Neolithische Studien I [Reprint 2021 ed.] 9783112570289, 9783112570272


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Neolithische Studien I [Reprint 2021 ed.]
 9783112570289, 9783112570272

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NEOLITHISCHE STUDIEN I

Neolithische Studien I Mit Beiträgen von L . S . K L E J N u n d ST. TABACZYNSKI

MARTI N - LÜTH E R - U NIVE RS ITÄT HALLE - WITTE N B E RG HALLE (SAALE) AKADEMIE-VERLAG • B E R L I N 1972

Wissenschaftliche Beiträge der Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg 1972/1 (L 7)

Redaktion: B U R C H A R D T H A L E R Redaktion: 401 Halle (Saale), August-Bebel-Str. 13, Deutsche Demokratische Repulik, Ruf: 832 541 und 38147. Herausgegeben durch die Martin-Luther-Universität Halle —Wittenberg. Für unverlangt eingehende Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Die Autoren veröffentlichen im Dienste der internationalen wissenschaftlichen Verständigung ohne Honorar. Die Verlagsrechte der veröffentlichten Arbeiten liegen bei der Martin : LutherUniversität Halle —Wittenberg. Die Beiträge erscheinen in 18 Reihen in unregelmäßiger Folge. Die Zählung der Beiträge erfolgt jahrgangsweise, die der Reihen als Nebenzählung unabhängig vom Jahrgang.

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 Copyright 1972 by Martin-Luther-Universität Halle —Wittenberg Lizenznummer: 202 • 100/241/72 Gesamtherstellung: VEB Druckhaus Maxim Gorki, DDR - 74 Altenburg Bestellnummer: 211 7/1- ES 14 C. P 161/72 EDV-Nr. 7522228

INHALT

L . S. K L E J N — L e n i n g r a d

Die Konzeption des „Neolithikums", „Aneolithikums" und der „Bronzezeit" in der archäologischen Wissenschaft der Gegenwart

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ST. TABACZYNSKI — W a r s z a w a

Gesellschaftsordnung und Güteraustausch im Neolithikum Mitteleuropas I. Die Struktur der gesellschaftlichen Güterverteilung^ im Lichte der archäologischen Quellen : . . . . 1. Die gesellschaftlichen Aspekte der Entwicklung des.Wohnbaues 2. Siedlungstypen. Änderungen ihrer Innenstruktur 3. Die Frage der Funktion der äneolithischen Holz-Erde-Befestigungen . 4. Gräberfelder in ihrer Aussage zu Veränderungen der Gesellschaftsstruktur . . . 5. Der mitteleuropäische Horizont der ältesten Streitäxte I I , Der Austausch als spezielle Form der gesellschaftlichen Güterverteilung 1. Selbstgenügsamkeit, Spezialisierung, Arbeitsteilung 2. Archäologische Zeugnisse des Austausches im Donauländischen Kreis 3. Äneolithische Zentren der Silexproduktion 4. Fragen des Austausches . . . Anmerkungen Literaturverzeichnis

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Die Konzeption des „Neolithikums", „Aneolithikums" und der „Bronzezeit" in der archäologischen Wissenschaft der Gegenwart LEO S. KLEJN*)

Fast ein und ein halbes Jahrhundert trennt uns von jenem Zeitpunkt, als die Sammlungen des Kopenhagener Museums entsprechend der Vorstellung von den „drei Zeitaltern" — Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit — gliederte; dieser Augenblick war in der Geschichte der archäologischen Kenntnisse ein so wichtiger Meilenstein, daß einige Historiographen die Geschichte der archäologischen Wissenschaft von da an beginnen lassen (SAMOKVASOV, 1892, S . I I ; D A N I E L , 1950, S. 50ff.; E G G E K S , 1959), während ihn andere zumindest als Beginn der dänischen oder skandinavischen „archäologischen Revolution" betrachten ( A M A L ' R I K , M O N G A J T , 1966, S. 3*7—40). In der Bewertung der h i s t o r i s c h e n Bedeutung des „Systems der drei Zeitalter" scheint es keine größeren Meinungsverschiedenheiten zu geben. Anders verhält es sich mit der Beurteilung ihrer Bedeutung für die Gliederung der Archäologie der G e g e n w a r t . Natürlich handelt es sich hierbei nicht um T H O M S E N S sehr einfaches Schema der „drei Zeitalter" in seiner ursprünglichen Form, sondern um ein sehr kompliziertes und verzweigtes System, in dem von dem ursprünglichen Schema nur die Idee, und sogar auch diese nur in ganz allgemeiner Form, sowie gewisse Termini übriggeblieben sind. Doch ist weder die Dreigliederung noch das Ausgangsprinzip der Einteilung nach dem Material unangetastet erhalten geblieben. D A N I E L (1943; 1966, S. 19) hat wohl als erster hervorgehoben, daß das dreigliedrige System T H O M S E N S in der Wissenschaft der Gegenwart eigentlich überhaupt nicht existiert und daß wir anstelle des Systems der drei Zeitalter eine verzweigte Modifikation mit mindestens 6 Zeitaltern anwenden. L U B B O C K ( 1 8 6 5 ) hatte die Steinzeit zunächst in das Paläolithikum und Neolithikum eingeteilt, bald setzte man dazwischen das Mesolithikum ein (vgl. N I K L A S S O N , 1 9 5 5 ; W I L K I N S , 1 9 5 9 ) . Dabei erfolgte die Gliederung bereits nicht mehr nach dem Herstellungsmaterial der Geräte, sondern nach den führenden THOMSEN

*) U b e r s e t z u n g a u s d e m R u s s i s c h e n v o n D r . A . HÄUSLER, H a l l e 7

Bearbeitungsverfahren. Dann fanden der Archäologe PTJLSZKY (1876) und der Chemiker B E R T H E L L O T (1889), daß in vielen Gebieten eine Periode der Nutzung reinen Kupfers vorlag, ohne absichtlichen Zusatz von Zinn — die Kupferzeit, und Italiener und Engländer schufen zur Bezeichnung dieser Periode die zusammengesetzten Begriffe. „Äneolithikum" und „Chalkolithikum", die eine andere Begriffsnuance betonten, nämlich die Beibehaltung der wichtigen Rolle von Steingeräten neben den kupfernen ( D A N I E L , 1950, S. 146f.; SELIMCHANOV, 1966; C E R N Y C H , 1965, S. 109f.). Tatsächlich hatte sich die Erforschung des Paläolithikums und Mesolithikums schon lange in einen selbständigen Zweig der Archäologie entwickelt, welcher der Archäologie der nachfolgenden Perioden und ihren anderen Zweigen (dem orientalischen, klassischen, mittelalterlichen) gegenüberstand und sich nach der Forschungsmethodik, der beruflichen Ausbildung und durch die Verknüpfung mit anderen Wissenschaften von ihnen deutlich unterschied. Heute finden wir niemand mehr, der der Bronzezeit oder dem Neolithikum die „Steinzeit" als Ganzes (dieser Begriff wurde für konkrete Forschungen ebenso wie der Begriff der „Metallzeit" zu allgemein) gegenüberstellt. Nach unserer heutigen Vorstellung lösen nicht Äneolithikum und Bronzezeit die Steinzeit ab, sondern das Neolithikum stellt eine gleichrangige Einteilung auf der archäologischen Periodisierungsskala dar. Das Paläolithikum wurde weiter aufgegliedert in das Vorchelleen, Clactonien, Acheuleen, Levalloisien, Mousterien usw. Diese werden teils als Epochen, teils als Lokalkulturen betrachtet. Jedenfalls steht aber außer Zweifel, daß ihre Abfolge dennoch im allgemeinen einen Fortschritt in den Verfahren der Steinbearbeitung anzeigt. Ebensolche progressiven Stadien deuteten sich im Mesolithikum an und, wenn auch mit einem geringeren Maß an Allgemeingültigkeit und Klarheit, ebenfalls im Neolithikum. Es schälten sich Stadien — „modes" — der progressiven Entwicklung der Technik auch für die Zeit der frühen Metallurgie heraus (vgl. CHILDE, 1 9 4 4 ; FORBES, 1950, S. 9 f . ) .

Weil die Entwicklung der Technik ein komplizierter Vorgang ist, der die teilweise Veränderung verschiedener Seiten der Technik und unterschiedliche Komponenten der Technik als ein System umfaßt, entstand sehr bald eine Diskussion um den technologischen Inhalt und die Grenzen der genannten Perioden. Dieser Streit ging nicht über den Rahmen einer technologischen Periodisierung hinaus und berührte nicht ihre Grundlagen. Es handelte sich um Auseinandersetzungen, die mit der unterschiedlichen Bewertung der Rolle seiner verschiedenen Komponenten für die Gesamtentwicklung zusammenhängen. Dieser Streit betraf sowohl die Nahtstellen zwischen den herausgearbeiteten Perioden als auch die innere Gliederung dieser Perioden, und das Streitobjekt war die relative Bedeutung bestimmter Zäsuren oder überhaupt der sie charakterisierenden Merkmale. Bezüglich des Paläolithikums bestand das Problem darin, ob es in drei oder zwei Untergruppen zu gliedern sei — in das untere, mittlere und obere Paläolithikum oder in das Alt- und Jungpaläolithikum (vgl. E F I M E N K O , 1938; B O R I S K O V S K I J , 1954). Es wurde auch die Konzeption aufgestellt, nach der man einen Teil des Paläolithikums unter der Bezeichnung Protolithikum aussonderte und das obere 8

Paläolithikum und Mesolithikum zu einer Etappe, dem Miolithikum oder Leptol i t h i k u m , z u s a m m e n f a ß t e (MENGHIN, 1 9 3 1 ; NARR, 1 9 5 7 , S . 6 ; 1 9 6 6 , S . 2 2 ; LAPLA-

CE, 1966; vgl. DANIEL, 1950, S. 256). Es wurde noch ein „Zeitalter" vor dem Paläolithikum aufgestellt: die „Urzeit" (primordial age) als Zeit der Verwendung v o n Holz, K n o c h e n u n d Muscheln (RICHARD, 1944; vgl. SMOLLA, 1953). D a s

Mesolithikum zerfällt in einigen Gliederungen eigentlich in zwei bis drei Epochen, die mit den Nachbarperioden zusammengefaßt werden — das Epipaläolithikum u n d P r ä - oder P r o t o n e o l i t h i k u m (KRIÖEVSKIJ, 1940; VOEVODSKIJ, 1950; vgl.

FORMOZOV, 1954). Man kann auch darüber Überlegungen anstellen, womit das Mesolithikum einsetzt — mit der Einführung der Einlagetechnik (Mikrolithen) oder mit dem Auftreten der Pfeilspitzen. Bezüglich des Neolithikums handelt es sich vor allem um die klassische Fragestellung nach den technologischen Kriterien, womit das Neolithikum beginnt und womit es abschließt (bzw. womit die Metallzeit — die Kupfer-Bronze-Zeit einsetzt). Ist es rationell, das Neolithikum mit der Erfindung neuer Verfahren der Steinbearbeitung — mit der Fertigkeit des Bohrens, Sägens, Schleifens und Polierens — einsetzen zu lassen oder mit der Einführung neuer Gerätetypen, insbesondere der Axt und des Meißels, oder mit diesen sowie einigen anderen technischen Neuerungen'gemeinsam (vgl. AVDUSIN, 1967, S. 50ff.), während jedes dieser Merkmale einzeln für die Bestimmung des Eintritts des Neolithikums ungenügend ist? Wo ist das Ende des Neolithikums anzusetzen — mit dem ersten Auftreten einzelner Kupfererzeugnisse, sogar aus gediegenem und nach alten Verfahren bearbeitetem Kupfer (als man das gediegene Metall einfach als eine besondere Gesteinsart hämmerte) oder als die ersten Schmuckstücke aus geschmolzenem Kupfer auftreten, oder erst dann, wenn es relativ viele Kupfergegenstände gibt (aber wieviele?) und als aus dem Kupfer bereits Waffen hergestellt werden und es mit dem Feuerstein wirklich in Konkurrenz tritt? Oder etwa noch später, als die Typen der Kupferobjekte aufhören, Feuersteinerzeugnisse zu kopieren? Das alles läßt sieh nicht so einfach beantworten. ( Noch schwerer fällt es, die Grenze zwischen der Kupfer- und der Bronzezeit zu ziehen. Muß man von der Besonderheit ausgehen, die durch den Terminus „Kupferzeit" selbst festgelegt wird, und soll man diese Periode mit dem Auftreten der Legierungen abschließen? Oder ist es rationeller, von einer anderen Besonderheit dieser Periode auszugehen, die durch die Termini „Äneolithikum", „Chalkolithikum" fixiert ist, und die Periode so lange andauern zu lassen, bis die Konkurrenz zwischen Stein und Metall durch die Durchsetzung des Metalls entschieden wird — doch was ist als Anzeichen dafür anzusetzen? Ist ein solches Ereignis erst lange nach der Verbreitung der Bronze eingetreten? Die Definition des Beginns der Bronzezeit hängt wiederum davon ab, ob wir als Bronze nur die Legierung von Kupfer und Zinn bezeichnen wollen (dann würde in den Steppengebieten der UdSSR die Bronzezeit etwa mit der Zeit der Holzkammergrabkultur in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Z. beginnen) oder jede Legierung mit Kupferbasis — mit Arsen, Nickel, Wismut usw. (dann würde zur Bronzezeit auch die Maikop-, Grubengrab-, die Katakombenkultur des 3 . - 2 . Jahrtausends v. Z. gehören). 9

Was ist überhaupt für die Definition wichtig — die Zusammensetzung des Materials oder die technologischen Bearbeitungsverfahren oder die Typologie ( v g l . OTTO,

1939)?

Alle diese Schwierigkeiten stehen, wie wichtig sie auch sein mögen, nicht der prinzipiellen Möglichkeit entgegen, das archäologische Material nach dem vorherrschenden Material einzuordnen, nach seinen Bearbeitungsverfahren und nach der typologischen Progressivität (der technologischen Produktivität) der Geräte. Bezweifelt wird nur die Genauigkeit der Grenzen zwischen den einzelnen Epochen. Die Teilung des Tagesablaufes in Morgen, Tag, Abend und Nacht ist notwendig und realistisch, wie verschwommen und schematisch die Grenzen zwischen ihnen auch sein mögen. Offensichtlich lassen sich im Prinzip für einen größeren Kreis von Forschern annehmbare klare, doch schematische Grenzen zwischen den Etappen ziehen oder objektive Definitionen voraussetzungsloser, obgleich unscharf gegeneinander abzugrenzender Etappen festlegen. Bevor man dieses Vorhaben in Angriff nimmt, muß man sich zunächst um eine Klärung und ein gegenseitiges Verständnis in der Frage über die historische und chronologische Bedeutung der aufgestellten Etappen bemühen. Das „System der drei bzw. sechs Zeitalter", also der technologischen Periodisierung, hat, als sie aus den Händen von T H O M S E N und W O R S A A E von den Evolutionisten aufgegriffen wurde und ausgerechnet bei ihnen (wir erinnern an LUBBOCK) diese ihre heutige Form erhielt, in der evolutionistischen Bearbeitung den Rang einer universellen — einer für die ganze Welt einheitlichen und allumfassenden (gesamtkulturellen) — archäologischen Periodisierung angenommen. Damit wurden lokale Unterschiede ignoriert. Das äußerte sich besonders darin, daß die für Nord- und Westeuropa festgestellte Stufenabfolge als eine Norm für den ganzen Erdball betrachtet wurde. Außerdem wurde die ungleichmäßige Entwicklung verschiedener Gebiete verschleiert und die Periodisierung der fortgeschrittenen Gebiete (für die späten Epochen des Vorderen Orients) nicht allein auf die übrigen wie eine Schablone übertragen, sondern diese Periodisierung einfach-mitsamt ihrem chronologischen Netz auf sie angewandt. So wurden also für die gesamte Ökumene einheitliche Wendepunkte in der Ablösung von Perioden — vom Mesolithikum zum Neolithikum, vom Neolithikum zur Kupferzeit usw. — nach den Fortschritten in den progressivsten Gebieten festgelegt; es wurde beispielsweise angenommen, daß überall die Bronzezeit einsetzte, als sie im östlichen Mittelmeergebiet begann, obwohl in Skandinavien noch der Stein als Rohstoff herrschte. Das war die natürliche Folge der evolutionistischen Auffassung von der Einheit der Menschheit in Verbindung mit den für die Evolutionisten charakteristischen protodiffusionistischen Vorstellungen über die entscheidende Bedeutung einiger begrenzter Gebiete für die Geschichte der gesamten Menschheit. GORODCOV (1925) hatte noch eine einheitliche neolithische Epoche in der Geschichte der Menschheit postuliert, die am Ende der Eiszeit einsetzt und mit dem ersten Auftreten des Metalls (im 5. Jahrtausend v. Z.) in den Ländern des Alten Orients abschließt. Dieses Ignorieren der lokalen Entwicklungsbesonder10

heiten ist mit der Zunahme von Fakten zur Synchronisierung des Neolithikums des Nordens mit der Bronzezeit des Südens, zur Eigenart der Entwicklung Afrikas (Auftreten des Eisens vor der Bronze) usf. entfallen, besonders aber seit dem Abrücken der europäischen Archäologen von der Idee und den Prinzipien des Evolutionismus. Viele sind in das entgegengesetzte Extrem verfallen, nämlich in die Verabsolutierung der lokalen Besonderheiten und der territorialen Grenzen und in das Leugnen von Parallelentwicklungen (vgl. B O R I S K O V S K I J und Z A M J A T N I N , 1934; D A N I E L , 1950, S. 239ff.). Trotzdem besaßen die Traditionen des Evolutionismus noch eine große Autorität und fanden teilweise die Anerkennung bei marxistischen Archäologen; das konkrete faktologische Erbe hielt sich noch länger. Andererseits gab es auch in der sowjetischen Wissenschaft eine Zeit, in der man solche Faktoren wie lokale Eigenart, kulturelle Eigenständigkeit und urtümliche Isolation verallgemeinerte. Die Extreme existierten nebeneinander und kämpften gegeneinander (zu GORODCOV vgl. R A V D O N I K A S , 1947, S. 151). Noch in der Mitte dieses Jahrhunderts hat Foss, wenn auch nicht so radikal, GORODCOVS Tradition weitergeführt und die Unanwendbarkeit des Begriffes Neolithikum für Kulturen hervorgehoben, die mit den bronzezeitlichen synchronisiert werden, da daraus folgt, daß Stämme, die miteinander in Kontakt standen, in verschiedenen Epochen lebten. Sie betonte, daß man zeitgleiche „Kulturen einer Epoche zuweisen solle, ungeachtet des unterschiedlichen Habitus" (Foss, 1949, S. 41). Sie hat diese Idee am konkreten Beispiel vertreten. B R J U S O V hat bald darauf die „eklektischen Nachahmer" von GORODCOV kritisiert, die bestimmte Stationen und Kulturen auf Grund einzelner dort vorherrschender Bronzeerzeugnisse oder sogar der Keramikverzierung der Bronzezeit zuweisen, falls diese der Ornamentik in weiter im Süden gelegenen Kulturen analog sind, die Bronzegeräte kennen. „Eine solche Gegenüberstellung wäre bei der Anerkennung der von V. A. GORODCOV gegebenen Definition des Neolithikums durchaus folgerichtig. Von diesem Gesichtspunkt aus setzte er ganz konsequent Fundkomplexe, in denen Feuersteinpfeilspitzen mit eingezogener Basis festzustellen waren, in die Bronzezeit, und andere Komplexe mit Pfeilspitzen vom Sejma-Typ sogar in die Eisenzeit. Die Anhänger der oben dargelegten Anschauung gehen aber nicht so weit, deshalb gestattet ihre Definition die Einschaltung eines subjektiven Elementes. Es ist schwer zu verstehen, welche Elemente der materiellen Kultur ihrer Ansicht nach für die Zuweisung von Fundkomplexen zur Bronzezeit heranzuziehen sind. Welchen Gebieten mit bronzezeitlichen Kulturelementen sollen sie gegenübergestellt werden? Warum ermöglicht beispielsweise das Ornament aus gestrichelten Dreiecken auf Tongefäßen der Waldzone die Zuweisung eines solchen Komplexes zur Bronzezeit auf Grund von Analogien mit der gleichen bronzezeitlichen Gefäß Verzierung aus dem Süden der UdSSR? Warum aber führt das Spiralornament auf Gefäßen der Tripolje-Kultur nicht zu einem gleichen Schluß auf Grund der Analogien mit der Spiralornamentik Mesopotamiens? Auch dieses Mal war V. A. GORODCOV folgerichtiger als seine eklektischen Nachahmer, deshalb setzte er die Tripolje-Kultur ganz in die Bronzezeit" ( B R J U S sow, 1957, S. 2). B R J U S O V kritisiert zwar seine Gegner wegen ihrer auf Subjek11

tivismus zurückzuführenden Inkonsequenz, legt aber keine Argumente gegen das Prinzip selbst vor. Indessen ist es nicht a priori offensichtlich, daß die letztgenannte Ansicht unrichtig ist, wie es B R J U S O V schien, besonders wenn man von den extremen Formulierungen absieht. In der westeuropäischen Forschung wurde eine ähnliche Gliederung, obwohl mit anderen chronologischen Grenzen, von M Ü L L E R - K A R P E in seinem groß angelegten Werk vorgelegt. Er bezeichnet ein solches Vorgehen als „isochronologisch" und stellt es dem „isophänomenologischen" gegenüber und hält es für berechtigt und richtig ( M Ü L L E R - K A R P E , 1 9 6 9 , S . VI). Nach BRJUSOV, der sich von der Festlegung von Montelius leiten ließ, tritt das Ende des Neolithikums ,,in dem betreffenden Gebiet oder in der betreffenden Kultur" erst, mit der „einheimischen Produktion von Metallerzeugnissen, von denen verschiedene Kategorien in der Folgezeit örtliche typologische Reihen bilden", auf (BRJUSSOW, 1957, S. 1). Kaum weniger anspruchsvoll ist FORBES. Er hält es für möglich, ohne die Herausarbeitung eigener typologischer Reihen auszukommen, und fordert dennoch das Auftreten einer einheimischen Produktion: „Sogar Gebiete, in die Metallerzeugnisse durch Handel gelangt sind, müssen sich nicht unbedingt im Metallzeitalter befinden. Solange keine Schmiede ins Land kamen, um dort zu arbeiten, hat man anzunehmen, daß die Steinzeit andauerte" (FORBES, 1950, S. 13).

Aber auch BBJUSOV, der seine Gegner der Inkonsequenz zeiht, ist nicht folgerichtig : Warum begnügte er sich bei der Einengung des Raumes mit den Grenzen „des betreffenden Gebietes (welches? — L. K.) oder der betreffenden Kultur", warum hat er den Raum nicht noch weiter eingeengt, bis das betreffende Metallurgiezentrum allein übrig blieb? So ist F O R B E S verfahren. Man könnte noch weitergehen, und dann gilt eine echte „einheimische" Produktion von Metallerzeugnissen letzten Endes nur für die Siedlung, in der der Schmied selbst wohnt, und „eigen" ist sie nur für den Schmied selbst. Alle übrigen Siedlungen und Gebiete derselben oder einer benachbarten Kultur erhalten die Metallerzeugnisse durch Austausch. Ist es dann logischer und konsequenter, die Existenz einer Bronzezeit nur in diesen Produktionszentren anzuerkennen und in allen übrigen Gebieten das Neolithikum fast bis heute andauern zu lassen? Von diesem Standpunkt aus gesehen, erscheint der Vorschlag von CERNYCH rationeller. „Wo ist die Grenze zwischen Neolithikum und Bronzezeit?" — fragt er und antwortet: „Unserer Ansicht nach beginnt diese Zeit in einer bestimmten, von einer kulturell einheitlichen Bevölkerung besiedelten geographischen Zone dadurch, daß Kupfer- oder Bronzeerzeugnisse in Umlauf kommen. Die Bestimmung dieser Grenzen durch die Einführung zusätzlicher Fragen zu erschweren, z. B. ob einheimische Geräte oder importierte, ob die Bevölkerung die Metallurgie kennt oder nicht, ob die verwendeten Geräte in der Folgezeit eine typologische Fortsetzung finden oder nicht — ist hierbei anscheinend unzweckmäßig ... Die Bronzezeit beginnt mit dem Auftreten einer konstanten und beträchtlichen Serie von Erzeugnissen aus künstlichen Legierungen auf Kupferbasis in einer bestimmten Kultur ... Wird ein bestimmtes Metallurgiezentrum durch die Kup12

ferzeit gekennzeichnet, so werden sich alle Kulturen, die in die Zone seines dominierenden Einflusses einbezogen sind, derselben Stufe angehören. Erhält demgegenüber eine Kultur oder Kulturgruppe die Hauptmenge der Erzeugnisse aus einem bronzeproduzierendem Zentrum, so müssen wir diese Kulturen als bronzezeitlich ansehen" ( C E R N Y C H , 1965, S . 108f.). Wodurch wird aber z. B. die Tatsache bewiesen, daß die betreffenden Kulturen in die Zone eines bestimmten metallurgischen Zentrums „einbezogen" wurden? Nach C E R N Y C H besteht „das Hauptmerkmal in der Auffindung einer Serie von Kupfer- oder Bronzegegenständen im Fundgut der betreffenden Kultur, die ohne allen Zweifel dieser Kultur angehören" ( C E R N Y C H , 1965, S. 109). Indessen ist die Spezifik der archäologischen Quellen (Lückenhaftigkeit) und insbesondere des Metalls (Verbrauch durch Umschmelzen, das seltene Verbleiben in den Fundkomplexen, Fehlen in einigen Fundgattungen) dergestalt, daß die Verwendung von Metall durch alte Stämme nicht selten nur durch kümmerliche Fragmente signalisiert wird. Dabei kommt es vor, daß sie in den auf uns gekommenen Materialien sehr lange keine Widerspiegelung finden. Im ersten Falle sind sogar vereinzelte Metallgegenstände, die zur Kenntnis der Archäologen gelangen, nur Signale eines ehemals beträchtlichen Metallbesitzes im betreffenden Gebiet. Dementsprechend genügen für A R C I C H O V S K I J (1955 S. 60f., 70f.) solche vereinzelten Objekte, um die betreffende Kultur der Metallzeit zuzuweisen. Wir haben es jedenfalls mit einem langandauernden Fehlen der ersten Beweise für Metallverwendung zu tun. Erinnern wir uns daran, daß ein solcher Hortfund wie der von Karbuna, der jetzt für die frühe Tripolje-Kultur so typisch scheint, ein halbes Jahrhundert lang nicht in die Hände der Archäologen geraten ist. Bei dieser Sachlage kommt den sekundären Merkmalen einer Einbeziehung" der Kultur in die Zone eines bestimmten metallurgischen Zentrums eine besondere Bedeutung zu. Deshalb wäre es unvernünftig, sie außer acht zu lassen. Natürlich müssen solche sekundären Merkmale nicht unbedingt Signale dafür sein, daß bei der Bevölkerung der betreffenden Siedlung Metallerzeugnisse im Umlauf waren und es nicht zu einem Fortfall der Feuersteintechnik kam. Das Phänomen der Widerspiegelung der metallurgischen Erfolge in der Kultur, sogar selbst in der Technik, bei der ihrem Habitus nach neolithischen Stämmen wird von Archäologen schon seit langem festgestellt. Es wurde die Imitation von Metalläxten und -beilen in Stein und Silex, das Ansteigen der Silexgewinnung während der Konkurrenz mit dem Metall usw. angenommen (Foss, 1949 S. 35, Anm. 1 0 ; C H I L D E , 1 9 5 2 , S. 2 0 9 , 2 6 7 u. a.; S C H I C K L E R , 1 9 6 8 ) . Andererseits sollte eine solche „Einbeziehung" in die technologische Periodisierung auch erwähnt werden — falls das noch ein Neolithikum ist, so doch kein Neolithikum mehr wie früher, kein klassisches, sondern ein besonderes, das sich in vielerlei Hinsicht der Bronzezeit anpaßt. Wie P E A K treffend formulierte, „wächst das Neolithikum anscheinend ohne Metall in die Metallzeit hinüber" (zitiert nach F O R B E S , 1 9 5 0 , S. 13). Angesichts der Progressivität dieser Stufe wird manchmal der Ausdruck „Reliktneolithikum" in solchen Fällen verwendet, was wohl kaum als sehr gelungen gelten kann. 13

Doch ist „Kupferzeit ohne Kupfer" oder „Bronzezeit ohne Bronze" in gewissen wichtigen technologischen Beziehungen (Typologie, Zusammensetzung der Silexund Knochenindustrie) trotzdem Kupferzeit und Bronzezeit. Es ergibt sich, daß die Rekonstruktion solcher Epochen der kulturellen Entwicklung in großen Räumen gesehen nicht ganz so absurd ist, falls man die extremen Ansichten unberücksichtigt läßt. Gerade für solche Perioden, die nicht mehr der Definition des klassischen Neolithikums entsprechen, aber noch nicht die erforderlichen Voraussetzungen einer Bronze- oder einer Kupferzeit aufweisen, halten einige Forscher den Ausdruck „Äneolithikum" für passend. So schreibt T I C H O N O V (1960, S. 86—88): „als Äneolithikum ... wird eine Periode bezeichnet, die mit dem Auftreten der ersten Metallgeräte einsetzt, die selbständig entstanden sind oder aus einem anderen Metallzentrum stammen, und schließt mit dem Auftreten der einheimischen Metallverarbeitung . . . " . Abgesehen von der Ungenauigkeit der Formulierung, ist die Gegenüberstellung der „Selbständigkeit" und der einheimischen Erzeugung unverständlich. Die Verwendung eines Terminus, der für einen anderen Zweck erdacht war (Äneolithikum" — eine Periode der „Gleichberechtigung" von Stein und Metall) in einer neuen Bedeutung („Äneolithikum" — eine Periode, in der man mit importierten Metallerzeugnissen auskam) ist sehr unglücklich. Überhaupt ist man bisweilen über unsere Archäologen erstaunt, die angesichts des starken Materialzuwachses mit dem spärlichen alten Bestand einiger Termini auskommen wollen, obwohl sich die Begriffe verändert und vermehrt haben. Insbesondere müßte die Erkenntnis der ungleichmäßigen Entwicklung und der verschiedenen Etappen der Ausbreitung (territorialer Aspekt) oder der Aneignung der Metallbearbeitung (chronologischer Aspekt) in einem bestimmten Milieu zu einer entsprechenden Anzahl von gesonderten Termini führen. Stattdessen beschränken wir uns auf einige Ausdrücke, die mit alten Begriffen belastet sind und zumeist nicht mehr den neuen Funktionen entsprechen; bei den Amerikanern liegt das entgegengesetzte Extrem vor: eine Vielzahl von Wortneubildüngen. Natürlich sind die Termini nur konventioneller Natur, doch wenn sich die vorgeschlagenen neuen Bedeutungen nicht direkt aus dem ursprünglichen Wortsinn ergeben oder nicht der üblichen Verwendung entsprechen, so kann ihnen nur eine autoritative Übereinkunft von Forschern Lebenskraft und Verwendungsberechtigung erteilen. Solange das aussteht, sollen die Termini das bedeuten, was sie früher waren, und für die neuen Funktionen sollten wir neue Termini einführen. Auf diese Weise ist die durch die Ideen des Evolutionismus stimulierte Ver einheitlichung der technologischen Periodisierung des archäologischen Materials zu weitgehend. Doch bedeutet das entgegengesetzte Extrem eine ebensolche Vereinfachung, nämlich die Aufspaltung dieser Periodisierung in eine Vielzahl von räumlich eng begrenzten Abfolgen mit jeweils einer voneinander unabhängigen relativen und absoluten Chronologie. Aussichtsreich erscheint der Weg einer vernünftigen Verallgemeinerung. Das Maß der Verallgemeinerung muß in jedem Falle die Analyse des konkreten Materials abgeben. 14

Ähnlich verhält es sich mit der zweiten Seite der evolutionistischen Verabsolutierung des Systems der drei bzw. sechs Zeitalter, mit ihrer Ausdehnung auf die Gesamtsphäre der kulturellen Entwicklung und des Lebens der Gesellschaft. , Hier hat sich eigentlich eine für den Evolutionismus bezeichnende Biologisierung der gesellschaftlichen Strukturen ausgewirkt. Die Evolutionisten haben gewöhnlich die Gesellschaft in starkem Maße mit einem biologischen Organismus verglichen. Deshalb durchlief die Gesellschaft in ihrer Vorstellung die Entwicklungsstufen als ein ganzer Organismus, sie veränderte sich zugleich in allen ihren Bereichen und Teilen. So reichte es aus, einen beliebigen Teil davon im einzelnen zu untersuchen, um Kenntnisse über die Allgemeinentwicklung zu erzielen. Es ist ganz natürlich, daß auch die Periodisierung der Entwicklung der Technik von den Evolutionisten auf die übrigen Sphären der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung und auf, die ganze Geschichte der Urgesellschaft übertragen wurde. Die „paläolithische Kunst", die „Religion des Paläolithikums", die „Wirtschaft des Neolithikums" usw. — das waren alles nicht nur bequeme Vereinfachungen, sondern sie brachten den konkreten Inhalt dieser Erscheinungen zum Ausdruck. Schon LUBBOCK, der den Begriff des Neolithikums geprägt hatte, führte in den Begriff selbst Faktoren ein, die aus der Entwicklungsfolge der Silexindustrie, der Steintechnik, überhaupt der Arbeitsgeräte, herausfielen — das Auftreten von Keramik, den Bodenbau und die Anwesenheit von Haustieren, und er stellte sogar einige dieser Merkmale (die Keramik) an den Anfang der Aufzählung. Dies blieb an der klassischen Definition des Neolithikums haften. Der innere Mechanismus der Wechselwirkung von Faktoren innerhalb der gesellschaftlichen Struktur blieb den Evolutionisten verborgen. Sie hielten für die Haupttriebkräfte des Fortschritts Ideen, jedoch technische Erfindungen, die der archäologischen Periodisierung des Systems der drei Zeitalter zugrunde lagen, nur für die Materialisierung dieser Ideen. Da jedoch die Spezifik der Archäologie selbst zur Folge hatte, der Periodisierung gerade Fortschritte in der Entwicklung der materiellen Produktion der Arbeitsgeräte zugrunde zu legen (sie sind im archäologischen Material ja vollständiger vertreten), und man sich erst von ihnen anderen Bereichen der Gesellschaft zuwandte, nahm die auf dieser Periodisierung begründete Forschertätigkeit unwillkürlich einen elementar materialistischen Charakter an und näherte sich den Vorstellungen des historischen Materialismus über die Rolle der Geräteentwicklung (N. N., K. Marx zum Gedenken, 1958, S. 4 f . ; RYBAKOV, 1968, S. 30).

