Kollokationen als lexikographisches Problem: Eine Analyse allgemeiner und spezieller Lernerwörterbücher des Englischen [Reprint 2012 ed.] 9783110937930, 9783484309746

Here the attempt is made to establish how and to what extent lexical collocations are listed in one-language dictionarie

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German Pages 142 [144] Year 1996

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Table of contents :
1. Der Kollokationsbegriff in der Sprachwissenschaft
1.0. Vorbemerkung
1.1. Verwandte sprachwissenschaftliche Konzepte
1.2. Ansätze der Kollokationsforschung
1.3. Diskussion
2. Wörterbuchtypen
2.0. Vorbemerkung
2.1. Wörterbuchtypologie
2.2. Lernerwörterbücher
3. Kollokationen im (allgemeinen) Wörterbuch – Forderungen und Vorschläge der Metalexikographie
3.0. Vorbemerkung
3.1. Kollokationen im einsprachigen Wörterbuch
3.2. Kollokationen im zweisprachigen Wörterbuch
4. Die Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher
4.0. Vorbemerkung
4.1. Begründung der Studie
4.2. Die analysierten Wörterbücher
4.3. Die Analyse der Kollokationspraxis
5. Kollokationswörterbücher
5.0. Vorbemerkung
5.1. Vorstellung ausgewählter Kollokationswörterbücher des Englischen
5.2. Kollokationswörterbücher und Wörterbuchkritik
6. Perspektiven der lexikographischen Behandlung von Kollokationen
6.0. Vorbemerkung
6.1. Neue Wörterbuchtypen für den native speaker
6.2. Die Zukunft der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher
6.3. Leitlinien für die Erstellung von Kollokationswörterbüchern
7. Nachtrag
8. Summary
9. Résumé
10. Literatur
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Kollokationen als lexikographisches Problem: Eine Analyse allgemeiner und spezieller Lernerwörterbücher des Englischen [Reprint 2012 ed.]
 9783110937930, 9783484309746

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Series Maior

LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Supplements ä la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie

Edited by Sture Allen, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Ulrich Heid, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta 74

Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)

Jens Balms

Kollokationen als lexikographisches Problem Eine Analyse allgemeiner und spezieller Lernerwörterbücher des Englischen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Lexicographica / Series maior] Lexicographica : supplementary volumes to the International annual for lexicography / publ. in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX). Series maior. - Tübingen : Niemeyer. Früher Schriftenreihe Reihe Series maior zu: Lexicographica NE: International annual for lexicography / Supplementary volumes 74. Bahns, Jens: Kollokationen als lexikographisches Problem. - 1996 Bahns, Jens: Kollokationen als lexikographisches Problem : eine Analyse allgemeiner und spezieller Lernerwörterbücher des Englischen / Jens Bahns. - Tübingen : Niemeyer, 1996 (Lexicographica : Series maior ; 74) ISBN 3-484-30974-1

ISSN 0175-9264

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1996 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Industriebuchbinderei Hugo Nadele, Nehren

Inhalt

1. Der Kollokationsbegriff in der Sprachwissenschaft 1.0. Vorbemerkung 1.1. Verwandte sprachwissenschaftliche Konzepte 1.1.1. Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen und Lexikalische Solidaritäten 1.1.2. Selektion und Selektionsbeschränkungen 1.2. Ansätze der Kollokationsforschung 1.2.1. Kollokation im Britischen Kontextualismus 1.2.1.1. Firth 1.2.1.2. Halliday 1.2.2. Kollokation in der neueren britischen Lexikographie 1.2.2.1. Sinclair 1.2.2.1.1. Grundbegriffe 1.2.2.1.2. Beispielanalysen 1.2.2.2. Cowie 1.2.3. Kollokation bei Benson 1.2.3.1. Kategorien lexikalischer Kombinationen 1.2.3.2. Die lexikographische Behandlung lexikalischer Kombinationen 1.2.3.3. Typologie lexikalischer Kollokationen 1.2.4. Kollokation bei Hausmann 1.2.4.1. Typologie von Wortverbindungen 1.2.4.2. Unterscheidung Basis - Kollokator 1.3. Diskussion 1.3.1. Die frequenzorientierte Kollokationsforschung in der Kritik 1.3.2. Das Kollokationsverständnis der vorliegenden Studie 2. Wörterbuchtypen 2.0. Vorbemerkung 2.1. Wörterbuchtypologie 2.1.1. Allgemeines einsprachiges Wörterbuch 2.1.2. Einsprachiges Spezialwörterbuch 2.1.3. Allgemeines zweisprachiges Wörterbuch 2.1.4. Zweisprachiges Spezialwörterbuch 2.2. Lernerwörterbücher 3. Kollokationen im (allgemeinen) Wörterbuch - Forderungen und Vorschläge der Metalexikographie 3.0. Vorbemerkung 3.1. Kollokationen im einsprachigen Wörterbuch 3.1.1. Die Bedürfnisse der Wörterbuchbenutzer 3.1.2. Ort und Funktion von Kollokationsangaben 3.1.2.1. Kollokationen s.v. Kollokator 3.1.2.2. Kollokationen s.v. Basiswort

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VI 3.1.3. Die Präsentation von Kollokationsangaben 3.1.3.1. Die erste Ebene des Präsentationsproblems 3.1.3.2. Die zweite Ebene des Präsentationsproblems 3.1.3.2.1. Theoretische Möglichkeiten 3.1.3.2.2. Praktische Lösungen 3.2. Kollokationen im zweisprachigen Wörterbuch 4. Die Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher 4.0. Vorbemerkung 4.1. Begründung der Studie 4.2. Die analysierten Wörterbücher 4.2.1. Oxford Advanced Learner's Dictionary of Current English (ALD) 4.2.2. Longman Dictionary of Contemporary English (DCE) 4.2.3. Collins COBUILD English Language Dictionary (CCELD) 4.2.4. Vergleichende Gesamtbewertungen der Wörterbücher 4.2.5. Das "Kollokationsbewußtsein" der Wörterbücher 4.2.5.1. Collocation als Stichwort in den Wörterbüchern 4.2.5.2. Collocation in den Benutzungshinweisen 4.2.5.2.1. ALDI 4.2.5.2.2. ALD2 4.2.5.2.3. ALD3 4.2.5.2.4. ALD4 4.2.5.2.5. DCE1 4.2.5.2.6. DCE2 4.2.5.2.7. CCELD 4.3. Die Analyse der Kollokationspraxis 4.3.1. Forschungsstand 4.3.2. Methodische Überlegungen 4.3.2.1. Möglichkeiten der Vorgehensweise bei der Analyse der Kollokationspraxis von Wörterbüchern 4.3.2.2. Methode der vorliegenden Studie 4.3.2.2.1. Vergleichskorpus 4.3.2.2.2. Kategorien des Verzeichnetseins von Kollokationen 4.3.2.2.2.1. Grobkategorien 4.3.2.2.2.2. Demonstrationsteil 4.3.2.2.2.3. Fettdruck 4.3.2.2.2.4. Explikationsteil 4.3.2.2.2.5. Sonderfälle 4.3.3. Ergebnisse 4.3.3.1. Präsentation der Ergebnisse 4.3.3.1.1. Gesamtergebnis 4.3.3.1.2. Einzelergebnisse 4.3.3.2. Vergleich und Diskussion der Ergebnisse 4.3.3.2.1. Synchrone Ebene 4.3.3.2.1.1. A L D 4 - D C E 2 - C C E L D 4.3.3.2.1.2. ALD3 - DCE1 4.3.3.2.2. Diachrone Ebene

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νπ 4.3.3.2.2.1. ALDI - ALD2 - ALD3 - ALD4 4.3.3.2.2.2. DCE1 - DCE2 5. Kollokationswörterbücher 5.0. Vorbemerkung 5.1. Vorstellung ausgewählter Kollokationswörterbücher des Englischen 5.1.1. A Dictionary of English Style (DES) 5.1.2. The Word Finder (WF) 5.1.3. The Learner's Dictionary of Style (LDS) 5.1.4. Dictionary of English Words in Context (DEWC) 5.1.5. Oxford Dictionary of Current Idiomatic English (ODCIE) 5.1.6. The BBI Combinatory Dictionary of English (BBI) 5.1.7. Selected English Collocations (SEC) 5.1.8. English Adverbial Collocations (EAC) 5.2. Kollokationswörterbücher und Wörterbuchkritik 5.2.1. Kritik am DEWC 5.2.2. Kritik am BBI 5.2.2.1. Pätzold 1987 5.2.2.2. Herbst 1988 6. Perspektiven der lexikographischen Behandlung von Kollokationen 6.0. Vorbemerkung 6.1. Neue Wörterbuchtypen für den native speaker 6.2. Die Zukunft der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher 6.3. Leitlinien für die Erstellung von Kollokationswörterbüchern

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7. Nachtrag

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8. Summary

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9. Resume

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10. Literatur

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1. Der Kollokationsbegriff in der Sprachwissenschaft

1.0. Vorbemerkung Wer sich mit der Literatur zum Begriff Kollokation näher befaßt, wird sehr bald zu der Erkenntnis kommen, die sich als Quintessenz im Artikel s.v. Kollokation in einem neueren Wörterbuch zur sprachwissenschaftlichen Terminologie findet: "Der Gebrauch des Terminus Kollokation variiert in der wissenschaftlichen Literatur stark" (Herbst/Stoll/Westermayr 1991: 164). Zu diesem stark variierenden Gebrauch in der Literatur dürften vor allem die folgenden zwei Gründe beigetragen haben: 1. Der Terminus Kollokation wird auf zwei Ebenen der Sprachbeschreibung verwendet. Einerseits wird Kollokation als Bezeichnung für eine bestimmte Kategorie von Zweierverbindungen von Lexemen benutzt. Dies ist der Fall, wenn beispielsweise festgestellt wird, daß dark night und bright sunshine Beispiele für Kollokationen seien (Herbst/Stoll/ Westermayr 1991: 164). In diesem Sinne steht der Begriff Kollokation auf einer Ebene mit weiteren Begriffen wie etwa Idiom und freie Kombination (ζ. B. Benson 1985b; vgl. unten Abschnitt 1.2.3.1) oder Ko-Kreation (Hausmann 1984; vgl. unten Abschnitt 1.2.4.1). Wird der Terminus in diesem Sinne gebraucht, kann von einer bestimmten vorliegenden Zweierverbindung von Lexemen eben gesagt werden, sie sei 'eine Kollokation', oder sie sei 'keine Kollokation', womit sie dann einer anderen Kategorie zugeordnet werden müßte. Andererseits wird der Begriff Kollokation in einem abstrakteren Sinne verstanden als "das Zusammenvorkommen linguistischer (besser: sprachlicher, J. B.) Elemente" (Handbuch der Linguistik, s.v. Kollokation), als die "assoziative Verbindung von Wörtern" (Welte 1974: 248), als "co-occurrence of two or more lexical items" (Cowie 1978: 132). In diesem Sinne steht Kollokation auf einer Ebene mit Begriffen wie Distribution, Konkomitanz, Kookkurrenz, Kompatibilität, Selektion (Bußmann 1990: 391). Diese zweifache Verwendungsweise des Terminus Kollokation wird auch im Eintrag s.v. collocation im Longman Dictionary of Contemporary English (DCE2) deutlich, wo zwischen Bedeutung 1 ("[C] a habitual combination of words which sounds natural") und Bedeutung 2 ("[U] the way in which some words regularly collocate with others") unterschieden wird. 2. Ein weiterer Grund für den variierenden Gebrauch des Terminus Kollokation liegt in der Vielfalt der modifizierenden Adjektive, die zur Präzisierung dieses Terminus verwendet worden sind. So finden wir beispielsweise bei Cowie (1981) die Unterscheidung zwischen restricted collocation und open collocation; Jones/Sinclair (1974) versuchen, significant collocations von casual collocations zu trennen; Carter (1987) unterscheidet unrestricted collocation, semi-restricted collocation, familiar collocation und restricted collocation; Benson (1985b) trennt deutlich zwischen grammatical collocations und lexical collocations', und Sinclair (1987b) führt die Unterscheidung zwischen upward collocation und downward collocation ein. Dieses hier deutlich werdende Bestreben zu differenzieren und zu präzisieren ergibt sich zweifellos einerseits aus der Vielfalt der sprachlichen Gegebenheiten, die im Zusammenhang mit dem Kollokationsbegriff in den Blick zu nehmen sind; andererseits ist eine Präzisierung dort unerläßlich, wo ein sehr weites Verständnis von Kollokation vorliegt. Dies ist beispielsweise der Fall bei Vertretern des Britischen Kontextualismus (vgl. unten Abschnitte 1.2.1 und 1.2.2.1), wenn mit Kollokation jegliches Zu-

2 sammenvorkommen zweier Lexeme gemeint ist, womit der Begriff praktisch deckungsgleich mit dem Terminus Kookkurrenz ist (Hausmann 1985: 124). Der Kollokationsbegriff wird in verschiedenen Teilbereichen der Sprachwissenschaft (u. a. Lexikologie, Lexikographie, Phraseologie, Maschinelle Übersetzung, Linguistische Stilanalyse) sowie in der Fremdsprachendidaktik verwendet. Eine allgemein akzeptierte und für alle genannten Bereiche taugliche Begriffsbestimmung wird sich vermutlich nicht finden lassen. Ein Grund hierfür ist m. E. darin zu sehen, daß es sich um einen sprachlichen Bereich handelt, der sich nicht präzise abgrenzen läßt1 und innerhalb dessen es graduelle Abstufungen gibt.2 Daher werden wir hier nicht versuchen, das terminologische Problem im Zusammenhang mit dem Kollokationsbegriff, das oben angedeutet worden ist, zu lösen; dies wäre Aufgabe einer separaten Monographie zum Kollokationsbegriff in der Sprachwissenschaft. 3 In diesem Kapitel kann es lediglich darum gehen, die Positionen einiger ausgewählter Autoren darzustellen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Positionen von John Sinclair (Sinclair 1966, 1987b; Jones/Sinclair 1974), Anthony P. Cowie (Cowie 1975, 1978, 1981, 1983a), Morton Benson4 (Benson 1985a, 1985b; Benson/Benson/Ilson 1986a, 1986b) sowie Franz Josef Hausmann (Hausmann 1979, 1984, 1985, 1989a). Außerdem werden - vornehmlich aus historischem Interesse - die Positionen von Firth (Firth 1957a, 1957b) sowie von Halliday (Halliday 1961, 1966; Halliday/Mclntosh/Strevens 1964) in ihren wesentlichen Punkten referiert. Während die eben genannten Ansätze in einiger Ausführlichkeit in den Abschnitten 1.2.1 1.2.4 dargestellt werden, soll zuvor im folgenden Abschnitt (1.1) in der gebotenen Kürze versucht werden, den Kollokationsbegriff in Beziehung zu setzen und damit gleichzeitig abzugrenzen von verwandten sprachwissenschaftlichen Konzepten wie den wesenhaften Bedeutungsbeziehungen (Porzig 1934), den lexikalischen Solidaritäten (Coseriu 1967) und dem Konzept der Selektions- bzw. Kookkurrenzrestriktionen. Gemeinsam ist diesen Konzepten einerseits und dem Kollokationsbegriff andererseits, daß es um die Analyse syntagmatischer Relationen im Lexikon geht. Abschnitt 1.3 ist schließlich einer vergleichenden kritischen Evaluation insbesondere der in den Abschnitten 1.2.1 - 1.2.4 dargestellten Ansätze gewidmet. Abgeschlossen wird dieser Abschnitt - und damit auch das Kapitel 1 - mit einer Erläuterung des dieser Studie zugrundeliegenden Verständnisses von Kollokation.

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Vgl. Cruse (1986: 41), der im Zusammenhang mit der Unterscheidung von idiom und collocation von einem "transitional area" spricht. Vgl. auch Cowie (1975: x). Vgl. Carter (1987), der im Verlauf seines Kap. 3 ("Words and Patterns"), in dem der Kollokationsbegriff eine zentrale Rolle spielt, mehrfach auf die Nützlichkeit des c/me-Konzeptes zur Beschreibung der entsprechenden lexikalischen Phänomene hinweist. In ähnlichem Sinne nennt Herbst (1990a: 15) den Bereich der sprachwissenschaftlichen Beschreibung von Kollokationen "a classic example of gradience". Vgl. Albrecht (1991: 312/3), der ebenfalls eine befriedigende Lösung des terminologischen Problems nur "in einer umfangreichen eigenständigen Arbeit" für erreichbar hält. Im Abschnitt über Benson findet sich ein EXKURS zu Mel'Cuks Konzeption eines Explanatory-Combinatorial Dictionary, in der die lexikalischen Funktionen eine zentrale Rolle spielen; Benson orientiert sich weitgehend an diesen theoretischen Vorarbeiten.

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1.1. Verwandte sprachwissenschaftliche Konzepte 1.1.1. Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen

und Lexikalische

Solidaritäten

Im Zusammenhang mit der Diskussion des Kollokationsbegriffs wird gelegentlich (ζ. B. Zimmermann 1981: 61) auf die Arbeiten von Porzig (1934) und Coseriu (1967) Bezug genommen. Die in diesen Arbeiten entwickelten Konzeptionen der wesenhaften Bedeutungsbeziehungen (Porzig) bzw. der lexikalischen Solidaritäten (Coseriu) haben zweifellos eine Affinität zum Konzept der Kollokation, da es sich um Ansätze handelt, die sich ebenfalls mit syntagmatischen Beziehungen auf der Ebene des Lexikons befassen. Porzig entwickelt sein Konzept der wesenhaften Bedeutungsbeziehungen im Rahmen der Wortfeldforschung im Kontrast zu Triers Wortfeldkonzept (Trier 1931), das der Beschreibung paradigmatischer lexikalischer Relationen dient (Kastovsky 1982: 145; Lyons 1977: 261). In den Mittelpunkt seiner Erörterungen stellt Porzig die Beziehung zwischen Wortpaaren wie gehen - Füße, greifen - Hand, hören - Ohr, lecken - Zunge bzw. bellen - Hund, wiehern Pferd (Porzig 1934, in Schmidt 1973: 78 und 80). "Es handelt sich dabei offenbar nicht um eine bloße consociation im sinne Sperbers, also darum, daß einem bei dem einen wort das andere leicht einfiele, sondern um eine beziehung, die im wesen der gemeinten bedeutungen selbst gründet. Ich nenne sie deshalb wesenhafte bedeutungsbeziehungen." Porzig weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß durch die Wahl eines der genannten Verben die Wahl möglicher Subjekte, Objekte oder adverbialer Ergänzungen bereits in erheblichem Maße vorbestimmt bzw. eingeschränkt ist, da bestimmte Substantive (bzw. Klassen von Substantiven) im Verb "schon mitgesetzt sind. Sie sind mitgesetzt ohne rücksicht darauf, ob sie in dem betreffenden satz ausdrücklich stehen, vielleicht gar stehen müssen, oder fehlen können" (in Schmidt 1973: 82). So sind ζ. B. im Falle von reiten Pferd, Maultier oder Esel mitgesetzt; diese Substantive werden daher meist gar nicht ausdrücklich erwähnt, wenn von jemandem gesagt wird, daß er irgendwohin reitet. In lecken ist Zunge mitgesetzt; ein Teil der Bedeutung von lecken ließe sich als "mit der Zunge" angeben. Während Porzig wohl sieht, daß der Grad der Beschränkung der möglichen Subjekte, Objekte oder adverbialen Ergänzungen zu einem bestimmten Verb unterschiedlich sein kann, 5 führt er jedoch keine terminologische Differenzierung ein. Genau dies versucht Coseriu (1967) mit seinem Konzept der lexikalischen Solidaritäten. Sein Ausgangspunkt ist ausdrücklich Porzigs Beobachtung der wesenhaften Bedeutungsbeziehungen zwischen zwei Wörtern, und er bemüht sich, Porzigs Einsichten umzuformulieren und zu präzisieren (Lipka 1990: 164). Lexikalische Solidarität wird von Coseriu (1967: 296) als "inhaltliche Bestimmung eines Wortes durch eine Klasse, ein Archilexem oder ein Lexem" definiert. In dieser Definition ist die Unterscheidung dreier Typen von lexikalischer Solidarität angelegt, die Coseriu Affinität, Selektion und Implikation nennt. Affinität liegt vor, wenn ein Klassem6 als bedeutungsunterscheidender Zug in einem Wort fungiert. So erfordert apologize ζ. Β. ein Subjekt aus der Klasse von Substantiven, die durch das Merkmal [+ MENSCHLICH] konstituiert wird. Von Selektion spricht Coseriu, wenn ein Archilexem als unterscheidender Zug in einem Wort fungiert. Für elapse kommen nur Subjekte in Frage, die dem Wortfeld angehören, als dessen Archilexem Zeit betrachtet werden kann.

Er spricht davon, daß "der umkreis der gegenstände, die notwendig mit einem verbum in Verbindung stehen, verschieden weit" sei (in Schmidt 1973: 81). Klasseme im Sinne Coserius sind sehr allgemeine semantische Merkmale wie [± BELEBT]; [± MENSCHLICH], [± MANNLICH] (Lipka 1990:164).

4 Implikation schließlich ist der Typ von lexikalischer Solidarität, bei dem ein individuelles Lexem als unterscheidender Zug in einem Wort fungiert. Das Verb shrug kann als Objekt nur das Lexem shoulders haben; dies zeigt sich u. a. darin, daß die Erwähnung von shoulders in Verbindung mit dem Verb shrug gar nicht erforderlich ist, da shrug eben shoulders impliziert.7 Zusätzlich führt Coseriu die Unterscheidung zwischen einseitigen und mehrseitigen Solidaritäten ein. Lipka (1990: 165) gibt für diese beiden Kategorien die Beispiele (a) bite - teeth, lick - tongue, kiss - lips (einseitige Solidarität) bzw. (b) bark - dog, neigh - horse, bray donkey (mehrseitige Solidarität). Ein charakteristischer Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien besteht darin, daß bei einseitigen Solidaritäten die Abwesenheit des determinierenden Lexems (hier teeth, tongue, lips) die Regel ist (He kissed her, aber nicht *He kissed her with his lips)·, die explizite Realisierung des determinierenden Lexems wird allerdings dann als völlig normal und korrekt empfunden, wenn es modifiziert ist (Romeo kissed Juliet with chocolate-smeared lips) (Lipka 1990: 165). Bei mehrseitigen Solidaritäten dagegen ist die Realisierung des determinierenden Lexems (in den obigen Beispielen dog, horse, donkey) optional (Kastovsky 1982: 147/8); ein gemeinsames Auftreten beider Lexeme wird nicht als tautologisch empfunden (vgl. Man hörte ein Wiehern und Man hörte ein Pferd wiehern). 1.1.2. Selektion und Selektionsbeschränkungen Zweifellos gibt es Berührungspunkte zwischen dem Selektionsbegriff und dem Konzept der Selektionsbeschränkungen einerseits sowie dem Kollokationsbegriff und den Kollokationsbeschränkungen andererseits. In beiden Bereichen geht es zum einen ganz allgemein um die Verbindung und Verbindbarkeit von Lexemen auf der syntagmatischen Ebene, und zum anderen um die Beobachtung, daß die Verbindung bestimmter Lexeme miteinander völlig normal ist und häufig vorkommt oder aber ungewöhnlich bzw. ungrammatisch ist und selten vorkommt. "Beide wollen feststellen, welche lexical items miteinander verwendet werden können. Dabei kommen beide zu dem Ergebnis, daß es mehr oder weniger akzeptable bzw. grammatische Kollokationen (besser: Kombinationen, J. B.) gibt, wobei sich keine eindeutige Grenze festlegen läßt" (Roos 1975: 36). So ist bekanntlich im Rahmen der Transformationsgrammatik Chomskyscher Prägung versucht worden, lexikalischen Elementen syntaktisch-semantische Eigenschaften zuzuschreiben, die ihre Verträglichkeit auf syntagmatischer Ebene steuern und die die Generierung ungrammatischer Sätze wie *Der Schnee sieht Musik verhindern. Die Kombinationen Schnee - sehen und sehen - Musik verstoßen gegen Selektionsregeln, da "das Verb sehen in der Hauptlesart ein Subjekt mit dem Merkmal [+ BELEBT] sowie ein Objekt mit dem Merkmal [+ KONKRET]" verlangt (Bußmann 1990: 671); Schnee ist jedoch [ - BELEBT] und Musik ist [ - KONKRET], Ziel einer solchen Analyse der Beschänkungen, denen die Kombinierbarkeit von Lexemen unterliegt, ist es, auf der Basis der den Lexemen zugeschriebenen semantischen Merkmale Gesetzmäßigkeiten festzustellen, die einer Systematisierung und Formalisierung zugänglich sind und die sich auf ganze Klassen von Lexemen beziehen. So können nicht nur bestimmte, einzelne Substantive Objekt zu sehen sein, sondern jedes Element der Klasse von Nomina, die durch das Merkmal [+ KONKRET] konstituiert wird. Hinsichtlich der Unterscheidung von System - Norm - Rede (Coseriu 1970) handelt es sich bei den Selektionsregeln um Bestandteile des sprachlichen Systems.

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Beispiele nach Kastovsky (1982: 145).

5 Bei Kollokationsbeschränkungen hingegen geht es um Feststellungen, die nur für einzelne lexical items Gültigkeit haben (Roos 1975: 37). Das Kollokationsverhalten von Lexemen ist nicht regelhaft, sondern arbiträr. Allerton (1984: 28) unterscheidet verschiedene "levels of word cooccurrence restriction" und spricht in diesem Zusammenhang von "locutional cooccurrence restrictions", "which are at best only partly explicable in semantic terms. In this type of case, the language simply seems to dictate, for no good semantic reason, that such-and-such a combination does, or does not, occur". Er illustriert diese Art von Kookkurrenzrestriktionen u. a. mit V+N-Kombinationen wie make+suggestion, put+question, give+answer, bei denen sich schwerlich semantische Gründe für die jeweilige Verbwahl angeben lassen. Theoretisch stünden für derartige Konstruktionen ("a transitive 'general verb' combined with a deverbal noun (phrase)", 1984: 32) eine Reihe von Verben zur Verfügung (do, get, give, have, make, put, take)·, die "Wahl" eines dieser Verben durch ein bestimmtes Substantiv ist als arbiträr anzusehen. Bei manchen Wortkombinationen läßt sich die Arbitrarität besonders gut durch einen Übersetzungsvergleich erkennen. Allerton (1984: 33/34) stellt folgende deutsche Kollokationen ihren wörtlichen englischen Übersetzungen und den tatsächlichen Äquivalenten gegenüber: a) den Anschein/Eindruck erwecken - 'to awake (i. e. give) the appearance/impression' b) eine Entscheidung treffen/fällen - 'to hit/fell (i. e. make) a decision' c) einen Beschluß fassen - 'to seize (i. e. pass) a resolution' d) Druck ausüben - 'to exercise (i. e. exert) pressure' e) Rücksicht nehmen - 'to take (i. e. show) consideration' f) Widerstand leisten - 'to achieve (i. e. offer) resistance' Warum man im Deutschen Widerstand leistet und im Englischen Widerstand (an)bietet, läßt sich nicht mit Hilfe semantischer Merkmale begründen; es läßt sich keine Regel finden, gegen die eine Kombination wie Widerstand bieten verstoßen würde. Eine solche Verbindung wäre kein Verstoß gegen das System der deutschen Sprache, sondern gegen die Norm. Der Kollokationsbegriff bekommt dort sein ganzes Gewicht, wo es um Wörter geht, "deren Kombinationsfähigkeit mit anderen Wörtern sich mit Hilfe der Semantik - ... - nicht hinreichend präzisieren läßt" (Hausmann 1984: 396). Sehr treffend wird das Verhältnis von Selektionsrestriktionen und Kollokationsphänomenen von Carter (1987: 54) charakterisiert: "The examination of collocational ranges of items begins where semantic analysis of selection restrictions leaves off'. 8

g Roos (1975: 38) scheint das hier angesprochene Verhältnis in ganz ähnlicher Weise zu sehen; er schlägt "eine Verbindung von collocations und selection restrictions" vor, wobei in seinem Modell der semantischen Komponente einer Transformationsgrammatik die von den Selektionsbeschränkungen zugelassenen Wortverbindungen anschließend von "Kollokationsregeln" daraufhin geprüft werden, welchen Grad von Akzeptabilität sie besitzen. Problematisch an diesem Modell ist lediglich, daß "there are no 'rules' of collocation" (Gairns/Redman 1986: 37).

6

1.2. Ansätze der Kollokationsforschung 1.2.1. Kollokation im Britischen Kontextualismus 1.2.1.1. Firth Wann immer in der Literatur der Terminus Kollokation verwendet wird, fehlt selten der Hinweis auf J. R. Firth bzw. auf den Britischen Kontextualismus. Dies gilt für sprachwissenschaftliche Nachschlagewerke (ζ. B. Bußmann 1990; McArthur 1992; Welte 1974) ebenso wie für Aufsätze, die sich den verschiedensten Aspekten des Themas widmen (ζ. B. BerryRogghe 1973; 103; Greenbaum 1988: 114; Kjellmer 1982: 25; Lehr 1993: 2; Mackin 1978: 151). Dabei wird Firth das Verdienst zugeschrieben, im Rahmen seiner Sprachtheorie den Kollokationsbegriff in die sprachwissenschaftliche Diskussion eingeführt zu haben (Carter /McCarthy 1988: 32); im gleichen Zusammenhang wird dann zumeist auch eines der Firthschen Beispiele (silly+ass, dark+night, milk+cow) angeführt. Bei den Arbeiten, auf die Bezug genommen wird, handelt es sich entweder um "Modes of Meaning" (Firth 1957a) oder um "A Synopsis of Linguistic Theory, 1930-1955" (Firth 1957b). Gelegentlich finden sich Hinweise auf die Weiterentwicklung der Firthschen Positionen insbesondere durch Halliday. Firth (1957b: 8) unterscheidet mehrere Ebenen (levels) der sprachwissenschaftlichen Analyse und Beschreibung. Nach Steiner (1983: 119) geht es dabei auf zwei der Ebenen um die Sprache in ihrer Verbindung zu nicht-sprachlichen Phänomenen: Die Beschreibungsebene Kontext verbindet Sprache mit der Sprechsituation sowie mit dem weiteren Kontext von Gesellschaft und Kultur, während die phonetisch-phonematische Ebene die Sprache in Beziehung setzt zu ihrer materiellen, physikalischen Grundlage. Die anderen beiden Beschreibungsebenen sind die lexikalische und die grammatische Ebene; sie befassen sich "mit der innersprachlichen Form im engeren Sinne" (Steiner 1983: 123). Auf jeder dieser Ebenen sieht Firth Sprache sowohl syntagmatisch wie paradigmatisch organisiert, wobei syntagmatische Beziehungen sich in Strukturen niederschlagen, während paradigmatische Beziehungen Systeme bilden. Bezogen auf die Ebenen Grammar und Lexis zeigt sich das Strukturkonzept nun in den ebenen-spezifischen Phänomenen von colligation (grammatische Ebene) und collocation (lexikalische Ebene). Ein wesentlicher Unterschied zwischen colligation und collocation besteht darin, daß es sich bei colligation um syntagmatische Beziehungen zwischen grammatischen Kategorien handelt ("the inter-relation of grammatical categories in syntactical structure", Firth 1957b: 15), während sich collocation auf die syntagmatischen Verbindungen von "Wörtern als solchen" (Steiner 1983: 121) bezieht.9 "Collocation, for Firth, refers to the syntagmatic relations into which lexical items habitually enter, and is considered as a part of the meaning of the lexical items concerned" (Butler 1985: 7). In diesem Sinne spricht Firth (1957a: 196) in dem vielzitierten dark-night-Beispiel davon, daß "one of the meanings of night is its collocability with dark, and of dark, of course, collocation with night". Analysen auf der Ebene der Kollokation sieht Firth (1957b: 12 und 25) als besonders wichtig an für die Disziplinen Stilanalyse und (praktische) Lexikographie. Als wesentliche Vorarbeit für die Erstellung von verschiedenen Arten von Wörterbüchern bzw. Wörterverzeichnissen empfiehlt er die Zusammenstellung der Kollokationen der zu behandelnden Wörter. "It will then be found that meaning by collocation will suggest grouping of the collocations into a manageable number of sets" (Firth 1957b: 26). Auf der Basis dieser Evidenz 9

Vgl. Firth (1957b: 14): "Collocations are actual words in habitual company".

7 könnten anschließend Bedeutungsdefinitionen erstellt werden, denen dann einige wenige der jeweiligen Kollokationen zur Illustration beigegeben werden könnten. Die Stilanalyse steht im Zentrum von "Modes of Meaning", dem Kap. 15 der Sammlung Papers in Linguistics 1934-1951 (Firth 1957a). In diesem Kapitel geht es Firth ganz generell um den Beitrag, den die Sprachwissenschaft bei Untersuchungen zum Stil bestimmter Autoren bzw. bestimmter Epochen leisten kann. Bei den Beispielen, an denen Firth die Möglichkeiten einer Stilanalyse auf der Basis von "meaning by collocation" (Firth 1957a: 194) demonstriert, handelt es sich hauptsächlich um die Lyrik Swinburnes sowie um Briefe verschiedener englischer Autoren aus dem späten 18. und dem 19. Jahrhundert. Zur Illustration des Kollokationsbegriffs wählt Firth zunächst gängige Verwendungsweisen des Wortes ass: "One of the meanings of ass is its habitual collocation with an immediately preceding you silly, and with other phrases of address or of personal reference" (1957a: 195). Des weiteren weist er auf die begrenzten Möglichkeiten hin, ass mit einem vorausgehenden Adjektiv zu kombinieren; hier sind die häufigsten Adjektive silly, obstinate, stupid, awful und gelegentlich egregious. Die Kollokation young ass sei häufiger anzutreffen als old ass. Anschließend benutzt Firth den Begriff Kollokation bei einer Beschreibung der Sprache der Limericks von Edward Lear. Hier macht er darauf aufmerksam, daß es in den Limericks fast immer an old man, nie jedoch a young man heißt, oder daß lady sehr häufig mit young kollokiert (a young lady), aber person sowohl mit old wie mit young. In diesem Kontext wird zwischen general or usual collocations einerseits und more restricted technical or personal collocations andererseits unterschieden (1957a: 195). Parallel dazu lassen sich zwei Zweige der Stilanalyse unterscheiden, nämlich "(a) the stylistics of what persists in and through change, and (b) the stylistics of personal idiosyncrasies" (1957a: 196). Zweig (α) wird dabei vor allem general or usual collocations herausarbeiten, während Zweig (b) sich mit den personal collocations befassen wird. Letzteres wird deutlich bei der Analyse der Sprache Swinburnes, die hauptsächlich unter dem Aspekt seiner idiosynkratischen Kollokationen durchgeführt wird. "At the level of meaning by word collocation there is the interesting point that, both as a whole and in phrases, the collocations are unique and personal, that is to say, a-normal" (1957a: 198).10 Der Aspekt der general or usual collocations kommt bei der Analyse von Briefen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert zum Tragen. Hier scheint es Firth wichtig zu sein zu demonstrieren, daß viele der dort verwendeten Kollokationen auch im heutigen Englisch immer noch im Gebrauch sind; Sinn und Zweck seiner Ausführungen sei es, "to draw attention to the stylistics of the letters of upper-class society in the eighteenth century and to similar features in what is today considered good standard English for everyday use in polite society" (1957a: 204). Firth präsentiert längere und kürzere Ausschnitte aus Briefen verschiedener Berühmtheiten und betont mehrfach, daß sie eine große Zahl von "usual collocations" (209), von "common collocations" (210), von "longstanding collocations" (212) enthalten. Wiederholt wird in der Literatur darauf aufmerksam gemacht, daß sich Firth in vielerlei Hinsicht lediglich programmatisch geäußert hat (Butler 1985: 13) und daß insbesondere seine Aussagen zur Ebene der Lexis interpretationsbedürftig sind (Steiner 1983: 129). Noch pointierter weist Lyons (1977: 612) auf die Vagheit speziell des Kollokationsbegriffs bei Firth hin, wenn er sich gezwungen sieht festzustellen: "Exactly what Firth meant by collocability is never made clear". Viele der Firthschen theoretischen Ansätze sind später von seinen Schülern aufgenommen und ausgearbeitet worden. In unserem Kontext sind insbesondere Arbeiten von Halliday (s. u.) 10

Vgl. die Kategorie der Konter-Kreationen bei Hausmann (Abschnitt 1.2.4.1).

8 und Sinclair (vgl. Abschnitt 1.2.2.1) von Interesse. Butler (1985: 7) sieht im Übergang von Firth zu Halliday und Sinclair eine Ausweitung des Kollokationskonzepts: "Although Firth appears to be interested only in habitual co-occurrences of mutually predicting lexical items (such as dark/night or silly/ass), we shall see ... that the concept of collocation has been extended by later systemic linguists (principally Halliday and Sinclair) to cover co-occurrence of any degree of 'strength'". 1.2.1.2. Halliday Auch bei Halliday wird - wie bei Firth - zwischen der Ebene der Grammar und der Ebene der Lexis unterschieden. Auf beiden Ebenen lassen sich jeweils chain relations und choice relations beschreiben. Die vier zentralen Begriffe, die sich auf den beiden genannten Ebenen bei Unterscheidung der beiden Arten von Relationen ergeben, sind structure und system sowie collocation und set (vgl. Abb. 1). GRAMMAR

LEXIS

CHAIN RELATIONS

structure

collocation

CHOICE RELATIONS

system

set

Abbildung 1: Die Ebenen Grammar und Lexis bei Halliday (vgl. Halliday/ Mclntosh/Strevens 1964: 25)

Zur Illustration der Begriffe set und collocation findet sich in Halliday/Mclntosh/Strevens (1964: 35) das Beispiel der drei Wörter chair, seat, settee, die als Elemente eines lexical set gelten können. "Lexical sets are not bounded in the way that grammatical systems are. Whereas in grammar we can say: 'at this place in structure, these terms are possible, and all others are impossible', in lexis we can never say: 'only these items are possible'. Lexical sets in fact are bounded only by probabilities. Given the item 'chair', we are more likely to find in the same utterance the items 'sit' or 'comfortable' or 'high' than, say, 'haddock' or 'reap', though no one could maintain that the latter are impossible. This tendency to co-occurrence is the basic formal pattern into which lexical items enter. It is known as COLLOCATION, and an item is said to 'collocate with' another item or items. A lexical set is simply a grouping of items which have a similar range of collocation, 'chair', 'seat' and 'settee' belong to the same lexical set because they have a number of highly probable collocations in common: they collocate readily, for example, with 'comfortable' and 'sit'." Um zu einem lexical set zu gelangen, ist es also erforderlich, einzelne lexical items daraufhin zu untersuchen, mit welchen anderen lexical items sie kollokieren. Dasjenige lexikalische Element, dessen Kollokationsverhalten wir im Einzelfall studieren, ist in Hallidays Terminologie der node. Die Liste der mit einem node kollokierenden lexikalischen Elemente (seine Kollokate) wird als cluster bezeichnet; das cluster umfaßt alle festgestellten Kollokate des node, sowohl solche mit einer hohen Auftretenshäufigkeit als auch solche, die nur selten mit dem fraglichen node kollokieren. Zur Illustration führt Butler (1985: 131) Hallidays Beispiel der nodes sun und moon an. Auf der Basis einer Korpusanalyse könnte sich für den node sun eine c/wsier-Liste ergeben, auf der bright, hot, shine, light, lie und come out zu den frequenteren und damit zentralen Gliedern gehören. Eine parallele Analyse für moon als node könnte als zentrale cluster-Glieder bright, full, new, light, night und shine ergeben. Die in beiden Li-

9

sten vorhandenen Elemente bright, shine und light würden nun ein lexical set darstellen, da sie sowohl mit sun wie mit moon kolloideren. Auch wenn bei Halliday (1966) die Lexis-Ebene der sprachwissenschaftlichen Analyse schon etwas fundierter und expliziter ausgearbeitet ist als bei Firth, so ist sie im Vergleich zu seiner Grammatiktheorie (Halliday 1961) immer noch wenig detailliert. Erst Sinclair (1966) macht den Versuch, "die Lexis als linguistische Beschreibungsebene ganz auszuformulieren" und konkrete Analysemethoden festzulegen (Steiner 1983: 193). 1.2.2. Kollokation in der neueren britischen Lexikographie 1.2.2.1. Sinclair John Sinclair befaßt sich seit fast drei Jahrzehnten mit dem Kollokationsphänomen. Ein erster einflußreicher Aufsatz zum Thema, in dem einige zentrale Begriffe des Sinclairschen Ansatzes sowie die grundlegende Methode zur Ermittlung von Kollokationen erläutert werden, ist Sinclair (1966). Eine ausführliche Korpusanalyse entlang der Sinclairschen Kollokationstheorie findet sich in Jones/Sinclair (1974). Im Rahmen des von Sinclair initiierten und geleiteten COBUILD-Projektes 11 bewegt sich Sinclair (1987b), in dem eine weitere Beispielanalyse präsentiert wird.12 Die folgende zusammenfassende Darstellung der Sinclairschen Kollokationstheorie basiert im wesentlichen auf den genannten drei Beiträgen (Sinclair 1966; Jones/Sinclair 1974; Sinclair 1987b). 1.2.2.1.1. Grundbegriffe Sinclairs Ausführungen zum Thema Kollokation stehen in der Tradition des Britischen Kontextualismus. Sinclair verweist mehrfach auf Firth, Halliday, Mcintosh und Mitchell als Quellen seines Verständnisses des Kollokationsbegriffs (ζ. B. 1966: 410, Anm. 4; 1987b: 319). Hauptziel von Sinclair (1966) ist ein erster Schritt in Richtung auf eine Theorie des Lexikons (1966: 412). Einer Grundkonzeption des Britischen Kontextualismus entsprechend (vgl. oben) unterscheidet auch Sinclair zwischen der Ebene der Grammatik und der Ebene des Lexikons; auf beiden Ebenen besteht die Aufgabe der Sprachwissenschaft vor allen Dingen darin, die wichtigsten patterns zu beschreiben. Dabei zeigt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen grammatischen patterns und lexikalischen patterns: Bei der Beschreibung der grammatischen patterns einer Sprache gibt es aufgrund von vorhandenen Kontrasten eindeutige Wahlentscheidungen; so läßt sich ζ. B. der Kontrast zwischen he is taught und he teaches mit dem Aktiv-Passiv-System erklären; ebenso eindeutig erklärbar ist der Kontrast zwischen he is taught und he was taught im Rahmen des Tempus-Systems. Vergleichbare Kontraste wie in der Grammatik (Aktiv/Passiv, Singular/Plural, Affirmation/Negation) existieren auf der Ebene des Lexikons nicht. Hier läßt sich nicht mit vergleichbarer Eindeutigkeit feststellen, daß die Wahl eines bestimmten lexical items falsch sei und ein anderes stattdessen eindeutig richtig. Im Vergleich zum eindeutig bestimmbaren Kontrast, wie er zwischen he is taught und he teaches besteht, sind die Kontraste zwischen he teaches, he learns, he reads, he studies ungleich schwerer zu beschreiben. Dabei muß allerdings betont werden, daß es Sinclair nicht um eine Beschreibung der semantischen Kontraste zwischen lexikalischen Items

11

COBUILD = COllins Birmingham University International Language Database; zur Konzeption des Projektes vgl. Sinclair (1987a, 1991). 12 Sinclair (1987b) findet sich als Kap. 8 ("Collocation") wiederabgedruckt in Sinclair (1991).

10 geht, sondern um eine Beschreibung der formalen Unterschiede. Dies wird deutlich, wenn Sinclair von "lexis as an independent part of language form" (1966: 410; meine Hervorhebung, J. Β.) spricht. Er interessiert sich nicht für semantisch-begriffliche Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten ("notional similarity", 1966: 410); für ihn steht vielmehr eine formale Ähnlichkeit zwischen lexikalischen Elementen im Vordergrund, die sich über den Kollokationsbegriff entwickeln läßt. Diesen Grundgedanken seiner Beschreibung des lexical patterning erläutert er an den drei Beispielwörtern tome, paperback, cruelty (1966: 411): Hier wäre es sehr leicht möglich, aufgrund der semantisch-inhaltlichen Ähnlichkeit eine Beziehung zwischen tome und paperback zu konstatieren und sie damit von cruelty, das einen ganz anderen semantischen Inhalt hat, abzugrenzen. Diese Ebene interessiert Sinclair jedoch nicht; er fragt, in welcher Weise man rein formal eventuell eine Beziehung (Ähnlichkeit) zwischen tome und paperback feststellen könnte. Dies ist möglich, wenn man die Wörter studiert, die in Texten in der Umgebung der drei Beispielwörter vorkommen: Eine solche Analyse würde ergeben, daß es eine Reihe von Wörtern gibt, die sowohl mit tome wie mit paperback kollokieren, nicht jedoch mit cruelty (ζ. Β. edition, bookshop, print). Auf diese Weise könnte man, unabhängig von inhaltlichen Erwägungen, eine formale Beziehung zwischen den Beispielwörtern tome und paperback herstellen, nämlich über ihre gemeinsamen Kollokationspartner (vgl. den Begriff des lexical set bei Halliday, s. o.) Die Ermittlung von lexical patterns geschieht bei Sinclair also auf der Basis einer Analyse des Kollokationsverhaltens der Lexeme. Ein Hauptproblem, das Sinclair bei dieser Vorgehensweise zu lösen hat, betrifft die Begrenzung der Entfernung der kollokierenden Elemente voneinander. Sinclair ist gezwungen, willkürlich festzulegen, innerhalb welcher Entfernung voneinander zwei Lexeme als miteinander kollokierend anzusehen sind. "It is clear that distance ultimately sets the boundary of collocation" (1966: 414). Diese starke quantitative Komponente im Sinclairschen Verständnis von Kollokation wird u. a. an folgenden Überlegungen deutlich, in denen es um die relative Stärke von lexical patterns geht. Sinclair (1966: 414) fragt sich ζ. B., ob die Beziehung zwischen post und letter (to post a letter) stärker sei als die Beziehung zwischen pillar-box und letter, wenn eine quantitative Analyse folgendes Ergebnis zeigen würde: post taucht lOOmal genau neben letter auf und lOOmal im Abstand von einem dazwischengeschobenen Wort, während im Vergleich dazu pillar-box 150mal neben letter auftaucht und nur 50mal mit einem Wort zwischen den beiden. Würde dies bedeuten, daß das Pattern post - letter als schwächer anzusehen ist als das Pattern pillar-box - letter? Oder sollte man lediglich feststellen, daß sowohl post als auch pillar-box jeweils 200mal mit letter kollokieren, unabhängig vom jeweiligen Abstand? In dieser Frage entscheidet sich Sinclair hier zunächst dafür, den Grad der Nähe der beiden Kollokationspartner als nicht ausschlaggebend für die Stärke der Kollokation zu betrachten. "The primary structural criterion is that of co-occurrence, in any sequence, with or without intervening material; features such as preferred sequences, or habitual interventions, are secondary in structure" (1966: 414). In diesem Zusammenhang lassen sich auch einige Grundbegriffe der Sinclairschen Kollokationstheorie erläutern: Dasjenige Lexem, dessen lexikalische Patterns festgestellt werden sollen, nennt Sinclair node·, diejenigen Elemente, die aufgrund der Analyse als mit dem node kollokierend ermittelt worden sind, sind die collocates (Kollokate) dieses nodes. Den Abstand vom node, innerhalb dessen Lexeme als mit dem node kollokierend betrachtet werden können, bezeichnet Sinclair als collocational span. Die Festlegung dieser collocational span ist willkürlich und von praktischen Erwägungen abhängig. Für die Beispielanalyse in Sinclair (1966) gilt eine collocational span von drei Elementen links bzw. rechts des node, für die Analysen in Jones/Sinclair (1974) und in Sinclair (1987b) wird mit einer collocational span

11

von ±4 gearbeitet.13 Innerhalb der definierten collocational span kann jedem collocate eine bestimmte Position im Verhältnis zum node zugewiesen werden. Wenn wir beispielsweise in einem Textsegment wie He that has a great nose thinks everybody is speaking of it das Substantiv nose als node festlegen, dessen Kollokate ermittelt werden sollen, so wären dies - bei einer collocational span von ± 4 - einerseits thinks (+1), everybody (+2), is (+3), speaking (+4) sowie andererseits great (-1), α (-2), has (-3), that (-4). Die Festlegung einer collocational span und die sich auf dieser Basis ergebende Feststellung der Gesamtheit der Kollokate zu einem bestimmten node ist der erste Schritt der Analyse; das Ergebnis kann in Form eines sog. total environment table dargestellt werden. Abb. 2 zeigt die total environment tables für die drei nodes money, pay, ticket, die auf der Basis eines Beispieltextes von rd. 350 Wörtern bei einer collocational span von ±3 ermittelt worden sind (Sinclair 1966: 415). Der Abbildung ist beispielsweise zu entnehmen, daß das Lexem money, das hier als einer der nodes gewählt worden ist, im Text insgesamt siebenmal vorkommt. Als collocates von money ermittelt die Analyse des Textes drei Lexeme, die viermal mit money kollokieren (drink, save, spend)·, die beiden Lexeme clothes und think treten dreimal innerhalb der gewählten collocational span mit money zusammen auf, während sechs Lexeme (cost, excuse, impossible, know, money und plenty) je zweimal und weitere zehn Lexeme je einmal in der Umgebung von money zu finden sind (Abb. 2). Der nächste Schritt in einer Sinclairschen Kollokationsanalyse bestünde nun darin, zwischen casual collocations und significant collocations zu unterscheiden. Zur Ermittlung der significant collocations genügt es nicht, lediglich die Häufigkeit festzustellen, mit der zwei Lexeme kollokieren; einbezogen werden muß außerdem die generelle Häufigkeit eines collocates im Korpus. Die Kollokationsbeziehung zwischen money und save ist im Vergleich zur Beziehung zwischen money und think nicht allein schon deswegen stärker, weil im Korpus save viermal und think lediglich dreimal innerhalb der gewählten collocational span zu finden sind; entscheidend ist vielmehr der Umstand, daß save im Korpus insgesamt überhaupt nur viermal vorkommt, und alle diese Vorkommen innerhalb der collocational span von money zu konstatieren sind. Think dagegen findet sich im Korpus insgesamt fünfmal, d. h. es taucht zweimal auf, ohne mit money zu kollokieren. Die Stärke des collocational tie ergibt sich also erst aus der Berücksichtigung zweier Größen, nämlich der Gesamtfrequenz eines Lexems in einem Korpus, und der Frequenz desselben Lexems als collocate zu einem bestimmten node. Diese beiden Faktoren, die bei der Ermittlung von significant collocations zu berücksichtigen sind, finden sich dann auch in der Definition wieder, die in Jones/Sinclair (1974: 19) gegeben wird: "Collocation is the cooccurrence of two items in a text within a specified environment. Significant collocation is regular collocation between items such that they cooccur more often than their respective frequencies and the length of text in which they appear would predict. Standard statistical tests can be used to tell whether the association between word A and word Β is a significant one". Sinclairs Art der Ermittlung von lexical paiterns/Kollokationen ist aufs engste verbunden mit dem Einsatz des Computers als Analyseinstrument. Dies wird bereits in Sinclair (1966: 410) deutlich, wenn er im Zusammenhang mit der study of lexis von Problemen spricht, "which are not likely to yield to anything less imposing than a very large computer". Die dort vorgenommene Beispielanalyse eines Textkorpus von rd. 350 Wörtern ist allerdings noch ohne Computereinsatz möglich. Für die Analyse ihres insgesamt knapp 150 000 Wörter umfassenden Korpus haben Jones/Sinclair (1974) dann den Computer eingesetzt; dies wird bereits im Untertitel 13

Im Glossar von Sinclair (1991) heißt es s.v. collocation: "The usual measure of proximity is a maximum of four words intervening." Dies wäre gleichbedeutend mit einer Spanne von ±5.

