Neolithische Studien II [Reprint 2021 ed.]
 9783112570364, 9783112570357

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N E O L I T H I S C H E S T U D I E N II

NEOLITHISCHE STUDIEN II mit Beiträgen von KLAUS

KROITZSCH

Die Gaterslebener Gruppe im Elb-Saale-Raum JOACHIM

PREUSS

Megalithgräber mit Alttiefstichkeramik im Haldenslebener Forst

MARTIX- L U T H E R - U N I V E R S I T Ä T H ALLE - WITTE X B E R G HALLE

(SAALE)

AKADEMIE-VERLAG • BERLIX

1973

WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE DER MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT 1972/12 (L 8)

HALLE - WITTEN B E R G

Redaktion: Burchard Thaler Redaktion: 401 Halle (Saale), August-Bebel-Straße 13, Deutsche Demokratische Republik, Fernruf: 832540 und 88147. Herausgegeben durch die Martin-Luther-Universität H a l l e Wittenberg. F ü r unverlangt eingehende Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Die Autoren veröffentlichen im Dienste der internationalen wissenschaftlichen Verständigung ohne Honorar. Die Verlagsrechte der veröffentlichten Arbeiten liegen bei der Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg. Die Beiträge erscheinen in 18 Reihen in unregelmäßiger Folge. Die Zählung der Beiträge erfolgt jahrgangsweise, die der Reihen als Nebenzählung unabhängig vom Jahrgang.

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1973 by Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg Lizenznummer: 202 • 100/246/73 K a r t e n : 154/72 Gesamtherstellung: V E B Druckhaus „Maxim Gorki," D D R - 74 Altenburg Bestellnummer: 2145/3 • ES 14 C E D V : 7523527 EVP 2 6 , -

K L A U S KROITZSCH

Die Gaterslebener Gruppe und ihre Stellung im Neolithikum des Elb-Saale-Raumes 1. Einleitung 2. Forschungsgeschichte und Forschungsstand

7 7

3. Gräber und Siedlungen — Quellenstand und analytische Untersuchung 3.1 Gräber 3.2 Siedlungen und wirtschaftliche Grundlagen

12 12 17

4. Formenkundliche Analyse des Fundmaterials 4.1 Keramik 4.2 Steingeräte 4.3 Knochengeräte 4.4 Schmuck

19 19 28 30 31

5. Zur relativ-chronologischen Stellung der Gaterslebener Gruppe im Neolithikum Mitteldeutschlands

33

6. Die Gaterslebener Gruppe im späten Lengyelhorizont

47

Anmerkungen — Text

52

Literaturverzeichnis

54

Abbildungsnachweis

59

Verzeichnis der Tafeln

60

Karten und Tafeln

62

Katalog Anmerkungen — Katalog

89 126

5

1.

Einleitung

Der mitteldeutsche Raum 1 ) mit seinem Phänomen der Vielzahl neolithischer Kulturgruppen gehört traditionell zu den am besten erforschten Gebieten der Jungsteinzeit. I n den zwanziger und dreißiger J a h r e n erhielten alle neolithischen Formenkomplexe Mitteldeutschlands ihre monographische Bearbeitung. Entsprechend den Fortschritten der Jungsteinzeitforschung seit dem zweiten Weltkrieg wurden Neubearbeitungen dieser Kulturen sowohl infolge neuer Erkenntnisse als auch auf Grund des beträchtlich angewachsenen Quellenmaterials notwendig. So erschien es auch erforderlich, das Inventar der Gaterlebener Gruppe einmal geschlossen vorzulegen und zu analysieren. Diese Arbeit wurde in ähnlicher Form 1971 an der Sektion Orient- und Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg als Diplomarbeit eingereicht. Die Grundlage bildete eine im J a h r e 1970 vorgenommene F u n d a u f n a h m e in 25 Museen der DDR. Allen Mitarbeitern dieser Museen und des Fachbereiches Ur- und Frühgeschichte an der Universität Halle sei für ihr Entgegenkommen und ihre Hilfe an dieser Stelle vielmals gedankt. Besonders verpflichtet fühle ich mich dem Direktor des Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Herrn Dr. habil. H. B E H R E N S , sowie Herrn Dipl. phil. D. K A U F M A N N , Landesmuseum Halle, denen ich zahlreiche wertvolle Hinweise verdanke. Vor allem gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. habil. F. S C H L E T T E u n d Doz. Dr. J . P R E U S S für die Betreuung der Arbeit bis zur Drucklegung. Die Umzeichnung der Abbildungsvorlagen übernahm in dankenswerter Weise F r a u M . R O T H E , Graphikerin im Fachbereich Ur- und Frühgeschichte der Universität Halle. 2. Forschangsgeschichte

und

Forschungsstand

Verfolgt m a n die Geschichte der Neolithforschung in den letzten siebzig J a h r e n , so erfährt der Materialkomplex, der heute als Gaterslebener Gruppe bezeichnet wird, wie kaum eine andere jungsteinzeitliche Fundgruppe die unterschiedlichsten Interpretationen. So darf es nicht verwundern, daß dieses archäologische Quellenmaterial in seiner typischen Ausprägung als eigenständige Kulturerscheinung im mitteldeutschen R a u m zwar schon früher erkannt wurde, aber unter der Bezeichnung „Gaterslebener Gruppe" noch keine zwanzig J a h r e und mit dem heute umrissenen Formenbestand gar erst zehn J a h r e eine feste Stellung im mitteleuropäischen Neolithikum besitzt. Weniger charakteristische Varianten des keramischen Formenkomplexes dagegen wurden nach und nach aus dem Fundgut anderer mitteldeutscher neolithischer Kulturen ausgesondert und zur Gruppe Gatersleben gestellt. 7

Ausgangspunkt für die Erforschung unserer jungsteinzeitlichen Kulturgruppe waren, wie für die Rössener Gruppe, die Ausgrabungen auf dem Gräberfeld Rössen, Kr. Merseburg, in den achtziger J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s (NAGEL, 1882, 1 4 3 f . ; 1887, 1 9 f . ; v . BORRIES, 1886, 1 f f . ; A. GÖTZE, 1900, 2 3 7 f f . ; NIKLASSON, 1920, 3 0 9 f f . ; NIQUET, 1938, l f f . ) .

A. GÖTZE, der sich als erster mit der Keramik vom „Rössener T y p u s " beschäftigte (1900, 237ff.), erkannte schon einen Unterschied zwischen der verzierten Rössener Tonware, die sich ausschließlich in Körpergräbern fand, und der vorwiegend aus Brandgräbern, seltener aus Körpergräbern, stammenden Keramik. Zu dieser rechnete Götze „kleine konische Tassen mit zwei unmittelbar unter dem R a n d sitzenden Schnur-Oehsen und Becher oder Töpfe, welche aus einem konischen Halse mit 2 Schnur-Oehsen und einem scharfkantig geknickten Bauche bestehen". Da sich die Brandgräber auf der westlichen Seite der Rössener Nekropole, die Körpergräber dagegen östlich unmittelbar an diese anschließend fanden, konnte Götze feststellen, daß es sich um „zwei zeitlich verschiedene, aber unmittelbar aufeinander folgende Kulturgruppen zu handeln scheint". Bei Ausschachtungsarbeiten für die Leuna-Siedlung Neurössen wurden 1918, südlich der im vorigen J a h r h u n d e r t geborgenen Gräber, neben einer Anzahl von Siedlungsgruben und Körpergräbern verschiedener neolithischer Kulturen auch Brandgräber angeschnitten. N. NIKLASSON, der diese Funde publizierte (1920, 309ff.), bestimmte die H a u p t f o r m der „Brandgräberkeramik" als Gefäß mit einer „Dreigliederung des Profils in einem scharf angesetzten, etwas ausladenden, weiten Hals, einer deutlich zu erkennenden, öfters gewölbten Schulter und einem konischen, im allgemeinen ein wenig nach innen geschweiften Unterteil". Auf diese Form sollten nach seiner Meinung die verschiedenen Varianten der „Brandgräbergefäße" zurückgehen, wovon er in Mitteldeutschland eine größere Anzahl nachweisen konnte 2 ). Parallelen für die „ U r f o r m " fand Niklasson unter der Keramik auf dem Gräberfeld von Jordansmühl, wo er aber die Abarten des Typs vermißte. Auch in der Fußschale aus Grube I X (NIKLASSON, 1920, Abb. 23) sah er einen „unzweideutigen Beweis für den Zusammenhang der Rössener Brandgräberkeramik mit der Keramik von Jordansmühl". Auf Grund der nahen Verwandschaft der dreigegliederten Gefäße mit denen von Jordansmühl ersetzte Niklasson die Benennung Rössener Brandgräbergruppe" durch „Jordansmühler Gruppe", für deren mitteldeutschen Zweig er, ebenso w i e H . S E G E R (1919, 9) für Böhmen, Schlesien als Ausgangsgebiet annahm. H. S E G E R (1926, 169) schloß sich dem zwar in der kulturellen Zuordnung der Keramik an, aber vermutete, daß der „Jordansmühler T y p u s " über Böhmen nach Mitteldeutschland gekommen ist und „in etwas abgewandelter, zum Teil sichtlich degenerierter Form in der Rössener Gruppe erscheint". G. K O S S I N N A (1928, 208) sah in der mitteldeutschen Jordansmühler Keramik einen Beweis für einen „Wanderzug des Jordansmühler Stammes im Verein mit dem Noßwitzer Stamm im Saalegebiet". 1929 konnte R. SCHULZE (37ff., 98ff. u. Taf. 3 3 - 3 5 ) Funde der 8

Jordansmtihler K u l t u r aus Wulfen, Kr. Kothen, vorlegen. Da sich aber der Formenbestand der Wulfener Keramik deutlich von dem des Rössener Gräberfeldes unterscheidet — hier kommt die typische Henkelkanne der Jordansmühler K u l t u r vor — sprach er sich gegen einen direkten Zusammenhang beider Fundkomplexe aus. Die Wulfener Tonware hielt Schulze für ein „Auseinandersetzungsprodukt zwischen nordischer Keramik und Bandkeramik". C . E N G E L (1930, 117f.) identifizierte die Rössener Brandgräber weitgehendst mit der schlesischen Noßwitzer K u l t u r alias Trichterbecherkultur. C . S C H U C H H A R D T rechnete die sogenannte Jordansmühler Keramik in Mitteldeutschland und damit auch die Brandgräber zunächst einfach zur Rössener Kultur (1900, 515 ff.; 1928, 74 ff.; 1934, 86ff.; 1935, 87, 96; 1936, Taf. 18 Abb. 51; 1941, 189f.). Späterhin sah er eine Lösung des mitteldeutschen Jordansmühler Problems in der dreigliedrigen Vase und deren Stilverwandtschaft mit Gefäßformen der nordischen Keramik ( S C H U C H H A R D T , 1937, 23ff.). F. N I Q U E T legte 1937 eine Bearbeitung der Rössener K u l t u r Mitteldeutschlands vor. Dabei wies er auf die engen Beziehungen der Rössener Keramik zum „Jordansmühler Topf" hin 3 ), die sich, wie er feststellte, auch in geschlossenen Funden beider Kulturerscheinungen äußern. Anhand von typologischen Reihen versuchte er, die Entstehung der unverzierten, profilierten Rössener Ware aus der Jordansmühler Keramik zu erklären (NIQUET, 1938, 31 ff. u. Abb. 1 - 2 ) . Von K. SCHIRWITZ wurden 1938 die drei Gräber vom Karnickelberg bei Gatersleben und die zwei Körperbestattungen von Quedlinburg, Schenkendorfstraße ( S C H I R W I T Z , 1938, 315ff. u. Abb. 13 — 17) publiziert. Ebenso stellte er auch die F u n d e der sogenannten Jordansmühler Kultur des Nordharzgebietes zusammen (317f. u. Abb. 15d—h, 18, 19). Nach ihm bilden die „profilierten Becher" den Hauptanteil des keramischen Materials der Gaterslebener Gräber. Er maß diesen Gräbern eine besondere Stellung bei, „die in den engen wurzelhaften Beziehungen zur Baalberger Gruppe gipfeln". Hiermit meinte er die „geschlossenen Funde" 4 ) von profilierten Bechern und einer Baalberger Amphore sowie einer Tasse von Gatersleben, Grab 3, bzw. Quedlinburg, Grab 2. Zum anderen wollte Schirwitz die gegliederten Becher aus den „scharfprofilierten zweihenkligen Amphoren und aus den mitteldeutschen Trichterbechern" hergeleitet wissen. Damit sprach er sich f ü r eine autochthone Entstehung der Becher aus und hielt einen Kulturstrom dieser Gruppe von Mitteldeutschland nach Böhmen und Schlesien für möglich. Das Fehlen von Kupferschmuck sowie der typischen Jordansmühler Gefäßformen in den mitteldeutschen Gräbern sah er als weitere Beweise dafür an. Als kulturellen Rückstrom schließlich betrachtete Schirwitz das vereinzelte Auftreten von Fußschalen und K a n n e n in Rössen und Wulfen (SCHIRWITZ, 1938, 318ff.). W. B U T T L E R dagegen erklärte die sogenannte mitteldeutsche Jordansmühler Gruppe, ebenso wie die Ottitzer und schlesische Jordansmühler Gruppe, als Zweig der Theißkultur und leitete sie somit über Böhmen direkt aus dem Karpatenbecken her (BUTTLER, 1938, 38ff.). Als „Jungrössener Gruppe" bezeichnete W. SCHULZ (1939, 71 f.) die Rössener Brandgräber im Gegensatz zur „nordischen 9

Rössener K u l t u r " und sah sie in Abhängigkeit vom schlesischen Jordansmühl. A. STROII (1940, 114, Anm. 320) sprach sich gegen eine mitteldeutsche Herleitung der Jordansmühler Gruppe, wie sie Schirwitz vertrat, aus und begründete dies mit der Verwandtschaft mit der Theißkultur. Eine erstmalige monographische Bearbeitung erfuhr das Fundgut der „mitteldeutschen Jordansmühler Gruppe" in der Dissertation von G. B U S C H E N D O R F (1948). Durch eine Zusammenstellung aller bisher in Mitteldeutschland bekannten Fundkomplexe konnte sie zwei Gräbergruppen mit unterschiedlicher Orientierung und verschiedenem Inventar feststellen (1948, 11, 53; 1951, 21 f.). Die Gräber von Wulfen (SCHULZE, 1929, 37ff„ 98ff. u. Taf. 3 3 - 3 5 ) besaßen als Beigaben Fußschale, Knickrandschale und Henkelkrug und waren Ost—West orientiert. Die übrigen Körpergräber und die Brandgräber von Rössen hatten in ihrem keramischen Inventar ausschließlich die dreigliedrige Vase und zeigten Nord—SüdOrientierung. Während sich die ersteren Gräber durch ihre Beigaben als zur Jordansmühler Gruppe gehörig erwiesen, sonderte G. B U S C H E N D O R F die dreigliedrigen Vasen aus dem Formenbestand dieser Kultur aus und hob die stilistischen Beziehungen dieser Gefäße zur Baalberger Keramik hervor. Obwohl sie eine Formenähnlichkeit mit den ,,Milchtöpfen" der Bodrogkeresztur-Kultur beobachtete, sprach sie sich (1948, 53ff. ; 1951, 25ff.) für eine Zuweisung zur Baalberger Gruppe aus. Als Argument hierfür boten sich die „geschlossenen F u n d e " von Gatersleben (SCHIRWITZ, 1938, 315 u. Abb. 14a —c) und Quedlinburg (SCHIRWITZ, 1938, 316 u. Abb. 17) sowie der stratigraphische Befund von Rössen ( N I K L A S S O N , 1920, 322) an. Bei den dreigliedrigen Vasen unterschied B U S C H E N DORF auf Grund der Profilierung vier Typengruppen (1948, 23ff.; 1951, 24f. u. Abb. 2), wobei sie feststellen konnte, daß der scharf dreigegliederte, eckig profilierte T y p a fast ausschließlich in Mitteldeutschland vorkommt, in Böhmen dagegen der mit gerundetem Umbruch versehene T y p b vorherrschend ist. Obwohl sich G. M I L D E N B E R G E R ebenfalls für eine stilistischeVerwandtschaft der sogenannten Jordansmühler Bauchknicktöpfe mit der Baalberger Keramik und damit für eine Gleichzeitigkeit beider Erscheinungen aussprach, verwies er auf die Beziehungen dieser Keramik zu den Gefäßen der „Gruppe LengyelJordansmühl" und stellte die Frage, ob nicht die dreigliedrigen Vasen der „nichtbemalten mährischen K e r a m i k " Böhmens entsprechen (MILDENBERGER, 1953 a, 49f., 79f., 91, Anm. 387). Die stilistische Ähnlichkeit der scharf profilierten Gefäße mit der Baalberger Keramik betonte auch U. FISCHER. Da sich diese Gruppe aber „im Geräteinventar und im Grabritus vollständig an das bandkeramische Kulturbild anschließt" und von ihm als selbständige Kulturerscheinung gesehen wurde, schlug Fischer für die mitteldeutsche Gruppe des Lengyel-Kreises die Bezeichnung „Gaterslebener Gruppe" vor (FISCHER, 1953a, 163; 1953b, 53). 1956 bearbeitete er eingehend die Grab- und Bestattungsformen der Gaterslebener Gruppe (FISCHER, 1956, 40ff., 262 u. Taf. 2, 28, 31). Für das Gräberfeld von Rössen stellte er fest, „daß bei den Körpergräbern nicht immer zu entscheiden ist, ob man ihre Gefäße dem Rössener oder Gaterslebener Stil zurechnen soll". 10

Übereinstimmungen in der Keramik der Gruppen Gatersleben, Ottitz, Brzesc Kujawski, Aichbühl und „unbemalter mährischer K e r a m i k " in Böhmen veranlaßten J . D R I E H A U S ( 1 9 6 0 , 1 7 4 ) , diese zu einem Kreis der ,,unbemalten K e r a m i k " zusammenzufassen. I m Gegensatz zu N O V O T N Y (1950, 254f.) sah er als Grundlage dieser „unbemalten K e r a m i k " nicht die bemalte mährische Keramik an, sondern umgekehrt sollte eine von ihr ausgehende Beeinflussung zur Entstehung der unbemalten Keramikgruppen geführt haben. F ü r die Gaterslebener Gruppe nahm er noch eine zumindest gebietsweise Gleichzeitigkeit mit der Baalberger Gruppe an und betonte, daß demzufolge Baalberge nicht direkt aus Gatersleben hervorgegangen sein kann. Gemeinsame Grundzüge in der Keramik beider Gruppen lassen aber nach Driehaus vermuten, daß mit einer Art „Kontaktmetamorphose" zu rechnen ist (DRIEHAUS, 1960, 226f.). Auf Grund des Grabfundes von Kloster Groningen, Kr. Oschersleben (KAHMANN, 1959, 11 f.) untersuchte J . P R E U S S die mitteldeutschen Fußschalen auf ihre kulturelle Zugehörigkeit. Für die Gaterslebener Gruppe nahm er anhand von Entsprechungen in der unbemalten mährischen Keramik und in der Ottitzer Gruppe die Fußschalen mit ausladendem R a n d sowie solche mit konischem Schalenteil, die aber auch ebenso wie Fußschalen mit einwärts geknickter Mündung in der Jordansmühler Gruppe vorkommen, in Anspruch (PREUSS, 1961a, 397f.; 1961b, 73ff.). Weiterhin stellte Preuß noch eine Anzahl von ungegliederten Amphoren zur Gaterslebener Gruppe, die ebenfalls Parallelen in der unbemalten mährischen Keramik besitzen (PREUSS, 1961a, 399f.; 1961b, 75f.). Durch diese Erweiterung des keramischen Formenbestandes weist die Gruppe nun die charakteristischsten Typen der unbemalten mährischen Keramik in Böhmen auf. Darüber hinaus machte Preuß, ausgehend von der Gaterslebener Gruppe und ähnlich wie DRIEHAUS, auf Gemeinsamkeiten und Beziehungen der Gruppen Ottitz, Jordansmühl, Brzesc Kujawski, Tiszapolgar, Bodrogkeresztur und unbemalter mährischer Keramik in Böhmen aufmerksam (PREUSS, 1961b, 79ff.). 1 9 6 8 legte H . B E H R E N S erstmals die von N I Q U E T nicht mit publizierten „Jordansmühler Gräber" des Rössener Gräberfeldes der Öffentlichkeit vor. Besondere Beachtung verdienen dabei die Kupferröhrchen aus Grab 5 7 ( B E H R E N S , 1968, 70, 76 und Abb. 2), die derzeit die ältesten Metallfunde im mitteldeutschen Neolithikum darstellen. Weiterhin nahm Behrens eine neue kulturelle Aufgliederung der Gräber von Rössen vor, die stark von den Klassifizierungen N I Q U E T S ( 1 9 3 8 ) und F I S C H E R S ( 1 9 5 6 , 2 6 2 ) abweicht. Er rechnete 3 0 der Gräber zur Gaterslebener Gruppe und 21 zur Rössener Gruppe; 8 Gräber beinhalten Beigaben beider Kulturgruppen und 31 Gräber sind bezüglich der Beigaben indifferent oder können zu keiner der beiden Gruppen mit hinlänglicher Sicherheit zugerechnet werden (BEHRENS, 1968, 78 f.). Die Aufteilung nahm Behrens auf Grund der von ihm aufgestellten formenkundlichen Kriterien vor (für die Rössener Gruppe: Rundboden, rundliche Profilierung, Verzierung im Rössener Stil; für die Gaterslebener Gruppe: Flachboden, eckiger Umbruch, unverziert). Dazu muß aber bemerkt werden, daß Behrens bei der formaltypologischen Klassifizierung der von Niquet veröffentlichten Gräber auf dessen Angaben und die dortigen 11

Abbildungen angewiesen war. Behrens untersuchte nun das Verhältnis der neu vorgenommenen Zuordnung der Gräber zur Orientierung der Bestattungen und die Möglichkeiten einer horizontalstratigraphischen Analyse, soweit das bei den äußerst mangelhaft vorhandenen Angaben möglich war. Hierbei mußte er sowohl bei der Orientierung als auch bezüglich einer horizontalen Stratigraphie feststellen, daß eine befriedigende Bestätigung der neuen Klassifizierung nicht gegeben ist, was nach Behrens die engen K o n t a k t e der Rössener und der Gaterslebener Gruppe unterstreicht (BEHRENS, 1968, 80). Anläßlich des Symposiums über den Lengyel-Komplex und die benachbarten Kulturen in Male Vozokany 1967 gab H. Behrens einen zusammenfassenden Überblick über die Gaterslebener Gruppe (BEHRENS, 1969a).

3. Gräber und Siedlungen

— Quellenstand und analytische

Untersuchung

Die Gaterslebener Gruppe gehört zu denjenigen neolithischen Kulturen, deren Materialbasis bisher fast ausschließlich auf Grabfunden beruhte. Wenn auch dem Komplex Gatersleben einige Siedlungsfunde angefügt werden konnten, so sind diese jedoch für die meisten der zu erörternden Fragen von relativ geringem Aussagewert. So bilden auch in der vorliegenden Arbeit die Grabfunde die entscheidende Grundlage der Forschung. Der überwiegende Teil des Quellenmaterials besteht aus Alt- und Zufallsfunden, über deren Fundsituation wir gar nicht oder nur äußerst mangelhaft unterrichtet sind. So ergibt sich für die Gaterslebener Gruppe eine bedauerliche Wertminderung der archäologischen Quellen, die sich außerordentlich negativ auf die Vollkommenheit der historischen Aussagefähigkeit auswirkt. Neuere planmäßige Feldforschungen fehlen, solche wären jedoch dringend erforderlich. Auf Grund der Neubearbeitung können wir für die Gaterslebener Gruppe 69 verschiedene F u n d p u n k t e sowie vier Gefäße ohne Fundortangabe in Anspruch nehmen. Damit gehört diese Gruppe nach wie vor zu den weniger stark vertretenen neolithischen Kulturen in Mitteldeutschland (BEHRENS, 1969a, 15).

3.1. G r ä b e r Wie für das Früh- und Mittelneolithikum bis auf geringe Ausnahmen allgemein gültig, wurde in der Gaterslebener Gruppe die Körperbestattung ausgeübt. Daneben sind aber eindeutige Belege für Leichenverbrennung nachgewiesen. Insgesamt kennen wir 39 gesicherte Körpergräber mit Gaterslebener Gefäßen, einschließlich der 7 Bestattungen vom Gräberfeld Rössen, die daneben auch Beigaben der Rössener Gruppe besaßen. 5 Gräber 5 ) in unmittelbarer Nähe von Gaterslebener Bestattungen waren ohne Beifunde und können auf Grund ihrer Orientierung und Totenhaltung zu dieser Gruppe gerechnet werden. Hinzu k o m m t wahrscheinlich ein Teil der 31 Gräber vom Fundplatz Rössen, die nur 12

nichtkeramische Beigaben enthielten. Weiterhin sind von 42 Lokalitäten etwa 80 mehr oder weniger unbeschädigte Gaterslebener Keramikfunde nachzuweisen, die mit großer Sicherheit ebenfalls aus nicht erkannten bzw. nicht dokumentierten Gräbern stammen dürften. An Brandbestattungen mit Beigaben der Gaterslebener Gruppe besitzen wir von der Nekropole Rössen 11 —13 Gräber. Von Moritz sind ebenfalls mehrere Brandbestattungen bekannt. Somit beläuft sich die Gesamtzahl der derzeit gesicherten oder indirekt nachweisbaren Gaterslebener Gräber auf mindestens 120. Als einzige Grabform ist das in die Erde eingetiefte Grab ohne künstlichen Hügel bekannt 6 ). Beobachtungen über die Grabgruben liegen kaum vor. Die Tiefen werden sehr unterschiedlich angegeben, von 0,4 bis 1,8 m, meist bewegen sie sich um 1 bis 1,5 m. Für einige der Gräber von Rössen scheint eine Steinüberdeckung belegt zu sein. Ob es sich dabei um Rössener oder Gaterslebener Bestattungen handelte, ist nicht bekannt. Sehr unsicher ist auch die bei dem Grab I I von Zwochau beobachtete Abdeckung aus Steinen. Die Toten wurden in der Gaterslebener Gruppe ausschließlich in Hocklage bestattet. Hierbei scheint die rechte Seitenlage vorzuherrschen (21mal gegenüber 5 linken Hockern). F I S C H E R (1956, 40) stellte dagegen eine gleiche Häufigkeit der rechten und linken Hockstellung fest. Obwohl 11 der rechten Hocker auf das Rössener Gräberfeld entfallen, das fast ausschließlich auf der rechten Seite liegende Bestattungen lieferte, kann trotzdem das Überwiegen der rechten Seitenlage als allgemeingültig für die Gaterslebener Gruppe angesehen werden. Die Achsenorientierung der Toten ist in 22 Fällen überliefert. 18 Bestattungen liegen in Nord—Süd-Richtung, davon fünf mit Abweichung nach Nordwest—Südost und eine mit Abweichung nach Nordost—Südwest. Die Lage des Kopfes wird bei diesen Hockern 15mal mit Süden und bei denen von Haßleben und Uichteritz mit Norden angegeben. Demzufolge geht die Blickrichtung der Toten bei rechter Hocklage nach Osten und bei linker Hocklage nach Westen. Für vier Gräber ist eine West—Ost-Achsonorientierung belegt (Zauschwitz, Hocker I I I und der beigabenlose Hocker I ; Rössen, Grab 30 und Allstedt). Bei ersteren liegt der Kopf im Westen, bei den letzteren beiden dagegen im Osten, der Blick also nach Süden bzw. nach Norden. Über die Totenhaltung sind wir von 27 Gaterslebener Bestattungen mehr oder weniger detailliert unterrichtet. Eine Seitenlage des gesamten Körpers ist bei 12 Hockern erwiesen. Bei 10 Skeletten liegt der Oberkörper dagegen auf dem Rücken (5 entfallen auf das Gräberfeld Rössen und 3 davon enthalten auch Beigaben der Rössener Gruppe). Außergewöhnlich ist die halbe Bauchlage bei Grab 11 von Rössen. Eine stärkere Krümmung der Wirbelsäule ist bei wenigen Hockern zu beobachten. Der Kopf liegt fast immer auf der Seite, nach der die Beine gehockt sind. Nur bei Grab 19 von Rössen ruht der Schädel auf dem Hinterhaupt, so daß der Tote nach oben blickt. Mitunter ist der Kopf zum Körper gesenkt. Der Grad der Anhockung der Oberschenkel ist fast in allen Fällen als mittelstark bis schwach 7 ) zu bezeichnen. F I S C H E R (1956, 41) spricht bei der Gaterslebener 13

Gruppe von der schwächsten Hocklage im mitteldeutschen Neolithikum überhaupt. Nur 4mal beträgt der durch Wirbelsäule und Oberschenkel gebildete Winkel etwa 90°. Extreme Hocker sind Bestattungen I und I I von Zauschwitz. Dadurch erscheint ihre Zugehörigkeit zur Gaterslebener Gruppe als zweifelhaft. Andererseits lagen sie aber in unmittelbarer Nachbarschaft zum HockerHI 8 ). Die Anhockung der Beine, also der Winkel, den Ober- und Unterschenkel bilden, ist in den meisten Fällen spitz (30—45°). Ausnahmen machen lediglich vier Hocker, bei denen der Winkel etwa 90° beträgt sowie die fast gestreckten Bestattungen von Allstedt und Goddula. Fast immer liegen die Unterschenkel übereinander bzw. sind gekreuzt. Bei drei Skeletten sind die Füße verschränkt, und Grab 11 von Rössen zeigt die bandkeramische ,,Adorantenstellung" (FISCHER, 1956, 41). Bei zwei Hockern von Rössen liegen auch die Oberschenkel übereinander. Die Arme sind fast ausnahmslos angewinkelt. Nur bei der Bestattung von Goddula liegen die Hände im Schoß und bei den Gräbern 4 und 30 von Rössen sowie beim Skelett von Laucha fanden sich die oberen Extremitäten gestreckt am Körper. Der Hocker I I I von Zauschwitz hatte schwach eingeknickte Arme, die ebenfalls seitlich am Körper lagen. Bei den Gräbern von Rössen sind die Arme meist derart angewinkelt, daß der rechte stark eingeknickt ist und die rechte Schulter berührt sowie der über der Brust liegende linke Arm ebenfalls zur rechten Schulter führt. In zwei Fällen liegt der eine Arm auf dem Unterkörper. Einige Male befinden sich die angewinkelten Arme so vor dem Körper, daß die Hände am Gesicht liegen. Als häufigste keramische Beigabe ist der Becher belegt. Er fehlt fast in keinem Grab der Gaterslebener Gruppe. Hocker mit drei Bechern sind von Gatersleben (Grab 2) und Uichteritz bekannt, auch von Rössen (Grab 28?) 9 ) und Keuschberg (Grab 3). Sonst enthalten die Gräber zwei (etwa 25%) oder einen Becher. Seltener sind konische Schalen als Beigefäße zu finden. In Verbindung mit Bechern sind sie in sieben Gräbern nachzuweisen; mit Keramikformen der Rössener Gruppe kommen sie bei zwei Bestattungen des Fundplatzes Rössen vor. Als einzige Keramikbeigabe sind sie ebenfalls zweimal bekannt (Allstedt und Rössen, Grab 54). Die Fußschale ist als dritte Form von Grabgefäßen erwiesen. Im gesicherten Fundverband kennen wir sie, kombiniert mit einem Becher, von Kloster Groningen. Aus zerstörten Gräbern sind Fußschalenfragmente von Merseburg und Hof belegt. Aus 22 Gräbern kennen wir die Lage der Beigaben. Die keramischen Beifunde stehen, wie schon F I S C H E R (1956, 41) feststellte, häufig in der Nähe des Kopfes, oft vor dem Gesicht oder in Höhe des Stirnbeines. Gefäße hinter dem Schädel sind eigentlich nur bei der Bestattung von Quedlinburg bekannt. Der Hocker des Grabes 1 von Gatersleben hatte den Hinterkopf in einer konischen Schale. Gefäße vor der Brust oder vor dem Unterkörper sind auch bei zahlreichen Bestattungen belegt. Die Hocker von Rössen haben mitunter ihre Beigefäße an den Unterschenkeln oder an den Füßen, zum Teil auch im Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel, also hinter dem Toten. Ähnliches ist 14

auch von Goddula und Keuschberg (Grab 3) bekannt. I n den meisten Fällen stehen die Gefäße aufrecht, seltener liegen sie oder stehen mit der Mündung nach unten. Etwas über 2 0 % aller gesicherten Gaterslebener Körpergräber enthalten Äxte als Beigaben. Der Anteil der Bestattungen mit Querbeilen ist ungefähr gleich hoch. F I S C H E R (1956, 42) konnte feststellen, daß sich die Gräber mit Äxten und Beilen ausschließen. Lediglich der Hocker von Goddula und die zwei in der Fundbeobachtung fragwürdigen Gräber von Groningen (Fpl. 2 und 4) besaßen beide Felsgeräte. Axt- und Beilgräber ohne Keramikbeigaben sind zwar vom Rössener Gräberfeld (NIQUET, 1938, 9ff.) und Wulfen (FISCHER, 1956, 42, 262) bekannt, aber zur Gaterslebener Gruppe können sie nicht mit Sicherheit gestellt werden. Allerdings ist zu vermuten, daß zumindest ein Teil von ihnen dieser Kultur angehört. Die Felsgeräte liegen im allgemeinen vor dem Gesicht, vor der Brust oder vor dem Unterkörper des Toten (FISCHER, 1956, 42). Hinter dem Kopf wurden sie bei Grab 83 von Rössen und hinter dem Körper bei Hocker I I I von Zauschwitz gefunden. An Feuersteingeräten sind aus den Gräbern der Gaterslebener Gruppe Klingen, Kratzer, atypische Abschläge und Querschneider belegt. Die Zahl der beigegebenen Silexklingen ist recht verschieden. Grab 83 von Rössen enthielt 14 Klingen und Kratzer. Fünf bzw. drei Stück sind bei den Hockern von Goddula und Zwochau (Grab 2) gefunden worden. Sonst sind es meist ein oder zwei Silexklingen; mitunter kommen noch atypische Abschläge hinzu. Querschneider sind aus drei Gräbern bekannt. Die Feuersteingeräte liegen vor dem Körper, und zwar in Brust-, Arm- oder Kopfnähe. An Knochengeräten sind aus den Gräbern einige Pfrieme, eine „Knochenspange" (Goddula), eine Hirschhornhacke sowie ein „Knochenknebel" (beide Allstedt) belegt. Schmuck ist in der Gaterslebener Gruppe fast nur von dem Gräberfeld Rössen bekannt. Ring- oder röhrenförmige Perlen aus Kalkstein (Marmor), seltener aus Gagat (Pechkohle) oder Kieselschiefer kommen bei vier Körperbestattungen vor. Sie stammen von Ketten, die um den Hals oder an beiden Handgelenken getragen wurden. Bei Grab 11 von Rössen fanden sich zu Füßen des Toten zwei lange, zusammengelegte Ketten und eine dritte um den Hals. Des weiteren sind von Gaterslebener Körpergräbern Nachahmungen von Hirschzähnen aus Marmor und durchbohrte Muschelscheibchen bekannt, die ebenfalls zu den Perlenketten gehören. Die Hocker der Gräber 2 und 4 trugen an den Oberarmen jeweils zwei Marmorarmringe; zu beiden Fundverbänden gehören auch Gefäße der Rössener Gruppe. Das Bruchstück eines Armringes mit stufenförmigem Profil aus Geweih ist von Goddula bekannt. Dieser Ring wurde am rechten Handgelenk getragen. Eine röhrenförmige Knochenperle wurde in Kloster Groningen gefunden. Fleischbeigaben kennen wir aus einem Großteil der Gräber von Rössen. Sonst wurden Tierknochen noch bei den Hockern I I und I I I von Zauschwitz, in Haßleben und — allerdings unsicher — in Groningen, Fpl. 4, festgestellt. Bei dem Grab von Allstedt fand sich die Schale einer Teichmuschel. 15

Über die Fundumstände der Rössener Brandgräber liegen nur wenige Angaben vor. Der Leichenbrand fand sich angehäuft in einer Tiefe von 0,2 bis 0,9 m frei in der Erde, nach F I S C H E R (1956, 41) ursprünglich wohl in einem Stoffbeutel oder Holzbehälter. Die nichtkeramischen Beigaben lagen inmitten der Knochenreste. Die Gefäße sollen etwa 10 cm südlich oder westlich davon gestanden haben (SCHUCHHARDT, 1920, 505). Etwas besser wurden die 1918 geborgenen Gräber beobachtet. Grab X I V fand sich in einer Grube von 1 m Durchmesser und 0,9 m Tiefe. Der Leichenbrand lag ebenfalls auf einem H a u f e n ; darin befand sich eine K e t t e aus Kalksteinperlen, in der Nähe eine Silexklinge und neben dem Brand ein Gefäß. Das Grab X X war wohl schon gestört. Es fanden sich Leichenbrandreste, zwei Becher, Silexabschläge, Scherben und Tierknochen. Die Zugehörigkeit der letzteren zum Grab ist nicht sicher verbürgt. Die Beigaben der Brandgräber entsprechen denen der Körperbestattungen. Becher, zumeist einer oder zwei, sind fast bei allen Bestattungen vorhanden. Hinzu kommen konische Schalen und im Grab 69, das Reste von insgesamt sieben Gefäßen enthielt, auch eine Henkelkanne. Sechs Gräber besitzen Äxte oder Beile als Beigaben; sechs andere Bestattungen weisen Schmucksachen in Form von Kalkstein- und Gagatperlen, Muschelscheibchen und -knöpfe, Anhänger aus Hirschzähnen und deren Imitation aus Kalkstein sowie zwei singuläre Anhänger aus Muschel bzw. aus Stein in Form eines Beiles auf. Bemerkenswert ist der im Grab 57 gefundene und aus zwei Blechröhrchen bestehende Kupferschmuck. Zu diesem F u n d v e r b a n d gehören ferner Marmor- und Gagatperlen sowie Muschelknöpfe, aber keine Keramik. Leider ist die Bestattungsform nicht eindeutig bekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß es sich um ein Brandgrab handelt 1 0 ). Silexklingen oder -abschläge sowie Klingenkratzer sind aus 2 / 3 aller Brandgräber bekannt. Tierknochen liegen lediglich aus Grab 74 gesichert vor, bei Grab XX/1918 ist ihre Zugehörigkeit zur Bestattung nicht eindeutig erwiesen. Die Brandgräber von Moritz fanden sich in einer Tiefe von 0,5—0,6 m. Die Gefäße waren meist zerscherbt; von zweien ist bekannt, daß sie aufrecht in hellem Flugsand standen. Wenige Leichenbrandstücke sollen daneben gelegen haben. Außer Keramik wurden keine anderen Beigaben beobachtet. Ungewiß ist die Zugehörigkeit zwei weiterer Brandgräber zur Gaterslebener Gruppe. Bei dem Grab von Großjena fanden sich lediglich zwölf Silexklingen (FISCHER, 1956, 42, 262). Das zweite Brandgrab s t a m m t von Siegersleben; es war beigabenlos; nur in der Nähe wurde ein Rössener Fußgefäß gefunden (NIQUET, 1937, 64). F I S C H E R (1956, 43) rechnet zu den Männerbeigaben der Gaterslebener Gruppe Äxte, Querbeile, Querschneider, Knochendolche und Geweihringe. Schmuck sieht er nicht als Kriterium für die Unterscheidung zwischen Männer- und Frauengräbern an. Damit ist nach ihm für die Gaterslebener Gruppe keine Möglichkeit gegeben, Frauengräber anhand der Beigaben zu bestimmen. F ü r die Körperbestattungen trifft das wohl auch zu. Die Gräber 11 und 26 von Rössen enthalten Äxte als auch Schmuckgegenstände 1 1 ). Dagegen schließen sich bei den Rössener Brandgräbern, wie oben schon angedeutet wurde, die Axt-Beil-Gräber und die 16

Bestattungen mit Schmuck eindeutig aus. Die Zahl der Gräber mit Axt, Querbeil oder querschneidiger Pfeilspitze beläuft sich auf 27. Damit ließen sich fast 50% aller gesicherten Gaterslebener Bestattungen als männlich ansehen. An Kindergräbern, soweit sie ohne eingehende anthropologische Untersuchung zu bestimmen sind, ist nur eine Bestattung bekannt und zwar Rössen, Grab 32, das gleichzeitig auch die einzige, wenn auch etwas zweifelhafte 12 ) Doppelbestattung der Gaterslebener Gruppe sein könnte. Somit scheinen die Gräber, zumindest bei den uns als gesichert bekannten, etwa den natürlichen Geschlechtsrelationen zu entsprechen. Allerdings fehlen jegliche anthropologische Bestimmungen, die dieses Verhältnis möglicherweise verändern könnten 1 3 ). Außer Rössen (etwa 100 Gräber) ist bisher noch kein größeres Gräberfeld der Gaterslebener Gruppe bekannt geworden 14 ). Kleinere Gräbergruppen sind in Gatersleben, Karnickelberg (3 Gräber) und eventuell Schäferberg (2?), Zauschwitz (3?), Zwochau (2), E r f u r t , Steigernordhang (1 gesichert, weitere zerstört ?) und Nordhäuser Straße (2?), Halle (2?), Keuschberg (3?), Merseburg (mindestens 2 — 3), Beuditz (2?), Laucha (1 gesichert, weitere zerstört ?), Hof (mindestens 4—5), Groningen (mindestens 3—4), Moritz (mindestens 3), Calbe (mindestens 2). Bleckendorf (mindestens 2) nachzuweisen. Für die Lage der Gräber im Gelände lassen sich keine spezifischen Aussagen treffen. Es scheint jedoch so, daß bei der Anlage der Gräber eine flache Hanglage bevorzugt wurde. Beobachtungen über die Lage von Gaterslebener Gräbern zueinander sind nur, wenn auch sehr ungenau und fragmentarisch, vom Friedhof Rössen bekannt. Von den Ausgrabungen des J a h r e s 1882 in Rössen wird berichtet, daß sich die Gräber in zwei Ost—West gerichteten Reihen fanden, die 7 m voneinander entfernt waren (v. BORRIS, 1886, 2). Als gesichert kann gelten, daß die 9 Brandgräber des J a h r e s 1889 am äußersten Westrand und die 2 oder 3 1918 geborgenen Brandbestattungen am Südende des Gräberfeldes lagen. Für die Körpergräber, die sich unmittelbar östlich a n diese anschlössen und den Hauptteil des Bestattungsplatzes bildeten, ist nach den vorhandenen Nachrichten keine Aussage über das Verhältnis von Gaterslebener und Rössener Gräbern möglich 15 ).