Es ist nicht verwunderlich, daß die materialistisch denkenden Archäologen das System der drei bis sechs Zeitalter in ihr geistiges Rüstzeug aufnahmen. Den Weg zu einem System einzuschlagen, das einer marxistischen historischen Betrachtung entsprach, wurde damit erleichtert. Die in den 20er Jahren durch AECICHOVSKIJ (1929) vorgeschlagene „Methode des Fortschreitens"*) spiegelte *)

seinerzeit vorgeschlagene „Methode des Fortschreitens" bestand in der Ableitung des Überbaues von der Basis, wobei der gesamte Überbau rekonstruiert werden sollte, ohne daß hierfür Angaben aus der Sphäre des Überbaues selbst verfügbar waren.

ARCICHOVSKIJS

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eben diesen Vorgang wider, und die „Theorie der Stadialität" schloß diesen Abschnitt ab. In der marxistischen Literatur wurden jedoch auch andere Periodisierungen der Urgeschichte anerkannt bzw. erarbeitet. Vor allem war es die Periodisierung von M O R G A N - E N G E L S , die ebenfalls auf einer streng materialistischen, jedoch viel breiteren Basis beruhte: nicht ausschließlich auf den technischen Fortschritten (Arbeitsgeräte), sondern auf den Fortschritten in der Entwicklung der gesamten Produktion (einschließlich des Bauwesens, der Transportmittel u. a.). Die Tradition der Verabsolutierung des Systems der drei bis sechs Zeitalter kommt erstens darin zum Ausdruck, daß dieses System als das archäologische par excellence erklärt wurde, während die Periodisierung von M O E G A N - E N G E L S diesem als das historisch-ethnographische oder soziologische gegenübergestellt wurde (RAVDONIKAS-, 1939, S. 87—91; P E R S I C U. a. 1968, S. 5f.), obwohl die Merkmale beider Periodisierungen sowohl aus dem ethnographischen als auch aus dem archäologischen Material stammen. Diese Gegenüberstellung wirkte schon damals, als man begann, die historische Periodisierung der Urgeschichte von neuem und bereits auf der Basis von Veränderungen der Produktionsverhältnisse aufzubauen ( P E R S I C , 1960; vgl. die Bibliographie bei S E M E N O V , 1966, S. 26). Zweitens wurden verschiedene Versuche unternommen, eine strenge, allumfassende ständige Übereinstimmung zwischen den Stufen beider Periodisierungen zu erreichen. Es wurde die Frage behandelt, ob das Neolithikum in die Unter- oder Mittelstufe der Barberei fällt und dementsprechend die Bronzezeit in die Mittel- oder in die Oberstufe usf. ( R A V D O N I K A S , 1939, S. 91 ff.; TOLSTOV, 1946; P E R S I C , U. a., 1968, S. 7f.). Mit anderen Worten, man war bestrebt, beide Periodisierungen zu einer einzigen zu verbinden. Welche der beiden bildete aber die Grundlage? Jedenfalls nicht die technologische. Diese war mit dem bürgerlichen Ursprung behaftet. A. N. B E R N § T A M sprach deshalb davon, daß „in der Praxis noch bürgerliche Klassifizierungen bestehen, und sie sind der Weg, auf dem Einflüsse der bürgerlichen Sachforschung in die sowjetische Archäologie eindringen ... N. J A . M A R R hat bereits aufgezeigt, daß bei einem jeden Stand der Erforschung (sie! — L. K.) eines archäologischen Komplexes von der Gesamtheit der historischen Angaben auszugehen ist, innerhalb deren das archäologische Objekt nur ein spezieller Ausdruck der historischen Erscheinung neben Angaben aus der schriftlichen Geschichte, der Ethnographie, Kunst und Folklore ist; anders gesagt: als Basis hat die Komplexbetrachtung der historischen Erscheinungen zu gelten, und darin ist das archäologische Material zu betrachten ... Das morphologische Prinzip der Klassifikationen als das Grundlegende soll abgelehnt w e r d e n . . . " ( B E R N S T A M , 1949, S. 18, 21). Diese Kritik unterhöhlte die Autorität und Kraft der technologischen Periodisierung. Eine analoge Kritik wurde von anderen Positionen auch außerhalb der marxistischen Wissenschaft geführt: In den Reihen der englischen liberalen Intelligenz war die „umfassende Betrachtungsweise der Dinge" Mode; die technologische Periodisierung stieß durch ihre Einseitigkeit und ihrer schmalen Basis ab. Die Einführung der Viehzucht und des Bodenbaues wurde für das Leben der Menschheit für wich16

tiger angesehen als das Vorhandensein von Metall. Deshalb verband K E N D R I C K ( 1 9 2 5 , S. 3f.) das Neolithikum und die frühe Bronzezeit zur „chalkolithischen Periode". Dieser Vorschlag wurde von H A W K E S ( 1 9 4 0 ) und P E A T E ( 1 9 4 0 ) aufgegriffen. Beide Tendenzen — der englischen Wissenschaft und der sowjetischen Archäologen — faßte CHILDE, der eine komplexe Periodisierung erarbeitete, bei seiner Aneignung des Marxismus zusammen. Als Gerüst seiner Periodisierung diente ihm das alte archäologische Schema der sechs Zeitalter, er behielt auch dessen Nomenklatur bei, veränderte aber den Gehalt der Merkmale, indem er seinen Etappen einen Inhalt gab, der aus der ethnographischen Periodisierung von MORGAN und E N G E L S stammte, und verlagerte dementsprechend die Zäsuren. Der Ausdruck „Revolution", der zur Kennzeichnung der Wendepunkte zwischen den Perioden angewandt wurde, diente dazu, die Schnelligkeit, Radikalität und Allgemeingültigkeit der Veränderungen in der Gesamtstruktur der Gesellschaft aufzuzeigen (CHILDE, 1936). CHILDE war zwar später selbst von einer solchen Vereinheitlichung-zurückgetreten und stellte in einem neuen Buch seine komplexe Periodisierung einfach als zwei zusammengefügte Schemata dar (derjenigen von THOMSEN — LUBBOCK und der von MORGAN — ENGELS), indem er in den Kapiteln die „paläolithische Wildheit", die „neolithische Barberei", die „höhere Barberei der Kupferzeit", die „Zivilisation der Bronzezeit" usw. verfolgte (CHILDE, 1942). Bald forderte er, hinter den Termini des „Systems der sechs Zeitalter" nicht chronologische Epochen, sondern nur technologische Etappen zu sehen (CHILDE, 1944). Doch wurde er nicht gehört, und CHILDE selbst hat danach sein Buch aus dem Jahre 1936 wiederholt mit dem älteren Schema neu aufgelegt. In der jüngsten Zeit wird dieses Schema — zwar etwas unterschiedlich — in den USA von BRAIDWOOD, von COLE in England, von SMOLLA in Westdeutschland und von V. M . MASSOV in der UdSSR, weitergeführt (BRAIDWOOD, 1952; COLE, 1961; SMOLLA, 1960; MASSON, 1964, 1966, 1969). So sind in der Literatur der UdSSR die „äneolithische Revolution" und die „städtische Revolution" aufgetaucht. Der Ausdruck „neolithische Revolution" ist in den Publikationen allem Anschein nach noch nicht aufgetreten, doch wird eine entsprechende Etappe bereits a n g e d e u t e t (PIOTROVSKIJ, 1961, S. 18; MASSON, 1966, S. 175).

„Das

System der drei Zeitalter" wandelte sich zu einem „System der drei Revolutionen". I n diesem neuen System, das der ursprünglichen Absicht von G. CHILDE gemäß dazu dienen sollte, das alte System zu ergänzen und zu vervollkommnen, nach Ansicht seiner Nachfolger zu ersetzen, wurde das Kriterium der Gliederung aus der begrenzten Sphäre der Geschichte der Technik (Veränderung der Arbeitsgeräte) in den umfassenderen Bereich der Entwicklung der Produktivkräfte überhaupt (wirtschaftliche Veränderungen) übertragen. Dieser Bereich steht natürlich näher und enger mit der Sphäre der Produktionsverhältnisse in Verbindung, und somit wurde es vom Standpunkt der neuen Periodisierung aus leichter, die Einwirkung der Produktivkräfte auf die Produktionsverhältnisse, auf die Entwicklung und Ablösung der sozialökonomischen Formationen - und ihrer Etappen zu verfolgen, die die Stütze des historischen Prozesses und ihres Beginns selbst darstellen (vgl. SEMENOV, 1966, S. 26ff.; P E R § I C u . a . , 1968, S . 7f.). 2

Neolithische Studien

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Durch die „Methode des Fortschreitens" wurde die Projektion der Wendepunkte zwischen den Entwicklungsetappen der Produktivkräfte auf das Gebiet der Produktionsverhältnisse und der Überbauerscheinungen erleichtert. Nach und nach galt es als modern, immer mehr Merkmale aus den letztgenannten Sphären zu den Merkmalen der unteren Sphäre (Produktivkräfte) heranzuziehen und sie zur Definition der Etappen zu verwenden. M A S S O N ist in dieser Hinsicht weitergegangen als B R A I D W O O D und machte letzterem den Vorwurf, ein „bürgerlicher Forscher" zu sein, weil seine Periodisierung „an wirtschaftlicher Beschränktheit leidet. I n ihr gibt es keinen Platz für die Produktionsverhältnisse ... Das ist eigentlich nur ein Versuch zur Periodisierung der Wirtschaftsgeschichte, nicht der Geschichte der Urgesellschaft" ( M A S S O N , 1964, S. 82ff., 306). M A S S O N hat in seinem Schema auch den Produktionsverhältnissen einen Platz eingeräumt, um sie zu einer Periodisierung der Geschichte der Gesellschaft zu machen. In der neuen Periodisierung ist irgendwie die Periodisierung mit aufgegangen, die auf der Vervollkommnung der Technik (der Geräte) beruhte. Dabei bewahrten MASSON wie auch andere Anhänger der neuen Periodisierung die alte „bedingte Terminologie bei, da sie eine weite Verbreitung gefunden hat und man ihr nur folgen muß, wobei in jedem Einzelfall der Inhalt besprochen wird, der einem bestimmten Terminus beigemessen wird" ( M A S S O N , 1964, S. 125). Indessen kam danach wesentliches Material hinzu, so daß die Erscheinungen aus der Sphäre der Entwicklung der Gerätetechnik durchaus nicht so bestimmt, wie es geschienen hatte, an bestimmte Erscheinungen aus den anderen Sphären (der Produktivkräfte, der Produktionsverhältnisse u. a.) gebunden schienen. Die Entdeckung des a- oder vorkeramischen Neolithikums (vgl. M Ü L L E R K A R P E , 1 9 6 9 , S. 5 6 , 7 3 , 7 4 , 76f., 2 7 0 ) in einer Reihe von Ländern von Palästina bis zum Donau—Dnepr-Gebiet, das von D A N I L E N K O ( 1 9 6 9 , S. 7 ) als archaisches Neolithikum und von SMOLLA ( 1 9 6 0 , S.' 1 8 ) einfach als Frühneolithikum bezeichnet wird, hat den alten Vorstellungen einen beachtlichen Schlag versetzt. Man begann, ein Neolithikum nicht nur beim Fehlen von Keramik zu konstatieren, sondern auch, unabhängig vom Auftreten der neuen Steinbearbeitungsverfahren, allein auf Grund der Einführung der erzeugenden Wirtschaft. Darüber hinaus hält SMOLLA, hierin C H I L D E ( 1 9 5 3 , S . 193f.) folgend, die Domestikation Tier und Pflanze — vom Hunde abgesehen — für „so entscheidend, daß ihr Nachweis genügt, um eine Fundgruppe neolithisch zu nennen". „Wo andere Erscheinungen fehlen, wird meist der Ausdruck ,frühneolithisch' gebraucht" (SMOLLA, 1 9 6 0 , S. 1 8 ) . D A N E L E N K O hält nur solche Gruppen für wirklich neolithisch, während die „klassische" Definition des Neolithikums (die Keramik, das Bohren und Sägen des Steines u. a. umfassend) seiner Ansicht nach „mehr für die Kennzeichnung der frühen Metallzeit paßt". Dieser Forscher hat sich von der ursprünglichen Definition des Neolithikums entfernt, so daß er sich folgendermaßen über LUBBOCK äußert: dieser würde dem Neolithikum technische Errungenschaften zuschreiben, die „in Wirklichkeit der nachfolgenden Periode angehören" ( D A N I L E N K O , 1 9 6 9 , S . 7 ) — als hätte nicht gerade L U B B O C K den Terminus „Neolithik u m " zur Bezeichnung der Gesamtheit eben dieser Merkmale eingeführt. 18

Andererseits kamen auch Kulturen noch mit aneignender Wirtschaft zum Vorschein, die aber einen Komplex der übrigen Merkmale des „klassischen" Neolithikums aufwiesen. Nach SMOLLA gilt eine Fundgruppe als neolithisch, „in der zwar der Nachweis dieser Domestikationserscheinungen fehlt, jedoch mindestens zwei der anderen Elemente — zum Beispiel Keramik und geschliffene Steinbeile — enthalten sind und die außerdem absolutchronologisch wenigstens im Verdacht stehen, an den Anfang des Neolithikums zu gehören" (SMOLLA, 1960, S. 18). GIMBTJTAS, H Ä U S L E R , M E I N A N D E R und M A L M E R verwenden für solche späten Gruppen (die dem ganzen Habitus nach dem Reliktmesolithikum angehören, aber beispielsweise Keramik besitzen) den Ausdruck „Subneolithikum" und Piggott „Sekundärneolithikum" ( G I M B U T A S , 1953, S . 108ff.; P I G G O T T , 1954; H Ä U S L E R , 1 9 6 2 ; 1 9 6 4 ; MEINANDER, 1 9 6 1 ; MALMER, 1 9 6 2 , S . 7 3 9 ) .

Es ist leicht zu erkennen, daß dieses „Sekundärneolithikum" und das „akeramische Neolithikum" überhaupt keine gemeinsamen Merkmale^aufweisen, aber dennoch zu einem klassifikatorischen Begriff „Neolithikum" zusammengefaßt wurden. Für Gruppen, die der alten, klassischen Definition entsprechen oder ihr nahekommen, mußte der Ausdruck „entwickeltes" oder „Vollneolithikum" eingeführt werden. „Vollneolithisch wird eine Gruppe genannt, die außer dem Nachweis der Domestikationserscheinungen mindestens noch den von Keramik erbrachte" (SMOLLA, 1960, S. 18). SMOLLA, der offensichtlich die fehlende Logik in diesem so entstandenen System fühlt, äußert dazu den Vorbehalt: „Eine restlos konsequente Durchführung dieser Begriffsbestimmungen, die zunächst nur für diese Arbeit Gültigkeit haben sollen, würde gelegentlich zu überspitzter Schematisierung führen. Es gibt auch in der archäologischen Begriffsbildung eine Art von JJngenauigkeitsrelation'" (SMOLLA, 1960, S. 18). Die zitierten Beispiele zeigen jedoch, daß hier absolute Willkür vorzuliegen scheint. Das Fehlen von Kupfergeräten in Anyang, dessen Kultur dem ganzen Habitus nach anderen Kulturen der bemalten Keramik entspricht, führte zu der Anschauung, die Einführung von Kupfer hätte keine entscheidende Rolle gespielt ( M A S S O N , 1966, S. 158ff.). Es wurde somit möglich, dasÄneolithikum nach dem Vorhandensein von Hackbau, Frauenstatuetten und bemalter Keramik zu ermitteln und festzustellen, daß es überhaupt vor dem Auftreten der ersten Kupfergeräte einsetzt ( M A S S O N , 1964, S. 84). In einem Falle reichte sogar ein solcher Indikator wie der „Knopf mit V-förmiger Bohrung" aus, um die Frühaunjetitzer Kultur dem Äneolithikum zuzuweisen (HAJEK, 1957). Für viele Archäologen haben die Bezeichnungen der Perioden den ursprünglichen Sinn verloren und sich in Namen von ziemlich relativer Bedeutung verwandelt ; da sie aber für andere Archäologen den ursprünglichen Sinn beibehalten haben, wurden alle diese Kriterien aufeinander projiziert, sie wurden miteinander verflochten und so durch die Anwendung verschiedener Kriterien für unterschiedliche Kulturen eine große Verwirrung in die traditionelle Charakteristik der archäologischen Kulturen hineingetragen. So weist man die Maikop- und die Tripoljekultur gleichermaßen dem Äneolithikum zu, obwohl ihre Metallgeräte 2*

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eine unterschiedliche Metallzusammensetzung aufweisen: in der Tripoljekultur handelt es sich um Kupfer, in der Maikopkultur dagegen um Arsenbronze. Die Katakomben- und die Fat'janovo-Kultur werden gewöhnlich gleichermaßen der Bronzezeit zugewiesen, obwohl sie eine unterschiedliche Zusammensetzung ihres Metalls aufweisen: bei den Fat'janovo-Stämmen gibt es eine eigene Kupfermetallurgie, in der Katakomben-Kultur dagegen importierte Arsenbronze. Dafür wurde die Maikop-Kultur und die Nordkaukasische Kultur verschiedenen Perioden zugewiesen: erstere zum Äneolithikum, letztere zur Bronzezeit. Indessen weisen sie die gleiche Metallzusammensetzung auf (ÖERNYCH, 1965; 1966, S. 93).

Die Tripolje-Kultur läßt sich mit der Maikop-Kultur auch nicht durch bemalte Keramik verknüpfen, weil es diese nicht bei den Maikop-Stämmen gibt. E s bleiben Bodenbau und Viehzucht, doch gibt es diese bereits bei der vorangehenden neolithischen Bevölkerung. Die Verwirrung wird noch dadurch größer, daß auch die neuen Charakteristiken der Kultur nicht folgerichtig verwendet wurden und sich stellenweise das Beharrungsvermögen der technologischen Periodisierung auswirkte. So werden die mesolithischen Komplexe des östlichen Mittelmeergebietes vom „präkeramischen Neolithikum" durch die aneignende Wirtschaft getrennt, die Kulturen aus dem Waldstreifen des europäischen Teiles der U d S S R mit Kamm- und Grübchenkeramik in das Neolithikum einbezogen, ungeachtet des Fehlens einer erzeugenden Wirtschaft, weil Keramik und neue Typen von Feuersteingeräten vorhanden sind. Einige sowjetische Archäologen schlagen zur Beseitigung dieser unliebsamen Erscheinungen vor, zum ursprünglichen Sinn der Termini und zu der vor der Zeit von CHILDE liegenden Strenge der Einteilungskriterien zurückzukehren, wobei sie sich u. a. wieder auf den Glauben an die hohe Wirksamkeit der technologischen Änderungen für die Geschichte der Gesellschaft stützen. Nach ÖERNYCH kennzeichnen die Begriffe Äneolithikum und Bronzezeit „vor allem eine technische Entwicklungsstufe der Gesellschaft", und er stellt die Entwicklungsstufe der Metallurgie an die erste Stelle (ÖERNYCH, 1965, S. 106). „Wir treten" — heißt es bei ihm — „dafür ein, daß das metallurgische Prinzip in seiner weitesten Bedeutung das Herrschende sein soll, sonst haben die Termini Äneolithikum, Chalkolithikum, Kupferzeit und Bronzezeit selbst keinen Sinn. Zöge man dagegen andere Merkmale als Kriterien heran, müßten wir Termini suchen, die den zu Grunde gelegten Merkmalen stärker entsprechen. Indem wir als Basis der archäologischen Klassifizierung nicht das führende Arbeitsmaterial, sondern die Wirtschaftsform jeder Kultur heranziehen, müssen wir die gesamte entstandene Terminilogie der Epochen grundlegend verändern. Uns scheint, daß hierfür kein Grund besteht". Übrigens ist die Motivierung merkwürdig: um die Termini beibehalten zu können, werden entsprechende Begriffe gewählt! Aber außerdem soll „das Auftreten von Metall und von Metallgegenständen in der Wirtschaft einer alten Bevölkerung als Kriterium für die Definition der Epochen dienen . . . Die Zuweisung einer bestimmten Kultur zum Äneolithikum oder zur B r o n z e z e i t . . . weist uns vor allem auf die Entwicklungsstufe ihrer Metallurgie und indirekt auf den Stand anderer Wirt-

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schaftszweige hin. Somit ist die Kupfer- und Bronzezeit vor allem eine wirtschaftlich-technische Etappe der Menschheitsentwicklung "(ÖERNYCH, 1965, S. 107). Eine solche vorbehaltlose Beschränkung der Funktionen der archäologischen Periodisierung ermöglicht es den Anhängern des „Systems der drei Revolutionen", die Vertreter der „wirtschaftlich-technischen" Kriterien einer übermäßigen Spezialisierung, der Trennung von Archäologie und Geschichte und der Beschneidung der Forschungsmöglichkeiten zu beschuldigen. Um sich von diesem Wirrwarr und dieser Willkür zu befreien, sind einige einflußreiche Archäologen der Gegenwart mit dem Vorschlag hervorgetreten, auf die alte Periodisierung überhaupt zu verzichten, wie sie aus dem System der drei Zeitalter erwachsen ist, und zwar sowohl auf ihre Prinzipien als auch auf ihre Nomenklatur. Diejenigen von diesen Archäologen, die nicht an das Primat der Produktion in der Geschichte glauben, haben neue universelle Periodisierungen vorgelegt, die auf Veränderungen in anderen, nicht selten auch in unterschiedlichen Lebenssphären der Gesellschaft beruhen. Solcher Art ist das amerikanische Schema der Gesellschaftsentwicklung nach Phasen — der lithischen, archaischen, formativen, klassischen, nachklassischen ( W I L L E Y and P H I L L I P P S , 1 9 5 8 : lithic, archaic, formative, classic, postclassic) oder die Einbeziehung eines umfassenden religiösen Sektors in den Kern der zwei bestimmenden Merkmale der Zivilisation (CLUCKHOHN; v g l . DANIEL, 1 9 6 8 , S . 2 5 ) .

Diejenigen Kritiker, für die der entscheidende Anstoß ihrer Kritik im Unglauben an die Wirksamkeit der allgemeinen Entwicklungsgesetze liegt, stellen das alte System überhaupt nicht einem anderen gegenüber, sondern schlagen vor, lokale Schemata für jedes Gebiet und für jede Kultur zu verwenden. D A N I E L hat alle diese Tendenzen zusammengefaßt. Wenn er die von M E L L A A R T für Anatolien vorgelegte Periodisierung mit den Termini Mesolithikum, Protoneolithikum, Neolithikum, frühes Chalkolithikum usw. kritisiert, schreibt D A N I E L : „Mit der Zunahme von C 14 -Daten ist es nicht mehr erforderlich, Termini wie vorkeramisches Neolithikum oder mittleres Chalkolithikum zu verwenden. Wenn wir wollen, können wir für den Nahen Osten die allgemeine Terminilogie der amerikanischen Archäologen anwenden; dann würde sich herausstellen, daß M E L L A A R T über die archaische und die formative Periode in der altorientalischen Vorgeschichte schreibt, M A L L O W A N und A L D R E D aber über die frühklassische Periode des Nahen Orients. Um W I L L E Y und P H I L L I P P S ZU zitieren, sind 'lokale Abfolgen der eigentliche Stoff der Archäologie', und wir können niemals ohne unser Uruk IV und Ninivey I usw. auskommen." D A N I E L räumt zwar ein, daß bei der primären Aufbereitung des archäologischen Materials oder sogar zwischen dieser Arbeitsstufe und einer höheren vielleicht noch Platz „für die Verwendung der Einteilungen des aus dem 19. Jahrhundert stammenden technologischen Modells bleibt", läßt sie aber für die Forschungstätigkeit dieser höheren Arbeitsstufe — der auswertenden Interpretation der Urgeschichte — nicht gelten. „Braidwood u. a. hatten niemals Bedenken, klar und überzeugend über den Beginn des bäuerlichen Dorflebens im Nahen Osten zu schreiben, ohne zu diesen veralteten Termini Zuflucht zu nehmen; Robert B R A I D 21

hat sogar selbst ein vorzügliches kleines Buch mit dem Titel ,Prehistoric Man' verfaßt, in dem er alle diese sich vom System der drei Zeitalter ableitenden Termini anwendet — und keinem der Rezensenten ist das aufgefallen ... Es bedarf einer einfachen Klärung der Ansicht vieler altorientalischer Archäologen: Neolithikum und Chalkolithikum sind sinnlose und überflüssige Konzeptionen. Beschreibe, was du vorfindest, mit Termini der lokalen Abfolge und von allgemeiner Bedeutung und laß T H O M S E N und L U B B O C K in Frieden. Vielleicht wollen wir alle diese Stützen, auf denen unserer eigene Kenntnis der Vorgeschichte zu ruhen scheint, gar nicht beseitigen; doch handelt es sich hierbei nur um die Stützen eines Denkmodells, und wir haben keinen Anlaß, sie beseitigen zu wollen ... Die alten Einteilungen und Ausarbeitungen des Systems der drei Zeitalter von T H O M S E N und W O R S A A E sowie LTJBBOCKS System der vier Zeitalter sind nunmehr nicht mehr bedeutungsvoll. Kein Wunder: schließlich ist es ja gerade 1 Jahrhundert her, seit die ,Prehistoric Times' erschienen sind" ( D A N I E L , 1965, S. 245f.) (vgl. ders., 1950, S. 249-251, 274; 1967, S. 265-270). Der Vorschlag D A N I E L S , auf das „System der drei Zeitalter" zu Gunsten von „lokalen Abfolgen" zu verzichten, berührt sich auf merkwürdige Weise mit der Behauptung von B E R N S T A M : „Klassifikationen können unserer Ansicht nach nur regional sein, besonders was die Antike und das Mittelalter anbelangt" ( B E R N STAM, 1 9 4 9 , S. 2 6 ) . Wie paradox das auch sein möge, so unterscheiden sich diese eleganten überspitzten Bonmots des respektablen D A N I E L nicht so sehr vom groben marristischen Aufruf B E R N S T A M S , „den bürgerlichen formaltypologischen Schemata und Klassifizierungen ein Ende zu bereiten" ( B E R N S T A M , 1 9 4 9 , S. 2 3 ) . Die Extreme berühren sich. D A N I E L tritt entschieden gegen das „System der drei Revolutionen" auf ( D A N I E L , 1968, S. 184f.), doch ist sein Verhalten zur Position B R A I D W O O D S nicht zufälliger Art: in e i n e m Aspekt unterstützt er die Nachfolger von C H I L D E und kritisiert sie nur wegen ihrer Inkonsequenz im Abweichen von den Prinzipien der technologischen Periodisierung: sie haben den Inhalt der Periodisierung geändert — er aber rät, die Termini wegzulassen. Tatsächlich liegt darin eine Logik. Doch wird gerade bei diesem „Klärungsprozeß" bewußt, wie weit sich die Nachfolger C H I L D E S von den ursprünglich vertretenen Positionen entfernt haben. Ich möchte damit durchaus nicht zum Ausdruck bringen, daß die Schaffung einer anderen oder anderer Periodisierungen des archäologischen Materials, die nicht auf die Höherentwicklung der Geräte begründet sind, der Anerkennung des Marxismus widersprechen. Im Gegenteil, eine solche Behauptung, die früher in der Tat bei marxistischen Archäologen herrschte, bedeutete eine Vulgarisierung des Marxismus und stand .mit einer unzureichenden Kenntnis der Philosophie, nämlich mit der zunächst noch ungenügend tiefen Aneignung des Marxismus, in Verbindung. Ich möchte nur sagen, daß der Ausschluß der „technologischen Periodisierung" der Geräte aus der Archäologie nicht mit den Forschungszielen der marxistischen Archäologie vereinbar ist. Die Wurzel des Übels liegt meiner Ansicht nach darin, daß für viele Archäologen folgende Behauptung Gültigkeit hat: im archäologischen Material ist nur WOOD

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e i n e Periodisierung, und zwar eine allgemeinarchäologische, möglich, und das ist die historische überhaupt. Von diesem Standpunkt aus gesehen kann es in unserer Wissenschaft nicht zwei und mehr Periodisierungen größerer Bedeutung geben; und falls einige Periodisierungen der Urgeschichte auftreten sollten, so müssen sie entweder in ihren Einzelgliedern übereinstimmen und zu Bestandheiten e i n e r Periodisierung werden, oder eine davon ist richtig und die anderen sind falsch. Für die marxistische Archäologie wurde es als notwendig erachtet, die technologische Periodisierung als allumfassend anzusehen — die gleiche Bedeutung wurde auch dem System der drei Revolutionen zugewiesen. Dann muß durch das Nebeneinanderbestehen dieser Systeme die Frage entschieden werden, welche davon in stärkerem Maße historisch ist, besser der Entwicklung der Produktionsverhältnisse entspricht usw. Es ist interessant, wie das „System der drei Zeitalter" im Lehrbuch von AVDTJSIN beurteilt wird. Im Buch gilt die allgemein anerkannte Gliederung der Urgeschichte in Stein-, Bronze- und Eisenzeit. „Mit dem Auftreten der Schriftlichen Quellen hört diese Periodisierung nach dem Material der Arbeitsgeräte auf, die wichtigsten historischen Veränderungen widerzuspiegeln, und im weiteren wird die Darlegung des historischen Materials zur Geschichte der Klassengesellschaften nach sozialökonomischen Formationen (Sklavenhalter- und Feudalgesellschaft) durchgeführt" (AVDTTSIN, 1 9 6 7 , S. 5 ) . Wenn man als die „wichtigsten historischen Veränderungen" die Entwicklungsetappen der Produktionsverhältnisse auffaßt, so konnte das „System der drei bis sechs Zeitalter", wie übrigens auch das der „drei Revolutionen", nicht aufhören, sie zu repräsentieren, da es sie auch nicht widergespiegelt hatte. Denkt man hingegen an die Wertigkeit der Veränderung der Geräte für die historische Gesamtentwicklung, so ging sie mit der Erfindung der Schrift nicht verloren. In der Literatur der Gegenwart finden wir die theoretische Begründung dieser, sagen wir, monistischen Periodisierung am klarsten bei B. B. P I O T R O V S K I J . „Jede Gesellschaftsordnung ist bei all der Vielzahl der Stadien und Prozesse eine Einheit von Erscheinungen, die miteinander verknüpft und voneinander abhängig sind ... Eine bestimmte Gesamtheit der materiellen Elemente der Produktivkräfte, die das Niveau ihrer Entwicklung kennzeichnet, wie auch das Niveau der ihnen entsprechenden Produktionsverhältnisse können als eine gewisse Entwicklungsstufe in der Entwicklung der materiellen Kultur angesehen werden. Anders gesagt, ein bestimmtes Niveau in der Entwicklung der Produktivkräfte entspricht unbedingt einem bestimmten Charakter der Kulturdenkmäler. Die Entsprechung bezieht "sich auch auf den Charakter der ideologischen Vorstellungen ... Der Zusammenhang des Charakters der materiellen Kultur mit der gesetzmäßigen progressiven Entwicklung der Produktivkräfte führt zu Komplexen der materiellen Kultur, die ihrem Charakter gemäß gleich sind, jedoch oft unabhängig voneinander in verschiedenen Gebieten entstehen. Das erkennt man besonders gut am Beispiel der äneolithischen Kulturen, die in einem sehr großen Gebiet in der Zeit vom 5. —1. J t . v. Ztr. verbreitet waren" ( P I O T R O V S K I J , 1961, S. 17 f.). 23

