Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände: Jahrgang 3 1811 [Reprint 2022 ed.] 9783112667927, 9783112667910


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Kriegs-Kalender für gebildete Leser aller Stände: Jahrgang 3 1811 [Reprint 2022 ed.]
 9783112667927, 9783112667910

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51 ARIE LOUISE

Kriegs - Kalender

für gebildete Leser aller Stände

Dritter Jahrgang r 3 r r-

M t t schwarzen und

H I ii m l n I v t e

h

Kupfer n

und einen; großen Plane.

Leipzig bei Georg Joachim Göschen.

Taschenbuch der

neuesten Kriegsbegebenheiten f ü r

gebildete Leser aller Stände Dritter Jahrgang i8n


daß die Fassung selber die Leiter zum Ersteigen heraushangt, und daß die Schönen überhaupt sich blos bewaffnen, um erobert zu werden.

Ich übergehe mehrere Zurüstungen Mariens; gar nicht etwan als waren sie weniger bedeu­

tend — denn eine davon war, daß der Hofmaler als Schlachtenmaler angestellt und mobil gemacht

wurde, oder eine andere,

daß der Konditor auf

die Hoftafet lauter Aufsatze von alten Helden und Siegen, ganze Schlachtstücke aus Zucker lie­

fern mußte, um die Generalität theils zu erhit­ zen, theils zu exerzieren — sondern es fehlt dazu

'

*) Französ. Miszellen. D. 13. u

19

-----------------

rm Kriegskalender an Play, der größern Kriegen

gehört. Tiberius fragte, gleich seinen Trödlern, nicht

stark nach Glanz.

Wie sonst Barenwildpret auf

den Hoftafeln tafelfahig war, so gehörte er zu den wenigen tafelfähigen Bären an der Tafel.

Dieß würd' ich schon glauben,

wäre auch die

Anekdote von ihm erdichtet, — denn eben das Erdichten

bewiese

für mich — welche ich im

Gasthofe selber gehört, wo sie vorgefallen sein

sollte, daß er nämlich, als er inkognito aus Eile sich den Bart von einem fremden Balbier ab­

nehmen ließ, welcher zu unvorsichtig einen Vier­

tels-Backenbart mit weggeschoren, den Vacken-

bartpuyer so lange prügelte,

bis die Wangen-

Mahne wieder nachgewachsen war. genug!

Gewiß aber betete er,

Römer, die Lanze an,

Unglaublich wie die altew

und hielt die Staaten

für Flaschen, welche nur der Flintenschrot, d. f)»

der Krieg gut ausspült und reinigt;

worin er

freilich den Selbstvermittler, Adam Müller, auf seiner Seite hat.

etwas

dadurch

Daher würd' ihm dieser Krieg, verkümmert,

daß

wenig oder

nichts todtgeschlagen werden sollte,

und er so

das ganze Achrenfcld mit seinen Schnittern ver­

geblich, ohne einen Schnitt zu machen, durchzie­

hen mußte. Bekümmerniß,

Maria hatte

die entgegengesetzte

daß er, wie einmal Sophokles

für sein Trauerspiel mit'einer Feldherrnstelle be­

lohnt wurde, umgekehrt für sein Feldherrnamt mit einem Trauerspiele bezahlt werde; den Tröd­ lern war nicht zu trauen.

Daher trauere Tibe­

rius ihnen desto mehr; er ließ seine kecken Tibe-

rianer oder Käuzen fast in nichts vorüben als

im Laufen, weil er, sagt' er, sich nicht schmeich­ le,

daß sie darin

mit

den Schneidern wett­

liefen, wenn diese daö Feld räumten.

Uebrigens

verließ er sich darauf, daß hier Schuldner, also Undankbare, gegen Gläubiger losschtugen,

und

gerade den Zorn mitführten, der den Menschen, wie Sauerteig den Teig, so hebt.

Ium Uebcr-

fluß organisiere er noch ein Freikorps von Kammund Knopfmachern, von welchen er sich allerlei

versprach, wenn sie alle übrige Waffen aus der

Hand würfrn, und dann mit der letzter« allein

— da beide Handwerker die längsten Fingernägel

führen muffen — durch ihre zehn Pincetten oder Glaserdiamanten die

die

gordischen

feindlichen Gesichter, also

Knoten

des Kriegs vorthcilhaft

zerschnitten.

Jetzt stehen wir nun vor der großen Periode, in welcher

beide Machte

gegen

einander vor­

rücken. Nachts zog Maria aus, damit alle Untertha­

nen , wenn der Generalmarsch geschlagen würde, nach der Kriegüreget Lichter an die Fenster setz­

ten, gleichsam als Vorspiel und Aurora künftiger

SiegS-Erteuchtnng. muthiger und

Nie marschirte wol ein Heer

gefährlicher aus dem Thore als

die Großlausauer Schneidermeisterei, wenn Galia-

ni Recht hat,

daß Muth eine Frucht der Furcht

ist; denn die Versammlung schien ordentlich die

wiedergeborne Kirchenversammtung zu Tours im Jahre 1163 zu sein, welche bei Kirchenbuße alles Blutlaffen verbot, und es gab Bebende darun­ ter,

vor welchen

wol ein

herzhafterer Mann

als Galiani harre zu beben gehabt.

die Sparter sonst

Indeß wenn

blos unter dem Flöten von

Flöten auözogen, um ihren wilden Muth zu mit-

so stimmte auf diesetbe glückliche Weise

denn

schon die Trommel und Trommete und andere

Kriegsmusik den Großlausauer Muth um vieles herab.

An sich aber wars erhaben, es zu sehen,

wie man auszog, nicht nur die sogenannte Pri­

ma Plana war bei dem Heere (die Gemeinen

verstanden sich von selber) sondern auch ein Regimentsstab sammt Unterstab, und über fünfvier­

tel Generalstab ;

der Rumormeister aber erschien

Ich sehe sie noch vor

als wahrer Ueberfluß. mir

hinmarschieren,

die Helden

der

Zukunft.

Wenigere Iammergesichter waren freilich in der

Armee gesehen

und

geschnitten worden,

hatte

nicht Tiberius die Bosheit ausgeübt — wovon leider die ganze Armee erfahren — daß er aus

dem Tollhause einen verrückten Trödler, der sich

seit Jahren für einen Premierlieutenant in Kauzner Diensten

fixer

aus

Montur stecken,

Idee gehalten, in die

und mit anmarschieren lassen.

Dieß verwirrte aber die Schneider, wenigstens

viele. Verständigere darunter sagten sich unverho-

teri:

„Dergleichen

kann

keinen

vernünftigen

Wir ziehen da so fröhlich

„Militair erfreuen.

den

„in

Krieg,

aber

wer steht uns dafür,

„wenn der Verrückte dabei ist (der keine Ver„nunft annimmt), daß nicht unsre Macht Beu,,len und Prügel hereinbringt, ja mehrere Beu­

tle« als Manner? „tenant

Ladstöcke

Kann nicht der Premierlieuladen

und

abschießen? —

„Beim HimmelEin hübscher Vexierkrieg, wenn

„darin mehr Leute verwundet werden können als „in einem Realkrieg in Italien sonst im izten

„Jahrhundert, wo oft in einem Feldzuge kein „Mann umkam.

So hole doch der Teufel einen

„so unsinnigen Krieg,

wobei man kaum des Le-

„bens sicher bleibt!" Auch dieß

verstärkte

nicht

sonderlich ihren

Muth, daß Tiberius seine ganze Generalität von Affen mitgenommen, weil solches Vieh, unbe­

kannt mit Kriegszucht, durch ungestümes Nach­ affen der Gefechte ja mehr

Schaden anrichten

konnte als die Fechtenden selber.

Es bestand

aber die Generalität aus einem Hundsaffen und

zwei

Meerkatzen; "und

der Regimentsstab aus

einem seltenen Beelzebub mit Rollschwanz (der

Coaita oder Paniscus) und einigen Pavianen; allen aber hatte er bestimmte Namen von Kriegs­

Einer und der andere, der

chargen zugetheilt.

ihn naher kennt als wir alle, will hinter diesem Affen-Militair

heimlichen Spott auf Mariens

Kopiermaschinen des

Hofs und Kriegs vermu­

then ; was ich sehr ungern sähe. — Endlich standen beide Heere einander im An­ gesicht

.....

Aber hier ist der Ort, wo der

Verfasser dieses leider das demüthige Gestand-

niß abtegen muß,

daß er nur Levanen,

Vor­

schulen, Titanen geschrieben, und niemals KriegS-

operazionen aus Mangel an Fachkenntniß, und

daß folglich dieser Mangel jetzt, wo seine Feder­ züge an Feldzüge sich wagen sollen,

ihn unge-

gewöhnlich bedenklich machen muß, wie er den Großlausauer

soll,

und Kauzner Feldzug beschreiben

ohne entweder sich

lächerlich

oder die Helden oder beides.

zu machen

Daher verspricht

er auch nur Unparrheilichkcit für beide Machte,

und will ohne

Rücksichten

bald Tiberius bald

Maria loben; indem er doch der Hoffnung lebt,

daß nach ihm irgend eine Feder von Metier, die

vielleicht



mitgefochten

gleichsam

aus dem

Adlcrsflügel selber ausgezogen — der Welt die­ sen Krieg mit alle der taktischen und strategi­ schen Kenntniß darstellt/

ohne welche jede Be­

schreibung davon lächerlich ausfallt. Beide Heere waren darüber einig, daß der ganze Erfolg der Heerschau oder des Feldzugs

davon abhange, welches von beiden zuerst sich

des Galgenbergs — der übrigens nur mir Einem

Manne besetzt war,

der noch dazu am Galgen

hing — bemächtige; wer dann beim oder am Galgen war, sah ruhig dem übrigen «Kriege zu, und machte wie der Gehenkte, blos aus Spaß

noch Schwenkungen.

Alle verständige Militair-

personen, die ich noch darüber gesprochen, ver­ sicherten nun einmüthig, daß die Käuzen oder

Trödler viel früher als Galgen,

woran

so

die Großlausauer

viel hing,

den

hatten besetzen

können, wenn nicht unterwegs ein Unglück vor­ gefallen wäre, welches die Käuzen zum Unglück

für ein Glück genommen.

O so sehr siegt todtes

aber volles Gedärm über lebendiges, das leer ist, und elende Würste schießen sich als Feldschlangen

ab, und halten ganze Heere auf! Es ist nämlich nur gar zu

jeden

erwiesene

Thatsache — ich kenne der

Zeitungsschreiber/

sie

zu

verdecken

suchte — daß die streit - und eßlustigen Käuzen

auf ihrer Militairstraße gerade vor einem Flei­

schers Hause vorbeigemußt/

das brannte.

Nun

warf die Lohe aus dem Rauchfange alle darin

hangenden Würste und Preßsäcke wie sogenannte

Wachteln (dreipfündige Handgranaten) auf die Käuzen heraus/ so daß der Kern des hungrigen

Heers,

davon durchbrochen, sich umher streute,

um die anf sie gefeuerten Würste aufzutesen und

aufzuesien,

mit

welchen

der Rauchfang,

Hungertburm, sondern ein Füllhorn,

sie zu spielen nachließ.

kein

kaum auf

Kein Kugelregen hatte

die magern Trödler so aufgehalten,

als es der

Mannaregen von Einschiebeffen that; daher die Mannschaft, ob sie gleich dem Feinde schon drei

falsche Zöpfe abgenommen hatte,

am Galgenberge anlangte,

doch so spät

daß sie ihn von den

Großlausauern schon in solchen Stellungen be­

setzt ontrafen, bei welchen wol mehr als einem Käuzen der Muth sank, weil mit dem Galgen

-----------------

27

gerade die Hauptfestung verloren ging.

Noch

dazu hatten die Groslausauer — wahrscheinlich

durch Bestechung — sich den Stadtschlüffel des

Thürchenö zum Galgen, nämlich zu dessen Ring­ mauer unten zu verschaffen gewußt, so daß sie im

Nothfall den Rückzug unten in die Festungskase­ matten offen behielten; denn, standen sie einmal und mitten von

alle unten unter dem Galgen,

dessen runden Mauerverhack hock umschlossen, so

war ihnen nichts anzuhaben, und alle Schneider konnten durch das Galgenpförtchen, wie in einem Thermopylä's - Paffe

engen

spartisch

heraus­

fechten. Der OperazionSplan war, wie es scheint, mit Inzwischen drangen den­

Verstand entworfen.

noch die Trödler unter Anführung des toll seien­

den PremierlieutenantS

gegen

Berg vor und daran auf —

den furchtbaren Beide Generalis­

simi der Heere fochten von weitem auf dem rech­ ten Flügel —; mit Erdklößen wurde ein böses

Erdfeuer

gemacht,

und

Frauenschneider in der den

Beinen

wie

ein

es

wurde

sogar

ein

Hitze des Gefechtes an Schlitten

herabgezogen.

Zuletzt mußten die Großlausauer der Ucbermacht

weichen/

da der wahrhaft grimmige Premier­

lieutenant mit gefälltem Bajonet, nämlich mit

gefällten Flintenkolben auf jeden eindrang; denn

die Kauzner Uebermacht bestand nicht in Men­ schen — obwol nach dem alten Kriegsglauben

der Belagerer zehnmal mehr sein muffen z

als

der Belagerten — sondern in Kräften und Muth. Wirklich erstürmten

die Käuzen den Berg;

aber hier erwartete sie jener marianische Kriegs­ verstand/

welcher schon lange vorher den Gat-

genschlüffel zur Ianuepforte sich in die Hande zu spielen gewußt; der ganze rechte Schneider-

Flügel zog

durch

sich

das

Pförtchen

hinter

feste Mauern zurück/ entschlossen aus demselben/ Schneider für Schneider/ auszufallen.

Dennoch trat wieder der Tolle als ihr Un­

glücksvogel auf.

Gegen ein fürchterliches Knall­

feuer und eine aufgepflanzte Batterie von Flin­

tenkolben drang er

allein vor das Galgenpfört­

chen , faßte den Drücker an,

und zog den Schlüssel ab.

schlug dasselbe zuz

Der Kern der halben

Armee war nun eingeschloffen vom Galgen; denn

die

Ringmauer dieses Nothstalls

war viel zu

hoch, als daß, sogar Meister auf Gesellen gestellt, sie hatten auf den

Wall herauSfteigen können,

um etwa von da aus etwas hinab zu thun. fangs schrie der

ganze halbe

macht unsere Festung.'

„und Reoüengebrauch?

Flügel:

An­

„aufge­

Ist dieß Kriegsgebrauch

Den Schlüssel hinein,

„ihr Galgendiebe—

Dieser Name war den Trödlern nicht gleich­ gültig; mehrere warfen — um vielleicht Artig­

keit und Liebe mit Krieg zu vereinen —,'unbe­ hauene Steine,

womit das

erste Griechenland

gerade die Liebe und die Grazien (nach Winkel­ mann) darstellte / in das Paiterre noble hinein, welches so dicht gedrängt, am Kopfe viel litt. Aus Wuth feuerten wieder die Konktavisten ihre

Ladstöcke in die Luft, und schossen ihren Gehenk­ ten beinahe wie einen Fahnen- und Schützen-

Adler ab,

ohne den Feind draußen anders zu

verwunden als an Ehre durch Schimpfen.

Jetzt

aber flogen nicht nur Verbalinjurien und Spitz­ namen,

sondern auch

die eingeflognen

Steine

aus dem Bergkessel, und diese wieder gegenseitig

in diesen FeflungSgraben zurück.

Ja es ist er­

wiesen, daß einige Großtausauer aus Mangel an Gelassenheit und an Ladstöcken zuletzt selber Flin­

ten hinauswarfen, um damit statt zu erschießen,

doch zu erwerfen.

Es ist in der That ein trau­

riges Amt, Kriege beschreiben zu müssen, worin

Feindseligkeiten vorfallen, welche für Gesundheit, ja Leben der Krieger so leicht von ernsten Folgen sind.

Eine einzige Galgenleiter hätte das Groß­

lausauer

Heer

errettet

und

gehoben,

dasselbe

wäre daran auf die Mauer gestiegen, und hätte

fich unter die Feinde hinab gestürzt.

Jetzt aber

ließen die Käuzen gar vollends die ganze Ge­

werkschaft und Besatzung in dieser La grande For$e des Galgens verhaftet zurück, und zogen

davon, um zum Flügel des Fürsten Tiberius als

Verstärkung zu stoßen. Hier, wo die Fürsten selber kommandirten, hatte in der That lange der Sieg geschwankt,

ja Maria Puer hatte durch Mehrzahl die Zunge

der Wage auf seine Seite gezogen, als der Kau­ zenflügel gerade vom Galgen kam, und die Wägzunge ziemlich in die Mitte richtete,

bis wieder

31

-----------------

das Ttberische Affenkontingent, nach nachgemach­

tem Fechten dürstend, den Fürsten Maria so mit

Pfoten und Prügeln umringte, daß er in Gefahr

kam, von ihnen, da sie schlugen, sprangen und

kratzten,

und nach Fürsten und Revüen nichts

fragten, gefangen genommen zu werden, — wenn

ihm nicht zum größten Glück gegen das Auxi­ liär-Vieh

seine

Schneiders - Scheeren - Flotte

vom Galgeuberge her zu Hülfe geflogen wäre.

Diese machten ihn frei, und die Machte wie­

der

gleich

gewichtig,

und

führten

leicht den

Waffenstillstand, der zum Essen nöthig war, her­

bei, so daß beide Fürsten in Einem königlichen

Jette ganz friedlich speiseten.

Wie der Schneider-Flügel aus dem Galgen-

Tempel gekommen, ist bald erzählt; nämlich der wackere Flügel, dem es am Ende lästig wurde,

über sich als Flügelmann oder Adlersflügel nur den Gehenkten zu sehen, und welchen nach Ehre

dürstete, und nach Essen hungerte, sprengte zu­ letzt das Pförtchen auf,

und machte sich vom

dieser Untiefe flott, mit Lorbeern bedeckt, nämlich

mit Wunden nicht von hinten,

sondern von

oben.

Aber

diese zeigte er

leider seinem

Fürsten

Maria, und fragte an, ob dieß Völkerrecht und

Heerschau sei,

solche

Da wurde

Kopfbeulen.

,,Ihro Hohheit —- sagt' er

Maria fuchs wild.

Anstand und etwas siegs- und

mit furchtbarem

weintrunken, und rückte den großen französischen

Kriegshut so recht mit der Spitze gegen Tibe­ rius, mit welcher so viele den Franzosen jetzt

eine bieten, gleichsam der geschwollne doppelte schwarze Hahnenkamm — ich darf dafür, glaub'

ich, Genugthuung erwarten." —

id) gar nicht,

„Das glaub'

Herr Vetter und Bruder.'" —

versetzte Tiberius, der sich von dessen Trunken­

heit

etwas

Krieg;

versprach,

daher

naunt'

nämlich

er

ihn

ein

Stückchen

mit Vergnügen

Bruder; denn die Fürsten glauben durch gegen­

seitiges Geben

von Verwandtschaften amen an­

zudeuten, daß sie wirklich Verwandten ähnlichen, weil diese immer am meisten hadern und pro-

zessiren.

er fort.)