12 Item:

money

pay

ticket

occurrences

7

4

6

collocates

offer

(frequency ordered)

drink save spend

4 4 4

(2 or more occurrences)

clothes think

3 3

half

cost excuse impossible know money plenty

2 2 2 2 2 2

better think ticket

collocates (1 only occurrence)

accept all right get go out lament say smoke strong willed way wish

ball earn guinea have got quid reasonable say student suppose take

5 quid

4

3

accept

3

2 2 2

boy guinea half offer pay persuade reason see ticket

2 2 2 2 2 2 2 2 2

ball buy drink girl say student sure the thing to do think woman wrong

Abbildung 2: Total Environment Tables für money, pay, ticket (Sinclair 1966: 415)

des Beitrags ("A study in computational linguistics") deutlich. Durch den großen Fortschritt in der Computertechnologie seit Mitte der 70er Jahre kann Sinclair (1987b) schließlich mit Korpora in völlig neuen Dimensionen operieren. Das (offenbar ständig wachsende) COBUILDKorpus, auf das für die Analyse des Kollokationsverhaltens von back (vgl. unten Abschnitt 1.2.2.1.2) zurückgegriffen worden ist, umfaßt nach neuesten Angaben (Sinclair 1992: vi) rund 200 000 000 Wörter; zur Zeit der Entstehung jener Analyse (ca. 1985) dürfte die Zahl allerdings weitaus niedriger gewesen sein (ca. 20 000 000). 1.2.2.1.2. Beispielanalysen In allen drei hier betrachteten Beiträgen finden sich zur Illustration des Sinclairschen Ansatzes der Kollokationsforschung Korpusanalysen zur Ermittlung von (signifikanten) Kollokationen. Die Analyse und die Ergebnisse von Sinclair (1966) haben allerdings einen grundsätzlich anderen Status als die Beispielanalysen in Jones/Sinclair (1974) und Sinclair (1987b): Aufgrund des geringen Umfangs des Beispielkorpus kommt dieser Analyse ausschließlich Demonstrationscharakter zu. Anders verhält es sich jedoch mit den Analysen in Jones/Sinclair (1974) und Sinclair (1987b), die auf weitaus größeren Korpora basieren: Ihren Ergebnissen kommt der

13 Status erster Aussagen über das tatsächliche Kollokationsverhalten der für die Analyse ausgewählten Lexeme zu. Jones/Sinclair (1974) basiert auf einem Korpus von 135 000 Wörtern spontaner Konversation sowie 12 000 Wörtern, die schriftliche naturwissenschaftliche Texte repräsentieren. Dieses Korpus enthält insgesamt 8 150 verschiedene lexikalische Einheiten (types). Hiervon haben 3 676 eine Auftretenshäufigkeit von 1. In die Analyse einbezogen werden ausschließlich solche Lexeme, die mindestens zehnmal im Korpus belegt sind; dies trifft auf 1 155 Wörter zu. In einem ersten Schritt präsentieren Jones/Sinclair die detaillierten Ergebnisse einer Analyse des Kollokations Verhaltens des Artikels the. Als Hauptergebnis dieser Teilstudie stellen sie fest, "that in both texts there is a concentration of nouns and adjectives at the N+l span position and prepositions at the N - l position. Significant collocation then, can be correlated with grammatical structures in some cases" (1974: 27). Eines der significant collocates von the in der +l-Position ist das Substantiv cathode·, über das Kollokationsverhalten beider Wörter zueinander stellen die Autoren fest: "Given the word the, the likelihood that it will be followed by cathode on anyone occasion is small, whereas the likelihood that an occurrence of cathode will be preceded by the is much higher" (1974: 29). Die Banalität derartiger Ergebnisse von vergleichsweise aufwendigen Analysen ist den Autoren allerdings durchaus bewußt; für sie hat sich hier eines der Hauptprobleme in der Analyse und Beschreibung der lexikalischen Ebene gezeigt: Wird ein Textkorpus auf signifikante Kollokationen hin analysiert, so zeigen sich als erste Patterns ganz normale grammatische Strukturen wie iAe+Substantiv oder ifce+Adjektiv+Substantiv oder f/ie+Substantiv+j'j oder o/+r/ie+Substantiv und dgl. Dennoch erachten es die Autoren für notwendig, die Charakteristika grammatischer Kollokationen im Detail zu belegen, "at the risk of stating the obvious" (1974: 31). Mit dem COBUILD-Korpus und der fortgeschrittenen Computertechnologie stehen Sinclair Mitte der 80er Jahre die Mittel zur Verfügung, die er bereits 1966 als für eine umfassende Kollokationsanalyse unabdingbar bezeichnet hatte. Dies gibt ihm die Gelegenheit zu einem "Progress report", wie er seinen Beitrag zur Halliday-Festschrift (1987b) überschrieben hat. In diesem Beitrag erläutert Sinclair mit Bezug auf die lexikalische Ebene der Sprachbeschreibung zwei grundsätzliche Prinzipien, nämlich das open-choice principle und das idiom principle. Diese beiden Prinzipien sind erforderlich, um das Zustandekommen von Texten adäquat erklären zu können. Zu einem gewissen Teil kann das Zustandekommen von Texten auf der Basis des open-choice principle erklärt werden, und zwar in der Weise, daß dem Textproduzenten bei jeder Texteinheit eine größere Auswahl von Möglichkeiten zur Verfügung steht. Hier ist es der Entscheidung des Textproduzenten überlassen, welches Element aus einer Reihe von möglichen Elementen in den Text aufgenommen wird. Beschränkt wird die Auswahl lediglich dadurch, daß die Forderung nach Grammatikalität erfüllt sein muß. Neben dem open-choice principle ist aber ein weiteres Prinzip erforderlich, um vorhandenen Kombinationsbeschränkungen von sprachlichen Elementen, die neben der Grammatikalitätsforderung bestehen, Rechnung tragen zu können. Dieses Prinzip nennt Sinclair idiom principle. Auf seiner Basis läßt sich der Befund erklären, daß nicht in jedem Falle bei der Textkonstituierung Einzelelemente frei gewählt werden können, sondern daß manchmal zwei oder mehr Wörter als eine einzige Einheit gewählt werden müssen. Ein einfaches Beispiel wäre die Einheit of course - hier wird nicht die Präposition o/aus einer Reihe anderer Präpositionen gewählt, und ebensowenig wird course aus einer Reihe von Substantiven (wie ζ. B. route, track, course, line) gewählt. Beide Elemente bilden vielmehr eine Einheit und werden als solche ausgewählt (aus einer Gruppe wie etwa naturally, of course, definitely).

14 Das Phänomen der Kollokation, dem sich Sinclair anschließend widmet, läßt sich als Illustration des idiom principle interpretieren. In einer exemplarischen Analyse hat er Kollokationsmuster von back ermittelt. Die von ihm ermittelten Kollokate zu back unterscheidet er in upward collocates und downward collocates. Mit upward collocates sind solche Kollokate gemeint, die selbst im Korpus eine höhere Frequenz aufweisen als der node back, während downward collocates solche Kollokate sind, die selbst weniger frequent sind als der node. Die Kollokationsspanne dieser Analyse ist ± 4. Sinclair präsentiert die Analyseergebnisse in zusammengefaßter Form und illustriert sie mit einigen ausgewählten typischen Beispielkontexten. Zu den upward collocates von back gehören nach dieser Analyse Präpositionen (z. B. at, from, into), Adverbien (now, then), Konjunktionen (when), Pronomina (ζ. Β. he, him, she, them), Possessiva (ζ. B. her, my) und wenige Verben (get, go, got).H Beispielbelege für die Kollokation von back mit einigen der eben genannten upward collocates sind: It really was like being back at school When our parents came back from Paris She went back to her typing I ran back to my cabin Now I must get back to work They go back to the same nest In der Liste der downward collocates finden sich sehr viele Verben, weitere Präpositionen (ζ. B. behind, onto, towards), Adverbien (ζ. Β. again, further, slowly), ein Adjektiv (normal) sowie diverse Substantive (ζ. Β. garden, chair, head, car, sleep, kitchen). Bezüglich der gefundenen downward collocates hält es Sinclair für bemerkenswert, - daß die Verben vorwiegend in ihrer past-tense-Form erscheinen; - daß die Verbindung von back mit den ermittelten Präpositionen und Adverbien einige "typical phrases" (wie ζ. Β. back and forth) ergibt; - daß die Substantive überwiegend Bezeichnungen für Richtung, physikalischen Raum und menschliche Anatomie seien (1987b: 329). Aus den "few typical examples" (es sind insgesamt 70!), die Sinclair auflistet (329-331), seien einige zur Illustration hier angeführt: Don't try to hold her back He leaned back in his chair The woman threw her head back Walked back toward the house Rock us gently back and forth Things would soon get back to normal We had to go back to the hotel He leaned back in his chair Then we got back to sleep again You must come back to the kitchen

14

Zwischen Auflistung der collocates und typischen Beispielen versucht Sinclair noch eine kleine Interpretation einiger Besonderheiten der aufgelisteten collocates. Dabei stellt er u. a. fest, daß "possessive pronouns suggest the anatomical sense of back" (327); aus den angeführten Beispielkontexten ist diese Bedeutung von back jedoch nicht ersichtlich (She has gone back to her parents/He went back into his office/I ran back to my cabin/Go back to your dormitory at once).

15 1.2.2.2. Cowie Während sich Sinclair mit Kollokationen befaßt, um zu einer formalen Beschreibung der lexikalischen Ebene der (englischen) Sprache zu gelangen, steht bei Cowie eindeutig das lexikographische Interesse im Vordergrund. Cowie befaßt sich mit der Kollokationsproblematik, um praktische Probleme zu lösen, die bei der Arbeit am Oxford Dictionary of Current Idiomatic English (ODCIE) entstanden sind. Bei diesen Problemen handelt es sich in erster Linie um die folgenden zwei Fragen: 1. Welche Arten von Wortverbindungen gibt es und welche davon sollen in das ODCIE aufgenommen werden? 2. In welcher Weise können Kollokationsinformationen zu Lemmata im ODCIE (oder in allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbüchern) gegeben werden? Das Problem der Kategorisierung von englischen Wortverbindungen sowie allgemeine Fragen der Idiomatizität erörtert Cowie u. a. in der General Introduction zum ODCIE Bd. 2 (Cowie 1983a). Hier stellt er eingangs fest, daß die Idiome des Englischen eine enorme strukturelle Vielfalt aufweisen. Es sei jedoch möglich, sie ihrer Struktur nach in zwei Kategorien zu unterscheiden, nämlich phrase idioms (ζ. Β. easy on the eye) und clause idioms (ζ. B. pay sb a compliment) mit jeweils vier bzw. fünf Untertypen.15 Idiomatizität selbst sei jedoch keine Frage der Struktur, sondern eine Frage der Semantik. Um unnötige Komplikationen zu vermeiden, beschränkt Cowie sich in seiner Diskussion der Frage, wie die Idiomatizität eines Ausdrucks erkannt und definiert werden kann, auf zwei Strukturtypen, nämlich Adj+N (a chequered career, α blind alley, an eager beaver) sowie V+N (catch sb's imagination, jog sb's memory, blow the gaff). Am gängigen Verständnis von Idiomen als "groups of words with set meanings that cannot be calculated by adding up the separate meanings of the parts" (Bolinger 1975: 100) kritisiert Cowie, daß damit nur eine Teilklasse der Idiome erfaßt werden könne - "an approach based simply on the semantic opaqueness (or transparency) of whole combinations yields a very small class of idioms" (Cowie 1983a: xii). Nicht erfaßt werde so ζ. Β. die Gruppe von Ausdrücken, die einerseits eine übertragene (idiomatische) Bedeutung besitzen, aber andererseits auch immer noch wörtlich interpretierbar sind (ζ. B. catch fire, close ranks). Daher schlägt Cowie folgende zwei Kriterien für die Kategorisierung von Wortkombinationen vor: a) die Art der Beziehung zwischen der Bedeutung der Wortkombination als Ganzes und den Bedeutungen ihrer Konstituenten; b) die Möglichkeiten der Ersetzung von Teilen der Wortkombination. Eine Anwendung dieser beiden Kriterien ergibt die folgende Kategorisierung von Wortkombinationen in vier Typen: (1) pure idioms: Sie sind in ihrer Gesamtbedeutung nicht interpretierbar, wenn lediglich die Einzelbedeutungen der Konstituenten zugrunde gelegt werden (Beispiele: kick the bucket, blow the gaff). Die Konstituenten sind in keiner Weise variierbar (*kick the pail, *puff the gaff). (2) figurative idioms: Ausdrücke in dieser Kategorie haben sowohl eine übertragene als auch (noch) eine wörtliche Bedeutung (ζ. B. catch fire, close ranks, act the part/role, a close Marrow escape). Variationsmöglichkeiten in einer der Konstituenten (vgl. part/role bzw. Die fünf häufigsten Strukturtypen von clause idioms sind Verb+Complement (go berserk), Verb+Direct Object (ease sb's conscience), Verb+Direct Object+Complement {paint the town red), Verb+Indirect Object+Direct Object (do sb credit), Verb+Direct Object+Adjunct (take sth amiss)·, bei den phrase idioms lassen sich formal Noun Phrase (a crashing bore). Adjective Phrase (free with one's money), Prepositional Phrase (in the nick of time) und Adverbial Phrase (as often as not) unterscheiden.

16 close/narrow) sind selten. An der Grenze zwischen pure idioms und figurative idioms stehen Wendungen wie beat one's breast und burn one's boats, bei denen die wörtliche Bedeutung heute kaum noch anzutreffen ist. (3) restricted collocations: Das Hauptkriterium ist hier darin zu sehen, daß ein Bestandteil im übertragenen Sinne gebraucht wird, während der andere Bestandteil seine 'Normalbedeutung' behält (jog one's/sb's memory, α blind alley, a cardinal error). In einigen Exemplaren dieser Kategorie ist ein gewisses Maß lexikalischer Variation möglich (vgl. cardinal + error/sin/virtue/grace); dadurch sei eine Ähnlichkeit zu den open collocations gegeben. Eine Ähnlichkeit mit Idiomen und damit ein Grund für die Aufnahme solcher restricted collocations in das ODCIE liege in der "determination of a special meaning by a limited context" (xiii). (4) open collocations: Typisches Merkmal dieser Kategorie sei, daß beide Elemente in der Normalbedeutung gebraucht werden (Beispiele: fill the sink, a broken window). Hieraus ergibt sich, daß beide Bestandteile frei kombinierbar sind {filllempty Idrain + sink, fill + sink/basin/bucket). Ein Wörterbuch wie das ODCIE Bd. 2 hat von diesen Kategorien die pure idioms und die figurative idioms vollständig zu verzeichnen. Ebenfalls aufzunehmen ist der große Bereich der restricted collocations, während open collocations auszuschließen sind. In Grenz- und Zweifelsfällen ist für eine Aufnahme entschieden worden. So sind beispielsweise einige Kombinationen aufgenommen worden, in denen beide Konstituenten ihren "straightforward sense" (xiii) behalten, wie etwa in a fair question; Adjektiv wie Substantiv treten in dieser Bedeutung in mehreren anderen Kontexten auf (a fair settlement, a reasonable question). Dennoch ist fair question aufgenommen worden, weil es "the collocation most often heard in debates or discussions" (xiv) sei. Eine etwas ausführlichere Diskussion der Unterscheidung zwischen restricted collocations und open collocations findet sich in Cowie (1978) sowie Cowie (1981). Kollokation ganz allgemein definiert Cowie zunächst als "the co-occurrence of two or more lexical items as realizations of structural elements within a given syntactic pattern" (1978: 132). Kollokationen weisen eine große strukturelle Vielfalt auf; in seinen Erörterungen werden von den möglichen Strukturtypen nur einige genannt, so ζ. B. verb + object noun (check a bill, consider my suggestion), modifying noun + head noun (tea service, marriage service) sowie verb + adverb (argue vehemently). Am letzten Beispiel erläutert Cowie auch, daß die Bestandteile, die in eine Kollokation eingehen, nicht immer direkt nebeneinander stehen müssen, sondern daß sie durch ein oder mehrere Elemente getrennt sein können (argue rather less vehemently). Außerdem ist es möglich, dieselbe Kollokation in unterschiedlichen grammatischen Strukturen zu finden (canvass the theory vs. the theory is canvassed). In seiner Erläuterung des Unterschieds zwischen open collocations und restricted collocations weist Cowie darauf hin, daß er sich weitgehend an Weinreich (1969) orientiert. Entscheidendes Kriterium für diese Unterscheidung ist der Grad der Kombinierbarkeit der Kollokationskonstituenten mit weiteren Elementen. Der unterschiedliche Kombinierbarkeitsgrad ist wiederum abhängig von der Bedeutung des Wortes (als Kollokationsbestandteil), über dessen Kollokationsradius etwas ausgesagt werden soll: "The most important constraint on the range or diversity appears to be the meaning of the word whose freedom of collocability one happens to be examining" (1978: 133). Sein Demonstrationsbeispiel ist das Verb run, das in seiner Bedeutung 'operate' bzw. 'cause to function' mit einer Liste von Wörtern kombiniert werden kann, die "almost open-ended" (1978: 133) sei. Cowie nennt hier machine, car, army, team; business, scheme. Die Elemente dieser Liste gehören unterschiedlichen semantischen Klassen an, da die Liste Substantive enthält, die sowohl [+BELEBT] als auch [-BELEBT] und

17 sowohl [+KONKRET] als auch [-KONKRET] als semantisches Merkmal aufweisen. Verbindungen wie run a business, run a machine oder run a team sind daher als als open collocations anzusehen. Dagegen sind die V+N-Kombinationen canvass a theory und explode a claim restricted collocations. Kombinierbar mit canvass (im Sinne von 'introduce or recommend for discussion and/or acceptance') sind ausschließlich idea, notion, theory, possibility, kombinierbar mit explode (im Spezialsinne von 'refute') sind lediglich die (bedeutungsverwandten) Substantive claim, theory, fallacy, case. Der jeweilige Grad der Offenheit' bzw. 'Restringiertheit' der Kombinationsmöglichkeiten von Lexemen läßt sich auf einer Skala bzw. einem Kontinuum lokalisieren. Open collocations wären an einem der beiden Enden dieser Skala anzusiedeln, während restricted collocations "around a central point" (1978: 133) zu finden wären. Den anderen Endpunkt einer solchen Skala würden Kombinationen wie foot the bill bilden. Hier kann ein Element der Kombination (foot in der Spezialbedeutung 'settle') nur ein einziges anderes Element (bill) als Partner haben. Daß für Cowie das Ausmaß der Kombinierbarkeit der Konstituenten das Hauptkriterium der Klassifizierung ist, zeigt sich deutlich in der Definition von 1981: "A collocation is by definition a composite unit which permits the substitutability of items for at least one of its constituent elements (the sense of the other element, or elements, remaining constant)" (1981: 224). 1.2.3. Kollokation bei Benson Die Auseinandersetzung mit dem Kollokationsbegriff steht bei Benson in engem Zusammenhang mit der Kompilierung des BBI Combinatory Dictionary of English (BBI). Grundlegende Aspekte der Kollokationstheorie Bensons sind dargestellt in einigen Aufsätzen aus dem Jahre 1985 (Benson 1985a, 1985b) sowie im Vorwort und in der Einleitung zum BBI (Benson/Benson/Ilson 1986a) und in Benson/Benson/Ilson (1986b). Wichtig für Bensons Position ist die Unterscheidung zwischen lexikalischen Kollokationen und grammatischen Kollokationen, die direkt im Anschluß an die im Vorwort zum BBI gegebene Begriffsbestimmung gemacht wird: "In English, as in other languages, there are many fixed, identifiable, non-idiomatic phrases and constructions. Such groups of words are called recurrent combinations, fixed combinations, or collocations. Collocations fall into two major groups: grammatical collocations and lexical collocations" (Benson/Benson/Ilson 1986a: ix). Nach Benson sind grammatische Kollokationen solche Wortverbindungen, die aus einem dominierenden Teil (Verb, Substantiv, Adjektiv) und einem beigeordneten Teil (ζ. B. Präposition, Partikel, that-clause) bestehen. Beispiele für grammatische Kollokationen wären etwa account for, advantage over, adjacent to·, by accident, an oath that..., to be afraid that.... Lexikalische Kollokationen enthalten nach Benson kein untergeordnetes Element, sondern bestehen aus gleichberechtigten lexikalischen Gliedern (Benson 1985b: 62) (Beispiele s.u.). Eine nähere Bestimmung läßt sich in Abgenzung zu anderen Kategorien lexikalischer Kombinationen geben. 1.2.3.1. Kategorien lexikalischer Kombinationen In allen Beiträgen Bensons ist eine starke lexikographische Ausrichtung erkennbar. Er setzt sich in der Hauptsache mit der Frage auseinander, wie Kombinationen von Lexemen in Wörterbücher aufzunehmen sind. Dabei geht es zunächst (1985a) nicht in erster Linie um die

18

Konzeption eines Wörterbuchs der Wortkombinationen, sondern um die Verfahrenspraxis bei der Aufnahme von lexikalischen Kombinationen in allgemeine Gesamtwörterbücher (zu den verschiedenen Wörterbuchtypen vgl. unten Kapitel 2). Benson (1985a) befaßt sich ausschließlich mit lexical combinations (im Gegensatz zu grammatical combinations', vgl. oben die Unterscheidung zwischen lexical collocations und grammatical collocations) und unterscheidet hier vier 16 Hauptgruppen: Freie Kombinationen, Idiome, Kollokationen und Komposita. Der größte Teil der lexikalischen Kombinationen entfällt auf die Kategorie freie Kombination. Freie Kombinationen weisen den geringsten Grad an Kohäsion auf, da ihre Bestandteile in ihren Kombinationsmöglichkeiten vergleichsweise frei sind. Als Beispiel führt Benson die Möglichkeiten an, das Substantiv murder mit Verben zu verbinden; hier kämen beispielsweise die Kombinationen to analyze, boast of, condemn, describe, discuss, disregard, examine, film, forget, (etc.) a murder in Frage. Die genannten Verben wiederum sind mit vielen Substantiven kombinierbar, wie ζ. B. accident, adventure, discovery, event, experience, etc. (1985a: 4). Ein weit kleinerer Teil von lexikalischen Kombinationen fällt in die Kategorie Idiom, die Benson (in Anlehnung an Weinreich 1980) bestimmt als "relatively frozen expressions whose meanings do not reflect the meanings of their component parts" (1985a: 4). Als Beispiele werden to have an axe to grind, to have one's back to the wall, go jump aboard the bandwagon genannt. Kollokationen sieht Benson zwischen freien Kombinationen einerseits und Idiomen andererseits angesiedelt. Er nennt das Beispiel commit murder und beschreibt Kollokationen als "loosely fixed combinations" (1985a: 4). Eines ihrer wesentlichen Charakteristika besteht darin, daß sich - anders als bei Idiomen - die Gesamtbedeutung einer solchen Kombination aus der Bedeutung der einzelnen Teile ergibt. Von freien Kombinationen lassen sich Kollokationen in zweifacher Weise unterscheiden. Zum einen - und dies ist für Benson der wichtigere Faktor - werden Kollokationen häufiger verwendet als freie Kombinationen; damit verbunden ist die Eigenschaft, im Sprachbewußtsein des native speaker als Kombination präsent zu sein.17 So dürfte commit murder eine häufigere Kombination sein als etwa examine a murder; und wenn man native speakers nach Verben fragen würde, die mit dem Substantiv murder kombinierbar sind, wäre commit vermutlich das Verb, das als eines der ersten und als das häufigste genannt werden würde. Zum anderen sind die Möglichkeiten, das mittels einer bestimmten (V+N)-Kollokation (wie ζ. B. commit murder) ausgedrückte semantische Konzept ('Mord begehen') durch andere V+N-Verbindungen auszudrücken, vergleichsweise begrenzt; 18 das einzige Verb, das in der gleichen Bedeutung mit murder kombinierbar wäre, ist perpetrate. Bei freien Kombinationen (wie ζ. B. condemn a murder) liegen die Verhältnisse anders; hier existiert eine größere Zahl von synonymen oder bedeutungsähnlichen Ausdrücken: denounce a murder, decry a murder, deprecate a murder. Als vierte und letzte Kategorie von lexikalischen Kombinationen nennt Benson Komposita. Er gibt hier Beispiele für die Strukturtypen Adj+N (adjectival declension, administrative law,

1

In Benson/Benson/Ilson (1986b: 254) werden transitional combinations als weitere Gruppe angeführt. Solche Kombinationen (ζ. B. to foot the bill, to catch one's breath, the facts of life, to curry favor, for old times' sake) sind zwischen idioms und collocations angesiedelt: "These phrases are more 'frozen' than ordinary collocations, i.e. less variable. However, unlike idioms these phrases seem to have a meaning close to that suggested by their component parts" (1986b: 254).

17

Die Formulierung an dieser Stelle lautet: "... it springs readily to mind; it is psychologically salient" (Benson /Benson/Ilson 1986b: 253). "... the synonymy of the verb is restricted" (Benson 1985a: 5).

18

19 advanced placement) und N+N (acid test, air mattress, alarm clock, amusement park) und bestimmt sie als "completely frozen" (1985a: 6). 1.2.3.2. Die lexikographische Behandlung lexikalischer Kombinationen Nach dieser knappen Erläuterung der vier Hauptgruppen von lexikalischen Kombinationen diskutiert Benson deren lexikographische Behandlung. Er vertritt die Auffassung, daß freie Kombinationen nur dann ins Wörterbuch aufgenommen werden sollten, wenn sie wirklich nötig sind, um eine Bedeutungsvariante eines polysemen Lemmas zu illustrieren. Idiome, Kollokationen und Komposita sollten dagegen so zahlreich wie möglich aufgenommen werden. Besonders intensiv setzt Benson sich anschließend mit der Kategorie der Kollokationen auseinander, da die Behandlung von Kollokationen bis dahin "the critical problem for the lexicographer" und die Aufnahmepraxis "erratic" gewesen sei (1985a: 7). Als wertvolle Vorarbeit für den Lexikographen, der sich um die adäquate Behandlung von Kollokationen in Wörterbüchern bemüht, sieht Benson die Arbeiten von Igor Mel'öuk und dessen Mitarbeitern an. Die wesentlichen lexikographischen Aspekte dieser Arbeiten sollen im folgenden EXKURS kurz dargestellt werden; der weitere theoretische Rahmen, den das sog. Meaning-Text-Model (ζ. B. Mel'cuk 1981) darstellt, kann hier nicht ausgeführt werden.

Exkurs Mel'öuk hat einen neuen Typus von Wörterbuch entwickelt, den er Explanatory-Combinatorial Dictionary (ECD) nennt. Die theoretische Konzeption dieses Wörterbuchs ist in die Praxis umgesetzt in An ExplanatoryCombinatorial Dictionary of Modern Russian (Mel'öuk/Zholkovsky 1984) sowie im Dictionnaire explicatif et combinatoire du frangais contemporain (Mel'öuk et al. 1984, 1988). Vergleichbare Teilwörterbücher für das Englische existieren derzeit noch nicht. Steele (1986) hat jedoch im Anschluß an seine Darstellung der Konzeption Mel'öuks einen Beispielartikel zum Substantiv hope vorgelegt. Das Beispielmaterial, das in der folgenden Darstellung einiger zentraler Aspekte des lexikographischen Ansatzes von Mel'iuk angeführt wird, ist Steele (1986) entnommen. Ein ECD ist kein 'normales' Wörterbuch in dem Sinne, daß es vom durchschnittlichen Wörterbuchbenutzer in bestimmten Zweifelsfallen zu Rate gezogen werden könnte. Es handelt sich vielmehr um den Versuch einer systematischen und umfassenden Beschreibung der lexikalischen Bezüge, in denen die für dieses Wörterbuch ausgewählten Lemmata stehen. Ein ECD setzt daher für die Benutzung eine Vertrautheit mit der Theorie der lexikalischen Funktionen voraus, die für die Art der Darstellung der lexikographischen Informationen konstitutiv ist. Die lexikalischen Funktionen dienen der Formalisierung bestimmter paradigmatischer und syntagmatischer Beziehungen, die zwischen dem Lemma und anderen Wörtern bestehen. So wird beispielsweise die AntonymieRelation, wie sie zwischen hope und despair besteht, durch die lexikalische Funktion Anti ('antonym') repräsentiert; darstellbar wäre dies in folgender formalisierter Weise: Anti (hope) = despair. Weitere Beispiele für lexikalische Funktionen, die paradigmatische Beziehungen beschreiben, wären Syn (Synonymie) und Conv (Konversion). Unter den insgesamt ca. 50 - 60 lexikalischen Funktionen, die in Mel'iuks Ansatz derzeit unterschieden werden," sind nun auch einige, die für unsere Thematik relevant sind, da sie sich auf syntagmatische Relationen beziehen. Hier sind ζ. B. die Funktionen Oper und Func zu nennen, mittels derer die Beziehungen zwischen einem substantivischen keyword und Verben dargestellt werden können. Bei Oper ist das keyword direktes Objekt (ζ. B. Oper (attention) = pay), bei Func ist es Subjekt (ζ. B. Func (rain) = falls). Eine semantische Spezifizierung von Oper ist möglich durch die Kombination mit weiteren Funktionen wie Incep ('begin'), Cont ('continue') und Fin ('cease'). Auf das Substantiv influence angewendet ergäben sich die folgenden V+N-Kollokationen:

19

Steele (1986: 10) spricht von "more than fifty regular paradigmatic or syntagmatic dependency relations that may obtain between a lexeme (called the 'keyword' of the lexical function) and other lexical units of language". Bei Heid/Martin/Posch (1991: 24) ist von "more than 60 different lexical functions" die Rede.

20 IncepOper

(influence) = gain, acquire [influence]

ContOper

(influence) = retain [influence]

FinOper

(influence) = lose [influence]

Adj+N-Kollokationen werden u. a. durch die Funktionen Bon ('good') und Magn ('very', 'intensely', 'to a high degree') dargestellt: Bon

(argument) = sound

Bon

(solution) = correct

Magn

(pain) = sharp, acute

Schließlich seien noch zwei Beispiele für Nj+^-Kollokationen auf der Basis von Mult ('aggregate o f ) bzw. Sing ('one instance/unit o f ) angeführt: Mult

(lion) = pride [of lions]

Sing

(rice) = grain [of rice]

Während Benson grundsätzlich Mel'öuks lexikalischen Funktionen große Bedeutung für die Lexikographie beimißt, rät er zu Vorsicht und Umsicht beim Umgang mit ihnen: "These functions must be utilized, however, with considerable restraint, caution, and common sense if the inclusion of unneeded free combinations is to be avoided" (1985a: 10). Als ein Beispiel für eine Funktion, aus deren Anwendung freie Kombinationen resultieren, führt Benson Caus an. Mit dieser Funktion läßt sich die Bedeutung 'to cause' bzw. 'to bring about' ausdrücken; im Englischen steht dafür das Verb to cause zur Verfügung, das sich allerdings mit Hunderten von Substantiven verbinden läßt ("to cause - damage, danger, deafness, a death, a debacle, decay, decompression, defeat, a defect, a deficiency, deflation, a deformity, etc." (1985a: 9). Solche Kombinationen sollten nicht in ein allgemeines Wörterbuch aufgenommen werden. Als eine weitere lexikalische Funktion, allerdings mit einiger Relevanz für die lexikographische Behandlung von Kollokationen, führt Benson Func ('function') an; sie beschreibt die "basic action", die das Substantiv ausführt (vgl. oben EXKURS). Als Beispiele für sich auf dieser Basis ergebende Kollokationen nennt er adjectives modify, bells ring, alarms go o f f , birds chirp, aber auch bakers bake, cooks cook, fighters fight. Die letzten drei Kombinationen (und ihresgleichen) sind nach Benson (1985b: 63) vorhersagbar, und ihre Aufnahme ins Wörterbuch ist daher unnötig; Kollokationen dieses Typs sollten nur verzeichnet sein, wenn sie nicht vorhersagbar sind. Schließlich stellt Benson zwei Typen von Kollokationen vor, für deren systematische Aufnahme in allgemeine Gesamtwörterbücher er plädiert. Dabei handelt es sich um bestimmte V+N-Kombinationen, die er CA collocations bzw. EN collocations nennt. Die Kürzel CA und EN stehen hier für die Funktionen 'creation' (C), 'activation' (A), 'eradication' (Ε) und 'nullification' (Ν).20 Bei der Anwendung der Funktion 'creation' auf die Substantive dictionary bzw. music ergeben sich beispielsweise die Kollokationen compile a dictionary bzw. compose music·, Beispiele für Kollokationen, die sich aus den anderen Funktionen ergeben, sind: - 'activation' (missile; watch) => launch a missile; wind a watch; - 'eradication' und/oder 'nullification' ( o f f e r , performance·, thirst', treaty) => withdraw an offer; cancel a performance; quench one's thirst; denounce a treaty.

20

Bei diesen vier Funktionen handelt es sich offensichtlich um Bensonsche Adaptionen einiger der Funktionen aus dem Inventar Mel'öuks: Die im EXKURS erwähnten Funktionen IncepOper und FinOper ergeben Kollokationen, die bei Benson in die Kategorie CA collocations (IncepOper) bzw. EN collocations (FinOper) fallen würden. Außerdem entspricht ein Teil der EN collocations den durch Liqu ("'liquidate', 'do something so that something does not occur or stops occurring'" - Steele 1986: 13) beschriebenen Kollokationen.

21 Ein Charakteristikum derartiger V+N-Kollokationen - und gleichzeitig der Hauptgrund dafür, sie in allgemeine Gesamtwörterbücher aufzunehmen - ist ihre Arbitrarität, wobei es sich sowohl um infralinguale Arbitrarität wie um interlinguale Arbitrarität handelt. Die intralinguale Arbitrarität wird deutlich, wenn man bedeutungsverwandte bzw. quasi-synonyme Substantive (ζ. B. funeral/burial·, treason/treachery; estimate/estimation) bezüglich ihrer Kombinierbarkeit miteinander vergleicht: Während hold a funeral, commit treason und make an estimate korrekte Kombinationen sind, wären Verbindungen wie *hold a burial, *commit treachery und *make an estimation nicht zulässig (Benson 1985a: 11). Die interlinguale Arbitrarität vieler CA-Kollokationen wird beim Übersetzungsvergleich deutlich; hier läßt sich beobachten, daß das verbale Element der V+N-Kombination in verschiedenen Sprachen unterschiedlich realisiert wird. So hält man im Deutschen einen Vortrag, während man ihn im Englischen gibt (give a lecture), im Französischen macht {faire une conference) und im Russischen liest (proätat' lekciju) (1985a: 11). Einen weiteren Grund, den (CA-) Kollokationen aus lexikographischer Sicht mehr Beachtung zu schenken, sieht Benson in der Möglichkeit, durch die Angabe von Kollokationen die einzelnen Bedeutungen polysemer Substantive zu differenzieren. So lassen sich beispielsweise drei der Bedeutungen von movement (a. 'movement of the body', b. 'movement of a symphony', c. 'movement in polities') dadurch unterscheiden, daß im Wörterbuch die Kollokationen a. make α movement, b. perform α movement, c. initiateHaunch a movement angegeben werden. Als allgemeine Forderang formuliert Benson (1985a: 12): "They (CA collocations, J. B.) are essential to the generation of acceptable English sentences and should become an obligatory element in dictionaries of English". Schließlich betont er noch, daß freie Kombinationen, auch wenn sie die Bedeutungselemente 'creation' oder 'activation' enthalten, nicht in Wörterbüchern verzeichnet sein sollten. Als Beispiele für solche freien Kombinationen nennt er build a bridge, cause damage, grow apples, make shelves. Entsprechendes gilt für EN-Kombinationen, sofern sie als freie Kombinationen zu betrachten sind (ζ. B. Verbindungen von destroy mit "physical object" wie destroy a bridge, destroy a document, destroy a village). Andererseits sollten jedoch auf jeden Fall wichtige nicht vorhersagbare V+N-Kollokationen aufgenommen werden, auch wenn sie nicht die Bedeutungselemente 'creation' oder/und 'activation' bzw. 'eradication' und/oder 'nullification' enthalten; dies trifft zu auf Beispiele wie do the laundry, decline a noun, take one's seat, carry a story, confirm a suspicion, resist temptation, renew a visa. 1.2.3.3. Typologie lexikalischer Kollokationen Eine Typologie lexikalischer Kollokationen findet sich in der Einleitung zum BBI. Hier unterscheiden Benson/Benson/Ilson (1986a) sieben Haupttypen, die sie mit den Kürzeln LI bis L7 bezeichnen. Das Hauptunterscheidungskriterium dieser Typologie ist die Struktur der Verbindung; lediglich LI und L2, die die gleiche Struktur aufweisen, werden aufgrund semantischer Kriterien unterschieden. LI: Dieser Typ besteht aus einem Verb und einem Substantiv. Bei der Mehrzahl der in diese Kategorie eingeordneten Kollokationen handelt es sich um CA-Kollokationen, d. h. daß das Verb die Bedeutungskomponenten 'creation' und/oder 'activation' enthält (vgl. oben Abschnitt 1.2.3.2). Als Beispiele für entsprechende Kollokationen werden u. a. genannt: make an impression, set a record, inflict a wound (Verb enthält die Bedeutungskomponente 'creation'); fly a kite, launch a missile, wind a watch (Verb enthält Bedeutungskomponente 'activation'); impose an embargo, pose a question, issue a warning (Verb enthält Bedeutungskomponenten 'creation' und 'activation'); do the

22

L2:

L3:

L4:

L5:

laundry, confirm a suspicion, resist temptation (Verb enthält weder Bedeutungskomponente 'creation' noch 'activation'; dennoch werden V+N-Verbindungen wie diese zum Typ LI gezählt). Dieser Typ besteht ebenfalls aus Verb plus Substantiv; im Gegensatz zu LI handelt es sich jedoch hier um EN-Kollokationen, d. h. das Verb enthält die Bedeutungskomponenten 'eradication' und/oder 'nullification' (vgl. oben Abschnitt 1.2.3.2). Bei der Auflistung typischer Beispiele wird allerdings nicht in vergleichbarer Weise wie bei LI differenziert. Als Beispiele dieses Typs werden u. a. genannt: lift a blockade, dispel fear, squander a fortune, revoke a license, withdraw an offer, ease tension, quench one's thirst, denounce a treaty. Dieser Typ besteht aus einem Adjektiv und einem Substantiv. Beispiele, die hier genannt werden, sind u. a. reckless abandon, a crushing defeat, a sweeping generalization; weitere Beispiele geben Benson/Benson/Ilson (1986b: 253): close attention, pure chance, serious charges, grave concern, mutual consent. Einige dieser Kollokationen können den Charakter von Cliches angenommen haben. Ebenfalls zum Typ L3 werden solche Kollokationen gerechnet, die aus einem attributiv verwendeten Substantiv in Verbindung mit einem Substantiv bestehen, wie ζ. B. house arrest, land reform, aptitude test.21 Dieser Typ besteht aus einem Substantiv und einem Verb, wobei das Verb die Tätigkeit bezeichnet, die für die vom Substantiv bezeichnete Person oder Sache charakteristisch ist (vgl. oben Abschnitt 1.2.3.2 die lexikalische Funktion Func). Beispiele dieses Typs wären bees sting, blizzards rage, blood circulates, bombs explode. Dieser Typ besteht aus Substantiv plus Substantiv, verbunden durch of. Die entsprechenden Kollokationen bezeichnen ζ. B. die größere Einheit oder Gruppe (erstes Substantiv), zu dem ein einzelnes Mitglied (zweites Substantiv) gehört (a swarm of bees, a pack of dogs, a bouquet of flowers), oder sie bezeichnen eine spezifische, konkrete Einheit (erstes Substantiv) einer größeren, abstrakteren Entität (zweites Substantiv) (α piece of advice, an article of clothing, an act of violence) (vgl. die Funktionen Mult u n d S i n g i m EXKURS).

L6: L7:

Dieser Typ besteht aus Adverb und Adjektiv. Beispiele wären deeply absorbed, hopelessly addicted, sound asleep. Dieser Typ besteht aus Verb und Adverb; entsprechende Beispiele sind affect deeply, appreciate sincerely, argue heatedly.

1.2.4. Kollokation bei Hausmann 1.2.4.1. Typologie von Wortverbindungen Innerhalb der Sprachwissenschaft in Deutschland darf Franz Josef Hausmann zweifellos als derjenige betrachtet werden, der sich am intensivsten mit dem Kollokationsbegriff auseinandergesetzt hat. Sein primäres Interesse gilt der lexikographischen Behandlung von Kollokationen in verschiedenen Wörterbuchtypen (Hausmann 1979, 1985, 1988, 1991a) (vgl. unten Kapitel 3 und 6); daneben hat er sich aber auch mit der fremdsprachendidaktischen Problematik von Kollokationen befaßt (Hausmann 1984, 1989c) und im Rahmen einer Typologie von Wortverbindungen Grundlegendes zum Verständnis des Kollokationsbegriffs beigetragen. Die

21

Hier wird der Ubergang zwischen Kollokation und Kompositum deutlich.

23 im folgenden referierte Typologie von Wortverbindungen basiert auf der Darstellung in Hausmann (1984). Aus der Menge der in einer bestimmten Sprache existierenden Wortverbindungen scheidet Hausmann in einem ersten Schritt die fixierten Wortverbindungen von den nicht fixierten (vgl. Abb. 3). Zu den fixierten Wortverbindungen zählt er zum einen die Redewendungen (wie ζ. B. laver la tete ä qn,jdn durch den Kakao ziehen, to have an axe to grind with s. o.) sowie Wortbildungen bzw. Wortzusammensetzungen (wie chambre forte, taubstumm, writing desk). Beide Typen von fixierten Wortverbindungen sind nach Hausmann als jeweils ein sprachliches Zeichen aufzufassen, während es sich bei den nicht fixierten Wortverbindungen tatsächlich um die Kombination zweier sprachlicher Zeichen handelt. Hier unterscheidet Hausmann - in Abhängigkeit von der Kombinierbarkeit der Wörter - drei Typen, die er Ko-Kreationen, Kollokationen und Konter-Kreationen nennt. Als Ko-Kreationen bezeichnet Hausmann Verbindungen von Wörtern, deren Kombinationsfahigkeit praktisch unbegrenzt ist; bei ihrer Verbindung sind lediglich gewisse semantische Mindestregeln (1984: 398) zu beachten. Eines der von Hausmann genannten Beispiele für diesen Typus, der in anderen Typologien von Wortverbindungen free combination (Benson) oder free collocation (Cowie) genannt wird, ist valise rouge. Die Menge der mit valise kombinierbaren Adjektive ist relativ groß; ebenso die Menge der mit rouge kombinierbaren Substantive, wobei allerdings zu beachten ist, daß die Kombinationsfähigkeit von Farbadjektiven da an ihre Grenzen stößt, wo Substantive das semantische Merkmal [ - KONKRET] aufweisen (vgl. die vielzitierten Chomskyschen green ideas). Ko-Kreationen werden "entsprechend den Regeln des Sprachsystems" kreativ zusammengestellt (1984: 398).

Wortverbindung

fixiert

Wortbildung Redewendung

nicht fixiert

KOMBINATION

chambre forte (aver la tete ä qn

konter-affin

KONTER-KREATION jour fissure la route se rabougrit

affin

/

/

KOLLOKATION ton peremptoire mur fissure rentrer sa colere

Abbildung 3: Typologie von Wortverbindungen (Hausmann 1984: 399)

frei

KO-KREATION maison agreable regarder uti arbre

24 Kollokationen bestimmt Hausmann als Verbindungen von Wörtern mit begrenzter Kombinierbarkeit. Solche Verbindungen basieren auf "differenzierten semantischen Regeln und einer gewissen zusätzlichen Üblichkeit" (1984: 398); sie werden vom Sprecher jedoch - anders als Ko-Kreationen - nicht kreativ zusammengesetzt, sondern als Kombinationen aus dem Gedächtnis abgerufen. Insofern können sie als "Halbfertigprodukte der Sprache" (1984: 398) betrachtet werden. Als weiteres Charakteristikum dieses Kombinationstyps führt Hausmann die Affinität ("Neigung zweier Wörter, kombiniert aufzutreten", 1984: 398) der beteiligten Wörter an; entsprechend können Kollokationen als "affine Kombinationen bezeichnet werden" (vgl. Abb. 3).22 Bei einer Konter-Kreation handelt es sich um die Verbindung zwischen einem begrenzt kombinierbaren Wort und einem Wort, mit dem es normalerweise nicht gemeinsam aufzutreten pflegt. Bei der Kombination solcher Wörter wird gegen allgemeine semantische Regeln verstoßen, wobei es sich um einen bewußten und oft einmaligen Verstoß handelt, durch den bestimmte stilistisch-literarische Effekte erreicht werden (vgl. ζ. B. die schwarze Milch in Paul Celans Todesfuge). Konter-Kreationen besitzen insofern eine noch stärkere 'kreative' Komponente als Ko-Kreationen. Da hier Wörter kombiniert werden, die keine Affinität besitzen, spricht Hausmann auch von "konter-affinen" Kombinationen (vgl. Abb. 3). Eine sehr treffende zusammenfassende Charakterisierung der drei Typen gibt Hausmann (1984: 399) mit Blick auf die unterschiedliche Üblichkeit der Verbindungen: "Unter dem Gesichtspunkt der Üblichkeit sind die Kollokationen Kombinationen von auffallender Üblichkeit, die Ko-Kreationen solche von unauffälliger Üblichkeit und die Konter-Kreationen solche von auffälliger Unüblichkeit." 1.2.4.2. Unterscheidung Basis - Kollokator In Hausmanns Kollokationstheorie spielt weiterhin die Unterscheidung zwischen Basis und Kollokator eine bedeutende Rolle, da sich hieraus erhebliche Konsequenzen sowohl für die lexikographische Behandlung von Kollokationen (vgl. unten Kapitel 3) wie für die Methodik des Kollokationslernens ergeben. Eine Kollokation ist nach Hausmann (1979: 191) "une combinaison orientee" insofern, als sie aus einer (semantisch autonomen) Basis und einem Kollokator besteht, für dessen vollständige Bedeutungsdefinition häufig auf die Basis (bzw. die möglichen Basen) zurückgegriffen werden muß. Als Demonstrationsbeispiel wählt Hausmann an verschiedenen Stellen die Kollokation celibataire endurci (1979: 191) bzw. eingefleischter Junggeselle (1985: 121); die Basis Junggeselle läßt sich völlig unabhängig vom Kollokator eingefleischt definieren, während in Wörterbuchartikeln zu eingefleischt mit Sicherheit der Hinweis auf die Verbindung mit Junggeselle nicht fehlen wird. In diesem Beispiel einer aus Adjektiv und Substantiv bestehenden Kollokation ist das Substantiv die Basis und das Adjektiv der Kollokator. Diese Unterscheidung ist in gleicher Weise möglich bei Kollokationen, die aus einem Substantiv und einem Verb bestehen, sei es, daß das Substantiv als Subjekt fungiert (le scandale eclate, Zorn verraucht, blood circulates) oder daß das Substantiv Akkusativ- bzw. Präpositionalobjekt zum fraglichen Verb ist (composer une numero, Haß schüren, submit an application). In beiden Strukturtypen ist wiederum das Substantiv als Basis zu betrachten, da es der unabhängigere Teil ist und da es unabhängig vom Kollokator definiert werden kann. 22

Kleineidam (1989: 168) hat auf die Zirkularität dieser Begriffsbestimmung hingewiesen: Die Bestandteile einer Kollokation stehen in Affinität zueinander. Affinität ist die Neigung zweier Wörter, kombiniert aufzutreten. Zwei Wörter, die mit einer gewissen Häufigkeit miteinander kombiniert auftreten und in Affinität zueinander stehen, bilden eine Kollokation.

25 Die Basis-Kollokator-Unterscheidung läßt sich jedoch nicht nur an Strukturtypen durchführen, die ein Substantiv enthalten, sondern auch bei Kollokationen des Typs Adverb+Adjektiv (grievement blesse, peinlich genau, badly dressed) sowie Adverb+Verb (desirer ardemment, verbissen kämpfen, resent bitterly). Hier sind jeweils Adjektiv bzw. Verb als Basis anzusehen, während das Adverb in beiden Fällen der Kollokator ist. Ein weiteres Kriterium für die Identifizierung des Bestandteils einer Kollokation, der als Basis zu betrachten ist, ergibt sich, wenn man die Kollokationsproblematik aus der Sicht eines Textproduzenten betrachtet, der als L2-Lerner einen fremdsprachlichen Text produzieren will. Hier läßt sich beobachten, daß Wortschatzprobleme vor allem dort auftreten, wo es um die fremdsprachliche Wiedergabe von Kollokatoren geht. Bezüglich der "Rolle der Wortarten beim Formulieren" stellt Hausmann (1989b: 6/7) fest, daß zwar auch Adjektiv und Verb Ausgangspunkt der Satzproduktion sein können, daß aber der "wichtigste Ausgangspunkt schriftlichen Formulierens" das Substantiv ist, da in ihm das ausgedrückt wird, worüber gesprochen bzw. geschrieben werden soll. Dem Fremdsprachenlerner, der einen fremdsprachlichen Text formulieren will, ist das fremdsprachliche Äquivalent des "themaführenden Substantivs" zumeist bekannt. Soll etwa auf Englisch oder Französisch über einen Unfall berichtet werden, so wird der Schreiber das Substantiv (engl.) accident bzw. (frz.) accident zweifellos schon kennen; problematisch sind vielmehr die spezifischen lexikalischen Kombinationen (Kollokationen), in denen das Substantiv verwendet wird, und damit eben die Kollokatoren: a serious accident, an accident occurs, meet with an accident bzw. un grave accident, un accident se produit, provoquer un accident.

