Koordinationsreduktion und Verbstellung in einer generativen Grammatik des Deutschen 3484102616, 9783484102613

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Koordinationsreduktion und Verbstellung in einer generativen Grammatik des Deutschen
 3484102616, 9783484102613

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Linguistische Arbeiten

41

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Manfred Kohrt

Koordinationsreduktion und Verbstellung in einer generativen Grammatik des Deutschen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kohrt, Manfred

Koordinationsreduktion und Verbstellung in einer generativen Grammatik des Deutschen. - 1. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1976. (Linguistische Arbeiten ;41) ISBN 3-484-10261-6

ISBN 3-484-10261-6 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany

VORWORT

Das vorliegende Buch ist

eine überarbeitete Fassung meiner Disser-

tation 'Transformationssystem und Transformationsordnung: Untersuchungen zu Koordinationsreduktion und Verbstellung in einer generativen Grammatik des D e u t s c h e n ' , die

im Frühjahr

197^ dem Fach-

bereich 08 'Allgemeine und Germanistische Linguistik und Philologie 1 der Philipps-Universität Marburg vorgelegt wurde. Seit der Fertigstellung des ersten Manuskripts Ende 1973 ist

zu den in die-

ser Arbeit angesprochenen Themen eine ganze Reihe von Beiträgen erschienen, die bei der Überarbeitung soweit wie möglich berücksichtigt wurden; nicht alles jedoch konnte überhaupt bzw. mit der eigentlich gebotenen A u s f ü h r l i c h k e i t diskutiert werden, da das ursprüngliche Manuskript für die V e r ö f f e n t l i c h u n g bereits gekürzt werden mußte. Für ihre Unterstützung danke ich: Prof.Dr. Gisbert Keseling,

der

diese Arbeit als Dissertation betreut hat, P r o f . D r . Herbert Ernst Wiegand und Dr. Christoph Küper, die wertvolle Kommentare zur ersten Fassung dieser Arbeit geliefert haben, sowie Eva Beck und Wolfgang Klinke,

die die

überarbeitete Fassung noch einmal kritisch

gelesen haben. Es muß wohl nicht eigens betont werden, daß die Verantwortung für alle im Text verbliebenen Schwächen bei mir selbst liegt. - Mein Dank gilt auch den Herausgebern der 'Linguistischen Arbeiten 1 für die Aufnahme meiner Arbeit in diese Reihe. Meine Frau Ulrike Kohrt-Sinner hat nicht nur die Druckvorlage zu diesem Buch erstellt und dafür über längere Zeit hinweg einen Großteil ihrer Freizeit geopfert; Arbeit

sie hat mich zudem bei meiner

in jeder erdenklichen Art und Weise u n t e r s t ü t z t . Als (ge-

ringer) Ausdruck meines Dankes für Hilfe und Verständnis dieses Buch ihr

sei

gewidmet.

Münster, im Frühjahr 1976

Manfred Kohrt

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

V

1.

1

EINLEITUNG

1.1.

Der Beschreibungsapparat

5

1.1.1.

Baumgraphen als

Beschreibungsmi t t e l

5

1.1.2.

Die Erzeugung von Baurographen

1.1.3.

E t i k e t t e n in Baumgraphen

15

1.1.4.

Die Veränderung von Baumgraphen

16

9

1.1.4.1.

Adjunktion, Tilgung und Etikettenveränderung

17

1.1.4.2.

Notierung von Transformationen

20

1.1.4.3.

Lokale und globale Bedingungen

23

1.1.4.4.

Baumbeschneidungs-Konventionen

27

1.1.5· 1.2.

Tiefenstruktur,

unterliegende und entfernte

28

Zur Analyse koordinativer Verknüpfungen in der GTG ....

1.2.1.

Phrasale vs.

1.2.2.

Die Erzeugung von Koordinationsstrukturen

2.

Struktur

sententielle Koordination

GRUNDLEGENDE UND ABGELEITETE VERBSTELLUNG IM DEUTSCHEN

31 32 J6

.. 40

2.1.

Häufigkeit der Regelapplikation

42

2.2.

Probleme der Akzeptabilität

44

2.3.

Verbstellung und psychologische Realität der Grammatik

46

2.4.

Zur Analyse des Auxiliarkomplexes

49

2.5.

Abtrennbare Präfixe

56

2.6.

Stellung des Negationselements

59

2.7.

Topikalisierung

60

2.8.

Subjekt-Hebung als

2.9.

Rechtsgerichtete Verschiebungsregeln

einheitlicher Prozeß

61 68

2.10.

Fragewort-Verschiebung

72

2.11.

Das Penthouse-Prinzip

75

2.12.

Ein vorläufiges Fazit

78

VIII 3.

LÜCKENBILDUNG, VERBSTELLUNG UND KOORDINATIONSREDUKTION

..

8O

3.1.

LückenbiIdung

80

3.2.

Lückenbildung· und grundlegende Verbstellung i in Deutschen

85

3.2.1.

Lückenbildung und grundlegende Verbzweitstellung ....

85

3.2.2.

Lückenbildung und grundlegende Verberststellung

89

3.2.3.

Lückenbildung und grundlegende Verbendstellung

3.3.

Lückenbildung und Koordinationsreduktion

.....

93 97

3.3.1.

Direktionalität

97

3.3.2.

Notwendige und nicht-notwendige kontingente Til-. gungen

99

3.3.3.

Konfigurationsbedingungen

101

3.3.4.

Regelordnung

105

3.3.4.1.

Equi-NP-Tilgung und Koordinationsreduktion

106

3.3.4.2.

Passiv und Koordinationsreduktion

113

k.

PROBLEME DER TRANSFORMATIONSORDNUNG

4.1. 4.2.

118

Geordnete Regeln in Chomskys Analyse des Auxiliar— komplexes im Englischen , Intrinsische und extrinsische Regelordnung

119 123

4.2.1.

Intrinsische Regelordnung . ,

123

4.2.2.

Extrinsische Regelordnung

127

4.2.2.1.

Extrinsisch geordnete Regeln

127

4.2.2.2.

Regelordnungshypothesen

131

4.2.3.

Extrinsisch ungeordnete Regeln

133

4.2.3.1.

Koordinationsreduktion, Verb-End und die Notwendigkeit extrinsisch ungeordneter Regeln 133

4.2.3.2.

Fakultative, obligatorische und extrinsisch ungeordnete Regeln

135

4.2.3.2.1.

Präzedenz obligatorischer Regeln

135

4.2.3.2.2.

Extraposition und Pronotninalisierung

139

4.2.3.2.3.

Extraposition

4.2.3.2.4.

Koordinationsreduktion und Verb-End

142

4.2.3.2.5.

Simultane Regelanwendung

143

4.3.

und ^u-Sprung

«

141

Reduktionen in koordinierten Strukturen und Regelordnung

1 46

Überlegungen zur Formulierung der Koordinationsreduktion

1 47

4.3.1. 4.3.1.1.

Die Koordinationsreduktion als Spiegelbild-Regel .. 147

4.3.1.2.

Die Koordinationsreduktion als Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion

1 49

IX

4.3.2.

Reduktionen in koordinierten Strukturen

4.3.2.1.

151

Vorwärts-Reduktion und Rückwärts-Reduktion

152

4.3.2.1.1.

Direktionalität

152

4.3.2.1.2.

Hilfsverben

154

4.3.2.1.3.

Verben in eingebetteten Sätzen

154

4.3.2.1.4.

Absolute Endstellung

156

4.3.2.1.5.

Verb-Kongruenz

157

4.3.2.1.6.

Verb-End

159

4.3.2.2.

Eine weiter differenzierte Analyse der Reduktionsoperationen «

162

4.3.2.2.1.

Rückwärts—Reduktion und Verb-Kongruenz

162

4.3.2.2.2.

Vorwärts-Reduktion, Verb-End und Verb-Kongruenz

165

4.3.2.2.3.

Lückenbildung und grundlegende Verbstellung ..... 168

5.

TRANSFORMATIONSTYPUS

UND TRANSFORMATIONSORDNUNG

170

5.1.

Generalisierte und singuläre Transformationen

171

5.2.

Zyklische, prä-, post-, letztzyklische Transformationen und Überali-Regeln 179

5.2.1.

Zyklische Transformationen

179

5.2.2.

Präzyklische Transformationen

182

5.2.3.

Überali-Regeln

184

5.2.4.

P o s t — und letztzyklische Transformationen

189

5.2.4.1.

Postzyklische Transformationen

189

5.2.4.2.

Letztzyklische Transformationen

5.2.4.3.

Post- vs. letztzyklische Transformationen ......... 191

...... 190

5.2.4.3.1.

Appositions-Bildung

5.2.4.3.2.

Zyklische Pronominalisierung

194

5.2.4.3.3.

Appositions-Bildung und Pronominalisierung: Evidenz für letztzyklische Regeln

196

5.2.4.3.4.

191

Pronominalisierung und Extraposition: Evidenz für postzyklische Regeln

5.3.

198

Zur Stellung der ReduktionsregeIn in der Grammatik .... 207

5.3.1.

Die Koordinationsreduktion als

zyklische Regel

5.3.2.

Die Reduktionstransformationen als Regeln

2O7

postzyklische 210

5.3.2.1.

Rückwärts-Reduktion und Verbstellungsregeln

210

5.3.2.2.

Pronomen-Sprung, Vorwärts- und RückwärtsReduktion

212

5.3.2.3.

Verb-Kongruenz, Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion

215

5.3.2.4.

Extraposition, Reduktion

217

VP-Reduktion und Rückwärts-

5.3.2.5. 6.

jzu-Sprung, Vorwärts-Reduktion und Lückenbildung ... 218

FAZIT

LITERATUR REGISTER

221 ,

225 2k 1

1.

EINLEITUNG

Mit seiner Arbeit "The Logical Structure of Linguistic Theory" begründete Noam Chomsky im Jahre 1955 ein Konzept

sprachwissen-

schaftlicher Untersuchungen, das unter dem Namen 'generative Transformationsgrammatik 1 bekannt geworden ist; richtung, die damit ihren Anfang nahm, ist

in die Forschungs-

auch die vorliegende

Arbeit einzuordnen. Die Entwicklung transformationsgrammatischer Forschung ist

allerdings durch eine Reihe von Brüchen gekenn-

zeichnet; in den vergangenen zwanzig Jahren ist

das ursprüng-

liche Konzept der generativen Transformationsgrammatik (GTG) mehrmals einschneidend verändert worden, und inzwischen hat sich der Traditionsstrang, der von der oben genannten Arbeit seinen Ausgang nahm, sogar gespalten, so daß nun zwei verschiedene Schulen der GTG existieren, die einander befehden und die jeweils von sich behaupten, die einzig richtige Theorie der GTG zu vertreten. So sehr sich aber die einzelnen Entwicklungsstadien und Schulen der GTG voneinander unterscheiden: es gibt doch einen Grundgedanken, der ihnen allen gemeinsam ist der Beschreibung und Erklärung von 'Sprache

1

- daß nämlich bei (was in der GTG

vornehmlich die Beschreibung und Erklärung von 'Sätzen' meint) von einer ' t i e f e r e n ' , abstrakten Ebene der Repräsentation auszugehen ist.

Es wird allgemein angenommen, daß die mehr oder min-

der plane Abbildung von Sätzen, wie sie sich uns an der 'Oberfläche 1 darbieten, keine wirklichen Generalisierungen erlaubt und daß es gewisse formale Operationen (Transformationen) geben muß, die die Strukturen der angesprochenen ' t i e f e r e n ' Ebene mit denen der Oberfläche' vermitteln. Im folgenden soll nicht versucht werden, die Notwendigkeit der Einbeziehung einer solchen 'tieferen' Ebene der Satzrepräsenta— tion noch einmal zu rechtfertigen; seit Beginn generativ-transformationeller Forschung sind außerordentlich viele (und m.E.

überzeugende) Argumente beigebracht worden, daß auf eine solche Ebene bei der Analyse natürlicher Sprachen nicht verzichtet werden kann.

Im vorliegenden Kapitel geht es zunächst vielmehr da-

rum, nach einigen kurzen (und damit notgedrungen verkürzenden) Bemerkungen über Ziele und Datengrundlage einer transformationellen Analyse den Beschreibungsapparat zu charakterisieren, den 2 ich in dieser Arbeit unterstellen will. Der kundige Leser wird dabei sicher feststellen, daß der hier skizzierte Beschreibungsapparat mit keiner der bisherigen Versionen der GTG völlig in Einklang zu bringen ist;

er steht aber sicher der Konzeption am

nächsten, die seit dem Ende der 60er Jahre unter dem (m.F. reichlich irreführenden) Namen "generative Semantik 1 bekannt geworden

ist. Was die Ziele der Forschung anbelangt, vorliegende Untersuchung einzuordnen ist,

in deren Rahmen die so geht es zunächst

einmal darum, daß die einzelsprachliche Grammatik, zu deren Formulierung hier beigetragen werden soll, den Begriff "Satz der 3 deutschen Sprache 1 zu explizieren hat. Diese Explikation soll durch rekursive Aufzählung geleistet werden, d.h. die Grammatik ist

als ein Mechanismus zu verstehen, der eben die Sätze aus-

wirft, die der deutschen Sprache zugehören; dabei ist

zu be-

tonen, daß die Grammatik alle Sätze des Deutschen zu generieren 4 hat, d.h. daß sie 'erschöpfend 1 sein muß. Als 'Satz des Deutschen' sei dabei jeder Satz zu verstehen, der im Deutschen 'wohlgeformt'

ist;

'abweichende' Sätze soll die Grammatik nicht er-

1

Vgl. z.B. Chomsky ( l 9 5 5 a ) , Chomsky ( 1 9 5 7 ) , Postal ( l 9 6 4 a ) , Postal ( I 9 6 4 b ) , etc.

2

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß dieses Kapitel nicht als Einführung in die Theorie der GTG konzipiert ist; für denjenigen, der mit dieser Theorie (bzw. einer ihrer Ausformungen) noch nicht genügend vertraut ist, empfiehlt sich die vorherige Lektüre einer einführenden Arbeit wie z. B. Bechert et al. (19?0), Grinder und Elgin ( 1 9 7 3 ) , Meisel ( 1 9 7 3 ) , Bach (197*0, Kohrt und Küper ( l 976).

3

Vgl. etwa Bierwisch (1966:107). Es ist sicher unerläßlich, daß von einer bloßen Charakterisierung von Sätzen zu einer Analyse größerer Einheiten ( ' T e x t e ' ) übergegangen wird. Die Beschränkung auf den Satz erweist sich jedoch für die Untersuchung der Faktoren, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, als relativ unproblematisch, und die Ergebnisse dürften später leicht in eine Textgrammatik zu inkorporieren sein.

k

Vgl. dazu Bierwisch ( 1 9 6 3 : 1 1 f f . ) ·

zeugen.

Es ist

jedoch nicht allein darum zu tun, die wohlge-

formten Sätze des Deutschen einfach aufzuzählen, dieser Sätze ist bung zuzuordnen.

sondern jedem

zudem (mindestens) eine strukturelle BeschreiDiese Beschreibung hat dabei nicht zuletzt

auch der Ambiguität und Synonymität von Sätzen Rechnung zu tragen, d.h.

es muß spezifiziert werden, welche Sätze

miteinander

synonym sind und auf welch unterschiedliche Art und Weise ein mehrdeutiger Satz aufgefaßt werden kann. Es muß hervorgehoben werden, daß der Beschreibungsapparat, der zur Formulierung einer einzelsprachlichen Grammatik (hier: der Grammatik des Deutschen) herangezogen wird, keinesfalls

iso-

liert gesehen werden darf, als sei er ad hoc konstruiert worden, um nurmehr einer bestimmten natürlichen Sprache Rechnung zu gen. Übergreifendes Ziel der GTG ist

tra-

es vielmehr, ein Beschrei—

bungssystem zu erstellen, das sich als tauglich erweist, eine jede natürliche Sprache adäquat zu charakterisieren; die Konstruktion einer einzelsprachlichen Grammatik steht so grund— 7 sätzlich in einem größeren Zusammenhang. Aus dem bisher Gesagten dürfte hervorgehen,

daß sich die Gram-

matik als Grundlage ihrer Beschreibung nicht auf ein beliebiges gegebenes Korpus sprachlicher Daten beschränken darf, das zum einen abweichende Sätze enthalten kann und in dem zum anderen unmöglich alle wohlgeformten Sätze des Deutschen zu erscheinen Q

vermögen, da ihre Zahl potentiell unendlich ist.

Wie bei Arbei-

ten im Rahmen der GTG üblich, stützt sich die vorliegende Untersuchung deshalb auf sogenannte

'intuitive 1 Daten, auf Urteile,

die von primärsprachlichen Sprechern über Sätze ihrer Sprache o abgegeben werden. Es geht dabei um Feststellungen wie "Satz S. 5

Anstelle von 'wohlgeformt 1 wird im folgenden auch der Begriff 'grammatisch' verwandt, anstelle von 'abweichend 1 oder 'nichtwohlgeformt' auch der Begriff 'ungrammatisch'.

6

Vgl. z.B. Chomsky ( 1 965:6Off. ).

7

Vgl. dazu etwa Katz und Postal ( 1 9 6 k : 1 5 9 f f . ) .

8

"Each string or sentence is of finite length, the number being infinite because there is no longest string." (Postal 1964a:9)

9

Daß dieses Verfahren durchaus nicht unproblematisch ist, ist inzwischen immer wieder hervorgehoben worden (vgl. z.B. Falkenberg 1 9 7 ^ : 2 7 f f . sowie Geier 1976); zumindest im Augenblick scheint jedoch kein besseres Verfahren zur Datengewinnung für sprachwissenschaftliche Beschreibungen zur Verfügung zu stehen.

ist

wohlgeformt in der Sprache L . " , "Satz S. ist

abweichend in

der Sprache L . " , e t c . ; hinzu kommen Aussagen wie die,

daß ein

bestimmter Satz der betreffenden Sprache mit einem anderen synonym ist, sowie Feststellungen

darüber, daß ein bestimmter Satz

von L. "auf die und die Art und Weise verstanden" wird, Bei der Darstellung der intuitiven Urteile als ( z . B . ) "Satz S. ist

wohlgeformt in der Sprache L. " wurde allerdings eine unzu-

lässige Reduktion vorgenommen; genauer sind die Daten, die als Grundlage für die Grammatikkonstruktion dienen, etwa wie folgt wiederzugeben: "Der Sprecher Spr. der Sprache L. erklärt zum Zeitpunkt T . : 'Der Satz S. ist

wohlgeformt in L . . 1 . " Damit

ist

die Möglichkeit gegeben, daß verschiedene Sprecher ein und derselben Sprache einen bestimmten Satz S. unterschiedlich beurteilen.

Soll S. unter diesen Umständen von der Grammatik erzeugt

werden oder nicht? Man könnte meinen, daß diese Frage mittels Mehrheitsentscheids zu lösen sei, indem alle Sprecher von L. zur x 11 Grammatikali tat dieses Satzes befragt würden ; eine solche 'Lösung1 ist

jedoch sicher (und sei es nur aus praktischen Erwägun-

gen) zu verwerfen. Eine adäquate Behandlung dieses Problems scheint mir solange unmöglich, wie die Grammatik von L. nicht ' Subgrammatiken von L . 1 einschließt» die den ver1 12 schiedenen Sprechweisen in dieser Sprache Rechnung tragen.

verschiedene

Letztlich ist

es also weniger darum zu tup, eine Grammatik zu

erstellen, die als die Grammatik von L. zu werten ist,

sondern

10 Die folgenden Beispiele mögen diese vielleicht zunächst etwas dunkle Formulierung erhellen: il (ii) i)

Dieter verspricht Klaus, zu kommen, Dieter b i t t e t Klaus, zu kommen.

In (i) wird eine Verbindung von Dieter und kommen mitverstanden, in (ii) eine Verbindung von Klaus und kommen. 1 1 Damit würde die Intuition einzelner Sprecher natürlich einfach als 'falsch 1 erklärt. M . E . gibt es .jedoch keine falschen intuitiven Urteile (wie u.a. Chomsky 1965:8 meint), sondern bestenfalls solche, die ihrer Art nach unzulässig sind. (Zu den intuitiven Urteilen, die m. E. unberücksichtigt bleiben müssen, gehören z.B. Aussagen über die intuitive Richtigkeit von Strukturzuweisungen, wie sie in Arbeiten zur GTG bisweilen zu finden sind (vgl. z.B. Ross 196?a:25 sowie Hankamer 197^:35).) 12 "We would expect a complete and adequate grammar to be constructed so that dialect differences can be naturally described within its framework [ . . . ] . " (ßorkin, ed. 1972:76)

eine, die es erlaubt, möglichst allen divergierenden Sprechweisen 13 Rechnung zu tragen. Wenn ich mich im folgenden trotz dieser Forderung weitestgehend darauf beschränke,

die für mich selbst

geltende Sprechweise darzustellen, so geschieht dies allein aus praktischen Erwägungen, denn nur selten kann man bei

Befragungen

über längere Zeit hinweg auf einen festen Stamm von Informanten zurückgreifen. Soweit es möglich war, habe ich jedoch versucht, meine eigenen Intuitionen in bezug auf die in dieser Arbeit diskutierten Sätze bei anderen Sprechern zu überprüfen, und ich glaube so, hier Regularitäten zu boschreiben, die recht weitverbreitet ..,,. . , l** gültig sind.

1.1. 1.1.1. Es ist

Der Beschreibungsapparat Baumgraphen als

Beschreibungsmittel

davon die Rede gewesen, daß die Grammatik nicht allein

Sätze zu erzeugen hat, sondern daß sie auch Strukturbeschreibungen für diese Sätze bereitstellen muß. Die Repräsentation der Satzstruktur geschieht in der GTG gemeinhin durch eine bestimmte Art von Graphen, die im folgenden genauer charakterisiert werden soll. Unter einem Graphen G ist

allgemein ein Tripel ( K , L , v ) zu ver-

stehen, wobei K eine Menge von Elementen k, Knoten genannt, L eine Menge von Elementen l,

ist,

Linien genannt, und v eine Vor-

s c h r i f t , durch die werden, die als

jedem 1. genau zwei Elemente von K zugeordnet 1 Endpunkte von 1. bezeichnet werden. 15 Man be-

13 Carden (1970:281) betont richtig, "that there is an obligation to seek an analysis that explains as many as possible of the observed idiolects in a consistent manner [ . . . ] . " Ik Immer dann, wenn ich bei meinen Befragungen auf von meiner eigenen Sprechweise abweichende Urteile gestoßen bin, ist dies in den Anmerkungen notiert. 15 Ich weiche hier von den im Deutschen gebräuchlicheren Bezeichnungen Ecke [für: Knoten] und Kante [ f ü r : Linie] aus zwei Gründen ab: zum einen ist die Bezeichnung Knoten in der grammatischen Terminologie eingebürgert, Ecke jedoch nicht, und zudem entstehen durch die im Englischen übliche Bezeichnung edge für Kante bzw. Linie (und eben nicht für Ecke!) leicht Verwirrungen. Die Ersetzung von Kante durch Linie ergibt sich dann notgedrungen wegen der leichteren Handhabbarkeit der Abkürzungen.

Dichte, daß a = b sein kann, wenn v(l..) = ( a , b ) heißt, daß a und b Endpunkte der Linie 1. sind, d.h. es sind Schleifen möglich. Ein Graph heißt gerichtet, wenn er Ausgangs- und Eingangspunkte unterscheidet. Unter einem gerichteten Graphen, kurz Digraph, ist also ein Quadrupel ( K , L , f , s ) zu verstehen, wobei K wiederum eine Menge von Knoten k und L eine Menge von Linien l ist;

f stell

eine Vorschrift dar, die jedem 1. genau ein Element k. zuordnet, so daß f ( l . . ) = a den Aus gan g s punk t von 1.. bezeichnet, und s eine Vorschrift, die einem jeden 1. ein Element k. zuweist, so daß s i l i ) = b den Eingangspunkt von 1.. bezeichnet. Außerdem sollen noch die folgenden Axiome gelten: (i) und endlich,

Die Menge K ist

nicht-leer

( ü ) es gibt keine zwei Linien, die identische Aus·*

gangs- und Eingangspunkte hätten, und (iii)

es gibt keine Linie, 16 deren Ausgangs- und Eingangspunkt identisch wären ; in Betracht gezogen werden also nur endliche Digraphen ohne Parallelen und Schleifen. Die Kardinalzahl der Menge der Linien, für die der Knoten k. Ausgangspunkt ist,

soll als Divergenzgrad von k. be-

zeichnet werden, während die Kardinalzahl der Menge der Linien, für die er Eingangspunkt ist,

als Konvergenzgrad von k. bezeich-

net werden soll; Konvergenzgrad und Divergenzgrad von k. bilden zusammen den Knotengjrad von k. . Man kann nun die Linien zu sogenannten Linienzügen zusammen-· 17 fassen, indem man von einer Linie zu einer benachbarten LiniQ wandert oder auf derselben Linie wieder zurückfährt. Der Linienzug kann durch die Folge der durchlaufenen Linien l..,...,! oder auch der durchlaufenen Knoten k . , . . . , k beides in Abkürzung für (k.. , l ,k ) , . . , , (k

angegeben werden, ,. , l

.. ,k ) . Ein Li-

nienzug wird als Pfad bezeichnet, wenn er keinen Knoten mehr als einmal durchläuft, und er bildet einen Kreis, wenn k.. = k n S 4) und k . . , . . . , k

ein Pfad ist.

(bei

Damit sind wir in der Lage,

den Begriff des zusammenhängenden Graphen zu bestimmen: ein Graph G heißt zusammenhängend, wenn es zu je zwei Knoten k. und k . von G einen Linienzug gibt. «J Mit diesen terminologischen Voraussetzungen können wir nun 16 Vgl. Harary et al. (1965:9). 17 "Zwei [Linien] von G heißen benachbart (in G ) , wenn sie verschieden sind und in eine[m KnotenJ zusammenstoßen." (Wagner 1970:11)

die besondere Art von Graphen, d i e in der Grammatik verwandt werden, genauer k e n n z e i c h n e n . Die Strukturbeschreibungen

von Sätzen

werden in sogenannten Baumgraphen gegeben. Allgemein ist

unter

einem Baumgraph ein zusammenhängender Graph zu verstehen, keinen Kreis enthält. Diese Bestimmung ist

der

hier allerdings unzu-

reichend, da in der GTG nur e i n e spezielle Art von Baumgraphen verwandt w i r d , nämlich 'Bäume von einem Knoten a u s ' . Ein Baum von einem Knoten aus ist

dann gegeben, wenn genau ein Knoten den Kon-

vergenzgrad 0 b e s i t z t , alle anderen hingegen den Konvergenz18 grad 1. Zudem ist f e s t g e l e g t , daß die Bäume von einem K n o t e n aus,

die bei der R e p r ä s e n t a t i o n von Sätzen verwandt werden,

e t i k e t t i e r t sind, d.h. So i s t

daß ihre Knoten Bezeichnungen tragen.

19

z . B . ( l - 1 a ) e t i k e t t i e r t , ( t - 1 b ) hingegen n i c h t .

(1-1)

^- B ->^

a.

b

·

( l — 1 a ) bildet also ein Muster der Strukturbeschreibungen, wie sie in der Grammatik verwandt werden. Es i s t o f f e n s i c h t l i c h , daß die Menge der E t i k e t t e n im Graphen (1-1 a) nicht gleich der Menge von Knoten ist;

es handelt sich vielmehr um elementfremde Mengen,

wobei die Menge der Etiketten m e h r d e u t i g a;if die Menge der Knoten abbildbar

ist.

Es bleiben noch zwei w e i t e r e Restriktionen nachzutragen, für die in der Grammatik verwandten Baumgraphen e r f ü l l t sen.

die

sein müs-

Zugelassen sind zum einen Bäume wie ( l - 1 a ) , nicht jedoch

solche w i e ( l - 2 ) .

(1-2) C _

X

B

C

_A

A

B

Genausowenig wie ein Überkreuzen der Linien erlaubt ist, 18 Vgl. Harary et

al. ( 1 9 6 5 : 2 8 3 f . ) , Zierer ( 1 9 7 0 : 1 5 ) .

sind »

19 Wenn im folgenden in dieser Arbeit allgemein von "Strukturen", "Graphen", "Bäumen", etc. die Rede ist, die zur Satzbeschreibung dienen, dann sind in jedem Fall etikettierte Bäume von einem Knoten aus gemeint, wie sie hier auf diesen Seiten genauer bestimmt werden.

( l - 1 a ) und ( 1 - 3 ) als

gleich anzusehen, obwohl im Sinne der

gemeinen Graphentheorie z w e i f e l l o s eine Isomorphie von G., ( l - 1 a ) auf G 2 in ( 1 - 3 ) v o r l i e g t .

allin

20

(1-3)

Es gibt also eine z u s ä t z l i c h e R e l a t i o n p, so daß p ( k . , k . ) besagt. 1 J 21 > daß der K n o t e n k. links vom K n o t e n k. s t e h t . ( E s soll in dieser i J A r b e i t daran f e s t g e h a l t e n werden, daß die Knoten grundsätzlich linear geordnet sind, obwohl dies in anderen K o n z e p t i o n e n nur auf b e s t i m m t e n Darstellungsebenen der Grammatik verlangt wird, Es gilt nun noch verschiedene Begriffe

Pp

)

einzuführen, die das

V e r h ä l t n i s einzelner Knoten zueinander im Baumgraphen

betreffen.

Ein K n o t e n verzweigt genau dann, wenn sein Divergenzgrad größer als

1 ist.

Gibt es eine Linie 1. mit dem Knoten k. als

punkt und dem K n o t e n k. und k.

als

Eingangspunkt, wobei k.

Ausgangs-

das E t i k e t t A

das E t i k e t t B t r ä g t , dann d o m i n i e r t der Knoten k. mit dem

E t i k e t t A den K n o t e n k . mit dem E t i k e t t B d i r e k t . E x i s t i e r t von J dem mit A e t i k e t t i e r t e n K n o t e n k. ein ( g e r i c h t e t e r ) Pfad zu dem mit B e t i k e t t i e r t e n Knoten k . , dann dominiert der Knoten k. mit J 1 23 dem E t i k e t t A den Knoten k. mit dem E t i k e t t B indirekt. Man J s a g t , daß ein K n o t e n A zwei K n o t e n B und C exhaustiv d o m i n i e r t , wenn er diese beiden K n o t e n dirtKt dominiert und wenn es keinen anderen Knoten gibt, den er direkt dominieren würde. Wird ein K n o t e n B von einem Knoten A direkt dominiert, T o c h t e r von A b e z e i c h n e t . B ist

die

so wird B auch

als

Schwester von C (und umge-

k e h r t ) , wenn beide Töchter ein und desselben K n o t e n s sind. 20 V g 3 . Wagner ( 1 9 7 0 : 1 4 ) . 21 Vgl. McCa.wley ( 1 968a : 2kk ). 22 Vgl. z . B . die 'Bedingung der· ungeordneten Easis 1 bei Sanders ( 1 9 7 O : 1 ) , " w h i c h requires that t h e » i n i t i a l line of any phon e t i c a l l y - t e r m i n a t e d derivation be free cf any ordering· s p e c i f i c a t i o n s " , oder die sogenannte 'natürliche Reihung' bei Bartsch ur.cl Venneirann ( 1 9 7 2 : 3 8 ) : "The f i r s t principle is t h a t semantic r e p r e s e n t a t i o n s are not [ . . . ] linearly ordered." 23 Im folgenden werder. solch u m s t ä n d l i c h e Formulierungen wie "Knoten k j mit deic E t i k e t t B" abgekürzt zu "Knoten B" oder gar einfach "B", wenn der K o n t e x t eindeutig ist.

Es ist

allerdings noch darauf

h i n z u w e i s e n , daß sich r eben der

Darstellung der Satzstruktur m i t t e l s Baun.graphen auch häufig· Beschreibungen in einer anderen N o t a t i o n s a r t f i n d e r , n ä m l i c h der sog-enannten e t ike 11 i er t er Kl a ir m€ r u n f t , w i e sie

durch ( 1 - ^ ) exem-

plifiziert wird.

(1-4)

Bf

J B

C ]

A[

A

B ] ]

Ich gehe hier n i c h t w e i t e r auf diese Flotation e i n ,

da ein jeder

e t i k e t t i e r t e r Klammerausdruck ohne \ \ e i t e r e s in einen e t i k e t t i e r 2k ten EaumgrapLem der oben s k i z z i e r t e n F o r m überse-tzbe-r i s t ; so sind ( l - 1 a ) unc1 ( 1 - 4 ) einander o f f e n k u n d i g ä q u i v a l e n t .

1.1,2.

Die Erzeugung von Baumgraphen

Seit der E n t w i c k l u n g der ersten V e r s i o n der GTG durch Noam Chomsky ( l 9 5 5 a ) hat

man g e m e i n h i n angencmrren, daß die

ein«·! Art von Regeln e n t h ä l t , die rules, im Deutschen meist als

Grammatik

im E n g l i s c h e n a.ls r e w r i t i n g

Er s e t zu rig;j - oder Expan sionsregeln

bezeichnet werden. Ein Ersetzungssystem ist

als

ein Quadrupel

(v, , V , S, —») anzusehen, wobei V" und V elemeni fremde Mengen °c n i/ n b e z e i c h n e n , und zwar V, das t e r m i n a l e Vokabular, V das nichtterniin£»_l_e; S s t e l l t ein ausgezeichnetes Element von V wird An fan g s symbol g e n a n n t , und die

Paare ( £ , y ) , für

gilt, sind E r s e t z u n g s r e g e l n , wobei sowohl ^ als über V , w V

b e z e i c h n e n . Eine Folge if.. , ij. , , . . , ^

Ableitung, wenn es für regel gibt, die

( .

1

jedes i

in

(wobei

. überfiüjrt;

wenn keine Ersetzungsregel mehr· auf ^

auch ist

dar und

die

*f —> \j,

. Ketten eine

1 < " i ^ m ) eine Ersetzungs— die Ableitung i s t beendet, angewandt wtrden kann.

In einer ausführlicheren Schreibweise kennen Ersetzungsregeln als dam

X^Y

—*

X y Y wiedergegeben werden; sind X und

beide leer,

spricht man von einer kontextfreien Ersetzungsregel; ande-

r e n f a l l s ist

sie kcn t ext-s en s it iv. Hier soll angenommen werden,

daß alle Ersetzungsregeln k o n t e x t f r e i der Wiedergabe als

"

sind, so daß wir uns mit

begnügen kennen. Die Ersetzungsregeln,

derer s i c h die Gramna.tik bedient, sind einer Reihe von Restriktionen unterworfen,

die hier als

( 1 - 5 ) dargestellt werden sollen.

2h "In grammatischen Strukturbeschreibungen sind etikettierte Klammerungen und Bauirdarstellungen einander äquivalent." (Wunderlich 1971:113)

10

(1 _ 5)

Wenn if —» ^ (i)

, dann

muß

ein einzelnes Element (von V ) sein,

(ii)

muß jedes \f (wobei lf £ S) in einer Regel in einer anderen Regel Teil von ." sein,

(in)

muß

nicht-leer sein.

Diese kurze Darstellung soll hier genügen, und ich w i l l anhand eines sehr einfachen Beispiels das Funktionieren solcher Ersetzungsregeln demorstrieren. Nehmen wir an, daß V, durch {veint, Clown, der} bestimmt ist, V

hingegen durch { S , V P , N P , V , A r t , N } und daß zudem die folgenden

Ersetzungsregeln vorliegen: (a) ( c ) VP — » V , (d)

V —*· weint, (e)

S —> NP VP, Art

—* der

(b)

K r P —> Art

und

(f)

T',

N —9· Clown.

Die Anwendung dieser Regeln kann dann die in ( 1 - 6 ) dargestellte Ableitung ergeben.

(1-6)

a.

S

b.

NP

c.

Art

N

VP

d.

Art

N

V

e.

Art

N

weint

f.

der

N

weint

g.

der

Clown

VP

w w eint

Mit der letzten Zeile ( l - 6 g ) ist

die Ableitung beendet, da keine

der Ersetzungsregeln mehr angewandt werden kann; die K e t t e in dieser Zeile besteht allein aus Elementen von V ,/ . Eisweilen wird in der wissenschaftlichen Literatur die (irrige) Auffassung vertreten, daß Ersetzungsregeln Baumgraphen erzeugen 25 würden ; eine Variante dieses Irrtums ist dort zu f i n d e n , wo die Ersetzungsregeln mit der etikettierten Klammerung in Verbindung gebracht werden, wie es z.B. in zwei recht weitverbreiteten Einführungsbüchern geschieht. So schreibt Lyons ( l 9 7 0 a : 1 2 0 ) zur Anwendung von Ersetzungsregeln: "We start from what is

designated

as the initial symbol. This is S (standing for ' s e n t e n c e ' ) [ . . . ] . It

is rewritten as the string of symbols NP VP, which are bracketed «P^^HUH····!*^^··*·*-

together and labelled as S_ by the operation of the rule." 25 Vgl. z.B. Cluver ( 1 9 7 2 : 1 ? ) , 26 Letzte Hervorhebung von mir. Vgl. zu den Ersetzungsregeln auch Lyons (1968:216) sowie Lyons ( I 9 7 0 b : 6 o ) .

In

11

Bechert et al. ( 1970^2) findet sich die folgende terminologische Glosse: "Im Englischen heißen Regeln [dieser Form] 'rewrite rules' oder 'rewriting r u l e s ' . Diese Bezeichnung ist sener als

die

insofern angemes-

im Deutschen häufig verwendete Bezeichnung 'Er—

setzungsregel', als die links vom P f e i l stehende K e t t e nicht

ver-

loren geht, d . h . im wörtlichen Sinne gar nicht ersetzt wird. [ . . . ] diese K e t t e [kann] als Index eines Klammerausdrucks geschrieben 27 werden." Demgegenüber muß jedoch betont werden, daß Ersetzungsregeln weder Baumgraphen noch e t i k e t t i e r t e Klanunerungen erzeugen, sondern einzig und allein Ketten von Symbolen, die keinerlei Zeichen ihrer Herkunft

tragen.

Wenn Ersetzungsregeln nun aber keine Baumgraphen hervorbringen: wie werden dann diese Strukturen überhaupt erzeugt? Chomsky (1963:1^) schlägt eine sekundäre Graphenerzeugung über die Ableitung vor: "Corresponding to any derivation D we can construct a tree formed from the elements [ . . . ] associated with the transitions between successive lines of D, adding elements to the tree from the appropriate node as the derivation progresses. We can thus associate a labelled tree with each description of the generated sentence." Die Baumkonstruktion kann so als verstanden werden, zunächst S als

Anweisung

Etikett eines ersten Knotens

einzusetzen; danach werden den Elementen der nächstfolgenden K e t t e ebenfalls Knoten zugeordnet, die mit dem Knoten S durch von dort her gerichtete Linien verbunden werden. Die Prozedur fährt

so f o r t ,

indem jeweils zwei aufeinanderfolgende Ableitungs-

stufen auf identische und nicht-identische

Elemente geprüft wer-

den; die Elemente der zweiten K e t t e , die kein identisches Gegenstück in der ersten besitzen, werden dann als ten

etikettierte Kno-

im zu konstruierenden Baum mit dem Knoten verbunden, der

dem

27 Hervorhebung von mir. Daß ein bestimmtes *f als Etikett eines Klammerausdrucks geschrieben werden kann ( ! ) , ist zwar richtig, hat aber nichts mit den Ersetzungsregeln zu tun. Die Annahme der Autoren, daß die Ausgabe der Ersetzungsregeln etikettierte Klammerungen sind, führt schnell zu Widersprüchen, z . B . bei der Bestimmung von 'terminaler K e t t e ' (die analog zu Chomsky 1957:29f. e r f o l g t ) : "Die letzte Zeile einer Derivation enthält also nur terminale Symbole: sie wird terminale Kette [ . . . ] genannt." (Bechert et al. 1970:^7) Natürlich kann es im System der Autoren keine einzige Kette geben, die dieser Bestimmung genügen könnte, da alle Ketten zumindest als Klammeretiketten nicht—terminale Symbole enthalten.

12

Element in der ersteren K e t t e entspricht, das kein identisches Gegenstück in der zweiten K e t t e b e s i t z t . Dieses Verfahren ist ist

sicher einigermaßen umständlich, und es

außerdem durchaus nicht frei von Problemen. Man beachte zu-

n ä c h s t , daß die Anwendung der Ersetzungsregeln

auf keinen Fall

simultan erfolgen

darf, da bei der Baumkonstruktion später sonst 28 keine eindeutige Zuordnung mehr möglich wäre. Aber auch mit diesem Verbot sind noch nicht alle Probleme aus der Welt geschafft.

Chomsky ( 1 9 6 3 : 1 k k ]

hat

selbst darauf hingewiesen, daß

unter bestimmten Umständen aus ein und derselben Ableitung

ver-

schiedene Baumgraphen konstruiert werden können: "[The] associated tree might not be unique, if,

for example, there were a deriva-

tion containing the

lines

sucessive

,-

^.',.,, ^·" A y B

,^

since

this step in the derivation might have used either of the rules A —^

AV-

or

—*

." Daß diese Überlegungen keine bloße theo-

retische Spielerei sind, kann leicht an einem Beispiel gezeigt werden. Es wird heute allgemein angenommen, daß (restriktive Relativsätze durch eine Regel NP —> NP S

abgeleitet werden

2Q

30

) ;

28 " [ . . . ] each line of a derivation must result from one and only one rule application." (Postal 1964a:13) Vgl. auch Bach ( 1 9 6 ^ : 3 8 ) , Chomsky ( 1 9 6 3 : 1 ^ 0 ) , Chomsky ( 1 9 6 5 : 6 6 ) 29 Zur Erzeugung nicht-restriktiver Relativsätze s. Kap.5· 30 Die Annahme einer solchen Regel kann an dieser Stelle nicht eingehend gerechtfertigt werden. Bisweilen ist die Struktur von Relativsatz-Konstruktionen auch durch eine Regel als NP —f Art N S bestimmt worden (vgl. z.B. Chomsky 1965:107, Bechert et al. 19?O:90, Stickel 19?O:63), oder das S-Symbol ist vor dem Bezugsnomen eingebracht worden (vgl. etwa die Analyse bei Vater ( 1 9 7 0 : 1 3 3 ) , wo eine Regel NP in Pränom und Nom expandiert und aus Pränom dann (über R e s t r ) letztlich das S-Symbol e n t s t e h t ) . Beide Lösungen halten einer genaueren Analyse wohl kaum stand. Um nur zwei Dinge zu nennen: Im zweiten Fall ist eine völlig unmotivierte Umstellung des Relativsatzes vorzusehen (hinzu kommt bei dem Vorschlag von Vater noch die Arbitrarität der neu eingeführten Kategorien), und im ersten Fall wird implizit behauptet, daß Art und N genauso sehr bzw. genauso wenig zusammengehören wie N und S. Es wird damit unterstellt, daß ein Intonationsbruch, wie er zwischen Nomen und folgendem Relativsatz möglich ist, auch zwischen Artikel und folgendem Nomen gegeben sei. Dies ist jedoch sicher unrichtig; man vergleiche die Beispiele (i) und ( i i ) , wobei / jeweils einen Intonationsbruch kennzeichnen soll. (ij Der Mann, / der die rote Fahne trägt, / ist Kurt, (ü) *Der / Mann, / d e r die rote Fahne trägt, / ist Kurt.

13 wenn man zusätzlich noch annimmt, daß die Grammatik eine Anfangsregel S —* NP VP enthält und daß VP zu 'V NP N P ' expandiert werden kann, dann können wir die ersten Zeilen der Ableitung eines Satzes wie ( 1 — ? ) benutzen, um das oben angesprochene Problem zu illustrieren. (1-7)

Senator Steubenrahm schenkte der Dienstmagd, die für das Putzen der Kronleuchter zuständig war, einen Dukaten.

Die ersten vier Zeilen der Ableitung können als

( l - 8 ) dargestellt

werden.

(1-8)

a.

S

b.

NP VP

c.

NP V NP NP

d.

NP V NP S NP

Aus dieser Derivation können nun zwei verschiedene

Bäume konstru-

iert werden, je nachdem, ob man beim Vergleich der d r i t t e n und vierten Zeile die am Schluß stehenden NPs als oder die, die direkt auf das V folgen. Baum zu erzeugen,

identisch wertet

Um den einzig korrekten

reichen die in der Ableitung bereitgestellten

Informationen nicht aus, und man wird so auf die Grammatik

re-

kurrieren müssen, um zu sehen, ob diese eine Regel NP —-? NP S oder eine Regel NP —» S NP enthält. Nach herkömmlicher Konzeption müßte bei der Konstruktion von Baumgraphen also einerseits auf Derivationen und andererseits auf Ersetzungsregeln geachtet werden 31 , was das ganze Verfahren noch komplizierter macht. Um Probleme wie das hier skizzierte zu vermeiden, hat McCawley ( l 9 6 8 a ) vorgeschlagen, sogenannte 'Knotenzulässigkeitsbedingungen' zu formulieren;

eine Bedingung < A ; B C > besagt dann, daß ein Knoten

A genau dann wohlgeformt ist, wenn es zwei gerichtete Linien gibt, bei

denen A jeweils Ausgangspunkt ist und B und C Endpunkte

sind. Ein Baumgraph ist ten, die er aufweist,

genau dann wohlgeformt, wenn alle Kno-

wohlgeformt sind; der betreffende Baumgraph

muß also Schritt für Schritt abgeprüft

werden, um festzustellen,

31 Um diese unerfreuliche Konsequenz zu vermeiden, ist bisweilen (vgl. z . B . Bach 1964:39) eine Expansion von A in «f/ oder A y verboten worden; Koutsoudas ( l 966:19) schließt gar aus, daß A überhaupt auf der rechten Seite der Expansionsregel wieder auftauchen könne (während Bach etwa Regeln der Form ^A «£_ —-» durchaus zuläßt).

ob all

seine Knoten den formulierten Zulässigkeitsbedingungen

genügen. Dieser Vorschlag hat allerdings eine offenkundige Schwäche: wenn Bäume sukzessiv auf die Wohlgeformtheit ihrer Knoten überprüft werden sollen, so müssen sie

zunächst einmal erzeugt

werden, denn man wird wohl kaum darauf warten können, daß sie 32 vom Himmel fallen. Es wäre nun aber ein — gelinde gesagt seltsames Vorgehen, zunächst arbiträr eine ungeheure Menge von Graphen zu erzeugen, aus denen dann die gerichteten Bäume von einem Knoten aus h e r a u s f i l t r i e r t werden, die

den angegebenen Zu—

lässigkeitsbedingungen für Knoten Genüge leisten. Angesichts dieser Probleme möchte ich meinen, daß für

die

Grammatik weder Ersetzungsregeln noch Knotenzulässigkeitsbedingungen vorzusehen sind; stattdessen werden bei der Konzeption der Grammatik, die ich hier im Auge habe, Baumgraphen direkt erzeugt. 33 Die Grammatik enthält so Baumerzeugungsregeln, die die allgemeine Form -f > V haben. Dabei hat Etikett zu sein, während

jeweils ein

einzelnes

y ein einzelnes Etikett oder ein

n-Tupel von Etiketten sein kann; auch hier wird S als

Anfangs—

element ausgezeichnet, es gibt eine Restriktion der Erzeugungsregeln, die (1-5-ü) entspricht, etc.

> ist

als Vorschrift zu

32 Dies impliziert wohl der McCawley zugeschriebene Spruch (vgl. Binnick, Morgan und Green 1968:13) "Grammars are written by fools like m e , but only God can make a tree"; es ist ein Irrtum, wenn Abraham und Binnick ( 1 9 6 9 : 1 6 ) oder Immler ( 1 9 7 ^ : 1 1 3 ) davon sprechen, daß Knotenzulässigkeitsbedingungen Baumgraphen erzeugen. 33 Diese Möglichkeit wird auch von McCawley ( l 9 6 8 a ) in Betracht gezogen; er verwirft jedoch Baumerzeugungsregeln genauso wie Ersetzungsregeln, "[because] both allow the subproposal in which the rules have a pre-assigned ordering and only those derivations are admitted in which the steps of the derivation which arise through the application of any particular rule precede the steps which arise through the application of any 'later' rule". (McCawley 1968a:248; Hervorhebung von mir) Er zieht Knotenzulässigkeitsbedingungen vor, da sie ihrer Natur nach ungeordnet seien. Man beachte jedoch, daß die Tatsache, daß Baumerzeugungsregeln (genau wie Ersetzungsregeln) so in ihrer Anwendung beschränkt werden können, daß zuerst Regel a, dann Regel b etc. operiert, nicht bedeutet, daß sie so restringiert sein müssen, und McCawleys Bedenken in dieser Hinsicht scheinen mir eine Verwerfung solcher Regeln nicht zu rechtfertigen. (Übrigens ist auch in einer Grammatikkonzeption, die mit Ersetzungsregeln arbeitet, in außerordentlich vielen Fällen angenommen worden, daß diese Regeln in beliebiger Reihenfolge operieren - vgl. z . B . Chomsky 1965:67.)

15 begreifen, die folgendermaßen expliziert werden kann: ( l ) weise jedem der Etiketten von

und y einen Knoten zu und (2) konstru-

iere zwischen dem Knoten mit dem Etikett aus *f und jedem Knoten, der ein Etikett aus y. trägt, jeweils genau eine Linie, die den ersteren als Ausgangspunkt, den letzteren als Eingangspunkt hat. Diese Andeutungen zur Verwendung von Baumerzeugungsregeln sollen hier genügen, da weitere Details für die folgenden Erörterungen nicht notwendig sind.

1.1.3.

Etiketten in Baumgraphen

Man wird wohl sagen können, daß in der GTG seit geraumer Zeit nichts so strittig ist

wie der Begriff

des 'möglichen E t i k e t t s '

sowie die Frage, welche Etikettierung von Knoten auf welcher Derivationsstufe wirklich angemessen ist. 3^ Ich meine jedoch, daß das, was in dieser Arbeit an Knotenetikettierungen unterstellt werden soll, (von einer Ausnahme abgesehen) wohl allgemein akzeptiert wird. Hier wird zunächst angenommen, daß die Grammatik eine Reihe von Etiketten bereitstellen muß, die mit Chomsky (1965:65) als 'Kategoriensymbole' oder 'Kategorialsymbole' bezeichnet werden, also Symbole wie ' S 1 ( f ü r n

(für

'Nominalphrase').

'Satz') oder ' N P 1

f

Außerdem gehe ich davon aus,

daß nur

3^ Um diese beiden Punkte zu illustrieren: Es ist strittig, ob so etwas wie 'atomare Prädikate', d.h. semantische Elementareinheiten als selbständige Etiketten in Baumgraphen erscheinen können, und es ist Gegenstand von Diskussionen, ob Einheiten, die aus dem Lexikon übernommen werden, bereits in der 'entfernten Struktur' (zu diesem Begriff vgl. S.31 unten) Etiketten sein können oder nicht. 35 Ross hat allerdings inzwischen die Meinung vertreten, daß es keine klar voneinander geschiedenen Kategorien gibt: "I will postulate, instead of a fixed, discrete inventory of syntactic categories, a quasi—continuum [ . . . ] . " (Ross 19?2b:3l6) Diese Sichtweise scheint mit der Annahme diskreter Kategorialsymbole wie S oder NP unvereinbar zu sein. Man kann in diesem Zusammenhang jedoch Überlegungen aufgreifen, die Lakoff ( l 9 7 1 b : 9 f . ) angestellt hat. Lakoff unterscheidet zwischen 'primären' Kategorien in der grundlegenden Struktur und solchen 'sekundärer 1 Art, die bereits transfoimationellen Einflüssen ausgesetzt wurden. Im Anschluß daran schlägt er vor, "that R o s s ' s facts can best be handled by making secondary membership a matter of degree, dependent on logical category membership and various lower-level derivational factors." (Lakoff 1973:27?) Die Implikationen dieses Vorschlags können hier nicht weiter diskutiert werden.

16 Kategorialsymbole in Regeln der

Form

f*

erscheinen können,

(ich werde später in 1 . 1 . 5 · noch einmal auf diesen Punkt zurückkommen.) Außer der Kategorialsymbolen sollen auch phonologisch ausgezeichnete Einheiten als Etiketten dienen können; diese E i n heiten werden aus dem Lexikon übernommen (und sind im folgenden einfach als Buchstabenfolgen wie klein, Katze, aus etc. darges t e l l t ) . Kategoriensymbole und solche lexikalisch bestimmten Einheiten bezeichne ich als primäre Etiketten, und ein Knoten trägt jeweils genau ein primäres Etikett. Ich nehme zusätzlich an, daß es sekundäre Etiketten gibt, die die Form von Merkmalen haben; ~i~~™'~~—— „g diese Merkmale, die sich auf syntaktische Faktoren beziehen, lösen z.B. bestimir-te Baumveränderungen aus. Sekundäre Etiketten können niemals allein einen Knoten etikettieren, sondern müssen in Begleitung eines primären Etiketts erscheinen.

1.1.4.

Die Veränderung von Baumgraphen

Das wichtigste Kennzeichen der generativen Grammatik, wie sie erst von Chomsky ( l 9 5 5 a ) entworfen worden i s t , ist

zu-

zweifellos

die Tatsache, daß einmal erzeugte Baumgraphen Veränderungen unterliegen können. Die Veränderung von Baumgraphen geschieht durch sogenannte Transformationen, deren allgemeinstes Kennzeichen es eben ist,

daß sie Baumgraphen in neue, abgeleitete Baumgraphen T7 verwandeln ; dabei kann jeder transformationell abgeleitete Baum36 Man beachte, daß hier keine Existenz von Merkmalen semantischer Art unterstellt werden soll, die im Sinne der von Katz und Fodor (1963) ausgehenden semantisehen Interpretationstheorie durch Projektion zur semantisehen Lesung des Satzes beitragen. Die Annahme syntaktischer Merkmale ist allerdings in der letzten Zeit ebenfalls stark in Zweifel gezogen worden, vor allem deshalb, weil sie eine Kodierung der Faktoren erlauben können, die Lakoff zum Postulat von globalen Ableitungsbeschränkungen führten. (Vgl. etwa Postal 1972d:l40: "Given the existence of explicit multitree filters, [...] arbitrary syntactic features can be eliminated [ . . . ] " , oder Lakoff 1972:85: " [ . . . ] global rules enable us to eliminate syntactic features - in particular rule features.") Ich glaube allerdings nicht, daß auf syntaktische Merkmale vollkommen verzichtet werden kann. Festzustehen scheint mir jedoch, daß die Klasse zugelassener Merkmale und die Art ihres Vorkommens sehr eng beschränkt werden muß. (Eine mögliche Beschränkung wäre z . B . , daß sekundäre Etiketten allein lexikalisch spezifizierte Etiketten begleiten dürfen.) 37 Vgl. z.B. Chomsky ( 1 9 5 6 : 1 2 1 ) : "Each grammatical transformation

17 graph erneut durch eine Transformation verändert werden, wenn eine solche Regel auf ihn anwendbar ist. tet

Diese letzte Formulierung deu-

b e r e i t s an, daß die Überführung einzelner Baumgraphen in an-

dere restringiert ist.

Diese Restringiertheit b e t r i f f t

zum einen

zugelassene Arten der Veränderung allgemein sowie zum zweiten Bedingungen, die bestimmte Bäume erfüllen müssen, um bestimmten Veränderungen unterworfen werden zu können.

1.1.4.1.

Adjunktion, Tilgung und Etikettenveränderung

Es scheint nur drei grundsätzliche Arten der Baumveränderung zu oQ

geben, nämlich Adjunktion, Tilgung und Etikettenveränderung. ' A d j u n k t i o n 1 wJ.rd im allgemeinen als

übergeordneter Begriff für

zwei verschiedene Adjunktionsoperationen verwandt, die als

'

Toch- · O Q

ter-Adjunktion bzw. als Chomsky-Adjunktion bezeichnet werden. Die Tochter-Adjunktion kann - wenn ein Knoten B an einen Knoten A adjungiert

werden soll - durch die folgende Anweisung beschrie-

ben werden: Nimm einen Knoten mit dem Konvergenzgrad Null und T will essentially be a rule that converts every sentence with a given constituent structure into a new sentence with derived constituent s t r u c t u r e . " (s. dazu auch Chomsky ( 1 9 5 7 : 4 4 ) , Chomsky ( 1 9 6 1 : 1 9 ) , e t c . ) Dabei ist hervorzuheben, daß die Transformationen keinesfalls als allein auf Ketten operierend gedacht werden dürfen: "A grammatical transformation is [ . . . ] a rule that applies to Phrase—markers rather than to strings in the terminal and nonterminal vocabulary of the grammar." (Chomsky 1965:89) 38 Zumeist wird von noch mehr grundsätzlichen Operationen ausgegangen, die Transformationen ausführen können. So sprechen etwa Bechert et al. (1970:119) von den "folgenden Transformationsarten: Tilgung, Insertion [=Adjunktion], Substitution, Expansion, Reduktion, Permutation", und Chomsky (196.5s 144), der bereits erklärt, "that permutations can be eliminated from the set of elementary transformations", nennt immer noch "substitutions, deletions and adjunctions". (Vgl. z.B. auch Krenn 1974:21) Eine Untersuchung dieser vorgeschlagenen Transformationsarten zeigt jedoch schnell, daß sie - soweit sie nicht Adjunktion und Tilgung meinen - auf diese beiden Transformationsarten rückführ— bar sind. Die Erkenntnis, "[that transformations] must also be designed so that they can specify and add syntactic features" (Chomsky 1 9 6 5 : 1 4 3 ) , bleibt hingegen unverständlicherweise meist aus den Betrachtungen ausgeschlossen. 39 Vgl. z.B. Lakoff ( 1 9 6 6 : 2 4 ) . Man beachte jedoch, daß eigentlich nur die Tochter-Adjunktion eine grundsätzliche transformationeile Operation ist, während die Chomsky—Adjunktion verschiedene Operationen kombiniert. (Vgl. dazu das folgende.)

18

dem Etikett B und verbinde ihn mit dem Knoten, der das Etikett A trägt, durch eine Linie, so daß der durch B bezeichnete Knoten Eingangspunkt und der durch A bezeichnete Ausgangspunkt dieser Linie ist. Man beachte, daß die Anweisung keine Bedingungen hinsichtlich des Divergenzgrads des ersten Knotens stellt, d . h . der zu adjungierende Knoten kann durchaus höchster Punkt eines Baumes sein, so daß mit dem Knoten alle Elemente dieses Baumes gleichfalls in die neue Struktur eingebracht werden. grad des Knotens mit dem Etikett A ist sofern relevant, als

Der Divergenz-

in diesem Kontext nur

in-

angegeben werden muß, ob der Knoten B als

linke oder rechte Schwester eines eventuell schon vorher vorhandenen Knotens eingehängt werden soll, der von dem Knoten A direkt Wenn man - wie seit Chomsky ( 1 9 6 5 ) allgemein angenommen - davon ausgeht, daß lexikalische Einsetzungen Transformationen sind, dann kann es sich offenbar nur um (Tochter-) Adjunktionen handeln (vgl. dazu Kohrt und Ktiper 1 9 ? 6 : 4 5 f f . ) , und die oben gegebene allgemeine Anweisung wird nur dann aufrechtzuerhalten sein, wenn das phonologisch spezifizierte Etikett des Lexikons bereits vor Ausführung dieser Operation einen Knoten zugewiesen bekommen hat. Der Vorschlag Chomskys ( 1 9 6 5 : 1 ^ 2 ) , daß jeder Lexikoneintrag ein Merkmalsbündel sei (und damit allein Etikettcharakter habe), wird aufgegeben werden müssen. McCawley ( l 9 6 8 b ) hat vorgeschlagen, Lexikoneinträge als Transformationen anzusehen; bei seiner Forderung, daß die Bedeutung eines lexikalischen Elements selbst als Baumstruktur anzugeben sei, würde der Lexikoneintrag für kill seinem Vorschlag gemäß wie (i) aussehen, wobei der Pfeil offenbar ai s "ersetze durch" interpretiert werden muß (vgl. McCawley 1968b:73).

(i)

kill

Es interessiert hier nicht, ob diese Analyse von kill tatsächlich richtig ist, sondern es geht allein um die Konzeption eines solchen Lexikoneintrags. Was McCawley mit seinem "Lexikoneintrag als Transformation" meint, ist offenbar, daß immer dann, wenn ein Baum einen Teilgraphen der Form hat, wie er auf der linken Seite von (i) steht, kill anstelle dieses Teilgraphen in den Baum eingesetzt werden kann. Da die Einsetzung aber außerhalb des Lexikons geschieht, ist es unsinnig, von einem Lexikoneintrag als Transformation zu sprechen. Ich meine deshalb, daß das Lexikon in einer generativ-semantisehen Konzeption Äquivalenzen von Graphen notiert, d.h. daß der Lexikoneintrag von

19 dominiert wird. Kommen wir zur sogenannten Chomsky-Adjunktion: Gegeben seien zwei Knoten A und B, wobei B (mit dem Konvergenzgrad

) an A Chomsky-adjungiert werden soll. Dabei sind folgende

Anweisungen auszuführen: (a) Eliminiere die Linie zwischen A und dem ihn dominierenden Knoten, (b) konstruiere einen neuen Knoten mit dem Etikett A und Konvergenz- sowie Divergenzgrad 0 ale Tochter des Knotens, der den anderen

-Knoten direkt

dominierte,

und (c) adjungiere den ersten -Knoten und B als Töchter des neu ge M schaffenen Knotens. Das Adjunktionsergebnis bei Tochter-Adjunktion wäre also ( 1 - 9 ) , bei Chomsky-Adjunktion hingegen ( -1 (1-9)

A

(1-10)

A A

B

).

B

Die Chomsky-Adjunktion läuft also darauf hinaus, daß ein bestimmter Knoten Tochter und (linke oder rechte) Schwester von Knoten gleicher Etikettierung wird. Damit kommen wir zur Tilgung und zur Etikettenveränderung, wo ich mich recht kurz fassen will. Die Tilgung besteht primär in der. Eliminierung einer Linie zwischen zwei Knoten. Der Knoten, der nun anstelle des Konvergenzgrads 1 den Konvergenzgrad 0 hat, bleibt mitsamt dem von ihm eventuell dominierten Teilgraphen im folgenkill nicht wie ( i ) , sondern wie ( i i ) auszusehen hätte. V

=

V | kill

ALIVE (ii) kann so als Bedingung für eine kombinierte Transformation aus Tilgung und Adjunktion angesehen werden; immer dann, wenn in einem Baum ein Teilgraph wie auf der linken Seite von (ii) steht, kann dieser Teilgraph getilgt und der Graph auf der rechten Seite von ( i i ) an seiner Stelle eingesetzt werden. Eine Chomsky-Adjunktion von B an A ist offensichtlich immer dann ausgeschlossen, wenn A bereits zwei Tochterknoten besitzt und B zwischen diesen beiden adjungiert werden soll. Wenn Lakoff (1966:24) schreibt,"Chomsky-adjunction seems to be a basic syntactic operation, while there are no clear cases now known where daughter adjunction must apply", so muß demgegenüber festgehalten werden, daß Transformationen wie T ,. bei Chomsky (1957:72) zweifellos eine Tochter-Adjunktion erfordern.

20 k2 den ausgeschlossen, er wird sozusagen "weggeworfen". Es scheint, daß die Tilgung allgemein keinerlei Restriktionen unterworfen i s t ,

was die jeweilige Etikettierung der von ihr betroffenen Knoten anbelangt, während etwa die Adjunkt i on auf die Fälle beschränkt

ist,

wo das Etikett des Knotens, an den ein anderer adjungiert wird, ein Kategorial symbol ist.

Eine komplementäre Restriktion ist

bis-

weilen für die Etikettenveränderung vorgeschlagen worden - daß durch sie nämlich nur sekundäre Etiketten betroffen werdtm können. Ob das korrekt ist

oder nicht, soll hier nicht entschieden werden;

auf alle Fälle aber werden in dieser Arbeit nur zwei Arten der Etikettenveränderung überhaupt in Betracht gezogen, nämlich die Hinzufügung von Merkmalen zu einem gegebenen Etikett sowie die Änderung von Vorzeichen bei Merkmalen (etwa von [ + i n f ] z\i [ - i n f ] ) .

1.1.4,2.

Notierung von Transformationen

In den meisten Fällen kombinieren Transformationen mehrere der oben dargestellten Elementa*-cperationen. Eine Transformation besteht aus zwei Teilen, einer strukturellen Beschreibung, dLe den Eingabegraphen charakterisiert, und einer strukturellen Veränderung, die den Ausgabegraphen angibt. Der einfacheren

Darstellung

halber f ü h r t man beide Bäume nicht gesondert a u f , sondern wählt eine vermittelnde Darstellung wie in ( 1 - 1 1 ) : (1-11)

Die Ersetzung einer Z i f f e r , die einen Teilbaum bezeichnet, durch Null bedeutet dabei, daß beim Übergang von struktureller Beschrei42 Man unterscheidet gemeinhin 'Tilgungen unter Identität 1 von sogenannten 'freien Tilgungen': Bei den ersteren muß der zu tilgende Teilgraph ein identisches Gegenstück in dem Baumgra— phen besitzen, dessen Teil er ist; bei der freien Tilgung gibt es keine derartige Bedingung, (Die Zahl der freien Tilgungen scheint im Gegensatz zu der der Tilgungen unter Identität außerordentlich beschränkt zu sein.)