„Nein!

Nickt

„Warum

die nimdeste!" (fuhr

hat sich Ihr Volk nicht gut-

gutwillig unter dem Galgen ergeben?

Und wa­

ren allen Schneidermeistern die Nahfinger oben

an

Fingerkoppe durchstochen:

der

Feld gerückt."

auf

die

„dem

so war' es

daß sie ohne Fingerhüte ins

bloß der Fehler/

Maria sagte und spielte vielleicht

Trödler an:

Kriegsrechte

„aber

einer

ich schärfte

Revue

meinen

nach

Leu-

„ten ein/ nicht einem Lumpen einen Lumpen zu

Tiberius versetzte:

„rauben." —

„Ich braucht'

„es bei meinen Leuten weniger;

Stehlen auch

sie nicht;

aber

„desto mehr warnt' ich vor Todtschlagen.

Und

„des kleinsten

Lappens kennen

„doch Herr Vetter/

„ben/

wollt' ichs verschmerzt ha-

hatten sie sogar durch Zufall einen oder

„ein Paar Ihrer Offiziere eingefadelt am Galgen

„als Stricke." „Narren

und

Affen waren

Ihre Reserve«/

gehören aber in keinen Krieg/" rief Maria trun­

ken. —

„Aber in Ihren Frieden?" fragte Ti­

berius gelaffen/ als ob ers bejahe. Tropfen in eine

Solche kalte

warme Trunkenheit sind bloß

Wasiertropfen in einen Keffel voll geschmotznes Kupfer; Maria fuhr/ wie dieses/ auf und sagte: C

„so foder' ich denn Genugthuung!" —

„Herr

„Vetter wissen, versetzte Tiberius, daß ich Ge-

„nugthuungcn immer vorrathig halte,

nur bitte

»»ich Ihro Hohheit, mich sogleich zu belehren, „ob Sie sich mit mir schießen oder hauen,

oder

„ob wir mit allen unsern Kriegövölkcrn gegen

„einander fechten wollen."

Eine ganz verfluchte Wendung dachte Maria; war,

so wählte

Aweikampfs —

der Sache!

da ihr aber nicht auszubeugen er

aus Glanzsucht statt

des

dieser

schon von Junkern

und

Studenten abgenutzten Genugthuung — den All­

kampf, den Krieg, und wollte sich, um mehr

Ehre zu haben,

lieber mit zweihundert Armen

als mit zweien wehren. „Krieg, Krieg," — rief er, und stand von der Tafel auf.

allerdings

Ein größerer Glücksfall konnte

Tiberius

nicht

begegnen;

denn

im

süßesten Frieden war ihm so erbärmlich zu Mu­ the atü einem Seefisch in süßem Wasser, welcher

gewöhnlich darin absteht aus Durst nach salzi­

gem.

Er schloß gern Frieden, wie katholische

Priester Ehen, nur mußte er selber nicht daran Theil nehmen sollen.

Vor Freude über Krieg wurde Tiberius fast und faßte Mariens Hand und sagte:

friedlich,

„ich denke/ in einigen Stunden sehen wir uns

„wieder/ Herr Vetter!" Darauf ritt er davon/

Heere/

und

befahl seinem

das noch den Bissen im Munde hatte/

ihm nachzurücken. —

Jetzt wäre der „verbesserte

„und der neue Kriegs - Mord- und Tod - Iam„mer- und Nothkalender auf 1734 von Adels-

„heim" ein wahres Schatz- und Farbenkastchen auf dem Tische des Verfassers/ um Farbenkörner für einen wahren Krieg daraus zu hole«/ dessen Heerschau

schon

so

sehr

ins

Tapfere

spielte.

Sollt' es übrigens dem Verfasser einigermaßen

gelinge»/ diese Feldzüge erträglich zu beschrei­ ben/ so würd' er sich — was er so sehr wünscht

— wol schmeicheln, einige Anlage, wenn nicht zu einem kommandirenden General

zu besitzen,

doch zu einem Divisionssoldaten; denn wie nach

den Gesetzen

nur Personen Zeugen eines Testa­

ments sein dürfen, die selber eines machen kön-

neu: so braucht man es wol den vielen Offizie­ ren, die jetzt Feld- und Kriegszüge beschreiben

und bezeugen, nicht erst zu beweisen,

daß sie

solche eben darum zu machen verstehen,

sondern

man kann sich auf ihr Bewußtsein berufen. Maria

schickte

eilig den Generatadjudanten

an die Marianer, und ließ ihnen den Krieg an­

nicht gegen sie,

kündigen,

sondern durch sie;

darauf wurde am Nachtisch, wahrend man Zukkerdevisen erbrach, ein kurzer KriegSrath gehal­

ten, um zu wissen,

was man zu thun habe.

Einer der besten Generale im Conseil gab so­

gleich den Rath, man müsse, ehe man auf einen

andern falle, erst wissen, was der Feind zu thun

gedenke.

So fort wurde ein geheimer Spion

abgefertigt,

um den Bewegungen des Feindes

von weitem nachzugehen, und nachzusehen.

Was

allerdings am allermersten fehlte zum Schießen, waren Kugeln, welche man alle in der Haupt­

stadt gelassen, gleichsam wie Augen im Haupte;

daher wurde beschlossen,

vor der Ankunft des

Bleies mit allem Möglichem, mit allem Nahen zu laden — also

in Ermangelung

der Perlen,

womit einmal die Moskowiter aus Kugel-Man­ gel *) geschossen — nothfalls Sand abzufeuern,

doch aber nur selten die Ladstöcke, weil das eben so viel hieße/ sagte der Kriegörath/ als das Ge­

wehr strecken/ nämlich dem Feinde die Flinte an

den Kopf werfen; höchstens möge man mit den Stöcken bei Gelegenheit prügeln und stoßen.

Die Bestürzung der Marianischen Armee über

die Urias- und Hiobspost eines wahren Kriegs war so allgemein und stark / als waren sie ge­ schlagen worden / ja noch stärker/ denn im letzten

Falle wären sie doch auf der Flucht oder gar in

Gefangenschaft gewesen/ mithin schußfest. Was sie aufrecht erhielt/ mir/ daß zwischen ihnen und den Tiberianern der Unterschied obwaltete/ den

Kunstkenner

-wischen

den

Statuen der beiden

Freunde Kastor und Pollux mit Vergnügen wahr­

nehmen, nämlich den des Läufers und Käm­ pfers.

Das Heer wünschte feurig/ nur recht

bald vor den Feind geführt zu werden, um frü­ her davon zu laufen/ und die eigne Rolle wie *) Singul, Geograph, von Derkenmcner 77c7).

Orchester - Geiger besser zu spielen, so daß das­ selbe wie diese, dem ganzen Kriegötheater nur den Rücken zeigte, und nur die Instrumente

handhabte. E6 gab im ganzen Heere nicht drei, welche nicht christlich und philosophisch dachten, und nicht die so oft und so vergeblich gepredigten Todesbetrach­ tungen anstellten, unaufhörlich erwägend, daß sie jede Stunde sterben könnten.

und der Philosoph

So denkt der Christ

stolze Sicherheit

ohne

des

Sünders!

Nach zwei Stunden passierte der heimliche

Spion durch die schneiderische Armee zurück, und hinterbrachte unterwegs

oben

auf

der

den Truppen,

Ruine einer

wie er

Ritterburg

ganz

bis zu Ende deutlich gesehen, daß die Käuzen sich

der

Großlausauischeu

Residenzstadt

ohne

Schwertschtag nur durch Trommelschlag bemäch­

tigt hätten.

Wer in der Welt weiß, was Jam­

mer ist, dem brauch' ich den großlausauer nicht zu

schildern.

Von

den vier Kardinallastern

des Kriegs: nämlich Todten, Schwelgen,

Plündern

und Fliehen,

tfatte der Feind

durch den Vortrab die drei ersten voraus, und ließ höchstens das vierte noch übrig.

Da der

Mensch überhaupt als Gegenspiel des Baren, der im Kampfe sich menschlich auf zwei Füße stellt, darin gern thierisch auf vier niederfällt, und

da an den menschlichen Soldaten wie an bleier­

nen sich durch langen Gebrauch leicht die Röthe abfarbt (die Schamröthe), so daß ihnen desto

weniger Blut in die Wangen steigt, je mehrere

sie aus

fremden

ausgelassen,

so konnten (sah

jeder Meister voraus) vollends die Liberianer in der Hauptstadt nichts anders fein als des Teu­

fels lebendig. Marianer

Sie konnten — mußten angeseßne

erfahren — die besten Schuldscheine

und Instrumente durch Blutschulden und Kriegs­ instrumente, und die laus deo's durch Te deurrfs tilgen, und ihre Schulden absitzen durch bloße

Einquartierung.

Indeß ist doch, meiner Mei­

nung nach, der Gebrauch, jemand zu bezahlen,

indem man ihn vor den Kopf schlagt, von dem

Gebrauche auf der Insel Sumatra

nicht ver­

schieden, wo man ehemals keine andere Münz-

forte hatte als feindliche Schädel *); und natür­ lich greift man am liebsten zum nächsten.

Was

das Plündern anlangt/ so sei man doch gerecht/

und mehr Christ als Heide; denn ist Krieg ein Ausdreschen der Völker/ so ist es nicht billig/ wenn man dem Soldaten/ der tritt und drischt/

wie die Grieche«/

dem dreschenden Thiere mit

einem besonderen Zaume (im Griechischen soll er geschrieben werde»/ denn ich ver­

steh' keines)

das Maul verbindet/

denn Gott

hatte den Juden befohlen/ so lange die Thiere

von der Ernte fressen zu lassen, als sie daran draschen/ daher gerade diese Drescher sich durch

sauere Arbeit mästeten. Jetzt wurde Generalmarsch geschlagen/

und

Marschschritt kommandirt; unter dem unaufhör­

lichen zwar nicht Kanonen- aber Trommeldonner

ging man auf die eigne Residenzstadt los, um

sie los zu machen und zu befreien. einziger Held im

ganzen Zuge/

Es war kein der nicht ge­

wünscht hatte/ gleich einem Taschenspieler Kunst-

') Dorvitte's Retsebeschretbungln. B. 2. S. 329.

4i feuer zu speien, um so damit dem Feinde recht ins Gesicht zu speien und zu feuern;

und jeder

schwur, ihn zu verfolgen, wenn erliefe.

O über­

haupt würde selten der Muth fehlen, wenn man mehr wüßte, wie viel dem Feinde davon abgehe! Wenn in Congo das Heer einem Hasen aufstößt, so wird es auf der Stelle heroisch,

weit es den

Hasen (ein recht nützlicher und uns wünscheuS-

werther Aberglaube) für einen Geist ansieht, der ihm die Feigheit deö Feindes ansagen soll, und in der That sollten mir die feigsten Regimenter als eben so viele Waghälse über Feinde herfallen, welche sich als Hasen zeigten; der Ehrenpunkt

greift ein, und kein Soldat will gern vor einem

Vorläufer laufen. Gleichwol wurde die kriegerische Stimmung spater verstimmt von zwei Unfällen.

Nämlich

ein Rittmeister, welcher (und ich habe nie wi­ dersprechen hören) für den Achilles und Heros

von Großlausau galt, setzte vor 50 rechten und

50 linken Augen kühn über einen Graben, und an sich

glücklich genug;

aber durch den Flug

fuhr dem Gaule der Schwanz ab, der zu schwach

an den Schwanzriemen befestigt war — (o wel­

che Tauscher sind die

Roßtäuscher sammt und

sonders!) und zwar mehrere Schwanzlangen vom Thiere hinweg/ und das Roß schnalzte nur bloß

einen kurzen Schweif-Abhub empor, einen elen­

den Pfeifenstummel; aber keinem tapfern Manne that dieser ominöse Verlust, gleichsam einer Fah­ ne, eines Bassaschweifs sonderlich wohl.

Für den zweiten Unfall steh' ich weniger,

er Spuren scherzhafter Uebertreibung tragt. soll nämlich

ein Bettelmann

da Eü

an der Militair-

straße gesessen haben, mit Wunden bedeckt, an­ statt mit Pflastern und zwar am Gesicht.

Ein

angehender Badersgeselle hatte dem Manne, um ihm ein Allmosen zu geben, abgenommen,

Menschen

um

sich

gratis den Bart

ungescholten an einem

im Rasiren zu

üben,

welcher schon

etwas vertragen konnte, und in der That blutete der Mann wie ein erobertes Land.

Bettelvögte

zwar wollen weiter sehen, und wagen die Ver­

muthung, daß der Kerl nur so fließend da geses­ sen, um auf seinen Btutströmen wie auf Kana-

len sich Güter zuzuführen; aber im Ganzen steckt' er doch dadurch das tapfere Heer mit einer Blut­ scheu an; und dasielbe Mcnschenblut, das Löwen

zum Angriffe der Freunde berauscht, machte die Marianer zu einem Angriffe der Feinde zu nüch­

tern.

Fürst Maria ließ nicht nur so fort engli­

sches Pflaster (tho genuin court- plaister) für

die Kinnwunde zuschneiden, damit wenigstens die Reserve kein Blut sahe;

sondern

er vertheilte

auch eine ganze Feldapotheke von diesem Pflaster an die wichtigsten Personen des General- und des Regimentsstabes.

Dem Generalfetdzeugmei-

ster, dem bedeutendsten bei der Artillerie, gab er

am meisten vom coun- plaister; einem braven Manne von ausdauerndem Muthe, da er ihn im

ganzen langen Frieden gezeigt; nur in Kriegs­

zeiten, die aber desto kürzer dauerten,

sank er

ihm etwas; daher Leute, die seine Muth-Vakanz

im kriegerischen Zwischenräume kannten, denken

mußten, mit

seinen militärischen Ordensbän­

dern und Ritterketten behäng' er sich an Brust und Herz gerade aus der Ursache, warum die französischen Kavalleristen ein Kettchen über den

Pferdekopf hängen, nämlich an der schwächsten

Stelle gegen Verwundung. Das Heer erschien endlich

von weitem vor

seinen eignen Thoren, aber ohne die Freude, mit welcher es sich ihnen sonst genähert: der Feind

war Thürsteher der Stadtthore.

Die Liberianer

standen hinter einer Batterie von lauter aus dem

Großlausauer Arsenal geholten vernagelten Ka­ nonen, zwischen jeder Kanone stand eine Feuer­

spritze aus der Stadt, welche der tolle Premier­

lieutenant aufgeführt, und auf jeder stand ein Ober­ ster und hinter ihr sieben Kanonierbediente.

Ein

harter Anblick wie -um Fürchten geschaffen! Und in der That wird alles desto härter,

wenn man

bedenkt, daß ein armer unschuldiger Soldat im Kriege ganz wie ein verunheilter in Friedens­ zeiten, welchen man durch die Kompagniengaffe

voll Spießruthen recht langsam führt, damit er

nicht laufe, und sich Hiebe erspare, behandelt

wird, indem man den treuen Menschen, der ja nicht zu, sondern vor dem Feinde laufen will,

ordentlich am Bewegen hindert, damit er nur

Sehr hart

desto mehr Schwertschlage empfange.

für einen unschuldigen Soldaten, der lieber liefe!

Als endlich die Marraner ziemlich nahe an die Kanonen, worüber Lunten brannten, gekom­

men waren:

machten

die Liberianer eine der

nun

besten Evoluzionen;

fing

das Feuer

mit

mehr als zwanzig offnen Feuerspritzen an, um

das Feuer des Muthes zu löschen.

Ein solcher

unversehner Kugelregen (aus Millionen Waffer-

kügelchen bestehend) — wüthete entsetzlich unter dem Handwerk —

Das Gewehrwaffer fuhr ge­

rade ins Gesicht und Auge, wie Casar die Ge­

sichter der Ritter des Pompejus anfallen ließ — Sehen blieb so wenig

möglich als Sand-Ab­

feuern, weil- die Waffersiralen alle Pulverpfan­

nen vernagelten — sogar die Reiterei wurde zu­ rückgeworfen, weil die Pferde von Augen- und

Nasen - Einspritzungen

scheu

wurden,

und

die

Reuter ohnehin vorher —; auf die empfindlichsten Stellen, Magen und Nabel, spielten unaufhörlich

zwanzig offne Wasierschlünde, ein wahres weni­ ger Blut- als Wafferbad. —

Wie auch erst die

Nachwelt entscheide, ob diese unerwartete 93er-

Wandlung

eines Landkriegs

in einen Seekrieg,

einer Feuertaufe in eine Waffertaufe, Kriegsrecht

für sich habe: viele Brave

darf man doch beklagen, daß so durch

ein

solches

Wafferschießen,

eine wahre Löschansialt des Lebenslichts, in einen Zustand gebracht worden, als Blut vergossen.

wo sie mehr Schweiß

Was hätten nicht die Ma-

rianer thun können, ohne die neue Kriegewaffe,

nicht viel

verschieden

von

dem Kriegsbrander

vor Koppenhagen, dessen Erfinder sie mehr ver­ diente*) als die Marianer.

Einige ergaben sich schon, um sich abzutrocknen; vielen wäre der Galgenstrick des Gehenk­

ten lieb gewesen als Trockenseil; jeder wünschte

sich einen altdeutschen Schild, als einen Regen­ schirm gegen den wagrechten Platzregen.

Jetzt

aber

gab

der Rittmeister ohne Roß­

schweif dem Fürsten einen kecken Rath,

wofür

er ein Pascha von drei Roßschweifen zu werden verdient hatte,

den nämlich,

ächtlich den Rücken zu kehren,

*) Er ersoff.

dem Feinde ver­ und im Trabe

davon zu rennen,

und geradezu in dessen nur

eine halbe Meile ferne Hauptstadt Käuzen ein­ zubrechen ,

wenn sie offen wäre;

„wir wollen

doch beim Teufel sehen — fügt' er übermüthig hinzu —- ob er uns mit seinem Geschütze nach­ schießen oder nachkommen kann, zumal da ihm unterwegs die Waffermunizion ausgeht."

Maria Puer war ein Mann, — Verwegen­ heiten fiattirten ihn; auf der Stelle genehmigte

er

den

Operazionsplan,

und

das

Fortlaufen

wurde kommandirt und zwar im Dublierschritte,

womit man in Einer Minute 90 Schritte macht, und nicht 75 wie etwan im Marschschritte.

Diese Kriegslist that ihre Wirkung; die Tibe-

rianer schossen unbedachtsam so lange mit harten Wassern nach, bis sie sich verschossen hatten, und die Feinde sich verlaufen.

Jetzt war an ihnen

das Laufen; aber die Großlausauer Sonnen im

Wassermann, griechische Statuen in nassen Ge­

wändern, waren schon zu weit voraus; und sie marschirten um so schneller, da sie aus medizi­ nischen Gründen sich aus dem kalten Bade ein Schwitzbad bereiten wollten.

