min W / artivre W der vorigen Seite P
6743 falerýn W
Minem herren ist sin wip genomen, ˙ Dem kunig Arture. ˙ ˙ Das hat der vngeh ure, ˙ Der kunig Vallerin getan. Jch verston mich wol und ist min wan, ... selbe sere P der] da P
Vnß P ¶ fehlt P erbeistent P hus genossen P Vngehebe grossen P ˙ nit ein P Daz kunde uch zerehter W veiehen W niht fehlt P valerin W vallerin P
129v P
... Wisse daz sie got geerte Vnd ir leit verkerte. herze ser W ˙ söllchen nuwe mere P Genure P vnd ouch den P
... Daz jme so leide nie geschach. Michel waz ir vngemach Also heilde, die sich dez lasters schament.
6762 davor buchstabengetreue Wiederholung von V. 6761 in der letzten Zeile
6742–6744 Ha folgt P 6745 Ha folgt P 6752 ¶ fehlt Ha 6754 sô Ha 6756 der enkunde iu niht ein Ha 6757 Ha folgt P 6763 unz daz si got sô gêrte Ha 6765 diu Ha 6769 Ginovere Ha 6771 Ha folgt P 6775 Ha folgt P 6742 ungehiure adj. (in P substantiviert) ›unlieblich, unheimlich, ungeheur, schrecklich‹ (Le II 1837.) 6749 ungehœret part. adj. (hier) ›unerhört‹ (BMZ I 713 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1838). 6763 Lies Wisse = biz, unz P.
6740–6777 6740
6745
6750
6755
6760
6765
6770
6775
Meine Dame, die Königin, ist meinem Herren, König Artus, geraubt worden. Das hat der unliebsame König Valerin getan. Ihr werdet einsehen und ich glaube, dass der König selbst schwer verwundet ist. Ansonsten ist mir unbekannt, wie viele Ritter erschlagen sind, die mit dem König auf Jagd waren. Es war ziemlich unerhört, dass unsere Freude auf diese Weise zerstört werden sollte.‹ Da stiegen die kühnen Hausgenossen auf die Erde ab. Der so große Jammer, den sie gemeinsam hatten, den könnte ein schwacher Verstand nicht im richtigen Maße ausdrücken. Wann dies geschehen wäre und wohin der König Valerin mit der Königin gekommen wäre, das wurde ihnen alles kundgetan. Nun mussten sie erneut ihre Freude lassen, bis – wenn Gott sie so ehren würde – er ihr Leid umkehrte.
381 Meinem Herren ist seine Frau geraubt worden, dem König Artus. Das hat der Unliebsame, der König Valerin getan. Ich denke und glaube, ...
... bis dass Gott sie ehren und ihr Leid umkehren würde.
Als die fünf edlen Degen großen inneren Schmerz von dieser Neuigkeit gewannen, dass Genover, ihre Herrin, gefangen wäre, und (erfuhren,) wie es dem König und den Seinen ergangen war, da zeigten sie deutlich, dass ihnen niemals so ein großes Leid widerfahren war. ... dass ihm niemals so ein großes Leid widerfahren war. Ihr Ungemach war groß, Ihr Ungemach war groß, wie bei denen, die sich vor dem Laster ekeln. wie bei Helden, die sich vor dem Laster ekeln. Nun saßen sie alle zusammen auf und ritten sehr schnell
382
6780
6785
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6805
6810
Text und Übersetzung gerihte gein dem walde, und si ze lande kâmen, dâ si dô vernâmen von vriunden, di ez in tâten kunt, daz der künic was helflîch wunt und er schier wær genesen, wan daz er trûric muose wesen von anderm ungerihte. di recken man dô berihte, daz der künic was gevallen mit den sînen allen für daz Verworrne Tan, und alles des werkes, des ieman ze gesæze erdenken kunde, daz man des dâ begunde, doch ez lützel töhte. Der künic sprach, unz er möhte dehein wîle geleben, sô enwürde der burc niht under geben, 43rb unz daz diu künigîn dâ wære. ditz was vil ummære dem künige Valerîne. er und alle di sîne vorhten in borvil. buhurt, tanzen und spil, des pflâgen si ûf der veste. Valerîn, der muotveste, der künigîn gehiez, daz er ouch vil wâr liez mit triuwen und mit sicherheit, daz er ir dehein leit undankes tæte, wan daz er si bæte mit zühten umb ir minne.
6789 verworne W uir worrine P
6804 falerin W
Jn richte von dem walde P zelande W und] Vntze P do W Do P
˙ ˙ ... Das der kunig was hubschlich wunt ... ˙ ... Wanne das er trurig müste wesen Von ander vngeschichte. Die recken man ouch berichte, ˙ Das der kunig Arthus waz geuallen 130r Mit sinen rittern allen ˙ das Uirworrine Tan, ... Fur als das werg das P do WP dohte W ˙ ¶ fehlt P kunig iach wie er P Dicke ein wile P
... So enwurde die burg nit ergeben, Vntze daz sin wip do were. ¶P valerine W fallerine P bor vil W Eruorchtent enbor vil P buhort W Buhort P
Wie doch ir muo t breste, Die ku “nigin selten verlies, Vntze das ir Fallerin gehieß ˙ Mit truwen vnd mit sicherheit, ... Jr vndanckes P
6809–6810 in einer Zeile W mit Zeilentrennvermerk
6778 gerihte von dem Ha 6779 Ha folgt P 6780 dâ si dâ Ha 6785 Ha folgt P, ebenso Kraus 1919, S. 30, Anm. 3 6786 dô fehlt Spr 6790 ie man Ha 6794 ¶ fehlt Ha / unz] swie Ha 6796 niht vride geben Ha 6797 Ha folgt P 6804 Falerîn Ha 6779 Lies unz für und (vgl. V. 6705)? 6782 helflîche ›hilfreich; (hier) sodass zu helfen ist‹ (BMZ I 682f. mit Verweis auf die Stelle). / hübschlîch adv. ist hier wohl als Ausdruck der Quantität zu lesen (vgl. DWb X 1855), also ›ziemlich, sehr‹, wie es noch heute im Bair. verbreitet ist. 6785 ungeriht (W) stn. ›Unrichtigkeit, Fehler; Verbrechen, Unrecht, Vergehen‹ (Le II 1860). 6787 vallen vür stv. ›sich vor etwas niederlassen‹ (BMZ III 217 mit nur diesem Beleg). 6791 gesæze stn. (hier wie meist) ›Belagerung‹ (BMZ II/2 340 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 6816, 6875; Le I 895; vgl. V. 7325 und 6915 in P; anders V. 7129). 6796 under geben (W) stv. ohne Dat. und im Sinne von ›ablassen von, aufgeben‹ ist sonst nicht belegt (Le II 1785; Fb 375; MHDBDB), könnte aber möglich sein. / ergeben (P) stv. ›aufgeben‹ (Le I 627). 6801 Zu bor, enbor siehe Anm. zu V. 1147. 6805 verlâzen (P) stv. hier wohl ›zulassen‹ mit eingespartem Akk.-Obj. (BMZ I 951).
6778–6811
6780
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6800
6805
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in Richtung des Waldes, bis sie zu dem Land kamen, wo sie dann von Freunden, die es ihnen erzählten, vernahmen, dass der König nur leicht verwundet war und er schnell genesen würde, wenn er nicht wegen eines anderen Unrechts traurig sein müsste. Man informierte die Recken da, dass der König mit all den Seinen vor den Verworrenen Tann gezogen war, und dass man alle Mittel, die man sich jemals zur Belagerung ausgedacht hatte, dort einsetzte, obgleich es wenig nützte. Der König sprach, solange er leben würde, würde von der Burg nicht abgelassen, solange die Königin dort wäre. Dies war dem König Valerin ziemlich gleichgültig. Er und alle die Seinen fürchteten sich kaum. Buhurt, Tanzen und Spiel, das trieben sie auf der Festung. Valerin, der mutige, versprach der Königin – was er auch mit Treue und mit Schwüren bewahrheitete –, dass er ihr ungern irgendein Leid zufügen würde, außer dass er sie mit Anstand um ihre Liebe bitten würde.
383
... dass der König ziemlich verwundet war ... ... wenn er nicht wegen eines anderen Unglücks traurig sein müsste. Man informierte die Recken auch, dass der König Artus mit all seinen Rittern vor den Verworrenen Tann gezogen war, ...
... würde die Burg nicht aufgegeben, solange seine Frau dort wäre.
Wenngleich ihr Mut ›brach‹, ließ die Königin das selten zu, bis dass ihr Valerin mit Treue und mit Schwüren versprach, ...
384
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Text und Übersetzung diu edel küniginne lebet in ummuote; wan daz si got behuote, sô wær ir êren vil benomen. Nuo sint zuo dem gesæze komen sîn gesellen und Lanzelet. swaz er ze manheit ie getet, daz wolter allez hân vermiten, durch daz er möht hân gestriten und er zuo der schumpfentiure müese sîn, dô geroubet wart diu künigîn. Sît ez alsus ergangen was, dô erbeizten an daz gras di vier und Wâlwein. der ritter was dâ inkein, wan di des bînamen jâhen, daz si si gerne sâhen. si liefen gein den gesten, wan si di muotvesten ir gevertes wol erkanden. Der schade zuo den schanden wart in gar kunt getân. dô begunden di recken gân, dâ si den künic funden von triuwen ungesunden. nuo wart ir zuht wol schîn: 43va helm und ouch diu hüetelîn, diu wurden schier ab genomen, dô si den künic sâhen komen. Uf stuont der êrbære, swi trûric er wære, und kuste si alle zehant. er klaget, daz er wære geschant, und wi ez im was ergangen. man sach in von den wangen di zeher nider vliezen: di recken dô niht enliezen,
vm muo te W 130v P sint sie zü P Lantzelet W lantzelet P
er fehlt P
... Vnd er zü der schurte were gesin, ...
erbeistent samen an P Gawin W gawen P do WP bi namen W Wanne do begunde gahen P Do sie gesahent P engegen P
¶ Der fehlt P Das wart P gar] alles P begunden so die P do W Do P
... Von truren vngesunden. di W
... Die wurdent schier ab genomen. Also sie der ku “nig sach komen, ... 131r P Wie trurig Er were P Do stünt der erbere | vff vnd kuste sie zü hat P Vers fehlt P (siehe V. 6842)
Er clagete jn, das er were geschant, ... Man sach jme von den wangen Die trehen nider fliessen. dô fehlt P liessen P
6839 di W 6821 und err ze stiure wære gesîn Ha 6824 erbeizten samen an Ha 6832 ¶ fehlt Ha 6836 Ha folgt P 6839– 6840 Ha folgt P 6840 dô Ha 6841 Initiale fehlt Ha 6844 Ha folgt P 6846–6847 Ha folgt P 6847 zeher Ha 6848 liezen Ha 6816 Zu gesæze siehe Anm. zu V. 6791. 6821 Zu schumpfentiure siehe Anm. zu V. 2933. / schurte ist wohl (mit in P nicht seltenem Wechsel sch für s) als surt stmnf. ›stuprum (Unehre, Schande), überhaupt ein Schimpfwort‹ (Le II 1326f.) zu lesen. 6827 Zu bînamen = benamen siehe Anm. zu V. 4284. 6834 so P könnte sâ, sân sein (Hannink).
6812–6848
6815
6820
Die edle Königin lebte in Unmut; hätte Gott sie nicht beschützt, so hätte sie viel von ihrer Ehre verloren. Nun sind Lanzelet und seine Gefährten zu der Belagerung gekommen. Was immer er mit Mannheit vollbrachte, das wollte er alles aufgegeben haben, wenn er kämpfen und er bei der Niederlage hätte zugegen sein können,
385
... und er bei der Schmach hätte zugegen sein können, ...
als die Königin geraubt worden war.
6825
6830
6835
6840
Da es so ergangen war, stiegen die vier und Walwein auf das Gras ab. Es gab dort keinen Ritter, der nicht wahrhaftig behauptet hätte, dass er sie gerne sah. Sie liefen zu den Gästen, weil sie die Mutigen an ihrer Ausrüstung genau erkannten. Der Schaden und die Schmach wurden ihnen völlig kundgetan. Da gingen die Recken hin, wo sie den König fanden, vor Treue krank. Nun zeigte sich ihre Höflichkeit gut: Helm und auch die Hüte, die wurden schnell abgenommen, als sie den König kommen sahen. Der Ehrenhafte stand auf, egal wie traurig er war, und küsste sie alle sogleich. Er klagte, dass er geschändet wäre,
6845
und wie es ihm ergangen war. Man sah ihnen von den Wangen die Tränen herabfließen. Die Recken unterließen da nicht,
... vor Trauer krank.
... die wurden schnell abgenommen. Als sie der König kommen sah, stand der Ehrenhafte auf, ...
Er klagte ihnen, dass er geschändet wäre, ... Man sah ihm von den Wangen die Tränen herabfließen.
386
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6870
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6885
Text und Übersetzung si weinten bitterlîche. sam tâten al gelîche, di in der reise wâren. wer kunde des gevâren durch sîne wolfliche site, der dâ trûren vermite? Dô wart von jâmer ein schal, daz ez harte verre hal, dô di recken weinden. mit triuwen si bescheinden, daz in daz leit ze herzen ê wac. ich enweiz, was ich iu sagen mac, wan dâ was riuwe und nôt. manic ritter wær gerner tôt, dan er des lasters het erbiten, daz di wîgande liten, di besten von der welte. mit manigem widergelte was dâ schal und wuof. ich sage iu, waz dâ schuof der guoten kneht ungemach. als in der künic des verjach, daz er di vröude het begeben, sô muosen si mit swære leben: ir hende si alle wunden. isô ze den selben stunden kom zuo dem gesæze geriten ein helt mit zornigen siten, der driu tûsent ritter brâht. 43vb getriuwelîch er gedâht, daz er ze staten wolt stân dem künige von Karadigân, wan in truobete daz undinc. dirr selbe jungelinc was an tugenden vollekomen. wir hân selten vernomen von keiner slahte mære, daz dehein ritter wære hübscher; daz wart dicke schîn.
biterliche W Sin weinde P daten sie alle P
sîner W do WP trurekeit P Initiale fehlt P geschal P ez] er P schal P beschiedent P zeherzen W ê fehlt P do W] das P gerne P Das do die P von] in P wider gelte W Was do vor von wuo ffte P
˙ 131v Jch ku “nde vch, waz ouch wuo sste Der güten knechte vngemach: vrowe W ergeben P sô] Do P ¶P isô] Do P Koment P riten P zornlichem P
zestaten W karadigan W karedigan P daz] dis P Initiale P
cheinerslahte W
6868 daz W 6849 sin Ha 6855 Initiale fehlt Ha 6859 Ha folgt P 6867 wüefe (La) : schüefe Ha 6880 Kardigân Ha 6881 Ha folgt P 6849 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 6852 Zu gevâren siehe Anm. zu V. 6567. 6854 Lies der = dêr = daz er? 6868 wüesten (P) swv. ›verwüsten, entstellen‹ (Le III 982f.), hier offenbar nicht im Sinne von ›zunichte machen‹, sondern von ›schrecklich machen‹ (da das ungemach ja zu-, nicht abnimmt). 6875 Zu gesæze siehe Anm. zu V. 6791.
6849–6887
6850
6855
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6865
6870
6875
6880
6885
387
bitterlich zu weinen. Das Gleiche taten alle anderen, die an der Ausfahrt teilnahmen. Wer hätte wegen seiner wölfischen Art danach streben können, dass er dort nicht getrauert hätte?
Da entstand durch den Jammer ein Lärm, dass es weithin schallte, als die Recken weinten. Mit Treue bezeigten sie, dass ihnen das Leid damals zu Herzen ging. Ich weiß nicht, was ich euch erzählen soll, außer dass dort Betrübnis und Not herrschte. Viele Ritter wären lieber tot gewesen, als dass sie das Laster ertragen hätten, das die Kämpfer litten, die besten in der Welt. Da war Lärm und Klage mit vielfacher Erwiderung. Ich erzähle euch, was da das Ungemach der guten Knechte schuf. Als ihnen der König das sagte, dass er die Freude aufgegeben hätte, da mussten sie in Betrübnis leben: sie wanden alle ihre Hände. Da, zur selben Zeit kam zu der Belagerung ein Held von grimmiger Art geritten, der 3.000 Ritter brachte. Er dachte treuevoll, dass er dem König von Karadigan beistehen wollte, weil ihn das Unrecht betrübte. Dieser selbe Jüngling war an Tugenden vollkommen. Wir haben selten von irgendeiner Art Geschichte vernommen, dass irgendein Ritter höfischer wäre; das zeigte sich oft.
Ich verkünde euch, was außerdem das Ungemach der guten Knechte schrecklich machte.
388
6890
6895
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6915
6920
Text und Übersetzung der künic Artûs was der vater sîn und Genover sîn muoter. dirr helt guoter, der hiez Lôût der milde. er klaget daz unbilde umb sîner muoter swære. im was sô leit daz mære, ... ... ... ... daz er inneclîche schrê. daz tet den rittern allen wê, wan ich wil iu wærlîch sagen, für daz er swert begunde tragen, daz enkein kindischer man kürlobes mê gewan, unz daz er in ein lant gereit – als uns diu âventiure seit – mit Artûse, sînem vater hêr, dâ ir noch beider immer mêr di Britûne bîtent, wan si dar umb strîtent, daz si noch süln widerkomen. daz mære hânt ir dicke vernomen, dâ von lâz ich ez an sie. nuo merkent, wi ez ergie ze dem leitlichen sæze. ob ich der rede vergæze, sô sult ir doch wizzen daz, daz nie maniger ouge naz von sô ûz genomen helden wart als an der selben hervart. Lôût der getriuwe 44ra het grôze riuwe durch sîner muoter ungemach.
der fehlt P artus W arthus P genure P Lont W lont P
Er clagete das vnbilde Vmbe siner müter notzuch. Es ist ein worheit, nit ein lug, Das er sich rouffte vnd brach. 132r Do er Lantzeleten sach Vnd andere sîn gesellen, Er begunde im zü füssen uallen. Der tegen wüteclichen screy. verlichen P ˙ das P furst enkein] nie kein P Lobes P reit P artuse sinen W arthuse P do W Daz ir beider iemer mer P brýtanien W pritange P
Dise mere ir dicke hant P do W fehlt P Von die lasen es P Vnd merckent ir wie P gesesse P doch wol wissen P manigen ougen P
Lont W] Lont P ˙ 132v P grossen ruwen P
6891 lout, laut, lant P (?), HaA liest lant 6901 Sagen links vor V. 6902 P 6921 Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers 6888 Ha folgt P 6889 Ginovere Ha 6891 La erwägt Lôout 6893–6899 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt 6893 umb W] und Hannink 6898 im fuozvellen La (Ha) 6899 inneclîche W] wüeteclîchen Hannink 6903 HaPiper folgen P 6907 Artûs HaPiper 6915 gesæze Be 6921 Lôût Ha 6891 Konjektur gegen die Überlieferung, da hier das Schreiberversehen evident ist und auch ein mittelalterlicher Rezipient den Namen aus anderen Texten als Lôût oder dergleichen (siehe K zur Stelle) gekannt haben mag. 6893 nôtzüge (P) stf. ›Notzucht‹ (BMZ III 931; Le II 116, beide mit nur diesem Beleg; vgl. HaA). 6904 kürlop stn. ›vorzügliches Lob‹ (BMZ I 1020; Le I 1793, beide nur mit diesem Beleg; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 32). 6915 Zu sæze siehe Anm. zu V. 6238. 6921 Zum Namen vgl. Anm. zu V. 6891.
6888–6923
6890
6895
6900
6905
6910
6915
6920
Der König Artus war sein Vater und Genover seine Mutter. Dieser gute Held, der hieß Lout der Freigebige. Er beklagte das Unrecht wegen der Betrübnis seiner Mutter. Ihm war die Geschichte so leid, ... ... ... ... dass er im Innersten schrie. Das tat allen den Rittern Leid, denn ich will euch wahrhaftig sagen, dass kein kindlicher Mann größeres Lob gewonnen hatte, bevor er das Schwert zu tragen begann, bis dass er mit Artus, seinem edlen Vater, – wie uns die Aventiure erzählt – in ein Land ritt, wo die Britunen noch immer beständig auf sie beide warten, weil sie fest davon überzeugt sind, dass sie einst wiederkommen werden. Die Geschichte habt ihr oft vernommen, deshalb überlasse ich sie ihnen (die davon erzählt haben). Nun merkt auf, wie es bei dieser leidvollen Belagerung erging. Falls ich etwas von dieser Sache vergessen sollte, dann sollt ihr doch wissen, dass von so außergewöhnlichen Helden niemals mehr Augen nass wurden als bei dieser Heerfahrt.
Lout, der getreue, war sehr betrübt wegen des Ungemaches seiner Mutter.
389
Er beklagte das Unrecht wegen der Notzucht seiner Mutter. Es ist wahr, keine Lüge, dass er sich die Haare raufte und ausriss. Als er Lanzelet sah und andere seiner Gesellen, fiel er ihm zu Füßen. Der Degen schrie wütend.
390
6925
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6945
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6955
Text und Übersetzung den rittern er zuo sprach: er nant ir ein teil bî namen und klaget in laster und schamen. er sprach: ›edel ritter alle, daz worden sint ze schalle mîn vater und diu muoter mîn, daz sol iu geklaget sîn ûf genædeclich triuwe. diu klageliche riuwe sol durch nôt erbarmen di rîchen zuo den armen, wan ir des wol gedenket, daz nie man wart beschrenket, der sich an mînen vater lie. stæte vröude hât sich hie ze ungehabe verkêret. mîn muoter hât gêret nâch sînem werde manigen man. swâ siu sich ie gesûmde dar an, daz muost âne ir danc geschehen. ouch hânt ir alle wol gesehen, wi mîn lieber vater Artûs di ritter hielt in sîm hûs. sol in diu milt niht vervân und diu tugent, die er hât begân durch weltlich êre, sô ensol sich nimer mêre man gevlîzen, daz er wol getuo.‹ Dô sprach Lanzelet dar zuo: ›neve, stillent iuwer klage und geloubent mir, daz ich iu sage. ez geschiht niht, wan daz sol geschehen. ich hân di liut hie ersehen, daz ich des gewis bin: hielt aldiu welt gein in ûf einer slehten heide
Er nande ir harte vil benamen Vnd clagete jn laster zü den schanden. Vers fehlt P zeschalle W
˙ geclaget sin ... Das sol uch ˙ Vff gnedecliche truwe, ˙ Die manigen geruwe. Muo ß note erbarmen Die richen zü den armen, ... gedenchent W niema P
gekeret P
Min müter hat geeret Nach siner wirde manigen man. Wo sie sumte dar an, Das müste sunder danck geschehen. owe, ir hant ouch wol gesehen, Wie sie ritter hielt in ir huß. Lieber vatter Arthus! 133r Sol dich die milte nicht meran Vnd die tugent, die du hast began Durch weltliche ere, ... sol P tuo P Lantzelet W lantzelet P ¶ fehlt P
Es enwurt nicht, wanne daz sol geschehen.
Hielt alle die welt engegen in Vff einer slechten breite
6931–6932 in einer Zeile W mit Zeilentrennvermerk 6931 genadelich W 6944 gesehen wie P / Ouch wol gesehen wie in eigener Zeile P 6927 er sprach fehlt Ha 6958 Ha folgt P
6943 Geschehen links vor V. 6944 P
6950–6951 sô ensol sich nie man mêre | geflîzen, daz er wol getuo. Bä
6952 ¶ fehlt Ha
6925 Zu bînamen = benamen (P) siehe Anm. zu 4284. 6928 ze schalle werden etc. (positiv wie – hier – negativ) ›ins Gerede kommen‹ (Le II 637f.). 6933 Zur Erststellung des finiten Verbs (P) siehe Frnhd. Gramm. § S 239. 6936 beschrenken swv. (hier) ›überlisten, betrügen, hintergehen‹ (BMZ II/2 203 mit Verweis auf die Stelle; Le I 210; vgl. V. 8010). Ich sehe allerdings keine Notwendigkeit für diese spezielle Bedeutung, einfacher ist: ›einschränken‹ (ebd.), freier: ›zurückweisen‹. 6947 vervâhen (WHa) stv. (hier) mit Akk. ›nützen, ausrichten‹ etc. (BMZ III 208 mit Verweis auf die Stelle; Le III 282f.; vgl. V. 7443). 6959 Zu breite (P) siehe Anm. zu V. 2363.
6924–6959
6925
6930
6935
6940
6945
6950
6955
Er redete den Rittern zu: Er nannte einen Teil von ihnen beim Namen und klagte ihnen Laster und Schmach. Er sprach: ›Edle Ritter, dass mein Vater und meine Mutter zum Gespött geworden sind, das sei euch im Vertrauen auf wohlwollende Treue geklagt. Die klagenswerte Betrübnis soll wegen der Not die Reichen und die Armen erbarmen, wenn ihr euch gut daran erinnert, dass nie ein Mann zurückgewiesen wurde, der sich an meinen Vater wandte. Beständige Freude hat sich hier in Klage verwandelt. Meine Mutter hat viele Männer ihrem Wert entsprechend geehrt. Wenn sie dabei jemals ein Versäumnis begangen hat, geschah das ohne ihre Absicht. Auch habt ihr alle genau gesehen, wie mein lieber Vater Artus die Ritter in seinem Haus versammelte. Wenn ihm die Güte und die Tugend nichts nützt, die er um der weltlichen Ehre willen geleistet hat, dann soll sich niemals mehr ein Mann befleißigen, dass er gut handelt.‹ Da sprach Lanzelet dazu: ›Cousin, stillt euer Klagen und glaubt mir, was ich euch sage. Es geschieht nichts, außer was geschehen soll. Ich habe die Leute hier beobachtet, sodass ich mir darüber sicher bin: Selbst wenn alle Welt auf einer ebenen Heide gegen sie antreten würde
391
Er nannte wahrhaftig sehr viele von ihnen und klagte ihnen Laster und Schmach.
... das sei euch im Vertrauen auf wohlwollende Treue geklagt, die viele betrübt. Die Not muss die Reichen und die Armen erbarmen, ...
Meine Mutter hat viele Männer ihrer Würde entsprechend geehrt. Wenn sie dabei ein Versäumnis begangen hat, geschah das ohne Absicht. O weh, ihr habt auch genau gesehen, wie sie in ihrem Haus Ritter versammelte. Lieber Vater Artus! Wenn dich die Güte und die Tugend nicht aufwertet, die du um der weltlichen Ehre willen geleistet hast, ...
Es wird nichts, außer was geschehen soll.
Selbst wenn alle Welt auf einer ebenen Lichtung gegen sie antreten würde
392 6960
6965
6970
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6985
6990
6995
Text und Übersetzung Vnd hettent sie vns zuo leide Also vil also Fallerin getan, ...
und hæten si ze leide als vil als Valerîne getân, wir getorsten si wol bestân. 44rb nuo ist aber sîn burc sô starc, daz nieman lebend ist sô karc, den si umb ein hâr entsitzen. ich enkan nâch mînen witzen erdenken niht sô guotes, sô daz ir iuwers muotes gedultic sint und nement rât von den fürsten umb di getât, dâ von wir sîn unvrô.‹ des volgeten si alle dô und giengen zeim gespræche gar, di künige und ouch der herren schar. Dô si zesamen wâren komen, dô wart dâ manic rede vernomen, wan dâ saz manic wîser man. ze jungest stuont von in dan der listige Tristrant. er sprach: ›uns ist wol erkant, daz mîn vrouwe lebet gesunt. dar zuo ist uns allen kunt, daz ir ie was bereit witze und grôziu sælicheit durch di tugent, der siu waltet. dâ von ouch siu behaltet ir êre unz an ir ende. dâ von rât ich, daz besende mîn herre, der künic mære, Malducken, den zouberære von dem Genibelten Sê. der kan zoubers michel mê dan ieman in den rîchen. mit dem suln wir beswîchen Valerînen den kargen mit allen sînen wargen. Ist, daz uns got heiles gan,
6960 zeleide W 6961 zweites als fehlt W / faleryne W 6984 seilicheit W
Versbeginn unlesbar W (Wasserschaden) also P
... Das nieman lebet also karck, Den sie entsitze. wissen P
do W Do P wir alle sint P 133v P geuolgentent P alle dô fehlt P kúnigin P [¶] statt Initiale P (beide Male) do WP
... Wanne do sassent wise man. stont P tristant P
˙ allen kunt Dar zü ist uch ... ... Durch der tugent, der su˙ waltet, Das sie do von behaltet Jr ere vntz an ir ende.
¶ Maldvchen W] Maledvcken P zouberære] gougeler P kan von zouberie michels P beschwichen P falerýnen W Fallerin P ¶ fehlt P got vns P
6975 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P
6960 sin Ha 6961 Falerîn Ha 6962 sie getorstens Ha 6995 Falerînen Ha 6997 ¶ fehlt Ha
6979 Tristant Ha
6990 ¶ fehlt Ha
6992 michels Ha
6965 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 6985 Lies für P: durch die tugent, es liegt vermutlich Dat.-Akk.-Verwechslung vor. der als Gen. zu lesen (›wegen ihrer Tugend, über die sie verfügt‹), halte ich für wenig sinnvoll. 6992 Das Adv. von michel kann endungslos und nach Vorbild des Gen. gebildet sein (Le I 2132f.). 6994 Zu beswîchen siehe Anm. zu V. 5570. 6996 Zu warc siehe Anm. zu V. 1139.
6960–6997 6960
6965
6970
6975
6980
6985
6990
6995
und wenn man soviel Leid gefügt hätte wie Valerin, würden wir bestimmt wagen, uns zu wehren. Nun ist aber seine Burg so stark, dass keiner unter den Lebenden so tapfer ist, dass sie ihn um ein Haar fürchten würden. Ich kann nach meinem Verstand nichts erdenken, das so gut wäre, wie wenn ihr geduldig seid und von den Fürsten Rat zu der Sache nehmt, wegen der wir unfroh sind.‹ Darin stimmten sie ihm da alle zu und versammelten sich alle zu einer Beratung, die Könige und auch die Schar der Herren.
Als sie zusammen gekommen waren, da wurden dort viele Reden vernommen, denn dort saßen viele weise Männer. Zuletzt erhob sich unter ihnen der kluge Tristrant. Er sprach: ›Wir wissen genau, dass meine Herrin gesund ist und lebt. Außerdem ist uns allen bekannt, dass ihr wegen der Tugend, über die sie verfügt, stets Verstand und große Glücklichkeit bereit waren. Deshalb wird sie ihre Ehre auch bis an ihr Ende behalten. Deshalb rate ich, dass mein Herr, der berühmte König, nach Malduc, dem Zauberer vom Vernebelten See, schicken soll. Der kann viel mehr Zauberei als irgendjemand in den Reichen. Mit dem werden wir Valerin, den verschlagenen, mit allen seinen Verbrechern überlisten. Wenn es geschieht, dass uns Gott Glück vergönnt ist,
393 und wenn man uns soviel Leidvolles zugefügt hätte wie Valerin, ...
... dass keiner lebt, der so tapfer ist, dass sie ihn fürchtet.
... denn dort saßen weise Männer.
Außerdem ist euch wegen der Tugend, ... ... über die sie verfügt, allen bekannt, dass sie deshalb ihre Ehre bis an ihr Ende behalten wird.
394
7000
7005
7010
7015
7020
7025
7030
Text und Übersetzung wir gewinnen im di burc an von Malduckes râte.‹ Dô antwurte drâte Erec fil de roi Lac; er sprach: ›ich wæne, nieman mac 44va den man her besenden. wir sîn im in manigen enden dicke ze unstaten komen: sîm vater hân ich den lîp genomen; dô sluoc Wâlwein den bruoder sîn. ouch hât in der herre mîn, der künic Artûs, vertriben von eim lande, dâ er was beliben mit sîm galster manigen tac. doch dês alein, ob er uns mac ze disen dingen iht vervâhen, nuo suln wir gerne gâhen und süenen uns, swi wir megen, daz wir daz laster nider gelegen.‹ Zehant berieten si sich. si endûhte niht sô wætlich, sô daz man würbe umb den man. si kômen alle dran, daz der künic niht vermite, wan daz er selbe vierde rite nâch dem gougelære, und daz er daz her mære enpfulhe dem sune sîn. dô wart aber wol schîn, daz im diu künigîn liep was. von dem her er ûz las, di er ze manheit het erkant: daz was Karjet und Tristrant und Lanzelet. di drîe, di nam er ûz der massenîe.
... Wir gewinnent in die bürg an ... maldvkes W maleduckes P 134r P ¶ fehlt P fylderoylac W filde roilac P
... Er sprach: ›ich wene, min herre enmac ˙ Den man nicht her bysenden. sint P Dicke in zuo statten P walwein W Vnd walwein sluo g P artus W arthus P do W Do P einne P gelastere P
Doch des allein, obe er mag Zuo disen dingen vervohen, ˙ So sullent wir gerne gahen ... nider gelegen] jn der gegen P
Zuo hant so bereitent sie sich. weltlih P
Also koment sie dar an, ˙ Das er die kunig nicht vermitte, ...
erstes daz fehlt P 134v P Befulhe dem sinen sin P
er fehlt W zemanheit W Karyet W karet P tristant P lantzelet WP di] sie P di fehlt P ûz] von P
7003 Des P / by˙ senden P 7010 Do er was beliben in eigener Zeile P 7013 zedisen W häufig) lediglich ein weiterer Abstrich 7027 Liep was am Beginn von V. 7028 P
7025 bei sinen P fehlt (wie
6999 Maldukes Ha 7000 ¶ fehlt Ha 7002–7003 Ha folgt P 7002 Er sprach fehlt Ha 7004 in fehlt Ha 7005 HaA erwägt, ob in (P) ein aus V. 7004 herabgekommenes im ist 7014 Ha folgt P 7019 wurbe Ha 7024 Ha folgt P 7030 Tristant Ha 7031 Ha folgt P 7032 Ha folgt P 7011 galster stn. ›Gesang, besonders Zaubergesang‹ (BMZ I 458 mit Verweis auf die Stelle; Le I 730; vgl. HaAHaN; Schilling 1866, S. 35). / Eventuell wäre für gelastere P an gelastern ›entehren, schänden‹ (Le I 806) zu denken, doch ist die Form von P nicht belegt und die Verschreibung des wohl nicht mehr verstandenen Wortes offensichtlich. 7018 Zu wætlich ›angemessen, was man gut und gerne tun kann‹ siehe Anm. zu V. 1819. 7021 Wohl (P): ›dass er (es) den Königen nicht ersparen sollte‹. Der ˙ doppelte Akk. ist jedoch problematisch, eventuell wäre in den kunigen zu bessern. 7028 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö.
6998–7032
7000
7005
7010
7015
gewinnen wir ihm die Burg mit Malducs Hilfe ab.‹ Da antwortete alsbald Erec, der Sohn König Lacs; er sprach: ›Ich glaube, niemand vermag den Mann hierher zu beordern. Wir sind ihm in vieler Hinsicht oft schädlich gewesen: Seinem Vater habe ich das Leben genommen, als Walwein seinen Bruder erschlug. Auch hatte ihn mein Herr, der König Artus, aus einem Land vertrieben, wo er mit seinem Zaubergesang viele Tage verbracht hatte. Doch einerlei, wenn er uns bei diesen Dingen irgendwie nützlich sein kann, sollen wir uns nun gerne beeilen und Sühne leisten, so gut wir können, damit wir das Laster beilegen.‹
Sogleich berieten sie sich. 7020
7025
7030
Nichts schien ihnen so angemessen, wie um den Mann zu werben. Sie kamen darin überein, dass der König es nicht unterlassen sollte, dass er selbst mit drei Begleitern zu dem Zauberer ritte, und dass er sein berühmtes Heer in die Obhut seines Sohnes gäbe. Da zeigte sich abermals gut, dass ihm die Königin lieb war. Aus dem Heer wählte er die aus, die er für besonders mannhaft befand: das waren Karjet und Tristrant und Lanzelet. Die drei, die nahm er aus der Menge.
395 ... gewinnen wir ihnen die Burg mit Malducs Hilfe ab.‹
... er sprach: ›Ich glaube, mein Herr vermag den Mann nicht hierher zu beordern.
Doch einerlei, wenn er bei diesen Dingen nützlich sein kann, dann sollen wir uns gerne beeilen ...
Sogleich bereiteten sie sich also vor. So kamen sie darin überein, dass er es den Königen nicht ersparen sollte, ...
396
7035
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7045
7050
7055
7060
7065
Text und Übersetzung zuo der verte was er gerech. nuo reit er in den fôrech, der nâhe bi Karadigân lac. als in erschein der vierde tac, der strâze si vermisten, daz si lützel wisten, wâ si wâren in dem walde. dô riten si für sich balde unz ze dem Schrîendem Mose. 44vb swer nuo welle, der lose, wi ez stuont umb daz mos. dar über moht dehein ros borwol oder nimer komen. Wir hân von manigem man vernomen für wâr, der nuo niht lebet, daz dâ ein michel sê swebet. dar ûz rinnet ein ahe klâr, der nie dehein tier für wâr, swi sêre ez durste, getranc. di vische wâren eben lanc und eben kurz, di drinne gânt. di Engellender ir vil hânt, si sint lanc als ein arm. diu ahe ist wîlent als warm, ich enweiz von waz natûre, daz al di nâchgebûre und di trünne der tiere, di vliehen harte schiere ein tageweide und mêre; und schrît daz mos sô sêre, daz al diu tier sterbent, diu sô tôrlîch werbent, daz si der stunde hânt erbiten.
7035 Karadygan W
7036 Der vierde tag in eigener Zeile P
7033–7034 Ha folgt P 7052 sint ebenlanc Ha
7035 Kardigân Ha 7054 Engellende Ha
gerecht P vorecht P
... Der nohe by˙ Karedol lag. Also jme do schein der vierde tag, ...
schritginne mosse P stue nde vmbe die moß P
˙ Dar uber möchte kein rosß Niemer me komen. Wir hant mit worheit das vernomen Von manigem man, der nohe lebet, ... do WP 135r P
Die vische sint all eben lanck ... dinne P
Die Engellender ir vil vant, Sie sint lang also ein halber arm. warn P 2 Von neiswas nate P nach gebvre W nach gebure P túrme P di fehlt P fliehent P
alle tier ersterbent P di W torliche sider w erbent P
... Das sie der sty“mme hant erbitten.
7045 bor wol W
7054 engellendes W engellen das P
7041 Schrîenden Ha 7046–7047 Ha folgt P 7046 ¶ fehlt Ha 7057 Ha folgt P 7060 Ha folgt P 7065 Hannink folgt P
7033–7034 Der Reim in W ist problematisch; allerdings ist auch die Lösung von PHa zweifelhaft, da gerech im Text durchaus üblich ist. Eventuell könnte man fôrech als Nebenform zu (sonstigem) fôreht ansetzen und dabei die generelle Variabilität von Fremdwörtern in Rechnung stellen? 7033 Zu gerech W siehe Anm. zu V. 3328. 7041 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 7045 Zu borwol siehe Anm. zu V. 1692. 7047 Lies nohe = noch P (ebenso Ha) 7049 ahe stf. ›Fluss‹ (BMZ I 13 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7079, 7140; Le I 28; vgl. Schilling 1866, S. 30; vgl. V. 7056). 7054 Die Abbreviatur in W sowie das Verderbnis in P sprechen klar für Engellender, das auch sonst belegt ist (Le I 556). 7056 Zu ahe siehe Anm. zu V. 7049. 7059 trünne stf. ›laufende Schar‹ (BMZ III 95 mit Verweis auf die Stelle; Le II 1547). 7060 Konj. im Finalsatz (W) steht, ›sofern die Möglichkeit einer formalen Differenzierung zwischen Indikativ und Konjunktiv gegeben ist‹ (Mhd. Gramm. § 481). Hier könnte eine voluntative Bedeutungsnuance (die Tiere etc. wollen, beeilen sich, es pressiert ihnen zu fliehen) angenommen werden.
7033–7065
7035
7040
7045
7050
7055
7060
7065
Er war zur Fahrt bereit. Nun ritt er in den Wald, der nahe bei Karadigan lag. Als sie den vierten Tag unterwegs waren, kamen sie vom Weg ab, sodass sie kaum wussten, wo in dem Wald sie waren. Da ritten sie schnell vor sich hin bis zu dem Schreienden Moor. Wer nun will, der höre, wie es um das Moor bestellt war. Darüber konnte ein Ross nur schwerlich oder gar nicht reiten. Wir haben in der Tat von vielen Männern vernommen, die nun nicht mehr leben, dass dort ein großer See schwebt. Daraus rinnt ein klarer Fluss, aus dem wahrhaftig niemals ein Tier trank, wie sehr es auch dürstete. Die Fische waren gleich lang und gleich kurz, die darin leb(t)en. Die Engländer haben viele von diesen, sie sind so lang wie ein Arm. Der Fluss ist bisweilen so warm, ich weiß nicht weswegen, dass all die angrenzenden Bewohner und die laufende Schar der Tiere, dass die sehr schnell einen Tagesmarsch weit und mehr fliehen; und das Moor schreit so sehr, dass alle die Tiere sterben, die sich so töricht verhalten, dass sie auf diesen Moment gewartet haben.
397
... der nahe bei Karidol lag. Als er da den vierten Tag unterwegs war, ...
Darüber konnte ein Ross nie und nimmer reiten. Wir haben es wahrhaftig von vielen Männern vernommen, die noch leben, ...
Die Fische sind alle gleich lang ... Die Engländer fangen viele von diesen, sie sind so lang wie ein halber Arm.
... dass sie auf die Stimme gewartet haben.
398
7070
7075
7080
7085
7090
7095
7100
Text und Übersetzung idoch von disen vremden siten sô wirt daz wazzer alsô heiz, daz dâ von tiergelich wol weiz, daz in der lîp niht mêr frumet, swenne daz geschrei kumet. nuo lânt mich iuch berihten: drî tage vor sunegihten sô schrît daz mos und selten mêr. Man siht dâ vogelîn alsô hêr, der vil ûf dem sêwe swebet, daz er nimer ein jâr gelebet, der in iht ze leide tuot. dâ von ist ez ze mîden guot. Dô Artûs ze der ahe kam und er rehte vernam, 45ra wâ er was in den walden, dô muos er ûf halden und ein wîle stille haben. dô sach er einen ritter draben über daz Schrîende Mos. sô rehte snel was sîn ros, daz man di slâ niht kunde spehen. als er den künic het ersehen, dô erkant er in, daz was reht; wan der selbe guot kneht, swâ er den sumer hin treip, den winter er imer beleip bî Artûses massenîe. den künic und di drîe hiez er sîn grôz willekomen. ouch moht er in wol gevromen über daz tief gevilde. er hiez Dodines der wilde mit den breiten handen. den künic von Irlanden, den brant er und herte.
7074 do W
7078 do W / zemiden W
disem frömden sitten P do WP tegelich P
˙ sungehten P
Man siht do fogele also her, ... 135v P ein fehlt P zeleide W der] Weler man P
Hie von ist sagehaft der flüt. Do der kúnig Arthus zuo der ache kam ... welden P
So rechte snelle was das roß, Das man sin slac nit kunde erspehen.
her W hin vertreip P artuses W art9 P Die hies er groß wilkome sin P
... Wanne er möchte jn wol gefromen ´ Vber die tieffe gewilde. dodýnes W dodines P ir landen P 136r P und] jme P
7079 artus W
7074 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 7076 Ha folgt P 7078–7079 Ha folgt P 7086 HaA erwägt das P = des folgt P 7095 grôz fehlt Ha, dagegen Be, der W folgt 7096 Hannink folgt P
7091 Ha
7072 sungiht etc. stf. ›eigentlich Gang der Sonne‹, schwäb.-alem. für ›Sonnwende‹ (BMZ I 518; Le II 1313. 1314. 1318, beide mit Verweis auf die Stelle). 7078 sagehaft adj. ›berühmt‹ (BMZ II/2 23 mit Verweis auf die Stelle; Le II 571). / vluot ist im ›Lanzelet‹ – wie auch mhd. (Le III 422) – Fem. und Mask. 7087 slac (P) stm. (hier) ›Hufschlag‹ (Le II 951). 7091 Konjektur, da ich her trîben im Sinne von ›dahinbringen‹ weder in den Wbb. noch in MHDBDB eindeutig nachweisen kann. Vgl. allenfalls Trist 4355, dort aber mit Akk.-Obj. 7097 gewilde (P) ›Wildnis‹ ist mhd. nur stn. (Le I 990), vielleicht kann aber an wilde stf. (dasselbe; Le III 885) und nhd. Wildnis gedacht werden; vgl. zum Genuswechsel neutr. > fem. auch DWb XXX 107f.
7066–7101
7070
7075
399
Jedoch wird das Wasser wegen dieser merkwürdigen Eigenschaft so heiß, dass davon ein jedes Tier genau begreift, dass ihnen (den Tieren) das Leben nichts mehr nützt, sobald das Geschrei anhebt. Nun lasst mich euch berichten: Drei Tage vor Sonnwende, da schreit das Moor und sonst nicht. Man sieht dort so edle Vöglein, Man sieht dort so edle Vögel, ... von denen viele auf dem See schwimmen, dass er kein Jahr mehr am Leben bleibt, der ihnen irgendein Leid zufügt. Deshalb sollte man es vermeiden. Dafür ist das Gewässer berühmt.
Als Artus zu dem Fluss kam
Als der König Artus zu dem Fluss kam ...
7080
7085
7090
7095
7100
und er richtig begriff, wo in den Wäldern er war, da musste er anhalten und eine Weile ruhig verbleiben. Da sah er einen Ritter über das Schreiende Moor traben. Sein Ross war derartig schnell, dass man die Spur nicht ausmachen konnte. Als er den König erblickt hatte, da erkannte er ihn, das war richtig; denn dieser tapfere Kerl, wo immer er den Sommer über war, blieb im Winter stets beim Gefolge von Artus. Den König und die drei hieß er sehr willkommen sein. Auch konnte er ihnen gut über das tiefe Gefilde helfen. Er hieß Dodines der Wilde mit den breiten Händen. Beim König von Irland, bei dem hatte er gebrandschatzt.
Das Ross war derartig schnell, dass man seinen Hufschlag nicht ausmachen konnte.
... denn er konnte ihnen gut über die tiefe Wildnis helfen.
400
7105
7110
7115
7120
7125
Text und Übersetzung er gap umb sîn geverte niht ein hâr, ist uns geseit, swenne er sîn ros überschreit, wan daz het solhen ganc, daz er daz tou niht erswanc, swenne ez der wilde Dodines stolzlîche ûf daz kes und über daz mos rande; dâ sîn vîande von tief muosen senken, dâ sach man ez niht wenken, daz ez im iht möhte werren. Dô fuorte sînen herren Dodines, der helt balt, ûf sîn hûs, daz was gestalt bî dem mose ûf einen stein. ez enwart nie burc dehein erbûwen baz noch alsô wol. ditze veste nam des landes zol, 45rb wan im der walt was undertân. als ein kerze gedrân was der stein âne mûre, dar ûf ein turn von natûre, daz nie dehein bezzerr wart, innen hol und ûzen sô hart als ein gellendiu fluo.
7110 do W
7112 do W
er] Vnd P vber schreit W
... Wanne daz hate so lichten gang, ... tov niene swang P dodýnes W dodines P Stüffte P über daz] vff die P
... Das sine uiande Von tieffe muo stent wencken, ˙ Danne sach man es zuchte wencken, ... geweren P ¶P dodynes W dodines P eime P noch] vnd P nam] min P in P
... Ein turn von nature, ... besre P Vers fehlt P
7114–7115 in einer Zeile P
7108 Combridge 1968, S. 76f. erwägt Stüffte P < stoptu¯ ›stapfen lâzen‹, wodurch sich eine völlig neue syntaktische Struktur ergäbe 7111–7112 swanken : wanken La (Ha) 7124 Ha folgt P 7125 bezzerre Ha 7126 sô fehlt Ha 7106 Lies tov niene P. 7108 kes stn. ist wohl ›Eislager auf den Gebirgen, Gletscher‹ (BMZ I 802 nach Bayer. Wb. I 1300f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. Schilling 1866, S. 35f.), wie es noch heute im Bair. in vielen Flurnamen des alpinen Raums erhalten ist. DWb XI 619 und (danach) Le I 1560 vermuten für die Stelle (offenbar metonymisch zu ›Gletscher‹ etc.) ›fester, glatter Boden‹ (vgl. Pérennec, S. 127, der die Stelle für ungelöst hält). Pé übersetzt »sable« (Nebenform zu kis ›Kies‹), verweist ebd., S. 335, Anm. 118 aber auch auf Bayer. Wb. Nicht zutreffend dürfte die aus dem Kontext entwickelte (und damit tautologische) Bedeutung ›sumpfige Erde‹ (HaA) sein. / Die Herleitung von Stüffte P durch Combridge halte ich wegen des Vokalismus für nicht überzeugend, daher kein Paralleltext. P hat häufig stüff- etc. für stolz- W, dass diese Form noch etwas stärker verderbt ist als die übrigen, scheint mir nebensächlich. 7110 Lies Das P ›sodass‹. 7111 senken W ist problematisch und nur als sinken machen, allenfalls mit eingespartem Akk., belegt (BMZ II/2 306; Le II 885). Ich sehe neben der Konjektur bei Ha drei Optionen: (1) eingespartes Akk.-Obj. = die Rösser der Feinde, was aber semantisch schief wirkt (sie versenken die Rösser ja nicht bewusst); (2) eingespartes Subj. = die Rösser der Feinde, die – weil sie selbst einsinken – ihre Reiter ›versenken‹; (3) Konjektur von dâ (V. 7110) zu daz ›das (= das Moor)‹ und von muosen (V. 7111) zu muose. 7122 gedrân als (altes) st. Prät. von dræjen swv. ist selten (BMZ I 387 mit Verweis auf die Stelle; Le I 457f. mit Verweis auf V. 8125; Mhd. Gramm. § 268, Anm. 3). 7127 gellen stv. ›(laut) tönen, schreien‹ (BMZ I 519 mit Verweis auf die Stelle; Le I 821), hier: ›mit Echo widerhallen‹ (WePéBuSpKe). / vluo stf. ›(hervorstehende und jäh abfallende) Felswand‹ (BMZ III 355 mit Verweis auf die Stelle; Le III 420; vgl. HaA; Haupt, Sp. 116f.; Schilling 1866, S. 36). / Die Annahme eines Eigennamens Gellendiu Fluo, wie sie Richter 1934, S. 35 vorschweben dürfte, scheint mir wegen des Vergleichs (als) und des unbestimmten Artikels unwahrscheinlich.
7102–7127
7105
7110
7115
7120
7125
Er kümmerte sich um seinen Weg nicht um ein Haar, ist uns gesagt, wenn er auf seinem Ross saß, denn das hatte einen solchen Gang, dass er (der Gang) den Tau nicht rührte, wann immer es der wilde Dodines stolz über das Kees und über das Moor laufen ließ; wo seine Feinde wegen der Tiefe (ihre Rösser) versenkten, dort sah man es nicht einmal wanken, sodass es ihm irgendwie hätte schaden können. Da führte Dodines, der kühne Held, seinen Herrn auf seine Burg, die bei dem Moor auf einem Felsen errichtet war. Es wurde niemals eine Burg weder besser noch gleich gut erbaut. Dieser Festung war das Land zollpflichtig, weil ihm (Dodines) der Wald untergeben war. Der Stein war wie eine Kerze ohne Mauern gedrechselt, darauf ein natürlich gewachsener Turm, sodass es nie einen besseren gab, innen hohl und außen so hart wie eine Felswand, von der das Echo widerhallt.
401
... denn das hatte einen so leichten Gang, ...
... sodass seine Feinde wegen der Tiefe wankten, wenn man es zuchtvoll wanken sah, ohne dass es ihm irgendwie hätte schaden können.
... ein natürlich gewachsener Turm, ...
402
7130
7135
7140
7145
7150
7155
Text und Übersetzung dar ûf umb dirzuo was gemaht guot gesæze. wi ungern ich vergæze, daz Artiure, dem künige hêr, wart gegeben nie mêr diu wirtschaft noch sô voller rât von zame noch wiltbrât, als im gap der wilde! dar nâch reit der milde, der rîche künic Artûs, von sînes lieben vriundes hûs gein dem furte hin dan, dâ diu ahe von dem sê ran. daz wazzer was grôz und tief, dar zuo ez als drâte lief, daz nieman dran getorste komen wan – als ich ez hân vernomen – zeiner brücke gein dem wege. diu hiez ze dem Stiebendem Stege. dâ muosen di recken den rossen bedecken diu houbet und bewinden, wan si enkunden vinden deheinen rât, der bezzer wære. Artûsen, den künic mære, dûhte daz ein grôz gewin, in fuorte Dodines hin zuo der burc des zouberæres. dô was er vrô des mæres und di sîne michels mê. ze dem Genibelten Sê riten si ize an den sant.
7129 Gesesse links vor V. 7130 wiederholt P Hannink 1914, S. 30
136v P die zuo P
arture W arthus P
noch von wilt brat P mul9 P artus W arthus P den W do W Do P sewe P wazzer] wot P
... Wanne daz wasser also drate lieff, ...
˙ brücke] burge P stiebenden P do W] ¶ Hie P verbindent P enkunden] möchtent P Enkeinen P artusen W Arturen P dem W 137r P dodynes W dodines P göglers P des] dis P
ize fehlt P
7141 HaA liest woc für P und denkt an der wâc ›wogendes Wasser‹; ebenso
7128 Ha folgt P / dar ûf, dar umbe und derzuo Haupt, Sp. 107 7134 noch von wiltbrât Ha 7140 sêwe Ha 7146 Ha folgt P 7128 HaALei befinden beide Handschriften für unverständlich, BMZ III 951 und Le III 1189 verzeichnen zuo als (eventuell) stf. ohne Bedeutungsangabe und mit nur diesem Beleg. Am einfachsten wird es aber sein, dirzuo (W) als dir zuo = dâr/dar zuo (vgl. Le 410) zu lesen, also: ›dazu‹, freier: ›außerdem, überdies, zusätzlich‹, wenngleich das doppelte dar etwas stutzig macht. umb ist bei dieser Deutung als adv. ›um, herum‹ (Le II 1722) zu übersetzen, fraglich bleibt allerdings die Satzstellung. Erwägenswert wäre auch Konjektur umb > und, wodurch der Vers aber eine tautologische Struktur (dar ûf – dar zuo) erhielte. Ähnlich, aber zu weitgehend in seinem Vertrauen auf metrische Belange erscheint mir der Vorschlag von Haupt. 7129 gesæze stn. (hier – vgl. Anm. zu V. 6791) ›Wohnsitz, Wohnung‹ etc. (BMZ II/2 340; Le I 895; vgl. Haupt, Sp. 107). 7140 sê Dat. Sg. findet sich schon bei den ›klassischen‹ Autoren (Mhd. Gramm. § 178, 2); vgl. auch die Reime V. 169–170, 569–570, 2293–2294, 2475–2476, 2791–2792, 5375–5376, 6107–6108, 6991–6992, 7157–7158, 7587–7588, 7659–7660. 7141 Die Erklärung von wot P als Verschreibung aus wâc ist gut möglich; oder handelt es sich um eine verderbte unverschobene Form? 7146 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340.
7128–7159
7130
7135
7140
7145
7150
7155
Außerdem war darauf rundherum ein guter Wohnsitz errichtet. Wie ungern würde ich darauf vergessen, dass Artus, dem edlen König, nie mehr eine solche Bewirtung noch ein so vollkommener Vorrat an Fleisch von zahmen und wilden Tieren gegeben wurde, wie ihm der Wilde gab! Danach ritt der freigebige, der prächtige König Artus von der Burg seines lieben Freundes weg zu der Furt, wo der Fluss aus dem See rann. Das Gewässer war groß und tief, außerdem lief es so schnell, dass niemand daran heranzugehen wagte außer – wie ich vernommen habe – zu einer Brücke, die am Weg lag. Die hieß Zum Stiebenden Steg. Da mussten die Recken den Rössern die Häupter bedecken und umwickeln, denn sie konnten nichts finden, das besser gewesen wäre. Artus, der berühmte König, hielt das für einen großen Gewinn, dass ihn Dodines hin zur Burg des Zauberers führte. Da war er über die Sache froh und die Seinen noch viel mehr. Sie ritten gleich darauf ans Ufer zum Vernebelten See.
403
... denn das Gewässer lief so schnell, ...
404 7160
7165
7170
7175
7180
7185
7190
7195
Text und Übersetzung umb den was ez sô gewant: 45va dâ sîn der gougelær pflac, ein hûs enmitten drinne lac. von dem lande gienc ein brücke dar. der enwart nieman gewar, wan alse Malduc gebôt. nuo hielt Artûs durch nôt gein der burcstrâze. ich en weiz, wer in în lâze. Morn nâch des küniges ger, dô reit über di brücke her, als ez vruo was ertaget, des wirtes tohter, ein schœniu maget, diu hübsch was und êrbære. siu fuort einen sperwære, von maniger mûze wol getân. man sach ir pferit schône gân. Mit dem selben stoltzen kinde liefen zwêne winde, wan siu durch baniken ûz reit. als uns daz welsche buoch seit, sô endorft siu niht wîser wesen, wan siu hât gelesen diu buoch von allem liste, dâ von siu wunder wiste. âne Fêmurgânen di rîchen, sô enkunde sich ir gelîchen dehein wîp, von der ich ie vernam. als siu für di brücke kam, dâ siu di rîchen geste vant, diu maget gruozte si zehant, wan siu sach an ir gebâren, daz si alle fürsten wâren. ... ... dar nâch bekante diu maget,
7166 artus W / heilt P
7167 burc straze W
7173 Ha folgt P 7177 ¶ fehlt Ha 7193 Initiale fehlt Ha
Vmb den waz es so gewant, Daz sin der göglere pflag. Ein huß enmitten dar jnne lag.
malduch W maleduc P
Nuo hielt Arthus durch alle not Gegen der burg starcke. Jch enweis, wer in in larte. ˙ burc W uber jene brugge P
... Also es früge was vor tag, ... ˙ ... Hubsch vnd erbere.
137v P ¶ fehlt P kinder P
Sie endorfftent wiser nith wessen P allen listen WP do W Do P femvrganen W Ane femurgane P sô] Sie P
do W Do P
Dar zuo merckent einen list, Der noch an manigem wibe ist: Dar noch also ir was gesaget,
7177 kinder P] r unsicher
7185 Fêmurgân Ha
7193–7196 Ha folgt P, dagegen Hannink, der W folgt
7168 larte zu larn als Nebenform von lêren swv. ›zurechtweisen, unterweisen, lehren, kennen lehren (mit Akk.)‹ (Le I 1884), ein in wäre eventuell durch ez zu ersetzen. 7175 mûze stf. ›das Mausern, Federwechsel der Vögel‹ (BMZ II/1 281 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2261). 7179 baneken swv. ›umher tummeln, sich durch Bewegung erlustigen‹ (Le I 120 mit Verweis auf die Stelle). 7183 Konjektur mit Ha wegen des Reims. 7184 wunder ist hier mehrdeutig, die Übersetzungen gehen auseinander: ›wonderful things‹ (We), ›magie‹ (Pé), ›sortes de choses merveilleuses‹ (Bu), ›Geheimlehren‹ (Sp); ›mysterious secrets‹ (Ke); vielleicht auch nur ›sehr viel‹ (Pérennec, E-Mail vom 29.10.2004; vgl. Anm. zu V. 2255).
7160–7195 7160
7165
Um den war es so bestellt: Eine Burg lag in der Mitte darin, wo der Zauberer über ihn herrschte. Vom Land ging eine Brücke dorthin. Die nahm niemand wahr, außer wenn Malduc es gebot. Nun hielt Artus in Bedrängnis auf die Burgstraße zu. Ich weiß nicht, wer ihn einlassen wird.
405 Um den war es so bestellt, dass der Zauberer über ihn herrschte. Eine Burg lag in der Mitte darin.
Nun eilte Artus in aller Not auf die Burg zu. Ich weiß nicht, wer ihn das gelehrt hatte.
Am Morgen ritt nach dem Verlangen des Königs 7170
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7190
7195
die Tochter des Burgherrn, eine schöne Maid, die höfisch und ehrenhaft war, über die Brücke her, als es eben Tag geworden war. Sie führte einen Sperber, der vom vielen Mausern eine schöne Gestalt hatte. Man sah ihr Pferd ebenmäßig gehen. Mit diesem stolzen Kind liefen zwei Windhunde, weil sie um des Vergnügens willen ausritt. Wie uns das welsche Buch erzählt, so hätte sie nicht klüger sein können, denn sie hatte die Bücher aller Weisheiten gelesen, wodurch sie sehr viel wusste. Außer der prächtigen Feemurgan konnte sich ihr keine Frau vergleichen, von der ich jemals gehört habe. Als sie vor die Brücke kam, wo sie die prächtigen Gäste fand, grüßte sie die Maid sogleich, denn sie sah an ihrem Verhalten, dass sie alle Fürsten waren. ... ... Die Maid erkannte nach dem,
... höfisch und ehrenhaft, ... ... kurz bevor es Tag wurde.
Dabei erkennt eine Weisheit, die noch viele Frauen haben: Dem entsprechend, wie ihr erzählt worden war,
406
7200
7205
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7225
Text und Übersetzung als ir dâ vor was gesaget, des küniges antlütze. Siu sprach: ›herre, iu ist nütze, daz ich iu bekomen hân; und het ich ez niht getân, sô müesent ir verlorn wesen. idoch sult ir wol genesen 45vb durch niht wan umbe daz, daz iuwer herze ie baz für ander man ze milte stuont, dar an ir harte rehte tuont: dêst wâr, ir hânt es êre.‹ Des genâdet ir sêre Artûs, der ellende. er begund ir an ein ende alliu sîniu dinc klagen. er moht ir lîht gesagen, wan siu het ez ê vernomen, wi im sîn dinc was komen. dô bôt er ir rîch miete, daz siu im her zuo riete. Diu maget sprach: ›ich wære vrô, möht ich iu gedienen sô, daz ez iu wære guot. durch iuwern hübschen muot wil ich iuwer bot sîn mit triuwen zuo dem vater mîn.‹ sus fuor siu zehant, dâ siu iren vater vant, siu begunde in allen gâhen in güetlîch umbevâhen. Siu sprach: ›vater herre, ich wil dich manen verre –
7196 do W / begunde P 7197 arthuse P Zwischentitel) 7222 iren P
So bekande die maget ˙ Dez ku “niges antlutze. ¶ fehlt P
˙ hute ˙ gegrüsset han; ... ... Das ich uch het fehlt W und fehlt P
138r P ˙ ie furbaz P
¶ Des] Doch P ir] er P artus W Arthus P
Er möchte es lichte gesagen, Wanne sie hette es vernomen, ... dô] Je doch P in W
Durch das lobete jme die guo te ˙ Mit getruwelichem muo te, Das sie sin botte were Zuo ir vatter, dem göglere. Do reit von den heilden die frowe Zuo ir selden owe, Do sie den go˘geler vant. Die tochter kuste jn zuo hant, ... siu] Vnd P in fehlt W] Vnd in P vmbe vahen W 138v P
Su˙ sprach: ›vatter herre, Jch wil dich manen sere,
7209–7210 in einer Zeile W
7221 davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für
7198 ¶ fehlt Ha 7199 Ha folgt P 7200 es Ha 7208 ¶ fehlt Ha 7217–7225 Ha folgt P, dagegen We, der W folgt; vgl. Webster/Loomis 1951, S. 222 7217 Initiale fehlt Ha 7221–7222 Dô reit von den helden | diu frowe zuo ir selden, Ha 7227 ¶ fehlt Ha 7228 Hannink, S. 39 folgt P 7199 bekomen stv. mit Dat. der Pers. ›jemandem begegnen‹ (BMZ I 904; Le I 167f.). Die Perfekt-Umschreibung mit haben wirkt (auch angesichts der Belege in den Wbb.) ungewöhnlich, könnte aber nach der (sehr vagen) Distributionsregel in Mhd. Gramm. § 310 (hier: Verben mit dativischer Ergänzung mit haben) möglich sein. 7222 selede = selde (Ha) stswf. ›Wohnung, Haus, Herberge‹ (BMZ II/2 28 mit Verweis auf die Stelle und V. 7744; Le II 862f.; vgl. V. 8588). Für P wäre freilich auch ›zur Au ihres Glücks‹ denkbar, doch macht die distanzierte Haltung der Tochter ihrem Vater gegenüber (sie trägt später zu seinem Verderben bei) eher die Lesung ›zur Au ihres Hauses‹ wahrscheinlich – Malducs Burg liegt ja mitten in einem See. 7228 manen verre ist unklar. Eventuell ist ›erinnern an etwas (weit) Zurückliegendes‹ gemeint (so We). PéBuSpKe lesen verre als Emphase. / Folgt man P, ist für V. 7227 vater hêre zu lesen (vgl. Hannink, S. 39).
7196–7228
7200
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7220
7225
wie ihr zuvor erzählt worden war, das Antlitz des Königs. Sie sprach: ›Herr, es ist euch von Nutzen, dass ich zu euch gekommen bin; und hätte ich es nicht getan, so wärt ihr verloren gewesen. Jedoch soll es euch gut ergehen und das nur deshalb, damit euer Herz umso mehr freigebig gegenüber anderen Männern ist, woran ihr sehr richtig handelt: Das ist wahr, ihr habt davon Ehre.‹ Dafür dankte ihr Artus, der fremde, sehr. Er begann, ihr seine ganze Geschichte vollständig zu klagen. Es fiel ihm leicht, ihr zu erzählen, denn sie hatte es zuvor vernommen, wie es um seine Sache bestellt war. Da entbot er ihr reiche Belohnung, damit sie ihm dazu ihren Rat sagte.
407 so erkannte die Maid das Antlitz des Königs. ... dass ich euch heute gegrüßt habe; ...
Es fiel ihm leicht, es zu erzählen, denn sie hatte es vernommen, ...
Die Maid sprach: ›Ich wäre froh, wenn ich euch so dienen könnte, dass es euch gut bekommt. Wegen eurer höfischen Gesinnung
Deswegen gelobte ihm die Gute mit treuer Gesinnung, dass sie bei ihrem Vater, dem Zauberer, seine Botin sein würde.
will ich in Treue eure Botin bei meinem Vater sein.‹ So fuhr sie sogleich dorthin, wo sie ihren Vater fand, sie begann in aller Eile, ihn freundlich zu umarmen. Sie sprach: ›Herr Vater, ich will dich eindringlich erinnern –
Da ritt die Dame von den Helden zur Au ihres Hauses, wo sie den Zauberer fand. Die Tochter küsste ihn sogleich, ... Sie sprach: ›Edler Vater, ich will dich nachdrücklich erinnern,
408
Text und Übersetzung
des solt du mich geniezen lân –, daz ich dir ie was undertân, und soltu mich einer bet wern, der ich an dich wil gern.‹ 7232a ... ›Ich tuon. sage, waz ez sî.‹ ›hi haltent nâhe ritter bî‹, 7235 sprach diu maget wol getân, ›den solt du einen vride lân. daz ist wol mîn wille.‹ dô gesweic der vater stille, unz er vernam daz mære, 7240 daz der künic Artûs wære dar ûf genâde komen und er im büezen ze vromen wolte laster und leit, 46ra daz er im sîn aribeit 7245 mit sînen listen wolt minren. ›wil er mich des ginren, daz er daz tuo‹, sprach der wirt, ›swi harte mich mîn schade swirt, sô versuoch ich gerne, swaz ich kan. 7250 ich enwil aber niht wan zwêne man, daz man mir di bringe âne allerslahte gedinge, swenne ich sîn dinc verende, und daz man mir si sende 7255 her heim, sô ich in hân gewert sînes wîbes, als er gert. er mac sich selbe wol enstân, waz mir di leides hânt getân. daz ist Wâlwein und Erec. 7260 Nuo rît, tohter, dînen wec und gib in des di triuwe dîn, daz ditz diu miete müez sîn, der ich an den künic ger, 7230
7231 solt W
Daz ich dir e was vnderton: Dez soltu mich geniessen lon; Vnd gewer mich, Des ich bitte dich.‹ Der vatter sprach: ›das duv n ich. Nuo sage an, was ez sy.‹ rittere nohe P
Da sweig P die mere P artus W arthus P Vff gnode dar P er fehlt W zevromen W buo sse P
... Das er jme sin arbeit Mit listen hulffe minren. ... ›Wie harte mich nuo schaden swirt, ... 139r P wil P
˙ ... Das mir der kunig die bringe, Vnd aller slachte gedinge, Wanne ich sin ding gelende, Alle daz er mir se sende Her heim, obe ich in han gewert Sines wibes, dez er gert. ... Was sie mir leides hant getan, Der kuo ne Walwein vnd Erec. Nuo rit du, tochter, enweg ...
der] Das P
7259 walwein W
7229–7230 Ha folgt P 7229 e P] ie Ha 7233 ¶ fehlt Ha 7234 Ha folgt P 7241 Ha folgt P 7251 Ha folgt P 7253 Ha folgt P 7254 ald daz Ha 7255 Ha folgt P 7258 Ha folgt P
7245 Ha folgt P
7231 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. 7242 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. / ze vromen ›hinlänglich, völlig‹ (Le III 550). 7252 ›bedingungslos‹ (W), ›und völlige Gewissheit‹ (P); vgl. Le I 771f. Möglicherweise ist P aber einfach verderbt, der Schreiber dürfte sich bei gedinge unsicher gewesen sein (vgl. V. 8303). 7253 gelenden = verenden ›zu Ende bringen‹ etc. (BMZ I 938 mit Verweis auf P; Le I 810. III 105f. mit Verweis auf W; vgl. HaA). 7254 Alle daz er mir se = daz er mir si alle P? Oder ist alle mit Ha als alde zu lesen (Le I 35), obwohl keine gegensätzlichen Optionen gegeben sind? 7258 di W ist deiktisch zu lesen.
7229–7263 du sollst mich dafür belohnen –, dass ich dir stets untergeben war, und du sollst mir eine Bitte gewähren, die ich an dich herantragen will.‹ 7232a ... ›Das tue ich. Sage, was es ist.‹ ›Hier in der Nähe halten Ritter‹, 7235 sprach die schöne Maid, ›denen sollst du in Frieden begegnen. Das ist genau mein Wille.‹ Da schwieg der Vater still, bis er erfuhr, 7240 dass der König Artus dorthin in Hoffnung auf Unterstützung gekommen wäre und er ihm Laster und Leid hinlänglich büßen wollte, damit er (Malduc) ihm seine Drangsal 7245 mit seinen Künsten vermindern würde. 7230
›Wenn er mir das versichert, dass er das tut‹, sprach der Burgherr, ›dann versuche ich gerne alles, was ich vermag, egal wie sehr mich mein Schaden schmerzt. 7250
7255
7260
Ich will aber nichts außer zwei Männern, dass man mir die bringe ohne irgendeine Bedingung, im Falle dass ich seine Sache zu Ende bringe, und dass man sie mir her nach Hause sende, wenn ich ihm seine Frau verschafft habe, wie er verlangt. Er kann sich selbst gut denken, was die mir an Leid zugefügt haben. Das sind Walwein und Erec. Nun reite, Tochter, deinen Weg und gib ihnen darauf dein Wort, dass dies der Preis ist, den ich von dem König verlange,
409 dass ich dir früher untergeben war: dafür sollst du mich belohnen; und gewähre mir, worum ich dich bitte.‹ Der Vater sprach: ›Das tue ich. Nun sag’ an, was es ist.‹
... damit er (Malduc) ihm helfen würde, seine Drangsal mit Künsten zu vermindern.
... egal wie sehr mich nun der Schaden schmerzt. ... dass der König mir die bringe, und völlige Gewissheit, dass, wenn ich seine Sache zu Ende bringe, er mir sie beide her nach Hause senden soll, wenn ich ihm seine Frau verschafft habe, wonach er verlangt. ... was sie mir an Leid zugefügt haben, der kühne Walwein und Erec. Nun reite du, Tochter, hinweg ...
410
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Text und Übersetzung und anders niht bin ich dîn wer.‹ Mit der rede reit diu maget, dâ ir daz leit wart beklaget, und seit in daz mære, wi der lôn wære, des ir vater gerte. ›Swi gern ich in des werte‹, sprach der künic erbolgen, ›si enwoltens lîht niht volgen; ez wære ein ungefüegiu bet.‹ dô antwurt im des Lanzelet: ›herre, ir endürfent des niht jehen, wan ir dicke hânt gesehen, daz Erec und Wâlwân durch iuch diu dinc hânt getân, daz in der lîp ze wâge stuont. daz selbe si noch hiut tuont hinder uns an der reise. ouch en ist kein vreise, wan di ich selbe gern lite, 46rb dâ ich mîn vrouwen mite von ir kumer möht ernern. al des selben wil ich swern von den zwein helden balt, ûf di diu nôt ist gezalt.‹ Dem künige riet ouch Tristrant, ein wortwîser wîgant, daz er al balde tæte, als im gerâten hæte der tugenthafte Lanzelet. Dodines und Karjet, di wolten ez dâ für hân, daz Erec und Wâlwân sô wol nâch êren würben, daz si nimer erstürben wan reht und sæliclîche. Sus überreten si al gelîche
7266 do W
7268 gnuo g P
... Nicht anders wil ich sin din wer.‹ Initiale fehlt P
... Do ir das leit was claget Von dem ku “nige und ouch von der vnfüg. Dez lones si jme zuo gwuo g, ... ¶ fehlt P gewerte P
vnfuo ge P Lantzelet W lantzelet P des fehlt P 139v P
... Wande ich dicke han gesehen, ... walwan W walwein P das ding P
ist enkein P
... Das ich mine frowe mite Von jr müge möchte erwern. das selbe P bezalt P ˙ ¶ fehlt P trystant P r
wot wiser W wort wise P
lantzelet WP tugenhaffte P ¶ Dodýnes W] Dodines P karyet W cariet P und fehlt W walwan WP
seilicliche W vber reten W ¶ fehlt P
7277 walwan W unsicher, eventuell walwein mit zusammengerücktem ei
7284 do W
7264 Ha folgt P 7266–7268 Ha folgt P 7266 was geclaget Ha 7267 zweites von fehlt Ha 7270 ¶ fehlt Ha 7273–7274 bete : Lanzelete Ha 7274 Ha folgt P 7275 irn dürfent Ha 7289 ¶ fehlt Ha / Tristant Ha 7294 ¶ fehlt Ha 7297–7298 wurben : ersturben Ha 7300 ¶ fehlt Ha 7266 Zur Entscheidung zwischen dâ und dô siehe HaA. 7267 Die beiden präpositionalen Ausdrücke in P dissimilieren in ihrer Funktion: Der König ist der Klagende, der Frevel der Gegenstand der Klage. 7268 zuo gewahen stv. mit Dat. ›lasse einen etwas vernehmen oder inne werden‹ (BMZ III 458f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 971; vgl. V. 7305 und Anm. zu V. 1710). 7285 Lies müeje P.
7264–7300 und nichts anderes gewähre ich dir.‹ 7265
von welcher Art der Lohn wäre,
7275
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7285
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7295
7300
... nichts anderes will ich dir gewähren.
Mit dieser Rede ritt die Maid dorthin, wo ihr das Leid geklagt worden war, und erzählte ihnen die Neuigkeit,
7270
411
den ihr Vater verlangte. ›Wie gerne ich ihm das auch gewähren würde‹, sprach der König erzürnt, ›sie würden dem wohl kaum Folge leisten; es wäre eine unziemliche Bitte.‹ Da antwortete ihm Lanzelet darauf: ›Herr, das dürft ihr nicht sagen, denn ihr habt oft gesehen, dass Erec und Walwein um euretwillen solche Dinge getan haben, bei denen sie ihr Leben aufs Spiel setzten. Dasselbe tun sie noch heute hinter uns auf der Fahrt. Auch gibt es keine Not, die ich nicht selbst gerne ertragen würde, wenn ich damit meine Herrin von ihrem Kummer erlösen könnte. Genau dasselbe will ich für die beiden kühnen Helden schwören, für die die Drangsal bestimmt ist.‹ Auch Tristrant, ein wortgewandter Kämpfer, riet dem König, dass er alsbald tun sollte, wie ihm der tugendhafte Lanzelet geraten hatte. Dodines und Karjet, die beteuerten, dass Erec und Walwein sich so sehr um Ehre bemühten, dass sie niemals sterben würden, es sei denn angemessen und glücklich. So überredeten sie alle zusammen
... wo ihr das Leid von dem König und auch wegen des Frevels geklagt worden war. Sie setzte ihn (Artus) von dem Lohn in Kenntnis, ...
... denn ich habe oft gesehen, ...
... wenn ich damit die Mühsal von meiner Herrin abwehren könnte.
412
7305
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Text und Übersetzung den künic, daz er gewerte Malducken, des er gerte; wan si wisten wol di wârheit, daz im di helde wæren bereit ze tuonn, swes er in zuo gewuoc. Diu maget ez dô zesamen truoc mit wîslichem râte, fruo und spâte, daz ir vater mit dem künige reit, und doch mit der gewarheit, daz im arges niht geschach. Swaz künic Artûs gesprach, daz zerbræch er durch nieman. mit der rede riten si dan über ein sleht gevilde. Dodines der wilde füert den künic sô guoten wec, âne brücke und âne stec, daz er schiere heim kam. Als daz diu ritterschaft vernam, dô wart nie man enpfangen baz. si erscheinden an ir vröude daz, daz ez im dicke wol ergât, 46va swer di sîne willic hât. Zuo dem sæze was niht der mære, diu si dûhten sagebære ir herren, dô er wider kam. der künic Artûs di fürsten nam und kunt in, waz dâ was gelobet. ›ir hætent anders getobet‹, sprâchen si algelîche. Erec der tugentrîche, und der hübsche Wâlwein, di wurden beide des en ein, ob ez ir vrouwen iht vervienge, swar zuo ez in ergienge, daz si sich antwurten wolten
140r P maldvchen W Maleducken P worent P zetuo nn W Zuo tuo nde P jn genuo c P ¶ fehlt P dô fehlt P Fruo ge P
... Vntze ir fatter mit dem ku “nige reit, ... artus W arthus P ¶ fehlt P Waz der kúnig P Mit dirre reit der har dan P dodynes W Dodines P Der fue rte P hein P diu] sin P enwart P
Sie sehent an jr fröide daz, Das es jme wol ergat, Der die sinen willig lat. Initiale fehlt P gesesse P di W 140v P artus W arthus do die P do WP
Er hette anders ertobet, ... tvgent riche W walwein WP
... Das sie sich gerne woltent
7322 vrowen W 7305 zuo fehlt Ha 7306 ¶ fehlt Ha 7312 Ha folgt P / ¶ fehlt Ha 7337 Kraus 1919, S. 30, Anm. 3 folgt P
7317 der fuort Ha
7337–7338 Ha folgt P
7305 Zu zuo gewahen siehe Anm. zu V. 7268. 7317 Das Präs. ist wegen Prät. in V. 7319 problematisch; eventuell wäre mit Ha zu bessern. 7322 jr P bezieht sich auf Artus und sein Gefolge (= die Heimkehrenden). 7324 W: ›der (sich) die Seinen geneigt hält‹ = ›dem die Seinen wohlgesonnen sind‹ (so auch WePéBuSpKe). P ist schwer zu beurteilen (verderbt?), vielleicht dasselbe, vielleicht auch: ›der den Seinen ihren Willen lässt‹? 7325 Zu sæze (W) siehe Anm. zu V. 6238, zu gesæze (P) Anm. zu V. 6791.
7301–7337
7305
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7320
den König, dass er Malduc gewährte, wonach er verlangte; denn sie wussten ganz bestimmt, dass die Helden bereit waren, für ihn zu tun, was immer er ihnen auferlegte. Die Maid übte sich da früh und spät mit klugem Rat, damit ihr Vater mit dem König ritt, allerdings mit der Versicherung, dass ihm nichts Übles geschehen würde. Was immer König Artus versprach, das brach er wegen niemandem. So ritten sie davon über ein ebenes Gefilde. Dodines der Wilde geleitete den König auf einem so guten Pfad, ohne Brücke und ohne Steg, dass er geschwind nach Hause kam. Als die Ritterschaft das hörte, da wurde niemals ein Mann besser empfangen. Sie zeigten es an ihrer Freude, dass es dem oft gut ergeht, der sich die Seinen geneigt hält.
7325
Von der Belagerung gab es keine Neuigkeiten,
7330
von denen sie glaubten, dass sie sie ihrem Herren sagen sollten, als er zurückkam. Der König Artus nahm die Fürsten bei Seite und verkündete ihnen, was da gelobt worden war. ›Ihr hättet getobt, hättet ihr anders gehandelt‹,
7335
sprachen sie alle zusammen. Erec, der tugendreiche, und der höfische Walwein, die stimmten beide darin überein, egal wie es ihnen bekäme, dass sie sich gerne allem unterziehen würden, wie sie sollten,
413
... bis ihr Vater mit dem König ritt, ...
Sie sahen an es an ihrer Freude, dass es dem gut ergeht, der den Seinen ihren Willen lässt.
Er hätte getobt, hätte er anders gehandelt, ...
... dass sie sich gerne allem unterziehen würden, wie sie sollten,
414
Text und Übersetzung
gern, swar si solten, swenne ez in der künic gebüte; 7340 ob man si schünde oder süte oder swi man si hielte, daz des gelücke wielte. si bedâhten sich des wol, daz nieman ersterben sol 7345 wan einest und niht mêre. si wâgten lîp und êre gerner, dan daz solte sîn, daz ir vrouwe, diu künigîn, und diu massenîe ze Karadigân 7350 mit jâmer müese zergân. hi von wart in wol gesprochen. dar nâch zer næhesten wochen tet der wîse Malduc Valerînen einen zuc, 7355 dâ von er schaden vil gewan. nuo hœrent, wi ez dar zuo kan. Er begunde an den swarzen buochen sîne liste versuochen und schuof, daz di würme 7360 liezen ir gestürme, di in der vorburc lâgen und des hages pflâgen in dem Verworren Tan. 46vb Malduc, der wîse man, 7364a der verzouberte gar, 7364b swaz dâ solte nemen war 7365 beidiu ûf der burc und der nider – dâ en ist niht wider –, allez, daz dâ lebete. daz her dâ hin ûf strebete und viel über di mûre. 7370 si brâhten im ze sûre, daz der künic trûric was gewesen. si enliezen nieman genesen, swen si ûf der burc funden,
Antwu “rten, wie sie solten, Dar noch so der ku “nig gebite; si fehlt W schendete ald die sitte P
... Oder vnschone hielte, ... des fehlt P sterben P wagenten W
Karadýgan W karediga P ze] vo P
141r P nâch fehlt P vochtent P maldvc W maledvc P falerýnen W Fallerin einen sölichen zuc P
... Do von er schanden vil gewan. kam P an] mit P
vor bvrc W ver worren W
Maledvc, der wise man, ... ... Der enswebete gar – do enist nicht wider – Beide vff der burg vnd dar nider Alles, das do lebite. vielent P nure P zesvre W sure P
... Das der ku “nig Arthus müste trurig wesen. niena P
e
7338 wolten W / antwu “rten an V. 7337 angehängt P 7353 maleduc HaA für P 7355 do W 7357 bvo chn rechts ausgeworfen nach V. 7356 W 7364 maldvc W 7365 vnder W / Do enist nicht wider in eigener Zeile P 7366 do W / brug P 7338 wie P] swar Ha 7341 Hannink folgt P 7349 Kardigân Ha 7354 Ha folgt P / Falerîn Ha 7358 suochen Bä 7364–7367 Ha folgt P 7366 Beide fehlt Ha 7368 dô Ha 7369 vielen Ha 7370 imz ze sûre Ha 7371 der künic] Artûs Ha 7356 Lies kam, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. bewachen‹.
7364b war nemen hier wohl im spezielleren Sinne von ›achten auf,
7338–7373
7340
7345
7350
7355
wenn es ihnen der König gebieten und wenn es ihrer Herrin irgendwie nützen würde; ob man sie schinden oder sieden oder wie immer man sie auch behandeln würde, darüber sollte das Glück walten. Sie kamen zu dem Schluss, dass niemand öfter als einmal stirbt. Sie setzten Leben und Ehre lieber aufs Spiel, als dass ihre Herrin, die Königin, und die Leute in Karadigan aus Jammer vergehen müssten. Deshalb wurde gut von ihnen gesprochen. Danach, in der nächsten Woche tat der weise Malduc einen Zug gegen Valerin, von dem er viel Schaden gewann. Nun hört, wie es dazu kam:
415 so wie es der König gebieten ...
... oder unangebracht behandeln würde, ...
... von dem er viel Schmach gewann.
Er versuchte seine Kunst an den schwarzen Büchern und bewirkte, dass die Schlangen/Drachen 7360 ihren Angriff unterließen, die in der Vorburg lagen und den Hag in dem Verworrenen Tann hüteten. Malduc, der weise Mann, 7364a der verzauberte ganz und gar, 7364b was immer dort, sowohl auf der Burg 7365 als auch an ihrem Fuß, wachen sollte, alles, das dort lebte –
7370
dagegen half nichts. Das Heer eilte hinauf und stürmte die Mauern. Sie machten es ihm (Valerin) sauer, dass der König traurig gewesen war. Sie ließen niemand davonkommen, den sie auf der Burg fanden,
Malduc, der weise Mann, ... ... der ließ alles, das dort lebte, sowohl auf der Burg als auch an ihrem Fuß, entschweben – dagegen half nichts.
... dass der König Artus trauern musste.
416
7375
7380
7385
7390
7395
7400
7405
Text und Übersetzung weder siechen noch gesunden: si muosen gar verlorn sîn. Dô wart der künic Valerîn mit den sînen erslagen. den mües man wol klagen, wan daz ez sêre missezimet. swer sich in triuwen an nimet, wirt ouch im danne sîn teil, daz sol man lâzen an ein heil; ... ... ... ... wan swer wîbe lasters gert, der wirt sælde und êre entwert. ... ... ... ... ... ... Dô Valerîn durch sîn übermuot alsus verlôs lîp und guot, als ir wol hânt vernomen, innân des was komen der êrengernde Artûs ûf der burc in ein hûs. dâ vant er ligende inne drîzic megede und di küniginne. ... ... di sliefen alsô harte, daz ir dehein warte des schalles ûf der veste. dô di vremden geste
7386 woltent P
7387 vn erwert P
7398 Wanna dis P
falerin W fallerin P ¶ fehlt P 141v P wol iemer clage P
Welich man wibe gerne notes mýnnet, Es ist laster vnd ein mein. ˙ Die tursten wurdent des jn ein Vnd sprach der gouglere, Obe die kúnigin danckes were Mit Fallerin entrunnen, So das sie jme wolte gunnen Jr sue sser my“nne vnerwert, So hettent sie jn wol ernert. Des vermossent sich genuo ge, Den ouch mit vnfuo ge Die mynne serte den muo t. Der ku “nig Arthus was so güt, Das er dez selben sich vermaß. Wer wölle, der geloube daz. falerin W fallerin P vber mvo t W ¶ statt Initiale P sîn fehlt P alsus fehlt P
... Jnnan dez waz komen Min herre, der ku “nig Arthus, Jn ein wunnecliches huß, Do Genure jnne lag. ˙ sagen mag: Ein wunder ich uch 142r Sie selbe und dry“sig meide her, Wanne ir was nit mer, Die slieffent also harte, ...
7399 artus W
7401 do W
7376 ¶ fehlt Ha / Falerîn Ha 7378 Ha folgt P 7380–7394 Ha folgt P; ebenso W. M. C. 1953, S. 47f. / We folgt ˙ W 7380 swer wîp gerne nôtes nimet Ha 7382 tursten P] fürsten Hannink 7385 Falerîne Ha 7392 Artûs Ha 7395 Falerîn Ha / sîn fehlt Ha 7396 Ha folgt P 7399–7405 Ha folgt P 7401 Ginovere Ha 7380 an nemen (W) intr. ist mhd. nur sehr spärlich belegt, dürfte aber am ehesten als ›bemühen, sich ereifern‹ etc. aufzulösen sein (vgl. BMZ II/1 367). / nôtes (PHa) adv. gen. ›mit Gewalt‹ (Le II 109 mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7382 fürsten Hannink ist gut möglich, aber nicht notwendig. 7387 wan (W) hier adversativ ›doch, aber‹ (vgl. Le III 667f.). 7389 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963. 7393 Zu vermezzen siehe Anm. zu V. 2963.
7374–7408
7375
7380
7385
7390
7395
7400
7405
weder Kranke noch Gesunde: Sie mussten alle verloren sein. Da wurde der König Valerin mit den Seinen erschlagen. Den müsste man ordentlich beklagen, wenn es nicht sehr unpassend wäre. Wenn einer sich in Treue bemüht und ihm dann auch sein Teil zufällt, soll man das dem Glück überlassen; ... ... ... ... doch wer Frauen zum Laster verleiten will, dem wird Glück und Ehre verwehrt. ... ... ... ... ... ...
Als Valerin wegen seines Hochmuts auf diese Weise Leben und Besitz verloren hatte, wie ihr gut vernommen habt, war der nach Ehren strebende Artus inzwischen in ein Gebäude der Burg gekommen. Dort drinnen fand er 30 Maiden und die Königin liegen. ... ... Die schliefen so fest, dass keine von ihnen den Lärm auf der Festung wahrnahm. Als die fremden Gäste
417
Wenn ein Mann die Frauen gerne mit Gewalt liebt, ist das Laster und Unrecht. Die Teuersten wurden darüber einig und der Zauberer sprach: wenn die Königin willentlich mit Valerin entflohen wäre, sodass sie ihm ihre süße Liebe aus freien Stücken gegönnt hätte, so hätten sie ihn bestimmt verschont. Das versicherten viele, denen die Liebe ebenfalls frevelhaft das Gemüt verwundet hatte. Der König Artus war so gut, dass er dem zustimmte. Wer will, der soll das glauben.
... war mein Herr, der König Artus, inzwischen in ein herrliches Gebäude gekommen, in dem Genover lag. Ich will euch von einem Wunder erzählen: Sie selbst und 30 edle Maiden, denn sie waren nicht mehr, die schliefen so fest, ...
418
7410
7415
7420
7425
7430
7435
7440
7445
Text und Übersetzung di burc gar verwuosten, durch nôt si dô muosten und ir undankes wachen. daz kom von den sachen, daz zouber was sô grimme, 47ra enwære Malduckes stimme, sô wæren si verdorben gar: der half in, daz in niht gewar. Di vrouwen fuorte man hin abe und wart diu burc mit aller habe verderbet, daz siu nider gelac. beidiu berc und hac, di zerfuorte man durch nît, daz der von nieman sît dem andern mohte schaden. alsus wart leides entladen der künic von Karadigân, wan daz er angest muose hân umb den tiurlichen solt, den Malduc dâ verholt het mit den listen sîn. Genovere, diu künigîn, bat den zouberære, als liep siu im wære und durch aller vrouwen willen, daz er geruohte stillen sîn zorn, und daz er solte nemen, swaz er wolte under allem, daz siu hæte, daz er di helde stæte erliez solher reise, diu in stuont zuo der vreise ir lîbes und ir êre. doch enbat siu nie sô sêre, daz siz iht moht vervân. des muose siu di rede lân. Dô wart daz scheiden alsô, daz dâ von trûric und unvrô alle di rîter muosen sîn.
7425 Karadygan W 7423 Ha folgt P
dô fehlt P
daz] Der P maldvches W maleduckes P
¶ statt Initiale P
V. 7421–7422 fehlen P geschaden P
Alsus wart leides entladen ˙ Der milte kunig von Karedigan, ... er fehlt W scholt WP maldvc W maladvc P do WP Genovere W Genure P zvo berere W 142v P go ˘gelere P
... Also liep jme ie man were ... Vnd daz P Nieman P allem dem daz P V. 7438–7439 fehlen P Die enstuo nt P und] nin P sie in mie sore P
... Das es icht möchte veruan. DOch wart P die scheidunge P daz fehlt W do WP
7431–7432 in einer Zeile W
7425 Ha folgt P / Kardigân Ha
7430 Ginovere Ha
7440 stüende Ha
7426 Konjektur der Lesbarkeit halber, vgl. aber fehlendes pron. Subj. in V. 449 u. ö. 7440 enstuo nt P = in stuo nt / Konjektur mit Ha wäre erwägenswert, vgl. aber auch Anm. zu V. 6581. 7443 Zu vervâhen siehe Anm. zu V. 6947; ez in W ist Subj., si Akk.-Obj.
7409–7447
7410
7415
419
die Burg völlig verwüsteten, mussten sie da notgedrungen und gegen ihren Willen aufwachen. Das kam daher, dass der Zauber so grimmig war, dass sie völlig verloren gewesen wären, wäre nicht Malducs Stimme gewesen: Der half ihnen, dass ihnen nichts zustieß.
Man führte die Damen hinab 7420
7425
7430
7435
7440
und die Burg wurde mit Hab und Gut zerstört, sodass sie darnieder lag. Sowohl Berg wie Hag, die verheerte man aus Hass, sodass aus diesem Grund seither niemand einem anderen Schaden zufügen konnte. So wurde der König von Karadigan von seinem Leid befreit, außer dass er um den teuren Sold bangen musste, den Malduc da mit seiner Kunst erworben hatte. Genover, die Königin, bat den Zauberer, dass er, wenn sie ihm lieb wäre, und um aller Damen willen seinen Zorn zu stillen geruhte, und dass er nehmen sollte, was immer er unter all dem wollte, das sie hatte, damit er den standhaften Helden eine solche Ausfahrt ersparte, die ihnen eine Gefahr für Leben und Ehre wäre. Doch sie konnte unmöglich so sehr bitten, dass es ihr irgendwie von Nutzen gewesen wäre. Deshalb musste sie es aufgeben.