21

bung zu struktureller Veränderung der betreffende Teilbaum zu tilgen ist;

bei (1-11) wird also der von F dominierte Teilbaura

eli-

miniert. Da die Darstellung von Graphen bei der Formulierung von Transformationen im allgemeinen sehr viel Raum einnimmt, ist man dazu übergegangen, sich bei der Notierung der etikettierten Klam— merung zu bedienen;

(1-12) und (1-11) sind einander äquivalent

und geben dieselbe Tilgungsanweisung, (1-12)

G [ F[

A

B]

E

SB:

1

2

SV:

0

2

]

Die Tochter-Adjunktion wird durch das Zeichen ' + ' angegeben; man beachte jedoch, daß dieses Zeichen als als Schwester von" zu interpretieren (1-13)

[

[ A

B ]

E

2

3

2

3+1

"adjungiere den Knoten A 43 ist.

] =>

(1-13) stellt die Anweisung dar,

den Knoten A (mitsamt dem durch

ihn eventuell dominierten Teilbaum) unter F zu tilgen und ihn als Schwester von E zu adjungieren. - Die Chomsky- Adjunktion wird gemeinhin durch das Zeichen '*' angegeben: (1-14)

G[

F[

A

B ]

E ]

SB:

1

2

3

=>

SV:

&

2

3*1

Die Ausgabestruktur von (t-13) würde dann wie ( l - 1 5 a ) , die von (1-14) wie ( l - 1 5 b ) aussehen. (1-15)

a.

G.

F

l

/l\

B

E

A

b.

G

/\ F E \ / \

43 Zumindest im Rahmen einer Grammatik nach dem Modell von Chomsky (1965) ist für die Tochter-Adjunktion noch eine zweite Notierung notwendig, die dann tatsächlich als "adjungiere den Knoten A als Tochter von" zu lesen ist und die genau dann gilt, wenn keine potentielle Schwester von A vorhanden ist; sie ist jedoch für die vorliegende Arbeit entbehrlich.

22

Es bleibt, als letztes ein Beispiel für Etikettenveränderung zu notieren: (1,16)

(1-16) ist

G [ F[

A

S B :

1

SV:

1

als

B ]

E ]

2

3

2 [+*]

·=?>

3

Anweisung zu versteher, dem Knoten mit dem Etikett B

zusätzlich noch das (sekundäre) Etikett [+d] beizugeben. All die illustrativen Regeln oben sind sehr restriktiv formuliert: sie sind jeveils nur dann anzuwenden, wenn tatsächlich eine Struktur wie an (1-11) vorliegt. Kehren wir noch einmal zu ( 1 _ 1 1 ) zurück und nehmen wir an, daß außer der dort formulierten noch die in (1-1?) angeführten len. ( -17>

a

'

b

GC

'

Graphenveränderungen ausgeführt

F[

A

D ]

G [ P[

A

H ] C E ] =>

Natürlich wäre es möglich,

E ]

=*

G[

p[

G [ p[

D ]

werden

E

H ] C E

A

sol-

] A ]

für die in (1-1?) dargestellten Verän-

derungen jeweils eine eigene Transformation zu formulieren,

aber

damit würde gegen das Prinzip der Generalisierung verstoßen. Man beachte, daß in

(1-13) genau wie in

(l-17a) und ( l - 1 7 b ) im Grunde

genommen die gleiche Operation ausgeführt wird: In einer Struktur, in der zwei Knoten F und E (die beide von G direkt dominiert werden) stehen, soll ein A, das zuvor linke Tochter von F ist, te Schwester von E werden. Um diese Operation als

rech-

generellen Pro-

zeß formulieren zu können, werden sogenannte Variablen benutzt, die für beliebige Teile einer Baumstruktur (und auch für Null) stehen können.

(1-18) neu formuliert werden, 44 wobei **· und V Variablen darstellen. (1-18)

(1-13) kann so als

G [ p[

SB: SV:

A Ä

1 S3

]

^

2 2

E ]

3 3+1

kk In der vorliegenden Arbeit werden im folgenden die Endbuchstaben des Alphabets (in großen Lettern) zur Kennzeichnung von Variablen verwendet, also etwa , und Z.

23 Bei der zuvor durch durch. B, in

(1-13) dargestellten Regel ist die Variable ·>·

( l - 1 7 a ) durch D und in

rend die V a r i a b l e )i nur in

( l - 1 7 b ) durch H b e s e t z t , wäh-

(l-17b) spezifiziert

anderen Fällen hingegen u n s p e z i f i z i e r t ist.

In all

ist,

in den beiden

( u n d damit gleich N u l l )

diesen Fällen kann nun (1-18) d i e gewünschte Verän-

derung herbeiführen,

da die s t r u k t u r e l l e Beschreibung d i e s e r

Regel in allen Fällen kraft der B e l i e b i g k e i t der V a r i a b l e n s p e z i 45 fizierung erfüllt ist.

1.1.4.3.

Lokale und globale Bedingungen

Die transformationeilen O p e r a t i o n e n , die bislang betrachtet worden sine?, verbinden zwei Baumgraphen dergestalt m i t e i n a n d e r , daß der e i n e in den anderen überführt wird. Es handelt sich dabei weils um zwei S t r u k t u r e n , die in der Derivation der folgen, und Lakoff als

je-

direkt aufeinan-

( l 9 7 O b : 6 2 ? ) hat so d i e Transformationen

"lokale Ableitungsbedingungen in bezug auf Derivationen"

in-

terpretiert. Seiner Meinung nach stellen Transformationen "wellformedness conditions on configurations of corresponding nodes in two adjacent

trees

a derivation"

dar,

und das Paar (SB, 47 SV) definiert eine lokale Ableitungsbedingung. Lakoff ( l 9 7 1 a : 233) w i l l die Vohlgeformtheit von Ableitungen bestimmen, indem er sich auf die Wohlgeformtheit aufeinander bezieht: "A derivation will be well-formed 1 = i > n,

each pair of phrase—markers ( . ,

folgender Strukturen only if . .. ) is

Such a pair will, in general, be well—formed if

it

for al]

i,

well-formed. m e e t s some

local derivational c o n s t r a i n t . " Die in der Einfügung "in general" enthaltene Einschränkung nung ist,

ist

deshalb nötig, weil Lakoff der Mei-

daß die Grammatik neben den lokalen Ableitungsbedin-

gungen auch solche globaler Natur enthält; darauf wird noch zurückzukommen sein, Lakoff

( l 9 7 1 a : 2 3 4 ) hat

selbst darauf hingewiesen, daß die von

ihm geforderten Wohlgeformtheitsbedingungen Ähnlichkeit mit der

45 In den folgenden Untersuchungen wird man sehen, daß diese Beliebigkeit allerdings bisweilen ningeschränkt werder muß.

46 Lakoff

(l97Cb:628)

47 Lak.off (1971 a:233)

2k

Knotenzulässigkeitsbedingungen von McCawley (l968a) ausweisen, die oben in 1 . 1 . 2 . diskutiert worden sind: "Constraints holding at particular levels define well-formednesp conditions for those levels, and are so analogous to McCawley's node-acceptability conditions [ . . . ] , which play the role of phrase structure rules in a theory containing deep structures." Wie wir oben gesehen haben,

vermögen aber die Bedingungen McCawleys keineswegs die Rol-

le der Ersetzungsregeln

zu übernehmen, da sie selbst nicht gene-

rativ sind. Derselbe Einwand, der gegen die

Knotenzulässigkeits-

bedingungen vorzubringen war, wird auch gegen das Konzept von Ableitungsbeschränkungen bei Lakoff erhoben werden müssen: Wenn Transformationen nurmehr Bedingungen für die Wohlgeformtheit aufeinanderfolgender Baumgraphen in einer Derivation sind, muß sich die Frage stellen, wie dann die Derivation selbst überhaupt zustand« kommt. Es ist

zweifellos richtig, daß jede Transformation

als lokale Ableitungsbeschränkung interpretiert werden kann, aber es ist

offenbar,

daß sie grundsätzlich keine lokale Ablei-

tungsbeschränkung sein kann, da sie sich sonst die Möglichkeit ihrer Anwendung selbst entziehen würde. (Denn wo keine Ableitung (durch Transformationen) ist, kann auch keine Ableitungsbeschränkung wirksam werden.) Wenn es aber Transformationen geben muß, dann ist

die Aufstellung von lokalen Derivationsrestriktionen

zweifellos redundant. Mit dieser Ablehnung lokaler Ableitungsbeschränkungen soll jedoch keinesfalls gesagt sein, daß Derivationsrestriktionen insgesamt verworfen werden müßten. Es hat sich bei der transformationellen Beschreibung natürlicher Sprachen bislang gezeigt, daß in einer Vielzahl von Fällen ein alleiniger Rekurs auf die Möglichkeiten, die das Konzept d-^r Transformation (wie in 1.1.i»·, oben dargestellt) bietet, untauglich bleibt, um die grammatischen und nur die grammatischen Sätze der betreffenden Sprache zu erzeugen. ^8 In derartigen Fällen reicht es offenbar nicht aus, sich nur auf zwei einzelne Baumgraphen zu beziehen, rekt aufeinander

die in der Derivation di-

folgen und durch eine transformationeile Regel

miteinander vermittelt sind, und Lakoff

(l970b:628) hat deshalb

Vgl. Lakoff ( 1 9 7 G b ) , Casagrande ( 1 9 7 O ) , Andrews ( l 9 7 l ) t Lakoff ( I 9 7 1 a ) , Lakoff ( 1 9 7 2 ) , Ross ( l 9 7 2 c ) , etc.

25 für sogenannte 'globale' Ableitungsbedingungen plädiert, "[which] state well-formedness conditions on configurations of corresponding nodes in non—adjacent trees in a derivation". Betrachten wir zur Illustration die folgenden

sehr allgemein formulierten Ableitungs-

beschränkungen : (1-19)

Wenn auf der Ableitungsstufe P. die strukturelle Konfiguration SK 1 vorliegt, dann muß auf der Ableitungsstufe P. die strukturelle Konfiguration SK„ vorliegen.

( -2 )

Wenn auf der Ableitungsstufe P. die strukturelle Konfiguration SK1 vorliegt und wenn auf der Ableitungsstufe P . d i e strukturelle Konfiguration SK_ v o r l i e g t , dann muH auf der Ableitungsstufe P die strukturelle Konfiguration SK„ vorliegen.

Dabei soll unterstellt sein, daß die verschiedenen Konfigurationen jeweils durch korrespondierende

strukturellen

Knoten bestimmt

sind, und wir wollen weiterhin davon ausgehen, daß i < j < n, d.h.

daß die Ableitungsstufen P . , P. und P

in der Derivation

in eben dieser Reihenfolge erscheinen. Damit nun (1-19) tatsächlich eine globale Ableitungsbeschränkung darstellt (und keine bloß lokale, die wir hier ja ablehnen), muß die zusätzliche Bedingung P. = P.

1

formuliert werden. Doch was ist

nun mit

(1-2O)? Wenn dort z . B . P. = F. und P = P . ., gilt, dann ist j i + ^~^~ j+1 das Ganze offensichtlich eine globale Regel im Sinne Lakoffs, da nicht-nebeneinanderliegende Ableitungsstufen (nämlich P. und P ) miteinander verbunden werden. Diese globale Regel stellt aber nur die Kontraktion und ist

zweier lokaler Ableitungsbeschränkungen dar

damit genauso redundant wie diese selbst. (1-20) muß also

die Bedingung erhalten, daß zumindest P .

u

gilt. Damit enthält die Regel allerdings immer noch redundante Teile, denn daß es einen Übergang von P. zu P . bzw. von P gibt, ist

zu P

bereits in einer transformationellen Regel formuliert.

Um diese- Redundanzen zu beseitigen, ist

zu fordern, daß globale

Bedingungen Teil von Transformationen sein können. Die Anwendungsbedingung einer bestimmten Transformation T, kann also lauten: Die Struktur ST kann durnh T . verändert werden, wenn ST die strukn j ' n turelle Konfiguration SK . aufweist, die durch die strukturelle Beschreibung von T. gefordert wird, und wenn der Struktur ST die J " n Struktur STm mit der strukturellen Konfiguration SK auf der frühe° m ren Ableitungsebene P. entspricht. Wir hätten es in diesem Fall alsr. mit einer globalen Transformationsrestriktion zu tun, d.h.

26

mit einer Bedingung, die sich nicht nur auf die Ableitungsebene bezieht, auf der die betreffende

Transformation angewandt werden

soll, sondern die noch eine andere,

frühere Ableitungsstufe in

Betracht zieht. Neben solchen globalen Bedingungen haben wir auch lokale Transformationsrestriktionen, die sich nur auf eine Ebene beziehen und die z.B. in der strukturellen Beschreibung der betreffenden

Transformation ihren Ausdruck finden.

bale Bedingung ist

Eine jede

glo-

eine Kombination lokaler Restriktionen.

Die Grammatik enthält allerdings auch Derivationsbedingungen so soll hier angenommen werden -, und diese De: rivati onsbedingungen können (wie im Fall der Transformationen) lokal oder global sein. Während sich die Transformationsrestriktionen auf die Anwendbarkeit transformationeller Regeln bezogen, betreffen

Derivationsbedin—

gungen die Wohlgeformtheit von Ableitungen. Eine Derivationsrestrik^9 tion ist lokal, wenn sie genau eine A b l e i t u n g s s t u f e b e t r i f f t ; sie ist global, wenn sie verschiedene, nicht-kontingente tungsstufen

betrifft.

Auch hier ist

Ablei—

die globale Restriktion eine

Kombination von lokalen Restriktionen, die über den Begriff des "korrespondierenden Knotens' miteinander vermittelt sind.

k9 Die sogenannt er ' Oberflächer.strukturbedingungen ' , die von Ross ( I 9 6 ? a : 3 6 ) und Perlmutter ( 1 9 7 1 : I 8 f f . ) vorgeschlagen vorder, sind, sind s l s o als lokale Derivation&restriktionen ?u werter. Lakoff (1 971 »·! 23^·) h a t t e vorgeschlagen, sie . l s globale Ablei— tun.gsbeschränkur.gen zu werten; da die globale Berivatior.sre— ctriktior aber bei Lakcff (und auch h i e r ) über den Begriff des 1 koriespcndiererden Knotens' bestimmt wird (vgl. Lakoff 1970t>! 628) und mehrere Derivatior.sebenen (nämlich zwischen zwei und vier - vgl. Lakoff 1972:87) einteziehen. soll, kann eine Ableitur.gsbeschränkung, die nur eire Ebene (nämlich, die der Oberfläcbej b e t r i f f t , keineswegs globaler Natur sein. 5O Die Bedingung, daß globale Derivationsbeschränkungen allein nicht-kontingente Ableitungsstufen betreffen k ö n n e n , enthält eine Hypothese über mögliche Restriktionen: das hier vorgestellte System impliziert, daß es keine Restriktion gibt, die P . , P. und F b e t r i f f t , wenn P . = P. 1 gilt. Diese Bedingung wäre in diesem System nicht ausörückbar, da Transformationen offensichtlich nur frühere nicht-kontingente Ableitungsstufen in Bet r a c h t ziehen können und da Derivationsrtstriktioren ja nur nicht-kontingente Ableitungsstufen betreffen können.

27 Baumbeschneidungs-Konventionen Neben den Transformationen, die in den vorherigen Abschnitten angeführt wurden, gibt es noch die Möglichkeit,

Bäume durch soge-

nannte Beschneidungskonventionen zu verändern, die automatisch einzelne Knoten aus einer Struktur herausschneiden. Hier sollen zwei solcher Konventionen angenommen werden, nämlich die

A-über-A-

Beschneidung und die S-Beschneidung. Die erste dieser beiden Konventionen kann folgendermaß'T. charakterisiert werden: Gegeben en drei Knoten, a.

sei-

mit dem Etikett B, a_ und a„ mit dem Etikett A,

und zwei Linien 1.. und 1_, so daß a.. Ausgangspunkt von 1.., a„ gangspunkt von 11 und Ausgangspunkt von l von 1_ ist;

der Divergenzgrad von a_ sei

genzgrad von a., und a_ beliebig ist.

und a

Eingangspunkt

zudem 1, während der Diver-

Die A-über-A-Beschneidung

f ü h r t dann die folgenden Anweisungen aus:

(a) Eliminiere a_ sowie

11 und 1? u n d (b) k o n s t r u i e r e eine Linie 1^ mit a., als und a_ als Eingangspunkt. Diese Konvention überführt tur wie in (1-21 a) in eine wie ( l - 2 1 b ) ; sie ist

Ausgangs-

jede Struk-

aber bei ( l - 2 1 c )

nicht anwendbar, da dort der Divergenzgrad von A ungleich 1 (1-21)

a.

B l A.

b.

B l A

A

Ein-

c.

B l A

A

ist.

\B

Die 3—Beschrieidung richtet sich nun nicht auf beliebige Knoten wie Im obigen Fall, sondern allein auf das primäre Etikett S, das den Satzknoten bezeichnet. Diese Konvention kann wie die obige beschrieben werden, indem einfach 3 als

Etikett von a„ ti

angenommen wird; B und A bleiben beliebige Etiketten, Die Konvention überführt

so Graphen wie ( 1 — 2 2 a ) in solche wie ( 1 — 2 2 b )

,

kann aber den mit S etikettierten Knoten in Strukturen wie ( l - 2 2 c ) nicht eliminieren. (1-22)

a.

B l 3

l

A

b.

B l A

c.

B l S

X\

A

B

51 Man beachte, daß die -Beschneidung keine Bedingung ist, die sich allein auf die ViOhlgeformtheit von Tiefenstrukturen richtet (dieser Meinung ist offenbar Kavanagh 1970s 19» der von dem "deep structure constraint S-Fruning" spricht).

28

Es ist d.h.

zu beachten, daß der Knoten a., keinesfalls fehlen darf,

die S-Beschneidurig f o r d e r t , daß bei dar Eliminierung eines

mit S e t i k e t t i e r t e n Knotens dieser den Konvergenz- u.id Divergenz59 grad 1 b e s i t z t .

1.1.5.

Tiefenstruktur, unterliegende

und entfernte Struktur

Zu Beginn dieses Kapitels wurda gesagt, daß die Erzeugung einer Oberflächenstruktur von einer abstrakten Struktur her geschieht und daß dabei Transformationen im Spiel sind; das Aussehen einer solchen abstrakten Struktur blieb dabei allerdings im dunkeln. Man kann nun zunächst einmal mit Katz und Postal (196'-*) und Chomäsy (1965) festhalten, daß diese abstrakte Struktur die Bedeutung des Satzes (bzw. dar Sätze) determiniert, der ( d i e ) in seiner ( i h r e r ) O b e r f l ä c h e n ^ t r u k t u r e l l e n Form aus ihr abgeleitet wird ( w e r d e n ) . Oberflächenstrukturen gleicher Bedeutung müssen also aus ein und derselben abstrakten Struktur hergeleitet werden, und die Umformungen, denen die abstrakte Struktur im Laufe der Derivation unterworfen ist,

dürfen offenbar den semantisehen Gehalt nicht affi-

zieren, d.h. die Veränderungen müssen bedeutungserhaltend

sein.

Aus der Erörterung in 1.1.2. ging hervor, daß die abstrakte Struktur offenbar durch die Operation von Baumerzeugungsregeln entsteht (zumindest was ihre Grundzüge anbelangt), und man kann nun die Erzeugungsregeln so beschränken, daß sie nur durch Kategoriensymbole etikettierte Knoten betreffen: Die Ausgabestruktur der Erzeugungsregeln muß demnach als

ein Baumgraph von einem Punkt

aus betrachtet werden, in dem alle Knoten durch Kategoriensymbole etikettiert sind.

In 1.1.3. ist

zudem gesagt worden, daß

es auch Knoten mit lexikalisch spezifizierten Etiketten gibt, und diese Knoten müssen durch Transformationen in die Struktur eingebracht werden. 53 Diese Adjunktionsoperationen, die solche Knoten unter Kategorialknoten mit dem Divergenzgrad

0 einhängen,

können als lexikalische Transformationen bezeichnet werden. (Alle anderen Transformationen sind dann als

syntaktisch aufzufassen.)

52 Die S-Eeschneidung wurde von Ross (19Ö7&:24ff.) eingeführt; ne vorläufige Formulierung findet sich in Ross (1966). 53 Vgl. dazu Kohrt und Küper ( 1 9 ? 6 : 4 5 f f . ) .

ei-

29 Man kann nun annehmen, daß alle lexikalischen Transformationen bei der Ableitung vor der ersten syntaktischen operieren, und man kann die Ausgabestruktur dieser transformationellen Subkomponentr 54 als abstrakte Struktur im obigen Sinne auffassen. Es ist jedoch auch möglich, anzunehmen, daß lexikalische und syntaktische Transformationen ineinander verschachtelt sind

und daß die bedeutungs-

determinieren-ie Struktur nicht mit einer "postlexikalischen" Struktur gleichgesetzt werden kann. Stattdessen könnte man die Restriktion, daß die symbole als

Erzeugungsregeln der Form

- > •f

allein Kategorien-

Etiketten zulassen, insofern lockern, als nun auch

Etikettierungen anderer Art zugelassen sind, wie etwa atomare Prädikate, d.h. nicht weiter zerlegbare semantische Elemente, außerdem noch logische Variablen, etc.

Eine abstrakte Struktur dieser

54 Diese Struktur wird heute geir.einhin als "Tiefenstruktur" im Sinne von Chomsky (1965) identifiziert; vgl. etwa Lakoff ( l 9 6 S a : 4 ) , Chomsky (19?0), Chomsky (1972) sowie Lakoff (I971a:238). Ich -fcfe'hle hiex· die vorsichtige Formulierung "wird identifiziert als", da m.E. die 'Tiefenstruktur 1 in Chomsky (1965) keine postlexikalische Struktur im oben genannten Sinne ist. Lakoff (I968a:4) ist der Meinung, daß die Feststellung, daß die Tieferstruktur die lexikalischen Elemente erthält, "accords with the assertion that the semantic representation of a sentence is determined by the level of deep structure. " Es scheint jedoch (vgl. Kohrt 1 9 7 ^ a : l 6 2 f f . )» daß bei Chomsky (1965) durchaus fctsdeutungserbaltende lexikalische Insertionen iröglich sind und daß dort "bedeutungsdeterminierende" und "postlexikalische" Struktur weder zusammenfallen müssen noch tatsächlich zusammenfallen. 55 McCawley ( l 9 6 8 b : 7 8 f . ) nennt zwei Möglichkeiten der Verschachtelung; bei der ersten sind einzelne lexikalische und syntaktische Regeln in der Anwendung ineinander verklammert, während bei der zweiten die lexikalischen Transf orroat i oner, im Block nach einem Teil der syntaktischer Regeln operieren. Im allgemeinen scheint ma.n heute die letztere Möglichkeit anzunehmen (vgl. etwa Keseling 1973a:82), und vielfach werden prälexikalische syntaktische Transformationen mit den zyklischen Regeln (vgl. zum Begriff 5.2.1. unten) gleichgesetzt (vgl. z.B. McCawley 1968b:78f., Newmayer 1972, Keseling 1973a:87). Daß die Lexikonregeln nicht im Block vor den syntaktischen Trans formationen arbeiten, ist übrigens schon in Arbeiten vor Chomsky (1965) ausgeführt worden; vgl. z.B. Härtung ( l 9 6 U : l 6 f . ) : "Es ist sicher nicht zweckmäßig, die Lexikor.regeIn als in sich geschlossene Subkomponente aufzufassen, die den Abschluß des Formationsteils bildet. Denn sobald in den Transformationsregeln neue Morphemklassen eingeführt werden, müssen, wenn schon nicht notwendig Formationsregeln, so doch mindestens Lexikonregeln nachfolgen.". 56 Vgl. z.B. Lakoff

(l971t>:12).

30 Art soll hier im U n t e r s c h i e d zur p o s t l e x i k a l i s c h e n als "unterlie— gende" S t r u k t u r b e z e i c h n e t werden. 57 Man beachte, daß die Annahme der u n t e r l i e g e n d e n S t r u k t u r als abstrakter S t r u k t u r das Konzept der T r a n s f o r m a t i o n r i g i d e r zu b e s t i m m e n e r m ö g l i c h t : da die unterliegende Struktur allein die Bedeutung b e s t i m m t , kann hierbei für alle T r a n s f o r m a t i o n e n , lat

lexikalische

und syntaktische, als Postu-

die Bedeutungserhaltung g e f o r d e r t werden, d . h . keine

Transfor-

m a t i o n vermag semantisches Material im Laufe der Ableitung einzuführen oder - ohne daß es im Sinne von Chomsky ( l 9 6 4 b : 4 l ) "wiederentdeckbar" wäre - zu t i l g e n . Ich glaube n i c h t , daß man zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoller* weise an einer postlexikalischen Struktur als Ausgangspunkt festhalten kann. Auf der anderen Seite aber lasse ich hier o f f e n , ob das Konzept einer unterliegenden Struktur, wie es in der letzten Zeit von Lakoff,

McCawley, Postal u . a . m . erarbeitet worden

tatsächlich korrekt ist.

ist,

Die Prozesse, die in dieser Arbeit dis-

kutiert werden sollen, sind gegenüber der besonderen Natur der abstrakten Struktur weitestgehend i n d i f f e r e n t ;

bei den Operationen,

die Koordinationsreduktion und Verbstellung b e t r e f f e n , sich um P r o z e s s e , die auf Strukturen

handelt es

operieren, bei denen die lexi-

kalischen Transformationen in beiden Konzeptionen zweifellos bereits durchlaufen sind. Bisweilen werden in der Erörterung allerdings auch abstrakte Strukturen herangezogen, und man wird

sehen,

daß bei deren Wiedergabe in den folgenden K a p i t e l n jeweils bereits die relevanten lexikalischen Elemente eingesetzt sind. Es ist vorzuheben, daß diese Art der Darstellung keineswegs als

her-

eine Ent-

scheidung für das Konzept der postlexikalischen Struktur gewertet werden darf. Die Formulierung der betreffenden Graphen mit lexikalischen Einheiten ermöglicht co

zu gestalten

es nur,

die Strukturen übersichtlicher

; jeder Argumentationsteil

der folgenden Kapitel,

der sich auf eine abstrakte Struktur mit lexikalischen Elementen bezieht, könnte mit etwas mehr Aufwand auch anhand einer unterlie-

57 Wir verwenden diesen Begriff hier also nicht im Sinne von Postal ( I 9 6 4 b ) ; vgl. auch Binnick (1972:18). 58 Dies wird wohl am schnellsten klar, wenn man die Formulierung der unterliegenden Struktur eines einfachen Satzes wie Floyd broke the glass durch Ross betrachtet (s.Binnick 1972:^1).

31 genden Struktur vollzogen werden. Aus diesen Gründen werde ich im folgenden weder von Tiefenstruktur noch von unterliegender

Struktur

sprechen, sondern — einen terminologischen Vorschlag von Postal ( l 9 7 0 a : 1 0 l ) aufgreifend

- neutral von der ' e n t f e r n t e n Struktur 1

eines Satzes.

1.2.

Zur Analyse koordinativer Verknüpfungen in der GTG

In einer Arbeit, die die Bilanz aus Jahren transformationeller Forschung zieht, hat Postal ( l 9 7 2 d : l 6 0 ) die Meinung vertreten, " [ t h a t ] the chief - and [ . . . ] most valuable - result of a dozen years or more work on generative grammar is

the sharp and steadily

deepening demonstration that natural languages are fantastically vast, complex, and mysterious systems whose principles have so far

largely eluded specification." Was hier allgemein in bezug auf

transformationeile Analysen behauptet wird, läßt sich ohne die geringsten Schwierigkeiten am Beispiel der Untersuchung der Koordination belegen. Seit Chomsky ( 1 9 5 5 a : 6 9 ^ f f . ) zum ersten Mal versuchte, eine transformationeile Analyse für Koordinationsstrukturen zu skizzieren, hat eine ganze Reihe von Autoren zu klären versucht, wie sie in der Grammatik zu behandeln sind; bis heute liegt allerdings kein Rahmen vor, der eine befriedigende Erklärung aller koordinierten Verbindungen ermöglichen würde - im Gegenteil: bei der weiteren Beschäftigung mit diesem Problem scheinen die Schwierigkeiten eher noch zuzunehmen. Dennoch ist

es m.E. möglich, in

diesem Bereich gültige Aussagen zu machen, nämlich dann, wenn man sich auf die Erklärung eines Teilbereichs beschränkt.

Die vorlie-

gende Untersuchung bezieht sich so allein auf Verknüpfungen mit und, und sie nimmt keinesfalls für sich in Anspruch, alle nur möglichen Verbindungen mit und im Deutschen erklären zu wollen. Die folgenden Ausführungen sollen nun einen ersten Einstieg in das Problem einer transforrnationellen Analyse der Koordination geben, und es soll dabei das herausgehoben werden, was ich für die

folgen-

de Untersuchung als tatsächlich gültig annehmen will.

59 Meine Verwendung dieses Terminus weicht allerdings insofern von der Postals ab, als ich diesen Begriff nicht relational verstehe und ihn zur Kennzeichnung eines einzigen (nämlich der grundsätzlichen, bedeutungsdeterminierenden) Beschreibungsebene verwende.

32 1.2.1.

Phrasale vs. sententielle Koordination

Man beachte zunächst, daß (l-23a) und ( l - 2 3 b ) augenscheinlich be60 deutungsgleich sind, (1-23)

a.

Kinder und Greise sagen die Wahrheit.

b.

Kinder sagen die Wahrheit, und Greise sagen die Wahrheit.

In ( l - 2 3 a ) liegt eine Koordination von Nominalphrasen, in ( l - 2 3 b ) eine Koordination von Sätzen vor.

Wenn man davon ausgeht, daß die

entfernte Struktur die Bedeutung determiniert und daß somit gleichbedeutende Sätze in der entfernten

Struktur die gleiche Repräsen-

tation erhalten müssen, so kann man ( 1 - 2 4 ) als

Darstellung der

Oberflächenstruktur von ( l - 2 3 a ) begreifen, während die gemeinsame entfernte Struktur beider Sätze (die

( l - 2 3 b ) näher steht) so wie

(1-25) auszusehen hätte. (1-24)

NP NP

und

l

VP NP

l

Kinder

sag d Wahrheit

Greise

(1-25)

sag d Wahrheit

Greise sag d Wahrheit

Satz ( l - 2 3 a ) würde demnach aus der Satzkoordination ( 1 - 2 5 ) hergeleitet, indem die VP unter S 2 getilgt würde. Die These, daß Sätze mit durch und koordinierten Satzteilen aus expliziteren Satzzusammenstellungen abzuleiten sind, soll hier mit Dik (1968:72)

als

'Reduktionspostulat' bezeichnet werden; dieses Postulat liegt bereits den ersten transformationeilen Analysen koordinierter Strukturen zugrunde.

Sobald man aber weitere Sätze in die Be-

60 Vgl. dazu jedoch S.35. 61 Vgl. etwa Chomsky ( l 9 5 5 a : 6 g 4 ) , Chomsky (1957:36). Man beachte jedoch, daß in diesen Darstellungen nicht koordinierte Sätze wie in (1-25), sondern Satzmengen als Ausgangspunkt dienten; Harveg (1970:192) spricht deshalb im Zusammenhang mit dem Reduktionspostulat allgemeiner von der Herleitung von Sätzen mit koordinierten Satzteilen aus "Satzmehrheiten".

33 trachtung mit einbezieht, wird schnell deutlich, daß das Reduktionspostulat - wenn es absolut gefaQt wird - auf außerordentliche Schwierigkeiten stößt. Nehmen wir z.B. die Sätze in (1-26). (1-26)

a,

Peter und Klaus vertragen sich.

b.

Christoph und Gundula sind ein hübsches Paar.

Satzkoordinationen, die analog zu ( l - 2 3 b ) konstruiert werden könnten,

sind in diesem Fall klar ungrammatisch, wie die Sätze in

(1-27) beweisen. (1-27)

a. *Peter verträgt sich, und Dieter verträgt sich. b. ^Christoph ist ein hübsches Paar, und Gundula ein hübsches Paar.

ist

Man mag allerdings meinen, daß ( 1 — 2 6 a ) dennoch aus einer Satzkoorf\ ? dination abzuleiten ist, wenn man sie vie in (1-28) ansetzt. (1-28)

Peter verträgt sich mit Dieter, und Dieter verträgt sich mit Klaus.

Selbst dann aber, wenn man die Reduktion von (1-28) auf ( l - 2 6 a ) einräumt, bleibt doch noch ( l - 2 6 b ) , das anscheinend nach einer Koorf\ *i dination von Satzteilen in der entfernten Struktur verlangt , und wie die Sätze in (1-29) zeigen, gibt es noch andere Strukturen, die sich einer Herleitung mittels Reduktion offenbar entziehen. (1-29)

a.

Drei und drei ist

b.

Zink und Kupfer ergibt Messing.

c.

Marburg liegt zwischen Kassel und Frankfurt.

6k

sechs.

Es scheint so nur der Ausweg möglich, in der entfernten Struktur nicht allein die Koordination von Sätzen zuzulassen (aus der dann alle anderen Koordinationen transfonnationell abgeleitet werden) , sondern zudem die von Satzteilen; die letztere soll hier mit Lakoff und Peters (1966) als phrasale, die erstere als

sen-

tentielle Koordination bezeichnet werden.

62 Vgl. Tai ( I 9 6 9 : 9 5 f f . ) · 63 Ein Versuch, auch NP-Verbindungen in solchen Sätzen durch Reduktion zu erklären, wird von Schachter et al. ( l 9 6 8 : 1 9 f f . ) unt ernommen. 6k Die Reduktionen, die Thümmel (1968) - Lila Gleitman (1965:291) folgend - für die Sätze (l-29b) und ( l - 2 9 c ) vorschlägt (ähnliches hat offenbar auch Saltarelli ( 1 9 7 1 ) im Sinn), vermögen wohl kaum zu überzeugen. 65 Es ist zu betonen, daß sich beide Begriffe auf die entfernte Struktur beziehen.

3k Im obigen Passus habe ich versucht, Gründe dafür anzuführen, daß die Grammatik neben der sententiellen eine phrasale Koordination kennt. Die erstere braucht nicht besonders gerechtfertigt zu werden, da Satzkoordinationen in Oberflächenstrukturen erscheinen;

was hingegen zu rechtfertigen ist,

ist

die zuvor unterstell-

te Existenz von Reduktionsoperationen, die auf koordinierten Sätzen operieren. Daß solche Prozesse unerläßlich sind, beweisen m.E. Sätze wie in (1-30). ( -3 )

a.

Dieter verlor beim Roulette und Heinz beim Baccarat.

b.

Susi geht nicht zur Kirche und wird deshalb von den Nachbarn gemieden.

¥enn (l-30a) aus einfacher sententieller Koordination erklärt werden soll, dann scheint es keine Möglichkeit zu geben, die Erzeugung ungrammatischer Ketten wie in (1-31) zu verhindern, da in diesem Fall beim Baccarat als VP interpretiert werden müßte. ( 1 _ 3 1 ) *Heinz beim Baccarat. Im zweiten Fall entsteht das Problem durch die Passiv-Transformation, die Sätze wie (l-32a) mit solchen wie ( l - 3 2 b ) verbindet; dabei wird generell angenommen, daß (l-32a) der entfernten Struktur näher steht und daß ( l - 3 2 b ) durch eine Transformation abgeleitet wird, die u.a. (1-32)

(l-30b) ist

das vorherige Objekt in Subjektposition bringt.

a.

Die Nachbarn meiden Susi.

b.

Susi wird von den Nachbarn gemieden.

dann natürlich nicht mehr durch eine phrasale Koordi-

nation von Verbalphrasen in der entfernten Struktur zu erklären, ^__-_______ gemieden ja erst da die Verbindung _^_ wird ^____^__ deshalb ^__ von den Nachbarn durch die spätere transformationelle Veränderung entsteht.

Es

muß demnach eine Tilgungsoperation vorgesehen werden, die die NP Susi nach Anwendung der (fakultativen) Passiv—Transformation eliminiert. Für den Zweck der vorliegenden Arbeit ist

allein wichtig fest-

zuhalten, daß die Grammatik überhaupt Reduktionsoperationen für 66 Vgl. dazu die Erörterungen in 3.3·^·2. 67 Diese Schwierigkeiten zwangen etwa auch Dougherty ( l 9 6 9 a ) , der von einer grundsätzlichen phrasalen Koordination ausgeht, zur Aufstellung einer Reduktionstransformation (s. Dougherty 1969a:89ff.).

35 koordinierte Strukturen vorsehen muß. Ob sämtliche

oberflächen-

strukturellen und-Verbindungen aus sententiellen Koordinationen ^~~~

in der entfernten

/-Q

Struktur abzuleiten

sind

oder ob angenommen

wird, daß die phrasale Koordination eine (beschränkte ) Rolle in 70 der Grammatik spielt , kann dabei offen gelassen werden; hier soll allein ausgeschlossen werden, daß eine grundsätzliche phrasale Koordination 71 für Satzteilverbindungen mit und vorzusehen ist.

Die vielleicht rigideste Einschränkung von Satzteilverbindungen, die aus sententieller Koordination mittels Reduktion herzuleiten sind, hat Harweg (1970) vorgenommen. Seiner Meinung nach ist

die

Reduktion nur für solche Fälle möglich, in denen ein lediglich 72 mengenbildendes und vorliegt. Ein mengenbildendes und ist nach Harweg (1970:2OO) jeweils dort zu finden, wo es sich bei den durch und verbundenen Phrasen um eine "in keiner Weise organisierte" Menge handelt und wo diese Phrasen zudem betont sind. 73 Der Satz (l-33a) wäre demnach durch eine Reduktionstränsformation aus einer zugrundeliegenden sententiellen Koordination abzuleiten, während (l-33b) aus einer Struktur wie (1-2^) hergeleitet werden müßte.

68 Diese Meinung vertreten etwa Lila Gleitman (1965)» Thümmel (1968), Schachter et al. (1968) sowie Tai (1969). 69 Geht man davon aus, daß phrasale und sententielle Koordination in der Grammatik vorzusehen sind und daß es Reduktionsoperationen gibt, so scheint es sinnvoll, die phrasale Koordination (zumindest) auf NP-Verbindungen zu beschränken; es scheint kein Anlaß zu bestehen, etwa auch Verbindungen wie VP und VP, Adj und Adj etc. durch phrasale Koordination zu erzeugen. 70 So etwa Lakoff und Peters f l 9 6 6 ] , Yamada und Igarashi (1967), Lakoff (1970 ) und Harweg ( 1 9 7 O ) . 71 Vgl. etwa Wierzbicka (1967), Dik (1968), Dougherty ( l 9 6 9 a ) . Brettschneider ( 1 9 7 l ) geht zumindest davon aus, daß NP-Koordinationen allgemein phrasal erzeugt werden müssen. 72 Harweg ( l 9 7 0 : 1 9 7 f . ) stellt eine Typologie der verschiedenen semantischen Funktionen des Koordinationsmorphems auf und unterscheidet a. intensivitätsbildendes und, b. und als Konstituente einer bloßen Menge, c. und als Konstituente einer getrenntnichtreziprok agierenden bzw. fungierenden Gruppe, d. und als Konstituente einer getrennt-reziprok agierenden bzw. fungierenden Gruppe, e. und als Konstituente einer gemeinsam agierenden bzw. fungierenden Gruppe, f. und als Konstituente eines Produkts und g, und als Konstituente eines Rahmens. 73 Harweg (1970:205) stellt zudem für die Reduktion die Bedingung auf, daß alle anderen Elemente im Satz unbetont zu sein haben.

36 (1-33)

a.

Kinder und Greise sagen die Wahrheit,

b.

Kinder und Greise sagen die Wahrheit.

Die Implikationen dieser rigiden Einschränkung des Reduktionskonzepts können - so interessant sie auch sind - an dieser Stelle 7k nicht weiter verfolgt werden. Es muß aber hervorgehoben werden, daß all

die Reduktionen für Koordinationsstrukturen, die in der

vorliegenden Untersuchung vorgeschlagen werden, im Sinne dieser strengen Auffassung verstanden werden können, wenn man die

gefor75 derten Akzentverhältnisse in den diskutierten Sätzen mitliest.

1.2.2.

Die Erzeugung von Koordinationsstrukturen

Im folgenden werde ich davon ausgehen, daß Satzkoordinationen in der Art und Weise in der Grammatik erzeugt werden, wie sie von Lak o f f , Peters und Ross erarbeitet worden ist.

7'ft

Sententielle Koor-

dinationen entstehen danach durch die folgende Regel (1-3*0· (1-34)

S >

und

(S) n

[n

( 1 _ 3 4 ) stellt ein Regelschema

2]

77

dar,

das als Repräsentation einer

unendlichen Menge von Regeln zu werten ist,

die alle die Form von

74 Man beachte etwa, daß so das Problem verschwindet, daß bei der Annahme von Reduktion und phrasaler Koordination in der Grammatik Sätze wie (l-23a) aus verschiedenen entfernten Strukturen abzuleiten sind. Die weitere Differenzierung in (l-33a) und ( l - 3 3 b ) , die bei Harweg oberflächenstrukturell an Akzentverhältnissen festgemacht wird, wirft allerdings schwierige Fragen in bezug auf die Repräsentation dieser Sätze in der entfernten Struktur auf, die über den Unterschied von (1-2^) und (1-25) weit hinausgehen, z.B. die Frage, wie dort Thema-RhemaBeziehungen darzustellen sind. Eine Diskussion solcher textgrammatischen Probleme würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit spi-engen, und ich gehe deshalb hier nicht weiter auf Harwegs Vorschlag ein. 75 An dieser Stelle kann eine weitere Einschränkung notiert werden, die für die vorliegende Untersuchung getroffen wurde. Ich werde mich in den folgenden Kapiteln auf Reduktionen von NP, V und VP konzentrieren. 76 Vgl. Lakoff und Peters ( 1 9 6 6 : 2 ) , Ross (1967a:91ff.). Im Gegensatz zu den genannten Arbeiten ist hier an erster Stelle jedoch keine Ersetzungsregel, sondern gemäß 1,1.2. eine Baumerzeugungsregel zu finden. 77 Abkürzende Regelschemata wurden im Rahmen der generativen Grammatik offenbar zuerst von Chomsky und Miller (l963a:298) in Betracht gezogen.

37 [S >

und

S

S ...

S

S] haben,

(wobei das Etikett S zumindest

zweimal auf der rechten Seite der Regel vorkommen m u ß ) . Die Regel ( l _ 3 Z i ) erzeugt so Strukturen, bei denen ein mit S etikettierter Knoten ein und sowie eine Reihe von S-Knoten direkt dominiert;

als

Beispiel mag hier die Struktur (1-35) dienen.

(1-35)

Eine spätere Transformation , die und-Kopierung, hängt dann mit79 tels Chomsky-Adjunktion kopierte Okkurrenzen von und bei den S-Knoten ein, die in (1-35) die Schwesterkonstituenten von und bildeten. Nach der Kopierung wird das und, das vom obersten S dominiert wird, getilgt, so daß sich die in (1-36) dargestellte abgeleitete Struktur ergibt.

(1-36)

-S. S

/\

und

S

S

/\

und

S

S

/\

und

S

S

/\

und

S

Auf derartige Strukturen vermögen nun noch zwei

8O

weitere Trans-

formationen einzuwirken: die erste tilgt obligatorisch das erste und, und die zweite eliminiert fakultativ jedes nachfolgende und unter Ausschluß des letzten. In den folgenden Kapiteln werde ich weder auf die und—Kopierung noch auf die beiden letztgenannten Transformationen weiter eingehen, sondern annehmen, daß die Reduktionsprozesse, die ich diskutiere, auf Strukturen der Form Q -l

(1-35) operieren. 78 Lakoff und Peters (1966:2) sprechen von einem "universal principle", das per Konvention Sti-ukturen wie (1-35) in solche wie (1-36) überführt; erst (1-36) stellt dann die Verhältnisse dar, wie sie sich auf der Ebene der entfernten Struktur darbieten. Bei der Ansetzung von (1-35) als entfernter Struktur und einer transformationeilen Kopierung folge ich der Darstellung von Ross ( I 9 6 7 a : 9 l ) . 79 Eine ausführliche Begründung dafür, daß in diesem Zusammenhang von einer Chomsky-Adjunktion ausgegangen werden muß, findet sich bei Ross (1967a:90ff.). 80 Beide Regeln, die von Lakoff und Peters (1966) getrennt aufgeführt werden, lassen sich augenscheinlich zu einer Transformation zusammenfassen; ich ignoriere dieses Detail hier. 81 Ich will hier nicht zu zeigen versuchen (wie es etwa Tai 1969: 56ff. getan h a t ) , daß die Kopierung den Reduktionen nachfolgen

38 Es bleibt nun aber die Frage, ob die in Betracht gezogene Erzeugungsregel tatsächlich wie in (1-34) formuliert werden soll oder ob sie nicht eher so wie in (1-3?) in die Grammatik eingehen soll. (1-37)

s* >

und

(S) n [n 3 2]

Der Unterschied zwischen beiden Regeln besteht darin, daß in dasselbe Etikett sowohl links als auch rechts vom Zeichen >

vor-

kommt, d.h. es handelt sich um eine rekursive Regel, während in 0-37)

die unterschiedlichen Etikettierungen S* und S erscheinen.

Die Einführung des Etiketts S* bringt zum einen mit sich, daß die Grammatik nun zwei AnfangsSymbole, nämlich S* und S enthalten muß (da ja nicht jeder Satz eine Koordination ist);

zum anderen läuft

sie darauf hinaus, daß eine sententielle Koordination nur an der Spitze einer Struktur möglich ist,

da das Etikett S* in keiner

anderen Erzeugungsregel wieder rechts von >

erscheinen wird. Bei

der Formulierung in (1-37) könnten damit allein Strukturen wie in (1-35), nicht aber z.B. solche wie in (1-38) entstehen.

(1-38)

und

Die Einschränkung der sententiellen Koordination, wie sie eben vorgeschlagen wurde, scheint durchaus sinnvoll zu sein. Nehmen wir Satz (1-39) als Beispiel: (1-39)

Ich glaube, Peter lügt und Susi sagt die Wahrheit.

Die Verknüpfung der beiden Nebensätze könnte — wenn man von (1 ausgeht - zum einen direkt durch sententielle Koordination hergestellt werden; zum anderen aber wäre (1-39) auch als Reduktion einer expliziteren Struktur abzuleiten, wie sie durch (1-^0) exemplifiziert wird.

muß; die Frage, ob die letzteren auf Strukturen der Form (1-35) oder solchen von (1-36) operieren, ist für meine Argumentation weitestgehend irrelevant. Da Strukturen wie (1-35) leichter zu überschauen sind, habe ich sie gewählt, um die Reduktionen zu illustrieren.

39 (1-Zj.o)

Ich glaube, Peter l ü g t , und ich glaube, Susi sagt die Wahrheit.

Die l l e r l e i t u n g von ( l — 3 9 ) aus verschiedenen e n t f e r n t e n Strukturen würde i m p l i z i e r e n , daß d i e s e r Satz doppeldeutig ist

- was offen-

sichtlich n i c h t der Fall i s t . Man wird also bei der Erzeugung sententieller K o o r d i n a t i o n von ( 1 — 3 ? ) ausgehen müssen und nicht von ( l _ 3 / t ) ; i n diesem F a l l b e s i t z t (1-39) n u r eine entfernte n ä m l i c h die, d i e auch ( -^ ) z u g r u n d e l i f i g t .

Struktur,

2.

GPUNDLEGENDE UND ABGELEITETE VERBSTELLT )KG IK DEUTSCHEN

So sebr auch die ISieinungen hinsichtlich, des grammatischen Subsystems, das die Stellung der Wörter im

-eutscben regelt, im

einzelnen auseinandergeben mögen, so läßt sich wohl doch eine> Überzeugung formulieren, die z u m i n d e s t aller, bisherigen Analysen gemeinsam zu sein scheint. Diese Überzeugung besteht gemeinen Annahme, daß bei

in der all-

der komplexer und yariar-teni^eichen

Stellung?.Ordnung der Elemente im deutschen Satz das Verb einen gewissen Fixpunkt darstellt, an dem sich eine jede Analyse zunächst einma.l zu orientieren vermag. Dabei wird insbesondere euf die f i n i t e Verbform abgehoben, der man immer wieder eine Schlüss e l p o s i t i o n für die Analyse z u s c h r e i b t .

Gemeinhin werden drei

g r u n d s ä t z l i c h e S t e l l u n g s m ö g l i c b k e i t e r der f i n i t e n Verbform unterschieden; so schreibt z . B . Curme ( l 960:585): "In German there are three word-ordere: 1. the vert in the second, p l a c e , 2. the verb in the f i r s t place, 3. the verb in last p l a c e . " Diese drei Stellungsmöglichkeiten können durch die Sätze in ( 2 — 1 ) exemplif i z i e r t werden. (2-1)

a.

Kunibert klaut Kohlen.

b.

Klaut Kunibert Kohlen?

c.

Jeder w e i ß , ds.ß Kunibert Kohlen k l a u t .

Wenr m i t diesen drei Stellungsvarianter auch noch nicht einmal r)

a l l e möglichen Positionen

f i n i t e r Verbformen abgedeckt

sind , so

1 " [ . . . ] bin ich der Ansicht, daß das Hauptcharakteristikum für die Wortfolge innerhalb eines Satzes die Stellung des Verb, fin. ist." (Paul 1919:69; vgl. Braune 189^:3*0 So z.B. auch Admoni (1966:.26?), Duden-Grammatik (1966:631), Erben (1968:! 4 8 ) , Ulvestad ( l 9 7 0 : 1 ? 2 ) . 2 Als Beispiele mögen die folgenden Sätze dienen (die Verbform, auf die es in diesem Zusammenhang ankommt, ist jeweils unterstrichen) : (i)

Karlchen meint, daß Camembert schneller läuft Gorgonzola.

als

kl

wird man doch sagen m ü s s e n , da.ß d a m i t gewisse g r u n d s ä t z l i c h e Pos i t i o n e n des Verbs i m d e u t s c h e n P a t z g e k e n n z e i c h n e t s i n d , gegenüber denen die übrigen ? teil ungsvar i anter: - im Rahmen der d i t i o n e l l e n ' Grammatik gesprochen - bloße 10s scheint nun als

'tra-

' Axasnahmen' b i l d e n .

Ausgangspunkt recht p l a u s i b e l , wenn, mär an-

n i m m t , daß es eine dieser drei grundsätzlichen F o s i t i o r e n

ist,

in e'er das Vert in der e n t f e r n t e n S t r u k t u r e r s c h e i n t und daß die anderen b e i d e n V e r b s t e l l u n g e n ( s o w i e die,

d i e h i e r vcrnachKis-

s i g t w u r d e n ) trar-^forirat i o n e l l h e r b e i g e f ü h r t w o r d e n . K i n o d e r m ö g l i c h e n V e r b p o s i t i o n e n w i r d dsmit a l s zeichnet, die anderer, als

' g r u n d l e g e n d ' gekenn-

' a b g e l e i t e t ' . Der G e d a n k e , d a ß u n t e r

den d r e i genannten S t e l l u r gsmcgl i chkei ten des- Verts im Deutscher. eine ist, i s t , ist

d i e in g e w i s s e r W e i s e vor den anderer, a u s g e z e i c h n e t Q n i c h t selten a i - c h a u ß e r h a l b des gene rat i v-1 r ansf orma-

t i o n e l l e n P a r a d i g m a s geäußert worden: so hat etwa F o u r q u e t in e i n e r R e i h e von A r b e i t e n a r g u m e n t i e r t , d a ß d e r E n d s t o l l u n g d e s Verbs im Deutschen eine grundlegende Funktion zukomme, während Greenberg der Z w e i t s t e l l u n g eine übergeordnete Bedeutung zuschreibt.

Zumindest meinem W i s s e n nach i s t

b i s l a n g noch nie-

( i i ) Max w e i ß n i c h t , ob Hansel im Bratofen steckte oder Gretel. (iii) (iv)

Man munkelt, daß K u n i b e r t versprochen men.

hätte zu kom-

Ob der Drache Siegfried h ä t t e verdauen können, einigermaßen unklar.

ist

Daß in deutschen Nebensätzen bestenfalls Präpositionalphrasen postverbal stehen könnten, wie Kavanagh ( 1 9 7 0 : 1 2 2 ) meint, wird durch solche B e i s p i e l e klar widerlegt, 3 D i e s g i l t übrigens n i c h t nur für synchron, sondern insbesondere auch für diachron ausgerichtete Arbeiten, die die Ausb r e i t u n g der Endstellung im deutschen Nebensatz nicht zuletzt durch Tnterferenzerscheinungen erklären wollten (ßehaghel) oder die Ausbildung der Z w e i t s t e l l u n g mit unterschiedlichen Betonungsverhältnissen in Haupt- und Nebensatz in Verbindung zu bringen gedachten ( D e l b r ü c k ) ; vgl. dazu Fleischmann ( l 9 7 3 : 3 3 f f . ) k Vgl. z . B . Fourquet ( 1 9 5 8 ) , Fourquet ( 1 9 5 9 ) , Fourquet ( 1 9 6 5 ) und Fourquet ( 1 9 7 0 ) . Greenberg (1966:109) führt in seiner Aufstellung von "Basic Order Types" das Deutsche mit Verbzweitstellung an. Diese Position des Verbs ist offenbar als "dominant" im Sinne von Greenberg (1966:76) anzusehen: "The vast majority of languages have several variant orders but a single dominant one." Greenbergs Terminologie ist einigermaßen verwirrend, da die "Basic Order Typology" offenbar durch den Be-

mand außerhalb des Rahmens der GTG auf die

Ider gekommen, die

E r s t s t e l l u n g des Verbs im Deutschen a.ls grundsätzlicher die beiden ar-.deren ?.u betrachten. Sicher ist

als

auf alle Fälle,

daß bei einer transformationeilen Beschreibung; zunächst alle drei Verbpositiorer. als mögliche grundsätzliche Stellunger, ins Auge gefaßt werden müssen. Die Entscheidung darüber, in velcher Position das Verb in der entfernten Struktur zu erzeugen

ist,

darf nun keinesfalls eine a r b i t r ä r e Festlegung sein, sondern muß sorgfältig begründet werden. S e i t Beginn der sechziger Jahre sind in der Forschung zur GTG eine ganze Reihe von Argumenten beigebracht worden, die die Annahme der einen oder an— It g,

deren Verbstellung in der entfernter

Struktur

stützen sollen

;

eine Reihe solcher Argumente soll in diesem Kapitel dargestellt und überprüft werden.

2.1.

Häufigkeit der Regelapplike.tion

Das erste Argument, auf das ich hier eingehen w i l l , findet

sich

bei Bechert et al. ( 1 9 7 0 : 9 8 ) : "Es hat sich im Laufe der Beschäftigung mit der Syntax der deutschen Sprache gezeigt, daß es am zweckmäßigsten ist, d.h.

von der Endstellung des Verbs auszugehen,

die Verbstellur.g eingebetteter Sätze als

betrachten.

Man kann als

grundlegend zu

Argument dafür anführen.,

daß in einem

komplexen Satz mehr eingebettete Sätze vorkommen als nicht gebettete. Die Zahl der nicht eingebetteten Sätze ist

ein-

auf 1

beschränkt." Worauf zielt dieses Argument ab? Es geht augerscheinlich darum, wie häufig eine bestimmte Transfonration

bei

griff der Dominanz bestimmt ist und nicht durch den der "basic order": "If in a language with dominant SOV order, there is no alternative basic order [ . . . ] , then all adverbial modifiers of the verb likewise precede the verb." (Greenberg 1966:8O, Hervorhebung von m i r ) Ein und dieselbe Sprache vermag damit offensichtlich mehrere "basic orders" besitzen, aber nur eine "dominant order". Die folgende Darstellung nimmt nicht für sich in Anspruch, alle Argumente, die bislang in der Literatur für die eine oder andere grundlegende Verbstellung vorgebracht worden sind, zu erfassen; sie versucht eher, einen repräsentativen Querschnitt zu geben, bei dem neben all den Argumenten, die bisher die größte Aufmerksamkeit erhalten haben, auch eine Reihe von weniger beachteten Argumentationen berücksichtigt werden sollen.

43 der Ableitung von Sätzen angewandt werden m u ß ; bei

jedem gegebe-

nen komplexen Satz m ü ß t e d i e Regel V e r b — Z w e i t (unter der Annahme, daß die obige Darstellung der Fakten adäquat ist)

jeweils

nur einmal operieren, während e i n e Transformation Verb-End

je-

weils zumindest e i n m a l , gewöhnlich aber mehrmals anzuwenden wäre. Es ist vor

j e d o c h zunächst zu beachten, daß die

'Verbendstellurg

1

mit

Identifikation

' V e r b s t e l l u n g i n eingebetteten Sätzer 1

zu einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten f ü h r t , vor a l l e m , wenr. die Zahl eingebetteter

Satze beliebig, die der nicht eingebet-

teten hingegen immer 1 betragen soll. Nehmen wir ( 2 - 2 ) als

Bei-

spiel . (2-2)

Der- Abgeordnete verläßt sein Büro, und der Lobbyist steckt die nun dünr.er gewordene Brieftasche f o r t .

Die Crundstruktur dieses Satzes kann als

(2-3) wiedergegeben

werden.

(2-3) und

Nur S 1 kann offenbar als

' n i c h t - e i n g e b e t t e t ' angesehen werden,

denn sonst wäre die Zahl dieser Sätze in einer komplexen Struktur

größer als

1; S„ und S„ müsser dann a l s ' e i n g e b e t t e t 1 ge-

wertet werden, und in

ihnen hätte das Verb am Ende z.u stehen —

was o f f e n s i c h t l i c h n i c h t der Fall

ist.

Das Rekursionsschema für Satzkoordinationen vermag eine unendliche Menge von Sätzen zu erzeugen, in deren Teilsätzen das Verb jeweils in Z w e i t p o s i t i o n zu stehen hat

— genauso wie der

rekursive Mechanismus, der für die Mehrfach-Einbettung von ( z . B . ) R e l a t i v s ä t z e n verantwortlich ist,

eine unendliche Menge von Sätzen

ableitet, derer Teilsätze (bis auf der. obersten) jeweils Verberdstellung aufweisen. Bei der Ableitung der ersten Satzmenge wäre - bei grundlegender Verbendstellung - die Verb—Zweit—Transformation unendlich oft anzuwenden; bei der Erzeugung der zweiter. Satzmenge hingegen müßte — wenn das Verb in der

entfernten

Struktur in zweiter Position stehen würde - die Verb-End-Transformation unendlich oft

operieren. Damit ist

sicher, daß das Ar-

gument von Bechert et al. für eine grundlegende Verbendstellung

kk h i n f ä l l i g ist.

Aber n i c h t nur dcis:

Feh möchte m e i n e n , daß es sich

b e i Argumenten, d i e sich auf d i e H ä u f i g k e i t m ö g l i c h e r Regelappli— k a t i o r e n b e z i e h e n , g r u n d s ä t z l i c h u m Pseudoergumente handelt; d i e H ä u f i g k e i t von Regelanwendungen

i s t - im b e g r i f f l i c h e n Rahmen von

Chomsky ( 1 9 6 5 ) gesprochen - e i n e Frage der Performanz, t u a l i s i e r u n g von S ä t z e n (und b e t r i f f t auf deren E r f o r s c h u n g die GTG a b z i e l t ,

2.2.

der Ak-

die Kompetenz des Sprechers, bestenfalls

am R a n d e ) .

Probleme der Akzeptabilität

Bisweilen ist

ein Argument für die Annahme einer bestimmten grund-

legenden Verbstellung im Deutschen vorgebracht worden, das sich auf Perzeptionspl·änomene s t ü t z t .

Chomsky und Miller ( l 9 6 3 a : 2 9 0 )

haben drei g r u n d s ä t z l i c h e Arten rekursLver Strukturen unterschieden, die sie als

s e l b s t - e i n b e t t e n d , links—rekursiv und rechts-

rekursiv b e z e i c h n e n . Wenn A als

rekursives FClement gegeben

dann können diese drei Typen so wLe in

(2—4)

a.

b.

A LJ

A

s -W

D

selbsteinbettend Es ist

( 2 - 4 ) v e r d e u t l i c h t werden. c.

A

j v^ ^

A

ist,

^

A D

O

D

D

linksrek.ursiv

A

rechtsrekursiv

außerordentlich schwierig, Sätze mit selbst-eingebetteten

Konstruktionen zu verstehen;

sie haben einen sehr geringer

"Ak-

rv

zeptabilitätsgrad' im Sinne von Chomsky ( 1 9 6 5 : 1 1 ) . etwa den Satz (2-5a) nur schwer erfassen,

So kann man

da er eine mehrfache

Selbst-Einbettung e n t h ä l t , während die Paraphrase ( 2 - 5 b ) , die rechts-rekursive Strukturer enthält, ohne die geringste Mühe verstander wird. 5 Aus der Tatsache, daß in jedem Satz, der ein Verb in Endposi— tion aufweist, i zumindest) ein Verb sein muß, das nicht am Satzende steht (während das Umgekehrte nicht gilt) wäre leicht ein Argument zu zimmern, das dem von Bechert et al. analog wäre und das gerade gegen eine grundlegende Endstellung des Verbs sprechen würde; wie das Argument von Bechert et al. wäre jedoch auch dieses aufgrund allgemeinerer Erwägungen auszuschließen (vgl. dazu das folgende). 6 Vgl. z.B. Wunderlich ( 1 9 7 0 a : 1 9 6 f . ) , von der Mülbe ( 1 9 7 3 b : 2 ? 4 f , ) . 7 Vgl. auch Chomsky und Miller (1963b:468ff.).

(2-5)

a . ? ? T c h hörte, wie Peter, daß er, daß Dutch Schulz ein weiches Herz habe, glaube, sagte. b.

Ich h ö r t e , wie Peter sagte, daß er glaube, daß Dutch Schulz ein w e i c h e s Merz habe.

Wenn man nun von e i n e r grundlegender V e r b e n d s t e l l u n g im Deutschen ausgeht, so enthält die e n t f e r n t e Struktur von Sätzen w i e in ( 2 - 5 ) durchgängig selbst-einbettende K o n s t r u k t i o n e n , während bei einer V e r b z w e i t s t e l l u n g als

Ausgangspunkt immer rechts—rekursive

Strukturen v o r l i e g e n . Nach A n s i c h t W u n d e r l i c h e ( l 9 7 0 a : 1 9 7 )

ist

es nun " u n w a h r s c h e i n l i c h , daß psychologisch einfache Oberflächenstrukturen auf p s y c h o l o g i s c h wesentlich komplexere Tiefenstrukturen zurückgehen, die u . U . sogar· die Gedächtniskapazität

des

Sprechers übersteigen würden." Die Hypothese einer grundlegenden Verbendstellung müßte deshalb verworfen werden. Wunderlich ( l 9 ? O a : 1 9 6 ) bezeichnet legungen als

die hier dargestellter Über-

"stärkstes Argument" gegen eine grundlegende Verberd-

stellung im Deutschen; dennoch meine ich,

daß gegen dieses Argu-

ment erhebliche Bodenker vorzubringen sind. W u n d e r l i c h geht bar von der folgenden

allgemeinen

Erwägung aus:

offen-

Oberflächen-

strukturer, die keine selbsteinbettenden Konstruktionen aufweisen und somit leicht zu verstehen sind, dürfen keine entfernten Strukturen mit selbsteinbettenden Konstruktionen b e s i t z e n . ' Man beachte aber, daß die Annahme einer grundlegenden Elementenfolge im Deutschen, bei der das Verb n i c h t am Ende s t e h t , allein die Selbsteinbettung bei O b j e k t s ä t z e n verhindert, und schon Chomsky und M i l l e r ( I 9 6 3 b ) haben darauf hingewiesen, daß natürliche Sprachen gemeinhin mehrere Möglichkeiten

a u f w e i s e n , selbst-einbetten-

de Konstruktionen hervorzubringen. So finden wir derartige Schachtelungen z.B. auch in Sätzen wie (2-6a) u n d ( 2 - 7 a ) . (2-6)

(2-7)

a . ? ? P a u l m e i n t , daß, daß, daß Paula schwanger offensichtlich ist, stimmt.

ist,

b.

Paul meint, daß es stimitit, daß es offensichtlich ist, daß Paula schwanger ist.

a.

Peter gab dem Mädchen, das dem Jungen, der auf der Straße spielte, eine Murmel schenkte, einen Kuß.

b.

Peter gab dem Mädchen einen Kuß, das dem Jungen eine Murmel schenkte, der auf der Straße spielte.

