Koreanische Studien [Reprint 2022 ed.]
 9783112644829

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ABHANDLUNGEN DER D E U T S C H E N

AKADEMIE

D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N Klasse

für

Sprachen,

Literatur

Jahrgang

1953

Nr.

und

Kunst

5

HEINRICH F.J.JUNKER

KOREANISCHE STUDIEN

1 9 5. 5

AKADEMIE- VERLAG-BERLIN

Vorgelegt in der Gesamtsitzung vom 3. September 1953 Zum Druck genehmigt am gleichen Tage, ausgegeben am 28. 2.1955

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1218 des Amtes für Literatur und Verlagswesen der Deutschen Demokratischen Republik Satz und Druck: Tribüne Druckerei III Leipzig 111/18/36 Bestell- und Verlagsnummer: 2001/53/1V/5 Preis 14,50 DM Printed in Germany

EINLEITUNG Wer sich mit Fragen beschäftigt, welche die indo-iranische und weiterhin die indo-europäische Altertumskunde a u f w i r f t , m u ß sich notwendigerweise darüber klar werden, welche ' Rolle d i e E n t l e h n u n g v o n W ö r t e r n i m eurasischen Räume gespielt hat und ob ü b e r h a u p t und gegebenenfalls in welchem Umfange die Möglichkeit besteht, daß sich das B a u g e f ü g e e i n e r S p r a c h e allein oder durch fremde Einflüsse verändert. Denn, Sprachvergleichung, als Mittel der Altertumsforschung, setzt, wie jede Vergleichung, bestimmte, wohlabgegrenzte und durch ihre Gestalt gekennzeichnete Gegenstände voraus, deren Eigenart m a n — und zwar v o r jedem Vergleich — sicher sein m u ß . Fließen aber stoffliche Teile oder regelhafte Verhaltensweisen des einen Geltungsbereiches in den eines anderen.hinüber, so k a n n nur die Kenntnis des g e s c h i c h t l i c h e n Aufbaues der betreffenden Zeichenbereiche den Sprachforscher und Vergleicher vor Trugschlüssen über den Grad und das Ausmaß der Beziehungen — der „ V e r w a n d t s c h a f t " — der verglichenen Gegenstände bewahren. Freilich ist uns die geschichtliche Entwicklung der meisten Sprachen der Welt u n b e k a n n t u n d bei den wenigsten, von denen wir etwas darüber wissen, sind unsere Kenntnisse ausreichend genug, u m in jedem Falle ein W o r t oder eine andere bestimmte sprachliche Eigentümlichkeit verantwortlich daraufhin zu beurteilen, ob sie in ihrem Verbreitungsgebiete ursprünglich sind, oder aus der Nähe oder Ferne entlehnt wurden. Wenn es z. B. nicht das anlautende bö aufweist, während das Go-on: m a . u . = mö hat. K a r l g r e n bestreitet nachdrücklich, daß die M u n d a r t v o n W u die Aussprache der sinokor. Lehnwörter geliefert habe. In der Tat wird von M a s p e r o für diese Behauptung kein wirklicher Beweis erbracht. Er kann nach Lage der Dinge gar nicht erbracht werden. Die kultur- und zeitgeschichtlichen Überlegungen M a s p e r o s sagen uns nichts Entscheidendes darüber aus, ob die sino-kor. Wörter einem ein. Nord-, oder ob sie einem Süddialekt entsprungen sind. Auch dafür, daß es zwei verschiedene Ausspracheweisen der sino-kor. Lehnwörter gegeben habe, die eine Zeitlang nebeneinander bestanden hätten, bis die Silla-Aussprache aus kulturpolitischen Gründen die Oberhand gewann, — durch welche Annahme M a s p e r o gewisse Schwierigkeiten, die seiner Auffassung erstehen, zu beseitigen versucht —

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vermißt man zureichende und überzeugende Gründe. K a r l g r e n formt seine Anschauung s o : „ S i n o - K o r e a n is essentially based on the old Northern Chinese of the Suei and early T ' a n g , and therefore one of our most precious documents for the interpretation of the Ts'ie yün (dictionary), with certain and very few traits which might suggest a W u influerice" (a. 0 . 6). E r begründet seine Auffassung durch eine Reihe von Vergleichen der sino-kor. Lehnwörter mit den j a p . der Kan-on und Go-on Ausspracheweise.'Ich führe nur das Wesentlichste an.

fll jt Wi ffi

*ghi, kor. = K a n - o n : ki, jedoch Go-on: gi\ Hhuai Schenkel, „ B e i n " , kor. thoi, K a n - o n : tai, Go-on: Je'; *tham „to c o v e t " , kor. tham, K a n - o n : tarn, Go-on: ton\ *l'idu „ t o flow, pass, spread", kor. riu, K a n - o n : riu, Go-on: ru,; *kuo „ k a u f e n " , kor. ko, K a n - o n : ko, Go-on: ku;

JK *piu „ G a t t e , E h e m a n n " , kor. pu, K a n - o n : pu (= fu), Go-on: po (= I *kuj) „ W e r k , Kunst",- kor. kor), K a n - o n : ( k o . u = ) kö, Go-on: ku; $$ *ma „ P f e r d " , kor. ma, K a n - o n : ba (< mba)f Go-on: me.

ho)-,

Diesen Beispielen nach zu urteilen, welche meist ganze Reihen vertreten, die sich reimen, steht allerdings das Kan-on des 7. J a h r h . mit seiner nordtschinesischen Lautgestalt (Munda r t von Honan nach A s t o n ) dem Sino-Koreanischen näher, als das Go-on (und damit der Mundart von W u des 5 . — 6 . J a h r h . ( M a s p e r o : E n d e des 6. J a h r h . ) . In dem Gewicht einiger Beispielserien irrt sich freilich auch K a r l g r e n , so wenn er aus seinen R e i h e n : kor.: Kan-on: Go-on: acin.: kiei tiei liei

kiei tiei •

kei tei

(l)iei

rei

kai tai rai, usw.

eine größere Verwandtschaft des K o r . mit den erschlossenen nordein. Formen und dem K a n on folgert. Denn, was er hier im K o r . durch die Zeichengruppe -ei umschreibt, ist in Wirklichkeit ein (geschriebenes) -vi, also ein a- oder o-färbiges Gebilde. Die koreanischen Formen müßten also kim; nordkor. ti»i, südkor. ci»i; und liüi umschrieben werden. Sie werden heute freilich k(i)e, c(i)e, ie gesprochen und klingen dabei dem Kan-on sehr nahe. Aber die für die ältere Aussprache maßgebende Schreibung mit -»i steht doch unzweifelhaft dem Go-on näher. Dazu k o m m t , daß es sich hierbei um ausgesuchte Beispiele handelt. Nimmt man probeweise aus K a r l g r e n s Sammlung Phon. 7 4 3 f . das kiei Nr. 743.5 heraus, so ist auch hier die kor. Lesung ki»i — modern.k(i)e. Das. J a p . h a t aber nicht nur die geläufige ( S c h a r s c h m i d t 686) Lesung kei, sondern auch (Gring 403) das Go-on ke-tsw. Das sino-kor. Wörterbuch kennt nur die Lesung k(i)e. Dem ketsu müßte etwa *kel entsprechen. — Oder nimmt man Phon. 7 4 4 . 2 0 : tiei heraus, so weist das J a p . ( S c h a r s c h m i d t 797, G r i n g 16) nur die Lesung tei auf. Das K o r . hat aber nicht das zu erwartende * t ( i ) e oder *c(i)e sondern ¿¿»/modern öv. Und schließlich: zu liei führt K a r l g r e n in der Reimreihe 744.15 selber (statt zu erwartendem kor. *ie) kor. i an. Zu 7 4 4 . 1 6 : liei hat G r i n g 116 K a - o n : rei, aber Go-on: re-tsu. Dem entspricht die kor. Lesung riv und daneben rivl: Hier geht also deutlich die letztere kor. Lesung mit dem Go-on und die erstere n i c h t mit dem K a - o n . Aus alledem folgt, — aber es handelt sich nicht um eine Untersuchung sämtlicher Fälle, sondern nur um Stichproben — daß das K a r l g r e n s c h e Schema wohl doch zu einfach ist. Nicht viel anders steht es bei anderen Reimgruppen. Beispielsweise: H *ghiwän „ R i n g , K r e i s " , kor. „ k m n " , K a n - o n : ken, aber Go-on: g u . w ä . n ( > gön). Hier kann, man ebenfalls nicht die Ähnlichkeit auf den Reimvergleich, (mein, -än = kor. -are,

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wie K a r l g r e n schreibt) gründen, denn daß kor. ,,-ara" „in older times" -an gesprochen worden sei, wie K a r l g r e n behauptet, läßt sich doch nur auf Grund der e r s c h l o s s e n e n mein. Lautform vermuten, aber sonst, s c weit ich sehe, durch nichts beweisen. Das von K a r l g r e n „kuan" geschriebene Wort ist kor. kuvn und steht dem Kan-on nur durch sein k-, dem Go-on aber durch seinen Reim näher. Aus dem nämlichen Grunde kann auch die Serie des Typs I S *kiär), kor. kivy, Kan-on: kei, Go-on: (ki.ya.u = ) kiö, beide mit Verlust des Endnasals, der als -u noch in ki.ya.u erscheint, nicht als Beweisstück angeführt werden, sondern spricht gegen K a r l g r e n s These 1 , denn das kor. „kidng" ist nicht „kiäng", wie K a r l g r e n zu meinen scheint, sondern kivy, und -iv- steht unzweifelhaft dem Go-on: ki.ya.u ( > kiö) näher als dem Kan-on: kei. Es ist daher nicht richtig, wenn K a r l g r e n dazu bemerkt: „Korean and Kan-on have the same head vowel (a, e), Go-on: has -a-." Als einzig wirkliches Beweisstück Masperos läßt K a r l g r e n die gleichartige Behandlung gelten, die in gewissen Fällen dem „mittleren" -i- im Kor. und im Go-on (Wu) zuteil wurde. #

*kism, kor. kium^ Go-on: *kwioy, kor. kor), Go-on: H *Mar), kor. kay, Go-on: (fr *spm, kor. sim, Go : on: ^ *l'pm, kor. lim, Go-on:

kon. ku. ka.u ( = kö). sin. rin..

