Kultur der Urzeit. Band 3 Die jüngeren Metallkulturen: (Das Eisen als Kulturmetall. Hallstatt- und Latène-Kultur in Europa. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen) [Reprint 2019 ed.] 9783111625805, 9783111248004


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German Pages 148 [160] Year 1950

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Table of contents :
Inhalt
Einleitung. Das erste Auftreten des Eisens im Orient und in Europa
I. Die ältere Eisenzeit
II. Die jüngere Eisenzeit (Latène-Periode)
III . Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen
Literatur
Register
A. Geisteswissenschaften
B. Naturwissenschaften Und Technik
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Kultur der Urzeit. Band 3 Die jüngeren Metallkulturen: (Das Eisen als Kulturmetall. Hallstatt- und Latène-Kultur in Europa. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen) [Reprint 2019 ed.]
 9783111625805, 9783111248004

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Sammlung Göschen Band 566

Kultur der Urzeit von

Prof. Dr. Friedrich Behn Iii

Die jüngeren Metallkulturen (Das Eisen als Kulturmetall Hallstatt- und L a t e n e - K u l t u r in Europa. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen)

Vierte Auflage der „Kultur der Urzeit" Band I I I von Moritz H o e r n e s , bearbeitet von Friedrich B e h n . Mit 60 Abbildungen

W a l t e r d e G r u y t e r & Co. vormals Q J Göschen'sche Verlagshandlung • J . Quttentag, Verlagsbuchhandlung • Qeorg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.

Berlin

1950

Alle

Rechte, von

der

insbesondere

das

O be r s e t z u n g s r e c h t ,

Ver 1 agshand 1 ung

vorbehalten

Druck von Bodo Qraefe, Berlin SW 68 A r c h i v - N r . 11 05 60 Printed in Germany

Inhalt. Seife

Einleitung D a s erste Auftreten des Eisens im Orient und in Europa I. D i e ältere Eisenzeit 1. Südeuropa a) Der griechische Kulturkreis b) Italien 2. Osteuropa Der pontische Kreis, die skythische K u l t u r . . . 3. Westeuropa a ) Die Pyrenüeiihalbinsel b) Frankreich c ) Die britischen Inseln 4. Mitteleuropa a ) Charakter der Hallstattkultur b) Stufen und Gruppen 5. Die Kunst der Hallstattzeit I I . D i e jüngere Eisenzeit (Latene-Periode) 1. Ursprung und Wesen der neuen Formen a) Der Westen und die Kelten b) Der Charakter der Latene-Kultur

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2. Stufen und Gruppen der Latcne-Kultur a ) Beginn und Frühzeit b) Die Mittel-Latene-Zeit c ) Die Spät-Latene-Zeit 3. Die jüngere Eisenzeit im nordischen K r e i s . . . 4. Die Kunst der Latene-Zeit

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I I I . D a s erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen

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1. Afrika 2. Ost- und Siidasien

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Literatur

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Register

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Einleitung. Das erste Auftreten des Eisens im Orient und in Europa. Chronologische Untersuchungen können feststellen, in welcher zeitlichen Reihenfolge die einzelnen Länder der Erde mit dem E i s e n als Kulturmetall zuerst bekannt wurden. Dadurch lassen sich einzelne Strecken des Weges oder der Wege verfolgen, die dieses mächtige Kulturmittel eingeschlagen hat. Zum Teile wird man daraus auch die Kulturträger kennen lernen, welche die Vermittlung besorgt und der Ausbreitung des neuen Metalles die Wege geebnet haben. Auf der anderen Seite lehrt uns die Betrachtung der jüngeren und jüngsten Stufen der Kulturgeschichte, der Einführung europäischer Kulturhebel in rückständigen überseeischen Ländern, daß in manchem Gebiete, so in großen Teilen Afrikas, das Eisen überhaupt das älteste vom Menschen benutzte Metall gewesen ist, während andere Völker — und zwar gerade die Träger der ältesten höheren Kulturen — es lange Zeit entbehrten oder verschmähten. Man erkennt auch, wie die innige Vertrautheit mit der Bronze und der Gußtechnik bei ausreichendem Besitz an Kupfer und Zinn solche Völker lange Zeit von der Aufsuchung und Ausnutzung einheimischer Eisenlager abhalten konnte. Endlich, in verschiedenen Ländern zu verschiedener Zeit, kam aber doch für die Bronze der Augenblick der Erschöpfung sowohl des Rohmaterials wie seiner technischen Möglichkeiten, und es begann die Herrschaft des Eisens, zu dessen Gewinnung in eisen- und waldreichen Gebieten auch ziemlich kulturarme Völker von selbst gelangen können. Auch ganz armselige Wanderschmiede können daher zur Ausbreitung der Kunst des Eisenschmelzens und Eisenschmiedens beigetragen haben, sogar bei Völkern, die schon eine

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Einleitung

hohe Stufe der Bronzetechnik erreicht hatten. Eigentlicher Bergbau w a r dazu lange Zeit nicht nötig; es genügte das Aufsammeln der lose umherliegenden Erzbrocken an Orten, die vielleicht auch in der Bronzezeit schon w o h l bekannt waren. D a z u k a m später einfacher T a g b a u , wie er noch heute auf dem steierischen „Erzberg" betrieben wird. In der N ä h e solcher Fundstellen lagen auch die Stätten, w o das Eisenerz niedergeschmolzen wurde. Der Besitz derselben bildete eine Quelle des Wohlstandes; Handelsgüter gingen von hier aus, und andere sammelten sich an. Der Übergang zu einem neuen Kulturmetall fällt nur an wenigen P u n k t e n mit einer Völkerumsiedlung zusammen, im ganzen ist die Bewegung eine kulturelle u n d die Vorstellung einer von Osten herandringenden Welle eisenbewehrter Stämme, die dem ganzen Erdteil ein neues Gepräge a u f d r ü c k t e n , gehört dichterischer Phantasie, nicht der Wissenschaft an. T r o t z der großen U m w ä l z u n g e n , welche gerade gegen das Ende des 2. Jahrtausends den nahen Orient u n d das östliche Mittelmeerbecken erschütterten, sehen wir nirgends Stämme gegeneinander k ä m p fen, v o n denen etwa der eine noch mit Bronze, der andere schon mit Eisen b e w a f f n e t war. Die ältesten Zeugnisse f ü r die Bearbeitung des Eisens weisen nach Vorderasien, die f r ü h e Bekanntschaft der dortigen semitischen Stämme mit dem Eisen ist ferner gesichert durch die gemeinsame Bezeichnung dieses Metalles in den semitischen Sprachen. Immerhin ist auch hier die Bronze weit älter und w a r auch nach dem Bekanntwerden des Eisens noch sehr geschätzt, wie z. B. die vier ersten Bücher Mose verraten, in denen das „ E r z " (die Bronze) 83mal, das Eisen nur viermal genannt wird. Als die Israeliten aus der arabischen Wüste nach K a n a a n eindrangen, w a r e n u n d blieben sie lange Zeit ein kunstarmer Beduinenstamm, der noch keine eigenen Schmiede besaß. D a h e r heißt es I. Sam. 13, 9 — 2 2 : „Es w a r d aber kein Schmied im ganzen Lande Israel gefunden; denn die Philister dachten, die H e b r ä e r möchten Schwert u n d Spieß

Einleitung

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machen." (D. h. sie duldeten nicht, daß sich einer ihrer Schmiede unter den Israeliten ansiedelte und diesen auf ihren Wunsch auch W a f f e n anfertigte.) „Und ganz Israel mußte hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand eine Pflugschar, eine Haue, ein Beil oder eine Sense zu schärfen hatte. U n d die Schneiden an den Sensen und Hauen, Gabeln und Beilen waren abgearbeitet, und die Stacheln waren stumpf geworden. D a nun der Streittag k a m " (es handelt sich um einen Kampf der Israeliten unter Saul gegen die Philister), „ward kein Schwert noch Spieß gefunden in des ganzen Volkes H a n d , das mit Saul und Jonathan war; nur Saul und sein Sohn hatten W a f f e n . " N a c h I. Chron. 30, 7 hätte David zum Tempelbau von den Fürsten Israels als freiwillige Gaben 5000 Talente Gold, 10 000 Talente Silber, 18 000 Talente Erz (Kupfer) und 100 000 Talente Eisen zusammengebracht. Diese Nachricht ist gewiß nicht wörtlich zu nehmen; aber sie deutet an, d a ß man um 1000 v. Chr. f ü r einen besonderen Anlaß auch in Israel schon ansehnliche Mengen Eisen aufzubringen wußte, die natürlich nicht zum Baue dienen, sondern zum Tempelschatz gehören sollten. Das Eisen muß also reichlich vorhanden gewesen sein; doch war e; aus religiösen Gründen von mancher Arbeit ausgeschlossen und durfte z. B. nicht bei der Errichtung von Altären gebraucht werden. Durch eine ganze Reihe von Ausgrabungsbefunden (Jericho, Gezer, Megiddo, Karkemisch) ergibt sich für Palästina und Syrien der Beginn einer wirklichen Eisenkultur um 1100 vor Chr. W o ältere Funde vorliegen, ist es Import oder Schmuck. Wir sahen, wie Ä g y p t e n nicht vor der Mitte des 2. Jahrtausends sich dem Eisen zuwendete (II S. 25 ff.), jedenfalls sind die blaugemalten W a f f e n im Grabe Ramses III. (1198—1167) die ältesten bildlichen Zeugnisse. Aber auch dann scheint die Bronze im Nilland noch einen sehr beliebten Stoff für W a f f e n und Werkzeuge abgegeben zu haben, und Eisenfunde sind in echt ägyptischen Städten noch aus ptolemäischer, ja selbst aus

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Einleitung

römischer Zeit ziemlich selten. Nur in römischen Stadtanlagen finden sich auch viele Gegenstände aus Eisen. Nach Flinders Petrie stünde die älteste bisher bekannte schriftliche Erwähnung des Eisens in einem religiösen Texte von Abu Simbel aus dem 14. Jahrhundert v.Chr., worin es heißt, Gott Ptah habe die Glieder des Königs Ramses II. aus Elektron (silberhaltigem Gold) geformt, die Knochen aus Bronze gemacht, die Arme aber aus Eisen (ba-en-pet, wörtlich „Eisen des Himmels", d. h. Meteoreisen, dessen Herkunft zur Vorstellung eines aus Eisen gebildeten Himmelsgewölbes führte). Älteren Eisenfunden aus Ägypten, von denen hin und wieder berichtet wird, ist keine kulturgeschichtliche Bedeutung beizumessen, auch wenn man mit manchen Ägyptologen annehmen wollte, daß das Eisen schon im Alten Reiche bekannt gewesen, aber aus unbekannten Gründen nicht verwendet worden sei. Wo sich ältere Eisensachen fanden (so in mehreren vorgeschichtlichen Gräbern), ist es weiches Metall, das gehämmert werden konnte, zu Werkzeugen jedoch ungeeignet sein mußte. Noch im Neuen Reich haben die Ägypter ihr Eisengerät aus Vorderasien bezogen und verhielten sich diesem Werkstoff gegenüber so zurückhaltend und sogar ablehnend, daß man streng genommen erst seit der römischen Zeit von einer wirklichen Eisenzeit zu sprechen berechtigt ist. Man hat ferner angenommen, Kreta sei mit der Eisengewinnung dem asiatischen Festland führend vorangegangen und die Parische Marmorchronik datiert die Erfindung der Eisentechnik auf der Insel in das Jahr 1432 v. Chr. Erst durch die Auswanderung der Philister aus Kreta sei das Eisen nach Kleinasien und Palästina gekommen. Die Funde bleiben den Beweis schuldig, denn die ältesten kretischen Eisensachen entstammen erst den allerletzten Jahrhunderten des 2. Jahrtausends. Wenn aber die Philister, deren Schmiedekunst die eben angeführten Stellen der alttestämeiitlichen Schriften überzeugend dartun, zuerst auf asiatischem Boden Eisen geschmiedet hätten, so

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müßten sie fremdes Metall verarbeitet haben, denn im südlichen Kanaan ist kein Eisen zu gewinnen. An den Ostküsten des Schwarzen Meeres wohnte das Volk der „eisenbildenden" Chalyber, deren etwas sagenhafte? Ruhm als Metallkünstler das ganze Altertum erfüllte. Aischylos nennt das Eisen einen „chalybischen Fremdling, einen Ankömmling von den Skythen" und noch mehrmals „skythisch" und „überseeisch". In die Pontusgegend weist auch die biblische Nachricht von den Tubal und Mesech (Tibarenern und Moschern), die nach Palästina Erz einführen. Jeremias spricht von dem „Eisen und Erz aus Mitternacht", das von keinem anderen Eisen zerschlagen werde. Jenes ist Stahl, den die Griechen „Adamas" (den unbezwinglichen) nennen und den Chalybern zuschreiben oder auch einfach den Chalyber (Chalyps) nennen, wie auch sonst Eisen und Stahl sprachlich stets verschieden bezeichnet werden. Diese Chalyber sind die durch Keilinschriften vom Vänsee und aus anderen Denkmälern wohlbekannten Chalder des Armenischen Hochlandes, ein den Hettitern nahestehendes, weder indogermanisches noch semitisches Volk, dessen theokratisch regierter Staat seine K r a f t bis zur Zeit Sargons II. (721 bis 705 v. Chr.) o f t erfolgreich mit der Macht Assyriens messen konnte und erst im 6. Jahrhundert durch den Einbruch der indogermanischen Kimmerier gestürzt wurde. Die sumerische Hochkultur des Zweistromlandes beruhte auf dem Kupfer als Werk- und den Edelmetallen als Schmuckstoff. Auch ihre Nachfolgerin, die babylonische Kultur, ist durchaus noch bronzezeitlich. Immerhin war das Eisen schon sehr früh bekannt, ohne doch zur stofflichen Grundlage der ganzen Kultur geworden zu sein, ob schon zu Zeiten des Priesterkönigs Gudea, ist nicht ganz sicher, in den Gesetzen Hammurabis (um 1900 vor Chr.) wird es jedoch bereits genannt. Die Assyrer waren im 9.—8. Jahrhundert in der Bearbeitung des Eisens sehr geschickt und verstanden z. B. auch, Bronzehüllen um einen Eisenkern zu gießen sowie

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Einleitung

eiserne Helme und Parizer mit Bronze zu verzieren. Wieweit die Eisentechnik bei ihnen zeitlich zurückreicht, zeigen die Keilinschriften. Um 1100 baut Tiglatpilesar I. noch "Wege mit bronzenen Werkzeugen. Das erste Eisen erscheint in der Beute aus den Kriegen Assurnasirp'als II. (884—860) mit nordmesopotamischen Völkern und noch als wertvolles Material, das in geringen Mengen vorhanden ist und besonderer Erwähnung gewürdigt wird. Erst unter Salmanassar II. (859—825) wird das Eisen in den Beute- und Tributlisten nicht rrffehr genannt, war also bereits allgemein geworden. Das erbeutete Eisen wurde teils geformt, teils ungeformt in Magazinen aufbewahrt und man hat das Glück gehabt, ein solches in einer der Nebenkammern des Palastes von Khorsabad, den König Sargon II. nach der Eroberung Babylons (710 v. Chr.) als eine Art Sommerresidenz erbaute, wieder zu entdecken. Man fand da Enterhaken und Anker mit Ketten, Pickel, Schaufeln, Hämmer, Pflugscharen u. v. a. Die Roheisenluppen zeigten dieselbe Form einer durchbohrten, an den Enden in Spitzen ausgezogenen Doppelpyramide von 32 bis 48 cm Länge, wie sie auch sonst in dieser Zeit dem Eisen als erste Rohform gegeben wurde. Das Metall war vorzüglich und konnte gleich nach der Auffindung wieder in Arbeit genommen werden. Die genannten Werkzeuge und Geräte bildeten, an einer Wand des Gelasses aufgeschichtet, eine Eisenmauer von 140 cm Höhe, mit deren Abräumung man drei Tage beschäftigt war. Das Gesamtgewicht der in diesem nur 2 m breiten, etwa doppelt so langen Raum geborgenen Eisenmasse betrug 160 000 kg. Die Erfindung der Eisentechnik ist sonach mit unserem bisherigen Material noch nicht zu lokalisieren und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß sie an verschiedenen Punkten unabhängig gemacht wurde, doch deuten alle Zeichen auf den Osten. Die anderen Länder lernten das Metall wesentlich später kennen, zuerst in Gestalt von Schmucksachen oder Schmuckeinlagen an bronzenen Ringen u. a. Bei der Verbreitung der neuen Technik wird man

Einleitung

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die Tätigkeit von Wanderschmieden in Rechnung stellen müssen. Soviel über den Anfang der Eisenzeit. In diese Zeit fallen auf nahem morgenländischen und südeuropäischen Gebiet bekannte weltgeschichtliche Vorgänge: die Ausbreitung des phönikischen Handels und der griechischen Kolonisation im Mittelmeer, die Blüte der etruskischen Macht in Italien und die erste Entwicklung Roms. Durch diese Erscheinungen geht ein gemeinsamer Zug. Schon gegen das Ende der Bronzezeit hin, noch mehr in der ersten Eisenzeit, schreitet die Geschichte im Morgenland und in der Mittelmeerwelt zusehends von Osten nach Westen und von Süden nach Norden. Im Orient bricht das Reich der Hettiter zusammen und bald nachher verfällt auch die ägyptische Macht. Syrien und das Delta erfahren die Angriffe der vielnamigen „Seevölker". Die Hellenen vertreiben den phönikischen K a u f m a n n aus dem östlichen Mittelmeer und die sidonischen Männer wenden sich gegen den Westen. Assyrien erhebt sich zur Großmacht, von welcher Syrien, Babylon und Ägypten abhängig werden. Aber vom weiteren Norden her drängen wieder neue, früher unbekannte Stämme, die Kimmerier und die Skythen, und zuletzt ersteht gegen die Mitte des Jahrtausends das erste indogermanische Weltreich, das der Perser. Gleichzeitig vollzieht sich in Griechenland das siegreiche Auftreten der nordischen Bergstämme, die Kolonisierung Kleinasiens, des Hellesponts und des Pontus, Siziliens und Italiens. Gegenüber dieser Ausbreitung des landnehmenden Griechentums begründen und verbünden sich die politischen Mächte Karthagos und Etruriens. In alledem mag man den Stempel eines Überganges höher bewegten geschichtlichen Lebens auf neue Gebiete erkennen, unter denen fortan Europa die erste Rolle zu spielen berufen war. Bei so vieler Bewegung rund um das Mittelmeer sind ganz abgeschlossene, ganz auf sich selbst ruhende Kulturkreise auch in Mittel- und Nordeuropa undenkbar. Weder

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Die ältere' Eisenzeit

einzeln noch als Gesamtheit gegenüber der Mittelmeerwelt, gegenüber Griechen und Italikern, Phönikern und Etruskern, haben die illyrischen und thrakischen, keltischen und germanischen Völker des unklassischen Europa ein stilles, unberührtes Sonderdasein geführt. Mittelbar oder unmittelbar, wie es die Lage ihrer Wohnsitze ergab, standen sie alle teils untereinander teils mit dem gabenreichen Süden in Beziehungen. Denn auch sie hatten vieles zu geben und erkauften sich damit zwar keinen vollen Umschwung und Aufschwung, sondern hauptsächlich nur eine vielseitige Steigerung ihrer eigenen Kultur. Dabei sieht man wieder einmal, wie die größeren Vorteile nicht so sehr den Erzeugern der Rohprodukte, dem Bernsteinfischer und dem Zinnschmelzer nordischer Küsten, als den mitteleuropäischen Zwischenhändlern zugefallen sind. Natürlich waren diese selbst auch wieder Produzenten. Waren aus dem Mineralreich, Pflanzenreich und Tierreich — Salz, Metalle, Holz, Getreide, Vieh, Häute, Wolle, Wachs usw. — wurden überall, auch in den Alpenländern, in steigendem Maße gewonnen und im Tauschhandel verwertet. Daher der nicht geringe Individualbesitz und die großen Volksziffern, wie sie durch zahlreiche, oft Tausende von Gräbern umfassende Totenfelder dieser Periode bezeugt sind. W i r stoßen da auf Massen von Schmucksachen, Waffen, Gefäßen und sonstigen Beigaben, die insgesamt das Gepräge einer Blütezeit vorgeschichtlicher Kunstübung an sich tragen.

I. Die ältere Eisenzeit. 1. Südeuropa, a) Der griechische Kulturkreis. Gegen das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. erfolgte ein Vorstoß neuer griechischer Stämme, der Dorer und der Thessaler, aus nördlichen Wohnsitzen auf das griechische Festland sowie in das Nachbargebiet der Inseln und der asiatischen Gegenküsten. Die schon früher über

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einen Teil der griechischen Inseln ausgebreiteten achäischen Stämme wurden größtenteils vom Festland verdrängt und aufs Meer sowie nach Kleinasien hinübergeworfen. Auch Ägypten erfuhr seinen Anteil an Unruhe und Bedrängnis durch die verschieden benannten Völker der nördlichen Küsten und Inseln (II S. 25 ff.). Von etwa 1200 bis um 800 v. Chr. währte das „griechische Mittelalter", die Kampf- und Wanderzeit der geschichtlichen Griechenstämme, der „Hellenen" (welcher Name jedoch erst um 700 aufkommt). Es war eine rauhe und kunstarme Zeit, vor allem ohne monumentale Kunst, in Handel und Industrie eine Zeit der phönikischen Vorherrschaft an den Küsten Griechenlands, aber fruchtbar an Sagenstoffen wie die Zeit der germanischen Völkerwanderung. Der Inhalt der homerischen Epen atmet den Geist dieser kampffrohen Geschlechter. Um das Jahr 1000 scheint die Sonderung der historischen Stämme des Griechenvolkes nach ihren Wohnsitzen und Mundarten abgeschlossen zu sein. Im Gegensatz zu den bronzezeitlichen Trägern der höfischen minoischen Kulturformen erscheinen sie im Besitze des Eisens, einer bäuerlichen Kultur und des geometrischen Stiles. In dieselbe Zeit fällt die Übernahme der phönikischen Buchstabenschrift und die Entstehung der homerischen Gedichte. Infolge ihrer Stellung am östlichen Mittelmeer erfahren die Griechen den übermächtigen Einfluß des Morgenlandes, der in Verbindung mit einem Wiederaufleben des alten kretisch-mykenischen Kulturlebens die orientalisierende Periode der griechischen Kunstgeschichte anbahnt. Durch sie mußte das Kunstschaffen der neuen Stämme hindurchgehen, damit aus der Durchdringung und Verschmelzung des geometrischen und des orientalisierenden Elementes der archaisch-griechische Kunststil in Plastik, Malerei und Architektur (Te'mpelbau) hervorgehen konnte. Nach den Zeugnissen altjonischer Nekropolen herrschte während des 9. Jahrhunderts v. Chr. an der Küste Kleinasiens ein Durcheinanderwogen mykenischer, geometri-

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Die ältere Eisenzeit

scher und orientalisierender Elemente, und der geometrische Stil erscheint dort im Osten noch immer nur als eine halb verständliche, fast pathologische Richtung, während die nahe Verwandtschaft zwischen dem mykenischen und dem orientalisierend griechischen Stil stets heller hervortritt. Den reichsten Aufschluß geben die bemalten Vasen; aber auch die Metallarbeiten lassen das gleiche erkennen. Schriftquellen aus dem griechischen Mittelalter besitzen wir nicht, vor allem — ganz wenige unwesentliche Ausnahmen abgerechnet — keine Inschriften, die über das 7. Jahrhundert hinaufreichen. Dennoch wissen wir, daß die Dorer bei ihrem Eindringen keineswegs alles über den Haufen geworfen, sondern sich nur zu Herrschern über ausgedehnte Landstriche aufgeschwungen haben. Die alten Einwohner blieben an vielen Orten ruhig sitzen, auch in der Peloponnes, wo die Dorer Argos besetzten, aber Tiryns und Mykenä achäisch blieben, wo jene ferner Sparta besetzten, aber den alten achäischen Kultsitz Amyklä in der Nähe unberührt stehen ließen. Um 800 schufen sie die Lykurgische Gesetzgebung und auf Kreta eine neue Ordnung. Attika blieb von ihrem Einbruch unberührt, erhielt aber Zuwachs an allerlei fremden Elementen: Äoliern, Achäern, Joniern aus der • Peloponnes. Mit diesen Zuwanderern mag manche Erinnerung an die Taten der Vorfahren jener Stämme mit den einheimischen Sagen Attikas zusammengeflossen sein. Aus diesem Zufluß scheinen sich Unruhen ergeben zu haben. Kämpfe zwischen den kleinen Dynasten in Attika, ein bewegter Zustand, dessen Ende die an den Namen des Theseus geknüpfte Vorherrschaft Athens, das heißt die Gründung eines Staatswesens auf Grundlage des jonischen Elementes bezeichnet. Diese Unruhen und diese Staatsgründung veranlaßten wahrscheinlich die langsame Verschiebung der Jonier gegen Kleinasien hin. Unzufriedene, im Kampf unterlegene Geschlechter wanderten aus und besiedelten zuerst die Inselflur, dann das Festland der Lyder und Karer.

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Es waren feudale Geschlechter oder Genossenschaften und sie gründeten keinen Einheitsstaat, sondern eine Reihe von Stadtherrschaften. Hier fanden sie in reichstem Maße, was sie im Mutterlande angestrebt hatten, kantonale Unabhängigkeit. Ihr Selbstgefühl hob sich durch die siegreiche Behauptung dieser Plätze gegenüber der orientalischen Welt in ihrem Rücken und ein ideelles Band umschlang sie auf den gemeinsamen Festen bei dem nationalen Tempel auf dem Vorgebirge Mykale. So scheint die jonische Wanderung nach Kleinasien eine weitere Folge des dorischen Einbruches in die Peloponnes gewesen zu sein. Da ihr die achäische Kolonisation des Ostens vorausgegangen war, trafen die Jonier die im Mutterlande unlängst gestürzte mykenische Kultur im Osten, wenigstens auf den Inseln, noch überall an. Dort erlebte die mykenische Kunst, deren Herrschaft auf dem griechischen Festlande durch das Auftreten der Dorer gebrochen war, ein blühendes Nachleben in der jonischen Kunstindustrie. Das homerische Epos läßt deutlich erkennen, welche namhafte, aber doch immer noch beschränkte Rolle das Eisen etwa um 850 v. Chr. in Griechenland gespielt hat. Es stand einerseits so hoch im Werte, daß es als Tauschartikel benützt und in Schatzkammern aufbewahrt wurde. Genannt werden andererseits eiserne Werkzeuge — Ackerund Zimmermannsgerät, Wagenachsen, Fesseln, Schlachtmesser, einfache Beile — und Waffen (Doppeläxte, Pfeilspitzen), letztere jedoch viel seltener als Bronzewaffen. Zu einem der Preise bei den Leichenspielen am Grabe des Patroklos bestimmt Achilleus einen rohen Eisenklumpen, der den Bedarf eines Hirten oder Pflügers auf fünf Jahre hinaus zu decken vermöge. Es scheint demnach, daß man dem Eisen zunächst noch mehr die Bestimmung zu friedlicher Arbeit zuerkannte als zu kriegerischer Wehr und Rüstung, die man nach alter Weise lieber aus Bronze ausführte. Das Eisen erscheint bei dem höfischen Dichter als ein B a u e r n m e t a l l , das man gleichwohl nicht entbehren konnte und darum hochschätzte.

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Die ältere Eisenzeit

Schärfer als das höfische Epos bezeichnet den U m schwung in der Wertung und Verwertung des Eisens die Dichtung des bäurischen H e s i o d , der ein Jahrhundert nach Homer, also etwa um 750, gelebt haben soll. Bei ihm ist das Eisen allgemein in Gebrauch, er nennt sein Zeitalter ein eisernes und die Bronze nur mehr als Metall der Heroen. Auch mit den Edelmetallen verfährt er nicht so verschwenderisch wie Homer, bei dem w i r häufig an den Goldprunk der mykenischen Schachtgräber erinnert werden. Das Gold w i r d nur mehr den Göttern zugeteilt. Dagegen kennt Hesiod das Ausschmelzen des Eisens aus den Erzen und gebraucht z. B. das Gleichnis: „wie das Eisen, das härteste der Metalle, im W a l d t a l vom schimmernden Feuer gebändigt, ausschmilzt in der Erde unter der kräftigen H a n d des Hephaistos", d. i. des Metallurgen . . . usw. Die Schmiede lag vor dem Dorf und w a r zugleich Schenke, als solche besonders zur Winterszeit Versammlungsplatz zechender Männer. Genannt werden eiserne Sensen, Sicheln, Beile, Messer, aber auch schon Schwerter. Böotien, Hesiods Heimat, hatte eine sehr alte Metallindustrie; aus den Waffenschmieden dieses Landes sind die bekannten böotischen Schilde und Helme hervorgegangen. Die Eisentechnik haftet vorzugsweise an gewissen w a l d reichen Gebieten. Homer kennt das Inselchen Thasos als Stapelplatz für akarnanisches Eisen. Noch um die Mitte des 6. Jahrhunderts konnte nach Herodot ein vornehmer Spartaner staunen, als er zu Tegea in Arkadien eine Schmiede betrat und dort sah, wie das Eisen gebändigt wurde. Der Meister, den Herodot noch „Chalkeus" (Erzarbeiter) nennt, benützte dazu zwei Blasebälge, Amboß und Hammer. Doch kennt bereits die Odyssee gestähltes Eisen; denn das ausgebrannte Auge des K y k l o p e n Polyphem zischt, „wie wenn ein kluger Schmied die H o l z a x t oder das Schlichtbeil aus der Esse in den kühlenden Trog, der sprudelnd emporbraust, w i r f t und härtet; denn dieses erhöht die Kräfte des Eisens". D a ß man in der Peloponnes

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nicht viel Eisen besaß, scheint auch aus den Berichten hervorzugehen, wonach die Spartaner eiserne Schmuckringe trugen und sogar Eisengeld hatten. Später, zu Xenophons Zeit, fand man auf dem spartanischen Eisenmarkt treffliche Schwerter, Äxte, Schlösser usw. und der lakonische Stahl galt als der beste nach dem chalybischen aus dem Osten des Pontusgebietes. Um 600 v. Chr. erfand Glaukos von Chios die Lötung des Eisens; bis dahin mußte man alle Metallteile durch Nieten oder Falzen miteinander verbinden. Das berühmteste Werk des Glaukos, der eiserne Untersatz eines silbernen Mischkessels, stand noch in der römischen Kaiserzeit in einer der Schatzkammern zu Delphi. Dagegen blieb die Kunst des E i s e n g u s s e s nicht nur den Griechen, sondern dem ganzen Altertum unbekannt, und noch im 2. Jahrhundert v. Chr. sagt Aristarchos von Samos ausdrücklich, das Eisen lasse sich nicht flüssig machen und gießen. Die a r c h ä o l o g i s c h e n Z e u g n i s s e für das erste Auftreten des Eisens in Griechenland und die dasselbe begleitenden Kulturformen der Periode des geometrischen Zierstiles sind Funde in Gräbern und Heiligtümern. Als Beispiele der ersteren seien die ältesten Gräber vor dem „Doppeltore" (Dipylon) Athens, als Beispiele der letzteren die ältesten Weihgeschenke aus der „Altis", dem heiligen Haine von Olympia angeführt. Die Hauptmassen der Kleinfunde aus diesen und ähnlichen Schichten bestehen allerdings nicht aus Eisen, sondern (bei den Gräberstätten) aus bemalten Tongefäßen (Abb. 1) und (bei den Heiligtümern) aus tönernen und bronzenen Votivbildwerken kleinen Umfangs und roher Ausführung. Sie beleuchten also mehr das Vermögen zur Malerei und zur Plastik, und auch dieses nur mit halben Lichtstrahlen aus der Sphäre des Handwerks. In den ältesten Dipylongräbern Athens wird der Mann noch mit seinen Waffen beerdigt, was später nicht mehr vorkommt. Er trug sie also wohl auch im Leben noch stets bei sich, eine Sitte (das „Eisentragen"), die ThukyB t h n , Urzeit III

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Die ältere Eisenzeit

Abb. 1. Attische Grabvase geometrischen Stils. (Nach Brit. Mus. Quarterly.)