1.3. Diskussion 1.3.1. Die frequenzorientierte Kollokationsforschung in der Kritik Daß es - wie eingangs bereits festgestellt - "eine Fülle von zum Teil weit auseinandergehenden Ansichten" zum Begriff Kollokation gibt (Albrecht 1991: 313), dürfte durch die Darstellung in den Abschnitten 1.2.1 bis 1.2.4 hinreichend deutlich geworden sein. Eine umfassende kritische Evaluation sämtlicher vorliegender Ansätze steht noch aus. Einer allgemeingültigen bzw. endgültigen Definiton des Kollokationsbegriffs, die für sämtliche Anwendungsgebiete tauglich ist und auf deren Basis eine eindeutige Abgrenzung von Kollokationen gegenüber anderen Arten von Wortverbindungen möglich ist, steht - wie in Abschnitt 1.1. angedeutet die Tatsache entgegen, daß es sich bei den hier involvierten sprachlichen Phänomenen um graduelle Phänomene bzw. clines handelt. Ein Blick in die Literatur zeigt, daß die meisten Autoren, die sich - aus welcher Perspektive auch immer - mit dem Kollokationsphänomen befassen, sich auf eine der Autoritäten beziehen (meist Firth, Halliday, Sinclair oder Cowie), wobei dann die eine oder andere der bei diesen Autoren zu findenden Begriffsbestimmungen von Kollokation zu Beginn der Erörterungen zitiert wird.23 Eine kritische Auseinandersetzung mit der jeweils zitierten Position (oder mit anderen, nicht zitierten Positionen) bleibt zumeist aus. Kritische vergleichende Evaluationen der verschiedenen Ansätze in der Kollokationsforschung sind selten; erwähnt seien hier die entsprechenden Beiträge von Herbst (1990a) und Vgl. ζ. B. Bäcklund (1976: 256) (Firth); Beny-Rogghe (1973: 103), Carstensen (1969: 11), Van Roey (1978: 155/6) (jeweils Halliday); Gabrys-Biskup (1990: 30) (Cowie); Seelbach (1992: 51) (Hausmann); Smadja (1989: 164) (Mel'iuk).

26 Heid/Martin/Posch (1991). Beide versuchen zunächst, die divergierenden Ansätze zu gruppieren. Herbst (1990a: 3) unterscheidet drei Ansätze, die er als (a) "text-oriented", (b) "statistically-oriented" und (c) "significance-oriented" beschreibt. Heid/Martin/Posch (1991: 6) sehen ebenfalls drei grundlegende Ansätze in der Kollokationsforschung, und zwar (a) "statisticsbased approaches", (b) "syntax-based approaches" und (c) "semantic-based approaches". Den text-oriented approach sieht Herbst in der Arbeit von Halliday/Hasan (1976) realisiert. Er kritisiert die Verwendung des Begriffs Kollokation zur Charakterisierung der Beziehung zwischen Wörtern, die aufgrund eines äußeren Sachzusammenhangs in einem Text miteinander auftreten (ζ. B. poetry, reader, writer, style, literature), als "slightly awkward" und "not particularly helpful" (1990a: 6), da das gemeinsame Auftreten der fraglichen Lexeme eher außersprachliche denn sprachliche Gründe hat. Außerdem weist er darauf hin, daß Hasan selbst in einem späteren Beitrag (Hasan 1984) den Terminus Kollokation in diesem Zusammenhang fallen läßt und stattdessen den Terminus lexical chain verwendet. Soweit ich sehen kann, hat dieses Verständnis von Kollokation in der Literatur keine Rolle gespielt. Mit dem statistically-oriented approach bzw. den statistics-based approaches werden sowohl bei Herbst als auch bei Heid/Martin/Posch Vertreter des Britischen Kontextualismus bzw. aus diesem Umfeld hervorgegangene Forscher (Firth, Halliday, Sinclair) identifiziert. Dem sehr weiten Verständnis des Kollokationsbegriffs insbesondere in den Arbeiten von Sinclair (vgl. oben Abschnitt 1.2.2.1) wird die Kollokationstheorie von Hausmann gegenübergestellt, die auf einem weitaus engeren Verständnis von Kollokation basiert. Hausmann steht bei Herbst für den significance-oriented approach, während Heid/Martin/Posch Hausmanns Ansatz als "theoretische" Variante von syntax-based approaches interpretieren. Bei ihrer kritischen Einschätzung der beiden genannten Positionen geben sowohl Herbst als auch Heid /Martin/Posch letzendlich dem Ansatz von Hausmann den Vorzug. Ausschlaggebend für die Entscheidung sind nicht zuletzt die folgenden Kritikpunkte, die gegen statistik- bzw. frequenzorientierte Ansätze in der Kollokationsforschung vorgebracht worden sind. 1. Die grundlegende Methode der statistik- bzw. frequenzorientierten Ansätze ist die Korpusanalyse. Wie bei jeder anderen Art von Korpusanalyse auch kann bei den im Rahmen der Kollokationsforschung durchgeführten Korpusanalysen die Frage nach der Repräsentativität des Korpus gestellt werden (Herbst 1990a: 12). Bedenken gegen die Ergebnisse aufgrund mangelnder Repräsentativität können insbesondere gegen frühe Korpusanalysen wie ζ. B. Jones/Sinclair (1974) oder Berry-Rogghe (1973) erhoben werden. Auch die Arbeiten vom Kjellmer (1982, 1984, 1987), die auf einer Analyse des 1 000 000 Wörter umfassenden Brown-Corpus basieren, dürften kaum repräsentative Ergebnisse erbringen. Hausmann (1979: 191) betrachtet ein Korpus erst dann als für Kollokationsanalysen ausreichend, wenn es tausendmal so groß ist wie dasjenige, das der Erstellung des Tresor de la langue frangaise zugrundeliegt. Eine Korpusanalyse in diesen Dimensionen hält er allerdings für Gigantismus. 2. Heid/Martin/Posch (1991: 9) machen darauf aufmerksam, daß ein Kritikpunkt am korpusanalytischen Ansatz von Sinclair von einem Vertreter dieser Richtung selbst vorgebracht worden ist: Kjellmer (1982, 1984), der zweifelsohne einen korpusorientierten Ansatz vertritt, hat auf die Heterogenität der Wortverbindungen hingewiesen, die - auf der Basis von Ergebnissen frequenzorientierter Studien - als Kollokationen ermittelt worden sind. "If frequency alone were to be our guide in extracting collocational material from the Corpus, it is clear that that material would be of a very heterogenous nature" (1982: 25). Kjellmer illustriert diesen Punkt anhand von sechs Wortkombinationen, die im Brown-Korpus häufig vorkommen, und zwar last night, although he, dark night, but too, try to, hall to. Seiner Meinung nach wäre es allerdings nicht sinnvoll, jede dieser sechs Wortkombinationen als

27 Kollokation zu betrachten, auch wenn sie alle Kjellmers Frequenzkriterium 24 erfüllen. Ergänzt werden müßte das Kriterium der Häufigkeit durch das Kriterium der grammatischen Wohlgeformtheit, 25 bei dessen Anwendung die Kombinationen although he, but too, hall to auszusondern wären. 3. Das Hauptziel der statistik- bzw. frequenzorientierten Kollokationsforschung ist die Ermittlung von significant bzw. habitual collocations (im Gegensatz zu casual collocations), d. h. in der Terminologie von Hausmann bzw. Benson die Trennung von freien Kombinationen und Kollokationen. Bei entsprechenden Analysen, die mit dem Frequenzkriterium arbeiten, kann es jedoch sein, (a) daß Kollokationen nicht als solche identifiziert werden, da sie das Frequenzkriterium nicht erfüllen, oder (b) daß freie Kombinationen, die aufgrund ihrer Häufigkeit das Frequenzkriterium erfüllen, als Kollokationen identifiziert werden. 26 So vermutet ζ. B. Zöfgen (1986: 224), daß häufige Kombinationen wie etwa vendre une maison oder une belle robe eben aufgrund ihrer Häufigkeit in statistik-/frequenzorientierten Analysen als significant collocations (d. h. als Kollokationen) identifiziert werden würden, obwohl es sich eigentlich um freie Verbindungen handelt.27 In welcher Weise frequenzorientierte Analysen zur "Nicht-Ermittlung" von Kollokationen führen können, demonstriert Hausmann (1985) am Beispiel der mit dem deutschen Substantiv Angst verbindbaren Verben. Hausmann bezieht sich hier auf Arbeiten von Bergenholtz (Bergenholtz/Schaeder 1978, Bergenholtz 1980), in denen über die Vorkommenshäufigkeiten von Kombinationen aus Angst+Verb in zwei Korpora mit zusammen 3,6 Millionen Wörtern berichtet wird. Von den in diesem Korpus insgesamt enthaltenen 520 VerbKombinationen entfallen fast 90% auf die Kombination Angst haben. Die restlichen Fälle von Angst+Verb-Kombinationen waren im wesentlichen Angst bekommen (17 Belege), Angst machen (8), Angst einflößen (7), Angst einjagen (7) und einige andere, während eine vergleichsweise große Zahl von Verben lediglich einmal im Korpus in Kombination mit Angst vorkam. Unter diesen Einfachbelegen, die bei der Anwendung eines frequenzorientierten Kriteriums zur Ermitttlung von Kollokationen mit Sicherheit nicht als Kollokationen identifiziert worden wären, waren jedoch auch Kombinationen wie Angst abbauen, Angst bekämpfen, Angst überwinden, denen Hausmann sehr wohl den Status von N+VKollokationen zuerkennen würde, da er für die Aufnahme dieser Verbindungen in ein allgemeines Wörterbuch des Deutschen (s.v. Angst) plädiert (1985: 125). Hausmann warnt vor der Frequenzzählung als einzigem Kriterium für die Ermittlung von Kollokationen, da viele Kollokationen "nicht frequent, aber dennoch verfügbar" (1985: 124) seien. 4. Der von Hausmann hier in die Diskussion eingebrachte Begriff der Verfügbarkeit bzw. Disponibilität einer Wortverbindung als Kriterium zur Identifizierung dieser Wortverbindung als Kollokation ist m. E. nicht weit entfernt von dem, was Heid/Martin/Posch (1991: 7) als "the psychological sensation of collocation" bezeichnen. Sie stellen im Zusammen24

25

"As for the frequency criterion, it was decided that only very modest demands could be met in a one-millionword corpus. Recurrence as such was considered to be sufficient. In other words, if a combination of words occurred more than once in the corpus, it was regarded as having met the frequency criterion" (Kjellmer 1982: 26).

Kjellmer (1984: 163) spricht von grammatical restriction und meint damit, "that only grammatically wellformed sequences are accepted as collocations." Heid/Martin/Posch (1991: 9) sprechen in diesem Zusammenhang von "overgeneration" (wenn eigentlich freie Kombinationen als Kollokationen identifiziert werden) bzw. von "undergeneration" (wenn Kollokationen nicht als solche identifiziert werden). 27 Vgl. das Ergebnis der Studie von Berry-Rogghe (1973), wo tatsächlich als ein wichtiges Kollokat von house die Verbform sold ermittelt worden ist.

28 hang mit ihrer Kritik der statistik-/frequenzorientierten Ansätze die Frage, inwieweit die Wortverbindungen, die auf der Basis statistik-/frequenzorientierter Analyseverfahren als Kollokationen identifiziert worden sind, von native speakers der involvierten Sprache auch tatsächlich als Kollokationen empfunden werden. Diejenigen Wortverbindungen, für deren Kollokationscharakter beim native speaker eine "psychological sensation" vorhanden ist und die er auf Befragen nennen könnte, sind eben genau die, die im Sinne von Hausmann "verfügbar" sind. Einige von ihnen, aber eben nicht alle, sind mittels statistik-/frequenzorientierter Verfahren ermittelbar. 1.3.2. Das Kollokationsverständnis der vorliegenden Studie Bei einer Evaluation der verschiedenen Ansätze der Kollokationsforschung wird im allgemeinen das Kriterium "Anwendungszweck" eine gewichtige Rolle spielen. In diesem Sinne werden bei Heid/Martin/Posch (1991) die verschiedenen Ansätze danach bewertet, inwiefern sie für die Zwecke der maschinellen Übersetzung relevant sein können. In der vorliegenden Studie stehen Probleme der praktischen Lexikographie im Mittelpunkt; für diesen "Anwendungszweck" werden die Auffassungen von Benson und Hausmann als geeignete theoretische Basis angesehen. In Abschnitt 1.3.1 ist angedeutet worden, daß sich ein weiteres Verständnis und ein engeres Verständnis des Kollokationsbegriffs unterscheiden lassen. Heid/Martin/Posch (1991: 32) sehen ersteres in den statistics-based approaches, während letzteres sich in den lexikographisch-semantisch orientierten Ansätzen zeigt: "There is a noticeable divergence with respect to the definition and delimitation of the area of collocations, between the statistics-based approaches and the lexicographic or semantic ones. The latter have a much narrower understanding of collocational phenomena than the former". In diesem Sinne ist in den Auffassungen von Firth, Halliday und Sinclair zweifellos ein weiteres Verständnis von Kollokation zu erkennen als bei Benson, Mel'öuk und Hausmann. Gegen ein "zu weites Verständnis des Kollokationsbegriffs" ist in Bahns (1993a) Stellung bezogen worden; in Bahns (1993b) sind die Ansätze von Sinclair, Cowie und Benson auf ihre Relevanz für den Fremdsprachenunterricht untersucht worden. Einem Verständnis von Kollokation als Verwendung eines Lexems in einem beliebigen Kontext wird in Bahns (1993a) der Bensonsche Kollokationsbegriff entgegengesetzt. Dieses Verständnis von (lexikalischer) Kollokation als spezifischer Zweierkombination (zwischen freier Kombination einerseits und Idiom andererseits) liegt auch der vorliegenden Studie zugrunde. In Kapitel 3 wird u. a. auf die theoretischen Arbeiten Bensons Bezug genommen; in Kapitel 4 bildet das BBI den Ausgangspunkt für die Erstellung des Vergleichskorpus, das der Analyse der Kollokationspraxis der allgemeinen Lernerwörterbücher des Englischen zugrunde liegt. Eine weitere Grundlage dieser beiden Kapitel bildet Hausmanns Unterscheidung von Basis und Kollokator. Grundsätzlich sind sich die Positionen von Benson und Hausmann sehr nahe (vgl. Benson 1989; dort werden Hausmanns Positionen zustimmend referiert); ein scheinbarer Unterschied könnte sich jedoch aus der Gegenüberstellung der beiden Positionen hinsichtlich der Beziehung der Bestandteile einer Kollokation zueinander ergeben: Für Hausmann gibt es einen dominanten Bestandteil (die Basis), während Benson bei den lexikalischen Kollokationen von "two 'equal' lexical components" (1985b: 62) spricht; einen dominanten Bestandteil sieht er lediglich bei den grammatischen Kollokationen (1985b: 61). Die Frage der Dominanz eines Bestandteils (bei grammatischen Kollokationen) bzw. der Gleichberechtigung der Bestandteile (bei lexikalischen Kollokationen) ist m. E. bei Benson in der Weise zu interpretieren, daß

29 bei grammatischen Kollokationen eindeutig das einer offenen Klasse angehörende Element (ζ. B. account, advantage, adjacent, accident, oath, afraid) dasjenige Element ist, nach dessen Konstruktion gefragt wird; niemand käme auf die Idee zu fragen, mit welchen Substantiven over (wie in advantage over) oder mit welchen Verben for (wie in to account for) außerdem kombinierbar wäre. Sinnvoll ist hier eben nur die Frage, mit welcher Präposition das Substantiv bzw. das Verb zu konstruieren sind. Bei lexikalischen Kollokationen dagegen können beide Bestandteile, da sie Elemente offener Klassen sind, zum Ausgangspunkt der Frage nach der Kombinierbarkeit werden: So ist beispielsweise bei Adj+N-Kombinationen wie crushing defeat die Frage nach den mit defeat kombinierbaren Adjektiven ebenso interessant und legitim wie die Frage nach den mit crushing kombinierbaren Substantiven. Darüber hinaus ist leicht zu erkennen, daß bei der Aufnahme der lexikalischen Kollokationen in das BBI die Frage nach dem 'Ort' des Verzeichnetseins ganz im Sinne der Basis-Kollokator-Unterscheidung beantwortet worden ist (vgl. auch Benson 1989: 8).

2. Wörterbuchtypen

2.0. Vorbemerkung "Die Wörterbuchtypologie ist eine wichtige Komponente der Theorie der lexikographischen Sprachbeschreibung (...) und damit einer allgemeinen Theorie der Lexikographie. Das bedeutet, daß auch die anderen Forschungsgebiete der Metalexikographie, nämlich die Wörterbuchkritik, die Status- und Benutzungsforschung und die Geschichte der Lexikographie, ohne Wörterbuchtypologie nicht bearbeitbar sind, ja mehr noch, Wörterbücher selbst sind ohne Wörterbuchtypologie weder planbar noch machbar" (Hausmann 1989d: 979). Da in den folgenden Kapiteln Themen behandelt werden, die ganz überwiegend dem Bereich der Wörterbuchkritik zuzuordnen sind, ist es angebracht, zuvor auf einige Aspekte der Wörterbuchtypologie einzugehen. Dabei geht es nicht um eine ausführliche Diskussion der Möglichkeiten, eine Typologie zu erstellen, bzw. der unterschiedlichen Kriterien, auf denen eine Typologie basieren kann (Funktionstypologie, phänomenologische Typologie, Typologie nach Größe/ Handlichkeit, Typologie nach Benutzergruppen; vgl. Hausmann 1989d). Ebensowenig soll die Adäquatheit bestimmter Wörterbuchtypologien diskutiert werden. Ziel der folgenden Ausführungen ist lediglich die Darstellung und Beschreibung derjenigen Wörterbuchtypen, die in den folgenden Kapiteln eine Rolle spielen werden.

2.1. Wörterbuchtypologie Als für den oben genannten Zweck geeignet erweisen sich bereits die Stufen 1 - 3 der im Handbuch Wörterbücher, Dictionaries, Dictionnaires (1989-1991) gewählten Wörterbuchtypologie (vgl. Abb. 4). Die Unterscheidung einsprachiges Wörterbuch vs. zweisprachiges Wörterbuch bedarf keiner weiteren Erläuterung. In der vorliegenden Arbeit befassen wir uns hauptsächlich mit einsprachigen Wörterbüchern des Englischen; gelegentlich wird zu Ver-

Wörterbuch

einsprachiges Wörterbuch

allgemeines einsprachiges Wörterbuch

einsprachiges Spezialwörterbuch

zweisprachiges Wörterbuch

allgemeines zweisprachiges Wörterbuch

zweisprachiges Spezialwörterbuch

Abbildung 4: Die im Handbuch Wörterbücher, Dictionaries, Dictionnaires gewählte Wörterbuchtypologie (Stufen 1-3) (Hausmann 1989d: 973)

32 gleichs- bzw. Illustrationszwecken auch von einsprachigen Wörterbüchern des Deutschen die Rede sein. Wo zweisprachige Wörterbücher angesprochen werden, handelt es sich um englisch-deutsche bzw. deutsch-englische Wörterbücher. 2.1.1. Allgemeines einsprachiges Wörterbuch Sowohl in der Kategorie einsprachiges Wörterbuch wie in der Kategorie zweisprachiges Wörterbuch ist es sinnvoll, "zwischen einem sozusagen merkmallosen Grundtyp, dem allgemeinen Wörterbuch, und demgegenüber merkmalhaltigen Spezialwörterbüchem zu unterscheiden" (Hausmann 1989d: 973). Hauptbestandteil des Artikels im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch ist die Definition des Lemmas; daher wird das allgemeine einsprachige Wörterbuch auch als "Definitionswörterbuch" bezeichnet. Außer der Definition finden sich in den Artikeln des allgemeinen einsprachigen Wörterbuchs vier weitere Haupttypen von Angaben: a) identifizierende Angaben (Orthographie, Aussprache, Flexion, Etymologie); b) syntagmatische Angaben (Informationen zur grammatischen/syntaktischen Konstruktion, Kollokationsinformationen, Beteiligung des Lemmas an Phrasemen oder Redewendungen); c) paradigmatische Angaben (Synonyme, Antonyme); d) diasystematische Angaben (Markierung der Stilebene und der Einstellung des Sprechers, Informationen über regional begrenzten Gebrauch des Lemmas, über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fachsprache sowie über den Aktualitätsgrad des Gebrauchs). Allgemeine einsprachige Wörterbücher versuchen also, den Benutzer möglichst umfassend über alle Aspekte des Lemmas zu informieren. Vertreter des Typus des allgemeinen einsprachigen Wörterbuchs der englischen Sprache wären ζ. B. The Shorter Oxford English Dictionary, Collins English Dictionary (CED), Longman Dictionary of the English Language (LDEL); allgemeine einsprachige Wörterbücher der deutschen Sprache sind beispielsweise das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie DUDEN Deutsches Universalwörterbuch (DUDEN-DUW). 2.1.2. Einsprachiges Spezialwörterbuch Nach Hausmann (1989d: 974) ist es möglich, Spezialwörterbücher als "Verselbständigung einzelner Bauteile des allgemeinen einsprachigen Wörterbuchs" zu interpretieren. Dementsprechend lassen sich vier Kategorien von einsprachigen Spezialwörterbüchem unterscheiden, nämlich a) auf identifizierende Angaben spezialisierte Wörterbücher (ζ. B. Orthographiewörterbuch, Aussprachewörterbuch, Flexionswörterbuch, etymologisches Wörterbuch); b) syntagmatische Spezialwörterbücher (ζ. B. Konstruktionswörterbuch, Kollokationswörterbuch, phraseologisches Wörterbuch); c) paradigmatische Spezialwörterbücher (ζ. B. Synonymenwörterbuch, Antonymenwörterbuch, Begriffswörterbuch/Thesaurus); d) Spezialwörterbücher zu den Varietäten der Sprache (ζ. B. Archaismen-Wörterbuch, Fremdwörterbuch). Von diesen vier Kategorien werden im folgenden schwerpunktmäßig Wörterbücher des Typs b) (syntagmatische Spezialwörterbücher) eine Rolle spielen. Das Hauptgewicht wird dabei gemäß dem Thema der vorliegenden Studie bei den Kollokationswörterbüchern liegen (vgl. Kapitel 5). Beispiele für syntagmatische Spezialwörterbücher des Englischen sind das

33 Dictionary of English Grammar in Context (DEGC) (als Konstruktionswörterbuch), The BBI Combinatory Dictionary of English (BBI) (als Kollokations wörterbuch), Oxford Dictionary of Current Idiomatic English (ODCIE) (als phraseologisches Wörterbuch). 2.1.3. Allgemeines zweisprachiges Wörterbuch Die Vielfalt der Wörterbücher, die der Kategorie des allgemeinen zweisprachigen Wörterbuchs zuzurechnen sind, ergibt sich vor allem aus Größenunterschieden. Zur Illustration sei hier auf einige Titel aus dem Repertoire der zweisprachigen Wörterbücher für Englisch und Deutsch des Langenscheidt-Verlages hingewiesen: • Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch Englisch Der Große Muret-Sanders (560 000);1 • Langenscheidts Handwörterbuch Englisch (220 000); • Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch (100 000); • Langenscheidts Universalwörterbuch Englisch (35 000); Eine ähnliche Größendifferenzierung ihrer zweisprachigen Wörterbücher für das Sprachenpaar Englisch-Deutsch weisen andere renommierte Wörterbuchverlage auf. 2.1.4. Zweisprachiges Spezialwörterbuch Im Vergleich zur Vielfalt der Angaben zu einem Lemma im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch finden sich im allgemeinen zweisprachigen Wörterbuch relativ wenig verschiedene Angabenarten. Dementsprechend geringer ist auch die Vielfalt der Typen zweisprachiger Spezialwörterbücher. Wie leicht nachzuvollziehen ist, wird es beispielsweise keine zweisprachigen Orthographiewörterbücher geben (vgl. Hausmann 1991b: 2878); ebenso macht die Vorstellung eines zweisprachigen Fremdwörterbuches wenig Sinn. Zweisprachige Spezialwörterbücher sind daher überwiegend syntagmatische bzw. paradigmatische Spezialwörterbücher. Beispiele zweisprachiger Spezialwörterbücher (zum Sprachenpaar Englisch-Deutsch) sind Α German-Englisch Dictionary of Idioms, Adverbien und Partikeln: Ein deutschenglisches Wörterbuch, Englische Synonymik für Studierende und Lehrer, EnglischDeutsches Wörterbuch amerikanischer Zeitwort-Idiome.

2.2. Lernerwörterbücher Für die praktischen Zwecke dieses Kapitels (Vorstellung und typologische Charakterisierung der in dieser Arbeit behandelten Wörterbücher) ist es erforderlich, auf eine weitere typologische Unterscheidung einzugehen; das entscheidende Kriterium sind dabei die verschiedenen Benutzergruppen. Wenn auch das Kriterium der Benutzer- bzw. Adressatengruppen für eine Theorie der Wörterbuchtypologie weniger geeignet ist (Hausmann 1989d: 971), so gibt es doch eine große Anzahl von Wörterbüchern, die vom Titel oder von der Anlage her insbesondere dem Fremdsprachenlerner dienen wollen. Eine Unterscheidung zwischen Wörterbüchern für den Fremdsprachenlerner und Wörterbüchern für den native speaker ist prinzipiell nur bei Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf die Anzahl der Stichwörter und Wendungen des Gesamtwörterbuchs, d. h. beider Teile (englisch-deutsch, deutsch-englisch); Zahlen nach Verlagsprospekt Englisch 1992, S. 1 8 - 1 9 .

34 einsprachigen Wörterbüchern sinnvoll, da zweisprachige Wörterbücher generell für die Benutzung durch Fremdsprachenlerner konzipiert sind. Terminologisch läßt sich demnach innerhalb der Gruppe der einsprachigen Wörterbücher zwischen LI-Wörterbüchern (Wörterbücher, die für die Benutzung durch den native speaker der jeweiligen Sprache konzipiert sind) und L2-Wörterbüchern (Wörterbücher, die für Benutzer konzipiert sind, die die jeweilige Sprache als Fremdsprache erlernen) unterscheiden. Erfahrungsgemäß werden LI-Wörterbücher in der Praxis vielfach auch von fortgeschrittenen Lernern genutzt, während eine Nutzung von L2-Wörterbüchern durch native speaker eher die Ausnahme sein dürfte. L2-Wörterbücher werden häufig (auch in dieser Studie) als Lernerwörterbücher bezeichnet, da ihr Adressat eben der Fremdsprachenlerner (im Gegensatz zum native speaker) ist. Als eine Unterkategorie der Lernerwörterbücher sind die sog. Lernwörterbücher anzusehen. 2 Während Lernerwörterbücher hauptsächlich zum Nachschlagen unbekannter Wörter benutzt werden, wollen Lernwörterbücher einen begrenzten Wortschatzausschnitt so präsentieren, daß er gelernt werden und somit aktiv beherrscht werden kann. Lernwörterbücher sind häufig zweisprachig angelegt (vgl. Zöfgen 1991). Während es sich bei den oben (in Abschnitt 2.1.1) genannten allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern um LI-Wörterbücher handelt, werden im folgenden (insbesondere in Kapitel 4) einsprachige L2-Wörterbücher im Vordergrund stehen. Auch hier lassen sich allgemeine einsprachige L2-Wörterbücher und einsprachige L2-5pezia/wörterbücher 3 unterscheiden. Prototypus des allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbuchs ist das speziell für den fortgeschrittenen Lerner konzipierte einbändige Wörterbuch, das zwischen 50 000 und 80 000 Einträge verzeichnet. Typische Vertreter dieser Kategorie für Lerner des Englischen sind Oxford Advanced Learner's Dictionary of Current English (ALD), Longman Dictionary of Contemporary English (DCE), Collins COBUILD English Language Dictionary (CCELD) (vgl. Abschnitt 4.2). Ein entsprechendes Wörterbuch für Deutsch als Fremdsprache, das für den fortgeschrittenen Deutschlerner konzipiert ist, ist Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (LGwbDaF). Vergleichbare allgemeine einsprachige L2-Wörterbücher existieren ebenfalls für das Französische (vgl. Hausmann 1990). Eine Adressatendifferenzierung (nach dem erreichten Grad der Beherrschung der Fremdsprache) wird u.a. durch eine Reduzierung der Makrostruktur erreicht. Wörterbücher für Lerner des Englischen auf mittlerem Niveau sind ζ. B. Oxford Student's Dictionary of Current English, The Oxford English-Reader's Dictionary, Longman Active Study Dictionary of English, Chambers Universal Learner's Dictionary (CULD). Entsprechende Wörterbücher für Lerner des Englischen auf einem elementaren Niveau sind Oxford Elementary Learner's Dictionary sowie LangenscheidtLongman Elementary Dictionary of English. Die vorliegende Arbeit wird sich im Kapitel 4 ausführlich mit allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbüchern für den fortgeschrittenen Lerner des Englischen (ALD, DCE, CCELD) befassen. Worin unterscheidet sich das allgemeine einsprachige LI-Wörterbuch vom allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbuch? Ein ganz offensichtlicher äußerlicher Unterschied zwischen diesen beiden Typen liegt in der jeweiligen Maximalgröße. Während die größten allgemeinen einsprachigen LI-Wörterbücher häufig mehrbändig sind (ζ. B. The Oxford English Dictionary (OED) mit 20 Bänden), sind auch die umfangreichsten allgemeinen einsprachigen L2Wörterbücher einbändig. Damit einhergehend dürfte die Obergrenze des Lemmabestands von allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbüchern bei ca. 70 000 bis 80 000 liegen, während für 2

Zu dieser begrifflichen Unterscheidung vgl. auch Zöfgen (1985). Einsprachige Spezialwörterbücher wie die in Abschnitt 2.1.2 genannten wenden sich allerdings in vielen Fällen sowohl an LI- wie an L2-Benutzer; vgl. auch unten Abschnitt 5.1.

35 das größte allgemeine einsprachige Ll-Wörterbuch des Englischen (OED) eine Zahl von rd. 400 000 Einträgen genannt wird (Gneuss 1993: 222). Weitere Unterschiede zwischen den Kategorien allgemeines einsprachiges Ll-Wörterbuch und allgemeines einsprachiges L2Wörterbuch können daher sinnvollerweise nur durch einen Vergleich jeweils einbändiger Vertreter beider Gattungen mit vergleichbarem Umfang herausgearbeitet werden. Für das Englische wäre eine solche Vergleichbarkeit beispielsweise gegeben beim Concise Oxford Dictionary of Current English (COD) (Ll-Wörterbuch) und beim ALD (L2-Wörterbuch). Material aus diesen beiden Wörterbüchern werden wir zur Illustration der folgenden Aussagen heranziehen (vgl. auch Battenburg 1991). 1. Die Bedeutungserklärungen zu den Stichwörtern sind in L2-Wörterbüchern generell leichter zu verstehen als in LI-Wörterbüchern. Beispiel: bicycle COD:

η. a vehicle of two wheels held in a frame one behind the other, propelled by pedals and steered with handlebars attached to the front wheel.

ALD4:

η two-wheeled vehicle on which a person rides, using pedals to drive it along.

2. L2-Wörterbücher enthalten meist mehr Beispielmaterial zum Gebrauch der Stichwörter als Ll-Wörterbücher. Beispiel: promise COD:

τι. 1 an assurance that one will or will not untertake a certain action, behaviour, etc. (a promise of help·, gave a promise to be generous). 2 [...]

ALD4:

η 1 [C] - (of sth) written or spoken declaration that one will give or do or not do sth: We received many promises of help, ο break!carry outlfulfillgivelkeeplmake a promise ο I told him the truth under a promise of secrecy, ο I shall keep you/hold you to your promise, ο 'I'll come and see you soon.' 'Is that a promise?' 2 [...]

3. L2-Wörterbücher legen mehr Gewicht auf solche Angaben, die für Produktions- bzw. Enkodierzwecke nützlich sein können. Beispiel: preach COD:

v. 1 a intr. deliver a sermon or religious address, b tr. deliver (a sermon); proclaim or expound (the Gospel etc.). 2 intr. give moral advice in an obtrusive way. 3 tr. advocate or inculcate (a quality or practice etc.).

ALD4:

ν 1 (a) [I, Ipr] - (to sb) (about/against/on sth) give a sermon, esp in church: [...] (b) [Tn, Dn-pr] - sth (to sb) give (a sermon): [...] (c) [Tn, Dn-pr] - sth (to sb) make (a religion or teaching) known by talking about it publicly; teach (sth): [...] 2 [Tn] try to persuade people to accept or support (sth); advocate: [...] 3 [I, Ipr] - (at/to sb) (often derog) give unwanted advice on morals, behaviour, etc, esp in a persistent, annoying manner: [...].

4. L2-Wörterbücher geben im Gegensatz zu LI-Wörterbüchern normalerweise keine Informationen etymologischer Art. Beispiel: knuckle COD:

[ME knokel f. MLG, MDu. knökel, dimin. of knoke bone]

ALD4:

(keine etymologischen Angaben zu knuckle)

5. L2-Wörterbücher enthalten weit weniger seltenes archaisches und dialektales Wortmaterial als Ll-Wörterbücher. Beispiel: gowk und leman COD:

gowk η. dial. 1 a cuckoo. 2 an awkward or halfwitted person; a fool. leman n. (pi. lemans) archaic 1 a lover or sweetheart. 2 an illicit lover, esp. a mistress.

ALD4:

(gowk und leman nicht verzeichnet).

3. Kollokationen im (allgemeinen) Wörterbuch - Forderungen und Vorschläge der Metalexikographie

3.0. Vorbemerkung Mit der Rolle von Kollokationsinformationen in Wörterbüchern hat sich die Metalexikographie in den letzten Jahren zunehmend intensiver auseinandergesetzt. Hier sind in erster Linie die Arbeiten von Benson (1985b, 1989, 1990a), Cop (1990, 1991), Cowie (1978, 1981, 1983b) und Hausmann (1985, 1988, 1991a) zu nennen. In die Diskussion sind verschiedene Wörterbuchtypen und Wörterbücher mehrerer Sprachen einbezogen worden: So setzt sich Cowie (1978, 1981) ζ. B. intensiv mit der Rolle von Kollokationen in englischen Lernerwörterbüchern auseinander; Hausmann (1985) widmet sich der Behandlung von Kollokationen in allgemeinen Wörterbüchern sowie syntagmatischen Spezialwörterbüchern des Deutschen; Cop (1991) diskutiert die Problematik mit Blick auf allgemeine zweisprachige Wörterbücher; und Benson (1990a) macht nach einer kritischen Bestandsaufnahme der Kollokationspraxis einiger allgemeiner einsprachiger Wörterbücher des amerikanischen Englisch Vorschläge für zwei neue Wörterbuchtypen (vgl. unten Abschnitt 6.1). Insgesamt läßt sich weitgehende Übereinstimmung dahingehend feststellen, daß die Kollokationspraxis der Wörterbücher generell verbesserungsbedürftig ist. In der Diskussion um die Rolle von Kollokationen in Wörterbüchern sind vor allem die folgenden Fragen immer wieder angesprochen worden: (a) Warum sollen Kollokationen überhaupt in Wörterbüchern verzeichnet sein? (b) Wo sollen Kollokationen in Wörterbüchern verzeichnet sein - unter der Basis oder unter dem Kollokator? (c) Wie können die notwendigen Informationen über Kollokationsmöglichkeiten und Kollokationsbeschränkungen präsentiert werden? Die Diskussion zu diesen Fragen wird hauptsächlich mit Bezug auf allgemeine einsprachige Wörterbücher dargestellt (Abschnitt 3.1). Dabei geht es in Abschnitt 3.1.1 um die Analyse der Nachschlagebedürfnisse von Wörterbuchbenutzern hinsichtlich Kollokationsinformationen. Der Frage nach dem Ort des Eintrags und der damit verbundenen Frage nach den Funktionen von Kollokationen in Wörterbüchern ist der Abschnitt 3.1.2 gewidmet. Das Präsentationsproblem wird in Abschnitt 3.1.3 in einiger Ausführlichkeit mit Bezug auf einsprachige Lernerwörterbücher behandelt, wobei zwei Ebenen dieses Problembereichs unterschieden werden. Die Problematik, vor der zweisprachige Wörterbücher bei der Verzeichnung von Kollokationen stehen, wird schließlich in Abschnitt 3.2 behandelt.

3.1. Kollokationen im einsprachigen Wörterbuch 3.1.1. Die Bedürfnisse der Wörterbuchbenutzer Bei der Diskussion der Frage, warum Kollokationen überhaupt in Wörterbüchern verzeichnet sein sollten, ist es sinnvoll und nützlich, sich in die Rolle der Wörterbuchbenutzer zu versetzen: In welchen Benutzungssituationen könnte es für sie wichtig sein, daß das benutzte Wörterbuch Kollokationen verzeichnet? Wenn die Problematik aus der Benutzerperspektive be-

38 trachtet wird, so ist zwischen zwei Kategorien von Benutzern zu unterscheiden, die unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse haben und die folglich auch mit unterschiedlichen Wörterbuchtypen umgehen: • Der LI-Benutzer (native speaker), der die Sprache, für deren Kollokationen er sich interessiert, als Muttersprache (LI) gelernt hat und folglich in ihr über Ll-Kompetenz verfügt. Der LI-Benutzer nutzt im Normalfall allgemeine einsprachige Wörterbücher sowie einsprachige Spezialwörterbücher seiner Muttersprache (LI-Wörterbücher), um sich in Zweifelsfällen über einzelne Punkte des in seiner Muttersprache vorherrschenden Gebrauchs zu informieren. Erfahrungsgemäß nutzt der Ll-Benutzer Wörterbücher relativ selten. • Der L2-Benutzer (language learner), der die Sprache, für deren Kollokationen er sich interessiert, als Fremd- oder Zweitsprache (L2) gelernt hat und folglich in ihr über eine nur begrenzte Kompetenz verfügt. - Solche L2-Kompetenz in einer bestimmten Sprache hat eine unendliche Variationsbreite; sie reicht von der Beherrschung einiger weniger Lexeme und ganzheitlich gelernter Formeln (Begrüßung/Verabschiedung, Dank, Kaufwunsch, etc.) bis zur near-nativeness. Folglich haben L2-Benutzer auch sehr unterschiedliche Nachschlagebedürfnisse, die durch eine breite Palette von einsprachigen allgemeinen Lernerwörterbüchern (für verschiedene Niveaus der L2-Kompetenz) sowie von einsprachigen LemerSpezialwörterbüchern (ebenfalls für verschiedene Kompetenzniveaus) befriedigt werden (vgl. Kapitel 2). Da sich L2-Benutzer weitaus häufiger über Fragen des korrekten Gebrauchs der Fremdsprache im Zweifel befinden, nutzen sie Wörterbücher auch weitaus häufiger als Ll-Benutzer. Eine besondere Rolle kommt dabei den zweisprachigen Wörterbüchern zu: Bestimmte Informationen können L2-Benutzer sowohl in einsprachigen Lernerwörterbüchern als auch in zweisprachigen Wörterbüchern finden; die Wörterbuchbenutzerforschung hat jedoch gezeigt, daß L2-Benutzer generell häufiger und lieber zweisprachige Wörterbücher benutzen als einsprachige Lernerwörterbücher (vgl. ζ. B. Heath/Herbst 1985). Besonders weit fortgeschrittene L2-Lerner nutzen gelegentlich auch Ll-Wörterbücher; dieser Fall wird jedoch in der weiteren Diskussion vernachlässigt, da die Bedingungen dieser Nutzung denen des LI-Benutzers von LI-Wörterbüchern nahe kommen. Des weiteren sind zwei Zwecke zu unterscheiden, die der Benutzer in der Nachschlagesituation verfolgen kann: a) Der Benutzer schlägt zum Zwecke der Textrezeption nach, d. h. er will einen Text in der LI oder in der L2 verstehen. Während Einzellexeme Rezeptionsprobleme sowohl für den native speaker wie für den L2-Lerner darstellen können, ist es eher unwahrscheinlich, daß Kollokationen dem native speaker Verständnisprobleme bereiten. Ein Nachschlagebedürfnis bei Kollokationen zum Zwecke der Textrezeption dürfte daher nur beim L2-Lerner vorhanden sein; dieses Bedürfnis wird der L2-Lerner im Normalfall mit Hilfe eines allgemeinen zweisprachigen Wörterbuchs (Teil L2 => LI) befriedigen. b) Der Benutzer schlägt zum Zwecke der Textproduktion nach, d. h. er will einen Text in der LI oder in der L2 selbst verfassen. Anders als bei der Textrezeption können bei der Textproduktion beide Benutzerkategorien Probleme sowohl mit Einzellexemen als auch mit Kollokationen haben. Fehlt dem Textproduzenten ein bestimmtes Einzellexem, so wird der L2-Lerner im Normalfall zu einem allgemeinen zweisprachigen Wörterbuch (Teil LI => L2) greifen, während der native speaker versuchen kann, das fragliche Wort mit Hilfe eines paradigmatischen Spezialwörterbuchs zu ermitteln. Fehlt dem native speaker während der Textproduktion ein Teil einer Kollokation, so stehen ihm für Nachschlagezwecke zwei Wörterbuchtypen zur Verfügung: Das allgemeine (einsprachige) Wörterbuch und das Kollokationswörterbuch (bzw. ein anderes syntagmatisches Spezialwörterbuch). Der L2-

39 Lerner kann versuchen, den fehlenden Kollokationsbestandteil durch Nachschlagen in folgenden Wörterbuchtypen zu ermitteln: • im allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbuch; • im einsprachigen L2-Spezialwörterbuch; • im allgemeinen zweisprachigen Wörterbuch; • im zweisprachigen Spezialwörterbuch. Die Häufigkeit eines Nachschlagebedürfnisses für Kollokationen bei der Textproduktion ist für die beiden Benutzerkategorien allerdings durchaus unterschiedlich: Während native speakers nur gelegentlich Probleme mit Kollokationen haben (vgl. auch unten Abschnitt 6.1), stellen Kollokationen für L2-Lerner eines der Hauptprobleme bei der Textproduktion dar. Aus diesen Überlegungen ergibt sich, daß sich die Metalexikographie Gedanken über die Kollokationspraxis der folgenden Wörterbuchtypen machen muß: • allgemeine einsprachige L1 -Wörterbücher; • allgemeine einsprachige L2-Wörterbücher (Lernerwörterbücher); • einsprachige syntagmatische Spezial Wörterbücher bzw. Kollokations Wörterbücher (für native speakers und für L2-Lerner); • allgemeine zweisprachige Wörterbücher; • zweisprachige syntagmatische Spezialwörterbücher bzw. Kollokationswörterbücher. Im Mittelpunkt dieser Studie (Kapitel 4) steht die detaillierte Analyse der Kollokationspraxis der wichtigsten allgemeinen einsprachigen L2-Wörterbücher des Englischen, während Kapitel 5 einsprachigen syntagmatischen Spezialwörterbüchern des Englischen gewidmet ist. 3.1.2. Ort und Funktion von Kollokationsangaben Da es sich bei Kollokationen um Wortverbindungen aus zwei Bestandteilen handelt, stellt sich für die praktische Lexikographie die Frage, unter welchem der beiden Bestandteile eine bestimmte Verbindung verzeichnet sein soll. Wenn man mit der in Abschnitt 1.2.4.2 erläuterten Basis/Kollokator-Unterscheidung operiert, so wäre die Aufnahme einer gegebenen Kollokation (ζ. Β .fatal accident) entweder unter der Basis (accident) oder unter dem Kollokator (fatal) möglich; denkbar ist selbstverständlich auch eine Kombination beider Möglichkeiten, d. h. ein Eintrag sowohl unter der Basis wie unter dem Kollokator. Cop (1990) spricht in diesem Zusammenhang vom semasiologischen bzw. onomasiologischen Ansatz. 3.1.2.1. Kollokationen s.v. Kollokator Einen "semasiological approach to collocations" (1990: 38) sieht Cop in der Praxis, im Wörterbuchartikel zum Kollokator (fatal) solche Lexeme anzuführen, die als Kollokationsbasen fungieren können (accident, injuries, mistake, day, hour1). Durch die Angabe von Basen im Eintrag zu einem Kollokator werde ein Beitrag zur Erläuterung der Bedeutung des Kollokators geleistet. In einigen Fällen sei eine vollständige Bedeutungsdefinition von Kollokatoren gar nicht möglich, ohne auf Kollokationsbasen zu rekurrieren (Hausmann 1985).2

Dies sind die Kollokationsbasen, die s.v. fatal im ALD4 gegeben werden. Zusätzlich findet sich der Beispielsatz His illness was fatal to our plans. "Das in eingefleischter Junggeselle realisierte Adjektiv eingefleischt kann ich gar nicht ohne Bezug auf den Junggesellen definieren" (Hausmann 1985: 121).

40 Darüberhinaus ist die Angabe von Basiswörtern in Wörterbucheinträgen für Kollokatoren von Nutzen für die Differenzierung der Bedeutungen in Fällen von Polysemie (Cop 1990: 39; vgl. auch Cowie 1975; Ivir 1988). Im ALD4 werden beispielsweise s.v. fatal die folgenden drei Bedeutungen angeführt: 1 "causing or ending in death", 2 "causing disaster", 3 "fateful; decisive". Diese drei Bedeutungen von fatal finden sich in Verbindungen mit unterschiedlichen Basen realisiert: Bedeutung 1 in α fatal accident und fatal injuries, Bedeutung 2 in α fatal mistake, Bedeutung 3 in the fatal day/hour. Schließlich kann die Angabe von Basen in Wörterbucheinträgen von Kollokatoren dazu dienen, synonyme Lexeme in ihrer Bedeutung und Verwendungsweise zu differenzieren (Cop 1990: 39). Für die englischen Adjektive fatal und deadly beispielsweise kann eine weitgehende Bedeutungsgleichheit diagnostiziert werden. Dies belegt der Artikel FATAL3 in einem Synonymenwörterbuch ebenso wie der Umstand, daß beide Wörter (in einer ihrer jeweiligen Bedeutungen, nämlich "causing death") im Deutschen mit tödlich wiedergegeben werden können. Eine Differenzierung der beiden Lexeme ist durch die Angabe der mit deadly und fatal kollokierenden Substantive (Basen) möglich: Im ALD4 finden sich s.v. deadly (in der Bedeutung 1 "causing, or likely to cause, death") die Kollokationen deadly poison, deadly weapons·, die oben bereits angeführten Kollokationen s.v. fatal (in der Bedeutung 1 "causing or ending in death") waren fatal accident und fatal injuries. In diesem Zusammenhang übt Cop (1990: 39) Kritik an der Praxis allgemeiner einsprachiger (Lemer-)Wörterbücher, die Bedeutung mancher Wörter durch die Angabe von (Quasi)Synonymen zu erklären. Dies ist beispielsweise in The Penguin English Dictionary der Fall, wo sich s.v. fatal folgender Eintrag findet: "causing death or ruin; deadly; disastrous, destructive; caused by fate, destined". Eine derartige Praxis sei gefährlich für den Lerner, da bei ihm der Eindruck entstehen könnte, die auf diese Weise als synonym dargestellten Adjektive wären in ihrer Funktion als Kollokatoren frei austauschbar. Cop (1990: 39) führt hier als Beispiele die Verbpaare remedy/redress und rectify/correct an: Während remedy und redress beide mit injustice kolloideren, ist nur remedy a situation möglich, *redress a situation aber nicht. Ähnliche Verhältnisse gelten für das zweite Verbpaar - beide Verben kollokieren zwar mit error, aber nur correct ist mit person kombinierbar (*rectify a person). 3.1.2.2. Kollokationen s.v. Basiswort Mit "onomasiological approach to collocations" bezeichnet Cop (1990: 40) eine Perspektive, die von der Basis ausgeht. In lexikographischer Umsetzung bedeutet dies, daß sich in Wörterbuchartikeln zu Basen (in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern) wichtige Kollokatoren verzeichnet finden. Diese Perspektive sei auch die Perspektive des textproduzierenden Wörterbuchbenutzers (vgl. Abschnitt 3.1.1). Schreibt ein deutscher Lerner des Englischen beispielsweise über einen Unfall mit tödlichem Ausgang, so wird ihm kaum das englische Wort für Unfall fehlen - was ihm eher Schwierigkeiten bereiten könnte, ist die englische Entsprechung für tödlich. Hier müßte der Eintrag zu accident im allgemeinen einsprachigen (Lemer-) Wörterbuch ihm die Kollokation fatal accident (und weitere Kollokationen) liefern (vgl. oben Abschnitt 1.2.4.2). Für den Textproduzenten ist die Kollokation fatal accident s.v. fatal nutzlos (vgl. auch Hausmann 1985: 122). Wie die Kollokationspraxis verschiedener allgemeiner einsprachiger Lernerwörterbücher hinsichtlich dieser beiden Verfahrensweisen tatsächlich aussieht, wird ausführlich in Abschnitt 4.3 dargestellt.

3

Der Artikel behandelt die vier Adjektive fatal, deadly, lethal, mortal (Hayakawa/Fletcher 1987: 202).

41 3.1.3. Die Präsentation von Kollokationsangaben Eine Diskussion des Präsentationsproblems (Cowie 1978: 132), d. h. der Frage, in welcher Weise Informationen zu den Kollokationsmöglichkeiten und -restriktionen eines Lexems im Wörterbuchartikel gegeben werden können, sollte getrennt nach einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern erfolgen, da für beide Wörterbuchtypen unterschiedliche Kriterien vorliegen. Im folgenden geht es nur um einsprachige Wörterbücher. Die Art und Weise der Präsentation von Kollokationsinformationen berührt elementar die Mikrostruktur des Wörterbuchartikels. Da Kollokationsangaben insbesondere für Fremdsprachenlerner von Bedeutung sind, seien die grundsätzlichen Möglichkeiten, die dem Lexikographen zur Verfügung stehen, am allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbuch erörtert. 3.1.3.1. Die erste Ebene des Präsentationsproblems Wenn wir mit Zöfgen (1986) innerhalb eines Stichwortartikels (in Lemerwörterbüchem) zwischen einem Explikationsteil und einem Demonstrationsteil unterscheiden, so finden sich Kollokationsinformationen im Normalfalle im Demonstrationsteil. Im ALD4 folgen beispielsweise im Artikel zum Substantiv promise (Bedeutung 1) auf die Bedeutungserklärung "written or spoken declaration that one will give or do or not do something" (Explikationsteil) die folgenden Kollokationen und Beispielsätze: We received many promises of help, ο break/ carry out/fulfil/'give/keep/make a promise ο I told him the truth under a promise of secrecy, ο I shall keep you/hold you to your promise, ο 'I'll come and see you soon.' 'Is that a promise?' (Demonstrationsteil). Vereinzelt finden sich Kollokationsinformationen allerdings auch im Explikationsteil eines Wörterbuchartikels. So ließe sich aus der folgenden Bedeutungserklärung für rumour im DCE2 die Kollokation spread a rumour ableiten: "unofficial news or information, perhaps untrue, which is spread from person to person". Da der Demonstrationsteil des Wörterbuchartikels mehrere Funktionen hat (Cowie 1978: 129; Zöfgen 1986),4 besteht eine weitere Möglichkeit, Kollokationsinformationen zu präsentieren, darin, die traditionelle Mikrostruktur umzustrukturieren und den Kollokationsangaben einen separaten Status einzuräumen. Diese Lösung ist beispielsweise im LGwbDaF realisiert. 5 Hier besteht die Mikrostruktur prinzipiell aus drei Hauptteilen, nämlich dem Explikationsteil, dem "Kollokationsteil" und dem Demonstrationsteil, dessen Aufgabe nun vor allem darin besteht, (wo nötig) den grammatisch-syntaktischen Gebrauch des Stichwortes zu illustrieren. Der Artikel zu Versprechen im LGwbDaF besteht beispielsweise nur aus einer kurzen Bedeutungserläuterung ("Worte, mit denen j-d j-m etw. verspricht", wobei auf die Erläuterung des entsprechenden Verbs Bezug genommen wird) sowie den Kollokationsangaben (ein leeres V.; j-m ein V. geben; ein V. abgeben', sein V. erfüllen, halten, brechen) (vgl. auch unten Abschnitt 6.2).