Da es keine Gesellschaftsordnung (sozialökonomische Formation) gibt, in die das Äneolithikum gehört, ist ganz offensichtlich, daß Piotrovskij seine Schlüsse auch auf kleine Perioden — Stufen — der sozialökonomischen Formationen bezieht. Eine solche geradlinige und vorbehaltlose Gleichsetzung von Entwicklungsstufen der Produktivkräfte mit Entwicklungsstufen der Produktionsverhältnisse und die Übertragung des erzielten Schemas auf die gesamte Geschichte der Kultur scheint diesem Verfasser und einigen anderen Archäologen eine folgerichtige Anwendung des Marxismus zu sein. In Wirklichkeit wird jedoch in einer solchen Einstellung, die von der „Stadientheorie" übernommen wurde, die Frage zu sehr vereinfacht. Hierbei würde es nicht ausreichen, sich mit einer Korrektur hinsichtlich der Verzögerung der Entwicklung des Überbaues im Vergleich zu der der Basis und der Produktionsverhältnisse zu den Produktivkräften zu begnügen oder mit der Feststellung, daß es in der Kultur auch Bereiche mit vorherrschenden evolutionären Entwicklungstendenzen mit kontinuierlicher und allmählicher Anhäufung und Ablösung von Elementen gibt. Das Wesen dieses Fehlers hat tiefgreifendere Ursachen. Dem Marxismus ist ein Pluralismus, der die Geschichte der Gesellschaft als Folge der Wechselwirkung gleichberechtigter Faktoren ansieht, fremd. Aber auch das Prinzip der Unterordnung unter das Primat der Produktion darf nicht verabsolutiert werden — das würde eine Vulgarisierung des Marxismus bedeuten. Die Begründer des Marxismus haben selbst gegen eine Verallgemeinerung des Primats der Produktion opponiert und sprachen von der Rückwirkung der Überbauerscheinungen auf die Erscheinungen der Basis (MARX, 1969, S. 736; ENGELS, 1965, S. 394, 396; 1965, S. 175). Die These von der relativen Selbständigkeit in der Entwicklung der Überbauerscheinungen ist schon seit langem in die Lehrbücher des historischen Materialismus eingegangen (KONSTATINOV, 1951, S . 5 4 2 — 5 4 8 , 5 5 6 - 5 5 9 ; K E L L E u n d KOVALSON, 1 9 6 2 , S . 1 1 0 , 1 1 8 , 3 4 0 - 3 4 5 ) . I n

jüngerer Zeit wurde dem Prinzip der relativen Autonomie und einer gewissen Selbstdetermination verschiedener Lebenssphären der Gesellschaft in den Arbeiten marxistischer Archäologen und Historiker besondere Aufmerksamkeit gewidmet

(ZTTEAVLEV, 1961; FORMOZOV, 1966, S. 5—16, 114—115), gerade weil in unserer

Wissenschaft in der jüngsten Vergangenheit dieses Prinzip oft unterschätzt wurde. Das Wesen der Dinge liegt darin, daß die Bedingtheit der Entwicklung verschiedener Lebenssphären der Gesellschaft durch die Entwicklung der Produktion und letztlich durch die Vervollkommnung der Geräte nicht allein auf eine direkte Widerspiegelung der Einwirkung der Produktion auf die anderen Bereiche zurückgeführt werden kann. Nicht eine jede Vervollkommnung der Geräte bringt direkt und sofort eine Umgestaltung der gesellschaftlichen Struktur hervor, nicht jede Erscheinung in einem bestimmten Lebensbereich ist direkt durch ein bestimmtes Ereignis in der Produktionssphäre determiniert. Sie kann auch einfach die Folge einer anderen Erscheinung im eigenen Bereich sein. Nur im großen und ganzen und im Endergebnis ist der Entwicklungsgang durch den Produktionsprozeß bedingt. 24

Außerdem hat die gesellschaftliche Entwicklung außer der führenden Dominante der Produktion noch andere Determinanten (geographische Umwelt, Bevölkerung). In jedem Bereich treten außer den allgemeinen Entwicklungstendenzen, die vorwiegend und letzten Endes durch die Entwicklung der Produktion bestimmt sind, noch einige Entwicklungsgesetzmäßigkeiten auf sowie ein Eigentempo und ein eigener Rhythmus. Deshalb bedeuten die übereinstimmenden Zäsuren, die durch die „Theorie der Stadialität" postuliert wurden, durchaus keine Regel der Gesellschaftsentwicklung. Für jeden Bereich der Entwicklung, der durch das archäologische Material verkörpert wird, kann und muß man eine eigene Periodisierung aufbauen, ebenso wie auch eine eigene Geschichte — die Geschichte der Technik, die Geschichte der Produktivkräfte, die Geschichte der Produktionsverhältnisse, die Kulturgeschichte usf. Die vergleichende Bedeutung dieser Periodisierungen für die Geschichte der Gesellschaft als Ganzes wird insgesamt durch die Stellung bestimmt, die der betreffende Lebensbereich im Leben der Gesellschaft einnimmt. Die eine (die Geräteentwicklung) ist der Hauptfaktor der Entwicklung, der sich aber auch in den anderen Bereichen nicht sogleich auswirkt, die andere (die Umgestaltung der Produktionsverhältnisse) wirkt stürmisch und direkt in die Überbausphäre ein. Diese läßt sich nach den archäologischen Überlieferungen leider viel schwerer rekonstruieren. Aus den angeführten Formulierungen von C E E N Y C H über den technologisch-wirtschaf tlichen Charakter der traditionellen archäologischen Periodisierung drängt sich von selbst die Folgerung über die Möglichkeit und die Notwendigkeit auch anderer archäologischer Periodisierungen auf, die anderen Seiten der Kulturentwicklung entsprechen. C E E N Y C H hat einen solchen Vorbehalt leider nicht geäußert und, nach dem Text zu urteilen, eine solche Möglichkeit auch nicht vorgesehen. Das System der „drei bis sechs Zeitalter" und das der „zwei bis drei Revolutionen" wurden als sich gegenseitig ausschließende Periodisierungen dargeboten; nicht ohne Grund erheben diese Anspruch auf die ausschließliche Verwendung ein und derselben Terminologie. In Wirklichkeit spiegeln sie jedoch nur unterschiedliche Seiten der Kulturentwicklung, verschiedene Sphären der Geschichte der Gesellschaft wider. Wahrscheinlich werden sieh dazu noch andere Aspekte einstellen. Die „technologische" Periodisierung, die sich aus dem „System der drei Zeitalter" entwickelte, behält jedoch für die marxistische Archäologie eine besondere Bedeutung, da sie die Grundlage für die tiefere Erforschung der für den historischen Materialismus wichtigen Determinierung der gesellschaftlichen Erscheinungen darstellt. Gerade durch den Vergleich ihrer Etappen mit den Etappen anderer Periodisierungen, die sich nicht das Ziel setzten, sie unbedingt miteinander zu vereinen, läßt sich erklären, wie sich Änderungen der Technik auf die Entwicklung anderer Sphären des gesellschaftlichen Lebens unter den verschiedenen konkreten Bedingungen auswirken, welche Folgen rasch und allgemein und welche speziell lokaler Natur und nicht unbedingt notwendig sind. So war die Einführung der Metallurgie auf das Engste mit den Anfängen naturwissenschaftlicher (geologischer, chemischer und physikalischer) Kenntnisse verknüpft und hat rasch zur Herausbildung des Schmiedehandwerkes geführt, einen Austausch

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innerhalb der Gemeinschaften hervorgerufen und die Spezialisierung der Einzelgebiete vertieft, sowie Austausch- und Handelsbeziehungen zwischen den Gemeinschaften stark erweitert, ein allgemeines jähes Anwachsen der Kulturbeziehungen und des Austausches an Erfindungen stimuliert ( C H I L D E , 1930, S . 1 ff.). Was die Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch die Anwendung von Metallgeräten anbetrifft, so reichte in der immergrünen Zone und in den bewässerten Gebieten das erreichte Niveau aus, um die Klassengesellschaft (Sklavenhalterwirtschaft, Städte, Staatsapparat, Schrifttum usw.) hervorbringen zu können. In der gemäßigten Zone genügte die Produktivität nur, um Keime einer Klassendifferenzierung und Ausbeutung zu legen (Konzentration des Überflusses bei der Oberschicht, patriarchalische Sklaverei), und im bewaldeten Norden Osteuropas reichte diese Produktivität kaum aus, um die aneignende Wirtschaft durch die erzeugende zu ersetzen. Uns scheint, daß die Klärung aller Ursachen für die heute bestehende Verwirrung in den Begriffen Neolithikum, Äneolithikum und Bronzezeit und die Definition der Aufgaben der technologischen Periodisierung des archäölogischen Materials und ihrer Stellung in der heutigen Wissenschaft zur weiteren Erarbeitung dieser Periodisierung wie auch zur richtigen Bestimmung der Rolle und der Stellung der anderen Periodisierungen führen wird. Es sind tatsächlich l 1 / 2 Jahrhunderte seit der Neugestaltung der Ausstellung des Kopenhagener Museums durch T H O M S E N vergangen, mehr als 100 Jahre seit dem Erscheinen des Buches von L U B B O C K , fast ein Jahrhundert seit der Einführung des Ausdruckes Mesolithikum. Aber der Begriff „Typ" wurde von M O N T E L I U S nicht erst gestern geprägt. Die Klassifizierung der griechischen Vasen durch G E R H A R D in den Rapporto volcente ist mit der Arbeit von T H O M S E N gleichzeitig, und die These „Stil ist Epoche" wurde vor über 200 Jahren von W I N C K E L M A N N aufgestellt. Können wir denn sagen, daß alle diese Errungenschaften heute nur noch von historischem Wert sind und in der Wissenschaft nicht mehr wirksam? Die Aufgabe der Wissenschaft besteht nicht nur darin niederzureißen (was auch wichtig ist) und nicht nur darin aufzubauen, was noch wesentlicher ist, sondern auch all das sorgsam zu bewahren, was des Erhaltens wert ist — und wer wüßte das nicht besser als die Archäologen?

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Gesellschaftsordnung und Güteraustausch im Neolithikum Mitteleuropas

ST. TABACZYNSKI*)

I. Die Struktur der gesellschaftlichen Güterverteilung im Lichte der archäologischen Quellen 1. Die g e s e l l s c h a f t l i c h e n Aspekte der E n t w i c k l u n g des Wohnbaues Die Siedlungsfunde stellen eine wichtige Quellengattung bei den Forschungen über die gesellschaftliche Struktur des Neolithikums dar. Die Interpretation der Anlage der Siedlungen und ihres Materials stößt jedoch auf zahlreiche Schwierigkeiten. Die extensiven Formen der primitiven Landwirtschaft führten dazu, daß die Wohnstätten bei der Suche nach neuen Anbauflächen häufig verlassen wurden. Aus der Kartierung der Fundorte folgt, daß sich die Verlagerung der Siedlungsstellen in der Regel innerhalb eines Mikrogebietes abspielte, was den Einwohnern ermöglichte, ihre gesamte Habe mitzunehmen. Die ethnographischen Analogien, wie z . B . bei den am Nil lebenden Luo, die einen ähnlichen Wirtschaftstyp haben 1 ),, zeigen uns, daß man bei solchen Verlagerungen nach und nach sogar das ganze Bauholz mitnimmt, wenn es noch zu gebrauchen ist. In den verlassenen Siedlungen blieb also nur, was die Einwohner verloren oder als wertlos fortgeworfen hatten bzw. was für einen Transport zu mühsam war. In einer so verlassenen Siedlung ist die Ernte des Archäologen sehr gering. Reicheres Inventar weisen dagegen Siedlungen auf, die durch einen Überfall zugrunde gingen. Im Chaos vom Kampf, Brand und Raub kommt ein bedeutender Teil des Besitzes unbemerkt in die Erde. Noch reicher sind die Funde in Siedlungen, die das Opfer einer plötzlichen Katastrophe wurden. *) Übersetzung aus St. TABACZYNSKI, Neolit srodkowoweuropejski. Podstawy gospodarcze, Wroclaw, Warszawa, Krakow 1970 durch Dr. A. HÄUSLER, Halle.

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H. J . E G G E R S (1959, S. 264 ff.) gliedert die verschiedenen Typen des archäologischen Fundmaterials folgendermaßen: Fundart

Wesen des Fundmaterials

Art der Auslese

Grab Hort Siedlung

positive Auslese positive Auslese negative Auslese

aus bekannten Gründen aus unbekannten Gründen aus bekannten Gründen

Bei Gräbern und Horten können wir von einer positiven Auslese sprechen, weil das, was der Mensch bewußt ausgelesen hat, erhalten geblieben und uns zugänglich ist. Bei Siedlungen dagegen ist die Auslese negativ, weil uns nur das erhalten ist, was der Mensch beim Verlassen seines Wohnortes (oder der Feind bei der Plünderung) nicht mitgenommen hat. Bei Gräbern ist der Grund der Vergrabung und damit der Erhaltung des Gegenstandes bekannt: man wollte den Toten etwas mitgeben. Auch bei Siedlungen ist uns der Grund der Erhaltung bekannt: es sind Gegenstände, die man beim oder vor dem Verlassen des Platzes als unbrauchbar und wertlos fortgeworfen hat. Bei Hortfunden ist uns dagegen der Grund der Vergrabung nicht bekannt; meist stehen mehrere Möglichkeiten zur Debatte. Diese Überlegung führt den Verfasser zu einer allgemeinen methodischen Folgerung. Im Gegensatz zur lebenden Kultur muß jede Fundstatistik, um glaubwürdig zu sein, durch drei „Filter" qualitativ verschiedener Fundgattungen gehen, durch die Filter Grab, Hort, Siedlung. Die Klassifizierung von H. J . E G G E R S kann für die beweglichen Altertümer mit einigen Vorbehalten als prinzipiell zutreffend angenommen werden. Sie erleichtert die Ermittlung des subjektiven Faktors bei der Entstehung der verschiedenen Fundgattungen. Die Forschungsproblematik der einzelnen Fundkategorien wurde aber dabei einseitig eingeengt. Das betrifft insbesondere die Siedlungen. Man kann H. J . E G G E R S kaum zustimmen, daß wir es dabei lediglich mit einer „negativen Auslese" der als unbrauchbar weggeworfenen Gegenstände oder der beim Verlassen der Siedlung bzw. bei ihrer Verwüstung und Beraubung durch den Feind aus bestimmten Gründen nicht mitgenommenen Dingen handelt. Der oben genannten Regel war nur relativ wenig von dem unterworfen, woraus die archäologischen Hinterlassenschaften einer alten Siedlung bestehen. Außer Gebrauchsgegenständen wie Geräten, Schmuck usw., an die E G G E R S anscheinend vor allem denkt, ist hier noch, vielleicht gerade in besonderem Maße, mit anderen Elementen zu rechnen: die topographische Lage und die Stratigraphie der Siedlung, die Reste des biologischen Lebens, der Produktion und die Spuren der gesellschaftlichen Tätigkeit der Einwohner. Es sind die Wohn- und Wirtschaftsbauten zu nennen, die organischen Überreste der verwendeten pflanzlichen und tierischen Nahrung. Bei den in neuerer Zeit durchgeführten Forschungen spielen ferner Informationen über die natürliche Umwelt der Siedlung eine beachtliche Rolle. Es liegt also eine Summe all der Elemente vor, die entweder auf den Inhalt der Siedlungsgeschichten Einfluß haben oder mit deren Entstehung unter be32

stimmten stratigraphischen Bedingungen in einem Funktionszusammenhang stehen. Es ist leicht festzustellen, daß ein großer Teil der genannten Elemente, die auf die archäologischen Siedlungsreste von Einfluß sind, nicht den Gegenstand einer Auslese durch die Einwohner bilden, und daß ihre Menge auch in keinem bestimmten Verhältnis zu der Katastrophe steht, die die betreffende Siedlung betraf, sondern nur allgemein vom Komplex einer Anzahl ständig einwirkender Faktoren abhängt, deren Charakter sich gewöhnlich bei Mitwirkung anderer Fachdisziplinen ungefähr abschätzen läßt. Ferner ist zu beachten, daß es auch unter den sog. besonders wertvollen Funden Gruppen von Gegenständen gibt, die keiner Auslese unterlagen und im Prinzip objektiv, obgleich vielleicht auch nicht vollständig, einen bestimmten Ausschnitt aus dem Leben der Einwohner wiedergeben. Zu dieser Kategorie gehören z . B . Gegenstände, die während der Produktion, beim Austausch usw. verloren gingen. Will man den Quellenwert von Hinterlassenschaften, wie es die Siedlungen sind, vollständig erfassen, so haben wir möglichst allseitig alle Merkmale zu berücksichtigen, die zum Gegenstand rein archäologischer oder naturwissenschaftlicher Forschungen werden können. Deshalb muß eine vollständige Dokumentation und eine möglichst erschöpfende Charakteristik der uns zugänglichen Merkmale eines solchen Fundkomplexes auf die Herausarbeitung praktischer heuristischer Angaben beruhen, die dem Forscher eine erste Orientierung über das bisweilen komplizierte funktionelle Gefüge der Siedlung, über ihre innere Anlage, die gesellschaftliche Struktur der Einwohner sowie über die verschiedenen organischen Beziehungen zwischen Siedlung und Umwelt erleichtern. Es sollen im folgenden von dem Siedlungsmaterial die Funde untersucht werden, die uns etwas über die Änderungen der Gesellschaftsstruktur im Neolithikum aussagen können. Versuche zur Rekonstruktion der oberirdischen Teile der großen Pfostenbauten der Bandkeramik sowie Funktionsdeutungen der Einzelteile dieser Häuser wurden mehrfach unternommen ( P A K E T , 1946, S . 54f.; S A N G M E I S T E R , 1951, S . 89; ZIPPELIUS,

1957, S. 18f.;

SCHLETTE,

1958, S. 7 3 f . ;

SCHIETZEL,

1965, S.

16f.;

SOUDSKY, 1966, S. 24f.). Es wird allgemein angenommen, daß drei Reihen von Innenpfosten ein Giebeldach trugen. Einige Angaben scheinen darauf zu weisen, daß die Dachneigung 30 bis maximal 48° betrug 2 ). Bei einer Wandhöhe von etwa 2 m und einer Dachneigung von 45° erhalten wir eine Konstruktion mit beträchtlichem Rauminhalt und 4—5 m Höhe ( S A N G M E I S T E R , 1951, S . 90; S C H L E T T E , 1958, S . 83); vgl. Abb. 3. Die letzten Ergebnisse der holländischen und tschechischen Forschung (WATERB O L K , MODDERMAN, 1959, S. 163f.; vgl. auch S O U D S K Y , 1966, S. 29) scheinen diesem geschätzten Rauminhalt einen neuen Sinn zu verleihen. Es scheint nämlich viel dafür zu sprechen, daß einige Bauten in ihrem Südteil ein erhöhtes Stockwerk besaßen, eine Art Dachboden zur Aufbewahrung des Getreides. Zumindest wird so die in einigen Siedlungen festgestellte Verdichtung der Pfosten im Südteil der Häuser gedeutet 3 ). In Bylany treten diese zusätzlichen Pfosten nur in den Bauten der älteren Phase auf. In der jüngeren Phase verschwinden die Pfosten; gleich3

Neolithische Studien

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zeitig treten in der Siedlung erstmalig Vorratsgruben für Getreide auf. Der Zusammenhang dieser beiden Tatsachen dürfte außer Zweifel stehen. B. S O U D S K Y (1966, S. 29) sieht darin eine Bestätigung für die Verbindung zwischen der Verdoppelung der Pfosten und der Anlage von Speichern innerhalb der Häuser. In einigen Großhäusern sind Reste von Querwänden erhalten, die den Innenraum in einige Räume gliederten. Ihre Funktion war infolge des Fundmangels bisher ungeklärt. Solche Häuser ergeben in der Regel keine Feuerstellen4). Erst die Entdeckung eines gut erhaltenen Trapezhauses (Nr. 15) der Stichbandkeramik in Postoloprty, Kr. Zatec, ermöglichte eine genauere Rekonstruktion ( S O U D S K Y , 1955, S. 5f.; ders., 1966, S. 75). Man stellte hier im Hause vier Feuerstellen (Herde) fest, die in einer Linie an der Westwand lagen (vgl. die Rekonstruktion eines solchen Herdes bei S O U D S K Y , 1955, S. 11, Abb. 3, ferner die tönernen neolithischen Hüttenmodelle bei M A J E W S KI, 1936, S. 164f., Abb. 3—4). In der Rekonstruktion von Z I P P E L I U S (1957, S. 31, Abb. 3) führt eine solche Einteilung zu mindestens vier abgeschlossenen Räumen, die durch Wände getrennt und von mindestens vier Familien bewohnt wurden, die unter einem gemeinsamen Dach lebten. B. S O U D S K Y führt diese Interpretation, hauptsächlich gestützt auf Bylany, fort. Das Innere eines solchen Mehrfamilienhauses gliederte sich (mit Ausnahme der reduzierten Formen) in drei Hauptteile. Im Südteil, unter dem Speicher, hätte sich eine Art Vorraum befunden. Der Nordteil enthielt das Magazin, während sich der Wohnraum in der Mitte befand. Der Vorraum und der Nordteil sind danach konstante Teile eines jeden Hauses, die Größe des Wohnabschnittes hätte sich dagegen je nach der Zahl der unter einem Dach lebenden Familien geändert. Auf Grund einer Analyse des in Postoloprty entdeckten Hauses und von Analogien aus der Tripoljekultur ist B. S O U D S K Y der Ansicht, daß das Verhältnis der Hauslänge (in Postoloprty 33 m) zur Zahl der Feuerstellen (in Postoloprty 4) eine konstante Größe darstellt. Danach ließe sich die Zahl von Feuerstellen ermitteln, die auf Häuser verschiedener Länge in Bylany entfallen, in welchen keine Feuerstellen entdeckt wurden. Somit läßt sich ungefähr angeben, daß Konstruktionen von 6—9 m Länge Einfamilienhäuser darstellten, solche von 11 —16 m Länge Zweifamilienhäuser, die von 18—23 m Länge Dreifamilienhäuser und schließlich die von 27—33 m Länge Vierfamilienhäuser. In Postoloprty hatte das Haus 4 eine Länge von 45 m und war wahrscheinlich von 5 Familien bewohnt. In Bylany hatten Bauten dieser Länge einen öffentlichen Charakter, d. h. sie dienten den Einwohnern der Siedlung als Versammlungsstätte. Diese Hypothesen finden im beweglichen Inventar der in Bylany entdeckten Häuser eine gewisse Bestätigung. Nach der Verteilung von Lehmbewurf und Holzkohle in den Pfostengruben läßt sich auf empirischem Wege die Anzahl von Feuerstellen (Herde) in einem solchen Haus schätzen ( S O U D S K Y , 1966, S . 33f., Abb. 8). Dazu sind jedoch einige Vorbehalte zu äußern, und zwar nicht deshalb, weil das Empirische hier zu stark vom Hypothetischen durchsetzt ist, sondern wegen der Interpretationsgrundlagen selbst. Man kann diese Vorbehalte in 3 Gruppen 34

gliedern. Die erste betrifft die Art und Weise, wie man sich einer Analogie bedient. Bekanntlich bestand der Schlüssel zur Rekonstruktion des Hausinneren der bandkeramischen Häuser von Bylany in einer gut erhaltenen Konstruktion (Nr. 15) der späten Lengyelzeit von Postoloprty. Der zeitliche Unterschied könnte beträchtlich sein und viele Jahrhunderte betragen. Ferner ist bekannt, daß es während der Entwicklung der Lengyelkultur zu wesentlichen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Änderungen kam, was in der Konsequenz zu einer Abkehr, wenn nicht zu einem Bruch mit der alten Tradition des Donauländischen Kreises führte. Unter diesen Bedingungen birgt eine retrospektive Übertragung von Verhältnissen der späten Lengyelzeit auf das Frühneolithikum die Gefahr starker Vereinfachungen oder- sogar von Verzerrungen bei der Bewertung älterer Verhältnisse. Die zweite Gruppe von Vorbehalten betrifft die Grundlagen der Innenkons t r u k t i o n . N a c h A. ZIPPELIUS (1957, S. 20, A b b . 1, S. 32, A b b . 2, S. 33", A b b . 3)

sollen sich innerhalb des Bauwerkes Querwände befinden, die es in getrennte Wohnräume gliedern. Auf Grund der Analogie zum Haus in Postoloprty sowie bestimmter ethnographischer Parallelen aus Südostasien setzt A. ZIPPELIUS in jedem Raum eine besondere Feuerstelle (einen Herd) an, der von einer besonderen Familie benutzt wurde (ZIPPELIUS, 1957, S. 34). Anhand einer Analyse der Verteilung der Innenpfosten im Haus von Bochum-Hiltrop ließen sich 9 Räume unterscheiden. Das Quellenmaterial dürfte jedoch der Verallgemeinerung dieser Interpretation widersprechen. Außer Konstruktionen, bei denen die Innenpfosten regelmäßig in verschiedenen Abständen entlang der Hauptachse angeordnet sind, treten auch Bauten mit Pfosten auf, die nach einem anderen System angelegt würden und den Innenraum in recht ungleiche Teile gliederten. Die unregelmäßige Anordnung der Innenpfosten zeichnet den Wohnbau vieler bandkeramischer Siedlungen aus. In Müddersheim, Kr. Düren, ist es sogar gelungen, eine gewisse Regel in der arythmischen Anordnung der Innenpfosten zu erkennen 5 ), deren Plan anscheinend stark von Unterschieden der Wandkonstruktion der Häuser abhängt. I n der genannten Anordnung traten auch an anderen Fundorten Pfosten in verschiedenen Varianten auf. Sie gliederten das Innere des Bauwerkes in so ausgeprägt unterschiedliche Teile, daß es schwer fällt, einem jeden die gleiche Funktion zuzuweisen. Die Ansicht, daß alle Bauwerke des Donauländischen Kreises den gleichen Konstruktionstyp verkörperten, der in Funktionsteile von etwa gleicher Größe gegliedert ist, hält einem Vergleich mit dem Quellenmaterial nicht stand. Es gibt eine ganze Serie von Pfostenbauten mit einer stark differenzierten Innenkonstruktion, wobei diese Differenzierung wahrscheinlich nicht nur durch Konstruktionsbedingungen, sondern sicher auch durch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktion der einzelnen Bauteile geprägt ist (SCHIETZEL, 1 9 6 5 , S. 14).

Die dritte Gruppe von Fragen betrifft die Interpretation der gesellschaftlichen Struktur frühneolithischer Bevölkerungsgruppen, die unter einem gemeinsamen Dach lebten. Nach A. ZIPPELIUS und B. SOUDSKY wurden die bandkeramischen Häuser von Kleinfamilien bewohnt (von denen eine jede ihre eigene 3*

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Feuerstelle besaß), wobei die Größe dieser Familienkasernen der Anzahl der darin lebenden Familien direkt proportional war. Das ist eine erneuerte und etwas modifizierte Version der alten Auffassung, die noch von der Theorie der Wohngruben abzuleiten ist. Die komplizierten Formen dieser Gruben wurden durch ein Bevölkerungswachstum auf natürlichem Wege und durch die Aufnahme neuer Ehepaare erklärt. Man hätte je nach Bedarf neue Räume an die alten hinzugebaut, und so wären die Grubenhäuser wie Knospen gewachsen und hätten dabei eine stattliche Größe und komplizierte Form angenommen (NOUGIER, 1959, S. 196 mit Abb.). Das uns jetzt zur Verfügung stehende Quellenmaterial gibt uns jedoch keine Handhabe für die Annahme, daß die Menschengruppen, die unter dem Dach eines frühneolithischen Pfostenhauses lebten, sich in Einzelfamilien gliederten. Die archäologischen Analogien, auf die sich diese Annahme stützt, stammen nämlich aus einer Zeit, in der sich die Gesellschaftsstruktur des Neolithikums schon stark verändert hatte, und die Berufung auf nicht näher angegebene ethnographische Parallelen, die aus dem sozial-ökonomischen und kulturellen Zusammenhang gerissen sind, sagt allein noch nichts aus. Wenn wir uns schon auf ein ethnographisches Modell berufen wollen, so ist es vor allem bei den primären Kulturen zu suchen, die einen dem Frühneolithikum entsprechenden Wirtschaftstyp sowie entsprechende archaische Merkmale der Gesellschaftsstruktur aufweisen. Die Forschungspraxis kann ergeben, daß einige „Archaismen" auch relativ jungen Datums sein können. Deshalb sind ethnographische Angaben an sich zur Lösung dieses Problems nicht geeignet. Mit der Verfeinerung der eigenen Forschungsmethoden ist die Archäologie geneigt, das Problem der Widerspiegelung der Gesellschaftsstruktur nüchterner zu beurteilen. Wie die völkerkundlichen Angaben bei den rezenten Naturvölkern zeigen, besteht jedoch eine bestimmte Beziehung zwischen dem Typ des großen Wohnhauses (das in vielerlei Hinsicht den bandkeramischen Bauten entspricht) und einem frühen Stadium der erzeugenden Wirtschaft mit einer ihr entsprechenden Gesellschaftsstruktur (vgl. THURNWALD, 1932, S. 26 f.; zuletzt SELLNOW, 1961, S. 162 mit weiterer Lit.). Die Feststellung einer so allgemeinen Korrelation kann uns jedoch nicht befriedigen. Es konnten ja Menschengruppen, die große Häuser bewohnten, je nach der Stufe der sozial-ökonomischen Entwicklung verschiedene Systeme der Verwandtschaft und sozialen Organisation aufweisen; aus dem, was uns heute über die neolithischen Kulturen Mittel- und Nordeuropas bekannt ist, dürfte sich also eindeutig ergeben, daß die Bauten der Donauländischen Kulturen und die der Größe nach entsprechenden dänischen Großbauten von Menschengruppen mit unterschiedlicher Gesellschaftsstruktur bewohnt wurden. Die ersten stehen, soweit man aus der Gesamtheit der Materialien urteilen kann, mit der Gentilgesellschaft in Verbindung, aus der sich anscheinend noch keine Einzelfamilien ausgesondert hatten. Die Häuser des Donauländischen Kreises gehörten wohl Großfamilien an, die noch keine — wenigstens keine ausgeprägte — innere Differenzierung aufwiesen. Vieles spricht dafür, daß wir es mit einer bestimmten, noch stark selbstgenügsamen Einheit in Produktion und Konsumtion zu tun haben. 36

Bei den Großbauten der Trichterbecherkultur in Dänemark mag es sich ganz anders verhalten haben. Außer der Größe und einer gewissen formalen Übereinstimmung mit dem Hausbau des Donauländischen Kreises sind sie, worauf F . S C H L E T T E ( 1 9 5 8 , S . 144f.) mit Recht hinwies, in funktioneller Hinsicht so etwas wie eine Vereinigung einer Anzahl von einzelnen Wohnhäusern unter einem Dach. Eine ähnliche, wenn auch in größerem Ausmaß angewandte Bebauung ist übrigens in späteren Perioden zu beobachten. Ein Hinweis auf die Siedlung der Lausitzer Kultur von Biskupin 6 ) möge genügen. Es sei noch betont, daß die dänischen Vielfamilienhäuser mit ihren Steinwänden einen Seitenzweig der Entwicklung und nur einen Konstruktionstyp darstellen, der in der Trichterbecherkultur bekannt ist. Sie treten nur am Nordrand dieser Kultur auf. Das übrige Gebiet der Trichterbecherkultur weist dagegen ein mittelgroßes oder kleines Haus auf, das sicher meistens von einer Familie bewohnt wurde. Einen solchen Charakter hatten die Wohnhäuser der Trichterbecherkultur von Nosocice, pow. Glogow (vgl. S E G E K , 1911, S . l l f . ; LANGENHEIM, 1936, S . 169f.; zu den letzten Rettungsgrabungen. SARNOWSKA, 1958, S . 196f.). K . J A Z D Z E W S K I (1958, S. 282; ders., 1965, S. 87) zählt auch die Häuser von Grodek Nadbuzny dazu, obwohl dort auch mit größeren Konstruktionen zu rechnen ist, die auf den Bautyp der Tripolje-Kultur weisen7). Es sei ferner an ein Haus der Trichterbecherkultur von Zargbowo, pow. Aleksandröw Kujawski, erinnert. Der rechteckige, etwa 15 m lange Bau wurde durch eine Wand in zwei Räume aufgeteilt. K . JAZDZEWSKI (1965, S . 88) ist der Ansicht, daß hier ein Einfluß oder eine Entlehnung der Bauform aus dem Donauländischen Kreis, insbesondere aus der BrzescKujawski-Gruppe der Lengyel-Kultur, vorliegt. Die Trapezform eines großen Hauses (4 X 4 x 5,5 X 4,2 m), das Z. ZAKRZEWSKI in Miroslawice bei Strzelno entdeckte, darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Seine kulturelle Zuweisung ist jedoch unsicher, da neben Keramik der Trichterbecherkultur auch Scherben der Kugelamphorenkultur gefunden wurden (WISLAI&SKI, 1966, S. 52). In diesen Konstruktionen kann man den Einfluß oder die Traditionen des Donauländischen Kreises sehen. Sie sind aber nicht so ausgeprägt, wie das K . J A Z D Z E W S K I (1965, S. 88) annimmt, der sich auf die Ausgrabungen in Zawichost-Podgorze, pow. Sandomierz, und Mierzanowice, pow. Opatow, beruft. Iii ersteren hat man Fundamentgruben entdeckt, die jedoch sehr wahrscheinlich nicht mit einem Pfostenbau, sondern mit einer Umzäunung in Verbindung stehen; außerdem handelt es sich um ein ausgeprägtes Objekt der Lengyel-Kultur, nicht der Trichterbecherkultur. Die Siedlung der Trichterbecherkultur in Zawichost-Podgorze gehört, wie die stratigraphischen Beobachtungen von B . B A L C E R (1966, S. 353) eindeutig ergaben, einer Phase an, die jünger als die Lengyel-Kultur ist. Auch die Fundamentgruben von Mierzanowice, auf die sich K . J A Z D Z E W S K I (1965, S. 87) beruft, sind nicht mit der Trichterbecherkultur in Verbindung zu bringen, vielmehr eindeutig jünger als diese. Davon zeugt einwandfrei die Tatsache, daß sie Objekte des Endneolithikums, darunter Gräber der Schnurkeramik, überschneiden (WROTEK, 1964, S. 47f.). 37