In den ersteren Fällen ist das mittlere -i- sowohl im Kor. wie im Go-on geschwunden. Maspero nimmt ein („arabisches") q als Anlaut im Wu-Dialekt an, das dazu geführt habe, daß in f£ *M, kor. kwi, Go-on: ki sich im Kor. ein -tu- zwischen k- und -i eingeschoben habe. Wir haben aber auch: I i z'jpm, kor. mm, Go-on: on, ohne daß ein q- vorliegt, sondern nur ein Kehlkopfverschlußlaut und haben denselben ¿-Verlust sogar, wenn dieser Knacklaut fehlt, in: *jiu, kor. u, Go-on: u. Außerdem gibt es eine ganze Reihe hier nicht aufzuführender Beispiele, wo auch hinter anderen. Anlautskonsonanten als k- das acin. (mein.) -i- im Go-Dialekt n i c h t erscheint. Vor allem nicht hinter l- und s-, hinter welch letzterem es auch im Kor. im Laufe; der Zeit geschwunden ist und heute in der neuen Rechtschreibung auch nicht mehr geschrieben wird. K a r l g r e n erklärt sich die angeführten Fälle so, daß „konsonantisches i" (vgl. das Beispiel *Rpm, kor. kvum, Go: kon) im fremden Munde sowohl im Kor. wie im Go-Dialekt nicht gesprochen worden sei, daß hingegen das „vokalische i " geblieben sei und gesprochen worden wäre, woher jp| *kien == kor. kivn. Die Reimserie mein, -ien weist in der Tat kor. -ivn auf, wie am.leichtesten aus K a r l g r e n Phon. 771—773 zü ersehen ist, wo aber das -i- nur hinter £(h)- und s- nicht geschrieben wird. Man könnte dem Tatbestand auch so gerecht werden, daß man im Cin. von (einsilbigem) *ki- und (zweisilbigem) *kii- ausginge, wenn dies nicht dem Dogma von der Einsilbigkeit der acin. Radikale entgegenstünde. Daß dieses sich auf die Dauer halten lassen wird, erscheint mir zweifelhaft, doch ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen. Der kor. Sachverhalt stimmt jedoch nach einer anderen Richtung nicht recht mit der K a r l 1

*„kjiäng" in T'oung Pao ist Druckfehler für *k'jiäng.

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g r e n s c h e n Theorie von der Wirkung des „vokalischen" und „konsonantischen" i. Es gibt in verschiedenen Reimserien Beispiele, daß hinter „konsonantischem i" im Kor. — wider die K a r l g r e n s c h e Regel — ein -i- auftritt. Zunächst gilt das für alle ein. Wörter, die mit *i-, *nzi-, *l{j)i- anlauten, wo immer kor. i- vorhanden ist. Auch hinter Labialen (p, ph, bh, m) hat das Kor. wider die Regel gewöhnlich -i-. So wird die Serie der Reime auf -iän zu kor. -vn, aber *nziän, *ljiän, *phjiän, *bhjiän, * inj iän haben kor. -ivn. Die Serie *k(j)iuen (Phon. 790) hat im Kor. stets -iun, hingegen hat die Serie *k(j)iusn (Phon. 792) regelmäßig -uti. Auch die Serien *k(j)iär) (Phon. 797) und *k(j)iar) (Phon. 800) weisen genauso kor. -ivrj (nach Zischlaut -»/?) auf, wie die Serie *kidr) (801). Die Serie *kau (Phon. 821) hat das Koreanische stets mit dem Ausgang -io, obwohl das ein. Urbild (angeblich, nach K a r l g r e n ) weder -i- noch -i- enthält. Das gleiche gilt für die Serie *kap (Phon. 858), wo im Kor. kipp erscheint. *m(j)iät (Phon. 866.33) wird genauso zu kor. mivl, wie ein. *miet (Phon. 868.50). Die Serie *-iet (872ff.) wird zu kor. -il (ein. l[j]iet ausnahmsweise zu [ r ] i u l ) , die Serie *-iuet (876ff.) zu kor. -iul, hingegen die Serie *-iu9t zu kor. -ul. Die Beispiele ließen sich noch häufen. Aus ihnen geht jedenfalls hervor, daß die K a r l g r e n s c h e Regel (-i-:-i-) nur für einen Teil der Fälle richtig sein kann und daß nicht zuletzt auch die Struktur des Wortes (Anlautskonsonant und Intonation) hierbei eine Rolle spielt. Für das kor. kiui, von dem wir ausgingen, und das auf *k'i zurückgeführt wird, vermag aber auch K a r l g r e n s Regel keine einleuchtende Erklärung zu geben. Man fragt sich, wieso ein kor. kwi nicht nur diesem *k'i, sondern .auch *khji (Phon. 722.14), *kjie (Phon. 725.607) und *ghjie entsprechen kann, während einem ein. *khjie (Phon. 725.61) und ein. *ghjie (mit tiefem steigendem Ton) ein kor. ki entspricht; Vom Cin. aus rein palatale Gebilde wie *kji, *khji, *ghji, *%ji (Phon. 728.120.125.135) weisen alle im Kor. die Gutturalisierung in Form von kwi auf. Wenn das anlautende k- „jodiert" gewesen sei — meint K a r l g r e n —- wie in iß *k'i, „there must have been some pronunciation difficulty". So scheint es in der Tat, aber welche ? Sollte nicht da das anders geartete kim K o r . die Schuld tragen und die ¿-Schreibungen gegenüber denen mit -tui eine jüngere Entwicklung darstellen ? Somit bleiben also auch nach K a r l g r e n s Darstellung ungedeutete Reste. Im ganzen wird man jedoch zugeben können, daß die K a r l g r e n s c h e n Anschauungen sich besser mit den Tatsachen abfinden, als die M a s p e r o s c h e n und daß die kor. Lehnwörter eher mit dem Kanon (der Han-Aussprache) als mit dem Go-on (der Wu-Aussprache) zusammengehen.

Damit können wir zu unserer Ausgangsfrage zurückkehren, ob es sich bei dem t:l-Wechsel um einen kor. oder einen ein. Lautwandel handelt. Die Frage erfordert eine etwas weiter ausgreifende Behandlung. Die Tatsache, daß ein in sino-kor. Wörtern auftretendes finales -l einem älteren 1 cini finalen -t entspricht, steht außer Zweifel. Sie wurde auch schon früh bemerkt. So hat G. W. A s t o n in einem Artikel: A comparative study of the Japanese und Korean languages, JRAS. NS. Bd. 11 (1879) 317ff. in sehr eingehender, wenn auch heute nicht mehr voll befriedigender 1

Phon. 340 sagt K a r l g r e n : Il faut rappeler que par „l'ancien chinois", j'entends tout simplement la langue représentée par les fan-ts'ie du Ts'ie yun (601), et que par „le chinois moyen" je veux dire la langue des tables de rimes de Sseuma (1067; s. S. 33). Im AnD. unterscheidet K a r l g r e n zwischen „archaic Chinese", der Sprache „from the oldest times down to the Ts'in dynasty" und „ancient Chinese", d. h. den von ihm auf Grund der Mundarten, Reimwörterbücher usw. rekonstruierten öin. Wortformen, „the language of the 6th century A.D."

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Weise die Lautwerte der sino-kor. und sino-jap. Lehnwörter miteinander verglichen und ist für den A u s l a u t zu folgendem Ergebnis gekommen: ein.: — kor.: p jap.: vokalisiert (selten: tsu)

n n, m n

— l tsu chi (selten: ki)

— k ku ki

tj rj vokalisiert

Mit der „Vokalisierung" des Auslautes ist dabei folgendes gemeint: ein ein. |PJ thu y „übereinstimmend, gleich" ist kor. tog, jap. dö (geschrieben und älter: to.u) wobei -y zu -u wurde und sich mit dem -o- zu -ö vereinigte. Vgl. K a r l g r e n AnD. Nr. 1150; Phon. 849.31, wo als „archaische" Form *dhug angesetzt wird. Wörter, so meint A s t o n , mit dem ein. „eingehenden" oder „kurzen" („short") Ton haben im Kor. -I und im Jap.: -tsu im Kan-on, -t's'i im Go-on. Selten trete -ku oder -ki auf. Die jap. Ausgänge -tsu, -tsi beweisen dabei nichts für einen-ursprünglichen v o k a l i s c h e n Wortauslaut, sondern sind Umgestaltungen der ein. Wörter naeli der Mechanik des jap. Silbenbaues, welcher o f f e n e Silben verlangt. Somit deutet das jap. -l(s)u, -i( s )iauf das frühere Vorhandensein eines auslautenden -t in den betreffenden ein. Lehnwörtern. A s t o n hat auch schon die Schlußfolgerung gezogen, daß die Lautentsprechungen, welche für die ein. Fremdwörter gelten, „upon the whole", auch für die echten, e i n h e i m i s c h e n Wörter Gültigkeit besitzen. Er vergleicht daher z. B. jap. hachi Biene mit kor. pvl „Biene", jap. kuchi Mund, Eingang mit kor. kul „Höhle, Bärenlager", jap. natsu Sommer mit kor. nal „(Sonne), Tag, Wetter", und noch manche anderen Wörter. Während ihm aber der Lautwechsel -t zu -l einleuchtet, gilt ihm der von -t zu -k (jap. -ku, -ki) nicht für vertrauenswürdig. Als Beispiel eines solchen Lautwechsels führt A s t o n an: ein. |Z5 phi ( K a r l g r e n Phon. 874.23, wonach aus älterem ein. *phjiet entstanden; AnD. Nr. 682, wo als ältere Form *phiet rekonstruiert wird) mit der Bedeutung: „gleich, entsprechend, der eine eines Paares; Tuchmaß". Dieses ein. phi setzt er richtig dem kor. phil gleich, welches im Hänmun mit dem Zeichen von ein. phi geschrieben wird (s. Chol. 595) und das als Zählwort beim Zählen von Lebewesen (Kühen, Ochsen, Pferden, usw.) Verwendung findet. Wohl durch diese Bedeutung verführt, .vergleicht A s t o r i aber weiter fälschlich jap, hiki, eines der gewöhnlichen jap. Zählwörter für Tiere, Seidenstücke und einiges andere, ein Wort welches eine Form *pik(i) zur Voraussetzung hat, und er kommt so zu der Gleichung ein. phi = kor. phil = jap. hiki (aus *pi^ki) A s t o n hat dabei übersehen, daß das in Frage kommende ein. Zeichen auch im Jap. erscheint und dort hitsw (aus pi-tu) gelesen wird (vgl. G r i n g S. 32, unter dem 23. Radikal), also ganz in der erwarteten Lautgestalt, mit ein. -t = jap. -t(u) und der Bedeutung: „ein Stück Seide, ein Paar, zwei; vereinigen" usw. Im Annamitischen erscheint nach K a r l g r e n Phon. 874 thvt, aus p*hvt, im Kanton-Dialekt phvt, während Hakka und Swatow phit haben, und in Foochow phäik mit dem hier üblichen finalen -k erscheint, das ein. -t, kor. -I entspricht. Somit ist die richtige Gleichung, die A s t o n hätte aufstellen müssen: ein. phi = kor. phil = jap-. hitsu.(hitsi)