Die erste Ebene des Präsentationsproblems betrifft also die Frage, in welchem Teil der Mikrostruktur des Wörterbuchartikels Kollokationsinformationen zu geben sind (Explikationsteil, Demonstrationsteil oder separater Status in einem "Kollokationsteil"), und ist somit eher technischer Natur. Die zweite Ebene des Präsentationsproblems ist dagegen stärker von theoretischen Überlegungen bestimmt. Dabei geht es weniger um die Frage, wie ausgewählte mögliche Kollokationen des Stichwortes präsentiert werden (ob in einen Beispielsatz inte4 5

Cowie (1978: 129) nennt die drei Funktionen "indicating the syntactic distribution of words in their various senses", "throwing light on the meaning of words", "encouraging the learner to compose sentences". Eine erste Analyse der Kollokationspraxis des LGwbDaF findet sich in Bahns (1993c).

42 griert wie im DCE2 s.v. promise: If you make a promise, you shouldn't break it oder durch Angabe der bloßen Kollokation wie im ALD4 s.v. promise: break/carry out/fulfil/give/keep/ make a promise). Auf der zweiten Ebene des Präsentationsproblems geht es vielmehr darum, den Kollokationsradius eines Stichwortes möglichst präzise und umfassend abzustecken, d. h. deutlich zu machen, welche Kollokationen möglich und korrekt sind und welche dies nicht sind. 3.1.3.2. Die zweite Ebene des Präsentationsproblems 3.1.3.2.1. Theoretische Möglichkeiten Der zweiten Ebene des Präsentationsproblems ist die detaillierte Diskussion in Cowie (1978) gewidmet. Cowie bezieht sich hier auf die Praxis der Kollokationsangaben zu den Stichwörtern im Bd. 1 des ODCIE. Zunächst wägt er drei Möglichkeiten gegeneinander ab, die der Lexikograph bei der Lösung des folgenden Problems hätte: Gegeben sei ein Verb als Wörterbuchstichwort, dessen Kollokationspotential/-radius hinsichtlich mit ihm kollokierender Substantive6 dargestellt werden soll, und zwar - unabhängig von Beispielsätzen - in einem separaten "Kollokationsteil". Bei den infragekommenden Substantiven handele es sich um "an open set of items which semantically are relatively akin" (1978: 135). Cowie sieht hier drei Möglichkeiten: Möglichkeit 1: Man gibt die semantischen Merkmale an, die die mit dem Stichwort kollokierenden Substantive gemeinsam haben (beispielsweise [HUMAN], [MALE], [ADULT], [IN AUTHORITY] für father, foreman, officer). Möglichkeit 2: Man gibt das Archilexem7 an, das das entsprechende Wortfeld abdecken würde (für die eben genannten father, foreman, officer könnte dies superior sein; aus dieser Angabe müßte der Lerner dann selbständig auf father, foreman, officer und weitere semantisch ähnliche Bezeichnungen wie boss, leader, patron schließen). Möglichkeit 3: Man gibt eine repräsentative Auswahl der infragekommenden Substantive an (ζ. Β .father, boss, officer) in der Erwartung, daß der Lerner sich auf dieser Basis weitere entsprechende Substantive erschließt. Von diesen drei Möglichkeiten erscheint Cowie eigentlich nur die dritte als gangbarer Weg für Lernerwörterbücher. Bei der ersten Möglichkeit müßte der Lerner die abstrakten semantischen Merkmale verarbeiten und ihnen Lexeme zuordnen, was generell schwierig ist. Ebenso problematisch wäre für den Lerner die zweite Möglichkeit, da er ja gerade häufig Probleme auf der unterhalb des Archilexems liegenden Ebene der Einzellexeme hat. Die dritte Möglichkeit hat den Vorteil, daß sie dem Lerner direkt verwertbares lexikalisches Material anbietet. Diese Art der Kollokationsangaben ist im ODCIE Bd. 1 in die Praxis umgesetzt. Als mögliche Substantive in Objektfunktion sind dort ζ. B. s.v. heat up die folgenden vier aufgelistet: pie, pasty; stew, goulash. Daß diese Liste erweitert werden kann, ist unschwer zu erkennen. Neben solchen Fällen, wo ein Verb mit Substantiven kollokieren kann, die "an open set of items" bilden, gibt es jedoch auch den Fall, daß die Zahl der möglichen Kollokationspartner des Stichworts relativ begrenzt ist. Dies gilt beispielsweise für das Verb break through (in der Bedeutung 'pierce, appear from behind'), für das im ODCIE Bd. 1 als mögliche Subjekte sun und moon genannt sind. Durch ein spezielles Zeichen (Dreieck mit Ausrufungszeichen) wird darauf hingewiesen, daß mit den angegebenen Substantiven die Kollokationsmöglichkeiten

6 7

Cowie spezifiziert in seinen Überlegungen nicht, ob das Substantiv als Subjekt oder Objekt fungieren soll. Cowie spricht von "one general, inclusive word" (1978: 135).

43 weitgehend erschöpft sind (zur Praxis der Kollokationsangaben im ODCIE vgl. auch unten Abschnitt 5.1.5). Inwieweit die im ODCIE Bd. 1 praktizierte Art der Kollokationsangaben (repräsentative Auswahl von kollokierenden Elementen) bzw. die von Cowie (1978) verworfenen Alternativen (semantische Merkmale oder Archilexeme) über das Spezialwörterbuch ODCIE hinaus auch auf allgemeine Lernerwörterbücher anwendbar sind, diskutiert Cowie nicht (vgl. dazu unten Abschnitt 6.2), obwohl er das Hauptproblem der Präsentation von Kollokationsinformationen in diesem Wörterbuchtyp deutlich sieht: Er spricht vom "dilemma of makers of general pedagogical dictionaries when brought up against the known collocabilities of given headwords. How completely and how explicitly should they be treated?" (1981: 223). Cowie äußert hier eine gewisse Skepsis, ob in Zukunft die Bearbeiter von allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbüchern sich die Mühe machen werden, das Problem der Kollokationen gründlicher als bisher anzugehen: "Yet it is doubtful whether, in the face of continuing user conservatism, lexicographers will undertake an ambitious treatment of collocations in general pedagogical dictionaries" (1981: 225). Er sieht mehr Möglichkeiten der Behandlung von Kollokationen in Spezialwörterbüchern wie dem ODCIE. 3.1.3.2.2. Praktische Lösungen Die Kollokationspraxis von allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbüchern des Englischen wird ausführlich in Kapitel 4 dargestellt. An dieser Stelle sei lediglich 1. belegt, daß Cowie seine 1981 geäußerte Skepsis offenbar abgelegt hat, da im von ihm verantworteten ALD4 den Kollokationsangaben deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als in früheren Ausgaben dieses Wörterbuchs; 2. in aller Kürze analysiert, wie in den aktuellen Ausgaben der drei großen Lernerwörterbücher des Englischen (ALD4, DCE2, CCELD) das Präsentationsproblem angegangen wird. (Eine detaillierte Analyse der verschiedenen Kategorien des Verzeichnetseins von Kollokationen findet sich im Abschnitt 4.3.2.2.2.). 1. Ein Vergleich von ALD3 und ALD4 läßt schon an wenigen Beispielen unschwer erkennen, daß Cowie sich bei seiner Neubearbeitung für eine systematischere Aufnahme von Kollokationen in das ALD4 entschieden hat. Man vergleiche beispielsweise die (im jeweiligen Demonstrationsteil) s.v. morale zu findenden V+N-Kollokationen oder die s.v. reputation angegebenen Adj+N- sowie V+N-Kollokationen in beiden Ausgaben des Wörterbuchs (vgl. Abb. 5). 2. Im Abschnitt 3.1.3.1 ist schon an zwei Beispielen gezeigt worden, wie in Lemerwörterbüchern des Englischen Kollokationsinformationen gegeben werden: Dies geschieht im Beispiel des Substantivs promise explizit durch die Auflistung (im Demonstrationsteil) von mit promise kollokierenden Verben (ALD4), während die Information, daß spread und rumour miteinander kolloideren, eher implizit (im Explikationsteil) gegeben wird. Für die weitere Diskussion - und insbesondere für die Prüfung der Frage, inwieweit die von Cowie genannten Möglichkeiten der Präsentation eventuell in allgemeinen Lernerwörterbüchern realisiert sind - muß allerdings unterschieden werden zwischen: (a) Kollokationsinformationen, die unter der Basis gegeben werden (ζ. B. die Nennung von Verben s.v. promise im ALD4), und (b) Kollokationsinformationen, die unter dem Kollokator gegeben werden (ζ. B. die Nennung von Substantiven als Objekte s.v. heat up im ODCIE Bd. 1).

44

ALD 3 morale

reputation

ALD 4

The army recovered its morale and fighting power

affect / raise / boost / lower / undermine sb's morale

The failing morale of the enemy helped to shorten the war

The news is good for (the team's) morale

a man of high reputation

a school with an excellent, enviable, fine, etc reputation

have a good reputation as a doctor have a reputation for courage make a reputation for oneself have the reputation of being a miser live up to one's reputation

a good/bad reputation as a doctor have a reputation for laziness/for being lazy compromise/ruin sb's reputation establish, build up, make a reputation (for oneself) live up to one's reputation

Abbildung 5: Vergleich der s.v. morale bzw. s.v. reputation im ALD3 bzw. ALD4 zu findenden Demonstrationsteile

(a) Werden Kollokationsinformationen unter der Basis gegeben, so geschieht dies in den meisten Fällen im Demonstrationsteil, und zwar in Form von Beispielsätzen und/oder Reihen von Kollokatoren. Diese Praxis läßt sich in allen drei Lernerwörterbüchern finden: • ALD4 s.v. relief: bring, seek, find, give, feel relief. • DCE2 s.v. party: We're having/giving/throwing a party on New Year's Eve. • CCELD s.v. question: Jill began to ask Fred a lot of questions about his childhood ... Λ panel of experts attempted to answer the questions on education which were put to them. (Kollokationen: ask a question, answer a question, put a question to sb). Eher selten sind (implizite) Kollokationsinformationen im Explikationsteil von Artikeln zu Basen zu finden. Beispiele dafür wären: • ALD4 s.v. verdict: "decision reached by a jury on a question of fact in a law case." (Kollokation: reach a verdict). • CCELD s.v. responsibility: "If you accept or assume responsibility for a particular event or situation, you agree that you caused it or that you were to blame for it". (Kollokationen: accept responsibility, assume responsibility). Die Angabe von semantischen Merkmalen bzw. eines Archilexems (Cowies theoretische Möglichkeiten 1 und 2, vgl. 3.1.3.2.1) findet sich in den Lernerwörterbüchern in Artikeln zu Basen nicht. Eine solche Form der Kollokationsinformation ist hier allerdings auch schwer vorstellbar: Daß ζ. B. die Verbkollokatoren zu einer Substantivbasis ein Wortfeld bilden, für das ein Archilexem angebbar wäre, ist eher unwahrscheinlich. Ebensowenig dürften sich gemeinsame semantische Merkmale für eine Gruppe von Verbkollokatoren (wie ζ. B. pay, show, command, inspire, earn, win, lose - vgl. BBI s.v. respect) finden lassen.

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(b) Ganz anders sind dagegen die Verhältnisse, wenn man die Kollokationsinformationen in Wörterbuchartikeln zu Kollokatoren* analysiert. Hier finden sich in der Tat Angaben, die als Archilexem interpretiert werden können, und zwar im Explikationsteil des Wörterbuchartikels: • ALD4 s.v. express: "show or make known (a feeling, an opinion, etc) by words, looks, actions, etc". In dieser Bedeutungserläuterung kann feeling als Archilexem (für Substantive wie joy, gratitude, discomfort, hunger, love, hate, anger, annoyance, etc.) angesehen werden. Alle Substantive des Wortfelds feeling können mit dem Verb express kollokieren. • DCE2 s.v. ward off: "to prevent (something bad, such as danger, a blow, a cold, etc.); keep away or at a distance". In dieser Bedeutungserklärung werden zwei der Cowieschen Möglichkeiten miteinander kombiniert: Außer einer kleinen, repräsentativen Auswahl von Substantiven (danger, blow, cold) findet sich - als übergreifende Angabe - something bad, das sowohl als Archilexem als auch als semantisches Merkmal interpretiert werden könnte. • CCELD s.v. nurse: "5 If you nurse an emotion, for example a hope or a wish, you feel it very strongly for a long time". Zum Archilexem emotion werden hier zwei Beispielsubstantive gegeben, die damit als zum entsprechenden Wortfeld gehörig charakterisiert werden und die - ebenso wie weitere Glieder des Wortfeldes emotion - mit nurse (in dieser spezifischen Bedeutung) kollokieren. Darüber hinaus lassen sich Hinweise auf die Kollokationsmöglichkeiten des Lemmas in Wörterbuchartikeln zu Kollokatoren ebenfalls aus dem Demonstrationsteil entnehmen. Dabei handelt es sich zumeist um die Verwendung der Kollokation in einem Beispielsatz; es findet sich aber auch die einfache Auflistung von mit dem Stichwort (Verb) kollokierenden Substantiven: • ALD4 s.v. lodge (Bedeutungsziffer 5): lodge a complaint with the police against one's neighbours ο lodge an appeal, a protest, an objection, etc. • DCE2 s.v. entertain (Bedeutungsziffer 3): I wouldn't entertain such an outrageous idea. • CCELD s.v. fulfil (Bedeutungszifferl): They failed to fulfil their promises to revive the economy ... Those who have friends in an office may have their requests fulfilled ... This limits the ability of many of the smaller organizations to fulfil their obligations ... I had fulfilled many of my youthful ambitions. (Kollokationen: fulfil a promise, a request, an obligation, an ambition).

3.2. Kollokationen im zweisprachigen Wörterbuch Eines der drei "Grundprobleme des zweisprachigen Wörterbuchs", die Hausmann (1988) diskutiert, ist die Präsentation von Kollokationsinformationen in diesem Wörterbuchtyp. Dieser Problematik hat sich die Metalexikographie erst in jüngster Zeit verstärkt zugewandt (Cop 1990, 1991; Hausmann 1988, 1991a; Ivir 1988; Kromann 1989; Benson 1990a). Die Grundfragen, die sich hier stellen, sind zwar ähnlich denen bezüglich einsprachiger Wörterbücher (Funktion der Kollokation? Ort des Eintrags? Art der Darstellung?), die Antworten auf diese Fragen fallen jedoch teilweise etwas komplexer aus. Dies liegt vor allem daran, daß wir es bei zweisprachigen Wörterbüchern im Grunde genommen mit zwei unterschiedlichen Wörterbuchtypen zu tun haben und daß - damit verbunden - verschiedene Funktionen einhergehen.

8

Die in 3.1.3.2.1 dargestellten Überlegungen von Cowie (1978) hatten ja auch als Ausgangspunkt ein Verb (Kollokator), zu dem Informationen über mit ihm kollokierende Substantive zu geben seien.

46 Zunächst ist grundsätzlich festzustellen, daß ein normales zweisprachiges Wörterbuch (wie etwa Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch), das in einem Band zwei Teile (Englisch Deutsch, Deutsch - Englisch) vereinigt, sowohl von Lernern des Englischen mit Deutsch als Muttersprache wie auch von Lernern des Deutschen mit Englisch als Muttersprache benutzt werden kann. In unseren weiteren Überlegungen gehen wir von dem deutschen Benutzer aus, der das Englische als Zweit- oder Fremdsprache erlernt. In welcher Weise und zu welchem Zweck kann dieser Benutzer die beiden Teile des Wörterbuches nutzen? Hier lassen sich vier Funktionen unterscheiden, die Hausmann (1988: 138) wie in Abb. 6 graphisch darstellt.

Abbildung 6: Funktionen des zweisprachigen Wörterbuchs (Hausmann 1988: 138)

Das zweisprachige Wörterbuch (genauer: der Teil Englisch - Deutsch) wird "passiv" genutzt, wenn der Ausgangspunkt ein englischer Text ist. Mit "Her-Verstehen" ist hier gemeint, daß der Benutzer den vorliegenden englischen Text lediglich verstehen will (also gelegentlich bei der Lektüre das eine oder andere unbekannte Wort nachschlägt), aber keinen zusammenhängenden Text in der Muttersprache (Deutsch) produzieren will. Dies wäre die andere unter "passiv" genannte Funktion, nämlich das "Her-Übersetzen". Hier will der Benutzer einen englischen Ausgangstext vollständig in einen äquivalenten deutschen Text übersetzen. Das zweisprachige Wörterbuch (genauer: der Teil Deutsch - Englisch) wird "aktiv" genutzt, wenn der Lerner Texte in der Fremdsprache (Englisch) produzieren will. Dabei kann es sich um den Vorgang des "Hin-Übersetzens" handeln, d. h. daß ein vorliegender deutscher Text vollständig ins Englische übersetzt werden soll. Mit "Hin-Produzieren" ist der Fall gemeint, daß der Lerner einen englischen Text selbständig produziert (ohne deutschen Text als Ausgangsbasis) und dabei eben gelegentlich zum Wörterbuch greift. Generell herrscht in der Literatur Übereinstimmung dahingehend, daß die Berücksichtigung von Kollokationen in zweisprachigen Wörterbüchern außerordentlich wichtig ist (Benson 1990a: 29); Cop (1991: 2776) weist allerdings einschränkend darauf hin, daß "general bilingual dictionaries have a much larger job than just presenting collocations". Benson (1990a) sieht in dieser Hinsicht bereits eine Entwicklung zum Positiven: Ein Hauptnachteil einiger früherer zweisprachiger Wörterbücher sei es gewesen, daß die verschiedenen Übersetzungsäquivalente eines Stichwortes lediglich aufgezählt wurden, ohne daß dem Lerner Hilfen für die korrekte Wahl zwischen den angebotenen Möglichkeiten gegeben wurden. Hier habe sich inzwischen einiges getan: "The best bilingual dictionaries of the 1980s provide a large number of collocations and illustrative phrases" (1990a: 29). Dennoch ist die Kollokati-

47 onspraxis zweisprachiger Wörterbücher immer noch verbesserungsbedürftig (Hausmann 1991a: 234). Verbesserungen wären beispielsweise notwendig hinsichtlich des Eintragungsortes. In mehreren Beiträgen wird die Frage diskutiert, wo Kollokationen in zweisprachigen Wörterbüchern einzutragen seien - ob unter der Basis oder unter dem Kollokator. Nach Hausmann (1988: 149; 1991a: 231) sei es aus der Sicht eines deutschen Wörterbuchbenutzers, der die deutsche Kollokation Termin einhalten ins Englische übersetzen will (aktives HinÜbersetzen), grundsätzlich gleichgültig, ob er die Lösung s.v. Termin oder s.v. einhalten geboten bekomme. Ist Termin einhalten nur s.v. Termin oder nur s.v. einhalten übersetzt, können u. U. zwei Nachschlagevorgänge erforderlich sein - aus der Benutzerperspektive wäre daher verständlicherweise ein Doppeleintrag wünschenswert. Ebenso ist es aus der Sicht des deutschen Wörterbuchbenutzers, der die deutsche Bedeutung der englischen Kollokation keep a diary ermitteln will (passives Her-Verstehen oder Her-Übersetzen), gleichgültig, ob er die deutsche Entsprechung Tagebuch führen s.v. keep oder s.v. diary findet; auch hier wäre naturgemäß ein Doppeleintrag wünschenswert, um vergebliches Nachschlagen zu vermeiden. Auch wenn eine Eintragung von Kollokationen an allen vier Stellen aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit wünschenswert wäre, da so vergebliche Nachschlagevorgänge verhindert werden könnten, ist es nach Hausmann (1988: 150) unrealistisch, eine solche Forderung pauschal zu stellen, da dies aus Platzgründen von kaum einem zweisprachigen Wörterbuch geleistet werden kann. Aus diesem Grund macht Hausmann einen Vorschlag zur Rationalisierung der Aufnahme von Kollokationen in zweisprachigen Wörterbüchern (1988: 150): 1. Im passiven Wörterbuch (Teil Englisch - Deutsch für den deutschen Benutzer) wird die Kollokation nur unter dem Kollokator eingetragen; Hausmann geht davon aus, daß es in den meisten Fällen am Kollokator liegt, wenn eine Kollokation Verständnisschwierigkeiten bereitet. 2. Bezüglich des aktiven Wörterbuchteils (Teil Deutsch - Englisch für den deutschen Benutzer) gibt es gute Gründe für einen Eintrag der Kollokation sowohl unter der Basis wie unter dem Kollokator. Für die Aufnahme unter der Basis spricht beim Hin-Übersetzen die Annahme, daß dieser Vorgang generell zu häufiger Wörterbuchbenutzung Anlaß gibt; daher ist es sehr hilfreich, wenn der Benutzer schon unter der Basis wichtige Kollokatoren findet. Geht es um den Vorgang des Hin-Produzierens, so ist die Aufnahme von Kollokatoren unter der Basis sogar noch sinnvoller und hilfreicher, da es sein kann, daß dem Textproduzenten der treffende Kollokator (in der Muttersprache) noch gar nicht gegenwärtig war und er ihn hier dann finden kann. Eine Eintragung unter dem Kollokator hält Hausmann generell für unverzichtbar, da es sich beim Kollokator zumeist um den für den Benutzer (als Fremdsprachenlerner) schwierigeren Kollokationsbestandteil handelt. Um aber (im aktiven Wörterbuch) den "platzfressenden Doppeleintrag" (1988: 151) zu vermeiden, empfiehlt Hausmann ein Verweissystem: • Danach würde der deutsche Benutzer, der etwa die Kollokation Tagebuch führen ins Englische übersetzen will, unter Tagebuch einen Verweis auf führen finden und dann im Artikel führen auf die Übersetzung Tagebuch führen = keep a diary stoßen; oder er würde im Artikel führen einen Verweis auf Tagebuch finden und dort dann auf die entsprechende Übersetzung stoßen. Hausmann gibt keine Empfehlung, ob von der Basis zum Kollokator oder umgekehrt verwiesen werden sollte; er fordert lediglich eine einheitliche Vorgehensweise in dieser Frage. • Eine noch weitergehende Rationalisierung hält Hausmann für möglich in Fällen, wo der aktive und der passive Wörterbuchteil in einem Band vereinigt sind. Hier würde der deutsche Benutzer, der Tagebuch führen übersetzen will, sowohl s.v. Tagebuch wie s.v. führen

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einen Verweis auf das Basiswort der entsprechenden englischen Kollokation (also auf diary) finden, und s.v. diary wäre dann die Übersetzung keep a diary = Tagebuch führen angegeben. Der von Hausmann gemachte Vorschlag wird ausdrücklich zurückgewiesen von Cop (1991: 2777). Sie befürchtet, daß eine ausgedehnte Verweispraxis zu Lasten der Übersichtlichkeit sowohl von Kollokator- wie von Basisartikeln gehen würde. Da die Angabe von Kollokationen sowohl unter der Basis wie unter dem Kollokator und sowohl im aktiven wie im passiven Wörterbuch wichtige Funktionen zu erfüllen hat, plädiert sie für die Aufnahme an allen vier Stellen.

4. Die Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher

4.0. Vorbemerkung In diesem Kapitel werden die Ergebnisse einer Studie zur Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher vorgestellt. Die Frage nach der Kollokationspraxis ist die Frage nach Ort, Art und Umfang der Aufnahme von Informationen zu lexikalischen Kollokationen in die entsprechenden Wörterbuchartikel. Kapitel 4 besteht aus zwei Hauptteilen: (a) In Abschnitt 4.2 werden die in die Studie einbezogenen Wörterbücher vorgestellt. Dabei handelt es sich um das Oxford Advanced Learner's Dictionary of Current English mit seinen bisher vier Ausgaben (ALDI - ALD4), um das Longman Dictionary of Contemporary English (zwei Ausgaben - DCE1 und DCE2) sowie um das Collins COBUILD English Language Dictionary (CCELD). Diese drei Wörterbücher (in ihren insgesamt sieben Ausgaben) werden in den Abschnitten 4.2.1 - 4.2.3 hinsichtlich ihrer wesentlichen Merkmale kurz charakterisiert. In Abschnitt 4.2.4 werden einige vergleichende Gesamtbewertungen der fraglichen Wörterbücher referiert. Abschnitt 4.2.5 ist schließlich einer detaillierten Darstellung des 'Kollokationsbewußtseins' der sieben Wörterbücher gewidmet; hier wird untersucht, inwieweit in den Benutzungshinweisen der Wörterbücher auf die Problematik lexikalischer Kollokationen eingegangen wird. (b) Abschnitt 4.3 ist der Analyse der Kollokationspraxis der genannten Lernerwörterbücher gewidmet. Hier wird zunächst in Abschnitt 4.3.1 ein Überblick über den Forschungsstand gegeben. In Abschnitt 4.3.2 wird dargelegt, nach welcher Methode die vorliegende Studie durchgeführt worden ist. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 4.3.3 vorgestellt; die hier präsentierten Zahlen bilden die Basis für die vergleichende Diskussion der Kollokationspraxis der sieben Wörterbücher in synchroner wie in diachroner Perspektive.

4.1. Begründung der Studie Die vorliegende Studie zur Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher versteht sich als Beitrag zur Metalexikographie und ist dort dem Bereich der Wörterbuchkritik zuzurechnen. Wie in Kapitel 3 deutlich geworden ist, hat sich die Metalexikographie in den letzten Jahren verstärkt mit den Problemen befaßt, die sich der praktischen Lexikographie bei der Aufnahme von Kollokationsinformationen in Wörterbücher stellen. In den entsprechenden Beiträgen wird die Kollokationspraxis einzelner Wörterbücher zu Beleg- und Illustrationszwecken herangezogen. Den von der Metalexikographie in diesem Zusammenhang gemachten Beobachtungen und Aussagen liegen jedoch keine durch systematische Analyse ermittelten Zahlen zugrunde. Die Analyse der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher, über die hier berichtet werden soll, stellt den ersten Versuch dar, Aussagen zur Kollokationspraxis eines bestimmten Wörterbuchtyps auf eine solide empirische Basis zurückzuführen. Für die vorliegende Studie ist der Typus des allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbuchs gewählt worden, weil es für L2-Lemer weitaus wichtiger als für native speakers ist, in 'ihrem' Wörterbuch Kollokationsinformationen geliefert zu bekommen (vgl. oben Abschnitt 3.1.1). Die Wahl der Vertreter der Gattung allgemeines einsprachiges Lernerwörterbuch (des Englischen), nämlich ALD, DCE und CCELD, ergibt sich aus folgenden Überlegungen:

50 • Bei den gewählten Wörterbüchern handelt es sich um Nachschlagewerke für den advanced learner. Probleme im Bereich der lexikalischen Kollokationen zeigen sich mit aller Schärfe erst in dem Stadium des Spracherwerbs, in dem sich advanced learners befinden (vgl. Marton 1977); daher sind Kollokationsinformationen insbesondere in für diesen Benutzerkreis konzipierten Nachschlagewerken von Belang. • Bei den analysierten Wörterbüchern handelt es sich um die drei wichtigsten Vertreter dieser Gattung. Ihnen ist von der Metalexikographie insgesamt sowie speziell von der Wörterbuchkritik die größte Aufmerksamkeit zuteil geworden (vgl. unten Abschnitt 4.2.4); außerdem handelt es sich bei ihnen um die drei Wörterbücher, über deren Kollokationspraxis bereits einige Aussagen vorliegen (vgl. unten Abschnitt 4.3.1). In Bahns (1994) ist die Kollokationspraxis der drei aktuellen Ausgaben der einbezogenen Wörterbücher (ALD4, DCE2, CCELD) vergleichend analysiert worden. In der vorliegenden Studie wird diese synchrone Perspektive durch die diachrone Perspektive ergänzt, indem zusätzlich frühere Ausgaben des ALD (ALDI, ALD2, ALD3) und des DCE (DCE1) einbezogen werden. Damit wird es möglich, zu Aussagen darüber zu kommen, ob - und wenn ja, in welcher Weise und in welchem Ausmaß - sich die Kollokationspraxis in den genannten Wörterbüchern verbessert hat.

4.2. Die analysierten Wörterbücher Im Kapitel 2 wird im Rahmen der dort gegebenen Wörterbuchtypologie auch der Typus des allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbuchs beschrieben. Außerdem sind seine charakteristischen Merkmale im Unterschied zum allgemeinen einsprachigen LI-Wörterbuch dargestellt worden (vgl. Abschnitt 2.2). Hier sollen nun die drei sogenannten 'großen' Lernerwörterbücher des Englischen (ALD, DCE, CCELD) vorgestellt werden. Alle drei weisen in ihren verschiedenen Ausgaben bestimmte Charakteristika auf, die zunächst gesondert beschrieben werden (4.2.1 bis 4.2.3). In Abschnitt 4.2.4 werden dann einige vergleichende Gesamtbewertungen dieser Wörterbücher referiert. Abschnitt 4.2.5 schließlich stellt dar, in welcher Weise die Wörterbücher sich der Kollokationsproblematik bewußt sind; d. h. es wird gefragt, ob und wie in den Benutzungshinweisen und -anleitungen auf die Verfahrensweise bei Wortkombinationen eingegangen wird. Verglichen mit anderen Wörterbuchtypen handelt es sich beim allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbuch um einen relativ jungen Wörterbuchtyp. Vertreter dieser Kategorie gibt es vor allen Dingen für diejenigen Sprachen, die weltweit als die wichtigsten Zweit- und Fremdsprachen zu betrachten sind, nämlich Englisch und Französisch. Ein Lernerwörterbuch für Deutsch als Fremdsprache ist erst 1993 erstmals vorgelegt worden (LGwbDaF). Verstärkte Aufmerksamkeit durch die metalexikographische Forschung hat das allgemeine einsprachige Lernerwörterbuch erst in letzter Zeit erfahren (Herbst 1990b; Hausmann 1990). Eine Zusammenschau der Rezensionen englischer und französischer Lernerwörterbücher gibt Jehle (1990a). Analysen wichtiger Lernerwörterbücher aus der Sicht der Wörterbuchbenutzer finden sich in Battenburg (1991), Diab (1990) und Müllich (1990). Die bisher umfassendste Darstellung theoretischer und praktischer Aspekte der Lernerwörterbuch-Lexikographie ist Zöfgen (1994).

51 4.2.1. Oxford Advanced learner's Dictionary of Current English (ALD) Die 1948 erstmals in Großbritannien erschienene erste Auflage dieses Wörterbuchs (ALDI), das zunächst den Titel A Learner's Dictionary of Current Englisht1 trug, war der photomechanische Nachdruck eines 1942 in Japan erschienenen Wörterbuchs mit dem Titel Idiomatic and Syntactic English Dictionary. Weitere Auflagen bzw. Ausgaben dieses Wörterbuchs erschienen 1963 (ALD2), 1974 (ALD3) und 1989 (ALD4). 1992 erschien - auf der Basis des ALD4 - eine Encyclopedic Edition des ALD (ALD EE). 2 Als eine Art Vorläufer des ALD kann das New Method English Dictionary (NMED) ( Ί 9 3 5 , 4 1961) angesehen werden, da es - wie spätere Lernerwörterbücher - ebenfalls ausdrücklich für Lerner des Englischen als Benutzer konzipiert war (Jehle 1990a: 2). Charakteristisch für das NMED waren seine leicht zu verstehenden Wortdefinitionen, die auf einem begrenzten Vokabular von 1490 Wörtern basierten. Trotzdem wurde es nicht zum allgemein gebräuchlichen Lernerwörterbuch des Englischen, da es - außer dem Vorteil der leichten Verständlichkeit der Bedeutungsangaben - einige Nachteile aufwies (Jehle 1990a: 2): • keine Berücksichtigung der Grammatik; • unkonventionelle, benutzerunfreundliche Ausspracheangaben (Ziffern als Vokalsymbole); • Umfangsbeschränkung (laut Preface werden 18 000 Wörter sowie 6 000 Idiome in ihren Bedeutungen erläutert). Die erste Ausgabe des ALD kann zweifellos als "Pionierwerk" (Hoffmann 1988: 1) auf dem Gebiet der Lernerlexikographie betrachtet werden. Nach Standop (1985: 23) zeichnet sich dieses Lernerwörterbuch insbesondere durch die folgenden drei Charakteristika aus: 1. Es wird kein Versuch gemacht, wissenschaftlich exakte Definitionen der Stichwörter zu geben; stattdessen finden sich einfache, aber verständliche Umschreibungen der Wortbedeutungen. 2. Jeder einzelne Wortsinn und jede spezielle Verwendungsweise des Stichwortes werden durch Beispiele illustriert;3 hierin liegt der Hauptunterschied zu allgemeinen einsprachigen LI-Wörterbüchern (vgl. oben Abschnitt 2.2). 3. Der Fremdsprachenlerner erhält Hilfestellung bei der selbständigen Satzkonstruktion, indem für die Verben Verb Patterns angeführt werden, die in der Einleitung detailliert aufgeschlüsselt sind. Diese wesentlichen Charakteristika des ALDI finden sich in kaum veränderter Form ebenfalls im ALD2 und ALD3. Daß von Ausgabe zu Ausgabe der Wortschatz durch die Aufnahme von Neologismen aktualisiert worden ist, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Hingewiesen sei jedoch auf zwei das ALD3 betreffende Neuerungen, die allerdings nach wenigen Jahren wieder rückgängig gemacht wurden.

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Aus einer Publisher's Note vom Dezember 1952 geht hervor, daß der allgemeine Titel A Learner's Dictionary of Current English zu The Advanced Learner's Dictionary of Current English (ALDI) präzisiert wurde, da zwischenzeitlich zwei weitere Lernerwörterbücher des Englischen erschienen waren. ALD EE kann als Erweiterung des ALD4 angesehen werden. Es enthält zusätzliche Einträge aus den Bereichen Wissenschaft und Technik sowie vor allem enzyklopädische Stichwörter (insbesondere aus den Bereichen Literatur und Geographie sowie biographische Angaben). Zusätzlich finden sich ausführliche landeskundliche Informationen in Form von (meist halbseitigen) Artikeln (ζ. B. über accomodation, clubs, ethnic minorities, greeting cards, etc.) sowie mini-notes, in denen kurze Zusatzinformationen zu einzelnen Stichwörtern gegeben werden. Vgl. aber unten Abschnitt 4.3.3.2.2.1, wo einige Beispiele für Stichwortartikel im ALDI gegeben werden, die keinen Demonstrationsteil enthalten.

52 1. Mit dem ersten Druck des ALD3 wurde für die Ausspracheangaben das Transkriptionssystem von Windsor Lewis (1972) eingeführt; nach verschiedenen kritischen Besprechungen wurde ab dem 11. Druck (1980) des ALD3 dann jedoch wieder auf das Transkriptionssystem von A.C. Gimson 4 zurückgegriffen (Jehle 1990a: 4). 2. Eine weitere Neuerung, die sich im ALD3 findet, ist die Aufnahme von Fotos - neben Zeichnungen - als illustrierende Abbildungen. Im ALD4 werden wieder ausschließlich Zeichnungen als Illustrationen eingesetzt. Wesentliche Neuerungen finden sich dann jedoch wieder im 1989 erschienenen ALD4. Da die letzte Neuausgabe des ALD bereits über ein Jahrzehnt zurücklag und inzwischen die Konkurrenzunternehmen DCE und CCELD erschienen (DCE1) bzw. geplant waren (DCE2, CCELD), sah man sich ab Mitte der 80er Jahre bei Oxford University Press gezwungen, eine gründliche Neubearbeitung des Standardwerks in Angriff zu nehmen. Die Neuerungen betreffen vor allem die folgenden Punkte: • vollständig überarbeitetes Verb-Pattern-System; • reformierte Mikrostruktur; • reformierte Makrostruktur; • neu aufgenommene Notes on Usage. Verb-Pattern-System\ Während die Verb-Pattera-Kennzeichnung bis einschließlich ALD3 lediglich aus einer Ziffer (VP1 - VP25) mit gelegentlichen Unterdifferenzierungen durch Großbuchstaben (z. B. VP4A - VP4F) bestand und damit keinerlei mnemotechnische Hilfestellung darstellte, sondern nur durch den VerWarfera-Schlüssel identifiziert werden konnte, wird im ALD4 der Versuch gemacht, die Verb-Patterns so zu bezeichnen, daß aus der Bezeichnung selbst die Struktur ableitbar ist. Eine der Paife/n-Bezeichnungen für convince im ALD4 lautet beispielsweise "Tn-pr". Dieses Kürzel bezeichnet die Struktur "Transitive verb + noun + prepositional phrase" (The accused convinced the court of his innocence). Im ALD3 wird die entsprechende Struktur mit "VP 14" gekennzeichnet. Mikrostruktur: Die Neuordnung der Mikrostruktur im ALD4 betrifft in der Hauptsache die Anordnung von idiomatischen Ausdrücken innerhalb des Artikels. So sind im ALD3 idiomatische Ausdrücke den jeweils unterschiedlichen Bedeutungen eines Lemmas zugeordnet und damit an verschiedenen Stellen innerhalb des Stichwortartikels zu finden. Für das Substantiv air unterscheidet das ALD3 beispielsweise sechs Bedeutungen; der ersten Bedeutung sind die idiomatischen Wendungen in the air und clear the air zugeordnet, der zweiten Bedeutung die Wendung by air, der dritten Bedeutung die Ausdrücke on the air, off the air, come/go on the air, come/go off the air, und der sechsten Bedeutung sind schließlich die Wendungen give oneself/put on airs und airs and graces zugeordnet. Im ALD4 dagegen sind sämtliche idiomatischen Ausdrücke, in denen das fragliche Stichwort erscheint, am Ende des Artikels zusammengefaßt und durch die Abkürzung "(idm)" eingeleitet und gekennzeichnet. Dieser Teil des Eintrags zu air beginnt im ALD4 mit den Wendungen airs and graces, a breath of fresh air, castles in the air, etc. Die Reihenfolge ist alphabetisch; als letzte finden sich in diesem Artikel tread on air, vanish etc into thin air, with one's nose in the air. Makrostruktur: Eine weitere wesentliche Neuerung im ALD4 betrifft die Art und Weise der Aufnahme von Komposita und Ableitungen. Um die Beziehungen zwischen Basiswort und Komposita bzw. Ableitungen deutlich zu machen, durchbricht das ALD4 die strikte alphabetische Anordnung: So findet sich beispielsweise im ALD4 investment (als Teil des Eintrages zu invest) vor investigate, während eine strikte alphabetische Anordnung die fraglichen 4

Eine ausführliche Darstellung der mit beiden Systemen verbundenen Probleme gibt Standop (1981: 2 4 7 250).

53 Wörter in der Reihenfolge invest, investigate, investiture, investment (vgl. DCE2) präsentieren würde. Die noch im ALD3 geübte Verweispraxis (Eintrag investment zwischen investiture und inveterate mit Verweis auf invest) findet sich sich im ALD4 nicht mehr. Notes on Usage: Das ALD4 enthält erstmals5 sog. Notes on Usage, in denen die Benutzer auf bestimmte Eigenheiten im Gebrauch des Stichwortes aufmerksam gemacht werden. Diese Praxis ist zweifellos als vom DCE übernommen zu betrachten. Bei den Informationen, die in den Notes on Usage gegeben werden, handelt es sich u. a. • um landeskundliche Sachinformationen (ζ. B. s.v. hunt)·, • um die Differenzierung formal leicht verwechselbarer Wörter (ζ. B. affect vs. effect s.v. affect); • um die Erläuterung der Unterschiede von Quasi-Synonmen (s.v. talk η. werden die Unterschiede zwischen talk, discussion, conversation, chat, gossip erläutert); • um pragmalinguistische Informationen (s.v. excuse wird ζ. Β. erläutert, in welchen Situationen excuse me, sorry, pardon me, pardon?, etc. verwendet werden); • um grammatische Informationen (s.v. school wird der Gebrauch des bestimmten Artikels bei Wörtern wie school, hospital, etc. erläutert). 4.2.2. Longman Dictionary of Contemporary English (DCE) Ernsthafte Konkurrenz erwuchs dem ALD erstmals 1978, als der Longman-Verlag ein allgemeines einsprachiges Lernerwörterbuch vergleichbarer Größe auf den Markt brachte (DCE1). Das DCE wies einige wichtige lexikographische Neuerungen auf (vgl. unten), die von den Rezensenten überwiegend positiv aufgenommen wurden (ζ. B. Carstensen 1980). Eine vollständige Neubearbeitung des DCE erschien 1987 (DCE2); sie enthält weitere Verbesserungen bzw. Neuerungen, die das DCE2 zu einem Lernerwörterbuch machen, das in mehreren Rezensionen (ζ. B. Carstensen 1988; Hoffmann 1988) als dem ALD3 überlegen beurteilt wird (vgl. auch unten Abschnitt 4.2.4). Die wichtigsten Charakteristika des DCE zeigen sich in folgenden Punkten: • begrenzter Definitionswortschatz; • Art des grammatischen Kodierungssystems; • Usage Notes und Language Notes', • Beispielsätze und Abbildungen. Begrenzter Definitionswortschatz'· Eines der Hauptprobleme für allgemeine einsprachige Lernerwörterbücher liegt darin, daß Bedeutungserklärungen für Stichwörter unter Umständen Wörter enthalten, die dem Lerner, der das Stichwort erklärt haben möchte, ebenfalls unbekannt sind, wodurch das Verständnis der Erklärung naturgemäß erschwert wird. Dieser Gefahr kann dadurch vorgebeugt werden, daß man versucht, in einem einsprachigen Wörterbuch für den fortgeschrittenen Lerner nur solche Wörter in den Definitionen zu verwenden, von denen man annehmen kann, daß sie dem Lemer bereits bekannt sind. Zu diesem Zweck versucht man, den in den Definitionen verwendeten Wortschatz zu begrenzen und zu kontrollieren. Diese Absicht verfolgt das DCE1 mit seinem rund 2 000 Wörter umfassenden "Longman De-

"Erstmals" bezieht sich auf die Form, in der solche Zusatzinformationen gegeben werden (deutlich abgesetzt vom Stichwortartikel und eingeleitet durch NOTE ON USAGE); auch im ALD3 gibt es Gebrauchshinweise, die über "normale" Wörterbuchinformationen hinausgehen (ζ. B. s.v. people, wo darauf hingewiesen wird, daß um auf Einzelpersonen zu referieren - nicht person, sondern besser man, woman, boy oder girl zu verwenden sei).

54 fining Vocabulary"6, das im Anhang des Wörterbuchs abgedruckt ist. Der Gefahr, durch einen solchen beschränkten Definitionswortschatz sachlich unzutreffende oder - durch notwendige Umschreibungen - zu lange Definitionen zu geben, begegnet das DCE, indem das Prinzip des Definitionswortschatzes flexibel gehandhabt wird: In Fällen, wo dies unvermeidbar scheint, fließen in die Definitionen auch Wörter ein, die nicht Bestandteil des Definitionswortschatzes sind; solche Wörter werden durch Kapitälchen kenntlich gemacht. Für das DCE2 ist die Praxis, mit einem begrenzten Definitionswortschatz zu arbeiten, übernommen worden; insgesamt ist diese Praxis von der Wörterbuchkritik überaus positiv beurteilt worden (vgl. Herbst 1990b: 1381). Grammatisches Kodierungssystem: Die Grundidee, die Konstruktionsmöglichkeiten eines Verbs durch bestimmte grammatische Kodes anzugeben, darf als vom ALD übernommen angesehen werden. Im Unterschied zu den im ALD3 verwendeten Verb-Pattern-Codes (vgl. oben) wird bereits im DCE1 versucht, den verwendeten Kodes einen gewissen mnemotechnischen Wert zu geben. Die Kodes bestehen aus einer Buchstaben/Zahlen-Kombination, wovon zumindest der Buchstabe als ein Art Abkürzung (ζ. Β. "T" für transitives Verb) betrachtet werden kann. Darüber hinaus werden im DCE nicht nur Verben in ihren Konstruktionsmöglichkeiten durch Kodes gekennzeichnet, sondern auch Substantive, Adjektive und Adverbien (Jehle 1990a: 4). Einen neuen Weg hinsichtlich der Durchschaubarkeit der verwendeten Kodierung beschreitet das DCE2, indem es nicht eigentlich grammatische Kodes, sondern explizite und transparente Abkürzungen verwendet, um einzelne Konstruktionsmöglichkeiten anzudeuten. Diese grammatischen Konstruktionshilfen stehen direkt vor den Beispielsätzen, die die fragliche Konstruktion illustrieren sollen. So findet sich beispielsweise s.v. pity (Bedeutung 2) die Konstruktionsangabe [(f/ιαί)]; dies bedeutet, daß auf das Substantiv pity ein f/iaf-Satz folgen kann, bei dem das that selbst fakultativ ist (It's a pity (that) you can't come to the party). Durch diese Art der Angabe grammatischer Informationen wird für den Benutzer eine größere Transparenz erreicht (Herbst 1990b: 1383). Usage Notes: Die Aufnahme von Usage Notes zu ausgewählten Stichwörtern ist eine weitere lexikographische Neuerung des DCE1. In ihnen werden Informationen gegeben, die insbesondere für den Fremdsprachenlerner relevant sind. Dabei handelt es sich um folgende vier Arten von Informationen (DCE2: F49): • Es werden Unterschiede zwischen bedeutungsverwandten (quasi-synonymen) Wörtern erläutert (vgl. beispielsweise die Erläuterung von help, assist, aid s.v. help1). • Es werden spezielle Probleme grammatischer bzw. stilistischer Art erläutert (vgl. beispielsweise die Erklärung zur Verwendung von me, her, him, us, them bzw. I, she, he, we, they nach as, than, be s.v. me). • Es wird auf wichtige Unterschiede zwischen britischem und amerikanischem Englisch hingewiesen (vgl. beispielsweise die Erläuterung zum Gebrauch von holiday(s) gegenüber vacation im britischen und amerikanischen Englisch s.v. holiday). • Es finden sich Erläuterungen zu bestimmten pragmalinguistischen Fragen (vgl. beispielsweise die Informationen über den Gebrauch von gentleman, lady, man und woman s.v. gentleman). Die Anzahl der Usage Notes ist im DCE2 gegenüber dem DCE1 noch erhöht worden, da von der Kritik diese Art der Zusatzinformationen für den Lerner als durchaus hilfreich und nützlich bewertet worden ist. Darüber hinaus enthält das DCE2 erstmals sog. Language Notes, in denen ausgewählte grammatische, stilistische und pragmatische Problembereiche im Zusam6

Diese Bezeichnung trägt die Wortliste im DCE2; im DCE1 ist sie überschrieben mit "List of words used in the dictionary".