Eine vollständige Interpretation der angeführten Veränderungen des neolithischen Bauwesens wird ferner durch den Mangel an Material, insbesondere an großflächigen systematischen Untersuchungen und durch die spärlichen Informationen erschwert. Die Deutung des Inneren von Häusern der Trichter becherkultur und die nähere Feststellung der Funktion von Einzelteilen ist beim gegenwärtigen Forschungsstand noch sehr schwierig; vor allem, weil das Bauwesen dieses Kreises, im Gegensatz zu den relativ einheitlichen Hauskonstruktionen des Donauländischen Kreises, stark differenziert war. Ohne weiter auf Details einzugehen, läßt sich im neolithischen Bauwesen dennoch ein recht merkbarer Einschnitt in der Entwicklung erkennen, der an das Ende des Donauländischen Zyklus und in die Zeit der Herausbildung der Trichterbecherkultur fällt. Dieser Einschnitt gibt das Ende des Vorherrschens der großen, zusammengesetzten Wohnbauten an, die der ganzen mitteleuropäischen Bauprovinz der Donauländischen Kulturen einen recht einheitlichen Charakter verleihen und die Verbreitung neuer Formen im Wohnbau anzeigt.' Die Haupttendenz des neuen Abschnittes steht in der Verbreitung vieler kleinerer Häuser. Während die Familienstruktur der Bewohner der Großbauten umstritten ist, wird den kleinen äneolithischen Häusern übereinstimmend die Funktion von Bauten zugewiesen, die von einer Familie bewohnt wurden. Die Maße der äneolithischen Häuser könnte man damit als Ergebnis der Her-, ausbildung von Kleinfamilien aus einer größeren Familieneinheit auffassen. Dieser Vorgang umfaßte nicht die ganze Trichterbecherkultur. Am Nordrand (Barkaer), wahrscheinlich auch am Südostrand (Grödek Nadbuzny) dieses Kreises treten Großbauten auf, die mehr oder weniger an frühneolithische Traditionen anknüpfen (vgl. CHILDE, 1944, S. 129f.). Diese geräumigen Bauten können das Fortleben der frühneolithischen Gesellschaftsstruktur aus der Zeit der großen Pfostenhäuser des Donauländischen Zyklus nicht übereinstimmend belegen. Es spricht eher vieles dafür, daß diese Bauten eine Anzahl von Räumen, die von jeweils einer Familie bewohnt waren, unter einem Dach beherbergten 8 ). Hinsichtlich der wesentlichen gesellschaftlichen Funktionen unterscheiden sie sich also nicht von anderen Wohnbauten dieser Zeit. 2. S i e d l u n g s t y p e n . Ä n d e r u n g e n i h r e r I n n e n s t r u k t u r Gleichzeitig mit den Änderungen im Aufbau der einzelnen Häuser kam es auch in der Struktur und Form ganzer Siedlungen zu einem Wandel. Es wurde bereits beschrieben, welchen Veränderungen die grundlegenden sozial-ökonomischen Einheiten jeder Siedlung, die einzelnen Häuser, unterlagen. Wir wollen uns jetzt der Funktion der Siedlung als Ganzen zuwenden. Auch hier wird die Deutung durch den Forschungsstand erheblich eingeschränkt. Wir wollen trotzdem versuchen, die zugänglichen Informationen zu systematisieren. Im Gegensatz zu den frühen Landwirtschaftszentren des Vorderen Orients sowie einiger Teile des Balkans mit einer sehr geschlossenen Bebauung weisen die neolithischen Siedlungen Mitteleuropas in der Regel einzelne, abgesondert stehen38

de Bauten auf. (SITTERDING, 1961, S. 72). Die Siedlungen des Donauländischen Kreises lassen dabei eine parallele Anlage der einzelnen Häuser erkennen. Sie sind recht gleichmäßig, jedoch ohne näher erkennbare Regel angelegt. Das einzige Prinzip scheint eine genau befolgte Orientierung der Bauwerke, zumeist in der Nordwest-Südost-Achse, zu sein. Die zunächst kleinen Häuser (15—35 m 2 ) nehmen in einem späteren Abschnitt des Donauländischen Kreises eine bedeutendere Größe (150—300 m 2 ) an (SCHLETTE, 1958, S. 142). In den Siedlungen treten z. T. auch kleinere Häuser auf 9 ). Es sei jedoch betont, daß wir nicht ganz sicher sind, ob z. B . in Köln-Lindenthal die kleinen Häuser wirklich mit den großen gleichzeitig waren. Das Auftreten von kleinen Häusern ist nicht die Regel. Häuser öffentlichen Charakters (Versammlungshäuser) sind in ihrer Deutung umstritten. B. S O U D S K Y (1966, S . 75) weist den Bauten von Bylany mit einer Länge über 45 m diese Funktion zu. Die Begründung einer solchen Unterscheidung ist jedoch nicht ganz klar. Das Kriterium der Länge kann hierbei kein entscheidendes Argument sein (vgl. auch MENGHIN, 1950, S. 154). Wollten wir es auch auf andere Siedlungen des Donauländischen Kreises anwenden, so wäre eine deutliche Zäsur gegenüber den anderen Bauten kaum erkennbar. Diese Frage bleibt offen, und erst neue Ausgrabungen werden hier eine Klärung bringen. Die einzelnen Bauten der Siedlungen des Donauländischen Kreises lassen kein festes inneres Kommunikationssystem erkennen. Die Anlage und die Bebauung der Siedlung ließen einen freien Zutritt von außen und in ihrem Inneren zu den einzelnen Häusern zu. Der erste äußere Schutz tritt erst in einer späten Entwicklungssphase der Donauländischen Kulturen auf. Wie V . G . CHILDE (1963, S. 6 7 ) betonte, ist es sicher kein Zufall, daß er in Köln-Lindenthal erst in eine Endphase der Besiedlung fällt (BUTTLER, HABEREY, 1936, S. 116). Dasselbe ist auch bei anderen Siedlungen der Fall. Elemente von Befestigungen lassen sich in der Regel ganz an das Ende der Linienbandkeramik oder in die Stichbandkerämik datieren (vgl. SCHLETTE, 1954, S. 19). Zumeist handelt es sich nicht so sehr um Burgen als vielmehr um Siedlungen, die von schmalen Gräben umgeben sind, die man als Reste einer Umfriedung in Form einer Palisade oder einer Umwallung deuten kann. Ein instruktives Beispiel ist die durch holländische Forscher gut ausgegrabene Siedlung in Sittard, wo die Palisade in einer bestimmten Entwicklungsphase der Besiedlung etwa 10 große Pfostenhäuser einschloß (MODDERMAN, 1959c, S. 75, 115 f., Taf. II). Der Schutz der Siedlung durch eine Palisade bildete aber sogar in den jüngeren Phasen der Linienbandkeramik nicht die Regel, da bei einer Anzahl von systematisch und großflächig ausgegrabenen Fundstellen keinerlei Spuren einer Umhegung festgestellt werden konnten 10 ). Die Situation der bandkeramischen Siedlungen auf ebenen, breiten und leicht zugänglichen Talhängen scheint zu bestätigen, daß es in der Regel offene Siedlungen waren. Bei ihrer Anlage wurde auf Verteidigungsgesichtpunkte keine Rücksicht genommen, oder sie spielten nur eine zweitrangige Rolle. Das kann man aus der in der Regel lockeren Bebauung des Inneren und aus der Weitläufigkeit der Siedlungen schließen. In diesem Zusammenhang ist das sporadische Auftreten 39

der ersten recht einfachen und vom Standpunkt der Verteidigung sicher wenig zuverlässigen Verfahren zum Schutz der Siedlungen mit großer Wahrscheinlichkeit als ein neues Element ohne ältere Tradition innerhalb des bandkeramischen Siedlungswesens zu werten. Es handelt sich also um die ersten Anfänge von Befestigungen in Mitteleuropa (vgl. HENSEL, 1948, S. 18f.). Dabei ist zu berücksichtigen, daß nicht jeder erhaltene Rest einer Befestigung Element einer Verteidigungsanlage gewesen sein muß. In vielen Fällen mochte es sich um Zäune handeln, die aus wirtschaftlichen Gründen, insbesondere zum Schutz des Viehes, angelegt wurden. Wenn aber, z. B. in Köln-Lindenthal oder Sittard, der von der Befestigung umgebene Raum recht dicht besiedelt ist, nimmt die Siedlung — sogar falls sie zugleich die Funktion einer Umhegung für die Haustiere erfüllt — der Natur der Sache nach einen Schutzcharakter an (Abb. 4). Vieles scheint darauf hinzudeuten, daß die neolithischen Viehhürden eine Art von Vorläufern der Burgen waren. Wie wir sehen werden, sind in einigen Fällen die beiden Funktionen einer Anlage schwer voneinander zu trennen. Die seit Jahren durch tschechische Forscher in Bylany durchgeführten Ausgrabungen werfen darauf ein gewisses Licht. Die ersten kleinen Umzäunungen zum Schutz des Viehes treten bereits in der Linienbandkeramik auf, aber erst in einer späten Phase der Stichbandkeramik und der Lengyel-Kultur finden wir eine solide Palisade mit einem Tor. Das ist bereits eine feste Anlage zum Schutz großer Rinderherden vor einer Beraubung (SOUDSKY, 1966, S. 70, Abb. 18). Mit einer ähnlichen Situation ist in der neolithischen Fundstelle Hluboke Masüvky in Mähren zu rechnen. Die neolithische Siedlung, die in der Zeit der Linienbandkeramik unbefestigt war, erhielt in der Zeit der Kultur der bemalten Keramik einen Schutz (J. N E U S T U P N Y , 1950b, S. 52f.; 1951, S. 135). Diese Situation ist auch für andere Regionen des Donauländischen Kreises typisch, wo sich die Befestigung von Siedlungen erst im Mittel- und Spätneolithikum verbreitet (vgl. J . N E U S T U P N Y , 1950a, S. 131 f.; vgl. auch MORINTZ, 1962, S. 283f.; FLORESCU, 1966, S. 35f.). Aus Polen ist hier vor allem die Lengyel-Siedlung von Zlota, pow. Sandomierz, zu nennen. Sie ist ein anschauliches Beispiel für die neuen Entwicklungstendenzen im Siedlungswesen des späten Donauländischen Kreises im Lößgebiet Südpolens. Die Siedlung befindet sich an einer von Natur aus geschützten Stelle, am Ende einer Landzunge (50—90 X etwa 300 m), die am Rande einer Lößerhebung liegt, die infolge der Erosion sehr steile Abhänge hat. Die Siedlung war von Gräben umgeben. Es ist anzunehmen, daß sie weitere Elemente eines Verteidigungssystems, Erdwälle oder eine Palisade, besaß 11 ). Zum gleichen Typ gehören vielleicht die in den letzten Jahren untersuchten Siedlungen der Lengyel-Kultur von Pieczysk in Zawichost-Podgörze, pow. Sandomierz (BALCER, 1966, S. 290f.) sowie in Niedzwiedz, pow. Miechow (vgl. BURCHARD in: Informator archeologiczny, badania 1967 r., Warszawa 1968, S. 38f.) entdeckt wurden. Beide befinden sich — ähnlich wie in Zlota — auf dem Zipfel von Landzungen am Rande von Lößhöhen, also an von Natur aus geschützten Stellen. Die Ausgrabungen des Innenraumes der Siedlungen ergeben bisher 40

keine eindeutigen Nachweise eines Verteidigungssystems, sondern nur Ausschnitte der Innenbebauung. In Niedzwiedz sind es Fundamentgräben eines Pfostenhauses zusammen mit den dazugehörigen Gruben. In Zawichost wurden auch kleine Gruben entdeckt. Sie sind jedoch etwas unregelmäßig, so daß wir nicht sicher sind, ob es sich um Reste eines Pfostenhauses für Wohnzwecke (der Abstand der beiden Fundamentgräben betrug 7—8 m) öder auch um eine andere Konstruktion handelt — evtl. um eine Viehhürde oder einfach um eine die Siedlung umgebende Palisade (BALCEB, 1966, S. 101 f., 358f.). Diese Möglichkeit würde einerseits bestimmte Unterschiede von Tiefe, Größe und Form des Grundrisses beider Gräbchen, andererseits aber auch die Krümmung des einen Gräbchens parallel zum Hang erklären. Eine abschließende Interpretation der zur Lengyel-Kultur gehörigen Anlagen dieser Siedlung steht noch aus. Im Gegensatz zu den Donauländischen Kulturen, in denen die befestigten Siedlungen — mit Ausnahme der Endphasen — eine Nebenerscheinung darstellen, sind die geschützten Siedlungen in der Trichterbecherkultur weit verbreitet. Das betrifft insbesondere ihr südliches Verbreitungsgebiet. Befestigte Siedlungen sind aus Mitteldeutschland (SCHLETTE, 1958, S. 150), Böhmen und Mähren12) sowie aus Südpolen (JAZDZEWSKI, 1936, S. 293) bekannt. Im Osten reichen die Befestigungen der Trichterbecherkultur bis Wolhynien, wo sie am Oberlauf des Bug konzentriert sind (JAZDZEWSKI, 1936, S. 293). Erst Ausgrabungen könnten klären, ob alle Höhensiedlungen der Trichterbecherkultur, die an von Natur aus geschützten Stellen angelegt waren, auch befestigt waren. F. SCHLETTE («1958, S. 150) vermutet, daß die aus Mitteldeutschland und Böhmen bekannten Siedlungen mit einer Palisade oder auch mit Wall und Graben umgeben waren. Von Polen wurden bisher keine Befestigungen dieses Typs bekannt, wie sie M. SMISZKO ZU Beginn der 30er Jahre in Grzybice Male bei Lwöw entdeckte ( J A Z D Z E W S K I , 1936, S. 293). Es sei jedoch betont, daß die Ausgrabungen der großen Siedlungen dieser Kultur, die in Polen nach dem Kriege durchgeführt wurden, nicht immer so angelegt waren, um die Klärung dieser Frage zu gewährleisten. Die Grabungsstellen erfaßten in der Regel nur die Innenfläche der Siedlungen. So wurde in Cmielow, pow. Opatow, das Problem des Siedlungscharakters trotz langjähriger Arbeiten bisher nicht geklärt. In Grödek Nadbuzny, wo die Ausgrabungen allerdings einen viel geringeren Umfang hatten, wurden am Abhang der Siedlung Pfostenlöcher in einer Reihe angetroffen. Nach K . J A Z D Z E W S K I und T. P O K L E W S K I handelt es sich um eine Viehhürde oder um einen Rinderkraal (POKLEWSKI, vgl. Diskussion in: I Sesja Archeologiczna IHMK PAN, Warszawa 1957, S. 80). Diese Frage ist jedoch nicht vollkommen geklärt (POK L E W S K I , 1958, S. 294; J A Z D Z E W S K I , 1958, S. 283). Deshalb bedarf die Hypothese der Entdecker, die die Siedlungen von Grodek Nadbuzny und Grzybowice Male als Kraale ansehen, die den Befunden in der Michelsberger Kultur entsprechen, der Überprüfung durch weitere Ausgrabungen. Das Wesen einer Anzahl von Siedlungen, die in den letzten Jahren in Polen untersucht wurden, bleibt ebenfalls ungeklärt 13 ). Diese Siedlungen liegen meist auf Geländezungen am Rande von 41

Lößplateaus. Sie besitzen damit — sogar falls klimatische Gründe dabei eine gewisse Rolle gespielt haben sollen — von Natur aus einen Schutzcharakter. Diese allgemeine Feststellung kann uns jedoch nicht zufriedenstellen. Für Forschungen über die sozial-ökonomische Struktur der Trichterbecherkultur ist die Beantwortung der Frage, ob sie noch zusätzliche Schutzvorrichtungen hatten oder ob sich darin Viehhürden usw. befanden, sehr wesentlich. Wenden wir uns nun der Frage der gesellschaftlichen Entstehung und der Ursachen für die Verbreitung der befestigten Siedlungen im Kreis der Trichterbecherkultur sowie den gesellschaftlichen Verhältnissen zu, die gleichzeitig am Rhein, auf dem Gebiet der Trichterbecherkultur sowie in der Ukraine und in Rumänien in der Tripolje-Cucuteni-Kultur herrschten. Wir haben hier Angaben, die dafür sprechen, daß die Änderungen im Endstadium der Donauländischen Kulturen nicht zufällig waren, sondern den Prozeß weiterer, tiefgreifender Wandlungen im neolithischen Siedlungswesen einleiteten. Die Richtung dieser Änderungen ist im Westteil der ehemaligen bandkeramischen Ökumene auf dem Gebiet der Michelsberger Kultur und verwandter Gruppen recht genau zu verfolgen. Hier treten zwei verschiedene Formen auf: Moorsiedlungen vom Typ Aichbühl und Ehrenstein sowie Höhensiedlungen vom Typ Mayen und Urmitz. Die relativ weit fortgeschrittenen Forschungen sowie der insgesamt gute Erhaltungszustand der Holzkonstruktionen läßt bei den schweizerischen und süddeutschen Moorsiedlungen den Aufbau verschiedener Anlagen erkennen, von denen einige besondere Beachtung verdienen. E s sind hier Erscheinungen zu beobachten, die die Entwicklungstendenzen des damaligen Bauwesens gut wiedergeben. Zu den besser erforschten und besonders instruktiven gehört die an einer Bucht des Federsees gelegene Siedlung von Aichbühl, Kr. Biberach. Sie bestand aus 25 Häusern, die in Reihen um einen Platz herum angeordnet waren (vgl. V O G T , 1955, S . 202, Abb. 48), in dessen Zentrum der Bau 17 durch R . R . SCHMIDT (1930, S. 37f.) als Versammlungshalle gedeutet wurde. Die zentrale Lage und bestimmte konstruktive Besonderheiten dieses übrigens der Größe nach (5 X 8 m ) nicht auffallenden Gebäudes sowie der Mangel an Feuerstellen, die sonst in den Wohnräumen in der Regel auftreten, bedarf einer besonderen Erklärung. R . R . SCHMIDT'S Rekonstruktion ist nach H. ZÜRN (1965, S. 86) nicht ganz überzeugend. Die Zweifel betreffen mehr die spezielle Funktion des zentralen Bauwerkes, nicht so sehr seinen Sondercharakter. Ferner fällt das Auftreten vereinzelter Kleinbauten auf (SCHLETTE, 1958, S. 130), denen eine Rolle in der Wirtschaft zugewiesen wird. Nach R . R . SCHMIDT (1930, S . 37f.) ist hier u. a. mit einer Räucherkammer (Bau 4) sowie mit Werkstätten zur RohstoffVerarbeitung zu rechnen; vgl. Abb. 9. I n Aichbühl treten drei verschiedene Konstruktionstypen auf. Das sind zunächst Wohnbauten von durchschnittlich 5 X 8 m Größe. Davon fällt eine Stabbaukonstruktion (Haus 15) durch ihre Größe von 6,5 x 11,1 m auf (SCHLETTE, 1958, S. 119). Dann gibt es einen Zentralbau (Nr. 17) und schließlich Wirtschaftsbauten, wovon es neben den 20 Wohngebäuden nur einige gab. Das dürfte 42

darauf hinweisen, daß sie nicht von Einzelfamilien, sondern von allen Siedlern gemeinsam benutzt wurden (SCHLETTE, 1958, S. 130). In Riedschachen, Kr. Biberach, am Federsee, konnten zwei Besiedlungsphasen unterschieden werden. In der ersten Phase bestand die von einer Palisade umgebene Siedlung aus einer Gruppe von 5 Häusern (VOGT, 1955, S. 201, Abb. 49), von denen das eine (Nr. 2) nach R. R. SCHMIDT (1930, S . 196) ein Versammlungshaus der Jugend war (SCHLETTE, 1958, S. 118). In der zweiten Phase, die von der «rsten durch einen gewissen Zeitraum getrennt ist, sind von 15 untersuchten Bauten nur 5 Wohnhäuser, während die übrigen vermutlich Wirtschaftszwecken dienten (REINERTH, 1936, S. lOOf.); vgl. Abb. 8. Zu weiteren bekannten neolithischen Fundstätten des Federsees gehört Taubried (REINERTH, 1936, S. 60, 89f., T a f . 2 0 f . ; VOGT, 1955, S. 159) und Dullen-

ried, Kr. Saulgau. Das Material aus Taubried ist bisher noch nicht vollständig veröffentlicht. Aus den bisher vorliegenden Angaben geht hervor, daß es sich um recht typische Siedlungsbefunde handelt, wie sie aus anderen gleichzeitigen Fundorten der Michelsberger Kultur sowie aus verwandten Kulturen bekannt sind. Die Siedlung Ehrenstein (ZÜRN, 1965, S. 88) weist dazu viele Parallelen auf. Der andere Fundort ergab eine interessante Siedlungsform der Horgener Kultur. Dabei fällt die geringe Größe der Bauten (3,5 X 5 m) sowie ihre primitive Konstruktion auf (Wände aus Zweigen, die zur Bildung des Daches gebogen wurden). Dadurch entsprechen sie eher Hütten als den hochentwickelten neolithischen Häusern. H. R E I N E R T H (1936, S. 60) weist die Siedlung von Dullenried einer Frühphase der westischen Kultur zu. Es handelt sich jedoch um das Spätneolithikum. J . G. D. CLARK (1957, S. 182) nimmt an, daß diese Siedlung vorübergehend von Menschengruppen bewohnt wurde, die hier Jagd und Fischfang betrieben. F . S C H L E T T E (1958, S . 170) macht auf die Auffindung von Haustierknochen und Getreideresten aufmerksam. Es fragt sich aber, ob das wirklich ein Nachweis für Getreideanbau und Viehzucht ist (SCHLETTE, 1958, S. 117). Vielleicht sind sie nur ein Hinweis auf Nahrungsmittel, die man durch Tausch bezog. Verhält es sich so, dann muß man die Bewohner von Dullenried als spezialisierte Jäger und Fischer ansehen, die bestimmte Gewässer und Ufergebiete ausnutzten und von den Ackerbauern für Fisch und Wild Getreide sowie Fleisch von Haustieren erhielten. Es sei betont, daß Dullenried bisher ohne nähere Parallelen ist. Andere Seen des Alpengebietes und Württembergs weichen von den bereits kurz beschriebenen Siedlungen des Federsees nicht wesentlich ab. Zur Vervollständigung des Bildes seien noch einige andere, besser untersuchte schweizerische und deutsche Fundstellen angeführt. In Egolzwil I I (Wauwiler Moos) in der Nähe von Luzern ( H E I E R L I , S C H E R E R , 1924, S. 88f., Abb. 7 — 8) wurden zwei übereinanderliegende neolithische Siedlungen entdeckt. In der älteren Phase bestand die von einer Palisade umgebene Ansiedlung aus rund 20 Häusern (etwa 3—5 X 8—10 m), die in lockeren Reihen angeordnet und mit der Giebelseite mit dem Eingang nach Süden, in Richtung des (heute verlandeten) Sees orientiert waren (ZÜRN, 1965, S. 92). In der jüngeren 43

Phase wurde die Siedlung erweitert. Die Anzahl der Häuser betrug fast 5 0 (TSCHUMI, 1 9 4 9 , S. 5 7 7 ) . Zu den typischen Siedlungen der Miehelsberger Kultur gehört ThayngenWeier, Kanton Schaffhausen. W. U. GUYAN unterscheidet drei Siedlungsphasen, die von siedlungsleeren Perioden getrennt sind (GUYAN, 1955, S. 223f.; ders., 1957, S. 24f.). In der älteren Phase wurden in der untersuchten Fläche die Reste von zwei Häusern, ein Weg sowie eine die Siedlung umgebende Palisade entdeckt. In der mittleren Phase besaß die Siedlung ebenfalls eine Palisade, und zwischen den Häusern verlief ein mit Holzbohlen gepflasterter Weg. Aus dem älteren Ausgrabungen von SULZBERGER (1915—21) ist bekannt, daß sich solche Wege fast rechteckig kreuzten und die einzelnen daran anschließenden Bauten abgrenzten (GUYAN, 1955, S. 258, Abb. 31). In der jüngsten Phase finden wir dieselben Elemente — einen mit Holz gepflasterten Weg, Häuser und eine Palisade. Außer Wohnbauten, die u. a. Feuerstellen aufweisen, lassen sich in Thayngen-Weier Wirtschaftsbauten unterscheiden, darunter wahrscheinlich auch Ställe (GUYAN, 1955, S. 255f.; ders., 1957, S. 27). Ein schönes Beispiel für das Siedlungswesen der Miehelsberger und der Schussenrieder Kultur ist schließlich die Siedlung Ehrenstein, Kr. Ulm (PARET, 1958, S. 108f.; ZÜRN, 1965, S. 75f.). Der Verlauf der Kulturschicht zeigt an, daß die aufeinanderfolgenden neolithischen Siedlungen eine Fläche von etwa 120 X 85 m einnahmen (ZÜRN, 1965, S. 9f., Taf. 8). Die in der untersuchten Fläche entdeckten Häuser waren durch mehr oder weniger breite Zwischenräume voneinander getrennt und beidseitig eines durch die Siedlung verlaufenden Weges in Reihen angeordnet. Diese Anlage erfuhr in sämtlichen vier aufeinanderfolgenden Siedlungsphasen keine größere Änderung. H. ZÜRN (1965, S. 10) hat bei einem Vergleich mit Aichbühl die Gesamtzahl der Häuser mit 30—35 berechnet. Die einzelnen Bauphasen sind durch Brandschichten getrennt, die von mehrfachen Zerstörungen der Bebauung zeugen. Die Existenz einer Palisade um die Siedlung bleibt vorläufig unklar (ZÜRN, 1965, S. 9). Außer ein-, zwei- oder sogar dreiräumigen Wohnbauten mit Öfen und Feuerstellen treten in Ehrenstein auch noch Wirtschaftsgebäude auf. Die Häuser sind rund 5 X 8 m groß. Aus der angeführten Übersicht der besser untersuchten Fundstellen ergeben sich viele gemeinsame Züge der Moorstationen. Zahlreiche Siedlungen weisen eine Anlage der Häuser in Reihen beidseitig eines holzgepflasterten Weges auf. Die Häuser sind oft durch schmalere oder breitere Zwischenräume voneinander getrennt und alle, den örtlichen Gegebenheiten folgend, etwa gleich orientiert (VOGT, 1955, S. 199; ZÜRN, 1965, S. 85). Vor den Häusern, die aus einem, zwei oder mehr Räumen bestehen, liegen gewöhnlich kleine Plätze, deren Oberfläche auf die gleiche Weise wie die Fußböden der Häuser im Innern aufgebaut zu sein pflegen (ZÜRN, 1965, S. 85). Die Bauten vereinigen zunächst Wohn- und Wirtschaf tsräume unter einem Dach. In den jüngeren Phasen treten neben den in ihrer Größe etwa gleichgroßen Wohnbauten in verschiedenen Siedlungen auch kleine Wirtschaftsbauten auf (Speicher, Räucherkammer, Küche?). Einige 44

Angaben dürften auf Ställe für das Rind u. a. Haustiere weisen. Auch die Frage von Gemeinschaftsbauten, z. B. von Versammlungshäusern, Jugendklubs usw., steht zur Debatte. Andererseits heben sich einige Häuser durch ihre zentrale Lage, Besonderheiten der Konstruktion und die Größe heraus. Die Befestigungen um die Siedlungen müssen besonders betont werden. Sie sind in fast allen besser untersuchten Anlagen dieses Typs bekannt. Ihre Funktion ist nicht ganz geklärt, weil die Einzelelemente des Siedlungsinneren und der Palisade nur in kleinen Abschnitten freigelegt wurden. Einiges scheint dafür zu sprechen, daß es sich — wenigstens in einigen Fällen — nicht ausschließlich um Verteidigungsanlagen handelt. Die Anlage von Riedschachen I dürfte anzeigen, daß die Palisade außer einer eventuellen Funktion als Verteidigungsanlage auch als Viehhürde bedeutend war. Dafür scheint zu sprechen, daß die Palisade einen viel größeren Raum umgibt als es nach den Ausmaßen der Siedlung notwendig wäre, ferner die Umzäunung des gänzlich unbebauten Nordteiles (VOGT, 1955, S. 176, 201, Abb. 49). Die Zahl der Häuser einer Siedlung beträgt zwischen einigen und mehr als zehn, die obere Grenze nach F. SCHLETTE (1958, S . 130) 20 bis 25 Häuser. In Egolzwil 2 weist die jüngere Siedlung sogar fast 50 Häuser auf. Wir sind aber nicht sicher, ob sie alle gleichzeitig sind, und andere Siedlungen, bei denen eine größere Zahl von Häusern vermutet wurde, so Thayngen-Weier und Ehrenstein, sind bisher nicht näher erforscht. Die Schätzung beruht hier nur auf der Größe der Siedlung. Das Beispiel Riedschachen I zeigt, daß die Größe des von Umwehrungen umgebenen Objektes nicht immer der Zahl der darin enthaltenen Häuser direkt entspricht. Außerhalb der Seen des Alpengebietes und Württembergs tritt — auch in der Michelsberger Kultur sowie in verwandten Gruppen — ein völlig anderer Siedlungstyp auf. Es sind befestigte Höhensiedlungen ( B U T T L E R , 1938, S. 78f.; B A E R , 1959, S. 143f.; D A U B E R , 1951, S. 132f.; L Ü N I N G , 1968, S. 113f.). Zu den wichtigsten und am besten erforschten gehören u. a. Miel, Kr. Bonn, Mayen, Kr. Mayen, Urmitz, Kr. Koblenz, Michelsberg bei Untergrombach und die Beusterburg auf dem Schiefen Berg in Niedersachsen. Damit wollen wir uns nachstehend befassen. Die Siedlung Miel gehört zu den einfachen Burgen der Michelsberger Kultur ( L E H N E R , 1922, S. 112f., Abb. 3, 4; vgl. auch L Ü N I N G , 1968, S. 113f., 200f.). Die relativ kleine Fläche (etwa 54 X 90 m) in Form eines unregelmäßigen Rechtecks liegt auf einer ziemlich hohen Flußterrasse und ist an drei Seiten auf einer (die vierte wurde bei Erdarbeiten zerstört) von einem Graben umgeben, der als Palisadenfundament gedeutet wird. Wahrscheinlich hat es mehr als die bisher drei entdeckten Durchgänge gegeben. Wie in Mayen und Urmitz liegen sie sehr dicht beieinander. Innerhalb der Palisade wurden Spuren einer sehr spärlichen Bebauung festgestellt. Die Anlage vonMayen in derEifel 14 ) nimmt eine Fläche von etwa 220 X 360 mein. Sie ist außen von einem Graben, innen von einer Palisade umgeben. Die Innenmaße betragen 170 X 300 m. Ähnlich wie bei anderen Objekten dieses Typs besitzt sie viele Eingänge, die durch den Graben ins Innere führen. In Mayen wurden 17 solcher „Tore" festgestellt, wobei deren Breite zwischen 5 und 10 m schwankt (Abb. 6). 45