aus pitu

(piti).

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A s t o n traute, wie gesagt, der von ihm aufgestellten Gleichung selber nicht recht, konnte aber doch der Versuchung nicht wiederstehen, sie auch auf einheimische Wörter probeweise anzuwenden. Daher verglich er z. B. kor. pul-da „blasen, wehen" mit jap. fuku „Blasen", kor. tal „Mond" mit jap. tsuki „Mond" (aus tu-ki), kor. kutl „ S c h r i f t t u m " mit jap. kaku „schreiben". Diese Beispiele können schon d a r u m nichts beweisen, weil hier kor. -I einem jap. -k entspricht. Im ersten Beispiel ist die (lautmalende) Basis in beiden Fällen pu-. Neben pul-da erscheint daher auch pü-o. „Wie sehr der Wind w e h t ! " heißt: param1 -i manhi („sehr") pü-nda\ Das zweite und dritte Beispiel hat mit dem jap. nur den Anlautkonsonanten gemeinsam. Bei der Beurteilung der A s t o n s c h e n Vergleiche muß man billigerweise anerkennen, daß ihm nur ein sehr beschränktes kor. Wortmaterial zur Verfügung stand, worauf er selbst hinweist. In seiner Phonolo'gie chinoise S. 857—898 hat K a r l g r e n ein. Lehnwörter zusammengestellt, welche einst auf -p, -t, -k ausgingen, im Laufe der Zeit aber diesen Schlußkonsonanten verloren, nachdem sich wahrscheinlich überall die explosiven Verschlußlaute zu Implosiven umgebildet hatten. K a r l g r e n (856) scheint zwar der Auffassung, daß diese -p, -t, -k auch schon für die ältere Zeit als implosive Konsonanten anzusetzen seien. Es ist aber doch wohl anzunehmen, daß die Implosiva nicht das Ursprüngliche, sondern eine Entwicklungsphase auf dem Wege zum völligen Schwund der Schlußkonsonanten darstellt, daß also die allgemeine Linie der Entwicklung als: k > k > ' (Kehlkopfverschlußlaut) > — anzusetzen ist. Unter den auf -t auslautenden ein. Beispielen S. 864—877, die nach Reimgruppen geordnet sind, gibt es kein einziges, dessen -t im Kor. kein -l entspräche. Als Belege für dieses Gesetz kann man bei K a r l g r e n leicht über 100 Beispiele finden. Für sie konstruiert K a r l g r e n auch ein älteres ein. -t auf Grund der Gestalt, welche die betreffenden Wörter im Japanischen (Kan-on und Go-on) angenommen haben, aus den annamitischen (tonkinesischen) Entlehnungen ein. Wörter, und aus den Mundarten von Kanton, Hakka, Swatow und Foochow. Die übrigen ein. Mundarten zeigen k e i n e E n d k o n s o n a n t e n mehr. Die Mundarten'von Shansi, Nanking und Shanghai weisen aber bei bestimmter Intonation an Stelle der alten Verschlußlaute implosive Laryngale auf, d. h. Kehlkopfverschlußlaute („glottal stops"), als letzte Reste einstiger Mundverschlußlaute. Wenn man die von K a r l g r e n gesammelten Materialien — die einigermaßen vollständig sind — überblickt, so ergibt sich nachstehendes Schema der Entsprechungen, wobei ich auf die Bezeichnung feinerer Lautunterschiede im Cin. verzichte: rekonstruiertes mein.: kor.: Kan-on: Go-on: Annam: Kanton: Hakka: Swatow: Foochow:

-t (aus -1) -I -tsw, aus -tu -tsi, aus -ti (Romaji: -chi) -l -t -t -t, oder - — -k.

Merkwürdig ist hier das finale -k im Dialekt von Foochow, das die Frage aufwerfen läßt, ob wirklich ein finales -t und nicht ein finales -k das Ursprüngliche ist; denn eine Entwicklung 1

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par-am „Wind" von dem Verbstamm pul- „wehen" mit Vokalablaut.

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k zu t ist nicht selten, ein Übergang t zu k aber schwer verständlich. Nun zeigen aber auch die ein. Wörter, welche in den Altmundarten und im Japanischen auf -k(u) ausgehen, in der Foochow-Mundart ein -k. Also beispielsweise: k- Reihe Kanton Hakka Swatow Foo.chow Kan-on Go-on Annam Korea

t-Reihe

huk khuk khok khouk koku koku khok kok

Kanton Hakka Swatow Foochow Kan-on Go-on Annani Korea

rekonstr. ein. *khuk „schreien, weinen"

kuvt kilt kut kauk kotsu < *kotu, kotsi < *koti kot kol

rekonstr. ein. *kudt „Knochen, Kern"

(Vgl. G r i n g 44: AnD. 498; Phon. 893.4.)

(Vgl. G r i n g 520; AnD. 427; Phon. .875.30.)

p-Reihe Kanton Hakka Swatow Foochow Kan-on Go-on Annam Korea

hap hap hap hak ko, aus kapu go, aus gopu hap hap

rekonstr. ein. *yap „das Ganze, die Summe; Angriff" (Vgl. G a l e 1639; Chol. 602: hap.kivi

(= hapke) „Summe, insgesamt"; K a r l g r e n Phon. 857.2.)

Die angeführten Beispiele stehen für viele andere und beweisen, daß in der Tat das finale -k der Foochow-Mundart besonderer Art ist. Alle drei Reihen weisen dieses -k auf. Altes auslautendes -p, -t, -k muß also in der Foochow-Mundart in einen einheitlichen implosiven A-Laut zusammengefallen sein, einen Laut, den man als die Vorstufe des Kehlkopfverschlußlautes und des völligen Schwundes ansehen kann. Die allgemeine Linie der Entwicklung der finalen Verschlußlaute in den ein. Wörtern wäre demnach -P -P explos. -t wird implos. -t , wird implos. -k, wird -', wird — -k -k

1 In Erwägung zu ziehen wäre auch die Möglichkeit, daß nicht alle implosiven -p,-t, -k zu implosivem -k wurden, also ihre Artikulationsstellen vereinheitlichten, sondern daß das Foochow -k erst eine sekundäre R ü c k b i l d u n g aus dem anzunehmenden Kehlkopfverschlußlaut ist. Dann fiele Foochow aus dem Rahmen der Entwicklungsreihe p > Ar > ' > — heraus und diese erhielt die Gestalt p{t.k) > ' > —•

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,Die Mundart von Foochow stellt die erhaltene dritte Übergangsstufe dieser Reihe dar. Dadurch, daß alle Verschlußlaute implosiv wurden, wurde ihre Unterscheidbarkeit wesentlich beeinträchtigt und sie konnten in einen einzigen Laut (-k) zusammenfallen. Zusammenfassend kann demnach festgestellt werden: Alle von K a r l g r e n angeführten sino-kor. Wörter auf -l lassen sich auf ein. Wortformen zurückführen, welche in älterer Zeit (um 600 n. d. Zw.) ein finales -t besaßen. Eines der kennzeichnendsten Beispiele dafür ist kor. pul „ B u d d h a " = ft *bh(j)iu9t, K a r l g r e n Phon. 877.53; G r i n g 7; Kan-on: futsu, Go-on: butsu, K a n t o n : fvt, Foochow: kuk. Werfen wir zunächst einen Blick auf die sino-kor. Lehnwörter mit finalem -k ( K a r l g r e n Phon. 877—898). Sie ergeben folgendes Bild: kor.: Kan-on: Go-on: •Annam: Kanton: Hakka: Swatow: Foochow:

-k -ku (-ki) -ku {-ki) -k (oder -/) -k -t (oder -k) -k (gelegentlich: —) -k

rekonstr. ein.

