Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände: Jahrgang 1 1809 [Reprint 2022 ed.] 9783112667965, 9783112667958


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Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände: Jahrgang 1 1809 [Reprint 2022 ed.]
 9783112667965, 9783112667958

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/
4 e.

1792

R

Der Nation. Konv. erklärt alle Sklai

Pichegrü, -Oberge

Sexagesimä.

1794

5 e.

1794

6 M. Neue große Vortheile der wiedererwc

1793 - —

7 D.

Mastricht von den Franzosen blokirt.

8 M.

Gänzliches Versinken der Nationalver

1792 — 1792 —



9 D.

Entscheidung über Konfiskation der 0



10 F.

Carra's Auftreten gegen Ludwig XV

1792 —



ii S-

Erklärte Herrschaft des Pöbels über 1

1792 —



2 E.

1792 —



13 M.

Tumult in Paris.

1793 — 1793 —

14 D.

Fastnacht.

15 M.

Vorgelegter Entwurf der neuen rq

1793 —

iS D.

Prinz Koburg in Koblenz.

1794 17 F. 18 G.-

1793

1794 19 S1792

1792 —



Est 0 m.

Ludw. XVI. muß d. Recht Manuel/ Redner

Monaco in Iral. u. (

Glück der Engländer auf Korsika. Dümourrer rückt vor Breda.

Inv 0

vit

Die Engländer zieh

20 M.

Vorbereitung/ und

21 D.

erste Ausbrüche des Marseiller Tumu

zegen England und die vereinigten Niederlande. Preußens an d. deutsche Reich zur Fortsetz. d. Kriegs. Plan für den neuen Feldzug nach England, le Sklaven aller Farben im Gebiet d. Repubt. für frei. Obergeneral der Nordarmee. edererwachten Wendete. blokirt. ionalversammfung unter die Uebermacht des Pöbels. >n der Güter der Ausgewanderten. vig XVI. 6 über die Nationalversammlung

d. RechtfertiglMg des aufrühr. Schweizerreg. bestätigen. Redner im Jakobinerklubb. al. u. Schaumburg in Zweybrücken Frankr. einverleibt, ucn republrkanischen Konstitution.

sika. der ziehen in St. Fiorenzo ein. r Tumults.

1794,122 M. 1793 - 23 D. 1793 — 24 F-

Bastia, von den Engländern eingesch

1793 - |25 G-

Breda und Klundert werden von den

1793 -

Reminiscere.

-

26 G.

- 27 M. *7941 28 D.

Stiftung des rheinisch - deutschen Nai Mastricht wird bombardirt.

Dümourier rückt

Dre aufrührerischen Marseiller in Air Jourdan -um Kommando der Mosela,

M 0 N d S v i t I 7- Letztes Viertel. 14. Neumond.

Tagslänge.

für

den 5. Febr. 9 St. 23 Min. - 12.



9 —

47 —

- 19.



10 —

iz —

- 12.

- 26.



10 —

41 —

- 19.

den 5.

- 26.

AR

i 8 oy.

eingeschloffen. hen Nation. Konv. in Mainz. on den Franzosen eingenommen.

r rückt vor GertruidtNburg. ' in Aix.

Moselarmee erwählt. viertel. 22. Erstes Mertel.

»mond.

Sonnen Ans - und Untergang, für tte Mitte Deutschlands, 50 Grad nörvl Brette.

Aufgang,

den 5. Febr. 7

U.19 Min.

— 7 —

Untergang. 4 N. 42 Min.

- 12.

—7

- 19.

— 6 — 53 —

5 —

- 26.

—• 6

5 — 21

— 40 —

4 — 54



8 — —

1793 — 1793 — 1793 __

i M.

Prinz Koburg schlagt die Franzosen

2 D.

Gent, Bküffel, Dte Grafschaft Henne

3 F

Prmz Koburg zieht in Mastricht ein

•793 —

4 S.

Vortheile d. Erzherz. Karl, d. Pr. ?

1793 _ 1793 -

5 S.

Oculi.

6 M.

Die Stadt Tournay mit ihrem Gebi

1793 —

7 D.

Französische Kriegserklärung gegen tz

1793 ■ —

8 M.

Der Iakobinerklubb fordert die Kops

1793 —

9 D.

Namur und Ostende werden Frankrr

1793 —

10 F.

Anordnung des außerordentlichen @e|

1793 —

xi S.

Dümourier schützt in Brüssel die Kil

1793 — 1793 —

12 S.

Latare.

13 M.

Dumourier, an der Spitze der Arm

-794 14 D. 15 M. 1793 16 D. — 1793

Die Oesterreicher rücken gegen Düm

Ein großer Theil des Luti

Dümourier verbietet den

Erster Ambruch der polnischen Instn Dümourier drangt die Oeflerreicher j

1793 —

17 F.

Feierliche Eröffnung des rheinisch - 1

'793 —

18 S-

Prinz Koburg gewinnt die große Sc

'793 —

19 S.

Iudica

1794 20 M I21 D. 1793 —

Der Landesstrich v. Landa

Eroberung von Martinique durch die

Der rheiv. Rat. Konv. hält an um

rnzosen bei Alrenhoven. 't Hennegau rc. werden Frankreich einverleibt, icht ein. >. Pr. Ferd. v. Wirtemb. u. d. Preuß. gegen d. Franz,

des Lüttichschen wird Frankreich einverleibt. ?m Gebiete wird Frankreich einverleibt, gegen Spanien. >ie Köpfe aller, sonst adelichen Generale. Frankreich einNerleibt. chen Geschworen - Gerichts über Gegenrevolutionairs. die Kirchen.

etet den Belg. Klubbs sich in Kriegsangeleg. zu mischen, der Armee, in Löwen, m Insurrektion gegen Preußen, unter MadalmSky. n Dümourier nach Trrlemont vor. reicher zurück. nisch - deutschen Nation. Konv. in Mainz, roße Schlacht bei Neerwinden gegen Dümourier. 0. Landau bis Pingen für einen unabhäng. Staat erklärt, urch die Engländer. an um Emverleibung d. linken Rheinuf. an Frankreich.



-

1 1794 22 M. iste öffentl. Trenn, d. Preuß. v. d. L Kosciusko, Obergeneral aller Polen, 1794 23 D

*793 — 1793 , —

*793 — *793 — 1793 — 1793 —

Die Oesterreicher besetzen Löwen, M

24 F25 G.

Die Preußen gehen bei Bacharach ul

26 S.

Palmarum.

Die Oesterreicher b.

27 M. Erste bedeutende Versuche der empor 28 D. Die Preußen schlagen die Franzosen Dümourier wird vor den Nation. Ko

1793 r-

29 M. 30 D.

Gr. Donnerst.

Dümourier'- Ui

1793 —

31 F.

Charfreita^.

Die Franzosen ra

MondsVteI 2. Dollmond.

9. Letztes Mertel.

Tagölänge.

16. Neumond.



den 3. März u St. n Min.

— *

. 12.



n—39

- 19- 26.

— —

11 — 59 — 12 — 31 —

den 3.

- 12.

S 19.

' e 2.6.

v. d. Oesterr. mit zweifeth. Erfolg, v. Engl. vermittelt. Polen, besetzt Krakau. ven, Mecheln und Brüssel wieder, arach über den Rhein. sicher besetzen Namur wieder. : empörten Bende e. anzosen bei Bmgen. tion. Konv. gefordert und soll das Kommando abgeben, ier'- Rückzug nach Maulde. zosen raumen Tournan, Breda und Gertruidenburg.

viertel. umond. 24. Erstes Bertel. .31. Vollmond.

Sonnen Ztaf - und Untergang, für die Mitte DeMchlands, 50 Grad nördl

Aufgang, den 3. Marz 6 U. 25 Min. - 12. — 6 — ii — - 19. —6—1 — - e 26. — 5 — 49 —

Brette.

Untergang. 5 U 56 Min. 5 — 50 — 6 - o —

6 — 16 —

APRIL

j

1793 —

i S.

Dümourier will sich mit Pr. Koburg

1793 __ 1793 —

2 S.

Osterfest.

3 M.

Dümourier vom Nat. Konv. als Vc

-

4 D.

Dümourier flüchtet zu den Oesterrei

1793 —

5 M.

Pr Koburgs Erklär, an das französi Danton, Gen. Westerman« rc., 14 bed
794

78

Verbindung Dänemarks und Schw«

>794

8 S.

Die Franzosen fangen an das Genue



9 S.

Ouasimodog.

‘794 10 M. 1793 — ii D. 1793 — 12 M.

1793 —

1793

Wurmser vertreibt die

-

1793 —

Prinz Koburgs z

Gen. Hapo's freiwilliger Tod für de Marats Vorschlag zur Reinigung de

Marat verbirgt sich.

13 D.

Marat wird angeklagt.

14 F.

Dampierre rückt gegen Valenciennes

15 S.

Dampierre's heftige Gefechte mit bei

1794 16 S.

Mifer. Dom.

Große Vortheile

1794 17 M. 1793 — 18 D.

Marat liefert sich trotzend selbst aus.

1794 19 M.

Aufstand gegen die Ruffen in Litthau

1792 —

Großer Aufstand in Warschau gegen

— 20 D. Kriegserklar. der Natronalversamml. 1794I 21. F. Die Engländer erobern Guadeloupe.

Koburg verbinden, die Konstitution v. 1791 herzustellen,

reibt die Franzosen aus Germersheim rc. als Vaterlandsverrather erklärt. )esterreichern. französische Volk zur Garantie d. Konstitution v. 1791. , 14 bedeutende Volks - Repräsentanten werd, guillotinirt. Schwedens jirr Neutralität. l Genuesische zu besetzen.

>burgs zweite Grklärung, die erste widerrufend, d für den Republikanismus in der Dende'e. gung des Nat. Konv. nciennes vor. mit den Oesterreichern.

>rtheile der Frqnzosen in Piemont. x gegen Gen. Igelström. Rückzug der Russen, lbst aus. Litthauen. Großer Verlust derselben, sammt, gegen Oesterreich. (Kön. v. Ungarn u. Böhmen.) eloupe.

A

P

R

I

L

i

22. S-

Rochambeau ordnet die ersten Kriegs

‘794 23 S. -1 1793 24 M. i794] 25 D1793 1794 26 M.

Jubilate. Franz H. empfangt ii ( Marats Freisprechung und Triumph

1792 —

-

i Eroberung der Bernhards - Alpe dl Substdien - Traktat zwischen Englan Siegreiche Schlacht des Kaisers Frai

*794 27 D. i794* 28 5.

Verlorne Schlacht d. Piemonteser; d

*794 29 S.

Dügommier besiegt die Spanier bey

-792 —

1794

Verein, d. Nord- u. Ardennen- Armee,

_ (Unglück der franzöfischei 0 30 S. Cantate.^ ^Uebergabe der französist

M o n d sv ier 7. Letztes Viertel.

TagSlänge.

14. Neumond. 23. Er

für

den 2. Apr. 12 St. 57 Miu. - 9»

— 13 — 25



den2

- 16.

— 13 — ZI —

-9

- 23.

— 14 — 19

-1



[ L i 8 o 9. i Kriegsunternehmungen gegen Oesterreich.

> fängt in Brüssel d. Huldigung als Herzog v. Brabant. Lriumph im Nation. Konv. Alpe durch die Franzosen. England und Sardinien. ers Franz II. bey Landrecy. Armee, nach großen Borthl. Pichegrü'S u. Charbonniers. teser; die Franz, im Besitz aller Zugänge nach Italien, ier bey Ceret. izösischen Armeen gegen das österreichische Belgien, -anzöstschen Festung ßandrecy an die Alliirten.

viertel» 23. Erstes Viertel. 30. Vollmond.

Sonnen Auf - und Untergang, für die Mitte Deutschland- / 50 Grad nördl. Breite.

den 2. - 9. - 16. » 23.

Aufgang, Apr. 5 U. 31 — Z U. ig — 5 U. 5 — 4 l|. 51

Mi». — — —

Untergang. 6 U 29 Min. 6 U. 43 — 6 II- 56 — 7 II. 10 —

M A I

iS

I792 — — 1792 — 1792 — I7o2 946 X792 —



i

M.

Cüstiue Debütirt (unter Rochambeau)



2 D.

Große Unordnungen unter Birons 5;



3 M.

Rückzug desselben.



4 D.

Nicht besserer Zustand des Heers uni



5 5-

Dillon von feinen eigenen Soldaten



-

6 S-

Luckner erhalt Rochambeau's Stelle.

1794

7 S.

R 0 g a t e.



8 M.

Dampierre greift die Oesterreicher nc

1794 9 D. 1794 10 M. 1794 ii D.

Allgemeines Aufgebot der Waffenfah Himmelf. Ch r.

1794 12 F.

Pichegrü liefert Clerfait das Treffen

13 S.

Custine/ Chef der Nord- und Arden

1792

Auf Robespierre's Berich und die Seele ist uns

1793

1793

1792 —

-

Elisabeth/ Schwester Ludwigs XVI. Erster Ueberganc

1794 14 S.

Exaudi.

1794 15 M.

König Friedrich Wilhelm II. geht zi

Die Franzosen Meister

1794 16 D.

Theilung d. österreichischen/ englische

1794 17 M.

Kunstreicher,, aber verunglückter Angr

>794 18 D. — 19 F-

Pichegrü schlagt Jork mit großem 9

1794 20 S.

Zweiter Uebergang der Ardennen - 5

Großes Schrecken der Nat. Ders. üb

rmbeau) durch schnelle Besetzung d. Paffe bei Brundrutt. »irons Heer. eers unter Dillon. oldaten ermordet. Stelle.

s Bericht beschließt der Nat. Konv. r es giebt einen Gott ? ist unsterblich, ncher nochmals an «und fallt als Held, affenfahigen in Turm. XVI. wird guillptinirt. Übergang der franz. Ardennen-Armee über die Sambre» Treffen bei Courtrai. d Ardennen - Arme^ Meister aller drei Straßen nach Turin. geht zu seiner Armee nach Polen, englischen und holländischen Hauptarmee in drei Armeen. :er Angnff Pichegrü 6 durch die Alliirten (ohne Preußen), roßem Verlust nach Tournay zurück. Kers. über d. Verbrechen u. ersten Unglücksfälle d. Franz, anen - Armee über dre Sambre.

*♦

MAI 1794 21 S. 1794 22 M. 1793

1792

1793

Pfingstfest.

ig


für

9 Mm.

e 14.



15 — 29



- 21.



15—49



-14.

e 28.



l6 —

3

—-

- 21.

den 7.'

- 28.

I

i 8 o p.

m im Luxemburgischen.

n Kaiser Franz und Pichegrü; beide ziehen sich zurück. ? Franzosen bei F^marS.

nach einem Treffen über die Sambre zurück, c Engl. und Hannvveran. sollen mehr gefangen werden»

iet die eidscheuen Priester. ne im Nation. Kohv. Hergang der Franz-sen über die Sambre. 4 Prince auf St. Domingo durch die Engländer.

9 über die Gironde

viertel. 22. Erstes Viertel.

29. Vollmond.

Sonnen Auf - und Untergang

für die Mure DiutfchlandS, 50 Grad növM. Breite. Untergang.

Aufgang,

den 7. Mat

4 U. 26 Min.

7 U. 35 Min.

-14.



4 — 16

—-

7 - 45 —

9 21.



4 —6



7 — 55 —

- 2g.



3 — 59



8—

2 —

JUNIUS 1794 1794

1793

1 i D. 2 F.

General Moreau bombardin Ipern.

3 S.

Erklär, v. fast ganz Südfrankr. rc. g

1794 ; 4 S. 1792 — 1792 —

1792 —

5 M.

Versuch einer Wiedereroberung von (

6 D.

Die Nat. Versamml. beschließt ein L



7 M.

Dümouricr siegt als Minister über L

1794

8 D.

Robespierre's größter Triumph am 7

1794

9 F-

Anfang mehrerer nicht unbedeutender

1794 |io S.

Neue Bestätigung des allmächtigen !



ii S.

Ludwig XVL e

2 S. n. Trinit.

1794 12 M.

Vierter Uebergang der Franzosen (I

1794 13 D.

Kaiser Franz 11. geht von der Arme«

14 M.



16 F.

-794 17 S-

1793 — 1792 —

Treffen bei Chai



-794 15 D.

1792 —

i S- n. Trinit.

1794

1793 — 1792 —

See - Sieg der Engländer (Howe) t

Valencienneö wird bombardirt. Krakau ergiebt sich an die Preußen.

La Fayette k^agt aus seinem Lager bi Ipern ergiebt sich an

Gen. Moreau.

iS S.

3 S. n. Trinit.



19 M.

Ludw. XVL verwirft d. Verbannung



20 D.

-794 21 M.

Mainz wird bon

Auflauf in Paris ihn zu zwingen.

(

Fünfter Uebergang der Franzosen (I

)owe) über die Franzosen (Dillaret - Ioyeuse.) Apern. fr. rc. gegen d. Berg u. daher entstehender Bürgerkrieg, bei Charleroi. Franz des II. Vortheile gegen Jourdan. >g von Guadeloupe. ßt ein Lager bei Paris. über Roland. >h am Fest des höchsten Wesens, eutender Verluste Clerfaitö gegen die franz. Nordarmeei chtigen Revolutione - Gerichts. XVL entlaßt seine jakobinischen Minister, osen (Jourdan) über die Sambre. r Armee nach Wien zurück. t. Creußen. Lager die Jakobiner an. Moreau.

oird bombardirt. bannung d. eidscheuen Priester u. das Lager bei Paris, igen. Er beharret, osen (Jourdan) über die Sambre.

JUNIUS 1794 22 D. 1794 2Z F. 1793

24 S.

Pichegrü zwingt Clerfait zum Rückzi Der österreichische Obrist v. Reinach i und Ungnade , indem Prinz L Iohannisfest. Neue republikanij

1793 — 25 S. 4 S- n. Trinit. Bellegarde ergieb 1794 26 M. Entscheidende Schlacht bei Fleurus -i Oefierreicher ziehen sich -urüö 27 D. Neue Anstrengungen der Engländer 1794 1792 — — 28 M. Große Bewegungen in Paris, großer 1792 — — 29 D. La Fayette klagt die Jakobiner in Pa 1794 3° F- Einige Vortheile der Hollander bei Z

Mondsvie 5« Leytes Mertel, iz. Neumond. 21. Erj

TagSlänge. den 4. - 11. - 18. - 25.

Jun. i6St. -- 16 — — 16 — -- 16 —

iSMin. 26 — 30 30

den 4. 8 II. » 18- 2Z.

U*

i 8 o p.

S

i Rückzug nach Gent.

teinach übergiebt Lharteroi an die Franzosen auf Gnad'

Prinz Koburg zum Entsatz herbei eilt, ublikanische Konstitution vollendet.

e ergiebt sich an die Spanier, eurus -wischen Prinz Koburg und Gen. Jourdan.

h zurück. Die Niederlande sind verloren,

länder auf Guadeloupe. / großentheilS über La Fayette.

r in Paris persönlich an.

er bei BettiguieS. viertel.

2i. Erstes Viertel,

27. Vollmond.

Sonneq Auf - und Untergang für die Mitte Deutschlands So Grad nördl Breite.

Untergang,

Aufgang den 4. Jun. 3 lh 52 Min. - II.

— 3—47

s U.

8 Min.



8—13

— —



»18.

— 3—45



8—15

- 25.

— 3 -"45



8 — 15

Die

JULIUS

i

1794

i S

Die Engländer räumen Ostende; Vie Fr

1794

2 S.

5 S» n. Trinit.

1792 1794 1792 — 1794

Die Franzosen ziel

3 M.

Der Herzog von Braunschweig, als G
nieder, Clerfait bekömmt dieselbe, ig vor Verdun.

viertel. 18. Erstes Viertel. 25. Vollmond.

Sonnen Auf - und Untergang für die Mitte Deutschlands, 50 Grad nördl. Breite.

den 6. - 13. - 20. - 27.

Aufgang, Aug. 4 tl. 29 — 4 — 41 — 4 — 54 — 5— 7

Mm. — — —

Untergang. 7 U. 30 Min. 7 — 18 — 7— 5 — 6 — 52 —

SEPTEM' BE 1793 1792

1 F.

Neapel tritt der Koalition gegen Fra

2 S-

Mordszenen in Paris.

Die ganze N

sich, Beaurepaire stirbt als H

1792 —

1794 —

1794 1793 — 1794

1793

-

1793 —

3 S.

14 S- n. Tri nie.

Conde' hat sich

4 M. Die Rat- Versamml. beschließt ewige 5 D. Allgemeiner Aufstand in Polen geger

6 M.

Gouchard besiegt Aork und befreit D

7 D. 8 F-

Koöciusko's Vortheile über König

9 S.

Vortheile der Oesterreicher über die ?

Mariä Geb.

Große Vortheile de



10 S-

15 S. n. Trinjt.

1793 —

ii M.

Queknoi ergiebt.flch an die Oesterreü



12 D.

Kehl wird von den Franzosen in Sch

1792 —

1793

Kriegserklärung

1794 13 M. Plchegrü schlagt die Alliirten unter 1 1793 — 14 D. Großer Sieg der Herzogs von Brau 15 s-

Die Holländer werden bei Grluvelde

‘794 16 S.

Dre Franz, erobern Bellegarde v. d.

1793 —

1793

-

17 S‘794 18 M.

16 S. n. Trinit.

Die Spanier w

Die Franzosen liefern den Oesterrett

diese zichen sich ganz von de,

1793 —

19 D.

Neapolitaner und Portugiesen vor T

gen Frankreich bei. ganze Nation zu den Waffen gerufen. Verdun ergiebt >t als Held. har sich ohne Widerstand an die Franzosen ergeben. 5t ewige Abschaffung des KönigchumS. en gegen die Preußen ffreit Dünkirchen. önig Friedrich Wilhelm II. vor Warschau, theile der Franzosen über die Engländer bei HontScote. »er die Franzosen bei Landenthal. rklarung gegen Sardinien. Zesterreicher. in Schutt verwaudelt. unter Jork bei Herzvgenbusch. n Braunschweig über die Franzosen bei Pirmasenz. luvelde geschlagen. de v. d. Spaniern Lein Feind mehr auf ihrem Gebiet, anier werden bei Perpignau geschlagen, iesterreickern die bedeutende Schlacht bei Sprimont; von der Maas zurück. 1 vor Toulon.

♦ **

S E P T E M B 1794 20 M.

1792 1793



Fr

Erste Sitzung des Nat. Konv.

22 F.

Jourdan wird General der Nordar

1794 23 ein. ofen über die Spanier,

die von Antwerpen.

i Braunschweig lei Kaiserslautern,

-viertel. 2». Vollmond«

30. Letzter Viertel.

Sonnen Auf $ und Untergang für die Mitte Deutschlands, Zo Grad nördl. Breite.

Untergang.

Aufgang, den s- Rov. 7 U. 2o Min.

4 U. 39 Mi».

«12.



1 — 32



4 — »7 —

• i».



T — 43



4 — 16 —

« »s.



7 — 5»



4 —

8 —

D E C E M B I >793 —

1

1792

2

*792 -

F. S.

Tägliche blutige Gefechte »wischen 1

Die Preußen und Hessen erobern F

1792 __

1794 —

Valence erobert die 3 S- i Mbvent. Amnestie für die Deude'e. M. 4 Eröffnung der seit 1-648 gesperrten < D. 5

1792 __ 1792 —



6 M. Clerfait erringt bei Herve Vortheil«



7 D.

Der Pariser Iakobinerklubb verbrüd«

8 F.

Die ersten 8 großen Schiffe gehen 1

9 S.

Rückkehr der gefangenen 71 Deputi

1792 —

1794 1793 —

10 S.

2 Advent.

11 M.

Ludwigs XVI. Verhör vor dem Nc

1794 12 D.

Pitt schließt die Anleihe von ,8 D Der frankfurter würdiges Benehm«

1792 — 1792 —



1792 —

Heftige u. wiederhole



13 M. 14 D.

Fox's Erklär.: dir franz. Republik an:

1792 —



iS s-

Die Franzosen dringen bis in preuß

-



16 S.

Dümourier ziehh in Aachen ein.

1792 —



17 S. 3 Advent.

1792 —

-

Contreadmiral Läiouche rückt vor N

1793 1792 — —

18 M. 19 D. 20 M.

Lebrün's Bericht an den Nat. Konv.



21 D.

Sendschreiben des Nat. Konv. an V

1792

X792 —

Dümourier läßt die A

Toulon von den "Franzosen wiederen

[ B E R i 8 o 9. oischen den Oesterreichern und Franzosen im Elsaß, obern Frankfurt wieder.

>ert die Citadelle von Ngmur.

»errten Schelde. Zortheile über Dümourier. verbrüdert sich mit dem Mainzer, gehen die Schelde hinauf in den Hafen von Antwerpen Deputirten in den Rar. Konv.

iederholte Gefechte zwischen d. Oesterr. u. Franz, im Elsaß, dem Nat. Konv. >n iß Millionen Pkund für den deutschen Kaiser ab. iZenehmen gegen Custine. ublik anzuerkennen ».sichnicht in ihreAngeleg.zu mischen, n preußisch Geldern von. ein.

ßt die Armee Winterquartiere beziehen, t vor Neapel. oiedererobert. t. Konv. über England, v. an Washington.

1793

__

1

22 F.

1794 23 G.

1793 —

24 G.

1794 25 M. — — 26 D.

Die Franzosen durchbrechen die Un

Mannheim wird bembardirt.

4 Advent.

Rückzug der Oesterre

C h r i st f e st.

Die Rhesnschanze vc

Ludwig XVI. vertheidigt sich vor 1

1793 — 27 M. 1793 — 28 D.

Verderblicher Rückzug der Oesterrei

1793 — 29 F.

Die Oesttrreicher gehen über den R

1793 — 30 S.

Die Preußen ziehen sich gegen Mai



— 31 S.

Landau von den Franzosen entsetzt.

S. n.Wei h n. Monge's Schreiber

M 0 N d S v t 7- Reumond. 13. Erstes Viertel. 21. Voll,

TagSlänge. den 3. Dec.

- 1O. — - 17- — - 24. — - 31. —

8 St.

7 7 7 7

a Min.

— 52 — — 4k — — 44 — — 51 —

1 die Vinte der Österreicher bei Froschweiler. t.

Oesterreicher auf d. Höhen von Weißenburg, -anze vor Mannheim ergiebt sich den Franzo^n. ch vor dem Nanonalkonvent. Oesterreicher nach dem Rheine, entsetzt. r den Rhein zurink. gen Mainz zurück» chrerben an die Seeleute, von Engl. als Kriegserkl. betrachtet,

-viertel. 1. Vollmond. 2-. Letztes Mertel.

Sonnen Auf ♦ und Untergang für die Mitte Deutschlands/ 50 Grad nördl. Breite.

Aufgang, den 3. Dec. 7 U. 59 Min. - 10. — 8 — 4 — -I7.-8-7 — x 24. — 8 — 8 — - 31. — 8 — 4 —

Untergang. 4 U. i Min. 3 — 56 — 3 - 53 — 3 - 52 — 3 — 56 —

I.

Geschichte F i n l a n d s.

Geschichte des

GroßfürstenthumS Finland

bis auf das Jahr 1307» 3u einer Aeit, da die Bande) die sechs Jahr­ hunderte Schweden und Finland verknüpften, un­ erwartet zerrissen wurden und eine neue Periode für Finland beginnt, darf die Geschichte feines Volks sich eine allgemeine Aufmerksamkeit mit Recht versprechen. Fehlt es auch der finlanvischen Geschichte an einem bedeutenden politischen Intereffe, so wird sie doch anziehend durch die Darstellung des Ursprungs und dcr Fortschritte, den die Kultur unter einem zahlreichen, dem

Geist und Gemüth nach trefflichen Volk gemacht

hat; durch die Schilderung des beharrlichen und

glücklichen Eifers, womit freie und fleißige Men­ herzustellen und die

schen das Zerstörte wieder

Spuren des Elends zu vertilgen suchten.

Seitdem der nördlichste Theil unsrer Halb­ kugel bekannt ist,

findet man ihn von finnischen

Stämmen bewohnt, die noch gegenwärtig ziem­

lich ausgebreitet sind,

aber ehemals weit zahl­

reicher waren: manche Völker sind entweder ganz

mit andern verschmolzen oder nur noch in schwa­

chen Ueberresten vorhanden; sen (Vatländer) Tschuden,

(wie Meren, Wes­

(Liven),

oder'sie

haben durch den Eigensinn ihres Geschicks ihre ursprüngliche

Lebensart,

Charakter,

ihren

sogar ihre

Sprache verändern

Baschkiren,

Tschuwaschen).

Ungern

(Madyaren)^ ist es

müssen,

Nur

allein

gelungen,

ja

(wie den

einen

Staat, ein selbstständiges Reich zu bilden: alle

andre wurden von ihren mächtigern Nachbaren entweder unterjocht oder auch, wie die Lappen

und Ostjaken, in den äußersten Nord hinaufgedrangt,

wo

dem

Geiz keine Hoffnung mehr

blühte und alle Reizungen für die Ehrsucht end­ lich aufhörten.

Die Finnen waren erst wenige

Schritte über den Austand der Natur herausge­

treten; sie lebten noch ohne politische Verbin­

dung und hatten ihre Stärke weder kennen noch brauchen gelernt:

da wurden sie von Völkern

angegriffen, die bereits unter dem Zwange des Gesetzes standen, deren Kraft durch Einen Willen geleitet ward und die,

ihnen

an Kultur weit

voraus, mit schlauer Kunst und mit neuen, un­ gewohnten Waffen wider sie fochten.

Ein sol­

cher

bleiben.

Kampf konnte

nicht zweifelhaft

Traurig war das Loos der Stämme, die von Deutschen oder Staven bezwungen wurden; die erster» erniedrigten ihre Besiegten zu Knechten,

deren Druck in dem Fortgang der Seiten immer schwerer und entsetzlicher ward: die letztem mach­

ten es nicht viel besser; es geschah nichts, um die unterjochten Völker auf eine höhere Stufe

bürgerlichen Wohlstandes und dadurch zu einer größer» sittlichen und geistigen Kultur empor zu

heben.

Nur die Schweden behandelten die

Finländer,

zu

deren

Herrn ein Ungefähr

sie

bestimmte, auf eine edlere Art; schon in jenen

rohen Zeiten, da die ersten Erwerbungen an Fin-

lands Küste gemacht wurden, befolgten die Sie­

ger Grundsätze,

die den

Eroberern nur selten

heilig gewesen sind: sie gaben dem bezwungnen

Volk ihre Rechte und Gesetze und ließen es an

allen Vortheilen ihrer Verfassung Theil nehmen,

ohne ihm seine Sprache zu nehmen oder sich in die Oekonomie und.die besondern Verhältnisse der

Einzelnen einzumischen: sie theilten ihm ferner alle Güter der Kultur mit, die sie selbst besaßen,

ohne es gewaltsam von seiner Lebensart, wozu es durch Klima und örtliche Beschaffenheit oder nur durch Vorurtheile veranlaßt ward, nen zu wollen.

Schauplatz

entwöh­

Freilich ward Finland bald der

entsetzlicher Kriege,

die mit einer

Wuth, einer Erbitterung geführt wurden, die allen Glauben überschreitet, und die die Fort­

schritte der Bevölkerung, des Wohlstandes und

der Aufklärung um

Jahrhunderte verzögerten:

allein weil das Volk nicht zur Sklaverei ernie­ drigt war und seine Eigenthümlichkeit nicht ein­ gebüßt hatte, , erhob es sich im Genuß bürger-

kicher Freiheit,

der ersten Grundbedingung zu

aller irdischen Wohlfahrt, durch männliche Be­ harrlichkeit, obgleich unter harren Anstrengungen,

au- dem tiefsten Ruin.

I. Die Vorzeit der Ftnländer. Ueber den Zustand und die Lage der Finlander zur Zeit der schwedischen Eroberung haben

wir nur höchst unvollständige Nachrichten.

Da-

Volk, noch ohne Schreibkunst, konnte keine schrift­

lichen Denkmäler hinterlassen; seine Sagen sind

verschwunden; die alten Gesänge gewähren wenig Aufklärung.

Cs sind nur noch Fragmente histo­

rischer Lieder übrig und selbst diese erstrecken sich nur auf neuere Begebenheiten. gen,

Die Verheerun­

womit die vielen auf Finlandü Gefilden

geführten Kriege

begleitet waren,

haben eine

Meng- von Urkunden

und Verhandlungen zer­

streut und vernichtet.

Die Schweden selbst hat­

ten noch keine Geschichtschreiber und die Kloster-

geistlichen,

die

uns einige Anzeichnungen von

ihrer Zeit hinterlassen haben, geben uns nur sehr trockne und zum Theil sehr unbedeutende Noti­

zen: und doch sind ihre Schriften nebst einigen

päpstlichen Bullen die einzigen Quellen, die dem Forscher offen stehn.