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dides nur mehr von halbbarbarischen Griechenstämmen, den ozolischen Lokrern, Ätoliern und Akarnaniern, kennt und ganz richtig auf die alte Faust- und Raubzeit zurückführt. Die W a f f e n sind dieselben, mit denen auch die Krieger in den Vasenbildern ausgerüstet erscheinen: Schwert, Dolch und zwei Lanzen. Die Eisenschwerter und

Abb. 2. Geometrische Vase aus Zypern. (Original im Zentral-Museum

Mainz.)

Eisendolche haben breite, gerandete Griffzungen, welche die Gestalt des Griffes und des Knaufes vorbilden. Bronzeschmuck fehlt in diesen attischen Gräbern oder geht nicht über ein Paar Fibeln hinaus, während in Böotien, wo man die Toten allezeit mit größerem Prunk ausstattete, außer 2*

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Die ältere Eisenzeit

eigentümlichen Tonfiguren oft viele Bronzefibeln und anderer Bronzeschmuck in einzelnen Gräbern der geometrischen Periode gefunden werden, ein Zug, der an die schmuckreichen Gräber der Eisenzeit Italiens und der Alpenländer erinnert. Das Doppelbeil erscheint noch immer als religiöses Symbol, wie in der mykenischen Periode. Andere geometrische Lokalstile von größerer oder geringerer Bedeutung kennen wir aus der Peloponnes, von Thera, Kreta, Zypern (Abb. 2). Die Völkerbewegung der „dorischen Wanderung" hat den geometrischen Stil zur Herrschaft gebracht, aber nicht erst geschaffen, er ist altes Volksgut bereits aus der neolithischen Zeit, das von der kretisch-mykenischen Herrenkultur nur zurückgedrängt und unterdrückt war und mit dem Erlöschen dieser wieder an die Oberfläche kam, ein Vorgang, der sich in der Ur- und Frühgeschichte noch mehrfach wiederholen sollte. Die sterbende mykenische Kunst ist bereits auf vollem Wege, geometrisch zu erstarren. Die Einwanderung nordgriechischer Stämme hat diesen Prozeß um so mehr beschleunigt und verstärkt, als die Zuwanderer aus Gebieten kamen, die vom Glänze mykenischer Bronzekultur unberührt das neolithisch-geometrische Formgut bewahrt und weiter entwickelt hatten. So wird nun auch Griechenland in den geometrischen Formenkreis einbezogen, der zwar nicht „gemein-europäisch" wurde, wie man es manchmal glaubte formulieren zu dürfen, aber doch weitere Gebiete umspannte als je vorher oder nachher ein urgeschichtlicher Kunststil es konnte. Die Stellung und Bedeutung dieses Stiles für die Gesamtgeschichte der Kunst werden wir in einem eigenen Abschnitt zu betrachten haben.

b) Italien. Die lokalen Kulturgruppen, die im Verlaufe der Bronzezeit und zum Teil schon der Steinzeit bereits vorgebildet waren, ohne doch die verhältnismäßige Einheitlichkeit des Kulturbildes tiefgehend zu durchbrechen,

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verstärken sich in der älteren Eisenzeit und lassen Italien in eine Reihe von Kulturprovinzen mit selbständigem Kulturleben zerfallen mit starken, vielfach noch nicht gebührend gewürdigten mitteleuropäischen Einflüssen. Es sind in der Hauptsache sechs Kreise: Unteritalien mit Sizilien, "Westmittelitalien (Etrurien und Latium), Ostmittelitalien (Samnium und Picenum), das südliche Oberitalien (Bolognagruppe), der äußerste Nordosten (venetische Gruppe um Este) und Nordwesten (Golaseccagruppe). Der Süden scheidet aus der eigentlich italischen Kulturentwicklung mit dieser Periode aus und wird zu einer Provinz der griechischen Kultur. Eine ältere Stufe, der geometrischen in Griechenland entsprechend, ist eine Periode griechischer Handelseinfuhr, eine jüngere das Zeitalter der griechischen Kolonisation und der orientalisierenden und archaischen Kunststufe in Griechenland. Sizilien geht in dieser Entwicklung voran, das süditalische Festland nimmt am Anfang nur schwachen Anteil an der italischen Kultur, um bald unter dem immer stärker werdenden Einfluß früher griechischer Pflanzstädte gleichfalls hellenisiert zu werden. Die Nekropolen von K y m e und Syrakus, die geschichtlich ziemlich fest liegen, ergaben wichtige Daten für die Ablösung der geometrischen durch die orientalisierende Vasenmalerei, die danach im ersten Teile des 8. Jahrhunderts vor sich gegangen ist. In Mittelitalien traf die von südwärts wandernden Teilen der alten Terremarenbevölkerung getragene Kultur bereits auf die der E t r u s k e r , die um die "Wende der Bronzezur Eisenzeit aus ihren ostmittelländischen Sitzen in Italien eingewandert waren. Es sind die Tyrrhener der Griechen, die Turscha der ägyptischen Inschriften, ein Teil jener „Nordvölker", die im 13. Jahrhundert zweimal das ägyptische Reich bedrohten und in sehr schweren Kämpfen durch Ramses III. zurückgeschlagen wurden (II S. 25 ff.). Im Zusammenhange mit diesen Völkerwanderungen im östlichen Mittelmeerbecken zogen sowohl die Sardinier wie die Etrusker nach Italien, w o den letzteren

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eine große kultur- und kunstgeschichtliche Rolle zufallen sollte. Der starke Pulsschlag lebendiger Kulturentwicklung spiegelt sich in den überaus reichen Fundmassen wieder. Der Altmeister der systematischen Chronologie, O. Montelius, hat auch hier mit ordnender H a n d sechs Stufen aufgestellt. In der I. und II., sog. „protoetruskischen" Stufe (Abb. 3 und 4), ist die nationale Eigen-

art der Etrusker noch nicht voll zum Durchbruch gekommen und die Gräber und Siedelungen führen noch, besonders in der I. Stufe, vorwiegend Formen der einheimischen Villanovakultur. Die typische Aschenurne dieser Stufe begegnet zuerst in T o n und wird danach in Bronze nachgebildet. Unter den Schwertern erscheinen,

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wie in ganz Europa, auch hier die Leitformen der bronzeeisenzeitlichen Übergangsstufe, die „Antennenschwerter", daneben Kurzschwerter unteritalischer Herkunft mit T-förmigem Griff, in der I. Stufe noch sämtlich aus Bronze, in der II. bereits fast alle aus Eisen gefertigt. Die Keramik erhält in der II. Stufe einen starken Impuls durch Import griechischer Vasen spätgeome:rischen und protokorinthischen Stiles, die alsbald im Lande nachgemacht werden. In der Bestattung hat I Pozzogräber mit Brand neben Körpergräbern „a fossa", II überwiegend den letzteren Ritus. In der III. Stufe ist die Kraft der Villanovakultur endgültig gebrochen und die nationaletruskische Kultur- und Kunstentwicklung setzt in steter Verbindung und Parallelität mit der griechischen nunmehr in voller Stärke ein. In diese Zeit gehören die großen Prunkgräber (Regulini-Galassi-Grab bei Cervetri, tomba del duce bei Vetulonia, tomba Bernardini bei Palestrina u. a.) mit ungeheuer viel Funden, deren erschöpfende Veröffentlichung leider immer noch aussteht. Die Keramik ist in der Hauptsache bereits in Scheibentechnik hergestellt; eingeführt und im heimischen Bucchero nachgebildet werden frühprotokorinthische Vasen. Die Villanovaurne macht dem halbkugeligen Gefäß auf hohem, konischem Hohlfuß Platz; auch die Situlenform erscheint bereits. Geräte des täglichen Gebrauches sind ebenso wie die W a f f e n durchgehends aus Eisen. Schmuck aller Art aus Gold, Silber, Elfenbein und Bernstein ist sehr zahlreich vertreten und prächtig verziert. Die Plastik schafft Menschen- und Tierfiguren aus allen Stoffen, die ersten etruskischen Inschriften erscheinen, in griechischen Buchstaben, doch nur der Lautbedeutung, nicht dem Sinne nach entziffert. Die übliche Grabform ist die fossa, auch bei Brandgräbern, die großen Gräber sind Steinkammern mit Oberkragungsgewölbe. Die absolute Chronologie dieser Stufe ist trotz vieler Importstücke aus Griechenland, Ägypten und dem Orient lebhaft umstritten und die Ansätze schwanken zwischen dem 10. bis zum 8 .17. Jahr-

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hundert. Die chronologische Frage hängt mit der anderen aufs engste zusammen, wie weit diese Stücke vielleicht im Lande selbst gefertigte Nachahmungen sind. Die letzten drei Stufen der etruskischen Eisenzeit bringen im Gesamtbilde einen Rückschlag gegen den Reichtum der III. Stufe, im einzelnen jedoch eine lebhafte Weiterbildung und Entwicklung der älteren Typen und Formen. •In der einheimischen Keramik erfährt besonders der Bucchero eine reiche Ausgestaltung in Formen und Verzierungen, auch figürlicher Art, eingestempelt, aus Siegel-

Abb. 4. Typen der II. proto-etruskischen Stufe. (Nach M o n t e 1 i u s.)

Zylindern abgerollt, freiplastisch oder eingeritzt (Abb. 5). Der Import griechischer Vasen spiegelt den Stilwechsel der ostmittelländischen Keramik und bringt große Mengen korinthischer, italisch-korinthischer, jonischer und attischer Vasen bis zum Ende des str.engrotfigurigen Stiles nach Etrurien, das dadurch der reichste Fundplatz griechischer Vasen wurde. Die Wandmalerei geht diesem Stilwechsel parallel. In der Grabform überwiegt die Körperbestattung in Steinkammern, die, den Häusern der

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Lebenden nachgebildet, zuweilen ganze Totenstädte bilden; doch ist die Brandbestattung niemals ganz verschwunden und zeigt zuweilen besondere Lokalformen wie die Kanopen der Gegend von Chiusi. Wie in der Bronzezeit durch die Kulturwelt der Terremaren (II S. 70 ff.), so erhält Ober-Italien in der älteren Eisenzeit das Gepräge durch die V i l l a n o v a k u l t u r . Sie ist am besten bekannt aus mehreren Gräberfeldern der nächsten Umgebung von Bologna zwischen dem Osttor der Stadt und der Kartause, die das Material für eine zeitliche u n d typologische Gliederung des um-

fangreichen Funds^offes ergeben haben. Man nennt sie in der Hauptsache nach den früheren Besitzern der Grundstücke und unterscheidet (Abb. 6 bis 9): I. Stufe, Benacci I. Eine typische Übergangsstufe mit überwiegend Bronze und verschwindend wenig Eisen. Die Aschenurnen schwer und fußlos, die Beile mit breit ausladender Schneide, vorwiegend Bogen-, selten Schlangenfibeln einfachster Form; bronzene Leibgürtel (Frauenkorsagen), figurale Trensen (Abb. 6). Ob ein neuerdings bei S. Vitale angetroffenes Gräberfeld ältere Formen enthält und damit als eine Vorstufe zu Benacci I zu werten ist, wird noch umstritten.

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II. Stufe, Benacci II, mit viel Eisen, gelegentlich auch schon für Waffen (neben den bronzenen) verwendet. Die Urnen schlanker und mit Fuß, die gleiche Form in Bronze nachgebildet. Aus Bronze Eimer verschiedener Form und gerippte Cisten; Bogen-, Raupen-, Schlangen- und Tierfibeln (Abb. 7).

III. Stufe, Arnoaldi. Die Aschenurnen entweder iji Breite oder Höhe stark entwickelt. Eine Keramik von ausgeprägter Eigenart mit eingestempelten Verzierungen (Abb. 8). IV. Die einheimische Villanovakultur findet ein scheinbar rasches und vollständiges Ende in der etruskischen Kultur der Certosastufe, die sich am Ende der nationaletruskischen Entwicklung siegreich auch über weite Gebiete Oberitaliens ausbreitet. Die alten Formen verschwin-

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den, an ihre Stelle treten die etruskischen und mit ihnen zahlreiche griechische Importstücke wie Vasen der spätschwarzfigurigen bis zur entwickelt rotfigurigen Gattung. Auch im Grabgebrauch macht sich der etruskische Einfluß geltend, indem zu dem früher allein herrschenden Brand numehr in gleicher Häufigkeit die Körperbestattung tritt (Abb. 9).

Nach früherer Annahme (Pigorini, von Duhn) ist die Villanovakultur eine eigene Schöpfung des südlichen Oberitaliens gewesen, wo sie in folgerichtiger Entwicklung aus der bronzezeitlichen Kultur der Terremaren erwachsen sei und sich von da aus über weitere Gebiete Italiens verbreitet habe. Danach müßte die nordetrurische Gruppe eine jüngere Stufe darstellen als die etrurischen Erscheinungen. Eingehende Untersuchungen vor allem

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ornamentgeschichtlicher Art und Vergleiche mit neuerem Fundmaterial haben diese Ansicht jedoch erschüttert und zu der Erkenntnis geführt, daß die Heimat der Villanovakultur nicht in Oberitalien, sondern in Toskana zu

Abb. 9. Typen der Certosastufe. (Nach M o n t e 1 i u s . )

suchen ist mit Tarquinia als Mittel- und Ausgangspunkt. Die Ornamentik, wie sie vor allem die großen für die Villanovagruppe typischen tönernen Ossuarien tragen, ist nicht italisch, sondern unmittelbar aus dem spätgeome-

so

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trischen Stil Griechenlands abzuleiten. Im nördlichen Etrurien haben die Gefäße der I. proto-etruskischen Stufe die Ornamentik in einer Strenge und Reinheit entwickelt, die nicht am Ende, sondern nur am Anfange einer Stilentwicklung denkbar ist, wohingegen die bologneser Formen unverkennbare Degenerationserscheinungen aufweisen. Als in den etrurischen Küstenstrichen die griechische Kolonisation mit großer K r a f t einsetzte, drückte sie die einheimische Villanovakultur und vielleicht auch deren Träger in das Innere der Halbinsel. So hat die Villanovakultur das Gebiet von Bologna erreicht, w o sie in einer langlebigen Nachblüte ohne stärkere Impulse mehr und mehr verarmte, bis der neue kraftvolle Vorstoß der etruskischen Kultur mit der Certosastufe neues Leben brachte. Für keinen Abschnitt der europäischen Vorgeschichte gehen die absoluten Zeitansätze so weit auseinander wie hier. Die Annahme oberitalischer Entstehung der V i l l a novakultur hatte einen hohen Zeitansatz zur zwangsläufigen Folge, wie er zuerst von O. Montelius vertreten wurde. Er gab für die sechs etruskischen Stufen, die er nach dem Muster der nordischen Chronologie aufstellte, als absolute Daten: I. Etwa 1125—1000, II. 1000—900, III. 900—800, IV. 800—700, V. 700—600, VI. 600—480. Dagegen wurde (besonders durch Karo) mit Recht der Einwand erhoben, daß diese sechs Stufen keineswegs sämtlich Zeitabschnitten entsprechen und sich in fortschreitender Entwicklung ablösen, sondern als räumlich enger oder weiter abgegrenzte Gruppen mehrfach gleichzeitig nebeneinander hergehen. Karo unterscheidet demnach folgende vier Stufen der mittelitalischen Eisenzeit: I. Villanovastufe ohne griechische Einflüsse; Pozzogräber. 9./8. Jahrhundert. — II. Stufe der geometrischen Vasen; Fossagräber. 8./7. Jahrhundert. — III. Erster griechischer Import (protokorinthische und korinthische Vasen); die großen Gräber. Zweite H ä l f t e des 7. und Anfang des 6. J a h r -

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hunderts. — IV. Stufe des schwarz- und strengrotfigurigen Stiles. 6./5. Jahrhundert. Für die bologneser Gruppe ergibt sich die absolute Zeitbestimmung der beiden letzten Stufen durch den in ihnen erhobenen griechischen Import, f ü r die älteren gehen die Meinungen wieder sehr weit auseinander. Sie werden von O. Montelius höher angesetzt als von anderen Forschern, wie z . B . Dechelette u . a . : Benäcci I 1100—950 bzw. 1000—900, Benacci II 950—750 bzw. 900—750, Arnoaldi 750—550, Certosa 550—400. Die etruskische Certosakultur wird am Anfange des 4. Jahrhunderts durch die gallische abgelöst. Gegen diese hohen Zeitansätze haben zuerst Ducati und Sundwall Einspruch erhoben, beide lassen die Frühstufe erst um 800 beginnen, womit die späteren Abschnitte sich mit entsprechend verkürzter Lebensdauer zusammendrängen. Ihnen folgt im großen und ganzen Aberg, der indessen die Nekropole von S, Vitale als eine Vor-Benaccistufe annimmt und bis an die Jahrtausendwende hinaufrückt. Aus eingehenden stilkritischen Erwägungen kommt dagegen Akerström zu ganz anderen Zahlen. Das Eintreffen griechischer Kolonisten am Ende des 8. Jahrhunderts in Etrurien ließ im Umkreis von Tarquinia die Kultur entstehen, die wir Villanova nennen. Entstehung und Verbreitung in die übrigen italischen Landschaften sind nicht in langsamer Entwicklung, sondern ziemlich sprunghaft vor sich gegangen. Erst im Verlaufe des 7. Jahrhunderts hat die Villanovakultur das Gebiet von Bologna erreicht. Die Unterstufen der bologneser Formgruppe schrumpfen dadurch ganz erheblich zusammen, die Entwicklung muß danach dort ebenfalls ungewöhnlich lebhaft vor sich gegangen sein, denn die Certosastufe kann keinesfalls über das 5. Jahrhundert heruntergedrückt werden, so d a ß f ü r die drei vorhergehenden Abschnitte eine Zeitdauer von je einem halben Jahrhundert übrig bliebe. Die absolute Chronologie der älteren Eisenzeit Italiens ist keine Angelegenheit ausschließlich inneritalischen, son-

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dem allgemein-europäischen Interesses, italische Importsachen bilden das Rückgrat der mittel- und nordeuropäischen Chronologie. Es kommen vor allem zwei Gruppen von Erscheinungen in Betracht, Hausurnen und Bronzegefäße. Die ersteren, die im süd-villanovianischen Räume sehr zahlreich sind, im bolognesischen dagegen vollkommen fehlen, sind in Italien und im germanischen Norden ( I I S. 124 ff.) in ihrer Form indessen so verschieden entsprechend den Bauformen der beiden Länder, daß sie keinesfalls als Import im gegenständlichen Sinne aufgefaßt werden können, doch muß wohl ein gedanklicher Zusammenhang angenommen werden. Sie gehören im Norden in die 5-/6. Stufe der Bronzezeit nach der Monteliusschen Typologie, also das 7.16. Jahrhundert v. Chr. Bei der früheren hohen Datierung der italischen Vorgänge bliebe zwischen den beiden Verbreitungsgebieten ein unüberbrückbarer Hiatus von Jahrhunderten, der eine einfache Übertragung zur Unmöglichkeit machen muß. Nach der von Akerström vorgeschlagenen Chronologie der italischen Eisenzeit sind die beiden Hausurnengruppen nunmehr gleichzeitig. Bei den Bronzen dagegen handelt es sich um Einfuhrgut konkreter Art (Amphoren, Situlen, Cisten, hohe Eimer mit seitlichem Griff oder kreuzförmigen Attachen u. a.). Diese Stücke erscheinen im Norden in der Regel vergesellschaftet mit Formen der 5. und 6. Stufe der nordischen Bronzezeit, also im ganzen zur selben Zeit wie auch die Hausurnen, mit denen sie auch in Italien gleichzeitig auftreten, zumeist in der Schicht von Benacci I I oder den Anfängen von Arnoaldi. Wenn sich die Ansätze von Akerström bestätigen, könnten sie ein überaus wertvoller Schritt sein auf dem Wege einer endgültigen Bereinigung der Zeitverhältnisse beiderseits des Alpenwalles in der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrtausends. Das Haupthindernis der richtigen Erkenntnis der wirklichen Vorgänge ist darin zu suchen, daß man der vorgeschichtlichen Entwicklung in Italien ein unverdient

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hohes Maß an autochthoner Schöpferkraft beigemessen und die mitteleuropäischen Einflüsse, vor allem aus dem hallstättischen Räume, auf Ober- und Mittelitalien nicht genügend in Betracht gezogen hat. Wie zur scharfen Kennzeichnung der Vorzüge, die das westliche Mittelitalien durch seine Natur und Lage genossen hat, trifft man in gleicher Breite mit Etrurien und Latium jenseits des Apennins an der östlichen oder adriatischen Küste Italiens, auf der „Schattenseite" der Halbinsel, eine ganz andere, viel weniger entwicklungsreiche Gruppe der ersten Eisenzeit, die ostitalische, „picenische" oder die „Gruppe von Novilara" (bei Pesaro), die von Umbrien bis nach Apulien hinunter zwischen Gebirge und Meer vertreten ist. An dem Hauptfundort bei Novilara gab es zwei Gräberfelder verschiedenen Alters, beide mit brandloser Bestattung, wie sie die italischen Ureinwohner übten, von denen ein Rest sich hier gehalten haben muß. Im älteren Gräberfelde (Molaronistufe) vertreten einige Halbmondmesser, Anhängsel u. a. einen nicht sehr lebhaften Zusammenhang mit der Villanovagruppe Oberitaliens, zahlreiche Brillenfibeln, Bernteinperlen usw. dagegen die Kulturverwandtschaft mit dem Gegengestade im N W der Balkanhalbinsel; griechische Vasen fehlen jedoch ganz. Die überreichen Gräber des jüngeren Feldes (Servicistufe) enthalten etwas mehr bolognesische Elemente neben vielen anderen, die dem Gegengestade und den inneren Ostalpen eigentümlich sind: Helmhüte, Doppelnadeln, einschneidige Hiebschwerter mit schrägstehendem Griff, Dolche u. dgl. Ein drittes Element, das unteritalische oder messapisch-apulische, ist ebenfalls durch Einfuhrstücke (bemalte Vasen, Spiralbrillenfibeln) vertreten. Zu dieser Gruppe gehören auch steinerne Grabstelen mit (wahrscheinlich illyrischen) Inschriften, Bildern und Ornamenten: Spiralreihen, Schiffskämpfen, Jagd- und Kriegsszenen, verwandt den bei Nasactium in Istrien aus einer althallstättischen Gräberschicht erhobenen Grabsteinfragmenten und an die B e h n , Urzeit III

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Grabplatten der mykenischen Schachtgräber erinnernd ("S.62). . . . L Die nordöstliche, e u g a n e i s c h - v e n e t i s c h e oder Estegruppe huldigt weitaus überwiegend der Leichenverbrennung. Hier unterscheidet man drei Stufen der ersten Eisenzeit (vgl. Abb. 10): l.eine gemein-italische mit älteren Villanovaformen, 2. eine ältervenetische zum Teil mit

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vorgeschrittenen Villanovaformen, und 3. eine jungvenetische. Zeitlich entspricht etwa die erste Estestufe der von Benacci I, die zweite Benacci II, die dritte Arnoaldi mit Übergängen zu Certosa (Fibeln). In der 2. Stufe sind viele Tongefäße mit Reihen von Bronzeschüppchen verziert, welche Spiralen und andere Ornamente bilden („vasi borchiati"), in der 3. Stufe erscheint Bemalung mit abwechselnd schwarzen und roten Bändern und viele figural verzierte bronzene Eimer und Gürtelbleche, deren Stil unten im Zusammenhange mit der Kunst dieses Zeit-

abschnittes zu behandeln sein wird. Die Estekultur reicht tief in die Ostalpenländer hinein; ihre 2. und 3. Stufe lassen sich z. B. in S. Lucia am Isonzo scharf unterscheiden. Die krainische Hallstattkultur ist ein Mischgebilde aus hallstättischen und venetischen Elementen. In Hallstatt selbst sind mehrere Treibarbeiten venetischen Stiles gefunden, dessen letzte Ausstrahlungen bis an die Donau zu spüren sind. Ähnlichen Einfluß übte die nordwestliche oder Golaseccagruppe auf das mittlere und westliche Alpengebiet 3'

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und dessen nördliche Hinterländer. Sie steht der Estegruppe näher als der bolognesischen, die ja keine subalpine, sondern eine subapenninische ist. Sie zerfällt in zwei Stufen: eine ältere, etwa bis 550, mit gedrungenen, dick gerippten Bogenfibeln („a grandi coste") und eine jüngere, bereits stark keltisch beeinflußte, nach 550, mit Kahn- und Schlangenfibeln mit langer Nadelrinne, großen faßförmigen, oft bereiften und gitterförmig bemalten Tongefäßen (Abb. 11). Auch der reiche Grabfund von Sesto Calende, ein Kriegergrab mit echt junghallstättischer Ausrüstung und griechischen Beinschienen, gehört der letzteren Stufe an. Grabritus ist ausnahmslos die Brandbestattung in Steinkisten, die in der älteren Stufe rund, in der jüngeren viereckig sind wie die gleichzeitigen Häuser. Auch diese Kultur wird durch die keltische abgelöst.