Zumindest

das Beispiel ( 2 - 7 ) zeigt, daß die N o t w e n d i g k e i t , selbst-

einbettende K o n s t r u k t i o n e n in der e n t f e r n t e n

Struktur zu erzeu-

gen, völlig unabhängig von der Annahme e i n e r b e s t i m m t e n grundlegenden V e r b s t e l l u n g bestehen b l e i b t . Wenn das Argument Wunderlichs damit auch nicht völlig invalid w i r d , so wird es doch m . E . durch die Existenz von Sätzen wie in ( 2 - 6 ) und ( 2 - 7 ) sehr geschwächt .

2.3«

Verbstellung und psychologische R e a l i t ä t der Grammatik

In seiner "Grammatik des deutschen Verbs" hat Bierwisch ( 1 9 6 3 ) eine Reihe von Argunienten a n g e f ü h r t ,

die seiner Meinung nach die

Annahme e i n e r grundlegenden Verbendstellung im Deutschen s t ü t z e n . Dabei führt

er u . a .

folgendes aus:

"Sodann gilt die Tatsache, daß

das Verb den anderen Gliedern f o l g t , nicht nur im Nebensatz, dern auch bei den T n f i n i t i v k o n s t r u k t i o n e n ,

son-

etwa der Versuch, im

Haus einen neuen Leiter zu f i n d e n , und sogar bei der rein lexikalischen Nennung von V e r b a l k o n s t r u k t i o n e n : Daß man bei Aussagen über die Rektionen des Verbs s t e t s sagen wurde .jemandem etwas geben, nicht aber geben jemandem etwas, zeigt, wie sehr die Nebensatzstellung beim natürlichen Sprechen als wird,"

grundlegend angesehen

In gewisser Hinsicht kann diese Äußerung als

Zusammen—

Ziehung zweier verschiedener Argumentationsweisen betrachtet wer8 Die selbst—einbettende Konstruktion daß .., stimmt in der Oberflächenstruktur von (2-6a) ist wahrscheinlich in der entfernten Struktur entweder links-rekursiv (bei grundlegender Verbend— oder Verbzweitstellung) oder rechts—rekursiv (bei grundlegender Verberststellung), da das daß j e w e i l s erst durch eine Transformation eingebracht wird (vgl. dazu einführend Kohrt und Küper 1 9 7 6 ~ ! 2 6 f f . ) . Wenn man die Argumentation Wunderlichs konsequent weiterdenkt, müßte eigentlich auch eine transfer— mationelle 'Komplizierung 1 von Strukturen ausgeschlossen werden — wie das erreicht werden könnte, ist allerdings einigermaßen unklar. 9 Man könnte allerdings vorschlagen, daß die entfernte Struktur eher (2-7b) als (2-7a) entspräche, d.h. daß die betreffenden Relativsätze nicht in direkter Nähe der jeweiligen Bezugs—NP zu erzeugen wären; in dem Hornissennest von Problemen, die eine solche Analyse mit sich bringen würde, will ich hier nicht weiter herumstochern, da das Argument von Wunderlich m.E. bereits aus grundsätzlicheren Überlegungen abgelehnt wer*· den muß; vgl. dazu 2.3. 10 Bierwisch (1963:35)

den, wie sie bereits in den beider vorherigen Abschnitten illustriert wurde: zum einen geht es o f f e n s i c h t l i c h um die Frage der Häufigkeit des A u f t r e t e n s einer bestimmten Stellungsvariante (und damit natürlich auch um die Applikationsfrequenz der betreffenden, die Stellung regulierenden T r a n s f o r m a t i o n ) ; aber ist

zum anderen

es im zweiten Teil des obigen Z i t a t s um die psychologi-

sche R e a l i t ä t der grundlegenden Struktur zu tun: tion in [ . . . ] dictionary forms represents

"The verb posi-

strong evidence for

the psychological reality of the verb-final pattern as the domi12 nant pattern in German." Interessanterweise

gibt es nun eine Argumentation, die der oben

genannten weitestgehend parallel ist

- und die genau das Gegenteil

der Schlußfolgerung Bierwischs versichert: daß im Deutschen nämlich die Verbendstellung nicht grundlegend sei.

So erklären Bartsch

und Vennemann ( 1 9 7 2 : 1 3 5 ) , " [ t h a t ] the verb position of the main clause pattern [ i . e . verb second] is basic", Begründung für die Ansicht an: "it

is

und sie führen

als

1

'unmarked : most f r e q u e n t ,

learned earliest by children, e t c . " . Dabei ist das Häufigkeitsargument augenscheinlich dem Argument in bezug auf die Spracherlernung untergeordnet; an anderer Stelle führt Vennemann ( 1 9 7 2 : 233) a u s : "The child a c q u i r i n g such a language will be exposed initially to a preponderance of main clause VO patterns and can be expected to construct a grammar on this basis, i.e. grammar. When he is

a VO

exposed to the c o n f l i c t i n g evidence of more

complex clauses and sentences, he will t r y to accoroodate it the established VO grammar, i.e. tions, among them

in

incorporate various transforma-

' VO —»OV in dependent clauses

[...]."

Gegen die von Vennemann geäußerte Ansicht, daß in der ersten Grammatik des Kindes das Verb grundsätzlich an zweiter Stelle stünde, hat Marga Reis ( 1 9 7 4 : 3 1 2 ) eingewandt, daß im Stadium der Zwei11 Bierwisch geht hier o f f e n s i c h t l i c h von der Vorstellung der traditionellen Grammatik aus, der zufolge Infinitivkonstruktionen grundsätzlich von Nebensatzkonstruktionen geschieden sind; wie jedoch spätestens von Rosenbaum ( l 9 6 7 a ) gezeigt wurde, sind Infinitivkonstruktionen als ( t r a n s f o r m a t i o n e i l verkürzte) Nebensätze a u f z u f a s s e n . Bierwischs Argumentation beruft sich so auf eine schon nicht mehr zweifelhafte 'independente M o t i v i e r t h e i t ' (zu einer grundsätzlicheren K r i t i k dieses Argumentationsprinzips in der GTG vgl. Botha 1970:4-9f·)· 12 Esau ( 1 9 7 3 : 2 3 )

48 Wort-Sätze, bei denen zuerst sinnvoll von einer zugrundeliegenden Grammatik gesprochen werden könne, das Verb in Endstellung stünde, wobei dem folgenden Faktum besondere Bedeutung zukommt: "In allen fällen,

in denen die beiden Wörter in einer objekt-verb-

relation stehen, t r i t t OV-ordLnung auf, wobei das verb bezeichnenderweise im i n f i n i t i v steht [vgl. z . B . 'Balla haben!' - 'Ich w i l l den Ball h a b e n ' ] " . In Analogie zu Vennemanns Argumentation "hätte also OV-ordnung als

primär zu gelten; VO-ordnung würde durch eine später hinzukommende verb-zweit-regel erzeugt." 1 3 Man beachte je-

doch, daß bei Zwei—Wort-Sätzen Verbend- und Verbzweitstellung

not-

gedrungen zusammenfallen. Eine Entscheidung zwischen beiden Möglichkeiten wäre erst dann zu fällen, wenn nachgewiesen würde, daß das Kind die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt bereits beherrscht (wenn ja, ten,

wäre Balla haben als Verbendstellung

zu wer-

wenn nicht, wären Verbendstellung und Verbzweitstellung

glei-

chermaßen plausible Annahmen); die Beantwortung dieser Frage 14 scheint jedoch bislang alles andere als klar. Vor allem aber muß gefragt werden, ob bei

Zwei-Wort-Sätzen wie

Balla haben oder Äußerungen über die Verbrektion jemandem etwas geben der Wortstellung überhaupt primäre Bedeutung zukommt. Man beachte z . B . , daß man - wenn die Verbrektion am Beispiel verdeutlicht werden soll - grundsätzlich er gibt jemandem etwas sagt, nicht jedoch er jemandem etwas gibt. Daß in solchen Zusammenhängen für gewöhnlich Formen wie jemandem etwas geben geäußert werden, ist

einzig in der besonderen Mitteilungsabsicht begründet: daß

dabei nämlich allein auf die Kasusdeterminiertheit des (indirekten) Objekts hingewiesen werden soll und daß dabei eine (beliebige) Personen- und Numerusdeterminiertheit des Verbs eher Störfaktor wäre; die Wahl des determinationsindifferenten Infinitivs aber impliziert die Endstellung des Verbs. Ähnliches mag auch für

die

Spracherlernung gelten: es werden zunächst unflektierte Formen 13 Marga Reis (197^:312) 1 k Weder Vennemann noch Marga Reis versuchen, eine Antwort darauf zu geben. Ramge (1975:83) v e r t r i t t die Meinung, daß die Subjekt-Objekt-Relation in der Zweiwort-Phase bereits erworben worden ist; ob aber Unterscheidungen wie "Besitzer-Besessenes" oder "Agens-NichtAgens" ohne weiteres mit der Unterscheidung "grammatisches Subjekt - grammatisches Objekt" ineinsgesetzt werden können - wie es (nicht nur) bei Ramge ( l 9 7 5 : 8 2 f . ) geschieht -, ist m.E. einigermaßen zweifelhaft.

gelernt, und dabei wird die Stellung, in der diese Elemente für g e w ö h n l i c h auftaucher

(also im Fall des Verbs: L e t z t p o s i t i o n ) ,

einfach mit übernommen. Der Verbstellung kommt also in solchen Fällen keine primäre, sondern eher eine abgeleitete Bedeutung zu. Aber gegen die oben dargestellten Argumente sind ra.E. noch weitere Bedenken vorzubringen, die diese (und auch das in 2 . 2 . erörterte Argument) mehr als zweifelhaft

erscheinen lassen:

al-

le gehen offenbar davon aus, daß die e n t f e r n t e Struktur eine (wie auch immer geartete)

psychologische R e a l i t ä t b e s i t z t und

daß dabei eine bestimmte Verbstellung als zeichnet ist.

grundlegend ausge-

Daß derartige Annahmen zu recht bestehen, konnte

bis heute nicht erwiesen werden; die wissenschaftspolitische Bedeutung der psychologischen Interpretation der Grammatik durch die Vertreter der GTG scheint ungleich größer als

ihre Relevanz

für psycholinguistische Forschungen zu sein.

2.k.

Zur Analyse des Auxi11arkomplexes

Es gibt eine Reihe von Argumenten, die sozusagen zu den 'etablierten 1 zählen und die

immer wieder wiederholt werden, wenn es um

die Auszeichnung einer bestimmten Verbstellung als

'grundlegend'

geht; zu diesen Argumenten zählt auch das folgende. Nehmen wir den Satz (2-8) als Ausgangsbeispiel: (2-8)

Paul behauptet, daß der Vampir schreien gewollt hat.

Die Infinitivform schreien ist

zweifellos durch das Verb voll be-

stimmt, genauso wie dessen Partizipialform wiederum durch das Modalverb hab determiniert

ist.

Betrachten wir nun den Satz

(2-9): (2-9)

Der Vampir hat schreien gewollt.

Die Determinationsverhältnisse lassen sich im Falle von (2-8) auf einfache Art und Weise beschreiben, indem "man sagt, jedes verbale Element bestimmt die infinite Form des links von ihm

15 Dies kann im Rahmen dieser Untersuchung leider nicht weiter begründet werden; zur Einschätzung der mentalistischen Wende der GTG vgl. Geier ( 1 9 7 3 : 2 6 ? f f . ) , Geier (1976) sowie Marschallek ( 1 9 7 6 ) .

50 stehenden Elementes".

Eine derart einfache

der Determinationsverhältnisse verbietet sich

Charakterisierung offensichtlich

im Fall von ( 2 - 9 ) » und so scheint es recht plausibel, wenn man annimmt, daß die durch (2-8) exemplifizierte Folge grundlegend ist

(und daß die Bestimmung der Partizipialform in (2-9) statt-

gefunden hat,

bevor eine Transformation das hab in Zweitstellung

gebracht h a t ) . Verben wie hab, werd, wo 11, kb'nn, etc. werden gewöhnlich einer besonderen Kategorie ' A u x 1 zugerechnet, und Regeln wie (2-10) sollen die Erzeugung der grundsätzlichen Folge sichern. (2-1O)

a.

S >

NP VP

b.

VP >

(...)

c.

Aux >

(ModV) Temp

v A

UX

Gegen eine solche Analyse kann jedoch eingewandt werden, daß es durchaus möglich ist,

in der entfernten

Struktur zunächst eine 17 fiktive Reihenfolge der Elemente herzustellen ; die Tatsache, daß diese Folge keine direkte Entsprechung an der Oberfläche besitzt, kann nicht als Beweis für die Unzulässigkeit eines sol1R chen Vorgehens gewertet werden. Es ist also möglich, in der entfernten Struktur die Sequenz d Vampir hab woll schrei zu erzogen und dann zu sagen, daß jeweils das linksstehende Verbelement das nachfolgende determiniert. Die Erzeugungsregeln könnten in diesem Fall als (2-11)

(2-1 ) formuliert werden.

S

>

NP VP

VP

>

Aux V ( . . . )

Aux >

Temp (ModV)

Gegen diese Analyse könnte allerdings eingewandt werden, daß in Formen wie liebte das Morphem

.t-» das das Präteritum anzeigt,

nach und nicht vor dem Verbstanim steht. Ein Satz wie ( 2 — 1 2 ) hätte bei der Annahme von (2-1O) eine Struktur wie (2-13a), bei 16 von der Mülbe (l973b:273) 17 "This freedom to produce f i r s t a f i c t i t i o u s order and then to rearrange the units into the actual order of sentences is especially useful for handling discontinuous constituents." (Bach 1962:263) 18 Insbesondere ist daraus nicht zu folgern - wie es z.B. Bechert et al. (1970S98) tun -, daß hier beim Ausgehen vor einer "fiktiver." Elementfolge die Zahl der Transformationen größer sein müsse.

51 der Annahme von ( 2 - 1 1 ) hingegen eine Struktur wie (2-13b). ( 2 - 1 2 ) Klaus liebte Susanne. (2-13) a. VP

NP

l Aux lieb

Klaus

Temp

i

l

Klaus

t

Wird die Verbzweitstellung man argumentieren -,

N

l

Susanne als

" i Aux ^ V

l Temp ' t

NP

l

l N

lie

l

Susanne

grundlegend angesehen - so könnte

dann ist

eine zusätzliche Transformation, not1o wendig, die das Morphem £-hinter das Verb stellt , während sich eine derartige Verschiebungsregel erübrigt. Dieser Vorteil ist

offenbar

im Fall von (2-13a)

jedoch nur ein scheinbarer, da —

ganz unabhängig von der Folge der Elemente - grundsätzlich eine transformatioiielle Regel vorzusehen ist, phem _t mit dem betreffenden

die das Präteritalmor20 Verbstamm verschmilzt ; es ist also

keinesfalls so, daß man bei der Annahme einer grundlegenden

Verb-

endstellung hier eine transformationeile Regel einsparen und die 21 Grammatik so einfacher gestalten könnte. Gegen die Regeln wie in

(2-10) und ( 2 - 1 1 ) , die von einer be-

sonderen Auxiliarkomponente in der Grammatik ausgehen, können allerdings verschiedene Einwände vorgebracht werden, die eine andere Analyse nahelegen; auf diese Einwände soll hier kurz gegangen werden.

(Es ist

jedoch zu betonen,

ein-

daß die im folgenden

19 Diese Regel entspräche dem ' A f f i x Hopping", das Chomsky (1957: 39) für· des Englische gefordert hat; vgl. dazu für das Deutsche auch Lees ( 1 9 5 ? ) · 20 "Verschmelzen" heißt hier, daß das Präteritalmorphem unter die Dominanz von V gebracht wird und daß die GrenzSymbole (die vir in dieser Arteit vernachlässigt haben) zwischen lieb und t^ eliminiert verden. 21 Man könnte nun meinen, daß die in Frage stehende Regel bei der Annahme vor. (2-13b) insofern "komplizierter" sein würde, als das Tempusmorphem um die Verbform lieb herum permutiert verder müßte. Man beachte jedoch, daß die Permutation keine selbständige transformationeile Operation ist - ganz gleich, ob von (2-13a) oder (2-13b) ausgegangen wird, die betreffende Regel hätte niemals mehr als z-wei grundsätzliche trensformationelle Operationen zu vollziehen: eine Tilgung (des Tempuselements unter Aux) und eine Adjunktion (desselben Elements unter v ) .

52 skizzierte Beschreibungsalternative in bezug auf die grundlegende Verbstellung im Deutschen ebenso neutral ist

wie die durch

(2-1O) und (2-11) angedeutete Analyse,) In der traditionellen Grammatik ist

es üblich, die Verben haben,

sein und werden sowie die Modalverben wollen, können, etc, einer besonderen Gruppe, den sogenannten "Hilfsverben 1 , zuzurechnen. In der ersten Darstellung der GTG faGte Chomsky ( 1 9 5 7 : 3 9 ) solche Hilfsverben und die den Verbstamm erweiternden Affixe in einer Kategorie Aux zusammen, die von der Kategorie V der (stamme der) Vollverben klar geschieden war. Eben diese strikte Trennung ist pp

zuerst

von Ross ( l 9 6 9 b ) angezweifelt worden, der stattdessen

vorschlug, auch die sogenannten Hilfsverben als Vollverben zu analysieren. Wenn wir zur Illustration von einer grundlegenden Verbendstellung ausgehen, so müßte der Satz (2-14) nach Meinung von Ross nicht wie in (2-15) analysiert werden, sondern so wie in (2-16). (2-14)

Dieter kann schwimmen.

(2-15)

(2-16)

Dieter Um die Oberflächenstruktur

schwimm von (2-14) abzuleiten, wären in beiden

Fällen die notwendigen Kongruenztransformationen durchzuführen , 22 Vgl. dazu inzwischen auch Williams ( 1 9 7 0 ) , McCawley ( 1 9 7 1 ) , Huddle s t on (1

53 und die Verbform von kb'nn müßte umgeordnet werden; bei

(2-16)

als

Ausgangsstruktur wäre zudem noch die Subjekt-NP von S_ zu 23 tilgen. Was spricht nun für

(2-16) und gegen ( 2 - 1 5 ) ? Man beachte zu-

nächst, daß die Transformation, die die Zweitstellung von (Hilfsodei) Vollverben herbeiführt,

den zu verschiebenden Term recht

eigentümlich notieren müßte, nämlich als

i ModVL um Sätzen L TempJ wie ( 2 - 1 2 ) , (2-14) und ( 2 - 1 ? ) Rechnung tragen zu können. (2-1?)

Jutta hat geschlafen.

Die betreffende Regel müßte - z . B . im Fall von (2-12) - NichtKonstituenten verschieben; es scheint jedoch ein generelles Charakteristikum transformationeller Permutationsregeln zu sein, 24 / daß sie nur vollständige Konstituenten betreffen können. (Man beachte zudem, daß die Regel spezifizieren müßte, daß Temp nur n t? dann verschoben werden darf, wenn es ein Hilfsverb dominiert. ) Ahnliche Schwierigkeiten wie mit der Verbstellungsregel würden z.B. auch für die Kongruenztransformation entstehen, die sich einmal auf V, einmal auf ModV und einmal auf Temp beziehen müßte; all

diese Probleme tauchen jedoch nicht auf, wenn Hilfsverben wie

in (2-16) als Hauptverben übergeordneter Sätze eingeführt

wer-

den. Betrachten wir nun den Satz (2-18): (2-18)

Man sagt, daß der Mann zu flüchten versucht haben soll.

Die Determinationsverhältnisse - so wurde vorhin erklärt -

las-

sen sich einfach konstatieren: eine jede Verbform determiniert die Form des unmittelbar links von ihr

stehenden verbalen Ele-

23 Dies geschieht durch die zuerst von Rosenbaum (196?) analysierte Regel der Equi-NP-Tilgung. 2k Der Zusammenhang mit der strukturalistischen 'Permutationsprobe' dürfte wohl unübersehbar sein. - Ross (l969a:268) hat inzwischen vorgeschlagen, daß auch Nicht-Konstituenten transformationeil adjungiert bzw. getilgt werden können; zumindest meinem Vissen nach ist bislang jedoch nicht gezeigt worden, daß dies auch nur bei einer einzigen Adjunktion notwendig wäre. 25 Zusätzlich müßte noch eine Beschränkung formuliert werden, daß bei zwei Verben unter Temp (z.B. hab werd) m.r eines, nämlich das am weitesten rechts stehende, verschober werden darf.

54 ments. Dabei muß jedoch festgestellt werden, daß determinierendes und determiniertes Element bei der Aux—Analyse jeweils ganz verschiedenen Kategorien angehören. Beziehungen bestehen zwischen Hilfsverb und Hilfsverb,

zwischen Hilfsverb und Verb und

zwischen Verb und Verb, und die formale Regel, die diesen Beziehungen Rechnung tragen muß, dürfte zumindest

außerordentlich

komplex sein. Werden Hilfsverben hingegen so wie in (2-16) analysiert, so ist

die betreffende Regel sehr einfach zu notieren:

Ein jedes Verb bestimmt die Form des Verbs im direkt untergeordneten Satz. Bierwisch (1963:?O hat richtig darauf hingewiesen, daß Modalverben in ein und demselben Satz keineswegs frei kombinierbar sind; so ist

z.B. die Verbindung in (2-19b) - im Gegensatz zu

(2-19a) - wohl eindeutig abweichend. (2-19)

a.

Er soll kommen wollen,

b, *Er will kommen sollen. Um dem Grammatikalitätsunterschied Rechnung zu tragen, müßten bei einer Aux—Analyse spezielle Selektionsrestriktionen zwischen Modalverben vorgesehen werden; werden Modalverben hingegen als Vollverben behandelt, dann sind solche Beschränkungen zur Klasse der Verb-Verb-Restriktionen zu zählen, die sowieso in der Grammatik vorzusehen sind. Es ist

so auch möglich, die Ungram—

matikalität von (2-20a) analog zu der von (2-2Ob) zu erklären. (2—20)

a.

2fi

*Er will kommen wollen.

b. *Er versucht, zu kommen zu versuchen.

26 Daß Sätze, "in denen ein Modalverb mit sich selbst kombiniert ist", grundsätzlich ungrammatisch sind - wie Biei'wisch (1963! 7^) meint -, ist sicher nicht richtig; man vergleiche z.B. Satz ( i ) . (i)

Er soll kommen sollen.

Dieser Satz ist in der Lesart grammatisch, die durch ( i i ) umschrieben werden kann. ( i d ) Unbestätigten Angaben zufolge ist es so, daß man ihn verpflichtet hat zu kommen. Die Zusammensetzung von Modalverbformen wie in (2-20a) oder (i) führt offenbar nur dann zu Ungrairmatikalität, wenn die betreffenden Lexeme nicht nur nierphologisch· identisch sind, sondern zudem noch die gleiche Wertigkeit (vgl. dazu S. 55f. ) aufweisen.

55 Man beachte zudem, daß die Erzeugungsregel ModV —*· . ,.

offensicht-

lich rekursiv sein müßte, um Sätze wie (2—19a) mit mehreren Modalverben abzuleiten; sind Modalverben jedoch Vollverben mit Satzkomplement, dann ist

ihr mehrfaches Auftreten in ein und dem-

selben Satz eine bloße Folge der S-Rekursivität. Ein m . E . sehr starkes Argument dafür, die Hilfsverben Vollverben zu behandeln, ist 27 winnen. /„ „ „ \

(2-21)

„. ,

,

als

zudem aus Sätzen wie (2-21) zu ge-

.

,

-,

Pdas kann Jutta auch l

Dieter kann gut kochen, und |Jutta kann

es auch

j· r

Der zweite Teilsatz ist

dabei als Verkürzung von Jutta kann auch

gut kochen aufzufassen,

und die "neutralen Pronomina"

2g



das bzw.

es stehen augenscheinlich für die Verbindung gut kochen. Legt man eine Aux-Analyse zugrunde,

dann wäre die betreffende Prono-

minalisierungstransformation einmalig: nicht genug damit, daß sie sich nicht, wie alle anderen Ersetzungen durch es oder das, auf eine Nominalphrase bezöge, die

zu pronominalisieren wäre — Adverb

und Verb würde hier noch nicht einmal eine Konstituente bilden. Wird können jedoch als Vollverb mit Satzkomplement

aufgefaßt,

dann fügt sich die pronominale Ersetzung durchaus den normalen r\ c\

Bedingungen, und (2-21) kann analog zu (2-22) erklärt werden. l das verspricht Jutta (2-22) v '

Dieter verspricht zu kommen, und ·

'·. _ . . . .. Jutta verspracht es [ auch

Das letzte Argument, das hier dargestellt werden soll, bezieht 10 sich auf die Ambiguität von Sätzen wie (2-23). (2-23)

Heini kann schlafen.

Dieser Satz kann zum einen als Paraphrase von (2-2^) aufgefaßt werden. (2-24)

Es kann sein, daß Heini schläft.

Zum anderen mag er aber auch besagen, daß Heini imstande

ist

27 Vgl. Ross ( I 9 6 9 b : 8 5 f f . ) · 28 So rennt es Bech ( l 9 5 5 : 8 6 f , ) . 29 Zur Formulierung der betreffenden Regel vgl. S,188. 30 Das Argument, das im folgenden anhand von können entwickelt wird, wäre ohne weiteres auch, anhand von müssen (vgl. dazu Ross (l969b:86f.) sowie Perlmutter ( 1970:1 1 5) oder sollen durchzuführer. . ———

56 zu schlafen. Die Doppeldeutigkeit von (2-23) kann nun dadurch erklärt werden, daß die Oberflächenstruktur dieses Satzes aus den beiden entfernten Strukturen (2~25a) und (2-25b) abzuleiten ist. 31 (2-25) a.

S.

b.

Heini Heini schlaf kann Heini schlaf Dabei ist

zu betonen, daß die Stärke dieses Arguments nicht

al-

lein auf der Ambiguität von (2-23) beruht (es könnte ja gesagt werden, daß diese Doppeldeutigkeit nicht konstruktionell

ist

und daß man einfach zwei verschiedene Modalverben (können1 und können ) zu unterscheiden hat);

wichtiger noch ist

die Tatsache,

daß (2-24) mit (2-23) (in der einen Lesart) synonym ist

und daß

die Analyse in (2-25a) es erlaubt, diese Synonymität analog zu O p

der von (2-26a) und (2-26b) zu erklären. (2-26)

2.5. Es ist

a.

Heini scheint zu schlafen.

b.

Es scheint, daß Heini schläft.

Abtrennbare Präfixe eine wohlbekannte Erscheinung in der deutschen Grammatik,

daß bestimmte verbale Präfixe vom Verb getrennt werden können, 33 während andere grundsätzlich fest mit ihm verbunden bleiben. (2-27)

a.

Herr Preuselmann schloß den Tresor auf.

b. *Herr Preuselmann aufschloß den Tresor. c. *Manolito schoß den General er. d.

Manolito erschoß den General.

31 Im Falle von (2-25a) macht die Subjekt-Hebung (vgl. Postal 19?M das Subjekt von S? zum Subjekt von S.. , während es bei (2-25b) durch die Equi-NP-Tilgung eliminiert wird. 32 Bei Sätzen mit können etc. ist allerdings noch eine zusätzliche transformationelle Regel notwendig, die das Element sein einführt. 33 Vgl. zu den letzteren auch Viertel (1962).

57 Wenn sich die betreffenden Verben in Endstellung befinden, so bilden Präfix und Verbstamm keine diskontinuierlichen Konstituenten wie in (2-27a). (2-28)

Man wartete, bis Herr Preuselmann den Tresor aufschloß.

Geht man nun von einer grundlegenden Verbendstellung aus, so bietet die Erzeugung keinerlei Schwierigkeiten; man wird so verfahren, daß erschieß wie in (2-29a), auf schließ hingegen wie in (2-29b) repräsentiert (2-29)

a.

ist.

[ erschieß ]

Um (2— 27a) zu erzeugen, berücksichtigt die Regel der Verbzweit— Stellung (kurz: Verb-Zweit) allein das innere V von ( 2 - 2 9 b ) , und (2-27c) kann nicht abgeleitet werden, da erschießen keine Internstruktur wie auf schließen besitzt. (2-29b) stellt natürlich nicht die Verhältnisse an der Oberfläche dar, sondern bezeichnet die Verbstruktur, wie sie vor der Anwendung der genannten Transformation besteht; wenn - wie bei der Ableitung von (2-28) - diese nicht auf das Verb angewandt wird, tilgt eine spätere Regel die Wortgrenzen zwischen auf und schließ, so daß beide an der Ober— 34fläche eine Einheit bilden. Wählt man so die Verbendstellung als Ausgangsmuster, dann bereitet die Erzeugung der Sätze in (2-27) und (2-28) nicht die geringsten Schwierigkeiten; anders stehen die Dinge hingegen, wenn man die Verbzweitstellung als

grundlegend ansieht. Die Kon-

tinuität der in (2-27a) diskontinuierlichen Konstituenten kann offenbar nur über (2-29b) gesichert werden, und die gesamte Verbstruktur würde bei der Ableitung von (2-28) vom Anfang der VP an deren Ende verschoben. Während im obigen Falle nun aber die Regel Verb^Zweit ausreichte, um die relevanten Satzmuster zu generieren, ist

die Transformation Verb-End allein nicht in der

Lage, den Sätzen in jeder Hinsicht Rechnung zu tragen. Um die Erzeugung des ungrammatischen Satzes (2-2 7^) auszuschließen, Diese Tilgung der Wortgrenzen bezieht auch das Komplementmorphem zu ein, wenr es durch die Regel des zu-Sprungs zwischen Präfix und Verbstamm gestellt wird; es ergeben sich dann Formen wie aufzuschließen. (Ähnliches gilt für die Bildung des Partizip Perfekt.)

58 wäre es notwendig, eine zusätzliche Transformation zu formulieren f

die hier als

'Präfix-Verschiebung' bezeichnet werden soll. 35

Venn man davon ausgeht, daß die Beschreibung möglichst

einfach

sein soll, und wenn man den Einfachheitsmaßstab (zumindest

par-

tiell) in bezug auf die Zahl der transformationellen Regeln faßt, so ist

damit offensichtlich vorzuziehen, von einer grundlegenden

Verbendstellung auszugehen. Es ist

zudem hervorzuheben, daß die

Ansetzung einer Präfix-Verschiebung augensch&inlich eine Genei lisierung ausläßt, denn die Operation, die diese Regel ausführt, spiegelt sich in der Regel Verb-End wider: in beiden Fällen wird ein Element vom Anfang einer VP an deren Ende verschoben. Das hier dargestellte Argument für eine grundlegende Verbendstellung im Deutschen gehört zu den 'klassischen 1 Argumenten, auf (·

die in der Literatur immer wieder verwiesen wird nicht bekannt,

; mir ist

daß es jemals in Frage gestellt worden wäre. Zu-

mindest im Rahmen der GTG gibt es jedoch einen möglichen Einwand gegen die oben skizzierte Analyse,

der im folgenden kurz darge-

stellt werden soll. Dieser Einwand bezieht sich auf das zuerst von Chomsky (196^a:930f.) aufgestellte A-über-A-Prinzip, das besagt, "that if

the phrase X of the category A is embedded within

a larger phrase ZXV which is

also of the category A, then no rule

applying to the category A applies to X (but only to Z X W ) . " Das A-über-A-Prinzip ist

dabei als universale Beschränkung formu-

liert, d.h. es soll die Applikation transformationeller Regeln in allen Grammatiken natürlicher Sprachen steuern. Nun ist

klar

zu sehen, daß allein die Regel Verb-End diesem Prinzip gehorcht; es verhindert dort die Erzeugung ungrammatischer Sätze wie (2-30). (2-30) *Man wartete, bis Herr Preuselmann auf den Tresor schloß. Die Verb—Zweit-Regel, die bei der Annahme grundlegender Verbend— Stellung nötig wäre, steht mit dem A-über-A-Prinzip jedoch klar in Widerspruch; würde sie ihm folgen, dann würden anstelle von 35 Eine solche zusätzliche Transformation ließe sich vermeiden, wenn die betreffenden Partikel als (abstrakte) Verben in der entfernten Struktur analysiert würden; dies scheint jedoch nicht möglich zu sein (vgl. Marga Reis 197^:308f.). 36 Vgl. z.B. Bierwisch ( 1 963:3**f. ) » Esau ( I 9 6 3 : 2 2 f . ) , von der Mülbe ( 1 9 7 3 : 2 7 2 ) , Huber und Kummer ( 1 97*t: 130ff. ) .

59 Sätzen wie (2-27a) grundsätzlich ungrammatische Ketten wie (2-27b) abgeleitet. Wenn das A-über-A-Prinzip korrekt ist,

dann stehen wir vor

einem Dilemma, denn aus der Analyse der Verben mit Präfixen wäre genau ein Argument für und eir

abtrennbaren

Argument gegen die

Annahme einer grundlegenden Verbendstellung zu entwickeln. Nun hat sich allerdings gezeigt, daß das A-über-A-Prinzip bereits für das Englische zu stark ist 37 und auf keinen Fall eine universale Applikationsbeschränkung sein kann. Dennoch ist

wohl

das letzte Vort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen: bislang liegen noch keine genaueren Analysen darüber vor, welchen Erklärungsbereich

ein solches Prinzip für das Deutsche abdecken rt Q

könnte, aber es mag sein, daß sich eine (eventuell abgeschwächte Version durchaus als sinnvoll erweist.

2.6.

Stellung des Negations«]ements

Das nun folgende Argument bezieht sich auf die Stellung der Negationspartikel nicht in nicht-kontrastiver Funktion, d.h.

als

sogenannte "Satznegation". Gehen wir von den folgenden Sätzen

aus: (2-31)

a.

Karl traf Paul nicht.

b.

Karl hielt Paul nicht auf.

c.

Karl kann Paul nicht getroffen haben.

Dazu schreibt von der Mülbe ( 1 9 7 3 b : 2 7 3 f . ) : "Wir beschranken mis hier auf die einfachsten Fälle. Jede Position der Negation in diesen Beispielsätzen muß bei der Zeitstellung [recte: Zweitstellung] des Verbs anscheinend gesondert beschrieben werden. In Satz [2-31a] Endstellung der Negation; in Satz [2-31b] steht sie vor dem trennbaren Präfix; in Satz [2-31c] vor dem eigentlichen Verb. Diese Fälle werden einheitlich erklärt, wenn man die Endstellung

37 Vgl. z.B. Chomsky (l964b:**6), ROES ( l 9 6 7 : 8 f f . ). 38 Eine abgeschwächte Version wird z.B. von Chomsky (1973:235) vorgeschlagen, die sich dort allerdings nur auf S und NP bezieht und sensitiv für bestimmte Transformationen ist.

)

60 des Verbs zugrunde legt. Dann steht die Negation vor dem Haupt— verb [ . . . ] . " Die Stellung der Negationspartikel muß tatsächlich nur "anscheinend" für jeden der Sätze in (2-31 ) gesondert beschrieben werden; die Position von nicht kann für diese Sätze generell als

"nach Objekt-NP" gekennzeichnet werden. Daß die Nega-

tion in den (2-31a) - (2-31c) entsprechenden Nebensätzen direkt vor dem 'Hauptverb 1 steht, liegt zweifellos an der Beschränkung auf sehr einfache Beispielsätze; man vergleiche z.B. die Sätze in (2-32). (2-32)

a.

(daß) er nicht schön pfeift.

b.

(daß) er ihn nicht nach dem Weg fragt.

c.

(daß) er nicht im Bett liegt.

Diese Sätze zeigen, daß die einfache Charakterisierung 'vor-Hauptverb' wenig aussagekräftig ist,

und es gibt keinerlei Grund für

die Annahme, daß die strukturelle Beschreibung der Transformation, die die Stellung der Negationspartikel regelt, die Kate39 gorie V überhaupt nennen muß.

2.7·

Topikalisierung

Ein weiteres Argument, das sich bei Esau (1973) findet, bezieht sich auf Sätze wie (2-33a) und (2-33b). (2-33)

a.

Nach Hause gehen will er noch nicht,

b.

Im Haus bleiben soll er ruhig.

Bei der Ableitung dieser Sätze ist rung

1

die Regel der 'Topikalisie-

angewandt worden, die unter bestimmten Bedingungen Nominal—

phrasen in AnfangsStellung bringt. Esau ( l 9 7 3 $ 2 3 f . ) präsentiert sein Argument folgendermaßen: position it

"If the verb is generated in final

is possible to explain why directional and place

39 Dies nimmt offensichtlich nicht einmal Stickel (1970:97*"· ) an, auf den das oben skizzierte Argument mit zurückzugehen scheint: Er erklärt vielmehr, daß die Negation "an den Anfang der Verbalphrase" gestellt werden müsse, und weist ihre Position vor dem Eauptverb explizit als Folgeerscheiming aus: "Damit erhält nicht die Position unmittelbar vor dem Verb oder den unmittelbaren Bestimmungen des Verbs [ . . . ] . " Vgl. dazu jetzt auch die Überlegungen bei Huber und Kummer ( 197^! 133f f. ) ·.

61 complements can be topicalized together with the associated verb as one element [...]. If the directional or place complements were not contiguous to the verb in the underlying structure the topicalization process would be much more complicated." Es ist einigermaßen unklar, wie Negationselemente wie noch nicht oder Adverbien wie ruhig in der entfernten Struktur zu repräsentieren sind; Esau vertritt augenscheinlich die Meinung, daß sie dort zwischen Hauptverb und Ortsergänzung stehen, und man mag hier annehmen, daß diese Analyse richtig ist.

Auch dann aber ist

die-

ses Argument keineswegs schlüssig, denn wenn Verb und Ergänzung in der entfernten Struktur nicht direkt nebeneinanderstehen, so ist

damit noch lange nicht gesagt, daß sie nicht zu dem Zeit-

punkt, an dem die Topikalisierung im Laufe der Ableitung operiert, in direkter Nachbarschaft stünden. Es gibt mit anderen Worten keinen Grund für die Annahme, daß die Topikalisierung angewandt werden muß, bevor die Regel der Verb-End-Stellung die Kontinuität

der betreffenden Elemente gesichert hat,

der Sätze in (2-33) ist

und die Ableitung

immer ohne zusätzliche Komplizierung der

Topikalisierung möglich, ganz gleich, welche grundlegende Verbstellung man auch wählt.

2.8.

Subjekt-Hebung als einheitlicher Prozeß

In einer Arbeit zur Grammatik des Englischen hat McCawley (l9?0b: 292) die Meinung vertreten, daß (zumindest

) fünf zyklische

Transformationen erheblich einfacher notiert werden können, wenn man anstelle der Zweitposition die Erstpoeition des Verbs als grundlegend ansieht. Wenigstens im Hinblick auf zwei41 dieser Transformationen, nämlich die Passivregel und die Subjekt-Hebung, kann seine Argumentation auch für das Deutsche in Anspruch genommen verden; besondere Bedeutung kommt dabei der Regel der SubjektHebung zu, auf die wir uns im folgenden konzentrieren wollen, Die Regel der Subjekt-Hebung ist

bei der Ableitung von Sätzen

wie (2-26a) beteiligt. 4 Vgl. dazu die ergänzenden Bemerkungen bei McCawley (I973:159f.) U1 Da die Regel der Prädikat-Hebung einigermaßen umstritten ist, gehe ich hier nicht weiter auf sie ein.

62

(2-26)

a. Heini scheint zu schlaf er, b. Es scheint, daß Heini s c h l ä f t ,

Die gemeinsame er tf ernte Struktur dieser beiden Sätze kam - wem wir eine gx-undlegende VerbzweitstelÜung im Deutschen annehmen wie in (2-3^) dargestellt werden.

KP

NP i Heini

VF

VP I schlaf

schein

Bei der Erzeugung von (2-26a)

nimmt die Subjekt-Hebung das Sub*

jekt von S 0 aus den: eingebetteten Satz heraus und macht es zurc Subjekt von S.. . Neben einer solchen Subjekt-zu-Subjekt-IIebung ist

aber noch

eine Subjekt-zu-Gbjekt-*Kebung vorzusehen, die bei der Ableitung von Sätzen wie (2-35) aus Strukturen wie (2-36) beteiligt (2-35)

ist.

Dieter sieht der Mann arbeiten.

(2-36)

S1 NP

Dieter

VP

V l seh

NP l S NP

/

VP

X

d Mann

l

arbeit

Die betreffende Transformation hebt das Subjekt von S_ aus dem eingebetteten Satz heraus und macht es zum Objekt von seh, adjunglerl

es als

d.h.

Tochter von VP direkt rechts vom Verb des Ma-

trixsatzes. Beiden Operationen ist

gemeinsam, daß sie das Subjekt eines

eingebetteten Satzes in den Matrixsatz heben, aber sie unterschei den sich u.a.

darin, welche Position der ehemaligen Subjekt—NP in

der abgeleiteten Struktur zugewiesen wird: einmal wird sie vom S, k2 (2-26b) würde durch Einsetzung des Komplementmorphems daß und nachfolgende Extraposition (mit Einführung von es) abgeleitet.

63 einmal von der VP des Matrixsatzes direkt doiriniert. Dieser Unterschied aber macht es unmöglich, die Subjekt-Hebung als einheitlichen Prozeß zu formulieren;

die Subjekt-zu-Subjekt-Hebung und die

Subjekt-zu-Objekt-IIebung müssen als getrennte Transformationen notiert werden, da ihre strukturellen Repräsentationen notwendigerweise verschieden

sind.

Erst eine grundlegende Verberststellung 44 - so muß man McCavleys Argumentation interpretieren - ermöglicht es, die Subjekt-Hebung zusammenfassend zu notieren. Anstelle von (2-34) und (2-36) hätten die entfernten Strukturen von (2-26a) und (2-35) dann vie (2-37) a.

(2-37a) und (2-37*0 auszusehen.

St

b.

V

NP

V

NP

i

l

I

I

schein

S

NP

V NP l l schlaf Heini

S^ V NP l / \ arbeit d Kann

Die Subjekt-Hebung könnte dann als (2-38)

l

seh Dieter

(2-38) notiert werden»

Sub.1 ekt -Hebung u

cO[

¥

V

eOt

v

NP

x

] ]

Y

SB:

1

2

3

4

5

6

SV:

1

2+4

3

^

5

6

Die Anwendung dieser Regel auf die Strukturen

=^

in (2-37) ergibt

(ohne S-Beschneldung) die folgenden abgeleiteten Bäume.

43 Am klarsten hat dies wohl Lafcoff (1966:26) am Beispiel des Englischen herausgearbeitet; vgl. auch Postal ( 1 9 7 4 : 3 o 2 f . ) . 44 McCawley ( l 9 7 O b : 2 9 2 ) spricht lediglich davon, daß die von ihm diskutierten Transformationen bei grundlegender Verberststellung einfacher zu notieren seien; das Argument mit der SubjektHebung bezieht sich aber nicht auf eine bloße Komplexitätsreduzierung bei der Notierung einer Transformation, sondern darauf, daß erst jetzt eine generalisierende Behandlung dör SubjektHebung möglich wird. 45 Hier und in der folgenden Erörterung lassen wir das Komplementmorphem zu außer Betracht, das bei der Ableitung von (2-26a) aus (2-3^7 einzuführen wäre.

b. NP

l

l

NP

/

\

seh Dieter d Mann

NP

l

S,,

v l

arbeit hf.

Eie nachfolgende Regel der Subjekt-Bildung stellt dann jeweils die direkt hinter dem Verb stehende NP an die Satzspitze. Es scheint nun verschiedene Möglichkeiten zu geben, das hier dargestellte Argument zu entkräften. Die erste, radikalste Möglichkeit wäre, die Existenz einer Subjekt-Hebung generell zu bestreiten; bisher vorgetragene Überlegungen dazu scheinen mir allerdings kaum überzeugend. 47' Die zweite Möglichkeit wäre, entweder die Existenz der Subjekt-zu-Subjekt-Hebung oder der Subjekt-zu-Objekt-Hebung in Zweifel zu ziehen; ist die Annahme von einem dieser Prozesse ungerechtfertigt, danr. ist natürlich auch der Versuch ihrer Integration verfehlt. 48 Die letzte Möglichkeit wäre, zu argumentieren, daß beide Hebungsarten tatsächlich existieren, daß sie aber in zwei verschiedenen Transformationen notiert werden müssen, da sie sich grundsätzlich in ihren Anwendungsbedingungen unterscheiden. Ich gehe im folgenden vor allem auf die zweite Möglichkeit näher ein. Der Literatur sind verschiedene Argumente gegen die eine oder die andere Hebungsoperation zu entnehmen; die bislang wohl diskutierenswerteste Argumentation findet sich bei Marga Reis (1973)» die sich gegen die Annahme einer Subjekt-zu-Objekt-Hebung im Deutschen wendet. Anstelle einer solchen Regel schlägt sie eine Neu46 McCawley (l970b:29?) hat betont, daß die Zahl der notwendigen Transformationen damit nicht größer werde, da eine V-NP-Vertauschung sowieso für die Ableitung von Entscheidungsfragen vorzusehen sei; in dem von ihm vorgeschlagenen Rahmen würde die Subjekt-Bildung bei der Ableitung solcher Fragen einfach nicht angewandt. (Dieser Vorschlag ist allerdings nicht völlig problemlos; vgl. Herman 19?4:29ff.) 47 So nimmt z.B. Evers (1975:9) an, "that there is no NP-Raising in Dutch or German"; sein (m.E. mehr als zweifelhafter) Gegenvorschlag einer Verb-Hebung würde eine ausgedehnte Erörterung verlangen, für die hier leider kein Platz ist. 48 Vgl. z.B. Chomsky (1973:254).

65 formulierung der Konvention vor, die oben in 1 . 1 . 4 . 4 . als S-Beschneidung notiert wurde; sie kann hier als

(2-4 ) angeführt wer-

^ ^9 den. (2-4 )

Ein eingebetteter S-Knoten wird weggeschnitten, wenn er nach der Transformation der Komplementmorphem-Setzung ohne Komplementmorphem erscheint.

Marga Reis geht also von der - wohl kaum kontroversen

- An-

nahme aus, daß Komplementmorpheme wie zu und daß transformationeil an eingebettete S-Knoten adjungiert werden, und wenn ein solcher S-Knoten kein Komplementmorphem erhalten hat, wird er aus der Struktur herausgeschnitten. Die Konvention (2-4 ) bewirkt damit das, was Marga Reis für das Kernstück der Subjektzu-Objekt-Hebung hält: die Eliminierung der Satzgrenzen bei der eingebetteten Struktur. Mit dieser Lösung sind allerdings einige Probleme verbunden, die m.E. erhebliche Zweifel an der Richtigkeit

einer solchen Ana-

lyse aufkommen lassen. Man beachte zunächst, daß der theoretische Status von (2-4 ) einigermaßen unklar ist.

Marga Reis (1973:

526) bezeichnet diese Bestimmung als "tree pruning convention", also als 'Baumbeschneidungskonvention 1 . Für derartige Konventionen scheint aber allgemein zu gelten, daß sie jederzeit automatisch angewandt werden, sobald ein Baum die entsprechende Konfiguration aufweist, während (2-4 ) nur an einer bestimmten Stelle der Derivation, nämlich 'nach-der-Komplementmorphem-Setzung' operieren darf; Restriktionen wie 'darf nur nach der und der Transformation angewandt werden' sind aber ein typisches Kennzeichen transformationeller Regeln.

Auf der anderen Seite

ist

(2-4 ) jedoch keinesfalls den Tilgungstransforroationen zuzurechnen, da diese grundsätzlich keine nicht-terminalen Knoten aus einer· Struktur eliminieren, ohne daß nicht die von diesem Knoten dominierten Teilgraphen ebenfalls wegfielen. Es gibt jedoch noch andere Anzeichen dafür, daß (2-4 ) eher eine Transformation denn eine Konvention ist.

Nehmen wir die Sätze in ( 2 - 4 l ) als Beispiel.

49 Vgl. Marga Reis ( l 9 7 3 : 5 2 6 ) . 50 Vgl. allerdings Joan Bresnan (1970).

51 Vgl. dazu Kapitel 4.

66 (2-4l)

a.

Nero findet, daß der arbiter elegantiarum nett

b.

Nero findet den arbiter elegantiarum nett.

c.

Petronius findet, daß Nero ein Idiot

ist.

ist.

d. *Petronius findet Nero ein Idiot. (2-^1b) wäre durch (2-4 ) und eine nachfolgende sein-TiIgung abzuleiten. Um den ungrammatischen Satz ( 2 - 4 l d ) auszuschließen, darf (2-4 ) in solchen Fällen nur dann operieren, wenn im eingebetteten Satz ein Prädikatsadjektiv (um mit der traditionellen Grammatik zu sprechen) vorhanden ist;

derartig spezifische

Restriktionen sind aber wohl eher bei Transformationen

zu er-

warten. Insgesamt stellt (2-4 ) ein eigentümliches Mixtum aus Transformation und (Baumbeschneidungs-)Konventior. dar. Schwerer als dies wiegt aber wohl noch, daß die Annahme von (2-4 ) dazu zwingt, ad hoc eine völlig unmotivierte zusätzliche Transformation einzuführen. Nehmen wir (2-42) als Beispiel. (2-42)

a.

Ich höre, daß Herr Meier Klavier spielt,

b.

Ich höre, Herr Meier spielt Klavier.

c.

Ich höre Herrn Meier Klavier spielen.

Um diesen Sätzen Rechnung zu tragen, könnte man annehmen, daß die Einführung des Komplementmorphems daß in solchen Fällen fakultativ ist,

genau wie auch die Regel der Subjekt-Hebung. Eine der-

artig einfache Behandlung solcher Fälle verbietet sich aber, wenn die Grammatik anstelle der Subjekt-Hebung die Konvention oder Transformation (2-4 ) enthält; ist

die Einfügung von daß hier

fakultativ, dann kann offensichtlich (2-42b) gar nicht abgeleitet

werden, da die automatische Anwendung von (2—4 ) die (obliga-

torische) Kasusmarkierung nach sich zieht, so daß sich grundsätzlich (2-42c) ergibt. Um (2-^2b) überhaupt erzeugen zu können, muß die Applikation von (2-4 ) verhindert werden, und das scheint nur dadurch möglich, daß das daß zunächst obligatorisch eingeführt wird und dann später durch eine zusätzliche (fakultative) 52 daß-TiIgung wieder eliminiert wird. 52 Als möglicher Ausweg bliebe noch, (2-4 ) nicht als obligatorisch, sondern als fakultativ anzusetzen; wird (2-4O) angewandt, entsteht (2-42c) - wird (2-^ ) nicht angewandt, wird (2-42b) abgeleitet. Damit würde sich (2-4 ) allerdings noch weiter vorn Konzept der Baumbeschneidungskonventionen entfernen, deren grundsätzliches Charakter!stikum es ist, daß

67 Die Baumbeschneidungskonvention (2-

) scheint so keine sinn-

volle Alternative zu einer Hebungs-Transformation zu sein, und dafür, daß die Subjekt-zu-Subjekt- und die Subjekt-zu-ObjektHebung als

getrennte Regeln formuliert werden müßten, liegen 53 bisher - zumindest für das Deutsche - keine klaren Anzeichen

vor.

Daß das zu Anfang skizzierte Argument für eine grundlegende

Verberststellung dennoch nicht völlig überzeugend ist, hat andere Gründe; in Wahrheit spricht es nämlich (wie auch die anderen Argumente McCawleys) nicht für eine grundlegende Verberststellung, sondern vielmehr gegen eine Verbzweitstellung in der entfernten Struktur.

Wenn man annimmt, daß das Verb im Deutschen in der

entfernten Struktur in Letztposition steht und daß es keine Kategorie VP gibt ten auch als

, dann kann die Subjekt-Hebung ohne Schwierigkei(2-^3) formuliert werden.

sie angewandt werden müssen, wenn eine bestimmte Konfiguration vorliegt. Außerdem aber würde dies nichts helfen, da dann neben (i) auch ungrammatische Sätze wie (ii) abzuleiten wären. (i) Ich meine, Herr Meier spielt Klavier, (ii) *lch meine Herrn Meior Klavier spielen. Um den S-Knoten des eingebetteten Satzes zu bewahren und so die Erzeugung von (ii) auszuschließen, müßte dennoch eine obligatorische daß-In s ert i on vorgesehen werden. 53 Für das Ungarische und Französische vgl. jedoch Szamosi (1973) und Arlene Berman (197*0« 5^ Vgl. dazu Postal (197^:262) und Zeyer (197*0· 55 Wenn wie bei Zeyer ( l 9 7 ^ : 7 f · ) der VP-Knoten erhalten bleibt, dann ist keine generelle Formulierung der Subjekt-Hebung mehr möglich; seine Argumentation gegen McCawleys Analyse ist damit unvollständig. Die notwendige Aufgabe der Kategorie VP (die bei dem Ansatz einer grundlegenden Verberststellung übrigens immanent ist) führt allerdings zu erheblichen Problemen, da nun Subjekt und Objekt nicht mehr - wie von Chomsky (1965: 7 O f f . ) vorgeschlagen - als 'direkt von S dominierte NP 1 bzw. 'direkt von VP dominierte NP 1 definiert werden können. In der entfernten Struktur lassen sich Subjekt und Objekt noch sehr leicht unterscheiden (vgl. z.B. Falkenberg 197*i:32), aber die dabei verwandte Charakterisierung versagt bei abgeleiteten Strukturen (vgl. dazu Arlene Berman 197**s33ff·)· Wie notwendigen Begriffen wie 'abgeleitetes Subjekt' und 'abgeleitetes Objekt' Rechnung zu tragen ist, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt einigermaßen unklar; sicher scheint, daß zu ihrer Bestimmung - wenn kein VP-Knoten zur Verfügung steht - globale Bedingungen erforderlich sein werden (vgl. dazu Postal 197^5 96)

68 (2-43)

Subjekt-Hebung U

S B :

SV:

S^

1 1

V

NP

X

V ] ]

2

3

4

5

6

2+3

0

k

5

6

NP [

SC

V ]

7 7

Z

8 8

Auch McCavleys Argumentation mit der Passiv-Regel ist ebenso indeterminiert: Geht man von einer entfernten Struktur mit Verbzweitstellung aus, dann muß bei der Ableitung von Passivsätzen sowohl das Objekt als einer Konfiguration

auch das Subjekt verschoben werden; bei

c [v O

NP NP] oder ~

C [NP O

NP V] genügt es jedoch,

eine der beiden NPs zu verschieben.

2.9· Rechtsgerichtete Verschiebungsregeln In seiner Analyse der Transformation der 'Lückenbildung 1 , auf die im folgenden Kapitel noch genauer einzugehen sein wird, hat Ross (l970a:257) auf eine Restriktion hingewiesen, die für alle Sprachen gelten soll, in denen die Endstellung des Verbs grundlegend ist:

Keine dieser Sprachen kennt eine transformationeile

Regel in der Form von (2-44), bei der ein Element über eine Variable hinweg nach rechts verschoben wird. (2-44)

... A

... X

SB:

1

2

SV:

jg

=^

2+1

Wenn eine Sprache in der entfernten Struktur das Verb am Satzende hat,

so besitzt sie nach Ross (l970a:258) weder eine Regel

in der Form von (2-44) noch eine Transformation, die Verben nach links verschiebt. Ross scheint damit Sprachen mit grundlegender Verbendstellung mit denen zu identifizieren, die Greenberg (1966:79) als "strengen Subtyp" seiner Klasse III

von Spra-

chen mit dominierender Verbendstellung gefaßt hat: " [ · » · ] languages in which the verb is always at the end may be called the 'rigid' subtype of III."

Diese Übereinstimmung ist

aller-

56 Nach Meinung von Ross ( I 9 6 7 a : l 6 6 ) muß die Variable X in Regeln wie (2-44) grundsätzlich eine Abkürzungsvariable im Sinne von Postal (1971:115) sein; dies ist allerdings nicht haltbar (vgl. Ellen S. Kaufman 1974, Kohrt 1975).

69 dings nicht vollkommen. Nehmen wir eine fiktive Sprache L^, von der gelten soll, daß ihre Verben immer am Satzende stehen, mit der einzigen Ausnahme, daß ein bestimmtes Element A auch postverbal sein kann; A wiederum taucht nur direkt vor oder direkt nach dem Verb auf. Da das Verb in L. also nicht in allen Fällen am Ende steht, wäre diese Sprache nicht dem strengen Subtyp der Klasse III

bei Greenberg zuzurechnen (wenn dieser sie auch sicher

als der Klasse III

zugehörig einstufen würde). L. könnte aber

bei Ross als eine Sprache mit unterliegender Verbendstellung angesehen werden, da die Sequenz V-A durch eine Verschiebung von A nach rechts herzustellen wäre; diese Regel würde nicht die Form von (2-44) haben, da das betreffende Element nicht über eine Variable, sondern über die Konstante V hinweg verschoben würde.

Wenn die Ansicht von Ross akzeptiert wird, so gibt es nicht den geringsten Zweifel darüber, daß im Deutschen das Verb in der entfernten Struktur nicht am Ende stehen kann. Die Transformation Verb-Zweit würde gegen die Bestimmung verstoßen, daß Sprachen mit grundlegender Verbendstellung keine Verschiebung des Verbs dulden, und die Grammatik des Deutschen muß offensichtlich Regeln der Form von (2-44) enthalten: Eine dieser Regeln ist Extraposition, die in (2-45) dargestellt (2-45)

die

ist.

Extraposition *

s[

*

NP [

S ]

]

Z

SB:

1

2

3

4

5

SV:

1

2

JS

4+3

5

Diese Transformation verbindet Sätze wie (2-46a) und (2-47a) mit denen in (2-46b) und (2-47b). 5 7

57 Die Bezeichnung dieser Regel ist Rosenbaum (1967) entnommen. Der Analyse von Emonds (1970:119), der an die Stelle der Extraposition eine Verschiebungsregel nach links setzt, die Intraposition, kann nicht gefolgt werden, da die letztere Regel Strukturen voraussetzt, die eine arbiträre Erweiterung des Konzepts erfordern, das die bei der Beschreibung verwandten Baumgraphen bestimmt. (Vgl. dazu Emonds 1970:124 sowie Lakoff 1972:84f.; auf zusätzliche Probleme, die eine solche Analyse mit sich bringt, kann hier nicht weiter eingegangen werden.)

70 (2^46)

(2-47)

a.

Daß alle Ameisen eßbar sind, ist verbreiteter Irrtum.

ein weit-

b.

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß alle Ameisen eßbar sind,

a.

Man hörte, wie die Kannibalen den Missionar sich zu entkleiden baten.

b.

Man hörte, wie die Kannibalen' den Missionar baten, sich zu entkleiden.

Die Extraposition aus der Subjektposition heraus, die durch (2-p46) exemplifiziert ist,

zeigt, daß (2-45) insofern inadäquat

ist, als der Ausdruck 3 in solchen Fällen durch ein Pronomen er-r cg setzt werden muß. Dieses Problem ist wie andere hier vernachlässigt worden, da es in diesem Zusammenhang allein darum geht, nachzuweisen, daß die Grammatik des Deutschen Transformationen in der Form von (2-44) enthalten muß. Eine andere Regel,

die

ebenfalls ein Element über eine Variable hinwegbewegt, ist

die

Extraposition-aus-NP, die einen Relativsatz ans Ende eines übergeordneten Satzes stellt. (2-48)

Extraposition-aus-NP [ NP

W

[ X

S B : 1

2

3

SV: 1

2

3

S ]

4

0

]

5

5+4

Z

6

^

6

Diese Regel verbindet Sätze wie (2-49a) mit solchen wie (2-49b). (2-49)

a.

Batman war überrascht, als er Robin, den er für tot gehalten hatte, auf sich zukommen sah.

b.

Batmann war überrascht, als er Robin auf sich zukommen sah, den er für tot gehalten hatte.

Ich will auch in diesem Fall nicht weiter darauf eingehen, wie diese Regel restringiert werden muß, um z . B . die Ableitung des ungrammatischen Satzes (2-50b) zu verhindern. 58 So schon Bierwisch ( 1 9 6 3 : 1 1 0 ) : "Die beste Erklärung für dieses satzvertretende es ergibt sich [ . · . ] offenbar, wenn es fakultativ oder obligatorisch bei der Umstellung der Nebensätze an deren früherer Stelle eingefügt wird." Wird ein Satz aus der Subjektposition heraus extraponiert, so muß durch es ponominalisiert werden; bei der Extraposition von Objektsätzen ist die Pronominalisierung durch es, darum« etc. gemeinhin fakultativ. 59 Vgl. zur Erörterung dieser Regel auch Kunsmann ( 1 9 7 1 : 1 ? 4 f f . ) , Loetscher ( l 9 7 2 : 5 O f f . ) und König (l973b;312).

71 (2-50)

a.

Dieter, der sie gern mochte, freute Renate zu sehen.

sich,

b. *Dieter freute sich, Renate zu sehen, der sie gern m o c h t e . In diesem Zusammenhang ist sowohl ( 2 - 4 5 ) als

a l l e i n die F e s t s t e l l u n g w i c h t i g , daß

auch (2-48) Regeln der Form (2-44) sind, so

daß man - wenn die von R o s s behaupteten Zusammenhänge anerkannt werden - für das Deutsche von einer K o n s t i t u e n t e n f o l g e in der entfernten Struktur ausgehen muß, bei der das Verb nicht am Ende steht. Nun ist

allerdings von Dingwall ( 1 9 6 9 ) und Subbararo ( 1 9 7 2 )

behauptet worden, daß auch solche Sprachen, die grundlegende Verbendstellung besitzen, Regeln in der Form von (2-44) aufweisen können. Da Dingwalls Argumentation offenbar einer genaueren Analyse nicht standhält

, braucht hier nur kurz auf die zweite Arbeit

eingegangen zu werden, Subbararo behauptet,

daß sowohl das Japa-

nische als auch das Telegu, eine Drawida-Sprache, eine Extrapositions-Transformation aufweisen, wie sie sche notiert worden ist;

in (2-45) für das Deut-

beide Sprachen werden gemeinhin so ana-

lysiert, daß die Verbendstellung für sie grundlegend ist.

Aber

selbst dann, wenn die Richtigkeit dieser Analyse (die zumindest für das Japanische wohl außer Zweifel stehen dürfte)

und die

Grammatikalität der angeführten Beispiele unterstellt werden, vermag Subbararos Argumentation die hier in Frage stehende hypothetische Universalie nicht zu erschüttern. Der Grund dafür liegt darin, daß Subbararo ( l 9 ? 2 : 4 7 9 f . ) in beiden Fällen allein eine Extraposition aus der Objektposition heraus mit Beispielen belegt, bei der ein eingebetteter Satz über das Verb des Matrixsatzes hinweg verschoben wird; die angeführten Sätze begründen also nicht die Notwendigkeit der Annahme, daß die Verschiebung tatsächlich über eine Variable wie in (2-44) hinweg geschieht und nicht allein über die Konstante V. Wenn die bisherigen Widerlegungsversuche so auch keine überzeugenden Argumente gegen die von Ross aufgestellte universale Restriktion erbracht haben, so macht es deren hypothetischer 60 Vgl. Muraki ( 1 9 7 0 a : 4 2 4 f f . )

sowie Muraki

(19?0b:37ff.).

61 Greenberg (1966:109) nennt für beide Sprachen die Endstellung des Verbs als dominant.

72 Charakter dennoch unmöglich, die Existenz von Regeln wie der Extraposition oder der Extraposition aus NP wirklich als Beweismittel gegen eine grundlegende Verbendstellung im Deutschen zu werten. Mit gleicher Berechtigung könnte man auch behaupten, daß die Existenz solcher Regeln in der Grammatik des Deutschen die Annahme von Ross widerlegt, daß zwischen der Regelform (2-4 ) und der grundlegenden Verbstellung überhaupt eine aussagekräftige Korrelation besteht. Erst in dem Moment, wo die Annahme einer grundlegenden Verbzweit- oder Verberststellung für das Deutsche durch weitere Argumente gestützt worden ist,

wird

mär. die hier angeführten Überlegungen als Bekräftigung für eine solche Analyse ansehen können.

2.10. Fragewort—Verschiebung Auch bei dem folgenden Argument geht es um eine hypothetische Universalie, und zwar in bezug auf die Regel der Fragewort-Verschiebung, die eine als Frageelement ausgezeichnete Phrase wie wen, was, auf welchem Weg, etc. an die Spitze eines Satzes bringt. (2-51)

a.

Watson weiß, wen Sherlock Holmes verdächtigt.

b.

Er fragte den Dorfschulzen, auf welchem Weg man nach Plinkersdorf käme.

Das Verb des Matrixsatzes ma3 dabei offensichtlich zu einer bestimmten Klasse von Verben (wie wissen, fragen,

sehen, e t c . ) ge-

hören, die diese Transformation auslösen können. In einer generellen Analyse der Fragewort-Verschiebung hat nun Bach (1971 a: 159) die Ansicht v e r t r e t e n ,

daß die Verschiebung des Frageelements

in allen Sprachen, die eine solche Regel besitzen, in Richtung auf das auslösende Verb hin geschieht. Unter diesen Umständen könne aber - wie Bach ( I 9 7 1 a : l 6 4 ) anhand der Sätze in (2-52) beweisen will - die grundlegende Verbstellung im Deutschen unmöglich die Endposition sein. (2-52)

a.

Er weiß, daß Ich, wen Hans geküßt habe, habe.

b.