7445
Der Abschied gestaltete sich da so, dass alle die Ritter davon traurig und unfroh sein mussten.
So wurde der freigebige König von Karadigan von seinem Leid befreit, ...
... dass er, wenn ihm irgendjemand lieb wäre, und um aller Damen willen ...
... dass es irgendwie von Nutzen gewesen wäre.
420
Text und Übersetzung
daz wart an manigen dingen schîn mit klagelichem wuofe, 7450 mit weinen und mit ruofe, mit solicher ungehabe, ob si stüenden ob dem grabe, sô wære ir riuwe niht mêr. daz ansehende herzesêr 7455 47rb was dem gougelær ein wint. er fuorte si an den sint 7456a wider sîn gewarheit, 7456b ez wær in allen liep oder leit. sus muosen si rîten âne widerstrîten, her Wâlwein und Erec, 7460 mit dem gougelær enwec mit Artûses geleite ze sîner gewarheite, dâ er si in sînen turn warf. ich wæn, ich iu niht sagen darf, 7465 waz si dâ ungemaches liten. ir gesellen ouch niht vermiten, in wære daz herze swære, swi liep in doch wære, daz ir vrouwe was wider komen. 7470 ez ist selten vernomen von liuten dehein mêrer klage, dan dâ was ze manigem tage nâch des küniges mâgen. Ich wil iu âne vrâgen 7475 schiere lâzen werden kunt, daz Genover in kurzer stunt kom wider heim ze Karadigân. der vröude, di siu mohte hân mit fuoge, der begunde sie. 7480 Lanzelet dô niht enlie durch wîp noch durch guot,
7457–7458 in einer Zeile P
7463 do W
wüffte P
... Mit gezogenlicher liebe vngehabe, Obe sie stundent ob ir grabe, ... enwere P herze sere W Das waz P
Er fuo rte die herren an den sint. ... ... wider striten W walwein W walwen P 143r P artuses W arthus P zesiner W Vntz zuo siner P sînen] eıne P
ouch das nit P enwere ouch das P doch] das P
Vers fehlt P dan do waz zemanigem tage W Jn mmanigen tagen P
˙ nit betragen, Enwil es uch ˙ daz guo t vernomen, So ist uch Das ouch schier waz komen Genure hein zü Karedigan. Die fröide, die sie möchtent han Mit fuo ge, daz begunden sie. Lantzelet da nicht enlie Durch wip noch durch ander guo t, ...
7477 zekaradigan W
7480 Lantzelet W
7451 Haupt, Sp. 107 erwägt aus metrischen Gründen nach P mit gezogenlîcher ungehabe 7452 Haupt, Sp. 107 folgt P 7453 Ha folgt P 7456–7456b La (Ha) folgt P im Hinblick auf V. 7462 7463 Ha folgt P 7467 enwær Ha 7474 ¶ fehlt Ha 7476 Ginovere Ha 7477 Kardigân Ha 7478–7479 Ha folgt P 7478 der vreude Ha 7479 daz] der Ha 7481 Ha folgt P 7454 Zu ansehende siehe Anm. zu V. 923. 7456 Zu sint siehe Anm. zu V. 3566. 7456b Der Vers kann nach oben und unten gezogen werden. 7467 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 7478–7479 Die Sg.-Formen in W stammen wohl vom Schreiber, von dessen ›Normalisierungen‹ die Korrektur in V. 7479 (siv) – er hatte wohl erst nachträglich das Reimproblem gesehen – zeugt. 7479 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme (P) siehe Anm. zu V. 4243. / beginnen mit Akk. (P) ist wohl als frnhd. Konstruktion anzusehen.
7448–7481
7450
Das zeigte sich an vielen Dingen: mit jammervoller Klage, mit Weinen und mit Geschrei, mit solchem Ungestüm, dass, wenn sie am Grab gestanden hätten,
ihre Trauer nicht größer gewesen wäre. Das offensichtliche Herzeleid 7455 galt dem Zauberer nichts. Er führte sie weg 7456a in seine Gewalt, 7456b gleich ob es ihnen lieb oder leid war. So mussten sie, Herr Walwein und Erec, ohne Widerstand 7460 mit dem Zauberer und mit Artus’ Geleit zu dessen (des Zauberers) Festung reiten, wo er sie in seinen Turm warf. Ich glaube, ich brauche euch nicht erzählen, 7465 welches Ungemach sie dort erlitten. Auch ihre Gesellen hatten ein schweres Herz, wie angenehm es ihnen auch war, dass ihre Herrin zurückgekehrt war. 7470 Es wurde selten von irgendwelchen Leuten mehr Klage vernommen, als es dort viele Tage wegen der Verwandten des Königs gab. Ich will euch ohne Fragen 7475 schnell wissen lassen, dass Genover binnen kurzem wieder heim nach Karadigan kam. Die Freude, die sie mit Anstand haben durfte, die beging sie. 7480 Lanzelet verzichtete da weder um der Frauen noch um des Besitzes willen darauf,
421
... mit dem Ungestüm angemessener Zuneigung, dass, wenn sie an ihrem Grab gestanden hätten, ...
Er führte die Herren weg. ... ...
Wenn es euch nicht verdrießt, dann sei euch gesagt, dass auch Genover schnell heim nach Karadigan gekommen war. Die Freude, die sie mit Anstand haben durften, die begingen sie. Lanzelet verzichtete da weder um der Frauen noch um anderen Besitzes willen darauf, ...
422
7485
7490
7495
7500
7505
7510
7515
Text und Übersetzung im wære trûric der muot, dô er bekante di nôt, wi man ez Wâlweine bôt und Erec, sîm gesellen, daz man si wolt quellen, unz si hungers sturben. vil leitlîch si dô wurben, der künic und alliu sîn diet, wan si trûten in gehelfen niet. ez was ein angestlichiu nôt. swaz man Malducke bôt, 47va daz er die herren lieze, daz vervie niht zir genieze, wan daz er in deste wirs tet. Dô vant mîn her Lanzelet hundert ritter wol gemuot, di beidiu lîp und guot durch in ze wâge liezen und im daz gehiezen, si wolten durch in sterben, dô si in sâhen werben von jâmer seneclîche; wan nieman ist sô rîche, in sweche an sîner hübscheit ein zorn und ein herzeleit und nâhe gândiu riuwe. als Lanzelet di triuwe an als guoten knehten vant, dô beriet er sich zehant mit den andern, daz si nihtes biten, wan daz si ie di naht riten unz fruo an den morgen, und tages lægen verborgen, unz si alsô kæmen, ê ez di lantliut vernæmen, ze dem sê, dâ diu burc lac, der der gougelær pflac.
Daz jme were P walwine W walwein P Erecken P 143v P kellen P
Vil lichtelichen do verdurbent Der ku “nig vnd alle sin diet, Wanne sie endochtent jn gehelffen. angestliche W engstliche P maldvche W maleduckes P er die fehlt W Das in vervie P ir W
Do vant min herre Lantzelet Hundert ritter also guo t, Die beide lip vnd güt Durch vns wagen liessen ... geheissen P
Wanne es niema P
˙ ... Jn entsweche an siner hubescheit Minne zorn vnd hertzeleit. ... ˙ Also nuo Lantzelet die truwe Also an güten knechten fant, Do bereite er sich zü hant 144r Mit jn, daz sie nit enbittent, ... ie nachtes rittent P früge P den] einen P logent P
˙ vernement, ... e es die lantlute Vnd also zuosamen kement Zü dem se, do die burg lag, Der der gouglere pflag.
7490 im W 7494 Zuo ir geniese in eigener Zeile P 7496 Lantzelet W 7499 zewage W / liesse P ˙ P 7516 zuo same P 7508 lantzelet W 7513–7514 vertauscht WP 7515 lant lute 7488 si fehlt Ha 7505 ensweche Ha Pérennec, S. 127, der W folgt
7511 Ha folgt P
7513–7514 Ha folgt WP
7506 herze leit W
7515–7517 Ha folgt P; dagegen
7487 Zum umlautlosen Konj. Prät. siehe Mhd. Gramm. § 68, eine dialektale Zuordnung ist schwierig. 7494 Lies envervie P. 7494 geniez stm. ›Nutzen, Ertrag‹ etc. (Le I 858f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7499 Der Paralleltext für P ist zweifelhaft, vgl. K zur Stelle. 7505 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 7510 bereite P zu bereiten oder bereden? 7513–7514 Umstellung mit Hannink.
7482–7518
7485
7490
7495
7500
7505
7510
7515
dass sein Gemüt traurig war, als er die Drangsal erkannte, wie man mit Walwein und Erec, seinem Gesellen, verfuhr; dass man sie quälen wollte, bis sie vor Hunger sterben würden. Sie lebten da sehr leidvoll, der König und all sein Volk, denn sie wagten nicht, ihnen zu helfen. Es war eine schreckliche Drangsal. Was immer man Malduc anbot, damit er von den Herren abließe, das gereichte nicht zu ihrem Nutzen, sondern er behandelte sie umso schlechter. Da fand mein Herr Lanzelet 100 wohlgemute Ritter, die sowohl Leben wie Besitz um seinetwillen aufs Spiel setzten und es ihm versprachen, dass sie um seinetwillen sterben würden, als sie ihn aus Jammer in Schmerzen leben sahen; denn niemand ist so reich, dass ihn nicht ein Zorn und ein Herzeleid und nahe gehende Trauer an seiner Höfischheit schwächt. Als Lanzelet die Treue an so guten Kerlen bemerkte, da beriet er sich sogleich mit den anderen, dass sie auf nichts warteten, sondern dass sie die ganze Nacht über bis früh an den Morgen reiten und tagsüber verborgen lagern sollten, bis sie, ehe es die Einwohner des Landes bemerken würden, auf diese Weise zu dem See kommen würden, wo die Burg lag, über die der Zauberer herrschte.
423
Der König und all sein Volk kamen da beinahe um, denn sie hatten nicht vor, ihnen zu helfen.
Da fand mein Herr Lanzelet 100 so gute Ritter, die sowohl Leben wie Besitz um unseretwillen aufs Spiel setzten ...
... dass ihn nicht der Zorn der Minne und Herzeleid an seiner Höfischheit schwächt. ... Als nun Lanzelet so die Treue an guten Kerlen bemerkte, do bereitete er sich sogleich mit ihnen vor, dass sie nicht warteten, ...
... ehe es die Einwohner des Landes bemerkten, und so gemeinsam zu dem See kommen würden, wo die Burg lag, über die der Zauberer herrschte.
424
Text und Übersetzung
7518a ... 7518b ... 7520
7525
7530
7535
7540
7545
7550
dô vertriuweten si ze handen, daz si den sê swanden und ir lîp ze wâge satzten, oder si gelatzten den kargen gougelære an etslichem mære. Man saget uns, dô Tristrant di heinliche reise bevant, daz er Karjeten nam zuo im und îlende kam an di ritterschaft geriten. ouch enwart daz niht vermiten, ze der reis kæm ein vremde man, von dem ich iu wol sagen kan. 47vb und hât diu âventiure reht, Der selbe was ein guot kneht, der langeste gîgant, der ie mit wârheit wart bekant ûf allem ertrîche. nuo vernement bescheidenlîche und bedenkent mich der rede niet. von im kündet uns daz liet, von daz er êrst geborn wart, sô wuohs er für sich alle vart mânedeclîches ein spange. der hiez Esêalt der lange. der selbe was von kinde des küniges Artûses gesinde, wan er in durch ein wunder zôch. er was gewahsen alsô hôch, daz er verre langer schein danne türne dehein; und was im doch dar zuo gereit
Jch sage u “ch ouch der herren rat, ˙ Sit vil dinges an gelucke stat: ˙ So vertruwetent sie sich zuo handen, ... sie jme den se P zewagen W] in woge P sasten W gelasten W V. 7524–7716 fehlen P
esealt W artuses W
geriet W
7519 zehanden W 7525 Tristant Ha 7520 swemmen swv. (Prät. swemmete, swemte, swamte, swamde, swande) ›darüber schwimmen, übersetzen‹ (BMZ II/2 794f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7659; Le II 1358; vgl. Haupt, Sp. 111f.). Se schlägt ›schwemmen‹ mit fehlendem Obj. vor (nach DWb XV 2513). 7522 geletzen swv. ›aufhalten, hindern‹ (BMZ I 943 mit Verweis auf die Stelle; Le I 811). 7538 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 856. 7539 bedenken swv. mit Akk. der Pers. und Gen. der Sache ›jemanden wegen einer Sache verdächtigen‹ (BMZ I 344f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 140; vgl. V. 757). 7543 spange = spanne stswf. ›Breite der ausgespannten Hand, Spanne‹ (Le II 1068 mit Verweis auf die Stelle). Zur Form vgl. Alem. Gramm. § 201 mit Verweis auf die Stelle; Bair. Gramm. § 170; vgl. Anm. zu V. 2369–2370. 7547 Mhd. konnte der unbestimmte Art. – anders als im Nhd. – auch individualisierende Funktion haben (Mhd. Gramm. § 423): Das wunder ist Esealts Wachstum; ebenso WePéBuSpKe.
7518a–7551 7518a ... 7518b ... Da gelobten sie sogleich, 7520 dass sie über den See schwimmen und ihr Leben aufs Spiel setzen würden, oder dass sie den hinterlistigen Zauberer an etlichen Sachen behindern würden. 7525
7530
7535
7540
7545
7550
Man erzählt uns, dass, als Tristrant von der heimlichen Ausfahrt erfuhr, er Karjet zu sich nahm und eilend zu der Ritterschaft geritten kam. Auch achtete man darauf, dass ein merkwürdiger Mann an der Ausfahrt teilnahm, von dem ich euch genau erzählen kann. Und wenn die Aventiure Recht hat, war derselbige ein guter Kerl, der längste Gigant, den man wahrhaftig jemals auf der ganzen Erde kannte. Nun hört genau zu, und verdächtigt mich wegen der Sache nicht. Von ihm kündet uns das Lied, dass er, seit er geboren wurde, ohne Unterlass pro Monat um die Breite einer ausgespannten Hand wuchs. Der hieß Esealt der Lange. Dieser war von Kind an im Gefolge von König Artus, weil er ihn wegen seiner wundersamen Art aufzog. Er war so hoch gewachsen, dass er weit länger schien als irgendein Turm; und trotzdem war ihm zu der Länge
425 Ich sage euch auch den Ratschluss der Herren, da viele Dinge vom Glück abhängen: So gelobten sie sogleich, ...
426
7555
7560
7565
7570
7575
7580
7585
7590
Text und Übersetzung ze der lange grôz behendicheit und hubschliche gebære. Swelich man küener wære, der müese schaden dran gevân. er mohte rîten niht, wan gân, und was snel und balt. sibenzehen jâr alt was er dô zer selben stunt, dô im diu reise wart kunt, di Lanzelet sô stille warp, dâ von manic man verdarp in des zouberæres hûs. mîn herre, künic Artûs, wart der reise niht gewar, ê si zesamene kœmen gar, di ir vriunt wolten lœsen. Di frumen, niht di bœsen, wurden an di vart gebeten durch den milten Lanzeleten, der zageheit niht erkande. si huoben sich ûzer lande, 48ra di hundert ritter und der helt, von des lenge ich hân gezelt, di sint bereit an di vart. nuo, waz sol daz mê gespart? Die die strâzen kunden, di wîsten sâ ze stunden di ritterschaft ûf den wec gegen der burc, ûf der Erec und Wâlwein, der geselle sîn, dulten jæmerlichen pîn, der solhen helden niht gezam. welt ir hœren, wi ez kam, sô sult ir dar zuo gedagen. eines morgens, dô ez begunde tagen, dô wârn si alle an dem sê, vor tage ein lützel ê. dô was daz genibel sô dicke, daz si kûme bî dem blicke di burc kuren nâch wâne. idoch lûht in der mâne,
behendichiet W hubbschliche W
zerselben W Lantzelet W do W artus W
lantzeleten W zaigeheit W
zestvo nden W
walwin W
chvsen W
7553 hubbschliche W] bb eng zusammengerückt, erstes b wohl aus s 7564 herre der künic Ha 7573–7574 können nach oben und unten (so Ha) gezogen werden.
7552–7592
7555
7560
7565
7570
7575
7580
7585
7590
große Behändigkeit gegeben und höfisches Gebaren. Wenn irgendein Mann kühner wäre, müsste er davon Schaden empfangen. Er konnte nicht reiten, nur gehen, und war schnell und flink. Er war da zu dieser Zeit 17 Jahre alt, als er von der Ausfahrt hörte, die Lanzelet so still unternommen hatte, von der viele Männer in der Burg des Zauberers das Verderben fanden. Mein Herr, König Artus, bemerkte die Ausfahrt nicht, ehe sie alle zusammengekommen waren, die ihre Freunde befreien wollten. Die Tapferen, nicht die Schwachen, wurden vom freigebigen Lanzelet, dem Feigheit unbekannt war, an die Fahrt gebeten. Sie hoben sich außer Landes; die 100 Ritter und der Held, von dessen Länge ich erzählt habe, die sind bereit zu der Fahrt. Nun, warum soll das länger aufgespart werden?
Die die Straße kannten, die führten die Ritterschaft da sogleich auf den Weg zu der Burg, auf der Erec und Walwein, sein Geselle, jammervolle Pein erlitten, die solchen Helden nicht ziemte. Wenn ihr hören wollt, was weiter geschah, dann sollt ihr dabei still sein. Eines Morgens, als zu tagen begann, da waren sie alle bei dem See, kurz vor Tagesanbruch. Da war der Nebel so dick, dass sie die Burg kaum aufs Geratewohl erblicken konnten. Jedoch leuchtete ihnen der Mond,
427
428
7595
7600
7605
7610
7615
7620
7625
Text und Übersetzung als ez der rîche got gebôt. Nuo was in schiffe harte nôt, diu in doch wâren unbereit. Lanzelet dô niht enbeit, er sprancte vor in an den wâc, und dar nâch Karjet, sîn mâc. dô wart Tristrande gâch und al den rîtern dar nâch: si swamden manlîch an di fluot. Esêalt, der helt guot, balde in den sê spranc. dô half si, daz er was sô lanc, wan er behuot di schar, daz siu gesunt und gar kômen über des sêwes fluot. nebent den rittern er wuot und nam ir vil guot war: als ir eim iht gewar, zehant er im ze staten kan: er enthielt ros und man, 48rb unz si über kômen gar. ê es ieman wurde gewar, dô wâren di geste bî des gougelæres veste. dô nam si aber Esêalt und huop ir ie zwêne mit gewalt über der bürge zinne. dô galt man mit unminne dem wirte daz mein, daz Erec und Wâlwein lebten mit leide. Man vant di helde beide in swære boien versmît. hi wart ez ungevrît, dô si wurden verlâzen, wan si niht vergâzen ir nôt und der harnschar:
Lantzelet W
tristrande W
esealt W
zestaten W ern W
esealt W
vn minne W walwein W
inswere W
7618 gewalt rechts ausgeworfen nach V. 7617 W 7599 Tristande Ha 7601 swamden] sprancten La (Ha), dagegen Lei, der W folgt 7625 versmidet : ungevridet Ha 7627 wurden ûf verlâzen La (Ha) 7629 der] ir Ha
7610 eime Ha, eim HaA
7608 waten stv. (hier) ›waten‹ (BMZ III 534 mit Verweis auf die Stelle; Le III 704; vgl. Anm. zu V. 2102). 7611 Lies kam, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. 7612 Negation würde den Satz (mit – wie häufig – apokopierter Endung der Verbalform) als negativ-exzipierend markieren, was aber im Kontext keinen Sinn ergibt. / enthalten stv. (hier) ›Schutz gewähren‹ (Le I 570f.). 7626 ungevridet part. adj. ›ohne dass Frieden geschlossen worden ist‹ (Le II 1881 mit Verweis auf die Stelle). 7627 verlâzen stv. (hier) ›freilassen‹ (Le III 153). 7629 harnschar stf. ›Strafe, Plage, Not‹ (BMZ II/2 153; Le I 1184f. mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 7881).
7593–7629
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wie es der prächtige Gott gebot. Nun benötigten sie dringend Schiffe, die ihnen aber nicht zur Hand waren. Lanzelet wartete da nicht, er sprengte vor ihnen in die Wogen, und danach Karjet, sein Verwandter. Da hatte es Tristrant eilig, und alle Ritter nach ihm: Sie schwammen mannhaft durch die Fluten. Esealt, der gute Held, sprang kühn in den See. Da half es ihnen, dass er so lang war, denn er beschützte die Schar, sodass sie gesund und vollzählig über die Fluten des Sees gelangten. Er watete neben den Rittern und sorgte sehr gut für sie: Sobald einer von ihnen irgendwie in Gefahr geriet, kam er ihm sofort zu Hilfe: Er schützte Rösser und Männer, bis sie alle übergesetzt hatten. Ehe es jemand bemerkt hatte, da waren die Gäste bei der Festung des Zauberers. Da nahm Esealt sie erneut und hob je zwei von ihnen mit Kraft über die Zinnen der Burg. Da vergalt man dem Wirt mit Hass das Unrecht, dass Erec und Walwein in Leid lebten. Man fand beide Helden in schwere Ketten geschmiedet. Hier wurde kein Frieden geschlossen, als sie freigelassen wurden, weil sie ihre Not und Strafe nicht vergessen hatten:
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Text und Übersetzung si ersluogen si alle gar, den wirt und daz gesinde, wan der maget, sîm kinde, der si niht tâten; wan siu het berâten di helde güetlîche. si wærn nemelîche ze tôde dicke erslagen, wan ir wuofen und ir klagen; hie mit vriste si diu maget. des sî ir gnâde gesaget und allen vrouwen, di sô lebent, daz si sendem leide trôst gebent, und di swære gemüete senfternt durch ir güete. Dô ez allez für was, und dô nieman genas des zouberærs gesindes wan ein sînes kindes, der schœnen juncvrouwen, dô diu begunde schouwen, daz si di burc branden, dô half siu den wîganden 48va in vil kurzen stunden, daz si di brücke funden, diu über daz breite wazzer gie. ein michel vröude gevie di ritterschaft über al. si vorhten ungelückes val, ob si aber swamden den sê, wan si heten geriten ê mit kumberlichen zîten. Nuo mugen si ûz rîten âne vorht guoten wec. der her Wâlwein und Erec, di sint nuo ledic und vrî. diu maget was in allen bî. ouch lônent si der stæten mit manigen guottæten, des siu in ze liebe ie getete; wan ez kumet dicke âne bete lôn, des vriunt dem andern tuot.
7637 ê ze tôde Ha
7644 senftent Bä
7659 swanden Ha
zetode W
gemvo ge te W
walwein W
gut teten W zeliebe W
7660 wan] swâ Ha
7666 allez Ha
7667 lônten Ha
7638 ist als Nominalsatz (vgl. Mhd. Gramm. § 338, 9) zu lesen. 7656 gevâhen stv. (hier) ›ergreifen, erfassen‹ (BMZ III 206f. mit Verweis auf die Stelle; vgl. HaA). 7659 Zu swemmen siehe Anm. zu V. 7520.
7630–7671 7630
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Sie erschlugen sie alle bis auf den letzten Mann, den Wirt und das Gefolge, außer der Maid, seinem Kind, der taten sie nichts; denn sie hatte den Helden freundlich geholfen. Sie wären nämlich oft totgeschlagen worden, hätte sie nicht geschrieen und geklagt; hiermit verschaffte ihnen die Maid Aufschub. Dafür sei ihr Dank gesagt und allen Damen, die so leben, dass sie dem schmerzlichen Leid einen Trost verschaffen, und die bedrückte Gemüter wegen ihrer Güte sänftigen.
Als es alles vorbei war und als niemand vom Gefolge des Zauberers am Leben geblieben war außer einzig sein Kind, die schöne Jungfrau, und als die sah, dass sie die Burg niederbrannten, da half sie den Kämpfern sogleich, damit sie die Brücke fanden, die über das breite Gewässer ging. Eine große Freude erfasste die gesamte Ritterschaft. Sie hatten unglückliches Verderben gefürchtet, falls sie erneut den See durchschwommen hätten, denn sie waren zuvor mit großem Kummer geritten. Nun können sie ohne Furcht auf einem guten Weg hinausreiten. Der Herr Walwein und Erec, die sind nun frei und ihre eigenen Herren. Die Maid stand ihnen allen bei. Auch belohnten sie die Standhafte mit vielen guten Taten für alles Freundliche, das sie ihnen getan hatte; denn der Lohn wird oft ohne Bitte gewährt, den ein Freund dem anderen gibt.
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Text und Übersetzung der des gedenket, daz ist guot. Di helde riten heinwert. swes si hæten gert, daz was in allez widervarn. des kargen gougelæres barn, di brâhten si ze hûse dem künige Artûse, daz siu sîn gesinde wære durch ir êrbære, wan siu was ein wîsiu maget. hie sol niht werden verdaget, daz mîn her Lanzelet, der ie daz beste gern tet mit tugenden manicvalden, der nam Esêalden und bat in für gân hin ze Karadigân und enbôt dem künige mære, wi im sîn reise wære komen zuo der sælicheit. Esêalt dô niht vermeit, 48vb er tete, als im wol zam: schier er hin hein kam. er liez im zouwen deste baz und saget dem künige daz, wi den helden was gelungen. Di alten zuo den jungen gewunnen grôze mende, dô er si an ein ende des mæres het bereit. Iblis dô vil kûme erbeit, wenne Lanzelet kæme. waz botenbrôtes ouch næme der michel man, daz lât iu sagen: im hiez diu künigîn dar tragen einen schilt vollen goldes. dô vröute sich sînes soldes Esêalt der rîche, aber di andern gelîche, di wârn des niumæres vrô,
7674 gegert Ha
7684 gern fehlt Ha
hein wert W wider varn W zehuse W artuse W
Lantzelet W
esealden W zekaradygân W
seilicheit W esealt W ver meit W
yblis W Lantzelet W
scholdes W esealt W
7688 hein hin ze Kardigân La (Ha)
7701 hæte Ha
7677–7678 Der Reim auf -e ist ungewöhnlich, da hûs im Dat. sonst kein -e hat und der Dat. von Artus häufig als Artiure gebildet wird. 7677 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. zu V. 4243. 7695 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764. 7699 mende stf. ›Freude‹ (BMZ II/1 52 mit Verweis auf die Stelle; Le I 2098).
7672–7711 Es ist gut, wenn man daran denkt.
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Die Helden ritten heimwärts. Alles, das sie gewünscht hatten, das war ihnen widerfahren. Das Kind des hinterlistigen Zauberers, das brachten sie zu der Burg von König Artus, da sie wegen ihrer Ehrenhaftigkeit zu seinem Gefolge stoßen sollte, denn sie war eine weise Maid. Hier soll nicht verschwiegen werden, dass mein Herr Lanzelet, der stets gerne mit vielerlei Tugenden das Beste tat; dass der Esealt nahm und ihn bat, voraus nach Karadigan zu gehen, und er ließ dem König die Neuigkeiten überbringen, was für ein glückliches Ende seine Ausfahrt genommen hatte. Esealt vermied da nicht zu tun, wie es ihm ziemte: schnell kam er nach Hause. Er beeilte sich umso mehr und berichtete es dem König, wie es den Helden ergangen war. Die alten und die jungen gewannen große Freude, als er ihnen die Geschichte zu Ende erzählt hatte. Iblis konnte da kaum erwarten, wann Lanzelet kommen würde. Welches Botenbrot der große Mann nun nahm, das lasst euch sagen: Die Königin hieß ihm einen Schild voll mit Gold hintragen. Da freute sich Esealt, der reiche, über seinen Sold, doch die andern gleichfalls, die freuten sich über die Neuigkeit,
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Text und Übersetzung wan ez kumet dicke alsô, dâ eim manne leide geschiht, dar umbe gæbe ein anderr niht, wan ez ist ouch ein leit niht al der liut, ist uns geseit. Nuo sult ir alle gedenken des: von welhem dinge oder wes solt sich der künic hêr baz gehaben imer mêr dan von dem mære, dô erz vernam, daz sîn gesinde wider kam, Erec und Wâlwein? er wart des in ein, daz er si solte enpfâhen nâch eren. dô îlt er ûz gâhen, mit tûsent banieren begunder si salewieren mit rossen wol bedahten, wan si wol haben mahten, beidiu di sîn und ouch er, wâffenrocke und sper, 49ra di besten von den landen. gegen den wîganden reit er einen halben tac. dô wart Lanzelet de Lac enpfangen harte schône mit solher êren krône, dês einen swachen man bevilte. maniger mit vröuden spilte, den es ê des niht geluste. der künic si alle kuste, di wazzermüeden helede. hin heim ûf sîn selede fuort er di lieben vriunde sîn. Genover, diu künigîn, gelebite vrœlîcher nie. di herren si enpfie,
144r P (Fortsetzung) dis P
do von W dô erz] das er P walwein W walwen P
Artus wart des in ein, Das er gegen den sinen ritte 144v Vnd niemer vermitte, Er begunde sie salwieren Mit tusent banerin, ... bedachtent P
Lantzelet W lantzelet du lac P
Manig ma P Den E dez P ku “nig arthus P wazzer mveden W
Genure P vroliche W Die engelepte fröilicher P
Wanne sie die herren enpfie, ...
7747 öi in fröilicher P ist wohl irrtümlich und analogisch zu fröide gesetzt. 7724–7728 Ha folgt P 7727–7728 salûieren : banieren Ha 7733 diu Ha 7736 Lanzelet du Lac Ha 7746 Ginover Ha 7748 Ha folgt P 7712–7716 Die Gedankenstruktur ist verquer: Will man die Sentenz mit dem Geschehen im Text zusammenbringen, muss entweder wan (V. 7712) als ›nur dass‹, freier: ›obwohl, obgleich‹ gelesen oder niht (V. 7716) gestrichen werden. Oder ist gemeint, dass Leid nicht geteilt wird, Freude hingegen sehr wohl (was aber mit dem kollektiven Leid des Artushofes schwer zusammengeht)? 7727 Zu salwieren = salûieren siehe Anm. zu V. 5384. 7739 Zu beviln siehe Anm. zu V. 4040. 7744 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222.
7712–7748
7715
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nur dass es oft so geht, dass, wenn einem Mann ein Leid geschieht, sich ein anderer nicht darum kümmert, weil es nicht zugleich auch ein Leid für alle anderen Leute ist, sagt man uns.
Nun sollt ihr alle daran denken: 7720
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Über welche Sache oder weswegen sollte sich der edle König jemals noch mehr freuen als über die Neuigkeit, als er sie vernahm, dass sein Gesinde zurückkehrte, Erec und Walwein? Er beschloss, dass er sie den Ehren entsprechend empfangen sollte. Da beeilte er sich auszureiten, mit 1.000 Bannern begrüßte er sie, mit gut gesattelten Rössern, denn sie, sowohl die Seinen als auch er, sollten Waffenröcke und Lanzen haben, die besten von den Landen. Einen halben Tag ritt er den Kämpfern entgegen. Da wurde Lanzelet de Lac sehr schön empfangen mit einer solchen Krone der Ehre, dass es einem schwachen Mann verdrießlich wäre. Viele spielten mit Freude, die es zuvor nicht danach gelüstet hatte. Der König küsste sie alle, die vom Wasser ermüdeten Helden. Er führte seine lieben Freunde nach Hause auf seinen Wohnsitz. Genover, die Königin, lebte niemals fröhlicher. Sie empfing die Herren,
Artus beschloss, dass er den Seinen entgegenreiten und niemals vermeiden sollte, sie mit 1.000 Bannern zu begrüßen, ...
Denn sie empfing die Herren, ...
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Text und Übersetzung sô si aller beste mahte. Di rede lânt ûz der ahte, ez enwurden nie liut enpfangen baz. von mendeltrehenen wurden naz der schœnen vrouwen ougen schîn. der selbe site muoz imer sîn, daz von liebe und ouch von leide diu ougen trüebent beide. Nuo, waz sol der künic tuon, der durch êre und durch ruon hât manigen hof gewunnen? er wolte nuo aber kunnen, ob er iht vriunde hæte. Artûs der êren stæte begunde manigen fürsten laden. er übersach allen sînen schaden, den ein bœse herre entsitzet, der von swachem bruche switzet, derme guot dienet und es im niet. Nuo kom dar al des landes diet, künige, grâven, herzogen. oder uns hânt diu buoch gelogen, sô wart dô diu schœnest hôhgezît, diu weder vor oder sît 49rb in sô kurzer vrist moht ergân. man moht dô gesehen hân Buhurt, tanzen und spil, des grôz hof niht enbern wil. wir suln lange rede lân, wan Erec und Wâlwân gewunnen süezes lobes kraft
aller fehlt P 145r P wurdent P maldeltrehenen W manigem trehen P
di W WAs solte nuo P Das ie durch P ruo m P komen P ˙ frunden P artus W Arthus P Do begunde P
˙ Er ubersach wol allen schaden, ... bosen P der me W koment P
war daz schönste P diu] Das P 145v P Bvhort W Buhort P
Des ich alles nicht gesagen kan. Erec vnd Walwan, Die gewunnent süsses lobes krafft
˙ ˙ 7757 davor Zwischentitel P: Also kunig arthus ein hochgezit hette vn | Daz nie kein schoner hochgezit wart gesehen ˙ 7764 vber sach W uber sach P 7767 Vnd ez jme nit in eigener Zeile P 7774 davor buchstabengetreue Vorwegnahme von V. 7777 W mit dem rechts ausgeworfenen Vermerk vacat vs ., der wohl von der Schreiberhand herrührt, allerdings mit anderer Tinte und etwas zierlicherer Schrift gesetzt ist 7778 walwan W 7751 ez enwurden nie] wurden ie La (Ha) 7752 mändeltrehenen Ha 7756 truobent Ha 7764 Ha folgt P 7767 ez Ha 7771 dâ Ha 7774 dâ Ha 7750–7751 Wohl: ›Hört nicht auf die Erzählung (dass es jemals wo besser gewesen wäre), es wurden niemals Leute besser empfangen.‹ Ebenso WePéBuSpKe. 7752 mendeltrahen stn. ›Freudenträne‹ zu mende ›Freude‹ (Le I 2098; BMZ III 81; vgl. HaA; vgl. V. 7699). Die Konjektur ist problematisch, da mendeltrahen sonst nicht belegt ist. Andernfalls ist W aber gänzlich unverständlich. 7758 Lies ruom, zum Reim siehe Anm. zu V. 6543. Die Form von W ist allerdings auch sonst (vor allem im alem.-bair. Raum) belegt (Le II 548). 7760 kunnen ›geistig vermögen, wissen, kennen, verstehen‹ (Le I 1778 mit Verweis auf die Stelle). 7765 Zu entsitzen siehe Anm. zu V. 1225. 7766 bruch stm. ›Bruch, Riss; (bildl. – wie hier) Mangel, Schaden, Vergehen‹ (BMZ I 244 mit Verweis auf die Stelle; Le I 362; vgl. HaA). 7767 nieten swv. refl. mit Gen. ›sich um etwas bemühen, sich befleißigen‹ (BMZ II/1 348; Le II 79f.; vgl. Anm. zu V. 5069), also etwa: ›der dem Besitz unterworfen ist und (nur) danach eifert‹. 7770 Zur Syntax siehe Anm. zu V. 1125. 7779 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38.
7749–7779
7750
7755
437
so gut sie konnte. Hört nicht auf die Erzählung (dass es jemals wo besser gewesen wäre), es wurden niemals Leute besser empfangen. Der Glanz der Augen der schönen Damen wurde nass von Freudentränen. Das muss immer so sein, dass die Augen aus Liebe und auch von Leid trübe werden.
Nun, was soll der König tun, 7760
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der wegen des Ansehens und des Ruhmes viele Hoftage einberufen hat? Er wollte nun aber erfahren, ob er irgendwelche Freunde hätte. Artus, der an Ehren beständige, lud viele Fürsten. Er achtete nicht auf all seinen Schaden, vor dem ein schwacher Herr erschrecken würde, der schon bei einem kleinen Vergehen ins Schwitzen kommt; der dem Besitz unterworfen ist und (nur) danach eifert. Nun kam das ganze Volk des Landes dorthin, Könige, Grafen und Herzöge. Wenn uns die Bücher nicht angelogen haben, dann gab es dort das schönste Fest, das weder zuvor noch danach in so kurzer Zeit geschehen konnte. Man konnte dort Buhurt, Tanzen und Spiel sehen, worauf ein großer Hoftag nicht verzichten will. Wir sollen die lange Erzählung sein lassen, denn Erec und Walwein gewannen eine Fülle von süßem Lob
Er achtete nicht auf allen Schaden, ...
Das kann ich nicht alles erzählen. Erec und Walwein, die gewannen eine Fülle von süßem Lob
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Text und Übersetzung umb di erre geselleschaft, von der diu künigîn wart erlôst. Joch enzimet nieman untrôst wan bœsen liuten eine. den recken wac daz kleine, daz si vor liten nôt, sît manz sô manigem rîter bôt durch ir willen schône. er verzaget niht an lône, swer sô setzet sînen muot, daz er den frumen dienst tuot. Nuo hœrent di rede fürbaz: künic Artûse wart nie baz
Vmbe die eren geselleschafft, ... von] Mit P
Jo enziment nieman vndrost Wanne dem bösen man alleine. sie do uor P
... Sit der ku “nig Arthus manigem ritter bot Durch jren willen so schone. verzaget] envervohet P ˙ den frumen] frome luten P
in sînen tagen ze muote. sîn herze an vröuden bluote, wan er sach di künigîn und di lieben mâge sîn vor im vrô und gesunt. Nuo jach ir al gemeiner munt, di geste und daz gesinde, daz Lanzelet von kinde wær ein der sæligeste man über al di welt: swes er began, dar an beharter wol den strît. sîn heil verdruht im ouch den nît, daz seltsæn ist und unvernomen, wan di bœsen hazzent ie di fromen. gelücke huot sîn dar an. sich schiet nieman dâ van, ern wære mit der wârheit sô vollekomen an manheit, daz dehein ritter bezzer wære, 49va wan ez was ein gengez mære,
7792 artuse W
7793 zemvte W
7780 erren Ha 7782 jo Ha 7812 Ha folgt P
7798 mvo t W
˙ sagen. Dirre hoff was riche, daz lat uch Dem ku “nige Arthuse muo ste ouch wol behagen Die maget, die man da brochte. Dar nach man ouch gedachte, ... ... ... ... Die geste vnd ouch daz gesinde, ... Lantzelet W lantzelet P seiligeste W 146r P beharte er ouch wol P jme ouch wol den strit P seltsein W vnder nome P
... Wanne die falschen hassent ie die fromen. hütet sin har an P
Sich entwarff des nieman, ... der fehlt P
... Das kein ritter besser were. Ouch sagete man zuo mere, ...
7808 do vân W / endarff P / nıeman P
7784 die recken Ha
7789 swer alsô Spr
7808 Ha folgt P, Konjektur von La
7811–
7780 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 7784 wegen stv. mit Dat. ›eine Sache hat ein gewisses Gewicht für jemanden‹ (BMZ III 628). Die Konjektur von Ha verstehe ich nicht. 7790 den frumen dienst tuon ist zweideutig. Entweder liest man: ›den Tüchtigen dienen‹, oder: ›tüchtig dienen (tüchtigen Dienst leisten)‹ (Letzteres Zellmann 1996, S. 274). Die Setzung des Art. scheint mir für die erste Variante zu sprechen, bei der zweiten wäre eher frumen dienst tuon ohne Art. zu erwarten. 7798 Konjektur (nach Ha) aus Reimgründen. Semantisch differieren die handschriftliche Lesung und die Konjektur kaum. 7804 verdrücken swv. ›wegdrücken; überwältigen, nieder-, unterdrücken‹ (BMZ I 400f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 99). 7808 entwerfen stv. refl. mit Gen. ›sich ihm entziehen, sich gegen dasselbe erheben‹ (BMZ III 736 mit Verweis auf die Stelle; Le I 597). HaA paraphrasiert fälschlich (zu frei?): ›niemand ward darüber unschlüssig‹. Vgl. Haupt, Sp. 7808.
7780–7812 7780
7785
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wegen der früheren Gesellschaft, von der die Königin befreit worden war. Ja, niemandem steht Besorgnis an außer den schwachen Leuten allein. Die Recken kümmerte es wenig, dass sie davor Not gelitten hatten, weil man wegen ihnen so viele Ritter gut behandelte. Wer eine solche Gesinnung trägt, dass er den Tüchtigen dient, der wird nicht um den Lohn gebracht.
wegen der früheren Gesellschaft, ...
Nun hört die Geschichte weiter:
Dieser Hoftag war prächtig, das lasst euch sagen: König Artus musste sich auch über die Maid freuen, die man dorthin gebracht hatte. Danach meinte man auch, ... ... ... ... die Gäste und auch die Einwohner, ...
König Artus hatte in seinen Tagen
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7800
7805
7810
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niemals bessere Laune. Sein Herz blühte vor Freude, denn er sah die Königin und seine lieben Verwandten vor ihm froh und gesund. Nun behauptete ein jeder Mund, die Gäste und die Einwohner, dass Lanzelet von Kind auf der glücklichste Mann in der ganzen Welt wäre: Was immer er begann, er sicherte sich dabei den Kampf (Sieg). Sein Glück überwältigte auch den Neid, was wunderbar und einmalig ist, denn die Schwachen hassen stets die Tüchtigen. Das Glück bewahrte in davor. Niemand behauptete etwas anderes, (als) dass er wahrhaftig an Mannheit so vollkommen wäre, dass kein Ritter besser war, denn es war eine gängige Geschichte,
Ja, niemandem steht Besorgnis an außer dem schwachen Mann allein.
... weil der König Artus wegen ihnen so viele Ritter gut behandelte.
... denn die Falschen hassen stets die Tüchtigen. Niemand entzog sich dem, ...
... dass kein Ritter besser war. Auch erzählte man sich, ...
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Text und Übersetzung
waz im âventiure was geschehen. wellent es frum liute jehen, 7815 sô hât er sîn dinc sô vollebrâht, daz sîn zem besten wirt gedâht. Dô diu hôhgezît ergie und mengelîch sîn dinc an vie, als in sîn wille leite, 7820 Lanzelet dô seite genâde sîner vriundîn, daz siu sô dicke tæte schîn ir wîpliche güete. sich vröute sîn gemüete, 7825 daz ir ir dinc sô wol gezam und ir der mantel rehte kam, den ir gap diu merfeine. eines nahtes lâgen eine Iblis und Lanzelet. 7830 als er dô manic rede getet mit sîner vriundinne von hübscheit und von minne, do vrâget er si ze leste, waz siu mæres weste 7834a ... 7834b ... 7835 aller vremdeste nâch ir wâne. Dô sprach diu wolgetâne: ›ich enweiz verre noch bî dehein mære, daz sô vremde sî sô daz, dô du ûz wære geriten: 7840 dô begunde mîn herre biten, swer sîn ze vriunde geruohte, daz dich der genôte suohte. dâ von riten si in diu lant. Dô kom der snelle Roidurant 7845 in einen wilden fôreht. dâ vant der selbe guot kneht einen grôzen wurm, der was gebart, daz nie tier sô vreislich wart.
7815 volle braht W / es P 7817 zergie Hannink
7834a offenbor P
7818 menlich Ha
frum] güte P
... So hette er sin ding wol erzogen. ˙ vngelogen. Das saget man vns fur das hochgezit zer ging P ˙ mugelich P Lantzelet WP tettent P wiplichen P sîn] fu “r P ir alles ir P 146v P logent sie eine P yblis W Jbelis P Lantzelet W lantzelet P
zeleste W
... Was meres sie weste Stille vnd offenber, Daz do zü hoffe were Aller frömdeste nach ir wane. ¶ Jch P nohe P Enkein P
... So daz do du vns were intritten: herre der kunig bitten P zevrivnde W] zü fromet P suo che P do W Do P Do kam der snelle roido rant P einem P do W Do P nie enkein tier P
7835 vremeste W
7839 du fehlt P
7834a–7834b Hannink folgt P
7839 Ha folgt P
7817 ergân (W) stv. (hier) ›zu Ende gehen, sich vollenden‹ (Le I 627); zergân (P) stv. ›auseinander gehen, zergehen, aufhören, ein Ende nehmen‹ (Le III 1065–1067). 7847 gebart, gebartet Part. Adj. ›bärtig‹ (Le I 748 mit Verweis auf die Stelle; vgl. Hannink, S. 45). Ebenfalls möglich wäre, mit unreinem (aber möglichem) Reim â : a gebârt zu gebâren ›sich gebärden‹ etc. (Le I 748) zu lesen; also ein ›Drache, (so) beschaffen, dass ...‹
7813–7848
7815
was ihm an Abenteuern widerfahren war. Wenn dem tapfere Leute beipflichten wollen, dann hat er seine Sache so vollendet, dass man über ihn nur das Beste denkt.
441
... dann hat er seine Sache gut durchgezogen. Das bestätigt man uns als wahr.
Als das Fest vorüber war 7820
7825
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und ein jeder seine Sache anfing, wie ihn sein Wille leitete, da dankte Lanzelet seiner Geliebten, dass sie so oft ihre weibliche Güte gezeigt hatte. Sein Gemüt freute sich, dass ihr ihre Sache so gut anstand und ihr der Mantel angemessen war, den ihr die Meerfee gegeben hatte. Eines Nachts lagen Iblis und Lanzelet alleine. Als er sich da eifrig mit seiner Geliebten über höfische Gesinnung und über Minne unterhielt, da fragte er sie schließlich, welche Geschichte, die sie kannte,
7834a ... 7834b ... 7835 ihres Erachtens die merkwürdigste sei. Da sprach die Schöne: ›Ich weiß weder nah noch fern von irgendeiner Geschichte, die so merkwürdig wäre wie jene, (die geschah,) als du ausgeritten warst: 7840
7845
Damals bat mein Herr, dass, wer immer sein Freund sein wollte, dich der eifrig suchen müsste. Deshalb ritten sie in die Länder. Dabei kam der schnelle Roidurant in einen wilden Forst. Dort fand derselbe gute Kerl einen großen bärtigen Drachen, sodass nie ein Tier so schrecklich war.
... welche Geschichte, die am Hof kursierte und von der sie heimlich oder unverhohlen Kenntnis hatte, ihres Erachtens die merkwürdigste sei.
... wie jene, (die geschah,) als du von uns weggeritten warst:
442
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Text und Übersetzung er sprach reht als ein man. er ruofte den recken dicke an, daz er in durch got kuste. 49vb den degen des niht geluste, er dûht in ungehiure. er saget ez ze einer âventiure hi heim, wi im was geschehen. dô fuor den selben wurm sehen vil nâch diu massenîe gar. swenne er der ritter wart gewar, sô bat er, daz in di helde kusten. si begunden sich dannen rusten mê ze flühte danne zuo im. trût geselle, daz vernim, durch waz ich dir daz hân gesaget: und ist, daz dir wol behaget, swaz ich dir gedienen kan, sô solt du êren mich dar an, daz du in imer mîdest.‹ ›ine weiz, waz du lîdest‹, Sprach Lanzelet der stæte. ›ob mich es nimer man gebæte, vil lîht ich ez verbære.‹ er begunde dem mære volgen mit listen nâch: im wart zer âventiure gâch; er sprach: ›nuo sage fürbaz!‹ diu vrouwe sprach: ›si sagent daz, der wurm schüzze, als er vlüge, den liuten er nâch züge und vrâget, wenne er wolte komen, der in solte lœsen von der harnschar.‹ Dô er alsus des mæres gar an ein ende wart bereit,
Er redete, also er were ein man. 147r P Den heilt den rüffte er dicke an P
ez fehlt P einer fehlt P heimen waz jme P
Sit hant den selben wurm gesehen Vil nach die massenie gar. er] ir P
... So bat er, daz sie in kustent. Die heilde sich danne rustent Me zuo fluhte danne zuo jme.
Vnd ist daz er dir wol behaget; – So ich dir gedienen kan, ... ... Das du in iemer midest. Jo enweistu, was du lidest!‹ Sprach Lantzelet der stete: ›Obe es mich iemer man gebette, So were es gerechte mir verborn.‹ Sus begunde er der frowen spotten. Lantzelet wart do gach Dez meres, vntze er dar noh 147v Gevörste vnd er es wart bereit. Dis wart jme ouch dar zü geseit, Der wurm schusse, also er fluge, ˙ Wanne er den luten noch zuge, Vnd frogite, wanne er wolte Komen, der in solte Lossen von der harneschare. ›Herre, wisent mich dare!‹, Des bat er sinen gesellen.
7856 da W / wo rn W 7861 zeflvhte W 7869 Lantzelet W 7872 der fehlt P 7880 dar P 7881 dem P 7882 Versende fehlt W 7854 einer fehlt Ha 7859–7860 Ha folgt P 7864 HaA erwägt er P = ez 7870 imer Ha 7871 verborn P] verboten oder geboten Hannink, S. 45
7869 HaA erwägt für P do sprach
7859–7860 Der Reim spricht für P (Hannink, S. 63), da in V. 7860 rüsten zu erwarten wäre. 7868 Vgl. zu den Unterschieden zwischen W und P HaA, der für W paraphrasiert: ›ich weiß nicht was dir fehlt‹. 7869 Zur Erststellung des finiten Verbs (P) siehe Anm. zu V. 6933. 7875 Lies für P gevorschte ›forschte‹ (Le I 964), das Akk.-Obj. (die Geschichte) ist eingespart. 7876 Komma ist vor und (mit Ha) nach daz möglich. 7880 Oder sollte für P dar, der gesetzt werden? 7881 harnschar ›Strafe, Plage, Not‹ ist mhd. nur stf., siehe Anm. zu V. 7629. 7882 W ist auch ohne Ergänzung verständlich, die Konjektur (nach Ha) scheint mir aber – gerade angesichts des Reims V. 7629–7630 – nicht unpassend.
7849–7883
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Er sprach ganz wie ein Mensch. Er rief den Recken oft an, dass er ihn um Gottes willen küssen sollte. Den Degen gelüstete nicht danach, er schien ihm unheimlich. Er erzählte es daheim als Abenteuer, wie es ihm ergangen war. Da machte sich fast die ganze Gesellschaft auf, um diesen Drachen anzuschauen. Wann immer er die Ritter bemerkte, so bat er, dass ihn die Helden küssten. Sie befleißigten sich aber mehr zur Flucht als hin zu ihm. Lieber Freund, höre, weshalb ich dir das erzählt habe. Und wenn es so ist, dass es dir gefällt, womit ich dir immer dienen kann, dann sollst du mich damit ehren, dass du ihn immer meidest.‹ ›Ich weiß nicht, was dir fehlt‹, sprach der beständige Lanzelet. ›Selbst wenn man mich nicht darum bitten würde, könnte ich leicht darauf verzichten.‹ Er forschte die Geschichte mit Listen weiter aus: Es verlangte ihn nach dem Abenteuer; er sprach: ›Jetzt erzähle weiter!‹ Die Gemahlin sprach: ›Sie erzählen, dass der Drache schießen würde, wenn er fliegt, den Leuten würde er nach ziehen und sie fragen, wann er kommen würde, der ihn von der Strafe erlösen sollte.‹ Als er damit diese Geschichte zu Ende gehört hatte,
443 Er redete, als wäre er ein Mensch.
Seitdem hat fast die ganze Gesellschaft diesen Drachen gesehen. ... so bat er, dass sie ihn küssten. Die Helden befleißigten sich aber mehr zur Flucht als hin zu ihm.
Und selbst wenn er dir sehr zusagt; – wenn ich dir (richtig) dienen kann, ... ... dass du ihn immer meidest. Ja, du weißt nicht, was du erleiden wirst!‹ Da sprach der beständige Lanzelet: ›Wenn mich jemals ein Mann darum bitten würde, so wäre es mir rechtens versagt.‹ So spottete er über die Dame. Lanzelet eiferte da nach der Geschichte, bis er sie schließlich erforschte und er sie hörte. Dies wurde ihm auch dabei erzählt, der Drache würde im Fliegen schießen, wenn er den Leuten nach zog und sie fragte, wann er kommen würde, der ihn von der Strafe erlösen sollte. ›Herr, führt mich dorthin!‹, darum bat er seinen Gesellen.
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Text und Übersetzung zehant dar nâch er niht enbeit: selbe zehende reit er hin, dâ im ein wunderlich gewin von dem wurme geschach. als schier er in gesach und in der wurm erhôrte, von vröude er sich erbôrte: vil vremdeclîch er schrê 50ra als ein wildez wîp: ›ôwê, wi lange sol ich bîten dîn!‹ dô erschrâken di gesellen sîn, di niune, und hielten hinder sich. Dô sprach Lanzelet: ›nuo sprich, wannen kom dir menschlich stimme? ich gesach nie tier sô grimme noch als engeslîch getân, allez, des ich gevarn hân ... ... ... ... in wazzer oder an lande. hæt ich es niht immer schande, sô wær ich gerne von dir.‹ ›Neinâ, helt, daz verbir!‹, sprach der grôze serpant. ›got hât liut und lant von manigem wunder gemaht, mit sîner tougen bedaht. der selben dinge bin ich ein. wan lebete nuo ritter dehein, der mich kust an mînen munt, sô würde ich schœne und sâ gesunt. ich enmoht es aber nieman nie erbiten, si envlühen gar mit unsiten, alle di mich ie gesâhen. doch möhter gerne gâhen, ein ritter, daz er kuste mich:
7886 do W
7888 lantzelet W
7900 aldes ich Ha
7890 enstorte P
Do enwolte sin nicht twellen: Selbe zehende reit er hin, Do jme ein forderlich gewin Von dem wurme geschach. Also in Lantzelet ersach Vnd in der wurm erhorte, Ein sölliche fröide erstorte, Das er frömdeclichen schreý. Also ein wildes wip er sprach: ›owe, Wie lange sol ich bitten din!‹
Lantzelet W lantzelet P menslich W menschen P
˙ Jch gesach nie tier so griyme Noch also eigenlich getan. Als, daz ich erfarn han, 148r Das mich nie nichtes verdroß. Jch gesach nie kunder also groß Mit also witteme munde, Wanne er wol verslunde Grosse helffande.
helt] herre P
˙ vnd lant ›Got hat lute Vnd manig wunder gemacht, ...
sage gesunt P niema erbietten P fluhent P ie fehlt P mich fehlt P
7899 aso P
7911 Rufzeichen am Versende Ha
7884 Das fehlende pron. Subj. in P (vgl. Anm. zu V. 449) kann sowohl der geselle als auch Lanzelet sein. 7886 vürderlich adj. ›fördernd, förderlich‹ (Le III 595). 7890 Zu erbœren (W) siehe Anm. zu V. 1786. / en(t)stœren (P) gibt wenig Sinn, eher wird an erstœren swv. ›aufstören, aufregen‹ (Le I 677) zu denken sein, das Akk.-Obj. (in = den Wurm) ist eingespart. 7900 allez W ist wohl adverbialer Akk., etwa im Sinne von ›bei all dem, trotz all dem‹ (vgl. Mhd. Gramm. § 353–356). HaA paraphrasiert: ›unter all dem, was ich auf meinen fahrten kennen gelernt habe‹.
7884–7917
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wartete er nicht länger: Mit neun Begleitern ritt er dorthin, wo ihm von dem Drachen ein sonderbarer Gewinn zufiel. Sobald er ihn erblickte und der Drache ihn hörte, erhob er sich vor Freude: Er schrie sehr merkwürdig wie eine wilde Frau: ›O weh, wie lange soll ich auf dich warten!‹ Da erschraken seine Begleiter, die neun, und hielten sich im Hintergrund. Da sprach Lanzelet: ›Nun sprich, woher hast du eine menschliche Stimme? Ich habe niemals ein so grimmiges oder so Furcht erregendes Tier gesehen, trotz all dem, was ich zu Wasser ... ... ... ... oder zu Land gefahren bin. Hätte ich davon nicht immer Schande, so wäre ich gerne weg von dir.‹ ›Nein, Held, das unterlasse!‹, sprach die große Schlange. ›Gott hat Leute und Land mit vielen Wundern versehen, bedeckt mit seinem Geheimnis. Ich bin eines dieser Dinge. Denn würde nun irgendein Ritter leben, der mich auf meinen Mund küsste, so würde ich schön und sofort gesund. Ich konnte aber niemanden jemals dazu überreden, ohne dass sie alle ganz aufgebracht flüchteten, die mich jemals gesehen haben. Doch er sollte sich lieber beeilen, ein Ritter, dass er mich küsste:
445 Da wollte er es nicht aufschieben: Mit neun Begleitern ritt er dorthin, wo ihm von dem Drachen ein förderlicher Gewinn zufiel. Als Lanzelet ihn erblickte und der Drache ihn hörte, erregte ihn eine solche Freude, dass er merkwürdig schrie. Er sprach wie eine wilde Frau: ›O weh, wie lange soll ich auf dich warten!‹
Ich habe niemals ein so grimmiges oder so eigenartiges Tier gesehen. Alles, das ich kennen gelernt habe, von dem hat mich nie etwas verdrossen. Ich habe nie ein so großes Untier gesehen mit einem so weiten Maul, denn es würde wohl große Elefanten verschlingen.
›Gott hat Leute und Land und viele Wunder gemacht, ...
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Text und Übersetzung dâ mit bezzerter sich; wan swem daz erteilet ist, der ist âne kargen list der beste ritter, der nuo lebet. swi hart ir nuo hin dan strebet, mir vertrîbet etswer mîn sêr. dô von bit ich dich, degen hêr: tuo ez durch den rîchen got, lôse mich! ez ist niht mîn spot, wan ich dich mane sêre durch aller vrouwen êre: bît niht und küsse mich!‹ Dô sprach Lanzelet: ›daz tuon ich, swaz imer drûz werde.‹ 50rb er erbeizte ûf di erde und kuste den wirsgetânesten munt, der im vordes ie wart kunt. zehant vlôch der wurm hin dan, dâ ein schœne wazzer ran, und badet sînen rûhen lîp. er wart daz schœneste wîp, di ieman ie dâ vor gesach. Dô ditz wunder geschach und ez di niune gesâhen, dô begunden si gâhen ze dem küenen Lanzelet, der sô frümclîchen tet, daz er getorste daz bestân, daz nie mê wart getân. Dô Lanzelet niht enwar, dô kêrt er und di ritter dar al hin gein der schœnen fluot. dâ funden si di vrouwen guot wünnenclîch wol bekleit. wâ siu ez næme, dêst uns ungeseit, wan daz ein wunder dâ geschach. diu vrouwe zuo den helden sprach: ›got lâz in imer sælic sîn, den tugentrîchen herren mîn,
7936 do W / waz zerran P
do W Do P mich P swem] wanne P argen P
Wie harte er nü hin dan strebet, ... neiswer P hêr fehlt P 148v P enist P
... Wanne ich wil dich manen mere Durch aller frowen ere: mich nicht P Lantzelet W lantzelet P
Do erbeisste er vff die erden Vnd kuste den wurm an sinen munt. Je sa zü der selben stunt, Do floch der wurm hin dan, Do ein schöne wazzer ran, Vnd bate sinen richen lip. Er wart daz schönste wip, Die ieman dorffte gesehen. Do dis wunder waz geschehen ... sohent P Lantzelet W lantzelet P
... Daz er getorste bestan Das dinck, das nie me wart getan. Lantzelet W lantzelet P nith P dar fehlt P ˙ P schone do W Do P 149r P wâ] Do P nit geseit P do WP seilic W tvgent richen W tugenden richen P
7939 do W
7923 Lei folgt P (hält jedoch etswer für eine Konjektur von Ha) 7926 ezn ist Ha 7927 Ha folgt P 7931–7932 swaz iemer drûz mac werden. | er erbeizete ûf die erden Hannink, S. 56 7933 wirst getânen Ha 7943–7944 Lantzelete : tete Ha 7945–7946 Ha folgt P 7948 dar] gar Ha 7922 Der Wechsel von der allgemeinen Rede zur Anrede des Gesprächspartners kann, muss aber noch nicht an dieser Stelle erfolgen. 7936 Zu schwach flektiertem Adj. nach unbestimmtem Art. siehe Anm. zu V. 7531.
7918–7956
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damit würde er sich aufwerten; denn wem immer das auferlegt ist, der ist ohne hinterhältige List der beste Ritter, der nun lebt. Wie sehr ihr euch nun auch entfernen wollt, irgendjemand wird mir meine Pein vertreiben. Deshalb bitte ich dich, edler Degen, tu es um des herrlichen Gottes willen, erlöse mich! Ich scherze nicht, sondern ich ermahne dich nachdrücklich bei der Ehre aller Damen: Zögere nicht und küsse mich!‹ Da sprach Lanzelet: ›Das will ich tun, was immer daraus werden mag.‹ Er stieg von seinem Pferd und küsste den missgestaltetsten Mund, den er jemals gesehen hatte. Sogleich flog der Drache hinweg, wo ein schönes Wasser rann, und badete seinen rauen Körper. Er wurde die schönste Frau, die jemals irgendjemand zuvor gesehen hatte. Als dieses Wunder geschehen war und die neun es sahen, da eilten sie zu dem kühnen Lanzelet, der so mutig gewesen war, dass er gewagt hatte, das zu versuchen, was nie mehr getan wurde.
Als Lanzelet nichts fehlte, da wandten sich er und die Ritter alle dorthin zu der schönen Flut. Da fanden sie die gute Dame herrlich gut gekleidet. Woher sie es genommen hätte, das wurde uns nicht erzählt, außer dass dort ein Wunder geschah. Die Dame sprach zu den Helden: ›Gott lasse ihn immer glücklich sein, meinen tugendreichen Herren,
447
Wie sehr er sich nun auch entfernen will, ...
... sondern ich will dich nochmals bei der Ehre aller Damen ermahnen:
Da stieg er von seinem Pferd und küsste den Drachen auf seinen Mund. Sogleich, im selben Moment, da flog der Drache hinweg, wo ein schönes Wasser rann, und badete seinen prächtigen Körper. Er wurde die schönste Frau, die irgendjemand sehen konnte. Als dieses Wunder geschehen war ...
... dass er gewagt hatte, die Sache zu versuchen, die nie mehr getan wurde.
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Text und Übersetzung der mich von leide hât erlôst. ouch mac er haben guoten trôst einer rede, der im diu sælde pfliget, daz er an allen dingen siget und sich im niht erwern mac.‹ Dô nam Lanzelet de Lac di vrouwen alsô wol getân und fuort si ze Karadigân. dô wart daz mære harte grôz. di vremden vrouwen niht verdrôz, siu seite, waz ir wære geschehen. si begunden offenlîchen jehen, wer siu was und wi siu hiez. diu vrouwe niht ungesaget liez, wâ von siu was beswæret. 50va hie mit was ez bewæret, dô diu meit alsô genas, daz bî Lanzeletes zîten was dehein ritter alsô guot. er behabete âne widermuot den prîs vor sînen gesellen. ich möht übel gezellen, wi manic manheit er begienc, wan er fruo zuo vienc und behart ez ouch vil manigen tac, mîn her Lanzelet de Lac. Durch der liute niugerne sô entouc mir niht zenberne, ich sage iu daz mære, wer diu vrouwe wære, diu von dem wurm ein wîp wart. waz sol daz langer gespart? ich beriht es iuch sâ. siu hiez diu schœne Elidîâ, von Thîlen eines küniges kint. daz wizzent wol, di wîse sint und di die welt hânt erkant, daz Thîle ist ein lant, ein breit însula in dem mer. dâ ist von wunder manic her,
7974 Lantzeletes W
der selde P saget P entweren P Lantzelet W lantzelet den du lac P Karadigan W karedigan P
... Sie sagte, waz jme geschehen were. Wer sie waz vnd wer sie sint P niht fehlt P von fehlt W
Hie mitte wart offenlich bewert, Do der gast do wol genaß, Daz by˙ Lantzeletes ziten waz Enkein ritter besser noch so guo t. wider mvo t W one allen wider muo t P 149v P
˙ ubel ˙ Jch möchte uch gezellen, ... früge P ouch fehlt P Lantzelet dac Lac W lantzelet du lag P nuo gerne P So endocht nit zunberne P sagete daz zuo mere P
langer me gespart P iv W elýdia W clidra P thylen W thilen P div W
... Tilen ist ein einig lant, ... mere W mere P jnsele P do W Do P here P
7994 thylen W
7962 Lanzelet du Lac Ha 7964 Kardigân Ha 7976 Ha folgt P 7978 Ha folgt P 7980 früeje Ha 7982 Lanzelet du Lac Ha 7985 ze mære Ha 7991 Thîle Ha 7994 ein einlant Ha 7995 insele Ha 7968 Lies begund in mit Ha. Stelle.
7989 Zu berihten siehe Anm. zu V. 5126.
7990 Vgl. zur Problematik des Namens K zur
7957–7996
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der mich von dem Leid erlöst hat. Auch mag er von einer Sache guten Trost haben, um die sich das Glück um seinetwillen annimmt: dass er an allen Dingen siegen wird und sich nichts gegen ihn wehren kann.‹ Da nahm Lanzelet de Lac die so schöne Dame und führte sie nach Karadigan. Dort wurde die Aufregung um die Geschichte groß. Es verdross die fremde Dame nicht zu erzählen, was ihr geschehen war. Sie begann öffentlich zu verkünden, wer sie war und wie sie hieß. Die Dame ließ nicht ungesagt, weswegen sie betrübt gewesen war. Hiermit wurde es bewiesen, als die Maid so gerettet wurde, dass zu Lanzelets Zeiten kein Ritter gleich gut war. Er behielt ohne Unmut den Preis vor seinen Gesellen. Ich könnte schlecht erzählen, wie viel Mannheiten er beging, weil er früh damit begann und es auch viele Tage pflegte, mein Herr Lanzelet de Lac.
449
... zu erzählen, was ihm geschehen wäre.
Hiermit wurde öffentlich bewiesen, als der Gast da gut davongekommen war, dass zu Lanzelets Zeiten kein Ritter besser oder gleich gut war.
Ich könnte euch schlecht erzählen, ...
Wegen der Neugier der Leute, 7985
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so wäre es für mich nicht schicklich, wenn ich euch die Geschichte nicht erzählen würde, wer die Dame war, die von einem Drachen zu einer Frau wurde. Warum soll das länger aufgeschoben werden? Ich berichte es euch sogleich. Sie hieß die schöne Elidia, das Kind eines Königs von Thile. Das wissen die gut, die weise sind und die die Welt kennen, dass Thile ein Land ist, eine breite Insel im Meer. Dort gibt es unzählige Heerscharen von Wundern,
... dass Thile ein einsames Land ist, ...
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Text und Übersetzung diu nieman kunde geahten. eine wochen vor wîhenahten sint sô kurz dâ di tage nâch Rœmære buoch sage, dâ manic wunder an stât, daz ein loufære kûme gât vor naht ein halbe mîle. di tage sint ouch ze Thîle ze sumer langer danne hie. ir envreischent vremder mære nie, dan uns dannen sint geseit. Swelich wîp sich an ir hübscheit verwürket und des gedenket, daz si den verschrenket, der ir dienet umb ir minne, 50vb daz kumet ir ze ungewinne. siu unwirdet sich der mite, wan daz ist des landes site, ez enwirt ir nimer jâr vertragen. Nuo wære ze lanc, solt ich sagen, waz diu vrouwe het getân. ir wart verteilet und gelân, daz siu wære ein wurm unz an di stunt, daz si des besten ritters munt von alder welte kuste. dâ von sleich siu ûf ir bruste ze Britânje in einen foreht, wan drin manic guot kneht durch âventiure reit. Als ich dâ vor hân geseit, sô wart siu erlœset von der nôt, als Lanzelet gebôt. ouch was daz ie der frumen rât, daz sich vor valscher missetât wîp und man behuote, wan ez kumet ze allem guote.
8016 Nvo z were zelanc W
di W winachten P roe mere W rümere P do W Do P gegat P 150r P thyle W zithile P zesvmer W Vman somers P erforschent P Danne die vns P
verschrenchent W beschrencket P
Sie enturret sich dar mitte, ... der lant P
˙ sagen, Nuo were zü lang, solte ich uch Was die frowe hat getan, Das ir wart erteilet vnd gelan, ...
kunste P do W Do P sleick P zebrithanie W Zipritange P einem P Wanne dar manig P ˙ vs reit P ouenture
... So wart sie erlösset von jr tot, ... Lantzelet W lantzelet P
150v Vnd was daz ie der frowen rat, ...
Wanne daz komet jme zü P
8022 sleick P] ei unsicher, HaA erwägt slveck
8000 Rômære HaPiper 8005 HaA erwägt Vman P = innan 8006 envrieschent HaPiper 8009 verwurke und des gedenke La (HaHaN) Piper 8010 beschrenke HaPiper 8013 HaA erwägt enturret P = untiuret 8016 HaPiper folgen P 8018 erteilet Ha 8023 Britân Ha 8024 drin] vil Spr 8025 dar în durch Spr 7997 Zu geahten siehe Anm. zu V. 6616. 8000 buoch ist Gen. Pl. (ebenso HaPiper). 8006 Die Konjektur von Ha ist gut möglich, aber nicht notwendig; die Verbalform kann auch als auf Zukünftiges hindeutend gelesen werden, etwa: ›Ihr werdet niemals merkwürdigere Geschichten hören, ...‹ 8010 verschrenken swv. ›mit iner Schranke umgeben, einschließen, versperren‹ etc. (Le III 218), hier wohl freier ›zurückweisen‹ (vgl. Anm. zu V. 6936 – siehe diese auch für beschrenken). 8013 entiuren (P) swv. ›den Wert benehmen‹ (Le I 573).
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die niemand zählen könnte. Eine Woche vor Weihnachten sind dort die Tage so kurz nach der Erzählung der Bücher der Römer, in denen viel Wunderbares steht, dass ein Läufer vor der Dämmerung kaum eine halbe Meile zurücklegt. Die Tage in Thile sind im Sommer auch länger als hier. Ihr werdet nie merkwürdigere Geschichten hören, als uns von dort erzählt wurden. Wenn eine Frau sich an ihrer Höfischheit vergeht und daran denkt, den zurückzuweisen, der ihr wegen ihrer Minne dient, wird das ihr Unglück. Sie verliert dadurch ihre Achtung, denn das ist die Sitte des Landes, dass es ihr nicht einmal für die Dauer eines Jahres nachgesehen wird. Nun würde es zu lange dauern zu erzählen, was die Dame getan hatte. Sie wurde dazu verdammt und bestimmt,
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dass sie ein Drache wäre, bis sie der Mund des besten Ritters von der ganzen Welt küsste. Deshalb kroch sie auf ihrem Bauch nach Britanje in einen Forst, weil darin viele gute Kerle auf Aventiure ausritten. Wie ich zuvor erzählt habe, so wurde sie von der Not erlöst, wie Lanzelet gebot. Auch war es stets der Rat der Tüchtigen, dass sich Frauen und Männer vor unredlichen Vergehen behüten sollen, denn das kommt ihnen sehr zu Gute.
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Sie verliert dadurch ihren Wert, ...
Nun würde es zu lange dauern, euch zu erzählen, was die Dame getan hatte, dass sie dazu verdammt und bestimmt wurde, ...
... so wurde sie von ihrem ›Tod‹ erlöst, ... Und es war stets der Rat der Damen, ...
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Text und Übersetzung Man saget uns ze mære, daz diu vremde meit wære rihtærîn über di hübscheit. Swer in der massenîe streit von ihte, daz an minne war, daz beschiet siu schône und gar, wan siu sô grôze arbeit durch valsche minne vor des leit. Von manigem wunder, daz er tet, sô was mîn her Lanzelet, als ich an dem mære vinde, ein daz liebest gesinde, daz künic Artûs ie gewan. doch enlebet dehein man, der ie gewan zer werlte muot, ern habe gern selbe guot, wandez irlât in blûger bet. hi von gedâhte Lanzelet an sîn erbe ze Genewîs, 51ra wan in dûhte ein unprîs, daz ez stuont an vremder hant. dô warp der küene wîgant ein hervart mit den vriunden sîn. dar an wart ouch wol schîn, daz er was ein geminnet man: di schœnesten reise er gewan, von der uns iender ist gezalt. Artûs, der künic balt, brâht ein schœne schar, driu tûsent ritter wol gar, mit harnasch lûter als ein îs. ouch fuort im der fürste wîs – dêst zwîfel dehein –, von Garnanz, her Wâlwein, tûsent helde wol gemuot, snel, küene und guot, zallen gerechen wol bereit. Dô leit im ein schar breit Torfilaret von Wâlest.
8038 Der P
... Daz die kúnigin edel were ˙ Richtere úber die hubscheit. nichte P minem P
... Das beschiet sie schone vnd gar. ... ... ¶ statt Initiale P Lantzelet W lantzelet P
artus W Daz der kunig arthus P zerwerte W selber gerne P Wanne es ir erlag P bette P Lantzelet W lantzelete P Genewis W jenewis P an] jn P
ouch vil wol P 151r P Artus W Arthus P ˙ Brochte yme ein P mit] Vnd P
Ouch fuo rte jme der ritter wis – ...
Garnantz her Walwein W garnans herre walwan P
gerichten P Dô] Ouch P ¨ Torfylaret von walwest W Corfilaret von waldest P
8049 ir lat W
8035 Ha folgt P, vgl. HaA
8049–8050 bete : Lanzelete P
8056 Ha folgt P
8062 Ha setzt Komma schon nach ritter
8038 bescheiden im Sinne von ›entscheiden, richten‹ kann ich mit Gen. (P) nicht nachweisen (BMZ II/2 100; Le I 203f.). 8049 blûc adj. ›verschämt, verlegen, schüchtern; unentschlossen‹ (BMZ I 214 mit Verweis auf die Stelle; Le I 313). 8052 Zu unprîs siehe Anm. zu V. 447. 8069 Zu zuo gerechen siehe Anm. zu V. 1747. 8071 Zu C für T in P siehe Anm. zu V. 4130. / Zu Torfilaret siehe Anm. zu V. 5898.
8033–8071
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8070
Man erzählt uns, dass die fremde Maid Richterin über das höfische Verhalten war. Wenn einer im Gesinde wegen irgendetwas stritt, das mit Liebe zu tun hatte, schlichtete sie es angemessen und vollständig, weil sie zuvor so große Mühsal wegen falscher Liebe gelitten hatte.
Durch viel Wundersames, das er vollbrachte, so gehörte mein Herr Lanzelet, wie ich an der Geschichte herausfand, zu den liebsten Gefolgsleuten, die König Artus je gewann. Trotzdem lebt niemand, der je Lust auf die Welt bekam, ohne selbst gerne Besitz zu haben, denn das befreit ihn von verschämter Bitte. Deshalb erinnerte sich Lanzelet an sein Erbe zu Genewis, denn er hielt es für eine Schande, dass es in fremder Hand lag. Da organisierte der kühne Kämpfer eine Heerfahrt mit seinen Freunden. Daran zeigte sich auch gut, dass er ein beliebter Mann war: Er warb die schönste Ausfahrt, von der uns jemals erzählt wurde. Artus, der kühne König, brachte eine schöne Schar, genau 3.000 Ritter, mit Rüstungen, heller als Eis. Auch führte ihm der weise Fürst – darüber besteht kein Zweifel – von Garnanz, Herr Walwein, 1.000 wohlgemute Helden herbei, schnell, kühn und gut, in jeder Hinsicht gut vorbereitet. Da sammelte Torfilaret von Walest eine breite Schar für ihn.
453
... dass die edle Königin Richter über das höfische Verhalten war.
... schlichtete sie das angemessen und vollständig. ... ...
Auch führte ihm der weise Ritter – ...
454
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8095
8100
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Text und Übersetzung di enheten deheinen brest, swaz wol bereiten helden zam. Erec im ouch kam: der fuorte wîgande von Destregâlis, sîm lande, aht hundert ze stiure, îsenîne kovertiure, mit brûnen, scharpfen swerten, wan si des sturmes gerten und in niht flühte was erkant. von Konewâl und von Irlant kômen im zwei grôziu her und von hinnen über mer manic fürst lobehaft. sô schœne was diu ritterschaft, daz siu niht, sô man uns saget, wær vor alder welt verzaget. Tristrant brâht ritter niet, wan er von Lohenîs schiet, daz er dâ niht mohte sîn 51rb durch di liebe der künigîn, Isalden, sîner vrouwen. doch moht man in gerner schouwen danne manigen an der reise: ze nôt noch ze vreise wart nieman frümer, sô man jach, wan es im dicke nôt geschach beidiu naht und tac. Min her Lanzelet de Lac sprach sîn samenunge und bat alt und junge, daz si kœmen vor Karadigân ûf einen bühel wol getân, der hiez ze dem Wilden Ballen. wil ez iu wol gevallen, sô sage ich iu einen schœnen list: Swer dannen ein mîle ist,
hettent enkeinen P bereiten] geru “sten P gezam P ouch vil wol kam P destregalýs W destragalis P Acht hundert justuren P mit yseninen W Jserin kouerturen P prúngen P V. 8081–8082 fehlen P Konewal W Do koment P
151v P wart P Werent P erzaget P ˙ Trystrant W Trystant P Lohenis W lohens P do WP möchte nicht ge Sin P ysalden W Ýsaliden P doch] Do P gerne P zenot W zevreise W nie ma so fro Mir P es fehlt P
Min herre Lantzelet du Lac Sprach sine samunge, Dar alte vnd jung Wol kundent komen von Karedigan, Vff einen búhel wol getan, ... zedem W
˙ einen spehen list: ... So sage ich uch ˙ danne uber ein P
8091 Sin in ge Sin am Beginn von V. 8092 P 8097 Mir so man iach in eigener Zeile P 8102 balt W 8103 karadygan W karediga P
8100 Lantzelet W / MN P
8075 er Spr 8076 Destregâls HaSpr 8077 justiure Ha, dagegen Spr, der W folgt 8078 îsnîne Ha / îsnîn Spr 8082 Kornwâl Ha 8089 Tristant Ha 8100 Lanzelet du Lac Ha 8102–8103 Ha folgt P 8103 Kardigân Ha 8077 Zu stiure (W) siehe Anm. zu V. 1769. 8078 Konjektur, da mit mhd. nur mit Dat. geht (Le I 2178) und dies wiederum gegen den Reim steht. 8091 daz wiederholt die vorhergehende Konjunktion (wan; siehe Mhd. Gramm. § 466) und ist kausal zu lesen. 8101 samunge P = samenunge (Le II 601). 8102 Dieselbe Konjektur für W erwägt schon HaA. balt zu belden (vgl. Anm. zu V. 1012) wäre zwar denkbar, m. E. aber unwahrscheinlich.
8072–8108
8075
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8100
8105
455
Denen fehlte es an nichts, was immer gut vorbereiteten Helden ziemte. Auch Erec kam zu ihm: Der führte 800 Kämpfer aus Destregalis, seinem Land, als Unterstützung, eiserne Satteldecken, dazu braune, scharfe Schwerter, weil sie auf Kampf brannten und ihnen die Flucht unbekannt war. Von Konewal und von Irland kamen zwei große Heere zu ihm und viele lobenswerte Fürsten von dorther über das Meer. Die Ritterschaft war so schön, dass sie nicht einmal die gesamte Welt gefürchtet hätte, so sagt man uns. Tristrant brachte keine Ritter, da er Lohenis verlassen hatte, weil er dort wegen der Liebe der Königin, Isalde, seiner Herrin, nicht bleiben konnte. Trotzdem sah man ihn lieber als viele andere bei dieser Ausfahrt: In Bedrängnis und Gefahr wurde niemand tapferer, so behauptete man, weil er oft Tag und Nacht dazu gezwungen war. Mein Herr Lanzelet de Lac rief zu seiner Versammlung und bat alt und jung, dass sie vor Karadigan zu einem schönen Hügel kommen sollten, der Zu dem Wilden Ball(en) hieß. Wenn es euch gut gefällt, dann erzähle ich euch von einer schönen Kunst: Wenn einer eine Meile entfernt ist,
Mein Herr Lanzelet de Lac rief zu seiner Versammlung, wohin alt und jung von Karadigan leicht kommen konnten, auf einen schönen Hügel, ...
... dann erzähle ich euch von einer klugen Kunst:
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Text und Übersetzung den dunket des nâch sîner spehe, wi er ein michel ros sehe, gegozzen ûzer êre. ê er danne imer bekêre nâhen ein halbe mîle, sô dunket in an der wîle, wi ez ein kleiner mûl sî. als er aber kumet nâher bî, sô schînet ez als ein hunt. dar nâch in kurzer stunt, sô man beginnet nâher gân, sô ist ez als ein fuhs getân. vil schiere kumet ez dar zuo, ê man diu ougen zuo getuo, daz man dâ niht gesehen mac wan ein gôz, daz ie dâ lac, als ein kugel gedrân. ez en möhte nieman ûf gehân noch von der stat bringen mit keiner slaht dingen durch sîne wunderliche kraft. her kam aldiu ritterschaft, di Lanzelet, der wîgant, 51va solte füeren in sîn lant ze Genewîs, daz sîn erbe was, dâ er mit nôt dâ vor genas. Dô daz mehtige her allenthalben von dem mer ze Lanzeletes reise kam, und swaz rittern gezam, daz in des nihtes brast, und sich manic frumer gast ze vlîze wol geruste, di herren dô geluste, und dûhte si gezæme, daz man boten næme, di sich êren vlizzen
152r P nâhen] Dar wert P duncket man der wile P mil P komet aber nohe P
... So ist es also ein nuß getan. Vil schiere komet man ouch dar zuo , ... niht] mit P
˙ ... Also ein kugelin gidran. nie nieman P noch fehlt P Noch mit kleiner P
Lantzelet W lantzelet P Wolte P Genewis W jenuwis P daz] do P do WP Initiale fehlt P daz mere mechtige P mere W 152v P Lantzeletes W lantzeletes P enbrast P ˙ zevlize W gerustet P
8110 Sehe am Beginn von V. 8111 P
8127–8128 vertauscht P
8112 ie mêr Ha
8124 daz] der Bä
8113 Ha folgt P
8128 l in kleiner P unsicher
8139 Ha folgt P
8120 Den besseren Text haben WHa, da (1) der ›Fuchs‹ die Tierreihe fortsetzt und (2) die ›Nuss‹ kaum größer sein wird als die Kugel bzw. – nicht zufällig in P – das Kügelchen und damit die Linearität stört. Vermutlich ist von einer Verschreibung auszugehen, die darin gründet, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777; Hannink, S. 19). 8124 gôz stmn. ›Metallguss, gegossenes Gefäß‹ (BMZ I 542 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1063). 8125 Zu gedrân siehe Anm. zu V. 7122.
8109–8145
8110
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dann scheint es ihm nach seinem Ermessen, als würde er ein großes Ross sehen, gegossen aus Erz. Noch bevor er sich dann auf eine halbe Meile genähert hat, so scheint es ihm mittlerweile, als wäre es ein kleines Maultier. Wenn er aber noch näher heran kommt, dann scheint es ein Hund zu sein. Bald danach, wenn man weiter näher kommt, dann ist es von der Gestalt eines Fuchses. Bald geschieht es, ehe man mit den Augen zwinkert, dass man da nichts sehen kann außer einen Metallklumpen, der schon immer dort lag, gedrechselt wie eine Kugel. Es könnte niemand aufheben noch irgendwie von der Stelle wegbringen wegen seiner wunderbaren Kraft. Die ganze Ritterschaft kam herbei, die Lanzelet, der Kämpfer, in sein Land zu Genewis führen sollte, das sein Erbe war, wo er damals in Not mit dem Leben davongekommen war.
Als das mächtige Heer vom Meer von allen Seiten zu Lanzelets Ausfahrt kam und es ihnen an nichts fehlte, was immer Rittern ziemte, und sich viele tapfere Gäste sehr sorgfältig rüsteten, da gelüstete es die Herren und schien es ihnen angebracht, Boten zu nehmen, die sich um Ehre befleißigten
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... dann ist es von der Gestalt einer Nuss. Bald kommt man daran, ...
... gedrechselt wie ein Kügelchen.
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Text und Übersetzung und di wæren verwizzen. di bat man für rüeren, daz si in erfüeren bescheidenlîch in allen wîs, waz rede di von Genewîs Lanzelet verjæhen umb sîn erbe, und ouch gesæhen, wer im wolte gestân. diu botschaft wart dô gelân an Iwân und an Gîoten. di zwêne wâren di boten, wan si wol reden kunden. Di helde in dô befunden in kurzen zîten al daz dinc. si kômen an ein têdinc unverwizzen, von geschihte, dâ ein fürste berihte di von Genewîs ze rehte. dâ wârn ouch guote knehte, di herren vom lande, vil küene wîgande. Swer êt dar zuo tohte, daz er gerîten mohte, der was zuo dem gespræche komen, wan si heten wol vernomen von Lanzelet diu mære, 51vb daz er sô vrum wære, daz er sich niht ûf gesatzte, ê daz man in ergatzte beidiu lasters und schaden. hi von wârn si geladen mit vorhtlicher swære.
8164 do W
8165 Von P
8151 Lanzelete Ha
8173 in W
gewissen P
alle P Genewis W jenuwis P Lantzelet W Lantzeleten jehent P besehent P
ywan W Jwan P ýotten W an angioten P reden] sprechen P
Die helde, die befunden Jn kurzten ziten al daz ding. So koment sie P tegeding P Vnwissende P do W] Daz P 153r P Genewis W jenuwis P zerehte W
Do worent ouch guo te knechte Vnd die herren von dem lande, ˙ wigande. Kune et] ouch P
Lantzelet W lantzelet P diu] ein P
... Das er sie nit vff satzte, ... laster W vorclicher P
8177 vortlicher P?
8164–8165 Ha folgt P
8173 Ha folgt P
8146 verwizzen part. adj. ›verständig; wissend, was sich ziemt‹ (BMZ III 790 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 8813; Le III 313; vgl. V. 8882). 8147 vür rüeren swv. intr. ›voreilen‹ (Le III 587). 8149 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 853. 8160 Zu têdinc = teidinc (Ha) siehe Anm. zu V. 6390. 8161 unverwizzen part. adj. ›ohne dass man es weiß oder vermutet‹ (Le II 1972 mit Verweis auf die Stelle). 8162 berihten swv. mit Akk. der Pers. ›auf den rechten Weg bringen, unterweisen‹ (BMZ II/1 641f. mit Verweis auf V. 9443). / Daz P wäre nur mit Dat. in V. 8163 sinnvoll, daher kein Paralleltext. 8173 ›dass er sich nicht beruhigen würde‹ (W mit Konjektur); ›dass er sie nicht beruhigen würde‹ (P) zu gesetzen swv. mit ûf ›machen, dass etwas sich beruhigt‹ (Le I 911)? HaA vermutet kaum zutreffend ›einsetzen‹, gibt aber seine Ratlosigkeit zu verstehen. Ohne Konjektur ist mir W nicht verständlich (wen?). Auch P ist fraglich: Warum sollte er sie beruhigen? ûf setzen PHa (hier) ›aufsätzig, feindselig behandeln‹ (Le II 1701f. mit Verweis auf die Stelle und Fragezeichen; vgl. auch ûfsetzic adj. ›hinterlistig, verschlagen; feindselig gesinnt, aufsässig‹, Le II 1717; anders aber V. 3420) ist jedoch auch problematisch: Zum einen wäre – zumindest nach nhd. Sprachgebrauch – Dat. (in) statt Akk. (sie) zu erwarten, zum anderen irritiert die Verneinung. Die Deutung von Haupt, Sp. 112, der ûf setzen als ›ablassen von einem‹ übersetzt, passt zwar in den Kontext, scheint mir ansonsten aber ohne Halt. Sollte man statt ›beruhigen‹ einfach freier ›Frieden bringen‹ lesen?
8146–8177
8150
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8165
8170
8175
und die verständig wären. Die bat man, voraus zu eilen, damit sie für sie (die Fürsten) mit Verstand umfassend in Erfahrung brächten, wie sich die von Genewis Lanzelet gegenüber zu seinem Erbe stellten, und damit sie auch sehen würden, wer sich auf seine Seite stellen würde. Der Botendienst wurde da Iwan und Giot überlassen. Die zwei waren die Boten, weil sie gut reden konnten. Die Helden fanden da für sie (die Fürsten) in kurzer Zeit all diese Sachen heraus. Sie kamen unvermutet, aus Zufall, zu einer Verhandlung, wo ein Fürst die von Genewis rechtens unterwies. Dort waren auch gute Kerle, die Herren von dem Land, sehr kühne Kämpfer. Wenn einer irgendwie dazu fähig war, dass er reiten konnte, war er zu der Beratung gekommen, denn sie hatten die Neuigkeiten von Lanzelet genau vernommen, dass er so tapfer wäre, dass er sich nicht beruhigen würde, ehe man ihn für Laster und Schaden entschädigte. Deshalb waren sie mit angstvollem Kummer beladen.
459
Die Helden, die fanden in kurzer Zeit all diese Sachen heraus.
Da waren auch gute Kerle und die Herren von dem Land, kühne Kämpfer.
... dass er ihnen keinen Frieden bringen würde, ...
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Text und Übersetzung waz in daz best wær, des giengen si ze râte. Dô kom geriten drâte an disen hof wolgetân Gîôt und Iwân, des zuoname was Penelôî. nuo hœrent, was diu rede sî: Dô si von den rossen giengen, di ritter si enpfiengen als helde lussam. dô tâten si, als in gezam: si vrâgeten ze stunden, wen si dâ funden, der des landes wære oberster rihtære. Dô wart in bescheiden ein herre, der in beiden daz mære rehte beschiet. Er sprach: ›hie en ist küniges niet, wan daz ich dar zuo bin erkant, daz ich beriht ditz lant niuwan durch der fürsten bet. er ist geheizen Lanzelet, der hi künic wesen sol. wir bekennen sîn niht wol, wan daz wir daz hân vernomen, er sî an tugenden vollekomen und an manheit sô behart, daz nie bezzer ritter wart geborn bî unsern zîten. wir wellen sîn gerne bîten als lange, als er gebiutet. ob er uns baz triutet denne sîn vater, der künic Pant, sô mac er liute und lant 52ra nâch sîm gebot halden. wir suln es gern walden nâch genâden und nâch schulden,
8183–8184 vertauscht W
zerate W
Gyot vnd ywan W Giot vnd Jwan P ˙ zve name W] uber nam P peneloy W peneloý P
153v P si das in P zestvo nden W do WP
... Der dez landes were Recht richtere. in vz bescheiden P der] daz P en fehlt P
˙ Nicht wanne durch fursten P Lantzelet W lantzelet P
bewart P ritter besser P bî] zuo P zweites als] vntze P vns lange bas P pant WP
˙ vnd lant ... So mag er lute ˙ Nach syme gebotte handeln. ˙ Wir sullent es jme gerne wandeln 154r Nach gnoden vnd nach schulden, ...
8187–8188 in einer Zeile W
8188 Ha folgt P 8196 hien ist Ha folgt P 8214 jme P fehlt Ha
8199–8200 bete : Lanzelete Ha
8208 wellens gerne La (Ha)
8213–8214 Ha
8187 lussam = lustsam adj. ›anmutig, lieblich, erfreulich, Wohlgefallen erweckend‹ etc. (BMZ I 1056 mit Verweis auf die Stelle sowie auf V. 9369; Le I 1993f.). 8205 Zu beherten (WHa) siehe Anm. zu V. 2745. 8210 lange als einfache Verstärkung (›viel, sehr‹) finde ich in den Wbb. nicht belegt; daher kein Paralleltext. 8213 handeln swv. mit Akk. der Pers. ›verfahren mit‹ (BMZ I 632f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 1166f.).
8178–8215
8180
8185
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8195
8200
8205
8210
8215
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Was für sie das Beste wäre, darüber gingen sie zu Rate. Da kamen Giot und Iwan, dessen Zuname Peneloi war, eilig an diesen schönen Hoftag geritten. Nun hört, was dort geschah:
Als sie von den Rössern abstiegen, empfingen die Ritter sie wie anmutige Helden. Da taten sie, wie es ihnen ziemte: Sie fragten sogleich, wen sie dort finden könnten, der der oberste Richter des Landes wäre. Da wurde ihnen ein Herr gezeigt, der ihnen beiden die Sache richtig darstellte. Er sprach: ›Hier gibt es keinen König, abgesehen davon, dass ich dazu bestellt bin, dass ich, alleinig auf Bitte der Fürsten hin, für Ordnung in diesem Land sorge. Er heißt Lanzelet, der hier König sein soll. Wir kennen ihn nicht gut, außer dass wir vernommen haben, dass er an Tugenden vollkommen sei und an Mannheit so fest, dass in unseren Zeiten niemals ein besserer Ritter geboren wurde. Wir wollen gerne so lange auf ihn warten, wie er gebietet. Wenn er uns mehr liebt als sein Vater, der König Pant, dann kann er Leute und Land nach seinem Gebot beherrschen. Wir wollen gerne angemessen und rechtschaffen dafür einstehen,
... der der rechte Richter des Landes wäre.
... dann kann er mit Leuten und Land nach seinem Gebot verfahren. Wir wollen für ihn gerne angemessen und rechtschaffen wieder gutmachen, ...