2. Osteuropa. Der pontische Kreis, die skythische Kultur. Wenn die Griechen von Skythen sprechen, sind unter diesem ethnographischen Sammelbegriff alle im Nordosten der griechischen Länder wohnenden fremden, „barbarischen" Völker verstanden, wie bei dem Tiefstand des völkerkundlichen Interesses in nahezu allen Abschnitten der altgriechischen Geschichte nicht anders zu erwarten ist. Als erster hat der Begründer einer wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, Herodot, den völkischen Begriff der Skythen präziser zu umreißen gesucht, soweit es mit den damaligen wissenschaftlichen Hilfsmitteln möglich war, und hat selbst eine längere Forschungsreise nach Skythien unternommen, deren Frucht das 4. Buch seines Geschichtswerkes mit einer überaus lebensvollen Beschreibung von Land und Leuten ist. In der jüngeren Steinzeit hatte das spätere skythische Gebiet Anteil an der reichen Kultur der „Bandkeramik" (I S-. 67 ff.), die sich in den ersten Metallzeiten zu beachtlichen Höhenleistungen entwickelte (II S. 134 ff.). Als Herodot das Land besuchte, fand er die Skythen bereits teilweise weitgehend helleni-

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siert, ein Teil der Stämme war seßhaft und trieb Ackerbau, ein anderer bestand aus viehzüchtenden Nomaden. Die kulturtragende Herrenschicht bezeichnet er als „Königsskythen". Der skythische Siedelungsraum umfaßte zwischen der Donaumündung im "Westen und dem Asowschen Meere im Osten die Stromgebiete des Pruth, Dnjestr, Bug und Dnjepr, das wirtschaftliche Zentrum war die Hafenstadt Olbia, das Einfallstor des griechischen Kultureinflusses. Das Vorherrschen der nomadischen Weidewirtschaft vor dem Ackerbau (dieser wohl eine Folge des starken hellenischen Einflusses) gibt einen deutlichen Hinweis darauf, daß die Skythen in den in historischer Zeit von ihnen bewohnten Gebieten nicht autochthon waren, sondern in einem Steppengebiet beheimatet gewesen sein müssen. Als die älteren Herren des Landes werden die K i m m e r i e r bezeichnet, wahrscheinlich ein Teil der thrakischen Völkergruppe. Sie begegnen erstmalig in Keilschrifttexten um 700 vor Chr., als sie südlich des Kaukasus erscheinen und mit den Assyrern in Berührung treten. Sie wurden durch die Skythen nach Westen abgedrängt, die an den großen geschichtlichen Ereignissen des 7. Jahrhunderts entscheidend beteiligt waren. Eine andere Annahme rückt die mit der skythischen Landnahme verbundenen Kämpfe an die Wende des 10. zum 9. Jahrhundert hinauf. Um 600 wurde die skythische Macht gebrochen; ein Teil des Volkes zog in seine ursprüngliche Heimat zurück und entschwindet damit dem Blickfeld der Geschichte, der andere legt sich als dünne Herren- und Erobererschicht über das zahlenmäßig weit stärkere kimmerische Substrat in den Gebieten, wo wir sie zu Herodots Zeiten finden. Der Name der früheren Bewohner ist im „Kimmerischen Bosporus" für die Halbinsel Krim erhalten geblieben. Der Beginn der Seßhaftigkeit der Skythen ist aus den Berichten über den Feldzug des Dareios gegen sie zu entnehmen: am Ende des 6. Jahrhunderts sind sie noch völlig Nomaden. Die Periode ihrer Hellenisierung liegt somit, in

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der ersten H ä l f t e des 5., sie ist abgeschlossen bis zum Ausgange des 3. Jahrhunderts. Doch haben sich aus der Steppenzeit zahlreiche Züge erhalten, vor allem die Tracht, viel älteres Brauchtum (besonders im stets konservativen Grabwesen) und die Hauptmasse der religiösen Vorstellungen. Mongolische Anklänge in diesen können wohl aus der ehemaligen Nachbarschaft in der Urheimat, z. T. auch aus der gleichen Kultur- und Wirtschaftslage und Einschlägen mongolischen Blutes ( w o f ü r auch die Beschreibung ihres somatischen Habitus bei Pseudo-Hippokrates und ihre Darstellungen in der antiken Kunst sprechen würden) befriedigend erklärt werden. Die Formen der Eigennamen und die leider nur sehr spärlichen Reste ihrer Sprache weisen die Skythen jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit als Teil der iranischen Völkerfamilie aus. Schon vor Ausgang des Altertums sind die Skythen völkisch von den S a r m a t e n aufgesaugt, die ihre materielle Kultur übernehmen, doch ist der skythische Kunststil in der Völkerwanderungszeit nochmals f ü r die Entstehung des germanischen Tierornaments bedeutungsvoll geworden, als von einem skythischen Volkstum keine Spur mehr vorhanden war. Die Kenntnis der skythischen Kultur schöpfen wir außer aus den Schilderungen Herodots vornehmlich aus umfangreichen Fundmassen, die wie überall zumeist aus Gräbern stammen, besonders den großen Kurganen der nordpontischen Steppe. Doch muß eine Reihe grundlegender Fragen solange ungelöst bleiben, wie dieses Gebiet nicht planmäßig durchforscht ist und wir allein auf Zufallsfunde angewiesen sind. Die Befunde in den skythischen Königsgräbern decken sich auch nur teilweise mit den von Herodot ausführlich (IV Kap. 71) geschilderten Totenbräuchen. Die blutigen Grabzeremonien, die beim Tode eines skythischen Großen geübt wurden, erinnern unmittelbar an die in den sumerischen Königsgräbern von U r festgestellten Gebräuche, wo außer der toten H a b e auch die

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lebende in großen Scharen dem Verstorbenen in das Grab folgen mußte, auch das ein Hinweis auf die iranische H e r k u n f t der Skythen. Auch bei ihnen fehlen die manschlichen Grabopfer nicht, vor allem aber werden entsprechend der herodoteischen Schilderung Massen von Pferden am Grabe des Herrschers geschlachtet, in einem Falle mehr als 400, und in sauberen Reihen, im Kreis oder Viereck um den Grabhügel eingegraben. In einem Kurgan konnte beobachtet werden, daß man die Tiere lebend in den Grabbau eingesperrt hatte, wo sie in ihrer Todesangst die in der Kammer aufgestellten Gefäße zertrümmerten. Der tote Fürst wurde einbalsamiert und auf einem Katafalkwagen bei allen Stämmen seines Herrschaftsbereiches herumgefahren, dann in einem Grabbau beigesetzt, der Zelt- oder Vierecksform hatte und aus Holz erstellt wurde; erst später begegnen unter stärker gewordenem griechischen Einfluß auch steinerne Grabkammern. Zuweilen sind besondere Schutzmaßnahmen gegen Grabräuber erkennbar, die einen großen Teil dieser reichen Fürstengräber heimgesucht haben, teilweise bereits im Altertum. Reste des Leichenwagens sind in mehreren skythischen Gräbern gefunden worden, die Stangenköpfe sind figürlich ausgestaltet mit apotropäi?chen Symbolen. Über dem Grab wurde sodann der Hügel aufgeworfen. Die skythischen Kurgane verteilen sich auf mehrere Jahrhunderte. Der sog. Melgunowfund bei Jelisavethgrad gehört noch in archaische Zeit wie der Fund von Vettersfelde in der Mark Brandenburg und das Grab eines Bronzegießers beim Gute Maritzyn auf der Krim. Aus dem 5. und 4. Jahrhundert stammen die „Sieben Brüder"; die Mehrzahl der beigabenreichen Grabhügel gehört in die kurze Zeitspanne von der Mitte des 4. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts, wie die in ihnen gefundenen griechischen Vasen, Münzen u. a. m. beweisen. Außer den zeitlichen zeigen sich auch örtliche Gruppen, im Kubangebiet, auf der Krim, auf Taman, sowie im Don- und Dnjeprgebiet haben sich Einzelformen herausgebildet.

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Bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber dem griechischen Einfluß haben die Skythen allzeit nicht nur in ihren Totenbräuchen, sondern auch in den Dingen ihrer materiellen Kultur ihre nationalen Überlieferungen zäh bewahrt. Ihre Landestracht ist völlig ungriechisch und verrät unwiderleglich ihre iranische Herkunft: die Männertracht besteht aus einem halblangen kaftanartigen Rock mit Gürtel, weiten Hosen und Schuhen oder Stiefeln; bei Vornehmen waren die Kleidurigsstücke sehr reich mit Goldplättchen benäht. Zur Nationaltracht gehört sodann eine hohe Mütze mit langen, spitzen Ohrklappen. Die Skythen, die in Athen als Stadtpolizisten Dienst taten, tragen auf den Vasenbildern ihre Landestracht. Auch die Bewaffnung ist von griechischen Einflüssen unberührt geblieben (Abb. 12): der Krieger führt das persische Kurzschwert, den akinakes, sowie Pfeil und Bogen (die Alten nannten sie daher „Pferdebogner"), der Köcher (gcrytos) ist oft mit reichverziertem Goldblech belegt. Auf die Heilkunde scheint besonderes Gewicht gelegt worden zu sein, auf einer der späten Silbervasen sind zwei Paare skythischer Krieger dargestellt, in der einen eine Gruppe bei einer Zahnoperation, in der anderen bei der Schienung des gebrochenen Schenkels. Der Stil der skythischen K u n s t ist im Kern mesopotamisch, assyrische Elemente, die später von persischen abgelöst werden, geben die Grundlage. In hellenistischer Zeit gewinnen griechische Einflüsse die Oberhand. In den älteren Arbeiten beherrscht das Tier die Ornamentik, darunter begegnet besonders oft der liegende Hirsch, der auch gern als Schildzeichen verwendet wurde; da er in der pontischen Steppe nicht vorkommt, muß der Hirsch ein aus früheren Siedelungsräumen stammendes Symboltier, vielleicht totemistischer Grundbedeutung sein, zumal das charakteristische Tier Skythiens, das Pferd, erst in jüngeren Bildwerken und da in einwandfrei naturalistischen Szenen auftritt. Am Pferdegeschirr, das bei einem ausgesprochenen Reitervolk natürlich sehr umfangreich

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Abb. 12. Skythische Schwerter. (Nach G i n t e r s.)

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vorliegt, werden mit Vorliebe Schmuckbleche in Form von Fischen verwendet. Die häufigen Bilder von Löwen weisen ebenso wie die von Hirschen auf den Aufenthalt in einem anderen Lande zurück, falls man sie nicht als rein dekoratives Importgut erklären will. Die wappenartige Gegenüberstellung von Tierkörpern hat hinreichende Vorbilder in der iranischen Kunst, ebenso die mischgestaltigen Dämonen. Für die spätere europäische Stilgeschichte besonders wichtig sind die stilisierten Tiere mit umgewendetem Kopf und die Verwendung einzelner

Abb. 13. Skytluschei- Bronzebeschlag. (Nach R o s t o V t 7. e i i . )

Tier-, besonders Vogelköpfe mit stark betontem, daher wohl apotropäisch gemeinten Auge: hier liegen die Vorstufen der Tierornamentik der germanischen Völkerwanderungszeit. Das skythische Kunstgewerbe verfügt über eine größere Reihe metallurgischer Techniken, Treibarbeit (vor allem bei den Goldblechen) über festem Kern, Guß und in großem Umfange Durchbruchsarbeit. Die griechische Kunst, voran die jonische, hat die skythische in mancher Hinsicht befruchtet, ihre Wurzeln jedoch liegen außerhalb des Griechentums und waren stark genug, ein

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volles Aufgehen in dieses zu verhindern und den nationalskythischen Grundcharakter reiner zu bewahren als es manch anderer Kulturkreis des Altertums vermochte (Abb. 13). Die skythische Kultur begrenzt sich nicht mit dem nordpontischen Raum, sondern reicht sehr viel weiter, wobei noch nicht mit Sicherheit entschieden werden kann, wie weit es sich dabei um Völker- oder nur um Kulturströmungen handelt. In Osteuropa reichen die Ausstrah-

Abb. 14. Der Goldfisch von Vettersfelde. (Aufn. Antiquariuni

Berlin.)

lungen über die Wolga hinaus bis an den Ural. Kurz vor der Mitte des letzten Jahrtausends vor Christ führten die Skythen einen kraftvollen Stoß gegen die nordbalkanischen Länder, Bulgarien, Rumänien, Ostungarn, und sind durch Schlesien bis in die Nieder-Lausitz vorgedrungen. Die Mehrzahl der illyrischen Stammesburgen wurde dabei zerstört, Funde skythischer W a f f e n in ihnen beleuchten die historischen Zusammenhänge. Der äußerste Fund ist der Schatz eines skythischen Großen, der 1882 bei

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Vettersfelde in Brandenburg zutage kam, er enthielt außer Schmucksachen verschiedener Art ein Kurzschwert der bekannten Form und als Hauptstück einen großen Fisch aus Gold in kunstvoll getriebener Arbeit (Abb. 14). Der Schatz kann kein Händlerversteck sein, sondern ist mit dem Skytheneinfall vom Ende des 6. Jahrhunderts ins Land gekommen.

3. Westeuropa, a) Die Pyrenäenhalbinsel. Die P y r e n ä e n h a l b i n s e l , die wir in der älteren Bronzezeit vom ägäischen Gebiet aus beeinflußt gefunden haben, erfuhr in der ersten Eisenzeit einerseits starke orientalische Einwirkungen von Karthago her, andererseits den Einbruch der Kelten aus Gallien. Das eine wie das andere ist nicht nur geschichtlich überliefert, sondern auch in der archäologischen Hinterlassenschaft deutlich zu erkennen, obwohl die Denkmäler Spaniens und Portugals nicht entfernt so gründlich untersucht und veröffentlicht sind wie etwa die Italiens. Allein die Verschiedenheit des Niederschlages aus der einen und der anderen Richtung ist sehr groß und man erkennt auch deutlich, wie das von Süden übers Meer herübergreifende punische Element viel früher Fuß faßte als das von Norden über das Gebirge her eingedrungene keltische. Brandgräber unter Grabhügeln in Andalusien zeigen vollkommen klar den karthagischen Einfluß in Gestalt phönikischer Elfenbeinarbeiten des 9. bis 7. Jahrhunderts, können aber nicht von Puniern herrühren, weil diese ihre Toten unverbrannt beisetzten und auch keine Tumuli über ihnen zu errichten pflegten. Diese Gräber können aber auch nicht wohl schon den Kelten angehören, deren Invasion nach sprachlichen und geschichtlichen Zeugnissen erst um 500 oder noch etwas später erfolgt ist. Eines jener Hügelgräber enthielt importierte Bronzegefäße derselben Formen, wie sie in Mittelitalien aus dem Grabe Regulini-Galassi bei Cäre zutage gefördert wurden, und welche dort der stark

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Abb. 15. Grabgefäße aus Terrassa (Katalonien). (Nach E b e r t.)

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vom Orient beeinflußten dritten Stufe der etruskischen Eisenzeit angehören (s. S. 20 ff.). Der Reichtum der Halbinsel an den beiden Komponenten der Bronze, Kupfer und Zinn, gibt eine ausreichende Erklärung dafür, daß dort die reine Bronzekultur länger gedauert hat als in anderen Ländern des Mittelmeeres. In Aragonien hat man spätbronzezeitliche Tüllenbeile noch nach der Mitte des letzten Jahrtausends gegossen. Früheisenzeitliche Formen fehlen in Spanien. Im bergigen Innern hat die steinzeitliche Grottenkultur auch im letzten Jahrtausend ein zähes Nachleben geführt. Dagegen nimmt die Ostküste Anteil an der Formenwelt der europäischen Hallstattkultur mit nahen Beziehungen zu den Erscheinungen im südlichen Frankreich. In den Gräbern überwiegt die Keramik, die bei geringem Typenvorrat reiche Ritzornamente trägt (Abb. 15), darunter mehrfach komplizierte Mäandermuster mit eingestreuten Kreuzen, die im jüngeren Verlauf dieser Stufe wieder verschwindet. Am Ende dieses Abschnittes erscheint auch hier der die späte Hallstattzeit kennzeichnende Hufeisendolch. Die katalanische Küstenkultur der älteren Eisenzeit hat die ihr benachbarten Gebiete stark beeinflußt; Aus den übrigen Teilen der Halbinsel sind nur späthallstattzeitliche Einzelfunde bekannt, der Grundzug der Kultur ist bronzezeitlich geblieben. b) Frankreich. Die Einführung des Eisens bedeutete für Frankreich den jähen Abbruch der besonders im Nordwesten hochentwickelten Bronzezeitkultur. Das kulturelle Schwergewicht verlagerte sich vollkommen nach dem Osten, von wo aus das neue Metall, hier sehr wahrscheinlich im Zuge einer Völkerumsiedelung, kam, vor allem nach Burgund und der Franche Comte. Es scheiden sich nunmehr zwei sehr deutlich getrennte Kulturprovinzen, eine östliche und eine westliche an den Rändern der Pyrenäen. Der Stand der Forschung gestattet trotz reichlith vorliegenden

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Fundmaterials, das sich aber räumlich sehr verschieden verteilt, noch keine Auswertung zur Aufstellung einer Stufenentwicklung, doch lassen sich eine ältere und eine jüngere Stufe mit hinreichender Klarheit unterscheiden; jede von ihnen darf auf Grund mitgeführten Importes auf etwa zwei Jahrhunderte Dauer veranschlagt werden, also rund 900—700 und 700—500 vor Chr. Die ostfranzösische ältere Eisenzeit stellt sich als Teil der besonders in Süddeutschland blühenden Hallstattkultur dar, sie hat von hier aus ihre gesamte Substanz erhalten. Die mit der früheren Verwendung des Eisens begründete kulturelle Führerstellung ist dem Osten bis in die Zeit der Römerherrschaft geblieben. Die allgemein herrschende Grabform ist Körperbestattung in Hügeln, die zuweilen riesige Größe haben, in steinreichen Gegenden mit einem Steinkegel, vielfach mit Steinkranz versehen, auch sind mehrfach ganze Hügelgruppen durch eine Steineinrahmung zu Friedhöfen zusammengefaßt; Nachbestattungen in den Hügeln sind fast die Regel. Das Grabinventar ist das gleiche wie in den Grabhügeln Süddeutschlands und Böhmens. Die Schwerter bestehen teils aus Bronze, teils aus Eisen und haben wie dort die großen Flügelortbänder. Auch Lanzenspitzen kommen in beiden Metallen vor. Sehr zahlreich sind Arm- und Beinringe sowie Rasiermesser, diese durchweg aus Bronze. In einem besonders reichen Grabe fand sich ein großer bronzener Brustschmuck in durchbrochener Arbeit. An mittelländischem Import begegnen italische Rippencisten älterer Art. In der jüngeren Hallstattzeit Ostfrankreichs, die nun auch in Lothringen und der Champagne stärker vertreten ist, nimmt der Typenreichtum zu, besonders in den Dingen des Körperschmucks, große Mengen an Ringen aus Bronze, Eisen und Lignit sind vorhanden, zum Teil mit Goldbelag, gravierte Tonnenarmbänder, Nadeln mit Schwanenhals, mehrere Fibeltypen (Bogen-, Kahn-, Schlangen-, Armbrustfibel), auch die f ü r die späte Hallstattzeit charakteristischen großen Gürtelbleche fehlen

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Die ältere Eisenzeit

nicht. Vereinzelt erscheinen Bestattungen mit dem Kampfwagen, die in der jüngeren Eisenzeit häufiger werden. Der Import aus dem Mittelmeergebiet hat zugenommen, zu den weitgerippten italischen Cisten treten nun auch solche mit enger Rippung, aus dem griechischen Kulturraum kamen Bronzekannen archaischer Form; aus einem Grabe der Cöte d'or stammt ein bronzener Dreifuß und ein großes Bronzebecken mit vier Greifenkopfprotomen wie aus den älteren Schichten von Olympia. Die westfranzösische Hallstattkultur hat ihre entscheidenden Impulse nicht aus dem Osten des Landes, sondern von der pyrenäischen Halbinsel empfangen, sie ist jünger als die ostfranzösische, es fehlen ihr daher die langen Schwerter und man findet nur Kurzschwerter und Dolche mit Hufeisengriff der pyrenäischen Form mit dicken Armen, eine Degenerationsform des mitteleuropäischen Typs. Die beiden Gruppen weichen auch in der herrschenden Grabform voneinander ab, die westfranzösische hat Brandbestattung in Hügeln mit regelmäßig mehreren Gräbern und Einfassung durch kleinere Steinkreise. Die den Toten mitgegebenen "Waffen wurden zuweilen durch absichtliches Verbiegen unbrauchbar gemacht (Abb. 16). Gegenüber den ostfranzösischen sind die westfranzösischen Gräber dieser Zeit wesentlich ärmer ausgestattet, italischer und griechischer Import fehlt vollkommen. Die ältere Eisenzeit scheint hier eine längere Dauer gehabt zu haben als in den übrigen Landesteilen. Die Unterschiede beider Gruppen sind in allen Dingen so groß (so ist in der Keramik kaum einer der Haupttypen dem anderen gleich oder auch nur ähnlich), daß man sie kaum allein aus Kulturwellen erklären kann, sondern eine Völkerbewegung als Ursache annehmen muß, wofür dann nur die Einwanderung der Kelten in Frage kommen kann. Die zentralen Gebiete Frankreichs standen während der älteren Eisenzeit unter Einfluß der von Osten eindringenden Kulturströmungen, sie üben wie der Osten die Körperbestattung. Nach dem Nordwesten des Landes, so

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in den in früheren Perioden ungemein schöpferischen Raum des alten Armorika, sind nur schwache Ausläufer der alteisenzeitlichen Kultur gelangt. An der mittelländischen Küste begann am Ausgange dieser Periode die griechische Kolonisation, die für die weitere kulturelle Entwicklung Frankreichs entscheidende Bedeutung gewinnen sollte.

Abb. 16. Grab von Avezac-Prat (Pyrenäen). (Nach D £ c b e 1 e 11 e.)

B e h o . Urzeit III

4

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Die ältere Eisenzeit

c) Die britischen Inseln. Das Ende der reinen Bronzezeit reicht auf den britischen Inseln bis in das letzte Jahrtausend herab, während auf dem Festland bereits das Eisen zur Herrschaft gelangt war. Immerhin setzt hier die ältere Eisenzeitkultur früher ein als im Norden Europas. Festländische Einwirkungen, meist wohl mit Zuwanderungen verbunden, sind

Abb. 17. Ringwall von Hod Hill mit eingebautem Römerlager. (Nach

„Luftbild

und

Vorgeschichte".)

schon vorher erkennbar, werden aber erst mit dem 7. Jahrhundert v. Chr. stark genug, das ganze Kulturbild umzuformen. Auch hier hat die Zuwanderung nicht in einem einzigen Stoß, sondern in mehreren, auf etwa zwei Jahrhunderte verteilten Wellen stattgefunden, bis um die Mitte des Jahrtausends durch Eindringen einer neuen

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Westeuropa

Bevölkerung die Kultur nochmals entscheidend umgestaltet wurde. Das in der älteren Eisenzeit eingewanderte Volk hat die dem Festland zugekehrten südwestlichen Landschaften der Insel in Besitz genommen, sie kam aus dem niederrheinischen Gebiet, es waren Kelten, die durch die von Nordost her vorrückenden Germanen (Harpstedter Typ) abgedrängt waren. Die von ihnen mitgebrachte Kultur hat Späthallstattcharakter. Dank der auf der Insel vorherrschenden extensiven Weidekultur haben sich auch aus dieser für die Herausbildung der keltischen Komponente des urbritischen Volkstums bedeutungsvollen Periode zahlreiche Siedelungen und Wehranlagen in unberührtem Zustande erhalten, die meisten sind auch in der nächstfolgenden Periode, einige' Sogar bis in die Zeit der römischen Herrschaft besiedelt geblieben, die Ringwälle (hillforts oder camps) 'mit Verschiedenen Umbauten, vor allem an den Toren. Die Ringwälle überschneiden oder umschließen gelegentlich ältere Siedelungen und Wehrbauten, in den von Hod Hill (Dorset) ist ein römisches Lager claudischer Zeit eingebaut (Abb. 17). Die Grabform wechselt innerhalb der älteren Eisenzeit von Brand- zur Körperbestattung. Erhalten und zumeist erst durch Luftbildaufklärung erkannt sind die Systeme der rechteckig umwallten Äcker (lynchets), die in dieser Stufe beginnen und als Kennzeichen keltischer Ackerwirtschaft gelten; sie haben sich gehalten bis zur angelsächsischen Landnahme, die streifenförmige Felderteilung mitbrachte. Ackerbau und Viehzucht geben der eisenzeitlichen Wirtschaft den Grundcharakter, auch begann der Abbau der ortständigen Eisenvorkommen. Irland hat in der älteren Eisenzeit zwar mancherlei festländischen Import aufzuweisen, doch deutet nichts auf einen Wechsel in der Bevölkerung.

4*

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Die ältere Eisenzeit 4. Mitteleuropa,

a) Charakter der Hallstattkultur. Mitteleuropa mit Einschluß des Alpengürtels und der im Westen, Norden und Südosten angrenzenden Landschaften ist das eigentliche H a l l s t a t t - K u l t u r g e b i e t , dasjenige, auf dessen erste Eisenzeit der Name Hallstattperiode ausschließlich angewendet werden sollte. Dieses Gebiet liegt als ein breiter, ostwestlich gedehnter Ländergürtel zwischen Süd- und Nordeuropa. Es ist die Übergangszone von den Ländern am Mittelmeer zu denen an der Nord- und Ostsee. Die Alpen und das Bergland im Norden der Balkanhalbinsel, als eine Vormauer der Alpen auch der Apennin, scheiden es vom Süden und machen aus ihm eine eigene binnenländische Welt, in welcher Seeverkehr und Seehandel keine namhafte Rolle gespielt haben. Der besondere Kulturcharakter dieses Gebietes ist zu allen Zeiten der einer Vermengung nordischer und orientalischer Elemente gewesen, die Bronze und das Eisen spielen dabei eine geringere Rolle, als man gewöhnlich glaubt. Viel wertvollere Merkmale zur Erkenntnis der Kulturgrenzen bilden die Unterschiede von Stadt und Dorf, Steinbau und Holzbau, Bildreichtum und Bildarmut, Schriftbesitz und Schriftlosigkeit. In diesen Beziehungen steht die Hallstattperiode, obwohl Eisenzeit, hinter der Bronzezeit Griechenlands und des Orients weit zurück. Aus dem ganzen Formenkreise der mitteleuropäischen Hallstattkultur spricht eine gewisse Gleichartigkeit und innere Verwandtschaft der Formen und der einzelnen Gegenstände. Was über einem gewissen Kulturhorizont liegt, fehlt gänzlich und fand auch durch den Import keinen Eingang. So findet man keine Münze, kein beschriebenes Denkmal, kein stilisiertes Pflanzenornament, keine naturtreue Darstellung organischer Wesen, vom Städtebau, Palästen, Tempeln und Kunststraßen ganz zu schweigen. Manches andere, was vereinzelt doch vor-

Mitteleuropa

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kommt, namentlich in der jüngeren Hallstattzeit — bemalte Drehscheibengefäße, bronzene Dreifüße, Panzer, Visierhelme, Beinschienen u. dgl. — ist so fremdartig und vor allem so überaus selten, daß man es höchstens zu chronologischen Bestimmungen verwerten, keineswegs aber zum Kulturapparat der Zeit rechnen kann. Die Aufnahme fremder Elemente richtete sich nicht allein nach dem Maße des Gebotenen, sondern vorzüglich nach einem inneren Gesetze dieser Kultur, und es ist daher ein harmonisches, innerlich zusammenhängendes Bild, das uns die Kulturformen der mitteleuropäischen Hallstattzeit gewähren. Was immer von außen eingehandelt wurde, zu dauerndem Besitz und eigener Nachbildung übernahm' man doch nur, was sich dem allgemeinen Kulturbild ohne Störung einfügte. Ganz anders ist es, wenn Fremde in einem solchen Gebiete festen Fuß fassen; da gibt es Konflikte und scharfe Gegensätze, im besten Falle Kreuzungen und Zwitterbildungen. Aber das war hier nicht der Fall. Neue Volksstämme, die etwa da und dort auftraten, besaßen kein wesentlich anderes Kulturgut als die älteren Einwohner. Sonst müßten die Spuren solchen Zusammentreffens deutlicher nachweisbar sein, etwa so wie die der griechischen Kolonisation am Pontus, in Sizilien und Unteritalien, der Karthager in Spanien und auf Sardinien oder das Auftreten der Römer in West- und Mitteleuropa. Vergleicht man nun diesen Formenkreis mit dem der Bronzezeit desselben Gebietes, so findet man, daß die meisten hallstättischen Typen in der Grundanlage schon während der älteren Stufen der ersteren entstanden und in den jüngeren Stufen derselben weitergeführt worden sind. Sie erlebten also schon im 2. Jahrtausend eine Entwicklung, die in der ersten Hälfte des letzten nur selten um ebensoviel gesteigert wurde. Dies gilt von den Formen der Beile, der Messer, Lanzenspitzen, Dolche und Schwerter; ja sogar die Fibel, die in der Hallstattzeit den größten Formenreichtum entfaltet, gehört mit ihren ersten

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Abb. 18. Häuser der Eisenzeit. (Nach Schumacher.!)

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Entwicklungsstufen noch der reinen Bronzezeit an. Auch in den Formen der Wohnstätten und der Grabanlagen (Abb. 18) findet sich nichts grundsätzlich Neues. Pfoslenund Blockbau sind Bauformen, die bereits in der jüngeren Steinzeit geübt werden, und die Zusammenfassung mehrerer Gebäude zu einem Gehöft und ihre Diffenzierung für verschiedene Verwendung stellen sich in jeder Kulturumgebung von selbst ein, die ganz oder vorwiegend dem Ackerbau zugewendet ist. Die Hallstattzeit ist im ganzen eine Zeit friedlicher Entwicklung, deshalb sind Wehrbauten selten und sind nur etwas häufiger am Anfange dieser Zeit als Folgeerscheinung der Wanderungen der Urnenfeldervölker und dann wieder am Ausgange, als die Kriegerkultur der keltischen Latine-Zeit sich anmeldet. Neben dem Herabsteigen in die fruchtbaren Ebenen und dem Aufgeben der Pfahlbauten zeigt die Kulturgeschichte der Hallstattzeit auch ein Vordringen in die Hochgebirgstäler, wohin der verschiedenartige Bergsegen die Menschen lockte, die Eisenerze, Edelmetalle, und nicht zuletzt das Salz. Die Salzgewinnung am Hallstätter See in Oberösterreich reicht möglicherweise bis in die jüngere Steinzeit zurück. Der Betrieb während der Bronzezeit ist durch zahlreiche Grubenfunde auf dem „Salzberg" bezeugt. Aber den größten Aufschwung nahm die dortige Ansiedlung, deren genauer Standort noch nicht ermittelt ist, doch erst in der frühen Eisenzeit, in einer Periode größeren Verkehrs und stärkerer Anspannung aller Kräfte. An dem für Mitteleuropa unübertroffenen Reichtum der tausend und abertausend Gräber, welche uns die Besitzer jenes Bergschatzes, die Salzherren von Hallstatt, hinterlassen haben, ist es mit Händen zu greifen, wie das Salz den Güteraustausch und damit auch den übrigen Verkehr unter den Menschen angeregt und gefördert hat. Wohl sind die unmittelbaren Zeugnisse dieses Verkehrs wegen der Vergänglichkeit des hier gewonnenen Naturproduktes nicht so schlagend nach-

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zuweisen wie z. B. beim Bernstein; aber die Zugkraft war sicher keine geringere. Es war also keineswegs reiner Zufall, daß man dazu gekommen ist, diese Zeit, vorzugsweise für Mitteleuropa, als „Hallstattperiode" zu bezeichnen. b) Stufen und Gruppen. Trotz des zu größter Lebhaftigkeit gesteigerten Handels- und Kulturverkehrs Mitteleuropas mit dem Süden darf man von der Hallstattkultur kein treues, wenn auch noch so abgeschwächtes Spiegelbild der wechselnden Kulturstufen erwarten, die einander im Süden so rasch abgelöst haben. Achtet man auf die in der Hallstattzeit erfolgte teilweise Ablösung der Bronze durch das Eisen, so zeigt sich, daß unter vielen, namentlich frühhallstättischen Funden wenig oder gar kein Eisen vorkommt. An anderen Fundorten werden dagegen erstaunlich viele eiserne Waffen, Werkzeuge und sogar Schmucksachen neben der altbeliebten Bronze angetroffen. Dies gilt besonders von den Ostalpenländern zwischen der oberen Adria und der Donau. Hier muß der Besitz und die Bearbeitung des neuen Metalls ziemlich schnell einen ansehnlichen Aufschwung genommen haben, erklärlich aus dem Reichtum dieses Gebietes an Eisenerz. Man unterscheidet da drei Stufen der Hallstattzeit. In der ersten Stufe war das Eisen viel seltener und kostbarer als die Bronze und diente gelegentlich als Luxusmetall, wie in der spätmykenischen Zeit Griechenlands zu Fingerringen, in Nordkaukasien zu Einlagen auf bronzenen Gürtelschließen, in der Schweiz und Westdeutschland zur Verzierung bronzener Schwertgriffe und Armringe. In der zweiten Stufe diente das Eisen bereits als Ersatz der Bronze, u. a. auch zur Anfertigung von Schmucksachen: Bogen-, Brillen- und Harfenfibeln, Nadeln, Halsringen, hohen Armspiralen. Man kannte auch schon das Gießen der Bronze über einen Eisenkern bei Fibeln, Halsringen u. dgl. In der dritten Stufe traten

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Abb. 19. Schwerter der Hallstattzeit. (Nach v o n

Sacken.)