3.2. S i e d l u n g e n u n d w i r t s c h a f t l i c h e

Grundlagen

Zur Zeit der Bearbeitung des Gaterslebener Materials durch BUSCHENDORF (1948, 1951) und FISCHER (1956) schienen Siedlungsfunde völlig unbekannt zu sein. Heute können elf gesicherte Siedlungsplätze sowie vier Gefäße, die ebenfalls Siedlungsfunde belegen dürften, angeführt werden. Größere Fundkomplexe oder Untersuchungen, jedenfalls in Bezug auf Gaterslebener Material, sind von keiner der Siedlungsstellen zu verzeichnen, sondern es liegen lediglich vereinzelte, mehr oder weniger zufällig entdeckte Grubenkomplexe vor. Fundplätze, die an neolithischem Material ausschließlich Gaterslebener Hinterlassenschaften erbrachten, sind Wedderstedt, Libehna und Kloster Groningen. Gruben mit Gaterslebener Funden in bandkeramischen Siedlungen sind von Dresden-Nickern, Kmehlen, 2

Xcol. Studien II

17

Gatersleben, Fpl. 5, Köthen-Gütersee, Fpl. 26 und Fpl. 58, Köthen-Geuz sowie Rössen bekannt. Die Dokumentationsunterlagen über die Gruben sind von recht unterschiedlicher Qualität. Diese besitzen meist runden oder ovalen Umriß und kesseiförmiges Profil. Die Größe liegt zwischen 1,1 und 1,5 m Durchmesser und bis 1,4 m Tiefe. In der Füllung dieser Gruben, soweit sie einigermaßen vollständig untersucht wurden, fanden sich teilweise Gefäßscherben, Feuersteingeräte und -abschlage. Tierknochen, Holzkohle sowie gebrannter Lehm. Besonders auffällig ist das Vorkommen meist ziemlich vollständiger Amphoren in Siedlungsgruben. Diese Gefäßform erscheint, bisher jedenfalls nicht nachgewiesen, niemals im Inventar der Grabbeigaben. So enthielten Gruben von Wedderstedt und Kmehlen Fragmente, Siedlungsgruben von Gatersleben, Fpl. 5, Köthen-Gütersee, Fpl. 26 und 58, Köthen-Geuz, Libehna sowie Rössen dagegen vollständige Amphoren. Zur Gruppe der letzteren Funde können wohl auch die zwei Amphoren von MagdeburgFermersleben, die ebenfalls in einer Grube standen, und möglicherweise die Amphoren von Egeln, Fpl. 5, gerechnet werden. Eine ziemlich umfangreiche Kollektion von Keramik und Steingeräten ist aus Schmiedehausen bekannt, die aber leider unsystematisch geborgen wurden. Beobachtungen über die Fundumstände auf dieser Siedlungsstelle liegen überhaupt nicht vor. Ein wichtiger Fundkomplex ist die Grube von Kmehlen, die wohl als Röstanlage für Getreide anzusprechen ist. Die flache Sohle und die senkrechten Grubenw ände waren durch Feuereinwirkung tiefrot gebrannt. Der tiefschwarze untere Teil der Füllung setzte sich aus einer Schicht von Getreidekörnern und Holzkohle zusammen. Ganz abgesehen von der für die relative Chronologie wichtigen C 14Datierung von 3410 ±

160 v. u. Z. (KOHL, QUITTA, 1966, 27ff.) ist der Getreide-

fund bisher der einzige Nachweis von Kulturpflanzen in der Gaterslebener Gruppe. Die Getreidekörner wurden als Emmer (Triticum dicocoon Schrank) bestimmt ( v g l . BAUMANN, SCHULTZE-MOTEL, 1 9 6 8 , l O f . u . A b b . 5 ) .

Als weitere Belege für die wirtschaftlichen Grundlagen der Gaterslebener Gruppe, Ackerbau und Viehhaltung, lassen sich derzeit nur wenige Tierknochenfunde aus Siedlungen und Gräbern anführen. Die Fleischbeigaben der Bestattungen vom Gräberfeld Rössen bezeugen, daß das Rind (Grab 2, Mischfund mit Rössener Keramik) und das Schaf (Grab 3) als Haustiere gehalten wurden. Von den Tierknochen der Gräber 4, 7, 8 und 9 liegen keine Bestimmungen vor. In Zauschwitz ist ebenfalls das Rind (Hocker I I und I I I ) , das Schaf (Hocker I I und I I I ) sowie das Schwein (Hocker I I ) erwiesen. Die Perle aus dem Grab von Kloster Groningen wurde aus einem Knochenstück vom Schaf/Ziege gefertigt, der Knochenpfriem von Laucha möglicherweise aus einem Rinderknochen. Aus Siedlungsfunden liegen Tierknochenbestimmungen von Wedderstedt (Rind) und Köthen-Geuz (ebenfalls Rind) vor. Somit ist also festzuhalten, daß als Haustiere der Gaterslebener Gruppe Rind, Schaf/Ziege und Schwein belegt sind. Daß neben der Viehhaltung und dem Ackerbau auch die Jagd betrieben wurde, zeigen die aus Hirschknochen gefertigten Gegenstände aus dem Grab von Goddula. Die Reste von Wildschweinen unter den Hockern I I und I von Zauschwitz sind 18

nicht mit Sicherheit der Gaterslebener Gruppe zuzuweisen, sie können auch bandkeramisch sein. Gleiches gilt für die Muschelfunde aus diesem Grabe; als gesichert erweisen sich dagegen die Reste von Muscheln und Schnecken aus dem Grab 4 von Rössen und die Teichmuschelschale bei der Bestattung von Allstedt. Für das Lageverhältnis der Siedlungen zu den Gräbern lassen sich lediglich die Fundplätze Rössen und Kloster Groningen anführen. In beiden Fällen scheinen die Gräber direkt an das Siedlungsgelände anzuschließen. Als allgemeingültig für die Gaterslebener Gruppe kann diese Feststellung aber keinesfalls betrachtet werden. Für die Gaterslebener Gruppe sind so gut wie keine Aussagen über Hausund Siedlungsformen zu treffen, obwohl eine Reihe von Siedlungsresten bekannt ist. Für die Beurteilung des Gesamtcharakters der Gaterslebener Gruppe sind diese Funde trotzdem von Bedeutung. Eine aus den Gräbern unbekannte Gefäßform, die Amphore, und vielleicht auch Trichterbecher und Wanne wurden durch die Siedlungsfunde für diese Kultur nachgewiesen. Weiterhin wurden dadurch auch einige Belege für Viehhaltung und Ackerbau gewonnen.

4. Formenkundliche

Analyse des

Fundmaterials

4.1. K e r a m i k Die Keramik der Gaterslebener Gruppe ist fast ausnahmslos unverziert. Eingeritzte Ornamente fehlen völlig, gestochene oder eingedrückte Muster sind äußerst selten. An plastischen Elementen finden sich lediglich Knubben und Henkelösen; bei Siedlungskeramik kommen auch Fingernageleindrücke und Fingertupfenleisten vor. Die Knubben besitzen zumeist halbkugelige oder konische Gestalt; vereinzelt sind sie auch von ganz flacher Form oder zapfenartig gebildet. Die Knubben sind, zumeist drei oder vier, in kreuzständiger Anordnung bzw. in Drittelstellung, am Schulter-Umbruch-Bereich von Bechern angebracht. Henkelösen finden sich bei Bechern gegenständig, zwischen Rand und Umbruch, bei Amphoren im allgemeinen auf dem Bauchumbruch meistens in Vierzahl, seltener zwei, fünf oder acht. Häufig sind die Gefäßränder gekerbt, vereinzelt auch regelrecht gewellt. Die Grabkeramik ist im allgemeinen gut und gleichmäßig gearbeitet. Die Oberfläche zeigt fast ausschließlich eine mehr oder weniger sorgfältige Glättung, die mitunter einen matten Glanz aufweist. Sämtliche Gefäße sind mittelhart gebrannt und weisen eine feine bis mittlere Magerung auf. Lediglich bei einigen Keramikstücken wurde Gesteinsgrus als Magerungsmittel verwendet. Abdrücke von uflanzlichen Resten, auch von Getreidekörnern, finden sich etwas häufiger in der Gefäßwandung. Die Gaterslebener Keramik zeigt meistens dunkle Oberflächenfarben, und zwar graubraun über schwarzbraun und schwarzgrau bis schwarz, seltener gelbbraun und rotbraun. Überwiegend besitzen die Gefäße keine einheitliche Farbtönung, sondern sind fleckig. Im Brand ist das Material graubraun bis schwarz. 2*

19

Die charakteristische Keramikform und überhaupt das spezifische Kriterium der materiellen Kulturhinterlassenschaften der Gaterslebener Gruppe ist der Becher. In der Literatur führt dieser Gefäßtyp die verschiedensten Bezeichnungen „Becher oder Töpfe" (A. GÖTZE, 1900), „Becher" (SCHIRWITZ, 1938), „Bauchknickvase"

(BUSCHENDORF, 1 9 4 8 ) ,

„Dreigliedrige V a s e "

(BUSCHENDORF,

1951)

oder „Bauchknicktopf" ( P R E U S S , 1961a; 1961b). In Anlehnung an B E H R E N S (1968; 1969a, 13) wird in der vorliegenden Arbeit dieser Gefäßtypus als „Becher" bezeichnet. Wir sind uns dabei allerdings bewußt, daß mit dieser Benennung die Variationsbreite dieser Keramikform nicht völlig erfaßt wird. Deshalb erscheint es notwendig, einzelne Varianten der Becher zu unterscheiden, wobei man die voneinander abweichenden Kriterien der Gefäßprofilierung charakterisiert. BUSCHENDORF (1948, 21 ff.; 1951, 24f.) unterteilte die Gaterslebener Becher in vier Typen 1 6 ), die lediglich den Formenbestand dieser Keramikgruppe umreißen sollten. Diese nach formaltypologischen Gesichtspunkten vorgenommene Einteilung wurde im großen und ganzen in modifizierter Form beibehalten.

Abb. 1. Gatersleben,Kr.Aschersleben,Kamikkelberg, Grab 3 (a); Groningen, Kr. Oschersleben, Wüstung Mönchendorf (b). 1:5

Becher mit einer streng dreigegliederten Profilierung wurden stets als kennzeichnende Form Gaterslebener Keramik herausgestellt. Auch zahlenmäßig sind sie unter allen Bechertypen mit etwa 3 0 % am stärksten vertreten. Allgemein läßt sich diese Variante durch betonte Dreigliederung in Hals, Schulter und Unterteil charakterisieren ( z . B . Abb. l a ; Taf. 3 d ; 5 a ; 9 c ; 12g). Der Hals dieser Becher ist ausnahmslos trichterförmig gestaltet; mitunter schwingt die Mündung leicht nach außen ( z . B . Abb. l b ) . Des öfteren läßt sich eine Verjüngung des Randes, der gerundet oder schräg nach außen abgestrichen ist, feststellen. Die vom Hals deutlich abgesetzte Schulter ist gerade oder leicht gewölbt; gleiches gilt für das Unterteil, so daß die Becher meistens einen doppelkonischen Rumpf aufweisen. Dagegen sind auch einige Gefäße zu nennen, die einen gerundeten Gefäßkörper besitzen, der lediglich durch den scharfen Umbruch unterbrochen wird (Taf. 13h; 1 6 b ; 211). Bei dem Becher von Uichteritz (Taf. 13h) ist der Trichterhals durch eine schmale Hohlkehle vom Gefäßkörper getrennt.

20

Ähnliches wird bei dem Stück von Schkölen sichtbar; hier ist der Absatz zusätzlich durch eine schwach eingeglättete Rille betont (Taf. 16b). Dreigegliederte Becher haben in jedem Falle einen ausgeprägten Standboden, der zum Teil nach innen gewölbt ist. Randkerbung ist bei verschiedenen Exemplaren zu finden (Taf. 5 a ; 16e); K n u b b e n meist kreuzständig oder in Drittelstellung (z. B. Taf. 13m; 21 e), bei letzteren als Doppelknubben (Taf. 161). Die meisten dreigliedrigen Becher sind von wohlproportionierter Gestalt ; der Umbruch liegt bei einem Drittel bis halber Höhe des Gefäßes. Einige Exemplare besitzen dagegen einen ausgesprochen hohen Hals, dessen Länge die Hälfte der gesamten Gefäßhöhe ausmacht (Taf. 8 a ; 9 g ; 10h; 14f). Hier findet sich auch, an dem Becher von Schenkenberg, eine Doppelreihe von dreieckigen Einstichen

.466. 2.

Rössen, Kr. Merseburg,

Grab XIV/191S

(a); Schkopau,

Kr. Merseburg

(b). Etwa

1:3

am Umbruch (Taf. 14 f). Den letztgenannten schlanken Vertretern dreigliedriger Becher stehen einige besonders breite, niedrige Stücke wie Taf. l l f und 16e gegenüber. Die Höhe der Gefäße liegt im allgemeinen zwischen 10 und 14 cm; die Becher mit langem Hals erreichen dagegen Maße bis zu 18 cm. Neben schlichten Bechern sind auch neun dreigliedrige Ösenbecher bekannt. Die gegenständigen Henkelösen sitzen entweder im Halsknick (Taf. 8d) oder häufiger in der Halsmitte (z. B. Taf. 21f). Eine Ausnahme bildet das Gefäß von Trabitz (Abb. 3 c). Die Ösen sind hier randständig und besitzen eine spitzwinklige Form mit quadratischem Querschnitt. Eine Knubbenzier ist bei keinem der dreigegliederten Ösenbecher vorhanden, ebenso fehlen Kerbränder. Eine Sonderstellung n i m m t der Becher von Bleckendorf (Taf. 211) ein. Der Gefäßkörper ist gerundet, auf dem kräftigem Umbruch sitzen kreuzständig vier Henkelösen. Ebenso wie bei schlichten dreigliedrigen Gefäßen mit bauchigem 21

Rumpf wird die Trennung Trichterhals-Schulter bei dem Bleckendorfer Stück durch eine schmale Hohlkehle markiert. Der R a n d ist mit K e r b e n verziert. Als zweite Variante von Bechern können einige Gefäße gelten, die einen weitmündigen geschweift ausladenden Hals besitzen, der deutlich von der Schulter abgesetzt ist (Abb. 2a, Taf. 11 d, g; 12m; 21c). Auf der wohlgerundeten SchulterUmbruch-Zone sitzen konische K n u b b e n in Drittelstellung bzw. kreuzweiser

Abb. 3.

Salzmiinde,

Saalkreis

(a); Sangerhausen

(bj;

Trabitz,

Kr. Schönebeck

(c).

1:3

Anordnung, auch als Doppelknubben (Taf. 21c) oder auch als einzelne Dreiergruppe (Taf. 11 d). Henkelösen, kurz unter der Mündung, finden sich auch bei zwei Bechern dieser Variante (Taf. 11 d; 12M). R a n d k e r b u n g ist bei dem Exemplar Taf. 21c vorhanden. Unter Umständen k a n n auch das Gefäß aus Grab 65 von Rössen (Taf. lOi) hinzu gerechnet werden, obwohl es eine von der Form dieser Variante etwas abweichende Profilierung besitzt und von relativ schlanker Gestalt ist. Ein völlig gleichartiger Becher gehört zu dem Grab 22 von Rössen (NIQITET, 1938, Taf. XV. 22c), der allerdings am Umbruch eine Doppelreihe umlaufender Einstiche trägt. Als dritte Gruppe von Bechern können solche Formen ausgegliedert werden, die allgemein durch einen mehr oder weniger scharfen Umbruch und eine geschweift ausladende Hals-Schulter-Partie charakterisiert sind. Eine Reihe dieser Gefäße besitzt einen relativ großen Mündungsdurchmesser und eine ausgebildete Standfläche (Taf. 3 f ; 5b). Sie sind z. T. ziemlich roh und ungleichmäßig gearbeitet, so daß bei einigen Bechern Ansätze einer Gliederung in Hals-Schulter vorhanden ist (z. B. Taf. 3f). Randkerbung und K n u b b e n kommen häufig vor. Drei breite weitmündige Becher weisen einen sehr scharfen, gratartigen Umbruch auf und sind mit Henkelösen versehen (Abb. 2b, Taf. 9 k ; 13o; 16c). Diese sind bei zwei der Stücke abgeplattet und sitzen auf der Halsmitte bzw. kurz unter der Mündung. Verschiedene andere Becher, die, ebenso wie die zuletzt erwähnten, ein sehr gleichmäßig ausladendes Hals-Schulter-Feld zeigen, sind von schlanker Gestalt und besitzen überwiegend Henkelösen, die in jedem Falle unmittelbar unter dem R a n d angebracht sind (Taf. 9f, h ; I I a ) . 22

Zur Variante der Becher mit kräftigem Umbruch und geschweift ausladendem Oberteil sind auch eine größere Zahl von Gefäßen zu rechnen, die ein im Verhältnis zum Unterteil langes steiles Hals-Schulter-Feld besitzen, das im allgemeinen etwa zwei Drittel der Gesamthöhe ausmacht. Kleine, etwas gedrungen wirkende Becher von 6—8 cm Höhe sind häufig vertreten ( z . B . Taf. 7 f ) ; es überwiegen jedoch schlankere mittelhohe Exemplare von 10—12 cm Höhe. Bei dem größten Teil der Becher ist das Oberteil gerade oder konkav gestaltet und schwingt kurz unter der Mündung in einer Rundung oder einem leichten Knick nach außen. Seltener sind Gefäße mit einer gewölbten Schulter (Taf. 17d, f) zu beobachten. Der Umbruch kann sehr scharf (Taf. 10c) oder stärker gerundet (Taf. 7e) sein. Das Unterteil ist in jedem Falle mehr oder weniger stark bauchig. Abgesetzte Böden kommen bei dieser Variante nicht vor; auch ausgebildete Standflächen (Taf. 8c) sind ziemlich selten; meist zeigen die Gefäße nur einen Ansatz zum Standboden. Die Betonung des Umbruches durch Knubben findet sich bei einigen mittelhohen Bechern (Taf. 7 g ; 13e); ebenso eine Kerbung des Randes (Taf. 7 e ; 8c). Henkelösen kommen dagegen niemals vor. Der Becher von Laucha (Taf. 12 f) zeigt stellenweise auf dem Umbruch winkelförmige, an Rössener Doppelstich erinnernde Einstiche. Etwas außerhalb dieses Typs stehen Becher, die im allgemeinen eine, im Verhältnis zur größten Weite, starke Einschnürung im Hals-Schulter-Feld aufweisen, die zum Teil so kräftig ist, daß diese Gefäße stark zu den dreigliedrigen Becher tendieren (Taf. 8 c ; lOd; 1 4 c ; 17b). I m strengen Gegensatz zu diesen letztgenannten Stücken stehen einige ebenfalls niedrige Becher, bei denen das Oberteil ziemlich gerade ist und die so ein fast doppelkonisches Aussehen besitzen (Taf. 3 h ; 5d). Eine weitere Gruppe von Bechern bilden Formen, denen eine ungegliederte S-förmige Profilierung eigen ist. Diese Gefäße können relativ weitmündig sein (Taf. 9 b , i; 1 2 a ; 14h) oder auch schlank und engmündig (Abb. 3b). Die ungegliederten Becher besitzen fast ausnahmslos Henkelösen, die entweder in Höhe der stärksten Einziehung des Oberteiles oder seltener unmittelbar unter der Mündung sitzen. Knubben kommen nur bei einem Exemplar vor (Taf. 9b), ebenso Randkerbung an einem Gefäß (Taf. 21 i). Dreigliedrige Becher sind sowohl aus Brand- als auch aus Körpergräbern, bei letzteren seltener, von Rössen belegt. Bezeichnend für die Brandgräber ist, daß Formen mit einer S-förmigen Profilierung völlig im Inventar fehlen; Gefäße mit kräftigem Umbruch und geschweiftem Oberteil begegnen uns nur als Ösenbecher, wie überhaupt in den Rössener Brandgräbern gehenkelte Becher sehr häufig sind. Becher mit abgesetztem Hals und gerundeter Schulter-Umbruch-Partie scheinen, jedenfalls soweit gesicherte Funde vorliegen, nur im Inventar von Brandgräbern vorzukommen. Dreigliedrige Becher erscheinen in Vergesellschaftung mit allen anderen Varianten. Ihre Verbreitung konzentriert sich einmal auf den Nordharzraum bis zur Saalemündung und zum anderen auf das mittlere Saalegebiet, also rings um das Gräberfeld Rössen. Die Becher mit langem Hals finden sich ausschließlich 23

in der südlichen Gruppe. Ähnliches gilt für die Ösenbecher aller Varianten, die ihren Schwerpunkt im mittleren Verbreitungsgebiet der Gaterslebener Gruppe, also im Rössener Raum, haben. Im Nordharzgebiet fehlen gehenkelte Becher fast völlig. Zum Inventar Gaterslebener Fundverbände gehören neben Bechern vor allem konische Schalen. Insgesamt liegen 22 derartige Gefäße vor. Ganz deutlich überwiegen relativ hohe Schalen (z. B . Abb. 4) mit einem Verhältnis von Mtindungs- zu Bodendurchmesser von 2 : 1 ; dagegen sind flache Exemplare (Taf. 1 b) recht selten.

Abb. 1. Gaterslebeii Kr. Aschersiebe>i, Karnickelberg, Grab 1.1:3

Ebenfalls in der Minderzahl sind Schalen, deren Wandung zum Boden hin abgerundet ist (NIQUET, 1938, Taf. I I . 2b). Eine Schale von fast kumpfförmigen Aussehen, aber mit ausgeprägter Standfläche, stammt aus dem Grab 54 von Rössen (NIQUET, 1938, Taf. X I X . 54c). Besonders deutlich ist die Rundung bei dem Gefäß von Köthen-Geuz (Taf. 5e), das kalottenförmig gebildet ist. An dieser Schale sind ferner zwei gegenüberstehende zipfelartige Knubbenpaare auffällig. Knubben begegnen sonst nur noch an dem Stück aus Grab 67 von Rössen, hier in Drittelstellung (BEHKENS, 1968, Abb. 3). Gleichfalls aus Rössener Brandgräbern stammen vier, jeweils paarige Schalen mit Henkelösen. Bei denen aus Grab 69 (Taf. 10a) sind die Ösen unterrandständig, bei den beiden Schalengefäßen aus Grab 70 (Taf. 10b) dagegen die hier auch bedeutend größeren Henkel randständig angebracht. Konische Schalen, für die besonders gemeinsames Vorkommen mit dreigliedrigen Bechern und hauptsächlich mit Ösenbechern nachgewiesen ist, finden sich im gesamten Gaterslebener Siedlungsraum. Besonders zahlreich sind sie sowohl in Brand- als auch in Körpergräbern von Rössen. Trichterrandschalen liegen lediglich in einem einzigen Exemplar von Wallendorf vor (Taf. 12 n), und zwar als geschlossener Fund mit einem Becher mit abgesetztem Hals und gerundeter Schulter-Umbruch-Partie. Die Schale besitzt ein sehr schwach 24

gebauchtes Unterteil mit Standboden, von dem der trichterförmige Mündungsteil deutlich abgesetzt ist. Auf dem Umbruch sind vier kleine Knubben angebracht. Für die Gaterslebener Gruppe sind zwei Fußschalen mit abgesetztem und ausschwingendem Mündungsteil belegt. Das Exemplar von Rössen, Grube IX/1918 (Abb. 5b; Taf. 11h) besitzt auf dem Umbruch des Schalenteils Gruppen von je drei Knubben in Drittelstellung. Bei der Fußschale von Zehren (Taf. 1 k) sind eben-

Abb. -5. Kloster Groningen, Kr. Oschersleben (a j; Rössen, Kr. Merseburg, Etwa 1:3

Grube IX/1918

(b).

falls drei Knubben unter dem Umbruch des Oberteils angebracht. Die Länge des Fußteiles läßt sich bei keiner der Schalen nachweisen. Beim Stück von Zehren wurde der Fuß völlig ergänzt, bei dem von Rössen ist noch, vom Ansatz des Schalenteils gerechnet, ein etwa 4 cm langes Stück mit unterer Bruchkante vorhanden. Während das Rössener Gefäß aus einer Siedlungsgrube stammt, kann für die Zehrener Schale kein Fundzusammenhang belegt werden. Aus dem Grab von Kloster Groningen stammt eine, bisher als einzige im Grabzusammenhang gesicherte Fußschale (Abb. 5a; Taf. 19m). Das Exemplar besitzt ein nur leicht gebauchtes konisches Oberteil und einen konischen Fuß. Im Museum Osterburg wird eine kleine Fußschale aufbewahrt, die leider ohne Fundortangabe ist (Taf. 21g). Das Gefäß zeigt ein konisches Oberteil, auf dem sich unter der Mündung verteilt 6 Knubben befinden. Der Fuß des insgesamt nur 4 cm hohen Stückes ist ziemlich niedrig. Unterteile von Fußschalen liegen aus ungesicherten Gräbern von Merseburg (Taf. 3d) und Hof (Taf. 17k, m) vor. Es ist nicht auszuschließen, daß auch die Fußteile aus dem Grab I von Rössen (NIQUET, 1938, 18 und Taf. XIII: IB —c) Fragmente von Fußschalen sind; das trifft besonders für das Stück Taf. X I I I : Ic zu, dessen leichte Wölbung eher für ein Schalengefäß, als für ein Rössener Fußgefäß spricht. Eine Bestimmung der Form des Schalenteiles aller dieser Gefäßreste erscheint nicht möglich. Amphoren gehören im allgemeinen nicht zum Inventar Gaterslebener Gräber. Dagegen wurden auf Siedlungsstellen und als Funde ohne bekannten Zusammenhang eine Anzahl von Gefäßen eines bestimmten Amphorentypus geborgen. Auf 25

ihre Zugehörigkeit zur Gaterslebener Gruppe wurde erstmalig von PREUSS (1961 a, 398ff.; 1961b, 75ff.) auf Grund von Parallelen in der unbemalten Keramik vom mährischen Typ in Böhmen hingewiesen. Allerdings fehlten bisher geschlossene Funde mit Bechern der Gaterslebener Gruppe. Nun konnten aber bei der Bearbeitung des Materials von Libehna Reste von Bechern mit abgesetztem Hals und gerundeter Hals-Schulter-Partie sowie mit geschweiftem Oberteil und kräftigem Umbruch festgestellt werden. Diese stammen jedoch nicht aus derselben Grube, die eine zweifellos zur Gaterslebener Gruppe gehörige Amphore (Taf. 7 m) erbrachte sondern aus einer anderen Siedlungsgrube, die sich in unmittelbarer Nähe der erstgenannten befunden haben muß 17 ). Da der Fundplatz keine Hinterlassenschaften anderer Kulturen erbracht hat, scheint jedoch die kulturelle Identität beider Grubeninhalte außer Frage zu stehen. Damit ist ein Beweis für die Zugehörigkeit von Amphoren des im folgenden zu besprechenden Typus erbracht. Allgemeingültig und kennzeichnend für die Form aller Gaterslebener Amphoren ist eine weiche ungegliederte Profilierung. Alle Exemplare besitzen einen rundbauchigen Gefäßkörper. Wichtig ist ferner, daß die Henkelösen stets auf dem Umbruch, also an der größten Weitung der Amphoren, angebracht sind. Die Zahl der Ösen ist unterschiedlich, oft sind es vier (Taf. 3i; 5g; 6b; I i i ; 18b). Das Stück von Gatersleben (Taf. 20c) besitzt neben vier Henkeln auf dem Umbruch noch vier weitere unmittelbar unter der Mündung, womit sich die Gesamtzahl der Henkelösen bei dieser Amphore auf 8 beläuft. An zweihenkligen Gefäßen sind drei Exemplare bekannt (Taf. 6c; 7m; 20b). Zwei völlig gleichartige Amphoren von Magdeburg-Fermersleben besitzen je 5 Henkelösen (Taf. 4 a : 18a). In diesem Zusammenhang soll auch auf das rundbodige Gefäß von Wehre, Kr. Goslar, aufmerksam gemacht werden (NIQUET, 1954, 95 u. Abb. 1; 1955, 4 u. Abb. 1), das eine für Gaterslebener Amphoren typische Profilierung erkennen läßt; auf dem Umbruch sitzen 4 Ösen. Das Gefäß wurde zerscherbt geborgen; Fundzusammenhänge sind unbekannt. Jedoch kann ein Grabfund nicht ausgeschlossen werden. Der Hals der Gefäße ist im Verhältnis zur größten Weite ziemlich engmündig; die Randpartie schwingt im allgemeinen mehr oder weniger nach außen (bes. bei Taf. 3k; I i i ; 18b; 20a, c). Die größte Weite der Amphoren liegt zumeist in der Mitte des gleichmäßig gerundeten Gefäßkörpers, ausgenommen beim Exemplar von Kothen, Fpl. 26 (Taf. 5g), welches ein sehr langes, mehr konisches Unterteil besitzt. Abgesehen von der rundbodigen Amphore von Zauschwitz (Taf. 15a) kommen nur ausgebildete Standflächen vor, die manchmal auch abgesetzt sind (Taf. 7m; Iii). Die Höhe der Gefäße schwankt zwischen 9,5 cm und 42 cm. Für Gaterslebener Amphoren uncharakteristisch ist die Form des Stückes aus dem Grab 34 von Rössen (Taf. lOf). Es zeigt eine Dreigliederung und ist von einer für unsere Amphoren auch außergewöhnlich breiten und gedrungenen Gestalt. Die vier Ösen sitzen allerdings auf dem Umbruch, was für eine Zugehörigkeit zur Gaterslebener Gruppe sprechen würde. Die Amphore soll, als einzige aus einem Grab stammend, zusammen mit einem dreigliedrigen Ösenbecher als Beigaben einer Körperbestattung gefunden worden sein 18 ). Einen für Gaterslebener Amphoren 26

ungewöhnlich langen Hals mit auswärts geschwungener Mündung ist bei dem Stück Taf. 20 a zu beobachten. Amphoren kommen fast im gesamten Verbreitungsgebiet der Gaterslebener Gruppe vor, besonders zahlreich sind sie im Köthener R a u m , was aber daran liegt, daß es sich bei den Fundplätzen in diesem Gebiet vornehmlich um Siedlungsstellen handelt. Der Fpl. 5 von Gatersleben (Gelände des Instituts für Kulturpflanzenforschung) lieferte auch eine Grube mit Scherben eines Trichterbechers (Taf. 4b) P R E U S S (1961a, 4 0 0 ; 1961b, 76) zieht für dieses Gefäß eine Zugehörigkeit zur Gaterslebener Gruppe in Erwägung. Das ziemlich breite Trichterrandgefäß h a t eine Höhe von 30 cm; der große Trichterhals ist vom Unterteil deutlich abgesetzt, das gerundet ist und keine Standfläche besitzt. Am Halsansatz befinden sich zwei nebenständige Knubben. Wie B E H R E N S (1969a, 13) schon bemerkt hat, muß die kulturelle Stellung des Gefäßes zumindest so lange offen bleiben, bis Zusammenfunde von Trichterbechern und Gaterslebener Keramik vorliegen. Von Uichteritz, aus dessen Gemarkung ein Grab der Gaterslebener Gruppe bekannt ist, stammen die Reste zweier Tonwannen, allerdings ohne genaue Futulplatzangabe. Von B E H R E N S wird eine Zuordnung zur Gaterslebener Gruppe auf Grund von Parallelen in der unbemalten mährischen Keramik in Böhmen für möglich gehalten (vgl. Behrens, 1969a, 13). Die eine Wanne (Taf. 141; 15b) zeigt eine in der Aufsicht lang-ovale Form mit schräger Wandung; der Boden ist nach innen gewölbt. Das Stück ist unregelmäßig gearbeitet; in der Gefäßwand finden sich Abdrücke organischer Substanzen; der Brand ist als schlecht zu bezeichnen. I n dem Grab 40 von Rössen wurde zusammen mit einem Gaterslebener Becher mit geschweiftem Oberteil u n d einer konischen Schale eine ovale, mit zwei gegenständigen K n u b b e n versehene Wanne gefunden ( N I Q U E T , 1938, Taf. X V I I . 4 0 d ) . Diese ist wohl eher zur Rössener als zur Gaterslebener Gruppe zu stellen. Henkelkannen begegnen im allgemeinen im Gaterslebener Inventar nicht. Da nun aber das Brandgrab 69 von Rössen eine, wenn auch unvollständige, K a n n e geliefert hat, muß damit gerechnet werden, daß dieser Typ vereinzelt Eingang in die Gaterslebener Gruppe gefunden hat 19 ). Die kleine unvollständig erhaltene K a n n e (BEHRENS, 1968, Abb. 5. 69c) ist ungegliedert, der Hals im Verhältnis zur größten Weite und zur Standfläche relativ engmündig. I n diesem Zusammenhang sollte auch eine kleine weitmündige K a n n e (COBLENZ, 1956, Abb. 10.1) mit randständigem Henkel, die bei dem Hocker I I von Zauschwitz gefunden wurde, beachtet werden. Zu den Keramikfunden von Hof gehören drei Henkelkannen (Taf. 17g—i) von einer Form, wie sie für die Glockenbecherkultur charakteristisch ist. Des weiteren wurden dort auch noch weitmündige Gefäße geborgen, die ebenfalls in der Glockenbecherkultur Parallelen haben. Da leider nichts weiteres über Zusammenfunde bekannt ist, muß die kulturelle Geschlossenheit des gesamten Komplexes stark in Zweifel gezogen werden. Es sollte eher daran gedacht werden, daß es sich hier um die Hinterlassenschaften zweier verschiedener Kulturen handelt. Über die Siedlungskeramik der Gaterslebener Gruppe lassen sich derzeit nur recht mangelhafte Angaben machen. Auf die Amphoren, eine in Gaterslebener Siedlungs27

komplexen häufige Keramikgattung, wurde schon verwiesen, ebenso auf das Vorkommen von Bechern mit abgesetztem Trichterhals und gerundeter SchulterUmbruch-Partie sowie solche mit geschweiftem Oberteil in den Siedlungsgruben von Libehna. Hier fanden sich auch Gefäßscherben mit Fingernageleindrücken unter dem R a n d (Taf. 7 a—d) sowie mit regelrechter Tupfenleiste (SCHULZE, 1929, Taf. 20.6). Die letzteren besitzen eine geschweifte Profilierung der Hals-SchulterZone. Geschweift ausladende Becher sind auch von Kloster Groningen belegt (Taf. 19e, h, i). Reste großer Gefäße vom T y p Gaterslebener Becher liegen aus Schmiedehausen vor (NEUMANN, 1949/50, Abb. 1.2, 2.1, 4, 5, 9). Diese zeigen zum Teil Ösen am Hals oder auf der Schulter; Randkerbung und Fingertupfenleisten unter der Mündung scheinen hier sehr häufig vorzukommen.

4.2. S t e i n g e r ä t e Neben der Keramik gehören Felsgesteingeräte wie Äxte und Querbeile sowie Silexartefakte, insbesondere Klingen, klingenförmige Abschläge und Klingenkratzer, als fester Bestandteil der materiellen Kultur der Gaterslebener Gruppe zum Inventar der Grab- und Siedlungskomplexe. Sämtliche der in geschlossenen Funden mit Gaterslebener Keramik vorkommenden durchlochten Großgeräte dürfen wir dem Typ der ,,Donauländischen Ä x t e " nach B R A N D T (1967,11 f.) zurechnen. Diese Axtform ist in der Literatur unter den verschiedensten Bezeichnungen bekannt. So z. B. als „bandkeramischer H a m m e r " (REINERTH, 1923, 53), „Kreuzhacke" (POTRATZ, 1941,48), „Setzkeil", „Rössener Keil", „Plättbolzen" oder „plättbolzenartiger Keil". I m allgemeinen haben diese Äxte einen gedrungen-keilförmigen, zum Teil fast dreieckigen Umriß. Diese ausgesprochen breitkeilartigen Formen (NIQUET, 1938, Taf. X I V . 26d; X X . 79c; BEHRENS, 1968, Abb. 4. 68c, 74a) sind vorwiegend vom Gräberfeld Rössen bekannt. Etwa 50% der Gaterslebener Äxte sind jedoch schlankere Varianten des Typs der „Donauländischen Ä x t e " (Taf. 8 b ; I I b ) . Das Schaftloch befindet sich bei den schmalen Exemplaren oft in der Nähe des Nackens, bei den gedrungenen dagegen in der Mitte. Beide Schmalseiten der Äxte sind gleichgebildet, so daß ein symmetrischer Querschnitt entsteht. Dieser ist jedoch mitunter trapezförmig (Taf. I I b ) , da eine Schmalseite höher als die andere ist. Die Schmalseiten sind bei den meisten Stücken gewölbt, selten gerade. Außergewöhnlich ist die hohe Form der Axt von Zauschwitz (Taf. 14d), die zudem noch eine extrem breite Schneide besitzt. Die längsgebogene Axt aus dem Grab 68 von Rössen (BEHRENS, 1968, Abb. 4. 68 c) ist ebenfalls singulär. Möglicherweise war die Form des Rohmaterials für die Wölbung verantwortlich. Der breite, unregelmäßig geformte Nacken ist häufig zu einer Schmalseite hin abgeschrägt, selten gerundet oder gerade. Bei einigen der Äxte, besonders bei denen mit trapezförmigem Querschnitt, ist eine Ähnlichkeit mit verwaschenen durchlochten Schuhleistenkeilen festzustellen (vgl. auch BRANDT, 1967,12). Ausgesprochene Schuhleistenkeilformen sind aber, im Gegensatz zur Rössener Gruppe (STROH, 1940, 67), im Gaterslebener 28

Zusammenhang nicht zu finden20). Die Länge der gedrungenen Exemplare beträgt I i bis 16,5 cm, die der schmalen Äxte 13 bis 19 cm. Als Material wurde wohl ausschließlich Hornblendeschiefer (Amphibolit) oder Kieselschiefer verwendet. Alle bekannten Gaterslebener Äxte entstammen Grabkomplexen. In Siedlungen sind bisher noch keine durchlochten Steingeräte gefunden worden. Uber die Verwendung der „Donauländischen Äxte" gibt es verschiedene Meinungen. FISCHER ( 1 9 5 6 , 3 5 , 4 3 ) u n d ZÄPOTOCKY ( 1 9 6 6 , 1 8 0 ) v e r m u t e n i n i h n e n „ S t r e i t ä x t e " . F ü r e i n e

Deutung als „Arbeitsaxt" sprach sich u. a. BUTTLER (1938, 51) aus. Neben den Äxten gehören Querbeile, in der Literatur auch häufig als „Flachhacken" bezeichnet, zum Großgeräteinventar der Gaterslebener Gruppe. BRANDT (1967, 10) nennt diese Form „flache Schuhleistenkeile", wodurch ihre Verwandtschaft zum Ausdruck kommt. Die Querbeile haben einen trapezförmigen Umriß mit einer mehr oder weniger starken Krümmung der Seitenkanten. Stücke von rechteckiger Form sind nicht zu verzeichnen. Das Längen—Breiten-Verhältnis ist recht unterschiedlich, da einmal breit und gedrungen wirkende Exemplare (z. B. NIQUET, 1938, Taf. X X I I . 83c) und zum anderen schlanke, schmale Beile (z. B. Taf. 8e) vorkommen. Der Querschnitt ist zumeist plankonvex, wobei aber die Unterseite ebenfalls oft leicht gewölbt ist. Eine Ausnahme bildet das Stück von Uichteritz (Taf. 13 n) mit geraden Schmalseiten und ebener Unterseite. Beile mit konkav-konvexem Querschnitt sind in Rössen zu beobachten (NIQUET, 1938, Taf. I I I . 3d; V. 8a). Der Nacken ist größtenteils gerundet oder leicht abgeschrägt. Bei dem Beil von Gatersleben, Grab 2 (Taf. 3 b) ist die sonst immer bogenförmig gerundete Schneide hohlgeschliffen. Eine meißelartige Form mit parallel laufenden Kanten ist von Rössen (Brandgrab 73) bekannt (BEHRENS, 1968, Abb. 4. 73a). Die Länge der Querbeile schwankt zwischen 6 und 13,5 cm. Wie bei den Äxten finden wir Kieselschiefer und Amphibolit als Rohmaterial. Von Schmiedehausen sind aus Siedlungsfunden 3 Schneidenbruchstücke (NEÜMANN, 1949/50, Abb. 3. 7—8, 13) und von Libehna ebenfalls ein Schneidenbruchstück und ein roh gearbeiteter Meißel zu verzeichnen. Die übrigen Stücke sind Grabbeigaben. Die als „Flachhacken" bezeichneten Querbeile wurden des öfteren als Bodenbearbeitungsinstrumente gedeutet. Nach neueren, durch völkerkundliche Parallelen und praktische Versuche untermauerten Ansichten soll diese Beilform zur Holzbearbeitung gedient haben (HENNIG, 1962, 269ff. mit weiterer Literatur). Unter den erfaßten Feuersteingeräten aus Gaterslebener Gräbern und vom Siedlungskomplex Schmiedehausen dominieren mit etwa 60% die Silexklingen und klingenförmige Abschläge. Klingenkratzer und atypische Abschläge sind etwa gleich stark vertreten, mit etwa 15 bzw. 18%. Bogenschaber, Querschneider und Kernstücke liegen nur in einzelnen Exemplaren vor. Eine Siedlungsgrube von Libehna lieferte etwa 60 Klingen und klingenartige Abschläge, ca. 70 Trümmerstücke bzw. atypische Abschläge sowie vier Kernstücke. Die Silexklingen besitzen in der Regel keine Retuschen. Ausnahmen machen einigepartiell retuschierte Klingen, so z. B. von Libehna (Taf. 7o, p) sowie 2 Spitzklingen aus dem gleichen Fundkomplex (Taf. 7 n) bzw. von Schmiedehausen (NEUMANN, 1949/50, Abb. 3.1). Breite Klingen kommen selten vor. Die Länge der 29

Feuersteinklingen schwankt zwischen 5 und 11 cm; im allgemeinen sind sie jedoch nicht länger als 7 cm. Klingenkratzer liegen in wenigen Exemplaren vor. Alle Stücke zeigen eine kurze und steile Retusche. Ihre Länge beträgt 2,8—7,0 cm. Bogenschaber sind nur durch das Einzelstück von Schmiedehausen (NEUMANN, 1949/50, Abb. 3.2) vertreten. Vom gleichen Fundplatz stammt ein großes Kernstück (NEUMANN, 1949/50, Abb. 3.14). Weitere Nuklei sind von Libehna bekannt. Atypische Abschlagstücke liegen in geringer Menge aus Grabfunden, naturgemäß häufiger von Siedlungsplätzen vor. Querschneider sind in drei Exemplaren bekannt. Zwei stammen aus Körpergräbern von Rössen und einer von Goddula. Alle drei Stücke zeigen verschiedene Form und Bearbeitung. Die Rössener Querschneider sind trapezförmig; der aus Grab 53 ist schmal und besitzt leicht nach innen eingezogene Seitenkanten (NIQUET, 1938, Taf. X I X . 53 c), der andere dagegen ist relativ breit (NIQUET, 1938, Taf. V. 7 d). Das Goddulaer Exemplar dagegen weist, im Unterschied zu den Rössener Stücken eine Retuschierung der Seitenkanten auf; der Form nach ist dieser Querschneider breit-rechteckig (Taf. 81). Was den Verwendungszweck der Feuersteingeräte anbelangt, so dürfte man wohl in der Annahme nicht fehlgehen, daß die Silexklingen als Messer in Gebrauch waren (vgl. FISCHER, 1956, 42). Die Kratzer dienten sicherlich zur Holz- und Knochenbearbeitung (vgl. BRUJN, 1959, 213ff.). Querschneider haben zweifellos als Pfeilspitzen Verwendung gefunden. An weiteren Steingerätschaften im Gaterslebener Fundzusammenhang sind nur wenige Stücke bekannt. Aus dem Grab von Allstedt stammt eine flache, wohl als Getreidemühle anzusprechende Reibeplatte ( N E U M A N N , 1 9 3 5 , Abb. 4 3 — 4 4 ) sowie ein Klopfstein. I n einer Abfallgrube von Kothen (Fpl. 26) wurde ein Schleifstein gefunden.