55 menhang und im Detail dargestellt werden. Diese ein- bis zweiseitigen Language Notes behandeln Themen wie Adressing people, Articles, Prepositions, Collocations, Tentativeness. Beispielsätze und Abbildungen: Art und Menge der den Wortgebrauch und die Bedeutung illustrierenden Satzbeispiele sind eines der Charakteristika, für die das DCE1 von der Kritik gelobt worden ist (ζ. B. Carstensen 1980: 105). Im DCE2 ist in diesem Punkt eine weitere Verbesserung versucht worden, indem die Zahl der Beispiele erhöht wurde (Hausmann/Gorbahn 1989: 55). Außerdem wurde im DCE2 die Anzahl der illustrierenden Abbildungen erhöht. Eine exemplarische Auszählung von Hausmann/Gorbahn (1989: 54) ergibt für das DCE1 innerhalb des Buchstaben D eine Anzahl von lediglich vier illustrierenden Abbildungen, während sich im DCE2 im gleichen Abschnitt insgesamt 31 Abbildungen finden. Ein weiteres Charakteristikum des DCE2 in diesem Zusammenhang ist der Versuch, die Bedeutung von Verben durch Abbildungen zu illustrieren (ζ. B. decorate, defuse, dissolve, dive). 4.2.3. Collins COBUILD English Language Dictionary (CCELD) Das CCELD, das 1987 (erstmals) erschien, weist im Vergleich zum ALD und DCE eine noch größere Zahl von lexikographischen Neuerungen auf als dies beim DCE1 (im Vergleich zum ALD3) seinerzeit der Fall war. Wesentliche lexikographische Neuerungen finden sich in folgenden Bereichen: • Mikrostruktur; • Art der Bedeutungsangaben; • Illustrationsbeispiele; • grammatische Angaben; • Ausspracheangaben bzw. Transkriptionssystem. Diese fünf Punkte werden im folgenden erläutert; darüber hinaus unterscheidet sich das CCELD vom DCE und ALD darin, daß es auf illustrierende Abbildungen völlig verzichtet. Mikrostruktur: Während es weitverbreitete lexikographische Praxis ist, Lexeme, die unterschiedlichen Wortklassen angehören können, in verschiedenen Einträgen zu separieren (ζ. B. coordinate1 (Verb), coordinate2 (Substantiv), coordinate3 (Adjektiv); vgl. DCE2), werden im CCELD alle grammatischen Funktionen eines Lexems in einem Artikel behandelt. Darüber hinaus wird ebenfalls nicht - wie sonst weitgehend üblich - im Falle von Homographie/Homonymie mit mehreren Einträgen gearbeitet (ζ. B. ear1 (= Ohr) vs. ear2 (= Ähre) im ALD3); stattdessen werden diese Fälle ebenfalls alle unter ein und demselben Lemma abgehandelt. Als Konsequenz aus dieser Verfahrensweise ergibt sich, daß die Stichwortartikel im CCELD in vielen Fällen ungewöhnlich lang sind. Zur besseren Überschaubarkeit der Artikel und damit zur leichteren Auffindbarkeit der gesuchten Information sind die Artikel im CCELD intern derart strukturiert, daß für jede unterschiedene Subbedeutung des Lemmas ein neuer Unterabschnitt (Unterabschnitte sind fortlaufend numeriert) beginnt. Diese Anordnung der fortlaufend numerierten Teilbedeutungen des Stichwortes ist als chaotisch und unlogisch kritisiert worden (Standop 1988: 385/386); außerdem wird die Gefahr gesehen, daß der Fremdsprachenlerner die gesuchte Information nur mit Schwierigkeiten orten kann (Hausmann/Gorbahn 1989: 55). Bedeutungsangaben: Als lexikographisch besonders revolutionär (Herbst 1990b: 1382) ist die vom CCELD geübte Praxis empfunden worden, in den Bedeutungserläuterungen durchgängig vollständige Sätze zu verwenden (vgl. s.v. abrogate: "If someone abrogates something such as a law, agreement, or practice, they put an end to it, usually in a formal way" (CCELD) vj. "to put an end to the force of' (DCE2)). Inwiefern derartige Bedeutungserläuterungen das Verständnis des erläuterten Wortes tatsächlich - wie erhofft - erleichtern, wäre

56 empirisch zu prüfen; in der Kritik ist allerdings die Befürchtung geäußert worden, daß diese Art der Bedeutungserläuterung für den Fremdsprachenlemer eher Verständnisprobleme bereiten könnte, da viele der Erklärungen strukturell ziemlich komplex sind (vgl. ζ. B. s.v. form 10 "The things, people, features etc that form a particular thing are the things or people that this thing consists of'). Hausmann/Gorbahn (1989: 48) bewerten dieses Charakteristikum des CCELD deutlich negativ, wenn sie von "ponderous, long-winded, torturous and clumsy verbosity" sprechen. Illustrationsbeispiele: Ein weiteres Charakteristikum des CCELD ist die Verwendung von Korpusbelegen als Illustrationsbeispiele. Die Tauglichkeit dieser Praxis für Lernerwörterbücher wird in der Literatur skeptisch beurteilt. So weist Herbst (1990b: 1382) darauf hin, daß Korpusbelege einen Wortschatz enthalten können, der für Lerner schwerer verständlich ist als das Wort, das nachgeschlagen wird. Auf weitere Schwächen von Korpusbelegen im Demonstrationsteil machen Hausmann/Gorbahn (1989: 46) aufmerksam: Da Korpusbelege ohne den Kontext, in dem sie normalerweise stehen, zitiert werden, wirken sie häufig seltsam und schwerverständlich. Außerdem können authentische Beispiele recht komplex strukturiert sein. Grammatische Angaben: Eine sehr auffällige Neuerung des CCELD im Vergleich zu ALD und DCE ist die Art und Weise der Präsentation von grammatischen Informationen. Für diesen Zweck gibt es im CCELD eine Zusatzspalte rechts vom normalen Wörterbuchtext. In dieser extra column werden Informationen über die grammatischen Eigenschaften (Wortart, Konstruktionsmöglichkeiten), aber auch über die semantischen Beziehungen, in denen das Wort steht (Synonyme, Antonyme, Hyperonyme/Hyponyme) gegeben. Von der Wörterbuchkritik ist diese Neuerung sehr unterschiedlich aufgenommen worden: Während Hausmann/Gorbahn (1989: 50) der Meinung sind, daß die Idee einer extra column grundsätzlich hervorragend sei, kritisiert Carstensen (1988: 43) diese Sonderspalte als Platzverschwendung (vgl. auch Zöfgen 1988). Ausspracheangaben: Auch in der Art, die Aussprache der Stichwörter anzugeben, geht das CCELD teilweise neue Wege. Zum einen werden hochgestellte Ziffern verwendet, um die Variationsmöglichkeiten in der Aussprache einzelner Vokale zu kennzeichnen. Hausmann/ Gorbahn (1989: 54) kritisieren diese Praxis als "too subtle and complex a system for the learner" sowie "at best useless and possibly confusing". Zum anderen geht das CCELD einen neuen Weg in der Kennzeichnung der jeweils betonten Silbe der Stichwörter. Diese Silbe ist unterstrichen, und der betonte Vokal erscheint in der Transkription fettgedruckt. Auch diese Neuerung ist auf negative Kritik gestoßen (Carstensen 1988: 44). 4.2.4. Vergleichende Gesamtbewertungen der Wörterbücher Bei der Vorstellung der in die Studie einbezogenen Lernerwörterbücher ist gelegentlich auch auf die kritische Bewertung einzelner Charakteristika eingegangen worden. In diesem Abschnitt soll nun kurz dargestellt werden, in welcher Weise die Wörterbuchkritik Gesamtbewertungen der einzelnen Wörterbücher vorgenommen hat und zu welchem Ergebnis umfassende Vergleiche der Wörterbücher untereinander gekommen sind. Wörterbuchkritik ist immer auch Wörterbuchvergleich; dabei lassen sich zwei Arten des Vergleichs unterscheiden: • Von einem impliziten Vergleich könnte man in solchen Fällen sprechen, in denen primär die Rezension eines neu erschienenen Wörterbuchs beabsichtigt ist, wo aber in diese Rezension vergleichende Aspekte einbezogen werden. Beispiele für solche impliziten Wörterbuchvergleiche sind Ulherr (1976) (Rezension des ALD3 mit gelegentlichen verglei-

57 chenden Blicken auf das ALD2), Carstensen (1980) (Rezension des DCE1 mit Blicken auf das ALD3), Standop (1988) (Rezension des CCELD mit Blicken auf DCE2 und ALD3) sowie Zöfgen (1988) (ebenfalls Rezension des CCELD mit Blicken auf das DCE2). • Als explizite Vergleiche lassen sich solche Beiträge bezeichnen, bei denen schon aus dem Titel hervorgeht, daß nicht ein einzelnes Werk rezensiert werden soll, sondern daß es sich um eine vergleichende Rezension handelt. Dies ist ζ. B. der Fall bei Hoffmann (1988) (Titel: "Die großen 'learners' dictionaries' - ein aktueller Vergleich"), bei Hausmann/Gorbahn (1989) (Titel: "COBUILD and LDOCE Π - a comparative review")7 sowie bei Carstensen (1988), dessen Beitrag zwar den irreführenden Titel "Ein wichtiges neues einsprachiges englisches Wörterbuch" trägt, wo aber gleich zu Beginn klargestellt wird, daß es sich um eine Rezension des DCE2 und des CCELD handelt, und daß das ALD3 auch miteinbezogen wird, "da es nicht möglich ist, diese beiden Neuerscheinungen isoliert zu betrachten" und "ein Vergleich mit dem bisherigen 'Klassiker' in diesem Bereich unvermeidlich" (1988: 43) ist. Vergleichende Bewertungen der Lernerwörterbücher untereinander sind seit 1978, dem Erscheinungsjahr des DCE1, möglich. In diesen frühen Vergleichen geht es vor allem um die Frage, ob und inwiefern das DCE1 als völlige Neukonzeption zu einer ernsthaften Konkurrenz für das bis dahin (in seiner 'Klasse') praktisch konkurrenzlose ALD werden könne. Insgesamt ist das DCE1 von der Kritik durchaus positiv aufgenommen worden; Hoffmann (1988: 1) spricht mit Bezug auf das DCE1 davon, daß für Wörterbuchfachleute auf Anhieb erkennbar gewesen sei, "daß das junge Konkurrenzwerk - ... - den alt gewordenen Klassiker ALD auf allen Gebieten ausstach". Auch Carstensen (1980: 106) kommt am Schluß seiner Rezension des DCE1 zu dem Ergebnis, daß das ALD "eine bemerkenswerte Konkurrenz" erhalten habe und daß das DCE1 Qualitäten aufweise, "die über die seines (seiner) Konkurrenten hinausgehen". Vergleiche aller drei Wörterbücher untereinander sind dann seit 1987, dem Erscheinungsjahr von DCE2 und CCELD, möglich. Das größte Interesse erweckt dabei verständlicherweise das CCELD, da es einige "revolutionäre" lexikographische Neuerungen aufweist (vgl. oben Abschnitt 4.2.3). Insgesamt ist das CCELD als "neues" Wörterbuch weitaus weniger positiv aufgenommen worden als seinerzeit das DCE1. Die Skala der kritischen Stellungnahmen reicht von wohlwollender Skepsis (Hausmann/Gorbahn 1989: 56; Herbst 1990b) bis zu schroffer Ablehnung (ζ. B. Carstensen 1988 und besonders Friederich 1990: 24). Das DCE2 dagegen wird generell als weitere Verbesserung des schon positiv rezipierten DCE1 gesehen. Daher überrascht es nicht, daß es bei allen vergleichenden Bewertungen am besten abschneidet: Für Carstensen (1988: 46) ergibt sich "eindeutig ein erster Platz" für das DCE2 und "noch eindeutiger ein letzter Platz" für das CCELD. Das ALD3 "behält seinen guten Mittelwert und kann nach wie vor empfohlen werden". Eine auf den Plätzen 2 und 3 etwas abweichende Bewertung nimmt Hoffmann (1988: 8) vor; seine Kaufempfehlung lautet: "Als erstes oder einziges Wörterbuch dieses Typs sollte man das DCE anschaffen; der besonders Interessierte könnte das CCELD als alternatives Zweitwörterbuch hinzunehmen; auf den Erwerb des ALD in seiner jetzigen Form kann man (...) verzichten". Auch Hausmann/Gorbahn (1989: 56) kommen am Ende ihres Vergleiches zu dem Ergebnis, daß das DCE2 dem CCELD überlegen ist; in ihrem Beitrag bleibt das ALD völlig unberücksichtigt.

7

Mit COBUILD ist das CCELD gemeint, mit LDOCE II das DCE2.

58 4.2.5. Das "Kollokationsbewußtsein" der Wörterbücher In diesem Abschnitt soll geprüft werden, ob - und wenn ja, in welcher Weise - der Begriff Kollokation in den in die Untersuchung einbezogenen Wörterbüchern eine Rolle spielt. Dabei wird zum einen gefragt, ob das Substantiv collocation und/oder das Verb collocate als Stichwort aufgenommen worden sind und welche Bedeutungserläuterungen gegeben werden (4.2.5.1), und zum anderen soll geprüft werden, ob die Wörterbücher in ihren Benutzungshinweisen auf das Thema Kollokation eingehen (4.2.5.2). 4.2.5.1. Collocation als Stichwort in den Wörterbüchern Die Übersicht auf S. 59 zeigt, daß alle in die Studie einbezogenen Wörterbücher den Terminus collocation verzeichnen. Das Verb collocate ist darüber hinaus im ALD3, ALD4, DCE1, DCE2 und CCELD erläutert. Als einziges Wörterbuch verzeichnet das CCELD zusätzlich das Substantiv collocate. Auch hinsichtlich der in den Einträgen gegebenen Beispiele für Kollokationen nimmt das CCELD eine Sonderstellung ein, da es als einziges der Wörterbücher keine Beispiele nennt. Von den anderen Wörterbücher werden folgende Beispiele für Kollokationen gegeben: • ALDI: come to pass • ALD2: so as to, by accident • ALD3: so as to, by accident, weak tea, strong tea, heavy drinker • ALD4: by accident, weak tea, strong tea • DCE1: strong coffee • DCE2: strong coffee Darüber hinaus weisen ALD3 und ALD4 im Eintrag zum Verb auf die 'falsche' Kollokation *feeble tea hin; das entsprechende Beispiel im DCE1 und DCE2 (sowohl im jeweiligen Eintrag zum Verb wie zum Substantiv) ist *powerful coffee. Die weiteste Begriffsbestimmung findet sich im ALD1/ALD2. Hier wird collocation zunächst ganz allgemein bestimmt und erst dann (durch esp.) auf collocation als sprachliches Phänomen hingewiesen. In allen anderen Wörterbüchern wird ausschließlich der sprachliche bzw. linguistische Kollokationsbegriff angeführt. Dies wird auf unterschiedliche Weise deutlich gemacht: Im ALD3/ALD4 sowie DCE1/DCE2 durch Spezifizierung of words (zu Beginn der Explikation s.v. collocate)·, im CCELD sowie im ALD4 - zusätzlich - durch die Angabe des Fachgebiets (linguistics). Ein weiteres Indiz für die vergleichsweise weitgefaßte Explikation im ALD1/ALD2 ist das Fehlen von Spezifizierungen der Bestimmungen arrangement bzw. grouping together, dies gilt darüber hinaus auch für das ALD3, wo coming together unspezifiziert bleibt. Erst im ALD4 findet sich die Einschränkung auf regular/regularly. Im gleichen Sinne spezifiziert das DCE2 den Kollokationsbegriff als habitual combination und spricht von regularly collocating words. Die Regelmäßigkeit bzw. Häufigkeit der Kookkurrenz kollokierender Wörter wird auch im CCELD betont (often occur together bzw. occur regularly). Einen zusätzlichen Aspekt der Bedeutungsbestimmung finden wir im DCE1/DCE2, wo die Wortkombination als sounding natural apostrophiert wird.

59 ALDI

collocation /.../ η. a grouping together or arrangement, esp. of words. "Come to pass" is a collocation. In this dictionary, collocations are printed in bold type.

ALD2

collocation /.../ n. grouping together or arrangement, esp. of words (e.g. so as to; by accident).

ALD3

collocate I...I vi [VP2A.3A] - (with), (of words) combine in a way characteristic of language: 'Weak' ~s with 'tea' but 'feeble' does not. collocation /.../ η [C, U] coming together; collocating of words: 'Strong tea' and 'heavy drinker' are English ~s; so are 'by accident' and 'so as to'.

ALD4

collocate /.../ ν [I, Ipr] ~ (with sth) (linguistics) (of words) be regularly used together in a language; combine: 'Weak' collocates with 'tea' but 'feeble' does not. ο Weak' and 'tea' collocate. > collocation /.../ η 1 [U] collocating. 2 [C] regular combination of words: 'Strong tea' and 'by accident' are English collocations.

DCE1

collocate I.J ν [10 (with)] tech (of words) to go together or with another word in a way which sounds natural: "Strong" collocates with "coffee" but "powerful" does not. I The words "strong" and "coffee" collocate collocation /.../ η 1 [U] the act of collocating (COLLOCATE) 2 [C] tech an arrangement of words which sounds natural: "Strong coffee" is an English collocation but "powerful coffee" is not

DCE2

collocate I...I ν [I (with)] tech (of words) to go together or with another word in a way which sounds natural: "Strong" collocates with "coffee" but "powerful" does not. I The words "strong" and "coffee" collocate. collocation /.../ η tech 1 [U] the way in which some words regularly collocate with others 2 [C] a habitual combination of words which sounds natural: "Strong coffee" is a typical collocation in English but "powerful coffee" is not.

CCELD

collocate, collocates, collocation, collocated; a technical term in linguistics. The word collocate is pronounced /.../ when it is a noun, and /.../ when it is a verb. 1 A collocate of a particular word is another word which often occurs with that word. 2 If two or more words collocate, they often occur together. collocation /.../ is the way that some words occur regularly whenever another word is used; a technical word in linguistics.

4.2.5.2. Collocation

in den Benutzungshinweisen

4.2.5.2.1. A L D I Das A L D I enthält im Vorspann eine kurze allgemeine Introduction (iv-vi), ausführliche Notes on Syntax (vii-xxiv), ein Abkürzungsverzeichnis (xxv) sowie Erläuterungen der Ausspracheangaben (xxvi-xxvii). Kollokationen werden im Abschnitt Notes on Type innerhalb der Introduction erwähnt: "Idioms, phrases, collocations and compounds (when these are not main entries) are in small bold-face type" (vi). Beispiele für diese Druckkonvention werden an dieser Stelle nicht gegeben. 4.2.5.2.2. A L D 2 In den "Notes on the Use of the Dictionary" (ix-xxviii) findet sich das Stichwort collocation einmal erwähnt, und zwar im Abschnitt über die Printing Conventions. Dort wird unter der Ziffer 10 ("Idiomatic word groups, or collocations") (χ) erläutert, daß im Wörterbuch kursiver Fettdruck benutzt wird, um in den Artikeln auf eben diese "idiomatic word groups, or collocations" hinzuweisen. Als Beispiele finden sich hier die Wendungen on all fours, all in all, once (and) for all (s.v. all); answer the door (the bell), answer (sb.) back (s.v. answer) sowie go back upon (from) one's word (s.v. back).

60 4.2.5.2.3. ALD3 In der Introduction finden sich an zwei Stellen indirekte Hinweise auf das Kollokationsproblem; der Begriff collocation fällt hier jedoch nicht. Innerhalb des Introduction-Abschnittes "Finding words and meanings" (xiv-xviii) werden unter der Überschrift "Example phrases and sentences" (xvii) sieben Funktionen der Verwendungsbeispiele genannt; u. a. heißt es dort unter Ziffer 2: "They include the words or sorts of words that the headword is usually used with". Eines der Beispiele, die hier angeführt werden, ist die Adj+N-Verbindung a sensational writer/newspaper (s.v. sensational). Des weiteren wird die Kollokationsproblematik im Introduction-Abschnitt. "Style" (xxvixxvii) angesprochen. Hier wird der Benutzer darüber belehrt, "how to choose the words that the headword usually combines with" (xxvi). In diesem Abschnitt wird besonders deutlich gemacht, in welcher Hinsicht die "example phrases und sentences" dem Benutzer Hinweise für die Problematik der richtigen Wortkombinationen geben können. Anhand der Beispiele regular und regulate wird dem Lemer demonstriert, welche Kollokationen das Wörterbuch liefert: s.v. regular ζ. Β. regular teeth/features sowie regular hours/habits·, s.v. regulate ζ. B. regulate one's conduct/expenditure sowie regulate a clock, regulate speed. Daß der Lerner von den gegebenen Kollokationen ausgehend - eigenständig weitere Wortkombinationen bilden kann, wird am Beispiel von inspired und inspire sb with demonstriert. Ausgehend von den gegebenen Kollokationen inspired poets/artists und inspire sb with hope/enthusiasm /confidence könne der Benutzer vermuten, daß ebenso die Kombinationen inspired musicians/dancers/painters sowie inspire sb with new faith/passion/devotion möglich seien. 4.2.5.2.4. ALD4 Im ALD4 sind erstmals zwei Arten von Benutzungshinweisen vorhanden (vgl. DCE2): Als 'Vorspann' findet sich "Using the Dictionary - a practical guide" (xiii-xix), während am Ende des Bandes ausführliche, wissenschaftliche Hinweise zum Aufbau des Wörterbuchs gegeben werden ("Using the Dictionary - a detailed guide to the entries", pp. 1545-1579). Im "Practical Guide" werden die Benutzer angeleitet, bestimmte Informationen zu finden. Unter der Überschrift "Choosing the right pattern or structure" (xviii-xix) wird im Abschnitt "Knowing which nouns to use with verbs, which adjectives to use with nouns etc" (xix) demonstriert, welche Antwort das Wörterbuch ζ. Β. auf die Frage gibt, welche Substantive mit imbued with kombinierbar sind. S.v. imbue findet der Benutzer die Beispiele imbued with patriotism, ambition, love, etc\ hieraus könne der Benutzer ableiten, daß solche Substantive in Frage kommen, die zum Wortfeld emotion/feeling gehören. Das etc weise darauf hin, daß hier weitere Substantive möglich seien, die den drei genannten (semantisch) ähnlich sind. Das zweite dort aufgeführte Beispiel betrifft die Kombinationsmöglichkeiten von mature·, Ausgangspunkt sei die Kenntnis von a mature man bzw. a mature woman', die Frage sei, ob "nouns of DIFFERENT kinds" (xix) mit diesem Adjektiv kombinierbar sind. S.v. mature finden sich im Demonstrationsteil u. a. die Kombinationen a mature person, oak, starling. Hieraus sei ableitbar, daß beispielsweise a mature eagle eine mögliche Kombination ist sowie daß weitere Baumbezeichnungen mit mature kombinierbar sind. In der Aufzählung person, oak, starling fehle das etc, weil die drei genannten Substantive in ihrer Bedeutung sehr unterschiedlich seien. Im "Detailed Guide" finden sich Kollokationen im Abschnitt "Meaning und Usage" (15721576) ausdrücklich erwähnt, und zwar unter Ziffer 14 "Examples". Hier werden die Funktionen von vollständigen Beispielsätzen sowie von "phrase examples" erläutert: Vollständige Beispielsätze sollen dem Lerner das Verständnis des Stichwortes erleichtern und insofern die

61 gegebene Bedeutungsdefinition unterstützen und ergänzen; außerdem dienen vollständige Satzbeispiele dazu, die grammatikalischen Konstruktionsmöglichkeiten des Stichwortes zu illustrieren. Die Hauptfunktion der "phrase examples" ist es dagegen, dem Lerner Informationen darüber zu liefern, welche Wörter normalerweise mit dem fraglichen Stichwort kombinierbar sind. In Abschnitt 14.3 ("Phrase examples with collocations") werden die folgenden drei Konventionen bei der Angabe von Kollokationspartnern erläutert (vgl. die Diskussion des Präsentationsproblems in Abschnitt 3.1.3.2): • Es werden mögliche Kollokationspartner angegeben, die durch Kommata getrennt sind; die Aufzählung enthält kein etc (ζ. Β. s.v. come forward - come forward with help, information, money). Auf diese Weise (Kommata, kein etc) wird angedeutet, daß die möglichen Kollokationspartner von come forward semantisch nicht eng verwandt sind und daß die Liste möglicher Partner relativ offen ist; so seien beispielsweise assistance, proposals, cash ebenfalls möglich. • Es werden mehrere mögliche Kollokationspartner gegeben, die durch Kommata getrennt sind, und die Aufzählung wird durch etc abgeschlossen (ζ. B. s.v. cheap (Bedeutungsziffer 5) - a cheap gibe, joke, remark, retort, etc). Das etc deutet hier an, daß die angegebenen Substantive semantisch relativ eng verwandt sind; dennoch handelt es sich um eine relativ offene Liste, die durch Substantive, die zum gleichen Wortfeld gehören, ergänzt werden könnte, wie etwa durch (cheap) crack oder (cheap) insult. • Es werden einige Kollokationspartner gegeben, die durch Schrägstrich voneinander getrennt sind (ζ. B. s.v. besetting - a besetting difficulty/fear/sin). Auf diese Weise wird angedeutet, daß die Kombinationsmöglichkeiten des Stichwortes relativ begrenzt sind; der Fremdsprachenlerner sollte sich in solchen Fällen auf die angegebenen Kombinationen beschränken und keine Kombinationen selbständig bilden. 4.2.5.2.5. DCE1 Der "Guide to the Dictionary" (x-xxxix) enthält einen Abschnitt, der sich speziell mit Kollokationen beschäftigt (Abschnitt 13, xxvii). Hier wird der Begriff noch einmal erklärt als "a group of words which are often used together to form a natural-sounding combination" (vgl. oben 4.2.5.1); danach wird erläutert, in welcher Weise das Wörterbuch über Kollokationen informiert: • durch die Verwendung der Kollokationen in Beispielsätzen; • durch Erläuterungen in den Usage Notes-, • durch Fettdruck in runden Klammern; dies trifft auf solche Fälle zu, wo sich die fragliche Wortverbindung sehr oft findet und schon fast zu einer "fixed phrase", aber noch nicht zu einem Idiom geworden ist. Findet sich eine Kollokation im Fettdruck in runden Klammern, so wird sie eingeleitet durch "in the phr.", "esp./somtimes/usu. in the phr." oder "in such phrs. as". Als Beispiel für diese Konvention wird hier die Angabe von beyond/outside/not within one's ken (s.v. ken2) angeführt. Weitere Beispiele wären get/be fresh with (s.w. fresh Ziffer 17) sowie pack of thieves, pack of lies (s.v. pack Ziffer 3). 4.2.5.2.6. DCE2 In der "General Introduction" (F8-F9) wird darauf hingewiesen, daß zu den Hauptcharakteristika des DCE2 die besondere Berücksichtigung von Kollokationen gehört. Im Abschnitt "Emphasis on collocations and appropriate word choice" (F9) wird betont, daß die Kenntnis von Kollokationen einen Hauptfaktor der lexikalischen Kompetenz darstellt. Hauptinformationsquelle zu den Kollokationen im DCE2 sind die Beispiele. Kollokationen, die als

62 "particularly fixed" gelten können, werden durch Fettdruck kenntlich gemacht. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, daß weitere Informationen zu diesem Problembereich in den Usage Notes gegeben werden. Das DCE2 enthält zwei Arten von Benutzungshinweisen, nämlich "A Quick Guide to Using the Dictionary" (F16-F29) sowie "A Full Guide to Using the Dictionary" (F30-F53). Im Quick Guide wird das Kollokationsproblem im Abschnitt 6 ("Choosing the right word how the dictionary can help") angesprochen; der Begriff collocation fällt hier jedoch nicht. Am Beispieleintrag difference wird erläutert, in welcher Weise der Benutzer hier die Frage beantwortet bekäme, ob difference mit make oder do kombinierbar ist - hier sei aus den Beispielsätzen zu erkennen, daß difference mit make (und nicht mit do) kombiniert werden muß. Im Full Guide wird im Abschnitt 2 ("Understanding meaning") die Funktion der Beispiele erläutert (F35-F36). Genannt werden die folgenden drei Funktionen: • "to show context - the kinds of situation in which the headword is typically used" • "to show grammar - the way the headword can combine with other words in clauses or sentences" • "to show collocation - the particular words that are often used with the headword". Diese Funktionen werden an Beispieleinträgen demonstriert. In welcher Weise gerade die Beispiele (d. h. der Demonstrationsteil) Kollokationsinformationen vermitteln, wird am Eintrag zu herd1 erläutert. Aus der Bedeutungsdefinition ("a group of animals of one kind which live and feed together") geht eben noch nicht hervor, mit welchen Tierbezeichnungen herd kombinierbar ist; dies zeigt erst der Demonstrationsteil ("a herd of cattle/elephants"). Die Funktion des Fettdrucks innerhalb des Demonstrationsteils, der benutzt wird, wenn eine Kombination "very common or very fixed" (F36) ist, wird am Beispiel von harm1 gezeigt. Im Beispielsatz I don't think you should punish them for this - it would probably do more harm than good ist die Wendung do more harm than good durch Fettdruck hervorgehoben; in solchen Fällen findet sich in Klammern eine Bedeutungserläuterung dieser Wendung (hier "have a damaging rather than helpful effect"). 4.2.5.2.7. CCELD Im "Guide to the Use of the Dictionary" (vii-xiii) sind Kollokationen im Abschnitt 8 ("Examples") erwähnt: "The examples have been selected to show typical contexts, collocations and grammatical structures" (ix). In der "Introduction" (xv-xxi) wird im Abschnitt "Style of Presentation" (xvi) deutlich, daß Informationen zu Kollokationen nicht nur in den Beispielsätzen gegeben werden, sondern auch in den Bedeutungserklärungen. Aus der Art und Weise, wie beispielsweise Bedeutungserklärungen zu Verben beginnen, können Informationen über mögliche Kollokationspartner dieser Verben (in Subjekt- oder Objektposition) entnommen werden. Dies wird an den Verben conceal und sink erläutert: • S.v. conceal beginnt die Bedeutungserklärung "If you conceal something, you ..."; hieraus könne entnommen werden, daß Subjekte von conceal normalerweise das Merkmal [+HUMAN] tragen, und daß es fast keine Beschränkung möglicher direkter Objekte gibt, außer daß sie normalerweise die Merkmale [-ANIMATE] bzw. [+ABSTRACT] aufweisen. • S.v. sink beginnt eine der Bedeutungserklärungen "To sink a ship means to ..."; hieraus könne abgeleitet werden, daß es kaum Beschränkungen hinsichtlich der Subjektposition gibt, daß jedoch mit sink in dieser Bedeutung als direktes Objekt lediglich Schiffe (oder "things like ships") (xvi) möglich sind.

63

4.3. Die Analyse der Kollokationspraxis 4.3.1. Forschungsstand Wörterbuchrezensionen und Wörterbuchvergleiche haben in der Mehrzahl der Fälle Gesamtbewertungen der Wörterbücher zum Ziel. Deshalb wird dort - mit unterschiedlichen Schwerpunkten - eine Vielzahl von Aspekten mehr oder weniger detailliert analysiert und vergleichend bewertet. Bewertungskriterien sind beispielsweise (1) Anzahl und Anordnung der Lemmata, (2) Ausspracheangaben, (3) Grammatikkodierungssystem, (4) Variantenkennzeichnung, (5) Qualität der Definitionen, (6) Menge und Qualität der Illustrationsbeispiele, (7) Abbildungen u. a. Im Zusammenhang mit den Lernerwörterbüchern des Englischen hat die Kritik des grammatischen Kodierungssystems eine besondere Rolle gespielt (vgl. Heath 1982; Herbst 1984, 1989; Jehle 1990b; Lemmens/Wekker 1986). Auf die Behandlung von lexikalischen Kollokationen als Kriterium der Bewertung von Lernerwörterbüchern wird in den Rezensionen nur gelegentlich eingegangen. Jehle (1990a: 117) gibt an, daß in den 210 in seine Studie einbezogenen Rezensionen englischer und französischer Lernerwörterbücher nur in 11 Fällen Kollokationen überhaupt in erwähnenswertem Umfang berücksichtigt sind. Außerdem hat seine Rezensionsanalyse ergeben, daß die von den Rezensenten zu diesem Aspekt durchgeführten Analysen, Stichproben und Tests im allgemeinen relativ wenig systematisch angelegt sind. Die Kollokationspraxis der Lernerwörterbücher scheint erstmals vor rund 15 Jahren in das Blickfeld der Wörterbuchrezensenten geraten zu sein. Erste kritische Anmerkungen zur Behandlung von Kollokationen finden sich in der DCE1-Rezension von Carstensen (1980); dies ist zu erwarten, da im DCE1 in den Benutzungshinweisen erstmals ausführlicher auf Kollokationen eingegangen wird (vgl. oben Abschnitt 4.2.5.2.5), und da Carstensen sich schon zuvor intensiv mit dem Thema 'Kollokationen' befaßt hat (vgl. Carstensen 1969, 1970). Carstensen (1980: 104) kritisiert die Behandlung der Kollokationen im DCE1 als "etwas schwach" und die dort gegebene Definition als "sehr weit gefaßt". Seiner Meinung nach ergibt sich aus der Definition, daß mit Kollokationen hier "feste Syntagmen, vor allem cliches" wie in olden days, it's spotting with rain, mark my words gemeint sind; er bedauert, daß habitual collocations wie strong tea oder powerful wine, die den non-native speaker besonders interessieren würden, nur aus den Definitionen und den Beispielsätzen erkennbar seien.8 Er konzediert allerdings, daß man in einem Wörterbuch wie dem DCE1 keine systematische Behandlung von habitual collocations erwarten könne, und anerkennt, daß die Usage Notes wichtige Kollokationen anführen (ζ. B. s.v. old). Interessant ist die von Carstensen in diesem Zusammenhang geäußerte Idee, den Kollokationen "ein eigenes Zeichen" zu geben, d. h. ihnen durch besondere Kennzeichnung (drucktechnisch oder durch spezielle vorangestellte Abkürzungen) einen eigenen Status innerhalb des Wörterbuchartikels einzuräumen (vgl. unten Abschnitt 6.2). Ebenfalls kritisch bewertet Zöfgen (1985) die Kollokationspraxis des DCE1. Auf der Basis einer kleinen exemplarischen Prüfung (s. unten) spricht er mit Bezug auf das DCE1, aber ebenso auf das ALD3 sowie das CULD, von "Ernüchterung" (52), "Versagen" (54) und von "unübersehbaren Schwächen der englischen L2-Wörterbücher im Kollokationsbereich" (55). Wie im Abschnitt 4.2.5.2.6 dargestellt, ist bei der Neubearbeitung des DCE besonderer Wert auf die Verbesserung der Kollokationspraxis gelegt worden. Daß dies tatsächlich gelungen ist,

Das DCE1 verzeichnet in olden days, it's spotting with rain, mark my words jeweils im Fettdruck s.v. olden, spot bzw. mark, während strong tea und powerful wine lediglich aus den Beispielsätzen The tea is too strong (s.v. strong) bzw. This wine is very powerful (s.v. powerful) erschließbar sind.

64 bestätigt Zöfgen (1988: 46): "Die Überprüfung anhand von 50 Items belegt, daß die Redaktion tatsächlich - wie in der Einleitung (F9) versprochen - nunmehr großes Gewicht auf die Verankerung einer ausreichenden Zahl von [Kollokationen] gelegt hat". Die von ihm zuvor (am DCE1) geäußerte Kritik werde damit hinfällig. Die Bemühungen des DCE2 um eine Verbesserung der Kollokationspraxis werden allgemein anerkannt. Jehle (1990a: 116) stellt fest, daß in den von ihm analysierten Rezensionen von Lernerwörterbüchern lediglich das DCE2 für seinen Kollokationsreichtum gelobt wird. Als Beispiel für den (verhältnismäßigen) Kollokationsreichtum verweist Jehle (1990b: 504/505) auf die Einträge s.v. hope2 und match3 und lobt als "ganz vorbildlich" die Angabe von good und healthy sowie spoil und whet s.v. appetite. Er kritisiert allerdings am DCE2, "daß nicht bei jeder Kollokationsbasis mit derselben Stringenz und Konsequenz Kollokatoren aufgeführt sind". So vermißt er beispielsweise s.v. hunger das englische Äquivalent zu seinen Hunger stillen. Während von der Wörterbuchkritik die Menge der im DCE2 verzeichneten Kollokationen als durchaus zufriedenstellend bewertet wird, wird die Verfahrensweise hinsichtlich des Eintragsortes kritisch bewertet. So weisen Hausmann/Gorbahn (1989: 47) mit Bezug auf DCE2 und CCELD darauf hin, daß in beiden Wörterbüchern nur sehr wenige Kollokationen in Einträgen zu Substantiven zu finden seien. In der gleichen Richtung argumentiert auch Hausmann (1991a: 231), wenn er den Kollokationsreichtum englischer L2-Wörterbücher (ALD3, DCE2 und CULD) - insbesondere im Vergleich zu englischen LI-Wörterbüchern - lobt, jedoch den Ort des Eintrags (s.v. Kollokator statt s.v. Basis) kritisiert. Wenn von der Kollokationspraxis des CCELD die Rede ist, so wird auf eine Besonderheit hingewiesen, die in diesem Maße nur dieses Wörterbuch aufweist: Während sich Kollokationsangaben normalerweise im Demonstrationsteil eines Wörterbucheintrags finden, sind Kollokationsinformationen im CCELD häufig dem Explikationsteil zu entnehmen. Dies ist auf die besondere Art der Bedeutungserläuterung im CCELD zurückzuführen. Durch die Erläuterung der Bedeutung des Stichworts in vollständigen Sätzen (vgl. oben Abschnitt 4.2.5.2.7) weisen die Definitionen im CCELD häufig den Charakter zusätzlicher Verwendungsbeispiele auf (Hoffmann 1988: 5/6). Dieses Charakteristikum sieht Herbst (1990b: 1382) als einen großen Vorteil der CCELD-Definitionen. Zöfgen (1988: 46) dagegen bewertet die Praxis, Kollokationsangaben über verschiedene Bauteile (Explikationsteil und Demonstrationsteil) zu streuen, als problematisch, da für den Lerner eine Kollokation im Explikationsteil möglicherweise gar nicht als solche erkennbar sein könnte. Daher fordert er, Kollokationen im Explikationsteil kenntlich zu machen und typographisch von der Explikation abzuheben. Des weiteren kritisiert Zöfgen an der Kollokationspraxis des CCELD die "wenig stringente Behandlung" (1988: 47) von Kollokationen hinsichtlich des Eintragsortes (vgl. oben Hausmann/Gorbahn 1989). Insgesamt bescheinigt Zöfgen dem CCELD, nicht zu den kollokationsarmen Wörterbüchern zu gehören; es bleibe jedoch in dieser Hinsicht nicht nur hinter den Erwartungen, sondern auch hinter dem DCE2 zurück (1988: 48). Aussagen über die Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher werden in Rezensionen meistens mit einigen wenigen ausgewählten Beispielen illustriert. Systematische empirische Untersuchungen, auf deren Basis kritische Aussagen quantitativ belegbar wären, sind äußerst selten. Ansätze zu einer gewissen Systematik bei der Untersuchung der Kollokationspraxis von Lernerwörterbüchern finden sich allerdings in den Beiträgen von Zöfgen (1985), Henke/Pätzold (1985) und Arican (1986). Zöfgen (1985) analysiert und bewertet vergleichend einige Lernerwörterbücher des Englischen (ALD3, DCE1, CULD) und des Französischen unter verschiedenen Aspekten wie Gliederung und Selektion der Makrostruktur sowie Organisation der Mikrostruktur, insbesondere

65 des Explikations- bzw. Demonstrationsteils. Für Zöfgen kommt den Beispielen und insbesondere den Kollokationen im Demonstrationsteil von Artikeln im L2-Wörterbuch eine herausragende Rolle zu; er plädiert sogar dafür, "die Qualität von L2-Wörterbüchern dominant nach Art und Zahl der aufgenommenen 'typischen Zweierverbindungen' zu beurteilen" (1985: 49). Diesen Aspekt der in die Untersuchung einbezogenen Wörterbücher prüft er anhand der sechs Substantive bridge, check, importance, responsibility, problem, gap (bzw. ihrer französischen Äquivalente). Zöfgen fragt, welche (Verb-)Kollokatoren unter den genannten Substantiven zu finden sind. Für drei dieser Substantive (responsibility, problem, gap) führt er das Ergebnis in Form einer Übersicht an (vgl. Abb. 7). Aufgrund seiner sicher nicht als repräsentativ zu betrachtenden Analyse kommt Zöfgen hinsichtlich der untersuchten englischen L2-Wörterbücher zu überwiegend negativen Urteilen (vgl. oben). Während sich Zöfgen (1985) hauptsächlich mit Lernerwörterbüchern befaßt, analysieren Henke/Pätzold (1985) die Gesamtbreite englischer Wörterbücher und Nachschlagewerke. Unter anderem prüfen sie auch die Kollokationspraxis einiger L2-Wörterbücher des Englischen. Dabei handelt es sich um die folgenden sechs Wörterbücher: CELD (Collins English Learner's Dictionary), CULD, DCE1, ALD3, DEWC (Dictionary of English Words in Context), DEGC. Lemma/BASIS (#)

WörterbuchSigel

(Verb-) KOLLOKATOR(EN)

Beispielart

responsibility

ALD

to assume # for sth.

Sätze

LDOCE

to take (full) #for sth.

Sätze

CULD gap

problem



...

ALD

to fill in the # s

Kollokationen

LDOCE

[wide # s in my knowledge]

Satz

CULD

[a # in my knowledge]

Kollokationen

ALD

...



LDOCE



...

CULD



...

Abbildung 7: Verbkollokatoren s.v. responsibility, gap, problem in drei englischen Lernerwörterbüchern (ALD = ALD3, LDOCE = DCE1) (Zöfgen 1985: 56/57)

Diese sechs Wörterbücher werden zwei Tests unterzogen, die 100 bzw. 45 Items umfassen. Auf den 45-Item-Test gehen wir hier nicht weiter ein. "Der 100-Item-Test konzentriert sich auf drei Bereiche, die Lernerwörterbücher in ihren Vorworten immer wieder besonders erwähnen, nämlich Kollokationen (30), typische Ergänzungen bzw. Anschlußmöglichkeiten (30) und feststehende Redewendungen (40)" (1985: 137/138). Für den ersten Teil des 100Item-Tests haben Henke/Pätzold 30 Kollokationen unterschiedlicher Struktur zusammengestellt, um zu prüfen, ob die Wörterbücher diese verzeichnen. Bei den 30 Kollokationen handelt es sich im einzelnen um die folgenden (1985: 138) (Basen in Klammern): (admire) greatly, (agree) entirely, (aid) invoke·, (bachelor) confirmed·, (boast) idle; (bottle) crack; (candidate) field; (cheque) make out; (complaint) lodge; (damage) do; (degree) award; (eat) heartily; (election) fight; (forget) completely; (kettle) boil; (light) naked; (love) madly in; (luck) hold; (mad) raving; (MP) return; (need) badly; (needs) meet; (prefer) much;

66 (resemblance) bear, (secret) guilty; (shame) crying; (sigh of relief) breathe; (smile) broadly; (telephone) answer, (victory) gain. Das Ergebnis des 100-Items-Tests präsentieren Henke/Pätzold in einer Übersicht (vgl. Tab. I 9 ). Dieser Tabelle ist zu entnehmen, daß von den uns interessierenden allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbüchern das ALD3 hinsichtlich der Kollokationspraxis mit 15 von 30 Kollokationen etwas besser abschneidet als das DCE1 (12 von 30). Diese Tendenz (ALD3 kollokationsreicher als DCE1) wird auch durch die Ergebnisse von Arican (1986) bestätigt. Sie untersucht anhand ausgewählter Beispiele die Kollokationspraxis von ALD3, DCE1 und CULD und spricht an mehreren Stellen (1986: 13, 15, 21) von der führenden Stellung des ALD3 bezüglich der Menge der verzeichneten Kollokationen.10 "Lernerwörterbücher" 100 Items-Test CELD

CULD

LDOCE

ALD

DEWC

Kollokationen (30)

9

2

12

15

12

-

Ergänzungen und Anschlüsse (30)

8

16

13

14

13

6

Feststehende Ausdrücke (40)

13

17

21

13

Summe

30

45

46

42

-

25

DEGC

-

6

Tabelle 1: Ergebnis des "100-Items-Test" für sechs Lernerwörterbücher des Englischen (Henke/Pätzold 1985: 141)

Außer in Wörterbuchrezensionen finden sich Aussagen über die Kollokationspraxis allgemeiner englischer Lernerwörterbücher auch in solchen Beiträgen, die sich allgemein mit lexikographischen Problemen von Kollokationen befassen (ζ. B. Benson 1989, 1990a; Hausmann 1991a; Ivir 1988). Nachdem Hausmann (1991a: 230/31) für große (einbändige) LI-Wörterbücher des Englischen (CED und LDEL) einen "basic lack of collocations" konstatiert hat, stellt er fest, daß die Situation für die Lernerwörterbücher (ALD3, DCE1, CULD) nicht viel besser sei; er konzediert allerdings, daß diese Wörterbücher erheblich mehr Kollokationen enthielten als die großen LI-Wörterbücher. Hausmann belegt seine Aussagen jedoch nicht mit Zahlen. Sein Hauptkritikpunkt an der Behandlung von Kollokationen in den englischen Lernerwörterbüchern ist die Praxis, V+N-Kollokationen unter dem Kollokator (V) und nicht unter der Basis (N) zu verzeichnen. Er führt als Beispiel das Verb undergo an; s.v. undergo würde der Benutzer in den genannten Lernerwörterbüchern zwar die Kollokationen undergo an experience, tests, repairs, medical treatment finden, aber in den Artikeln zu experience, test, repair und treatment sei der Kollokator undergo nicht verzeichnet. Als weiteres vergleichbares Beispiel nennt Hausmann die Verben smooth away bzw. smooth over mit den Basen obstacles, difficulties, perplexities, problems, quarrel·, die entsprechenden Informationen seien zwar s.v. V, nicht jedoch s.v. Ν zu finden. Benson (1989: 7) bescheinigt den "two major British learners' dictionaries" (ALD3, DCE2) zwar generell, daß sie viele Kollokationen enthielten und daß das DCE2 gegenüber dem g 10

In dieser Tabelle verwenden die Autoren "LDOCE" für DCE1; "ALD" wäre zu ALD3 zu ergänzen. Arican belegt dies auch quantitativ; eine Wiedergabe ihrer Zahlen würde wegen des etwas unübersichtlichen methodischen Vorgehens hier jedoch zu weit führen und zu viele Erläuterungen erforderlich machen.

67 DCE1 in dieser Hinsicht eine Verbesserang darstelle; er betont jedoch, daß dennoch eine große Zahl von - insbesondere lexikalischen - Kollokationen nicht zu finden sei und gibt als Beleg die folgende Liste von Kollokationen, die er (bereits auf den ersten Seiten unter dem Buchstaben A) im DCE2 wie im ALD3 vermißt: display ability, (an) innate ability, perform an abortion, from abroad, an unexcused absence, absorbed with, patently absurd, heap abuse (on somebody), sexual abuse, abut against, a yawning abyss, depress an accelerator, ease up on an accelerator, affect/assume/imitate/put on an accent, a heavy/pronounced/thick accent, accept (somebody) as (one's equal), gain access, direct/easy/free/unlimited access, limited access, random access, etc., etc. Des weiteren kritisiert auch Benson die Praxis, Kollokationen vor allem unter dem Kollokator und nicht unter der Basis zu verzeichnen. Das Fehlen von wichtigen grammatischen Kollokationen in englischen Lernerwörterbüchern konstatiert Benson in einem weiteren Beitrag (1990a: 24). Als Beispiele nennt er absorbed with, adverse to, agog over, allied with, annoyed at, apathetic about, apologetic for, attractive to, atypical of, available to (etc.), die im CCELD nicht verzeichnet seien. Ivir (1988: 48) vergleicht die Bedürfnisse des Lerners mit denen des native speaker und kommt zu dem Schluß, daß in Lernerwörterbüchern deutlich mehr Kollokationen verzeichnet sein müßten als in LI-Wörterbüchern, da das Ausmaß an sprachlicher Intuition sowie an Spracherfahrung (exposure) bei Lernern weitaus geringer sei als beim native speaker. Zusammenfassend ergibt sich auf der Basis der in diesem Abschnitt referierten Stimmen das folgende Bild der Kollokationspraxis der großen Lernerwörterbücher des Englischen: 1. Generell wird eine (noch) stärkere Berücksichtigung von (vor allem lexikalischen) Kollokationen in allgemeinen L2-Wörterbüchern gefordert. 2. Die hier betrachteten Lernerwörterbücher sind dahingehend zu kritisieren, daß sie das Gros der aufgenommenen Kollokationen unter dem Kollokator und nicht - wie aus der Sicht des Textproduzenten wünschenswert - unter der Basis verzeichnen. 3. Im Vergleich der (verschiedenen Ausgaben der) Lernerwörterbücher untereinander läßt sich konstatieren, - daß das DCE2 kollokationsreicher ist als das DCE1; - daß das DCE2 kollokationsreicher ist als ALD3 und CCELD; - daß das ALD3 kollokationsreicher ist als das DCE1. Ergebnisse eines Vergleichs zwischen ALD4 und DCE2/CCELD liegen - abgesehen von Bahns (1994) - nicht vor. Daß die Kollokationspraxis der englischen Lernerwörterbücher verbesserungsfähig ist, ist unstrittig; daher wird man Klein/von Randow (1990: 385) zustimmen, wenn sie feststellen: "Im Bereich der lexikalischen Kollokationen, der gerade für Lerner beträchtliche Probleme bereithält, weisen alle drei Wörterbücher Defizite auf'. Wenn Klein/von Randow allerdings dann auf das BBI verweisen und bemängeln, daß die Lernerwörterbücher keine "systematische Beschreibung von Verb+Nomen/Adjektiv-Kombinationen [sie!]" (385) liefern (wie sie eben im BBI zu finden sei), so gehen sie hier eindeutig zu weit: "Daß man ... ein 'general dictionary' nicht an den Maßstäben messen darf, die für ein Spezialwörterbuch gelten, ist selbstverständlich" (Zöfgen 1988: 47/48). Wenn wir in den folgenden Abschnitten (4.3.2 und 4.3.3) dennoch für unsere empirische Untersuchung der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher das BBI als Vergleichsbasis heranziehen, so geschieht dies nicht, um den Lernerwörterbüchern vorzuwerfen, sie seien 'nicht so gut' wie das BBI, sondern um einen Maßstab zu haben, auf dessen Basis die Lernerwörterbücher untereinander verglichen werden können.

68 4.3.2. Methodische Überlegungen 4.3.2.1. Möglichkeiten der Vorgehensweise bei der Analyse der Kollokationspraxis von Wörterbüchern Aussagen über die Kollokationspraxis von Wörterbüchern basieren in den wenigsten Fällen auf ausführlichen, systematischen Analysen (Jehle 1990a: 117). Häufig werden entsprechende Aussagen mit einzelnen Illustrationsbeispielen belegt; Aussagen, die quantitativ untermauert werden, sind selten (vgl. Abschnitt 4.3.1). Zur Verbesserung dieser etwas unbefriedigenden Praxis von Wörterbuchrezensenten macht Jehle (1990a: 264) folgenden Vorschlag: Künftige Rezensenten von (Lerner-)Wörterbüchern sollten - sofern sie eine wissenschaftliche Rezension (im Gegensatz zu einer populärwissenschaftlichen) beabsichtigen und Aussagen über die Kollokationspraxis des zu rezensierenden Wörterbuchs machen wollen - ein Korpus von ca. 50 Substantiven zusammenstellen, auf dessen Basis die Kollokationspraxis des betreffenden Wörterbuchs analysiert werden könnte. Bei diesen Substantiven, deren Anfangsbuchstaben das ganze Alphabet abdecken sollten, sollte es sich um hochfrequente Substantive des Grundwortschatzes handeln, die den meisten Lernern bekannt sein sollten. Der Rezensent möge dann in den entsprechenden Substantiv-Artikeln des Wörterbuchs prüfen, ob die "wichtigsten Adjektiv- und Verbkollokatoren (...) sowie die gängigen Funktionsverbgefüge (...) und die üblichen Präpositionen" (Jehle 1990a: 264) verzeichnet sind. Während es zweifellos wünschenswert ist, daß Aussagen zur Kollokationspraxis von Wörterbüchern auf eine solide quantitative Grundlage gestellt werden, und von daher Jehles Vorschlag durchaus zu begrüßen ist, stellt sich bei näherer Betrachtung eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit bei der Umsetzung von Jehles Anregung heraus. Dies wird besonders deutlich, wenn wir Jehles Vorschlag zur Vorgehensweise mit dem Kollokationstest von Henke/Pätzold (1985) vergleichen. Das Korpus von Henke/Pätzold besteht aus 30 Kollokationen (vgl. Abschnitt 4.3.1); Jehles Vorschlag sieht ein Korpus von 50 Kollokationsfcasen vor. Während sich der eigentliche Prüfvorgang des Wörterbuchs bei der Vorgehensweise von Henke/Pätzold vergleichsweise unproblematisch darstellt, da nur geprüft zu werden braucht, ob eine im Korpus vorhandene Kollokation im Wörterbuch verzeichnet ist oder nicht, dürfte sich die von Jehle vorgeschlagene Vorgehensweise als erheblich komplizierter erweisen. Hier wäre nämlich in jedem Einzelfalle zu entscheiden, ob die im Wörterbuch zu findende Wortkombination als freie Kombination, als Kollokation oder als Idiom zu kategorisieren wäre. Hat man beispielsweise als Basis das Substantiv attention ausgewählt, so wird man im ALD4 im Demonstrationsteil s.v. attention u.a. auf folgende Verbindungen von Werb+attention stoßen: (a) call sb's attention to sth - pay attention (to sth) - turn one's attention (to sth) - hold sb's attention - give one's (full) attention (to sth) - attract sb's attention - sth needs attention come to/stand at attention. In der Idioms-Section sind zusätzlich die folgenden Verb+aMeni/ort-Verbindungen aufgeführt: (b) catch sb's attention - draw attention to sth - give one's undivided attention - get/have sb's undivided attention - snap to attention. Welche der V+N-Verbindungen unter (a) sind als Kollokationen zu betrachten und welche als freie Verbindungen? Sind unter (b) tatsächlich alle Verbindungen als Idiome zu klassifizieren oder sind nicht auch eventuell Kollokationen darunter? - Da also bei einer Umsetzung des Jehle-Vorschlags sich die Abgrenzungsproblematik sehr schnell deutlich bemerkbar machen würde, ist für künftige Wörterbuchrezensenten, die ihre Aussagen zur Kollokationspraxis auf eine solide quantitative Grundlage stellen wollen, eher die Zusammenstellung eines Kollokationskorpus denn eines Basenkorpus zu empfehlen.