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für die Herstellung von Schmucksachen die Bronze und das Gußverfahren wieder in ihre Rechte. Jetzt überwog die Nachahmung italischer Schmucksachen in Bronzeguß, und erst die Latene-Zeit brachte wieder eiserne Schmucksachen in größerer Zahl. Wie dieser Vorgang in der Natur der Aufnahme des neuen Metalls begründet ist, darüber braucht man kein Wort zu verlieren. An einem verhältnismäßig ärmeren Ort wie Watsch in Krain enthielten die Brandgräber der älteren Hallstattzeit häufig eisernen Schmuck neben Waffen und Werkzeugen aus Bronze, die Skelettgräber der jüngeren Hallstattzeit dagegen fast nur mehr Bronzeschmuck neben eisernen W a f f e n und Werkzeugen. In dem durchschnittlich viel reicheren Gräberfelde von Hallstatt waren dagegen eiserne Schmucksachen überaus selten, und das Eisen hatte vielmehr den Vorrang als Stoff der W a f f e n und Werkzeuge, der althallstättischeri Langschwerter, der Lanzenspitzen, Beile und Messer (Abb. 19). Bei Verbindungen des Eisens mit der Bronze findet sich in der jüngeren Hallstattzeit die völlige Umkehr des Verhältnisses, das am Anfang der älteren Hallstattzeit zuweilen geherrscht hat. Jetzt wird nicht Bronze mit Eisen, sondern Eisen mit Bronze verziert, geheftet, montiert usw. Ein eisernes Hohlbeil aus Watsch hat geometrische Einlagen aus Bronzeblech. Das ist allerdings eine seltene Technik. Eine Seltsamkeit bildet es ferner, wenn ein Lappenbeil aus Hallstatt aus einem eisernen Schneide- und einem bronzenen Schaftteil zusammengesetzt ist, was auch in bolognesischen Gräbern ein paarmal vorkommt. Aber man versteht so sonderbare Dinge, wenn man sieht, wieviele Schwerter, Dolche, Messer aus eisernen Klingen und Bronzegriffen zusammengesetzt sind. Tauschierung des Eisens mit Bronze wie an dem Watscher Hohlbeil oder mit Silber zieht sich aus der jüngeren Hallstattzeit in die Latene-Periode hinüber, und damit ist zwischen den beiden Metallen das Verhältnis hergestellt, welches wir

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noch heute als das richtige erkennen und gelegentlich anwenden. Eine durchgehende Gliederung der Hallstattzeit in Unterstufen für ganz Mitteleuropa und die angrenzenden Länder, wie man sie wohl versucht hat, läßt sich nicht durchführen. Man kann ja auch den gleichzeitigen Altertümern Italiens, wie wir sahen, nicht mit einer einzigen Stufenreihe gerecht werden. Es gibt eben keine Leitformen, die allen Teilen jenes Gebietes so gemeinsam wären wie etwa am Beginn der Metallzeit gewisse Typen der Beile und Dolche, obwohl f ü r manche Landstriche die Formen der Schwerter, f ü r andere die Formen der Fibeln ähnliche Dienste leisten. Dagegen erkennt man gewisse r ä u m l i c h e G r u p p e n , in welchen sich mehr oder minder eigentümliche Sonderentwicklungen neben deutlichen Berührungen mit anderen, nahen oder entfernteren Gruppen abgespielt haben und die wenigstens zum Teil wohl mit Völkergruppen zusammenfallen werden. Man kann vier große Gruppen der mitteleuropäischen Hallstattkultur unterscheiden, und zwar: 1. eine südöstliche oder ädriatische im Dinarischen Bergland und den südlichen Ostalpen von der Adria bis zum Drautal mit Bosnien-Herzegowina, Kroatien-Slawonien, den Küstenländern, Krain, Südkärnten und Südsteiermark; 2. eine mittlere oder donauländische in den nördlichen Ostalpen, dem angrenzenden Donaugebiet und im Süden der Sudetenländer, mit Nordkärnten und Nordsteiermark, 'Westungarn, Nieder- und Oberösterreich, sowie dem südlichen Böhmen und Mähren; 3. eine nordöstliche oder Elbe-Oder-Gruppe in der Oberpfalz, Nordböhmen und Nordmähren, Schlesien und Posen; 4. eine westliche oder Rhein-Rhone-Gruppe in Süd- und Westdeutschland, der Nordschweiz und Ostfrankreich. Leitende Rollen bei der Unterscheidung dieser Gruppen und der Stufen innerhalb derselben spielen: 1. die Kera-

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mik, besonders die bemalte; 2. die Fibeln; man unterscheidet südliche und südöstliche Formen,- hauptsächlich in der 1. Gruppe, dann spezifisch mitteleuropäische, wie die Harfenfibel in der 2. und 4., die Paukenfibeln in der 4. Gruppe; 3. die Schwerter, hauptsächlich in der 2. bis 4. Gruppe; man unterscheidet ältere Langschwerter mit pilzförmigem K n a u f und jüngere Kurzschwerter, sowie Dolche mit Hufeisenknauf; 4. die getriebenen bronzenen Vasen (besonders eimerförmige) und Gürtelbleche mit Figurenreihen orientalisierend-griechischen Stiles; sie gehören der 1. und 2. Gruppe und ausschließlich der jüngeren Hallstattzeit an; 5. die Bronzehelme; von diesen sind zwei ältere mykenisierende Formen, die in der V i l l a novaperiode Italiens häufig vorkommen (mit halbeiförmiger Kappe und rundem K n a u f oder spitzem K a m m ) , weit nach Norden und Westen verbreitet, aber selten; andere jüngere Formen der etruskischen Eisenzeit I t a liens (Helmhüte mit ringsumlaufender Krempe) erscheinen viel zahlreicher, aber fast nur in der 1. Gruppe. Diese Unterscheidungen ließen sich noch sehr weit fortsetzen; allein das Gesagte reicht wohl hin, um zu zeigen, daß die führenden T y p e n in den einzelnen lokalen Gruppen größtenteils verschieden sind. Es ist daher unmöglich, z. B . von einer durchgehenden Stufe der langen oder der kurzen Schwerter, einer solchen der Hufeisendolche und Certosafibeln oder der Harfenfibeln zu sprechen. W i e in Italien und jedem anderen größeren Gebiet muß man die Stufen vielmehr innerhalb der Gruppen aufsuchen. I n der südöstlichen lassen sich wieder zwei U n t e r gruppen unterscheiden: eine dinarische, zum T e i l mit nahen Beziehungen zur ostitalisch-picenischen von N o v i lara, und eine alpine mit ebenso nahen Beziehungen zur venetischen oder Estegruppe Oberitaliens. Die Nekropolen der dinarischen Untergruppe in Dalmatien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slawonien reichen zum T e i l aus der reinen Bronzezeit bis weit über das Ende der ersten Eisenzeit hinaus. So die unzähligen Grabhügel auf dem

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Glasinac in SO-Bosnien, deren Inhalt in drei Stufen zerfällt: 1. brandlose Gräber, etwa 900 bis 700 (Abb. 20); 2. Gräber mit gemischter Bestattung, etwa 700 bis 500 (Abb. 21); 3. solche mit Leichenbrand, etwa 500 bis 300 (Abb. 22); das ist fast die reine Umkehr des Wechsels, der sonst in der Bestattungsweise dieser Zeit beobachtet wird.

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Abb. 21. Funde von Glasinac (Bosnien)

II. Stufe.

Die ausgedehnten Flachfeldergräber in Kroatien, in N und NW-Bosnien gehören dagegen größtenteils dem Ende der Hallstattzeit und den Latene-Stufen bis um und nach Christi Geburt an. Zugleich zeigen sie mehr Anschluß an Krain und Küstenland. Die junghallstättischen oder Cer-

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tosaformen reichen hier weit über 400 v. Chr. hinaus, und es sind schon wohlbekannte illyrische Berg- und Küstenstämme, von denen diese Nekropolen herrühren. Bei ihnen blühte in merkwürdig altertümlichen Gestaltungen ein lokales Handwerk, dessen Produkte von den auf weiten Strecken herrschenden, modischen Typen scharf abstechen. Die alpine Unterabteilung der südwestlichen Gruppe

Abb. 23. Prunkgefäße von Gemeinlebarn. (Nach E b e r t.)

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kennt anfangs und stellenweise auch später nur Brandgräber, Skelettgräber bloß teilweise in der jüngeren H a l l stattzeit. Die Stufenfolge ist annähernd dieselbe wie in der Estegruppe Oberitaliens; einer der reichsten und wichtigsten Fundorte ist S. Lucia am Isonzo. In der mittleren oder donaüländischen Hauptgruppe stoßen wir größtenteils auf ganz andere Formen und auf

Abb. 24. Gefäße aus sclilesischen Urnenfeldern. (Nach S e g e r und

Zimmer.)

eine ersichtlich langsamere, von italischen Einflüssen viel weniger berührte Entwicklung. Die Certosatypen treten hier sehr zurück, und die jüngere Hallstattzeit erscheint als homogene Verlängerung der älteren. Diese hat metallarme Flachgräberfelder mit einfarbiger Keramik, H a r f e n fibeln u. a. ältere Fibeltypen, die jüngere Stufe teils Urnenfelder, teils Tumuli mit schöner schwarzer oder bemalter, B c h n , Urzeit III

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o f t prunkvoller Keramik (Abb. 23), zu deren höchsten Zierden Tier- und Menschenfiguren als plastische An- und Aufsätze oder in eingeritzter geometrischer Zeichnung gehören. Die nordöstliche oder Elbe-Odergruppe hat dieselben zwei Stufen, zum Teil mit anderen Formen, namentlich mit abweichenden Gefäßtypen und Ornamenten der bemalten Keramik (Abb. 24). Es ist das Gebiet der Urnenfelder vom „schlesischen Typus", der vom vorhergehenden lausitzischen der Bronzezeit stark absticht, und dessen Entwicklung — in Böhmen zum Typus der Funde von Platenitz, weiter nordöstlich zur Gruppe der Gräber mit Gesichtsurnen (II S. 119) — in einigem Abstand parallel läuft mit der des Hallstattstiles in der mittleren Zone. Auf den westpreußischen Gesichtsurnen finden sich auch eingeritzte Zeichnungen gleichen Charakters, wie auf mehreren Gefäßen aus ödenburg. In der westlichen oder der Rhein-Rhone-Gruppe kann man mit K. Schumacher und P. Reinecke vier Stufen der Hallstattperiode unterscheiden, von welchen die 1. und 2. der älteren, die 3. und 4. der jüngeren Hallstattzeit der Donauzone entspricht. Hier ist ziemlich deutlich zu erkennen, wie die Kulturentwicklung mit Völkerbewegungen zusammenfällt. 1. eine Ubergangsstufe von der Bronze- zur ersten Eisenzeit, etwa 10. und 9. Jahrhundert, mit Brandgräbern in Urnenfeldern, Ronzano- und Antennenschwertern aus Bronze; jüngerer Abschnitt der spätbronzezeitlichen Urnenfelderstufe (II S. 103 ff.); 2. eine ältere Hallstattzeit, etwa das 8. Jahrhundert, mit gemischter Bestattung in Grabhügeln, bronzenen, seltener eisernen Langschwertern, bronzenen Rasiermessern, Vasenkopfnadeln, starken Armreifen und schmuckarmen Tongefäßen; „Gündlinger" Stufe; 3. eine mittlere Hallstattzeit, etwa das 7. Jahrhundert, mit ausschließlicher Brandbestattung, eisernen Hallstattschwertern, „Tonnenarmwülsten" und bemalter Keramik

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Abb. 25. Bemalte Gefäße aus Württemberg. (Nach Orig-iualaufnabme.) 5*

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gleichen Charakters, wie in der Donaugruppe; „SalemKoberstadter" T y p u s (Abb. 25); 4. eine jüngere Hallstattzeit, etwa 6. Jahrhundert, mit ausschließlich brandloser Bestattung, Hufeisendolchen, späten Schlangenfibeln usw. D a s 5. Jahrhundert ist im Westen schon eine Übergangsstufe zur Latène-Zeit und hat neue auf anderen Einflüssen beruhende Formen, nicht die Certosatypen des Südostens und Italiens. Gegen diese hohen Zeitansätze hat erstmalig N . Aberg Einspruch erhoben, er datiert die ältere Eisenzeit Mitteleuropas, gestützt auf Parallelisierung mit der oberitalischen Arnoaldistufe auf rund 650 bis 500 vor Chr., die jüngere Hallstattzeit in das 5. Jahrhundert entsprechend der Certosastufe. Wenn wir aber der von Akerström verfochtenen Chronologie der italischen Eisenzeit folgen, so würde der A n f a n g der Hallstattkultur noch weiter herabgedrückt werden müssen und dürfte erst um 500 vor Chr. angenommen werden, womit ihre Gesamtdauer auf nicht mehr als zwei Jahrhunderte zusammenschrumpfte. Der Schlüssel zu dieser weite Gebiete 'der europäischen Urgeschichte berührenden Frage liegt in Mittel- und Oberitalien, hier müßten planmäßige G r a bungen auf breitester Basis angesetzt werden, die allein eine endgültige Lösung bringen können. H a l l s t a t t selbst liegt nahe der Grenze der mittleren und der westlichen Gruppe, gehört aber mit seinem Kulturbesitz fast mehr zur letzteren als zur ersteren. Überdies hat der Reichtum des Ortes hier sehr verschiedene Formen zusammengebracht, auch italische, südöstliche und solche, die an anderen Orten überhaupt nicht vorkommen. Man erkennt deutlich zwei Stufen (Abb. 26), ferner Gräber von Männern, Frauen und Kindern. Verbrennung und brandlose Bestattung, ausschließlich in Flachgräbern, haben in beiden Stufen und bei beiden Geschlechtern geherrscht. Die Skelettgräber sind etwas zahlreicher und im Durchschnitt etwas ärmer als die Brandgräber, welche namentlich mehr W a f f e n , Bronzen und

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Tongefäße sowie mehr Goldschmuck enthielten. Bronzene Waffenstücke überwogen bei den Bränden, eiserne Beile und Lanzenspitzen bei den Skeletten. In der älteren Zeit begrub man vorwiegend verbrannte, in der jüngeren daneben häufiger auch unverbrannte Leichen. N u r Frauen und Kinder wurden schon in der älteren Zeit sehr o f t unverbrannt beigesetzt. Die ältere Gräberstufe kann mit

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Abb. 26. Körper- und Brandgrab aus Hallstatt (Nach v o n

Sacken.)

der Periode Benacci II bei Bologna und einem Teil der älteren venetischen Stufe der Gräber bei Este in Parallele gesetzt werden. Die jüngere Stufe von Hallstatt hat dagegen Verwandtschaft mit den Stufen Arnoaldi I und Certosa bei Bologna, sowie mit der 2., besonders aber der 3. Gräberschichte bei Este. In der älteren Gräberstufe fehlen die frühesten Villau novatypen Oberitaliens vollständig; dagegen enthielt sie

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Die ältere Eisenzeit

wie die Stufe Benacci II bronzene Antennenschwerter, Lappenbeile mit kleiner Verbreiterung unter den Schaftlappen, Bogenfibeln mit kurzem Fuß, ältere Tierfibeln, bronzene Eimer, Reifencisten und Schöpfgefäße mit krummem, am Ende verbreitertem Stiel. In der jüngeren Gräberschichte haben die Formen der Stufe Arnoaldi I das Übergewicht über die Certosaformen, die am Nordabhang der Alpen und in Mitteleuropa lange nicht so entschieden durchgegriffen haben wie in den südlichen Alpenländern. Arnoaldiformen aus Bronze sind in Hallstatt viele Schlangen- und Kahnfibeln mit langem Fuß, weitgerippte, mit schrägen Punktreihen verzierte Cisten und Aufsatzschüsseln mit hohem, durch einen Knauf gegliederte^ Fuß. An Certosaformen fanden sich Certosafibeln und Schlangenfibeln mit Rosetten und Hörnchen, im ganzen nicht sehr viel. Häufiger sind getriebene Bronzearbeiten (Eimerdeckel, Gürtelbleche u. a.) venetischen Stils. In Hallstatt fehlen nicht wenige Formen, um derentwillen man eine eigene adriatisch-dinarische Gruppe des Hallstätter Kulturkreises bilden muß, während in dieser letzteren wieder viele andere Typen, namentlich die langen Schwerter, vermißt werden, die auf dem Salzberg und weiter im Westen häufig vorkommen. 5. D i e Kunst der Hallstattzeit. Prähistorische Kunst ist im wesentlichen angewandte Kunst, Kunstgewerbe, als solches technisch gebunden und. begründet. Man erkennt den besonderen Charakter der Kunst dieser Stufe, soweit es sich um technische Fragen handelt, am besten an den Metallarbeiten. Die technische Eigenart der hallstättischen Metallurgie, die durch vom Süden eingeführte Bronzearbeiten stärkste Befruchtung fand (Abb. 27), besteht darin, daß sowohl der Guß der Bronze als auch das Schmieden dieser (sowie des Eisens) in einer hohen Vollendung und Vereinigung getrieben wurde. Die erhöhte Schmiedetechnik, die Kunst des Dehnens und Streckens durch Hämmern des kalten

Die Kunst der Hallstattzeit

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oder erhitzten Metalles wurde dazu verwendet, die Gegenstände lang und breit zu machen. Dadurch war man imstande, sie in tektonische Glieder zu zerlegen und diese gegeneinander äußerlich abzugrenzen, während die reine Gußtechnik der Bronzezeit die Gegenstände so kurz als möglich macht und deren Elemente gleichsam ineinanderschiebt, um mit einer möglichst kleinen, handsamen Gußform und einer möglichst geringen Menge des teuren Metalles auszukommen. Daher rühren in der ersten Eisen-

Abb. 27. Bronzene Rippenciste aus Hallstatt. zeit die reichlichen Arbeiten (Gefäße und Schmucksachen) in dünnem Bronzeblech und Bronzedraht, die kunstvollen, frei abstehenden Endungen aller möglichen Geräte, aber auch die Länge und die Gliederung der — sei's bronzenen, sei's eisernen — Schwerter, Beilklingen, Messer, Lanzenspitzen usw. N u r gegen das Ende der reinen Bronzezeit zeigten diese Gegenstände o f t schon die Neigung zu größerem Wachstum, und auch darin ist die hallstättischc Arbeit eine Fortsetzung der spätbronzezeitlichen gewesen. In der 'Formenreihe der Bronzezeitschwerter gravitieren

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Die ältere Eisenzeit

die älteren zum Dolch, die jüngeren zum langen H a l l stattschwert. U n t e r den Beilen der Bronzezeit zeigen die älteren noch V e r w a n d t s c h a f t mit dem gedrungenen Steinbeil, w ä h r e n d die jüngeren v o n den H a l l s t a t t y p e n nur wenig verschieden sind. Das leicht gekrümmte einschneidige Messer, das der ältesten Bronzezeit Mitteleuropas noch ganz fehlt, erscheint zuerst etwa um 1500 v. Chr.,

Abb. 28. Bronzefibd a u s Hallstatt. erlangt als „Pfahlbaumesser" schöne Ausbildung und Formenreichtum und konnte in der Hallstattzeit nur noch durch Ausführung in verschiedenen Längenmaßen bis zu gedehnten, säbelähnlichen Klingen weiterentwickelt werden. Die stilistische Besonderheit der hallstättischen Arbeit liegt nach derselben Richtung hin. Sic besteht in einem gewissen Reichtum an N e b e n f o r m e n u n d Z u t a t e n , an H ü l l e n u n d Endungen, in einer l e b h a f t e n Freude an der o f t kleinlichen und gesuchten Zierlichkeit des Äußeren,

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die nicht selten auf Kosten der Brauchbarkeit der Gegenstände erreicht wird (Abb. 28). Dieser eigentümlich gezierte und preziöse, in seiner Richtung kaum mehr zu überbietende Stilcharakter vieler Hallstattformen, zusammen mit der sonstigen Einfachheit des Handwerks dieser Zeit bildet einen sehr faßbaren Unterschied einerseits gegenüber dem Stil der reinen Bronzezeit, andererseits gegenüber dem Latene-Stil desselben Gebietes. Etwa"! weniger unterscheidet sich dieser Stilcharakter von dem der jüngeren Bronzekulturstufen Nordeuropas, die zeitlich der mitteleuropäischen Hallstattkultur gleichlaufend, manchen hallstättischen Einfluß erfahren und ihre eigenen Formen zum Teil in der gleichen Richtung entwickelt haben. In beiden ist etwas Sattes, Reifes, das eine Ablösung durch ganz andere Richtungen finden mußte und auch gefunden hat. Beide Eigenarten, die technische wie die stilistische, haben es mit sich gebracht, daß der Formenkreis der Hallstattperiode gegenüber dem der Bronzezeit durch größere Mannigfaltigkeit der Typen und der Gegenstände hervorragt, wie es dem Wesen einer vorgeschrittenen Zeit mit stetig ansteigendem Handelsverkehr und Gewerbefleiß entspricht. Wenn man diese Merkmale nach Gebühr beachtet, wird man nicht im Zweifel sein, daß Mitteleuropa noch in der Hallstattzeit (wie auch in der Latene-Periode) ein durchaus prähistorisches Kulturgebiet ist. Verglichen mit der reichen Entwicklung, die die ägäische Welt vom griechischen Mittelalter bis zu den Perserkriegen durchgemacht hat, erscheint die Hallstattperiode Mitteleuropas fast als eine Zeit des Stillstandes. Natürlich war sie nicht völlig eine solche; aber die Fortschritte gehen langsamer vor sich und die Ergebnisse sind geringer als die im Süden erreichten Kulturziele. Sie brachte nichts Neues zur Herrschaft, sondern setzte eigentlich nur die jüngere Bronzezeit weiter fort und belebte sie mit neuen Elementen, wie ja die Bronzezeit dieser Gebietes auch nur eine bereicherte Fortsetzung der jüngeren Steinzeit gewesen ist.

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Die „zwei Pole künstlerischer Auffassung und Darstellung", die naturalistische und die geometrische, die sich in den früheren Kulturperioden in regelmäßigem Wandel ablösten, finden sich während der Hallstattzeit nunmehr beide vertreten, doch sowohl räumlich wie ihrer Herkunft nach völlig getrennt. Indessen überwiegt in den meisten Gebieten dieser Kultur der geometrische Stil, so daß man geglaubt hat, von einem allgemein-europäischen Stile sprechen zu dürfen; wo naturalistische Formen begegnen, ist ihre Herkunft stets deutlich zu erkennen. Die Umwelt der Hallstattzeit (im weiteren Sinne) ist wiederum die Stufe des Bauerntums wie in der jüngeren Steinzeit, die künstlerischen Ausdrucksformen sind infolgedessen die,gleichen wie in jener, d. h. sie sind geometrisch (I S. 137 ff.). Geometrische Kunstformen können auf zweierlei Art entstehen, als Endergebnis einer Verflachung und Verschleifung naturalistischer Vorbilder, ein Prozeß, den wir am Ausgange der Altsteinzeit vor uns sahen, oder in technischer Bedingtheit unter dem Einflüsse der Flecht- und Webtechnik. Die erste Entwicklungsform ist nur in der Jugendzeit der Kultur möglich, nicht mehr in der Reife der hallstättischen Welt. Träger dieses Kunststiles ist (wenigstens für uns) vorwiegend die K e r a m i k , wie schon in der auch darin verwandten neolithischen Zeit. In junghallstattzeitl'ichen Fundschichten Südwestdeutschlands sind die Tongefäße sehr oft bemalt, einfarbig rot oder von roten und schwarzen Ornamenten wie übersponnen (Abb. 25); dazu tritt die schon in der Bronzezeit geübte Schnitztechnik (II S. 101). Weiter im Osten, vor allem in Westungarn, aber auch in Schlesien, Posen und Westpreußen, erscheinen figurale Elemente, teils im Rahmen der im ganzen geometrischen Dekoration, teils aber auch (wie an den ostdeutschen Gesichtsurnen, vgl. II S. 119) allein ohne einen solchen. Auf großen Graburnen von ödenburg finden sich auch Gruppenbildungen (Abb. 29), durchweg Bilder des täglichen Lebens, wie Jagd, Wagenfahrt, spinnende, webende und zum Klang

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einer Leier tanzende Frauen, auch eine Schlägerei in verschiedenen Phasen. Dieses Auftreten einer figuralen Kunst inmitten einer durchweg geometrischen, dem Figürlichen abgewendeten Formenwelt ist nur durch fremde, südöstliche Einflüsse zu erklären. Aber was sich hier an figuraler Darstellung zeigt, ist doch formal wieder

Abb. 29. Ritzbilder von Urnen. (Nach H o e r n e s.)

ganz geometrisch gehalten: ein Dreieck wird durch die Verlängerung der Seitenlinien über die Spitze hinaus zum Zelt, durch Anfügung eines Kreises als Kopf und strichförmiger Arme und Beine zum Menschenleib, ein Viereck zum Tierleib usw., Rundungen werden möglichst gerad-

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linig umstilisiert, so d a ß der Gesamteindruck eines primitiven Kubismus entsteht. Eine Entwicklungsmöglichkeit zu höheren Kunstformen hatte dieser Stil nicht. Von Jonien her, wohin der Naturalismus der kretischmykenischen Herrenkunst sich vor dem siegreich vordringenden Geometrismus geflüchtet hatte, trat er als „orientalisi,erender" Stil im jüngeren Abschnitt dieser Periode wiederum seinen Siegeszug an, gab der griechischen Kunst ihre entscheidende Wendung und macht sich auch im Formenkreis der Hallstattkunst stark bemerkbar. Der Einfluß der etruskischen Kunst, die ganz durch diese griechische bedingt ist, verlief sich bereits in Oberitalien und reichte nordwärts nicht wesentlich über den Po hinüber. Der Formenkreis der venetischen Kunst, die im Nordosten Italiens herrschte und weit in die Ostalpen hinauf ausstrahlte, ist kein Ableger der etruskischen, sondern direkt von der jonischen Kunst abzuleiten; sie k a m mit der frühen jonischen Kolonisation ins nördliche Adriagebiet und erstarrte dort, nachdem die geschichtliche Entwicklung die direkten Fäden mit dem Mutterlande zerschnitten hatte, ein Vorgang, der sich an mehreren Punkten der alten "Welt in gleicher Weise wiederholt hat. W i r kennen diese Kunstart besonders von den getriebenen Bronzegefäßen, besonders den Eimern („Situlen"), aber auch von Gürteln, Beschlägen und anderen Gegenständen. Im Gegensatz zu der linar-geometrischen Kunst der Hallstattkultur ist sie naturalistisch, nimmt ihre V o r w ü r f e aus der Natur, und z w a r der belebten, und stellt lange Bildreihen aus dem Leben auf, Ackerbau, Jagd, Krieg, Kulthandlungen, Musik usw.; häufig sind phantastische Mischgestalten, ein Erbe der mykenischen Welt, während das reine Ornament ganz zurückgedrängt ist. Es ist eine völlig andere Stilauffassung als die geometrische der Hallstattkunst und hat sich, von den eben angeführten Versuchen einer figuralen Graphik auf den westungarischen Grabvasen abgesehen, mit dieser auch nicht gemischt. Das Streugebiet dieser orientalisierend-

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naturalistischen Arbeiten ist ziemlich groß und gibt zugleich ein Bild der damaligen Handelsbeziehungen; getriebene Situlen und Gürtelbleche sind nicht selten in T i r o l und vor allem in den Gräbern von Hallstatt selbst gefunden. W i e weit diese Stücke venetische Original-

Abb. 30. Tongefäße in Tierform. (Nach

Originalaulnahmen.)

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arbeiten oder im Lande gefertigte Nachahmungen sind, ist zum Teil umstritten. Welche Bedeutung der venetischen Kunst für die Ausbildung des Latene-Stiles zukommt, ist im nächsten Abschnitte zu betrachten. Gering ist — wie im Neolithikum — das Verlangen nach p l a s t i s c h e m Kunstausdruck. Eine Großkunst fehlt, was an plastischen Arbeiten gemacht wurde, sind meist kleine Figuren von Menschen und Tieren, und auch diese meist nicht als Kunstwerke um ihrer selbst willen, sondern Aufsätze auf Grabgefäßen, wo sie (wie z. B. an der Urne von Gemeinlebarn) die d?.s Grab umreitende Grabwache symbolisieren, oder sie sind selbst Gefäße in Menschen- oder Tierform (Abb. 30). Die Ansätze zu einer figuralen Kunst finden sich bezeichnenderweise in demselben Gebiete, wie die oben behandelten figürlichen Zeichnungen und sind aus den gleichen Einflüssen zu erklären.

II. Die jüngere Eisenzeit (Latene-Periode). 1. Ursprung und Wesen der neuen Formen, a) Der Westen und die Kelten. Es ist klar, daß eine Kultur wie die mitteleuropäischhallstättische in der vorgeschrittenen Zeit, der sie angehört, und neben den großen Fortschritten, die das nahe Südeuropa gleichzeitig gemacht hat, sich wohl eine Zeitlang erhalten und innerhalb ihrer Grenzen entwickeln, aber nicht von tausendjähriger Dauer sein konnte. Von der gleichzeitigen jüngeren Bronzekultur des Nordens, die selbst zahlreiche Hallstattformen aufgenommen hatte, drohte ihr allerdings ebensowenig Gefahr und Erschütterung, wie von der skythischen Bronzekultur Osteuropas. Die Ablösung und Auflösung kam auch nicht unmittelbar vom Süden her, dessen expansive Kräfte sich auf den Seewegen entfalteten und den Rumpf des europäischen Festlandkörpers wenig in Anspruch und Angriff nahmen.

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Der Umschwung kam vielmehr vom Westen, und erst viel später, durch die römische Machtausbreitung, geradenweges vom Süden. Nicht die Skythen öder Germanen, deren geschichtliche Rolle noch fern im Schoß der Zeiten ruhte, haben den alternden Glanz der Hallstattformen getilgt, auch nicht die Griechen oder Etrusker, sondern die K e l t e n . Das findet hinlängliche Erklärung in der geographischen Gestalt unseres Weltteils und in dem von ihr bedingten Gang seiner Geschichte» zumal seiner Handelsgeschichte. Infolge der natürlichen Grundlagen des Verkehrs wendeten sich die griechische Kolonisation und der griechische Handel nicht unmittelbar dem Norden zu, sondern folgten der Hauptachse des Mittelmeeres und der größeren Anziehungskraft des Westens. Dort, am Tyrrhenischen Becken, an der Lichtseite Italiens, fanden sie bessere Rechnung als im Norden, in gefahrvoll dräuenden Berggebieten oder an der verrufenen Adria. Die Beschaffenheit der letzteren und das Wesen ihrer volklich einheitlichen Anwohner, der stark mit Seeraub beschäftigten illyrischen Stämme, bildeten einen Riegel vor diesem kurzweg nach Norden führenden Gewässer. Hier und im östlichen Mitteleuropa, in den Ostalpen und im Dinarischen Bergland, war die Hallstattkultur sehr tief eingewurzelt; hier haben sich ihre Formen mit unglaublicher Zähigkeit erhalten. Nach dem Westen hingegen drang, von und über Massilia, im 7., besonders aber im 6. und 5. Jahrhundert, der griechische Einfluß, und hier kam ihm ein vom hallstättischen Kulturleben weniger berührtes, einheimisches Volkstum entgegen. So entstand die Latene-Kultur. Die rein hallstättische reicht nur bis Ostfrankreich. Weiter westlich traf eine Bronzekultur alten und sicheren Gepräges unvermittelt auf die Ausstrahlungen des klassischen Südens. Hier mußte der südliche Einfluß notwendig größere Stärke entfalten und ganz andere Formen ins Leben rufen als in dem zählebigen, in der Verarbeitung fremden Gutes ziemlich schwerfälligen Hallstattkreise.