Nur durch den Beistand der

Sprache und die Vergleichung mit den ihnen so

nah verwandten 'Ehstländern, über deren frühere Geschichte

wir

etwas

besser unterrichtet

sind,

können wir uns wenigstens • eine allgemeine Vor­ stellung von der Lebensart und der gesellschaftli­

chen Verfassung der alten Finlander machen.

Die Finländer standen bei Ankunft der Schwe­ den noch nicht

unter

einem

gemeinschaftlichen

Oberhaupt, sondern lebten in ihrer natürlichen

Freiheit,

ohne Gesetze,

ohne

eigentliche bürgerliche Regierung.

Regenten

oder

Die finländi-

sche Sprache har kein Wort, das König, Fürst,

Oberhaupt, Herr-scher oder Richter aus­ drückt.

Die einzigen Wörter, die auf eine Art

von Regierung und Herrschaft zu deuten schei­

nen, sind Wero, Schatz, Auflage, und Sakko, Buße:

vielleicht forderten

die Hausväter von

ihren Knechten Abgaben und übten ein Straf­ auch

recht aus; Handlung

kannten sie den Eid und die

des Schwörens,

es giebt für

denn

diese Begriffe eigne Ausdrücke. —

Daß die Rus­

sen vor Ankunft der Schweden irgend eine Ober­ gewalt über Fmland auegeübr haben, ist eine

ganz ungegründete Vermuthung;

die russische

Geschichte zeigt keine Spur davon.

Die Fin-

lander forderten niemals die Russen zum Beistand gegen die schwedischen Angriffe auf,

noch weni­

ger glaubten die erster« durch die Unternehmun­ gen der Schweden beeinträchtigt zu seyn: selbst nicht einmal ganz Karelen, dessen nördlicher Theil

ihnen Unstreitig von jeher gehörte, war ihnen bis

gegen das

Ende des

dreizehnten Jahrhundert­

unterworfen.

Es gab bei

den Finlandern keinen andern

Unterschied der Stande als zwischen Freien und Sklaven, die sie hauptsächlich durch Kriege und

Raubzüge erhielten und deren Loos von dem der

Freien nicht sehr verschieden war.

Die Ausdrücke

Stadt, Markt, Jahrmarkt, Gaffe, so wie die Benennungen vieler

Geschäfte und-Handwerke-

IO

z. B. des Schneiders, Drechslers, Mahlers, Ger­ bers u. f. w. haben die Finländer von den Schwe­

den entlehnt und etwas nach ihrer Zunge modifairt, ein Beweiß, daß ihre Bekanntschaft mit diesen Dingen von

den Schweden herstammt.

Einige Handwerke können freilich mit rein finlan-

dischen Namen bezeichnet werden; allein man sieht

sogleich,

daß

sie neugemacht sind.

Dagegen

scheinen Kanguri (der Weber) und Seppa (der Schmidt)

uralte Worte zu seyn und zu

beweisen, daß diese Handckerke von Atters her

bei der Nation üblich gewesen sind.

Für alle

Arbeiten und Gerathe, die zu ländlichen Geschäf­ ten, nicht blos zur Jagd und Fischerei, sondern

auch zur Viehzucht und zum Ackerbau gehören,

hat die Sprache einen

reichen

eignen und einheimischen Wörtern.

Vorrath

von

Mit diesen

Erwerbszweigen ist dies Volk daher von Alters her bekannt gewesen;

weil es im andern Fall

mit der Kenntniß der zu diesen Geschäften erfor­ derlichen Werkzeuge und Verrichtungen unfehlbar

ihre schwedischen Namen entlehnt, oder sie mit

nachgeahmten und verstümmelten Wörtern und

Redensarten bezeichnet haben würde.

Sie schei­

nen sich mehr auf den Ackerbau als auf die Vieh­

zucht gelegt -u haben;

denn bald nach der Ein­

nahme des Landes und der gezwungnen Bekeh­ rung des Volks ward den Einwohnern zur Pflicht

gemacht, ihre Abgaben an den Bischof und die

Priesterschaft in Getreide zu entrichten; dahinge­ gen erlegten die schwedischen Ansiedler in Nyland

und in den finlandischen Scharen, die meistens aus Helsingland waren, und sich, nach Art ihres Vaterlandes,

hauptsächlich von der Viehzucht

ernährten, die ihrigen in Butter.

Für Butter

haben die Finländer ein einheimisches Wort; den

Käse scheinen sie erst später kennen gelernt zu haben.

Auch mit den Metallen und ihrer Ver­

arbeitung waren sie nicht unbekannt; für Gold,

Zinn und Blei giebt es keine einheimischen fin­

landischen Namen.

Daß die Finländer seit un­

denklichen Zeiten Eisen, vermuthlich aus ihrem

See- und Sumpferz, das vor seiner Reinigung und

Schmelzung

Hölmä

genannt wird,

zu

verfertigen wußten, laßt sich theils aus den eignen

Bezeichnungen in der Sprache für Schmiede,

Schlacke, Gußeisen, Ganse u. s. w., theils aus

verschleimen abergläubischen Gesängen schließenworin die Kunst das Metall zu bearbeiten den Göttern -«geschrieben wird.

Finländische Schwer­

ter kommen in den isländischen Sagen vor und

selbst noch in spätern Zeiten hatten die Finländer den Ruf^ in der Verfertigung von Schmie­ dearbeiten vorzüglich geschickt zu seyn.

endlich auch

dient

werden,

sten

Es ver­

Umstand angeführt zu

der Tradition nach- die wichtig­

daß,

Bergwerke

entdeckt sind.

der

in Schweden

von Finlandern

Sie scheinen sogar schon eine Art

von Handel gekannt zu haben,

denn man findet

einheimische Wörter für kaufen und verkaufen;

ja sie haben einen eignen Ausdruck, Raha, für

Geld,

der jedoch altestcns ein Fell bezeichnete,

eine Bedeutung, die sich noch jetzt im lappischen

Dialekt erhalten hat:

vermuthlich bedienten sich

die Finländel anfänglich der Felle als eines Maß­

stabes,

um den Werth der Dinge darnach zu

bestimmen: wie z. B. die alten Ostseeslaven Lein^

wand,

die Novogroder die Stirnläppchen von

Eichhörnern und Marderschnauzen und die Islan-

13

-----------------

der Fische und Wadmel (grobes Tuch) zu der-

selben Absicht gebrauchten. Alle diese Umstände und die Gewöhnung an verschiedne Bequemlichkeiten

beweisen

deutlich,

daß sich die Nation nicht mehr im Zustand der äußersten Rohheit befand, sondern bereits einige

Fortschritte in der Kultur gemacht hatte. erhellt ferner Wörter,

aus

dem

Es

Dorrath einheimischer

um nicht nur verschiedene Arten von

Häusern und allerlei Hauegeräth, sondern auch

Höfe, Dörfer und selbst gewisse Bezirke mehrerer Dörfer und Versammlungen zu bezeichnen, daß

sie nicht ganz ohne gesellschaftliche Verbindungen waren.

Die meisten dieser Wörter sind ihnen

mit ihren nächsten

Stammverwandten auf der

andern Seite der finländischen Bucht, den Ehsten,

gemeinschaftlich:

so

daß sie vermuthlich schon

früher im Gebrauch waren, ehe die beiden Na­

tionen sich trennten.

Wir wissen, daß auch die

Ehsten noch in ihrer natürlichen Freiheit lebten,

aber dennoch größere oder geringere Verbindun­ gen zu gemeinschaftlicher Vertheidigung schlossen;

daß sie sich auf

allgemeinen Zusammenkünften,

u hei denen die Aelteften der Nation das größte

Ansehn hatten und am thätigsten waren, versam­ melten,

und Kriegs- und Raubzüge zu Master

und zu Lande beschlossen, und daß der Anmaßend­ ste,

Stärkste,

Kriege eine,

Erfahrenste oder Geachtetste im obgleich sehr eingeschränkte,

von Oberbefehl erhielt.

Art

Dies Gemälde, das mit

den Sitten andrer halbwilder Völker so sehr über­ einstimmt, paßt allen seinen Theilen nach auch auf die bürgerliche Verfassung der alten Finländer. Auch in ihren häuslichen Sitten glichen sie

Wilden oder Halbbarbaren: Härte in der Den, kungsart, Trägheit, Verdrießlichkeit, und Roh-' heit im Umgänge, wovon sie nicht freizusprechen

sind, können ihnen jedoch in keinem höher» Grade als andern unkultivirten Völkern zur Last gelegt

werden.

Der Ackerbau hatte sie bereits an ge­

wisse Wohnplätze gebunden, und führte sie da­

durch allmählig zu einer Art von geselligem Le­

ben, dem, wenn es gleich von dem Geschmack, der Feinheit, der studierten Ueppigkeit entblößt war, die die Sitten und Zeitvertreibe gebildeter

Völker bezeichnen, doch nicht alle gemeinschaft-

liche Vergnügungen fehltet» , die mit dem ernsten

Charakter der Nation,

und ihrer mehr trüben,

als muntern und lebhaften Denkungs- und Um­ In jedem Hause, in

gangsart übereinstimmten.

jeder Dorfschaft wurden jährlich mehrere besondre

Gastgebote

von Rachbaren,

Verwandten

und

Freunden mit gemeinschaftlicher Freude gefeiert: dahin gehören die Feste

bei ihren Hochzeiten,

Verlobungen, der Geburt junger Kinder,

Be­

gräbnissen , ferner die verwandten, Erndte - und Schlachtfeste, so wie auch das feierliche Freu­

denfest nach glücklich geschloßner Bärenjagd. Das Hauptvergnügen und den größten Reiz gewähr­ ten bei allen diesen Zusammenkünften gute und

starke Getränke, die zur Ehre des Wirths und des Festes gemeiniglich in so überflüssigem Maß

verzehrt wurden,

übrige

daß man sich um die ganze

Bewirthung

wenig

bekümmerte:

man

sagte daher auch Hochzeit, Begräbniß trinken.

Wein und andre

ausländische Getränke waren

ihnen selbst dem Namen nach unbekannt, wurden

also auch nicht bei ihren Gelagen gegeben:

Weine werden in Finland

alle

noch jetzt mit dem

Namen Saran Wiina, sächsische oder deut­ sche Weine, bezeichnet, weil sie zuerst von deut­

schen Kaufleuten, finländisch Saxat genannt,

eingeführt

wurden.

Einem Volke,

das schon

lange den Ackerbau getrieben hatte, konnte es

nicht unbekannt seyn, daß sich aus Gerste ein wohlschmeckendes und berauschendes Getränk be­

reiten laste; deswegen können auch mehrere zur Verfertigung

desselben

gehörige

Erfordernisse-

Handgriffe und Gerätschaften, so wie der Rausch, den das Uebermaß erzeugt, mir verschiednen ftn^

ländischen Wörtern und Redensarten auügedrückt Die Gerste, woraus Bier gemacht wird,

werden.

scheint die älteste Getreideart gewesen zu seyn,

mit deren Kultur sich die Nation beschäftigter Rocken und Hafer sind wahrscheinlich von den

Schweden ins Land und in die Sprache gekom­ men.

Auch die Bienenzucht, die jetzt ganz nn-

tergegangen ist, war nicht unbekannt und ward

mit einigem Fortgang

betrieben;

die Sprache

hat einen eignen Ausdruck für die Biene und den

Honig und Meth; überdieß läßt sich aus ver­ schiednen

alten Liedern

auf ihre Bekanntschaft

mit

mit Meth und Honig schließen. Eben so einfach und ungekünstelt als ihre Getränke, waren auch ihre Speisen; worunter keine Leckereien, keine den Gaumen reizenden Mischungen vorkamen. Ihr Fischfang und ihre Jagd, ihr Ackerbau und ihre Heerden gaben ihnen die wenigen Gerichte, die sie fowol zum eignen Gebrauch als auch zur Bewirchung der Fremden nöthig hatten, und an ihrer Zubereitung hatte die Kunst keinen großen Antheil. Die Ueppigkeit der Reichen zeigte sich bisweilen nur in der Menge der eßbaren Waa­ ren: der Tisch war übermäßig mit allem, was das Haus vermochte, belastet, und ward wohtbedächtlich so lange in diesem Zustand der Fülle erhalten, als die Festlichkeit fortdauerie. Aber außer den Tafelfreuden hatten sie bei ihren frohen Zusammenkünften noch andre Zeit­ vertreibe, worunter der Gesang und die biswei­ len damit verbundne Instrumentalmusik zuerst genannt werden müssen. Von den ältesten Zei­ ten an hat die finlandische Nation eine eigne Dichtkunst gehabt. Die Verse der Finlander bestehn in gleichlaufenden, achtsilbigen Zeilen,

die in ihrer Zusammensetzung an gewisse bestimmte Regeln gebunden und

dem Laut und Ausdruck

nach auch für, feine und genaue Ohren nicht un­

Der Reim ist der finländischen

angenehm sind.

Poesie fremd z in neuern Zeiten hat man ihn aus Nachahmung freilich angewandt,

doch ist aus

solchen Gedichten der eigenthümliche Charakter

fast ganz verschwunden: dagegen sind Buchsta­ benassonanzen jedem

eine Hauptbedingung,

d. h. in

Verse müssen immer zwei Wörter mit

demselben Buchstaben oder derselben Silbe an­

fangen :

Abkürzungen, Verstümmlungen, Aus­

lassungen oder andre Freiheiten dürfen sich die

Dichter nicht erlauben.

Die einzelnen Ideen,

woraus das Gedicht besteht, müssen immer zwei oder mehrere bestimmte Glieder haben,

die in

eben so vielen Versen enthalten und so mit ein­

ander verbunden sind,

daß der folgende Vers

dieselbe Sache wie der erste, nur mit andern

Worten und, wenn es seyn kann, kräftiger aus­

drückt.

Die finländischen Dichter besangen die

Handlungen und

Abentheuer der Götter,

das

Gedächtniß und die rühmlichen Thaten der Alt-

vorder«, so wie fast alle frohe und traurige Er­ eignisse des Lebens, die ihnen von einiger Merk­ würdigkeit zu seyn schienen: von ihren alten Gedichten, besonders historischen Inhalts, hat sich jedoch nichts erhalten, und man kennt kein einziges, das alter als das Zeitalter der Refor­ mation wäre. Die ältesten sind unstreitig die sogenannten Jaubergesange, denen der Aberglaube eine große Kraft beigelegt hat, um Krankheiten und andre Unglücksfalle abzuwenden. Die Lie­ der der alten Finländer hatten eine eigne, höchst einfache und monotone Melodie, die noch bei dem Landvolk in den obern Provinzen überall bekannt und beibehatten ist, und die einzige mu­ sikalische Komposition gewesen zu seyn scheint, die die Nation in altern Zeiten kannte: die we­ nigen sonst im Lande vorkommenden Volkslieder sind offenbar entweder von schwedischer oder rus­ sischer Herkunft. Diese Melodie, der es bei aller ihrer Einfachheit, nicht an einem gewissen me­ lancholischen Ausdruck fehlt, ward durch das ganze Lied, es mochte so lang seyn als es wollte, fortgesetzt: die Hauptidee blieb beständig dieselbe,

ohne in den kleinen Variationen, die sich dieser oder jener Sänger erlaubte, unter den Grundton zu fallen oder über die Quinte zu steigen *)♦ Gewöhnlich pflegten die Finlander ihre Gesänge mit Saitenspiel zu begleiten. Sie haben jetzt dreierlei Art Jythern. Von Blaseinstrumenten, die bereits seit alten Zeiten bei der Nation be­ kannt waren, wurde in ihren Zusammenkünften kein Gebrauch gemacht; die Schallmei und die Pfeife scheinen zu andern Zwecken bestimmt gewe­ sen zu seyn. — Der Tanz war bei den alten Finländern so unbekannt, daß sie nicht einmal ein Wort hatten, diese Körperübung zu bezeichnen: so wie sie auch aller diesem Vergnügen entspre­ chenden Musik entbehrten. Die Bewohner von Karelen und Sawolax wissen noch jetzt nichts von diesem Zeitvertreib und die Küstenbewohner und Tawasten haben ihn ohne Zweifel von den Schwe*) Siebe das beiliegende Notenblatt, wo zugleich die

Variationen beigefügt sind.

Der Text beißt: Ein Gebot

ging aus vom Himmel, vom Aufrechthalter der ganzen Natur.

Tempo giusto.

Kä-wy kä-sky taiwa-has - ta,

Kä-wy kä-sky tai-

kai-ken luondon Hal-di - al-da.

kai-ken luondon Hal - di- al - da-,

Kä - wy kä-sky tai - wa-has-ta,.

kai-ken luon-don Hal-di-al-da.

kä - wy kä - iky tai-

-sky tai-wa-has-ia

»kj tai-wa-has-ta.

-iky tai-wa-üas-ta.

Zu 8. 20. X

-e—

2.



ä

s

—i P

C

F-

kai-ken. luondon Hal-di- al - da/

Kai-ken luondon Hal-di- al-da,

Kai-ken luondon Hal-di - al-da,

1

den erlernt, wie auch die Namen tantzi, tantzan bezeugen.

Eben dies gilt auch von allen auf

Gewinn berechneten Spielen, worin sie ehemals ganz unerfahren waren,

obgleich diese für die

Sitten und den Wohlstand so gefährlichen Jeitverkürzungen gegenwärtig auch bei dem finländischen Volk allgemein eingerisien sind.

Einige

andre Spiele waren der Nation eigen, die jedoch mehr der Jugend und dem kindlichen Alter an­

gehörten, als daß sie zur Erheiterung der oben erwähnten Zusammenkünfte dienten.

Die Aelte-

ren ergötzten sich vielmehr an allerlei körperli­

chen Uebungen, die Stärke und Behendigkeit er­ forderten, z. B. am Bogenschießen, dem Schnee­ schuhlaufen, Schwimmen, Ringen u. d. g. und

die ihnen die Stärke, den Murh und das sichre Vertrauen auf sich selbst gaben,

wodurch sich

die Nation beständig sowol in friedlichen Geschäf­ ten,

als auf dem Gefilde der Schlacht ausge­

zeichnet hat.

Dem andern Geschlecht,

das bei allen Bar­

baren ein trauriges Schicksal erfahren muß, weit die Begierde allein in den rauhen Busen gebietet

u.rd die wilde Kraft von keinen sanftem Gefüh­ len gezähmt ist, ward auch von den alten Fin-

landern mit geringer Achtung und ohne Scho­

nung begegnet.

Der Vater/ der in seinem Hause

die höchste Macht hatte/ oder/ nach seinem Tode/ die Söhne/ verkauften den Liebhabern die Töchter

oder Schwestern für einen gewissen Preis/ wor­ über man übereingekommen war: für „eine Toch­

ter verheirathen " ist der alte finländische Aus­ druck: sie verkaufen. In eiüery alten Gedicht

ward von einem Vater/

der im Begriff war,

seine Tochter zu verheirathe«/ gesagt: er ver­

kaufte sein Mädchen, er verhandelte seine Dirne. Die Braut war unterdessen abwesend im Walde

gewesen.

Der Freier kommt/ um sie aufzusuchen,

und erzählt ihr/ wie er ihren Vater besucht und

mit was

für einem Handel er ihn beschäftigt

gefunden habe.

Wem ward ich dann verkauft?

fragt die Schöne.

„Du wardst

mir verkauft,

mein schönes Huhn, mir wardst du verhandelt," ist die Antwort des Liebhabers. sich

darauf von dem

Sie unterrichtet

Brautpreise;

der Freier

versichert, daß er recht ansehnlich gewesen sei:

nämlich ein Streitpferd für den Vater, eine Kuh für die Mutter,

ein Paar Ochsen für den Bru­

der, für die Schwester eine Schaafmutter und

eine große Spange für die Sohnsfrau.

Der

Braut scheint dies alles zu wenig, und aus Ver­ druß,

daß sie um einen so geringen Preis fort­

gegeben sei, erklärt sie ihrem Bräutigam, daß

sie seine Gattin nicht werden wolle; „wenig, sagt sie, gabst du für die Gute, sehr wenig für die

Schöne, um dich bekümmre ich mich nicht."

So

wußte die weibliche Eitelkeit selbst einer barbari­ schen Sitte eine schmeichelhafte Ansicht abzuge­

winnen.

In ältern Zeiten war an dem Beifall

der Braut wenig gelegen:

so bald der Vater

oder der Bruder mit dem Freier übereingekom­

men war, blieb ihr nichts weiter übrig, als zu

gehorchen.

Von Galanterie und zarter Bewer­

bung findet sich nirgends eine Spur; ein einzi­ ges Beispiel,

das in einem alten Liede besungen

wird, ist daher sehr merkwürdig:

ein Mädchen,

das um einen ansehnlichen Preis an seinen Freier verkauft war, ward hernach von einem Russen

fortgeraubt: weder Vater,

Mütter, Schwester

noch Bruder wollten

es

Brautpreises aus

Gewalt des Feindes be­

der

gegen

Erlegung des

freien: allein ein fremder Iunggefell war weich genug, um

hundert Thaler zu zahlen/

Hülfe anrief

und

feine

da es ihn

ewige Sklavin,

feine beständige Gattin zu werden versprach. —

Außer dem Vater oder Bruder/ der die Braut eigentlich ausgab, mußten auch ihre andern näch­ sten Angehörigen

mit Geschenken bedacht wer­

den; die Kosten der Verheirathung waren also

sehr bedeutend, und dies ist vielleicht die Ursache, warum sich bei den Finländern keine Spur von eigentlicher Polygamie findet.

Im Hause ward

die Frau nicht viel besser als eine Sklavin be­

trachtet:

außer andern beschwerlichen Geschäften

war es ihre Obliegenheit,

nebst den Sklavinnen

und andern weiblichen Hausgenossen, alles Korn, das zum Unterhalt erforderlich war, zu stampfen

oder zu mähten: noch gegenwärtig findet man in Sawolax und Karelen, wo Wind- und Wasser­ mühlen ziemlich neue Einrichtungen sind, Ueber-

bleibsel von dieser Gewohnheit. hatten sie

die

Bei den Festen

Sorge für die Bereitung der

Speisen und Getränke,

waren aber von aller

Theilnahme an den Gelagen und Ergötzlichkeiten ausgeschloffen. In der Religion zeigt sich zwischen den fin­

nischen Stämmen eine große Aehnlichkeit;

nur

muß man bemerken, daß, je nachdem die einzel­ nen Völker einen

höhern oder geringern Grad

der Kultur erreicht hatten, auch ihre religiösen

Ansichten roher oder ausgebildeter waren.

Es

ist iudeffen schwer, eine richtige Vorstellung davon zu erhalten, weil die Quellen zu unrein und zu unvollständig sind. Diese Kenntniß wird größten-

theils aus den Liedern geschöpft,

jetzigen Gestatt aber sehr jung sind,

die in ihrer

wenn sich

gleich nicht läugnen läßt, daß ihnen ältere An­

sichten zum Grunde liegen: allein das Alte von dem Neuen zu scheiden, ist eine Aufgabe, woran der Scharfsinn verzweifeln muß.

Die finländische

Mythologie ist mit neuen Zusätzen aus der Bibel,

bisweilen auch aus der römischen und griechischen Fabelgeschichte bereichert und aufgestutzt worden. Der Ausdruck, womit die Finländer Gott(Iumala) bezeichnen,

scheint.nicht eine besondre

Gottheit bezeichnet zu haben, sondern der allge­

meine Name für das höchste Wesen überhaupt gewesen zu seyn:

er wird daher auch in der

Mehrzahl gebraucht. - Im Zustand ihrer ersten

Rohheit verehrten die Finlander, wie noch jetzt ihre am wenigsten kultivirten Brüder, die kondi-

schen Ostiaken, und, vor ihrer Bekehrung, die Lap­

pen,

blos natürliche Gegenstände,

die Sonne,

den Mond, die Sterne, die Erde, Berge, Meere,

Quellen, Baume, Steine u. d. g.

Unter den

Gestirnen wandten sie sich hauptsächlich an den

großen Bar; auf die Schultern desselben steigen, bedeutet in den atten Liedern eben soviel als in

den höchsten Himmel erhoben werden. eine Frau beigelegt,

Ihm wird

die Tochter der Sonne,

deren Beistand gegen nächtliche Diebe angerufen

ward, um sie zur Zurückgabe des Gestohlnen zu zwingen.

Die ursprüngliche finlandische Religion

war also ein eigentlicher Fetischismus, d. h. jedes Individuum hielt den Gegenstand, der ihm zuerst

begegnete, für feinen Gott, und wandte sich mit seinen Opfern und Gebeten an ihn; Laune und Zufall veranlaßten sie oft, ihre Götter,

deren

so bald sie nicht langer

Wirksamkeit aufhörte,

verehrt wurden,

zu

andern.

Der Hausvater

machte seine Fetische nachher vielleicht zu Fami­

liengöttern , und das Oberhaupt eines Stammes konnte die feinigen zu Stammgöttern erheben; so entstanden nach und nach feste und allgemeine

Gottheiten, und wie die Nation an Kultur fort­ schritt, wurden die Naturerscheinungen personi-

fizirt, was sogar bei Krankheiten und selbst bei dem Tode der Fall war.

Der höchste Gott der Finländer heißt Wäjnämöjnen, der Erfinder der Musik und der

Leier, der Urheber der ganzen geistigen Kultur, die unter ihnen gefunden ward.

Er soll zuerst

das Feuer auf die Erde gebracht haben und hatte das Vermögen zu donnern; auch zeichnete er sich im Schiffsbau aus.

Waldleute riefen schlagen,

Vogelfänger, Jager und

ihn an,

um durch

auf feine Harfe zu

den Jauberklang derselben

alles Wildpret hervorzulocken;

auch die Fischer

wandten sich in der Voraussetzung an ihn, daß

sein Saitenspiel eine ähnliche Wirkung bei den

Bewohnern der Fluten hervorbringen werde.

Er

hatte eine wunderliche Tracht; sein Gürtel war mit Federn und Dunen besetzt:

sein Rock und

seine Decke hatten eine äußerst schützende Kraft und wurden als ein Palladium in den heftigsten Kämpfen angerufen.

Man glaubte,

daß sein

Schweiß im Stande sei, Krankheiten zu heilen.

In der heidnischen Zeit war er oft mit seinem

jüngern Bruder, dem Luftgott Jlmareinen in Gesellschaft: während des Papstthums mußte er

die Regierung mit der Marie theilen: daher gab

ein karelischer Hexenmeister auf die Frage, was für Gottheiten von seinen heidnischen Vorfahren am meisten verehrt worden wären, die Antwort: »der

alte Wajnämöjneu und die Jungfrau Mut­ ter Maria."

wort: scheint,

Er wird beständig mit dem Bei­

Wanha,

der Alte genannt,

und es

daß man ihn bisweilen zur Abwechs­

lung Ucko,

Greis genannt hat,

woraus ver-

schiedne Schriftsteller über die finländische My­

thologie

einen

eignen

Gott

gemacht

haben.

Hiisi, ein Sohn des Riesen Kalewa, war von großer Stärke und Wildheit und ward als

der Gott der Bären und der Bezähmer wilder

Thiere verehrt.

Seine Wohnung dachte man sich

als einen furchtbaren, abscheulichen Ort: Mene Hiiteen, geh -u Hiisi, war eine große Ver­

wünschung.

Die Finländer hatten einen Gott

der Walder und der Jäger, der auch das Vieh auf der Weide beschützte, und von dem die für heilig

gehaltene Biene Honig zur Heilung der Wunden holte.

Sie hatten einen Herrn der Luft und der Wit­

terung, den sie um heitres Wetter und Reiseglück

anriefen; einen Vorsteher des Ackerbaues, eine Göttin des Meers,

eine Mutter des

eine Mutter des Nordsitzes,

Waldhofes,

eine Göttin der

Liebe, die die Herzen der Spröden erweichte und

die trotzigen Jünglinge empfänglich machte für die Reize der Schönen. nen Gottheiten,

Außer diesen allgemei­

die dem

ganzen Volke heilig

waren, gab es eine Menge Untergötter, die ein­ zelnen Dingen vorstanden, eine Menge

Hausgötter

Erdmännchen mußten

z. B. dem Flachs; und Kobolde.

Den

auch bei den Finlandern

Geschenke gespendet werden; wenn Bier gebraut oder Brot gebacken wurde,

gebührten ihnen die

Erstlinge; bei keinem Fest oder Gelag durfte man

ihrer vergessen,

die von

und die Hausmutter,

ihrer Viehzucht Glück erwartete, mußte sie an der Milch Theil nehmen lassen.

Haus bezog,

mußte,

wenn

Wer ein neues

er anders gesund

und wohlbehalten in demselben leben wollte, sich zuvörderst nach allen Winkeln neigen,

und diese

unterirdischen Bewohner grüßen und ihnen ein

Opfer von Satz, Bier und Brot bringen.

An

jedem, der ihre Wohnung auf irgend eine Art

verunreinigte,

übten

sie

eine strenge

Rache.

Andre Kobolde, Capeet, stifteten lauter Unheil; sie neckten nicht nur die Menschen, sondern wag­ ten es sogar den Mond anzugreifen und waren

die Ursache seiner Verfinsterung. Die Wohnungen der Götter und überhaupt

die mythischen

Oerter wurden alle nach dem

äußersten Norden

von

Finland versetzt;

so ist

z. B. Kipumaki (Oualhügel) am Flusse Kemi

im Kirchspiel Kemi in den finlandischen Liedern

ein sehr berüchtigter Plageort:

mitten auf der

Anhöhe findet sich ein flacher, ausgehöhlter Stein, wie ein Tisch, rund umher mit mehrern steinernen

Altaren; in seine Löcher werden die Schmerzen

und Qualen verwiesen: ehemals war es vermuth­ den man aber jetzt nicht

lich ein Opferplatz,

mehr zu besteigen wagt; weil von Allen, die den

Versuch gemacht haben, Keiner gesund zurückgekommen seyn soll.

an

Es fehlte ihnen nicht ganz

Begriffen von einem künftigen

Leben,

ste

dachten es sich dem gegenwärtigen völlig gleich

und glaubten, daß die Menschen dort ihre hiesi­ gen Beschäftigungen fortsetzen würden, daß sie

in dieser wie in jener Welt Nahrung und Klei­ dung nöthig hatten, daß die Ehe, daß alle irdi­

sche Vergnügungen daselbst Statt fänden: dem Todtenrcich

Wild,

fehlte es

Fischen u. s. w.

daher nicht an

Gerste-

Sie gaben auch den

Verstorbenen, nach der Sitte andrer wilden Völ­

ker , ihren Bogen, Pfeile u. s. w. mit ins Grab und brachten ihnen Trank und Speise dar; weil

sie glaubten, daß die Seele nach ihrem Tode

eine besondre Vorliebe für die Oerter habe, wo sie sich im Leben am meisten aufgehalten hatte. Es giebt auch in Fintand mit ungeheuren Stei­

nen bedeckte Hünengräber, in denen man öfters

einzelne Geschirre von Gold, Silber und andern

Metallen, so wie eine Menge Vögelknochen und Schädel von kleinern Waldthieren gefunden hat. Die Finländer hatten, wie die alten Germanen, keine Bilder von ihren Göttern z nicht weit ihre Vorstellungen zu hoch und erhaben waren, son­ dern weil ee ihnen an Materialien, Werkzeugen und Kunstfertigkeiten fehlte. Sie waren nicht im Stande, ihnen Tempel qufzuführen, ihnen Altare zu weihn; auch wählten sie zu ihrem Dienst keine besondern Priester; für alle diese Begriffe fehlt es ihrer Sprache an einheimischen Ausdrücken. Jeder Hausvater stand dem Got­ tesdienst selbst vor: er ward besonders in dazu geheiligten Waldstellen, dergleichen es bei allen finnischen Nationen giebt, auf eine uns nicht hinlänglich bekannte Art verrichtet. Doch muß man Wahrsager, Jeichendeuter, Quacksalber und Hexenmeister nicht mit Priestern verwechseln; solche Betrüger, die alle Geheimnisse entdecken zu können glaubten, gab es auch bei den Finlandern, und noch gegenwärtig hat sich der Glaube an weise Männer der Art nicht ganz verloren. Einige Tage im Jahp warm- Hnen heiliger als andre

andre und wurden mit gewissen Feierlichkeiten und allerlei Vergnügungen gefeiert:

Tag,

z. B. der

an dem die Frühlingssaat gestreut war;

bei'm Schluß der Aerndte lebte man höher algewöhnlich, und schlachtete' und verzehrte ein

vom Frühling her ungeschornes Lamm mit ge­ wissen abergläubischen Zeremonien.

Wenn alle-

gut erngebracht und das Schlachten verrichtet war, wurde ein Herbstfest, zur Bezeugung der

Freude über den erhaltnen guten Iahrswuch-, angestellt.

Das Barenfest ward mit vielen Zere­

monien, unter Zechen und Becherktang gefeiert: von den Nachbaren ward zu diesem Gelage ein Jusammenschuß von Korn und Eßwaaren gemacht. Alle Gaste waren festlich gekleidet: ein Bursche und ein Mädchen

wurden in vollem Schmuck

zum Brautpaar auserwählt. Kopf des Bären ,

Zuerst ward der

der in einen Baum gehängt

ward, und alsdann das übrige, mit Erbsensuppe gekochte Fleisch hereingetragen.