4.3. K n o c h e n g e r ä t e Entsprechend den Erhaltungsbedingungen für Gegenstände aus organischen Materialien sind nur wenige Knochengeräte der Gaterslebener Gruppe überliefert, die sich im wesentlichen auf einige Pfrieme und pfriemenartige Knochenwerkzeuge sowie Hirschgeweihäxte bzw. -hacken beschränken. Ein 8,2 cm langer Knochenpfriem ist aus Grab 3 von Rössen belegt (NIQUET, 1938, Taf. I I I . 3f). Grab 11 enthielt einen 2 1 c m langen Pfriem, der auch als „Knochendolch" bezeichnet wird (NIQUET, 1937, 24; 1938, 13). Das Bruchstück eines weiteren Pfriemes stammt aus Grab 7 (NIQUET, 1938, Taf. V. 7d). I n dem Grab von Laucha fand sich ebenfalls ein Pfriem (15 cm lang), dessen Basis durchbohrt war. Als Material diente ein Diaphysenstück (NIQUET, 1937, Taf. X V I I I . 6). Zu den Beigaben des Grabes Allstedt gehörte eine Tüllengeweihaxt (Taf. 13g). Das 29 cm lange Gerät war aus dem Mittelstück einer Hirschgeweihstange gearbeitet. Die Wurzel der entfernten Mittelsprosse — oval durchlocht — diente als

30

Schafttülle. Das proximale Stangenende ist als Schneide, längs der Richtung des Schaftloches, abgeschrägt. Eine aus dem Wurzelende eines Hirschgeweihes gefertigte Axt bzw. Hacke s t a m m t aus einer Siedlungsgrube von Köthen-Geuz (Taf. 5c). Die Augsprosse ist entfernt; die Wurzel der ebenfalls beseitigten Eissprosse zeigt eine ovale Durchlochung. Das distale Schneidenende ist abgebrochen. Das Gerät besitzt eine Länge von noch 19 cm. I m Grab von Goddula wurde am Kopf des Hockers ein von F I S C H E R ( 1 9 5 6 , 4 3 ) als „Knochenspange" bezeichnetes Gerät aus einer Hirschrippe gefunden (Taf. 8 m). Das 22,7 cm lange Stück ist bogenförmig gewölbt und läuft nach einer Seite schmal zu. I n der Mitte der „Spange" sitzt eine kleine Durchbohrung. Die Bestattung von Allstedt besaß unter den Beigaben eine langovale Knochenplatte mit zentraler, sanduhrförmiger Durchbohrung (Taf. 13f). Die Oberseite ist gerundet; die Länge beträgt 1 1 cm. N E U M A N N ( 1 9 3 5 , 3 9 6 ) spricht das Stück als „Gewandknebel"an, da es auf der Brust der Toten gelegen hatte.

4.4. S c h m u c k I m Gegensatz zu anderen Fundstücken der Gaterslebener Gruppe sind Schmuckgegenstände bisher fast ausschließlich vom Gräberfeld Rössen bekannt geworden. Die Formen beschränken sich hierbei hauptsächlich auf Perlenketten, diverse Anhänger, Armringe und Doppelknöpfe. Als häufigste Schmuckgattung finden sich in den Gaterslebener Gräbern, wie auch in denen der Rössener Gruppe dieses Fundplatzes, Hals-, Arm- und F u ß k e t t e n aus Kalkstein- bzw. Marmorperlen; insgesamt bei zehn Bestattungen (vier sichere Körpergräber, davon eins auch mit einem Rössener Gefäß; zwei in ihrer Bestattungsform fragwürdige Gräber — 57 und 65; vier Brandgräber). Die meisten Perlen sind scheibenförmig geschliffen und durchbohrt, so daß sie ein ringförmiges Aussehen besitzen (NIQUET, 1938, Taf. I I I . 4b—e; VII. I I b ; X I V . 2 6 b ; X V I . 2 5 b ; BEHRENS, 1968, Abb. 1. 66a; 2. 5 7 a - b ; 3. 6 7 a - b ; 6. 72e—g). Der Durchmesser beträgt 0,4 bis 0,9 cm; die Stärke der Kalksteinperlen ist ebenfalls recht unterschiedlich, zwischen 0,1 und 0,9 cm, meist aber 0,2 bis 0,3 cm. Seltener treten röhrenförmige Kalksteinperlen auf (NIQUET, 1938, Taf. I I I . 4 b —c; X I V 2 5 b ; BEHRENS, 1968, Abb. 6. 72e), die eine Länge von 1,2 bis 2,3 cm haben; der Durchmesser entspricht dem der ringförmigen Perlen. Sie zeigen häufig vier abgeplattete Seiten, so daß der Querschnitt fast quadratisch ist. Die Zahl der jeweilig zu einer K e t t e gehörenden Kalksteinperlen ist, auch abhängig von der Tragweise, ziemlich unterschiedlich. Die in den Körpergräbern nachgewiesenen Halsketten haben 156 ring- und 4 röhrenförmige bzw. 20 ringförmige Perlen und Bruchstücke (aus Kalkstein und Gagat). Die zwei Armketten aus Grab 4 besitzen 30 bzw. 39 röhrenförmige Perlen. Zu den zwei F u ß k e t t e n aus Grab 11 gehören insgesamt 108 ringförmige Marmorperlen (sowie 8 aus Kieselschiefer, Gagat und Muschel). Sehr hoch ist die Perlenzahl aus Grab 26: von einer Hals- und einer Armkette stammen 748 ringförmige und 19 röhrenförmige Kalksteinperlen. 31

Bei den Brandbestattungen die Anzahl der Perlen pro K e t t e zu bestimmen, erscheint problematisch, da nicht nachzuprüfen ist, um wievielKettenessich jeweils handelte. Wenn man annimmt, daß die Perlen in jedem Grab zu einer K e t t e gehörten, d a n n ist sowohl bei dem Grab 66 (45 ringförmige Kalksteinperlen), bei dem Grab 67 (60 ringförmige Marmorperlen sowie 20 Gagatperlen) als auch bei dem Grab 72 (41 ring- und 5 röhrenförmige Kalkstein- sowie 2 Gagatperlen) an Halsketten zu denken. Gleiches gilt auch für die Körperbestattung 25 mit 56 ringund 3 röhrenförmigen Kalksteinperlen. Bei dem 1918 in situ geborgenen Brandgrab X I V dürfte es klar sein, daß es sich um eine Halskette handelte. Perlen aus Gagat (Pechkohle) kommen, jedenfalls in Verbindung mit Kalksteinperlen, in vier Gräbern vor. Sie haben die gleiche Ringform und Größe wie diese und gehören bei dem Grab 11 sowohl zu der Fuß- als auch zu der Halskette (2 Stück bzw. Bruchstücke) und bei den Brandbestattungen 67 und 72, entsprechend obiger Festlegung, ebenfalls zu Halsketten (20 bzw. 2 Gagatperlen). Das Gleiche muß f ü r Grab 57 (19 Marmor- und 1 Gagatperle sowie Bruchstücke von letzteren) angenommen werden. Zu den 2 F u ß k e t t e n aus Grab 11 gehören neben den Kalkstein- und Gagatperlen auch noch 2, gleichfalls ringförmige Perlen aus Kieselschiefer sowie 4 Muschelscheibchen. Eine einzelne röhrenförmige Knochenperle stammt aus dem Grab von Kloster Groningen (Taf. 19k). Die Länge beträgt 3,5 cm, der Durchmesser 1,3 cm. Die Lage der Perle beim Skelett und somit auch ihre nähere Funktion sind unbekannt. Zu etwa einem Drittel aller Perlenketten gehören Hirschzähne oder deren Imitationen aus Kalkstein bzw. diverse Anhänger. Echte Hirschzähne (Grandein) sind nur von der Brandbestattung 67 bekannt ( B E H R E N S , 1968, Abb. 3. 67c). Die Durchbohrung sitzt in jedem Falle am Wurzelende der Canini. Neben den 6 oberen Eckzähnen wurden in dem Grab auch noch 3 Nachahmungen aus Marmor gefunden ( B E H R E N S , 1968, Abb. 3. 67d). Diese sind kleiner als die echten Grandein und besitzen ein etwas plumpes und stilisiertes Aussehen. Ferner gehören zum Grab 67 die obengenannten Perlen und ein Anhänger aus grünem Gestein ( B E H R E N S , 1968, Abb. 3. 67e). Dieser hat die Form eines Beiles und ist sorgfältig poliert. Die Durchbohrung sitzt am Nackenende. Die Schneide des Miniaturbeiles soll ,.scharf" geschliffen sein. Da in diesem Brandgrab 60 Kalkstein- und 20 Gagatperlen gefunden wurden, wäre es bei der relativ großen Anzahl von Hirschzähnen bzw. Imitationen denkbar, daß es sich um mehrere K e t t e n handelt. Eine noch größere Menge von imitierten Hirschzähnen ist von der Brandbestattung 72 bekannt. Zu den 14 Marmorimitationen gehören Kalkstein- und Gagatperlen. Jeweils eine Imitation von Grandein ist aus den Körpergräbern 4 und 26 nachgewiesen. I n beiden Fällen wurden sie in Verbindung mit Kalksteinperlen zu Halsketten getragen. Zwei Bruchstücke eines Anhängers aus Muscheln ( B E H R E N S , 1968, Abb. 1. 66b) dürften zu einer Schmuckkette von Marmorperlen aus dem Brandgrab 66 gehören. Der Anhänger h a t t e wahrscheinlich eine rechteckige Form mit gerundeten Seiten oder die Form eines Beiles besessen. An einer Schmalseite befinden sich 2 Durchbohrungen. Zu den Beigaben des Körpergrabes von Laucha gehörte auch ein 8,8 cm langer Anhänger aus Knochen (NIQUET, 1937, Taf. X V I I I . 6). Das Stück 32

ist aus einer gespaltenen Diaphyse vom R i n d oder Hirsch gearbeitet u n d im oberen Drittel sanduhrförmig d u r c h b o h r t . Getragen wurde der Anhänger zweifellos u m den Hals, wie ähnliche K n o c h e n s c h m u c k s t ü c k e der Rössener Gruppe, hier in Verbindung mit P e r l e n k e t t e n , zeigen (NIQUET, 1938, 9 u. Taf. IV. 5b). D a s K ö r p e r g r a b 25 lieferte 5 21 ) Doppelknöpfe aus E b e r z a h n (NIQUET, 1938, Taf. X V I . 25c). Der F o r m nach sind diese K n ö p f e alle verschieden; entweder länglich oder m e h r oval bis rechteckig. Auf der Unterseite besitzen sie schmale Leisten. Die Länge b e t r ä g t 1,7 bis 3,3 cm. Die Lage der Doppelknöpfe beim Skelett ist nicht überliefert. Bei den Gräbern der Rössener Gruppe f a n d e n sich derartige K n ö p f e vor dem Mund bzw. a m H a l s ( N I Q U E T , 1938, 9, 21). F I S C H E R (1956, 38) n i m m t an, d a ß die Doppelknöpfe zur Verbindung von R i e m e n oder B ä n d e r n dienten. Doppelknöpfe aus Muschel k o m m e n in den G r ä b e r n 57 u n d 70 vor (BEHRENS, 1968, Abb. 2.57c; 6.70c). Diese h a b e n Scheibenform u n d besitzen eine Randrille. I h r e Größe ist unterschiedlich, meist h a b e n sie 0,7 bis 0,8 cm Durchmesser. Das B r a n d g r a b 70 enthielt n e b e n 46 echten K n ö p f e n noch 50 bis 60 weitere Muschelscheibchen von unregelmäßiger F o r m oder Segmentform. Eine Randrillung war hier n u r stellenweise schwach oder ü b e r h a u p t nicht vorhanden. D a s G r a b 57 e r b r a c h t e 11 Muschelknöpfe u n d weitere Bruchstücke. Die große Zahl u n d die geringe Größe der Scheibchen lassen k a u m v e r m u t e n , daß diese die gleiche praktische F u n k t i o n wie die E b e r z a h n k n ö p f e erfüllten. Möglicherweise dienten sie n u r als Schmuck, vielleicht als Kleiderbesatz. J e zwei Armringe aus Marmor k o m m e n , vergesellschaftet mit konischen Schalen, in den Gräbern 2 u n d 4 von Rössen vor. Der Durchmesser der Armringe b e t r ä g t 8,5 bis 9.7 cm. Sie besitzen einen h a l b r u n d e n Querschnitt mit einer Breite von 2,8 bzw. 3,0 cm, bei Grab 2 3,7 bis 4,0 bzw. 5,0 cm bei Grab 4. Getragen w u r d e n die Marmorringe a n den Oberarmen. Bei dem H o c k e r von Goddula f a n d sich a m rechten H a n d g e l e n k ein etwa zur H ä l f t e erhaltener Armring aus Geweih (Taf. 8g). Der Durchmesser des Ringes, der einen winkelförmigen Querschnitt besitzt, b e t r ä g t etwa 9 bis 9,5 cm. Aus dem Grab 57 v o n Rössen s t a m m e n zwei Röllchen aus Kupferblech. Leider besaß die B e s t a t t u n g keine keramischen Beigaben; a u ß e r d e m ist nicht klar, ob es sich u m ein Brand- oder ein K ö r p e r g r a b handelt 2 2 ). Die zwei Röllchen bestehen aus zusammengebogenem Kupferblech. I h r e L ä n g e b e t r ä g t 1,2 bis 1,8 cm, der Durchmesser etwa 0,6 cm. Metallurgische Analysen w u r d e n a n den Stücken noch nicht vorgenommen.

o. Zur relativ-chronologischen Mitteldeutschlands

Stellung

der Gaterslebener

Gruppe

im

Neolithikum

Berücksichtigt m a n den Fundniederschlag der Gaterslebener Gruppe, so k ö n n t e m a n angesichts der doch ziemlich geringen Zahl der F u n d p l ä t z e u n d des wenigen F u n d m a t e r i a l s zu d e m Schluß k o m m e n , d a ß diese K u l t u r g r u p p e innerhalb der neolithischen Epoche Mitteldeutschlands wahrscheinlich n u r eine relativ kurze 3

Xeol. Studien II

33

Lebensdauer gehabt hat und daß zeitlich bedingte Unterschiede im Material mit archäologischen Methoden nicht zu erfassen sind. Tatsächlich bietet das F u n d g u t der Gaterslebener Gruppe isoliert betrachtet keine Möglichkeit einer chronologischen Differenzierung. Somit ist es erforderlich, das Verhältnis dieses Komplexes zu seinen chronologisch benachbarten Kulturgruppen, also Stichbandkeramik, Rössen, Baalberge und Jordansmühl zu untersuchen. Trotz zahlreicher ungelöster Probleme werden hierdurch historische Zusammenhänge und Phänomene der neolithischen Kulturdynamik sichtbar, die für eine Beurteilung der Gaterslebener Gruppe im R a h m e n des mitteldeutschen Neolithikums von Bedeutung sind. Ferner können einige Indizien aufgezeigt werden, die zeitlich bedingte Unterschiede im Fundmaterial erkennen lassen. Die Möglichkeit bestehender genetischer Beziehungen zwischen der Stichbandkeramik und der Gaterslebener Gruppe sowie eines relativ-chronologischen Kontaktes beider Kulturen wurde bislang seitens der mitteldeutschen Forschung noch nicht in Erwägung gezogen. Stichbandkeramik und Gaterslebener Gruppe wurden als chronologisch aufeinanderfolgende Erscheinungen ohne zeitliche Überschneidungen betrachtet 2 3 ). Nachdem M. ZÁPOTOCKÁ in mehreren Arbeiten 24 ) für das Böhmische Gebiet die Beziehungen zwischen Stichbandkeramik und Lengyelkultur, speziell auch des späten unbemalten Horizontes, aufgezeigt hat, untersucht D. K A U F M A N N in seiner Dissertation 25 ) das Verhältnis zwischen mitteldeutscher Stichbandkeramik und Gatersleben näher und kommt zu dem Ergebnis, daß die Entwicklung zur Gaterslebener Gruppe bereits in der Spätphase der Stichbandkeramik einsetzte. Die jüngere Stichbandkeramik wird im westlichen Mitteldeutschland durch Einflüsse verschiedener Kulturgruppen geprägt, die zu einem Abbruch der vorangegangenen Stichbandkeramikentwicklung führten. Neben den aus dem Westen kommenden Impulsen der Gruppen Hinkelstein, Großgartach und Rössen interessieren in unserem Zusammenhang die Einflüsse der bemalten und vor allem der unbemalten Keramik der Lengyelkultur, die im Zusammenhang mit den westlichen Impulsen zum Absterben der stichbandkeramischen Tradition und zur Genese der Gaterslebener Gruppe f ü h r t e n ( K A U F M A N N , 1 9 7 1 ) . Schon in der mittleren Stichbandkeramik (Stufe I b nach KAUFMANN) Mitteldeutschlands sind Becher nachzuweisen, deren Vorbilder im Bereich der Lengyelkultur zu suchen sind (KAUFMANN, 1971). I n der jüngeren Phase (II) erscheinen durchaus häufig Becherformen mit gerader oder S-förmig geschwungener Wandung, die wenigstens zum Teil auf die Lengyelkultur zurückzuführen sind (E. H O F F MANN, 1963, 93ff., bes. 96 u. Taf. 4 3 - 4 4 ; KAUFMANN, 1971). Gleiches ist für die im sächsischen Gebiet häufiger als im westlichen Mitteldeutschland vorkommenden Schalen mit S-förmig geschwungener Wandung oder geknickter Wandung festz u s t e l l e n (E. HOFFMANN, 1963, 9 9 f . u. T a f . 4 8 ; KAUFMANN, 1971). V o r b i l d e r f ü r

diese Schalen finden sich in der bemalten und in der unbemalten mährischen Keramik. Ebenso muß man für die vereinzelt in Sachsen belegten Kessel an eine H e r k u n f t aus dem Bereich der Lengyelkultur denken (E. HOFFMANN, 1963,101 f. u. 34

Taf. 49.3, 6, 7). Des weiteren sind stichbandkeramische Standringgefäße zu nennen ( E . HOFFMANN, 1963, 1 0 2 f . u . T a f . 5 1 . 1 - 5 , 7 ; BUTSCHKOW, 4 4 u . T a f . L X X V . 3 ;

L X X X V I I . 6), die ebenfalls auf die Lengyelkultur zurückzuführen sein dürften. Hinzu kommt noch die stichbandverzierte Fußschale von Schwochau, K r . Meißen ( K A U F M A N N , QUITZSCH, E. u. R . S P E H R , 1967, 540 u. Abb. 11), die einsehr charakteristisches Beispiel für die Einflüsse aus dem Bereich der Lengyelkultur ist. Bemerkenswert ist a n dem Gefäß die Gruppe dreier nebenständiger Knubben unter der Mündung, die wir auch an Gefäßen der Gaterslebener Gruppe wiederfinden. Schließlich soll noch die ovale Wanne aus dem Forst Leina (E. HOFFMANN, Taf. 49.5) erwähnt werden. Derartige Wannen erscheinen außer im Lengyelbereich allerdings auch noch in der Rössener Gruppe. Das zur Gaterslebener Gruppe gestellte Stück von Uichteritz (Taf. 141; 15b) besitzt zwar die gleiche Form, aber seitliche Knubben fehlen. Neben Gefäßtypen, die von der Stichbandkeramik übernommen und zum Teil weiter entwickelt wurden, zeigen nach E. H O F F M A N N (1963, 110, 114) aber auch noch verschiedene Ornamente wie Schachbrett- und Dreieckmuster, obgleich in Stichmanier übertragen, die auf die mitteldeutsche Stichbandkeramik einwirkenden Impulse aus dem Bereich der Lengyelkultur. Die Zusammenstellung zeigt, wie stark die Infiltration von Elementen der Lengyelkultur während der jüngeren Stichbandkeramik (Stufe I I K A U F M A N N und Stufe I I E. HOFFMANN) im östlichen und naturgemäß in etwas abgeschwächter Form im westlichen Mitteldeutschland war. Daneben läßt sich noch in mehr oder weniger gesicherten Fundzusammenhängen mit der Stichbandkeramik in Mitteldeutschland einiges Material bestimmen, das schon eine starke Entwicklungstendenz zur Gaterslebener Gruppe erkennen läßt bzw. in das frühe Entwicklungsstadium der Gaterslebener Gruppe gestellt werden kann. Hierher gehört der Grabfund von Riesa-Göhlis (Taf. l b —c), der von ZÄPOTOCKÄ (1970, 31) noch zu ihrer Phase I V b gerechnet wird. Die Form des Bechers und die konische Schale gestatten es, den F u n d schon zur Gaterslebener Gruppe zu rechnen. Von dem K o n t a k t mit der Stichbandkeramik zeugen die an einer Stelle über dem Umbruch eingestochenen Doppellinien. Ein weiterer wichtiger Beleg für die Gaterslebener Frühphase ist der Gefäßfund von Zeithain (Abb. 6; Taf. l h ) . Der Becher gibt sich durch seine Profilierung und die Kerbung des Umbruches, ein charakteristisches Verzierungselement der Spätlengyelkeramik in Böhmen, klar als Gaterslebener Keramik zu erkennen. Bedeutsam sind die Stichreihen über und unter den Knubben, welche eine stichbandkeramische Relikterscheinung dokumentieren und die frühe Stellung des Gefäßes belegen. Weiteres Material, das als Prototyp zu Gaterslebener Bechern betrachtet « erden kann, liegt aus Großörner, K r . Hettstedt, und Mehringen, Kr. Aschersleben 26 ), vor. F ü r die Funde ist ein Zusammenhang mit später Stichbandkeramik nachgewiesen (KAUFMANN, 1971 )27). Des weiteren sind von Egeln, Kr. Staßfurt, zwei unverzierte Becher mit Standboden und K n u b b e n (BUTSCHKOW, 1935, 91 u. Taf. k 5,6) zu nennen, die als „Einzelfunde" von einem Gräberfeld der späten Stichbandkeramik 3*

35

stammen. Diese beiden Gefäße dürften ebenfalls Belegstücke für die schon in der jüngeren Stichbandkeramik sichtbar werdende Entwicklungstendenz sein. B e t r a c h t e t man die Keramikformen dieser frühen Funde, so ist festzuhalten, daß dreigliedrige Becher fehlen und hauptsächlich nur Gefäße mit geschweiftem Oberteil und meist kräftigem Umbruch vorkommen. Außer Bechern ist im Formenbestand nur noch die konische Schale (Taf. l b ) zu belegen.

Abb. G. Zeithain, Kr. Riesa. 1:3 Stratigraphische Anhaltspunkte, die eine Kontinuität zwischen Stichbandkeramik und Gaterslebener Gruppe sichern könnten, liegennicht vor. DerGrabungsbefund von Kmehlen (BAUMANN, 1968, lOf.) darf in Verbindung mit der C-14Datierung von 3 4 1 0 : : 160 v. u. Z. (KOHL, QÜITTA, 1966, 27ff.) dahingehend gewertet werden, daß die Grube in einen nachstichbandkeramischen Horizont gehört, der vielleicht schon relativ-chronologisch an das Ende der Gaterslebener Entwicklung zu stellen ist. Dies wird auch durch das Auftreten von Bechern mit randständigen Ösen und Amphoren wahrscheinlicher. Ähnlich könnten die Verhältnisse in Dresden-Nickern liegen. Vergleicht man nun das Verbreitungsgebiet der späten Stichbandkeramik mit dem der Gaterslebener Gruppe, so zeigt sich, daß die Funde der Gaterslebener Gruppe, ausgenommen der Altmark, in den gleichen Gebieten anzutreffen sind, die auch von der Stichbandkeramik besiedelt wurden. Auf dem Gelände oder in unmittelbarer Nähe zahlreicher Gaterslebener Fundplätze ist auch eine stichbandkeramische Besiedlung nachzuweisen 2 8 ). Diese Tatsachen sprechen gleichfalls für eine Siedlungs- und auch für eine Bevölkerungskontinuität. E i n besonderes Phänomen stellen in Sachsen die stichbandkeramischen Brandgräber 2 9 ) dar. Ausgenommen der Grabfund aus dem Staatsforst Leina (HOFFMANN, 1958, K a t a l o g , 4 3 ; 1963, Taf. 4 1 . 9 , 1 0 ) gehören diese Gräber in die späte Stichbandkeramik, deren Verbreitung sich auf das Elbgebiet zwischen Dresden und Riesa beschränkt. Hier finden wir auch Brandgräber der Gaterslebener Gruppe, und zwar die von Moritz. Möglicherweise handelt es sich auch bei den Funden von Riesa-Göhlis 3 0 ) und Zeithain um Brandbestattungen. Dagegen sind Körpergräber der Stichbandkeramik oder der Gaterslebener Gruppe aus dem östlichen Mitteldeutschland bisher unbekannt. Das Vorkommen 36

von. Brandgräbern beider Kulturen in ein und demselben Gebiet läßt erkennen, daß wahrscheinlich auch hier ein enger Zusammenhang besteht, zumal die Formen der sächsischen Brandgräberkeramik für eine relativ frühe Zeitstellung innerhalb der Gaterslebener Gruppe sprechen. So sind in der späten Stichbandkeramik eine Reihe von Elementen aus dem Bereich der Lengyelkultur nachzuweisen, die für eine kontinuierliche Entwicklung zur Gaterslebener Gruppe hin sprechen. Nach K A U F M A N N konnten in der Spätphase der Stichbandkeramik die Einflüsse der Großgartacher Gruppe, der Rössener Gruppe und der bemalten mährischen Keramik auf Grund ihrer starken Intensität nicht mehr absorbiert werden, und es kam zum Absterben der stichbandkeramischen Tradition und zur Entfaltung der Gaterslebener sowie der Rössener Gruppe. Demnach müssen die Einflüsse der Lengyelkultur und die Rössener Kultur in einem engen Zusammenhang bei dem Prozeß betrachtet werden, der zum Abbruch der stichbandkeramischen Entwicklung führte. Denn erst als gleichzeitig westliche und südöstliche Impulse stärker wurden, dürfte es, neben einer eigenständigen Rössener Kulturerscheinung, zu einer ausgebildeten Gaterslebener Entwicklung in Mitteldeutschland kommen. Der Zeitpunkt, in dem die Einflüsse nicht mehr aufgefangen und verarbeitet werden können, wird ebenso wie in Böhmen (Stufe V nach Z A P O T O C K A ) , durch die Ausbildung der „unbemalten Keramik vom mährischen Typ" charakterisiert, deren Vorformen schon in der jüngeren Stichbandkeramik nachzuweisen sind. Mit dem Phänomen der unbemalten Keramik könnte eine verstärkte Einflußnahme auf das westliche Mitteldeutschland verbunden sein. Der Stichbandkeramik kommt sichtlich bei der Genese der Gaterslebener Gruppe die Rolle einer bodenständigen Grundlage zu. Allerdings wird dieses Substrat im archäologisch faßbaren Bereich während der Blüte der Gaterslebener Gruppe fast bis zur Unkenntlichkeit von den Elementen der Lengyeleinflüsse überlagert, obwohl nach K A U F M A N N gewisse stichbandkeramische Traditionen fortbestehen; in Sachsen möglicherweise die Brandbestattung. Somit liegt eine Bevölkerungskontinuität ziemlich klar auf der Hand; die stichbandkeramische Bevölkerung lebte in der Gaterslebener und in der Rössener Gruppe weiter ( K A U F M A N N , 1 9 7 1 ) . Wenn man versucht, die chronologische Stellung der Gaterslebener Gruppe im Rahmen des mitteldeutschen Neolithikums einzuschätzen, so muß vor allem auf die engen Kontakte zur Rössener Gruppe verwiesen werden. Eine Schlüsselstellung nehmen hierbei die Funde der Rössener Nekropole ein. Schon allein die Tatsache, daß es sich bei dem Bestattungsplatz um ein „gemischtbelegtes ZweikulturenGräberfeld" handelt, bei welchem sich die beiden Gruppen nicht regional voneinander trennen lassen (s. auch B E H R E N S , 1968, 67ff.), spricht für eine zeitliche Berührung und für gegenseitige Beeinflussungen zwischen der Rössener und der Gaterslebener Gruppe. D i e v o n NIQUET

(1938), FISCHER (1956, 4 1 ff., 262) u n d

BEHRENS

(1968,79)

jeweils unterschiedlich vorgenommene Aufgliederung der Gräber zeigt, daß im keramischen Formenbestand beider Gruppen Typen vertreten sind, denen ein Charakter von morphologischen Mischformen zukommt bzw. deren kulturelle Zuordnung nicht klar auf der Hand liegt (vgl. auch B E H R E N S , 1 9 7 1 A ) . Derartige 37

Gefäße sind in erster Linie Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch. Von N I Q U E T ( 1 9 3 7 ; 1 9 3 8 ) werden diese Gefäße, soweit sie nicht in geschlossenen Funden mit dreigliedrigen Bechern vorkommen, durchweg zur Rössener Gruppe gezählt. N u n hat B E H R E N S ( 1 9 6 8 , 7 7 ) für die Klassifikation von Rössener und Gaterslebener Keramik formenkundliche Kriterien aufgestellt, nach denen m a n Gefäße, die in die Variationsbreite der Gaterslebener Becher fallen, auch in den Materialbestand dieser Gruppe einbeziehen sollte. Auf Grund der nach neueren Ansichten etwas zugunsten der Gaterslebener Gruppe verschobenen Klassifizierungskriterien läßt sich die Variante mit geschweift ausladendem Oberteil als eine Form bestimmen, die einerseits den Einfluß der Rössener Gruppe erkennen läßt — keine voll ausgebildete Standfläche — zum anderen aber durch den kräftigen Umbruch und darüber hinaus mit einem teilweise vorhandenen Ansatz zur Dreigliedrigkeit ihre Zugehörigkeit zur Gaterslebener Gruppe gut dokumentiert. Demzufolge dürften derartige Becher als Gefäße betrachtet werden, die die gegenseitige Einflußnahme beider Kulturgruppen auf die Formgebung der Keramik bezeugen. Das wird auch darin deutlich, daß es bei einer Reihe von Bechern, besonders wenn sie als Einzelfunde vorliegen, schwerfällt, das Gefäß eindeutig als Gaterslebener Becher oder als Rössener Kugelbecher zu bestimmen. Außer den Bechern sind noch konische Schalen zu nennen, die früher (NIQUET, 1937, 1938), soweit sie nicht aus den Rössener Brandgräbern stammten, zur Rössener Gruppe gerechnet wurden. Betreffs der Zuordnung dieser Schalen hat sich B E H R E N S (1971a) dahingehend geäußert, daß die Rund- bzw. Flachbodigkeit und geschlossene Funde als maßgebend für die kulturelle Bestimmung erachtet werden sollten. Als Rössener Einfluß wertet B E H R E N S (1969a, 15) auch Gaterslebener Amphoren mit Rundboden (Taf. 15 a) 31 ). Daneben sind Zusammenfunde von Gaterslebener und Rössener Keramik vom Gräberfeld Rössen gut belegt (Grab 2, 4?, 7, 40?, 42, 79). I n diesen Mischfunden erscheinen Rössener Kugelbecher, verziert und unverziert, Kugelflaschen, Fußbecher und Wannen gemeinsam mit Gaterslebener Bechern. I n dem Grab 22 begegnet uns zusammen mit einem Fußbecher ein Gefäß, das eine treffende Parallele im Inventar der Gaterslebener Bestattung 65 besitzt (NIQUET, 1938, Taf. X I X . 65e), aber mit einem Tiefstichornament auf dem Umbruch verziert ist (NIQUET, 1938, Taf. XV, 22c). I n dem Zusammenhang muß auch auf das Gefäß von Wahlitz, Kr. Burg (SCHMIDT, 1970, 98f. u. Abb. 11) aufmerksam gemacht werden, das aus einer Rössener Kulturschicht stammt. Das ungegliederte, weich profilierte Stück besitzt zwei Henkelösen auf der Schulter und einen leicht abgesetzten Standboden. Wie schon SCHMIDT feststellt, liegt in dem Gefäß zweifellos ein weiterer Beleg f ü r die K o n t a k t e zwischen Rössener und Gaterslebener Gruppe vor. Ein Vergleich zwischen den nichtkeramischen Funden beider Kulturgruppen zeigt, daß hier wenige Unterschiede bestehen und somit auch generell keine ausreichenden Kriterien für eine Unterscheidung im Geräteinventar und den Schmuckformen gegeben sind. Flachhacken und Äxte kommen in beiden Gruppen vor; 38

lediglich ausgesprochene Schuhleistenkeile fehlen in der Gaterslebener Gruppe. Stellt man die Feuersteingerätetypen des Rössener Fundplatzes von Wahlitz (SCHMIDT, 1970, 106 ff.) und die der Gaterslebener Gruppe gegenüber, so fehlen in der Gaterslebener Gruppe Bohrer und Doppelkratzer. Im Unterschied zur Gaterslebener Gruppe überwiegen in Wahlitz die Klingenkratzer gegenüber den Klingen; des weiteren sind retuschierte Klingen in unserer Gruppe sehr selten. Querschneider finden sich in beiden Gruppen; für die Rössener Gruppe ist eine einzelne dreieckige Pfeilspitze belegt (NIQUET, 1938, Taf. XI. 81 d). Es wäre aber verfehlt, aus dem Vergleich allgemeingültige Schlußfolgerungen zu ziehen. Für die Gaterslebener Gruppe fehlen umfangreichere Silexkollektionen, besonders aus Siedlungsfunden. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß sich Schmuckgegenstände innerhalb der Gaterslebener Gruppe fast ausschließlich auf das Gräberfeld Rössen beschränken. Wenn man die Schmuckformen vergleicht, so sind, ausgenommen vielleicht die Marmorarmringe, keine Unterschiede festzustellen. Beides unterstreicht wohl klar den engen Kontakt und die gegenseitige Beeinflussung beider Gruppen, wobei aber in Erwägung gezogen werden muß, daß die Rössener Gruppe hierbei der gebende und die Gaterslebener Gruppe der nehmende Partner gewesen ist. Das Beispiel des Rössener Gräberfelder zeigt, daß auch wahrscheinlich hinsichtlich der Graborientierung mit einer gegenseitigen Beeinflussung zwischen beiden Gruppen zu rechnen ist. BEHRENS (1968, 80) verwies schon darauf, daß soweit noch Angaben darüber bekannt sind, Rössener Bestattungen — auf alle Fälle Grab 33 — Süd—Nord ausgerichtet waren, währenddessen das Gaterslebener Grab 30 eine Ost—West-Lage zeigte. Ähnlich könnten die Verhältnisse bei dem gleichfalls Ost—West orientierten Grab von Allstedt liegen; auch hier ist die Anwesenheit der Rössener Gruppe belegt (NEUMANN, 1935, 389ff. u. Abb. 7). Für das Vordringen Gaterslebener Einflüsse in die Altmark ist der Neufund eines Hockergrabes von Storkau, Kr. Stendal (LÖFFLER, 1972) ein wichtiger Beleg32). Die Süd—Nord-Orientierung der Kinderbestattung und die Totenhaltung sprechen ebenso wie die keramische Beigabe, ein Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch, für Kontakte zwischen Rössener und Gaterslebener Gruppe auch außerhalb des eigentlichen mitteldeutschen Verbreitungsgebietes letzterer Kulturerscheinung. Aus den genannten Tatsachen ergibt sich unzweifelhaft, daß die Gaterslebener Gruppe und die Rössener Gruppe zumindest für eine gewisse Zeit gemeinsam und im engen Kontakt das mitteldeutsche Gebiet besiedelt haben. Stratigraphische Befunde, die dies bestätigen oder widerlegen würden, sind nicht bekannt. Dafür können aus einem Vergleich der Verbreitung beider Kulturgruppen (Kt. 2) einige Schlußfolgerungen gezogen werden. Die Fundpunkte der Gaterslebener Gruppe verteilen sich auf große Teile des Siedlungsraumes der Rössener Gruppe in Mitteldeutschland, konzentrieren sich aber auf solche Gebiete, in denen die Rössener Gruppe nur sehr schwach vertreten ist. Das betrifft das östliche Nordharzvorland bis zur Saalemündung und die Gegend um Kothen, die Funde der Rössener Gruppe verdichten sich hier westlich und nordwestlich des Schwerpunktgebietes 39

der Gaterslebener Gruppe, sowie im mittleren Saaleraum bis zur Unstrutmündung. Des weiteren könnte man auch das sächsische Elbgebiet nennen. Die Konzentration Rössener Fundplätze liegt demzufolge westlich des Gaterslebener Siedlungsgebietes, in dem die Funde der ersten Gruppe merklich ausdünnen. Damit wäre also festzustellen, daß sich die Schwerpunkte von Rössener und Gaterslebener Besiedlung auf verschiedene geographische Räume innerhalb Mitteldeutschlands verteilen. Dies spricht ebenfalls dafür, daß die Entwicklung beider Gruppen teilweise synchron verlaufen sein dürfte. Da sich aber die Verbreitungsräume der Gaterslebener Gruppe und der Rössener Gruppe nicht voneinander abgrenzen lassen, erklären sich hiermit die „vielfältigen Kontakte und gegenseitigen Beeinflussungen, die ein Ergebnis des Neben- und Durcheinandersiedeins" 3 3 ) der zwei Gruppen in Mitteldeutschland sein müßten. Dieses kulturell inhomogene Siedlungsgebiet zur Zeit des Horizontes Rössen— Gatersleben in Mitteldeutschland scheint sich, neben dem Verbreitungsbild der Gruppen, durch das nicht seltene Vorkommen von Hinterlassenschaften beider Kulturen auf gleichen Fundplätzen bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft zu bestätigen 34 ). Natürlich muß hierbei das genaue chronologische Verhältnis zwischen den Funden der Gruppen offenbleiben. Während die oben dargelegte Auffassung über die relative Chronologie der Gruppen Rössen und Gatersleben von den meisten Forschern, die sich in neuerer Zeit mit dieser Frage beschäftigt haben, vertreten wird ( F I S C H E R , 1956; D R I E HAUS, 1960; P R E U S S , 1971; B E H R E N S , 1971a), betrachten M. Z Ä P O T O C K Y (1957) und M. ZÄPOTOCKÄ (1970) die Gaterslebener Gruppe als Nachfolgekultur der Rössener Gruppe. Nach M. ZÄPOTOCKÄ (1970, 31 f.) stellt die Rössener Gruppe und die südwestdeutsche Stichkeramik alias Großgartach eine jüngere Stufe (Phase I V b) der Stichbandkeramik dar. Diese sollten sich nur in jenen Gebiete entwickelt haben, die nicht unter unmittelbarem Einfluß der Lengyelkulturen standen. Die Gaterslebener Gruppe repräsentiert ihrer Meinung nach die jüngste Entwicklungsphase der Stichbandkeramik (Stufe V) und soll demzufolge die Rössener Gruppe ablösen. Die engen Kontakte zwischen beiden Gruppen, besonders auf die dem Gräberfeld Rössen, interpretiert ZÄPOTOCKÄ an Stelle des Beweises einer Gleichzeitigkeit im Sinne eines chronologischen Nacheinander. Unseres Erachtens spricht der Konnex zwischen Rössener und Gaterslebener Gruppe dafür, daß der Entwicklungsprozeß beider Gruppen in einem längeren Stadium parallel verlaufen sein muß. Dies wird auch dann deutlich, wenn man versucht, den Beginn der Genese beider Kulturerscheinungen festzulegen und miteinander ins Verhältnis bringt. Auf die verschiedensten Theorien zur Entstehung der Rössener Gruppe (vgl. 3ff., 25ff.; S T R O H , 1 9 4 0 , 8ff.; E N G E L , 1 9 4 0 , 56ff; S A N G M E I S T E R , 1960, 199 ff.) soll hier nicht näher eingegangen werden. Unbestreitbar ist jedoch, daß die Rössener Gruppe durch zahlreiche Elemente geprägt wird, die aus der Stichbandkeramik übernommen wurden ( E N G E L , 1 9 4 0 , 56ff.; B E H R E N S , 1 9 7 1 A ) . Dagegen scheint die Technik der Tiefstichverzierung aus dem westlichen Neolithikum herzuleiten sein (SANGMEISTER, 1960, 199ff.). Entgegen den Ansichten NIQUET, 1937,

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STROHS (1940), der die südwestdeutsche Stichkeramik als jüngere Erscheinung innerhalb der Rössener Entwicklung betrachtete, ist die Großgartacher Gruppe nach neueren E r k e n n t n i s s e n (vgl. SANGMEISTEE, 1967, 39; MEIER-ARENDT, 1969,

24ff.; MAUSER-GOLLER, 1969) an die Basis der Rössener Kulturentwicklung zu stellen. Der südwestdeutsche Ursprung dieser Gruppe wurde nie in Zweifel gezogen, und so erübrigt es sich, die frühere Meinung von der Entstehung der Rössener Gruppe im mitteldeutschen Raum (NIQUET, 1937; STROH, 1940) zu diskutieren. Großgartacher Scherben finden sich aber auch im westlichen Mitteldeutschland relativ häufig, und zwar auf zahlreichen Fundplätzen der Stichbandkeramik (NIQUET, 1937, 5 3 f . ; KAUFMANN, 1971), u n d d ü r f t e n als A u s s t r a h l u n g der südwest-

deutschen Stichkeramik auf die mitteldeutsche Stichbandkeramik der Stufe I I n a c h KAUEMANN gewertet werden (vgl. auch BEHRENS, 1971A).