462
8220
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Text und Übersetzung swaz wir wider sînen hulden an keinen dingen hân getân. er mac diu dinc an uns begân, daz man in lobet deste baz, und verdienen wir vil gerne daz.‹ Dô her Iwân und her Gîôt vernâmen, daz man in bôt soliche rede, diu wol gezam, und di beste, di ie man vernam, und daz arme und rîche einmüeteclîche mit gemeinem munde jâhen, wolt ez in niht versmâhen, sô diente daz gesinde des küniges Pantes kinde gerne, wan daz wære reht, Dô antwurt in der guote kneht, Iwân Penelôî: ›ob diu rede wâr sî, als wir von iu hân vernomen, sô sîn wir durch daz ûz komen, ich und her Gîôt, daz wir sagen, waz iu enbôt min herre Lanzelet de Lac. er ist enterbet manigen tac. dar umb lât er noch entuot, er enbiutet minne und allez guot den herren, di sich wol enstânt, daz si im sîn lant genomen hânt, ob si sich erkennent dar an; und ist aber dehein man von tumben sinnen sô balt, daz er im sîn lant mit gewalt iht langer nimet, daz wil er klagen. ouch suln wir den widersagen von im und von den vriunden sîn. Künic Artûs, der herre mîn, 52rb der wil ouch sîn ir vîant. dar zuo rîtet in ditz lant
Vers fehlt P hant W déngen habe P
gedienen P ywan W Gyot W Initiale fehlt P jwan vnd gioth P
imam W besten P iema P ein mvo tecliche W Ein müteliche P
pantes W panthis P
˙ ywan vnd penoloý W Ywan pene loý P
Gyot W gioth P waz] daz P Lantzelet W lantzelet du lac P intribet P lag P si W 154v P wol fehlt P
... Vnd sint aber kein man Von tumben sinnen so balt, Das sie jme sin lant mit gewalt Jcht lenger nement, das wil ich clagen. wider sagen W ˙ artus W Der kunig arthus P ditz] das P
8233 vnd W ist mit von überschrieben, das allerdings wohl von neuzeitlicher Hand herrührt 8220 Ha folgt P
8224 besten Ha
8239 Lanzelet du Lac Ha
8247 simen P
8246–8249 Ha folgt P
8249 ich P] er Ha
8221–8231 ist alles Temporalsatz (mit weiteren eingeschobenen Nebensätzen) zu V. 8231–8232. 8230 Zu fehlendem Art. bei Subst. vgl. Mhd. Gramm. § 421; der (wohl nicht seltene) Fall mit vorangestelltem Gen. fehlt allerdings. 8250 widersagen swv. mit Dat. der Pers. ›Fehde ankündigen‹ (BMZ II/2 22f.; Le III 851f. mit Verweis auf die Stelle).
8216–8254
8220
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8240
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8250
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was immer wir an irgendwelchen Sachen gegen sein Wohlwollen getan haben. Möge er an uns jene Sachen vollbringen, für die man ihn umso mehr loben wird; das werden wir sehr gerne mit Dienst vergelten.‹
Als Herr Iwan und Herr Giot vernahmen, dass man ihnen eine solche Rede entbot, die anständig war, und die beste, die jemals ein Mann vernommen hatte, und dass Arme und Reiche einmütig wie aus einem Mund versicherten, dass, wenn er (Lanzelet) es nicht als Schmähung auffassen würde, das Gesinde dem Kind des Königs Pant gerne dienen würde, denn das wäre Recht, da antwortete ihnen der gute Kerl, Iwan Peneloi: ›Wenn die Rede wahr ist, wie wir von euch vernommen haben, dann sind wir deshalb ausgeritten, ich und Herr Giot, damit wir sagen, was euch mein Herr Lanzelet de Lac ausrichten lässt. Er ist viele Tage enterbt gewesen. Deshalb unterlässt er nicht, dass er den Herren Freundschaft und allen Besitz bietet, die gut verstehen, dass sie ihm sein Land genommen haben, wenn sie das richtig beurteilen; und ist aber irgendein Mann durch törichten Verstand so kühn, dass er ihm sein Land mit Gewalt irgendwie länger vorenthält, will er das beklagen. Auch sollen wir denen von ihm und von seinen Freunden Fehde ansagen. König Artus, mein Herr, der will auch deren Feind sein. Außerdem reiten viele Fürsten
... und sind aber irgendwelche Männer durch törichten Verstand so kühn, dass sie ihm sein Land mit Gewalt irgendwie länger vorenthalten, will ich das beklagen.
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Text und Übersetzung manic fürste wol geborn. Si hânt lîp und guot verlorn, di sich niht wellen süenen wider Lanzeleten, den küenen.‹ Dirr rede mengelich erschrac. nuo het Lanzelet de Lac in dem lande ze Genewîs einen mâc, der was ein fürste wîs, genant der herzoge Aspiol. der kunde sîn rede harte wol. der selbe het behalten mit tugenden manicvalten und nâch den êren sînen di edelen Klârînen, Lanzeletes muoter. der edel degen guoter antwurt für di andern sô: ›ir herren, wir sîn harte vrô, daz wir den tac gelebet hân und ist ez uns sô wol ergân, daz wir noch suln beschouwen den sun mîner vrouwen und unsern rehten rihtære. ist aber ieman swære diu selbe rede, der ich dâ gihe – des ich mich doch niht versihe –, der ist tump und ungemuot; wan ich hânz hie sô guot und mîne vriunde, di mir gestânt, di mir nihtes abe gânt, daz er nimer hinnen kæme mit êren, ob ich vernæme, daz sich ieman mir satzte wider.‹ Des antwurten si alle sider, di fürsten, mit fuoge: ›wir hân êren genuoge, an swaz dinges ir welt, wan ir sint sô ûz erwelt
8259 nach clack P
erborn P ¶ fehlt P sue men P Lantzeleten W lantzeleten P
Do vorchtent sie den nachclack. Lantzelet W lantzelet dulac P Genewis W Vers fehlt P einen mâc fehlt P Aspýol W aspiol P
Der kunde sprechen harte wol. manic valten W maniualten P sinne P clarinen W clarinne P Lantzeletes WP
Der mere tegen guo ter ˙ ˙ die andern so: fur 155r Antwurte
Vnd es vns ist P
... Vnd dez landes richtere. do W rede die ich gihe P
... Das were dumb vnd vngemuo t; ...
mir iema P
hân fehlt W vsser welt P
8263 genant schon am Ende von V. 8262 P
8256 ¶ fehlt Ha 8260 Lanzelet du Lac Ha folgt P 8277 Ha folgt P 8287 Ha folgt P
8263 Aspjol Ha
8264 Ha folgt P
8268 Clârînen Ha
8274 Ha
8259 nach clack P ist problematisch, eventuell ist nâchklage stf. ›querimonia sive actio post rem transactam superveniens‹ (Le II 8), also ›Beschwerde‹, hier wohl eher ›weitere Anschuldigung(en)‹ zu lesen. 8280 Zu versehen siehe Anm. zu V. 4976. 8290 Konjektur, da ich êren swv. intr. nicht nachweisen kann. Allenfalls könnte man eingespartes Akk.-Obj. (Lanzelet?) annehmen.
8255–8292 8255
465
von hoher Geburt in das Land. Sie haben Leben und Besitz verloren, die nicht Lanzelet, dem kühnen, Sühne leisten wollen.‹
Über diese Rede erschraken viele.
Da fürchteten sie weitere Anschuldigungen.
8260
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8290
Nun hatte Lanzelet de Lac in dem Land zu Genewis einen Verwandten, der ein weiser Fürst war, genannt der Herzog Aspiol. Der verstand sich gut auf seine Rede. Derselbe hatte mit vielerlei Tugenden und entsprechend seinen Ehren die edle Klarine, Lanzelets Mutter, in seine Obhut genommen. Der gute edle Degen antwortete für die anderen so: ›Ihr Herren, wir sind sehr froh, dass wir den Tag erlebt haben, und es uns so gut ergangen ist dass wir den Sohn meiner Herrin noch sehen werden und unseren rechten Richter. Wenn aber irgendjemanden die selbige Rede bekümmert, die ich da sage – das erwarte ich jedoch nicht –, so ist er töricht und übel gesinnt; denn ich bin hier so mächtig und ebenso meine Freunde, die mir beistehen und die mir nichts abschlagen, dass er niemals mit Ehren davonkommen würde, wenn ich vernehmen würde, dass jemand sich mir widersetzte.‹ Darauf antworteten sie nun alle, die Fürsten, mit Anstand: ›Wir werden große Ehre haben an dem, was immer ihr wollt, denn ihr seid so auserwählt
Der konnte sehr gut sprechen.
Der gute berühmte Degen antwortete für die anderen so:
... und den Richter des Landes.
... so wäre das töricht und verdrießlich; ...
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8320
8325
Text und Übersetzung 52va an lûterlichen triuwen, ez en mac uns niht geriuwen; swaz wir iu dienen, daz ist wol.‹ Dô bat der fürste Aspiol, daz di herren alle swüeren, ê daz si dannen füeren, daz si enweder liezen vor burc, lant noch urbor und dâ niht næmen abe, wan daz si lîp und alle ir habe antwurten âne gedinge dem edelen jungelinge, Lanzelet, ir herren. sô en möht in niht gewerren und ez wære in daz beste. Dô reten ouch di geste, di boten und daz lantdiet, den fürsten wære sô wæge niet sô rehter volge an der nôt. dô tâten si, daz in gebôt der herzoge Aspiol von Tîmant – alsô was sîn burc genant. Dô wart zesamene getragen ein suone, als ich wil sagen, daz von Genewîs di herren balt in des herzogen gewalt ergæben bürge und lant, und swenne Lanzelet, der wîgant, zuo in geruoht rîten, sô ensolten si niht bîten, wan daz si ân alle rede ir lîp, dar zuo kint und wîp antwurten, swar er wolde. von silber und von golde buten si im grôzen hort und sô êrbæriu wort, diu in wol gezâmen.
8315 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P 8296 Aspjol Ha
8313 Aspjol Ha
aspýol W aspiol P
... e sie dannen füren, 155v Vnd das die herren alle swüren, ...
do W] dir P sin P an P Lantzelet W Lantzileten P
Das enmöchte in nit geweren ...
lant diet W
aspyol von Týmant W Aspiol von jwant P [¶] statt Initiale P ˙ wil P ich uch Genewis W jenuwis P herren] heilde P Ergabent P Lantzelet W lantzelet P jme P on W] an P 156r P dar zuo] Beide P antwrtent P Erbuten P
... Vnd also michel wort, ...
8328 erbere W
8316 Ha folgt P
8298 Vnd P ›auch‹. 8300 Zu urbor siehe Anm. zu V. 3576. 8301 dir P ist wohl als der zu lesen. 8302 sin P ist wohl si den (erwägt auch HaA). 8303 Zu (âne) gedinge siehe Anm. zu V. 7252. 8310 wæge adj. (hier) ›vorteilhaft‹ (Le III 634f.). 8311 an der nôt meint wohl nicht, dass den Fürsten die Entscheidung bereits abgenommen wurde (wegen der Bedrohung durch Lanzelet und seine Verbündeten; so PéBuSp), sondern den allgemein schlechten Zustand des (herrenlosen) Landes (so auch We; unbestimmt Ke). BMZ II/1 408f. belegt die Wendung mit beiden Optionen, häufiger ist die zweite.
8293–8329
8295
8300
8305
8310
8315
8320
8325
an reiner Treue, dass es uns nicht schaden kann; was immer wir euch zum Dienst tun, das ist gut.‹ Da bat der Fürst Aspiol, dass die Herren alle schwören sollten, ehe sie von dannen fuhren, dass sie weder Burg, Land noch Zinsgut vorenthalten und nichts davon nehmen sollten, sondern dass sie das Leben und ihren ganzen Besitz bedingungslos dem edlen Jüngling Lanzelet, ihrem Herrn, überantworten sollten. So könnte es ihnen nicht schaden und es wäre das Beste für sie. Da redeten auch die Gäste, die Boten und das Landvolk, dass den Fürsten in der Not nichts so vorteilhaft wäre wie rechte Gefolgschaft. Da taten sie, wie ihnen der Herzog Aspiol von Timant – so wurde seine Burg genannt – geboten hatte.
Da wurde eine Versöhnung erreicht, wie ich erzählen will, dass die kühnen Helden von Genewis Burgen und Länder in die Gewalt des Herzogs geben würden, und wenn Lanzelet, der Kämpfer, zu ihnen reiten würde, dann würden sie nicht zögern, sondern ihm ohne irgendeine Widerrede ihr Leben und dazu Kinder und Frauen überantworten, wohin er sie auch wollte. Von Silber und von Gold boten sie ihm einen großen Schatz und so ehrenvolle Worte, die ihnen gut ziemten.
467
... ehe sie von dannen fuhren, dass die Herren auch alle schwören sollten, ...
Das könnte ihnen nicht schaden ...
... und so viele Worte, ...
468 8330
8335
8340
8345
8350
8355
8360
8365
Text und Übersetzung di boten des eide nâmen, Gîôt und her Iwân, daz ez mit triuwen wære getân. 52vb Dô fuoren di boten ze stunden, dâ si Lanzeleten funden. si sageten im diu mære, wi der rede wære. Der helt sich schiere beriet. dô was dâ widerrede niet, diu suone behaget in allen wol. vröude wart diu reise vol, daz si muosen rîten âne widerstrîten vrîlîch und âne widersatz, dâ michel golt und schatz wætlich was vil manigem man. Nuo bunden si di banier an, mit schalle si sich zierten. di helde buhurdierten, di Lanzelet mit gelfe wâren komen ze helfe, wan si dâhten dar an, daz eim iegelichen man âne vorht vröude baz stât danne dem, der di sorge hât. Nuo fuort Lanzelet, der helt, manigen ritter ûz erwelt ze Genewîs, dar er gerne kam. dâ enpfienc man in, sôz wol gezam. sîne mâge wâren di erren, dar nâch di lantherren, di im und sînen gesellen durch ir tugentlichez ellen erbuten solhe wirdicheit, daz uns niender ist geseit von rîcherm gruoze.
8333 Rubrikatorhinweis für Capitulumzeichen nicht aufgelöst P W 8355 davor 2–3 Leerzeilen P (wohl für Zwischentitel)
Gyot W Gioth P ywan W jwan P zestvo nden W Dô] [¶] Dez P do W Do P Lantzeleten W lantzeleten P
Sie sagtent jme mere, ... heilt schiere sich bereit P
Das Ywan do wider rede niet, ... Der suo ne P Fröiden P wider striten W wider satz W und fehlt P do W Do P manigen W di] ir P baner P bvherdierten W buhiertent P Lantzelet W lantzelet P zehelfe W 156v P
Danne der grosse sorge P Lantzelet W lantzilet P Genewis W jenuwis P do W Do P
8338 wider rede W / ywans P
8341–8342 in einer Zeile
8340 Ha folgt P 8337 Die Verschreibung in P (Reim!) war wohl zu jeder Zeit als solche erkennbar, daher kein Paralleltext. Vgl. zu bereden aber V. 5230, 6291. 8338 Lies rede = rete = redete P, vgl. Anm zu V. 6025. 8340 reise stf. meint hier den ›Heereszug‹ (Le II 393f.) und speziell die daran Teilnehmenden; vgl. V. 8432, 9063. Die Bedeutung fehlt in den Wbb. / Zu vröude siehe Anm. zu V. 6506. 8345 Zu wætlich siehe Anm. zu V. 1819. Freier ist wohl zu lesen (für V. 8344–8345): ›wo sehr vielen Männern viel Gold und Schätze zufallen würden‹. 8349 Zu gelf siehe Anm. zu V. 3769.
8330–8365 8330
8335
8340
8345
8350
8355
8360
8365
469
Die Boten nahmen dafür den Eid, Giot und Herr Iwan, dass es in Treue geschehen wäre.
Da fuhren die Boten sogleich dorthin, wo sie Lanzelet fanden. Sie erzählten ihm die Geschichte, wie die Sache stünde. Der Held beriet sich schnell. Da gab es dagegen keine Widerrede, die Versöhnung gefiel ihnen allen gut. Der Heereszug wurde voll Freude, dass sie ohne Widerstand friedlich und ohne Hindernis hinreiten konnten, wo sehr vielen Männern viel Gold und Schätze zufallen würden. Nun banden sie die Banner an, sie zierten sich unter Freudenlärm. Die Helden buhurdierten, die Lanzelet mit großem Lärm zu Hilfe gekommen waren, denn sie dachten daran, dass einem jeden Mann, der keine Furcht hat, die Freude besser steht, als dem, der Sorgen hat.
Nun führte Lanzelet, der Held, viele auserwählte Ritter nach Genewis, wohin er gerne kam. Dort empfing man ihn, wie es sich gehörte. Seine Verwandten waren die ersten, danach die Landherren, die ihm und seinen Gesellen um ihres tugendhaften Mutes willen solche Würde darboten, dass uns niemals von einem prächtigeren Gruß erzählt worden ist.
Dass Iwan da nicht dagegen gesprochen hatte, ...
470
8370
8375
8380
8385
8390
8395
Text und Übersetzung Nuo schuof mit guoter muoze mîn her Lanzelet de Lac beidiu naht und tac, swaz im künic Artûs riet. di fürsten sûmden sich niet und ouch di guoten knehte, di ez solten tuon von rehte: si satzten ûf vil schône 53ra Lanzeleten di krône nâch küniclicher gewonheit. si swuoren im des einen eit, daz si im nihtes abe giengen. Ir lêhen si enpfiengen von dem künige wol gezogen, fürsten, grâven, herzogen, vrîen und dienestman. einen grôzen hof er gewan: Diu lantmenige zuo im sluoc. di suone man sô zesamen truoc, daz man dem helde balt übergulte zehenvalt, daz im was versezzen. dô enwolt er niht vergezzen der an geborner milticheit: golt, silber, pfeller breit gap der edel wîgant den guoten knehten, di er dâ vant, und ouch di mit im kâmen, di guot umb êre nâmen oder durch geselleschaft. Hi behielt sînes lobes kraft Lanzelet der rîche. er wirbet sæliclîche, swer mit frümicheit begât,
8373–8374 in einer Zeile P 8392 do W 8398 seilicliche W / Erwurbet P
Lantzelet W lantzilet dulac P ˙ artus W der kunig arthus P somtent sie ouch nit P ouch fehlt P Die sassen vff die crone P Lantzeleten W lantzelet schone P 157r P in W Vnd swuo rent des ir eit P
... Grouen vnd hertzogen frýen, ... dienest man W ¶ fehlt P zuo samen truo g P Vers fehlt P ˙ ˙ P vber gulte W Sine uberg ulte daz] Die P wolte P geborn P
Golt, silber, scharlat bereit Gap der edele wigant Den guo ten knechten, die er da vant, ... ouch fehlt P
¶ Hi fehlt P Behielt er lobes krafft P Lantzelet WP
Er wurbet wissecliche, ...
8395 hie behielt am Versende gestrichen P
8396 vgl. für P Anm. zu V. 8395
8367 Lanzelet du Lac Ha 8370 sich ouch niet Ha 8371 Ha folgt P 8374 Lanzelete Ha 8393 im] in Hannink, der hier an die guoten knehte denkt 8396 ¶ fehlt Ha
8383 ¶ fehlt Ha
8366 muoze stf., das mhd. üblicherweise noch in der ursprünglichen Bedeutung ›gegebene freie Zeit‹, freier dann (negativ) ›Bequemlichkeit, Untätigkeit‹ gebraucht wird (BMZ II/1 271f.; Le I 2249; DWb XII 2771f.), scheint hier mit dem heute üblichen (positiven) Denotat ›Zeit, (innere) Ruhe für etwas, eine Tätigkeit‹ gebraucht; entsprechend übersetzen WePéBuSpKe. 8383 zuo slâhen stv. intr. ›heran-, zusammenkommen‹ (BMZ II/2 370 mit Verweis auf die Stelle; Le III 1187; vgl. HaA). 8387 versitzen stv. tr. ›etwas hingehen, unbeachtet lassen, (zu leisten) versäumen‹ (BMZ II/2 336f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 230f.). 8389 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 8390 Zu pfeller (W) siehe Anm. zu V. 201. / Zu scharlât (P) siehe Anm. zu V. 2596. 8396 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 8398 wizzen(t)lich (P) adj. ›bekannt, offenkundig, bewusst‹ (Le III 962) ist problematisch, es ist wohl wîslich (vgl. V. 2199) zu lesen.
8366–8399
8370
8375
8380
8385
8390
8395
Nun schuf mein Herr Lanzelet de Lac mit guter Muße Nacht und Tag, was immer ihm König Artus riet. Die Fürsten säumten sich nicht und auch die guten Kerle, die es rechtens tun sollten: Sie setzten Lanzelet völlig angemessen nach königlichem Brauch die Krone auf. Sie schworen ihm einen Eid darauf, dass sie wegen nichts von ihm abfallen würden. Sie empfingen ihre Lehen von dem wohlerzogenen König, Fürsten, Grafen, Herzöge, Freie und Dienstmänner. Er veranstaltete einen großen Hoftag: Das ganze Landvolk kam herbei. Man erreichte eine Versöhnung, sodass man dem kühnen Helden zehnfach vergalt, was er versäumt hatte. Da wollte er nicht auf die angeborene Freigebigkeit vergessen: Gold, Silber, breite Streifen von Seidenzeug gab der edle Kämpfer den guten Kerlen, die er dort vorfand, und auch denen, die mit ihm gekommen waren, die Besitz für Ehre oder für Gefolgschaft nahmen. Hier behielt Lanzelet, der prächtige, die Fülle seines Lobes. Er lebt glücklich, der mit Tapferkeit erreicht,
471
... Grafen und freie Herzöge, ...
Gold, Silber, breite Streifen von fein gefärbtem Wollzeug gab der edle Kämpfer den guten Kerlen, die er dort vorfand, ...
Er lebt weise, ...
472 8400
8405
8410
8415
8420
8425
8430
8435
Text und Übersetzung daz er dâ heim wirde hât; wan den lop von den lantliuten sol nieman verkiuten. Ditz bedâhte Lanzelet de Lac manigen wünneclichen tac, dô er sîn lant berihte. er dankte der geschihte sîm neven, der der triuwen wielt, daz er im sîne muoter behielt, diu ir kint vil gerne sach. ir ietwederz dem andern verjach vil liebes und leides. Nuo manet ouch ir eides Lanzelet, der wîgant, 53rb di fürsten wîten erkant, daz ez ir wille wære, daz Aspiol der mære, der getriuwe neve sîn, und Klârîne, diu künigîn, des landes di wîle solten pflegen, unz daz der tiurliche degen sîne kintheit überwunde und ouch unz er befunde, ob im die van Dôdône jæhen der krône von Iweretis lande. Dem edelen wîgande fuocte sich sîn dinc ze heile: im wâren an allem teile di sîne vil gehôrsam. der herre dô urloup nam, Lanzelet der stæte, mit der reise, di er hæte vrœlîch in daz lant brâht. Swes dem helde was gedâht, des was ir wille wol bereit. ez ist ein alt gewonheit, daz man dem sæligen ie
heima P 157v P beide den fehlen P Das sol niema P Lantzelet W DAs P lantzilet dv lac P
ir fehlt P manet ouch] begunde ouch manen P Lantzelet W Lantzilet P ˙ Sine furste P ez] echt P aspyol W aspiol P clarýne W clarine P des] Sines P ˙ unz] Wisse P truliche P unz] vierse P dodone W von dodone P ywaretis W luo reters P ¶ fehlt P 158r P urloup] einer lop P Lantzelet WP
Was den heilden waz gedacht, ... Das P
... Das man dem seligen ie
8437 seiligen W 8401 Ha folgt P 8403 Lanzelet du Lac Ha 8410 Ha folgt P 8416 Aspjol Ha 8418 Clârîn Ha des landes Spr 8423 von La (Ha) 8425 Iwaretes Ha 8426 ¶ fehlt Ha 8434 ¶ fehlt Ha
8419 die wîle
8401 lop ist mhd. stnm. (Le I 1954). 8402 verkiuten swv. ›sich wogegen erklären‹ (BMZ I 831 mit Verweis auf die Stelle; Le III 144; vgl. HaA). 8404 ist adverbialer Akk. der Zeiterstreckung (siehe Mhd. Gramm. § 355). 8432 HaA liest reise synonym für reisegesellen, wie es schon in V. 8340 (siehe dort) vorliegt; ebenso WePéBuKe. Sp lässt Lanzelet sich von dem ›Heerbann‹ verabschieden.
8400–8437 8400
8405
8410
8415
8420
8425
8430
8435
473
dass er zu Hause angesehen ist; denn niemand soll sich gegen das Lob der Landsleute stellen.
Dies bedachte Lanzelet de Lac an vielen herrlichen Tagen, während er über sein Land herrschte. Er dankte seinem treuen Verwandten für die Sache, dass er für ihn seine Mutter in seine Obhut genommen hatte, die ihr Kind sehr gerne sah. Ein jeder von ihnen erzählte dem anderen viel Angenehmes und Leidvolles. Nun erinnerte Lanzelet, der Kämpfer, die weithin bekannten Fürsten auch an ihren Eid, dass es ihr Wille wäre, dass der berühmte Aspiol, sein getreuer Verwandter, und Klarine, die Königin, solange über das Land herrschen sollten, bis dass der teure Degen seine Kindheit überwunden hätte und auch bis er herausgefunden hätte, ob ihm die von Dodone die Krone von Iwerets Land zugestehen würden. Für den edlen Kämpfer wandten sich alle seine Sachen zum Guten: Die Seinen waren ihm in jeder Hinsicht sehr gehorsam. Da nahm der Herr Abschied, der standhafte Lanzelet, mit dem Heereszug, den er guten Mutes in das Land gebracht hatte. Was immer der Held im Sinn hatte, dazu war ihr Wille gerne bereit. Es ist eine alte Sitte, dass man dem Glücklichen stets
Was immer die Helden im Sinn hatten, ...
... dass man dem Glücklichen stets
474
8440
8445
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8455
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8465
8470
Text und Übersetzung gerne diende, swi man ez an gevie. Sus behabete sælde und prîs der junge künic von Genewîs, der wol gezogen wîgant. als er nuo bürge und lant ze stæte wol bewarte und er vor nieman sparte, swaz er gereites mohte hân, dô was ez im sô wol ergân, daz der ritter was enkeine, im wære grôz oder kleine sîner gâbe worden etswaz. dâ von wart er gelobet baz danne kein sîn gelîche. Nuo schieden minnenclîche von im di fürsten mit irn scharn 53va und bâten in got bewarn. Si gelobeten allesament daz, daz si dehein künic baz in sîne reise möhte bringen ze angestlichen dingen danne Lanzelet, der küene degen. dâ mit riten si ze wegen aller menelîch hin heim. aber Lanzeletes œheim fuort den helt dannen ze hûse mit sînen mannen. Dô brâht der künic von Genewîs ze Karadigân sô hôhen prîs, daz al di welt wunder nam, daz im sîn dinc sô wol kam. Nuo lât iu grôz gelücke sagen: in disen wünneclichen tagen, dô der künic Artûs mit Lanzelet was ze hûs ze Genewîs, als ir hânt vernomen, in des wâren boten komen,
Gerne diende, was er ane gie. ¶ statt Initiale P genewis W van jenewis P junge fehlt P wolgezogen W wol gezagen P zestete W staten P beharte P
... Vnd er vor nieman sparte Die habe, die er mochte han, ... enkeiner P enwere P
Do von wart er gelobet bas Danne kein sin eben riche. mýnnecliche P 158v P jr P gelobenten W loptent P ¶ fehlt P
˙ ... Das sie kein kunig bas Jn sine reise möchte bringen Zuo engstlichen dingen. ... Do mitte rittent sie zuo wegen Aller menglich hin heim. Lantzeletes W lantzeletes P von dana P zehuse W Mit zü huß mit P
Dez brochte der ku “nig von Jenewis ˙ pris, Zuo Karedigan so hohen Das es alle die lúte wunder nam, Daz jme sin ding wol kam. Initiale fehlt P artus W arthus P Lantzelet W lantzelet P zehvs W Genewis W jenewis P ˙ Ywan dez P
8438 gerne diende P am Ende von V. 8437 8450 do W / Bas am Beginn von V. 8451 P 8459 Lantzelet W 8460 do W / zewegen W 8465 Genewis W 8466 karadygan W / hehen W 8469 gen in sagen W rechts ausgeworfen nach V. 8468 8471–8472 in einer Zeile P 8448 Ha folgt P
8453 Ha folgt P
8455 ¶ fehlt Ha
8461 Ha folgt P
8465 ¶ fehlt Ha
8466 Kardigân Ha
8445 gereites W ist wohl gereite adv. ›mit Fertigkeit, leicht und schnell, gern, alsbald‹ (Le I 877). 8448–8449 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 8456–8459 Der Paralleltext für P ist fraglich (Fehlvers). 8461 manlîche, menlîche (W) adv. ›in Mannes Art, auf mutige, tapfere Weise‹ (Le I 2033f.). 8474 Lies ich wæn P?
8438–8474 gerne diente, wie immer man es begann.
8440
8445
8450
8455
8460
8465
So behielt der junge König von Genewis Glück und Ruhm, der wohlerzogene Kämpfer. Als er nun Burgen und Länder dauerhaft gut bewahrte und er niemandem gegenüber sparsam war mit dem, was immer er gerne haben konnte, da war es ihm so gut ergangen, dass es keine Ritter gab, die nicht viel oder ein wenig von seinen Geschenken erhalten hätten. Deshalb wurde er mehr gelobt als irgendjemand seinesgleichen. Nun trennten sich die Fürsten mit ihren Scharen freundschaftlich von ihm und baten Gott, auf ihn Acht zu geben. Sie gelobten es allesamt, dass kein König sie leichter zu seinem gefahrvollen Heerzug bewegen könnte als Lanzelet, der kühne Degen. Damit machten sie sich sehr tapfer auf den Weg nach Hause. Lanzelets Oheim (Artus) aber führte den Held mit seinen Männern weg auf seine Burg. Da brachte der König von Genewis so großen Ruhm nach Karadigan, dass es die ganze Welt wundernahm, dass ihm seine Sache so gut gelungen war.
Nun lasst euch von großem Glück erzählen: 8470
In diesen herrlichen Tagen, als der König Artus mit Lanzelet in der Burg in Genewis war, wie ihr vernommen habt, waren inzwischen Boten gekommen,
475 gerne diente, was immer er in Angriff nahm.
... und er niemandem gegenüber sparsam war mit dem Besitz, den er haben konnte, ...
Deshalb wurde er mehr gelobt als irgendjemand, der gleich reich war.
... dass kein König sie leichter zu seinem gefahrvollen Heerzug bewegen könnte. ... Damit machten sie sich alle auf den Weg nach Hause.
Deshalb brachte der König von Genewis so großen Ruhm nach Karadigan, dass es alle die Leute wundernahm, dass ihm seine Sache gut gelungen war.
476 8475
8480
8485
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8495
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Text und Übersetzung vil küene wîgande von Iweretes lande. di fuorten prîsant mære, drîzic soumære, geladen mit rîchen krâmen, daz nie von Kriechen kâmen noch von Salenicke pfeller alsô dicke und di besten, di diu welt hât; beidiu samît und ziklât, zobele, vederen hermîn, di endorften niht bezzer sîn, und gesmîdes vil von golde; swaz man vrouwen solde würken drûz oder machen, des was mit vremden sachen diu gezierde niht kleine. von edelm gesteine was diu gâbe vollekomen. 53vb di boten heten ouch genomen krâm, der was unkostebære an sîm namen, doch er wære sîner tiure maniger marke wert. ez was ein netze und daz swert, daz Iweret, der helt, truoc, dâ mit er alle di ersluoc, mit den er ie strîtes began, wan daz der sælige man, Lanzelet, der von genas, als sîn gelücke guot was. Daz sahs was schœne und hart, daz nie künic sô rîche wart, wan dem ez wol gezæme. daz netze was ouch genæme, als ez von rehte solde, von sîden und von golde
8486 sint W
vil fehlt P wiganden P yweretes W meretes P
Vnd fürtent gebe mere, Starcke somere, ... 159r P salwecke P besten] tu “rsten P beidiu fehlt P Samet P
... Zobeln, vedern herin, ... besser nit P van P ˙ Dar vs wurcken oder machen P
Kram vnkoßbes s P er doch P turz P daz] ein P yweret W meret P ie fehlt P striten P seilige W daz fehlt P Lantzelet WP der vor P 159v P sahs fehlt P Wanne das ime wol gezeme P rechten P
8495 Abbreviatur unsicher P
8483 und fehlt Spr, der auf V. 8515 verweist 8484 beidiu fehlt Ha 8501 strîtes ie Ha 8503 Ha folgt P 8505 Initiale fehlt Ha 8477 Zur Nichtbezeichnung eines pron. Subj. (P) siehe Anm. zu V. 449. 8482 Zu pfeller siehe Anm. zu V. 201. 8484 ziklât, ciclât stm. ›verschiedenfärbiger Seidenstoff, manchmal zweifärbig oder mit Gold durchwirkt‹ (Brüggen 1989, S. 292; vgl. Le II 914. III 1111f. mit Verweis auf die Stelle; Pé, S. 393, Anm. 130; Ke, S. 227). 8485 veder, vedere ist mhd. stswf. und hier als ›flaumiges Pelzwerk‹ zu lesen (Le III 38). 8495 unkostebære adj. ›nicht kostbar‹ (BMZ I 865; Le II 1902, beide nur mit diesem Beleg). 8497 z in turz P als missverstandene Abbreviatur? 8498 netze stn. meint hier und im Folgenden ein kostbares ›Fliegennetz‹ (BMZ II/1 330 mit Verweis auf die Stelle). 8505 sahs stn. ›langes Messer, kurzes Schwert‹ (BMZ II/2 24 mit Verweis auf die Stelle; Le II 573).
8475–8510 8475
8480
8485
8490
8495
8500
8505
8510
sehr kühne Kämpfer aus Iwerets Land. Die brachten gewaltige Geschenke, ... und brachten gewaltige Gaben, 30 Saumtiere, kräftige Saumtiere, ... geladen mit kostbarem Kram, sodass niemals aus Griechenland noch aus Salenicke so viel Seidenzeug gekommen war – und das Beste, das die Welt hat; sowohl Seidenbrokat wie golddurchwirkter Seidenstoff, Zobel- und Hermelinpelz, ... Zobelpelz und edle Federn, ... die konnten nicht besser sein, und viel goldenes Geschmeide; was immer man für Damen daraus fertigen oder machen sollte, dazu gab es nicht wenig an Zierrat von fremder Art. Mit edlem Gestein wurde die Gabe vervollkommnet. Die Boten hatten auch Sachen mitgenommen, die ihrem Namen nach nicht kostbar waren, die aber ihrem Wert nach vielen Mark entsprachen. Es waren ein Netz und das Schwert, das Iweret, der Held, getragen hatte, womit er all jene erschlug, mit denen er jemals zu kämpfen begann, außer dass der glückliche Mann, Lanzelet, mit dem Leben davonkam, weil sein Glück groß war.
Das Schwert war schön und hart, sodass nie ein König so reich wurde, dass es ihm nicht gut gepasst hätte. Auch das Netz war angenehm, wie es rechtens sein sollte, aus Seide und aus Gold
477
478
8515
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Text und Übersetzung harte wol gestricket. ûf di maschen wâren geschicket guldîn kasten reine, dar in edel gesteine von alder welt daz beste. daz netze was vil veste gemachet wol ze der wîs, daz mîn vrouwe Iblîs drunder ligen solte, swenne siu ruowen wolte. ez ist ein wârheit, niht ein spel, daz netze was sinewel, in einen knopf wol gemaht, der was ein stein von vremder slaht und ist galazîâ genant. umb den ist ez sô gewant, daz er ist kalter danne ein îs, als in schreib ein künic wîs, der bekant alle edel steine, beidiu grôz und kleine. er hiez Evax von Arabîâ. der sprach: ›der stein galazîâ ist edel und tiure; 54ra und læger in eim fiure ein jâr, ern würde nimer warm. swer in treit, der enwirt niht arm, und swâ er bî den liuten ist, dâ enschadet dehein zouberlist den mannen noch den wîben.‹ Hie mit lân wir belîben sîne natûre und sîn kelte, wan mir nieman zelte iht mêr von des steines kraft. ein guldîn keten was gehaft dar an, diu der von gienc, dâ mit man daz netze hienc hôhe ûf, swi man gerte. an dem krâme und an dem swerte
meschen W
Von der welte das aller beste P
yblis W jbilis P
¶P
ein fehlt W der] Das P gelasia P
˙ ... Also vns schreip ein kunige wiß, ... erkante als edel gesteine P beidiu fehlt P evax von arabya W euax von arabia P 160r P Er P stein von gelazia P
warm fehlt W er wurde doch nit warm P der wurt P do W zov ber list W schadet P ¶ Hie] Do P verliben P 2
nate kalte P zalte P chethen W do von P do W Do P
8521 Ein spel am Beginn von V. 8522 mit Zeilentrennvermerk 8529 gesteine Ha 8530 Ha folgt P 8534 in eim] inme Ha, dagegen Be, der WP folgt fehlt Ha 8541 Ha folgt P 8542 Ha folgt P, ebenso Hannink, S. 63
8536 dern wirt Ha
8540 ¶
8513 kaste swm. (hier) ›Einfassung (eines Edelsteins)‹ (BMZ I 791 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1527f.; vgl. HaA). 8525 galazîâ wird von BMZ I 457 und Le I 725 (beide mit Verweis auf die Stelle) mit galactîdâ ›ein Edelstein‹ zusammengebracht. Siehe K zur Stelle. 8529 Lies als = allez P. 8542 zeln swv. ist mhd. im Prät. ohne und – per analogiam – mit ›Rückumlaut‹ möglich (Mhd. Gramm. § 261).
8511–8548
8515
8520
8525
8530
8535
8540
8545
sehr gut gestrickt. An den Maschen waren reine goldene Einfassungen befestigt, in denen die besten Edelsteine aus aller Welt waren. Das Netz war für diesen Zweck sehr fest gemacht, damit meine Herrin Iblis darunter liegen konnte, wann immer sie ausruhen wollte. Es ist wahr, keine Lüge, das Netz war rund, schön in eine Kapsel eingefügt, die aus einem fremdartigen Stein war, der Galazia genannt wird. Um den ist es so bestellt, dass er kälter als Eis ist, wie ihnen ein weiser König schrieb, der alle Edelsteine kannte, sowohl große wie kleine. Er hieß Evax von Arabia. Der sprach: ›Der Stein Galazia ist edel und wertvoll; und selbst wenn er ein Jahr lang im Feuer liegen würde, würde er niemals warm werden. Wer ihn trägt, der wird niemals arm, und wo immer er bei Leuten ist, dort schadet keine Zauberlist weder den Männern noch den Frauen.‹ Hiermit belassen wir es mit seiner Eigenart und seiner Kälte, da mir niemand irgend mehr von der Kraft des Steines erzählt hat. Daran war eine goldene Kette befestigt, die von dort wegging, mit der man das Netz so hoch hängen konnte, wie man wollte. An den Sachen und an dem Schwert
479
... wie uns ein weiser König schrieb, ...
480
8550
8555
8560
8565
8570
8575
8580
8585
Text und Übersetzung was harte schînbære, daz den boten liep wære, daz si den helt erkanden, der mit ellenthaften handen den sige an Iwereten nam, wan si enwisten, war er kam. Nuo was in niuwens kunt getân, daz er wære ze Karadigân mit ir lieben vrouwen, di si gerne wolten schouwen. Durch daz wâren si bereitet wol, als ich iuch berihten sol, daz in nihtes enbrast, des ie dehein vremder gast durch kleinôt ûz brâhte. Der zît ez dô nâhte, daz Artûs hin heim reit. daz fuocte ein michel sælicheit: des tages, dô er wider kam und er ze naht daz wazzer nam, dô im sîn ezzen wart bereit, dô wart dem künige geseit ein mære, des er loste: dô wæren mit rîcher koste komen rîter wol getân. 54rb sich enkunde nieman des enstân, daz er ie mê gesæhe gereite alsô spæhe und ros gezieret sô schône, als di von Dôdône fuorte diu kumpânîe. von der massenîe wurden si wol gegrüezet. ir zwîvel wart gebüezet, dem ie di liute fluochten, wan si funden, daz si suochten. Unkünde, daz sint unminne. doch bekant diu küniginne,
8554 erkam P
8574 si W
Das waz P batten P daz] Obe P ellenthaffter hant P ywereten W mereten P
... Wanne sie wustent nie, war er kam, Wann nu “wes waz in kunt getan, ... karadigan W karedigan P 160v P siv W wolte W Initiale fehlt P daz sie worent gerüstet wol P nicht gebrast P Das P cleinetor vz gebrocht P nahete W ¶ fehlt P Dem zite P artus W art9 P seilicheit W zenaht W
... Vnd sin essen was bereit, ... geseit] bereit P des] daz P worent P Sich enmöchte dez niema verstan P iemer sehe P
dodone WP di fehlt P
161r P sin vn minne W ¶ statt Initiale P daz fehlt P
Do bekante die ku “niginne,
8576 gereite am Ende von V. 8575 P
8553 Iwerete Ha 8556 Kardigân Ha 8559 Ha folgt P / Initiale fehlt Ha 8578 di] dâ Ha 8585 Initiale fehlt Ha / daz fehlt Ha 8586 Ha folgt P
8564 ¶ fehlt Ha
8569 Ha folgt P
8558 Konjektur mit PHa, da es unvermittelt wirkt, wenn hier plötzlich die Rede davon ist, dass Iblis gerne diese (ihre Landsleute?) sehen möchte. 8564 Konjektur aus Reimgründen. 8568 daz wazzer nemen ›sich die Hände waschen‹ (Le III 707f.). 8574 Zu enstân siehe Anm. zu V. 1261. 8576 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8585 Zu unkünde siehe Anm. zu V. 2873.
8549–8586
8550
8555
zeigte sich deutlich, dass die Boten danach strebten, den Held zu finden, der Iweret mit tapferen Händen besiegt hatte; denn sie wussten nicht, wohin er gekommen war. Nun hatten sie jüngst erfahren, dass er mit ihrer lieben Herrin, die sie gerne sehen wollten, in Karadigan wäre.
481
... denn sie wussten die ganze Zeit über nicht, wohin er gekommen war, außer dass sie jüngst erfahren hatten, ...
Deshalb waren sie gut ausgerüstet, 8560
8565
8570
8575
8580
8585
wie ich euch berichten soll, sodass es ihnen an nichts fehlte, das jemals ein fremder Gast zum Verschenken auf die Ausfahrt mitgenommen hatte. Da nahte es der Zeit, dass Artus nach Hause ritt. Das bewirkte ein großes Glück: An dem Tag, an dem er zurückkehrte und sich abends die Hände wusch, als ihm sein Essen bereitet wurde, da wurde dem König eine Geschichte erzählt, die er hörte: Es wären da schöne Ritter mit reichen Schätzen gekommen. Niemand hätte sich daran erinnern können, dass er jemals so wunderbares Reitzeug gesehen hätte und so schön gezierte Rösser wie jene, welche die Gesandtschaft von Dodone mit sich führte. Von dem Gefolge wurden sie gut begrüßt. Ihr Zweifel wurde zerstreut, den die Leute stets verwünschten, wenn sie gefunden haben, was sie gesucht hatten.
... und sein Essen bereit stand, ...
Unbekanntschaft, die ist unbeliebt. Doch Frau Iblis, die Königin,
Da erkannte Frau Iblis,
482
8590
8595
8600
8605
8610
8615
8620
Text und Übersetzung vrouwe Iblis, di helde, wan si heten selde und heimuot in Behforet. dô gruozte si und Lanzelet di boten wirdeclîche. vil bescheidenlîche erbiten si der mære. waz nuo daz næhste wære, des enwil ich niht lâzen ungesaget: si âzen, der wirt und di geste, trahte di aller beste, der man in den zîten pflac. Swar an ir wille gelac, dar nâch mohten si leben. der künic Artûs hiez in geben lûtertranc, met und wîn, wan er kunde wol wirt sîn. Dô di herren gâzen, di boten niht lenger sâzen: si heten schier ir überkleit hübschlîch hin geleit. ditz was ir êrst werc sider, si knieten allesamt nider für ir vrouwen, dâ siu saz, und sageten ir ditz und daz, ir geverte und ir spehen, 54va daz si si solten gesehen von den lantherren allen, den ir vater was enpfallen, der si wol berihte. Si sprâchen: ›der geschihte, der wir von iu vernomen hân, daz ez iu ist sô wol ergân, des sîn wir inneclîche vrô. weder durch vlêhen noch durch drô enwolten von Dôdône di fürsten di krône
Frowe Ibelis, die heilde, ... hantent P inbehtforet W bechforet P grvtzte W Lantzelet W lantzelet P wurdenclichen P
Vil bescheidenliche Erbuten sie die mere. Daz P sossen P wurt mit den gesten P Trachten P besten P Das man by˙ den P ¶ fehlt P machtent P
Der kúnig arthus hie in geben Lutertranck mit win, ... wol ein wirt P ¶ statt Initiale P vber cleit W ober cleit P hvo bschlic W ditz] Das P 161v P do WP Sie sagten ir das vnd das P spehe P zweites si fehlt WP vater] natur P sie vil wol P Das P wir inneclîche] wurdencliche P dodone W dodone P So enwolte P
8587 yblis W 8588 selde W] schließendes e undeutlich, Deu glaubt an Hinzufügung von anderer Hand 8603 Luter tranck P 8597 Ha folgt P
8598 besten Ha
8600 ¶ fehlt Ha
8602 artus W
8604 Ha folgt P
8588 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222. 8590 Subj. sind Iblis und Lanzelet, zur Numerusinkongruenz siehe Anm. zu V. 16. 8592 Zu bescheidenlîche siehe Anm. zu V. 856. 8598 Zu traht siehe Anm. zu V. 825. 8603 lûtertranc stnm. ›Würzwein‹ (BMZ III 93 mit Verweis auf die Stelle; Le I 1998), sonst auch klârêt, mlat. vinum claratum, afrz. claré, claret (vgl. Pé, S. 397, Anm. 135; Bu, S. 178, Anm. 73). 8616 Vermutlich einfach nur Verwechslung von n – v – u in P, daher kein Paralleltext.
8587–8624
8590
8595
8600
8605
8610
8615
8620
erkannte die Helden, denn ihr (der Helden) Wohnsitz und Zuhause lag in Behforet. Da grüßten sie und Lanzelet die Boten würdig. Sie erwarteten die Nachrichten sehr beflissen. Was als Nächstes geschah, das will ich nicht ungesagt lassen: Sie aßen, der Burgherr und die Gäste, die allerbeste Speise, die es zu diesen Zeiten gab. Wonach auch immer ihnen der Sinn stand, dem konnten sie sich widmen. Der König Artus hieß ihnen Würzwein, Met und Wein geben, denn er verstand sich gut auf Bewirtung.
Als die Herren gegessen hatten, blieben die Boten nicht länger sitzen: Sie hatten ihr Oberkleid schnell höfisch hingelegt. Dies war nun ihre erste Tat, dass sie allesamt vor ihrer Herrin niederknieten, die dort saß, und ihr dieses und jenes erzählten, von ihrer Fahrt und von ihrer Suche, und dass sie sie nach dem Willen aller Landesherren sehen sollten, die ihren Vater verloren hatten, der gut über sie geherrscht hatte. Sie sprachen: ›Über die Geschichte, die wir von euch vernommen haben, dass es euch so gut ergangen ist, darüber sind wir im Innersten froh. Weder durch Flehen noch durch Drohungen wollten die Fürsten von Dodone die Krone
483 die Königin, die Helden, ...
Sie überbrachten ihre Nachrichten sehr beflissen.
Der König Artus hieß ihnen Gewürzwein mit Wein geben, ...
484 8625
8630
8635
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8645
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8655
8660
Text und Übersetzung niemanne geben ze rehte wan dem guoten knehte, der iuch mit manheit gewan. beidiu herren und dienstman mit den lantliuten allen, di sint dar an gevallen, daz si in gerne ze künige hânt. iuwer lant ouch vridelîch stânt: dâ enist nieman wider iu. di rede sagen wir ze diu, daz ir gnædeclîche enpfât unser rede, wan ez alsô stât, Daz wir tuon, wan swaz er gert. wir bringen Lanzelet ein swert und ander kleinôt iu ze gebe. ez ist reht, daz mit vröude lebe der junge künic von Genewîs. durch sînen vorderlichen prîs sol er heizen imer mêr von Behforet der künic hêr, der fürste von Dôdône.‹ Dar nâch zoucten si schône den prîsant, den si heten brâht. si heten sich des wol bedâht, daz ez rehte was behalten. nuo lânt sîn di vrouwen walten und gebe siu, swem siu welle, sô vil sô ir gevelle. 54vb Iblis, diu wol getâne, wart ir krâmes âne mit lobelicher wîsheit. ich wil iu sagen ûf mînen eit, ez enwart nie michel guot baz geteilet, wan siu niht vergaz, siu gæbe in al gelîchen, den armen und den rîchen, dar nâch als ez müese gezemen. Genovere muose daz netze nemen, von dem ich vor hân gezalt.
8634 zediv W 8636 Vnß P Rubrikator offenbar vergessen
8638 Lantzelet W
zerehte W iv W beidiu fehlt P den lúten P zechvnige W zuo ku “nige gerne P lant vnd ouch P ist P iu fehlt P
˙ ze div, Die rede sage ich uch 162r Das ir wurdenclichen enpfaht Vnser rede, wanne also ez stat, Daz ir nicht duo nt, wann waz er gert. Wir bringen Lantzelet ein swert Vnd ander cleinoter zuo gebe. das er mit fröiden P Genewis W jenewis P
behtforet W behforet P dodone W dodone P
Dar nach zagtent sie schone Den kram, den sie hatten bracht. es] er P lat es die P vil also ir P blis W YBelis P
niht fehlt P Sine gobe P 162v P als fehlt P müese] möchte P Genure P
8639 zegebe W
8647 praht W
8653 Initiale W wurde vom
8628 Ha folgt P 8631 Ha folgt P 8637 Ha folgt P 8640 vreuden Ha 8649 Ha folgt P 8652 Ha folgt P 8659 siun Ha 8661 Ha folgt P 8662 Ginovere muoze Ha
8650 Ha folgt P
8640 Zu vröude siehe Anm. zu V. 6506. 8649 Zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. zu V. 4243. 8659 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545.
8625–8663 8625
8630
8635
8640
8645
8650
irgendjemand rechtens geben wenn nicht dem guten Kerl, der euch mit Mannheit erworben hat. Sowohl Herren wie Dienstmänner mit allen den Landsleuten, die haben es beschlossen, dass sie ihn gerne als König hätten. In euren Ländern herrscht auch Friede: Dort ist niemand gegen euch. Dieses Anliegen erzählen wir deshalb, damit ihr unser Anliegen wohlwollend aufnehmt, denn es verhält sich so, dass wir alles tun, was er wünscht. Wir bringen Lanzelet ein Schwert und euch andere Kleinodien zum Geschenk. Es ist Recht, dass der junge König von Genewis in Freude lebt. Wegen seines außergewöhnlichen Ruhms soll er künftig immer der edle König von Behforet heißen, der Fürst von Dodone.‹ Danach präsentierten sie das Geschenk angemessen, das sie mitgebracht hatten. Sie hatten gut darauf geachtet, dass es ordentlich bewahrt worden war. Nun lasst die Dame darüber walten und sie soll wen immer sie will so reich beschenken, wie ihr beliebt.
Iblis, die schöne, 8655
8660
verschenkte ihre Sachen mit lobenswerter Weisheit. Ich will euch auf meinen Eid versichern, dass großer Besitz niemals besser verteilt wurde, denn sie vergaß nicht, ihnen allen gleich viel zu geben, den Armen und den Reichen, so wie es sich gehörte. Genover musste das Netz nehmen, von dem ich zuvor erzählt habe.
485
Dieses Anliegen erzähle ich euch deshalb, damit ihr unser Anliegen würdig aufnehmt, denn es verhält sich so, dass ihr nichts tut, außer was er wünscht. Wir bringen Lanzelet ein Schwert und andere Kleinodien zum Geschenk.
Danach präsentierten sie die Sachen angemessen, die sie mitgebracht hatten.
486
8665
8670
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8680
8685
8690
8695
8700
Text und Übersetzung Lanzelet, der helt balt, der gap dem wirte daz swert, wan er was aller êren wert. Artûs, der miltecheite stam, Iblis ir krâmes niht nam, wan ir beleip âne valschen wanc gnâde, lop und danc niht eingenôte von in, di des guotes gewin von der vrouwen nâmen, wan von allen, di ez vernâmen; di bruoveten ir miltecheit. swâ man noch guotiu mære seit von deheim tugentlichem site, daz man sich bezzer dâ mite, daz was ie der wîsen rât. der lop wert, sô der lîp vergât. Durch di selben sache lebet in ungemache manic man durch sîn frümicheit mit ringender arbeit. ez ist ouch maniger vrouwen site, daz siu imer gerne kumber lite, durch daz siu lobes wære gewis. des gedâhte mîn vrouwe Iblis und ranc nâch êren durch ir tugent, wan ir sinne rîch jugent gebôt, daz siu daz beste tet. als vil sô mîn her Lanzelet 55ra gelobet was für manigen man – dâ enwil ich niht liegen an –, dar nâch brâhtenz ouch sîn wîp, daz ir niemannes lîp niht wandelbæres ie gesprach. Dô ditz allez geschach und di boten hâten erworben, des si bâten,
8672 Von jn (V. 8671) am Versbeginn wiederholt P
Lantzelet WP
Artus W Arthus P yblis W Jbelis P kram P ennam P ir] er P eingnc ote W] eine genote P
Sunder von in allen P pruo fftent P gut W ˙ keinen tugenlichen P do WP besserte P Daz lop P zergat P in] mit P erbeit P
163r Das gedachte ouch min frowe Jbelis ... durch] mit P sinnen P
Also vil herre Lantzelet ˙ manigen man – Gelobet waz fur Do wil ich uch nit liegen an –, Dar nach brochte es ouch sin wip, Das ir nie mannes lip Nicht wanne das aller beste sprach. ¶ fehlt P
8688 yblis W
8692 Lantzelet W
8668 ennam Ha 8675 Ha folgt P 8677 deheim tugentlîchen Ha 8695 Ha folgt P 8694 enwil Ha 8698 ¶ fehlt Ha
8680 zergât Ha
8694 liengen W 8681 Initiale fehlt Ha
8694–
8671 eingenôte adv. ›einzig und allein‹ (BMZ II/1 415; Le I 524; vgl. HaA; Schilling 1866, S. 30). 8675 prüeven, brüeven] keine Konjektur, da die unverschobene Form auch in die Wbb. aufgenommen ist; vgl. Anm. zu V. 3082. 8677 Zu stark flektiertem Adj. nach Art. siehe Anm. zu V. 3340. 8695 Die Lesung von W ist problematisch, kann aber – mit ir (V. 8696) als Gen. Pl. ›von ihnen‹ – auf alle drei (mit der Königin von Pluris sogar vier) Frauen Lanzelets bezogen werden.
8664–8700
8665
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8685
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8695
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487
Lanzelet, der kühne Held, der gab das Schwert dem Burgherrn, denn er war aller Ehren würdig. Artus, der Quell der Freigebigkeit, nahm nichts von Iblis’ Sachen, doch blieb ihr wahrhaftig Huld, Lob und Dank nicht einzig und allein von denen, denen von der Dame der Erwerb von Besitz zufiel, sondern von allen, die davon hörten; die erkannten ihre Freigebigkeit. Wo immer man noch gute Geschichten von irgendeiner tugendhaften Gewohnheit erzählt, dass man sich damit besserte – das war stets der Rat der Weisen. Das Lob bleibt bestehen, wenn der Leib vergeht.
Aus diesem Grund leben viele Männer wegen ihrer Tapferkeit verdrießlich in quälender Not. Es ist auch noch die Gewohnheit so mancher Dame, dass sie stets lieber Kummer leiden würde, damit sie mit Lob rechnen könnte. Daran dachte meine Herrin Iblis und bemühte sich um ihrer Tugend willen um Ehre, denn ihre weise Jugend gebot, dass sie das Beste tat. Das Ausmaß, wie mein Herr Lanzelet vor vielen Männern gelobt wurde – darüber will ich nicht lügen –, das erreichten auch seine Frauen, sodass ihnen niemand jemals irgendetwas Tadelnswertes vorwarf. Als dies alles geschehen war und die Boten erreicht hatten, worum sie gebeten hatten,
Daran dachte auch meine Herrin Iblis ...
Das Ausmaß, wie Herr Lanzelet vor vielen Männern gelobt wurde – darüber will ich euch nicht belügen –, das erreichte auch seine Frau, sodass nie jemand etwas anderes als nur das Allerbeste von ihr behauptete.
488
8705
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Text und Übersetzung und allez, daz si wolden, als si von reht solden, dô sprach sich mîn her Lanzelet. mit sînen vriunden er daz tet, di im gerâten kunden. di rieten im ze stunden, daz er di boten mit êren von im lieze kêren wider ze Dôdône, und er in gebete schône, swaz er gewinnen möhte und zuo êren wol töhte und daz in liep wære. Artûs der êrbære, der künic von Britânge, der êrete sîne parânge und al di massenîe sîn. dô wart sîn milte wol schîn, daz er dicke hübschlîch tet. den werden gesten von Behforet, den gab er gâbe wol getân, pferit und kastelân, hunde und vederspil, hübscher tagalt vil, beidiu arnbrüst und bogen, strâle, kocher wol bezogen, gefult mit matertellen. den helden alsô snellen gap man, swaz si dûhte guot, als man den lieben dicke tuot. Ich sagiu, daz di boten grôz wâren und fürsten genôz 55rb und ir sumelîche als edel und als rîche,
8703 Lantzelet W
8709 dodone W
rechten P
... Nuo besprach sich her Lantzelet.
zestvo nden W
... Das er die botten liesse Mit eren vnd mit geniesse Wider farn zuo Dodone, ... gobete P und] Das P 163v P in daz P ¶ Artus W] Arthus P brytange W pritange P
... Das er dicke willenclichen dete. Die froe mden botten von Beforet, ... schahdelan P tagelt W beidiu fehlt P
˙ wol gezogen, ... Stralen, chochyre matrellen P swaz] daz P dem P
Also erbere vnd so riche P
8720 behtforet W
8703 besprach Ha 8714 ¶ fehlt Ha 8715–8716 Britâne : parâne Ha 8719 hübslîche Ha 8720 boten Ha / Bêforet Ha 8725 Ha folgt P 8731 ¶ fehlt Ha 8703 sprechen refl. im Sinne von besprechen ist mhd. belegt (BMZ II/2 524). 8715–8716 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 8716 parân stm. = frz. parrain = mhd. tote ›Pate‹ (BMZ II/2 464; Le II 205, beide mit nur diesem Beleg; vgl. La)? ›to his relative‹ (We), ›à son parent‹ (Pé), ›à ses parent‹ (Bu), ›seinem Geschlecht‹ (Sp), ›to his kinsmen‹ (Ke). 8719 daz W bzw. Das P nimmt wohl Bezug auf die milte, zur Genusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme siehe Anm. 4243. Oder sollte man für V. 8718 an sîn milte und daz (V. 8719) als ›dass‹ lesen? 8724 Zu tagalt siehe Anm. zu V. 3995. tagelt W wegen ahd. tagaltî? 8726 strâle stswf. swm., strâl stfm. ›Pfeil‹ (Le II 1222). / kocher stm. (hier) ›Pfeilköcher‹ (Le I 1660 mit Verweis auf die Stelle). 8727 matertelle, materelle stf. (?) ›eine Art Wurfgeschoß‹ (Le I 2061 mit Verweis auf die Stelle; vgl. La und HaA), vermutlich zu lat. matara ›Speer‹ (Haupt, Sp. 115). Es dürfte sich um einen Armbrustbolzen handeln, der in eine zylindrische oder viereckige Spitze ausläuft (Bu, S. 180, Anm. 74).
8701–8734
8705
8710
8715
8720
8725
8730
und alles, das sie wollten, wie es ihnen rechtens zustand, da beriet sich mein Herr Lanzelet. Er tat das mit seinen Freunden, die ihn gut beraten konnten. Die rieten ihm sogleich, dass er die Boten mit Ehren von sich wieder zurück nach Dodone fahren lassen sollte, und dass er sie gut beschenken sollte mit dem, was immer ihm zur Verfügung stand und gut zur Ehre taugte und das ihnen lieb wäre. Artus, der ehrenvolle, der König von Britanje, der ehrte seine Verwandten und sein ganzes Gefolge. Da zeigte sich seine Freigebigkeit deutlich, die er oft auf höfische Art übte. Den teuren Gästen von Behforet, denen gab er schöne Gaben, Pferde und Kastilianer, Hunde und Sperber, viel hübschen Zeitvertreib, sowohl Armbrüste wie Bögen, Pfeile, gut bezogene Köcher, gefüllt mit Armbrustbolzen. Den derart flinken Helden gab man, was immer sie für gut hielten, wie man es gerne für die tut, die einem lieb sind. Ich erzähle euch, dass die Boten mächtig und Fürsten gleich waren und dass einige von ihnen so edel und so reich waren,
489
... da beriet sich Herr Lanzelet.
... dass er die Boten mit Ehren und mit Lohn wieder zurück nach Dodone fahren lassen sollte, ...
... die er oft bereitwillig übte. Den fremden Boten von Behforet, ...
... Pfeile, gut gemachte Köcher, ...
490 8735
8740
8745
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8765
8770
Text und Übersetzung daz si an der êrsten vart, dô Iweret erslagen wart und ê er wurde begraben, ze künige wæren erhaben, ob sis gegert hæten, wan daz sis niht tæten durch ir triuwe veste. alsus wâren di geste ûz komen durch ir êre. man saget uns noch mêre, daz dise wîgande in Iweretes lande sô gewaltic wâren, daz des endorfte vâren nieman durch sîn vrefelheit, daz er in dehein leit imer getörst erbieten. swaz si gerieten, des heten si di meiste volge mit volleiste von ir lantliuten gar. Nuo wârn si worden gewar und heten vernomen ze Karadigân, wi ez Lanzelet was ergân ze Genewîs, dâ im wol gelanc und er âne ungelückes danc mit sælden was beschœnet, sô daz er wart gekrœnet ze wunsche nâch sîm muote. im fuocte got ze guote sîn dinc ze allem rehte. des wâren di guoten knehte von Dôdône wol bedâht, si heten in gerne mit in brâht wider in daz lant sîn, dâ Iblis künigîn von rehte wesen solte und er künic, ob er wolte. ... ...
vart] stat P yweret W meret P zechvnige W worent P
164r ... Obe sie es gertent, Wanne sie es entwertent ˙ Durch ir truwe veste.
ýweretes W meretes P gewillig werent P endorften W uere P
meisten P nit volleisten P Nuo] Ouch P zekaradigan W karedıga P Lantzelet W lantzeleten ist P Genewis do W jenewis do in P
... Vnd do er one vngelúckes kranc Mit selden was beschönet, ... zewo nsche W
164v Jme fuo gte sich zuo guo te Sin ding von alleme rechte. dodone WP
... Do Jbelis, die ku “nigin, Von rechte wesen solte Vnd er, ober wolte. Uns hat daz mere vnuerswigen, Daz sich nit möchte verligen
8739 haten W 8740 taten W 8745–8746 in einer Zeile W 8748 HaA erwägt uere P = væren 8757 gan in zekaradigan W rechts ausgeworfen nach V. 8758 8764 zeguo te W 8770 do W / yblis W 8774 nit fehlt P 8739–8740 Ha folgt P 8740 wan daz sis Ha 8753–8754 Ha folgt P 8754 mit Ha 8757 Kardigân Ha 8758 Lanzelete Ha 8760 Ha folgt P / do fehlt Ha 8764–8765 Ha folgt P 8770–8775 Ha folgt P 8770 Hannink folgt P 8772 Hannink folgt W
8735–8774 8735
8740
8745
8750
8755
8760
8765
8770
dass sie zuerst, als Iweret erschlagen wurde und ehe er noch begraben war, zum König erhoben worden wären, wenn sie danach getrachtet hätten; doch sie unterließen es um ihrer festen Treue willen. So waren die Gäste wegen ihrer Ehre ausgeritten. Man erzählt uns außerdem noch, dass diese Kämpfer in Iwerets Land so mächtig waren, dass es niemand aus Frevel wagen durfte, ihnen jemals irgendein Leid zuzufügen. Was immer sie rieten, dazu hatten sie die absolut größte Gefolgschaft von all ihren Landsleuten. Nun hatten sie in Karadigan bemerkt und vernommen, wie es Lanzelet in Genewis ergangen war, wo es gut für ihn ausgegangen war und er ohne Einmischung des Unglücks
491
... wenn sie danach getrachtet hätten; doch sie nahmen es um ihrer festen Treue willen nicht an.
... und wo er ohne Schwächung durch Unglück mit Glück überhäuft wurde, ...
mit Glück überhäuft wurde, sodass er ganz nach seinem Wunsch gekrönt wurde. Gott fügte ihm seine Sache zum Guten ins rechte Lot. Deshalb hatten die guten Knechte von Dodone überlegt, dass sie ihn gerne mit ihnen wieder in sein Land gebracht hätten, wo Iblis rechtens Königin sein sollte und er König, wenn er wünschte.
... wo Iblis, die Königin, rechtens sein sollte und er, wenn er wünschte.
...
Uns hat die Geschichte nicht
...
verschwiegen, dass diese Boten nicht faul wurden;
Ihm fügte sich seine Sache durch alles Recht zum Guten.
492 8775
8780
8785
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8795
8800
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Text und Übersetzung idoch erwurben si etswaz, 55va daz in geviel; ich sagiu, waz: si schuofen mit ir bete, daz mîn her Lanzelete den fürsten einen hof sprach, an die er sich versach, daz si im undertân solten sîn und Iblise, der künigîn. Dirr hof gezôch sich alsô in dem jâre, sô di liut vrô sint von der sumerzît und diu heide grüene lît ze ûzgândem aberellen. nuo lânt iu fürbaz zellen ein lützel und merkent daz. Mîn her Lanzelet niht vergaz, daz er alle di gesellen sîn und iegeliches vriundîn mit im füeren solte ze dem hove, und daz er wolte dâ sîn mit schalle, oder sîn vriunde alle müesen im geswîchen. ditz saget er nemelîchen den boten und bat in zouwen. er sprach: ›mit mîner vrouwen wil mîn œheim, künic Artûs, ze pfingesten sîn in mîm hûs. dar nâch schafent ir daz.‹ dô lobeten di boten daz, swes er in zuo gedæhte, ob er hundert künige bræhte, di würden wol behalten. solt es gelücke walten, sô fünder sîn hûs bereit
8776 des W
8787 nü lag am Versende gestrichen P
Dise botten erwurbent etwaz, ˙ das: Daz in geuiel; ich sage uch geschuo ffen daz mit ir bet P Lantzelete W lantzelet P Einen hoff den fúrsten allen sprach P den W vnder tenig P yblise W ibeline die P
Der hoff gezoch sich also ˙ fro Jn dem jore, so die lute Sint von der lieben sumerzit Vnd die heiden blüte lit Jn dem oberillen. ˙ Nuo lac furbasser zellen P
165r Herre Lantzelete vnd nicht vergaß, ... fru “nde P fuo rtet wolten P solte P mit grossem schalle P Die müstent P Er seite ez nemlichen P V. 8799–8800 fehlen P artus W Wo der ku “nig arthus P zepfingesten W Zuo pluchisten siner müme hus P
Dar nach schaffent es deste baz.‹ Do loptent die botten daz: Sie johent, was er gedehte – Obe er hundert ku “nige brachte, ... ˙ geluckes P
8790 Lantzelet W
8792–8793 in einer Zeile P
8775 dise boten si wurben Ha 8776 des Ha 8777 Ha folgt P / bete Ha 8780 Ha folgt P 8782 Iblê Ha 8783 Initiale fehlt Ha 8785 Ha folgt P 8787 Aberellen Ha 8790 Mîn fehlt Ha 8803 schafent irz diu baz Ha 8809 funder Ha 8775 Die Konjektur von Ha ist überflüssig, Dise botten ist Apokoinu (siehe Anm. zu V. 2855). 8776 gevallen stv., das hier sowohl ›zufallen‹ wie ›gefallen‹ meinen kann, scheint mhd. nur mit Akk. vorzukommen (BMZ III 219f.; Le I 955). 8780 versehen stv. refl. ›rechnen auf, erwarten‹ etc., an plus Akk. der Pers. bezeichnet die Person, von der man etwas erwartet (BMZ II/2 279–281 mit Verweis auf die Stelle; Le III 222f.; vgl. Anm. zu V. 4976). 8784 jâr stn. (hier) ›Jahreszeit‹ (Le I 1472). 8786 Lies heide in blüte P. 8787 Die Schreiberkorrektur sowie das Verderbnis von V. 8788 weisen die Lesung von W als die ältere aus. 8790 vnd P ›auch‹. 8797 geswîchen stv. ›schwinden, entweichen, im Stich lassen‹ (Le I 940). 8798–8802 sind in P offensichtlich verderbt. 8799 Zu zouwen siehe Anm. zu V. 3764.
8775–8809 8775
8780
8785
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8800
8805
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Sie erreichten aber etwas, das ihnen gefiel; ich sage euch, was: Sie bewirkten durch ihre Bitte, dass mein Herr Lanzelet den Fürsten einen Hoftag einberaumte, von denen er erwartete, dass sie ihm und Iblis, der Königin, untergeben sein sollten.
sie erreichten etwas, das ihnen gefiel; ich sage es euch:
Dieser Hoftag ereignete sich da zu der Jahreszeit, zu der die Leute wegen der Sommerzeit froh sind und die Heide grün liegt, im ausgehenden April. Nun lasst euch ein wenig weiter erzählen und passt auf. Mein Herr Lanzelet vergaß nicht, dass er alle seine Gesellen und eines jeden Geliebte mit ihm zu dem Hoftag führen sollte, und dass er dort mit Freudenlärm sein wollte, oder dass ihn alle seine Freunde im Stich lassen müssten. Dies erzählte er nämlich den Boten und bat sie, sich zu beeilen. Er sprach: ›Mein Oheim, König Artus, will zu Pfingsten mit meiner Herrin auf meine Burg kommen. Bereitet alles darauf vor.‹ Da gelobten es die Boten, was immer er ihnen zudachte, und wenn er 100 Könige mitbringen würde,
Der Hoftag ereignete sich da zu der Jahreszeit, zu der die Leute wegen der lieben Sommerzeit froh sind und die Heide in Blüte liegt, im April.
würden die gut umsorgt werden. Wenn das Glück darüber walten würde, so würde er seine Burg mit Ehren
Herr Lanzelet vergaß auch nicht, ...
Bereitet euch umso besser darauf vor.‹ Da gelobten es die Boten: Sie sagen, was immer er im Sinn hätte – und wenn er 100 Könige mitbringen würde, ...
494 8810
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Text und Übersetzung mit êren und mit sælicheit. Sus sprâchen di von Dôdône und nâmen urloup schône als wol verwizzene man. si schieden alsô von dan, daz di jungen und di alten 55vb von Britânje si zalten ze den tiuresten helden, di ze künic Artûses selden ie dâ vor wârn komen. Sît si urloup hânt genomen, sô wart dâ lenger niht gebiten, si sint wider heim geriten. nâch ir gelübede si tâten: si gebuten und bâten und santen boten in diu lant. si brâhten manigen wîgant zesamene und fürsten grôz, dar zuo alle ir hûsgenôz, di ze Dôdône rehtes warten. vil lützel si sparten weder guot noch lîp. ez gevriesch nie man noch wîp durch lobes gewin sô grôzen vlîz. manic helt von alter snêwîz, der vleiz sich ûf di hôhgezît. des heten aber di jungen nît und schuofen, daz man in sneit von hôher koste rîchiu kleit, und frumten ir gereite mit spæher rîcheite von golde kostbære, als ez di schiltære wol gemachen kunden, di man ze den stunden ze Ackers vant in der habe. waz sol ich iu zeln mê drabe,
seilicheit W mit] Nach P dodone W dodone P gewissene P mit den alten P brytanie W pritange P artuses W 165v P zü dez kúniges arthuses P do WP Sit daz sie P do WP enwart P nicht lenger P
Sie flechten vnd boten Vnd santent botten jn daz lant Vnd latten manigen wigant ˙ Vnd furste grosse, Alle ir hußgenosse, ... zedodone W dodone P
enfriesse niema P
Manig helt von alter snewiß, Das der fleiß sich vff daz hochgezit, Dez hatten aber die jungent nid ... schneit P
kospere P schilthere W als ez] Also P 166r P
... Die man willent hatte fu “nden Zuo Achers jn der guo ten habe. Was söllich zehen nie dar abe P
8826 manigem P 8828 hus genoz W huß genosse P 8834 sne wis W 8835 hoch gezit P 8843 davor in P buchstabengetreue Wiederholung des Verses als letzte Zeile der vorigen Seite 8816 Britân Ha
8829 Dôdôn Ha
8831 noch den lîp Spr mit Verweis auf V. 9025
8836 fingent P
8846 iu fehlt Ha
8813 Zu verwizzen siehe Anm. zu V. 8146. 8818 Zu selde siehe Anm. zu V. 7222. 8824 Lies flechten P = vlêhten zu vlêhen swv. ›schmeichelnd, demütig bitten, anflehen‹ (Le III 392f.). 8826 Lies ladeten P, vgl. Anm. zu V. 1590. 8839 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8842 schiltære stm. ›Schildmacher‹ (Le II 739 mit Verweis auf die Stelle [irrtümlich als V. 842]). 8844 willent P = wîlent adv. ›vor Zeiten, ehe-, vormals; längst; zuweilen‹ (Le III 888). 8845 habe stf. ›Hafen‹ (Le I 1129f.).
8810–8846 8810
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und Glücklichkeit ausgestattet finden.
So sprachen die von Dodone
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und nahmen angemessen Abschied wie sehr verständige Männer. So schieden sie von dannen, sodass die jungen und die alten von Britanje sie zu den teuersten Helden rechneten, die jemals zuvor zum Wohnsitz von König Artus gekommen waren. Nachdem sie Abschied genommen hatten, wurde da nicht länger gewartet, sie sind wieder nach Hause geritten. Sie handelten nach ihrem Gelübde: Sie geboten und baten und sandten Boten in die Länder. Sie brachten viele Kämpfer und große Fürsten zusammen, dazu alle ihre Hausgenossen, die sich rechtens in Dodone aufhielten. Sie sparten nicht an Besitz noch an persönlichem Einsatz. Weder Männer noch Frauen hatten jemals so großen Fleiß um des Erwerbs von Lob willen kennen gelernt. Viele vom Alter ergraute Helden, die befleißigten sich zu dem Fest. Das beneideten wiederum die jungen und bewirkten, dass man ihnen prächtige Kleider von hoher Kostbarkeit schneiderte, und sie verschönerten ihr Reitzeug mit kunstvoller Pracht von kostbarem Gold, wie es die Schildmacher gut machen konnten, die man zu dieser Zeit im Hafen von Ackers fand. Was soll ich euch mehr davon erzählen,
Sie baten eindringlich und sandten Boten in das Land und luden viele Kämpfer und große Fürsten, alle ihre Hausgenossen, ...
Viele vom Alter ergraute Helden, dass die sich zu dem Fest befleißigten, das beneideten wiederum die jungen ...
... die man bisweilen in dem guten Hafen von Ackers gefunden hatte.
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Text und Übersetzung wan daz ich iu wol sagen mac, ez enwirt biz an den suonestac nimer hof gesprochen mê, dâ wætlîch grœzer vröude ergê? Lanzelet nâch êren ranc. durch sînen werden gedanc und durch sînen hôhen prîs, sô sant er boten ze Genewîs und kunte sînen mannen 56ra sînen hof. des kom im dannen von gezierde manic rîcheit und tûsent ritter wol bekleit. als ich von in geschriben vant, algelîch was ir gewant, der hübschen kumpânîe. von Alexandrîe was der samît, den si truogen an. hermîn wîzer danne ein swan wâren diu inville. von Kûnis, dâ Sibille, diu alte wîssagîn, was, was der zobel, als ich ez las. Armuot was in vremde. sidîn wâren diu hemede und daz kleit, daz dar zuo stât. scharlât was ir beinwât. Si endorften sich niht zieren baz mit banieren, danne si hæten getân. ir pferit und ir kastelân, di wârn sô, daz man niht vant ze Pûlân noch ze Spangen lant, diu sich in gelîchen mohten. gereite, diu dar zuo tohten, der was sich wol gevlizzen. di helde wâren verwizzen. ir harnasch, der gie mit in,
iu] daz P gezaln P vntz P sonnentag P do W werlich P Lantzelet WP ¶ statt Initiale P
Durch sinen wisen fúrgedanck Vnd durch sinen hohen pris, ... do W Genewis W jenewiß P
kúnig panie P alexandrye W alexandry“e P Herme P in ville W Worent dwille P kvnis W kunis P do] so P sibille W wissage P
... Dannen truo gen sie zobel, also ich laß. was fehlt W 166v P
Sidin worent die hemende. ... ...
Pferet vnd ir schachtelan, Die worent so, das man nicht fant Zuo Spangen noch zuo Tenelant, ...
des W harnesch W Vnd ging ir harnesch mit jn P
8852 fúr gedanck P 8856 sıne hoff am Ende von V. 8855 mit Zeilentrennvermerk P W / zespangen lant W
8872 bein wat W
8878 zepulan
8852 Ha folgt P 8866 Cûmis La (Ha); danach Rosenfeld 1936, S. 86; dagegen WePéBuKe 8867 Ha folgt P, dagegen Spr, der W folgt 8877 diu Ha 8878 Spangenlant Ha 8850 Zu wætlîch siehe Anm. zu V. 1197. 8865 Zu inville siehe Anm. zu V. 5740. 8872 Zu scharlât siehe Anm. zu V. 2596. 8878 Pûlân ist wohl Apulien, nicht Polen (vgl. Behre 1913, S. 103, Anm. 1). 8880 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8881 Konjektur mit PHa, vgl. zur Numerusinkongruenz bei pron. Wiederaufnahme aber Mhd. Gramm. § 430. 8882 Zu verwizzen siehe Anm. zu V. 8146. 8883–8885 ist wohl als Nominalsatz (vgl. Anm. zu V. 7638) zu lesen.
8847–8883
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außer dass ich euch gut sagen kann, dass bis an den jüngsten Tag niemals mehr ein Hoftag ausgerufen wird, an dem leicht größere Freude geschehen kann?
Lanzelet rang nach Ehren. Wegen seines vornehmen Denkens und wegen seines hohen Ruhms, so sandte er Boten nach Genewis und verkündete seinen Gefolgsmännern seinen Hoftag. Daraufhin kamen ihm von dort viel prächtiger Schmuck und 100 gut bekleidete Ritter. Wie ich von ihnen geschrieben fand, war ihr Gewand ganz gleich, von der höfischen Kumpanei. Der Seidenbrokat, den sie trugen, war aus Alexandria. Die Pelzfutter waren aus Hermelin, weißer als ein Schwan. Der Zobelpelz war, wie ich gelesen habe, von Kunis, wo Sibille, die alte Weissagerin, lebte. Armut war ihnen fremd. Die Hemden waren aus Seide und das Kleid, das dazugehörte. Ihr Beinkleid war aus feinem Wollzeug. Sie konnten sich mit Bannern nicht besser zieren, als sie getan hatten. Ihre Pferde und Kastilianer, die waren so, dass man weder in Apulien noch im Land der Spanier welche fand, die sich mit ihnen vergleichen konnten. Das Reitzeug, das dazugehörte, auf das war viel Fleiß verwendet worden. Die Helden wussten, was sich gehört. Ihre Rüstungen, die sie mit sich führten,
Wegen seiner weisen Voraussicht und wegen seines hohen Ruhms, ...
Den Zobelpelz trugen sie, wie ich gelesen habe, ...
Die Hemden waren aus Seide. ... ...
Ihre Pferde und Kastilianer, die waren so, dass man weder in Spanien noch in Dänemark welche fand, ...
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Text und Übersetzung brûn, lûter als ein zin, und manic wâfenroc dâ mite. geloubent mir, des ich iuch bite, und wizzent daz âne wân, si kômen wol ze Karadigân, als ich iuch nuo bewîse, bereitet wol ze brîse. swes ein ritter wünschen wil, des heten si ûzer mâze vil, und sînen lîp gelüstet. Sus wâren ûz gerüstet di helde von Genewîs 56rb an ir gereite in alle wîs. si brâhten ouch ir vrouwen gâbe, di si schouwen wol mit êren mahte: kleinôt ûz der ahte von golde und von gewande, daz ir Klârîne sande, ir swiger an tugenden ûz genomen. Dise rîter wâren ûz komen durch zuht ûf den selben wân, daz ir michel êre solt hân Iblis und Lanzelet, swenne si ze Behforet mit in kæmen geriten. man pflac hi vor der siten, daz di herren gerne sâhen di liut, und daz si jâhen, in wære under dingen zwein imer lieber daz ein, holtschaft und guot wort, danne haz und hort. ez wær ouch noch ein êre. ze dem liede ich wider kêre: dâ von lât iuch niht belangen.
des] daz P
... Sie koment so wol zü Karedigan Das ich es vngesaget nit liesse, ˙ verdriesse. Wanne daz ich förchte, daz uch Was welt irs me wanne also vil: ˙ Wes ein ritter wunschen wil, Das sinen lip gelichet, Also werent sie gerústet, Die heilde von Jenewis An jr gereite in alle wis. 167r P Gebe P Cleinoter P clarýne W clarine P
Durtz zucht vnd vff P yblis W Jbelis P Lantzelet W lantzilet P behtforet W Mit keinem geriten P uor by˙ alten sitten P
Jener P
leide W iv W
8888 zekaradýgan W karedıga P 8890 zebrise W 8892 vz er W 8895 Genewis W 8896 geriete P 8905 Durtz P] die Verschreibung erklärt sich wohl dadurch, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 777) und in der Vorlage/in einer Vorstufe c und t schwer zu unterscheiden waren 8910 ma pflag am Ende von V. 8909 P 8915 holtschafft am Ende von V. 8914 P 8888 Kardigân Ha 8891–8892 vertauscht Ha 8892 des heten si] si heten Ha ûf Ha 8910 HaPiper folgen P 8916 mort Piper
8902 Clârîne Ha
8905 zuht und
8890 brîs = prîs (Le II 296), daher keine Konjektur. 8896 Zu gereite siehe Anm. zu V. 1478. 8903 swiger stf. ›Schwiegermutter‹ (Le II 1373). 8916 Die Konjektur von Piper banalisiert den Gedanken. 8918 Konjektur mit PHa – soviel Selbstironie traue ich dem Text nicht zu. Oder wäre hier gar an die Mühe des Dichtens bzw. Übersetzens zu denken, von der der Erzähler im Epilog (V. 9342ff.) spricht?
8884–8919
8885
8890
waren braun, hell wie Zinn, und viele Waffenröcke dazu. Glaubt mir, worum ich euch bitte, und seid dessen versichert, dass sie gut nach Karadigan kamen, wie ich euch nun beweise, sehr ruhmvoll ausgestattet. Was immer ein Ritter sich wünscht
8895
8900
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8910
8915
und wonach es ihn gelüstet, davon hatten sie über die Maßen viel. So waren die Helden von Genewis in jeder Hinsicht an ihrem Reitzeug ausgerüstet. Sie brachten auch ihrer Herrin Geschenke, die sie wohl in Ehre beschauen konnte: zahllose Kleinodien von Gold und von Gewand, die ihr Klarine sandte, ihre an Tugenden hervorragende Schwägerin. Diese Ritter waren aus Anstand und mit dieser Hoffnung ausgeritten, dass Iblis und Lanzelet von ihnen große Ehre haben sollten, wenn sie mit ihnen nach Behforet geritten kämen. Man hatte damals die Gewohnheit, dass die Herren gerne die Leute sahen, und dass sie behaupteten, ihnen wäre unter zwei Dingen immer das eine lieber, Freundschaft und freundliche Worte, als Hass und Reichtum. Es wäre auch heute noch ehrenvoll. Ich wende mich wieder dem Lied zu: Lasst euch das nicht langweilig werden.
499
... dass sie so gut nach Karadigan kamen, sodass ich es nicht ungesagt lassen würde, wenn ich nicht fürchten müsste, euch zu langweilen. Was wollt ihr mehr davon (hören) als soviel: Was immer ein Ritter wünschen will und was ihm angemessen ist, so waren sie an ihrem Reitzeug in jeder Hinsicht gerüstet, die Helden von Genewis.
500 8920
8925
8930
8935
8940 8942 8945
8950
8955
Text und Übersetzung ez enwurden nie enpfangen rîter baz danne die, von den ich iu sagete hie. daz gebôt Artûs, der milte. Sîn muot an vröuden spilte, daz er den mâc ie gewan, durch den sich man und dienstman ze hove sô wol bereiten mit solhen rîcheiten. er lobete wol ir getât, daz si rîchiu kleit und îsenwât beidiu sament brâhten. di helde wol gedâhten, si solten wol ir selber pflegen, daz si nieman roubete under wegen. Der hof erschal in diu lant, 56va daz Lanzelet, der wîgant, an sîn erbe solte und im dar füeren wolte sîn herre, der künic Artûs, driu tûsent rîter ze hûs, und ir enkeiner wære, der dehein êr bære. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
iu fehlt P artus W arthus P 167v P an] vor P V. 8925–8926 fehlen P zehove W Zuo hoffen zuo wol P wol ir] die P riche W vnd sin ysen wat P
... Sie soltent so ir selber pflegen, ... niem W vnderwegen W niema sie P hove W
... Do Lantzelet, der wigant, An sin erbe wolte Vnd “yme dar füren solte Sin herre, der kúnig Arthus, Drú tusent ritter zü huß, Vnd ir keiner were, Der einen erbern frúnt hette. Das er sie durch den willen sin Mit Genure, der ku “nigin, Zuo dem hoffe liesse ritten – Wer solte do wider striten? Sie daten, das der ku “nig gebot. 168r Er müste sin an fröiden tot, Wer nit sich gaste dar gegen. Das mere muo ste bewegen ˙ Durch not manigen hubschen man. ˙ Wer vff mynne ie müt gewan Vnd er dar möchte gefarn,
˙ 8935 davor Zwischentitel P: Also der ku “nig arthus einen hof | wolte han mit sinen frunden / Initiale W steht (wohl wegen Spaltenendes) schon beim vorigen Vers 8936 lantzelet W 8938 Von P 8939 artus W 8940 zehvs W 8942 erbere W 8924 Hannink verweist auf V. 7740 und erwägt daher wohl an] mit 8926 Haupt, Sp. 107 ist von der Tautologie man – dienstman irritiert und betont das Fehlen der Stelle in P 8933 Ha folgt P 8942–8945 der dehein êrbære | [8943] vrowen ze vriunde hæte, | [8943] daz er daz niht entæte, | [8945] daz er si durch den willen sîn etc. Ha 8945–9082 Ha folgt P 8946 Ginovere Ha 8951 sich niht Ha 8941–8942 ›und dass es unter ihnen keinen geben würde, der nicht ehrenhaft gewesen wäre‹ W. Problematisch ist die syntaktische Umsetzung: Entweder liegt eine negativ-exzipierende Konstruktion mit sonderbarer Wortstellung und fehlender Negation (siehe Anm. zu V. 545) in V. 8942 vor (zu erwarten: er enbære dehein êre), oder man muss von sich aufhebenden Negationen ausgehen, was im Deutschen untypisch ist (vgl. auch Mhd. Gramm. § 438). Vom Missverständnis der Konstruktion zeugt wohl der verderbte (?) V. 8942 in P. 8951 Zu gesten siehe Anm. zu V. 601.
8920–8955 8920
8925
8930
Es wurden niemals Ritter besser empfangen als die, von denen ich euch hier erzählt habe. Das gebot Artus, der freigebige. Sein Gemüt spielte in Freude, dass er jemals den Verwandten gewinnen konnte, wegen dem sich Männer und Dienstmänner zu Hof mit solcher Pracht so gut herausputzten. Er lobte ihre Handlungen sehr, dass sie sowohl prächtige Kleider wie Eisengewänder zusammen gebracht hatten. Die Helden dachten gut daran, dass sie gut auf sich selbst achten sollten,
501
... dass sie so auf sich selbst achten sollten, ...
dass sie unterwegs niemand beraubte. 8935
8940 8942 8945
8950
8955
Die Ankündigung zum Hoftag erschallte in die Länder, dass Lanzelet, der Kämpfer, zu seinem Erbe sollte und dass ihm sein Herr, König Artus, 3.000 Ritter zur Burg führen wollte, und dass es unter ihnen keinen geben würde, der nicht ehrenhaft gewesen wäre. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
... als Lanzelet, der Kämpfer, zu seinem Erbe wollte und ihm sein Herr, der König Artus, 3.000 Ritter zur Burg führten sollte, dass es unter ihnen keinen geben würde, der keinen (?) ehrenhaften Freund gehabt hätte. Dass er sie nach seinem Willen mit Genover, der Königin, zu dem Hoftag reiten ließ – wer sollte sich darüber beschweren? Sie taten, was der König gebot. Er hätte tot an Freude sein müssen, wer sich nicht dazu geschmückt hatte. Diese Sache musste notgedrungen viele höfische Männer bewegen. Wem jemals der Sinn nach Minne stand und er dorthin fahren konnte,
502
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8965
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Text und Übersetzung Der enwolte lip noch guo t sparn. Von allen landen wite Kam volg zuo der hochgezite, Das man do von zuo redende hat, Die wile vnd dise welt stat. Es ist recht, das ich u“ch sagen, Es kament botten alle tagen Von Dodone zuo Karedigan. Hie by˙ möchte Ibelis entstan, Wie lieb ir kunft were. Sie sagtent jr zuo mere, Das ir lant dingete dar zuo Vnd es nieman duchte zuo fruo , Wie schiere so si keme. Das was ir vil geneme Vnd senite sich ir muo t, Also es noch den wiben duo t. War in daz hertze in hu “ge lit, Dar wenet si niemer komen enzit. ˙ 168v Wes der kunig Arthus sich vermaß, Vngerne ließ er das. Sin ding was alles bereit ˙ Wislich vnd mit hubescheit. Jme ist vil ritter vnd frowen komen, Also ir hant vernomen. Die worent alle becleit Noch ir muo te vnd nach ir wurdikeit, ˙ Des hubesche lúte gerten. Den ku “nig sie ouch gewertent, Des er sie bat; ich sage úch, wie: Keinen ritter er lie, Wanne dem er enpfalch in sine pflege Ein frowe vff dem wege, Das sie allen den tag samen ritten ˙ Mit zuchten vnd mit söllichen sitten, ˙ nit schament. Der sich guo te lute Er fügte in allen sament Gesellen nach ir wunsches walle.
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
8958 hoch gezite P
8963 Vo P
8966 jme P
8973 Wer P / inhu “ge P
8974 Der wenet sin P
8959 ze redenne Ha 8961 ¶ fehlt Ha 8961–8962 sage : tage Ha 8963 Dôdôn Ha / Kardigân Ha 8964 Iblis Ha 8967 Das fehlt Ha 8968 diuhte nieman Ha 8972 er Ha, vgl. V. 4090 8974 wænents niemer Ha 8975 Artûs Ha 8980 ir ê hânt La (Ha) 8983 Des] als Ha 8986 er erlie La (Ha) 8988 frowen Ha 8991 guote liute sich Ha 8961 Zur 1. Sg. auf -en siehe Anm. zu V. 317. 8973 Zu hüge siehe Anm. zu V. 6691. 8986 Die Annahme von Haplographie (Ha) ist plausibel, doch ist wohl auch einfaches lie möglich.
8956–8993 ...
8960
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8980
8985
8990
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
503 der wollte weder persönlichen Einsatz noch Besitz sparen. Von allen Landen kam Volk weither zu dem Fest, sodass man davon reden wird, solange wie diese Welt steht. Es ist Recht, dass ich euch erzähle, dass alle Tage Boten von Dodone nach Karadigan kamen. Hierbei konnte Iblis erkennen, wie freudig man ihrer Ankunft entgegenblickte. Sie erzählten ihr, dass ihr Land darauf wartete und es niemand für zu früh halten würde, wie schnell sie auch käme. Das war ihr sehr angenehm und ihr Gemüt verzehrte sich danach, wie es noch heute bei Frauen der Fall ist. Wonach ihrem Herzen der Sinn steht, dorthin glaubt sie nie rechtzeitig zu kommen. Was sich der König Artus vorgenommen hatte, von dem ließ er nur ungern ab. Sein Vorhaben war in jeder Hinsicht klug und höfisch vorbereitet. Viele Ritter und Damen sind zu ihm gekommen, wie ihr vernommen habt. Die waren alle ihrem Gemüt und ihrer Würde entsprechend bekleidet, wonach höfische Leute strebten. Sie gewährten dem König auch, worum er sie bat; ich sage euch, wie: Er erließ es keinem Ritter, dass er ihm für unterwegs eine Dame in seine Obhut gab, damit sie den ganzen Tag in Anstand und in solcher Art zusammen reiten sollten, für die sich gute Leute nicht schämen. Er teilte ihnen allensamt Gefährten nach der Wahl ihres Wunsches zu.