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Hätte sich dieser in gleicher Stärke bis an die Westküsten Europas ausgedehnt, so hätte er den keltischen Norden ebenso streng gegen den Süden abgeschlossen wie den germanischen, und der Kulturgang Europas in vorrömischer Zeit wäre ein wesentlich anderer geworden. Da jenes nicht der Fall war, gewähren die letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt im größeren Teile unseres Kontinents ein neues Bild, den Siegeszug des Latene-Stils durch die keltische, illyrisch-thrakische und germanische Welt, kurz durch den ganzen unklassischen Norden, ja sogar durch weite Teile Südeuropas. In Südfrankreich, das schon während der Eiszeit dem Menschen günstigste Standorte bot, erwuchs jetzt beim Näherrücken des Südostens im 5. Jahrhundert eine grundlegende Vorstufe neuen Kulturlebens. So wurden die Kelten Galliens als Eroberer der Alpenund Donauländer und Erneuerer der nordischen Kultur bis nach Skandinavien hinauf die Vorläufer der Römer, als Erschütterer Südeuropas die Vorläufer der Germanen. In manchen Gegenden Mitteleuropas, zumal in den flacheren westlichen Teilen bis nach Böhmen hinein, bricht die Hallstattkultur plötzlich ab, an ihrer Statt erscheinen unvermittelt die neuen Formen der frühen Latene-Zeit. In anderen Gebieten hört die erstere nicht so völlig auf, und es ist nicht die frühe, sondern die mittlere Latene-Stufe, die sie ablöst und sich mit ihr vermengt. Dies war in den Ostalpenländern der Fall. Noch weiter südöstlich, im dinarischen Bergland, finden wir bis zur Kaiserzeit ein buntes Gemenge später lokaler Hallstattformen und vorgeschrittener Latene-Typen, dem sich bald Römisches gesellt. Daraus erkennt man den Weg, den diese neue Kultur, d. h. Macht und Einfluß der Westkelten, während der 2. Hälfte dieses Jahrtausends in Mitteleuropa zurückgelegt, und die Schicksale, die sie der Hallstattkultur in den verschiedenen Ländern bereitet hat. Man sieht deutlich, wie diese neue Macht, vom Westen ausgehend und die älteren, einheimischen Elemente anfangs ganz verdrängend, zuerst das westliche und südliche Deutschland,

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dann anscheinend mit geringerer Energie die Ostalpen und andere Teile des großen Berggürtels, zuletzt den Norden der Balkanhalbinsel überzog und unterwarf. Wer waren nun diese unter griechischem Einfluß so schöpferischen und mit Hilfe ihrer neuen Kulturmittel so beweglichen Kelten? Infolge der Entlegenheit ihrer älteren und ältesten Sitze wurden sie den klassischen Südvölkern spät bekannt, und von dieser Seite erfahren wir bis um 500 v. Chr. gar nichts über sie. Der älteste Grieche, der die Kelten nennt, wäre Hekataios von Milet, etwa 550—480 v. Chr., wenn die betreffenden beiden Bruchstücke wirklich von ihm herrührten. In einem derselben heißt „Keltike" ein Land, das gegenüber der Insel Albion (England) liegt; das deutet auf Nordfrankreich oder die Südküsten der Nordsee. Der sogenannte „alte Periplus", die Quelle des erhaltenen Autors Avienus, eine Schrift aus dem 5. Jahrhundert, beschreibt die Bretagne und die Britischen Inseln, kennt aber im N W nur Ligurer, keine Kelten. Diese erscheinen als ein Volk, das der Seefahrer erst auf weiterer Fahrt von den Britischen Inseln nach Ö antrifft, also zwischen Rhein und Jütland. Damit stimmen die Angaben des Aristoteles, „Keltike" sei ein kaltes Land, wo der Esel sich nicht mehr fortpflanzt, und die Kelten ein Volk, das gegen das Meer Schlachten liefert. Nach Ephoros gingen bei ihnen mehr Menschen als anderswo durch die Wellen zugrunde. Auch die keltischen Druiden lehrten, ein Teil der Gallier sei einst an fernen Küsten und auf Inseln gesessen, von wo teils Kriege (wahrscheinlich mit germanischen Nachbarn), teils Überschwemmungen durch den Ozean sie vertrieben hätten. Das paßt gar nicht auf ihre späteren binnenländischen Wohnsitze in Frankreich, Spanien, Oberitalien und Mitteleuropa, sehr gut dagegen auf die Nordseeküsten, die stürmischsten und gefährlichsten von ganz Europa. Hier also saßen einst Kelten, aber das waren nicht ihre einzigen älteren Sitze. Wie Camille Jullian bemerkt, braucht man sich nicht wundern, wenn den Griechen diese Behn, Urzeit III

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Kelten an der Nordsee bekannt, andere keltische Stämme am Unterlauf der Loire und der Seine dagegen unbekannt waren. Denn fremde Seefahrer kennen von fernen und unerforschten Ländern immer zuerst nur die Küsten und an ihnen vor allem nur die für den Handel wichtigsten Punkte. So verschaffen uns die Nachrichten des Pytheas um 350 v. Chr. nur Kenntnis von der Elbmündungsgegend; denn diese war besser bekannt als andere Seestrecken, die man eilends durchfuhr, um Bernstein zu holen. Die ältesten Geographen sprechen in einem Atem von Albion, dem Nordmeer und den Kelten, weil die Seefahrer zuerst in England Zinn und dann an den Küsten des nordwestdeutschen Tieflandes Bernstein einzunehmen pflegten. Wir müssen jedoch bei den ethnographischen Bezeichnungen der Alten immer beachten, daß diese lange Zeit keinen Unterschied machen zwischen den somatisch nahestehenden Germanen und Kelten; erst in der römischen Kaiserzeit erkante man die Selbständigkeit beider Völker. Herodot verlegt die Kelten in den äußersten Westen (nicht Nordwesten) Europas, in die Nähe der „Stadt" Pyrene (soll heißen der Pyrenäen) und der Kineter, die im westlichen Spanien saßen. Damals, um 450 v.Chr., grenzte also ein Teil der Kelten bereits an Spanien. Aber sie können um diese Zeit auch schon in Spanien eingedrungen, ja schon lange wohnhaft gewesen sein. Wir würden es nicht erfahren, da die alten Berichte nur von Ligurern und anderen Küstenstämmen reden. Halbwegs sicheren Inhalts gewinnt der Name Kelten erst um 500 v. Chr. durch den Zusammenklang historischer Und archäologischer Überlieferungen. Die Ursprünge des keltischen Volkstums liegen noch ziemlich im Dunkeln. Die Nachrichten der Alten bedürfen hier in besonderem Maße der Ergänzung und zum Teil der Berichtigung durch die Tatsachen der vorgeschichtlichen Forschung. Nach der von dem heutigen Stand der Wissenschaft am besten gestützten Annahme waren die

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Träger der mitteleuropäischen Hügelgräber-Bronzezeit (II S. 101 ff.) bereits Kelten oder wenigstens das Stammvolk derselben, das in der Folge mehrfache Blutbeimischungen aufgenommen haben muß, vor allem seitens der Urnenfelderleute der ausgehenden Bronzezeit (II S. 103 ff.) und der hallstättischen Illyrier. Die Stammsitze dieser nun ohne Vorbehalt Kelten zu nennenden Völkergruppe dehnten sich von den Östalpen durch Süddeutschland bis tief nach Frankreich hinein aus. Weiter nach Norden treten an die Stelle der illyrischen Bestandteile germanische (auch ein Teil des niedersächsischen Kulturkreises wird neuerdings mit gewichtigen Gründen als keltisch in Anspruch genommen), und noch zur Zeit Caesars waren sich die Beigen ihres germanischen Blutsanteils mit Stolz bewußt. Von diesem Kerngebiet aus sind dann die keltischen Ströme in immer wiederholten Wellen nach Osten und Westen geflossen und haben überall mehr oder minder umfangreiche Teile der älteren Bevölkerungen aufgesaugt, was sich in den vielfachen Kulturdialekten dieser Stufe ausprägt. Die britischen Inseln, auf denen man früher einmal die Ursitze der Kelten gesucht hatte, weil diese nach der druidischen Stammessage über das Meer gekommen seien (was sich auch auf die jonische Kolonisation des Südens beziehen kann), scheiden nach dem heutigen Stand der Forschung dafür aus, sie sind selbst keltisches Kolonialland gewesen. Wenn das Zinn bei Homer mit dem keltischen Namen kassiteros bezeichnet wird, ist damit keine keltische Besiedelung des zinnreichen Südwestens der Insel im 9. Jahrhundert vor Chr. erwiesen, denn die Bezeichnung muß nicht unbedingt inselkeltisch, sondern kann ebenso wohl festlandkeltisch sein. Die erste Einwanderung von Kelten auf die britischen Inseln wird erst in einem späteren Abschnitt des 4. Jahrhunderts anzunehmen sein, und zwar von der Bretagne aus, die schon vorher enge Handelsbeziehungen mit Britannien hatte, die sich leicht in Völkerbewegungen umsetzen konnten. Eine zweite 6*

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keltische Einwanderungswelle wird um die Mitte des 3. Jahrhunderts vor Chr. erkennbar, sie zeigt engste Zusammenhänge mit der Kultur des Marne- und unteren Seinetales und nahm die nordöstlichen Landesteile der Insel in Besitz, wo das Volk der Parisii geschichtlich nachgewiesen ist. Im L a u f e des letzten vorchristlichen Jahrhunderts erlebte England eine zweimalige Zuwanderung von Beigen. Die erste, um 75 ansetzende, hat sich über große Teile von Südost-England ausgebreitet (Abb. 31), die zweite, die durch keramische und numismatische Funde um die Mitte des Jahrhunderts datiert ist, wird vor allem in der Grafschaft Wessex fühlbar. Bereits im jüngeren Verlauf dieses Jahrhunderts beginnt die Romanisierung der Insel, jedenfalls noch vor der vollständigen Eroberung und Annektion durch Claudius. Die Ausgrabung der damaligen Hauptstadt Camulodunum (Colchester) zeigt wie das gallische Bibracte die völlige Amalgamierung keltischer und römischer Elemente. Die Kelten der alten griechischen und römischen Geschichtschreiber waren ein Volk von germanenähnlicher Körperbeschaffenheit: hochgewachsen, blond, blauäugig, hellhäutig, und von germanenähnlicher Geistesnatur: todesmutig, abenteuerlustig, nur lebhafter und unruhiger als die Germanen, prahlerisch, redegewandt, witzig (Abb. 32). Die Reste der keltischen Sprache finden sich nur noch im N W Frankreichs und dem äußersten Nordosten Spaniens sowie auf Irland, in Schottland und Wales. Die Sprachvergleichung weist ihr eine Stelle zwischen derjenigen der Germanen und der Italiker an. Als sich die nordischen, germanenähnlichen Kelten allmählich ausbreiteten, zuerst über ganz Westeuropa, dann über große Teile Italiens und Mitteleuropas, stießen sie überall auf ältere Stämme: Ligurer, Iberer, Räter, Illyrier usw. Diese wurden teils keltisiert, teils zu Mischvölkern umgeprägt. Der nordische T y p ging in diesen Neubildungen fast gänzlich auf, während N a m e , Sprache und ein Teil seines Geistes erhalten blieben. Die Kelten der

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alten Historiker, der Waffenadel aller keltischredenden Stämme, sind also im Süden erloschen, und an ihre Stelle trat eine sprachlich und kulturell keltisierte Masse anderer Abstammung.

Abb. 32, Kopf des „Sterbenden Galliers". (Nach Gipsabguß.)

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Es ist nur ein scheinbarer Widerspruch, wenn nach Caesar im mittleren Gallien die echten und wahren Kelten wohnten — verschieden in Sprache, Einrichtungen und Gesetzen von den Aquitaniern im S W und den Beigen im N O — und wenn die heutigen Auvergnaten, Nachkommen jener alten Bevölkerung, so gar keine nordischen Züge aufweisen. Denn in diesem Teile Frankreichs waren keltische Einrichtungen und Gesetze am reinsten und strengsten entwickelt, die Sprache und die Sitte frei von iberischen Elementen, die sich im S W , und von germanischen, die sich im N O geltend machten. Ein historisch gewordenes kulturelles Keltentum herrschte hier auf einer anthropologisch nichtkeltischen Grundlage; aber diese letztere gehört recht eigentlich zum keltischen Herrentum, zur Keltenherrlichkeit jener jüngeren Zeiten, welche Caesar schildert. Die Völker keltischen Stammes waren gemischter Abkunft, aber man darf mit S. Reinach von einem „keltischen Temperament" sprechen, das mehr von den gemeinsamen Einflüssen des Lebens und des Bodens herrührt als vom gemeinsamen Ursprung des, Blutes. Etwa so wie sich gegenwärtig in Nordamerika trotz des Zusammenströmens verschiedenster europäischer Elemente ein eigenes nationales Temperament herausbildet, das mit dem englischen keineswegs ganz zusammenfällt. Die echten Kelten haben bei jenem alten Prozeß ungefähr dieselbe Rolle gespielt, wie die Engländer bei diesem neueren. Jenes keltische Temperament, zu dem die ursprünglich nichtkeltischen Völker sehr viel beigetragen haben mögen — vielleicht das meiste, was die Kelten von den Germanen unterscheidet —, hat den alten Kulturvölkern in mancher Beziehung sehr imponiert, wie später das Wesen der Germanen, im großen und ganzen jedoch mißfallen und nicht behagt. Auch neuere Geschichtschreiber, wie Mommsen in seiner bekannten Schilderung der keltischen Nation, haben nur die von den alten Autoren bemerkten Schattenseiten im Auge und urteilen daher ungerech:

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über die Kelten. Die alten Berichte beziehen sich hauptsächlich auf den Kriegeradel der keltischen Völker, die Häuptlinge und die führende Klasse, und lassen die große Masse ganz im dunkeln, wie es der älteren Geschichtschreibung überhaupt geläufig ist. Sie stammen überdies von Feinden der Kelten, und zwar von kulturell überlegenen Feinden, die auf jene, wie auf alle „Barbaren", mit der größten Verachtung heruntersahen und es unerträglich fanden, wenn sie von solchen — von den Kelten nur zu oft — gefährlich bedrängt wurden. Solche Gegner hatten keine Ursache, auf die tüchtigen Eigenschaften und die liebenswürdigen Seiten der keltischen Geistesart mit Verständnis einzugehen. Endlich beruht jenes Urteil auf unbilliger Vergleichung der politischen Leistungsfähigkeit, worin allerdings die Kelten den Südvölkern nicht entfernt gleichkamen, am wenigsten den Römern. In dieser Beziehung standen sie ziemlich auf einer Linie mit allen Nordvölkern, aber doch schon etwas höher als die Germanen. Denn sie hatten wenigstens in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt in ihren zahlreichen politisch geeinigten Stammesgebieten volkreiche und wohlbefestigte Hauptstädte mit regem industriellen und Handelsleben. Die Archäologie muß also hier wie so oft das Urteil der Geschichtsforschung berichtigen, da die lebhafte Kulturtätigkeit der Kelten, von der wir heute aus allen Fundschichten reichliche Kenntnis besitzen, in der geschriebenen Überlieferung fast gar keinen Nachhall gefunden hat. Es kann jedoch nicht die Aufgabe der heutigen Geschichtskunde sein, die Kluft, welche nach antiker Auffassung zwischen den klassischen Völkern und den sogenannten „Barbaren" gähnte, mit den Augen der ersteren anzusehen. Was diese K l u f t aufgerissen hat, war hauptsächlich doch nur ein zeitlicher Vorsprung der Südvölker, der auf geographischen Ursachen beruhte. Ähnlichen Vorsprung hatten damals auch schon die Kelten vor den Germanen, aber dieser Vorrang des höheren

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Altefs wird in der Folge immer wieder wettgemacht durch die größere Kraft der Jugend. Ein wichtiger Faktor für den nationalen Zusammenhalt des Keltentums bildete die hierarchische Institution der D r u i d e n , die Priester, Lehrer, Richter und Ärzte waren. Der Geheimcharakter der Druidenlehre, die eine

Abb. 33. Relief des Cernunnos aus Reims. (Nach

Gipsabguß.)

schriftliche Aufzeichnung verbot, und die leidige Sucht der Alten, in den Göttern fremder Völker stets die eigenen wiederzufinden, tragen die Schuld, daß uns die keltische Religion nicht in ihrem Gesamtbilde, sondern nur in Einzelheiten bekannt ist. Die ethischen und eschatologischen Vorstellungen (Unsterblichkeit der Seele,

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Seelenwanderung u. a.) berühren sich mit den pythagoreischen. Als höchster Gott galt den Galliern Cernunnos, der mit einem Hirschgeweih dargestellt wird, er wird verehrt als Stammvater aller Gallier und weist sicherlich auf einen alten Hirschtotem zurück. Sonnen- und Lichtgott ist Belenos, Blitzgott Taranis; an weiblichen Gottheiten stehen im Vordergrunde die Pferdegöttin Epona und Rosmerta, das weibliche Korrelat und die Kultgenossin des Merkur. In welcher Gestalt die keltischen Götter verehrt wurden oder ob der K u l t bildlos war wie bei den Germanen, ist umstritten; die zahlreichen bildlichen Darstellungen von Göttern sind in keinem Falle als Kultbilder zu erweisen. Menschenopfer waren allgemein üblich, sowohl zu Kult- wie zu Heilzwecken, und wurden erst bei der Romanisierung Galliens im 1. Jahrhundert n. Chr. zusammen mit dem ganzen Druidentum durch die Römer unterdrückt. b) Der C h a r a k t e r der Latene-Kultur. Der Formenkreis der Latene-Periode bietet der Betrachtung zwei Seiten, eine praktische und eine ästhetische. Diese stehen untereinander nicht in so nahem Zusammenhang wie das technische und das stilistische Wesen der Hallstattformen, von deren innerer Verwandtschaft oben die Rede war. Sie führen ein mehr getrenntes Leben, wie es einer gesteigerten Kulturhöhe entspricht. Denn was hat schließlich ein gewöhnliches Beil oder Messer mit den gleichzeitig herrschenden Kunstformen zu tun? Der Geist der Zeit wird auch dann in beiden leben, wenn man diese nicht auf jenen suchen muß. Gewisse Ausnahmen natürlich ungerechnet, wird das Arbeits- und Handwerkszeug auf höherer Kulturstufe wieder nüchterner, aber auch tauglicher und vor allem mannigfaltiger als auf jenen mittleren Stufen der menschlichen Kultur, zu denen die Bronzezeit und die Hallstattperiode Mitteleuropas gehören. Im Orient und in Griechenland lassen zum Teil schon die "Werkzeuge der Bronzezeit diesen Fortschritt

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erkennen, von dem allerdings die Waffen lange Zeit und überall weniger berührt werden, aber doch schließlich nicht ausgenommen bleiben. Als man die Fundstelle erschloß, deren Name auf unsere Periode übergegangen ist, da konnte man erst sehen, daß auch Mitteleuropa jenen Fortschritt schon in vorrömischer Zeit gemacht hat. Bei Latene, einer örtlichkeit am Nordende des Neuenburger Sees in der Westschweiz, entdeckte man die Überreste eines Uferkastells mit Massen eiserner "Waffen, Werkzeuge, Geräte, nur wenigen Schmucksachen, alles noch nicht römisch, aber auch nicht mehr hallstättisch. Man fand bei hundert fast meterlange Eisenschwejrter mit parallelen Schneiden, eisernen Scheiden und langen Griffdornen, viele Speerspitzen von sehr verschiedener Gestalt mit kurzem Blatt und langem Hals, dem römischen Pilum ähnlich, oder mit breitem herzförmigen Blatt und kurzer Tülle, zuweilen mit gewellten oder zackig ausgeschnittenen Schneiden, Schildbuckel und Schildspangen, Wagenräder und Pferdetrensen, Beile mit ganz ordinären einseitigen Schaftlappen und Lochäxte von der Form unserer Zimmermannsbeile, Sägen, Sensen und Sicheln, Schlachtmesser, Scheren, Hämmer, Meißel, Zangen, Harpunen und Angelhaken, Kochkessel, kreisrunde Handmühlsteine, auf der Drehscheibe gearbeitetes und im Brennofen klingend hart gebranntes Tongeschirr, Spielwürfel aus Knochen und Bronze, dann bronzene, silberne und goldene Münzen, Nachahmungen griechischer Prägungen. Das waren nach Stoff und Form fast durchweg neue Dinge, die einen ganz gewaltigen Kulturfortschritt bekundeten. Auf solche Zeugnisse, wenngleich natürlich von schwankender Zahl, stößt man überall, wo die Latene-Kultur ihre Wirkungen voll entfaltet und ihren Niederschlag im Erdboden zurückgelassen hat. An Schmucksachen wurde in Latene nicht viel gefunden; aber auch diese waren zum großen Teil aus Eisen, die Fibeln von einer besonderen Form, in der man eine Weiterführung späthallstättischer Typen erkennen mußte.

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Dagegen stammen die an den Schwertscheiden hin und wieder auftretenden Verzierungen aus einem anderen Kunstkreise, dessen Würdigung wir einem besonderen Abschnitt vorbehalten. 2. Stufen und Gruppen der Latene-Kultur. a) Beginn und Frühzeit. Als führende Typen für die einzelnen Stufen der Latene-Periode werden gewöhnlich die Fibeln und die Schwerter betrachtet und nach den wechselnden Formen derselben drei Stufen unterschieden. Doch hat man immer mit dem teilweisen Fortleben älterer Formen in jüngeren Stufen zu rechnen. Alle typischen Latene-Fibeln (Abb. 34) sind dadurch gekennzeichnet, daß sich am Ende der Nadelrinne ein „Schlußstück" befindet, das oberhalb der letzteren wieder zum Bügel zurückgekrümmt ist. Diese Entwicklung schließt sich an die für die jüngeren Hallstattfibeln charakteristische Verlängerung der Nadelrinne an, deren Schlußknopf zuerst in der Achse der letzteren liegt, bei der Certosafibel aber oft schon auf einem senkrecht von derselben emporstehenden Stiel aufsitzt. Dieses Schlußstück ist bei den ältesten Latene-Fibeln noch frei, d. h nicht mit dem Bügel verbunden, und endet in ein Knöpfchen, eine Maske, eine Perle oder eine Scheibe, die häufig mit Edelkoralle oder ähnlichem belegt ist. Bei der Mittel-Latene-Fibel ist es mit dem Bügel durch eine klammerförmige Hülse oder einen periförmigen Knopf verbunden; bei der Spät-Latene-Fibel verschmilzt es mit dem Bügel zu einem geschlossenen Rahmen, und aus dieser letzteren Form hat sich eine ganze Reihe römischer Provinzial-Fibelformen entwickelt. In der Gestaltung der Schwerter (Abb. 35) ist die Latene-Zeit von kürzeren zu immer längeren Formen übergegangen und zeigt damit einen Teil des in Mitteleuropa wiederholt eingetretenen Wechsels, in welchem die Kurzschwerter regelmäßig das Hervortreten eines südlichen, die Langschwerter das eines nördlichen Einflusses

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erkennen lassen. Jene sind zugleich vorwiegend Stich-, diese Hiebwaffen, jene von Hause aus mehr für mittelgroße oder kleingebaute, aber geschicktere und beweglichere Kämpfer, diese besser für hochgewachsene, kraftvolle, wenn auch plumpere Krieger geeignet. Die ältere Hallstattzeit hat (namentlich in den entlegeneren Gruppen, im "Westen und Norden, nicht an der Adria und dem Südabhang der Alpen) lange Hiebschwerter. In der jüngeren Hallstattzeit herrschen dagegen unter italischem Einfluß kurze Stichschwerter und Dolche, an die sich die ältesten Latene-Formen, Kurzschwerter mit vollem, oft menschenköpfigem Bronzegriff anschließen. Auch das Säbelmesser der Früh-Latene-Zeit ist südlicher Herkunft und aus dem griechischen Schwert entstanden. Auch diese Formen weichen bald dem langen Latene-Hiebschwert mit eiserner Angel und einem Griff aus organischer Substanz. Der "Wechsel wiederholt sich dann, wenn mit dem römischen „gladius" wieder das Kurzschwert und hierauf mit der germanischen „spatha" abermals das nordische Langschwert die Oberhand gewinnt. Livius, Caesar und Plutarch kennen das lange, nur zum Hieb geeignete gallische Eisenschwert und das gallische Speereisen, dessen Blatt breit und zuweilen mit krummen "Widerhaken versehen war. Die "Wucht des keltischen Langschwertes war eine den Südvölkern Europas ganz ungewohnte Sache. Nach Barbarenart ohne Fechtkunst dreinschlagend, hieben die Kelten in der Schlacht damit Arme und K ö p f e herunter. Im Handgemenge war es dagegen weniger brauchbar und bot nicht die Vorteile des kurzen, römischen Stoßschwertes. Auch soll es aus weichem Eisen bestanden haben, so daß der Krieger genötigt war, riach einigen Hieben die Klinge mit dem Fuß wieder gerade zu richten. Nach Caesar war es zudem oft mangelhaft im Griff befestigt, so daß es beim Ausholen zu wuchtigem Hiebe manchmal rücklings wegflog. Jenes Vorteils, den der Besitz einer kurzen Stichwaffe den römischen Legionären im Kampf gegen die Kelten häufig gewährte,

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Abb. 35. Typen des Latfene-Schwertes. (Nach

bchumacher.)

wird von allen Historikern wiederholt gedacht, so von Tacitus in der Schilderung eines Gefechtes mit den Britanniern, deren überlange Schwerter ohne Spitze sich im Ringen Mann gegen Mann als ziemlich wirkungslos erwiesen. Unter den typischen Latene-Langsch wertern sind die ältesten noch ziemlich kurz und mit scharfer Spitze ver-

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Die jüngere Eisenzeit

sehen. Die Scheide endet oben noch nicht immer in der Form eines Glockendurchschnittes. Das O r t b a n d hat abgerundete, vom Scheidenende o f t frei abstehende Einfassung. Bei dem längeren Mittel-Latene-Schwert endet die o f t sehr schön verzierte Scheide oben in der Form eines Glockendurchschnittes, unten in der eines Spitzbogens. Das Spät-Latene-Schwert wird noch länger, aber die Spitze wird noch rundlicher als bei seinem letzten Vorgänger. Die Scheide ist oben gerade abgeschnitten und

Abb. 36. Bronzene Schnabelkannen aus Westdeutschland. hat unten eine Reihe von querlaufenden Metallstegen, die ihr ein leiterartiges Ansehen geben. Unter römischem Einfluß erscheinen in der Spät-Latene-Zeit am Südabhang der Alpen bereits wieder kurze Stichschwerter. Erst in der Latene-Zeit ist das Schwert überhaupt in Mitteleuropa ziemlich allgemein und nach dem Ausweis der Gräberfunde häufig die Wehr des gemeinen Kriegsmannes geworden. Zur Charakteristik der Latene-Stufen trägt der Schmuck der Fibeln und Schwerter manches bei, mehr jedoch verschiedene andere Gegenstände.

Stufen und G r u p p e n der Laténe-Kultur

Abb. 37. Wagengrab von Somme-Bionne. (Nach M a z a r d.)

B e h a , Urzeit 17)

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Das 5. Jahrhundert brachte über Marseille und den Talweg der Rhone zahlreiche Einfuhr griechischer und etruskischer H e r k u n f t nach Ostfrankreich und Westdeutschland: bronzene Dreifüße, Schnabelkannen (Abb. 36), Eimer, Amphoren und Becken, sowie bemalte T o n gefäße. In den o f t sehr reich ausgestatteten und deshalb als „Fürstengräber" bezeichneten großen Grabhügeln oder Flachgräbern, welche diese fremden W a r e n enthalten, findet man auch einheimische, häufig in Gold ausgeführte Arbeiten eines eigenen Zierstils. In diesen sind menschliche Masken oder Köpfe, Tierfiguren oder Tierköpfe, durchbrochene und pflanzliche Ornamente auf eine neue Weise zum Schmucke von Fibeln, Hals- und Armringen, Gürtelbeschlägen und anderen metallenen Besatzstücken auf Leder und Stoffen verwendet. Der Glanz des Metalls wird gern durch Einladen mit Korallen oder Bernstein erhöht. Die Schwerter sind zum Teil noch kurze Stichwaffen; daneben erscheinen manchmal krumme, messerförmige Hiebwaffen, hohe, spitzhaubenförmige Bronzehelme, häufiger Pferdetrensen und Reste prachtvollen Zaumzeuges: durchbrochene Zierscheiben, Knöpfe, Ketten usw., in den reichsten Gräbern auch prunkvolle Wagenreste (Abb. 37). Die Leichen sind unverbrannt bestattet. Die H a u p t f u n d o r t e liegen in der Champagne (Gorge-Meillet, Somme-Bionne usw.) und im westdeutschen Rheingebiet (Dürkheim, Schwabsburg, Armsheim, Schwarzenbach, Weißkirchen a. d. Saar, Besseringen, der Tumulus „KleinAspergle" bei Ludwigsburg, Rodenbach, Urmitz-Weißenturm, Abb. 38). Die meisten jener einheimischen Arbeiten zeigen noch keine echten Latene-Typen, sondern Stammformen derselben, aus denen vielfach vergröberter und schematisierter Nachbildung jene erst vom 4. Jahrhundert ab hervorgegangen sind. Weiter östlich mischt sich in den Kulturschichten des 5. Jahrhunderts Einfuhr aus dem Süden und durch sie belebte eigene Arbeit in höherem Stile mit den junghallstättischen Formen. Ostbayern und Böhmen nehmen noch

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Abb. 38. Goldschale von Schwarzenbach. (Nach B e h r e n s . ) ziemlich teil an der Entwicklung des Westens; in den Alpenländern finden sich kaum Spuren derselben, hier herrscht noch durchaus die auf venetischer Grundlage ruhende Ausprägung der Hallstattkultur. Das 4. Jahrhundert ist die? Zeit der typischen FrühLatene-Formen, welche in ziemlich gleichförmiger Ausprägung von Nordfrankreich bis Mittelungarn verbreitet sind. An Stelle der früher vorherrschenden Grabhügel erscheinen jetzt — in Nordfrankreich, dem Rheinland, der Nordschweiz, Nordböhmen, Schlesien und Westungarn —• 7*

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meist große Flachgräberfelder, daneben stellenweise (in Westdeutschand, Südböhmen und sonst), manchmal sogar noch vorherrschend, Tumuli. In diesen Gräbern finden sich kurze und lange Schwerter, krumme einschneidige Hiebwaffen, kurze Messer und Lanzenspitzen, dagegen mit wenigen Ausnahmen keine Helme, Pferdegeschirre und Reste von Streitwagen. Schmuck ist reichlich vorhanden: Arm- und Halsringe (Abb. 39). Gürtelschließen, Fibeln mit freiem Schlußstück, am Ende häufig mit einer runden Bronzeperle, einer Korallen- oder Emailscheibe besetzt. Doch steht die Schmuckindustrie nicht mehr auf der Höhe

Abb. 39. Goldener Halsring.