Auch schwitzte das

ganze Heer; nur aber bedeutete dieser Schweiß nicht wie nach Cicero das Schwitzen der Victoria in Cuma die Niederlage, sondern den Namen der Göttin, die Besiegung.

Denn ihre

die Käuzen in

Landöleute

Großlausern

so

der Residenz, welche

hart hinter

erblickten,

den rennenden

konnten

in

der

Eile

nichts anders machen als den Schluß, daß die Schneider in die Stadt eingetrieben würden wie

Vieh, und thaten demnach das Thor auf.

Aber

kaum waren diese Kameele durch das Nadelöhr

der Stadt: so schlugen sie die Thür hinter sich zu —, und draußen standen die Nachsetzer ver­

dutzt. Am Ende machten die Feinde sich nicht viel

daraus, sondern zogen, da die Marianer sich als

starke Riegel gegen das Thor anschoben, lieber in die marianische Stadt voll Einquartierungen zurück. Die ersten, welche beide Feldherren in den eroberten Residenzen

vor sich

kommen

ließen,

waren die Zeitungsschreiber derselben; Tiberius machte dem Großlausauischen, dem Herausgeber

des

des

patriotischen

Archivs

für Groß­

lau sau —- einem bösen Possenreißer und Mok-

kierspieler — bekannt, es komme jetzt nur aus

ihn selber an, wie viele Prügel er sich wöchent­

lich erschreiben wolle, indeß man ihm kein Haar krümmen würde — Krauß köpf,

wobei

der Schreiber,

halb lächelte,

ein

nämlich mit der

linken Mundecke —, wenn er ihn und den Feld­ zug gehörig würdige, nämlich hoch genug, und der Welt dak Beste davon sage, wiewol man

ihm übrigens gern gestatte, seine satirische Kol­

lerader gegen seine Landsleute schwellen zu lassen. Der patriotische Archivarius versetzte: „mit Freu­

den, denn mir kanns einerlei sein, wen ich auslache, sobald ich mich nur künftig gedeckt sehe.

Ein P r i 1 sch e n meister und ein Knittel vers-

macher wäre ja ein

Stocknarr im eigentlich­

sten Smne, wenn er Knittel und Stock selber fühlen roullte.“ Tiberius versprach ihm das Fiskalat oder auch ein Polizeikommissariat in seinem

Lan^e. --

Und Schnabel (so hieß der Red­

liche) hielt auch Farbe und Wort; und mit Ver­

gnügen

bekennt der

Verfasser dieser

Groteske,

D

daß er Schnäbeln manche dunkle Mitteltints ver­

dankt, welche zur höhnischen Darstellung

z..B.

der Großlausauer Galgenarrestanten nur aus des­ sen patriotischem Archive zu holen war. Fürst Maria hingegen, welcher den Zeitungs­

schreiber

des

Kriegsboten

von

und

für

Käuzen, Namens Maus, zu sich berief, ließ den engen bangen Mann gar nicht ohne Höflich­

keit an, Maus

vielmehr

bezeigte

er

ihm Hoffnung,

selber werde den Kauzischen Kriegsboten

wol nicht mißbrauchen, fremde Verdienste, wenn auch feindliche, zu verkleinern; so

wie auch er

den Verfasser des Kriegsbotcn so sehr achte, daß er ihm den Charakter eines Großlausauer KriegS-

raths auf der Stelle ertheile.

Das war zuviel

für Maus; so gelobt, und gelabt fiel er ihm

zwar nicht zu Füßen, aber auf die eignen vier innern, und versprach alles, was in seinen Kräf­ ten stand. Freilich stand in diesen

nicht viel, und sie

sehr unter den Scl nabelschen.

Indeß hob doch

Maus noch Abends im Triicf am seltenen Für­

sten Maria den milden Eroberer, den mildernden

Stadtgouverneur und einsichtigen Feldherrn her­

aus,

ohne

sehr

gegen

den

Zeitungsschreiber

Schnabel oder seine Landsmannschaft zu schrei­ ben,

theils aus Angst vor beiden,

Achtung.

Ein guter

theils aus

wenn auch kein

Mann.'

seltener! Im Ganzen auch ein verständiger. erste Artikel des Kricgsboten

Der

unter dem Titel:

kurzes rcsume des Kriegs (er liegt vor mir) bekränzt am meisten den Fürsten Maria, als Ur-

uud Bewindhaber des Ausgangs, und laßt die Verdienste der Schneider dahin

gestellt.

Sein

Gleichniß dabei gefällt denn doch: wie nämlich große Maler z. B. Rubens,

Raphael, sagt er,

Bataillenstücke mit Kraft entwerfen, und dann ihren Schülern das andere zur Ausführung über­

geben, ohne daß darum die Stücke den Namen

ihres

hohen Urhebers

zu entbehren haben:

so

macht der Fürst den Entwurf zu einem Kriege,

und lasier dann seine Schüler, die Krieger, an

der Ausführung mit arbeiten, gleichsam ein zwei­ ter Claude Lorrain, der den Kriegsschauplatz, wie

der erste die Landschaften, selber bestimmt, und die Menschen wie dieser von andern bestimmen laßt.

Ich will einen Augenblick über Zeitungsschrei­ ber nachsinnen,

und

dann

nicht gemeine Fertigkeit

erwägen,

ob

ihre

durch einen Sieg des

Feindes plötzlich, wir oft der Magnet durch einen Blitzstrahl, die Pole umzutauschen — der ab­

stieß, zieht jetzt an — mehr zu wünschen, oder mehr zu verwünschen sei.

Allerdings hat auf

der einen Seite die Anlage ihr Gutes, die zum

Wechsel mit Tadel; ja sie ist vielleicht ein so reiches Geschenk der Natur als das, welches sie

jenem mißgebornen Knaben in Madras mit zwei Steißen gemacht *), unter denen der Junge —

da sie achter waren als sonst bei einer Dame mit einem Pariser Cul —

den nach Belieben

auslesen konnte, womit er zu Stuhle gehen woll­ te; wie gesagt, ein Zeitungsschreiber, der zwei solche Hintertheile für entgegengesetzte Parteien

bereit halt, um mit einem davon jede geschlagne

zu empfangen, gewinnt stets Ruhm und Schirm von der siegenden. Auf der andern Seite ist leider nicht zu ber­ gen, daß ein solcher Schreiber mir ähnlich ist,

*) Briefe über Indien, im Freimüthigen von 1305.

als ich noch Philosoph war, oder andern, die

es noch find.

Ich erinnere mich noch deutlich,

daß ich als Stubengelehrter in meiner Studier­ und das Kantische Lehrgebäude für

stube saß, mich

wie eine

Kopfe trug, mir

einen

gute hohe

als

Loge zum Licht im

ein Teufel von

Bücherballen

Buchhändler

von Anesidemus

und

Fichte und andern ins Haus schickte, wovon ich schon vorher von andern erfahren, daß der Bal­

len

das

Lehrgebäude

erschüttere.

„Jetzt um

i Uhr bist du noch, sagt' ich auf- und abgehend, glücklich und kantisch, und sitzest fest und froh auf deinem kritischen Dreifuß; nun kommtS auf

dich an, wann du das noch emballierte System annimmst/ das dem Dreifuß die Beine abbricht." Ich entschloß mich aus Vorliebe noch die ganze

Nacht zu den Kantianern zu gehören, und erst am Morgen den Ballen aufzuschnüren, um spä­ ter zu renegieren.

Es würde Schmerzen geben,

wenn ich meine Empfindung vom Lebewohl der Kritik, und wie ich diese ordentlich noch einmal

glaubend überlief unter dem Aufschnüren, malen wollte.

Was half mirs aber, daß ich wieder

ein

gutes Lehrgebäude am Fichtischen Universi-

tätSgebäude und Sakramenrhäuschen bekam, und dann mich als Miethsmann fetzte,

als gar zu

bald ein Schellingscher Ballen eintief? — sagte aber trotzig:

noch

annehmen,

Ich

„dieses neue System will ich

und zum

Ueberfluffe

hernach

das, welches wieder jenes umwirft;

aber dann

soll mich der Henker holen,

ich —- bei

wenn

meinem Ordinariat philosophischer Fakultäten — es nicht anders mache."

Aber ich mach' es auch

jetzt anders; ich lasse gewöhnlich sechs oder acht Systeme zusammen kommen, und lese das wider­

legende früher mich also durch

als

das

widerlegte,

und weiß

dieses Rückwärts-Lesen — wie

die Hexen mit dem Rückwärts-Beten des Va­ terunsers bezaubern —

so glücklich zu entzau­

bern, daß ich jetzt, wenn ich mir nicht zu viel zutraue, vielleicht der Mann bin, der gar kein

System har.

Heimliches Mitleid heg' ich daher,

wenn ich nach der Ostermesse neben einem syste­

matischen Kopfe in einem Buchladen stehe, und ihn überall von

neuen

Lehrgebäuden

umgeben

finde, welche jede Minute, sobald er eines auf-

schlagt, ihn ummünzen können, und zum Selbst-

Wechselbalge umtauschen.

„O Sie Unschuldi­

ger “ sag' ich dann.

Wir kehren zu Krieg und Zeitung zurück. —

Die Truppen beider Machte blieben in den feind­ lichen Städten fest; ohnehin war wechselseitiges

Erobern der Städte bei diesem Ma» gel an allem groben Geschütz, sogar an vernageltem, unmög­

lich; und Herauswagcn aus der Feindes-Stadt

unrathsam, weil die feindlichen Bürger das Thor zuwerfcn konnten, und der Landesherr von sei­

ner Hauptstadt abgeschnitten draußen im nackten Freien stand.

Beide Feldherren schienen Wind­

mühlen in Thalern

zu

sein,

Winde zu Gebote stehen.

denen

Man

nur zwei

brachte

also,

mochte man noch so großen Kriegsrath halten,

keinen andern Rath heraus, als den zu täglichen

kleinen

Strerfkorps

oder

Streiflichtern, damit

doch die Dörfer und die feindlichen Streifkorps

auch etwas empfanden. Partieen waren eben

Aber diese Scharmützel-

die Engel der Zeitungs­

schreiber, nämlich ihre Zeitungükorrespondenten, so wie die Marodeurs ihre Kolporteurs, damit

jeder Gacettier sich am

andern chagrinirte. —

O mein Campe.' — Einige Artikel seien mir

aus Schnabels pa­

triotischem Archiv einzurücken erlaubt; ich würde mehrere ausziehen, wäre nicht seine Geschichtü-

Muse eine prima donna buffa.

Der Artikel im

Sonntagsblatt sagt, sie hatten vor der Schlacht am Galgenberg die schöne altdeutsche Sitte zu­ rückgeahmt, sich Leichentext und Sarg bei Leb­

zeiten zu bestellen.

Darauf erhebt er mehrere vom Regiments­ stabe Mariens,

und sagt,

sie waren in ihrer

Kühnheit ganz so ins feindliche Lager gegangen, wie sonst Trompeter in

eines geführt werden,

nämlich mit verbundnen Augen,

wiewol diese

Blindheit den Operazionen mehr geschadet als genützt.

Hämisch fällt er gegen einen der besten

Offiziere aus, von welchem er sagte, er sei weit

mehr von der Liebe

als vom Haffe beschädigt

worden, — und führt versteckt die verletzte Grelle an,

die Nase,

von welcher er behauptet,

habe sie als tapferer Mann verloren,

er

weil er

dem feindlichen Gefechte stets die Stirne geboten.

Er will ihn zwar nachher damit entschuldigen,

daß nach einer bekannten Bemerkung an alten Bildsäulen gerade die Nasen am meisten beschä­ digt sind, bringt auch die scheinheilige Fikzion

bei, daß so wie jener Mann Sitzen mied, weil er sich für gläsern hielt, ein anderer das Stehen im Feuern furchten kann, weil er seiner Nase,

nach der rhetorischen Figur pars pro toto, folgt, und sich für wächsern

hält;

aber im Ganzen

will er ihn doch lächerlich machen.

Weniger desselben

ist das Dienstagsbtatt

zweideutig

Schnabels.

Es

lautet

wörtlich so:

„unser Tiberius hat wieder gesiegt, nicht über

den

Fürst

Truppen,

Maria

Puer,

sondern

über dessen

so weit sie vorkriechen und zwar in

einem Kruge.

Nur sage man nicht vorher, ehe

ich weiter beschreibe, daß solches WirthshäuferPlankern nichts entscheide und beweise; freilich

kann's anfangs blos beweisen, und nur spater entscheiden; denn ein Plänkler macht ein Streif-

korps,

Streifkorps ein Regiment,

das Heer.

Regimenter

Ein Tambour vom Regiment Tiberius traf

in einer Kneipe auf zwei feindliche Flügel, von jeder Einen

Mann

stark war.

wo­

Aber der

Trommler poftirte sich dem Heere kühn entgegen an einem Tische, und foderte sein Glas.

Er sah

scharf beide Flügel an, und Erattenauerö Be­ merkung könnt' ihm bekannt sein, sonstigen Kriegen die Gesundbrunnen

gehaben wurden,

daß zwar in für neutral

aber nicht in jetzigen; und in

der That sind Kneipen, Krüge und Wirthshäu­ ser -

diese Gesundbrunnen gesunder Trinkgaste

— die gewöhnlichen Kriegsschauplätze,

wo die

Krieger gerade das, was sie am meisten gebrau­

chen und am nächsten besitzen,

Stuhlbeine und

Krüge, zu Waffen umarbeiten, gleichsam Glocken

zu Kanonen, und trunken so Trauerspiele mit einander spielen; daher die Griechen mit so fei­

nem Sinne den Bacchus, nicht den Apollo, zum Patrone der Tragödieen erlasen.

gens Iscnslamm *)

Recht hat, daß nichts so

schnell nüchtern macht, so sind Wunden

Wenn übri­

als eine Verwundung:

wol nirgends heilsamer ange-

*) Ueber die Nerven.

bracht, als in Hausern / wo Trunkenheit an der

Tags- und Nachtsordnung ist/

und ein leerer

Krug stellt/ gut geworfen/ an Köpfen alles wie­

der her/ was der volle in ihnen eingeriffen. —

Kurz

der Trommelschläger

nach kurzem

nahm

Rekognosziren der Gesichter beider Flügel seine Trommelschlägel/ und schlug mit dem rechten den rechten Flügel, mit dem linken den

linken der­

maßen aufs Haupt, daß aus diesem einiges Blut floß.

Seine wahren Absichten dabei sind, wenn

nicht unbekannt,

doch

streitig;

einen Seite nimmt der Feind an,

denn

auf der

der Tambour

habe beiden Flügeln nur zur Ader gelassen, weil sie zu unerschrocken gegen ihn gewesen, womit der Feind auf die Römer anspielen kann, welche

den Sklaven, die zu kühn auftraten, zur Ader ließen; auf verändern nimmt der Freund mit mir

an, der Pauker habe durch einige Kopfwunden

nur das Gedächtniß der Mariauer, ihre Nieder­ lagen betreffend, starken und auffrischen wollen,

da bekanntlich Kopfwunden oft so stärkend auf das Gedächtniß wirkten als Kräutermützen *)♦ *) Nikolai in feinet Fortsetzung der Pathologie führt

6o

Wahrhaft verwegen wars noch, daß der Zei­ tungsschreiber mitten in

vorigen Fürsten

der Hauptstadt seines

sich crkeckte,

dem

Blatte ein

Extrablatt anzuhängen, worin er den Marianern

vorwarf/

daß sie eine der erbärmlichsten Aus­

sprachen hätten, da sie nicht einmal v von f zu unterscheiden wüßten, so daß er immer,

wenn

sie sonst vor dem Schloßhofe ihres Fürsten Vi­ vat gerufen hätten, leider mit seinem geübteren

Ohre immer gehöret habe:

Fi! Fat! — was

aber gänzlich den Sinn verstelle."

Es wäre zu weitläuftig, noch aus dem Dien­ stags - Mittwochs - Donners- Freitags- Sonnabendöblatte auszuziehen; genug er ärgerte da­

mit Mausen halb todt, wie mit Giftblättern.

Der

Zeitungsschreiber

Maus

schränkte sich

mehr auf das Leben des Fürsten Maria ein, und berührte die Trödler oder Liberianer nur seit­ wärts, um nicht von ihnen anders und vorwärts

berührt zu werden.

Blos beiher matt er ihre

Eß - und Verkaufslust aus, welche sie verspürt

aus Petrarch an, daß Pabst Clemens VI. sein ungeheures Gedächtniß blos einer Kovfwunde verdankte.

haben sollen, als sie neben einer offnen Kirch­

weih in einem ausländischen Gränzdorfe — nur zwei Schritte von ihnen — sich blos-mit Fein­

den herum zu schlagen hatten, anstatt Esten und

Indeß erinnern ihre Begier­

Geld cinzunehmen.

den und ihr Schicksal in der

Beschreibung zu

sehr an jene Hunde, welche als (aufrecht) ste­ hende Truppe in menschlicher Drapperie ein

Lustspiel geben muffen — jämmerlich sehen die stummen Figuranten einander auf die halb sicht­

baren Schwänze — die Peitsche ist ihre dea ex machina in ihren For^erollen — und die Sta­ tisten sehnen sich umsonst von ihren Kothurnen,

d. h. von ihren zwei Füßen auf ihre vier nieder­ zufallen, und ganz andere Erkennungen als thea­

tralische darzustellen.

Unlust genug für ein Lust­

spiel ! Zuletzt aber zankten sich die Zeitungsschreiber

immer wilder —

Schnabel setzte den gelaßnen

Maus ganz außer sich — Wortspiele über die

Namen, z. B. sich mausig machen, oder schrei­

ben wie der Schnabel gewachsen, waren post­ tägliche Sachen —. Maus

ließ, so wie jener

Schlachtenmaler

zur

Begeisterung des Pinsels

Kriegsinstrumeme um sich zu spielen befahl, ge­

wöhnlich eine Trompete neben sich blasen, damit er bester in die weitere der Fama stieße. — Kurz der Krieg war nun vom Kontinent aufs Papier

gespielt, und beide Nouvellisten verwandelten sich zuletzt ernstlich in die Parteigänger, welche sie

anfangs nur aus Schein auf fürstliches Drohen hatten spielen wollen. Ganz anders stets mit beiden Kriegsvölkern

aus.

Der Krieg hatte nun schon so lange ge­

dauert, so viele Tage als der siebenjährige Jahre,

eine Woche lange, mithin nur einen Tag kürzer, als ein sinesisches Trauerspiel von acht Tagen,

indeß Corneille die Trauerzeit gleichsam wie eine

preußische BelÄgerungSzeit nur auf 30 Stunden einschrankte.