-*k

Im Japanischen und Kantondialekt hat sich der alte Ausgang -k erhalten im Tonkinesischen (Annam) ist er teilweise zu „weichem" -t geworden, in der Hakka-Mundart zum implosiven „ h a r t e n " -t. Das auslautende -k der ein. Lehnwörter im Kor. ist demnach seit der Zeit längst vor der Erfindung der kor. Eigenschrift vorhanden gewesen und bis heute erhalten geblieben. K a r l g r e e n Phon. a. 0 . führt weit über 100 Beispiele dafür an. Im einzelnen ist noch zu bemerken: Auffällig ist das -u- in kor. kuk „Abteilung, Verwalt u n g " . K a r l g r e n Phon. 897.61 gibt die kor. Form nur in den Anmerkungen als Wiedergabe von mein. *gh(j)iwok (AnD. 485) wofür kor. *kok zu erwarten war. Eine unregelmäßige Vertretung weist auch ein. *p(j)idk ( K a r l g r e n Phon. 886.51) auf, da irnKor .phip „ n a h e " entspricht (vgl. C h o l . phip-kium „die unmittelbare Nähe"), während man *pik erwarten sollte, denn das Jap. hat hioku und hiki (hoku), Artnam buk, Kanton pik, Hakka pet, Swatow päk, Foochow päik, die übrigen Mundarten haben pi(s). An Beispielen mit finalem -p führt K a r l g r e n rund 50 an. Der Zahl nach stehen sie also weit hinter den Wörtern auf -t und -k zurück. Beim Vergleich mit den alten Mundarten des Cin. und dem Jap. ergibt sich folgende Übersicht: kor.: Kan-on: Go-on: Annam: Kanton: Hakka: Swatow: Foochow:

-p -ö (geschrieben und ursprünglich gesprochen: a-pu) -ö (geschr. und ursprl. gespr.: o-pu) -p -p -p -p -k

rekonstr..ein.: -*p Nur ein einziges der in Frage kommenden Wörter ( K a r l g r e n Phon. 859.23) macht Schwierigkeiten. Auf Grund von Kan-on tö, Go-on (sö, Kanton tsap, Swatow tap, Foochow tak rekon5*

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struiert K a r l g r e n eine ältere Form *i'ap(AnD. Nr.954) mit der Bedeutung „to prick, Stab; write out, cornmunicate; document". G r i n g 291 liest das ein. Zeichen jedoch im Jap. nicht tö und tsö, sondern sö (aus sa-u, aus sa-pu) und saisu (aus sa-lu), mit gleicher Bedeutung. Meine beiden kor. Gewährsleute gaben als kor. Lesung 6hia an, was in der jetzigen Orthographie 6ha wäre. Auch K a r l g r e n erwähnt dieses chia in der Anmerkung. Daneben kennt er noch eine zweite kor. Lesung éhial(= ëhal), die ich in den mir zugänglichen Werken als gleichwertig mit 6ha nicht auffinden kann. Im sino-kor. Wörterbuch wird das von K a r l g r e n als *t'ap rekonstruierte Zeichen durch kor. cap wiedergegeben und, mit der Bemerkung „gewöhnlich", auch durch éha. Da es sich um eine unaspirierte Form handelt muß also in die Lücke bei K a r l g r e n Phon. 859.23 die kor. Form cap eingesetzt werden, die aus älterem *t'ap entstanden ist und somit gut zu der ein. Yorform stimmt. Die gemeinhin dafür auftretende Aussprache cha (aus ihia) ist zunächst nicht zu erklären. Die von K a r l g r e n angeführte kor. Form chal würde zu jap. satsu passen. Soviel über die Ausgänge -k und -p\ bleibt noch der Ausgang -t, zu dem wir zurückkehren. Es hat sich herausgestellt, daß kor. -I in ein. Lehnwörtern in allen nachprüfbaren Fällen einem alten ein. -t entspricht, und es fragt sich, wie man sich den Ubergang von t zu l zu denken hat, ob er im ein. oder im kor. Bereich stattfand. K a r l g r e n hat sich bei der Beantwortung dieser Frage im wesentlichen P e l l i o t angeschlossen. Dabei spielt ein Schematismus, welcher die ein. finalen Konsonanten beherrscht, eine grundlegende Rolle. In ihn aber fügt sich gerade der Wechsel von t : l nicht ohne weiteres* Um K a r l g r e n s und P e l l i o t s Stellungnahme zu dem Problem zu verstehen, muß man sich folgendes vergegenwärtigen. Die Grundlage für die Rekonstruktion einer älteren ein. Aussprache sind die sog. fan-tshieh-Schreibungen, die wohl im 3. Jahrh. n. d. Zw. unter indischem Einfluß entstanden sind 1 . K a r l g r e n hat diese Schreibungen Phon. 24ff. ausführlich erörtert. Die Aussprache eines ein. Wortes ist, diesen Schreibungen zufolge, durch zwei Zeichen bestimmt. Das erste gibt den konsonantischen Anlaut wieder, das zweite den Auslaut. Indem man beide kombiniert, erhält man die Silbengestalt des fraglichen ein. Wortes 2 . Die fan-tshieh-Schreibungen sind uns in den alten ein. Wörterbüchern überliefert, die freilich zum größten Teil verloren gegangen sind. Aber das 543 entstandene Yüh-phien liegt in einer Neubearbeitung aus dem Jahre 1013 vor. Es ist dadurch freilich stark verändert worden. Das 601 erschienene Wörterbuch Tshieh-yün ist ebenfalls bis auf Bruchstücke und einem Teil des Kommentars dazu aus dem Jahre 676 verloren gegangen. Es hat sich aber gezeigt, daß diese Bruchstücke identisch sind mit einem erhaltenen Werk, dem Kuang-yün. Damit hat man die Möglichkeit, die ältere ein. Sprache in einem gewissen Ausmaße zu rekonstruieren. K a r l g r e n bemerkt Phon. 31: „Les fan-ts'ie du Kouang yun représentent donc une langue chinoise homogène non postérieure à 600. Cependant, elle peut bien être antérieure à cette date. En effet, nous verrons que les fants'ie ne donnent que de bilabials, tandis qu'il y a indices que la série dentilabiale s'est développée des l'époque Souei. Pour ne pas courir aucun risque, disons qu'il s'agit, pour les fan-ts'ie, d'une l a n g u e e n t r e 500 et 6 0 0 a p r . J. C. Nous pourrons appeler cette langue l ' a n c i e n c h i n o i s 3 . Les phases précédentes pourraient être appelées le c h i n o i s a r c h ä i q u e 4 et le p r o t o - c h i n o i s ; les phases postérieures le c h i n o i s m o y e n 1

Siehe N a g e l , Beiträge zur Rekonstruktion der Ts'ieh-yün-Sprache, T'oung Pao X X X V I (1941) 95ff. Es ist so, als ob man das deutsche Wort „Bank" durch die Schreibungen: B(ett) + (Schr)ank darstellen wollte. 8 Was hier K a r l g r e n als altöin. bezeichnet, wird von andern ( M a s p e r o u. a.) wohl richtiger m i t t e l öin. genannt. 4 K a r l g r e n s „archaisches" Cin., nämlich die Sprache der Han-Zeit und des Shïking, verdient eher die Bezeichnung alttschinesisch. 2

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Studien

— celui des tables de rimes; et le v i e u x m a n d a r i n — celui de Hong-won tsheng yun." Diese Einteilung und Benennung ist freilich nicht allgemein angenommen wordenDer erste Schritt der zur Ordnung der Wortmaterialien und der fan-tshieh getan wurde, war die Aufstellung der „ v i e r T ö n e " (sheng) durch Shen Yoh um 500 n.d. Zw. Sodann wurde der Wortschatz innerhalb der „vier Töne" nach R e i m e n geordnet. Das Kuan-yün weist 206 derartige Reimtypen auf. Innerhalb eines jeden Reimes werden die gleichlautenden Zeichen in A b s c h n i t t e zusammengefaßt. In jedem Abschnitt wird beim ersten Zeichen die A u s s p r a c h e nach der fan-tshieh-Methode und die A n z a h l der gleichlautenden Zeichen angegeben 1 . Damit war es aber noch nicht genug. Gegen Ende der Thang-Zeit (600—900) wurde, angeblich durch den buddhistischen Mönch Shou-wen, der zwischen 700 und 1000 lebte, ein weiteres Ordnungsprinzip in die Wörterbücher eingeführt. Er ordnete entsprechend dem indischen Alphabet (k, kh, g, gh, y) die Wörter nach 36 A n l a u t e n . In der Sung-Zeit (ca. 900—1200) entstanden sodann aus einer Kombination des Anlaütsdes Reimprinzips die sogenannten „ R e i m t a f e l n " . Nach der Überlieferung erhielt Sü-ma Kuang (1019—1086) im Jahre 1067 vom Kaiser den Befehl, solche Reimtafeln herzustellen. Die Tradition kennt ihrer 206, und seit dem Ende der Thang-Zeit unterscheiden die Tschinesen, wie erwähnt, 32 Anlaute. Bei Reimen mit demselben Ausgang wird das Vorhandensein (ho'-khou) oder Fehlen (khai-khow) des Zwischen-Vokals -u-, -u- vermerkt, also k-u-än: k-än. Dazu kommt noch, daß es Worttypen mit oder ohne jodierten Anlaut gibt. Auf diese Art entsteht das folgende Schema einer alten Reimtabelle: khai-khou:

ho'-khou:

I . T o n : k-än,

ts-än

...

I I . T o n : k-an,

ts-an

. . .

I I I . T o n : kj-iän, I V . T o n : k-ien,

tê-iân

I . T o n : k-u-än, I I . T o n : k-w-an,

. . .

ts-ien

I I I . T o n : kj-iwän,

. . .

I V . T o n : k-iwen,

ts-u-an

. . .

ts-w-an

. . .

ts-iwän ts-iwen

. . . . . .

Hier zeigen die Gruppen I, II, IV nicht-jodierten, die Gruppe I I I zeigt jodierten Anlaut. Mit Hilfe dieses Systems kann man also die Anlaute der älteren ein. Sprache (d. h. des Mittelchinesischen = m c i n . um 600 n . d . Zw.) mit einiger Sicherheit ermitteln. Das Ergebnis umfassender Untersuchungen hat K a r l g r e n in seinem analytischen Wörterbuch (AnD., 1923) und weiter in seinen „Wort families in Chinese" im Bulletin of the Museum of Far East Antiquities ( = BMFEA.), Bd. 5. 1933, niedergelegt. Stellung dazu hat vor allem H e n r i M a s p e r o in seinen beiden Arbeiten: Études sur la phonétique historique" de la langue annamite, und: Le dialekt de Tch'ang-ngan sous les T'ang, genommen. Die Arbeiten sind im Bulletin de l'Ecole française d'extrême-Orient ( = BEFEO), Bd. 12. 1912 und Bd. 20. 1920 erschienen. Die mein. Wörter weisen nach der K a r l g r e n s c h e n Rekonstruktion die nachfolgenden A n l a u t e auf: I. p

II.

t

(

k

ts

ph

th

ih

kh

tsh

bh

dh

d'h

gh

m

n

nz

q

s3

ts

?