Ein ähnlicher Typ einer befestigten Siedlung begegnet uns in Urmitz, Kr. Koblenz am Rhein. Eine Fläche von 1275 X 840 m ist von hufeisenförmig angelegten Wällen, einem Graben und einer Palisade umgeben, die bis an den Rhein heranreichen. Dieser bildet im Norden die natürliche Grenze der Siedlung (WAGN E R , 1937, S. 103f., Taf. 19; R Ö D E R , 1951, S. 187f., Abb. 1). Das Flußbett mag sich etwas nach Süden verlagert und einen großen Teil der Siedlung zerstört haben. Die Befunde wurden von J . R Ö D E R (1951, S. 187f.) in drei Phasen gegliedert. Zur ersten gehören die Palisade und die hufeisenförmige Befestigung, zur zweiten eine Palisade, hufeisenförmige Befestigungen, der Außengraben mit einem Wall an der Innenseite an. In der dritten Phase bestanden zwei Gräben mit jeweils einem Erdwall an der Innenseite. Der innere Wallring entstand an der Stelle einer schon damals nahezu vollständig zerstörten alten Palisade 15 ). Im Befestigungssystem, das die Siedlung umgab, wurden etwa 22 Durchlässe durch die Gräben und Wälle festgestellt, denen — in der Phase I und I I — Tore in der Palisade entsprachen. Die spärlichen Besiedlungsspuren im Innern wurden durch die Entdeckung von kleinen Bauwerken (Größe 4 X 4 m) bereichert ( R Ö D E R , 1951, S. 189). Erdproben vom Inneren der Anlage ergaben einen erhöhten Phosphatgehalt. Die bisher festgestellten Besiedlungsspuren sind im Verhältnis zur Größe des befestigten Geländes unbedeutend. Die neuesten Untersuchungen zeigten jedoch, daß das Gebiet stärker besiedelt war, als man bisher annahm. ( R Ö D E R , 1951, S. 189). Sie zeigen ferner, daß Versuche, den Schutzcharakter der Siedlung von Urmitz anzuzweifeln (PARET, 1946, S. 189) unbegründet sind. Das Befestigüngssystem dieser Siedlung stellte in einer jeden Entwicklungsstufe einen zuverlässigen Schutz vor äußeren Angriffen dar und wurde im Laufe der Zeit mit einem großen Arbeitsaufwand ständig vervollkommnet 16 ). Eine andere typische Höhensiedlung der Michelsberger Kultur wurde 1933—36 von K. TACKENBERG in der Beusterburg im Hildesheimer Wald in Niedersachsen untersucht 17 ). Die Siedlung (600 X 400 m) liegt auf einer Geländezunge und war von Palisade, Wall und Graben umgeben. Ähnlich wie in den anderen Fällen fand man auch diesmal verschiedene Eingänge — etwa 20 in das Innere führende Tore. Im Gegensatz zu Urmitz und Mayen verlief in der Beusterburg der Wall vor dem Graben. Die Funktion dieser Siedlung wich sicher nicht von derjenigen analoger Objekte der Michelsberger Kultur ab 18 ). Die letzten Ausgrabungen der bekannten Höhensiedlung in Michelsberg bei Untergrombach führten ebenfalls zu neuen Ergebnissen ( D A U B E R , 1951, S. 132f.). Die Größe der geschützten Anlage konnte bisher nicht vollständig ermittelt werden. Bisher ist nur ein Ausschnitt der Siedlung bekannt, die vielleicht zu den größten der Michelsberger Kultur gehört ( D A U B E R , 1951, S. 132f., Abb. 1). Die Siedlung war von einer Palisade und einem Sohlgraben von 3—3,5 m Breite ( D A U B E R , 1951, S. 133, Abb. 2) umgeben. I n den freigelegten Teilen wurden drei Tore festgestellt. Zu den hier kurz umrissenen Siedlungstypen finden wir Analogien in der Windmill Hill-Kultur in England. Das sind Anlagen vom Typ der „causewayed camps", die von Erdwällen umgeben sind. Es ist eine Sonderform von Erdbefestigungen. 46

die der Michelsberger und der Windmill Hill-Kultur eigen ist, manchmal aber auch außerhalb ihres Gebietes auftritt (vgl. PIGGOTT, 1954, S. 16f.; SCOLLAR, 1961, S. 526; ROBERTSON-MACKAY, 1965, S. 319f.). J . L Ü N I N G (1968, S. 113f.) machte kürzlich den interessanten Versuch, die Entwicklung der Erdburgen der Michelsberger Kultur zu verfolgen. Die Anlage von Miel mit einer relativ kleinen, nahezu rechteckigen Fläche und einfacher Palisade mit Durchgängen weist er der ersten Phase zu. Die folgende Phase wird durch die größere, im Grundriß ovale Anlage von Mayen mit Palisade, Graben und zahlreichen Durchgängen vertreten. Sie entspricht in vielerlei Hinsicht der Siedlung von Urmitz, ist aber kleiner. Dort wurde die größte (etwa 100 ha), zugleich auch am weitesten entwickelte mehrphasige Erdumwallung der Michelsberger Kultur bekannt. Mit der jüngsten Phase dieser Siedlung sind die Wälle einer anderen am Rhein gelegenen Anlage, der von Wiesbaden-Schierstein, gleichzeitig ( L Ü N I N G , 1968, S. 115, 223). J . L Ü N I N G rechnet zur Endphase Michelsberg sowie Munzingen (vgl. KIMMIG, 1947, S. 95f.), wo außer anderen Verteidigungsanlagen Querwälle bestehen, die den Zugang der Siedlungen, die an erhöhten Geländezungen liegen, an der Basis schützen (LÜNING, 1968, S. 116f., Abb. 3 und Taf. 95). In der neueren Literatur wird angenommen, daß es auch in der CucuteniTripolje-Kultur recht entwickelte Befestigungen gab. Es geht dabei nicht so sehr darum, daß die meisten Siedlungen auf hervorragenden Geländezipfeln mit steilen Abhängen angelegt waren, sondern an von Natur aus schwer zugänglichen Stellen. Die Forschungen ergaben, daß die Siedlungen in Cucuteni, Truseijti, Habasesti, Traian und Erösd bedeutende Verteidigungsanlagen besaßen (vgl. PETRESCU-DIMBOVITA, 1965a, S. 246f.; ders., 1965b, S. 157f.; vgl. auch F L O RESCU, 1966, S. 23f.). Ähnliche Befunde wurden ferner in der Siedlung der Tripolje-Kultur Polivanov J a r am Dnestr (PASSEK, 1961a, S. 105f., Abb. 20) entdeckt. Das führte zu einer Revision der alten Anschauung, Befestigungen würden nur im westlichen Randgebiet der Cucuteni-Tripolje-Kultur auftreten (vgl. PETRESCU-DIMBOVITA, 1965a, S. 246f). Diese beruhte auf der Verallgemeinerung von Teilbeobachtungen. Jetzt wirft die Entdeckung eines recht entwickelten Verteidigungssystems am Dnepr ein ganz neues Licht auf das Siedlungswesen der Tripolje-Kultur der Ukraine. Die neuen Untersuchungen von Fundstellen der Bojan- und Gumelnitza-Kultur dürften darauf hinweisen, daß die Verbreitung von geschützten Anlagen schon recht zeitig einen viel größeren Raum des Donauländischen Kreises umfaßte, als man bislang vermutet hatte (MoRINTZ, 1962, S. 273f.; ders., 1963, S. 275f.). Die Forschungen der rumänischen Archäologen im Moldaugebiet lassen bereits bestimmte Entwicklungsstufen der Befestigungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur erkennen. Insbesondere die Untersuchungen von M. PETRESCU-DIMBOVITA in Cucuteni-Bäiceni auf der Fundstelle Cetätuia („Zitadelle") brachten viel Neues ( v g l . FLORESCU, 1 9 6 6 , S . 2 3 f . u n d A n m . 1 1 6 ) .

Die Siedlungen der Cucuteni-Kultur liegen gewöhnlich auf Geländezungen, die über die Umgebung herausragen. Sie sind auf drei Seiten von zumeist recht steilen Abhängen umgeben. Ein leichterer Zugang war gewöhnlich nur an der 47

Basis des Geländevorsprunges möglich und hier durch eine Befestigung geschützt, die die Siedlung von der übrigen Anhöhe abschnitt. Aus den von A. C . F L O R E S C U (1966, S. 36) angeführten Angaben folgt, daß in'der Phase A (der älteren) ein oder zwei Gräben vorhanden waren. In Trusesti beträgt die Breite des Grabens 2,5—4, die Tiefe 1,5—2 m. Die Siedlung Habasesti wurde durch zwei parallele Gräben geschützt, deren Breite 1,5—5 und deren Tiefe 2—2,5 m betrag. In CucuteniBäiceni trat außer dem Graben (Br. 2,5, Ti. 2 m) anscheinend auch ein SteinErde-Wall auf ( F L O R E S C U , 1966, S. 36). Die neuen Forschungen in Traian ließen erkennen, daß es in der A/B-Phase, die bisher als die Zeit einer offenen Siedlung angesehen wurde, auch Befestigungen gab. Die Siedlung besaß einen Wall, der die Anlage in einem breiten Bogen umgab. In der Phase D wurden die Befestigungen, wie die Ausgrabungen von M . P E T R E S C U - D I M B O V I T A (1965 a, S. 250) in Cucuteni ergaben, sehr kompliziert. Außer einem Graben, dessen ursprüngliche Tiefe 2,5—3 m betrug, wurde um die Siedlung ein mächtiger Stein-Erde-Wall errichtet. Seine Breite beträgt gegenwärtig an der Basis 12—13, die Höhe etwa 1,2 m (dieser Wall hat den alten Graben der Phase A vollständig bedeckt). An der Außenseite des neuen Grabens wurde noch ein Vorwall aus Steinen und Erde erbaut, wodurch sich die relative Tiefe des Grabens erhöhte und das ganze Verteidigungssystem sehr sicher wurde ( F L O R E S C U , 1966, S. 30f.). M. P E T R E S C U - D I M B O V I T A (1965, S. 250) wies auf die Parallelen zwischen den Verteidigungssystemen von Cucuteni und Polivanov J a r am Dnestr hin. Aus den von T. P A S S E K (1961a, S. 105f. und Abb. 20) veröffentlichten Angaben geht hervor, daß es hier ebenfalls ein recht kompliziertes und entwickeltes Verteidigungssystem gab. Das zeigt eine gewisse Parallelität in der Entwicklung der beiden Teilgebiete dieses Kulturkomplexes. Wir wissen andererseits, daß die Siedlungen der Tripolje-Kultur viele Merkmale besitzen, die sie vom Siedlungswesen der Cucuteni-Kultur im Moldaugebiet unterscheiden. In den Siedlungen der Tripolje-Kultur in Vladimirovka und Kolomijscina I und I I waren die Häuser zu einem Kreis oder oval so angeordnet, daß die Schmalseiten der Häuser mit den Eingängen auf einen weiten Platz führten, der das Dorfzentrum bildete ( P A S S E K , 1949). Hier befanden sich in zentraler Lage und sich von den anderen heraushebend ein bis zwei große Häuser. In der Literatur wird auf ihre abgesonderte Lage hingewiesen und darin fast übereinstimmend eine Sonderstellung der in ihnen lebenden Familie oder Sippe betont 19 ). Im Zentrum der Siedlung hat sich vielleicht auch ein Versammlungshaus befunden ( T A C K E N BERG, 1953, S. 26). Auf dem Platz in der Mitte der Siedlung Kolomijscina wurden ferner Spuren einiger kleiner Bauwerke angetroffen, die wahrscheinlich als Speicher oder als sonstige Wirtschaftsbauten dienten ( P A S S E K , 1949, S. 131f.; T A C K E N B E R G , 1953, S . 26; S C H L E T T E , 1958, S. 101).' Die Annahme einer Verbindung zwischen den Häusern und damit einer Abschließung des Zentralplatzes ist bisher nicht nachzuweisen, obwohl es Analogien sehr wahrscheinlich machen 20 ). Dagegen wird fast allgemein angenommen, daß die zur Siedlung gehörenden Rinderherden im unbebauten Zentrum der Siedlung Schutz fanden 21 ). 48

3. D i e F r a g e d e r F u n k t i o n der ä n e o l i t h i s c h e n H o l z - E r d e - B e f e s t i g u n g e n Seit dem Auftreten der ersten geschützten Siedlungen in der Endphase der Linienbandkeramik beobachten wir in Europa eine Tendenz zur Verbreitung der geschützten Anlagen, in einigen Gegenden auch bedeutende Fortschritte in der Bautechnik der Um Wallungen, die — trotz all ihrer Primitivität — durch ihre Weitläufigkeit sowie durch den Aufwand an darauf verwandter Arbeit den späteren Burgen nicht nachstehen (LEHNER, 1910, S. LF.). Dabei fällt die große geographische Verbreitung dieser Erscheinungen auf, die große Teile der gemäßigten Zone Europas von den Britischen Inseln im Westen bis zur Ukraine im Osten und das Donaugebiet im Süden umfaßt. Somit erhebt sich die Frage: welche Faktoren führten dazu, die Siedlungen zu schützen. Waren das nur vorübergehende äußere lokale oder regionale Faktoren oder umfassende Dauererscheinungen? Die geschützten Siedlungen waren nicht von Anbeginn an ein integrierender Bestandteil der neolithischen Kultur. Im bandkeramischen Gebiet sind sie nahezu ein Jahrtausend lang völlig unbekannt oder treten sporadisch auf. Sie scheinen in der Entwicklung des Siedlungswesens zunächst keine wesentliche Rolle zu spielen. Die im Gleichgewicht befindliche Mischwirtschaft, die auffallende kulturelle Einheit und das Fehlen aller Anzeichen einer gesellschaftlichen Differenzierung in der Linienbandkeramik läßt an homogene Einheiten ohne äußere Bedrohung denken (jedenfalls findet sie im archäologischen Material keine Widerspiegelung). Nichts weist darauf hin, daß eventuelle Spannungen zwischen oder innerhalb dieser Gemeinschaften von Dauer und eine Quelle einer Bedrohung waren. Auswirkungen eines solchen, jedenfalls konstanten Faktors können erst nach der Blütezeit der Linienbandkeramik beobachtet werden. Das Auftreten und die anwachsende Bedeutung der geschützten Siedlungen, stimmt mit der Zunahme der Viehzucht in den Endphasen des Donauländischen Kreises überein. Die Entwicklung von extensiven Viehzuchtformen führte zu umfassenden Voraussetzungen der Erzeugung eines wirtschaftlichen Überschusses und einer unregelmäßigeren Verteilung zwischen den einzelnen Menschengruppen, als es vorher der Fall war (vgl. dazu F. SCHLETTE, 1958, S. 151 und E. NEUSTUPNY, 1967, S. 44f.).

Damals traten in Mitteleuropa erstmalig große Tierherden, insbesondere Rinderherden auf, die zu einer besonderen Form des beweglichen Besitzes wurden,1 der sich unter günstigen Voraussetzungen vermehrte, den man aber auch durch Seuchen, Mangel an Viehfutter in einem kalten Winter oder durch Raub schnell einbüßen konnte. Nach KRZYWICKI zeigt das Vergleichsmaterial, daß das Vieh überall dort, wo die Rinderzucht eine wesentliche wirtschaftliche Rolle spielt, „ . . . zu einem Maßstab wird, nach dem der Wert einer jeden Leistung und jedes Gegenstandes bemessen wird, zu einem Mittel des Austausches, der Anhäufung von Besitz, d. h. zu einer allgemein akzeptierten und überall geschätzten Ware..." 2 2 ). Sogar wenn wir annehmen, daß eine solche Charakteristik für eine 4 Neolithische Studien

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höherentwickelte Gesellschaft zutrifft, müssen die Ursprünge dieser Verhältnisse bereits dort zu suchen sein, wo die Viehzucht einen bestimmten Entwicklungsstand überschritten hatte und zu einem höheren wirtschaftlichen Überschuß führte als der primitive Bodenbau. Der Schutz der zahlreichen Rinderherden mußte bald zu einer Sorge der Hirten werden. Das Rind, ein Mittel zur Bereicherung einzelner Menschengruppen, wurde zugleich die Quelle ständiger Gefahr. Sie war umso größer, weil im Gefolge der fortschreitenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Differenzierung, die mit der Kolonisierung der außerhalb der Löße gelegenen Gebiete einher schritt, die Spannungen zwischen den einzelnen Menschengruppen anwuchsen und zu einer ständigen Erscheinung wurden. Ein Beweis ist nicht nur die Verbreitung von befestigten Siedlungen, sondern, wie wir sehen werden, auch das Auftreten der bisher unbekannten Streitäxte, die jetzt zu einem Attribut der Grabausstattung eines bestimmten Teiles der erwachsenen Männer wurden. Zugleich besitzen wir im archäologischen Material Hinweise auf eine gesellschaftliche Differenzierung, wie das beginnende Auftreten des individuellen Eigentums, ein Zeichen der patriarchalischen Gentilgesellschaft (vgl. z u l e t z t E . NEUSTUPNY, 1 9 6 7 ) .

Die Frage der äneolithischen Befestigungen ist somit ein Element der stattfindenden Umwandlungen. In diesem Zusammenhang sind zwei Faktoren besonders zu berücksichtigen. Der erste betrifft die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere die intensive Zunahme der Viehzucht. Ihre steigende Bedeutung und Spezialisierung beeinflußten die Topographie und Anlage der Siedlungen und bereicherten sie um neue, früher unbekannte wirtschaftliche Einrichtungen, die zu wesentlichen Elementen ihrer baulichen Anlage wurden. Das betrifft insbesondere den von der Bebauung freien Platz in der Siedlung für das Vieh, ferner die Umhegungen, Palisaden sowie vielleicht auch zusätzliche Wirtschaftsbauten. Diese Änderungen sind Attribute der genannten ViehzuchtTechniken. Die zahlenmäßige Zunahme der in Herden gehaltenen Haustiere führte dann zu gewissen Änderungen in der Struktur des neolithischen Siedlungswesens. Ein anderer wichtiger Faktor, der die Änderung der Siedlungsstruktur beeinflußte, bestand in der gesellschaftlichen Auswirkung infolge der Zunahme des wirtschaftlichen Überschusses in Form von Vieh. Das Rind war und ist dank seines Wertes, der Beweglichkeit und Teilbarkeit immer ein geeignetes Mittel zur Anhäufung von Reichtum und ein Tauschmittel, aber auch ein besonders typischer Gegenstand des Raubes23). 0 . PAKET (1946, S. 84f.) deutete die Gräben, Wälle und Palisaden von Köln-Lindenthal, Mayen und Urmitz .und sah in ihnen nur gewöhnliche Viehhürden. Er berücksichtigte den bisher nicht beachteten wirtschaftlichen Aspekt und rückte ihn sogar an die erste Stelle. Das Motiv des äußeren Schutzes blieb dabei fast ganz unbeachtet. Die Kritik hat mit Recht eingeworfen, ob für rein wirtschaftliche Zwecke (zusammen mit dem Schutz des Rindes vor Raubtieren) — ähnlich wie in späteren Zeiten — nicht auch eine einfache Palisade ausgereicht hätte (vgl. SCHLETTE, 1954, S. 20f.). Ist die Entstehung der arbeitsintensiven Befestigungen durch wirtschaftliche Gründe allein 50

ausreichend zu erklären? Es sei daran erinnert, daß nach Schätzungen die Aushebung der Gräben in Köln-Lindenthal mindestens 3 000 Arbeitstage erforderte (CHILDE, 1963, S. 59), die Erdbefestigung im Urmitz mindestens 4 5 0 0 0 Arbeitstage (SCHLETTE, 1954, S. 21). Es ist kaum anzunehmen, daß es den Neolithikern von Grodek Nadbuzny, Cucuteni oder Polivanov Jar, die recht solide Befestigungen schufen, welche einen Zugang zur Anlage erschwerten, nur um Viehhürden ging. Der Aufwand an zusätzlicher Arbeit und die erkennbare Entwicklung dieser Anlage zeigt unzweideutig, daß mit der Befriedigung der wirtschaftlichen Bedürfnisse der Viehzucht als Gegengewicht ein verstärkter äußerer Schutz durch die Aufführung von Befestigungen einherging. Man braucht den neolithischen Befestigungen aber nicht die Bedeutung der späteren Burgen zuzuweisen. Ihre am weitesten entwickelte Formen vertreten eher — ähnlich wie bei einigen Bevölkerungsgruppen Süd- und Ostafrikas — einen besonderen befestigten Kraal24), der mit der Siedlung mehr oder weniger direkt verbunden ist und manchmal nicht organisch gewachsen, sondern in der Siedlung als Befestigung sensu stricto angelegt wurde (Abb. 5). Die Hauptfunktion eines solchen geschützten Kraals liegt hauptsächlich darin, daß man in ihm im Falle der Gefahr die zerstreuten Herden in der Nachbarschaft der Siedlung oder direkt in ihm zusammenhalten konnte. Die Weitläufigkeit vieler Anlagen, die zahlreichen Tore (z. B. in Urmitz, Mayen, Beusterburg und die causewayed camps in England) sowie das mit der Front nach Innen gekehrte Befestigungssystem (worauf insbesondere O. PAKET aufmerksam machte) sprechen dafür, daß die Schutzfunktion des Kraals nicht so sehr (oder nicht nur) darauf beruhte, den Gegner nicht in das Innere zu lassen, sondern vor allem, um ihm das Forttreiben von Vieh zu erschweren und damit eine gute Verteidigung zu sichern (vgl. SCHLETTE, 1958, S. 150). Das war keine Befestigungsfunktion sensu stricto, deren Ziel die Abwehr des Gegeners ist. Eher war es eine Methode, die Viehherden zu schützen, wozu sie in Gefahrenzeiten festgehalten werden mußten. Dadurch ist wohl auch zu erklären, daß die auf Geländezungen gelegenen Siedlungen nur an einer Stelle, an der Basis, über Gräben verfügen25), durch die man die Herden treiben konnte. Die in der Regel steilen Hänge, die die Höhensiedlungen von den übrigen Seiten umgeben, sind sicher kein zuverlässiger Schutz vor einem Angriff, waren aber ein natürliches Hemmnis, welches das Forttreiben von Vieh auf diesem Wege verhinderte. Deshalb blieben sie oft ohne Schutz. Die Deutung der ausgegrabenen Befestigungsfragmente ist somit recht kompliziert. Es können sehr unterschiedliche Anlagen von verschiedener Bedeutung sein, Abschnitte einer Außenbefestigung wie Gräben oder Palisaden um den freien, für das Rind (oder andere Herdentiere) bestimmten Platz. Eine solche Hürde kann ausschließlich wirtschaftlichen Charakter haben. Solch eine Anlage wurde u. a. in Bylany in der Siedlung der Zeit der Stichbandkeramik und LengyelKultur entdeckt (vgl. SOUDSKY, 1966, S. 69f., Abb. 18). Einen ähnlichen Charakter haben vielleicht die Gräben der Siedlung Pieczysk (Zbra Wielka) in Zawichost-Podgörze, pow. Sandomierz (BALCEB, 1968, S. 301, 363). Wie in Bylany hatte man hier die Gräben in die Zeit der Stichbandkeramik und Lengyel-Kultur 4*

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datiert. Sollten die weiteren Untersuchungen B . BALCERS die Deutung der Gräben in Zawichost bestätigen, wären solche primitiven Schutzvorkehrungen aus Böhmen und Kleinpolen ein anschauliches Beispiel für den Stand der Viehzucht in einer Phase, die der bekannten Siedlung der Lengyel-Kultur voranging. Dieses einfache Verfahren der Errichtung von Viehhürden durch Anbau an die vorhandenen Häuser fand in den etwas jüngeren äneolithischen Kulturen in einer nun schon weit fortgeschrittenen und mit der Siedlung voll integrierten Form seine Weiterentwicklung. Die Viehhürden hörten auf, von der räumlichen Anlage der Siedlung unabhängig zu sein und wurden vielfach zunehmend geradewegs zu ihrer Hauptfunktion. In der Tripolje-Siedlung Kolomijscina I sind die Häuser so konzentrisch angeordnet, daß sie den für das Rind bestimmten Platz abschließen. Unabhängig davon, ob es zwischen den Häusern noch zusätzliche Befestigungen gab oder nicht 26 ), verlieh die Anlage der Häuser der Siedlung einen Schutzcharakter und brachte sie den afrikanischen Kraals sehr nahe (JAZDZEWSKI, 1958, S. 280f.; POKLEWSKI, 1958, S. 294f.). Es liegt also ein ganzer Fächer verschiedener Varianten vor. In Riedschachen besitzt die Siedlung z. B. keinen Zentralplatz, aber die Palisade umgibt einen viel größeren Raum, als sich aus den Ausmaßen der Siedlung ergeben würde, wobei die Palisade im Nordteil einen abgesonderten, völlig unbebauten und sicher für die Rinder bestimmten Raum bildete. Die Lage der in Grödek Nadbuzny entdeckten Reste des Schutzes am Siedlungsrande lassen an eine Befestigung denken, die wirtschaftliche Faktoren und solche des Schutzes verbinden, also wiederum ein Beispiel für einen Kraal der Trichterbecherkultur (JAZDZEWSKI, 1958, S. 280f.; POKLEWSKI, 1958, S. 294f.). Die Höhensiedlungen der Michelsberger Kultur wie Miel, Mayen, Urmitz, Munzingen und Michelsberg nehmen einen besonderen Platz ein. Die Forschungen der letzten Jahre führen immer mehr dazu, daß die — hauptsächlich unter dem Einfluß 0 . PAKETS — zeitweilig aufgegebene Ansicht vom Verteidigungscharakter der Erdanlagen der Michelsberger Kultur wieder aufgegriffen wurde 27 ). Vor allem wird betont, daß sie in der Regel in von Natur aus geschützten Stellen liegen und der Umfang der Befestigung über den normalen Schutz des Rindes vor Raubtieren oder gewöhnlichem Diebstahl weit hinausgeht. Die Breite der Gräben, die oben zumeist über 5 m beträgt und im Urmitz bis zu 10 m reicht, läßt am Verteidigungscharakter dieser Anlage keinen Zweifel, um so mehr, als man besonders am Mittelrhein eine ständige Vervollkommnung des Befestigungssystems erkennen kann. Nach J . LÜNING ( 1 9 6 8 , S. 1 1 9 ) ist ein Ausdruck dieser Tendenz, daß in den jüngeren Phasen die Zahl der Durchlässe durch die Befestigungslinien abnimmt, was insbesondere in Untergrombach und Munzingen beobachtet wurde. Eine Akzeption der Hypothese über die Schutzfunktion der Erdbefestigungen der Michelsberger Kultur widerspricht nicht ihrer Funktion als Siedlung. Die Weitläufigkeit dieser Anlagen sowie das noch bis vor kurzem angenommene Fehlen intensiver Besiedlungsspuren innerhalb der Befestigung waren die Hauptvoraussetzungen der Annahme von Fluchtburgen 28 ). Solche Fluchtzentren konn52

ten in Gebieten mit vorherrschender Viehzucht tatsächlich notwendig werden Die extensiven Weideformen führten zu einer großen Zersplitterung und Zerstreuung der Hirtengruppen, die sich mit den Herden auf der Suche nach geeigneten Weiden weiterbewegten. Angesichts dessen konnte eine Bedrohung die Rückkehr entweder zu den Muttersiedlungen mit entsprechenden Befestigungen oder in für diesen Zweck vorbereitete Stammesfluchtburgen erforderlich machen. Die große Zahl der Eingänge, die durch die Befestigung in das Innere führen (vor allem in Mayen und Urmitz), dienten wohl dazu, in kürzester Zeit und von allen Seiten Einlaß in die Befestigung zu ermöglichen (vgl. SCHLETTE, 1954, S. 20).

Die Hypothese des Zufluchtcharakters der großen Zentren der Michelsberger Kultur stößt jedoch auf einige Bedenken. In Miel, Mayen und Urmitz wurden relativ wenige Siedlungsmaterialien gefunden ( L Ü N I N G , 1968, S. 119). Sie sind jedoch zahlreicher als angenommen wurde. Die letzten Forschungen in Urmitz haben sie erheblich vermehrt (RÖDER, 1951, S. 187f.). Die anderen Fundstellen ergeben ziemlich zahlreiche Besiedlungsfunde. Insbesondere ist zu beachten, daß sich im Material und in den Typen einiger Siedlungen (z. B. Michelsberg, Munzingen) einerseits Phasen abzeichnen, die vielleicht das Fehlen einer völligen Siedlungskonstanz anzeigen ( L Ü N I N G , 1968, S. 123f.), andererseits aber vieles eher auf eine Besiedlung über eine längere Zeit hindurch weist. Dazu gehört u. a. die Tatsache, daß in Munzingen unter den Haustierknochen, die 97,5% aller solcher Tierknochen ausmachen, die Mehrzahl, d. h. 53%, dem Rind angehört, und 32,2% auf das Schwein entfallen ( L Ü N I N G , 1968, S. 124). Eine intensive Schweinezucht dürfte ein Hinweis auf die ständige Besiedlung der Anlage sein. I n diesem Zusammenhang sei noch daran erinnert, daß die in vielerlei Hinsicht ähnlichen Befunde der Windmill Hill-Kultur Süderiglands, insbesondere in den Grafschaften Sussex und Wessex, ebenfalls — wovon die Stratigraphie der Grubenfüllung in Windmill Hill und Whitehawk zeugt — Anzeichen einer vielleicht unterbrochenen, aber langwährenden, mehrere Jahrhunderte dauernden Besiedlung aufweist (PIGGOTT, 1954, S. 27f.). In Hembury wurden auch sichere Besiedlungsspuren in Form von Hausresten innerhalb der Befestigung gefunden (PIGGOTT, 1954, S."25f., Abb. 5). Bis vor kurzem gab es nur ein einwandfreies Beispiel für eine Besiedlung innerhalb der causewayed camps. Die letzten Forschungen in Staines (Middlesex) ergaben, daß auch hier in der Befestigung ausgeprägte Spuren einer extensiven Besiedlung vorliegen (ROBERTSON-MACKAY, 1965, S. 320f.). Nach R . ROBERTSON-MACKAY sprechen die letzten Forschungen eher für befestigte Siedlungen 29 ). Die Übersicht über das neolithische Siedlungswesen Mitteleuropas ergibt für unsere Fragestellung drei Hauptfolgerungen. 1. Der gegenwärtige Forschungsstand ermöglicht es, die Errichtung der neolithischen Erdbefestigungen als eine relativ einheitliche, dauerhafte und in den verschiedenen Teilen Europas etwa gleichzeitige Erscheinung zu werten. Eine umfassende Interpretation der archäologischen Befunde ist beim derzeitigen Forschungsstand noch nicht möglich. Die Siedlungen zu schützen, ist eher ein 53

Ergebnis der Einwirkung beständiger struktureller Faktoren und nicht nur von lokal auftretenden und vorübergehenden äußeren Bedrohungen. 2. Gegenwärtig sind mindestens zwei Arten von Faktoren erkennbar. Wahrscheinlich waren die ältesten neolithischen Befestigungen einerseits mit einer Herdenviehzucht in großem Maßstab verbunden, andererseits wollte man den Besitz vor einem Verlust durch äußere Einflüsse schützen. Obwohl die Beobachtungen noch recht beschränkt sind, lassen die Pläne der Anlagen eine zunehmende Integration dieser beiden Faktoren erkennen, die sich sowohl in der Topographie als auch in der Evolution der räumlichen Anlage der Siedlungen äußert. 3. Die Interpretation 0 . P A R E T S ist also nicht abzulehnen, sondern als zutreffend, obgleich einseitig, anzusehen, nur entsprechend zu vervollkommnen und zu modifizieren. Die Hypothesen, die den neolithischen Befestigungen schematisch eine Schutzfunktion ohne wirtschaftliche Zielsetzung zuweisen, sind nicht weniger einseitig. Erst die gemeinsame Deutung der rein wirtschaftlichen und der Schutzfunktion führt nicht nur zu einer umfassenden Erkenntnis der Rolle, sondern ermöglicht auch eine nähere Erhellung des Problems der neolithischen Befestigungen. Beim gegenwärtigen Forschungsstand ist anzunehmen, daß sie die Funktion einer intensiven Entwicklung der neolithischen Viehzucht in der gemäßigten Zone Europas sind. Die Ursachen der Dauer und der Verstärkung der Befestigungen im Laufe vieler Jahrhunderte liegen wahrscheinlich nicht in der äußeren Bedrohung durch fremde Bevölkerungsgruppen, sondern in den sich ständig neu entladenen Gruppenkonflikten, die infolge der gesellschaftlichen Gütereinteilung entstanden. 4. G r ä b e r f e l d e r in i h r e r A u s s a g e zu V e r ä n d e r u n g e n der G e s e l l s c h a f t s s t r u k t u r Die Gräberfelder bilden eine der grundlegenden Quellengruppen, die uns über die Gesellschaftsstruktur der neolithischen Bevölkerung Auskunft geben. Die Interpretation der Gräberfelder als Methode der Klassifizierung und als Maßstab der gesellschaftlichen Differenzierung von Menschengruppen ist sehr kompliziert und führt nicht immer zu einheitlichen Ergebnissen. Es ist schon lange bekannt, daß die in den Gräbern enthaltene Ausstattung der Toten keinen genauen Querschnitt der Gegenstände bildet, die sie zu Lebzeiten benutzten, sondern nur eine subjektive, bewußt gestaltete Auslese sind, die durch die in der betreffenden Gruppe herrschenden Jenseitsvorstellungen bestimmt wurde. So kann die mangelnde Ausstattung des Toten mit Gebrauchsgegenständen auch das Ergebnis einer bestimmten materiellen Situation der Gruppe oder der bei ihr bestehenden Verbote oder Einschränkungen, Beigaben mitzugeben, sein. Treten solche Beigaben auf, so stellen sie eine bestimmte positive Auslese der von einer bestimmten Gesellschaft benutzten Gegenstände dar (EGGERS, 1959, S. 264f.). Ist diese gesellschaftlich nach bestimmten Gesichtspunkten differenziert, z. B . hinsichtlich der ausgeführten Beschäftigungen, durch den Besitz, die gesellschaftliche Funktion oder auch durch die Anwesenheit eines fremden ethnischen Elementes, kann 54

diese Differenzierung die Kriterien der Beigabenauswahl innerhalb einer jeden Gruppe in gewissem Maße bestimmen und ein mehr oder minder genaues Bild der gesellschaftlichen Schichtung im Gräbermaterial verkörpern. . Ein anderer Faktor, der bei der Widerspiegelung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Gräbermaterial berücksichtigt werden muß, ist die besondere Form der darin enthaltenen Aussage. Dièse Materialien spiegeln die gesellschaftliche Wirklichkeit nur mittelbar wider. Infolge des erstarrten Bestattungsrituals stellen die Beigaben einen ausgelesenen Bestand dar, der manchmal mehr über einen bestimmten Ausschnitt des ideologischen Überbaues als über die damaligen Realien des gesellschaftlichen Lebens Auskunft gibt. Diese Frage bedarf weiterer systematischer Forschungen. Wir verfügen aber schon heute über die entsprechenden Angaben, um feststellen zu können, daß die Änderungen in der Bestattungssitte mit dem sich entwickelnden Formen der Gesellschaftsordnung nicht ganz parallel laufen und mit ihnen.nicht genau zu synchronisieren sind. Unter Beachtung dieser Schwierigkeiten und Einschränkungen wollen wir das Gräbermaterial des Donauländischen Kreises und der Trichterbecherkultur kritisch näher untersuchen. Die geringe Zahl der bandkeramischen Gräber schränkt unser Gesichtsfeld wiederum ein. Es steht aber doch ein gewisses Material zur Verfügung, das einen Einblick in die Struktur der Gräberfelder gestattet. In der Linienbandkeramik ist bereits eine Anzahl von recht entwickelten Elementen der Bestattungssitte zu erkennen (vgl. FISCHER, 1956, S. 24f., 251; S T E K L Ä , 1956, S. 697f. ; H Ä U S L E R , 1964a, S. 771 f. ; KULCZYCKA-LECIEJEWICZOWA, 1968, S. 81 f.). Die Toten wurden in der Regel in einer entsprechend vorbereiteten Grabgrube, oft innerhalb der Siedlung, in Hocklage mit einer bestimmten Orientierung niedergelegt. Die meisten Gräber weisen keinerlei Beigaben auf. Einem Teil der Toten wurden Tongefäße, Schmuck und Geräte beigegeben. Es handelt sich um Flachgräber ohne Steinschutz. Der Totenkult scheint noch keine so große Rolle wie in den späteren Kulturen zu spielen (FISCHER, 1956, S. 251). Dafür spricht die recht zufällige Verteilung der Gräber innerhalb der Siedlung sowie die sekundäre Verwendung der ursprünglich verwendeten Gruben für andere Zwecke30). Die Gräberfelder der Linienbandkeramik sind in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet zumeist auffallend gleichförmig, was sowohl die Bestattungssitte als auch die Ausstattung betrifft. Das dürfte der noch undifferenzierten Gesellschaftsstruktur des Frühneolithikums entsprechen. Die ersten archäologisch greifbaren Spuren einer Differenzierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur der Bevölkerung treten erst in den jüngeren Phasen des Donauländischen Kreises auf. Sie sind von zweierlei Art. Die erste betrifft die kulturelle Differenzierung zwischen ganzen Gräberfeldern, die zweite Unterschiede zwischen den einzelnen Gräbern des gleichen Bestattungsplatzes. Als ein Beispiel für den ersten Fall kann angesehen werden, daß in der Stichbandkeramik außer gehockten Skeletten auch ganze Gräberfelder mit Skeletten in Strecklage auftreten, z. B. in der Hinkelstein-Gruppe am Rhein 31 ). Noch früher, in der Endphase der Linienbandkeramik, treten in den Gräberfeldern außer