Sine Menge

andrer Feste, die auch noch jetzt zum Theil lustig

begangen werden, find christlichen Ursprung- und manche dabei vorkommende abergläubische Ge-

3'i

-rauche, die der Unkundige leicht für Ueberrefie des Heidenthums halten könnte, sind nichts wei­ ter als Anfichten und Folgerungen, die fich aus katholischen Zeiten erhalten haben und fich in Deutschland, -ei den slavischen Völkern u. s. w. ebenfalls nur anders modifizirt wiederfinden. Ob diefe altern Feste in großen, allgemeinen Volks­ versammlungen oder nur von einzelnen Familien und Dorfschaften gefeiert wurden, ist unausge­ macht. Man behauptet, daß die Finlander keine Opfer gekannt haben, weil die Sprache kein einheimisches Mort zur Bezeichnung dieser Hand­ lung befltzt: allein der Gedanke, den höhern We­ sen durch dargebrachte Gaben seine Erkenntlich­ keit zu beweisen, ist dem ungebildeten Natursohn so angemessen, daß man eine so auffallende Ab­ weichung ohne weitere Gründe nicht annehmen darf. Es giebt überdies mehrere Spuren, die zum Theil vorhin angeführt find, daß das Volk wirklich Spendungen an dis Götter kannte, und auch in den alten Gesängen deutet manches dar­ auf hin. Alle übrige finnische Stamme, selbst Lappen und Ostjaken, weihten den höhern

Naturen

Knochen und

wenigstens

Rennthier­

hörner.

Unter einem Volke, das der Schrift unkun­

dig und von der Bekanntschaft mit der übrigen

bekannten Wett gleichsam abgeschnitten ist, das unter einem ungünstigen Himmel ein armes Land

bewohnt, darf man keine Spur von Wissenschaf­

ten erwarten.

Die dürftige Kenntniß von gewis­

sen einfachen Arzneimitteln, einigen Sternbildern u. d. g. die die Natidn besaß, verdienen nicht darunter, gerechnet zu werden. und kleinen Bar,

Für den großen

das Siebengestirn

und den

Orion haben die Finländer eigne und uralte Na­

men.

Sie konnten auch die Iahrszeiten und die

Monate unterscheiden: aber für die Woche und ihre Tage haben

Schweden geborgt;

fie

die Ausdrücke von den

für Stunde haben sie keine

andre Bezeichnung als Hetki, d. i. ein kleiner

Zeitabschnitt.

Sonderbar ist es, daß die Finlän­

der ein einheimisches Wort für Buch oder Brief haben; der Schluß, als wenn sie bereits vor

ihrer Bezwingung mit der Schreibkunfi bekannt gewesen waren,

würde aber doch zu. rasch seyn.

Auch die Staven, die gewiß erst mit dem Chri­ stenthum Buchstabenschrift kennen lernten, haben

eigne Ausdrücke für Buch (Knigi) und Schrei­ ben (piefat.)

Dcis finlandische Wort Kirja,

das Buch, scheint von Kirjanxa bunt zu kom­

men:

die Wurzel des Worts Raamattu, da-

eine Schrift,

einen

Codex bedeutet,

ist ohne

Zweifel das griechische Grammata und von den Russen zu den

Finlandern verpflanzt;

Lu en,

ich lese, dürfte mit lesen verwandt seyn. Eine eigentliche Kriegskunst findet bei unab­ hängigen Wilden nicht Statt; doch benutzten die

Finlander verschiedne Waffen zum Angriff und zur Vertheidigung sowol gegen Feinde als wilde Thiere: darunter gehören die Streitkolbe, das

Schwert,

der Bogen,

der Spieß:

ten sie

auch Schilde,

sie hatten

Vermuthlich kann­

größere und kleinere Pfeile.

die wenigstens bei den

Ehstlandern üblich waren.

Diese bedienten sich

auch der Reiterei; nicht nur die nahe Verwandt­ schaft der beiden eigenthümlich

Stamme,

sondern auch das

finlandische Wort,

womit

ein

Streitroß von einem andern Pferde unterschieden

machen es glaublich, daß auch die Fin-

wird ,

lander den Kampf zu Pferde verstanden.

Die

vornehmste Zuflucht derjenigen, die zum Kampf zu schwach waren, waren vermuthlich die tiefen

und dichten Wälder; doch haben sie auch gewisse von Natur unzugängliche Berge mehr befestigt

und zur Sicherheit benutzt. ten auch feste Oerter,

Die Ehstländer hat­

die aus hölzernen oder

steinernen Verschanzungen ohne Mauerwerk be­

standen.

Die an der Seeküfie, besonders an der

finländischen Bucht wohnenden Finländer legren sich früh auf den Seeraub;

besonders

waren

die Kareler und Ehstländer deswegen berüchtigt.

Sie machten nicht

nur die nächsten Gewässer

unsicher, sondern wagten sich bis in die schwe­ dischen Schären, ja bis in den Mälar und nach

Dänemark.

Dies beweist, daß

die

Finländer

einige Erfahrungen im Seewesen besaßen, was auch durch den Reichthum der Sprache an dahin

gehörigen wird.

Wörtern

und

Redensarten

bestätigt

Wahrscheinlich reizte der bedeutende Han­

del, der bereits in ältern Zeiten zwischen den

deutschen Küsten und Rowogorod getrieben ward,

die Begierde dieser Korsaren und gab ihnen Mit­ tel und Veranlassung, ihre Farthen immer wei­ ter auszustrecken und diesen abscheulichen Nahrungszweig zu erweitern. So wie die Streife­ reien der Normänner eine Hauptveranlassung zur Bekehrung und Aufklärung des skandinavischen Nordens waren, so war auch die Unterjochung der finlandischen Nation und die Ausbreitung des Christenthums an den östlichen Küsten des balti­ schen Meers zunächst eine Folge der Raubzüge, die finländische Korsaren so oft unternahmen.

II. Eroberung Ftnlands durch die Schweden. — Schwedische Kolo­ nisten. Der schwedische König Erich mit dem Bei­ namen der Heilige durstete nach dem Ruhme, der christlichen Lehre neue Bekenner zu erwerben und ihre Herrschaft auszubreiten. Die jenseits der vottnischen Bucht belegnen Lande, deren Bewoh-

tter durch öftere Raubzüge überdies seine Rache aufgcfordert hatten,

schienen ihm die schönste

Gelegenheit anzubieten. Im Jahr nZ6 oder 1157 begann er wahrscheinlich seinen Aug;

er landete

an der si'rdlichsten Küste des eigentlichen FintandS: seine Eroberungen beschrankten sich auf die Ge­

genden von Nyland und dem eigentlichen Finland zunächst an der See

und erstreckten sich mehr

nach Westen als nach Osten und Norden.

Die.

Einwohner längs der ganzen Küste von Nyland

bis an den Kymmene und etwas weiter sind schwe­ discher Herkunft.

Die neue Kolonie ward durch

den Namen Neuland (Nyland) von dem übri­ gen Finland unterschieden.

Noch in demselben

Sommer kehrte Erich zurück:

theils um das

bezwungne Volk in Gehorsam zu halten,

theils

um den Priestern die nothwendige Unterstützung zu verschaffen, wurden einige Truppen in Fin­

land zurückgelaffen.

Die Kolonisten verbreiteten

fich auch über vie Inseln (Stären) an den Kü­ steti von Nyland und Finland; sie waren mei­ stens aus Helsingland, wie theils aus den vielen Ortsnamen Helsinge, Helsingfors u. f. rv., theils

aus

dem Unterschied

-wischen

finnischem oder

karelischem und helsingländischem Recht erhellt. Bischof Heinrich von Upsala, der Geburt

nach ein Engländer,

ermunterte den frommen

König hauptsächlich -u seinem Zuge wider die Finländer und ward auf demselben sein Gefährte. Sein Eifer, der Apostel der Finländer zu werden,

war so groß., daß er auch nach Erichs Abreise zurückblieb, um den christlichen Glauben auszu­ breiten:

vermuthlich in der Nebenabsicht,

die

Neubekehrten dem Upsalischen Sprengel zu unter­

werfen.

Das Geschäft eines -Glaubensboten unter

rohen, feindlichgesinnten Völkern erforderte un­ streitig einen Muth

und eine Verzichrleistung

auf die irdischen Genüsse, die man nicht genug bewundern kann, und die allein durch einen un­ gewöhnlichen

wird.

Grad der Begeisterung

erklärlich

Freilich wurden die Neubekehrten nicht

durch Ueberzeugung -ur Aenderung ihres Glau­ bens veranlaßt, sondern oft durch Gewalt, öfter

durch die schlauesten und feinsten Künste, durch

Wunder, die ihnen die Missionars zeigten , durch

irdische Vortheile,

womit

sie

sie anzulocken

suchten. So auch In Finland. Die'ersten Be­ kenner des Christenthums waren es aus bloßem Zwange: so lange ein feindliches Heer ihnen drohte, versprachen- sie immer den Glauben zu bewahren und verlangten Lehrer und Prediger; kaum war es fort, so fielen sie ab und verachte­ ten und verfolgten die Geistlichen. Es war überdies mit unendlichen Schwierigkeiten ver­ bunden, dem Volke einen Begriff von den reli­ giösen Wahrheiten zu geben; nicht nur weil es an Dollmetfchern fehlte, sondern weil diese, wenn sie sich auch fanden, den rechten Sinn der­ selben in einer ungebildeten und an Ausdrücken für abstrakte Gegenstände armen^ Sprache nicht mittheilen konnten. Selbst in spätern Zeiten gab es Prediger, die kein Finlandisch verstanden und fich daher der Dollmetscher bedienen muß­ ten; aus Mangel an Sprachkenntniffen verkün­ digten die letzter« der Gemeinde oft den abge­ schmacktesten Unsinn: einst predigte z. B. ein Geistlicher am Weihnachtstage, daß Jesus von der Wurzel Ieffe geboren sei: der Dollmetscher, durch die Aehnlichkeit des biblischen Ausdrucks

mit dem schwedischen Wort Gjäffe, Gänse, ver­ führt, übersetzte, der Weltheiland sei von einer Gans entsprungen; die Zuhörer fingen an -u lachen; der Prediger vermuthete gleich, daß sein Interpret etwas Falsches gesagt haben , möge und erinnerte ihn, sein Versehn zu verbessern: er aber sagte auf finlandisch: „ist er nicht von dem Fuße der Gans geboren, so ist er's vielleicht von ihrer Zehe." Man verfiel auf die sonder­ barsten Einfalle, um den Heiden das Christen­ thum bekannt zu machen; mitten in Riga führ­ ten die Geistlichen 1204 ein sehr wohlangeordne­ tes Prophetenspiel auf, das die Lateiner eine Komödie nennen. Der Inhalt des Spiels ward den heidnischen Liwen und Ehsten, die dabei Zuschauer abgaben, durch einen Dollmetscher erklärt. Wie aber Gideons Gewaffnete mit den Philistern kämpften, ward ihnen bange; sie fin­ gen an davonzulaufen, aus Furcht, sie möchten todt geschlagen werden. Wem kann es unter solchen Umständen wunderbar scheinen, daß ein so bekehrtes Volk den heftigsten Haß gegen seine Lehrer und ihren Glauben faßte? Oft mußten sie

4S freilich der Gewalt weichen und im Aeußern die Gebräuche nachmachen, die man sie als die Kennzeichen eines Christen gelehrt Hatter im Geheimen blieben fie den alten Göttern treu. Allmählig entstand der Gedanke, die Macht des Christengotteö möge der der ihrigen wenigstens gleich kommen, und es würde folglich auf jeden Fall das Sicherste seyn, ihn ebenfalls zu vereh­ ren; sie stellten daher den dreieinigen Gott und die Jungfrau Maria neben ihre eigenen Götter. Auf diese Art scheint sich die wunderbare Mi­ schung altheidnischer und christlicher Ideen in ^er finlandischen Mythologie am natürlichsten er­ klären zu lassen. — Heinrich erwarb auf Finlandü Gefilden die Märtyrerkrone: ein Finländer hatte einen Mord begangen, er wollte ihn der Kirchenzucht unterwerfen, ward aber von dem trotzigen Barbaren erschlagen. Wunder geschahen dnrch seinen todten Körper auf der Stelle, die sein Blut benetzt hatte: fromme Gemüther wa­ ren von seiner Heiligkeit überzeugt; verschiedne Päpste gaben ihm das Beiwort heilig, und die bekehrten Finländer hielten ihn für ihren himm-

lischen Vertreter, an den fle gläubig ihre Gebete richteten: seine Verehrung verbreitete sich auch bald nach andern Stellen im Norden. Sein Bild ward in den finlandischen Kirchen -u allgemeiner Verehrung aufgestellt z seinem Andenken wurden allgemeine Festtage gewidmet; zu seiner Ehre ward die Domkirche zu Abo aufgeführt: nach ihrer Vollendung im Jahre 1300 wurden seine Gebeine mit großer Feierlichkeit nach derselben hingebracht und als ihr größtes Kleinod betrach­ tet: schon früher waren nach seinem Grabe zu Nolisis Wallfahrten angestellt, und man hatte die abentheuerlichsten Erzählungen von den Wundern, die bei demselben vorgefallen waren. Auch der Tag der Versetzung ward äußerst festlich began­ gen; es ward Ablaß ertheilt, die Reliquien wur­ den zu allgemeinem Anschaun, zur Küffung und Verehrung ausgestellt. — Ueber die ersten politischen Einrichtungen, die die Schweden trafen, sind wir in völliger Ungewißheit; eben so wenig wissen wir, wie weit ihre ersten Besitzungen sich erstreckt haben. Schwedens damalige Verhältnisse lassen schließen,

daß die Zahl der zurückgelaßnen Truppen nicht groß seyn konnte: auch waren anfangs nur we­ nige Neubekehrte. Im Ganzen erfuhren die Finlander noch immer ein mildes und, verglichen mit ihren ehstnischen Nachbaren, ein glückliches Loos.- Keinem ward seine persönliche Freiheit entrissen: allen, die sich nach und nach der Herr­ schaft des Siegers unterwarfen, und folglich mit der Zeit dem ganzen Volke, wurden ihre Güter und Höfe gelassen ; bald nahmen sie auch an den Rechten, die die Ueberwinder mitbrachten, An­ theil. Der Unterschied zwischen finländischem und schwedischem oder helsingischem Recht bezieht sich blos auf die Abgaben; dem erstem waren die alten Einwohner, dem letztem die Kolonisten unterworfen; oft stand ein Kirchspiel halb unter schwedischem, halb unter finländischem Recht. Ein Haus (oder Rauchfang in der damaligen Kanzleisprache) zahtte nach karelischem Recht zwei gute Felle, nach schwedischem zwei Pfund Butter; oder im erster» Fall ein gehäuftes Karp *)

Rogge», im letzter» zehn Pfund Butter.

Viele

Einwohner flohen jedoch vor den neuen Ankömm­

lingen in die innern Gegenden und verbreiteten überall den lebhaftesten Haß. gegen das fremde

Volk, das von ihren Küsten Befiy genommen hatte:

auch auf die Lappen scheint diese Revo­

lution höchst ungünstig gewirkt zu haben, die

von den auswandernden Finländern weiter nach Norden hinaufgedrangt wurden. Die heidnischen

Finlander,

besonders

die

Tawasten, zu denen sich, obgleich mit schlechtem Erfolge, bisweilen Glaubensboten wagten, ver­

banden sich mit den übrigen Stammen, Kare­ liern,

Jngrern,

Ehsten

und beunruhigten die

neue Kirche und die Fremdlinge, die sich in ihrer Nahe niedergelassen hatten: auch die Russen ge­ sellten sich den Feinden der Schweden und des russischen Glaubens bei.

Papst Gregor IX. lie­

fert ein entsetzliches Bild von der Wuth, womit

insonderheit die Tawasten die Christen verfolg-

in einigen Gegenden anderthalb Scheffel betragt: letzteres Verhältniß ist vermuthlich das älteste.

len: getaufte Kinder wurden getödtetz den Er-

wachsnen rissen sie erst die Eingeweide aus und opferten fie ihren Göttern: andre zwangen sie um Baume herumzulaufen/ bis sie athemlos nie­

dersanken ; (vielleicht um sie für die Verwegen­ heit zu bestrafen, womit sie heilige Baume um­ zuhauen pflegten;) den Priestern stachen sie die Augen aus, andre wurden verstümmelt und ver­ brannt.

Der erste Nachfolger des heiligen Hein­

richs Rudolph ward von führt und getödtet;

den Kuren fortge­

um's Jahr 1198 ward die

von den Schweden angelegte Stadt Abv von

den Russen verbrannt, und noch der vierte Bischof,

Thomas, ein Engländer von Geburt, der sich um Die Erhaltung der wankenden finländischen

Kirche außerordentliche Verdienste erworben hat,

mußte,

um der feindlichen Wuth zu entgehn,

eine Zuflucht aus der Insel Gothland suchen. Die norddeutschen Handelsstädte trieben mit den

wilden Christenfeinden einen beträchtlichen Ver­

kehr, der den Barbaren Gelegenheit gab, ihre Beute zu verkaufen und dadurch ihre Raubbe­ gierde immer mehr entflammte,

sie gber auch

zugleich mit allerlei Bedürfnissen, besonders mit Eisen, Waffen und Schiffsbauholz versah , die ihre Unternehmungen sehr erleichterten. Gre­ gor IX. erließ freilich zu wiederholten Malen Verbote gegen einen Handel, der dem Gedeih« der neuangelegten Kirche so hinderlich war: allein wann waren Befehle im Stande der Ge­ winnsucht Schranken zu setzen? Um diesen beständigen Einfällen ein Ende zu machen, den Eroberungen in Finland einen größern Umfang und dadurch höhere Sicherheit zu geben, beschloß der schwedische MajordomuS (Iarl) Birger einen neuen Jug. Er landete 1249 an der Südküste des jetzigen Osterbottnö, und wandte sich gegen die Tawafien, die nach einem leichten Widerstände zerstreut und in die Flucht getrieben wurden. Wenn die Gefangnen die Taufe und das Christenthum annahmen, wurden sie verschont; wer sich weigerte, ward niedergemacht. Auch der Umfang feiner Erobeberungen läßt sich nicht genau angeben: wahr­ scheinlich ward außer Satakunda die Provinz Tawastland bis an den Päjjainesee der schwedischen Herr-

Herrschaft unterworfen: den nördlichen Theil beweideten aber noch ohne Zweifel Lappen. Jur Sicherheit legte Birg et ein Schloß an, dem der Name T a w a fi e b o r g (nachher Tawaftehus, bisweilen auch Kronoborg) beigelegt ward. Von des Landes Beschaffenheit und den neuen Ein­ richtungen um diese Zeit find wir wenig unter­ richtet. Neue Kolonisten wurden angesetzt und an mehrer» Orten Tempel erbaut. Das ganze Land war mit Waldung bedeckt; jeder Hausva­ ter oder erwachsne Mann mußte statt.andrer Abgaben dem Bischöfe Felle von Eichhörnern oder Hermelinen entrichten. Gleich nach Ankunft der Schweden wurden die Wälder aber ausge­ rodet, der Ackerbau nahm zu; die Leistungen wurden bald nachher auf Gerste und Hafer gesetzt. Anfänglich scheinen die schwedischen Könige gar keine Einkünfte aus dem Lande gezogen zu ha­ ben; die Abgaben der unterjochten Finländer und der Kolonisten fielen den Bischöfen zu, die fle vermuthlich zur Befestigung und Ausbreitung des Glaubens verwenden sollten. Da aber das Gebiet der Schweden vergrößert ward und der

Ertrag der Abgaben sich bedeutend vermehrte, überließ der fünfte Bischof Bero sie freiwillig dem König. Nach und nach ward der Werth der neugewonnenen Provinz einleuchtender; Bir­ gers vierter Sohn Benedikts erhielt sie be­ reits gegen das Ende des dreizehnten Jahrhun­ derts als ein Herzogthum: doch wissen wir nicht, unter welchen Bedingungen es ihm gegeben ward, noch wie er es nutzte. Die dritte Unternehmung endlich, die der Schweden Herrschaft über Finland befestigte und vollendete, geschah im Jahre 1293, wah­ rend der Minderjährigkeit des Königs Birger, von seinem Vormund Thorkel Knutson. Die nächste Veranlassung waren die unaufhör­ lichen Räubereien der Karsten, die von den Rus­ sen unterstützt, nicht nur in das schwedische Ge­ biet einfielen und die größten Grausamkeiten aus­ übten, sondern auch die Ostfee überhaupt unsicher

machten. Der Plan zu diesem Iuge war bereits lange entworfen : der Papst hatte seine Einwil­ ligung ertheilt und allen Rittern und Kriegsleu­ ten, die daran Theil nehmen wollten, denselben

Ablaß versprochen, der die Helden erwartete, die

das heilige Grab den Händen der Ungläubigen -u entreißen strebten.

Durch die Verwirrungen,

die im schwedischen Reiche herrschten, ward die

Ausführung verzögert.

Endlich ging der Reichs­

marschall Thorkel mit einer mächtigen Flotte nach der feindlichen Küste: den überwältigt

und

die Einwohner wur­

zur Sicherheit ward die

Festung Wib org angelegt: er selbst kehrte durch Schweden zurück.

Bischof Peter von WesteraS

verkündigte den Barbaren das Christenthum; sie mußten es bekennen,

wenn sie dem Schwert

oder der Knechtschaft entgehen wollten.

Unter

dem Namen Karsten ward damals auch zugleich Eawolax verstanden: die Provinz war, beson­ ders in den nördlichen Gegenden nur noch schwach

bevölkert: vermuthlich suchten bei den schwedi­ schen Einfällen verschiedne Karelier aus den süd­

lichen Gegenden Hier und im nördlichen Oesterbottn eine Freistätte.

Je weiter die schwedische

Herrschaft aber nach Osten sich ausbreitete, desto näher rückten sie auf die Russen zu,

die der

alten Verwandtschaft lange vergessen hatten und

nur ungern die germanischen Stamme in ihrer

Nähe erblickten.

Eine Reihe blutiger Kriege,

die bie in die neuesten Zeiten Finland unaufhör­

lich verheerten, war die Folge dieser Berührung.

Thor.kel

Knutson

nahm die im

Norden

des Ladogasees betegene Festung Kexholm etn,

und versah sie mit einer Besatzung: Mangel an Lebensmitteln zwang einen Theil der zurückgelaffenen Truppen nach Schweden zu gehn; die Russen, von der Schwache der Besatzung unter­

richtet, beschlossen die Festung den Schweden zu

die,

entreißen,

da sie dem überlegnen Feinde

nicht langer widerstehen konnten, den Tod einer

schmachvollen Uebergabe vorzogen, einen Ausfall machten

und sich

so lange vertheidigten,

Keiner mehr übrig war. Thorkel

Knutson

bis

Im Jahre 1298 ging abermals nach Finland,

um diese Niederlage zu rachen und die neue Pro­

vinz, von deren Werth man sich immer mehr überzeugte, vor den schrecklichen Verheerungen

der Russen zu sichern.

Er landete ohne Hinder­

niß und rückte mit seinem Heer an die Newa,

an deren Ufer — man weiß nicht genau, in wel-

cher Gegend — er eine -weite Festung Lands­

krone, anlegte.

Die Muffen suchten die Unter­

nehmung zu hindern: eine furchtbare Macht zu

Waffer und zu Lande ward aufgeboten.

Nach­

dem sie in wiederholten Anfällen die Schanzen zu erstürmen gesucht hatten, aber stets zurückgetrieben waren, zwangen die Schweden den Fei.nd

durch einen Ausfall zum Abzug, den angefangnen vollenden.

und konnten

ohne weitere Störung

Bau

Thorkel kehrte, nachdem er vorher Einfall in's feindliche

noch einen verheerenden

Gebiet, Ingermanland und Vatland,

hatte, nach seinem Vaierlande zurück.

gemacht

Während

des Winters ward die Besatzung in der Festung

durch den Aufenthalt

in

den frischen Mauern

und den Genuß gesalzner Nahrungsmittel äußerst

geschwächt; nur noch

eine kleine Anzahl war

zum Dienst fähig; ~in dieser Lage erschienen die Ruffen vor den Thoren;

und zerstört. —ganz Finland jetzt

die Burg ward erobert

In politischer Hinsicht ward in

drei Statthalterschaften

erngetheUt, deren Vorsteher auf den drei bis jetzt

angelegten Schlöffern oder Burgen (Abo, Tawa-

stehus, Wiborg) ihren Sitz hatten: der Haupt­

mann über das Schloß Abo scheint wenigstens zu gewissen Zeiten den Vorrang vor den übrigen

behauptet zu haben.

Die schwedischen Könige

wählten zu Statthaltern über Finland beständig

ausgezeichnet kluge und

mäßige Manner,

die

mehr mit Mild- als Gewalt das Volk zu zügeln Strenge vermochte nichts

suchten.

harte Gemüth der Finländer:

über das

allein fo bald sie

ihren Obern mit Liebe zugethan waren, bezahl­ ten sie nicht nur alle Abgaben mit pünktlicher

Bereitwilligkeit, sondern sie erfüllten ihre Be­ fehle selbst mit Todesgefahr.

Daß

die neuen

Festungen und andre Vorkehrungen zum Schutz

der Provinz nicht hinreichend waren, erhellt aus mehrer» Spuren von neuen und großen durch

die

Russen

Schweden

angerichteten

Verheerungen.

behaupteten jedoch

fortdauernd

Die die

Herrschaft über die finlandische Bucht und die

Newa: sie ertheilten den hanseatischen Kaufleu­ ten förmlich die Erlaubniß, diese Gewässer zu

beschissen, doch unter der ausdrücklichen Bedin­ gung,

daß sie den Russen keine Waffen,

kein

Eisen, keinen Stahl und kein Geld sollten.

zuführen

III. Geschichte FinlandS während d^S Mittelalters bis auf Gustav I.

1523. Die, schwedischen Könige wandten, so viel es der Geist und die Einsichten ihrer Zeit erlaub­ ten, auch auf die Beförderung der Kultur unter ihren neuen Unterthanen eine Aufmerksamkeit, die wirklich überraschte Tawasttand ward nach und nach bevölkert: im Norden der Landschaft waren noch ungeheure Walder: die Einwohner aus den südlichern Gegenden pflegten sich zu ge­ wissen Zeiten dahin zu begeben, theils der Jagd und Fischerei wegen,»theils auch, um, wenn sich eine günstige Gelegenheit zeigte, das Land zum Swedjen zu benutzen. Sie maßten sich daher eine Art von Eigenthum über diese Distrikte an und wollten andre vom Anbau derselben zurückhalten r

allein auf königlichen Befehl wurden hier neue Kolonisten angesiedelt und durch einen Schutz­ brief vom Jahre 1300 gegen alle Ansprüche gesichert. Die schwedischen Soldaten glaubten vermuthlich, daß die strengen Gesetze, wodurch der Weiberfriede in Schweden gesichert war, auf die Frauen und Töchter der besiegten Kareler nicht angewendet werden dürften ; die Ausschwei­ fungen , die sie sich deswegen erlaubten, veran­ laßten den König Birger im Jahre 1316, den karelischen Weibern und Jungfrauen dieselbe Si­ cherheit und dieselben Rechte -u bewilligen, die dem andern Geschlecht in Schweden zukamen. Ein neuer Einfall, den die Ruffen im Jahre 1313 unternahmen, setzte die beginnende Kultur wieder außerordentlich zurück; sie drangen bis nach Abo, verbrannten die Stadt, und raubten und zerstörten in der Kathedralkirche eine Menge Kleinodien und alle Denkmäler dieses ehrwürdi­ gen Tempels; die Einwohner mußten ihre Zu­ flucht in den Waldern nehmen, weil sie sich sonst der Gefahr aussetzten, von den rohen Feinden in die Gefangenschaft fortgeführt zu werden.

Nachdem sie überall Schrecken und Verwüstung

verbreitet hatten, kehrten sie zurück. Verwirrungen,

Die innern

unter denen Schweden damal-

seufzte, verstatteten nicht, der entfernten Pro­ vinz zu Hülfe zu kommen. immer kühner:

Die Russen wurden

im Jahre 1322

belagerten sie

unter der Anführung des Jars Georg Danie-

lowitsch das Schloß Wiborg, sie waren aber genöthigt abzuziehn, ohne ihren Iweck erreichen zu können.

Durch diese Fehden ward der Ver­

kehr der hansischen Kaufleute gestört und unter­

brochen,

sie vermittelten

daher im

folgenden

Jahre einen Frieden; die Grenze ward mit gro­

ßer Genauigkeit bestimmt: drei Gerichtsbezirke, (die damals einen viel weitern Umfang als in spätern Zeiten hatten)

Sawolax,

Jaskis und

Eurapaä wurden an Schweden abgetreten; die Grenze fing beim Auslauf des Sy sterb ach s

(eine Meile vom heutigen Petersburg) an und ging bis nach Keklontaipala (vermuthlich

im jetzigen Kirchspiel Kuopio.)

Allen Handeln­

den ward freie Farth auf der Newa zugestanden und sie sollten weder von Schweden noch Russen

So wenig in Rußland als

beunruhigt werden.

in Karelen sollte man neue Festungen anlegen z

die Ueberläufer versprach man auszuliefern: durch Vergehungen, die sich Privatpersonen gegen ein­ ander erlaubten, sollte nicht gleich das gute Ver­ nehmen zwischen den beiden Reichen gestört wer­

den.

Allein auch durch die feierlichsten Vertrage

ward die Ruhe des Landes wenig befördert: die

Russen hielten sie nur so lange als

es

ihnen

gefiel; ihre Raubbegierde bedurfte nur die ge­

ringste Veranlassung,

verheerenden Züge.

und sie erneuerten ihre

Das Elend, worin Finland

versetzt war, erweichte den König Magnus: er suchte 1334 es dem Volk durch verschiedne Ver­ günstigungen zu erleichtern

und überhaupt die

Kultur in dem schrecklich verödeten Lande durch

zweckmäßige Verordnungen wiederherzustellen.

und Aufmunterung

Die Einwohner besonders in

den neuerworbnen Provinzen wurden mit vieler Schonung behandelt, selbst die Zehnten zahlten sie nach einer billigen Uebereinkunft.

Schweden,

Durch die

hauptsächlich die Mönche, die sich

um viele andre Länder dasselbe Verdienst erwor-

ben haben, wurden verschiedene neue Pflanzen und Gewächse, theils Küchenkräuter, theils auch Hopfen, Flachs und Hanf, die um diese Zeit namentlich unter den Gegenständen aufgeführt werden, wovon der Zehnte zu entrichten fei, eingeführt. Der Ackerbau scheint immer ergie­ biger geworden zu seyn: die Jagd, die noch einen Haupterwerbszweig ausmachte, nahm ab, da» Getreide stand zu einem niedrigen Preise, dage­ gen wurden die Felle verhältnißmäßig weit höher angesetzt. Die Bewohner des nördlichen Oesterbottns lebten noch fast ganz wie die Lappen: sie hatten geringen Ackerbau; daher konnten hier auch keine Pfarren nach schwedischem Vorbilde eingerichtet werden; die Geistlichen erhielten ihre Zehnten und Stolgebühren in Fellen (von Hermelinen Und Eichhörnern; erstere hieben weisse, die letzter« Bogenfelle, weil die Thiere mit Pfeilen geschossen wurden,) in Seehunden, Vögeln und allerlei Thieren, in Fischen, trock­ nen Hechten, Heu ünd Butter: sie erhielten fer­

ner die Brust von jedem Bären, das Vordentheil von jedem Renn- und Elenthiere und jedes

6o zehnte Rennthierkalb.

Ein Liespfund getrockneter

Hechte ward zwei Hermelinfellen und ein halb

Pfund Butter fünf Eichhörnerfellen gleichgerechnet.

Etwa um das Jahr 134s entspann sich ein

neuer Krieg mit den Rüsten, über dessen Ursa­

chen giebt.

uns

die

Geschichte gar

keinen Aufschluß

König Magnus von Schweden wollte

einen entscheidenden Versuch machen, seine östli­ chen Nachbaren zu bändigen:

um die Unterneh­

mung dem Volke angenehm zu machen und sich den Beistand fremder Machte zu verschaffen, gab er vor, daß er damit umgehe, die Russen zur

katholischen Religion zu bekehren.

Die Bewe­

gungsgründe, die den König zu diesem Feldzüge

veranlaßten, werden noch unbegreiflicher, wenn man sich an den ganzen damaligen Zustand Schwe­ dens erinnert, der so verwirrt und zerrüttet war, daß er auch nicht die entfernteste Hoffnung zu

einem glücklichen Ausgang haben durste. tiker reizten ihn vermuthlich

Fana­

zn einer so thö-

rigten Unternehmung nnd schmeichelten ihm- mit einem unmittelbaren Beistand des Höchsten.