(Nach S c h u c h h a r t i t ,

Alteuropa.)

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Abb. 41. Grabfunde aus Montefortino. (Xacli M ü li t e 1 i u s.)

S t u f e n und G r u p p e n der L a t e n e - K u l t u r

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des 5. Jahrhunderts, welchem die schönen Maskenfibeln, Tierfibeln und Vogelkopffibeln mit einem oder zwei zuriickgebogenen Enden fast ausschließlich angehören. In Norddeutschand treten die ersten im Latene-Stil gehaltenen Fibeln, Hals- und Armringe auf, auch der Prunkoder Kultwagen von Dejberg in Dänemark (Abb. 40) ist ganz in dieser Art verziert. Mit voller Deutlichkeit erkennt man die Wirkung der geschichtlich bekannten Keltenzüge dieser Zeit nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Oberitalien und noch weiter südlich an der Ostküste der Halbinsel, wo sie bis nach Apulien hinabreichen. Im Gebiet der bolognesischen und der Estegruppe heben sich die Gräber des 4. Jahrhunderts scharf von denen der Certosastufe ab. Nach dem Zeugnis der Gräberfunde trugen die keltischen Eroberer der Poebene und Ostitaliens etruskische Helme und Wurfspeere, die Stammformen des römischen Pilums, und besaßen griechische sowie etruskische T o n - und Bronzegefäße, Badegeräte, geschnittene Steine, Goldschmuck (darunter kunstreiche goldene Lorbeerkränze) und viele andere teils erbeutete, teils eingehandelte Erzeugnisse der klassischen Kunst und Kultur des Südens. Die reichsten Gräber fanden sich bisher bei Montefortino unweit von Ancona (Abb. 41) und bei Canosa in Apulien. Die meisten Nekropolen dieser Zeit enthielten freilich keine solchen Schätze; doch lieferte auch der Grabfund von Waldalgesheim bei Bingen a. Rh. eine ähnliche reiche Ausbeute. Über 100 Nekropolen mit mehr als 5000 Gräbern dieser Zeit sind im Marne-Departement Frankreichs geöffnet worden (Abb. 42), in jenem Teile Galliens, den Caesar Belgica nennt, und wo die tapfersten, dert Germanen auch sonst ähnlichen Kelten, die Remer, Suessionen und Bellovaker wohnten. D a die Senonen nur von 390 bis um 283 v. Chr. an der Adria hausten und dann den Römern weichen mußten, können die Gräber' von Montefortino und Canosa nur aus dieser Zeit stammen und geben uns damit wertvolle chronologische Anhaltspunkte. Nördlich von den Alpen ist Böhmen

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Abb. 42. Tongefäße der Marnekultur. (Nach

Dechelette.)

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Abb. 43. Schwertscheide aus Hallstatt. (Nach Altert, heidn. Vorzeit.)

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reich an Funden aus derselben Stufe, wenn auch nicht sö reich wie die Champagne. Jene weite, bergumschlossene Kessel fiel schon frühzeitig den Bojern zu, die sich zuerst im mittleren und nördlichen Landesteil, dem Bereich der sogenannten „schlesichen" Urnenfelder der älteren, vorkeltischen Bevölkerung festsetzten und ihre brandlosen Gräber in der flachen Erde anlegten. Erst in der SpätLatene-Zeit sind auch die Bojer, vielleicht unter germanischem Einflüsse, teilweise zum Leichenbrand übergegangen. An der Grenze der mittleren und der oberen Donau mengen sich noch Certosa- und andere junghallstättische unter die ältesten Latene-Formen, so z. B. in den Gräbern von Kuffarn bei Herzogenburg in Niederösterreich, wo neben anderen italischen Bronzen eine schöne mit Bildfries verzierte Situla gefunden wurde, während die mitbegrabenen Eisenwaffen reine Latene-Typen zeigen. Auch ein Fund bei Moritzing a. d. Etsch oberhalb Bozens enthielt neben eisernen Früh-Latene-Waffenstücken (Helme, Schwerter) noch mit getriebenen Bildreihen im Situlenstil geschmückte Bronzegefäße, die dem Latene-Kulturkreise sonst fehlen. Echten Latene-Stil zeigen die Ornamente und Bilder einer in Hallstatt gefundenen Schwertscheide aus Bronze (Abb. 43). b) Die Mittel-Latene-Zeit. Die mittlere Latene-Zeit umfaßt rund das 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. und hat auf sehr ausgedehntem Gebiete Gräber von meist mittelmäßig reichem Inhalt hinterlassen. An der Ostküste Italiens, von der die Kelten frühzeitig wieder verdrängt worden sind, ist diese Stufe nicht mehr vertreten. Dagegen sind Funde aus dieser Zeit in vielen anderen Länderteilen die ältesten Zeugnisse der Latene-Kultur, so im östlichen Mitteleuropa (Moldau, Bukowina) und in den meisten Alpenländern; auch die Germanen nehmen mehr und mehr Teil an der LateneKultur. Im Zwischengebiet, von Ostfrankreich bis Westungarn, herrschte brandlose Bestattung in größeren flachen

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Gräberfeldern vor (Abb. 44). Leichenverbrennung übten am Niederrhein und in Norddeutschland die Germanen. Die Urnenfelder des letzteren Gebietes enthalten mehr typische Latene-Schmucksachen als Latene-Waffenstücke. Die Keltengräber Oberitaliens entsprechen durch reicheren Besitz an südländischen Erzeugnissen den bekannten geschichtlichen Beziehungen keltischer Stämme zum hellenistisch-römischen Kulturkreis. In dieser Hinsicht ist der Beginn des 3. Jahrhunderts durch Siege der Römer über die widerspenstigen K r ä f t e der Halbinkel: Samniten, Etrusker und oberitalische Kelten bezeichnet. Bald nachher, 280—276, erfolgten die ersten Einbrüche keltischer Stämme in Thrakien und Griechenland und ihre dauernde Festsetzung im Innern Kleinasiens, wo die Landschaft Galatien ihren Namen von den neuen Siedlern erhielt. Hier wurden sie 239 von Attalos I. von Pergamon besiegt; aus Thrakien sollen sie 201 vertrieben worden sein. 221 wurde Oberitalien als „Keltenland südlich der Alpen" (Gallia cisalpina) römische Provinz. Doch mußten die oberitalischen und die kleinasiatischen Kelten auch noch im 2. Jahrhundert fortgesetzt bekämpft werden, und erst 128—118 haben die Römer auch im Keltenland jenseits der Alpen Fuß gefaßt. Als Zeugnisse dieser Periode erster großer Zusammenstöße nordischer und südlicher Völker hinterließ die hellenistische Kunst die von Attalos nach Athen gebrachten Statuen kämpfender und sterbender keltischer Krieger, die uns aus häufigen Wiederholungen bekannt sind, und die Reliefs erbeuteter keltischer W a f f e n im Heiligtum der Athena zu Pergamon (Abb. 32). Die mitteleuropäischen Fundschichten lassen von diesen Vorgängen nichts erkennen. Die Gräber enthalten keine Reste von Streitwagen, wie sie durch historische N a c h richten f ü r diese Zeit bezeugt sind, nicht einmal Pferdegeschirre. Dagegen findet man lange Eisenschjverter mit Eisenscheiden und eisernen Wehrgehängen, sehr breite Lanzenspitzen, breite bandförmige Schildbuckel aus Eisen, bronzene Gürtelketten, mancherlei Schmuck und die

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ältesten von keltischen Häuptlingen nach griechischem, zuerst makedonischem Vorbild geprägten Münzen. Unter dem Bronzeschmuck sind große und schwere Armringe mit hohlen nußförmigen, oft erhaben verzierten Buckeln und mit Scharnierverschluß bemerkenswert. Die Armringe machte man auch aus Lignit und verschiedenfarbigem Glas: weiß, gelb, blau oder braun, manchmal verziert mit Glasfäden von anderer Farbe. In einem großen Teile Südwestdeutschlands treten die MittelLatene-Formen ziemlich unvermittelt an Stelle der FrühLatene-Typen, woraus man vielleicht auf das plötzliche Einrücken neuer Keltenstämme in Wohnsitze, die von der früheren Bevölkerung verlassen wurden, schließen darf. Recht altertümliche Formen bewahren dagegen in dieser Zeit und darüber hinaus einige Landstriche am Nordfuß der Pyrenäen sowie am Süd- und Ostrand der Alpenkette. Hier scheinen sich die Kelten mit Völkern anderen Stammes gemischt zu haben. Der Latene-Stil hat hier nicht ganz durchgegriffen, sondern eine tiefgehende Mischung mit späthallstättischen Formen erfahren. Man erkennt eine iberisch-keltische Gruppe in Südfrankreich (Brandgrabhügel von Avezac-Prat im Departement Oberpyrenäen, Abb. 45), eine rätisch-keltische Gruppe im schweizerischen Kanton Tessin (Nekropolen von Cerinasca-Arbedo, Molinazzo, Castione u. a.), endlich eine illyrisch-keltische in den Ostalpen und im dinarischen Bergland: im südlichen Krain (St. Michael bei Adelsberg), im österreichischen Küstenland (Idria bei BaCa), in Kroatien (Prozor bei Otocac) und Bosnien (Sanskimost, Jezerine). Diese Gruppen an der Grenze des mittleren und des südlichen Europa unterscheiden sich sehr merklich von denen, die den reinkeltischen Charakter derselben Zeitstufe tragen. Als Vertreter der letzteren sei aus Süddeutschland das reiche Gräberfeld von Manching bei Ingolstadt genannt. Aber auch aus den Ostalpen und aus Kroatien-Slawonien liegen ähnliche Funde vor, die mit den Namen bestimmter Keltenstämme verknüpft werden

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dürfen. Um jenen Unterschied durch ein Beispiel beleuchtet zu sehen, vergleiche man etwa die jüngeren, illyrisch-keltischen Gräber von St. Michael bei Adelsberg mit den gleichzeitigen rein keltischen von Nassenf uß im östlichen Krain. Die ersteren enthalten u. a. bronzene Certosafibeln in meist großen und schweren, bis über 23 cm langen Exemplaren, ähnliche Schlangenfibeln und anderen Bronzeschmuck, daneben eiserne Mittel-LateneFibeln und zahlreiche Eisenwaffen: Langschwerter mit Scheiden, lange schmale Hiebmesser, sehr lange, dem

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Pilum ähnliche Wurfspeerspitzen und schöne schlanke Streitäxte. Dieser Befund stimmt mit der von Strabo überlieferten Nachricht überein, daß die Illyrier am Okragebirge, dem Birnbaumer Wald, die keltische Waffentracht angenommen hätten. Man betrachtete sie auch als ein keltisch-illyrisches Mischvolk, das nach illyrischer Sitte, aber abweichend von keltischem Brauch, sich zu tätowieren pflegte. Das rein keltische Gräberfeld von Nassenfuß enthielt dagegen an Schmuck nur eiserne und bronzene Mittel-Latene-Fibeln, bronzene Scharnierarmringe mit nußförmigen Buckeln und gläserne Armringe, an eisernen Waffen und Rüstungsstücken Langschwerter mit Eisenscheide, lange Lanzenspitzen, Streitäxte, breite, bandförmige Schildbuckel und Schwertketten aus langen, zopfförmig geflochtenen Gliedern. Es gehörte vielleicht den keltischen Latovikern an, die wenigstens nach späterem Bericht hier saßen, während sich weiter östlich, an der unteren Save, die Skordisker ausbreiteten. c) Die Spät-Latene-Zeit. Diese Stufe fällt größtenteils in das letzte Jahrhundert vor Christi Geburt und reicht ungefähr von der Errichtung der römischen Provinz in Südfrankreich (Gallia Narbonensis 121) und der bald darauf folgenden mühevollen Abwehr des Einbruches der Kimbern, Ambronen und Teutonen am Ende des 2. Jahrhunderts bis zum ordnenden Auftreten der Römer an der Donau. Unter dem germanischen Druck räumten die Kelten nun auch Süddeutschland, das sie bisher noch gehalten hatten, und Deutschland wurde vollkommen germanisiert. Der Latene-Stil nahm neue, römische Elemente in sein Gewerbe und Kunsthandwerk auf und näherte sich dadurch, oft bis zum Verwechseln einzelner Arbeiten, dem klassischen Stil dieser Zeit. Keltische Hände arbeiteten schon häufig innerhalb der Grenzen des römischen Reiches oder in der Nähe derselben. Die Hauptfundorte sind ansehnliche Stadtplätze, zum Teil mit starken Festungs-

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gürteln und solid erbauten "Wohnhäusern. Man kennt solche Plätze in nicht geringer Zahl aus Frankreich, Süddeutschland, Böhmen und Ungarn. Groß ist der Formenkreis der eisernen Werkzeuge, die man häufiger an den städtischen Wohnplätzen als in Gräbern antrifft. Da findet man ebenso einfach als solid geschmiedete Messer und Meißel, Hohl- und Läppenbeile, Lochäxte, Reifeisen, Hauen und Harken, Sensen und Sicheln, Scheren und Zangen, Pflugscharen und Pflugmesser, Schlüssel, Kessel-

Abb. 46. Bemalte Gefäße der Spät-Lateriezeit aus Westdeutschland. gehänge, Schöpflöffel u. a. Unter den Schmucksachen nehmen die Hals- und Armringe keinen so breiten Raum ein wie in den älteren Latene-Stufen. Die Armringe sind einfache Eisenreifen, bronzene Hohlreifen oder Glasreifen, teils dünn und stabrund, teils breit bandförmig. Aus einfarbigem oder mehrfarbigem Glas sind auch die sehr häufig vorkommenden dicken Ringperlen. Unter den Fibeln erscheinen die Typen aller drei Stufen, die der ältesten nur mehr ausnahmsweise. Gürtelhaken und Gürtelplatten sind oft durchbrochen gearbeitet und mit

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Glasschmelz geschmückt, dem spezifisch spätkeltischen „Blutglas", das auch sonst in dieser Zeit eine große Rolle spielt und zur' Verzierung aller möglichen Gegenstände — Sporen, Nadelköpfe, Schilde, Schwertscheiden, Pferdegebisse, Halsringe, Gürtelhaken, Nietköpfe, Fibeln usw.:— verwendet wird, als die Einfuhr der Koralle nachließ. Geschnittene Steine und Glaspasten brachte der Handel aus dem Süden. Die Münzen, namentlich an Wohnplätzen oft sehr häufig, sind einheimische Prägungen. Auch viele Bronzegefäße von verschiedener Form: Kessel, Eimer, Kannen, Pfannen, Schalen und Schüsseln, fertigte man in eigenen, teils schmucklos-praktischen, teils hellenistischen Vorbildern nachstrebenden Werkstätten. Beschlag und Verzierung mit Bronze findet sich an Holzgefäßen. Die feinen Tongefäße zeigen nicht selten Nachbildung von Glas- oder Metallwaren. In der Keramik erscheint neben dem stilisierten Pflanzenornament noch häufiger die rein geometrische Dekoration, zuweilen in Malerei (Abb. 46). Mit dem Eisenreichtum der spätkeltischen Wohnstättenund Gräberschichten stimmen die Nachrichten vieler Schriftsteller des Altertums überein. Nach Caesar steckten die Arverner bei Alesia rings um ihre Befestigung eiserne Fußangeln mit Widerhaken auf. Die Veneter in der Bretagne hatten an ihren Seeschiffen Eisenketten statt Tauwerk, die Häduer im Tempel ihres Sonnengottes eine eiserne Säule, vor der sie Weihgeschenke niederlegten. In einem anderen Tempel war der Feuergott mit Zange und flairimendem Eisen dargestellt.' Eisenringe sollen als Geld in Umlauf gewesen sein. Nach Varro, dessen Angabe durch Originalfunde und Darstellungen bestätigt wird, besaßen die Kelten auch eiserne Panzerhemden. Nach Plinius bildeten die langen gallischen Sensen einen gesuchten Ausfuhrartikel. Sie eigneten sich besser als die kurzen und leichten italischen Sensen zum Abmähen hohen Steppengrases und des Getreides, das man in Gallien nur auf den halben Halm zu schneiden pflegte. Plinius weiß auch von einem helvetischen Kelten namens Heliko, der B e h n , Urzeit III

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nach Rom gegangen war, um sich dort in der Schmiedekunst zu vervollkommnen. Nach Caesar hatten die Gallier in ihrem Lande große Eisenbergwerke und kannten alle Arten von Minen zur Aufschließung der Metalladern. Das Wort „Mine" ist aus den keltischen in die romanischen Sprachen, der Name des Eisens (isarnon) von den Kelten zu den Germanen übergegangen. Noch Tacitus nennt im Osten, an den vorderen Karpathen, ein den Germanen zinsbares keltisches Völkchen, die Kotiner, die außer anderen Leistungen für ihre Herren auch den Eisenbergbau treiben mußten. Nach demselben Gewährsmann gab es bei den Germanen nicht entfernt soviel Eisen als bei den Kelten; doch vermittelten jene die Kenntnis des neuen Metalls ihren östlichen Nachbarn, den Finnen und den Slawen. Allerdings zunächst ohne großen Erfolg; denn von den Finnen heißt es noch 100 Jahre nach Christi Geburt, sie hätten kein Eisen für ihre Pfeilspitzen, und von den Ästiern, sie bedienten sich selten eiserner Waffen, häufig nur hölzerner Keulen. Unter den Wertmessern der Latene-Kultur spielt das Eisen keine geringe Rolle, daneben aber auch viele andere Dinge, vor allem eine ansehnliche Steigerung in der Gestaltung des geschlossenen Wohnplatzes. Der befestigte städtische Wohnplatz inmitten einer mit dörflichen Siedelungen besetzten Landschaft ist für Mitteleuropa etwas Neues in dieser Zeit. Solche Plätze, zugleich Industrie- und Handelsorte, Zufluchtsstätten und Hochburgen für die Gesamtheit kleiner, politisch geeinigter Volksgruppen, gab es vorher in diesem Gebiet nur sehr selten. Jetzt erscheinen sie plötzlich in namhafter Zahl und ausgedehnter Verbreitung. Dieses Auftreten der Stadt ist einer der Marksteine, die den Ausgang der Vorgeschichte von dem Beginn der Geschichte einer Landschaft scheiden. An den Zeitpunkten der Stadtgründungen, soweit sie bekannt sind, kann man überall wie an einem vorschreitenden Uhrzeiger den Eintritt historischer Zeiten an Stelle prähistorischer ablesen. Im nahen Morgenland

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blühten schon w ä h r e n d des 4. Jahrtausends v. Chr. zahlreiche n a m h a f t e Städte. In Kleinasien reicht T r o j a (II S. 31 ff.) bis um 3000 v. Chr., auf den K y k l a d e n die Stadt bei P h y l a k o p i (Melos, I I S. 40 ff.) bis u m 2500 v. Chr. hinauf. N ö r d l i c h v o m Alpengürtel erheben sich dagegen die ältesten Städte erst im letzten J a h r h u n d e r t vor Christi Geburt, u n d dies geschah wie wohl auch sonst nicht so sehr infolge eigener innerer Entwicklung der Landschaften als unter der Einwirkung f r e m d e r Elemente, die teils A u f nahme, teils A b w e h r erheischten. Das N ä h e r r ü c k e n der Südvölker, aber auch das A n d r ä n g e n nordischer, germanischer Stämme beförderte die Anlage oder wenigstens die N e u g r ü n d u n g volkreicher spätkeltischer Stadtplätze in der letzten Zeit vor dem Beginne der Römerherrschaft am Rhein u n d a n der D o n a u . Die Grundsätze der gallischen Befestigungskunst u n d die V e r w e n d u n g von Stein, H o l z und Erde bei der U m w a l l u n g keltischer Städte sind gleichmäßig in Frankreich, Deutschland und Schottland befolgt worden. Die Festungsmauern bestanden, ganz wie sie von Caesar als murus gallicus beschrieben werden, aus einem H o l z r a h m e n w e r k , das mit festgestampfter Erde und Steinen ausgefüllt und verkleidet w a r : alternis trabibus ac saxis (Abb. 47). D a d u r c h besaßen sie eine zweckmäßige Elastizität, mit welcher sie den Stößen des "Widders besser widerstanden als festgefügtes Steinmauerwerk, u n d k o n n ten auch nicht so leicht mit H a c k e n eingerissen werden. Die einfachsten dieser Befestigungen sind die, deren H a u p t s t ä r k e nicht in der künstlichen U m w a l l u n g lag, sondern in den natürlichen Bergwänden, von denen sie auf zwei Seiten geschützt waren, während die dritte, leichter zugängliche Seite stärker oder überhaupt allein befestigt wurde. Es ist dies der T y p u s des „abgewallten Spornes", häufig im Mündungsdreieck zwischen zwei Wasserläufen. So beschreibt Caesar eine Feste der Aduatuker, als rings v o n den höchsten u n d schroffsten Felsen umgeben u n d bloß a n einer Seite über einen s a n f t geböschten, schmalen A b h a n g zugänglich. H i e r hatten die Kelten eine äußerst 8*

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Die jüngere Eisenzeit ».knitt J-' '» Ju :•» TnitderWekrb' , v .-g

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Vrjni,rUnj und I^ip^cln uonobrn Abi). 47. Murus gallicus. (Nach Thomas.) hohe Doppelmauer aufgeführt. Auf diese häuften sie beim Herannahen der römischen Legionen die schwersten Felstrümmer und pflanzten noch sehr spitze Pfähle darauf. Auch Alesia lag auf dem Gipfel eines Hügels. Die Gauburgen der Germanenstämme in Süd- und Mitteldeutschland sind nach dem gleichen Typus angelegt (Abb. 48). Die Festungsmauer von Bibracte umzog die Stadt in einer Länge von 5 km, den Falten des Berges (h. Mont

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Beuvray) folgend und zwei Mulden überschreitend. Man kennt aber nicht nur Zug und Konstruktion der Umwallung, sondern auch den Grundriß der bewohnten Viertel dieser Hauptstadt der Häduer. Auf dem Berggipfel lagen viele Werkstätten. Hier fanden sich die Schmelzöfen, Werkzeuge, fertigen und halbfertigen Arbeiten der Schmiede, Bronzegießer und Schmelzkünstler. Die einfacheren Wohnhäuser hatten viereckige, aber nicht rechteckige Grundrisse und waren aus Steinmauerwerk erbaut,

Abb. 48. Ringwallgruppe im Taunus. ( M o d e l l im Z e n t r a l - M u s e u m

Mainz.)

die vornehmeren Häuser sind ganz nach römischer Art angelegt. Im Innern hatte man Kamine und Öfen. Einer der letzteren bestand aus einer vierseitigen Tonpyramide mit einem Eichenholzrahmen und stand mitten im Wohnraum, andere an den Wänden aus Ziegeln aufgemauert auf Sockeln aus T o n . Ganz oben auf dem Gipfel des Berges standen schon einige größere Gebäude mit römischen Heizanlagen (Hypokausten) und plumpen Mosaiken.

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Auf dem Marktplatz von Bibracte hat man einzeln über 1100 Stück Münzen — 1030 gallische, 114 römische — aufgelesen. Ein fast vollkommenes Seitenstücke zu Bibracte bildet die Stadt der Bojer auf dem Berge Hradischt bei Stradonitz im mittleren Böhmen. Ihr alter Name ist unbekannt. Sie lag auf einer steinigen, an den Rändern abgeböschten Hochfläche im Mündungswinkel zweier Wasserläufe. Die aus Holz erbauten kleinen Häuser standen einzeln an den Straßen, die das Plateau überquerten, am dichtesten an der höchsten Stelle des Hügels. Gußwerkstätten waren auch hier halb unter der Erde angelegt. Auf der Höhe muß es vielen unverbauten Raum gegeben haben, der in Zeiten der Feindesgefahr den Bewohnern der umliegenden Dörfer als Zufluchtsstätte diente. Handel und Industrie, Feldbau, Viehzucht und Jagd haben zahllose Funde hinterlassen, die aber nicht in die Zeit nach Christi Geburt hineinreichen. Der Platz ist offenbar im Laufe des letzten Jahrhunderts v. Chr. gegründet und beim Eindringen der germanischen Markomannen um.den Beginn unserer Zeitrechnung von den Kelten verlassen worden. Bibracte ist infolge der römischen Eroberung Galliens zugrunde gegangen, es mußte auf Befehl des Augustus geräumt werden, und in seiner Nachbarschaft erblühte alsbald eine rein römische Provinzialstadt: Augustodunum („Augustusburg", j. Autun), von deren starker Befestigung noch zwei Stadttore mit je drei Bogen erhalten sind. Die namenlose Keltenstadt auf dem Hradischt bei Stradonitz verfiel dagegen infolge der germanischen Eroberung Böhmens (Boihemi, der „Bojerheimat"), und die Markomannen haben in ihrer Nähe keine neue Stadt gegründet. Sie hätten den alten Platz weiter bewohnen können; aber die germanischen Stämme haben es in dieser Zeit überhaupt noch nicht zur Gründung der Stadt gebracht, und noch von den Alamannen des 4. Jahrhunderts n. Chr. sagt ein römischer Geschichtschreiber, daß sie befestigte Stadtplätze (oppida) wie mit Fangnetzen umstellte Massen-

Die jüngere Eisenzeit im nordischen Kreis

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gräber vermieden. Die Staaten, auf denen die Blüte des alten Morgenlandes und der klassischen Südvölker Europas beruhte, waren Stadtstaaten, die politischen Gebilde der Kelten und Germanen dagegen Feudalstaaten, und solche haben später die Germanen auch über den Trümmern der antiken Welt aufgerichtet.

3. Die jüngere Eisenzeit im nordischen Kreis.

Der germanische Norden ruhte so selbstsicher in der inneren Harmonie seiner Bronzekultur, daß er dem Eisen ein rundes halbes Jahrtausend länger widerstehen konnte als der Süden; nur in verschwindend seltenen Fällen ist das neue Metall nach dem Norden gelangt, als Einzelstück oder als Schmuckeinlage zusammen mit dem Gold. Erst um die Mitte des letzten Jahrtausends vor Christ findet das Eisen in größeren Mengen Eingang und es beginnt die „vorrömische Eisenzeit" des nördlichen Europas. Die ältere Stufe ist nichts anderes als die aus Mangel an innerer Schöpferkraft sowie äußerer Anstöße langsam absterbende Bronzekultur, die späte bedeutet die eigentliche Latene-Zeit des Nordens. Die Stilformen (denn es ist eine von jeder ethnischen Verschiebung unabhängige reine Kulturwelle) sind auf zwei Wegen nach Norden gelangt, einem westlichen aus dem Rhein-Rhone-Kreis und einem östlichen über die Handels- und Verkehrswege der Oder und Weichsel. Die nördlichen Landschaften Skandinaviens sind davon unberührt geblieben. Es wiederholt sich dabei der gleiche Vorgang wie in der Bronzezeit, daß der Norden sich vom Import sofort der Herstellung der neuen Formen im eigenen Lande zuwendet, wobei sich die fremden Vorbilder zuweilen Umbildungen nach nordischer Art gefallen lassen mußten, wenn etwa die eingliedrige Frühlatene-Fibel in der bodenständigen zweigliedrigen Technik nachgebildet wurde. Während die Frühstufe der vorrömischen Eisenzeit noch ganz vom reichen Erbe der Bronzezeit zehrt, und deren Formen mit

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steigender Degeneration und Verwilderung weiterführt, beginnt mit der späten die wirkliche Latene-Zeit des Nordens. Der jüngste Abschnitt der vorrömischen Eisenzeit Skandinaviens führt die Leitformen der Spät-LateneKultur des Kontinents, vor allem in den Fibeln und Schwertern. Auf allen Gebieten des Lebens herrscht auch hier ein unerschöpflicher Formenreichtum. An dekorativen handwerklichen Verfahren sind Emailletechnik und Bronzeplattierung eiserner Gegenstände erwähnenswert, auch Goldschmuck tritt häufiger auf. Im Import nimmt das elegante kampanische Bronzegeschirr die erste Stelle ein, aus einheimischen Werkstätten stammen Bronzekessel mit breitem Eisenrand und dicken Ringhenkeln. In diese Stufe gehört auch das größte vorgeschichtliche Fundstück des Nordens, der Kultwagen von Dejberg in Jütland (Abb. 40) und wahrscheinlich auch der Silberkessel aus Gundestrup (Abb. 49), beides Import aus keltischem Ge-

Abb-49. Silberkessel von Gundestrup. (Aufn. National-Museum

Kopenhagen.)