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Körperbestattungen sporadisch auch Brandbestattungen auf 32 ). In der Stichbandkeramik gibt es Brandbestattungen in Deutschland, Böhmen und Polen. In Polen treten sie nur sporadisch auf. In Böhmen und Deutschland gibt es dagegen ganze Brandgräberfelder, z. B. in Prag-Bubenec und in Arnstadt (KAHLKE, 1954, S. 90f., 134). Die Körperbestattung ist jedoch ebenso verbreitet. Brand- und Körperbestattungen treten auch in den Siedlungen auf. Wir finden außer Einzelbestattungen vereinzelte Sammelgräber. Das Bestattungsritual ist differenzierter als in der Linienbandkeramik. Eine beträchtliche Differenzierung der Bestattungssitte zeigen die Gräberfelder der Rössener Kultur und der Lokalgruppen der Lengyelkultur. Körperbestattungen treten hier neben Brandbestattungen auf, gehockte neben gestreckten Skeletten. In der Ausstattung einzelner Gräber dieser Zeit sind beträchtliche Unterschiede vorhanden. In Rössen ließen sich zwei Gräbergruppen feststellen. Die erste weist Hacken oder Pfeilspitzen auf, die zweite Marmorarmbänder. Beide Gruppen entsprechen sich zahlenmäßig. Nach U. F I S C H E R ( 1 9 5 6 , S . 38f.) geht die Differenzierung der Ausstattung einer Aufteilung nach dem Geschlecht der Toten parallel. K . J A Z D Z E W S K I deutet die Unterschiede in der Ausstattung der LengyelGräber von Brzesc Kujawski sowie in einigen anderen Gräberfeldern dieser Kultur in Polen auf ähnliche Weise 33 ). Zur Ausstattung der Männer gehörten Hirschgeweihäxte, Knochendolche, Pfeilspitzen, Messer aus Wildschweinhauern, einige Typen von Silexgeräten sowie Halsschmuck aus binokelförmigen oder schildförmigen Anhängern. Zu typischen Frauenbeigaben gehörten dagegen reich geschmückte Knochenarmbänder, Halsketten aus Hauern und Zähnen vom Auerochs, vom Wolf und Wildschwein sowie Perlenkolliers. Es ist sehr interessant, daß in Brzeäc Kujawski, Rössen, Lengyel, Tibava und Zengövarkony sowie in einigen anderen großen Gräberfeldern des Donauländischen Gebietes 12—26% der Gräber Geweih-, Stein- oder Kupferäxte aufweisen, die zumindest eher als Waffen und nicht als Arbeitsgeräte zu deuten sind (ZAPOTOCKY, 1966, S. 184f.; vgl. auch GARASANIN, 1956, S. 205f.). Wenn diese Deutung zutrifft, liegt hier der Ausdruck einer besonderen gesellschaftlichen Stellung der Gruppen der bewaffneten Männer innerhalb der die Gräberfelder benutzenden Gemeinschaften vor. Mit der Herausbildung der Trichterbecherkultur treten neue, in Mitteleuropa bisher unbekannte Grabformen auf. Das sind in der Baalberger Gruppe die ersten Hügelgräber sowie Gräber mit Steinschutz. Diese neuen Formen sind seltener als die Flachgräber, aus denen sich die Mehrzahl der bekannten Gräberfelder der Baalberger Gruppe zusammensetzt. Bis auf einige Sammelgräber, die vornehmlich innerhalb von Siedlungen liegen, finden wir in der Baalberger Gruppe Einzelgräber. Die Toten wurden — wie im Donauländischen Kreis — als Hocker bestattet. Sie lagen fast ausschließlich auf der rechten Seite, in der Ost-West-Achse mit dem Gesicht nach Norden oder (in der jüngeren Phase) nach Süden (PREUSS,' 1966, S. 38f.).

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Durch das Auftreten der Hügelgräber der Baalberger Gruppe unterscheidet sich diese Frühphase der Trichterbecherkultur stark vom Donauländischen Kreis (PREUSS, 1966, S. 39), dem Bestattungen mit Steinschutz sowie Erdaufschüttungen fremd sind. Es ist zu beobachten, daß Hügelgräber sogar in den jüngsten Gruppen dieses Kreises unbekannt sind, die, wie die Gaterslebener Gruppe und die Rössener Kultur in Mitteldeutschland, die Baalberger Gruppe zeitlich berühren (PREUSS, 1966, S. 39). Die Baalberger Hügel weisen gewisse Beziehungen zu den sog. Kujawischen Gräbern auf. So war im Hügel von Latdorf-Pohlsberg in Mitteldeutschland die Steinkammer mit den Resten des Toten an drei Seiten trapezförmig von einer Steinkonstruktion umgeben, die ihre nächsten Parallelen in Kujawien findet 34 ). Die nordwestpolnischen Gräber mit Erdaufschüttung weichen stark von denjenigen der Baalberger Gruppe ab. Wir finden recht differenzierte Erdaufschüttungen, die rechteckig, trapezförmig oder dreieckig, in seltenen Fällen rund sind ( C H M I E L E W S K I , 1952, S. 15f.; J A Z D Z E W S K I , 1965, S. 88f.). Die häufigste Gruppe besteht aus den Kujawischen Gräbern mit ihren zwei geschlossenen Territorialgruppen in Pyrzyce sowie in Kujawien im Kulmer Land 35 ). Im Gegensatz zur Baalberger Gruppe wurden die Toten als Strecker beigesetzt. Mit Ausnahme der Grabstätte von Sarnowo sind das Einzelbestattungen, doch kann ihre Anzahl in einem Hügel bis zu 10 betragen (z. B. Hügel 2 in Swierczynek, pow. Nieszawa). Ähnlich wie in der Baalberger Gruppe machen die Hügelgräber der Trichterbecherkultur auch in Polen im Verhältnis zu den in dieser Kultur vorherrschenden Flachgräbern nur einen verschwindenden Bruchteil aus. Ferner sind sie räumlich nur auf den Nordteil der sog. Ostgruppe beschränkt und treten auf dem Gebiet der Südgruppe nur ausnahmsweise auf 36 ). J . P R E U S S (1966, S. 40) läßt bei der Besprechung der Baalberger Gräberfelder ihre gesellschaftliche Interpretation weiterhin offen. Nehmen wir die Ausstattung der Gräber mit Beigaben als Ausgangspunkt, so treten wesentliche Unterschiede kaum auf, und ihre Verteilung ist zu unregelmäßig, um daraus auf Gruppen mit einer besonderen gesellschaftlichen Stellung innerhalb der Gemeinschaft zu schließen (vgl. auch FISCHER, 1956, S. 48f.). Die Ausstattung der Toten mit Keramik, Waffen und Schmuck, die einer von uns schwer zu deutenden Auswahl unterworfen war, können nicht als alleiniges Anzeichen der gesellschaftlichen Stellung des Toten gewertet werden. Die herausfallende Art der Bestattung kann jedoch von erheblicher Bedeutung gewesen sein. Deshalb nehmen U. F I S C H E R (1956, S. 48f., 54) und J . P R E U S S (1966, S. 40), die beider soziologischen Deutung zurückhaltend und sehr vorsichtig sind, an, daß die Hügel mit den stattlichen Grabkammern (z. B . Baalberge, Latdorf-Pohlsberg) eine Sonderstellung besitzen und eine besondere gesellschaftliche Position der dort bestatteten Personen anzeigen. Das sind die ältesten Gräber dieser Art in Mitteldeutschland. Diese Erscheinung findet im gleichen Gebiet eine Fortsetzung in den Gräbern der Salzmünder Gruppe, z. B . im Hügelgrab von Hadmersleben, Kr. Wanzleben, mit einer aus Steinen errichteten kuppeiförmigen Grabkammer, worin der Tote mit einem Messer und einer Axt lag (MILDENBERGER, 1953, S. 29f.; 57

F I S C H E R , 1956, S. 82f.). Dieses Grab besitzt nach U. F I S C H E R (1956, S. 67) einige Züge, wie sie später in den „Fürstengräbern" der Aunjetitzer Kultur auftreten. Die soziologischen Aspekte der großen kuj awischen Monumentalgräber sind nicht minder interessant. K . J A Z D Z E W S K I meint mit Recht, daß bisher noch keine zufriedenstellende soziologische Interpretation dieses Phänomens möglich ist. Er stellt starke zeitliche und räumliche Unterschiede in der Hügelbestattung der Trichterbecherkultur fest und meint, „die großen Megalithgräber sind eher Ausdruck bestimmter lokaler und zeitlicher Differenzierungen im Glaubenssystem dieser Bevölkerungsgruppen als von gesellschaftlichen Unterschieden abhängig. Trotzdem sind diese Grabformen als Merkmal einer patriarchalischen Gentilgesellschaft zu werten" (JAZDZEWSKI, 1965, S. 89). Die Errichtung der gewaltigen Erdaufschüttungen über den Gräbern wurde zu einem wesentlichen Element des Grabbaues, das mit den religiösenVorstellungen der Trichterbecherkultur zusammenhängt. Es fällt jedoch schwer, die Differenzierungen des Grabbaues, wie es U. F I S C H E R (1965, S. 245) vertritt, auf rein rituelle, mit dem Einfluß der Megalithidee verbundenen Vorstellungen zurückzuführen. Das religiöse Motiv war hierbei anscheinend eng mit dem gesellschaft-

lichen verbunden (vgl. HENSEL, 1951, S. 21, sowie FISCHER, 1956, S. 244). Die

kuj awischen Gräber gehören zu den monumentalsten Grabbauten Polens. Sie sind manchmal bis zu 100 m lang. Der Rauminhalt beträgt bis zu 1000 m 3 unter einer Erdaufschüttung, die mit Findlingen verstärkt ist, deren Gesamtgewicht 100 Tonnen erreicht (vgl. HENSEL, 1951, S. 21). Die Grabhügel, die eine gut organisierte, langandauernde Kollektivarbeit erforderten, kann man als Anzeichen einer gesellschaftlichen Sonderstellung der darin — besonders im Zentrum — Bestatteten ansehen. Es muß aber bei dieser allgemeinen Feststellung bleiben. Das Fehlen systematischer, umfassender Komplexarbeiten hat zur Folge, daß unsere Kenntnis der soziologischen Problematik der neolithischen Gräberfelder immer noch höchst ungenügend ist und die Schlußfolgerungen noch sehr begrenzt sind 37 ). Das gilt insbesondere für die Lücken in der Kenntnis der Anlage von Gräberfeldern und einer auf der Gesamtheit des Materials beruhenden Statistik aller Gräber einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Ohne diese Angaben, die die Grundlage jeglicher Interpretation sind, kann das Problem der Gesellschaftsstruktur in der Trichterbecherkultur nicht richtig behandelt werden. Bei der derzeitigen Sachlage gilt zusammenfassend festzustellen, daß es in der Bestattungssitte der ältesten neolithischen Kulturen an in die Augen fallenden Unterschieden in der Ausstattung der einzelnen Gräber mangelt, während die dennoch auftretenden Differenzen auf die Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen zurückzuführen sind. Dabei können jeweils reicher ausgestattete Gräber erkannt werden, die U. F I S C H E R (1956, S. 245) als eine sich herausbildende Sippenelite deuten möchte. Hier liegen aber keine allzu bedeutenden Unterschiede vor. Einerseits handelt es sich um Männergräber mit Äxten, andererseits um Frauengräber mit Schmuck. Die Unterschiede in der Ausstattung von Männergräbern mit Waffen in der Rössener Kultur und in der Schnurkeramik bringt U. F I S C H E R (1956, S. 245) mit hypothetischen militärischen Einteilungen 58

der Krieger in Verbindung. Es ist interessant, daß diese relativ unbedeutenden Unterschiede in der Aunjetitzer Kultur verschwinden und dafür „Fürstengräber" auftreten, die sich von der Masse der übrigen Bestattungen stark abheben. Die geringste Differenzierung der Ausstattung weisen die Gräber der Linienbandkeramik auf. Kulturen, die an das Ende des Donauländischen Kreises gehören, ergeben ein viel komplizierteres Bild. Hier lassen sich Männer- und Frauengräber mit jeweils einigen reicher ausgestatteten Toten unterscheiden. Es sei hinzugefügt, daß zugleich eine starke Entwicklung der Bestattungssitten stattfand, die immer differenzierter wurden. I n der Trichterbecherkultur halten sich weiterhin große Unterschiede von Ausstattung und Grabsitte. Zugleich treten die — im Donauländischen Kreis völlig unbekannten — ersten monumentalen Hügelgräber Mitteleuropas auf ( M I L D E N B E R G E R , 1953, S. 88f.). Bei der Hügelgrabsitte spielt auch ein Einfluß eine Rolle, der die bestehenden Differenzierungen der gesellschaftlichen Stellung in den Gemeinschaften zum Ausdruck brachte, die von den neuen Glaubensvorstellungen beeinflußt wurden. Von diesem Standpunkt sind die Hügelgräber in der Baalberger Gruppe sowie in der Ostgruppe der Trichterbecherkultur nicht nur als Ausdruck der Verbreitung neuer Ideen zu werten, die sich in einer Änderung des Grabrituals äußerten, sondern auch als ein archäologischer Hinweis auf die fortschreitende gesellschaftliche Aufgliederung. Im Gegensatz zu den Kulturen des späten Donauländischen Kreises, wo sich die Differenzierung lediglich anbahnt, ergibt das Gräbermaterial der Trichterbecherkultur ein eindrucksvolles, wenn auch bisweilen verzerrtes Bild der gesellschaftlichen Differenzierung. Es kann nicht unkritisch übernommen werden, da hierbei schwer faßbare Faktoren des Bestattungsrituals mitspielen. Es wäre aber falsch, die gesellschaftliche Aussage dieser Erscheinung zu unterschätzen 38 ). 5. D e r m i t t e l e u r o p ä i s c h e H o r i z o n t d e r ä l t e s t e n S t r e i t ä x t e Die hier zu besprechenden Steinerzeugnisse sind keine einfachen Arbeitsgeräte. Es sind'spezialisierte Waffen, die sicher zugleich die Funktion eines Machtsymbols für den Träger gegenüber den anderen Mitgliedern der Gentilgesellschaft besaßen. Zahlreiche Funde sind deshalb nicht so sehr mit der wirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen zu verbinden, obwohl sie manchmal auch diese Funktion haben konnten, sondern vor allem mit den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir wollen hier die gesellschaftliche Aussage der ältesten Streitäxte behandeln. Die Problematik der Streitäxte wird im Zusammenhang mit dem europäischen Neolithikum bereits seit 35 Jahren diskutiert (vgl. Ä Y R Ä P Ä Ä , 1933, S. lf., sowie F O R S S A N D E R , 1933). Sie haben einem ganzen, über große Teile Europas verbreiteten äneolithischen Kulturkomplex den Namen gegeben. Es hat sich jedoch erwiesen, daß sie nicht nur in den so benannten Kulturen des „Streitaxtkreises" verbreitet sind. Sie haben eine weitere räumliche und zeitliche Ausdehnung, andererseits umfassen sie nicht die ganze „Streitaxtkultur" (vgl. die letzten Forschungsergebnisse von Z A P O T O C K Y , 1966, S. 172f.). Worauf bereits K. J A Z D 59

(1938, S. 101) aufmerksam machte, daß die verwendete Kulturterminologie unzutreffend ist, wurde im Lichte der neuesten Forschungen ganz deutlich. Uns interresiert aber nur ein anderer Aspekt dieser Frage, nämlich die Anfänge in der Verbreitung der ältesten Streitaxtgruppe. Soweit uns bekannt, kennen die Bandkeramiker lange Zeit hindurch keinerlei Äxte. Durch die letzten Forschungen von M. ZAPOTOCKY (1966, S. 178f.) tritt die älteste Fundgruppe, der man die Funktion von Waffen zuschreiben kann, erst am Ende des Donauländischen Zyklus, in der Stichbandkeramik (mittlere Phase), in der Rössener Kultur und in der Lengyel-Kultur auf. Das sind Hammeräxte aus* Stein und Geweih, deren Formen zunächst von den gewöhnlichen Arbeitsgeräten nicht stark abweichen, so daß deshalb die Deutung als Waffen in vielen Fällen strittig ist. Erst die späte Lengyel-Kultur weist Steinäxte auf, deren Profilierung, Schneidenform, Verzierung sowie andere formale Merkmale deutlich machen, daß sie nicht als Arbeitsinstrument dienten. Es wird allgemein angenommen, daß außer den Steinäxten auch die spätneolithischen Geweihäxte Waffen waren. In Brzesc Kujawski treten sie nur bei Männern auf ( J A Z D Z E W S K I , 1938, S. 39f.). In Tiszapolgar-Basatanya in Ungarn fand man Geweihäxte nur bei erwachsenen Männern, denen niemals Steinäxte beigegeben wurden. I. B O G N A R - K U T Z I A N (1963, S. 312) hebt ihre Lage im Grab (an der rechten Schulter) hervor und vermutet, sie hätten eher als Waffen und nicht als Werkzeug gedient. Streitäxte aus Stein und Geweih treten nach M. ZAPOTOCKY (1966, S. 184; vgl. auch Garasanin, 1956, S. 205f.) in den einzelnen großen Gräberfeldern in folgendem Prozentsatz auf: ZEWSKI

Brzeäc Kujawski Lengyel Rössen Tibava Zengövarkony

20% der Gräber (Geweihäxte) 26,5% der Gräber (Stein- und Geweihäxte) 15% der Gräber (Steinäxte) 12% der Gräber (Kupferäxte) 17,5% der Gräber (Steinäxte).

Das bedeutet, daß sie in den Endphasen des Neolithikums die typische Ausstattung der meisten erwachsenen Männer bilden (ZAPOTOCKY, 1966, S. 185). Daß es sich, wie man zumeist feststellen kann, um Waffen und nicht um Geräte handelt, zeigt die allmähliche typologische Entwicklung dieser Funde, die im Laufe der Zeit die Merkmale von Arbeitsgeräten zugunsten einer individuellen, für Waffen spezifischen Schmuckform einbüßen. In die Endphase des Donauländischen Kreises, insbesondere in die Zeit der verschiedenen Lengyelgruppen, fällt dann die Verbreitung von immer spezialisierteren Formen der ältesten Streitäxte in Europa. Die Verbreitung der Streitäxte nimmt mit der Herausbildung der Trichterbecherkultur und verwandter Gruppen zu. Vom Gebiet der nachdonauländischen Kulturen sind bereits tausende von Exemplaren bekannt. Zugleich ist ihre typologische Weiterentwicklung und eine Formendifferenzierung zu erkennen. Im Gegensatz zu den Funden des Lengyelkreises entwickelte sich die typologische Hauptform der Streitäxte der Trichterbecherkultur zweifellos unter dem 60

Einfluß kupferner Vorbilder (JAZDZEWSKI, 1936, S. 271 f.). Davon spricht insbesondere die ausgeprägte Schneide, die Symmetrie sowie verschiedene Schmuckelemente39). Die Äxte der Trichterbecherkultur lassen sich in verschiedene Typen gliedern, die sich wiederum in Varianten aufteilen lassen. Das bezeugt eine starke Differenzierung und allmähliche Individualisierung der Formen. Wir finden in der Trichterbecherkultur die ersten Miniaturäxte aus Ton, Stein und Bernstein Europas, die sicher ein Ausdruck der zunehmenden kultischen und rituellen sowie gesellschaftlichen Punktion der Äxte sind. Es ist schwer zu entscheiden, ob es einen Axtkult gab, wie das K . JAZDZEWSKI (1965, S. 89) annimmt.

Es steht jedoch außer Zweifel, daß die neolithischen Steinäxte in der Trichterbecherkultur erstmalig zu einer spezialisierten Waffenform wurden und einen wesentlichen Bestandteil der Bewaffnung darstellten. Die Streitäxte spielten ferner, wie sich aus zahlreichen Analogien ergibt, als Machtsymbol in der Gentilgruppe eine wichtige Rolle. Das Auftreten und die Verbreitung dieser spezialisierten Waffe ist ein weiteres Anzeichen der stattgefundenen gesellschaftlichen Änderungen. Im Zusammenhang mit den anderen Quellengattungen, die uns über Änderungen in der gesellschaftlichen Gütereinteilung und der damit zunehmenden Gruppenkonflikte informieren, gewinnen sie eine erhöhte Aussagekraft. Nach M. ZAPOTOCKY40) ist das Auftreten der ältesten Streitäxte in Mitteleuropa und etwas später (mit Ausnahme von Griechenland) auf dem Balkan mit der Herausbildung der patriarchalischen Gesellschaftsordnung zu verbinden. Trifft diese Interpretation zu, zeigt die Kultur der bemalten Keramik und der Stichbandkeramik eine sehr entscheidende Zäsur in der Entwicklung der mitteleuropäischen neolithischen Gemeinschaften.

II. Der Austausch als spezielle Form der gesellschaftlichen Güterverteilung 1. Selbstgenügsamkeit, Spezialisierung, A r b e i t s t e i l u n g In der wissenschaftlichen Literatur wird immer häufiger angenommen, daß der frühneolithischen Gesellschaft außer der geschlechtlichen Arbeitsteilung weiter fortgeschrittene Formen der Spezialisierung in der Produktion fremd waren. „Nicht nur jeder Haushalt, sondern auch jedes kleine Dorf" — schrieb V. G.

CHILDE (1963, S. 60—62) — „war selbstgenügsam. Es baute Nahrungspflanzen

selbst an und konnte alle erforderlichen Werkzeuge aus Rohstoffen herstellen, die gleich zur Hand waren, besonders aus Stein, Knochen, Holz, Ton usw. Diese potentielle Selbstgenügsamkeit und der vollständige Mangel an Spezialisierung sind spezifische Merkmale der Epoche der Barbarei während der jüngeren Steinzeit, im Gegensatz zur Zivilisation und höheren Barbarei in der Metallzeit... Wahrscheinlich verharrte aber keine der neolithischen Gemeinschaften genau in dem eben angeführten Zustand. Selbst in den ältesten neolithischen Dörfern und Grabstätten wurden Gegenstände gefunden, die von weit her stammten ... So 61

gab es die Selbstgenügsamkeit der neolithischen Gesellschaft mehr als Möglichkeit denn als Realität". Einzelne Teile dieser prinzipiell zutreffenden, jedoch allgemeinen Charakterisierung bedürfen jedoch einer chronologischen Zuordnung. Im Gesamtgebiet der Linienband- und Stichbandkeramik läßt sich nach bisheriger Kenntnis zumeist eine beachtliche Einheitlichkeit des Kulturinventars der einzelnen Fundstellen und in ihnen innerhalb der einzelnen Siedlungs- und Grabkomplexe feststellen. In den Siedlungen sind zumeist keine bedeutenden gesellschaftlichen Unterschiede der Ausstattung der einzelnen Häuser und bei den Gräberfeldern im Inventar der einzelnen Bestattungen zu erkennen. Die ständig wiederkehrende Fundverteilung läßt mit großer Wahrscheinlichkeit einerseits den Mangel einer jeglichen gesellschaftlichen Arbeitsteilung (innerhalb bzw. zwischen den Gruppen) und andererseits die gleichmäßige Verteilung der Güter zwischen allen Mitgliedern der betreffenden Gemeinschaft erkennen. Das Quellenmaterial zeigt eindeutig, daß die Einwohner eines bandkeramischen Großhauses eine selbständige wirtschaftliche Einheit bildeten, die alles herstellte, was für die Ernährung und für den Alltagsbedarf notwendig war. Die Struktur der Funde zeigt zugleich, daß auch in der Konsumtion völlige Gleichheit herrschte. Der Donauländische Kreis ist also somit ein gutes (und im urgeschichtlichen Mitteleuropa auch das einzige!) archäologisches Beispiel für homogene Gemeinschaften, die prinzipiell weder Arbeitsteilung noch eine Differenzierung der gesellschaftlichen Güterverteilung kannten. Das war ein nahezu ein Jahrtausend währender Abschnitt der stetigen Entwicklung von Gemeinschaften, deren Existenz auf der produzierenden Wirtschaft beruhte, die aber noch nichts von den gesellschaftlichen Folgen erfuhren, welche die allmähliche Entwicklung der Produktion mit sich brachte. Diese Folgen kamen erst bei den Gemeinschaften, die am Ende des Donauländischen Zyklus standen, zur Geltung. Die ersten, ihrem Umfang nach noch unbedeutenden, aber sich doch deutlich abzeichnenden Grundlagen der Spezialisierung der Produktion zwischen und in gewissem Maße auch in den Gemeinschaften fallen ganz an das Ende des Donauländischen Zyklus, und eine fühlbare Zunahme dieser Prozesse ist erst in der Trichterbecherkultur und in den verwandten Gruppen zu beobachten. Die gesellschaftliche Arbeitsteilung, deren archäologisch greifbare Anfänge in die Zeit der Herausbildung des europäischen Äneolithikums fallen, insbesondere der Trichterbecherkultur und der verwandten Gruppen Mittel- und Nordeuropas, lassen sich von zwei Hauptgesichtspunkten her betrachten. Der erste beinhaltet die Arbeitsteilung zwischen den Gemeinschaften, nicht in ihnen. Das ist die der individuellen Spezialisierung vorangehende wirtschaftliche Differenzierung der Bevölkerung bestimmter Gebiete und ihre Aufgliederung je nach dem Typ der betriebenen Beschäftigungen 41 ). Eigentümlichkeiten der voneinander differenzierten Wirtschaftstypen 48 ) waren z . B . : das Vorherrschen von Bodenbau gegenüber der Viehzucht bei bestimmten Lokalgruppen oder Stämmen, die Ausbeutung der auf dem eigenen Gebiet vorhandenen und die Suche nach an anderer Stelle vorliegendem Rohstoff, eine spezialisierte Jäger- und Fischerwirtschaft usw. 62

Das Problem der Existenz und der Größe des wirtschaftlichen Überschusses43) ist schon lange Gegenstand der Forschung. Hier erhebt sich zugleich die Frage, inwieweit diese par excellence gesellschaftliche Seite der Wirtschaft archäologischen Beobachtungen zugänglich ist. Die Archäologie stößt hier auf große Schwierigkeiten. Sie ergeben sich sowohl aus dem Quellenmangel als auch ihrer speziellen Erscheinungsform. Vor allem ist der Umfang, in den älteren Abschnitten manchmals sogar das Vorliegen eines wirtschaftlichen Überschusses selbst, nicht auf eine Weise greifbar, um eine direkte Bewertung zu ermöglichen. Für die älteren Perioden sind nur großzügige qualitative Schätzungen möglich. Sie betreffen den Produktionsanstieg über den direkten Bedarf der Produzenten hinaus und die große Verbreitung von Erzeugnissen bestimmter Produktionszentren in einem Gebiet und die massenhafte Produktion einer Werkstatt. Erst wenn der relativ regelmäßig erzielte wirtschaftliche Überschuß einen gewissen Schwellenwert übersteigt und zu einem konstanten Wirtschaftsfaktor wird44), kommt er recht deutlich zur Geltung: das, was man über den unbedingt notwendigen Verbrauch hinaus erzielt, wurde entweder angehäuft oder Gegenstand des Austausches. Bestimmte Aspekte dieser Handlungsweise sind in dem uns zugänglichen Material greifbar. Wir stellen die Entwicklung des Austausches zunächst zurück und konzentrieren uns auf die erste Frage. Bei der Akkumulation von wirtschaftlichem Überschuß ist bekanntlich mit der allmählichen Entstehung von zwei qualitativ verschiedenen Formen zu rechnen (MARX, 1969), wovon jede in dem uns zugänglichen Quellenmaterial ihren Niederschlag findet. Die erste ist eine niedrigere Entwicklungsstufe und beruht auf der einfachen Akkumulation von Bedarfsgütern. Sie wird hierbei direkt durch die Form der Produkte bestimmt; so werden Lebensmittel in entsprechenden Behältern gesammelt (es betrifft hier nicht die Konservierung der Lebensmittel zum Verbrauch, sondern die Akkumulation in Mengen, die einen direkten Verbrauch verbieten), die Akkumulation von Rindern erforderte entsprechende wirtschaftliche Maßnahmen und Mittel, um sie vor Raub zu schützen (darin lag eine Funktion der befestigten Siedlungen), der spezialisierte Hersteller von Feuersteinerzeugnissen, der Schmied oder Kupfergießer akkumulierte die Produkte der eigenen Arbeit. Allgemein gesehen ist das die Akkumulation von Produkten entweder in Form von Gebrauchswerten oder Tauschwerten. Die zweite, höherentwickelte Form der Akkumulation beinhaltet nicht direkte Verbrauchsgüter, sondern diejenigen, die für die betreffende Gruppe einen konstanten, gesellschaftlich anerkannten Wert darstellten. Es sind nicht mehr der Gebrauchswert und nicht das Verlangen nach Austausch, die dabei entscheidend sind. Gegenstand der Akkumulation sind jetzt zumeist Tauschprodukte, gewöhnlich importierte Waren. Das Ziel besteht in der möglichst großen Akkumulation von materialisierten Werten in Form von gesellschaftlich besonders stark gefragten Gütern, die ein allgemeines Äquivalent sind45). Im mitteleuropäischen Neolithikum und Äneolithikum liegen nur Teilformen dieser Erscheinung vor 46 ), die aber besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Es sind