In beiden Residenzstädten fraßen

die Truppen mit Wetteifer, doch die Tiberianer das Meiste; denn sie, welche nicht vergaßen, daß die Schneider,

an Anzahl ihnen überlegen, mit

den zahlreichern Magen

die Stadt ausschöpfen

würden, arbeiteten dadurch auf ein Gleichgewicht hin, daß sie in Großlausau doppelte Porzionen

und Razionen für Einen Magen beorderten. Ein

Bischen Plündern, Requiriren der Schuldscheine und dergleichen war gar nickt gegen die Grund­

sätze der Liberianer, welche vielmehr schlossen,

wenn schon Freunden alles gemein ist, wie viel­ mehr Feinden.

Ja es gab Köpfe unter ihnen,

welche fragten, sollten denn die Kriege, es werde nun darin eignes

oder fremdes Blut vergossen,

nicht so viel Recht haben, wie die elenden fünf jährlichen Aderlaßtage (dies minutionum) t)CV

Karthauser, an welchen man diesen fettere Kost,

Freiheit vom Kloster und zu Spayiergangen, und sogar weibliche Gesellschaft verstattet? —

lich Handel

und Wandel,

Frei­

also Trödler

und Schneider, stockten; nichts war los zu werden, nichts anzumessen.

Beide Heere fühl­

ten, daß die Astronomen ein treffendes Zeichen für den Erdenkreis im Kalei-der gewählt,

näm­

lich einen Kreis mit einem Kreutze (^), so wie sie die Venus beinahe wie Thümmel mit um­

gekehrtem angezeicknet (5-); — aber an dieses arme Kreutz sind wir zwei

Mächte genagelt?

Himmel, wir? Wir, die wir umgewandt gern

nach dem Evangelium die andere Backe Hin­ halten, wenn wir etwas auf die vordere

bekommen haben;

und

die

wir die Bitte der

tapfern Sparter an die Götter, daß sie Beleidi­

gungen möchten ertragen lernen, thun brauchen,

da dieß

schon

gar nicht zu

Naturgabe bei

uns ist? "

Diese Ueberlegungen wurden leider in beiden Residenzen so häufig, daß sie eine Verschwörung unter den Truppen beider Heere gegen die Für­

sten einleiteten, welcher nichts fehlten als An­

führer, die sich unter Heerführern leicht finden. Denn ein wichtiger Umstand — auf welchen alle

Geschichtsschreiber

künftige

dieser

Umwälzung

aufmerksam zn machen sind —, entschied gewal­ tig dabei,

der nämlich, daß sowol die Tiberia-

ner ihres Tiberius so satt waren, als die Marianer ihres Maria, beide hingegen nach Um­ tausch der Fürsten hungerten.

kindern

Bei den Landes­

bedeutete ihr Landesvater etwas nicht

viel besseres, als was die Studenten sonst einen

nannten, ein Loch im Hute; »»ich

habe mehr Lands-

Landsvater in meinem Hute als du," sagte der

Musensohn, weil bei jedem Gesang „der Landsvater" Freilich

der

genannt, verstanden

Hut

Käuzen

durchstochen wird.

und

Großlausauer

unter Löchern ganz andere und größere als in Hüten und Röcken.

Es konnte z. B. den Tröd­

lern wenig gefallen, ewig in Monturen gesteckt zu werden,

ten ;

die sie vielmehr selber absetzen woll­

denn Tiberius ließ

nur das halbe Land,

nämlich die weibliche Hälfte kantonfrei.

Ob es

aber nicht bester sei, wenn ein Land kein Winter

ist,

in welchem

man

bekanntlich von Amseln

nur Männchen sieht, sondern lieber ein Frühling voll Weibchen, können wohl Trödler nicht aus­ machen, sondern Gelehrte. Auf der andern Seite waren die Schneider

eben so wenig mit ihrem Fürsten zufrieden, wel­

cher nicht sowol Menschen als Gelder, weniger

Köpfe als Kopfsteuern eintrieb, um ein großes (Fürsten-) Haus zu machen.

Daher sagten die

Trödler, ein Maria, der nur brillieren,

nicht

ererzieren will, gefällt uns bester; und Trödel

E

dazu haben wir genug vorrathig.

der aber fuhren fort:

Die Schnei-

ein Tiberius

ist wieder

uns lieber; Landmeister, Gesellen und Pfuscher

wir leider

haben

genug zum Land-Matrosen-

Pressen, aber einen Fürsten wie Tiberius nicht, der nicht verschwendet, keinen Glanz und Zere-

monienmeister fodert, und jeden als seines glei­ chen an die Tafel ziehet."

Kurz dieser gegenseitige Wunsch eines Für­ sten- nicht Länder-Tausches

trug

unglaublich

viel zu der Verschwörung der beiden Divisions-

Generale bei, nach deren Plane sie die Fürsten in den feindlichen Residenzen sitzen lasten, und

blos mit den Völkern wieder heimkehren wollten.

Der Erfolg war, wie Manner von Verstand vorausgesagt.

Gerade ein

beide Lander einander

solcher Krieg hatte

naher gebracht —

was

eben nahe am meisten bedürfen — und sie halb

ausgesöhnt;

jeder wollte jetzt, starr zu Mitten

und

zu lasten,

bluten

lasten.

lieber leben und leben

Oft kam es mir vor, wenn ich die fried-

lichen Folgen dieser Revue und Kriegszeit über­ dachte, als sei alles die Nachahmung eines be­ kannten hannovrischen Dekrets an bie göttingi-

schen Professoren.

Die Regierung schickte näm­

lich allen Professoren, vom Doktor der Theo­

logie an bis zum Professor der Rechte und der

Moralien,

bisher

die Verordnung zn, daß sie — da

unter

freunden

als

ihnen

weniger gegenseitiges Be­

Befeinden

obgewaltet



jeden

Sonntag um 4 Uhr i Stunde lang auf der Espla­ nade

mit

einander späteren einigermaßen

gehen sollten *),

zusammen

zu kommen,

und sich zusammen zu gewöhnen,

und dadurch

um doch

einander

weniger

zu verabscheuen.

gewiß die weise Regierung,

Nun

sah

so gut wie wir alle

voraus, daß die Professoren selten physisch mit einander gehen konnten,

ohne systematisch aus

einander zu gehen, und daß hundert Disputier­ übungen

die gymnastische um 4 Uhr begleiten

würden; aber da sie gleichwol das Zusammen­

wandern

(sogar

für den bloßen Satiriker esn

") Konstantinopel rc, Jahr II. Heft 9 S. 36c.

schöner Anblick) — dekretierte: so hat sie vor­

aus gesetzt/

daß

die Profefforen/

eben durch

nahes Streiten sich so nahe zusammen knüpfen würden — als unsere Trödler und Schneider. Kurz Käuzen und Großlausauer waren sämmt­ lich nach kurzen

stillen

Erforschungen/ die die

höhern Kriegsgewalten / die Divisions-Generale und Unterhändler angestellt/

sogleich bereit nach

Hause zu gehen/ und sich regieren zu lasten vom

ersten besten Feind-Fürsten/ der eben zu haben stände/ sobald nur alles ginge/ wie sonst oder noch besser; die Fürsten beider akquirirten Län­ der (dieß wurde feierlich ausgemacht und unter­

siegelt)

möchten

dann

in

diesen

als

Geißeln

(aber nicht als aktive wie Attila/ sondern als passive) so lange bleiben und herrschen als sie dürften.

Alles gelang.

Jedes Heer zog nach Haus;

nur jeder Fürst blieb in jeder Stadt gleichsam

wie in seinem

Bienenweisel-Gefängniß zurück/

und regierte zur Erholung ein wenig.

Wahr-

scheirilich hat darin Maria geweint, und Tibe­

rius geflucht.

Uebrigens wars ein Glück, daß

jedes dieser Lander wie viele jetzige, nicht ein

durch Vaterlands- und Fürstenliebe fest verknüpf­ ter Staat war, sondern nur aus lose an einan­ der gestellten Unterthanen bestand; ein schweres

aber nöthiges Meisterstück der jetzigen

Politik,

gleich dem Meisterstück der Bötticher, das aus lauter Faßdauben ohne Reifen bestehen muß.

Jetzt aber war vor allen Dingen zu eilen, um dem

Gewaltstreiche die

und Stütze zu geben.

nöthige Rechtmäßigkeit

Es wurden deshalb De­

putierte von beiden Ländern nach Paris geschickt, mit allen glaubwürdigen Landkarten und Zeug­

nissen versorgt,

welche vonnöthen waren,

Napoleon zu überzeugen,

daß

um

die Länder exi­

stierten.

Auch brachten sie die Bitte mit, daß sie bald

recht fest regiert würden.

Aber im

Gedränge

der wichtigsten Angele­

genheiten konnte, wie sich denken laßt, bis diese

70

--------------

Stunde nicht über diese kleine entschieden wer­

den; und beide Fürsten regieren

die eroberten

Interims-Länder noch vor der Hand fort.

Jean Paul Fr. Richter.

D e s Kriegers Rückkehr

von Theodor Hell.

Personen.

Hans Wild/ ein reicher Müller. Rösche«/ seine Tochter. Canusius, der Schulmeister. Herr Supernummerar - Kassenschreiber - Assistent Canusius, dessen Sohn. Heiter, ein Soldat. Frau Berger, eine Wittwe. Wilhelm, ihr Knabe. August Walther. Der alte Walther. Bauern. Mühlknappen.

Erste

Scene-

Freier Platz vor der Mühle, ohnweit davon des Schul-

meisterS Haus.

Hinten das Dorf.

-Bänke

an den

Häusern.

Der jüngere Canusius,

mit einer Guitarre

in der Hand, kommt aus des Schulmeisters Hause.

Nun will ich den letzten Versuch auf ihr Herz machen. Musik, die Allmächtige, die den Or­ pheus zur Euridice half, soll auch mir zur rei­ chen Müllerstochter helfen. Es war eine entsetz­ liche Arbeit, mir das Lied auf der Guitarre einstudiren zu lasten; aber das Mädchen hat Geld, und ich, Herr Supernummerar-KastenschreiberAssistent, was hab' ich? Einen herrlichen Titel, aber verdammt wenig dabei. Da muß man schon auf andre Mittel denken — aähnt. Es ist

aber auch noch so verdammt früh! In der Stadt hat man es bequemer.

Bringt man dort sein

so liegt die

Morgenständchen am vollen Tage,

Göttin noch gehörig im Bette, aber hier auf

dem Lande muß man mit dem Haushahne auf­

stehen, oder so ein Bauermadchen ist schon aufs Feld gewandert.

Doch Röschen hat Geld, und

garstig ist sie auch nicht. stürmer frisch darauf los!

Aiso mit dem HerzenSspielt und singt das

Lied: „ich klage dir, o Echo dir," rc. mit komischer

Rührung.

Zweite Scene. Canusius der jüngere.

Röschen.

Röschen, kommt während des Gesanges aus der Thür, sagt guten Morgen,

und will vorbei qeim, als

Canunus seinen Gesang und Gefttkulazton recht wehmü­ thig erhebt.

Röschen. Eanusius,

Ach.'

Fehlt Ihm was? endigt mit einem

lauten Suif-er.

Röschen. Er ist doch nicht etwa gar krank? Krank, sehr krank.

Canusius.

Nun, da lege Er sich hübsch ins

Röschen.

Bett, und stehe Er nicht bei der kühlen Mor­ genluft hier.

Canusius.

Lassen Sie mich, holdes Kind,

von der Gluth Ihrer Augen erwärmt werden.

Röschen.

Meine Augen sind ja keine Son­

nenstrahlen.

Canusius. Röschen.

Aber Zwei Sonnen sind sie. Hab' ich doch in meinem Leben

nur Eine gesehn.

Sprechen Sie mein Urtheil!

Canusius.

Röschen.

Weiß Er was? da lauf' Er zu

dem Herrn Amtmann; ich geb' mich mit derglei­ chen Dingen nicht ab.

Lauf Er schnell, da wird

Er wieder warm. Canusius.

Sie wollen mich nicht verste­

hen, und meine Seufzer haben Ihnen doch längst

gesagt, daß ich Sie suche, mehr als der Hirsch das Wasser.

Röschen.

Ist Er durstig?

das ist etwas

anders.

Wart' Er ein wenig/ ich will Ihm

gleich einen Krug Milch holen.

Canusius.

Das kann

mir nicht helfen,

mich durstet wie dem Wandrer nach der fernen

Heimath. Röschen.

Nu, Er ist ja in der Nähe zu

Hause. Canusius. Ich suche Sie mehr als Orpheus seine Euridice. Röschen. Was geht mich das fremde Volk an.

Canusius.

Kurz, daß ich Sie liebe!

Röschen. Fangt Er schon wieder davon an. Canusius.

Ach, ich werde so lange davon

anfangen, bis Sie ein Ende machen. Röschen. Canusius.

Nun, das will ich gleich thun.

Was werde ich hören?

Röschen. Was Er schon langst hatte sehen

können. Canusius. Röschen. Canusius.

Röschen.

Und dies ist —? Daß ich Ihn nicht liebe.

Nicht?

Nicht.'

Canusius.

strömet

So

hin, ihr Bache

denn überdrüßig bin ich dieser

meines Bluts, Sonne.

Daß Gott! Er wird sich doch

Röschen.

Fein Leid anthun?

Ich stehe für nichts!

Canusius.

O weh, da muß ich geschwind

Röschen.

seinen Vater rufen.

Röschen. pfen,

Herr Schulmeister!

Spottest Du Grausame!

Canusius.

Wie Fann Er mich nur so schim­

da ich so viel Mitleid mit Ihm habe.

Herr Schulmeister!

Dritte Die Vorigen.

Schulmeister am Zensier.

Schulmeister. Röschen.

Scene.

Was giebt's denn?

Komm

Er

geschwind

heraus,

Herr Schulmeister, und geb' Er Acht auf seinen

Herrn Sohn aus der Stadt! Schulmeister.

Wie denn so?

Röschen.

Es hat ihn ein sonderbarer Zu­

fall angewandelt/

es müßte denn in der Stadt

so Mode seyn; erst hat er ganz jämmerlich ge­

sungen, dann hat er mit herzbrechendem Tone gesagt, daß er mich liebe, und nun will er sich

gar ein Leid anthun.

Der Teich ist zwar abge-

lasien, aber so viel Waffer ist immer noch drin, daß ein so zarter Herr, wie der Herr Super­

nummerar - Kassenschreiber - Assistente, sich das Lebenslicht drin ausblasen könnte. Ha ha ha! Eilt ab.

Vierte Canusius

der

Scene.

jüngere.

Dann der Schul­

meister.

Canusius.

Sie lacht mich noch aus! so

eine Bauerdirne! nein, das ist zu toll! wenn sie nur noch zu meinem Vater in die Schule ginge, so sollte er sie auf Erbsen knien lassen.

Aber

was fang ich nun an, mich an ihr zu rachen?

Schulmeister.

Mi fili,

mi litt» was

----------------fyift Du gemacht,

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da bist Du nun wieder mit

der Thür ins Haus gefallen.

Ca nu fr us.

Wenn

ich

ihr ein Morgen­

ständchen bringe.

Schulmeister.

Das krähen hierauf dem

Dorfe die Hähne. C a n u si u s. Habe ich ihr nicht in den schön­

sten Gleichnissen meine Zuneigung erklärt. Schulmeister.

Das

Glerchniß von dem

Joche Ochsen ist hier das beliebteste. Canusius.

Nun, so mag sie dahin fahren.

Schulmeister.

minime!

Mit Nichten mein Sohn/

Em solches reiches, schmuckes Dirn­

lein laßt man nicht gleich fahren,

und ist sie

wohl werth, daß man, wie einst Jakob um die schöne Rahel, vierzehn Jahre um sie freie. Canusius.

Da könnte ich unterdeß ver­

hungern. Schulmeister.

Es wird auch eine solche

series annorum nicht nöthig seyn,

^aß Du mich

nur machen, ich habe bet Weg der Weisheit betre­ ten, und mit ihrem Vater bereits gute Einlei­ tungen getroffen/ welcher weder mir abhold, noch

einer Verbindung mit Dir entgegen ist, indem

er wohl Deine großen honores, Deine Ehren­ stellen , und mithin den künftigen hohen Rang

feiner Tochter berücksichtigt.

Canusiuü.

Es ist freilich beinah zuviel

für ein Bauermädchen.

Schulmeister. Willst sagen, Müllers Toch­

ter, welches schon keine gemeine Bauerdirne ist,

und an das edle Proveibium, Pfarrskinder und Müllersküh, wenn's geräth ist's gut Vieh, erin­

nert.

Und

trotz

Deiner Ehrenstelle mußt Du

doch sehen, wie Du zu einer Nährenstelle gelangst, indem Du verwünscht wenig Salarium bekömmst,

und ich bereits alles Mögliche an Dich gewendet habe.

Dazu wäre nun ein solches Matrimonium

die allerbeste Gelegenheit. Canusius.

Ich kann sie aber doch nicht

zwingen I

Schulmeister.

Wird sich schon geben, es

steckt ihr nur noch der Miles, der Soldat, der

junge Walther im Kopfe.

Canusius.

Der mit der. Armee im Felde

steht ? Schul-

Schulmeister.

Idem semper idem.

Es

hatte sich schon lange eine Liebschaft zwischen ihnen angesponnen, als er noch hier im Dorfe bei sei­ nem alten Vater war,

der auch immer etwas

bester seyn will als andre Leute,

aber der ver­

nünftige Hans Wild wollte sie ifym nicht geben, weil er em reicher Müller,

Teufel war.

und jener ein armer

Da hat eü bei dem jungen Paare

viel Noth und Klage gehabt.

geholfen.

Hat aber nichts

Nun mußte der Walters August unter

die Soldaten und mit in den Krieg. Canusius.

Da wird

Röschen ihn wohl

endlich vergessen.

Schulmeister.

Wird schon

mit der Zeit

werden, maßen der Mädchen Gemüth variabilis

ist,

und gleichsam

ein Wetterhahn; drum laß

uns die Hoffnung nicht aufgeben, und fei nur so liebenswürdig als möglich, damit der Gott

Amor in Deinem Herzen den Gott Mars aus dem ihrigen vollends verjagen möge. Beide gehen In das HauS des Schulmeisters.

H ei ter, kommt von dem Hügel im Hintergründe hrc ab, den Tornister auf dem Rücken, fingen; Und geht auf Urlaub nun,

Um

köstlich

aus-uruhn,

Oer tröhliche

So

Soldat,

ist willkommen

Mit Kriegs - und Wenn

nur

sein

er Friedensmähr

Schritt

sich

nahk.

Ja, ja, der Mensch hat Recht, der das Lied­

chen gemacht hat, mein Tornister ist der Beweis

davon.

Haben sie mir ihn nicht in Blinddorf

voll gepackt, als hätte ich bis nach Haus noch

durch eine Wüstenei zu reisen, blos weil ich den

guten

Bauern

hier im Felde erzählte,

draußen im Felde zugegangen war.

wie's

Kurios, daß

man das beides so ganz gleich ausspricht, und ist doch ein gewaltiger Unterschied,

wo die vol­

len Aehren wogen, und wo die Kugeln wie gesaet

herum liegen.