Un­

terstützt von einer beträchtlichen Zahl quswär-

tiger Söldner zog er an der Spitze seines Heers

gegen Novogorods Grenzen; im Anfang lächelte ihm das Glück:

Orechowetz (Schlüsselburg)

und der angrenzende Landstrich ward eingenom­ men;

die Gefangnen wurden gezwungen,

auf

ihren vaterländischen Glauben V-rzicht zu leisten,

und gegen

das Versprechen

Lösegeldes in Freiheit gesetzt.

eines

ansehnlichen

Allein die Russen,

von ihren Landsleuten, Mongolen und Litthauern verstärkt,

eilten herbei,

um den übermüthigen

Feind ihrer Selbstständigkeit und Religion zurückzutreiben und seine Verwegenheit zu bestrafen. Die Schweden wurden cingeschlossen: Magnus entkam,

nicht ohne Mühe,

mit einem Theile

seines Heers r Orechowetz ward mit Sturm wie­ dergenommen und die gemacht.

ganze Besatzung nieder­

Wie der Krieg sich endigte,

wissen

wir nicht: doch dauerte er noch bis zum Jahre 1351 fort;

Papst Clemens VI.

suchte dem

Könige durch eine Bulle zu Hülfe zu kommen, worin er zu einetn Kreuzzuge gegen die ungläu­ bigen Russen aufforderte, dieses Kriegs darstellte.

die er als die Urheber

Bei der Vereinigung,

die König Magnus mit seinem Sohn Erich/ der sich wider ihn empört hatte/ im Jahre 1357 zu Iönköping schloß / ward das ganze schwedische Finland dem letzter« abgetreten: er besuchte selbst die Provinz/ um den Zustand derselben kennen zu lernen/ und befreiete das Volk von den neuen Tributen t womit es die königlichen Statthalter beschwert hatten. Die bürgerlichen Unruhen, womit die Thron­ besteigung Albrechts von Mecklenburg 1364 begleitet war/ verbreiteten sich auch bis nach Finland: er selbst ging über die bothnische Bucht/ um es den Anhängern seines Gegner»/ des Königs MagnuS/ zu entreißen. Nach einer langwierigen Belagerung ward Äbo endlich ein­ genommen ; ein Theil von Finland huldigte dem neuen Regenten. Er bemühte sich dem Volke Vertrauen und Liebe zu sich einzuflößen: beson­ ders suchte er die Geistlichkeit/ deren gewaltigen Einfluß auf die Gemüther und Neigungen des großen Haufens er kannte/ für sich zu gewinnen: allen Beschwerden t die sie vorbrachten / ward abgeholfen/ ihre Privilegien wurden vermehrt

unv bestätigt. Der schwedische Reichsdrofi, Bo Ionson, der seines Ansehens und seines außer­ ordentlichen Reichthums wegen in den schwedi­ schen Annalen berühmt ist, hatte sich ganz Finland zu erwerben gewußt; er war Erbauer des Schlosses Rase borg in Nyland, dessen Ruinen noch gegenwärtig im Kirchspiel Karis vorhanden sind. Auf der Ostseite erneuerten die Russen ihre verderblichen Einfälle. Wir wissen freilich nicht geuau die nähern Umstände, die ihre Verwüstun­ gen begleiteten: aber es ist eine Bulle des Papstes Urban VI. vorhanden, worin er die Gläubigen auffordert, dem schwedischen Reiche gegen die Russen beizustehn, die entsetzliche Grau­ samkeiten ausübten: nicht nur Allen, die der Aufforderung Folge leisteten, ward Ablaß ver­ sprochen, sondern auch andre Personen, wenn sie einen bestimmten Beitrag an Gelde gaben, der zum russischen Kriege verwandt werden sollte, konnten derselben. Gnade theilhaftig werden. Ueberdies trat ein neuer Feind auf; die berüch­ tigten norddeutschen Seeräuber, die Vitalienbrüder, verwüsteten und plünderten die Küstengegenden.

Der Kampf bar Schweden mit den Danen seit der Periode der Kalmarschen Union *) war auch für Fmtand keine Zeit des Glucks und der Blüte; obgleich die Provinz ihrer Entlegenheit wegen den Gahrungen, die der Partheihaß und tiefeingewurzelte Vorurtheile so früh in Schwe­ den erzeugten, weniger ausgesetzt war. Nur verblendete Partheilichkeit kann den guten Wil­ len und die redlichen Absichten der Unionskönige verkennen und verlästern. Erich von Pommern, duffen Andenken von den Geschichtschreibern so ungerecht gemißhandelt ist, schenkte FinlandS Angelegenheiten eine vorzügliche Aufmerksamkeit: er besuchte selbst im Jahre 1407 das Land, und alle Durch

*)

geschickte

Benutzung

der

ZeitumstSnde

brachte 1397 die dänische Königin Margarethe die Ver­ einigung der drei Nordischen Reiche, Dänemark, Nor­

wegen

und

Stande. fremde-

Schweden

Die Joch

e- abzufchütteln.

oder

Schweden

die Union

faßen

die

in

Kalmar zu

Union

als

an und kämpften mit den Dänen,

ein

um

6S alte seine Veranstaltungen zeugen von einem höchst

gesunden Blick und dem

aufrichtigen Streben,

Finlands Wohlstand empor zu bringen.

Er gab

durch eine gerechte Dertheilung der Ländereien,

mehrer« Einwohnern Gelegenheit bestimmte den Steuerfuß,

zum Erwerb;

wobei die Abgaben

gerechter vertheilt wurden, und der Reiche mehr geben mußte als der Arme.

Er schützte das Volk

gegen die Erpressungen der Statthalter und Ein­ nehmer, und machte wohlthätige Anordnungen über das Iustizwesen.

Schwedisches Gesetz und

Rechtsverfassung wurden bei der ersten Ankunft des fremden Volks eingeführt;

den Finländern

fehlte e6 fast an allen Begriffen darüber, wie

man noch jetzt aus der Sprache sieht,

die fast

alle rechtliche Ausdrücke von den Schweden ent­ lehnt hat: die Nation konnte leicht damit zufrie­

den seyn, denn sie mußte keine alte RechtSverfaffung dafür auftzeben.

Um das Jahr 1324

wird zuerst eines Richters über Finland erwähnt; früher, ehe das Volk über den Rechtsgang auf­ geklärt war und sich daran gewöhnt hatte, wur­

den die vorfallenden Rechtsstreitigkeiten in der

5

Kürze entweder von den Militärbehörden oder den Geistlichen geschlichtet. Die Sprache mußte nothwendig auch schon eine Art von Bildung erreicht haben, um zum rechtlichen Gebrauch geeignet zu seyn. Vermuthlich war es die Ob­ liegenheit der sogenannten Laglasare (Geseyleser), das Gesetz zu verdollmetschen. Die Land­ schaft war bereits in gewisse Gerichtssprengel getheilt, denen besondre Unterrichter vorgesetzt waren: zu gewissen Zeiten ward auch in Finland das königliche Gericht gehegt, vor welchem die Rechtsstreitigkeiten in höchster Instanz ent­ schieden wurden. Ein Oberrichter konnte, wegen des großen Umfangs des Landes und der beschwerlichen Wege, jährlich nicht überall Ge­ richt halten: deswegen verordnete Erich im Jahre 1435, daß ganz Finland unter zwei Richter vertheilt werden sollte. Eine zweite Einrichtung, die er traf, war nicht weniger heilsam für die Provinz; er fand, daß die Iustizverfassung sehr verfallen war, weil der König diese entfernte Gegend nur selten besuchen konnte und es dem Volke dH lästig war, sich an ihn zu wenden:, er

stiftete, um diesen Schwierigkeiten abzuhelfen, ein Landgericht, das jährlich einmal (am St. Hein­ richstage, den 29. Ian.) zu Abo gehalten wer­ den sollte: die Zeit war äußerst bequem, denn der Ablaß und die Jahrmärkte lockten zahlreiche Schaaren herbei. Dieß Gericht war bereits 1407 von ihm eingerichtet, erhielt aber erst 1435 eine förmliche schriftliche Instruktion. Cs be­ stand aus den ersten aufgeklärtesten und patrio­ tischsten Männern des Landes; die Stelle des Königs vertrat dabei ein von ihm ernannter Reichsrath. Es ward als der höchste Regie­ rungsausschuß betrachtet, von dessen Eifer für das Vaterland und besondrer Lokalkenntniß die Ausführung mancher für Finlands Wohl noth­ wendiger Maßregeln und Veranstaltungen erwar­ tet ward. Der König wollte durchaus, daß den Finländern in ihrem Lande Recht gesprochen werde, und er äußekte laut sein Mißfallen, wenn bisweilen die Partheien mir schweren Kosten herunterreisten, um fich an ihn zu wenden. Nach Erichs Zeiten hörte dieß so verbesserte Gericht auf, und die ältern sogenannten Straf- und

Läutekungsgerichte traten wieder ein: doch blie» ben die beiden Oberrichter,

und die Zahl der

Unterrichter vervielfältigte sich.

Selbst das Gute

ward nicht angenommen, sobald es von Königen

kam, die einmal verdächtig waren: man wollte

lieber, um ihnen keinen Dank schuldig zu seyn, Die alten Gebräuche beibehalten.

Nach Erichs

Entfernung aus Schweden versprachen die Finländer dem Reichsrathe, kein andres, von

ihm

eingesetzte

Oberhaupt

als das

anzuerkennen:

zum Lohn dafür, und, um den entthronten Kö­

nig in den Augen des Volks verhaßt zu machen, fand

man ««gegründete

Beschwerden

gerecht;

überdieses wurden den Finländern dieselben Frei­ heiten von den Schatzungen, ungesetzlichen Bür­

den und Auflagen versprochen.

als

den übrigen Provinzen

Der Tribut ward vermindert, und

das Volk, um es zu gewinnen,

erhielt Begün­

stigungen, wobei der Staat nicht bestehen konnte.

Daher sah sich auch schon der König Karl Knutson *) genöthigt, sie aufzuheben: hierüber ent*) Er war Reichsmarschall in Schweden.

Die Schwe­

den erwählten ihn ium Könige, die Dänen und Norwe-

standen vermuthlich Empörungen,

die gefährlich

werden konnten, aber durch die Klugheit des Bischofs Magnus von Äbo im Keime erstickt

wurden.

In den großen Streitigkeiten zwischen

dem gedachten König und dem Erzbischof Jo­ hann von Upsala war der größte Theil der Ein­

wohner auf der Seite des letzter«, und im Jahre

1457 fiel fast die ganze Provinz den Danen zu; Wiborg mit der umliegenden Gegend blieb den schwedischen Königen jedoch langer treu; erst ein

furchtbarer Brand in der Stadt zwang Karls Anhänger sich zu ergeben.

freilich

fich

Anfangs drohten sie

lieber den Ruffen unterwerfen zu

wollen; allein da durch die Bemühungen seiner

Feinde fast das ganze Land zum Abfall gebracht,

und er selbst nicht im Stande war,

seiner Par-

thei zu Hülfe zu kommen , mußten auch sie dem

allgemeinen Beispiel folgen.

In Fallen der Art

entschieden die Gefinnungen der Häupter und An­

führer,

denen das

Volk in der Regel folgte.

Christian L, König von Dänemark, unterließ ger aber den Grafen Christian von Oldenburg unter dem Namen Christian I.

7d

------------------

nichts, .um sich die Liebe der Finlander zu er­

Im Jahre 1463 war er selbst in Fin-

werben.

land und hegte das

höchste

Gericht in eigner

Person: zugleich hatte er die Absicht, das Land

vor den Einfällen der Russen

zu sichern;

sie

hausten nach alter Weife in Karelen; doch schei­

nen sie dießmal durch die Dazwischenkunft des Königs, es fei durch Furcht oder durch Unter­ handlungen, von weiterm Vordringen abgehalten

worden zu seyn.

Auch Sten Sture *) der Aettere war zu wiederholten Malen selbst in Finland.

In Sa-

wolax ward, um da- Land'mehr gegen die Ruf-

son zu beschützen, 1477 eine neue Festung Olofs-

burg angelegt, die nachher ‘ Witter dem Namen Nyslott

bauung

bekannter geworden

war

ist.

Die Er­

mit großen Schwierigkeiten ver-

*) Oie Familie Sture war eine der ansehnlichsten in

Schweden.

Aus ihr waren die drei auf einander folgen,

den Reich-vorsteher, wovon Sten Sture der letzte war.

Diese / so wie der König Karl jtnutson, verhinderten die

Dänen- sich Schweden- gänzlich zu bcMeiftern.

knüpft z

die ArbeitSleute mußten beständig von

Auch

bewaffneten Schaaren geschützt werden.

Wiborg ward mit einer neuen Mauer umgeben. Die Gefahren der russischen Kriege wurden, seit­

dem Iwan Wasiljewitsch den Thron be­

stiegen und das Reich konfolidirt hatte, immer größer: einzelne Horden machten ehemals mehr

oder minder verderbliche Streifzüge; jetzt wur­ den die Unternehmungen weit aussehend,

fichtövoll und planmäßig geleitet.

ein-

Schwedens

innere Unruhen, die sich auch nach Fintand ver­

breiteten, machten es unmöglich, an der östli­ chen Grenze eine

zum Widerstand hinreichende'

Kraft aufzustellen r nur sparsam wurden Verstär­

kungen und Lebensmitt'el herübergeschickt. Die Beschuldigung, daß die dänischen Kö­ nige,

und bereits Christian I. die

Russen

gegen Finland aufgewiegelt habe, ist durchaus

ungegründet; die damaligen Russen dursten wahr­ lich nicht zu einer Unternehmung gereizt wer­ den, die ihrer wilden Raubsucht eine so schöne Befriedigung versprach.

Die Schweden suchten,

so oft sie Gelegenheit hatten, sich durch ähnliche

Einfälle zu rächen. Erich Axelson machte um das Jahr 1479 einen verwüstenden Streif-ug auf mehr als zwanzig oder dreißig Meilen; viele tausend Menschen, ohne Rücksicht auf ihr Ge­ schlecht und Alter, wurden erschlagen. Um den Russen desto eher gewachsen zu seyn, schlossen die Schweden im. Jahre 1488 mit dem livländi­ schen Landmeister Johann Freitag von Lo­ ri ngh off ein Bündniß wider den Großfürsten Iwan Wasiljewitsch, dessen anwachsende Macht auch dem Orden Sorge erregte. Friedensschlüsse waren kein Band, wodurch die Russen sich zügeln ließen. Unter dem Vor­ wand , Handel treiben zu wollen, fielen sie über die unbesorgten Finländer, besonders in den nördlichen Gegenden her, wo keine Festungen und Besatzungen waren, plünderten ihre Woh­ nungen, verwüsteten ihre Felder, mordeten ihre Kinder, schleppten Männer und Weiber mit sich in die härteste Knechtschaft und quälten ihre Gefangnen mit jeder Grausamkeit, die nur Bar­ baren erdenken können. Iwan hatte um das Jahr 1492 an der lipländischen Grenze ein-

Festung Iwanogorod

angelegt,

die von

den

Schweden gleich darauf angegriffen und belagert

der Entfernung

ward:

hier nicht behaupten/

wegen konnten fie sich

fie boten den Ort dem

Landmeister an/ der es aber bedenklich fand/ sich

darauf einzulaffen;

mit Beute beladen segelten

die Schweden daher ab

und bekümmerten sich

nicht weiter um das verlaßne Iwanogorod. Ver­ muthlich um sich wegen dieser Feindseligkeit zui rachen,

und zugleich seine Ansprüche an

ver-

schiedne Grcnzdistrikte geltend -u machen, brach Iwan im Jahre 1495 mit einem Heer von-60000

Mann in Finland ein.

Um den Haß und die

Erbitterung der Schweden und Finlander recht

hoch zu entflammen, ward das Gerücht ausge­

streut, daß auch dieser Krieg nichts als die Folge dänischer Verhetzungen sei: um demselben auch

nachher Glauben zu verschaffen, behauptete man,

daß,

nach der Versicherung der russischen Ge­

sandten,

die im Jahre 1500 in Stockholm wa­

ren , ein feierlicher Vertrag darüber zwischen den beiden Mächten geschlossen sei. —

Der Reichs­

vorsteher Sten Stup-, dessen ganze Anfmerk-

samkeit auf die

südöstliche Grenze Schweden­

gerichtet war, hatte höchst unzureichende Maßre­ geln getroffen,

um

das Verderben von diesen

Gegenden abzuwenden: ganz Kareten, Sawotax, ein großer Theil von Tawastland,

ein Strich

in Nyland und auch das nördliche Oesterbottn wurden mit Schwert und Feuer verwüstet.

Die

Schweden vertheidigten sich so gut sie konnten: durch Verstand und Beharrlichkeit suchten sie zn ersetzen, was ihnen an Zahl abging.

sächlich fanden sie in Wiborg,

Haupt­

das sie mit einer

gewaltigen Heereümacht belagerten, den lebhaf­

testen Widerstand: hier führte

Knut Posse,

ein Ritter sonder Furcht und Tadel,

den Befehl.

Die Russen hatten eine Menge Geschütz, -um Theil, von außerordentlicher Größer allein trotz aller ihrer Anstrengungen mußten sie die Bela­

gerung aufheben.

-Dieser glückliche Erfolg war

nach den Begriffen der Zeitgenossen ein Wunder,

das man der unmittelbaren Dazwischenkunft Her

Gottheit zu danken hatte: ein Gesicht sollte die Russen erschreckt haben.

Der Aberglaube spate­

rer Zeiten hielt Wiborg- tapfer«, Vertheidiger

für einen Schwarzkünstler, der durch Hülfe der

Geister und übernatürliche Mittel seinen Feind besiegte.

Die Russen wurden bei ihrem Abzüge

lebhaft verfolgt; in Sawolax standen die Bauern

auf und trieben sie über die Grenze.

ihres heftigen

Wegen

Charakters war den Finländern

der Gebrauch der Lanzen,

Wurfspieße, Degen

und langer Dolche verboten, um innerliche Zwi­ stigkeiten, die sonst leicht einen blutigen Ausgang

hatten, unschädlicher zu machen.

Sie mußten

sich deswegen gegen die Russen, die ihre Gren­ zen heimsuchten, einer ganz eignen Kriegskunst

bedienen.

Ihre Waffen bestanden in Schleudern,

Steinen und an der Sonne gehärteten Spießen aus Fichtenholz,

die sie durch die Kraft ihrer

Arme und die beständige Uebung auf eine furchtbqre Art anwandten.

Einige warfen mitten im

Getümmel des Kampfs ihrem Gegner oder sei­

nem Pferde einen Strick um den Hals, woran sie den Reuter oder »sein Thier mit Gewalt naher

heranzogen.

Sie hatten auch sehr große, beißige

Hunde, wovor die russischen Pferde sich scheuten;

denn sie waren so abgerichtet,

daß sie diesen

76

nach der- Nase sprangen; das Thier ward hier­ durch so erschreckt, daß es sich bäumte und den Reuter abwarf. Ihre Panzer waren theils aus Seehunds- theils aus Elendshäuten bereitet: ihre Helme waren sehr künstlich aus den Klauen der Ochsen, Renn- oder Elendthiere schuppenartig zusammengesetzt, andre verfertigten sie aus einer dichten Haut. Endlich erschien Sten Sture mit Hülfstrnppen: der Erzbischof von Upsala gab ihm die Fahne des heiligen Erichs mit, die allein gegen die Feinde des christlichen Glaubens entfaltet werden durfte. Er fand keinen Feind mehr/nur ein schrecklich verödetes Land, wo es nicht mög­ lich war, ein Heer an einer Stelle zu ernähren: es mußte über die ganze Provinz vertheilt wer­ den. Als daher im Anfänge des folgenden Jahrs die Russen zurückkehrten, konnten die Truppen nicht schnell genug zusammengezogen werden: die Feinde drangen daher ungehindert vor, und verübten einen unermeßlichen Schaden: die Schwe­ den wurden überfallen und zum Theil erschlagen. Der Reichsvorstehev eilte nach Schweden zurück.

um Verstärkungen zu holen: den Befehl in Finland

übertrug er

Freunde.

einigen

seiner vertrautesten

Allein zu sehr mit den dänischen An­

gelegenheiten beschäftigt, vergaß er seines Ver^ sprechens; alle Vorstellungen waren umsonst, ihn zur Rückkehr nach Finland

zu bewegen.

Die

Russen fuhren mit ihren verheerenden Einfällen immer fort.

Die Unzufriedenheit der Finländer

mit des Reichsvorstehers Maßregeln, die so wenig zum Ziel führten, war allgemein; sie äußerten

laut ihr Mißvergnügen. Reichsvorsteher,

Endlich

kehrte der

nachdem eine Kriegssteuer aus­

geschrieben und ein beträchtliches Heer zu Fin-

lands Rettung aufgeboten war, zurück; er be­ gnügte sich aber, die Besatzungen von Wiborg und

Neuschloß

zu

verstärken und einige Ver­

schanzungen zur Sicherheit von Tawastland an-

zulegen.

Gern hätte er den Frieden mit Ruß­

land durch einen Theil Finlandö erkauft; denn dieser Kampf war* seinen Plänen zu sehr entge­

gen: der Reichsrath wollte aber nicht darein wil­ ligen.

Ohne auch diesmal auf eine hinreichende

Art für die Sicherheit der Provinz gesorgt zu

haben,

begab

er sich wieder

nach Schweden.

Dieser unbestimmte Zustand dauerte einige Jahre hindurch: die Grenzen waren nicht gesichert, und

die Russen machten nach ihrer Weise öftere Streif­

züge,

doch scheinen sie keine große und allge­

meine Unternehmung weiter versucht zu haben.

Endlich ward im Jahre 1504 ein zwanzigjähri­ ger Stillstand geschlossen, der sechs Jahre spater

unter Sten Sturen bis 1564 verlängert ward: pon den Bedingungen find wir aber nicht näher

unterrichtet. Die erhöhten Anstrengungen,

womit Jo­

hann*) die Vereinigung der drei nordischen Reiche

wiederherzufiellen suchte, verbreiteten die Schrek-

ken eines neuen Kriegs nach Finland. Jahre 1502

der

Kampf zwischen dem König

und Sten Sturen

ausbrach,

Da im

mit größerer Erbitterung

belagerten die Truppen des Letzter»

das Schloß Abo vom zweiten Juli bis sechsten September; die deutschen Soldaten zwangen den

Kommendanten zur Uebergabe der Burg, weit *) König von Dänemark, Sohn Christians I.

sie fich einer in derselben befindlichen Geldsumme bemächtigen wollten. Ein neues Unglück, desto größer, je unerwarteter es einbrach, schlug am zweiten August des Jahrs 1509 Abo's Bürger nieder: es war Mitternacht, sie hatten sich un­ besorgt dem Schlaf überlasten: schrecklich erweckte sie der Krieger wildes Geschrei, der Klang der Trommeln und Pfeifen; der Feind drang plün­ dernd in die Wohnungen; die ersten und vor­ nehmsten Einwohner wurden niedergemetzelt; übexall erblickte man Leichen, hörte man das Stöh­ nen verwundeter Bürger: auch die Kathedralkirche ward ihrer Bücher, ihrer vorzüglichsten Kostbarkeiten, ihres gesummten beweglichen Ver­ mögens beraubt: drei Wochen blieben die Danen; bei ihrem Abzüge nahmen sie alle Vorrathe der Einwohner mit nach ihren Schiffen. Otto Ruuth, sonst ein weidlicher, ehrenfester Ritter, war der Anführer der. räuberischen Schaaren. Von der Kultur und der Aufklärung dieser Zeiten haben wir nur einzelne Nachrichten. Die eifrigsten Beförderer derselben waren die Geistli­ chen, die manche vorhin unbekannte Bequemlichkei-

So

ten, einen höhern Luxus, eine ordentliche Baukunst, mitbrachten. Die hohe Geistlichkeit, d. h. der Bi­ schof von Abo und sein Kapitel, stand im größten Ansehn: selbst die bürgerlichen Anstalten und Einrichrungen wurden zum Theil durch ihre Ver­ mittelung getroffen. Das Heidenthum hörte im­ mer mehr auf; höchstens fand es noch in den entferntesten Gegenden von Tawafiland, Oesterbottn und Eawolax Anhänger. Die Zahl der Kirchen ward allmalig vermehrt, und gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts wurden die gottesdienstlichen Gebäude, die bis jetzt meistens von Holz aufgeführt waren, immer mehr mit steinernen vertauscht; bei der Anlage neuer Pfar­ ren verfuhr man mit großer Vorsicht, um die altern Geistlichen dadurch nicht zu beeinträchti­ gen. Die Gemeinden blieben daher immer noch sehr weitläuftig; zu manchen Kirchspielen wur­ den zwölf bis dreizehnhundert Bauern gezählt: einzelne Mitglieder hatten oft zwölf bis fünf­ zehn Meilen zur Kirche, viele kamen daher in vielen Jahren nicht dahin; fie vergaßen die Religionswahrheiten. Lebten wie Lappen und Heiden; hre

8i ihre Kinder starben ohne Taufe, fle konnten selbst

in der Todesstunde nicht die letzten Erquickungen

des

Glaubens erhalten.

Bischof Lorenz trug

daher im Jahre 1504 bei dem Reichsrath auf eine Trennung der weitläuftigen Sprengel und

eine Vermehrung der Kirchen an, wozu er auch die Einwilligung derselben erhielt.

Nach und

nach hatten sich Finlander bis nach Westerbortn verbreitet, und sich in der Gegend von Tornea

niedergelassen. Sie trieben an den großen Flüffen dieser Gegend eine einträgliche Fischerei; es ent­ standen zwischen dem Erzbischof von Upsala und dem

Bischof von Abo Streitigkeiten über die

Gränzen

ihrer Stifte;

denn

jenem war ganz

Westerbottn, das unter Helsingland, (der allge­ meine Name für ganz Nordschweden,) gerech­ net ward, unterworfen. aus dem

Die Nachtheile, die

ungeheuren Umfang des Aboer Bis-

thums entstanden, der eine genaue Aufsicht un­

möglich

machte,

würden

man hatte bereits 1361

freilich

erkannt und

den Gedanken,

einen

Brschof zu Wiborg anzusetzen: die Ausführung unterblieb aber.

Der

Gottesdienst ward mit

Ordnung, in Abo mit nicht gewöhnlichem Auf­

wande gefeiert.

Die Karhedralkirche dieser Stadt

war bereits mit Altaren, Bildern u. s. w. ge­

schmückt; es gab Chorsänger, Präbendarii, Ho­

spitäler, geistliche Konvente und Brüderschaften. Die Ansprüche und Forderungen der Geistlichen

an Zehnten

und

andern

Abgaben

waren dem

Volke sehr drückend: es entstanden Streitigkeiten

und Rechtsgänge darüber, die meistens zum Vor­ theil der Geistlichen entschieden wurden.

Ihre

Oberhäupter wachten eifrig über die Erhaltung

des geistlichen Ansehns, und die Vermehrung des kirchlichen

Bischof

Eigenthums.

Hemming

(von 1340 bis 1367) drang mit Strenge auf die

Entrichtung

des Zehnten,

und er forderte die

Hülfe des weltlichen Arms auf, um die Wider­

spenstigen zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen. Die Geistlichkeit verpflanzte auch die wissen­

schaftlichen Kenntnisse ihrer Zeit nach Finland; nach und nach wurden das

älteste

war

das

sechs Klöster angelegt; Dominikaner - Kloster zu

Abo; Nädendal (Gnadenthal); ein Birgettenkloster ward 1433 auf inständiges Verlangen des

finlandischen Volks gestiftet z

ein Franziskaner-

kloster war zu Raums; zu Wiborg waren ein Franziskaner- und ein Dominikanerkloster; auch

befand sich

ein Kloster zu

Kökar auf Aland.

Alle diese Stiftungen waren nur schlecht dotirt; nicht an frommen Eifer, sondern an irdischen Gütern fehlte es den Finlandern; nur das Klo­

ster Nadendal kann

ward aber mit

reich genannt werden, es

öffentlichen

Ländereien

dotirt.

Hier ward die Jugend in den Anfaugsgründen nützlicher Kenntnisse

unterrichtet.

Das Kolle­

gium Raumense stand bei'm Anfang der Refor­ mation in großem Ansehn.

Die Aboer Kathe-

dralkirche ward sehr zahlreich auch von Jüng­ lingen aus andern Stiften besucht, die hier Le­

sen, Schreiben, die ersten Grundwissenschaften,

(die artes triviales) die lateinische Grammatik, Dialektik und Rhetorik erlernten, denen bei den fähigern Schülern noch eine dürftige Theologie, die Rechenkunst, die Choralmusik und soviel von

der Astronomie hinzugefügt wurde,

als nöthig

war, um die hohen Heste zu berechnen.

nach

einer

höhern

Wer

wissenschaftlichen Bildung

strebte, mußte auswärtige Schulen besuchen: es waren auch öffentliche Mittel angewiesen, um fähige und wißbegierige Jünglinge dazu in den Stand zu fetzen. Bischof Hemming schenkte seiner Domkirche 1354 eine Sammlung von Hand­ schriften, freilich meistens nur Postillen/ Anmer­ kungen über das Kirchenrecht, aber alle von Schriftstellern, deren Ansehn im Mittelalter sehr groß war: die Kapitularen erhielten dadurch Ge­ legenheit, sich bei den begabtesten Mannern Rath und Belehrung zu holen. Auf eine ähnliche Art sorgte auch Bischof Magnus Olofson (von 1412-1452) für die Aufklärung seiner Geistlichkeit, indem er den Büchervorraih der Domkirche ver­ mehrte. Don dem Preise, den die Bücher in diesem Zeitalter hatten, kann man fich einen Begriff machen , wenn man weiß, daß für ein Legendarium ein ganzer Hof gegeben ward, daß ein Meßbuch auf stebzig und hundert Mark haa­ ren Geldes geschätzt ward, Summen, wofür beträchtliche Landgüter feil waren. Der große Haufe blieb jedoch roh und unaufgeklärt: auch die Vornehmen und Beamten zeichneten sich durch

Kultur und Kenntnisse wenig vor ihm aus. Die Muttersprache ward ganz vernachlässigt. Noch weniger wurden die bildenden Künste gepflegt; im Anfänge des sechzehnten Jahrhunderts gab es selbst in Abo noch keinen gewöhnlichen Maler. Städtisches Wesen wollte in Finland lange nicht gedeihn. Abo war die erste Stadt, die als Sitz der Regierung und des Bisthums zu einigem Wohlstände gelangte: der Ablaß, der an den Festtagen des heiligen Heinrichs in der Domkirche auSgetheitt ward, gab zugleich Veranlaffüng zu bedeutenden Jahrmärkten, die noch gegenwärtig zu derselben Zeit gehalten werden. Abo allein durfte freien Handel treiben. Durch seine Lage begünstigt, die es zu einem Stapel­ platz für russische Waaren machte, kam auch Wiborg empor. Auch U l f s b y oder das jetzige Björneborg scheint bereits rin Flecken gewe­ sen zu seyn, oder eine Art von Municipalverfassung gehabt zu haben, obgleich es erst später von Albrecht dem Mecklenburger förmlich die Befugniß erhielt, sich des städtischen Rechts zu bedienen, das fein Ohm König. Magnus ein-

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geführt habe. Bis auf die Union gab es weiter keine Stadter die deutschen Könige hatten den wohlthätigen Einfluß derselben auf die Industrie und die Blüte der Länder in ihrem Vaterlands kennen gelernt: sie wünschten, die Zahl dersel­ ben auch in den nordischen Reichen zu ver­ mehren. In der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts kommen Raums, Na den dal und B o r g o vor; die beiden ersten Oerter hat­ ten ihren Ursprung den daselbst angelegten Klö­ stern zu danken, in deren Nähe fich Kaufleute und allerlei Handwerker niederließen, die sich her­ nach in Gemeinschaften ordneten und eine poli­ tische Verfassung erhielten. Ihr Emporkommen ward aber durch das Gesetz verhindert, das ihnen auferlegte, ihre Waaren nur nach Stock­ holm zu schicken. Anfangs scheint die Verord­ nung auf das Beste der Finländer gerichtet ge­ wesen zu seyn; in dem Vergleich zwischen Magnus und Erich von 1357 wird ausdrück­ lich ausbedungen, daß die Finländer (die Ein­ wohner des östlichen Landes) ihre Waaren nach wie vor nach Stockholm führen und ungestört

daselbst handeln könnten: äußerst hart aber war es, als man allen

finländischen Oertern außer

Abo in der Folge keinen andern Markt, als die Hauptstadt Schwedens bewilligen wollte.

zog

bereits damals

einen

Diese

großen Theil ihrer

Bedürfnisse aus Fintand: Butter, geräuchertes und eingesalznes Fleisch, Vieh, Fische, besonders

Hechte und andre Viktualien waren die Haupt­ exporten: das Holz war noch ein wenig gesuchter

Artikel.