Nun sind aber im anscheinend gleichen stichbandkeramischen Kulturmilieu auch noch ,, Alt rössener" Scherben anzutreffen. Da sowohl Material der südwestdeutschen Stichkeramik als auch Scherben der eigentlichen Rössener Gruppe im Zusammenhang mit jüngerer Stichbandkeramik vorkommen, folgert hieraus, daß die Stichbandkeramik in Mitteldeutschland die Großgartacher Gruppe überdauert haben muß und noch in die Entwicklung der Rössener Gruppe hineingereicht hat. Kartiert man die Funde der Rössener Gruppe unter dem Gesichtspunkt von eigenständigen Siedlungen bzw. Grabfunden und solchen Komplexen, in denen Rössener Material zusammen mit Stichbandkeramik vorkommt (Karte 2), so erhält man ein bemerkenswertes Ergebnis. Rössener Scherben auf Siedlungsplätzen der Stichbandkeramik treten vornehmlich im Süden und Südwesten sowie im Nordwesten des stichbandkeramischen Siedlungsgebietes in Mitteldeutschland auf. Das spricht zum ersten für einen west—ost-gerichteten Ausbreitungsprozeß der Rössener Gruppe. Zum anderen könnte hierdurch ein Hinweis auf eine gleichzeitige Genese der Gaterslebener Gruppe gegeben sein, da gerade die Verbreitungszentren dieser Gruppe im Süden und Norden umgangen wurden. Damit lassen sich in der späten Stichbandkeramik die Elemente fassen, die sowohl zu einer eigenständigen Besiedlung Mitteldeutschlands durch die Rössener Gruppe führten, als auch die Herausbildung der Gaterslebener Gruppe bewirkten. Soweit gegenwärtig archäologisch faßbar, erscheinen in Mitteldeutschland die frühen Phasen dieser beiden Gruppen zur gleichen Zeit, und zwar in der späten Stichbandkeramik. Der Rössener Gruppe müßten noch die Funde der Großgartacher Gruppe vorangestellt werden. Im ganzen gesehen dürfte die Rössener Gruppe die Kultur mit der älteren historischen Wurzel sein, und ihre Entwicklung begann sicher in Süd- und Westdeutschland zumindest noch vor der Genese der Gaterslebener Gruppe in Mitteldeutschland. Sichere Anzeichen dafür, daß die eine Gruppe die andere überdauert hat, liegen nicht vor. Für die Rössener Gruppe muß nach PREUSS (1971) mit einem zeitlichen Konnex mit der Baalberger Gruppe gerechnet werden, der sich aber, was eigentlich zu erwarten wäre, weder im Inventar dieser Kulturen niederschlägt noch sich durch einen archäologischen Befund bestätigen läßt. 41

Eine chronologische Überschneidung zwischen beiden Gruppen wird dadurch wahrscheinlich, daß Rössen bei der Entstehung der Nordwestgruppe der Trichterbecherkultur (Nordwestdeutsche Tiefstichkeramik) eine bedeutende Rolle spielte (BEHRENS, 1959a, 167ff.; 1959b, 4 4 f f . ; 1960, l f f . ; 1961, 389ff.). Des weiteren bestätigt sich nach P R E U S S diese Annahme auch durch die Parallelität zwischen Alttiefstichkeramik und dem jüngeren Baalberge. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint es für möglich, daß generell mit einem längeren Andauern der Rössener Kulturerscheinung gegenüber der Gaterslebener Gruppe zu rechnen ist. Allerdings muß das nicht unbedingt für den mitteldeutschen R a u m zutreffen, sondern sollte auf alle Fälle für die Altmark und für Nordwestdeutschland angenommen werden (vgl. SCHWABEDISSEN, 1966, 409ff.). Als Belege für eine chronologische Uberschneidung zwischen Gaterslebener und Baalberger Gruppe werden immer wieder die Zusammenfunde von Keramik beider Gruppen im Grab 3 von Gatersleben, im Grab 2 von Quedlinburg/Schenkendorfstraße und der stratigraphische Befund von Rössen, Grab U/1918, herangezogen. Bei einer kritischen Uberprüfung dieser Fundkomplexe ergab es sich jedoch, daß entweder die Befunde stark angezweifelt werden müssen oder völlig außer Betracht kommen. Das Grab 2 von Quedlinburg sollte nach S C H I R W I T Z (1938, 316 u. Abb. 17) als Beigaben einen „schlecht gearbeiteten schiefen B e c h e r " und einen „gehenkelten N a p f " besessen haben. Bei dem „ B e c h e r " handelt es sich aber um eine K a n n e , deren Henkel nur noch im Ansatz vorhanden ist. Derartige K a n n e n haben in der Baalberger Gruppe gute Parallelen ( z . B . PREUSS, 1966, Taf. 9.1; 3 3 . 3 - 4 ) , die dazugehörige Tasse gleichfalls, so daß dieses Grab, als kulturell einheitlich, unbedingt zur Baalberger Gruppe zu stellen ist und als geschlossener Fund von Gaterslebener Becher und Baalberger Tasse ausscheiden muß. Desgleichen ist die Nord— Süd-Orientierung der Bestattung in Zweifel zu ziehen. E s fanden sich lediglich Schädelreste. Das andere Grab dagegen enthielt zwei Gaterslebener Becher; über das Lageverhältnis zwischen den beiden Bestattungen ist nichts bekannt. I n dem Grab 3 vom Karnickelberg bei Gatersleben sollen sich nach S C H I R W I T Z eine Baalberger Amphore, ein Rössener Kugelbecher und ein dreigliedriger Gaterslebener Becher (Taf. 3 d — e ; g) befunden haben, also jeweils Charakterformen dreier verschiedener Kulturen. Aus fundkritischen Erwägungen heraus gibt dies genug Anlaß, die Geschlossenheit des Fundes in Frage zu stellen 3 5 ). Der stratigraphische Befund von Rössen, Grab 1 1 / 1 9 1 8 ( N I K L A S S O N , 1 9 2 0 ) , wo ein Baalberger Grab von einem Grab der Gaterslebener Gruppe überlagert worden sein soll, wurde schon von F I S C H E R ( 1 9 5 3 a, 1 6 3 ) und anderen in Zweifel gezogen. Eine Durchsicht der Fundunterlagen im Landesmuseum Halle ergab, daß beide Komplexe isoliert, aber dicht nebeneinander lagen und eine stratigraphische Uberschneidung ausgeschlossen werden kann (vgl. Katalog). Somit fallen kritisch betrachtet alle drei Grundpfeiler, auf die man sich in der Annahme eines zeitlichen Konnexes zwischen den beiden Gruppen stützte, aus. Wie ist aber nun das Verhältnis zwischen der Gaterslebener und der Baalberger Gruppe zu bewerten? Auf stilistische Ähnlichkeiten zwischen Baalberger Keramik 42

und den Gaterslebener Bechern verwies erstmals S C H I R W I T Z (1938, 316). Allerdings sah er das chronologische Verhältnis umgekehrt; die Becher wollte er aus der Baalberger Gruppe herleiten. B I T S C H E N D O R F (1948, 53ff.; 1951, 25ff.) ging sogar so weit, daß sie die Gaterslebener Ware direkt in den Formenbestand der Baalberger Gruppe einbezog. Unseres Erachtens sind beide Gruppen in erster Linie in einem historischen Folgeverhältnis zu betrachten, indem die Gaterslebener Gruppe an der Genese der Baalberger Gruppe beteiligt war. Daneben ist aber auch auf Grund noch zu erörternder Indizien mit einem, wenn auch geringem Überschneiden zu rechnen. Vergleicht man das Fundinventar beider Gruppen, so bietet, wie schon erwähnt, die Keramik ziemlich das einzige Argument, auf genetische Beziehungen hinzuweisen. Verschiedene zweihenklige Baalberger Amphoren und Henkelkannen besitzen den gleichen dreigliedrigen tektonischen Gefäßaufbau wie Gaterslebener Becher. E i n klassisches Beispiel hierfür stellt der schon von S C H I R W I T Z (1938, 319) angeführte Vergleich zwischen dem dreigliedrigen Becher von Gatersleben, Grab 3 (Abb. l a ; Taf. 3d) und der Amphore von Quedlinburg, Weststraße (SCHIRWITZ, 1938, Abb. 20) dar. Hierin ist dafür wohl ein Beweis zu sehen, daß die Gaterslebener Gruppe entweder Impulse für die Herausbildung der Baalberger Gruppe geliefert hat oder beide sich chronologisch überschnitten haben. Die Unterschiede bestellen allerdings zwischen den weichprofilierten Gaterslebener Amphoren und den vier- oder mehrhenkligen Baalberger Amphoren, die im Gegensatz zu ersteren einen abgesetzten Hals, eine relativ kurze und flache Schulter sowie stets über der größten Weite befindliche Ösen besitzen 36 ). Auch Trichterbecher und Tassen der Baalberger Gruppe zeigen, daß trotz verschiedener Übereinstimmungen in der Keramik ein, wie D R I E H A U S (1960, 227) sagte, „deutlicher Sprung sichtbar ist". Deshalb und auf Grund der verschiedenen Grabsitten lehnt D R I E H A U S eine direkte genetische Aufeinanderfolge beider Gruppen ab und interpretiert die Übereinstimmungen als „Kontaktmetamorphose" zwischen Gaterslebener Gruppe und Baalberger Gruppe. Unverkennbar ist eine Diskrepanz der Bestattungssitten wahrzunehmen. Elemente wie Grabhügel, Steinschutz, das Fehlen von Geräten und Schmuck als Beigaben sowie Teil- und Siedlungsbestattungen lassen erkennen, daß mit der Herausbildung der Baalberger Gruppe auch ein Wandel in den Grabsitten verbunden war. Betrachtet man die Verbreitung beider Gruppen (Karte 3), so ist deutlich zu erkennen, daß die Baalberger Besiedlung so gut wie das ganze Fundterritorium der Gaterslebener Gruppe überzieht, sich aber in den Konzentrationsgebieten der Gaterslebener Gruppe gleichfalls verdichtet und nur in einem unbedeutendem Maße den Fundkreis der Gaterslebener Gruppe überschreitet. Hieraus könnte abzulesen sein, daß die Gaterslebener Gruppe schon am Ende ihres Entwicklungsprozesses stand, als sich die Baalberger Gruppe konsolidierte. Als einen Beleg für ein Nebeneinandersiedeln der beiden Gruppen möchte P R E U S S ( 1 9 7 1 ) die Situation auf dem Fundplatz Zauschwitz ansehen. Hier sind gegenseitige Beeinflussungen in den Bestattungssitten denkbar, die zu einer Ost—West-Orientierung in der Gaterslebener Gruppe und zu einer Nord—Süd43

Ausrichtung der Gräber in der Baalberger Gruppe geführt haben könnten (PREUSS, 1961b, 72, bes. Anm. 5). Die vereinzelt auftretenden Henkelkannen wie von Rössen, Grab 69 (BEHRENS, 1968, Abb. 5.69c) und Zauschwitz, Hocker I I (?) (COBLENZ, 1956, Abb. 10.1) dürften das Endstadium innerhalb der Entwicklung der Gaterslebener Gruppe markieren und könnten somit zeitlich schon mit der Baalberger Gruppe korrespondieren. D a f ü r spricht auch das C-14-Datum von Kmehlen. Auch die Amphore aus dem Grab 34 von Rössen (Taf. 10.f) könnte unter Umständen als Beleg herangezogen werden, wenn m a n den Halsabsatz des Gefäßes nicht als Entwicklungstendenz, sondern als Einfluß der Baalberger Gruppe betrachtet. Schließlich sollte m a n auch den Kupferfund aus dem Grab 57 von Rössen (BEHRENS, 1968, Abb. 2.57d) als ein Indiz werten, welches andeutet, daß die Gaterslebener Entwicklung in den historisch folgenden Horizont hineingereicht haben kann. Das wird vor allem d a n n zwingend, wenn m a n zum K u p f e r f u n d der Baalberger Gruppe von Preußlitz, K r . Bernburg (PREUSS, 1958, 197ff.) eine chronologische Parallele ziehen will. Aus dem oben Angeführten ist zu schlußfolgern, daß zwar verschiedene Argumente gebracht werden können, die einen zeitlichen Konnex zwischen der Endphase der Gaterslebener Gruppe u n d dem Beginn der Baalberger Gruppe nahelegen; eine Absicherung durch archäologische Funde ist noch nicht gegeben. Als Argument dafür, daß wohl im allgemeinen doch beide Gruppen in einem historischen Folgeverhältnis betrachtet werden sollten u n d der Gaterslebener Gruppe eine, wenn auch nicht überzubetonende Rolle bei Herausbildung der Baalberger Gruppe beigemessen werden kann, darf unter Vorbehalt der Befund von Zehren herangezogen werden. Der beigabenlose SSO—NNW orientierte Hocker wurde eindeutig von einer Siedlungsgrube überschnitten, die durch eine Amphore der Baalberger Gruppe zugewiesen werden k a n n (s. Katalog). Orientierung und Totenhaltung des Hockers stimmen mit denen der Gaterslebener Gruppe überein; hinzu kommt die Fußschale, deren Entfernung zur Bestattung wahrscheinlich nicht allzu groß war und die sicherlich als Beigabe eines weiteren Grabes angesprochen werden kann. Wenn m a n unter diesen Gesichtspunkten den beigabenlosen Hocker der Gaterslebener Gruppe zuordnet, besitzt m a n einen gesicherten Befund, der in dem konkreten Fall für eine ältere zeitliche Ansetzung der Gruppe gegenüber Baalberge spricht. Seitdem das Material der Gaterslebener Gruppe aus dem Fundbestand der Jordansmühler Gruppe eliminiert wurde (BUSCHENDORP, 1948; 1951), bleiben für das mitteldeutsche Gebiet nur noch wenige Komplexe, die der betreffenden K u l t u r zugewiesen werden können. Das sind einmal die Fundplätze im Dresdner Elbgebiet (COBLENZ, 1953, 31 ff.) sowie die räumlich völlig isoliert dastehenden Siedlungs- und Grabfunde von Wulfen (SCHULZE, 37ff., 98ff. u. Taf. 3 3 - 3 5 ) und das Siedlungsmaterial von Mittelhausen ( G Ö T Z E , H Ö F E R , Z S C H I E S C H E , 1909, 272 u. Taf. I I I . 3 4 ; B U S C H E N D O R F , 1951, Taf. V . l - 3 ) 3 7 ) . Somit erweist sich die Frage nach einer mitteldeutschen Gruppe der Jordansmühler K u l t u r als überflüssig; sondern wie B E H R E N S ( 1 9 7 1 B ) betont, sollte a n 44

Ausstrahlungen des böhmischen Jordansmühl entlang der Elbe über das sächsische Gebiet bis in den Saaleraum gedacht werden, da die mitteldeutschen Jordansmühler Funde ihre nächsten Entsprechungen in Böhmen haben (BUSCHENDORF, 1 9 5 1 , 2 2 ; COBLENZ, 1 9 5 3 , 3 7 f f . ) .

Die chronologische Stellung der Jordansmühler Funde in Mitteldeutschland läßt sich schwer fassen. P R E X J S S (1961b, 79) rechnet auf Grund der stilistischen Ähnlichkeit zwischen der verzierten Schale von Schmiedehausen (NEUMANN, 1949/50, Abb. 1.4) und der Trichterrandschale von Dresden-Nickern (COBLENZ, 1953, Abb. 1.1) eventuell mit einem Konnex zwischen Gaterslebener und Jordansmühler Gruppe in Mitteldeutschland. Das wird dadurch wahrscheinlicher, daß, wie aufgezeigt, eine geringe Überlappung zwischen Gatersleben und Baalberge möglich ist. Des weiteren könnte auch das Vorkommen von Jordansmühler und Gaterslebener Gräbern auf dem gleichen Fundplatz in Wulfen für ein leichtes Tangieren beider Erscheinungen sprechen. Wichtig erscheint es uns aber, daß Ost—WestOrientierung und Steinschutz (W. GÖTZE, 1925, 31 f.) die Jordansmühler Gräber von Wulfen klar von dem Gaterslebener Bestattungsritus absetzen und hierin eher Übereinstimmungen mit der Baalberger Gruppe zeigen. Angesichts des Inhaltes der Gruben 1 3 9 — 1 4 1 von Dresden-Nickern (s. Katalog) sollte man ernsthaft in Erwägung ziehen, ob nicht die Gaterslebener Spätphase mit Jordansmühl korrespondierte oder hier ein Nachleben von Elementen sichtbar wird, die man vielleicht auch nicht direkt in Gatersleben, so doch in seiner Lengyelumgebung zu suchen hat. E i n noch bestehender chronologischer Konnex von Gatersleben und Jordansmühl erweist sich sogar dann als zwingend, wenn man annimmt, daß in Sachsen Jordansmühler Funde direkt die Stichbandkeramik überlagern (COBLENZ, 1953, 36) und kein zeitlicher Hiatus postuliert wird. E s wurde schon darauf hingewiesen, daß der Fundniederschlag der Gaterslebener Gruppe mit 69 Fundplätzen im Elb-Saale-Gebiet relativ gering ist. Dabei sollten aber auch folgende Momente Berücksichtigung finden, die zu einer etwas günstigeren Einschätzung des Siedlungsbildes der Gaterslebener Gruppe führen könnten. Erstens muß in bestimmten Gebieten (wahrscheinlich Thüringen und Sachsen) mit einem Nachleben der Stichbandkeramik gerechnet werden. Zweitens siedelte die Rössener Gruppe zur gleichen Zeit in Mitteldeutschland und drittens ist die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß sich die Baalberger Gruppe, vielleicht in einem begrenzten Territorium, schon konsolidiert hatte. Würde die Annahme zu Recht bestehen, daß die Gaterslebener Gruppe nur sehr kurze Zeit existiert hat, so dürfte sich im Formenbestand so gut wie kein Wandel bemerkbar machen. E s sind jedoch einige Indizien für chronologische Unterschiede im Fundmaterial zu erkennen, die in erster Linie durch Beziehungen und Zusammenfunde mit Keramik anderer Kulturgruppen innerhalb und außerhalb Mitteldeutschlands ermittelt werden konnten. Wenn man hierdurch auch zu verschiedenen zeitlichen Einstufungen von bestimmten Funden kommen kann, so berechtigt dies aber noch keinesfalls zur Unterteilung der Gaterslebener Gruppe in mehrere chrono45

logische Phasen. Weiterhin muß der absolute Zeitunterschied, welcher verhältnismäßig gering gewesen sein kann, außer Betracht gelassen werden. Auf das Material, das innerhalb des Gaterslebener Horizontes früh anzusetzen ist bzw. von verschiedenen Forschern (z. B . ZÄPOTOCKÄ, 1 9 7 1 ) noch zur Stichbandkeramik gerechnet wird, wurde schon verwiesen. Daneben lassen sich Funde aussondern, die möglicherweise in das Endstadium der Gaterslebener Gruppe gehören. Hierzu möchten wir auf alle Fälle den Becher von Welbsleben (Taf. 5f) rechnen, der Parallelen in der Bodrogkereszturkultur besitzt und in der Form auf diese zurückgehen dürfte 38 ). Ferner sollte man in Erwägung ziehen, ob nicht auch die Becher mit randständigen Ösen der Varianten mit S-förmig profilierter Wandung bzw. mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch, die ebenfalls ein „milchtopfartiges" Aussehen erkennen lassen, mit dieser Kultur in Verbindung gebracht werden können. Das sind einmal Gefäße aus den Brandgräbern von Rössen (BEHRENS, 1968, Abb. 1.66d; 6.71a), dann eventuell auch die von Merseburg (Taf. 9 b , f, h, i) und besonders der Becher von Zwochau (Taf. 14h). Auch für das Gefäß von Krautheim (Taf. 2g) findet man in der Bodrogkereszturkultur Entsprechungen (vgl. z . B . PATAY, 1943, Taf. V I I I . 7 ) . Das gleiche gilt wahrscheinlich auch für dreigliedrige Becher mit langem Hals (Taf. 8 a ; 9 g ; 1 0 h ; 14f). Des weiteren können sicher die vereinzelt vorkommenden Henkelkannen zu diesem Späthorizont gerechnet werden. Die Becher mit gerundetem Umbruch und abgesetztem Hals finden sich, jedenfalls in gesicherten Fundverbänden, nur in Brandgräbern. Diese Gefäße können ebenfalls verhältnismäßig spät datiert werden, da den Brandbestattungen vom Fundplatz Rössen auf Grund nachstehender Kriterien eine relativ junge Zeitstellung innerhalb der Gaterslebener Gruppe beizumessen ist. Die Brandgräber besitzen in ihrem Inventar Typen, die infolge obiger Ausführungen in den späten Abschnitt der Gaterslebener Gruppe gehören dürften: Henkelkanne (Grab 69 — BEHRENS, 1968, Abb. 5), „milchtopfartige" Formen (Grab 66 und 71 — BEHRENS, 1968, Abb. 1; 6); Becher mit abgesetztem Hals und gerundetem Umbruch (Grab 63 ?, X I V / 1 9 1 8 und X X / 1 9 1 8 - BEHRENS, 1968, Abb. 5. Vgl. Taf. l l d , g); konische Schalen mit Henkelösen oder Knubben (Grab 67, 69 und 70 - BEHRENS, 1968, Abb. 3.67g; 5 . 6 9 a - b ; 6 . 7 0 a - b ) (Taf. l O a - b ) . Letztere haben ebenfalls in der Bodrogkereszturkultur Parallelen (vgl. z. B . PATAY, 1943; BOGNÄR-KUTZIÄN, 1 9 6 3 ) .

Die Randlage der Rössener Brandgräber gegenüber den Körpergräbern bestätigt den aus dem Formenbestand gewonnenen Zeitansatz. Falls es sich bei dem Grab 57 tatsächlich um eine Brandbestattung handelte, rechtfertigt der Kupferfund die junge Datierung. Da sich in den Brandgräbern Axt-Beil-Beigaben und Schmuckinventare im Gegensatz zu den Körperbestattungen ausschließen, deutet sich hierin ebenfalls eine Sonderstellung an, die zeitlich begründet sein könnte. Somit ist der jüngste Abschnitt der Gaterslebener Gruppe durch folgende Formen zu charakterisieren: Dreigliedrige Becher mit langem Hals; ,,milchtopf -

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artige" Ösenbecher mit S-förmiger Profilierung, ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch; wahrscheinlich Becher mit abgesetztem Hals und gerundetem Umbruch sowie konische Schalen mit Henkelösen oder K n u b b e n ; Amphoren, besonders auch die dreigliedrige aus Grab 34 von Rössen (Taf. lOf). F ü r das hier nicht erwähnte Fundgut lassen sich keine spezifischen Aussagen treffen. Man sollte annehmen, daß dieses zum Teil in die typische Entwicklungsphase der Gaterslebener Gruppe gehört und sicherlich bestimmte F o r m e n bis zum Ende dieser Gruppe weiter verfolgt werden können (vgl. z . B . das Inventar der Rössener Brandgräber), da j a lediglich auf einige charakteristische jüngere Erscheinungen verwiesen werden kann.

6. Die Gaterslebener Gruppe im späten

Lengyelhorizont

Sucht man nach Entsprechungen für die Gaterslebener Gruppe außerhalb des mitteldeutschen Raumes, so wird man in der unbemalten K e r a m i k vom mährischen T y p in Böhmen die Gruppe finden, die zweifellos in ihrem Formenbestand die meisten Ubereinstimmungen mit unserer Kulturgruppe zeigt. Deshalb wird auch die unbemalte K e r a m i k in B ö h m e n dafür verantwortlich gemacht, die entscheidenden Impulse für die Genese der Gaterslebener Gruppe geliefert zu haben (BEHRENS, 1969a, 17). Das setzt voraus, daß diese Gruppe in ihrer historischen Wurzel älter ist als ihre mitteldeutsche Entsprechung, was in Anbetracht ihrer größeren Nähe zum primären Zentrum der Lengyelkultur durchaus gegeben ist. eliminierte aus der unbemalten K e r a m i k vom mährischen T y p einen Teil des Materials und setzte dies an das E n d e der stichbandkeramischen Entwicklung (Phase V) ( S T E K L Ä , 1 9 5 9 , 211 ff.; ZAPOTOCKA, 1 9 6 9 , 541 ff.; 1 9 7 0 ) . Die Formen dieser so gut wie unverzierten K e r a m i k sollen typologisch an die Phase I V b anknüpfen. I h r Vorkommen auf stichbandkeramischen Fundplätzen (z. B . Bylany) bestätigt nach ZAPOTOCKA den genetischen Zusammenhang in dieser Kultur. Daneben gibt es aber auch noch eine Gruppe weiteren Materials, das den Funden der späten Lengyelkultur entspricht und das nicht auf Fundstellen der Stichbandkeramik erscheint (z. B . Praha-Stresovice). ZAPOTOCKA

NOVOTNYS ( 1 9 5 0 )

Wenn man dieser Auffassung zumindest insofern folgt, als daß es sich hier um zwei Gruppen mit verschiedener genetischer Wurzel handelt, so ergibt sich für das böhmische Gebiet eine Zweiteilung zur Zeit des späten Lengyelhorizontes. Diese kann erstens chronologisch bedingt oder zweitens durch verschieden starke Einflußsphären hervorgebracht worden sein oder drittens aus beiden F a k t o r e n resultieren. ZAPOTOCKA (1969, 5 4 5 ; 1970, 3 5 ) entscheidet sich für letztere Möglichkeit. Wahrscheinlich liegt in Böhmen ein der Genese der Gaterslebener Gruppe in Mitteldeutschland entsprechender Entwicklungsprozeß vor: Berührungen der Stichbandkeramik mit der Lengyelkultur lassen sich schon in der Phase I I I nach47

weisen, wie der Grabfund von Praha-Dejvice mit einem bemalten Gefäß der Luzianky-Gruppe deutlich zeigt (ZÄPOTOCKÄ, 1967, 64ff.). I n den Phasen I V a und besonders I V b verstärken sich die Impulse aus dem Mährisch-Slowakischen Zentrum der Lengyelkultur (vgl. ZAPOTOCKÄ, 1970, 7f. u. Taf. 3.4—14). I n der Phase I V b werden Elemente wie z. B . scharfe Profilierung, unverzierte Becher und Schalen greifbar, die zur Entwicklung der unbemalten Keramik vom mährischen T y p überleiten bzw. schon das frühe Stadium dieser Kulturerscheinung repräsentieren, analog der Situation in Deutschland. Die „Spätphase" (V) der Stichbandkeramik in Böhmen gibt sich zwar als chronologisch auf die Stichbandkeramik folgend zu erkennen, wie auch stratigraphische Befunde belegen (ZAPOTOCKÄ, 1969, 542; 1970, 35f.), zeigt aber eine Weiterentwicklung und die volle Ausbildung der Lengyelkomponente, so daß die stichbandkeramische bzw. „einheimische" Basis völlig überlagert wird (mitunter noch Relikte in der Verzierung). Die zweite Materialgruppe, die von ZAPOTOCKÄ als Zeugnis einer direkten Ausbreitung der Lengyelkultur im Späthorizont gewertet wird, sollte wohl in erster Linie im chronologischen Unterschied zur Phase V der Stichbandkeramik betrachtet werden. Differenzen im Material, die zeigen würden, daß es sich hier um zwei grundsätzlich verschiedene Kulturgruppierungen handelt, sind nicht erkennbar, sondern der gesamte Formenbestand zeigt die charakteristische Prägung des unbemalten Lengyelkreises. Somit erscheint es uns nicht angebracht, von einer Weiterentwicklung der Stichbandkeramik zu sprechen, sondern hier sollten die Momente in den Vordergrund gestellt werden, die zur Ausbildung der böhmischen Gruppe geführt haben. Allerdings ist die Genese der „Spätlengyelgruppen" in Böhmen und in Mitteldeutschland so zu verstehen, daß hierbei jeweils die Stichbandkeramik die einheimische Grundlage geliefert hat, auf der die Lengvelimpulse fußen konnten. Vergleicht man das Fundinventar der Gaterslebener Gruppe mit dem der unbemalten Keramik, so besitzen beide Gruppen als gemeinsamen T y p den Becher. Streng dreigegliederte Formen finden sich in Böhmen seltener als in Mitteldeutschland; meist ist das Oberteil geschweift (vgl. NOVOTNY, 1950, Abb. 3, 5, 6, 8). Häufig ist eine Betonung des Umbruches durch K e r b e n oder Einstiche zu beobachten, wie es in der Gaterslebener Gruppe lediglich die Becher von Zeithain (Abb. 6 ; Taf. l h ) , Schenkenberg (Taf. 14f) und Laucha (Taf. 12f) zeigen, letzterer besitzt auch eine gute Parallele in dem Stück von Lobkovice (NOVOTNY, 1 9 5 0 , A b b . 3 . 3 ) .

Doppelkonische Gefäße (wie NOVOTNY, 1950, Abb. 4.1,4; 5.4) lassen erkennen, daß das böhmische Gebiet zum Lengyelzentrum doch ein engeres Verhältnis hatte als die Gaterslebener Gruppe. Schalen mit nach außen geknickter Wandung und ebensolche Fußschalen kommen ungleich häufiger als in Mitteldeutschland vor (ZAPOTOCKÄ, 1 9 6 9 , Taf. X I V , X X I I , X X V I ) . Neben konischen Schalen weist der Formenbestand der unbemalten Keramik auch halbkugelige Schalen auf, zu denen wir höchstens das Stück von Köthen-Geuz (Taf. 5e) als Parallele stellen können, sowie Deckel und Löffel, die in der Gaterslebener Gruppe nicht an48

zutreffen sind. Das Vorkommen der Amphore läßt sich in Böhmen nach NOVOTNY ziemlich selten nachweisen; ovale Wannen gehören zum festen Keramikinventar (z. B . SCHRÄNIL, 1928, T a f . V I I I ; STOCKY, 1929, T a f . L I X ) . I n t e r e s s a n t ist d a s

Auftreten von Marmorarmringen, wie in dem Grab von Kolin (STOCKY, 1929, Taf. LX). Brandgräber (Praha-Bubenec) scheinen in der unbemalten Keramik nicht völlig sicher belegt zu sein (SCHRÄNIL, 1928, 57; NOVOTNY, 1950). F ü r eine Enddatierung der unbemalten Keramik in Böhmen muß ihr Verhältnis zu Jordansmühl berücksichtigt werden. Die Herausbildung der Jordansmühler Gruppen in Böhmen und Schlesien erklärt DRIEHAUS ( 1 9 6 0 , 1 7 5 ; DRIEHAUSPLESLOVÄ, 1 9 6 1 , 3 7 1 ) als eine Entwicklung aus der unbemalten Keramik und der Ottitzer Gruppe unter dem Hinzutreten von Henkelkrügen. D a f ü r sprechen seiner Meinung nach auch die im Gräberfeld von Jordansmühl vorkommenden dreigliedrigen Becher (SEGER, 1906, Taf. V, VI, VII). E s erscheint uns auch in Anbetracht der mitteldeutschen Verhältnisse durchaus denkbar, daß mit einem Nachleben von Elementen der unbemalten Keramik in Böhmen oder mit einem gewissen zeitlichen Konnex zwischen dieser Gruppe und der Jordansmühler Gruppe gerechnet werden muß. Diese Möglichkeit wird auch von NOVOTNY (1950, 260) in Erwägung gezogen. Eine im großen und ganzen jüngere chronologische Einschätzung der Jordansmühler Gruppe gegenüber der Ottitzer Gruppe und der unbemalten Keramik, schon auf Grund des Auftretens der Henkelkannen (MILOJCIC, 1955, 403f.) und von Kupferfunden, wird allgemein anerkannt. Dafür würden in Schlesien die Befunde von dem Gräberfeld Jordansmühl sprechen (SEGER, 1906, 1 ff.; 1919, 1 ff.; 1926, 168; 1928, 271 f.), wenn auch das Fundverhältnis zwischen dem Jordansmühler Material und dem der Wiöreker Stufe der Trichterbecherkultur nicht völlig gesichert ist. Weiterhin erscheint bedeutsam, daß in Slanka hora, im geschlossenen F u n d mit unbemalter Keramik, Gefäße der böhmischen Baalberger Gruppe vorgekommen sein sollen (ZÄPOTOCKY, 1956a, 544; 1956b, 70). Dies sollte m a n mit der Situation in Mitteldeutschland vergleichen. Man könnte das böhmische F u n d Verhältnis nach dahin übertragen und vielleicht als Argument für einen Konnex zwischen Gaterslebener und Baalberger Gruppe benutzen. I n Mähren läßt sich nach PODBORSKY (1970, 286) eine Stufe IV der Lengyelkultur aussondern, die sich an die Phase der weißbemalten Keramik (Stufe I I I ) anschließt. I n dieser Gruppe begegnen Formen (z. B. PODBORSKY, 1970, Abb. 13.14—16), die man ähnlich auch in der Gaterslebener Gruppe findet. Bemerkenswert ist aber das Auftreten von Kannelierung, Stempelverzierung sowie eine allgemeine Lockerung der Profilierung. Nach PODBORSKY ist diese Stufe eher mit der Jordansmühler Keramik in Mittelmähren zu parallelisieren, als daß sie dieser zeitlich vorangeht. I n der Slowakei schließt sich nach NEMEJCOVA-PAVÜKOVÄ ( 1 9 6 4 , 2 3 3 ) dem Horizont der weißinkrustierten Keramik eine unbemalte Gruppe, der „Typ Brodzany-Nitra", an. LICHARDUS und VLADÄR ( 1 9 6 4 , 8 3 ) , die die Bezeichnung „Brodzany-Nitra-Branc" vorschlagen, parallelisieren den Komplex mit Tisza4

Xeol. S t u d i e n

49

polgär, Ottitz und Gatersleben. Die Keramik dieser Gruppe f u ß t auf den Formen der bemalten Lengyelkultur in der Slowakei (vgl. auch V L A D Ä R , K R U P I C A , 1970, 353ff.; L I C H A R D U S , V L A D Ä R , 1970, 373ff.). Wichtig ist das Vorkommen von Kupfer in dieser Phase (NEMEJCOVA-PAVUKOVÄ, 1964, 233). Dem BrodzanyNitra-Branc-Horizont folgt zeitlich in der Slowakei die Ludanice-Gruppe, die ältere Formen übernimmt, aber durch „milchtopfartige" Gefäße geprägt wird. Sie soll zeitlich mit der Bodrogkeresztur-Kultur und der Jordansmühler Gruppe korrespondieren (vgl. L I C H A R D U S , V L A D Ä R , 1964, 69ff.; N E M E J C O V A - P A V U K O V Ä , 1964, 234f.). I n Transdanubien sind die Verhältnisse zur Zeit des unbemalten Horizontes ziemlich unklar. Ein Teil der Lengyelfunde, z. B. auch solche vom Gräberfeld Zengövärkony, gehören in den Abschnitt der weißbemalten Keramik, die meisten sind jedoch älter. Nach K A L I S Z (1969, 201) sind bisher noch keine Hinweise vorhanden, die eine Phase der Lengyelkultur mit unbemalter Keramik wahrscheinlich machen. Besonders wichtig erscheint es, auf die Rolle der Theißkultur bei Entstehung des „unbemalten Horizontes" in der Lengyelkultur hinzuweisen. Nach D R I E H A U S (1960, 174f.) kommen wesentliche Impulse zur Herausbildung dieser Phase aus dem Bereich der Tiszapolgärkultur. Doch weniger die Tiszapolgärkultur, die im allgemeinen mit dem Horizont Brodzany-Nitra-Branc — unbemalte Keramik in Böhmen—Ottitz—Gatersleben parallelisiert wird, sondern vielmehr die Bodrogkereszturkultur besitzt zu bestimmten Formen der Gaterslebener Gruppe auffällige Parallelen. Darauf wurde schon von B U S C H E N D O R F (1948; 1951) und besonders von B E H R E N S (1969, 9ff.) hingewiesen, und zwar wurde zwischen dem Becher von Weibsleben (Taf. 5f) und den „Milchtöpfen" der Bodrogkereszturkultur ein Vergleich gezogen. Betrachtet man das entsprechende I n v e n t a r des Gräberfeldes TiszapolgärBasatanya (BOGNÄR-KUTZIÄN, 1963), so findet m a n für S-förmig profilierte Becher der Gaterslebener Gruppe, besonders für Gefäße wie die von Zwochau (Taf. 14h) oder Merseburg (Taf. 9b, i) treffende Entsprechungen. Den besten Vergleich bietet wohl der Becher von Welbsleben. Des weiteren sprach sich schon B E H R E N S (1969b, 9ff.) für einen Zusammenhang der langhalsigen dreigliedrigen Becher von Schenkenberg (Taf. 14f) und Keuschberg (Taf. 8a), denen wir wohl auch noch die von Rössen, Grab 20 (Taf. 10h), und Zöschen (Taf. 9g) hinzufügen können, mit entsprechenden Gefäßen der Bodrogkereszturkultur 3 9 ) aus. Eine gute Parallele für diese Becher bietet das dreigliedrige Stück mit langem Hals aus dem Grab 59 von Tiszapolgar-Basatanya ( B O G N A R - K U T Z I Ä N , 1963, Taf. L X V I I I , 8), das allerdings randständige Ösen besitzt. Angesichts dieser Affinitäten erhält die vertretene Ansicht von einem Hineinreichen der Gaterslebener Gruppe in den chronologisch nachfolgenden Horizont neue Akzente. Durch die mit der Bodrogkereszturkultur zumindest formenkundlich korrespondierenden Typen könnte ein Hinweis auf die Enddatierung der Gaterslebener Gruppe gegeben sein. E s hat den Anschein, daß das primäre Zentrum der Lengyelkultur im späten 50

Horizont eine etwas andere Entwicklung gegangen ist als die Randgebiete mit ihren unbemalten Gruppen. Gemeinsam mit diesen ist dem vordem bemalten Bereich nur der Verlust des Farbdekors; dagegen zeigen die Formen hier allgemein eine Tendenz zur weicheren Profilierung, im Gegensatz zu der überwiegend gegliederten Formgebung in den Gruppen des sekundären Lengyelbereiches. Diese schärfere Profilierung sollte wohl auf die bemalte Lengyelkultur zurückgehen; dreigliedrige Formen finden wir in diesem gesamten Gebiet, sowohl in Mähren und in der Slowakei als auch in Ungarn (vgl. Gräberfeld Zengövärkony; D O M B A Y , 1960). Demnach sind diese Typen an der Herausbildung der unbemalten Keramik beteiligt, treten aber gerade in dem Zeitpunkt im primären Zentrum der Lengyelkultur zugunsten weicherer Profilierung zurück, als in vielen der unbemalten Gruppen diese Formen geführt werden. I n Schlesien wird der Spätlengyelhorizont durch die Ottitzer Gruppe vertreten. I n diesem Gebiet sind in der zeitlich vorangehenden Stichbandkeramik (Phase IV nach ZÄPOTOCKÄ) Elemente der Lengyelkultur festzustellen (vgl. K O Z L O W S K I , 1964b, 37; 1966, 79; ZÄPOTOCKÄ, 1970, 26f.). Die Ottitzer Gruppe scheint aber im Gegensatz zur Gaterslebener Gruppe und zur unbemalten Keramik in Böhmen nicht auf stichbandkeramischer Basis entstanden zu sein, sondern direkt eine Weiterentw icklung der Lengyelkultur im Späthorizont darzustellen (vgl. KOZLOWSKI, 1 9 6 4 a ; 1966; ZÄPOTOCKÄ, 1969, 5 4 5 ; 1970, 39). Als t y p i s c h e F o r m e n

der Ottitzer Gruppe sind dreigliedrige Becher, Fußschalen, konische Schalen und ovale W a n n e n zu nennen (s. S E G E R , 1905, Taf. V, I X ; S A G E - R A S C H K E , 1939, Abb. 1 - 4 ; 1941, Abb. 3 . 1 - 2 ) . I n dem Zusammenhang muß auf die schlesische Stichreihenkeramik aufmerksam gemacht werden, die sich unter starkem Einfluß der Lengyelkultur herausgebildet h a t und gegenüber der Stichbandkeramik in Form und Verzierung eine Sonderstellung einnimmt (vgl. BERLEKAMP, 1966, 22ff.; ZÄPOTOCKÄ, 1970, 32). Dies wird besonders in dreigliedrigen und zum Teil auch gehenkelten Bechern deutlich, deren Profilierung den Zusammenhang mit späten Lengyelformen erkennen läßt (vgl. SEGER, 1905, Taf. X ; 1919, Abb. S. 23) 40 ). I n Kleinpolen sind die Verhältnisse während des späten Lengyelhorizontes noch weitestgehend ungeklärt. Abgesehen von der komplizierten Entwicklung in diesem Zeitabschnitt, die durch Impulse aus verschiedensten Kulturbereichen hervorgerufen wurde, vergrößert sich die Problematik noch dadurch, daß von der polnischen Forschung eine Anzahl von Gruppen herausgestellt wurde, die meist nur durch einen einzigen Fundplatz repräsentiert werden. Hinzuweisen sei besonders auf den Modlnica-Typus, der dem Horizont Ottitz — unbemalte Keramik in Böhmen—Gatersleben etwa entsprechen dürfte ( K A M I E N S K A , 1 9 6 9 , 2 1 4 4 1 ) ) . Die Gruppe von Brzesc-Kujawski ( J A Z D Z E W S K I , 1 9 3 8 ; GABALOWNA, 1 9 6 6 ) wird auf Grund ihrer Kupferfunde im allgemeinen mit der Jordansmühler Gruppe parallelisiert (vgl. D R I E H A U S , 1 9 6 0 , 1 7 5 ; 1 9 6 1 , 2 6 4 ) , zeigt dagegen aber im Keramikinventar Formen, die stark an die unbemalte Keramik anklingen. Jordansmühler Typen sind nicht vertreten. E s soll noch darauf hingewiesen werden, daß in Süd- u n d Westdeutschland in der Aichbühler und Münchshöfer 4*

51

G r u p p e (vgl. DRIEHAUS, 1 9 6 0 ; 1961, 241 f f . ; MAIER, 1964) u n d i n Ö s t e r r e i c h i m

Typus Wolfsbach (vgl. PITTIONI, 1954) Erscheinungen zu finden sind, deren Herausbildung ebenfalls auf die Lengyelkultur zurückzuführen sein dürfte und die zeitlich etwa mit der Gaterslebener Gruppe in Mitteldeutschland zu parallelisieren sind.