Ich habe, wen Hans geküßt habe,

gefragt

gefragt.

Bei der Ableitung dieser Sätze müßte die Frageform wen dann nämlich von dem auslösenden Verb fragen hinweg in die andere Richtung transportiert werden, was der oben formulierten universalen

73 R e s t r i k t i o n der Fragewort-Verschiebung widersprechen würde. Beide Strukturen sind aber unter Beachtung dieser Bedingung ohne weiteres zu erzeugen, wenn die Zweit- oder E r s t p o s i t i o n des Verbs als grundlegend angesehen wird und die Regel Verb-End erst nach der Fragewort-Verschiebung operiert. Dieses Argument, das sich auf die Sätze in ( 2 - 5 2 ) s t ü t z t , ermangelt aber jeglicher Beweiskraft, ist

da (2-52a) und (2-52b) wohl klar ungranrnati seh s i n d ; es

mir zumindest nicht gelungen, auch nur einen D i a l e k t aus-

findig zu machen, in dem sie als wohlgeformt gelten würden. In darartigen Fällen ist

die Anwendung der Extraposition obligato-

risch, die dann die grammatischen K e t t e n von (2-53) ergibt. (2-53)

a.

Er w e i ß , daß ich gefragt habe, wen Hans geküßt habe.

b.

Ich habe gefragt,

wen Hans geküßt habe.

Esaj ( 1 9 7 3 : 2 7 ) hat richtig darauf hingewiesen, daß diese Sätze ohne Schwierigkeiten abgeleitet werden können, wenn man die Verbendstellung als grundlegend ansieht und auch die von Bach postulierte allgemeine Restriktion beachtet; dazu muß allein sichergestellt werden, daß die Regel der Extraposition grundsätzlich vor (~\"? der Fragewort—Verschiebung angewandt wird. Daß Bach mit seinem eben zurückgewiesenen Argument für

die

Zweitstellung des Verbs in der entfernten S t r u k t u r plädieren wollte - wie Esau (1973!26) behauptet -,

ist

sicher nicht richtig.

62 So einfach und plausibel diese Lösung auf den ersten Blick auch scheinen mag - sie ist mit Problemen behaftet, die erhebliche Zweifelan ihrer Richtigkeit aufkommen lassen. Satz (i) möge als Beispiel dienen: (i)

Jeder weiß, daß Peter seinen Freund zu erklären bat, warum er nicht gekommen sei.

Man beachte, daß Verben wie erklären, nicht aber solche wie bitten die Fragewortverschiebung auslösen können. (ii) (iii)

Man erklärte ihm, warum er nicht gekommen sei. *Klaus bittet Dieter, wohin er geht.

Nach der Anwendung der Extraposition befinden sich auslösendes Verb und warum-Satz in (i) auf völlig anderen Einbettungsstufen als bei ( i i ) , und zwischen ihnen steht zudem noch eine andere Verbform; es ist mehr als zweifelhaft, ob so eine einzige Regelformulierung ausreichen würde, um die Verschiebung von warum in (i) und ( i i ) zu gewährleisten. (Wird hingegen die Fragewortverschiebung vor der Extraposition angewandt, dann tauchen solche Schwierigkeiten natürlich nicht a u f . )

Tatsächlich geht Bach ( l 9 7 1 a : 1 ö l ) davon aus, daß nur zwei Verbstellungstypen überhaupt für entfernte Strukturen in Frage kommen, nämlich Erst- oder Letztposition - und so hat sein Argument gegen die Verbendstellung gleichzeitig als Argument für die Erststellung des Verbs in der entfernten Struktur zu gelten. Diesem indirekten (und leider auch fehlerhaften) Argument für eine grundlegende Verberststellung im Deutschen kann nun aber noch ein direktes zur Seite gestellt werden, das Bach allerdings nicht explizit formuliert, und dieses Argument ist

nicht mit

Zweifeln behaftet wie das obige. In 2 . 9 » war gezeigt worden, daß neben einer Extraposition von Objektsätzen auch eine Extraposition von Subjektsätzen e x i s t i e r t , und es gibt so neben Beispielen wie in (2-53) auch solche wie (2-5**b). a.

¥en Susanne liebte, war unklar.

b.

Es war unklar, wen Susanne liebte.

Wichtiger als Extrapositionsstrukturen wie (2-5^b) sind aber nun durchaus grammatische Sätze wie ( 2 - 5 ^ a ) , in denen der Subjekt-t satz seine ursprüngliche Position behalten hat. Ganz gleich, ob man für das Deutsche die Verbzweit- oder die Verbendstellung als grundlegend ansieht - in beiden Fällen müßte bei der Ableitung von (2-5^a) gegen die von Bach formulierte Universalie verstoßen

£n

werden, denn die Frageform wen müßte von dem auslösenden Element unklar hinweg nach links transportiert werden. Derartige Sätze scheinen somit eindeutig für die Erststellung des Verbs in der entfernten Struktur zu sprechen. Daß diese Evidenz dennoch nur eine scheinbare ist, daß das Fundament dieses Arguments ungewiß ist:

liegt daran,

die zugrundege—

legte Universalie hat — wie schon gesagt - ja nurmehr hypothetischen Charakter. Die Existenz von Sätzen wie (2-5^a) kann so nicht allein als Beweis für eine grundlegende Verberststellung im Deutschen angeführt werden - mit gleichem Fug und Recht mag man behaupten, daß solche Sätze das von Bach hypothetisch forformulierte Prinzip falsifizieren. Wie alle Argumente, die auf angenommenen universellen Korrelationen beruhen, bleibt auch dieses

zweifelhaft.

63 Schließt man sich der Analyse von Lakoff (l970a) an, dann sind Adjektive wie unklar ebenfalls als Verben zu betrachten.

75 2.11.

Das Penthouse-Prinzip

Das letzte Argument, das in diesem Kapitel betrachtet werden soll, bezieht sich wie die in den vorangegangenen Abschnitten auf eine hypothetische Universalie. Tn seiner Arbeit "The Penthouse Principle and the Order of Constituents" hat Ross (l973a)

ausgeführt,

daß generell kein syntaktischer Prozeß allein in Nebensätzen ope6k rieren könne ; das von ihm aufgestellte 'Penthouse-Prinzip' lautet

in seiner ausführlichsten Fassung folgendermaßen:

(2-55)

Das

Penthouse-Prinzip

Alle syntaktischen Prozesse, die in pränominalen Nebensätzen operieren, operieren auch in anderen Nebensätzen, Alle syntaktischen Prozesse, die in Nebensätzen operieren, operieren auch in Hauptsätzen. Aus ( 2 — 5 5 ) folgt - so wird argumentiert — , daß das Verb in der entfernten Struktur des Deutschen am Satzende steht: (2—56)

In der entfernten Struktur des Deutschen befindet sich das Verb an letzter Stelle im Satz, da sonst eine Regel nötig wäre, die das Verb ans Satzende verschiebt, und zwar genau dann, wenn der betreffende Satz eingebettet ist.

Da die Regel Verb-End dem Penthouse-Prinzip widersprechen müßte, kann die Grundposition des Verbs im Deutschen weder Erst- noch Zweitstellung sein. Als hypothetische Universalie steht das Penthouse—Prinzip natürlich verschiedenen Falsifizierungsversuchen offen, und in einer Analyse der Argumentation von Ross hat Marga Reis (197^: 3 1 2 f f « ) ein mögliches Gegenbeispiel zu skizzieren versucht;

sie

bezieht sich dabei auf Sätze wie (2-57t>). (2-57)

a.

Weil Hans nicht kommen gewollt hatte, fiel die Sache ins Wasser.

b.

Weil Hans nicht hatte kommen wollen, fiel die Sache ins Wasser.

Die Regel, die die Verschiebung der Form von hab in (2-57b) bewirkt, soll hier als Aux-Umsteilung bezeichnet werden, da sie offensichtlich nur Verben mit dem Merkmal [+Aux] betreffen kann.

64 Ross (!973a:397) 6$ Ross ( I 9 7 3 a : 4 l 1 ) 66 Vgl. Andersson und Dahl (197^:452).

76 Diese Transformation wird von Marga Reis ( 1 9 7 ^ : 3 1 3 f . ) u.a. wie folgt gekennzeichnet. (2-58)

a.

Die Regel b e t r i f f t verben".

"finite formen echter hilfs-

b.

Diese Formen werden so umgeordnet, daß sie "vom ausgangspunkt end— oder Zweitstellung in die position 'links von allen verbsatelliten 1 gelangen".

c.

Hervorzuheben ist, "daß diese regel ausschließlich nebensätze b e t r i f f t " .

Zweifel, die gegen die Charakterisierung der Aux-Umstellung wie in (2-58) geltend zu machen sind, betreffen zunächst den Punkt (2-58a); Beispiele wie (2-59b) zeigen, daß diese Regel auch

in-

finite Formen verschieben kann. (2-59)

a.

Er wird ihn schlagen gewollt haben.

b.

Er wird ihn haben schlagen wollen.

Derartige Sätze scheinen zudem zu beweisen, daß (2-58c) ebenfalls inkorrekt ist

und daß die Aux—Umstellung sehr wohl in Hauptsätzen

zu operieren vermag. Diese Transformation ist

so nicht geeignet,

das Penthouse-Prinzip zu falsifizieren. Die "Rettung" des Penthouse—Prinzips in bezug auf d i e Aux— Umstellung bringt aber indirekt mit sich, daß dieses Prinzip nicht mehr angeführt werden kann, um die Annahme einer bestimmten Verbstellung in der entfernten Struktur des Deutschen zu stützen. Nehmen wir Satz (2-6 ) als (2-6 )

Beispiel:

Peter will den Gegner schlagen.

Wenn man von einer grundlegenden Erst- oder Zweitstellung des Verbs ausgeht, dann muß die Transformation Verb-End - wie die Aux-Umstellung - auch infinite Formen verschieben können und sie muß (um Sätze wie (2-6 ) ableiten zu können)

offensichtlich

auch in Hauptsätzen operieren. Ganz gleich also, welche Verbstellung man für das Deutsche als grundlegend ansetzt - eine jede dieser Annahmen ist

mit dem Penthouse-Prinzip (2-55) ver-

einbar. Man kann nun aber auch weiter argumentieren, daß die Regel Verb-End bei der Ableitung von (2-6O) überhaupt nicht im Hauptsatz, sondern in einem Nebensatz operiert. Dazu wäre zunächst

77 zu klären, was denn der Begriff

'Nebensatz' überhaupt besagt

eine mögliche Explikation dieses Terminus könnte als

(2-6l)

67

;

for-

muliert werden. (2-61)

Eine S-Struktur ist genau dann ein Nebensatz, wenn das betreffende S weder der höchste S-Knoten im Baumgraphen ist noch vom höchsten S-Knoten direkt dominiert wird.

Es mag nun angenommen werden, daß die Grammatik keine S-Beschneidung (vgl.

1 . 1 . 4 . 4 . ) kennt und daß die abgeleitete Struktur für

(2-6 ) vor der Anwendung von Verb-End so wie (2-62) aussieht. (2-62)

^S1\ NP

Peter

VP

V

NP

.l

l

woll

S

r

VP

NP

schlag

d Gegner

Damit würde Verb-End wiederum grundsätzlich in Nebensätzen operieren und gegen das Penthouse-Prinzip verstoßen; um (2-55) aufrechtzuerhalten, müßte angenommen werden, daß sich die Verben bereits in der entfernten Struktur in Letztposition befinden. Wird in der Grammatik jedoch keine S-Beschneidung vorgesehen, dann operiert die Aux-Umstellung auch bei Sätzen wie (2-59b) in Nebensätzen und falsifiziert so das Penthouse-Prinzip, Man befindet sich so zwischen den Hörnern eines Dilemmas: entweder (2-55)

ist

gültig - dann besitzt es aber keinerlei Relevanz für die Entschei dung, welche Verbstellung als grundlegend anzusehen ist - oder

67 Das als (2-44) formulierte Prinzip wird sicher dadurch stark entwertet, daß Ross (1973&) keinerlei Definition des bei ihm zentralen Begriffs 'subordinate clause* (= 'Nebensatz') anbietet. Ob eine generelle Bestimmung dieses Terminus überhaupt möglich ist, hat Ross ( l 9 6 7 b : l 6 ? 4 ) in einer früheren Arbeit selbst in Zweifel gezogen: "It is a difficult and as yet unsolved problem as to whether a universal definition of the notion subordinate clause can be found." Es scheint zudem allein für das Deutsche notwendig, verschiedene Grade der 'Nebensatzhaftigkeit' zu unterscheiden; vgl, dazu z,B, Ebert (1973:173), Kohrt (1975:170f.).

78 es ist

durch die Regel Aux-Umstellung falsifiziert und kann so

schon gar keinen Aufschluß über die Verbposition in der entfern/•Q

ten Struktur geben.

2.12.

Ein vorläufiges Fazit

Unsere Sichtung von mehr als

zehn verschiedenen Argumenten für

eine bestimmte grundlegende Verbstellung im Deutschen hat gezeigt* daß nicht ein einziges dieser Argumente völlig zweifelsfrei Genauer gesagt

ist.

scheinen bislang nur zwei Argumente überhaupt eine

gewisse Aussagekraft zu besitzen: das P rä fix- Argument, '-,-s in Abschnitt 2 . 5 « skizziert wurde und das für eine grundlegende Verbendstellung spricht, sowie das Argument in bezug rmi' die SubjektHebung (und einige andere Transformationen), das j.n 2.8. dargestellt wurde und das gegen die Annahme einer Zwei t Stellung· des Verbs in der entfernten Struktur ins Feld geführt wurde, Beide Argumente zusammengenommen machen augenscheinlich plausibel, daß das Verb in der entfernten Struktur des Deutschen am Satzende steht und daß es keine Kategorie VP in dieser zugrundeliegenden Struktur gibt. Die entfernte Struktur eines einfachen Satzes wie (2-63) hätte demnach grob So wie (2-64) auszusehen. 68 Es gibt außerdem noch eine Reihe von Gegenbeispielen für ( 2 - 4 4 ) t bei denen sich die betreffenden Regeln direkt auf Elemente beziehen, die allein in eingebetteten S-Knoten vorkommen können * so z . B . die Regel des _zu-Sprungs, die da.s Komplementmorphem zu unter die Dominanz von V bringt. Marga Reis ( 1 9 7 4 : 3 1 8 ) hat nun allerdings argumentiert, daß nicht "jede regel, die nur in nebensätzen anwendung findet, bereits das penthousepr[inzip verletzt]. Vielmehr ist zu unterscheiden zwischen regeln, die nur in nebensätzen operieren, obwohl ihre strukturelle beschreibung auch im obersten satz erfüllbar wäre, und solchen regeln, die nur in nebensätzen operieren, weil ihre Strukturbeschreibung im obersten satz nie erfüllt werden kann. Klarerweise sind nur regeln der ersten art echte gegenbeispiele gegen das penthouse-pr[inzip]." Die zj.1-Inkorporierung wäre somit kein 'echtes Gegenbeispiel 1 (und vermutlich auch die ha-Tilgung im Schwedischen nicht, die Andersson und Dahl (197M zur Falsifikation von (2-44) anführen). Dazu ist folgendes zu sagen: Zum einen stellt eine solch restriktive Auslegung des Begriffs 'mögliches Gegenbeispiel zum PenthousePrinzip 1 - wie Marga Reis (19?4:321ff.) selbst ausführt - die empirische Relevanz von (2-44) generell in Frage, und zum anderen eliminiert diese Beschränkung die Aux-Umstellung nur dann als 'echtes Gegenbeispiel 1 , wenn man - wie Marga Reis es tut - diese Transformation nur finite Verbformen verschieben läßt und die Existenz von Sätzen wie (2-59b) ignoriert.

79 (2-63) (2-64)

Wolfgang schreibt einen Brief. ..S NP

Wolfgang

Dazu ist

NP

ein Brief

schreib

jedoch einiges zu bemerken. Man beachte zunächst, daß

die Ansetzung einer entfernten Struktur wie (2-64) für einen Satz wie (2-63) immer noch recht schwach motiviert ist;

die Ent-

scheidung gründet sich allein darauf, daß bei dieser Lösung eine Transformation (die Präfix-Verschiebung) eingespart werden kann* daß ein anderer Prozeß (die Subjekt-Hebung) zusammenfassend zu notieren ist und daß eine sehr kleine Zahl weiterer Transformationen (wie die Passiv-Regel) in dem Sinne einfacher gestaltet werden kann, daß diese Regeln weniger elementare transformationeile Operationen auszuführen haben. In Anbetracht der Vielzahl von Transformationen, die für eine erschöpfende Grammatik des Deutschen formuliert werden müssen, sind die Vorteile, die sich im Hinblick auf die Zahl durchzuführender transformationeller Regeln und oder Operationen ergeben, wohl eher gering einzuschätzen. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß das Argument von 2.8. seiner Natur nach ja ambig ist: für die grundlegende Endstellung des Verbs spricht streng genommen nur die Einsparung einer einzigen Transformation, die sonst zur Umstellung abtrennbarer Präfixe formuliert werden müßte; alle anderen Beschreibungsvorteile wären auch dann gegeben, wenn das Verb in der entfernten Struktur an der Satzspitze stünde. Zu bedenken ist

dabei jedoch

grundsätzlich, daß diese Beschreibungsvorteile durch die Aufgabe der Kategorie VP erkauft werden müssen - eine Entscheidung, deren Konsequenzen im Augenblick noch gar nicht richtig abgeschätzt wer69 den können. In diesem Fall mag es durchaus so sein, daß die an einer Stelle möglichen Vereinfachungen und Generalisierungen durch Komplizierungen in anderen Teilen dör Grammatik wieder aufgehoben werden. Und schließlich ist

noch darauf hinzuweisen, daß eine gan-

ze Reihe von Argumenten für eine bestimmte grundlegende Verbstellung im Deutschen bislang noch nicht berücksichtigt worden ist. Diese Argumente beziehen sich auf Reduktionsprozesse in koordinierten Strukturen; sie sollen in den folgenden Kapiteln genauer analysiert werden. 69 Vgl. dazu Amn.55 auf S »6l.

3.

LÜCKENBILDUNG, VERBSTELLUNG UND KOORDINATIONSREDUKTION

3.1.

Lückenbildung

Im I.Kapitel ist

anhand von Sätzen wie (1—3Oa) argumentiert wor-

den, daß nicht alle koordinierten Strukturen rein phrasal erzeugt werden können. (1-3O)

a.

Dieter verlor beim Roulette und Heinz beim Baccarat.

Satz (l-30a) - so wurde unterstellt - ist

aus einer ausführliche-

ren entfernten Struktur herzuleiten, die ihre oberflächenstrukturelle Entsprechung in Satz (3-1) (3—1)

findet.

Dieter verlor beim Roulette, und Heinz verlor beim Baccarat.

Die transformationeile Reduktion, die bei der Ableitung von (l-30a) aus der auch (3-1) zugrundeliegenden Struktur operieren muß, John Robert Ross ( l 9 7 0 a ) genauer untersucht;

hat

seine Analyse soll

im folgenden genauer dargestellt werden. In seiner Untersuchung geht Ross (I970a:250) zunächst von den englischen Sätzen in (3-2) aus, (3-2)

a.

I ate fish, Bill ate rice, and Harry ate roast beef,

b.

I ate fish,

Bill rice, and Harry roast beef.

Die Regel, die bei der Ableitung von (3-2b) wirksam ist, bezeichnet Ross als

"Gapping"; sie soll hier in enger Anlehnung an den

englischen Terminus "Lückenbildung" genannt werden. Diese Transformation wird von Ross (l97Oa:250) so charakterisiert, "[that

it]

operates to delete indefinitely many occurrences of a repeated main verb in a conjoined structure". In seiner Sicht bezieht sich die Lückenbildung also ausnahmslos auf Verben; die zusätzliche Bestimmung, daß sie gerade Hauptverben b e t r i f f t , acht gelassen werden, denn in 2.k, oben ist

kann hier außer

ja gezeigt worden,

81

daß es gute Gründe gibt, auch Hilfsverben als Vollverben zu analysieren. Die Lückenbildung kann so auch herangezogen werden, um die Ableitung von Sätzen vie (3-3) zu klären. (3-3)

Heinz soll den Teppich klopfen und Klaus den Kronleuchter putzen.

Ross hat nun festgestellt, daß die Lückenbildung im Englischen nur 'nach vorn' operieren kann, d.h.

es ist

ihr nur dann möglich,

Verbformen unter Identität zu tilgen, wenn die zu eliminierende Verbform sich im rechten Konjunkt befindet. Im Gegensatz zu (3-2b) ist

deshalb (3-M klar ungrammatisch. (3-4) *i fish, Bill rice, and Harry ate roast beef.

Im Japanischen hingegen ist ist

das Verhältnis genau umgekehrt; dort

es ausgeschlossen, daß die Lückenbildung nach vorn operiert,

während (3-^) entsprechende Strukturen durchaus wohlgeformt sind. (3-5)

a.

watakusi wa sakana o tabe, Biru wa gohan Ich

Fisch

aß , Bill

Reis

o tabeta. aß.



watakusi wa sakana o, Biru wa gohan o tabeta.

Der Analyse von Greenberg (1966:79) zufolge gehört das Japanische zu den Sprachen, in denen das Verb grundsätzlich am Ende des Satzes 2 steht , während im Englischen die Verbendstellung nur dann erscheint, wenn sie gleichzeitig als ZweitStellung interpretierbar ist.

Ross ( 9?0 · 25 ) nimmt nun an,

daß die Lückenbildung keine

einzelsprachliche Regel (z.B. des Englischen, Japanischen oder Deutschen) ist,

sondern eine universelle Reduktionsregel; aus der

unterschiedlichen Verteilung der Tilgungsmöglichkeiten im Englischen und Japanischen liest er weiterhin eine Interdependenz zwischen der Stellung des Verbs und der Richtung heraus, in der die Lückenbildung operiert. Die universelle Regel der Lückenbildung ist

seiner Meinung nach der folgenden Direktionalitatsbedin-

1 Beispiele bei Ross ( l 9 ? 0 a : 2 5 l ) . 2 "Thus, languages in which the verb is always at the end may be called the «rigid 1 subtype of III. In the present sample Burushaski, Kannada, Japanese. Turkish, Hindi, and Burmese belong to this group [ . . . _ ] . " (Greenberg ( 1 9 6 6 : 7 9 ) ; Hervorhebungen von mir) .

82

gung unterworfen: (3-6)

Q

Die Richtung, in der die Reduktionsregel operiert, hängt von der Reihenfolge der Elemente zu dem Zeitpunkt ab, an dem die Regel angewandt wird; wenn sich die identischen Elemente auf linken Verzweigungen befinden, operiert sie nach vorn; wenn sie sich auf rechten Verzweigungen befinden, operiert die Regel nach rückwärts.

Die in (3-6) verwandten Begriffe der Rechts- und LinksVerzweigung können zunächst folgendermaßen erläutert werden: Wird ein Knoten A von einem Knoten B direkt dominiert und gibt es keine Schwesterkonstituente von A auf dessen linker (bzw. rechter) Seite, dann befindet sich A auf einer linken (bzw. rechten) Verzweigung; man karin auch abkürzend sagen, der Knoten A sei links- (bzw. rechts-) verzweigend. Bei einer Analyse des Englischen als einer Sprache mit grundlegender Verbzweitstellung setzt (3-6)

offensichtlich

einen VP-Knoten voraus, denn sonst könnte das Verb weder linksh

noch rechtsverzweigend sein. legender Verbendstellung ist

In bezug auf Sprachen mit grund(3-6) in diesem Punkt offensichtlich

neutral, denn ganz gleich, ob ein VP-Knoten angenommen wird oder nicht, befindet sich das Verb immer auf einer rechten Verzweigungt Die Bedingung (3-6) erklärt auf einfache Art und Weise die Reduktionen in (l-30a) und (3-2b), und sie schließt auch richtig die Erzeugung ungrammatischer Ketten wie (3-

aus. Daß im Japani-

schen nur Verbreduktionen im linken Konjunkt wie in (3-5b) möglich sind, wird ebenfalls korrekt vorausgesagt. Die von Ross vorgeschlagene Analyse bewährt sich auch bei anderen Sprachen wie etwa dem Russischen, wo an der Oberfläche sowohl Verbendstellung als auch Verbzweitstellung erscheint; (3-6) sagt richtig voraus, daß (3-7a) und (3-8a) jeweils eine Entsprechung in (3-70) und (3-8b) haben. 6 3 Vgl. Ross (1970*:251). h Bei einer Analyse ohne VP-Knoten wäre die Verbform in Sätzen wie (3-2a) Ja jeweils von NP-Schwesterkonstituenten umschlossen. Bei der Annahme einer VP bleibt allerdings immer noch das Problem, daß das Verb als links- und rechtsverzweigehd angesehen werden kann, wenn es Von VP exhaüstiv dominiert wird; vgl. dazu genauer 3.3-3. unten. 5 Dennoch mag auch hier eine VP-Analyse sinnvoll sein; vgl. dazu etwa Schwartz (1972b:32ff.); die gegenteilige Ansicht vertritt inzwischen jedoch Hinds 097*0 für das Japanische. 6 Beispiele bei Ross (197Oa:251f.).

83 (3-?)



ja

Pil

vodu ,

i

Anna

pila

vodku.

Ich trank Wasser, und Anna trank Wodka,

(3-8)

b.

ja

pil

a,

ja

vodu

vodu , pil

,

i

Anna vodku.

i

Anna

vodku

pila.

Ich Wasser trank, und Anna Wodka trank. b,

ja

vodu ,

i

Anna

vodku

pila.

Ross macht für die Inversion von Verb und Objekt eine Transformationsregel verantwortlich, die er "Scrambling" nennt und die hier als

"Wirbelwind" bezeichnet werden soll, da sie die Konstituenten

'durcheinanderwirbelt 1 . Die Wirbelwind—Regel ist

genau wie die

Lückenbildung fakultativ. Wenn man nun annimmt, daß im Russischen l

die Zweitstellung des Verbs grundlegend ist,

dann können die

Sätze in (3-7) und (3-8) ohne Schwierigkeiten abgeleitet werden, wenn mau die beiden Regeln in der als (3-9a) dargestellten Applikationsfolge operieren läßt. (3-9)

a. r Wirbelwind (fakultativ) L Lückenbildung (fakultativ) b. r Lückenbildung (fakultativ) •-Wirbelwind (fakultativ)

(3-7&) ist

dann die Ausgangsformj

(3-7^) wird allein durch Lücken-

bildung, (3-8a) allein durch Wirbelwind abgeleitet, und die Lücken« bildung ergibt, wenn sie nach der Wirbelwind-Regel angewandt wird, den Satz (3-8b). Eben dieser letzte Satz könnte nicht abgeleitet werden, wenn man anstelle von (3·*9 .) die Applikationsfolge (3-9*>) wählen vürdp: Wenn der Wirbelwind die Struktur von (3-8a) abgeleitet hat, kann die Lückenlildung nicht mehr angewandt werden, da (3-9b) vorschreibt, daß sie grundsätzlich vor dem Wirbelwind zu 7 operieren hat. Nun gibt es allerdings im Russischen neben (3-7*>) und (3-8b) noch eine andere reduzierte Form, die hier als

(3-10) angeführt

werden soll, (3-T )

ja vodu pil,

i Anna vodku.

Dieser grammatische Satz kann nicht abgeleitet werden, wenn (3-9a) gelten soll; seine Erzeugung ist 7 Vgl. dazu genauer Kap.

k.

offenbar nur dann möglich,

84 wenn die beiden hier diskutierter Regeln in der in (3-9b) angeführten Reihenfolge operieren. Damit steckt man zwischen den Hörnern einofr Dilemmas: geht man von (3-9a) aus,

dann kann (3-1O)

nicht abgeleitet werden, und wird (3-9b) gewählt, dann läßt sich (3-8b) nicht mehr erzeugen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma

ist

augenscheinlich nur dadurch möglich, daß man einräumt, daß die Lückentildunfc· sowohl vor als

auch nach dem Wirbelwind zu operie-

ren vermag. (3-11)

Lückenbildung (fakultativ) - Wirbelwind (fakultativ) .Lückisnbildung

(fakultativ)

Um die Möglichkeit einer solcher Applika.tion&folge zu sichern, schlägt Rogs ( I 9 7 0 a : 2 5 > 2 ) vor, o

Lbera11-Re^el

die Lückenbildung a l s sogena.nnte

zu betrachten, d.h. als eine; Regel, die frei auf

jeder Derivations.'stuf Beschreibung erfüllt

operieren kann, auf der ihre strukturelle ist.

Um die Erzeugung der Sätze in (3-7)» (3-8) und (3-10) sicherzustellen, scheint zunächst allerdings auch noch eine aridere Möglichkeit in Frage zu kommen. Man könnte ja annehmen, daß im Russischen das Verb in der entfernten Struktur am Satzende steht und deJ3 die Wirbelwind-Regel vor und nach dor Lückenbildung angewandt werden kenn. Die Lückenbildung allein würde dann der. Satz (3-8b) ableiten, Wirbelwind und nachfolgende Lückenbildung ergäben (3-?b)» und Wirbelwind, Lückenbildung und wiederum Wirbelwind würden (3-10) erzeugen. Man beachte jedoch, daß die Wirbelwind-Regel im letzten Fall allein deshalb angewandt werden müßte, damit die abgeleitete Struktur die strukturelle Beschreibung der Lückenbildung erfüller kann, und daß sie bei ihrer zweiten Applikation die Veränderung der ersten teilweise wieder rückgängig machen würde - dies weckt zumindest Bedenken gegen die Korrektheit einer solchen Lösung. Schwerer wiegt allerdings noch, daß bei dieser Konzeption die Erzeugung ungrammatischer Ketten wie (3-12) nicht ausgeschlossen werden kann. (3-12) *ja vodu, i Anna pi la vodku. Strukturen, bei denen ein Verb im linken Konjunkt getilgt worder 8 Vgl. zum Konzept solcher Regeln auch 5.2.3. unten.

85 ist, wahrend sein Gegenstück im rechten Konjunkt in Zweitstellung steht, sind nicht allein im Russischen ungrammatisch, sondern erscheinen auch in keiner anderen bekcinnten natürlichen Sprache. Ross (l970a:25?) vertritt deshalb die Meinung, daG in all den Sprachen, bei denen die Lückentildung in teiden Richtungen operieren karn, die Verbzweitstellung grundlegend ist;

auf diese

¥eise können niemals Sätze wie (3-12) abgeleitet werden, da bei ihrer Erzeugung gegen die für die Lückentildung charakteristische Direktionalitätsrestriktion (3-6) verstoßen vorder, müßte.

3.2. 3.2.1.

Lückenbildung und grundlegende Verbstellung im Leutsehen Lückentildung und grundlegende Verbzweitstellung

Auch im Deutschen gibt es Sätze, in denen Verbformen im linken bzw. im rechten Kor.junkt unter Identität getilgt worden sind, ROSE (l97Oa:258) führt (3-13)

die folgenden Beispiele an:

a.

Weil ich das Fleisch und meine Mutter den Salat aß, wurde ur.s beiden schlecht.

b.

¥eil ich das Fleisch aß und meine Mutter der Salat, wurde uns beiden schlecht.

Allerdings ist

- wie (3-1^a) zeigt - d i e Tilgung des Verbs im

linken Konjunkt ungrammatisch, wenn das Verb in dem anderen l ei l— satz in Zweitposition steht; in diesem Fall da.rf nur im rechten Konjunkt getilgt werden. (3_l4)

a. *Ich das Fleisch, und meine Mutter aß den Salat, b.

Ich aß das Fleisch und meine Mutter den Salat.

Während in der Nebensätzen von (3-13) sowohl im linken wie auch im rechten Kor.junkt getilgt werden kann, darf bei koordinierten Hauptsätzen wie in (3-1

nur im rechten Teilsatz eine Reduktion

stattfinden. Dieses Faktum ist

laut Ross (1970a:257f.) folgender-

maßen zu erklären: Die grundlegende Verbstellung im Deutscher

ist

die Zweitstellung. Bei der Ableitung von Sätzen wie in (3-13) kann die Lückenbildung (als

Überall-Regel) sowohl vor als auch

nach der Regel Verb-End operieren; wird sie vorher angewandt, so ergibt sich (3-13b), wird sie danach angewandt, de.nr.

ist

(3-13a) das Resultat. In Hauptsätzen, in denen Verb-End nicht operierer kann, ist

es nur möglich,

( 3 — l 4 b ) durch Lückenbildung

86 zu erzeugen; (3-1^a) wird - wie das analoge russische Beispiel (3-12) - durch die Bedingung (3-6) ausgeschlossen. Die Regel Verb-End, die die Stellung der Verbform von ess in Sätzen wie (3-13) regeln soll, wird von Ross (l969a:95)

folgen-

dermaßen notiert: (3-15)

Verb-End

vpt

v

x ]

SB:

1

2

SV:

0

2+1

oblig -;—S>

Bedingung: Diese Regel operiert nur in Nebensätzen (dependert clauses). Die in dieser Formulierung enthaltene Bedingung, daß die Regel Verb-End nur in Nebensätzen operieren darf, sichert zwar ihre Anwendung in den wei.l-Sätzer. von (3-13) und verhindert ihre Applikation bei Sätzen wie (3-1*0 - aber sie verhindert auch die Erzeugung von Sätzen wie (3-l6a) und leitet fälschlich ungrammatische Retten wie (3-l6d) ab. (3-16)

a.

Man müßte Klavier spielen können.

b, *Man müßte können spielen Klavier. c,

Ernie versicherte, er sei nüchtern,

d, *Ernie versicherte, er nüchtern sei. Es dürfte klar sein, daß die fehlerhafte Notierung der Regel VerbEnd auch zu falschen Voraussagen führt, wenr Sätze wie in (3-16) in koordinierten Strukturen stehen und der Lückenbildung unterwerfen werden. Der Rekurs auf den Begriff des Nebensatzes, der in bezug auf Sätze wie in (3-16) zu erheblichen Schwierigkeiten führt, wird in einer anderen Formulierung der betreffenden

Transformation

vermieder, die sich bei Wunderlich ( I 9 ? 0 a : 6 l ) findet.

9 Wunderlich überschreibt diese Regel zwar mit "Endstellung des Verbs im Nebensatz", aber der Begriff Nebensatz selbst spielt bei der Regelnotierung keine Rolle.

87 (3-"·7)

Verb-End s[

[ V

SB: 1

2

SV: 1

2

Bedingung:

] ]

3

Z

4

5

4+3

5

oblig

^

1. X oder Z ¥ 0 2. Wenn X = 0, enthält Z keine koordinierende K o n j u n k t i o n

Wunderlich erläutert nicht weiter, wie das oder in der ersten Bedingung von (3-17) zu verstehen ist;

es muß sich aber wohl um ein

nicht-ausschließendes oder handeln, denn sonst kennte die Verbform von komm in Sätzen wie (3-18) wohl kaum drrch (3-17) in

die

richtige Position gebracht werden. (3—18)

Dieter wußte, daß er zu spät kam, und er entschuldigte sich wortreich.

Aber selbst dann kann (3-17) keinesfalls als

adäquat gelten. Wie

die Regel (3-15) erweist sie sich als untauglich, den grammatischen Sätzen in (3-16) Rechnung zu tragen: Ihre strukturelle Beschreibung ist im Fall von ( 3 - l 6 c ) erfüllt, so daß sich der abweichende Satz (3-16d) ergäbe; nicht erfüllt hingegen ist

sie im

Fall von ( 3 — l o b ) , so daß diese ungrammatische K e t t e an der Oberfläche erscheinen würde. Anstelle der inadäquaten Notierungen als

(3-15) und (3-17) soll

im folgenden von einer Version der Regel Verb-End ausgegangen wer-r den, wie sie in (3-19) formuliert (3-19)

ist.

Verb-End

x

s[

w

-SB:

1

2

SV:

1

2

Bedingungen:

vp [

v 3

] ]

1.

W

2.

W

oder

5

*

z

4+3

5

oblig

'

·'-'

0 -, außer: (a) diese NP ist mit einem Merkmal [+Rel] versehen (b) sie ist mit einem Merkmal [+Fr] versehen und der durch 2, 3 und 4 bezeichnete S-Knoten ist weder der höchste Knoten in der Struktur noch wird er von diesem direkt dominiert.

88 Diese doch, recht komplexe Regel bedarf sicherlich einiger Erläuterungen. Die erste Bedingung,

daß die Variable ¥ ungleich 0

sein muß, verhindert die Anwendung von Verb-End bei Imperativsätzen wie (3-20). 1 0 (3-20)

Geh mir aus der Sonne!

Daß diese Variable im allgemeinen nicht nur durch eine NP spezifiziert sein darf, verhindert die Applikation dieser Regel nicht nur in normalen Hauptsätzen wie dem ersten Teilsatz von (3-1^b), sondern auch bei uneingeleiteten Nebensätzen wie in ( 3 — l 6 c ) ; bei eingeleiteten Nebensätzen wie in ( 3 — 1 3 ) oder bei Sätzen wie (3-1öa) hat die Regel Verb-End obligatorisch zu operieren, da die Position der Variablen W weder durch eine einzelne NP besetzt ist

noch völlig leer bleibt. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen

das Verb ans Ende der betreffenden VP verschoben werden muß und wo vor dem Verb nur eine einzelne NP steht - z.B. bei Relativsätzen wie in ( 3 — 2 1 ) . (3-21)

Alexander näherte sich Diogenes, der in seiner Tonne saß.

Der Teil (a) der Bedingung 2 soll sicherstellen, daß auch in solchen Fällen das Verb ans Satzende verschoben wird, und der Teil (b) dieser Restriktion soll es ermöglichen,

daß Verb-End

bei eingebetteten Sätzen wie in (3-22a) angewandt werden kann, daß die Applikation dieser Transformation jedoch bei Sätzen wie (3-22b) und (3-22c) ausgeschlossen (3-22)

ist.

a.

Der CIA weiß, wer Allende erschoß.

b.

¥er erschoß Allende?

c.

¥er erschoß Allende, und wer t ö t e t e John F. Kennedy?

Es wird hier angenommen, daß die Relativ- und Fragepronomina in der Struktur, auf der die Regel Verb-End operiert, durch eine NP mit dem Merkmal [+Rel] bzw. [+Fr] ausgezeichnet sind; es würde 1O Hier wird also vorausgesetzt, daß die Regel der Imperativ-Bildung, die das Subjekt (der 2. Person) bei Befehlssätzen eliminiert, bereits vor der Verb-End-Regel angewandt worden ist; ähnliches gilt in bezug auf die Formulierung der Bedingung 2 von ( 3 - 1 9 ) » die impliziert, daß die Regeln der Relativsatz-Bildung und Fragewort-Verschiebung schon vor der Anwendung von Verb-End operiert haben. Zur Rechtfertigung der Annahme, daß die Regel (3-19) in Ableitungen erst relativ spät angewandt wird, vgl. 5.3.2.1. unten.

89 hier zu weit führen., auf die Ableitung der Sätze in (3-21) und (3-22) an dieser Stelle noch genauer einzugehen. Hier soll nun nicht behauptet werden, daß die Formulierung von Verb-End als

(3-19) bereits völlig adäquat wäre

; sie scheint

mir aber den größten Teil der relevanten Fälle abzudecken und den Notierungen in (3-15) und (3-1?) klar überlegen zu sein. Tm Deutschen spielt diese Transformation die Rolle der Wirbelwind-Regel, die in 3 « 1 . im Zusammenhang mit dem Russischen angeführt wurde, und ihr Zusammenwirken mit der Lückenbildung erklärt auf einfache Weise die Grammatikalitätsverteilung in (3-13) und (3-1 k).

3.2.2.

Lückenbildung und grundlegende Verberststellung

Aus seiner Analyse der Lückenbildung zog Ross ( l 9 7 0 a : 2 5 8 ) den Schluß, "that German should be considered to be an SVO language in deep structure", d.h. daß das Verb in der entfernten Struktur des Deutschen an zweiter Position zu stehen habe. Dieser 1 1a Schluß ist jedoch durchaus nicht zwingend. Bei grundlegender Verberststellung hätte der erste Teilsatz von (3-l4b) eine entfernte Struktur wie (3-23a), aus der dann mittels Subjekt-Bildung die Struktur (3-23t>) abgeleitet würde.

11 Die in (3-19) gebotene Regelform ist nicht zuletzt deshalb noch nicht völlig adäquat, weil sie anstelle von (i) den ungrammatischen Satz ( ü ) erzeugen würde. (i) (ii)

Dieter benahm sich, als wäre er der Herr im Haus. *Dieter benahm sich, als

er der Herr im Haus wäre.

Man beachte, daß (i) eine wohlgeformte Paraphrase in (iii) besitzt, wo die oben formulierte Regel durchaus zu einem korrekten Ergebnis führt. (iii)

Dieter benahm sich, als wäre.

ob er der Herr im Haus

Ich möchte meinen, daß (i) durch eine Transformation der obTilgung aus einer Form wie (iii) abgeleitet ist; um die korrekten Ergebnisse zu erzielen, müßte diese Transformation vor der Regel Verb-End operieren. Da es bislang ein ungelöstes Problem ist, wie als-Sätze wie in (i) zu erzeugen sind, wurde nicht versucht, auch Sätze wie die hier angeführten bei der Formulierung der Verb-End-Regel mit zu berücksichtigen. 11aVgl. auch Kaiman (

b.

ich

/s\

T

d Fleisch

ich

V

NP

l

ess Man teachte,

d Fleisch

daß das Verb sich sowohl in (3-23a) als

(3-23b) auf einer linken Verzweigung b e f i n d e t ,

auch in

so daß bei einer

koordinierten Struktur wie in ( 3 - 1 ^ ) grundsätzlich nur eine Tilgung im rechten Konjunkt möglich ist;

wird eine dieser beiden

Strukturen hingegen durch die auch hier notwendige Regel Verb-End betroffen, 3-13)

dann kann in entsprechenden koordinierten Sätzen (vgl.

das Verb im linken wie auch im rechten Teilsatz eliminiert

werden. Das in 3 . 2 . 1 . dargestellte Argument ist nommen keines für

also genau ge-

grundlegende Verbzweitstellung im Deutschen,

sondern eines gegen grundlegende Verbendstellung; die dort vorgeschlagene Erklärung für die Grammatikalitätsverteilung in (3-13) und (3-1^) bewährt sich auch dann, wenn davon ausgegangen wird, daß das Verb in der entfernten Struktur an der Satzspitze steht, Bach ( l 9 7 1 b : 9 f f . )

ist nun der Meinung, daß dieses Argument

nicht allein indifferent

in bezug auf grundlegende Verberst-

oder Verbzweitstellung ist,

sondern daß die Analyse der Lücken-

bildung im Gegenteil klar zeigt, daß das Verb in der Grammatik des Deutschen zunächst in Erstposition

erzeugt werden muß. Bei seiner

Argumentation geht er von den Sätzen in ( 3 — 2 4 ) aus. a.

Koirmt Hans oder Ännchen?

b.

*Hans oder kommt Ännchen?

Wenn man von einer grundlegenden Erststellung des Verbs ausgeht, dann wird der Spitzenstellung

des Verbs in Fragesätzen dadurch

Rechnung getragen,

daß die Regel der Subjekt-Bildung in derarti12 gen Fällen blockiert ; steht das Verb in der entfernten Struktur

an zweiter (oder letzter) Stelle, dann muß eine Transformation vorgesehen werden, die das Verb hier in Spitzenposition bringt. Die Annahme einer grundlegenden Verberststellung erklärt nun, warum (3-2^b) ungrammatisch ist:

da

sich das Verb während der

gesamten Derivation auf einer linken Verzweigung befindet, 12 Vgl. McCawley ( l 9 7 0 b : 2 9 ^ ) ; kritisch dazu Arlene Berraan 30).

kann

91 die Lückenbildung nur nach vorn operieren. Bei grundlegender Verbzweitstellung bleibt die Nicht-Wohlgeformtheit dieser K e t t e jedoch ein Rätsel, denn die Anwendung der Lückenbildung vor der Verbumstellung müßte eine Verbtilgung im linken Konjunkt erlau-

ben. Ein ähnliches Argument kann im Hinblick auf Sätze wie in (3-25) 13 vorgebracht werden. (3-25)



Ich möchte wissen, ob Hans kommt oder Ännchen.

b.

Ich möchte wissen, ob Hans oder Ännchen kommt.

Hier bleibt die Grammatikalitat von (3—25a) ungeklärt, wenn man von einer Verbzweitstellung ausgeht; nur dann, wenn die Erststellung des Verbs als (vor

grundlegend

genommen wird, befindet sich das Verb

Anwendung von Verb-End) auf einer linken Verzweigung, so daß

eine Tilgung im rechten Konjunkt möglich

ist.

Gegen dieses Argument von Bach sind jedoch Einwände zu erheben, die seine Geltung fragwürdig machen. Man beachte zunächst, daß die Kategorie, auf die sich die Tilgung bezieht, durchaus nicht dieselbe ist: bei grundlegender Verberststellung ist

es die

Kategorie V, bei grundlegender Verbzweitstellung hingegen die Kategorie VP, die sich auf einer linken bzw. rechten Verzweigung befindet. Die entfernte Struktur eines Satzes wie (3-26) hätte einmal wie (3-27a) und einmal wie (3-27b) auszusehen. (3-26)

Hans kommt.

(3-2?)

a.

S NP

V

I

komm

XS\

b.

I

Hans

NP

l

Hans

VP

i

V

!

komm Gravierender als dies

14

ist

aber wohl, daß Bach allein Beispiele

koordinativer Verknüpfung mit oder anführt,

solche mit und hin-

gegen außer acht läßt; die (3-24) und (3-25) entsprechenden Sätze 13 Vgl. Bach ( I 9 7 1 b : 1 0 f . ) . 14 Bach (I971b:9f.) erklärt selbst, daß sich sein Argument auf die Koordinationsreduktion beziehen mag, die nicht allein Verben tilgt. (Zu Argumenten dafür, daß die Lückenbildung Teil einer übergreifenden Regel der Koordinationsreduktion ist, vgl. Abschnitt 3.3. unten.)

92 sind hier als (3-28)

a. b.

(3-29)

(3-28) und (.3-29) formuliert. Kommen Hans und Ännchen? *Hans und kommt Ännchen?

a.?*Ich möchte wissen, ob Hans kommt und Ännchen. b.

Ich möchte wissen, ob Hans und Ännchen kommen.

Wenn die Lückenbildung tatsächlich vor der Subjekt-Bildung zu operieren vermöchte, dann müßte (3-29a) - genau wie (3-25a) völlig wohlgefcrmt sein; dieser Satz ist weichend. Dieses Faktum aber ist

jedoch klar ab-

für Bachs Analyse mit grundle-

gender Verberststellung zumindest ebenso ein Rätsel wie die Grammatikalität von (3-25a) für eine Analyse, die von einer Zweitstellung des Verbs in der entfernten Struktur ausgeht, und der klare Grammatikalitätsunterschied zwischen (3-25a) und (3-29a) macht deutlich, daß für die Reduktion koordinierter Strukturen mit oder nicht unbedingt die gleiche Tilgungsregel verantwortlich sein muß, die wir als Lückenbildung bei und-Verknüpfungen kennengelernt haben. Ein Rätsel bleibt damit aber weiterhin die Ungrammatikalität von Sätzen wie (3-24b) und (3-28b), die durch Bachs Vorschlag auf einfache Art und Weise erklärt wird. Zieht man jedoch die diesen beiden Fragesätzen entsprechenden Aussagesätze hinzu, dann wird klar, daß sich hinter der übereinstimmenden Grammatikalitätsverteilung in (3-2^) und (3-28) wiederum tiefergehende Unterschiede verbergen. (3-30)

a.

Hans kommt oder Ännchen.

b.?*Hans kommt und Ännchen. Die Sätze in (3-3O) spiegeln den Gegensatz von (3-25a) und (3-29a) wider: sowohl (3-29a) als auch (3-30b) müßte grammatisch sein, wenn die Lückenbildung auf Strukturen mit Verberststellung operieren würde - beide Sätze sind jedoch gleichermaßen abweichend.

15 Einige der von mir befragten Informanten stuften den Satz (3-3Ob) allerdings als grammatisch ein. Dies ist m.E. dadurch zu erklären, daß dabei (3-30b) mit (i) verwechselt wurde, (i)

Hans kommt - und Ännchen.

Wie der Bindestrich anzeigt, sind solche Sätze durch eine Sprechpause nach dem Verb (bzw. der Verbalphrase) gekennzeichnet. Charakteristisch für sie ist außerdem, daß sie durch Sätze mit ei-

93 Gegen das Argument Bachs für grundlegende Verberststellung, das sich auf den Wohlgeformtheits-Unterschied zwischen (3-2^a) und (3-2^b) [bzw. (3-28a) und (3-28b) ] bezieht, kann ein Argument gegen eine grundlegende Verberststellung konstruiert werden, das sich auf die Ungrammatikalität von Sätzen wie (3-29a) und (3-30b) beruft, die beim Ansatz von Bach unerklärt bleibt. Wie auch immer die korrekte Lösung dieser Probleme aussehen mag - es dürfte feststehen, daß das Bachsche Argument bestenfalls

zweifelhaft

ist.

3.2.3·

Lückenbildung und grundlegende Verbendstellung

In einer Analyse von Sätzen, bei denen Ross ein Operieren der Lückenbildung annahm, hat inzwischen Batori (1973) die Meinung vertreten, daß eine adäquate Erklärung solcher Strukturen auch dann gegeben werden könnte, wenn man von einer grundlegenden Verbzweitstellung abläßt und zu der Hypothese zurückkehrt,

daß im Deutschen

das Verb in der entfernten Struktur in letzter Position steht. Interessant an diesem Vorschlag ist vor allem, daß die von Batori vorgeschlagene Reduktionsregel an der Direktionalitätsbedingung festhält, die oben als

(3-6) formuliert worden ist.

Batoris Ana-

lyse soll hier anhand der Sätze in (3-31) besprochen werden.

nem eingeschobenen auch wie in (ii) (ii)

paraphrasierbar sind,

Hans kommt - und auch Ännchen.

Es scheint plausibel anzunehmen, daß die Partikel auch bereits in der entfernten Struktur von (i) vorhanden ist. Man beachte nun aber, daß die Lückenbildung nicht operieren kann, wenn ein solches auch in der möglichen EingangsStruktur vorliegt. (iii) (iv)

Hans liebt Beethoven, und auch Ännchen liebt Klassiker, *Hans liebt Beethoven, und auch Ännchen Klassiker.

Außerdem kommen 'Nachträge 1 wie in (i) auch bei Sätzen wie vor. (iv) Hans baut sich ein Eigenheim - und Peter.

(iv)

Ganz gleich, wo das Verb in der entfernten Struktur steht - (iv) kann nur durch eine Regel abgeleitet werden, die auch nicht-direktionale Tilgungen erlaubt. Die Grammatikalität von Sätzen wie (i) ist also im Zusammenhang der obigen Argumentation völlig irrelevant. 16 Beispiele bei Batori (1973),

(3-31)

a.

Hans kann Russisch und Karla Spanisch sprechen.

b.

Hans kann Russisch sprechen und Karla Spanisch.

c.

Man weiß, daß Hans Russisch sprechen kann und Karla Spanisch.



Man weiß, daß Hans Russisch und Karla Spanisch sprechen kann.

Die EingabeStruktur für die Reduktionstranöformation kann im Sinne von Batori (1973:98) als

(3-32) formuliert werden.

(3-32)

Hans Russisch sprechen kann

und Karla Spanisch sprechen kann

Die Tilgungsoperation "löscht jeweils das erste Vorkommen des identischen Verbteils, hängt den überlebenden [Verb-JKnoten um und setzt dadurch diesen Knoten in eine strukturelle Beziehung 17 zu beiden (oder allen) koordinierten Teilsätzen" , so daß sich die in (3-*33) dargestellte abgeleitete Struktur ergibt. (3-33) .

— ^^

^\ V

V

Hans Russisch und Karla Spanisch sprechen kann Bei der Ableitung von (3-31d) ist

damit die Endform bereits er-

reicht, während etwa die Erzeugung von (3-31b) und (3-31c) noch die Anwendung einer Regel erfordert, die Batori (1973:100) als "Extraposition" bezeichnet und die das zweite S-Konjunkt

als

äußerste rechte Tochter des höchsten S-Knotens adjungiert.

(3-34)

Hans Russisch sprechen kann und Karla Spanisch Die Einfügung von kann in das erste Konjunkt durch die Regel VerbZweit ergibt dann (3-31b); bei der Erzeugung von (3-31c) ist

hin-

gegen mit (3-3*0 bereits die Endstufe erreicht. Als einziger

ver-

bleibender Satz ist

nun noch (3-31 a) abzuleiten, und Batori (1973:

99) vertritt die Meinung, daß bei der Genei*ierung dieses Satzes 17 Batori ( l 9 7 3 : 9 7 f . ) scheint bei dieser Formulierung durch die Konjunktions-Reduktion bei Ross (I967a:220) beeinflußt, die eine ähnliche 'Höhersetzung 1 von Knoten vorsieht.

95 eine Transformation beteiligt ist, die er als "KS-Pruning" bezeichnet und die die S-Knoten, die die Konjunkte dominieren, aus dem Graphen herausschneidet. (3-3*0 wird so in (3-35) überführt. (3-35) NP

l Hans

VP

und

NP

l Karla

NP

l

Russisch

VP

V

V

NP

I sprechen

kann

I

l

Spanisch

Diese Struktur soll garantieren, daß Verb—Zweit die Verbform kann nicht nach der NP Karla, sondern nach der NP Hans einordnet. Gegen eine solche Analyse sind nun allerdings eine ganze Reihe von Einwänden vorzubringen, von denen hier nur eine Auswahl angeführt werden kann. ¥ie Batori (1973:9*0 selbst zugibt, ist

die

Regel des KS-Pruning völlig ad hoc und bedürfte unbedingt weiterer Begründung. Ob allerdings eine solche zusätzliche Begründung für eine derartige Operation gefunden werden kann, scheint einigermaßen zweifelhaft:

Diese Regel zerstört nämlich u » a . notwen-

dige Informationen, die für die spätere Zuweisung der korrekten 18 Intonationsmuster notwendig sind ; in (3—35) sind Spanisch und sprechen genauso eng (oder genauso wenig eng) miteinander verbunden wie Russisch und und. Es ist

zudem fraglich,

mation Verb-Zweit überhaupt noch als

ob die

Transfor-

zusammenhängende Regel be-

schrieben werden kann, da sie zumindest drei verschiedene Operationen durchführen muß: bei Strukturen wie (3-3*0 setzt sie

ein

von S dominiertes Verb in einen davorstehenden S—Knoten ein, bei solchen wie (3-35) fügt sie ein von S dominiertes Verb unter der am weitesten links stehenden VP ein, und bei der Ableitung von Sätzen, in der die postulierte Reduktionstransformation nicht Operiert, wird offenbar ein von VP dominiertes Verb nur innerhalb dieser Konstituente umgeordnet. Wie Batori (1973:102) unter diesen Umständen behaupten kann, diese Analyse "ermöglich[e] eine Vereinfachung der Verbumstellungsregeln", muß rätselhaft bleiben. Ebenso unmotiviert wie das KS-Fruning ist

die sogenannte Extra-

position, die Batori verwendet, denn die Übereinstimmung in der 18 Vgl. etwa Bierwisch (1963:98): "Schließlich nimmt Bach [1962] an - und darüber besteht im Prinzip kein Zweifel - daß die Satzgliedgrenzen auch die Akzent- und Intonationsverhältnisse determinieren."

96 Bezeichnung darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Transformation, die in 2 . 9 » als

(2-45) notiert wurde, und die hier ange19 sprochene grundsätzlich verschieden sind. Batori vermag so die

in ( 3 — 3 1 ) angeführten Sätze nur unter Zuhilfenahme zweier sonst völlig unmotivierter Transformationen zu erzeugen, die den Beschreibungsapparat

unnötig aufschwellen; hinzu kommt, daß die

Regel Verb—Zweit bei dieser Analyse wohl kaum noch zusammenhängend beschrieben werden kann. Ich erspare es mir deshalb, hier noch weitere Probleme in bezug auf diese Beschreibung anzuführen;

die

obige Erörterung dürfte wohl schon zur Genüge bewiesen haben, daß Batoris Analyse keine echte Erklärungsalternative darstellt. Die Verbreduktion in koordinierten Strukturen spricht damit anscheinend klar gegen die Annahme, daß das Verb in der entfernten Struktur des Deutschen am Satzende zu stehen hat· Die einzige völlig problemlose Alternative scheint zu sein, von einer grundlegenden Zweitstellung des Verbs auszugehen. Dieses Ergebnis steht nun in krassem Gegensatz zu dem Pazit, das aus den Erörterungen im 2. Kapitel zu ziehen war. Die beigebrachte Evidenz für eine bestimmte grundlegende Verbstellung im Deutschen ist

außerordent-

lich disparater Natur: das Argument aus 2 . 5 . spricht für die Endstellung, das Argument aus 2.8. für End- oder ErstStellung, und das in diesem Kapitel diskutierte Argument schließlich plädiert für die Zweitstellung des Verbs in der entfernten Struktur, Ob dieses letzte Argument aber tatsächlich so stark ist, wie die bisherige Erörterung glauben macht, und ob damit tatsächlich 20 "empirisch nachgewiesen" wird, daß die Annahme einer grundlegenden Verbzweitstellung adäquater ist den noch genauer zu untersuchen sein.

als andere, wird im folgen-

19 Um nur einige Punkte zu nennen, in denen sich beide Regeln offenkundig unterscheiden: die Extraposition in (2-45) bringt ein von NP dominiertes S_ unter die direkte Dominanz eines höheren S—Knotens, so daß außer einer linearen auch eine hierarchische Ve rände rung vollzogen wird; zudem kann in vielen Fällen eine Proform zurückbleiben. Keines dieser Charakteristika gilt für die Transformation, die Batori (1973) [vgl. auch Batori ( I 9 7 5 : 2 8 f , ) ] als "Extraposition" bezeichnet; sie stellt zweifellos eine völlig neue Regel dar. 2O So Huber und Kummer (19?4:153).

97

3.3.

Lückenbildung und Koordinationsreduktion

3·3·0, Wie bereits zu Beginn von 3.1. hervorgehoben, ist

die Lücken-

bildung nach Meinung von Ross (l9?0a) auf Verben beschränkt; andere Konstituenten wie z.B. NP oder VP können durch diese Regel nicht betroffen werden, so daß z . B . zur Herleitung eines Satzes wie (3-36b) eine gesonderte Transformationsregel aufgestellt werden müßte« (3-36)

a.

Ihr Mann, ist

t o t , und er.

läßt Sie grüßen,

b.

Ihr Mann ist tot und läßt Sie grüßen. p1 Eine Reihe von Autoren" hat nun argumentiert, daß NP-Reduktionen, wie sie durch (3-36) exemplifiziert werden, und V-Reduktionen, wie sie bei Ross durch die Lückenbildung bewerkstelligt werden, in Wahrheit nur Aspakte eines übergreifenden Reduktionsprozesses sind, der die verschiedensten Konstituenten betreffen kann. Die betreffende Transformation soll hier als

'Koordinationsreduktion' be-

zeichnet werden. In den folgenden Abschnitten wird eine Anzahl von Argumenten erörtert, die es plausibel erscheinen lassen, daß die Lückenbildung tatsächlich nur ein Teil der Koordinationsreduktion ist

und nicht als eigenständige Transformation zu gelten

hat.

3.3.1.

Direktionalität

Im Fall von (3-36b) ist

die Subjekt-NP eines und-Konjunkts unter

Identität getilgt worden. Man beachte nun, daß diese Tilgung fensichtlich einer Direktionalitätsrestriktion unterworfen

ofist,

wie sie oben als (3-6) für die Lückenbildung formuliert wurde. (3-37) *Ist tot,

und Ihr Mann läßt Sie grüßen.

Enthält die Grammatik eine Regel der Koordinationsreduktion, die durch eine Bedingung wie (3-6) bestimmt ist,

dann kann die Ungram-

matikalität von (3-37) zusammen mit der von (3-1^a) erklärt werden. Und damit noch nicht genug: Es wird dadurch auch eine prinzipielle Erklärungsbasis für den Grammatikalitätsunterschied zwischen (3-38b) und (3-38c) (3-38c) bereitgestellt.

21

Vgl. z.B. Tai (1969), Eckman (1970), Sanders ( l 9 7 0 a ) . Sanders ( I 9 7 0 b ) , Koutsoudas (1971), Tai (1971), Batori (1975).

98 (3-38)

a.

Erwin liebt Buttermilch, Buttermilch,

und Johanna verabscheut

b.

Erwin liebt und Johanna verabscheut Buttermilch.

c. *Erwin liebt Buttermilch und Johanna verabscheut. In all

den Sprachen,

in denen bei koordinierten Strukturen eine

Objekt—Reduktion möglich ist, Direktionalitätsbedingüng

scheint diese unter Beachtung der 22 zu erfolgen. Hinzu kommt, daß Verb-

Reduktion und Objekt-Reduktion anscheinend in allen Sprachen miteinander korrelieren: entweder sind beide Reduktionsarten möglich 23 oder keine von ihnen. All diesen Gemeinsamkeiten würde nicht Rechnung getragen, wenn die Tilgung von Verben und Nominalphrasen in koordinierten Strukturen durch verschiedene Transformationen bewerkstelligt würde. Die Direktionalitatsrestrikti on scheint aber nicht allein für die Eliminierung von Verben und Nominalphrasen zu gelten, sondern z.B. auch für die Tilgung von Adjektiven und Verbalphrasen. (3-39)

a.

Alte Männer haben eine weiche Birne, und alte Frauen haben eine weiche Birne.

b.

Alte Männer haben eine weiche Birne und alte Frauen.

c.

Alte Männer und alte Frauen haben eine weiche Birne.

d.

Männer und alte Frauen haben eine weiche Birne,

e.

Alte Männer und Frauen haben eine weiche Birne.

Die Sätze (3-39b) und (3-39d), bei denen bei der Tilgung der VP bzw. des Adjektivs die Richtungsbedingung nicht beachtet worden ist,

sind zwar grammatisch, können aber nicht als Reduktions-

stufen von (3—39a) aufgefaßt

werden.

oj[i

Dies wird automatisch er-

klärt, wenn auch für diese Fälle eine Operation der Koordinations 22 "In all languages where objects can be reduced, the reductions obey the Directionality Constraint," (Koutsoudas 1971t3^0) Dies gilt allerdings nicht unbedingt für die Fälle, in denen mehr als nur ein Objekt allein getilgt wird. 23 Vgl, dazu die Tabellen bei Koutsoudas ( 1 9 7 1 : 3 ^ 2 ) . 24 (3-39d) ist grammatisch in der Lesart, in der Männer generell - ob alt oder jung - und alte Frauen eine weiche Birne haben, und (3-39b) ist wohlgeformt in der Interpretation, wo die alten Männer außer einer weichen Birne auch noch alte Frauen haben. (Vgl. zu Sätzen wie (3-39b) auch Anm. 15 auf S. 92f. oben; die dort angeführten Sätze (i) und (iv) sind - wie die Argumentation hier impliziert - nicht durch Koordinationsreduktion entstanden (anders Jedoch B&tori 1975:37**.).)

99

reduktion angenommen wird.

3 »3. 2.

Notwendige und nicht-notwendige kontingente Tilgungen

Bei nahezu allen Arbeiten, die die Operation der Lückenbildung in deutschen Nebensätzen darstellen, bleibt unbemerkt, daß ein eventuell vorhandenes einleitendes Element im Nebensatz ebenfalls eliminiert werden muß, wenn die Tilgung des Verbs im rechten Konjjunkt ein grammatisches Ergebnis zeitigen soll, (3-^0)

a.

Jeder weiß, daß Affen Bananen fressen und daß Giraffen Heu fressen.

b.

Jeder weiß, daß Affen Bananen fressen und Giraffen Heu.

c. *Jeder weiß, daß Affen Bananen fressen und daß Giraffen Heu. Auch die Tilgung des Komplementmorphems muß in Übereinstimmung mit der Richtungsbedingung erfolgen. ( 3 _ 4 l ) *Jeder weiß, Affen Bananen fressen und daß Giraffen Heu fressen. Häufiger wird schon darauf hingewiesen, daß die Liickenbildung nicht angewandt werden darf, wenn die Subjekte in beiden Kon— 25 junkten identisch sind. a.

Affen,

b.

*Affen.

fressen Bananen, und sie. fressen Erdnüsse. fressen Bananen und ·
) gemeinsam zu erklären. Die Parallelität in den Konjunkten, die durch die oben genannte Bedingung gesichert werden soll, darf nun allerdings auch nicht zu weit gehen, denn sonst würden ungrammatische Ketten wie (3 entstehen. a.

Dietmar liebt Susanne, und Klaus liebt Susanne.

b.