Aland und die Schären verführten ihre

Produkte fast ausschließend nach Stockholm: Ny­

land und Karelen hatten einen ziemlichen Ver­ kehr mit Ehstland

und den angrenzenden Län­

dern, wie unter andern der Münzfuß beweist: preußische und revalsche Schillinge machten das

gewöhnliche Kurrentgeld in Finland aus.

Der

Oesterbottnische Handel ward meistens von den Einwohnern in den südlichen Kirchspielen getrie­

ben;

sie reisten

zu

gewissen Zeiten nach den

nördlichen Gegenden, wo alsdann bei den Mün­ dungen der großen Flüsse eine Art von Markt

gehalten ward.

Den lebhaftesten und ausgebrei-

tetsten Verkehr trieben deutsche Kaufleute.

Bei

den Finländern ward daher das Wort Saxat ein Nennwort, das noch gegenwärtig einen größern Kaufmann bezeichnet: sie stammten haupt­ sächlich aus Niedersachsen. Sie standen in gro­ ßem Ansehen, bekleideten ehrenvolle Aemter, und der Adel verband fid) mit ihnen durch Heirathen. Die angesehensten finländischen Geschlechter leiten ihren Ursprung von diesen Deutschen her. Im fünfzehnten Jahrhundert gab es in Abo Kauf­ leute, die der Domkirche ganze Landgüter nebst andern Vermächtnissen hinterlassen konnten. Durch die deutsche Bürgerschaft scheint in Abo eine größere Bekanntschaft mit der Kunst zu lesen und schreiben verbreitet worden zu seyn; das Be­ dürfniß machte diese Kenntniß bald unentbehrlich. Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhundert­ würden bereits viele Verhandlungen in Abo schriftlich verfaßt. — Auf die Schiffahrt schei­ nen sich die Finländer stark gelegt zu haben; von jeher zeichneten sie sich durch Muth und Geschicklichkeit in diesem Gewerbe aus. Im Jahre 1521 verlangte der Magistrat von Stockholm 1000 erfahrne Boots - und Steuermänner, einige

gute Böttcher und Zimmerleute, und eine An­ zahl wehrbarer Schiffe, die von Abo und der umliegenden Gegend aufgebracht werden sollten. Bei den ewigen Kriegen konnten die Bcvöb kerung und der Ackerbau unmöglich bedeutende Fortschritte machen. Um die Mitte des fünf­ zehnten Jahrhunderts hatten die obern oder vom Meer entfernten Gegenden noch keine andere Einwohner als herumstreifende Lappen; auf lan­ gen Strecken gab es noch keine menschliche Wohnungen; alle Reisende, selbst der Bischof, der die Karelischen Kirchen vifltirtr, waren ge­ zwungen, unter freiem Himmel auf dem Eist oder Schnee -u übernachten. Landstraßen, die besonders im Sommer bereist werden konnten, traf man fast gar nicht, höchstens einen beschwer­ lichen Fußsteig, gar selten eine Brücke. Im Som­ mer mußte man daher entweder zu Fuß oder zu Wasser reifen, im letztem Falle wurden die Fahr­ zeuge öfters gewechselt, oder, wenn man einem Wasserfall oder einer Landenge nahte, über Land gezogen. Die Finländer pflegten ihre Reifen deswegen gewöhnlich im Winter zu Schlitten

anzustellen.

Die Bevölkerung litt auch ungemein

durch die Pest und andre ansteckende Krankhei­

ten,

deren Verwüstungen im Mittelalter, aus

mangelhafter Einsicht in die Heilkunst, gänzli­

cher Vernachlässigung aller Vorsicht-- und Vorbauungsmaßregeln und endlich wegen der gan­ zen Diät und Lebensart so groß waren.

Aussatz,

eine

Der

durch die Kreuzzüge in Europa

verbreitete Seuche, war bis nach FinlandS kal­ ten Gefilden vorgedrungen.

Für Sieche der Art

ward früh ein Hospital (Leprosenhaus) angelegt,

welches 1440 mit großem Eifer erneuert wurde. Von den Sitten und dem Luxus dieser Zeit ha­

ben

sich

fast

gar keine Nachrichten

erhalten.

Die Aboer Prälaten lebten, wie es scheint, lu­

stiger, als man Männern ihres Standes verstat­ ten darf; der Keller des heiligen Heinrich war wohl versehn,

und

die

hochwürdigen

Herrn

durften, so oft es ihnen gefiel, sich ein Stüb­ chen Wein aus demselben abfordern lassen.

Das

allgemeine Lieblingsgetränk war Bier, und das

finländische Bier scheint von vorzüglicher Güte

gewesen zu. seyn.

Gegen das Ende des fünf-

zehnten Jahrhunderts ward der Brantwein be­

kannt, doch noch nicht allgemein.

Nach einer

unverbürgten Angabe haben ihn die Finländer von den Ruffen kennen gelernt. des unglücklichen

Schreckensregierung

Die

Christian IL *)

vermehrte die

Leiden, die

Finland so lange heimgesucht hatten; während

des frühern Kriegs wurden die Küsten auch von

Gleich nach seiner

seinen Schaaren verheert.

Ankunft in Schweden schickte

er einen Befehl

nach Finland, daß die Rathe und Stande sich

bei ihm einfinden und üher das Wohl des Va­ terlandes mit ihm berathschlagen sollten.

Finländer

hatten

Die

kein Vertrauen in die Auf­

richtigkeit seiner Versprechungen: sie entgingen dadurch

dem

Schicksal,

das

Schwedens erste

Magnaten und Patrioten am 8» Rov. 1520 traf.

Die Edelleute wurden auf dem Markt enthaup­ tet, die Bürger am folgenden Tage aufgehenkt.

In seiner Kapitulation hinterlaßner Wittwe,

mit

Sten Sture's

hatte er ihr und ihren

•) Der letzte Unten--König, der den LhrSn verlor.

zahlreichen finländischen Anhängern, zum Theil den bedeutendsten Mannern des Landes, völlige Sicherheit sowöl für ihre Personen als für ihr Eigenthum versprochen; zugleich ward ihr das Schloß Tawastehus mit dem dazu gehörigen Län und Kumogard zum Unterhalt angewiesen, aber keine dieser Verheissungen ward erfüllt. Rach der Einnahme von Stockholm schickte der König den berühmten Hemming Gadd, erwählten Bischof von Linköping, der ehemals der eifrigste Anhänger des Sturefchen Hauses gewesen war, sich aber jetzt auf seine Seite gewandt hatte, mit einem Kriegsheer nach Finland, um sich der Schlösser zu bemächtigen und ihm das Land zu unterwerfen. Da er in Finland bekannt war und viele Freunde hatte, hoffte CH riskiern von seinem Eifer, seiner Thätigkeit und Bered­ samkeit den sichersten Erfolg. Die Schlösser wurden fast ohne Widerstand, der jetzt für ganz vergeblich gehalten ward, seinen Truppen über­ geben; die bisherigen Befehlshaber wurden ihrer Stellen entsetzt, und mußten Dänen und Deut­ schen weichen. Der König befahl seinen Ver-

trauten/ alle Personen/ die ihnen verdächtig waren/ zu ergreifen und hinzurichten; selbst H e mming Gadd/ ungeachtet der Treue/ womit er dem Könige gedient hatte/ wurde hingerichtet. Nur der Bischof Arvid/ unstreitig der bedeu­ tendste Mann, entging der Gefahr; er behaup­ tete sein Ansehn Oid war bald im Stande/ sich seinen Feinden furchtbar zu machen. Sobald Gustav Wasa *) in Schweden zum Reichsvorsteher erwählt war, dachte er auch auf Finlands Befreiung. Er schickte im Jahre 1521 eine Anzahl Soldaten hinüber/ die im Lände bald eine beträchtliche Verstärkung erhielte«/ und am 24. Nov. Äbo belagerten/ das von dem tapfern und grausamen Ritter Thomas Wo-lf vertheidigt wurde. Die Besatzung war zahlreich, bestand meistens aus Ausländern und war mit allen Nothwendigkeiten hinreichend versehn. Den Belagerern, die.in der Eile -usammengestürzt waren, fehlte es an Gewehr und Ammunition. Einigermaßen half Bischof Arvid diesen Män-

geln ab; die Schweden machten nur langsame Fortschritte; bei einem Ausfall fielen den Bela­

gerten verschiedne Gefangne in die Hande, unter andern

Bengt

Arvidson,

der Bruder des

schwedischen Feldherrn. Wolf ließ sie allesammt

außerhalb der Schloßmauer

aufknüpfen.

Im

Januar des folgenden Jahrs kam ein neuer Be­

fehl von König Chri stiern an feine sämmtli­

chen Kommandanten, alle in ihrer Gewalt be­ findliche .Schweden zu ermorden:

hatte

mehrere

Ritter Wolf

vornehme Finlander — wie es

scheint, als Bürgen für die Treue des übrigen Lan­ des — zu sich in die Burg beschieden, wo Tön­

nies Erichson (Tott) Lagmann über Nord-

fintand, Heinrich Stenson, selbst sein eig­

ner Schreiber Magnus und Andere hingerichtet wurden.

Ein gleiches Schicksal stand auch

einem der Ersten unter Finlands Edlen, Erich

Flemming, bevor.

Ju seinem Glück hatte er

von allen angekommenen Befehlen ChristiernS Nachricht erhalten z

mit einer seltnen Geistesge­

genwart beschloß er, flch und verschiedne seiner

Landsleute zu retten und fich an seinen Feinden

-u rächen.

Er stellte sich als den eifrigsten An­

hänger der dänischen Parthei und verschaffte sich

dadurch Ritter Wolfs Vertrauen; er erbot sich

einen

Ausfall

anzuführen,

wozu hauptsächlich

die auf dem Schloß befindlichen Schweden, deren Verlust so wenig gelegen sei,

au

gebraucht

werden sollten: die Schaar sollte von so vielen

Dänen würden,

verstärkt

werden,

als hinreichend seyn

sie zur Erfüllung ihrer Pflicht anzu­

treiben.

Der Kommandant willigte in den Vor­

schlag.

Nun bereitete sich Flemming seinen

Entwurf auszuführen;

er

fand

Gelegenheit,

den schwedischen Befehlshaber auf einem heim­ lichen Wege von seinem Vorhaben zu unterrich­ ten: die Dänen, auf der einen Seite von Flem­

mings Genoffen, auf der andern von den Be­ lagerern angegriffen und eingeschloffen,

wurden

sämmtlich niedergemacht, er aber und seine Ge­ fährten entgingen glücklich den Händen des Ty­

rannen. Die Belagerung dauerte bis zum Frühling des folgenden Jahrs: endlich kam der Admiral

Severin Norby zum Entsatz; die Schweden,

zu schwach zum Widerstande, mußten abziehn; sie waren genöthigt, ihren Pulvervorrath anzu­ zünden, woraus eine Feuersbrunst entstand, die fast die ganze Stadt in Asche legte. Was die Flammen verschonten oder ihnen entrissen ward, das eigneten flch die raubbegierigen dänischen Söldner zu. Das schwedische Korps zog sich bis nach Tawastland, ungefähr i6 bis 17 Meilen von Abo zurück, wo es sich setzte; alle finländische Edelleute wurden zur Verstärkung aufgebo­ ten. Norby verfolgte sie nicht, er segelte nach Stockholm zurück, und hielt sich zwischen den schwedischen und finländischen Schären auf, um den bedrängten Festungen beistehn, und be­ sonder« um sie mit Lebensmitteln versehn zu kön­ nen:, er landete überdies hier und dort an den Küsten kleine Parthien, welche plünderten und andern Unfug trieben. Da die schwedischen Be­ fehlshaber sahn, daß sie für den Augenblick nicht im Stande waren, etwas Bedeutendes auszu­ richten, beschlossen sie sich zu theilen. Erich Flemming ging mit den mehrsten Truppen nach Schweden, um sich mit Gustav Wasa L«

zu vereinigen. Nils Grabbe blieb mit einem Theil zurück, um den Feind zu beunruhigen. Norby glaubte Herr^ der See und der Scharen zu seyn: er befahl daher dem- Ritter W o l f nnverzüglich so viele Diktualien als möglich in Finland zusammenzutreiben und nach Stockholm zu schaffen; letzterer vereinigte eine beträchtliche Transportflotte und begab sich, von einigen Kriegsschiffen begleitet, selbst auf den Weg. Er wußte aber nicht, daß Gustav Wasa, der Wie­ derhersteller der schwedischen Freiheit, durch Lü­ becks Beistand im Besitz einer Seemacht war, die zwischen den Scharen versteckt lag : fast alle feine Schiffe und er selbst geriethen daher den Schweden in die Hande. Um sich an ihm we­ gen der Grausamkeiten zu rachen, die er in Abo an so vielen Schweden verübt hatte, ließ ihn Gustav mit einem Bastseil an einer Eiche auf­ knüpfen. Nachdem durch Norby's Ankunft die schwe­ dischen Angelegenheiten in Finland eine so üble Wendung genommen hatten, ward nicht nur das Schloß Kusto dem Bischof Arvid genommen, 7

sondern er selbst mußte

seine Rettung in

der

Flucht suchen, auf welcher die Danen ihm überall nachspürten. Er beschloß nach Schweden zu flüch­

ten,

um

unter

Gustavs

siegreichem Panier

seinen Verfolgern zu entgehn. ten,

Diener,

viele

Seine Verwand­

finlandische

ihren Familien begleiteten ihn.

Edelleute mit

Ein fürchterli­

cher Sturm, der sich Mötzlich erhob, überwäl­ tigte das Fahrzeug und es ward mit allen Per­

sonen und Gütern ein Raub der Wellen.

So

kam der letzte katholische Bischof in Finland um,

wie fast die meisten seiner Vorgänger, ein from­ mer und um das.Vaterland wohlverdienter Mann. Nun war Nils Grabbe der einzige, der sich

Christi er ns Anhängern in Finland zu wider­ setzen wagte: ein kühner und schlauer Partheiganger, der mit einer kleinen Flotte von wohl­ bemannten Gchärenbooten überall an der finlan-

dischen Küste herumschweifte,

bald hier,

bald

dort an's Land stieg, die Stärke und Stellung des Feindes auskundschaftete, und ihm den mög­ lichst größten Schaden zufügte. Sobald er erfuhr,

daß eine bedeutende Macht widet ihn im Anzuge

fei/ zog er sich zurück/ bisweilen bis nach der

ehstländischen Seite/ wo er in Reval und andern Hafen eine sichre Zuflucht fand: doch wahrte es

nicht lange/

so zeigte er sich wieder am finlätt-

dischen Strande.

Gustavs Werk war unter­

dessen vollendet und Schweden von der däni­ schen Oberherrschaft befreit:

jetzt war er im

Stande, kräftigere Maßregeln zur Rettung Fin-

lands anzuwenden.

Im August 1523 ward ein

wohlgerüstetes Heer von Schwede»/ Deutschen und

Finländern/

unter

Iwan

und

Erich

Flemmings Befehlen hinübergeschickt; sie lan­

deten bei'm Schlosse Kusto und eroberten os am andern Tage mit Sturm; sie wandten sich gegen Abo und auch diese Burg ward nach einer zwölf­

tägigen Belagerung wiedergenommen: die däni­

sche Kriegsmacht zog nach Wiborg/ welches die Schweden belagerten und einnahmen / und da­

durch

das

ganze

Land

den

Feinden entrissen.

Christierns Anhänger verloren den Muth und waren

zu

einem länger» Widerstande eben so

wenig geneigt als fähig. Wenn Finland

unter Christierns

Regierung

einige Ruhe vor den Russen genossen hatte — doch nicht immer, denn 1517 hausten sie in Oesterbottn — so war der innere Zustand des Landes deswegen nicht besser; der obere Theil blutete noch von den Wunden, die es im großen russischen Kriege erhalten hatte. Kaum hatte die Provinz angefangen, sich einigermaßen zu erholen, als die unglücklichen innern Unruhen ausbrachen, die sie wahrend eines Zeitraums von drei Jahren mit neuen Verheerungen heimsuchten. Die an der Seeküste und den Städten zunächst belegnen Gegenden, die am meisten von diesen Unruhen litten, waren damals ziemlich bevölkert und angebaut. Im obern Lande wa­ ren aber beträchtliche Striche ganz unbebaut; diese Distrikte waren nichts weiter als Lappmar­ ken. Ein ähnliches Ansehn hatte Finland noch unter Gustavs I. Regierungszeit. Da der Zer­ stückelung der Höfe durch keine Verordnungen Schranken gesetzt ward, waren sie gemeiniglich in ganz kleine Theile zerspaltet, die im Besitz von verschiednen Bewohnern und Familien wa­ ren. Man sieht aus alten Urtheilssprüchen, daß

fast in allen Dörfern um Abo weit mehr Höfe und Einwohner waren/ als jetzt; alle waren angeseßne Bauern/ Einlieger waren beinahe ganz unbekannt. Nach und nach sind die Höfe öde geworden oder zusammengeschlagen/ besonders durch die Verheerungen/ die das Land feit Gu­ stavs I. Zeiten erlitt / durch lÄrge äußere und innere Kriege/ durch Hungersnoth, ansteckende Seuchen und die Uebergewalt barbarischer Feinde. Für die Bevölkerung war diese Theilung sehr günstig; die dürftige ^Lebensart machte es den Einwohnern leicht/ sich und ihre Familien zu erhalten. Von den Sitten und dem Charakter der damaligen Fintänder stellt Otaus Magnus ein sehr vortheilhastes Bild auf; seit seiner Be­ kehrung sind unter dem filUandischen Volke alle Tugenden einheimisch/ gegen Fremde und An­ kömmlinge beweisen sie die uneigennützigste Gast­ freiheit mit zuvorkommender Bereitwilligkeit. Unter sich sind sie gütig und bescheiden; zum Zorn werden sie langsam gereizt/ doch ersetzen sie die Zögerung durch die Größe der Rache. Den Priestern beweisen sie die größte Ehrfurcht,

vor allen Dingen geben sie ihnen den Zehnten: von diesen werden sie wieder, mit Hülfe von Dollmetschern im göttlichen Gesetz unterrichtet, so daß sie, nach Ausrottung der alten Irrthü­ mer, mit einer gewissen Offenheit des Gemüths zur Ausübung alles Edlen bereit und willig sind.

IV. Finland unter Gustav I. und sei­ nen Söhnen bis zum Jahr 1611. Die Reformation war ein si wesentliches Hülfsmittel -u Gustavs Entwürfen, daß sie sich, von ihm begünstigt, schnell durch das ganze Reich verbreitete. Magister Peter Sarkilax, der in Wittenberg studiert hatte, war der erste Finlander, der fein Vaterland mit den neuen Ansichten bekannt machte. Zum ersten evange­ lischen Bischof ward Martin Skytte im Jahre 1523 erwählt, unter dem die Umänderung des Kirchenwesens vottkommner durchgesetzt ward; um da- Volk zu schonen, wurden die päpstlichen

103

------------Gebräuche erst nach und nach «-geschafft.

Die

Geistlichkeit mußte einen beträchtlichen Theil ihrer Einkünfte an Getreide/

Butter und Fischen u.

s. w. dem Könige -»kommen lassen z zu der Kon­ tribution von 15000 Mark, die die schwedische Priesterschaft im Jahre 1526 bewilligte, bezahlte

das Gift Abo ein Fünftel.

Einen andern Theil

der ihm übrigen Einkünfte verwandte der neue Bischof auf die Unterstützung verschiedner Jüng­

linge,

die in den

Künsten und Wissenschaften

und den Grundsätzen der verbesserten Religion unterrichtet, und im Auslande weiter ausgebil­

det wurden.

Die finländische Kirche gewann da­

durch eine Reihe brauchbarer Männer,

die auch

den ersten Schimmer einer wissenschaftlichen Auf­

klärung in der Provinz verbreiteten. Versuch,

die

religiösen

Durch den

Wahrheiten schriftlich

darzustellen, und auf diesem Wege ihre naßere

Kenntniß zu befördern, geschah ein bedeutender Schritt, das finländische Volk auf eine höhere

Stufe der Kultur empor zu heben.

Der Rektor

derSchule zu Abo, Michael Agrikola, nach­ mals Bischof über Finland. ließ im Jahre 1548

io* eine Uebersetzung des neuen Testaments drucken ; im folgenden Jahre einen besondern Auszug der Leidensgeschichte, und 1551 folgte auf königlichem Befehl eine Uebersetzung der Psalmen Davids, die Paul Iuusten zuerst übertragen hatte. Weil das'Volk zu arm war, der König aber nichts darauf verwenden wollte, konnte die ganze heilige Schrift nicht übersetzt werden: vom alten Testament erschienen nur die Gesänge des Moseund einzelne Stellen aus den Propheten. Jum Unterricht der Jugend hatte Bischof Agrikola bereits früher einige Elementarbücher und 1544 ein finlandisches Gebetbuch herausgegeben, dem ein Kalender mit allerlei ökonomischen und an­ dern Anmerkungen voransteht. Es erhellt aus demselben, wie viele katholische Vorstellungen Und Ansichten noch übrig waren. Man sieht noch den Kampf des Uebersey^rs mit einer rohen Sprache, deren Wörtervorrath für abstrakte Be­ griffe nicht hinreichte, und die Schwierigkeiten in Bestimmung der Orthographie. Demselben thätigen Bischof verdankte die finlandische Kirche auch eine Liturgie in der Landessprache , die 1549

zu Stockholm im Druck erschien: auch in ihr sind noch manche papistische Ueberreste geblieben. Ihr folgte endlich ein ftuländisches Meßbuch, worin die Art beschrieben wird, wie da« Abend­ mahl vertheilt werden sollte. Geistliche Gesänge, die soviel beitragen, andächtige Gemüther in der Stille zu Hähern Empfindungen zu erheben und die gemeinschaftliche Erbauung feierlicher zu ma­ chen, hatte man noch nicht in finländischer Spra­ che; dagegen ward in den gottesdienstlichen Zu­ sammenkünften von dem Geistlichen bisweilen ei« lateinischer oder schwedischer Psalm abgesungen. Erst die Zukunft konnte Ag ri ko la'- große Be­ mühungen für die Kultur seines Volks in ihrer ganzen Wohlthätigkeit entwickeln: für den Au­ genblick war schon dadurch viel gewonnen, daß den Geistlichen, die oft weder schwedisch noch lateinisch verstanden, Hülfsmittel zu höherer Be­ lehrung in die Hände gegeben wurden. Auf das Schulwesen hatte die Reformation die glückliche Wirkung, daß die Gegenstände des Unterrichts überhaupt erweitert wurden;, die alten Sprachen wurden mit größerm Eifer getrieben und der

io 6

-------------

Jugend reinere Begriffe von der Religion beige­

Das Lesen der Bibel ward allgemeiner

bracht.

und veranlaßte zur Bekanntschaft mit der Ge­

schichte und andern Iweigen der Gelehrsamkeit.

Allein bei dem allem blieben doch noch die Dom­

schulen in Wiborg und besonders in Abo fast die

einzigen Lehranstalten des Landes; der Unterricht in denselben erstreikte sich theils nicht über die

ersten

Elementarkenntniffe,

theils

war er fast

ausschließend auf die Bedürfnisse des künftigen Priesters

berechnet; denn

diesem Stande war

der größte und vornehmste Theil der Zöglinge bestimmt.

In einigen Städten gab es überdies

zwar noch Trivialfchulen,

allein sie konnten zur

Verbreitung von Kenntnissen nicht viel beitragen.

In ganz Tawastland, -Oesterborin und Sawolax

fand sich keine Schule.

Deswegen war um diese

Zeit die Zahl der Schüler oder Djekner in Abo

so

groß;

es

waren

größtentheils

erwachsne

Bauerbursche; zu gewissen Zeiten gingen sie in den verschiednen Kirchspielen herum, LheilS um

die Kinder zu unterrichten, theils um Hülfe und

Unterstützung zu suchen :, sie verübten auf diesen

Wanderungen

öfters

allerlei

Ausschweifungen,

betrogen die einfältigen Landleute u. s. w. wo­

gegen die Bischöfe oft strenge Verordnungen er­ ließen.

Jur Aufmunterung und Erbauung der

Jugend war man auf ein sehr sonderbares Mit­

tel verfallen;

es wurden in

den finländifchen

Schulen Tanzübungen veranstaltet und mit geist­

lichen Gesängen in lateinischer Sprache beglei­

tet. —

Der große Haufe ward nur noch selten

im Lesen unterwiesen: was er durch Predigten und Katechisationen, die meistens , nur in Aus­

wendiglernen,

oft ohne beigefügte Erläuterung

bestanden, behielt, erweiterte feine Kenntnisse in­ dessen mehr, als während des Papstthums möglich

war, da der Gottesdienst

lateinisch verrichtet

ward und Predigten ganz ungewöhnlich waren.

Die Einsichten der Beamten und Standespersonen waren im Allgemeinen nicht viel umfassen­

der,

besonders in den Wissenschaften,

sie am nützlichsten waren. schöpfen? die wenigen

die für

Woher sollten sie sie

Bücher in der Landes­

sprache waren allein ascetischen Inhalts: daher

108-------------

war ihre Ämtsverwaltnng eben so traurig, als der Zustand der allgemeinen Aufklärung. Gustavs Regierung war für Fmland lange nicht so Vortheilhaft als für die übrigen Pro­ vinzen des Reichs; erst in den letzten Jahren seines Lebens, wo das Alter seine Thätigkeit bereits geschwächt hatte, lernte er das Land näher kennen, das grade von einem schrecklichen Kriege heimgesucht ward. A g ri ko l a stellt 1551 in einem Briefe an seinen Buchdrucker in Stock­ holm ein sehr trauriges Gemälde von dem Zu­ stande desselben auf; „der Hunger, schreibt er, ist bei den Bauern, ja auch bei der Priesterschaft der allgemeine Gast; in den Städten ist kein Getreide feil; alles ist noch — es war im April — wie im tiefsten Mütter mit Schnee und Eis be­ deckt; dadurch ist der äußerste Futtermangel ent­ standen: vor Zeiten war Finland ein Feinland, in Zukunft aber mag Gott wissen, was daraus werden wird." Er bat dringend?, die Roth des Landes überall in Schweden vorzustellen und mitleidige Herzen zum Beistand aufzufordern. Der Krieg vermehrte das Unglück des Landes.

-------------

log

Obgleich bei den innern Erschütterungen Schwe­ dens der sechzigjährige Stillstand, den Swante Sture mit Rußland geschloffen hatte, wankend geworden war: hatte Gustav doch das gute Vernehmen durch eine Gesandtschaft, die er, so­ bald die Provinz seinen Waffen unterworfen war, an den Zar Iwan Iwanowitsch abschickte, wiederhergestellt und befestigt. Allein noch in seinen letzten Lebensjahren sah sich Gustav in eine höchst verderbliche Fehde mit seinem östli­ chen Nachbar hineingezogen, die ihm selbst viele Sorge bereitete und einen großen Theil von Finland gänzlich verwüstete. Die nächste Veranlas­ sung lag in Privatstreitigkeiten -wischen den Befehlshabern in diesen entfernten Provinzen; jeder suchte seinen Vortheil auf Kosten des Nach­ bars. Der König ward durch allerlei ungegrün­ dete Vorstellungen zu diesem Kriege beredet, man stellte ihm der Russen Schwache und Ein­ falt vor, und daß sie von andern Feinden be­ drängt würden: allein der Erfolg zeigte ganz das Gegentheil und er selbst beklagte sich bitterlich über die lügenhaften Angaben, die ihn bewogen,

das Schwert zu ziehn. Im August 1555 begab fich der König persönlich nach Finland. Er ordnete alles an, was ihm zur Vertheidigung des Landes und zur Erhaltung der Truppen nöthig schien. Aus den Maßregeln des Königs, die alle nur auf seine Vertheidigung gerichtet waren, erhellt deut­ lich, daß er den Krieg nicht wollte; seine Vor­ sicht gränzte bisweilen an übertriebne Aengstlichkeit: er befahl seinen Befehlshabern sich in keine Scharmützel und in kein Gefecht mit einer über­ legnem Anzahl einzulassen; gern hatte er den Ausbruch der Feindseligkeiten vermieden, allein sein Wunsch ward vereitelt. Im Januar 1556 rückte ein zahlreiches russisches Heer unter den Fürsten Peter Michajlowitsch Schermätew und Demetrius Fedorowitsch Paletzkoi über die Grenze; es zog vor Wiborg5 die Schweden warfen sich in die Stadt: ein andrer Haufe fiel in Sawolax ein, verübte ent­ setzliche Verwüstungen und machte eine ansehn­ liche Beute: besonders war den Schweden der Verlust einer beträchtlichen Menge von Pfer­ den, Harnischen und andern Waffen empfindlich.

Gustav, der sich auf die Finländer gar nicht

verlassen zu können glaubte,

ward durch di?se

Niederlage so erschreckt, daß er bereits die ganze Provinz verloren gab.

Wahrend seines ganzen

stürmevollen Lebens war er in keiner ähnlichen

Gefahr gewesen: er wagte kaum länger in Fin-

land zu bleiben.

Die Stärke der russischen Armee

ward auf 150000 Mann angegeben: Gustavs

Truppen waren .zum Widerstande nicht stark ge­

nug, auch gab es keine Befestigung im Lande, wohin er sich mit Sicherheit zurückziehn konnte. Einer Rückreise zur See setzte der Winter, zu Lande die schlechten Wege, die Flüsse und der

Mangel an Lebeusmittetn unübersteigltche Schwie­ rigkeiten entgegen.

Ium Glück verstanden die

Russen nicht,, ihre ersten Fortschritte und die

Bestürzung der Schweden zu benutzen; sie blie­ ben noch immer ihrer alten Manier treu: sobald sie einen Einfall in eine Gegend gemacht und sie

durchaus verwüstet hatten,

kehrten

sie wieder

zurück, um an einer andern Stelle dieselben Ver­

heerungen zu erneuern.

Aus der leichtesten Ver­

anlassung wurden sie gleichsam von einem pani-

US

----------------

schen Schrecken ergriffen. Die Besatzung von Wiborg holte aus einem nahbelegnen Landhofe das Heu in die Stadt: das Gepraffel der vielen Wagen auf einer hölzernen Brücke ließ sie glau­ ben/ eine Verstärkung ziehe heran: erschrocken hoben sie in größter Eile die Belagerung auf. Gustav veranstaltete'in Schweden furchtbare Rüstungen; zugleich bot er alle Kräfte auf/ dem Lande eine reichliche Zufuhr zu schaffen: Reuterei war ihm hauptsächlich nöthig; ohne zovvo ManN/ und darunter 6—gooo Reuter/ glaubte er nichts ausrichten zu können. Den finländischen Bauern/ aus denen Gustav eine Landwehr gebildet hatte/ fehlte es an Waffen. Zum Theil wurden sie des Kriegs am Ende überdrüßig/ sie verkauften die mitgebrachten Lebensmittel und begaben sich nach ihrer Heimath; andre zwang der Hunger davon zu gehn/ und aus Noth raubten sie eben so arg als der Feind. Gustav konnte sich gar nickt in den Charakter der Finländer finden; er warnte seinen Sohn Johann/ sich nicht zu sehr auf sie zu verlassen. Er • beschuldiget sie der Unbestän­ digkeit, des Ungehorsams, der Trunkenheit und der

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113

der Raubsucht. Auch mit seinen Befehlshabern war der König sehr unzufrieden: er brach oft in die bittersten Klagen über ihren Unverstand und ihre

Liebe zur Trunkenheit aus. Auf der russischen Seite erstreckte sich Finland im Süden bis an die Newa, obgleich die

Grenzen nicht ganz genau bestimmt waren.

Dis

Provinz ward ihres weiten Umfangs wegen von

ihm in zwei Bisthümer getheilt,

und der um

Finland so hoch verdiente P a u l Iuusten zum ersten Bischof über Wiborg ernannt.

Die Zufuhr

aus Finland an gesalznen und getrockneten Fi­ schen,

Theer und Brettern war für Schweden

bereits dringendes Bedürfniß;

man verspürte,

wenn sie ausblieb, gleich Noth und Theurung: daher erließ Gustav 1539 einen strengen Befehl, daß die Kaufleute und Bauern alle Waaren dieser

Art blos nach Stockholm und den übrigen schwe­ dischen Städten, nicht aber nach Danzig , Riga, Reval, Livland und andern Orten fahren sollten.