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die Vorläufer der wichtigen sozialökonomischen Vorgänge, die in der mitteleuropäischen Bronzezeit sehr bedeutend sind. Das bezieht sich auf die Gesamtheit der Wirtschaftsverhältnisse des europäischen Spätneolithikums und Äneolithikums. Jetzt tritt die regionale wirtschaftliche Differenzierung, insbesondere in der Trichterbecherkultur, auf, worin die Keime der gesellschaftlichen Arbeitsteilung zwischen Bodenbau und Viehzucht zu sehen sind. Sie nahm in der gemäßigten Zone Europas allerdings nie radikale Formen an und wurde auch nicht voll realisiert. Deshalb sprechen wir nicht von der Entstehung der Hirtenviehzucht als eines besonderen Wirtschaftszweiges, sondern nur von bestimmten Formen der regionalen Spezialisierung auf die Herdenviehzucht. Außerdem liegt eine ausgeprägte Tendenz zur Gruppenspezialisierung im Silexbergbau und in der Silexbearbeitung vor. Daneben bestehen die ältesten Formen der individuellen Spezialisierung bei der Bearbeitung des ersten Metalls, von Kupfer, dessen Bedeutung in der äneolithischen Wirtschaft seit der Lengyel-Kultur allmählich, wenn auch nicht kontinuierlich zunahm. Es sind also Anfänge einer wirtschaftlichen Dynamik vorhanden, welche Prozesse einleiten, die auch die Bronzezeit umfassen. 2. A r c h ä o l o g i s c h e Zeugnisse des A u s t a u s c h e s im D o n a u l ä n d i s c h e n K r e i s Der Austausch zieht stärker als andere Seiten der gesellschaftlichen Tätigkeit die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich. Archäologen und Ethnographen haben eine solche Materialfülle beigebracht, daß schon Versuche einer allgemeinen Typologie der einzelnen Entwicklungsformen des urtümlichen Austausches unternommen wurden. Sie sind jedoch nur in geringem Umfang geeignet, eine einheitliche Erklärung der vielen empirisch festgestellten Tatsachen zu liefern, die diese Gemeinschaften direkt betreffen. In letzter Zeit hat die Diskussion zwischen H. BECHTEL (1951) und M. JAHN (1956) wie auch die letzte Arbeit von B. STJERNQUIST (1967) ergeben, wie viele Probleme noch der Erklärung harren. Man muß J . SZTETYLLO (1961, S. 813) zustimmen, daß die immer wieder aufgegriffene Problematik der Entwicklung sowie des Wesens des Austausches letzlich Ausdruck der Ungelöstheit der Fragen ist. Es gibt in der europäischen Archäologie noch keine Arbeit, die wenigstens die Hauptaspekte dieser Problematik, die so viele Kontroversen auslöst, erschöpfend und systematisch behandelt. Dabei ruft selbst die Beurteilung einiger spezieller Erscheinungen des Austausches viele Deutungsschwierigkeiten hervor. Deshalb sei hier nicht die ganze Problematik des neolithischen Austausches Mitteleuropas besprochen, da das einer umfassenden Monographie bedürfte. Wir beschränken uns auf die allgemeine Charakterisierung der archäologischen Zeugnisse des Austausches im Donauländischen Kreis und im Äneolithikum Mitteleuropas. Seit den Forschungen W. BUTTLERS Ende der 30er Jahre gilt der aus Muscheln von spondylus gaederopus hergestellte Schmuck als ein besonders anschauliches Beispiel des frühneolithischen Austausches. Diese Muscheln kommen aus dem Mittelmeergebiet und vom Schwarzen Meer über den Balkan nach Mitteleuropa 64

und sporadisch sogar nach Ostfrankreich ( B U T T L E R , 1938, S. 56; J A H N , 1956, S. 29f.). Die Verbreitung des Spondylusschmucks kann nicht durch .eine Wanderung neolithischer Siedler vom Südosten nach Mitteleuropa erklärt werden, wie J . G . C L Ä R E (1957, S . 285f.) annahm. Neue kritische Quellenbearbeitungen widersprechen einer solchen Wanderung. Die allgemeine Verbreitung dieses Schmuckes im Donauländischen Gebiet und in der Lößzone Mitteleuropas wie auch die Zeitstellung der Funde zeigen einen konstanten Zustrom der Spondylusmuscheln über fast das ganze bandkeramische Gebiet entlang der Donau. (Abb. 10). Eine andere auffällige Fundgruppe der Donauländischen Kulturen, die wahrscheinlich mit dem Austausch in Verbindung steht, stellen die Depots (Hortfunde) von Rohstoffen, Halbfabrikaten oder fertigen Steinerzeugnissen, besonders an sog. Schuhleistenkeilen oder Flachhacken 47 ) dar. Aus Mitteleuropa kennen wir zur Zeit etwa 50 neolithische Depots dieses Typs aus Siedlungen oder außerhalb von solchen. Einige sind als Reste von Steinbearbeitungswerkstätten zu deuten, da in ihnen Rohstoffe, Abfälle, Halbfabrikate und Erzeugnisse ohne Gebrauchsspuren lagen. Sie bezeugen eine sehr intensive Produktion von Steingeräten in einigen Siedlungen, wobei der verwendete Rohstoff von außerhalb kam. Die Deponierungen in Siedlungen spricht H. QUITTA48) als Hausschätze an. Eine Sondergruppe bilden die außerhalb der Siedlungen, manchmal sogar am Rande oder außerhalb des geschlossenen Siedlungsgebietes der Donäuländischen Kulturen gefundenen Horte ( Q Ü I T T A , 1955, S. 57; B. S C H M I D T , 1959, S. 797). Sie sind zumeist etwas jüngeren, spätdonauländischen Ursprungs und wahrscheinlich mit einem Ferntausch von Rohstoff und Steinerzeugnissen zwischen den. einzelnen spätneolithischen Gruppen zu erklären. Die Formen dieses Austausches sind noch nicht näher bekannt. Anhand von ethnographischen Analogien ist anzunehmen, daß eine Form der Rohstoffgewinnung darin bestand, daß sich Vertreter verschiedener Bevölkerungsgruppen, die ihre Vorräte auffüllen wollten, zu den allgemein zugänglichen Steinbrüchen begaben (vgl. Q U I T T A , 1955, S. 27; H Ä U S L E R , 1959b, S. 794f.). Das Fehlen einer ausreichenden Anzahl von genauen petrographischen Analysen läßt noch keine näheren Schlüsse zu. Die große Verbreitung und das allgemeine Auftreten von Steingeräten weist auf das Nebeneinander verschiedener Formen von Ferntausch zwischen den Gruppen hin, besonders da die Kulturkontakte zwischen den Gruppen durch viele andere archäologische Funde bezeugt werden. Dazu gehört u. a. die Auffindung von Rohstoffen und Geräten aus slowakischungarischem Obsidian in Fundstellen der Linienbandkeramik und Stichbandkeramik. Die Traditionen dieses Austausches führen, wie die Funde aus Radiolarit und Obsidian vom Gebiet nördlich der Karpaten bezeugen (vgl: K O S T R Z E W S K I , C H M I E L E W S K I , J A Z D Z E W S K I , 1 9 6 5 , S. 4 6 ) , auf das Spätpaläolithikum zurück, und ihre Weiterentwicklung im Neolithikum ist sowohl für die Zentren des Nahen Ostens als auch der gemäßigten Zone Europas gut belegt 49 ). In den Fundstellen der Lengyel-Kultur nördlich der Karpaten treten außer slowakisch-ungarischem Obsidian noch andere importierte Rohstoffe auf,u. a. Nephrit, Jadeit und Chloromelanit, was zusammen mit den ersten Kupferfunden lebhafte Tauschkontakte beidseitig der Karpaten im Endneolithikum anzeigt 50 ). 5

Neolithische Studien

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3. Ä n e o l i t h i s c h e Z e n t r e n d e r S i l e x p r o d u k t i o n Die weitere Zunahme des Gruppenaustausches steht mit den frühneolithischen Kulturen in Verbindung. In diese Zeit fallen die Anfänge eines in großem Umfang betriebenen Austausches an fertigen Silexerzeugnissen bzw. ihren Halbfabrikaten (hauptsächlich an Beilen und Knollen), die aus gutem Rohstoff bestehen, dessen beschränkte und nur an einigen Stellen Europas auftretende Vorkommen in Kreideschichten relativ schwer zugänglich sind. Es ist unwahrscheinlich, daß die Gewinnung von Silex aus den schwer zugänglichen Kreide- oder Sedimentschichten durch eine jede Menschengruppe zu bewerkstelligen war, die einen frischen Silexvorrat brauchte, aber nicht über die entsprechenden Fertigkeiten und Kenntnisse in der Bergbautechnik verfügte (vgl. J A H N , 1960; H Ä U S L E R , 1959b, S. 795). Deshalb wird angenommen, daß im Gegensatz zu den offenen Steinbrüchen, die allen Gruppen des Donauländischen Kreises zugänglich waren, die äneolithischen Silexbergwerke durch Spezialisten ausgebeutet wurden, die sich zumindest zu bestimmten Jahreszeiten nur damit befaßten (vgl. J . G. D. C L A R K , 1957, S. 295). Es lassen sich aber auch Vorbehalte gegen weitergehende Deutungen äußern, insbesondere darüber, daß die Rohstoffgewinnung und die Herstellung von Beilen oder Halbfabrikaten „berufsmäßig durch Steinschläger geschah, die direkt an den Quellen des meist gesuchten Rohstoffes tätig waren" (J. G. D. C L A R K , 1957, S. 289). Dagegen dürfte wahrscheinlich sein, daß hier eine einfache Form der Arbeitsteilung vorliegt, nicht eine individuelle, sondern eine Gruppenspezialisierung. Es wurde bereits betont, daß die Spezialisierung ganzer Menschengruppen auf eine bestimmte Produktion in urwüchsigen Gemeinschaften nach Angabe der Ethnographie ein umfassendes Phänomen ist, in hohem Maße geprägt durch die Möglichkeiten der betreffenden Umwelt. Eine solche Arbeitsteilung zwischen Gruppen oder Stämmen geht auf eine Weise vor sich, die die innere Struktur der Gemeinschaften nicht berührt 51 ). Sie ist eine recht schmale Randerscheinung der selbstgenügsamen Wirtschaft und führt auch zu keinen gesellschaftlichen Folgerungen, die eine individuelle Spezialisierung unweigerlich nach sich ziehen mußten. Bei einer Gruppenspezialisierung entsteht der Ansporn zum Austausch im Grenzgebiet der Gemeinschaften. Die Arbeitsteilung innerhalb von Gruppen führt dagegen zu den Anfängen eines individuellen Austausches in kleinen Wirtschaftsräumen. Der Differenzierung dieser zwei Entwicklungswege des Austausches möchten wir in Übereinstimmung mit anderen Forschern eine grundlegende Bedeutung zuweisen. Sie läßt die Entwicklungstendenzen in den jüngeren Perioden sowie ihre genetischen Beziehungen zu den Tauschverhältnissen weiter zurückliegender Zeiten besser erkennen. Sie zeigt auch die prinzipiellen Einschnitte in der Entwicklung. Wir verfügen also für das Neolithikum und die beginnende Bronzezeit über typische Zeugnisse für den Kontakt zwischen Menschengruppen mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Beschäftigung. Wenn man die zuletzt in Zweifel gezogene 66

Deutung der neolithischen Befunde von Cmielow unberücksichtigt läßt, weist das ganze übrige Quellenmaterial auf den Austausch in der Kontaktzone der Gemeinschaften und nicht in ihnen selbst hin. Das ändert sich erst mit der Verbreitung der Bronze, deren Abnehmer nicht wie bisher eine in gesellschaftlicher Hinsicht homogene Gemeinschaft war, sondern eine zunehmend differenzierte Gesellschaft. Innerhalb solcher Gemeinschaften kam es dann zu weiterem Austausch, an dem besonders zwei Menschengruppen teilnahmen: die Stammesaristokratie, die der Vorläufer des späteren „Häuptlingssystems" war, und die Gruppe der spezialisierten Schmiede und Gießer. Erstere hatte bei der Aneignung des wirtschaftlichen Überschusses den größten Anteil ( H E N S E L , 1951, S. 33). Diese nahm mit der Intensivierung der Pflanzenproduktion und insbesondere der Entwicklung der Haustierzucht zu. Durch diesen Austausch geht die steigende Menge an Bronzegegenständen im Fundgut mit einer Umgruppierung entsprechend den damaligen Prinzipien der gesellschaftlichen Gliederung einher. Eine andere Gruppe, die am Austausch innerhalb der Menschengemeinschaft teilnahm, bestand aus den Gießern und Schmieden. Der Charakter ihrer Arbeit führte zu bestimmten Formen des Binnentausches von Produkten. Sein Umfang, besonders in der Bronzezeit, ist schwer zu erfassen, doch gibt es Tendenzen, diesen Frühformen der Produktionsspezialisierung eine recht selbständige Rolle zuzuweisen. Die Frage nach der Funktion der Gießer im Ferntausch ist ebenfalls umstritten. Die These C H I L D E S , daß es in der Bronzezeit eine besondere Klasse von wandernden Händlern und Handwerkern gab, beruht auf einer irrtümlichen Deutung der Bronzehorte52). Es sei aber daran erinnert, daß in diese Zeit der Periode der Barbarei der Höhepunkt des Austausches fällt, die ganz Mitteleuropa umfaßte und für die Entwicklung der Produktion sowie für die kulturelle Vereinheitlichung dieser Gebiete von grundlegender Bedeutung war. In der Latenezeit kam es mit dem Anwachsen der Produktivkräfte zu weiteren, Änderungen. Die stärkere Heranziehung der einheimischen Eisenerze bildete einen Wendepunkt. Sie ersetzt den mühsamen Import von Rohstoff aus entlegenen Zentren. Die Bedeutung der neuen Spezialisierung, die mit der Erzeugung und Bearbeitung von Eisen zusammenhängt, äußert sich u. a. im Entstehen von kleinen Gebieten, die sich nun auf festere Grundlagen des Fernhandels stützen. Eine ununterbrochene, jedoch viele Stufen umfassende Entwicklung dieses Austausches ist bis in das Mittelalter zu verfolgen. Gemäß H . B E C H T E L ( 1 9 5 1 , S. l l l f . ) liegt hier ein entscheidender Einschnitt vor, der eine neue Etappe in der Entwicklung des Austausches anzeigt. Wir sind weit über den zeitlichen Rahmen unserer Arbeit hinausgelangt. Die Berücksichtigung der jüngeren Entwicklungsstufen der Spezialisierung von Arbeit und Austausch ergibt aber für die Beurteilung der ökonomischen Erscheinungen des Neolithikums viele Vorteile. In der Stellungnahme M. J A H N S (1956; vgl. auch die Bemerkungen von SZTETYLLA, 1961, S . 809f.) bei seiner Diskussion mit H . B E C H T E L fehlt dieser breitere chronologische Ausblick. M. J A H N bedient 5*

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sich deshalb eines zu einfachen Entwicklungsschemas, ohne die vielschichtigen, allmählich eintretenden strukturellen Änderungen des Austausches zu berücksichtigen. Das Gesagte bedeutet aber nicht, daß der Entwicklungsstand des äneolithischen Austausches zu unterschätzen ist. Man kann in ihm ganz im Gegenteil bereits bestimmte Anfänge der späteren, sehr komplizierten Tauschbeziehungen erkennen. Diese Einschätzung wird insbesondere durch einige Merkmale der äneolithischen Depots bestätigt, die in fast ganz Europa in großer Zahl auftreten. Das sind Horte von absichtlich versteckten Geräten, Halbfabrikaten oder für die weitere Bearbeitung vorbereitetem Silexrohstoff. Die neolithischen Horte treten in großen Teilen Europas auf und stehen zweifellos mit einem entwickelten Austauschsystem in Verbindung. Der- Feuerstein wurde an bestimmten Stellen des europäischen Kontinents bergmännisch gewonnen und spielte eine wesentliche wirtschaftliche Rolle. Er führte bisweilen über die Meere hinweg bis an abgelegene Stellen und vermittelte Geräte oder wertvolle Rohstoffe bis nach dorthin ( J . G. D. CLARK, 1957, S. 295; vgl. auch FORMOZOV, 1958, S. 637; J . K . KOZLOWSKI, 1 9 6 1 , S . 5 f . ) .

J . G. D. CLARK (1957, S. 295; vgl. auch I. K . KOZLOWSKI, 1961, S. 5f.) behandelt den neolithischen Austausch systematisch und vertritt dabei die These, daß die nicht verwendeten Silexbeile ein Mittel zur Akkumulation von Reichtum waren. Er fügt hinzu, daß sie für bestimmte Bevölkerungsgruppen als geeignetes Tauschmittel dienten. Ihre Aufnahme durch Stämme ohne eigene Rohstoffvorkommen waren für die Produktion notwendig. Für eine solche Deutung der ökonomischen Rolle von Steingeräten sprechen auch die ethnographischen Analogien 63 . Der Umfang des bergmännischen Silexabbaues, der Produktion von Geräten und Halbfabrikaten sowie ihre räumliche und chronologische Verteilung ist infolge der zahlreichen durch Monographien bekannten Ergebnisse der petrographischen Forschungen, die in letzter Zeit im internationalen Rahmen erfolgen (vgl. G I O T , 1965, S. 281 f.), bekannt. Die intensive Entwicklung des Silexabbaues setzt erst in der Blütezeit des Donauländischen Kreises ein und verläuft in verschiedenen europäischen Ländern etwa parallel. An den Anfang gehört der Bergbau auf feuersteinartigen Radiolarit in Mauer bei Wien, der mit der Lengyel-Kultur in Verbindung steht (vgl. J A H N , 1960, S. 19f.). Diese Fundstelle eröffnet eine ganze Serie weiterer, zeitlich etwas jüngerer Silexbergwerke. Dazu gehört das bekannte Bergwerk von Spiennes in Belgien, das durch die Bevölkerung der Michelsberger Kultur in großem Maßstab betrieben wurde (JAHN, 1960, S. 27). Der Silexrohstoff wurde hier aus den Kreideschichten mit Hilfe von Hirschgeweihhacken in engen Schächten bis zu 10 m unter der Oberfläche gewonnen (JAHN, 1960, S. 27). Die Größe des alten Abbaugebietes sowie die Zahl der im „Camp-a-Cayaux" liegenden Silexabfällen bezeugt eine gewaltige wirtschaftliche Aktivität ( J A H N , 1960, S. 27). Sie Fundstelle Spiennes steht nicht gesondert da, sondern ist nur das Glied einer großen Kette von Ber-gwerken, die sich durch das ganze Belgien und die Niederlande bis in die Umgebung von Aachen erstrecken. Eine Fortset68

zung nach dem Südwesten liegt in den französischen Fundstellen vor, die bis in den Norden des Pariser Beckens reichen (JAHN, 1960, S. 31). Das größte in Frankreich bisher bekannte Zentrum der Feuersteingewinnung und -bearbeitung liegt in Grand-Pressigny südlich von Tours (JAHN, 1960, S. 15 f. mit Literaturzusammenstellung). Aus den dortigen Kreideschichten wurde qualitativ wertvoller Rohstoff in Form von großen Knollen gewonnen. Der große Gebrauchswert des Rohstoffs ermöglichte die Herstellung technisch hochstehender Geräte, die dann nicht nur in Frankreich Verbreitung fanden, sondern bis in die Schweiz, nach Belgien, den Niederlanden, Norddeutschland, Südengland und Norditalien gingen. Die Blütezeit des Zentrums in Grand-Pressigny und die weite Verbreitung der dortigen Silexerzeugnisse fällt ganz an das Ende des Äneolithikums. Diese Produkte, die in der Schweiz und in Deutschland gefunden wurden, treten in Komplexen der Glockenbecherkultur auf. Das Zentrum wurde aber schon früher ausgebeutet, wovon u. a. die in der Horgener Gruppe der Seine-Oise-MarneKultur auftretenden schönen Feuersteindolche (vgl. BAXLLOUD, 1961, _S. 599) aus importiertem Grand-Pressigny-Rohstoff sowie Keramik dieser Kultur (der Gruppe Vienne-Charente) im Fundgut einer Feuersteinwerkstätte in Grand-Pressigny zeugen (vgl. BAILLOTJD, 1961, S. 500). Zahlreiche Zentren der Feuersteingewinnung und -bearbeitung kennen wir ferner aus England, Skandinavien, Sizilien und Portugal (vgl. J. G. D. CLARK, 1957, S. 288f. ; JAHN, 1960). Für unsere Problematik sind jedoch die am Südostrand der ¡§wi§tokrzyz-Berge entdeckten Bergwerke besonders wichtig. Das Bergbauzentrum diese Gebietes befand sich in Krzemionki, pow. Opatöw, und wurde hauptsächlich durch die Bevölkerung der Trichterbecherkultur betrieben (vgl. KRUKOWSKI, 1939, S. 9f., 84f.). Den noch unvollständigen Kenntnissen zufolge (die systematischen Forschungen sollen in nächster Zeit fortgesetzt werden) befanden sich dort etwa 1000 Schächte von 4—1 I m Tiefe. Sie waren untereinander durch zahlreiche Gänge verbunden. Für die Arbeiten wurden, wie in anderen Bergwerken dieser Art, Stein- und Geweihgeräte benutzt (vgl. KRUKOWSKI, 1939, S. 33f.). An der Oberfläche befanden sich unzählige Spuren von Werkstätten, in denen Halbfabrikate für Beile hergestellt wurden. Diese Halbfabrikate gelangten dann in große Teile Mitteleuropas (Abb. 11 — 12). Außer gebändertem Feuerstein, aus dem vor allem Beile hergestellt wurden, exportierten die Trichterbecherleute auch noch andere Spielarten von Silexrohstoff, und zwar in einem Ausmaß, das der Produktion von Krzemionki kaum etwas nachstand, wovon die in den Siedlungen gefundenen Geräte sprechen, die aus verschiedenen Feuersteinarten hergestellt sind (vgl. BALCER, 1966, S. 356). Zur Herstellung von Messern u. a. Klingengeräten wurde vor allem ein grauer, weiß gesprenkelter Rohstoff von hoher Qualität verwendet. Er stammte aus oberflächlich anstehenden Lagern am rechten Ufer der Wisla in Swieciechow, pow. Krasnik54). Die letzten Forschungen bestätigten zunehmend den Zusammenhang zwischen der Siedlung der Trichterbecherkultur in Gawroniec-Palyga in Cmielow mit den Lagern an gebändertem Feuerstein und der Siedlung in Pieczysk in Zawichost-Podgörze mit dem Bergwerk für gesprenkelten Feuerstein in Swiecie69

chôw (vgl. BALCER, 1966, S. 354f.). Die Forschungen B . BALCEES (1966, S. 355) ergaben, daß bei der Anlage dieser „Industriesiedlungen" nicht nur ihre Entfernung von den Rohstoffvorkommen, sondern vor allem auch die Möglichkeiten einer effektiven Landwirtschaft berücksichtigt wurden. In direkter Nachbarschaft der Vorkommen befinden sich wenig fruchtbare, steinige Böden. Die Siedlungen wurden deshalb nicht direkt neben dem Bergwerk, sondern auf den nächst gelegenen fruchtbaren Lößen angelegt. Die Siedlung in Zawichost ist 15 km von âwiechiechôw entfernt. Die Entfernung konnte allerdings auf dem Wasserwege überwunden werden. Das machte die Rohstoffvorkommen leicht zugänglich und ermöglichte den Transport des Rohstoffs, was im Endergebnis vielleicht günstiger war als der kürzere Landweg zwischen Ömielow und Krzemionki Opatowskie (BALCER, 1966, S. 355).

Diese Beobachtungen sind für die wirtschaftliche Problematik von erheblicher Bedeutung. Sie bestätigten den Gruppencharakter der Spezialisierung der Feuersteinproduktion. Das hatte bestimmte wirtschaftliche Folgen. Vielleicht stand damit die Tendenz in Verbindung, daß die Siedlungen kontinuierlicher als anderswo bewohnt wurden, wodurch ein beständiger und direkter Kontakt mit den Rohstoffvorkommen gegeben war (vgl. BALCER, 1966, S. 357f.). Das konnte jedoch nur eintreten, wenn die Bewohner der Siedlung aus dem Austausch für Geräte, Beil- oder Klingenhalbfabrikate gegen pflanzliche und tierische Produkte bedeutende Vorteile ziehen konnten. Außer der Silexproduktion spielte vor allem in Westeuropa und in der Michelsberger Kultur die Ausbeutung von Mineralvorkommen und von metamorphen Steinen wie J adeit, Chloromelanit und Nephrit eine bestimmte wirtschaftliche Rolle. Die prachtvollen, stark polierten Beile aus diesem Rohstoff gelangten sogar bis in Gebiete, die bisweilen hunderte von Kilometern von den Herstellungszentren entfernt waren. Ein Teil von ihnen wird nicht als Arbeitsgeräte, sondern als Prunk- und Zeremonialwaffen gedeutet (haches d'apparat; cérémonial axes) (vgl. GIOT, 1965, S. 281 f. ; CAMBELL SMITH, 1965, S. 25f.). 4. F o r m e n d e s A u s t a u s c h e s Die archäologischen Quellen lassen die Tauschgegenstände (soweit sie in der Erde nicht völlig vergangen sind) sowie ihre Verteilung in Raum und Zeit relativ gut erkennen. Über die Art und Organisation des Tausches verfügen wir gewöhnlich über keine direkten Angaben (vgl. STJERNQTTCST, 1967, S . 6f.). Deshalb ist eine Rekonstruktion des Austausches vergangener Epochen, die sich ausschließlich auf archäologisches Quellenmaterial sowie auf willkürlich ausgewählte ethnographische Analogien stützt, gewöhnlich stark umstritten. Die ökonomische Bedeutung der Primärformen des Austausches werden auch in der nichtarchäologischen Literatur sehr unterschiedlich bewertet. Neben Ansichten, die ihnen nur eine geringe Bedeutung zumessen, gibt es auch solche, die ihnen entwickelte Marktverhältnisse einschließlich von „Kapital" zuschreiben 55 ). Die in der archäologischen Literatur auftretenden unterschiedlichen Auffassun70

gen entsprechen damit dem allgemeinen Forschungsstand über die Ökonomie der Urgesellschaft, die ihren Begriffsapparat und ihre Forschungsmethoden erst erarbeitet und die Fülle des in den letzten Jahrhunderten mit zunehmender Intensität angewachsenden und nicht immer vollwertigen empirischen Materials langsam aufarbeitet (vgl. zuletzt DALTON, 1969, S. 63 f. sowie die Literaturzusammenstellung S. 99—102). I n der archäologischen Literatur herrscht allgemein die Ansicht, daß sich in Europa seit den Anfängen der Metallzeit ein regelmäßiger Fernhandel entfaltet, der durch selbständige Händler betrieben wurde (vgl. S T J E R N Q U I S T , 1967, S. 12). J . G. D. C L A R K (1957, S. 295) meint sogar, daß schon der Handel mit Silexbeilen in einigen Gebieten „durch Händler organisiert wurde, die weit von ihrer Heimat Handelsstationen unterhielten". Nach C. J . B E C K E R (1952, S. 309) waren in Schweden in der späten Ganggrabzeit Menschengruppen als Vermittler beim Austausch mit Silexbeilen tätig, die aus den Herstellungszentren in Dänemark bis zu den Abnehmern in Nordostschweden eine Entfernung von rund 1500 km zurücklegten. A. J A . B R J U S S O W (1957, S . 356) denkt an Stammestauschzentren in von Ackerbauern besiedelten Gebieten. Für Südpolen läßt sich entnehmen, daß die Einwohner verschiedener Siedlungen der Trichterbecherkultur zumeist den in ihrer Nachbarschaft gewonnenen Feuerstein, oder, falls die Vorkommen weit entfernt waren, Geröllfeuerstein verwendeten (vgl. B A L C E R , 1966, S. 356). I n Grödek Nadbuzny bestehen über 50% der Geräte aus gesprenkeltem Feuerstein, der aus weit entfernten Lagerstätten stammt. Eine ähnliche Situation liegt in Zawarzy, pow. Pinczöw, vor. Das Fehlen von Silexabfällen bezeugt, daß das Material z.B. in Form von Klingen aus Öwieciechöw-Rohstoff sowie von fertigen Silexgeräten oder Halbfabrikaten in die Siedlung gelangte ( B A L C E R , 1966, S. 357). Die Frage, ob diese Werkzeuge und Halbfabrikate durch Saisonwanderungen zu den einige Dutzend oder mehr Kilometer entfernten Vorkommen des gesprenkelten Feuersteins gewonnen wurden oder durch Tauschkontakte mit den in ihrer Nähe befindlichen „Industriesiedlungen", läßt sich nicht klären. Das Material der Siedlung Cmielow wurde anders gedeutet. Es wird angenommen, daß ihre Einwohner den Rohstoff gewannen und Beile in einer Menge herstellten, die ihren Eigenbedarf überstieg. Nach Schätzungen und bisher nicht überprüften Berechnungen von T. Z U R O W S K I gab es in Krzemionki etwa 1000 Schachtanlagen. In einer jeden wurden rund 21000 Halbfabrikate für Beile mit einem Gewicht von 26 Tonnen mit einer Tagesleistung von rund 170 Stück produziert 56 ). Für den damit geschaffenen wirtschaftlichen Überschuß erhielten die Einwohner von Cmielöw Äquivalente, u. a. in Form von Rindern (vgl. PODK O W I N S K A , 1952, S. 201f.; vgl. auch K R Y S I A K , 1950, S. 165f.; ders., 1951, S. 251f.). Das ist aber nicht eindeutig nachzuweisen. Eine große Menge an Tierknochen junger Rinder wurde auch in vielen anderen neolithischen Fundstellen angetroffen (vgl. T A B A C Z Y Ä S K I , 1970), die nichts mit der Feuersteingewinnung und -bearbeitung zu tun hatten. Sie sind entgegen K . K R Y S I A K dadurch zu deuten, daß sich infolge des Futtermangels im Winter das Schlachten von 71

Rindern (insbesondere der Jungtiere) zu bestimmten Jahreszeiten erforderlich machte 57 ). Die angeführte Deutung der Befunde von Cmielow bedarf einer weiteren, besseren Begründung. Die Deutung des archäologischen Materials kann also unterschiedlich sein. Die einen setzen die prinzipielle Selbstgenügsamkeit der äneolithischen Stämme voraus, die bei Bedarf Saisonwanderungen zu den Rohstoffvorkommen unternahmen. Andere Auffassungen führen die Verbreitung der Feuersteinerzeugnisse auf Tausch zurück und weisen dabei den Einwohnern der „Industriesiedlungen" eine besondere Rolle zu. Sie setzen eine Gruppenspezialisierung oder gar eine individuelle Spezialisierung beim Bergbau und in der Silexproduktion voraus. In letzterem Fall stehen nach B. S T J E R N Q U I S T (1967, S . 28f.) noch drei Hauptmodelle der Verbreitung von Feuersteinerzeugnissen zur Debatte. Diese konnten sich aus geschlossenen Erzeugungszentren mittels Austausch verbreiten: 1. durch diekten Ferntausch vom Produktionszentrum in ein entferntes, von den Abnehmern bewohntes Gebiet; 2. durch einen sukzessiven Ferntausch vom Produktionszentrum in ein abgelegenes Gebiet, wobei eine Anzahl von Zwischenetappen möglich ist; 3. durch einen lokalen Austausch zwischen Gemeinschaften, die gegenseitige Grenzkontakte pflegen. Die letztgenannte Art kann über eine ganze Kette von Tausöhtransaktionen zwischen den Gruppen im Endergebnis das gleiche Verbreitungsbild ergeben, wie die zwei erstgenannten (Abb. 13). Diese Modelle der Diffussion von Erzeugnissen eines bestimmten Typs berücksichtigen nicht die unter konkreten Bedingungen auftretenden verschiedenen Störfaktoren. Sie geben ein allgemeines, stark vereinfachtes Bild wieder, das stets mehr oder weniger von der Wirklichkeit abweicht und Gegenstand weiterer Spezialuntersuchungen sein muß. Deshalb scheint uns die Ansicht der Forscher, die auf Grund spezieller petrographischer Argumente und der detaillierten Untersuchung von'Feuersteinmaterial aller Bearbeitungsphasen ein weitgespanntes Forschungsprogramm in Angriff nehmen, besonders berechtigt zu sein. Diese Untersuchungen versprechen eine allmähliche Aufhellung aller mit der Ausbeutung, Bearbeitung und Verteilung der neolithischen Werkzeuge verbundenen Fragen 58 ). Abschließend ist zu betonen, daß sich trotz vieler umstrittener Deutungen die Entwicklungsdynamik dieser Frühformen des Austausches recht klar abzeichnen. Beim gegenwärtigen Forschungsstand besteht kein Zweifel, daß er im Donauländischen Kreis ursprünglich keine größere wirtschaftliche Rolle spielte. Nach dem Quellenmaterial war er sehr begrenzt, und die Ausbeutung von relativ leicht zugänglichem Steinrohstoff und seine Weiterbearbeitung ging wahrscheinlich nicht wesentlich über den Rahmen der selbstgenügsamen Wirtschaft hinaus. Das änderte sich mit den ersten, geringen Versuchen in der Kupfermetallproduktion, die sich auf hochqualitativen, bergmännisch gewonnenen Rohstoff stützte. Die Endphasen der Lengyelkultur und insbesondere die Entstehungszeit der Trichterbecherkultur bilden damit eine entscheidende Zäsur in der Entwicklung des Austausches, der von nun an zu einem wesentlichen Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung wird. 72

ANMERKUNGEN >) A.