Dietmar und Klaus lieben Susanne.

c. ^Dietmar liebt Susanne, und Klaus Susanne. d. ^Dietmar liebt, und Klaus liebt Susanne, 23 Ich entnehme diese Bezeichnung Tai ( 1 9 6 9 5 7 3 ) » seine Formulierung der Bedingung stimmt allerdings mit der hier gegebenen nicht völlig überein.(Vgl, zur Parallelität auch Kuno 197^c.) 29 Daß die Parallelismus—Bedingung mehr umfassen muß, als hier angegeben wird, zeigen z.B. die folgenden Sätze: (i) (ii)

*Die Wut packte Erwin und Klaus sein Messer, *Heini strich den Gartenzaun und ich die Segel.

103 Sätze wie (3-48c) sind m.E. durch eine Restriktion auszuschließen, die ich hier als die Bedingung der nicht-identischen Schwester bezeichnen will; sie verlangt, daß ( z u m i n d e s t ) eine Schwesterkonsti*· tuente des zu tilgenden Elements lexikalisches Material dominiert, daß unter der entsprechenden K o n s t i t u e n t e im anderen Konjunkt 30 nicht erscheint. Da die Schwester von VP, nämlich die SubjektNP,

in den beiden Teilsätzen verschieden

ist, kaiin (3-^8b) abge-

leitet werden; hingegen wird die Erzeugung von (3-^8c) richtig ausgeschlossen, da die Schwester des zu tilgenden Verbs, nämlich 30 Um die Erzeugung urlgrammatischer Sätze wie in (3-^8) auszuschließen, formuliert Tai (1 969: 2 2 f f . ) eine universelle Bedingung, die er als Highest Identical Constituent Condition bezeichnet (vgl. dazu auch Eckman 1970:211, Tai 1 9 7 1 : 2 Ö 5 ) ; s i e besagt, daß eine K o n s t i t u e n t e niederen Ranges erst dann eliminiert werden d a r f , wenn es keine K o n s t i t u e n t e höheren Ranges gibt, die durch die Koordinationsreduktion getilgt werden könnte. Diese Bedingung verhindert die Erzeugung nicht-wohlgeformter Ketten wie in (3-^*8), da in diesem Fall ja die gesamte VP zu tilgen wäre (was die nachfolgende Eliminierung der Objekt-NP unmöglich machen w ü r d e ) . Diese Bedingung hat zudem den V o r t e i l , daß sich die Aufstellung einer speziellen Links-vor-Rechts-Restriktion (vgl. 3·3·2. oben) erübrigen würde; da Komplementmorpheme und Subjekte in der Struktur ja grundsätzlich höher stehen als z.B. die betreffenden Verben, wird die Ableitung von Sätzen wie (3-4Oc) und (3-^2b) automatisch ausgeschlossen. Ich meine dennoch, daß diese Bedingung inadäquat ist. Man beachte zunächst, daß diese Bedingung ( t r o t z all ihrer Vorzüge) nicht so erklärungsstark ist, wie Tai ( 1 9 6 9 : 2 2 ) angibt. Seiner Meinung nach (vgl. auch Tai 1971:266) soll sie u.a. auch die Reduktion von (i) auf ( i i ) ausschließen. (i) (ii)

Old men like sunshine, and old women like sunshine, Old men like sunshine, and women like sunshine.

Erst wenn die höherstehende VP like sunshine eliminiert ist, kann old getilgt werden; so wird die Nicht-Synonymität von (i) und ( i i ) erklärt. Diese Erklärung versagt jedoch bei parallelen Satzpaaren wie (iii) und (iv). (iii) (iv)

Old men like sunshine, and old women hate sunshine, Old men like sunshine, and women hate sunshine.

Old hat hier die gleiche Höhe im Graph wie sunshine, so daß die Nicht-Synonymität von ( i i i ) und (iv) weiterhin ein Rätsel bleibt. Der größte Defekt der 'Highest Identical Constituent Condition 1 ist aber wohl, daß sie die Erzeugung von Sätzen wie (v) unmöglich macht. (v)

Klaus, schlug und Klaus, trat den Hund., bis dieser, sich nicht mehr rührte.

Ich habe keine Sprechweise gefunden, in der solche Sätze ungrammatisch wären, und die oben genannte Bedingung muß deshalb wohl aufgegeben werden.

104

die Objekt-NP, in beiden Konjunkten die gleichen Lexeme dominiert. Hervorzuheben ist

nun, daß die obige Bedingung nicht nur erklärt,

weshalb die Reduktion der VP zu dem grammatischen Satz (3-^8b) führt,

sondern daß sie zudem der Ungrammatikalität von (3-48d)

Rechnung trägt: Die Eliminierung der Objekt-NP ist

genausowenig

möglich wie die des Verbs, da in beiden Fällen keine nicht-identische Schwester vorhanden ist.

Auch hier wird die Tilgung

ver-

schiedener Konstituenten durch ein und dieselbe Bedingung gesteuert, und dieses Faktum wäre als weiterer Hinweis darauf zu werten,

daß die Formulierung getrennter, Kategorie-bezogener Tilgungs-

regeln verfehlt wäre. Im Zusammenhang mit der zuletzt angeführten Bedingung ist

noch

einmal auf die Begriffe der Links- und Rechtsverzweigung einzugehen. In 3·1· sind diese Begriffe folgendermaßen bestimmt worden: "Wird ein Knoten A von einem Knoten B direkt dominiert und gibt es keine Schwesterkonstituente ter)

Seite, dann befindet

auf dessen linker (bzw. rech-

sich A auf einer linken (bzw. rechten)

Verzweigung," (Die in 3·3.2. angesprochene notwendige Erweiterung dieser Bestimmung sei hier außer acht gelassen.) Nehmen wir nun den Fall, in dem ein Verb von einer VP exhaustiv dominiert wird. Man beachte, daß das Verb dann - wenn man die Gültigkeit der obigen Begriffsbestimmung unterstellt - sowohl nach links als auch nach rechts verzweigt,

so daß eine Tilgung im linken wie auch im

rechten Konjunkt möglich sein sollte. (3_ |·9)

a.

Dieter arbeitet, und Klaus arbeitet.

b.

Dieter und Klaus arbeiten.

c, *Dieter arbeitet und Klaus. Um die Ungrammatikalität von (3-^9c) zu erklären, könnte man daran denken, die Begriffe der Links- und Rechtsverzweigung so zu bestimmen, wie es von der Mülbe (l973b:2?0) tut: "Man spricht von Linksverzweigung, wenn die untergeordneten Konstruktionen links von dem übergeordneten Knoten stehen." So anschaulich diese Erläuterung in bezug auf Baumstrukturen auch sein mag, so inadäquat

ist

sie

doch, da die hierarchische Organisation der Konstituenten und lineare Ordnung in keinerlei direkter Beziehung stehen: Dominanz wird vermittelt über die Relation > , während Reihenfolgebeziehungen allein in bezug auf Schwesterkonstituenten bestimmt werden, d.h. in internem Bezug dessen, was rechts von > in den einzelnen Regeln

105 erscheint. Eine adäquatere Bestimmung von 'Linksverzweigung 1 könnte also folgendermaßen lauten: 'Wird ein Knoten A von einem Knoten B direkt dominiert und. ist

die Menge seiner Schwesterkonsti-

tuenten auf der linken Seite leer t die Menge der Schwesterkonstituenten auf der rechten Seite hingegen nicht-leer, dann befindet sich A auf einer linken Verzweigung.' (Wenn man die Begriffe •links 1 und 'rechts' in diesem Satz miteinander vertauscht,

er-

gibt sich die Bestimmung von 'Rechtsverzweigung'.) In diesem Fall würde A, wenn er von B exhaustiv dominiert würde, weder nach links noch nach rechts verzweigen;

verzweigen (und zwar nach rechts) wür-

de in der entfernten Struktur von (3-^9) allein die VT, so daß (3-^9c) schon allein deshalb ausgeschlossen würde, weil der Direktionalitätsbedingung nicht Genüge geleistet ist.

Die in 3·1· ge-

gebene Begriffsbestimmung von Links- bzw. Rechtsverzweigung ist hier jedoch völlig ausreichend, da die allgemeine Definition von 'Verzweigung' in 1 . 1 . 1 . (und auch die Bedingung; der nicht-identischen Schwester) determiniert, daß das zu tilgende Element zu- -' mindest eine Kokonstituente besitzen muß.

3.3.k.

Regelordnung

3 t 3 . ^ « 0 . In den vorausgehenden Abschnitten ist

argumentiert wor-

den, daß die Tilgung von Verben in koordinierten Strukturen große Gemeinsamkeiten mit der Tilgung anderer Konstituenten in derartigen Satzverknüpfungen aufweist und daß zur Erklärung all

dieser

Reduktionsprozesse eine übergreifende Regel der Koordinationsreduktion vorgesehen werden muß. In 3.1. ist

jedoch festgehalten worden,

daß die Lückenbildung, die sich ja allein auf Verben beziehen soll, eine Überall-Regel sein soll, d.h. auf jedweder Derivationsstufe

eine Transformation, die frei

operieren kann, auf der ihre struk-

turelle Beschreibung erfüllt ist.

Es könnte nun sein, daß die Re-

duktion von Verben durch eine solche Überall-Regel bewerkstelligt wird, während die Tilgung von Nominalphrasen und anderen Konstituenten durch eine Transformation bewirkt wird, die keineswegs auf jedweder Ableitungsstufe angewandt werden kann. Im folgenden

soll nachgewiesen werden, daß die Tilgung von Ver-

ben in koordinierten Strukturen keineswegs auf jeder beliebigen

106 Ableitungsstufe erfolgen darf; sie kann zumindest nicht vor Anwendung der Passiv-Regel und der Equi-NP-Tilgung geschehen. Auch die Tilgung von Subjekt- und Objekt-NPs - so ist ist

weiterhin zu zeigen -

erst dann möglich, wenn diese Regeln angewandt worden sind.

3·3·^·1·

Equi-NP-Tilgung und Koordinationsreduktion

Die Regel der Equi-NP-Tilgung ist

in 2 . 4 . schon kurz angesprochen

worden, wo es um die Ableitung von Sätzen wie Dieter kann schwimmen ging; durch diese Transformation sollte das Subjekt des eingebetteten Satzes In (3-50) unter Identität mit einer Nominalphrase des Matrixsatzes getilgt werden. (2-14)

Dieter kann

schwimmen.

Dieter schwimm Verben wie konn, die die Tilgung des Subjekts

im eingebetteten

Satz auszulösen vermögen, stehen solche wie z . B . seh gegenüber, 31 bei denen die Subjekt-Hebung operiert. Die entfernte Struktur oo

eines Satzes wie (3-51) hätte wie (3-52) auszusehen. (3-51)

Peter sah sich arbeiten,

(3-52) NP

Peter

VP

/ \NP V l seh

l S„ NP l

VP l

Peter

V l arbeit

31 Vgl. dazu 2 . 8 . u n t e n . 32 Zur Ableitung von Sätzen wie (3-51) vgl. insbesondere Wunderlich (!970b).

107 Die Oberflächenstruktur von (3-51) wird aus (3-52) so hergeleitet, daß das Subjekt von S„ zum Objekt des Matrixsatzes gemacht und danach reflexiviert wird. Obwohl in (3-5O) und in ( 3 — 5 2 ) jeweils die gleiche strukturelle Konfiguration vorliegt, darf im ersten Fall nur die Equi—NP—Tilgung, im zweiten nur die Subjekt-Hebung operieren - sonst würden ungrammatische Sätze wie in (3-53) abgeleitet. (3-53)

a. *Dieter kann sich schwimmen, b, *Peter sah arbeiten.

Um die Erzeugung solcher nicht-wohlgeformter Ketten auszuschließen, scheint es angebracht,

sich sogenannter 'Regelmerkmale 1 zu

bedienen, die den Verben (der betreffenden Matrixsätze) beigege— ben werden; könn bringt so aus dem Lexikon das Merkmal [+EQUI] mit, das besagt, daß es nur die Equi-NP-Tilgung, nicht aber die Subjekt—Hebung erlaubt, und seh trägt das Merkmal [—EQUl], das das Gegensätzliche ausdrücken soll. Um die Wirkungsweise der Equi-NP-Tilgung zu verdeutlichen

33

wollen wir noch den folgenden Satz heranziehen. (3-5*0 Es ist

Erwin bittet Klaus zu gehen.

evident, daß bei diesem Satz implizit mitverstanden wird,

daß es Klaus ist, der hier gehen soll. Diese mitverstandene Information gilt es in der entfernten Struktur e x p l i z i t zu machen; o J,

sie soll hier als

( 3 — 5 5 ) notiert werden.

33 Einen recht guten Überblick über die Charakteristika, die dieser Regel gemeinhin zugeschrieben werden, bietet Postal (l970b: Hier wie auch an anderen Stellen werden Baumgraphen, die bereits Komplementmorpheme enthalten, als entfernte Struktur bezeichnet J streng genommen sind diese Graphen jedoch abgeleitete Strukturen, da z . B . bei (3-55) bereits die zu-Insertion (vgl. Kohrt und Küper 19?6:3^ff.) angewandt worden ist. Das Ausgehen von Strukturen mit Komplementmorphemen soll allein die Darstellung von Ableitungen vereinfachen. Die Präposition um in dieser Struktur ist deshalb notwendig, weil (3_54) eine Paraphrase mit einem darum nach der NP Klaus besitzt. ("Bei Einbettung nach Präpositionen wird das Proelement, das durch Extraposition eingeführt wird, nicht durch es ersetzt, sondern durch [dar- bzw. da-]." (König 1973b:304))

108

(3-55) NP t Erwin

VP l ^ NP V l l b i t t Klai

um

Damit die Gbex-flächenstiuktur von (3-5^) entsteht, muß auch hier das Subjekt des eingebetteten Satzes durch die Equi-NP-Tilgung eliminiert werden" 5 , ur,d auch in diesem Fall ka.nn ^iese Transformation (als

'Tilgung uiitti· Identität 1

o /·

) nur deshalb operieren,

weil im Matrixsatz eine identische NP vorhanden ist. Was diese die 7 7 Tilgimg kontrollierende'' NP im übergeordneten Satz anbelangt, so besteht jedoch ein offenkundiger Unterschied zwischen (3-50) und ( 3 - 5 5 ) » denn in der einen Struktur ist sie Subjekt, in der anderen Objekt des Matri> satzes. Wäre die Equi-NP-Tilg-ung so konzipiert, daß sie das Subjekt des Korstituentensatzes genau dann •tilgen würde, wenn überhaupt ein identisches Gegenstück d m Matrixsat z vorhanden wäre, dann könnte (3-5^) fälschlich auch aus einer Struktur wie (3-56) hergeleitet werden,

(3-56)

Erwin t i t t Klaus Präp

Komp

l

zu

i

Erwi n

geh 35 Außerdem ist natürlich noch die Präposition um zu tilgen, und das Komplementmorphem zu muß unter die Dominanz von V gebracht werden. 36 Vgl. Grinder ( 1 9 7 1 : 1 8 4 ) . 37 Vgl. Postal (I970b:443), Grosu (1971:G1).

109 Die zugrundeliegende Struktur von (3—5^·) darf aber m:.r ,vc

vie

(3-55) aussehen, da dieser Satz nicht so verstanden werden kann, daß Ervin Klaus b i t t e t , daß Ervin selbst kommen soll. Um dieses og Problem zu lösen" , hat Feter Rosenbauni sein Prinzip der minimaler. Distan? formuliert, m 1 -" - ~ ·

das regeln soll, welche NP. unter Identil

tat mit welcher NP . getilgt werden kam;; es soll hier als J wiedergegeber werden. (3-5?)

(3-5?)

Prinzip der minimalen Distanz (i)

NP

wird von S^ dominiert J

(ii) (iii)

N P . dominiert weder S^ noch wird sie von Sx dominiert, Für alle N P , , die weder S^ dominieren r.och von diesem Knoten dominiert werden, gilt, daß die Entfernung zwischen NP . und M-' größer ist als die zwischen KP*} urd N P . , wobei die Entfernung zwischen zwei Knoten durch die Zahl der Knoten des sie verbindenden Linienzugs bestimmt ist.

(3-57) schließt aus, daß bei Strukturen wie (3-55) oder (3-56) die Subjekt-NP des übergeordneten Satzes die Tilgung im untergeordneten Satz auslösen kann; zwischen der Subjekt-NP von S 1 und dor Subjekt-NP von S_ stehen nämlich die fünf Knoten S 1 ,VP,PP,NP,S 2 , während zwischen der Objekt-NP von S., und der Subjekt-NP von S ? nur die vier Knoten VP,PP,NP,S 2 zu finder sind. Es ist schnell zu sehen, daß (3-57) inadäquat ist,

jedoch

wenn man z,B. einen

Satz wie (3-58) heranzieht. (3-58)

Ich verspreche Klaus zu gehen.

Das Prinzip der minimalen Distanz sagt auch in solchen Fällen voraus, daß allein die Objekt-NP Klaus als Subjekt des zu-Korcplements verstanden werden kann - aber es ist

evident, daß allein ich als

Subjekt—NP für gehen gewertet werder. kann. Um die angesprochenen Schwierigkeiten, die das Prinzip der minimalen Distanz nicht beseitigen kann, aus der Welt zu schaffen, sind mehrere Vlege denkbar. Ob Subjekt- oder Objekt-NP des Matrix38 Dieses Prinzip soll auch die Tilgung in Subjektkomplementen sichern (Rosenbaum 1970:27f.)· 39 Vgl. Rosenbaum (1967:17) sowie Rosenbaum (1970:27). J*0 Zu einer ausführlicheren Kritik s. Postal ( 1 970b:^68ff. ) , Grosu ( 1 9 7 1 : l 6 f f . ) .

110

satzes als kontrollierende NP bei der Tilgung fungieren kann,

ist

zweifellos von den betreffender Verben vie vfergprech, körn, bitt etc.

abhängig,, und es wäre möglich, diese Verben - d i e bereits

durch das Merkmal f+EQUl] ausgezeichnet sind - durch eine zusätzliche Markierung [- SUBJEKT-KONTROLLE] in bezug auf die für die Tilgung relevante NP zu kennzeichnen. In einem anderen Lösungsvorschlag würde die 'Insertion eines Verbs wie bitt schon davon abhängig gemacht, daß die N P , die e.ls Subjekt dieses Verbs fungiert, 41 mit der Sutjekt-NP des eingebetteten Satzes identisch ist ; man könnte auch versuchen, durch eine lexikalische Dekomposition der k2 betreffenden Verben zu einer Vereinheitlichung zu kommen. Zwiischen diesen verschiedenen Möglichkeiten soll hier nicht entschieden werden; für unsere Zwecke h j e r ist

allein festzuhalten, daß

die angesprochenen Verben irgendwie in bezug auf die Equi-NP-Til^ gung markiert seir. müssen und daß jeweils eine bestimmte NP im Matrixsatz mit der zu tilgenden Subjekt-NP des Konstituentensatzes identisch sein muß, damit diese Transformation angewandt werden kann. Nach diesen Vorüberlegungen kann, nun ges:eigt werden, daß die angenommene Transformation der Lückenbildung, die ja allein auf Verben beschränkt war, unmöglich eine Überall-Regel sein kann. 41 Vgl. Postal ( I 9 7 0 b : ^ 9 9 ) : "[...] the fact that the linguistic verb ask of request requires EQUI to delete an NP which is a coreferent of its indirect object is a function of the deeper fact that this verb requires its complement subject to be a coreferent of its indirect object [...] ," Die Bedingung bei der Equi-NP-Tilgung wäre somit bloßer Reflex einer 'Tiefenstruktur-Bedingung' im Sinne von Perlmutter (1971). Dieser Vorschlag führt jedoch schon bei Verben wie versprech zu erheblichen Schwierigkeiten. (i) (ii)

Ich verspreche Dir, daß die Sache erledigt wird, Ich verspreche Dir, daß Du die Freikarte bekommst.

Vie die Sätze (i) und (ii) zeigen, ist die Insertion von versprech keineswegs daran gebunden, daß die Subjekte von Matrixund Konstituentensatz übereinstimmen. 42 So erklärt z.B. Grosu ( l 9 ? 1 : G 5 7 ) f "that the correct controller of most (possibly, all) [EQUI-] verbs can be invariably spocified as the subject of the sentence immediately above the deletes in underlying structure, provided the lexical decomposition hypothesis of generative semantics is adopted." Ähnlich inzwischen auch Postal (1974:257): "The controller NP for Equi is always a cyclical subject at the point when control is checked, which is at the end of the lowest cycle covering the controller."

111

Als Beispiel möge der Satz (3-59) dienen. (3^59)

Goring versprach Goebbels, in Zivil zu kommen, und Goebbels versprach Göring, keine Rede zu halten.

Dieser Satz besitzt in (3-6 ) eine Paraphrase, wo die zweite Okkurrenz des Verbs im Matrixsatz durch die Lückenbildung (oder die Koordinatiorsreduktion) getilgt worden (3-6 )

ist.

Göring versprach Goebbels, in Zivil zu kommen, und Goebbels Göring, keine Rede zu halten.

Soll die Lückenbildung nun wirklich eine Überall-Regel sein, so muß sie auch auf der Derdvationsstufe angewandt werden können, die vor der Operation der Equi-NP-Tilgung liegt; in diesem Fall würde sie allerdings das Verb mit dem Merkmal [+Equi] eliminieren,

und die Anwendung der letzteren Transformation wäre im zwei-

ten Konjunkt nicht mehr möglich. ( 3 — 6 l ) *Göring verepiach Goebbels, in Zivil zu kommen, und Goebbels Göring, Goebbels keine Rede zu halten. Die Ungrammatikalität von ( 3 - 6 l ) zeigt deutlich, daß die Tilgung des Verbs erst nach der Anwendung der Equi-NP-Tilgung erfolgen darf - mit anderen Worten: diese Reduktionsoperation kann nicht durch eine Überall-Regel

bewirkt werden.

Es bleibt nun noch zu demonstrieren, daß auch die Tilgung vor Nominalphrasen in koordinierten Strukturen erst nach der Operation der Equi-NP-Tilgung möglich ist. (3-62)

Nehmen wir (3-62) als Beispiel:

Goebbels, war recht aufgeräumt, und er. versprach, keine Rede zu halten.

Unter Beachtung der Direktionalitätsrestriktion kann die SubjektNP Gpe.bbe.ls im zweiten Konjunkt eliminiert werden. (3-63)

Goebbels war recht aufgeräumt und versprach, keine Rede zu halten.

Wird diese Reduktion jedoch vor Anwendung der Equi-NP-Tilgung im zweiten Teilsatz vorgenommen, dann kann das Subjekt des eingebetteten Satzes nicht mehr getilgt werden, da die in der strukturellen Beschreibung der betreffenden Regel geforderte Identität mit einer NP des übergeordneten Satzes nicht mehr gegeben ist.

Anstel-

le von (3-63) würde so der ungrammatische Satz (3-64) abgeleitet. *Goebbels. war recht aufgeräumt und versprach, er. keine Rede zu halten.

112

Die Ungrammatikalität von (3-61) und (3-64) findet eine gemeinsame Erklärung, wenn Verb- Lind NP-Tilgung durch, eine Regel der Koordinationsreduktion

bewirkt werden, deren Anwendung vor dem

Operieren der Equi-NP-Tilgung ausgeschlossen ist. Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, daß gegen die obige Argumentation Bedenken vorzubringen sind, die ihre Validi— tat ernsthaft in Frage stellen. Es ist

nämlich durchaus nicht

sicher, daß die Sätze (3-61) und (3-64) durch eine Beschränkung möglicher Applikationsfolgen auszuschließen sind; denkbar wäre auch, daß hier ein unabhängiges, bislang noch nicht erörtertes Derivationsprinzip verletzt wurde. Als Beispiel möge der Satz (3-65) dienen. (3-65)

Dieter wünschte sich, von Susanne geliebt zu werden.

Die Ausgangsstruktur für diesen Satz kann durch (3-66) wiedergegeben werden. 3 (3-66)

„[ Dieter wünsch sich ,3 [zu Susanne lieb Dieter ] ] O

ö

Um (3-65) abzuleiten, muß zunächst die Passiv-Regel im eingebetteten

Satz

operieren und die Objekt-NP Dieter in Subjektposition

bringen; erst dann ist

die für die Equi-NP-Tilgung notwendige Iden-

tität von Subjekt des Konstituentensatzes und einer NP des Matrix— satzes (hier ebenfalls das Subjekt) gegeben. Die Passiv-Regel

ist

nun aber offensichtlich fakultativ, und wenn sie nicht angewandt wird, ist erfüllt,

die strukturelle Beschreibung der Equi-NP-Tilgung nicht so daß der ungrammatische Satz (3-6?) erzeugt wird.

(3-67) *Dieter. wünschte sich, Susanne ihn. zu lieben.

43 Zwischen Verben wie versprech einerseits und (sich) wünsch andererseits besteht ein bedeutsamer Unterschied: während bei dem letzteren ein abgeleitetes Subjekt durch Equi-NP-Tilgung eliminiert werden kann, ist das bei Verben wie versprech ausgeschlossen. (i)

*Dieter versprach Peter, von der Feuerwehr eingestellt zu werden.

Wie die Erzeugung solcher Sätze verhindert werden kann, ist ein offenes Problem, da versprech (vgl. Anm.4l oben) offensichtlich in der entfernten Struktur keine Identität der Subjekte von Matrix- und Konstituentensatz verlangt. Es scheint, daß hier eine globale Bedingung vonnöten ist, die die Tilgung des eingebetteten Subjekts nur dann erlaubt, wenn es auch in der entfernten Struktur in dieser Position stand.

113 Die Ungrammatikalität von (3-61), (3-64) und (3-6?) ist jeweils auf das gleiche Faktum zurückzuführen:

offenbar

in allen Fällen

hätte die Equi-NP-Tilgung operieren müssen, aber ihre Anwendung war blockiert - einmal fehlte da.s notwendige Verb mit dem Merkmal [+Equi], einiral war der geforderten Identitätsbeziehung nicht Genüge geleistet. Anscheinend muß ein übergreifendes Prinzip muliert werden, das solche Strukturen als nicht-wohlgefonnt

foraus-

scheidet, auf die eine bestimmte Transformation»aus welchen Gründen auch immer, nicht angewandt werden konnte, obwohl sie hätte angewandt werden müssen. Ich will hier nicht versuchen, ein sol— 44 ches Prinzip genauer zu ertwickeln ; in dem hier angesprochenen Diskussionsrahmen ist

allein die Feststellung von Bedeutung, daß

Sätze wie (3-61) und (3-64) keinen klaren Beweis dafür

liefern,

daß die Reduktion von Verben (in Einklang mit den: ursprünglichen Vorschlag von Ross) und von Nominalphraser nicht durch eine Überall-Regel erfolgen kann.

3.3.4.2.

Passiv und Koordinationsreduktion

Im folgenden wollen wir uns der Passiv-Regel zuwenden, von deren Applikation im eingebetteten Satz von (3-66) ja die Grammatikalität der betreffenden Oberflächenstruktur abhängig war. So viele Kontroversen in bezug auf die genaue Formulierung dieser Transformation, auch bestehen mögen 45 : es scheint- doch Einigkeit darü— 44 Chomsky (1965:138) hat in bezug auf die Relativsatz-Bildung eine Blockierungsmethode skizziert, die wohl auch hier bei der Equi-NP-Tilgung verwandt werden könnte. Dieses Prinzip bedient sich des Satzgrenzsymbols & , das Chomsky (1965:66) als "grammatical formative" durch die Ersetzungsregeln einführen will (vgl. etwa auch Chomsky 1956:11?f.). Die Equi-NP-Tilgung könnte dann so formuliert werden, daß sie die Satzgrenzsymbole des eingebetteten Satzes mit eliminiert. "Thus, if its application is blocked, this symbol will remain in the string. We can then establish the convention that a well-formed surface structure cannot contain internal occurrences of it." (Chomsky 1965s138) Mit diesem Vorschlag sind allerdings derart viele Probleme verbunden, daß er hier nicht weiter diskutiert werden kann. (Man beachte übrigens, daß diese Fälle auch nicht über die Theorie der 'absoluten Ausnahmen' von Lakoff (19?0a:49ff.) geklärt werden können, da die betreffenden Verben nicht in allen Strukturen die Equi-NP-Tilgung auslösen müssen, sondern z.B. auch mit daß-Komplementen stehen können.) 45 Einen recht guten Überblick über die verschiedenen Beschreibungsansätze bietet Robin Lakoff ( 1 9 ? 1 ) ·

114 bar zu herrschen, daß sie grundsätzlich eine Subjekt- und eine Objekt-NP miteinander vertauscht, wobei die ursprüngliche SubjektNP gewöhnlich mit von angeschlossen wird, während die vorherige Objekt-NP die Funktion des Subjekts übernimmt. Diese Charakteri46 sierung ist hier noch in einem Punkt zu ergänzen: als Kennzeichen der Passiv-Regel gilt im allgemeinen, daß die zu verschie47 bende Objekt—NP im Akkusativ zu stehen hat. Dieser Bezug a.uf einen bestimmten obliquen Kasus ist

jedoch - selbst wenn er in

dieser Form richtig sein sollte - auf keinen Fall ausreichendj da bei einer ganzen Reihe von Verben, die ein Akkusativobjekt 48 nach sich ziehen, kein Passiv möglich ist. (3-68)

a.

Ich besitze einen Hut.

b. *Ein Hut wird von mir besessen. c.

Sein Verhalten betrübte uns.

d. *Wir wurden von seinem Verhalten betrübt. 49 Um die Ungrammatikalität der Sätze (3-68b) und (3-68d) zu erklären,

scheint es kein anderes Mittel zu geben als das, die Verben

hinsichtlich ihrer Passiv—Verträglichkeit zu markieren

; Verben

wie besitz und betrüb wären dann mit dem Merkmal [-Passiv], Verben wie streiche!, schlag, schreib etc. mit [tPassiv] zu versehen, so daß die Anwendung der Passiv-Regel im ersten Fall möglich, im zweiten hingegen ausgeschlossen

ist.

Betrachten wir nun den Satz (3-69a), der durch die Transformation der Lückenbildung mit (3-69b) verbunden wäre. 46 Außer acht gelassen wird hier die Frage nach der Einführung von werd, die Möglichkeit, in bestimmten Fällen auch durch anstelle von von zu verwenden, usw.; all dies ist für die folgende Diskussion irrelevant. 47 Vgl. z . B . Bierwisch (19Ö3:92), Wunderlich ( l 9 7 O b : 1 l ) . 48 Darauf ist auch von der traditionellen Grammatik immer wieder hingewiesen worden; vgl. so die Duden-Grammatik (1966: 1 06, 532f.) 49 Dieser Satz hat allerdings eine marginal akzeptable Lesart mit der Bedeutung, daß sein Verhalten bewirkte, daß wir traurig wurden; in diesem Fall scheint dann jedoch kaum eine Operation der Passiv-Regel vorzuliegen. 50 Diese Verbmarkierung geschieht offensichtlich im Lexikon (vgl. Chomsky 1965:87); die Ansicht, daß das Passivmerkmal sowohl durch Ersetzungsregeln (bzw. Baumerzeugungsregeln) als auch im Lexikon eingeführt werden muß (so z.B. Cluver 19?2:34f.), ist abzulehnen (vgl. Kohrt 19?4b:7l).

115

(3-69)

a.

Michael streichelt den Hund, und Petra streichelt die Katze.

b.

Michael streichelt den Hund und Petra die Katze.

Das Verb streichel gehört zu denjenigen, die das Merkmal [+Passiv] tragen, und die Sätze in (3-69) finden so in denen von (3-70) ihre Entsprechung. (3-70)

a.

Der Hund wird von Michael gestreichelt, und die Katze wird von Petra gestreichelt.

b.

Der Hund wird von Michael gestreichelt und die Katze von Petra.

Die Anwendung der Lückenbildung nach der Passiv-Regel (und vor der Regel Verb-End) ermöglicht die Ableitung von Sätzen wie (3-70b). Soll die Tilgung der Verben aber von einer Überall-Regel bewirkt sein, dann muß diese Transformation auch vor der Passiv-Regel operieren können; sie würde dann zunächst eine abgeleitete Struktur erzeugen, die durch den Satz (3-69°) wiedergegeben wird. Wichtig ist

nun aber, daß danach noch die Passiv-

Transformation im linken Konjunkt operieren könnte, so daß sich die ungrammatische Kette (3-71) ergäbe. (3-71) *Der Hund wird vor. Michael gestreichelt und Petra die Katze. Nach der Eliminierung des Verbs im rechten Konjunkt ist

die struk-

turelle Beschreibung der Passiv—Transformation dort nicht mehr erfüllt - und selbst wenn sie erfüllt wäre

, könnte die Erzeugung

nicht-wohlgeformter Sätze wie (3-71) nicht ausgeschlossen sein, da die in Frage stehende Regel ja grundsätzlich fakultativ operiert. Wenn die Lückenbildung jedoch keine Überall-Regel ist,

wenn

die Tilgung der Verben immer erst nach Anwendung der Passiv-Transformation möglich ist,

dann findet die Ungrammatikalität vor Sätzen

wie (3-71) eine einfache Erklärung. Die Operation der Passiv-Transformation im linken Konjunkt würde zunächst eine Struktur wie (3-72a) ableiten, aus der dann mittels Verb-End etc. die Oberflächenstruktur von (3-72b) entstünde.

51 Dies wäre z.B. möglich, wenn sogenannte 'leere 1 Knoten im Sinne von Jackendoff (1972) oder Emonds (197O:37) vorgesehen würden und wenn wie bei Rosenbaum (l96?b:18) Regelmerkmale durch Subkategorisierungsregeln einzuführen wären.

116 (3-72)

a.

s [ s [ N p [d s[

b.

und

Hund] ^[ werd s [ Np [

Petra ]

yp[

streichel von Michael]]]

yp [

streichel die K a t z e ] ] ] ]

Der Hund wird von Michael gestreichelt, und Petra streichelt die Katze.

Obwohl die Verben streichel bei (3-72a) noch nach links verzweigen, ist nun die strukturelle Beschreibung der betreffenden Reduktionst* O

regel nicht mehr erfüllt

, so daß allein (3-?2b) und nicht der

ungrammatische Satz (3-71) abgeleitet werden kann. Es ist

nun leicht zu zeigen, daß auch die Tilgung von Nominal-

phrasen in koordinierten Strukturen nicht erfolgen darf, bevor nicht die Passiv-Regel in den einzelnen Konjunkten operiert Gehen wir zunächst von den Sätzen in (3-73) (3-73)

hat.

aus.

a.

Michael streichelt den Hund., und Petra schlägt ihn ± .

b.

Der Hund wird von Michael gestreichelt und von Petra geschlagen.

c. ^Michael streichelt, und der Hund wird von Petra geschlagen. Wie bei der Tilgung des Verbs durch die angenommene Regel der Lückenbildung führt

auch die Eliminierung der Objekt-NP zu

fal-

schen Resultaten (vgl. 3-73c), wenn sie vor der Anwendung der Passiv-Regel durchgeführt wird; erst dann, wenn in beiden Konjunkten die Passivform erreicht ist,

kann wieder eine Tilgung in

Übereinstimmung mit der Richtungsbedingung erfolgen (vgl.

3-73b).

Ungrammatische Sätze würden sich auch ergeben, wenn Subjekt-NPs EO

vor dem Operieren der Passiv-Regel getilgt würden. (3-7*0

a

·

Michael, streichelt den Hund, und er, schlägt die 1 Katze, 1

b. *Der Hund wird von Michael gestreichelt und schlägt die Katze.

52 Warum dies so ist, kann hier nicht genauer diskutiert werden. Möglich wäre, daß streichel im zweiten Konjunkt das Merkmal [+Part II] trägt, im ersten jedoch nicht, so daß keine strikte Identität mehr gegeben wäre; denkbar wäre aber auch, daß die Eliminierung eines Verbs innerhalb einer zweiten, übergreifenden Verbalphrase grundsätzlich ausgeschlossen ist. 53 Die Tilgung der von-NP-Verbindung ist in solchen Fällen überhaupt nicht möglich; zu einer Erklärung dafür vgl. die Erörterungen zur Objekt-Reduktion in Kap.il.

117 Erst nach der Passiv-Transformation darf das Subjekt des zweiten Konjunkts getilgt werden (vgl. 3-73*0 5 anderenfalls würden abweichende Ketten wie (3-74b) generiert. Die Reduktion von Verben einerseits und von Subjekt- und Objekt-NPs andererseits ist

also gleichermaßen so restringiert, daß

sie erst dann durchgeführt werden darf, wenn die Passiv—Regel in den betroffenen

Konjunkten bereits angewandt werden konnte. Zu der

obigen Argumentation sind nun noch zwei Anmerkungen zu machen; die eine betrifft

ihre Stärke, die andere eine ihr innewohnende

Schwäche. Zunächst ist

zu betonen, daß diese Argumentation nicht

ähnlichen Bedenken ausgesetzt ist,

wie sie zu Ende des vorherigen

Abschnitts geäußert wurden. Im Gegensatz zur Equi-NP-Tilgung

ist

die Passiv-Transformation fakultativ, so daß - ganz gleich, ob sie

angewendet wird oder nicht — grundsätzlich grammatische Sätze

resultieren müßten. Wenn dieses Argument also von seinen Voraussetzungen her valid ist,

so muß auf der anderen Seite jedoch ge-

sagt werden, daß seine Reichweite äußerst begrenzt ist. Gesamtargumentation im Abschnitt 3.3.

Ziel der

sollte es sein, plausibel

zu machen, daß die Tilgung von Verben, Nominalphrasen etc. in koordinierten Strukturen durch ein und dieselbe Regel bewerkstelligt wird« Der Nachweis aber, daß die Eliminierung von Verben und No— minalphrasen unbedingt auf die Anwendung einer anderen transformationellen Regel folgen muß, besagt noch lange nicht, daß hier nur eine einzige Tilgungsregel im Spiel ist;

es mag durchaus so

sein, daß die Restriktion, erst nach der Passiv-Transformation operieren zu können, bloß ein gemeinsames Kennzeichen verschiedener Reduktionsregeln ist. Das in diesem Abschnitt skizzierte Argument gewinnt so bestenfalls im Verein mit den in 3·3·1· 3.3 ·3· angeführten Gemeinsamkeiten in der Reduktion verschiedener Konstituenten eine gewisse Beweiskraft. Folgebeziehungen zwischen verschiedenen Transformationen bedürfen sicher noch einer genaueren Erörterung, und in den Kapiteln k und 5 soll weiter auf sie eingegangen werden.

k.

PROBLEME DER TRANSFORMATIONSORDNUNG

k,0. Die Frage, wie Transformationen bei der Ableitung von Sätzen zusammenwirken, ist

in bisherigen Arbeiten zu einer generativen

Grammatik des Deutschen weitestgehend ausgeklammert worden; im gemeinen ging es allein darum, verschiedene Regeln zu formulieren,

all-

transformationeile

die bestimmte Fakten des Deutschen erklä-

ren sollten, und das Problem, wie diese einzelnen Transformationen im Zusammenhang operieren, blieb dabei im großen und ganzen außer acht. Das Zusammenspiel von Transformationen ist Begriff der Ordnung

1

dabei durch den

bestimmt, der sich auf die Reihenfolge be·»

zieht, in der die einzelnen Regeln in einer Derivation angewandt werden. Daß Probleme, die sich auf Applikationsfolgen beziehen, zumeist bei den Betrachtungen ausgeschlossen blieben , dürfte nicht zuletzt in dem Skrupel begründet liegen, daß man zumeist von dem konkreten Aussehen der Transformationen noch zu wenig zu wissen meinte, um exakt ihren Platz in einer Applikationsfolge mehrerer 2 Regeln bestimmen zu können ; man versuchte so zumeist, dem Aufbau einer Transformationskomponente in einer Zwei-Schritt-Kpmbination beizukommen, indem zunächst die einzelnen Regeln möglichst explizit ausformuliert wurden und ein zweiter Arbeitsgang schließlich den Zusammenhang zwischen ihnen herstellte. Ein solch partikularistischer Ansatz wird zurückgewiesen werden müssen, da die Notierung einzelner Transformationen überhaupt nicht sinnvoll 1 Man folgte so dem Beispiel von Bierwisch ( 1 9 6 3 : 9 0 ) , "abgesehen von einfachen und offensichtlichen Angaben die Ordnung der Transformationen [zu] vernachlässigen"; das Wort von Härtung (196^: 35), daß die Reihenfolge transformationeller Regeln ein "bisher wenig bearbeitetes Problem" sei, hat auch heute noch — nach mehr als zehn Jahren - seine Gültigkeit für die Untersuchungen zu einer GTG des Deutschen behalten. Erst in letzter Zeit wird auch in deutschsprachigen Publikationen Fragen der Regelordnung eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt; vgl. z.B. Krenn ( sowie Huber und Kummer ( 1 9?M · 2 Vgl. z.B. Bierwisch (19Ö3:90).

119 vorgenommen werden kann, wenn nicht strukturelle Beschreibung und strukturelle Veränderung auf jeweils folgende oder vorangeheno

de Regeln bezogen (oder auch gerade nicht bezogen) werden. In Kapitel k und 5 werden nun Probleme der Ordnung von Transformationen im Mittelpunkt eine 'Grobordnung d.h.

1

stehen. Während es im 5. Kapitel um

innerhalb der Transformationskomponente geht,

um Applikationsort (und Applikationsmodus) von Klassen trans-

formationeller Regeln, sollen im vorliegenden Kapitel Probleme einer 'Feinordnung' diskutiert werden, d.h. hier ist

es um das Zu-

sammenwirken einzelner Transformationen in der Sequenz zu tun.

4.1.

Geordnete Regeln in Chomskys Analyse des Auxiliarkomplexes im Englischen

Bereits in den vorangegangenen Kapiteln ist

an verschiedenen Stel-

len davon gesprochen worden, daß eine transformationelle Regel "vor" einer anderen anzuwenden war, daß Transformationen in bezug auf Applikationsfolgen restringiert werden mußten (oder nicht restringiert werden durften),

etc. Oben wurde nun der Begriff der

Transformationsordnung eingeführt, und es gilt zu untersuchen, was denn Ordnung1 überhaupt in diesem Zusammenhang bedeutet« Daß transformationeile Regeln in einer gewissen Reihenfolge operieren müssen, hat Chomsky bereits in seinen ersten Ausarbeitungen der 4 transformationellen Theorie gefordert. Das konkrete Beispiel, anhand dessen Chomsky ( l 9 5 7 s 4 4 f . ) diese Forderung zu begründen sucht, ist

seine Analyse des englischen Auxiliarkomplexes, die ich im

folgenden noch einmal nachzeichnen will; wenn es m.E. auch außer 3 So bemerkt Bierwisch ( 1 9 6 3 ? 9 O ) in bezug auf die von ihm postulierten Transformationsregeln, "daß bei weiterem Eindringen in die Transformationsstruktur des Deutschen eine Änderung in der Formulierung mancher Details notwendig werden kann, wenn neue Abhängigkeiten von vorausgehenden oder Bedingungen für nachfolgende Transformationsregeln berücksichtigt werden müssen." Tatsächlich ist jedes Detail bei der Notierung einer Transformation notwendig durch Überlegungen bestimmt, die sich auf den Platz dieser Regel in der Applikationsfolge richten. k So spricht z.B. Chomsky ( 1 9 5 6 : 1 2 2 ) durchaus nicht zufällig von einer "sequence of transformational rules" statt etwa von "set of transformational rules": "The grammar can also be simplified very greatly if we order the rules and require that they be applied in sequence [...]." (Chomsky 1956:118; vgl. etwa auch Chomsky 1957:44, Chomsky 1 9 6 1 : 2 4 . )

120

Frage steht, daß diese Analyse nicht aufrechterhalten werden kann , so läßt sich an ihr

doch sehr gut demonstrieren, was Chomsky un-

ter einer Ordnung von Transformationsregeln versteht. Kernstück der genannten Analyse ist gel,

die hier als

ich als

'Affix-Sprung'

eine transformationelie Re-

bezeichnet werden soll und die

(4-1 ) n o t i e r e .

(4-1)

Affix-Sprung Af

SB:

+

1

v 2

SV: 0

2+1 #

In dieser Regel bezeichnet Af die Affixe Vergangenheit. _s (das Kennzeichen der 3»Person Singular bei Präsensformen), Q, en und ing; v steht hingegen für Hauptverben, Modalverben sowie have und be, und das neu eingeführte Symbol & ist grenze.

*7

eine Markierung der Wort-

Nach Chomsky ( l 9 5 7 : 4 l f . ) liegt der Vorteil einer Analyse,

die sich (4-1) bedient, vor allem darin, daß die in der Oberflächenstruktur diskontinuierlichen Elemente have... en und be...ing in der entfernten Struktur zusammen erzeugt werden; die Diskontinuität wird dann erst durch die Regel (4-1) eingeführt. Als zweite Transformation formuliert Chomsky ( 1 9 5 7 : 6 2 ) eine Regel, die als

'Do-Einsetzung' bezeichnet wird.

(4-2)

Do-Einsetzung #

Af

SB:

1

2

SV:

1

do+2

Durch diese Transformation wird das Auxiliarverb do immer dann eingeführt, wenn ein Affix direkt auf ein Wortgrenzsymbol folgt. Die Einführung des Wortgrenzsymbols geschieht allgemein durch eine Transformation, die mit Chomsky (1957:39) informal als (4-3) wiedergegeben werden kann. 5 Zu einer Kritik vgl. z.B. Ross ( l 9 6 9 b ) , Borkin, ed. ( l 9 7 2 : 1 f f . ) ; der Versuch von Chomsky ( 1 9 7 2 : 6 5 ) , diese Kritik als bloße Notationsvariante seiner eigenen Lösung abzutun, dürfte wohl kaum überzeugen (vgl. auch Kohrt 1974a:1ö8ff.).

6 Vgl. Chomsky (1957: 39). 7 Das Zeichen ' + ' in der strukturellen Beschreibung ist als "concatenation operator on the level of phrase structure" (Chomsky 1957:39) zu verstehen.

121 (4-3)

¥ortgrenzen-Einsetzung Ersetze + durch jtr außer im Kontext v — A f . Füge if am Anfang und am Schluß ein.

Daß + im Kontext y — Af nicht durch -erersetzt werden darf, zu bedeuten, daß das Wortgrenzsymbol nicht zwischen diesen den Elementen eingesetzt werden darf, wenn sie

hat bei-

in der angegebenen

Reihenfolge erscheinen. Es soll nun angenommen werden, daß für diese Transformationen keinerlei Bestimmungen darüber vorliegen, wie sie nacheinander bei der Ableitung anzuwenden sind; ihre Applikationsfolge soll also beliebig sein. Als Beispiel mag hier der Satz (4-4) dienen. (4-4)

Sven has been painting.

Bei der Analyse, die hier betrachtet wird, kann die Satzrepräsentation vor Anwendung der hier interessierenden Regeln so wie in (4-5) dargestellt werden. (4-5)

Sven + s + have + en + be + ing

+ paint

Auf (4-5) kann die Do-Einsetzung nicht angewandt werden, da die strukturelle Beschreibung dieser Transformation das Vorhandensein eines Wortgrenzsymbols verlangt; hingegen können die beiden anderen Regeln frei auf der durch ( 4 - 5 ) dargestellten Struktur operieren. Da die Applikationsfolge ja als beliebig angenommen wurde, soll nun zunächst die Wortgrenzen-Einsetzung angewandt werden, die (4-5) in (4-6) (4-6)

& Sven tf

s ff

überfuhrt, have + en £? be + ing

t?

paint tf-

Aus dieser Struktur macht dann die Do-Einsetzung, die obligato8 ~~" risch ist , eine abgeleitete K e t t e , die als (4-7) darzustellen

ist. (4-7)

tt Sven #. do + s 0- have + en t£

be + ing

-#· paint -ff

Die Transformationsregel (4-1) kann nun nicht mehr angewandt werden; da der Affix-Sprung kein Wortgrenzsymbol zwischen A f f i x und Verb duldet, wird letztlich der ungrammatische Satz (4-8) abgeleitet. (4-8) *Sven does had being paint. 8 Vgl. Chomsky ( 1 9 5 7 : 6 2 ) .

122

Wenn aber anstelle der Wortgrenzen-Einsetzung der Affix-Sprung zuerst angewandt wird, dann ergibt sich über (4-9a) und (4-9b) der korrekte Satz (4-4). (4-9)

a. b.

Sven + have + s + be + en + paint + ff Sven fp

have + s £/

ing

be + en # paint + ing tf-

Da weder (4-5) noch die Ableitungsstufen in (4-9) jemals ein Affix enthalten, das direkt auf ein Wortgrenzsymbol folgt, kann keine Do—Einsetzung erfolgen. Nach diesen Erörterungen können wir so die folgende Regelordnung für die Transformationen

(4-10)

( 4 - 1 ) , (4-2) und (4-3)

formulieren.

-Affix-Sprung - Wortgrenzen—Einsetzung - Do-Einsetzung

Dabei ist

nun allerdings zu beachten, daß zwischen der Reihenfol-

ge Affix-Sprung - Wortgrenzen-Einsetzung einerseits und Wortgrenzen—Einsetzung — D_o—Einsetzung andererseits ein gewichtiger Unterschied besteht. Bei den ersten beiden Regeln gibt es - wie oben an (4-5) zu sehen war - nämlich Strukturen, die die strukturelle Beschreibung beider Transformationen erfüllen, während so etwas bei dem zweiten Regelpaar völlig ausgeschlossen ist:

die struk-

turelle Beschreibung der Do-Einsetzung setzt die vorherige Applikation der Wortgrenzen-Einsetzung voraus, ohne die nie eine Folge -ff

Af entstehen kann. Um die

schließen,

ungrammatische Kette (4—8) auszu-

muß eine besondere Bedingung formuliert werden, die

die Anwendung der Wortgrenzen-Einsetzung vor dem Affix-Sprung o nicht zuläßt ; die Reihenfolge von Wortgrenzen-Einsetzung und DoEinsetzung ergibt sich sozusagen von selbst, d.h.

sie erwächst

als Konsequenz aus der Formulierung der strukturellen Beschreibung der letzteren Transformation. Chomsky (1965:223) hat dehalb zwischen extrinsischer und intrinslscher Regelordnung unterschieden: "In connection with ordering of rules, it

is necessary to

dis-

tinguish extrinsic order, imposed by the explicit ordering of rules, from intrinsic order, which is simply a consequence of 9 Man beachte, daß die Wortgrenzen-iinsetzung die Struktur jeweils so verändert, daß der Affix-Sprung nicht mehr angewandt werden kann; die beiden Transformationen stehen also in einer 'bleeding order 1 im Sinne von Kiparsky (1968).

123

how rules are formulated. Thus if symbol A and R

the rule R- introduces

the

analyzes A, there is a.i intrinsic order relating

R j and R _ , but not necessarily any extrinsic ordsr. Similarly, if a certain transformation T.. applies to a certain structure that is formed only by application of T _ , there is an intrinsic order T 1 , T 2 < " Zwischen Affix-Sprung und tfortgrenzen-Einsetzung besteht damit ein extrinsisches Ordnungsverhältnis, zwischen WortgrenzenEinsetzung und Do—Einsetzung ein intrinsisches.

4.2.

Intrinsische und extrinsische Regelordnung

4.2.1.

Intrinsische Regelordnung

In den vorangegangenen Erörterungen wurde festgehalten, daß ein intrinsisches Ordnungsverhältnis zwischen zwei Regeln

genau dann

vorliegt, wenn sich die Anwendungsfolge der Transformationen "aus der Formulierung der Regeln selbst" ergibt. Zwischen zwei Regeln A und B hat

dabei ein

'Fütterungsverhältnis' im Sinne von Kiparsky

( l 9 6 8 : 1 9 6 f . ) zu bestehen:

"One way in which two rules, A and B,

can be functionally related is that the application of A creates representations to which B is applicable. That is,

the application

of A converts forms to which B cannot apply into forms to which B can apply [ . . . ] . In such situation, call A a feeding rule relative to B [ . . . ] . Call this relationship between rules a feeding relationship [... ] and the linear order in which the feeding rule precedes a feeding order [ · · · ] . " FütterungsOrdnung und intrinsische Ordnung sind demnach aufeinander zu beziehen, denn oben hieß es ja,

daß T., genau dann in bezug auf T_ intrinsisch geordnet

ist,

wenn T2 auf einer Struktur operieren muß, die erst durch die Anwendung von T1 geschaffen worden ist. ist

Die Wortgrenzen-Einsetzung

so eine Fütterungsregel in bezug auf die Do-Einsetzung, da die

10 Wenn im folgenden ohne weiteren Zusatz von "Regeln" gesprochen wird, so sind immer Transformationsregeln gemeint. Wie im folgenden noch deutlich wird, sind jedoch auch Ersetzungsregeln (oder Baumerzeugungsregeln) geordnet; zwischen ihnen bestehen notwendigerweise intrinsische Ordnungsverhältnisse, da eine jede anzuwendende Regel (von der ersten abgesehen) auf der Ausgabe einer anderen operiert; ob sie auch extrinsisehen Ordnungsbedingungen unterliegen (so z.B. Bierwisch 1963 s64, Chomsky 1965:67)t scheint einigermaßen zweifelhaft (vgl. z.B. McCawley 1968a:248ff.).

124

strukturelle Beschreibung von (4-2) niemals erfüllt sein kann, bevor durch (4-3) nicht die entsprechenden Grenzsymbole eingesetzt worden sind. Schauen wir nun noch einmal auf das Chomsky-Zitat zu Ende des letzten Abschnitts zurück. Ausgegangen wurde dort von der Ordnung von Phrasenstrukturregeln, und es dürfte klar sein, daß eine Regel

(a)

S —t NP VP und eine Regel (b) NP —»

Art N als

in bezug

aufeinander intrinsisch geordnet angesehen werden müssen, da die Anwendung von (a) erst die Voraussetzung für die Applikation von (b)

schafft. Für Transformationen soll die Sache nun "ähnlich"

sein, und typischerweise werden zwei Transformationen T., und T? als intrinsisch geordnet betrachtet, wenn T., ein Strukturelement bzw. eine Konstellation von Elementen einführt,

die es T„ über-

haupt erst ermöglichen, angewandt zu werden. So setzt die Anwendung der Do-Einsetzung notwendigerweise die vorherige Anwendung der Wortgrenzen-Einsetzung voraus, da die strukturelle Beschreibung der ersteren Regel ein Wortgrenzsymbol enthält; ein ähnlicher Fall liegt bei dem Verhältnis zwischen der Passiv-Regel und der Transformation der Agens-Tilgung vor: die zweite Regel kann niemals angewandt werden, wenn nicht zuvor die erste operiert hat.

Derartige Fälle, bei denen eine Regel B niemals angewandt

werden kann, wenn nicht zuvor die Regel A operiert hat, jedoch nur Sonderfälle intrinsischer Geordnetheit dar. solche Regelpräzedenz nicht grundsätzlich gefordert ist,

stellen Daß eine damit

von intrinsischer Ordnung gesprochen werden kann, mag das folgende Beispiel belegen,

das sich auf die Verbindung von Reflexivie-

rung und Subjekt—Hebung bezieht. Die Reflex Lvierung kann — in 12 einer rudimentären und zweifellos recht unzureichenden Form — 11 "Passive creates the agent which may be deleted by Agent Deletion. One cannot delete what has not yet been created. [Thus, theJ rules Passive and Agent Deletion are said to be 'intrinsically 1 ordered." (Marina K. Burt 1971:5*0 12 Unzulänglich ist diese Formulierung etwa deshalb, weil sie die Ableitung von Sätzen wie ( i ) · gestattet. (i) *Dieter bleibt sich. Derartige Sätze können jedoch leicht ausgeschlossen werden, indem man (4-11) noch eine zusätzliche Bedingung beigibt, daß die NP des Ausdrucks 4 nämlich nicht im Nominativ stehen darf (was dann natürlich eine vorherige Anwendung der Kasus-Markierung voraussetzt). (4-11) berücksichtigt zudem Formen wie sich selbst

125

als (4-11) notiert werden. 13 (k—11)

SB: SV:

Reflexivlerung X

NP

1

2

1

2

3 3

Bedingungen:

NP

Z

k

5

k [+refl]

5

1. 2.

2 und 4 sind morphem- und referenzidentisch, 1k 2 und 4 kommandieren einander.

3.

2 wird direkt von S dominiert.

Bei der Ableitung des folgenden Satzes, die nun betrachtet werden soll, sind sowohl Reflexivierung als auch Subjekt-Hebung beteiligt. (4-12)

James Bond, hörte sich,

aufschreien.

Die entfernte Struktur dieses Satzes kann als

(4-13) wiedergege-

ben werden.

James Bond. aufschrei nicht (wobei es allerdings unklar ist, ob die Einführung von selbst überhaupt der Reflexivierung zugehört; zu einer Diskussion vgl. z.B. Wunderlich 1970b:3ff.); gewisse Probleme, die sich aus der Interaktion von (4-11) mit der Subjekt-Hebung ergeben (vgl. Marga Reis 1973:522f.), sind ebenfalls mit dieser Notierung nicht zu lösen, etc. 13 Es ist hervorzuheben, daß durch (4-11) allein die Reflexiva erklärt werden sollen, die im Zusammenhang mit partimreflexiven Verben oder Ketten im Sinne von Stötzel (1968) stehen und die damit mit anderen, nicht-reflexiven Objekten kommutierbar sind (anders etwa die Lösung von Bierwisch 1 9 6 3 s 9 4 f . ) ; vgl, dazu auch König (1972) sowie Stötzel (1972·). 14 Die Relation des 'Kommandierens' kann mit Langacker ( I 9 6 9 a : l 6 7 ) so bestimmt werden, "that a node A 'commands' another node B if ( l ) neither A nor B dominates the other; and (2) the S-node that most immediately dominates A also dominates B." Die ange—

126

Auf diese Struktur kann die Regel (4-11) unmöglich angewendet werden, denn die Bedingung 2 ist nicht erfüllt; zwar kommandiert die von S 1 direkt dominierte NP die zweite, aber diese zweite kommandiert nicht die erste. Auf der anderen Seite ist jedoch die strukturelle Beschreibung der Subjekt-Hebung im Fall von (4-13) erfüllt, die diese Struktur in (4-14) überführt. (4-14) NP

James Bond.i hör

Da diese Regel das Subjekt von S? in den nächsthöheren Satz hebt, sind nun sämtliche Bedingungen der Reflexivierong erfüllt, und (4-12) kann abgeleitet werden. Damit ist aber die Subjekt-Hebung eine Fütterungsregel in bezug auf die Reflexivierung, da in dem angegebenen Fall die letztere Regel erst in dem Moment operieren kann, wo die Subjekt-Hebung eine Struktur, die die strukturelle Beschreibung von (4-11) nicht erfüllte, transformationeil verändert hat; beide Transformationen müssen als in bezug aufeinander intrinsisch geordnet angesehen werden. Die Reflexivierung setzt nun aber nicht in jeder Ableitung die vorherige Anwendung der Subjekt-Hebung voraus. Als Beispiel mag eine Struktur wie (4-15) dienen. (^-15)

s [ Np [

Peter ± ]

yp [ y[

wasch]

Np [

PeterJ]]

Die strukturelle Beschreibung der Subjekt-Hebung kann hier überhaupt nicht erfüllt sein, da kein eingebetteter Satz mit Matrixsatz vorliegt. Angewandt werden kann jedoch die Regel ( 4 - 1 1 ) , die dazu führt, daß der Satz (4-16) abgeleitet wird. (4-16)

Peter wäscht sich.

Nach diesen Überlegungen kann das intrinsische Ordnungsverhältnis wie in (4-17) bestimmt werden.

gebene Formulierung entspricht bei der Bedingung 2 von (4-11) so der Forderung von Bierwisch (1963:95), daß sich beide NPs im "gleichen Elementarsatz" befinden müssen.

12?

(4-17)

Intrinsisehe Ordnung Eine transformationeile Regel A ist dann intrinsisch vor einer transformationellen Regel B geordnet, wenn es (mindestens) eine Derivation gibt, in der die Ausgabestruktur von A, P . , die strukturelle Beschreibung von B erfüllt, während diese Erfüllung bei der Struktur P. 1 nicht gegeben war.

(4—17)

erlaubt es, sowohl die Beziehung zwischen Wortgrenzen—

Einsetzung und Do-Einsetzung als auch die zwischen Subjekt-Hebung und Reflexivierung als

intrinsisches OrdnungsVerhältnis zu bestim-

men.

4.2.2.

Extrinsische Regelordnung

4.2.2.1.

Extrinsisch geordnete Regeln

In 4.1. wurde am Beispiel des Affix-Sprungs und der WortgrenzenEinsetzung gezeigt, daß eine Grammatik auch Regeln besitzen kann, die in bezug aufeinander intrinsisch ungeordnet sind und die jeweils auf denselben Strukturen operieren können. Bei einer sequentiellen Regelanwendung, von der man seit der Begründung der GTG gemeinhin ausgeht, muß nun eine Regel vor der anderen angewandt werden, und die Wahl, welche Transformation zuerst operieren soll, ist - wie das obige Beispiel zeigt - durchaus nicht immer arbiträr. Um die Erzeugung ungrammatischer Sätze auszuschließen, die durch eine solche 'falsche 1 Applikationsfolge von Regeln entstehen, wird deshalb neben der intrinsischen noch eine extrinsische Ordnung angenommen, die zunächst so wie in

(4-18) bestimmt werden

kann. (4-18)

Extrinsische Ordnung Zwei transformationeile Regeln A und B sind dann in bezug aufeinander extrinsisch geordnet, wenn die Grammatik angibt, in welcher Reihenfolge diese beiden Regeln bei der Ableitung zu operieren haben.

Die Grammatik enthält also bei dieser Konzeption innerhalb der Transformationskomponente einen zusätzlichen Regelordnungsteil, in dem festgehalten wird, in welcher Folge die transformationellen Regeln jeweils angewandt werden müssen, und der sich der Ein15 "The basic definition of extrinsic ordering [...] is that rules are sequenced by an explicit statement [...]." (King 1973:2)

128

sieht verdankt, daß sich eine bloß intrinsische Transformationsordnung als zu schwach erweist. Gerade an diesem letzten Punkt wird die Erörterung noch einmal einhaken müssen. In all

den Fällen, wo zwischen zwei transforma-

tionellen Regeln ein intrinsisches Ordnungsverhältnis besteht, übrigt es sich offenbar,

er-

die Reihenfolge, in der die betreffenden

Regeln operieren sollen, noch einmal gesondert durch den extrinsischen Ordnungsmechanismus bestimmen zu lassen; eine solche zusätzliche Angabe der Reihenfolgebeziehung wäre zwar durchaus möglich, aber redundant. geben ist,

Eine andere Möglichkeit, die durch (4-18) ge-

besteht darin, daß ein und dieselbe Regel augenschein-

lich auch verschiedene Rangziffern in der Applikationsfolge bekommen kann. Nehmen wir z.B. eine fakultative Regel A und eine obligatorische Regel B, die im Sinne von (4-18) in der Folge A - B - A geordnet sind, d.h.

die Reapplikation einer Regel wird durch die

oben gegebene Bestimmung durchaus zugelassen. Die Regel A kann offensichtlich auf die Ausgabestruktur von B angewandt werden und umgekehrt, so daß kein intrinsisches Ordnungsverhältnis vorliegt, und die Applikationsfolge A - B - A könnte ebenso gesichert werden, indem man annimmt, daß auch kein extrinsisches Ordnungsverhältnis in bezug auf diese Regeln existiert; auch hier ist gabe zusätzlicher extrinsischer Ordnungsprinzipien

die An-

offensichtlich

redundant, was vielleicht am deutlichsten dadurch wird, daß die Fakultativ!tat von A in dem hier genannten Beispiel dafür sorgt, daß neben A - B auch B - A als

tatsächliche Anwendungsfolge in

einer konkreten Ableitung möglich ist.

Ein letztes Beispiel für

die Redundanz extrinsischer Ordnungsrestriktionen bilden die Regeln, die in ihrer Anwendung voneinander völlig unabhängig sind, d,h. die nie auf denselben Strukturen noch auf der Ausgabe der jeweils anderen Regel zu operieren vermögen. Die obige Darstellung läuft darauf hinaus, daß grundsätzlich alle transformationellen Regeln extrinsisch in bezug aufeinander geordnet werden können; diese extrinsische Ordnung ist

allerdings

in einer Reihe von Fällen redundant. Betrachten wir nun ein mög16 Daß solche redundanten Bestimmungen von Chomsky als möglich in Betracht gezogen wurden, scheint mir aus dem schon oben angeführten Zitat aus Chomsky (1965:223) hervorzugehen, wo davon die Rede ist, daß zwischen zwei intrinsisch geordneten Regeln "not necessarily" ( l ) irgendeine extrinsische Ordnung besteht.