69 4.3.2.2. Methode der vorliegenden Studie 4.3.2.2.1. Vergleichskorpus Die im folgenden beschriebene Studie der Kollokationspraxis der großen Lernerwörterbücher des Englischen ist nach einer Methode durchgeführt worden, die sich als Synthese der Jehlebzw. Henke/Pätzold-Methode interpretieren läßt. Ausgangspunkt ist - wie bei Jehle - eine Liste von Substantiven; dabei handelt es sich - wie vorgeschlagen - um relativ frequente Substantive, von denen angenommen werden kann, daß sie fortgeschrittenen Lernern durchaus bekannt sind (ζ. B. advice, doubt, hunger, party, secret, voice). Im Unterschied zu Jehles Vorschlag wird dann jedoch ein methodischer Zwischenschritt eingeschoben: Die Substantivliste dient lediglich als Basis für die Erstellung eines Kollokationskorpus (im Sinne von Henke/Pätzold), auf dessen Grundlage dann die Kollokationspraxis der einbezogenen Wörterbücher überprüft worden ist. Quelle für die Erstellung des Kollokationskorpus war das BBI Combinatory Dictionary of English (BBI). In einem ersten Schritt sind aus diesem Wörterbuch insgesamt 176 Substantive als Kollokationsbasen ausgewählt worden, und zwar nach den bei Jehle genannten Kriterien a) breite alphabetische Streuung, b) vermuteter hoher Bekanntheitsgrad bei fortgeschrittenen Lernern. Darüber hinaus wurden vor allem solche Substantive ausgewählt, c) für die im BBI mindestens zwei Verbkollokatoren verzeichnet sind, und d) die mir bei meiner bisherigen Beschäftigung mit der Thematik bereits als Basen von V+N-Kollokationen begegnet waren. Insgesamt ist die Auswahl der Substantivbasen aus dem BBI allerdings als durchaus willkürlich anzusehen. Die ausgewählten Substantive sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt. ability abuse ['insulting language] accent ['pronunciation'] access accident ['unexpected, unpleasant event'] ['catastrophe'] account ['description] ['report'] accusation activity admission ['access'] advice affection agreement ['contract, settlement, treaty'] aid alarm ['warning device'] ambition anchor anger ankle application ['request'] appointment ['agreement to meet'] approval argument ['dispute'] attack ['assault'] attention ['concentration'] ['notice'] authority ['control'] ['power'] balance bargain ['agreement'] belief

bid ['bidding of an amount'] bill ['proposed law'] blame blood blow burden campaign caution ceremony ['formal act'] change ['alteration'] ['transition' charity claim clock coin commerce compassion complaint conclusion condition ['requirement'] confession confidence ['trust'] ['reliance'] conflict conspiracy contest conversation ['talk'] courage criticism damage ['harm'] debt

70 deceit decision ['act of deciding'] defeat description difference disaster discussion distinction ['differentiation'] doubt duty ['obligation'] ['service'] effect ['efficacy'] ['influence'] embargo escape ['act of escaping'] expectations factory fame fancy fear fight ['struggle'] fire ['destructive burning'] fist force ['compulsion'] ['violence'] friendship grievance ground ['contested area'] habit ['custom'] ['usual manner'] hair health ['condition of the body and mind'] help hope horse ['animal'] hunger idea influence insurance invitation joy knowledge leave ['period of absence from duty, work'] leg letter ['written message'] light ['illumination'] ['source of brightness'] loss mission ['task'] mob morale motion ['proposal'] movement ['organized effort to attain a goal'] oath ['solemn promise; solemn promise to tell the truth'] obstacle opinion opportunity opposition pace ['rate of movement']

party ['social gathering'] patience ['quality of being patient'] photograph plot ['conspiracy'] policy ['plain'] ['principle'] praise pressure principle privilege progress promise ['vow'] proof ['conclusive evidence'] quarrel question ['query'] race ['contest of speed'] ['competition'] recognition regulation relief ['easing of pain, of a burden'] report reputation request respect ['esteem'] responsibility ['accountability'] ['obligation'] revolt risk rumour scheme secret settlement shadow silence sin smile standard strike ['refusal to work'] subject ['topic, theme'] success surprise suspicion ['suspecting'] ['mistrust'] task threat trade ['commerce, business'] tradition trail train ['row of connected railroad cars'] treatment ['care'] ['cure'] treaty tree ['woody plant with a trunk'] trip trouble truth use value ['worth'] vengeance verdict

71 view ['opinion'] visit voice ['sound produced by vocal cords'] vow wall

war wealth ['abundance of material possessions'] window wish ['desire'] wound

Für die Erstellung des Kollokationskorpus sind in einem zweiten Schritt die im BBI zu den fraglichen Substantivbasen verzeichneten Verbkollokatoren herausgezogen worden. Hierbei ist auf folgende Einschränkung hinzuweisen: Ein großer Teil der ausgewählten Substantivbasen ist polysem; in die Untersuchung sind nur die V+N-Kollokationen eingegangen, in denen das Substantiv die im BBI als erste verzeichnete Bedeutung hat (vgl. Bedeutungsangaben in eckigen Klammern in obiger Übersicht). Beispiel: Das Substantiv account hat im BBI die Bedeutungen a) 'description', 'report', b) 'explanation', c) 'consideration' usw. Für die erste Bedeutung sind die Kollokationen give an account und render an account angegeben; nur diese sind in das Korpus aufgenommen worden. Nicht berücksichtigt worden sind demnach V+NKollokationen wie open an account, keep an account oder settle an account, wo eine andere Bedeutung von account vorliegt. Weiter ist zu erwähnen, daß für die erste angegebene Bedeutung des Substantivs alle angegebenen V+N-Kollokationen einbezogen worden sind, unabhängig davon, wie sie im Einzelfall strukturiert sind; aufgenommen worden sind bei attention beispielsweise sowohl Kombinationen des Typs V+direktes Objekt (attract smb's attention, capture smb's attention, catch smb's attention usw.) als auch Kombinationen mit Präposition oder Partikel (wie devote one's attention to, focus one's attention on, bring smt to smb's attention). Schließlich sei darauf hingewiesen, daß keine Überprüfung des Kollokationsstatus der Kombinationen erfolgt ist; das Verzeichnetsein im BBI galt als hinreichendes Kriterium, eine Kombination als Kollokation zu betrachten. Auf diese Weise entstand ein Korpus von insgesamt 1375 N+V-Kollokationen. Auf der Basis dieses Korpus ist dann die Überprüfung der Kollokationspraxis der einbezogenen Lernerwörterbücher erfolgt. Ziel der Analyse war es festzustellen, a) ob in den betreffenden Wörterbüchern die Kollokationen des Korpus überhaupt verzeichnet sind, b) ob sie unter der Basis (Substantiv - s.v. N) oder unter dem Kollokator (Verb - s.v. V) verzeichnet sind, und c) in welcher Weise sie verzeichnet sind. (Die verschiedenen Kategorien des Verzeichnetseins von Kollokationen werden im folgenden Abschnitt erläutert). 4.3.2.2.2. Kategorien des Verzeichnetseins von Kollokationen 4.3.2.2.2.1.' Grobkategorien Wie in Abschnitt 3.1.2 erläutert, kann eine Kollokation unter der Basis, unter dem Kollokator oder an beiden Orten verzeichnet sein. Die Beispiele (1) - (3) illustrieren diese drei Möglichkeiten für die Kollokationen gain+admission, affect+accent, give+account. Die Vor- und Nachteile dieser Möglichkeiten für die Wörterbuchbenutzer sind in Abschnitt 3.1.2 ausführlich erörtert worden. Die Beispiele (1) - (3) zeigen die Kollokationen innerhalb des Demonstrationsteils von Wörterbuchartikeln. Formales Kennzeichen des Demonstrationsteils ist der Kursivdruck. Damit illustrieren sie eine der drei grundsätzlichen Zählkategorien, nach denen die quantitative Analyse dieser Studie durchgeführt worden ist. Daneben gibt es zwei weitere grundsätzliche Kategorien des Verzeichnetseins, die in der vorliegenden Analyse berücksichtigt worden sind: • Innerhalb eines Wörterbuchartikels kann eine Kollokation durch Fettdruck besonders hervorgehoben sein. Dies ist ebenfalls s.v. N, s.v. V oder an beiden Orten möglich; zur Illu-

72 stration vgl. die Kollokationen lose+balance, lay+blame und blaze+trail in den Beispielen (4) - (6). • Die dritte grundsätzliche Möglichkeit des Verzeichnetseins von Kollokationen (und damit die dritte Zählkategorie) ist die Angabe des Kollokators bzw. der Basis im Explikationsteil eines Wörterbucheintrags. Die Beispiele (7) - (8) illustrieren die Möglichkeiten der Erwähnung des Verbs s.v. Ν (gain+knowledge) sowie der Erwähnung des Substantivs s.v. V (disseminate+ideas). Für ein Verzeichnetsein der gleichen Kollokation im Explikationsteil sowohl s.v. Ν als auch s.v. V findet sich in den Daten dieser Studie kein Beispiel. Dies erklärt sich aus der Tatsache, daß insgesamt nur sehr wenige Belege für die Kategorie "Explikationsteil" s.v. Ν vorhanden sind (vgl. unten Abschnitt 4.3.2.2.2.4). (1)

admission /.../ 1 [...] How does one gain admission to the State Apartments?

[ALD4]

(2)

affect 2 /.../ ν 1 [...] 2 [...] She affected a foreign accent.

[ALD4]

(3a)

account I..J 1 [...] I believe you gave a very good account of what happened.

[CCELD]

(3b)

give/.../ 1.2 [...] He gave a humorous account of his journey.

[CCELD]

1

(4)

balance /.../ 1 [...] 6 (idm) [...] keepAose one's balance [...]

[ALD4]

(5)

lay/.../ 1 [...] 6.5 If you lay the blame on someone or something, you...

[CCELD]

(6a)

trail/.../ 1 [...] 2 [...] blaze the trail, find and mark a way where a path may be made; hence, lead the way; pioneer.

[ALDI]

(6b)

3

blaze /.../[...] blaze a trail, show the trail (=path) through a wood by blazing trees; (fig.) do something for the first time and so show others how do do it; be a leader.

[ALDI]

(7)

knowledge/.../ 1 [...] the facts, information, skills, and understanding that one has gained, esp. through learning or experience: ...

[DCE2]

(8)

disseminate /.../ [...] spread (ideas, beliefs, etc) widely:...

[ALD4]

Neben der Unterscheidung, ob eine Kollokation s.v. Ν oder s.v. V verzeichnet ist, ist innerhalb dieser Kategorien also des weiteren danach unterschieden worden, ob eine Kollokation im Demonstrationsteil oder im Explikationsteil verzeichnet ist bzw. ob sie durch Fettdruck besonders hervorgehoben ist (vgl. Tab. 3 - 9 im Abschnitt 4.3.3.1). In Tab. 2 (ebendort) ist darüber hinaus die Zahl der "Doppeleinträge" angegeben. Unter "Doppeleintrag" soll hier das Verzeichnetsein einer bestimmten Kollokation sowohl s.v. Ν als auch s.v. V (in einer beliebigen der drei Kategorien) verstanden werden. Eine andere Interpretation von "Doppeleintrag" wäre möglich in solchen Fällen, wo eine Kollokation sowohl im Demonstrationsteil als auch in den Kategorien Fettdruck bzw. Explikationsteil zu finden ist - also doppelt innerhalb eines Stichwortartikels. Diesen Fall illustrieren die Beispiele (9) - (10) für die Kollokationen come to+blows und strike up+friendship. Solche Fälle von "Doppeleintrag" sind in der Studie nicht gesondert gezählt worden. (9)

blow 3 /.../ 1 [...] 3 (idm) [...] come to blows (over sth) start fighting (because of sth): We almost came to blows over what colour our new carpet should be.

[ALD4]

73 (10)

strike 2 /.../[...] strike (sth) up, [...] - up sth (with sb), begin (perhaps casually) a friendship or acquaintance: The two boys quickly struck up a friendship.

[ALD3]

Wo das zweifache Verzeichnetsein einer Kollokation in diesem Sinne vorliegt, ist nach folgenden Richtlinien verfahren worden: • Die Kollokation ist sowohl durch Fettdruck gekennzeichnet als auch im Demonstrationsteil zu finden —> Zählung in der Kategorie "Fettdruck" (Fettdruck geht vor Demonstrationsteil). • Die Kollokation ist sowohl im Explikationsteil als auch im Demonstrationsteil zu finden —» Zählung in der Kategorie "Demonstrationsteil" (Demonstrationsteil geht vor Explikationsteil). • Auf den Fall, daß eine Kollokation in den Kategorien Fettdruck und Explikationsteil zu finden ist, bin ich bei der Analyse nicht gestoßen. Als Begründung fur diese Verfahrensweise sei auf die Benutzerperspektive verwiesen: Am auffälligsten und damit für die Benutzer am leichtesten und schnellsten zu identifizieren/registrieren dürften durch Fettdruck hervorgehobene Kollokationen sein. Ist eine Kollokation nicht in dieser Weise gekennzeichnet, so wird der Benutzer sich vermutlich zunächst mit dem Demonstrationsteil befassen, bevor er sich der Mühe unterzieht, den Explikationsteil zu studieren.11 Über diese hier erläuterten und illustrierten Grobkategorien hinaus werden in den folgenden Abschnitten (4.3.2.2.2.2 - 4.3.2.2.2.4) weitere Detailbeobachtungen zu diesen drei Kategorien dargelegt und die sich aus diesen Fällen ggf. ergebenden Zählkonventionen erläutert. 4.3.2.2.2.2. Demonstrationsteil Die Aufgaben des Demonstrationsteils von Wörterbuchartikeln sind in den Abschnitten 4.2.5.2.4 und 4.2.5.2.6 am Beispiel des ALD4 sowie des DCE2 dargestellt worden. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, den Benutzern zu zeigen, in welchen Kollokationen das Stichwort auftreten kann. Im Demonstrationsteil von Substantivein trägen können V+N-Kollokationen in folgender Weise verzeichnet sein: 1. Die Kollokation ist Bestandteil eines vollständigen Beispielsatzes (vgl. (11) exercise+ caution). 2. Die Kollokation ist Bestandteil eines Teilsatzes/Satzfragments (vgl. (12) write+letter). 3. Die Kollokation wird ohne weiteren Satzkontext gegeben (vgl. (13) suffer+defeat). Diese drei Möglichkeiten können in zwei Varianten auftreten: - w i e oben (11)-(13); - außer dem fraglichen Kollokator werden im gleichen Kontext weitere Kollokatoren gegeben (vgl. (14) - (16)). Alle diese Fälle sind unterschiedslos in der Kategorie s.v. Ν - Demonstrationsteil gezählt worden. (11)

11

caution /.../ 1 [...] You should exercise extreme caution when driving in fog.

[ALD4]

Zöfgen (1994) spricht davon, daß der Explikationsteil eine kaum zu nehmende Hürde auf dem Weg zum Verständnis von Bedeutung und Verwendung eines Wortes sei; der Zugang erfolge vornehmlich über den Demonstrationsteil.

74

(12) (13) (14)

letter /.../ 1 [...] 2 [...] to write letters to one's defeat η (a) [...] suffer defeat party1 /.../ 1 [...] We're having/giving/throwing

friends

a party on

[ALDI] [ALD4] [DCE2]

New Year's Eve.

(15)

burden1 /.../ 1 [...] 2 [...] divorced

parents who have to bear/carry the burden of maintaining two households

[DCE2]

(16)

decision /.../ 1 [...] (b) [...] arrive

[ALD4]

at/come

to/make/reach

a decision

Als verzeichnet im Sinne der Hauptfragestellung dieser Untersuchung gelten V+N-Kollokationen auch dann, wenn s.v. Ν das gesuchte Verb im Demonstrationsteil in einer abgeleiteten Form auftritt. Diese Möglichkeit illustrieren die Beispiele (17) boost+morale, (18) clean+window und (19) forgive+sin. Diese Entscheidung läßt sich zweifach begründen: Zum einen ist es sprachwissenschaftlich unstrittig, daß eine Kollokation in unterschiedlichen Formen auftreten kann (vgl. oben Abschnitt 1.2.2.212); zum anderen kann einem advanced learner (als Benutzer der fraglichen Wörterbücher) zugetraut werden, daß er in der Lage ist, die Beziehung zwischen beispielsweise forgive a sin und an unforgivable sin zu erkennen. (17) (18) (19)

morale/.../ [...] The news was a boost to morale. window /.../ 1 [...] b [...] a window cleaner sin/.../ 1 [...] 2 [...] Being late is an unforgivable

[CCELD] [DCE2] [ALD4]

sin

round here.

Die verschiedenen Möglichkeiten des Verzeichnetseins von V+N-Kollokationen, die oben für den Demonstrationsteil von Substantivemtiägen genannt worden sind, gelten entsprechend auch für Verfceinträge. Beispiele zur Illustration dieser drei Möglichkeiten (oben 1.-3.) (in ihren zwei Varianten) sind (20) clench+fist und (21) raise+doubt (für 1.), (22) saddle+horse und (23) achieve+success (für 2.) sowie (24) nurse+hope und (25) win+war (für 3.). (20) (21)

clench /.../ 1 [...] Ralph clenched his fist and went very red. raise1/.../ 1 [...] 12 [...] His long absence raised doubts/fears

[CCELD] [DCEl]

about his safety.

(22) (23) (24) (25)

saddle2 ν 1 [...] saddled (up) his horse and rode away achieve /.../ 1 [...] 2 [...] - success/distinction in public nurse2 ν 1 [...] 6 [...] to nurse a hope win/.../ 1 [...] win a race (a battle, a war, a scholarship,

life

a prize,

[DCEl] [ALD3] [DCE2] [ALD2]

fame and fortune)

4.3.2.2.2.3. Fettdruck In Wörterbuchartikeln finden sich häufig Elemente, die durch Fettdruck (halbfett) hervorgehoben sind. Generell wird diese drucktechnische Art der Kennzeichnung angewendet a) bei Ableitungen/Komposita, in denen das Stichwort ein Bestandteil ist (vgl. (26)); b) bei idiomatischen oder idiom-ähnlichen Wendungen, die das Stichwort enthalten (vgl. (27)). 12

Vgl. dazu auch Lipka (1990: 166), der als Beispiel die unterschiedlichen Strukturen strong argument, argue strongly, strength of an argument und strengthen an argument anführt.

75 (26a)

materialize/.../ 1 [...] 2[...]

ization

[DCE2]

(26b)

scatter/.../ 1 [...] 2 [...]- -brain

[ALD3]

(27a)

roll I...I 1 [...] 15 [...] · If someone is struck off the roU, they are expelled from a professional organization so that they can no longer do their professional work.

[CCELD]

(27b)

fool /.../ 1 [...] 3 (idm) [...] be a fool for one's pains do sth for which one gets no reward or thanks

[ALD4]

Der Fettdruck von Wortkombinationen innerhalb eines Stichwortartikels hat in den in die Studie einbezogenen Wörterbüchern jeweils einen etwas unterschiedlichen Status (vgl. auch 4.2.5.2). In allen Wörterbüchern werden durch Fettdruck herausgehobene Wortverbindungen als Idiome oder idiom-ähnliche Wendungen interpretiert. Im ALDI ist in diesem Zusammenhang die Rede von "idioms, phrases, collocations" (vi), im ALD2 von "idiomatic word groups, or collocations" (χ), im ALD3 von "idiom" oder "idiomatic expression" (xvi), im ALD4 von "idioms" (viii). DCE1 (xxvi) und DCE2 (F32) verwenden ebenfalls Fettdruck für "idioms"; im CCELD (x) ist von "phrases or expressions" die Rede. Darüberhinaus werden im DCE1 und DCE2 auch bestimmte Kollokationen durch Fettdruck gekennzeichnet, "if the COLLOCATION is found very often or if it has almost become a fixed phrase (but not an IDIOM)" (DCE1: xxvii) oder sofern die Kollokation als "particularly fixed" (DCE2: F9) gilt. Trotz dieser Unterschiede in den Konventionen für die Verwendung von Fettdruck ist innerhalb der Kategorie Fettdruck keine Differenzierung vorgenommen worden. Beispiele für Fettdruck von V+N-Kollokationen finden sich s.v. N, s.v. V sowie als Doppeleintrag (vgl. oben Beispiele (4) - (6)). Wenn Wörterbücher - wie oben skizziert - bestimmte Konventionen bezüglich des Fettdrucks von Teilen des Wörterbuchartikels haben und diese in den Hinweisen für die Benutzung auch erläutern, so sollte man davon ausgehen können, daß die Handhabung des Fettdrucks auch konsistent durchgeführt wird. Damit ist die Erwartung gemeint, daß, sofern eine V+N-Verbindung s.v. Ν im Fettdruck erscheint und damit als idiomatisch bzw. "particularly fixed" (DCE2) identifiziert wird, diese Verbindung, falls sie s.v. V ebenfalls eingetragen ist, dort gleichfalls in Fettdruck erscheint; diese Erwartung bezieht sich also auf solche Doppeleinträge, bei denen Fettdruck im Spiel ist. Dies ist jedoch bei den analysierten Wörterbüchern nicht der Fall; in sämtlichen einbezogenen Wörterbüchern lassen sich Beispiele von inkonsistenter Anwendung des Fettdrucks finden (vgl. (28) meet with+accident, (29) lodge+complaint, (30) swear+oath sowie (31) lower+voice) (28a)

accident /.../ 1 [...] meet with/have an ~

[ALD3]

(28b)

meet 1 /.../ 1 [...] ~ with, (a) experience: ~ with misfortune/an accident/great kindness.

[ALD3]

(29a)

complaint/.../ 1 [...) 6 lodge a complaint (against)

[DCE1]

1

(29b)

lodge 1. J 1 [...] 7 [...] to lodge a complaint

[DCE1]

(30a)

oath/.../ 1 [...] to take [make, swear] an oath

[ALDI]

(30b)

swear/.../ 1 [...] swear an oath

[ALDI]

(31a)

voice/.../ 1 [...] 9.1 [...] If you lower your voice, you speak more quietly, usually because you do not want everyone to hear what you are saying.

[CCELD]

(31b)

lower/.../ 1[...] 7 [...] If you lower your voice, you speak more quietly.

[CCELD]

76 In diesem Zusammenhang ist auch die Zählkonvention bei Verweisen zu erläutern: Neben "echten" (vollständigen) Doppeleinträgen (wie (6)) begnügen sich die Wörterbücher vielfach damit, idiomatische/idiom-ähnliche Verbindungen (der Struktur V+N) entweder (nur) s.v. Ν oder (nur) s.v. V einzutragen, zu erläutern und zu illustrieren und an der entsprechenden komplementären Stelle auf diesen Eintrag zu verweisen. Dies geschieht in verschiedener Form (vgl. (32) - (35)). Alle Fälle derartiger Verweise sind als Doppeleinträge gezählt worden, d.h. die Kollokation declare+war (32) ζ. B. gilt auch als s.v. Ν verzeichnet, auch wenn dort lediglich der Verweis (=> DECLARE) ZU finden ist. (32a)

w a r /.../ 1 [...] 3 (idm) [...] declare w a r => DECLARE.

[ALD4]

(32b)

declare/.../ 1 [...] S (idm) [...] declare w a r (on/against sb) announce that one is at war (with sb)

[ALD4]

(33a)

anchor /.../ 1 [ . . . ] · If you weigh anchor or u p anchor, you raise the anchor of a boat so that you can sail away in it.

[CCELD]

(33b)

weigh /.../ 1 [...] 5 to weigh anchor: see anchor

[CCELD]

(34a)

difference /.../ 1 [...] 3 [...] ... — see also split the difference

[DCE2]

(SPLIT 1 )

(34b)

split /.../ 1 [...] 10 split the difference infml to agree on an amount half way between

[DCE2]

(35a)

courage /.../ [...] take/pluck up/muster up/summon brave.

[ALD3]

(35b)

take/.../ 1 [...] 15 [...] - courage, => courage.

up

be

[ALD3]

4.3.2.2.2.4. Explikationsteil Als im Explikationsteil verzeichnet gilt eine V+N-Kollokation, wenn der Kollokationspartner bei der Bedeutungserklärung des fraglichen Stichwortes genannt wird. Auch diese Kategorie kann s.v. Ν oder s.v. V auftreten (vgl. (7) und (8)). Ein Verzeichnetsein einer V+N-Kollokation im Explikationsteil von Substantiveinträgen ist allerdings weitaus seltener als der entsprechende Sachverhalt in Verbeinträgen. In dieser Kategorie finden sich s.v. Ν die folgenden Möglichkeiten: • Das Stichwort (N) (bzw. eine seiner Bedeutungen) wird in einem vollständigen Satz erläutert, in dem der (gesuchte) Kollokator (V) zusammen mit dem Stichwort verwendet wird (vgl. (36) accept+responsibility). (Diese Möglichkeit findet sich ausschließlich im CCELD). • Das Stichwort (bzw. eine seiner Bedeutungen) wird erläutert, indem ein Hyperonym angegeben wird, bei dessen Spezifizierung der (gesuchte) Kollokator verwendet wird (vgl. (37) reach+verdict). • Das Stichwort ist selber Hyperonym; in der Bedeutungserklärung werden Hyponyme zusammen mit dem gesuchten Kollokator verwendet (vgl. (38) hand down+tradition mit den Hyponymen opinion, be lief, custom). (36)

responsibility /..J 1 [...] 2 If you accept or assume responsibility for a particular event or situation, you agree that you caused it or that you were to blame for it.

[CCELD]

(37)

verdict /.../ 1 decision reached by a jury on a question of fact in a law case

[ALD4]

(38)

tradition /.../ [...] opinion, belief, custom, etc handed down

[ALD2]

77 Für das Verzeichnetsein im Explikationsteil s.v. V lassen sich die folgenden Möglichkeiten unterscheiden: • Das Stichwort (V) (bzw. eine seiner Bedeutungen) wird in einem vollständigen Satz erläutert, in dem die (gesuchte) Basis (N) zusammen mit dem Stichwort verwendet wird (vgl. (39) spearhead+attack). (Diese Möglichkeit findet sich ausschließlich im CCELD). • In der Bedeutungserklärung des Stichwortes (bzw. einer seiner Bedeutungen) wird die Basis der V+N-Kollokation genannt (vgl. (40) divert+attention). Dabei wird die Basis, da sie nicht Teil der Bedeutung des Verbs ist, häufig in runde Klammern gesetzt (vgl. (41) crash+party). In einigen Fällen wird durch den Zusatz etc. angedeutet, daß das genannte Substantiv nicht die einzig mögliche Kollokationsbasis ist (vgl. (42) settle+debt). • In der Bedeutungserklärung des Stichworts (bzw. einer seiner Bedeutungen) werden neben der (gesuchten) Basis weitere Substantive genannt, mit denen das Verb kollokieren kann. Dabei sind folgende Varianten möglich: (a) ohne etc. (vgl. (43) waive+claim; (44) lay down+principle; (45) break+agreement mit vier Substantiven im vollständigen Satz (CCELD)); (b) mit etc. (vgl. (46) parry+blow, (47) allay+anger, (48) fulfill+ threat mit fünf Substantiven im vollständigen Satz (CCELD)); (c) statt etc. (am Ende der Aufzählung) findet sich e.g. vor dem Basissubstantiv (vgl. (49) blurt out+secret) oder den Basissubstantiven (vgl. (50) assimilate+knowledge)·, im CCELD findet sich in vergleichbaren Fällen die Formulierung something such as ... (vgl. (51) submit+application). • In der Bedeutungserklärung des Stichwortes (bzw. einer seiner Bedeutungen) werden nicht nur die gesuchte Kollokationsbasis sowie weitere mögliche Kollokationsbasen genannt, sondern es wird zusätzlich die Kategorie angegeben, der die genannten Kollokationsbasen angehören (vgl. (52) regulate+clock (a machine)·, (53) win+approval (something that you want)\ (54) appease+hunger (a feeling)). (39)

spearhead /.../ 1 [...] 2 If soldiers spearhead an attack, they lead other troops into it.

[CCELD]

(40)

divert /.../ 1 [...] 2 amuse; entertain; turn the attention away

[ALD3]

(41)

crash' /.../ 1 [...] 6 [...] to join (a party) without having been invited

[DCE1]

(42)

2

[ALD2]

(43)

waive /.../ [...] (say that one will) not insist on (a right or claim)

[ALD3]

(44)

lay /.../ 1 [...] 10 [...] lay down [...] (/) establish; formulate (a rule, course, principle)

[ALD2]

(45)

break /.../ 1 [...] 6 If you break a law, rule, promise, or agreement, you do something that disobeys it.

[CCELD]

(46)

parry /.../ [...] ward off or turn aside (a blow, a question, etc.).

[ALDI]

(47)

allay /.../ [...] to make (fear, anger, doubt, etc.) less

[DCE1]

(48)

fulfil /.../ 1 If you fulfil a promise, threat, duty, request, hope, etc, you do what was promised, asked, or expected.

[CCELD]

(49)

blurt/.../ [...] - slh. out, tell sth. (e.g. a secret) suddenly, often thoughtlessly.

[ALD2]

(50)

assimilate/.../ 1 [...] 3 [...] absorb, eg ideas, knowledge.

[ALD3]

settle /.../ 1 [...] 8 [...] pay (a debt, etc.)

78 (51)

submit/.../ 1 [...] 2 If you submit something such as a proposal or an application to someone, you send it to them so that they can decide whether to accept it or not.

[CCELD]

(52)

regulate/.../ 1 [...] 2 to make (a machine, esp. a clock or

[DCE1]

watch) work correctly (53)

win /.../ 1 [...] 4 If you win something that you want, for example someone's approval or support or your own freedom, you succeed in getting it.

[CCELD]

(54)

appease/.../ 1 [...] 2 If you appease a feeling, for example

[CCELD]

hunger or guilt, you cause it to be felt less strongly; a formal or literary use.

4.3.2.2.2.5. Sonderfälle Schließlich soll noch auf einige Fälle hingewiesen werden, die nicht (als im Demonstrationsteil oder im Explikationsteil verzeichnet) in die Zählung eingegangen sind: • Im Demonstrationsteil (von Verbeinträgen) finden sich gelegentlich Beispielsätze, in denen das gesuchte Basissubstantiv zwar auftritt, aber nicht in Objektfunktion (vgl. (55) spread+rumour; (56) build up+pressure; (57) spur+ambition). Dagegen sind Fälle wie (58) (close+factory) in die Zählung eingegangen, da hier in der Passiv-Alternative die Möglichkeit angedeutet ist, daß factory auch Objekt zu close sein kann. • Im Explikationsteil (von Verbeinträgen) kann das gesuchte Basissubstantiv genannt sein, aber es ist nicht als mögliches Objekt zum fraglichen Verb erkennbar (vgl. (59) scratch+race). — Für einige der Substantive des Korpus gibt es (abgeleitete) Verben (Nullableitung, z.B. photograph η - photograph vt,vi). Hier kommt es gelegentlich vor, daß sich die gesuchte Kollokation zwar nicht im Eintrag zum Substantiv, wohl aber im Eintrag zum Verb (im Explikationsteil) findet. Auch wenn - wie im ALD1-3 - das betreffende Verb im gleichen Stichwortartikel behandelt wird wie das Substantiv, ist dieser Fall nicht in die Zählung eingegangen (vgl. (60) make+vow, (61) exert+influence). (55)

'spread/.../ 1 [...] 3 [...] The rumour quickly ~ through

[ALD2]

the village.

(56)

build I.J 1 [...] 4 - up, the enemy is ~ ing up.

(a) [...] (b) [...] Their pressure on

[ALD3]

(57)

spur/.../n. [...] v.t.&i. 1 [...] He was -redon by ambition.

[ALD2]

(58)

3

close/.../ 1[...] 5 [...] ~ down [...] The factory (was) ~d

[ALD2]

down because of a lack of orders.

(59)

scratch I...I 1 [...] 3 [...] withdraw (a horse, a candidate,

[ALD2]

oneself) from a competition; take out (the name of a horse, a candidate) from a list of entries for a race or competition (60)

vow/.../n. [...] v.t. [...] make a vow

[ALD2]

(61)

influence/.../n. [...] v.t. [...] exert an ~ on; have an effect on

[ALD3]

79 4.3.3. Ergebnisse 4.3.3.1. Präsentation der Ergebnisse 4.3.3.1.1. Gesamtergebnis In diesem Abschnitt sollen die Ergebnisse der quantitativen Analyse der Kollokationspraxis der sieben Lemerwörterbücher dargestellt werden. Tab. 2 gibt Auskunft darüber, wieviele der insgesamt 1375 V+N-Kollokationen, die das Vergleichskorpus enthält, in den analysierten Wörterbüchern verzeichnet sind (Spalte GESAMT in Tab. 2). Zusätzlich gibt diese Tabelle Auskunft darüber, wieviele der Kollokationen des Vergleichskorpus in dem betreffenden Wörterbuch jeweils s.v. Ν bzw. s.v. V zu finden sind. In einer weiteren Spalte ("Doppeleinträge") ist die Zahl der Kollokationen angegeben, die sowohl s.v. Ν wie s.v. V verzeichnet sind. Die Werte der Spalte GESAMT ergeben sich aus der Addition von s.v. Ν und s.v. V sowie der anschließenden Subtraktion der Doppeleinträge. s.v. Ν

s.v. V

Doppeleinträge

GESAMT

ALDI

140

291

55

376 (27.4)

ALD2

188

384

97

475 (34.5)

ALD3

206

393

113

486 (35.4)

ALD4

315

436

147

604 (43.9)

DCE1

151

308

51

408 (29.7)

DCE2

267

394

132

529 (38.5)

CCELD

207

441

112

536 (39.0)

Tabelle 2: Gesamtergebnis

Bei einer Betrachtung des Gesamtergebnisses gemäß dieser Tabelle ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß nur diejenigen V+N-Kollokationen in die Zählung eingehen konnten, die im Vergleichskorpus enthalten sind. Alle untersuchten Wörterbücher verzeichnen darüber hinaus in nicht unerheblichem Maße weitere V+N-Kollokationen zu den Substantivbasen, die die Grundlage des Vergleichskorpus bilden. So enthält das Vergleichskorpus beispielweise für das Substantiv embargo die Kollokationen impose an embargo on, place an embargo on, put an embargo on, lift an embargo, remove an embargo from·, von diesen fünf Kollokationen ist im ALDI lediglich lift an embargo verzeichnet. Darüber hinaus finden sich s.v. embargo im ALDI jedoch weitere V+N-Kollokationen: lay an embargo on, raise the embargo, take off the embargo. Aufgrund der methodischen Anlage dieser Studie (vgl. Abschnitt 4.3.2.2) konnten diese Kollokationen nicht in die Zählung einbezogen werden. Insofern geben die hier präsentierten Ergebnisse nur ein eingeschränktes Bild vom Kollokationsreichtum der analysierten Wörterbücher. Um einen Eindruck von der Menge derjenigen V+N-Kollokationen zu vermitteln, die zwar in den Lernerwörterbüchern zu finden sind, die das BBI aber nicht verzeichnet, sind in der Übersicht (S. 80/81) die entsprechenden Belege für das ALD3 zusammengestellt. Diese Übersicht zeigt zum einen diejenigen V+N-Kollokationen, die s.v. Ν über die im BBI verzeichneten Kombinationen hinaus im ALD3 zu finden sind. Zum anderen sind die entsprechenden V+N-Kollokationen aufgelistet, die sich s.v. V finden; aus den Verbeinträgen sind

80 selbstverständlich nur diejenigen Substantivbasen aufgeführt, die im Ausgangskorpus von 176 Substantivbasen enthalten sind. Die Übersicht verzeichnet solche Kollokationen, die im Demonstrationsteil zu finden oder durch Fettdruck (hier kursiv) hervorgehoben sind. Eine Differenzierung nach der Art des Verzeichnetseins innerhalb des Demonstrationsteils ist nicht vorgenommen worden; die Kollokationen enthaltenden vollständigen Beispielsätze sind auf die Kollokation reduziert worden. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit diesem Vorbehalt läßt sich als Gesamtergebnis auf der Grundlage der Tab. 2 feststellen, daß in den analysierten Wörterbüchern zwischen knapp 30% (ALDI und DCE1) und rund 40% (ALD4, DCE2, CCELD) der 1375 Kollokationen des Vergleichskorpus verzeichnet sind. In synchroner Perspektive (Vergleich ALD4, DCE2, CCELD) schneidet das ALD4 mit einem leichten Vorsprung von rund 5 Prozentpunkten ab. In diachroner Perspektive ist ein deutlicher Fortschritt in der Kollokationspraxis vom DCE1 zum DCE2 (fast 10 Prozentpunkte) sowie vom ALDI über ALD2/ALD3 zum ALD4 (insgesamt fast 17 Prozentpunkte) zu erkennen. (Zu Einzelaspekten des synchronen bzw. diachronen Vergleichs vgl. Abschnitt 4.3.3.2). ί.ν. Ν arrive at an agreement make an agreement sign an agreement let go the anchor fix an appointment with sb secure sb's attention give one's attention (to sth) call sb's attention (to sth) invite sb's attention (to sth) hold the balance lose one'e belief incur blame live on/off charity put the clock back take compassion (on sb) lose confidence (in sb) put confidence (in sth/sb) pluck up courage lose courage get out of debt come to a decision give a decision have doubt throw doubt upon sth bring sth into effect carry sth into effect come into effect give effect to raise an embargo (from sb) lay sb under (an) embargo have a fancy (for sth) show fight keep one's ground fall into the habit of switch the light off

put the light out complete one's mission recover one's morale adopt a motion carry a motion reject a motion make an opportunity get an opportunity go the pace make up a party live up to one's principles carry out a promise claim sb's promise make up a quarrel come into question send relief provide relief make a reputation (for oneself) grant a request have respect (for sth) let sb into a/the secret confess one's sins conform to the standards meet with success cause surprise set (sb) a task do trade get into a train get out of a train enter into a treaty ask for trouble lift up one's voice perform a vow grant a wish

81 s.v. V fulfil one's hopes give sb (some/no/any, etc) trouble impose a task (on sb) inflict a blow (upon sb) keep a treaty lay one's hopes on make a treaty overcome a habit quash a decision raise an embargo realize one's hopes redress the balance remove doubts remove fears renew an attack seek a quarrel seek advice step up the campaign stir the blood suppress the truth turn one's attention to sth uncover a plot

ask for trouble attain one's hope avert an accident call attention to carry out a promise destroy sb's hopes dispute a decision dissipate fear dissipate doubt drop a habit engage sb's attention enter into conversation with sb evade a blow evade an attack evade a question extend a wall extend help forfeit one's health form conclusions form ideas fulfil one's duties fulfil one's expectations

4.3.3.1.2. Einzelergebnisse Die Tab. 3 - 9 zeigen für jedes der analysierten Wörterbücher die Verteilung der verzeichneten Kollokationen auf die drei Kategorien des Verzeichnetseins (Demonstrationsteil, Fettdruck, Explikationsteil), jeweils getrennt für Substantiv- und Verbeinträge (s.v. N, s.v. V). Bezugsgröße ("GESAMT") sind dabei die jeweiligen Werte aus Tab. 2. ALDI

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

75 (53.6)

209(71.8)

Fettdruck

62 (44.3)

43 (14.8)

Explikationsteil

3(2.1)

39 (13.4)

GESAMT

140(100.0)

291 (100.0)

Tabelle 3: Einzelergebnis für ALDI

ALD2

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

148 (78.7)

283 (73.7)

Fettdruck

35 (18.6)

31 (8.1)

Explikationsteil

5 (2.7)

70(18.2)

GESAMT

188 (100.0)

384(100.0)

Tabelle 4: Einzelergebnis für ALD2

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

118(57.3)

258 (65.7)

Fettdruck

83 (40.3)

72(18.3)

Explikationsteil

5 (2.4)

63 (16.0)

GESAMT

206 (100.0)

393 (100.0)

ALD4

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

223 (70.8)

342 (78.4)

Fettdruck

84 (26.7)

36 (8.3)

Explikationsteil

8(2.5)

58(13.3)

GESAMT

315(100.0)

436 (100.0)

DCE1

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

85 (56.3)

190 (61.7)

Fettdruck

62(41.1)

33 (10.7)

Explikationsteil

4(2.6)

85 (27.6)

GESAMT

151 (100.0)

308 (100.0)

DCE2

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

164(61.4)

290 (73.6)

Fettdruck

99 (37.1)

36(9.1)

Explikationsteil

4(1.5)

68(17.3)

GESAMT

267 (100.0)

394(100.0)

CCELD

s.v. Ν

s.v. V

Demonstrationsteil

147(71.0)

288 (65.3)

Fettdruck

58 (28.0)

34 (7.7)

Explikationsteil

2(1.0)

119(27.0)

GESAMT

207 (100.0)

441 (100.0)

ALD3

Tabelle 5: Einzelergebnis für ALD3

Tabelle 6: Einzelergebnis für ALD4

Tabelle 7: Einzelergebnis für DCE1

Tabelle 8: Einzelergebnis für DCE2

Tabelle 9: Einzelergebnis für CCELD

83 Für alle analysierten Wörterbücher lassen sich aus den Tab. 3 - 9 folgende Beobachtungen ableiten: a) Die Menge der s.v. V verzeichneten V+N-Kollokationen ist größer als diejenige der s.v. Ν verzeichneten. b) Sowohl s.v. Ν wie s.v.V findet sich der größte Anteil von V+N-Kollokationen im Demonstrationsteil. c) S.v. Ν sind mehr durch Fettdruck hervorgehobene V+N-Kollokationen zu finden als s.v. V. d) Der Anteil von im Explikationsteil verzeichneten V+N-Kollokationen s.v. Ν ist äußerst gering. Beobachtungen zu Einzelaspekten und wörterbuchspezifischen Besonderheiten, die über diese allgemeingültigen Charakteristika hinausgehen, werden im folgenden Abschnitt dargestellt. 4.3.3.2. Vergleich und Diskussion der Ergebnisse In diesem Abschnitt sollen die oben präsentierten Ergebnisse der quantitativen Analyse auf verschiedenen Ebenen miteinander verglichen werden. Ausgangspunkt bzw. Bezugspunkt dieser Vergleiche sind die Werte der Tab. 10, in der die Tab. 3 - 9 zusammengefaßt sind. Die Vergleichsperspektive wird sowohl synchron wie diachron sein; das bedeutet, daß Vergleiche auf insgesamt vier Ebenen angestellt werden: (a) synchron: 1) ALD4 - DCE2 - CCELD (als derzeit aktuelle Ausgaben der drei großen Lernerwörterbücher des Englischen); 2) DCE1 - ALD3 (als miteinander konkurrierende Ausgaben zwischen 1978 und 1987); (b) diachron: 3) ALDI - ALD2 - ALD3 - ALD4; 4) DCE1 - DCE2. Demonstrationsteil

Fettdruck

Explikationsteil

s.v. Ν

s.v.V

s.v. Ν

s.v.V

s.v. Ν

s.v.V

ALDI

75 (53.6)

209(71.8)

62 (44.3)

43 (14.8)

3(2.1)

39(13.4)

ALD2

148 (78.7)

283 (73.7)

35 (18.6)

31 (8.1)

5 (2.7)

70(18.2)

ALD3

118(57.3)

258 (65.7)

83 (40.3)

72(18.3)

5 (2.4)

63 (16.0)

ALD4

223 (70.8)

342 (78.4)

84 (26.7)

36 (8.3)

8 (2.5)

58(13.3)

DCE1

85 (56.3)

190(61.7)

62(41.1)

33 (10.7)

4 (2.6)

85 (27.6)

DCE2

164(61.4)

290 (73.6)

99 (37.1)

36 (9.1)

4(1.5)

68(17.3)

CCELD

147(71.0)

288 (65.3)

58 (28.0)

34 (7.7)

2(1.0)

119(27.0)

Tabelle 10: Zusammenfassung der Tabellen 3 - 9

4.3.3.2.1. Synchrone Ebene 4.3.3.2.1.1. ALD4 - DCE2 - CCELD Tab. 2 (Gesamtergebnis) zeigt, daß im Vergleich der drei aktuellen Ausgaben der analysierten Lernerwörterbücher das ALD4 in mehrfacher Hinsicht am besten abschneidet: • Es verzeichnet insgesamt mehr Kollokationen als seine Konkurrenten (604 vs. 529 (DCE2) bzw. 536 (CCELD)). • Es verzeichnet mehr Kollokationen s.v. Ν (315 vs. 267 bzw. 207). • Es weist im Vergleich die meisten Doppeleinträge auf (147 vs. 132 bzw. 112).

84 • Lediglich hinsichtlich der Zahl der s.v. V verzeichneten Kollokationen wird es geringfügig vom CCELD übertroffen (436 vs. 441). Dies ist auf den ungewöhnlich hohen Anteil von im Explikationsteil s.v. V verzeichneten Kollokationen im CCELD zurückzuführen (vgl. unten). Ein weiterer Aspekt, unter dem das ALD4 Vorteile gegenüber dem DCE2 und dem CCELD aufweist, wird deutlich, wenn die Anteile s.v. Ν und s.v. V der im Demonstrationsteil verzeichneten Kollokationen betrachtet werden. Tab. 11 zeigt, daß im Demonstrationsteil der relevanten Substantiv- bzw. Verbeinträge im ALD4 insgesamt 565 Kollokationen verzeichnet sind; die entsprechenden Zahlen für DCE2 und CCELD sind 454 bzw. 435. Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch nicht diese absolute Gesamtzahl, sondern der jeweils spezifische Anteil von s.v. Ν bzw. s.v. V verzeichneten Kollokationen: Da - wie im Abschnitt 3.1.2 ausführlich erläutert und begründet - für die Benutzer (als Textproduzenten) das Verzeichnetsein von Kollokationen s.v. Ν wichtiger ist als das Verzeichnetsein s.v. V, ist die Verfahrensweise im ALD4 im Vergleich die benutzerfreundlichste - hier ist der prozentuale Anteil der s.v. Ν im Demonstrationsteil verzeichneten Kollokationen im Vergleich zum DCE2 und CCELD am höchsten (39.5% vs. 36.1% bzw. 33.8%). GESAMT

s.v. Ν

s.v. V

ALD4

565

223 (39.5)

342 (60.5)

DCE2

454

164(36.1)

290 (63.9)

CCELD

435

147 (33.8)

288 (66.2)

Tabelle 11: Ergebnis Demonstrationsteil im ALD4, DCE2, CCELD

Gemeinsame Tendenzen von ALD4, DCE2 und CCELD, die sich aus der vergleichenden Übersichtstabelle (Tab. 10) ergeben, sind bereits in Abschnitt 4.3.3.1.2 angeführt worden. Aus dieser Tabelle ablesbare Auffälligkeiten für eines der drei Wörterbücher betreffen (a) die Kategorie Fettdruck für das DCE2 sowie (b) die Kategorie Explikationsteil für das CCELD. (a) Für das DCE2 fällt hier der (im Vergleich zum ALD4 bzw. CCELD) relativ hohe Anteil von s.v. Ν im Fettdruck verzeichneten Kollokationen auf (DCE2 37.1% vs. 26.7% (ALD4) bzw. 28.0% (CCELD)). Dem entspricht ein relativ geringer Anteil (61.4%) von im Demonstrationsteil s.v. Ν verzeichneten Kollokationen im Vergleich zum ALD4 bzw. CCELD (beide rund 71%). 13 In diesen Zahlen spiegelt sich die Besonderheit des DCE2, nicht nur solche Wortkombinationen durch Fettdruck hervorzuheben, denen idiomatischer Charakter zugemessen wird, sondern darüberhinaus den Fettdruck auch zu verwenden, wenn Kollokationen als "particularly fixed" betrachtet werden (vgl. Abschnitt 4.2.5.2.6). Diese Konvention, durch Fettdruck bestimmte Wortverbindungen hervorzuheben, die im Demonstrationsteil von Wörterbuchartikeln vorkommen, findet sich ausschließlich im DCE2 (vgl. Beispiele (62) pay+visit, (63) take+photograph, (64) cast+shadow).

13

(62a)

visit 2 η [...] I must pay a visit to (=visit) the doctor.

[DCE2]

(62b)

visit η 1 [...] pay a visit to a friend, a doctor, a prospective customer, etc

[ALD4]

(62c)

visit I..J 1 [...] It would be nice if you paid me a visit.

[CCELD]

Daß das ALDI, ALD3 und DCE1 bei Fettdruck (s.v. Ν) noch höhere Anteile aufweisen als das DCE2, soll an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben; vgl. dazu Abschnitt 4.3.3.2.2.1.

85 (63a)

photograph11..J [...] He took a photograph of ^photo-

[DCE2]

(63b)

photograph /.../ 1 [...] take a photograph

[ALD4]

(63c)

photograph /.../ 1 [...] I take photographs interest me.

graphed) his son.

(ofsb/sth) of things that

[CCELD]

shadow1/.../1 [...] 2 [...] The tree cast its shadow ^pro-

[DCE2]

(64b)

shadow /.../ 1 [...] The chair casts a shadow on the wall.

[ALD4]

(64c)

shadow I...11 [...] The smoky fires cast dancing upon the wide circle effaces.