-2 dzh

s

tsh

% tèh

z dçh

1 y

d'zh

1 1 2 3

Nach folgendem Schema: „Bank? — B(ett) + (Schr)ank — 5 Zeichen. Leiser Einsatz, wie er in iay erscheint, gegenüber festem Einsatz in 'an, AnD. S. 9. Auch S s 2 umschrieben. Nach K a r l g r e n waren diese Laute „supradental".

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Dieses Lautsystem i'st vor allem durch die Abwesenheit der einfachen Medien gekennzeichnet 4 . Die Verteilung der Anlautkonsonanten und Konsonanten-Gruppen steht m i t d e n T ö n e n in Zusammenhang. Das ältere Cin. unterscheidet eine höhere und eine tiefere Schlüssellage und in jeder Lage vier Tonbewegungen: den ebenen Ton, den steigenden Ton, den fallenden Ton und den kurz abgebrochenen oder „eingehenden" Ton ((phig sag, sag sag, khü sag und £u sag). Der letztere Ton ist stets an Stelle eines zuvor vorhanden gewesenen auslautenden Konsonanten (-p, -1, -k) getreten. Die Schlüssellage (höher o d e r tiefer ebener, steigender, fallender, eingehender Ton) ist im Altcin.. abhängig davon, ob das Wort mit einem stimmlosen Konsonanten anlautet (obige Gruppe I = hohe Tonlage) oder mit einem stimmhaften Konsonanten (obige Gruppe II = tiefe Tönlage). Die Tonbewegung kann man nach einem ein. Schema bezeichnen, indem man den vier Tönen entsprechende Randzeichen (z. B. Winkel oder Kreise) verwendet, z. B phig: \tä I

\dhä II

sag:

Hä I khü: ta\ I

tdhä I I dhä~\ II

zu:

dhäj II

täj I

oder indem man die Tonbewegungen entsprechend den Vorschlägen der Kopenhagener Phonetischen Konferenz vom April 1925 bezeichnet als phig: tä~ san: tä/ khü:

zu:

dhä~ dhä' dhäs dhä'

täN ta'

An Stelle von tä\ dhä' kairn man auch tä\ täp, täk und demgemäß dhä1 usw. schreiben. Diesem komplizierten A n l a u t s y s t e m der älteren ein. Sprache steht das relativ einfache System der 13 A u s l a u t e gegenüber. Nach K a r l g r e n (AnD. 11) kannte das ältere Cin. nur die folgenden auslautenden Konsonanten: -p -m -b1

-t -n -d1

-k -y -g1

Die letzten drei Konsonanten erscheinen nur bei f a l l e n d e m Ton (AnD. 29). Dafür bieten sich aber nur wenige Beispiele an und K a r l g r e n (Phon. 604) hält es zwar nicht für unmöglich, daß g a n z a l l g e m e i n bei fallendem Ton ursprüngliche -b, -d und -g an Stelle von -p, -t und -k vorhanden waren, die erst nachträglich (nach Art des deutschen „Bad": ba:t) sich in stimmlose Laute verwandelt hätten; er kann aber diese Möglichkeit nicht beweisen 1 . Daneben hält es K a r l g r e n auch für möglich, daß es sich um -ß, -ö, -y handelte. Jedenfalls sei der D e n t a l zu -i geworden. Der G u t t u r a l fiel entweder ab oder wurde zu -¿ und -u, offenbar je nach der Färbung des -g (-y) durch die vorhergehenden Vokale. Ausl. L a b i a l wurde zu -u und verschmolz mit dem vorhergehenden Vokal. Die Frage ist auch von S i m o n in seinem ausgezeichneten Aufsatz: „Zur Rekonstruktion der altcin. Endkonsonanten" (MSOS. Bd. 30 und 31, 1927ff.) behandelt worden, der insbesondere darauf hinwies, daß von den Reimen auf -i einige ursprünglich dentalen, andere 1 Für das „archaische" Tschinesisch nimmt K a r l g r e n (AnD. 21) auch anlautende d- und g- an, die im „AltCin." geschwunden seien. Der Grund für diese Annahme ist der, daß mit i- anlautende Wörter zum Teil in Serien mit Wörtern auftreten, welche rtiit Dental oder Guttural anlauten. ä In seinem AnD. hat K a r l g r e n diese älteren öin. Formen zwar mit v o k a l i s c h e m Ausgang angesetzt, aber überall darauf hingewiesen, wo ein finales -d oder -g in Frage kommt.

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Studien

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gutturalen Auslaut besaßen. K a r l g r e n hat schließlich seine Untersuchungsergebnisse unter Verbesserung von Einzelheiten in seinen „Word families" abgeschlossen. Die Frage der finalen Verschlußlaute ist besonders, für diejenigen von großer Bedeutung, die sich mit dem Koreanischen beschäftigen und es vergleichend behandeln wollen. Während nämlich auslautende -p, -t, -k sich in sino-kor. Wörtern als -p, -l, -k wiederspiegeln, gibt es keine kor. Lehnwörter mit auslautendem -b, -d, -g. Es ist auch nicht so, daß diese an den fallenden Ton gebundenen Auslaute im Kor., das richtige Medien überhaupt nicht kennt, durch die entsprechenden Tenues (-p, -l, -k) ersetzt worden wären. Vielmehr erscheinen im Kor. v o k a l i s c h e Auslaute — worauf schon kurz weiter oben S. 7 hingewiesen wurde —, d. h. das Kor. zeigt keine Spur mehr von dem mein, oder altcin. -d x oder oder Beispielsweise haben wir als Bezeichnung für „arm, elend, schäbig, abgenutzt" ein ein. Wort, das im Pekinger Dialekt pi lautet und welches K a r l g r e n Phon. 747.70, AnD. Nr. 720 als *bhiäix oder *bhiäidx rekonstruiert, N a g e l (T'oung Pao 34.1941. 120) als *bhiedv wiederherstellt. Das Kor. hat dafür die Aussprache phie (aus phivi). Oder: K a r l g r e n AnD. Nr. 78 rekonstruiert aus Pekinger tai, Kanton toi, Hakka thoi, jap. tai, dai ein älteres *dhäi" oder *dhdigv (siehe Phon. 738.27, wo das Zeichen in einer Anmerkung steht). Das Kor. kennt aber nur die A u s s p r a c h e s t , tai (= tä). Im ersteren Falle wird der finale Dental aus dem Umstand erschlossen, daß das Annamitische hier eine doppelte Vertretung der im Cin. mit Labial anlautenden Reimwörter zeigt. Die einen zeigen im Annamitischen ein zu erwartendes b-, die andern aber ein t-, was man darauf zurückgeführt hat ( N a g e l a. 0 . 125f.), daß die ersteren bilabialen Anlaut (pw),. die letzten labiodentalen (pl) gehabt hätten, der sich innerhalb der annamitischen Sprachgeschichte zu t- entwickelt habe. Die Dentalisierung des Anlautes selbst aber sei die assimilative Wirkung eines f i n a l e n D e n t a l s gewesen. Im zweiten Falle begründet K a r l g r e n das finale -g damit, daß das Zeichen für *dhäigN als phonetisches Element in einer Zeichengruppe auftrete, die ein finales -k habe (*thdk), vgl. AnD. 78. Die finalen -d und -g sind schon selten unter den von K a r l g r e n rekonstruierten ein. Altformen. Noch seltner sind aber die finalen -b. Das Wort für „weggehen; der letzte" rekonstruiert K a r l g r e n AnD. 491 (vgl. dazu AnD. S. 30) als *k'hiwob\ Das Jap. hat im Kan-on: kyö, im Go-on: kö (Phon. 840.1), Kanton huü, Foochow: khöii\ sonstige Dialekte: t's'ä, aber das Kor. zeigt gedehntes kv (ohne -u, wie man erwarten könnte). Hier ist der Grund für den Ansatz des -b darin zu suchen, daß das Zeichen als Phoneticum in Wörtern auf -p erscheint. Das Wort für „Inneres" wird AnD. *n-u-äib^ rekonstruiert, siehe AnD. 654, Phon. 747.16. Das Kan-on hat dai (aus *ndai) das Go-on nai, Kanton noi, Hakka nui, Foochow naW und das Kor. nAi, nai (= nä). Auch hier ist das ein. Zeichen Phoneticum in Wörtern auf auslautendes -p. Da die Methoden der Rekonstruktion der finalen Medien einwandfrei sind, so darf man wohl mit letzteren als ein. Auslauten rechnen. K a r l g r e n hält es — wie gesagt — auch für möglich, daß nicht -b, -d, -g, sondern stimmhafte Spiranten -ß, - küi, und weiterhin Labialisierung des i erfolgt. Der Umlautsvorgang ist parallel der Entwicklung von kai zu kä, und von kvi zu ke. Er scheint auch parallel der Entwicklung von kiui zu ki zu sein, wenn diese Entwicklung über kii erfolgte, wie man wohl annehmen "darf. Offenbar sind doch die Reihen koi kui koa) (kuv und koä kue kä (— kai) ke (= kvi) ki ( = kwi) alle ganz gleich zu beurteilen. Überall handelt es sich um einen ¿-Diphthongen. Wir erkennen somit die Palatalisierung von koreanischen Konsonanten vor ¿-Kernen an, aber nur als phonetische Varianten neben a-, v-, o-, u- und — last not least — «/-farbigen Konsonanten. Eine eigne Palatalisierungsreihe (sie gilt ja schon für n-, r-, t-, tfi- nicht) gibt es nicht. Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß das k- von ko-, ku- labialisiert ist; aber doch nur in demselben Sinn (schwachlabialisiert) wie das t- in deutsch „Tuch", im Gegensatz zu „Tiegel" oder „Tat". Bei der Frage nach der phonologischen Relevanz der palatalisierten und labialisierten konsonantischen Anlaute im Koreanischen spielt natürlich das affrizierte 6, seine Aspirata 6h und seine Suffokata „jj", d. i. dz, eine Rolle. C h o l o d o w i t s c h hat sich mit der Stellung dieser Affrikata im System, der koreanischen Laute eingehend auseinandergesetzt. Er meint, daß das zweite Element dieser Affrikata nicht so stark entwickelt sei, als daß man von einer echten und eigentlichen Affrikata sprechen könne. Seine Ansicht gründet sich wohl vor allem auf die nordkoreanischen Mundarten und Sprechweisen. Anderseits müsse man berücksichtigen, daß das Phonem l und seine Formen p a l a t a l i s i e r t s e i und ihm im Hochkoreanischen kein n i c h t - p a l a t a l i s i e r t e r K o n s o n a n t e n t s p r i c h t . Es ist nicht ganz deutlich, was .Cholodowitsch damit .meint, wenn er von der Unausgeprägtheit des zweiten Teils der Affrikata 6 redet, die genauer als bezeichnet werden müßte. Es handelt sich doch um die Palatalisierung des alten im NKor. erhaltenen ti. Dessen Affrizierungsprodukte sind der Reihe nach: i' -iY — / T oder V — i'%'. Nimmt man an, daß die volle Ausbildung der Affrikation darstellt, so könnte C h o l o d o w i t s c h die vorherige Stufe i's' meinen, die insbesondere im NKor. oft zu hören ist. C h o l o d o w i t s c h bezeichnet c als t MHrKoe, c j i a ß o e a ^ p H U H p o B a i m o e ,