504
8995
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9005
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Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
Noch waz der heilden ein michel kale, Die one frowen muo stent ritten. Nuo wolte nit lenger bitten ˙ Der milte kunig Arthus, Er fromte nach eren vs sime huß Sinen mag: das was Lantzelet, Deme er dicke liep det. 169r Also dis vff geleit waz, Sin gesinde er vz laß, Das sin hoflu “te hieß: Dem gebot er, das man vff sties Manigen som swere. Sin kamerere Vnd die sin essen soltent machen, Die fürent mit manigen sachen ˙ gegen den strossen. Hin fur Die frowen do vff sassen Vnd by˙ Genure ritten. Anderthalben by˙ ir siten ˙ Reit der hubsche Kariet, Der hies Ramueret Do vor lobelichen slüg. Do beging er manheit gnüg. Das ist zwifel enkein: Jbelis vnd Walwein, Die rittent sament vff den weg. Anderthalben der frowen Erec Reit, also ein geduchtig ritter sol. Sie rittent alle sament wol, Wanne sie hattent richeit vnd den muo t, Der do die lu “te duchte guo t. Ouch wart der vil funden, Die wol mit valcken kunden. 169v Do was ouch dagalte vil, ...
9003 hof lu “te P 8994 zale Ha, ebenso Hannink, S. 43, der aber im Reim wal : zal setzen würde 8997 Artûs Ha 8999 das was fehlt Ha 9010 Ha setzt danach ein leeres Verspaar 9013 Ginovere rîten Ha 9015 Karjet Ha 9016 hies fehlt Ha, der statt dessen durch leeren Raum Fehlendes signalisiert / Ramuret Ha 9019 ¶ fehlt Ha / des Ha 9020 Iblis und Wâlwein Ha 9022 frowen reit Erec La (Ha) 9023 Reit fehlt Ha 9030 HaA erwägt den Ausfall von mehreren Versen 8994 kale = kalle stf. ›Rede, Geschwätz‹ (Le I 1497)? Eventuell ist von einer Verschreibung auszugehen, die darin gründet, dass eine Vorstufe alten, h-ähnlichen Graph für z hatte (vgl. Anm. zu V. 101; Hannink, S. 19). 8998 vrümen swv. ›vorwärts schaffen, befördern‹ etc. (Le III 551f.). 9005 Lies soum. 9016–9017 Wohl: ›der den, der Ramueret hieß, zuvor in lobenswerter Weise erschlagen hatte‹. 9019 Das P ist wohl als frnhd. Ausgleichsform zu erklären. 9023 Lies getühtic mit La (Ha). / getühtec adj. (hier) ›feiner edler Sitte gemäß sich benehmend‹ (BMZ III 57 mit Verweis auf die Stelle; Le I 950; vgl. Anm. zu V. 896). 9029 Zu tagalt siehe Anm. zu V. 3995.
8994–9030 ... 8995
9000
9005
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... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
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... ... ... ...
9030
... ... ... ... ...
505 Dennoch gab es eine große Menge von Helden, die ohne Dame reiten mussten. Nun wollte der freigebige König Artus nicht länger warten, er führte seinen Verwandten in Ehren aus seiner Burg: das war Lanzelet, zu dem er oft freundlich gewesen war.
Als dies festgesetzt war, wählte er sein Gesinde aus, das man als seine Hofleute bezeichnete: Dem befahl er, dass man viele schwere Saumlasten herrichten sollte. Seine Kämmerer und die, die sein Essen machen sollten, die zogen mit großem Gepäck hin zu der Straße. Da saßen die Damen auf und ritten neben Genover. Auf ihrer anderen Seite ritt der höfische Karjet, der den, der Ramueret hieß, zuvor in lobenswerter Weise erschlagen hatte. Da zeigte er große Mannheit. Darüber besteht kein Zweifel: Iblis und Walwein, die machten sich gemeinsam auf den Weg. Auf der anderen Seite der Dame ritt Erec, wie ein edelmütiger Ritter soll. Sie ritten allesamt gut, denn sie verfügten über Pracht und über das Gemüt, das die Leute da für gut befanden. Auch fand man viele von denen, die gut mit Falken umgehen konnten. Da gab es auch viel Zeitvertreib, ...
506
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Text und Übersetzung Buhuo rt vff maniger plange. Sie rittent von Pritange Frölichen mit söllichen sitten, ˙ vs geritten, Das nie lute Der noch die welt möchte Bas gedencken, ob es en dochte. Jedoch sol sie helffen daz, Man sprichet in deste bas, Das ir hertze tugent erkante, Wanne got selber hasset schande. ES was ein wunnecliche vart, ˙ Wanne der kunig Arthus hette bewart Beide lant vnd sin feste, ... Das jme kein schad möchte sin. Nuo wart ir selde wol schin Dar an, es worent liechte tage, Harte wunneclich nach sage, Weder zuo heiß noch zuo kalt. Die heide vnd der grüne walt Vnd dar zuo guo te geselleschaft, Die machten alle riche krafft Jngegen ir augenweide. Vor vrdrutze vnd vor leide Hatte sie got behuo t. Sie leptent, wie sie duchte guo t, 170r Beide nacht vnd tag. Des frowete sich Lantzelet du Lac. Jn diser wunne rittent sie, Das sie enkein tag vergie, Sie erförschent etliche mere, Das sie duchte fröidenbere, Wanne ir reise merte sich Von rittern aller tegelich Vnd wart zuo jungst harte groß; Wanne künig vnd fu “rsten genoß, Der was so vil, daz man vermeit Die zale, wanne in zuo reit
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9036 endochte P 9037 Je doch P 9041 Initiale D gegen Repräsentant e P 9053 Jn gegen P augen weide P 9059 disem P 9062 fröiden bere P 9031–9032 plâne : Britâne Ha
9042 Artûs Ha
9061 enfrieschen Ha
9031–9032 Zum Reim siehe Anm. zu V. 2369–2370. 9036 Lies in töhte mit La (Ha). 9039 daz ist wohl kausal zu lesen; ebenso WeKe. 9053 Lies engegen. 9054 urdruz ›Überdruss, Unlust, Ekel‹ (BMZ I 398; Le II 2003). 9061 Zur fehlenden formalen Negation im negativ-exzipierenden Satz siehe Anm. zu V. 545. 9063 Zu reise ›die an dem Zug Teilnehmenden‹ siehe Anm. zu V. 8340.
9031–9068
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... ... ... ... ... ... ...
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... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
9065
... ... ... ... ... ...
507 Buhurt auf vielen Wiesen. Sie ritten fröhlich mit solchem Gebaren aus Britanje weg, dass nie Leute ausgeritten waren, von denen die Welt noch besser denken könnte, selbst wenn sie es verdient hätten. Außerdem mag es ihnen zu Gute kommen, dass man umso besser von ihnen spricht, weil ihr Herz sich auf Tugend verstand, denn Gott selbst hasst die Schande.
Es war eine herrliche Fahrt, denn der König Artus hatte sowohl Ländereien wie seine Festung gut bestellt, ... sodass er keinen Schaden haben konnte. Nun zeigte sich ihr Glück deutlich daran, dass es sonnige Tage waren, der Erzählung zu Folge ganz herrlich, weder zu heiß noch zu kalt. Die Heide und der grüne Wald und dazu die gute Gesellschaft, die strahlten alle eine prächtige Macht aus, wenn sie ihre Augen umherschweifen ließen. Vor Verdruss und vor Leid hatte sie Gott bewahrt. Sie lebten, wie sie es für richtig hielten, sowohl in der Nacht wie untertags. Darüber freute sich Lanzelet de Lac. In dieser Wonne ritten sie, ohne dass ihnen ein Tag verging, an dem sie nicht viele Geschichten erfahren hätten, von denen sie meinten, dass sie Freude ausstrahlten, denn ihr Zug wurde jeden Tag um Ritter vermehrt und wurde schließlich sehr groß; denn es gab so viele, die Königen und Fürsten glichen, dass man die Zahl nicht nennen konnte, denn es ritten viele
508
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9095
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Text und Übersetzung ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... si triben unz an di snüere. ich wæne, ie gefüere sô wol ze wunsche ein rîterschaft als diu selbe heres kraft. Nuo was in allen niht ze gâch, doch sint si komen alsô nâch, daz si sanfte nâch sage wæren an dem vierden tage geriten in daz schœne lant, des sich Iblis underwant, daz ir erbe solte sîn. Nuo wart ir rîcheit wol schîn und erschein ir sælicheit dar an, ir bekâmen ir vater man mit zwei tûsent schilten, di alle ûf orsen spilten, mit sîdînen kovertiuren guot. an der gebærden schein der muot, daz si ir vrouwen gerne sâhen. Si îlten ze ir gâhen mit rîchen banieren. si begunden si salevieren
9070 man fehlt P
9085 zewnsche W
9075 pavilûn Ha
9077 ander Ha
˙ Manig schœne schar uber die velt; Wanne man die gezelt Durch herbergen vff sluo g, So waz ir vil vnd gnuo g, Die ir busunen bliessen. So möchte man erste kiessen Lantzeletes pauillinen: Wis, grüne, rot, brun, ˙ So herlich uber die andern, Also ein brinnender zunder Fu “r ein erloschen kol. Doch worent sie alle harte wol Geworcht vnd gezieret. Do wart gebuhieret, Sie tribent vntz an die snüre. ... ... ... zegach W 170v P ¶ statt Initiale P
yblis W jbelis P ir] er P Nuo] Do P seilicheit W zwein P spilte W rossen P siden gouerturen P
Sie iltent zuo ir gahen Mit ir baneren. Sie begundent sie salvieren
9090 werent am Ende von V. 9089 P 9078 zander Ha
9097 Ha folgt P
9091 geritten am Ende von V. 9090 P 9104 salûieren Ha
9078 zunder stm. ›Feuerschwamm, Zunder‹ (Le III 1176); vgl. V. 4413. / zander (Ha) stm. ›glühende Kohle‹ (BMZ III 895f. mit Verweis auf die Stelle; Le III 1026f.). Se (›brennende Kohle‹) folgt Ha. 9082 Lies gebuhurdieret (Ha). 9083 snuor stf. ist hier als ›Zeltschnur‹ zu lesen (Le II 1044f. mit Verweis auf die Stelle [als V. 9088 Ha]). Während P zum Ausdruck bringt, dass das Getümmel des Buhurt bis an die Zeltlager heranreichte, ist für W an an die snüere rîten zu denken, das – metonymisch – das Reiten zu einem (Zelt-)Lager bezeichnet (vgl. Parz 82,30. 723,26; Garel 17076). Dagegen Se. 9084–9086 Der Paralleltext ist wegen des Reims problematisch. 9084 Lies nie (Ha). 9086 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9102 gâhen adv. zu gâhe (Le I 725), also ›geschwind, eilig‹ etc. 9104 Zu salevieren = salûieren siehe Anm. zu V. 5384.
9069–9104
9070
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9085
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Sie eilten zu der Versammlung. Ich glaube, dass nie eine Ritterschaft so gut und vollkommen ausgefahren war wie diese selbige Streitmacht.
509 schöne Scharen zu ihnen über die Felder; als man die Zelte zur Unterkunft aufschlug, da gab es viele von denen, die ihre Posaunen bliesen. Da konnte man endlich Lanzelets Zelt beschauen: Weiß, grün, rot, braun, so herrlich im Vergleich zu den anderen Zelten wie ein glühender Feuerschwamm gegenüber einer erloschenen Kohle. Sie waren aber alle sehr gut gemacht und verziert. Da wurde ein Buhurt geritten, sie kämpften bis an die Zeltschnüre. ... ... ...
Nun verfielen sie zwar alle nicht in Hektik, 9090
9095
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doch sie waren so nahe herangekommen, dass sie nach der Erzählung am vierten Tag gemächlich in das schöne Land geritten wären, dessen sich Iblis annahm, das ihr Erbe sein sollte. Nun zeigte sich deutlich ihre Pracht und ihre Glücklichkeit daran, dass die Männer ihres Vaters mit 2.000 Schilden und mit ausgezeichneten seidenen Satteldecken zu ihr kamen, die sich alle auf den Rössern vergnügten. An deren Gebaren zeigte sich das Gemüt, dass sie ihre Herrin gerne sahen. Sie eilten geschwind zur ihr mit prächtigen Bannern. Sie begrüßten sie
Sie eilten geschwind zur ihr mit ihren Bannern. Sie begrüßten sie
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Text und Übersetzung und alle, di mit ir kâmen. ich wæne, wir nie vernâmen sô minnenclichen enpfanc. Dar nâch was ez unlanc, ê si ze herbergen riten. dâ was daz niht vermiten, si enfünden allen weltrât. als uns daz buoch künt hât, Sô ist reht, daz ich iu sage, in was geschaffet zehen tage, ê si kœmen in daz lant, 56vb daz man liuten und rossen vant, swes in beiden gezam. Dô aber diu schœne reise kam in daz lant, dâ Dôdône lac, dô wart in naht und tac erboten sô michel êre, daz Artûs, der künic hêre, sprach, im wurde nie kunt unz an di gegenwertigen stunt von rîcheit als michel kraft. Nuo kam in manic geselleschaft tegelîch ûf der strâze, daz si sich ze guoter mâze gasten ûf den hoveschal. si dûht, daz berc und tal vol rîterscheft wære. Sus reit daz her mære unz zuo dem Schœnen Walde, von dem ich dort vor zalde, dô Lanzelet daz heil geschach, daz er di âventiure brach an dem küenen Iwerete. Daz her es guot war tete und jâhen, daz nie berc noch walt ze vröude wurde baz gestalt. In dem walde wâren si über naht. morgen vruo mit aller maht riten si ze Dôdône.
9110 do W 9111 welt rat W 9129 hove schal W heueschal P
Vnd alle, die mit jr komen, Das wir nie vernomen ˙ So mynneclichen enphanc. ez] er P zeherbergen W herberge P
Do was das nit vermitten, ... ... ˙ sage: Daz ich uch Daz was geschaffet zehen tage, E sie koment in der frowen lant, ... 171r P swes] Were P beide P do WP dodone W dodone P sô fehlt P artus W arthus P gegewertige P bekam jme P div gelich W
... Die sich zuo guo ter mav sse Gasten vff den houeschal. duchte dez daz P warent P
Sus reit der herre mere Vntze gegen dem Schoe nen Walde, ... dort vor] E P Lantzelet W lantzelet P dô] Da P ýwerete W merete P
Das her es güte wartete: Sie gesahen nie tal noch walt Zuo guo ter fröide bas gestalt. al W 171v P dodone P
9113–9114 in einer Zeile P 9118 Kam am Beginn von V. 9119 P 9143–9144 in einer Zeile W
9128 zeguo ter W
9107 minneclîchen anpfanc Ha 9112 gekündet Ha 9123 wurde Ha 9128 Ha folgt P 9134 Ha folgt P 9135 Ha folgt P 9109 herberge ist mhd. stswf. (Le I 1251f.). 9125 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9129 Zu gesten siehe Anm. zu V. 601. / hoveschal stm. ›laute Freude am Hof, Hoffestlichkeit‹ (BMZ II/2 125 mit Verweis auf die Stelle [als V. 9134 Ha]; Le I 1367).
9105–9143 9105
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und alle, die mit ihr kamen. Ich glaube, dass wir niemals von einem so lieblichen Empfang gehört haben. Danach dauerte es nicht lange, bis sie zur Herberge ritten. Da wurde es nicht unterlassen, dass sie alles Gut der Welt vorfanden. Wie uns das Buch verkündet hat, so ist es Recht, dass ich euch erzähle, dass es zehn Tage so ging, ehe sie in das Land kamen, dass man für die Leute und für die Rösser alles fand, was immer sie gebrauchen konnten. Als aber die schöne Ausfahrt in das Land kam, wo Dodone lag, da wurde in der Nacht und tagsüber so große Ehre entboten, dass Artus, der edle König, sagte, er hätte bis an die gegenwärtige Stunde niemals derartig große Pracht wahrgenommen. Nun kam täglich eine große Schar auf der Straße zu ihnen, sodass sie sich angemessen für die Hoffestlichkeit schmückten. Es schien ihnen, als wären Berg und Tal voller Ritterschaft. So ritt das berühmte Heer bis zum Schönen Wald, von dem ich zuvor erzählt habe, wo Lanzelet das Glück geschehen war, dass er die Aventiure des kühnen Iweret brach. Das Heer begutachtete es genau und sie sagten, das niemals weder Berg noch Wald besser für Freude bestellt worden wären.
In dem Wald blieben sie über Nacht. Am nächsten Morgen ritt die ganze Menge früh nach Dodone.
511 und alle, die mit ihr kamen, sodass wir niemals von einem so lieblichen Empfang gehört haben.
Da wurde es nicht unterlassen, ... ... was ich euch erzähle: Es ging zehn Tage so, ehe sie in das Land der Dame kamen, ...
... die sich angemessen für die Hoffestlichkeit schmückten.
So ritt der berühmte Herr bis zu dem Schönen Wald, ...
Das Heer begutachtete es genau: Sie sahen nie weder Tal noch Wald besser für gute Freude bestellt.
512
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Text und Übersetzung dâ wurden si schône gegrüezet und enpfangen. wil es iuch niht belangen, sô sage ich iu vil drâte, di gespilen, di Iblis hâte, mit den siu gienc bluomen lesen, di sint imer sît gewesen durch ir willen âne man. ir keiniu vröude nie gewan, ê si nuo mugen schouwen vrouwen Iblis, ir vrouwen. nuo sint si gein ir geriten. mit vrouwelichen siten 57ra enpfiengen si di künigîn. der ritter muos ouch vil sîn, di der vrouwen pflâgen, und der mê, di sich wâgen ûf buhurt, des dâ was genuoc. vernement ez niht für unfuoc, di rîter sô di tumben trügen, daz si wol swüeren, si vlügen, und daz si engel wæren. ir envrieschent nie an mæren, daz sô vil ritter spilten ûfen rossen und mit schilten. Ir prîses muoz ich vil verdagen, wan daz ein muoz ich sagen: dâ reit sô manic wîgant sô wol, daz nie ze Brâbrant ein ritter sich geschihte baz, swenne er ûffem rosse gesaz und er sich ûf ein puneiz mit rîchem muote gevleiz.
do W Do P
vil fehlt P yblis W ibelis P
enkeine P yblis W Frowe ibelis P nuo fehlt P ir] in P
vnds W ûf buhurt fehlt W do W dez was do P
swue rent Das sie P erförschent P 172r P Vff P und mit] mit ir P
... ... Dar reit manig wigant So wol, das nie zuo Prabant Ein ritter geschihte baz, Wanne er zuo rosse gesas Vnd er sich vff einen pungiers Mit richem muo te geließ.
9161 der Vers beginnt in W mit leerem Raum, der offensichtlich für eine spätere Ergänzung gedacht war in eigener Zeile P 9171 do W 9172 zebrabrant W 9173 gesichte W 9176 richen W 9163–9164 trugen : vlugen Ha, vgl. HaN
9168 ûf Ha
9164 Das sie flugen
9172 Brâbant Ha
9151 Es ist unklar, ob sie aus eigenem Antrieb (so Ke) oder um Iblis willen (so WePéBuSp) ohne Mann geblieben sind. 9159 der vrouwen kann sich auf die Gespielinnen von Iblis oder auch nur auf Iblis selbst beziehen (Pérennec, S. 133). 9163–9164 Der Reim muss nicht über umlautlosen Konj. Prät. für V. 9164 hergestellt werden (so HaN), sondern auch für V. 9163 kann Konj. Prät. gesetzt werden, da der übergeordnete Satz negiert ist (Mhd. Gramm. § 469; vgl. außerdem die Beispiele bei Mhd. Gramm. § 485). 9164–9165 liegt syntaktische Dissimilation vor (siehe Mhd. Gramm. § 496). Ich paraphrasiere für V. 9162–9164: ›Fasst es nicht als Frevel auf, dass die Ritter die Törichten so täuschten, dass sie (die Törichten) bestimmt geschworen hätten, sie (die Ritter) würden fliegen, und dass sie Engel wären.‹ Ähnlich WePéBuKe; Sp lässt die Ritter sich selbst täuschen. 9168 Lies ûf den. 9173 geschicken swv. refl. ›sich anstellen, anschicken, aufmachen‹ (Le I 901 mit Verweis auf die Stelle). Die intr. Form in P ist problematisch, am ehesten wird an schicken swv. im Sinne von ›fügen, gestalten, anordnen, einrichten‹ etc. (BMZ II/2 118f.) zu denken sein. 9174 Lies ûf dem.
9144–9176
9145
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Dort wurden sie angemessen begrüßt und empfangen. Wenn es euch nicht langweilt, dann erzähle ich euch sehr schnell, dass die Gespielinnen, die Iblis hatte, mit denen sie Blumen lesen gegangen war, dass die seither immer um ihretwillen ohne Mann gewesen sind. Keine von ihnen hatte jemals Freude, bis sie nun ihre Herrin, Frau Iblis, sehen konnten. Nun sind sie ihr entgegengeritten. Sie empfingen die Königin nach der Art von Damen. Es gab auch viele Ritter, die sich der Damen annahmen, und noch mehr von denen, die sich auf Buhurt wagten, von dem es dort genug gab. Fasst es nicht als Frevel auf, dass die Ritter die Törichten so täuschten, dass sie bestimmt geschworen hätten, sie würden fliegen, und dass sie Engel wären. Ihr habt niemals in einer Geschichte gehört, dass sich so viele Ritter auf Rössern und mit Schilden vergnügten. Viel von ihrem Ruhm muss ich verschweigen, aber das eine muss ich sagen: Dort ritten so viele Kämpfer so gut, dass in Brabrant niemals ein Ritter sich besser anstellte, wenn er auf einem Ross saß und er sich mit vornehmem Gemüt zu einem Kampf befleißigte.
513
... ... Dorthin ritten viele Kämpfer so gut, dass in Brabrant niemals ein Ritter besser agierte, wenn er auf einem Ross saß und er sich mit vornehmem Gemüt auf einen Kampf einließ.
514
Text und Übersetzung
Uns zelt daz welsch buoch daz, 9180
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9210
der welsche buo ch P
ez enwurde nie vrouwe baz enpfangen noch sô schône, als Iblis ûf Dôdône wart mit aller der getât, diu an vrouwen enpfange stât. und alle, di mit ir kômen dar, der nam man als guot war, daz in nihtes enbrast, des weder wirt oder gast erdenken kan ze wirtschaft. alles guotes überkraft, des gap man in den vollen. daz mære ist ûz erschollen, daz si ze wunsche lebeten. Di herren ouch dâ gebeten varendem volk, als ez zam. der êt durch êre guot nam, der wart mit rîcheit geladen und erkovert sich alles schaden, 57rb des im armuot ie getet. daz gebôt der milte Lanzelet. Nuo enpfienc ze Dôdône Lanzelet di krône nâch küniclichem site. ich wæne, ouch Iblis niht vermite, siu würde gekrœnet mit ir man. ir vremden mantel truoc siu an ze tisch und ouch ze spil. dem wart gewartet vil, sô daz gewürhte lieblîch tet. Ouch enpfienc her Lanzelet sîne fürsten alle ze man, dar nâch er schiere gewan den gewalt mit ganzer êre. dô wart dâ vröuden mêre
9192 do W
9207 geworhte W / lebelu “ch P?
yblis W ibelis P dodône W dodone P Die zuo der frowen enpfangen P
des] Das P zewirtschaft W Jr kein kan P vber kraft W
zewo nsche W
Die herren ouch do gebitten. ... ... Do wart mit richeit geladen. 172v Vnd erkouerte sich alles schaden, Den ime armuo t mit ir schame tet. Lantzelet W lantzelet P dodône W dodone P ¶ statt Initiale P Lantzelet WP nâch] Mit P sitten P yblis W ibelis P
zetisch W zespil P Dem wartet harte vile P
... So das gewúrcke lobelu “ch tet. Ouch nam der herre Lantzelet Sine fúrsten zuo man, ...
(zweites) do W fehlt P
9208 Lantzelet W
9182 anpfange Ha 9194 umb êre Hannink mit Verweis auf V. 8394 9197–9198 getete : Lanzelete Ha Ha 9204 truoc fehlt Ha 9205 truoc ze tische Ha 9207 lebelîche Ha 9209 Ha folgt P
9203 wurde
9196 Zu erkoveren, erkoberen siehe Anm. zu V. 1857. / Der Paralleltext ist nur über die Annahme eines fehlenden verallgemeinernden Subjekts ietweder oder dergleichen möglich. 9203 Zur fehlenden Negation in W siehe Anm. zu V. 545. 9207 Zu gewürhte siehe Anm. zu V. 4760. / Die Lesung von P ist (wie häufig bei e und o) unsicher, die fast vollständige Schließung des Buchstabens spricht allerdings für die Lesung mit o. Anders entscheidet sich (ebenfalls zweifelnd) Ha, der HaA mutmaßt: lebelîche tuon ›sich ausnehmen, bewegen wie etwas lebendiges‹; was freilich wiederum gut zur früheren Beschreibung des Mantels passt.
9177–9212
9180
9185
9190
9195
Das welsche Buch hat es uns erzählt, dass niemals eine Dame besser oder gleich schön empfangen wurde, wie Iblis auf Dodone mit all den Handlungen empfangen wurde, die zum Empfang einer Dame gehören. Und alle, die mit ihr dorthin gekommen waren, um die kümmerte man sich so gut, dass es ihnen an nichts fehlte, das entweder Burgherrn oder Gast zur Bewirtung von Gästen einfiel. Ein Übermaß allen Besitzes, davon gab man ihnen in Fülle. Die Nachricht verbreitete sich, dass sie in Vollkommenheit lebten. Die Herren beschenkten da auch das fahrende Volk, wie es sich gehörte. Wer irgendwie Besitz für Ehre eintauschte, der wurde mit Reichtum überhäuft und erholte sich von allem Schaden, den ihm Armut jemals zugefügt hatte.
515
Die Herren machten da auch Geschenke. ... ... Da wurde mit Reichtum (viel Volk) geladen. Und (ein jeder) erholte sich von allem Schaden, den ihm die Armut jemals mit ihrer Schande zugefügt hatte.
Das gebot der freigebige Lanzelet.
Nun empfing Lanzelet 9200
9205
9210
die Krone zu Dodone auf königliche Art. Ich glaube, auch Iblis unterließ nicht, dass sie mit ihrem Mann gekrönt wurde. Sie trug ihren fremdartigen Mantel bei Tisch und auch beim Zeitvertreib. Der wurde von vielen genau betrachtet, weil das Gewebe lieblich erschien. Auch empfing Herr Lanzelet alle seine Fürsten als Gefolgsmänner, womit er schnell die Macht mit vollkommener Ehre erwarb. Da entstand da noch mehr Freude
... weil das Gewebe lobenswert erschien. Auch nahm der Herr Lanzelet seine Fürsten als Gefolgsmänner, ...
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9245
9250
Text und Übersetzung danne vor, daz was reht, wanne im manic guot kneht was getriuwe und holt. er gap in silber und golt, des er dâ guot stat vant. swaz Iweret, der wîgant, het verlân, daz was dâ gar, und was gesamenet dar vil getregdes ûz der mâze. an di schaffenær ich daz lâze, den ez gebôt Lanzelet, daz nie mê liut baz getet mit sô vil guotes danne sie. dâ mit lâz ich di rede hie. War umb tæt ich aber daz? ich wil iu sagen fürbaz mit kurzer rede di wârheit. swaz uns iender ist geseit von hôhvart oder von schalle – daz sult ir merken alle –, des was ze Dôdône mê, danne man sît oder ê âne lüge habe vernomen. Swer ze grôzem hove ist komen, 57va dâ man vröude und wunder sach, ob des hi allez niht geschach, sô geloubent mir niht, des ich gesage. ze Dôdône was alle tage, di wîl der hof werte, swes êt iman gerte, hübscheit und wünne. dô enwaz dehein künne ze leides ungewinne, ez enwære danne diu minne, diu dâ tet, daz siu dicke tuot: siu twinget manigem den muot, swi vrœlich sîn gebærde sîn, daz doch sîn herze duldet pîn.
Danne do vor P
dâ fehlt P yweret W meret P Vers fehlt P 173r P
An sine schaffenere ich losse, Also in gebot Lantzelet, ˙ baz nie tet Das jme kein lut Mit so vil guo tes danne sie. Do mitte lat mich swigen hie.
oder] vnd P zedodone W dodone P
Wer zuo grossen höfen ist komen, Do man fröide vnd manig wunder sach, ... das P ˙ sage P nit waz ich uch dodone WP was] das P swes] Das P
... Gesuntheit vnd wunne. was P zeleides W 173v P were P dâ tet] daten P geberden W sîn] des P dultet W
9219 Das was do gar in eigener Zeile P 9223 Lantzelet W 9226 do W nach V. 9230 9236 zegrozem W 9237 do W 9243 wume P 9222 ichz lâze Ha
9227 Initiale fehlt Ha
9238 alles Ha
9229 heit in warheit W rechts ausgeworfen
9239 sage Ha
9240 Dôdôn Ha
9244 dâ Ha
9221 getregede stn. ›Gepäck, Ladung, bewegliches Gut jeder Art‹ (BMZ III 77f. mit Verweis auf die Stelle; Le I 947). 9222 schaffenære, schaffener stm. ›Anordner, Aufseher, Verwalter‹ etc. (BMZ II/2 73 mit Verweis auf die Stelle; Le II 632). 9249 gebærde ist mhd. nur stf. (Le I 747).
9213–9250
9215
9220
9225
als zuvor, das war Recht, weil ihm viele gute Kerle treu und hold waren. Er gab ihnen Silber und Gold, was er leicht tun konnte. Alles, das Iweret, der Kämpfer, hinterlassen hatte, das war alles dort, und es war dort über die Maßen viel bewegliches Gut gesammelt. Ich überlasse das den Verwaltern, denen es Lanzelet befahl, dass niemals mehr Leute mit so vielem Gut besser verfahren sollten als sie. Damit lasse ich die Rede hier sein.
517
Ich überlasse es seinen Verwaltern, wie ihnen Lanzelet befahl, dass keine Leute für ihn jemals mit so vielem Gut besser verfahren sollten als sie. Damit lasst mich hier schweigen.
Weshalb aber habe ich das getan? 9230
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Ich will euch im Folgenden in kurzen Stücken die Wahrheit sagen. Was immer uns irgendwo von Hochmut oder von Freudenlärm erzählt worden ist – darauf sollt ihr alle Acht geben –, von dem gab es zu Dodone mehr, als man seither oder fürderhin ohne Lüge vernommen hat. Wenn einer jemals zu einem großen Hof gekommen ist, wo man Freude und Wunderbares gesehen hat, und wenn das hier nicht alles geschah, dann glaubt mir nicht, was ich euch erzähle. In Dodone gab es alle Tage, während der Hoftag andauerte, was immer auch irgendjemand gewollt hätte, Höfischheit und Wonne. Da erlitten keine der Verwandten Schaden von Leid, es sei denn durch die Minne, die da tat, wie sie oft tut: Sie zwingt das Gemüt von vielen, wie fröhlich sein Gebaren auch ist, dass sein Herz dennoch Pein erdulden muss.
Wenn einer jemals zu großen Höfen gekommen ist, wo man Freude und viel Wunderbares gesehen hat, ...
... Gesundheit und Wonne.
518
Text und Übersetzung
Nuo was Artûs, der künic hêr,
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9285
drî mânôde und mêr mit aller der geselleschaft und mit der grôzen heres kraft ze Dôdône in Behforet. dô bôt im her Lanzelet michel êre und allez guot. daz was sîn site und ouch sîn muot, daz er nimer des vergaz, er erbüt den liuten etswaz, dâ bî er in bescheinde sîne tugent und daz er meinde mit triuwen got und ouch di welt. Genoveren wart daz guot gezelt. dô wolt Iblis, diu künigîn, hern Keins vriundîn ir mantel gerne hân gegeben, wan daz siu vorhte daz ûf streben, als ir ê wol hânt vernomen. Ie mitten ist ez dar zuo komen, daz der künic Artûs von sînes lieben neven hûs mit urloube wolt rîten. er en moht niht langer bîten, wan im von heim ein bote kam, der im seit, des ich niht vernam. 57vb Dô begunden sich di vrouwen wenen, daz trûren und muotsenen an daz herze muose gân. wi kunde Iblis nuo gelân, siu und Lanzelet de Lac müesen etswi manigen tac Artûsen harte schône kundewieren von Dôdône? Dô wart dâ urloup genomen von herren, di dar wârn komen.
Nuo was Arthus, der ku “nig her, Drý monet vnd dannocht me Mit aller siner gesellschafft Vnd mit dez grossen herren krafft Zuo Dodone vnd in Behforet. Do bott in her Lantzelet Michel ere vnd alles güt. des fehlt P
... Er enbutte deme ritter etwaz, Do by˙ er jme bescheinde Sin tugent vnd sin meinede Mit trúwen got vnd auch der welt. Genuren P daz] sin P
Vnd wolte Jbelis, die kunigin, Her Koinis fru “ndin Jr mantel gerne han gegeben. Do irforchte die das vff streben, Also ir e hant vernomen. 174r Hie mitte ist es dar zuo komen, ... artus W arthus P sims P nemen P en fehlt P heimen P sagte jme daz ich P
Do begunden sich die frowen weinen, Das in truren vnd senen An das hertze müste gan. yblis W Wie kunde nuo ibelis verlon P Lantzelet W lantzelet du lac P artusen W V. 9283–9284 fehlen P (zweites) do W fehlt P Von den herren P
9251 artus W 9252 manade W / me W 9255 dodone W / behtfortet W 9256 Lantzelet W 9261 do W 9265 yblis W 9266 kayns W 9268 ir forchte P 9278 mvo t senen W 9256 Ha folgt P / dâ Ha 9260 enbüte Ha 9264 Ginoveren Ha im Ha 9278 daz in trûren Ha 9281 Lanzelet du Lac Ha
9266 Keiînes Ha
9269 Ha folgt P
9276 seit
9254 Zu kraft (W) siehe Anm. zu V. 38. / ›und mit der Macht eines großen (bedeutsamen etc.) Herren‹ (P)? 9262 Zu meinen (W) siehe Anm. zu V. 1216. / meinde P = gemeinde stf. ›Gemeinschaft‹ (Le I 839. 2079)? 9263 ›in Treue bei Gott und auch bei der Welt‹ (P)? 9277 wenen (WHa) swv. mit untergeordnetem Satz ›sich gewöhnen an‹ (Le III 762f. mit Verweis auf die Stelle).
9251–9286
Nun war Artus, der edle König,
9255
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9275
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drei Monate oder mehr mit all der Gesellschaft und mit einer großen Streitmacht zu Dodone in Behforet. Da entbot ihm Herr Lanzelet große Ehre und allen Besitz. Das war seine Art und auch seine Absicht, dass er niemals darauf vergaß, den Leuten etwas zu geben, womit er ihnen seine Tugend beweisen konnte, und dass er in Treue Gott und auch die Welt liebte. Das gute Zelt wurde Genover gegeben. Da wollte Iblis, die Königin, ihren Mantel gerne der Geliebten von Herrn Kei geben, doch sie fürchtete das Emporstreben (des Mantels), wie ihr zuvor genau vernommen habt. Inzwischen ist es dazu gekommen, dass der König Artus mit Abschied von der Burg seines lieben Neffen wegreiten wollte. Er konnte nicht länger warten, da zu ihm ein Bote von zu Hause gekommen war, der ihm etwas sagte, das ich nicht vernommen habe.
Da gewöhnten sich die Damen daran, dass Trauern und inniges Leid zu Herzen gehen mussten. Wie hätte nun Iblis unterlassen können, dass sie und Lanzelet de Lac Artus auf irgendeine Weise viele Tage lang sehr schön von Dodone weg begleitet hätten? Da wurde dort von den Herren Abschied genommen, die dorthin gekommen waren.
519 Nun war Artus, der edle König, drei Monate und noch mehr mit all seiner Gesellschaft und mit der Macht eines großen Herrn zu Dodone und in Behforet. Da entbot ihnen Herr Lanzelet große Ehre und allen Besitz.
... dem (jedem) Ritter etwas zu geben, womit er ihm seine Tugend und seine Freundschaft in Treue bei Gott und auch bei der Welt beweisen konnte. Iblis, die Königin, wollte auch ihren Mantel gerne der Geliebten von Herrn Kei geben. Da fürchtete die das Emporstreben (des Mantels), wie ihr zuvor vernommen habt. Hiermit ist es dazu gekommen, ...
Da beweinten die Damen, dass ihnen Trauern und inniges Leid zu Herzen gehen mussten.
520
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Text und Übersetzung si wunschten al gemeine, daz Iblis und Lanzelet der reine mit heile lange müesen leben. dâ mit hiez im diu ros geben Artûs, der milte man. Iblis fuor mit in dan mit vil gesindes und Lanzelet, der in kumpanîe tet schône, ich enweiz, wi manigen tac; wan sô sich ietz bewac Iblis mit ir gesinden, daz si wolt erwinden, sô reit siu aber fürbaz. durch Genoveren tet siu daz. ze jungest muosen si scheiden. Dô huop sich under in beiden küssen, weinen, dar an ir liebe schein. künic Artûs kom schiere hein. dô reit Lanzelet her wider und Iblis, dâ si beidiu sider mit vröuden lebten schône ûf ir burc ze Dôdône. Nuo hânt ir alle wol vernomen, daz ich an ein ende schiere komen bin des mæres von Lanzelet. dâ von bit ich einer bet alle tugentrîche diet, swer er sî, der ditz liet von êrst habe gehœret her, ob er stætelicher vröuden ger 58ra und vorderlicher sælicheit, daz er der werde schône bereit ze wunsch an dirr welte, durch daz er niht beschelte ditz selbe getihte! als ich iuch berihte,
Die wustent an alleme teile, Das Lantzelet mit heile Vnd sin wip müstent leben. do W Do P diu] sin P artus W Arthus P
Jbelis fuo r mit jn dan Mit vil rittern vnd Lantzelet, Der in güte volleist det. Des wer ich vnwiß, wie manigen tag; ... 174v P ietzent P yblis W Jbeles P fvo r baz W
Durch Genuren liebe det si daz. Zuo jungest muo stent sie scheiden Mit liebe vnd mit leide, Also in beiden wol gezam. ˙ Der kunig Arthus schier hein kam, Vnd reit ouch Lantzelet her wider Vnd Ibelis, do sie beide sider Mit fröiden leptent schone Vff ir guo ten burg Dodone. chom W Das ich schier zü ende were kome P Lantzelet W lantzelet P bin fehlt P do von W] Von dir P tvgent riche W erste gehöret habe vntze her P
... Obe er herlicher froiden ger ... der fehlt P schône fehlt P
175r P
9288 yblis W / Lantzelet W 9292 yblis W 9293 Lantzelet W 9304 artus W 9305 Lantzelet W 9306 yblis W 9307 leptent sie sider schone P 9317 vordelicher seilicheit W 9319 zuo wunsche am Ende von V. 9318 P 9321–9322 in einer Zeile W 9287–9289 Ha folgt P 9287 si wunschtn Ha 9290 Ha folgt P 9293–9294 Ha folgt P 9295 ichn weiz Ha 9300 Ginoveren Ha 9305 Ha folgt P 9308 Ha folgt P 9310–9311 HaBumke folgen P 9311–9312 Lanzelete : bete HaPiperBumke 9312 von diu HaPiperBumke 9318 schône fehlt HaPiperBumke 9294 volleist, volleiste stmf. (hier) ›Hilfe, Beistand‹ (Le III 448). 9295 unwis P = ungewiss (Le II 1989). Eventuell ist Verderbnis aus des wert ich enweiz wie manegen tac anzunehmen. 9307 sie sider P ist wohl aus V. 9306 herabgekommen. 9322 berihte könnte Präs. oder Prät. sein (Fourquet 1966, S. 975, Anm. 3), da aber das Folgende bislang nicht explizit geäußert wurde, würde ich eher zur Lesung als Präs. tendieren.
9287–9322
9290
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9300
9305
Sie wünschten alle zusammen, dass Iblis und Lanzelet, der reine, mit Glück lange leben sollten. Damit ließ sich Artus, der freigebige Mann, die Rösser geben. Iblis fuhr mit ihnen von dannen mit vielem Gesinde und Lanzelet, der ihnen schön Gesellschaft leistete, ich weiß nicht, wie viele Tage; denn wenn Iblis nun mit ihrem Gesinde den Entschluss fasste, dass sie umkehren wollte, dann ritt sie dennoch weiter. Sie tat das wegen Genover. Schließlich mussten sie sich trennen. Da erhob sich unter ihnen beiden Küssen und Weinen, woran sich ihre Zuneigung zeigte. König Artus kam schnell nach Hause. Da ritten Lanzelet und Iblis wieder zurück dorthin, wo sie beide seither schön in Freuden auf ihrer Burg zu Dodone lebten.
521 Die wussten in jeder Hinsicht, dass Lanzelet und seine Frau mit Glück leben würden.
Iblis fuhr mit ihnen von dannen mit vielen Rittern und Lanzelet, der ihnen guten Beistand leistete. Ich bin unsicher, wie viele Tage; ...
Sie tat das aus Zuneigung zu Genover. Schließlich mussten sie sich mit Liebe und Leid trennen, was ihnen beiden gut ziemte. Der König Artus kam schnell nach Hause, und auch Lanzelet und Iblis ritten wieder zurück dorthin, wo sie beide seither schön in Freuden auf ihrer guten Burg Dodone lebten.
Nun habt ihr alle bestimmt erkannt, 9310
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9320
dass ich bald zum Ende der Geschichte von Lanzelet gekommen bin. Deshalb bitte ich alles tugendhafte Volk um eine Bitte, wer immer er auch sei, der dieses Lied von Beginn an bis hierher gehört habe, wenn er nach beständigen Freuden und nach vorzüglichem Glück strebt, soll er diese schön und vollkommen in dieser Welt erwerben, damit er dieses selbige Gedicht nicht schilt! Wie ich euch versichere,
... wenn er nach herrlichen Freuden und nach vorzüglichem Glück strebt, ...
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Text und Übersetzung Sô enist dâ von noch zuo geleit, wan als ein welschez buoch seit, daz uns von êrst wart erkant, dô der künic von Engellant wart gevangen, als got wolte, von dem herzogen Liupolte, und er in hôhe schatzte. der gevangen künic im satzte ze gîsel edel herren von vremden landen verren, an gebürte harte grôz, grâven, vrîen und der genôz. di bevalch aber keiser Heinrich in Tiutschiu lant umb sich, als im riet sîn wille. Hûc von Morville hiez der selben gîsel ein, in des gewalt uns vor erschein daz welsche buoch von Lanzelete. dô twanc in lieber vriunde bete, daz dise nôt nam an sich von Zatzichoven Uolrich, daz er tihten begunde in tiutsche, als er kunde, ditz lange vremde mære durch niht, wan daz er wære in der frumen hulde dester baz. Nuo lât di rede âne haz; sô sag ich iu des liedes mêre: dô Lanzelet, der künic hêre, sîn dinc gesatzte an sælic stat, als er selbe wolt und bat, dô liez er êrste sîne man von Genewîs rîten wider dan mit êren, als ez wol gezam. er schuof, daz im sîn muoter kam. 58rb di enpfienc er mit triuwen und ergatzte si aller riuwen,
9323 do W 9331–9332 in einer Zeile P 9353 seilich W
9331 zegisel W
Do ist nicht noch P
... Wanne also ein valsches buo ch seit, ... vns zuo erste P Engelant P ˙ livpolte W lupolde P
˙ Der geuangen kunig jme saste Zuo gesellen edel herren Von frömden landen ferre. ... ... ˙ intutschiv W Jntutsche lant also vmb P
˙ von Morille Huc Hieß der selben geselle einr, ... Lantzelete W lantzelet P bet P daz] Do P o Vlrich W zezichoue vo lrich P
... Vnd er richten begunde ˙ In tutsche, also er kunde, Dis lange frömde mere 175v Durch nicht, wanne das er were Jn der frowen hulde deste baz.
˙ Do Lantzelet, der kuniges herr, Sin ding gesatzte an sölliche stat Zuo wunsche, also er daz selbe bat, ... Genewis W jenuwis P wider fehlt P geschuo ff P aller] al dez P
˙ 9346 Intutsche W
9349 inder W
9352 Lantzelet W
9324 wælschez Piper (wohl Druckfehler) 9326 chonic Hagen 9328–9328 wolde : Liupolde HaPiperBumke 9330 fehlt Hagen / in Piper 9331 gîseln HaPiperBumke 9334 genos Hagen 9338 Hui von Morville Hagen 9344 Zatzikhoven HaPiper / Ulrich Hagen 9351–9352 mêr : hêr HaPiper 9353 Ha folgt P 9360 aller] alder Ha 9324 Der Paralleltext für P ist problematisch, siehe K zur Stelle. Verweis auf die Stelle; Le II 673).
9329 schatzen swv. ›das Geld abnehmen‹ (BMZ II/2 91 mit
9323–9360 so ist da weder etwas weggelassen noch hinzugefügt im Vergleich zu dem, was ein welsches Buch erzählt, 9325
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das uns erstmals bekannt wurde, als der König von England von dem Herzog Leopold gefangen wurde, wie Gott wollte, und er (Leopold) ihm viel Geld abnahm. Der gefangene König gab ihm edle Herren aus fremden, weit entfernten Ländern zu Geisel, von sehr hoher Geburt, Grafen, Freie und dergleichen. Die befehligte Kaiser Heinrich wiederum in deutsche Länder um sich herum, wie ihm sein Wille riet. Huc von Morville hieß einer von diesen Geiseln, in dessen Besitz uns zuvor das welsche Buch von Lanzelet bekannt wurde. Da zwang ihn die Bitte lieber Freunde, dass Ulrich von Zatzikhoven diese Last auf sich nahm, dass er diese lange, fremdartige Geschichte auf Deutsch zu dichten begann, so gut er konnte, um nichts, als dass ihm von den Tapferen umso mehr Wohlwollen entgegengebracht würde. Nun belasst die Rede ohne Missgunst; dann erzähle ich euch mehr von dem Lied: Als Lanzelet, der edle König, seine Sache zu einem glücklichen Ende brachte, wie er selbst wollte und gebeten hatte,
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9360
da ließ er zuerst seine Männer aus Genewis wieder in Ehren wegreiten, wie es sich gut gehörte. Er betrieb, dass seine Mutter zu ihm kam. Die empfing er mit Treue und befreite sie von aller Betrübnis,
523
... im Vergleich zu dem, was ein falsches Buch erzählt, ...
Der gefangene König gab ihm edle Herren aus fremden, weit entfernten Ländern zu Geisel. ... ...
Huc von Morville hieß einer von diesen Gesellen, ...
... und dass er diese lange, fremdartige Geschichte auf Deutsch einzurichten begann, so gut er konnte, um nichts, als dass ihm von den Damen umso mehr Wohlwollen entgegengebracht würde.
Als Lanzelet, der Vasall des Königs, seine Sache zu einem solchen vollkommenen Ende brachte, wie er selbst erbeten hatte, ...
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Text und Übersetzung der ir dâ vor was beschehen. Nuo moht siu êrst an ir kinde sehen ... ... wünne und grôz werdicheit. sus überwant siu al ir arbeit. Nuo vrumt in sælde und ir gebet, daz Iblis und Lanzelet gewunnen lussamiu kint, als di liute alle gernde sint, di mit dem guote volleziehent dem muote. Merkent, wi der rede sî: ein tohter und süne drî, diu vier kint mit wârheit, diu erbeten, sô man uns seit, an ir habe und an ir guote, an tugenden und an muote. daz füeget sich sæliclîche, wan vier künicrîche hete Lanzelet de Lac: driu, der Iweret pflac, daz vierde Genewîs, sîn lant, daz im lie der künic Pant, sîn herre und ouch der vater sîn. Iblis, diu künigîn, diu riet im niht wan êre. ez endurfent fürwert nimer mêre zwei liep gesamenet werden ûf aller kristene erden, di gelîcher tugent zesamen wete, danne Iblên und Lanzelete. als ich iuch berihten muoz, ir ietwederz liez einen fuoz daz ander an den êren für. ir milte wart sô wîtspür, daz si nieman niht verzigen.
9363 liebe P
9366 allir W
9372 Volle ziehen P
do WP der] Des P geschehen P
Nuo mochte sie erste wunne sehen An ir lieben kinde. Al sin ingesinde Bot in grosse wurdikeit. ˙ Sus uberwant sie alles ir leit. ¶ statt Initiale P yblis W ibelis P Lantzelet W lantzelet P gerne W gerne P
... Die mit dem guo te Volleziehen múgent ir muo te. 176r P der] die P
˙ ... Die uiere wunschete er mit worheit, ... di W arptent P an] Mit P an dem muo te P seilicliche W selencliche P Lantzelet W lantzelet dvlac P yweret W meret P Genewis W jenewis P
yblis W Jbelis P
Es endurffent niemer mere Zwey˙ liep gesament werden Vff aller der erden, ... yblen W Lantzelete W ibliden mit lantzelete P ertwederz W andere nicht an P füre P
Jr ere waz so witspüre, ... 176v P
9375 Das P
9389 gesamet P
9396 wit spvo r W wit spüre P
9362–9366 Ha folgt P 9370 algernde Ha 9372 volziehent Ha 9376 arpten Ha 9381 Lanzelet du Lac Ha 9388 Ha folgt P 9390 Ha folgt P / We folgt W 9391 diu Ha 9394 ir enwederz liez niht einen Ha 9372 volleziehen stv. mit Dat. ›etwas gewachsen sein, genügen‹ etc. (BMZ III 930 mit Verweis auf die Stelle; Le III 456; vgl. HaA). 9388 vürwert (W) adv. ›fortan‹ (Le III 617f. mit Verweis auf die Stelle). 9391 wete ist Konj. Präs. zu weten, wetten stv. ›binden, ein-, zusammenjochen, verbinden‹ (Le III 805 mit Verweis auf die Stelle). 9396 wîtspür adj. ›weite Spuren hinterlassend‹ (BMZ II/2 517; Le III 954, beide mit nur diesem Beleg). 9397 daz ist wohl kausal zu lesen. Der Vers kann nach oben (so auch Ha) und unten gezogen werden.
9361–9397
9365
die ihr zuvor geschehen war. Nun konnte sie erstmals an ihrem Kind Wonne ... ... und große Würde sehen. So überwand sie all ihre Mühsal.
525
Nun konnte sie erstmals an ihrem lieben Kind Wonne sehen. All sein Gesinde entbot ihnen große Würde. So überwand sie all ihr Leid.
Nun verschafften ihnen Glück und ihr Gebet, 9370
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dass Lanzelet und Iblis anmutige Kinder bekamen, wie es sich alle Leute wünschen, die mit dem Besitz dem Gemüt Genüge tun. Hört, wie diese Sache weiterging: Eine Tochter und drei Söhne, die vier Kinder wahrhaftig, die erbten, wie man uns erzählte, von ihrer Habe und von ihrem Gut, von Tugend und von Gemüt. Das fügte sich glücklich, denn Lanzelet de Lac hatte vier Königreiche: drei, die Iweret beherrscht hatte, und als viertes Genewis, sein Land, das ihm der König Pant hinterlassen hatte, sein Herr und auch sein Vater. Iblis, die Königin, die riet ihm nichts als Ehrenvolles. Es konnten fortan niemals mehr zwei Liebende vereint werden in der gesamten christlichen Welt, die eine ebenmäßigere Tugend zusammenband, als Iblis und Lanzelet. Wie ich euch mitteilen muss, ließ niemand von beiden dem anderen auch nur eine Fußbreit an Vorsprung an den Ehren. Ihre Freigebigkeit hinterließ so weite Spuren, da sie niemandem irgendetwas abschlugen.
... die mit dem Besitz ihrem Gemüt Genüge tun können.
... die vier wünschte er wahrhaftig, ...
Es konnten niemals mehr zwei Liebende vereint werden in der gesamten Welt, ...
Ihre Ehre hinterließ so weite Spuren, ...
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Text und Übersetzung des sint si lobes unverswigen di wîle und diu welt stât. swelich herre daz begât, 58va daz er ze lobe wirt durch milten muot und niht durch schalcheit, daz ist guot. Von übel genæme, daz lob ist niht zæme, wan ez den vrumen niht behaget. durch daz sî iu daz gesaget, daz der herre Lanzelet allez an daz beste tet. er was guot wirt in sîm hûs, als im der künic Artûs riet durch sîner triuwen kraft, und verlac dehein ritterschaft, di er gereichen mohte. Ditz wert, und im tohte sînes lîbes kraft mit der jugent. er gelebete mit gantzer tugent, daz im sô liebe geschach, daz er sîner kinde kint gesach mit wahsender werdicheit. Nuo, waz touc iu mêr geseit, wan daz im got sô wol tet, daz Iblis und Lanzelet mit grôzen êren wurden alt und sturben, als uns ist gezalt, beidiu sampt an eim tage. swaz iu anders ieman sage von in, des hân ich niht vernomen. wer möhtes alles ze ende komen, waz wunders Lanzelet begienc? sît er ze êrst ze tugenden vienc, sô wuohs sîn lop, unz er verschiet. alsus endet sich daz liet. Ditz mær ist ûz, daz ich kan.
Des sont sie lobes niemer swige P und] vntze P
Welich selig herre daz begat, ... zelobe W zuo loben P daz ist guot] daz duo t P gezeme P
... Wanne es den frowen nit behaget. “ uch gesaget P Lantzelet W lantzelet P duo t P artus W arthus P Vnd in verlac P gereichen] genure P ¶ fehlt P wert und] was vntz P
Er gelepte durch sine jugent, Das er siner kinde kint gesach, Das jme so liebe geschach Mit jr sunder wurdikeit. 177r ... Wanne das jn got so wol det, ... yblis W ibelis P Lantzelet W lantzelet P
ein W sampt fehlt P ieman anders P des] das P zeende W Lantzelet W lantzulet P züm ersten zuo tugende P
9415 Mit der jugent am Beginnn von V. 9416 P 9416 Durch sine jugent in eigener Zeile P von V. 9418 steht Gesach 9419 werdich eit W
9417 gescach P, am Beginn
9401 durch guot Ha, dagegen Lei, der WP folgt 9403 Initiale fehlt Ha 9404 Ha folgt P 9414 ¶ fehlt Ha / und] unz Ha 9421 Ha folgt P 9403 genæme adj. ›was gerne angenommen wird: annehmbar, angenehm, schön, wohlgefällig‹ (Le I 852f. mit Verweis auf die Stelle). 9411 Zu kraft siehe Anm. zu V. 38. 9412 Lies enverlac P. 9414 Die Konjektur von Ha ist gut möglich, allerdings ist auch und denkbar, das in (ähnlichen) Wendungen wie die wîle und etc. ebenso in der (temporalen) Bedeutung ›solange‹ steht (Mhd. Gramm. § 451).
9398–9433
9400
Deshalb wird ihr Lob, solange die Welt steht, nicht verklingen. Wenn ein Herr das erreicht,
527
Wenn ein glücklicher Herr das erreicht, ...
dass er wegen seines freigebigen Gemüts und nicht durch Arglist lobenswert wird, ist das gut.
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Das Lob, das durch Tücke erworben wird, geziemt sich nicht, weil es den Tapferen nicht gefällt. Deshalb sei es euch gesagt, das der Herr Lanzelet alles zum Besten tat. Er war in seiner Burg ein guter Burgherr, wie ihm der König Artus wegen der Fülle seiner Treue geraten hatte, und er versäumte keine Ritterschaft, die er erreichen konnte. Dies währte, solange er mit der Kraft seines Körpers durch die Jugend dazu fähig war. Er erlebte in vollkommener Tugend, dass ihm eine solche Freude geschah, dass er die Kinder seiner Kinder in
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wachsender Herrlichkeit sehen konnte. Nun, was soll ich euch mehr erzählen, außer dass ihn Gott so gut behandelte, dass Iblis und Lanzelet in großen Ehren alt wurden und beide, wie uns erzählt wurde, zusammen an einem Tag dahinschieden. Was immer euch jemand von ihnen auf andere Weise erzählt, davon habe ich nichts gehört. Wer könnte all das vollständig erzählen, was Lanzelet an Wundern vollbrachte? Seit er erstmals nach den Tugenden griff, seither wuchs sein Lob, bis er starb. So endet das Lied.
Diese Geschichte, auf die ich mich verstehe, ist aus.
... weil es den Damen nicht gefällt.
Er erlebte wegen seiner Jugend, dass er die Kinder seiner Kinder sehen konnte, was ihm durch die Herrlichkeit eines jeden einzelnen von ihnen sehr lieb war. ... außer dass Gott sie so gut behandelte, ...
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Text und Übersetzung durch den ich daz tihten began, der lône mir, dêst sîn êre. ich wil noch michels mêre durch in tuon, sol ich leben. er mac mir lîhte lôn gegeben. Sî er mir, als ich im bin! des sult ir alle biten in, 58vb di ditz liet hœren oder lesen. daz ir imer sælic müezent wesen und iuch got berihte, des gert Uolrich, der ez tihte. Amen. Lanzeletes buoch ist ûz, ûz, ûz. ... ... ... ...
9435
9440
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des W] es P mirs dise ere P
¶ fehlt P Vnd si mir P
... Die dis liet hörent sagen oder lesen. seilich W ˙ got daz berichte P iv W Vnd daz uch o
... Daz begert Vlrich, der dis dichte. 177v Her Lantzeletes buo ch ein ende hat. Got verlich vns vmb vnser missetat ˙ Gantzen ruwen bicht vnd bue ß. Daz helffe vns got vnd Maria die süß. Amen. Amen. Amen.
o
9444 Vlrich W 9445 vz. vz. vz. W] die letzten beiden vz mit roter Tinte 9449 Vers eingerückt P / danach mit kleinerer, stärker ziselierter Schrift, aber wohl von derselben Hand der Schreibervermerk: finitus est iste liber invigilia purificatoıs | marie virgıs Anno dm mo cccco xx jor | laus tibi sit xpe Quia liber explicit iste ›Dieses Buch wurde am Tag vor Mariä Reinigung [2. Februar, also am 1. Februar] im Jahr des Herrn 1420 abgeschlossen. Lob sei dir Christus, denn dieses Buch ist zu Ende.‹ 9434 HaPiper folgen P 9435 mirs HaPiperBumke 9438–9439 HaPiper setzen Komma nach V. 9438 und Punkt nach V. 9439 9439 ¶ fehlt HaPiper 9441 Hannink, S. 57 folgt P, eventuell mit Streichung von liet 9434 tihten swv. ist mhd. nur mit Akk. belegt (BMZ III 35f.; Le II 1436–1437). 9435 lônen ist mhd. intr. und mit Gen. möglich (BMZ I 1042; Le I 1953). 9443 Zu berihten siehe Anm. zu V. 8162. 9448 Lies des.
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Der, um dessentwillen ich das zu dichten begonnen habe, der lohne es mir, das gereicht ihm zur Ehre. Ich will noch viel mehr um seinetwillen tun, wenn ich noch länger lebe. Es fällt ihm leicht, mich zu belohnen. Sei er mir, wie ich ihm bin! Darum sollt ihr ihn alle bitten, die dieses Lied hören oder lesen. Dass ihr immer glücklich sein sollt und Gott für euch sorgen soll, das wünscht Ulrich, der es gedichtet hat. Amen.
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Das Buch von Lanzelet ist aus, aus, aus. ... ... ... ...
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... die dieses Lied vorgetragen hören oder lesen.
... das begehrt Ulrich, der dies gedichtet hat. Das Buch von Herrn Lanzelet hat ein Ende. Gott verleihe uns wegen unserer Missetat Beichte und Buße für alle Betrübnis. Dabei mögen uns Gott und Maria, die süße, helfen. Amen. Amen. Amen.
ZU TEXT UND AUSGABE
1.
Richtlinien
Anm.: Überlieferungslage, Editionsproblematik, Editionsrichtlinien und Handschriftenbeschreibungen inkl. sprachhistorischer Untersuchungen sind in UL, Bd. 2, S. 797– 895 nachzulesen. Die folgenden Ausführungen beschränken sich aus Platzgründen auf des Allernötigste. 1. Überlieferung: Der Text ist in zwei vollständigen Handschriften und vier Fragmenten überliefert: W P
B S GK
G
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, um 1320/30, alem. (schwäb.). Längere Lücke V. 8943–9082. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371, datiert 1. Februar 1420, niederalem. (vermutlich elsäss.). Längere Lücken V. 5479–5624, 7524–7716. Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f., 1. Viertel 13. Jahrhundert, niederalem. V. 2259–2285, 2304–2327, 2346–2369, 2389–2412. Straßburg, Stadtbibliothek, verbrannt, um 1300, alem. (vermutlich schwäb.). V. 3089–3214, 3472–3598. Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47, 1. Hälfte 14. Jahrhundert, md., aus derselben Handschrift wie G. V. 3628–3891 mit Lücken. Goldhahns Fragment, jetzt Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80, aus derselben Handschrift wie GK . V. 4422–4542, 5270–5387.
2. Edition (a) Die Verszählung folgt Ha. Zusatzverse sind durch Nummerierung mit a, b ... markiert. (b) Der (normalisierte) Haupttext in der linken Textspalte folgt W, da sie weniger Lücken und offensichtliche Verderbnisse aufweist als P. Die zweite Spalte dient als Lesartenapparat zur handschriftlichen Überlieferung. Apparat I am Seitenfuß entlastet den Spaltenapparat bei weniger relevanten Einträgen. Apparat II verzeichnet die Lesarten der textkritischen Forschungsliteratur sowie der älteren Ausgaben und gegebenenfalls auch der Übersetzungen. Apparat III versammelt kommentierende Erläuterungen, die das unmittelbare Textverständnis betreffen.
532
Einführung in Text und Forschungslage
(c) Paralleltext steht bei größeren syntaktischen und/oder inhaltlichen Abweichungen von P oder eines Fragments (dann mit Angabe der Sigle) gegenüber dem Haupttext (W). Die Anlage bietet bei Paralleltext ein leicht verändertes Bild. Die Haupttextspalte bleibt unverändert, die zweite Spalte gibt den Paralleltext (ausgezeichnet durch größere Schrift und eigene Interpunktion), Apparat I übernimmt die Funktion eines Lesartenapparats zur Überlieferung. (d) Die Interpunktion stammt ausschließlich von mir, die sporadische Interpunktion der Handschriften ist kommentarlos getilgt. (e) Die Normalisierung umfasst zwei Bereiche: Der eine betrifft die Groß- und Kleinschreibung und erfasst Haupt- wie Paralleltext. Groß geschrieben werden: Namen, Personifikationen bei längerer Allegorisierung, Initialen, Versanfänge in P, Versanfänge bei Capitulumzeichen in W, und Versanfänge in W, wenn mit Sicherheit Majuskel vorliegt. Der andere Bereich betrifft die Angleichung des Haupttextes an das ›Normalmittelhochdeutsch‹ der Wörterbücher und Grammatiken. Diese Gruppe an Eingriffen ist alleine durch die bessere Lesbarkeit begründet. 3. Die Übersetzung begleitet den Text möglichst nah. Sprachlichen Ansprüchen genügt der neuhochdeutsche Text nur insofern, als Grammatikalität angestrebt wird. Stilistische Belange jedweder Art finden keine Berücksichtigung: Die Übersetzung ist kein Ersatz des mittelhochdeutschen Textes! 4. Der Kommentar ist gegenüber UL stark gekürzt. Weggefallen sind: (nicht selten spekulative) stoffgeschichtliche Parallelen, die vor allem die ältere Forschung zu anderen Texten oder (meist) keltischen Traditionen gesammelt hat; die Verschlagwortung nach Motivindices; ausführliche namenkundliche Erläuterungen; realhistorische ›Hintergründe‹ der Erzählung; Literaturverweise bei allgemein akzeptierten Forschungsmeinungen; ausführliche Problematisierungen der Forschungslage. Stehen geblieben sind insbesondere interpretatorische Probleme, die zur Weiterarbeit anregen sollen, sowie Sachkundliches und Stoffgeschichtliches, soweit es dem Textverständnis förderlich scheint. 5. Das Namenregister listet sämtliche Eigennamen des mittelhochdeutschen Textes. Die Namen sind mit Siglen ausgewiesen (PN = Personenname, VN = Volksname, ON = Ortsname, AL = Allegorie). Der Kommentar wird von einem thematischen Register erschlossen, das zusammen mit dem Register der in Nachwort und Kommentar zitierten Literatur den Hauptindex bildet. Das Zitatenregister ist durch Asterisk vom thematischen Index abgehoben. Kursivierte Seitenzahlen signalisieren Passagen, die für das indizierte Thema von zentraler Bedeutung sind. 6. Bibliographie: Die Rubrik ›Sekundärliteratur‹ verzeichnet zum einen, selbstverständlich, sämtliche in der vorliegenden Arbeit zitierte Forschungsliteratur. Zum anderen gibt sie eine Forschungsbibliographie zum ›Lanzelet‹ in Auswahl. Zu diesem Zweck sind alle zitierten Arbeiten, die sich n i c h t unmittelbar auf den ›Lanzelet‹ beziehen, petit gesetzt.
Veni, vidi, basiavi. Pathologisches Erzählen im ›Lanzelet‹
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2. Veni, vidi, basiavi Pathologisches Erzählen im ›Lanzelet‹ Problemstellung: Text vs. Forschungsgeschichte Der Erfolg von Lanzelet beginnt mit dem Untergang seines Vaters: Pant ist ein böser, streitlustiger König, besessen von Gier. Die Untertanen revoltieren, als das Kind des Königspaares ein Jahr alt ist. Pant stirbt, eine Meerfee raubt und rettet das Kind. Im amoenen Inselreich dieser Fee wird der Bub unter 10.000 Jungfrauen erzogen. Mit 15 Jahren verlässt er es – Lanzelets Weg beginnt. Er lernt Ritterschaft, besiegt und tötet die drei Burgherrn Galagandreiz von Moreiz, Linier von Limors und Iweret von Dodone, erobert so deren Länder und heiratet die namenlose Tochter von Galagandreiz, Liniers Nichte Ade und Iwerets Tochter Iblis. Im Turnier zu Djofle, das diesen drei Aventiuren inseriert ist, stellt er seine ritterlichen Fähigkeiten unter Beweis. In der ›verkehrten Welt‹ von Schadil li Mort, über das Mabuz, der feige Sohn der Meerfee, herrscht, wird Lanzelet, unmittelbar vor seinem Kampf gegen Iweret, zum feigsten und damit implizit zum tapfersten Ritter. Erst zur Hälfte des Romans gelangt er an den Artushof. Dort besiegt er in einem Gerichtskampf Valerin, der Anspruch auf die Königin erhoben hatte. Lanzelet erwirbt die vierte Frau, die namenlose Königin von Pluris – diesmal durch Bestehen einer Reihenkampfaventiure. Inzwischen hat Valerin Ginover entführt, Lanzelet & Co. organisieren eine komplizierte Befreiungsaktion mit Hilfe des Zauberers Malduc, der später seinerseits besiegt und getötet wird, weil er als Lohn für seine Hilfestellung Erec und Walwein als Geiseln gefordert hat. Die Ordnung ist restituiert, Lanzelet erlöst noch die Jungfrau Elidia, die in einen Drachen verwandelt ist, um schließlich die Herrschaft in seinem Erbreich und in den drei Reichen seiner dritten Frau Iblis anzutreten.1 Erfolg hat aber nicht nur der Protagonist, Erfolg hatte zunächst, im Hoch- und Spätmittelalter, auch das Buch ›Lanzelet‹. Verfasst hat es ein Ulrich von Zatzikhoven, als der sich der Autor-Erzähler zweimal nennt (V. 9344, 9444). Für wen er das tat, ist unbekannt, einige Indizien lassen auf den Staufischen und/oder den Wiener Hof schließen: Ulrich hat seine Quelle, daz welsche buoch von Lanzelete (V. 9341), von einem (ebenfalls schwer zu identifizierenden) Hugh de Morville erhalten. Ulrich erzählt von ihm, dass er einer jener Geiseln gewesen wäre, die im Zuge der Auslösung von Richard Löwenherz 1193/94 gestellt wurden (siehe K zu V. 9322–9341, 9342–9347). Das ergibt zugleich den terminus post quem für die Datierung des ›Lanzelet‹. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass Ulrich von Zatzikhoven – der offenbar über Kenntnisse in Französisch und Latein verfügte – jener capellanus Uolricus de Cecinchovin, plebanus Loumeissae (Lommis im Kanton Thurgau, in der Nähe von Zezikon) ist, der in einer auf den 29. März 1914 datierten Urkunde genannt wird.2 Dazu würden auch die – wenngleich aufs Ganze gesehen seltenen – dialektalen Spuren in der Reimgrammatik passen, die fast allesamt ins Alemannische 1 2
Für eine detaillierte Inhaltsübersicht siehe das Aufbauschema (Kap. 3.). Die Thesen zu Autorschaft, Lokalisierung und Datierung sind in UL, Bd. 2, S. 897–907 aufgearbeitet.
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Einführung in Text und Forschungslage
weisen.3 Mehr ist über die Entstehungsgeschichte und über den Autor des ›Lanzelet‹ nicht bekannt. Bekannt aber waren Ulrich von Zatzikhoven und sein ›Lanzelet‹ dem hoch- und spätmittelalterlichen Literaturbetrieb. Rudolf von Ems rühmt Ulrich von Zatzikhoven in seinen beiden Literaturkatalogen (Wilh. v. Orl. 2193–2195 und Rud., Alex. 3199– 3204), woraus sich ein ungefährer terminus ante quem entwickeln lässt, immer wieder wird auf den ›Lanzelet‹ in anderen literarischen Texten – meist durch die Nennung einzelner Figuren – angespielt, die Rezeptionszeugnisse sind vergleichsweise dicht. Das spektakulärste ist wohl das Zitat der ersten beiden Verse des ›Lanzelet‹ in der Miniatur zu Alram von Gresten im ›Codex Manesse‹ (Cod. Manesse 311r ):4 Im Zentrum sitzen eine Frau und ein Mann unter einem Baum, offenbar in ein Gespräch verwickelt, im Baum hängt ein Wappen mit der Aufschrift AMOR. Die Frau hält ein aufgeschlagenes Buch mit der linken Hand, der Zeigefinger der rechten weist auf den Text: Sw s | recht | wort | merch || en ka | d s ged | enche | wie. All das sind unstrittige Belege dafür, dass der ›Lanzelet‹ trotz der schmalen Überlieferung zunächst kein underdog der mittelhochdeutschen Literatur war, dass er intensiv rezipiert und tradiert wurde.5 Der Untergang des ›Lanzelet‹ hat erst nach der Wiederentdeckung der mittelalterlichen Literatur durch die Germanistik eingesetzt: Es mögen genau solche kursorischen, oberflächlichen Inhaltsreferate wie das vorstehende gewesen sein, die die Verdammung des Textes durch die Wissenschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts angeregt haben. Wie kaum ein anderer mittelhochdeutscher Artusroman wurde der ›Lanzelet‹ abgekanzelt. Abgesehen von ethischen Vorwürfen, die man an den Text adressiert hat – vor allem Lanzelets drei- bzw. vier- (Pluris) bzw. fünffacher (Elidia) Frauenwerb galt als obszön –, hat man sich vor allem an der vermeintlich schlichten und primitiven Faktur des Romans gestoßen. Je nach forschungsgeschichtlichem Paradigma hat es dann an innerer Entwicklung des Helden gemangelt oder wollte man im Text nur die banale Reihung von lose aneinander gehängten Episoden sehen.6 Dem entsprechend hat man sich lange Zeit nicht für den Text als ein Stück Erzählliteratur interessiert, sondern den ›Lanzelet‹ als Reservoir für eine Fülle positivistischer Fragestellungen genützt. Einerseits war der ›Lanzelet‹ ein willkommener Gegenstand für die Stoffgeschichte des arthurischen Romans. Dabei ging es weniger um die Verortung des deutschen Textes in der deutschen Artustradition – der ›Lanzelet‹ weist in dieser Hinsicht enge (sprachliche) Berührungen mit dem ›Erec‹ auf und könnte nach diesem der zweite deutsche Artusroman sein – als um die literarhistorische Positionierung der ›Lanzelet‹-Vorlage. Dieses wohl anglonormannische welsche buoch7 , das irgendwann vor 3 4 5 6 7
Zur sprachgeschichtlichen Einordnung siehe UL, Bd. 2, S. 852–862. Entdeckt und identifiziert hat das Zitat erst Salowsky 1975. Die Rezeptionsgeschichte ist in UL, Bd. 2, S. 1062–1069 dargestellt. Die Verdikte der älteren Forschung sind gesammelt in UL, Bd. 2, S. 907–916. Elaborierte Thesen zu seiner Genese haben vor allem Weston 1902 (die eine Autorschaft Walter Maps annimmt, was in der Folge viel diskutiert wurde) und, was die regionale Verortung im anglonormannischen Raum anlangt, Bansard 1987 vorgelegt. Die ältere Forschung ist ausführlich bei Glinka-Janczewski 1963, S. 33–105 aufgearbeitet.
Veni, vidi, basiavi. Pathologisches Erzählen im ›Lanzelet‹
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1193/94 entstanden sein muss, ist neben Chrestiens ›Charrette‹ und dem ›Lancelot propre‹ nicht nur Teil der Lancelot-Tradition und weist immer wieder stoffgeschichtliche Parallen zu diesen auf, ohne dass von direkter Beeinflussung in die eine oder andere Richtung gesprochen werden könnte. Es könnte sich vielmehr um das einzige Zeugnis einer vor oder neben Chrestien bestehenden, frühen Artustradition handeln, um eine Art Parallelentwurf, der an einer genialischen chrestienschen creatio ex nihilo zweifeln ließe. Freilich steht dem die Auffassung gegenüber, der ›Lanzelet‹ sei nichts als ein banalisierter chrestienscher Roman. Beide Hypothesen haben dazu geführt, dass der ›Lanzelet‹ oft in der Romanistik ein größeres Thema war als in der Altgermanistik.8 Ähnliches gilt – andererseits – für, ganz allgemein gesprochen, motivgeschichtliche Bemühungen um den ›Lanzelet‹. Am Anfang stehen hier die Arbeiten Jessie L. Westons9 mit dem Ziel, den ›Lanzelet‹ als Kompilation aus verschiedenen Lais zu erweisen. Vor allem Gustav Ehrismann10 war es dann, der einzelne Motivbestandteile des ›Lanzelet‹ – nicht zuletzt natürlich die zahlreichen ›wunderbaren‹ Phänomene der zweiten Romanhälfte – als ›märchenhaft-keltische‹, mythische Elemente sehen wollte. Das rief eine Vielzahl weiterer Arbeiten auf den Plan, die letztlich im Kommentar der ›Lanzelet‹Übersetzung von Kenneth G. T. Webster und Roger Sherman Loomis11 kulminierten. Loomis führt, durchwegs in spekulativer Argumentation, beinahe jedes Handlungsmotiv, jeden Orts-, jeden Personennamen auf keltisches Erzähl- und Sagengut zurück. Um diesem oft spekulativen Gestus auszuweichen hat man später, angeregt von der strukturalistischen Erzähltheorie, Keltisches dann auch im Sinne spezifischer Erzählschemata gesucht,12 wobei freilich Spekulation durch die Unspezifik ›primitiver‹ Erzählstrukturen eingetauscht wurde.13 Die Funktion des ›Lanzelet‹ war in diesen Arbeiten ähnlich wie in jenen, die ihn in der arthurischen Stoffgeschichte lokalisieren wollten: er galt nichts als literarischer Text und war wertvoll nur als Stoff- und Motivsammlung. Heute stößt man sich längst nicht mehr an serieller Polygamie oder anderen Verhaltensweisen des Protagonisten, die dem 19. Jahrhundert so ungeheuerlich waren. Was sich aber, z. T. bis in die neuere und neueste Literatur,14 gehalten hat, ist der Eindruck, dass mit diesem Text nicht viel anzufangen ist. Dass er, im Vergleich zu den Romanen Crestiens oder Hartmanns, seltsam schlicht wirkt, dass es ihm an ideeller Geschlossen8
9 10 11 12 13 14
Grundlegend war die Arbeit von Märtens 1880. Das Genie Chrestien haben vor allem Foerster 1899 (in der Einleitung passim) und Hofer 1959 stark gemacht, das andere Extrem repräsentieren die einflussreichen Arbeiten von Gaston Paris (z. B. Paris 1881; Paris 1883), später vor allem Webster 1934. Die strukturalistischen Interpretationen (siehe unten) lesen den ›Lanzelet‹ meist vor einer chrestienschen Folie. – Bei all dem wären die Überlegungen Klaus Grubmüllers in Rechnung zu stellen, wonach Chrestiens Romane und deren Übersetzungen nur einen (wenngleich wirkmächtigen) Sonderfall der Artustradition darstellten und eine arthurische Gattungsreihe neben Chrestien anzudenken ist (Grubmüller 1988; Grubmüller 1991). – Siehe auch UL, Bd. 2, S. 916–924, 927–938. Weston 1901; Weston 1902. Ehrismann, G. 1905. Webster/Loomis 1951. Am konsequentesten Wachsler 1972; Ó Riain-Raedel 1978. Zur gesamten Problematik siehe UL, Bd. 2, S. 938–955. – Die Verarbeitung mythischer Residuen im ›Lanzelet‹ hat jetzt Schulz, Ar. 2007 untersucht. Siehe etwa Anm. 46 oder auch McLelland 2003, S. 42 u. ö.
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Einführung in Text und Forschungslage
heit fehle, kurz: dass es ihm an einer komplexen Struktur mangle, der ›Lanzelet‹ nicht viel mehr sei als eine Reihung von bunten Aventiuren, die in rasendem Erzähltempo hintereinander gestellt werden. Das will überprüft sein.
Wider die Strukturlosigkeit Gefragt ist damit nach narrativen Verknüpfungstechniken des Textes, danach, ob – und wenn ja: wie – im ›Lanzelet‹ narrativ Spannung bzw. suspense generiert wird, die über die Bewältigung einer einzelnen Aventiure hinausreicht. Das lässt sich naturgemäß am besten anhand von konkreten Problemstellungen abhandeln: Wie werde ich (Artus-)Ritter? Das ist die allererste Frage, die den werdenden Ritter Lanzelet – der hier noch längst nicht weiß, dass er Lanzelet heißt – beschäftigt. Denn als er im Reich der Meerfee aufwächst, erhält er zwar eine höfische Erziehung, die idealer nicht sein könnte – lernt höfischen Anstand, wie man mit Damen schäkert, Musizieren, Meerwunder unterweisen ihn in allerhand sportlichen Tätigkeiten (Steinwurf, Weitsprung etc.). Doch eines fehlt dem 15jährigen Jüngling – und sowohl der Erzähler wie auch der junge Held wissen um dieses Defizit Bescheid: Er was an allen enden wîse und manhaft, wan daz er umb ritterschaft enwiste ditz noch daz, wan er ûf ros nie gesaz ... (V. 294–298) Deshalb verlangt es ihn danach, das Reich der Meerfee – in dem er sich ja ansonsten sehr wohl zu fühlen scheint – zu verlassen: er wolte gerne schouwen turnieren und rîten und kund ouch gerne strîten. (V. 304–306) Genau das geschieht: Er macht sich auf, verlässt das Reich der Meerfee, erhält ein wunderbares Pferd, eine glänzend weiße Rüstung (und man fragt sich, wieso er nicht doch schon auf der Insel ein bisschen Ritterschaft hat lernen können), ein grandioses Schwert, ein meisterlich geschaffenes Schild – und zieht aus, um Ritter zu werden. Als ihn die Meerfee an Land gebracht hat, wird das Problem nochmals unterstrichen: Lanzelet tut sich sichtlich schwer mit dem Reiten (V. 404–412, 460–465): Er lässt den Zaum hängen, hält sich am Sattelbogen, schlägt dem Pferd die Sporen viel zu heftig in die Seite. Die Unbeholfenheit bringt Lanzelet und seinem Pferd Geißelschläge
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eines Zwerges vor der Burg Pluris ein, gegen die sich Lanzelet angesichts der Minorität des Gegners zwar nicht wehren will – wenn man es recht bedenkt, sich aber auch gar nicht wehren könnte. Mitten in diesem Dümmlungsmotiv steckend, findet ihn Johfrit de Liez. Er nimmt sich des jungen Helden an, bringt ihm das Reiten bei, Johfrits Mutter veranstaltet für Lanzelet eine Art Schauturnier, Lanzelet erlernt das Ritterhandwerk. Diese equestrische Sozialisation setzt sich fort, als Lanzelet immer enger in Berührung mit dem Artushof gerät.15 Lanzelet sucht den Artushof nicht bewusst, und doch scheint er einen Begriff davon zu haben – ängstigt sich, dort als Namenloser nicht viel zu gelten (siehe unten). Die Annäherung geschieht dann, aus Sicht Lanzelets, über eine Reihe von Kämpfen: Er trifft auf Walwein (V. 2357ff.), provoziert den arthurischen Musterritter zum Duell, bringt Walwein in Bedrängnis, bis, plötzlich und doch im Gattungsrahmen unabdingbar, ein Zufall geschieht: in diesem Fall die Ankunft eines Boten, der den Kampf unterbricht; man trennt sich ohne eindeutigen Sieger. Im Turnier zu Djofle (V. 2801–3525) wählt Lanzelet ganz bewusst die Gegenseite zu Artus, damit er sich im Turnier gegen diese, wie ihm erklärt wird, Tapfersten beweisen kann (V. 2880– 2885). Ohne große Mühe besiegt er, noch immer inkognito, die Artusritter Kei und Iwan de Nonel; der Kampf mit Erec wird unterbrochen (V. 2907–3011). Als Lanzelet, wenig später, seinen Namen erfahren hat, sieht er für sich den Weg zum Artushof frei. Und die Zeit drängt: Valerin fordert die Königin, die Königin braucht einen Kämpfer, wie Lanzelet von einem Knappen erfährt. Er eilt zum Artushof, findet Walwein und Genover auf dem Ehrenstein sitzen, der nur die Tugendhaften erträgt (V. 5177–5198), setzt sich neben sie, wird ertragen und bietet sich als Kämpfer der Königin an. Was im Normalfall Aufsehen, Zweifel und Skepsis erregen würde16 – die Verteidigung der Königin durch einen fremden, wenig erfahrenen Ritter –, ist nicht weiter problematisch. Man erkennt in Lanzelet den großen Turnierritter, Walwein, der für die Königin hätte kämpfen sollen, schuldet Lanzelet ohnehin noch einen Gefallen (V. 5199– 5244) und tritt zurück; Lanzelet besiegt Valerin. Er ist, knapp nach der ersten Romanhälfte, Ritter und Artusritter geworden. Wer bin ich? Lanzelets Weg zu Rittertum und Artushof lässt schon erkennen, dass seine Ritterwerdung aufs engste mit seiner Namensuche verquickt ist:17 Lanzelet glaubt, dass er nur im Wissen um seine Identität an den Artushof kommen kann. Die Einladungen an den Artushof durch Orpilet (V. 1258–1301), Walwein (V. 2404–2538) und – beim Turnier zu Djofle – durch Artus selbst (V. 3460–3463) schlägt er aus, jeweils in direkter Rede und immer mit einer sonderbar verhaltenen Argumentation. Zu Orpilet sagt er, es wäre eine 15 Auf den arthurischen Aspekt hat zuerst vor allem Ruh 1975 und dann Haug 1978 hingewiesen. Siehe weiters Rossnagel 1996 und die wichtigen Arbeiten zur Gattungsproblematik Grubmüller 1988; Grubmüller 1991; Grubmüller 1993. 16 Ich denke z. B. an die Reaktion der hilfesuchenden Jungfrau auf Wigalois (Wigal 1812–1927). 17 Zum Motiv der Namensuche und zur Namensuche im ›Lanzelet‹ siehe UL, Bd. 2, S. 1181–1185. Es steht im Zentrum der strukturalistischen Arbeiten zum ›Lanzelet‹ (siehe Anm. 29).
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Einführung in Text und Forschungslage
große Schande, wenn er flüge ungeveder (V. 1289). Walwein wird erklärt, dass Lanzelet erst nach Britanje kommen könne, wenn er anderiu mære habe vernomen (V. 2482). Und Artus lässt er lapidar ausrichten: mir stânt mîniu dinc | sô nider (V. 3462f.). Verbunden ist das immer mit der Angst, ins Gerede zu kommen, und die Maskierung des eigentlichen Grundes lässt schon erahnen, dass Lanzelet hier über etwas ganze Bestimmtes nicht gerne sprechen will, das andernorts dann doch gesagt wird: Die Fragen seiner Mitstreiter im Turnier zu Djofle nach seiner Identität verschiebt Lanzelet auf später und reitet rasch in seine Herberge. Doch der Erzähler erklärt: daz tet er niht durch bergen, wan daz in dûhte ein schande, daz er sîn selbes niht erkande. er enwolt ze rede werden niet. (V. 3226–3229) Das ist die eine Seite: Lanzelet schämt sich für seine Namenlosigkeit, kann erst Artusritter werden, wenn er seinen Namen erfahren hat. Doch umgekehrt gilt ganz Ähnliches, muss Lanzelet zuerst einmal seine Sozialisation als Ritter zu einem gewissen Abschluss bringen, um seinen Namen zu erfahren. Diese Engführung hat ihren Grund im Reich der Meerfee. Unmittelbar nachdem dort von seinem Verlangen nach Ritterschaft – wie immer er auch im hortus conclusus eines Jungfraueninselreichs auf diesen Gedanken verfallen mag, wo er doch Ritter niemals sieht – die Rede ist, wendet sich Lanzelet an die Meerfee mit der Bitte um urloup. Was er dann aber zu ihr sagt, hat zunächst nicht viel mit Ritterschaft zu tun. Er will, dass sie ihn über seine Verwandtschaft aufklärt, wan ich enweiz, wer ich bin. di zît hân ich vertriben hin, daz ich mich es innenclîche schamen – ich en weiz niht mînes namen. wizzent wol, daz ist mir leit! (V. 315–319) Aber die Meerfee weigert sich und nennt als Grund für ihr Schweigen ihr schamen und ihre manicvalt nôt (V. 322). Nicht einmal die will sie ihm erklären, da er noch zu klein dafür sei, bis sie schließlich nachgibt und konstatiert: du muost ê gewinnen oberhant | an dem besten ritter, der ie wart (V. 328f.). Das sei Iweret von dem Schönen Wald (Behforet). Ihn müsse Lanzelet finden – und er würde ihn schon finden, wenn er tapfer sei – und besiegen. Dann wird ihm auch sein Name gesagt. Natürlich macht Lanzelet das rasend, er will keine Sekunde länger warten. Lanzelet braucht also nicht nur seinen Namen, um die Ritterwerdung abzuschließen; er muss auch und zuerst ritterlichen Erfolg, namentlich gegen Iweret, haben, um seinen Namen gesagt zu bekommen. Namensuche und Ritterwerdung gehen Hand in Hand. Lanzelet bewältigt beide Herausforderungen bravourös. Er besiegt Iweret, erfährt von einer Botin der Meerfee seinen Namen und wird Artusritter. Das Ergebnis dieses Prozesses der Identitätsfindung wird in der Erzählwelt festgeschrieben: An die Stelle von
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französischen Ortsnamen (Moreiz, Limors, Behforet etc.) treten nach der Namensfindung deutsche Lautfolgen (Wachsende Warte, Schreiendes Moor, Wilder Ballen etc.). Die neue Weltsicht des Protagonisten wird topographisch fixiert.18 Wie liebe ich? Diese letzte Beobachtung demonstriert, wie sehr hier der Durchgang des Protagonisten durch ›seine‹ Welt deren Beschaffenheit affiziert. Oder anders gesagt: in welch engem Verhältnis die Figurzeichnung bzw. -entwicklung mit der narrativen Formation der Erzählwelt steht. Am deutlichsten wird das bei den amourösen Abenteuern Lanzelets,19 mit denen nun auch, für einige Momente, die Grenze zur zweiten Romanhälfte (nach Namensfindung bzw. Aufnahme an die Tafelrunde) überschritten wird – Ritterwerdung und Namensuche waren ja vor allem Gegenstand der Handlung bis einschließlich des Kampfes gegen Valerin. Stellt man Lanzelets Landes- und Frauenerwerb-Abenteuer auf Moreiz, Limors und in Dodone nebeneinander, sind die Parallelen unverkennbar: Lanzelet gerät in einen Konflikt mit einem Burg- und Landesherrn, tötet diesen, übernimmt die Herrschaft, heiratet die verbliebene Tochter oder Nichte. Diesen evidenten Entsprechungen ließen sich weitere an die Seite stellen, etwa dass die ersten beiden Burgen, ähnlich wie jene des Mabuz, Todesschlösser sind (Mor-eiz, Li-mors, Schadil li Mort), oder auch das blitzartige Verlassen dieser Herrschaftsstrukturen durch Lanzelet. Interessanter aber als jene Parallelen mögen die Steigerungsstufen sein, die von diesen Stationen abgebildet werden. Auf welche Ingredienz man auch blickt, scheint immer eines das andere in linearer Sukzession zu übertreffen: Die zu Erschlagenen sind zwar immer die strukturellen Bösewichte. Und doch macht es einen Unterschied, ob es ein sonderbarer forehtier (V. 732) ist wie Galagandreiz, dessen schlechter Ruf weit verbreitet ist (Kuraus und Orpilet fürchten ihn, V. 722–764), der vor roher Gewalt nicht zurückschreckt (sein polternder Auftritt am Morgen, V. 1113–1156) und um den es seinen Untertanen – die Tochter des Getöten erklärt es ihnen sehr diplomatisch – nicht leid ist (V. 1193–1239); oder ob es Linier ist, der zwar in sturer Negation alternativer Weltentwürfe auf die Notwendigkeit eines ganz bestimmten Friedenszeichens hofft (V. 1378– 1382) und sich unerbittlich gibt (V. 1603–1611), andererseits aber für die Argumente seiner Nichte (Lanzelet solle kämpfen dürfen) zugänglich ist und im Kampf freilich keine besonders gute Figur macht (V. 1979–2104); oder ob es Iweret ist, den schon die Meerfee den besten Ritter der Welt genannt hatte (siehe oben), den seine Untergebenen zu ehren scheinen (noch V. 8617), der in einem wundersamen amoenen Wald herrscht und sich auf (durchaus positiv geschilderte) Magie versteht (V. 3940–4014). Das wird auch von den Kampfarten abgebildet: der verbrecherische Messerwurf auf Moreiz steht vor der ausgeklügelten und doch unfairen, in manchen Zügen (Löwen, Riese) vielleicht auch dislozierten (man würde das nicht an einer Burg, eher schon in der Wildnis ver18 Diese Beobachtung mit Glinka-Janczewski 1963, S. 136f.; Combridge 1973, S. 55. 19 Für Lanzelet als Frauenritter hat sich zuerst Schmidt 1979 interessiert. Zur Minnethematik siehe weiters Ruh 1975 und z. T. schon Richter 1934, S. 216–243. Weiteres bei UL, Bd. 2, S. 1024–1031.
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warten) Aventiure auf Limors; dieser folgt der Kampf mit Iweret, ein höfisches Duell par excellence. Doch nicht nur das Ambiente der Minneabenteuer ist variabel. Auch die Frauen, die Lanzelet findet, und die jeweiligen Liebesbande sind sehr verschieden gestrickt. Bei der Galagandreiz-Tochter, der der Erzähler keinen Namen gönnt, ist alles überraschend einfach und lustbetont. Sie, noch Jungfrau, braucht dringend einen Mann, biedert sich nächtens an, Orpilet und Kuraus – Lanzelets Begleiter – würden wohl wollen, wagen es aber aus Angst vor Galagandreiz nicht, sie ins Bett steigen zu lassen. Lanzelet, der mit seinen Gefährten im selben Gemach liegt, kann es hingegen kaum erwarten; als sie endlich auch ihn fragt, gibt es nicht viel zu diskutieren (V. 1076–1108). Das ist weniger Minne als Lust. Später freilich wird es ihr zum Verhängnis, dass sie Lanzelet als letzten gefragt und ihn damit beleidigt hat (V. 1109–1112) – der Erzähler macht die Liegeordnung dafür verantwortlich (V. 903), es könnte auch Lanzelets Jugend sein –, Lanzelet verlässt sie als Rache urplötzlich. Ganz anders bei Ade. Hier ist an keiner Stelle die Rede davon, dass Lanzelet sie besonders begehrens- oder liebenswert fände. Sie sichert bei seiner Ankunft auf Limors sein Leben (V. 1444–1537), sie rettet ihn aus dem Kerker (V. 1797–1848), sie versorgt und pflegt ihn vor der Kampfreihe auf Limors (V. 1849–1859), sie reitet mit ihm zum Turnier zu Djofle und ist stolz auf ihren Ritter (noch V. 3649–3655). Lanzelet scheint das alles wenig zu kümmern, wehrt sich aber nicht dagegen. Die Defizienz der Liebe kommt dann aber doch von ihrer Seite. Als Lanzelet auf Schadil li Mort zum Feigling wird und Ade sowie ihr Bruder Tibalt die auszeichnende Natur dieses Wandels nicht verstehen, verlässt sie Lanzelet kurzerhand auf ihres Bruders Rat hin – auch wenn sie dabei fast den Verstand verliert. Einen Feigling könne man nun wirklich nicht brauchen (V. 3601–3675). Der Erzähler wirft sie daraufhin aus der Geschichte: iu enwirt mêr niht geseit | von ir twederm ein wort (V. 674f.). Lanzelet ist frei für seine dritte Frau: Iwerets Tochter Iblis. Sie repräsentiert das Ideal höfischer Tugend und übertrifft alle an Schönheit (V. 4015–4066), vergnügt sich mit ihren Gespielinnen blumenpflückend in einem später nach ihr benannten (Vallis Ible) amoenen Lustort (V. 4067–4090), verzehrt sich nach Lanzelet schon im Traum, bevor sie ihn kennt (V. 4215–4248). Auch Lanzelet wird von dieser Liebe erfasst (V. 4275–4371), die Idealität der Iblis-Lanzelet-Minne ist ins Zeltgeschenk der Meerfee eingebrannt (die Spiegelszene, V. 4912–4926). Am Artushof empfängt man die beiden als Traumpaar (V. 5361–5428). Es gibt keinen Grund, weshalb sich Iblis und Lanzelet trennen sollten. Dass Lanzelet später dann doch wieder aufbricht, hat einen anderen Grund: die Zwergenbeleidigung auf Pluris ist noch offen.20 Er kann nicht wissen, dass er dabei wieder in ein Liebesabenteuer geraten würde.21 Anders als die bisherigen drei Frauenabenteuer hat es Lanzelet hier nicht mit einem Burgherrn zu tun, den es zu töten und zu 20 Lanzelet denkt immer wieder daran: Nach dem Turnier zu Djofle erzählt er Walwein von seiner offenen Rechnung (V. 3502f.), hat dann auch vor, nach Pluris zu ziehen, gelangt aber zu Mabuz (V. 3526f.). 21 Zwar wird ihm von dem Mann, den er bei Pluris trifft, gesagt, er kenne den Burgherrn nicht (V. 451f.), doch daraus auf eine männersuchende Herrin zu schließen, wäre wohl zu viel verlangt.