[CCELD]

(64a)

duced the dark shape of a tree) on the wall.

shadows

(b) Eine weitere Auffälligkeit im Vergleich von ALD4, DCE2 und CCELD ist der hohe Anteil von im Explikationsteil (s.v. V) verzeichneten Kollokationen im CCELD ( 2 7 . 0 % vs. 13.3% (ALD4) bzw. 17.3% (DCE2)). In diesen Zahlen spiegelt sich die Besonderheit des CCELD, Bedeutungserklärungen in vollständigen Sätzen zu geben (vgl. Abschnitt 4.2.3). Insbesondere bei der Erläuterung der Bedeutung von Verben in der vom C C E L D praktizierten W e i s e ( " I f you VERB a SUBSTANTIV, you ..."; vgl. B e i s p i e l e ( 4 5 ) , ( 4 8 ) , ( 5 1 ) , ( 5 3 ) ,

(54)) ist die Nennung einer oder mehrerer Kollokationsbasen praktisch unvermeidbar. 4.3.3.2.1.2. A L D 3 - D C E 1 Aus Tab. 2 (Gesamtergebnis) geht hervor, daß das ALD3 insgesamt mehr V+N-Kollokationen verzeichnet als das DCE1. Im ALD3 sind rund 3 5 % der im Vergleichskorpus enthaltenen V+N-Kollokationen zu finden, während das DCE1 lediglich knapp 3 0 % erreicht. Damit wird das Ergebnis der in Abschnitt 4.3.1 referierten Studien bestätigt. Eine Parallele zwischen beiden Wörterbüchern zeigt sich darin, daß sie jeweils fast doppelt so viele Kollokationen s.v. V wie s.v. Ν verzeichnen (ALD3 - 393:206; DCE1 - 308:151), während sie sich in der Zahl der Doppeleinträge drastisch unterscheiden: Im ALD3 finden sich mehr als doppelt so viele Doppeleinträge wie i m D C E l (113:51). Weitere Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Kollokationspraxis des ALD3 und des DCE1 gehen aus einem Vergleich der Tab. 5 und 7 bzw. der entsprechenden Zeilen der Tab. 10 hervor. Auffällig ist hier beispielsweise die fast identische prozentuale Verteilung s.v. Ν auf die drei Kategorien Demonstrationsteil (57.3% vs. 56.3%), Fettdruck (40.3% vs. 41.1%) und Explikationsteil (2.4% vs. 2.6%). Größere Unterschiede dagegen finden sich bei einem entsprechenden Vergleich der Werte s.v. V: In beiden Wörterbüchern sind zwar die weitaus meisten s.v. V verzeichneten Kollokationen im Demonstrationsteil zu finden; bezüglich der beiden anderen Kategorien s.v. V zeigen sich jedoch Unterschiede. Im ALD3 ist der Anteil der s.v. V im Fettdruck verzeichneten Kollokationen deutlich höher als im DCE1 ( 1 8 . 3 % vs. 10.7%); im DCE1 dagegen ist der Prozentsatz der im Explikationsteil s.v. V zu findenden Kollokationen deutlich größer als im ALD3 (27.6% vs. 16.0%). 4.3.3.2.2. Diachrone Ebene 4.3.3.2.2.1. ALDI - ALD2 - ALD3 - ALD4 Ein Vergleich der bisherigen vier Ausgaben des ALD zeigt eine kontinuierliche Verbesserung der Kollokationspraxis. Besonders markant ist der Anstieg in der Gesamtzahl der verzeichneten V+N-Kollokationen des Vergleichskorpus vom ALDI zum ALD2 sowie vom ALD3 zum ALD4, während vom ALD2 zum ALD3 nur ein vergleichsweise geringer Anstieg der Werte zu konstatieren ist.

86 In den Werten der Tab. 2 (Gesamtergebnis) zeigt sich deutlich, daß es sich beim ALD2 (im Vergleich zum ALDI) und beim ALD4 (im Vergleich zum ALD3) um grundlegende Neubearbeitungen bzw. Neugestaltungen handelt, während das ALD3 (im Vergleich zum ALD2) lediglich als aktualisierte Ausgabe betrachtet werden kann; die Unterschiede sind hier vornehmlich formaler Art, während bei der überwiegenden Zahl der Artikel Explikationsteil und Demonstrationsteil praktisch unverändert sind. Zur Illustration dieser Aussage seien hier die jeweiligen Artikel zum Substantiv vow angeführt (vgl. (65)). An diesem Beispiel läßt sich auch die Verschiebung in der Gewichtung des Explikationsteils im Verhältnis zum Demonstrationsteil erkennen: Gemessen an der jeweiligen Gesamtwortzahl des Artikels (ALDI - 63, ALD2/3 - 35, ALD4 - 36) ändert sich der jeweilige Anteil von Explikationsteil zu Demonstrationsteil wie folgt: ALDI -73%:27%; ALD2/3 -48.6%:51.4%; A L D 4 - 25%:75%. (65a)

vow /.../ 1 a solemn promise, strengthened by an oath to God, or by calling Him to witness, to do or not to do something; a promise, the breaking of which involves a human and divine condemnation, as marriage vows; a vow of chastity. He is under [bound by] a vow (i.e. has made a vow) 2 that which is promised by a vow, as to perform a vow.

[ALDI]

(65b)

vow /.../ solemn promise or undertaking: marriage vows\ a vow of chastity; under a vow of celibacy (silence), having solemnly undertaken not to marry (speak about sth.); break a vow; perform a vow, do what one promised.

[ALD2]

(65c)

vow I.. J solemn promise or undertaking: marriage vows; a vow of chastity ; under a vow of celibacy/silence, having solemnly undertaken not to marry/speak about sth; break, a vow; perform a vow, do what one promised.

[ALD3]

(65d)

vow I.. J solemn promise or undertaking, esp of a religious nature: recite/pronounce/renew one's marriage vows ο keep/break a solemn vow ο take a vow of silence, secrecy, etc. ο Nuns are under vows of poverty, chastity and obedience.

[ALD4]

Ein Vergleich der Werte der Tab. 3 - 6 (Einzelergebnisse) zeigt weitere Charakteristika der verschiedenen Ausgaben des ALD: 1. Im ALDI finden sich verhältnismäßig wenig V+N-Kollokationen im Demonstrationsteil s.v. N. Die Differenz zwischen Demonstrationsteil (s.v. N) und Fettdruck (s.v. N) beträgt hier nur knapp 10 Prozentpunkte; am ähnlichsten in dieser Hinsicht sind DCE1 (mit ca. 15 Prozentpunkten Differenz) und ALD3 (mit 17 Prozentpunkten), während die höchste derartige Differenz (mit 60 Prozentpunkten) beim ALD2 zu verzeichnen ist. Der in diesen Zahlen erkennbare Sonderstatus des ALDI ist das Resultat zweier Charakteristika: Zum einen finden sich im ALDI vermehrt Substantiv-Einträge ohne Demonstrationsteil (vgl. die Gegenüberstellung der Artikel campaign, criticism und disaster im ALDI und ALD4 in den Beispielen (66) - (68)); zum anderen erscheinen überdurchschnittlich viele V+NVerbindungen im Fettdruck, darunter auch solche, die in keiner der drei anderen Ausgaben des ALD in dieser Weise hervorgehoben sind (vgl. Beispiele (69) bring+accusation (against), (70) keep+appointment, (71) arrive at+decision, (72) take+vengeance).

87 (66a)

campaign /.../ 1 a number of military operations connected [ALDI] with one another and having a special purpose; the movements of and battles fought by an army in one part of a country and with a special object. 2 a number of operations carried out with some special purpose, esp. by making speeches, holding meetings, using the newspapers, etc. In a political campaign, the purpose is to get people to support a political party.

(66b)

campaign /.../ 1 series of military operations with a particular [ALD4] aim, usu in one area: He fought in the Ν Africa campaign during the last war. 2 series of planned activities with a particular social, commercial or political aim: a campaign against nuclear weapons ο an advertising campaign, ie to promote a particular product ο an election campaign ο a campaign to raise money for the needy.

(67a)

criticism /.../ 1 the work of a critic; the art of making judgments and pointing out what is good, bad, etc. 2 a judgment or opinion, spoken or written, on works of art behaviour, actions, etc., esp. one in which faults are pointed out.

[ALDI]

(67b)

criticism /.../ 1 (a) looking for faults; pointing out faults: a scheme that is open to criticism ο He hates/can't take criticism, ie being criticized, (b) remark that points out a fault or faults: / have two criticisms of your plan. 2 (a) art of making judgements on literature, art, etc: literary criticism (b) such a judgement.

[ALD4]

(68a)

disaster /.../ a great or sudden misfortune; a terrible accident (e.g. a great flood, a big fire, an earthquake, a serious defeat in war, the loss of a large sum of money).

[ALDI]

(68b)

disaster /.../ 1 (a) event that causes great harm or damage, eg a fire, a serious defeat, the loss of a large sum of money: Thousands died in the disaster, ο Losing your job needn't be such a disaster, ο a natural disaster, ie an accident, such as an earthquake or a flood, that is not caused by human beings, (b) (infml) person or thing that is a complete failure: As a teacher, he's a disaster, ο The play's first night was a disaster. 2 failure: His career is a story of utter disaster.

[ALD4]

(69a)

accuse/.../[...] accusation/.../ 1 [...] 2 [...] bring an accusation against, say that (a person) has done wrong.

[ALDI]

(69b)

accusation /.../ 1 [...] 2 [...] bring an - of theft against sb.

[ALD2]

(69c)

accusation/.../ 1 [...] 2 [...] bring an ~ of theft against sb

[ALD3]

(69d)

accusation /.../ 1 [...] 2 [...] Accusations of corruption have been made/broughtAaid against him.

[ALD4]

(70a)

appointment I...I 1 [...] keep an appointment, meet (a person) at the time and place arranged.

[ALDI]

(70b)

appoint /.../ v.t. 1 [...] - ment η 1 [...] 2 [...] keep (break) an -ment

[ALD2]

(70c)

appointment/.../ 1 [...] 2 [...] keep/break an-

[ALD3]

(70d)

appointment /.../ 1 [...] 2 [...] keep/break an appointment

[ALD4]

(71a)

decision I...I 1 [...] come to [arrive at] a decision, decide.

[ALDI]

(71b)

decision /.../ 1 [...] Have they reached (come to. arrived at made) a ~ yet?

[ALD2]

88 (71c)

decision /.../ 1 [...] Have they reached/come to/arrived at/ made a ~ yet?

[ALD3]

(71d)

decision /.../ 1 [...] (b) [...] arrive at/come to/make/reach a decision

[ALD4]

(72a)

vengeance /.../[...] take vengeance upon, revenge oneself upon

[ALDI]

(72b)

vengeance /.../ 1 [...] take - on an enemy

[ALD2]

(72c)

vengeance /.../ 1 [...] take - on an enemy

[ALD3]

(72d)

vengeance/.../ 1 [...] take/seek/swear vengeance for the bombing

[ALD4]

2. Für das ALD2 fällt bei einem Vergleich der Werte der Tab. 3 - 6 der geringe Anteil von s.v. Ν durch Fettdruck hervorgehobenen V+N-Kombinationen auf. Insbesondere der Vergleich der absoluten Zahlen macht hier die Sonderstellung des ALD2 in dieser Hinsicht deutlich: 35 für das ALD2 gegenüber 62 (ALDI), 83 (ALD3), 84 (ALD4). Offensichtlich liegt der Neubearbeitung des ALD2 eine relativ restriktive Interpretation der "idiomatic word groups" zugrunde; die äußerst geringe Zahl von durch Fettdruck hervorgehobenen V+N-Verbindungen muß vor allem deswegen erstaunen, weil bei der Erläuterung der Printing Conventions im ALD2 auch (noch) von "collocations" (χ) die Rede ist. Die Ausnahmestellung des ALD2 in dieser Hinsicht mögen die Beispiele (73) - (75) belegen; die Verbindungen change+subject, keep+pace sowie declare+war erscheinen im ALDI, ALD3 und ALD4 im Fettdruck, im ALD2 jedoch lediglich im Kursivdruck, womit sie als Teil des Demonstrationsteils zu betrachten sind. (73a)

'subject /.../ 1 [...] 2 [...] change the subject, talk about something else (e.g. to avoid embarrassment)

[ALDI]

(73b)

'subject/.../ 1 [...] 2 [...] change the different

talk about sth.

[ALD2]

(73c)

subject 2 /.../ 1 [...] 2 [...] change the ~ , talk about sth different

[ALD3]

(73d)

subject 1 /.../ 1 [...] 7 (idm) change the subject => CHANGE'

[ALD4]

(74a)

'pace /.../ 1 [...] 3 [...] keep pace with, (lit. & fig.) keep up with [ALDI]

(74b)

'pace /.../ 1 [...] 2 [...] keep ~ , (lit. & fig.) go forward at the same rate (with sb.)

[ALD2]

(74c)

pace /.../ 1 [...] 2 [...] keep - (with sb/sth), (lit or fig) go forward at the same rate

[ALD3]

(74d)

pace 1 /.../ 1 [...] 3 (idm) [...] keep pace (with sb/sth) move forward, develop or increase at the same rate (as sb/sth)

[ALD4]

(75a)

declare /.../ 1 [...] declare war [peace], make known the beginning of a state of war [peace]

[ALDI]

(75b)

declare /.../ 1 [...] to ~ war (on or against)

[ALD2]

(75c)

declare /.../ 1 [...] - war (on/against), announce that a state of war exists

[ALD3]

(75d)

declare /.../ 1 [...] 5 (idm) [...] declare war (on/against sb) announce that one is at war (with sb)

[ALD4]

3. Zu Beginn dieses Abschnittes ist in allgemeiner Form, d.h. bezüglich der in Tab. 2 ausgewiesenen Gesamtzahlen, bereits auf die kontinuierliche Verbesserung der Kollokati-

89 onspraxis vom ALDI über ALD2/3 zu ALD4 hingewiesen worden. Tab. 3 und 6 zeigen nun zusätzlich, daß eine Steigerung der Werte insbesondere für die Kategorie s.v. Ν zu verzeichnen ist: Wenn wir von den Werten des ALDI ausgehen (140 bzw. 291), so stellen im Vergleich dazu die Werte des ALD4 (315 bzw. 436) für die Kategorie s.v. Ν eine Steigerung von 125% dar (100% vs. 225%), während die Steigerung für die Kategorie s.v. V lediglich 50% beträgt (100% vs. 150%). Noch deutlicher ist die Steigerung, wenn wir die Hauptkategorie innerhalb s.v. Ν betrachten, nämlich den Demonstrationsteil: Hier ist zu konstatieren, daß das ALD4 praktisch dreimal soviele Kollokationen enthält wie das ALDI. Diese deutliche Verbesserung der Kollokationspraxis beim ALD soll mit einigen prägnanten Beispielen illustriert werden. Der Fortschritt vom ALDI zum ALD2 läßt sich beispielsweise an den s.v. train verzeichneten V+N-Kollokationen belegen. Während von den im Vergleichskorpus enthaltenen 12 Verbindungen (drive, shunt, board, get on, catch, get o f f , miss, take, change, flag down, hold, stop) im ALD2 immerhin sieben zu finden sind, meldet das ALDI hier 'Fehlanzeige'. Der Fortschritt vom ALD3 zum ALD4 wird z.B. s.v. morale deutlich (vgl. auch Abschnitt 3.1.3.2.2.). Von den im Vergleichskorpus enthaltenen fünf V+NVerbindungen (boost, lift, raise, destroy, undermine) finden sich im ALD4 immerhin drei, im ALD3 dagegen keine (vgl. (76) train und (77) morale). (76a)

train/.../ 1 a number of railway coaches or trucks joined together and drawn along a railway line, as a goods [freight, passenger] train; the morning train; to come by train.

[ALDI]

(76b)

train /.../ 1 (locomotive and) number of railway coaches, wagons, etc., joined together: passenger (goods, freight) ~s; take the 1.15 a.m. ~ to town; travel by get into (out of) a ~ ; get on ( o f f ) a - ; have lunch on the - . The - is in (is waiting), i.e. at the station. He missed (just caught) his - .

[ALD2]

(77a)

morale /.../ state of discipline and spirit (in a person, an army, a nation, etc); temper, state of mind, as expressed in action: The army recovered its - and fighting power. The failing ~ of the enemy (= Their loss of confidence in themselves) helped to shorten the war.

[ALD3]

(77b)

morale/.../state of confidence, enthusiasm, determination, etc of a person or group at a particular time: affect/raise/ boost/lower/undermine sb's morale ο The news is good for (the team's) morale.

[ALD4]

Schließlich ist noch auf eine Tendenz hinzuweisen, die sich nicht unmittelbar aus den quantitativen Ergebnissen der Analyse ableiten läßt, die aber in engem Zusammenhang mit dem Zuwachs an verzeichneten V+N-Kollokationen steht. Der Vergleich der Demonstrationsteile der verschiedenen Ausgaben des ALD läßt die Tendenz zur Verkürzung der Kontexte erkennen, in die die gesuchten Kollokationen eingebettet sind. Die Beispiele (78) - (80) illustrieren diese Tendenz im Vergleich ALDI vs. ALD2 für make+attack (78) und have+quarrel (79) jeweils s.v. Ν sowie für pass+bill (80) s.v. V. Die Entwicklung hin zur Angabe von Kollokationen "pur", d.h. den Verzicht auf jegliche kontextuelle Einbettung, zeigen die Beispiele (81) - (83), die Ausschnitte der Demonstrationsteile s.v. advice (81), relief (82) und responsibility (83) im ALD3 und ALD4 miteinander vergleichen. Diese Praxis eröffnet die Möglichkeit, eine größere Zahl von Kollokationen zu geben, ohne daß dafür mehr Platz erforderlich wäre.

90 (78a)

attack /.../ [...]

The general decided to make an attack on the enemy's positions.

[ALDI]

(78b) (79a)

attack /.../ 1 [...] make an - upon the enemy. [...] quarrel/.../ 1 [...] He has had a quarrel with his father and

[ALD2] [ALDI]

has left home. [...]

(79b) (80a)

quarrel /.../ 1 [...] have a ~ with sb. about sth. [...] pass/.../ 11 [...] The House of Commons passed the bill

[ALD2] [ALDI]

and sent it to the House of Lords. [...]

(80b) (81a) (81b) (82a)

pass I..J 11 [...] Parliament ~ed the Bill [...] advice I..J 1 [...] You won't getwell unless you follow

your doctor's ~ . If you take my ~ and study hard, you'll pass the examination. [...]

advice /.../ 1 [...] act on/follow/take sb's advice [...] relief/.../ 1 [...] The doctor's treatment gave/brought

some/

[ALD2] [ALD3] [ALD4] [ALD3]

not much ~ . [...]

(82b) (83a)

relief/.../ 1 [...] bring, seek, find, give, feel relief [...] responsibility /.../ 1 [...] I will lend you my camera if you

[ALD4] [ALD3]

will assume full ~for it [...]

(83b)

responsibility /.../ 1 [...]

take, assume, accept, bear full responsibility for the consequences [...]

[ALD4]

4.3.3.2.2.2. DCE1 - DCE2 Daß die Behandlung von (lexikalischen) Kollokationen im DCE2 generell besser gelungen ist als im DCE1, ist oben (Abschnitt 4.3.1) bereits festgestellt worden. Die Zahlen der Tab. 10 belegen diese Beobachtung bezüglich der V+N-Kollokationen des Vergleichskorpus in mehrfacher Hinsicht: Das DCE2 schneidet in den wichtigsten der in dieser Tabelle aufgeführten Kategorien deutlich besser ab als das DCE1. Ein Vergleich der Tab. 7 und 8 zeigt, daß die Steigerung der Gesamtzahlen s.v. Ν (von 151 auf 267) und s.v. V (von 308 auf 394) ganz überwiegend auf die vermehrte Aufnahme von V+N-Kollokationen im Demonstrationsteil zurückzuführen ist. Die absoluten Zahlen der über den Explikationsteil zu ermittelnden Kollokationen sind gleich geblieben (s.v. N: jeweils 4) bzw. zurückgegangen (s.v. V: von 85 auf 68); fast gleich geblieben ist ebenfalls die Zahl der s.v. V im Fettdruck verzeichneten Kollokationen des Vergleichskorpus (33 bzw. 36). Eine nennenswerte Steigerung ist (außer im Demonstrationsteil) in der Kategorie Fettdruck s.v. Ν zu verzeichnen (von 62 auf 99). Diese Steigerung ist auf die oben erläuterte besondere Rolle zurückzuführen, die dem Fettdruck (innerhalb des Demonstrationsteils) im DCE2 zukommt (vgl. Abschnitte 4.2.5.2.6 und 4.3.2.2.2.3). Hier seien einige Beispiele für V+N-Kollokationen angeführt, die im DCE2 durch Fettdruck (im Demonstrationsteil) hervorgehoben sind, im DCE1 jedoch lediglich im Kursivdruck erscheinen (vgl. (84) shake+belief, (85) draw+ distinction, (86) take+responsibility). (84a) (84b) (85a)

belief /.../ 1 [...] This has shaken my belief in doctors belief/.../ 1 [...] 2 [...] The failure of the operation has shaken my belief (= weakened my trust) in doctors distinction /.../ 1 [...] Can you make/draw a distiction between these 2 ideas?

[DCE1] [DCE2] [DCE1]

91 (85b)

distinction I...I 1 [...] It's important to draw a distinction between the policies of the leaders and the views of their supporters

[DCE2]

(86a)

responsibility I...I 1 [...] I take full responsibility for this action

[DCE1]

(86b)

responsibility I.J 1 [...] / take (full) responsibility for losing the money (= I admit that it was my fault)

[DCE2]

Auch für das DCE ist der Fortschritt in der Kollokationspraxis besonders deutlich bei den Einträgen zu Basen (vgl. die Verhältnisse im ALD; Abschnitt 4.3.3.2.2.1). Hinsichtlich des Demonstrationsteils ist die Steigerung s.v. Ν (um fast 100%) deutlich höher als s.v. V (um gut 50%) (vgl. Beispiele (87) decline+invitation, (88) receive+recognition, (89) arouse+suspicion s.v. Ν bzw. (90) air+view, (91) heighten+ejfect, (92) invite+trouble s.v. V für Kollokationen, die im DCE2, nicht aber im DCE1 im Demonstrationsteil verzeichnet sind). (87a)

invitation/.../ 1 [...] 2 an often written request to be present or take part 3 [...]

[DCE1]

(87b)

invitation /.../ 1 a written or spoken request made to someone, [DCE2] asking them to come to a place, take part in an activity, etc.: [...] Their ambassador has accepted/declined (= not accepted) an invitation to meet with the president and discuss the issue. [...]

(88a)

recognition/.../ 1 the power to recognize or state of being recognized: The school hopes for recognition by the Department of Education. 2 [...]

[DCE1]

(88b)

recognition/.../ 1 [...] 2 the state of being accepted as legal, real, or valuable: The new government has not yet received recognition from other countries. [...]

[DCE2]

(89a)

suspicion I...I 1 [...] 2 a a feeling of SUSPECTing3: / have a suspicion that he's right b a belief about someone's guilt: The police have not found the thief but they have their suspicions. 3 [...]

[DCE1]

(89b)

suspicion/.../ 1 [...] 2 a feeling of suspecting (SUSPECT1) the truth or existence of something bad or unpleasant: The boy's paleface and lack of appetite aroused the teacher's suspicions. [+(that)] I have a suspicion (that) you 're right. 3 [... ]

[DCE2]

(90a)

air 2 /.../v 1 [...] 3 to make known to others (one's opinions, ideas, complaints, etc.), esp. in a noisy manner: They were tired of the doctor airing his knowledge.

[DCE1]

(90b)

air I..J ν 1 [...] 3 to make known to others (one's opinions, ideas, complaints, etc.), often in an unwelcome way: He's always airing his views about politics. \ an opportunity to air one's grievances 4 [...]

[DCE2]

(91a)

heighten /.../ ν to (cause to) become greater in degree: As she waited, her fears heightened. I The performance heightened my admiration for the actor

[DCE1]

(91b)

heighten /.../ ν to make or become higher or greater: to heighten a wall I As she waited, her excitement heightened. I The dramatic lighting heightened the effect of the exhibition. I a heightened awareness of the problem

[DCE2]

(92a)

invite/.../ν 1 [...] 3 to encourage or seem to cause (an action): Some shops invite crime by making it easy to take goods.

[DCE1]

92 (92b)

invite/.../ν 1 [...] 3 to (seem to) encourage (something bad): You're just inviting trouble if you do that. [+obj+to-v] Some shops invite people to steal by making it too easy to take things.

[DCE2]

Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der obigen detaillierten Analysen wird im Kapitel 6 gegeben; davon ausgehend werden Überlegungen zur Zukunft der Kollokationspraxis allgemeiner Lernerwörterbücher des Englischen angestellt (Abschnitt 6.2).

5. Kollokations Wörterbücher

5.0. Vorbemerkung Das Kollokationswörterbuch ist ein Untertypus des syntagmatischen Spezialwörterbuchs (vgl. oben Abschnitt 2.1.2). In seinem Handbuchartikel über Kollokationswörterbücher berichtet Hausmann (1989a) über eine reiche Tradition dieser lexikographischen Richtung während der Epoche des Humanismus. Er nennt eine ansehnliche Reihe von Kollokationssammlungen der lateinischen Sprache aus dem 16. Jahrhundert, die zunächst sämtliche Strukturtypen von Kollokationen enthielten; später dann bildete sich ein Schwerpunkt bei der Zusammenstellung von Kollokationen des Typs N+Adj heraus (Epitheta-Sammlungen). Solche Sammlungen waren häufig kombiniert mit Synonymen-Verzeichnissen und Phraseologien. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden derartige Wörterbücher auch für das Französische, das Deutsche und einige weitere Sprachen verfaßt.1 Für das Englische allerdings scheint der Typus des EpithetaWörterbuchs zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert unbekannt gewesen zu sein (Hausmann 1989a: 1011) Kollokationswörterbücher im umfassenden Sinne (d.h. keine Beschränkung auf N+Adj, sondern Einschluß aller Strukturtypen) sind erst wieder im 20. Jahrhundert zu finden. Sie firmieren häufig unter dem Begriff Stilwörterbuch, der im Jahre 1900 geprägt worden ist. Der Typus des Stilwörterbuchs ist nicht identisch mit dem Typus des Kollokations Wörterbuchs; Stilwörterbücher enthalten jedoch eine starke kollokationale Komponente. Die wichtigsten der von Hausmann (1989a) genannten Stil- bzw. Kollokationswörterbücher des 20. Jahrhunderts für Englisch sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden (Abschnitt 5.1). Dabei handelt es sich um folgende Titel: • A Dictionary of English Style (Reum 1931) • The Word Finder (Rodale 1947) • The Learner's Dictionary of Style (Leonhardi 1955) • Dictionary of English Words in Context (Friederich/Canavan 1979) • Oxford Dictionary of Current Idiomatic English, Bde. 1 und 2 (Cowie/Mackin 1975; Cowie/Mackin/McCaig 1983) • The BBI Combinatory Dictionary of English (Benson/Benson/Ilson 1986a) • Selected English Collocations (Kozlowska/Dzierzanowska 1988) • English Adverbial Collocations (Kozlowska 1991). Im Abschnitt 5.2 werden einige kritische Stellungnahmen zu zwei wichtigen Vertretern dieses Wörterbuchtyps (DEWC, BBI) referiert. Diese Darstellung liefert die Basis für die in Kapitel 6 (Abschnitt 6.3) zusammengestellten Leitlinien für die Erstellung von Kollokationswörterbüchern.

Zu Einzelheiten über Kollokationswörterbücher des Lateinischen und Französischen im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Hausmann (1982).

94

5.1. Vorstellung ausgewählter Kollokationswörterbücher des Englischen 5.1.1. A Dictionary of English Style (DES) Das DES von Albrecht Reum (unter Mitwirkung von Harold Knight) ist mehr als ein reines Kollokationswörterbuch. Laut Vorwort verfolgt es drei Ziele: (1) Förderung des englischen Aufsatzunterrichts an deutschen höheren Schulen; (2) Hilfestellung für die Geschäftswelt bei der Bewältigung der englischsprachigen Korrespondenz; (3) Hilfs- bzw. Arbeitsmittel für Anglistikstudenten. Was die Unterscheidung einsprachiges vs. zweisprachiges Wörterbuch betrifft, so nimmt das DES eine interessante Zwitterstellung ein: Die Stichwörter selbst werden zwar sämtlich ins Deutsche übersetzt, aber innerhalb der Stichwortartikel (Aufbau vgl. unten) werden nur gelegentlich Übersetzungshilfen gegeben. In seiner Makrostruktur beschränkt sich das DES laut Vorwort auf "einen sorgfaltig ausgewählten, auf das zunächst Nötige beschränkten Wortschatz" (ΙΠ). Dieser Wortschatz entspreche ungefähr dem Wortschatz des zeitgenössischen gebildeten Engländers, dem ein aktiver Wortschatz von ca. 10 000 Wörtern "mit allem Zubehör" (= syntagmatische und paradigmatische Beziehungen, in denen die einzelnen Lexeme stehen) zugeschrieben wird. Stichwortstatus im DES haben die Wortarten Substantiv, Verb, Adjektiv, Präposition, Adverb, Konjunktion und einige Numeralia. Die Mikrostruktur des DES soll am Beispiel eines Substantivlemmas beschrieben werden (s.u.). Nach dem Stichwort {accident), das durch s. in seiner Wortart bestimmt wird, ist zunächst dessen deutsche Grundbedeutung angegeben ('Zufall'). Unter der Abkürzung SYN (= synonyms) folgen dann sinnverwandte Ausdrücke, wobei es sich zum einen um Quasisynonyme (chance, mishap), zum anderen aber auch um englischsprachige Bedeutungserklärungen handeln kann (event that happens when quite unlooked for). Nach der Angabe von Synonymen bzw. von sinnverwandten Ausdrücken folgt die Angabe von Begriffen mit gegensätzlicher Bedeutung (unter der Abkürzung CTR. (= contraries)). Dies ist in unserem Beispielartikel zu accident nicht der Fall; ein Beispiel wäre im Artikel abstract, adj. die Angabe von concrete. Unter der Abkürzung E. (= epithets) werden dann Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien aufgelistet, die zum Substantivlemma als Attribut fungieren können oder auch als prädikative Adjektive verwendbar sind (happy, slight, grave, nasty, mere, pure·, serious, fatal, dreadful·, railway accident, motor accident, aeroplane accident). Das Beispiel zeigt, daß in diesem Teil der Artikelstruktur auch Komposita untergebracht sind (vgl. aber unten). Gegebenenfalls folgt auf die Kategorie E. die Angabe von "substantivischen Attributen". Sie sind durch die Abkürzung O.S. (= one says) eingeleitet; ein Beispiel hierfür wäre s.v. acclamation die Wendungen the acclamations of the multitude', to hail with acclamations; to vote by acclamation und a vote is carried by acclamation. Die Angabe von Verben, die mit dem fraglichen Substantivlemma kombiniert werden können, erfolgt getrennt nach Va. ("verbs of which the substantive may be the subject", VHI) und Vb. ("verbs of which the substantive may be the object", VIII). In unserem Beispielartikel fehlt die Angabe von Va.-Verben; als Vb.-Verben werden hier lediglich have und meet with angegeben. Auch hier können sich wiederum weitere Angaben unter der Abkürzung O.S. anschließen; ist dies der Fall, handelt es sich um Verwendungen des Lemmas als "entfernteres oder präpositionales Objekt" (V). Beispiel: s.v. promise folgen nach der Angabe von Vb.-Verben {give, make, keep, break, fulfil, etc.) unter O.S. beispielsweise die Wendungen to come back to one's promise, to free a person from his promise, to wring a promise from a person, to rely upon someone's promises. Unter

95 der Abkürzung ADV. ("adverbs and adverbial determinations appropriate to a verb", VII) folgen Wendungen, in denen das Stichwort Teil einer adverbialen Angabe zu bestimmten Verben (hier meet, cut) ist. Danach folgen gegebenenfalls unter den Abkürzungen LOC. (= locutions) und PRV. (= proverbs) freiere bzw. festere Wendungen, in denen das Stichwort enthalten ist. Als Beispiel für PRV. sei hier das s.v. absence zu findende Absence makes the heart grow fonder genannt. Abgeschlossen wird der Artikel durch die Angabe von Komposita sowie, unter der Abkürzung DER. (= derivatives), von abgeleiteten Wörtern (in unserem Beispiel accidental). Die fremdsprachendidaktische Ausrichtung des DES wird insbesondere durch gelegentliche Einschübe in die Artikelstruktur unter dem Kennwort Aber deutlich. Hier soll der Benutzer vor falschen Analogiebildungen gewarnt werden. Beispiel: s.v. abandon werden nach SYN. {desert, forsake, give up u.a.) und ADV. (completely, entirely, unexpectedly u.a.) Objekte zu dem Verblemma genannt (family, friends, a child', position, a sinking ship, one's studies); danach wird versucht, möglichen Kollokationsfehlern wie etwa *to abandon one's office, *to abandon one's own opinion o. ä. dadurch entgegenzuwirken, daß unter Aber angegeben wird, daß es eben to resign one's office und to give up one's own opinion heißen muß. accident, s. Zufall. — SYN. chance, event that happens when quite unlooked for; mishap. — E. a happy, a slight (unbedeutend), a grave, a nasty, a mere (reiner), a pure - ; a serious, fatal, dreadful - ; a railway— , a motor— , an aeroplane— (Unfall). — Vb. to have, to meet with an ~ . ADV. to meet a p. by (mere) - , by some unforeseen - ; to cut one's finger by - or accidentally. — DER. accidental.

5.1.2. The Word Finder (WF) Beim erstmals 1947 erschienenen Wörterbuch mit dem Titel The Word Finder von J. I. Rodale handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte kumulative Neuausgabe von vier zuvor separat erschienenen Werken des gleichen Autors (The Verb Finder, The Adjective Finder, The Adverb Finder und The Substitute for "Very"). Laut Preface des WF ist es das Hauptziel dieser Wörterbücher, die stilistischen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Benutzers zu verbessern. WF sei etwas völlig anderes als ein Thesaurus: Während ein Thesaurus dem Benutzer Alternativen für von ihm gewählte Wörter anbiete, zeige WF dem Benutzer Wege, seine Ausdrucksfähigkeit zu verfeinern und zu präzisieren (vgl. dazu auch Bahns 1987, Anm. 37). Die Makrostruktur des WF besteht aus alphabetisch angeordneten Lemmata der Wortarten Substantiv, Verb und Adjektiv. Ist das Stichwort ein Substantiv, so besteht der entsprechende Wörterbuchartikel aus der Angabe einer Reihe von Adjektiven und/oder Verben, die mit dem fraglichen Substantiv kombiniert werden können (vgl. Beispiel promise, s. u.). Bei den zu einem Substantiv angegebenen Verben wird drucktechnisch ("-" vor oder hinter dem Verb) angezeigt, ob das Substantiv in Subjekt- oder Objektfunktion zum fraglichen Verb treten kann (vgl. unten s.v. promise: violate- vs. -binds). In der Verbliste finden sich zunächst die Verben, deren Objekt das Stichwort sein kann, danach die Verben, deren Subjekt das Stichwort sein kann; in sich sind beide Teilgruppen alphabetisch geordnet. Eine Ordnung in der Adjektivliste ist nicht erkennbar. Ist das Stichwort ein Verb, so besteht der fragliche Wörterbuchartikel aus einer Auflistung von mit dem Verb kombinierbaren Adverbien (vgl. unten promise (ν)). Ist das Stichwort ein Adjektiv, findet man als Stichwortartikel ebenfalls eine Liste von mit dem Stichwort verbindbaren Adverbien (vgl. unten able). Bei allen drei Lemmawortarten werden gelegentlich Verweise auf sinnverwandte Stichwörter gegeben (vgl. s.v. promise, wo am Ende des Artikels auf

96 bond, contract, covenant, compromise, pledge hingewiesen wird). Bei einigen Stichwörtern besteht der Artikel aus einer Mischung unterschiedlicher Kombinationsmöglichkeiten (Beispiel abdominal, wo sich unter der Abkürzung misc. die Angaben -surgery, -distress', mobilize the - contents finden). PROMISE adjectives optimistic; heartfelt; significant; solemn; dormant; fertile; considerable; whispered; liberal; maudlin; tremendous; firm; indefinite; conservative; drunken; rash; cheerful; exceptional; remorseful; valiant; unbreakable; vernal; flattering; cheering; gracious; false; definite; scant; pathetic; tacit; doubtful; unredeemed; brilliant; deceiving; high; express; faithful; unfulfilled; light; haughty; scorching; stout-limbed; implied; nugatory; imperial. verbs avail oneself of-; carry out-; clutch-; dangle-; dispense - s ; elicit-; enforce-; extort-; extract-; fulfill-; gain-; ignore-; issue-; nullify-; puncture-; redeem-; violate-; void-; -binds; - s clash; -electrifies; -implies; -materializes; -pledges; -sanctifies. (See bond, contract, covenant, compromise, pledge.) PROMISE (v) adverbs blithely; solemnly; vehemently; punctually; devoutly; cheerfully; blandly; speciously; optimistically; liberally; maudlinly; graciously; flatteringly; tacitly; lightly. (See pledge, assure.) ABLE adverbs tremendously; extremely; wonderfully; adequately; marvelously; uncommonly; extraordinarily; astonishingly; brilliantly; superbly; surprisingly; amazingly; remarkably; particularly; consciously.

5.1.3. The Learner's Dictionary of Style (LDS) Das LDS ist ein Stilwörterbuch des Englischen für die Hand des deutschen Schülers. Es erscheint in einer Reihe mit dem Titel "Neusprachliche Arbeitsmittel" und hat die Aufgabe, "zu verhindern, daß unenglisches Englisch geschrieben wird" (Vorbemerkung). Die Makrostruktur besteht aus insgesamt 863 Stichworteinträgen, zu denen insgesamt rund 12 000 Wortverbindungen gegeben sind.2 Als Stichwörter fungieren ausschließlich Substantive (661), Verben (182) und Adjektive (20). Neben dem Lexikon-Teil, der durchgehend einsprachig ist, enthält das LDS einen Vokabel-Teil, in dem Wörter, die im Wörterbuch erscheinen, deren Kenntnis aber beim Benutzer (Schüler) nicht vorausgesetzt werden kann, auf Englisch erläutert werden; gelegentlich werden dort zur Sicherheit deutsche Übersetzungen eingefügt.3 Der Vokabel-Teil hat ungefähr ein Drittel des Umfangs des Lexikon-Teils (16 Seiten vs. 46 Seiten). Die Mikrostruktur soll an den Beispieleinträgen accident, change ν. sowie empty (s. u.) erläutert und illustriert werden. Substantiv-Artikel enthalten vor allem mit dem Substantiv 2

Die Zahl 863 beruht auf einer eigenen Auszählung; die Zahl 12 000 ist der Vorbemerkung entnommen. Beispiel: Im Artikel blow η. finden sich u.a. die Kollokationen evade a blow, avert a blow, a stunning blow, the blow dazed him. Die Kollokatoren von blow werden wie folgt erklärt: "to evade = avoid cleverly (ausweichen); to avert = to turn aside; stunning = making senseless for some time; to daze = to confuse so that you can't think properly" (55).

97 kombinierbare Verben und Adjektive. S.v. accident werden zunächst solche Verben gegeben, zu denen das Stichwort Objekt sein kann (report, describe, meet with, cause, avoid). Der Doppelstrich im Eintrag zwischen cause und avoid deutet an, daß es sich hierbei um gegensätzliche Bedeutungen handelt. Durch ein Kreuz zu Beginn einer Zeile wird angezeigt, daß das Stichwort in den folgenden Konstruktionen einen anderen grammatischen Status hat als zuvor: Zu den s.v. accident nach dem Kreuz angegebenen Verben (occur, happen, follow, ensue, threaten) kann das Stichwort als Subjekt fungieren. Der einfache Schrägstrich zwischen occur und happen sowie zwischen follow und ensue deutet an, daß es sich um jeweils sinnverwandte (quasi-synonyme) Ausdrücke handelt. Eingeschoben in diesen Teil der Mikrostruktur sind einige Adjektive, die sich mit accident verbinden lassen (serious, grave, fatal, deplorable, wobei serious und grave als sinnverwandt gekennzeichnet sind). In den Verb-Artikeln finden sich vor allen Dingen Substantive, die in Objektfunktion zu dem Verb treten können (s.v. change v.: mind, opinion, view, habits; colour, sides, lodgings, trains, money, plates at dinner). Außerdem werden mit dem fraglichen Verb kombinierbare Adverbien angegeben (s.v. change v.: entirely, completely, frequently, rarely, wobei die ersten beiden als sinnverwandt und die zweiten beiden als von gegensätzlicher Bedeutung gekennzeichnet sind). Adjektiv-Artikel enthalten mit dem Stichwort kombinierbare Substantive (s.v. empty: purse, bottle, stomach; promise, words). Gelegentlich wird zusätzlich ein passendes Verb genannt, das mit der Adjektiv+Substantiv-Kombination gebraucht wird. Beispiel: s.v. bitter finden sich die Wendungen feel bitter scorn/comtempt/disdain sowie shed bitter tears. Die Verwendungsbeispiele in den Artikeln des LDS enthalten nicht nur Kollokationen (wie aus den drei Beispielartikeln accident, change und empty hervorzugehen scheint), sondern es finden sich häufig auch vollständige Beispielsätze - so z.B. s.v. appetite (the fresh air gives me a good appetite) und s.v. audience (the audience hung upon the orator's lips). In VerbArtikeln sind zum Verb passende Subjekte und Objekte häufig so kombiniert, daß sich vollständige Sätze ergeben (vgl. unten s.v. clear v.). accident report, describe, meet with, causellavoid an X a (serious/grave, fatal, deplorable) ~ occurred/happened, followed/ensued, threatened us change v. o.'s mind, opinion/view, habits (entirely/completely, frequently\\rarely)\ - colour, sides, lodgings, trains, money, plates at dinner empty - purse, bottle, stomach; (fig.) promise, words clear v. the police - the street; the rider ~s the hedge; the merchant - s goods at the customs; the orator - s his throat; the maid ~s the table; the crew - s the deck of the ship for action; the woodcutter - s the undergrowth; the postman - s the letter-box

5.1.4. Dictionary of English Words in Context (DEWC) Friederich beginnt sein Vorwort zum DEWC mit der Feststellung, "daß der schwierigste Baustein zusammenhängender Texte nicht die Einzelwörter oder die Regeln der Grammatik sind, sondern die Redewendungen oder Kollokationen - die Verbindungen, die Wörter miteinander eingehen" (ΙΠ). Zur Bewältigung dieses zentralen Problems des Fremdsprachenlernens, vor dem Lerner jeder Kompetenzstufe stehen (und in diesem Sinne sind Fremdsprachen/eftrer auch als Lerner zu betrachten, sofern sie nicht native speaker sind), soll das DEWC ein Hilfsmittel sein. Friederich weist darauf hin, daß es sich bei vielen Problemen, vor denen Lerner bezüglich ihrer fremdsprachlichen Produktionen stehen, um Fragen des historisch gewachsenen Sprachgebrauchs handelt, die sich nicht durch Beherrschung und Anwendung von Regeln oder Gesetzmäßigkeiten beantworten lassen. Da Friederich eine vollständige Erfas-

98 sung der gebräuchlichen Wortverbindungen in einem handlichen Band für unmöglich hält, hat er sich bei der Auswahl der Stichwörter, die in das DEWC aufgenommen worden sind, für solche Wörter entschieden, "die für den praktischen Sprachgebrauch besonders wichtig sind und sich durch Häufigkeit des Vorkommens oder besondere Schwierigkeiten auszeichnen" (ΙΠ). Laut Klappentext enthält das DEWC ca. 14 000 Stichwörter und Ableitungen. Angaben über die Zahl der aufgenommenen Wortverbindungen werden nicht gemacht. Stichwortstatus im DEWC haben die Wortklassen Substantiv, Verb, Adjektiv und Adverb; die Anordnung der Stichwörter ist alphabetisch. Die Mikrostruktur einzelner Stichwortartikel soll an den Beispielen expose, blue und accident demonstriert werden (s. u.). Direkt nach dem Stichwort erscheint die Kennzeichnung der Wortart (n, vt bzw. vi, adj, adv). Hauptgliederungsmittel des Stichwortartikels sind eingeklammerte Ziffern, die unterschiedliche Bedeutungen des Stichwortes voneinander trennen. Angaben zur jeweiligen Bedeutung des Stichwortes werden nur gemacht, wenn die Bedeutung aus den anschließend gegebenen Beispielen nicht eindeutig ableitbar ist. So werden sechs verschiedene Bedeutungen des Verbs expose unterschieden, von denen drei erläutert werden: (2 leave unprotected), (4 bring to light) und (6 reveal, show up). Diese Erläuterungen dienen lediglich als Differenzierungshilfe; sie stellen keine erschöpfenden Definitionen dar (V). Die Stichwortartikel zeigen den Gebrauch des Stichwortes in unterschiedlichen Arten von Beispielen. So finden sich etwa s.v. expose Kollokationen (expose a crime/secret/plot/plan), vollständige Beispielsätze (he has exposed us to (universal) ridicule; the site is very remote and exposed; excavations have exposed a Roman pavement) sowie Verwendungen des Stichwortes oberhalb der Kollokations- und unterhalb der Satzebene (expose goods in a shop window; discover and expose the awful truth). Idiomatische Wendungen, in denen das Stichwort gebraucht wird, sind gesondert gekennzeichnet (vgl. s.v. blue die Wendung once in a blue moon)', in diesem Falle ist stets in Klammem eine Bedeutungserläuterung hinzugefügt (hier: very rarely). Wie aus den angeführten Beispielartikeln ersichtlich, enthält das DEWC neben Satzfragmenten, vollständigen Sätzen und idiomatischen Wendungen auch Kollokationen als Beispielmaterial zur Illustration des Stichwortgebrauchs. Hinsichtlich der Frage, wo die Kollokationen einzuordnen sind, gibt Friederich folgende Verfahrensweise als Regel an (V): "Adjektiv + Substantiv erscheint unter dem Substantiv; Adverb + Verb erscheint unter dem Verb; Substantiv + Verb (Subjekt + Verb, Verb + Objekt) erscheint unter dem Verb; Verb + Adjektiv (Prädikativum, ζ. B. to drive s.o. mad) steht unter dem Verb". Diese Verfahrensweise hat zur Folge, daß Verbartikel im DEWC recht umfangreich sind; so ist der Artikel zu break, für das insgesamt 33 Unterbedeutungen unterschieden werden, über eine Seite lang. Erwartungsgemäß findet sich in diesem Artikel auch die Kollokation break a promise (unter der Bedeutung 15 (violate, not keep)). Bei seiner Verfahrensweise zur Einordnung von Kollokationen ist Friederich allerdings nicht konsequent: So werden s.v. promise (η) auch eine Reihe von Verben gegeben, die promise zum Objekt haben können (make, give, keep, fulfil, carry out, break). Daß die angegebene Verfahrensweise zur Einordnung von Substantiv+VerbKollokationen nicht sinnvoll durchgehalten werden kann, hat Friederich offenbar selbst erkannt, da er eine Anzahl von Verben, "die besonders häufig vorkommen und deren Bedeutung oft hinter der des dazugehörigen Substantivs verblassen" (VI), von der angegebenen Einordnungsregel ausgenommen hat; Substantivverbindungen mit diesen Verben (be, do, get, give, go, have, hold, keep, make, put, set, take, turn, use) erscheinen unter den Substantiven.

99 expose vt (1) - one's back / o.s. to the sun / air (2 leave unprotected) ~ a new-born baby; - s.o. / o.s. to danger / cold / a risk; - o.s. to the enemy fire; he has ~d us to (universal) ridicule; - s.o. to blame / criticism / censure; the site is very remote and - d . (3) - a film (allow light to reach it) (4 bring to light) excavations have - d a Roman pavement; ~ roots (5) - goods in a shop window (6 reveal, show up) - a crime / secret / plot / plan; - corruption / abuse / the fallacy in an argument / one's ignorance; discover and - the awful truth; - a villain. blue adj (1) her nose was - with cold; dye s.th. - ; • once in a - moon (very rarely) (2) - blood (3 sad) he was lonely and she looked - ; things are looking accident η (1) be involved / injured / killed in an (air / aircraft / railway / road / motor(ing) / car) - ; a serious / tragic / dreadful / ghastly / fatal / freak - ; our flat tyre was an unlucky - ; he has had / met with an - . (2) we met by - ; he did it by discover s.th. by - ; be privileged / rich by ~ of birth.

5.1.5. Oxford Dictionary of Current Idiomatic English (ODCIE) Das ODCIE besteht aus zwei Teilbänden: Volume 1 (1975) ist den "verbs with prepositions & particles" gewidmet, während in Volume 2 (1983) "phrase, clause & sentence idioms" behandelt werden. Das ODCIE ist kein Wörterbuch der Kollokationen im engeren Sinne, sondern eher ein Idiom-Wörterbuch; es ist allerdings hier zu behandeln, da es in seiner Konzeption großen Wert auf die Angaben von Elementen legt, die mit den Stichwörtern kollokieren. Stichwörter des 1. Bandes sind ausschließlich die für das Englische besonders typischen Verb-Partikel-Kombinationen. Dabei handelt es sich nicht nur um einfache Zweierkombinationen wie drop in, move up oder turn down, sondern auch um komplexere Verbindungen wie pay lip service to, nail one's colours to the mast und make a mountain out of a molehill sowie deverbale Substantive wie dug-out oder mock-up. Der Wörterbuchartikel besteht aus drei Teilen: (1) der Bedeutungserläuterung des Stichwortes, (2) den Kollokationsangaben, (3) den Beispielbelegen. Es gibt allerdings auch Artikel ohne Kollokationsangaben (ζ. B. carry on1, wo auf die Bedeutungserklärung "continue" sogleich die Beispielsätze folgen). Bei den Kollokationsangaben kann es sich um folgende Angaben handeln: • um mögliche Subjekte (S) zum Stichwort (z. B. s.v. brim over - S: cup, jug; barrel, sack; lorry)', • um mögliche direkte Objekte (Ο) zum Stichwort (ζ. Β. s.v. block off - O: street, alley; pipe; trench); • um mögliche präpositionale Objekte (o) zum Stichwort (ζ. B. s.v. arrive at - ο: hotel, town, village; coast, river; destination, goal; result, decision, conclusion)·, • um mögliche Adverbien bzw. Adverbialphrasen (Α) zum Stichwort (ζ. B. s.v. be back1 - A: soon, shortly; by lunch-time, before supper). Je nach Erfordernissen des Stichwortes finden sich in den Artikeln Angaben zu einer oder mehreren dieser vier Hauptkategorien4 von Kollokationsangaben. Angaben zu den Kategorien S, Ο, ο finden sich beispielsweise s.v. drill in/into (S: teacher, instructor; Ο: rule, multiplication table, procedure; o: class, pupil), und zu S, ο, A s.v. adhere to1 (S: material, preparation; paste, paint; ο: surface, wall; wood, metal, glass, paper; A: firmly, securely). Während die in den obigen Beispielen genannten Listen von S, Ο, ο, Α prinzipiell erweiterbar sind, da es sich um relativ offene Klassen von mit dem Stichwort kollokierenden Elementen handelt, wird der Benutzer bei einigen Einträgen durch ein besonderes Zeichen (Warndreieck mit Ausrufezeichen) darauf aufmerksam gemacht, daß mit den im Eintrag aufgelisteten Elementen die Wahlmöglichkeiten weitgehend erschöpft sind. Dies ist beispielsweise der Fall s.v. beat down (on) ('shine with intense heat (on)'), für das als Subjekt praktisch nur 4

Weitere Kategorien, zu denen gelegentlich Angaben gemacht werden, können hier vernachlässigt werden.