Anmerkungen Der Begriff „Mitteldeutschland" wird im Sinne des Geographen 0 . S C H L Ü T E R gebraucht. -) Eine Veröffentlichung dieser Zusammenstellung erfolgte nicht. Hinweise auf das Manuskript „Zur Kenntnis der Jordansmühler K u l t u r in Mitteldeutschland" finden sich verschiedentlich in den Ortsakten des Landesmuseums Halle. 3 ) Als klassischen „Jordansmühler Topf" faßte N I Q U E T die von N I K L A S S O N beschriebene „ U r f o r m " auf. Vgl. NIKLASSOX, 1920, 326f. u. Abb. 24 sowie NIQUET, 1938, Abb. l - 2 a . 4 ) Vgl. hierzu unsere Kritik a. a. O. 5 ) Zehren; E r f u r t , Nordhäuser Straße; Keuschberg, Grab 1 und 2; Zauschwitz, Hocker I. 6 ) I n zwei Fällen wird von einem „ H ü g e l " berichtet. Groningen, Fpl. 4: Das Grab soll beim Abtragen eines 1,5 m hohen Hügels entdeckt worden sein. K r a u t h e i m : Das Gefäß soll in einem „Grabhügel" gefunden worden sein. Diese Angaben sind jedoch äußerst zweifelhaft. 7 ) I m Sinne F I S C H E R S ( 1 9 5 6 , 1 7 ) . 8 ) Sie liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hocker I I I und bilden m i t diesem eine Gruppe von Gräbern, ohne daß sich in der näheren Umgebung Bestattungen anderer neolithischer Kulturen nachweisen ließen (vgl. auch Katalog). 9 ) Nach den Angaben des Berliner Museumskataloges sollen Reste von 6 Gefäßen, darunter von zwei Schalen, gefunden worden sein (vgl. NIQUET, 1938, 20). 10 ) I m Katalog ist weder Leichenbrand noch unverbranntes Skelettmaterial vermerkt. N I Q U E T (1938) erwähnt das Grab bei der Vorlage der Rössener Körperbestattungen überhaupt nicht, F I S C H E R (1956) spricht auf S. 43 von dem Brandgrab 57; in seiner Fundliste (S. 262) f ü h r t er es aber nicht auf. Unseres Erachtens d ü r f t e das Grab auf Grund seines Kupferschmuckes eher zur Gaterslebener als zur Rössener Gruppe gehören. 11 ) Wenn m a n den Geweiharmring von Goddula, als typische Männerbeigabe, außer Betracht läßt. 12 ) Nach dem Katalog sollen die Reste von zwei Kinderschädeln vorhanden gewesen sein. Es ist aber nicht auszuschließen, daß die Fragmente nur zu einem Skelett gehören (vgl. BEHRENS, 1 9 6 8 , 7 0 ) . 13

) Das Skelettmaterial der Körperbestattungen vom Gräberfeld Rössen wurde vor dem ersten Weltkrieg von A. SCHLIZ (1915, 169ff.) anthropologisch untersucht. Wenn man diesen Bestimmungen Glauben schenken will, so würden die Gräber 11 und 25 als weibliche Bestattungen Axt- bzw. Querschneider im Beigabeninventar führen, die Männergräber 20, 30 und 34 dagegen wären ohne entsprechende Attribute. Bei den Bestattungen 8 und 26 (männlich) sowie 41 und 42 (weiblich) würden sich Axt-Beil-Beigaben in Männergräbern finden bzw. in den weiblichen Gräbern nicht. Die Gräber 40 und 54 bestimmte SCHLIZ als Kinderbestattungen (10 bzw. 16 Jahre). Eine Begutachtung des Skelettmaterials von Goddula, Laucha und Kloster Groningen verdanken wir Herrn Dr. H . HELWIN, Martin-Luther-Universität, Anatomisches Institut, der die Axt-Beil-Gräber von Goddula und Laucha als männlich und die Bestattung von Kloster Groningen (Keramik, Knochenperle) als weiblich ansprach. 14 ) F I S C H E R ( 1 9 5 6 , 4 4 ) gibt von Groningen, Wüstung Mönchendorf, ein Gräberfeld mit etwa 20 Bestattungen an. Diese Zahl ist aber sicher viel zu hoch gegriffen.

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15

) Selbst wenn Lagepläne noch vorhanden wären, so erscheint es jedoch höchst zweifelhaft, ob bei einem gemischt-belegtem Zweikulturen-Gräberfeld überhaupt eine lokale Differenzierung in bezug auf die kulturelle Stellung der Gräber zu erkennen wäre. Darauf weist auch B E H R E N S ( 1 9 6 8 , 7 9 ) hin, der aber auch die Peststellung chronologisch bedingter Gruppierungen f ü r wenig wahrscheinlich hält. le ) Typ a : Scharf gegliederte, eckig profilierte Vasen. Typ b : Vasen mit gerundetem Schulterumbruch. Typ c: Vasen mit geschweiftem Hals-Schulter-Profil. Typ d : Ungegliederte, S-förmig profilierte Vasen. 17 ) Unterlagen über das Lageverhältnis beider Gruben sind leider nicht vorhanden. Da diese jedoch offensichtlich beim Kiesabbau angeschnitten worden sind, das F u n d d a t u m der zwei Komplexe liegt zwar etwa elf J a h r e auseinander, kann in der kleinen Privatkiesgrube eine geringe Entfernung beider Siedlungsfunde als wahrscheinlich angenommen werden. Der I n h a l t weiterer Gruben mit Gaterslebener Material von dem F u n d p l a t z konnte leider im Museum Kothen nicht in Augenschein genommen werden, da dieses zur Zeit nicht auffindbar war. 18 ) Völlig sicher scheint der Zusammenfund nicht belegt zu sein (vgl. B E H R E N S , 1 9 6 8 , Anm. 2 auf S. 70). 19 ) Aus der Zeichnung u n d aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob Henkelansätze an dem Gefäß vorhanden sind oder der Henkel willkürlich ergänzt wurde. 20 ) B R A N D T ( 1 9 6 7 , 1 5 ) erwähnt, daß hohe durchlochte Keile als geschlossene F u n d e m i t Gaterslebener Keramik vorliegen sollen. E r beruft sich hierbei auf F I S C H E R ( 1 9 5 6 , 4 2 ) . Bei den von F I S C H E R beschriebenen Stücken handelt es sich aber u m „Donauländische Ä x t e " . 21 ) Es ist nicht sicher, ob alle fünf Knöpfe aus einem Grab stammen (vgl. N I Q U E T , 1 9 3 8 , 23).

'--) Vgl. hierzu Anm. 10. 23 ) Lediglich B E H R E N S (1969a, 15) weist bezüglich des Fundes von Riesa—Gohlis darauf hin, ,,daß die Gaterslebener Gruppe im östlichen Mitteldeutschland noch Berührung mit der Stichbandkeramik gehabt h a t " . 24 ) S T E K L Ä , 1 9 5 9 , 2 1 1 ff.; ZÄPOTOCKÄ, 1 9 6 7 , 6 4 f f . ; dies., 1 9 6 9 , 5 4 1 ff.; dies., 1 9 7 0 . 25 ) Wir danken Herrn Dipl. prähist. D. K A U F M A N N vielmals dafür, daß er uns in seine noch nicht abgeschlossene Dissertation Einsicht gewährte und gestattete, die Ergebnisse hier mit zu verwenden. 26 ) Eine Publikation der F u n d e erfolgt durch Herrn Dipl. prähist. D. KAUFMANN, dem wir f ü r die Kenntnis und die Möglichkeit, das Material hier erwähnen zu dürfen, danken. 27 ) Ob auch der Gefäßrest von Helfta (Taf. 71) hier einzustufen ist, wagen wir nicht zu entscheiden. Auch das Stück wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit Stichbandkeramik gefunden. 28 ) Dresden—Nickern; K m e h l e n ; Moritz; Riesa—Gohlis; Zeithain; die Fundplätze in E r f u r t ; Gatersleben, Fpl. 5 und Schäferberg; H e l f t a ; Kothen, Fpl. 26; Keuschberg, Neue Siedlung; Rössen; Beuditz (?); die Fundplätze in N a u m b u r g ; Laucha, Badstraße; Quedlinburg; Alls t e d t ; Sangerhausen; Zauschwitz; Hof. 29 ) Dresden—Lockwitz: Knochenbreccie in einer Herdgrube; unsicher (TEETZMANN, 1905, 73ff.); Grödel, K r . Riesa (MIRTSCHIN, 1931, 170ff.); R i e s a - G ö h l i s (ders.) und Kotitz, K r . Meißen (BIERBAUM, 1939, 9ff.). 30 ) Dafür spricht die geringe Fundtiefe und die Nähe der stichbandkeramischen Brandgräber (etwa 100 m Abstand). 31 ) Zauschwitz. Dazu evtl. Wehre, K r . Goslar. 32 ) Hinzu kommen die Gefäße von Düsedau u n d Hindenburg sowie die Fußschale im Museum Osterburg. Auf rechtselbischem Gebiet ist der Becher aus der Genthiner Gegend der nördlichste F u n d . 33 ) Zitat nach SANGMEISTER, 1967, 40.

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34

) Erfurt, Steiger und Nordhäuser Straße; Gatersleben, Karnickelberg (?); Helfta; Halle; Pösigk; Wulfen; Rössen; Beuditz; Laucha; Quedlinburg; Allstedt; Zauschwitz; Hof; Hindenburg; Egeln. 35 ) Die Funde sind Geschenke eines Rittmeisters Schäfer an das Quedlinburger Museum. 36 ) Wahrscheinlich gehört die vierhenklige Amphore von Samswegen, Kr. Wolmirstedt ( P R E U S S , 1 9 6 6 , Taf. 6 . 4 ) eher zur Gaterslebener als zur Baalberger Gruppe. 37 ) Unter Umständen kann noch eine mit schraffierten Dreiecken verzierte Scherbe vom Petersberg bei Quedlinburg (SCHIRWITZ, 1938, 318 u. Abb. 19) zur Jordansmühler Gruppe gerechnet werden. Dagegen scheint das Fragment einer Fußschale von Lösau, Kr. Weißenfels (Wüstung Treben) (NIKLASSON, 1924, 232, Abb. 8) zur Bandkeramik zu gehören. 38 ) Vgl. hierzu und im folgenden die Ausführungen auf S. 50. 39 ) Parallelen vgl. auch P A T A Y , 1 9 4 3 ; 1 9 5 8 ; 1 9 6 1 ; H I L M B R A N D T , 1 9 2 4 . 40 ) Von ZÄPOTOCKÄ ( 1 9 7 0 ) in ihre Phase IV datiert, u. E. wahrscheinlich aber mit dem Horizont Ottitz—Gatersleben — unbemalte Keramik in Böhmen korrespondierend (vgl. z. B. das Ottitzer Gefäß von Stephansdorf: S A G E - R A S C H K E , 1 9 4 1 , Abb. 3 . 1 mit dem der Stichreihenkultur von Schlabitz: S E G E R , 1 9 1 9 , Abb. 7 6 auf S . 2 3 ) . 41 ) Weitere Publikationen vonMaterial, das etwa in diesen Horizont gehört, vgl. D Z I E D U S Z Y C K A MACHNIKOWA,

E K E R , 1 9 6 5 ; KULCZYCKA, 1 9 6 4 ; MYCIELSKA, ROOK, 1 9 6 5 ; NOSEK,

1947;

ROOK, 1 9 6 4 ; WOZNIAK, 1 9 5 6 ; 2UROWSKI, 1933.

Literaturverzeichnis AFD AuF JSH 1968

1959 a 1959 b 1960 1961 1963 1967 1968 1969a 1969 b 1971 a 1971b 1941

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1954 1966 1939 1963 1886 1967 1958/59 1948 1951 1935 1938 1953 1956 1957 1910 1960 1961

1961 1960 1965 1930 1940 1953a 1953 b 1956 1966 1900

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1925 1937 1940 1962 1924 1911 1958 1963 1963 1970 1956 1938 1905

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1927 1964 1970 1961 1972 1964 1963

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1900 1928 1936 1937

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1969 1970 1956 1956b 1957 1966 1933

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Abbildungsnachweis H . BEHRENS, 1968 (Taf. 1 0 b , f - h )

Katalog d. ehemal. Staatl. Museen Berlin (Taf. 21b, i—k) Archiv Landesmuseum Dresden (Abb. 6; Taf. l d , i —k; 14a—e; 15a; 17a, m) Archiv Museum f. Urgeschichte der Universität Freiburg i. B. (Taf. 12m—n) A . GÖTZE, 1 9 0 0 ( T a f . 1 9 b )

Archiv Landesmuseum Halle (Abb. 1 - 5 ; Taf. 4; 5g; 6; 7 a - d ; 14g; 15b; 16e, h; 18; 1 9 d - i , 1, n; 20) Archiv Vorgesch. Museum der Universität Jena (Taf. 2g; 9b, d—f, h—i) D . K A U F M A N N , 1 9 6 7 ( T a f . 2 1 d , 1) G . NEUMANN, 1929 ( T a f . 12 a) G . NEUMANN, 1 9 3 5 ( T a f . 1 3 a ) F . NIQUET, 1937 ( T a f . 14 k)

F . NIQUET, 1938 (Taf. l O d - e , i)

Archiv Heimatmuseum Riesa (Taf. l b —c) W . SAAL, 1 9 6 9 ( T a f .

8b-c)

E . SCHIRMER, 1 9 3 8 ( T a f . 2 a ) K . SCHIRWITZ, 1 9 3 8 ( T a f .

2d-e)

R . SCHULZE, 1 9 2 9 ( T a f . 1 4 i )

Alle übrigen Abbildungen stammen vom Verfasser. Besonders danke ich für Überlassung von Bildmaterial den Herren Dr. H.

BEHRENS

(Taf. 5 e ;

81; 1 3 i - k , n ) , D . KAUFMANN ( T a f . 3 k ; 2 1 a), D r . K . PESCHEL u n d G. WETZEL ( T a f . 2 1 f - g ) .

Verzeichnis Taf. 1. Taf. 2. Taf. 3. Taf. 4. Taf. 5. Taf. 6. Taf. 7. Taf. 8. Taf. 9. Taf. 10. Taf. 11.

60

der

Tafeln

Moritz, Kr. Riesa (a, e—g); Riesa—Gohlis (b —c); Kmehlen, Kr. Großenhain (d, i); Zeithain, Kr. Riesa (h); Zehren, Kr. Meißen (k). 1:3 Haßleben, Kr. Erfurt (a—b); Gatersleben, Kr. Aschersleben, Karnickelberg, Grab 1 (c —f); Krautheim, Kr. Weimar (g); Erfurt, Nordhäuser Straße (h) und Steiger (i —k). 1:3 ( b - d , f - k ) ; etwa 1:20 (a, e) Gatersleben, Kr. Aschersleben, Karnickelberg, Grab 2 (a—c, f); Grab 3 (d—e, g); Gatersleben, Kr. Aschersleben, Schäferberg (h, 1); Bernburg (i); Wedderstedt, Kr. Aschersleben (k). 1:3 Magdeburg—Fermersleben (a); Gatersleben, Kr. Aschersleben, Institut für Kulturpflanzenforschung (b). Etwa 1:4 Halle ( a - b ) ; K ö t h e n - G e u z (c, e); Halle—Kröllwitz (d); Welbsleben, Kr. Hettstedt (f); Köthen-Gütersee, Fpl. 26 (g). 1:3 Egeln, Kr. Staßfurt ( a - b ) ; K ö t h e n - G e u z (a) (c). 1:3 Libehna, Kr. Kothen (a—d, h—k, m—p); Pösigk, Kr. Kothen (e —f); Wulfen, Kr. Kothen (g); Helfta, Kr. Eisleben (1). 1:2 ( a - d , n - p ) ; 1:3 ( e - m ) Keuschberg, Kr. Merseburg, Kinderheilstätte (a); Göhlitzsch, Kr. Merseburg (b — c); Goddula, Kr. Merseburg ( d - m ) . 1:2 ( h - 1 ) ; 1:3 ( a - g , m) Keuschberg, Kr. Merseburg, Neue Siedlung (a); Merseburg (b, d—f, h—i); Schkopau, Kr. Merseburg (c, k); Zöschen, Kr. Merseburg (g). 1:3 Rössen, Kr. Merseburg, Grab 3 (e); Grab 19 (d); Grab 20 (h); Grab 34 ( f - g ) ; Grab 65 (i—k); Grab 69 (a); Grab 70 (b); ohne Fundzusammenhang (c). 1:3 Rössen, Kr. Merseburg, Grab 11/1918 ( a - b ) ; Grab XIV/1918 ( c - d ) ; Grab XX/1918 ( f - g ) ; Grube III/1918 ( i - k ) ; Grube IX/1918 (h); Grube XXI/1918 (e). 1:2 (c); 1:3 ( a - b , d - k )

Taf. 12. Taf. 13.

Taf. 14.

Taf. 15. Taf. 16.

Taf. 17. Taf. 18. Taf. 19. Taf. 20. Taf. 21.

Hedersleben, Kr. Quedlinburg (a—c); Beuditz, Kr. Naumburg (d, g); Laucha, Kr. Nebra, Hallesche Straße (e) und Badstraße (f); Quedlinburg (h—i); Naumburg, Linsenberg (k) und Ostbahnhof (1); Wallendorf, Kr. Merseburg (m—n). 1 : 3 Allstedt, Kr. Sangerhausen (a—c, f—g); Sangerhausen (d); Salzmünde, Saalkreis (e, 1); Uichteritz, Kr. Weißenfels ( h - k , m - o ) . 1 : 2 (b, i - k ) ; 1 : 3 ( c - h , l - o ) ; etwa 1 : 2 0 (a) Zauschwitz, Kr. Borna (a—e); Schenkenberg, Kr. Delitzsch (f); Zwochau, K r . Delitzsch, Grab 1 (g—h); Grab 2 (k); Löbejün, Saalkreis (i); Uichteritz, Kr. Weißenfels (1). 1 : 2 (e); 1 : 3 ( b - d , f - 1 ) ; etwa 1 : 2 0 (a) Zauschwitz, Kr. Borna (a); Uichteritz, Kr. Weißenfels (b). Etwa 1 : 3 Dölzig, Kr. Leipzig (a); Schkölen, K r . Leipzig (b); Genthin (c); Groningen, Kr. Oschersleben, Gut Heynburg (e) und Wüstung Mönchendorf (d, f—h); Diisedau, Kr. Osterburg (i); Hindenburg, Kr. Osterburg (k); Barby, Kr. Schönebeck (1); Trabitz, K r . Schönebeck (m). 1 : 3 Hof, Kr. Oschatz. 1 : 3 Magdeburg—Fermersleben (a); Kothen—Gütersee, Fpl. 58(b). Etwa l : 4 ( a ) ; etwa l:3(b) Calbe, Kr. Schönebeck (a —c); Kloster Groningen, K r . Oschersleben (d—o), 1 : 2 (k, n); 1 : 3 ( a - i , m, o); etwa 1 : 2 0 (1) Egeln, Kr. Staßfurt (a—b); Gatersleben, Kr. Aschersleben, Institut für Kulturpflanzenforschung (c). Etwa 1 : 3 (a—b); etwa l : 4 ( c ) Bleckendorf, Kr. Staßfurt, Fpl. 3 (d, 1) und Fpl. unbekannt (b, i - k ) ; Egeln, Kr. Staßfurt (e); Nachterstedt, Kr. Aschersleben (h); Fundort unbekannt (a, c, f—g). 1 : 3

61

50 km

Karte 1.

62

Verbreitung

der Oaterslebener

Gruppe

• Rössener Scherben in shchbandkeramischen Siedlungen o Rössener Qrab-bzw. Siedlungsfunde Karte 2.

Verbreitung

der Eössener

Kultur

und Gaterslebener



Qaterslebener Funde sokm

Gruppe

63

Karte

64

3.

Verbreitung

der Baalberger

Gruppe

und Galerslebener

Gruppe

Tuli} 1

5 Xeni. Studien IT

65

a

Tafel -J

69

o,

Tafel 9

73

Tafel 10

74

Tafel 12

76

a

b Tafel 15

Tafel 18

3a

Katalog

Bezirk Dresden 1. Dresden-Nickern Fpl. Büttigstraße. Ortsmitte. Mbl. 5048 (82); N 1,5; 0 12,5. Siedlungsfunde. Etwa 0,5 km nordöstlich des Fundplatzes der Jordansmühler Gruppe (vgi. Coblenz, 1953, 34 u. Abb. 1.1—4) wurden bei Untersuchungen in einer bandkeramischen Siedlung aus einem Grubenkomplex das Bruchstück eines Gefäßes mit gewölbter Schulter, ausschwingender Mündung, K n u b b e n und randständigen Ösen sowie das Fragment einer Schale mit einwärts geknickter Mündung, Einstichen und K n u b b e n auf dem Umbruch geborgen. Die Scherben fanden sich zusammen mit Material der späten Stichbandkeramik. Allerdings ist ein geschlossener Fundzusammenhang nicht erwiesen; die Gruben 139—141 und deren Inhalte waren nicht klar voneinander zu trennen. LM Dresden 1 ). 2. Kmehlen, Kr. Großenhain Fpl. 1, nördlich der Straße nach Gävernitz. Ostlicher Ortseingang. Mbl. 4746 (32); S 12,9; 0 2,5. Siedlungsfunde. Auf dem Gelände einer linear- und stichbandkeramischen Siedlung wurden mehrere Gruben erfaßt, die Material des späten Lengyelhorizontes enthielten und z. T. bandkeramische Komplexe überschnitten. Grube 32,50 m Ost/2 m Süd h a t t e einen ovalen Umriß, senkrechte Wände und eine flache Sohle ( 1 , 3 1 x 1 , 4 2 ; 0,89 m Tiefe). Der anstehende Boden um die Grube war durch Hitzeeinwirkung rot gebrannt. Die tiefschwarze untere Schicht der Füllung enthielt etwa 840 Getreidekörner — Emmer (Triticum dicocoon Schrank), Holzkohle, gebrannten Lehm, das Bruchstück eines Klopfsteines, eine stichbandkeramische Scherbe (wahrscheinlich in sekundärer Lage) sowie Reste eines Bechers (1) und einer Amphore (2). I n dem oberen Teil der Füllung fanden sich nur vereinzelte Getreidekörner. Vom Grubeninhalt liegt eine C 14-Datierung von 3410 ± 160 v. u. Z. vor (Kohl, Quitta, 1966, 27ff.). 1. Bruchstücke eines bauchigen Bechers mit S-förmig profiliertem Oberteil und breiten randständigen Henkelösen (Taf. l d ) . 2. Scherben einer ungegliederten Amphore mit Henkelösen in Höhe der größten Weite (Taf. 1 i). LM Dresden, S.: 2 5 8 - 2 5 9 / 6 7 . Lit.: Baumann, 1968, iOf. u. Abb. 1.1; 4.

3. Zehren, Kr. Meißen Fpl. 1, Burgberg. Ortslage. Mbl. 4746 (32); S 1,5; W 20,0. Re. Hocker S S O - N N W (?) und weiterer Grabfund (?). 89

Bei U n t e r s u c h u n g e n a m slawischen Abschnittswall im J a h r 1956 wurde u n t e r der W a l l a u f s c h ü t t u n g ein beigabenloser S S O — N N W orientierter H o c k e r freigelegt, der von einer Siedlungsgrube überschnitten wurde. Kopf u n d B r u s t p a r t i e des Skelettes waren bei Anlegung der Grube beseitigt worden. Der K ö r p e r f a n d sich in rechter Seitenlage; die Beine waren m i t t e l s t a r k nach rechts gehockt. Die Siedlungsgrube wird durch K e r a m i k r e s t e u n d eine A m p h o r e als zur Baalberger Gruppe gehörig ausgewiesen. Schon 1910 war beim Steinbruchbetrieb, wahrscheinlich a n der Ostseite der nach Süden gerichteten Geländezunge, auf dem Hochufer der Elbe, das F r a g m e n t einer Fußschale g e f u n d e n worden. Oberteil einer Fußschale mit kräftigem Umbruch und geschweift ausladender Mündung; unter dem Umbruch drei abgeplattete Knubben (Taf. lk). LM Dresden, Zug.-Kat. 5/1918; S.: 88/32. Lit.: Coblenz, 1953, 34f. u. Abb. 1.5. Ders., 1957, 42.

4. Moritz, Kr. Riesa Fpl. H a l b e H u f e . Nordöstlich vom Ort. Mbl. 4646 (17); S 6,2; W 5,3. Brandgräber. Bei Ausschachtungsarbeiten w u r d e n 1938 u n d 1951 auf einer F l u g s a n d d ü n e unweit des östlichen E l b u f e r s in den G r u n d s t ü c k e n 32 d u n d e B r a n d g r ä b e r der Gaterslebener Gruppe entdeckt. F u n d e anderer neolithischer K u l t u r e n sind von der Stelle nicht b e k a n n t ; aber in etwa 300 m E n t f e r n u n g w u r d e n a m S ü d h a n g des Vogelberges B r a n d g r ä b e r u n d Siedlungsreste der jüngeren Stichbandkeramik a u f g e f u n d e n (Deichmüller, 1910, 28). G r a b 1 (Parzelle 3 2 d ) : I n 0,6 m Tiefe s t a n d im F l u g s a n d ein Becher (1). Ü b e r die Lage weiterer Gefäßreste (2 u n d 3) ist nichts b e k a n n t . Der Leichenbrand soll sich n e b e n der K e r a m i k b e f u n d e n h a b e n . G r a b 2 (Parzelle 32e): E r h a l t e n ist n u r ein kleiner Becher (4), der in 0,5 m Tiefe auf vielen a n d e r e n Scherben g e s t a n d e n h a t . Einige Meter von dem G r a b 2 e n t f e r n t stieß m a n auf eine d r i t t e B e s t a t t u n g , ebenfalls mit Gefäßscherben, von denen aber keine F u n d e a u f g e h o b e n wurden. 1. Bauchiger Becher mit leicht gerundetem Umbruch, gerader Hals-Schulter-Zone lind ausschwingender Mündung; am Umbruch drei flache Knubben; schwach ausgebildete Standfläche (Taf. lg). 2. Reste eines Bechers mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie und leicht gerundetem Umbruch (Taf. le). 3. Bruchstück eines Bechers mit geschweift ausladendem Oberteil; am gerundeten Umbruch eine Knubbe erhalten (Taf. la). 4. Kleiner Becher mit ausschwingender Mündung und gerundetem Umbruch; Standfläche schwach ausgeprägt (Taf. lf). Mus. Riesa, Inv.-Nr. 4472—4475. Lit.: Mirtschin, 1954, 159ff. u. Abb. 1 1 - 1 4 .

90

5. Riesa-Göhlis, Kr. Riesa Fpl. Flugsanddüne zwischen Ziegelei und Volksgut Gohlis. Nordöstlich von Riesa. Mbl. 4646 (17); S2,0; W0,3. Sicherlich Grab. Am Westende einer bewaldeten Flugsanddüne auf dem linken Elbufer wurden 1939 in einer Sandgrube zwei Gaterslebener Gefäße gefunden. Umgeben von großen Bruchsteinen soll in 0,4 m Tiefe der Becher (1) und dicht daneben, schräg mit dem Boden nach oben, eine konische Schale (2) gestanden haben. Obwohl Leichenbrand nicht beobachtet wurde, dürfte es sich bei dem Fund um ein Brandgrab handeln. Etwa 100 m östlich der Sandgrube wurden 1929 vier Brandbestattungen der jüngeren Stichbandkeramik geborgen (Mirtschin, 1931, 170ff.). 1. Breiter Becher mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie; auf dem relativ scharfen Umbruch drei Knubben; an einer Stelle der Gefäßwandung über dem Umbruch drei unregelmäßig gekrümmte, senkrechte Doppelreihen aus kurzen Einstichen; Flachboden (Taf. le). 2. Flache konische Schale (Taf. 1 b). Mus. Riesa, Inv.-Nr. 4467—4468. Lit.: Mirtschin, 1954, 161f. u. Abb. 1 5 - 1 6 .

Bezirk E r f u r t 6. Erfurt Fpl. Nordhang des Steigers. Südlicher Stadtrand. Mbl. 5032 (2933); N 17,2; W 5,8. Sicherlich Körpergräber. Am Nordhang des Steigers wurde 1882 auf dem Gelände einer linear- und stichbandkeramischen sowie Rössener Siedlung in den Grundstücken Stürcke und Bauer eine größere Zahl neolithischer Körperbestattungen angeschnitten. Zwei der Rössener Gruppe konnten untersucht werden. Aus weiteren zerstörten Gräbern ist neben Rössener Gefäßen ein Becher der Gaterslebener Gruppe bekannt. Becher mit scharfem Umbruch und geschweifter Hals-Schulter-Partie, schwach ausgebildete Standfläche (Taf. 2i). LM Halle, HK 19:1276. Lit.: Niquet, 1937, 85 u. Abb. 1 - 2 . 8.

Ebenfalls vom Steigernordhang stammt ein weiterer Gaterslebener Becher, der sicherlich zu den Beigaben eines bei der Anlage von Wohnvierteln zerstörten Grabes gehörte. S-förmig profilierte Becher mit ausschwingender Mündung und abgesetztem Flachboden; auf der Schulter vier ovale Knubben (Taf. 2 k). Mus. Erfurt, Inv.-Nr. V 2 0 4 9 .

91

7.

Erfurt

Fpl. Nordhäuser Straße. Erfurt-Nord. Mbl. 5032 (2933); N 2 , 5 - 3 , 5 ; W 4 , 0 - 4 , 8 . Sicherlich Körpergräber 2 ). Beim Krankenhausbau in der Nordhäuser Straße stieß man 1926 auf einen rechten Hocker, der an Beigaben nur einen Knochen vom Rind vor dem Körper besaß. Das Skelett war Süd—Nord orientiert mit Blick nach Ost. Die Arme waren leicht angewinkelt, die Beine mittelstark nach rechts gehockt und die Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen. Von der gleichen Fundstelle ist neben Rössener Scherben ein Becher bekannt, der sicherlich aus einem zerstörten Grab stammt. Becher mit geradem Hals und kaum ausschwingender Mündung; relativ scharfer Umbruch mit vier Knubben; Flachboden leicht gewölbt (Taf. 2h). Mus. Erfurt, Inv.-Xr. V 2498. Lit.: Lehmann 1927, 193f., 223 u. Taf. I. 8; II. 3.

8. Haßleben,

Kr.

Erfurt

Fpl. Alte Gemeindekiesgrube. Östlich vom Ort. Mbl. 4832 (2805); S 1 , 5 - 2 , 0 ; W 1,3. Li. Hocker N - S / O . Das Grab wurde am 31. 5. 1937 in der Gemeindekiesgrube von Haßleben geborgen. Vom Fundplatz sind auch zwei Bestattungen der Baalberger Gruppe bekannt. I n etwa 0,5 m Tiefe hob sich die dunkle Verfärbung einer ovalen Grabgrube deutlich vom anstehenden Kies ab. Bestattung in strenger linker Seitenlage. Orientierung Nord—Süd mit Blick nach Osten. Rechter Arm gebeugt vor der Brust. Linker Arm rechtwinklig gebogen auf dem Leib. Beine mittelstark nach links gehockt. Unterschenkel gekreuzt und im rechten Winkel zurückgeschlagen. Hand- und Fußknochen nicht erhalten. Vor den Füßen ein Becher und an den Knien ein Mandibulafragment vom Rind. Vor dem Leib eine ovale schwarze Verfärbung von 0,2 x 0,3 m (Taf. 2a). Kräftig gebauchter Becher von S-förmiger Profilierung; leicht ausladende Mündung; am Hals eine schmale plastische Leiste, stellenweise unterbrochen; auf dem Leib drei flache Knubben, hofartig von einer flachen kreisförmigen Vertiefung umgeben; Unterteil eingezogen; Flachboden (Taf. 2b). Mus. Weimar, Inv.-Nr. 7887. Lit.: Schirmer, 1938, 37f. u. Abb. 1 u. 3.

9. Krautheim,

Kr.

Weimar

Fpl. unbekannt. Sicherlich Grabfund 3 ). Schlanker, leicht profilierter Becher mit leicht geschweifter Hals-Schulter-Partie und gerundetem Umbruch; kurz unter der Mündung zwei Henkelösen (Taf. 2g). Vorgesch. Mus. d. Universität Jena, Inv.-Xr. 412.

92

Bezirk Gera 10. Schmiedehausen, Kr. Apolda Fpl. „Auf dem H o h n e " . Nordöstlich vom Ort. Mbl. 4936 (2872); N 12,5; W 1,4. S iedlungsf unde. I n den J a h r e n 1937 und 1938 wurden auf einem Feldstück über dem Baltersberg neolithische Keramikreste und Steingeräte geborgen. Die Fundumstände sind unbekannt. Das Material ist wohl kaum als kulturell einheitlicher Komplex zu betrachten. In die Variationsbereiche Gaterslebener Keramik gehören folgende Funde: Größere Gefäße nach der Art Gaterslebener Becher mit geschweift ausladender Hals-SchulterPartie, kräftigem oder gerundetem Umbruch und Randkerbung (Neumann, 1949/50, Abb. 1.7; 2.1,4). Ähnliche Formen mit Ösenschenkeln auf der Schulter oder im Hals-Schulterknick (Neumann, 1949/50, Abb. 2.5,9). Vorgesch. Mus. d. Univ. Jena, Inv.-Nr. 25272, 2 7 5 8 4 - 2 7 6 1 5 , 2 8 9 0 9 - 2 9 9 1 5 . Lit,: Neumann, 1949/50, 159ff. u. Abb. 1 - 3 .

Bezirk Halle 11. Gatersleben, Kr. Aschersleben Fpl. 4, Karnickelberg. Südöstlich vom Ort. Mbl. 4133 (2308); S 6,7; O 11,5. Li. Hocker S O - N W / S W , zwei Hocker S O - N W . Am nordöstlichen Ufer der Selke wurden bei Terrassierungsarbeiten am Steilhang des Karnickelberges drei schwache, SO—NW orientierte Hocker aufgefunden. Die Beigaben sollen jedesmal in Nähe des Kopfes gelegen haben. Grab 1 (Taf. 2e): Auf der linken Seite liegender Hocker; SO—NW orientiert mit Kopf im Südosten. Blick nach Südwesten. Arme angewinkelt mit ineinander liegenden H ä n d e n vor dem Gesicht. Oberschenkel schwach angezogen, bilden mit den gekreuzten Unterschenkeln rechte Winkel. Vor dem Gesicht ein Becher (1) sowie ein Querbeil (3); unter dem Hinterhaupt eine große Schale (2). 1. Becher mit langem geradem Hals und leicht ausschwingender Mündung; Hals nicht scharf von Schulter abgesetzt; Umbruch kräftig; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 2f). 2. Große konische Schale mit gerader Wandung (Abb. 4; Taf. 2c). 3. Schlankes Querbeil mit schrägem Nacken (Taf. 2d). Mus. Halberstadt, Inv.-Nr. 2142, 2329. Grab 2: 1. Großer Becher mit weit geschweiftem Oberteil; auf dem gerundeten Umbruch vier Knubben; Flachboden (Taf. 3a). 2. Unregelmäßig gearbeiteter Becher mit teils schwach abgesetztem Trichterhals, teils Sförmiger Profilierung; auf der größten Weite drei abgeplattete Knubben; Flachboden leicht abgesetzt (Taf. 3c).

93

3. Becher mit schwach abgesetztem Trichterhals und gewölbtem Gefäßkörper; Flachboden (Taf. 3f). 4. Querbeil mit breitem Nacken (Taf. 3b). Mus. Quedlinburg, Inv.-Nr. 111/51/195—196 (20C, D, E, G). Grab 3 1 ): 1. Dreigliedriger Becher mit kräftigem Halsknick und scharfem Umbruch; Trichterhals, konisches Unterteil; Flachboden (Abb. l a ; Taf. 3d). 2. Kugelbecher mit leicht geschweiftem Hals; auf der Schulter in Ritztechnik an einem umlaufenden Band hängende Dreiecke (Taf. 3e). 3. Kleine Amphore mit trichterförmigem Hals und vier Henkelösen am gerundeten Umbruch (Taf. 3g). Mus. Quedlinburg, Inv.-Nr. 111/51/193-194 (20A, B, F). Lit.: Schirwitz, 1938, 315 u. Abb. 13, 1 4 a - f , 1 5 a - c . Buschendorf, 1948, 70 u. Taf. V. Fischer, 1956, 42, 262 u. Taf. 27. Preuß, 1966, 126 u. Taf. 10. l a - c . 12. Gatersleben, Kr. Aschersleben F p l . 5, G e l ä n d e d e s I n s t i t u t s f ü r K u l t u r p f l a n z e n f o r s c h u n g . W e s t l i c h v o m O r t . Mbl. 4 1 3 3 (2308); S 1 2 , 1 - 1 2 , 6 ; 0 1 4 , 3 - 1 5 , 3 . Siedlungsfunde. B e i A u s s c h a c h t u n g s a r b e i t e n auf d e m G e l ä n d e d e s I n s t i t u t s f ü r K u l t u r p f l a n z e n f o r s c h u n g s t i e ß e n A r b e i t e r auf l i n e a r b a n d k e r a m i s c h e u n d s p ä t n e o l i t h i s c h e S i e d l u n g s r e s t e . A u ß e r d e n S t e l l e n 4 7 u n d 51, d i e K e r a m i k d e r G a t e r s l e b e n e r G r u p p e e r b r a c h t e n , f a n d sich a u c h ein S ü d — N o r d orientierter r e c h t e r H o c k e r ohne Beigaben. Stelle 47: Grube mit den Scherben eines breiten Trichterbechers mit abgesetztem Hals und gewölbtem Unterteil ohne Standboden. Am Halsansatz zwei nebenständige Knubben (Taf. 4b). Stelle 51: In 0,4 m Tiefe im Humus in dichter Packung die Scherben einer großen Amphore mit rundbauchigem Gefäßkörper, langem geradwandigem Schulterfeld und engem Hals; unter der Mündung vier Henkelösen; vier weitere Ösen in Höhe der größten Weite; Standfläche (Taf. 20c). LM Halle, H k 59:99 und 102. Lit.: Preuß, 1961a, 399f. u. Taf. X L I I I . 4 - 5 . Preuß, 1961b, 76 u. Taf. 4. Behrens, 1969 a, Abb. 3.3. 13. Gatersleben, Kr. Aschersleben Fpl. Gemeindekiesgrube a m Schäferberg. M b l . 4 1 3 3 (2308), 4 2 4 4 (2382). Sicherlich G r a b f u n d e . I n d e r K i e s g r u b e a m S c h ä f e r b e r g w u r d e 1886 e i n B e c h e r (1) g e f u n d e n . D i e s e r u n d n o c h e i n z w e i t e s G e f ä ß (2) v o m F u n d p l a t z s i n d w o h l a l s G r a b b e i g a b e n z u w e r t e n . A u s der K i e s g r u b e ist des weiteren eine s t i c h b a n d k e r a m i s c h e Schale bekannt. 1. Weitmündiger, S-förmig profilierter Becher mit drei Knubben am Umbruch; Rand schräg gekerbt; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 31). LM Halle, Hk 31:517. 94

2. Weitmündiger Becher mit fast geradwandigem Oberteil und scharfem Umbruch, darauf drei senkrecht gekerbte Knubben; Standfläche schwach ausgebildet (Taf. 3h). Mus. Quedlinburg, Inv.-Xr. 111/51/199. Lit.: Schirwitz, 1938, 317 u. Abb. 15f.; 18a. Niquet, 1937, 69 u. Abb. 1 - 2 . 12; Taf. X X . 7.