Da ist nun wieder von der Saat

die Rede, aber schönen Dank, bei der Erndte

vrauch ich nun eben

nicht zu seyn.

nicht, wer die deutsche

Ich weiß

Sprache gemacht hat,

aber ich möchte wissen / was er sich dabei alles

gedacht hatte — Es ist mir aber doch wieder, als

ob mich hungerte/ ich dachte, wir schlügen hier unsre Tafel auf.

Da ist eine hübsche Bank, da wird

sich der Bivouack ganz

köstlich

machen lassen.

Er zieht aus seinem Tornister verschiedene Eßwaaren, legt sie zurecht, ißt und singt: Willkommen ’

ruft zu Haus,

Ein jeder Nachbar aus,

Und schüttelt ihm die Hand, Feins Liebchen eilt herbei Und herzt und küßt ihm treu,

Heil dem Soldatenstand

Heil dem Soldatenstand! so ein Poet ist doch

ein ganzer Kerl/ wie er's einem aus dem Herzen heraus sagen kann/

hatte.

machen.

als ob er

hinein geguckt

Ich möchte nur auch einmal so

Aber nein, das ist nichts,

bleib bei deinem Leisten.

etwas

Schuster

Wir müssen's verrich­

ten, und die müssen's nachher dichten.

Sapper-

am Ende bring' ich

lot, das reimt sich auch,

doch noch so etwas zu Stande.

Ja, da sieht

man, daß ans einem guten Soldaten alles wer­ den kann.

Sechste Scene. Heiter.

Wilhelm, kommt aus dem Dorfe her' gelaufen.

Wilhelm.

Soldate!

He da! he da! mein lieber Herr

Von weitem.

Heiter.

Was will denn der Knabe?

Wilhelm.

Heiter.

Wart Er doch ein bißchen.

Nun, Du siehst ja, daß ich hier

Tafel halte, wenn da kein Feind in der Nahe

ist,

pflege ich mich nicht

so geschwind wieder

von der Arbeit zu machen.

Wilhelm.

Die Mutter läßt Ihn

schön

grüßen.

Heiter. Mutter?

Großen Dank.

Wer ist denn die

Je nun, die Frau Bergern.

Wilhelm.

Kenn' sie nicht.

Heiter.

Sie kennt Ihn ja auch nicht.

Wilhelm.

Was will sie denn da von mir?

Heiter.

Er soll einen Augenblick bei ihr

Wilhelm. einsprechen.

Heiter.

Wird

wohl

zu bestellen

Etwas

haben. Wilhelm.

Sie hat Ihn da von weitem

kommen sehen,

da hat sie mich denn gleich ge­

schickt, daß ich Ihn zu ihr bitten sollte.

Heiter.

Ists denn eilig?

I

Wilhelm.

nein,

Er

wohl ein

wird

Gläschen Wein bei ihr trinken sollen.

Heiter. Das wäre? Wie käme ich denn dazu?

Wilhelm. sie macht's

Es geschieht Ihm ja nicht allein,

mir

allen

Soldaten

so,

die hier

durchs Dorf passiren. Heiter.

Die soll leben, das ist eine Sol­

datenfreundin , das muß eine brave Frau seyn.

Wilhelm.

Heiter.

Pursche?

Das will ich meinen.

Du

bist

wohl auch

ein braver

Wilhelm.

Hör' Er/ das braucht Er nicht

erst zu fragen!

Heiter.

Junge! Du hast Herz im Leibe.

Wilhe lm.

Wer Soldat werden will/ sagt

meine Mutter/ muß Herz haben.

Heiter.

Das ist wohl gethan.

Wilhelm.

Ich will hauen und siechen und

schießen so gut wie einer.

Heiter.

Aber auch helfe» / wo's Noth thut.

Wilhelm.

wie die Mutter.

Er spricht wahrlich gerade so Daran soll's denn auch nicht

fehlen. Heiter.

Nun/ so komm her/ et seht iijm den

Huth auf, und hängt ihm den Säbel um, sieh / da

bist Du nun ein Soldat.

Was willst Du nun

machen? Wilhelm.

Erst will ich zur Mutter gehe«/

und ihr nochmals versprechen recht brav zu seyn

und zu folgen/ und dann/ et zieht den Säbel, will ich die großen

Jungens

zusammenhauen/

die

gestern der kleinen Richter Miekchen den Kuchen

weggenommen haben, weil sie sich nicht wehren

konnte. Mich steckten sie auch in den Ziegenstall,

als jch die Miekchen vertheidigen wollte, aber

wartet!

nun will ich ihr schon den Kuchen wie­

derschaffen.

Denn es war doch Unrecht von den

großen Jungen, nicht wahr? Heiter,

hebt ibn auf und küßt ihn.

Bravo,

bravo, ehrlicher Junge, dem Unterdrückten hel­ fen, den Uebermuth bändigen, den Schwachen

retten,

das ist das

wahre Soldatenhandwerk,

aus Dir wird gewiß einmal ein achter Soldat.

Siebente Scene. Die Vorigen.

Frau Berger, mit einer Flasche

Wein und einem Glase.

Berger.

Wo bleibst Du denn Wilhelm?

Wilhelm. Berger.

Jch stehe hier Schildwache.

Ha,

ha!

haben sie Dich -um

Soldaten angeworben?

Heiter.

Der Knabe ist mein Rekrut.

Berger. Nehm Er's ,licht übel, mein Freund,

daß

bas Kind Ihm so viel Ungelegenheit

ge­

macht hat.

Heiter.

Keineswegs-.'

Freude habe ich an

dem Knaben gehabt. Berger.

wollte Ihm nur eine Stär­

Ich

kung mit auf den Weg geben, da schickt ich den

Kleinen, aber wenn der Junge einen Soldaten fleht, vergißt er Essen und Trinken.

Wilhelm.

Hab' ich's nicht ausgerichtet,

was mir die Mutter gesagt hat?

Heiter.

Ja, das hast Du.

Wilhelm. Berger.

Nun, da siehst Du, Mutter! Es wurde mir aber zu lange, ehe

Du wieder kamst, da bin ich selbst hergelaufen.

Nun, da nehme Er, guter Mann, und trinke Er ein Paar Gläschen, daß Ihm der Weg nach

Hause nicht lang wird. Scbenkt tbm ein. Heiter.

Sag Sie mir aber nur, wie ich

zu der Ehre komme? Ist Ihr Mann etwan auch Soldat?

Berger.

Nein.

Ich vergelte große Wohl­

that mit kleinen Diensten.

----------------Heiter.

89

Weiß aber nicht/ daß ich Ihr je

wohl gethan hatte.

Er nicht/

Berger.

aber einer seiner Ka­

meraden.

Heiter.

Wie hieß Er?

Berger.

Das weiß

id>

leider nicht.

Aber

da ich ihm selbst nicht vergelten sann / will ich

wenigstens jeden andern braven Soldaten, der mit ihm unter denselben Fahnen focht/ crqutcfcn/ so viel ich kann.

Mein Seel/ liebe Frau/ das ist

Heiter.

kernbrav von Ihr/ und der Wein schmeckt mir nun bester/ als ob er von der Tafel unsers Ge­

nerals wäre. Berger.

Trink Er, ich gebe es Ihm gern.

Heiter.

Der brave Kerl soll leben, der Ihr

Gutes gethan hat! Es freut sich einem doch das Herz im Leibe, wenn man so etwas hört/ daß

man auch ein Sachse ist.

Wilhelm.

Und ich bin auch einer/ nicht

wahr Mutter!

Berger.

Ja mein Sohn, drum mache Dei­

nem Vaterlande und Deinem Kömge Ehre.

Wilhelm.

Nun, daran soll's nicht fehlen,

ich will ihnen Ehre machen,

daß sie ihre Lust

daran haben sollen. Heiter.

Liebe Frau, Sie erquickt mich nun

da so brav, aber nehme Sie mir's nicht übel, so gut mir dies Gläschen schmeckt,

es würde

mir noch einmal so gut schmecken,

wenn Sie

mir erzählen könnte, was mein Kamerade Bra­

ves gethan hat, aber, wenn Sie nicht kann und will, ist's auch gut!

Berger.

O nein, wenn Er's hören will,

ich erzähle es recht gern.

Geh Du aber indeß

nach Hause Wilhelm und gieb auf den Kleinen

Acht, daß er nicht Schaden nimmt. Wilhelm zu Heltcr.

Schickt sich denn das

für mich als Soldat? H eiter.

Ei freilich, Du mußt ja die Schwa­

chen schützen.

Berger.

Will Er ihm denn den Putz da

einstweilen lasten? Heiter.

wieder.

Warum nicht? wir holen ihn dann

Nun so geh, aber spiele nicht mit

Berger.

dem Sabel. Spielen? mit dem Sabel spielt

Wilhelm.

man eben, da haut man zu. Nun, rechts abmarschirt, marsch!

Heiter.

Wilhelm,

dreht stch und marschirt ab, indem er

mit oem Munde die Tromurel nachahmt.

Achte

Frau

Heiter.

Scene.

Berger.

Sie hat ihn

Heiter.

also nicht gekannt,

den wackern Kamerad? Berg.

Leider nein. Nachdem er mein jüng­

stes Kind — doch,

ich will Ihm ja die Sache

vom Anfänge an erzählen.

Sieht Er, ich bin

eigentlich hier im Dorfe geboren und mein Vater war Müller hier,

erzogen,

und da heira-

thete ich einen recht wohlhabenden Bauersmann. Kaum waren wir aber ein Jahr bei einander,

als sein Vater starb, der eine große Wirthschaft

drei Meilen hinter Wien hatte.

Mein Mann

war der einzige Erbe, wir verkauften also hier nnd zogen dorthin.

Mein Junge war kaum ein

Viertel Jahr alt. Ha, ha/ das ist der lustige Bursche.

Heiter.

Ganz recht.

Berger.

Wir lebten einige

Jahre dort recht glücklich, da rief der liebe Gott im vergangenen Frühjahre meinen guten Mann zu sich.

Es war ein kreuzbraver Mann, Gott

habe ihn selig.

Heiter.

Wcint.

Nun, sei Sie nur ruhig, es geht

ihm gewiß da droben auch nicht schlecht. Berger.

Ich konnt's nun dort nicht mehr

aushalten/ die Wirthschaft ward verkauft, das

Geld blieb auf dem Guthe und bei einem reichen Kaufmanne stehen, und ich ging mit meinen zwei

Jungen nach meiner Heimath zurück.

Heiter.

Da wird Sie gerade in den Kriegs­

trubel gekommen seyn.

Berger.

Ach, ja wohl, mein Jüngster war

ein Jahr alt, und ich mußte ihn noch auf dem Arme haben, doch ich muß es den braven Sol­

daten nachsagen, sie haben mir und meinen Kin-

dern nie etwas zu Leide gethan, weder die Herrn Franzosen, noch die Oesterreicher, und am aller-

wenigsten meine Landsleute. Heiter. haben.

Das will ich ihnen auch gerathen

Hol der Henker den Soldaten, der einem

Weibe und Kindern etwas in den Weg legt, oder

sie gar mißhandelt, ich könnte ihn mit eigner

Hand in eine Kanone laden.

Berger.

Ich hatte einen kleinen Wagen,

worauf wir saßen,

und den ein Knecht fuhr.

So kamen wir einmal des Abends nach Amstat-

ten, und wollten da die Nacht über bleiben. Es

waren lauter Sachsen drin, was freute ich mich, unter Landsleuten zu seyn!

Heiter.

Nun, das ist doch nicht etwa gar

am 3i. Mai gewesene

Berger.

Heiter.

Freilich. Da ging's hart her!

es war eine

böse Nacht.

Berger. den ist.

Gott sei Dank, daß sie überstan­

Ich liege im tiefsten Schlafe, als der

Ueberfall geschieht.

Der Tumult, das Schießen

erweckt mich, mein älterer Knabe war schon aus

dem Bette gesprungen/ in den Hof hinunter ge­ laufen/ um nach Herzenslust den Kampf mit an­

zusehen; ich eile ihm nach voller Angst/ daß er umkommen könnte in der Gefahr.

Ein wildes Ge­

tümmel von Pferden braust mir entgegen / ich

frage/ niemand hört mich/ nur das Tosen von Waffen und Menschen vermehrt sich mit jedem Augenblicke.

Endlich find' ich den Knaben; eben

will ich wieder zurück aus dem Hofe/ um auch

mein Kleinstes zu holen/ als ein scheugewordenes

Roß auf mich einstürmt/ mich über den Haufen stößt, und ich bewußtlos auf dem Boden liege. Heiter.

Ja, da war niemand seines Le­

bens sicher. Berger.

Als ich aus meiner

Betäubung

wieder erwachte/ war mein ältester Sohn um mich her beschäftigt/ aber plötzlich fiel mir der

Gedanke an mein kleinstes Kind ein. um mich/

Nacht

Ich blicke

da steht das Gebäude/ wo wir die

zugebracht hatten/

in Flammen.

Alle

Kräfte raffe ich zusammen/ stürze dahin/ mein

Kind zu retten / aber an der Treppe dringt mir ein Dampf entgegen /

der

mich

ersticken will.

----------- —

95

Sie brannte bereits, es war für Menschen keine

Möglichkeit hinaufzukommen. Arme Mutter!

Heiter.

Verzweiflungövoll renne ich um­

Berger.

her, vergebens Rettung suchend, ich schreie, zer­

raufe das Haar, flehe zu Gott und Menschen, umsonst,

achtet auf

niemand rettet mein Kind,

niemand

mich in dem allgemeinen Tumulte.

Das Feuer wird starker, schon faßt es das Fen­ ster der Kammer, wo mein Kind liegt. einmal jammere ich,

dort oben

mein Kind,

verbrennt es

lebendig.'

Noch

mein Kind, Siehe, da

stürzt ein Engel herbei, ergreift eine Leiter, die

im Hofe hangt, steigt mit Lebensgefahr in das brennende Fenster, ich liege auf den Knien, ich

bete zu Gott für ihn, für mein Kind, und schnell erscheint er wieder, mein Kind, meinen Heinrich auf den Armen.

Heiter. Berger.

Juchhe, daß er gerettet ist. Da Weib! hast Du Dein Kind,

ruft er, und legt es mir in den Schoos.

Mit

einer Hand drück' ich das Wiedergeborne an mich, die andre strecke ich nach ihm aus.

Ich wollte

sprechen, ihm danken, aber das konnte ich nicht.

Er stand einen Augenblick vor mir,

und meldete

sich, wie cs schien, an der Freude, die ich hatte. Endlich aber rief er:

Euch und

Lebt wohl.' Gott behüte

Eure Kinder.

Jetzt

bekam ich die

Sprache wieder, ich nannte ihn meinen Wohl­ thäter, ich bot ihm an, was ich hatte, ich bat mir seinen Namen zu nennen, aber stumm drückte er mir die Hand und war verschwunden. Heiter.

Ein ächter Bursche.

Aber kann

Sie mir ihn denn nicht beschreiben? Berger.

Er steht lebhaft vor meinen Au­

gen, aus Tausenden wollte ich ihn wieder erken­ nen, besondere an dem schönen, freundlichen, und

doch so edlem Auge, aber naher kann ich nichts

angeben

Doch an der Uniform erkannt' ich, daß

es ein Sachse war. Heiter.

Vivant alle Sachsen.

Der herr­

liche Kerl soll leben l Gott gebe ihm einen guten Tag, oder wenn er schon da unten liegt, einen fausten Schlummer.

Berger.

Bc's zum fröhlichen Auferstehen.

Heiter.

Heiter.

Ja, da werden sich selbst die lie­

ben Engel freun, wenn die braven Sachsen auf-

marschiren, denn das versichre ich Ihr, der Tod hat sich nicht die schlechtesten ausgesucht.

Berger.

Nein, mein Wohlthäter lebt ge­

wiß noch.

Heiter.

Nun, ich will's

ihm wünschen,

ob's gleich auch nichts Schlechtes ist so zu ster­ ben, sein n König, sein Vaterland und sein Mäd­

chen im Herzen, und gerade binblickend auf den

Senil), fest, als ob man rhn mit den Augen zum

Weichen bringen könnte,

da merkt man's gar

nicht, wenn so eine Kugel — Berger.

Ich

bitte Ihn, spreche Er mir

nicht davon.

Heiter. schon,

Na, na, schon gut, ich weiß es

den Weiberchen wird das Herz schwer,

wenn man so etwas erzählt, aber unser einem leicht. —

Nun habe Sie Dank, und zeig' Sie

mir den Weg zu Ihrem Hause, ich will nun

doch meine Equipage wiederholen, die mir der junge Rekrut abgejagt hat.

G

Neunte

Hans Wild, aus der Mühle.

Die Vorigen.

Wohin aus,

Wild.

Scene.

Schwester! mit dem

Kameraden? Ei, ei! Berger.

Wild.

Guten Morgen, Bruder!

Guten Morgen geb' Dir Gott! auch

Ihm, Kamerad!

Heiter.

Reciproce! die brave Frau hier

ist also seine Schwester! Ja, so hat mir meine Mutter gesagt.

Wild.

Heiter.

So halt er Sie in Ehren,

denn

ein dankbares Gemüth ist Goldes werth. Wild.

Ei, daran werd' ich's ohnehin nicht

fehlen lasten, doch sag' Er mir nur, wie Er —

Zehnte

Scene.

Der altere und jüngere

Die Vorigen.

Canusius. Schulmeister.

Servus, Servus, Nachbar

Wild.' Aha/ der Schulmeister mit seinem

Wild.

Herrn Sohne. Canusius.

Wir wollten nur dem würdi­

gen Manne, der des Feldes Körner zu zartem

Mehle verarbeitet, unsern guten Morgen sagen.

Wild.

Schönstens obligirt.

Schulmeister.

Auch die gute Frau Ber­

ger freue ich mich hier zu finden.

Wild.

erwischt,

Sie hat da wieder einen Kriegsmann und da weiß Er schon, ist

sie

ganz

glücklich. Berger.

Weil ich in etwas meine große

Schuld gern abtrage. Schulmeister.

Das finde ich sehr löblich,

billig und christlich.

Wild.

Es ist unter meinen Weibsleuten nun

100

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einmal die Liebe zu den Soldaten eingeriffen. Aber meiner Tochter, hoffe ich, sie doch so ziem­ lich vertrieben zu haben. Schulmeister. Sie scheint aber doch in eecreto, insgeheim, immer noch dem jungen Kriegüknechte sehr anzuhangen. Wild. Das will ich nicht hoffen! Berger. Das mußt Du hoffen, und solltest Du hoffen, Bruder. Ein Mädchen, das einen braven Burschen mir nichts, dir nichts, verges­ sen kann, ist gewiß nicht viel werth. Wild. Papperlapap! Du hast ja den Men­ schen nicht einmal gekannt, und warst schon über alle Berge, als er mit fernem Vater ins Dorf kam. Berger. Aber alle Leute im Dorfe sprechen Gutes von ihm. Schulmeister. Es giebt mehr brave Leute, und warum muß es gerade ein Soldat seyn? den das Mädchen lieben will? Heiter. Weil einem Soldaten das Herz auf dem rechten Flecke sitzt. Schulmeister. Ecclesia non sitit sangui-

ICJL

nem, zu deutsch: die Diener der Kirche und folg­ der Schule bürsten nicht nach Blute,

lich auch

mithin halte ich mich gern von der Militia ent­ fernt, obschon ich allen möglichen Respekt vor ihr habe.