c o BTopHM CBHCTHmHM 3JieMeHT0M ( =

di)

u n d f ü g t h i n z u : B K)5KH0-K0peficK0M 3T0 di ßyfleT o6o3HanaTb t c n a ß o e MHrnoe a$pHunpoBaHHoe, co BTopHM uiHnamHM 3JieMenT0M.

Es wurde aber schon oben S. 107 darauf hingewiesen, daß ö verschiedenen Ursprungs ist. Gesetzt nun, C h o l o d o w i t s c h meint die Lautung i's' oder eine ihr ähnliche Palatalisierungsstufe unter der Affrikata so ist nicht zu bestreiten, daß dieses zusammengesetzte Phonem palatalisiert ist und daß ihm im Hochkoreanischen kein nicht-palatalisiertes ts entspricht. Damit gibt aber C h o l o d o w i t s c h zu, daß seine Theorie von den „harten" und „weichen" Konsonantenreihen eine bedenkliche Lücke aufweist. Er sucht diesem Einwand dadurch zu entgehen, daß er die E b e n e der D e s k r i p t i o n verläßt und die s p r a c h g e s c h i c h t l i c h e Ebene betritt, indem er erklärt, das gewöhnliche t könne man als „harten" Konsonanten ansehen, der zu dem „weichen" i im Korrelationsverhältnis stehe. Aber abge-, sehen davon, daß damit, wie gesagt, der Gesichtspunkt bloßer Beschreibung verlassen wird, wird das Argument auch dadurch brüchig, daß es im heutigen Koreanischen immerhin noch 8

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eine Reihe von t vor ¿ gibt, die unzweifelhaft palatalisiert, aber nicht affriziert sind. Darunter befindet sich auch das Formativ der niederen Frageform: erzählt man etwas, das man selbst gesehen, so gibt es im Koreanischen eigne Berichtsformen dafür, die vom einfachen Stamm in der niederen Aussageform durch Anfügen von -tvra, in der Frageform durch -ti oder -tvnia gebildet werden. Hier ist -ti sogar in die Formenwelt eingebaut 1 ! Gegen die Annahme einer „harten" und „weichen" Reihe hätte C h o l o d o w i t s c h auch darum Bedenken haben müssen, weil er selbst erklärt, daß es nur e i n e n stimmlosen Kehllaut im Kor. gäbe, nämlich h, und daß dieser Laut phonetisch bald stimmloser Mittelzungenlaut h, bald stimmloser labialer Laut ( = cp) sei und daß die sich so ergebenden Lautungen h, % und 9? für das Zeichen ,,h" (übrigens auch für den Hauch der Aspiraten, kann man hinzufügen !) kombinatorische Varianten des Phonems h vor ¿ und u darstellen. Auch wenn T r u b e t z k o j meint, daß die „Mouillierung" der Anlautskonsonanten vor ¿-Kern „aufgehoben" und durch „neutralen" Eigenton ersetzt worden sei, so ist das unrichtig. Denn 1. hat z. B. ki kein a-farbiges, sondern ein ¿-farbiges k im Koreanischen; 2. klingt der sehr kräftige Hauch der kor. Aspiraten vor i fast wie ein ¿c&-Laut, in den der Verschluß hineinexplodiert; 3. spricht die N a t u r der mit Kehlkopfpressung, vielleicht sogar mit Kehlkopfverschlußlaut gesprochenen Suffokaten g e g e n die Möglichkeit einer „mouillierten" Variante dieser Laute; 4. sprechen auch die tschinesischen Lehnwörter gegen die Annahme einer „weichen" Konsonantenreihe. Wir haben diese Wörter oben ausführlich behandelt. Im Tschinesischen liegen wirklich zwei verschiedene Phonemreihen vor und es ist nicht uninteressant festzustellen, was geschieht, wenn ein mein, gequetschter Anlautskonsonant von den Koreanern in einem Lehnwort übernommen wird. Unsere Darlegungen im Kapitel „SinoCoreanica" gestatten ein Urteil darüber, und dieses lautet: a l l e p a l a t a l i s i e r e n d e n Q u e t s c h u n g e n , wie a u c h a l l e l a b i a l i s i e r e n d e n . R u n d u n g e n d e r t s c h i n e s i s c h e n W ö r t e r w e r d e n im K o r e a n i s c h e n a u f g e g e b e n . Das ist ein ganz allgemeines Gesetz und es spricht nachdrücklich d a g e g e n , daß die Koreaner selber mouillierte, gequetschte Anlautskonsonanten besaßen. Aus mein. *'ghiw-, das heute öhü-, jü-, ji-, je nach der Mundart, gesprochen wird, ist kor. ku-, aber nicht kiu- geworden. Entsprechend wurde aus *p(h)iu- oder *öhiu- der tschinesischen Lehnwörter im Koreanischen pu-. Das Tschinesische *kji Flagge wurde als kuti entlehnt und wird heute ki gesprochen. Man kann sich weitere Beispiele leicht aus unseren früheren Erörterungen über die sino-koreanischen Lehnwörter zusammenstellen. Damit dürften alle wesentlichen Gesichtspunkte geltend gemacht worden sein, die dafür sprechen, daß das Kor. nur e i n e K o n s o n a n t e n r e i h e besitzt, daß alle Palatalisierungen, Labialisierungen, Velarisierungen dieser Reihe phonologisch als k o m b i n a t o r i s c h e V a r i a n t e n , nicht aber als eigene Phoneme anzusehen sind und daß es daher neben den einfachen Vokalen auch eine Reihe s t e i g e n d e r D i p h t h o n g e im Koreanischen Wortkern gibt. Das Kor. hat einen ¿-Diphthongen der im Abbau begriffen ist, nämlich wi, das als Formativ 1

Wenn C h o l o d o w i t s c h meint, daß tj,a und cj,a einen und denselben Laut, nämlich c darstellen, so traf das früher jedenfalls nicht zu und gilt für das NKor. auch heute nur mit Einschränkung. Wenn er gar ii'a = ¿¡¡a = ca setzt und das letztere, dem „das Zeichen der Palatalisierung fehle" als einen Überschuß ansieht, der eine Konzession an die gegenwärtige Aussprache darstelle, so ist auch diese Annahme sprachgeschichtlich nicht einwandfrei. Auch der Versuch, die Schreibung cia als „non sense" in demselben Sinne zu interpretieren, wie das Zeichen h in russ. Hoib und aoib, da der vorhergehende Konsonant ohnehin schon „erweicht" sei, verkennt den sprachgeschichtlichen Gegensatz zwischen ca und cia, co und ¿¡¡o usw. für den oben Beispiele gegeben worden sind. Es liegt demnach keine „graphische Tautologie" vor. Die Umschrift des c durch „schwaches, weiches £", das „di" geschrieben werden soll, ist völlig verfehlt und von C h o l o d o w i t s c h in seinem wertvollen koreanisch-russischen Wörterbuch 1951 auch mindestens zum Teil aufgegeben worden.

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Studien

des Possessivs (Genitivs) meist wie kurzes e oder auch wie a gesprochen wird. Ein weiterer Teil der ¿-Diphthonge ist monophthongisiert. Dennoch gibt es noch 12 weitere Diphthonge: 1a

¡.a

iv

ie

io



iu

lii

oa

oa

uv

ue

Das Kor. besitzt daher 19 vokalische und 12 (mit uti 13) diphthongische S o n a n t p h o n e m e . Im Deutschen haben wir vergleichsweise 15 Vokale und nur drei Diphthongen (ai, au, oi) 1 .