129

liches Organisationsprinzip für Grammatiken, das besagt, daß alle Regeln der Grammatik extrinsisch geordnet sind, d.h.

daß für eine

jede Transformation spezifiziert wird, vor welchen und nach welchen anderen transformationellen Regeln sie angewandt wird. Die einfachste Art, solche Ordnungsbestimmungen zu notieren, ist Offensicht— 17 lieh eine Liste ; bei der Ableitung werden die Transformationen gemäß ihrer Rangfolge durchgeprüft, ob sie auf die jeweilige Struk18 tur anwendbar sind oder nicht. Bei der Bearbeitung dieser Liste müssen offensichtlich ist

'Schleifen 1 ausgeschlossen werden, d.h. es

nicht möglich, nach einer Regel mit höherer Rangzahl noch

einmal eine Regel mit niederer Rangzahl auf Applizierbarkeit zu 19 testen ; sonst nämlich bestünde die Möglichkeit, daß eine notwendige Applikationsfolge, die die Erzeugung ungrammatischer Sätze verhindern soll, unterlaufen würde. Eine solche vollständige extrinsische Ordnung der Transformationen kann offensichtlich

par-

tiell oder auch gar völlig redundant sein, wenn einige oder selbst alle der in ihr enthaltenen Folgerestriktionen in bezug auf

ein-

zelne Transformationspaare überflüssig sind. Das oben Gesagte impliziert, daß für extrinsische Ordnungsrestriktionen allein das Gegensatzpaar 'notwendig-überflüssig* gilt, und man mag nun die Meinung vertreten, daß die Grammatik möglichst redundanzfrei

zu sein hat und daß deshalb alle überflüssigen ex-

trinsischen Bedingungen 'falsch' sind. Von den meisten Autoren, die sich mit dem Problem der Regelordnung beschäftigt haben, wird allerdings behauptet, daß extrinsische Restriktionen sich auch in einem anderen Sinn als

'falsch 1 erweisen können: daß es nämlich

17 Beispiele für solche Listen finden sich etwa bei Lakoff und Ross (1966), Marina K. Burt (1971:253), Huber und Kummer (197^:351). 18 Erfüllt die betreffende Struktur die strukturelle Beschreibung der Regel, dann muß sie angewandt werden, wenn die Transformation obligatorisch ist; ist sie fakultativ, dann kann sie angewandt werden (vgl. 4 , 2 . ^ . 2 . ) . Wird die in Frage stehende Regel nicht angewendet (entweder, weil sie fakultativ ist, oder, weil ihre strukturelle Beschreibung nicht erfüllt ist), dann wird die Regel mit der nächsthöheren Rangzahl auf Anwendbarkeit getestet, usw. 19 " [ . . . ] to generate a sentence, not only must we apply the rules only in the stated order, but once a rule has been applied and we move on to another rule, we cannot go back and reapply any rules which have been previously applied [...]." (Koutsoudas 1966:38)

130 Regeln gibt, die in bezug aufeinander nicht extrinsisch geordnet 20 werden dürfen. Nehmen wir an, in einer Grammatik sei festgelegt, daß die Regeln A und B in eben dieser Reihenfolge zu operieren haben. Nehmen wir weiter an, daß die Anwendung von A vor E zwar die Ableitung einer ganzen Reihe grammatischer Sätze erlaubt, daß es aber andere wohlgeformte Ketten gibt, die offensichtlich nur dann erzeugt werden können, wenn auch die Anwendung von B vor A zugelassen ist. In diesem Fall wäre sicher die spezielle extrinsische Relation A - B falsifiziert,

aber man könnte daran denken, anstel-

le dieser Bedingung die Ordnungsrelationen A - B - A bzw. B - A - B in der Grammatik vorzusehen. Diese Möglichkeit ist

allerdings nur

dann gegeben, wenn man annimmt, daß ( -19) nicht gilt. (4-19)

Keine Regel kann in einer Derivation mehr als einmal angewandt werden — es sei denn, diese Anwendungen würden direkt aufeinander folgen.

Dieses Prinzip

21

aber ist

- so wird argumentiert

22

- der Konzep-

tion der extrinsisehen Ordnung selbst inhärent; die Bestimmung A - B — A entspricht offenbar einer Anwendungsfolge, die bei

einer

(notwendigen) extrinsischen Ordnung A - B ausgeschlossen werden muß. Die Notwendigkeit von Anwendungsfolgen A - B und B - A erweist damit eine extrinsische Ordnung von A und B als

falsch, und

beide Regeln müssen als in bezug aufeinander extrinsisch ungeordnet angesehen werden. Wenn es aber zwei extrinsisch ungeordnete Regeln gibt, dann ist

offensichtlich die Annahme einer vollstän23 digen extrinsischen Ordnung verfehlt. Dieser Argumentation können wir uns hier nicht anschließen. Eine 2O "To falsify [the hypothesis that all rules are extrinsically ordered], we need but one clear case in which a pair of rules must not be extrinsically ordered." (Koutsoudas 1972a:96) 21 Eine mögliche Reapplikation von Regeln ist natürlich dann gegeben, wenn die betreffenden Transformationen zyklisch in verschiedenen S-Domänen operieren (s. K a p . 5 ) 5 die vollständigere Version dieses Prinzips lautet deshalb bei Koutsoudas ( l 9 7 1 a : 3 7 5 ) : "No rule may apply more than once in a derivation unless either the applications are consecutive or the applications are on different cycles." 22 "The condition [referred to in fn.21 above] is a logical consequence of the notion 'order' and the notion 'cycle * | ...]." (Koutsoudas 1971 a:3755 Hervorhebung von mir) 23 Vgl. z.B. Koutsoudas ( l 9 7 2 a : 9 6 ) . Catherine Ringen (1972:268), Twila Lehmann (1972:5^9).

131 notwendige extrinsische Ordnung A - B besagt, daß A vor B anzuwenden ist,

wenn die strukturelle Beschreibung beider Regeln erfüllt

ist; sie besagt keineswegs, daß B nie vor A operieren darf. Nehmen wir an, daß in einer hypothetischen Grammatik die Regel A intrinsisch einer Regel C nachgeordnet ist,

und daß die Erfüllung

der strukturellen Beschreibung von C wiederum von der vorherigen Applikation von D abhängt. Weiterhin soll gelten, daß zwischen B einerseits und C und D andererseits kein intrinsisches Ordnungsverhältnis besteht. Nehmen wir nun weiter an, daß diese Regeln vollständig extrinsisch geordnet sind, d.h. daß D den Integer i,

C den

Integer i+1, A den Integer i + 2 und B den Integer i+3 erhält, der die Anwendungsfolge steuert. In der angegebenen Ordnung besteht zwischen D f C und A jeweils ein intrinsisches Ordnungsverhältnis (und gleichzeitig ein redundantes extrinsisch.es) , während zwischen D, C und A einerseits und B andererseits keine intrinsischen Ordnungsverhältnisse bestehen, wohl aber extrinsische; nur eine extrinsische Ordnungsbeziehung ist allerdings unbedingt notwendig, nämlich die

zwischen A und B. Man beachte nun aber, daß diese Re-

striktion allein auszuschließen hat, daß B nach C operiert,

d.h.

in dem Moment, wo auch die strukturelle Beschreibung von A erfüllt ist;

diese Bedingung besagt keineswegs, daß B nicht vielleicht zu-

vor in der Applikationsfolge mit dem Integer i+1 erscheinen könnte,

d.h. an einer Stelle, wo die strukturelle Beschreibung von A

nie und nimmer erfüllt sein kann. (4-19) ist

also auf keinen Fall

eine logische Folge des Konzepts (notwendiger) extrinsischer Ordnung, sondern bestenfalls eine zusätzliche Hypothese; man kann es auch als heuristisches Prinzip bei der Aufstellung transformationeller Beschreibungen betrachten.

4.2.2.2.

Regelordnungshypothesen

Koutsoudas ( I 9 ? 2 a : 9 6 ) hat darauf aufmerksam gemacht, daß hinsichtlich der extrinsisehen Ordnung von Transformationsregeln in der Grammatik drei verschiedene Annahmen möglich sind, die hier in (4-2O) wiedergegeben werden sollen. (4-2O)

a.

Alle Regeln sind extrinsisch geordnet.

b.

Einige Regeln sind extrinsisch geordnet.

c.

Alle Regeln sind extrinsisch ungeordnet.

132

Es ist

evident, daß in (4-20b) eigentlich zwei Aussagen stecken;

sollen nämlich nur einige Regeln extrinsisch geordnet sein, dann folgt daraus notwendigerweise, daß die anderen in dieser Hinsicht ungeordnet sind. In vollständigerer Form kann deshalb (4-20)

als

(4-21) wiedergegeben werden, (4-21)

a.

Alle Regeln sind extrinsisch geordnet.

b.

Einige Regeln sind extrinsisch geordnet.

c.

Einige Regeln sind extrinsisch ungeordnet,

d.

Alle Regeln sind extrinsisch ungeordnet.

Dabei handelt es sich bei

(4-21a) und (4-21d) um Allaussagen,

die im Widerspruch zueinander stehen; len hingegen Existenzsaussagen dar.

(4-21b) und (4-21c) stel-

Die von Popper ( 1 9 6 9 s 1 5 f . ) be-

tonte Asymmetrie von Verifizierbarkeit und Falsifizierbarkeit schließt die Verifikation von Allaussagen

und d i e Falsifikation

von Existenzaussagen aus. Der Nachweis, daß ( 4 — 2 1 c ) wahr i s t , vermag so die Annahme (4-21 a) zu falsifizieren;

die Wahrheit von r)ll

( 4 — 2 1 a ) jedoch selbst vermag nicht erwiesen zu werden (4-21a) kann bestenfalls als

, sondern

gut bestätigte Hypothese gelten,

wenn-sie einer großen Zahl von Falsifizierungsversuchen standgehalten hat.

Man beachte nun, daß eine Falsifikation von (4-21a)

grundsätzlich ausgeschlossen zu sein scheint, wenn die

Begriffs-

bestimmung von extrinsischer Ordnung zugrunde gelegt wird,

die

sich in (4-18) findet, da der Begriff der extrinsisohen Ungeordnetheit von Regeln dort durch die Möglichkeit anweisung überhaupt keinen Sinn mehr hat.

einer Reapplikations—

Wenn man jedoch von (4-19)

ausgeht, so kann man sagen, daß ( 4 — 2 1 a ) genau dann falsifiziert ist,

wenn sich bei der Beschreibung erweist, daß neben einer Appli-

kationsfolge A - B auch eine Folge B - A notwendig Zunächst aber ist

ist.

einmal überhaupt nicht klar, ob (4-21a)

oder

(4-21d) bei den Untersuchungen als Ausgangsannahme gewählt werden soll. Wie das Beispiel in 4 , 1 . zeigte, ist

man seit Anbeginn der

Forschungen

zur GTG davon ausgegangen, daß sowohl intrinsische wie 25 auch extrinsische Regelordnung vorgesehen werden muß , und bis

24 Vgl. auch Twila Lehmann ( 1 9 7 2 : 5 4 9 ) , Catherine Ringen ( 1 9 7 2 : 2 6 8 ) . 25 Vgl. z.B. Chomsky ( 1 9 6 5 * 2 3 3 ) s "Generative grammars have ordinarily required both [intrinsic and extrinsic ordering]."

133 zum Ende der 60er Jahre

26

ist

die Notwendigkeit einer extrinsi-

schen Ordnungskomponente nie ernsthaft in Frage gestellt worden. Daß die Annahme ( 4 - 2 1 d ) , nach der keine extrinsische Ordnung zugelassen wäre, als vorgängige Annahme über das Aussehen der Traneformationskomponente nicht in Frage käme, ist

auch noch in letzter

Zeit verschiedentlich behauptet worden: so bezeichnet etwa Batori ( 1 9 7 3 : 9 1 ) sie als eine äußerst 'schwache' und relativ wenig aussagekräftige Hypothese. ¥as eine Kennzeichnung als these

1

nun aber überhaupt zu bedeuten hat,

ist

"schwache Hypo27 mehr als unklar ,

und es scheint eher, als sei

(4-21d) gegenüber (4-21a) vorzuziehen, 28 da bei dieser Konzeption die Grammatik einfacher gestaltet ist. Die in der GTG von Anfang an vertretene These, daß die Angabe extrinsischer Ordnungsrestriktionen unerläßlich sei, wird genauer geprüft werden müssen; gleichzeitig aber wird auch zu fragen sein, ob es tatsächlich Anzeichen dafür gibt, daß zumindest einige Regeln als in bezug aufeinander extrinsisch ungeordnet betrachtet wert! en mü s s en.

4.2.3· 4.2.3.1.

ExtrinsLsch ungeordnete Regeln Koordinationsreduktion, Verb-End und die Notwendigkeit extrinsisch ungeordneter Regeln

Wenn das Prinzip (4-19) als konstitutiv für extrinsische Regelordnung gewertet wird, dann ist

- wie schon erwähnt - der Nachweis,

daß zwei Regeln A und B einmal in der Folge A - B und einmal in der Folge B - A operieren müssen, völlig ausreichend, um die Annahme einer vollständigen extrinsischen Ordnung zu verwerfen. Eben diese Notwendigkeit, alternative Regelfolgen in der Grammatik vorzusehen, hat Koutsoudas (1971 a) in seiner Analyse der Koordinationsreduktion zu begründen versucht, und wir wollen seine Argumentation hier anhand der Erörterungen im vorigen Kapitel verdeut— 26 Der erste, der einen weitestgehenden Verzicht auf extrinsische Ordnungsrestriktionen vorgeschlagen hat, scheint Paul Postal gewesen zu sein. (Vgl. die Anmerkung in Lakoff 1969a:138) 27 Diese Feststellung scheint mit der z.B. in Chomsky (1968:69) vertretenen Meinung in Verbindung zu stehen, daß die linguistische Theorie "hinreichend komplex" zu sein hat. (Vgl. dazu auch Kohrt 1974a:178ff.) 28 " [ . . . ] we simplify the theory of grammar by eliminating extrinsic rule ordering." (Ann Borkin, ed. 1972:69)

134 lichen. In 3·3·4. ist

gezeigt worden, daß die Koordinationsreduk—

tion nicht vor bestimmten anderen Transformationen operieren kann; hier soll für den Augenblick davon abgesehen werden, aufgrund welcher Prinzipien die Anwendung der genannten Regel vor Transformationen wie Passiv oder Subjekt-Hebung ausgeschlossen werden kann.

29

Wenn die Koordinationsreduktion so auch keine Überall—Regel sein kann, so bleibt doch festzuhalten, daß zwischen ihr und der Regel Verb-End anscheinend keine extrinsische Ordnungsrestriktion aufgestellt werden kann, die (4-19) genügen würde. Bei einer extrinsic sehen Ordnung aller Regeln, die die Reapplikation ausschließt, muß nämlich von (4-22a) oder (4-22b) ausgegangen werden, während die Erörterung in 3.2.1. bereits gezeigt hat, daß beide Applikationsfolgen in der Grammatik vorgesehen werden müssen, (4-22)

a.

r Verb-End L Koordinationsreduktion

b.

rKoordinationsreduktion ·

Weil ich das Fleisch aß und meine Mutter den Salat, wurde uns beiden schlecht.

(3-31)

b.

Hans kann Russisch sprechen und Karla Spanisch.

Es gibt nun aber noch andere grammatische Sätze des Deutschen, bei denen ein Verstoß gegen (3-6) vorliegt; in diesen Fällen versagt ein Rekurs auf eine tieferliegende Struktur, wie er zur Erklärung der ¥ohlgeformtheit von (3-13b) und (3-31b) möglich war. (4-43)

a.

Dieter schenkt dem Jungen einen Apfel, und Martha schenkt dem Mädchen einen Apfel.

b.

Dieter schenkt dem Jungen einen Apfel und Martha dem Mädchen.

153 Hier ist

die zweite Okkurrenz der NP ein Apfel eliminiert worden,

obwohl die Tatsache, daß sich die beiden in Frage stehenden Nominalphrasen auf rechten Verzweigungen befinden, eigentlich nur eine Tilgung im linken Konjunkt zulassen würde, wenn (3-6) grundsätzlich gelten soll. Da es keine der Regel Verb-End analoge Transformation gibt, die Nominalphrasen ans Ende der VP verschieben würde, steht für die Grammatikalität von (4-43b) nicht die gleiche Erklärung zur Verfügung wie z.B. für die Wohlgef ormtheit von (3-31b), wo der Infiniti-v sprechen die gleiche Position einnimmt wie die Akkusativ-NF einen A f e l in (4Man b e a c h t e nun, daß ein Verstoß gegen (3-6) offenbar nur dann zu einen; grammatischen Ergebnis f ü h r t , wenn es. um Reduktionen im rechten Konjunkt geht; im Gegensatz zu (^-^3b) ist falls wohlgeformt. (k-kk)

(k-kk)

keines-

vfi

*Dieter dem Junger und Karthe. schenkt dem Mädchen einen Apfel.

Diese Fakten lassen sich auf einleuchtende Art und W e i s e erklären, wem mär davon a u s g e h t , daß Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion eigenständige Transformationen s-ind; während die Richtungsbedingung (3-6) für die letztere Regel in allen Fällen bindend i s t , sind bei der ersteren u n t e r bestimmten Bedingungen 79 Verstöße dagegen irc'g— lieh. Beide Reduktionsprozesse -verhalten sich in diesem Zusammenhang a l s o nicht ' s p i e g e l b i l d l i c h ' zueinander.

78 Man beachte, daß die Ungrammatikalität von (k-kk) nicht darin begründet ist, daß es in ( ^ - ^ 3 ) gerade das Verb ist, das der Richtungsbedir.gung für eine Reduktion nach vorn genügt. Bei (i) ist (3-6) füi das Verb bei einer Tilgung nach rückwärts erfüllt; ( i i ) ist jedoch genauso ungrammatisch wie (k-kk). (i)

Er sah, wie Dieter dem Mädchen eine Birno schenkte und wie Marta dem Kädchen einen Apfel schenkte.

(ii) *Er sah, wie Dieter eine Birne und Martha dem Mädchen einen Apfel schenkte. Daß eine (k-kjb) entsprechende Reduktion im rechten K onjunkt bei (i) ebenfalls ausgeschlossen ist, hat Gründe, die mit dem Direktionalitätsproblem nicht zu tun haben; vgl. dazu Anm«27 auf S.100. 79 Vgl. dazu genauer k.J.2.2.3· unten.

154 4.3.2.1.2.

Hilfsverben

Das folgende Arg-ument für eine Aufspaltung der Koordinationsreduk8O tion stammt von John Robert Ross und wird von Joan Kaling (1970: 137) mitgeteilt. Nach Meinung von Ross unterscheiden

sich Vorwärts-

und Rückwärts-Reduktior, wenn es um die Tilgung sogenannter Hilfsverben geht, d.h.

die Tilgung von Verben mit dem Merkmal [+Aux];

in (eingeleiteten) Nebensätzen könnten sie nur dann eliminiert werden, wenn das rechte Konjunkt unreduziert bleibt. (4-45)

a.

Peter hat den Brief geschrieben und Heidi ein Buch gelesen,

b.

Weil Peter den Erief geschrieben und Heidi ein Buch gelesen hat, blieb der Fernsehschirm dunkel.

c.?*Weil Peter den Brief geschrieben hat und Heidi ein Buch gelesen, blieb der Fernsehschirm dunkel. Ich muß allerdings sagen, daß in meiner Sprechweise alle drei an81 geführten Sätze gleichermaßen grammatisch sind ; einige meiner Informanten bestätigten jedoch, daß für sie zwischen (4-45b) und (4-45c) ein klarer Grammatikalitätsunterschied bestehe. Da es bei einer vollständigen grammatischen Beschreibung — wie schon zuvor hervorgehoben wurde - alle auffindbaren Sprechweisen beschrieben werden müssen, verliert dieses Argument dadurch nicht an Wert, daß die angeführten Gramma tikalitä'tsunterschiede nicht in allen Dialek82 ten konstatiert werden. Für die Sprechweisen, in denen zwischen (4-45b) und (4-45c) ein Grammatikalitätsunterschied

besteht, gilt

offensichtlich eine Restriktion der Vorwärts-Rechiktion, die in ihren? vermeintlichen Spiegelbild nicht erscheint; dies ist weiteres Indiz dafür,

ein

daß es sich bei der Tilgung in linken und

rechten Konjunkten um verschiedene Prozesse handelt.

4.3.2.1.3.

Verben in eingebetteten Sätzen

In der vorherigen Erörterungen wurde schon darauf hingewiesen, daß 80 Vgl. Joan Maling ( 1 9 7 2 : 1 0 6 ) . 81 Vgl, inzwischen auch Boas ( 1 9 7 5 : 6 6 ) . Im Gegensa.tz zu ihrer früheren Darlegung des Arguments (vgl. Joan Maling 1970:137f.) macht Joan Maling (1972:1O6) ebenfalls die Einschränkung, daß die Granmicitikalitätsverteilung in (4-45) nur für einige Dialekte des Deutschen Geltung habe. 82 Vgl. dazu 1.O. oben.

155 eine Reduktion identischer Elemente in koordinierten Strukturen nur dann möglich ist,

wenn die betreffenden Strukturen in einem

noch genauer zu spezifizierenden Sinne 'direkt koordiniert 1 sind.

fl"J

So kann z.B. erklärt werden, daß die Reduktionen von (4-46a) auf (4-46b) und von (4-47a) auf (4-47b) jeveils zu ungrammatischen Ketten führen müssen, weil die in Frage stehenden NominaIphrasen nicht direkt koordiniert sind. (4-^6)

(4-47)

a.

Ältere Damen verehren Roy Black, und ältere Herren schwärmen für Brigitte Bardot.

b.

Ältere Damen verehren Roy Black, und Herren schwärmen für Brigitte Bardot.

a.

Damen, die schon etwas älter sind, verehren Roy Black, und Herren, die schon etwas älter sind, schwärmen für Brigitte Bardct.

b.

Damen verehren Roy Black, und Herrer., die schon etwas älter sind, schwärmen für Brigitte Bardot.

Man beachte jedoch, daß diese Bedingung der 'direkten Koordinierth e i t ' in bestimmten Fällen ausgesetzt werder kann, wenn es nicht — wie in (4-46) und (4-^7) um die Reduktion ganzer Relativsätze geht, sondern wenn nur eine Verbform in einem solchen Nebensatz getilgt werden soll. (4-48)

(4-48b) ist

a.

Peter holte das Bier, das im Kühlschrank stand, und Susi brachte den Wein, der im Keller stand.

b,

Peter holte das Bier, das im Kühlschrank, und Susi brachte den Wein, der im Keller stand.

offenbar durch die Rückwärts-Reduktion abgeleitet wor-

den, und wenn man diese Tilgungsoperation allein als Teilstück der Koordinationsreduktion

ansieht, dann müßte die Tilgung des

83 Vgl. auch Kankamer ( l 9 7 3 : 2 9 f . ) . 84 Ich vill hier nicht versuchen, die Bedingungen genauer darzustellen, unter denen solche Tilgungen im einzelnen möglich sind, zumal sie sehr stark dialektaler Variation unterworfen zu sein scheinen. So bin ich bei Befragungen etwa auf eine Sprechweise gestoßen, in der Sätze wie (4-48b) als eindeutig abweichend klassifiziert werden, während Reduktionen wie in (i) durchaus als grammatisch gelter. (i)

Peter holte das Bier, das im Kühlschrank, und Susi den Wein, der im Keller stand.

Die Tatsache, daß diese Sprechweise in solchen Fällen die Tilgung des Verbs im Matrixsatz des rechten Konjunkts verlangt, ist für das hier dargestellte Argument jedoch von keiner direkten Relevanz.

156 betreffenden Verbs auch im rechten Konjunkt möglich sein, da es ja vor Anwendung von Verb-End nach links verzweigt;

(4-49)

ist

aber im Gegensatz zu (4-48b) klar ungrammatisch. (4_49) *Peter holte das Bier, das im Kühlschrank stand, und Susi brachte den Wein, der im Keller. Daß zwar die Rückwärts-Reduktion, nicht aber die Vorwärts-Reduktion in dieser Art Verben in Relativsätzen tilgen kann, dürfte ein weiteres klares Anzeichen dafür sein, daß eine Zusammenfassung beider Regeln verfehlt wäre.

4.3.2.1.4.

Absolute Endstellung

Das folgende Argument ist

wie das in 4 . 3 . 2 . 1 . 2 . vorgetragene ebenem e falls von John Robert Ross entwickelt worden und wird von Joan

Maling ( l 9 7 2 : 1 0 7 f . ) mitgeteilt. Ross argumentiert, daß sich die Rückwärts-Reduktion von der Vorwärts-Reduktion dahingehend unterscheide, daß im ersteren Fall das zu tilgende Element nicht nur rechtsverzweigend sein müsse, sondern im Konjunkt zudem die absolute Letztposition einzunehmen habe, während die Vorwärts-Reduktion keine vergleichbare Restriktion aufweise. Ross stützt sich dabei auf Strukturen, in denen die Extraposition aus NP angewandt werden kann, die oben als

(2-48) notiert wurde. Die Sätze in (4-50)

zeigen zunächst, daß in solchen koordinierter?, (eingeleiteten) Nebensätzen jeder Relativsatz oder auch alle beide extraponiert werden können. (4-50)

a.

Weil ein Mann, der einen braunen Lederkoffer trug, nach Amsterdam fuhr, und eine Frau, die eine grüne Handtasche trug, nach Brügge fuhr, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar.

b.

Weil ein Mann nach Amsterdam fuhr, der einen braunen Lederkoffer trug, und eine Frau, die eine grüne Handtasche trug, nach Brügge fuhr, sah .Inspektor van der Falk plötzlich klar.

c.

Weil ein Mann, der einen braunen Lederkoffer trug, nach Amsterdam fuhr, und eine Frau nach Brügge fuhr, di e eine grüne Handtasche trug, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar.

d.

Weil ein Mann nach Amsterdam fuhr, der einen braunen Lederkoffer trug, und eine Frau nach Brügge fuhr, die eine grüne Handtasche trug, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar·.

85 Vgl. Joan Maling (1972:106).

157 Den Sätzen in (4-50) entsprechen die in ( 4 - 5 1 ) » bei denen die Rückwärts-Reduktion die erste Okkurrenz des Verbs fahr getilgt

hat. (4-51)

a.

Weil ein Mann, der einen braunen Lederkoffer trug, nach Amsterdam, und eine Frau, die eine grüne Handtasche trug, nach Brügge fuhr, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar.

b. *Weil ein Mann nach Amsterdam, der einen braunen Lederkoffer trug, und eine Frau, die eine grüne Handtasche trug, nach Brügge fuhr, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar. c. *Weil ein Mann, der einen braunen Lederkoffer trug, nach Amsterdam, und eine Frau nach Brügge fuhr, die eine grüne Handtasche trug, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar. d. *¥eil ein Mann nach Amsterdam, der einen braunen Lederkoffer trug, und eine Frau nach Brügge fuhr, die eine grüne Handtasche trug, sah Inspektor van der Falk plötzlich klar. Uird hingegen das Verb fahr im rechten Konjunkt eliminiert, zeigt sich ein völlig anderes Ergebnis: "All four variations can be Q /"

gapped forward to delete the second occurrence of fuhr ft7

Zur Erklärung dieses Unterschieds reits angeführte

""^""^

[...]."

schlägt Ross deshalb die be-

Restriktion für die Rüclwärts-Reduktion vor; da

die Verbformen nach Anwendung der Extraposition aus NP nicht mehr am Ende der einzelnen Konjunkte stehen, ist

die Anwendung der be-

treffenden Regel ausgeschlossen. Die Vorwärts—Reduktion trägt offensichtlich keine entsprechende Bedingung.

4.3.2.1.5.

Verb-Kongruenz

Im folgenden wollen wir uns mit der Regel beschäftigen,

"die die

86 Joan Maling (1972:108) 87 Es muß angemerkt werden, daß euch in diesem Fall eine starke dialektale Variation zu beobachten ist. Boas (1975:6?) berichtet von einer Sprechweise, in der die Sätze (4-51b), (4-51c) und (4-51d) alle gleichermaßen als grammatisch eingestuft würden. Die vor mir befragten Informanten bestätigter, grosso modo den von Ross angeführten Grammatikalitätsunterschied zwischen den Sätzen, die durch Rückwärts-Reduktion, und denen, die durch Vorwärts-Reduktion abgeleitet wurden. Meine eigene Sprechweise stimmt mit der in (4-51) angeführten Verteilung insofern nicht ganz überein, als mir (4-51c) weniger abweichend erscheint als (4-51b) oder (4-51d); über eine mögliche Erklärung dafür bin ich mir im unklaren.

158 obligatorische Kongruenz zwischen der Personalendung des finiten OQ

Verbs und dem Subjekt herstellt".

Diese Transformation

soll hier

als Verb-Kongruenz bezeichnet werden. Die Annahme scheint plausibel,

daß die Verben bei der lexikalischen Insertion ein Merkmal

[+inf] mitbringen, das bereits im Lexikon bei der jeweiligen Verbeintragung vorhanden ist

und das letztlich - wenn keine merkmals-

verändernde Transformation

dazwischenkommt - dafür sorgt, daß der

Verbstamm mit der Infinitivendting -en versehen wird. Dieses Merkmal kann nun offenbar

in zweierlei Weise verändert werden: zum

einen in der Hinsicht, daß in Komplementen bestimmter Verben oder etwa auch bei der Verkürzung verschiedenster Nebensätze [+inf] transformationell in [ - i n f , + p a r t ] verändert wird, was die spätere Ausbuchstabierung von Partizipien ermöglicht, und zum anderen durch die Regel der Verb—Kongruenz, die die Merkmale einbringt, die hinterher finite Verbformen entstehen lassen. Unter bestimmten Bedingungen, die hier nicht näher erläutert werden können, ändört diese Transf ox-mati on [+inf ] in [-inf ] um und fügt dem Merkmalbündel

des Verbs Personen- und Numerusmerkmale des entsprechen* 89 den Subjekts hinzu. Man beachte nun, daß zwischen Sätzen wie (4-52b) und (4-52c) ein klarer Grammatikalitätsunterschied besteht. (4-52)

a.

Alle wundern sich, weil ich Milch trinke und weil du Whiskey trinkst.

b.

Alle wundern sich, weil ich Milch trinke und du Whiskey.

c, *Alle wundern sich, weil ich Milch und du Whiskey trinkst. Der Grammatikalitätsunterschied zwischen (4-52b) und (4-52c) läßt sich auf einleuchtende Art und Weise erklären, wenn die Regel Verb-Kongruenz extrinsisch so geordnet ist,

daß sie nach der Vor90 wärts-Reduktion und vor der Rückwärts-Reduktion operiert. In dem Moment, wo die Vorwärts-Reduktion operiert, tragen die Verben dann in beiden Konjunkten noch das Merkmal [+inf],

so daß die

Til-

gung unter Identität stattfinden kann; auf der Derivationsstufe, 88 Bierwisch ( 1963:106) 89 Zu einer Formulierung dieser Regel vgl . z.B. Bierwisch (1963 s 10?), König ( I 9 7 3 a : 2 9 l ) , Huber und Kummer (

90 Dies deutet bereits Eisenberg (1973:^18) an; vgl. inzwischen auch Huber und Kummer (197^:119).

159 auf der die Rückwärts-Reduktion angewandt wird, unterscheiden sie sich jedoch im Hinblick auf die durch die Verb-Kongruenz übertragenen Merkmale, so daß keine strenge Identität mehr vorliegt und die Tilgung im linken Konjunkt deshalb auch nicht mehr ausgeführt 91 werden kann. Die Annahme, daß die Verb-Kongruenz extrinsisch zwischen den beiden Reduktionstransfonnationen geordnet ist,

ver-

mag so auf einfache Art und Weise den Kontrast zwischen (4-52b) und (4-52c) zu erklären, und sie macht weiter plausibel, daß es sich bei diesen TilgungsOperationen tatsächlich um zwei eigenständige Transformationen handelt.

4.3.2.1.6.

Verb-End

Bislang ist argumentiert worden, daß die Applikationsfolge (4-35) notwendig sei,

um die Erzeugung der Sätze in (3-13) zu sichern.

91 Eieenterg (1973:418) weist jedoch richtig darauf hin, daß ein alleiniger Rekurs auf unterschiedliche Merkmale die Erzeugung von Sätzen wie (i) ausschließen würde, die zweifellos grammatisch sind. (i)

Es war klar, daß ich gewinnen und Peter verlieren würde.

Der Unterschied in den Personalmerkmalen spielt also genau dann keine Rolle, wenn die flektierten Verbformen phonologisch identisch sind, und insofern ist der Bezug auf die Verb-Kongruenz hier nicht völlig korrekt. Das durch die Grammatikalität von (i) gestellt Problem wird sich wohl nur dann lösen lassen, wenn man dem jüngst gemachten Vorschlag von Halle ( 1 9 7 2 : 4 1 1 ) f o l g t , "that a grammar must contain a dictionary in >hich each inflected form of a word figures as a separate er.try", so daß bereits flektierte Formen in die Strukturen eingesetzt wt-rden. Da die flektierte Form eines Verbs oder Nomens etc. aber offenbar nicht von der Struktur zum Zeitpunkt dor lexikalischen Einsetzung bestimmt ist, sondern durch eine spätere, tranyformationeil veränderte (die jedoch keinesfalls die Oberflächenstruktur ist, wie Halle (1973:9) m e i n t ) , hat Halle (1973:9) vorgeschlagen, daß die lexikalische Insertion nicht einzelne Lexikoneinträge, sondern jeweils ganze Paradigmata odor zumindest Paradigmateile in die Struktur einbringt; auf einer bestimmten Ableitungsstufe würde dann eine Transformation, die als Paradigma-Eliminierung bezeichnet werden soll, alle flektierten Formen bis auf die eine jeweils passende tilgen. Venn diese Regel, die (i) zu erzeugen gestattet, zwischen Vorwärts— und Rückwärts—Reduktion geordnet wird, könnte der Kontrast von (4-52b) und (4-52c) ebenfalls erklärt werden. Das obige Argument ist also indifferent in bezug auf VerbKongruenz oder Faradigma-Eliminierung und bleibt unter allen Umständen valid.

160 (3-13)

a.

Weil ich das Fleisch aß und meine Mutter den Salat, wurde uns beiden schlecht. Weil ich das Fleisch und meine Mutter den Salat aß, wurde uns beiden schlecht.

(4-35)

" Koordinationsreduktion - Verb-End - Koordinationsreduktion

Wenn für extrinsisch geordnete Regeln gilt, daß sie in ein und derselben Derivation nicht mehrmals (in nicht-kontinuierlicher Folge) operieren dürfen, dann müßte (4-35) als Beweis dafür gewertet werden, daß die beiden dort genannten Regeln als

extrin-

sisch ungeordnet in bezug aufeinander zu betrachten sind. Man beachte nun aber, daß (4-53) das gleiche leistet wie (4-35).

(4-53)

- Vorwärts-Reduktion - Verb-End - Rückwärts-Reduktion

Bei der Ableitung von (3-13&) befinden sich die Verben bei der Ableitungsstufe, auf der die Vorwärts-Reduktion erfolgt, auf linken Verzweigungen, so daß die Direktionalitätsrestriktion erfüllt ist; nach Anwendung von Verb-End verzweigen sie jedoch nach rechts, so daß die Rückwärts-Reduktion - ebenfalls unter Beachtung von (3-6) - das Verb im linken Konjunkt tilgen kann. Die Ersetzung der Applikationsfolge (4-35) durch (4-53) erweist sich nach den in den voraufgegangenen Abschnitten angeführten Argumenten als notwendig; dort wurde ja gezeigt, daß die Koordinationsreduktion in zwei verschiedene Teilregeln aufgespalten werden muß, damit verschiedenen Fakten Rechnung getragen werden kann. Man beachte nun, daß (4-53) ohne weiteres als

extrinsische Ordnungsre-

striktion aufgefaßt werden kann, da im Gegensatz zu (4-35) keine der Regeln an unterschiedlichen Stellen in der Derivation zu operieren hat.

Was zu zeigen bleibt, ist,

daß (4-53) - verstanden

als extrinsische Ordnung - nicht nur möglich ist,

sondern durch-

aus notwendig, und tatsächlich scheint es Gründe zu geben, die eine Festsetzung der Applikationsfolge wie in (4-53) unerläßlich machen. Wir wollen zunächst zeigen, daß die Rückwärts-Reduktion nicht vor der Regel Verb-End operieren darf. Betrachten wir die Sätze in (4-54).

161 (4-54)

a.

Paul behauptet, daß Erwin Buttermilch liebt und daß Johanna Buttermilch verabscheut.

b. *Paul behauptet, daß Erwin liebt und daß Johanna Buttermilch verabscheut. Daß die Rückwärts-Reduktion auch Objekt-NPs eliminieren kann, haben die Sätze in (3-38) gezeigt. (3-38)

a.

Erwin liebt Buttermilch, und Johanna verabscheut Buttermilch.

b.

Erwin liebt und Johanna verabscheut

Buttermilch,

Bei der Ableitung von (4-54b) verzweigt die NP Buttermilch vor Anwendung von Verb-End nach rechts, so daß die Rückwärts-Reduktion unter Beachtung der Direktionalitätsrestriktion angewandt werden könnte. Die Ungrammatikalität des auf diese Weise entstandenen Satzes aber zeigt klar, daß die betreffende Reduktionsregel nicht 92 vor der Verbverschiebungsregel angewandt werden darf. In 3.3.1. wurde ein Verstoß gegen die Richtungsbedingung für die Ungrammatikalität von (3-38c) verantwortlich gemacht. (3-38)

c. *Erwin liebt Buttermilch und Johanna verabscheut.

Nehmen wir nun den Satz (4-55). (4-55) *Paul behauptet, daß Erwin Buttermilch liebt und Johanna verabscheut. Nach Anwendung der Regel Verb-End verzweigen die Objekt-NPs in den Konjunkten jeweils nach links, so daß die Vorwärts-Reduktion unter Beachtung der Richtungsbedingung die NP im rechten Konjunkt eliminieren könnte. Die Ungrammatikalität von (4-55)

Q1

zeigt je-

doch, daß die Vorwärts-Reduktion nicht nach der Regel Verb-End angewandt werden darf.

92 Rückwärts-Reduktior und Verb-End könnten allerdings immer noch als in bezug aufeinander extrinsisch ungeordnet angesehen werden, wenn man die Gültigkeit von (4-2?) unterstellt; vgl. dazu genauer 4.3. 93 (4-55) ist natürlich nur dann ungrammatisch, wenn man die Ableitung von der entfernten Struktur ins Auge faßt, die auch (4-54a) zugrundeliegt. In der Interpretation von (i) ist er natürlich grammatisch. (i)

Paul behauptet, daß Erwin, Buttermilch liebt und daß er. Johanna verabscheut.

162

4.3.2.2.

Eine weiter differenzierte Analyse der ReduktionsOperationen

4.3.2.2.0. In den Abschnitten zuvor wurden sechs verschiedene Argumente dafür angeführt, daß die Koordinationsreduktion

als

fehler-

hafte Zusammenziehung zweier unabhängiger Transformationen, der Vorwärts-Reduktion und der Rückwärts-Reduktion, angesehen werden muß, und ich glaube, daß nach diesen Erörterungen keine plausible Lösung mehr möglich ist,

die an einer einzigen Reduktionsregel

festhalten würde. Die vielleicht wichtigsten Argumente waren in diesem Zusammenhang wohl die in 4.3.2.1.5. und 4 . 3 . 2 . 1 . 6 . dargestellten, bei denen es um Regelordnungsfragen ging - und gerade diese Argumente weisen bei genauerem Hinsehen Schwächen auf.

Die-

se Schwächen sind allerdings keinesfalls dadurch zu beheben, daß man zu einer einzigen Regel der Koordinationsreduktion zurückkehrt, sondern sie erfordern augenscheinlich eine noch differenziertere Analyse der in Frage stehenden Reduktionsoperationen.

4.3.2.2.1.

Rückwärts-Reduktion und Verb-Kongruenz

In 4.3.2.1.5. ist

argumentiert worden, daß die Vorvärts-Reduk-

tion extrinsisch vor der Verb-Kongruenz zu ordnen ist,

während

die Rückwärts-Reduktion erst nach der Verb-Kongruenz erfolgen darf. Bei dieser zuletzt postulierten Reihenfolgebeziehung treten jedoch Schwierigkeiten auf.

In dem Rahmen, der für die

vor-

liegende Arbeit im ersten Kapitel abgesteckt wurde, muß ein Satz wie (4-56b) aus einer expliziteren Struktur hergeleitet werden, die in ihrer oberflächenstrukturellen Entsprechung als (4-56a) wiedergegeben werden kann. (4-56)

a.

Peter dreht Däumchen, Klaus dreht Däumchen, und Dieter dreht Däumchen.

b.

Peter, Klaus und Dieter drehen Däumchen.

Bei (4-56b) liegt anscheinend eine Operation der Rückwärts-Reduktion vor, bei der die Verbalphrasen in den linken Konjunkten unter Beachtung der Direktionalitätsrestriktion getilgt wurden. Wenn aber nun - wie zuvor gefordert - die Verb-Kongruenz grundsätzlich vor der Rückwärts-Reduktion erfolgen soll, dann würde offensichtlich anstelle von (4-56b) der ungrammatische Satz (4-57) abgeleitet.

163

(4-57) *Peter, Klaus und Dieter dreht Däumchen. Aus diesem Grund hat bereits Bierwisch

( l 9 6 3 s 1 0 7 ) - allerdings

in anderem Eeschreibungsrahmen - die Forderung erhoben, daß die Verb-Kongruenz den Regeln, die koordinierte Subjekte hervorbringen, nachgeordnet werden muß. Um den Wohlgeformtheitsunterschied zwischen (4-56b) und (4-57) zu erklären und gleichzeitig den in 4 . 3 . 2 . 1 . 5 . diskutierten Fakten Rechnung zu tragen, scheint mir nur eine Lb'sungsmb'glichkeit befriedigend: die Eliminierung von Verbalphrasen

muß durch eine

selbständige Transformation erklärt werden, die vor der Regel Verb-Kongruenz angewandt wird. Diese Regel soll hier vorläufig als VP-Reduktion bezeichnet werden. Im Gegensatz zur RückwärtsReduktion, aus der diese Sonderregel herausgelöst wurde, ist extrinsisch vor der Verbkongruenz geordnet; die Applikationsrestriktion kann so als (4-58)

sie

entsprechende

(4-58) notiert werden.

rVP-Reduktion • Verb—Kongruenz - Rückwärts-Reduktion

Dabei muß betont werden, daß das durch die Sätze in (4-56) und (4_57) aufgeworfene Problem allein durch eine weitere Differenzierung zu losen ist,

nicht aber durch die Rückkehr zu einer einzigen

Regel der Koordinationsreduktion; die hier angesprochene Frage setzt in keiner Weise das in 4.3.2.1.5. vorgebrachte Argument für eine Trennung von Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion außer Kraft. In bezug auf die Regel VP-Reduktion und die extrinsische Ordnung in betrifft

(4-58) sind noch zwei Anmerkungen zu machen. Die erste die Erörterungen in 4 . 2 . 3 * 2 . , wo es um die Applikations-

folgen von fakultativen und obligatorischen Regeln ging. Die in 4.3.2.1.5· als notwendig erwiesene Anwendungsfolge ist

offensicht-

lich dann unmöglich, wenn man davon ausgeht, daß obligatorische und fakultative Transformationen simultan operieren, wenn ihre strukturelle Beschreibung jeweils erfüllt ist;

würden die obli-

gatorische Verb-Kongruenz und die fakultative Rückwärts-Reduktion gleichzeitig angewandt, dann wäre die Ableitung nicht-wohlgeformter

Sätze wie (4-52c) gegeben. Gilt aber anstelle von (4-36) das

Prinzip (4-27), dann müssen z.B. Extraposition und zu-Sprung wie in 4.2.3.2.3. gezeigt wurde - extrinsisch geordnet werden.

164 Die durch die Argumente dieses Kapitels etablierte Anwendungsfolge von VP-Reduktion und Verb-Kongruenz widerspricht aber selbst (4-27), so daß eine extrinsische Ordnung dieser beiden Regeln un94 erläßlich scheint. - Die zweite Anmerkung betrifft die Bezeichnung der in diesem Abschnitt eingeführten Tilgungsregel ('VP—Reduktion') sowie die Beziehung dieser Transformation zur (neuen) Rückwärts-Reduktion, Man beachte zunächst, daß es nicht allein von Bedeutung ist,

daß die VP—Reduktion Verbalphrasen in koordi-

nierten Strukturen tilgt; genauso wichtig ist,

daß die in ( 4 — 5 8 )

angeführte Rückvärts-Reduktion keine Verbalphrasen eliminieren darf, denn sonst wäre zwar die Erzeugung von Sätzen wie (4-56b) gesichert, aber zudem würden auch ungrammatische Sätze wie (4—57) abgeleitet. Im übrigen ist es jedoch durchaus nicht sicher, ob der Unterschied in der Applikationsweise kategorial zu bestimmen d.h.

ist,

daß einmal nur Verbalphrasen, einmal überhaupt keine Verbal-

phrasen betroffen werden können. Sanders und Tai (1972) haben für eine "Bedingung der direkten Dominanz 1 plädiert, die in Sprachen wie dem Chinesischen bei Reduktionen in koordinierten Strukturen gelten soll; diese Restriktion besagt, daß nur solche Konstituenten getilgt werden dürfen, die direkt von dem S-Knoten nes Konjunkts dominiert werden.

ei-

Bach (1965:17) hat nun darauf

hingewiesen, "[that] various unrelated and related languages seem to exhibit the same component transformations.

[...]

By

making reference to such universal transformations we can simplify the description of individual languages and at the same time build a general theory of syntax." Es scheint nun denkbar, daß die sogenannte VP—Reduktion durch die Bedingung der direkten Dominanz bestimmt ist,

und daß es eine komplementäre Restriktion der nicht-

direkten Dominanz gibt, der die genannte Rückwärts-Reduktion unterliegt. Diese mögliche Annahme wirft allerdings eine ganze Reihe zusätzlicher Probleme auf, so daß wir es mit diesem Hinweis bewenden lassen wollen.

94 Vgl. dazu jedoch noch 5 . 3 . 2 . 95 " [ · . · ] the operant restriction on coordinate identity deletion in languages of the Chinese-type is a restriction against the deletion of any constituent which is not immediately dominated by a conjunct sentence." (Sanders und Tai 1972:165) Vgl. auch Koutsoudas (1971&:344).

165 4 . 3 . 2 . 2 . 2 . Vorwärts-Reduktion, Verb-End und Verb-Kongruenz In ' 4 . 3 . 2 . 1 . 6 . wurde argumentiert, daß die Ungrammatikalität von Sätzen wie (4-54b) und (4-55) so zu erklären sei, daß bei der extrinsischen Ordnung (4-51) zur Tilgung der Objekt-NPs jeweils gegen die Direktionalitätsbedingung verstoßen wird. Es ist beachten,

nun zu

daß die dort vorgeschlagene Applikationsfolge von Vor—

wärts-Reduktion, Verbendstellung und Rückwärts-Reduktion ganz allgemein die Eliminierung von Objekten in Konjunkten ausschließt, in denen die Regel Verb-End zu operieren hat; in diesen Fällen kann, für die betreffenden NPs die für beide Reduktionsregeln geltende Richtungsbedingung nie erfüllt

sein. Die Behauptung, daß von

VP dominierte Nominalphrasen in mit und verbundenen eingeleiteten Nebensätzen in keinem Fall eliminiert werden dürfen, ist aber zweifellos zu stark. Bereits in 3.3.2. ist tät

auf die Grammatikali-

von Sätzen wie (3—43b) hingewiesen worden. (3-43)

a. b.

Es ist erwiesen, daß der Polizist, den Demonstrant e n , schlug und daß er. ihn. trat. J "*J Es ist erwiesen, daß der Polizist, den Demonstranten schlug und trat.

c. *Es ist erwiesen, daß der Polizist, den Demonstrant e n , schlug und daß er. trat. (3-43b) zeigt, daß eine Objekt-NP durch die Vorwärts-Reduktion genau dann getilgt werden kann, wenn all die links von ihr

die Elemente im Konjunkt,

stehen, ebenfalls eliminiert werden. Wenn die

extrinsische Ordnung (4-51) gelten soll, dann müßte (3-43b)

je-

doch ungrammatisch sein, da die Objekt-NP vor Anwendung von VerbEnd ja nach rechts verzweigt. Die Direktionalitätsbedingung der Vorwärts—Reduktion, die — wie die Erörterung in 4.3.2.1.1. gezeigt hat - ja durchaus nicht immer beachtet werden muß, darf in Fällen wie (3-43b) nicht ausgesetzt werden; sonst müßte (4-59) wohlgeformt sein. (4-59) *Der Polizist schlug den Demonstranten und trat. In solchen Fällen kann nur die Rückwärts-Reduktion die Objekt-NP tilgen. (4-60)

Der Polizist schlug und trat den Demonstranten.

Für die Rückwärts-Reduktion und die Regel Verb-End bewährt sich

166 auch die in (4-51) enthaltene Ordnungsvorschrift; wie die Grammatikalität von Sätzen wie (3i-Ob) beweist, ist

jedoch die ande-

re in (4-51) enthaltene Teilbedingung - daß die Regel Verb-End grundsätzlich erst nach der Vorwärts-Reduktion operiert zu streng. Die Anwendung der Vorwärts-Reduktion vor der Regel Verb-End führt auch in anderen Fällen zu Problemen, Betrachten wir den Satz (4-61). (4-61)

Es war normal, daß Dieter arbeitete und Peter sich einen schönen Tag machte.

Wird die Vorwärts-Reduktion vor der Transformation Verb-End angewandt, dann eliminiert sie das Komplementmorphem daß im zweiten Konjunkt; das aber führt dazu, daß die strukturelle Beschreibung von Verb-End dort nicht mehr erfüllt ist,

so daß anstelle von

(4-61) der ungrammatische Satz (4-62) abgeleitet würde. (4-62) *Es war normal, daß Dieter arbeitete und Peter machte sich einen schönen Tag. Das gleiche Problem entsteht bei der Tilgung von Subjekten, (4-63)

a.

Sir John, ist ein Gentleman, und er. ne Frau nur freitags,

schlägt

sei-

b.

Sir John ist ein Gentleman und schlägt seine Frau nur freitags.

c. *Sir John ist ein Gentleman und seine Frau nur freitags schlägt. Nach der Löschung des Subjekts im zweiten Konjunkt wäre offensichti» lieh die strukturelle Beschreibung von Verb-End in diesem Teilsatz erfüllt,

so daß sich anstelle des wohlgeformten Satzes (4—63t>)

sein ungrammatisches Pendant (4-63c) ergeben wurde. In 4.3·2.1.5· wurde argumentiert, daß die Vorwärts-Reduktion - im Gegensatz zur RUckwärts-Reduktion - vor der Verb-Kongruenz operieren müsse, damit der Grammatikalitätsunterschied zwischen (4-52b) und (4-52c) erklärt werden könne. Auch diese extrinsische Ordnung führt

jedoch zu Problemen, wenn zugelassen wird, daß die

Vorwärts-Reduktion vor der Anwendung von Verb-Kongruenz Subjekte tilgt. (4-64)

a.

Klaus, liebt Buttermilch, und er. verabscheut Whisky,

b.

Klaus liebt Buttermilch und verabscheut Whisky.

167 c.

*Klaus liebt Buttermilch und verabscheuen Whisky.

Die Verb—Kongruenz überträgt ja Merkmale vom SatzSubjekt auf das betreffende Verb, und diese Übertragung ist

offensichtlich

aus-

geschlossen, wenn das Subjekt des in Frage stehenden Teilsatzes durch die Vorwärts—Reduktion getilgt worden ist;

in derartigen

Fällen behielten die Verben jeweils das Merkmal [ + i n f J ,

so daß

ungrammatische Sätze wie (4-64c) erzeugt würden. Damit stehen wir vor zwei klaren Ordnungsparadoxa: Die Grammatikalität von Sätzen wie (4-52b) verlangt nach der Anwendung der Vorwärts-Reduktion vor der Verb-Kongruenz, während nicht-wohlgeformte Sätze wie (4-64c) nur dann ausgeschlossen werden können, wenn die Anwendungsfolge umgekehrt ist;

die Erklärung der Ungram-

matikalität von Sätzen wie (4-55) wurde durch die Regelordnung Vorwärts-Reduktion - Verb-End geliefert,

aber die Gra.iunatikalität

von Sätzen wie (3-43b) fordert augenscheinlich die Anwendung der Verbstellungsregel vor der Reduktionstransformation, Man beachte nun, daß diese Unterschiede in der Applikationsordnung bar sind auf unterschiedliche Konstituenten,

rückführ—

die durch die Vorwärts-

Reduktion jeweils getilgt werden. Die Anwendung der Vorwärts-Reduktion vor Verb-End und Verb-Kongruenz ist

immer dann gefordert,

wenn Verben aus der Mitte eines Xonjunkts heraus getilgt werden sollen; die Reduktionsoperation hat den beiden genannten mationen hingegen zu folgen,

Transfor-

wenn auch Komplementmorpheme und Sub-

jekte zu löschen sind. Es scheint deshalb angebracht, die Vorwärts·* Reduktion - genau wie die Rückwärts-Reduktion im Abschnitt zuvor in zwei getrennte Transformationen

aufzulösen, die hier als Lücken-

bildung II und als Vorwärts-Reduktion II bezeichnet werden sollen; diese Regeln sind so wie in (4-65)

r Lückenbildung

(k—65)

dargestellt zu ordnen.

II

- Verb-Kongruenz - Verb-End L. Vorwärt s-Redukt i on II Die Lückenbildung II

betrifft

dabei allein Konstituenten von VP,

während die Vorwärts-Reduktion II keine 'Lücke 1 schafft, eine Reihe von Konstituenten

eliminiert, die bis

eines Konjunkts reicht. Die als

sondern

zum linken Rand

(4-65) notierte Anwendungsfolge

garantiert in jedem Fall die korrekten Ergebnisse.

168 k.J.2.2,3·

Lückenbildung II und grundlegende Verbstellung

An dieser Stelle ist

es notwendig, noch einmal auf die Abschnitte

3.1. und 3.2.1. zurückzublicken;

dort ging es um das Argument von

Ross, daß aufgrund der Richtungsbedingung der Lückenbildung für das Deutsche die Verbzweitstellung

als grundlegend

zu gelten ha-

be. Dieses Argument ging von einer einzigen (Verb-)Tilgungsregel aus,

die durch die Direktionalitätsbedingung bestimmt war, und

es wurde durch die Erörterung in 3.3·1· weiter gestärkt, die zeigte,

daß auch die Tilgung anderer Konstituenten in koordinierten

Strukturen durch die Richtungsrestriktion geregelt war. Die Auflösung der Koordinationsreduktion

in verschiedene independente

Teilregeln, die die Diskussion in diesem Kapitel erwiesen

hat,

schwächt nun dieses Argument entscheidend; die Lückenbildung II spricht nicht in dem Maße gegen eine Endstellung des Verbs in der entfernten Struktur, wie es die bidirektionale Lückenbildung aus 3.1. und 3 * 2 . 1 . tat.

Dies hat zunächst zwei Gründe: zum einen wur-

de in 4 . 3 . 2 . 1 . 1 . gezeigt, daß die Direktionalitätsbedingung bei der Tilgung im rechten Konjunkt unter bestimmten Bedingungen auch ausgesetzt werden kann; zum anderen wurde in 4 . 3 » 2 . 2 . 2 . argumentiert, daß die Tilgung von linksverzweigenden Elementen wie Komplementmorphemen und Subjekt—NPs durch eine gesonderte Regel zu bewerkstelligen ist. Der einzige Punkt, wo die Richtungsbedingung der Lückenbildung II noch notwendig schien, betraf die Ungrammatikalität von Sätzen wie (4-55); durch die Regelordnung (4-65) wurde ausgeschlossen, daß diese Reduktionsregel nach Anwendung der Regel Verb-End linksverzweigende Objekt-NPs löschen kann. Joan Maling (1970) war wohl die erste, die darauf hingewiesen hat,

daß die Lückenbildung nach vorn nicht unbedingt der Direk-

tionalitätsbedingung (3-6) gehorchen muß; sie argumentierte, daß die Reduktion in rechten Konjunkten unabhängig von der Verzweigungsrichtung des Verbs zu erfolgen habe und daß die Tilgungs— 96 regel allen Verbstellungsregeln nachzuordnen sei. Joan Maling sagt nicht klar, ob die Lückenbildung in ihrem Sinn (als

nur in

rechten Konjunkten tilgend) wie bei Ross (l970a) eine spezielle Verbtilgung ist,

aber sie erklärt, daß in einigen Sprachen - wie

96 " [ . . . ] (forward) Gapping is, in all languages, ordered after Scrambling and other reordering rules affecting the linear position of the verb." (Joan Maling 1972:105)

169 z.B. im Deutschen - die Löschung von Verben und Nominalphrasen in rechten Konjunkten nicht durch ein und dieselbe Regel zu beQ7 werkstelligen sei. Sätze wie (4-55) bilden also auch für eine nach vorn gerichtete Reduktionsregel, die nicht der Bedingung (3-6) unterliegt, ein Problem. Dieses Problem ist

nun aber nicht allein

dadurch Ib'ebar, daß die Lückenbildung II mit der Bedingung (3-6) formuliert und der Regel Verb-End vorgeordnet wird. Eine andere Lösung ist möglich, wenn diese Regel so formuliert wird, daß die Tilgung von Objekt-NPs nur dann möglich ist,

wenn auch das Verb

gelöscht wird. In diesem Fall ist keine Direktionalitätsbedingung 98 mehr notwendig , so daß die LUckenbiIdung II auch auf der Ausgabestruktur der Regel Verb-End operieren kann. Wenn das aber möglich ist,

dann fällt das auf diese Reduktionsoperation gegründete

Argument gegen eine grundlegende Verbendstellung im Deutschen in sich zusammen, und nichts spricht mehr gegen die Annahme, daß das Verb in der entfernten Struktur in letzter Position erzeugt wird. Es scheint keinerlei empirische Daten zu geben, die für die eine und gegen die andere Lösung sprechen; beide Ansätze stehen sich wohl in punkto Erklärungsstärke als gleichberechtigt gegenüber.

97 " [ . . . ] it is impossible to collapse forward Gapping with NP Deletion rules in all languages. Given a conjoined string ab.c+db-e, where a^d, c*e, and b^bg, b^ can be deleted (i.e. gapped) if b.. is a verb, but not n e c e s s a r i l y if b_ is an NP. " (Joan Maling 1972:104) 98 Es muß allerdings das gewährleistet bleiben, was sozusagen der 'harte Kern' des Direktionalitätsprinzips ist: daß keine Konstituente zwischen zwei verbleibenden Schwesterkonstituenten getilgt wird.

5.

5.0.

TRANSFORMATIONSTYPUS UND TRANSFORMATIONSORDNUNG

In den vorausgegangenen Erörterungen war — wenn von der Ord-

nung transformationeller Regeln gesprochen wurde - immer von einer bestimmten Art von Ordnung die Rede, nämZich der zwischen einzelnen Transformationen. Diese Erörterungen haben m . E . gezeigt, daß nicht auf eine Subkomponente des Tran formationsteils verzichtet werden kann, in der die Applikationsfolge der Regeln bestimmt wird. Es geht also um den Aufbau eineT 'Kontrolleinheit 1 , wie Lees (1960:55) es nennt, die die

'Verkehrsgesetze 1 der Regelan-

wendung determiniert: "[One may] suppose that our general meta— theory of grammars supplies, in addition to the form of grammatical rules, also some complex scheme for

'traffic

laws' within a

grammar, and each grammar has then a 'control u n i t ' which directs the order of application of rules, permitting both simple recursions, or reapplications of a rule before moving on, as well as loops in which the path of derivation through the rules curves back on itself to pass through the rules which have already been applied in the generation of certain sentence types." Diese Kontrolleinheit ist

nun aber bislang nur ungenügend bestimmt worden,

da nur die

'Feinordnung' der Transformationen in Betracht gezogen

worden ist,

d . h . die Ordnung einzelner transformationeller Regeln

in bezug aufeinander. Bislang wurde außer acht gelassen, daß es auch eine transformationelle

'Grobordnung' geben kann, bei der die

Mitglieder einer bestimmten Regelklasse grundsätzlich vor den Mitgliedern einer anderen Regelklasse operieren; die Zugehörigkeit einer Transformation zu einer solchen Regelklasse determiniert dann automatisch ihre Ordnungsrelation zu verschiedenen anderen Transformationen, die nicht in diese Regelklasse gehören. Auch die Frage nach der möglichen Reapplikation einzelner Regeln ist

bis-

her allein unter dem (engen) Aspekt von extrinsischer Geordnetheit oder Ungeordnetheit einzelner Transformationen betrachtet worden; es ist

zusätzlich zu bedenken, daß die Möglichkeit be-

171 steht, daß z . B . ganze Regelblöcke im Laufe einer Derivation mehrmals durchlaufen werden können. Solche Probleme einer 'Grobordnung der Transformationen sollen im folgenden diskutiert werden.

5.1.

Generalisierte und singuläre Transformationen

In seiner ersten Version der generativen Grammatik, die allgemein durch die "Syntactic Structures" bekannt geworden ä s t , ging Chomsky

(1957:^5)

von

dem Konzept eines 'Kerns' der Sprache aus, der

durch die Menge der Sätze zu bestimmen war, auf die gatorische Transformationen eingewirkt haben. 'Kernsätzen

1

steht die Menge all

nur obli-

Diesen

sogenannten

der Sätze gegenüber, bei deren

Erzeugung obligatorische und fakultative Transformationen zusammenwirken. Da die Passiv-Regel ja fakultativ ist,

kann also ein

Satz, bei dessen Ableitung sie angewandt worden ist,

unmöglich

ein Kernsatz sein. Genauso wenig sind Sätze mit koordinierten Strukturen als Kernsätze anzusehen,

da sie nach Chomsky ( 957 36)

durch eine (ebenfalls fakultative) Konjunktions-Regel erzeugt werden, die als (5-1 )

( 5 — 1 ) wiedergegeben werden kann.

Wenn S., und S_ grammatische Sätze sind und S., sich von S_ nur darin unterscheidet, daß X in S., erscheint, wo in S erscheint (d.h. S.j = ..X.. und S = . . Y . . ) , und X und Konstituenten desselben Typs in S., und S_ sind, dann ist auch S„ ein [grammatischer] Satz, wobei Sdas Ergebnis davon ist, daß X in S. durch X+und+Y ersetzt worden ist (d.h, S„ = ..X+und+Y..).

j

Es geht in diesem Zusammenhang nun nicht darum, die Inadäquatheit einer Konzeption aufzuzeigen,

die sich einer Regel wie (5-1) be-

dient; hier soll das Augenmerk auf den Unterschied zwischen der Passiv-Regel und der als

(5-1) notierten Konjunktionstransforma-

1 "Then we define the kernel of the language (in terms of the grammar G) as the set of sentences that are produced when we apply obligatory transformations to the terminal strings of the [S,F] grammar [i.e. phrase structure grammar - M . K . ] . " Diese Erklärung Chomskys ( 1 9 5 7 s ^ 5 ) ist allerdings mißverständlich: zum einen beziehen sich die Transformationen natürlich nicht allein auf die Endketten, sondern auf die gesamte Struktur (wie Chomsky 1957*^ gerade zuvor betont h a t ) , und zudem fehlt eine wichtige Einschränkung bei der Bestimmung der Kernsätze, die oben bereits in die Erläuterung eingearbeitet wurde: "When we apply only obligatory transformations in the generation of a given sentence, we call the resulting sentence a kernel sentence." (Chomsky 1957s^6; Hervorhebung von mir)

172

tion gerichtet werden. Die beiden Regeln unterscheiden

sich darin,

daß sich die Passiv-Regel nur auf einen einzelnen Satz S^ bezieht, während die in (5-1) formulierte Transformation notwendigerweise zwei verschiedene Sätze in Betracht zieht, die durch die Operation dieser Regel in einen dritten überführt

werden, (5-1)

ist

also eine auf zwei Baumstrukturen arbeitende Transformation, während das Passiv bei seiner Anwendung nur ein S affiziert. In der hier betrachteten Version der generativen Grammatik ist terschied terminologisch in den Begriffen ralisierte Transformation

1

dieser Un-

·singuläre» und 'gene-

festgemacht worden; unter den singulä-

ren Regeln sind dabei diejenigen zu verstehen, die auf nur einer Struktur operieren, während die generalisierten Transformationen eine 'doppelte Basis' besitzen und zwei Strukturen zu einer drit2 ten vereinen. Bei dieser Konzeption der Grammatik sind im System der Ersetzungsregeln

der Basis keine Rekursionen vorgesehen;

die

generalisierten Transformationen garantieren die Möglichkeit, ei3 ne unendlich große Satzmenge zu erzeugen. Man könnte nun unterstellen, daß die Distinktion fakultativobligatorisch einerseits ur..d die Unterscheidung zwischen singulären und generalisierten Transformationen andererseits jeweils etwas mit der Grobordnung der Transformationen zu tun haben. Es ist

zu

beachten, daß die generalisierten Transformationen grundsätzlich fakultativ sind, während die singulären fakultativ oder obligatorisch sein können; es wäre also die Hypothese möglich, daß die verschiedenen Regelarten jeweils im Block operieren und daß die Grammatik eine Regelordnung wie in (5-2) vorschreibt.