Das will ick Ihm auch gerathen

Heiter.

haben!

Denn sieht er, ich verachte keinen Stand,

aber wenn mir heut' einer eine andre Stelle an­

böte,

war's Bürgermeister in Nürnberg,

und

ich nähme sie meiner Seele nicht an.

Denn

kräftig und muthig geht der Soldat durchs Leben,

im Felde ist seine Wohnung, wenn es gilt, und frei beut er sein Leben

Vaterlande.

seinem Könige, seinem

Ich müßte mich schämen, wenn ich

das je anders sagte, und wehe dem, der einen braven Burschen antastet.

Wild.

Er meint es auch nicht böse, hatte

er doch seinen Sohn

erst selbst zum Soldaten

bestimmt.

Canusius.

Allerdings sollte ich erst dies

rauhe Geschäft treiben,

müth erbebte stets davor, Himmel,

der

aber mein sanftes Ge­ und so danke ich dem

mich in die friedliche Laufbahn

geführt hat) in der ich mich jetzt befinde, wo

ich einem Veilchen gleich am Wiesenbache blühe, bis mich die schöne Schäferin pflückt,

an deren

Busen ich sterben soll.

Schulmeister, schmunzelnd.

Nuri Nachbar

Wild, was sagt Ihr zu meinem Herrn Sohnes

Er kann die Worte so zierlich setzen,

Wild.

daß man ihn noch weniger versteht, als unsern Herrn Pfarrer. Schulmeister.

Es wird gewiß noch etwas

Großes aus ihm werden.

Bedenkt nur, er ist

schon Supernummerar - Kaffenschreiber - Assistent.

Heiter.

Nun

lang genug ist wenigstens

der Titel.

Wild.

Er klingt freilich recht stattlich, und

wird sich einmal beim Aufgebote nicht übel mit

anhören lassen. Canusius.

O!

erlauben Sie mir, ver­

dienstvoller Mann, daß ich ihn mit dem reizen­

den Namen, Röschen Wild, verbinde, und diese holde

Zauberin

Theil

nehmen

lasse an jedem

Kranze, den der dankbare Staat noch auf dies

unwürdige Haupt setzen wird.

Wild.

Was meint der Herr Sohn?

Schulmeister.

Brevissime, auf deutsch,

kurz und erbaulich, es wünscht mein Herr Sohn,

da er eine ehrbare Liebe auf Eure einzige Toch­

ter, Rosina oder Röschen, geworfen hat, sie zu seiner Ehehälfte aus Eurer Hand zu erhalten.

Wild.

Wirklich will er das?

Canusius.

Wenn es denn nun einmal ohne

den Schmuck der Poesie gesprochen seyn soll, ja,

das bitte ich von Ihnen! Wild.

Ha, ha, hab' mir's bald gedacht,

Er ist immer so schmunzelnd um sie herum ge­

gangen, seit Er hier ist, Herr Super — super­ fein — Wie war's?

Schulmeister.

Supernummerar - Kassen­

schreiber-Assistent.

Wild.

Ja, so war'ü.

Canusius.

Solches

zarte Werben, was

Sie scherzweise schmunzeln zu nennen belieben,

hat blos eine Einleitung seyn sollen zu dem völ­ ligen Ausbruche des Vulkans von Liebe in meiner Brust.

Nun, da mag sich das arme Mäd­

Heiter.

chen in Acht nehmen. Schulmeifter.

Solches

ist

blos

meu-

phorice, d. h. gleichnißweise zu verstehen/ und

drückt blos die gewaltige Maffe von glühender Liebe in dem Herzen meines Sohnes,

des Herrn

Supernummerar - Kassenschreiber-Assiftenten, aus;

wenn Ihr also nichts dagegen hättet, Nachbar

Wild. Wild.

Je nun, einem Bauerburschen habe

ich sie nun gerade nicht zugedacht, die Sache

ließe sich also wohl überlegen.

Berger.

Du wirst aber doch Deine Tochter

erst selbst fragen? Wild.

Ware zwar nicht nöthig —

Schulmeister.

Allerdings, maßen der Et­

tern Wille den Kindern ein Gesetz ist. Canusius.

Auch hoffe ich, sollen die glän­

zenden Aussichten und meine Zärtlichkeit sie bald

überzeugen. Wild.

Indessen, um der Schwester willen,

die immer denkt, ich thue dem Mädchen zu viel, mag's doch geschehen.

Seht, da kommt sie eben.

Stifte

Vorigen.

Die Wild.

Scene. Röschen.

Wo kommst Du denn schon her? Ach Vater.' als ich draußen auf

Röschen.

dem Felde war/ da hörte ick auf einmal trom­

meln/

und als ich mich umsah, da blitzten eine

Menge Gewehre von weitem aus dem Walde her­ vor/

und da wurde mir ganz angst / weil ich

ganz allein auf dem Felde war/ und da lief ich/ was ich konnte hierher? Da muß ich's doch abwarten/ wer

Heiter.

die Kameraden sind.

Wild.

Nun, weit Du einmal da bist/ fo

will ich Dir nur sagen/ Du bist eine Braut.

Röschen. Canusius.

Um des Himmels Willen nicht.

Meine ätherische Liebe hat das

Herz Ihres Vaters erweicht.

Röschen. Nun so heirathe Er meinen Vater.

Canusius.

Und er hat mir / trotz

dieser

verstellten Sprödigkeit, auf Ihre schöne Hand-------

Röschen.

Ach, meine Hand ist nicht schön.

io6

- ■



--

denn ich arbeite brav damit/ vollends nicht für

so einen Stadtherrn. Can usiuv. — die süßeste Hoffnung gemacht.

Nu, so bleibe Er bei der Hoff­

Röschen.

nung , aber weiter wird auch nichts daraus. Wild.

Das will ich doch wohl sehen.

Vater! Er wird mich doch nicht

Röschen.

unglücklich machen wollen?

Schulmeister.

Sothanen Ausdruck könnte

mein Herr Sohn fast übel vermerken.

Es ist eine alberne Grille von dem

Wild. Madel/

man ihr schon wird auszutreiben

die

wissen. Röschen. Vater! ich thue ja alles/ was Er

will, aber meinem Herzen kann ich's ja nicht

verwehren, daß es nur an Einem Einzigen hängt. Wild.

Ich

habe Dir

aber schon gesagt/

daß ick da nie meine Emwilligung gebe.

Röschen.

So werde ich mich im Stillen

gramen und vergehen/ aber nie die Frau eines

andern werden. Berger.

Wild,

Habe doch Mitleid/ lieber Bruder!

Ei, was Mitleid/ ich muß wissen.

-----------------

io?

was dem Mädchen am Besten ist.

Sich da an

einen Soldaten zu hangen.

Guter Freund, mäßige Er sich!

Heiter.

Röschen.

Ja, Vater! und wenn Er mich

schlägt, ich kann es nicht anders sagen, meinem Walther bleibe ich treu bis in den Tod.

Walther heißt Ihr Liebster?

Heiter.

O, kennt Er ihn etwa,

Röschen.

weiß

Er etwas von ihm?

Da verlohnt sich's wohl der Mühe

Wild.

nach dem Burschen zu fragen, von dem wissen

sie gewiß blos in den Schenkhäusern. Röschen.

Vater,

Er thut meinem Wal­

ther unrecht. Ich sag's Ihm nochmals, ich leide

Heiter.

es nicht, daß er von irgend einem Kameraden schlecht spricht,

ich weiß,

ob's wahr ist.

Walther — — Nachdenkens —

Ich will doch

ehe

nicht hoffen, Walther aus Grünberg? Röschen.

Ja,

so heißt

unser Dorf! —

O er ist's, er ist's!

Wild.

Nun, da wirst Du's hören.

Heiter.

Armes Mädchen!

-----------------

iog

Um Gotteswillen.

Röschen.

Schulmeister.

Der homuncio

hat sie

gewiß lange vergessen, und ist mit einer andern in orbem terrarum, in die weite Welt gegangen.

Nein, das hat er gewiß nicht

Röschen.

gethan, mein Walther blieb mir treu. Er ist ein braver Mensch. Das war er, und ich rathe dem

Heiter.

Herrn Schulmeister, ihn nicht an einem Härchen anzutasten, sonst möchte ich Ihm unter seiner

eigenen Perücke ein wenig einheizen.

Canusius.

Nun, was ist denn aber

ihm geworden? An meiner Seite —

Heiter.

Röschen. Berger.

Heiter.

5)abc Er Barmherzigkeit!

Fasse Dich liebes Röschen. Er starb den Tod des Helden.

Röschen, fängt schmerzhaft an zu schluchzen, und verbirgt ihr Gesicht an der Frau Berger Brust. O Gott!

warum muß ich noch leben! Schulmeister.

Wild.

Piequiescat in pace.

Nun, habe ich nicht gleich gesagt,

daß es so ein Ende mit ihm nehmen werde.

log Kann der Soldat herrlicher enden?

Heiter.

Grame Dich nicht so sehr, liebe»

Wild.

Kind, er hat's nun überstanden.

Ach

Röschen.

Vater,

ich

liebte ihn so

herzlich!

Wild.

nen,

Hättest was gescheidteres thun kön­

nun aber

nichts mehr.

hilft's vollends rhm

und Dir

Es wäre so nichts aus der Sache

worden, drum hat's der liebe Gott recht wohl gemacht.

Heiter.

Herr!

Er redet wie Er'ö versteht,

und so will ich mich nicht darüber ärgern.

Aber

wenn er gesehen hätte, wie der brave Walther an jenem Tage vor allen sich auszeichnete, wahr­

lich Er möchte auch lieber so sterben, als hier ruhig feine Mühle noch 50 Jahre klappern hören.

Röschen.

Braver Mann! Er hat meinen

Walther auch geliebt!

Heiter.

Ja, das habe ich, und Sie ver­

dient'-, daß ich Ihr von seinem Tode erzähle. Röschen.

O! thue er das, ich werde doch

Zeitlebens um ihn weinen, aber von ihm zu hö­ ren, 0! es wird mir einzig und allein wohlthun.

HO

Wild.

Na, ich höre auch gern Kriegsge­

schichten, wenn man so ruhig dabei zu Hause ist/

und da der Bursche einmal todt ist, hat's

nichts zu bedeuten, wenn das Madel auch von ihm reden hört.

Canufius,

heimlich LU Wild.

Ern

andrer

Name wird nun bald ihrem Ohre süßer klingen. Heiter.

Schon während des ganzen Mar­

sches nach Oesterreich hatte sich Walther als ein braver Bursche ausgezeichnet, war fleißig und

ordentlich gewesen, und bei Linz und Amstätten

hatte er dem Feinde wacker die Zahne gewiesen. Schreiben und Rechnen konnte er noch dazu, da

war es recht und billig, daß sie ihn, wie wir nach Wien vorrückten, zum Unteroffizier machten.

Wir freuten uns beim Bataillon Alle darüber. Wild.

Heiter. von da

an

Hatte das doch kaum geglaubt!

Ich stand mit bei seiner Kompagnie, bin ich ihm

Seite gekommen.

am 3. Juli des Nachts.

Volk beisammen,

nicht mehr von der

Jetzt ging's anf die Lobau

alle

Da war ein keines

munter

und streitlustig.

Nachmittags am 4. kam Napoleon zu uns Sach-

sen, ganz ohne alles Gefolge und ritt an unsern Bataillons herunter.

Wir blieben aber, wie wir

waren, sprangen blos auf,

als wir hörten, der

Kaiser komme, traten aber nicht ins Gewehr. Er lobte uns, sagte, der Prinz Pontecorvo habe ihm viel Gutes von uns hinterbracht, morgen werde er eine entscheidende Schlacht liefern, er

hoffe, wir würden unserm guten Könige,

und dem Prinzen, machen.

ihm

der uns kommandire, Ehre

Da schrie alles laut auf:

Ja! ja! es

lebe der Kaiser, unser König und Pontecorvo! Und damit war er weg.

Schulmeister.

O! der ist schnell wie der

Blitz. Heiter.

Kamerad, sagte Walther zu mir,

als wir uns wieder gelagert hatten, morgen will ich mir mein Mädchen verdienen oder sterben. Röschen.

Heiter.

Mein guter, guter Walther! Ich fragte ihn nicht weiter, denn

ich hatte auch so allerlei zu denken, jeder hat

doch so sein kleines Sündenregister, indeß dachte ich endlich, der liebe Gott wird's hoffentlich doch

nicht

so genau nehmen,

da du doch übrigens

immer ein braver Kerl gewesen bist.

Nun brach

die Nacht ein und mit ihr ein Sturm.

Kinder!

so einen Sturm könnt Ihr Euch nicht denken, es war als ob der Erdboden untergeben sollte, so donnerte es, und die Blitze leuchteten wie

Fackeln.

Es war 9 Uhr.

Der Regen fiel strom-

weis herab und durchnäßte uns bis auf die Haut.

Auf einmal erhob sich um und neben uns ein

Krachen von Geschütz und kleinem Gewehrfeuer,

daß alles, was noch lag, aufsprang, und glaubte es werde sogleich losgehen. Schulmeister.

Heiter.

Der Himmel stehe uns bei.

Es war aber nur ein französisches

Korps, das vollends über die Donau gegangen war und Enzersdorf beschoß und in Brand steckte.

Die schoflen aber auch wieder von drüben her­ über, und so weit, daß eine Menge Kugeln zu

uns flogen, und dicht neben mir eine so vorbei­ pfiff, daß einem Haurboist, den sie traf,

auf

immer das Pfeifen versalzen ward. Canusius.

schont.

Auch die Kunst wird nicht ge­

'

Heiter.

113

----------------

Ja, da wird sich so eine Kugel

Heiter.

drauf verstehen, die macht ihre Kunststücke für sich.

Endlich am zten früh um 9 Uhr ging'S

vollends hinüber aufs feste Land.

Die Oesterrei-

cher retinrten ganz langsam, und wir langsam

hinter drein.

Auf einmal um 4 Uhr hieß es,

rasch vorgerückt, eine halbe Wendung links, alles

vor uns geworfen, und das Centrum des Fein­ des durchbrochen. Wild.

Nun geht der Spektakel los.

Heiter. Also vorwärts.

Wir mochten etwa

drei Viertel Stunden im Geschwindschritt mar-

schirt seyn, da begrüßten uns die ersten feindli­ chen Kanonenkugeln, und wir hatten gleich Todte und Blessirte. Berger.

Heiter.

Die armen Leute.

Das hilft alles nichts.

Frisck vor­

wärts in Gottes Namen. Wir stießen auf nichte als feindliche Batterien von Artillerie, die von un­

sern Batterien, die auch vorwärts rückten, wakker beschossen wurden, und immer reNriren muß­

ten , uns jedoch auch manchen braven Kerl todt hinstreckteu oder blessirten.

Walther--------

5)

114

--------------Ach Gott

Röschen. Heiter.

Sei Sie ruhig!

einen Streifschuß von einer Oberarme.

Er achtete es aber nicht,

marschirte immer frisch mit fort.

nach 8 Uhr,

Er bekam blos

matten Kugel am sondern

Endlich Abends

als es schon stark zu dämmern an­

fing, stießen wir noch auf ein Dorf, Namens

Teutsch Wagram. Schulmeister.

Richtig,

das

war

das

punctum quaestionis. Heiter.

Unsre Granatstücken rückten vor,

und steckten es in Brand, aber der Feind wich und wankte nicht draus, er hielt cs trotz des

Feuers besetzt, und vertheidigte sich wacker darin.

Nun hieß es Sturm gelaufen.

Vor uns stand

noch Infanterie von unfern Leuten,

die griffen

es muthig an, aber ein Hagel von Karratfchen

und Flintenkugetn warf sie zweimal zurück, da mußte die Kavallerie mit vor, und endlich gelang es einer unsrer Brigaden einzudringen und den

Feind auf der einen Seite zu werfen! Wild.

Ja, wo die Sachsen stürmen, mag

ich nicht stehen.

Meint er das? Da hat er Recht.

Heiter.

unser Bataillon

3?un bekam

den Befehl, den

andern Flügel des Dorfs, wo der Feind sich noch

hielt, zu attakiren. nette vor.

Wir mit gefälltem Bajo­

Da trafen wir gleich vor dem Dorfe

einen breite«/ tiefen, mit Wasser gefüllten Gra­

ben.

Immer wie die Enten hinein,

daß der

Schlamm und das Wasser uns fass bis über die

Hüften ging. nicht faul,

Aber die Oesterreicher drin auch

und so ein mörderisches Feuer aus

Groß- und Kleingewehr gemacht, daß wir wie­

der

einmal

aus

Graben

dem

herauspatschen

mußten.

Wild. Heiter.

Ei, frisch wieder drauf!

Ja, so dachten wir auch, denn

da war keiner, der nicht das Herz auf dem rech­ ten Flecke gehabt hätte.

Wir setzten uns hinter

dem Graben, unsre Schützen und noch eine Kom­ pagnie zum Tirailliren voraus, und nun frisch

wieder hinter drein.

Sie schossen drüben nach

wie vor, aber nun half nichts mehr, wir wade-

ten abermals durch den Graben, und drüben an dem

steilen,

schlüpfrigen Ufer hinauf.

Rechts

II6

-------------

und links fielen im Graben die Kameraden, Wal­

ther immer noch an meiner Seite, er war der erste, der am jenseitigen Ufer hinauf kam, und

laut den Unsern zurief:

mir nach Kameraden,

hoch lebe Vaterland und König! mir nach! Brav,

Sergeant, rief unser edler General, der es be­ merkte, ihm nach meine Kinder!

Wild.

Brav Walther!

Du bist doch ein

wackrer Kerl!

Heiter.

So waren

wir oben.

Walther

vorwärts, er stößt einen feindlichen Offizier nie­

der, dringt in die geschloßnen Reihen der feind­

lichen Schützen, ergreift eine Fahne, bringt fle schon zu uns herüber — Röschen.

Heiter.

Das hat mein Walther gethan!

Da trifft ihn eine Kugel, und wir

sehen ihn todt zusammensinken, ehe er uns wie­

der erreichen kann. Röschen meint. Heiter.

Ach du allmächtiger Gott!

Es war nun stockfinstere Nacht,

nur das Dork brannte lichterloh, und machte ein ungewisses Acht,

Dampf und

Rauch

überall.

niemand konnte einander sehen, da war weiter nichts zu thun, wir bekamen Ordre, mit dem

Stürmen aufzuhören und uns in eine neue Posi­ tion, ein Paar hundert Schritte vom Dorfe zurückzuziehen, das geschah denn auch in der schön­

sten

Ordnung,

ob uns

schon

der Feind mit

Schießen dabei sehr inkommodirte. Wild.