Auch er löste die Fesseln nicht, die den finlandischen Verkehr unterdrückten; Abo blieb noch im­

mer

Einzige

Handelsstadt;

fremde

Kaufleute

8

114

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durften blos die hiesigen St. Heinrichsmkffen besuchen, alle übrigen kleinern Markte in den Städten sollten einzig von den Bürgern dersel­ ben gehalten werden: im nördlichen Oesierbottn war nur erlaubt, die vier Häfen Tornea, Ulea, Kemi und Ijo zu besuchen; der Verkehr der Bürger von Ulfsby (Björneborg) und Raums ward auf diese vier Hafen, &>o und Stockholm beschränkt; auch die Finländer, die hölzerne Ge­ schirre verfertigten, durften sich keinen auswär­ tigen Markt für ihre Waaren suchen. Damit die verschiednen Nahrungszweige, jeder einzeln, bester betrieben würden, verbot der König den finländischen Bauern, Predigern und andern Be­ amten, sich mit der Schiffahrt und dem Handel abzugeben, denn diese Gewerbe sollten den Städ­ ten ausschließend vorbehalten bleiben. Auch den Küfienbewohnern im südlichen Oesierbottn ward der Handel nach den nördlichen Gegenden, wo sie auch mit den Russen Verkehr trieben, unter­ sagt: sie sollten sich in Zukunft von Fischfang und Ackerbau ernähren und die Handelsreisen unterlassen. Seehundsfang war hauptsächlich für

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Oesterbottri ein bedeutender Nahrungszweig, den Gustav in seinen besondern Schutz nahm. Er gesteht selbst, daß er bei seiner Ankunft in Finland viele Mangel und schlechte Einrichtungen fand, die einer Verbesserung bedurften: besonders wurden die Unterthanen durch die Beamten schrecklich gedrückt, die auch auf ihren Privatund Lustreisen freien Unterhalt verlangten. Um diesem Uebel ein Ende zu machen, befahl er, daß auf allen Landstraßen Wirthshäuser angelegt wer­ den sollten: waren feine Diener in öffentlichen Angelegenheiten auf der Reise, wurden sie um­ sonst bewirthet und mit Pferden versehn; reisten sie aber in Privat-Angetegenheiten, mußten sie be­ zahlen. An den Vortheilen des Aktivhandels, den er in seinem Reiche begründen wollte, sollte auch Finland Antheil nehmen: besonders hatte er die Idee, die Provinz zum Stapelplatz des russischen Handels zu machen. Wiborgs Bürger waren zu unvermögend, um die Vortheile zu benutzen, die ihnen der Fall von Novogorod und Pleskow zu versprechen schien. Jum Mittelpunkt bestimmte er Sandhamm, eine kleine Insel an

ii6 der nytändischen Küste, unfern von HelsingforS,

einer Stadt,

die er

auch angelegt hatte und

1557 mit den Einwohnern der Stadt Raums zu Die Schweden sollten Leder,

bevölkern suchte.

Eisen,

Kupfer,

Salz

und Felle von Ottern,

Bibern, Füchsen und Hasen. hieherbringen und gegen Zobel, Grauwerk, Leinwand, verschiedne

andre Zeuge, Wachs, Lein, Hanf und große und kleine russische Häute vertauschen; zu Sandhamm,

das befestigt werden sollte, sollte eine Faktorei angelegt werden, und die Schiffahrt nach Reval anfhören; ein Theil der russischen Waaren sollte

in Schweden verkauft, der Ueberreft aber theils (Hanf, Flachs, Wachs) nach England, theils

(die Pelzwaaren)

nach den Niederlanden und

den

Städten

hochdeutschen

verschickt werden.

Gustav hegte von dem Flor seiner neuen Anlage die glänzendsten Hoffnungen; er schmeichelte

fich, daß mit der Zeit nicht, nur die Ostseestädte,

sondern auch die Holländer diesen Markt besu­

chen würden.

Um die letzter» anzulocken, sollte

aus,idem ganzen Lande alles überflüssige Getreide hier tssedergelegt werden. Die Bürger von Borgo

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II7

und Ekenäs sollten selbst durch Strafgebote ver­ anlaßt werden, fich hier anzustedeln; er glaubte

auch, daß die in Reval ansässigen Schweden

und Finländer diesen Ort, wo fle manchen Be­ drückungen ausgesetzt waren, verlassen und sich

nach Sandhamm begeben würden.

Die russi­

schen Waaren aus Wiborg sollten alle nach dem

neuen Handelsplatz, nicht nach Reval oder an­ dern Oertern, geschickt werden; doch sollten die Bürger dort dieselben Preise wie hier bekommen.

Die reichen Bauern, die sich bis dahin mit der Schiffahrt abgaben, wurden in die Städte ver­

wiesen. Die besondre Neigung des Königs zu feinem

Sohn-weiter Ehe, Johann, veranlaßte ihn, diesen noch bei seinen Lebzeiten zum Herzog von

Finland zu machen und ihm einen großen Theil der

Einkünfte

aus

diesem

Lande zuzuwenden.

Diese Verfügung ward in seinem Testament be­ stätigt.

Johann behielt die Lehne Abo, Ku-

mogard (das jetzige Björneborgsche) und Rase­ borg mit den Alandsinsetn.

Diese unglückliche

Schwäche Gustavs entzündete einen verderb-

lichen Bruderzwist, der das ganze Reich erschüt­

terte.

Die jünger» Söhne waren, zu Folge des

väterlichen Testaments, in den ihnen zugetheilten Distrikten gleichsam unabhängige Fürsten;

nur

ein loses Band des Schutzes und der Kriegsfolge verknüpfte sie mit dem König *).

Johann

wollte daher nicht gestatten, daß die königlichen Beamten irgend etwas in feinem Gebiet befah­

len ; ja er verweigerte den königlichen Truppen

den Durchzug,

unter dem Vorwand, daß die

Bauern dadurch zu sehr belästigt würden. Durch seine heimliche Vermählung mit der polnischen

Prinzessin Anna

erreichte Erichs Mißtrauen

gegen ihn den höchsten Gipfel. aus Polen zurückgekehrt,

Kaum war er

als er vor die Reichs­

stände nach Stockholm zur Verantwortung gefor­

dert ward: allein er gehorchte nicht.

In der

Absicht, sich zu widersetzen, versammelte er die

Finlander und ersuchte sie um ihren Beistand, den sie ihm -«sagten.

Die Stande erklärten ihn

*) Gustav hinterließ drei Söhne/ Erich, Johann

und Karl. Der erste wurde König.

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119

für einen Hochverräther und Erich schickte 1563 eine Heerschaar nach Finland, die ihn im Schlosse bei Abo einschloß, und nach einer zweimonat­ lichen Belagerung zwang, fich zu ergeben. Durch Erichs

von Ehstland

Erwerbung

ward

der

Saame zu immer größern Kriegen mit Rußland

ausgestreut, worunter Finland auf doppelte Art litt; die Produkte des Landes wurden theils nach

der neuerworbnen

Provinz zum Unterhalt der

schwedischen Armee hinübergeschickt; theils unter­

nahmen der Heermeister von Livland und auch

die Stadt Reval,

ehe sie sich an den König er­

gab, an Findlands Küsten verderbliche Streif­ züge. —

Erich ward im Jahre iZ6g von seinem

Bruder Johann, den er zu unvorsichtig der

Haft entlassen

hatte,

um die Krone gebracht

und nach Kastelholm auf Aland in ein sehr enges

Gefängniß geführt.

Aber nun. ward Johann

von einer andern Furcht ergriffen.

Erich hatte

mit dem Zar Iwan Wasiljewitfchin freund­

schaftlicher Verbindung gestanden; es war mög­

lich , daß dieser seine Rettung versuchen möchte.

und der unglückliche König ward nach Schwe­ den -urückgebracht. Kaum hatte Johann den Thron bestiegen/ atü sich seine Gesinnungen gegen die benachbarten Mächte/ besonders gegen Polen, änderten; auch er wollte die Lander/ womit sein Bruder den Umfang des Reichs erweitert hatte, nicht aufgeben. An den Zar schickte er 1569 eine Gesandschaft, um über einen dauerhaften Frieden zu unterhandeln: allein Iwan, dessen Absichten ebenfalls auf Ehst- und Livland gerichtet waren, hielt die schwedischen Gesandten lange hin und behandelte sie grausam. Sie wurden eingesperrt, persönlich gemißhandelt und ihres Privateigenthums beraubt; auch ihre Schriften und Instruk­ tionen wurden weggenommen. Erst nach einer langen schmachvollen Gefangenschaft durften sie im Jahre 1572 -urückkehren. Nachdem Iwan seine Rüstungen vollendet hatte, forderte er in trotzigen Ausdrücken die gänzliche Abtretung Liv­ lands; im Weigerungsfall drohte er, Schweden mit Krieg zu überziehn, und unverzüglich über Finland herzufallen, das fast alles Schutzes beraubt war. Johann erkannte die Wichtigkeit

dieser Landschaft; er erklärte öffentlich, daß sie ein Haupttheil des Reichs fei, woraus Schweden In seinen frühern Kriegen eine bedeutende Unter­ stützung erhalten habe; er erkannte die Treue der Einwohner, die fie in der That mit großen Auf­ opferungen bewiesen hatten; er hielt es für un­ christlich , sie zu verlassen, und war der Meinung, fie mit äußerster Kraft zu vertheidigen: allein efehlte an Mitteln zu einem kräftigen Widerstände. Im Anfänge des Jahrs 1572 brachen dre Russen ein; die schwedischen Befehlshaber zogen ihre Truppen zusammen und eilten dem Feinde entge­ gen, der ihnen an Zahl weit überlegen war, aber an Muth und Kriegserfahrung es nicht mit ihnen aufnehmen konnte. Allein der Winter und der Mangel an Lebensmitteln setzten ihnen große Hin­ dernisse entgegen; die Vorräthe des Landes wa­ ren zum Theil nach Ehstland geschickt, zum Theil waren die Gegenden verheert: daher war Finland nicht im Stande, die kleine daselbst befind­ liche Kriegsmacht zu unterhalten. Ihre Anführer verlangten dringend Zufuhr, wenn die'Soldaten nicht aus Hunger umkommen sollten z sie waren

überdies auch über den ausgebliebnen Sold höchst

unzufrieden.

Die Hauprstärke der Schweden be­

die Russen

stand in Fußvolk;

eine zahlreiche Reuterei,

hatten dagegen

die die Ankunft der

Infanterie nicht erwartete und mit der die schwa­ che schwedische Kavallerie sich allein nicht ein­

lassen konnte.

Ehe sich die Schweden versam­

meln konnten, war bereits ganz Wiborgstan zur Einöde gemacht.

Die Russen drangen bis Hel-

singfors vor; nun wandten sie sich, durch die

Plünderung eines beträchtlichen Landstrichs berei­

chert, nach Livland.

Im Jahre 1575 trafen die

Russen und Schweden die Uebereinkunft, daß in

Hinsicht-auf Finland ein

zweijähriger Waffen­

stillstand Statt finden solle:

allein

die erster»

brachen diesen Vertrag, drangen 1576 über die

Grenzen und verübten schreckliche Verheerungen; auch 1577 machten

sie einen Einfall,

aber mit Verlust zurückgetrieben.

wurden

Endlich ward

1583 ein Stillstand geschlossen, der nach Iwans Tode bis 1590 verlängert ward: allein kaum war die Zeit verstrichen, als die gegenseitigen Ein­

falle wieder anfingen;

die Schweden streiften

bis ari's weisse Meer und die Russen unterließen

nicht, das Vergeltungsrecht zu üben.

Finland

und besonders Oesterbottn wurden in den folgen­

den Jahren fortdauernd heimgesucht. Die Bisthümer Abo

und Wiborg wurden

1583 wieder vereinigt unter einem Bischof, der die päpstliche Liturgie zu begünstigen versprach, und das Kloster Nädendal wurde wieder herge­ stellt.

Die Aboer Schule nahm der König in

seinen besondern

Schutz;

die

Schüler waren

übrigens in einer traurigen Lage und meistens genöthigt,

ihren Unterhalt zu erbetteln;

ihre

Terminationen erstreckten sich oft ziemlich weit

bis nach Satakunda und Tawasttand.

Johann

gab ihnen nicht nur die Erlaubniß dazu, son­

dern, da sie auf ihren Wanderungen öfters be­

einträchtigt und gemißhandelt wurden, ertheilte erahnen einen besondern Sicherheitöbrief.

Die

Bauern wurden auf mancherlei Weife von den königlichen Vögten, von reisenden Reutern und

königlichen Knechten betrogen und gedrückt; da­

gegen wurden strenge Verbote erlassen; aber in Rücksicht der Finanzen wurde Finland bestmög-

lrchst benutzt.

Abo hatte den schuldigen JahrS-

kanon von 200. ungarischen Gulden in Golde feit mehrern Jahren nicht erlegt; er drang auf die

Bezahlung, und 1576 entrichteten ihm an Schatz:

Abo 500/ Björneborg 300, Wiborg 150, Raumo

loo, Helsingfors 100 und Nadendal 20 ungarische Gulden.

Durch ihn ward auch in Finland die

Accise von allen auswärtigen Getränken einge­

Er unterließ nicht- den Anbau des Lan­

führt.

des und die Oekonomie zu befördern.

In den

obern Gegenden gab es noch immer Ländereieü, die ehemals blos zur Jagd und Fischerei benutzt

wurden, wo sich aber nach und nach Kolonisten

ansiedelten; die Bauern, die hier vor Zeiten ge­

jagt und gefischt hatten,

betrachteten sie als ihr

Eigenthum, obgleich sie öfters 10 bis 20 Mei­ len von ihren Wohnörtern entfernt waren, und

wollten die fremden Ansiedler verdrängen.

Jo­

hann eiferte gegen diesen Mißbrauch durch strenge

Befehle.

nach

Jährlich begaben sich viele Finländer

Deutschland

Dienste zu suchen;

und

auch

andern

Settern,

um

dies ward verboten:

denen, die zum Auswandern Lust hatten, ward

verstattet, nach den neucrworbenen Provinzen (in Livland und Rußland) zu ziehn. Um wohlfeile Preise zu bewirken, wurden die Aus­ fuhrverbote geschärft; den finländischen Städiey war blos Butter auszuführen vergönnt.— Es wurden für königliche Rechnung zwei Salpeter­ siedereien, die eine bei Nädendal, die andre bei Lappjoki (in Abolan) angelegt; der Meister, den der König zu diesem Geschäfte bestellte, mußte jährlich sechs Knechte in allen Geheimnissen sei­ ner Kunst unterweisen. Besonders war das Bier­ brauen zu einem vorzüglichen Grade der Voll­ kommenheit gebracht; Johann war ein vorzüg­ licher Liebhaber des finländischen Biers, und ließ für sich und feine Gemahlin öfters mehrere Lasten brauen. — ♦

♦.

*

Nach Johassnü Tode (1592) fingen die schwe­ dischen Feldherrn mit den Russen Friedensunterhandlungen an, die anfangs nur einen Stillstand zur Folge hatten: drei Jahre nachher schloß

endlich sein jüngerer Bruder Karl zu Teufin einen ewigen Frieden, worin eine Grenzbestim­

mung verabredet ward;

dem Statthalter über

Finland ward aufgetragen, bei den ältesten Leu­

ten

darüber

Erkundigungen einzuziehn.

Aber

auch dadurch ward Finland nicht beruhigt; es ward

der

Unruhen.

Schauplatz

der entsetzlichsten innern

Die Spaltung zwischen dem rechtmä­

ßigen Kronerben, dem König Siegmund*),

Johann- Sohn,

und

seinem Oheim,

Herzog

Karl, wurde bald so groß, daß keine Versöh­ nung mehr möglich war.

Finland war einem

Befehlshaber, Klaus Flemming, anvertraut, der seinem Könige von

ganzer Seele

ergeben

war und zugleich dasselbe religiöse Interesse mit

ihm Hatter weder die fürchterlichsten Drohungen,

noch die lockendsten Versprechungen vermochten, ihn von ihm abwendig zu machen.

Er setzte

gleich von Anfang Mißtrauen in Karls Abfichten

und traf die zweckmäßigsten Vorkehrungen zu de-

•) Er war gewählter König von Polen und katholi­ schen Glaubens.

Landes Sicherheit; die Truppen mußten dem Kö­

nige huldigen; alle Reisende wurden angehalten

und examinier.

Siegmund

getreuen Diener auch

sein

und billigte alle Schritte/

schenkte diesem

ganzes Vertrauen/

die

er zuerst ohne

Befehl und Vollmacht/ blos aus reinem Eifer,

unternommen hatte.

Karl hingegen, über die­

sen kräftigen Widerstand äußerst erbittert, wollte einem so thätigen, unbiegsamen Mann, der sich vor Drohungen nicht fürchtete und auf den Be­

stechungen keinen Eindruck machten, den Befehl

nehmen; aber seine Versuche mißglückten.

In­

dessen war die Stimmung des Volks im Ganzen

nicht günstig für Siegmund; die liturgischen Neuerungen Johanns hatten bei der hiesigen

Geistlichkeit wenig Eingang gefunden, und die

Religion seines Sohns hatte viele Herzen von ihm abwendig gemacht.

Die Truppen mußten

jetzt allein auf Kosten der Einwohner unterhal­ ten werden, die dadurch sehr gedrückt wurden.

Die Abgeordneten des

Herzogs Karl

waren

äußerst thätig, diese Umstande zu ihrem Vortheil zu benutzen; es zeigten sich auch unruhige Be-

wegungen, die aber bald beigelegt wurden: die Bauern suchten nun ihrem Unwillen in allerlei

Spottnamen Vuft zu

schaffen,

womit sie den

Feldherrn belegten, z. B. Rußnaf, Swedjekla-

u. s. w. Dem Herzog war hauptsächlich an der Flotte gelegen, die in Finland war; durch ihren Besitz

stand es ganz in seiner Willkühr, den König von seinem väterlichen Reich auszuschließen r aber alle

seine Versuche, sich der Fahrzeuge zu bemeistern und unter den Truppen seines Neffen den San» men der

Meuterei

und Unzufriedenheit auszu­

streuen, scheiterten an Flemmings Treue, Vor­ sicht und Standhaftigkeit.

Karls Zorn kannte

keine Grenzen; in Schweden hatten feine Ent­ würfe den glücklichsten Fortgang.; immer naher

führten seine Schritte zum Thron und nur eine einzige Felscnseele stellte sich ihm unerschütterlich entgegen.

Er traf Vorkehrungen, sich Finland-

mit Gewalt zu bemächtigen.

Flemming, von

seinem König durch große Ehrenbezeugungen er­

muntert und zum Generalstatthalter ernannt, ver­

doppelte seine Aufmerksamkeit, um alle Angriffe abzu-

abzutreiben.

Um sich in einen furchtbaren Ver-

theidigungszustand zu setzen,

mußte er natürlich

alle Hülfsquellen aufbieten, die ihm das Land nur darbot; an Schonung ist unter solchen Um­ ständen nicht zu denken, die Lasten waren groß,

das Volk murrte. Die Unzufriedenheit wuchs durch die Erklärung des Herzogs, daß Finland ganz wider

seinen Willen so sehr gedrückt werde,.und er langst Befehl gegeben habe, die Armee nach Schweden

herüberzuführen.

schaft

aus

Im August kam eine Gesandt­

Oesterbottn,

Bengt Poutu angeführt,

von

einem

Bauer

zu ihm, die Noth

des Landes vörzustellen: er gab ihnen den Be­

scheid, zu thun, was braver Männer beste Hülfe seif die Waffen zu ergreifen und Gewalt mit

Gewalt zu vertreiben.

Schrecklich

entflammte

der Bürgerkrieg; die Bauern, von ihren zurück­

gekehrten Brüdern und andern Anhängern des Herzogs aufgefordert,

überfielen die königlichen

Soldaten, erschlugen sie oft auf eine grausame Weise;

gewöhnlich gebrauchten sie die Feinde,

die ihnen in die Hände fielen, zu Zielscheiben,

die Kraft der Bogen und Röhre zu erproben,

9

und plünderten das Eigenthum derselben. Aufruhr verbreitete sich

Der

nach Tawastland und

Karelen: Flemming sah sich zu strengen Maß­

regeln genöthigt;

es wurden Truppen wider die

Empörer ausgeschickt; aber ihre genaue Kenntniß

der Gegend — jeder Sumpf, jedes Gehölz mit seinen Wegen und Stegen war ihnen bekannt — ersetzte die Überlegenheit, die bessere Rüstung,

Uebung und Taktik ihren Gegnern gaben. Absicht der

Insurgenten war,

Die

die Besitzungen

Flemmings und der übrigen Obersten auszu­

plündern und wo möglich selbst Abo zu überra­

schen.

Die königliche Parthei hatte das Glück,

sich der Hauptradelsführer zu bemächtigen, die

nach Abo geführt wurden und eine schreckliche

Strafe erlitten.

Die Bauern wurden dadurch

nicht abgeschreckt; sie stürzten auf's neue zusam­

men, ihrer Brüder Blut zu rächen: sie kämpf­ ten mit steigender Erbitterung, und selbst das

zartere Geschlecht theilte die Wuth, die in den rauhen Busen der Männer tobte.

Der Herzog

hatte ihnen nach dem Fall ihrer bisherigen Häup­

ter neue Anführer geschickt, wodurch ihre Hoff-

«tragen

neues

Leben erhielten.

Flemming

suchte sie vergebens zur Niederlegung der Waf­

fen und zur Rückkehr nach ihren Wohnungen zu überlegnen

ihrer

bereden:

Anzahl vertrauend/

wagten sie mit thörigter Unbesonnenheit auf seine Nun endlich entschloß sich

Reuter zu schießen.

der Feldherr zu strengeren Mitteln.

Die Bauern

wurden überflügelt und umringt; mehr als 5000 Mann sanken entweder unter dem Schwert oder

ertranken,

viele

wurden

gefangen mit fortge­

führt; andre, die durch die Flucht entrannen,

mußten lange sich in den Waldern verbergen und daselbst mit großem Elend ringen. Geistlichen,

Gegen die

die einen thätigen Antheil an der

Empörung genommen und durch ihre Predigten das Volk aufgereizt hatten, richtete der Sieger

jetzt seinen Zorn;

ihre Höfe wurden geplündert,

sie selbst mit Worten oder gar wol thätlich ge­ straft.

Oefierbottn

und Tawasttand

sollen in

dieser Fehde allein über izooo Menschen einge­

büßt haben.

Das Andenken an diesen Keulen­

krieg, ( Klubbekrieg } wegen der Keulen,' deren sich die Bauern in Ermangelung andrer tzvaffesi

bedienten, dauerte lange Zeit und lebt noch ge­ genwärtig unter dem Volk in alten Gesängen. Einigermaßen war die Ruhe wieder herge­ stellt, aber Siegmunds Angelegenheiten litten einen gewaltigen Stoß durch Flemmings plötz­ lichen Tod, der der Sage nach bezaubert, wahr­ scheinlich aber vergiftet ward. An seiner Stelle ward Arvid Erichson Stalarm zum Statt­ halter verordnet. Karl forderte ihn auf, sich mit ihm zu vereinigen; aber auch bei diesem waren seine Vorstellungen fruchtlos. Er beschloß also persönlich nach Finland überzugehn, wo er wußte, daß ein Theil der Garnison in Abo ihm heimlich ergeben sei. Er fand bei seiner Ankunft ztpar zuerst einigen Widerstand, allein der neue Statthalter zog sich in's Innere des Landes. Das Schloß Abo ergab sich dem Herzog, der, nachdem er fich der hier befindlichen Schiffe und Artillerie bemächtigt hatte, nach Schweden zu­ rückkehrte und zugleich manche Personen beiderlei Geschlechts, unter andern Flemmings Gemalin, nm sich führte. Die Südfinländer, die, vermuthlich wegem ihrer Nachbarschaft mit Liv-

und Ehstland/ beständig mehr auf Siegmunds

Seite gewesen waren, griffen nach Karls Ab­ reise zu den Waffen und nahmen unter Stäla r m s Anführung Abo wieder ein.

lander erklärten,

daß

sie

Die Fin-

an den Klagen der

Schweden über Siegmunds Uebertretung der Gesetze keinen Theil nehmen könnten, und wag­

ten sogar den Herzog von seinen eigenmächtigen Schritten abzumahnen.

Karl ward hierdurch

auf's neue zu größerm Jörn gereizt und beschul­

digte sie des Hochverraths und der Verrätherei. Hnterdeffen

suchte S t a l a r m

die möglichst

größte Macht zum Dienst des Königs zusammen-

zubringerrr 3000 Mann wurden eingeschifft und

erreichten glücklich den Hafen Gröneborg in Upland:

Siegmund stand aber noch im südli­

chen Schweden, die Zeit in fruchtlosen Unter­ handlungen verlierend.

Vergeben-

hofften sie

auf Unterstützung; es fehlte ihnen an Leitung. Die uplandischen Bauern wurden schlounigst auf­ geboten, und eilten, einige theologische Profes­

soren aus Upsala-

Todfeinde

des

katholischen

König-, an der Spitze, den Finlandern entgegen,

die zugleich auf der Seeseite von der Flotte des

Herzogs angefallen wurden:

ihnen blieb keine

andre Rettung als die Flucht, ein Theil ward unter Aland gefangen, die übrigen erreichten des Vaterlands Küsten.

Siegmund

sah endlich ein,

daß er in

Schweden nichts gegen die ehrgeizigen Entwürfe

seines Oheims ausrichten werde; er ging also

nach Polen zurück und traf am 30. Oktober 1598

in Danzig ein: von hier erließ er einen Aufruf

an die Ehsten und Finlander,

ihm treu zu blei­

ben und Herzog Karls Befehlen keine Folge zu leisten, vielweniger ihm das Land und die Städte

zu übergeben: in jeder Noth und Gefahr ver­ sprach er Beistand und Hülfe.

Durch den Reichs-

tagsbeschluß vom 24. Jun. 1599 ward Sieg­

mund der Regierung entsetzt; die Finländer und Ehsten sollten, wenn sie sich dieser Verfügung

nicht unterwerfen wollten, mit Gewalt dazu ge­ zwungen werden,

troffen wurden.

wozu alle Vorkehrungen ge­

Karl brach mit seiner Kriegs­

macht nach Finland auf, wohin der König nur einige schwache

Verstärkungen

schicken konnte.

Zuerst sandte der Herzog verschkedne Geistliche ab, die die Armee zum Abfall von ihrem Ge­ bieter überreden sollten/ aber ihre Bemühungen glückten nicht. Unterdessen war das Schloß Ka­ stelholm auf Äland von seinem Admiral Jochim Scheel belagert und eingenommen; darauf theilte Karl sein Heer; die eine Abtheilung lan­ dete bei Äbo und belagerte das Schloß; mit der andern/ unter seinem eignen Befehl/ lief er in die finländische Bucht/ um zwischen Wiborg und der noch im Felde stehenden feindlichen Kriegs­ macht an's Land zu steigen. Die Finlander war­ fen eine kleine Besatzung in'S Schloß Äbo und zogen sich mit ihrer Hauptmacht nach Wiborg, wo sie die versprochne Unterstützung aus Polen erwarteten. Karl folgte ihnen auf dem Fuß und erfocht verschiedene Vortheile über sie. Die Garnison in Äbo ward zur Uebergabe aufgefor­ dert; da sie sich weigerte/ wurden verschicdne Gefangne enthauptet und ihre Köpfe auf Pfalen dicht an der Schloßmauer aufgestellt. Dieser Anblick erschreckte sie so sehr/ daß sie zu unter­ handeln begehrten; sie übergaben die Burg, doch

mußten

sie siV die harte Bedingung gefallen

lasten, dem Herzog wegen ihres bisherigen Be­ tragens Rede stehn zu wollen.

Er wandte sich

nun gegen Wiborg und schloß die Stadt plötzlich

ein.

Der Ort war nach der damaligen Kriegs­

kunst mit weitlauftigen Werken befestigt, die 6

bis 7000 Vertheidiger erforderten; die Besatzung

war aber nicht stärker als 22 bi5 1ZO0 Man«.

Ium Unglück entzweiten sich die Bürger mit den Soldaten; die erster» öffneten dem Herzog heim­ lich die Thore, und seine Truppen drangen, ohne

daß die Garnison es merkte, in die Stadt; ein

Theil der königlichen Krieger flüchtete auf das Schloß, ein andrer nach Rußland, viele wurden

erschlagen.

Karl begann die Burg zu beschie­

ßen und der Befehlshaber glaubte sie nach dem

Verlust der Stadt nicht langer vertheidigen zu

können, und schloß einen Vertrag: die Fremden und Ausländer erhielten freien Abzug, allein die

Offiziere und die der Krone Schweden unter­ würfigen Frnlander sollten die.Entscheidung eines Rechtögangs erwarten.

Eine Menge Gefangner,

besonders FinläNder, ward sogleich vcrurtheilr und

Gegen alle Anhänger des Königs

hingerichtet.

stellte Karl eine genaue Inquisition an und wü­

thete gegen sie mit einer abscheulichen,

enteh­

dre durch nichts entschul­

renden Grausamkeit,

digt wird und die seinen Nanien dem der ver­ ruchtesten Tyrannen beigesellt.

Auf dem Reichs­

tag zu Linköping vom Jahre 1600 warb ferner

beschlossen, daß diejenigen finlandischen Edelleute,

die am Leben geschont waren, den dritten Theil

ihrer Erbgüter und sollten.

alle

ihre Lehne verlieren

Die Geistlichen, die auf Siegmunds

Seite gewesen waren, wurden ihrer Aemter ver­ lustig erklärt;

hatten sie blos Karls Befehle

nicht erfüllt, mußten sie für jeden zehnten Bauer, der zu

fünf Thaler

ihrer Gemeinde gehörte,

Buße entrichten. und ihr Betragen

Ueber die finlandische Klerisei

ward von

der schwedischen

Priesterschaft eine besondre Untersuchung ange­ stellt r man fand sie aber unschuldig.

Die Bür­

ger und Unierbeamten sollten den dritten Theil

von ihrem hergeben.

gestimmten Ergenthum

als Strafe

Der Herzog besetzte alle Aemter mit

seinen Dienern und Anhängern;

die

Strenge,

womit er die Freunde seines Gegners verfolgte

und ausrottere, verbreitete einen solchen Schrekken, daß Niemand es wagte, fich ihm und seiner

Obermacht zu widersetzen.

Wahrend der polnischen Kriegs, der haupt­ sächlich in Livland geführt ward, hielt fich Karl öfters in Finland auf; bei seinem Aufenthalt in Abo im Winter 1602 schloß er eine Uebereinkunft

mit dem finlandischen Adel, dessen Privilegien er bestätigte.

Anfangs wollte er die Abgaben

und Leistungen desselben beträchtlich erhöhn; aber,

vermuthlich um

den

Haß gegen fich nicht zu

vermehren, trat er von seinen ersten Forderun­ gen zurück.

Er fuhr darauf, unter allen schwe­

dischen Königen zuerst, rings um die bottnische

Bucht nach Schweden zurück. Die Revolutionen,

die der Tod des JarS

Fedor Iwanowitsch 1598 in Rußland er­

zeugte, veranlaßten den König Karl, fich in die russischen Angelegenheiten der Krieg ward von

ungewöhnlichem

zu mischen

(1609):

den Schweden mit ganz

Fortgang geführt.

Bei allen

bisherigen Kriegen zwischen Schweden und Ruß-

land war immer Finland das Opfer gewesen, jetzt aber drangen die schwedischen Waffen sieg­ reich über die feindlichen Grenzen; sie würden einen noch glänzendem Erfolg gehabt haben, wenn die Anzahl der Schweden nicht so gering gewesen wäre/ wenn sie zu rechter Zeit Unter­ stützung erhalten hatten und nicht so schlecht mit allen Bedürfnisien versehn gewesen waren. Bei feiner Reise durch das nördliche Finland fielen ihm die Vortheile auf, die das Land durch die Anlage von Städten erhalten würde: in ganz Oesterbottn gab es keine Stadt. Beson­ ders günstig schien ihm die Lage des Dorfs M ustafaari (schwarze Insel); es fingen daher bald verschiedne Bürger auf seine Veranlasiimg an, sich hier niederzulaffen; 1605 ertheilte er dem Ort förmliche Privilegien und benannte ihn nach seiner Familie Wasa. Zu gleicher Jeit ward noch nördlicher U l e a b o r g und, um die nördlichen Grenzen mehr zu sichern, im Jahre 1607 die Festung Kajaneborg angelegt; auch bestätigte er die Privilegien der Städte Helsingfors und Wiborg. Die finlandischen Vögte ver-

I4o

übten noch immer große Unterfchterfe, und wa­ ren sehr säumig, ihre Rechenschaft abzulegen; durch Geschenke wußten sie die Kammerräthe in Stockholm zu gewinnen; aber Kart sah selbst nach, und äußerte seinen Unwillen über die Unterschleife auf eine höchst derbe und kräftige Art *)♦ Die Felle von Luchsen, Mardern, •) Den Geist dieses merkwürdigen Mannes und die

Manier der Zeinn charakterisier ein Brief von ihm an feine Kammerräthe vom 26. Sept. 1607,

woraus fol-

gende Stellen angeführt werden: „Wir haben euer Schrei­ ben bekommen, Hans Akeson und Nils Anderson, nebst

einer Scharteke über die Bezahlung von einigen wenigen Vögten. — —

Viele Vögte sind noch in Ftnland,

die

unsere Briefe nicht mehr als einen Schuhwtsch achten. Wenn sie her kommen , so werden ihre Rechnungen über­ sehen und geprüft, weU Sehen vor Reden geht.-------

Und doch schreibt ihr noch für den DtebeShaufen, der uns für das, was er von dem Unsrtgen gestohlen, einige Brocken giebt, daß nachdem sie so redlich bezahlt, wellen sie sich nun hernach treulich brauchen lassen: ihr müßt

aber wissen, daß wir solche« ihr Allmofen nichts achten,

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14i

schwarzen und Kreuzfüchsen, die die Bauern er­ legten, durften sie nicht an Kaufleute überlas­ sen, sondern der König hatte sie sich selbst Vor­ behalten. Seine Veranstaltung, Finlander nach Schweden überzuführen und daselbst anzusiedeln, war für die Provinz, deren Bevölkerung durch sondern wir wollen das Unsrige völlig haben: und brau­

chen wir mehr sie und andre solche Diebe, so mögen alle

tausend Teufel sie brauchen.-------- Wollt ihr, die ihr

Kammerräthe nnd Kammerschreiber seid, nicht besser auf­ sehen und treulich mir dem handeln, wa- euch anvertraut, und mit schärfern Händen anfassen, mögt ihr euch eben

so gern davon packen^ Wir haben euer alsdann nicht nö­ thig. Wir befehlen euch also ferner, unS ein Register irr

senden, wie viele Börste und Schreiber außer den Böse­

wichtern E-kil Matfon, und wie der übrige Dtebeshaufen heißt: denn wir wollen solche Rechnung mit ihnen hat-

ten, daß sie an den Galgen kommen. —

Und mögt ihr

wissen, daß wir solchen Kammerrath, -er Schmeichelet für Butter nimmt, nicht haben wollen —

uns nicht länger -um Besten haben lassen. richtet euch."