14. Wedderstedt, Kr. Aschersleben Fpl. 3, Kiesgrube am Hosekenberg. Südlich vom Ort. Mbl. 4133 (2308); S 14,8; W 19,0. Siedlungsfunde. Am Nordhang des Hosekenberges wurden 1967 beim Kiesabbau sechs Grubenverfärbungen angeschnitten, deren noch vorhandene Reste von der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte Quedlinburg untersucht wurden. Die Gruben enthielten wenige Scherben, meist Siedlungsware mit gerauhter Oberfläche, gebranntem Lehm und einige Knochenreste, u. a. ein Schädelstück mit Hornzapfen vom Rind. I n einem Grubenrest fand sich das Bruchstück einer ungegliederten Amphore mit enger, ausschwingender Mündung u n d R a n d k e r b u n g ; auf der größten Weite eine Henkelöse (Taf. 3k). Mus. Quedlinburg, Inv.-Nr. 111/67/1990.

15. Bernburg Fpl. Alpha-Fabrik. Köthener Straße. Mbl. 4236 (2385). Grabfund (?). Angeblich in einer Steinpackung wurde vor dem 1. Weltkrieg auf dem Gelände der Alpha-Fabrik eine zu zwei Drittel erhaltene ungegliederte Amphore mit vier Henkelösen in Höhe der größten Weite gefunden (Taf. 3i). Mus. Bernburg, 111/55/371. Lit.: Merkel, 1911, 61 u. Abb. B 388. Grimm, 1937, 179 u. Abb. 6 c. Preuß, 1966, 133.

16. Helfta, Kr. Eisleben Fpl. Langelochsbreite. Mbl. 4535 (2603); N 3 , 8 - 4 , 5 ; W 2 0 , 2 - 2 1 , 2 . Siedlungsfund (?). Unter dem stichbandkeramischen und Rössener Material von Langelochsbreite befinden sich auch das Bruchstück eines Gaterslebener Bechers mit scharfem Umbruch, flachen ovalen K n u b b e n und wahrscheinlich geschweiftem Oberteil (Taf. 71). Mus. Eisleben, Inv.-Nr. 1265.

17. Halle-Oiebichenstein Fpl. Fährstraße. Mbl 4437 (2532); S 1,7; 0 12,9. Sicherlich Grabfunde. 95

Unweit der Saale auf dem Grundstück der Rabe'schen Spinnerei, am Fuße eines nach Norden gerichteten Steilhanges, wurden vor dem 1. Weltkrieg zwei Becher gefunden, die zweifellos aus Gaterslebener Gräbern stammen dürften. 1. Dreigliedriger Becher mit leicht gewölbter Schulter und drei Knubben auf dem Umbruch; auf dem Rand flache ovale Kerben; Flachboden (Taf. 5b). 2. Scharf dreigegliederter Becher; Flachboden (Taf. 5a). LM Halle, Hk 1 3 : 2 1 1 - 2 1 2 . Lit.: Benesch, 1941, Taf. X V I . 1. Buschendorf, 1948, 72 u. Taf. X I V . l ; X V I . 2 .

18. Halle-Kröllwitz Fpl. 5, westlich Weinberg. Südwestlich von Kröllwitz (in der Literatur bisher irrtümlicherweise unter Halle-Nietleben). Mbl. 4537 (2605); etwa N 1,1; 0 17,3. Grabfund ? Von dem Gelände nördlich der Heilanstalt Nietleben stammt ein kleiner, weitmündiger Becher mit leicht geschweiftem Oberteil und scharfem Umbruch, auf dem an einer Stelle drei nebenständige Knubben sitzen (Taf. 5d). LM Halle, Hk 19:738. Lit.: Buschendorf, 1948, 73 u. Taf. I X . 4 .

19. Welbsieben, Kr. Hettstedt Fpl. unbekannt. Mbl. 4234 (2383); 4334 (2456). Sicherlich Grabfund. Großer Ösenbecher mit leicht abgesetztem und wenig geschweiftem Hals; kurz unter dem Rand zwei Henkelösen; Schulter gewölbt und mit drei Knubben am Halsansatz; Flachboden (Taf. 5f). LM Halle, H k 3 1 : 2 8 3 . Lit,: Buschendorf, 1951, Taf. I V . l . Behrens, 1969b, 9f. u. Abb. l a .

20. Köthen-Gütersee Fpl. 26, Städtische Kiesgrube am Porster Weg. Nördlich vom Ort. Mbl. 4237 (2386); N 14,4; 0 3,5. Siedlungsfunde. Auf dem bandkeramischen Siedlungsplatz am Porster Weg in der Güterseer Mark, der zudem auch noch Grabfunde der Baalberger Gruppe lieferte, untersuchte W. Götze mehrere Siedlungsgruben. Die Grube I I mit einem Durchmesser von 1,5 m und einer Tiefe von 0,6 m enthielt Scherben einer vierhenkligen Amphore, einen Schleifstein sowie Tierknochen und -zähne. Ungegliederte, hochbauchige Amphore mit enger konischer Mündung; in Höhe der größten Weite ein Ösenhenkel (Taf. 5g). Mus. Kothen, E k : 28/172 (B 496). Z. Zt. nicht auffindbar.

96

21. Köthen-Gütersee Fpl. 58, Kiesgrube nördlich der Straße Porst-Thurau und östlich des Friedhofes Kothen. Nördlich vom Ort. Mbl. 4237 (2386); N 14,7; 0 7,1. Siedlungsfunde. Am Rande der Kiesgrube wurden in den J a h r e n 1959 und 1960 mehrfach linearbandkeramische Gruben beobachtet. Eine von R. Laser und E. Zschernitz untersuchte Siedlungsgrube (1,2 x 1,4 m ; Tiefe 1,35—1,4 m) enthielt eine vierhenklige Amphore und drei bandkeramische Scherben. Ungegliederte, bauchige Amphore mit enger konischer Mündung; in Höhe der größten Weite vier breite Henkelösen mit senkrechten Eindellungen (Taf. 18b). Mus. Kothen, E k : 60/16. Lit.: Matthias, Schmidt, 1963, 404f.

22. Köthen-Geuz Fpl. 2, Kiesgrube am Scherbelberg. Nördlich vom Ort. Mbl. 4237 (2386); N 16,0; 0 11,9. Siedlungsfunde. I n der Kiesgrube am Scherbelberg wurden 1927 mehrere gruben angeschnitten. I n einer Grube fanden sich eine (1), eine gewölbte Schale (2) und möglicherweise eine Von der Fundstelle ist des weiteren Material der Linearsowie der Rössener K u l t u r bekannt.

neolithische Siedlungszweihenklige Amphore Hirschhornhacke (3)5). und Stichbandkeramik

1. Zweihenklige ungegliederte Amphore mit steiler Schulter und wenig ausschwingender Mündung (Taf. 6c). 2. Kalottenförmige Schale mit zwei gegenüberstehenden zipfelartigen Knubbenpaaren über dem Boden (Taf. 5e). 3. Geweihaxt bzw. -hacke mit ovaler Durchlochung; aus dem Wurzelende eines Hirschgeweihes gearbeitet; distales Schneidenende abgebrochen (Taf. 5c). Mus. Kothen, E k : 35/3; 26/69 (A 115); 27 G 53. Lit.: Schulze, 1929, 116f. u. Taf. 5 4 . 4 - 6 .

23. Libehna, Kr. Kothen Fpl. 1, Kiesgrube Pötsch. Nordöstlich vom Ort. Mbl. 4238 (2387); S 10,1; W 18,2. Siedlungsfunde. Von W. Götze wurden in den J a h r e n zwischen 1922 und 1941 an der Abbaukante der Kiesgrube eine Reihe neolithischer Siedlungsgruben untersucht. Durch die F u n d e von Becherbruchstücken und einer Amphore lassen sich die Siedlungsreste der Gaterslebener Gruppe zuordnen. Grube 1: Größter Durchmesser 1,25 m : Tiefe 1,4 m. Schlanke ungegliederte Amphore mit ziemlich geradwandigem Oberteil; unter der ¡Mündung eine umlaufende wulstartige Verdickung; zwei Henkelösen in Höhe der größten Weite; Standboden leicht abgesetzt (Taf. 7 m). Zwei Randscherben mit Fingernageleindrücken, mehrere Silexklingen, ein rohgearbeiteter Meißel und das Schneidenbruchstück eines Steingerätes. Mus. Kothen, Ek:22/23 (A 72). 7

>*col. Studien I I

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Grube 2: Einige Kernstücke, 11 Klingen und mehrere atypische Abschläge. Mus. Kothen, Ek: 22/23.

Grube 3: Kesseiförmig; größter Durchmesser 1,2 m ; Tiefe 1,2 m. Scherben mit Fingernageleindrücken (Taf. 7a—d), drei Klingen und zwei atypische Abschläge. Mus. Kothen, Ek: 24/93.

Grube 4: Kesseiförmig; größter Durchmesser etwa 1,5 m ; Tiefe 1.6 m (1,1m in den anstehenden Boden eingetieft). I n den oberen Schichten Feuersteingeräte und -abfalle; unten Scherben und einige Tierknochen. Etwa 300 Gefäßscherben, darunter ca. 40 Randstücke, zwei Henkelösen, vier Scherben mit K n u b b e n oder Doppelknubben. Die Randbruchstücke stammen von Bechern mit Trichtermündung. Eine Scherbe von einem Gefäß mit gerundetem Umbruch und abgesetztem Hals (Taf. 7i), eine zweite von einem Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch (Taf. 7 k). Ungefähr 60 Feuersteinklingen ohne Retusche, zwei partiell retuschierte Klingen (Taf. 7o—p), eine Spitzklinge (Taf. 7n), etwa 70 Trümmerstücke und atypische Abschläge und vier Kernstücke. Mus. Kothen, Ek: 3 3 / 9 7 a - e ) .

Grube 5 und 6: Scherben und Feuersteingeräte. Mus. Kothen, Ek 41/87 und 88. Funde meist z. Zt. nicht auffindbar. Lit.: Schulze, 1929, 93 u. Taf. 20.1,6.

24. Pösigk, Gem. Cosa, Kr. Kothen Fpl. 1, Schulgarten. Ortsmitte. Mbl. 4338 (2460); N 2,0; O 22,8. Gräber (?).' Bei Schachtarbeiten auf dem Hof der Oberschule fand m a n 1955 in einer 0,75 m starken Siedlungsschicht neben jüngerem Material einen kleinen Becher (1), sowie ein verziertes Rössener Gefäß. Auf weitere Funde im Schulhof stieß man 1958, wobei auch ein Becher mit Randkerbung (2) geborgen wurde. Beobachtungen liegen nicht vor; bei den beiden Gaterslebener Bechern dürfte es sich um Beigaben aus Gräbern handeln. 1. Kleiner Becher mit scharfem Umbruch und geschweift ausladendem Oberteil; schwach ausgebildete Standfläche (Taf. 7f). 2. Becher mit eckigem Umbruch, steiler Hals-Schulter-Partie und ausschwingender Mündung; Rand schräg gekerbt; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 7e). Mus. Kothen, Ek: 55/19a; 58/36. Lit.: Hoffmann, Schmidt, 1956, 292 u. Abb. 5.

25. Wulfen, Kr. Kothen Fpl. Gemeindekiesgrube am Kapellenteich. Mbl. 4137 (2312); S 9 , 4 ; O 16,0. Grabfund. Die Kiesgrube erbrachte Grab- und Siedlungsfunde der Jordansmühler Gruppe sowie Baalberger und Rössener Bestattungen. Ein 1908 von W. Götze geborgener rechter Hocker, Südost—Nordwest orientiert mit Blick nach Nordosten, ist kulturell nicht sicher zuzuordnen. Als Beigaben fanden sich über dem Kopf eine 98

Silexklinge und ein Kratzer, vor dem Gesicht eine Axt und hinter dem Rücken 14 Feuersteinklingen, die in einem Rötelklumpen steckten. Es wurde eine langrechteckige Grabgrube mit abgerundeten Ecken (1,45 x 0,60 m; 0,9 m tief) beobachtet. Aus einem weiteren Hockergrab, über dessen Fundumstände nichts bekannt ist, stammen ein Becher (1) und eine Silexklinge (2). 1. Becher mit fast geradwandiger Schulter-Hals-Partie und ausschwingender Mündung; Umbruch scharf und mit vier Knubben; gewölbtes Unterteil mit Standfläche (Taf. 7g). 2. Feuersteinklinge mit partieller Retusche. Mus. Kothen, E k : 28/178. Lit.: Niquet, 1937, 95 u. Abb. 1 - 2 . 5 . Fischer, 1956, 40, 42, 262.

26. Goddula, Kr. Merseburg Fpl. 4, Gemeindekiesgrube östlich der Straße nach Bad Dürrenberg. Nördlich vom Ort. Mbl. 4738 (2750); N 7 , 5 - 8 , 3 ; W 1 9 , 1 - 1 9 , 6 . Re. Hocker S S O - N N W / O . Das Grab wurde 1928 in 0,5 m Tiefe beim Kiesabbau angeschnitten und von N. Niklasson untersucht. Der Tote war in SSO—NNW-Richtung beigesetzt, mit dem Kopf im Süden. Der Körper fand sich in Rückenlage, der Kopf war nach rechts gerichtet mit Blick nach Süden. Die Hände lagen auf dem Leib. Die Beine wurden vor der Untersuchung zerstört. Sie sollen fast gestreckt gewesen sein; nur das rechte Bein war etwas angewinkelt. An den Füßen stand ein Becher (1). Eine Axt (2) und ein Querbeil (3) lagen an der linken Seite des Kopfes mit der Schneide zum Hinterhaupt gerichtet. Auf der Brust und an der linken Schulter fanden sich drei Feuersteinklingen (4—6) und ein Querschneider (7). Vor dem Gesicht und an der Schulter lag eine Knochenspange (8). Am rechten Handgelenk trug der Tote einen Armring aus Geweih (9). 1. Dreigliedriger Ösenbecher mit weitem Hals; Mündung leicht ausschwingend; zwei Henkel Ösen am Halsansatz, scharfer Umbruch; leichtgewölbtes Unterteil; Flachboden (Taf. 8d). 2. Axt mit symmetrischem Querschnitt (Taf. 8f). 3. Schlankes Querbeil (Taf. 8e). 4 . - 6 . Drei Feuersteinklingen; eine mit partieller Retusche (Taf. 8h—k). 7. Querschneider aus Feuerstein; breit-rechteckiger Umriß; retuschierte Seitenkanten (Taf. 81). 8. Bogenförmig gewölbte Knochenspange; aus einer Hirschrippe gearbeitet; an einem Ende schmal zulaufend; in der Mitte eine kleine konische Bohrung (Taf. 8m). 9. Armring aus Geweih; stufenförmiger Querschnitt; zur Hälfte erhalten (Taf. 8g). LM Halle, H k : 2 8 : 2 8 . Lit.: Buschendorf, 1948, 71 u. Taf. V I I . Fischer, 1956, 41 f., 262 u. Taf. 31. Behrens, 1969a, Abb. 1.

27. Göhlitzsch, Gem. Leuna, Kr. Merseburg Fpl. „Am Krähenberg". Südöstlich der Kirche. Mbl. 4638 (2680); S 9,5; W 11,3. Sicherlich Grabfund. 7*

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Oberhalb des Abhanges zur Saaleaue wurde 1964 in 1,4 m Tiefe beim Schachten eines R o h r g r a b e n s in einer Feinsandschicht ein Becher (1) u n d eine A x t (2) gefunden. Obwohl von den Arbeitern Skelettreste u n d eine Verfärbung nicht beobachtet wurden, d ü r f t e es sich u m einen geschlossenen G r a b f u n d handeln. 1. Becher mit Ansatz zur Dreigliederung; Rand gekerbt; leicht gerundeter Halsansatz; scharfer Umbruch mit vier Knubben; Unterteil gewölbt; Standfläche wenig ausgebildet (Taf. 8c). 2. Schlanke Axt mit schiefem Nacken und symmetrischem Querschnitt (Taf. 8b). Mus. Merseburg, MS 64/1483. Lit.: Saal, 1969, 7ff. u. Abb. 1.

28. Keuschberg, Gem. Bad Dürrenberg, Kr. Merseburg Fpl. Neue Siedlung. (In der L i t e r a t u r bisher u n t e r B a d Dürrenberg.) Südlich vom Ort. Mbl. 4738 (2750); N 5 , 2 ; W 18,5. Drei re. Hocker S O - N W / N O ; S W - N O / S O ; S - N / O . Auf einer Hochfläche a m Steilabfall der Saale w u r d e n 1936 von W. N e t h e drei H o c k e r b e s t a t t u n g e n auf bandkeramischem u n d bronzezeitlichem Siedlungsgelände geborgen. G r a b 1: Rechter Hocker, Südost—Nordwest orientiert mit Blick nach Nordosten, in einer Tiefe von 1,0 m. Ober- u n d Unterschenkel bildeten einen s t u m p f e n Winkel. Ü b e r den Kopf war das Unterteil eines Gefäßes gestülpt. Grab 2: R e c h t e r Hocker, Südwest—Nordost orientiert, Blick nach Südosten, Tiefe 1,1 m. U n t e r dem Skelett f a n d e n sich Scherben zweier Gefäße, die aber sicher zum I n h a l t einer Siedlungsgrube gehörten, welche von dem Grab wahrscheinlich überlagert wurde. Die Grube reichte bis in eine Tiefe von 1,6 m u n d enthielt a u ß e r d e m g e b r a n n t e n L e h m u n d Holzkohle. Auf der Sohle f a n d sich eine 8 cm s t a r k e Brandschicht. Grab 3: R e c h t e r Hocker, S ü d — N o r d orientiert, Kopf im Süden, Blick nach Osten, in 0,5 m Tiefe. An der Schulter s t a n d ein Becher (1), zwei weitere an den Oberschenkeln (2,3). Eine A x t (4) lag über dem Kopf. J e eine Feuersteinklinge soll sich in den Bechern 1 u n d 2 b e f u n d e n h a b e n . Funde: 1. Becher mit geschweiftem weit ausladendem Oberteil, gerundetem Umbruch mit drei Doppelknubben; Flachboden (Taf. 9a). 2. Weitmündiger, dreigegliederter Becher mit abgesetztem Trichterhals, kräftigem Umbruch und Flachboden; auf der Schulter zwei große längliche Knubben. 3. Fragment eines S-förmig profilierten Bechers mit Flachboden. 4. Symmetrische Axt. 5. Zwei Feuersteinklingen. Ehem. Mus. Bad Dürrenberg. Grab 3, Nr. 1: jetzt Mus. Merseburg. Die übrigen Funde nicht auffindbar bzw. Kriegsverlust. Lit,: Nethe, 1936, l l f f . u. Abb. auf S. 11. Buschendorf, 1948, 69 f.

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29. Keuschberg, Gem. Bad Dürrenberg, Fpl. Kinderheilstätte. Mbl. 4 7 8 8 (2750). Sicherlich Grabfund.

Kr.

Merseburg

Beim Neubau der Kinderheilstätte „Martha Hohenthalhausen" wurde 1914 ein dreigliedriger Becher mit langem, leicht ausschwingendem Hals und scharfem Umbruch (Taf. 8a) gefunden, der sicher aus einem unbeobachteten Grab stammt. LM Halle, Hk 14:780. Lit.: Berlekamp, 1954, 34 u. Taf. X X I V . 6 .

30. Merseburg Fpl. unbekannt. Mbl. 4637 (2679), 4 6 3 8 (2680). Sicherlich Grabfunde. 1. Kleiner Ösenbecher mit S-förmig profilierter Wandung; zwei Henkelösen dicht unter der Mündung; Flachboden (Taf. 9h). 2. Ösenbecher mit leichtem Halsknick lind gerundetem Umbruch; zwei Henkelösen am Trichterhals; Flachboden (Taf. 9f). 3. Dreigegliederter Becher mit scharfem Halsknick und Umbruch; Flachboden (Taf. 9e). 4. Weitmündiger Ösenbecher mit geschweift ausladendem Oberteil und gerundetem Umbruch; zwei Henkelösen an der größten Einziehung derHals-Schulter-Partie; Flachboden (Taf. 9i). 5. Ösenbecher mit weitem, geschweift ausladendem Oberteil und gerundetem Umbruch; zwei Henkelösen an der stärksten Einziehung der Hals-Schulter-Partie; in Viertelstellung zu diesen zwei Knubben am Umbruch; Flachboden (Taf. 9b). 6. Unterteil einer Fußschale; Schalenteil gewölbt; kurzer konischer Fuß (Taf. 9d). Vorgesch. Mus. d. Univ. Jena, Inv.-Nr. 588—589, 5 9 1 - 5 9 4 . Lit.: Buschendorf, 1948 u. Taf. X I V . 7,9; X V . 5 - 7 .

31. Rössen, Gem. Leuna, Kr. Merseburg Fpl. Steinbruch und Villenkolonie. Südöstlich vom Ort. Mbl. 4 6 3 8 (2680); etwa S 1 3 , 1 - 1 3 , 2 ; W 6 , 8 - 7 , 4 . Körper- und Brandgräber sowie Siedlungsfunde. Beim Steinbruchbetrieb wurden in den achtziger J a h r e n des 19. Jahrhunderts am westlichen Hochufer der Saale Gräber angeschnitten, von denen A. Nagel aus Merseburg in der Zeit von 1879 bis 1890 22 Skelette in situ barg. Von weiteren 66 6 ) Bestattungen ist das vollständige oder ein Teil des Beigabeninventars vorhanden. Hinzu kommen einzelne Funde aus zerstörten Gräbern, so daß sich die Gesamtzahl der Bestattungen auf etwa 100 beläuft, die entweder der Rössener oder der Gaterslebener Gruppe zuzurechnen sind (s. dazu Nagel, 1882, 143f.; 1887, 19f.; A. Götze, 1900, 237ff.; Niquet, 1938, lff.). 1918 wurden bei Ausschachtungsarbeiten für die Leuna-Siedlung Neurössen, südlich der im vorigen Jahrhundert geborgenen Gräber, Siedlungsreste bzw. Gräber der Stichbandkeramik, Rössener, Baalberger und Salzmünder Gruppe sowie Brandgräber und Siedlungsgruben mit Gaterslebener Material angeschnitten (Niklasson, 1919/20, 309ff.). 101

Grab 2. Re. Hocker. Oberkörper in Rückenlage. Kopf nach rechts gewendet. Rechter Arm stark angewinkelt mit der H a n d an Schulter; linker Unterarm quer über der Brust. Beine mittelstark nach rechts gehockt. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen. Über dem Kopf ein Kugelbecher (2) und zwei Rippen vom Rind. An den Oberarmen je ein Marmorring (3—4). Vor dem Unterkörper eine große Schale (1). 1. Konische Sehale mit leicht gewölbter Wandung. 2. Rumpfteil eines unverzierten Kugelbechers. —4. Zwei Marmorringe. 5. Ein Knochenpfriem (?). Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgeseh. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3565. Lit.: Niquet, 1938, 7 u. Taf. II.

Grab 3. Re. Hocker. Bestattung in völliger rechter Seitenlage. Rechter Arm stark eingeknickt mit der H a n d an Schulter. Linker Arm quer über dem Leib. Beine mittelstark nach rechts gehockt. Unterschenkel im spitzen Winkel zurückgeschlagen. Füße ineinander verschränkt. Vor dem Gesicht zwei Becher (1 — 2). Auf der Brust ein Querbeil (3) und ein Klingenkratzer (4). Vor dem Körper ein Knochenpfriem (5) und Tierknochen (tibia und femur vom Schaf). 1. Becher mit langem, geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch mit drei flachen Knubben, Unterteil gewölbt; kleine Standfläche. 2. Becher mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie und scharfem Umbruch; drei flache Knubben; Unterteil gewölbt; Standfläche schwach ausgebildet (Taf. lOe). 3. Querbeil. 4. Klingenkratzer mit feiner partieller Seitenretusche. 5. Knochenpfriem. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgeseh. Berlin. Inv.-Nr. Ig 3560. Lit.: Niquet, 1938, 8 u. Taf. I I I .

Grab 4. Re. Hocker. Oberkörper in Rückenlage. Kopf auf der rechten Seite. Arme gestreckt am Körper. Beine mittelstark nach rechts gehockt. Unterschenkel etwa in Winkel von 90° zurückgeschlagen. An rechter Schulter ein Becher (6). Um Hals und Unterarme je eine K e t t e aus Marmorperlen (1—3). An den Oberarmen Marmorringe. Am l i n k e n F u ß eine konische Schale (7). Über dem Kopf und v o r d e m r e c h t e n Unterschenkel Rippen vom Tier. 1. Halskette. Etwa 156 ringförmige, einige röhrenförmige mit vier abgeplatteten Seiten und eine runde Kalksteinperle. Dazu wahrscheinlich ein Anhänger aus Marmor in Form eines Hirschzahnes. 2 . - 3 . Zwei Armketten. 30 bzw. 39 ringförmige Kalksteinperlen. 4 . - 5 . Zwei Armringe aus Marmor.

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6. Kleiner Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und gerundetem Umbruch; drei flache K n u b b e n ; keine ausgebildete Standfläche. 7. Tiefe konische Schale mit gerader Wandung. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. I g 3567. L i t . : Niquet, 1938, 8f. u. Taf. I I I .

Grab 7. Re. Hocker. Oberkörper leicht nach rechts gewendet. Kopf auf der Seite. Rechter Arm stark eingeknickt. Linker Arm angewinkelt über der Brust, so daß beide Hände an der rechten Schulter liegen. Beine mittelstark nach rechts gehockt. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen und aufeinanderliegend. Vor dem Gesicht ein Kugelbecher (2). An den Oberschenkeln ein Becher (1). Vor dem Leib ein Klingenkratzer (3), ein Querschneider (4) und Feuersteinsplitter. Weitere Silexabschläge (5—8) und das Bruchstück eines Knochenpfriems (9) angeblich in einem Gefäß. Hinter Kopf und Rücken Tierknochen. 1. Weitmündiger Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und gerundetem Umbruch; R a n d schräg nach außen abgestrichen und mit breiten K e r b e n ; auf der Schulter vier K n u b b e n ; Flachboden. 2. Unverzierter Kugelbecher mit zwei Doppelknubben. 3. Bruchstück eines Klingenkratzers. 4. Querschneider. 5. Ovaler Feuersteinabschlag; partiell retuschiert. 6. Kurzer dicker Abschlag; eine Seite mit Retuschen. 7. Bruchstück einer Feuersteinklinge. 8. Drei atypische Abschläge. 9. Bruchstück eines Knochenpfriems. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3570. L i t , : Niquet, 1938, lOf. u. Taf. V.

Grab 8. Re. Hocker. Körper in Rückenlage. Kopf geneigt und nach rechts gewendet. Rechter Arm stark eingeknickt mit der Hand in Schulterhöhe. Linker Unterarm angewinkelt über der Brust, mit der Hand auf dem rechten Oberarm. Beine mittelstark bis stark angehockt. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen und aufeinanderliegend. Ein Becher rechts am Kopf (5)7). An den Schienbeinen ein weitmündiges Gefäß (1). Vor dem Unterkörper ein Querbeil (2). An der rechten Schulter und vor dem Gesicht je eine Feuersteinklinge (3—4). Über den Ober- und Unterschenkeln Tierknochen. 1. W'eitmündiger Becher mit schwach S-förmig profilierter Wandung; Standfläche (?). 2. Querbeil mit gewölbter Unterseite. 3 . - 4 . Eine breite und eine schmale Feuersteinklinge ohne Retuschierung. 5. Kleiner Becher mit langem, geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; Standfläche. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. I g 3571. Lit.: Niquet, 1938, I i u. Taf. V.

Grab 11. Re. Hocker. Körper auf rechter Brust- bzw. Bauchseite liegend. Kopf auf derselben Seite. Rechter Arm unter dem Körper. Linker Arm scharf angewinkelt. Beine schwach 103

nach

rechts gehockt. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen.

D a s linke

S c h i e n b e i n r u h t a u f d e m r e c h t e n K n i e , so d a ß der F u ß i m W i n k e l d e s r e c h t e n B e i n e s l i e g t ( A d o r a n t e n s t e l l u n g ) . V o r d e m G e s i c h t e i n O s e n b e c h e r (3). U m d e n H a l s e i n e K e t t e a u s M a r m o r p e r l e n (2). V o r d e m K ö r p e r e i n e A x t (5), e i n e F e u e r s t e i n k l i n g e (6) u n d ein K n o c h e n d o l c h (7). U n t e r h a l b d e s B e c k e n s a m l i n k e n F u ß ein z w e i t e r B e c h e r (4). P a r a l l e l der U n t e r s c h e n k e l zwei F u ß k e t t e n ( i ) aus P e r l e n (!)• 1. 108 ringförmige Kalksteinperlen; je zwei aus Kieselschiefer und Gagat; 4 Muschelscheibchen. 2. Halskette aus 20 ringförmigen Kalksteinperlen; Bruchstücke aus Kalkstein und Gagat. 3. Dreigliedriger Ösenbecher mit geschweiftem Trichterhals, leicht gewölbter Schulter und kräftigem Umbruch; zwei Henkelösen auf der Halsmitte; Flachboden. 4. Engmündiger Becher mit langem, geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch, Unterteil wenig gewölbt; Flachboden. 5. Schlanke Axt mit symmetrischem Querschnitt. G. Breite Silexklinge ohne Retuschierung. 7. Knochendolch bzw. -pfriem. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3574. L i t . : Niquet, 1938, 13 u. Taf. V I I . G r a b 19. R e . H o c k e r . Oberkörper in R ü c k e n l a g e . K o p f auf dem H i n t e r h a u p t liegend, B l i c k nach oben. L i n k e r A r m a n g e w i n k e l t ü b e r d e r B r u s t m i t H a n d zur r e c h t e n S c h u l t e r . V o m rechten A r m nur der nach oben verschobene Oberarmknochen sichtbar.

Beine

stark n a c h rechts gehockt. L i n k e s K n i e auf dem rechten Oberschenkel. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen. F ü ß e aufeinander liegend.

Unterhalb

d e r B e i n e ein B e c h e r (1). V o r d e m K ö r p e r T i e r k n o c h e n u n d e i n K l i n g e n k r a t z e r (2) sowie e i n K i e s e l (sicher N a t u r p r o d u k t ) . Z w i s c h e n d e n Z ä h n e n e b e n f a l l s e i n Tierknochen. 1. Engmündiger dreigliedriger Becher mit kurzem Trichterhals, langer, leicht gewölbter Schulter und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; kleine, wenig ausgebildete Standfläche (Taf. lOd). 2. Klingenkratzer mit steiler Retusche; an den Seitenkanten feine Bearbeitung. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3581. Lit,: Niquet, 1938, 16 u. Taf. X . Grab 20. Körpergrab. Dreigliedriger Becher mit langem, geschweift ausladendem Hals; Rand schräg gekerbt; scharfer Umbruch, Flachboden (Taf. 10h). Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3582. Lit.: Behrens, 1968, 70 u. Abb. 1. Grab 25. K ö r p e r g r a b . 1. Kette aus 56 ringförmigen und drei röhrenförmigen Marmorperlen. 2. Fünf Doppelknöpfe aus Eberzahn von verschiedener Form 8 ). 3. Becher mit geradem Oberteil, ausschwingender Mündung und kräftigem Umbruch, auf dem drei oder vier flache Knubben sitzen; Rand gekerbt; Unterteil gewölbt; wenig ausgebildete Standfläche. 104

4. Rest eines Bechers mit langer, geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie und scharfem Umbruch mit drei Doppelknubben; Unterteil gewölbt. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Friihgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3587. Lit.: Niquet, 1938, 23 u. Taf. XVI. G r a b 26. K ö r p e r g r a b . B e s t a t t u n g bei A b r ä u m u n g s a r b e i t e n f ü r d e n Steinbruch g e f u n d e n . U n t e r e r Teil d e s S k e l e t t e s z e r s t ö r t . L i n k s z w i s c h e n S c h u l t e r u n d H a l s e i n B e c h e r (2). G e g e n ü b e r a n d e r r e c h t e n S c h u l t e r e i n e A x t (3). U m d e n H a l s e i n e K e t t e (1). 1. Von einer Hals- und einer Armkette 728 ringförmige sowie 19 röhrenförmige Kalksteinperlen. Dazu ein imitierter Hirschzahn aus Marmor als Anhänger. 2. Becher mit gradwandigem Oberteil und ausschwingender Mündung; Rand schräg gekerbt; kräftiger Umbruch; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche. 3. Breite Axt mit symmetrischem (?) Querschnitt. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3588. Lit.: Niquet, 1938, 20 u. Taf. XIV. G r a b 28. R e . H o c k e r S - N / O . S k e l e t t s c h l e c h t e r h a l t e n ; l a g i n 0 , 4 5 m 9 ) T i e f e auf d e m K i e s b o d e n . B e s t a t t u n g i n r e c h t e r S e i t e n l a g e , S ü d — N o r d o r i e n t i e r t m i t K o p f i m S ü d e n . B e i n e s t a r k (?) nach rechts gehockt; das linke über d e m rechten. Vor d e m Gesicht Gefäßscherben. N a c h A n g a b e n d e s K a t a l o g e s s o l l e n R e s t e v o n s e c h s G e f ä ß e n , alle i n K o p f n ä h e , g e f u n d e n w o r d e n sein. 1. Tiefe konische Schale mit gerader Wandung. 2. Bruchstück einer konischen Schale. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3590. Lit.: Niquet, 1938, 20 u. Taf. XIV. G r a b 30. R e . H o c k e r O - W / N . N a c h A n g a b e n d e s K a t a l o g e s 2 m s ü d w e s t l i c h v o m v o r i g e n G r a b ( G r a b 29 ?). Skelett schlecht e r h a l t e n ; 0,4 m eingetieft. B e s t a t t u n g O s t — W e s t orientiert; K o p f i m O s t e n . K o p f auf d e r r e c h t e n S e i t e . B e i n e s t a r k (?) n a c h r e c h t s g e h o c k t u n d ü b e r e i n a n d e r g e l e g t . H ä n d e auf d e m L e i b . V o r d e m G e s i c h t e i n B e c h e r (1). A m B e c k e n e i n e F e u e r s t e i n k l i n g e (2). 1. Becher mit Ansatz zur Dreigliederung; ausschwingende Mündung; leichte und unregelmäßige Randkerbung; gerade Schulter; kräftiger Umbruch mit drei Knubben; Unterteil gewölbt; Standfläche wenig ausgebildet. 2. Schlanke Feuersteinklinge. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3592. Lit,: Niquet, 1938, 21 u. Taf. XIV. G r a b 32. K ö r p e r g r a b . Reste von zwei oder nur einem Kinderschädel. Ösenbecher mit schwach S-förmiger Profilierung; zwei randständige (?) Henkelösen; Unterteil leicht eingezogen; Flachboden. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3594. Lit.: Behrens, 1968, 70 u. Abb. 1. 105

Grab 34. Körpergrab. 1. Kleine Amphore mit dreigliedrigem Profil; Hals abgesetzt; vier Henkelösen a m Umbruch (Taf. lOf). 2. Weitmündiger Ösenbecher mit dreigliedrigem Profil; Trichterhals; zwei Henkelösen im Halsknick; Unterteil konisch bis schwach eingezogen; Plachboden (Taf. 10g). E h e m . Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, luv.-Nr. Ig 3596. Lit.: Behrens, 1968, 70 u. Abb. 2.

Grab 40. Körpergrab. 1. Konische Schale mit gewölbtem Boden. 2. Kleiner engmündiger Becher m i t Ansatz zur Dreigliederung; kräftiger Umbruch mit vier K n u b b e n ; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche. 3. Ovale Ton wanne mit eingezogener Mündung, abgesetzte S t a n d p l a t t e ; auf der W a n d u n g unregelmäßige Winkelband Verzierung; durch je zwei zapfenartige K n u b b e n an jeder Schmalseite unterbrochen. 4. Klingenkratzer mit steiler Retuschierung. 5 . - 6 . Zwei atypische Abschläge. E h e m . Staatl. Mus. f. Vor- u n d Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3602. Lit.: Niquet, 1938, 25f. u. Taf. X V I I .

Grab 41. Körpergrab. Engmündiger Becher mit langer, gerader Schulter u n d ausschwingender Mündung; R a n d g e k e r b t ; scharfer Umbruch, Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3603. L i t . : Niquet, 1938, 26 u. Taf. X V I I .

Grab 42. Körpergrab. 1. Verzierter Rössener Kugelbecher. 2. Kleine konische Schale mit Randzipfel. E h e m . Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3604. L i t . : Niquet, 1938, 26 u. Taf. X V I I .

Grab 53. Körpergrab. 1. Kleiner Becher mit gerader Hals-Schulter-Partie u n d ausschwingender M ü n d u n g ; R a n d gekerbt; tiefliegender scharfer U m b r u c h mit umlaufender Einstichreihe und drei flachen K n u b b e n ; Unterteil gewölbt; eingedellte Standfläche. 2. Kleiner Querschneider. E h e m . Staatl. Mus. f. Vor- u n d Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3615. Lit.: Niquet, 1938, 28 u. Taf. X I X .

Grab 54. Körpergrab. 1. K u m p f a r t i g e Schale mit eingezogener Mündung u n d gewölbter W a n d u n g ; Flachboden. 2. Schmale Feuersteinklinge. E h e m . Staatl. Mus. f. Vor- u n d Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3616. L i t . : Niquet, 1938, 28 u. Taf. X I X .

Grab 57. Brandgrab (?)10). 1. 19 ringförmige, z. T. fast röhrenförmige Kalksteinperlen. 2. 1 ringförmige Perle aus Gagat u n d Bruchstück davon. 3. 11 scheibenförmige Knöpfe aus Muscheln mit umlaufender Randrille.

106

4. Zwei Röhrchen aus zusammengebogenem Kupferblech. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3619. Lit.: Behrens, 1968, 70 u. Abb. 2.

Grab 65. Brandgrab (?)"). 1. 6 ringförmige und 1 röhrenförmige Marmorperle. 2. Tiefe konische Schale. 3. Engmündiger Becher mit leicht geschweiftem Oberteil und ausschwingender Mündung; Rand gekerbt; gerundeter Umbruch mit vier flachen Doppelknubben; gewölbtes Unterteil ; kaum Standfläche. 4. Großer weiter Becher mit leicht geschweift ausladendem Oberteil und gerundetem Umbruch; darauf drei Knubben; gering nach innen gewölbter Flachboden (Taf. 10k). 5. Schlanker Becher mit zylindrischem Hals und ausschwingender Mündung; leicht von der Schulter abgesetzt; gerundeter Umbruch; abgesetzter Flachboden (Taf. lOi). Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3627. Lit.: Niquet, 1938, 29 u. Taf. X I X .

Grab 66. Brandgrab. 1. 45 ringförmige Marmorperlen. 2. Bruchstück eines Anhängers aus Muschel mit zwei Durchbohrungen. 3. Feuersteinklinge. 4. Ösenbecher mit S-förmiger Profilierung; zwei randständige Henkelösen; Flachboden. 5. Schlanker dreigliedriger Becher; Umbruch gerundet; Unterteil eingezogen. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3628. Lit.: Behrens, 1968, 70 u. Abb. 1.

Grab 67. Brandgrab. 1. 2. 3. 4. 5.

60 ringförmige Kalksteinperlen. 20 ringförmige Perlen aus Gagat. 6 Anhänger aus Hirschzähnen (Grandein). 3 Nachahmungen von Hirschzähnen aus Marmor. Steinanhänger in Form eines Beiles mit scharfer Schneide; am Nackenende eine Durchbohrung. 6. Dreigliedriger Ösenbecher mit fast zylindrischem Hals und kräftigem Umbruch; auf der Halsmitte zwei Henkelösen; Flachboden. 7. Tiefe konische Schale mit gerader Wandung und drei Knubben unter der Mündung. 8. Stichbandverzierte Scherbe. 9. Klingenkratzer. Ehem. Staatl. Mus. für Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3629. Lit.: Behrens, 1968, 70f. u. Abb. 3.

Grab 68. Brandgrab. 1. Weitmündiger dreigliedriger Ösenbecher mit kurzem Trichterhals und leicht gerundetem Umbruch; zwei Henkelösen auf der Halsmitte; Flachboden. Darin kalzinierte Knochen. 2. Kleine konische Schale mit gerader Wandung. 3. Breite Axt mit symmetrischem Querschnitt ; längsgewölbt. 4. Zwei atypische Feuersteinabschläge. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3630. Lit,: Behrens, 1968, 71 u. Abb. 4. 107

Grab 69. Brandgrab. 1. — 2. Zwei tiefe, konische Schalen mit je zwei Henkelösen unter der Mündung (Taf. 10a). 3. Kleine ungegliederte Kanne mit schlankem Hals und bauchiger Schulter-Umbruch-Partie; Henkel und Mündung fehlen. 4. Rumpfteil eines Bechers mit gerundetem Umbruch; darauf vier Doppelknubben; Flachboden. 5. Unterteil eines Bechers (?) mit einer erhaltenen Öse oder Knubbe am Umbruch; Flachboden. 6. Rumpfteil eines Bechers (?) mit gerundetem Umbruch; darauf eine erhaltene Henkelöse; Standfläche nach innen gewölbt. 7. Unterteilbruchstücke eines Gefäßes. 8. Schlankes Querbeil. 9. Schmaler Klingenkratzer. 10. Feuersteinklinge. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3631. Lit.: Behrens, 1968, 71 u. Abb. 5.

Grab 70. Brandgrab. 1. —2. Zwei konische Schalen mit je zwei randständigen Henkelösen; leicht abgesetzte Böden (Taf. 10b). 3. 46 scheibenförmige Muschelknöpfe mit Randrillen. 50—60 Muschelscheibchen von unregelmäßiger Form oder Segmentform; z. T. stellenweise mit schwachen Randrillen. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3632. Lit.: Behrens, 1968, 71 u. Abb. 6.