Heiter.

Und Walther?

Wir beklagten den braven Kame­

raden alle, denn wir hatten ihn alle lieb.

Die

Oesterreicher mögen ihn mit fortgeschafft haben,

oder wo er sonst seine Ruhestätte gefunden hat, er war wenigstens nachher nicht mehr zu finden. Unser General selbst hat Thränen um den Bie­

dermann vergoffen. Wild. Heiter.

Segne ihn Gott dafür. Es ist der schönste Leichenstein, der

Walthern gesetzt werden konnte.

Wild.

Ich habe den Burschen wegen seiner

Bravour so lieb bekommen, daß es mir weh­

thut, als ob mir mein eigner Sohn gestorben wäre.

-----------------

US

Er hätte es verdient zu seyn.

Heiter.

Wild.

Und lebte er noch, so sollte er'sauch

werden.

Berger. Wild.

Da siehst Du nun selbst/ Bruder —

ich schäme mich, daß ich ihn

Ja/

so verkannt habe.

Ein so braver Soldat wäre

gewiß auch ein braver Schwiegersohn geworden. Das ist vernünftig gesprochen.

Heiter. Wild.

Und wenn er noch lebte/ heute noch

sollte er meine Tochter haben.

Röschen.

Ach, Vater! -jetzt ist er so gut/

warum war Er cö nicht damals? Wild.

Mache mir keine Vorwürfe/ Rös­

chen/ es schmerzt mich ohnedem genug. Schulmeister.

De mortuis nil nisi bene,

zu geschehenen Dingen muß man das Beste reden. Der liebe Gott hat ihn zu sich genommen/ er

wird es auch dem lieben Kinde da nicht an Trost

ermangeln lassem

Canusius. sam in

wecken.

mir die

Meine Zärtlichkeit wird gleich­ Todten

zu neuem Leben er­

ii'9

-----------------

Nein, nein, ich will von nie­

R ööche li.

mand als meinem Walther wissen. Mun hört einen Zvomnielivirbel hinter der Scene. Ha! die 5tameraden sind schon im

Heiler.

Dorfe, da muß ich mich doch wenigstens bei dem Kommandirenden melden.

Wo nur der Bursche

mit meiner Equipage bleibt! Wild.

Wart' Er nur, bleiben sie im Dorfe,

so ist'g ja immer Zeit, und ziehen sie blos durch, so müssen sie hier die Straße vorbei.

Erzähle

wie es denn mit der Schlacht

er lieber aus,

vollends wurde. Heiter.

Je nun, wir bivouakirten mitten

unter den Feinden die Nacht durch.

Aber den

nächsten Tag, da ging's erst recht los.

Herr! so

etwas

erlebt

sobald unser einer und vielleicht

auch unsre Kinder nicht wieder.

Berger. Heiter.

Gott steh' uns bei.' Die Oesterreicher hatten weit mehr

Geschütz als wir, so recht schweres, mit dem sie wer weiß wie weit schossen.

unsern Batterien,

Wir gleich vor mit

aber die Oesterreicher schossen

sie uns großentheils zusammen.

Es zeigte sich

da mußte unsre auch

Kavallerie Mm Feinde,

vor, aber das feindliche Geschütz setzte ihr so zu,

daß sie Befehl bekam, sich zurückzuziehen. wir vor an dieselbe Stelle.

Nun

Das kann ich Ihm

sagen, das war kein Zuckerbiffen, so den gewis­ sen Tod vor sich zu sehen.

geht,

Aber ein Sachse

wohin ihn die Pflicht ruft,

gerade zu gegen den Höllenrachen.

an König und Vaterland,

und war's Wir dachten

und so in

Gottes­

namen hin.

Wild.

Es

wird

einem angst und bange

dabei. Heiter.

Das schlimmste war, daß wir so

ruhig da stehen mußten, Gewehr im Arm oder beim Fuß, und so jede Kanone abfeuern seben konnten, aus der die Teufelskugeln wie Nüsse auf

uns zuflogen.

Die meisten konnten uns wegen

der weiten Entfernung nicht gerade zu erreichen, und rikochetirten nur etwa 300 Schritt vor uns.

Da ward denn in den PlotonS, auf die sie zuspran­ gen, Platz gemacht,

und das Ungeziefer fuhr

durch die leere Stelle, aber manchmal nahm das

Ungethüm eine andre Richtung und fuhr so in

die geschloffenen Glieder,

daß immer ein 5 bis

6 Mann daran klauben mußten. den,

Nun, wir stan­

und unsre

als ob wir Parade machten,

Leute füllten die Wiesen von selbst, Offiziere

zu

ohne daß die

kommandiren brauchten,

und als

nun vollends der Prinz Pontecorvo kam und un­

serm Generale sagte, er wurde sich's für eine Ehre halten, heute ein sächsischer Soldat gewe­

sen zu seyn, und unser General,

den wir alle

lieben wie einen Vater, uns das wieder sagte, und selbst sich so herzlich bei uns bedankte, da

kamen uns die Kugeln, die unterdeß immer um uns herumsausten, wie Schneeflocken vor, und

wir hatten die Hölle stürmen mögen.

Wild.

Warum fälltet Ihr denn das Bajo-

net nicht, und so vorwärts.

Heiter.

Das mochte nicht in Napoleons

Plane seyn,

denn das versteht unser einer im

Großen nicht, also mußte es bleiben, ja nach

i Uhr fingen wir sogar an, nach und nach zu retiriren, immer wieder Halt und Fronte gegen

den Feind, der uns mit seinen Batterien auf dem

Fuße nachrückte, bis so gegen 3 Uhr.

Da mochte

ihn nun Napoleon auf dem Flecke haben, wi­ rr ihn haben wollte, denn da standsn (eine Gar­

den mit wohl

75 Stück Geschütz aller Arten,

und in demselben Augenblicke kam die italienische

Armee auf unsrer linken Flanke an.

uns durch und machten

Wir zogen

die Reserve aus, und

jene nun vorwärts. Wild. Da ward's Euch wohl leichter ums Herz. Heiter.

Wir waren alle auch gern vorn

gewesen, wenn die Ordre so gelautet hatte. In­

deß ging's nur Schritt vor Schritt, denn man muß es den Cefterrcidimi zum Ruhme nachsa­

gen, daß sie sich wacker vertheidigten, aber um

Z Uhr kam die sichre Nachricht, daß die Bataille gewonnen sei, und um 9 Uhr, als wir bei Leo­

poldsau ankamen, hörte das Schießen, das doch immer noch bald schwacher, bald starker fortge-

dauerr hatte, ganz auf. Berger.

Nun, Gott sei gelobt,

daß es

überstanden ist.

Heiter.

Ja, es ist ein eigenes Gefühl, nach

einer gewonnenen Schlacht frisch und munter —

Zwölfte Die Vorigen.

Heiter.

Scene.

Wilhelm, rcntntt gelaufen»

Ei, Du gottloser Rekrute, wo bist

Du geblieben, ich werde Dir eine Regiments­ strafe diktiren.

Wilhelm.

Hier hat Er seine Sachen, neh­

me Er's nicht übel, aber die Soldaten sahen gar zu hübsch aus, als sie ins Dorf marschirten, und

ein schöner Herr Offizier an der Spitze, und da stellten sie sich vor Richters Gurhe, einer theilte Zettelchens aus, nun wurde getrommelt, und 64 gingen sie alle auseinander.

Und der Offizier?

Heiter.

Wilhelm.

Der ging seitwärts nach Mit-

dens Hause zu. Heiter. Da kannst Du mich wohl hinführen?

Wilhelm. Wild.

Ja, wenn's die Mutter erlaubt.

Aber wartet doch, seht nur, was da

für eine Menge Bauern kommen.

Berger.

Und ein Soldat mitten drunter.

S ch u l m e i st e r.

Sie kommen hierher.

Cariufius, verdrießlich. Heut scheint für das

Civile kein günstiger Stern zu leuchten.

Dreizehnte Scene. Die Vorigen.

August Walther in Offi­

ziers-Uniform führt den alten Walther um­

schlungen/

Bauern hinter und neben ihnen/

kommen auf die Bühne. Bauer«/ untereinander.

Er lebe! Vivat!

Das ist doch noch eine Freude! Iuchheh! Wild/ Ihnen entgegen. Was fyabt Ihr denn da? Er biet' t etwas hinten und spricht mit dem alten Iß ob

ther und den Bauern.

Walther/ reißt sich vom Arme seines Vaters los, und eilt auf Röschen zu, um sie zu umarmen.

Rösche«/ tritt erschrocken zurück. Um des Him­ melswillen ! Kennst Du denn Deinen Wal­

Walther. ther nicht mehr?

Röschen.

Du lebst?

Mein Röschen!

Walther.

Röschen. umatmen sich.

Ja, Du bist's,

Du bist's! St«

Miraculum,

Schulmeister.

miraculi!

Walthers August! Canustus.

Der ist

ja

aber Todes ver­

blichen!

Heiter.

Nein, er ist's!

Es ist bei meiner

armen Seele, mein braver Walther!

Walther.

Du auch hier Kamerad, komm

an mein Herz! Heiter.

Du bist nicht geblieben, bist Of­

fizier!

Walther. geleitet,

Mich hat des Himmels Hand

und mein Röschen, Ne »Arme nach thr

streckend, finde ich nun wieder, und mein muß sie

nun werden. Ca nu frus. Sollten Euer Wohlgeboreri nicht

zuvor noch — Wild, mit dem alten Waltber vorkommend, wäh­ rend sich Ne Bauern int Hinterqrunde ytuppiren.

da, Platz da,

ich

Platz

muß den braven Burschen

auch ans Herz drücken.

126

-------------Vater Wild! Cr umarmt ihn.

Walther.

Alter Walther, zu Röschen. Röschen! wie

ist Dir? Ach, ich bin im Himmel!

Röschen.

Alter Walther. erhört. Und

Röschen.

Gott hat mein Gebet

meine

Thränen

um ihn

gezahlt.

Wild.

Nun laß Dich doch einmal besehen.

Alle Wetter, was ist für ein Kerl aus Dir ge­ worden! Bitte um Verzeihung, Herr Lieutnant!

Walther. Es bleibt beim Alten. Wilhelm, der Walthern Indeß genau betrachtet hat, während Frau Berger mehr im Hintergründe ftand.

5, Mutter, Mutter! das ist

Wilhelm.

ja unser Soldat. Berger. Wie? ihn näher betrachtend. Ja, er ist's, ich erkenne ihn, den Reiter meines Kindes!

Sie ist wohl die Frau, der ich

Walther.

in Amstätten —

Berger.

Edler Mann, ja ich war es, der

Sie auf Gefahr Ihres Lebens ihr Kind —

Walther. Still, still, ich that meine Pflicht.

Röschen.

-O.' Du herrlicher Mensch, auch

das thatest Du?

Wild. Brav, brav! Es ist meine Schwester!

Walther.

Welch ein Glück, daß ich gerade

damals — Alter Walther.

Mein Sohn, o! ich kann

vor Freude nicht sprechen. Heiter. Aber wie bist Du nur wieder unter die Lebendigen gekommen? Röschen.

O! der böse Mensch hat uns er­

zählt, daß Du geblieben warst, ich bin fast vor Schrecken gestorben.

Walther.

Ich lag auch unter den Todten,

als die Oesterreichs Wagram wieder besttzten.

Ein mitleidiger

Grenadier fand noch

Leben in

mir, meldete es, und ich ward mit den Ver­

wundeten

zurückgeschafft.

Es

war mehr eine

gefährliche Wunde, die mich zu Boden geworfen hatte.

Ich genaß langsam, und nur durch die

sorgsamste Pflege, denn rch kann es nicht genug rühmen, wie brav und menschlich mich die Oester­

reicher behandelt haben.

Aber tief in Ungarn

tag ich, und es war unmöglich, Nachrichten an Euch gelangen zu lasten.

Alter Walther.

Dich indeß als

Ach! wie oft habe ich

todt beweint,

und nun dieser

selige Augenblick!

Es ward Friede, ich war wie­

Walther.

der geheilt, und kam zu unsern Truppen endlich zurück.

Heiter.

Da war ich schon fort ins Vater­

land voraus, drum erfuhr ich nichts davon.

Walther. Höher rechneten meine edlen Vor­ gesetzten mir meine Pflicht, die ich bei Wagram

gethan hatte, an, als ich verdiente.

Ich bekam

die goldene Medaille, und ward bald drauf als Lieutnant zu einem andern Regiments versetzt. —

Und keiner meiner zwei Briefe, die Euch dies meldeten, ist hierher gekommen? Röschen. Walther.

Keiner! Nicht lange,

einer Angelegenheit

so ward ich in

als Kourier nach Sachsen

geschickt, und erhielt hier gleich den Befehl, mit einem kleinen Kommando in ein Städtchen in

der Nahe zu marschiren.

Ich wußte, der Weg

führe

führe hierdurch, da wollte ich Euch überraschen,

drum schrieb ich nun nichts weiter. Und so finde ich denn nun alles glücklich wieder. Röschen. Walther.

Glücklich durch Dich!

Wenn Dein

Vater mich nun

für werth hält — Wild.

Kein Wort darüber, oder ich schäme

mich hier vor allen Nachbarn.

Indeß die hier

find Zeuge, daß ich meine Tochter vorhin Dir gegeben hatte, als ich noch nicht wußte, wie

weit Du'6 gebracht hattest.

Sie ist Dein, wenn

sie Dich noch glücklich machen kann, mit tau­

send Freuden. Walther.

O!

sie würde

mich beglücken,

und wenn ich ein König wäre.

Röschen.

Ich will Deiner werth zu wer­

den suchen. Alte Walther.

So segne Euch Herzens­

liebe und Eltern Wonne.

Berger.

Und der Dank einer glücklichen

Mutter! Sie umarmen sich mit Innigkeit.

Mi fili, mein Sohn, hier

Schulmeister.

wird für uns nichts zu machen seyn.

Canusius.

Ja, das weiß ich schon, selbst

die Todten muffen

um mir meine

auferstehn,

schönsten Spekulationen zu verderben. Schulmeister.

Ich werde indeß ein Hoch­

zeits-Carmen machen,

welches

einige Scheffel

Mehl eintragen wird. Canusius.

Und

da ich die Müllerötochter

nicht bekommen kann, werde ich der reichen Bckkerstocher auf der Zahnstochergaffe meine Huldi­ gung zufließen taffen. Die Gruppe der Verwandten löset sich indeß.

Wild.

Heut aber muß

ein Festtag seyn.

alles in meinem Hause

Heraus ihr Knappen, soll jubeln.

Die Mühlknappen kommen.

Wild.

Mein Röschen ist Braut, mit dem

braven Lieutnant da,

es

ist

August Walther,

seht ihn nur recht an! Mühlknappen.

Wild. seid heut'

So auch

Es lebe das Brautpaar!

recht!

Und

Ihr

Nachbarn,

meine Gaste, und sobald der

Leutnant da Urlaub bekommen kann, ist die Hochzeit. Berger. Und die Ausstattung besorge ich. Wilhelm. Und ich will trommeln dabei, als ob ich der oberste Tambour wäre. Walther. O! der glücklichste Tag meines Lebens, er wird nahe seyn. Wild. Da soll das ganze Dorf unter der gro­ ßen Linde schmausen und trinken. Und wenn wir das erste Glas auf das Wohl unsers guten Kö­ nigs geleert haben, wollen wir's wieder bis obenan füllen, und taut ausrufen: es leben alle braven Soldaten! Alle. Es leben alle braven Soldaten!

Der treue Reiter.

Stuf Wagrams Blutgefilden lag.

Bedeckt mit ehrenvollen Wunden, Major von Wolfart unverbunden.

Erwachend erst am zweiten Tag Aus schwerem, tiefem Todestraume,

Und lechzend, weil mit heissem Brand

Grad über ihm die Mittagssonne stand, Sah er umher im furchtbar stillen Raume,

Und flehte nur um eine hole Hand

Voll Wasser —: „Herr der Schlachten! Konnt'

ich

nicht

sterben?

soll

ich

hier ver­

schmachten?"

Sieh, da erhob aus starren Leichenhügeln Sich eine Faust mit Rosseszügeln;

Ein bart'ges Haupt hob lauschend sich empor.

Sein treuster Reiter war's;

er keuchte: „Herr

Major! Ein Tümpel ist nicht weit;

ich wag's noch hin­

zukommen I

Es tag der Sumpf an hundert Schritte weit;

Doch auf den Handen kroch der treue Veit, Weil ihm ein Schuß den Fuß genommen, Und brachte spät, bedeckt mit Staub und Blute,

Den trüben Labetrunk im Hute: „Hier, Herr Major, ist alles was ich fand.'"

Schnell reißts derLechzende ihm aus der Hand; Will er nicht sterben, muß er eilen;

Doch er vergißt auch nicht, was Gott ihm zu­ gesandt,

Mit seinem treusten Freund zu theilen.

„Trink auch!" spricht er.

Der Reiter athmet

schwer,

Und röchelt, schweigt.

Er dringt in ihn aufs

neue;

Doch Veit bedarf des Labetrunks nicht mehr; Jur Erde sinkt sein männlich Angesicht;

Der Herr der Schlacht hat ihm den Tod der Pflicht Verschönert durch den Tod der Treue.

F. Kind.

Der Invalid und der Rekrut.

Ein tapfrer Schnurrbart schlich an Krücken; Em Neugeworbner glatt ums Kinn

Sah tief erschrocken nach ihm hin; Schnell bot er von zwei Achrerstücken, Obs schon sein letztes Scherflein war.

Dem Grenadier das blankste dar. Der Brave maß mit ernsten Blicken

Den wackern, mitleidsvollen Fant;

Doch zögerte die tapfre Hand;

Schwer konnte sich sein Stolz bequemen, Von solchem Neuling Geld zu nehmen. Bestürzt, mit scheuen Augen stand

Der Neuling, bot die Gabe wieder. „Hm!" — brummte leiö der Knebelbart — „Das Dürschlein scheint doch guter Art;

„Eö zu beschämen, war' mcht dieser!" £aut sprach er dann: „Gott lohne dich!"

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135

Zeug hin, mein Sohn, und komm' wie ich" — Stolz sah er auf den Stelzfuß nieder — ,»Aus deinem ersten Treffen wieder! " F. K i n d.

Der Unterschied.

£)u einem tapfern Prinzen kam Ein altes Werb, das Söhnlein loszubitten, Das man zum Trommelschläger nahm.

Und als der Prinz sich lang mit ihr gestritten. Spricht er: „Nun geht! Soldaten braucht der Staat! Frau! dünkt euch ein Soldat zu wenig 's Ich bin ein Prinz, mein Bruder ist der König, Und Er und ich — wir beide sind Soldat!" „Das glaub' ich" — spricht das Weib — „Sie lernten auch nichts weiter; Mein Görgel aber ist ein Schneider! “ F. Kind.

Kriegslieder der Sachsen

in dem Fcldznge von 1809.