LÜir wollen Darnach

--------------so manche ungünstige Umstande gelitten hatte, keine sehr vortheilhafte Maßregel; seine Absicht war, die öden, mit Waldern und Morasten an­ gefüllten Landstriche in Schweden durch Leute anbauen zu lasten, die mit dem Svedjen und der Bearbeitung der Sümpfe bekannt waren.

V. Finland unter Gustav Adolph. Mit so vielem Ruhm sich auch die schwedi­ schen Waffen in Rußland bedeckten, war doch das Reich durch seine bisherigen Anstrengungen äußerst erschöpft; es fehlte der Regierung an allen Mitteln, Geld und Kriegsbedürfnisse -usammenzubringen. Finland, das damals, außer Aland, das ein eignes Gouvernement ausmachte, in fünf Statthalterschaften, Abo, Wiborg, Tawastehus, Nysiott und Kajaneborg vertheilt, war dem Kriegsschauplatz am nächsten \ von dorther sollte Jakob D e l a g a r d i e, der die glänzendsten Fort­ schritte machte, unterstützt werden, aber man

konnte nur eine unbedeutende Summe Gelde» auftreiben. Auch dem schrecklichen Mangel, der in Livland herrschte, füllte von Fintand au» ab­ geholfen werden; allein der Statthalter in Abo und seine Gehülfen erklärten, daß das Land durch­ aus nicht im Stande sei, die geforderten Be­ dürfnisse zu liefern. Die schwedischen Herrn, die die Huldigung von den finlandischen Ständen einnehmen sollten, schickten endlich 800 Tonnen Getreide aus Helsingfors nach Narwa; die Reuterei ward ihres rückständigen Soldes wegen auf die Kroneinkünfte aus Finland vertröstet. Der Befehlshaber über Wiborg verlangte Unterstüt­ zung, um feine Festung zu unterhalten, weil die dazu angewiesene Provinz Sawolax an Offiziere und andre Beamte verlieh« war. Die Noth war so groß, daß nicht einmal die Kouriere bis an ihren Bestimmungsort mit Zehrgeld versehn wer­ den konnten. — Ueberdies ward Finland von einer neuen Kriegsgefahr bedroht. Nach KarlTode glaubte König Siegmund seine An­ sprüche an Schweden leichter durchzusetzen; allein die Unterhandlungen zerschlugen fich. Er faßte

X44 jetzt den Entschluß, während Schweden mit Dä­

nemark beschäftigt war, einen Angriff gegen Fin-

land zu versuchen.

den

aufrührerische

Um ihn vorzubereiten, wur­

Schriften

gegen

Gustav

Adolph, der den Thron seines Vaters bestiegen hatte und immer mehr alle Herzen gewann, aus­ gestreut.

Von schwedischer Seite wurden indes­

sen alle Vorkehrungen zum Widerstände getrof­ fen; das Kriegsvolk, das sich zum Theil dem Dienst entzogen hatte, ward aufgeboten, und der Reichsrath befahl, alle, die aufrührerische Schrif­

ten verbreiteten,

schicken.

gefangen nach Stockholm zu

Verjünge König, der, von den ersten

Stunden seines öffentlichen Lebens an, gern mit

eignen Augen sah, hatte die Absicht, selbst nach

Finland zu gehn und die Vertheidiqungsanstalten dieser Landschaft zu organisiren; allein der däni­

sche Krieg hielt ihn ab. Bjelke und

Nils

Die Reichsrathe Nils

Liljehök wurden abge­

schickt, die Huldigung der'ftnländischen Stände

einzunehmen.

Der Zustand FinlandS war höchst beklagenSwerth; eine Hauptursache waren die großen Ver-

lehnun-

lehnungen, wozu die Regierung durch die Noth gezwungen war. Die Reichsrärhe erklärten bei ihrer Rückkehr, daß die Krone wenig oder nichts übrig behalten habe, und daß die vielen von ihr entfremdeten Güter die größte Bürde des Lan­ des auemachten. Unter den Inhabern, die mei­ stens Edelleute waren, bildeten sich nach und nach Begriffe über ihre Rechte, die mit der schwedischen Verfaffung gar nicht übereinstimm­ ten; sie wagten Anmaßungen, die die ftnländischen Bauern mit demselben Schicksal bedrohten, worunter ihre unglücklichen Brüder im Süden der sinländischen Bucht seufzten: dem Geist der Freiheit, der in den schwedischen Gesetzen athmet, und dem großen und festen Sinn unsterblicher Könige haben sie es zu danken, daß sie diesem Loose entgingen. Der Adel versuchte seine Ge­ walt und Gerichtsbarkeit über die Bauern .täglich weiter auszudehnen; die Edelleute verübten liv­ ländische Züchtigungen an ihren Bauern und Schulzen, die etwa keine Pferde bereit hielten, wenn der gnädige Junker herumfuhr; sie erlaub­ ten sich , wenn ihre wilde Lust, sie Erich, jeden

Frevel an den Wehrlosen und Unschuldigen. Wieß der König einem Edelmann einen Hof an, so sog er die Bauern so aus, bis sie nichts mehr hatten. Der Besitzer eines solchen von ihm selbst verdorbnen Guts verlangte dann einen andern dafür, mit dem er es eben so, wie mit dem frühern machte. Manche zwangen auch auf gut Ehstländisch ihre andern Bauern, Ländereien zu kultiviren, die von ihren Inhabern verlassen waren, und verdoppelten also die Lasten dersel­ ben ; fie verlangten auch, daß die Bauern ihnen die Produkte, die sie ihnen schuldig waren, zur Zeit, wo sie am meisten galten, in baarem Gelde bezahlen sollten. — In manchen Provinzen, z. B. in Oesterbottn tyrannifirten die Statthal­ ter und zwangen die Bauern zu weit mehrer« Abgaben und Leistungen, als ihnen das Gesetz auflegte. Am schrecklichsten ward die Landschaft durch das Kriegsvolk mitgenommen; der Statt­ halter über Wiborg klagte, daß^die Soldaten in seiner Provinz fürchterlich gehaust und wenig übrig gelassen hätten; der Feldherr Jesper Mattfon matte das Verfahren der Leibfahne

in Finland mit häßlichen Farben ab.

Die Offi­

ziere schrieben willkührlich Kontributionen aus, und waren hauptsächlich an den Gewaltthätig­

keiten Schuld, die ihre Untergebnen verübten; unter allerlei Vorwand erpreßten sie nicht nur

Viktualien und Bier, sondern auch Geld, Klei­ dung u. d. g.

Natürlich übten die Bauern, wann

sie konnten,

Rache und Vergeltung;

Reuter ward von ihnen

erschlagen;

mancher oft brach

ihre Verzweiflung in innre Unruhen aus.

Selbst

viele Priester, durch diese Beispiele verführt und

aufgemuntert, drückten ihre Bauern,

erhöhten

die Zehnten und vermehrten auf alle Art die Ab­

gaben.

Ferner war die Verpflichtung, die Rei­

senden fortzuschaffen, und alle, die im Dienst der Krone reisten, mit freier Zehrung zu versor­ gen, den Landteuten äußerst lästig; die Wirths­ häuser, die man öfters einrichten wollte, waren

nicht zu Stande gekommen; viele unbefugte Per­ sonen gaben sich für königliche Beamte aus, und die Bauern konnten die Wahrheit'ihrer Versi­

cherung nicht prüfen.

Zu diesen Uebeln der Zeit

und Verfassung gesellten sich physische Unglücks-

falle: im Jahre 1613 zerstörte der Hagel fast in ganz Finland den wohner

wurden

Iahrwuchs und die Landbe­

dadurch

außer Stand gesetzt,

ihre Abgaben zu entrichten.

ten als Bettler umher,

Viele Bauern irr­

andre verließen Haus

und Hof und ließen sich in Rußland oder Livland

nieder, um dem Ungemach zu entgehn, dem sie in ihrer Heimath ausgesetzt waren.

Den Statt­

haltern und Kronbeamten ward befohlen,

dies

Auswandern mit Gewalt zu hindern, weil Fin­

land dadurch mit einer gänzlichen Verödung be­ droht werde.

Die Regierung suchte, soviel in

ihren Kräften

stand,

die eingeschlichnen Miss­

brauche abzuschaffen; es ward aufs strengste ver­

boten, den Bauern Gewalt zu thun ; aber nicht immer konnte sie ihren Verordnungen Nachdruck geben. Nach dem Frieden mit Dänemark zu Knaryd, den Gustav Adolph nicht ohne Aufopfe­

rungen

erkaufte,

konnte der

ruffisch-polnische

Krieg mit größerem Nachdruck fortgesetzt werden,'

und alle Anstalten wurden dazu getroffen.

Sein

jüngerer Bruder, Herzog Karl Philipp, der

zum Zar von Rußland bestimmt war, sollte end­ lich das Land/ das ihm bereits zum Theil gehul­ digt hatte/ mit seiner Gegenwart erfreun. Der Köllig befahl den Statthaltern in Abo und Wiborg aus ihren Provinzen so viele Viktualien zu­ sammenzubringen / als zum Unterhalt des Prin­ zen/ seines Gefolgs und der in Wiborg versam­ melten russischen Gesandten erforderlich seyn könn­ te ; auch der finländische Adel ward aufgebo­ ten, sich bei der Ankunft des Herzogs fertig zu halten/ um ihn auf eine würdige Art zu em­ pfangen. Karl Philipp traf endlich in Wi­ borg ein: allein die Gemüther der Russen hat­ ten sich geändert; Michäel Fedorowrtsch Romanow war zum Zar erwählt. Ein schreck­ licher Krieg brach aus. Der König wollte selbst nach Finland übergehn/ um in der Nähe der Unterhandlungen zu seyn/ und den vielen Kla­ gen, die über den traurigen Zustand der Provinz erschollen, abzuhelfen: allein seine Reise, wozu bereits alle Vorkehrungen gemacht waren, mußte verschiedner Hindernisse wegen unterbleiben. End­ lich führte Gustav Adolph doch seinen lang

gehegten Plan aus, tznd reiste auf dem nördli­

chen Wege nach Finland. Er begab sich nach Abo, wo er sich zunächst mit der Abschaffung

der vielen Mißbrauche und Unordnungen beschäf­ tigte, die sich in die innern Angelegenheiten der

Provinz eingeschlichen hatten.

Der Krieg war

nicht zu vermeiden, und die Rüstungen begannen. Der König ging nach Narwa, und die Feindselig­

keiten nahmen ihren Anfang.

Einzelne russische

Partheien machten Streifzüge in Oesterbottn und Karelen, wurden aber von den Schweden bald

zurückgetrieben.

Auf dem Ladogasee hatten beide

Theile bereits eine Anzahl von Fahrzeugen, die sie zu ihren kriegrischen Operationen gebrauch­

ten.

Der König war zur Rückkehr nach Schwe­

den gezwungen,

und unterdessen wurden aufs

neue Unterhandlungen angeknüpft:

im Junius

1615 ging er zum zweitenmal über Narwa zu

seiner Armee in Rußland.

Die Unterhandlungen

wurden öfters abgebrochen,

aber doch immer

wieder angefangen: wahrend derselben ging Gu­ stav im Januar 1616 nach Wiborg, und rief die finlandischen Stande zu einem besondern Reichs-

-----------------

151

tage nach Helsingfors zusammen: es wurden ein-

ge'aden alle erwachsne

Edelleute/

der Bischof

und zwei Kapitularen, und aus jedem GerichtSfprengel ein Priester/ die Rittmeister und Haupt­ leute mit einem vom Befehl und zwei gemeinen

Reutern

oder Knechten/

aus jeder Stadt der

Bürgermeister mit einem vom Rath und der ge­

meinen Bürgerschaft und endlich zwei Bauern aus jedem Gerichtssprengel.

Jur Unterhaltung

dieser zahlreichen Versammlung war eine Steuer

über das ganze Land ausgeschrieben.

Am 22.

Januar eröffnete der König die Berathschtagungen mit einer Rede *)♦

Zuerst stellt er in dieser

Rede den edlen/ wohlgebohrnen/ geehrten / hoch­ gelahrten / verständigen/ ehrlichen, guten Herrn

und Biedermännern vor, daß er seit den vier

Jahren, worin er der königlichen Regierung vor­ stehe, gesucht habe, des Landes Lage und Aller

•) Don des Königs eigner Hand gefchrlebeti, wird

fle noch im Reich^archiv zu Stockholm aufdewahrt: sie ist, wie alles, was er sagte und schrieb, voll Kraft, Klar­

heit und königlicher Würde.

Zustand und Verhältniß zu erfahren, und, wie das ihm von Gott anvertraute Amt erheische,

ihren Klagen und Beschwerden, so viel die un­ günstigen Zeiten erlaubten, abzuhelfen.

Dann

entwickelt er die Ursachen des Krieges aus den

Einwirkungen

des

Königs von Polen auf die

Russen, und zeigt, daß seine Bemühungen dem­

selben durch freundliche Unterhandlungen zu ent­ gehen, vergeblich waren.

Endlich schließt er:

i,So ist es gegangen und auf diese Art sind wir

in die russische

Fehde

gerathen,

die mir der

Halsstarrigkeit wegen nicht möglich gewesen ist, zu beendigen, so sehr ich es mir auch habe an­ gelegen seyn lassen:

ich vermuthe jedoch, daß

Gott durch die Mittel, die er jetzt gegeben hat,

alles zum Besten kehren wird.

Da es nun so

ist, daß der König in Polen mit Dichten und

Trachten, mit Patenten und Lügenschriften, mit Krieg durch Livland und Rußland dahin steht, wie vorgesagt,

unser liebes Vaterland in Un­

glück und unter des Papstes unS' der Polen Joch

und Knechtschaft zu bringen: so ist nöthig, euch

in Acht zu nehmen, daß ihr nicht wie die Rus-

fett von ihm verführt werdet, sondern ihr Exem­

pel als eine Warnung annehmt, und ferner be­ denkt, was für vielerlei Unglück Regimentsveranderungen mit sich führen^ hauptsächlich wenn

sie durch innern

Zwiespalt geschehn.

Gedenkt

demnach der mannichfattigen Gelübde, die ihr zu

verschiednen Zeiten mir und meinem seligen Herrn Vater mit theuren schriftlichen und körperlichen Vergeßt auch nicht der

Eiden gemacht habt.

unermeßlichen Gefahr und Beschwerde, die mein

Vater und ich auf manche Art um eurer Wohl­ fahrt

willen

erlitten

und ausgestauden haben.

Seht auch auf die Ursache und den eigentlichen

Grund dieses

russischen

Kriegs,

daß

er nicht

durch Seiner seligen Majestät oder durch mein Verschulden begonnen ist,

sondern seinen

und

so lange fortgesetzt

wahren Ursprung

von der

Russen Untreu und Hartnäckigkeit nimmt.

Ihr

guten Männer möget beharren in der Treue, die ich bis jetzt immer bei euch gefunden habe, so

werde ich mich in der Folge, wie bis jetzt, aufs äußerste um eure Wohlfahrt befleißigen, so wie

mich auch bemühn, euch zum Frieden, zur Ruhe

IS4 und zu einem bessern Instand zu verhelfe«/ wozu

Gott der Allerhöchste seine Gnade geben wolle." Nachdem durch diese Rede/ die der König

mit der ihm eigenthümlichen Würde hielt/ die

Herzen

der Finländer für den jungen

Helden

gewonnen waren/ wurden die eigentlichen Ge­ genstände

der Berathschlagung vorgelesen:

es

ward gefordert/ i) eine treue Verbindung gegen die Aufhetzungen

und den

Angriff der Polen,

dann 2) eine Kriegssteuer/ wie 1613 übernom­ men war/ und endlich 3) die Einführung

der

neuen in Schweden angenommenen Postordnung.

Alle Stande antworteten, Wohlfahrt und Leben

zur Vertheidigung des Königs und Reichs anzu­ setzen ; sie gelobten Gut und Blut gegen Ruß­

land nicht zu schonen, so bald kein billiger Friede zu Stande komme/ den

ten;

sie von Herzen wünsch­

endlich bewilligten pe eine Steuer,

die

im Winter nach den Seeplatzen geführt werden sollte/ um bei'm ersten offnen Wasser nach den

Gegenden bestimmen

gebracht zu werden/

würde.

x6 Tonnen Getreide,

Don

die der König

16 Vollhöfen sollten

2 Tonnen Futterkorn und

Hafer, 3 Liespfund 4 Pfund Butter, 16 Liespfund Fleisch und Speck, 1 Ochse, 4 Schafe, 16 Last Heu

gegeben

werden;

die Freihöfe gaben die

Halste: die Priesterschaft mußte für jeden ödsten Bauer der zu ihrem Sprengel gehörte, ein Vier­ tel entrichten *)♦

Die Finländer unterrichteten

die schwedischen Stände schriftlich von ihrem Be­

schlusse und ermahnten sie, folgen:

sie

hatten

ihrem Beispiel zu

durch die lange Fehde mit

Rußland am meisten gelitten, wuchs fei schlecht gewesen,

ten

sie

und der IahrS-

aber dennoch hät­

keinen Anstand genommen,

alle- zum

Wohl des Vaterlandes aufzuopfern. Endlich ward am 27. Februar 1617 in dem

Dorfe Stolbowa Friede zwischen Schweden und Rußland geschloffen: die erstern erkannten den Zar

•) Zur Beurtheilung des damaligen Waarenwerths

bemerken wir, baß 1 Tonne Getreide — war anderthalb Liespfund Butter, oder drei Viertel Liespfund gesalznen

Fischen oder gLieSpmn^ g Pfund getrockneten; x Ltesprund Speck oder Fleisch — einem Viertel LicSpfund gefaljnen

oder i Liespfund 7 Pfund trocknen Fischen.

Michael Romanow an,

und räumten die

eigentlich russischen Landschaften, die sie besetzt hatten; dagegen ward Ingermannland, (Iwa-

nogorod, Iama, Koporie und Nöteborg) mit den dazu gehörigen Landschaften auf immer ab­

getreten; das Lan Kexholm (Ruffisch Kareten),

das Wasilej Iwanowitsch an Karl XL abgetreten hatte, sollte als eine beständige Per­

tinenz der schwedischen Krone angesehn, und die

Grenze des

abgetretnen Landstrichs durch eine

Kommission näher bestimmt werden.

Zwischen

den beiden Reichen ward ein freier Handel ver­

abredet; die schwedischen Kaufleute dursten Nie­ derlagen in Novgorod,

Moskau und Pleskow,

und in ihren Häusern freie Religionsübung ha­ ben; dasselbe Recht erhielten die Russen in Stock­

holm, Reval und Wiborg.

Für Finland war

dieser Friede mit wichtigen Vortheilen begleitet;

die Verhältnisse zwischen Rußland und Schwe­

den wurden bestimmt, und die willkührlichen Ge­ waltthätigkeiten, die so häufig an den Grenzen

auögeübt wurden, hörten auf; die Grenzen wur­ den weiter hinauögerückt und boten nicht mehr

so leichte Angriffspunkte dar; mit größerer Ruhe konnten die Einwohner künftigen Fehden entge­

gensehn; denn insonderheit waren, wie der Kö­ nig selbst sich ausdrückte, Nöteborg und Kexholm

als treffliche Vormauern zu betrachten.

Indes­

sen entschlossen sich die Russen nur höchst ungern

zu diesen Abtretungen und die Schweden fürch­

teten, daß sie die erste günstige Gelegenheit er­ greifen würden,

sie wieder

zu erobern.

Im

Jahre 1613 konnten die Grenzen noch nicht regu-

lirt werden,

weil die Russen allerlei Schwierig­

keiten machten.

Alle Versuche zu einer Ueber-

einkunft waren vergeblich, ungeachtet die Schwe­

den in vielen Kleinigkeiten nachgaben:

der Aus­

bruch des Kriegs schien nah und unvermeidlich.

Erst im Jahre 1621, da Michaels Vater, der polnischen Gefangenschaft entledigt, einen thäti­

gern Antheil an

den StaatSgeschaften erhielt,

kam die Grenzberichtigung zu Stande;

er sah

ein, wie nothwendig seinem erschütterten Vater­ lande der Friede sei, und Gustav trat zwei der

streitigen Dörfer ab.

Die Freundschaft zwischen

den beiden Reichen war jedoch

gar nicht auf-

richtig, und von beiden Seiten wurden man­ cherlei Gewaltthätigkeiten an den Grenzen ver­ übt, die zu Klagen und beschwerlichen Unter­ handlungen Veranlassung gaben.

Nach dem Staat von 1620 gehörte Oesterbottn, das in Die südliche und nördliche Propstei eingetheilt ward, so wie auch Aland, zu den

Nordlanden.

Die Einkünfte von Aland betru­

gen: Rente 7163 Daler 7J Oere, die Königs­

höfe und Tagsarbeiten (Spann - und Handdrenste) 1005 Daler, die große Steuer 5092 Daler 30 Oere 8Z Pfennig, Nachtlagersteuer (Realservice) 805 Daler 31J Oere. Finland enthielt eigent­

lich nur 2 Haupttheile, Abo lan, das an jähr­ licher Rente 66130 Daler 27Z Oere, an Kriegs­ steuer 37303 Daler

13 Oere 85 Pfennig,

an

Nachtlagersteuer 5915 Daler 27 Oere 4| Pfen­

nig einbrachte, und Wiborgslän, dessen Rente

34164 Daler 14 Oere, Kriegssteuer 16433 Daler 26 J Oere, Nachrlagersteuer 2622 Daler 20Z Oere abwarf.

Der Zoll für Abo, Raums und Björ­

neborg brachte 6500 Daler, für Helfingfors und

Borgo 2000 Daten, und für Mborg ungefähr 5000 Daler ein. (Die neuerworbnen Landschaf­ ten sind in diesen Angaben nicht mit begriffen.) Zur Krönungsstcuer im Jahre 1617 zahlten Fmland und Lland igooo schwedische Thäter: der Statthalter auf Abo mußte überdies zu dieser feierlichen Handlung 200 Tonnen Bier brauen lasten. Ein beträchtlicher Theil der Kroneinrünfte, oft ganze Statthalterschaften waren ver­ pachtet oder verpfändet und an Privatpersonen übergeben, die die Beamten besolden, die Fe­ stungen im Stande hallen, und alle öffentliche Ausgaben besorgen mußten. Aber die Folgen dieser Einrichtung zum Nachtheil des allgemeinen Wohlstandes waren augenscheinlich; die Rechte der Krone wurden vernachläffigt, Überall ward verbotner Handel getrieben, und das Volk von den Pfandinhabern gedrückt und ausgesogen: die Pächter gewannen ansehnlich; der Statthalter über Wiborg, Nyslott und Kymmenegardslän, der Nyslott gepachtet hatte, hatte z. B. einen jährlichen Ueberschuß von 3000 Rthl. Bei seiner Anwesenheit in Finland dachte

—------------

l6o

der große König bereits daran,

dem Uebermuth

des Adels und den Ungerechtigkeiten und Verge­ waltigungen ein Ende zu machen, worunter die

Provinz so sehr gelitten harte. und Entscheidung

Jur Untersuchung

der vielen von den Bauern

vorgebrachten Klagen, mission niedergesetzt.

ward eine eigne Kom­

Man fand nicht nur ihre

Beschwerden gegründet, sondern daß auch viele

Ländereien der Krone ungerechterweise entzogen

Allein es war unmöglich, das tiefein-

waren.

gewurzette Uebel auszurotten; so groß war das Ansehn der Reichen und Mächtigen,

den

angesetzten

Gerichtstagen

daß sie auf

nicht erschienen

und den Befehlen des Königs nicht gehorchten.

Die Unordnungen und Gewaltthätigkeiten dauer­

ten fort;

allein sie wurden nicht gesetzlich sair-

ctionirt : der laut erklärten Unzufriedenheit Gu-

stav's

mit diesem

widerrechtlichen

Verfahren

mächtiger Dränger hatten die Finländer eü zu

danken, daß solche Anmaßungen nicht durch un­

gestörten Besitz

und Verjährung, wie in den

benachbarten Landschaften,

zum Recht werden

konnten: wenn in ruhigern Zeiten die königliche

Macht

i6i $Rad)t eine größere Mündigkeit erreicht haben würde, durften sie hoffen, daß dem Unwesen ein stärkerer Damm

entgegengesetzt werde.

Seine

persönliche Gegenwart gab den Einwohnern we­ nigstens eine'tröstliche Veranlassung, ihrem Kö­ nige unmittelbar ihr Leid und ihre Sorgen vor­

Kaum hatte er auch seit 1624 einige

zutragen.

Ruhe, als er kräftigere Maßregeln ergriff, die

Unterdrückten zu schützen, .die Uebertreter seiner

Befehle zu bestrafen, die Statthalter und Vögte

zur Beobachtung ihrer Pflichten anzuhalten, den Adel von dem Mißbrauch seiner Vorrechte und

vom Druck des Landvolks abzuhalten; und zur Beschleunigung des Rechtsganges ließ er ein be­

sonderes Hofgericht für Finland und Abo

ein­

richten, von dem man an den König appelliren konnte.

Im Jahre 1629 wurden die Grenzen

der geistlichen und weltlichen Jurisdiction schär­

fer bestimmt: dem Bischof und seinem Kapitel wurden, außer den eigentlich geistlichen Angele­ genheiten,

Untersuchungen

über

den

Wucher,

liederliches Leben mir Schwelgerei und Trunken­

heit, das in Finland leider! zu sehr eingerissen

IÖ2

seyn sollte,

untergeordnet.

Es wurde strenge

anbefohten, daß die Lagmannsgerichte (die zweite Instanz) auf dem Lande, feierlich und regelmä­

ßig gehalten werden sollten; doch milderte der König gern die Strafgesetze: z. B. zehn Diebe,

die zum Tode verurtheilt waren, erhielten Be­

gnadigung unter der

Bedingung,

daß sie bei

eigner Kost imb eignem Bier einen bestimmten Walddistrikt in der Gegend von Björneborg aus­

roden sollten. Je länger der

König Krieg führte,

desto

klarer entwickelten sich seine Begriffe über die zweckmäßigste

Einrichtung

des

Militärwesens.

Die finländischen Reuter wurden 1626 in sechzehn

Kompagnien getheilt: der Reichsrarh und Oberst über ein finländischeö Regiment, Gustav Horn,

ward zugleich zum General über alle finlandische

Truppen ernannt. in Deutschland

Unter der schwedischen Arme­

dienten

verschiedne. finlandtsche

Regimenter, die sich bei allen Gelegenheiten aus-

zeichneten; Gustav bediente sich der Finländer hauptsächlich zur Artillerie, wozu sie besonders

geschickt waren.

IÖ3 Die neue Erweiterung der finländischen Gren­ zen hatte eine abermalige Trennung der BiS-

thümer Abo und Wiborg zur Folge: der Bischof in der letztem Stadt sollte zugleich die geistliche Oberaufsicht über Ingermanland führen, und die Einwohner in den

abgetretnen Landschaften in

den Lehrsätzen der lutherischen Religion durch ver­

ständige Priester ohne alle Gewalt unterweisen

lasten.

Der Bischof Isaak Rothovius, der

im Jahre 1627 die bischöfliche Würde in Abo erhielt, erließ, um den Gottesdienst gehörig zu

ordnen, und der Religion und der Kirchenzucht das gehörige Ansehn zu schaffen, strenge Verfü­ gungen.

Die Kommunikanten sollten nicht zu-

gelasten werden,

ohne vorher im Katechismus

examinirt zu seyn, weil es, wie sich der Bischof

ausdrückte, in dieser großen Barbarei hochnöthig sei:

den

Geistlichen

ward

daher eifrig einge-

schärft, fleißig Katechisationsübungen anzustellen.

Manche Verordnung, wodurch freilich Anstand und

Schicklichkeit befördert werden sollten, beeinträch­ tigte durch ihre pedannsche Strenge die christliche

Freiheit: wer am Kirchtage z. B. ehe er dell'

Gottesdienst besuchte, aß oder trank, sollte eineu Daler bezahlen; eben so auch Hochzeitüleute, die vor der Kirche etwas genoffen; das Doppelte mußten der Bräutigam, der Brautführer und der Wirth büßen. Im Jahre 1626 ward zu Abo ein Gymnasium gestiftet. Es wurden vier Lehrer in der Philosophie und zwei in der Theo­ logie angestellt; der. erste unter den Philosophen lehrte die Oratorie; er sollte auserlesene Reden Cicero's und die Gedichte Virgils und Bucha­ nans erklären, und die Jugend im Stil und Deklamiren üben; dem zweiten war die eigentliche Philosophie, besonders die Logik des Ramus, aufgetragen; der dritte trug die mathematischen und der vierte die physischen Wissenschaften vor. Die Theologen lehrten Dogmatik, etwas Exegese, vor Allem gewaltige Polemik. Musikübungen wurden täglich imKoltegium angestellt. Strenge Gesetze hielten die Lehrer zur Pflichterfüllung an. Die Schule zu Abo und alle ihre. Zöglinge hatte G u st a v bereits 1612 förmlich in seinen Schutz genommen. Die Schüler, die aus derselben und hernach aus dem Gymnasium hervorgingen, wur-

den zu Landpredigern bestellt; ihre Sitten zeich­ neten sie nicht vor dem großen Hausen aus, und

auch ihre Kenntnisse waren äußerst gering und

eingeschränkt.

Jünglinge, die tiefere Einsichten

zu erlangen wünschten,

noch

besuchten Upsala oder

lieber eine protestantische Universität

Deutschland:

aus

Mangel an

baarem

in

Gelde

nahmen sie allerlei Lebensmittel und andre Waa­

ren, theils zu eignem Unterhalt, theils zum Ver­ kauf mit; die Studenten durften ihre Güter da­

her auch

zollfrei

nach Deutschland ausführen,

und selbst nach Errichtung der Universität Abo schickten sie Waaren zu den deutschen Städten

an der Ostsee, um Bücher, Kleider u. d. g. da­ für einzutauschen.

(Schon im Jahre 1620 ward

auf königliche Veranstaltung zu Äbo ein Buchla­ den angelegt, der aber keinen Bestand hatte.)

Die Kinder Der Landleute wurden von den Schü­ lern aus den Stadtschulen unterwiesen, die in

dieser Absicht in den. Kirchspielen

herumzogen.

Gegen die tyrannische Behandlung, der die Kna­

ben in den untern Klaffen ausgesetzt waren, wur­

den bereits 1627 Verbote erlassen.

Der König befahl der Priesterschaft, durch vernünftige Vorstellungen den herrschenden Aber­

glauben zu verbannen.

Wie nöthig dieses gewe­

sen sei, lehrt die Geschichte jener Zeit.

Ein ge­

lehrter Finländer, Sigfried Aron Forsius,

der seiner Kenntnisse wegen in großem Ansehn stand, gab den Volksvorurtheilen durch feine Nei­

gung zur Astrologie und andre Prophezeihungen großen Kredit; er glaubte an die Behauptungen phantastischer

Schwärmer und machte gemein­

schaftliche Sache mit ihnen.

Hexen und Hexen­

meister wurden öfters mit Kirchenbußen belegt. Ein Gewürzhändler gerieth gotteslästerlicher Aeu­

ßerungen und eines

Bündnisses wegen, das er

mit dem Teufel gemacht hatte, in Untersuchung:

viele Personen

verübten

andre abergläubische

Handlungen, die, wenn sie bekannt wurden, von der Geistlichkeit bestraft wurden.