(5-2) Singuläre Tra n s format i onen Generalisierte Transformationen

Obligator!sehe Transformationen Fakultative Transformati onen

Bei dem in (5-2) formulierten extrinsischen Ordnungsschema würden 2 " [ . , . ] double-base or generalized transformations, which may be thought of as combining two sentences to form a third." (Fillmore 1963:208) 3 Vgl. z.B. Chomsky ( 1 9 6 5 : 1 3 ? ) » Chomsky ( 1 9 6 1 : 2 2 ) .

173 zunächst alle obligatorischen, dann alle fakultativen singulären Transformationen angewandt, bevor letztlich die (fakultativen) generalisierten Regeln operieren könnten. (5-2) stellt nun allerdings schon eine sehr weitgehende Annahme dar, da es eine doppelte Ordnungsrelation unterstellt, nämlich zwischen fakultativen und obligatorischen Regeln einerseits und zwischen singulären und generalisierten andererseits. Tatsächlich ist wohl nie ernsthaft angenommen worden, daß fakultative

und obligatorische

Transfor-

mationen im Block operieren; schon bei Chomsky (1957) sind beide 4 ineinander verschachtelt. Mehr Interesse als die Frage, ob die Trennung von fakultativen und obligatorischen Transformationen Implikationen für eine Grobordnung der Regeln hat, hat das Problem gefunden, an welcher Stelle die generalisierten Transformationen in der Derivation operieren, und dies soll im folgenden genauer erörtert werden. Wenn man der Einfachheit halber einmal unterstellt, daß sowohl die singulären als auch die generalisierten Transformationen im Block operieren, so sind die beiden folgenden Ordnungen denkbar. / _ „\ (.j-j)

a.

rsinguläre Transformationen L generalisierte Transformationen r generalisierte Transformationen L singuläre Transformationen

Schon Bierwisch (1963:88) hat nun darauf hingewiesen, daß die Trennung beider Regeltypen nur "praktische Bedeutung [hat;] sie entspricht nicht dem wirklichen Aufbau des Transformationsteils einer Grammatik." In seiner Arbeit zur Stellung von Einbettungsregeln in der Grammatik hat Fillmore (1963) ausführlich zu zeigen versucht, daß keine der beiden in (5-3) angeführten Ordnungsmöglichkeiten korrekte Resultate liefert und daß die von Lees angesprochene Kontrolleinheit komplexere Regelzusammenhänge erfassen muß. Bevor aber im folgenden die Argumentation Filimores in den Grundzügen nachgezeichnet werden soll, ist

es notwendig, die generalisierten Trans-

formationen zu subklassifizieren, und zwar im Hinblick darauf,

in

So stellt Chomsky (1957:^*0 fest, daß der Affix-Sprung auf die Passiv-Regel folgen muß, so daß wir dort die Reihenfolge fakultativ-obligatorisch haben; die umgekehrte Reihenfolge findet sich etwa dort, wo Chomsky (1957:63) klarstellt, daß die (fakultative) Fragebildung T4 nach der (obligatorischen) NumerusRegel operiert; etc.

welcher Art und Weise sie jeweils zwei Strukturen zu einer dritten zusammenfügen. Neben (generalisierten) Koordinationstransformationen wie (5-1) finden sich nämlich (generalisierte) Einbettungsregeln, bei denen ein Satz unter die Dominanz eines anderen gebracht wird. Folgt man der Darstellung von Katz und Postal (196^: 4 8 ) , so enthält der Formationsteil

der Grammatik in dieser Konzep-

tion eine bestimmte Menge von Konstituenten (unter ihnen z.B. Rel und Komp), die jeweils zu einem leeren Symbol expandiert werden. Einbettungstransformationen füllen dann später diese leeren Symbole aus,

indem sie S-Knoten an ihrer Stelle einfügen.

Fillmore hat nun auf eine Besonderheit in bezug auf das Verhältnis von Einbettungsregeln und bestimmten singulären Transformationen aufmerksam gemacht; bei gewissen Strukturen kann eine singuläre Transformation zunächst auf einer einzelnen Struktur operieren, dann aber auch noch auf der Gesamtstruktur, die sich durch die Einbeziehung der ersteren in einen Einbettungsprozeß ergibt.

Fillmore

(19631213) geht bei seiner Darlegung von Struk-

turen aus, die hier wie in (5-4) wiedergegeben werden können.

*7

(5-*) NP

someone

Präs

have en

Auf diese Struktur können nacheinander die Passiv-Regel einwirken

5 Dieses Konzept mit Platzhalter-Symbolen in der Basis weist deutlich auf die Verbindung zwischen Einbettungsregeln und lexikalischer Insertion hin, wo ebenfalls leere Symbole ersetzt werden. Fillmore (T 9631213) hat auf die Verbindung zwischen Einbettungsregeln und Formationsregeln aufmerksam gemacht; er nimmt dabei tendenziell schon die Lösung von Chomsky (1965) vorweg, die Re— kursivität in die Basiskomponente zu verlagern: "An embedding rule is an expansion rule in the sense that the structures which are transformed and introduced into the sentence gain the structural classification of the symbol in question." 6 Vgl. Bierwisch ( 1 9 6 3 : 8 9 ) , der ebenfalls argumentiert, "daß eine abwechselnde Anwendung von bestimmten einfachen und generellen Transformationen vorgesehen werden muß [ . . . ] . " 7 Die Darstellung ist angepaßt worden.

der heute verwendeten Notation weitestgehend

175 g sowie die Regel, die fakultativ ein unspezifiziertes Agens tilgt , so daß sich die in (5-5) dargestellte Struktur ergibt; bei beiden Regeln handelt es sich offensichtlich um singuläre Transformationen __—-^-S-^--^

(5-5)

NP

Präd

the butler

Temp

I

Präs

have en

^) und (5-5) entsprechen den Sätzen (5-6a) und (5-6b). (5—6)

a. b.

Someone has murdered the butler.

The butler has been murdered.

Als Matrixstruktur setzt Fillmore einen Baumgraphen wie (5-7)

(5-7)

S^^

NP

Präd

someone Aux

Temp Präs

VP

k p

V,

r

Komp

believe

Fillmore ( 1 9 6 3 : 2 1 4 ) zufolge muß bei dem folgenden Einbettungsprozeß das Symbol Komp expandiert werden, d . h . es wird durch das Element to sowie eine nachfolgende Prädikat-Phrase ersetzt; zudem t r i t t das Subjekt des einzubettenden Satzes an die Stelle des leeren Symbols unter NP. Wird nun ( 5 — 5 ) als Konstituentensatz 8 Vgl. dazu auch Marina K. Burt ( 1 9 7 1 : 5 3 f f . ) ; für das Deutsche s. z . B . Bierwisch ( 1 9 6 3 : 9 2 ) , Huber und Kummer ( 1 9 7 ^ : 2 3 7 , 2 7 7 ) . 9 Das Zeichen Komp steht in diesem Zusammenhang ausnahmsweise nicht für 'Kompleraentmorphem', sondern für "KomplementStruktur 1 , d.h. Komplementmorphem und folgendes Prädikat (nach der Einbettung) . 10 Diese Formulierung des Einbettungsprozesses mag im Lichte der bisherigen Erörterungen einigermaßen seltsam anmuten. Der Grund für das Auseinanderreißen von Prädikat und Subjekt—NP des Kon— stituentensatzes liegt darin, daß Fillmore - um ad-hoc-Komplizierungen der Passiv-Regel zu vermeiden - die Subjekt-NP des einzubettenden Satzes in der Objekt-Position in bezug auf believe haben muß; eine Regel der Subjekt-Hebung, die schon in den vorherigen Kapiteln dargestellt wurde, wurde erst von Rosen baum (1967) entwickelt. Eine Einbeziehung dieser Regel würde die Argumentation verfälschen, da Filimores System keine singu-

176 gewählt

, so ergibt der Einbettungsprozeß die als

(5-8) darge-

stellte Struktur.

(5-8)

someone

have en

be en

Auf diese Struktur kann die Passiv-Regel erneut angewandt werden, wobei das Verb, das ihre Operation auslöst, diesmal nicht murder, sondern believe ist,

d.h.

das Verb der Matrixstruktur. Nachdem

auch hier das unspezifizierte Agens getilgt worden ist,

erhält

man den durchaus wohlgeformten Satz (5-9). (5-9)

The butler is believed to have been murdered.

(Werden diese beiden Transformationen hingegen nicht noch einmal angewandt, so vertauscht eine obligatorische Transformation die Konstituente Komp und die nachfolgende NP miteinander, so daß sich der Satz (5-10) ergibt. 1 2 ) (5-10)

Someone believes the butler to have been murdered.

Die beiden genannten singulären Transformationen können also zweimal angewandt werden, einmal vor und einmal nach der Einbettung von (5-5) in (5-7)» auf andere Art und Weise ist

offenbar

(5-9) nicht

zu erzeugen. Das bedeutet aber, daß die in (5-3) angeführten Regelordnungen nicht möglich sind, und Fillmore (1963:209) hat deshalb die folgende Organisation (5-11) der Grammatik vorgeschlagen. Innerhalb der generalisierten Transformationen besteht Fillmore zufolge ein Unterschied zwischen Einbettungsregeln und Koordinationstransformationen: während die AusgäbeStrukturen der ersteren erlären Regeln kennt, die allein auf Einbettungsstrukturen operieren. 11 Diese Formulierung, die Fillmore (1963:214) folgt, ist insofern nicht völlig korrekt, als das Tempus-Element aus (5-5) nicht mit übernommen wird. 12 Vgl. dazu auch Fräser (1963:238).

177

(5-

)

Phrasenstrukbur-Regeln , l

Entfernte Strukturen _ EinbettungsTransformatIonen Vorläufige singuläre Transformationen Koordinationstransformationen

Zwischenstrukturen Letzte singuläre Transformationen und Morphophonematik 1

Oberflächenstrukturen

.

neut den Block der vorläufigen singulären Transformationen durchlaufen, ist

dies bei den Ausgabestrukturen der Koordinationstrans-

formationen nicht gegeben. Das Schema (5-1 0

impliziert, daß beide

Typen generalisierter Regeln in verschiedenen Ordnungsrelationen stehen, genau wie es auch bei den singulären Transformationen zwei Regelmengen gibt, die durch unterschiedliche Ordnungsverhältnisse ausgezeichnet sind. Das Schema (5-12) soll noch einmal die Beziehungen zwischen den vier Regelmengen erläutern; dabei bezeichnen die unterbrochenen Linien auf der rechten Seite, daß die durch sie verbundenen Regelmengen in der Applikation untereinander verstreut sind, während die durchgehenden Linien auf der linken Seite anzeigen, daß zwischen den betreffenden Regelblöcken ein striktes Ordnungsverhältnis besteht. (5-12) Einbettungstransformationen Vorläufige singuläre Transformationen Koordinationstransformationen Letzte singuläre Transformationen und Morphophonematik

l .J

178 Die Trennung von Einbettutigsregeln und Koordinationstransformationen, wie sie sich in (5-12) spiegelt, ist

m.E. jedoch unbegründet.

Man beachte, daß (5-11) zufolge die letzteren Regeln Zwischenstrukturen zu neuen Zwischenstrukturen vereinigen. Da Zwischenstrukturen über die Einbettungstransformationen wiederum den Komplex der vorläufigen singulären Regeln durchlaufen

können und da offensicht-

lich auch koordinierte Zwischenstrukturen neuerlich eingebettet werden können, passieren auf diesem Wege zumindest die Ausgabestrukturen der Koordinationsregeln nochmals die ersten singulären Transformationen, wenn auch nur vermittelt über die Einbettungsregeln. Und wenn es für den Output der Koordinationstransformationen auch nicht unbedingt notwendig ist,

in jedem Fall noch einmal

die vorläufigen singulären Transformationen zu durchlaufen, so scheint auf der anderen Seite doch nichts dagegen zu sprechen, daß diese Regeln auch in einem solchen Fall noch einmal durchlaufen werden können. Dieser Unterschied zwischen einem möglichen und einem notwendigen nochmaligen Passieren dieses Transformationskomplexes reicht m.E. nicht aus,

um tatsächlich eine unterschied-

liche Stellung von Einbettungs- und Koordinationsregeln im Transformationssystem zu begründen;

(5-12) wäre deshalb durch (5-13)

zu ersetzen.

(5-13)

Generalisierte Transformationen Vorläufige singuläre Transformationen Letzte singuläre Transformationen und Morphophonematik

In der Version der generativen Grammatik, die mit generalisierten und singulären Transformationen arbeitet, besteht so eine (extrinsische) Grobordnung zwischen generalisierten und vorläufigen singulären Transformationen auf der einen Seite und letzten singulären Transformationen auf der anderen; in bezug auf die ersten beiden Regelarten besteht jedoch keinerlei Grobordnung: die vorläufigen singulären Regeln können vor und auch nach den generalisierten angewandt werden.

179 5.2.

Zyklische, prä-, post-, letztzyklische Transformationen und Überall-Regeln

5.2.1.

Zyklische Transformationen

Im Zusammenhang mit der Stellung der vorläufigen singulären Transformationen in der Grammatik spricht Fillmore ( l 963:213) von einer "Rezyklisierung"; nach der Anwendung einer generalisierten Transformation wird der Zyklus dieser Regeln noch einmal durchlaufen. Man beachte nun, daß die Erörterung der

Einbettungstransformati-

onen durch Fillmore eine veränderte Domäne der Anwendung vorläufiger singulärer Transformationen nahelegt, wenn diese zunächst den Konstituentensatz, dann den Matrixsatz insgesamt in Betracht ziehen. Bei der Anwendung der Passiv-Regel auf (5-4) ist

murder, das Verb

des einzubettenden Satzes, das relevante Element, das die Durchführung dieser Transformation ermöglicht; wird (5-4) und nicht (5-5) in (5-7) eingepaßt, so ist

die strukturelle Beschreibung der

Passiv-Regel für den (nun auseinandergerissenen) Konstituentensatz in Filimores Analyse nicht länger erfüllt, und die Transformation kann allein im Bereich des auslösenden Verbs believe operieren. Mit dem nochmaligen Durchlaufen des Regelzyklus ist jeweils eine Veränderung der Applikationsdomäne der singulären Transformationen verbunden. Dabei ist

also

vorläufigen

es wichtig fest-

zuhalten, daß - wie Fillmore ( l 9 6 3 : 2 1 1 f . ) angibt - eine Einbettungs13 regel eine entfernte Struktur und eine ZwischenStruktur zu einer neuen vereinigt und daß es die einzubettende Struktur ist,

die den

Block der vorläufigen singulären Transformationen zu durchlaufen hat,

bevor sie in die Matrixstruktur

eingepaßt wird. Es gibt

bar keine Fälle, wo dieses Verhältnis umgekehrt sein müßte,

offend.h.

wo der Konstituentensatz als entfernte Struktur, der Matrixsatz hingegen schon als durch vorläufige singuläre Transformationen

ver-

änderte Struktur in die entstehende Gesamtkonfiguration eingebracht 14 werden müßte. Damit wird eine Gerichtetheit in der Reapplikation vorläufiger singulärer Transformationen deutlich, und zwar von Konstituentensatz zu Matrixsatz oder - wenn man vcn den letztlich

ent-

13 "Terminal string" und "Pre-Sentence" in der Terminologie von Fillmore (1963). 14 " [ . . . ] there are no really convincing cases of singulary transformations that must apply to a matrix sentence before a sentence transform is embedded in it [ . . . ] . " (Chomsky 1965:133)

180

standenen EinbettungsStrukturen ausgeht - von 'unten nach oben 1 . Man kann so eine andere Konzeption als die in (5-13) dargestellte vorsehen, bei der die generalisierten Transformationen generell vor der ersten vorläufigen singulären Transformation operieren; die korrekte Applikation

der letzteren Transformationen wird dann

durch eine Anweisung gewährleistet, die bestimmt, daß sie die sich ergebende GesamtStruktur in einem noch genauer zu bestimmenden Sinne von unten nach oben abarbeiten, indem sie bei jedem neuerlichen Durchlaufen des Regelzyklus immer größere Applikationsdomänen in Betracht ziehen. Da bei dieser Konzeption die generalisierten Transformationen direkt auf den Ausgabestrukturen der Basiskomponente der Grammatik operieren, ist

zu fragen, ob ihre Aufgabe selbst nicht viel-

leicht ebenfalls durch die Basis übernommen werden kann; schon Fillmore (1963:213) hatte ja darauf hingewiesen, daß z.B. Einbettungsregeln Charakteristika von Ersetzungsregeln tragen. In seiner Standardtheorie hat Chomsky (1965) vorgeschlagen, die Expansionsregeln ebenfalls zyklisch anzuwenden

, d.h. sie können im Block,

mit der ersten Regel beginnend, von neuem durchlaufen

werden, so-

lange in der Struktur noch mindestens ein expandierbares Symbol vorhanden ist. Die Rekursivität, die die potentielle Unendlichkeit der zu erzeugenden Strukturen garantiert, wird nun dadurch gewährleistet, daß in den Ersetzungsregeln Symbole, die zuvor auf der linken Seite einer Regel erscheinen, später auch auf der rechten Seite dieser oder einer anderen Ersetzurigsregel auftauchen und dann bei neuerlichem Durchlaufen des Regelblocks weiter expandiert werden können. Wenn man sich nun für den Augenblick allein darauf konzentriert, daß das Symbol S sowohl links als

auch rechts

in den Ersetzungsregeln stehen kann, so kann man sagen, daß die Expansionsregeln, die die Strukturen von oben nach unten vervollständigen, immer neue S-Domänen schaffen,

die durch die Dominanz

aller in ihnen enthaltenen Elemente durch ein bestimmtes S gekennzeichnet sind. Eben diese S-Domänen, die durch das zyklische Durchlaufen der Expansionsregeln

sukzessive von oben nach unten entwickelt werden,

sollen nun in umgekehrter Richtung nacheinander von den gleichfalls 15 Vgl. Chomsky (1965:13*0·

181

zyklisch operierenden Transformationen abgearbeitet werden. Nehmen wir an, daß ein Regelzyklus wie (5-1*0 und eine Struktur wie (5-15) vorliegen.

(5-14)

• Regel A -Regel B L·Regel

C

(5-15)

Die Ableitung geht nun so vonstatten, daß zunächst die Regel A auf Anwendbarkeit in der Domäne S_ getestet wird; ist le Beschreibung dort erfüllt, ist)

ihre strukturel-

so muß sie (wenn sie obligatorisch

bzw. kann sie (wenn sie fakultativ ist)

operieren. Die gleiche

Prozedur wird dann für die Regel B durchgeführt und schließlich für die Regel C. Nachdem so tet ist,

der Regelzyklus in bezug auf S_ abgearbei-

wird nun die Applikationsdomäne S„ in Betracht gezogen;

auch hier wird zunächst die Regel A auf Anwendbarkeit getestet usw. Als letzte Domäne steht zum Schluß der Bereich von S 1 zur Verfügung; auch hier wird wieder wie angegeben verfahren. Diese Darstellung dürfte klargemacht haben, daß z.B. im Sg-Zyklus kein von S., dominiertes Element berücksichtigt werden darf, das nicht gleichzeitig auch von S„ dominiert wird; auf der anderen Seite können in diesem Zyklus offensichtlich die von S„ dominierten Elemente mit einbezogen werden, da sie ja gleichzeitig auch von S

dominiert werden. Da es nun keinen Fall gibt, bei dem eine

zyklische Transformation in einer höheren Applikationsdomäne operieren müßte, damit die strukturelle Beschreibung einer anderen zyklischen Regel in einem untergeordneten Anwendungsbereich

er-

füllt wäre, ist die folgende Restriktion für zyklische Transformationen zu formulieren. (5-16)

Keine zyklische Regel kann sich nur auf Konstituenten von S, beziehen, wenn der Regelzyklus in bezug auf S. bereits durchlaufen ist.

16 Vgl. z.B. Koutsoudas ( l 9 ? 1 a : 3 7 6 ) . Chomskys (1973:2^3) 'Strict Cycle Condition 1 ist umfassender, da bei ihm nicht nur S als zyklischer Knoten gilt. Vgl. auch Evers (1975:75).

182

Im S -Zyklus können die

Regeln A, B und C also nur dann von S~

minierte Elemente betreffen,

do-

wenn bei diesen Applikationen jeweils

auch Elemente einbezogen werden, die nicht von S„ dominiert werden, Es ist

zu betonen, daß ( 5 — 1 6 ) keineswegs eine nur mehr oder minder

plausible Annahme über das Funktionieren zyklischer Regelanwendung 7 ; ohne sie ist dieses Applikationsprinzip überhaupt nicht denkist 1 7. 18 bar.

5.2.2.

Präzyklische Transformationen

Chomsky (1965) ging von der Annahme aus, daß alle Transformationen 19 dem zyklischen Prinzip unterworfen sind ' , ohne sich weiter auf Diskussionen einzulassen, ob es nicht vielleicht Regeln gebe, deren zyklische Applikation zu falschen Resultaten führt. So ist z.B. denkbar,

es

daß u.a. präzykliscbe Regeln existieren, die den

zyklischen Transformationen insgesamt extrinsisch vorgeordnet sind und die - als nicht-zyklische Regeln - natürlich keinerlei Restriktionen in bezug auf sich fortschreitend erweiternde Applikations— domänen unterworfen sind; sie operieren jeweils auf der gesamten Struktur. Im folgenden soll argumentiert werden, daß zumindest eine Regel im Deutschen, die S-Pronominalisierung, präzyklisch zu operieren 2O hat. Diese Transformation kann folgendermaßen charakterisiert 17 So scheint es Koutsoudas ( l 9 7 1 a : 3 7 6 ) zu sehen. 18 " [ . . . ] a C[yclic] P[rinciple] which does allow rules to return [and operate] [entirely] within domains that have already been cycled on is no C[yclic] P[rinciple] at all, since nothing would then prevent any or all of the cyclic rules from simply waiting until the last cycle and then applying up and down the tree at random." (jacobson und Neubauer 19 "The grammar now consists of a base and a linear sequence of singulary transformations. These apply in the manner just described [i.e. cyclically - M . K . ] . " (Chomsky 1965: 1 3 ^ f . ) Ich versuche hier nicht nachzuweisen, daß zumindest einige Regeln des Deutschen zyklisch zu operieren haben; zu entsprechenden Argumenten vgl. z.B. Wunderlich (197Gb) oder Huber und Kummer (1 97^:300ff . ) . Eine recht breit angelegte Begründung der Notwendigkeit des zyklischen Prinzips liefern j e t z t z.B. Jacobson und Neubauer ( 1 97M für das Englische. 20 Dieses Argument wurde zuerst von Lakoff ( 1 9 6 6 ) für das Englische entwickelt. Der Nachweis, daß die S-Pronominalisierung bei der Ableitung bestimmter Sätze präzyklisch operieren muß, wird gemeinhin als Evidenz dafür gewertet, daß diese Transfor—

183 werden: sie tur

überführt eine sententielle NP (d.h. eine NP der Struk-

[ s ] ) in ein Pronomen es (oder d a s ) , wenn in dem in Frage

stehenden Baumgraphen eine identische sententielle NP vorhanden ist.

(Diese sehr grobe Bestimmung mag hier genügen.) Die S— Prono—

minalisierung verbindet so Sätze wie (5-1?a) und (5-1?t>) miteinander. (5-1?)



Heini w e i ß , daß K l a u s , ein Agent der K o m i n t e r n i s t , aber Peter glaubt n i c h t , daß er. ein Agent der Komintern ist.

b.

Heini weiß, daß K l a u s ein Agent der K o m i n t e r n i s t , aber Peter glaubt es n i c h t .

Die S-Pronominalisierung muß o f f e n s i c h t l i c h auch herangezogen werden,

um Sätze wie ( 5 - l 8 b ) a b z u l e i t e n . (5-18)

a. b.

K l a u s , sah den Fahrer. Alkohol trinken, und es erstaunte i h n . , daß e r . Alkohol trank. i J K l a u s , sah den Fahrer. Alkohol trinken, und das erstaunte i h n . .

Die e n t f e r n t e Struktur dieser beiden Sätze kann hier als

(5—19)

f o r m u l i e r t werden. (5-19) und

Alkohol trink d Fahrer Im S -Zyklus ist

Alkohol trink

die strukturelle Beschreibung der Subjekt-Hebung

e r f ü l l t , während im S„-Zyklus die Regel der Komplementmorphemi-Ein— setzung obligatorisch

ein daß für S^ s p e z i f i z i e r t ; die abgeleite-

te Struktur nach Anwendung dieser beiden Regeln kann als

(5-20)

dargestellt werden. Durch die Regeln der Extraposition (in S „ ) , der Verb-Kongruenz, der Pronominalisierung und die Operation von Verb-Zweit wird (5-20) mation eine präzyklische Regel ist (vgl. z.B. Huber und Kummer 197^:33?ff., 3^9 oder Krenn 1 9 ? 4 : 2 2 9 f f . ) ; vgl. dazu jedoch 5.2.3.

184 (5-20)

Klaus Alkohol trink seh

Komp

i

daß

X

d Fahrer

Alkohol trink

in die Oberflächenstruktur von (5-18a) überführt. Man beachte, daß die Regel der Pronominalisierung nicht vor dem S ..-Zyklus operieren kann; erst auf dieser Ebene stehen die Nominalphrasen in den Konjunkten für den notwendigen Identitätsvergleich zur Verfügung. Das gleiche gilt o f f e n s i c h t l i c h für die S-Pronominalisierung: sie eine zyklische Transformation, dann kann sie operieren.

Wie jedoch (5-20) zeigt, ist

ist

erst im S..-Zyklus

die strukturelle Beschrei-

bung dieser Regel auf dieser Derivationsstufe gar nicht

erfüllt,

da S _ nun kein Antecedens—S mehr b e s i t z t ; weil der S r — K n o t e n nach Anwendung der Subjekt-Hebung nicht mehr verzweigte, mußte er aus der Struktur herausgeschnitten werden.

(Und selbst wenn er noch

in der Struktur verblieben wäre, wäre die Regel nicht anwendbar, da dann ja keine Identität mehr zwischen S^ und S _ b e s t ü n d e . ) ( 5 - l 8 b ) kann so nicht erzeugt werden, wenn man an der Vorstellung festhält,

daß die S-Pronominalisierung zyklisch operiert. Um die

Generierung dieses Satzes sicherzustellen, muß die S—Pronominali— sierung offenbar bereits auf die Struktur

(5-19) angewandt werden,

denn schon die Anwendung der ersten zyklischen Regel (der SubjektHebung in S ) macht die Erfüllung ihrer strukturellen Beschreibung unmöglich. Das heißt aber nichts anderes, als

daß die S-Pronomina—

lisierung in diesem Fall präzyklisch operieren m u ß ; ihre Anwendung muß der der zyklischen Regeln vorausgehen. Diese Transformation scheint damit die Notwendigkeit von präzyklischen Regeln zu erweisen, die extrinsisch vor den zyklischen geordnet sind.

5.2.3.

Überall-Regeln

Obwohl die S-Pronominalisierung immer wieder als

präzyklische Trans-

185 formation angesprochen wird haft,

21

, ist

es dennoch mehr als

zweifel-

ob ein solcher Regeltyp überhaupt in der Grammatik vorzu-

sehen ist. Zunächst einmal ist

die S-Pronominalisierung offenbar

die einzige Transformation, die für ein Konzept präzyklischer Re22 geln spricht ; in keiner natürlichen Sprache konnte bisher eine Transformation nachgewiesen werden, die unbedingt nur präzyklisch 23 angewandt werden müßte. Und es kann nun relativ leicht gezeigt werden, daß die S-Pronominalisierung keinen Beweis für die Existenz 2k präzyklischer Regeln l i e f e r t ; die Argumentation des voraufgegangenen Abschnitts b i e t e t bestenfalls

Evidenz d a f ü r , daß diese

Regel in bestimmten Fällen vor den zyklischen Transformationen zu operieren hat, nicht aber dafür, daß sie grundsätzlich an dieser Stelle angewandt werden m u ß . Würde die S-Pronominalisierung immer vor Applikation der ersten zyklischen Regel operieren, dann wären Sätze wie (5-21) überhaupt nicht a b z u l e i t e n . (5-21)

Dieter versprach zu kommen, und das versprach Peter auch.

Die entfernte Struktur dieses Satzes kann als , 25 ben werden.

(5-22) wiedergege-

21 Vgl. z . B . McCawley ( l 9 7 O b : 2 8 6 ) , Morin ( 1 9 7 3 : 2 ) . 22 " [ . . . I the only known example of a pre-cyclic rule is S-Pronominalization [ . . . ] . " (Morin 1973:2) 23 Inzwischen hat allerdings Judith Aissen (197*0 f ü r eine präzyklische Regel der Verb-Hebung plädiert, die im Türkischen, Französischen usw. wirksam sei; auf ihre Argumentation kann hier leider nicht weiter eingegangen werden. 2h Daß die S-Pronominalisierung im Englischen nicht in allen Fällen präzyklisch angewandt werden kann, ist bereits von Lakoff (1966: 6 6 f f . ) (der diese Regel als 'S-Tilgung 1 bezeichnete) nachgewiesen worden; Lakoff ( l 9 6 6 : 7 2 f f . ) zog die Möglichkeit in Betracht, daß es zwei verschiedene S-Tilgungen geben könnte, von denen die eine präzyklisch, die andere zyklisch angewandt wird. Diese Vermutung wird wohl als unbegründet zurückgewiesen werden müssen; es scheint z . Z . eher so, daß die S-Pronominalisierung eine (zyklische oder postzyklische) Regel mit einer globalen Restriktion ist (vgl. dazu das folgende). 25 Ich lasse bei der folgenden Darstellung das Element auch aus, genauso wie das (indefinite) Objekt von versprech.

186 (5-22) und

versprech

komm

komm

Auf diese Struktur kann die S-Pronominalisierung nun unmöglich angewandt werden, da Sr und S _ nicht identisch sind; wo im ersten dieser Sätze die Subjekt-NP Dieter heißt, findet sich im zweiten die NP Peter. Erst nachdem im S?- bzw. S„-Zyklus Komplementmorphem-Einsetzung und Equi-NP-Tilgung die abgeleitete Struktur (5-23) hervorgebracht haben, ist

die strukturelle Beschreibung der S-Pro-

nominalisierung erfüllt.

( 5-23 ) und

Dieter

NP I Si.

V Peter I versprech

X \

Komp zu

VP V l

komm

Komp

I

zu

V 1 versprech

NP 1 S

5

N VP

1

V

1

komm

Wenn (5-21) erzeugt werden soll, dann muß es der S-Pronominalisierung möglich sein, auch auf der durch (5-23) bezeichneten Derivationsstufe zu operieren. Die Tatsache,

daß die S-Pronominalisierung sowohl vor als

auch

nach bestimmten zyklischen Transformationen angewandt werden muß, zeigt deutlich, daß es sich bei dieser Regel keinesfalls um eine präzyklische Transformation handeln kann, die grundsätzlich vor allen zyklischen Regeln operieren würde. Die S-Pronominalisierung 26 scheint demnach als sogenannte "Überall-Regel" in die Grammatik 26 Diese Bezeichnung stammt offenbar von Ross ( l 9 ? O a ) ; Lakoff

187 eingehen zu müssen, d.h. als eine Transformation, die frei auf jeder Derivationsstufe angewandt werden kann. Im Rückbezug auf

die

Erörterungen des vorigen Kapitels kann man sagen, daß die ÜberaliRegeln extrinsisch ungeordnete Transformationen darstellen; es muß aber hervorgehoben werden, daß es sich um eine extrinsische Ungeordnetheit besonderer Art handelt. Im vierten Kapitel ( w i e auch zuvor) war stillschweigend unterstellt worden, daß es sich bei den Transformationen, die dort behandelt wurden, um Regeln gleicher Art drehte. Wie in 5.2.2. gezeigt wurde, kann die S-Pronorainali— sierung aber nicht als zyklische Transformation angesehen werden, da sie sich dem Wechsel der Applikationsdomänen nicht beugt;

sie

muß bei jeder ihrer Operationen die GesamtStruktur einbeziehen können. Die Konzepte "freie Applikation auf jedweder Derivationsstufe" und "extrinsische Ungeordnetheit" dürfen deshalb nicht miteinander identifiziert werden. Die S-Pronominalisierung muß zwar augenscheinlich als extrinsisch ungeordnet in bezug auf zyklische Transformationen betrachtet werden; sie ist

jedoch keine ungeord-

nete zyklische Regel. Es handelt sich dabei somit um eine extrinsische Ungeordnetheit "höheren Ranges", die von der unterschieden werden muß, bei der Transformationen gleicher Art ohne extrinsi— sehe Ordnungsrelation wechselweise angewandt werden. Weiter oben wurde gesagt, daß allein die S-Pronominalisierung das Konzept präzyklischer Regeln begründet, und es scheint nun nach der Erörterung hier nicht mehr sinnvoll, von der Existenz 27 solcher Regeln in der Grammatik auszugehen. Man beachte aber, daß die S-Pronominalisierung auch die einzige Regel zu sein scheint, die das Konzept der Überall-Regel s t ü t z t ; die einzige andere Transformation, die zuvor als Überall-Regel

postuliert worden ist,

näm-

lich die Lückenbildung, bringt — wie die Erörterungen in den Kapiteln zuvor wohl zweifelsfrei

erwiesen haben dürften - keine weite-

re Evidenz für die Notwendigkeit einer solchen Regelart. Wenn ein Transformationstyp aber allein durch eine einzige Regel gestützt wird, so wird man sich fragen müssen, ob diese Regel tatsächlich einen so starken Beweis für die Notwendigkeit eines solchen Typs abgibt und ob nicht eine andere Analyse möglich ist, aus der Theorie zugunsten eines anderen,

bei der er

independent motivierten

(1966:73) spricht in diesem Zusammenhang einfach von einer 'ungeordneten Regel'. 27 Vgl. jedoch Anm.23 oben.

188 Konzepts eliminiert werden kann. Diese Möglichkeit ist

tatsächlich

gegeben, und zwar durch die Kraft globaler Restriktionen. Grinder und Postal (I971b:112) haben argumentiert,

daß die S-Pronominali-

sierung im Englischen keinesfalls präzyklisch operieren "[there is]

darf:

evidence that grammars must allow certain transforma-

tions to apply at one point in a derivation to same [recte: some] phrase marker, PM , subject to a semantic identity condition statable only at a different

stage of the derivation on the phrase

marker, PM ., where PM. and P M . are J

non-contiguous." PM. wäre

die

·*-

J

Ableitungsstufe, die durch den Baumgraphen (5—2 ) wiedergegeben wird, und die Erfüllung der Identitätsbedingung ist

allein in

der entfernten Struktur PM . gegeben, die oben als

(5-19) notiert

wurde. Wie jedoch das Beispiel ( 5 - 2 l ) zeigte, ist

die Identitäts-

U

restriktion nicht in allen Fällen für die entfernte

Struktur zu

formulieren; die S—Pronominalisierung wird deshalb so wie in (5-24) notiert werden müssen. (5-24)

S-Pronominali sierung M P [S]

V SB: SV:

1 1

2 2

3 3

4 4

z 5 _ 5

+Pro +Sing +Neutr ·

Bedingung; Die durch die Variable X bezeichneten Elemente bilden auf der Derivationsstufe, auf der die Regel angewandt wird, ein S, und/oder sie bildeten ein S in der entfernten Struktur, und dieses S ist bzw. war auf der entsprechenden Derivationsstufe mit dem S des Terms 4 identisch. Mit Hilfe dieser Transformation sind nun die relevanten Beispiele, die zuvor diskutiert wurden, allesamt ohne Schwierigkeiten

zu er-

zeugen. Die Formulierung der S—Pronominalisierung als offensichtlich überflüssig,

( 5 — 2 4 ) macht es

ein Konzept sogenannter Überall-Regeln

in der Grammatiktheorie vorzusehen. Man beachte, daß die Bedingung in ( 5 — 2 4 ) eine sehr viel strengere Hypothese darstellt als

die,

bei der die betreffende Transformation frei auf jedweder Derivationsstufe operieren kann. (5-24) enthält die Annahme, daß nur

189

zwei Ableitungsstufen — nämlich die der entfernten Struktur und die, auf der die Regel angewandt wird - für die E r f ü l l u n g der Tdentitätsbedingung relevant sein können, während die Formulierung der S-Pronominalisierung als Überall-Regel u n t e r s t e l l t , daß es vielleicht noch andere Derivationsstufen geben kann, auf denen allein der Identitätsforderung Genüge geleistet wäre. Es gibt jedoch keinerlei Anzeichen dafür, daß noch andere

Ableitungsstufen

als die beiden genannten für das Funktionieren der S-Pronominali sierung von grundsätzlicher Bedeutung wären.

5.2.4.

Post- und Letztzyklische Transformationen

5.2.4.1.

Postzyklische

Transformationen

In 5.2,2. ging es um die Grobordnung von Transformationen; dort wurde die Möglichkeit erwogen, daß bestimmte Regeln als

präzyklisch

im Block vor sämtlichen zyklischen operieren. Man wird nun in Betracht ziehen müssen, daß es auch Regeln geben könnte, die - den präzyklischen Transformationen entgegengesetzt — erst in dem Moment angewandt werden können, wo die letzte zyklische Regel durchlaufen

ist;

derartige Transformationen sollen als

'postzy—

klisch' bezeichnet werden. Zwischen ihnen und den zyklischen Transformationen besteht demnach ein extrinsisches Ordnungsverhältnis, das als

(5-25) wiedergegeben werden kann.

(5-25)

[zyklische Transformationen postzyklische Tran s forma t i onen

In 5.2.1. ist

für zyklische Transformationen die Bedingung aufge-

stellt worden, daß sie nicht nur Elemente eines (niederen) S-Knotens betreffen können, wenn der Regelzyklus in bezug auf eben dieses S bereits einmal durchlaufen

worden ist.

Die postzykli-

schen Regeln können hingegen frei auf der gesamten Struktur operieren, in der Weise also, wie es zuvor für die präzyklischen Regeln gefordert worden war. Bevor ich mich aber der Frage zuwende, ob es tatsächlich Transformationen

gibt, die nicht als zyklisch,

sondern als postzyklisch angesehen werden müssen, gilt es noch eine andere Möglichkeit

in Betracht zu ziehen, nämlich die, daß

190

die Grammatik letztzyklische (oder — wie Lakoff (1966) sie nennt finalzyklische) Regeln gibt.

5.2.4.2.

Letztzyklische Transformationen

Die postzyklischen Regeln operieren also nach Durchlaufen des letzten Zyklus auf der Gesamt Struktur, wobei ihre A p p l i k a t i o n in bezug auf niedere S-Knoten nicht restringiert ist.

Es kann nun aller-

dings eine alternative Hypothese erstellt werden, die davon ausgeht, daß es Regeln gibt, die durch die Bestimmung gebunden sind, oQ

daß sie ausschließlich im letzten Zyklus zu operieren vermögen. Diese sogenannten

'letztzyklischen 1 Regeln unterscheiden sich von

den postzyklischen vor allem dadurch, daß mit ihnen keine trans— formationeile Grobordnung wie in (5-25) verbunden ist,

d.h.

zykli-

sche und letztzyklische Regeln können im l e t z t e n Zyklus ineinander verschachtelt sein. Geht man außerdem davon aus,

daß auch

die letztzyklischen Regeln dem Konzept der zyklischen Regel zuge·*hören, nur daß sie im Gegensatz zu den anderen zyklischen Transformationen eine zusätzliche Anwendungsbedingung tragen, dann hat (5-16) auch für letztzyklische Regeln zu gelten, d,h. sie können keinesfalls allein Konstituenten eines S-Knotens betreffen, der in 29 einem a.nderen S eingebettet ist. Die Unterscheidung zwischen post- und letztzyklischen Regeln ist

damit vor allem aufgrund von Ordnungsrelationen gegenüber zy30 kuschen Regeln zu t r e f f e n . Sollte es einen Fall geben, bei dem eine nicht-zyklische Transformation im letzten Zyklus vor einer zyklischen angewandt werden muß, so würde man die Tatsache, daß bei allen anderen bisher gefundenen nach—zyklischen Regeln kein individuelles Ordnungsverhältnis gegenüber zyklischen Transformationen notwendig zu sein scheint, wohl mehr als Zufall interpretieren und sie dennoch als letztzyklisch verstehen; auf diese Weise könnte nämlich eine Regelkategorie, und zwar die der postzyklischen 28 Als erster hat offensichtlich Chomsky auf eine solche Möglichkeit hingewiesen; vgl. Lakoff (1966:3*0 sowie Postal (l97Ob:**5l) 29 Vgl. Koutsoudas ( l 9 7 1 a : 3 ? 6 ) . 30 "The difference [between lastoyclic and postcyclic rules] is that lastcyclic rules may apply before cyclic rules in the cycle on the highest S-node, While postcyclic rules cannot*" (Lakoff 1972b:288)

191 Transformationen, ohne Verlust ausgeschieden werden. - In der Literatur· ist bislang augenscheinlich nur ein einziges Argument für die Existenz eines solchen Regeltyps angeführt worden: Lakoff ( l 9 6 6 : 3 6 f f . ) hat nachzuweisen versucht, daß zumindest eine Transformation, die er Appositions-Bildung ('appositive formation 1 ) nennt, letztzyklisch sein muß und daß demgemäß dieses Konzept dem der postzyklischen Regeln vorzuziehen

5·2.4.3· 5.2.4.3.1.

sei.

Post— vs. letztzyklische Transformationen Appositions-Bildung

Der Unterschied zwischen restriktiven und nicht—restriktiven Relativsätzen ist wohlbekannt. Nehmen wir etwa den folgenden Satz (5-26). (5-26)

Unternehmer, die reich sind, sind Ausbeuter.

Dieser Satz kann in zweierlei Hinsicht verstanden werden: zum einen in dem Sinne, daß nur die Unternehmer, die reich sind, als Ausbeuter zu betrachten sind (dies wäre die restriktive Auslegung); zum anderen kann der in (5-26) dargestellte Satz beinhalten, daß Unternehmer allgemein Ausbeuter sind, wobei als erläuternder Zusatz erscheint, daß diese Unternehmer außerdem noch reich sind (dies wäre dann die nicht-restriktive Interpretation). Lakoff ( l 9 6 6 : 3 6 f , ) weist nun darauf hin,

daß zwischen einem Satz wie

(5-26) in nicht-restriktiver Interpretation und einer Koordination von Sätzen wie in (5-27) Bedeutungsgleichheit besteht. (5—27)

Unternehmer, sind Ausbeuter, und sie. sind reich.

Weiterhin gibt es eine Satzform, die ebenfalls die Bedeutung von (5-26) und (5-27) hat, durch unterschieden ist,

die aber von den beiden anderen Sätzen dadaß hier das zweite Konjunkt von (5-27)

parenthetisch dort eingeschoben ist,

wo sich in (5-26) der Relativ-

satz befindet. (5—28)

Unternehmer. — und sie.

sind reich — sind Ausbeuter.

Die Synonymität dieser drei Sätze muß nach Ansicht Lakoffs (1966:37) durch den Rekurs auf eine gemeinsame entfernte Struktur erklärt werden. Der grundlegende Unterschied zwischen restriktiven und nicht-restriktiven Relativsätzen besteht damit in ihrer Stellung

192

in der entfernten Struktur; während restriktive Relativsätze durch eine Regel wie NP —>

NP S eingeführt werden, sind nicht-restriko -i tive Relativsätze zunächst als Satzkonjunkte repräsentiert. (5-27) ist

also der entfernten Struktur am nächsten; die (fakultative) 32 Regel der Appositions-Bildung kann dann das zweite Konjunkt in die durch (5-28) angegebene Stellung bringen, und aus dieser Struktur wird dann letztlich - durch und-Tilgung und Relativsatz-Bildung, die das Merkmal [+Rel] einsetzt- der Satz (5-26) abgeleitet. Es ist

nun festzuhalten, daß bei Relativsätzen, die sich auf

Eigennamen beziehen, nur eine nicht—restriktive Auslegung möglich ist,

da in solchen Fällen der Relativsatz keine differenzierende 34 Funktion haben kann ; die Sätze in (5-29) sind also nicht in der Weise ambig wie (5-26).

31 Diese Ansicht vertritt z . B . auch Bach (1967:469): "I propose that they [i.e. relative clauses-M.K.] be derived [ . . . ] from the same sequence of ^ ' s that we may assume to underlie conjunctions of sentences with and [ . . . ] . " Vgl. dazu auch Loetscher ( 1 9 7 2 : 5 6 ) , von der Mülbe ( l 9 7 3 b : 2 8 l ) ; Loetscher ( 1 9 7 2 : 5 5 ) weist allerdings auf keineswegs zu unterschätzende Probleme bei einer derartigen Ableitung hin. 32 Ich nehme hier und im folgenden an, daß das zweite Konjunkt in das erste eingebettet wird und nicht umgekehrt; die gleiche Meinung vertritt auch Sandra A. Thompson (1967:89), die d i e Verbindungen von Koordinationen und Relativsätzen für das Englische umfassender untersucht hat (vgl. auch Sandra A. Thompson 197O). 33 Auf den Sonderstatus nicht-restriktiver Relativsätze, der durch diese Ableitung deutlich wird, weisen auch besondere Akzentverhältnisse hin (s. Loetscher 1 9 7 2 : 5 3 f f . ) j vgl. dazu auch Anm.35 unten. 34 Dies gilt natürlich dann nicht, wenn ein Eigenname als Gattungsname für eine Reihe von Personen gebraucht wird, die den gleichen Eigennamen tragen; diese Verwendungsform wird im Deutschen durch den hinzugesetzten Artikel gekennzeichnet, wobei der Artikel zusätzlich kontrastiv betont wird. (i)

Nein, der Dieter, der gegenüber wohnt, hat seine Schwester geschlagen (und nicht der Dieter, der nebenan wohnt).

Wird der Artikel in dieser Weise zur Differenzierung vor Eigennamen gesetzt, um eine von mehreren Personen dieses Namens zu bezeichnen, kann ein folgender Relativsatz nur restriktiv verstanden werden; wird der Eigenname jedoch in dialektaler Variante mit (unbetontem) Artikel gebraucht, kann ein hinzugesetzter Relativsatz wiederum nur nicht-restriktiv aufgefaßt werden. (ii)

Nein, der Dieter, der gegenüber wohnt, hat seine Schwester geschlagen (und nicht der Jürgen).

193 (5-29)

a.

Ich wußte, daß Peter, der mein Freund war, den Schutzmann getötet hatte.

b.

Der Kommissar vermutete, daß ich wußte, daß Peter, der die Bank überfiel, den Schutzmann getötet hatte.

Der von Lakoff vorgeschlagenen Ableitung zufolge müssen diese Sätze, in denen die Relativkonstruktioneri sich auf verschiedenen Einbettuiigshöhen befinden, aus Satzkoordinationen hergeleitet werden. Damit aber stellt sich die Frage, an welchem S-Knoten das zweite Konjunkt

(das später zum Relativsatz wird) adjungiert

ist.

Die Antwort darauf scheint klar: wenn der Satz Peter war mein Freund in der entfernten Struktur von (5-29a) Schwesterkonstituente des daß-Satzes wäre, dann würde man erwarten, daß auch dort Verbendstellung vorliegt. (5-30)

Ich wußte, daß P e t e r , den Schutzmann getötet hatte und ( d a ß e r . ) mein Freund war,

(5-30) hat zweifellos eine andere Bedeutung als

(5-29a) und kann

so nicht als Verdeutlichung der diesem Satz unterliegenden Struktur

gewertet werden. Der S-Knoten von Peter war mein Freund wird

also als

in der entfernten Struktur vom höchsten S dominiert ange-

sehen werden müssen, so daß (5-29a) aus einer Struktur wie (5-31) abzuleiten wäre. 35

(5-31) und NP

Peter mein Freund sei

l

ich

Peter d Schutzmann tot hab

35 Inzwischen haben Staal (19?0) und Thorne (1972) argumentiert, daß in der entfernten Struktur solcher Sätze das rechte Konjunkt ein eigenes deklaratives Verb besäße; damit ließen sich eventuell auch die unterschiedlichen Akzentverhältnisse bei restriktiven und nicht-restriktiven Relativsätzen erklären. Da diese Weiterung die folgende Argumentation keinesfalls schwächen, sondern nur komplizieren würde, bleibt sie hier unberücksichtigt.

194 Lakoff

( 1 9 6 6 : 4 2 ) leitet aus der Tatsache, daß der spätere nicht-

restriktive Relativsatz in der entfernten Struktur vom höchsten S dominiert werden muß

(

, die Folgerung her,

Bildung nicht zyklisch ist,

daß die Appositions-

da sie grundsätzlich allein in dem

durch S 1 dominierten Anwendungsbereich operieren kann: nur auf dieser Ebene kann festgestellt werden, ob das Subjekt von S„ in ( 5 — 3 1 ) ein identisches Gegenstück im Rest des Gesamtsatzes besitzt. Da diese Transformation nun nicht zyklisch ist und auch nicht präzyklisch sein kann 37 , muß sie offenbar post- oder letztzyklisch sein. Daß sie tatsächlich nur letzt- und nicht postzyklisch sein kann, ergibt sich nach Lakoffs Meinung aus ihrem Verhältnis zur Pronominalisierung.

5.2.4.3.2.

Zyklische Pronominalisierung

Durch die Regel der Pronominalisierung wird eine von zwei morphemund referenzidentischen Nominalphrasen in ein Pronomen überführt. Diese Transformation operiert 'nach vorn', wenn die vollspezifizierte NP links von der pronominalen Form steht; befindet sie sich auf deren rechter Seite, dann liegt eine Pronominalisierung 'nach 36 Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen das spater 201 verschiebende Konjunkt gerade nicht vom höchsten S-Knoten der Struktur direkt dominiert zu sein scheint. Nehmen wir etwa einen Satz wie ( i ) . (i)

Dieter erklärte, daß Peter, der sein Freund sei, den Schutzmann erschossen habe.

(i) scheint mir allerdings nicht die Interpretation von ( i i ) , sondern eher die von (iii) zu haben; das Verb sag, das in (iii) an der Oberfläche auftaucht, wird vermutlich bei der Ableitung von (i) in der entfernten Struktur erscheinen müssen. (ii) (iii)

Dieter erklärte, daß Peter, den Schutzmann erschossen habe und daß er. sein Freund sei. Dieter, erklärte, daß P e t e r , den Schutzmann erschossen habe, und e r , sagte, daß er. sein Freund sei.

Sätze wie (i) scheinen so nicht so sehr gegen die Meinung von Lakoff zu sprechen, daß das zweite Konjunkt dem höchsten S der Struktur adjungiert sein muß, als vielmehr dafür, daß - den in der Anra.35 genannten Vorschlägen folgend — für dieses Konjunkt ein deklaratives Verb in der entfernten Struktur zu fordern ist* 37 Vgl. Lakoff ( l 9 6 6 : 4 7 f f . ) . Dieses Argument findet sich in seiner ursprünglichen Form bei Krenn ( 1 9 7 4 : 2 4 7 f f . ) referiert; Huber und Kummer ( l 974:339ff.) rekonstruieren es für das Deutsche.

195

rückwärts 1 vor.

Bereits in 4 . 2 . 3 - 2 . 2 . wurde festgehalten, daß die

Pronominal i sierung nach vorn für gewöhnlich unrestri*)giert

ist,

während die Operation dieser Regel nach rückwärts nur unter bestimmten Bedingungen möglich ist: links ist

u.a.

eine Pronominali sierung nac^i

nur dann einwandfrei,

wenn die zweite Okkurrenz og

der betreffenden NP die erste kommandiert.

Diese Bedingung er-

klärt den Vohlgeformtheitsunterschied zwischen (5-32a) und (5-32b) (5-32)

a.

Während er. seinen Colt herumwirbelte, schoß Big Fat Irving, sich ins Bein.

b. *Er. wirbelte seinen Colt herum, und Big Fat Irving, schoß sich ins Bein. Anhand der Sätze in (5-33) kann nun argumentiert werden, daß die Pronominali sierung zyklisch erfolgt.39 (5-33)

a.

Zuzugeben, daß er. verloren hatte, fiel Peter, schwer.

b. *Zuzugeben, daß Peter, verloren h a t t e , fiel i h m . schwer. Satz (5-33a) ist

genau wie (5-32a) durch die genannte Bedingung

der Pronominalisierung nach rückwärts gedeckt. Man würde nun aber erwarten, daß (!>-33b) gleichermaßen grammatisch wäre, da nach den obigen Ausführungen die Operation dieser Regel nach rechts als unrestringiert anzusehen ist.

(5-33b) aber kann nur dann wohlge-

formt sein, wenn Peter und ihm auf jeweils verschiedene Personen • referieren. Wie ist dieses überraschende Faktum zu erklären? Als Ausgangsstruktur

kann (5-3*0 herangezogen werden.

(5-3

V

Peter

l

schwerfall

Peter verlier hab

38 Vgl. dazu 4 . 2 . 3 . 2 . 2 . ; zur Relation des Kommandierens s. Anm.14 auf S.125f. 39 Vgl. Ross ( I 9 6 ? b ) .

196 Nehmen wir nun an, daß die Pronominalisierung zyklisch operiert. Ihre Anwendung ist

zum ersten Mal im S_-Zyklus möglich, wo die NP

Peter, die in S„ steht, pronominalisiert wird, gemäß der unrestringierten Pronominalisierung nach vorn. Zudem wird das daß eingesetzt, Im S 1 -Zyklus tilgt dann die Equi-NP-Tilgung (nach der Einsetzung des Komplementmorphems •^^™· zu) die von S_ti. dominierte Okkurrenz der NP Peter unter Identität mit der Dativ-NP von schverfall, so daß sich nach jzu-Sprung und Verb-Zweit die Oberflächenstruktur von (5-33a) ergibt. Wichtiger als die Tatsache, daß dieser Satz unter der Annahme einer zyklischen Operation der Pronominalisierung ohne weiteres ableitbar ist,

ist

jedoch, daß unter diesen Umständen der

ungrammatische Satz (5-33b) niemals erzeugt werden kann; da die Pronominalisierung obligatorisch ist,

kann in dem daß-Satz bei der

Ableitung nie die vollspezifizierte NP Peter stehenbleiben, die später dazu verwandt werden könnte, um die Dativ-NP des höchsten Satzes zu pronominalisieren. Die Ungrammatikalität von Sätzen wie (5-33b) scheint damit ein untrügliches Zeichen dafür zu sein, daß es sich bei der Pronominalisierung um eine zyklische Regel han-

5.2.4.3.3.

Appositions-Bildung und Pronominalisierung: Evidenz für letztzyklische Regeln

In 5.2.4.3.1. ist

» gezeigt worden, daß die Appositions-Bildung

letztzyklisch oder postzyklisch sein muß, und im letzten Abschnitt wurde deutlich, daß die Nicht-Wohlgeformtheit von Sätzen wie (5-33b) auf einfache Art und Weise zu erklären ist,

wenn die

Pro-

nominalisierung als zyklisch angesetzt wird. Sollte nun der Nachweis gelingen, daß die Appositions-Bildung vor der Pronominalisierung zu operieren hat, dann wird man die Existenz letztzyklischer Regeln als

tatsächlich notwendig akzeptieren müssen. Und anhand

von Sätzen wie (5-35^.) und (5-35b) ist

leietht zu zeigen, daß erst

nach der Verschiebung des zweiten Konjunkts in Relativsatzposition pronominalisiert werden darf. (5-35)

a.

Klaus, der Brigitte..^ liebt, will sie., küssen,

b.

Klaus, der sie.

liebt, will Brigitte, küssen.

40 Vgl. jedoch 5.2.4.3.4. unten.

197 Die Koordination, aus der die beiden Sätze (5-35) abgeleitet werden, kann in einer Oberflächenform als

(5-36) wiedergegeben wer-

den. (5-36)

Klaus will Brigitte, küssen, und er liebt sie..

Wenn man nun annimmt, daß die Pronominal!sierung vor der Appositions-Bildung operiert, dann kann (5-36) als Verdeutlichung der Struktur gewertet werden, die sich nach Anwendung der ersteren Regel ergibt; die folgende Verschiebung des zweiten Konjunkts fuhrt dann zu ( 5 — 3 5 t » ) . Analog dazu wird man für

die Erzeugung von (5—35a)

von einer Zwischenstruktur wie (5-3?) ausgehen müssen. (5-3?) *Klaus will sie. küssen, und er liebt Brigitte.. Dieser Satz ist

jedoch abweichend, und seine Ungrammatikalität

ist

dadurch zu erklären, daß in der Struktur, die als Eingabe für die Pronominalisierung fungiert, die zweite Okkurrenz der NP Brigitte die erste nicht kommandiert, so daß eine Pronominalisierung nach rückwärts ausgeschlossen tion ist

ist.

Die in (5—3?) dargestellte Konfigura-

aber unbedingt notwendig, um den grammatischen Satz (5—35a.)

zu erzeugen, wenn an der Meinung festgehalten werden soll, daß die Appositions—Bildung erst nach der Pronominalisierung

operiert. Die

Ableitung der Sätze in ( 5 — 3 5 ) bereitet jedoch keine Schwierigkeiten,

wenn man die Regelfolge unterstellt, bei der die Pronomina-

lisierung erst nach der Appositions—Bildung operiert. Unter

die-

sen Umständen ergeben sich bei der Generierung von (5-35a) und (5-35b) keinerlei Probleme: (5-35a) wird durch die unrestringierte Vorwärts-Pronominalisierung erzeugt, und bei der Ableitung von (5—35b) vermag die Rückwärts—Pronominalisierung zu operieren, da nach der Appositions—Bildung die zweite Okkurrenz der NP Brigitte die erste kommandiert. Damit scheint der Fall völlig klar zu liegen. Die AppositionsBildung ist

nicht—zyklisch und operiert nur im höchsten S; dort

aber muß sie vor der zyklischen Regel der Pronominalisierung angewandt werden. Die Appositions—Bildung hat demnach letztzyklisch zu sein, und es scheint deshalb plausibel, auch andere, nichtzyklische Regeln, die nicht vor Erreichen des höchstens S operieren können, diesem Regeltyp zuzuschlagen, da so auf ein zusätzliches Konzept postzyklischer Regeln verzichtet werden kann.

198 5.2.4.3.4.

Pronominalisierung und Extraposition: Evidenz für postzyklische Regeln

Wie viele andere hat Koutsoudas (1971 äs 383) die Meinung vertreten, daß der in den vorherigen Abschnitten geführte Beweis für die 41 Existenz letztzyklischer Regeln stichhaltig ist. Zentraler Punkt dieses Nachweises war, daß die Pronominalisierung eine

zyklische

Regel zu sein hat; nur aus diesem Grund sprach die Tatsache, daß die Appositions—Bildung vor dieser Transformation zu operieren hat, für

ein Konzept letztzyklischer Regeln. ¥enn aber gezeigt werden

kann, daß die Pronominalisierung in Wahrheit nicht zyklisch operieren darf, dann fällt dieser Beweis in sich zusammen. Im Abschnitt 4 . 2 . 3 . 2 . 2 . wurde nun demonstriert, daß die Pronominalisierung auf die Regel der Extraposition folgen muß, und im folgenden werde ich argumentieren, daß die letztere Regel nicht

zyklisch

ist, sondern

erst nach den zyklischen Transformationen operieren darf. Die Schlußfolgerung daraus muß so lauten, daß die Pronominalisierung nicht zyklisch sein kann, und daraus ist die Appositions-Bildung ohne weiteres als 42 betrachten ist.

wiederum abzuleiten, daß postzyklische Regel zu

In seiner Analyse des Englischen hat Ross ( I 9 6 ? b : l 6 6 ) die Hypothese aufgestellt, daß alle rechtsgerichteten Verschiebungsregeln, die Elemente über eine Variable hinweg transportieren, grundsätz— lieh "nach oben gebunden" sind 43 , d.h. daß die zu verschiebenden Elemente den Bereich des ersten sie dominierenden S-Knotens nicht 44 verlassen dürfen. Diese Restriktion gilt Ross zufolge für alle natürlichen Sprachen, also auch für das Deutsche. Eine der Regeln in der Grammatik des Deutschen, die Elemente nach rechts über 41 " [ . . . ] L a k o f f ' s rule seems to be exceptionally well motivated [ . . . ] . " (Koutsoudas 19?1a:383) 42 Ein ähnliches Argument wie mit der Regel der Extraposition ließe sich in bezug auf das Zusammenwirken von Pronominalisierung und Fragewort-Verschiebung anhand von Sätzen wie (i) entwickeln. (i)

Welchen Fehler, den sie. abstreitet, sah Peter Susanne, begehen?

Für ein paralleles Argument im Englischen gegen die Zyklizität der Pronominalisierung s. Postal ( 1 9 7 1 : 8 3 f f . ) . 43 "Any rule whose structural index is of the form . . . A Y, and whose structural change specifies that A is to be adjoined to the right of Y, is upward bounded." (Ross 1 9 6 7 a : l 6 6 )

44 Vgl. Ross ( I 9 6 ? a : l 6 2 ) .

199 eine Variable hinweg verschieben, ist 2.9. provisorisch a l s (2-45)

die E x t r a p o s i t i o n , die in

( 2 - 4 5 ) n o t i e r t wurde.

Extraposition W

Y

NP

SB:

1

2

3

SV:

1

2

er

4

5 5

Auch diese Regel muß also der oben angeführten R e s t r i k t i o n zufolge nach oben gebunden sein, d . h . der

S-Knoten des Terms 3 muß am Ende

des direkt übergeordneten S eingehängt werden. Dies aber - so wird 45 bisweilen argumentiert — sei durch eine zyklische Anwendung der Extraposition automatisch garantiert. Ziehen wir (5-38) zur Illustration heran.

(5-38)

NP l S,

Im S -Zyklus, in dem die

s t r u k t u r e l l e Beschreibung der

Extraposi-

tion e r f ü l l t

ist,

(und

s e l b s t ) noch gar n i c h t b e r ü c k s i c h t i g t werden; wenn

auch S.,

können die allein von S., dominierten Elemente

die Regel also angewandt w i r d , so adjungiert notwendigerweise an S

sie den S„-Knoten

(und n i c h t an S..).

In Arbeiten zur GTG des Deutschen, die sich mit der Extrapositionsregel b e s c h ä f t i g t e n ,

immer wieder b e t o n t worden, daß die47 se Transformation t a t s ä c h l i c h nach oben gebunden sei. Die N o t -

45 Vgl. z . B . Krenn

ist

(19?4:188ff.).

46 Es d ü r f t e klar sein, daß eine solche Argumentation in bezug auf eine Regel wie die E x t r a p o s i t i o n fehlerhaft ist. Man beachte n ä m l i c h , daß diese Regel in den meisten Fällen fakultativ ist, d.h. wenn der S„-Knoten im S -Zyklus nicht extraponiert wird, könnte er (ohne die z u s ä t z l i c h e Restriktion der Gebundenheit) durch die Extraposition im S..— Zyklus ohne weiteres an S., adjun— giert werden. 4? Vgl. z . B . Ebert ( 1 9 7 3 : 1 6 8 ) , Huber und Kummer ( 1 9 ? 4 : 1 9 9 ) , Evers (1975:21).

200

wendigkeit dieser Annahme wird dabei für gewöhnlich durch Sätze wie (5-39) begründet. (5-39)

a.

Daß es Petra ärgerte, daß Hans zu spät kam, war verständlich.

b. *Daß es Petra ärgerte, war verständlich, daß Hans zu spät kam. Wie jedoch in Kohrt (1975) gezeigt wurde, ist

die Annahme einer

grundsätzlichen Gebundenheit der Extrapositionsregel

zu stark.

Man vergleiche etwa die Sätze in (5 a.

Man hörte, daß Hans Petra zu kommen zu versprechen bat .

b. *Man hörte, daß Hans Petra zu versprechen zu kommen bat. c.

Man hörte, daß Hans Petra zu versprechen b a t , zu kommen.

c.

Man hörte, daß Hans Petra bat, kommen.

zu versprechen, zu

Die entfernte Struktur dieser Sätze kann grob so wie in (5—^0') dargestellt werden.

(5-40') NP l Man

VP V

NP I S

I hör

_^--— VP ~-—.

NP



Hans

I |

*-

,

NP

NP

V

I

I

1 bitt

1 Petra

|

1 ^x' i S

NP

1

Petra

s'

VP

NP

V

I

I

1

1 versprech

^ Petra komm

Die Regeln, die bei der Ableitung vornehmlich beteiligt sind, k8 Um die Darstellung zu vereinfachen, ist hier die Präposition um etc. bei b i t t ausgelassen worden, genauso wie die zusätzlich notwendige Objekt-NP bei versprech; beide Elemente sind in der entfernten Struktur vorhanden und werden im Laufe der Ableitung dieser Sätze getilgt.

2C1

sind Komplementmorphem-Einsetzung, Equi-NP-Tilgung,

Extraposition

und Verb-Zweit. Nehmen wir für das folgende an, daß sie allesamt zyklisch operieren. Zunächst würde im S„-Zyklus die Komplementmorphem-Einsetzung ein

zu an S r adjungieren, und danach würde

die Equi-NP-Tilgung das Subjekt von Sr unter Identität mit dem Subjekt von S„ tilgen. Die strukturelle Beschreibung der Extrapositionwäre

ebenfalls e r f ü l l t ; wenn wir d i e s e ( f a k u l t a t i v e ) Regel

anwenden, so stellt sie das abgeleitete Sr an das Ende von S„. Nehmen wir weiter an, daß im folgenden nur noch obligatorische Regeln angewandt werden, also im S„-Zyklus Komplementmorphem-Einsetzung und Equi-NP-Tilgung und im S ..-Zyklus KomplementmorphemEinsetzung und V e r b - Z w e i t . Die solchermaßen abgeleitete Struktur kann als

( 5 - 4 l ) wiedergegeben werden.