Die Erörterung der Systematik der kor. Laute kann ich nicht abschließen, ohne wenigstens noch kurz auf den kor. A k z e n t eingegangen zu sein. Leider fehlt es uns sehr an zuverlässigen Beobachtungen des Akzentes. Meine eigenen Aufnahmen, sowie die mir sonst zur Verfügung stehenden Materialien (darunter vgl. H. J u n k e r , Zu den koreanischen Zahlwörtern, Mitteilungen des Inst. f. Orientforschung, Heft 2, 1953) sind viel zu wenig umfangreich, um endgültige Klarheit zu gewinnen. Die Frage des kor. Akzentes müßte noch einmal eigens in Angriff genommen werden. Einstweilen mögen die folgenden Erörterungen die Problematik der Sache dartun. Die Grammatikschreiber haben dem Gegenstand nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch scheint er mir nicht nur für die Praxis, sondern auch für die Theorie der kor. Sprache von wesentlicher Bedeutung. E c k a r d t 6 lehrt, daß es „im allgemeinen" im Kor. „keinen Wortton" gibt und daß „alle Silben.ziemlich gleich" gesprochen werden. „Nur manche Endungen und das Fragewort im Fragesatz sind betont". Diese Äußerungen sind in verschiedener Hinsicht nicht ganz klar. Man fragt sich in welchen b e s o n d e r e n Fällen es doch einen Wortton gibt, sofern nicht die Betonung des Fragewortes im Fragesatz das einschränkende „im allgemeinen" rechtfertigt. Auch ist nicht klar, was überhaupt unter Wortton zu verstehen ist: der dynamische oder Druckakzent, der musikalische oder Tonakzent, die rhythmische Verteilung von gedehnten und ungedehnten Silben, also ein Morenakzeiit oder alles zusammen ? Da es sich um eine dem Tschinesischen benachbarte Sprache handelt, da ferner eine ganze Reihe tschinesischer Lehnwörter ins Kor. gedrungen sind, ist die Frage nach dem Vorhandensein eines Tonakzentes nicht unberechtigt. Über die Dehnung oder Kürze der Silben bemerkt R o t h in § 28 seiner Grammatik, daß die Differenz zwischen beiden nicht so stark hervortritt, wie in den entsprechenden deutschen Silben. Es wird dabei an Aal: all, Miete: Mitte u. dgl. m. gedacht sein. Nach Ro.th sind „alle' Silben ziemlich gleichmäßig betont; doch hat in jedem Wort e i n e Silbe einen etwas stärkeren Akzent; bei zweisilbigen und dreisilbigen Wörtern ist es jeweils die erste Silbe". Diese Beobachtung R o t h s geht wesentlich über die Kennzeichnung des kor. Akzentes durch E c k a r d t hinaus. Das Schema der kor. Betonung ist somit hiernach x x

und

xxx.

Auch wenn ein Substantiv Formative (Kasusendungen usw.) an sich zieht, bleibe die Betonung bestehen. Sie ist also ans Wort als solches gebunden. So heiße es: sdram „Mensch", särami „der Mensch", säramdiuri „die Menschen". 1 Vgl. H. J u n k e r , Phoneme im Koreanischen, Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldtuniversität zu Berlin. Gesellschaft- und sprachwissenschaftliche Reihe. Nr. 1; Jahrg. III. 1953/54. S. 25—31. (Als Manuskript gedruckt)!

8*

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Nach R o t h gilt diese Regelung aber n i c h t f ü r die V e r b e n . Bei diesen habe „die vorletzte Silbe den Ton, wenn sie durch Position lang ist; d. h. wenn auf den vorletzten Vokal zwei Konsonanten folgen". Das Schema der Verbalbetonung ist demnach: ix. „Wird eine Endung angehängt, deren vorletzte Silbe durch Position lang ist, so hat diese gewöhnlich den Hauptakzent; ist die drittletzte Silbe durch Position lang, so geht auf diese der Hauptakzent über." Als Beispiel nennt R o t h die mittlere Höflichkeitsstufe des Futurs von ka-: ka.köiss.so = kagisso, und die höhere Höflichkeitsstufe: ka.kwiss.uip.ni.ta kagessiumnida. Das Schema ist hier also: x | xx

und

x | x i xx.

Nach R o t h s Darstellung herrscht demnach beim kor. Verbum — anders als beim Nomen, eine Tatsache, die bei der Bestimmung der kor. Wortarten zu berücksichtigen ist — eine Art P a e n u l t i m a - G e s e t z , das die Stellung des Druckakzentes (der auch einmal von R o t h „Ton" genannt wird) regelt. Diese Regelung ist freilich nicht ohne Ausnahmen, auf die R o t h selbst hinweist. So sage man z . B . in der niederen Höflichkeitsform von pal- empfangen, erhalten: p a t . n u i n . t a = pännuinda und nicht, wie der Regel nach zu erwarten sei: *panniunda. Auch gibt es gewisse Partikeln (Konjunktionen), die immer „stark betont" werden, „so daß der Wortakzent" (gemeint ist wohl der Satzakzent oder Wortgruppenakzent) „ganz auf sie übergeht, z. B. nl: da, weil, na, tö: obgleich". Auch auf das fragende na hätte R o t h verweisen können: muvs-nil ha-nä? („was"-Objekt ,,tun"+rea?) Was machst d u ? Aber das Paenultima-Gesetz des Verbs gilt z. B. auch nicht für das Partizip Präs. von Zustandsverben (bzw. das Part. Perf. von Tätigkeitsverben) mit dem Stamm auf -p. So haben wir das Zustandsverb mu .svp. ta schrecklich sein, und davon das Partizip ( = Adjektiv) musvun schrecklich, wobei die Endsilbe des Stammes hier und in den Verben gleich Typs immer den Wortakzent trägt 1 . Soweit R o t h zum kor. Akzent. Er ist für ihn ein Druckakzent und ist für Nomina und Verba verschieden geregelt. Die Regelung ist nicht ohne Ausnahmen. Auch R a m s t e d t hat in,seiner Grämmar ein eignes vier Paragraphen umfassendes kleines Kapitel über den kor. Akzent. Nach ihm ist die Dauer (Quantität) eines Vokals der Silbe unabhängig vom Akzent. Die rhythmisch-melodische Gestalt der koreanischen Rede wird daher nur vom Nachdruck (exspiratorischen Akzent) und vom Ton (musikalischen Akzent) bestimmt. R a m s t e d t führt also hier, wohl unter Einfluß des ihm bekannten japanischen Phonetikers T s u t s o m u C h i b a und seiner Akzentstudien ( T s u t o m u C h i b a , A Study of Accent. Research into its Nature and Scope in the light of Experimental Phonetics. Tokyo 1935) den Begriff des Tonäkzents ins Koreanische ein. Klar wird von ihm zwischen Druck und Ton unterschieden, zweifellos ein Fortschritt gegenüber der nur gelegentlichen Behandlung des „Akzentes" in den anderen kor. Grammatiken, wobei nicht feststand, was unter „Akzent" eigentlich gemeint war. R a m s t e d t lehrt nun: 1. Mit stärkerem Druck geht im Koreanischen ein höherer Ton der Silbe Hand in Hand. Die druckstarke Silbe eines Wortes ist zugleich auch die höher gesprochene, die druckschwächeren Silben erscheinen dementsprechend in einer tieferen Tonlage. So ist wenigstens die Norm. 2. Die musikalisch-tonische Seite der Sprache ist dabei die sekundäre; sie hängt von der exspiratorischen ab. Der Akzent ist primär ein dynamischer oder Druckakzent. 1

Der e r w e i t e r t e Stamm dieser Verben wird durch Anfügung von -w- gebildet. So entsteht musvpm-, das zu musvßu- mit spirantischen -ß- wird. Der bilabiale Spirant -ß- + IU werden zu-U- zusammengezogen: musvu-, An diese Form tritt das partizipiale -n.

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3. Eine Ausnahme von der unter 1. aufgestellten Regel machen die Silben, die mit Suffokaten anlauten. Diese Laute werden mit Pressung und besonderem Nachdruck hervorgebracht. Der ihnen folgende Vokal erhält dadurch einen höheren T o n , der gegen das Silbenende zu abfällt. 4. Überall da, wo ein Wort oder eine Silbe n i c h t mit einer Suffokata beginnt, ist die erste Wortsilbe tieftonig, d. h. sie fängt tief an und steigt gegen das Ende und die zweite Silbe hin. 5. Daher gibt es in der ersten Silbe eines koreanischen Wortes zwei Tonbewegungen oder tonische Akzente, die von der Art der Anfangskonsonanten abhängen, a) nach Suffokaten hoch einsetzender und fallender Ton b) nach anderen Konsonanten tief einsetzender und steigender Ton (z) 1 . 6. Die zweite Silbe eines Wortes ist in der Regel tiefer als die erste; aber die Tonsenkung ist nicht sehr auffällig. 7. In tschinesischen Lehnwörtern kann die zweite Silbe eines Kompositums, entgegen der eben aufgestellten Regel, tonisch höher liegen als die erste, obwohl der Nachdruck der zweiten Silbe geringer ist. So wird — n a c h R a m s t e d t — in dem Ländernamen Cosvn „Korea" die Silbe -svn deutlich höher gesprochen als die Silbe co-. In dem Ortsnamen Kivysvy ist ebenfalls die zweite Silbe -svy höher im Ton, aber zugleich dynamisch schwächer. Hier ver-. weist R a m s t e d t ausdrücklich auf die Arbeit von C h i b a , auf die wir noch zurückkommen müssen. Die bisher aufgestellten Regeln gelten für den W o r t a k z e n t , und zwar nur für den musikalischen, den Ton. Das Schema dieses Akzentes ist däKa

und

täKa

Daß sich hierbei wirklich um es zwei phonologisch relevante Akzenttypen handelt, muß füglich bezweifelt werden. Der Typus däKa, d. h. der Suffokatentypus, ist eine rein physiologisch bedingte phonetische, kombinatorische Variante des zweiten Typs. Die (vielleicht sogar mit Kehlkopfverschluß einsetzende) Pressung und Stimmhaftigkeit der Suffokaten bewirkt auch die Spannung der Stimmlippen und damit den höheren Stimmton des Vokalbeginns. Beim Nachlassen der Pressung und der Stimmlippenspannung tritt eine Senkung des Tones ein, der Tori fällt. R a m s t e d t spricht auch nur von einem Auseinandergehen von Druck und Ton in tschinesischen Lehnwörtern und nimmt gemäß Punkt 1 ein Zusammengehen von Druck und Ton in einheimischen Wörtern an..Wir werden diese Annahme gleich an. den Ergebnissen der experimentellen Untersuchungen C h i b a s nachprüfen. Über den Satzakzent lehrt R a m s t e d t das Folgende. 1. Druck und Ton arrangieren sich entsprechend dem logischen Gewicht der Wörter im Satz. Logisch gewichtigere Wörter haben einen stärkeren Druckakzent als weniger gewichtige. 2. Der gesamte Nachdruck und die Intonation fallen gegen das Ende der Aussagesätze hin. 3. Die gleiche Regel gilt auch für Fragesätze, wenn sie durch eine interrogative Partikel abgeschlossen werden. 4. Bei Fragesätzen ohne Interrogativpartikel steigt der Ton rasch gegen das" Satzende an, und der letzte Vokal eines solchen Satzes ist beträchtlich hoch. Beispiele: (Fragepartikel) nv vdä kanan ia ? Wo gehst du hin ? (Senkung gegen das Satzende hin.) Aber: nv vdä kanan ?, oder nv vdä ka ? Wo gehst du hin ? mit scharf steigendem -a von ka (s. Ch ib as 5. Satzbeispiel). 5. Mit Hilfe der Intonation bei der Frage kann man die verschiedenen Gebrauchsweisen des perfekten Konverbs auseinanderhalten, das affirmativ, interrogativ und (in höflicher Form) imperativ gebraucht werden kann. 1

U b e r v o k a l i s c h e i n s e t z e n d e Silben äußert sich R a m s t e d t nicht.