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ersetzen gilt, sondern mit einer ausgeklügelten Reihenkampfaventiure gegen 100 Ritter, deren Preis nicht Herrschaft, sondern Minnehaft ist. Die Frage ist nicht, ob verlassen wird und wer wen verlässt, sondern nur, wie Lanzelet es anstellen kann, dieser Minnehaft wieder zu entfliehen, um zu Iblis zurückkehren zu können. Man hat das, wie ich meine, immer wieder überzeugend als Bestätigungsabenteuer und Probe gedeutet:22 Iblis geht ihrem Lanzelet trotz seiner Minnehaft nicht aus dem Sinn, er sehnt sich nach ihr (V. 5646–5650, 5672–5675); Iblis beweist zeitgleich in der Mantelprobe am Artushof die Perfektion ihrer Liebe zu Lanzelet, wenn sie die einzige ist, der der Mantel exakt passt, und ihr schließlich der Mantel auch geschenkt wird. Es liegt auf der Hand, dass dem Mann hier größere Freiheiten konzediert werden, Lanzelet sehnt sich bezeichnenderweise zunächst auch nicht nach Iblis, sondern nach dem Artushof (V. 5572f.); cum grano salis läuft es aber doch auf dasselbe hinaus. Und schließlich beweisen Iblis’ Erfolg bei der Mantelprobe und die Tatsache, dass Lanzelets Befreier die Reihenkämpfe auf Pluris nicht bewältigen können, abermals die Exzellenz dieses Paares. Karjet scheitert nach 64, Erec nach 73, Tristrant nach 89 und Walwein am letzten Gegner. Nur Lanzelet ist zu 100 Prozent perfekt.23 Lanzelet hat, das zeigt die Aventiure zu Pluris, den Gipfel des Erfolgs auch als Minneritter erreicht. Man muss sich nicht der Deutung von Nicola McLelland24 anschließen, die in den ersten drei Frauenabenteuern (samt deren Zwischenepisoden) einen Wechsel vom Schwankhaften (Moreiz) zum Heroischen (Limors) und weiter zum Höfischen (Dodone) sehen will. Unverkennbar aber ist die Klimax der Minneversuche bei der Liebe zu Iblis, die nicht mehr steigerungsfähig ist. In Pluris wird die erfolgreiche Progression in Liebesdingen nochmals ex posteriori und mittels eines narrativen Prozesses angezeigt. Wie herrsche ich? Diese progressive Struktur ist freilich nicht alleine auf den Erwerb von Ehefrauen ausgerichtet, sondern installiert Lanzelet auch als Herrscher über diverse Burgen bzw. Königreiche. Auch hier ist wieder eine Steigerung erkennbar, vor allem wenn man Lanzelets Vorgänger in die Interpretation mit einbezieht. Nicht zufällig ist Dodone das einzige Reich, das Lanzelet behält; Moreiz und Limors lässt er verwaisen, unternimmt keine Anstalten, sie zu halten (Moreiz) oder zurückzugewinnen (Limors). Über all das denkt Lanzelet nicht nach. Worüber er aber nachdenkt, ist sein Erbreich Genewis.25 Das spielt schon in der Namensuche eine Rolle, weil Lanzelet ja nicht bloß sein Etikett, sondern auch seine Verwandtschaft und Herkunft kennen möchte (siehe oben). Doch mit dem Wissen um 22 Ausschlaggebend waren die Beobachtungen von Pérennec 1979, S. 29–32 und Pérennec 1984 II, S. 65–69. Siehe zuletzt Zellmann 1996, S. 260–263; McLelland 2000, S. 144–152. Siehe auch UL, Bd. 2, S. 1213f. – Für diese Koordination spricht auch, dass der Artushof erst durch die Mantelbotin erfährt, wo Lanzelet ist (V. 6158–6172). Nur so wird die Befreiungsaktion möglich. 23 Pérennec 1979, S. 26. 24 McLelland 2000, S. 165f. 25 Den ›Lanzelet‹ als Familienroman (mit Nähe zur Enfances-Epik) interpretiert Pérennec 1979, erweitert als Pérennec 1984 II, S. 3–97, 369–411. Zur Herrschaftsproblematik siehe Roßbacher 1998.
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seine Herkunft ist es nicht getan. Lanzelet weiß nicht, wie es um ›seine‹ Leute steht, die seine Leute noch gar nicht sind, und mit Blick auf die Vorgeschichte fragt man sich, ob er es gegen so streitbare Untertanen leicht haben wird. Lanzelet muss sich vorbereiten – und tut das auch, sei es bewusst oder unbewusst. Er erwirbt den größten Ruhm als Ritter – und bei seiner Rückkehr nach Genewis wird es ihm hoch angerechnet (siehe unten). Er gewinnt das Vertrauen und die Unterstützung von Artus und Artusrittern. Abgesehen aber von solchen materialistischen Argumenten macht sich Lanzelet auch ansonsten gut als Herrscher. Nicht nur, dass er seine Herrschaftsübernahme nach allen Regeln der Kunst inszeniert und prolongiert. Lanzelet hat zu diesem Zeitpunkt auch längst das erfasst, dessen Absenz seinen Vater in den Untergang getrieben hatte: Lanzelet hat – im krassen Gegensatz zu seinem egoistischen Vater Pant und ganz ähnlich wie seine Mutter Klarine – gelernt, altruistisch zu agieren. Die narrative Andockstelle dafür ist der Kampf gegen Valerin, der Lanzelet den Platz an der Tafelrunde sichert, der aber zugleich und erstmals im Text ein Handeln für jemand anderen – hier für Genover und Artushof – ist. In der zweiten Romanhälfte wird das dann weiter geführt, indem der Valerin-Konflik zuerst mit der Entführungsgeschichte am Leben gehalten wird und dann einen weiteren Konflikt mit dem Zauberer Malduc provoziert. Lanzelet rückt dabei in den Hintergrund, ist neben Walwein, Erec, Tristrant usf. nur noch ein Held unter vielen: Die Idee zur Überwindung von Valerins finsterer Burg mit Hilfe von Malduc hat Tristrant (V. 6975–6999), die Befreiungsaktion gegen Malduc wird vom jungen Riesen Esealt dominiert (V. 7577–7716). Wichtig ist: Gemeinsam gelingt ihnen die Befreiung Genovers, in Gemeinschaftsaktionen kämpfen sie für einander (Befreiung Erecs und Walweins). Lanzelet hat wieder schnell gelernt: Auf dieselbe Weise hatte man ihn aus der Minnehaft auf Pluris gerettet und sich auf diese Weise für die (provisorische) Rettung der Königin revanchiert. Das schafft Freundschafts- und Gefolgschaftsbande, die Lanzelet am Ende als militärisches Argument gut brauchen kann (siehe unten). Das zeigt aber auch – vielleicht dringt auch das mit Lanzelets Ruf bis nach Genewis –, dass Lanzelet seinen Platz in einer mehr oder minder feudal organisierten Welt gefunden hat, dass er verstanden hat, wie Herrschaft und Gefolgschaft funktionieren. Was Wunder, dass die zerdehnten Feierlichkeiten am Ende des Romans (ab V. 8333) in nicht enden wollenden Iterationen Lanzelet als idealen, milten Herrscher über vier Königreiche – Genewis und die drei von Iweret eroberten – vorstellt?26 Lanzelet hat Pants Fehler ausgebessert. Problemtilgung Es ist absehbar, wohin all das notwendig führen muss. Lanzelet ist der allerbeste, den es je gab, ja, den es geben kann. Explizit wird das mit dem Elidia-Abenteuer, der letzten Aventiure vor dem Herrschaftsantritt. Wo andere entsetzt davonlaufen, braucht es für Lanzelet nicht viel Anstrengung, um seine Angst zu überwinden und den schrecklichen Drachen zu küssen. Der Drache erklärt nicht von ungefähr: Jener Ritter, der ihn zu küs26 Zu diesem Schlussszenario siehe Kragl 2007b.
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sen wagt, der ist âne kargen list | der beste ritter, der nuo lebet. (V. 7920f.) Das bestätigt, was man schon aus den Ausführungen der Meerfee extrapolieren konnte. Wenn Lanzelet beim Kampf gegen Iweret Oberhand an dem besten ritter, der ie wart (V. 329) gewinnen soll, füllt Lanzelet mit seinem Sieg über Iweret automatisch diese Systemstelle aus. Fast möchte man sagen: Wo Erec, Iwein oder Parzival in ihren Geschichten Problemkollektionen und Fragenkataloge erstellten, sammelt Lanzelet Superlative. Dieses Sammeln aber ist kein aleatorisches, zufälliges, beliebiges, sondern eingespannt in einen narrativen Ablauf von erstaunlicher Konsequenz und Motivationsdichte. Ich habe oben nur einige, wesentliche Motivationslinien herauspräpariert, die Liste ließe sich um weitere Problemstellungen erweitern, die Lanzelet selbstredend allesamt souverän bewältigt. Der Text erhält dadurch eine engmaschige Problem-Lösung-Struktur, die sich auch linear – mit dem Fokus auf die Ablösung und Verschachtelung der Motivationen anstatt auf die Art und Weise einer Motivation – formulieren lässt: Zu Beginn (1) steht die Vorgeschichte mit Pants Herrschaftsdefizit, das als unmittelbare Folge (Teillösung von 1) die Entführung Lanzelets und seine Erziehung bei der Meerfee bedingt. Das bringt für Lanzelet zwei weitere Probleme: (2) das Verlangen nach (Artus-)Ritterschaft und (3) seine Namenlosigkeit, verbunden damit, (4) Iweret zu besiegen und dadurch bester Ritter der Welt zu werden. Diese Motive überspannen, eng verflochten (siehe oben), die Handlung bis zur Namensfindung und Ankunft am Artushof, in die, ohne dass dies nun explizit gemacht würde, weitere Spannungsbögen inseriert sind. Einer, die Zwergenbeleidigung vor Pluris (5), hängt hier nur an einem kurzen Handlungselement, ein anderer (6), die Frauen- und Herrschaftserwerbsabenteuer, formieren implizite Herausforderungen. Lanzelets Erfolge (Lektionen von Johfrit, Kämpfe gegen Galagandreiz, Linier, Walwein; das Turnier zu Djofle) machen ihn zum großen Ritter und lassen ihn in die Nähe des Artushofes rücken (Teillösung zu 2). (7) Auf Schadil li Mort wird es Lanzelet nochmals eindringlich gemacht, dass er gegen Iweret ziehen muss. Mit dem Sieg über Iweret erfährt Lanzelet seinen Namen (Lösung von 3, 4 und 7), wird bester Ritter der Welt (Teillösung von 2), findet in Iblis eine adäquate Partnerin (Lösung von 6) und wird Herrscher (Teillösung von 1). Das ebnet den Weg zum Artushof, wo Lanzelet durch sein Verweilen am Ehrenstein und mit dem Sieg über Valerin einen Sitz an der Tafelrunde erwirbt (Teillösung von 2); (8) Valerin aber bleibt am Leben. Damit ist viel erreicht, doch Lanzelet erinnert sich an die Zwergenbeleidigung, geht nach Pluris (Lösung von 5) und erweist sich wieder als großartiger Kämpfer (Teillösung von 2); zusammen unterstreichen Pluris-Abenteuer und Mantelprobe die perfekte Liebe von Lanzelet und Iblis (Lösung von 6). Inzwischen hat Valerin die Königin entführt (9); um sie zu befreien, müssen Erec und Walwein in Geiselhaft beim Zauberer Malduc (10). Mit dessen Hilfe befreit man Genover (Lösung von 8 und 9), anschließend Erec und Walwein, Malduc wird, wie Valerin, getötet (Lösung von 10). Lanzelet erweist sich als teamfähig (Teillösung von 1). Der Schlangenkuss (11) gibt Lanzelet Gelegenheit, mit der Erlösung von Elidia zugleich seinen Status als bester Ritter zu beweisen (Lösung von 2, 4 und 11). Die Herrschaftsübernahme in Genewis kann stattfinden (Lösung von 1).27 27 Nicht von ungefähr ist die Namensuche das einzige Handlungselement, das auch schon im Prolog zur
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Welche Instanzen diese Motivationen formulieren, ist durchaus verschieden: In vielen Fällen sind es Ziele, die sich Lanzelet selbst setzt (Herrschaftsnachfolge, Ritterwerdung, Namensuche, Schlangenkuss, Pluris), anderes wird von anderen Protagonisten als handlungslogische Notwendigkeit gesetzt (Meerfee vs. Iweret, Artus und seine Ritter wollen Lanzelet kennen lernen, Artushof vs. Valerin und Malduc). Abseits stehen Elemente, die erst durch Erzählerrede oder gar erst durch einen interpretierenden Zugriff motivierend erscheinen (Minnerittertum, Altruismus). Ebenfalls verschieden ist die Art der Motivation: Bei jenen Vektoren, die erst mit der Deutung in die Handlung kommen und dort von den Figuren nicht explizit wahrgenommen werden, handelt es sich der Tendenz nach um ideelle Größen, während die Ziele der Figuren und Figurengruppen von einem gleichsam materialistischen Weltzugriff geprägt scheinen. Und dennoch: Die wenigsten Dinge und Ereignisse der Narration fallen durch dieses engmaschige Netz. Es sind die Einkehr bei der Herzogin vom Weißen See und Lanzelets erratischer Furt-Kampf mit einem Ritter an der Wachsenden Warte vor dem Kampf gegen Valerin, später die Einkehr beim stummen Gilimar28 und schließlich eine Reihe sonderbarer oder wunderbarer Objekte oder geographischer Phänomene, die diese Motivationsstruktur zwar nicht stören, von ihr aber auch nicht oder nur marginal gebraucht werden (Wachsende Warte, Schreiendes Moor, Wilder Ballen etc.). Viel häufiger aber ist es, dass Handlungen übermotiviert sind, wobei Idelles und Materielles oft parallel geführt wird: Die obige Aufzählung zeigt, dass kaum ein Element darauf beschränkt ist, nur Lösung und Motivation zu sein. Oft bietet ein Element verschiedene Lösungen an und schafft mitunter mehrere Probleme. Beispiele wären etwa die Engführung von Namensuche und Ritterwerdung, die diversen Lösungsansätze zur Herrschaftsfähigkeit, Lanzelets Sieg gegen Iweret, der sechs Probleme mit einer Klappe erschlägt, oder auch das Abenteuer auf Pluris, das materiell auf die Zwergenbeleidigung und ideell auf Minne- und Ritterthematik antwortet. Man fragt sich, wie es angesichts all dessen – das vor allem die strukturalistisch geprägte Forschung der 70er bis 90er Jahre herausgearbeitet hat29 – jemals zum Vorwurf der Strukturlosigkeit kommen konnte. Nur weil der ›Lanzelet‹ keinen starren Doppelweg ausbildet? Alles wirkt gut motiviert, stringent erzählt. Aber vielleicht ist es gerade diese Übermotivierung und immense Stringenz, die all dem den Anstrich des Unwirklichen, Inszenierten, Konstruierten gibt. Jedes Problem wird, mehr oder weniger rasch, in jedem Fall aber unproblematisch eliminiert, und das bis in die narrative Faktur hinSprache kommt (31–37). Fasst man darunter auch die Suche nach Erbreich und Herrschaft, könnte man sie als Zentralmotiv des Handlungsverlaufs sehen. 28 Ihn könnte man eventuell mit dem Minnediskurs des Textes zusammensehen. 29 Konzentriert hat man sich auf die Makrostruktur des Romans (und sich dabei nicht zuletzt in der Frage verbissen, ob der ›Lanzelet‹ nun einen doppelten Kursus aufweise) und, mit sozialgeschichtlichem Ansatz, auf den ›Lanzelet‹ als Familienroman. Eine frühe Strukturanalyse hat Trendelenburg 1953 vorgelegt. Wegweisend waren die analytischen Arbeiten von Soudek 1972a; Soudek 1972b; Combridge 1973. Eine der elaboriertesten strukturalistischen Arbeiten ist Thoran 1984. Die vielleicht luzideste Strukturanalyse ist Pérennec 1993. Siehe auch die in den obigen Anmerkungen genannten Arbeiten und das Referat der ›Lanzelet‹-Interpretationen in UL, Bd. 2, S. 962–974 (Strukturanalysen) und 975–1020 (Gesamtdeutungen, fast ohne Ausnahme strukturalistisch argumentierend).
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ein: Kaum kann Lanzelet nicht reiten, ist auch schon Johfrit da, um ihn zu unterweisen. Sucht Lanzelet nach Name, Herkunft und später Herrschaft, trifft er die richtigen Leute und sieht er sich mit den rechten Herausforderungen konfrontiert, die ihn unausweichlich zu seinen Zielen führen. Ein konzeptioneller Deus ex machina jagt den nächsten. Als sich Lanzelet auf dem Weg nach Limors vor einer Aufsplittung des Weges in drei Pfade sieht, nimmt er wie selbstverständlich den mittleren (V. 1373–1376). Edith Feistner hat das, an die binären Weggabelungsszenen anderer arthurischer Romane denkend, ›Trivialisierung‹ des biviums genannt.30 Everything comes in handy for Lanzelet. Als steckte Lanzelet mitten in einer ...
Exzellenzinitiative Etwas Sonderbares also haftet diesem besten aller möglichen Helden an. Es macht einem fast schon Angst, wie anstrengungslos hier alles bewältigt wird und man gerät ins Zweifeln, wie so viele Erfolge einem Protagonisten gar so leicht von der Hand gehen können. Wozu andere nicht einmal Mut fassen können, es zu versuchen, das löst Lanzelet im Vorbeigehen. Alle laufen vor dem bärtigen Drachen, den zu küssen bedeutet, der beste Ritter zu sein, davon; nur Lanzelet kam, sah und küsste. Wie kommt das? Das lässt sich nun nicht mehr pauschal und der narrativen Makrostruktur entlang diskutieren wie oben; es braucht den Blick ins Detail – auf Stellen, die diesen Lanzelet erst zu dem Superhelden machen, der er ist. Ich versuche einen zweiten Kursus durch die oben angeschnittenen Themenkreise: Reiten oder nicht Reiten / Suchen oder gesucht werden Lanzelet kommt nicht als Ritter auf die Welt. Oder zumindest suggeriert das der Text durch den Entwicklungsweg, auf den er seinen Helden schickt. Am augenfälligsten ist Lanzelets Unvermögen, auf einem Pferd zu Reiten – für eine Profession, die sich über ihren mobilen Untersatz definiert (rîter), ist das fatal. Doch von Beginn an stören Erzählerkommentare dieses Motiv vom naiven Dümmling, der noch nicht einmal die basalsten Fähigkeiten beherrscht. Schon im Reich der Meerfee ist Lanzelet ein strahlender Jüngling (V. 214–249), im weiteren Verlauf ist und bleibt er furchtlos, verwegen und tapfer.31 Diese Irritation über den Widerspruch von glänzender Erscheinung – man denke nur an Lanzelets ideale Ausrüstung, die ihm die Meerfee gibt (V. 349–379) – und unbeholfenem Reitverhalten, den Widerspruch, dass ein, wie es heißt, helt mære (V. 430) von einem Zwerg gedemütigt werden kann, wie es bei Lanzelets erstem Ausritt geschieht – dieser eklatante Bruch wird schon in der Erzählwelt Thema. Johfrit de Liez sieht Lanzelet zwar schlecht reiten, verfällt aber zuerst gar nicht auf den Gedanken, das mit der Jugend dieses Eben-nicht-Reiters zu erklären. Denn ganz offensichtlich ist das ein stolzer Ritter. Johfrit kombiniert: 30 Pointiert Feistner 1995, S. 246 nach Pérennec 1979, S. 36f. 31 Zur Brechung des Dümmlingsmotivs siehe Zellmann 1996, S. 200f. und UL, Bd. 2, S. 1096f.
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ist ez ein buoze, diu iu ist gegeben? ez ist ein vil wünneclichez leben, swelich wîp iuch selben ir erkôs. (V. 489–491) Lanzelet wäre dann ein Frauenritter, der aus freien Stücken – im Rahmen einer Bußübung – den Zaum hängen, die Beine baumeln lässt, sich durch und durch ungeschickt benimmt. Natürlich gibt es niemanden, den Johfrit so gerne kennen lernen würde – was zum Problem Namensuche führt (bis V. 510). Das mag ein müder Witz sein: Torheit für Genialität zu nehmen. Doch so falsch liegt Johfrit mit dieser Einschätzung gar nicht. Denn Lanzelet weiß – im anschließenden Gespräch mit Johfrit – sehr wohl, was es bedeutet, ein Ritter zu sein: für Ruhm und Frauen kämpfen (V. 542–549). Nur mit dem Reiten und Kämpfen hapert es noch. Und selbst das ist ein Problem, das nicht weiter der Rede wert zu sein scheint. Es genügt, dass Johfrit den Unbekannten auf sein schlechtes Verhalten hinweist: ir tuont iu selber harte wê und dem rosse wol getân. ir sult den zoum ze iu selbe hân imer durch den willen mîn. lât iuwer wipluppen sîn ... (V. 570–574) Und siehe da: Nach Johfrits Rede willigt Lanzelet ein, mit Johfrit zu reiten, und: den zoum er in di hant nam und reit, daz er wol swüere, daz er ê gerne unreht füere, sô gefuoge stapfet er in daz pfat. (V. 592–595 W32 ) Ganz ähnlich geschieht es wenig später beim Turnier, das Johfrits Mutter zu Gunsten von Lanzelet ausrichten lässt. Lanzelet schaut sich die Sache drei Tage lang an und beherrscht dann – ohne es in praxi zu lernen – Turnieren und Kämpfen wie kein anderer (V. 641–666). Das ist eine Lerngeschwindigkeit, die jeder Entwicklungsstruktur das Fürchten lehrt. Lanzelet scheint das, was er wird, immer schon im Vorhinein zu sein. Es nimmt nicht wunder, dass solch ein youngstar es nicht nötig hat, Artusritter zu werden. Zumindest ist das kein Wunsch, den Lanzelet explizit äußert. Nicht Lanzelet sucht Artus; Artus lässt ihn suchen. Orpilet berichtet am Artushof von dem überzeugenden Auftritt Lanzelets auf Moreiz, später erzählen ungenannte Artusritter von Lanzelets Erfolg auf Limors, man schickt Walwein auf Lanzelet-Suche, Walwein findet Lanzelet, kann ihn aber nicht überreden, zu Artus zu kommen. Im Gespräch erklärt Walwein Lanzelet sogar, dass jener nicht vollekomen (V. 2470) ist, der seines Herren (Artus’) Hof nicht sieht. Worauf Lanzelet arrogant repliziert: nuo wis niht enblanden, | daz verdiene 32 P bietet einen anderen Sinn, siehe unten.
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ich gern ze aller zît! (V. 2472f.) Beim Turnier zu Djofle trifft Lanzelet wieder den Artushof, besiegt Artusritter, wieder ist man schwer beeindruckt, wieder weicht Lanzelet aus. Zum Artushof zieht es ihn erst, als er seinen Namen kennt und dort eine große Herausforderung in Gestalt von Valerin wartet. Und selbst jetzt ist es nicht der Artushof, der ihn attrahiert, sondern das Verlangen, seinen lieben Verwandten Walwein wiederzusehen (V. 4960–4963). Lanzelet trifft, anders als seine Kollegenschaft arthurischer Titelhelden, nicht früh den Artushof, um von dort auszuziehen und sich als Ritter zu mausern; Lanzelet kommt zu Artus erst als fertiger Ritter und potenter Problemlöser – der er ohnehin schon immer zu sein scheint. Die Begehrlichkeiten sind umgepolt. Nicht Lanzelet wird artuswürdig, sondern der Artushof lanzeletbegierig. Sich einen Namen machen Es gibt ein Gegen- oder zumindest einschränkendes Argument zu dieser Interpretation: Lanzelet hat mit seiner Namenlosigkeit einen recht handfesten Grund, sich bei Artus nicht blicken zu lassen. Das ändert nichts daran, dass der Artushof sonderbar agiert. Es ändert allerdings sehr wohl etwas in Bezug auf die Perfektion, die ich Lanzelet gerade apriorisch unterstellt habe. Denn Lanzelet schämt sich für sein Unwissen um seinen Namen und um seine Herkunft. Lanzelet betont das immer wieder (siehe oben) – am ausführlichsten erklärt er es Johfrit, als dieser nach Lanzelets Namen fragt: mînes namen ich iu niht gezeln kan, wan ich in selbe nie bevant. mîn friunde sint mir unbekant, dar zuo hân ich vermisset gar, wer ich bin und war ich var. (V. 524–528) Für Lanzelet ist das ein Problem. Doch weder der Erzähler – der sich in dieser Angelegenheit bedeckt hält – noch die anderen Figuren scheinen einer Meinung mit dem jungen Namenlosen zu sein. Schon Johfrit ist es völlig einerlei, ob Lanzelet nun einen Namen hat oder nicht – ihn interessiert dieser junge, prächtig gerüstete und sonderbar reitende Ritter auch ohne Identitätsnachweis. Der Artushof sieht das ganz ähnlich. Man will den rätselhaften jungen Ritter kennen lernen – ja, vielleicht ist es gerade die Namenlosigkeit, die das Faszinosum dieses Jungen ausmacht. Typisch ist das erste Aufeinandertreffen von Walwein und Lanzelet. Lanzelet, der viel auf Etikette(n) hält, reagiert auf Walweins Einladung zum Artushof harsch und herrscht Walwein an, wer er denn überhaupt sei (V. 2474). Doch dieser reagiert gelassen, stellt sich als Walwein, Artus’ Schwestersohn, vor (V. 2494f.). Erst jetzt, den Namen wissend, die Oberfläche kennend, hat Lanzelet Lust, sich mit diesem Gegner einzulassen – schließlich ist Walwein, wie Lanzelet weiß, ein big name, er hingegen ist noch ein niemand. Verliert Lanzelet, schadet es ihm nicht viel, gewinnt er, bringt ihm das Ruhm und Ehre (V. 2505–2515). Nur Lanzelet misst Namen eine derartige Bedeutung bei. Alle anderen kümmert es wenig, wie und ob jemand heißt; man interessiert sich dafür, was jemand tut.
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Die Namensuche wird so zum selbstläufigen Motiv, das nur dazu dient, dem Helden einen Namen zu geben und ihn darüber zu informieren, in welchem Land er schlussendlich die Herrschaft anzutreten hat. Nichts spricht dafür, dass dies mit einer Identitätssuche im emphatischen Sinne verbunden wäre, Lanzelet sucht seinen Platz nur materiell, hat ihn ansonsten längst gefunden, vielleicht immer schon gehabt – oder eigentlich: so viele Plätze gefunden, dass er sie längst nicht alle besetzen kann. Nur eine oberflächliche Scham treibt ihn dazu, sich von der Namenlosigkeit hemmen zu lassen. De facto aber könnte er auch sonst tun, was er tun möchte, ist ihm die Namenlosigkeit kein Hindernis. Der Erzähler, die Figuren, der Leser, alle wissen längst, was für ein exorbitanter Held dieser Namenlose ist. Lanzelets Namensuche ist keine Identitätssuche, sondern nur Informationssuche.33 Auf die Spitze getrieben wird das im dreitägigen Turnier, an dem Lanzelet – wohl wieder aus Scham – inkognito und mit wechselnder Rüstungsfarbe teilnimmt. Die Pointe dieses weit verbreiteten Motivs34 ist freilich, dass just jener Ritter, der, aus verschiedensten Gründen, inkognito bleiben will und ständig seine Farbe wechselt, schlussendlich als ein und derselbe Held erkannt wird, weil er alle anderen in den Schatten stellt (V. 3347–3349). Er ist der degen oder ritter von dem Sê, wie ihn der Erzähler zuerst bei Johfrit (V. 569) und dann während des Gesprächs mit Walwein bezeichnet (V. 2476); doch auch von Artus wird er, als dieser zur Suche nach Lanzelet aufruft, der stolze degen von dem Sê (V. 2294) genannt. Lanzelet hat sich, vielleicht ohne es zu wollen, in jedem Fall aber ohne es zu wissen, längst einen Namen gemacht. Der wîpsælige Das ist anders, wenn es um Lanzelet als Liebhaber geht. Weder er noch andere Figuren des Textes interessieren sich für dieses Thema im Sinne einer sich steigernden Entwicklung. Dass es sie dennoch in der Abfolge der Liebesabenteuer gibt, ist evident. Die Koordination dieser Entwicklung mit einer Entwicklung des Protagonisten bereitet aber wiederum Schwierigkeiten. Man möchte erwarten, dass Lanzelet das Lieben – die Minne – langsam erlernt, im Kontakt mit den verschiedenen Frauen (und den von ihnen repräsentierten Minnemodellen) wächst. Doch das Gegenteil ist der Fall: Schon im Frauenreich, noch halbwüchsig, versteht sich Lanzelet so gut auf den Umgang mit Damen – oder lernt ihn eben so schnell –, dass der vrouwen wunschte iegelich, daz er si solte minnen; moht er ir niht gewinnen, daz enwânt ir keiniu sîn ungefuoc, wan er was hübsch und kluoc. (V. 270–274) 33 Siehe die Arbeiten Pérennec 1979, bes. S. 9–14; Pérennec 1984 II, S. 14–28. Jetzt auch Müller 2007, S. 186–192. 34 Siehe dazu Weston 1902 und Delcourt-Angélique 1981 sowie UL, Bd. 2, S. 1141–1145.
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Was das im Einzelnen bedeutet, bleibt unklar: offen, ob Lanzelet nun einige dieser Frauen minnt und andere nicht – die ihm dafür aber nicht böse sind, weil er doch so schön und klug ist. Oder ob Lanzelet, vielleicht wegen seines zarten Alters, keusch bleibt und dennoch allseits geliebt wird.35 Wie dem auch sei: Lanzelet wirkt als Minneritter äußerst kompetent. Kein Zweifel bleibt mehr offen, als er sich mit der Galagandreiz-Tochter einlässt. Schon beim Abendessen erklärt Lanzelet der Tochter allerhand über die Minne (V. 813– 818) – vielleicht ist es auch dieses Gespräch, aus dem die Galagandreiz-Tochter später schöpft, als sie sich Orpilet und Kuraus gegenüber in langen minnetheoretischen Eröterungen ergeht (V. 905–1072). Immerhin sagt sie zu Orpilet: Mir ist dicke vil geseit | von minnen und ir süezicheit (V. 915f.), was in P noch konkretisiert wird: Dise rittere hant mir wol geseit | Von mynnen vnd von ir sussikeit. Dann spricht sie über Minne, und scheint sich – für jemanden, der noch nie mit Minne zu tun hatte – erstaunlich gut auszukennen. Einiges hat sie auch von ihrem Vater gelernt, der ihr das als Abschreckungsmaßnahme beigebracht hat: Minne stiftet Verwirrung, Minne raubt Schlaf, Minne bringt Qual, hat mit körperlicher Schönheit zu tun, aber auch mit Ehre, immer wieder gespickt mit neunmalklugen Sätzen wie: er gewan nie manlichen muot, der niht tôrlîche tuot etswenne durch diu wîp. (V. 1017–1019) Das ist übelste höfische Phrasendrescherei. Ob dieses Wissen nun von Lanzelet kommt oder nicht: es ist doch bemerkenswert, dass schon die vermeintlich defizitäre erste Liebesstation mit einer Minnedame aufwarten kann, die den höfischen Minnediskurs – den Diskurs wohlgemerkt, nicht das entsprechende Tun – aus dem ff. beherrscht. Lanzelet wiederum partizipiert an diesem Minnediskurs den gesamten Text über erstaunlich wenig. Er wird dessen Teil, weil er die Liebeshändel ausagiert und Frauen über ihn nachdenken. Er selbst hingegen hat weniger theoretische Interessen: Schon bei der Galagandreiz-Tochter kann er es kaum erwarten, dass sie auch zu ihm kommt, er sagt ihr sofort, dass sie um ihn nicht lange zu werben braucht (V. 1089) und nimmt sie zu sich ins Bett. Diesem Modus bleibt er bis zum Schluss treu. Noch auf Pluris, wo es doch eigentlich eine Minnehaft wäre, ist er der wîpsælige, der muose aber briuten (V. 5528f.), wie der Erzähler lakonisch notiert. Und Lanzelet, wiewohl er lieber bei Iblis wäre (siehe oben), fühlt sich in seiner Rolle nicht unwohl, ist wîlent trûric, wîlent frô (V. 5645). Der Erzähler bemerkt, abermals süffisant, dass er nicht wüsste, ob erz ungerne tet (V. 5530), zumal die Königin ein schœne maget war (V. 5531): si müeste wol sîn behaget | einem man, der halber tôt wære. (V. 5532f.) Das nun, ein Halbtoter, ist Lanzelet aber keinesfalls, und man feiert prächtig Hochzeit. Gegen die Entwicklungsreihe der Frauenabenteuer mit der Bestätigung auf Pluris steht hier ein Minneritter, der mehr an Sexualität als an Minne interessiert zu sein 35 P vereindeutigt: Mochte ers gewinnen, | Daz meynde dekein sin vngefug, | Wanne der waz kundig genuog. (V. 272–274)
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scheint und auffällig wenig – vielleicht sogar: nicht im Geringsten – von der Varianz seiner Minnestationen affiziert wird.36 Lanzelet beherrscht auch in der Minne alle Spielarten spielerisch. Doch bleibt er sich dabei letzten Endes immer selbst der gleiche. an geborne miltecheit Als Lanzelet am Ende seines Weges die Herrschaft in Genewis antritt, hat es den Anschein, dass er den Fehler seines Vaters ausmerzt. Und tatsächlich, den Fehler Pants begeht Lanzelet an keiner Stelle. Denn Pant war nicht nur sein Egoismus zum Verhängnis geworden – er hatte es auch nicht verstanden, mit Hierarchien umzugehen: ditz was sîn sit, des er pflac: wan er des lîbes was ein degen, er wolt algelîche wegen beidiu arm und rîche in sîm künicrîche, di reht ze im solten suochen. (V. 52–57) Lanzelet hingegen kennt sich aus mit Hierarchien, weiß sie sogar recht geschickt zu nützen. Das ist auch der Fall, als er Genewis zurückerobert:37 Lanzelet versucht nicht etwa, mit seinen Landsleuten Kontakt aufzunehmen – er rüstet zunächst einmal für eine Heerfahrt. Tatkräftige Unterstützung findet er bei den Tafelrundern, namentlich sind es Walwein, Torfilaret, Erec und Tristrant, die ihm mit größeren oder kleineren Truppen zur Seite stehen. Das Heer sammelt sich am wundersamen Wilden Ballen (V. 8041–8134). Lanzelet beauftragt Iwan Peneloi und Giot, als Boten nach Genewis zu reiten. Die beiden machen sich auf den Weg und gelangen dort zufällig zu einem Gerichtstag (V. 8135–8332), an dem die Fürsten des ganzen Landes teilnehmen; Veranstalter ist Aspiol von Timant (?), der während des Interregnums als Reichsverweser fungiert. Grund für die Versammlung sind Nachrichten von Lanzelet. Die Kunde von seiner Tapferkeit hat Genewis erreicht – doch man freut sich nicht auf die Rückkehr des Königs, sondern hat Angst vor seiner Rache. Die Situation ist prekär. Gelöst wird sie geschickt von Aspiol. Er lässt in seiner Rede keinen Zweifel aufkommen, dass Lanzelet der rechtmäßige Herrscher über Genewis ist – wenn er denn, füttert er seine Rede mit einem Appell, seine Leute besser behandelt als sein Vater Pant. Aspiol formuliert ein großes Lanzelet-Lob; Iwan Peneloi signalisiert, dass Lanzelet Gnade wird walten lassen, droht aber den Abtrünnigen sehr drastisch, sodass die Leute von Genewis erschrecken. Aspiol fängt die Aggression indes geschickt ab, stellt sich gegen jene potentiell Törichten, die sich gegen einen Herrscher Lanzelet stellen würden. Seine Strategie ist von Erfolg gekrönt, alle versprechen sich und ihre Länder dem neuen Herrn. Lanzelet zieht nach Genewis. Dann folgen Feierlichkeiten, Gefolgschaftseide, großzügige Beschenkungen. 36 Siehe die Arbeiten in Anm. 19, bes. von Klaus M. Schmidt. 37 Das Folgende ist, z. T. leicht modifiziert, Kragl 2007b entnommen.
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Was aufs Ganze gesehen wie ein Friedensschluss inszeniert ist, kommt im Detail nicht ohne Aggression aus. Das demonstriert schon das komplizierte Gespräch der Boten mit Aspiol, wo die Angst der Leute aus Genewis durchschimmert und was ohne Aspiols Verhandlungstalent auch in einen Krieg hätte münden können. Schließlich ist es, aus Lanzelets Sicht, vergleichsweise gleichgültig, was die von Genewis wollen. Ob sie ihn nun für tapfer und ehrenhaft oder für feige und böswillig halten mögen, selbst wenn sie ihn nicht wollten – die militärische Hilfe seiner Artuskollegen gibt ihm eine militärische Macht, der sich kaum jemand entgegenzustellen wagte. Diese Schwierigkeit der Herrschaftsübernahme zeigt sich vor allem im Detail: Wenn es nach dem Gefolgschaftseid heißt, dass den fürsten wære sô wæge niet | sô rehter volge an der nôt (V. 8310), kann an der nôt zweierlei meinen: die nôt in einem Land ohne Herrschaft – oder die Notlage angesichts der militärischen Bedrohung. Die gespannte Situation wird im Oxymoron abgebildet. Ähnlich problematisch ist, etwas später im Text, die Herrschaftsübernahme in Dodone: Zwar hat Lanzelet im Brunnenabenteuer die Herrschaft erworben, doch gerade diese ›mythische‹ Komponente scheint ja gegen Ende keine Rolle mehr zu spielen. Dennoch wollen ihn die Landsleute aus Dodone, und das, obwohl Iweret als guter Herrscher stilisiert wird (V. 8615–8617). Dass hier nicht alles glatt geht, zeigt auch die Notiz, dass Lanzelet an sein ›Erbe‹ Dodone (V. 8937) soll. ›Eroberung‹ wäre wohl nicht diplomatisch genug.38 All das findet seinen prägnantesten Ausdruck in einem Lanzelet-Lob, das der Erzähler en passant formuliert: Beim Hoftag zu Genewis, bei dem Lanzelet die Nachfolge seines Tyrannenvaters antritt, wird ihm ›angeborene‹ (V. 8389) miltecheit attestiert. Das lässt sich – auch wenn man an Klarines, seiner Mutter, milte denken mag (V. 85) – kaum anders denn als zynische Spitze deuten, Lanzelet ist die regierende Brutalität seines Vaters nicht unvertraut. Und selbst wenn man mit einer solchen Deutung diesen unscheinbaren Vers zu fett markieren würde, ist das alles letztlich von sekundärer Bedeutung: Lanzelet herrscht nicht primär wegen seiner Herrschertugend – das mag später der Fall sein; zunächst herrscht er schlicht und ergreifend deshalb, weil er militärisch der stärkere ist. Eine Modulation von Pant zu Lanzelet mag es gegeben haben – der Text erzählt davon herzlich wenig, und brauchen tut er sie nicht. Problemnegation Das ließe sich zuspitzen: Alles, was in Lanzelets Welt passiert, ist eigentlich schon getan. (1) Lanzelet wird Ritter, wird Mitglied der Tafelrunde – doch dort will er eigentlich gar nicht hin, oder es drängt ihn wenigstens nicht dazu, der Artushof sucht vielmehr ihn; und Ritterschaft scheint er bereits zu beherrschen, bevor er sie lernt. (2) Lanzelet sucht seinen Namen – doch hat er sich längst einen gemacht. (3) Die Minneabenteuer stehen in einem Steigerungsverhältnis, die Minnefolge kulminiert im idealen Paar Iblis und Lanzelet – doch der ist schon immer der perfekte Liebhaber, und zumindest diskursiv kann es die Galagandreiz-Tochter locker mit Iblis aufnehmen. (4) Lanzelet überwindet 38 Vielleicht ist auch bloß erbe im Sinne von ›Grundeigentum‹ (im Gegensatz zum Lehen) gemeint, vgl. Le I, Sp. 609; BMZ I, S. 439.
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das Herrschaftsdefizit seines Vaters, erobert Genewis zurück, wird geliebter Landesherr – doch die Art, wie er sich dort als Regent installiert, erinnert eher an einen Usurpator. Diese Liste von perfectio-Signalen ließe sich noch um ein Vielfaches erweitern. All das unterminiert die narrativen Spannungsbögen und Motivationsstrukturen, die ich oben herauszudestillieren versucht habe. Der krasseste Fall ist vielleicht Lanzelets Exzellenz als bester Ritter: Er wird das, narrativ, mit der Erküssung von Elidia. Und es ist nicht einsichtig, warum er das nötig hat, wo der doch schon durch den Sieg über Iweret – über den besten Ritter – seine Qualität bewiesen hat. Aber hier könnte man immerhin noch das eine als Bestätigung des anderen nehmen. Eine Bestätigung, die ihrerseits den Spannungsbogen ansägt, denn während Lanzelet mit Iweret den besten Ritter aller Zeiten besiegt, wird er mit dem fier baiser lediglich der beste Ritter, den es jetzt gibt – man würde sich die Zeitrelationen genau umgekehrt wünschen. Völlig ad absurdum wird diese kompetitive Formel erst, wenn man auf die Aventiure auf Schadil li Mort blickt, die unmittelbar vor (!) Lanzelets Iweret-Kampf steht. Die Burg von Mabuz ist verzaubert, sodass Kühne feige und Feiglinge kühn werden, wenn sie gegen den expliziten Willen des Burgherrn die Burg betreten (V. 3540–3551). Genau das passiert mit Lanzelet, Mabuz besiegt und demütigt ihn, Ade und Tibalt verstehen den Zauber nicht und verlassen Lanzelet; Mabuz wirft den vermeintlichen Feigling in den Kerker (V. 3601–3697). Doch Lanzelet ist nicht einer unter vielen Gefangenen. Vielmehr sticht er durch seine Feigheit und seinen völligen Kontrollverlust – es grenzt an Wahnsinn, wie er sich brotkauend in Kerkerwinkel verkriecht – heraus: er wart der fûlest, der ie wart, | âne muot und âne maht. (V. 3694f.) So ist es nur folgerichtig, dass Mabuz später just Lanzelet als den aller bœsten (V. 3722) unter seinen Gefangenen auswählt, um ihn gegen Iwerets brandschatzende Gesellen zu schicken. Rückt man diese verkehrte Welt zurecht, heißt das nichts anderes, als dass Lanzelet hier schon der allerbeste ist, der ie wart. Bevor er den besten Ritter aller Zeiten angeht! Überflüssig zu sagen, dass schon Linier (Ade zufolge) als ein der küeneste man, | der ritters namen ie gewan (V. 2221f.), gilt; überflüssig zu notieren, dass es unmittelbar vor (!) dem Schlangenkuss-Abenteuer (intradiegetisch) niemanden gegeben hätte, der anderes behauptet hätte, als dass Lanzelet wahrhaftig sô vollekomen an manheit wäre, daz dehein ritter bezzer wære (V. 7810f.). Die konstante Perfektion des Helden,39 wie sie hier am deutlichsten zum Ausdruck kommt, ließe sich mit einer Vielzahl weiterer Stellen belegen. Ein Superlativ nach dem anderen verfolgt den Titelhelden, seine Aktionen und sein Ambiente. Insbesondere könnte man aber auf die dutzenden Passagen verweisen, die Lanzelet als Glückskind vorstellen; sælde, gelücke, heil – das sind seine stetigen Begleiter.40 Nach der Befreiung Erecs und Walweins überwindet Lanzelets Glück sogar die im Prolog zentralmotivisch und als unumstößlich formulierte Tatsache, dass der frume stets den zagen verhasst ist, weshalb man sich seine Freunde aussuchen müsste, es nicht allen Recht machen könnte. Doch Lanzelets heil verdruht im ouch den nît, | daz seltsæn ist und unvernomen, | wan die bœsen hazzent ie di fromen. (V. 7804–7806) 39 Darauf hatte nachdrücklich Schultz, J. 1980 hingewiesen. 40 Die Stellen hat, bisweilen etwas unachtsam, Peschel-Rentsch 1998, S. 123–133 gesammelt. Eine profunde Analyse der Glücksthematik hat McLelland 2000, S. 200–216 vorgelegt.
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Vielleicht könnte man schließlich auch auf die sprachliche Verfasstheit von Handschrift W verweisen, die genau diese perfectio auf einer stilistischen Ebene weiterzutreiben scheint. Die sprachliche und rhetorische Glätte der Verse lässt einen regelrecht am Text ausgleiten. Und der Text weigert sich standhaft, die luzide narrative Strukturierung der Handlung offen zu legen: Viele Ortsübergänge sind schlecht oder nicht angezeigt, kaum ein Einschnitt der Handlung, den wir heute als solchen Empfinden (Ortswechsel, Zeitwechsel, Auf- oder Abtreten von Figuren), wird (z. B. qua Initialen) als solcher markiert.41 Es mag auch kein Zufall sein, dass in einigen Stellen P, auch im Inhaltlichen, eine weniger glättende Lektüre anbietet: So reitet Lanzelet in P etwa nicht sofort nach Johfrits Hinweis so, dass man geschworen hätte, dass er mit Absicht schlecht geritten wäre, sondern daz man wol swüre, | Daz er gerne vnrecht füre (V. 593f. P). Das sind aber nur Tropfen auf den heißen Stein. Aufs Ganze gesehen bleibt das grundlegende Erzählproblem:
discours vs. histoire, oder: der beste ritter, der ie was? Die Schwierigkeiten der ›Lanzelet‹-Lektüre liegen, das wäre die These, im narrativen Bereich: Erzählt wird eine Geschichte, ein Ereigniszusammenhang, der nur so strotzt vor suspense-Generatoren und Entwicklungsgängen. Doch erzählt wird, als handle es sich um ein narratives Tableau. Verlauf und Erzählmodus, histoire und discours bilden gegenläufige Konzepte aus. Auf den Protagonisten zugeschnitten, ist das die aporetische Dichotomie eines immer werdenden und doch immer schon fertigen Helden: Lanzelet durchläuft eine Welt sich steigernder Herausforderungen, klettert auf verschiedenen Skalen Rang für Rang nach oben. Doch zahllose Erzählerkommentare und Figurenreflexionen zeichnen das Bild eines idealen, makellosen Helden.42 Beinahe eine jede Herausforderung wird so erzählt, als wäre sie schon gelöst, als stellte für Lanzelet nichts ein Problem dar. Was passiert, passt nicht zu dem, was der Erzähler oder was andere Figuren sagen. Die jüngere ›Lanzelet‹-Forschung hat sich denn auch immer für einen dieser beiden Bereiche interessiert: Strukturalistische Arbeiten seit den 70er Jahren waren darum bemüht, den ›Lanzelet‹ vom Verdikt der Strukturlosigkeit zu befreien, die Motivationsstrukturen des Textes möglichst luzide herauszuarbeiten (siehe oben). Dem gegenüber steht vor allem die Arbeit Ulrike Zellmanns, die den ›Lanzelet‹ als »ABC-Buch des Adeligen« gelesen hat, in den zahlreichen Perfektionsmustern also didaktisches Potential sehen wollte,43 wozu etwa auch die zahlreichen proverbialen Wendungen des Textes gerechnet werden können.44 Gesehen wurde diese Diskrepanz allerdings selten,45 zumeist hat man das eine zu Gunsten des anderen ausblenden wollen. 41 Siehe das Aufbauschema (Kap. 3.). Z. T. sind die Abschnittsgrenzen gar nicht klar anzugeben und in fast allen Fällen werden sie sowohl sprachlich als auch im Handschriftenlayout übertüncht. 42 Siehe erste Skizzen bei UL, Bd. 2, S. 961f., 1045–1048. 43 Zellmann 1996, Zitat S. 76 u. ö. 44 Zellmann 1996, S. 283, Anm. 6. Vgl. UL, Bd. 2, S. 960f. 45 In Ansätzen von Schultz, J. 1980.
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Wie all das zu werten ist, sei dahingestellt. Hier mag ein Erzähler an seinem Text gescheitert sein,46 mag es sein, dass man all dem zu viel Bedeutung beimisst und den ›Lanzelet‹ besser als protomodernen Heftchenroman lesen sollte.47 Es wäre denkbar, in der Aporie ein Ironiesignal zu orten, Ironie vielleicht gegen Texte wie ›Erec‹ oder ›Iwein‹, gegen das, was man als arthurisches Strukturschema (doppelter Kursus etc.) hundertfach ausgearbeitet hat. Dass der ›Lanzelet‹ ein latent ironischer Text ist, war bereits gesehen worden,48 die Indizien für einen ironischen Erzählduktus – freilich im Kleinen – sind zahlreich.49 Vielleicht liegt in dieser merkwürdigen narrativen Disposition aber auch ein narratives Alteritätsphänomen, was derartige Wertungen – letzten Endes auch das ›Pathologische‹ im Untertitel des Essays – schon a priori obsolet machte und die Überlegungen in den Kontext einer historischen Narratologie stellte.50 Wie immer man die Diskrepanz interpretatorisch bewältigen möchte: Der Befund bleibt davon unangetastet, es lässt sich nicht das eine durch das andere aushebeln. Weder ist es eine narrative Entwicklung, die diskursiv kaschiert wird, noch kann von einem diskursiven Tableau gesprochen werden, dem eine Pseudo-Dynamik angehängt ist. Der Widerspruch bleibt, die ideellen Antagonisten sind äquivalent. Die Frage bleibt im Raum stehen: ob Lanzelet nun der beste ritter ist, der ie wart – oder der beste ritter, der ie was. Diese Doppelnatur mag es sein, die diesen Text so sperrig und glatt zugleich erscheinen lässt, die es so schwer macht, Fragen an den Text zu richten, weil alles unbeantwortbar und doch schon beantwortet scheint. Lanzelet – das ist wie Superman ohne Kryptonit, Siegfried ohne Lindenblatt und Achilles ohne Ferse. In der absoluten, apriorischen Finalität jeder Provokation zerstört der Text genau das, was ihn am Leben hält, oder besser: erküsst es mit tödlicher Gewissheit zum Erfolge.
46 Störmer-Caysa 2007, S. 172 hat kürzlich davon gesprochen, dass Wirnt von Gravenberg oder Ulrich von Zatzikhoven, anders als Hartmann etwa, »auf entschiedene Negativität in den Aventiuren« verzichtet hätten. Der positive Ausgang ist immer schon im Vorhinein klar, es mangelt an Kontingenz im Kampf – »mit ästhetisch schwachem Ergebnis« (ebd.). 47 Die ästhetischen und Unterhaltungsqualitäten hat McLelland 2000 betont. 48 Feistner 1995. 49 UL, Bd. 2, S. 1043–1045 und ebd., Index s. v. ›Ironie‹. 50 Es ließe sich hier weiter überlegen, ob nicht alleine die Beobachtung dieser widersprüchlichen narrativen Konstellation schon eine radikal neuzeitliche ist. Man mag dagegen einwenden, dass hier immerhin diskursive und narrative Momente des ›Lanzelet‹ im Zentrum standen, die – nicht alle, aber zu einem großen Teil – auch im Mittelhochdeutschen sehr explizit verbalisiert werden. Ganz entkräften wird sich dieses Argument der Ahistorizität dennoch nie lassen (was nun zu ganz grundlegenden Problemen führte, auf die einzugehen hier nicht der Ort ist). Doch auch wenn eine Argumentation wie die oben vorgeschlagene einem, um ein Beispiel zu nennen, Rudolf von Ems plausibel erschienen wäre, ist es nochmals etwas Anderes, hieran auch eine Bewertung des Textes zu knüpfen.
Aufbauschema
3.
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Aufbauschema
Das nachstehende, vielleicht elaborierteste Aufbauschema zum ›Lanzelet‹ ist Trendelenburg 1953, S. 10f. entnommen. Das Schema ist an einigen Stellen adaptiert (Kursivierungen), Verszahlen sind ergänzt, Tippfehler stillschweigend gebessert. Prolog [1–40] I. Teil (Weg zum Artushof ) A. Lanzelets Jugend (vom Dümmling zum Ritter) 1) Seine Eltern [41–188] 2) Erziehung bei der Meerfee [189–402/412] 3) Zwergenbeleidigung vor Pluris [403/413–451/465] 4) Ritterunterweisung durch Johfrit de Liez [452/466–666] B. Minneabenteuer (Ritterliche Vervollkommnung bis zur Aufnahme in die Tafelrunde) B.1) Kuraus und Orpilet – Übernachtung auf Moreiz – Messerkampf mit Galagandreiz [667–1257] C. (Artusbereich) C.1.a) Orphilet lädt Lanzelet zum Artushof ein – 1. Ablehnung – Abschied von Orpilet und Kuraus [1258–1321] C.1.b) Orphilet erzählt am Artushof von Lanzelet [1322–1356] B.2) Aufbruch von Moreiz – Gefangenschaft auf Limors – âventiure des Linier – Verbindung mit dessen Nichte Ade [1357–2249] C.2.a) Erzählung am Artushof von Lanzelets Sieg – Botschaft Walweins, Zweikampf – 2. Ablehnung – Bote aus Djofle – Patricius von den Bigen [2250–2800] C.2.b) Das dreitägige Turnier – siegreiche Zweikämpfe mit Artusrittern [2801– 3531] B.3) Zaubrische Gefangenschaft bei Mabuz auf Schadil li Mort – Kampf mit Iwerets Schergen [3532–3825] Kloster Zum Jammervollen Zinsgut – der Abt über Iwerets Aventiure – Descriptiones: Behforet, Iblis, Dodone [3826–4189] Iblis’ Traum, Lanzelet und Iblis, Iblis’ Minnemonolog – Descriptio: Iweret – Sieg über Iweret – Verbindung mit dessen Tochter Iblis – Treffen mit dem Abt [4190– 4660] Das Zelt der Meerfee – Lanzelet erfährt seinen Namen [4661–4965] C.3.a) Knappe vom Artushof: Erzählung von der Bedrohung Ginovers durch Valerin [4966–5077] Episode: Einkehr beim Herzog vom Wîzen Sê [5078–5114] Wachsende Warte [5115–5157] C.3.b) Ankunft am Artushof: Sieg über Valerin [5158–5360/5369] Aufnahme in die Tafelrunde [5361/5370–5415/5428]
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II. Teil (Artushof ist Rahmen, ist wiederholter Ausgangspunkt für die Handlung) A. Pluris 1. Artusszene: Lanzelets heimlicher Ausritt nach Pluris [5416/5429–5471] 1) Bestehen der âventiure – Verbindung mit der Königin – Minnehaft [5472– 5573, 5641–5675] 2. Artusszene: Klage um Lanzelet – Mantelprobe – Ausritt der Freunde [5574–5640, 5676–6257/6263] 2) Befreiung Lanzelets [6258/6264–6571] Episode: Einkehr beim wîsen stummen Gilimar [6572–6685/6705] B. Ginover 3. Artusszene: a) Knappe vom Artushof: Erzählung vom Raub der Ginover durch Valerin [6686/ 6706–6761] b) Klage um Ginover – Belagerung Valerins – Lout – Beratung – Aufbruch zu Malduc [6762–7033] 1) Fahrt zu Malduc – Dodines der Wilde – Vernebelter See – Verhandlung mit Malduc [7034–7319] (Artusszene: Einwilligung von Erec und Walwein) [7320–7351] 2) Zug gegen Valerin, dessen Vernichtung: Befreiung der Ginover – Geiselnahme von Erec und Walwein [7352–7463] 4. Artusszene: Klage um Erec und Walwein, Malducs Geiseln – heimlicher Ausritt Lanzelets und seiner Freunde [7464–7576] 3) Zug gegen Malduc, dessen Vernichtung: Befreiung von Erec und Walwein – Esealt [7577–7672] 5. Artusszene: Heimreise, Hoffest, Freude – Ausritt Lanzelets zum Wurm-Abenteuer [7673–7881] Episode: Schlangenkuss: Erlösung der Elidia [7882–8040] (III. Teil) C. Heimkehr Lanzelets 6. Artusszene: Artusheer gegen Genewis gerüstet [8041–8099] Episode: Der Wilde Ballen [8100–8134] 1) Iwan Peneloi und Giot: Vergleich mit den Fürsten zu Genewis [8135–8354] Zug nach und Krönung zu Genewis [8355–8468] 7. Artusszene: Boten von Dodone [8469–8563] Rückkehr Artus’ und Lanzelets – Verhandlungen mit den Boten [8564–8782] 2) Vorbereitungen für das Hoffest zu Dodone – Gesandtschaft aus Genewis – Zug nach Dodone – Empfang – Hoffest Lanzelets zu Dodone, Artus ist sein Gast – Krönung von Lanzelet und Iblis zu Dodone [8783–9250/9269] Abschied von Artus und den Seinen [9251/9270–9308] Quellenangabe: Welsches Buch [9309–9351] Glückliche Herrschaft von Lanzelet und Iblis [9352–9432] Schluss [9433–9445/9449]
STELLENKOMMENTAR 1–40 Der relativ kurze Prolog präsentiert in mittelalterlichen Dichtungen weit verbreitetes Gedankengut. In heute befremdlich wirkender Weise werden, unter Berufung auf eine autoritative Instanz (der wîse man), verschiedene Thematiken miteinander verwoben, deren einzige Gemeinsamkeit in der Präsentation als starre Antithesen liegt: • 1.a) Man soll nicht jedem Wunsch Folge leisten; vulgo: Man kann es nicht allen Recht machen. • 1.b) Man muss sich zwischen den Leuten entscheiden, man muss seine Freunde auswählen. • 2. Die Feigen, die Neider sind immer den Tüchtigen, Erfolgreichen, mit Glück Überhäuften gram. • 3. Die folgende Erzählung ist nur für hübsche liut gedacht. Die bœsen nîdære haben sie nicht verdient und würden sie ohnehin nicht zu schätzen wissen, da sie den Erfolg von anderen (des Protagonisten) unmöglich ertragen können.
Probleme verursachte die Einteilung des Prologs. Breite Akzeptanz hat das am inhaltlichen Verlauf ausgerichtete Strukturschema von Pérennec 1970, S. 44f. gefunden: V. 1–10 formulieren ein Exemplum, das in V. 11–26 kommentiert wird, beides zusammen bildet den Prologus praeter rem. Dann folgt (mit fließendem Übergang V. 25–26) bis V. 40 ein Prologus ante rem. Im Ganzen ist der Prolog vergleichsweise einfach und konventionell gehalten. Die recht weit reichende Antizipation des Handlungsverlaufs im Prolog drängt die Was-Spannung zugunsten einer Wie-Spannung in den Hintergrund. 7 Die Wendung ist sprichwörtlich, vgl. auch V. 7806 und das Materlial bei TPMA X 145f., vgl. ebd. IV 123ff. VIII 454ff.). McLelland 2000, S. 44–46 notiert, dass diese als allgemein gültig formulierte Regel für den Helden Lanzelet eben nicht gilt: Obwohl er zweifellos ein frume ist, lässt sein Glück keinen Neid aufkommen (V. 7804). Damit wäre das zweite zentrale Thema des Romans genannt: die einzigartige sælde des Helden. Allerdings könnten V. 3316–3318 (vgl. K zur Stelle) so gelesen werden, dass auch Lanzelet die Missgunst der Neider trifft. 11–40 Die Charakterisierung des Titelhelden als vom Glück Gesegneter und als vorbildlicher, nachgerade krisenloser Kämpfer (vgl. K zu V. 4700ff.) ist Programm und findet sich immer wieder den gesamten Roman hindurch, vgl. etwa wenig später V. 86–96. 12–13 Dieser Solidaritätsappell durchzieht den gesamten Text und taucht häufig an zentralen Stellen als Argumentationskrücke auf: V. 129–132, 5358–5360, 7670–7672, 8397–8402, 8910–8916 (Zellmann 1996, S. 69 und Anm. 22). Fast könnte man meinen, es handle sich um einen ›Lieblingsgedanken‹ des Autor-Erzählers. 23 Die Erzählung wird im Text öfters als liet bezeichnet (V. 23, 3264 [?], 3808 – hier kündet das liet dem Publikum die Geschichte, 6509, 7540, 8918 mit Konjektur, 9314,
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9351, 9432, 9441), was aber zur Zeit der Abfassung – wenn auch vielleicht etwas altertümlich – nichts Außergewöhnliches war. liet konnte ganz allgemein und unspezifisch für ein episches Gedicht stehen. Nur an einer Stelle findet sich getihte (V. 9321), eher selten ist rede (V. 5614, 4877, 7777, 7791 in formelhafter Wendung). mære dagegen, das mit wesentlich höherer Frequenz auftritt, benennt weniger die Dichtung selbst (eindeutig nur V. 4608 [formelhaft], 9311, 9433) als vielmehr ihren Stoff und Inhalt (Düwel 1983, S. 89; vgl. Zellmann 1996, S. 71). Im Gegensatz zu liet kann mære auch einzelne Episoden oder Stoffteile (V. 4214, 4549, 6664, 6912) oder andere Erzählungen (V. 6885) benennen. In Quellenberufungen ist die Vielfalt der Begriffe größer: âventiure (V. 389, 670, 1894, 4951, 5307, 5581, 6906, 7533), buoch (V. 4094, 4238, 7180, 7770, 9117, 9182, 9324, 9341), liet (V. 3264, 3808, 7540), mære (V. 8043, 8773), sage (V. 3991, 6215), wârheit (V. 6214; vgl. V. 6894, 8521, 9228). Vgl. Düwel 1983, S. 88–90; McLelland 2000, S. 49–51; zur Quellenfrage außerdem K zu V. 7180, 9322–9341. 27–40 Durch das bestimmte Fürwort der wird die allgemeine Thematik des Prologus praeter rem endgültig in einen konkreten Prologus ante rem überführt (Anzeichen sind bereits gelanc [Prät.!] in V. 25 und der in V. 26). Auffällig ist, dass Lanzelets Liebesangelegenheiten, die offenbar schon die mittelalterlichen Rezipienten faszinierten (vgl. das Nachw.), in dieser Antizipation der Handlung mit keinem Wort erwähnt werden. Dagegen hat die in der Forschung zu findende Bevorzugung bzw. stärkere Berücksichtigung des ersten Romanteils im Prolog eine wundersame Entsprechung: Mit kaum einem Wort wird auf den zweiten Romanteil mit seiner verworrenen Abenteuerstruktur und der Genover-Entführung hingewiesen. 31–37 Es kann als fast einhellige Meinung der Forschung gelten, dass mit diesen Versen das Programm des ersten Romanteils (Namensuche) umschrieben ist, siehe UL, Kap. II.5.2. 38 Die Verbindung von tugent mit blüen oder mit der Metaphorik des Aufblühens, Ersprießens ist im Mittelhochdeutschen topisch, vgl. z. B. Parz 613,9; Trist 235–236 (Pérennec 1970, S. 44). 44ff. Die Erzählung von Lanzelets Kindheits- und Jugendgeschichte teilt eine Reihe von Merkmalen mit anderen mittelalterlichen Erzählungen, die jeweils eine mehr oder weniger große Auswahl aus einem »Overall-System« treffen, um die frühen Jahre ihres Helden zu skizzieren (Pörksen 1980, bes. S. 264–269; jene Merkmale, die auch im ›Lanzelet‹ vorkommen, sind mit Asterisk markiert): hohe Abkunft*, ungewöhnliche Zeugung, Weissagungen vor oder bei der Geburt*, frühes (teilweises) Verwaisen (Tod Pants)*, Geburt im Verborgenen, frühe Konfrontation mit existenziellen Gefahren*, wunderbare Rettung*, Aufwachsen in unangemessener, wilder Umgebung*, Offenbarung von (Un-)Tugenden (sælec)*, besondere, erstaunliche Handlungen der Kinder oder Jugendlichen (Djofle, Iweret etc.)*, Unwissenheit um den eigenen Namen*. 44–179 Die Eröffnung einer Erzählung mit einem Rückblick auf das Schicksal des Vaters oder der Eltern ist in zeitgenössischen Dichtungen nicht selten und in breiter Ausführung vor allem aus dem ›Parzival‹ Wolframs (Parz I–II) und aus Gottfrieds ›Tristan‹ (Trist 243–1788; bei Eilhart nur kurz: Tristrant 47ff.) bekannt. Anders
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als dort, wo die Geschichten der Eltern schon alleine dem versmäßigen Umfang nach breiten Raum einnehmen und die Natur des Vaters/der Eltern den Charakter des Helden antizipiert, ist die Vorgeschichte im ›Lanzelet‹ nur als Vorbereitung für spätere Handlungszüge (vor allem die Rückgewinnung des Erblandes im zweiten Teil) motiviert. 44–45 Pant ist das Äquivalent zum Namen des Vaters von Lancelot im ›Lancelot‹, afrz. Ban de Benoÿc, mhd. Ban von Bonewig (LancFr; LancDt). 76 Klârine entspricht Elaine im ›Lancelot propre‹ (LancFr; LancDt), Richter 1934, S. 50 hält es für gut möglich, dass die Varianz aus Verschreibungen entstanden ist. Auffällig ist die Verbindung von bösem König und guter Königin (Klârîne, also die ›Herrliche, Reine‹; vgl. Meyer, M. 2003, S. 97, der von einer »gender-spezifische[n] Differenzierung des Elternpaares« spricht). Vielleicht ist es schließlich sogar Klarines Rückzug ins Private – zur Erziehung Lanzelets –, der den Konflikt auf Genewis eskalieren lässt, weil sie nicht mehr als ausgleichende Instanz (V. 74f., 84f.) wirken kann (Münch 2005, S. 108f.)? 88 Das Säugen des eigenen Kindes durch eine adlige Dame galt im Mittelalter offenbar als Besonderheit. Die Dichter nutzten diese Tatsache, um dieses außergewöhnliche Verhalten als Symbol für innige Mutterliebe zu stilisieren, vgl. etwa Parz 113,9–10. Von einer derart intensiven Liebe von Lancelots Mutter zu ihrem Sohn wird auch am Ende des ›Merlin‹ des Vulgata-Zyklus im Rahmen des Ausblicks auf Lancelots Geburt berichtet (LancFr, ed. Sommer II, S. 464f., übs. Lacy I, S. 423f.). 89 Die Kemenate war ein – im Gegensatz zur übrigen Burg – geheizter Aufenthaltsraum für die adligen Damen und ihr Gefolge (Schultz, A. 1889 I, S. 101–103; LexMA V, Sp. 1101f.; vgl. K zu V. 4118). 97–188 Auch im ›Prosa-Lancelot‹ herrschen zur Zeit von Lancelots Geburt und danach Unruhen im Land seines Vaters Ban, der von Claudas, dem Beherrscher des Nachbarlandes von Benoÿc (mhd. Bonewig), angegriffen wird. Ban stirbt jedoch nicht im Kampf, sondern aus Schmerz über den Verrat seines Seneschalls und vor allem über seine Niederlage. Auch wird Ban als guter König beschrieben, während im ›Lanzelet‹ kein Hehl daraus gemacht wird, dass Lanzelets Vater ein Tyrann war (LancFr, ed. Sommer III, S. 1–16, ed. Micha VII, Kapp. Ia–IIIa, übs. Lacy II, S. 3–9; LancDt I, S. 1–13; vgl. auch Malory I, IV u. ö.). Pant ist das krasse Gegenbild zum idealen Herrscher, wie ihn die didaktische Literatur des 13. Jahrhunderts schildert. Vorbildlich wären das friedliche und einvernehmliche Zusammenleben mit den Untergebenen, Rücksichtnahme auf die Armen usf. (WG 12421ff.; vgl. Zellmann 1996, S. 165 und Anm. 3). Die Auflehnung der Untertanen nicht im Sinne einer Revolution sondern zur Restitution des Rechts entspricht durchaus mittelalterlichen Rechtsauffassungen (vgl. das Widerstandsrecht in Sachsenspiegel LdR III 78 § 2; vgl. Zellmann 1996, S. 165 und Anm. 4; Münch 2005, S. 125–130). McLelland 2000, S. 90–93 nennt den Stil dieser ersten Episode des Romans ›märchenhaft‹ und macht dies vor allem an der typenhaften Charakterzeichnung fest (böser Vater und Herrscher, gutmütige Mutter). Dies würde den Ursprüngen des Hel-
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den einen ahistorischen und mythologischen Zug geben. Zu denken gibt freilich, dass die Figurenzeichnung in dieser Episode nicht wesentlich von späteren Erzählabschnitten abweicht, auch Valerin etwa, der spätere Genover-Entführer, ist ein musterhafter Bösewicht, die Gegner Lanzelets im ersten Handlungsteil sind durchwegs tyrannisch und zornig usf. Zudem ist die Schilderung der Vorgänge auf Genewis höchst realistisch gehalten, vergleicht man sie mit dem eher bunten Inventar an sonderbaren Schauplätzen des späteren Romans. So einfach, wie es McLelland darstellt, ist die Episode um Pants Niedergang nicht gestrickt. 114 Sprichwort: Man büßt für etwas, von dem man keinen Nutzen hat (siehe TPMA II 159). 131–132 Die Sentenz formuliert prägnant die Problematik von Pants Regentschaft, die Wendung ist sprichwörtlich und findet sich auch bei Wackernagel, Leseb. 1165,17 (aus einer Grazer Papierhs. [?]): der den seinen ie verchôs, der wart dick siglôs (vgl. Leitzmann 1931, S. 300; ähnliche Sentenzen bei TPMA VI 37ff.). 169 Schon dieser See könnte mit dem Namen Lanzelets (›vom See‹) in Verbindung stehen. Allerdings ist nicht klar, ob zuerst der Beiname de Lac oder ob zuerst die Kindheitsgeschichte mit Lanzelet verbunden wurde, in welche Richtung also die Motivation ging. Ich denke, dass man hierbei in jedem Fall auch an das Inselreich der Meerfee denken müsste, da sê auch ›Meer‹ bedeuten kann, wie V. 214 vs. 415 demonstrieren; oder umgekehrt mer ›(großer) See‹, die Begriffe sind teilweise deckungsgleich. 175 Die »grosse Einfachheit dieser Darstellung« (dieses Satzes; Märtens 1880, S. 692) sehe ich nicht, die Kürze und Prägnanz ist stilistisch nicht ungeschickt – immerhin geht es um den Tod eines Tyrannen. 180–303 Die Kindheitsgeschichte des ›Lanzelet‹ gab Anlass zur intensiven Suche nach Parallelen, die mehr oder weniger stichhaltig ausfielen. Stoffgeschichtlich wichtig ist die Parallele im ›Prosa-Lancelot‹, wo Lancelot wie Lanzelet auf eigenen Wunsch das Feenreich verlässt. Die Erziehung ist im Prosaroman allerdings viel ausführlicher geschildert und zu einem kompletten System moralischer und körperlicher Unterweisung erweitert; auch handelt dort die Dame vom See aus Gutmütigkeit (?), während sie im ›Lanzelet‹ sehr konkrete eigene Interessen verfolgt (LancFr, ed. Sommer III, S. 10–131, ed. Micha VII, Kapp. IIIa–XXIIa, übs. Lacy II, S. 10–68; LancDt I, S. 14–131). Im Gegensatz zur gängigen Forschungsmeinung, die dem Prosaroman stärkere ›rationale‹ Motivierung zuschreibt, liegt hier ein Fall vor, wo das Geschehen im ›Lanzelet‹ (durch den Racheplan der Meerfee) wesentlich stärker entmythisiert ist als in den übrigen Lancelot-Dichtungen. Intratextuell ist die Funktion der Episode als Erziehung einerseits und Aufgabenstellung andererseits sehr eindeutig festgelegt. Lanzelet erwirbt eine höfische Erziehung in viererlei Hinsicht: (1) höfisches Betragen gegenüber Frauen, (2) musikalische Ausbildung an Harfe und Geige sowie Erlernen jeder Art von Saitenspiel und Gesang, (3) körperliche Ertüchtigung in Laufen, Springen, Ringen, Steinwurf und Schießen, (4) Jagd. Bei der Fahrt auf dem Meer wird noch eine kurze Tugendlehre in nuce nachgetragen (V. 393–397). Dennoch bleibt die Erziehung defizitär, da Lanzelet keine Kenntnisse in Ritterschaft erwirbt; die Ausbildung ist realitätsfern wie das Reich der
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Meerfee. Somit sind mehrere zu erreichende Ziele miteinander verquickt: Lanzelet strebt nach Ritterschaft und nach Kenntnis seines Namens sowie seiner Herkunft, dazu muss er Iweret besiegen, der wiederum der ›beste Ritter‹ (V. 329) ist (nach Russ 2000, S. 189–192). 193 Grimm, J. 1875/78 I, S. 360f., 403f. III, S. 122, 142f. stellt die merminne und ähnlich bezeichnete Gestalten (< merimanni < mer + man ›homo‹ oder anord. man ›virgo‹ [?]) in eine nicht näher bestimmte Kategorie höherer, übermenschlicher, z. T. weissagender Wesen der Mythologie (ausführliches Belegmaterial ebd.). Es wäre zu überlegen, ob der irritierende zweite Bestandteil minne hier als Kosewort für ›Mutter‹, vielleicht ›Ziehmutter‹ (wohl entwickelt aus minne = Geliebte) zu lesen sei, was nach DWb XII 2241 allerdings erst bei Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) belegt ist. 196–240 Ganz allgemein entspricht die Meerfee-Insel wohl zum einen den Vorstellungen von der keltischen Anderwelt, zum anderen mittelalterlichen Vorstellungen vom irdischen Paradies, wie sie vor allem in den Brandan-Erzählungen oder in Visionsliteratur zu finden sind. Inwieweit zwischen verschiedenen Texten genetische Parallelen vorliegen, lässt sich schwer abschätzen, da die Schilderungen von idealen Frauenreichen zu einem großen Teil topisch und unverbindlich sind (Schönheit, ewige Jugend, Freude, Friede, Kostbarkeit usf.). Die für Anderweltszenarien so typischen Mirabilia, über die das Numinose in den Handlungskontext einbricht, und die im zweiten Romanteil so häufig sind (die Burgen von Valerin, Dodines und Malduc, das Schreiende Moor, der Stiebende Steg usf.), fehlen fast zur Gänze. Vgl. auch K zu V. 4685. 200 Die Härte des Diamanten war im Mittelalter sprichwörtlich (vgl. Engelen 1978, S. 301, Anm. 26). 201 pfeller < mlat. palliolum < lat. pallium ›Decke, Mantel‹ ist eine Art orientalischer Seidenstoff (vgl. Anm. zur Stelle mit den ›Lanzelet‹-Belegstellen) und wird in den mittelhochdeutschen Romanen geradezu inflationär verwendet, um die Kostbarkeit eines Stoffes oder Gewandes hervorzuheben (vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 333; Brüggen 1989, S. 51, 274–276). 234–240 Die Edelsteine machen offenbar glücklich. Die Aussage stimmt nicht ganz, da die Meerfee ja sehr wohl Sorgen kennt (namentlich um ihren Sohn). Die Topik der Schilderung würde sich dann an der narrativen Dynamik reiben. Man könnte auch hinterfragen, ob die Sorgen der Meerfee zugleich riuwe bedeuten. 261 Das richtige Verhältnis von passenden Worten und Schweigen zeichnet ganz allgemein den höfischen Menschen aus, vgl. WG 711–724; KChr 1648–1651 (Zellmann 1996, S. 193 und Anm. 4). 267 Die Kunst des Singens und des Saitenspiels rechnet zum fixen Bestandteil einer höfischen Erziehung (ausführlich Kerth 2005, S. 154). baltlîche singen jedoch klingt merkwürdig. Was genau ›kühner‹ Gesang sein soll, wird nicht so recht klar. Geht es gar um anzügliche Lieder? 270–274 Lanzelet wird von allen Damen im Inselreich begehrt, ist aber – wohl aufgrund seiner Jugend – noch nicht in der Lage, eine von ihnen zu minnen (vgl. K zu V. 4731). Eine Kombination von mütterlichen und erotischen Gefühlen, also eine im weitesten Sinne ödipale Situation (Schmid 1980, S. 44), sehe ich in dieser Bemerkung nicht
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zwingend, weder sind es Mütter Lanzelets, noch reagiert er auf ihr Werben. Der Text sagt mit der Passage nicht mehr, als dass Lanzelet schon von klein auf ein begehrenswerter Mann bzw. Jüngling war und Bescheid wusste (in der höfischen Liebe). Die Art, wie diese These formuliert wird, schwankt allerdings zwischen den Handschriften enorm: In W ist Lanzelet der intellektuell perfekte höfische Liebhaber, wenn auch noch etwas zu jung, um die Damen tatsächlich zu umwerben. P traut dem Jüngling in Liebesdingen offenbar wesentlich mehr zu und lässt die Frage, ob nun Lanzelet etwas mit einer oder mehreren der Feen hatte, offen. Sollte es der Fall gewesen sein, würde ihm daraus aber kein Vorwurf erwachsen, weil er schon über die entsprechenden Umgangsformen verfügte. 275–277 Der Sinn des Satzes ist dunkel, irritierend ist vor allem die Verwendung von frumeclîche und munder. Das Nachfolgende legt nahe, dass es lediglich darum geht, dass die Meerfee sich ein Herz fasste und dem aufgeweckten Jüngling eine ritterliche Erziehung gönnte, so gut es im Inselreich ging. 278–293 Die vielfältigen höfischen Fertigkeiten (springen, ringen, loufen, steine werfen, schefte schiezen, birsen, beizen, jagen, mit dem bogen râmen) sind, ebenso wie das Musizieren und die Ausbildung in höfischen Umgangsformen, typische Bestandteile der höfischen Erziehung (vgl. Bumke 1999, S. 433ff.; Zellmann 1996, S. 193 und Anm. 3). 278 merwunder dürften hier schlichtweg im oder am Meer lebende Fabelwesen sein, die bei der Erziehung des Jungen behilflich sind. Zur Begriffsgeschichte der merwunder siehe die Studie von Claude Lecouteux (Lecouteux 1977). 285 Das Steinwerfen war nach dem Zeugnis der literarischen Texte eine beliebte sportliche Betätigung der Adligen. Hugo von Trimberg fühlte sich immerhin berufen, gegen diese beliebte Sitte zu wettern (Renner 11651–11676). 300–301 Mit 15 Jahren war offensichtlich das richtige Alter zur ersten Ausfahrt und/oder für den Ritterschlag erreicht, die entsprechende Zahlenangabe findet sich in der mittelalterlichen Literatur allenthalben, z. B. Greg 1232–1333 oder Ort. Walw., S. 395. 304–306 Hofer 1959, S. 2 sieht hier einen Widerspruch zu V. 296–299, wo erwähnt wird, dass Lanzelet keinen blassen Schimmer von Ritterschaft hat. Weshalb aber sollte er sich nicht trotzdem für ritterliches Gehabe interessieren? V. 296–299 können durchaus so gelesen werden, dass Lanzelet zwar Kunde von Ritterschaft hatte, jedoch selbst schlichtweg nicht ausreichend darin unterrichtet war. 320–323 Stichomythie ist im ›Lanzelet‹ selten und findet sich außer an dieser Stelle noch in V. 4454–4461, beim Gespräch zwischen Lanzelet und Iweret, das den Kampf der beiden vorbereitet bzw. einleitet, sowie beim Gespräch zwischen Lanzelet und Iblis (V. 4342–4345). 322 Je nachdem, ob man W oder P folgt, handelt es sich um die Sorge der Meerfee um ihren Sohn (und in weiterer Folge um die Sorge um Lanzelet, der gegen Iweret antreten soll); oder um die Einschätzung von Lanzelets Situation durch die Fee. 331–333 Iweret, sein Reich Dodone und seine Tochter Iblis entstammen mit hoher Wahrscheinlichkeit antikem Sagengut. Iblis, die auch in Parz 656,26–27 als Gattin des Ibert von Sizilien vorkommt (vgl. auch K zu V. 3871–3919, 4760–4911), verweist
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auf Hybla, einen südostsizilianischen Stadt- und Bergnamen (nach der gleichnamigen antiken Göttin). Bestärkt wird diese Zuordnung von der Geschichte des Vallis Iblê (V. 4086), das nach Iblis benannt sei, weil diese und ihre Mädchen dort immer Blumen gepflückt hätten (zu Iblis vgl. K zu V. 4060–4061). Im Altertum war das vallis Hyblae wegen seiner Blumenfülle berühmt. Auffällig ist, dass Iweret im ›Lanzelet‹ der Vater von Iblis ist, während Ibert im ›Parzival‹, der Iweret entsprechen dürfte, ihr Gatte ist. Andeutungen auf eine inzestuöse Beziehung finden sich aber auch bei Ulrich (V. 4148–4149, 4162–4164; vgl. K zu V. 4072–4078, 4274). Statt in Sizilien leben Iweret und Iblis im ›Lanzelet‹ in Dodone, das letztendlich wohl zum griechischen Dodona mit seinem Zeustempel (vgl. K zu V. 3871–3919) gehört; das aber auch in Carm. Bur. 119,4 zu Hybla gestellt wird. Die Verbindung von Hybla mit Blumen hatte schon (Pseudo-?)Ovid in ›Ibis‹ (!) hergestellt (Ov. ib. 197). Iweret könnte über Ibert und Jupert zu Jupiter gestellt werden, der – ähnlich wie Iweret im Schönen Wald = Behforet – seinen Tempel im Eichenhain von Dodona hat. Auch die Glocke, mit der man den Herrn des Waldes ruft, hat ihr Vorbild im antiken Dodona, wenn auch dort an Stelle der Linde eine Eiche bei der Quelle steht. Folgt man dieser Assoziationskette bis hierher, kann bzgl. der inzestuösen Vater-TochterBeziehung an Jupiter und Proserpina gedacht werden, die wiederum ihrerseits bei Ovid vor ihrem Raub als Blumen pflückend geschildert wird (Ov. met. 5,390–394; Ov. fast. 4,425–444). Die Integration von sizilianischen Lokaltraditionen könnte mit der (anglonormannischen?) Gönnerschaft des ›welschen Buches‹ zusammenhängen. Zur komplexen Forschungslage siehe UL. 332 Der Name ist durchsichtig und wird von Ulrich glossiert, sehr pointiert übersetzt Pérennec 2004, S. 59, Anm. 9: »Iweret de la belle forêt de Beforet«. Im weiteren Verlauf wechseln der französische und der deutsche Name. Ausführlich K zu V. 3940– 3947. 358 Das Betonen der weißen Farbe einer Rüstung demonstriert deren exzellente Beschaffenheit, genau wie die anderen aufgelisteten Utensilien dient auch die Rüstung dazu, auf die Kostbarkeit der Ausrüstung hinzuweisen. 362–363 Der ›Waffenrock‹ war ein leinener oder seidener Überwurf, der über der Rüstung getragen wurde und ca. bis auf die Knie hinabreichte. Er trug das Wappen und schützte den Träger vor Nässe und Hitze (Schultz, A. 1889 II, S. 40f., 57–60; LexMA VIII, Sp. 1904). Auch Iweret trägt später einen Waffenrock mit goldenen Schellen (V. 4428– 4429). Ob damit aber eine symbolische Identifikation geleistet werden soll, etwa im Sinne: Vorgänger – Nachfolger (vgl. die Deutungen zum Brunnenabenteuer, K zu V. 3871–3919)? Es könnte auch in diesem Fall nur die Kostbarkeit der Ausrüstung gemeint sein. 372 Der Adler ist das Wappentier Lanzelets (V. 2036, 2372, 2930, 3305; vgl. V. 4780– 4781, 4895), überdies führt auch einer der vier Befreier Lanzelets in Pluris einen Adler als Wappen (V. 6299). Der Adler war als Wappentier besonders in Deutschland beliebt (nicht zuletzt als kaiserliches Wappen).
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375 Geun könnte auf einen der vier Flüsse verweisen, die nach Vulgata, Gn 2,10–14 aus dem Paradies entspringen (vgl. auch Parz 481,12). Willehalm 429,28 nennt einen Kîûn von Munlêûn als Schmied der Stange Rennewarts. Turîe könnte eventuell aus Turkîe oder Syrie verderbt sein. 393–397 Gute Ratschläge beim Aufbruch sind ein allgemein beliebtes Motiv, vgl. z. B. Ruodlieb V 392–584. 403ff. Ähnlich wie Lanzelet reiten auch Perceval/Parzival (Perceval 496ff. und Parz 126,15ff.) und Wigamur (Wigam 552ff.) als Toren – die keine (vollständige) ritterliche Ausbildung erhalten haben und daher vor allem nicht reiten können – und aufs gerate Wohl in die Welt hinaus mit dem Wunsch, die Abgeschiedenheit ihrer Kindheit hinter sich zu lassen und Ritterschaft zu erwerben. Die Schuld an der Situation trägt in allen Fällen die Erziehungsinstanz, im ›Lanzelet‹ die Meerfee und ihre Frauen, die entweder nicht willens oder – wahrscheinlicher – nicht in der Lage sind, Lanzelet eine ritterliche Ausbildung zukommen zu lassen. Allerdings ist es Lanzelet, anders als Perceval/Parzival, ein Leichtes, seine Nachteile durch entsprechendes höfisches Verhalten – Lanzelet bedient sich im Gespräch hauptsächlich des rhetorischen Registers des Minnesangs – wettzumachen und Johfrit zum versöhnlichen Lachen zu bringen (Zellmann 1996, S. 200f.). McLelland 2000, S. 93–99 nimmt Lanzelets naives Verhalten und die daraus resultierende Komik zum Anlass, den Stil des gesamten Erziehungs- und Kindheitskomplexes des Romans, also Lanzelets Aufenthalt im Inselreich der Meerfee und auf der Burg Liez, als humoristisch zu umschreiben (vgl. auch K zu V. 440–444, 489). Dass sie dabei nur einen Einzelaspekt der Episode herausgreift und andere, wohl bedeutsamere Strukturzusammenhänge (z. B. die ideale, geradezu vorbildhafte Erziehung, der schillernde Kontrast zwischen ›un-ritterlicher‹ Erziehung im Frauenreich und vorbildhafter Courtoisie) unberücksichtigt lässt, ist evident. 420–441 Der ungerächte Geißelschlag des Zwerges, den Lanzelet soziokulturell offenbar nicht richtig einordnen kann und einfach als gegeben hinnimmt (V. 432–433), ist am prominentesten am Beginn des ›Erec‹ (Erec/CdT 219ff.; Er 28ff.). Im Allgemeinen sind Zwerge im Artusroman häufig auf die Rolle von hinterhältigen Bösewichten festgelegt. Dies geht so weit, dass in Bel Inconnu 592ff. u. ö. mehrmals explizit gemacht werden muss, dass der dortig Zwerg, einer der Begleiter [Guinglains] auf seiner Fahrt zum Fier-baiser-Abenteuer, ein guter, nicht verlogener oder hinterhältiger Zwerg ist. Vielleicht steht also beim ›Lanzelet‹ weniger die Figur des Zwerges im Zentrum, der eine bestimmte Handlung ausführt, sondern vielmehr der Affront und die Aggression gegen Lanzelet, die sich nun einmal gut mithilfe einer Zwergenfigur erzählt lassen. 440–444 Die Realität erweist sich als Gegenteil dessen, was wenige Verse zuvor noch vom Erzähler als Tatsache geschildert worden war. Keineswegs kann Lanzelet auf seinem Pferd folgen, wem immer er möchte (V. 355–356). Tatsächlich muss er dem Pferd folgen, egal wem er zürnt. Der Reim erbolgen : volgen stärkt die inhaltliche Bindung. 460–463 Die Schilderung ist zu ungenau, als dass man sich eine genaue Vorstellung machen könnte. Am ehesten dürfte damit, dass dem Pferd der Zaum bî den ôren lac,
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gemeint sein, dass dieser von bzw. direkt bei den Ohren herunterhängt, weil ihn ja Lanzelet eben nicht zu benützen scheint, sondern nur planlos auf das Pferd einschlägt; mit mäßigem Erfolg, denn das Pferd läuft nur ein kleines Stück weit. 466–668 Bei Johfrit de Liez erhält Lanzelet gewissermaßen eine ritterliche Grundausbildung. Auffällig ist, dass auch der Erzieher und Ziehvater des Helden im ›Wilhelm von Orlens‹ (Wilh. v. Orl.) Johfrit, genauer: Johfrit von Brabant, heißt. Hat Rudolf von Ems, der den ›Lanzelet‹ kannte (siehe das Nachw.), hier den Namen samt Funktion von Ulrich adaptiert? Russ 2000, S. 192 macht darauf aufmerksam, dass Lanzelet bei Johfrit nur einen Teil der Ritterausbildung, nämlich die Praxis ritterlicher Fertigkeiten, erlernt. Idee und Ethos des Rittertums dürfte Lanzelet freilich schon auf der Fraueninsel erworben haben, bedenkt man etwa die dortige Unterweisung in so gut wie allen höfischen Verhaltensnormen und das gekonnte (wenngleich komische) Erproben derselben im Gespräch mit Johfrit. 472 Personen, mit denen sich der Erzähler (und mit ihm – quasi per definitionem – das Publikum) identifizieren zu können glaubt, werden gerne mit unser helt, unser recke, unser degen, unser guoter kneht, mîn herre und dergleichen vereinnahmt, allen voran natürlich Lanzelet; die Stellen gehen in die Dutzende. 489 Johfrit denkt ganz in den Bahnen der höfischen Minneideologie und interpretiert Lanzelets ungeschicktes Reiten als eine Buße, die ihm von einer Minneherrin auferlegt worden sei. Ganz ähnlich ist später die Geschichte des stummen Gilimar (vgl. K zu V. 6639–6672), der tatsächlich unter einem Schweigegebot steht. Feistner 1995, S. 246 sieht hier wohl zu Recht ein Ironiesignal (vgl. McLelland 2000, S. 98). Man könnte noch weiter gehen und auch Johfrits Reaktion in den ironischen Diskurs einbeziehen: Sowohl Lanzelets Verhalten als Dümmling als auch Johfrits Denken in starren Bezügen werden auf die Schaufel genommen. 536 Wenn dies bereits der dritte Tag von Lanzelets Ausfahrt ist, fehlen im Erzählzusammenhang eine Nacht und ein Tag. 615–617 Die rîse (P) ist ein Schleier, der zur Tracht der Frauen gehörte, und der beim Küssen auf die Seite geschoben werden musste (Schultz, A. 1889 I, S. 183; Brüggen 1989, S. 97f., 241; LexMA V, Sp. 1436f.). Wer genau die Schar der ›besseren‹ sind (P), und was es mit dem Schleier (P) auf sich hat, wird nicht so recht klar, die Lesarten stehen unvermittelt nebeneinander; vgl. Anm. zur Stelle. 640 Die Buhurt ist eine der Formen des mittelalterlichen Turniers, bei der zwei geschlossene Gruppen gegeneinander antreten. Es dürfte sich dabei um eine Art Formationsund Schaureiten, verbunden mit weniger harten Kämpfen, gehandelt haben, wobei das Geschick, besonders im Umgang mit dem Pferd, im Zentrum stand; was jedoch nicht bedeutet, dass es sich nur um ein harmloses Schauspiel gehandelt hätte (Schultz, A. 1889 II, S. 113; Niedner 1881, S. 15, 35; Bumke 1999, S. 357–360; LexMA VIII, Sp. 1115f.). 646 gügerel bezeichnet einen ornamentalen Kopfschmuck der Pferde, der teilweise das Wappen des Ritters zeigt (Schultz, A. 1889 I, S. 499, Anm. 8. II, S. 102–104). 649 hôher muot (vgl. V. 2637, 6001) ist einer der höfischen Zentralbegriffe schlechthin,
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gerade was den Bereich des Minnesangs angeht, und als solcher kaum adäquat ins Neuhochdeutsche zu übertragen. Bei Ulrich wird der Begriff so gut wie nicht thematisiert und es wird nicht klar, was man sich hier darunter vorzustellen hat, bzw. ob überhaupt ein besonders spezialisiertes Denotat anzusetzen ist (vgl. Richter 1934, S. 233f.). 674–675 Pérennec 1970, S. 55 hält die Stelle für eine Parodie des Aventiure-Waldes, den Gemeinplatz fast aller mittelhochdeutschen Artusromane. Vgl. K zu V. 8022– 8025. 684 Kuraus von Gagunne könnte mit Lis von quinte carous ›Lis von den fünf Breitschwertern‹, dem Sohn des Königs von Ganedic, identisch sein, der in Er 1656 als Ritter der Tafelrunde genannt wird. Ob aber Kuraus im ›Lanzelet‹ Artusritter sein soll, ist offen. Immerhin wäre es wenig sinnvoll, wenn zwei Artusritter (und damit) in gegenseitiger Kenntnis ihrer Identität gegeneinander kämpfen würden. Zu weiteren Hypothesen zu Kuraus siehe UL. 687 Zu Orpilet (und Torfilaret) siehe K zu V. 5898. 705–4959 Die drei Episoden von der Erringung einer Frau und der Herrschaft über ein Land durch Tötung des Landesherrn und Vaters bzw. Onkels der Frau sind offensichtlich Wiederholungen ein und desselben Motivs, das ein viertes Mal in der Pluris-Episode anklingt, worauf als erster Gaston Paris (Paris 1881, S. 472, Anm. 1) hinwies (vgl. die Interpretationsansätze in UL, Kap. II.5.2). Als kurze Summe der Deutungsversuche kann gelten, dass die drei Aventiuren in einem Steigerungsverhältnis zueinander stehen, da von Fall zu Fall das Höfische vor allem der Gegner und der Liebesverhältnisse, jedoch auch der Kämpfe an sich zunimmt: unhöfischer Messerkampf mit Galagandreiz, laszives Mädchen – höfischer Linier, der aber seinen Vorteil schamlos ausnützt, dominante Ade – ›bester Ritter‹ Iweret, ideale Minnedame Iblis. Die zahllosen negativen Wertungen, die der ›Lanzelet‹ von der älteren Forschung erfahren hatte (siehe UL, Kap. II.2), betonen nicht selten die Einfallslosigkeit und Primitivität der Wiederholungsstruktur; dass damit auch ein Deutungsspielraum erschlossen wird und es mit der Umschreibung der Handlung (des ersten Teils) als simple Folge von identen Wiederholungen nicht getan ist, wurde erst mit den strukturalistischen Inhaltsanalysen der 1970er deutlich. Russ 2000, S. 193–201 deutet den gesamten ersten Romanteil als Überwindung des Defizits der Erziehung im Frauenreich (vgl. K zu V. 180–303, 466–668). Ganz ähnlich interpretiert auch Meyer, M. 2003, S. 97–101 u. ö. den ›Lanzelet‹ als Überwindung der mit der Jugendgeschichte (Feenreich) erworbenen Defizite, namentlich der Unkenntnis von Ritterschaft. Lanzelet erreicht die kulturelle Integration in den Artusbereich, den er aus freien Stücken wieder verlässt, um auf einer neuen Stufe das Erbe seines Vaters anzutreten (S. 111). Dem ist grosso modo zuzustimmen, allerdings sollte man vorsichtig sein, was eine interne Entwicklung des Titelhelden anlangt. Es hat vielmehr den Anschein, als ob die Entwicklung Lanzelets tatsächlich eine Entwicklungsreihe seiner Kontrahenten ist: Wenn Lanzelet etwa bei Galagandreiz unhöfisch agiert, passt er sich damit der Art seines Gastgebers an (z. B. Messerkampf statt ritterlicher Kampf ). Nicht Lanzelet entwickelt sich, sondern die Stationen sei-
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nes Wegs konstituieren – mehr als bei anderen Helden zeitgenössischer Romane und nicht psychoanalytisch-abstrakt gesprochen, sondern ganz konkret gedacht – seine Entwicklung. Vgl. das Nachw. 705–1356 Die Galagandreiz-Episode diente vor allem der Forschung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als motivgeschichtliches Spielfeld. Am nächsten steht der ›Lanzelet‹ hier der Falkenis-Episode von ›Wolfdietrich‹ B, D und K (Wd B 532ff.; D 1060ff.; K 252ff.; ausführlich dazu Pérennec 1970, S. 66–73). McLelland 2000, S. 99–105 nennt den Stil der Episode ›schwankhaft‹, wobei das Schwankhafte nicht zuletzt Resultat des Kontrastes zwischen dem tapferen Jüngling Lanzelet und seinen beiden feigen ritterlichen Begleitern, jedoch auch der Persiflage der Tagelied-Szenerie ist. Irritierend ist freilich die Parallele des Messerwurfkampfes in den ›Wolfdietrich‹-Epen. Wird damit nicht genau jene heldenepische Stilebene aufgerufen, die nach McLelland (ebd., S. 105–110) erst für die LimorsEpisode (vgl. K zu V. 1357–2249) in Frage kommt? Später revidiert McLelland ihre Deutung der Moreiz-Episode und sieht deren zweiten Teil auch von heldenepischen Momenten geprägt (McLelland 2003, S. 48f.). 732 Ein fôrehtier ›Förster‹ war wohl weniger Förster im heutigen Sinne als ein Adliger, der einen Wald in seiner Obhut hatte. Hugh de Morville, der das ›welsche Buch‹ nach Deutschland brachte (vgl. K zu V. 9322–9341), war Förster von Cumberland (Webster/Loomis 1951, S. 172 = Kerth 2005, S. 166), die königlichen forestarii waren eine typische Erscheinung des anglonormannischen Raumes (Pérennec 2004, S. 20f.). 734 Der Name Galagandreiz hat in dieser Form keine Entsprechung in anderen Texten. Auffällig ist die Differenz zwischen W und BP (galagaderweiz in B, V. 2270). 735 Moreiz: Glinka-Janczewski 1963, S. 270 hält eine Ableitung von li mors für möglich (vgl. auch K zu V. 1556). Das -eiz könnte in Analogie zu Galagandreiz gebildet sein. Pérennec 1970, S. 59 erwägt, ob ein Anagramm zu Morzi (V. 864) vorliege, die Struktur der Galagandreiz-Episode spräche für eine Verortung in heidnischem Umfeld. 745–755 Lanzelets Argumentation besteht im Wesentlichen aus einer Auflistung höfischer Tugenden: eine Klugrede, gegen die sich die beiden Ritter Orpilet und Kuraus beim besten Willen nicht wehren können, ohne eine massive Einbuße an êre zu erleiden (Zellmann 1996, S. 203f.). 787 Die Wendung harnasch wîz als ein zin begegnet nochmals ähnlich in V. 8883–8884: ir harnesch, der gie mit in, | brûn, lûter als ein zin (vgl. BMZ III 895 mit Verweis auf V. 8884; Le III 1122 mit Verweis auf V. 787). Irritierend ist, dass ›Zinn‹ einmal mit dem Konnotat ›weiß‹ zusammengebracht wird, was sonst nicht belegt scheint; das andere Mal mit ›hell, rein, klar, lauter‹, was in mittelhochdeutschen Dichtungen inflationär ist (vgl. die Wbb.). Am ehesten wird wîz in diesem Fall als ›glänzend‹ zu lesen sein (Le III 957, gegen V. 358, 2599 u. ö.). Vgl. auch ähnliche Vergleiche in V. 358, 8062– 8063. 800–801 sind wohl als ironischer Seitenhieb auf das höfische Tugendsystem zu lesen: die Tugend wird zum ›Beweggrund‹ für Feigheit (vgl. Pérennec 1970, S. 60).