Grab 71. Brandgrab. 1. Ösenbecher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch; kurz unter der Mündung zwei Henkelösen; Flachboden. 2. Bruchstücke von Bechern (?); u. a. eine Scherbe von einem Becher mit gerundetem Umbruch und Knubben darauf. 3. Breites Querbeil mit leichten Facetten. 4. Silexklinge. 5. Zwei atypische Feuersteinabschläge. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. 3633. Lit.: Behrens, 1968, 71 u. Abb. 6.

Grab 72. Brandgrab. 1. Sehlanker dreigliedriger Becher mit kräftigem Umbruch; Flachboden. 2. Dreigliedriger Becher; Umbruch leicht gerundet; Flachboden. 3. Rumpfteil eines Bechers mit gerundetem Umbruch und Flachboden. 4. Hals-Schulter-Bruchstück eines Bechers mit Henkelösen auf der Halsmitte. 5. 41 ringförmige und 5 röhrenförmige Marmorperlen. 6. 14 Nachahmungen von Hirschzähnen aus Marmor. 7. Zwei ringförmige Perlen aus Gagat. 8. Zwei Silexklingen. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3534. Lit.: Behrens, 1968, 71, 76 u. Abb. 6.

Grab 73. Brandgrab. 1. Quermeißel aus Feuerstein (?). 2. Zwei Feuersteinklingen.

108

3. Drei atypische Feuersteinabschläge. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3C35. L i t , : Behrens, 1968, 76 u. Abb. 4.

Grab 74. Brandgrab. 1. Breite Axt mit symmetrischem Querschnitt. 2. Feuersteinklinge. 3. Zwei Knochen vom Rind (Geräte ?). Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 363G. L i t . : Behrens, 1968, 76 u. Abb. 4.

Grab 79. Körpergrab. 1. Schalenartiges Gefäß mit kurzem Hals und kräftig gebauchter Schulter-Umbruch-Partie; darauf ursprünglich eine Henkelöse; Standfläche. 2. I m Gefäß Scherben eines kleinen rohgearbeiteten Bechers mit abgesetzter Standfläche. Dazu ein gebranntes Knochenstück. 3. Oberteil eines (Kugel- ?)bechers mit Trichterhals, gewölbter Schulter und gerundetem Umbruch; auf Schulter zwei doppelte Winkelbänder aus unregelmäßigen Ritzlinien; flache Doppelknubben (ursprünglich sicher vier Paare). 4. Breite Axt mit symmetrischem Querschnitt und schrägem Nacken. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- und Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 152—155. L i t , : Niquet, 1938, 30f. u. Taf. X X .

Grab 83. Re. Hocker. S - N / O . Bestattung in 1,5 m Tiefe. Orientierung Süd—Nord mit Kopf im Süden. Völlige rechte Seitenlage. Rechter Arm gestreckt am Körper. Linker Arm angewinkelt mit der Hand vor dem Gesicht. Beine nach rechts gehockt. Unterhalb vom Kinn ein Becher (1). Hinter dem Kopf ein Querbeil (3). Ein zweiter Becher (2) am linken Fuß. 1. Kleiner dreigliedriger Becher mit gewölbtem Umbruch und eingezogenem Unterteil; Flachboden, unregelmäßig gearbeitet. 2. Becher mit geschweiftem Oberteil und scharfem Umbruch; Rand gewellt, sowie Paare kurzer senkrechter Einstiche auf der Gefäßwandung; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche. 3. Kurzes, breites Querbeil. 4. 14 Feuersteinklingen und -abschlage, darunter Klingenkratzer. Mus. f. Völkerkunde Hamburg, Inv.-Nr. 1 8 8 6 : 2 7 0 - 2 7 2 . Lit.: Niquet, 1938, 17f. u. Taf. X I I .

Funde aus zerstörten Gräbern: 1. Breiter Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; Rand gewellt; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche (Tai. 10c). Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 121. L i t . : Niquet, 1938, 32 u. Taf. X X I p . 2. Becher mit ausschwingendem Hals und gerundeter Schulter-Umbruch-Partie; Flachboden. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 122. L i t . : Niquet, 1938, 32 u. Taf. X X I d . 3. Becher mit langer, gerader Schulter-Hals-Partie und ausschwingender Mündung; Rand gekerbt; auf dem gerundeten Umbruch drei flache Knubben; Unterteil gerundet, keine ausgebildete Standfläche.

109

Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 123. Lit.: Niquet, 1938, 32 u. Taf. X X I d . 4. Weitmündiger Becher mit S-förmig profilierter Wandung; am Bauch zwei zapfenartige Knubben; Flachboden. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 127. Lit,: Niquet, 1938, 32 u. Taf. X X I n . 5. Kleine, konische Schale mit gerader Wandung. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 3644. Lit.: Niquet, 1938, 33 u. Taf. X X I r . 6. Weitmündiger Becher mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie und kräftigem Umbruch; Unterteil leicht gewölbt; Standfläche. Ehem. Staatl. Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 5424. Lit.: Niquet, 1938, 32 u. Taf. X X I i . 7. Weitmündiger Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und gerauhtem Umbruch, darauf drei Knubben; Rand gekerbt; Standfläche. Mus. Merseburg. Z. Zt. nicht auffindbar. Lit.: Niquet, 1938, 33 u. Taf. X X I k . G r a b I I a / 1 9 1 8 . B r a n d g r a b (?). V o n A r b e i t e r n w u r d e beim Ausschachten eines K a n a l i s a t i o n s g r a b e n s in angeblich 0 . 8 . 1 m T i e f e a u f r e c h t s t e h e n d e i n B e c h e r (1) g e f u n d e n . D i c h t d a n e b e n s o l l e n e i n e A x t (2) sowie „ k l e i n e m o r s c h e K n o c h e n s t ü c k c h e n " g e l e g e n h a b e n . I m Profil des ausgehobenen Grabens war eine G r u b e n v e r f ä r b u n g sichtbar, worauf von Prof. H. H a h n e u n d einem Grabungstechniker der damaligen Landesanstalt die S c h a c h t u n g n a c h O s t e n e r w e i t e r t w u r d e . H i e r k a m in e t w a 1 m Tiefe eine B a a l b e r g e r B e s t a t t u n g z u t a g e , d i e völlig a u ß e r h a l b d e s K a n a l i s a t i o n s g r a b e n s l a g , so d a ß e i n e Ü b e r l a g e r u n g d e s B a a l b e r g e r G r a b e s d u r c h d i e G a t e r s l e b e n e r F u n d e m i t S i c h e r h e i t a u s z u s c h l i e ß e n ist. 1. Ösenbecher mit geschweiftem, wenig ausschwingendem Oberteil und kräftigem Umbruch; unter der Mündung zwei Henkelösen; Flachboden (Taf. I I a ) . 2. Schlanke Axt mit symmetrischem Querschnitt (Taf. I I b ) . LM Halle, H K 18:383. Lit.: Niklasson, 1919/20, 320ff. u. Abb. 22, 26. Grab XIV/1918. Brandgrab. Auf d e r S o h l e e i n e r k e s s e i f ö r m i g e n G r u b e v o n 1 m D u r c h m e s s e r u n d 0,9 m T i e f e l a g a n g e h ä u f t d e r L e i c h e n b r a n d , i n d e m sich e i n e K e t t e a u s K a l k s t e i n p e r l e n (2) sowie e i n e F e u e r s t e i n k l i n g e (3) b e f a n d . D a n e b e n s t a n d e i n B e c h e r (1). 1. Weitmündiger ösenbecher mit scharf abgesetztem, geschweiftem Hals und gerundeter Schulter-Umbruch-Partie; zwei randständige Henkelösen; auf dem Umbruch zwei gegenständige Gruppen von je drei Knubben; Unterteil leicht eingezogen; Flachboden (Abb. 2 a ; Taf. l l d ) . 2. Kette aus Kalksteinperlen. 3. Schlanke Feuersteinklinge (Taf. 11c). LM Halle, H K 18:406. Lit.: Niklasson, 1919/20, 322 u. Abb. 21, 24. Preuß, 1961 a, Abb. 39.2. Preuß, 1961b, Abb. I b . 110

Grab XX/1918. Brandgrab. D a s G r a b w a r s c h o n g e s t ö r t . I n 0,4 m T i e f e f a n d e n sich zwei B e c h e r (1—2), L e i c h e n b r a n d r e s t e , F e u e r s t e i n a b s c h l ä g e , einige S c h e r b e n u n d T i e r k n o c h e n . 1. Breiter dreigliedriger Becher mit leicht gewölbter Schulter, kräftigem Umbruch mit drei Knubben und wenig gebauchtem Unterteil; abgesetzter Flachboden (Tai. 11 f). 2. Becher mit scharf abgesetztem Steiltrichterhals und ausschwingender Mündung; SchulterUmbruch-Partie gerundet, darauf drei Knubben, Flachboden (Taf. 11g). LM Halle, H K 18:421. Lit.: Niklasson, 1919/20, 322 u. Abb. 25, 27. Grube III/1918. D a s P r o f i l d e r G r u b e z e i g t e in h a l b e r T i e f e e i n e k r ä f t i g e E i n s c h n ü r u n g . Sie e n t h i e l t e i n e v i e r h e n k l i g e A m p h o r e (1), e i n e k o n i s c h e S c h a l e (2), u n v e r z i e r t e große Scherben, Tierknochen, gebrannten L e h m u n d Holzkohle. 1. Ungegliederte Amphore mit bauchigem Gefäßkörper und enger, leicht ausschwingender Mündung; in Höhe der größten Weite vier Henkelösen; leicht abgesetzter Flachboden (Taf. I i i ) . 2. Tiefe konische Schale mit ungleichmäßig hoher Mündung (Taf. 11k). LM Halle, H K 18:388. Lit.: Niklasson, 1919/20, 316f. u. Abb. 9, 16, 17. Preuß, 1961a, Abb. 39. 5 - 6 . Ders., 1961b, Abb. l e - f . Grube IX/1918. Fußschale mit gegliedertem Oberteil; Mündungsteil durch flache plastische Leiste, auf der sich drei Gruppen von jeweils drei Knubben befinden, abgesetzt; geschweift ausladende Mündung; konischer, leicht eingezogener Hohlfuß (Abb. 5 b ; Taf. 11h). Des weiteren Scherben, Tierknochen und gebrannter Lehm. LM Halle, H K 18:399. Lit.: Niklasson, 1919/20, 317 u. Abb. 23. Preuß, 1961a, Abb. 39.1. Ders., 1961b, Abb. l a . Grube XXI/1918. D u r c h m e s s e r 1,1 m ; T i e f e 1 m . Flache konische Schale mit einer erhaltenen langovalen Griffleiste unter der Mündung, in der sich unregelmäßige Einschnitte befinden (Taf. l l e ) . Weiterhin Tierknochen, gebrannter Lehm, Scherben, Holzkohle und Feuersteinsplitter. LM Halle, H K 18:429. Lit.: Niklasson, 1919/20, 318f. u. Abb. 18. 32. Schkopau, Kr. Merseburg F p l . B u n a - S i e d l u n g I I , H a u s 500/96. S ü d w e s t l i c h v o m B a h n h o f . Mbl. 4 6 3 7 ( 2 6 7 9 ) ; N 5 , 0 ; 0 2,7. Körpergrab. B e i A u s s c h a c h t u n g s a r b e i t e n d e s B a u g r u n d e s f ü r S i e d l u n g s h ä u s e r auf e i n e r H o c h f l ä c h e a m R a n d e d e s S a a l e t a l e s s t i e ß m a n 1937 in e i n e r T i e f e v o n 0,5 m auf e i n K ö r p e r g r a b . V o n d e n B a u a r b e i t e r n w u r d e n O b e r s c h e n k e l - u n d O b e r a r m k n o c h e n sowie zwei B e c h e r (1 — 2) g e b o r g e n . 111

1. Dreigliedriger Becher mit scharfem Umbruch und Flachboden (Taf. 9c). 2. Weitmündiger Ösenbecher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; auf der Halsmitte zwei abgeplattete, im Querschnitt vierkantige Henkelösen; Flachboden (Abb. 2 b ; Taf. 9k). LM Halle, H k 37:222. Lit.: Buschendorf, 1951, Taf. IV. 2 - 3 . Kr. Merseburg 33. Wallendorf, Fpl. Kiesgrube im Ortsteil Pretzsch; a n der Straße nach Leipzig. M b l . 4 6 3 8 ( 2 6 8 0 ) ; e t w a N 17,5; W 23,5. Sicherlich G r a b f u n d . 1. Ösenbecher mit abgesetztem breitem Trichterhals und gerundeter Schulter-Umbruch-Zone; zwei Henkelösen kurz über dem Halsansatz; vier Knubben auf dem Umbruch; Flachboden (Taf. 12m). 2. Trichterrandschale mit wenig gebauchtem Unterteil, trichterförmiges Mündungsteil deutlich abgesetzt; auf dem Umbruch vier kleine Knubben (Taf. 12n). Mus. f. Urgesch. der Univ. Freiburg i. Brsg., Inv.-Nr. 1118. 34. Zöschen, Kr. Fpl. Kiesgrube.

Merseburg

Mbl. 4 6 3 8 (2680). Sicherlich G r a b f u n d . Dreigliedriger Becher mit langem, zylindrischem Hals und leicht ausschwingender Mündung; Halsabsatz z. T. durch rillenartige Einschnürung betont; scharfer Umbruch mit vier Knubben, konisches Unterteil; Flachboden (Taf. 9g). Mus. f. Nat.kunde Leipzig, Kat.-Nr. 1976 (urspr. Grassi-Mus. Leipzig Ug 12797). Lit.: Berlekamp, 1954, 34 u. Taf. X X I V . 5. 35. Beuditz, Gem. Wettaburg, Kr. Naumburg F p l . K i e s l a g e r d e s B e u d e f e l d e s . Ö s t l i c h v o m O r t (?). M b l . 4 9 3 7 (2873). Grabfunde. Aus zerstörten Gräbern des Beudefeldes s t a m m e n neben unverzierten Rössener Gefäßen folgende F u n d e : 1. Kleiner dreigliedriger Becher mit geschweiftem Trichterhals, leicht gewölbter Schulter und scharfem Umbruch; Flachboden (Taf. 12g). 2. Dreigliedriger Becher; Trichterhals geschweift und nicht deutlich von der gewölbten Schulter abgesetzt; tiefliegender scharfer Umbruch; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 12 d). LM Halle, H K 17:275, 280. Lit.: Buschendorf, 1948, 69 u. Taf. XIV. 5; XV. 4. 36. Naumburg Fpl. Kiesgrube a m Ostbahnhof. M b l . 4 8 3 6 ( 2 8 0 9 ) ; e t w a N 1 8 , 7 ; 0 1,5. Sicherlich G r a b f u n d . 112

Kleiner Becher mit wenig geschweiftem Oberteil und kräftigem Umbruch, auf dem drei spitze Knubben sitzen; Unterteil gewölbt; kleine eingedellte Standfläche (Taf. 121). LM Halle, Hk 19:472. Lit,: Niquet, 1937, 83 u. Taf. X X . 2.

37. Naumburg Fpl. Kiesgrube H o f f m a n n am Linsenberg. Südlich vom Ort { '. ). Mbl. 4836 (2809). Sicherlich Grabfund. Am 23. 4. 1936 wurde in der Kiesgrube am Linsenberg ein Becher und eine Hockerbestattung gefunden. Möglicherweise gehört das Gefäß als Beigabe zu dem Grab. Kleiner Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 12k). LM Halle, H K 38:413.

38. Laucha, Kr. Nebra Fpl. 2, Badstr. Mbl. 4736 (2748); S 11,2; W 2,5. Re. Hocker SSO—NNW und weitere Körpergräber. Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Stadt wurde 1933 bei Ausschachtungsarbeiten ein Körpergrab angeschnitten. Eine anschließende Untersuchung erbrachte neben stichbandkeramischen Gruben mit einzelnen Rössener Scherben und bronzezeitlichen Siedlungsspuren die Reste weiterer zerstörter Körpergräber. Grab 1: Kopf und Oberkörper durch Fundamentgraben für einen Zaun vernichtet. Orientierung SSO—NNO mit Kopf im Süden. Körper in Rückenlage. Rechter Arm gestreckt. Linke H a n d auf dem Becken. Beine schwach nach rechts gehockt. Knie übereinander. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen und auseinandergespreizt. Beigaben befanden sich an der Brust oder am Kopf. 1. Schlanker Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch, auf dem sich eine Reihe winkliger Einstiche befindet; Rand gekerbt; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 12f). 2. Breite symmetrische A x t mit schrägem Nacken. 3. Zungenförmiger Anhänger aus Knochen mit sanduhrförmiger Durchlochung im oberen Drittel. 4. Schmale Feuersteinklinge mit partieller Retusche. 5. Breiter Klingenkratzer mit steiler Retusche. 6. Knochenpfriem; an der Basis quer durchbohrt. LM Halle, H K 33:417.

Grab 2: Aus einem zerstörten Körpergrab, von dessen Skelett sich nur noch ein Humerus fand, stammen folgende Beigaben: 1. Symmetrische Axt. 2. Zungenförmiger Anhänger aus einem Röhrenknochen; durchbohrt. 3. Tierknochen. LM Halle, H K 33:224. Lit,: Niquet, 1937, 78ff. u. Taf. X I I I . 2, X V I I I . 2 - 8 . 8

Xool. Studien I I

39. Laucha, Kr. Nebra Fpl. 3, Hallesche Str. Mbl. 4736 (2748); S 11,5; W 3,4. Sicherlich Grabfund. 1966 wurde beim Ausschachten eines Wasserleitungsgrabens in der Halleschen Straße in 0,5 m Tiefe ein Becher geborgen. Weitere Funde wurden nicht beobachtet. Die Stelle ist etwa 250 m von dem Fundplatz der Körpergräber in der Badstraße entfernt. Aus nächster Umgebung sind stichbandkeramische Siedlungsreste und Gräber bekannt. Kleiner dreigliedriger Becher mit steilem, scharf abgesetztem Trichterhals und kräftigem Umbruch; Flachboden (Taf. 12e). LM Halle, H K 6 8 : 2 5 .

40. Hedersleben, Kr. Quedlinburg Fpl. unbekannt. Mbl. 4133 (2308). Sicherlich Grabfund. 1. Weitmündiger dreigliedriger Becher mit gewölbtem Rumpfteil, abgesetztem Trichterhals und vier Knubben auf dem kräftigen Umbruch; Flachboden (Taf. 12c). 2. Weitmündiger, schwach S-förmig profilierter Becher mit tiefliegendem Umbruch; Flachboden (Taf. 12 b). LM Halle, H K 7 1 : 9 6 5 - 9 6 6 . 3. ösenbecher mit S-förmig profilierter Wandung; zwei Henkelösen im Ansatz des Trichterhalses; Flachboden (Taf. 12a). Verschollen. L i t . : Neumann, 1929, 32 u. Abb. 4. 1 4 - 1 6 . Buschendorf, 1948, 72 u. Taf. VI. 3 a - c .

41. Quedlinburg Fpl. 64, Schenkendorfstraße — Ost. Mbl. 4232 (2381); N 1,6; 0 5,8. Li. Hocker S - N / W 1 2 ) . Bestattung Süd—Nord orientiert mit Kopf im Süden und Blick nach West in völliger linker Seitenlage. Arme angewinkelt vor der Brust. Beine schwach nach links gehockt. Unterschenkel im rechten Winkel zurückgeschlagen. Füße aufeinanderliegend. J e ein Becher hinter dem Kopf (1) und vor dem Unterkörper (2). 1.—2. Zwei Becher gleicher Form mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 12h—i). Mus. Quedlinburg, Inv.-Nr. 111/51/1609 (36 A - B ) . L i t , : Schirwitz, 1938, 315f. u. Abb. 16. Fischer, 1956, Taf. 27. Preuß, 1966, 124.

42. Löbejün, Saalkreis Fpl. Gärtnerei Parsch. Mbl. 4337 (2459). Grabfund (?). 114

Weitmündiger Becher mit gerader Schulter-Hals-Partie lind wenig ausschwingender Mündung; Rand gekerbt; scharfer Umbruch mit länglichen Knubben; Unterteil gewölbt; Standfläche nicht deutlich ausgebildet (Taf. 14i). Mus. Kothen, E K : 28/260 (z. Zt. nicht auffindbar). Lit.: Schulze, 1929, 102 u. Taf. 36. 5. Niquet, 1937, 80.

43. Salzmünde, Saalkreis Fpl. Kiesgrube Wentzel auf der Anhöhe südlich der Saale. Südöstlich vom Ort. Mbl. 4437 (2532); S 1 0 , 5 - 1 1 , 2 ; W 0 , 7 - 1 , 2 . Sicherlich Grabfund. Auf dem Fundplatz der Salzmünder Gruppe kamen 1933 beim Kiesabbau zwei Becher (1 — 2) zutage. Fundbeobachtungen liegen nicht vor; sicher handelt es sich aber um einen geschlossenen Grabfund. 1. Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch, auf dem vier Knubben sitzen; Unterteil leicht gewölbt; Standboden (Abb. 3 a ; Taf. 13e). 2. Weiter Becher mit S-förmig profilierter Wandung und Standboden; auf dem Umbruch zwei zapfenartige Knubben (Taf. 13 1). LM Halle, H K 3 3 : 3 2 6 - 3 2 7 . Lit.: Xiquet, 1937, 76f. u. Abb. 1 - 2 , 9.

44. Allstedt, Kr. Sangerhausen Fpl. 5, Zuckerfabrik. Mbl. 4534 (2602); S 1,4; W 17,7. Re. Hocker O - W / N . Das Grab wurde 1891/92 beim Bau einer Rübenwäsche inmitten eines Siedlungsplatzes geborgen, der u. a. auch Material der Stichbandkeramik und der Rössener K u l t u r erbrachte. Die Bestattung fand sich Ost—West orientiert in einer Tiefe von etwa 1 m. Kopf nach rechts (Norden) gewendet. Körper in Rückenlage (Taf. 13a). Arme gestreckt. Beine leicht nach rechts gehockt. Unterschenkel wenig zurückgeschlagen. Auf der Brust eine durchbohrte Knochenplatte (4). Über dem rechten Unterarm eine Geweihaxt (2). Links am Boden ein Klopfstein (6) sowie darunter am Oberschenkel eine Teichmuschel (7) und eine Silexklinge (3). Zwischen den Knien eine konische Schale (1) und am linken Unterschenkel eine Reibeplatte (5). 1. Tiefe konische Schale (Taf. 13c). 2. Tüllengeweihaxt aus dem Mittelstück einer Hirschgeweihstange (Taf. 13g). 3. Breite Silexklinge ohne Retusche (Taf. 13b). 4. Langovale Knochenplatte mit zentraler sanduhrförmiger Durchbohrung (Taf. 13f). 5. Reibeplatte. 6. Klopfstein bzw. Läufer. 7. Teichmuschel. ' 8. Längliche Steinplatte. Mus. f. Ur- u. Frühgesch. Weimar, Inv.-Nr. 1569 — 1576. Lit,: Neumann, 1935, 396 u. Abb. 4 3 - 4 4 . Xiquet, 1937, 92. 8*

115

45. Sangerhausen Fpl. Bahnhofsgelände. Ortslage. Mbl. 4533 (2601); etwa N 9; 0 13. Körpergrab. Beim Ausschachten eines Grabens westlich der Eisenbahnunterführung fand man 1910 in etwa 1 m Tiefe ein Süd—Nord orientiertes Skelett. Der Kopf lag auf der rechten Seite ; Blick nach Osten. Die Beine sollen gestreckt gewesen sein. An der Brust stand ein Becher mit S-förmig profilierter Wandung und tiefliegendem Umbruch; Flachboden (Abb. 31; Taf. 13d). Mus. Sangerhausen, Inv.-Nr. 111/55/539. Lit.: Niquet, 1937, 81.

46. Uichteritz, Kr. Weißenfels Fpl. 2, Kiesgrube am Zeisgenberg. Südwestlich vom Ort. Mbl. 4737 (2749); S 2,0; W 23,6. Hocker S - N . Die Hockerbestattung, deren Orientierung mit Süd—Nord angegeben wurde, kam 1939 beim Abräumen des Mutterbodens in der Kiesgrube zutage. Nähere Fundumstände sind nicht bekannt. 1. Weitmündiger Ösenbecher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; unter der Mündung zwei Henkelösen; Unterteil leicht gewölbt; Flachboden (Taf. 13c). 2. Dreigliedriger Becher mit gewölbter Schulter und kräftigem Umbruch, auf dem vier Knubben sitzen; steiler Trichterhals; Unterteil konisch bis eingezogen; Flachboden (Taf. 13m). 3. Dreigliedriger Becher mit gewölbtem Rumpf und kräftigem Umbruch; Trichterhals ausschwingend; Rand gekerbt; Flachboden (Taf. 13h). 4. Querbeil mit gewölbten Schmalseiten (Taf. 13n). 5 . - 6 . Zwei Feuersteinklingen ohne Retusche (Taf. 13i —k). Mus. Weißenfels, Inv.-Nr. 39-V-2. Lit.: Buschendorf, 1948, 77 u. Taf. V I I I . 1 a - f.

47. Uichteritz, Kr. Weißenfels Fpl. unbekannt. Mbl. 4737 (2749). Siedlungsfund (?). Reste zweier Tonwannen. 1. Bruchstück einer grobgearbeiteten langovalen Wanne mit schräger Wandung und nach innen gewölbtem Boden (Taf. 141; 15b). 2. Fragment einer Tonwanne (z. Zt. nicht auffindbar). LM Halle, H K 17:263.

48. Zauschwitz, Gem. Weideroda, Kr. Borna Fpl. 2, Neue Lehmgrube. Nordöstlich vom Ort. Mbl. 4839 (41); N 8,3; 0 20,0. Gräber und Siedlungsfund. 116

I m Zuge der Rettungsgrabung in der Ziegeleilehmgrube Zauschwitz wurden 1952 und 1953 drei bzw. vier Hockerbestattungen untersucht. Es handelte sich dabei einmal um zwei dicht nebeneinanderliegende Gräber (I und II), bei deren Anlegung ein zwischen diesen beiden liegendes Skelett gestört wurde. Hocker I besaß keine Beigaben; Hocker I I an Keramik nur eine kleine Henkelkanne. Die kulturelle Identität beider Bestattungen ist unsicher. Der in etwa 6 m Entfernung gefundene Hocker I I I ist dagegen durch sein Inventar klar als zur Gaterslebener Gruppe gehörig ausgewiesen. Gräber anderer neolithischer Kulturen wurden in der unmittelbaren Umgebung nicht festgestellt. I n etwa 60 m Entfernung fand sich aber eine Gruppe Baalberger Hocker. Des weiteren liegen Siedlungsspuren bzw. Gräber fast aller früh- und mittelneolithischen Kulturgruppen Mitteldeutschlands vom Zauschwitzer Fundplatz vor. I n bezug auf die Gaterslebener Gruppe ist von Bedeutung, daß neben den Baalberger Funden eine intensive stichbandkeramische Besiedlung nachzuweisen und auch Rössener Material vorhanden ist. Hocker I. Re. Hocker W - O / S . Tiefe 1,55 bis 1,77 m unter der Oberfläche. Orientierung West—Ost mit Kopf im Westen. Bestattung in völliger rechter Seitenlage. Arme angewinkelt vor Brust bzw. Gesicht. Beine extrem nach rechts gehockt. Linker Unterschenkel liegt auf rechtem Oberschenkel; Füße aufeinander. Beigabenlos. LM Dresden. Lit.: Ooblenz, 1956, 58 f. u. Abb. 1 - 9 .

Hocker I I . Re. Hocker S O - N W / O . Tiefe 1,28 bis 1,55 m unter der Oberfläche. Orientierung Südost—Nordwest mit Kopf im Südosten. Bestattung in völliger rechter Seitenlage. Arme angewinkelt am Oberkörper. Beine extrem nach rechts gehockt. Ober- und Unterschenkel parallel zueinander, so daß die Fersen das Becken berühren. Hinter dem Rücken ein kleiner Henkelkrug. Etwas unter dem Niveau des Skelettes, östlich und nordöstlich davon, eine große Anzahl von Tierknochen vom Rind, Schaf und Schwein. LM Dresden. Lit,: Coblenz, 1956, 59ff. u. Abb. 1 - 9 , 10. 1 - 5 .

Hocker I I I . Re. Hocker W - O / S . Bestattungsgrube von 1,5 X 0,6 m. Tiefe 0,58 bis 0,70 m unter der Oberfläche. Orientierung West—Ost mit Kopf im Westen; dieser nach rechts gewendet mit Blick nach Süden. Oberkörper fast in Rückenlage (Taf. 14a). Oberarme an der Brust; zumindest rechter Unterarm stark eingeknickt (linker fehlt). Beine mittelstark nach rechts gehockt; linkes Knie auf rechtem Oberschenkel. Unterschenkel spitzwinklig zurückgeschlagen. Ein Becher (1) über dem rechten Arm vor der Brust; ein zweiter (2) neben Tierknochen (Rippen vom Rind, ein Schaf 117

Schenkel) über dem Kopf. An der linken Schulter eine Axt (3); vor dem Gesicht eine Feuersteinklinge (4). 1. Engmündiger dreigliedriger Becher mit kurzem Trichterhals, langer Schulter und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 14c). 2. Kleiner Becher mit enger Mündung und kugeligem Gefäßkörper (Taf. 14b). 3. Hohe schlanke Axt mit breiter Schneide und symmetrischem Querschnitt (Taf. 14d). 4. Schlanke Feuersteinklinge mit feiner partieller Seitenretusche (Taf. l l e ) . LM Dresden, S.: 132-134/69. Lit.: Coblenz, 1956, 67 ff. u. Abb. 1 1 ^ 1 6 .

Einzelfund: Ungegliederte Amphore mit bauchigem Gefäßkörper und Rundboden; in Höhe der größten Weite vier Ösenhenkel (Taf. 15a). LM Dresden. Lit,: Preuß, 1961a, 76 u. Taf. 5a. Ders., 1961b, 399 u. Taf. X L I I I . 3.

49. Schenkenberg, Kr. Delitzsch Fpl. Friedhof I I , Stelle 9. Westlich vom Ort. Mbl. 4439 (2534); etwa S 17; 0 6. Grabfund (?). Der Becher wurde 1906/07 beim Anlegen einer Miete auf einem bronzezeitlichen Gräberfeld geborgen. Das zerscherbte Gefäß soll zusammen mit bronzezeitlichem Material in 0,3 m Tiefe gelegen haben. Dreigliedriger Becher mit langem schlankem Hals; am Umbruch eine Doppelreihe dreieckiger Einstiche; Unterteil leicht gewölbt; Flachboden (Taf. 14f). LM Halle, H K 10040. Lit,: Buschendorf, 1951, Taf. IV. 5.

50. Zwochau, Kr. Delitzsch Fpl. Sandgrube südlich vom Ort. Mbl. 4539 (2607). Zwei Körpergräber. Um 1900 wurden in einer Kiesgrube südlich von Zwochau Beigaben aus Gaterslebener Gräbern gefunden. Von den Skeletten waren keine Knochen mehr erhalten. Grubenverfärbungen hat man wohl beobachtet. Diese sollen Holzkohle, Scherben und Tierknochen (Rind, Schaf/Ziege, Schwein und größerer Vogel) enthalten haben. Grab 1. I n einer Tiefe von 1,2 m standen zwei Becher (1—2) etwa 0,2—0,3 m voneinander entfernt. Im Gefäß 1 sollen sich fünf Feuersteinklingen (3) und „anscheinend etwas Asche" befunden haben. Eine Steinpackung über dem Grab ist fraglich. 1. Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch, auf dem sich vier flache, senkrecht eingeschnittene Doppelknubben befinden; Rand gekerbt; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 14k).

118

2. Becher mit geschweifter Hals-Schulter-Partie; am Unterteil senkrechte Striche mit einem zweispitzigen Gerät; Flachboden. 3. Fünf Feuersteinklingen. Ehem. Grassi-Mus. Leipzig, Inv.-Nr. Ug 288. Kriegsverlust.

Grab 2. 1. Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch; auf diesem zwei Knubben; Unterteil schwach gewölbt; Flachboden (Taf. 14 g). 2. Ösenbecher mit S-förmiger Profilierung; zwei randständige Henkelösen; Flachboden (Taf. 14 h). 3. Angeblich in einem dieser Gefäße eine dreieckige Pfeilspitze aus Feuerstein. Mus. Delitzsch, Inv.-Nr. V-395 ( 3 5 - 3 6 ) . Lit.: Jacob, 1905, 167. Xiquet, 1937, 72f. u. Abb. 1 - 2 . 3. Buschendorf, 1948, 78 u. Taf. I X . 2 - 3 .

51. Dölzig, Kr. Leipzig Fpl. südlich vom Kanal. Östlich vom Ort. Mbl. 4639 (10); N 19,4; W 17,7. Sicherlich Grabfund. Dreigliedriger Becher mit kurzem Trichterhals und scharfem Umbruch; Unterteil leicht gewölbt; Flachboden (Taf. 16a). Mus. Markranstedt (S.: 2474/63). Lit.: Quietzsch, 1968, 545.

52. Schkölen, Kr. Leipzig Fpl. unbekannt. Mbl. 4739 (2751). Sicherlich Grabfund. Dreigliedriger Becher mit gewölbtem R u m p f ; Halsabsatz durch flache Rille betont; auf dem kräftigen Umbruch vier Knubben; Flachboden (Taf. 16b). LM Halle, H K 17:277. Lit.: Buschendorf, 1951, Taf. IV. 4.

53. Hof, Kr. Oschatz Fpl. Westhang der Höhe 137,6; Flurstück 193. Nördlich vom Ort. Mbl. 4745 (31). S 19,5; W 3,8. Sicherlich Grabfunde. Bei Anlegung einer kleinen Sandgrube auf dem Feld des Bauern Eckelmann kamen 1899 eine Anzahl von Gefäßen zutage, die alle in einer Tiefe von etwa 1 m gefunden und einzeln oder vergesellschaftet angetroffen wurden. Der Becher 1 soll in der konischen Schale (2) gestanden haben. Ansonsten ist über die Fundumstände nichts Näheres bekannt. Von dem Fundplatz stammen des weiteren eine größere Zahl von Schuhleistenkeilen, symmetrischen Äxten, Querbeilen und Silexklingen sowie eine verzierte Rössener Scherbe. 119

1. Unregelmäßig gearbeiteter schlanker Ösenbecher mit wenig geschweiftem Oberteil und gerundetem Umbruch; kurz unter der Mündung ein von Horizontalrillen eingefaßtes Band unregelmäßiger Winkel- bzw. Schrägrillen; zu beiden Seiten der zwei Henkelösen durch senkrechte Rillenbündel unterbrochen; Ösen rundstabig und fast randständig; Unterteil eingezogen; Flachboden (Taf. 17a). 2. Flache konische Schale (Taf. 17c). 3. Weitmündiger Becher mit fast geradwandiger Hals-Schulter-Partie und ausschwingender Mündung; Flachboden (Taf. 17e). 4. Kleiner Becher mit geschweiftem Oberteil und scharfem Umbruch; Unterteil gewölbt; keine avisgebildete Standfläche (Taf. 17f). 5. Kleiner Becher mit ausschwingender Mündung und fast kugelbauchigem R u m p f ; teilweise kräftiger Umbruch; keine Standfläche (Taf. 17d). 6. Schlanke, S-förmig profilierte Kanne mit randständigem Bandhenkel; eingedellter Standboden (Taf. 17 h). 7. Schlanke, S-förmig profilierte Kanne mit randständigem Bandhenkel; tiefliegender Umbruch; kleine, wenig ausgebildete Standfläche (Taf. 17i). 8. Weitmündiger bauchiger Becher mit S-förmig profilierter Wandung; Flachboden (Taf. 17 n). 9. Weitmündiger Becher mit geschweiftem Oberteil und gerundetem bis kräftigem Umbruch; Unterteil gewölbt; Flachboden (Taf. 171). 10. Konisches Unterteil einer Fußschale (Taf. 17k). 11. Kleiner dreigliedriger Becher mit kurzem Trichterhals und kräftigem Umbruch, auf dem drei abgeplattete Knubben sitzen; Unterteil gewölbt; keine Standfläche (Taf. 17b). 12. Rumpfteil einer S-förmig profilierten Henkelkanne; Flachboden (Taf. 17g). 13. Leicht eingeschwungenes Unterteil einer kleinen Fußschale mit Ansatz des Schalenteiles (Taf. 17m). Mus. Riesa, Inv.-Nr. 5 6 5 1 - 5 6 6 2 . Lit.: Mirtschin, 1938, 123ff. u. Abb. 1 - 2 . 54. Qenthin Fpl. unbekannt. Sicherlich G r a b f u n d . Ösenbecher mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie, scharfem Umbruch und konischem Unterteil; in der Mitte des Oberteils zwei Henkelösen; Flachboden (Taf. 16c). Mus. Magdeburg, Inv.-Nr. 698. 55. Magdeburg-Fermersleben F p l . 2, H e r m a n n s t r a ß e 8. M b l . 3 9 3 5 ( 2 1 6 7 ) ; N 4 , 9 ; 0 0,5. Bei der A u s s c h a c h t u n g v o n K a n a l i s a t i o n s g r ä b e n stießen A r b e i t e r in 2,5 m Tiefe auf z w e i v o l l s t ä n d i g e r h a l t e n e A m p h o r e n (1—2). D i e G e f ä ß e s t a n d e n n e b e n e i n a n d e r in einer r u n d e n G r u b e v o n 0,8 m D u r c h m e s s e r . I m G r u b e n i n h a l t , welcher a u s S c h w a r z e r d e b e s t a n d , f a n d sich s o n s t n u r n o c h e i n D i a p h y s e n b r u c h s t ü c k d e r linken Tibia v o m Schwein. 1. —2. Zwei ungegliederte fünfhenklige Amphoren von gleicher Form; enger Hals; bauchiger Gefäßkörper, breite Henkelösen in Höhe der größten Weite; kleiner Flachboden (Taf. 4 a ; 18a). Mus. Magdeburg. Lit.: Lies, 1961, 10. Preuß, 1961a, 399 u. Taf. X L I I I . 1 - 2 . Preuß, 1961b, 75 u. Taf. 5 b - c . 120

56. Groningen, Kr. Oschersleben Fpl. 2, Kiesgrube nördlich vom Gut Heynburg. Nordöstlich vom Ort. Mbl. 4033 (2235); S 20,5; 0 21,8 Körpergrab (?). Angeblich in einer aus P l a t t e n gesetzten Steinkiste wurde kurz vor dem ersten Weltkrieg beim Kiesabbau ein Becher (1) gefunden. Dieser soll zusammen mit einer Axt (2), einem Querbeil (3) und zwei Feuersteinklingen (4—5) gefunden worden sein. Von einem Skelett ist nichts bekannt. 1. Dreigliedriger Becher mit auf dem Rand gekerbtem Trichterhals und kräftigem Umbruch, auf dem sich vier Knubben befinden; leicht gewölbtes Unterteil, Flachboden (Taf. 16e). 2. Breite symmetrische Axt. 3. Querbeil (?). 4 . - 5 . Zwei Silexklingen ohne Retusche. Privatsammlung Golinski, Grieben/Elbe.

57. Groningen, Kr. Oschersleben Fpl. 4, Wüstung Mönchendorf. Nordwestlich vom Ort. Mbl. 4033 (2235); N 2 0 , 5 ; W 9,0. Körpergräber. Beim Abtragen eines 1,5 m hohen Hügels soll ein Körpergrab mit einem Becher, einer Axt und einem Meißel aus Felsgestein, einem kleinen Beil aus Feuerstein sowie einem Tierschädel als Beigaben gefunden worden sein. U m das Gefäß sollen kreisförmig „Tellerschnecken" gelegen haben. Dreigliedriger Becher mit scharf abgesetztem Trichterhals und gewölbtem Gefäßkörper; Umbruch scharf; Flachboden (Taf. 16h). Sammlung Golinski, Grieben/Elbe.

Aus zerstörten Körpergräbern stammen folgende Gefäße: 1. Großer dreigliedriger Becher mit geschweiftem Trichterhals, leicht gewölbter Schulter und scharfem Umbruch; Flachboden (Abb. l b ; Taf. 16g). 2. Becher mit geschweift ausladender Hals-Schulter-Partie, teilweise Ansatz zur Dreigliederung; scharfer Umbruch; Flachboden (Taf. 16d). 3. Dreigliedriger Becher mit kurzem Trichterhals, doppelkonischem Rumpfteil und scharfem Umbruch; Flachboden (Taf. 16f). Mus. Halberstadt, Inv.-Nr. 6 5 1 - 6 5 2 , 2150. Lit.: Buschendorf, 1948, 73 u. Taf. X V . 3; X V I . 3.

58. Kloster Groningen, Gem. Groningen, Kr. Oschersleben Fpl. 4, Ziegeleigelände und Lehmgrube östlich der Holtemme. Nordwestlich vom Ort, Mbl. 4033 (2235); N 2 0 , 4 - 2 1 , 4 ; W 3 , 7 - 4 , 0 . Re. Hocker S O - N W / N O und Siedlungsfunde. Auf dem Gelände der Ziegelei wurde 1958 beim Ausheben eines Fundamentgrabens ein Südost—Nordwest orientierter Hocker (Taf 191) entdeckt. Der Tote war in rechter Seitenlage bestattet. Der Kopf lag im Südosten mit Blick nach 121

Nordost. Die Arme b e f a n d e n sich angewinkelt vor dem Körper. Beinknochen waren durch die Schachtarbeiten gestört worden. bzw. vor dem Oberkörper s t a n d e n jeweils mit der M ü n d u n g nach (1) u n d eine Fußschale (2). Die Lage einer Knochenperle (3) ist

U n t e r k ö r p e r und Vor dem Gesicht u n t e n ein Becher unbekannt.