Die Sitten

waren noch äußerst roh; das Laster der Trunken­ heit war selbst unter den höhern Ständen sehr allgemein.

Ee war nichts ungewöhnliches, daß

die Mitglieder des Konsistoriums von Brantwein

trunken in die Versammlung kamen.

Die Lehrer

des Gymnasiums mußten sich in ihrem Eide an­

heischig machen, dis Heimlichkeiten des Kolle­ giums weder trunken noch nüchtern zu wollen:

offenbaren

wer trunken in die Stunden oder

in's Konsistorium fom, sollte ein solches Aerger­

niß durch eine öffentliche Rede von der Schande der Völlerei und Trunkenheit versöhnen.

ähnliche Buße

wie

den

Eine

Trunkenbolden

ward

denen auferlegt, die Zankereien anfingen.

Ein

Prediger ward angeklagt, weil er eine Frau aus

seiner Gemeine mit dem Fleisch, das er als frei­ willige hatte.

Gabe

erhallen,

blutrünstig

geschlagen

Unzuchtsverbrechen wurden in allen Kirch­

spielen so häufig verübt, daß im Jahre 1623 ein Befehl vom Generalstatthalter erschien,

der den

Vögten eine strenge Aufsicht auf solche Verge­

hungen einscharfte. Der Handel und die Gewerbe hoben sich nur

langsam.

1617 ward bei dem Dorfe Maehäta,

im Kirchspiel Nykirke im nördlichen Theil des

eigentlichen Finlands

die Stadt Nystadt,, und

1620 Neu- und Alt - Karlby angelegt.

Selbst

in der letzten Zeit unterließ der König nicht, auf

i68 das Wohl dieser entlegnen Provinz zu denken:

um Karelen und Ingermanland emporzubringen,

sollten daselbst verschiedne Städte errichtet wer­

den: auch an der Newa wollte er eine Stadt gründen, und ertheilte allen, die sich hier nie-

derlassen würden, ansehnliche Privilegien. Städte Helfingfore,

Björneborg,

Die

Borgo und

Ekenäs erhielten die Erlaubniß mit eignen Schif­ fen nach auswärtigen Orten

zu segeln,

auch

Wasa und Uleäborg, denen aber diese Freiheit wieder genommen ward.

In Wiborg sollte wö­

chentlich ein Markt gehalten werden; Abo's Pri­ vilegien wurden bestätigt,

Stadt wurde

die

den Bürgern dieser

Vergünstigung ertheilt,

auf

dem Lande Handel zu treiben, welches den übri­ gen Städten nicht erlaubt war.

Nur Ulea und

Wasa durften in Oesterbottn handeln, und nur die Bürger von Stockholm, Abo, Raumo und

Björneborg dursten hier

jährlich zwei Märkte

halten, die vierzehn Tage dauern sollten.

Ge­

wissen Kirchspielen an der Küste ward ihr aus­

wärtiger handel mit allerlei hölzernen Geschirren verstattet, und sie dursten sich zugleich in der

i6g Fremde mit Satz versehn.

Abo

ward häufig

von deutschen und holländischen Kaufleuten be­ sucht. . Dre Handwerkereien in dieser Stadt wa­ ren in großem Verfall und die Meister ließen sich

übermäßig theuer bezahlen.

Der König setzte

daher 1629 einen Aufseher über alle Süden an,

der

gemeinschaftlich

mit den

Atterleuten

eine

Taxe nach den Zeitumstanden festsetzen sollte; wer

sie überschritt,

und

verfiel

ward bei'm

in eine schwere Strafe

dritten

dem Amte verwiesen.

Uebertretungsfall aus

Um die Industrie war es

sehr schlecht bestellt: selbst ganz gewöhnliche Ar­ beiten konnten noch nicht von Einheimischen ge­

macht werden.

Um die Kaffen in Abo zu pfla­

stern, wurde ein Meister mit seinem Gesellen aus Lübeck verschrieben.

1627 ward an eilf Orten in

Fmland Salpeter bereiter; sämmtliche Fabriken

waren verpachtet,

der Unternehmer mußte an

die Krone jährlich 75 Schiffpfund Salpeter er­ legen.

In der städtischen Verfaffung und Le­

bensweise zeigt sich noch manche Aehnlichkeit mit

Deutschland: so ward z. B. vornehmen Reisen­ den eine Verehrung, besonders an Wein gemacht.

zu welchem Behuf dem Stadtkeller auch die Acci-

sefreiheit für eine gewisse Quantität von Geträn­ ken bewilligt war.

Eine solche Mündigkeit, wie

sich die deutschen Städte erworben harten, er­

rangen sich die Obrigkeiten der Städte in Schwe­

den niemals, und noch weniger in Fmland; der Magistrat in Äbo stand zunächst unter dem Unterstatthalter über das Schloß und dessen Län

und dem königlichen Burggrafen.

Der Gehalt

eines Rathsherrn betrug an Gelde 3 Daler, an­

derthalb Kannen Wein, und jedes zweite Jahr

3 Tonnen Getreide, ein halb Liespfund Burter und ein halbes Schaf.

Der Zustand des platten

Landes war äußerst bedauernswerth: durch die

Kriegcrfchaaren, die in den deutschen Feldzügen Lorbeer» ärndteten, wurden dem Ackerbau und

den Gewerben so viele Hände entzogen, daß das Land in einen Zustand der Verwilderung gerieth,

der wenig besser und vortheilhafter war, als die Lage der Provinz nach den langen und unglückli­

chen Kriegen Karls XII.; fast die Hälfte der

Bauerhöfe war öde und verlassen, daher muß­

ten die

Auflagen

der übrigen desto drückender

--------------werden.

171

Die Bevölkerung litt

durch fortdau­

ernde Auswanderung, durch ansteckende Seuchen, Pest und Hungersnoth.

Unter Gustav Adolph fielen auch in phy­

sischer Hinsicht

merkwürdige

Revolutionen

in

Finland vor; große Ströme entstanden an Stel­ len, wo Dormats ein Bach rieselte; an andern Oertern senkte sich das Waffer dergestalt,

Klippen und Felsen,

daß

die ehemals vom Waffer

bedeckt waren und die Niemand kannte, hervor­ stiegen: wo vorhin Wasser war, fand man Auen und Miesen.

Katarakte versiegten und erschienen

an andern Stellen:

der Sarsankoski

B. wo­

durch sich sonst das große Langelmäwesi in Ta-

wasttand in den Roine ergoß, trocknete ganz aus; er suchte sich einen Iharikoski;

andern Auslauf durch den

unter den Anwohnern,

diese Veränderungen

zum

wurden,

viele

entstanden

Rechtsgange.

Theil

die durch

ganz ruinirt

Streitigkeiten

und

VL Finland unter Christina und Karl Gustav von 1632 bis 1660. Wahrend

der

Minderjährigkeit Christinen-

erhielt Finland unter der vormundschaftlichen Re­

gierung an dem Grafen Peter Brahe einen Generalstatthalter/ der mit großer Einsicht, weit über

sein

Zeitalter,

mit lebhaftem Eifer und

rühmlicher Anstrengung die Mängel der Staatö-

verfassung zu verbessern und dem gesunknen Wohl­

stände wieder aufzuhelfen suchte.

Im Winter

und noch nach Weihnachten reiste er durch ganz

Finland bis nach Kexholm, Nysiott und Wiborg,

musterte das Kriegevolk und traf mehrere An­ stalten, die ihm nützlich schienen.

August

besah

Im Juli und

er das Land zwischen Abo und

Björneborg und die Beschaffenheit der Ströme. Er bekleidete die Statthalterschaft zu großer Zu­

friedenheit der Einwohner bis zum Jahre 1640, wo er abgerufen ward.

Zum zweiten Male ward

ihm das Gouvernement 1648 übertragen: auch

dies Mal eröffnete er

feine Amtöverrichiungen

mit einer Reise

durch

alle

Provinzen:

1650

kehrte er, um der Krönung der Königin beizu­

wohnen, über Tornea zurück: überall zeigten sich in guten Anordnungen die Spuren seiner Gegen­

wart.

Der Name

Landesvater> den ihm

die Einwohner gaben und segnend ihre Kinder

lehrten, war ein schönerer Lohn, als wenn sie ihm auf Äbo's stattlichstem Platz eine Denkfaule errichtet hatten. Bald

nach feiner ersten Ankunft stattete er

der Regierung einen ausführlichen Bericht von der Lage des Landes ab, und ersuchte sie, um Verfügungen, um den Mißbräuchen und Män­

geln abzuhelfen, worunter es litt.

Ihre Ant­

wort ist ein merkwürdiger Beweis der Sorgfalt,

womit sie das Wohl ihrer finländischen Unter­ thanen zu befördern suchte.

Sie fand kein andres

Mittel, eine feste und dauerhafte Kultur einzu­ führen,

als wenn

eine Universität und einige

gute Schulen im Lande angelegt würden, und

sie hielt es nothwendig t aus der Mitte der Na­ tion selbst Männer zu bilden, die zu weltlichen und geistlichen Aemtern geschickt wären.

Brahe

hatte den Vorschlag zur Errichtung einer Aka­ demie in Abo gethan/ und die Regierung wollte

fich mit der Ausführung beschäftigen:

Trivial­

schulen sollten an Ziehrern Stellen angelegt wer­

den.

Ueber das Leben der Geistlichen/ besonders

int Stifte Wiborg/

sollte eine bessere Aufsicht

geführt, die Iaht der Krrchen vermehrt/ und die

zu großen Pastorate getheilt werden.

Mau be­

schloß in Tawastehus und Wiborg besondre Lan­

deshauptleute anzusetzen/

weil die Distrikte zu

groß waren; der Generalstatthalter ward aufge­

fordert/ zu diesen neuen Stellen Personen vor­ zuschlagen / die der Sprache kundig waren.

Der

Klage über die schlechten Vögte und Gesetzleser

glaubte man nicht eher abhelfen zu können/ als bis die

öffentlichen

organifirt seyn/

Unterrichtsanstalten völlig

und aus ihrem Schoos tüchtige

Subjekte gebildet haben würden.

Die Menge

der Einnehmer sollte vermindert werden / denn je größer ihre Zahl, desto größer sei die Last/ die

das Volk empfinde.

Der Graf hatte auch vor-

geschlagen/ die vielen kleinen Abgaben an allerlei Produkten auf. gewisse Hauptwaaren zurückzu-

führen r die Ausführung dieser nützlichen Maß­ regel blieb dem Gouvernör überlasten: vorläufig

sollte er in

einigen Kirchspielen einen Versuch

damit machen/

um -u sehn/

in wie weit sie

über das ganze Land anwendbar sei.

Brahe

machte auch den Vorschlag, ein eignes Kammer­

gericht in Finland zu errichten, noch

einiger Anstand

genommen

womit jedoch

ward.

Auf

Sandö sollte eine Stadt angelegt werden und

der Generalgouvernör sich bemühn, daß sich um

Tawastehus

Bürger

niederließen,

die mit der

Zeit einen Flecken oder eine kleine Stadt bilde­

ten, wodurch dem vielen

Landhandel in dieser

Provinz ein Ende gemacht werben könnte. . Fer­

ner hatte der Graf eine Verbindung des Paijaine,

Lappis und andrer großen Gewässer vorgeschla­

gen,

die

der Aufnahme

des

Landes und der

Sradte äußerst bewrderlich seyn würde: die Re­ gierung ermunterte ihn, den Anfang damit zu machen und sich nach Leuten umzusehn, die in solchen Arbeiten geübt waren.

Endlich hatte er

sich auch über die Liederlichkeit und die Liebe zur Trunkenheit bei bem großen Haufen beschwert:

die Regierung wußte kein Mittel, dieser Sitten­ losigkeit Einhalt zu thun,

als wenn die Geist­

lichkeit ein besieres Beispiel gebe, als an vielen Orten geschehe. Bei den beständigen Kriegen auf ausländi­

schem Boden dauerten die Bedrückungen und der

Eigennutz der Beamten fort.

Samuel Kröll,

einer von den Kammerfiskalen, welche die Re­

gierung anstellte,

um die Rechte der Krone und

der Privatpersonen zu vertheidigen,

dem

Zustand

in Kerholmslän

machte von

im Jahre 1649

eine Schauder erregende Schilderung;

die Ge­

richte ließen sich von beiden Partheien bestechen:

ein Richter hatte die Gewohnheit, die Rechtsu­ chenden steif anzusehn; eö war allgemein bekannt, daß durch die Zahl der Finger, die Jemand in

die Höhe hob, ihm angezeigt ward,

wie viel

Thaler er zu erwarten habe, die er nach der Sitzung sorgfältig einforderte und sich dadurch große Reichthümer erwarb.

Jeder Starost, der

Gericht hielt, gab dem Landeshauptmann go bis

90 Rubel, und diese Gelder erpreßte er hernach dreidoppelt vom gemeinen Mann.

Alle wichtige

Klagen

Klagen wurden abgewiesen und viele Einwohner flüchteten

deswegen

nach

Rußland.

In Kex-

holmelän waren über soo Einlieger, die jeder

dem Gouvernör jährlich i Rubel geben mußten.

Mit den Kroneinkünften fielen die schrecklichsten

Unterschleife vor.

Die Einkünfte des Gouver-

nörs von Nyslott waren größer als alle Einnah­ men der Krone. werden wollte,

Wer in seinem Distrikt Vogt mußte ihm jährlich eine silberne

Kanne von ioo Loth und dem Buchhalter 150

Thaler geben, der überdies gegen besondre Ver­ gütung die Rechnungen der Vögte machte, die er doch kontrolliren sollte.

Der Gouvernör Karl

Mörner hatte zu seiner Verzehrung auf eine

Nacht mit einem Male 1293 Daler 24 Oere er­

hoben.

Der Generalgouvernör, der Landeshaupt­

mann und die Einnehmer hatten eigne Auflagen erdacht, deren Ertrag sie unter sich theilten.

Der

Inspektor des kleinen Zolls in Finland erlaubte sich die ungeheuersten Betrügereien, weswegen er

aber auch alles im Ueberfluß hatte und wie ein Freiherr lebte.

Der freimüthige Fiskal, der eS

wagte, diese abscheulichen Mißbrauche an's Lrcht

-u ziehn, mußte vorher manche Mißhandlungen

dulden: selbst Brahe, besten große Eigenschaf­

ten allein durch das Laster des Geizes verdunkelt

wurden, scheint an diesen Unordnungen Antheil

gehabt zu haben:, auch er gehörte zu Kröll'S Feinden, dec auf seine Veranstaltung eingekerkert und nur durch ein besondres königliches Vor­

schreiben wieder restituirt ward.

Weil die ersten

Beamten in den Prozeß verwickelt waren, ward

er auch vom Hofgericht ohne Nachdruck betrie­

ben und endlich unterdrückt.

'Die Stellen der

Ober- und Unterrichtet (Lagmanner, und Häradshöfdinge) wurden von schlechtbesoldeten und

ungeschickten Stellvertretern verwaltet, die das Hofgerickt

häufig

an

die

ten Verlegenheit, werden sollten,

ersten

Gründe des

Es war oft in der größ­

Rechts erinnern mußte.

wie die Richteramter besetzt

und wagte auch nicht, sie zu

vergeben, ohne die Aeußerung der Großen, denen

die Einkünfte

haben.

zugetheilt

waren,

eingeholt

zu

Im Jahre 1637 bat das Hofgericht die

königliche Regierung,

bei

der

aufzurichtenden

Akademie auch Rechtslehrer zu verordnen, wo-

durch einige einheimische Jünglinge zum Stu­ dium Der Rechtswissenschaft aufgemuntert wer­ den möchten: Die Geschicktesten wollte man her­ nach zu Richterstellen befördern. Das Militärwesen ward durch den Grafen Brahe neu . geordnet. Er war Der Erste, Der die widerspenstigen Sawolaxer vermochte, Sol­ daten zu stellen Der Bischof mußte durch Vor­ stellungen Die Werbung unterstützen: selbst junge Leute in Den Schulen, Die zu Den Wissenschaften kein Geschick oder keine Neigung hatten, sollten von ihren Lehrern ermuntert werden, Die FeDer mit Dem Schwert zu vertauschen und sich einem Stande zu ergeben, Der sie eher zum Ruhm und zu ehrenvollen Aemtern führen würde. Durch Brahe's Eifer ward Der neue Lehrsttz in Abo am 15. Julius 1640 mit anständigen Feierlichkeiten eingeweiht; für das ganze Land, worüber sich von Dieser Sonne ans die erquicken­ den Strahlen Der Aufklärung ergießen sollten, war es ein festlicher Tag, Der überall mit gottesDienstlichen UiburiLen unD in heiterer Fröh­ lichkeit begangen ward. Am Dritten Tage ward

Igo ein Schauspiel/ die Studenten genannt/ unter der Leitung des Profeffors der Geschichte und Poli­ tik, W e x i o n i u s / aufgeführt. Diese Uebungen fanden außerordentlichen Beifall und wurden auch in der Folge öfters wiederholt; aber schon die Titel zeugen von der Geschmacklosigkeit der Verfasser und des Zeitalters: z. B. Jakob Chronanders Surge oder Schauspiel des Fleißes und Unfleißes; sein Poffenspiel enthielt verschie­ dene lustige Diskurse und Urtheile über Ehe und Heirathen/ Erich KolmodinS genesis aetherea oder Jesu Christi Geburt in eine einfältige Komödie gefaßt u. s. w. Bei diesen Vorstellun­ gen spielten die Narre«/ die sich die Vornehmen nach Sitte der damaligen Zeit hielten, öfters Hauptrollen. Die Geistlichkeit fand sie auch bald anstößig, sie suchte sie abzuschaffen und ohne Erlaubniß deL Konsistoriums durfte keine "Komö­ die gespielt werden. Au Professoren bei der neuen Universität wurden theils die Lehrer am Gymnasium ernannt, theils mehrere Gelehrte aus Schweden berufen. Die theologische Fakultät ward als die Vorzug-

181

-----------------

lichste mit drei Lehrern besetzt r für die Rechte

und für die Heilkunde ward nur Einer bestimmt;

an Aerzten war noch ein so großer Mangel/ daß erst ein Jahr nach Stiftung der Akademie ein alter Student der Medizin zu ihrem Lehrer er­

nannt werden mußte/ weil sich kein andrer Mit­

bewerber fand.

Die philosophische Fakultät zählte

sechs Professoren: i) der Politik und Geschichte/ 2) der hebräischen und griechischen Sprache / 3)

der Mathematik/ 4) der Physik/ 5) der Logik

und Poesie/ und 6) der Eloquenz: hernach ward noch auf Betrieb des Eri ch I ustan der eine be­

sondre Lehrstelle der Dichtkunst errichtet/ zu deren Besoldung die Gehalte der übrigen Lehrer verrin­

gert wurden; .die philosophische Fakultät erhielt zugleich zwei Adjunkten.

Im Anfänge mußte

sich die Universität mit den alten t zum Gymna­ sium bestimmten Gebäuden/ begnügen/ die etwas

umgebaut und gereinigt wurden:

die Auditorien

konnten nicht erwärmt werden/ und waren daher im Winrer fast ganz unbrauchbar; nichts desto-

weniger mußte man sich ihrer/

nicht ohne gro­

ßen Nachtheil für die Studirenden/

bis in die

neuesten Zeiten bedienen. Soviel die Umstände verstatteten, stimmte die innere Einrichtung mit der Verfassung der Upsalischen Akademie überein. Die Vorlesungen wurden alle lateinisch gehalten und waren fast alle öffentlich; denn die Mehrzahl der Studenten war zu arm, um die Lehrer zu besondern Vorträgen aufzumuntern. Hiemit wur­ den drei nützliche Hülfsmittel verbunden: i) flei­ ßige Prüfungen, die jeder Lehrer hauptsächlich am Ende seines Kursus anstellte, 2) häufige Di­ sputationen und 3) Reden, die von den Srudirenden, theils in Prosa, theils in Versen beson­ ders an den Sonntagsnachmittagen öffentlich ge­ halten wurden. Die Zahl der Lernenden übertraf gleich anfangs die Erwartung und nqhm immer zu: selbst aus Schweden eilten wißbegierige Jüng­ linge nach dem neuen Musensitz an den Ufern der Aura. Für Studirende, die an auswärtigen Oertern den Wissenschaften oblagen, ward an allen Festen und Bettagen eine Kollekte in den Kirchen gesammelt. Im Jahre 1643 ward von der philosophischen Fakultät bereits eine feierliche Magisterpromotion vorgenommen; die Regierung

erinnerte, um die akademischen Würden in Ehren zu halten, daß

sie

nicht jedermann,

sondern

wenige und gelehrte Männer befördern möchte. Einer der Kandidaten war ziemlich gelehrt, aber in „vita et moribus“ (in Leben und Sitten)

etwas unhöflich, daher sollte er zwar befördert

werden, aber diesmal nicht pro gradu disputiren dürfen: ein andrer war durchaus untüchtig, er sollte sich daher verbindlich machen, entweder

noch drei Jahre studiren oder unverzüglich nach einem Ort in Schweden reisen zu wollen, wo seine Schwache in den Wissenschaften nicht zur

Schande der Akademie .an's Licht kommen würde. — Die Kosten der neuen Anstalt wurden auf die

Kroneinkünfte aus

Finland angewiesen;

allein

bei dem erschöpften Zustande des Landes waren die Kaffen fast immer leer und die Besoldungen der Lehrer wurden daher selten regelmäßig be­

zahlt.

Der Geldmangel und die Finanzverwir-

rung war so groß, daß selbst die Mitglieder des Hofgerichts

häufig

die

jämmerlichsten

Klagen

über ausgebliebnes Gehalt führten: sie erhielten es nur nach und nach, entweder in Naturalien

oder in ganz kleinen Summen.

Der Muth der

Regierung verdient daher Bewunderung, die selbst

unter solchen Umstanden kein Bedenken trug, eine so kostbare, aber für das Wohl des Landes so

heilsame Anstalt anzulegen: bei veränderten An­

sichten würde man selbst in glücklichern Zeiten schwerlich Mittel dazu gefunden und unterhalten

haben. —

Ein

großes Hinderniß

der wissen­

schaftlichen Kultur war der Mangel an Büchern: die Universität gab sich viele Mühe, einen aus­

wärtigen Buchhändler zu bewegen, daß er sich in ihrer Stadt niederlassen möchte: und obgleich em Paar Lübecker den Versuch machten, wollte

e- doch mit diesem Handel nicht fort und der siudirenden Jugend war es schwer, sich mit den

nöthigen Hülfsmitteln zu versehn.

Seitdem seit

1642 zu Abo eine Buchdruckerei angelegt war, gaben die Professoren über ihre Wissenschaften

in der Gestalt von

Disputationen

Handbücher

heraus, die die Studenten sorgfältig sammelten

und aufbewahrten/ und worüber hernach Vorle­

sungen gehalten wurden.

Die finländische Lite­

ratur ward mir sparsam bereichert.

Einige Ge-

betbücher, eine ausführliche und kürzere Erklä­ rung des Katechismus, die Postille des Bischofs

die 1625 zu Stockholm in

Erich Erichssohns,

verschiedne Gesang­

zwei Quartbänden erschien,

bücher, die seit 1613 an's Licht traten, waren

die einzigen Quellen

des Trostes und der Er­

bauung, die andächtigen Gemüthern in der Lan­ Exemplare von A g r i-

dessprache geöffnet waren.

k 0 l a' s neuem Testament waren bereits selten

geworden, und eine vollständige finlandische Bi­

bel war dringendes Bedürfniß.

Es ward eine

Kommission von FintandS gelehrtesten Männern niedergesetzt,

die

die

Arbeit so eifrig betrieb,

daß die ganze Bibel im Jahre 1642 auf könig­

liche

Kosten

zu

erscheinen

Stockholm

konnte.

Jede Kirche erhielt einen Abdruck, und ungeach­

tet des ziemlich hohen Preises, war die Begierde des Volks nach diesem Grundquell der heiligsten Wahrheiten so groß,

daß

in

Abdrücke verkauft waren. —

kurzer Feit alle Durch

Brahe'S

Sorgfalt ward auch das Schulwesen überall ver­

bessert und an verschiednen Orten niedre Schu­ len von ihm angelegt.

Die großen Kirchspiele

wurden getheilt und überhaupt mehrere Kirchen erbaut. Nur langsam schlug eine höhere Aufklärung Wurzeln; selbst die Lehrer auf der neuernchteren hohen Schule waren von finstern Vorurtheilen umnebelt. Die Gewißheit der Astrologie ward im Jahre 1647 von dem Professor der Mathe­ matik, Simon Kerl er, in vollem Ernst ver­ theidigt Ein andrer Lehrer, Martin Sto­ tz i US/ ward allgemein für einen Zauberer gehal­ ten lmtz gerieth deswegen sogar in Untersuchung: mit aller Gewalt sollte er an der Verrücktheit eines Studenten Schuld seyn, den er verschiedne geheime Künste (z. B. eine unsichtbare Schrift, die über dem Feuer lesbar ward,- die Wirkungen des Brennglases u. d. $.) gelehrt hatte. Dies Mül (1644) ward er freigesprochen/ da ihm alle seine Kollegen das Zeugniß gaben, daß seine Gespräche weder trunken noch nüchtern niemals zu solchem Verdacht Anlaß gegeben hatten: obgleich er sonst leichtgläubig sei, auch gern über Dinge rede, die eben nicht hochnöthig waren, sondern zum Zeitvertreibe gereichten. Bei dem großen Hau-

fen blieb der Verdacht fortdauernd, und alle die

frühern Beschuldigungen wurden aufs neue auf­ geregt, als ein Lektor am Gymnasium -u Wiborg

beim Hofgericht

verklagt

ward,

der über die

Kabbala des Michael Palez gelesen hatte, die

ihm vom Stodius geliehen war:

dieser ward

abermals vom Konsistorium zur Rechenschaft ge­ zogen und gleichsam aus der Gemeinschaft der

Universität auügestoßen:

Kanzler der Akademie, ein so hartes,

aber

der

aufgeklärte

Peter Brahe,

der menschlichen

hob

Vernunft zur

Schande gereichendes Urtheil auf, und verräth in dem» Reskript, das er deswegen erließ, Einsich­ ten, die die Lehrer der Weisheit beschämen murren. Nichts war häufiger als Prozesse g?gen Heren und

Hexenmeister.

Der Wahn von Hexen und Hexe­

rei war bei dem Volke so tief eingewurzelt, daß

ihn die blutigsten konnten;

vergebens

Exekutionen

warnten

nicht ausrotten die Prediger bei

jeder Hinrichtung die zuschauende Menge. Brahe traf

die Veranstaltung,

Graf

daß dreimal

jährlich gegen das Hexenwefen besonders gepre­ digt werde.

Aber die vollkommensten Zauberer

T88 Hegte der äußerste Nord: daher reisten die Südfinländer öfters nach -Oesterbottn, um die Lap­ pen über gestohlne Sachen u. d. g. um Rath zu fragen, obgleich sie, wenn sie verrathen wurden, wenigstens der Kirchenbuße nicht entgehn konn­ ten. — Von der Rohheit der Sitten kommen überall die auffallendsten Beweise vor; die Geist­ lichen bezechten und rauften sich und verklagten einander häufig bei'm Konsistorium über Thät­ lichkeiten. Die Gewohnheit, daß die Priester ihre Stolgebühren zum Theil selbst von den Bauern erbetteln mußten, verursachte nicht nur manche Kollisionen, sondern hinderte sie auch in ihren Studien: der Bischof Rothovius ver­ langte daher von der Regierung, daß sie die. Besoldungen des Klerus auf eine andre Art ein­ richten möchte. Die Pastoren behandelten ihre Kapellane wie ihre Knechte, und sie mußten öffentlich aufgefordert werden, ihnen besser zu begegnen und ihnen nicht alle Muße zu gelehr­ ten Beschäftigungen zu rauben. Die Bierkrüge bei den Kirchen wurden abgeschafft. Das Laster der Trunkenheit war noch immer so allgemein,

daß die Geistlichen auf den Kanzeln den Richtern und obrigkeitlichen Personen den

Vollern machten.

Vorwurf der

Die Lustseuche war noch sel­

ten und ungewöhnlich: ein Bauer war im Jahre 1.642 angesteckt; er ward mit seiner ganzen Fa­ milie von

der

gottesdienstlichen Versammlung

ausgeschlossen: der Prediger sollte ihn übrigens

unterrichten, der Kranke an einen Arzt verwie­ sen und in der Kirche einige Hülfe für ihn ge­

sammelt werden.

Das gesellige Leben war äu­

ßerst beschrankt und ohne Verfeinerung.

Beim

Rektoratswechsel auf der Akademie zu Abo mußte

der neue Rektor einen Schmaus geben/

wozu

alle angesehene Einwohner geladen wurden: doch war das schöne Geschlecht ganz davon ausge­

schlossen ; es durften nicht mehr als sechs Schüs­ seln/ und zum Nachtisch kein Konfekt/ sondern

nur Käse aufgesetzt werden. Bier/ etwas Franzwein

Gutes finländisches

oder statt des letzter»

Rostocker Bier waren die Getränke: zu vorneh­ men Gesundheiten konnte spanischer Wein her­

umgereicht werden.

Das Gelag durfte bei schwe­

rer Strafe nicht bis zum andern Tage ausge-

190

-----------------

dehnt werden. —

Im Jahre 1649 findet man

die erste Spur vom Gebrauch des Tabaks in

Fintand, der,

nach dem damaligen Sprachge­

brauch, getrunken ward.

Brahe bemühte sich auch die Städte in Fintand in Aufnahme zu bringen: er machte ver­

schiedene

Anlagen zur größer«

zur Verschönerung von Abo.

Sicherheit und

Die Zahl der Deut­

schen in dieser Stadt war noch sehr beträchtlich,

denn im Jahre 1638 ward für ihre Kinder ein eigner deutscher Lehrer angestellt, um sie in der

deutschen Sprache, der Religion und im Sin­ gen zu unterrichten.

Wiborg ward jetzt ein wich­

tiger Stapelplatz für die ruffischen Waaren: selbst russische Kaufleute verschifften von hier aus ihre

Produkte.

Durch Brahe's Veranstaltung ward

1649 das nach ihm benannte Städtchen Brahe-

stad in Oesterbottn gien versehn.

angelegt und mit Privile­

Die Industrie war immer noch

in einer traurigen Lage:

selbst die Dachziegel

wurden aus Holland einversckrieben. Durch

Christina's

Resignation

(1654)

ward KarlX. (vorher Herzog von Zweibrücken,)

König von Schweden: seine sechsjährige Regie­ rung war ein beständiger Krieg und daher für

die innere Organisation nicht sehr heilsam.

Zu

seinen Heeren wurden die tapfersten Söhne des

1657

die

finländischen

Stände versammelt wurden,

um

dem Könige

Landes geschickt.

beizustehn,

Als

besserten sich alle,

der Adel,

die

Bauern, die Prediger und die Städte, den Kö­ nig mit Leuten und Geld zu unterstützen. gebens

bemühte sich

Karl

Ver­

mit Rußland ein

friedliches Verhältniß beizubehalten: Zar Alexej

Michailowitsch wollte Krieg, um die durch den Stolbower Frieden verlorne Provinzen zu erobern: und dtese Absicht hoffte er desto leichter

zu erreichen,

da

Schweden

überdies in einen

Krieg mit Polen verwickelt war.

ten sich die Ruffen gegen Provinz ward verwüstet,

Zuerst wand­

Karelen:

die ganze

denn nirgends fanden

sie Widerstand: die hier angeseßnen griechischen Christen fielen gleich zu ihren ehemahligen Lands­

leuten ab und tobten zum Theil wüthender als der Feind; überall waren Mord und Verheerung ihre schrecklichen Begleiter.

Die Ruffen hatten

allen Finlandern und Schweden, die den griechischen Glauben und die Herrschaft des Jars verwerfen würden, den Tod geschworen; die neue Stadt an der Newa N y ward ein Raub der Flammen. Auch in Oesterbottn erstreckten sie ihre Verwüstungen bis nach Kajana, die Höfe wurden niederge­ brannt, die Bewohner flüchteten in die Walder. Unterdessen hatte Gustav Lew en Haupt den Oberbefehl in Finland übernommen und traf treffliche Anstalten, den Feind von weitem Vor­ dringen abzuhalten: gegen das Ende des Jahrs 3.656 zwang er ihn, sich in seine Grenzen -urückzuziehn. Die Russen kehrten nun ihre Haupt­ starke gegen Liv- und Ehstland und verheerten diese Provinzen auf's entsetzlichste; Finland scheint von nun an aber verschont geblieben zn seyn, bis endlich am 20. Nov. 1658 ein dreijähriger Waffenstillstand geschloffen ward, wahrend des­ sen die Russen einige von ihnen besetzte Oerrer in Livland behielten. Karl verordnete im Jahre 1655 einen Mann zum Bischof in Äbo, der sich in der aufgeklär­ ten Schule eines Kalixtus gebildet hatte, der ein