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831ff. Wie auch aus dem Folgenden erhellt, standen die Betten alle in einem großen Schlafgemach, was in der hochmittelalterlichen Literatur der Normalfall ist (Schultz, A. 1889 I, S. 96). Nach dem Text zu schließen (V. 833), war es schon eine Besonderheit, wenn ein Ritter ein eigenes Bett hatte. 835 Das Reichen eines Nachttrunkes war – den literarischen Zeugnissen nach – im Hochmittelalter üblich (Schultz, A. 1889 I, S. 436). 860–865 sarumîn P ist mir rätselhaft, ich halte es für gut möglich, dass Hahn hier eine schlichtweg verderbte Lesart in seinen Text aufgenommen und damit deren Weg in die Wörterbücher geebnet hat. Die Herkunftsangabe in W ist dagegen einleuchtend, Stoffe aus dem Orient bzw. Heidenland galten im Hochmittelalter wohl als besonders kostbar (Schultz, A. 1889 I, S. 334–351; LexMA V, Sp. 1198–1201). Morzi kann nicht mit Eindeutigkeit aufgelöst werden. Ich würde wegen der angehängten Formel in heidenlant eher an eine Stadt denken wollen. Oder ist das Apposition? 878 Die huote (vgl. V. 953, 5879; vgl. K zu V. 5876–5878) ist einer der Zentralbegriffe des höfischen Minnesangs, wo sie eines der – im hochhöfischen Sang – unüberwindlichen Hindernisse für das Liebespaar symbolisiert. Bei Ulrich wird die huote stets als etwas höchst Negatives gezeichnet. Rätselhaft ist, dass Ulrich eine unverheiratete Jungfrau unter den Zwang der huote stellt (Webster/Loomis 1951, S. 173f. = Kerth 2005, S. 168). 885 kursît (< afrz. corset) bezeichnet ein weites, vermutlich pelzgefüttertes Obergewand für Frauen und Männer, Letztere tragen es über dem Waffenrock (Schultz, A. 1889 I, S. 263; Brüggen 1989, S. 78f., 230; LexMA V, Sp. 1590). 886 samît (vgl. V. 2774, 2868, 3086, 4155, 4416, 4810, 4826, 8484, 8863) bezeichnet nicht eigentlich den heutigen ›Samt‹, sondern ein mehrfädriges Seidengewebe: Das Wort geht zurück auf griech. < ›sechs‹ und ›Faden‹ (BMZ II/2 50 mit Verweis auf V. 8863; Le II 601; Kluge s. v. ›Samt‹) – also ursprünglich ein sechsfädiges (Seiden-)Gewebe, eine Art Seidenbrokat. Im ›Lanzelet‹ ist der Stoff, der offensichtlich die Kostbarkeit von Kleidungsstücken und Geschenken herausstreichen soll, stets mit dem Attribut grün versehen, sofern auf die Farbe Bezug genommen wird (vgl. die angegebenen Stellen). Vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 343f.; Brüggen 1989, S. 279–281; LexMA VII, Sp. 1347f. 905ff. Die folgende Minnereflexion der Tochter des Galagandreiz erinnert besonders an die Minnemonologe der Lavinia im Eneasroman (En), aus dem Ulrich für das Folgende einige Gedanken, z. T. mit wörtlichen Anklängen, geborgt haben dürfte. 915–932 Der Kontrast zwischen Freud und Leid der Minne ist topisch, vgl. etwa En 9872–9881 (263,20–29). Ob man wirklich von zwei verschiedenen Minneauffassungen im ›Lanzelet‹ ausgehen sollte (so Schnell 1985, S. 59)? Es könnte auch mit einem Oxymoron auf die Natur der Minne an sich abgehoben werden. Immerhin stellt auch die Kombination der Allmacht der Liebe mit einer sittigenden Kraft kein Problem dar (vgl. bei Iblis V. 4049ff. und 4391ff.; vgl. Schnell 1985, S. 235 und Anm. 151). 915–916 P rekurriert wohl auf das Gespräch zwischen der Tochter des Galagandreiz und
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Lanzelet, wo auch von der Minne die Rede ist. Die Motivierung von P ist somit hier dichter als jene von W, wo das Verhalten der Tochter nur aus ihrem Charakter erklärt werden kann (vgl. Hannink 1914, S. 72 und Pérennec 1970, S. 60–62, die P folgen). Andererseits ist die Formel bezzer danne guot allgemein verbreitet (vgl. K zu V. 917), was für die unpersönliche Lesung von W spricht (vgl. Pérennec 2004, S. 85, Anm. 24). Die Entscheidung zwischen W und P bleibt damit offen. 917 Der Formel bezzer danne guot hat Touber 1970 eine eigene Studie gewidmet, in der er vor allem dem Vorkommen der Formel in der mittelhochdeutschen Lyrik nachgeht. 921 Es wird nicht klar, ob ir auf die Lehren (so Sp), auf die Ratgeber (nach P also auch Lanzelet und Konsorten; vgl. Pérennec 1970, S. 61) oder auf die Minne Bezug nimmt. Die Entscheidung ist abhängig von der Lesung von V. 915 (vgl. Pérennec 2004, S. 85, Anm. 25): Folgt man W, ist es eher eine Bezugnahme auf die Minne, folgt man P, sind es eher Lanzelet und seine Begleiter. 927–928 Das swache herze ist ein Topos vor allem im frühen Minnesang, etwa bei Dietmar von Eist (MF 33,12; vgl. Richter 1934, S. 238). 933–934 Ähnliche, der Tendenz nach inzestuöse Vater-Tochter-Beziehungen begegnen in der mittelalterlichen Epik immer wieder (alleine im ›Lanzelet‹ dreimal), man könnte sie, wie häufig geschehen (siehe UL, Kapp. II.2 und II.3.5), als archaisches Motiv werten. Allerdings ist der Wunsch Galagandreiz’ vom Text her gut motiviert: Er will nicht, dass seine Tochter die Qualen der Liebe erleiden muss, auch könnte er ohne sie nicht sein (V. 1047). 948–949 Durch diese Bemerkung des Orpilet wird die Unvereinbarkeit des lasziven Minneverhaltens des Fräuleins mit den höfischen Normen offenbar: ›Normal‹ wäre der Erwerb der Minne durch Aventiure-Dienst, in der Galagandreiz-Episode ist diese Kausalität verkehrt (Schüppert 1975, S. 129). Andererseits ist offensichtlich, dass das Hauptmotiv für Orpilets ablehnendes Verhalten nicht unbedingt die unhöfische Sitte des Fräuleins ist, sondern vielmehr seine (genauso wie Kuraus’) Feigheit und Furcht vor Galagandreiz. Auch ist es fraglich, ob die Offenheit der GalagandreizTochter und Lanzelets freudiges Entgegenkommen im ausgehenden 12. Jahrhundert und im 13. Jahrhundert tatsächlich Entrüstung auslösten, immerhin begegnen derartige Szenen öfters und die meisten weltlichen Autoren denken gar nicht daran, dem Ritter ein solches Verhalten zum Vorwurf zu machen (vgl. Schnell 1985, S. 42 und Anm. 141, S. 48 und Anm. 178 mit Belegen). Schnell 1985, S. 178 geht aus diesem Grund sogar so weit, diese unbeschwerte Liebesszene als ›höfisch‹ zu bezeichnen. Vgl. auch K zu V. 1049–1052, 1078–1089. 950ff. Das Gespräch der Galagandreiz-Tochter mit Orpilet, Kuraus und Lanzelet ist der erste Fall im Roman, wo Duzen und Ihrzen ohne oder mit nur erahnbarem System wechseln. Siehe die Analyse bei Ehrismann, G. 1904, S. 156; zur Thematik allgemein auch Ehrismann, O. 1995, S. 55–60. Die Regelung der Anredeformen im ›Lanzelet‹ ist relativ frei. 1049–1052 Die Galagandreiz-Tochter inszeniert einen Rollentausch und schlüpft in die üblicherweise männlich besetzte Rolle des Werbenden. Was hier recht unproblematisch klingt, konnte um 1200 offenbar auch einigen Diskussionsstoff abgeben, vgl.
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etwa Laudine in Iw 2328–2331 (vgl. Zellmann 1996, S. 205 und Anm. 29). Die Problematik wird von der Galagandreiz-Tochter auch schon gegenüber Orpilet angedeutet (V. 979–982). Vgl. aber K zu V. 948–949, 1078–1089. 1052 strîten ist hier natürlich nicht wörtlich zu nehmen (We), sondern metaphorisch auf den ›Liebeskampf‹ zu beziehen. 1078–1089 Die Koordination von sexuellem Verlangen und Gottesanrufung mutet geradezu skurril an und entspricht der radikalen Säkularisierung der Romanwelt, in der Gottesanrufungen auch sonst nur in formelhaften Wendungen zu finden sind. Ob hier eine parodistische oder ironische Wirkung tatsächlich beabsichtigt ist, oder ob der Humor erst Produkt einer neuzeitlichen Rezeption ist, lässt sich freilich kaum entscheiden. Für den Wertehorizont des Romans entscheidender mag sein, dass Lanzelet hier den Spieß wieder umkehrt, soll heißen: den aktiven Part des Werbenden ergreift und die Frauenfigur wieder in die traditionell passive Rolle verweist, aus der die Galagandreiz-Tochter aus Liebeshunger kurzfristig ausgebrochen war (vgl. K zu V. 948–949, 1049–1052): Lanzelet als Garant der höfischen Norm (Zellmann 1996, S. 206) – ganz anders als beispielsweise der junge Perceval/Parzival im Zelt der Jeschute (Perceval 635ff.; Parz 129,5ff.; vgl. Zellmann 1996, S. 208). 1085ff. In der Episode werden die »fünf Stufen der Liebe« in Szene gesetzt: visus (Lanzelet beobachtet das Fräulein beim Gespräch mit seinen Begleitern), colloquium (V. 1085–1086), tactus (V. 1096), osculum (V. 1097) und actus (1098, 1102–1103). Vgl. Zellmann 1996, S. 209 und Anm. 37; Münch 2005, S. 185; allgemein Schnell 1985, S. 26ff. 1102–1108 Trotz der häufigen Similien mit Heinrich von Veldeke ordnet Richter 1934, S. 223 diese ziemlich direkte Anspielung auf den Liebesakt dem ›Spielmannshaften‹ zu. 1109–1112 sind interpretatorisch offen. Entweder folgt man der m. E. zu freien Paraphrase von Sp (siehe Anm. zur Stelle), derzufolge die Tochter des Galagandreiz ihre Verfehlung wohl durch Minne wieder gut machte; wobei aber das Distanz aufbauende anderswâ schlecht in den Text passt. Oder man muss – viel wahrscheinlicher – wie Webster/Loomis 1951, S. 174, Pérennec 1970, S. 64 und Meyer, K. 1999, S. 163 davon ausgehen, dass hier auf das baldige Verlassen der Frau und des Königreichs durch Lanzelet angespielt wird (vgl. K zu V. 1362–1369). 1113–1183 Ganz allgemein sind Messerkämpfe in der mittelalterlichen Erzählliteratur nur sehr selten anzutreffen, sie galten offenbar als nicht besonders ritterlich (Schultz, A. 1889 I, S. 130; Webster/Loomis 1951, S. 174f. = Kerth 2005, S. 168f. mit einigen Belegen). Irritierend ist, dass Lanzelet offensichtlich das Reglement des Kampfes verletzt, man würde eigentlich erwarten, dass er sich mit einer solchen List der Verachtung der höfischen Welt resp. des Erzählers aussetzt (vgl. K zu V. 1178–1179). 1124 daz wære baz vermiten könnte sowohl Erzählerkommentar (so La, Ha; vgl. Anm. zur Stelle) oder bereits direkte Rede des Galagandreiz sein. Während aber die Lesung als Erzählerkommentar eher von einem gewissen Verlangen nach sprachlicher Kompliziertheit motiviert zu sein scheint, die Satzstellung selbst für mittelhochdeut-
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sche Verhältnisse verquer und die Aussage letztendlich formelhaft wirkt (der Erzähler steht zu seinem bedrohten Helden), ist die Lesung als direkte Rede gänzlich unproblematisch: Galagandreiz gefällt es nicht, was Lanzelet in der Nacht mit seiner Tochter gemacht hat. 1126 Die Morgengabe ist (wie auch heute noch) das Geschenk an die Braut am Morgen nach der Hochzeitsnacht (Schultz, A. 1889 I, S. 636; LexMA VI, Sp. 837f.). Eine ähnlich grimmige Morgengabe erteilt Dankwart im ›Nibelungenlied‹ Blödelin, indem er ihn erschlägt (Nib 1926,4–1927,3; vgl. Zellmann 1996, S. 209 und Anm. 38). Roßbacher 1998, S. 77 (danach Münch 2005, S. 135) nimmt den leicht ironischen Vers m. E. zu ernst und leitet daraus, wenn auch verbunden mit einer quasi selbstreflexiven Warnung vor Überinterpretation, ab, dass Galagandreiz von einer geschlossenen Konsensehe ausgeht. 1140–1142 Es entbehrt nicht jeglicher (anzüglichen) Komik, dass sich das Fräulein ausgerechnet u n t e r Lanzelet vor ihrem Vater verstecken will (vgl. Schmidt 1979, S. 16); zumal sie dort am liebsten tôt gewesen wäre (petite mort?). 1143ff. In V. 1143, 1165 und 1251 wird Galagandreiz als sweher, also wohl als ›Schwiegervater‹ (Le II 1350 mit Verweis auf V. 1251) Lanzelets bezeichnet, was im Hinblick auf Lanzelets Bruch des Gastrechts, Galagandreiz’ radikale Reaktion und den brutalen Messerkampf ironisch wirkt. 1152 Die wal bezieht sich wohl in erster Linie darauf, dass Galagandreiz Lanzelet entscheiden lässt (V. 1158–1161), wer den Kampf beginnt. Rätselhaft ist dann aber V. 1158: Wenn Lanzelet entscheiden kann, wieso wirft er dann nicht zuerst? Pérennec 1970, S. 65f. vermutet, es könnte sich auch darum handeln, wer als erster das Leben lässt; eine Deutung, die besonders durch V. 1154 möglich scheint, die aber in krassem Widerspruch zu V. 1160 steht. Will Lanzelet vielleicht einfach seinen Mut – bzw. der Erzähler den Mut seines Helden – unter Beweis stellen? Oder handelt Lanzelet auf einmal höfisch-ritterlich um der êre willen, obwohl er wenige Verse später in gar nicht lobenswerter Weise Galagandreiz ersticht? 1178–1179 Lanzelet begeht hier ganz offensichtlich eine krasse Regelverletzung. Dass die Duellregeln und die unorthodoxe Waffenwahl dies entschuldigten und Lanzelet »nur ein sekundäres Unrecht« beginge (Roßbacher 1998, S. 77f.), scheint mir nicht überzeugend. Die einzige Rechtfertigung bietet die Erzählerinstanz durch die Abwertung der Galagandreiz-Figur. Er bezeichnet den auch sonst als ungerechten Herrscher geschilderten König kurzerhand als schalc (Le II 640f.), es soll wohl der Eindruck entstehen, als ob Galagandreiz den Tod ohnehin verdient hätte. Das ist freilich weder eine Entschuldigung noch eine eigentliche Thematisierung, sondern allerhöchstens ein Kaschieren des lanzeletschen Vergehens. Vgl. K zu V. 1113–1183. 1197 Die Lesung von P ist wohl als verderbt anzusehen. Zwar könnte gemeint sein, dass hier nicht die Geistlichkeit, sondern die weltlichen Fürsten zur Hilfe geholt wurden; auch könnte man auf V. 1651 verweisen, wo der weltlîche man wohl einfach ein ›Mann auf der Welt‹ ist. Doch selbst diese Lösungen wirken m. E. gezwungen und konstruiert. 1232–1233/1242–1243 In den beiden Stellen haben W und P abweichende Fassungen
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mit einer chiastischen Vertauschung. Allerdings ist der Sinn leicht unterschiedlich: Während in W nur die Rede davon ist, dass Galagandreiz wenig beklagt und bald nach guten Sitten beigesetzt wurde, hebt die Fassung von P auf den darin inhärenten Widerspruch ab: Galagandreiz wird wenig nachgetrauert, und trotzdem begräbt man ihn, wie es sich gehört. Pérennec 1970, S. 73f. stößt sich wohl aus demselben Grund wie P an der Formulierung als ez gezam (V. 1243), da damit der Eindruck entstünde, man würde Galagandreiz eine Ehre erweisen. Er übersetzt den Nebensatz schlicht mit »dare-dare«. Ob die Passage so widersprüchlich sein muss, wie P und Pérennec nahe legen, ist jedoch fraglich: Es könnte genauso gut sein, dass es sich einfach so gehört – no matter what –, auch steht eigentlich nichts gegen ein ›normales‹ Begräbnis: Man verdammt ja Galagandreiz nicht explizit, nur indirekt durch die plötzliche Akzeptanz seines Mörders distanziert man sich vom Toten. Will sagen: Die gleichsam asyndetische Version bei W ist ebenfalls durchaus möglich. Was umgekehrt natürlich nicht bedeuten soll, dass die Reflexion in P nicht bemerkenswert wäre. 1236 recken: wohl Orpilet, Kuraus und (eventuell auch) Lanzelet; vgl. auch V. 1313. 1242–1246 Die Trauer der Tochter um ihren Vater Galagandreiz ist nur von kurzer Dauer. Ähnlich wird es auch bei Ade und ihrem Onkel Linier (V. 2224–2227) sowie bei Iblis und ihrem Vater Iweret (V. 4595–4601) sein, die Gefolgsmänner der Erschlagenen sind ebenfalls stets schnell beschwichtigt (vgl. Richter 1934, S. 225–227). Die Frauen stellen sich sogleich auf die Seite Lanzelets, in der Regel wohl aus Liebe (explizit V. 4594), und schützen ihn vor ihrem Gefolge (vgl. auch die Motiv-Parallele in V. 1186, 1194, 2130; Pérennec 1970, S. 73, 79f.), was eine der maßgeblichen Grundlagen für die moralischen Vorwürfe gegen den Text vor allem in Literaturgeschichten des 19. und früheren 20. Jahrhunderts war (siehe UL, Kap. II.2). 1249ff. Lanzelet erweist sich nach seinem zweifelhaften Sieg über Galagandreiz als idealer Herrscher und Gegenbild seines Vaters: Er handelt nach dem Gebot der milte ›Freigebigkeit‹ – gewissermaßen eine der Kardinaltugenden der höfischen Welt (vgl. K zu V. 8389) –, wahrt und vermehrt den erworbenen Besitz, pflegt einen achtungsvollen Umgang mit seinen Untergebenen und hört auf seine Ratgeber. 1263–1273 Die Änderungen von P gegenüber W scheinen zunächst möglich: Orpilet schwärmt nicht vor Lanzelet von König Artus, sondern erzählt der Tafelrunde vom ruhmreichen Ritter Lanzelet. Spätestens mit der direkten Rede ab V. 1270 wird aber klar, dass Orpilet vor Lanzelet von Artus erzählt, an dessen Hof er erst V. 1322ff. wieder zurückkehrt. Die Lesungen von P wären nur über die Annahme einer komplexen Erzähltechnik oder über Versausfall erklärbar, scheinen aber im Ganzen verderbt. Ich setze dennoch Paralleltext, da die variierende Fassung in P zumindest über einige Verse hinweg möglich ist. 1264 Artûs ist, nach chrestienschem Vorbild, die gewöhnliche mittelhochdeutsche Namensform des Primus inter pares der Tafelrunde und entspricht dem Arthur der lateinischen und insularen Tradition. Selten findet sich im ›Lanzelet‹ auch die durch Reim gesicherte oblique Form Artiure. 1265 Karidôl (auch in V. 1322, 2730, 4973, 7035) dürfte im Text synonym mit dem häufigeren Karadigân (21 Stellen) gebraucht werden, beide bezeichnen den Hauptsitz der
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Tafelrunde und die Residenz von König Artus. Dafür spricht vor allem, dass ein Bote von Karidol Lanzelet über die Entführung Genovers unterrichtet (V. 4973), woraufhin sich Lanzelet nach Karadigan aufmacht (V. 4983)! Dies war offenbar bereits den Schreibern aufgefallen, sodass in V. 7035 Karadygan W neben karedol P steht. 1288–1301 Lanzelet wird noch zweimal eine Einladung an den Artushof ausschlagen: beim Treffen mit Walwein (vgl. K zu V. 2357ff.) und im Turnier zu Djofle (V. 3462– 3465). Es spricht alles dafür, dass sich Lanzelet für seine Identitätslosigkeit zutiefst schämt (explizit V. 3227–3228; vgl. V. 1396, 2481–2482, 2706–2709, 2718–2723; K zu V. 4704–4711). Die Wertschätzung eines Namens zeigt sich schon an Lanzelets Frage an Walwein, wer er denn überhaupt sei (V. 2474), worauf Walwein – anders als Lanzelet – âne schame antworten kann. Vgl. das Nachw. 1288–1289 Das schon antike Sprichwort der avicula implumis findet sich in einer großen Zahl lateinischer und deutscher Texte des Mittelalters (siehe TPMA III 299–301). Im ›Lanzelet‹ zeigt das Sprichwort an, dass Lanzelet noch nicht familienfähig ist, es drängt ihn nach weiteren Taten – typische Charakteristika mittelalterlicher Adoleszenzvorstellungen. Bemerkenswert ist dabei, dass Lanzelet in alterskluger Manier selbst seine Verfassung pointiert zur Sprache bringt, Kommentator und Protagonist in einem ist (Zellmann 1996, S. 210f.). 1357–2249 Für die Limors-Episode wurden von der älteren Forschung eine Fülle von Parallelen beigebracht, die letztendlich allesamt auf dem Motiv der ›amorous jaileress‹ basieren, das im ›Lanzelet‹ nochmals in der Pluris-Episode anklingt. Stoffgeschichtlich interessant sind Parallelen in Charrette 6132–6165, 6394–6717 (Hilfe durch Meleagants Schwester) und Prosaroman: Dame von Malehaut (LancFr, ed. Sommer III, S. 208–268, ed. Micha VII, Kap. XLVIIIa–VIII, Kap. LIIa, übs. Lacy II, S. 113– 149; LancDt I, S. 233–303), Heilung durch die Dame von Nohaut (LancFr, ed. Sommer III, S. 177–186, ed. Micha VII, Kapp. XXXIVa–XXXVIIIa, übs. Lacy II, S. 94–100; LancDt I, S. 197–207). Auffallend an der Limors-Episode ist die stilistische Nähe zum Heldenepos. Lanzelet sieht sich gleich bei seiner Ankunft einer unüberwindbaren Übermacht ausgeliefert, die drei Kämpfe von Liniers Aventiure triefen vor Blut, das Vokabular der Heldenepik ist hochfrequent: diet, gêr, grisgrame, recke, zorn usf. (McLelland 2000, S. 105–110). Der Stil der Episode wäre demanch ›heroisch‹ (McLelland; vgl. kritsch K zu V. 705–1356). 1362–1369 Lanzelet erinnert sich an seine ursprüngliche Motivation, Iweret und damit seinen Namen zu finden; daher verlässt er Königreich und Frau, was seine neuen Untertanen nicht verstehen können. Die unfreundliche Art, seine Frau ohne ein Wort des Abschieds zu verlassen, liegt in der von Lanzelet erfahrenen Kränkung begründet, als seine Frau ihn zuletzt, nach Orpilet und Kuraus, um Minne gebeten hat (vgl. K zu V. 1109–1112). 1373–1376 Für Pérennec 1979, S. 33–37 ist diese Szene das Paradebeispiel für die (im neutralen Sinne) unbeschwerte Krisenlosigkeit des Helden (so auch Zellmann 1996, S. 211f.). Lanzelet muss sich nicht zwischen zwei Wegen entscheiden, er kann schnurstracks und ohne groß zu überlegen den Mittelweg gehen, auch wenn dieser vielleicht
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letztendlich die größte Gefährdung (Riesen, Löwen, Linier) birgt. Man könnte geradezu eine Parodie auf den chrestienschen Problemhelden vermuten. Feistner 1995, S. 246 spricht in Anschluss an Pérennec von einer ›Trivialisierung‹ des biviums. 1380–1382 Der Ursprung des Ölzweig-Motivs wurde von der Forschung immer wieder in keltischen Anderwelt-Fahrten gesehen. Ich sehe jedoch keine Veranlassung, dieses Requisit in der keltischen Anderwelt zu verorten. Warum kann es nicht ganz einfach ein (christliches?) Friedenssymbol sein? 1397 Soudek 1972a, S. 176 deutet vermezzen im Hinblick auf Lanzelets Unbekümmertheit, keinen Ölzweig zu tragen (ähnlich Münch 2005, S. 140–142). Tatsächlich agiert der junge Held etwas sorglos – wie ja auch sonst fast den gesamten Roman über. Den Brauch jedoch konnte er nicht kennen, und es war offenbar nicht allgemeine Sitte, in der Umgebung fremder Burgen nur mit Ölzweigen aufzutauchen, zumindest finden sich dafür in der Literatur nicht besonders viele Anhaltspunkte. Im Text (V. 1393) wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass dieser Brauch geheim war. 1421 Dieser Vergleich entbehrt nicht jeglicher Komik: Immerhin erschlägt Lanzelet am Ende der Aventiure den (Landes-)Vater, seinen Gegner, und unmittelbar zuvor hatte er dasselbe in Moreiz getan (vgl. Roßbacher 1998, S. 44, Anm. 16 und S. 127). 1427 Vor und nach – ihrem Tod (so Pérennec 1970, S. 76)? Oder handelt es sich lediglich um einen Füllvers wegen des Reimes? 1454–1481 Die ausführliche Schilderung von Pferden ist in den zeitgenössischen Romanen ein beliebtes Thema. Die meisten Gemeinsamkeiten, vor allem was die Pferdekrankheiten angeht, hat das ›Litotes-Pferd‹ im ›Lanzelet‹ mit der Schindmähre, wie sie Heinrich von dem Türlin beschreibt und die sich wie eine Gesamtschau aller negativen Eigenschaften liest, die man einem Reittier irgendwie zuschreiben kann (Kr 19787–19938). Am berühmtesten ist freilich die Schilderung von Enites Pferd in Hartmanns ›Erec‹ (Er 7264–7766). Der vorrangige Zweck der (ironischen) Pferdebeschreibung ist offensichtlich, die Reiterin des Tieres auszuzeichnen (Schüppert 1975, S. 134). 1488–1489 ›Sicherheit‹ geben bzw. erbitten ist in mittelhochdeutschen Romanen die Bezeichnung für jene Geste, mit der ein im Kampf Unterlegener seine völlige Unterwerfung signalisiert. Der Sieger kann dann frei über den Besiegten verfügen, ihm etwa einen Auftrag erteilen oder was immer. Irritierend ist in dieser Passage die syntaktische Realisierung: ›Richtig‹ müsste es heißen, dass Ade Lanzelet dazu anhält, von ihr ›Sicherheit‹ zu erbitten. Ohne den Kontext müsste man V. 1488 so verstehen, dass Ade sich ergibt, nicht Lanzelet. 1501–1502 Der Satz ist rätselhaft. Ich tendiere zu der Lesung von idoch als wan daz: Er konnte nichts antworten außer ...; also: er hat ohnehin keine Wahl. Oder soll mit den Versen einfach nur angezeigt werden, dass der ununterbrochen attackierte Lanzelet kaum Zeit findet, ein Wort zu sprechen? 1538 Ade: Bemerkenswert ist, dass Personen aus dem Umfeld von Hugh de Morville, vielleicht der Auftraggeber des ›welschen Buches‹ (vgl. K zu V. 9322–9341), für den Namen Pate gestanden haben: Seine Mutter und seine Tochter hießen Ade oder Alda, und auch sein 1162 verstorbener Verwandter und Namensvetter hatte eine Tochter
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namens Ade (Webster/Loomis 1951, S. 179; Glinka-Janczewski 1963, S. 56, 75, 142). Die These besticht auf den ersten Blick, allerdings gibt zu denken, dass auch Prinz Heinrich von Schottland 1139 eine Ada heiratete. Es wird also vermutlich mehrere Frauen mit dem Namen Ade gegeben haben, für die oder für deren Angehörige das ›welsche Buch‹ verfasst worden sein könnte. 1540 Hinter Patricius von den Bigen steckt vielleicht niemand anders als der heilige Patricius. Er erhält der Legende nach entweder den Stab Jesu, mit dem er (wie Mose) Wasser aus dem Felsen schlagen konnte, oder – nach einer anderen Fassung – einen Stab von einem Eremiten. Afrz. bigue (frz. baguette) meint aber nichts anderes als ›langes Holzstück‹ (Richter 1934, S. 81f.; vgl. Pérennec 1970, S. 77). Webster andererseits denkt an mhd. bîge ›Haufen‹ und überlegt, ob von den Bîgen nicht ›von dem (Burg-)Hügel‹ meinen könnte (Webster/Loomis 1951, S. 179 = Kerth 2005, S. 174). 1547 bracken und leithunde begegnen in der mittelhochdeutschen Literatur auf Schritt und Tritt, sûse sind seltener. Um welche Art von Jagdhund es sich bei Letzteren genau handelt, ist unklar. 1554 Linier ist eine sonst unbekannte Figur. 1556 Limors wird im ›Erec‹ als Burg des cuens orguilleus (Erec/CdT 4911) bzw. des Grafen Oringles (Er 7270) genannt. Nur en passant wird Limors als Ortsname in Bel Inconnu 3915ff. erwähnt. Der Name ist etymologisch durchsichtig, dahinter steckt natürlich altfranzösisch ›der Tod‹, was strukturell nicht schlecht zu den Begebenheiten auf der Burg sowohl im ›Erec‹ als auch im ›Lanzelet‹ passt. Das zweite ›Todesschloss‹ des Lanzelet ist Schadil li Mort (vgl. K zu V. 3550), eventuell könnte auch Môreiz (vgl. K zu V. 735) entsprechend gedeutet werden. Derartige ›Todesschlösser‹ finden sich in der mittelalterlichen Literatur immer wieder. 1568–1572 Das ›Weiberlehen‹, wie es hier thematisiert wird, war in der Realität des deutschen Mittelalters zunächst sehr selten und setzte sich erst allmählich durch (weiterführende Literatur bei Zellmann 1996, S. 212, Anm. 44). In der Literatur der Zeit ist es dagegen geradezu der Regelfall: Fast alle Artusritter in den Romanen à la Chrestien finden eine alleinstehende Herrscherin und erwerben mit ihrer Liebe auch die Herrschaft über ihr Land (Laudine, Condwiramurs, alle vier Frauen Lanzelets usf.). 1613–1616 Eine weitere Sentenz als Argumentationshilfe für die Handlungsführung: Es stirbt nur, wer sterben soll (vgl. TPMA XI 355). 1636–1638 Vgl. ähnliche sentenzhafte Stellen bei Zingerle 1864, S. 115. Die Klugheit wird erneut durch Klugrede signalisiert, diesmal durch Ade. Linier hält sich nicht daran und verliert in der Folge das Leben (Zellmann 1996, S. 214). 1673–1675 Soudek 1972a, S. 176f. geht davon aus, dass das Verschweigen des eigenen Namens durch Lanzelet von Linier als Affront verstanden werden musste (vgl. Soudek 1972b, S. 5f.). Die Deutung ist am Text selbst aber schwer dingfest zu machen. 1689 Der unvermittelte Wechsel ins Präsens dürfte bewusst als Mittel zur Steigerung der Spannung und Veranschaulichung sowie ›Vergegenwärtigung‹ der höchst kritischen Situation gesetzt worden sein. Er findet sich im Text immer wieder, und zwar meist
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an kleineren Zäsuren der Handlung, z. B. nach Exkursen, bei Szenenwechseln etc. (›Praesens historicum‹; vgl. Mhd. Gramm. § 305). 1729 Eine riesige Stange oder ein Baumstamm sind die typischen Waffen eines Riesen in der mittelhochdeutschen Literatur, vgl. etwa Asprian und Widolt (Rother), Wate (Kudrun) oder Rennewart (Willehalm). 1741 guot gelücke (P, vgl. V. 5022) ist vermutlich lat. bona fortuna. 1749 Die Rede ist wohl von Linier: Er ist dem Körper nach ein Held. Das Aussparen der geistig-seelischen Komponente ist wohl Absicht: Hierin erweist sich Linier in der Ausnützung aller Vorteile gegenüber seinem Gefangenen (Einkerkerung, Löwen, Riesen) letztlich als feige und hinterhältig. 1755 In W könnte Ade, wenn man Konj. Präs. liest, auf den Kampf mit Lanzelet vorausdeuten: Linier soll nur ja gut auf sich aufpassen! Die Überlieferung ist jedoch unsicher (halt = halte oder helt?). 1782 100 Ritter bekämpft Lanzelet später tatsächlich in der Aventiure von Pluris. Ich denke jedoch nicht, dass eine Antizipation vorliegt. 100 bedeutet hier ganz einfach: ›unglaublich viele‹ (während in der Pluris-Episode die Hundertschaft ein Maß für Lanzelets Tapferkeit ist, vgl. K zu V. 5429–5573/6159–6562). 1838 Auch Valerins Burg liegt in einer wurmlâge bzw. einem wurmgarte (V. 5048). Grimm, W. 1846, S. 65f. diskutiert das Wort eingehend (zu ›Athis‹ C* 28 und D 56): »es ist ein Gebüsch, eingehegter [sic!] Garten in der Nähe der Burg, wo Schlangen und Drachen verborgen liegen, vor welchem man sich aber mit Spielen belustigt« (Zitat S. 65). Hauptzeugen sind ihm die ›Lanzelet‹-Stellen. Die interessanteste Parallele findet sich als wurmlâge und wurmgarte in Herzog Ernst 2373 u. ö. (dazu ausführlich Jacobsen/Orth 1997, S. 12–25), wo es nicht ein ›Schlangengehege‹, sondern (vermutlich) einen begrünten Innenhof der Burg (der Grippianer) bezeichnet, in dem Sitzgelegenheiten und Tische mit Essen bereit stehen. Schultz, A. 1889 I, S. 51–53, Anm. 5 stellt sich daher vehement gegen eine Deutung als ›Schlangengehege‹ und hält den Ort für eine Art Labyrinth, die Wörterbücher (vgl. Anm. zur Stelle) versuchen den Spagat zwischen den beiden Deutungen. Die Herkunft des Motivs und die merkwürdige Aufsplittung in zwei schwer vereinbare Bedeutungsbereiche ist ungeklärt. 1880–1885 Linier nimmt diesen dahergelaufenen Jüngling, der weder seinen Namen weiß oder nennt noch sich vor der großen Herausforderung scheut, offenbar nicht für ganz voll (vgl. Soudek 1972a, S. 177; Soudek 1972b, S. 6). 1897 Vgl. K zu V. 7394. 1902 P lässt die Zuseher Gott richtiggehend beschwören (wenn die Stelle nicht einfach verderbt ist), während in W nur lapidar um göttlichen Beistand gebeten wird. 1905–1950 Der Kampf mit dem Riesen ist ein epischer Gemeinplatz. 1928 Wenn die Lesung von P ernst genommen werden darf, steht dahinter eine höchst makabre Vorstellung, deren Radikalität wohl als Humorsignal aufgefasst werden kann. Man denke etwa, ahistorisch assoziierend, nur an den berühmten Sketch ›Sam Peckinpah’s ›Salad Days‹‹ in ›Monty Pythons’s Flying Circus‹ (Season 3, Episode 33). 1951–1977 Auch der Kampf mit einem oder mit mehreren Löwen ist ein epischer Gemeinplatz der Artusliteratur, am bekanntesten sind freilich die Kämpfe Gauvains/Ga-
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wans/Gaweins gegen den Löwen auf der ›Wunderburg‹ in den Romanen von Perceval/Parzival und in der ›Krone‹ (Perceval 7849–7870; Parz 571,11–572,23; Kr 20890–20943). Die Kombination des Löwenkampfes mit anderen Gefährdungen wird auf die Spitze getrieben in ›La Mule sanz Frain‹ bzw. in der entsprechenden ›Krone‹Passage, wo Gauvain/Gawein nach dem ›Beheading Game‹ gegen zwei Löwen, einen merkwürdigen verwundeten Ritter und zwei schreckliche Drachen kämpfen muss (Mule; Kr 12627–13900). 2036 Zum Adlerwappen Lanzelets siehe K zu V. 372. 2037/2045 sind unklar: Linier kämpft offenbar gut, doch Lanzelet ohne Verstand? Dagegen stehen V. 2093–2097, wo Lanzelet kühl kalkuliert und überlegt handelt und dadurch auch den Sieg erringt (vgl. Münch 2005, S. 148–151). Die plausibelste Erklärung ist wohl, sich Lanzelet als wütenden Berserker vorzustellen, der auf Teufel komm raus kämpft – etwas anderes bleibt ihm auch kaum übrig. Ob man hierin auch ein Indiz für Lanzelets noch unvollkommene Ritterwerdung sehen darf (Soudek 1972b, S. 14), ist kaum zu entscheiden. 2047 Das Erschlagen von hilflosen Tieren ist quasi eine ritterliche Todsünde und kann auf Lanzelets Unerfahrenheit deuten, kann aber auch als Beispiel für die unhöfischen Tendenzen des Romans verstanden werden. 2066–2067 Vgl. die fiures flamen blicke auch in V. 3172–3172, 4496–4497. Es ist ein häufiges Motiv in höfischer Literatur. 2146–2147 wahte bezeichnet wohl die Totenwache für Linier. 2194–2208 Ades Hilfsbereitschaft, ihre Caritas, ist ihre prägende Charaktereigenschaft. Das Pflegen der Wunden mit Öl und Wein könnte eine Anspielung auf Vulgata, Lc 10,33f. (... et adpropians alligavit vulnera eius infundens oleum et vinum ...) sein (Schüppert 1975, S. 131, Anm. 32). 2224–2227 Vgl. K zu V. 1242–1246. 2246 Ade handelt ze minnen und ze fromen: also wohl einerseits, weil sie ihn liebt, und andererseits, weil sie einen neuen Herrscher für ihr Land sucht. 2257 Zu Karadigan vgl. K zu V. 1265. 2264 Erec ist einer der wichtigsten Artusritter und vor allem der Held des (vermutlich) ältesten und gleichnamigen Artusromans, der auch in Deutschland mit Hartmanns Übertragung das Kapitel Artusroman in der Literaturgeschichte aufschlug. 2277 Genover, die Gemahlin von König Artus, erscheint im ›Lanzelet‹ meist als Genover oder Genovere, (auch) die Nominativ-Formen wechseln ohne erkennbare Regel. Lesarten mit i sind im Ganzen seltener. 2279 Die Tafelrunde als zentrales Element in der Hofhaltung von Artus wird in verschiedenen altfranzösischen Texten als notwendiges Mittel erklärt, um Streitigkeiten um Positionen an der Tafel zu unterbinden. Der erste, der davon berichtet, ist Wace (um 1155; Wace, Brut 9751, 10285, 13269). Bei Chrestien ist sie bereits (?) fixer, nicht weiter thematisierter, aber wesentlicher Bestandteil der Artustradition. 2297 Wâlwein ist die häufigere Form, selten steht auch Wâlwân im Reim. In den Artusromanen seit Chrestien ist Walwein bzw. Gawein, Artus’ Neffe, gewissermaßen die rechte Hand des Königs, der vollkommene Artusritter schlechthin, und damit zu-
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gleich Maßstab aller übrigen. Dieselbe Funktion übt er im ›Lanzelet‹ aus: er ist der Bote (Repräsentant) des Artushofes, sein Charakter ist makellos, ›Lanzelet‹ besteht einen ›Initiationskampf‹ gegen ihn (wie die meisten arthurischen Helden), Walwein wird zum besten Freund des Titelhelden. 2326–2331 Laudatio temporis acti: Früher konnten Damen alleine oder in Begleitung von nur einem Ritter ausreiten, heute ist das wegen des ›Zorns‹ – vermutlich das unehrenhafte, triebgeleitete Verhalten (?) – der Herren nicht mehr möglich (W). Gegensätzlich argumentiert P, wo offenbar nicht das Ausreiten, sondern das ZuhauseBleiben das Anstrebenswerte aus der alten Zeit ist. Heute scheren sich die Männer nicht mehr um diese alte Sitte und kümmern sich scheinbar nicht darum, ob Frauen ausreiten oder nicht. Merkwürdig sind in P allerdings V. 2330–2331, es müsste ja eigentlich nun heißen, dass die Damen heutzutage ständig herumreiten. Die Gleichung ist nur dadurch aufzulösen, dass V. 2330 als ›nun hält sich keine (mehr) daran‹ gedeutet und der ›Zorn‹ der Männer ganz allgemein als ›Raserei, Wahnsinn‹ aufgefasst wird. Aufs Ganze gesehen hat also wohl W den stimmigeren Text, P ist hart am Unsinn. Man könnte es dabei belassen und den Paralleltext streichen. Allerdings erregt P, wenn man ihr eine gewisse grundsätzliche Folgerichtigkeit attestieren will, in einem weiteren Punkt Aufsehen: Die Zeitstrukturen sind verschoben. In W ist die Romanwelt das Repräsentamen der verloren gegangenen Idealität: Ade steht pars pro toto für die Damen dieser alten Zeit, die unbeschwert in der Gegend umher reiten konnten. Anders P: Hier liegt das Ideal in einer unverortbaren, nebulosen Vergangenheit, die Romanwelt rückt an die Gegenwart der Produktion bzw. Rezeption (des 15. Jahrhunderts!) heran, sowohl zu Lanzelets Zeiten a l s a u c h zu Zeiten der Elsässischen Werkstatt von 1418 war bzw. ist das Ideal schon verloren. Mit anderen Worten: Die beiden Optionen von W und P sind geprägt von zwei völlig verschiedenen (kultur-)historischen Konzepten (vgl. Kragl 2007a, S. 78–80). Was um 1200 gang und gäbe war – nämlich das Stilisieren der Vergangenheit im fiktiven (?) Raum des Artusromans –, wurde 1420 nicht mehr so ganz verstanden ... Oder würde man mit dieser Deutung die Passage überstrapazieren? Mit einer späteren Stelle, die in ähnlicher Weise funktioniert wie hier W, hatte der Schreiber von P offenbar kein Problem und übernahm den Topos unverändert; vgl. K zu V. 4072–4078. Vgl. auch K zu V. 8528 zu einer ähnlichen Verschiebung der Zeitkonzepte zwischen W und P. 2343 Lectio difficilior hat vermutlich P, wo in pointierter Verknappung auf das Treffen mit Walwein und Walweins ablehnende Haltung gegenüber einem Zweikampf (sozusagen sein sin) vorausgegriffen wird (vgl. Anm. zur Stelle). W wirkt dagegen gewöhnlich und konventionell. 2348–2356 Völlig unvermittelt äußert der Dichter, dass er nicht weiß, ob Lanzelet mit Ade geschlafen hat, um daran einen erzähltechnischen Miniexkurs anzuschließen: Nur jene Geschichte ist gut, die nicht alles erzählt. Er überlässt das Spekulieren über Ungesagtes dem wân der Frauen (Tratsch?). Das Ende des Exkurses bildet eine fiktive Publikumsanrede, ihn fortfahren zu lassen. Ob dies tatsächlich als Indiz zu werten ist, dass die Dichtung laut vorgetragen wurde (Loomis in Webster/Loomis 1951, S.
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185 = Kerth 2005, S. 179), scheint mir fraglich; es könnte sich auch um eine topische Wendung handeln (zur Thematik vgl. K zu V. 4018–4019, 9441). Indirekt wird durch den Exkurs die Glaubwürdigkeit des Erzählten gesteigert: Wenn der Erzähler das bereitwillig verschweigt, was er nicht gesehen hat, sagt er damit ja nichts anderes, als dass er den Rest gewissermaßen aus erster Hand weiß. Ähnlich ›zurückhaltend‹ gibt sich Ulrich beim Stelldichein von Lanzelet und Iblis (V. 4661ff.). Zwar lässt er hier keinen Zweifel daran, was geschehen ist, enthält sich aber einer detaillierten Schilderung. Angesichts der ironischen Grundstimmung des Romans könnte man auch erwägen, dass Ulrich die erotischen Momente durch das vordergründige, dann aber frivole Nicht-Sagen absichtlich hervorhebt (vgl. Schmidt 1979, S. 16). 2357ff. Die gesamte nachfolgende Szene mit der Begegnung von Lanzelet und Walwein könnte als eine Art erste Initiation in den Kreis der Artusritter gelesen werden (vgl. K zu V. 2297). Auffällig ist, dass dieser Kampf ansonsten am Ende des Weges eines Helden an den Artushof steht, im ›Lanzelet‹ macht er (fast) den Anfang. Der Charakter des Kampfes als Wettstreit zweier völlig ungleicher Ritter zeigt sich auch in den Reaktionen der Protagonisten: Während Walwein um seine weltlîche êre bangen muss (V. 2582–2584) – was natürlich auch eine Aufwertung des Titelhelden ist –, hat sich Lanzelet schon zuvor einen klaren Kopf über diese Situation verschafft: Wenn er verliert, hat er halt gegen den Besten verloren, wenn er aber siegen sollte, wird sein ritterlicher Wert mit einem Schlag um Klassen gesteigert (V. 2505–2515). Für McLelland 2000, S. 111–115 sind Lanzelets Begegnung mit Walwein und das anschließende Turnier zu Djofle eindeutige Indizien, dass der Stil des Romans nun auf ›höfisch‹ gewechselt hat. Dafür sprechen die Art des ehrenhaft-ritterlichen Zweikampfs von Walwein und Lanzelet, vor allem aber die detaillierte Beschreibung eines hochmittelalterlichen Musterturniers (vgl. K zu V. 2801–3525). Zur Einladung an den Artushof, die Lanzelet wiederholt und hier erneut ausschlägt, vgl. K zu V. 1288–1301. 2370 Britânje ist wohl Britannien (und nicht die Bretagne). 2372 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. 2388 Die kupfe, koife ist eine gepolsterte Kettenhaube mit Kinnbinde, die der Ritter unter dem Helm trägt und die mit dem Kettenhemd verbunden ist (Schultz, A. 1889 II, S. 50f.; LexMA IV, Sp. 1941). 2596 scharlât (< afrz. escarlate < mlat. scarlata, scarlatum) bezeichnete im Mittelalter nicht (wie heute) eine Farbe, sondern ein fein gewebtes, kostbares Wollzeug, meist aus Flandern oder England, häufig von roter Farbe, was wohl zum heutigen Denotat geführt hat (Schultz, A. 1889 I, S. 354f.; Brüggen 1989, S. 47ff., 282–287; LexMA VII, Sp. 1441). Das zugehörige Adj. (das Sp in V. 2596 übersetzt) scheint erst spät, jedenfalls nhd. aufgekommen zu sein (vgl. auch DWb XIV 2201). Das schaprûn ›Kapuze‹ (vgl. Anm. zur Stelle) gehörte zur typischen Bekleidung eines Knappen in der deutschen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts (Pérennec 2004, S. 151, Anm. 47). 2608–2609 Der Knappe (bzw. der Erzähler) hat wohl vergessen, dass Ade auch anwesend
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ist. Oder sollte gelesen werden: sô ez niht wan eine siht? Die einfachste Erklärung liegt wohl darin, dass ein Kampf nur dann Ruhm einbringt, wenn ihn v i e l e ( Z u s e h e r i n n e n ) mitverfolgen (vgl. K zu V. 5278–5279). 2629 Lot(h) ist schon bei Chrestien der Vater Gaweins und Schwager von Artus (Perceval 8135–8138). Verwirrend ist die Konstellation der Ländernamen: Lot ist von Johenis, doch Walweins Land scheint Garnanz zu sein (V. 8066). Die komplexe Forschungslage ist in UL dargelegt. 2630 Die Namensform Gurnemanz aus W stimmt mit Gurnemanz de Grâharz, dem Erzieher Parzivals, überein (Parz 68,22). Ähnliche Namensformen begegnen in der Artustradition mehrmals. Inhaltliche Übereinstimmungen fehlen jedoch in allen Fällen. 2666–2668 Hier dürfte eine weit verbreitete Gewohnheit des Turnierwesens abgebildet sein: »Die Einladung zum Turnier erging in der Regel drei bis sechs Wochen im voraus. Als Turniertag wurde meistens ein Montag gewählt.« (Bumke 1999, S. 348 mit weiteren Belegen) 2670 Djofle ist ein sonst unbekannter Name. 2675–2678 Derartige asyndetische Aufzählungen sind im Mittelhochdeutschen äußerst beliebt, vgl. auch V. 4749–4757. Die beschriebenen Tätigkeiten gehören zum festlichen Standardinventar der höfischen Romane, für die Musikinstrumente vgl. z. B. Kr 22085–22110 (vgl. auch Schultz, A. 1889 I, S. 533–563; Eitschberger 1999). 2688–2699 Hier erst wird gesagt, dass der Bote extra auf Suche nach Walwein ausgefahren ist. Weshalb aber hat er dann den Rittern zuvor von dem Turnier erzählt, als er noch nicht wusste, um wen es sich handelt? Die Logik der Szene ist etwas verquer. Schlichtweg unsinnig sind V. 2698–2699 in P: Der Knappe hat Walwein ja bereits nach eigenen Angaben erkannt (V. 2690), Anlass dazu müsste ihm spätestens die Erwähnung von Walweins Namen durch Lanzelet in V. 2659 gegeben haben. Ich setze dennoch Paralleltext, da P, zumindest auf sprachlicher Ebene, nicht falsch ist; der eklatante Widerspruch ergibt sich erst aus dem inhaltlichen Kontext. 2781 Der Name Tibalt begegnet auch sonst in der arthurischen Tradition, ist aber auch in den Chansons de geste häufig. Es dürfte kaum mehr als zufällige Namensgleichheit von im Übrigen unterschiedlichen Figuren vorliegen. 2790–2793 Buroin, der Erzieher Tibalts, ist Herzog bei einem weißen See und ist daher (?) im Besitz vieler Fertigkeiten. Ob der ›Weiße See‹ – der erstaunlicher Weise bislang von der kärntnerischen Heimatforschung (Weißensee) unbehelligt blieb – derselbe ist, der später (mit der Herzogin vom Weißen See) erwähnt wird (V. 5079, 5375), ist nicht eindeutig zu sagen. 2801–3525 Das (meist) dreitägige Turnier mit wechselnder Rüstungsfarbe, bei dem der Held seine Identität nicht preisgeben will, rechnet zu den häufigsten Kampfmotiven der höfischen Literatur. Vor allem die ältere Forschung hat eine Vielzahl von Parallelen zum Turnier zu Djofle beigebracht, wichtig sind die Arbeiten Weston 1902 und Delcourt-Angélique 1981. Stets ging es darum, konkrete Bezugnahmen eines Textes auf einen anderen nachzuweisen. Vielleicht sollte man aber gerade im Hinblick auf die Formelhaftigkeit des Turniers stärker die Möglichkeit heute nicht mehr greifbarer mündlicher Überlieferungstraditionen in Rechnung stellen, wie es Weston
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ansatzweise durch (etwas gewagte) Konstruktionen über die Krücke von Volksmärchen versucht. Zu realienkundlichen Ausführungen zum Turnier vgl. Schultz, A. 1889 II, S. 106–150; Bumke 1999 I, S. 342ff.; LexMA VIII, Sp. 1113–1118. Zellmann 1996, S. 219, Anm. 59 betont zu Recht, dass Lanzelet an einem regelrechten »Bilderbuchturnier nach französischer Art« teilnimmt (vgl. dazu auch K zu V. 2357ff.). 2824 Der Rückverweis auf zuvor Erzähltes kann hier nur auf den Bericht des Knappen von Djofle (V. 2671ff.) abstellen. Der Erzähler rekurriert damit auf eine Schilderung in direkter Rede, die Grenze zwischen Erzähler- und Figurenrede wird unscharf. 2834–2835 Während W sich damit begnügt, die Pracht des Zeltes von Artus zu betonen, formuliert P eine Publikumsanrede, wobei die Illusion genährt wird, die Zuhörer oder Leser könnten sehen, was erzählt wird: nämlich die Pracht des Zeltes; ein grundsätzlich geschickter rhetorischer Trick, der natürlich nur dann aufgeht, wenn das Zelt auch – möglichst lebhaft und unmittelbar – beschrieben wird! Die bessere Lesung scheint demnach W zu haben. 2855 Die vespereide ist der typische Anfang des mittelalterlichen Turniers am Vorabend, wie es in den literarischen Texten geschildert wird, vgl. etwa Er 2454 oder Parz 68,24. 2872 Ein krâmschilt ist vermutlich ein zum Verkauf angebotener Schild, zwar bereits (wie offensichtlich) lackiert, aber noch ohne Schmuck und Wappen (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 188). 2889–2925 Ähnliche Szenen finden sich in fast jedem Artusroman: Ein – zumindest dem Anschein nach – fremder Ritter nähert sich dem Artushof, Kei fleht um Erlaubnis, den Fremden anzugreifen, es wird ihm gewährt und er unterliegt, nicht selten zur allgemeinen Belustigung, schmachvoll. Charakteristisch ist dabei die prahlerische Haltung des Truchsessen, die fixer Bestandteil der Artustradition ist. 2890 Die Namensform zum Truchsess des Artushofes, in altfranzösischen Texten Kex oder Keu, wechselt in den Handschriften. Ursprünglich wird wohl Kein oder Keiîn sein, da P – in derartigen Fragen oft die verlässlichere Handschrift – diese Form konstant, allerdings mit o statt e, bewahrt hat und W zwischen Formen mit und ohne -n wechselt, vgl. auch den Reim V. 5939–5940. Während Kei in der keltischen Überlieferung und auch bei Geoffrey of Monmouth einer der großen Helden des Artuskreises ist, wird er in der Romanliteratur seit Chrestien als Spötter und Lästermaul charakterisiert. guotlîchen in W ist fraglich: Entweder wurde güfteclîchen nicht mehr verstanden und mehr schlecht als recht ersetzt, oder die Stelle ist ironisch zu lesen. 2930 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. 2936 Iwan de Nônel kommt auch Parz 234,12 (Iwân von Nônel wie in W; der Vater einer der Jungfrauen in der Gralsburg) und Erec/CdT, ed. Rousse 1707 bzw. Er 1643 (Yvains de Loenel bzw. Îwân von Lônel wie in P; ein Ritter der Tafelrunde) vor. Auch sonst ist der Name Iwan bzw. Iwein häufig. 2952–2953 Wer dieser Markgraf von Lile war, ist völlig ungeklärt. 2964 Der Paralleltext in P ist rätselhaft: Es besteht kein Anlass, in Tibalts Verhalten als Knappe irgendeine Verfehlung erkennen zu wollen.
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3011 Die letze (›Schutzwall‹) ist der neutrale Platz im Turniergeschehen, ein abgelegenes Stück des Turnierfeldes, auf das sich die Ritter aus dem Kampfgeschehen zurückziehen können (Webster/Loomis 1951, S. 189 = Kerth 2005, S. 183). 3052 Vgl. Parz 662,19.24, wo von einem mit den schœnen schenkeln Maurîn die Rede ist. 3056–3057 Der Brauch, die Besiegten seiner Dame zu schicken, ist im Artusroman häufig anzutreffen. Besonders inflationär ist die Ausgestaltung im ›Parzival‹ (Parz), wo der Titelheld jeden Ritter (1) zur Gralssuche und (2) zur Unterwerfung bei Condwiramurs zwingt. Beim Turnier ist es üblich, dass Besiegte automatisch in die Obhut des Siegers übergehen und vom Kampfgeschehen ausgeschlossen sind. Später müssen sie gegen Geld ausgelöst werden (ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 190f. = Kerth 2005, S. 184f.). 3070–3071 Die Aussage, Lanzelet hätte noch niemals auch nur vier Ritter gegeneinander kämpfen gesehen, ist wohl falsch. Immerhin hat Lanzelet ja gleich nach seiner Ausfahrt auf der Burg von Johfrit de Liez ein Turnier miterlebt und auch selbst daran teilgenommen. 3094–3097 ist eine der seltenen Stellen, in denen Lanzelet auf den Beistand Gottes vertraut, auch hier nur in Form einer topischen, blassen Allerweltswendung. 3099 Der turneische imbîz könnte eine ungezwungene Mahlzeit bezeichnen (Schultz, A. 1889 II, S. 135). 3103 Was mit der ›Augenwonne‹ Lanzelets gemeint ist, bleibt unklar. Mögliche Referenzpunkte sind das Turnieren der Ritter und der Anblick seiner Geliebten Ade. 3116–3117 Der Paralleltext für S ist auffällig und gegenläufig zur sonstigen Tendenz des Romans, religiöse Themen und Gottesbezüge möglichst weit außen vor zu halten. In S wird stattdessen der Hinweis auf das allgegenwärtige Glück Lanzelets zu Gunsten der Obhut Gottes geopfert. Den ›besseren‹, stimmigeren Text bieten daher WP. 3130 Tumânge bzw. Tumâne könnte nach Glinka-Janczewski 1963, S. 284f. ein Anagramm zu Muntâne sein und damit ein weiteres Indiz für die Gönnerschaft der Morvilles (vgl. K zu V. 9322–9341): Diese waren eng mit den Grafen von Egremont verbunden. 3131–3135 Ritschart ist als Name in der höfischen Literatur nicht selten, auch Hundertschaften begegnen immer wieder. 3172–3172 Siehe K zu V. 2066–2067. 3188 Karjet entspricht dem Gueheriet, Gaheriet, mhd. Guerehes, dem zweiten Bruder Gauvains, im ›Lancelot propre‹ (siehe LancFr, übs. Lacy [Namenregister]). Parz 664,30 und 673,3 nennen einen Gaherjêt als Cousin Gawans. Beim Pleier (Meleranz 157, 2391, 3800, 12596, 12601) ist Gahar(i)et wie im ›Parzival‹ der Cousin von Meleranz und Gawan. 3198 Wâlest ›Wales‹ könnte nach Loomis eine Verderbnis aus anglonormannisch Wales sein. Es könnte aber auch ›le Valois‹ gemeint sein, was jedoch im Hinblick auf die wohl insulare Quelle des ›Lanzelet‹ unwahrscheinlich sein dürfte. Beim Herzog könnte es sich um Torfilaret handeln (vgl. K zu V. 8071). 3227–3228 Lanzelet hält es für eine Schande, dass er seinen Namen nicht kennt, vgl. K zu V. 1288–1301.
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3262 HaN verweist auf die ähnliche Phrase V. 5563. 3305 Zum Adler als Wappentier Lanzelets siehe K zu V. 372. Die Metaphorik des Bildes, das neben dem Denotat ›Lanzelet versus Feinde‹ auch eine Wesensdeutung der Kampfhandlungen mit sich bringt, ist raffiniert. 3316–3318 Die Verse rekurrieren auf eines der zentralen Themen des Prologs: Der Erfolgreiche, Gute, Tugendhafte wird von den Neidern gehasst. Ob dieser Hass nur Ritschart und seine Mannen, oder ob er auch Lanzelet trifft, bleibt dunkel. Vgl. K zu V. 1–40, 7. 3341 in bezeichnet nach Pérennec 1970, S. 87 den neu angekommenen Heerführer und seine Leute, da Ritschart ja bereits mit Lanzelet verbündet sei. Das ist möglich, jedoch nicht gesichert: Primär verbünden sich ja Ritschart und sein Verwandter, und weshalb sollte es nicht auch Ritschart, seinen Leuten und schließlich sogar Lanzelet nützen, wenn ihre Allianz ausgebaut wird? 3436–3437 Siehe K zu V. 3056–3057. 3462–3465 Zur ausgeschlagenen Einladung an den Artushof vgl. K zu V. 1288–1301. 3475 In P spricht der Erzähler das fiktive Publikum als seine ›Freunde‹ an, was freilich auch topisch gelesen werden könnte. Dagegen definiert W das Publikum als Freunde Lanzelets, also ihres Helden, wodurch die Unmittelbarkeit des Erzählten gesteigert wird. 3504 offenbâre (W) bzw. offenlîchen (PS) ist nicht nur Versfüllsel, sondern weist darauf hin, dass Lanzelet hier das erste Mal ein Mitglied des Artushofes in seine Vorhaben einweiht. 3506 er könnte sowohl Lanzelet wie Walwein sein. Für die zweite Möglichkeit spricht, dass Lanzelet Walwein später an das frühere Versprechen Walweins erinnert, er würde Lanzelet nichts abschlagen (V. 5203–5207). 3539 Kâl bzw. Derkâl (Ha) sind ungeklärt. 3540 Bemalte Burgen lassen sich für das Mittelalter realhistorisch schwer nachweisen und dürften ein Produkt der Literatur sein (vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 61). 3542–3549 In der Burg des Mabuz werden die Tapferen zu Feiglingen und die Feiglinge werden tapfer: Es ist eine verkehrte Welt (vgl. Schmid 1992; Zellmann 1996, S. 224f.; Russ 2000, S. 199; Münch 2005, S. 245 u. v. a. m.; grundlegend zum Topos Curtius 1993, S. 104–108); und nicht nur eine allgemeine ›Enttapferung‹, wie häufig angenommen wurde. Mabuz will zu seiner Verteidigung den besten der Gefangenen auswählen und nimmt daher gerade jenen, der sich am feigsten gibt (V. 3722–3762) – eine »Tapferkeitsprobe a contrario« (Pérennec 1993, S. 131). Die ältere Forschung hat eine Reihe (mythischer) Motivparallelen gesammelt. Für die textimmanente Deutung scheint bemerkenswert, dass der Erzähler darauf bedacht ist, die List des Mabuz schon im Vornherein als solche darzustellen, um nur ja kein schlechtes Licht auf seinen Helden fallen zu lassen. Lanzelet verliert durch seine vermeintliche Niederlage also nichts von seiner Idealität; ebenso, wie er durch seine momentane ›Verrückung‹ in keinster Weise eine charakterliche Veränderung erfährt (wie etwa Iwein durch seinen Wahnsinn; Iw 3257ff.): Lanzelet bleibt sich, wie immer, selbst der gleiche (vgl. Zellmann 1996, S. 226).
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McLelland 2000, S. 116f. macht es sich möglicherweise zu leicht, wenn sie Lanzelets Aufenthalt auf Schadil li Mort hauptsächlich als humoristische Episode betrachtet. Dass die Verkehrung durch die Gesetzmäßigkeiten der verkehrten Welt auch eine implizite Nobilitierung Lanzelets ist, hält sie offenbar für nicht bedeutsam. Auch mag es fraglich sein, ob Lanzelets miserabler Zustand bei Mabuz tatsächlich komisch wirkt, egal ob für mittelalterliche oder neuzeitliche Rezipienten. Könnten hier nicht Mitleid und Abscheu eine wesentlich größere Rolle gespielt haben? 3550 Schâdil li Mort ist das ›Schloss des Todes/Toten (?)‹ und damit neben Lîmors das zweite seiner Art im Text, vgl. ausführlicher K zu 1556. 3551 Meyer, M. 2003, S. 101–103 bemüht sich um eine Erklärung der Mabuz-Figur und besonders ihres Charakters aus dem gelehrten Wissen des Hochmittelalters, konkret: aus der scholastischen Diskussion über die menschliche Sexualität. Hier wird seit dem 12. Jahrhundert intensiv um die Existenz eines weiblichen Samens und seinen Anteil an der Zeugung debattiert. Die Zwei-Samen-Theorie besagt, dass bei der Zeugung männlicher und weiblicher Samen zusammenwirken, wenn freilich auch der weibliche Samen qualitativ weit hinter dem männlichen zurückstehe. Die Konsequenz davon ist, dass – rein theoretisch – auch der weibliche Samen alleine, zumal bei einer sehr ›männlichen‹ Frau, zeugungsfähig sein könnte. Das Kind wäre dann äußerst schwächlich, unvollkommen, krankheitsgefährdet etc. – genau wie Mabuz, der ja bekanntlich der Sohn einer Meerfee ist, die über ein reines Frauenreich (!) herrscht. (Schon Schmid 1992, S. 246 hatte überlegt, ob der Vater etwa ein Monster gewesen wäre.) Meyer weist selbst darauf hin, dass dieser Gedanke in der scholastischen Diskussion nicht in extenso durchgespielt worden ist; die Parallelität zu Mabuz ist dennoch frappant. Münch 2005, S. 166–170 stellt ab auf die Ziehbruderschaft von Mabuz und Lanzelet und versucht, diese auch anhand von bestimmten Verhaltensweisen zu demonstrieren, die beide in der Meerfee-Erziehung gelernt hätten. Vor allem würden Lanzelet und Mabuz einen ähnlichen Kampfstil pflegen (V. 278–291, 3621–3629, 3790–3806). Besonders auffällig scheinen mir aber Kampftechniken wie slagen, stôzen, rennen, schirmen, loufen, springen etc. nicht zu sein. Dass Mabuz eine Art Gegenbild zu Lanzelet ist, ist aber evident. 3577 Der Vers wirkt deplatziert – Mabuz wurde ja bereits vorgestellt (V. 3551)! 3658–3660 Eine weitere Sentenz (vgl. TPMA II 475): die Wahrheit zeigt sich erst zuletzt. Quelle ist vermutlich der Bibelspruch Vulgata, Sir 11,29: ... et in fine hominis denudatio operum illius ›und (erst) im Tod des Menschen werden seine Werke offenbar.‹ 3670–3673 Eine mögliche Deutung der plötzlichen Abkehr Ades von Lanzelet wäre: Ade war vom ersten Blick an von Lanzelets Tapferkeit, damals im Kampf gegen die Leute Liniers, fasziniert, deshalb half sie ihm, deshalb verliebte sie sich in ihn. Lanzelet war interessant wegen des Ansehens als tapferer Ritter. Sobald er dieses einbüßt, wird er für Ade unnütz, sie verlässt ihn (Schüppert 1975, S. 131). 3674–3675 Der im Vergleich zum sonstigen Text geradezu nonchalante Erzählerkommentar ließ Märtens 1880, S. 690 vermuten, dass schon Ulrich selbst von diesem
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plötzlichen Verschwinden der beiden Figuren, besonders Ades, irritiert war. Dass aber deshalb der Abschied unmotiviert wäre, ist aus der Luft gegriffen, Tibalt und Ade haben mit Lanzelets Feigheit – die sie ja nicht durchschauen (können) – einen guten Grund, sich von ihm zu distanzieren. Wenn man schon nach einer quasi psychologischen Motivierung fragt, müsste man schließlich auch bedenken, dass Lanzelet vor nicht allzu langer Zeit deren Vetter erschlagen hat. Zudem wird Ade nun, da Lanzelet bald seine dritte Frau gewinnen wird, auch erzähltechnisch gesehen überflüssig; wenn man die drei Werbungsepisoden denn als erzähltechnisches Programm des ersten Handlungsteils – sei es nun parodistisch oder nicht – versteht. Lanzelets Gleichgültigkeit gegenüber derartigen Fragen, die Märtens offenbar am meisten irritiert, hat Ulrich nicht gestört und spielt im Text keine Rolle. 3676ff. Die völlige Isolation, den Nahrungsentzug und die körperliche Verwahrlosung deutet Zellmann 1996, S. 224f. als typische Bestandteile von rites de passage. Lanzelets Aufenthalt auf Schadil li Mort wäre eine Ausprägung eines Schemas, das den Übergang vom Leben zum Tod (als Bedingung einer Neugeburt) schildert. Ich würde einfacher und ohne theoretisches Brimborium formulieren: Lanzelet schwebt in tödlicher Gefahr. Eine ›rituelle‹ Qualität ist, sollte es sie gegeben haben, nicht mehr greifbar. 3686 âz bezeichnet nach HaA eher die Speise von Tieren als von Menschen. 3763–3765 Der plötzliche Appell an höfische Konventionen (Minnedienst etc.) wirkt angesichts der Situation fast kurios. Was Zellmann 1996, S. 229 als »Nützlichkeitsspiel« des Erzählers mit der höfischen Konvention umschreibt, könnte man auch schlichtweg als aufgesetzt und übertrieben (ironisch) werten. 3811 wambas, wambes (›Wams‹) bezeichnet eine Art Untergewand, das unter der Rüstung getragen wurde (Schultz, A. 1889 II, S. 51; LexMA VIII, Sp. 2008f.). 3826–3928 Für die Friedhofsszene hat die Forschung mehrere Motivparallelen, vor allem in den anderen Lancelot-Dichtungen (Charrette 1841–2007; LancFr, ed. Sommer III, S. 143–153, ed. Micha VII, Kap. XXIVa, übs. Lacy II, S. 75–80; LancDt I, S. 164–166 und – wohl aus der ›Charrette‹ – LancFr, ed. Sommer IV, S. 174–178, ed. Micha II, Kap. XXXVII, übs. Lacy III, S. 12–14; LancDt I, S. 614– 618), gefunden. 3871–3919 Die Brunnen-Aventiure, wie sie hier vom Abt geschildert und später in exakt dieser Form von Lanzelet erlebt wird, hat ihre auffälligste Entsprechung in Chrestiens ›Yvain‹ (Yvain 800ff.) bzw. in Hartmanns ›Iwein‹ (Iw 989ff.), und zwar im dortigen Brunnenabenteuer, worauf wiederholt hingewiesen wurde. Diesen Schilderungen nahe steht auch die Episode von Dunostre im ›Huon de Bordeaux‹ (erste Hälfte 13. Jahrhundert; Huon 4590ff.). Die ältere Forschung sah in diesen Episoden ein Märchenmotiv, das auf eine gemeinsame Quelle rückführbar sei. Dagegen wandte sich vor allem Charles Bertram Lewis (Lewis 1932), der in der ersten breit angelegten Studie zu dieser Frage (was den ›Lanzelet‹ betrifft) die Herkunft aus dem antiken Zeuskult in Dodona nachzuweisen suchte, wo ein ähnliches Herausforderungsschema die Sukzession im Priesteramt regulierte. Die Weitergabe des antiken Brauchs erklärt sicht Lewis über Kontakte mit dem Orient über den ersten und zweiten Kreuzzug: Kreuz-
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fahrer hätten, vielleicht in Konstantinopel, Kreta oder auch in Rom Wissen um den Kult von Dodona erworben und nach Mitteleuropa (Frankreich) gebracht. Die Ähnlichkeiten zwischen den drei Texten und dem Zeus-Kult sind auf den ersten Blick frappant und werden von Lewis Punkt für Punkt detailreich analysiert. Vergleichsfolie ist ihm dabei freilich im Endeffekt nicht der konkrete Text, sondern ein aus den genannten Texten extrahierter Idealtypus des Brunnenabenteuers, dessen Konstruktion sich an der Nähe zum antiken Mythos orientiert. Neben diesem eklektizistischen Konglomerat ist auch Lewis’ Interpretation des Zeus-Kultes (als Regenkult) alles andere als gesichert und – wie Lewis selbst zugibt – von der Altertumswissenschaft keineswegs gestützt. Was nicht heißen soll, dass Lewis’ Vorschlag in toto abzulehnen sei; man denke nur an die Parallelhypothese in K zu V. 331–333! Ein irgendwie gearteter Zusammenhang ist kaum in Abrede zu stellen. Im Einzelnen ist aber schwer oder nicht zu entscheiden, wo Lewis Recht behält und wo er zu Gunsten seiner Hypothese über den Fakten schwebt. Für eine textimmanente Betrachtung ist bedeutsam, dass Lanzelet hier zum ersten Mal eine Aventiure angeht, die gleichsam wie ein offenes Buch vor ihm liegt: Weder in Moreiz noch in Limors konnte er erahnen, was ihn jeweils erwartete, erst in Behforet wird Lanzelet eindringlich bewusst gemacht, worauf er sich einlässt. Der Konflikt mit Iweret trägt den »Charakter der Gegenseitigkeit« (Zellmann 1996, S. 231). 3888 Kerth 2005, S. 189 deutet den Lindenbaum wegen seiner herzförmiger Blätter als Liebessymbol. Die Linde wäre dann Antizipation der Liebe Lanzelets und Iblis’. 3895 Löwenmäuler sind in der mittelalterlichen Ikonographie häufig (vgl. ausführlicher Webster/Loomis 1951, S. 194 = Kerth 2005, S. 189). 3940–3947 Im Schœnen Walt herrscht Zeitlosigkeit resp. ist es ein der Zeit entrückter, stereotyper Locus amoenus, »eine Art mittelalterliches Schlaraffenland« (Soudek 1972a, S. 180). Derartige amoene Natur- und Landschaftsschilderungen begegnen in der mittelalterlichen Literatur immer wieder, selbst im ›Lanzelet‹ könnte auf das Reich der Meerfee verwiesen werden, was die ansonsten kontrastive Bindung von Meerfee und Iweret (als ihr Antipode) stärken würde. McLelland 2000, S. 118–128 notiert, dass in der Behforet-Episode die Handlung deutlich hinter die Beschreibung zurücktritt. Besonders zeigt sich dies in der Descriptio des wunderbaren Waldes, jedoch ebenso bei der Beschreibung des Vallis Ible, von Iwerets Rüstung oder später des wunderbaren Zelts, das Lanzelet von der Meerfee geschenkt wird (vgl. K zu V. 4091–4184, 4760–4911). Der Kampf mit Iweret nimmt demgegenüber nur einige wenige Verse ein und wird damit wesentlich knapper geschildert als etwa der Kampf auf Limors. Dazu kommt der höfische Minnemonolog von Iblis (vgl. K zu V. 4372–4406). Die Episode sei folglich auf der Stilebene ›hochhöfisch‹ angesiedelt. Beiseite lässt McLelland das Kampfverhalten Lanzelets (das sie in anderem Zusammenhang diskutiert; vgl. K zu V. 4542–4545), der die Bitte seines Gegners um Gnade ausschlägt, sowie die gesamte komplexe Struktur der BrunnenAventiure. Sie nur auf höfisches Geplänkel zurückzuführen, hieße wohl einen wesentlichen und zentralen Teil des Textes banalisieren.
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3958–3961 Das Behandeln von Wunden mit Kräutern und dergleichen war im Mittelalter gang und gäbe (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 194 = Kerth 2005, S. 189 mit Literaturverweisen). Die Besonderheit im ›Lanzelet‹ besteht darin, dass es sich um – etwas ungewöhnlich – Obst handelt, und vor allem dass dieses praktisch jede nur erdenkliche Wunde heilt, wenn der Patient noch nicht das Zeitliche gesegnet hat; eine erneute Überhöhung von Iwerets Wald, jedoch zugleich der Ansatz zur folgenden Erklärung seiner quasi übermenschlichen Stärke (vgl. Soudek 1972a, S. 180; Soudek 1972b, S. 16f.). 3981–3987 Münch 2005, S. 156f. sieht in dieser Eigenschaft des Waldes eine Möglichkeit für Iweret, seine Greueltaten immer wieder aufs Neue zu vergessen. Das setzt freilich voraus, dass ihn überhaupt Gewissensbisse wegen seines Handelns plagen. 3997 helfant ist die typisch mittelhochdeutsche, volksetymologische Schreibung für ›Elefant‹. Elefanten galten im Mittelalter vor allem als hilfreiche Nutztiere (Kriegselefanten, Reitelefanten, Begleittiere von Damen, Lasttiere), vgl. die Zusammenstellung für deutsche Texte bei Buschinger 1997. Die Funktionalisierung von Elefanten als wunderbare Beutetiere wie hier im ›Lanzelet‹ ist selten (ebd., S. 36), wird aber auch von der späteren Erwähnung in P (V. 7901) bestätigt, die auf den Elefanten als besonders großes Beutetier abstellt. 4015–4090 Die Frauenbeschreibung ist in äußere (V. 4015–4041) und innere (V. 4042– 4090) Werte aufgeteilt. 4018–4019 Zur Problematik von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vgl. K zu V. 2348– 2356, 9441. Hier wird, im Gegensatz zu den beiden anderen Stellen, nicht die Rezeption des ›Lanzelet‹ thematisiert, sondern ganz allgemein Literatur, in der es (unter anderem) um das Verhalten von Frauen geht. 4026 Der rôsevarwen munt wurde vor allem bei Heinrich Morungen zur stehenden Formel (MF 130,30. 142,10; vgl. Richter 1934, S. 238f.). 4040–4041 Die Publikumsanrede sucht in ihrer Radikalität ihresgleichen: Wer des Lebens überdrüssig ist, der soll ihn, den Erzähler, (beim Lob von Iblis) zum Schweigen bringen. Steckt in der krassen Drohung ein Ironiesignal, dessen Substanz sich gegen den hyperbolischen Frauenpreis in der Literatur um 1200, besonders des Minnesangs, richtet? 4060–4061 Iblis ist der erwunschte lîp von sælicheit. Der Name wurde entweder in Verbindung zu antiken Kulten (K zu V. 331–333, 3871–3919) interpretiert oder als Anagramm für Sibil (Sibylle) genommen (Webster/Loomis 1951, S. 194–196 = Kerth 2005, S. 190f. mit breiter Beweisführung; Pérennec 1984 II, S. 384; Schmid 1992, S. 251). Daran schloss sich eine Reihe komplexer, oft sehr spekulativer Thesen vor allem zu intertextuellen Bezugnahmen an, siehe dazu UL. 4072–4078 Auf Iblis und ihre Gespielinnen (vgl. auch K zu V. 9148–9151) gehe der Brauch zurück, aus Blumen Kränzchen zu binden (zum Brauch vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 236, 448)! Schmid 1992, S. 253 deutet das Pflücken der sofort nachwachsenden Blumen als Symbol für die ›endogame Stagnation‹ der inzestuösen IblisIweret-Beziehung (vgl. K zu V. 331–333). Fraglich scheint mir die Behauptung von McLelland 2000, S. 57, dass diese Referenz auf eine längst vergangene Zeit vom
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mittelalterlichen Publikum als Signal für die Fiktionalität rezipiert wurde. Die Möglichkeit ist freilich nicht auszuschließen; doch mit dem gleichen Recht könnte man behaupten, dass derartige ›Ursprungsmythen‹ wie hier jener des Kränzchenbindens geglaubt wurden. Eine Entscheidung über diese Frage auf Basis des ›Lanzelet‹ ist m. E. nicht möglich. 4079 Wer sind die ›Meister‹, von denen der Erzähler hier spricht? Gewöhnlich ist in mittelhochdeutschen Dichtungen nur von einem ›Meister‹ im Singular die Rede, und dieser meint den Dichter der (gewöhnlich altfranzösischen) Vorlage. Hier könnte der Dichter der Vorlage und der Verfasser von dessen Vorlage gemeint sein. Die andere Option wäre, an mehrere Vorlagen zu denken, was aber wiederum gegen die ausführliche Quellenangabe Ulrichs steht (vgl. K zu V. 9322–9341). Die Frage ist ungelöst. Irritierend ist nicht zuletzt, dass die Quellenverweise im Plural im ›Lanzelet‹ nur im Rahmen der Behforet-Aventiure, hier aber dafür sehr konzentriert vorkommen (vgl. K zu V. 4094, 4238–4239). Hat Ulrich für diesen Teil das ›welsche Buch‹ nach anderen Erzählungen ergänzt? 4080–4082 Die vom Erzähler als geradezu sagenhaft inszenierte Perfektion im Tal der Iblis ist textimmanent relativ eindeutig auf die Stilisierung der Figur Iblis und in weiterer Folge ihres zukünftigen Geliebten ausgerichtet. Das Bild von der automatischen und sofortigen Erneuerung des Urzustands ist dennoch einigermaßen ungewöhnlich. Das Blumenbrechen ist Symbol für die Unwandelbarkeit der erreichten Schönheit (der Wiese), man denke an die Wendungen bluomen, schapel brechen, im Mittelhochdeutschen fast habitualisierte Metaphern für das Erleben von Lust oder für Defloration (Belege bei Zellmann 1996, S. 233, Anm. 17). Das »Tun der Damen [wird] zur Urszene des lieblichen, höfischen Zeitvertreibs« (Schmid 1992, S. 253). Ob es auch »ein dezentes Spiel mit der unbewußten, aber gewünschten Defloration« (Zellmann 1996, S. 233) ist? Vgl. dazu jetzt Keller/Kragl 2009. 4086 Zum Vallis Ible und dem Motiv vom Blumenpflücken siehe K zu V. 331–333, 4080–4082. 4091–4184 Zellmann 1996, S. 234–241 sieht in Dodone das Ideal einer Burg um 1200 verwirklicht. Von Märchenburgen unterscheide sich Dodone durch die konkrete Beschreibung der Architektur und der verwendeten Materialien, Dodone sei keine unspezifische Masse an Gold und Edelsteinen. burc sei als Rechtsort bewusst und in Differenz zum hof gesetzt. Die z. T. von Zellmann selbst angeführten Parallelen in einer Reihe von Burgen in zeitgenössischen Romanen spricht jedoch nicht unbedingt für diese These, die auf ein Spezifikum des ›Lanzelet‹ abstellt. Eher scheint Dodone in ihrer wunderbaren Art das Ideal einer hochhöfischen Burgbeschreibung zu sein als ein positivistisches Zeugnis für mittelalterlichen Burgbau (McLelland 2000, S. 120; vgl. K zu V. 3940–3947). 4094 als uns diu buoch kunt tuont deutet Zellmann 1996, S. 72 als Anspielung auf die im 12. Jahrhundert hochaktuell werdende Gattung der Minnelehren (›Bücher‹). Das ist möglich, scheint mir aber sehr weit hergeholt, zumal der Erzähler z. B. auch seine Quelle unablässig als buoch bezeichnet. Das eigentliche Rätsel der Stelle, nämlich der Plural ›Bücher‹, ist ungelöst. Vgl. auch K zu V. 4079, 4238–4239.
4072–4078/4274
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4118 Die Kemenate (vgl. K zu V. 89) steht im Zentrum der Burgbeschreibung als »Ausdrucksschema des Intimen, des Geheiligten, der mystischen Vereinigung, des kostbaren Wissens, der artifiziellen Schönheit« (Zellmann 1996, S. 239). Ihre spezifische Gestaltung in dieser Passage, besonders die Vielfalt an Edelsteinen, hat vielfach Parallelen im höfischen Roman. 4119ff. Die Aufzählung der verschiedenen Edelsteine scheint in den meisten Fällen nur der hyperbolischen Betonung der Pracht zu dienen, eine Semantik kann den Steinen – mit Ausnahme des Karfunkels – hier nicht zugeschrieben werden. Ähnliche Listen begegnen in der mittelhochdeutschen Literatur auf Schritt und Tritt. Vgl. zu den einzelnen Edelsteinen die entsprechenden Kapp. bei Engelen 1978. 4124 Der Jaspis verleiht dem Schlafgemach Iwerets etwas Paradiesisches, da er zu den Edelsteinen der Himmelsstadt (Vulgata, Apc 21,19) gehört und in der mittelalterlichen Literatur fast ausschließlich in diesem oder einem ähnlichen Zusammenhang gebraucht wird (Engelen 1978, S. 322f.). 4134–4135 Offenbar wird den Edelsteinen die Funktion zugeschrieben, das Böse abzuwehren (vgl. Pérennec 1970, S. 100). 4141–4145 Der Glaube, dass der Karfunkelstein leuchtete, war im Hochmittelalter weit verbreitet (vgl. Engelen 1978, S. 324–332). 4148–4161 Zum mittelalterlichen Bett vgl. Schultz, A. 1889 I, S. 85–89; LexMA I, Sp. 2087. 4148ff. Zur eventuell inzestuösen Beziehung von Iblis und Iweret siehe K zu V. 331– 333. 4215–4240 Der Traum als Wahrsagung ist in mittelalterlichen Erzählungen (wie schon in der Bibel, vgl. etwa die Träume in Vulgata, Dn 2 und 7) der Regelfall, er besitzt die Qualität einer höheren Wahrheit – was den Erzähler des ›Lanzelet‹ allerdings nicht davon abgehalten hat, die Geschehnisse als vremdiu mære (V. 4214) zu bezeichnen! 4238–4239 Der Verweis auf die ›Bücher‹ ist rätselhaft, da ansonsten in der Regel auf ein singuläres buoch als Quelle verwiesen wird (vgl. K zu V. 4079, 4094). Zellmann 1996, S. 242 geht so weit zu überlegen, ob der Erzähler hier über eine überlieferte Reaktion auf das Erzählte witzelt. Eine andere Lösung könnte darin bestehen, die Stelle ganz allgemein als ironisch gegen übertriebene Quellenberufungen zu lesen, womöglich sogar als Replik auf Hartmann, der ja bekanntlich ein ritter so gelêret was, | daz er an den buochen las (AH 1–2). 4257–4261 Der Erzähler äußert sich kurz zum Kleid von Iblis, um sogleich abzubrechen: man würde es ihm nicht glauben und es für unziemlich halten, würde er es erzählen – ein extern motivierter Unsagbarkeitstopos. 4266 Der Dialog zwischen Lanzelet und Iblis ist in gewissem Sinne das Gegenbild zum Dialog zwischen Lanzelet und der Tochter des Galagandreiz: Während die laszive Tochter einen tapferen Ritter als Liebespartner fordert (V. 1034–1035), ist bei Iblis die Minne ein Grund, sturer Tapferkeit abzuschwören (V. 4345). Vgl. Pérennec 1970, S. 100f. 4274 Obwohl Iweret noch am Leben ist, wird Iblis bereits hier als Königin bezeichnet. Entweder liegt eine Vorausdeutung vor (die zukünftige Königin), oder es wird auf das
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eventuell inzestuöse Verhältnis von Vater und Tochter angespielt (vgl. K zu V. 331– 333). 4315 Lanzelet schlägt erst zum zweiten Mal die Glocke und wundert sich trotzdem, dass Iweret noch nicht kommt – obwohl ihm der Abt erklärt hatte (V. 3904–3907), dass man dreimal schlagen muss, damit sich Iweret zeigt! Entweder kann Lanzelet nicht zählen, oder dem Erzähler resp. Autor ist ein Lapsus unterlaufen. 4322 Zuerst behauptet Iblis, sie könne nicht zwischen Vater und Traum-Geliebtem entscheiden; was ihr aber wenig später (V. 4404–4405) unter Einfluss der Minne doch ziemlich leicht fällt. Schließlich (V. 4599–4601) lässt sie die Minne schnell darauf vergessen, dass Lanzelet der Mörder ihres Vaters ist. 4349–4352 Die Reaktion Lanzelets auf Iblis’ Liebe könnte als Konfrontation älterer und neuerer Minneauffassung verstanden werden: Iblis’ Minne ist geprägt von der Minnekasuistik des ausgehenden 12. Jahrhunderts, während bei Lanzelet ein eher brachiales Prinzip des Frauen-›Erwerbs‹ vorherrscht (Soudek 1972b, S. 17f.). Wie so oft lässt einen aber der Erzähler bei dieser Frage im Stich, es könnte immerhin auch sein, dass Lanzelet hier ebenso höfisch denkt wie Iblis und ihr nur seinen Minnedienst anbieten möchte. 4372–4406 Der folgende Monolog der Iblis weist zahlreiche Übereinstimmungen mit dem Minnemonolog der Lavinia in Heinrichs von Veldeke Eneasroman (En 10061 [268,9]ff.) auf. Ähnliche Passagen finden sich auch bei Eilhart im Minnemonolog der Isalde (Tristrant 2398ff.). Für eine detaillierte Gegenüberstellung der drei Monologe, von denen Ulrichs der bei weitem kürzeste und auch vermutlich jüngste ist, siehe Trendelenburg 1953, S. 154–173, die überdies davon ausgeht, dass Eilhart von der ›Eneide‹ beeinflusst war. Die Monologe bzw. in weiterer Folge die darin problematisierten Liebesbeziehungen teilen folgende wesentliche Charakteristika (Pérennec 1970, S. 102f.): • Die allegorisierte Minne erscheint als ungerecht gegenüber der Protagonistin. • Sie scheint jemanden zu lieben, der ihre Liebe nicht erwidert. • Die daraus resultierende Frage: Warum liebe ich ihn dann eigentlich? • Die Rücknahme dieser Frage. • Die Liebeskrankheit. • Die Bitte an die Minne, sich von einem abzuwenden. • Kurz wird eine mögliche Therapie erwogen. • Zu guter Letzt bekennt sich die Heldin zu ihrer Liebe.