1. Dreigliedriger Becher mit schwach abgesetztem, ausschwingendem Trichterhals und kräftigem Umbruch; Rand gekerbt; Flachboden (Taf. 19o). 2. Fußschale mit ungegliedertem, leicht gewölbtem Oberteil und konischem Hohlfuß (Abb. 5 a; Taf. 19m). 3. Röhrenförmige Perle aus Knochen (Taf. 19k). LM Halle, H K 58:257. Lit.: Kahmann, 1959, 11 f. u. Taf. 2 b - c . Preuß, 1961a, 396, 398 u. Abb. 3 9 . 3 - 4 . Ders., 1961b, 73f. u. Abb. l c - d .

Beim A b b a u in der u n m i t t e l b a r nördlich der Ziegelei gelegenen L e h m g r u b e w u r d e n in den fünziger J a h r e n wiederholt Siedlungsgruben angeschnitten. Durch H . K a h m a n n w u r d e n sechs Gruben e r f a ß t u n d wenigstens z. T. Material aus diesen geborgen. Grube 2: Feuersteinklinge (Taf. 19n). Grube 3 : Einige W a n d u n g s s c h e r b e n von grober Siedlungsware sowie einige B r u c h s t ü c k e von Tierknochen. Grube 6: Unregelmäßiger Umriß. Größter Durchmesser 1,47 m ; Gesamttiefe 1,10 m (0,5 m in den Löß eingetieft). Die Grubensohle bildete eine tiefschwarze Schicht. Die humose Füllung enthielt das Bruchstück eines Bechers mit geschweift ausladendem Oberteil u n d K n u b b e n (Taf. 19d), zwei atypische Scherben, ein Stück H ü t t e n b e w u r f sowie zahlreiche Tierknochen, d a r u n t e r mehrere M a n d i b u l a f r a g m e n t e vom Schwein. Aus weiteren u n b e o b a c h t e t e n G r u b e n : Scherben von Bechern m i t geschweiftem Oberteil u n d K n u b b e n (Taf. 19e, h—i), von dreigliedrigen Bechern m i t Trichterhals (Taf. 19f) u n d von Bechern mit e x t r e m langem Halsteil (Taf. 19g). Verschollen. Ehem. Mus. Oschersleben.

59. Düsedau, Kr. Osterburg Fpl. 1, Kiesgrube südlich der Straße nach Walsleben. Südlich vom Ort. Mbl. 3236 (1683); N 16,6; 0 4,1. Siedlungsfund (?). Bei U n t e r s u c h u n g e n auf einem F u n d p l a t z der Alttiefstichkeramik wurde das F r a g m e n t eines dreigliedrigen Bechers mit abgesetztem Trichterhals, scharfem U m b r u c h u n d gewölbtem Unterteil (Taf. 16i) geborgen. LM Halle, H K 69:350 i.

Außer dem K e r a m i k m a t e r i a l der Trichterbecherkultur f a n d e n sich in Gruben menschliche Skeletteile sowie Tierknochen, die auf eine O p f e r s t ä t t e schließen lassen (W. H o f f m a n n , 1963, 27f.; ders., 1970, 18ff.). D a s Verhältnis des Becherbruchstückes sowie auch der Skelettreste zum tiefstichkeramischen K o m p l e x ist nicht sicher geklärt. 122

60. Hindenburg,

Kr.

Osterburg

F p l . 5, K i e s g r u b e südöstlich v o m „ W o l f s b u s c h " . Ostlich v o m Ort. Mbl. 3 2 8 7 ( 1 6 8 4 ) ; N 19,5; 0 11,9. Sicherlich Grabfund. I n d e r K i e s g r u b e w u r d e 1 8 9 8 e i n R ö s s e n e r F u ß b e c h e r , zweifellos e i n e

Grab-

b e i g a b e , a u f g e f u n d e n . E i n z w e i t e r , w o h l e h e r zur G a t e r s l e b e n e r G r u p p e g e h ö r i g e r B e c h e r wurde 1911 geborgen. Becher mit geradem, leicht konischem Hals und ausschwingender Mündung; kurze Schulter mit gewölbtem Umbruch; gewölbtes Unterteil; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 16k). LM Halle, H K 3 1 : 2 6 7 . L i t . : Niquet, 1937, 66 u. Abb. 1 - 2 . 7. Höfer, 1911, 35 u. Taf. IV. 4. 61. Barby,

Kr.

Schönebeck

Fpl. unbekannt. Mbl. 4 0 3 7 (2239). Sicherlich Grabfund. Schlanker dreigliedriger Becher mit kräftigem Umbruch, auf dem drei Doppelknubben sitzen; Halsabsatz durch schwache Hohlkehle betont; Unterteil leicht eingezogen; Flachboden (Taf. 161). Mus. Schönebeck, Inv.-Nr. 183. L i t . : Buschendorf, 1948, 69 u. Taf. X I V . 10. 62. Calbe,

Kr.

Schönebeck

Fpl. unbekannt. Mbl. 4 1 3 6 (2311). Sicherlich Grabfunde. 1. Unregelmäßig gearbeiteter dreigliedriger Becher mit kräftigem Halsknick und scharfem Umbruch; Flachboden (Taf. 19c). 2. S-förmig profilierter Becher mit kurzem, wenig ausladendem Trichterhals und gerundetem Umbruch; darauf drei große zapfenartige Knubben; Flachboden (Taf. 19a). Mus. Schönebeck, Inv.-Nr. 9 8 5 - 9 8 6 . 3. Scharf dreigegliederter Becher mit leicht geschweift ausladendem Trichterhals, etwas gewölbter Schulter und kräftigem Umbruch; Unterteil wenig eingezogen; Flachboden (Taf. 19b). Ehem. Staatl. Mus. für Vor- u. Frühgeschichte. Berlin. Lit.: Götze, 1900, Fig. 1.5. Buschendorf, 1948, 69 u. Taf. X I V . 8. 63. Trabitz,

Kr.

Schönebeck

Fpl. unbekannt. Mbl. 4 0 3 6 (2238), 4 0 3 7 (2239). Sicherlich Grabfund. Dreigliedriger Ösenbecher mit wenig gewölbter Schulter und leicht eingezogenem Unterteil; zwei randständige, spitzwinklig geknickte Henkelösen mit quadratischem Querschnitt; Flachboden (Abb. 3 c ; Taf. 16m). 123

LM Halle, H K 3 1 : 1 1 8 3 . Lit,: Schirwitz, 1938, 317 u. Abb. l a d . Buschendorf, 1948, 77 u. Taf. X I V . 4.

64. Bleckendorf, Gem. Egeln, Kr. Staßfurt Fpl. 3, Grundstück Darius. Mbl. 4034 (2236); N 15,5; 0 18,7. Sicherlich geschlossener Grabfund. 1. Dreigliedriger Ösenbecher mit geschweiftem Trichterhals und gewölbtem Gefäßkörper; Rand gekerbt; Halsabsatz durch leichte Hohlkehle betont; scharfer Umbruch mit vier Henkelösen; Flachboden (Taf. 211). 2. Breite Axt mit symmetrischem Querschnitt (Taf. 21 d). Mus. Egeln, Inv.-Nr. 77, 48. L i t , : Kaufmann, 1967, Abb. 5g u. Taf. 5a.

65. Bleckendorf, Gem. Egeln, Kr. Fpl. unbekannt. Mbl. 4034 (2236). Sicherlich Grabfunde.

Staßfurt

1. Weitmündiger Becher mit S-förmigem Profil; Rand schräg gekerbt; Flachboden (Taf. 21 i). 2. Schlanker Becher mit Ansatz zur Dreigliederung; kurzer Trichterhals und lange gerade Schulter; scharfer Umbruch; Flachboden (Taf. 21k). 3. Schlanker Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und scharfem Umbruch; Flachboden (Taf. 21b) 1 3 ). Ehem. Staatl. Mus. für Vor- u. Frühgesch. Berlin, Inv.-Nr. Ig 1255 — 1257. L i t . : Schirwitz, 1938, 317 u. Abb. 15e. Buschendorf, 1948, 69. Kaufmann, 1967, 99.

66. Egeln, Kr. Staßfurt Fpl. 5, „Siechenbreite", Friedhof. Westlich vom Ort. Mbl. 4034 (2236); S 19,8; 0 19,5. Grabfunde (?). 1. Becher mit S-förmigem Profil; an gerundetem Umbruch vier Ösenhenkel; Flachboden (Taf. 6a). 2. Kleine ungegliederte Amphore mit langer Hals-Schulter-Partie; in Höhe der größten Weite vier Ösenhenkel (Taf. 6 b). 3. Kleine ungegliederte Amphore mit langem ausschwingendem Hals und bauchigem Gefäßkörper; in Höhe der größten Weite fünf Ösenhenkel (Taf. 20 a). 4. Ungegliederte zweihenklige Amphore mit relativ weitem Zylinderhals; auf der Schulter zwei Ösenhenkel (Taf. 20b). Mus. Egeln, Inv.-Nr. 7 1 - 7 2 , 7 4 - 7 5 . Lit.: Preuß, 1966, 210. Kaufmann, 1967, 99 u. Taf. 5 b - d .

67. Egeln, Kr. Staßfurt Fpl. unbekannt. Mbl. 4034 (2236). Sicherlich Grabfund. 124

Dreigliedriger Becher mit scharfem Umbruch, auf dem sich vier Knubben befinden; Rand leicht gekerbt; Flachboden (Taf. 21e). LM Halle, H K 20:529. Lit.: Buschendorf, 1948, 70 u. Taf. XIV. 2. Kaufmann, 1967, 99.

Nachtrag 68. Zeithain, Kr. Riesa F p l . 1, S a n d g r u b e a n d e r Z e i t h a i n e r W i n d m ü h l e . S ü d l i c h v o m O r t . M b l . 4 6 4 6 (17); S 7 , 0 ; W 0,1. Sicherlich Grabfund14). Becher mit langer, gerader Schulter und leicht ausschwingender Mündung; kräftiger Umbruch mit umlaufender Reihe aus kurzen senkrechten Einschnitten; über drei flachen Knubben jeweils drei kurze und leicht schräge doppelte Stichreihen; unter den Knubben, unterhalb des Umbruches, ebenfalls unregelmäßige kurze Einstichreihen; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche (Abb. 6; Taf. l h ) . Mus. Riesa, Inv.-Nr. 2144. Kr. Aschersleben 69. Nachterstedt, F p l . 2, e h e m . „ H u c k ' s - P l a n " . W e s t l i c h v o m O r t . Mbl. 4134 (2309); S 8 , 3 - 9 , 0 ; W 2 , 0 - 3 , 3 . F u n d a r t fraglich15). Becher mit geschweift ausladendem Oberteil und kräftigem Umbruch; Unterteil gewölbt; keine ausgebildete Standfläche (Taf. 21h). LM Halle, H K 72:249. 70. Fundort

unbekannt

Becher mit kräftig gewölbter Schulter-Umbruch-Partie und abgesetztem, ausschwingendem Trichterhals; Rand schräg gekerbt; auf dem Umbruch vier Doppelknubben; Flachboden (Taf. 21 c). Mus. Halberstadt. 71. Fundort

unbekannt

Ösenbecher mit S-förmiger Profilierung; zwei Henkelösen in der Mitte der Hals-SchulterPartie; Flachboden (Taf. 21 f). Mus. Herzberg, Inv.-Nr. C 1. 72. Fundort

unbekannt

Kleine Fußschale mit trichterförmigem Oberteil, auf dem sechs spitze Knubben sitzen, und kurzem konischem Hohlfuß (Taf. 21g). Mus. Osterburg. Lit.: Wetzel, 1964, 37. 73. Fundort

unbekannt

Bruchstück eines Bechers mit abgesetztem, leicht ausschwingendem Trichterhals; gewölbte Schulter-Umbruch-Partie; zwei Knubben erhalten (Taf. 21a). Mus. Weißenfels. 125

Anmerkungen J

(Katalog)

) Die Kenntnis verdanken wir Herrn Dipl. phil. W . B A U M A N N . ) NIQÜET (1937, 86) verlegte irrtümlicherweise den Fundplatz eines Gaterslebener Gefäßes von dem Gelände des Krankenhauses „vor das Andreastor" und spricht von „einigen Skelett- und Brandgräbern der Jordansmühler Gruppe". Gleiches findet sich auch bei F I S C H E R (1956, 262). Auf den Irrtum machte schon B E H R E N S (1968, 77; 1969 a, 17, Anm. 10) aufmerksam. 3 ) Vom Vorgeschichtlichen Museum der Universität Jena etwa 1863 aus der Weimarer Bibliothek übernommen. Trägt einen Zettel mit der Aufschrift „Grabhügel in der Krautheimer Flur". 4 ) Wahrscheinlich kein geschlossener Grabfund. S. a. a. 0 . 5 ) Die Zugehörigkeit der Hirschhornhacke zum Fundkomplex ist nicht sicher verbürgt. 6 ) Einschließlich der fünf von Oberst v. B O R R I E S 1883 für das Provinzialmuseum in Halle ausgegrabenen Bestattungen (v. BORRIES, 1886, 1 ff.). 7 ) Fraglich, ob zum Grab gehörig. Enthielt angeblich Leichenbrand (vgl. NIQUET, 1938, 11). 8 ) S. Anm. 21 im Text. 9 ) Tiefenangaben beziehen sich wahrscheinlich auf die Eintiefung in den anstehenden Boden. 10 ) S. Anm. 10 im Text, n ) Fraglich ob Brand- oder Körpergrab (vgl. NIQUET, 1938, 29). 12 ) Ein zweites Grab, das von S C H I R W I T Z ( 1 9 3 8 , 3 1 6 u. Abb. 1 7 ) als Gaterslebener Bestattung veröffentlicht wurde, ist der Baalberger Gruppe zuzuordnen (vgl. a. a. O.). 13 ) Im Katalog des ehem. Staatlichen Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin Fundortangabe Egeln mit Fragezeichen. 14 ) Das Gefäß wurde 1933 von einem Schüler entdeckt. Über die Fundumstände ist nichts bekannt. Der Erhaltungszustand des Bechers läßt eine Grabbeigabe vermuten. Bemerkenswert ist, daß sich die Fundstelle etwa 1,2 km westlich der Brandgräber von Moritz befindet. Genau gegenüberliegend auf dem linken Elbufer, die Entfernung des Zeithainer Fundplatzes zur Elbe beträgt etwa 0,5 km, wurden die stichbandkeramischen Brandgräber und die zwei Gaterslebener Gefäße von Riesa —Gohlis geborgen. 15 ) Der Becher wurde 1952 beim Abbaggern des verlandeten Ascherslebener Sees im Bereich einer bronzezeitlichen Siedlung geborgen. Über die Fundumstände ist nichts bekannt. 2

126

JOACHIM PREUSS

Megalithgräber mit Alttiefstichkeramik im Haldenslebener Forst* Einleitung

129

Grab 42

134

Grab 40 und Grab 39

142

Grab 14

147

Grab 33

177

Zusammenfassung

200

Anmerkungen

205

Literaturverzeichnis

206

Ergänzungen zu den Abbildungen

208

* Meinem akademischen Lehrer, Herrn Professor Dr. Martin JAHN, zum 85. Geburtstag in Dankbarkeit gewidmet. 127

Einleitung Neben Grabhügeln und Burgwällen gehören Großsteingräber zu den eindrucksvollsten Bodendenkmälern unserer Landschaftsgebiete. Ursprünglich weitaus zahlreicher, sind sie in vielen Gegenden dem intensiven Acker- und Straßenbau des 19. J a h r h u n d e r t s zum Opfer gefallen. Lediglich in den Waldgebieten waren sie wie die Hügelgräber der Zerstörung weniger ausgesetzt. So haben die in den heute bewaldeten Teilen der Gemarkungen Alvensleben, Hundisburg und Althaldensleben dicht beisammenliegenden Megalithgräber die J a h r h u n d e r t e besser überdauert als die in den östlich bzw. westlich daran anschließenden waldfreien Gebieten. Unsere Abb. 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Gesamtverbreitungsgebiet der Gräber im Kreis Haldensleben mit insgesamt 78 Gräbern, von denen einige nicht mehr vorhanden sind. Die scheinbare Ubereinstimmung zwischen der Verbreitung der Großsteingräber und dem heutigen Waldvorkommen ist durch die weitaus häufigere Zerstörung dieser Anlagen in den waldfreien Landstrichen entstanden. Dies allein schon läßt erkennen, welche Bedeutung die in den Wäldern südlich und westlich der Stadt Haldensleben anzutreffenden Großsteingräber als historische Quellen besitzen. Hier befinden sich auf einer Fläche von rund 20 Quadratkilometern 83 Gräber, die unter staatlichen Denkmalschutz gestellt werden konnten. Hinzu kommen weitere 48 megalithische Anlagen, von denen wir wissen, daß sie in den letzten J a h r h u n d e r t e n zerstört wurden. Insgesamt sind danach 131 Großsteingräber im Kreis Haldensleben nachzuweisen, die sich auf acht Gemarkungen verteilen:

Alvensleben (Bebertal I) Döllstedt (Bebertal II) Emden Erxleben Haldensleben (Alt) Haldensleben (Neu) Hundisburg Süplingen

erhaltene Gräber 36 4 1 2 25 4 8 3

zerstörte Gräber 7 11 3

83

48



3 o 16 3

Diese Angaben verdanken wir der verdienstvollen Tätigkeit des ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegers in Haldensleben, B.RAHMLOW (1960,1961,1971). Einleitend 9

>"eol. Studien I I

129

1896/1897 unters ucht" 1966-1969 untersucht

TT Großsteingrab S 1 9 3 5 bzw. 1958/1959 untersuchto Abb. 1.

130

Die Lage der Großsteingräber

soo

-loo« m

im Halden.siebener

Forst

zu den von ihm angestellten Untersuchungen zur Bestandsaufnahme der Großsteingräber im Haldenslebener Forst werden wir auch über die Geschichte der Erforschung der Haldenslebener Gräber — in Anlehnung a n die Arbeit von W. BLASIUS ( 1 9 0 1 ) — unterrichtet, so daß hier nur auf einige für unsere folgenden Ausführungen aufschlußreiche Ergänzungen aufmerksam gemacht werden soll. Die ersten nachweisbaren Untersuchungen an Großsteingräbern unseres Arbeitsgebietes nahm der Haldenslebener Gymnasialprofessor Ph. W E G E N E R in den letzt e n J a h r e n des vorigen J a h r h u n d e r t s vor, worüber er im Magdeburger Montagsblatt (1896 a) unter dem Titel „Beiträge zur Kenntniß der Steinzeit im Gebiet der Ohre" u n d in zwei kleinen Abhandlungen „Zur Vorgeschichte von Neuhaldensleben und Umgegend" (1896 b) bzw. „Zur Vorgeschichte von Hundisburg bei Neuhaidensieben" ( 1 8 9 8 ) in den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg berichtet hat. Auch er beklagte sich über die sinnlose Zerstörung der Megalithgräber, die zu seiner Zeit noch anhielt, u n d versuchte, in zwei Fällen durch vorausgehende Untersuchungen wenigstens einige Befunde zu ermitteln. Darüber hinaus f ü h r t e Ph. W E G E N E R noch in vier weiteren Anlagen Ausgrabungen durch (Abb. 1 ) . Zu den wichtigsten Ergebnissen seiner Untersuchungen gehören der Nachweis von sorgfältig gelegtem Plattenpflaster in den Grabkammern und die Feststellung, daß nur spärliche Menschenknochen und wenige tiefstichverzierte Gefäßscherben am R a n d e der K a m m e r n geborgen werden konnten. Nur einmal ließ sich ein Gefäß mit „länglichen Ornamentgruben" wenigstens teilweise ergänzen. E r macht auch Angaben über die Größe und Orientierung der Gräber sowie über die sie umgebenden „Steinkreise". Wenige J a h r e später beschrieb der Braunschweiger Professor W. B L A S I U S ( 1 9 0 1 ) die Haldenslebener Gräber. I h m standen die Aufzeichnungen Ph. WEGENERS, der inzwischen nach Greifswald übersiedelt war, die von G. M A A S S im Auftrage des Allervereins vorgenommene Kartierung und eine vom Dönstedter Lehrer F. M E W E S angefertigte K a r t e zur Verfügung. W. B L A S I U S konnte seiner Abhandlung noch keinen Gesamtplan beifügen; er f ü h r t die einzelnen Gräber in der Reihenfolge an, wie er sie auf seinen ausgedehnten Wanderungen in den J a h r e n 1 8 9 8 — 1 9 0 0 im Haldenslebener Forst entsprechend der Wegführung, lediglich geordnet nach Flurbezeichnung, antraf. Die topographische Aufzählung und Beschreibung der Megalithdenkmäler durch W . B L A S I U S erfolgte so umfassend, daß sie neben der K a r t e von F . M E W E S und den 1936 durch K . STUHLMANN, Haldensleben, vorgelegten Lageskizzen der Gräber als wichtigste Grundlage für die Bestandsaufnahme im R a h m e n der staatlichen Unterschutzstellung herangezogen werden konnte (vgl. dazu B. R A H M L O W , 1 9 6 0 , S. 27). Eine allen wissenschaftlichen Anforderungen genügende Vermessung der einzelnen Gräber wurde erst in den letzten beiden J a h r e n auf Betreiben des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle vorgenommen 1 ). Leider konnte in dieser Veröffentlichung nicht auf die angefertigten Pläne zurückgegriffen werden, da der Stand ihrer Bearbeitung dies noch nicht zuließ, so daß auf eine vergleichende Betrachtung im Hinblick auf eventuelle Gruppierungen, Größe und Orientierung der 9*

131

Gräber, auf die Form der Grabkammern, auf das Vorhandensein oder Fehlen einer Steineinfassung oder eines Hügels zunächst noch verzichtet werden mußte. Auch im Haldenslebener Gebiet sind im letzten Jahrhundert viele Gräber zerstört worden, weil man sie mit ihren Steinanhäufungen als willkommene Materiallieferanten für den Straßenbau betrachtete, oder sie mußten auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen einer intensiveren Bewirtschaftung weichen. Weitere Gräber sind dem in mehreren Steinbrüchen betriebenen Abbau des hier anstehenden Augithporphyrits zum Opfer gefallen. Dazu gehören auch die 1935 und 1958/59 untersuchten vier Anlagen, über deren Ausgrabungsergebnisse F. SCHLETTE (1962) berichtet hat. Die Erweiterungen der beiden Steinbrüche Dönstedt und Eiche, die beim fortschreitenden Abbau schließlich zu einem großen Steinbruch vereinigt werden sollen, der später als großer See inmitten eines Erholungszentrums liegen wird, machte in den Jahren 1966/67 die Untersuchung von drei weiteren megalithischen Anlagen notwendig. Während die 1935 und 1958/59 untersuchten Gräber in der ehemaligen Gemarkung Dönstedt (jetzt Bebertal II) lagen, gehören die Gräber dieses neuen Ausgrabungsgeländes zur ehemaligen Gemarkung Alvensleben (jetzt Bebertal I); sie tragen die Fundstellennummern 39, 40 und 42 (Abb. 1). In den Sommermonaten der Jahre 1968 und 1969 wurden aus Gründen, die gleich zu nennen sein werden, zwei weitere Großsteingräber (Fundstelle 14 und 33 der Gemarkung Alvensleben) untersucht, so daß insgesamt, einschließlich der sechs durch Ph. WEGENER geöffneten Gräber, für 15 Megalithgräber des Haldenslebener Forstes Ausgrabungsergebnisse vorliegen. Sowohl die beiden 1935 ausgegrabenen als auch die 1958/59 untersuchten Anlagen ergaben vorwiegend Material der Walternienburger Gruppe, so daß F. SCHLETTE (1962, S. 177) die Errichtung der Gräber den Trägern dieser neolithischen Kultur zuschrieb. Dagegen konnte das eindeutig bestimmbare Scherbenmaterial aus Grab 42 ausschließlich der Alttiefstichkeramik zugeordnet werden. Die entsprechend ihrer Verzierungstechnik und ihrer chronologischen Stellung als Alttiefstichkeramik bezeichnete Gruppe der Trichterbecherkultur ist eine lokale Variante der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik, die vor allem in der Altmark, an der Ohre und beiderseits der Elbe bis etwa zur Muldemündung vorkommt. Sie ist, nach den zeitlich davor einzuordnenden wenigen Funden der Rössener Kultur (G. WETZEL, 1966, S. 36; Beilage 2.1), die erste weiterverbreitete neolithische Gruppe nördlich der Lößgrenze, deren Entstehung in diesen Gebieten kaum autochthon erfolgt sein wird. Möglicherweise ist sie zusammen mit der Megalithgrabsitte aus dem Westen bzw. Nordwesten in die genannten Landschaften eingedrungen. Die Alttiefstichkeramik gilt nach unseren bisherigen Vorstellungen gegenüber der ebenfalls tiefstichverzierenden Walternienburger Gruppe, deren Verbreitungsgebiet sich südlich an das der Alttiefstichkeramik anschließt, als älter. Ebenso eindeutig, wie die Errichtung der Megalithgräber in diesen Gebieten der Walternienburger und der etwas jüngeren Bernburger Gruppe zuzuschreiben ist, konnten in der Altmark die Angehörigen der alttiefstichkeramischen Kultur als die Erbauer der Großsteingräber ermittelt werden (U. FISCHER, 132

1956, S. 68ff.; 85ff.). Nicht so schlüssig dagegen ist diese Frage für jene Gebiete zu beantworten, in denen sowohl die Alttiefstichkeramik als auch die Walternienburger Gruppe verbreitet ist ( J . PREUSS, 1966, Kt. 4); dies trifft im besonderen für die Haldenslebener Gräber zu. Auf Grund der anzunehmenden relativchronologischen jüngeren Einordnung der Walternienburger Gruppe und des Ausgrabungsergebnisses von Grab 42, schien die Frage durchaus berechtigt, ob nicht auch die anderen bisher untersuchten Gräber im Haldenslebener Forst von Angehörigen der Alttiefstichkeramik errichtet wurden und die Walternienburger Funde als Beigaben von Nachbestattungen zu deuten sind. Zur Lösung dieser und anderer damit zusammenhängender Fragen reichten die durch die Ausgrabungen der gefährdeten Gräber gewonnenen Ergebnisse jedoch nicht aus, da deren Erhaltungszustand ungenügend war. Aus diesem Grunde entschlossen wir uns, die wissenschaftlichen Untersuchungen an aussagekräftigeren Objekten fortzusetzen. Als besonders geeignet erschienen die oben schon einmal genannten Gräber 14 und 332). Bevor auf die Gräber im einzelnen eingegangen wird3), sollen noch einige erläuternde Bemerkungen vorausgeschickt werden. Einzelheiten über die Anlage und Durchführung der Ausgrabungen können hier nicht gegeben werden; sie sind in den Berichten, die im Archiv des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und im Kreismuseum Haldensleben aufbewahrt werden, niedergelegt. Das gesamte Fundmaterial befindet sich im Landesmuseum Halle. Um langatmige Aufzählungen des gefundenen Quellenmaterials zu umgehen, wurde versucht, die Art und Anzahl der Funde bzw. deren Verteilung jeweils in einem Plan wiederzugeben (z. B. Abb. 5). Die eingetragenen Zeichen geben nicht die genaue Lage innerhalb der jeweiligen Quadrate wieder, sondern ihre Anordnung erfolgte schematisch. Ein in sich geschlossener Materialteil erübrigte sich daher, zumal fast alle verzierten und einige typische unverzierte Rand- oder Umbruchscherben sowie die charakteristischen Feuersteingeräte unter Angabe der Koordinaten abgebildet wurden. Profile von Gefäßscherben wurden nur dann hinzugefügt, wenn dadurch die ursprüngliche Stellung der Scherbe im Gefäß festgelegt werden konnte. Die in stratigraphisch wichtiger Position angetroffenen Funde wurden außerdem in den Profilschnitten eingetragen.

133

Grab 42 Dieses Grab ist identisch mit der unter X X I b bei W. B L A S I U S (1901, S. 134) erwähnten Steingruppe; bei K. S T U H L M A N N trägt diese Anlage die Nummer 71. Gegenüber der Beschreibung durch W. B L A S I U S h a t t e n sich keine Veränderungen im äußeren Bild ergeben; auch wir konnten noch 14 größere Steinblöcke feststellen, von denen vor allem die in der Mitte liegenden deutlich Spuren moderner Sprengungen (Bohrlöcher) aufwiesen (Abb. 3). Der rings um diese Steine aufgeworfene kleine Wall, dessen Erdmaterial aus dem Inneren der K a m m e r stammte, deutete gleichfalls auf die Absicht hin, diese Steine aus ihrer ursprünglichen Lage zu entfernen. Die Grabkammer, für deren Länge sich keine Anhaltspunkte ergaben, war WNW—OSO orientiert. Sie lag am Hang einer natürlichen kleinen Anhöhe (Abb. 1).

Abb. 2.

134

Grab 42.

Vor Beginn

der

Ausgrabung

Eine Steinumfassung oder eine Hiigelschüttung konnte nicht mehr festgestellt weiden. Lediglich zwei Steine, die zusammen ein Joch bildeten, wurden in situ angetroffen (Abb. 4 u. 5); darauf deutete auch das zwischen ihnen unversehrt vorgefundene Plattenpflaster hin (Abb. 6). Standspuren oder Verkeilsteine, die weitere Wandsteine bzw. deren ursprüngliche Stellung h ä t t e n anzeigen können, wurden nicht festgestellt. Die lichte Höhe der K a m m e r von der Oberkante der beiden Wandsteine bis zum Niveau des Plattenpflasters betrug 1,00 m, die Breite der K a m m e r zwischen den beiden stehengebliebenen Wandsteinen 1,15 m. Die Tragsteine waren auf der neolithischen Oberfläche errichtet. Die Verteilung der Funde in den Planquadraten der Grabungsfläche und deren jeweilige Anzahl gibt Abb. 5 wieder. Auffallend ist. daß im Bereich der Grabkammer — jedenfalls östlich der beiden stehengebliebenen Wandsteine — keine

Abb. 3. Grab 42. Die freigelegten Stein blocke im Mittelteil der Anlage von Westnoirhcesten.

135

Funde geborgen werden konnten. Insgesamt wurden gefunden: 874 unverzierte und 53 verzierte Scherben, 6 Gefäßreste mit plastischen Verzierungselementen, 7 Henkel bzw. Henkelbruchstücke, 34 Rand-, 13 Boden- und 8 Umbruchscherben; ferner 2 Backtellerreste, 12 Feuersteingeräte bzw. Feuersteinsplitter mit Gebrauchsspuren und 27 Feuersteinabsplisse oder Trümmerstücke. Sämtliche verzierten Scherben (Abb. 7 u. 8) können eindeutig der Alttiefstichkeramik zugeordnet werden. Lediglich eine Scherbe (Abb. 8a) gehört zur Schönfelder Gruppe. Die kleinen Scherbenreste gestatten weder die Rekonstruktion eines Gefäßes, noch kann auch nur annähernd die Anzahl der Gefäße ermittelt werden. Die meisten Scherben stammen von Trichtergefäßen mit unterschiedlich ausladendem Rand. Besonders hingewiesen sei auf die Scherbe mit Innenrandverzierung (Abb. 7h) und auf den Backtellerrest (Abb. 8f). Die Scherben mit plastisch aufgelegten Leisten (Abb. 7f, i; 8u) gehören zu Trichtcrbechern, ähnlich den entsprechenden Gefäßen der Baalberger Gruppe (J. PREUSS, 1 9 6 6 , Taf. 3 6 . 1 — 3 ) . wo derartige Verzierungen häufig am Schulterumbruch angebracht sind. Auch bei Gefäßen der Alttiefstichkeramik treten diese plastischen Auflagen häufiger auf, z. B . im Siedlungsmaterial von Klein Bünstorf I , Kr. Uelzen (R. DEHNKE. 1 9 4 0 , Taf. VIT, 17.18) und von Rochau, K r . Stendal (K.SCHWARZ, 1949, Taf. X . L ) .

Für die Scherbe mit verdicktem Rand und umlaufender Fingerkniffleiste (Abb. 7 m) bildet E . SCHLICHT ( 1 9 6 8 , Taf. 2 . 3 ) Reste eines ähnlichen Gefäßes aus dem Mega-

Abh. 4.

136

Grab 42.

Das in situ stehende

Wandstein

paar

mit Platten pflaster

von

Süden

tf/Hlhi

Wandsreine in situ

C

Wand-oder Decksreine bzw davon abgesprengte Teile



verzierte Scherbe AT O unverzierte Scherbe A Scherbe mit- Henkel •

0

plastische Leiste

^466. 5.

Grab 42.

• Feuersteinabspliß



Feuersteingerät

Randscherbe

—Profil AB ® Bodenscherbe

S Schönfelder Scherbe

Lage der Steine des zerstörten Großsteingrabes

S

7m

@ Umbruchscherbe

HK Holzkohle

und die Verteilung der

Funde

lithgrab 2 von Emmeln, Kr. Meppen, ab und führt weitere Parallelen (1968, S. 48) auf. Gefäßscherben mit eingeschnittener oder in Furchenstichtechnik ausgeführter Dreiecksverzierung unterhalb der Mündung von kumpfartigen oder Trichterrandgefäßen (Abb. 7a, b; 8p) sind typisch für die Alttiefstichkeramik, wie die Siedlungsreste von Rochau, Kr. Stendal, bezeugen (K.SCHWARZ, 1949, Taf. X , 2; XI, 1). Gute Übereinstimmung besteht auch zwischen der Keramik von Grab 42, insbesondere der Scherben Abb. 7r sowie 8q—v, und dem bereits erwähnten 137

Siedlungsmaterial von Klein Bünstorf I, Kr. Uelzen (R. DEHNKE. 1949. Taf. IV bis VII). Die Scherben mit parallelen Schnitt- oder Furchenstichlinien (Abb. 7 1. p ; 8i, g, 1, m, v) gehören zu Unterteilen von Trichterbechern.

I

I Kammersreine

Abb. 6. Grab 42. Profilschnitt

O

Verkeilsteine

Kammerpflaster

Rest des Ka nnnerboden pflasters

zwischen

S

den Waiidsteiiien

7m mit

dazugehörigen)

Unter den Feuersteingeräten überwiegen die Klingen (Abb. 9a—e); eine von ihnen (Abb. 9a) weist Gebrauehsspuren auf. eine andere Lackpatina (Abb. 9b). Der Klingenkratzer Abb. 9d fällt durch seine blauweiße Patinierung auf 4 ), während das einwandfrei neolithische Flintmaterial keine Patina aufweist. Zwei Kratzer, der eine aus einem dicken Abschlag (Abb. 9f) und ein Halbrundkratzer (Abb. 9g) vervollständigen das Feuersteinkleingerät.

138

^466. 7.

Orab. 42.

Keramikreste.

2/3 nat.

Or.

139

140

Abb. 9.

Grab 42.

Feuersteingeräte.

Nat. Gr.

Grab 40 und Grab 39 Die Untersuchung dieser beiden im Forstort Klönsberge (Abb. 1) gelegenen megalithischen Denkmäler erfolgte im Sommer 1967. Grab 40 entspricht bei W. B L A S I U S (1901, S . 125) die Anlage X l V d Grab 39 X I V c ; bei K. S T U H L M A N N tragen sie die N u m m e r n 53 und 54. Auch hier h a t t e n sich seit der Beschreibung durch W . B L A S I U S keine Veränderungen ergeben. Gustav M A A S S hielt beide Großsteingruppen für unvollendete Gräber (zitiert nach W. BLASIUS, 1901, S. 125, Anm. 1). Unsere Ausgrabungen konnten dies in gewisser Weise bestätigen. I n beiden Anlagen fand sich nicht ein einziges neolithisches Fundstück; auch ein einzelner klingenförmiger Krustenabschlag wird wegen seiner weißblauen Patina nicht ins Neolithikum zu datieren sein. Während m a n beim Grab 40 (Abb. 10; 11) die Ausmaße der K a m m e r einigermaßen ermitteln k a n n — sie bestand oder besser sollte ursprünglich aus sechs Wandsteinpaaren u n d zwei Giebelsteinen errichtet werden — konnte die Baukonzeption bei der Anlage 39 nicht festgestellt werden. Lediglich der westliche Giebelstein war bereits aufgerichtet (Abb. 15; 16). Die Innenmaße der W N W — OSO ausgerichteten K a m m e r von Grab 40 betrugen in der Länge 5 m und in der Breite 1,10 m ; die lichte Höhe wird, wenn m a n als Bezugspunkte die Größe der Wandsteine annimmt, zwischen 1,00 und 1,20 m anzunehmen sein. Möglicherweise h a t t e die Steinpackung im Inneren der Grabkammer von Grab 40 eine technische Funktion beim Bau des Grabes zu erfüllen, indem sie als Unterbau f ü r das Aufheben der Decksteine verwendet werden sollte. Die ermittelten zwei Standspuren, je eine auf der Südseite und der Nordseite der K a m m e r (Abb. 10; 12), sprechen entweder dafür, daß dieses Grab nachträglich weiter zerstört wurde oder m a n in ihnen die vorbereiteten Standplätze für später hier zu errichtende Tragsteine zu sehen hat. Eine früheisenzeitliche Urnenbestattung an der nördlichen Kammerseite wurde am R a n d e einer Stelle vorgenommen, wo ursprünglich ein Wandstein gestanden haben muß oder im Falle der Nichtvollendung dieses Grabes h ä t t e stehen sollen (Abb. 10; 11; 13). Das Gefäß war bereits stark in Mitleidenschaft gezogen (Abb. 14); es enthielt lediglich Leichenbrand, aber keine Beigaben. Daß dies Megalithgrab tatsächlich nicht vollendet wurde, konnte durch die Untersuchung insofern bestätigt werden, weil — wie bereits erwähnt — keinerlei Funde auf eine neolithische Bestattung hinweisen. Diese Feststellung ist im Hinblick auf die Deutung der sonst häufig außerhalb der Grabkammer gefundenen Scherben- und Gerätefunde insofern aufschlußreich, daß diese doch in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Bestattung stehen und nicht als Reste ehemaliger 142

n

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•>. Grab 33. Profil durch die Brandstelle vor dem östlichen Giebelsteiii

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E2S3 "Tiefschwarze

Feuerstelle

Sand



6 Kam m e r p f l a s t e r

WÏÏ7X Kommersleine 185

186

Abb. 57.

Clrnb 33.

Zwischenmauerwerk

bei der Gangmiindung

in die Kammer von Westen

A b b . 63 gibt die Verteilung d e r F u n d e . E s w u r d e n g e b o r g e n : 560 unverzierte, 61 verzierte, 28 R a n d - , 2 Boden-, 3 U m b r u c h s c h e r b e n u n d 5 H e n k e l ; a u ß e r d e m I Feuersteinbeil u n d 3 Feuersteinabsplisse. D a s kleine Feuersteinbeil w u r d e im Gang z u s a m m e n mit schnittlinienverzierten S c h e r b e n ( A b b . 6 6 c ) i n u n m i t t e l b a r e r N ä h e d e r T ü r p l a t t e g e f u n d e n ( A b b . 62).

Ergänzung zu Abb. 56 1 Sechs unverzierte Scherben (x 11,5 —12,0/v 5,5 — 0); 2 Unverzierte Scherben (x 8/y 5,5 — 6,5); 3 Unverzierte Scherben u n d Leichenbrand (x 7,25 — 7,60/y 5—6,5); 4 Verzierte Scherbe (Abb. 64c); fünf unverzierte Scherben (x 10,6/y 5,8); 5 Verzierte Scherbe (Abb. 66d); (x 9,5/y 4,7). Tiefe 1,24 m 6 Verzierte Scherbe (Abb. 6 5 b ) ; (x 8,3/y 6,35). Tiefe 1,47 m 7 Verzierte Scherbe vom Schulteraefäß (Abb. 65 m ) ; (x 8/y 5,1). Tiefe 1,61 m 8 Verzierte Randscherbe m i t Henkelöse (Abb. 6 5 k ) ; (x 6,2/y 4,9). Tiefe 1,63 9 Zwei unverzierte Scherben; (x 6,2/y 6,3). Tiefe 1,76 m 10 Verzierte Scherbe (Abb. 65 a); (x 11,4/y 5,5). Tiefe 1,80 m II Unverzierte Scherbe; (x 6,8/y 5,8). Tiefe 1,84 m 12 Verzierte Scherbe (Abb. 65e); (x 5 , 4 - 5 , 6 / y 6 - 6 , 6 ) . Tiefe 1,86 m 13 Verzierte Scherbe (Abb. 65i); (x 7,4/y 6,7)! Tiefe 1.90 m 1 — 3 bis zum 1. P l a n u m ; 4,5 bis zum 2. P l a n u m ; 6 — 13 bis zum 3. Planum 187

Abb. ÖS. Grab 33. Blick in den Gang von Norden

Die eine Schneidenseite des spitzovalen Flintbeiles ist höher angeschliffen (Abb. 69), eine Eigenart, die auch H. KNÖLL (1959, S. 32) bei den ebenfalls sehr kleinen Beilen, die in Verbindung mit nordwestdeutscher Tiefstichkeramik angetroffen wurden, bemerkte. Möglicherweise hängt dies ebenso wie die Kleinheit der Geräte mit wiederholtem Nacharbeiten zusammen. Flintbeile sind eine Seltenheit in Megalithgräbern (R. DEHNKE, 1940, S. 144, 156, 160; H. KNÖLL, 1959, S. 31 f.; E. SCHLICHT, 1968, S. 17f.). Das einzige mit Sicherheit aus einem Großsteingrab unseres Arbeitsgebietes stammende Feuersteinbeil hat U. FISCHER im Wötz im Zusammenhang mit den Funden der Nachbestattung geborgen (1956, S. 80ff.). Die wichtigsten Scherben werden geordnet nach ihrer stratigraphischen Lage auf den Abb. 64—66 vorgelegt. Für einige von ihnen ist die entsprechende Lage innerhalb der Grabkammer bzw. im Gang anhand der Profile (Abb. 56; 62) ersichtlich. Rückschlüsse aus der unterschiedlichen stratigraphischen Lagerung der ein-

Abb. •',