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biet. Während dieser ganzen Periode hat der Norden an der Brandbestattung seiner Toten festgehalten mit einzelnen Varianten; viele der Gräber sind Nachbestattungen in älteren Hügeln. Bei allem Reichtum an Typen ist das Gesamtbild dieser Periode jedoch ärmlich, gemessen am Glänze der Bronzezeitkultur. Der norddeutsche Gürtel empfing infolge seiner größeren Nähe zu den keltischen Kernlanden die Einwirkungen einer reinen Eisenkultur schon früher als der höhere Norden, und manche Forscher zählen daher die Formkomplexe der ausgehenden Bronzezeit lieber als erste Stufe der Eisenzeit. Auch hier gab es keine ethnische Verschiebung, die Veränderungen des Kulturbildes haben sich ohne jeden äußeren Bruch in innerer Gesetzmäßigkeit vollzogen. Zu der heimischen Bronzeindustrie tritt in steigender Stärke der südliche Import, zunächst aus dem Hallstattkreis, während das Eisen vorerst noch ganz im Hintergrund steht. Die volle Eisenkultur ist diesem Gebiete erst im Zusammenhange mit der großen keltischen Expansion um die Mitte des Jahrtausends gekommen, deren Zeugen einige der gewaltigen Wallburgen dieses Gebietes sind (Kl. Gleichberg bei Römhild in Thüringen). Die ältere Latene-Zeit Norddeutschlands (oder Stufe von Jastorf) reicht bis etwa 400 vor Chr. Die Typen der nächsten Stufe (bis etwa Mitte des 2. Jahrhunderts) entsprechen weitgehend denen des Mittel-Latene-Kreises (Stufe von Ripdorf). Der jüngste Abschnitt (Stufe von Seedorf, bis zur Wende der Zeitrechnung) steht inhaltlich und zeitlich der Spät-Latene-Stufe gleich und geht unmerklich in die Kultur der frührömischen Zeit über. Bestattungsform ist auch in Norddeutschland vorwiegend der Leichenbrand in Urnenfeldern. Innerhalb der vorrömischen Eisenzeit treten auch erstmalig die nordischen Völker in das Blickfeld des Südens. Bereits um die Mitte des 4. Jahrhunderts hatte der kühne Forscher Pytheas von Massilia aus seine berühmte Entdeckerfahrt in den Norden ausgeführt, die ihn wahr-

Abb. 50. Germanenkopf in Brüssel (Nach

Originalaufnahme.)

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scheinlich bis in die Höhe des mittleren Norwegen geführt hat. Das erste Sturmzeichen der dann Jahrhunderte währenden Machtkämpfe zwischen dem Norden und Süden war der Wanderzug der Kimbern, Teutonen Und Ambronen am Ausgang des 2. Jahrhunderts vor Chr. Alle drei Stämme sind germanischen Blutes, ihre Namen haften an nordjütischen Kantonen und der nordfriesischen Insel Amrum. Ausgezogen nicht um Macht und Ehre, sondern um Ackerland als Ersatz für den ihnen durch eine verheerende Sturmflut geraubten Heimatboden zu gewinnen stießen sie erst mit den Kelten, dann mit den Römern zusammen. Nachdem unter ihrem Drucke die Kelten in der Hauptmasse Süddeutschland geräumt hatten und die Helveter in die Schweiz, die Bojer nach Böhmen (Bojerheim) abgewandert waren, standen ihnen beim Versuche, nach Italien einzurücken, die Heere des Römischen Reiches unter dessen größtem Feldherrn Marius gegenüber. Der überlegenen Kriegskunst der Römer mußten die Germanen unterliegen und wurden in zwei großen Schlachten 102 und 101 bei Aquae Sextiae in Südfrankreich und Vercellae in Norditalien vernichtend geschlagen. Ihr Volkstum und ihre Kultur sind mit ihnen spurlos untergegangen, sie teilten die Tragik aller Kolonisten, durch eigenen Untergang den nachfolgenden Wellen den Weg gebahnt und den Boden aufgelockert zu haben. Nur ein halbes Jahrhundert später, als die Römer die Schrecken des Kimbernkriegs noch in lebendiger Erinnerung hatten, folgte der zweite Germanensturm: sieben Völkerschaften, zwei aus Jütland, fünf swebische aus Mitteldeutschland unter dem Heerkönig Ariowist. Als er schon am Rhein Fuß gefaßt hatte, rief ihn eine Gruppe gallischer Stämme zur Waffenhilfe gegen die andere Partei, die von den Römern unterstützt wurde. Der Kampf um das fruchtbare Gallien wurde nun zwischen Germanen und Römern ausgetragen und endete wieder mit einem Siege der Römer unter der Führung des genialen C. Julius Caesar. Hatten die Germanen auch das letzte Ziel, die Eroberung Gal-

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Die jüngere Eisenzeit

Abb. 51. Grabfund von Groß-Gerau (Nach B i h n.)

(Starkenburg).

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liens als Siedelungsland, nicht erreichen können, so blieben sie doch an beiden Seiten des Rheins sitzen. Nachdem schon Jahrhunderte vorher andere germanische Stämme am Unterlauf des Rheins F u ß gefaßt hatten, waren um die Mitte des letzten Jahrhunderts vor Chr. auch die mittleren und oberen U f e r des Stromes germanisches Land geworden. Die Namen dieser Stämme sind wohlbekannt, es sind die Triboker im Elsaß, die Nemeter in der Rheinpfalz, die Vangiones (der germanische N a m e wird W a n gier gelautet haben), nach denen später Worms benannt wurde, in Rheinhessen, die Neckarsweben (Suebi Nicretes) im Mündungsgebiet des Neckar, in Starkenburg wahrscheinlich die Markomannen, deren Hauptteil bei der römischen Okkupation nach Böhmen abzog (Abb. 51 und 52). Die jütischen Kampfgenossen Ariowists waren nach dessen Niederlage wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Siedelungsgebiete dieser Ariowistvölker lassen sich durch die Bodenfunde mit einiger Sicherheit umreißen, da sich ihr materieller Kulturbesitz wie auch gewisse Lebensgewohnheiten trotz weitgehender, durch Gleichzeitigkeit

Abb. 52. Grabfund aus Sponsheim a. d. Nahe. (Aufn.

Behn.)

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Die jüngere Eisenzeit

Abb. 53. G r a b f u n d e a u s Bad Nauheim. (Nach Q u i 1 1 i n g.)

und Stammesverwandtschaft gegebener Entsprechungen im einzelnen doch vielfach unterscheiden. Auf ihrem ein Menschenalter währenden Treck haben sie von der älteren Bevölkerung sehr viel angenommen und mußten auch wohl den größten Teil ihrer Gerätschaften, Gefäße und Waffen aus dem Lande erneuern, ein selbst in modernen Kriegen kürzerer Dauer beobachteter und unvermeidlicher Vorgang. Doch befindet sich unter ihrer kulturellen Hinterlassenschaft noch so viel germanisches Gut, daß eine Unterscheidung von den eingesessenen Kelten in den meisten Fällen noch möglich ist, wenn auch zweifellos im Laufe der Zeit weitgehende Blutsmischungen eingetreten sein werden. Eines der Unterscheidungsmerkmale ist auch der Grabritus, die Germanen haben ihre Toten verbrannt, die Kelten unverbrannt bestattet. Doch findet sich zuweilen als deutlicher Hinweis auf eingetretene Vermischung dasselbe Grabinventar einmal in einem Brand-, das andere Mal in einem Körpergrab. Auch die anderen

Die jüngere Eisenzeit im nordischen Kreis

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damals am Rhein seßhaften germanischen Völker, die nicht zum H e e r b a n n Ariowists gehörten, sind archäologisch nach ihren Siedelungsräumen wie nach ihrem Kulturbesitz zu umreißen. Es sind im ganzen dieselben, die Tacitus noch an den gleichen Sitzen a u f f ü h r t , die sie d a n n auch nicht wieder verlassen haben, auch nachdem sie am Ausgange des Altertums in größeren Stammesverbänden aufgegangen sind. Bei Bad N a u h e i m in Oberhessen f a n d sich ein großes Gräberfeld der SpätLatene-Zeit mit sehr einheitlichem T y p e n i n h a l t , v o n dem besonders die „Nauheimer Fibel" benannt ist; m a n w i r d an die Q u a d e n denken d ü r f e n , die in dieser Gegend zu suchen sind (Abb. 53). I n Ober- u n d Niederhessen saß der k r a f t v o l l e S t a m m der C h a t t e n , mit denen die Römer jahrzehntelang ungewöhnlich schwere K ä m p f e auszufechten hatten. Sie bedrängten die römerfreundlichen Ubier so schwer, d a ß die R ö m e r diese 38 vor Chr. in das Gebiet v o n K ö l n umsiedelten; in ihre früheren Sitze zogen die M a t t i a k e r ein mit Wiesbaden (Aquae Mattiacorum) als V o r o r t . Weiter rheinabwärts hatten stärkere Blutsmischungen zwischen Germanen und Kelten stattgefunden, sowohl die Treverer (um Trier) wie die Beigen rühmten sich ihrer halbgermanischen A b k u n f t , wie die alten Geschichtschreiber berichten. Archäologisch sind diese feineren Unterschiede nicht mehr f a ß b a r , da völkische u n d kulturelle Mischungen k a u m unterschieden werden können. Die innerhalb der Grenzen der römischen P r o vinz Germania siedelnden germanischen Stämme w u r d e n mit verschiedener Schnelligkeit kulturell romanisiert, um 100 nach C h r . ist dieser Prozeß im ganzen abgeschlossen, doch ist der einheimische Anteil an der römischen P r o vinzialkultur hier größer als in Gallien, das sich f r ü h e r und tiefer assimiliert hat. Mit dem Ende der Römerherrschaft sind zahlreiche germanische Kulturzüge wieder an die Oberfläche gekommen als vielfach bestimmende Elemente des Lebensbildes der Völkerwanderungszeit,

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Die jüngere Eisenzeit

4. Die Kunst der Latene-Zeit. Die Patenfundstelle dieser Kultur, die Militärstation von Latene, lieferte auch die unanfechtbaren Zeugnisse f ü r einen selbständigen Latene-Stil in den Verzierungen der Schwertscheiden. Sie zeigen das in der ersten Eisenzeit Mitteleuropas fehlende stilisierte Pflanzenornament in Gestalt verschlungener Ranken, krummer Schlinggewächsmotive, deren Ecken mit blasenförmigen Blattzeichnungen ausgefüllt sind, aber auch in Ranken auslaufende Tierfiguren, alles so verschieden als nur möglich von der im ganzen phantasielosen, bilderscheuen und strenggeometrischen Hallstattdekoration (Abb. 54). Seither hat man auch die ästhetische Seite des LateneFormenkreises durch zahlreiche weitere Entdeckungen näher kennen gelernt. Wir übersehen heute den ganzen üppigen Latene-Prunk mit seinen technisch vollendet ausgeführten, formell sehr gefälligen und zierlichen Ornamenten, mit seiner Vorliebe für lebhafte Farben — Koralle, Email, bunte Perlen — sowie für kunstvoll durchbrochene Metallarbeit und seiner Neigung zu eigentümlicher Stilisierung und Schematisierung der pflanzlichen, tierischen und menschlichen Formen. Dieser Stil bewegt sich auf der Grenzscheide zwischen dem geometrischen Ornament und der naturtreuen Darstellung belebter Formen, jenes ein Erbe nordeuropäischer Vergangenheit, dieses ein Zeugnis des klassischen südeuropäischen Einflusses. Er hat in dieser Form eine sehr weite Verbreitung gefunden und in dem darauffolgenden Jahrtausend eine der stärksten Grundlagen nordischen Kunstschaffens gebildet. Deshalb findet man, wie S. Reinach richtig bemerkt, Züge größter Familienähnlichkeit zwischen der schwarzen Keramik der Früh-Latene-Gräber der Champagne und der Völkerwanderungszeit, zwischen der keltischen und der fränkischen Emailarbeit, zwischen den durchbrochenen Metallschmucksachen gallischer Nekropolen und alamannischer und fränkischer Gräberfelder. Aber die Lebenskraft der Formen, welche die Kelten in

Die Kunst der Latene-Zeit

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Abb. 54. Verzierte Schwertscheiden aus Latene. (Nach D i c h e l e t t e . ) B e h n , Urzeit II]

9

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Die jüngere Eisenzeit

die auf früher Stufe erstarrte Kunstwelt des Nordens eingeführt haben, reicht noch viel weiter. Sie beherrscht die ganze frühchristliche Kunst auf den Britischen Inseln (late celtic style) und sie spricht sich aus in der Zackenfülle, den durchbrochenen Rosetten und den stilisierten organischen Gebilden des gotischen Stiles, der auf demselben Boden wie der Latene-Stil entstanden und mit diesem tief innerlich verwandt ist. W e n n in kleinen Arbeiten die Ähnlichkeit zwischen vorrömisch-gallischen, spätrömisch-fränkischen und romanischen Erzeugnissen oft so groß ist, daß sich nur schwer entscheiden läßt, aus welchem der drei Zeitalter sie herrühren, so beobachtet man Ähnliches auch in der Steinplastik, wie ein Vergleich des merkwürdigen, in seiner zeitlichen Ansetzung noch umstrittenen, seinem Stile nach aber unbedingt .keltischen Obelisken von St. Goar am Rhein mit spätantiken Werken von den Britischen Inseln zeigt (Abb. 55). Das erste halbe Jahrtausend nach Christi Geburt ist auf den Britischen Inseln die große keltische Helden- und Sagenzeit. Diese findet ihren Ausdruck auch in einer Fülle trefflicher Schmiedearbeiten und Gußprodukte, in welchen neben der Bronze der Glasschmelz reichliche Verwendung fand und sehr häufig Spiralarabesken sowie allerlei kreisförmiges Rankenwerk auftreten, zuweilen mit abschließenden Tierköpfen, die auch in der gleichzeitigen Kunst des Kontinents Verwendung finden. An fremden Einflüssen hat es gewiß nicht gemangelt, aber sie herrschten hier in geringerem M a ß e als auf dem Festlande, und die Einfuhr fremder Kunsterzeugnisse spielte hier keine so große Rolle wie in Skandinavien. Gegen das Ende dieser Zeit entwickelte sich die Ogcmschrift, deren Zeichen aus mehreren, von einer gemeinsamen Grundlinie ausgehenden Linien bestehen. Die meisten Denksteine mit Ogominschriften stammen aus Irland, wo diese Schrift erfunden wurde. Die ältestep christlichen Inschriften England-Irlands datieren aus dem 5.—6. J a h r hundert. Im 7. Jahrhundert erscheinen christliche Werke

Die Kunst der Latfene-Zeit

131 rrnwi

9*

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Die jüngere Eisenzeit

im keltischen Stil: Kirchenbauten und Steinkreise, Kirchengerät und heilige Bücher, Reliquienschreine, Glocken, Bischofsstäbe, Kelche usw., ferner weltliche Schmucksachen gleichen Charakters. In keinem anderen europäischen Lande wurden die Kunst und die Industrie der heidnischen Zeit nach der Einführung des Christentums so ruhig fortentwickelt wie hier und zu einer solchen Höhe und Feinheit des Ornaments emporgeführt. Man kann dieses Fortleben vom 5. bis ins 9. Jahrhundert in ausgezeichneten Werken aller Art, die dem Latene-Stil überhaupt zugänglich waren, verfolgen. Von weltlichen Bauwerken stammen aus dieser Zeit die Crannogs, feste Plätze in Seen und Mooren Irlands und Schottlands, seltener in England. Sie sind künstliche Inseln oder Verstärkungen natürlicher Inseln, hergestellt durch Aufschüt-

Abb. 56. Keltische Münzen. (Nach F o r r e r.)

tungen, Pfähle und Flechtwerk, und durch Brücken oder Dämme mit dem Festland verbunden. In diesen festen Plätzen standen nur hölzerne Häuser, welche längst verschwunden sind, aber Massen von Abfällen zurückgelassen haben. Das späte Altertum und das frühe Mittelalter haben in diesen versteckten Wohnbauten noch einen ganz vorgeschichtlichen Anstrich, und nur die Kleinfunde belehren uns über deren wahre Zeitstellung. Ist auch der Formenkomplex der Latene-Kultur, im ganzen genommen, in der Hauptsache im Hinterlande

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Die Kunst der Latfene-Zeit

von Massilia und unter der Einwirkung dieser jonischen Kolonie entstanden, so erheben sich doch gegen die restlose Herleitung des Latene-Stiles aus der gleichen Quelle sehr gewichtige Bedenken. Ein bedeutendes Stück der Latene-Kunst spielt sich auf den Münzen ab (Abb. 56), gerade bei ihnen aber verschwinden die wenigen Nachahmungen massiliotischer Prägungen vor der erdrückenden Menge derer, denen makedonische Goldstatere und Silbertetradrachmen zum Vorbilde gedient haben. D a s weist sehr deutlich auf den Osten. Man wird die Bedeutung des massiliotischen Handels und seine kulturelle Einwirkung gewiß nicht unterschätzen dürfen, aber weit breitere Berührungsflächen mit der Formenwelt des Südens boten sich den Kelten in den eisenreichen Gebieten von Noricum sowie in Oberitalien, und für die Donaukelten hatten die jonischen Kolonien des Schwarzen Meeres die gleiche Bedeutung wie

¿ Abb. 57 a. Tonflasche von Matzhausen (Oberpfalz). (Nach Festschr. des Zentral-Museums Mainz.)

kelten. Immer aber sind es j o nwar, i sKunst c h das e Formen, fremd keltische nehmen Figürhundert stammen ein paar Arbeiten, die zwar nicht in der Form, aber um so mehr in der Verzierung volle Abhängigkeit von der jonischen Kunst

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die

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Die jüngere Eisenzeit

bekannte Tonflasche von Matzhausen in der Oberpfalz (Abb. 57 a u. b) mit ihrem rhodisch-milesischen Tierfries und mehrere stilverwandte Bronzen. Eine besondere Rolle für die Vermittlung ostgriechischen Formgutes an die Kelten kam offenbar der venetischen Bronzekunst zu (s. o. S. 34 ff.), die ihrerseits ein Kind der mykenisierend-jonischen Kunst, nach frühem Aufhören der Heimatverbindungen ihre eigenen Wege ging und lokal erstarrte, während Massilia dank steter Verbindung mit dem Mutterlande dessen Entwicklung miterlebte. Die Ähnlichkeit der Tierfiguren auf getriebenen Bronzen vene-

Abb. 57 b. Tonflasche von Matzhausen (Oberpfalz). (Nach Festschr. des Zentral-Museums .Mainz.)

Die Kunst der Latene-Zeit

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tischen Stiles und solchen auf sicher keltischen Werken ist o f t verblüffend; die gerippten Gefäße der Stufe Este III (s. o. S. 34) finden sich auch fast völlig gleich in England und verstärken die Annahme unmittelbarer Zusammenhänge. Die weitere Entwicklung zeigt die beiden Komponenten des keltischen Kunststiles: das. nordisch-geometrische und das klassisch-figurale in zähem Kampf, in dem dieses als fremdes Element schließlich unterliegt. N u r die Frühzeit der keltischen Kunst hat einigermaßen naturalistische Arbeiten (auch in der Kleinplastik: Masken, frei und vor allem an den Fibeln, Tierfiguren u. a.), dann aber schreitet die Geometrisierung der Formen unaufhaltsam vorwärts, bis sie zu gänzlicher Unkenntlichkeit aufgelöst sind, ohne indessen jemals vollständig zu geometrisieren. Dieser Zersetzungsprozeß der naturalistischen Grundformen ist besonders an dem umfangreichen Material der Münzen gut zu verfolgen, wo er durch die Neigung der keltischen Kunst zum Symbolischen noch beschleunigt erscheint. Man hat die keltische Latene-Kunst oft mit der germanischen Tierornamentik der Völkerwanderungszeit verglichen und beide in innerliche Beziehungen setzen wollen. Gewiß bestehen weitgehende Ähnlichkeiten formaler Art, sie erklären sich aus der Gemeinsamkeit der Urquelle, die auch für den germanischen Stil das Mykenisch-Jonische auf dem Umwege über den skythischen Stil ist. Aber der keltische Stil zeigt die Entwicklungsrichtung vom Naturalismus zum Geometrismus, der germanische dagegen sucht das leblose Flechtwerk des geometrischen Ornamentes durch Anfügung lebendiger Formen zu beleben. Die Bewegungen sind also gegenläufig und gleichen sich nur da, wo sie in verschiedener Richtung strebend auf dem gleichen Punkte stehen. W a r aber das nordische Element in der Latene-Kunst nicht stark genug, die klassisch-figuralen Elemente verarbeitend zu überwinden, so mußte sich ein anderes Bild ergeben. So in Spanien. Der Erzreichtum des Landes

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Die jüngere Eisenzeit

hatte den griechischen Handel schon früh und in großem Umfange angezogen und auch zu der Gründung großer Handelsemporien und Kolonien geführt. Die Einbeziehung

Abb 58. Iberische Vasen.

(Nach

Ebert.)

Die Kunst der Latene-Zeit

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Spaniens in den Machtbereich Karthagos zerriß die Beziehungen mit der griechischen "Welt, die Kunst wurde von dem befruchtenden Zustrom aus der Heimat abgeschnitten und erstarrte, eigener Entwicklung zu selbständigen Formgebilden unfähig, in der unausgesetzten Wiederholung der alten Vorbilder. Immerhin war das klassische Element hier am Rande der keltischen Welt stärker als das nordische, und so finden wir in Spanien in den letzten Jahrhunderten vor der kulturellen Romanisierung des Landes bemalte Vasen in allen Stilarten vom spätgeometrischen Stil ab, besonders jonische Elemente (Abb. 58); auch die Formen der Gefäße selbst, besonders der Kannen, sind oft ostgriechisch. Das gleiche Doppelgesicht wie die bildende Kunst dieser Periode zeigt ihre M u s i k . Unter den Instrumenten ist das nordische Element durch das Horn vertreten, das dort in der Bronzezeit eine reiche Entwicklung durchgemacht hat (II S. 128 ff.); eine merkwürdige Sonderform besaßen die Keltiberer in Spanien: kleine Hörner aus gebranntem Ton mit doppelter Windung, im Durchmesser 14—20 cm groß. Der südliche Einfluß zeigt sich in der Aufnahme der Tuba, von der mehrere barock ausgestaltete Stücke in gallischen Heiligtümern gefunden wurden, und der Panspfeife, Syrinx, die sich in Gallien zu einer Sonderform entwickelte; Originale stammen aus Agen an der Garonne (aus Bronze), Alesia (Holz) und Klein-Kühnau bei Dessau (der Körper aus einer asphaltartigen Masse, die verlorenen Pfeifen aus Schilfrohr). Das gallische Nationalinstrument ist der C a r n y x , eine kurze Trompete mit geradem, engem Rohr und tierköpfiger Schallöffnung (Abb. 59), sehr selten im Original gefunden, um so häufiger dagegen auf den Bildwerken dargestellt. Die Tierköpfe variieren und sind vielleicht Abzeichen verschiedener Stämme. Diese Trompeten finden sich im ganzen Gebiet der Latene-Kultur und darüber hinaus, in Dakien, Paphlagonien und selbst in Zentral-

138 Erstes Auftreten des Eisens in den and. Weltteilen Indien. Die Herkunft des Carnyx ist noch nicht völlig aufgeklärt. Eigenformen hat Irland: eine Bronzetrompete der Carnyxform, ohne den ornamentalen Tierkopf, doch mit einem Stachelkranz um die Öffnung, und bronzene Krummhörner mit seitlichem Einblaseloch, beide Typen in großen Mengen und allen möglichen Spielarten vorhanden. Aus Irland stammt auch eine bronzene Lure mit typischen Latene-Ornamenten an der Schallplatte. Das Instrument hat in seiner nordischen Heimat die Bronzezeit nicht überdauert, doch reicht diese in Irland tiefer herab und geht direkt in die Latene-Zeit über, so daß das Fortleben einer solchen Form nicht überraschen kann. "Wie weit die Formen altertümlicher Saiteninstrumente späterer Zeiten und (Nach B e i n . ) ihre Besaitung und Stimmung in die vorgeschichtliche Vergangenheit hinaufreichen, ist noch nicht erkennbar.

III. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen. 1. Afrika. Das erste Bekanntwerden vieler Völker der Erde mit dem Eisen fällt in so späte Zeiten und geschah so ausschließlich durch plötzliche Vermittlung von außen, daß es zu den Tatsachen der neueren Geschichte, nicht zu denen der Urgeschichte gerechnet werden muß. Für die letztere kommen jene Völker nur als solche der Steinzeit oder, in geringerem Umfange, der Bronzezeit in

Afrika

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Betracht. Aus diesem Grunde kann hier von Amerika, Australien und den Südseeinseln sowie von vielen Festlandstämmen der Alten Welt, namentlich Südafrikas und Nordasiens, obwohl die meisten derselben heute schon das Eisen kennen, nicht weiter die Rede sein. W i r haben uns auf jene Gebiete zu beschränken, wo der Gebrauch des Eisens in sehr ferne Zeiten zurückreicht. Das sind größtenteils solche Gebiete, die vorher eine Bronzezeit besessen haben, und im Anschluß an die Schilderung der letzteren ist auch des ersten Auftretens des Eisens in diesen Ländern, Ägypten, West- und Ostasien, schon früher von uns gedacht worden. Die Negerwelt Afrikas bildet dagegen ein eigenes Kulturgebiet, in dem die Kenntnis und reichliche Benutzung des Eisens unmittelbar auf eine reine Steinzeit folgte. Der Gebrauch dieses Metalles scheint sich von N O nach S W verbreitet zu haben; denn bei den Bewohnern des oberen Nilgebietes und deren Nachbarn ist die Eisenbearbeitung gegenwärtig am höchsten entwickelt. Hier Ist sie also wahrscheinlich am ältesten, und man hat vermutet, daß die Neger das Eisen von den Ägyptern kennen gelernt hätten. Noch in der Gegenwart zeigen Geräte und Waffen der Sudanneger, aber auch manche der' Kongoneger, auffallende Ähnlichkeiten mit solchen der alten Ägypter, und das gleiche gilt von den Formen der Blasebälge, die jene beim Ausschmelzen und Schmieden des Eisens anwenden. Man hat jedoch auch das Umgekehrte vermutet und wahrscheinlich zu machen gesucht, daß die alten Ägypter das Eisen und dessen Bearbeitung von ihren südlichen Nachbarn aus Innerafrika her kennen gelernt hätten. Darüber läßt sich nichts Entscheidendes sagen, solange das Alter der Eisenzeit im inneren Afrika nicht festgestellt ist. Sie müßte ein Alter von vierthalb Jahrtausenden haben, wenn jene zweite Vermutung begründet sein sollte, und das ist wenig wahrscheinlich. Immerhin muß sich die Kenntnis des Eisens ziemlich früh über große Teile des schwarzen Kontinents ver-

140 Erstes Auftreten des Eisens in den and. Weltteilen breitet haben, Eisenfundstellen gab es genug. Das Erz liegt noch heute in Knollen und Nieren an vielen Stellen offen zutage, und so kann man leicht da und dort auch selbständig auf die Ausscheidung des Metalles verfallen sein, vor allem weil man keine Bronze besaß und nicht die verführerische Gießkunst übte, die von den Negern auch heute noch in Kupfer selten, in Gold etwas häufiger geübt wird. (Eine glänzende Ausnahme bildet die vorzügliche westafrikanische Bronzegießkunst — in Benin, NW-Kamerun usw. —, deren Alter und Ursprung jedoch unbekannt sind.) Dagegen brauchte man nur aus Eisenerzknollen einen Kochherd aufbauen, um durch die Wirkung des Feuers zur Darstellung und Behandlung des Eisens geführt zu werden. Der Neger ist aber durchaus auf einer sehr niederen Stufe der Eisentechnik stehen geblieben. Die Verhüttung übt er noch immer auf die primitivste Weise, und die Köhlerei ist sehr unentwickelt. Statt gemauerter Schmelzöfen kennt er nur einfache Gruben oder Tonöfen. Die Blasebälge haben keine Ventile. Gewonnen werden nur weiche Klumpen schmiedbaren Eisens, deren Reinigung noch harte Arbeit erfordert. Auch das Stählen des Schmiedeeisens durch Ablöschen in kaltem Wasser ist vielfach noch unbekannt. Der Schmied arbeitet mit höchst einfachen Werkzeugen. Als Hammer und Amboß dienen Steine oder rohe Eisenstücke, und der Hammer hat keinen Stil, sondern wird höchstens an Handhaben aus Riemen oder Seilen gefaßt. Die Zange ist ein aufgespaltenes Holzstück oder eine eiserne Pinzette mit verschiebbarem Ring. Ein Meißel oder eine Lanzenspitze dient zum Schneiden und Formen feinerer Teile des rotglühenden Metalles. Trotzdem wetteifern die Erzeugnisse dieses urwüchsigen Eisengewerbes manchmal mit den besten Leistungen europäischer Schmiedekunst, und den Waffen, Werkzeugen und Schmucksachen ist es nicht leicht anzusehen, daß sie mit so einfachen Mitteln zustande gebracht sind (Abb. 60).

Afrika

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O f t führt der Negerschmied noch ein Wanderdasein und überall in Afrika bilden die Schmiede eine besondere Klasse oder Kaste, die häufig auch von anderer Abstammung ist als das übrige Volk. Infolgedessen werden sie bald tief verachtet, bald hoch geehrt. Im Norden Afrikas, bis über den Sudan hinaus, soweit fremde Herrenvölker in die Negerwelt eingedrungen sind, sind die Schmiede Überreste der vertriebenen schwarzen Urbevölkerung. Bei dem Wüstenstamme der Tubu sind sie Parias und von der Heirat mit Stammesangehörigen streng ausgeschlossen, aber als Zauberer sehr gefürchtet. Man erzählt sich dort, daß ein Schmied den Propheten Mohammed durch Ver-

Abb. 60. Eisenarbeiten afrikanischer Neger. (Nach

Ratzel.)