Im ›Lanzelet‹ ist dieses, wenn man so will, ›klassische‹ Schema der Situation von Iblis angepasst, ihrer Zerrissenheit zwischen der Liebe zum Helden und der Liebe zum Vater. Während Lavinia und Isalde gegen ihr ›irrationales‹ Gefühl ankämpfen, gibt sich Iblis dem ›süßen Wahnsinn‹ Minne ganz hin (V. 4406), sodass der Iblis-Monolog mit Abstrichen auch als Parodie der beiden anderen Schilderungen gelten könnte. Zweifellos aber liegt hier ein, wenn auch möglicherweise ironischer, Idealtypus eines
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solchen hochhöfischen Minnemonologes vor, ein Muster höfischen Minnediskurses (McLelland 2000, S. 121–123; vgl. K zu V. 3940–3947). 4382 von liebe brinnen ist wohl lat. cupidine ardere. 4391–4392 Hinter der Formulierung in W steht wohl die mittelalterliche Vorstellung von der Minne als Krankheit, wie sie besonders dominant im Minnemonolog der Lavinia zutage tritt (En 10061ff. [268,9ff.]; vgl. Tristrant 2497ff.). Bemerkenswert ist die Wendung der Macht der Minne ins Positive durch P, wo die Minne den Geist offenbar so stärkt, dass ihm kein Trank (Gift?) etwas anhaben kann. 4391 Minne übersetzt hier (als Schütze) ganz eindeutig Amor. 4414 Die Panzerung von Pferden ist zur Zeit der Abfassung des ›Lanzelet‹ im Aufkommen und wird erst im 13. Jahrhundert allgemein üblich. Frühe Zeugnisse reichen aber bis ins mittlere 12. Jahrhundert zurück (Schultz, A. 1889 II, S. 100f., Abb. 89; LexMA VI, Sp. 1743). 4418 Eine mit dem Wappen geschmückte Satteldecke ist zuerst in einem Mosaik in Brindisi aus dem Jahr 1178 belegt (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth 2005, S. 195 mit Literaturhinweisen). 4421 sinopel (< mlat. sinopis) bezeichnete im Mittelalter zuerst einen roten, später auch einen grünen Farbstoff, der aus der Stadt Sinope am Schwarzen Meer importiert wurde (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth 2005, S. 195). 4422 Der rote Löwe, Iwerets Wappen, entspricht dem Wappen des englischen Königshauses. Geoffrey von Anjou, der Vater Heinrichs II., führte goldene Löwen auf einem blauen Schild, und das Wappen von Heinrichs Sohn Richard I. bestand aus zuerst zwei, später drei Löwen auf rotem Grund (Webster/Loomis 1951, S. 199 = Kerth 2005, S. 195). Da aber solche Wappen häufig waren und eine derartige Annahme der These Loomis’ von der anglonormannischen Herkunft des Buches widerspricht – wieso hätte ein anglonormannischer Autor bzw. Gönner den Erzfeind des Protagonisten mit dem Königshaus der Plantagenets vergleichen sollen? –, hält Loomis (ebd.) eine solche Bezugnahme für unwahrscheinlich. 4427 Es liegt wohl eine topische Beiordnung eines kostbaren Stoffes zu einem fernen, exotischen und heidnischen Land (Marokko) vor (vgl. K zu V. 860–865). 4428–4429 Ähnlich ist die Beschreibung der Ritter, die Parzival im Wald begegnen: Ihr Anführer trägt ebenfalls einen wâpenroc mit guldîn schellen und erscheint dem Jüngling als ein got getân (Parz 121,30ff.). Von Engeln ist demgegenüber, wie im ›Lanzelet‹, im ›Perceval‹ die Rede (Perceval 138ff.). Im Übrigen scheint der Vergleich von prächtigen Rittern mit Engeln aber topisch (geworden) zu sein, Gawein etwa schein in Kr 6375–6376 auz den ringen | Sam eins engels bilde. Allerdings vergisst der Erzähler nicht zu ätzen: Parzival hätte ihn wohl für einen Gott gehalten (Kr 6377–6379). Siehe auch K zu V. 362–363, 9163–9165. 4446 Es ist nicht eindeutig, auf wen der Tod wartet. Bezieht man den Vers auf Lanzelet, so geht es um die Iweret-Aventiure (so WeSp); bezieht man ihn jedoch auf Iweret selbst, handelt es sich um eine Vorwegnahme von Iwerets Tod. Zellmann 1996, S. 241 nimmt einen Bezug auf Lanzelet an und deutet die Angst, m. E. etwas übertrieben, als typischen »Topos der Spezialistenausbildung«.
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4454–4461 Siehe K zu V. 320–323. 4460–4461 Wie Ehrismann, G. 1905, S. 24f. zu Recht anmerkt, ist die von Lanzelet angegebene Motivation für den Kampf mit Iweret – er wolle sein Land und seine Tochter erringen – nicht seine ursprüngliche; er war ja ausgefahren, um Iweret zu besiegen und seinen Namen zu erfahren. Der Kampf ist doppelt bzw. dreifach motiviert. Vgl. das Nachw. 4496–4497 Siehe K zu V. 2066–2067. 4512–4514 Zellmann 1996, S. 243, 250 verlegt die Rezeptionsinstanz hier in die Figur Iweret: Er hätte erkannt, dass Lanzelet nun, durch den Kampf gegen Iweret nämlich, vom Jüngling zum Mann geworden sei. M. E. wirkt diese These im Hinblick auf die sehr klare Erzählstruktur des ›Lanzelet‹ überspannt; geschweige denn, dass Iweret kaum auf den ersten Teil seines Kampfes mit Lanzelet Bezug nehmen dürfte: Der Plural mit kinden signalisiert eine Vielzahl, die Passage erzählt nicht mehr (aber auch nicht weniger), als dass alle bisherigen Gegner Iwerets – begraben im Kloster zum Jammervollen Zinsgut – wie Kinder gekämpft haben im Vergleich zu Lanzelet. 4529 Die barbiere ist in Deutschland ein Novum der Ritterausrüstung im ausgehenden 12. Jahrhundert nach französischem Vorbild und bezeichnet eine Metallplatte mit Atemlöchern, die zum Schutz der unteren Gesichtshälfte am Helm befestigt ist (Bumke 1999, S. 25f.). Pérennec 2004, S. 231, Anm. 80 schließt daraus, dass die Rüstung Iwerets als modern markiert werden sollte. 4542–4545 Iweret wünscht Frieden, aber Lanzelet ist gegen eine ›verächtliche‹ – so der Erzähler! – Versöhnung. Die Aussage irritiert, zumal die übrigen deutschen Artusromane um 1200 genau gegensätzliche Moralvorstellungen tradieren. Wenig später schont Lanzelet den Bösewicht Valerin, was sich im Nachhinein als Fehler erweist (Valerin entführt Genover) und damit ebenfalls Gnade als etwas Verwerfliches markiert (vgl. K zu V. 5330–5355). McLelland 2000, S. 126f. leitet Lanzelets Verhalten vom Zentralmotiv der manheit her. Daher erschlägt er Iweret, daher rächt sich die Schonung Valerins im Nachhinein. 4556–4557 Der Erzähler lässt das Publikum wünschen, dass Lanzelet Iweret köpft. 4595–4601 Vgl. K zu V. 1242–1246. 4602–4607 Die Passage ist knifflig und lässt einen interpretatorischen Spielraum offen. Ich verstehe sie so: Lanzelet hat Iblis durch die Tötung Iwerets ein Leid zugefügt, hat das aber nicht mit Absicht getan (die Tötung sehr wohl, aber nicht, um Iblis zu schaden). Tatsächlich ist er (gerne) bereit, ihr alle Tage dienst zu leisten. Da wäre es ja in der Tat töricht, wenn die (allegorisierte) Dankbarkeit da die entsprechende Belohnung hintan halten würde. 4611ff. Kaiser 1983 (zum ›Lanzelet‹ bes. S. 81–84) widmet dem gemeinsamen Ausritt von Ritter und Minnedame eine eigene Studie und betont die prekäre Qualität dieser Situation, in der chevalier errant, die höfische Geliebte und die âventiure zusammen geführt werden müssen (S. 80). Die Spannung resultiert aus der ambivalenten Sinnstruktur zwischen dem Konnex von minne und âventiure einerseits sowie der zentrifugalen Kraft der Liebe andererseits, die von der Gemeinschaft des Hofes fortstrebt (S. 96). Im ›Lanzelet‹ freilich wird diese Problematik kaum angesprochen, auch fehlt
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das Element âventiure der Szene über weite Strecken, und es verwundert, weshalb Kaiser nicht stattdessen den Ausritt von Lanzlet und Ade untersucht hat (vgl. K zu V. 2326–2331). Auch dass »das Thema der schuldbeladenen, der ordnungsgefährdenden Liebe« (S. 83) angeschlagen wäre (wegen der Tötung Iwerets), lässt sich am Text schwer nachvollziehen. 4624–4643 Nach dem Kampf mit Iweret begegnet Lanzelet und Iblis der Abt, der über den Ausgang des Kampfes höchst verwundert ist und sich nach der ganzen Geschichte erkundigt; aber es wird nicht einmal angedeutet, dass es ihm erzählt würde! Fast hat es den Eindruck, als ob nach V. 4636 ein paar Verse ausgefallen wären. Durch das Verschwinden aus Behforet und durch den Auftrag an den Abt umgeht Iblis geschickt die zu erwartende Rache der Gefolgsleute Iwerets. Lanzelet erwirbt die Herrschaft nicht nur durch den Zweikampf mit Iweret, sondern vor allem durch das reibungslose Zusammenspiel mit Iblis (Zellmann 1996, S. 245f.). 4661ff. Das Stelldichein im amoenen Grünen (inklusive Linde etc.) ist ein Topos des zeitgenössischen Minnesangs, man denke nur etwa an Walthers berühmtes ›Lindenlied‹ (Walther v. d. V. L 39,11ff.). Zur Erzählerrolle vgl. K zu V. 2348–2356. 4662 Die welsche mîle ist problematisch. Vermutlich meint es eine französische, auch: ›kurze‹ Meile (miliarum Gallicum = Lieue, 4,450 km [?]; vgl. LexMA VI, Sp. 471f.). Das angegebene Maß ist freilich nur ein grober Richtwert, welche Entfernung man sich im Mittelalter tatsächlich unter einer Meile vorstellte, ist nicht mit Eindeutigkeit zu sagen, zumal auch der bequeme Reim auf wîle eine Rolle gespielt haben mag (vgl. ganz ähnlich Kr 11464–11465: weile : vier wälhisch meile). Wie sehr also eine realistische Deutung überhaupt angebracht ist, scheint fraglich. Ob bei den anderen mîlen im ›Lanzelet‹ (V. 584, 3914, 4925, 8003, 8108, 8113) auch ›welsche Meilen‹ gemeint sind, ist nicht zu klären. Pérennec 2004, S. 237 deutet das Verlassen des Kampfplatzes als Symbol für die Suche nach einer Balance zwischen »la prudence, la décence et l’ardeur amoureuse«. 4679 Maultiere sind häufig die Reittiere von Damen, vgl. etwa Charrette 2794–2802; Perceval 4612; Parz 312,7; die schon im Titel darauf hinweisende Erzählung ›La Damoiselle à la Mule‹ (auch bekannt als ›La Mule sanz Frain‹; Mule); oder die Integration der Maultier-Erzählung in der ›Krone‹ (Kr 12627–13900). 4685 meide in der meide lande (vgl. auch V. 4931) kann streng genommen nur Gen. Pl. sein, da die Meerfee ja bereits ein Kind hat (vgl. aber die Interpretation von M. Meyer, K zu V. 3551). Es bezieht sich wohl auf die anderen Bewohnerinnen der Insel. Oder sollte einfach nur ›Frauenland, -reich‹ gelesen werden? Zur Beschaffenheit des Frauenreichs vgl. K zu V. 180–303, 196–240. 4700ff. In der Rede der Botin wird offenbar, dass Lanzelet schon von Geburt an und auch wegen der Tugendhaftigkeit seiner Mutter (vgl. K zu V. 4722–4724) mit Glück überhäuft ist. Die sælecheit ist die wichtigste Charaktereigenschaft Lanzelets. Vgl. UL, Kap. II.5.3.1; K zu V. 11–40. 4704–4711 Erst jetzt erfährt der Protagonist seinen Namen, während er zuvor stets umschrieben werden musste als: der namelôse (V. 1879, 2045, 2241, 2295), der ritter âne
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namen (V. 2059), der helt balt, der selbe niht sînes namen weiz (V. 2268–2269), der helt, der sich niht nande (V. 3444), der ungenande (V. 1287) oder auch der degen/ritter von dem Sê (V. 2294, 2475). Das Motiv der Namensuche ist in der mittelalterlichen, speziell in der arthurischen Literatur weit verbreitet, die Forschung hat eine große Zahl Parallelen gesammelt. Auffällig im Vergleich zu den meisten dieser Texte ist für den ›Lanzelet‹, dass sich der Charakter Lanzelets durch die Namensnennung nicht zu ändern scheint. Dies hat am schärfsten Pérennec 1979, S. 9–14 über einen Vergleich mit ›Charrette‹ (Charrette) und Prosaroman (LancFr; LancDt) herausgearbeitet, in der erweiterten Fassung Pérennec 1984 II, S. 14–28 wird auch der ›Bel Inconnu‹ (Bel Inconnu) berücksichtigt: Im Gegensatz vor allem zu den Lancelots geht es im ›Lanzelet‹ tatsächlich nur um die Suche nach dem Namen, die Suche ist nicht auch, wie man erwarten würde, Chiffre für die Suche nach der eigenen Identität. Offen ist die Deutung dieses Befundes: Entweder geht man davon aus, dass die Namensuche trotzdem in gewisser Weise als Wesenssuche inszeniert ist; dann befindet man sich in der Sphäre des Märchens, die gegenüber den reflektierten Problemstellungen des chrestienschen Romans naiv wirken muss. Oder aber, was Pérennec für wahrscheinlicher (und in Pérennec 1984 II, S. 27f. für praktisch gesichert) hält, der Dichter stellt sich bewusst unwissend, »markiert [...] den vom Subjektivismus gänzlich unberührten Hinterwäldler« (Pérennec 1979, S. 11) und parodiert letztendlich das chrestiensche Modell. Vgl. dazu jetzt auch Müller 2007, S. 186–192. Nur selten wurde auf ein erzähltheoretisch interessantes Faktum hingewiesen, das auf jeden Fall mit der Teilung des Romans in zwei Teile korrespondiert, damit aber auch mit der Namensuche, über die diese Teilung ja meist motiviert wird (vgl. UL, Kap. II.5.2 passim), zusammenhängen könnte: Im zweiten Teil ist nicht nur Lanzelets Name bekannt, auch die übrigen Namen klingen – für das ›mittelhochdeutsche Ohr‹ – vertrauter. An die Stelle altfranzösischer Lautfolgen treten Ortsnamen wie die ›Wachsende Warte‹, das ›Schreiende Moor‹ etc. Man gewinnt den Eindruck, als würde hier die Weltsicht des Protagonisten abgebildet – sei dies nun autorintentional oder nicht. Lanzelet kennt sich selbst, findet dadurch seinen (vor allem genealogisch definierten) Platz in der Welt (zunächst am Artushof ) und kann erst auf dieser Basis seine Umgebungswelt verstehen (vgl. Glinka-Janczewski 1963, S. 136f.; Combridge 1973, S. 55). Vgl. das Nachw. 4706 Die Nebenform Lanzelet (zu Lancelot) dominiert auch in den meisten deutschen Artusromanen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts (Buschinger 1984 mit umfangreichem Belegmaterial), wenngleich dort, wo die Figurendarstellung über die bloße Namensnennung hinausgeht, in der Regel nicht auf Ulrichs, sondern auf Chrestiens Lancelot-Geschichte rekurriert wird. Der Wortlaut des Namens Lancelot beschäftigte vor allem die frühe Forschung, insbesondere im Zusammenhang mit einem hypothetischen keltischen Ursprung der Sage. Gelegentlich wurde auch eine germanische Herkunft des Namens postuliert. Siehe ausführlich UL. 4722–4724 Campion 1914 konjiziert (vgl. Anm. zur Stelle) und deutet seine ›gebesserte‹ Lesung als Variante des Sprichworts »Wer gut dient und sich auf das Warten versteht,
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dem geht noch einmal Alles gut aus« (Schönbach 1899, S. 72). Ich sehe jedoch keinen Grund, gegen WP in die m. E. unproblematische Stelle einzugreifen: Klarine ist so tugendhaft, dass Lanzelet immer sælic ist. Als Interpretation bieten sich zwei Möglichkeiten an: Entweder bedeutet die Stelle ganz einfach, dass Lanzelet auf seine Mutter stolz sein kann; oder die große Tugendhaftigkeit der Mutter wirkt sich auf die (fast sprichwörtliche) sælde Lanzelets aus (vgl. K zu V. 4700ff.). 4731 Hier hat P gegenüber W Lectio difficilior: Denn dass Lanzelet nach/mit der Minne erzogen wurde, geht aus der Kindheitsgeschichte deutlich hervor; er war gewissermaßen der ›Hahn im Korb‹ (vgl. ausführlich K zu V. 270–274). 4732–4737 Die Argumentationsstruktur der Rede der Botin geht nicht ganz auf. Wenn man sich exakt an den Text hält, wird durch nichts klar, weshalb das Zelt das Glück Lanzelets beweist und wieso es außerdem die Erzählungen der Botin bestätigt. Geht es schlichtweg um die Kostbarkeit und Pracht des Zelts? 4749–4757 Die heide ist im Artusroman, ebenso wie das fast synonyme velt, die Voraussetzung für eine idealtypische, amoene Landschaft, was in dieser farbenfrohen Schilderung Ulrichs besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Zu der Aufzählung vgl. K zu V. 2675–2678. 4760–4911 Ausführliche Zeltbeschreibungen begegnen in der mittelalterlichen Literatur immer wieder, die literarischen Parallelen sind zahlreich. Bemerkenswert ist, dass Iblis im ›Parzival‹ ihrem Geliebten Clinschor ein Zelt zum Beweis ihrer Liebe schenkt, wodurch ihre Liebe offenbar wird (Parz 668,10ff.). Dies stärkt die Bindung der beiden Iblis-Gestalten (vgl. K zu V. 331–333). Zellmann 1996, S. 248f. begreift das Zelt mit seinem üppigen Schmuck und seinen scheinbar lebendigen Teilen (z. B. der Adler) als Abbild des Universums bzw. des Garten Eden, die Lanzelet und Iblis – zu ergänzen ist: als dem idealen Herrscherpaar – in die Hände gelegt werden. Gleiches gelte für den Zaubermantel. Der Ansatz zu einer solchen Deutung ist im Text zwar gelegt (vgl. K zu V. 4883–4893, 5816–5831), die Ausführung ist aber m. E. zu knapp und unspezifisch, als dass hier weitergehende Schlüsse gezogen werden könnten. Stoffe, die mit Abbildungen geschmückt sind, die wie lebendig wirken, finden sich in mittelalterlichen Literatur allenthalben und signalisieren wohl nicht viel mehr als die Pracht und Kostbarkeit des jeweiligen Stoffes, vgl. z. B. einen Mantel in Bel Inconnu 5055ff. 4761–4763 Salomon gilt im Mittelalter (wie auch heute) als Muster für Weisheit, Darius ist vermutlich der große orientalische Herrscher, der dem Mittelalter hauptsächlich durch den Alexanderroman bekannt war und der Alexander zwar schließlich unterliegt, jedoch einen Ehrentod sterben darf. Ihre gemeinsame Erwähnung verdanken sie wohl der Kenntnis des Alexanderromans durch Ulrich oder den Autor der Vorlage. Die andere, m. E. weniger wahrscheinliche Möglichkeit wäre, mit Zellmann 1996, S. 248 für Darius eine Referenz auf die Legende von Daniel in der Löwengrube anzunehmen (Vulgata, Dn 6,2–29; eine andere Fassung in Vulgata, Dn 14,29–42). Es wäre auch möglich, dass beide Erzählungen zum Darius-Bild des ›Lanzelet‹-Autors oder -Übersetzers beigetragen haben. Augustus ist Octavian. In allen drei Fällen geht es wohl hauptsächlich darum, eine berühmte, reiche,
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wohl durchaus positiv gesehene historische Figur für den Überbietungstopos nutzbar zu machen (vgl. Kern in LAGDTM, zu Augustus S. 125–128, zu Darius S. 202–207). Mit Darius und Augustus wird zugleich eine heilsgeschichtliche Perspektive eröffnet (persisches und römisches = zweites und viertes Weltreich), die aber unvollständig (Nemrot bzw. Balsazer und Alexander fehlen) und damit rätselhaft bleibt. V. 4763 ist laut Hannink 1914, S. 76 eine Anspielung auf Vulgata, Lc 2,1 (factum est autem in diebus illis exiit edictum a Caesare Augusto ...), wonach also P den besseren Text hätte. 4770–4771 Siehe K zu V. 4914–4926. 4780–4781 Der Adler ist zugleich das Wappentier Lanzelets, siehe K zu V. 372. 4788–4791 Zum Karfunkel siehe K zu V. 4141–4145. 4795–4797 Der Adler ist wohl als Automat zu verstehen. Automaten erfreuten sich in der mittelalterlichen Erzählliteratur einer hohen Beliebtheit (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 203 = Kerth 2005, S. 198f.). 4797 dôn, tôn bezeichnet (im Minnesang) die metrisch-musikalische Struktureinheit einer Lied- oder Spruchstrophe, nhd. in etwa mit ›Melodie‹ übersetzbar (vgl. BMZ I 381f.; Le I 446). 4798 Webster bevorzugt die Lesung von P, da der Abeston, von manchen auch Asbestos genannt, im Mittelalter als besonders wunderbarer Stein galt. In der gelehrten Literatur wird er als Stein aus Arcadien beschrieben, der die Farbe von Eisen hat. Wird er erst einmal entzündet, brennt er für immer und lässt sich nie wieder löschen. Vgl. Engelen 1978, S. 84, 394. 4817 triblât bezeichnete ursprünglich einen dreifädrigen Stoff, konnte aber bald auch ein dreifärbiges Gewebe (einen dreifärbigen Damast) bezeichnen (Schultz, A. 1889 I, S. 344f.; Brüggen 1989, S. 290). 4815 Griechenland wird im ›Lanzelet‹ stets mit kostbaren Stoffen zusammengebracht (vgl. V. 8480). 4828 barragân (< afrz. barracan, span. barragán < arabisch barrakàn; nhd. Barchent) benennt einen Stoff arabischer Herkunft, der hauptsächlich aus Wolle gefertigt ist (Schultz, A. 1889 I, S. 352; LexMA I, Sp. 1454f.). 4836 Zum Irdischen Paradies siehe K zu V. 196–240. Vgl. K zu V. 4883–4893. 4839–4840 Das Fischhaar, das von den Händen wilder wîbe zum vierten Zeltteil gewebt ist, gibt ein Rätsel auf. Eventuell handelt es sich dabei um Fischhaut oder einen anderen, aus maritimem oder aquatischem Material hergestellten Stoff. Möglich wäre Robbenfell, im wahrsten Sinn des Wortes ›näher‹ liegen die begehrten Biber- und Fischotterpelze (dazu LexMA II, Sp. 106; LexMA IV, Sp. 501f.). Das Phänomen inkl. literarischer Parallelen hat bes. Wis 1984 untersucht. Es wäre zu überlegen, ob im ›Lanzelet‹ nicht bloß die wunderbare Beschaffenheit des Stoffes betont werden soll, worauf auch die Urheberschaft der ›wilden Frauen‹ hinweist. Wilde Leute wurden in der mittelalterlichen Literatur und bildenden Kunst als außerhalb der Zivilisation, in der Regel im Wald lebende Geschöpfe dargestellt, oft nackt und mit behaarten Körpern, entweder als positiver oder negativer Gegenentwurf zur ›realen‹ Welt (grundlegend Bernheimer 1952).
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4844 ferrân (~ afrz. farrandine) ist vermutlich ein dünner Wollstoff mit seidenen Schnüren von (eisen-)grauer Farbe (Schultz, A. 1889 I, S. 353; Brüggen 1989, S. 291). 4847 W und P verfolgen dasselbe Ziel: die unvorstellbare Pracht des Zelts zu betonen. Die Mittel sind gegensätzlich gebraucht: Während es in W ein Kind seinem eigenen Vater nicht glauben würde, wie prächtig das Zelt ist, ist es in P umgekehrt der Vater, der dem eigenen Kind keinen Glauben schenken würde. Eine Entscheidung zwischen den beiden Lesungen ist kaum möglich. P hat einen realistischen Unterton, W treibt die Metaphorik auf die Spitze, gerät damit aber zugleich in den Bereich der Ironie. 4849–4859 Die Inschriften auf der goldenen Tür des Zelts: Der erste Spruch, quid non audet amor, stammt aus Ovid: quid non amor improbu audet (Ov. fast. 2,331), die Verkürzung geht wohl auf Kosten der Einpassung in das deutsche Versmaß. Der zweite Spruch (in Lectio difficilior; vgl. Anm. zu V. 4854–4855) geht zurück auf Pub. Syr. sent. 276: In Venere semper dulcis est dementia.; der dritte auf Verg. ecl. 2,68 (vgl. V. 6646): quis enim modus adsit amori?. In der Deutung der drei Sprüche im Romankontext ist man reichlich assoziativ verfahren (siehe UL), letztlich haben sich die »Störparolen« (Zellmann 1996, S. 249) jeder Festschreibung entzogen. Man wird es wohl mit Meyer, K. 1999, S. 168 halten müssen und die Sprüche schlichtweg als Einschreibungen der »excessive nature of love«, jedoch m. E. nicht nur der weiblichen (wie Meyer anzunehmen scheint), zu lesen haben. In Verbindung der Behauptung, sich nicht recht erinnern zu können, mit der exakten Zitation von Autoritäten präsentiert der Erzähler teils widersprüchliche Aussagen zur Minne, die sich nur mit Mühe mit den Minnehändeln des Romans zusammenbringen lassen. Der Rezipient wird ein weiteres Mal der Ratlosigkeit überlassen, der in sich widersprüchliche Erzählerkommentar steht, wie häufig, gegen den Text, ein ironischer Unterton ist der Passage nicht abzusprechen. Ein explizites Minneprogramm oder gar das Programm des Romans schlechthin möchte ich darin nicht sehen. 4858 Die kontrastive Bindung von minne und mâze, rhetorisch gefestigt durch die Alliteration, ist topisch: Die Verletzung der mâze ist eine Folge der intensiven minne, der Widerspruch zwischen diesen beiden Tugendbegriffen prägt die hochmittelalterliche Literatur. 4867–4871 Die Eigenschaft der Zeltstange und mithin des Smaragds, seine Größe quasi-beliebig zu verändern, ist ohne Parallele (Engelen 1978, S. 93 und Anm. 48 sowie S. 195, Anm. 9). 4869 Eine Spanne ist – wie Hand(-breite), Finger u. a. – eine Unterteilung der Elle, des im Mittelalter gebräuchlichen Längenmaßes in fast allen gewerblichen Bereichen. Da schon die mittelalterliche Elle zwischen knapp 40 und etwas über 80 cm schwankt, lässt sich auch für die Spanne kein exaktes Maß angeben (LexMA III, Sp. 1845f.). Im Allgemeinen wird man sich an der Spanne einer Hand orientieren können, was knapp 20 cm entspräche. Zwei Spannen sind dann an die 40 cm. Die Zeltstange ist also ein ziemlich massiver Stamm. Vgl. K zu V. 6084. 4875 bortsîde ist ein Bordürenstoff aus Seide, in der Regel mit Gold oder Silber bestickt (vgl. Pérennec 2004, S. 245, Anm. 94).
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4883–4893 Huber 1988, S. 364f. deutet dies als möglichen (direkten oder indirekten) Reflex auf den ›Planctus‹ des Alanus ab Insulis, wo auf dem Gewand der Natura alle Lebewesen, nach Elementarräumen verteilt, abgebildet sind, als wären sie dort in Wirklichkeit (Alan. planct. 816,193ff.). »Die Wundermaschine ist ein Bild des Kosmos als Raum des Lebendigen« (Zitat S. 364), wozu auch das Irdische Paradies (V. 4836) gut passt. Vgl. K zu V. 5816–5831. 4895 Der Adler ist zugleich das Wappentiers Lanzelets, siehe K zu V. 372. 4897 natûre bezeichnet im Mittelalter in der Regel den Schöpfungswillen, die hier angesetzte Bedeutung als ›Eigenschaft, Eigenart‹ ist ein Sonderfall und verstärkt erst in der Frühen Neuzeit anzutreffen (Grubmüller 1999, S. 16). 4903 Das ›Zeltgeräusch‹ bezieht sich wohl auf den eben beschriebenen ›Gesang‹ des Adlers (vgl. Webster/Loomis 1951, S. 205). 4914–4926 Lanzelet und Iblis erkennen ihre gegenseitige Treue daran, dass jeder im Spiegel nur das Bild des anderen erblickt, was schon zuvor in Prolepse angedeutet worden war (V. 4770–4771). In gewisser Weise wird hiermit – bewusst oder unbewusst – dem Auto-Erotismus des Narziss-Motivs eine Absage erteilt. Man könnte eventuell an die (in hochmittelalterlicher Literatur inflationäre) ›Liebe-geht-durch-die-Augen‹Metaphorik, z. B. bei der Schilderung der Liebe zwischen Alexander und Soredamors in Cligès 575ff. denken. Hierbei gilt das Auge als ›Spiegel des Herzens‹, womit freilich in erster Linie gemeint ist, dass die/der Geliebte durch die Augen den Weg ins Herz des anderen findet (erstaunlicherweise ohne dass die Augen davon Schaden nehmen etc.). Kurz: Die im ›Lanzelet‹ angelegte Metaphorik oder Automatik bleibt zwar sonderbar, steht aber im Mittelalter nicht alleine da. 4931 Zu meide lant siehe K zu V. 4685. 4940–4955 Ringe mit vergleichbaren Eigenschaften finden sich auch in mittelalterlichen Lapidarien (Webster/Loomis 1951, S. 205f. = Kerth 2005, S. 201 mit Belegen), auch in jenem des ominösen Evax, das Ulrich oder ein Vorlagenautor für die Beschreibung des Steins Galazia herangezogen haben wird, der eine ähnliche Wirkung entfaltet (Pitra III, S. 333; vgl. K zu V. 8522–8539). Eine einleuchtende textimmanente Interpretation hat Pérennec 1970, S. 113f. vorgeschlagen: Nicht nur demonstriert Lanzelet durch das Geschenk seine Großzügigkeit; der Ring ist auch der Botin hilfreich, als sie später an den Artushof kommt und von Artus einen freien Wunsch erbittet, den sie mit der Aufforderung zur Mantelprobe füllt. Sicherlich spielt hier auch die sprichwörtliche milte von Artus eine Rolle, begegnet dieses Motiv des freien Wunsches (rash boon bzw. don contraignant) in der Artusliteratur allenthalben. Doch immerhin bedarf es im ›Conte du mantel‹ der Intervention Gauvains, um der Bitte des Mantelboten Gehör zu verschaffen, während dies im ›Lanzelet‹ nicht notwendig ist. 4946–4950 Was in W nur angedeutet ist, ist von P ausgeführt und wird V. 4959 nochmals bekräftigt: Lanzelet ist der Schwestersohn von Artus, Klarine ist demnach Artus’ Schwester. Diese Verwandtschaftskonstellation ist nur dem ›Lanzelet‹ eigen, in allen anderen Lancelot-Dichtungen ist Lancelot der Sohn eines Verbündeten von Artus. Offenbar hatte der ›Lanzelet‹-Dichter eine Vorliebe für verwandtschaftliche Ver-
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hältnisse (vgl. K zu V. 5093), denn während Walwein auch sonst Artus’ Neffe ist, wird hier auch Karjet zu Lanzelets Cousin (V. 2495, 6231). Die Einbindung Erecs ist unklar, ob er auch ein Schwestersohn von Artus ist, wird nicht eindeutig gesagt. Er ist auf jeden Fall auch mit Artus verwandt (V. 7473). Dass sich die Stelle in V. 6231 – wonach er Cousin Lanzelets wäre – auch auf ihn (und dann auch auf Tristrant) bezieht, ist m. E. unwahrscheinlich. 4962–4963 Pérennec 1979, S. 16 weist darauf hin, dass die Logik dieser Aussage etwas verquer ist: Lanzelet hat ja soeben erfahren, dass Walwein sein Verwandter ist. Pérennec deutet die Irritation dahingehend, dass es dem Autor darauf angekommen wäre, das Freundschaftsprinzip der chrestienschen Artusromane ins eigene Verwandtschaftskonzept einzubinden. Das ist gut möglich, ebenso denkbar wäre jedoch, dehein als ›irgendeinem anderen‹ zu lesen, Walwein also auch in dieser Aussage unter die Verwandten eingeordnet zu sehen, nur eben unter diesen als den Besten. Auch könnte man die mâgen als die engeren Verwandten auflösen oder schlichtweg ein Versehen des Autors oder Übersetzers annehmen. Will sagen: Zu großes interpretatorisches Gewicht sollte man der floskelhaften Wendung m. E. auch nicht aufbürden. 4981–5025 Der Anspruch eines anderen auf die Königin Ginover und deren Entführung ist das Hauptthema der ›Charrette‹ (Charrette passim). Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Lancelot und Ginover durch ein Liebesverhältnis aneinander gebunden sind und Lancelot gerade deshalb auf ihre Rettung bedacht ist; während Lanzelet in dieser Hinsicht keinerlei Interesse an der Königin zeigt. Für den ›Lancelot propre‹ gilt im Wesentlichen das zu Chrestien Gesagte, die beiden altfranzösischen Texte stehen einander in dieser Hinsicht viel näher als dem deutschen Text, Chrestiens ›Charrette‹ wurde mit relativ geringfügigen, hier nicht weiter bedeutsamen Änderungen in den Prosaroman integriert (LancFr, ed. Sommer IV, S. 155ff., ed. Micha II, Kapp. XXXVIff., übs. Lacy III, S. 3ff.; LancDt I, S. 598ff.). Die Ehe Artus – Ginover galt jedoch allgemein als problematisch, allenthalben wird von Ginovers Untreue oder ihrer Entführung erzählt. Auch sind die Entführungsgeschichten um Ginover nicht auf die Romantradition beschränkt: Schon bei Geoffrey of Monmouth ist die Rede davon, dass sich Mordred, der von seinem Onkel Arthur als Reichsverweser eingesetzt wurde, der Krone und auch Gueneveres bemächtigt habe, die später in ein Kloster eingetreten sei (Hist. reg. Brit. 10,13–11,1). Wace übernimmt den Bericht, gestaltet die Schilderung des Ehebruchs (?) aber drastischer: Ginover selbst gibt sich ihrem Verlangen nach Mordret hin und bereut es bald zutiefst (Wace, Brut 13205–13222). Die Entführungsgeschichte der ›Vita Gildae‹ des Caradoc von Llancarfan (Mitte 12. Jh.) korrespondiert sogar relativ eng mit der (zweiten) Entführung Genovers im ›Lanzelet‹ (Vita Gildae, S. 109; vgl. K zu V. 6725–7425). Auch ikonographisch wurde das Thema schon früh an der Kathedrale von Modena in Szene gesetzt. Die Beurteilung der verschiedenen Entführungsgeschichten war besonders in der früheren Forschung eines der am heftigsten debattierten Probleme der ChrestienForschung. Heute muss man es wohl mit der Feststellung von Haug 1978, S. 14 halten, dass mit den Berichten von der Entführung Ginovers »ein schillernder Figu-
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renkomplex mit einem Geflecht von mehr oder weniger undurchsichtigen Bezügen [vorliegt], in deren Schnittpunkt die Königin steht«. Es kann m. E. kaum anders als über die Annahme von verschiedenen, unfesten, ursprünglich wohl mündlich tradierten Fassungen erklärt werden kann, mit denen man offenbar nicht in der streng philologisch-stemmatischen Weise hantierte, wie dies die neuzeitliche Wissenschaft gerne gesehen hätte. Aufällig ist, dass der Artushof beim Gerichtskampf und angesichts der nicht unerheblichen Bedrohung des Kerns der Artussozietät relativ gelassen bleibt, eine Art Massenhysterie wird mit keinem Wort angedeutet. Daseinsängste oder labile psychische Strukturen lässt die lanzeletsche Schicksalsgewissheit nicht zu. Nicht übersehen sollte werden, dass Valerins Ansprüche auf die Königin an keiner Stelle von der Erzählinstanz als irrig dargestellt werden, die eigentlich zentrale Frage des Entführungsproblems bleibt offen. 4981 Bemerkenswert an Valerin ist, dass er trotz seiner handlungstragenden Rolle einer der wenigen Protagonisten ist, zu dessen Namen keine stichhaltigen Parallelen vorliegen. Es wäre von daher durchaus möglich, einen sprechenden Namen zu vâlant ›Teufel‹ anzusetzen. 4981a Zum ›Verworrenen Tann‹ siehe K zu V. 5034–5072. 4984–4991 Das Motiv des vorbehaltlosen Versprechens, des rash boon oder don contraignant, ist eines der topischen Merkmale des Artus der chrestienschen Romane. Es ist zugleich das auslösende Moment der Ginover-Entführung in der ›Charrette‹ (vgl. K zu V. 4981–5025), bringt aber den König und seinen Hof allenthalben in Bedrängnis (z. B. bei den beiden Tugendproben in Kr). Im ›Lanzelet‹ spielt es nur eine untergeordnete Rolle (vgl. Grubmüller 1993, S. 146). 5022 Zu guot gelücke siehe K zu V. 1741. 5032 Dass sich Lanzelet vor dem Kampf nach der Identität und damit nach der gesellschaftlichen Position des Gegners erkundigt, entspricht der mittelalterlichen Forderung nach der Ebenbürtigkeit von Streitenden (Sachsenspiegel LdR I 63 § 43; vgl. Zellmann 1996, S. 253 und Anm. 1). 5034–5072 Die Beschreibung der Burg Valerins im ›Verworrenen Tann‹ (vgl. V. 5062– 5063, 7359–7363) hat die Motivforschung auf den Plan gerufen, siehe UL. Zum wurmgarte siehe K zu V. 1838. 5093 Ein weiteres Indiz für die Vorliebe für Verwandtschaftsbeziehungen beim ›Lanzelet‹-Dichter oder -Übersetzer (vgl. K zu V. 4946–4950): Wie genau die Herzogin vom Weißen See mit Lanzelets Vater verwandt ist, wird nicht deutlich. Sie könnte seine Tante sein, seine Cousine, oder auch nur allgemein seine Verwandte. Auf jeden Fall ist sie die einzige Figur des Romans (außer Lanzelet), die in Verwandtschaft zu Pant steht. Zu allem Überfluss ist auch noch ihr Mann mit Lanzelets Mutter verwandt. 5096–5099 Richter 1934, S. 34 hält dies für »ein ganz totes Motiv«. Demgegenüber haben Trendelenburg 1953, S. 21 und Pérennec 1970, S. 115 darauf aufmerksam gemacht, dass Iblis, wäre sie schon vor dem Valerin-Kampf mit Lanzelet am Artushof erschienen, nicht in der gleichen Weise hätte gefeiert werden können. 5124–5136 Vor allem die ältere Forschung hat zur ›Wachsenden Warte‹ einige Paralle-
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len meist aus naturkundlichen Schriften beigebracht. Die meisten dieser Parallelstellen haben ihre Berechtigung indes nur, wenn man Hahns Interpunktion folgt (vgl. Anm. zu V. 5136–5141). Schließt man sich dagegen dem überzeugenden Vorschlag von McLelland 2000, S. 141–144 an, ändert sich die Szenerie von Grund auf: Das Sonderbare ist nicht länger der Kampf zwischen Heeren (an dem man sich für den Vergleich orientierte), sondern die Besonderheit der Wachsenden Warte liegt, neben ihrer variablen Größe, in der auf den oder die Herankommenden abgestimmten Gegnerschar. Die Zahlenangabe in V. 5133 signalisiert dann nur, dass dort schon sehr viele Ritter gefochten haben! 5137–5162 Die kurze Aventiure bei der ›Wachsenden Warte‹ wirkt, wie schon Märtens 1880, S. 690 bemerkt hat, wie ein Fremdkörper und fällt als blindes Motiv aus dem Handlungskontext heraus. Kämpfe an Furten sind in der arthurischen Tradition ubiquitär (siehe z. B. das Namenregister s. v. ›Ford‹ in LancFr, übs. Lacy V, S. 402). 5158–5162 Beute zu nehmen ist ein weiteres Beispiel für die ›Unhöfischheit‹ Lanzelets. 5172 Kastilianer galten im Hochmittelalterliche als höchst wertvolle und edle Pferde (Schultz, A. 1889 II, S. 100; LexMA VI, Sp. 2029f.; vgl. K zu V. 8878). 5178–5179 Das Motiv vom Siège Perilous (›gefährlichen Sitz‹) ist in der Artusliteratur weit verbreitet, es handelt sich in der Grundform um einen Sitz an der Tafelrunde, auf dem nur ein Würdiger sitzen kann, ohne mit schlimmen Konsequenzen rechnen zu müssen. Am engsten ist die Verwandtschaft der Szene im ›Lanzelet‹ mit einer Passage im ›Wigalois‹ (Wigal 1477–1517), am berühmtesten ist wohl die Episode in der ›Queste del Saint Graal‹, in der Galahad als unbekannter Ritter an den Artushof gelangt und sich unbeschadet auf dem gefährlichen Sitz niederlassen kann (LancFr, ed. Sommer IV, S. 88–11, übs. Lacy IV, S. 5f.; LancDt III, S. 10; vgl. Malory III,4, XIII,2.4 u. ö.). 5184–5185 Genover legt Walwein die Rüstung an: Wenn es auch um den Kampf für sie gegen Valerin geht, ist das doch etwas merkwürdig, schließlich ist sie die Königin, die Passage ist verstörend. 5198 Engellant ist natürlich England und in der mittelhochdeutschen Literatur nicht selten. V. 7054 werden Engellender genannt. 5203–5207 Zum Versprechen Walweins siehe K zu V. 3506. 5238–5244 Walwein überlässt Lanzelet den Kampf nicht, weil Lanzelet einst beim Turnier Walweins Vater ohne Lösegeldforderung freigegeben hatte (so Hofer 1959, S. 26; Soudek 1972b, S. 19), sondern deshalb, weil er Lanzelet für einen ausgezeichneten Kämpfer hält und ihm früher vorbehaltlos versprochen hatte, ihm nichts auszuschlagen (vgl. K zu V. 3506, 5203–5207; zum Motiv des ›Rash Boon‹ vgl. K zu V. 4984–4991)!. 5254 Beim Gerichtskampf geht es darum, dass Gott jenen siegen lässt, der im Recht ist; es handelt sich um eine von vielen möglichen Spielarten des Gottesgerichts (man denke nur an Feuerproben, Wasserproben etc.). Der Gerichtskampf hat in der mittelhochdeutschen Literatur eine lange Tradition, wobei sich die Literatur im Allgemeinen als resistenter gegenüber Zweifeln an der Instanz Gottesgericht erweist als die ›Realität‹, in der der Gerichtskampf schon sehr früh in Verruf kam. Die literarischen
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Belege sind bei Schnell 1993 ausgewertet und eingehend diskutiert, auch mit Blick auf die historischen Vorgänge. 5272 Weder Christen noch Heiden: niemand also. 5278–5279 Das weibliche Publikum macht die Kämpfer erst richtig tapfer, wie überhaupt ein Kampf ohne Zuseherinnen keinen rechten Sinn machen würde (vgl. K zu V. 2608–2609). Die wohl früheste Erwähnung des Topos in der Artustradition findet sich bei Geoffrey (Hist. reg. Brit. IX 14). 5288–5289 Während W offenbar auf Lanzelets bevorstehenden Sieg vorausdeutet, belässt es G bei der Bemerkung, dass hart gekämpft wurde; die Spannungsstruktur variiert zwischen Wie- und Was-Spannung. 5330–5355 Weshalb Lanzelet nun plötzlich Gnade walten lässt und Valerin nicht wie seine bisherigen Gegner mehr oder minder kaltblütig erschlägt, wird im Erzählkontext nicht so recht klar. Bezeichnenderweise ist die Entscheidung nicht von Erfolg gekrönt: Die proleptische Aussage lässt bereits eine weitere Havarie vermuten, wie sie dann durch die zweite Entführungsgeschichte tatsächlich geschieht (Soudek 1972b, S. 19f.). Auch die Haltung Artus’, die zunächst mit seiner grundlegenden milte erklärt werden könnte, verwundert, bedenkt man die spätere rücksichtslose Verwüstung der Burgen Valerins und Malducs durch die Artusritter (vgl. K zu V. 7370–7375/7408– 7419, 7630–7631). 5423–5425 Wie schon zuvor (V. 3502–3503) vertraut sich Lanzelet während des Hoffests seinem Freund Walwein an. Die Aussage steht jedoch in krassem Widerspruch dazu, dass im Folgenden niemand eine Ahnung hat, wo sich Lanzelet aufhalten könnte, bis die Botin der Meerfee nach der Mantelprobe den versammelten Artushof darüber aufklärt (Pérennec 1970, S. 116). 5429–5573/6159–6562 Die Pluris-Episode war zunächst eine motivgeschichtliche Herausforderung für die Forschung, siehe UL. Die Interpreten haben wiederholt darauf aufmerksam gemacht (vgl. UL, Kap. II.5.2 passim und K zu V. 5811–6201), dass die Pluris-Episode gewissermaßen das Pendant zur Mantelprobe am Artushof ist: Lanzelet und Iblis beweisen je für sich die Treue zum anderen. Diesen Charakter der Aventiure als Bewährungsprobe beweist schon der einleitende Erzählerkommentar (V. 5429): erst jetzt, da Lanzelet Artusritter geworden ist, sozusagen seine Jugend hinter sich gelassen hat, ist er reif für eine solche Probe. Dass hierbei dem Mann wesentlich größere Freiheiten zugebilligt werden als der Frau, liegt auf der Hand (vgl. Schmidt 1979, S. 12). Überdies erzeugt bzw. löst die Episode einen Spannungsbogen durch die Antizipation im Geißelschlag des Zwerges, auch erweist sich Lanzelet ein weiteres Mal als bester Ritter, da seine vier Befreier, im Gegensatz zu Lanzelet, allesamt mehr oder weniger (Karjet – 64, Erec – 73, Tristrant – 89, Walwein – 99 von 100 Gegnern) an der Pluris-Aventiure scheitern. Vgl. das Nachw. Realiengeschichtlich interessant ist die Tatsache, dass ein dem Ablauf nach ganz ähnlicher Wettkampf um 1280 tatsächlich in Magedburg ausgerichtet wurde, wie die ›Magdeburger Schöppenchronik‹ erzählt (Schöppenchronik I, S. 168f.). Ob hier tatsächlich der ›Lanzelet‹ nachgespielt wurde, lässt sich schwer abschätzen, zumal solche ›Tafelrunden‹ außer in Magdeburg auch in St. Ingelvert bei Calais 1389, in Saumur
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1446 und zwischen Calais und St. Omer 1449 nachweisbar sind (Webster/Loomis 1951, S. 210f. = Kerth 2005, S. 207). 5454 Vgl. zur Hundertschaft K zu V. 3131–3135. 5508 Wer hier mit dînem angesprochen wird, ist unklar, eventuell wäre zu konjizieren (vgl. Anm. zur Stelle). Oder liegt eine sehr persönliche Anrede des unbekannten Gönners vor? 5528–5535 Lanzelet, der wîpsælige, muss schon wieder heiraten resp. beischlafen, das Folgende spricht eher für die stärker sexuell ausgerichtete Variante (vgl. V. 5545–5547, 5571). Auf jeden Fall lässt der Erzähler deutlich und ziemlich ironisch durchklingen, dass es Lanzelet wohl nicht gerade unlieb war. Zwar trauert er in Pluris ein wenig vor sich hin, aber dominant wird dieser Trauergestus kaum jemals. Das Argument von Ruh 1975, S. 53f., der Held sei eher passiv und werde ständig von der Frauenwelt begehrt und geradezu bedrängt, ja dem Autor sei es gar nicht darum gegangen, pikante Szenen zu schildern, sondern er wollte nur einen (im Übrigen zur Minneidolatrie des hochhöfischen Minnesangs konträren) Minnekasus – den der eigensüchtigen Frau, die ihre Minne verweigert nämlich (vgl. K zu V. 6014–6016) – exemplifizieren; dieses Argument halte ich nicht für stichhaltig: Die Szene in der Burg des Galagandreiz, wo sich dessen junge Tochter den drei Männern offenherzig anbietet, ist in mindestens gleichem Maße männliche erotische Phantasie. Wissenschaftlich formuliert: ein »kommunikatives Ereignis innerhalb eines zum Großteil aus Männern bestehenden Rezipientenkreises« (Roßbacher 1998, S. 115f.). Dasselbe gilt für die Eigenart Lanzelets, sofort jedes weibliche Herz zu knacken. Ein Frauenheld muss ja deshalb nicht unbedingt gleich ein Wüstling sein (vgl. Schmidt 1979, S. 7). Doch offenbar darf dies nicht sein, ein hochmittelalterlicher Roman hat eben nicht erotisch zu sein. 5542–5544 Hier schlägt wohl leichte Ironie durch, der Erzähler distanziert sich von seiner Geschichte (Combridge 1973, S. 57). 5576–5624 Artus hofft, über ein Hoffest neue Informationen über Lanzelets Verbleib zu erhalten. Dass, wohl parallel dazu, auch Boten und Ritter ausgesandt werden, um Lanzelet zu suchen, wird erst spät und nur nebenbei (von Iblis) erwähnt (V. 7839– 7843). 5582 Die Frühlings- und Sommerzeit mit den großen Festen Ostern und Pfingsten ist traditionell die Zeit der Zusammenkünfte und Feste des Artushofes. Besonders das Pfingstfest (vgl. auch V. 8783–8787/8801) wurde zum Inbegriff der Feierlichkeiten in den Artusromanen, wohl ausgehend von der Beschreibung des Pfingstfestes bei Geoffrey of Monmouth (Hist. reg. Brit. 9,12). 5596–5619 Die Verse formulieren das Programm, dass ein Herrscher sein Ansehen (êre) durch milte gegenüber Untertanen, Fahrenden etc. steigert. Es firmiert, für die Sphäre der Fahrenden, meist unter der Formel guot umb êre nemen, die freilich aus der Sicht der Nehmenden gebildet ist. Die Künstler erhalten materiellen Besitz und fördern im Gegenzug das Ansehen des Gönners, sei dies durch unmittelbare Darbietungen, sei dies durch spätere Bekundungen seiner Freigebigkeit. Das Beschenken von Fahrenden und Spielleuten war ein wesentlicher Bestandteil des mittelalterlichen Gesellschaftslebens (grundlegend Bäuml 1960; Bumke 1999, S. 697f.). Im höfischen Roman wird
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diese soziale Struktur in der Regel, wie im ›Lanzelet‹ auch, positiv bewertet: als gegenseitiger Profit. Kritischere Töne, wie sie in der Spruchdichtung angeschlagen werden, finden sich hier kaum. Im ›Lanzelet‹ wird das Thema noch zwei weitere Male aufgegriffen (V. 8394 und K dazu, 9192–9194), in beiden Fällen mit konkreter Bezugnahme auf das fahrende Volk, die in der gegenwärtigen Stelle ausbleibt. 5625–5640 Die Sehnsucht der Iblis trägt wohl auch sehr körperlich-materielle Züge (V. 5631–5632). 5651–5659 Welche Auswirkungen diese List Lanzelets zeitigt, wird erst später klar, vgl. K zu V. 6480–6490. 5708–5717 Diese Costume des Artushofes, nicht zu essen, bevor man eine Neuigkeit oder Aventiure erfahren hat, ist eines der zentralen Motive der europäischen Artustradition. Ertzdorff 1989 hat dieser site einen kleinen Aufsatz gewidmet hat. Ihre Annahme einer wolframschen Urheberschaft des Brauches ist freilich problematisch (es gibt ihn ja etwa auch in Malory VII,1, XIII,2, in beiden Fällen als Pfingstbrauch). 5783 Die unbedingte Gültigkeit von Artus’ Aussagen und Versprechen ist ein Gemeinplatz der Artustradition. 5798 riemen von Îberne hat die ältere Forschung in einer Reihe weiterer mittelhochdeutscher Texte entdeckt, siehe UL. Es dürfte sich um einen Gürtel aus Irland handeln. 5804 Die Bemerkung zeugt von dem hohen Stellenwert, den die französische Kultur im deutschsprachigen Raum genoss. 5808 Zum teschelîn ›Täschlein‹ der Damen siehe Schultz, A. 1889 I, S. 277. 5811–6201 Ein Zaubermantel (vgl. V. 5831: von nigromanzîe) findet sich in gleicher Funktion auch im altfranzösischen ›Conte du Mantel‹ (Manteau), im danach gearbeiteten mittelhochdeutschen Mantelfragment (Mantel), das früher Heinrich von dem Türlin zugeschrieben wurde, und in einer Reihe weiterer Texte. Ähnlich sind einige weitere Tugendproben, vor allem die Trinkhornproben, wie sie u. a. in Heinrichs von dem Türlin ›Krone‹ (Kr 917–3131) vorkommen; des weiteren die Handschuhprobe, die ebenfalls in der ›Krone‹ überliefert ist (Kr 22990–24719). Für einen Überblick zu den Tugendproben in der gesamteuropäischen Überlieferung seit der Antike bis zu den Meisterliedern und Fastnachtspielen siehe UL. Zur Interpretation der Probe siehe K zu V. 5429–5573/6159–6562. 5816–5831 Huber 1988, S. 365f. erwägt auch für diese Passage eine Verbindung zum Gewand der Natura in Alanus’ ›Planctus‹ (Alan. planct. 816,193ff.; vgl. K zu V. 4883–4893). Genauso eröffnet Alanus die Kleider-Beschreibung seiner Personifikation (Alan. planct. 813,138ff.). Ob hier eine direkte Referenz auf Alanus anzusetzen ist, oder ob das Wissen anderweitig vermittelt wurde, ist, wie schon beim Zelt, schwer zu beurteilen. Die reflektierte allegorische Denkform ist in den Bereich der Wundermechanik und Zauberei überführt. Parallel ist jedoch der Ordnungsanspruch, bei Alanus der der Natur, im ›Lanzelet‹ der des Feenreichs. Das Zelt könnte als locus universitatis, als aus der Realität entrückter Minneort gedeutet, der Mantel als Requisit der Tugendprobe in ein universales kosmisches Gesetz eingeordnet werden. Schließlich wird auch Iblis’ Liebe zu Lanzelet von der natûre motiviert. Vgl. auch K zu V. 4760–4911.
5596–5619/6025–6030
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5873 Genovers ›Gedankensünde‹ ist, verbunden mit dem Fehlen jeglichen Hinweises auf ein Liebsverhältnis zwischen ihr und dem Titelhelden, ein wesentliches Indiz für die Annahme, der ›Lanzelet‹ tradiere eine ältere oder zumindest andere Version der Lancelotsage als Chrestien (vgl. K zu V. 4981–5025). 5876–5878 Pérennec 1970, S. 117 folgt W und hält P schlechterdings für sinnlos; ebenso Zellmann 1996, S. 261; Pérennec 2004, S. 285, Anm. 105. So eindeutig scheint mir die Sache nicht zu sein: W ist zweifellos konventioneller als P, die Königin ist von sich aus gut, und überflüssige huote (zur huote vgl. K zu V. 878) hätte sie nur negativ in ihrem Verhalten beeinflusst: Genover als ehrenhafte Minnedame. Dagegen ist P spöttisch und ironisch: Hätte man die Königin nicht unablässig bewacht, wäre sie oft vom Pfad der Tugend gewichen. So aber – unter ständiger Bewachung – hat sie das unterlassen; natürlich primär ›um ihrer Ehre willen‹. Die êre als höfische Kardinaltugend wird zur rein repräsentativen Floskel ohne irgendeinen ethischen Gehalt. 5879–5880 Ähnliche Sentenzen sind häufig, vgl. die Belege bei Zingerle 1864, S. 36, 73; Leitzmann 1931, S. 301; TPMA III 382. 5898 Richter 1934, S. 57 hält die Lesart von P für authentisch, da Torfilaret offenbar ein großer Fürst ist (vgl. V. 8071), während Orpilet nur ein einfacher Ritter sei. Auch komme Torz li fils Ares in anderen Mantelerzählungen (oft an zweiter Stelle nach König Artus) vor (z. B. Manteau 307). Ich bezweifle jedoch, ob Ulrich oder seine Vorlage tatsächlich in derart scharfen Kategorien der adligen Stände dachten, im Text finde ich keinen Hinweis darauf. Es könnte also durchaus auch Orpilets Geliebte an der Mantelprobe teilnehmen; immerhin ist das Personeninventar der Tugendproben – in manchen Texten mehr, in anderen weniger – variabel. Webster erwägt in umgekehrter Richtung, ob nicht in V. 8071 Orpilet statt Torfilaret gelesen werden sollte (Webster/Loomis 1951, S. 171 = Kerth 2005, S. 164f.). 5939 Das Epitheton arcspreche (vgl. auch V. 2931) hat wohl nichts oder nur periphär mit Hartmanns quâtspreche ›Verleumder‹ (Er 4664) zu tun. 5973 Loifilol ist ein sonst unbekannter Name. 5975 Egal, welche Übersetzungsvariante man wählt (vgl. Anm. zur Stelle): Fest steht, dass hier das Motiv der ›angeborenen‹ Liebe parodiert wird. 5990 Zu nüschel ›Spange, Schnalle, Brosche, Gewandnadel‹ siehe auch Schultz, A. 1889 I, S. 277f.; Brüggen 1989, S. 237. 6014–6016 Die Stelle reflektiert den Minnediskurs der Zeit, wie eine ähnliche Sentenz bei Andreas Capellanus bezeugt (De amore 2,7,19). Die epische Ausgestaltung dieser Sentenz bietet der ›Lanzelet‹ knapp 2000 Verse später mit der Geschichte von Elidia (V. 8008–8012): Die Königstochter aus Thile wird bestraft, weil sie mit ihrer Minne über die Gebühr geizt. Vgl. auch K zu V. 5528–5535. 6017 Der Zwerg Guivrez li Petiz bzw. Guivreiz le pitîz ist eine wichtige Figur im ›Erec‹, wo er als König von Irland bezeichnet wird (Erec/CdT 3848 u. ö.; Er 4477 u. ö.). Vgl. auch K zu V. 6025–6030. 6025–6030 Durch die Kontrastierung von geringer Köpergröße und großer Tugend wird die im Mittelalter dominante Struktur vom direkten Abbild des Inneren im Äußeren (kodifiziert z. B. in WG 10436–10440) ausnahmsweise durchbrochen.
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6032 Gailet ist auch sonst als Nebenfigur in diversen Artusromanen präsent, siehe UL. 6052 Der weise Malduz ist in diversen arthurischen Texten Mitglied der Tafelrunde, siehe UL. 6062 Die juppe war eine kurze, eng anliegende Jacke, die als Überwurf getragen wurde (Webster/Loomis 1951, S. 214 = Kerth 2005, S. 211). 6075 Dieser Iwan ist zweifellos identisch mit dem früher erwähnten Iwan de Nônel (V. 2936, vgl. K dazu), er ist von dem späteren Boten Iwan Peneloi zu unterscheiden. Während Letzterer scheinbar nur ein einfacher Bote ist, zählt Iwan de Nonel zum engeren Kreis der Artusritter, wovon seine Integration in die Mantelprobe zeugt. 6084 Die Elle ist das Standardlängenmaß des Mittelalters, dessen Wert relativ stark schwankt, eine Hand(-breit) ist eine Unterteilung davon (vgl. K zu V. 4869). Als Richtmaß könnte man sich für eine Elle ca. 60–70, für eine Hand ca. 10–15 cm denken. Auf jeden Fall (W versus P) ist der Mantel zu lang und schleift auf dem Boden. 6098–6099 Weshalb Ulrich Enite nur kurz erwähnt, ohne ihr Versagen bei der Mantelprobe genau zu schildern, ist rätselhaft. 6147–6153 Im Gegensatz zu vielen anderen Tugendproben übernimmt Kei im ›Lanzelet‹ nicht die Funktion eines Kommentators der gesamten Szene (vgl. K zu V. 5811–6201). Seine Rede bleibt kurz und ist auf seine Geliebte beschränkt, die in Tugendproben häufige latente und oft auch radikale Ironie klingt nur kurz an. 6197–6199 Diese Glück bringende Eigenschaft des Mantels vergleicht sich mit einigen anderen Objekten der mittelhochdeutschen Erzählliteratur. Häufig handelt es sich wie auch hier um Gegenstände, die zugleich die Tugendhaftigkeit des Helden oder einer Figur erproben, z. B. der Badewannen-Stein Aptor in Wigam 1100ff. 6182 Eine der wenigen Referenzen auf Religion und Gott, die aber, wie in fast allen vergleichbaren Fällen auch, nicht über eine floskelhafte Wendung hinausreicht. 6207–6213 Die Artusritter hätten sich an Lanzelets Stelle in der ›Minnehaft‹ auf Pluris ziemlich wohl gefühlt; ein weiterer Fall, wo sich der Autor/Erzähler in ironischer Weise über seine Geschichte zu amüsieren scheint, als Vehikel dient ihm anzüglicher Humor, Ziel seines Spotts sind hier die Artusritter. 6231 Siehe K zu V. 4946–4950. 6234 Tristrant ist natürlich der berühmte Liebhaber Isoldes. Die Namensform Tristrant (W) korrespondiert mit dem ›Tristrant‹ Eilharts, von dem auch die Wendung der listige Tristrant (V. 6979) herstammen könnte (Tristrant 42, 4776). Allerdings ist diese Eigenschaft Tristrants beinahe topisch – wegen seiner Listen gegenüber König Marke –, ein Bezug zu Eilhart nicht zwingend. Die Namensform ist hier wie in V. 6409, 6521, 6979, 7030, 7289 und 7525 durch den Reim gesichert. Auch Isalde (V. 8093) passt zu Eilharts Text. Vgl. zu Tristrant auch K zu V. 8089–8099. 6244–6263 Walwein und seine Gefährten geben sich wohl deshalb nicht zu erkennen, um bei der Aventiure von Pluris nicht in Verdacht zu geraten, ihrem Freund helfen zu wollen. Weshalb sie aber auch schon vom Artushof heimlich wegreiten, ist völlig unklar bzw. unmotiviert. 6299 Der Adler ist auch das Wappen Lanzelets, siehe K zu V. 372.
6032/6639–6672
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6305 Eine mouwe ›Ärmel der Frauenkleidung‹ (afrz. mance) als Schildschmuck bzw. Minnepfand begegnet überdies V. 4433 (sîden) und ist auch sonst in der mittelhochdeutschen Literatur häufig (Brüggen 1989, S. 234). 6307 Der Panther ist als Wappentier in mittelhochdeutscher Dichtung nicht selten, vgl. die Belegsammlung bei Harris 1999, S. 66, Anm. 3. 6332–6333 Die kritiklose Übereinstimmung mit dem Herrn dürfte eine bedeutsame mittelalterliche Verhaltensnorm gewesen sein, worauf unter anderen die Darstellung der Thematik in Exempla hinweist (Loomis in Webster/Loomis 1951, S. 214f.). 6385 geschelle (W) passt mehr schlecht als recht in den Kontext, gestelle (P) ist eindeutig zu bevorzugen. Es bezeichnet eine Haltevorrichtung für den Schild bei der Tjost (vgl. Pérennec 2004, S. 307, Anm. 110). 6401 Die Lesung von W (ich) dürfte gegenüber P (Man) vorzuziehen sein: Der Erzähler spricht von sich selbst üblicherweise nur in der 1. Sg. oder Pl., nicht aber in der dritten Person. 6480–6490 Die Treuebeteuerung des Erzählers für Lanzelet an dieser Stelle ist geradezu ironisch. Sp rechtfertigt Lanzelet und integriert die Pointe in seine Übersetzung: »Damit handelte er durchaus nicht treulos, denn er trug mit keinem der vier bis zu seinem Lebensende eine Tjost aus, so daß er den geleisteten Schwur nicht brach.« Ein Trick, eine List Lanzelets, die auf blindem Verständnis zwischen Lanzelet und seinen Rettern beruht und die von Lanzelet zumindest in Ansätzen schon lange zuvor geplant worden war (V. 5651–5659). 6480 Die Konjektur von Bä (siehe Anm. zur Stelle) ist banalisierend und zerstört die antithetische Struktur: Lanzelet überzeugt die Königin durch Zorn bzw. Aufgebrachtheit u n d durch Schmeichelei, womöglich auch durch seine Liebe. 6538–6539 Die Metaphorik in W ist außergewöhnlich, P hat nur einen Abglanz davon bewahrt. 6560–6562 Die Flucht in der finsteren Nacht ist unritterlich und dafür wohl umso realistischer (Trachsler 1979, S. 153). Lanzelet und seine Begleiter verhalten sich wie die schlimmsten Feiglinge (V. 6530). 6597 Der Name Gilimar könnte aus Wace entlehnt sein, wo ein irischer König namens Gillamarus, Gillomur bzw. Gillamur (Lesarten) Arthur gegen die Schotten unterstützt (Wace, Brut 9455 u. ö.). 6639–6672 Die Geschichte von der Stummheit des Gilimar fügt sich nahtlos in die minnebelastete Idealwelt des höfischen Romans ein. Eine verwandte Geschichte bietet Marie de France im Lai ›Lanval‹ (Marie de France, Lanval), vergleichbar ist auch Konrads von Stoffeln ›Gauriel von Muntabel‹ (Gauriel). Dass die Liebe nur solange am Leben bleibt, wie sie geheim ist, ist ein Zentralmotiv schon der provenzalischen Lyrik und steht auch bei Andreas Capellanus (De amore, passim), der ebenfalls von einem Ritter berichtet, der das Gebot des Schweigens bricht und dafür von einem Frauengericht zu Liebesentzug und öffentlicher Verdammung verurteilt wird (De amore 2,7,18). Peters 1972, S. 128, Anm. 32 sieht wohl zu Recht eine Verbindung mit dem Motiv der ›Minnehöfe‹ in der altfranzösischen Literatur (vgl. K zu V. 8035; vgl. auch K zu V. 489).
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6646 Die ›maßlose‹ Minne wurde bereits in den Sprüchen auf Lanzelets Zelt festgeschrieben (vgl. K zu V. 4858). 6725–7425 Die zweite, eigentlich die einzige Entführungsgeschichte (bei der ersten wurde ja durch den Kampf am Artushof ›vorgebeugt‹; vgl. K zu V. 4981–5025) hat mit den anderen Geschichten von Ginovers Entführung in den Artusromanen des Hochmittelalters kaum noch etwas gemein: nirgends sonst macht sich der gesamte Artushof zu ihrer Befreiung auf, wird das Abenteuer zur kollektiven Angelegenheit, nirgends sonst ist Artus so direkt an der Befreiung beteiligt, keine andere Geschichte kennt in solchem Zusammenhang die Hilfe durch einen Zauberer (Malduc) und einen zwielichtigen, zumindest in Ansätzen ebenfalls anderweltlichen Gesellen (Dodines). Besonders aber irritiert, dass der Held der Geschichte für diese Episode zum einfachen Mitläufer degradiert wird: Die Idee stammt vom ›listigen‹ Tristrant, entscheidende Hilfe kommt von Dodines und dann von Malduc, die Geiseln an Malduc sind Erec und Walwein. Die Passage fällt damit strukturell auf bzw. in gewisser Weise aus dem Erzählzusammenhang heraus, während das kollektive Bestehen eines Abenteuers in Artusromanen höchst unüblich ist, stört noch mehr das passive Verhalten Lanzelets, der erst bei der Befreiung von Walwein und Erec wieder ins Zentrum des Geschehens tritt. Eine Parallele hat die die kollektive Befreiungsaktion allerdings in der ›Vita Gildae‹ (Vita Gildae, S. 109). 6730–6738 Die Jagd nach dem Weißen Hirsch wird ähnlich auch in Erec/CdT 43–48; Er 1750–1791 erklärt. Die Selbstverständlichkeit, mit der in den Romanen darauf verwiesen wird, legt den Schluss nahe, dass es sich um ein zentrales Ritual der (zunächst mündlichen?) Artustradition handelt. Die Jagd stellt – schon alleine wegen der prekären Situation, dass eine unter den Damen als ›beste‹ ausgezeichnet werden soll – fast eine topische Gefährdung des Artushofes dar. 6734 Urprandagon ist natürlich eine verderbte Form des Namens von Arthurs Vater, der bei Geoffrey of Monmouth Uterpendragon lautet. 6858–6859 Dass hier plötzlich die Treue als Grund für übermäßigen Schmerz angegeben wird, erscheint – zumindest aus heutiger Sicht – angesichts der gar nicht sehr ›treuen‹ Lebensweise des Helden ironisch. Galagandreiz, Linier und Iweret sind schnell vergessen, hypothetische Gedanken an (von Treue motivierte) Blutrache fehlen im Text völlig, so sehr sie sich auch anbieten würden. 6891 Der Sohn des Königs ist in der arthurischen Tradition ein Problem, wird immer wieder erwähnt, bleibt aber auf sonderbare Weise am Rande der Handlungen und des Hofes, stammt mitunter aus illegitimen Beziehungen von Artus und stirbt oft früh. Es stellt sich Frage, ob der Artusspross nicht etwas ist, das schlichtweg nicht sein darf: ein Sohn des idealen, überzeitlichen, unsterblichen Königs. Siehe UL. Im ›Lanzelet‹ agiert die Figur atypisch, vor allem im Vergleich zu ihrem Vater (vgl. Pérennec 1979, S. 48–51; Pérennec 1984 II, S. 37–39): Lout tritt auf wie ein Deus ex machina, ist aktiver Heerführer, regiert und herrscht, pocht auf das Recht seines Vaters (V. 6947 und K dazu) – und verschwindet wieder sang- und klanglos aus der Handlung. Auch Artus darf Vater sein, doch Lout darf nur kurz auftreten, nach seinem Verschwinden übernimmt Lanzelet quasi die Funktion des Sohnes (als Befreier der Mutter).
6646/6990
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6905–6913 Die Hoffnung der Briten auf die Rückkehr von Artus ist ein Gemeinplatz vor allem in der mittellateinischen Literatur (seltener im volkssprachigen höfischen Roman) und ist vergleichbar z. B. mit der Kyffhäusersage um Friedrich Barbarossa. Kanonisch schließlich ist der (beinahe) Schluss von Malorys ›Morte Darthur‹, wo der Erzähler nach Arthurs Tod berichtet, dass einige Leute in England behaupten, Arthur wäre nie gestorben und würde einst wiederkehren, um das heilige Kreuz zu gewinnen. Auf seinem Grabstein stünde: Hic Jacet Arthurus, Rex Quondamque Rex Futurus – eine Meinung, der sich Malory freilich nicht anschließen will (Malory XXI,7). Fraglich ist, ob die Erzähler des Hochmittelalters diesen mythischen Zug tatsächlich noch ernst nahmen. Die auffällige Besonderheit der Notiz im ›Lanzelet‹ ist, dass Lout das Schicksal seines Vaters teilt. 6947 Die Art, wie Lout hier die Gegenleistung für die milte seines Vaters einfordert, trägt ein hohes Maß an Realismus und ist der arthurischen Literatur der Zeit ansonsten fremd in dem Sinne, dass darüber nicht gesprochen wird; wenn es sich auch um einen der wichtigsten Stützpfeiler der höfischen Kultur handeln mag (vgl. Pérennec 1979, S. 49f.). 6952ff. Die Beratung der Artusritter erfolgt im Modus der judizialen Rede, die Figurenreden präsentieren Themenstellung (propositio) und Beweisführung (argumentatio), die abschließenden Reden Erecs und Tristrants formieren gemeinsam eine Beweisführung, die sich weiter in probatio (Tristrant) und refutatio (Erec) gliedert (Zellmann 1996, S. 267). 6955 Eines der häufigsten Sprichwörter im Mittelhochdeutschen. Die Belegmasse ist bei TPMA IV 401–403 gesammelt. Im ›Lanzelet‹ beschließt das Sprichwort die kurze rationale Klugrede Lanzelets, der als einziger der Artusritter kühlen Kopf behält und damit die schlussendlich erfolgreiche Befreiungsaktion einleitet (Zellmann 1996, S. 266). 6979 Zum ›listigen‹ Tristrant siehe K zu V. 6234. 6990 Dass der wîse Maldûz (vgl. K zu V. 6052) und der wîse Malduc (V. 7353) dieselbe Person sind, ist mehr als zweifelhaft. Zumindest für die Handlungsfolge im ›Lanzelet‹ ist es undenkbar, da Malduc ein erklärter Feind des Artushofes ist und es keinen Sinn machen würde, wenn er plötzlich als einer der oder zumindest unter den Artusrittern auftauchen würde. Wenn überhaupt, so ist nur ein stoffgeschichtlicher, diachroner Konnex denkbar, der auf den (parodistischen?) Kompilationscharakter des ›Lanzelet‹ schließen lassen würde. Maksymiuk 1996, S. 87–98 ist bemüht, in synchroner Analyse die Nähe der Malduc-Figur zu hochmittelalterlichen Vorstellungen von Zauberer und Zauberei aufzuzeigen. Die wesentlichen Punkte sind dabei: Malduc ist ein gelehrter Mann (wîse). Er genießt hohes Ansehen und hat eine gehobene soziale Position inne, worauf schon seine Bekanntheit am Artushof, die höfische Bildung seiner Tochter und ihr aristokratischer Lebenswandel schließen lassen. Der Zauberer ist nicht böse, sondern ein komplexer Charakter, der, obwohl Feind des Artushofes, keineswegs als betrügerisch gezeichnet wird, Malduc hält seine Versprechen (ganz im Gegensatz zu den Artusrittern); sein Groll, den er gegen den Artushof hegt, ist gut begründet. Auch seine Magie
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ist nicht dämonisch, sondern eigentlich harmlos, wenn sie auch verheerende Folgen (die Verwüstung von Valerins Burg) nach sich zieht. Eine ähnlich rationale Sicht der Magie als gelernter ars weise bereits zuvor das Minnezelt Lanzelets auf, das wie ein mittelalterlicher Automat wirke. 6991 Der sonderbar-liminale ›Vernebelte See‹ wurde von der Forschung vor allem stoffgeschichtlich untersucht. Zumeist wurde er als keltisches Anderwelt-Motiv erklärt. 7016 Der Vers ist zweideutig: Meint Erec nur (erneut) die Sühne gegen Malduc, oder denkt er an die Entführung Genovers? 7036–7039 Das Verirren, das die Möglichkeit zu einer metaphorischen Überhöhung der Reise gäbe, wird als rein gegenständliches und völlig unproblematisches Phänomen behandelt, die Ritter verirren sich, haben aber Glück und es wird ihnen geholfen (Trachsler 1979, S. 173f.). 7041–7078 Das ›Schreiende Moor‹ wurde vor allem als stoffgeschichtliches Problem begriffen. Unter den verschiedenen vorgebrachten Thesen scheint mir jene von Richter 1934, S. 75f. bemerkenswert: Er denkt an die Schilderung von Geräuschen bei Erdverschiebungen bei Plin. nat. 2,80, in deren unmittelbarer Nähe Plinius auch von warmen Quellen berichtet, in denen viele Fische leblos umherschwimmen. Richter nennt weiters Gerv. ot. 3,19, wo von ähnlichen Phänomenen in dem zum Sumpfgebiet ausgetrockneten See Auernus inter Neapolim et Puteolum die Rede ist (i. e. wohl der Lago Averno in den Campi Flegrei, der allerdings von Neapel aus h i n t e r Pozzuoli liegt). Dort sterben alle Lebewesen, selbst die Vögel, wenn sie die Dämpfe des Ortes einatmen (vgl. auch Honor. Aug. im. 49). Steckt – so müsste man weiter fragen – hinter der Schilderung im ›Lanzelet‹ also einfach ein Vulkanszenario? 7054 Zu den Engländern vgl. K zu V. 5198. 7098 Dodines der Wilde ist eine prominente Figur in der arthurischen Tradition, siehe UL. 7100 Irland begegnet im Artusroman allenthalben. Irritierend ist, dass Ulrich offenbar zwei Wörter für Irland verwendet: hier und V. 8082 Irlant und Iberne in V. 5798. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Iberne als Teil einer fixen Redewendung (vgl. K zu V. 5798) in den Text aufgenommen wurde, während die ›normale‹ Landesbezeichnung Irlant lautet. 7100–7101 Warum Dodines beim König von Irland brandschatzt, ist ungeklärt. 7122–7123 Die ›Drehung‹ des Steins hat eine Parallele in Kr 13040–13045 (vgl. schon Kr 12959–12961) und Kr 6992ff. In Nenn 75 wird unter den Wundern der Isle of Man von einem Berg berichtet, der jährlich drei Umdrehungen gedreht wird. Das Motiv ist rätselhaft. 7146 Der ›Stiebende Steg‹ hat vor allem die Motivforschung beschäftigt. Richter verweist darauf, dass es im Vorderrheintal einen ›Stiebenden Bach‹ (aquae sparsae) gab und dass die Brücke über die Reuß am Gotthard als der stiebende stec bezeichnet worden ist (Richter 1934, S. 35f.). Dieser Stiebende Steg in der Schöllenen an der Gotthardroute ist erstmals 1309 belegt, Heinrich VI. könnte bei seiner Rückkehr vom zweiten Romzug 1195 die Gotthardroute benützt haben (Trachsler 1979, S. 37, Anm. 35).
6990/7370–7375/7408–7419
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7180 Das welsche buoch bezeichnet Ulrichs (vermutlich) anglonormannische Quelle, vgl. V. 9177, 9324 und 9341. Weitere formelhafte Quellenberufungen (âventiure, mære, sage; sô man uns saget etc.) finden sich V. 97, 236, 389, 642, 670, 874, 1541, 1894, 2598, 3188, 3198, 3991, 4079, 4094, 4116, 4135, 4180, 4412, 4818, 4951, 5307, 5535, 5581, 6215, 6564, 7046, 7144, 7525, 7533, 7770, 8033, 8043, 8087, 8744, 8773, 8859, 8868, 9048, 9182, 9190, 9376, 9424, vgl. auch die unter K zu V. 23 angeführten Stellen. Zur Quellenfrage siehe K zu V. 9322–9341 und UL, Kap. II.3. 7180–7184 Belesene und gebildete Frauen waren im Mittelalter keine Seltenheit, man denke nur Abaelards Heloise oder auch an den Kreis um Eleonore von Poitou und Marie de Champagne. 7185 Ein ausführliches Lob der verschiedenen Zauberkünste von Fâmurgân gibt Hartmann von Aue (ohne Vorlage bei Chrestien, wo nur der Name steht; Erec/CdT 4194) in Er 5153–5242. Im ›Lanzelet‹ dient die Nennung wohl alleine dazu, die außergewöhnliche Weisheit der Malduc-Tochter herauszustreichen. 7270–7273 Die Reaktion von Artus ist höchst erstaunlich: Vor dem Hintergrund der ›klassischen‹ Texte würde man eher erwarten, dass er sich vehement dagegen wehrt, dass Walwein und Erec sich für ihn bzw. Genover mit dem Leben einsetzen. Im ›Lanzelet‹ scheint ihn das wenig zu stören, ja, er erwartet es geradezu, unterschätzt aber die Untergebenheit seiner Tafelrunder, die – nun ganz schematisch – natürlich alles für König und Königin tun würden und (in weiterer Folge) auch werden. Artus versteht seine eigene Welt nicht mehr. Ironie? 7274ff. Wieder leitet die Rede des rational kalkulierenden Lanzelet die kluge und retrospektiv vom Erfolg bestätigte Entscheidungsfindung ein (Zellmann 1996, S. 268f.). 7312–7313 Zu Artus’ Versprechen siehe K zu V. 5783. 7318 Der Rückweg ist also ein anderer als der Hinweg, da Letzterer über den Stiebenden Steg (V. 7146) geführt hatte. Er scheint auch ohne Probleme befahrbar zu sein, was – rational betrachtet – die Frage aufwirft, weshalb man nicht gleich diese Route eingeschlagen hat; eine dem Artusroman freilich völlig unangemessene Fragestellung (vgl. Trachsler 1979, S. 139). 7323–7324 Sprichwort: Vgl. Leitzmann 1931, S. 301. Die Sentenz bringt die Hilfsund Aufopferungsbereitschaft Walweins und Erecs auf den Punkt (Zellmann 1996, S. 270). 7343–7345 Abermals eine proverbiale Wendung (TPMA XI 354f.): Die Binsenweisheit vom ›Man stirbt nur einmal‹ dient als Auszeichnung der optimistischen Grundhaltung Lanzelets (Zellmann 1996, S. 270). 7357–7367 Die Beschwichtigung des Ungeziefers erinnert Richter 1934, S. 75 an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln, vgl. auch K zu V. 1838. 7370–7375/7408–7419 Die Artusritter beim Plündern und Verwüsten! Fast fühlt man sich an Stellen wie etwa jene im ›Rolandslied‹ erinnert, wo Roland und Olivier einen verspäteten Ausfall der Heiden im Keim ersticken und dabei mit ihren Schwertern Durindart und Alteclere ein regelrechtes Gemetzel anrichten (Rol 886–890). Kartschoke 1996 zu ›Rolandslied‹ 888f. kommentiert: »Eine höchst anstößige Aussage von den gerechten Gottesrittern, wenn man sich nicht damit abfinden will, daß hier
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Formeln der Kampfdarstellung eingesetzt werden, die nicht prägnant zu verstehen sind.« Wenn sich auch Kartschoke offenbar nicht mit dieser Erklärung abfinden will – ausgeschlossen ist sie deshalb nicht; besonders dann nicht, wenn man bedenkt, dass später im Text Roland in der Rede an sein Schwert Durindart erklärt, dass es ihm vom Kaiser ze beschirmen witewen unt waisen (Rol 6868) gegeben worden sei. Selbst der Stricker, der wohl bereits das ganz andere Heidenbild des ›Willehalm‹ gekannt hat, sah sich nicht veranlasst, hier zu ändern, und übernahm die Passage fast wörtlich (Karl 1493–1509). Vgl. auch Kragl 2006. Zellmann 1996, S. 271 bringt das Schleifen der Burg mit mittelalterlichen Rechtsvorstellungen zusammen. So unterrichtet Sachsenspiegel LdR III 1 § 1f., dass ein Gebäude, unter dessen Dach Notzucht mit mait adir wip getrieben wurde – was im ›Lanzelet‹ jedoch nicht geschehen ist! –, zerstört und alle seine Einwohner enthauptet werden können. Vgl. dasselbe Phänomen bei der Besiegung von Malduc, K zu V. 7630–7631. Siehe auch K zu V. 5330–5355. 7380–7394 Der Sinn der Reflexionen in W und P ist im Wesentlichen derselbe, die Abweichung ist in erster Linie stilistischer Natur. Wer sich redlich bemüht, dem soll sein Erfolg vergönnt sein (Sentenz). W schließt an: Wer Frauen zum Laster verleiten will, der verliert Glück und Ehre. Nach P hingegen hätte Valerin sein Ansehen durchaus wahren können, obwohl er eine verheiratete Frau und noch dazu die Königin geraubt hat. Es geht nicht primär um seine ehebrecherischen Absichten, sondern das Handeln gegen den Willen der Frau ist es, was ihn verdammenswert macht. Sonderbarerweise wird in P die Reflexion Malduc (als Identifikationsfigur!?) in den Mund gelegt, dem sich aber die Artusritter samt König einmütig anschließen. Vgl. Combridge 1993, S. 45f. 7394 Dieselbe Formulierung steht schon V. 1897 (vgl. HaA). Es scheint sich um eine simple Beglaubigungsformel zu handeln. 7405–7407 Charakteristisch für den ›Lanzelet‹ bzw. seinen Erzähler ist, dass er seinen Leser bzw. Hörer bei der Deutung des sonderbaren Schlafes völlig sich selbst überlässt. Es bleibt offen, ob es sich um einen Zauber handelt, oder ob die Frauen einfach ganz zufällig gerade tief schlafen. 7473 Siehe K zu V. 4946–4950. 7499 W ist ganz konventionell: Die 100 Ritter, die Lanzelet findet, setzen für ihn ihr Leben aufs Spiel. Sonderbar und irritierend ist dagegen die Lesung von P, wenn man sie nicht einfach als verderbt betrachten möchte. Hier setzen die 100 Ritter ihr Leben durch uns aufs Spiel, also für den Erzähler und sein Publikum. Zwei Deutungen bieten sich an: 1. Die Distanz zwischen Erzähltem und Erzählsituation wird merklich reduziert zu einer Art unmittelbarer Performanz-Konstellation, das Identifikationspotential der Artuswelt für das Publikum wird herausgestrichen. 2. (m. E. wahrscheinlicher) Der Erzähler reflektiert die Fiktionalität seiner Geschichte und inszeniert seine eigene, absolute Auktorialität. Er changiert seine Figuren wie auf dem Schachbrett. durch uns bedeutet dann: damit die Geschichte weiter geht. 7512–7514 Hier schlägt der Realismus des Kriegshandwerks durch, mit ritterlicher Tap-
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ferkeit und Lust auf Aventiure hat diese ausgeklügelte Taktik nichts zu tun (Trachsler 1979, S. 153). 7515–7516 Während in W die lantliut nur die Bewohner von Malducs Land sein können, lässt P auch eine Referenzierung auf Artus’ Leute zu, denen Lanzelet und seine Gefährten ja ihren Aufbruch verheimlichen (vgl. Pérennec 1970, S. 127f.). 7530–7559 Esealt der Lange wird schon vom Erzähler als Mirabilium präsentiert (ein vremde man, V. 7531; Artus ›hält‹ ihn bei sich durch ein wunder, V. 7547). Das Erstaunliche ist nicht nur das unendliche und maßlose Wachstum, sondern auch dessen Kombination mit großer Geschicklichkeit. 7543 Zur Spanne siehe K zu V. 4869. Esealt muss also an die 40 m groß gewesen sein. 7620–7623 Die Gefangenschaft von Erec und Walwein wird als mein ›Unrecht‹ bezeichnet! Die anschließende Befreiung ist nicht von feiner Art. Auch das Verhalten der Tochter Malducs ist nicht nachvollziehbar – es war nirgendwo die Rede davon, dass sie ihrem Vater gram sei. 7630–7631 Zur Brutalität der Artusritter siehe K zu V. 7370–7375/7408–7419. Malduc mag die Artusritter Erec und Walwein misshandelt haben; die Schuld der Artusritter an Malducs Familie aber bleibt offen. 7670–7671 Ein weiteres Sprichwort. Vgl. TPMA VIII 35. 7704 Die Tradition des kostbaren und prächtigen botenbrôtes als Belohnung für das Überbringen einer guten Nachricht ist in der mittelalterlichen Literatur weit verbreitet, vgl. z. B. Nib 553,1. Der Brauch ist freilich nicht auf das Mittelalter beschränkt, vgl. schon Vulgata, II Sm 4,10. 7788–7790 Sprichwort: Vgl. TPMA II 241f. 7806 Vgl. K zu V. 7. Der Rückblick zum Prolog leitet nach Zellmann 1996, S. 275 langsam das Ende der iuventus ein. 7817–7939 Die Geschichte vom Fier baiser wird im ›Lanzelet‹ bzw. in seiner Vorlage wohl das erste Mal erzählt, sie findet sich weiters vor allem in den Fassungen der Geschichte vom ›Schönen Unbekannten‹, im ›Bel Inconnu‹ des Renaut de Beaujeu (um 1190), im ›Libeaus Desconus‹ (zwischen 1337 und 1375) sowie im ›Carduino‹ (1375), siehe Bel Inconnu 2493ff. Die Forschung (siehe ausführlich UL) begnügte sich zunächst damit, die Parallelen (auch der Volksüberlieferung) zu sammeln, die Heimat des Motivs sah man in Märchen oder Sagen, in der Regel nahm man eine Herkunft des Motivs aus keltischen Mythen an. Das bedeutet freilich noch lange nicht, dass auch die Episode des ›Lanzelet‹ als Mythos zu lesen bzw. deuten wäre. Zellmann 1996, S. 278 (vgl. McLelland 2000, S. 176) notiert m. E. richtig, dass die alte mythische Struktur vergleichbarer keltischer Erzählungen im ›Lanzelet‹ über weite Strecken fehlt; der Mythos ist rationalisiert und im höfischen Diesseits gebrochen. Zellmann stellt sich damit gegen die Deutung von Pérennec (bes. Pérennec 1979, S. 18–26), der in diesem letzten Abenteuer Lanzelets den mythischen Erwerb von Herrschaftsfähigkeit ortet. Über die Deutung der Episode im Gesamtzusammenhang des ›Lanzelet‹ herrscht Uneinigkeit, es hat den Anschein, als fiele die Aventiure völlig aus dem sonstigen Handlungskontext heraus (so schon Paris 1881, S. 477 u. v. a. m.). Um diese Unstim-
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migkeit zu beseitigen, deutete man das Abenteuer entweder als weitere Befreiungsund Mitleidstat des nunmehr triuwen Lanzelet (z. B. Soudek 1972a, S. 182; Schmidt 1979, S. 13), oder man sah das Abenteuer als Bewährung des Titelhelden als bester Ritter (siehe UL, Kap. II.5.2 passim). Vgl. das Nachw. McLelland 2000, S. 174–177 zweifelt an der Bewährungs-These: Sie würde im Text nicht angedeutet, und weshalb sollte sich auch einer bewähren, der ohnehin von Geburt an Idealität und Perfektion verkörpert? Vielmehr unterscheide der Fier baiser die Tapferen von den Feigen, die guoten und frumen von den bœsen und zagen, wie es schon im Prolog angelegt ist (vgl. K zu V. 1–40). Lanzelets letztes Abenteuer würde damit eines der beiden (nach ihr) thematischen Zentren, die manheit, aufgreifen und deren Stellung im Roman als höchste ritterliche Tugend festigen. 7821–7822 Erst jetzt wendet sich Lanzelet wieder an Iblis, obwohl er schon nach der Rückkehr aus Pluris oder der Befreiung Genovers Gelegenheit dazu gehabt hätte. Bzw.: Wenn Lanzelet und Iblis sich auch zwischendurch sahen, fand der Erzähler das nicht erzählenswert. Schultz, J. 1980 sieht hier eine Inkonsequenz angesichts des zuvor so intensiv geführten Minnediskurses, zweifellos ist in nuce die Diskrepanz zwischen Minne und Aventiure angedeutet. 7828–7887 Die implizite Charakterisierung Lanzelets durch diese Szene ist erstaunlich. Der Held wirkt wie ein ausgekochtes Schlitzohr: Er erkundigt sich bei seiner Freundin nach dem größten Abenteuer, das ihr bekannt ist, und tut zunächst ›unschuldig‹, schlägt dann aber die Bitte und Warnung von Iblis in den Wind. Wieder benützt er, in P, eine List, um seinen Willen durchzusetzen: Würde ihn ein Mann (!) darum bitten, vom Abenteuer abzulassen, würde er der Bitte natürlich nachkommen (V. 7788–7790; vgl. Lanzelets Flucht aus Pluris). Anders als W kommentiert P sein Verhalten auch klipp und klar (vgl. bes. V. 7864–7872): Sus begunde er der frowen spotten (V. 7872). W ist einfacher gestrickt, Lanzelet lügt auf Teufel komm raus. Er ist also auf Abenteuer aus, auf weitere ritterliche Bewährung, und er wird ja auch als der beste ritter (V. 7921, 8020) bestätigt. Ob damit wirklich auf Lanzelets soziales Handeln Bezug genommen wird, ob die Bewährung im Handeln für die Gemeinschaft bzw. für jemand anderen besteht, wie Soudek 1972a, S. 182f. annimmt, ist von daher fraglich. Der Text gibt keinen Hinweis in diese Richtung, hier hat es eher den Anschein, als müsste sich der Held selbst durch Einsatz seines Mutes erneut bewähren, im Zentrum der Schilderung steht schließlich ganz eindeutig der Furcht erregende Drache. Dass der übrige Artushof bei der Aventiure gescheitert ist, mag ein weiterer Ansporn sein. Ob sich der Drache dann in eine Frau verwandelt oder z. B. in Luft auflöst, scheint mir im Hinblick auf Lanzelet zunächst von untergeordneter Bedeutung zu sein. 7839–7843 Davon war zuvor nie die Rede; vgl. K zu V. 5576–5624. 7844 Der Name Roidurant (für Nebenfiguren) ist in der arthurischen Tradition nicht selten, siehe UL. 7847 Was man sich im Mittelalter unter einem Drachen vorstellte, ist schwer zu sagen. Die Dichtungen zeichnen ein z. T. widersprüchliches Bild, die Wörter wurm, serpant, slange, trache, mitunter in Komposita (lint-), umschreiben ein sehr breites se-
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mantisches Feld, das von der Schlange bis zum fliegenden, Feuer speienden Drachen reicht. Gemeinsam ist diesen Wesen, dass ihr physiognomischer Grundbestandteil ein Schlangenkörper ist und dass dieser um weitere, schreckliche Gliedmaßen ergänzt ist (vgl. die ausführliche Studie von Lecouteux 1979). Im ›Lanzelet‹ erfährt man über die Gestalt nur sehr wenig, und was der Erzähler verlauten lässt, ist sonderbar genug: nämlich dass der Drache ›bärtig‹ ist. 7864–7872 Vgl. zu den Fassungsunterschieden K zu V. 7828–7887. 7901 Zum Elefanten (P) siehe K zu V. 3997. 7935–7939 Die Verwandlung durch ein Bad ist ein häufiges Sagenmotiv (siehe ausführlich Webster/Loomis 1951, S. 226 = Kerth 2005, S. 224). 7990 Für den Namen Elidîâ (clidra P!) bietet Richter 1934, S. 71f. zwei Herleitungen: Die eine setzt bei griech. ›ich schlängle mich‹ an, die Märchenschlange hätte einen gelehrten Namen erhalten. Die andere hat ihren Ausgang in den ›Etymologien‹ Isidors von Sevilla, wo von einer Chelydros serpens die Rede ist (Isidor. orig. 12,4,24; vgl. schon Serv. ad Georg. 3,415): Chelydros serpens, qui et chersydros dicitur, quia et in aquis et in terris moratur. Nam ´ dicunt Graeci terram, aquam. Die Schlange blieb in weiterer Folge dem enzyklopädischen Wissen des Mittelalters erhalten und ist noch bei Konrad von Megenberg (Konr. v. Megenb., S. 267) als Cilider mit Verweis auf Isidor aufgelistet. In jedem Fall wäre P gegenüber W zu bevorzugen. Unwahrscheinlich ist, in Anbetracht der richterschen Hypothese, die Zuordnung Elidias bzw. Clidras zur ›Urschlange‹ Echidna (Kern in LAGDTM, S. 235). 8000 Romære buoch könnte auf Plinius’ ›Naturalis historia‹ gehen, worauf zuerst Richter 1934, S. 68f. aufmerksam machte. Bei Plinius ist dreimal die Rede von einem Thule, in dem die Tage im Sommer, im Winter die Nächte länger sind (Plin. nat. 2,77. 4,16. 6,34). Von dort aus wird die Nachricht von Thule als letzter Insel (im Norden), nahe Britannien, vermutlich in die spätantike und mittelalterliche Geographie Eingang gefunden haben (vgl. auch Verg. georg. 1,30; Serv. ad ibd.; Boet. cons. phil. 3, Prosa 5, Metrum; Isidor. orig. 14,6,4). Dass aber Thule/Thile, das der Herausgeber von Boethius etwas überstürzt als Island auflöst, die Heimat von Schlangen ist, dürfte erst durch die Verbindung mit einem anderen Thile möglich geworden sein (Richter 1934, S. 70f.): Solinus, der das Thyle ultima ähnlich wie Plinius mit den Angaben über die Ausdehnung von Nacht und Tag verzeichnet (Sol. 22), kennt auch ein Tylos als eine Indiae insula (Sol. 52), wo unter anderem arbos nascitur, numquam caret folio, also ein blätterloser Baum wächst. Diese beiden Länder wurden in der mittelalterlichen Topographie verwechselt, sodass bei Honorius Augustodunensis von einem Thile in der Nähe Britanniens, also vom ultima Thule die Rede ist, cujus arbores nunquam folia deponunt (Honor. Aug. im. 1,31) – wie im indischen Tylos bei Solinus! Giraldus Cambrensis sah sich daraufhin sogar angehalten, in der ›Topographia Hibernica‹ klarzustellen, dass es sich um zweierlei Regionen handelt: Illa enim Tylis, haec Tyle vocatur (Gir. Camb. hib. 17). Schlangen aber waren nun typische Tiere Indiens (vgl. etwa Honor. Aug. im. 1,13), womit der Kreis geschlossen ist. (Ob Elidia aber von Ulrich als Schlange oder Drache gedacht wurde, ist freilich wegen der lexematischen Indifferenz nicht zu ermitteln; vgl. K zu V.