Abschied des Infanteristen. hinaus ins Feld der Ehre ruft Der Trommel lauter Ton,

Auf Brüder! aus der Waffen Ruh Dem schönen Ziel des Kriegers zu.

Der Sieg giebt Ruhm und Lohn. Wohl ziemt dem Krieger stille Rast,

Wenn Frieden rings umher,

Doch wenn des Krieges Ruf erschallt. Wer ists, der da nicht freudig wallt Iu seinen Fahnen, wer? Drum rasch die Flinte von der Wand, Das Bajonet darauf,

Der Pallasch an die Seite schnell

Und alles spiegelblank und hell, Und fort dann euern Lauf.

Leb wohl! mein Weib, leb wohl mein Kind, Du Mädchenherz, ade! Ich geh' wohin die Pflicht gebeut; Weiß nicht, ob ich in langer Zeit/

Euch Lieben wieder seh. Doch seid darum nur nicht verzagt.

Es waltet ja ein Gott, Der hilft aus jeglicher Gefahr,

Beut uns des Sieges Jubel dar, Und macht den Feind zu Spott. Mit Euern Thränen macht nicht weich Des Kriegers muth'ges Herz,

Für unsern König streiten wir

Mit Sachsentreu und Kampfbegier, Da ist der Sieg nur Scherz! Und kehren wir dann wieder heim,

Welch Jubeln wird das seyn! Wenn wir geschmückt mit Eichengrün

Einher bei Trommelschalle zichn,

Dann sucht mich in den Reihn.

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I4i

Ich winke freundlich dann Euch zu,

Und stolz seid Ihr auf mich. Denn tapfer stritt ich, muehentbrannt, Und meiner freut das Vaterland

Und Friedrich August sich.

Abschied deö Kavalleristen. Es wiehert das Roß, Den Boden scharrt es wild, Es schüttelt die Mahne,

Will hin ins Kampfgefitd. Ja, Schlachtkumpan! wir ziehen aus,

Nicht langer bleiben wir zu Haus, In die Weite geht es durch Sturm und Regen Dem Feind entgegen.

War müßiger Ruh Schon lange herzlich satt, Nur kämpfend und siegend

Der Reiter wohl sich hat;

Drum mir willkommen Schlachtenruf, Fort, Rappe, hebe schnell den Huf,

Jage vorwärts, naher dem Siegeskranze Im Waffentanze.

Was lieb mir und werth, Das bleibt daheim zurück, Gott wird es bewahren; —

Mich aber führt das Glück,

Es zeigt sich nur im Pulverdampf, Erringen kanns nur muthger Kampf, Was dem Machtgen dienet auf Erden, Mein kann es werden.

Mein Sabel ist scharf,

Der Arm von Kraft gestählt,

Er hat wohl noch nimmer

Den Gegenpart gefehlt. Und kühn trägt mich mein treues Roß,

Hindurch durch donnerndes Geschoß, Näher zu des Feindes gedrängten Reihen Sie zu zerstreuen.

Trompeten ertönt!

Der Pauke Wirbel klingt; Wie jeder Kam'rade Rasch sich in Sattel schwingt;

Wohlauf wir ziehn/ ein siegend Heer/ Gott ist mit uns / was brauchts denn mehr. Steigt durch Sieg der Frieden uns endlich nieder/

Dann kehr' ich wieder.

Auf dem Marsche. Laßt uns singen/ Kameraden!

So enteilt der Weg geschwind/

Fröhlich tönt es, wenn Soldaten Auf dem Marsche sind.

Berg und Thäler Hallen wieder Unsrer Kehlen muntre Lieder.

Früh verlassen wir das Lager Eh noch fern der Morgen tagt/ Wenn der Städter blaß und hager

Müdigkeit noch klagt.

In den frischen Morgenstunden

Wird uns frische Kraft gefunden.

Und so geht's mit raschem Schritte Den gemeßnen Weg entlang,

Und es tönt aus unsrer Mitte Freudiger Gesang,

Bis, wenn Abendroth entglommen,

Zur ersehnten Rast wir kommen.

Wie sich dann die müden Glieder Strecken aus zu sanfter Ruh,

Und es deckt die Augenlieder Mild der Schlummer zu. Wahrlich für des Tageslafien Laßt fich's doppelt süß dann rasten.

Drum verkürzet durch Gesänge

Euch des Weges langen Lauf, Hört, es schallen frohe Klange Rings und hoch hinauf.

Durch die Züge kttngt es munter,

Rüstig gehrs bergauf, bergunter. Hoch

Hoch soll unser König lebe«/ Unser wackrer General! Uno die uns Befehle geben Leben allzumal! Hoch, und tönt es dreimal wieder. Alle Burschen brav und bieder.

Un nun rüstig fortgezoqen Bis das Ziel sich wieder naht, Seht wie schnell davon geflogen Ist der lange Pfad. Geht es dann zum Waffentanze Weht das Ziel im Siegeskranze.

Nach der Schlacht bet Linz am 17. Mai 1309.

Zum erstenmale griff der Feind Uns heut in Mehrzahl an, Allein mit Wirtemberg vereint Stand jeder feinen Mann. K

Sie dachten durchzubrechen hier

Mit ihrer Uebermacht, Allein wie Felsen standen wir/

Sie Hattens nicht bedacht.

Ihr rechter Flügel wankte schon Da drang der linke vor. Allein es war ein eitles Drohn, Das bald die Kraft verlor.

Sie mußten fliehn, durch Heldenmuth Ward uns der Sieg zu Theil;

Die Donau trank der Feinde Blut, Die Flucht nur war ihr Heil. Wie braven Kriegern es gebührt Stand jeder von uns fest,

Don Pontecorvo angeführt Den Posten keiner läßt.

Der Arm, der gegen uns sich hob, Er sinkt gelahmt zurück,

So arndten wir des Helden Lob,

Der hin uns führt zum Glück.

Und unser König freut sich dann

Ob seiner Sachsen Heer.

Drum wer heut Lorbeer sich gewann.

Der halt ihn hoch und hehr!

Für

den

König.

§ür unsern König fechten wir Und opfern Gut und Blut.

Er ist es werth, daß stets für ihn Ein jeder alles thut.

Für unsern König fechten wir,

Ein andrer baut das Land;

Wir aber nehmen stolz für ihn Das' Schwerdt in Manner Hand. Für unsern König fechten wir. Da ist der Kampf gerecht. Und wer ihn nicht bestand für ihn,

Der war ein feiger Knecht.

Für unsern König fechten wir. Er wacht indeß zu Haus, Und freudig ziehen wir für ihn Weit in das Feld hinaus.

Für unsern König fechten wir. Da wird uns alles leicht/ Weil das Gefühl/ es ist für ihn, Uns Heldenkrafte reicht. Für unsern König fechten wir, Gott gab ihm seinen Thron, Drum streitet auch so gern für ihn Des Sachsenlandes Sohn.

Für unsern König fechten wir, Weil's uns das Herz gebot. Denn alle Ems sind wir für ihn Im Leben wie im Tod.

Vor der Schlacht bet Wagram

am Z. Jul. i8og. Aeut gilt es einen heissen Tag, Ium Kampfe wird er uns führen,

E? falle der Entscheidung Schlag, Gewinnen oder verlieren;

Doch unser ist heut der Gewinn, Ein Held führt uns zum Siege hin. Gerüstet steht der Feind umher

Wohl stärker als unsre Schaaren, Der Kampf wird blutig seyn und Und drohn des Todtes Gefahren,

schwer;

Doch ruhig schaut ihn unser Blick Und keiner bebt vor ihm zurück. Sind wir auch minder an der Zahl,

Sind stärker wir doch an Muthe,

Die Klingen sind von gutem Stahl Uns rollt die Kühnheit im Blute,

Das BajoneL in fester Hand

Und muthig auf den Feind gerannt.

Der Feuerschlünde Menge drohn Verderben uns wohl entgegen,

Doch weiß ein biedrer Sachse schon Das Handwerk ihnen zu tegen.

Nur frisch drauf los mit raschem Lauf

Dann hört von selbst ihr Toben auf. Drum zagen wir vorm Angriff nicht. Wir werden ihn kühn bestehen,

Wenn Er nur, vorwärts, Kinder! spricht, Dann wird's, dann muß es auch gehen. Mag um uns wirbeln Putverdampf, Wir gehen frisch hindurch zum Kampf.

Ein wackrer Bursch sieht nur grad aus, Nicht neben sich oder hinter,

Befiehlt dem guten Gott sein Haus,

Sein Weib und blühende Kinder.

Verlaßt sich auf sein gut Gewehr, Kein Kampf ist ihm, kein Streit zu schwer.

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So brich denn an des Sieges Tag, Ertöne des Kampfes Zeichen, Heut falle der Entscheidung Schlag, Wir werden nicht wanken noch weichen. Der Feind sollt an den Wunden sehn, Daß Sachsen gegenüber stehn.

151

Nach der Schlacht bei Wagram.

Sßictoria! Victoria!

Es ist der Sieg erfochten. Wie sie auch kampln mochten?

Wir jubeln heut nun fern und nah? Es schmettert der Tromperenklang

Hnb laut erschallt der Sicgsqesang, Daß hinter ihnen her er dringe Und weiter sie zum Weichen bringe.

Es war ein blutig heisser Kampf,

Gedrängt in Reihen standen

Sie vor uns da und sandten Auf uns der Feuerschlünde Dampf.

Wild flog der Kugeln Todes-Saat, Zerschmetternd, wer sich nur genaht,

Doch nimmer mochten wir verzagen,

Hier galts das Beste dran zu wagen.

Und frifd> entgegen gingen wir

In ihre Schanzen dringend

Und die Vergeltung bringend Mir angefachrer Kampsbegier. Doch jene standen wieder fest.

Und unser Heer das Dorf verlaßt. Bis wieder neu sie anzugreifen Wir Leichen dort auf Leichen Haufen.

Doch endlich macht die Nacht ein End, Wir lagern mitten innen

Mit wüthigem Beginnen, Ob rings auch wild die Flamme brennt.

Eie sehn von weiten muthlos zu

Und freuen sich der kurzen Ruh, Wir aber starken unsre Glieder

Zum Kampfesend' auf morgen wieder.

Und als der junge Tag ersteht. So schaut er rings nur Schrecken, Dip Trommeln uns erwecken,

Von neuem es zum Kampfe geht.

Es bleibt sich immer gleich der Muth, Und strömt aus Wunden auch das Blut, Das Herz klopft kühner nur und freier

Entgegen schon der Siegesfeier.

Da naht der Sieg!

Es ist nun da,

Wornach mit Heisverlangen

Wir unermüdet rangen, Wir rufen laut Victoria!

Es fliehen die Feinde fchaarenweis, Den Tapfern ward des Sieges Preis,

Heil allen, die zum Kampf uns führten, Mit Lorbeer uns die Schlafe zierten.

Uns bleibt das Feld: schon sehen wir

Eroberte Trophäen Vor unsern Reihen wehen,

Dec tapfern Streiter schönste Zier. Und jubeln laut aus voller Brust, Es lebe Friederich August!

Und hoch Napoleon der Große, Der heut uns zog des Sieges Loose.

------------Euch aber, die aus unfern Reihn

Geschoß und Schwerdt gerissen,

Die traurig wir vermissen, Laßt jetzt der Thränen Zoll uns weihn.

Euch ehret ewig Mannesthat, Und jeder brave Kamerad Wird, was ihr trauernd hinterlassen, Mit Schutz und Hülfe stets umfassen.

So ruft denn laut, Victoria!

Es muß der Tapfre siegen;

Der Feind wird unterliegen Wo er den tapfern Sachsen sah.

Und kämpfet unermüdet fort

Bis laut erschallt das frohste Wort,

Das herrlichste in jedem Liede, Das schöne Wort, es ist nun Friede!

155

Dem

Frieden,

Friede! tönt es durch die Reihen Nach der Waffenruh/ Laßt uns hoch rhn benedeien,

Denn der Hermath fuhrt er zu»

Nicht des steten Krieges wegen Zogen wir das Schwerdt,

Friede bringt den Völkern Segen, Herl denn, daß er nun gewahrt. Doch ihn muß der Muth erringen

Und die Manneekraft, Daß mit ihren Adlerschrvingen

Nrcht die kühne That erschlafft.

Und der Muth hat ihn errungen Und der Genius,

Der mit achten Huldigungen

Mit uns Nachwelt preisen muß.

Bei dem Donner der Kanonen Sproß der Frredenszweig,

Und nun hebt er hoch die Kronen Früchte spendend voll und reich.

Nun so ruh an meiner Seite Schwerdt, dem ich vertraut,

Sah' ich doch im Waffenstreite,

Daß du acht und treu geschaut. Nun so ruh denn in dem Arme

Blitzendes Geschoß, Das weit hin zum Feindes Schwarme

Seine Todesströme goß. Und ihr erzgegossene Schlünde

Donnert Irredensschall,

Daß ertön' durch Höh'n und Gründe Fried' und Freude überall. Ausgesöhnt die feste Erde, Keine Zwietracht mehr,

Und zu seiner Heimath Heerde

Kehrt der Sachsen treues Heer.

Seid willkommen bald Gefilde Elbwarts ausgestreckt/ Die mit seiner Liebe Schilde Unser Friedrich August deckt.

Bald umarmen wir nun wieder Eltern/ Weib und Kind; Und die treuen Waffenbrüder/ Die dort unsrer wartend sind. Heil drum/ dreimal Heil dem Frieden, Der die Wunden heilt/ Biü/ wenn Fürst und Land gebieten. Jeder neu zum Kämpfen eilt.

Bei

G. I. Göschen ist herausgekommen:

Almanach aus Rom für Freunde der bildenden Kunst. Zweiter Jahrgang igci mit 22 Kupfern und 1 Charte. Preis 6 rthtr. In dem zweiten Jahrgang dieses der gebil­ deten Welt gewidmeten Almanachs wird zuerst der Freund der Kunst, der alten Geschichte und der klassischen Literatur wieder auf den Schau­ platz großer Thaten und Erscheinungen deö glan­ zenden Zeitalters der Römer geführt, dann mit den besten Werken der neuern Kunst bekannt ge­ macht, und auch von den gegenwärtigen Be­ mühungen der Künstler in Italien unterrichtet. — Zum erstenmale wird darin das herrliche Deckengemälde im Pallaste des Titus auf dem Esquilin in Rom mit der ganzen Pracht seiner Farben und in einer treuen Zeichnung gegeben, von dem man schon eine Abbildung in der Description des baius de Titus findet, die aber noch schlimmer als gar keine ist. Dieses herr­ liche und reiche Gemälde, die Apotheose deö Ti­ tus als Apollo, wird in 9 Kupfern nebst einer neuen Erklärung mitgetheilt. — Hierauf folgt das Leben des Michel Angelo, begleitet von sei­ nem Porträt und einer Erklärung seiner vorzüg­ lichsten Werke, wozu zwei schöne Umriffe, die Erschaffung Adams und Evas, gehören. — Einer der wichtigsten Artikel ist: das älteste Lazium, dessen Städte, Villen, Haine, Seen und Flüffe, nebst einer Charte und 0 Landschaften von Rein­ hart gezeichnet, und von ihm selbst, Veith und Darnstädt gestochen. — Eben so intereffant ist

ein Aufsatz des berühmten Bildhauers, Ritter Canova, über die Colossen auf Monte Cavallo, welche derselbe für ein Werk des Phidias oder Protogenes, oder wenigstens dieser alten Künstler würdig, erklärt, nebst vortrefflichen Abbildungen derselben. Ein gelehrter, talentvoller Compomst und Schriftsteller hat diesen Jahrgang durch einen gründlichen Aufsatz über Italienische Thcalermusik bereichert. Der übrige Inhalt besteht aus folgenden Artikeln: r) Der 'Zug des Bacchus, ein antikes Basrelief in dem Pallast des Duca Braschi in Rom; Erklärung und Abbildung. 2) Der indische Bacchus, ebendaselbst, nebst 2 Abbildungen. 3) Venus, eine Büste im Museo Pio - Chiaromontano des Vatikan , nebst Abbil­ dung. 4) Diana, im Pallast des Duca Bra­ schi, nebst Abbildung. 5) Ueber das Schicksal der Monumente der alten Kunst in Rom und dessen Umgebungen. 6) Vermischte Nachrichten über Ausgrabungen, neue Bücher u. s. w. 7) Uebersicht der neuesten Kunsterzeugnisse in Rom. Die in Rom gezeichneten nifo größtenteils daselbst gestochenen Kupfer, die den Namen Kunstwerke mit Recht verdienen, haben ein weit größeres Format als der Kalender, und sind nicht eingebunden, sondern werden in einer besondern Mappe gegeben. Ein auf diese Weise ausgestattetes Kunstwerk wird niemand für einen gewöhn­ lichen Kalenderpreis verlangen, da die schönen Kupfer auch allein gerechnet nicht wohlfeiler ge­ geben werden können.

Ferner ist bei ihm herausgekommen:

Almanach für Weintrinker.

Mit Kupfern und Musik.

Erster Jahrgang. Preis i rthlr.

12 gl. Die Idee der Herausgeber, vermittelst eines

kleinen Taschenbuchs/ das man ohne Unbequem­ lichkeit mit in Gesellschaft nehmen kann, den Genuß

der edeln Frucht des Weinstocks durch die Gaben des Witzes und der Poesie zu erhöhen, und in

Worten des Scherzes manche nicht zu verachtende Belehrungen zu geben, wird gewiß den Beifall

aller frohen Trinker erhalten.

In diesem Ta­

schenbuchs darf die Grazie der Sittlichkeit nicht durch den muntern Scherz verscheucht werden, die fröhlichen Neckereien der Satyre sollen nicht

verwunden; der heitern Weisheit soll anspruch­

los gehuldigt werden und die Künste, weit ent­ fernt eine trübe Empfindelei zu befördern, sollen

das Leben der schönen Empfindungen wecken und heben.

Findet der erste Jahrgang

Beifall, so

wird die Fortsetzung beweise daL dieser Beifall Ermunterung gewesen ist, das Vergnügen guter

Gesellschaften nach besten Kräften zu befördern.

Vornehmlich enthalt dieser Jahrgang folgende Gegenstände: i) Dedication an die Leipziger Büchsengesellschaft. 2) Ein humoristisch-antiquarischer Auf­ satz über die Trinkweisheit der Griechen. 3) Ein ähnlicher Aufsatz über die Trünke und Trünklein der deutschen Vorfahren. 4) Eine jovialische Reise durch Deutschland, Ungarn und die anganzenden Lander, zur Kenntniß der Weine. 5) Gesundheitsregeln, ein Tischgespräch von einem Arzte. 6) Beiträge zur Kunst Weine zu probiren.

Hierauf folgen: 1) Briefe im Rausche ge­ schrieben. 2) Erzählungen. 3) Vermischte Ge­ dichte. 4) Neue Trinklieder und ein altes von i6ig. 5) Anekdoten u. s. w.

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