(5-41)

versprech Komp

I

zu

VT

I

komm

Die entstandene Struktur entspricht nun aber dem ungrammatischen Satz ( 5 — 4 O b ) , und um den wohlgeformten Satz (5-4Oc) zu erzeugen, h ä t t e Sr nicht an S_ angehängt werden d ü r f e n ,

sondern es hätte

an S_ adjungiert werden müssen. Der letztere Satz zeigt also, daß die Extraposition nicht in allen Fällen nach oben gebunden

ist;

die extraponierten Elemente können Satzgrenzen überwinden, wenn es sich um ' Q u a s i — S ä t z e ' handelt, d.h.

um Satzkomplemente, die

ihr

Subjekt durch die Anwendung der Equi—NP—Tilgung verloren haben. Ob aber ein solcher Quasi-Satz mit zu vorliegt, dessen Grenzen von einem extraponierten S überwunden werden können, erweist sich je— 49 Vgl. Postal ( 1 9 7 4 : 2 3 2 ) , Kohrt ( 1 9 7 5 : 1 7 0 f . ) .

20

doch - wie das obige Beispiel zeigt - erst in späteren Zyklen als dem, in dem die Extraposition zuerst angewandt werden kann. Wenn die Extraposition postzyklisch ist,

dann ist

die (zyklische) Equi—

NP-Tilgung schon in allen Teilsätzen angewandt worden, und es kann so leicht bestimmt werden, an welchen S— Knoten das

extraponierte

Element angehängt werden muß. Daß die Operation der Extraposition in einem niederen Zyklus zu Problemen führt,

kann auch in anderer Hinsicht demonstriert

werden. Man betrachte die Sätze in

(5

a.?*Erwin sagte, daß Max, daß Ameisen eßbar sind, zu meinen schien. b.

*Erwin sagte, daß Max zu meinen, daß Ameisen eßbar sind, schien.

c.

*Erwin sagte, daß Max schien, Ameisen eßbar sind,

d.

Erwin sagte, daß Max zu meinen schien, daß Ameisen eßbar sind.

Die entfernte Struktur, als

zu meinen, daß

die diesen Sätzen zugrundeliegt, kann

(5-^3) wiedergegeben werden.

(5-43)

.

mein Ameisen eßbar sei In Kohrt (19?6) wird argumentiert,

daß die Ungrammatikalität von

Sätzen wie ( 5 - 4 2 c ) d u r c h eine (globale) Restriktion

zu erklären

ist,

die besagt, daß im Deutschen kein S-Knoten, der sein Subjekt durch die Anwendung der Subjekt-Hebung verloren hat, verschoben werden darf. Diese Bedingung verhindert offensichtlich, de von S„ rücken kann.

daß S„ an das En-

203

Man beachte nun aber, daß bei einer zyklischen Applikation der Extraposition diese Regel im S„-Zyklus angewandt werden kann; daß ihre Anwendung dort zumindest möglich sein muß, zeigen Sätze wie

Erwin sagte, daß Max meinte, daß Ameisen eßbar sind. Die weitere Extraposition von S„ ist

nun aber durch die

obenerwähnte

Restriktion ausgeschlossen, so daß anstelle von (5-^2d) der ungrammatische Satz (5— ^2b) abgeleitet würde.

Die Erzeugung sol-

cher Sätze kann aber ohne weiteres ausgeschlossen werden, wenn man davon ausgeht, daß die Extraposition postzyklisch operiert. In diesem Fall wäre nur eine etwas generellere Version der oben erwähnten Bedingung notwendig; anstatt zu sagen, daß ein

S— Knoten,

der sein Subjekt durch die Anwendung der Subjekt-Hebung verloren hat,

nicht extraponiert werden darf, muß dann notiert werden, daß

ein solcher S— Knoten von der Extrapositionsregel nicht betroffen werden kann, d.h.

weder kann er verschoben werden, noch darf ein an-

deres S durch Extraposition an ihn adjungiert werden. 50 Wenn man annimmt, daß die E x t r a p o s i t i o n von daß—Sätzen in Ob— j e k t p o s i t i o n obligatorisch ist (so Ebert 1973s1?0» Kohrt 1975: 168), dann könnte (5—^-2d) sogar überhaupt nicht mehr abgeleitet werden. In der GTG wird allerdings meist die Meinung vertreten, daß die Extraposition solcher Sätze bloß fakultativ ist, und Sätze wie (5-^2a) werden entsprechend als grammatisch eingestuft. Die Selbst—Einbettung der daß—Sätze — so wird im Anschluß an Chomsky ( 1 9 6 5 : 1 1 ) gesagt - führe allein zu reduzierter A k z e p t a b i l i t ä t , nicht aber zu Ungrammatikalität. Es scheint allerdings außerordentlich schwierig, eine klare Grenze zwischen den Begriffen 'akzeptabel 1 und 'grammatisch' zu ziehen, und man könnte gar auf die Idee kommen, generell als obligatorisch angesetzte Regeln wie z . B . Verb-Zweit oder zu-Sprung ebenfalls für fakultativ zu halten, weil sie u.a. komplexitätsreduzierend wirken. Bei einer Regel wie der Extraposition, deren Hauptaufgabe es zu sein scheint, 'akzeptablere' Strukturen zu erzeugen, würde eine generell bloß fakultative Anwendung dem eigentlichen Sinn dieser Regel zuwiderlaufen. Die Trennung von Akzeptabilität und Grammatikalität wird m.E. neu durchdacht werden müssen; die formalen Mittel, deren Fehlen laut Chomsky ( 1 9 6 5 : 1 1 f . ) eine grammatische Erzeugungsblockierung nicht—akzeptabler Strukturen unmöglich machten, scheinen inzwischen (als globale Resti'd ktionen) zur Verfügung zu stehen. In bezug auf das obige Argument ist allerdings zu betonen, daß die Nicht-Wohlgeformtheit von (5-^2b) keineswegs bloß als NichtAkzeptabilitat zu deuten ist. Obwohl die Urteile der von mir befragten Informanten in bezug auf (5-^2a) variierten, wurde (5 grundsätzlich als stärker abweichend (bzw. überhaupt als ungrammatisch) gekennzeichnet.

Ein zweites Argument gegen die Zyklizität der Extraposition bezieht sich auf ihr

Zusammenwirken mit den Regeln de

Subjekt-

Hebung und der Reflexivierung. Betrachten wir den Satz ( 5 - ^ 5 ) . (5-'·*·5)

Man berichtet, daß D i e t e r . P e t r a h i n t e r sich, rufen h ö r t e , daß er. ein i d i o t sei.

Die e n t f e r n t e S t r u k t u r d i e s e s Satzes kann grob als

her-

( 5 — 4 6 ) wieder-

gegeben werden.

(5-46) VP

NP Man

Petra hinter Dieter

herruf D i e t e r ein I d L o t sei

Nehmen wir wiederum an, daß die Extraposition

zyklisch operiert.

Nach der Komplementmorphem-Einsetzung wird dann durch d i e s e Regel Sr im S„—Zyklus an S„ adjung.ier b. Nachdem im S„-Zyklus die jekt-Hebung die NP Petra als

O b j e k t von hör eingehängt hat,

Suber-

gibt sich die folgende abgeleitete S t r u k t u r .

(5-47)

V

l

hinter Dieter herruf

daß Dieter ein Idiot sei

205

Diese Struktur bringt nun besondere Probleme mit sich. Man beachte, daß der S,..—Knoten nach dor Anwendung der Subjekt-Hebung w e i t e r verzweigt, da er ja auch das im S„-Zyklus extraponierte

Element

direkt dominiert; er darf also nicht aus der Struktur herausgeschnitten werden. Dann aber kann im S -Zyklus d i e Regel der Reflexivierung n i c h t operieren, die ja verlangt, daß die b e t r e f f e n den identischen NPs im selben einfachen Satz stehen; die NP Dieter in der Phrase h i n t e r D i e t e r kann also nur pronominalisiert werden, so daß sich der ungrammatische Satz (5-^8) ergeben würde. (5-^8) *Man b e r i c h t e t , daß Dieter. Petra hinter ihm. herrufen, daß er. ein Idiot sei, hörbe. Wenn die Extraposition hingegen postzyklisch i s t , kann ( 5 — ^ 8 ) niemals abgeleitet werden, da in diesem Fall die zyklische

Subjekt-

Hebung und die zyklische R e f l e x L v i e r u n g grundsätzlich der hier zur D i s k u s s i o n s behenden Verschiebungsregel vorausgehen; die Erzeugung von ( 5 — ^ 5 ) geht dann völlig problemlos vonstatten. Das dritte Argument gegen die Zyklizität der Extraposition bezieht sich auf Fälle, wo ein S-Knoten aus der Subjekt-Position heraus e x t r a p o n i e r t wird. Wie schon die Beispiele in (2-46) zeigten,

operiert die Extraposition h i e r zunächst fakultativ.

(2—k6)

a.

Daß alle Ameisen eßbar sind, ist teter Irrtum.

b.

Es ist ein weitverbreiteter I r r t u m , daß alle Ameisen eßbar sind.

Die Extraposition aus Subjekt-Position ist wenn es sich bei handelt.

ein weitverbrei-

hingegen obligatorisch,

dem M a t r i x s a t z um einen eingeleiteten Nebensatz

52

(5-^4-9)

a.?*Er w e i n t e , weil, daß Ameisen eßbar sind, sich I r r b u m herausstellte. b.

(5_5 )

Er weinte, weil es sich als Irrtum herausstellte, daß Ameisen eßbar sind.

a.?*Daß, daß Hans kommt, Petra f r e u t , b.

als

Daß es Petra freut,

ist

klar.

daß Hans kommt, ist

klar.

51 Da nach der Anwendung der Subjekt—Hebung der S_—Knoten nicht mehr verzweigt, wird er automatisch aus der Struktur herausgeschnitten, so daß die später erfolgende Extraposition Sr nur noch an S- adjungieren kann.

52 Ebert (1973:169)

2O6

Die entfernte S t r u k t u r der Sätze in ( 5 - 5 0 ) kann als

(5-51) darge-

stellt werden,

(5-51)

Hans komm Man beachte nun, daß erst die Komplementmorphem-Einsetzung im S..—Zyklus d e u t l i c h macht, daß es sich bei S ? um einen eingeleiteten Nebensatz handelt. Diese I n f o r m a t i o n steht im 3„—Zyklus noch nicht zur Verfügung, in dem die E x t r a p o s i t i o n zu operieren hat 53 ; wenn diese Regel aber, die ja sonst f a k u l t a t i v angewandt wird, den 3_—Knoten n i c h t verschiebt, w i r d der n i c h t — w o h l g e f o r m f c e Satz (5-50a) abgeleitet. Die hier angeführten Argumente

machen deutlich, daß die Extra-

position keine zyklische Regel sein kann. In 4 . 2 . 3 . 2 . 2 . aber wurde gezeigt, daß die Pronominalisierung erst nach der Anwendung der Extraposition erfolgen darf. Es muß also geschlossen werden, daß die Pronominalisierung keine zyklische Regel sein kann, denn sonst müßte sie vor der nicht-zyklischen E x t r a p o s i t i o n operieren.

Ist

aber die Pronominalisierung keine zyklische Regel, dann f ä l l t das zuvor angeführte Argument f ü r letztzyklische Regeln in sich zusammen, das ja auf der Prämisse beruhte, daß eine zyklische Pronominalisierung der nicht-zyklischen muß.

Appositions-Bildung folgen

Die Frage, ob post— oder letztzyklische Regeln in der

53 Sie darf nicht mehr im S..-Zyklus operieren, nachdem dort das Komplementniorphem daß für S„ spezifiziert worden ist, denn ihre Anwendung würde dann gegen das Prinzip ( 5 — 1 6 ) verstoßen. 54 Ein weiteres Argument ließe sich leicht analog zu Ross ( l 9 6 7 a : 148) beibringen (vgl. auch McCawley 1970b:288); ich verzichte hier darauf, da dieses Argument strittig ist; vgl. z.B. Koutsoudas ( l 9 7 1 a ; 3 5 4 ) oder Jacobson und Neubauer ( 1 9 7 4 ) . 55 Damit bleibt allerdings die Ungrammatikalität von Sätzen wie (5-33b) ein ungelöstes Problem. 56 Man beachte, daß die notwendige Applikationsfolge AppositionsBildung - Pronominalisierung ein weiteres Argument gegen die

Grammatik vorzusehen sind,

5.3. 5.3.1.

ist

also weiterhin

offen.

57

Zur Stellung der Reduktionsregeln in der Grammatik Die K o o r d i n a t i o n s r e d u k t i o n als

zyklische Regel

In 3 . 3 . 4 . 1 . und 3 . 3 . 4 . 2 . wurde argumentiert, daß d i e transformationeile Regel, die Verben in k o o r d i n i e r t e n Strukturen u n t e r Ident i t ä t tilgt, keine Überall-Regel sein kann, da sie erst in dem Moment angewandt werden darf, wo Passiv oder Equi-NP-Tilgung bereits in den Konjunkten operiert haben. Nach den Erörterungen in 5.2. können wir nun f e s t s t e l l e n , daß dies gleichzeitig ausschließt, daß die betreffende Regel präzyklisch operiert.

Offen

bleibt allerdings, ob sie zyklisch oder postzyklisch anzuwenden ist: Bei einer zyklischen Applikation ist

ihre strukturelle Be-

schreibung sowieso erst auf der Ebene des höchsten S in den dort d i s k u t i e r t e n Strukturen e r f ü l l t ,

so daß die zyklischen Regeln

Equi-NP-Tilgung und Passiv notwendigerweise zuvor in den untergeordneten Zyklen angewandt worden sind; ist

sie hingegen postzy—

klisch, dann gehen ihr die genannten zwei Regeln aufgrund extrinsischer Grobordnung voraus. Im 3· Kapitel ging es um eine allgemeine Regel der Koordinationsreduktion, die sich später als unhaltbar erwies;

j e t z t können wir sagen, daß insbesondere die Dis-

Icussion in 3·3·4.2. gezeigt h a t , daß Lückenbildung und Vorwärts— Reduktion (im Sinne von 4 . 3 . 2 . 2 . 2 . ) sowie Rückwärts—Reduktion (im Sinne von 4 . 3 . 2 . 2 . 1 . ) entweder zyklisch b z w . letztzyklisch oder postzyklisch

operieren.

In Huber und Kummer ( 1 9 ? 4 : 3 3 2 f f . ) wird argumentiert, daß eine Regel der "Koordinationsreduktion" unbedingt zyklisch

operieren

muß. Die Reichweite dieser Regel wird von den Autoren nicht deut— CQ

lieh gekennzeichnet

; in den Beispielen, die sie anführen, geht

grundsätzliche Applikationspräzedenz obligatorischer Regeln bietet. 57 Vgl. jedoch 5·3·2.1., wo argumentiert wird, daß die Grammatik postzykli sehe und keine letztzyklischen Regeln zu enthalten h a t , 58 Der Erläuterung von Huber und Kummer (l97^!333) zufolge scheint es sich um eine Regel wie bei Ross ( l 9 6 7 a : 2 2 0 ) zu handeln, die u.a. bidirektional ist und Konstituenten am Konjunktende bet r i f f t ; wie diese Regel jedoch mit der an anderer Stelle (Huber und Kummer 1 9 7 4 : 1 5 2 f . ) genannten 'Identity Deletion 1 zusammen-

208

es o f f e n s i c h t l i c h um die Vorwärts-Redukti on in unserem Sinne. Daß diese Regel im Zyklus angewandt werden muß, ergibt aich nach Meinung von Huber und Kummer aus Sätzen wie ( 5 - 5 2 ) , bei deren Ableitung u . a . auch die Topikalisierung operieren muß. (5-52)

In Paris behauptete Paul, studiere Peter und arbeite Jutta.

Die entfernte Struktur dieses Satzes hat Huber und Kummer zufolge so wie (5-53) auszusehen.

(5-53) NP

studier in Paris

arbeit in Paris

(5-52) soll nun aus (5-53) durch die zyklischen Regeln Topikalisierung und Koordinationsreduktion auf folgende Weise hergeleitet werden: Zunächst verschiebt die Topikalisierung im S„- und S.-Zyklus die Präpositionalphrasen jeweils an die Satzspitze. Danach ist im S„—Zyklus die strukturelle Beschreibung der Koordinationsreduktion erfüllt; da die identischen Konstituenten nach links verzweigen, wird in Pari s in Sr getilgt. Schließlich wird durch eine neuerliche Anwendung der Topikalisierung die verbleibende Phrase in Paris aus S„ herausgelöst und an S., adjungiert; die nochmalige Anwendung der Inversion ergibt dann die Oberflächenstruktur von ( 5 - 5 2 ) . Selbst wenn man die Gültigkeit skizziert worden ist,

eines Ableitungsweges, wie er hier

u n t e r s t e l l t , erweist sich damit noch lange

nicht die Zyklizität der 'Koordinationsreduktion 1 . Damit das Argument wirklich schlagend wäre, müßte nämlich gezeigt werden, daß (5-52) unbedingt aus einer Struktur wie (5-53) hergeleitet werden muß.

Die entfernte Struktur von (5-52) könnte ja auch so aussehen,

hängt (die Objekte in koordinierten Strukturen tilgen s o l l ) , bleibt unklar. 59 Vgl. Huber und Kummer (197^:332).

209

wie es ( 5 — 5 4 ) widerspiegelt. (5—5^·) Paul, behauptete, Peter studiere in Paris, und er. b e h a u p t e t e , Jutta arbeite in Paris. In diesem Fall würden Topikalisierung und Inversion jeweils in den ersten vier Zyklen operieren; erst im fünften wäre die strukturelle Beschreibung der Koordinationsreduktion

e r f ü l l t , die dann die Kon-

stituenten in Paris, behaupt und Paul im rechten Konjunkt tilgen würde. Ganz abgesehen von diesen Bedenken ist

es aber äußerst zweifel-

haft, ob ( 5 - 5 2 ) tatsächlich durch eine zweimalige Anwendung der Topikalisierung abzuleiten ist. in (5-52) angeführt

ist,

der Satz, der

sicherlich ungrammatisch; wohlgeformt ist

er nur in der Form, die hier als (5—55)

Genauer gesagt ist

(5-55) notiert werden kann.

In Paris, behauptete Paul, studiere Peter und arbeite Jutta.

Die Phrase behauptete Paul b e s i t z t eine eigene, von der des Restsatzes klar geschiedene Intonation. Eine solche "Komma-Intonation" ist

aber ein typisches Zeichen für parenthetische Einfügungen wie

in (5-56a); bei Topikalisierungsfällen wie (5-56b) ist

sie niemals

zu beobachten. (5-56)

a.

Das Ungeheuer von Loch Ness ist, r i c h t e t , anderthalb Fuß lang.

wie McMeyer be-

b.

Einen Geist meinst Du gesehen zu haben?

Bei der Ableitung von Sätzen wie (5-55) liegt also keine zweifache, sukzessive zyklische Anwendung der Topikalisierung vor,

sondern

eine parenthetische Einsetzung in das erste Konjunkt, die nach der Topikalisierung erfolgt.

Derartige Sätze können deshalb auch

nicht angeführt werden, um eine zyklische Anwendung der Koordinaf> 2 tionsreduktion ( b z w . Vorwärts-Reduktion) zu erweisen.

60 So Emonds (1973:33*0. 61 Vgl. dazu z.B. Rardin (1968), Emonds (1973), Justine T. Stillings (1975). 62 Die gleichen Einwände, die hier erhoben worden sind, müssen auch gegen das Argument von Huber und Kummer ( 1 9 7 ^ : 3 3 4 f f . ) vorgebracht werden, daß Koordinationsreduktion und Fragewort-Verschiebung zyklisch zu operieren hätten, (i) soll dabei zeigen, daß auch die letztere Regel nach der Reduktionstransformation ange-

21

5.3·2.

Die ReduktionstransformatIonen als postzyklische Regeln

5.3.2.1.

Rückwärts-Reduktion und Verbstellungsregeln

Wenn die Grammatik eine Regel Verb-End enthält, dann muß die Rückwärts-Reduktion ihr offensichtlich u.a.

nachfolgen, denn sonst könnten

ungrammatische Sätze wie (4-5^b) erzeugt werden. Wird

eine Regel Verb-Zweit vorgesehen, dann muß die Rückwärts-Reduktion ihr ebenfalls nachgeordnet sein; anderenfalls würden nicht-wohlgeformte Ketten wie (3-1^a) entstehen. Um zu zeigen, daß die Rückwärts-Reduktion nachzyklisch zu operieren hat,

genügt also der

Nachweis, daß diese beiden möglichen Regeln erst nach Durchlaufen der Zyklen angewandt werden können. Im folgenden soll argumentiert werden, daß die beiden genannten Transformationen nachzyklisch angewandt werden müssen, genauer: daß es sich bei ihnen um postzyklische Regeln handelt. Die Regel Verb—End wird nicht selten als zyklische Regel einge— /-o stuft , während die Transformation Verb-Zweit zumeist als post64 zyklisch angeführt wird. Daß beide Transformationen postzyklisch zu operieren haben, kann anhand einfacher Sätze wie in (5-5?) demonstriert werden.

wandt werden muß. (i)

Welche politischen Zustände sagte er seien sich in Frankreich und in Italien ähnlich?

Auch hier liegt aber zweifellos eine parenthetische Einsetzung vor und kein mehrfaches Operieren der Fragewort-Verschiebung. 63 Vgl. z.B. Kunsmann (1973:63), Batori ( I 9 7 3 s 9 l ) , Marga Reis ( 308). Die Argumentation ist dabei bisweilen recht kurios: Kuns— mann ( 1 9 7 ^ : ^ 3 ) notiert die Regel - augenscheinlich im Anschluß an Ross ( l 9 6 9 a : 9 5 ) - m i t einer Bedingung, die sicherstellen soll, daß sie nur in "Einbettungssätzen anwendbar" ist; ob ein Satz S. eingebettet ist oder nicht, kann jedoch im Regelzyklus S. üoerhaupt nicht festgestellt werden, da die dort anzuwendenden Transformationen ja nicht über die Grenzen von S. "hinausschauen" können. Batori (1973:91) fordert für seine zyklische Verb-EndRegel eine vorherige präzyklische Markierungstransformation, die - wenn sie überhaupt funktionieren könnte - zumindest völlig ad hoc ist. 6k Vgl. z.B. Ross ( 1 9 7 ^ : 5 8 ) . Batori (1973:99) schreibt: "VERBUM-in-H [= Verb—Zweit] ist eine postzyklische Transformation. Sie kann nur in dem obersten Satz zutreffen [ . . . ] . " Der zweite Satz hier ist - wie z.B. (5-57c) zeigt - sicherlich falsch, und wenn er eine Begründung für die Postzyklizität von Verb—Zweit liefern soll, dann liegt eine Verwechslung mit der Letztzyklizität vor .

211

(5-57)

a.

Peter liebt Susi.

b. *Peter Susi liebt. c.

Paul m e i n t , Peter liebt Susi.

d.

Paul m e i n t , daß Peter Susi

liebt.

Die e n t f e r n t e Struktur von (5-5?a) kann bei grundlegender Verbzweitstellung 6 5 als

(5-58a), die von (5-5?c) und ( 5 - 5 7 < 2 ) als

(5-58b)

notiert werden. (5-58) a.

S1 NP

l

b.

S1

VP

Peter

NP

/ \

l

V NP I I lieb Susi

Paul

VP

X

\

V I mein

NP I S_

NP

VP

l

/

Peter

V

\

NP

l

l

lieb Susi Nehmen wir nun an, daß die Regel Verb-End zyklisch operiert. Ihre strukturelle Beschreibung darf o f f e n s i c h t l i c h eine Anwendung im S -Zyklus bei

(5-58b) nicht zulassen, denn sonst könnte die Regel

auch im S^-Zyklus von (5-58a)

operieren, was den ungrammatischen

Satz (5_57b) ergeben würde. Erst im S 1 -Zyklus bei Komplementmorphem daß einzusetzen, mein abhängig ist;

(5-58b) ist

das

dessen Insertion von dem Verb

wird ein solches daß eingefügt,

dann ist

— wie

(5-57d) zeigt - der Anwendungsbedingung von Verb-End Genüge getan,

so daß die Verbform von lieb an das Ende der Vt von S_

ver-

schoben wird. Man beachte nun aber, daß Vei b-Eiid offensichtlich allein Elemente von S_ b e t r i f f t ,

so daß die Regel gemäß (5-16) im

S -Zyklus operieren müßte; sie kann aber frühestens im S..-Zyklus angewandt werden, nachdem dort das Komplementmorphem für z i f i z i e r t worden ist. führt

S_

spe-

Da z>klische Regeln - wie in 5 . 2 . 1 . ausge-

wurde - nicht ausschließlich K o n s t i t u e n t e n von S.

betreffen

d ü r f e n , wenn der Regelzyklus mit der Applikationsdomäne S. bereits durchlaufen

ist,

muß die Transformation Verb—End nachzyklisch

Auf gleiche Art und Weise ist

sein.

auch zu zeigen, daß die Regel Verb-

65 Die folgende Argumentation wäre ohne weiteres auch bei angenommener Verberststellung in der entfernten Struktur durchzuspielen.

212

Zweit nicht zyklisch sein kann. Die Ausgangsstrukturen für die Sätze (5-57a) bzw. (5-57c) und (5-57d) würden dann wie (5-58a) und (5-58b) aussehen, mit dem Unterschied, daß die Positionen von Verb und Objekt-NP jeweils vertauscht wären. Auch hier d ü r f t e die Regel nicht im S„-Zyklus operieren, da sonst nicht-wohlgeformte Sätze wie (5-59) erzeugt würden. (5-59) *Paul m e i n t , daß Peter liebt Susi. Erst wenn die

(bei Verben wie mein fakultative) Komplementmorphem-

Einsetzung im S..-Zyklus nicht angewandt wurde, darf Verb-Zweit das Verb in S„ verschieben - und muß deshalb ebenfalls nachzyklisch sein. Daß die

Regeln Verb-End und Verb-Zweit dem Prinzip (5-16)

nicht genügen, beweist nicht nur, können, sondern auch, daß sie

daß sie nicht zyklisch sein

postzyklisch sein müssen. Man be-

achte nämlich, daß eine Bedingung wie ( 5 - 1 6 ) auch für l e t z t z y k l i sche Regeln vorgesehen werden muß, denn sonst könnte eine (angenommen) letztzyklische Appositions-Bildung ja auch S-Knoten

ver-

schieben, die - entgegen der Analyse von 5 · 2 . k . 3 . 1 . - n i c h t vom höchsten S der Struktur direkt d o m i n i e r t werden. Damit

erweist

es sich zumindest in einem Fall, daß postzyklisehe Regeln angenommen werden müssen, während bislang keine klare Evidenz für die N o t wendigkeit

letztzyklischer Transformationen vorliegt. Es i s t also

mehr als plausibel anzunehmen, daß alle nachzyklischen Regeln auch die

5.3-2.2.

Appositions—Bildung — postzyklisch

sind.

Pronomen—Sprung, Vorwärts— und Rückwärts—Reduktion

In 5 , 2 . ^ . 3 · ^ . ist

argumentiert

worden, daß die Pronominalisierung

keine zyklische Regel sein kann und daß sie

erst nach Durchlaufen

66 Man beachte, daß die Bestimmung von 'letztzyklischen Regeln' sowieso recht problematisch ist. Da diese Regeln im Zyklus operieren und auch der Bedingung (5-16) zu genügen haben, müßte man sie offensichtlich als Subklasse zyklischer Transformationen betrachten. Sind sie aber eine besondere Spielart zyklischer Regeln, dann ist unklar, wie sichergestellt werden kann, daß sie nur im obersten S einer Struktur operieren: Kennzeichen z y k l i scher Transformationen ist ja, daß sie über die Grenzen ihrer Applikationsdomäne nicht hinausschauen können - und eben das müßte für letztzyklische Regeln vorgesehen werden, damit sie nicht fälschlich in einem eingebetteten Satz operieren.

213

des Regelzyklus angewandt werden darf. Im folgenden soll gezeigt werden, daß es eine Regel gibt, die erst nach der Pronominalisierung operieren kann, und daß zwei der

Reduktionstransformationen

auf die Ausgabe dieser Regel angewandt werden müssen. Daraus muß der Schluß gezogen werden, daß die Tilgungen postzyklisch erfol-

gen. Die transformationelle Regel, um die es im folgenden geht, soll als

'Pronomen—Sprung 1 bezeichnet

werden; sie verbindet Sätze wie

(5-60a) und ( 5 - 6 l a ) mit solchen wie (5-60b) und ( 5 - 6 l b ) . (5-6 )

(5—61)

a.

J u t t a erwartete, daß Peter ihr h a l f ,

b.

J u t t a erwartete, daß ihr Peter h a l f .

a.

Gestern beschimpfte Peter

b.

Gestern beschimpfte ihn Peter.

ihn.

Wir haben es hier mit einer Umstellungstransformation zu tun,

die

ein Pronomen (in obliquem Kasus) nach links verschiebt. Diese Transformation ist

in zweifacher Hinsicht von der vorherigen Anwendung

der Pronominalisierung

abhängig: zum einen deshalb, weil - wie die

Sätze in ( 5 — 6 2 ) zeigen — nur pronominale Formen verschoben werden 6*7 dürfen , und zum anderen darum, weil die pronominale Form — man vergleiche die Sätze in (5-63) - nicht über ein Pronomen hinweg transportiert werden darf. (5-62)

a.

*Jutta erwartete, daß dem Mädchen Peter h a l f .

b. ^Gestern beschimpfte den Schaffner Peter. (5-63)

a. *Jutta erwartete, daß ihr er h a l f , b. ^Gestern beschimpfte ihn er.

Der Pronomen-Sprung kann so grob als

( 5 - 6 4 ) notiert werden.

6? Ich gehe hier nicht weiter auf Sätze wie (i) ein, bei denen eine nicht-pronominale NP im obliquen Kasus verschoben wird. (i)

Man weiß, daß dem Minister das Wasser bis steht.

zum Hals

Es ist äußerst zweifelhaft, ob derartige Verschiebungen (die nur in einzelnen Fällen möglich zu sein scheinen) letztlich zusammen mit denen in (5-60b) und ( 5 - 6 l b ) zu erklären sind.

Pronomen-Sprung [U

T

S B : 1 SV: 1

NP [-Pro]

NP [+Pro]

^ k

5 ef

2 3 2 5+3

Bedingungen:

X ]

6 6

]

? 7

Z

8 8

=·>

1 . 2 ^ 0 2.

Diese Regel ist

[W V

3 und 5 kommandieren einander

also bei der Ableitung der Oberflächenstrukturen

von (5 60b) und ( 5 - 6 l b ) beteiligt. Es bleibt noch zu zeigen, daß die Vorwärts-Reduktion nach dem Pronomen-Sprung anzuwenden ist. (5-65)

a.

Betrachten wir die Sätze in ( 5 - 6 5 ) .

Dieter behauptet, daß die Frau ihn. b e s c h i m p f t e und der Mann ihn. bedrohte.

b. *Dieter behauptet, daß die Frau ihn. beschimpfte und der Mann bedrohte. c.

Dieter behauptet, daß ihn die Frax' beschimpfte und der Mann bedrohte.

Die Ungrammatikalität von ( 5 - 6 5 b ) ist

analog zu der von Sätzen wie

(4-55) durch eine Restriktion der Lückenbildung zu erklären, wie sie

in k.J.2.2.2. diskutiert wurde. Um den grammatischen Satz

(5-65c) abzuleiten, muß der Pronomen-Sprung in beiden

Konjunkten

vor der Anwendung der Vorwärts-Reduktion das Pronomen hinter das Komplementmorphem gestellt haben, damit die Tilgung im rechten Konjuukt erfolgen kann. Da die Vorwärts-Reduktion damit aber auch der Pronominalisierung nachfolgen

muß, kann sie keine zyklische Re-

gel sein. Daß auch die Rückwärts—Reduktion postzyklisch operiert, erweisen

Sätze wie in (5-66). (5-66)

a. b.

68

Gestern beschimpfte Jutta i h n . , und heute lobte Peter i h n . . i Gestern beschimpfte J u t t a und heute lobte Peter ihn.

c. ^Gestern beschimpfte Jutta und heute lobte ihn Peter. 68 Nicht alle meine Informanten akzeptierten Sätze wie ( 5 - 6 6 b ) ; ähnlich wie bei den Sätzen in (k-k8) muß in ihrer Sprechweise das Adverb zu Beginn des zweiten Konjunkts getilgt sein, damit die Rückwärts-Reduktion überhaupt operieren kann, Sätze wie (5-66c) wurden allerdings auch dann als abweichend gekennzeichnet, wenn diese Adverb-Tilgung vorgenommen war.

215

Wenn die te,

Rückwärts—Reduktion vor dem Pronomen—Sprung operieren könn-

dann wäre der ungrammatische Satz ( 5 - 6 6 c ) über eine (5-66b)

entsprechende Zwischenstruktur a b z u l e i t e n . Um die Erzeugung dieses nicht-wohlgeformten Satzes zu verhindern, darf die Rückwärts-Re69 duktion erst nach dem Pronomen-Sprung angewandt werden , d.h. 70 auch diese Tilgungsregel muß p o s t z y k l i s c h operieren.

5.3«2.3.

Verb-Kongruenz, Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion

In 4 . 3 . 2 . 2 . 1 . und 4 . 3 . 2 . 2 . 2 . ist

argumentiert worden, daß die dort

formulierten Regeln der Vorwärts- und Rückwärts-Reduktion der VerbKongruenz nachfolgen müssen. Wenn die Verb-Kongruenz eine postzyklische Regel ist,

dann würde d i e s weitere Evidenz dafür

bieten,

daß diese beiden Tilgungsregeln erst nach Durchlaufen der Transformat ion szyklen anzuwenden sind. Und es scheint gute Gründe für die Annahme zu geben, daß die Verb-Kongruenz tatsächlich postzyklisch zu sein hat. Sätze wie ^ 3 - 5 1 ) und (3-5^) bieten einen ersten Anhaltspunkt dafür,

daß diese Transformation nicht zyklisch (3-51)

Peter sah sich arbeiten.

(3-5/4.)

Erwin b i t t e t Klaus zu gehen.

ist.

Würde die Verb-Kongruenz b e r e i t s im S -Zyklus von (3-52) und (3-55) operieren,

bevor das Subjekt von S_ im S..— Zyklus durch Subjekt-

69 Man beachte, daß die Rückwärts-Reduktion dem Pronomen-Sprung unbedingt extrinsisch nachgeordnet werden muß, damit Sätze wie (5-66c) vermieden werden; Sätze wie ( 5 — 6 5 c ) sind hingegen auch dann ohne weiteres abzuleiten, wenn Vorwärts—Reduktion und Pronomen-Sprung als extrinsisch ungeordnet aufgefaßt werden; man beachte- jedoch, daß nur Regeln ein und desselben Regeltyps als extrinsisch ungeordnet in bezug aufeinander aufgefaßt werden können, so daß die Vorwärts—Reduktion auch bei einer nur partiellen extrinsisehen Ordnung der Regeln postzyklisch operieren müßte. 70 Die Argumentation hier zeigt, daß man nicht dem Vorschlag von Eatori (1975:3?) folgen kann, "Pronominalisierungen nach der koordinativen Tilgung wirksam werden zu lassen und jene Fälle zu pronominalisieren, die die kcordinative Tilgung 'überlebt' haben." Daß die Pronominalisierung den oben genannten Tilgungsregeln vorausgeht, muß natürlich in die für diese Regeln zu notierenden Identitätsbedingungen zwischen den Elementen in den verschiedenen Konjurikten eingehen.

216

Hebung bzw. Equi-NP-Tilgung entfernt wird, so würden anstelle von (3-51) und (3-5*0 ungrammatische Ketten wie in (5-67)

(5-67)

erzeugt.

a. *Peter sah sich arbeitete. b. *Erwin b i t t e t Klaus zu geht.

Um diese Sätze auszuschließen, müßten Subjekt-Hebung und Equi-NPTilgung so f o r m u l i e r t werden, daß sie

die vorher von der Verb-Kon-

gruenz übertragenen Merkmale wieder löschen. Eine solche ad—hoc— Komplizierung dieser Regeln kann vermieden werden, wenn die VerbKongruenz den postzyklischen Regeln zugerechnet wird: nach Anwendung der (zyklischen)

Subjekt-Hebung bzw. der Equi-NP-Tilgung

ist

die s t r u k t u r e l l e Beschreibung der Kongruenztransformation in bezug auf die in (3-52) und (3-55) von S„ dominierten Verben ja nicht mehr e r f ü l l t ,

so daß nicht-wohlgeformte Sätze wie in (5-67)

nie-

mals abgeleitet werden könnten. Ein noch stärkeres Argument für die Postzyklizität von Verb-Kongruenz ergibt sich aus Sätzen wie ( 4 — 5 6 ) . (4-56)

a.

Peter dreht Däumchen, Klaus dreht Däumchen, und Dieter dreht Däumchen.

b.

Peter, Klaus und Dieter drehen Däumchen.

In 4 . 3 . 2 . 2 . 1 . ist

gezeigt worden, daß die VP-Reduktion der Verb-

Kongruenz vorausgehen muß, damit die Ableitung ungrammatischer Sätze wie (4-57) verhindert wird. (4-57) *Peter, Klaus und Dieter dreht Däumchen. Wenn die Verb-Kongruenz nun aber zyklisch ist,

dann muß sie

als

obligatorische Regel b e r e i t s in den Konjunkten operiert haben, bevor die strukturelle Beschreibung der VP-Reduktion im höheren Zyklus überhaupt

erfüllt

sein kann. Ad hoc müßte so eine Verb-Kon-

gruenz II postuliert werden, die nach der VP-Reduktion operiert und die die Wirkung der zyklischen Verb-Kongruenz (i) wieder auf71 hebt. Eine solche Verdoppelung der Kongruenz-Transformation ist 71 Blom ( 1 9 7 5 : 1 3 3 ) hat argumentiert, daß eine solche Verdoppelung unausweichlich ist, da die Verb-Kongruenz im Zyklus vor den zyklischen Transformationen 'Fragewort-Verschiebung', 'Verb-End', 'Subjekt-Verb-Inversion' und 'Da-Einsetzung' zu operieren habe. Nun ist aber Verb-End - wie wir gesehen haben - offensichtlich postzyklisch, und es ist einigermaßen zweifelhaft, ob für das Deutsche eine der englischen (zyklischen) "There-Insertion'analoge Transformation der 'Da-Einsetzung f vorzusehen ist. Für die An—

217

völlig Ü b e r f l ü s s i g , wenn man a n n i m m t , daß es sich bei

ihr

um eine

p o s t z y k l i s c h e Regel h a n d e l t , d i e e x t r i n s i s c h der V P - R e d u k t i o n nachgeordnet

ist.

5.3-2.4.

E x t r a p o s i t i o n , VP-Reduktion u n d R ü c k w ä r t s - R e d u k t i o n

In 5 . 2 . 4 . 3 . 4 . ist

a r g u m e n t i e r t worden, daß die

E x t r a p o s i t i o n post —

zyklisch sein m u ß , und in 4 . 3 . 2 . 1 . 4 . wurde g e z e i g t , daß die Rückw ä r t s - R e d u k t i o n nur solche E l e m e n t e t i l g e n kann, d i e sich am Ende eines K o n j u n k t s b e f i n d e n . B e i d e s zusammen erweist wiederum, daß diese R e d u k t i o n s t r a n s f o r m a t i o n p o s t z y k l i s c h operieren m u ß . Betrachten wir die S ä t z e in ( 5 - 6 8 ) . (5-68)

a.

Daß Erwin i h n . nicht mag, ärgert P e t e r . , und daß Susi i h n . mag, f r e u t P e t e r . .

b.

Daß E r w i n I h n . n i c h t m a g , ä r g e r t , und daß Susi i h n . mag, f r e u t P e t e r . .

c.

*Es ä r g e r t , daß Erwin i h n . n i c h t mag, und daß Susi i h n . mag, freut P e t e r . .

d. *Es ä r g e r t , daß Erwin i h n . n i c h t mag, und es P e t e r . , daß S u s i i h n . mag.

freut

Könnte die Rückwärt s — R e d u k t i o n vor der E x t r a p o s i t i o n angewandt werden, dann wären n i c h t — w o h l g e f o r m t e Sätze wie (5-68c) über Z w i s c h e n — Strukturen wie (5-68b) a b z u l e i t e n ; die

zweifache Anwendung der Ex-

t r a p o s i t i o n in den Konjunkten nach der Tilgung ergäbe den abweichenden Satz ( 5 - 6 8 d ) . Operiert die Rückwärts-Reduktion hingegen erst nach der E x t r a p o s i t i o n , dann wird dieser Satz durch die in 4 . 3 . 2 . 1 . 4 . angeführte R e s t r i k t i o n ausgeschlossen. Auch die VP-Reduktion muß auf die p o s t z y k l i s c h e Extraposition folgen; man vergleiche z . B . d i e Sätze in ( 5 - 6 9 ) . (5—69)

-a. b.

Daß K l a u s t r i n k t , ist bedauerlich, und daß Peter r a u c h t , ist b e d a u e r l i c h . Daß Klaus trinkt und daß Peter raucht, erlich.

c. *Daß K l a u s t r i n k t , und es ist raucht.

ist bedau-

bedauerlich, daß Peter

nähme, daß die Fragewort-Verschiebung (vgl. dazu entsprechend Postal 1972b) und die Subjekt-Verb-Inversion zyklisch sein müssen, liegt bislang keine klare Evidenz vor; auch Elom hat dafür keinerlei Beweise anzubieten.

218

¥ürde die VP-Reduktion vor der Extraposition angewandt, dann 72 könnte der ungrammatische Satz (5-69c) abgeleitet werden ; dies ist

jedoch unmöglich, wenn die Tilgungsregel der Verschiebungs—

transformation nachgeordnet wird, weil die VP im rechten Konjunkt nach Anwendung der Extraposition nicht mehr nach rechts verzweigt,

5 - 3 · ?· ' 5.

£u-Sprurg, Vorwäi ts-Reduktion und Lückenbildung

In ^ , 2 . 3 · 2 . 3 · wurde argumentiert, daß die Regel des zu-Sprungs , die das Komplementmorphem zu unter die Dominanz des Verbs b r i n g t , erst nach der Extraposd tion angewandt werden darf; da die Extrapositior. - w i e in 5« 2 . k . 3 . 4 . gezeigt wurde - postzykJiscb operieren m u ß , ist

n a t ü r l i c h auch der _zu-Sprung als postzyklische Trans— 73 formation anzusehen. Wenn dieses Komplementmorphem zum Zeitpunkt

der Anwendung der V o r w ä r t s — Reduktion noch am Anfang des eingebetteten S stehen würde , PO müßte es durch diese Regel getilgt werden können - genau wie das Komplemeritmorphem daß in Sätzen wie ( 5 eliminiert werden kann. (5-70)

a

·

b.

Max^ m e i n t , daß Ameisen eßbar sind, und er-j m e i n t , daß Spinnen delikat schmecken. Max m e i n t , daß Ajrjwi sen eßbar sind und Spinnen delikat schmecken.

72 Man könnte argumentieren, daß nach der VP— Reduktion die zuvor getrennten Subjekte der Konjunkte zu einem neuen Gesamt-Sub jekt regruppiert werden und daß danach die strukturelle Beschreibung der Extraposition im rechten Konjunkt nicht mehr erfüllt wäre. Wenn aber eine solche Regruppierung stattfinden sollte, dann ist es unerfindlich, weshalb (i) - im Gegensatz etwa zu (^-56b) ungrammatisch ist. (i)

*Daß Klaus trinkt und daß Peter raucht, sind bedauerlich«

Wenn eine Regruppierung der verbliebenen Subjekt— NPs angebracht sein sollte, dann allein bei der Ableitung von Sätzen wie und nicht bei solchen wie (5-69b). 73 Man beachte, daß der zu— Sprung selbst dann postzyklisch sein muß, wenn man die Extraposition für zyklisch h ä l t . Wären beide Regeln zyklisch, danr würde der zu— Sprung grundsätzlich vor der E x t r a p o s i t i o n e r f o l g e n , da seine strukturelle Beschreibung jeweils bereits in einem früheren Zyklus e r f ü l l t wäre als in dem, in dem die Extraposition operieren korir. te.

219

(5-71 ) a. b.

Hugo-L v e r s p r i c h t , das Grundgesetz zu ehren, und eri v e r s p r i c h t , Verfassungsfeinde anzuzeigen. *Hugo - v e r s p r i c h t das Grundgesetz zu ehren und Verf a s s u n g s f einde anzeigen.

Die Xicht-Wohlgeformthe.it von ( 5 _ 7 1 b ) ist

auf e i n f a c h e Art und

Weise zu erklären, wern man davon ausgeht, daß der _zu—Sprung bereits vor der Vorwärts-Keduktion erfolgt t i o n a l i t ä t s b e d i n g u n g nicht mehr e r f ü l l t

i s t , da danach die Direk7k ist. Das aber b e d e u t e t ,

daß die Vorwärts-Reduktion p c s t z y k l i s c h sein muß. Betrachten w i r nun d i.e Sätze in (5-72) a. b.

(5-72).

Max versprach, Whiskey m i t z u b r i n g e n , und Feter sprach, Wein m i t z u b r i n g e n .

ver-

Max versprach, Whiskey mitzubringen und Peter Wein.

Bei der Ableitung von (5-72b) hat die Lückenbildung die Verben versprech, m i t b r i n g und das KomplementmorpheiE zu getilgt. Operiert die Lückenbildung vor dem _zu-Sprung, dann müßte man annehmen, daß

bei

B i l d u n g der Lücke zvi sehen l e t e r und U e i n das Komplementmorpheir. zu zusammen mit versprech g e t i l g t worden ist;

dagegen aber spricht die

Ungrammatikalität von (5-73c). (5-73) a. b.

Max versprach, Wein zu panschen, und Peter versprach, E t i k e t t e n zu fälschen. Max versprach, Wein ^u panschen, und Peter, zu f ä l s c h e n .

Etiketten

c. *Max versprach, Wein zu panschen, und Peter, Etiketten fälschen. Die Tilgung des zu kann o f f e n s i c h t l i c h nur dann erfolgen, wenn auch das Verb des betreffenden Komplements m i t e l i m i n i e r t wird. Man könnte nun meinen, daß - analog zu der in 4 . 3 . 2 . 2 . 3 . diskutierten Restriktion der Objekttilgung in eingeleiteten Nebensätzen - eine Bedingung der Lückenfcildung zu formulieren

s e i , die besagt, daß die Tilgung

eines Komplementmorphems genau danr möglich ist,

wenn das Verb des

betreffenden Komplements ebenfalls gelöscht wird. Wird so die Mb'g-

7,k Man beachte, daß das Komplementmorphem zu niemals allein getilgt werden darf, ohne daß auch das betreffende Verb gelöscht würde. (i)

*Heinz erbot sich, zu kochen und backen.

Die Lngramniatikalität von (i) ist nicht durch einen bloßen Rekurs auf die Direktionalitätsbedingung zu erklären; hier ist offensichtlich noch eine zusätzliche Restriktion im Spiel.

220

U c h k c i t einer Tilgung von Komplementmoi phemen durch die Lückenbild.urg eingeräumt, dann bleibt jedoch die Ungranmiatikali tat von (5-7^ 1: >

Sätzen vie a

·

b,

unerklärlich.

Nax m e i n t , daß Susi kommt , u n d P'eter m e i n t , daß Paula koimri t , *Ma:x n : e L n ( : , daß Susi k o m m t , und Petor P a u l a .

Es scheint ein generelles K e n n z e i c h e n der Liickenbilduug zu s e i n , daß sie k e i n e Elemente in t i e f e r e i n g e b e t t e t e n Sätzen zu tilgen vermag, also in solchen S ä t z e n , die n i c h t direkt koordiniert sind 75 : dies aber m ü ß t e zugelassen werden, wenn die Lückenbil düng vor dem _zjjS prune" operieren sollte. Keinerlei Probleme in dieser Hinsicht

er-

geben sich j e d o c h , wenr die R e d u k t i o n erst nach der V e r s c h i e b u n g e r f o l g t . Nach dem s^u-Spiung w i r d d e r b e t r e f f e n d e S-Knoten ja aus der Struktur herausgeschnitten, und danach können Verb und Komplement— morphem, die j e t z t von einem gemeinsamen Knoten dominiert werden, bei der Erzeugung von S ä t x e n wie (5-72b) gemeinsam getilgt werden. Folgt die Lückentaildung aber auf den zu— Sprung, dann muß sie f a l l s eine postzykli sehe Regel sein.

75 Vgl. dazu auch die Erörterungen in 4 . 3 - 2 . 1 . 3 ·

eben-

6.

FAZIT

Es wurde gezeigt, daß bei

der Erstellung einer GTG des Deut-

schen keinesfalls von nur einer einzigen Regel der Koordina— tionsreduktion ausgegangen werden kann, die in mit und koordinierten Strukturen Konstituenten unter Identität tilgt. Nicht weniger als vier getrennte Reduktionsregeln scheinen notwendig zu sein, die zwar gewisse 'Familienähnlichkeiten'

aufweisen,

sich jedoch in einer ganzen Reihe spezieller Anwendungsbedingungen unterscheiden. Die Annahme scheint plausibel, daß eine genauere Analyse von Tilgungen,

die in anderen Sprachen

bei koordinierten Strukturen möglich sind, zu ähnlichen Differenzierungen führen wird. Das Zusammenwirken von Koordinationsreduktion und der Regel Verb-End sollte beweisen, daß zumindest einige Transformationen in der Grammatik als in bezug aufeinander extrinsisch ungeordnet angesehen werden müssen. Die sich als

notwendig erweisende Auf-

lösung der Koordinationsreduktion in verschiedene independente Tilgungsregeln

führte

zu einer Widerlegung dieses Arguments.

Die Untersuchungen hier haben keinen Anlaß für die Vermutung ergeben, daß eine der neu formulierten Reduktionsregeln sowohl vor als auch nach einer Verbstellungsregel

und/oder einer an-

deren Transformation operieren müßte; alle hier erörterten transformationellen Regeln scheinen der Bedingung (4-19) zu 1

Angenommene Restriktionen der Koordinationsreduktion für verschiedene Sprachen (wie z.B. die Bedingung (k-k2) für das Quechua oder die "Bedingung der direkten Dominanz 1 , die Sanders und Tai (1972) für das Chinesische vorschlagen) lassen vermuten, daß in diesen Sprachen nur bestimmte Teilprozesse aus der Familie der Reduktionen in koordinierten Strukturen realisiert sind; eine genauere Untersuchung von Sprachen wie dem Italienischen (oder auch dem Französischen), in denen die Reduktionsmöglichkeiten sehr viel beschränkter sind als im Deutschen, würde wohl ebenfalls ergeben, daß hier unterschiedlich restringierte Teilregeln operieren, etc.

222

genügen, d . h . daß verschiedene Anwendungen ein und derselben Regel konsekutiv erfolgen. Damit ist eine extrinsische Ordnung all 3.

die Vorausbedingung für

dieser Transformationen

erfüllt.

Es hat sich gezeigt, daß eine extrinsische Ordnung der hier diskutierten Transformationen nicht nur generell möglich, sondern in vielen Fällen geradezu unerläßlich ist; Applikationsfolgen

die notwendigen

konnten in einer Theorie mit allein extrin-

sisch ungeordneten Regeln nicht gewährleistet werden. Eine partielle extrinsische Ordnung der Transformationen in der Grammatik des Deutschen erweist sich damit als notwendig, eine vollständige

Ordnung als möglich. Unter der Voraussetzung,

daß generellere Aussagen weniger allgemeinen vorzuziehen ist

von einer vollständigen extrinsisehen Geordnetheit

sind,

der

transfonnationeilen Regeln auszugehen, wobei die Ordnungskomponente in der GTG des Deutschen u.a. stellte Applikationsfolge (6-1)

die in (6-1) aufge-

einbeziehen müßte.

r Extraposition -Pronominalisierung - VP-Reduktion zu-Sprung - Lückenbildung - Verb—Kongruenz Verb—End bzw. Verb—Zweit Pronomen-Sprung - Vorwärts-Recluktion - Rückwärts—Reduktion

Die hier dargestellte extrinsische Ordnung wäre in einzelnen 2 Fällen noch zu überprüfen und müßte unter Berücksichtigung zusätzlicher Transformationen erweitert werden. k.

Nicht nur zwischen einzelnen Transformationen,

sondern auch

zwischen Klassen transformationeller Regeln müssen extrinsJsehe Applikationsrestriktionen

formuliert werden.

3

Es wurde

2

Diese Liste enthält natürlich gewisse spekulative Elemente, da nicht alle der in ( 6 - 1 ) enthaltenen Reihenfolgebeziehungen in den vorherigen Kapiteln diskutiert worden sind.

3

In einer Theorie, die vollständig auf extrinsische Ordnung verzichtet, kann es keinen Begriff von 'postzyklischer Regel 1 geben: "[...] since the assumption that rules are unordered refers

223

argumentiert, daß neben zyklischen noch postzyklische Regeln vorgesehen werden müssen, die grundsätzlich nach den zyklischen operieren. Zumindest für die Grammatik des Deutschen gibt es kein Anzeichen für die Notwendigkeit eines Konzepts präzyklischer Regeln; auch sogennante liberal 1-RegeIn und letztzykliZj. sehe Transformationen scheinen durchaus entbehrlich. Wie die anderen transformationellen Regeln, die in (6-1)

aufgeführt

sind, operieren auch die vier in dieser Arbeit postulierten Reduktionstransformationen postzyklisch. 5.

Da die Reduktionsregeln postzyklisch, erst recht spät operieren, ist

also in den Derivationen

es von vornherein zweifelhaft,

ob sie überhaupt irgendwelche Aufschlüsse über das Aussehen der entfernten Struktur liefern können. Zudem zeigte sich bei genauerer Betrachtung, daß das Argument für «ine grundlegende Verbzweitstellung im Deutschen, das Ross (l970a) anhand der von ihm postulierten Regel der 'Lückenbildung 1 entwickelt

hat,

keineswegs schlüssige Aussagen über die Position der Verbs in der entfernten Struktur ermöglicht. Tatsächlich scheint es für die Formulierung der in dieser Arbeit angeführten Reduktionstransformationen

unerheblich, ob das Verb in der entfernten

Struktur sich in Erst-, Zweit- oder Letztstellung befindet. 6.

Wie die Erörterungen

'.m zweiten Kapitel erwiesen haben, ist

die

verfügbare Evident füzr eine bestimmte grundlegende Verbstellung im Deutschen außerordentlich spärlich. Sollte sieb der inzwischen wiederholt geäußerte

Verdacht bewahrheiten, daß die Regel

der Subjekt-Hebung in zwei getrennte Prozesse einer Subjekt-zuSubjekt- und einer Subjekt-zu-Objekt-Hebung aufzulösen ist,

so

sind die Beschreibungsvorteile, die die Annahme der einen oder not only to the ordering of individual rules but also to the ordering of sets of rules, an immediate consequence of adopting this assumption is that the notions pre— cyclic and post— cyclic rule must now be rejected." (Koutsoudas k

Wobei ein Konzept letztzyklischer Transformationen von vornherein problematisch ist; vgl. dazu Anm.66 auf S. 21 2.

5

Falls die entfernte Struktur keine Kategorie VP enthält (was bei grundlegender Verberststellung unvermeidlich ist), so muß allerdings eine Regel der Subjekt-Bildung vorgesehen werden, die vor der VP-Reduktion operiert.

6

Vgl. z.B. Szamosi ( 1 9 7 3 ) , Arlene Berman ( 1 97^: 1 5ff . ) » Kuno ( ) sowie Postal (19?6:159).

22k

anderen grundlegenden Verbstellung bietet, letztlich unbedeutend! ob z.B. eine einzige transformationeile Regel, die (postzykli7

sehe ) Präfix-Verschiebung eingespart werden kann,

scheint bei

der durchaus nicht geringen Zahl von Transformationen, die in einer erschöpfenden GTG des Deutschen vorzusehen sind, kaum ins Gewicht zu fallen. Wenn eine lineare Ordnung der Elemente in der entfernten Struktur angenommen wird,

so ist

die Stellung des

Verbs dort augenscheinlich, eine Sache weitestgehend arbiträrer o

Entscheidung , und es mag durchaus sein, daß die entfernte Struktur eher in Tennen grammatischer Relationen zu charakterisieren q ist denn als linear geordnete Elementfolge.

7

Die Argumente, die in 5.3.2.1. für die Postzyklizität der Verbstellungsregeln vorgebracht wurden, ließen sich ohne weiteres auch verwenden, um die Postzyklizität der Präfix-Verschiebung zu erweisen.

8

Vgl. z.B. Bach (1967:^78): "[...] I also propose that the order of elements in the deep structures will be the same for every language (by definition)."

9

Vgl. z.B. Postal (197^:2?8ff.), Postal (1976) und Johnson (1976)

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A-über-A-Prinzip 58f. Ableitungsbeschränkung 23-26 Adjunktion 17-19, 53 Affix-Sprung 51, 120-123, 1 3 5 f . , 139, 173 Agens-Tilgung 124, 175f. Akzeptabilität 44-46, 203 Anti-Ambiguitäts-Bedingung 100 Applikationsdomäne 18Of. Appositions-Bildung 191-194, 196f., 206 Aux-Umstellung 75-77 Auxiliarkomplex 49-56, 119-123

Equi-NP-Tilgung 53, 56, 106113. 117, 186, 196, 201, 207, 216 Ersetzungsregeln 9-13, 14, 123 174, 180 E t i k e t t e n 7, 15f. Etikettenveränderung 20, 22 Expansionsregeln s. Ersetzungsregeln

Baum von einem Knoten aus 7 Baumbeschneidung 2 7 f . , 6 5 f . , 95, 205, 220 Baunierzeugungsregeln l 4 f ' . , 123 Baumgraph 7 Bedingung, globale 23-26, 188, 202f. Bedingung, lokale 23-26 Bedingung der direkten Dominanz 164 Bedingung der höchsten identischen Konstituente 103 Bedingung der direkten Koordi— n i e r t h e i t 155, 220 Bedingung der nicht-identischen Schwester 1O3f.

F a l s i f i k a t i o n 132, 134 Fragewort-Verschiebung 72-74, 198, 2 0 9 f . , 2 l 6 f . Fütterungsordnung 123f.

Chomsky-Adjunktion 19, 21 cla — E i n s e t z u n g 21 6 daß-Tilgung 66 Daten, intuitive 3f* DigT-aph 6 Direktionalitätsbedingung 82,

97-99, 147, 152f. 161, 165, 168 . Divergenzgrad 6 do-Einsetzung 12O-123 Dominanz 8 Eigennamen 192 Einbettungsregeln 174-178 Einfügung, parenthetische 209

Extraposition 62, 69-71, 73f., 96, 107, 139-142, 144, 163, 183, 198-206, 2 1 7 f . » 222 Extrapesition-aus-Nl·· 7 0 f . ,

1 56f.

Gebundenheit von Regeln 198-2O1 Global s. Bedingung, globale Graph 5 Graph, gerichteter s. Digraph Graph, zusammenhängender 6 Grammatik, Aufgabe der 2-5 Gramroatikalität 2 f . , 203 Hilfsverben 49-56,

154

Imperativsatz 88 Inversion 208f., 2 l 6 f . Irokesisch 150 Kasus-Markierung 66 Kategoriensymbole 15 Kern der Sprache 171 K e r n s ä t z e 171 Klammerung, e t i k e t t i e r t e 9 Knoten 5 Knotenzulässigkeitsbedingung 1 J f Kommandieren 1 2 5 f . , 195 Komplementmorphem—Einsetzung 46,

65f., 107, 183, 186, 2O1 , 206, 211f. Konjunktions-Regel 171 f. Konvergenzgrad 6 Koordination, phrasale 33, 35

242 K o o r d i n a t i o n , sententielle 33» 35, 38f. Koordinationsreduktion 9 1 » 97117, 133-135, I 4 2 f . , 145, 146-151, 160, 162, 207-209,221 Koordinationstransformationen 174-178 KS-Pruning 95 Lexikon 18f., 159 Linie 5 Linienzug 6 Lokal s. Bedingung, lokale Lückenbildung ( l ) 80-117, 150, 187, 223 Lückenbildung (ll) 167-169, 2 1 9 f . , 222 Merkmale

s. Regelmerkmale

Nebensatz 67, 86 Negation 59f. £b-Tilgung 89 Objekt-Voranstellung 134 Ordnung von Regeln s. Regelordnung Paradigma-Eliminierung 159 Parallelismus-Eedingung 102 Parenthese s. Einfügung, parenthetische Passiv-Transformation 34, 68, 79, 113-117, 1 2 4 , 134-136, 138f.» 1 7 1 f . , 173, 174-176, 207 Penthouse-Prinzip 75-77 Platzhalter-Symbol 174f. P r ä f i x , abtrennbares 56 f ^ Präfix-Verschiebung 58, 79, 224 Prinzip der minimalen Distanz 109 Pronomen-Sprung 212-215» 222 Pronominalisierung 139- 41, 183f., 194-198, 206, 213-215 Quasi-Satz 201 Quechua 150f. Reduktionspostulat 32 Reflexivierung 107, 124-127, 204f. Regelanwendung, simultane 143146, 163 Regelanwendung, sequentielle 143-145 Regelmerkmale 16, 107, 110, 1l4f. Regel Ordnung, extrinsische 1 2 2 f . » 1 2 7 - 1 3 1 , 222

Regelordnung, intrinsische 122-127 Regelschema 36 R e l a t i v s a t z , nicht-restriktiver 191-194 R e l a t i v s a t z , restriktiver 1 2 f . , 191f. Relativsatz-Bildung 103 Rückwärts-Reduktion ( l ) ' 149-151, 152-161, I 6 2 f . Rückwärts-Reduktion ( l l ) I 6 3 f . , 210, 2 l 4 f . , 222 S-Pronominalisierung 55, 182-189 Satz, eingebetteter 43 Schwesterknoten 8 Sequentiell s. Regelanwendung, sequentielle Simultan s. Regelanwendung, simultane Spiegelbild-Regel l 4 8 f . Sprach er lernung 47-'l9 Struktur, e n t f e r n t e 31 Struktur, links-rekursive 44 Struktur, postlexikalische 29 Struktur, rechts-rekursive 44 Struktur, selbst-einbettertde 44 Struktur, unterliegende 30 Subjekt-Bildung 64, 90, 92, 223 Subjekt-Hebung 56, 61^-68, 79, 1 0 6 f . , 124-127, 134, 138, 175, 183, 202, 2 0 4 f . , 2 1 5 f - , 223 Telegu 71 Tiefenstruktur 29 Tilgung 1 9 f . » 21, 30. 53, 108 Tochter-Adjunktion 1 7 f , , l21 Tochterknoten 8 Topikalisierung 6 0 f . , 208f. Transformation 16-26 Transformation, fakultative 129,

135-139, i 4 4 f . , 171-173

Transformation, generalisierte 171-178, 179f. Transformation, letztzyklische 190-197, 206, 212, 223 Transformation, lexikalische 18f., 28, 174 Transformation, obligatorische 129, 135-139, I 4 4 f . t 171-173 Transformation, postzyklische !89f., 198-207, 212, 223f. Transformation, präzyklische 182-185, 187, 223 Transformation, singuläre 1 7 1 — 178, 179f. Transformation, zyklische 179182, 190, 223

243 Überali-Regel 8k, 105f., 110f., 184-189, 223 und-Kopierung 37 Universalien, hypothetische 7 1 f . , 74 Variablen 22, 68, 101 Verb-End 57, 85-89, 133-135, l 4 2 f t , 145-147, 159-161, 165167, I 6 8 f . , 210-212, 216, 222 Verb-Hebung 185 Verb-Kongruenz 53, 157-159, 162-164, I 6 6 f . f 215-217, 222 Verb-Zweit 53, 57, 9 5 f , , 183, 196, 2O1, 21O-212, 222 Verbalphrase 67, 82, 223 VP-Reduktion l 6 3 f . , 216-218, 222f.

Verifikation 132, 134 Verschiebungsregeln, rechtsgerichtete 68-72, 198-201 Verzweigung 8, 82, 1O1, 1o4f. Vorvärts-Reduktion ( l ) 149-151, 152-161, 165-167 Vorwärts-Reduktion (ll) 167, 214, 2 l 8 f . , 222 Wirbelwind-Regel 8 3 f , , 89, 134 Wortgrenzen-Einsetzung 121-123, 135f. Wortstellung, dominante 4 l f . zu-Sprung 57, 78, l 4 l f . , 144, 163, 196, 218-220, 222 Zyklus 130, 134, 179-182, 190