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7847.) Die Schilderung war wohl nicht eine oder zumindest nicht nur eine Beschreibung eines wunderbaren Landes, sondern sie war Ausdruck des gelehrten Wissens der Zeit. 8008–8012 Davon war bereits in der Mantelprobe die Rede, vgl. K zu V. 6014–6016. 8022–8025 Die Stelle demonstriert besonders eindrucksvoll und nicht ohne ironischen Unterton, wie eng Aventiure und Wald zusammengehören. Hier sucht sich die Aventiure geradezu ihren Wald, natürlich in der Nähe der tapferen Artusritter. Vgl. K zu V. 674–675. 8035 Richter 1934, S. 61 sieht hier eine Verbindung zu Andreas Capellanus’ ›De amore‹ (De amore), wo die Urteile der Marie de Champagne, der Eleonore von Poitou und der Gräfin von Narbonne in Liebessachen festgehalten sind (iudicia amoris) – so zumindest das literarische Referenzierungsspiel. Die Praxis des Frauenurteils, die hier sozusagen kodifiziert ist, brauchten Ulrich oder der Autor des ›welschen Buches‹ aber weder von Andreas noch an einem der Höfe, wo diese Frauen wirkten, lernen, sie konnten es genauso gut der zeitgenössischen französischen Lieddichtung (Partimen) und der höfischen Unterhaltung entnehmen, wo der ›Cour d’amour‹ eine bedeutende Rolle spielte. Gegenüber der Auffassung der älteren Forschung, es handle sich hier um reale ›Minnehöfe‹, an denen über Liebhaber zu Gericht gesessen wurde, denkt man heute eher an literarische Inszenierungen, bei denen das Disputieren über ein Problem oder einen Fall an sich im Vordergrund stand, weniger dessen Lösung (Peters 1972). Vgl. K zu V. 6639–6672. 8060ff. Dass Artus mit einem seiner Ritter in dessen Heimatland zieht, um dort die Herrschaftsübernahme zu verfolgen und feiern, stellt eine Ausnahme in der Artustradition dar. Die einzige Parallelstelle ist m. W. der Schluss des ›Bel Inconnu‹, wo Artus mit Guinglain und Esmerée der Blonden in Esmerées Heimatland zieht, um der Hochzeit Esmerées mit Guinglain beiwohnen zu können (Bel Inconnu 6142ff.). 8066 Zum Heimatland (?) Walweins, Garnanz, siehe K zu V. 2629. 8071 Zu Torfilaret vgl. K zu V. 3198, 5898. 8076 Destregalis benennt in der Artustradition stets Erecs Heimat. 8082–8085 Hinter diesen Versen dürfte die Vorstellung stecken, dass Britannien und Irland nahe beieinander liegen, auch im ›Erec‹ sind sie nur durch einen Wald getrennt (Er 6750ff.), Konewâl ist natürlich Cornwall, das vor allem in den Tristanromanen häufig ist. 8089–8099 Der Erzähler gestattet sich offenbar einen ironischen Seitenhieb auf die Liebesbeziehung von Tristrant und Isalde. Die Elemente der Tristantradition, die anzitiert werden, fügen die ›Lanzelet‹-Handlung bzw. zumindest die aktuelle Episode in Tristrants Flucht bzw. Vertreibung und seine temporäre Zuflucht am Artushof ein (Tristrant 5016ff.). 8093 Isalde ist natürlich die berühmte Geliebte Tristrants, siehe K zu V. 6234. 8105–8129 Der Wilde Ballen wird nicht nur vom Erzähler als wunderlich (V. 8129) präsentiert und damit, salopp formuliert, als Märchenmotiv markiert, sondern er repräsentiert eine Verkehrung der Welt: Entgegen der ›realen‹ Verhältnisse, wo Dinge umso größer erscheinen, je mehr man sich ihnen nähert, wird der Wilde Ballen im-
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mer kleiner. Man könnte pointiert sagen: Der Zuwachs an Größe wird umgeleitet in einen Zuwachs an Dichte, sodass die Kugel unendlich schwer zu sein scheint und unmöglich von der Stelle zu schaffen ist. Dies mag nun sehr nach neuzeitlicher Interpretation klingen. Dass aber auch im Mittelalter über derartige Dinge nachgedacht wurde, belegt eine Stelle aus dem ›Parzival‹, wo ein Turm – in der unreflektierten Wahrnehmung des törichten jungen Parzivals – aus dem Horizont ›wächst‹. Parzival ist überzeugt, dass solche Dinge nur König Artus ›säen‹ kann (Parz 161,23–162,5). 8155 Iwan Peneloi ist von dem oben genannten Iwan de Nonel (vgl. K zu V. 2936, 6075) zu unterscheiden. Die Herkunft von Peneloi, offenbar der Zuname Iwans, ist ein Rätsel. Zum Namen Giot siehe die komplexe Studie Fourquet 1966, die auf Basis des Figurennamens ein intertextuelles Spiel zwischen ›Lanzelet‹ und ›Parzival‹ (Parz 416,25 u. ö.: Kyôt der Provenzâl) entwickelt. 8191–8192 Wer dieser Richter bzw. die Figur, die im Folgenden auftritt, ist, wird nicht recht klar. Eventuell liegt Identität mit Herzog Aspiol vor (vgl. Roßbacher 1998, S. 95). 8206–8207 Die Landsleute Lanzelets haben scheinbar von seinem Drachen-Abenteuer erfahren, vgl. V. 7921. Die »Fier baiser«-Episode wird damit zum Herrschaft legitimierenden Abenteuer (Pérennec 1979, S. 23). 8214–8215/8370–8402 Zellmann 1996, S. 167f. deutet V. 8214–8215 als förmliches Angebot der reparatio: wandeln (V. 8215 P) wäre zu wandelunge ›Schadensersatz‹ zu stellen (vgl. Iw 1644–1646), es benennt den Interessensausgleich zwischen Herrscher und Volk. Nach Lanzelets Ankunft in Genewis folgt den Worten die Tat (Krönung, Belehnung), die reparatio wird von der satisfactio abgeschlossen. Vgl. K zu V. 8398– 8402. 8263 Der loyale Fürst Aspiol, Lanzelets Onkel, ist außerhalb des ›Lanzelet‹ nirgends belegt. 8313 Eine Burg namens Timant oder Iwant (P) ist sonst unbekannt. 8389 Die angeborene miltikeit könnte Lanzelet von seiner Mutter haben (V. 85). 8394 Zu guot umb êre nemen vgl. K zu V. 5596–5619. Atypisch ist die Erweiterung in V. 8395: Der abstrakte ethische Diskurs über den Erwerb von Ansehen wird in rationales Gefolgschaftsdenken umgebogen und damit banalisiert. Ironie? 8398–8402 Siehe zum Sprichwort TPMA VI 37–39. Die proverbiale Sentenz bringt die Restitution der Erbfolge in Genewis und die damit verbundenen, nun überwundenen Probleme auf den Punkt (Zellmann 1996, S. 168; vgl. K zu V. 8214–8215/8370– 8402). 8436–8438 Sprichwort; vgl. ähnliche Sprüche bei Zingerle 1864, S. 25. 8481 Salenique wird in Cligès 1285 als Heimat von Ferolin (eines Waffengefährten Alexanders) genannt, in Willehalm passim ist es das Land König Hectors. 8484 Zum ziklât siehe Anm. zur Stelle. 8494–8497 Gemeint ist wohl, dass dieser krâm, nämlich ein (Mücken-)Netz und ein Schwert, an und für sich nicht wertvoll ist; dass aber speziell jenes Netz und jenes Schwert außergewöhnlich kostbar sind. 8497 Die Mark ist eines der am weitesten verbreiteten Münz- bzw. Gewichtsmaße des
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Mittelalters, sie schwankt in etwa zwischen 200 und 250 g, meist ist eine Mark Silber oder Gold gemeint (vgl. LexMA VI, Sp. 296f.). Im ›Lanzelet‹ geht es schlichtweg darum, die Kostbarkeit der Gegenstände zu betonen. 8498ff. Das Netz ist wohl eine Art Fliegengitter. Vgl. BMZ II/1 330f. mit Verweis auf die Stelle. 8522–8539 galazîâ ist m. E. ganz eindeutig ein etymologisch durchsichtiger, sprechender Name zu lat. glacies. Er ist (mit verschiedenen Namensvarianten) als immerkalter Stein häufiger Bestandteil antiker und mittelalterlicher Lapidarien, gleichfalls Evax von Arabien als Autorität für Stein-Wissen, siehe UL. Ulrich oder der Autor der Vorlage dürften konkret das Steinbuch des Damigeron benützt haben (abgedruckt bei Pitra III, S. 324–335; vgl. K zu V. 4940–4955), wo zum Lapis Galacites [scil. Galactites] – hinsichtlich seiner vielfältigen Wirkung eine Art Universalstein – auch (und anders als in den übrigen Lapidarien) zu lesen ist: Amplius etiam adversus invidiam et fascinum resistit. Qui eum portat, nunquam fascinabatur. (S. 333) ›Nochmehr indes schützt er vor Hass und Bedrängnis. Wer ihn trägt, wird niemals verzaubert.‹. Bei Damigeron steht allerdings nichts über den Abeston (vgl. K zu V. 4798), Ulrich könnte also auch ein anderes Steinbuch vorgelegen haben. Andererseits wiederum sind die von Ulrich gemachten Angaben zum Abeston Allgemeingut der mittelalterlichen Steinkunde, der Bezug zu Damigeron kann also nicht ausgeschlossen werden. 8528 Die Quelle des Wissens um den Stein Galazia wird in W und P verschieden dargestellt. Zwar ist es jeweils der König Evax von Arabia, von dem das Wissen ausgeht; doch während die Wissensvermittlung in W in der Gegenwart des Textes stattfindet und König Evax anscheinend dem Artushof Auskunft gibt über die Natur des Steines, wird in P das Wissen als handlungsextern beschrieben und zwischen Romanund realer, gelehrter Welt unterschieden. Implizit konstruiert W mit dieser Strategie eine Identität zwischen Romanwelt und realer Welt, indem eine im Mittelalter wohl als real-lebensweltlich vorgestellte Figur (Evax) als Bindeglied fungiert zwischen Romanwelt und gelebter Welt. In P herrscht demgegenüber eine strenge, chronologisch geschichtete Sektion in Fiktionales und Reales. Vgl. auch K zu 2326–2331. 8585 Ähnliche Sentenzen finden sich in der mittelhochdeutschen Literatur relativ häufig, vgl. Leitzmann 1931, S. 302. 8667 Der metaphorische Gebrauch von stam für eine Person ist sonst selten, vgl. aber Parz 128,28. Interessanterweise begegnet eine ähnliche Formulierung, ebenfalls auf Artus gemünzt, in Mantel 188: Artûs der êren stam. Im altfranzösischen Fabliau fehlt die Metaphorik, wo es Manteau 47 nur dou bon rei Artu heißt. 8783–8787/8801 Siehe zum Pfingstfest K zu V. 5582. 8842–8845 Akkon war einer der großen Kreuzfahrerhäfen des 12. Jahrhunderts und (dadurch) bedeutender Handelsplatz, wo die Fabrikation von Waffen zur Verteidigung des Heiligen Grabes wohl einen wichtigen Handwerkszweig ausmachte (LexMA I, Sp. 252f.). Glinka-Janczewski 1963, S. 233 betont, dass die Schildmacher in Akkon tatsächlich im Hafen zuhause waren, Ulrich könnte also auch durch einen persönlichen Kontakt Kenntnis von Akkon erhalten haben. 8862 Alexandria war (neben Akkon) ein weiterer wichtiger Hafen und bedeutender Um-
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schlagplatz der Kreuzfahrer und ein Zentrum der Stoffproduktion (LexMA I, Sp. 382–384). 8866 Sibille ist zweifellos diu prophêtisse, die Erythräische Sibylle, wie sie immer wieder in mittelhochdeutschen Texten auftaucht. Sie soll nach einer auf Augustinus (Aug. civ. 18,23) zurückgehenden Tradition mit ihren Prophetien Christus vorhergesagt haben. Allgemein zur Sibylle bzw. Sibylla in mittelhochdeutschen Texten siehe Kern in LAGDTM, S. 575–579. Schwerer deutbar ist die Herkunftsbezeichnung Kunis. Vergleichbar ist Er 2003, wo von einem Connelant die Rede ist, über das der Sultan herrsche und woher der beste Zobel komme, den es in der Welt gibt. Wie die Verbindung von Zobel, Kunis (Cumae?) und Sibylle entstanden ist, ist ungelöst, für Hypothesen siehe UL. 8878 Dass Pferde aus Spanje im Mittelalter beliebt und bekannt waren, zeigt schon das mhd. Wort kastelân, vgl. V. 5172 (und K dazu), 5607, 8722, 8876. Auch Apulien und Dänemark galten als Herkunftsländer hervorragender Pferde (Glinka-Janczewski 1963, S. 273). 8883–8884 Siehe K zu V. 787. 8910–8916 Laudatio temporis acti: Damals waren den Herren Freundschaft und freundliche Worte lieber als Hass und ... ja als was? Als hort ›Reichtum‹? Piper ist irritiert und schlägt vor, in V. 8916 mort statt hort zu lesen, was gut möglich ist. Andererseits steht wohl auch fest, dass Lectio difficilior eindeutig WP haben: Aus der banalen Bemerkung, dass man damals die Freundschaft dem Hass vorzog, wird ein komplexes Tugendschema in nuce, das der Freundschaft gegenüber dem Reichtum den Vorzug gibt. 8939 Aus diesem Vers (sîn herre) abzuleiten, dass Artus der Lehnsherr von Lanzelet ist, ist höchst problematisch. Eher liegt eine topische Wendung (ehrenvolle Anrede) vor. 9015–9016 Der Name Ramueret scheint rätselhaft und ohne evidente Parallele in anderen Texten. 9148–9151 Die Gespielinnen der Iblis (vgl. K zu V. 4072–4078) sind, seit Iblis sie mit Lanzelet verlassen hatte, keusch (ohne Mann) geblieben. Die Motivation dafür ist unklar, der Kontext spricht für eine Treuebezeugung gegenüber ihrer Herrin. 9163–9165 Die Verwechslung von Rittern mit Engeln erinnert an die Szene zu Beginn des ›Perceval‹, wo der naive Bub Perceval drei heranreitende Ritter für Engel hält (Perceval 138; vgl. K zu V. 4428–4429). 9172–9174 Brabant galt offenbar als Inbegriff des Turnierwesens: Wer turnieren wollte, machte sich nach Brabant auf, wie nicht zuletzt die ›cross-ge-dressed-te‹ Protagonistin des ›Borte‹, als sie sich auf die Suche nach ihrem Ehemann begibt (Borte 403). 9177 Siehe K zu V. 7180. 9192–9194 Vgl. zur Formel guot umb êre nemen sowie zur Problematik des Beschenkens von Fahrenden K zu V. 5596–5619, 8394. 9208–9217 Die auch hier eher knapp geschilderte Lehnsübergabe wird in Artusromanen generell selten erzählt, findet sich aber auch ähnlich z. B. in Wigal 9549–9552. Die genaue Rechtslage zwischen König und Lehnsmännern bzw. auch zwischen Artus und den übrigen Rittern der Tafelrunde aber, die in der Regel ja auch Könige sind (?), wird
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nie explizit angesprochen und bleibt offen. Auch die Festlegung von Lanzelet als des küniges her (V. 9352) ist unklar: erstens was die rechtliche Bedeutung der Wendung angeht, zweitens da her (im ›Lanzelet‹ in der Regel mit Kurzvokal) nicht reimt. Dem ›Lanzelet‹ eignet damit aber, gegen Ende zu, dennoch ein – für einen Artusroman – sonderbarer Realismus, der sich mit dem moralisch-ethischen Prinzip des Primus inter pares der Tafelrunde nicht widerspruchslos in Einklang bringen lässt. 9236–9239 Die Denkstruktur ist eigenwillig: Wenn dort, am Hof – in der Erzählung also –, nicht ein riesengroßes Fest vonstatten ging, dann soll das Publikum, sollen die Leser dem Erzähler nicht glauben, was er berichtet. Dass dort aber ein solches ungeheures Fest am Laufen war, das weiß man wiederum vom Erzähler! Die Argumentation ist zirkelschlüssig. Oder sollte man lesen: Wenn ihr mir nicht (einmal) glauben wollt, dass dort ein entsprechendes Fest war, dann braucht ihr mir überhaupt nichts mehr zu glauben? 9274–9276 Die Anspielung bleibt völlig unklar. Gibt es eine neue Bedrohung am Artushof? Oder sind es gar nur die normalen Regierungsgeschäfte, die auf Artus warten, was der realistischen Zeichnung des Schlussteils entgegenkäme? 9308 Bemerkenswerterweise leben Iblis und Lanzelet nicht an seiner (Lanzelets) väterlichen Burg, sondern im Reich ihres Vaters. Combridge 1973, S. 62 geht davon aus, dass hierdurch die Bedeutung von Iblis nochmals herausgestellt werden soll, vielleicht kann Lanzelet seinen Mannen auch mehr vertrauen (und überlässt ihnen daher eher sein Königreich zur Verwaltung) als den Leuten Iwerets. Man sollte jedoch bedenken, dass die meisten Artusritter in ein Königreich einheiraten, etwa Iwein, Parzival und schon dessen Vater Gahmuret; Ausnahme ist Erec. Eventuell liegt der Grund also in literarischer Konvention. 9309ff. Der Epilog des ›Lanzelet‹ hat, abgesehen von einzelnen Elementen wie der Quellenberufung (siehe K zu V. 9322–9341), in der Forschung wenig Beachtung gefunden. Eine umfassende Analyse des Schlussteils ab V. 9309 hat erst Münch 2005, S. 77–90 unternommen. Sie bezieht den Epilog auf den Prolog (vgl. K zu V. 1–40): Wieder würde die Gut-Böse-Dichotomie thematisiert, doch während der Prolog dabei auf das Schicksal des Helden vorausweist, blickt der Epilog zurück auf das Erreichte und zeigt Lanzelet als Muster eines vrumen. Auch der Aufbau des Epilogs entspräche dem des Prologs, wenn, beginnend mit V. 9350, der allgemeine Epilog-Teil übergeleitet wird in einen Abschnitt, der konkret auf den Protagonisten zugeschnitten ist. Man könnte – was Münch nicht tut – durchaus von ›Epilogus praeter‹ und ›post rem‹ sprechen. Doch auch in dieser Deutung bleibt die Passage sperrig: Die Thematik des Epilogs ähnelt allenfalls jener des Prologs; während die Werte-Dichotomie, die den Prolog prägt, im Epilog nur angedeutet ist, dominiert nun eine Captatio benevolentiae den allgemeinen Teil (V. 9309–9321), die im Prolog wiederum allenfalls implizit gegeben ist. Auch die Quellenberufung samt Autornennung (V. 9322–9349) hat im Prolog keine Entsprechung. Und schließlich hat der Epilog am Ende (ab V. 9433) noch einen dritten Teil, der vor allem dem Gönneranruf dient. Der Rückfall in die Handlung, der zwischen den allgemeinen Teilen eingeschaltet ist, nimmt sich vor diesem
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Hintergrund sonderbar aus, zumal er nicht nur bereits Gesagtes summiert, sondern auch neue Informationen über Lanzelet und seine Familie bietet, die Handlung also eigentlich fortsetzt. Der Text wechselt rasch zwischen verschiedenen Registern und es wird fraglich, inwieweit von einem konsequent ausgearbeiteten Epilog gesprochen werden kann. 9322–9341 Die Quellenangabe ist – trotz ihrer Deutlichkeit – eines der strittigsten Probleme in der Forschung. Eindeutig sind die historischen Fakten: Der englische König Richard Löwenherz, im Übrigen selbst der arthurischen Literatur zugetan, wurde am 21. oder 22. Dezember 1192 von Herzog Leopold von Österreich gefangen genommen, in der Küenringer Burg Dürnstein festgesetzt und schließlich Kaiser Heinrich VI. überantwortet. Seine Freilassung erfolgte im Februar 1194 unter Anerkennung staufischer Lehnsherrschaft über England und unter Zahlung einer heute wie damals kaum vorstellbaren Lösegeldsumme von 100.000 Mark (zur Mark siehe K zu V. 8497). Im Zuge der Freilassung wurden 60 Geiseln an den staufischen, sieben an den Wiener Hof gestellt, die später gegen weitere 30.000 bzw. 20.000 Mark an Kaiser Heinrich bzw. Herzog Leopold ausgelöst werden sollten. Unter diesen Geiseln befand sich offenbar ein Huc de Morville, mit hoher Wahrscheinlichkeit der 1204 gestorbene Hugh de Morville, Lord de Burgh (by Sands) of Cumberland, der vermutlich zu den Mördern von Thomas Becket, des Bischofs von Canterbury, zählte. Daraus ergibt sich der terminus post quem für den ›Lanzelet‹ mit Februar 1194, allenfalls kann Frühling oder Sommer 1193 angenommen werden. Schwierig zu beurteilen ist insbesondere die Frage, wie Ulrich von Zatzikhoven zu diesem ›welschen Buch‹ kam. Doch bereits seine eigene Darstellung ist mehrdeutig: Kamen die Geiseln, unter denen sich der ominöse Huc befand, zuerst zu Leopold nach Wien, von wo sie dann Kaiser Heinrich zu sich an den Stauferhof befahl? War der Weg ein umgekehrter? Oder war Leopold überhaupt nur der Fordernde, und die Geiseln wurden von Anfang an der Gewalt des Staufers direkt unterstellt? Und wo hat Ulrich sein Buch bekommen? Am Stauferhof oder in Wien? Auf einer Italienreise oder gar auf einem Kreuzzug? Ist der ›Lanzelet‹ womöglich das einzige Werk der mittelhochdeutschen Epik um 1200, für das direkte Beziehungen zum Kaiserhof vorliegen? Ebenso problematisch ist die Rolle Hughs de Morville. Vor allem Loomis und nach ihm Glinka-Janczewski haben argumentiert, dass Hugh de Morville nicht nur der Überbringer der Vorlage war, sondern dass er oder ein Mitglied seiner Familie der Gönner für das (anglonormannische) ›welsche Buch‹ gewesen wäre (Webster/Loomis 1951, S. 5 u. ö.; Glinka-Janczewski 1963, S. 75f. u. ö.; vgl. K zu V. 732, 1538, 3130). Schlussendlich muss man eingestehen, dass vieles unklar bleibt. Die umfangreiche Forschung ist in UL aufgearbeitet. Auf jeden Fall bemerkenswert scheint mir die Tatsache, dass ein Mann wie Hugh de Morville ein Buch auf seinen längeren Auslandsaufenthalt mitnimmt. Nimmt man die Angaben Ulrichs ernst, liegt damit ein nicht unwesentliches Zeugnis für die (sonst so spärlich bezeugte) Vermittlung und Verbreitung von (französischer) Literatur – von der praktisch keine einzige Hand-
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schrift im deutschen Sprachraum erhalten ist (Bumke 1999, S. 658)! – im Hochmittelalter vor. 9324 Der Paralleltext für P ist sehr problematisch, der Erzähler bringt seine eigene Quelle in Misskredit. Wenn auch der ›Lanzelet‹ ein latent ironischer Text ist: soviel Selbstironie traue ich dem Erzähler nicht zu. Siehe zum ›welschen Buch‹ auch K zu V. 7180. 9325 Was von êrst hier bedeuten soll, wird nicht recht klar. Hatte Ulrich die Geschichte etwa öfters kennen gelernt, kannte er verschiedene Lancelot-Dichtungen, kam er in den Besitz mehrerer Kopien ein und desselben ›Buches‹, konnte er über ein und dasselbe Exemplar nicht durchgehend verfügen? Oder ist es doch bloß eine rhetorische Floskel? 9327 Ist als got wolte ein Kommentar zum politischen Geschehen? Allerdings klingt als got wolte doch sehr nach einer festen Wendung, und wenn man es schon wörtlich nehmen möchte, dann könnte man es sich auch z. B. dadurch erklären, dass die Weltgeschichte nun einmal so ablaufen m u s s, wie es Gott w i l l: Schicksalsgewissheit (durch sælde) ist eines der wesentlichen Merkmale des Titelhelden. Doch Sicherheit ist auch hier nicht zu gewinnen. 9328 Leopold V., Herzog von Österreich, starb 1194 an den kuriosen Folgen eines unglücklichen Reitunfalls. Er nahm Richard Löwenherz gefangen und übergab ihn später der Obhut Heinrichs VI. Bei der Freilassung Richards erhielt Leopold einen Anteil am Lösegeld sowie sieben Geiseln (gegenüber 60 am Kaiserhof ) als Sicherheit für den noch ausständigen Betrag (vgl. ausführlich K zu V. 9322–9341). 9335 Der Staufer Heinrich VI., Sohn Friedrichs I. Barbarossa, war deutscher Kaiser 1190–1197. Vgl. ausführlich K zu V. 9322–9341. 9336 Die deutschen Lande werden hier merkwürdigerweise von Österreich unterschieden, was im Hochmittelalter nicht unbedingt der Regelfall war. 9340 Im uns sieht Zellmann 1996, S. 29 einen relativ engen, vertraulichen Rezipientenkreis angesprochen, der in die eben referierten politischen Geschehnisse näher involviert war (vgl. K zu V. 9342–9347). Allerdings ist nicht gesagt, dass der mit dem uns angesprochene Personenkreis tatsächlich mit den Rezipienten deckungsgleich ist – wenn nicht überhaupt Autorenplural (Mhd. Gramm. § 429) zu lesen ist. 9341 Siehe K zu V. 7180. 9342–9347 Wer diese Freunde sind, ist rätselhaft. Später spielt Ulrich zwar auf eine konkrete, wenn auch namenlose Gönnerfigur an (V. 9434–9440). Zellmann 1996, S. 29f. macht aus der Not eine Tugend und deutet das Fehlen einer konkreten Gönnernennung als »Indiz für die selbstverständliche mäzenatische Bindung der höfischen Literatur oder, unter dem Banner der Hausliteratur, für die familiare Gebrauchsfunktion« (Zitat S. 29). Besonders der Epilog spreche einen überschaubaren, vertraulichen Rezipientenkreis an, der auch in die etwas delikaten politischen Geschehnisse eingeweiht war, unter denen das Buch entstand (vgl. K zu V. 9322–9341, 9340, 9438–9441). 9344 Zur Herkunft des Dichters siehe das Nachw. 9347 vremd kann (hier) sowohl ›fremd‹ wie ›merkwürdig‹ meinen. Eine von Pérennec 1970, S. 133f. beigebrachte ähnliche Stelle in Tandareis 18304 legt nahe, dass hier
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die ›Fremdheit‹ (Fremdsprachigkeit?) und nicht die ›Fremdartigkeit‹ der Geschichte angesprochen wird: Disiu vremde mære hât der Pleiære von der wälsche in die tiutsche brâht. Andererseits, so könnte man entgegnen, fehlt beim Pleier eben dieses lange, das dem vremden mære eine Bedeutungsnuance gibt, die eher in Richtung ›Merkwürdigkeit‹ weist. Ist das eine abstrakte Distanz zum Stoff, wie sie auch immer wieder durch Ironiesignale des Erzählers formuliert wird? 9348–9349 Die Widmung an das weibliche Publikum in P wirkt topisch, man fühlt sich an Wolframs ›zweiten‹ Prolog des ›Parzival‹ erinnert, wo der dortige Erzähler auf ironische Weise mit der Topik zu spielen scheint (Parz 114,5ff.). W bietet demgegenüber einen Verweis auf die Einleitung (vgl. nochmals V. 9405), wo Ulrich (V. 7) die frumen gegen die zagen ausspielt und Letztere quasi vom Genuss der Dichtung ausschließt (vgl. K zu V. 1–40). 9352 Zur Wendung in P (des küniges her) siehe K zu V. 9208–9217. 9367–9387 Hinweise auf die nachfolgende Generation stehen hier zum ersten Mal in einem deutschen Artusroman. Im ›Lanzelet‹ festigen sie den dynastischen, verwandtschaftlichen und familiären Themenkreis. 9371–9372 Pérennec 1970, S. 135f. hält den Sinn der Stelle offenbar für problematisch und schwankt zwischen den Bedeutungen: Gutes für die Kinder tun oder den Kinderwunsch erfüllt bekommen (guot als ›Realität‹). Ich halte die Stelle für ganz eindeutig und sprichwörtlich (vgl. Ähnliches in TPMA V 298): Lanzelet und Iblis sind, wie sämtliche weiteren positiv besetzten Helden der hochhöfischen Artusromane, durch und durch milte. Dies zeichnet sie am meisten aus, und diesem innersten Gemütswunsch kommen sie mit ihrem Besitz nach, nämlich indem sie ihn verschenken. Es wird abermals die Idealität des Paares betont, das, nicht zuletzt wegen dieser Tugendhaftigkeit, nun auch mit Kindern gesegnet wird. 9405 Siehe K zu V. 9348–9349. 9412 Wie sehr diese Stelle, namentlich das Wort verligen, eine konkrete ›Erec‹-Referenz ist, ist schwer zu beantworten. Ein kritisches Bewusstsein im Sinne einer Reflexion über Erecs verligen-Problem signalisiert diese lapidare Bemerkung noch lange nicht. Und wie hätte man es denn sonst formulieren sollen? Aus heutiger Sicht ist es natürlich schon irritierend, dass in V. 9409–9413 die ›traditionelle‹ Interpretation der beiden Artusromane Hartmanns (verligen im Er vs. verrîten im Iw) in ein kompaktes Oxymoron verpackt wird. Lanzelet wäre wieder einmal besser als alle anderen, auch besser als die intertextuellen Referenzpunkte. Nur: Was war hier – bei der Forderung nach guter Herrschaft und tapferer Ritterschaft – zuerst, die Henne oder das Ei? 9424–9425 Dass Lanzelet und Iblis gleichzeitig sterben, könnte aus der antiken Erzählung von Philemon und Baucis stammen, die in Ovids ›Metamorphosen‹ (Ov. met. 8,621ff.) integriert ist und von daher im Mittelalter bekannt gewesen sein dürfte. Dasselbe Motiv begegnet auch in ›Flore und Blanscheflur‹, wo das rührende Liebespaar 100 Jahre alt wird (Flore und Blanscheflur sind ja am selben Tag geboren), am sel-
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ben Tag zur selben Stunde stirbt und in ein gemeinsames Grab gelegt wird (Flore 7888–7895). 9426–9429 Kerth 2005, S. 231 überlegt vorsichtig, ob V. 9428–9429 nicht ein Indiz dafür sein könnte, dass Ulrich – entgegen seiner vorherigen Behauptung – sehr wohl auch andere Lanzelet-Geschichten kannte. Dass er das just in dem Moment anspricht, als er Lanzelets vollkommenen Ruhm zu Ende erzählt hat, ließe weiters vermuten, dass der Held in diesen anderen Geschichten weniger glorreich abschneidet: es könnten Erzählungen von der ehebrecherischen Liebe Lanzelets zu Ginover sein. Auszuschließen ist das freilich nicht, zu beweisen aber auch nicht (wie Kerth selbst betont). Ein weiteres Mal steht Topik gegen Interpretation. 9430–9444 Die Demutsformel ist in der weltlichen Erzählliteratur des deutschen Hochmittelalters einzigartig und dürfte nach dem Vorbild geistlicher Dichtungen gestaltet sein (Richter 1934, S. 141). 9434–9437 Es ist nicht klar, ob hier die Arbeit als Dichter angesprochen ist. Wenn ja, stünde Ulrich mit seinem Vorschlag, der wohl nicht angenommen wurde, nicht alleine da: Ähnlich stellt Wirnt von Gravenberg im Epilog des ›Wigalois‹ ein weiteres Werk in Aussicht, wenn – Wirnt ist hier weniger ökonomisch und stärker ideell orientiert als Ulrich – sein werc die wîsen guot dünken würde (Wigal 11669). Auch hier ist es vermutlich bei der Ankündigung geblieben. 9438–9441 Die Anrede an Gönner und Vertraute (?) evoziert die Wirkung der Unmittelbarkeit, was Zellmann 1996, S. 29 zur Vermutung Anlass gibt, hier würden »Rezipienten eines überschaubaren Lebenskreises« angesprochen (vgl. K zu V. 9342–9347). Oder ist die Wendung dennoch eher topisch aufzufassen? 9441 Mediales: Die Frage nach der Vermittlung mittelhochdeutscher Literatur zählt spätestens seit der germanistischen Rezeption der Arbeiten Paul Zumthors (etwa Zumthor 1994) zu den am heftigsten umstrittenen Problemkreisen der Altgermanistik. Die Diskussion scheint immer mehr auf einen Kompromiss zuzulaufen, der weder die orale (Vortrag) noch die schriftliche Rezeption (Buch) ausschließt (vgl. etwa den viel zitierten Band Müller 1996). Wie die Situation im konkreten Fall ›Lanzelet‹ aussieht, ist schwer zu beurteilen, da eine Wendung wie hœren oder lesen (dazu Green 1994, zum ›Lanzelet‹ vgl. die Verweise S. 440) auch als feste Formel gedeutet werden kann und für den konkreten Fall nicht unbedingt eine ›Mischsituation‹ indizieren muss (Zellmann 1996, S. 30). Zwar sind Anspielungen auf eine mündliche Vermittlung leicht in der Mehrzahl: hœren in V. 11, 23, 632, 2623, 3319, 4610, 5677, 5797, 6448, 7356, 7791, 8184, 9441; vernemen in V. 403, 2412, 4214, 4705, 5149, 5306, 6214, 6642, 7538, 9162; dagegen lesen nur in V. 4018–4019, 4238, 7182, 8868, 9441 (vgl. K zu V. 2348–2356, 4018–4019). Das Fehlen dominanter formelhafter sprachlicher Strukturen (wie etwa in den so genannten ›Spielmannsepen‹) und die relative Konstanz der Überlieferung, zumindest was die Aspekte der Produktion und Tradierung anlangt, scheint mir jedoch eher in Richtung einer – für mittelalterliche Begriffe – schriftliterarischen Kultur zu weisen.
VERZEICHNISSE
1. 1.1
Abkürzungen
Allgemeine Abkürzungen
Abb. = Abbildung Afrz. = Altfranzösisch Akk. = Akkusativ Alem. = Alemannisch Anm. = Anmerkung Anord. = Altnordisch -arb. = -arbeitet Aufl. = Auflage Betr., betr. = Betreuer, betreut Bibl. = Bibliothek bibliograph. = bibliographisch bes. = besonders bzgl. = bezüglich bzw. = beziehungsweise Dat. = Dativ ebd. = ebenda durchges. = durchgesehen Elsäss. = Elsässisch eingel. = eingeleitet Einl. = Einleitung Engl. = Englisch erg. = ergänzt Erl., erl. = Erläuterung, erläutert erw. = erweitert f, Fem. = Femininum Fr. = Fragment Frnhd. = Frühneuhochdeutsch Frz. = Französisch Gen. = Genitiv Got. = Gotisch Griech. = Griechisch Hg., hg. = Herausgeber, herausgegeben Hs. = Handschrift i. e. = id est (das ist) ibd. = ibidem (ebendort) Imp. = Imperativ Ind. = Indikativ
Instr. = Instrumentalis intr. = intransitiv It. = Italienisch Jh. = Jahrhundert Kap. = Kapitel Kärntn. = Kärntnerisch Komm. = Kommentar Komp. = Komparativ Konj. = Konjunktiv Lat. = Latein, Lateinisch m, Mask. = Maskulinum Md. = Mitteldeutsch Mfrk. = Mittelfränkisch Mhd. = Mittelhochdeutsch Mlat. = Mittellatein Mnl. = Mittelniederländisch n, Neutr. = Neutrum N. F. = Neue Folge Nachw. = Nachwort Ndr. = Nachdruck, Neudruck Nhd. = Neuhochdeutsch Nom. = Nominativ Obd. = Oberdeutsch Ofrk. = Ostfränkisch Part. = Partizip Pers. = Person Pl. = Plural Präs. = Präsens Prät. = Präteritum resp. = respektive S. = Seite s. v. = sub verbum (unter dem [Stich-]Wort) Schwäb. = Schwäbisch scil. = scilicet (ergänze; versteht sich) Sg. = Singular Span. = Spanisch Subj. = Subjekt
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Verzeichnisse
Subst. = Substantiv Thür. = Thüringisch Thurg. = Thurgauisch tr. = transitiv u. ö. = und öfter u. (v.) a. (m.) = und (viele) andere(s) (mehr) Übertr., übertr. = Übertragung, übertragen übs. = übersetzt usf. = und so fort
1.2
usw. = und so weiter V. = Vers (des ›Lanzelet‹, wo nicht anders angegeben) vers. = versehen vs. = versus Z. = Zeile z. B. = zum Beispiel z. T. = zum Teil zit. = zitiert
Abgekürzt zitierte Literatur
ABäG = Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Alem. Gramm. = Karl Weinhold: Alemannische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 1), Berlin 1963 [Ndr. Amsterdam 1967]. Archiv = Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. ATB = Altdeutsche Textbibliothek. B = Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. b. 3, fol. 9f. Bä = Jakob Bächtold: Der Lanzelet des Ulrich von Zatzikhoven (zugl. Tübingen, Diss. 1870), Frauelfeld 1870, S. 41–44 [Textbesserungen, teilweise von Conrad Hofmann]. Bair. Gramm. = Karl Weinhold: Bairische Grammatik (K. W.: Grammatik der deutschen Mundarten 2), Berlin 1867 [Ndr. Wiesbaden 1968]. Bayer. Wb. = Johannes Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch, 2 Bde., 2. Ausg. bearb. von Karl Frommann, München 1872–1877. Be = Otto Behaghel: Zum Lanzelet Ulrichs von Zazikhoven [Besserungen nach E. Pfaff ], in: Germania 35 = N. R. 23 (1890), S. 413. BMZ = Georg Friedrich Benecke, Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3 Bde. [davon 1 Bd. in 2 Halbbden.], Leipzig 1854–1866. Bu = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduit en français par Danielle Buschinger (Traductions des classiques du moyen âge 65), Paris 2003 [Übersetzung]. [1. Aufl. als: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, Texte établi et présenté par Danielle Buschinger (Reineke Taschenbuch-Reihe 12), Greifswald 1996.] Bumke = Joachim Bumke: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150–1300, München 1979, S. 470f. [Edition von V. 9309–9349, 9433–9441]. Combridge = Rosemary N. Combridge zu Fragment G (brieflich und per E-Mail). Deu = Georg Deutscher (Hg.): Die Wiener Handschrift des Lantzelet Ulrichs von Zatzikhoven (Philologica Germanica 24 ; [zugl. Wien, Univ. Dipl. 2001]), Wien 2002 [Transkription]. DTM = Deutsche Texte des Mittelalters. DVjs = Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. DWb = Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, 32 Bde., München 1985 [Ndr. d. 1. Aufl. in 16 Bden., Leipzig 1854–1960]. Fb = Kurt Gärtner [u. a.]: Findebuch zum mittelhochdeutschen Wortschatz. Mit einem rückläufigen Index, Stuttgart 1992. Frnhd. Gramm. = Frühneuhochdeutsche Grammatik, hg. von Oskar Reichmann und Klaus Peter Wegera (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 12), Tübingen 1993. G = Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 80.
Abkürzungen
627
GAG = Göppinger Arbeiten zur Germanistik. GK = Klagenfurt, Universitätsbibliothek, Pergament-Hs. 47. Gr = E[berhard] G[ottlieb] Graff: Diutiska. Denkmäler deutscher Sprache und Literatur, aus alten Handschriften zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [1. Jg.], Stuttgart, Tübingen 1826, S. 31–39 [Fr. S, Transkription]. Graff = E[berhard] G[ottlieb] Graff: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache, etymologisch und grammatisch bearb. von E. G. G., 6 Bde., Berlin 1834–1842. Bd. 7: Gedrängtes althochdeutsches Wörterbuch oder Vollständiger Index zu Graff ’s althochdeutschem Sprachschatze, ausgearb. von H[ans] F[erdinand] Massmann, Berlin 1846. Grimm, Gramm. = Jacob Grimm: Deutsche Grammatik. Neuer, verm. Abdr. bes. durch Wilhelm Scherer, 4 Bde., Belin 1870–1898 [zit. nach Seitenzählung der Erstausgabe]. Ha = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Eine Erzählung, hg. von K[arl] A[ugust] Hahn, Frankfurt a. M. 1845. Ndr. mit einem Nachw. und einer Bibliographie von Frederick Norman (Deutsche Neudrucke. Reihe: Texte des Mittelalters), Berlin 1965 [Text]. HaA = K[arl] A[ugust] Hahn: Lesarten und Anmerkungen, in: Ha, S. 221–281. Hagen = Friedrich Heinrich von der Hagen: Altdeutsche Handschriften der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien, in: Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst 1 (1809), S. 547–648, hier S. 603f. [leicht normalisierter und mit Interpunktion versehener Abdruck von V. 1–10, 9324–9346]. HaN = K[arl] A[ugust] Hahn: Berichtigungen und Zusätze [Nachträge, F. K.], in: Ha, S. 281f. Hannink = Oskar Hannink: Vorstudien zu einer Neuausgabe des Lanzelet von Ulrich von Zazikhoven, Göttingen, Diss. 1914. [Wo keine Seitenzahl angegeben ist, beziehe ich mich auf Hanninks textkritische Vorschläge S. 71–78.] Haupt = Moriz Haupt: [Rez. von Ha], in: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Juli 1845, Sp. 105–118. JEGPH = The Journal of English and Germanic Philology. K = Stellenkommentar der vorliegenden Arbeit. Ke = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, transl. by Thomas Kerth, with additional notes by Kenneth G. T. Webster and Roger Sherman Loomis (Records of Western Civilization), New York 2005. Kluge = Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24., durchges. und erw. Aufl. bearb von Elmar Seebold, Berlin 2002 (CD-ROM-Version). La = Anmerkungen von Karl Lachmann in HaA. La (Ha) = Lesarten von Ha auf Vorschlag von Karl Lachmann. LAGDTM = Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. von Manfred Kern und Alfred Ebenbauer unter Mitw. von Silvia Krämer-Seifert, Berlin, New York 2003. Le = Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bde. und Nachträge, Leipzig 1872–1878. Lei = Albert Leitzmann: Zu Ulrichs Lanzelet, in: PBB 55 (1931), S. 293–305 [die Besserungen S. 302–305 sind ohne Seitenangabe zit.]. LexMA = Lexikon des Mittelalters, 9 Bde. und 1 Registerbd., München, Zürich 1980–1999. Me = Hermann Menhardt: Das neue Klagenfurter Lanzelet–Bruchstück GK , in: ZfdA 66 (1929), S. 257–267 [Transkription]. MGH = Monumenta Germaniae Historica. Mhd. Gramm. = Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik, 24. Aufl. überarb. von Peter Wiehl und Siegfried Grosse (Sammlungen kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A 2),
628
Verzeichnisse
Tübingen 1998. MHDBDB = Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank, Leitung: Margarete Springeth, Koordination: Ulrich Müller, URL: http:// mhdbdb.sbg.ac.at/, benützt 2003–2005. MLN = Modern Language Notes. Mo = Franz Joseph Mone: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 4 (1835), Sp. 321–326 [Fr. S, Transkription]. MTU = Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Nachw. = Nachwort der vorliegenden Arbeit (›Zu Text und Ausgabe‹). P = Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371. PBB = Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur [Paul und Braunes Beiträge]. Pé = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Texte présenté, traduit et annoté par René Pérennec (Moyen Âge européen), Grenoble 2004 [Übersetzung; Seitenzahl wird nur angegeben, wenn aus dem Fußnotenkommentar zitiert wird]. Pérennec = René Pérennec: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Traduction en français moderne accompagné d’une introduction et des notes. Bd. 1: Traduction. Bd. 2: Introduction, Notes, Paris (Sorbonne), These 1970 [alle Zitate aus Bd. 2]. Piper = Paul Piper: Ulrich von Zazichoven [Forschungsbericht und Inhaltsangabe], in: Höfische Epik. 2. Tl.: Hartmann von Aue und seine Nachahmer, bearb. von P. P. (Kürschners Deutsche National-Literatur 4,1,2), Stuttgart o. J. [1892; Ndr. Tübingen, Tokyo 1974], S. 163–198, bes. S. 170–198 [V. 1–40, 131–132, 189–191, 278–301, 923–932, 2671–2694, 4018–4066, 5879–5881, 6900–6913, 7996–8017, 8910–8917, 9309–9351, 9433–9444]. PMLA = Publications of the Modern Language Association of America. RUB = Reclam Universal-Bibliothek. S = Straßburg, Stadtbibliothek, unsigniert [verbrannt], olim Johanniter-Bibliothek A 107 [nach Gr und Mo]. Schwäb. Wb. = Hermann Fischer: Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adelbert v. Keller begonnenen Sammlungen und mit Unterstützung des württembergischen Staates bearb. von H. F. Zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, 7 Bde., Tübingen 1904–1936. Se = Ulrich Seelbach (E-Mail vom 19. Dezember 2007). Sp = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, mhd./nhd. von Wolfgang Spiewok (Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 58; WODAN 71), Greifswald 1997 [Übersetzung]. Spr = R. Sprenger: Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten [Besserungsvorschläge zum Lanzelet], in: ZfdPh 7 (1875), S. 92. TL = Adolph Tobler und Erhard Lommatzsch: Altfranzösisches Wörterbuch, 11 Bde., Wiesbaden 1915–2002. TPMA = Ricarda Liver [u. a.] (Hg.): Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lexikon der Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters, hg. vom Kuratorium Singer der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, begr. von Samuel Singer, wissenschaftliche Leitung R. L., 13 Bde. und Quellenverzeichnis, Berlin, New York 1995–2002. UL = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet, hg. von F. K., Bd. 1: Text und Übersetzung, Bd. 2: Forschungsbericht und Kommentar (zugl. Wien, Diss. 2005), Berlin, New York 2006. W = Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2698, olim Ms. Ambras. 422. WAGAPH = Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie. Wbb. = Bayer. Wb., BMZ, DWb, Fb, Le. We = Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. A Romance of Lancelot, transl. from the middle high german by Kenneth G. T. Webster, revised and provided with additional notes and an introduction by Roger Sherman Loomis (Records of Civilization, Sources and Studies 47), New York
Primärliteratur
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2.
Primärliteratur
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Verzeichnisse
Er = Hartmann von Aue: Erec, hg. von Albert Leitzmann, fortgef. von Ludwig Wolff, 6. Aufl. bes. von Christoph Cormeau und Kurt Gärtner (ATB 39), Tübingen 1985. Erec/CdT = Chrétien de Troyes: Erec et Enide. Erec und Enide. Afrz./Dt., übs. und hg. von Albert Glier (RUB 8360), Stuttgart 1987. Da die verschiedenen Erec-Editionen im Versbestand z. T. erheblich voneinander abweichen, zitiere ich in seltenen Fällen auch nach (mit entsprechendem Hinweis): Chrétien de Troyes: Erec et Enide. Introduction, édition et traduction par Michel Rousse (Collection GF), Paris 1994. Flore = [Konrad Fleck:] Flore und Blanscheflur. Eine Erzählung von Konrad Fleck, hg. von Emil Sommer (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 12), Quedlinburg und Leipzig 1846. Garel = Der Pleier: Garel von dem bluenden Tal, hg. von Wolfgang Herles (WAGAPH 17; zugl. Wien, Diss. 1981), Wien 1981. Gauriel = Der Ritter mit dem Bock. Konrads von Stoffeln ›Gauriel von Muntabel‹, neu hg., eingel. und komm. von Wolfgang Achnitz (Texte und Textgeschichte 46), Tübingen 1997. Gerv. ot. = Gervasius Tilberiensis: Otia imperialia. Recreation for an Emperor, hg. und übs. von S. E. Banks und J[ames] W. Binns (Oxford Medieval Texts), Oxford [u. a.] 2002. Gir. Camb. hib. = [Giraldus Cambrensis:] Giraldi Cambrensis Opera. Bd. 5: Topographia Hibernica et Expugnatio Hibernica, hg. von J. F. Dimock (Rerum britannicarum medii aevi scriptores or Chronicles and Memorials of Great Britain and Ireland during the Middle Ages 21), London 1867 [Ndr. Nendeln/Liechtenstein 1964]. Greg = Hartmann von Aue: Gregorius, der gute Sünder. Mhd. Text nach der Ausg. von Friedrich Neumann. Übertr. von Burkhard Kippenberg. Nachw. von Hugo Kuhn (RUB 1787), Stuttgart 1963. Herzog Ernst = Herzog Ernst. Ein mittelalterliches Abenteuerbuch. In der mhd. Fassung B nach der Ausg. von Karl Bartsch mit den Bruchstücken der Fassung A hg., übs., mit Anm. vers. von Bernhard Sowinski, durchges. und verbss. Ausg. (RUB 8352), Stuttgart 1979. Hist. reg. Brit. = Geoffrey of Monmouth: Historia regum Britanniae [u. a.], hg. von Edmond Faral, 3 Bde. (La Légende Arthurienne), Paris 1911–1929. Honor. Aug. im. = Honorius Augustodunensis: De imagine mundi libri tres, in: PL 172, Sp. 115–188. Huon = Huon de Bordeaux, hg. von Pierre Ruelle (Université libre de Bruxelles, Travaux de la Faculté de philosophie et lettres 20), Bruxelles 1960. Isidor. orig. = Isidor von Sevilla: Etymologiarum libri XX [Etymologiae sive origines], in: PL 82, Sp. 9–728. Iw = Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausg. von G. F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übs. und Nachw. von Thomas Cramer, 4., überarb. Aufl., Berlin, New York 2001. Karl = [Der Stricker:] Karl der Grosse von dem Stricker, hg. von Karl Bartsch (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 35), Quedlinburg, Leipzig 1857. KChr = Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, hg. von Edward Schröder (MGH, Dte. Chron. I,1), Berlin 1895 [Ndr. Berlin, Zürich 1964]. Konr. v. Megenb. = Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache, hg. von Franz Pfeiffer, Stuttgart 1861 [3. Ndr. Hildesheim, Zürch, New York 1994]. Kr = Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 1–12281). Nach der Hs. 2779 der Österr. Nat.-Bibl. nach Vorarb. von Alfred Ebenbauer, Klaus Zatloukal und Horst P. Pütz hg. von Fritz Peter Knapp und Manuela Niesner (ATB 112), Tübingen 2000; Heinrich von dem Türlin: Die Krone (Verse 12282–30042). Nach der Hs. Cod. Pal. germ. 374 der Universitätsbibl. Heidelberg
Primärliteratur
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nach Vorarbeiten von F. P. K. und K. Z. hg. von A. E. und Florian Kragl (ATB 118), Tübingen 2005. Kudrun = Kudrun, nach der Ausg. von Karl Bartsch hg. von Karl Stackmann (ATB 115), Tübingen 2000. LancDt = Der deutsche ›Prosa-Lancelot‹. Ich zitiere nach: Lancelot. Nach der Kölner Papierhs. W. f◦ 46* Blankenheim und der Heidelberger Pergamenths. Pal. Germ. 147 hg. von Reinhold Kluge, 3 Bde. Bd. 4: Namen- und Figurenregister, bearb. von Hans-Hugo Steinhoff und Klaudia Wegge (DTM 42. 47. 63. 80), Berlin 1948–1997. – Die Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar von Hans-Hugo Steinhoff folgt Kluge und verzeichnet Kluges Seitenzählung: Lancelot und Ginover I–II (Prosalancelot I–I). Lancelot und der Gral I–II (Prosalancelot III– IV). Nach der Heidelberger Hs. Cod. Pal. germ. 147, hg. von Reinhold Kluge, erg. durch die Hs. Ms. allem. 8017–8020 der Bibl. de l’Arsenal Paris, übs., komm. und hg. von Hans-Hugo Steinhoff, 4 Bde. (Bibliothek des Mittelalters 14. 15. 16. 17; Bibliothek deutscher Klassiker 123. 183), Frankfurt a. M. 1995/2003. LancFr = Der altfranzösische Lancelot en prose, wobei ich darunter sämtliche Texte des (Post-)Vulgata-Zyklus bzw. des Lancelot-Graal-Zyklus zitiere, die über folgende Editionen bzw. Übersetzungen zugänglich sind: The Vulgate Version of the Arthurian Romances, hg. von H[einrich] O[skar] Sommer, 8 Bde., Washington 1902–1916. – Lancelot. Roman en prose du XIIIe siècle. Edition critique avec introduction et notes par Alexandre Micha, 9 Bde. (Textes littéraires français 247. 249. 262. 278. 283. 286. 288. 307. 315), Paris, Genf 1978–1983. – Lancelot-Grail. The Old French Arthurian Vulgate and Post-Vulgate in Translation, hg. von Norris J. Lacy [u. a.], 5 Bde. (Garland Reference Library of the Humanities 941. 1826. 1878. 1896. 1964), New York, London 1993–1996. Malory = Sir Thomas Malory: Die Geschichten von König Artus und den Rittern seiner Tafelrunde, übertr. von Helmut Findeisen auf der Grundl. der Lachmannschen Übs., mit einem Nachw. von Walter Martin, mit Ill. von Aubrey Beardsley, 3 Bde. (insel taschenbuch 239), Frankfurt a. M., Leipzig 1977. Manteau = F. A. Wulff: Le Conte du Mantel. Texte français des dernières années du XIIe siècle, édité d’après tous les mss., in: Romania 14 (1885), S. 343–380. Mantel = Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlîn. Nebst einer Abhandlung über die Sage vom Trinkhorn und Mantel und über die Quelle der Krone, hg. von Otto Warnatsch (Germanistische Abhandlungen 2), Breslau 1883 [Ndr. Hildesheim 1977]. Marie de France = Marie de France: Die Lais, übs., mit einer Einl., einer Bibliographie sowie Anmm. vers. von Dietmar Rieger unter Mitarb. von Renate Kroll, (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 19), München 1980. Meleranz = Der Pleier: Meleranz, hg. von Karl Bartsch, mit einem Nachw. von Alexander Hildebrand (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 60), Stuttgart 1861 [Ndr. Hildesheim, New York 1974]. MF = Des Minnesangs Frühling, unter Benutzung der Ausgen. von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. von Hugo Moser und Helmut Tervooren, Bd. 1: Texte, 38., ern. rev. Aufl, mit einem Anhang: Das Budapester und Kremsmünsterer Fragment, Stuttgart 1988. Bd. 2: Editionsprinzipien, Melodien, Handschriften, Erläuterungen, 36., neu gest. und erw. Aufl., Stuttgart 1977. Mule = Païen de Maisières: La Damoisele à la Mule (La Mule sanz Frain). Conte en vers du cycle Arthurien, nouv. ed. critique accomp. d’une étude philologique de recherches sur les thèmes compris dans le conte et d’un index complet de formes par Boleslav Ortowski, Paris 1911. Nenn = Nennius: Historia Brittonum, in: Chronica Minora. Saec. IV. V. VI. VII, Bd. 3, hg. von
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Verzeichnisse
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Primärliteratur
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Verzeichnisse
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NAMENREGISTER Ackers ON 8845
Anm.: der herzoge von dem Wîzen Sê
Ade PN 1538, 2173, 2320, 2778, 2812, Dârîus PN 4761 3486 Destregâlis ON 8076 Alexandrîe ON 8862 Djoflê ON 2670, 2825, 3235 Arabîâ ON 8531 Dodines PN 7098, 7107, 7115, 7154, 7294, Artûs PN 1264, 1355, 2263, 2283, 2414, 2495, 7316 2640, 2742, 2830, 2882, 2947, 3008, 3407, Dôdône ON 333, 4096, 4172, 8423, 8578, 3413, 3442, 3460, 4949, 4959, 4994, 4997, 8623, 8645, 8709, 8767, 8811, 8829, 8963, 5018, 5064, 5224, 5346, 5354, 5361, 5385, 9119, 9143, 9180, 9199, 9233, 9240, 9255, 5398, 5410, 5574, 5596, 5606, 5617, 5722, 9284, 9308 5780, 5833, 5845, 5883, 6106, 6221, 6726, 6741, 6787, 6888, 6907, 6945, 6946, 7009, Elidîâ PN 7990 7079, 7093, 7131, 7137, 7152, 7166, 7197, Anm.: von Thîle 7209, 7240, 7312, 7328, 7371, 7392, 7399, Engellant ON 5128, 9326 7461, 7546, 7564, 7678, 7724, 7742, 7757, 7762, 7786, 7792, 8045, 8060, 8252, 8369, Engellender VN 7054 8471, 8565, 8602, 8667, 8714, 8801, 8818, Enîte PN 6098 8923, 8935, 8939, 8975, 8997, 9042, 9122, Erec PN 2264, 2968, 2980, 2986, 2996, 3006, 9251, 9271, 9283, 9291, 9304, 9410 6234, 6377, 6382, 7001, 7259, 7277, 7296, Anm.: Artiur 5361, 6741, 7131 7332, 7459, 7485, 7580, 7622, 7664, 7723, Anm.: Artiure 7152 7778, 8074, 9022 Anm.: Artus 6726 Anm.: fil de roi Lac 2264, 3006, 7001 Anm.: Artûse 5780 Aspiol PN 8263, 8296, 8313, 8416 Anm.: von Tîmant 8313
Esêalt PN 7544, 7602, 7617, 7686, 7692, 7709
Augustus PN 4762
Evax PN 8531 Anm.: von Arabîâ
Behforet ON 332, 3989, 8589, 8644, 8720, Franzoise VN 5804 8908, 9255 Anm.: Vgl. Schœner Walt Fêmurgân PN 7185 Bîgen PN 1540, 2337 Gâgunne ON 685, 1303 Brâbrant ON 9172 Gailet PN 6032 Britânische rîche ON 691 Galagandreiz PN 734, 794, 2270 Anm.: von Môreiz 2270 Britânje ON 2370, 2481, 2787, 6566, 8023, 8715, 8816, 9032 Garnanz ON 8066 Britûne VN 6329, 6909 Genewîs ON 45, 4710, 8051, 8133, 8150, Buroîn PN 2790 8163, 8261, 8317, 8357, 8440, 8465, 8473,
644
Namenregister 9382
8641, 8759, 8854, 8895, 9356, 9383
Jæmerlichiu Urbor ON 3828, 4625
Genibelter Sê ON 6991, 7158
Genover(e) PN 2277, 4993, 5182, 5235, 5365, Johenîs ON 2629 5388, 5611, 5733, 5857, 5869, 6769, 6889, Johfrit PN 487, 562 7401, 7430, 7476, 7477, 7746, 8662, 8946, Anm.: de Liez 487 9013, 9264, 9300 Kâl ON 3539 Gêûn PN 375 Anm.: von Turîe Karadigân ON 2257, 4949, 4983, 5162, 5678, 5687, 6703, 6880, 7035, 7349, 7425, 7477, Gilimâr PN 6597, 6612, 6672 7688, 7964, 8103, 8466, 8556, 8757, 8888, Gîferreiz PN 6017 8963 Gîôt PN 8155, 8182, 8221, 8237, 8331 Anm.: Gîot 8155
Karidôl ON 1265, 1322, 2730, 4973, 7035
Gurnemanz PN 2630, 2827
Karjet PN 3188, 3194, 6229, 6347, 6354, 6362, 7030, 7294, 7527, 7598, 9015
Heinrich PN 9335 Anm.: keiser
Kei PN 2890, 2907, 2911, 2933, 2982, 5939, 5946, 5956, 5971, 6146, 9266 Anm.: Keîn 5939
Hûc PN 9338 Anm.: von Morville Iberne ON 5798
Klârîne PN 76, 4724, 8268, 8418, 8902
Iblis PN 4060, 4219, 4741, 4913, 4919, 4920, 4938, 5110, 5373, 5379, 5380, 5393, 5625, 5673, 5784, 6115, 6188, 6201, 7702, 7829, 8518, 8587, 8653, 8668, 8688, 8770, 8782, 8907, 8964, 9020, 9092, 9148, 9154, 9180, 9202, 9265, 9280, 9288, 9292, 9297, 9306, 9368, 9386, 9392, 9422 Anm.: Iblîs 8518 Irlant ON 7100, 8082
Kriechen ON 4815, 8480 Kûnis ON 8866 Kurâus PN 684, 714, 1026, 1058, 1087, 1143, 1168, 1302 Lac ON s. v. Lanzelet Lac PN 2264, 3006, 7001
Isalde PN 8093 Iwân PN 2936, 6075 Anm.: de Nônel 2936 Iwân Penelôî PN 8155, 8182, 8221, 8233, 8331, 8338 Anm.: V. 8183 siehe 8182 Iweret PN 331, 3580, 3587, 3598, 3713, 3836, 3853, 3872, 3890, 3917, 3923, 3934, 3962, 4017, 4093, 4163, 4216, 4315, 4462, 4485, 4512, 4542, 4550, 4563, 4584, 4636, 4656, 8476, 8499, 8553, 8736, 8746, 9137,
Konewâl ON 8082
3704, 3906, 4134, 4528, 8425, 9218,
Lanzelet PN 4706, 4759, 4913, 4928, 4941, 4958, 4970, 4978, 5027, 5033, 5073, 5088, 5092, 5114, 5122, 5142, 5152, 5158, 5187, 5203, 5209, 5217, 5230, 5242, 5252, 5268, 5269, 5322, 5331, 5340, 5349, 5368, 5405, 5415, 5429, 5470, 5494, 5512, 5517, 5529, 5541, 5545, 5556, 5578, 5622, 5631, 5642, 5748, 5792, 6160, 6178, 6183, 6204, 6230, 6250, 6288, 6309, 6391, 6448, 6520, 6524, 6529, 6605, 6610, 6621, 6671, 6692, 6704a, 6817, 6896, 6952, 7031, 7274, 7293, 7480, 7496, 7508, 7561, 7570, 7596, 7683, 7703, 7736, 7800, 7820, 7829, 7869, 7888, 7896,
Namenregister 7930, 7943, 7947, 7962, 7974, 7982, 8028, 8042, 8050, 8100, 8131, 8137, 8151, 8171, 8200, 8239, 8258, 8260, 8269, 8305, 8320, 8334, 8349, 8355, 8367, 8374, 8397, 8403, 8413, 8431, 8459, 8462, 8472, 8503, 8590, 8638, 8664, 8692, 8703, 8758, 8778, 8790, 8851, 8907, 8936, 8999, 9058, 9075, 9135, 9198, 9200, 9208, 9223, 9256, 9281, 9288, 9293, 9305, 9311, 9341, 9352, 9368, 9381, 9392, 9407, 9422, 9429, 9445 Anm.: de Lac 5092, 5158, 5545, 5631, 6610, 6692, 7736, 7962, 7982, 8100, 8239, 8260, 8367, 8403, 9058, 9281, 9381 Anm.: de Lâc 5578 Liez ON 487 Lîle ON 2953 Lîmors ON 1556, 1842, 1983, 2048, 2314
645
Minne AL 4386, 4389, 4391, 4406 Môreiz ON 735, 1345, 2270 Morville ON 9338 Morzî ON 864 Nônel ON 2936 Orpilet PN 687, 708, 902, 942, 958, 1008, 1168, 1258, 1323, 1350, 2266, 5898 Pant PN 44, 96, 164, 180, 4709, 8211, 8230, 9384 Patricius PN 1540 Anm.: von den Bîgen 1540 Plûrîs ON 448, 3503, 3527, 5425, 5430, 5459, 5475, 5662, 6161, 6171, 6236, 6265, 6525
Pûlân ON 8878 Lînier PN 1554, 1558, 1603, 1646, 1677, 1842, 1865, 1890, 1951, 1979, 1983, 2034, 2048, Ramueret PN 9016 2058, 2079, 2101, 2121, 2223, 2258, 2272, Ritschart PN 3131, 3166, 3208, 3236, 3260, 2410, 3647 3280, 3297, 3368, 3428 Anm.: Lîniers von Lîmors 1842 Roidurant PN 7844 Anm.: Lîniers von/de Lîmors 2048 Anm.: von Lîmors 1983 Rœmære VN 8000 Liupolt PN 9328 Salenicke ON 8481 Lohenîs ON 8090 Salomôn PN 4761 Loifilol PN 5973 Sarrazîne VN 861, 5272 Lôt PN 2629, 2820, 3247, 3380, 3436 Schâdil li Mort ON 3550, 3602, 3676 Anm.: von Johenîs 2629 Schœner Walt ON 332, 3579, 3705, 3887, Lôût PN 6891, 6921 3939, 3989, 9133 Mâbûz PN 3551, 3560, 3577, 3618, 3630, Anm.: Vgl. Behforet 3636, 3701, 3707, 3737, 3747, 3760, Schrîendez Mos ON 7041, 7085 3824 Sê ON 569, 2294, 2475, 6107 Malduc PN 6990, 6999, 7165, 7302, 7353, Anm.: Vgl. Lac [ON] s. v. Lanzlet 7364, 7414, 7428, 7492 Sibille PN 8866 Maldûz PN 6052 Spangenlant ON 8878 Maria PN 9448 Stiebender Stec ON 7146 Marroc ON 4427 Tenelant ON 8878 Maurîn PN 3052, 3487
646 Thîle ON 7991, 7994, 8004
Namenregister Vallis Iblê ON 4086
Tibalt PN 2781, 2804, 2842, 2852, 2863, 2874, Verworren Tan ON 4981a, 5062, 6789, 7363 2928, 2964, 2972, 3080, 3086, 3211, 3529, Wahsende Warte ON 5124 3605, 3639, 3657, 3672 Wâlest ON 3198, 8071 Tîmant ON 8313 Wâlwein PN 2297, 2312, 2365, 2381, 2397, Tiutschiu lant ON 9336 2400, 2404, 2444, 2466, 2494, 2516, 2539, Torfilaret PN 5898, 8071 2563, 2572, 2582, 2650, 2659, 2688, 2698, 2726, 2728, 2764, 3012, 3032, 3247, 3373, Tristrant PN 6234, 6394, 6409, 6521, 6528, 3404, 3445, 3454, 3482, 3500, 4961, 5177, 6979, 7030, 7289, 7525, 7599, 8089 5190, 5199, 5208, 5213, 5221, 5239, 5372, 5423, 5424, 5754, 5928, 6099, 6141, 6229, Tumânge ON 3130 6243, 6391, 6411, 6427, 6437, 6620, 6696, Turîe ON 375 6704, 6825, 7007, 7259, 7277, 7296, 7333, 7459, 7484, 7581, 7622, 7664, 7723, 7778, Uolrich PN 9344, 9444 8066, 9020 Anm.: von Zatzichoven 9344 Anm.: Gawein 6825 Urprandagôn PN 6734 Anm.: Wâlwân 5372, 7277, 7296, Valerîn PN 4981, 4992, 4999, 5025, 5032, 7778 5052, 5068, 5164, 5245, 5268, 5324, Wilder Ballen ON 8105 5333, 5353, 5369, 6743, 6759, 6799, 6804, 6806, 6961, 6995, 7354, 7376, 7385, Wîzer Sê ON 2791, 5079, 5375 7395 Zatzichoven ON 9344
INDEX Abeston, 596 Abt, 593 Ackers, 618 Ade, 577, 578, 584 Adler, 563, 583, 596, 598 *AH, 589 Akkon, 618 *Alan. planct., 598, 604 Alexandrie, 618 Anagramm, 567, 582 Anderwelt, keltische, 561, 574, 584, 608, 610 Apulien, 619 Arabia, 618 Arcadien, 596 Archaizität, 569 Artus, 572, 611, 617 Aspiol, 617 *Aug. civ., 619 Augustus, 595 Ausritt, 578, 592 Automat, 596, 598, 604, 610 Aventiure, 566, 569, 586, 602, 604, 608, 613, 614, 616 *Bä, 607 Bad, 615 *Bansard 1987, 534 Barchent, 596 *Bäuml 1960, 603 Behforet (Schöner Wald), 563, 586 *Bel Inconnu, 564, 575, 594, 595, 613, 616 *Bernheimer 1952, 596 Bett, 589 Biberpelz, 596 Blumenkränzchen, 587 *BMZ, 567, 568, 596, 618 *Boet. cons. phil., 615 *Borte, 619 Bortside, 597 Bote/in, 573, 578–581, 595, 602, 603, 606, 613 Brabant, 565 Bretagne, 579 Britanje, 579
Britannien, 579, 609, 615, 616 Brosche, 605 Brücke, 611 *Brüggen 1989, 561, 565, 568, 579, 596, 597, 605, 607 Brunnenabenteuer, 585, 586 Buhurt, 565 *Bumke 1999, 562, 565, 580, 581, 592, 603, 622 Burg, 575, 576, 583, 584, 600, 617 Burg, rotierende, 610 Burgh by Sands, 621 Buroin, 580 *Buschinger 1984, 594 *Buschinger 1997, 587 *Campion 1914, 594 *Carm. Bur., 563 Charakterzeichnung, 559, 587 *Charrette, 573, 585, 593, 594, 599 Clidra, 615 *Cligès, 598, 617 *Cod. Manesse, 534 *Combridge 1973, 539, 544, 594, 603, 620 *Combridge 1993, 612 Cornwall, 616 *Curtius 1993, 583 Dänemark, 619 Daniel, 595 Darius, 595 Datierung, 621, 622 *De amore, 605, 607, 616 *Delcourt-Angélique 1981, 548, 580 Demutsformel, 624 Derkal, 583 Destregalis, 616 Deutschland, 622 Diamant, 561 Djofle, 580 Djofle-Episode, 580, 581 Dodines, 610 Dodona, 563 Dodone, 562, 588
648
Index
Don contraignant, 598, 600, 601 Drache, 576, 614, 615, 617 Dümmlingsmotiv, 564 *Düwel 1983, 558 Duzen und Ihrzen, 569 *DWb, 561, 579 Edelstein, 561, 589, 618 Ehrenstein, 601 *Ehrismann, G. 1904, 569 *Ehrismann, G. 1905, 535, 592 *Ehrismann, O. 1995, 569 Einladung, 573, 579, 583 *Eitschberger 1999, 580 Elefant, 587 Eleonore von Poitou, 611, 616 Elidia, 605, 615 Eltern, 558, 600 *En, 568, 590, 591 Engel, 591, 619 *Engelen 1978, 561, 589, 596, 597 England, 579, 601, 610 Enite, 606 Entführung, 599, 600, 602, 608 Epilog, 620–624 *Er, 564, 566, 574, 575, 581, 605, 608, 611, 616, 619, 623 Erec, 577, 613 *Erec/CdT, 564, 575, 581, 605, 608, 611 *Ertzdorff 1989, 604 Erzähler, 564, 565, 570, 579, 584, 587, 592, 597, 603, 606, 612, 616, 620 Erzähltheorie, 557, 578–583, 588–590, 592– 595, 597, 599–602, 606, 607, 610–612, 614, 618, 620, 622–624 Erziehung, 560–562, 564–566, 584, 595 Esealt, 613 Essen, 582, 585, 604 Evax, 618 Fahrende, 603, 619 Farben, 579 *Feistner 1995, 545, 554, 565, 574 Femurgan, 611 Ferran, 597 Fest, 580, 602, 603, 618, 620 Fier baiser, 613, 614, 617
Fischhaar, 596 Fischotterpelz, 596 Flandern, 579 Fliegengitter, 618 *Flore, 624 *Foerster 1899, 535 Förster, 567 *Fourquet 1966, 617 Frankreich, 581, 586, 592, 593, 604, 616 Fraueninsel, 561, 593 Fräulein, laszives, 569, 589 Freundschaft, 557, 578, 599, 601, 602, 606, 619 Friedhofsszene, 585 Friedrich I. Barbarossa, 609, 622 Gagunne, 566 Gailet, 606 Galagandreiz, 567 Galagandreiz-Episode, 567 Galagandreiz-Tochter, 569 Galazia, 618 Garnanz, 580, 616 *Gauriel, 607 Gedankensünde, 605 Gefangenschaft und Befreiung, 585, 606, 608, 613, 614 Geißelschlag, 564 Gelehrtes Wissen, 584, 596, 609, 611, 615, 616, 618 Gender, 559, 597, 602–604, 611 Genewis, 617 Genover, 577, 599, 601, 605 Gerichtskampf, 601 *Gerv. ot., 610 Geun, 564 Gilimar, 607 Giot, 617 *Gir. Camb. hib., 615 *Glinka-Janczewski 1963, 534, 539, 567, 575, 582, 594, 618, 619, 621 Glocke, 563, 590 Gönner, 603, 610, 622 Gottesgericht, 601 Gotthard, 610 *Green 1994, 624 *Greg, 562 Griechenland, 596
Don contraignant – *Kragl 2006 *Grimm, J. 1875/78, 561 *Grimm, W. 1846, 576 *Grubmüller 1988, 535, 537 *Grubmüller 1991, 535, 537 *Grubmüller 1993, 537, 600 *Grubmüller 1999, 598 Guivreiz, 605 Guot umb êre, 603, 617, 619 Gurnemanz, 580 Gürtel, 604 *Ha, 531, 570, 583 *HaA, 585, 612 *HaN, 583 *Hannink 1914, 569, 596 *Harris 1999, 607 *Haug 1978, 537, 599 Heiden, 568 Heilung, 573, 587 Heinrich II., 591 Heinrich VI., 610, 621, 622 Heldenepik, 573 Helferin, 577, 613 Herrschaft, 559, 560, 572, 592, 593, 595, 603, 607–609, 611, 616, 617, 619, 620, 623 *Herzog Ernst, 576 Herzogin vom Weißen See, 600 Hirsch, Weißer, 608 *Hist. reg. Brit., 599, 602, 603 *Hofer 1959, 535, 562, 601 Höfischheit, Un-, 565, 569, 570, 572, 577, 585, 586, 592, 597, 598, 601–605, 609, 611–614, 619, 623 *Honor. Aug. im., 610, 615 *Huber 1988, 598, 604 Hugh de Morville, 567, 574, 582, 621, 622 *Huon, 585 Huote, 568, 605 Hybla (Sizilien), 563
649
585, 587, 589, 590, 597, 603, 605–608, 611, 616, 617, 622, 623 Isalde, 606, 616 *Isidor. orig., 615 Island, 615 Isle of Man, 610 *Iw, 570, 583, 585, 617, 623 Iwan de Nonel, 581, 606, 617 Iwan Peneloi, 606, 617 Iweret, 562, 563, 620 Iweret-Episode, 585, 586 *Jacobsen/Orth 1997, 576 Jagdhunde, 575 Jahreszeit, 603 Jaspis, 589 Johfrit de Liez, 565 Juppe, 606
*Kaiser 1983, 592 Kal, 583 Karadigan, 572 Karfunkel, 589, 596 Karidol, 572 Karjet, 582 *Karl, 612 Kärnten, 580 *Kartschoke 1996, 611 *KChr, 561 Kei, 581 *Keller/Kragl 2009, 588 Kemenate, 559, 589 *Kerth 2005, 561, 567, 568, 570, 575, 579, 582, 586, 587, 591, 596, 598, 603, 605, 606, 615, 624 Kindheitsgeschichte, 558–561, 564, 595 Klarine, 559 Kleidung und Stoffe, 561, 563, 565, 568, 579, 585, 589, 591, 596, 597, 605–607, 617–619 *Kluge, 568 Knappe, 579–581 Ibert, 562 Kollektives Handeln, 608 Iblis, 562, 587, 614, 620, 623 Komik, 564, 571, 574, 576, 584 Ikonographie, 586, 599 *Konr. v. Megenb., 615 Inschriften (Zelt), 597 Kosmos, 595, 598, 604 Inzest, 563, 569, 587, 589, 590 *Kr, 574, 577, 580, 591, 593, 600, 604, 610 Irland, 605, 610, 616 Ironie, 564, 565, 567, 570, 571, 574, 579, 581, *Kragl 2006, 612
650
Index
Marie de Champagne, 611, 616 *Marie de France, Lanval, 607 Marokko, 591 *Märtens 1880, 535, 560, 584, 601 Maultier, 593 Maurin, 582 Maze, 597 *McLelland 2000, 541, 552, 554, 557–559, 564, 565, 567, 573, 579, 584, 586–588, 591, 592, 601, 613, 614 *La, 570 *McLelland 2003, 535, 567 *LAGDTM, 596, 615, 619 Meerfee, 561 *LancDt, 559, 560, 573, 585, 594, 599, 601 *LancFr, 559, 560, 573, 582, 585, 594, 599, 601 Meerwunder, 562 Meile, welsche, 593 Lanzelet (Name), 560, 594 *Meleranz, 582 Laudatio temporis acti, 578, 619 Messerkampf, 567, 570, 571 *Le, 551, 567, 568, 571, 596 *Meyer, K. 1999, 570, 597 *Lecouteux 1977, 562 *Meyer, M. 2003, 559, 566, 584 *Lecouteux 1979, 615 *MF, 569, 587 Lehnsrecht, 575, 619 *Mhd. Gramm., 576, 622 *Leitzmann 1931, 560, 605, 611, 618 Minne, 558, 561, 562, 565, 568–570, 578, 588, Leopold V., Herzog von Österreich, 621, 622 589–591, 593, 597, 599, 603, 604, 605, 607, *Lewis 1932, 585 608, 614, 616 *LexMA, 559, 563, 565, 568, 571, 579, 581, 585, 589, 591, 593, 596, 597, 601, 618, 619 Minnemonolog, 568, 590, 591 Minnesang, 566, 568, 587, 593, 596, 603 Lile, 581 Mirabilia, 561, 586, 587, 596, 600, 601, 604, Limors, 575, 584 606, 610, 611, 613, 616 Limors-Episode, 573 Modena, Relief der Kathedrale, 599 Linier, 575, 576 Moreiz, 567 List, 570, 583, 604, 606–609, 614 Morgengabe, 571 Locus amoenus, 586, 593, 595 Morzi, 567, 568 Loifilol, 605 Mouwe, 607 Lot von Johenis, 580 *Mule, 577, 593 Lout, 608, 609 *Müller 1996, 624 Löwe, 576, 586, 591 *Müller 2007, 548, 594 *Münch 2005, 559, 570, 571, 574, 577, 583, Mabuz, 583, 584 584, 587, 620 Mabuz-Episode, 583–585 Musik, 561, 596, 598 *Maksymiuk 1996, 609 Mutter, 617 Malduc, 609, 610 Mutterbindung, 559, 561 Malduc-Tochter, 609, 611, 613 Mythos, 561, 563, 586, 609, 613 Malduz, 606, 609 *Malory, 559, 601, 604, 609 Namensuche, 558, 573, 575, 576, 582, 592, 593, *Manteau, 604, 605, 618 594 *Mantel, 604, 618 Natura, 595, 598, 604 Mantel, Zauber-, 595, 604, 606 Märchen, 559, 581, 585, 588, 594, 611, 613, *Nenn, 610 615, 616 Netz, 618 *Kragl 2007a, 578 *Kragl 2007b, 542, 550 Kreuzzug, 585, 618, 619 Krisenlosigkeit, 557, 573 *Kudrun, 576 Kunis, 619 Kuraus, 566, 567, 569, 572 Kursit, 568
*Kragl 2007a – Rüstung *Nib, 571, 613 *Niedner 1881, 565 Nüschel, 605 *Ó Riain-Raedel 1978, 535 Ölzweig, 574 Optische Täuschung, 616 Orient, 568, 585 Orpilet, 566, 567, 569, 572, 605 *Ort. Walw., 562 Ostern, 603 Österreich, 622 *Ov. fast., 563, 597 *Ov. ib., 563 *Ov. met., 563, 623 Pant, 559, 560, 600 Panther, 607 Paradies, irdisches, 561, 589, 596, 598 *Paris 1881, 535, 566, 613 *Paris 1883, 535 Parodie, 564, 566, 570, 574, 585, 590, 594, 605, 609 Partimen, 616 *Parz, 558, 559, 562, 564, 570, 577, 580–582, 591, 593, 595, 617, 618, 623 Patricius von den Bigen, 575 Patricius, Hl., 575 Peneloi, 617 *Perceval, 564, 570, 577, 580, 591, 593, 619 *Pérennec 1970, 557, 558, 566, 567, 569–572, 574, 575, 583, 589, 590, 598, 600, 602, 605, 613, 622, 623 *Pérennec 1979, 541, 545, 548, 573, 594, 599, 608, 609, 613, 617 *Pérennec 1984, 541, 548, 587, 594, 608 *Pérennec 1993, 544, 583 *Pérennec 2004, 563, 567, 569, 579, 592, 593, 597, 605, 607 Performanz, 578, 587, 624 *Peschel-Rentsch 1998, 552 *Peters 1972, 607, 616 Pfeller, 561 Pferd, 564, 574, 591, 593, 601, 619 Pfingsten, 603 *Piper, 619 *Pitra, 598, 618
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*Plin. nat., 610, 615 Pluris, 602, 606, 614 Pluris-Episode, 602, 603 *Pörksen 1980, 558 Probe, Tugend-, 600, 602, 604, 605, 606, 614 Prolog, 557, 558, 613 Proserpina, 563 *Pub. Syr. sent., 597 Publikum, 565 Pulan (Apulien), 619 Rache, 608 Ramueret, 619 Rash Boon, 598, 600, 601 Ratschläge, gute, 564 Rattenfänger von Hameln, 611 Realismus, 560, 593, 597, 607, 609, 612, 616, 620 Religion, 570, 576, 577, 582, 591, 600, 606, 622, 624 *Renner, 562 Rhein, 610 Richard Löwenherz, 621, 622 *Richter 1934, 539, 559, 566, 569, 570, 572, 575, 587, 600, 605, 610, 611, 615, 616, 624 Richter von Genewis, 617 Riese, 576 Ring, 598 Rise, 565 Rites de passage, 585 Ritschart, 582, 583 Ritterschaft, 560, 562, 564, 565, 577, 607, 614 Robbenfell, 596 Roidurant, 614 *Rol, 611, 612 Romanstruktur, 558, 560, 566, 567, 586, 592, 597, 608, 610, 611, 613 Römische Bücher, 615, 616 *Roßbacher 1998, 541, 571, 574, 603, 617 *Rossnagel 1996, 537 *Rother, 576 Rückkehr Artus’, 609 *Rud., Alex., 534 *Ruh 1975, 537, 539, 603 *Ruodlieb, 564 *Russ 2000, 561, 565, 566, 583 Rüstung, 563, 565, 579, 581, 585, 591, 592,
652
Index
601, 607 *Sachsenspiegel, 559, 600, 612 Saelde, 557, 593, 595, 600, 622 Salenicke, 617 Salomon, 595 *Salowsky 1975, 534 Samt, 568 Schadil li Mort, 583, 584 Scharlat, 579 Schlange, 576, 615 Schleier, 565 *Schmid 1980, 561 *Schmid 1992, 583, 584, 587, 588 *Schmidt 1979, 539, 571, 579, 602, 603, 614 Schnalle, 605 *Schnell 1985, 568–570 *Schnell 1993, 602 Schöllene, 610 *Schönbach 1899, 595 *Schöppenchronik, 602 Schreiendes Moor, 610 *Schultz, A. 1889, 559, 561, 563, 565, 568, 570, 571, 576, 579–583, 585, 587, 589, 591, 596, 597, 601, 604, 605 *Schultz, J. 1980, 552, 553, 614 *Schulz, Ar. 2007, 535 *Schüppert 1975, 569, 574, 577, 584 *Serv., 615 Sibylle, 587, 619 Sicherunge, 574, 592, 602 Sizilianische Lokaltradition, 563, 610 Smaragd, 597 *Sol., 615 *Soudek 1972a, 544, 574–576, 586, 587, 614 *Soudek 1972b, 544, 575–577, 587, 590, 601, 602 Sovereigntymyth, 617 *Sp, 569, 570, 579, 591, 607 Spange, 605 Spanje, 619 Spiegel, 598 Sprichwort, 557, 560, 573, 575, 584, 594, 605, 609, 611–613, 617, 618, 623 Spruchdichtung, 604 Stange, 576 Stichomythie, 562
Stiebender Steg, 610, 611 *Störmer-Caysa 2007, 554 Stummheit, 607 Syrien, 564 Tafelrunde, 572, 573, 577, 583, 600, 603, 611, 619 *Tandareis, 622 Tapferkeit, 583, 584, 589, 592, 612, 614 Teufel, 600 Thile, 605, 615 *Thoran 1984, 544 Tibalt, 580 Timant, 617 Torfilaret, 566, 582, 605, 616 *Touber 1970, 569 *TPMA, 557, 560, 573, 575, 584, 605, 609, 611, 613, 617, 623 *Trachsler 1979, 607, 610, 611, 613 Trauer, 572, 590, 603, 608 Traum, 589 *Trendelenburg 1953, 544, 555, 590, 600 Treue, 598, 602, 604, 607, 608, 614, 619 Triblat, 596 *Trist, 558 *Tristrant, 558, 590, 591, 606, 616 Tugend, Un-, 583, 595, 598, 602, 603, 605, 606, 609, 612, 614, 617, 619, 623 Tumange, 582 Turie, 564 Türkei, 564 Turnier, 565, 580–582 *UL, 531–535, 537, 539, 541, 544, 545, 548, 553, 554, 558, 563, 566, 569, 572, 580, 587, 593, 594, 597, 600, 602, 604, 606, 608, 610, 611, 613, 614, 618, 619, 621 Ulrich von Zatzikhoven, 621, 622 Urprandagon, 608 Valerin, 576, 600, 612 Vallis Ible, 563, 588 *Verg. ecl., 597 *Verg. georg., 615 Verkehrte Welt, 583, 616 verligen, 623 Vernebelter See, 610
*Sachsenspiegel – Zwerg Verwandtschaft, 558, 559, 563, 566, 569, 572, 577, 580, 583, 584, 590, 597, 598–600, 617, 623 Verworrener Tann, 600 *Vita Gildae, 599, 608 Vorgeschichte, 558 *Vulgata, Apc, 589 *Vulgata, Dn, 589, 595 *Vulgata, Gn, 564 *Vulgata, II Sm, 613 *Vulgata, Lc, 577, 596 *Vulgata, Sir, 584 *Wace, Brut, 577, 599, 607 Wachsende Warte, 600, 601 *Wachsler 1972, 535 *Wackernagel, Leseb., 560 Waffenrock, 563 Wahrsagung, 589 Wald, Aventiure-, 566, 616 Wales, 582 Walest, 582 *Walther v. d. V., 593 Walwein, 577–579, 601, 606, 613 Wams, 585 Wappen, 563, 565, 591, 596, 607 Was-Spannung, 557, 602 *Wd, 567 *We, 570, 591 *Webster 1934, 535 *Webster/Loomis 1951, 535, 567, 568, 570, 575, 578, 581, 582, 586, 587, 591, 596, 598, 603, 605–607, 615, 621
653
Weggabelung, 573 Weißer See, 580, 600 Welsches Buch (Vorlage), 567, 574, 575, 588, 589, 611, 613, 616, 621, 622 *Weston 1901, 535 *Weston 1902, 534, 535, 548, 580 *WG, 559, 561, 605 Wie-Spannung, 557, 602 *Wigal, 537, 601, 619, 624 *Wigam, 564, 606 Wilde Leute, 596 Wilder Ballen, 616, 617 *Wilh. v. Orl., 534, 565 *Willehalm, 564, 576, 617 *Wis 1984, 596 Wurmgarte, wurmlage, 576 *Yvain, 585 Zatzikhoven, 622 Zauberei, 595, 604, 608, 609, 611 *Zellmann 1996, 541, 545, 553, 557–559, 561, 562, 564, 567, 570, 571, 573, 575, 581, 583, 585, 586, 588, 589, 591–593, 595, 597, 600, 605, 609, 611–613, 617, 622, 624 Zelt, wunderbares, 595–597 Zeus-Kult, 563 Ziklat, 617 *Zingerle 1864, 575, 605, 617 Zobel, 619 *Zumthor 1994, 624 Zweikampf, 567, 577, 578, 591, 592, 600, 601 Zwerg, 564, 605