1952, S. 181f.; vgl. auch die Bemerkungen von Z. S Z Y F E L B E J N - S O K O (1963, S. 186f.) über die starke Beweglichkeit einiger afrikanischer Stämme. 2 ) R . H E L M , 1 9 5 2 , S . 6 9 f. Dieser Winkel wird auch von A . Z I P P E L I U S ( 1 9 5 7 , S . 2 1 ) angenommen. Vgl. die Bemerkungen von E. SANGMEISTER ( 1 9 5 1 , S . 9 0 ) über den optimalen Neigungswinkel des Daches. B. S O U D S K Y ( 1 9 6 6 , S . 2 5 ) setzt mindestens 3 0 ° und maximal 4 5 ° an. Der optimale Winkel dürfte also bei etwa 35° liegen. 3 ) Vgl. die interessante Rekonstruktion und Deutung der Pfostenbauten vom Typ Geleen bei WALIGÖRSKI,

LEWICZ

H . T . WATERBOLK, P . J . R . MODDERMAN,

4

)

5

)

6

)

7

)

8

1959, S. 169 u n d T a f . 22 u n d A b b .

110-112.

Nach dieser Rekonstruktion entstanden solche Bauten durch Vereinigung von bisher einzeln errichteten Häusern unter einem Dach, nämlich von Wohnhäusern mit Vorhalle sowie freistehenden Speichern, wie sie z. B. aus Köln-Lindenthal und Geleen bekannt sind. A. S T I E R E N (1951, S . 80f.) erwähnt Feuerstellen von Duderstadt, Jazlovice, Herkheim und (wahrscheinlich) von Bochum. Vgl. auch die kritischen Bemerkungen von F. S C H L E T T E (1958, S. 83, Anm. 39). K. SCHIETZEL, 1965, S. 14, Plan 1, Zeichnungen 3, 9 und 10; vgl. auch den Plan des Trapezhauses von Sainte Pallaye (Yonne), der eine klare Innengliederung in zwei ungleiche Teile anzeigt, vgl. H. C A R R E , J . D O U S S O N , P . P O U L A I N , 1958, S. 133, Abb. 5. J . G. D. CLARK, 1957, S. 186, vergleicht die Siedlung von Barkaer in Djursland vor allem mit der auffälligen Analogie in der Bebauung der Lausitzer Burg in Biskupin. J . K O W A L C Z Y K , 1 9 5 7 , S. 5 0 . Der Wohnbau des Cucuteni-Tripolje-Kreises h a t viele Archäologen beschäftigt, vgl. H. Q U I T T A , 1 9 5 1 , S. 2 5 ; A. H Ä U S L E R , 1 9 5 2 , S. 9 3 f . Die letzten Forschungen in Fundstellen der Petresti-Kultur in Transsylvanien erbrachten viele neue Angaben, insbesondere, daß sich diese K u l t u r in bautechnischer Hinsicht prinzipiell nicht von der Cucuteni-Tripolje-Kultur unterscheidet. Die letzten Ausgrabungen in Panca-,,Homm" ergaben, daß die Deutung der sog. Ploscadki (der mit gebranntem Ton, Lehmbewurf mit Abdrücken von Holzbalken und Wandresten) noch immer ungelöst ist. J . P A U L ( 1 9 6 7 , S. 3) äußerte auf Grund systematischer Geländeuntersuchungen die Hypothese, die Häuser dieses Typs, vorwiegend in der Fundstelle Petresti sowie in der CucuteniTripolje-Kultur, hätten auf Holzpfosten geruht, wobei sich der Fußboden ein Stück über der Bodenoberfläche befand. J . PAULS Hypothese erneuert den Streit um die Deutung der Tripolje-Häuser, der in der polnischen Literatur vor Jahren ausgefochten wurde. L. KozI O W S K I (1924, S. 131) h a t t e die Ergebnisse der zusammen mit V. G. C H I L D E in Koszylowce durchgeführten Forschungen bereits ähnlich gedeutet. Später äußerte L. KozLOWSKI (1930, S. 24f.) etwas abgewandelte Vorstellungen. Diese Deutung wurde von K . M A J E W S K I (1936, S. 159f.; ders., 1947, S. 104f.) abgelehnt. Angesichts der neuen Ausgrabungsergebnisse bedarf die Deutung der tönernen Hüttenmodelle auf Füßen (die nach L. K O Z L O W S K I und J . P A U L Pfahlbauten darstellen) einer erneuten Überprüfung. Auch die bisherigen Rekonstruktionen der Tripoljehäuser bedürfen einer Überprüfung. Es ist auch zu fragen, ob nicht auch in der Trichterbecherkultur, die in so enger Beziehung mit dem Cucuteni-Tripolje-Kreis steht, mit einer solchen Bauweise zu rechnen ist.

) Nach F. S C H L E T T E ( 1 9 5 8 , S. 1 1 3 ) sind die dänischen Großhäuser vom Typ Barkaer funktionell als eine Reihe von kleinen Häusern von etwa 3 x 7 m unter einem gemeinsamen Dach zu werten, ähnlich wie sie in den Dörfern der indischen Stämme Kota und Badaga gebaut wurden. Die Häuser der Tripoljekultur besitzen ebenfalls eine Einteilung in eine Anzahl von Innenräumen mit Herden, vgl. z. B. die Häuser der Siedlung Kolomijscina I ( P A S S E K , 1 9 4 9 , S. 1 3 6 , Abb. 7 2 ) . Diese Anlage zeigt, daß sich hier unter einem Dach die Räume verschiedener Kleinfamilien befanden. Es sei aber daran erinnert, daß der Charakter von Häusern der Trichterbecherkultur in Grodek Nadbuzny bisher nicht aufgehellt wurde. J . KOWALCZYK ( 1 9 5 7 , S. 50) schreibt, daß wir „zur Zeit nicht wissen, ob hier die Überreste einiger kleiner Bauten oder eines Vielfamilienhauses vorliegen". Bei einer umfassenden gesellschaftlichen Interpretation ist auch an die Entwicklung des Tripolje-

73

Bauwesens zu erinnern. In den Endphasen der Tripoljekultur verschwinden die Großbauten und an ihre Stelle treten viel kleinere Häuser, die u. a. in der Form der sog. reduzierten Plosöadki bekannt sind, vgl. H. QTJTTTA, 1 9 5 1 , S. 3 5 . 9 ) J . G. D . CLARK ( 1 9 5 7 , S. 1 7 2 ) Sieht darin kleine Speicher auf Pfählen, die vielleicht zur Aufnahme des Getreides dienten. 10 ) Von den zuletzt in Polen untersuchten z. B. die Fundstellen Olszanica bei Krakow sowie Fredropol bei Przemyäl. Vgl. auch die Untersuchung einer Siedlung der Linienbandkeramik in Müddersheim am Rhein (K. SCHIETZEL, 1965). u ) Vgl. D. RATJHUT, 1962, S. 152 f. Es sei erwähnt, daß eine ähnliche Befestigungsart in RacibörzOcice in der Kultur der radialverzierten Keramik auftritt. Die hier entdeckten Abschnitte von konzentrischen Gräben sind wahrscheinlich „Teile eines großen Schutzsystems analog den von Zlota" (J. K. K O Z L O W S K I , 1964, S. 34 u. Abb. 9). Wahrscheinlich sind das „Reste einer Palisadenkonstruktion um die Siedlung oder eher einer Art von Kraal". 12 ) Die Höhensiedlungen mit einer Palisade, Wall und Graben (oder zwei Gräben) gehören zumeist einer jüngeren Phase der Trichterbecherkultur an (Jevisovice-Ohrozim). In der Zeit der Kultur der radialverzierten Keramik existiert ein Teil davon weiter, vgl. H O R Ä KOVA-JANSOVÄ, 1 9 5 1 , S . 3 0 0 f . ;

HOUSTOVA, 1 9 5 9 , S . 4 0 f . ;

MEDUNOVÄ-BENESOVA,

1964,

S. 91 f.; vgl. auch E H R I C H , PLESLOVA-STIKOVA, 1968, S. 136f. 13 ) Die Annahme einer kreisförmigen Anlage bei der Siedlung in Janowek, pow. Dzierzoniöw, die von W . W O J C I E C H O W S K I ( 1 9 6 4 , S. 1 1 ) vertreten wird, bedarf ähnlich wie in Grödek Nadbuzny noch der Überprüfung durch weitere Ausgrabungen. Die innere Struktur und das Problem eventueller Verteidigungsanlagen anderer Siedlungen der Trichterbecherkultur Polens, z. B. in der seit Jahren ausgegrabenen Siedlung in Cmielow, pow. Opatöw, und Piotrowice Wielkie, pow. Racibörz, bleibt vorläufig offen, vgl. R. K R Z A K , 1 9 6 3 , S. 6 5 f . ; J . BUKOWSKA-GEDIGOWA, 1 9 6 5 , S. 4 7 f . 14

)Vgl. H.

1910, S. 1 f.; ders., 1922, S. 107f.; W. B U T T L E R , 1938, S. 78, S. 85; 1954, S. 28, 93, Taf. 5; O . P A R E T , 1958, S. 103 mit einem interessanten Deutungsversuch solcher Anlagen. 15 ) Die Lage des jüngeren Walles hat W A G N E R anders gedeutet und ihn an der Innenseite der Palisade angesetzt, vgl. die Berichtigung von J . R Ö D E R (1951, S. 189). Deshalb hat O . P A KET (1946, S. 89f.) den Verteidigungscharakter der Siedlung angezweifelt. 16 ) J . R Ö D E R ( 1 9 5 1 , S. 1 8 9 ) spricht sich für den Schutzcharakter der Anlage aus und verweist auf H . L E H N E R ( 1 9 1 0 , S. LF.), der daran keinen Zweifel hegte. 17 ) K. T A C K E N B E R G , 1 9 5 1 . In letzter Zeit hat J . L Ü N I N G ( 1 9 6 8 , S. 1 6 1 f.) die Zugehörigkeit der Beusterburg bei Hildesheim zur Michelsberger Kultur angezweifelt. Ahnliche Einwände erhebt er gegen die Deutung der Anlage in Höingen, Kr. Soest in Südwestfalen. Diese Frage muß aber weiterhin offen bleiben, da in der Beusterbürg außer der Trichterbecherkultur zahlreiche Michelsberger Elemente auftreten, wofür der Typ der Erdbefestigung selbst ein ausdrucksvolles Beispiel ist. 18 ) R. v. U S L A R (vgl. die Rezension der Arbeit durch K. T A C K E N B E R G in: Bonner Jahrbücher 153, 1953, S. 146f.) weist bei der Besprechung der Publikation dieser Anlage auf die Ansicht von F. OELMANN hin, wonach solche Stellen Märkte oder Kultzentren sein konnten. Nach R. v. U S L A R wäre das insoweit wahrscheinlich, als in der Nähe von Heyersum Salzlager vorhanden sind. 19 ) Auf die gesellschaftliche Differenzierung der Tripoljekultur hat K. M A J E W S K I (1947, S. llOf.) aufmerksam gemacht, wobei er die mächtigen Sippen- und Stammesführer der armen Masse der Stammesangehörigen, gegenüberstellt. Neuere Forschungen scheinen eine gesellschaftliche Differenzierung zu bestätigen, obwohl das gesellschaftliche Bild weniger kontrastreich gezeichnet wird. Vgl. H. Q U I T T A , 1951, S. 35f.; K . T A C K E N B E R G , 1953, S. 26f., 61. In letzter Zeit deutet B. B R E N T J E S (1962, S. 922f.) die Anläge der Häuser in Kolomijscina I folgendermaßen: beide zentralen Häuser sind Wohnsitze des Häuptlings, der Innenring aus kleineren Bauten (die von vielen Autoren als eventuelle Wirtschafts-, bauten angesehen werden) wurde von einer vom Häuptling abhängigen Gefolgschaft LEHNER,

K . TACKENBERG,

74

bewohnt, während der Außenring aus großen Häusern den freien Stammesgenossen angehörte. Nach B . B R E N T J E S sind auch andere Tripoljesiedlungen so zu deuten. Dagegen wendet sich A. H Ä T J S L E B (1964a, S. 773), indem er darauf hinweist, daß das Gräbermaterial keine so eindeutige gesellschaftliche Gliederung der Tripoljekultur bestätigt. 20

) V g l . K . TACKENBERG,

1953,

S. 2 6 f . ;

F . SCHLETTE,

1958, S. 1 0 1 ; T . S. PASSEK,

1961b.

Eine bestimmte Regelmäßigkeit in der Verteilung der Gruben, die den unbesiedelten freien R a u m bogenförmig umgaben, wurde auch in der Siedlung der Trichterbecherkultur von Janówek, pow. Dzierzoniów, festgestellt, vgl. W . W O J C I E C H O W S K I (1964, S . 11 f.). Vielleicht ist das eine kreisförmige Anlage gewesen, wie sie aus der Tripoljekultur bekannt ist. Da die Beobachtungen noch fragmentarisch sind, lassen sich vorläufig noch keine weiteren Schlüsse ziehen. 21 ) F ü r diese Deutung könnte die fortschreitende Zunahme von Haustierknochen in Siedlungen der Tripoljekultur sprechen. Vgl. H . QUITTA, 1951, S. 33 ff.; A. HÄUSLER, 1959a, S. 778 sowie A. T. CLASON, 1967, S. 191. Diagramm X I I I . I n den Siedlungen Vladimirovka u n d Kolomijscina machen sie 78 und 79,5% aller Haustierknochen aus. 22 ) L . K R Z Y W I C K I , 1 9 1 4 , S . 2 4 8 ; vgl. auch H . B A U M A N N , D. W E S T E R M A N N ( 1 9 5 7 , S . 1 3 5 ) , die darauf hinweisen, daß bei den Bantustämmen „Le gros bétail est en première ligne, une richesse, une monnaie d'échangé et un objet pour les sacrifices . . . " . Auf die Bedeutung der Viehzucht und ihre Rolle bei der Herausbildung von sozialökonomischen Verhältnissen, b e s o n d e r s i n d e r T r i c h t e r b e c h e r k u l t u r , h a t W . HENSEL (1951, S. 33 f. ; d e r s . , 1958, S. 40)

aufmerksam gemacht. ) R. T H U R N W A L D , ( 1 9 3 2 , S . 1 5 2 f.) bezeichnet die Haustiere, insbesondere die Rinder, wegen ihrer Fähigkeit zur Vermehrung als „natürliches Kapital", vgl. die Kritik von M . G O D E -

23

LIER ( 1 9 6 5 , S . 6 2 ) . 24

) Ein Beispiel f ü r solche Verhältnisse sind die Kraals der Bantu in Südostafrika. Die Viehhürde bildet hier gewöhnlich das Zentrum der Siedlung. Die Häuser sind um einen Platz herum angeordnet. Der Kraal ist die. grundlegende Einheit der Gliederung nach Sippen und in politischer Hinsicht, er wird mit der erweiterten patriarchalischen Familie identifiziert. Vgl. H. BAUMANN, D. WESTERMANN, 1957, S. 132 f. Bei den Zulus bewohnte noch bis vor kurzem jede von einem Patriarchen geleitete Familie eine abgesonderte kreisförmige Ansiedlung. Dazu meint J U N O D lapidarisch: ,,Le village est la réalisation concrète de la famille".

25

)

26

) )

27

28

)

Vgl. A . T . BRYANT,

1953, S. 6 2 f . sowie Z. SZYFELBEJN-SOKOLEWICZ,

1968,

S. 96 und Abb. 17 B. Solche Befestigungen treten auch in der Cucuteni-Tripoljekultur auf (Polivanov Jar, Cucuteni u. a.) und in Westeuropa (z. B. Munzingen). Vgl. J . LÜNING, 1968, S. 119 f.; T. S. PASSEK, 1961a, S. 105 f., Abb. 20. Die Topographie vieler Siedlungen der Trichterbecherkultur, insbesondere in Kleinpolen, zeigt, daß auch in Polen mit einer ähnlichen Situation zu rechnen ist. F. SCHLETTE, 1958, S. 101, deutet den Befund als einen Zaun zwischen den WohnbautenVgl. die Bemerkungen von W. K I M M I G (1947, S. 95 f.) bezüglich Munzingen sowie von J . R Ö D E R (1951, S. 189 f.) über Urmitz. Vgl. auch die Deutung der neolithischen Erd-. befestigungen als Kultbauten (MAIER, 1962, S. 5f.). Das vertrat C. S C H U C H H A R D T (1931, S . 46 f.), nach dem z. B. in Urmitz bei drohendem Überfall durch Feinde 2 0 0 0 0 - 3 0 0 0 0 Menschen Zuflucht finden konnten. Vgl. auch W . H E N S E L , 1 9 4 8 , S . 2 6 ; F . SCHLETTE, 1 9 5 4 , S. 2 0 f . ; d e r s . , 1 9 5 8 , S . 1 5 0 .

29

) Die Ansicht von R. ROBERTSON-MACKAY (1965, S. 322), daß die Funktion dieser Anlage zu überprüfen ist, ist durchaus gerechtfertigt. Der bisherige Mangel an Angaben über die Besiedlung innerhalb der Befestigungen spielte bei den Deutungen eine wichtige Rolle. Die letzten Forschungen lassen uns eher der These zuneigen, daß ein Siedlungstyp einer vorwiegend Viehzucht betreibenden Bevölkerung und nicht ein Refugium vorliegt. Ferner ist der von St. P I G G O T T ( 1 9 5 4 , S. 2 9 ) geäußerte Gesichtspunkt zu berücksichtigen, der diese Anlagen damit in Zusammenhang bringt, daß die Rinderhirten die Tiere jährlich gegen Ende des Sommers in solchen Anlagen zusammentrieben.

75

30

) M . STEKLÄ,

1956,

7 1 8 ; KULCZYCKA-LECIEJEWICZOWA,

1968, S. 79. E s ist j e d o c h zu

be-

rücksichtigen, daß die Gräberfelder der Donauländischen Kulturen in der Regel direkt neben der Siedlung oder in ihr liegen. 31

) Vgl. BREMER i n R L V ,

B d . 5 , 1 9 2 6 , S . 3 2 4 f . ; D . K A H L K E , 1954-, S . 1 3 5 ; M . S T E K L Ä , 1 9 5 6 ,

S. 721; A. H Ä U S L E R (1964b, S . 61) sieht im Gräberfeld von Hinkelstein, Kr. Worms, wo ausschließlich Strecker festgestellt wurden, Einflüsse von epimesolithischen Jäger- und Fischergruppen. 32 ) Die Brandgräber vom Wetterauer Typ sind auszuschließen, da ihre Echtheit fraglich ist. Vgl. G. LOEWE, 1958, S. 4 2 1 f . ; A . HÄUSLER, 1 9 6 4 a , S. 772. 33

) K . JAZDZEWSKI, 1938, S. 39f.; ders., 1965, S. 68f.; vgl. das reich ausgestattete Grab von Moniatycz, pow. Hrubieszöw (GURBA, 1967, S. 143f.). Die Geschlechtsunterschiede können sich auch in der Bestattungssitte auswirken, insbesondere in der Lage der Toten auf der rechten oder linken Seite; A. HÄUSLER, 1964b, S. 59; ders., 1966, S. 47 f.; vgl. auch die ethnographischen Beispiele über die in ursprünglichen Gesellschaften allgemeine Auffassung der rechten Seite als männlich und der linken als weiblich (BAUMANN, 1955, S. 293 ff). Die Forschungen von A. H Ä U S L E R zeigen, daß in den älteren Donauländischen Kulturen die Toten hauptsächlich auf der linken Seite lagen. Auch in den neolithischen Kulturen Rumäniens herrscht die linke Hocklage vor (vgl. COMSA, 1960, S. 105). Dabei fehlt es noch an einer geschlechtlichen Differenzierung der Totenlage. Sie t r i t t erst in der Lengyel-Kultur auf, wo die Männer auf der rechten und die Frauen auf der linken. Seite liegen. Besonderes Gewicht kommt dem ethnographischen Material zu. Es erweist sich dabei, daß die Bedeutung der rechten Seite in patriarchalischen Gesellschaften besonders ausgeprägt ist, während in matrilinearen Gesellschaften der linken Seite größere Bedeutung zugewiesen wird. A. H Ä U S L E R (1966, S. 50) f ü h r t die Mitteilung von R . G R A U an, daß bei den Luo am Nil die Polarisierung des gesamten Lebenszyklus so weit geht, daß beim Tode einer F r a u das Embryo abgesondert, in einer seinem Geschlecht angemessenen Lage bestattet wird. Die Symbolik der rechten und linken Seite t r i t t bei Gruppen mit intensiver Rinderzucht besonders ausgeprägt auf. J . K O W A L C Z Y K machte mich darauf aufmerksam, daß die Gräber der Lengyel-Kultur in Brzesc Kujawski in Gruppen liegen, und n i m m t darin einen Ausdruck der gesellschaftlichen Gliederung der Bevölkerung, insbesondere einer Absonderung von kleineren Einheiten innerhalb der großen Sippengemeinschaften an. K . J A Z D Z E W S K I vermutet eine zufällige Entstehung der Konzentration von jeweils 2—3 Gräbern. Diese Frage ist wohl erst nach Veröffentlichung aller Materialien aus Brzesc Kujawski und einer Analyse anhand eines umfassenden Vergleichsmaterials zu klären.

34

) W. CHMIELEWSKI, 1952, S. 35, zählt den Hügel von Latdorf-Pohlsberg zu den Kujawischen Gräbern; vgl. auch J . PREUSS, 1966, S. 40. 35 ) W. C H M I E L E W S K I , 1952, S. 15f. Vgl. J . GROMNICKI (1961, S. 11 f.) über das Grab in Stradow. Vgl. auch A. HOTJSTOVA, 1959, S. 41 f., über Gräber von Slatinky und Ohrzim in Mähren, die eine den Kujawischen Gräbern ähnliche Form besitzen, jedoch Brandbestattung enthalten. 36 ) Die Kujawischen Gräber sind zeitlich auf die Wiöreker Phase der Trichterbecherkultur beschränkt, die f ü r älter als die Lubon-Phase gilt, vgl. K . JAZDZEWSKI, 1965, S. 79 f. Die Ablehnung der jütländi'schen Heimat dieser Kultur durch C. J . B E C K E R rückt das gegenseitige Verhältnis der Wiöreker und der Lubori-Phase in ein völlig neues Licht. Vgl. J . KOWALCZYK, 1968, S. 372; ders., 1969, S. 34f. Neue Forschungen zeigen das höhere Alter der Südgruppen an. Die Datierung der entwickelten Phase der Siedlung in Grodek Nadbuzny (K. N-243) beträgt 3100 ± 160; vgl. J . KOWALCZYK, 1968, S. 368. Verschiedene Details der Bestattungssitte der Trichterbecherkultur zeigen eine viel ältere Datierung der LubonPhase als bisher angenommen wurde und eine spätere Ansetzung der Wiöreker Phase an. Vgl. die zuletzt von A. UZAROWICZOWA (1968, S. 300f.) veröffentlichten Angaben. Für eine solche Überprüfung spricht ferner die Synchronisierung mancher Erscheinungen der Grabsitte mit anderen Gruppen dieser Kultur. Trotzdem bleibt das Problem weiterhin offen.

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) Das betrifft sogar eine so entscheidende Frage, wie die Deutung des zahlenmäßigen Vorherrschens von Männergräbern in Gräberfeldern mit geschlossenen Skelettserien. In den älteren Donauländischen Kulturen tritt dies in der Regel nicht auf, sondern erst seit der Lengyel-Kultur. So betrug im Gräberfeld Brzesc Kujawski dieser Kultur das Verhältnis von Männern und Frauen 80:20%, im Gräberfeld Zengövärkony 62,9:37,1%, vgl. A. HÄUSLER, 1966, S. 43 und Tab. 1. Bei der Deutung wurden u. a. Polyandrie berücksichtigt, die bei vielen Gruppen auftretende Tötung eines Teiles der Kinder weiblichen Geschlechts sowie Kannibalismus. Letzterer ist in der Bandkeramik belegt, in der jedoch keine Disproportion in der Zahl der Männer- und Frauengräber vorliegt. Dagegen wirft die anthropologische Geschlechtsbestimmung Zweifel auf. A. H Ä U S L E E (1966, S. 73) fordert deshalb eine Neubearbeitung des Knochenmaterials und vermutet eine in älterer Zeit stärkere Maskulinität der Gesamtbevölkerung. Erst nach Beseitigung aller möglichen Fehlerquellen wird sich das vorliegende Material besser deuten lassen. ) Das Argument von U. F I S C H E R (1956, S. 245), das Neolithikum sei in seiner Gesamtstruktur einheitlich, da wir sowohl zu seinem Beginn als auch in den Endphasen nur Flachgräber auffinden, beruht auf einem einfachen Mißverständnis. Hügelgräber sind nicht ausschließlich Attribute einer gesellschaftlichen Differenzierung. Diese kann im Bestattungswesen verschiedene Formen annehmen, braucht darin aber nicht greifbar zu sein. Das Fehlen von Grabhügeln h a t als Argument e silentio keinerlei Beweiskraft. Ihr Auftreten ist dagegen stets das Anzeichen einer bestimmten gesellschaftlichen Differenzierung. Diese (obwohl noch nicht weit fortgeschritten) findet im neolithischen Quellenmaterial in allen Quellengattungen einen ausgeprägten Niederschlag. Da? Gräbermaterial ergibt viel größere Möglichkeiten der gesellschaftlichen Deutung von Gräberfeldern als bisher angenommen wurde. Sollten die Ansichten von A. H Ä U S L E R (1966, S. 47f.) durch weitere Forschungen bestätigt werden, liegt im Gräbermaterial ein weiteres Argument für eine Zäsur in der Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse vor, die in den Endabschnitt des Donauländischen Kreises fällt. In der Lengyel-Kultur treten die ersten Merkmale einer f ü r patriarchalische Hirtengesellschaften typischen geschlechtsspezifischen Differenzierung der Bestattungssitten auf. ) K . JAZDZEWSKI (1936, S. 273f.) erklärt das seltene Auftreten von Metall vorformen mit dem häufigen Umschmelzen der Metallgegenstände. ) Die sozialökonomische Differenzierung der Tripoljekultur verdient besondere Aufmerksamkeit. Dafür ist der berühmte H o r t von Karbuna der Phase A, der damit zeitlich dem ältesten mitteleuropäischen Streitaxthorizont entspricht, ein gutes Beispiel (KLEJIT, 1968, S. 5f.). Von geringerer Überzeugungskraft sind Versuche, die Streitaxtkulturen mit dem indoeuropäischen Problem zu verbinden. Vgl. P. B O S C H - G I M P E R A , 1 9 6 0 , S. 1 4 0 u n d K t . V I ; A. J A . B R J U S S O W , 1 9 6 5 , S. 72 f.; vgl. M . ZÄPOTOCKY, 1 9 6 6 , S. 203f. ) Das ethnographische Material über die Spezialisierung von Gruppen wird u. a. von M. J . HERSKOVITS (1952, S. 124 f.) besprochen. ) V. G. C H I L D E (1963, S. 77) schreibt, daß die „Metallurgie die erste Erscheinung von Industriecharakter ist, die nicht auf die Befriedigung des Eigenbedarfes der Hausgenossen, sondern anderer Menschen gerichtet war. Deshalb mußten die damit befaßten Personen von den Nahrungsüberschüssen leben, die ihre Abnehmer produzierten". Zum wirtschaftlichen Überschuß vgl. die kritischen Äußerungen von G. D A L T O N (1960, S. 483 f.), der H E R S K O V I T S und C H I L D E vorwirft, sich einer nicht empirischen Definition des Überschusses bei ihren analytischen Forschungen zu bedienen. ) Außer der oben angeführten Äußerung D A L T O N S vgl. auch M . O . H A R R I S (1959, S . 185 f.), M . G O D E L I E R (1965, S . 53) und W . K U L A (1968, S . 108f.). ) Die Festlegung dieser Zäsur ist sehr schwierig. Das ethnographische Material zeigt, daß sogar die Einführung von neuen, sehr geeigneten Arbeitsgeräten nicht immer zu einem Produktionsanstieg führt. Die Siane Neu-Guineas erhielten z. B. anstelle der vorher verwendeten Steinbeile Äxte aus Stahl. Sie wurden jedoch nicht zur Intensivierung der 77

Produktion verwendet. I n der neolithischen Wirtschaft der Siane fehlte es an einem Anreiz, mehr Güter zu erzeugen, als sie f ü r die Befriedigung der laufenden Bedürfnisse brauchten. Die durch die Einführung produktiver Werkzeuge freiwerdende Zeit verwendeten die Siane zur Verstärkung der außerökonomischen Tätigkeit — zum Feiern, Kriegführen, Wandern usw. Vgl. M . SALISBURY, 1962; vgl. auch die Bemerkungen von M . O O D E L I E R in L'Homme, Bd. 4, S. 1 1 8 - 1 3 2 ; ders., 1965, S. 52f. 45 ) Das betreffende archäologische Material wurde im Artikel „Geld" von R E C L I N O im R L V , Bd. 4, 1926, S. 204—238 zusammengestellt, die ethnographischen Aspekte der Frage werden von A. H. QUIGGIN, 1949, besprochen. 46 ) Eine allgemeine Übersicht der Probleme des Anfanges des Austausches in marxistischer S i c h t b e i M . A . KOSWEN, 1957. 47

) Vgl. die Zusammenstellung solcher Funde f ü r Deutschland durch K . SCHUMACHER, 1914, S. 29f.; f ü r Polen und Litauen durch J . KOSTRZEWSKI, 1919, S. 157f.; H . QTJITTA, 1955, S. 20f. und S. VENCL, 1960, S. 36f., haben umlängst das Gesamtmaterial erfaßt. 48 ) Vgl. H. Q U I T T A , 1955, S . 57 und die abweichende Ansicht von B. SCHMIDT (1959, S . 797), der in einem Teil der Funde Votivgaben sehen möchte. 49 ) Zum Tauschhandel mit Obsidian im Nahen Osten C. RENFREW, J . E. DÍXON, J . R . CANN, 1966, S. 3 0 f . ; dies., 1968, S. 3 1 9 f . u n d T . SULIMIRSKI, 1955, S. 69. 50

) Die neueste summarische Zusammenstellung der uns interessierenden Angaben bei K . JAZDZEWSKI, 1 9 6 5 .

51

) Vgl. die wenig überzeugenden Argumente von M. J A H N (1956, S. 27f.) über den Binnenaustausch bei kleinen Menschengruppen. 52 ) V. G. C H I L D E (1950, S. 116f.) bezeichnet sie als „regulär class of itinerant merchantartifices". Horte aus fertigen Metallerzeugnissen oder Halbfabrikaten, die „the merchant's stock in t r a d e " darstellen, seien Zeugnisse ihrer Aktivität. Sie wurden nach Childe bei Gefahr in der Erde verborgen, und ein Teil blieb f ü r immer darin. Das ist die gleiche Erklärung wie f ü r die Horte aus späteren Zeiten. I m Zuge der weiteren Forschung wird diese Deutung allmählich hinfällig oder stark modifiziert. 53 ) Vgl. A. H . QUIGGIN, 1949. Vgl. auch die Beschreibung der Verhältnisse bei den Ureinwohnern Neu-Guineas, wobei Steinbeile die Tauschgegenstände sind ( C H A P P E L L , STRATHERN, 1966, S. 96f.). 54

) Vgl. Z. KRZAK, 1965, S. 229f.; B. BALCER, 1966, S. 356f. Dieses Problem wird von B . B A L C E R in seiner Arbeit „Das Silexbergwerk in ¡Swieciechów-Laska, pow. Krasnik, im Lichte der neuesten Forschungen" näher behandelt. Ich danke dem Verfasser für die Überlassung der ungedruckten Arbeit. 55 ) Vgl. R. T H Ü R S W A L D , 1 9 3 2 , S . 1 5 2 ; M. S A L I S B U R Y , 1 9 6 2 , S . 1 5 8 und die Kritik durch M . GODELIER, 1965, S. 6 2 .

56

) R . ZUROWSKI, 1961, S. 34f,; ders., 1960, S. 280f. Zur Ausbreitung der Funde aus gebändertem Feuerstein T. SULIMIRSKI, 1960, S. 290 und Abb. 3, S. 291. " ) Die Forschungen von H . H . M Ü L L E R (1964, S . 64 f.) zeigten, daß in Mitteldeutschland im Frühneolithikum etwa 40% der Rinder geschlachtet wurden, bevor sie voll ausgewachsen waren. I n der ersten Phase der Moorsiedlung Weier bei Thayngen wurden etwa 70—80% der Rinder z. T. im Alter von drei Wochen geschlachtet. Nur ein Teil der Rinder blieb bis in den Winter erhalten (vgl. GUYAN, 1967, S. 8f.). Eine im Herbst einsetzende Dezimierung des Rinderbestandes war vielleicht nicht überall verbreitet, vgl. E. S . H I G G S , J . P E TER WHITE, 1963, S. 282f. Bei der Deutung des Materials aus Cmielów muß auch damit gerechnet werden (SZTETYLLO, 1961, S. 814, Anm. 12). 58 ) Wir denken hier vor allem an das gegenwärtig durch B . B A L C E R , J . K O W A L C Z Y K und Z. KRZAK durchgeführte Programm und an das Projekt systematischer Ausgrabungen in Krzemionki, die auf Anregung von W. H E N S E L , Z. R A J E W S K I und W. C H M I E L E W S K I im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem I H K M PAN und dem Staatlichen Archäologischen Museum in Warszawa durchgeführt werden sollen. Zur internationalen Zusammenarbeit bei petrographisehen Forschungen vgl. P. R. G I O T , 1 9 6 5 , S. 2 8 1 f.

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Hausbau I Hii

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