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6. Der Satzakzent folgt, wie in anderen Sprachen, dem Satzsinn. So ist ein e r z ä h l e n d e r Satzton vom a f f i r m a t i v e n Ton zu unterscheiden, welch letzterer oft keine fallende Kadenz am Satzschluß zeigt, ja sogar steigende Betonung aufweisen kann. Auch der B e f e h l s s a t z h a t seine Intonation. Zusammenfassend gibt R a m s t e d t sein Urteil dahin ab, daß der koreanische Akzent nach Druck und Ton wohl moduliert sei und sich dadurch deutlich von dem m o n o t o n e n Akzent des Japanischen unterscheide. Regeln, wie sie R o t h gegeben hat, die auf eine unterschiedliche Betonung der Verben und Nomina hinweisen, finden sich bei R a m s t e d t nicht. Und doch sollte man annehmen, daß Mehrsilbler, wenn auch nicht mit s c h a r f e m Unterschied ihrer Silben, so doch nicht „japanisch", d. h. monoton gesprochen werden, wie dies R a m s t e d t selbst hervorhebt. Vergleichen wir nun zum Schluß die Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen von T s u t o m u Chiba. C h i b a bestimmt in seinen Untersuchungen, die sich auf einen Vergleich des Englischen,. Deutschen, Französischen, Russischen, Koreanischen, Japanischen, Tschinesischen, Hindustani und Mongolischen richten, den. Akzent als die gestalthafte Zusammen Wirkung von Druck, Ton und Zeitdauer. Er hat daher diese Faktoren einzeln untersucht und vor allem in bezug auf Druck und Ton und ihr Verhalten zueinander bestimmte A k z e n t t y p e n aufgestellt, von denen einige nach C h i b a auch insbesondere für das Koreanische kennzeichnend Sein sollen. Für sie h a t er deshalb koreanische Beispiele gewählt. Sein Sprecher war „Mr. Chan In-Sap, Professor in Engi College, Seoul". Seine Beispiele sind offenbar für phonetische Untersuchungen besonders ausgewählt, denn sie enthalten gewisse Laute gehäuft. Ihr Sinn ist recht flach 1 . Hier handelt es sich zunächst nur um die A k z e n t t y p e n v o n W ö r t e r n u n d W o r t gruppen. Wenn man die Kurven miteinander vergleicht, welche die Tonbewegung einerseits und die Druckbewegung anderseits bei oszillographischer Niederschrift zu gewinnen gestatten, so besteht grundsätzlich die Möglichkeit, daß beide Bewegungen einen analogen Verlauf nehmen oder aber, daß jede Bewegung ihren eigne Richtung einschlägt. In den deutschen Wörtern „Erde, Erbe, Ehre, hören, leider" ist das erstere der Fall. Die Aufnahme C h i b a s des Wortes „ E r b e " läßt den Sachverhalt klar erkennen. Die obere Kurve stellt die Tonbewegung dar, die untere die Druckbewegüng. Die Ordinatenzahlen geben die Tonhöhe in Hertz, die Abszissenzahlen die Zeitdauer an. Als Akzenttypen, bei denen keine Analogie der beiden Kurven besteht, f ü h r t C h i b a u. a. auch koreanische Typenbeispiele an. Die Wortgruppe thäl thum „Masken-Tanz" erscheint als Beispiel für folgenden Typus (Fig. 2): Das will besagen: die beiden Silben besitzen ungleichen Druck. Die erste Silbe wird mehr als doppelt so stark ( = laut) gesprochen als diezweite. In bezug auf die Höhe des Tones sind beide Silben gleich, nur zeigt die erste, mit gedehntem Vokal gesprochene Silbe einen zirkum1

Das Umschriftsystem, das C h i b a anwendet, ist in den obigen Beispielen durch unser eignes ersetzt worden.

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flektierten (Steig-Fall-) Ton, die zweite, ungedehnt gesprochene, einfachen Fallton. Der Druck ist in beiden Silben steigend und fallend, ihum beginnt nicht mit einer Suffokata, für die nach R a m s t e d t der hoch einsetzent ß ä t cßAimv de Fallton kennzeichnend sein soll und thäl steigt zwar, fällt aber auch. Ein anderer Typus, der durch die Wörter kor)-(ri)il „Ruhetag" oder . bal-li „schnell, geschwind" repräsentiert wird, zeigt eine tonisch steigende Anfangssilbe und eine fallende zweite Silbe. Dabei endet das erste Wort auf stimmhaften Konsonanten und das zweite Wort beginnt ebenfalls mit Stimmton, so daß nur eine einzige Tonkurve entsteht. Die Druckbewegung der beiden Silben ist aber deutlich zweigliedrig. Beide Silben werden fast gleich stark betont, die zweite kaum merklich schwächer. Jedenfalls beweisen diese Beispiele deutlich, daß Druck und Ton in koreanischenWörtern oderWortgruppen n i c h t , notwendig Hand in Hand gehen müssen. Werfen wir nun noch einen Blick auf die zusammenhängenden Äußerungen, die C h i b a aufgenommen hat (Fig. 4ff). Es sind 6 Aufnahmen, die er veröffentlichte.

Fig. 2

Betrachten wir die erste Aufnahme in der auch das von R a m s t e d t als Muster erwähnte Cosvn als erstes Wort vorkommt. Die zweite Silbe ist in. der Tat deutlich höher, als die erste, hingegen sind die beiden Silben in der Aufnahme C h i b a s gleichstark betont. Von einem geraden Abfall von Druck und Ton im Verlauf der Äußerung kann freilich nicht die Rede sein, denn die Silbe 50/7 überragt deutlich in der Tonhöhe alle anderen, so daß eine Gipfelbildung entsteht, während der Druck gegen Ende der Äußerung zwar nicht sehr, aber immerhin zunimmt. Gewiß ist das keine japanische Satzmonotonie, aber auch keine so einfache Akzentlage, wie man nach R a m s t e d t annehmen sollte. So starke tonische Gegensätze, wie sie das Tschinesische zeigt, sind freilich nicht vorhanden. Während nun der Druck im ersten Beispiel deutlich gegen Ende der Äußerung zunimmt, nimmt er-in der viertenÄußerun'g (pada-ga dadiu* hada: „das Meer ist warm") ebenso deutlich ab. Wieder anders liegt der Fall in der dritten und fünften Äußerung (3. khuinka*dzil-ta: „ich setze einen großen Hut auf" 1 . 5. nv vdi ga ? „wohin gehst du ?"). Hier wird jede Silbe gleichstark hervorgehoben. Nur das attributive khuun „groß" vor ka( „ H u t " ist fast drucklos, dafür aber höher als ka*. Im fünften Beispiel sind die beiden v der ersten beiden Silben zu einer zweigipfligen Einheit zusammengeschmolzen, wenigstens dem Drucke nach. Dagegen wird das 1

Nach C h i b a : I put on a big strawhat, wobei mir die Verbalform dzitta mit der Bedeutung to put on unbekannt ist.

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nv höher gesprochen als das v von vii. Zum Schluß aber hebt sich — in Übereinstimmung mit der R a m s t e d t s c h e n Darstellung — der Fragesatzton scharf in die Höhe. Das zweite Beispiel läßt drucklich Anfang und Ende niederer stehen als die Mitte, so daß man von einem zso ZOO 150 100

CO

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-

0

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Bogentypus reden könnte. Die vollkommen stimmhaften ersten drei Silben („Reis-Nahrung viel ist da") des zweiten Beispiels bilden musikalisch eine zusammenhängende Einheit, die nur durch das stimmlose -th- unterbrochen wird; beachtenswert ist, daß das m- von mäntha falltonig ist, das.ä- etwas steigt und das -n- wiederum fällt, worauf das -a von'tha erstaunlich

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hoch einsetzt. Die Satzmelodie ist in allen sechs Beispielen im ganzen gesehen fallend, wenn auch in sich gegliedert. Die Druckgestalt ist verschiedenartig, steigend, fallend, eben, bogig. Auffällig ist im vierten Beispiel die Zerrissenheit der Melodik. C h i b a umschreibt den Satz: badaga ,da,diud hada (wobei die Punkte unter den Zeichen die Lenierung andeuten sollen). Nach dieser Umschrift müßte man auf jeden Fall padaga „das Meer" als eine einzige Stimmtonbewegung und nicht als drei g e t r e n n t e Stücke erwarten. Der Sprecher muß also syllabierend und wie geschrieben wird, d. h. p a . t a . k a gesprochen haben. Das ist keine fließende Rede. Ebenso sollte man bei dadiut hada nur eine Kurvenunterbrechung, an der Stelle des -th- erwarten. Der Sprecher scheint aber die Suffokaten mit Kehlkopfverschluß gesprochen

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