100 the sun oder the sun's rays möglich sind. In ähnlicher Weise beschränkt sind die Möglichkeiten, ein direktes Objekt für blow up ('make bigger, enlarge') zu wählen; das ODCIE bietet negative, photograph, picture, snap. In vielen Einträgen des ODCIE Bd. 1 wird deutlich, welchen Beitrag Kollokationsangaben zur Monosemierung polysemer Ausdrücke leisten können. Für bring forward werden dort beispielsweise vier Bedeutungen unterschieden, und zwar (1) 'raise, propose for discussion'; (2) 'transfer to an earlier date, advance'; (3) '(accountancy) carry or transfer a total from the foot of one page (in a ledger) to the top of the next; or from the account for one period to the account for another'; (4) '(commerce) in business practice, record that correspondence etc is to be produced for sb's attention at a future date; do this at the actual date'. In jeder dieser vier Bedeutungen hat bring forward unterschiedliche Subjekt- bzw. Objektpartner; das ODCIE Bd. 1 nennt hier die folgenden: zu (1) - S: councillor, chairman, member; Ο: issue, question, matter, proposal; zu (2) - S: organizer, committee; O: meeting, party, fete; date; clock, watch; zu (3) - S: clerk, accountant, auditor; O: figure, total, amount; zu (4) - S: secretary, assistant; O: letter, file. Während die Stichwörter im Bd. 1 des OCDIE strukturell relativ homogen sind, zeigen die Stichwörter im Bd. 2 eine große strukturelle Vielfalt. Die Lemmata lassen sich drei großen Gruppen zuordnen: a) Phrases (a crashing bore, in the nick of time, easy on the eye) b) Clauses {pay sb a compliment, paint the town red, take sth amiss)·, c) Sentences (one swallow does not make a summer, all roads lead to Rome, give sb an inch an he'll take a mile). Die Artikelstruktur im ODCIE Bd. 2 besteht ebenfalls aus drei Teilen (Bedeutungserläuterung, Kollokationsangaben, Beispielbelege). Die Hauptkategorien bei den Kollokationsangaben sind S, V, Ο, ΙΟ, Α und adj. Zur Illustration seien hier einige Beispiele angeführt: • S: coat, dress; job; description, adjective (s.v.fit sb like a glove)·, • V: make, pay, receive; go on (s.v. a duty call)·, • O: crops, fertile country, houses (s.v. lay sth waste)·, • IO: boat, car; programme, method, procedure; assistant, employee, team (s.v. give sth/sb etc a trial run)·, • A: over her garden, over preparing a meal; to explain sth clearly, to make the guests comfortable; in getting his facts right, in cleaning the carpet (s.v. take pains)·, • adj: inmost, secret (s.v. in one's heart (of hearts)). Auf Beschränkungen in der Kollokierbarkeit wird auch im Bd. 2 durch das Warndreieck hingewiesen. Es ist vor allen Dingen in den Fällen erforderlich, wo es um Variationsmöglichkeiten innerhalb des Stichwortes geht. Während es sich im obigen Beispiel bei den Kollokationsangaben zu Ο um solche Substantive handelt, die zum Lemma in seiner Gesamtheit als Objekt treten können, geht es im Beispiel pass (sb's) comprehension etc um mögliche Varianten zum bereits im Idiom vorhandenen Objekt comprehension. Laut ODCIE Bd. 2 sind hier die Variationsmöglichkeiten durch understanding bzw. belief (anstelle von comprehension) weitgehend erschöpft. Beide Bände des ODCIE enthalten ausführliches Beispielmaterial zur Illustration des Gebrauchs der Stichwörter. Bei den angeführten Beispielsätzen handelt es sich um Originalbelege (aus verschiedenen Textsorten) sowie um selbstkonstruierte Beispielsätze. In vielen Fällen lassen sich aus den Beispielsätzen weitere Kollokationsmöglichkeiten (zusätzlich zu den im

101 Kollokationsteil gegebenen) ableiten. Abschließend sei aus jedem der beiden Bände jeweils ein Beispielartikel vollständig angeführt. pour on [...] express strongly adverse feelings towards sth; ridicule, scom sth. S: commentator, critic; expert. O: ^ contempt, ridicule, scorn, o: effort, attempt; achievement • Now that mobility is the keynote in defence thinking, it is easy to pour scom on those who planned fixed-site missiles like Blue Streak. SC • Despite all the ridicule that has been poured on the more extreme advocates of Women's Lib, the movement certainly has a serious case, which deserves serious attention. brook no delay etc [...] be such as not to allow for any delay etc S: situation, crisis; plan, scheme. O: delay, A hesitation, inefficiency, interference, vagueness • I thought this over for a week and then decided that I wouldn't wait; Janet Prentice might well be in troube that would brook no delay. RFW • With satisfaction he noticed himself becoming accepted and integrated into the community of the hospital, finding his place in a society that brooked no vagueness as to questions of society. HD

5.1.6. The BBI Combinatory Dictionary of English (BBI) Das BBI, das 1986 erstmals erschien, wird seit 1989 in Deutschland unter dem Titel Student's Dictionary of Collocations vertrieben. Es richtet sich in erster Linie, aber nicht ausschließlich, an Lerner des Englischen und will bei der Vermeidung von Kollokationsfehlern helfen; Beispiele für solche möglichen Kollokationsfehler, die im Preface genannt werden, sind u.a *they mentioned him the book und *we send you hearty greetings. Das BBI gibt nicht nur Auskunft über lexikalische Kollokationen, sondern ebenso über grammatische Kollokationen. Dem Aufbau des BBI in Makro- und Mikrostruktur liegt die Kollokationstheorie von Morton Benson zugrunde, wie sie in Abschnitt 1.2.3 dargestellt worden ist. Stichwortstatus haben vor allen Dingen die Wortarten Substantiv, Adjektiv und Verb; einige Artikel sind darüber hinaus Adverbien und Präpositionen gewidmet (xxix). Zur Illustration der Mikrostruktur sei wiederum jeweils ein Eintrag für ein Substantiv (accident), ein Verb (cry) und ein Adjektiv (certain) angeführt (s. u.). Nach der Nennung des Stichwortes folgt die Wortklassenzuordnung (accident η). Hat das fragliche Stichwort mehr als eine Bedeutung, so folgt, bei Substantiven in eckigen Klammern, die Angabe der Bedeutung, die das Stichwort in den anschließend gegebenen Wendungen hat. Für accident werden im BBI zwei Bedeutungen unterschieden: (1) 'unexpected, unpleasant event', 'catastrophe'; (2) 'chance', 'luck'. In der ersten Bedeutung wird accident in den unter Ι ό. angegebenen Wendungen gebraucht; in der zweiten Bedeutung in den unter 7.-9. angegebenen Wendungen. Bezüglich der Reihenfolge der angegebenen Wendungen gilt für alle Stichwörter (bzw. Stichwortbedeutungen), daß zunächst lexikalische Kollokationen und dann grammatische Kollokationen angeführt werden. Im Beispiel accident finden sich unter 1.-5. sowie unter 7. lexikalische Kollokationen, unter 6. sowie 8.-9. grammatische Kollokationen. Der Artikel zu accident enthält zunächst Verben, zu denen accident Objekt sein kann (unter 1. und 2.); es folgen Adjektive bzw. adjektivisch gebrauchte Substantive (unter 3. und 4.); und zu den unter 5. genannten Verben kann accident in Subjektfunktion treten. Unter 7. sind schließlich Adjektive genannt, die mit accident in der zweiten Bedeutung ('chance', 'luck') kombinierbar sind.5 Adjektiv- und Verbartikel bestehen zum überwiegenden Teil aus der Angabe von grammatischen Kollokationen; die einzigen Strukturtypen von lexikalischen Kollokationen, die hier gegeben werden, sind Adv+Adj bzw. V+Adv (jeweils unter 1.). In allen drei Artikelarten wird Auf grammatische Kollokationen gehen wir hier ebensowenig ein wie bei den Erläuterungen zu cry und certain.

102 gelegentlich der Gebrauch einzelner Kollokationen (sowohl lexikalischer wie grammatischer) in größeren Kontexten (bis zu vollständigen Sätzen) illustriert; vgl. s.v. accident unter 1. (they had an accident during their trip), s.v. certain unter 6. (it is certain that they will sign the contract), s.v. cry unter 5. (don't come crying to me). Am Beispiel cry kann die Funktion der Kategorie misc. illustriert werden, die häufig den Abschluß eines Artikels bildet. Laut Introduction (xxix) werden unter gesonderter Ziffer, eingeleitet durch misc., gegebenenfalls solche Wendungen angeführt, die in einer Übergangszone zwischen den Kategorien Kollokation und Idiom angesiedelt sind. Dabei handelt es sich um stereotype Vergleiche (as free as a bird) sowie um andere wichtige fixierte Wendungen, die sich nicht in die Typologie der grammatischen bzw. lexikalischen Kollokationen einorden lassen (ζ. B. to mix business with pleasure). Es wird betont, daß das BBI normalerweise keine Idiome einbezieht (xxix). Wenn man sich die s.v. cry unter 6. angeführten Wendungen anschaut (to cry wolf, to cry havoc, to cry over spilled/spilt milk), so fällt es allerdings schwer, sie nicht als Idiome zu identifizieren. Der Idiom-Status dieser Wendungen wird auch dadurch deutlich, daß hier Bedeutungserklärungen nötig sind und auch gegeben werden. 6 accident η. ['unexpected, unpleasant event'] ['catastrophe'] 1. to have, meet with an - (they had an - during their trip) 2. to prevent ~s 3. an awful, bad, dreadful, frightful, horrible, nasty, serious, shocking; fatal; near; unavoidable; unfortunate - 4. an automobile (AE), motorcar (BE); hit-and-run; hunting; industrial; railroad (AE), railway (BE), train - 5. an - occurs, takes place (a bad - took place) 6. in an - (he was in a hunting ~) ['chance'] ['luck'] 7. pure, sheer - 8. an - that + clause (it was pure - that we met) 9. by - (we discovered it by - ; it was by pure - that we found the money) certain adj. 1. absolutely, completely, totally; almost, nearly; quite; very - 2. far from - 3. for - 4. - about, of (we were - of his support) 5. - to + inf. (she is ~ to agree) 6. - that + clause (it is - that they will sign the contract; make - that all doors are locked; are you ~ that you turned the gas off?) cry v. 1. to ~ loudly 2. (d; intr.) ('to appeal') to - for (to ~ for justice) 3. (d; intr.) ('to weep') to ~ for, with (to - for joy; to - with grief) 4. (d; intr.) ('to weep') to - over (to - over one's bad luck) 5. (d; intr.) to - to ('to complain to') (don't come -ing to me) 6. (misc.) to ~ wolf ('to give a false alarm'); to - havoc ('to warn of disaster'); to - one's eyes out; to - over spilled/spilt milk ('to complain in vain'); she cried herself to sleep

5.1.7. Selected English Collocations (SEC) Die hier vorgestellte Ausgabe (1988) von SEC ist die überarbeitete und erweiterte Ausgabe des gleichnamigen Bandes, der erstmals 1982 erschien. Laut Vorwort hat sich der Umfang im Vergleich zur ersten Ausgabe praktisch verdoppelt (8). Ziel und Zweck des Wörterbuchs sind allerdings gleich geblieben; Hauptadressatenkreis sind Übersetzer, deren Muttersprache nicht Englisch ist (7). Das Wörterbuch enthält ausschließlich Substantiv-Einträge, zu denen in der Regel vier unterschiedliche Arten von Kollokatoren gegeben werden (vgl. unten Beispiel fame): • Verben, zu denen das Stichwort Objekt sein kann; • Verben, zu denen das Stichwort Subjekt sein kann; • Adjektive, die das Stichwort näher bestimmen können; • Substantive, die zusammen mit dem Stichwort verwendet werden. SEC verzeichnet laut Vorwort keine "phraseological units (restricted collocations)", sondern konzentriert sich auf "'free' or 'open' collocations" (8). Daß es sich bei den aufgenommenen 6

Daß das BBI im angeblichen Ausschluß von Idiomen recht inkonsequent verfährt, wird besonders deutlich, wenn man eines der Beispiele, die zur Illustration des Idiom-Begriffs auf S. xxix gegeben werden (nämlich to be beside oneself 'to be in a state of great emotional confusion'), im BBI nachschlägt: s.v. beside findet sich nämlich genau diese Wendung verzeichnet.

103 Wortverbindungen nicht nur um Kollokationen im Sinne von Benson (vgl. Abschnitt 1.2.3) handelt, sondern zum großen Teil um freie Kombinationen, wird bei einigen Einträgen schon aus der bloßen Anzahl der angegebenen Verb- bzw. Adjektivkollokatoren ersichtlich: So sind beispielsweise s.v. effect ('result') 118 Adjektiv-Kollokatoren angegeben, und s.v. evidence sind 95 Verben angegeben, zu denen das Stichwort Objekt sein kann. FAME V. achieve, acquire, come to, court, enjoy, ensure, pursue, rise to, seek, spoil, win V. ~ become forgotten, come to sb, dwindle, fade, grow, spread Adj. eternal, everlasting, great, indelible, lasting, undying, widespread, world-wide N. height of, lure of, peak of, pinnacle of, pursuit of, trappings of -

5.1.8. English Adverbial Collocations (EAC) Das 1991 erschienene EAC von Kozlowska ist der Komplementärband zu dem 1988 (in 2., erweiterter Auflage) erschienenen Wörterbuch Selected English Collocations (SEC; vgl. 5.1.7). Während im SEC Substantive als Stichwörter fungieren, zu denen Verb-, Adjektivund Substantivkollokatoren gegeben werden, handelt es sich bei den Lemmata des EAC um Verben und Adjektive (sowie um einige als "hybrids" charakterisierte Wörter), zu denen mögliche Adverbkollokatoren aufgelistet werden. EAC enthält ca. 1850 Einträge in alphabetischer Reihenfolge, wobei der überwiegende Teil der Stichwörter Verben sind. Neben dem eigentlichen Lexikon-Teil (Part Two, pp. 53-159) enthält EAC einen ausführlichen Theorie-Teil (Part One, pp. 9-50). Hier gibt Kozlowska u. a. Auskunft über die Basis seines Wörterbuchs. EAC ist ohne den Einsatz von EDV erstellt; es basiert auf der Auswertung von englischen Zeitungen (der gehobenen Kategorie wie The Sunday Times und The Observer) sowie wissenschaftlicher und schöner Literatur (11). Der in EAC dokumentierte Sprachgebrauch ist gehobenes, teilweise formales britisches Englisch. Als Adressatengruppe für das EAC hat Kozlowska vor allen Dingen Übersetzer im Blick; daneben könne das Wörterbuch für den fortgeschrittenen Lerner allgemein sowie für "authors of research papers who, although English is not their native tongue, write straight away in English" (13) von Nutzen sein. Darüber hinaus kann Kozlowska sich vorstellen, daß das Wörterbuch auch vom native speaker gelegentlich genutzt werden könnte. Die Mikrostruktur im EAC besteht aus einer alphabetisch angeordneten Liste von möglichen Adverbkollokatoren zu den als Stichwörtern fungierenden Verben bzw. Adjektiven. Homonyme bzw. polyseme Verben (z.B. bear = carry vs. bear = suffer, vgl. unten) werden als separate Lemmata aufgeführt. Dies gilt ebenso für polyseme Adjektive (z.B. bad = wicked, bad = disagreeable, bad = of poor quality, vgl. unten). Die Anzahl der angeführten Adverbkollokatoren pro Eintrag schwankt beträchtlich; sie liegt zwischen 1 (vgl. s.v. bad) und 107 (s.v. look at sb/sth). Zahlen wie die letztere (für weitere Verben wie act, ask, reply, speak u. a. gelten ähnliche Zahlen) machen deutlich, daß es sich hier eher um freie Kombinationen als um Kollokationen handeln dürfte (vgl. SEC). BEAR (carry) sth Adv. proudly, solemnly, tenderly BEAR (suffer) sth Adv. courageously, gallantly, in silence, stoically, uncomplainingly

104 BAD (wicked) Adv. thoroughly BAD (disagreeable, e.g. weather) Adv. dreadfully BAD (of poor quality, e.g. work) Adv. indescribably

5.2. Kollokationswörterbücher und Wörterbuchkritik Dem Typus des syntagmatischen Spezialwörterbuchs (bzw. Kollokationswörterbuchs) hat sich die Wörterbuchforschung in den letzten 10 Jahren verstärkt zugewandt. Dieses Interesse dürfte nicht zuletzt mit der Konzipierung und dem Erscheinen des BBI zu tun haben. In der Diskussion um dieses Wörterbuch, das auch von einem seiner schärfsten Kritiker (Pätzold 1987: 181) als "most welcome addition to the dictionary-scape of the English language" bezeichnet worden ist, sind erneut die wesentlichen Probleme deutlich geworden, die die Lexikographie bei der Erstellung von Kollokationswörterbüchern zu lösen hat. Im Zuge dieser Diskussion sind darüber hinaus auch einige ältere Wörterbücher wie WF, DES, LDS, DEWC (und deren Unzulänglichkeiten) wieder in das Blickfeld der Wörterbuchkritik gerückt. So erwähnt Benson (1989: 3) beispielsweise WF als Extrembeispiel für den Fehler, freie Kombinationen in einem Kollokationswörterbuch zu verzeichnen. Als Beleg führt er einen Teil der Adjektivliste an, die sich im WF s.v. evidence findet; viele der entsprechenden Adj+N-Kombinationen seien "awkward, far-fetched, forced". Hausmann (1989a: 1011) sieht bei den Wörterbüchern zum Englischen, die die deutsche Kollokationslexikographie hervorgebracht hat (u.a. LDS und DEWC), "graves fautes methodiques". Worin diese bestehen, erläutert er hinsichtlich des DEWC in einem späteren Beitrag (Hausmann 1991a: 227-230; s. u.). Auch Zöfgen (1990: 213) konstatiert für LDS und DEWC gravierende methodische Mängel und sieht diese Wörterbücher mit Erscheinen des BBI zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Im folgenden soll exemplarisch die Kritik an vorliegenden Kollokationswörterbüchern des Englischen referiert werden, und zwar am Beispiel von Hausmann (1991a) zum DEWC und von Pätzold (1987) bzw. Herbst (1988) zum BBI.

5.2.1. Kritik am DEWC Im Rahmen seiner Überlegungen zur Behandlung von Kollokationen in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern des Englischen geht Hausmann (1991a) u. a. auch recht detailliert auf das DEWC ein. Dabei konzentriert sich seine Kritik auf zwei wesentliche Punkte: (a) Das DEWC enthält als Lemmata eine große Zahl von Kollokatoren (ζ. B. Verben). Da ein Kollokationswörterbuch in erster Linie der Textproduktion dienen müsse und der Textproduzent in einem solchen Wörterbuch Kollokatoren zu (ihm bereits bekannten) Basen suche, sind Artikel zu Kollokatoren nicht sehr hilfreich. Deshalb sei ein Artikel wie ζ. B. der zum Verb meet (Kollokator) zu kritisieren, während Hausmann ausdrücklich den Eintrag zu problem (Basis) im DEWC lobt (1991a: 229). In diesem Zusammenhang geht Hausmann auch auf die von Friederich/Canavan (1979: v) in den Benutzungshinweisen zur "Einordnung der Wendungen (Kollokationen)" angegebene Verfahrensweise ein (vgl. oben Abschnitt 5.1.4). Während er der Einordnung von Adjektiv + Substantiv unter dem Substantiv und deijenigen von Adverb + Verb unter dem Verb ausdrücklich zustimmt, wi-

105 derspricht er ebenso ausdrücklich der Einordnung von Substantiv+Verb-Kombinationen unter dem Verb, da hier eben die fundamentale Basis-Kollokator-Unterscheidung mißachtet werde. Dieser methodische Fehlgriff hat zur Folge, daß im DEWC zuviele Verben und zuwenig Substantive als Stichwörter vertreten sind, (b) Mißt man das DEWC an den Anforderungen, die an ein Kollokationswörterbuch zu stellen sind, so zeigt sich ein zweiter wesentlicher Fehler. Es enthält eben nicht nur Kollokationen, sondern zusätzlich auch Idiome bzw. idiomatische Wendungen. Hausmann kritisiert jedoch nicht nur den Umstand, daß das DEWC überhaupt Idiome verzeichnet, sondern darüber hinaus auch die Art und Weise, wie dies geschieht. Gemessen wiederum an den Bedürfnissen des Textproduzenten sei die Aufnahme von Wendungen wie beispielsweise lose face ("be humiliated; lose credit or reputation") oder in the face of ("in spite of; against") s.v. face wenig hilfreich, da sie für einen Textproduzenten (Lerner) nur dann zu finden sind, wenn er sie schon kennt. Daher wäre es für ein Produktionswörterbuch nur sinnvoll, die Idiome Schlüsselbegriffen zuzuordnen (im Falle von lose face ζ. B. "Prestige") und sie unter diesen Schlüsselbegriffen zu verzeichnen. 5.2.2. Kritik am BBI 5.2.2.1. Pätzold 1987 Pätzolds sehr ausführliche Besprechung des BBI (Pätzold 1987) soll und kann hier nicht in allen Einzelpunkten gewürdigt werden. Sie enthält zweifellos einige bedenkenswerte Argumente, die bei der Konzeption von Kollokationswörterbüchern beachtet werden sollten (vgl. unten); andererseits entwertet sie sich selbst dadurch, daß die Kritik manchmal überzogen wird bzw. daß Dinge kritisiert werden, die offensichtlich auf (absichtlichen?) Mißverständnissen Pätzolds beruhen. 7 Ein Beispiel für überzogene Kritik ist etwa der Hinweis darauf, daß melba toast im BBI verzeichnet sei, toast melba jedoch fehle (1987: 155). Ein Mißverständnis Pätzolds liegt m. E. dort vor, wo er die Illustrationsbeispiele s.v. bad (it's ~ to lie) und s.v. naughty (it was ~ to do that) dafür kritisiert, daß sie nichts zur Bedeutungserhellung von bad und naughty beitragen würden (1987: 173) - dies ist an dieser Stelle auch überhaupt nicht ihre Aufgabe! Sie sollen vielmehr die angegebene Konstruktion, in der bad und naughty ( ~ to + inf.) verwendet werden können, illustrieren. Wer im BBI s.v. bad bzw. s.v. naughty nachschlägt, ist über deren Bedeutung schon informiert. Einer der von Pätzold vorgebrachten Hauptkritikpunkte am BBI betrifft die Kriterien, nach denen bezüglich der Aufnahme (oder Nicht-Aufnahme) von Stichwörtern verfahren wurde. Dieser Punkt wird in seiner Conclusion noch einmal erwähnt ("A more balanced, and principled, selection of entry words will be necessary", 1987: 181) und - laut Ankündigung von Pätzold - in Abschnitt 5.1 etwas ausfuhrlicher behandelt ("in this part of my article I want to examine the way BBI has selected its wordlist"; 1987: 176). Allerdings scheint Pätzold sich hier nicht ganz klar darüber zu sein, daß Kritik an der Auswahl der Stichwörter etwas anderes ist als Kritik an der Auswahl der Kollokationen in den Stichwortartikeln.8 Er beginnt mit seiner Kritik an der Auswahl der Stichwörter, indem er auf einige wenige altmodische, technische oder seltene Lemmata (176) hinweist (fisticuffs, lief, mired, roadster sowie excursus, per diem). Dann jedoch nennt er praktisch nur noch Kollokationen, deren Aufnahme er für unnöη

Insofern dürfte Benson (1990b: 208) zuzustimmen sein, wenn er feststellt, Pätzold sei "blinded by a compul-

g sion to find fault with the BBI".

Vgl. auch Herbst (1988: 383), der die beiden Ebenen deutlich trennt.

106

tig hält. Da einige davon (Liste S. 177 oben) die einzigen unter der fraglichen Basis angegebenen Verbindungen sind (ζ. B. battleship: pocket ~ ; snow job: to give smb. a ~ ; Hoyle: according to ~ ), könnte diese Kritik natürlich auch gleichzeitig als Kritik an der Aufnahme der Basis als Stichwort interpretiert werden. Ansonsten bezieht sich die Kritik jedoch offensichtlich auf die (Nicht-)Aufnahme spezieller Kollokationen. Dies wird eindeutig bei der Nennung von "some very common and specific collocations" (S. 177 Mitte), die Pätzold vermißt, deren Basen jedoch sämtlich verzeichnet sind. Daß Pätzold hier nicht sauber zwischen Kritik an der (Nicht-)Aufnahme des Stichwortes und Kritik an der (Nicht-)Aufnahme der Kollokation trennt, wird an der Auflistung einiger medizinischer Fachausdrücke deutlich, die er für entbehrlich hält: tongue depressor, lumbar puncture, a muscle relaxant, spinal tap (177). Pätzolds Art der Präsentation liest sich so, als handele es sich um Kollokationen, die s.v. depressor, puncture, relaxant, tap verzeichnet sind. Dies trifft jedoch nur auf tongue depressor und muscle relaxant zu, während lumbar puncture und spinal tap selbständige Lemmata sind, zu denen V+N-Kollokationen gegeben werden. Trotz dieser Inkonsistenz ist ihm jedoch insofern zuzustimmen, als es wichtig ist, sowohl nach den Kriterien für die Auswahl der Lemmata 9 als auch nach denen für die Auswahl der unter einem bestimmten Stichwort angeführten Kollokationen zu fragen. In Übereinstimmung mit Hausmanns Kritik am DEWC (vgl. oben) moniert Pätzold am BBI die Aufnahme von fixierten oder halb-fixierten (idiomatischen) Wendungen, die am Ende des Stichwortartikels unter der Kategorieabkürzung misc. erscheinen (vgl. oben Abschnitt 5.1.6). Diese Wendungen seien in einem produktionsorientierten Wörterbuch überflüssig. Durch den Verzicht auf sie könne Platz geschaffen werden für die Aufnahme deijenigen Kollokationen, deren Fehlen Pätzold bemängelt (176). Ein weiterer Punkt, den Pätzold in seiner Kritik am BBI anspricht und der für die Konzipierung von Kollokationswörterbüchern zweifellos wichtig ist, betrifft die Einbeziehung von freien Kombinationen. Da die Unterscheidung zwischen freien Kombinationen und Kollokationen keineswegs eindeutig ist (vgl. Kapitel 1), läßt es sich nicht prinzipiell ausschließen, daß Kollokationswörterbücher auch solche Wortverbindungen enthalten, die als freie Kombinationen interpretierbar sind. Hier geht es jedoch nicht um die unbeabsichtigte bzw. zufällige Aufnahme von freien Kombinationen, sondern um die beabsichtigte bzw. planmäßige. Während generell in der Literatur Übereinstimmung darin besteht, daß ein Kollokationswörterbuch freie Kombinationen nicht verzeichnen sollte (vgl. oben Benson 1989 zu WF sowie Hausmann 1985), bringt Pätzold eine Überlegung in die Diskussion, die für die Aufnahme von wenigstens einigen freien Kombinationen in solche Kollokationswörterbücher spricht, die für L2Lerner konzipiert sind: "(...) learners could well be hesitant to use free lexical combinations when they are not listed" (1987: 161). Damit ist ein Problem angesprochen, daß sich in folgender Weise auf genereller Ebene stellt: Wie vollständig kann ein Kollokationswörterbuch die Kombinationsmöglichkeiten zu einem bestimmten Lemma verzeichnen, und was ist aus dem Umstand zu schließen, daß eine bestimmte Kollokation bzw. Wortverbindung nicht verzeichnet ist? Schließlich sei noch der Hinweis Pätzolds (1990: 212) erwähnt, daß das BBI (auf dem back-cover) in einer Hinsicht mehr verspricht als es halten kann: Es zeigt dem Benutzer lediglich "which words go together in English", aber eben nicht, "which words do not". Diese 9 Zu diesem Punkt vgl. auch Zöfgens Rezension von Langenscheidts Kontextwörterbuch Französisch-Deutsch: Während Zöfgen generell einverstanden ist, daß nur Substantive als Lemmata vorkommen, übt er heftige Kritik an der Auswahl der Substantivlemmata. Hier stellt er eine ganze Reihe von "Merkwürdigkeiten" und "Ungereimtheiten" (Zöfgen 1990: 216) fest und fordert generell, daß die L2-Lexikographie in Zukunft die Kriterien für die Seleküon von Lemmata offenlegen müsse.

107 Beobachtung führt zu der Frage, ob ein Kollokationswörterbuch neben den "richtigen" Kollokationen gleichzeitig auch "falsche" Kollokationen anführen sollte bzw. ob ein Wörterbuch der falschen Kollokationen oder der Kollokationsfehler denkbar und sinnvoll sein kann (vgl. auch Bahns 1989: 511). In engem Zusammenhang damit steht die Frage, ob das BBI der Englischlehrkraft als Korrekturhilfe nützen kann. Während Pätzold dies verneint (1987: 168), sieht Herbst (1988: 382) in dieser Hinsicht einen - allerdings begrenzten - Nutzen (vgl. Bahns 1989). 5.2.2.2. Herbst 1988 Herbst (1988) bewertet das BBI insgesamt erheblich positiver als Pätzold (1987), wobei er allerdings die Behandlung der grammatischen Kollokationen stärker kritisiert ("a number of serious shortcomings", 382) als die Darstellung der lexikalischen Kollokationen ("what BBI achieves in this respect is admirable", 382). Doch trotz der insgesamt überwiegend positiven Einschätzung bemängelt Herbst am BBI vor allem die folgenden zwei Punkte: (a) Der erste Punkt betrifft die Mikrostruktur, und hier speziell die Anordnung der im Artikel gegebenen Kollokationen. Anhand des Beispiels der s.v. train gegebenen Verben (1. to drive a ~ 2. to shunt ~ s (onto different tracks) 3. to board, get on; catch; get o f f ; miss; take a ~ (we took a ~ to the city) 4. to change ~ s (...)) fragt Herbst nach den Anordnungsprinzipien: "Why should drive a train and to shunt trains (...) appear before to take a train ,... ?" (382). Hier sieht Herbst (1990c: 129) die Gefahr, daß Lerner mit Deutsch als LI, die im BBI nach dem englischen Äquivalent von dt. Zug fahren suchen, verleitet werden könnten, drive a train für die gesuchte Lösung zu halten. Herbst schlägt vor, als Kriterium für die Anordnung die Auftretenshäufigkeit der Kombinationen(gruppen) zu wählen; daraus ergäbe sich im Vergleich zur oben gegebenen (Ziffern-)Reihenfolge die Abfolge 3. (...), 4. (...), 1. (...) 2. (...). (b) Des weiteren übt Herbst deutliche Kritik am Layout sowie am Druckbild - "Typography is definitely a major shortcoming of BBI" (1988: 383). Er bemängelt in diesem Zusammenhang, daß weder Kursiv- noch Fettdruck eingesetzt und daß sowohl für die Angabe von Verbsubbedeutungen wie für Illustrationsbeispiele runde Klammern verwendet werden. Außerdem führt seiner Meinung nach die Praxis, die kurzen Angaben zu den Bedeutungen polysemer Substantive (in eckigen Klammern und einfachen Anführungszeichen) vor die Ziffer zu stellen, auf die die mit dem Substantiv in dieser Bedeutung auftretenden Kollokationen folgen, insbesondere bei,längeren Artikeln zur Unübersichtlichkeit (vgl. Beispiel accident in Abschnitt 5.1.6).

6. Perspektiven der lexikographischen Behandlung von Kollokationen

6.0. Vorbemerkung Das abschließende Kapitel dieser Studie soll dazu dienen, auf der Basis insbesondere der in den Kapiteln 4 und 5 dargestellten Untersuchungsergebnisse einige Perspektiven der Behandlung von lexikalischen Kollokationen in verschiedenen Wörterbuchtypen zu diskutieren. In Abschnitt 6.1 werden Vorschläge von Hausmann (1985) und Benson (1990a) referiert, die sich auf die Bedürfnisse von native speakers beziehen. Beide halten es für erforderlich, daß auch dem LI-Sprecher (für Zwecke der Sprachproduktion) lexikographisch aufbereitete Kollokationsinformationen zur Verfügung gestellt werden; beide sind der Auffassung, daß dies nicht vom allgemeinen einsprachigen Wörterbuch allein geleistet werden kann und daß daneben ein weiteres Wörterbuch erforderlich ist. Ihre Positionen unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Aufgaben Verteilung: Hausmann plädiert für ein separates Produktionsv/örterbuch, Benson für ein separates Rezeptionswörterbuch. Abschnitt 6.2 diskutiert Möglichkeiten der Verbesserung der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher. Ausgehend von den Ergebnissen der im Kapitel 4 dargestellten empirischen Untersuchung wird der quantitative Aspekt der gegenwärtigen Kollokationspraxis als zufriedenstellend charakterisiert. Verbesserungen scheinen allerdings in qualitativer Hinsicht möglich, und zwar im Hinblick auf den Ort des Eintrags sowie auf die Art und Weise, wie die Kollokationsinformationen drucktechnisch und/oder mikrostrukturell präsentiert werden. Abschnitt 6.3 schließt an die Darstellung und Diskussion aus Kapitel 5 an. Es wird ein Katalog von Problemen und Fragen entwickelt, die bei der Konzipierung einsprachiger Kollokationswörterbücher künftig beachtet werden sollten. Als Hauptproblem stellt sich dabei das Auswahlproblem (auf mehreren Ebenen) dar.

6.1. Neue Wörterbuchtypen für den native speaker Ebenso wie man sich in der relevanten Literatur darüber einig ist, daß Kollokationen ein Hauptproblem für den Wortschatzerwerb des Fremdsprachenlerners darstellen, herrscht in der Literatur Übereinstimmung in der Auffassung, daß native speakers die in ihrer jeweiligen Sprache gebräuchlichen Kollokationen im Prinzip kennen (Benson 1990a: 25; Hausmann 1991a: 231), da dieses Wissen ein Teil ihrer muttersprachlichen Kompetenz ist. Auch wenn die "Kollokationskompetenz" vermutlich individuell unterschiedlich ausgeprägt ist (in Abhängigkeit von der sprachlichen Schulung), so dürfte jeder native speaker des Deutschen wissen, daß es im Deutschen den Zug verpassen heißt und nicht *den Zug vermissen Dennoch kann es auch für den native speaker Situationen geben, in denen er nicht sicher ist, welche Kollokation in seiner Sprache gebräuchlich ist. Benson (1985b: 64) bezweifelt ζ. B., daß alle native speakers des Englischen wissen, welche Verben mit Substantiven wie

Dieser Kollokationsfehler könnte beispielsweise einem Lerner mit Englisch als L I aufgrund der Polysemie von engl, to miss unterlaufen; dort lautet die entsprechende Kollokation bekanntlich to miss the train.

110 attitude, cartweel (und vielen anderen) kollokieren.2 Aus diesem Grande ist mehrfach von Benson (1985b: 65, 1990a: 27), aber auch von anderen (Hausmann 1985, Ivir 1988) gefordert worden, daß auch allgemeine einsprachige (LI-)Wörterbücher ein gewisses Maß an Kollokationsinformationen enthalten sollten. Hausmann (1985) analysiert beispielsweise die Kollokationspraxis einiger LI-Wörterbücher des Deutschen. Generell konstatiert er zwar, daß "die wichtigsten deutschen Nachkriegswörterbücher (...) reich an Kollokationen" (1985: 119) sind, aber dennoch sieht er Anlaß zu Kritik. Für DUDEN-DUW stellt er fest, daß es eine ganze Reihe wichtiger Kollokationen (wie ζ. B. schäbiger Rest, heikles Thema, Haß schüren, Unfall bauen) sowohl unter der Basis als auch unter dem Kollokator verzeichne; er bemängelt aber, daß dieses Prinzip nicht grundsätzlich gelte (122). So seien viele Kollokationen (wie ζ. B. Gehorsam leisten, Handbremse ziehen, Bewußtsein schärfen, ausgewachsener Skandal, penetranter Geruch, fundierte Kritik) lediglich unter dem Kollokator verzeichnet, wo sie allerdings nur dem Textrezipienten, nicht jedoch dem Textproduzenten nützten (123) (vgl. Abschnitt 3.1.1). Generell wäre es nach Hausmann wünschenswert, wenn allgemeine einsprachige Gesamtwörterbücher wichtige Kollokationen sowohl unter dem Kollokator wie unter der Basis verzeichnen würden, und zwar prinzipiell und durchgängig. Da dies jedoch aus praktischen Gründen (Platzbeschränkung) nicht möglich scheint, macht Hausmann folgenden Vorschlag einer "Arbeitsteilung" zweier verschiedener Wörterbuchtypen: Das allgemeine einsprachige Gesamtwörterbuch begreift sich als Werkzeug für die Textrezeption. In diesem Falle kann es sich auf die Eintragung der Kollokationen unter dem Kollokator beschränken (wie dies auch derzeit überwiegende Praxis ist). Für die Funktion als Rezeptionswörterbuch ist eine Aufnahme von Kollokationen in Artikeln zu Basen dann nicht mehr erforderlich. An die Seite eines solchen allgemeinen einsprachigen Gesamtwörterbuchs tritt ein Kollokationswörterbuch als Spezialwörterbuch, das die Bedürfnisse des Textproduzenten in den Vordergrund stellt. Seine Lemmata sind ausschließlich Kollokationsbasen; in den Artikeln werden dann die jeweiligen Kollokatoren aufgeführt. Ein solches Kollokationswörterbuch existiert derzeit für das Deutsche nicht.3 Daß allgemeine einsprachige Gesamtwörterbücher nicht in der Lage sind, in ausreichendem Maße sowohl die Bedürfnisse des Textproduzenten wie die des Textrezipienten zu erfüllen, stellt auch Benson (1990a) fest. Aus der unzureichenden Behandlung von Kollokationen in einigen amerikanischen allgemeinen einsprachigen Gesamtwörterbüchern leitet er - ähnlich wie Hausmann - die Forderang ab, daß es für die Hand des native speaker zwei verschiedene Wörterbuchtypen geben müßte, um sowohl die Bedürfnisse der Textrezeption wie die der Textproduktion angemessen zu befriedigen. Er kommt bei seinen Überlegungen jedoch zu einer grundsätzlich anderen Konzeption als Hausmann. Während Hausmann dem (geringfügig neukonzipierten) allgemeinen Gesamtwörterbuch ein spezielles Produktionsv/öneibuch an die Seite stellen will, schlägt Benson vor, dem allgemeinen einsprachigen Gesamtwörterbuch ein spezielles Äczepiiowswörterbuch an die Seite zu stellen. Den neuen Wörterbuchtyp, den Benson skizziert, nennt er Monolingual Decoding Dictionary (MDD). Das MDD hat die Funktion, dem native speaker beim Verständnis ihm unbekannter Wörter zu helfen. Es sollte keine Kollokationen enthalten, denn "native speakers normally know most key collocations of their language" (1990a: 25). Ebenso könnten Einträge zu 2 3

Das BBI nennt s.v. attitude: assume, strike, take·, s.v. cartwheel: do, turn. Inwiefern die verfügbaren Stilwörterbücher des Deutschen die Anforderungen in Makro- und Mikrostruktur, die für ein solches Kollokationswörterbuch gelten, nicht erfüllen, kann hier nicht ausführlich erläutert werden; vgl. Hausmann (1985).

Ill grammatischen Wörtern (Funktionswörtern) sowie zu grundlegenden polysemen Verben wie bring, get, go, put, turn usw. hier fehlen, da auch sie keinerlei Dekodierprobleme für den native speaker bieten. Durch den dadurch eingesparten Platz ist es möglich, eine große Zahl solcher Lemmata aufzunehmen, die dem native speaker Schwierigkeiten bei der Dekodierung bereiten könnten. Das MDD stellt sich Benson als Ergänzung zu einer verbesserten Form des Monolingual General Purpose Dictionary (MGPD) vor. Die derzeit existierenden MGPDs (besonders diejenigen amerikanischer Prägung) verzeichnen verhältnismäßig wenig Beispielsätze und Kollokationen. Dies wäre im MGPD neuen Typs zu ändern; hier sollte eine große Zahl von Kollokationen verzeichnet sein. Benson plädiert dafür, daß Kollokationen sowohl unter der Basis als auch unter dem Kollokator verzeichnet sein sollten. In Kollokatorartikeln hätten sie die Funktion eines "integral part of the definition" (27). So könnten beispielsweise die verschiedenen Bedeutungen von take dadurch illustriert werden, daß die entsprechenden Kollokationen (wie take a bribe, take advice, take a dare, take revenge, take a pill usw.) unter take verzeichnet sind. Ebenso sollten Kollokationen unter der Basis verzeichnet sein; hier hätten sie aber lediglich die Funktion, die Definition des Basiswortes zu ergänzen ("a supplement to the definition", 27). Sinnvoll und nützlich kann die Angabe von Kollokationen auch bei polysemen Substantiven zur Differenzierung der verschiedenen Bedeutungen sein (ζ. B. draw a line, indent a line, deliver a line, drop sb a line, carry a line, pursue a line, hold a line) (vgl. oben Abschnitt 3.1.2.1 die ähnliche Argumentation bei Cop 1990). Da es - wie erwähnt - auch einige native speakers geben kann, die mit bestimmten lexikalischen Kollokationen Schwierigkeiten haben, sollte das MGPD u. a. die Funktion einer "Produktionshilfe" (für den native speaker) wahrnehmen; allerdings kann dieser Wörterbuchtyp in dieser Hinsicht nicht das leisten, was von allgemeinen und spezialisierten Lernerwörterbüchern gefordert werden muß. Dennoch sieht Benson als Adressatengruppe für die von ihm skizzierte neue Form eines MGPD auch fortgeschrittene Lerner des Englischen (1990a: 28).

6.2. Die Zukunft der Kollokationspraxis englischer Lernerwörterbücher Auf der Basis der in Abschnitt 4.3 präsentierten Untersuchungsergebnisse läßt sich die Kollokationspraxis der aktuellen Ausgaben der drei 'großen' Lemerwörterbücher (ALD4, DCE2, CCELD) - zumindest hinsichtlich der N+V-Kollokationen - als zufriedenstellend bis gut charakterisieren. Wenn ein allgemeines Lernerwörterbuch knapp 40% (im Falle von DCE2 und CCELD) bzw. fast 44% (im Falle von ALD4) der Kollokationen verzeichnet, die das Spezialwörterbuch dem Benutzer liefert, so lassen sich diese Zahlen kaum noch in nennenswerter Weise steigern; die "Schallgrenze" dürfte bei 50% erreicht sein.4 Zudem ist daran zu erinnern, daß wir den Lernerwörterbüchern mit unserer Untersuchungsmethode insofern unrecht getan haben, als in ihnen verzeichnete Kollokationen unberücksichtigt bleiben, wenn sie nicht Teil des BBI-Korpus sind. Zum Gesamtanteil von ca. 40% wäre eine nicht unbeträchtliche Zahl von V+N-Kollokationen hinzuzurechnen, die die Lernerwörterbücher verzeichnen, die aber im BBI fehlen (vgl. Übersicht in Abschnitt 4.3.3.1.1). Daß in der Vergangenheit hinsichtlich der Quantität der in den Lernerwörterbüchern verzeichneten (V+N-)Kollokationen deutliche Verbesserungen zu erkennen sind, haben die bei4

Dies wäre eine Antwort auf die Frage von Zöfgen (1988: 48): "Wo ist die (quantitative) Grenze für die Berücksichtigung (oder Nicht-Berücksichtigung) von Kollokationen in diesem Wörterbuchtyp zu ziehen,...?".

112 den diachronen Vergleiche klar ergeben (Abschnitt 4.3.3.2.2). In dieser Hinsicht dürften in Zukunft daher nur noch graduelle Verbesserungen möglich sein. Hinsichtlich der Qualität des Verzeichnetseins von lexikalischen Kollokationen scheinen dagegen noch substantielle Verbesserungen in folgenden Bereichen möglich: (1) Wie vielfach in der Literatur gefordert (vgl. oben Abschnitt 4.3.1), sollte in allgemeinen Lernerwörterbüchern der Anteil der s.v. Basiswort verzeichneten Kollokationen weiter erhöht werden.5 Die bereits erkennbaren deutlichen Schritte in dieser Richtung sind in Abschnitt 4.3.3.2.2 dargestellt. Damit würde sich der Wert des Wörterbuchs als Produktionswörterbuch erhöhen. Eine vermehrte Aufnahme von Kollokatoren in Basis-Artikeln hätte zudem den Nebeneffekt, daß die Anzahl der Doppeleinträge steigt, da in KollokatorArtikeln auf die Nennung von Basen in vielen Fällen nicht verzichtet werden kann; dieser Nebeneffekt würde wiederum die Benutzerfreundlichkeit erhöhen. (2) Eine weitere Verbesserung im Sinne der Benutzerfreundlichkeit wäre eventuell dadurch zu erreichen, daß Kollokationen, die sich im Explikations- oder Demonstrationsteil von Wörterbuchartikeln finden, durch typographische Mittel (ζ. B. Fettdruck) deutlich als solche gekennzeichnet werden (vgl. Zöfgen 1988). Während in allen analysierten Lernerwörterbüchern die Kennzeichnung durch Fettdruck bei Idiomen gängige Praxis ist, finden sich Ansätze zur entsprechenden Auszeichnung von Kollokationen lediglich in DCE2 (im Demonstrationsteil) sowie im CCELD (im Explikationsteil) (vgl. oben Abschnitt 4.2.5.2). Hier zeigen sich jedoch jeweils Inkonsequenzen in der Verfahrensweise: Das DCE2 zeichnet ζ. B. take+blame s.v. blame durch Fettdruck aus (im Beispielsatz We were ready to take the blame for what had happened), während die gleiche Verbindung im Beispielsatz I don't see why I should take the blame for this (s.v. take) unausgezeichnet bleibt. In ähnlicher Weise verhält es sich im CCELD: Fettdruck von admit+defeat (s.v. admit) in der Explikation "If you admit defeat, you accept that you cannot do something which you have started"; kein Fettdruck von bear+responsibility (s.v. bear) in der Explikation "If you bear the responsibility for something such as payment of money or someone's behaviour, you accept responsibility for it". Beim Versuch, diesen Vorschlag konsequent(er) umzusetzen, stieße man allerdings wieder auf ein "altes" Problem - die schwierige Trennung von Kollokationen und freien Kombinationen. (3) Die Anregung, Kollokationen im Explikationsteil bzw. Demonstrationsteil drucktechnisch kenntlich zu machen, würde keinerlei Umstrukturierung des Wörterbuchartikels erforderlich machen. Anders verhält es sich dagegen bei dem Vorschlag, den Kollokationen einen eigenen Status in der Mikrostruktur zuzuerkennen: "RCs [= restricted collocations, J.B.] should be treated systematically in general dictionaries. They should not just be mentioned along with free phrases, but should be accorded a special place like idioms" (Aisenstadt 1979: 74). Bei der derzeitigen Praxis der englischen Lernerwörterbücher kann es für den Benutzer gelegentlich schwierig sein, die gesuchte (und auch tatsächlich im betreffenden Wörterbuchartikel vorhandene) Kollokationsinformation zu finden, da sie sowohl im Explikationsteil wie im Demonstrationsteil gegeben sein kann und da Demonstrationsteile zunehmend umfangreicher (vgl. Abschnitt 4.3.3.2.2.1) und dadurch unübersichtlicher werden. Hätten die Kollokationsinformationen einen eigenen Status, könnte dies zu einer leichteren Auffindbarkeit der gesuchten Kollokation führen. Eine Umsetzung dieses Vorschlags hätte eine grundlegende Umstrukturierung der Mikrostruktur in allgemeinen Lernerwörterbüchern zur Folge; die Kollokationsangaben würden einen "separate, but complementary place" (Cowie 1983b: 141) bekommen, wie sie dies bereits im ODCIE haben Dies hätte nicht zwangsläufig eine Erhöhung der Gesamtzahl der aufgenommenen Kollokationen zur Folge.

113 (vgl. oben Abschnitt 5.1.5). Damit entfiele eine der Aufgaben des Demonstrationsteiles (nämlich das Stichwort in typischen Verbindungen mit anderen Wörtern zu zeigen), wodurch sich dessen Umfang erheblich reduzieren ließe. Das ODCIE ist für die mustergültige Beschreibung der Kollokationsmöglichkeiten der behandelten lexikalischen Einheiten gelobt worden (Hausmann 1985: 128). Als Modell für allgemeine Lernerwörterbücher scheint die Verfahrensweise des ODCIE allerdings nicht uneingeschränkt geeignet, und zwar aus zweierlei Gründen: (a) Die Art und Weise, wie im ODCIE über Kollokationsmöglichkeiten und -restriktionen der verzeichneten Lemmata informiert wird, ist für allgemeine Lernerwörterbücher als zu technisch anzusehen. Cowie selbst spricht vom "continuing user conservatism" (1981: 225); eine solche Einstellung dürfte dazu führen, daß weiteren Symbolen, Abkürzungen und Anordnungskonventionen nicht die gewünschte Aufmerksamkeit gewidmet und die Informationen nicht rezipiert werden würden. (b) Darüber hinaus ist zu bedenken, daß der Bd. 1 des ODCIE ausschließlich Verben als Stichwörter enthält, die im Sinne der Basis-Kollokator-Unterscheidung als Kollokatoren anzusehen sind. Da in allgemeinen Lernerwörterbüchern Kollokationsinformationen vor allem in Artikeln zu Basen (und dies sind eben weitaus überwiegend Substantive) gegeben werden sollten, kann die auf Verbeinträge zugeschnittene Verfahrensweise für allgemeine Lernerwörterbücher schwerlich als Vorbild dienen. Daher dürfte die Verfahrensweise, die sich im LGwbDaF realisiert findet, weitaus eher geeignet sein, eventuellen Neubearbeitungen der drei großen englischen Lernerwörterbücher als Modell zu dienen. Wie in Abschnitt 3.1.3 bereits kurz skizziert, besteht die Mikrostruktur im LGwbDaF prinzipiell aus Explikationsteil, Kollokationsteil und Demonstrationsteil. Zur Illustration sei hier der Artikel Gelegenheit (in seinen wesentlichen Teilen) angeführt; formales Kennzeichen des Kollokationsteils sind die spitzen Klammern: Gelegenheit die\ -, -en\ 1 ein Zeitpunkt od. e-e Situation, die für e-n bestimmten Zweck günstig sind