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German Pages 478 [490] Year 1791
Gotthold Ephraim Lessings
Kollektaneen zur
Literatur. Nil molitur inepte. Horat.
Herausgegeben und weiter ausgeführt von
Johann Joachim Eschenbnrg.
Zweyter
K.
Band.
3»
Berlin, 1790. vri Christi«» Friedrich Voß und Sohn.
K. ädMon.
Der angelstchsische Dichter,
welcher das Alte Testament in diese Sprache poetisch überseht hat. Junius hat Stücke da von i6sf zu Amsterdam herausgegeben, unter dem Titel: Caedmonis Monachi Paraphrasis Poetica Geneseos ac praecipuarum facrae paginae Historiarum; in 4. — Junius glaubte, er sey aus dem sechsten Jahrhunderte; Hick es aber (Grammat. Angl. Saxon. p. 133.) giebt ihm ein weit jüngeres Alter. Jo h. Heinr. Stuß, Rektor in Gotha, wollte ihn tn seinem Thefauro Gotho - et Anglo - Saxnnico wieder Herausgeber; welches Unter nehmen aber ins Stecken gerathen ist. -- Kädrnon lebte, nach dem Beda, in monasterio Streanefhalch fub abatifla Hilda , quae a. 630 obüsfe dicitur. Beda (Hist. EccL gent. Angl. L. IV. c. 24.) ist auch wohl dep Lessings Vollekr, a, ikh.
A
r
K ä d m o tt.
einzige, der seiner gedenkt: „ Carmina, sagt er, religloni et pietati apta facere folebat,
ita, ut quicquid ex divinis libris per in-
terpretes difceret, hoc ipfe post pufillum verbis poeticis, maxima fuavitate et compunctione, in fua, id est Anglonim, lingua proferret. ”
Hickes macht indeß nicht sowohl den Käd, mon jünger, dessen Alter wohl aus dem Beda
unstreitig ist; sondern er mißbilligt nur, daß
Zunius die gedachte Paraphrase unter seinem Namen herauögegeben, und sie dem Kädmon
so zuversichtlich belgelegt habe, da sie vielmehr für ein weit neueres Werk zu halten sey. (Praef.
in Thef. lingu. feptentr.) — — Klopstock indeß hat mir mehrmalen gesagt, daß er diese
vorgeblich
Kädmonische Paraphrase
sehr
poetisch gefunden habe. Zuerst will ich die Nachricht hkeher setzen, welche Herr Host. Adelung in s. Fortsetzung und ErgSntunge« zu JScher'S Gelehrtenlexiko» THU Sp. 14. von diesem angelsächsische» Dich
ter ertheilt, weil sie m ihrer Art di» beste und vollständigste ist:
K ä d m o n.
3
„ Caedmon, ein englischer Benediktiner von Whitby, im 7ten Jahrhunderte, welcher |u seiner Zeit einer der besten angelsächsischen Dichter gewesen seyn soll. Beda, i« HiJLEcci. B. iv. Kap. 24. erzählt weitläuftig, wie er zu -er Dichtergabe gekommen, welches denn, nach -em Geschmacke der damaligen Zeiten, freilich nicht anders, als vermittelst eines Wunders, geschehen konnte. Allein das kleine Gedicht von -rei Strophen, welches wir noch von ihm haben, und welches eben das ihm im Traume eingege bene Gedicht seyn soll, macht diesem wunderthätigen Ursprünge eben nicht viel Ehre. ES scheint eine buchstäbliche Uebersetzung aus -em Lateinischen zu seyn, daher eS auch keine Reime hat, und befindet sich in Alfred's angelsäch sischer Uebersetzung -er Kirchengeschichte -eS Beda 1.