142 • Erstes Auftreten des Eisens in den and. Weltteilen die Schmiede als „Juden", d. h. als Beleidiger des christlichen Religionsstifters, verhaßt und verachtet. Auf diesem Gebiete bis zum Tsadsee hinab muß die schwarze Urbevölkerung des Eisenschmiedens kundig gewesen sein, während die Fremdherrscher aus Ägypten, Libyen oder Arabien vielleicht nur das Gießen weicherer Metalle kannten; sonst würden sie mit den übrigen Schwarzen auch deren Schmiede vertrieben und ihre eigenen an deren Stelle gesetzt haben. In anderen Fällen sind die Schmiede hoch angesehen, wahrscheinlich wenn sie aus freien Stücken sich zur Ansiedlung unter Fremden, die ihrer Kunst bedürftig waren, entschlossen oder auf deren Berufung einwanderten. An manchen Orten des Kongobeckens schreibt man den Schmieden königliche Abkunft zu; bei anderen Negerstämmen sind sie zugleich Priester und Zauberärzte. Der „Fürst der Eisenarbeiter" bekleidet zuweilen ein hohes Hofamt. Stämme, die kein Eisen erzeugen, verehren hie und da Blasebälge als Fetische. 2. Ost- u n d Südasien. Auch Persien und Indien sind alte Eisenländer. Das erstere wird schon in ägyptischen Inschriften als ein Hauptgebiet der Eisengewinnung genannt. In den Schriftdenkmälern Indiens läßt sich das Eisen erst gegen den Ausgang der wedischen Periode, des ältesten Zeitraums der indischen Literatur, mit Sicherheit nachweisen. Es heißt da „dunkelblaues Erz" (ayas, ein Wort, das ursprünglich bloß Metall bedeutet und sich auf Kupfer und Bronze bezieht). Auch im Riesenepos Mahäbhärata wird das Eisen nur selten erwähnt, und die W a f f e n sind wie bei Homer noch fast ausschließlich aus „Erz". Später wußten die Griechen den indischen Stahl zu schätzen; aber es entzieht sich unserer genaueren Kenntnis, wie alt die Eisengewinnung in Indien ist. Eine dem 9. Jahrhundert v. Chr. zugeschriebene eiserne Riesensäule in Delhi ist chemisch so vollendet rein, daß sie nicht rostet. Das

Ost- und Südasien

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ungeheure Land ist reich an Eisenerzen, die aber noch in der Gegenwart von den Eingeborenen meist auf ebenso einfache und altertümliche Art verhüttet werden wie von den Negern Afrikas. Die Eisenarbeiter wandern familienweise von D o r f zu D o r f und bauen ihre Tonöfen, wo Erz und Holz vorhanden und Bedarf an Eisenwaren ist. Sie sammeln das Erz, brennen die Kohle, schmelzen und verarbeiten das Eisen. Der Wanderschmied der halbwilden Bergstämme Indiens ist ein vollkommenes Seitenstück zum Negerschmiede, sein Amboß ein Stein, sein sonstiges "Werkzeug Hammer und Zange, Schlegel und Feile. Er arbeitet sitzend wie der Neger in Afrika und der Zigeunerschmied in Kleinasien und Europa. Auf einer ähnlichen Stufe steht die Eisenarbeit bei den Eingeborenen Hinterindiens; teilweise sind deren Behelfe noch geringer. So benutzt man in Birma zum Niederschmelzen des Eisenerzes oft noch nicht einmal den Blasebalg und erzeugt zunächst nur ein sehr unreines Eisen, das großer Nachhilfe durch die Schmiedearbeit bedarf. Ebensowenig als für Indien läßt sich das Alter der Eisengewinnung für die Inselwelt ' der M a l a i e n , die das Eisen wohl durch indische Vermittlung kennengelernt haben, bestimmen. Doch hat dieser Stamm die ihm eigentümliche Art des Gebläses mit auf- und niedergehendem Stempel überallhin verpflanzt, soweit seine Ausbreitung reicht, im Norden bis auf die Philippinen, im Westen bis nach Madagaskar. Bei ihm steht der Schmied in hohen Ehren; auf J a v a bedeutet „Pandi" zugleich den Schmied und den kundigen, gelehrten Mann, und auf Luzon sind die Schmiede die einzige eigentliche Handwerkerschaft der Igorroten. Nach ostasiatischer Überlieferung wären die Tibeter früher des Eisens kundig gewesen als die Chinesen, und diese erst ungefähr im 3. Jahrhundert v. Chr. teilweise zur Eisentechnik übergegangen. Diese berüht in C h i n a auf einem großen Reichtum an Erzen und an Steinkohle, hat aber das Eigentümliche, daß sie häufig auch noch in der Gegenwart nicht Öfen, sondern

144 Erstes Auftreten des Eisens in den and. Weltteilen. Schmelztiegel anwendet, in denen sowohl Guß- als auch Schmiedeeisen gewonnen wird. Doch kannte man nach einem um 1630 n . C h r . geschriebenen Werke auch Eisenschmelzöfen. Die u r a l a l t a i s c h e Bronzezeit (vgl. II S. 137 ff.) ging unmerklich, unter Beibehaltung derselben W a f f e n - und Gerätformen, in eine erste Eisenzeit der skythischen Stämme über, aus der zahlreiche Funde vorliegen. Am oberen Jenissei folgte auf die rätselhaften „Tschuden" um den Beginn unserer Zeitrechnung ein Reitervolk türkischen Stammes, dessen Grabhügel in Gruppen auf den Randhügeln der Steppe liegen und neben wenig Kupfer und einigem Edelmetall viele Gegenstände aus Eisen enthalten, namentlich Pferdegeschirrteile, die o f t mit Gold und Silber eingelegt sind. Chinesische Quellen berichten, daß die Türken am Altai Eisen ausschmolzen, und das Kupfer sowie das Eisen müssen diesen Stämmen schon sehr lange bekannt sein, da die Namen der beiden Metalle in allen turktatarischen Sprachen fast ganz übereinstimmen. Die Eisen- oder Dolmenzeit J a p a n s reicht vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis um 700 n. Chr. Die Dolmen Japans gehören ausschließlich dieser Zeit an. Man hat diese Denkmäler und die Einführung des Eisens einem Eroberervolke zugeschrieben, das ganz unvermittelt im SW Japans aufgetreten sein soll. Dieses Volk hätte zuerst die im gleichen Gebiete seßhafte Bevölkerung der Bronzezeit (s. II S. 144 f.) unterworfen und seine Herrschaft allmählich über das ganze Inselreich ausgedehnt, doch wäre es im 7. Jahrhundert n. Chr. nur bis in die Gegend des heutigen Tokio vorgedrungen. Immerhin hätte es damals schon den Bereich überschritten, den die Bronzezeit Japans überhaupt einnahm, denn diese wäre nicht über die Mitte Nippons nach Norden hin ausgedehnt gewesen. So erfolgte denn im weitaus größeren Teile Japans der Zusammenstoß einer eisenzeitlichen mit einer rein neolithischen Kultur, dessen Ausgang nicht zweifelhaft sein konnte.

145

Liferatur

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Eisenzeit.

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A c k e r f o r m e n 51 A k i n a k e s 40 Alesia 116 Ariowist 123 Arnoaldi 27 Beigen 127 Benacci 26 Bibracte 116 Bucchero 23 Certosa 27 Chalyber 9 C h a t t e n 127 C r a n n o g s 132 D e j b e r g 103 D o r e r 12 Druiden 89 Eisenbergbau 114 Eisentechnik 5, 17, 140 Este 34 E t r u s k e r 21 Euganeische K u l t u r 34 Gefäßinalerei 17, 21, 65, 74. 113, 137 Gesichtsurnen 66, 74 Glasinac 61 Galater 107 Glas 112 Golasecca 35 G ü n d l i n g e r Stufe 66 G u n d e s t r u p 120 Hallstatt 68 H a l l s t a t t k u l t u r 52 Hausbau 54 Heizanlage 117 Homer 1> Hufeisendolch 46, 68 Iberische K u l t u r 135 Jonier 133

Karthago 44 Kelten 44, 48, 51, 78 Kiinbernzug 123 Kiininerier 37 Kurgan 39 Late celtic style 130 T.atene 91 Latenestil 128 Manching 109 M a r k o m a n n e n 125 M a r n e k u l t u r 103 Montefortino 102 Münzen 109, 133 Murus gallicus 115 Musik 137 Nauheiiner Fibel 127 Novilara 33 O e d e n b u r g 74 Ogomschrift 130 Picenische K u l t u r 33 P v t h e a s 82, 121 Q u a d e n 127 Ringwall 115, 121 Salem-Koberstadter T y p 68 Salz 55 S a n n a t e n 38 Städtebau 114 St. Goar-Stein 130 Stradonitz 118 Sweben 123 T a u s c h i e r u n g 58 T r e v e r e r 127 Tschuden 144 Ubier' 127 Venetische K u l t u r 34 Vettersfelde 43 Villanova 26 W a g e n g r a b 48

Vom gleichen

Verfasser

liegen

vor:

KULTUR DER URZEIT I. Band: Die vormetallischen Kulturen. (Die Steinzeiten Europas. Gleichartige Kulturen in anderen Erdteilen.) 4. Aufl. Mit 48 Abb. 1950. II. Band: Die älteren Metallkulturen. (Der Beginn der Metallbearbeitung, Kupfer- und Bronzezeit in Europa, im Orient und Amerika.) Mit 67 Abb. 160 S. 1950. (Sammlung

Göschen Band 564 und, 565.) Je Band DM 2,40.

W. Reinecke Einführung in die griechische Plastik An der Hand von Meisterwerken im Alten Museum. Vorwort von K. A. Neugebauer. 112 S. 1931. DM 2,85 A. Kr eurer Des Praxiteles Hermes von Olympia 28 S. 1948. DM 3,— F. Brummer Satyrspiele Bilder griechischer Vasen. 86 S. 1944. DM 6,— A. v. Salis Theseus und Ariadne Festschrift der archäologischen Gesellschaft zu Berlin zur F e i e r des hundertjährigen Bestehens der Staatlichen Museen zu Berlin ain 1. Oktober 1930. Mit einein Beitrag von Fritz Eichler. Mit 2 Tafeln und 38 Abb. im T e x t . 47 S. 1930. DM 12 — VERLAG W A L T E R DE GRUYTER & CO. / BERLIN W 35

Quartär J a h r b u c h f ü r E r f o r s c h u n g des Eiszeitalters und seiner Kulturen. Unter Mitwirkung n a m h a f t e r Fachgelehrter vieler L ä n d e r herausgegeben von Rudolf Grahmann u n d Lothar F. Zotz. Q u a r t . i. bis 3. Band. 1938/41. Je DM 18—, geb. j e DM 20,— Germanische Denkmäler der Frühzeit Hrsg. von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. — Grofi-Oktav. 3. Band: Westgermanische B o d e n f u n d e des ersten bis dritten J a h r h u n d e r t s n. Chr. aus Mittel- und Westdeutschland. Von Rafael von Uslar. Mit 58 Tafeln u n d 7 Abb. im Text. XVI, 272 S. 1938. DM 41,25, geb. DM 59,— Johannes Tlühler Deutsche Geschichte 1. Band: Urzeit, B a u e r n t u m und Aristokratie bis um 1100. Mit 16 Tafeln u n d 4 Karten. — VIII, 413 S. 1934. Geb. DM 7,20 2. Band: Fürsten, Ritterschaft und B ü r g e r t u m von 1100 bis um 1500. Mit 8 Tafeln. — IX, 440 S. 1935. Geb. DM 7,20 3. Band: Das Reformationszeitaltev. Mrt 16 Tafeln. — VII, 503 S. 1938. Geb. DM 8,20 4. Band: Das Barockzeitalter. Mit 16 Tafeln. 499 S. 1950. Halbleinen DM 16,— Otto hauffer Dorf und Stadt in Niederdeutschland Mit 10 Abb. Oktav. VIII, 234 S. J934. Geb. DM 4,80 Land und Leute in Niederdeutschland Mit 8 Tafeln. Oktav. X, 291 S. 1934. Geb. DM 4,80 VERLAG WALTER DE GRUYTER & CO. / BERLIN W 35

F. Stuhlmann Weltgeschichte in Zahlen Oktav. 300 S. 1948. DM 7,80 Aus den zahlreichen Urteilen: „ . . . F. Stuhlmanns »Weltgeschichte in Zahlen« faßt den ganzen Stoff von der Urzeit bis 1947 (!) in einem inhaltsreichen Bande von 300 Seiten zusammen. Ein umfassendes Sach- und Personenregister erhöht die Brauchbarkeit. Der Horizont ist weltweit. Weder das alte Aegpyten noch die neueste Entwicklung Chinas sind v e r n a c h l ä s s i g t . . . . " („Westermanns Pädagogische Beiträge". Nr. 2/1950.)

Kurt Breysig Die Geschichte der Menschheit 1. Band: Die Anfänge der Menschheit. Urrassen — Nordasiaten — Australier — Südamerikaner. — XV, 440 S. 1936. DM 16,—, geb. DM 18,— 2. Band: Völker ewiger Urzeit. Nordländer — Nordwestamerikaner. Nordostamerikaner. — XIII, 374 S. 1939. DM 16,—, geb. DM 18 — 3. Band: In Vorbereitung.

Alexander und Eugen Kulischer Kriegs- und Wanderzüge Weltgeschichte als Völkerbewegung. Mit 3 Karten. — Oktav. VIII, 230 S. 1932. DM 15,30, geb. DM 16,65 VERLAG WALTER DE GRUYTER & CO. / BERLIN W 35

SAMMLUNG L i e f e r b a r e und

GOSCHEN neue

Bände

J e d e r B a n d D M 2.40

A. Geisteswissenschaften Nr. 19 Nr. 30 Nr. 42 Nr. 59 Nr. 66 Nr. 70 Nr. 101 Nr. 1 2 5 Nr. 200 Nr. 238 Nr. 270 Nr. 279

N r . 280 Nr. 500

Altheim, F., Römische Geschichte. I. Teil: Bis zur Schlacht bei P y d n a . 1948. 1 2 3 S. Kleffner, W., Kartenkunde. 3. Aufl. 1950. 1 5 2 S Behh, F., Vorgeschichte Huropas. 7. Aufl. Mit 47 A b b . 1949. 1 2 5 S. Krähe, H., Indogermanische Sprachwissenschaft. 2. Aufl. 1948. 1 3 4 S. Berneker, E., u. M. Vasmer, Russische Grammatik. 6., unveränderte Aufl. 1947. 1 5 5 S. Nestle, W., Geschichte der griechischen Literatur. 1 . V o n den A n f ä n g e n bis auf Alexander d. G r . •2., verb. A u f l . Neudruck. 1950. 144 S . Wiese, L . v., Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme. 4. Aufl. 1950. 148 S. Vossler, K., Italienische Literaturgeschichte. Unveränderter Nachdruck der 1 9 2 7 erschienenen 4., durchges. und verbesserten Aufl. 1948. 148 S. Gottschald, M., Rechtschreibungswörterbuch. In Vorbereitung. Krähe, H., Germanische Sprachwissenschaft. Bd. I. 2. Aufl. 1948. 1 2 7 S. Kirn, P., Einführung in die Geschichtswissenschaft. 1947. 1 3 2 S. Jacob, K., Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. Jahrh.). I: Einleitung. Allgemeiner Teil. Die Zeit der Karolinger. 5. Aufl. 1949. 1 1 8 S. — — , I I : Die Kaiserzeit ( 9 1 8 — 1 2 5 0 ) . 4. Aufl. 1949. 1 2 7 S. Simmel, G., Hauptprobleme der Philosophie. 7., unveränderte Aufl. 1950. In Vorbereitung.

Nr. 557 Nr. 564 Nr. 565 Nr. 566 Nr. 573 Nr. 677 Nr. 770 Nr. 780 Nr. 781 Nr. 807 Nr. 929 Nr. 1000 Nr. 1008 Nr. 1031 Nr. 1034 Nr. 1045 Nr. 1065 Nr. 1085

Nestle, W., Geschichte der griechischen Literatur. I I . Von Alexander d. Gr. bis zum Ausgang der Antike. 2. verbesserte Aufl. 1945. 128 S. Behn, F., Kultur der Urzeit. Bd. I. Steinzeit. 3. Aufl. In Vorbereitung. , Bd. I I . Bronzezeit. 4. Aufl. In Vorbereitung. . Bd. I I I . Eisenzeit. 4. Aufl. In Vorbereitung. Helbok, A., Die Ortsnamen im Deutschen. Durchgesehener Neudruck. Mit 6 Karten. 1944. 126 S. Altheim, F., Römische Geschichte. I I . Teil: Bis zur Begründung des Prinzipats. 1948. 141 S. Beckh, H., Buddhismus (Buddha und seine Lehre). I I . Die Lehre. 3. Aufl. 1928. 135 S. Krähe, H., Germanische Sprachwissenschaft.Bd. I I . 2. Aufl. 1948. 140 S. Weigert, H., Stilkunde. I I . Spätmittelalter. Neuzeit. Neudruck. Mit 84 Abb. 1944. 1 4 1 S. Kropp, G., Erkenntnistheorie. I. Allgemeine Grundlegung. 1950. 143 S. Schirmer, A., Deutsche Wortkunde. 3. Aufl. 1949. 109 S. Jaspers, K., Die geistige Situation der Zeit (1931). Zweiter unveränderter Abdruck der im Sommer 1932 bearbeiteten 5. Aufl. 1949. 232 S. Mellerowicz, K., Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 1. Bd. 6., unveränderte Aufl. 1948. 134 S. Apel, M., Philosophisches Wörterbuch. 3. Aufl. In Vorbereitung. Kranefeldt, W. M., Therapeutische Psychologie. Analytische Psychologie (Freud, Adler, Jung). 2 Aufl. 1950. In Vorbereitung. Schubert, H., Die Technik des Klavierspiels. 2. Aufl. 1946. 132 S. Haller, J., Von den Karolingern zu den Staufern. Die altdeutsche Kaiserzeit (900—1250). Mit 4 Karten. 3. Aufl. 1944. 141 S. Lietzmann, H., Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittel»' ers und der Neuzeit für die Jahre 1—2000 n.Chr. Neudruck. 1946. 127 & -

2

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N r . 1086 Müller, G., Deutsches Dichten, und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit ( 1 2 7 0 — 1 7 0 0 ) . 2. Aufl. 1949. 1 5 9 S. Nr. 1094 Hernried, R., Systematische Modulation. 2. Aufl.

In Vorbereitung.

Nr. 1096 Vietor, K., Deutsches Dichten und Denken. V o n der Aufklärung bis zum Realismus ( 1 7 0 0 — 1 8 9 0 ) . 2. Aufl. 1949. 156 S . Nr. 1 1 1 5 Ranke, F., Altnordisches Elementarbuch. Neu-

druck.

1949. 146 S.

Kr. 1 1 1 6 Meißner,

P., Englische

Literaturgeschichte.

II.

Von der Renaissance bis zur Aufklärung. Durchgesehener Neudruck. 1944. 139 S.

Nr. 1 1 1 7 Haller, J., Der Eintritt der Germanen in die Ge-

schichte. Mit sechs Kartenskizzen. 2., verbess. Aufl. 1944. 119 S.

Nr. 1 1 2 2 Feist, H., Sprechen und Sprachpflege. M i t 2 5 A b b . 1938. 107 S. Nr. 1 1 2 4 Meißner, P., Englische Literaturgeschichte. III.

Romantik und Victorianismus. Durchgesehener Neudruck. 1944. 150 S.

Nr. 1 1 2 5 Lehnert,

M.,

Altenglisches

Elementarbuch.

2.,

verbesserte und vermehrte Aufl. 1950. 176 S. Nr. 1130 Dibelius, M., Jesus. 2. Aufl. Neudruck. 1949. 141 S.

Nr. 1135 Lehnert, M., Beowulf. 2., verbesserte Aufl. 1949.

'35 S.

Nr. 1 1 3 6 Meißner,

P., Englische Literaturgeschichte.

IV.

Das 20. Jahrhundert. Durchgesehener Neudruck. 1944. 1 5 7 S.

Nr. 1 1 4 8 Pepping, E . , Der Polyphone Satz. I. Der cantusfirmus Satz. 2. A u f l . 1950. 224 S. Nr. 1 1 4 9 Wiesner,

Nr. 1150

J., V o r - und. Frühzeit der Mittelmeer-

länder. I. Das östliche Mittelmeer. Mit einer Textabb. und 7 Tafeln. 1943. 177 S. , II. Das westliche Mittelmeer. Mit 3 Textabb. und 7 Tafeln. 1943. 129 S.

Nr, 1 1 5 3 Mellerowicz,

Nr. 1154

K.,

Allgemeine

Betriebswirtschafts-

lehre. 2. Bd. 6. unveränderte Aufl. 1948. 123 S. , 3. Bd. 6. unveränderte Aufl; 1948. 153 S. -

3

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ß. Naturwissenschaften und Technik Nr. 3

Ende, E. vom, Die Maschinenelemente. 2., verbesserte Aufl. Mit 175 Fig. und 12 Tafeln. 1950, In Vorbereitung. Nr. 29 Brauns, R., u. K. F. Chudoba, Mineralogie. 8., neubearbeitete Aufl. Mit 125 Textfiguren und 9 Abb. auf einer Tafel. 1943. 143 S. Nr 37 Klemm, W., Anorganische Chemie. 6. Aufl. Mit 18 Abb. 1944. 184 S. Nr. 38 Schlenk, W., Organische Chemie. 5. Aufl. Mit 17 Fig. 1949. 239 S. Nr. 47 Fischer, P. B., Arithmetik. 2. Aufl. 1948. 152 S. Nr. 51 Ringleb, F., Mathematische Formelsammlung. 5., verbesserte Aufl. Mit 57 Fig. 1949. 274 S. Nr. 71 Schulze, W., Allgemeine und physikalische Chemie. I. Teil. 3., durchgesehene Aufl. Mit 22 Fig. 1949. 146 S. Nr. 87 Witting, A., Differentialrechnung. 3., neubearb. Aufl. Mit 95 Fig. und 200 Beispielen. Durchgesehener Neudruck. 1949. 201 S. Nr. 88 —, Integralrechnung. 2., verbesserte Aufl. Durchgesehener Neudruck. Mit 62 Fig. und 190 Beispielen. 1949. 176 S. Nr. 136 Mahler, G., Physikalische Formelsammlung. 8., verbess. Aufl. 1950. 153 S. In Vorbereitung. Nr. 142 Haussner, R., Darstellende Geometrie. 1. Teil: Elemente, Ebenflächige Gebilde. 6., unveränderte Aufl. Mit 110 Fig. im Text. 1947. 207 S. Nr. 143 , 2 . Teil: Perspektive ebener Gebilde, Kegelschnitte. 5,. unveränderte Aufl. Mit 88 Fig. im Text. 1947. 168 S. Nr. 146 Witting, A., Repetitorium und Aufgabensammlung zur Differentialrechnung. 2. Aufl. Neudruck. 1949. 122 S. Nr. 147 —, Repetitorium und Aufgabensammlung zur Integralrechnung. 2. Aufl. Neudruck. 1949. 1 2 1 S . Nr. 173 Bruhns, W., u. P. Ramdohr, Petrographie. 3., durchgesehene Aufl. Mit 10 Figuren. 1949. 1 1 7 S. Nr. 180 Böhm, F., Versicherungsmathematik. I. Elemente der Versicherungsrechnung. 2., vermehrte und verbesserte Aufl. Durchgesehener Neudruck. 1946. 151 S. -

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Nr. 210 Nr. 221

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Nr. 343 Nr. 354 Nr. 389 Nr. 405 Nr. 423

Nr. 432

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Nr. 445 Nr. 468 Nr. 469 Nr. 483 Nr. 585 Nr. 589

Nr. 590 Nr. 597 Nr. 668 Nr. 6g 1 Nr. 692 Nr. 698 Nr. 703 Nr. 711 Nr. 718 Nr. 768

Asmus, E . , Physikalisch-Chemische Rechenaufgaben. 2. Aufl. 1949. 96 S. Werkmeister, P., Vermessungskunde. I. Stückmessung u. Nivellieren. 9. Aufl. M i t 145 Figuren. 1949. 172 S. , I I . Messung von Horizontalwinkeln. Festlegung von Punkten im Koordinatensystem. A b steckungen. 7. Aufl. M i t 63 Fig. 1949. 151 S. Henglein, M., Lötrohrprobierkunde. Mineraldiagnose mit Lötrohr und Tüpfelreaktion. 3., verb. Aufl. M i t 11 Fig. 1949. 91 S. Dehnert, H . , Verkehrswasserbau I: Entwurfsgrundlagen. Flußregelungen. M i t 52 T e x t a b b . 1950. 102 S. Tochtermann, W., Das Maschinenzeichnen mit Einführung in das Konstruieren. I: Das Maschinenzeichnen. 4. Aufl. M i t 77 Tafeln. 1950. 156 S. In Vorbereitung. , 11: Ausgeführte Konstruktionsbeispiele. 4. Aufl. M i t 58 Tafeln. 1950. 130 S. In Vorbereitung. Dehnert, H., Verkehrswasserbau II: Flußkanalisierungen u. Schiffahrtskanäle. M i t 60 T e x t a b b . 1950. 92 S. Knopp, K., Funktionentheorie I: Grundlagen der allgemeinen Theorie der analytischen Funktionen. M i t 8 Fig. 7. Aufl. 1949. 139 S. Fauser, O., Kulturtechnische Bodenverbesserungen. I.: Allgemeines, Entwässerung. 4., neubearbeitete Aufl. 1947. 122 S. 3 I I . : Bewässerung, Ödlandkultur, Umlegung. 4., neubear'b. Aufl. 1948. 150 S. Schulze, W., Allgemeine und physikalische Chemie. I I . Teil. 3., durchges. Aufl. Mit 36 Fig. 1949. 160 S. Knopp, K., Funktionentheorie II. Anwendungen und Weiterführung der allgemeinen Theorie. Mit 7 Fig. 7. Aufl. 1949. 130 S. Kesselring, F., Theorr tische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte. 3. Aufl. M i t 92 A b b . 1950. 143 S. In Vorbereitung. Neger, W . u. E . Münch, Die Laubhölzer. 3., durchges. Aufl., herausgegeben von B. Huber. Mit 63 Fig. u. 7 Tab. 1950. 142 S. In Vorbereitung. Bieberbach, L., Einführung in die konforme A b bildung. 4. Aufl. M i t 42 Zeichnungen. 1949. 147 S. -

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Nr. 837 Nr. 862

Nr. 877 Nr. 878 Nr. 881 Nr. .931 Nr. 932 Nr. 952 Nr. 972 Nr. 973 Nr. 984 Nr. 999 Nr. 1002

Nr. 1057 Nr. 1070 Nr. 1082 Nr. 1084 Nr. 1092

Baumgartner, L., Gruppentheorie. 2. Aufl. Mit 6 Fig. 1949. 1 1 5 S. Werkmeister, P., Vermessungskunde. I I I . Trigonometrische und barometrische Höhenmessung. Tachvmetrie und Topographie. 6. Aufl. Mit 64 Fig. 1949. 147 S. Knopp, K., Aufgabensammlung zur Funktionentheorie. I. Aufgaben zur elementaren Funktionentheorie. 4. Aufl. 1949. 135 S. —•—, I I . Aufgaben zur höheren Funktionentheorie. 4. Aufl. 1949. 151 S. Humburg, K., Die Gleichstrommaschine II. Mit 38 Abb. Durchgesehener Neudruck. 1949. 98 S. Hasse, H., Höhere Algebra I. Lineare Gleichungen. 3. Aufl. 1950. 160 S. In Vorbereitung. , I I . Gleichungen höheren Grades. 3. Aufl. Mit 5 Fig. 1950. 158 S. In Vorbereitung. Schäfer, W., Transformatoren. 2. Aufl. Mit 74 Abb. 1949. J 2 8 S . Herter, K., Vergleichende Physiologie der Tiere I: Stoff- und Energiewechsel. 3. Aufl. Mit 64 Abb. i95°- I 5 5 S. , I I . : Bewegung und Reizerscheinungen. 3. Aufl. Mit 1 1 0 Abb. 1950. 148 S. Graf, O., Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- u. Tiefbaues. 3., verb. Aufl. Mit 58 Abb. 1947. 126S. Kamke, E., Mengenlehre. 2., durchges. Aufl. Mit 6 Fig. 1947. 160 S. Jander, G., u d K. F. Jahr, Maßanalyse. Theorie und Praxis der klassischen und der elektrochemischen Titrierverfahren. Band 2. 5. Aufl. Mit 24 Fig. 1948. 139 S. Roth, W. A., Thermochemie. 2., verbess. Aufl. 1947. 109 S. Sauter, F., Differentialgleichungen der Physik. 2. Aufl. Mit 16 Fig. 1950. 148 S. Hasse, H., Aufgabensammlung zur höheren Algebra. 2. Aufl. 1950. In Vorbereitung. Nußelt, W., Technische Thermodynamik. I.: Grundlagen. 3., verbess. Aufl. Mit 71 Abb. 1950. 144 S. In Vorbereitung. Wickop, W., Fenstfer, Türen, Tore aus Holz und Eisen. 3., überarbeitete und ergänzte Aufl. Mit 96 Abb. 1949. 154 S. -

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iog Knopp, K . , E l e m e n t e d e r F u n k t i o n e n t h e o r i e . 3 . Aufl. M i t 23 Fig. 1949. 144 S. 11 o Schulz, G., F o r m e l s a m m l u n g zur praktischen M a thematik. Durchgesehener Neudruck. M i t 10 Abb. 1945. 147 S. 127 H a r t m a n n , M., Geschlecht und Geschlechtsbestimm u n g i m Tier- und Pflanzenreich. 2. Aufl. Mit 62 Abb. 1950. I n Vorbereitung. 128 Buchner, P., Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen. 2., verb. u. vermehrte Aufl. M i t 121 A b b . 1949. 130 S. 131 Scholz, A., E i n f ü h r u n g in die Zahlentheorie. Neudruck. 1945. 136 S. 132 Frühauf, G., Überspannungen und Überspannungsschutz. N e u d r u c k . M i i 98 A b b . 1950. 122 S. 134 Kuckuck, H . , Pflanzenzüchtung. 2., durchges. Aufl. Mit 12 Abb. 1944. 125 S. 137 Heil, H., Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches. 2. Aufl. Mit »94 Abb. 1950. I n Vorbereitung. 138 H ä m m e r l i n g , J., F o r t p f l a n z u n g im Tier- und P f l a n zenreich. 2., ergänzte Aufl. Mit 101 Abb. 1950. 135 S. I n Vorbereitung. 141 Koller, G., H o r m o n e . 2. Aufl. Mit 60 Abb. u. 19 T a b . 1949. 187 S. 146 H u m b u r g , K., Die synchrone Maschine. Mit 79 Bildern. 1949. 109 S. 151 N u ß e l t , W . , T e c h n i s c h e T h e r m o d y n a m i k . I I . : T h e o rie der Wärmekraftmaschinen. Neudruck. Mit 87 Abb. u. 32 Zahlentafeln. 1950. 144 S. - I n Vorbereitung. 152 Dehnert, H . , Verkehrswasserbau III: Schleusen u n d Hebewerke. Mit 70 T e x t a b b . 1950. 98 S. 155 Schwarta, W., G r u n d r i ß der allgemeinen' Mikrobiologie. Band I. M i t 17 A b b . 1949. 104 S. 156 Meinke, H . - H . , Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen. Mit 114 A b b . 1949. 160 S. 157 Schwarta, W., Grundriß der allgemeinen Mikrobiologie. Band I I . Mit 12 Abb. 1949. 93 S.

Waher de Gruyter & Co., Bertin W 35 (386) MDV, Druckerei Luckenwalde 121. 120 000. 3. 50.